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HARVARD COLLEGE LIBRAK
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altgermanisolie Poesie
foimelhait'ec EünetT-rn tr^^trieK-n.
Bichard X. Herrr.
BERLfN 1889.
VERLAG NUN WILHELM IIKUIV
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j v-t<-»*yo.
i3 3
■■■I
Dem Andenken
meines verehrtesten Lehrers
Wilhelm Scherer
in Dankbarkeit gewidmet.
Moral: det er den filologiske dyaergeklogt,
der haenger i ordet, og derover glemmer
Verden. En sten er iuu og en sten
bliver ban.
PeterseD, Bidrag til den oldnordiske
literaturs historie S. 106.
Vorwort
»Wenn ein Wandersmann über öde Heiden, Sonne und
Last des Tagee getragen hat, und in der Dämmerung durch
eng gewundne Grartenpfade heimrieht, legt er an ihres Grases
Thau den Staub seiner Füsse abstreifend mit schon erfrischten
Gliedern und sorgenfreier die letzten Schritte zurück. In solch
einem kühlenden Behagen werden Epiloge, die wir unsem
Büchern voraus zu setzen pflegen, niedergeschrieben, um Rechen-
schaft von dem Greleisteten zu geben. Verfehltes zu entschul-
digen, Allgemeineres nachzuholen.«
So beginnt Jacob Grimm die schönste seiner schönen Vor-
reden, die zum vierten Theil der Deutschen Grammatik. Der
Wohlklang seiner herrlichen Worte stehe wie ein Segensspruch
über dem Eingang dieses Buches, dessen Verfasser nur des
Einen sich rühmen darf, welche immer frische Freude er auf
seinem Weg an dem Blick auf die Werke der Meister empfand,
der Meister der Dichtung wie derer der Forschung, an denen
sein Pfad ihn vorbeiführte. Ueber Geleistetes habe ich wenig
Bechenschaft zu .geben; was an meiner Arbeit gelungen sein
mag, überlasse ich den Lesern herauszufinden, die hoffentlich
diese Grossmuth zu eifrigem Suchen anspornen wird! All-
gemeineres bringt der Schlusstheil des Buches; so bietet dieser
Raum erwünschte Gelegenheit, Verfehltes zu entschuldigen.
Vor Allem weiss ich mich mannigfacher Ungleichheiten
schuldig, in der Benutzung der Vorarbeiten wie in ihrer Aus-
VIII
Schöpfung, in der Darstellung und Anordnung wie in der Ortho-
graphie, und besonders auch in der Art, wie ich die christliche
Alliterationsdichtung bald herangezogen, bald zurückgeschoben
habe. Oft ist diese Ungleichheit mit Verschiedenheit des be-
nutzten Materials zu entschuldigen, oft fällt sie einfach meiner
Inkonsequenz zur Last. — Schlimmer wäre es, wenn trotz dem
liebenswürdigen Entgegenkommen, das Verleger und Buch-
drucker mir zeigten, Druckfehler und Versehen verwandter Art
übersehen sein sollten; dies, hoffe ich, ist nicht häufig der
Fall, und die Unmenge der nachzuprüfenden Belege diene dann
zur Entschuldigung.
Schuldig weiss ich mich femer eines Fehls, der wenigstens
zu den Berufskrankheiten des Philologen gehört: der Freude
am Citat um des Citirens willen. Gewiss hat sie mich oft zu
imnöthigen Anführungen verleitet; andere mögen Manchen will-
kommen sein, und das Vergnügen, für eine Stelle bei Walther
von der Vogelweide oder Philipp von Zesen im Vorbeigehen
eine neue Erklärung abzupflücken, gönne man dem, der so
viel schon stehen lassen musste, was er lieber mitgenommen
hätte. Solche Beziehungen führen doch immer ein in den
lebendigen Strom der stets sich erneuenden Erscheinimgen.
Andererseits wird man auch manchen guten Beleg vermissen;
besonders bedauere ich, dass ich Otto Lüning's treffliches Buch
über die Natur im altgermanischen und mittelhochdeutschen
Epos erst am Schluss der Arbeit benutzen konnte. Einiges
ward absichtlich verschwiegen; so wie ich die grundlegenden
Arbeiten von J. Grimm Weinhold Scherer und Heinzel auszu-
pressen suchte, brauchte nicht Jieder automatisch wortregistrirende
Aufsatz der Fachzeitschriften ausgebeutet zu werden. Auch hat
nicht Jeder, der einen kleinen Fund gethaii, für alle Ewigkeit
zu verlangen, dass jedesmal der Erwähnung der Thatsache sein
unsterblicher Name beigefügt werde. —
IX
Andere Fehler, mehr als genug, werden Andere aufweisen,
statt des Verfassers: {)ä {)at finnr, er at I)ingi k0mr, at hann
ä formaelendr fa. Weiss ich doch selbst, dass es mir nicht nach
Wunsch gelungen ist, durch die »stille Logik der Thateachen«
die historischen Anschauungen sicherer zu ordnen imd zu be-
richtigen (wie Paul Heyse von Goedeke's Grundriss rühmen
durfte). Auch die werden nicht fehlen, welche von Grund aus
schon die Anlage des Werkes verurtheilen und die Anschauungen,
aus denen es hervorgeht; die in der Ausdehnung . der ver-
gleichenden Methode auf fremde Literaturen oder gar auf die
Gegenwart dilettantische oder »feuiUetonistische« Sünden sehn.
Solches aber kann ich meinem Sündenbekenntniss ^icht anfügen:
wo ich einen Stein beitragen konnte zu dem Bau einer objec-
tiven Poetik, wie Scherer sie plante, da habe ich es freudig
gethan:
Wir wollen Bürger werden auf dem Boden,
Den imser König sterbend sich erobert! —
Berlin, 23. Juli 1889.
Inhalt.
C&p^M l Binleitang S. 1.
Aufgabe S. 1. — Geschichte der Formelaftmmluogen zur altgemh Poesie
S. 2 (alt0 Zeit S. 2—5, nene Zeit S. 5—7). — Stellung zu de& Vorarbeiteii
S. 7. — Skizze einer Geschichte der Formeln S. 8. — Anordnung der Ar-
beit hiernach bestimmt S. 11. — Schema S. 12.
Capitel IL Hauptbegriffe der altgermanischen Poesie S. 16.
§1. Ideen S. 16. — Die herrschenden Ideen nachgewiesen: 1. durch
die Statistik der poetischen Variation S. 16. — - 2. durch die Namen des
Runenalphabets S. 21 (Liedergattungen S. 28, Variation der Runen S. 87,
Eigennamen S. 29). — Vergleichung beider Ergebnisse S. 29. — § 2. Typen
S. 81. — 1. Symbolische Gestalten S. 32. — 2. Typische Gestalten S. 85.
— 3. Individuelle Gestalten S. 40. — Ergebniss S. 40. -* § 3. Motive S. iL
— Bilder aus dem Leben: 1. der Welt S. 42 (äussere Beschreibung S. 42,
innere S. 44) — 2. der Götter S. 46. — 3. Wunderbares S. 47 (Beschwö-
rung S. 47, Fluch und Segen S. 48, Zauber S. 49, Prophezeiung S. 50, Eid
und Gelübde S. 51). — 4. Menschen S. 52 (Stände S. 52, Volk S. 52, Hof
S. 52, Gfastmahl S. 53, Schatz S. 54). — 5. der Einzelne: der Held S. 55,
(Geburt S. 55, Heldenthaten S. 56, eigene Unternehmungen S. 57, Ursachen
des Krieges S. 57, Gewaltthaten S. 59, Frevel S. 60, Einzelheiten des Krieges
S. 60; Nebenwerk: Seefahrt Wache Scheltkampf S. 61 , retardirende Momente
S. 63; Liebe S. 64, Freundschaft S. 65, tägliches Leben S. 65). — 6. Charaktere
■^ und Stimmungen geschildert S. 68. ~ 7. leblose Dinge beschrieben S. 68.
*^. — Ergebniss S. 69. — Bestätigung durch Spruchreihen aus den Hav. S. 72.
.^/Capitel IIL Nebenbegriffe der altgermanischen Poesie S. 73.
§ 4. Zahlenangaben S. 73. — Einfache Zahlen S. 74 (Zahlenreihen
S. 82, Ergebniss S. 84). — Zusammengesetzte Zahlen S. 85. — Zahlen-
häufung S. 86 — Brache S. 87. — Gesammtergebniss S. 88. — Bestätigung
durch Zauberzahlen S. 90. — §5. Zeitangaben S. 91. ^ A. Zeitangaben
mit Zahlenangaben verbunden S. 91 (die Zahlen S 91 , die Benennungen
S. 92). — B. Zeitangaben ohne Zahlenangaben S. 94: L Absolute Zeit-
angaben S. 94 (Tageszeiten S. 94, Contrast S. 94, Benennungen S. 96). —
XI
II. Relative Zeitangaben S. 96 (Häufigkeit S. 97, Benennungen S. 97). — § 6.
Geräusch- nnd Tonbezeichnungen S. 98. — Altnordisch S. 99. — Ags.
S. 101. — Vergleich beider Gruppen S. 105 (Reim S. 106, tönende Wesen
und Dinge S. 107). — Anhang: Termini der Bewegung S. 107. — § 7. Ideale
S. 108. ~ Die ideale Welt als Abbild der realen Welt S. 108. — Männer
S. 110 (Ergebniss S. 112). — Frauen S. 112 (Ergebniss S. 118). — Dinge
S. 118. — Vergleich der altn. nnd ags. Gleichnisse S. 111
Capitel IV. Worte S. 116.
§ 8. Heiti S. 116. — Variationslust S. 116 (in Botenberichten S. 118,
im Dialog S. 118, im Refrain S. 119, in Einleitongsformeln S. 120). — Li-
teratur S. 120 — alphabetisches Verzeichniss S. 122 f. ^ Ergebniss: Begriffe
S. 144. Dialekte S. 146. Wortklassen S. 148 (Variation nach dem
Anlaut des Hauptwortes S. 148 f., Bestätigung durch Verzeichniss der Verba
des Gebrauchs S. 151 und der Bewegung S. 152; der Gebrauch der unter-
geordneten heiti durch ein ags. Beispiel erläutert S. 153). — § 9. Renningar
S. 156. ^ Umschreibungen im allgemeinen S. 156. — Verfahren in der
altgerm. Poesie S. 157 (1. Begriffe S. 158, 2. Bilder S. 159, 8, Combination
S. 159). — Verhältiiiss zu den heiti S. 160. — Literatur S. 161. ~ Excurs
über die Geschichte der germ. Renningar S. 162. — Verzeichniss S. I68f.:
Götter S. 164. — Einzelne Personen S. 165 (Ergebniss S. 169). -- Be-
griffe S. 170f. (Personen S. 170, der menschliche Rörper S. 172, Waffen
S. 173, Rampf S. 174, Naturgegenstände S. 175, Thiere S. 177, Werke
menschlicher Arbeit S.177, Tod und Grab S. 178). — Anhang verbaler
Umschreibungen S. 179. ^ üebersicht nach den zweiten Gliedern der Um-
schreibung S. 181 (Ergebniss S. 182, transitive S. 183, intransitive Umschrei-
bungen S. 183). — Üebersicht nach den ersten Gliedern der Umschreibung
S. 185 (modale und finale Umschreibung S. 186). ^ Dreifache Renningar
S 187. — Reim S. 188. — Anhang zu § 8 und 9. Heiti und
Renningar S. 188. — Chronologisches Verhältniss beider Gruppen
S. 188. — Dialekte S. 189. — Schichten der Appellativa S. 190. — Ein
altn. Beispiel: „hraunvalr" S. 191. — Ein nhd. Beispiel:. „Hohenzollemaar**
S. 192. * Gemeingerm. Synonymik S. 194. — Methoden der chronologischen
Controle S. 194. — Ein gemeingerm. Beispiel: „Sohn" als Glied der Ren-
ning S. 196. — § 10. Epitheta S. 196. — Verhältniss zu heiti und kenningar
S. 196, zu den Eigennamen S. 197. — 1. Eigentliche Epitheta (für einzehie
Personen S. 198, für Appellativa S. 199). — 2. Farbenangaben S. 201 (grün
S. 202, weiss S. 202, roth S. 203, schwarz S. 204, grau S. 205, andere
Farben S. 206). — Farbenhäufung S. 206. — Farbencontraste S 207. —
Farbenvergleiche S. 207. — Farbige Dinge S. 207. — Farbensteigerung
S. 208. — Ergebnis S. 209. — 3 Stoffbezeichnungen S. 210 (golden S. 210,
silbern S. 211, eisern S. 213). — 4. Superlative S. 215 (heidnische Gewohnheit
in älterer S. 216, in jüngerer Zeit S. 217, christliche Art S. 217). — Er-
gebniss S. 218. Das Epitheton vom Hauptwort abhängig: etymologische
xn
und ailiterirende Epitheta. Idealistiflche Tendeni aller Epitheta S. 890. ~
Literatur S. 222. — Anhang in % 10. Feste Apposition S. 288. — Stia-
dige Begleitsfttze S. 224.
Capital V. Wortgrnppen S.227.
§ 11. Wortwiederholnng S. 227. — 1. Echte Wortwiederholnng S. 28&
— 2. Unterbrochene Wortwiederholung S. 288. — 8. Yariirte Wortwieder-
holnng S. 229. — 4. Flectirte Wortwiederholnng S. 280 (Bedentong der
Figur S. 280, Yerzeichnifls der altgerm. Steüen: mit PriLpoaition S. 888,
ohne Präposition S 284, Ergebniss S. 285). — Anhang: Flectirte Verbal-
an&ahme S.289. — §12. Zwillingsformeln S. 840. —Definition S.84a
~ Verhftltniss zu andern Figuren (Grundbegriffe der tantologischen Zwillin^i-
formeln) : Verhältniss zu den Parallebersen S. 242. — Ursache der Häa-
figkeit dieser Figur S. 244. — Entwicklungsgeschichte der Zwillingsformel
S. 246 (ein Torhistorisches Beispiel der begrifflichen Zwillingsformel S. 246, ein
germ. Beispiel der metrisch-gefestigten Zwillingsformel S. 260, Ergebniss
S. 261). — Literatur S. 261 — Verzeichniss S. 268. A. Alliterirende
Zwillingsformeln S. 263. 1. altn. S. 268 (SubstantiTa S. 258, AdjectiTa
S. 256, Verba und Participia S. 256, Adferbia S. 257, Ergebniss S. 267:
ältester Kunstdichtung eigenthümlich S. 258, metrische Gestaltung S. 269,
Umgestaltungen S. 259). — 2. ags. S 260 (Substantiva S. 260, Adjectiya
S. 269, Verba und Participia S. 274, Adverbia und Präpositionen S. 276,
Ergebniss S. 276: Chronologie S. 277, Umgestaltungen S. 278: a) Anglei-
chung, ß) Anreimung, y) Ausdehnung, ')) Störung der Symmetrie: ungenaue
Zwillingsformeln, c) Erweiterung). — 3. ahd. S. 283. — B. Reimlose
Zwillingsformeln S. 283. — 1. altn. S. 283 (Substantiva S. 288, Adjectira
S. 283, Verba und Participia S. 283, Adferbia S. 288, Ergebniss S. 288). —
2. ags. S. 285 (Substantiva S. 286, Adjectiva S. 287, Verba und Participia
S. 288, Adverbia S. 289, Ergebniss S. 289). — 8. ahd. S. 29a -- C. End-
reimende Zwillingsformeln S. 291. — 1. altn. S. 291. — 2. ags. S. 291. —
3. ahd. S. 293. — Gesammtergebniss S. 298. — Anhang: Reimcomposita
S. 296. ~ 8 13. Wortspielerei S. 296. -- Allgemeines S. 296. — 1. Doppel-
deutigkeit S. 297. ~ IL Formelles Wortspiel S. 298 f — Literatur S. 29a
— Verzeichniss S. 298 : A. Adnominado S. 298 (Ergebniss S. 299). —
B. Paronomasie S. 299 (Ergebniss S. oOl). — C. Endreim S. 302f. — 1. altn.
S. 308: a) Namen S. 303, b) andere Fälle S. 308; Ergebniss S. 304. —
2. ags. S. 304: a) innerhalb eines Verses S. 304, b) innerhalb eines Vers-
paares S. 305, c) am Schluss zweier Halbverse S. 305, a) die beiden Hälften
eines Vollverses reimen S. 305, ß) der zweite Halbvers eines Vollverses
reimt mit dem ersten des folgenden VoUverses S. 307, /) Cäsurreim in den
folgenden Vollvers verlängert S. 307, o) der erste Halbvers eines Vollverses
reimt mit dem ersten des folgenden VoUverses S. 307, s) ein Halbvers reimt
mit einem weiter abstehendea Halbverse S. 307, d) am Schluss zweier Voll-
verse S. 307, a) Vollvers reimt mit folgendem Vollvers S. 307, ß) mit weiter
xm
Bbstehendem VollTers S. 808. Ergebniss S. 808. -- 8. alts. S. 808. — 4. ahd.
S. 809. ^ Gesammtergebniss S. 810. — Anhang: Analogie der Namen-
gebung S. 810. — § 14. Wortanfnabme S. 811. — Wuriel der Wortaufnabrae
S. 811. ~ Wortanfnabme I. im Dialog, II. sonst: 1. einfache Wortaufnahroe,
a) altn. S. 812, b) ags., abd. S. 814. — 2. gesteigerte Wortanfnabme: Ana-
phora, a) altn. S 815 (anapboriscber Dreizeiler S. 816, Umgestaltungen des-
selben S. 817), b) ags. S. 818, Vergleich b^der Gruppen S. 818, c) as.,
ahd. S. 820. — Gesammtergebniss S. 821 (ein urgerm. anaphorischer Drei-
lefler S. 821). — Literatur S. 828. — Anhang: Epiphora S. 828. — Wort-
anfnahme als redactionelles Hilfsmittel S. 824.
Capitel VI. Verse S. 825.
§ 15. Doppel verse S. 825. — Kur altn.: Verzeichniss der Fälle S.825.
— Ergebniss (Vertheilung S. 825, Stellung S. 82G, Form S. 826). — 1. 16.
ParallelverseS. 827. — Alter und Bedeutung S. 827. — Wurzel der germ.
Parallelverse S. 828. — Verbältniss zu den Zwillingsformeln S. 829. —
Ahd. ags. as. Fälle S. 880. — Verzeichniss der altn. Fälle S. 881 f.: I. Voll-
ständige Parallelverspaare S. 832: 1. zwei parallele Kurzverse S. 882. ~
8. zwei parallele Langverse S 382. — 8. drei parallele Kurzverse S. 838
— 4. ein Kurzvers zwei anderen parallel S. 838. — 5. zwei parallele Kurz
verse einem Langvers parallel S. 838. — 6. zwei parallele Halbstrophen
S. 883. — 7. drei parallele Halbstrophen S. 333. — 8. parallele Vollstro-
phen S. 883 — 9. weitergehende Häufungen S. 334. — II. Unvollständige
Parallelverspaare S. 384: 1. zwei parallde Kurzverse S. 334. — 2. zwei
parallele Langverse S. 384. — 8. drei parallele Kurzverse S. 385. — 4. drei
parallele Langverse S. 835. — 5. zwei parallele Kurzverse einem Langvers
parallel S. 335. — 6. weitergehende Häufungen S. 885. — Anmerkung:
chiastische Stellung S. 836. — Ergebniss S. 836 (Vertheilung S. 336, Be-
deutung: die Figur ist archaistisch S. 887; Form S. 337, Ursprung S. 338,
Entwicklungsgeschichte der Parallelverse und Zwillingsformeln S. 339). —
Literatur S. 889.
Capitel VIL Versgruppen S. 840.
§17. Refrain und Gegenrefrain S. 340. — Alterund Bedeutung
S. 840. — Verhältnis» beider Figuren zu einander S. 841. — Verzeichniss der
Fälle S. 841 f. — I. Refrain S. 341: 1. altn. S. 341. — 2. ags. S. 342. —
Ergebniss S. 343 (Länge S. 343, Stellung im Gedicht S. 343, Vertheilung Ober
die Lieder S. 344, Entwicklung des Refraius S. 345). — IL Gegenrefrain
S. 847: 1. ags. S. 347. — 2. altn. S. 348: a) ein Verstbeil, b) eine Zeile,
c) zwei Zeilen, d) eine Halbstrophe mit Variation, e) eine Halbstrophe ohne
Variation, f) mehr als eine Halbstrophe, g) Gegenrefrain mit Zählung, An-
merkung: Gegenrefrain berührt sich mit Verswiederholung S. 350. — Er-
gebniss 8. 351 (Beziehung einzelner Refrains zu Gegenrefrains S. 351). —
Entwicklungsgeschichte der Refrains und Gegenrefrains S. 351. — IIL Mittel-
UV
refraiitS. 868. — Lüeratnr S. 864. — § 18. Technische Satsformela
S. 856. — Alter und Bedeotong S. 366. — A. EIngangiifonneln S. 867: L Eln-
gauig Tom Sftnger and Znhörer S. 867, a) Betheuerong der Wahrheit S. 867, b)
Ermahnung zor Anfmerksamkeit S. 858. — 2. Eingang Tom Stoif S. 868,
a) Ton der Sitaation ans S. 368, a) Zeitangabe, ß) Ortsangabe, y) Frage
nach Held oder Handlang S. 868, b) von einem allgemeineren Begriff ans
S. 859. Anhang: Eingangitbnneln der ags. Rithsel S. 859. — 8. keine Ein-
leitung S. 869. — Ergebniss S. 860 (Anmerkong: die Anpreisung der Neu-
heit fehlt S. 862). -- B. Schlussformeln a 868: 1. im Prisens S. 868. —
2. im Prfttoritam S. 364. — 8. Prftteritam and Futurum oombinirt S. 864.
— 4. im Futurum S. 364. — 6. kein Abschhiss S. 364. — Ergebniss S. 866
(Analogie mit der Entwicklung der Eingangsformeln in zunehmender Sub-
jecti^ittt, in Dehnung, in Sonderstellung der ags. Poesie). — Anhang:
Eingangs- und Schlussformeln fOr einxelne Strophen S. 867. — A. Strophen-
einführung S. 367. — B. StrophenschlOsse S. 367: 1. Recapitulationsformel
S. 367. -- 2. Definitionsformel S 368 (Entwickelung derselben S. 368). —
G. Abschnittsformeln S. 370. ' — I. ObjectiTe Abschnittsformeln S. 870. —
1. Einführung des Redners S.d70: a) Ankündigung der Rede S. 370, b) Auf-
forderungzur Rede S. 371, c) einfache Einleitung der Rede S. 871, d) eigent-
liche Einführung des Redners S. 371, e) Ankündigung der Antwort S. 371,
f) einfache Einleitung der Antwort S. 372. — 2. Zeitangaben als Abschnitts-
formeln S. 372. — 3. Einführung neuer Personen S. 372 : a) tou schon ein-
geführten Personen ausgehend S. 372, b) Situation der neuen Person be«
schrieben S. 373. — 4. Symbolische Handlungen S. 374: a) Versammlung
berufen S. 374, b) der Held erbebt sich S. 374, c) er durchschreitet den
Saal S. 375, d) er erwacht ans dem Schlaf S. 375, e) Auflachen S. 376,
f) Weinen S. 376. — 5. die Conjunction «bis dass* S. 376. — H. Subjectire
Abschnittsformehl S. 376: 6. Anmerkungen des Dichters S. 376. a) Betheue-
rung der Wahrheit S. 376, b) Bfabnnng zur Aufmerksamkeit S. 377, c) Ver-
sicherung der Merkwürdigkeit S. 377, f) erklärende Anmerkungen S. 377,
g) ermahnende Anmerkungen S. 377, h) halb erklärend halb betrach-
tend S. 378. — Ergebniss S. 379 (Anmerkung: Berührung mit anderen
Figuren S. 380). — Literatur S. 380. — § 19. Geremonielle Satzformeln
S. 381. — Alter und Bedeutung S. 381. — Verzeichniss S. 383 f.:
1. Frage nach dem Namen S. 383. — 2. Nennung S. 384. -- 3. Be-
grüssung S. 384. — 4. Verfluchung S. 385. — 5. Eid S. 386. — 6. Anrede
im Gespräch S. 386. — 7. Befehl als Bitte S. 386. — 8. Ermahnung im
Gespräch S. 387. — 9. lyrische Wendungen in der eleganten Gonversation
S.387; 10. Zauberformeln S. 388; 11. Rechtsformeln S 338; 12. Schenken
und Empfangen S. 389; 13. Gebet S. 389. — Literatur S. 390. — § 20.
Andere Satzformeln S. 391. — Entstehung S. 391 (Vergleichung eines
entsprechenden Stückes aus Otfrid imd Heliand S. 392). — Alphabetische
Verzeichnisse S. 393 f.: 1. gemeingerm. Satzformeln S. 393, 2. altn. Satz-
formeln S. 400, 3. ags. Satzformeln S. 404, 4. as. Satzformeln S. 406,
XV
6. abd. Satifonoeb S. 406. — Anmetkniig: ollm&bliche Feetignog der Satz-
formeln S. 406, — | 21. Wiederholte Verse S.407. — Bedlhraog mit
anderen Figoren S. 407. — Veraeichniss: 1. alte. Falle S. 407 (Ergabnise
S. 412: Terbreitnng — CmgestattaDg — Form). E. age. FSIle S. 414. —
Gesamnitef^biiies S. 416 (gemeingenn. Verse? S. 416). — Literatur S. 417.
|2S. Stehende Versanegänge S. 416. — Verbältniss der poetiBcheo snr
Dormaleo Wortstellung S. 418. — Stellnng dee Verses iu der Strophe S. 419.
— Veraeichniss S. 421f.: 1. alto. FiUe: a) Wahl des ScUnsswortee nach
der Bedeutung S. 422, b) Wahl des Schlnsswortes nach dem Klang S. 424.
— Ei^buise S. 425. — Anbang: stehende VerBaoflDge S. 426: k) WaU
des Aohngsivortefl nach der Bedeutung S. 426, b) Wahl des Anfangswortes
nach dem Klang S. 427. — Ergebnias S. 427. — Umgestaltnog alter Verse
durch Anstellung in neue Verse S. 427: altn. Beispiele S. 428, as. Bei-
spiele S. 429, VersansgSoge in Edda nud Beliand verglichen S. 430, in
Eeliud und Erist S. 481. — 2. as. F&tte S. 432: a) für den ersten Halb-
vers, b) fDr den zweiten Halbrers. — Ergebniss S. 432.
Capttel VIII. Sitie S. 438.
g 23. Hllnfnng S. 439. — Alter und Bedeutung S. 433. — Priamel
S. 434, (ein urgenn. Beispiel? S. 434, formelle Entwickelnng S. 436). —
Klimax S.496. — § 24. Vergleich und Metapher S.436. — Schichten
des bildlichen Ausdrucks S. 436: altn. u. ags. verglichen S. 437. — Ver-
aeidmi» S. 43Sf.: I. Hetaphem S. 4S9. 1. vom Menschen nnd mensch-
liehen Leben S. 439, 2. vou Thiereu und ihrem Than S. 440, 3. von
NatorgegenstAnden S. 440, 4. von Werken menschlicher Arbeit S. 440. —
Ergebniss S. 441: altn. Metaphern S. 441, ags. MeUphem S. 442. — 11.
Vergleiche S. 448. A. Qegenstfinde der Vergleictinng S. 443 1. aus dem
menschlichen Leben S. 443, 2. ans dem ThierreJch S. 443, 8. aus dem
Pflanzenreich S, 444, 4. andere Naturgegensttode S. 446, 6. verarbeitete
Natnrgegenstftnde nnd andere Dinge S. 446. — b) Träger der Vergleichnng
S. 443, 1. abermenschlicbe Wesen S. 446, 2. Menseben S. 446, 3. Thiere
5. 447, 4. Naturgegenst&nde S. 447, 6. verarbeitete Gegenstände S. 447,
6. Abstracto S. 447. — Ergebniss S. 448. — Auhaug: Räthset S. 449. —
Traumbilder S. 449 — falsche Dentuugeu S. 460. — I^teratnr S. 450.'
— Anmerlmng: Verhlltniss der Vergleiche zum epischen Leben (ein mhd.
Beispiel) S.4ßl. — §26, Sprichwörter S. 452. — Form S,452. — Ver-
arbeitung (eine mhd. Analogie) S. 452. — Verzeichniss S. 453, 1. altn.
S. 453, 2. ags. S. 455, 3. abd. S. 456. — Bi^bnise S. 466 (idg. a. urgerm.
Spmchschatz — Entstehung von germ. Sprichwürtem — Vertheilnng). —
Anhang: Entlehnungen und Citate S. 458. — § 26. Antithese S. 460. —
Alter und Bedeutung S. 460. — Antithese in Zwillingsformeln S. 4C1, an
anderen Stellen S. 463. — Antithetiscber Bau ganzer Gedichte S. 465. —
" r S. 466.
XVI
Capittl IX. Satsgrappen S. 466.
§ 27. Aufbaa der Gedichte S.466. — Venchiedene Regeln ftlr ver-
schiedene Arten and Perioden der Dichtung S. 466. ^ A. Angemeiner Auf-
bau S. 467 1. Epische Gedichte S. 467: a) Einzellieder S. 467, b) Sammei-
lieder S. 468. — Anmerkung: retardirende Momente S. 469. — 2. Ono-
mische Gedichte S. 469: a) Einzellieder S. 469; ein altn. Beispiel S. 469,
b) Sammellieder S. 470. — Ergebniss S. 470. — B. Aufbau im Einaelnen
S. 471: die Rigs|>ala als Beispiel S. 471. — Anhang: Aufbau von Gedicht-
gruppen — Sagenkreisen — Liedersammlungen S. 476 (Grflnde des steigen-
den Auf bans S. 476. ^ Yerhftltniss zu einzelnen Formelklassen S. 477.
— Ergebniss: Antheil des ordnenden Dichters S. 477. — Literatur S. 477.
— Schlnss. Die Formeln und der Stil der altgerm. Poesie S. 478. ^
Capüel X. Ergebnisse S. 481.
§ 28. Zur Charakteristik der poetischen Sprache S. 488. —
Die poetische Sprache ein kunstmässig herausgebildeter Dialekt S. 483. L
Sie \&t nicht eine besondere Sprache S. 483. — IL Sie ist ein Dialekt
S. 484, ohne eigene Sprachschopfung S. 484, wie alle Dialekte entstanden
S. 485. — III. Ihre Eigenart ist konsequente Fortbildung dor in der
Sprache gegebenen Anlagen S. 486: 1. in Bezug auf die innere Form: a) das
etymologische Moment (in Epitbetis) S. 489: Begriff der Rune S. 494 und
der Runenerfindung S. 494 f. — 2. in Bezug auf die äussere Form: S. 497
(Kenningar — AnalogiebilduDgen — Zerfall und Pflege ganzer Wortklassen).
— Das Verhältniss der poetischen zur alltägüchen Sprache vergleicht sich
demjenigen der Namengebung zur poetischen Sprache S. 499 (Substanti-
virung — Gondensirung — Idealisirung). — Ergebniss S. 502. — §29. Zur
altgermanischen Stilgeschichte S. 503. — Gesetz der Gondensirung
S. 503 (scheinbare u. wirkliche Ausnahmen). — FormelkJasseu S. 504: 1. sym-
bolische Formeln S. 504 (Wortwiederholung — Wortaufnahme — Parallelis-
mus der Theile); 2. technische Formeln S. 505: a) zur Herrorhebuug
einer an sich wichtigen Stelle S. 505, b) zur Hervorhebung einer für
die Gliederung des Gedichtes wichtigen Stelle S. 507. — Ergebniss:
Zunahme der technischen Rücksichten S. 507. — § 30. Zur altgerma-
nischen Poetik S.508. — l. Innere Form S. 508. — IL Stoffwahl S. 509.
III. Stil S. 510. — IV. Motivenlehre S. 512. — V. Aeussere Form S. 513.
— VI. Uebergangserdcheinungen S. 513. — §31. Zur altgermanischen
Metrik S. 514. — Einzelnes: Der anaphorische Dreizeiler und seine Bedeu-
tung S. 514. — Der Dreireim und seine Wirkung S. 514 — Allgemeine
Bewegung der altgerm. Metrik S. 515 (Bestand vor und nach der altgerm.
Periode S. 515). — SchrauckmitieJ : Reim, Assonanz S. 516. — §.32. Zur
altgermanischen Literaturgeschichte S. 516. 1. Idg. Zeit S. 516. — 11.
ürgerra. Zeit: erste Periode (Tacitus; Priamel) S. 516; zweite Periode
(Runensprüche — Zauberdichtunff, Schöpfuugsbericht — Scheltlieder, Ora-
kelpoesie) S. 517; dritte Periode (Parallelverse — Refrain — Vergleiche)
XVII
S. 518. — m. AJtferm. Zdl S. 518 (Soudereutwickelnng d«r Angeleacbsen,
der SkwdiiuLTier nnd Dentschei)) ~ Ei^ebDJss S 519. — § 33. Zar ver-
gleichenden Liter atar geschieh te S. 630. — Der Chanüner einer Volks-
iodirjdaaliUt kuin am Besten aas Sprache nnd Literator 6er Nation erkannt
werden S. 520, aber nur aaf vergi eichendem Wege S. &21. — I. Der alt-
gem. Literatur sind mit anderen Literaturen gemein Figoren (vor ADem symbo-
lische Figuren) S. 531, Weiterentwickeln Dg bestimmter Fignren S. 528,
Formen der Gedieh tcompomtion S. 524, literariBche Bewegungen S. 526.
— U. Der altgerm. Literatur scheinen bestimmte ZQge eigentbOmlich S. 5S6.
— Versnch, dieselben zu denten S. 627. — Ei^bnisu S. 529. — § 84.
Zur Methodologie S.630. — 1. Znr niederen Kritik S.630. — S. Znr
halberen Kritik S. 630. — 3. Zur literarhistorischen Gnippirong S. 638. —
4. Znr Antorschaftekritik S. 535. — 5. Zur Datimng S. 687. — Scbloss
5. 538. —
Register S. 539. — /
Abkürzongen.
Aelfred => Aelfrcda Tod, Qreio Bibl.
I 367.
AetheL = Aethebtui, Greio Bibl.
I 362.
AkT.=AtlakTia&, HUdebraDd'B Edda
- S. 258.
D. Alt. =3 MQllenboS. Denlache Al-
torthonulctrade (veoD obne Zusatz
ist Band V, I gemeint).
AIt. — AlTissmal, Hildebnuids Edda
S. 81.
An. ~ Andreas, Grein Bibl. U 9.
Anz. f. d. Alt = Anzeiger fOr deat-
whes Alterthnm.
Atlm. — AtUmal, Hildebrand's Edda
S. 270.
Ansg. LB.» Ausgabe letzter Hand.
Az. s Azarias, Grein. Bibl. I 115.
B. — Beövnlf, Grein Bibl. I 266.
BeÖT. <B Beövnif. Grein Bibl. I 265.
Bot. — Botschaft des Gemahls, Qrein
Bibl. I 246.
Brot a Brotaf SigurdaikviLtu, Hild.
Edda S. 211.
Bjrht. = Bvchlnotl, Grein Bibl. 1 343.
CPB. •= Corpua poeticnin boreale
edited by VigfusaoD and Powell.
CrS. =1 bi moona crättum, Grein
Bibl. 1 204.
Chat = CjnewTilfa Crist, Grein Bibl,
1 149.
Duo. :
Deör
' Daniel, Grein BiU. I 94.
= Dedm Klage, Gr^ BibL
Dom. = Ddmea dig. Grein BibL 1 186.
DrÄp = Drap Niflnnga, Hildebr.
Edda S. 339.
Eidg. » Eidgar, Qrein Bibl. I 365.
Eidm. => Eidmund, Grein BibLI36&.
E.i(iv =ßUheard, Grein Bibl. 1368.
El. = Elena, Grein Bibl. D 106.
Ex. = Exodus, Grein Bibl. I '6.
Fdf. = FiUsmdl. Hüd. EddaS. 193.
Fata. =• FaU Apoatolomm, Grein
Bibl. n 7.
Fin. = Kampf um Finnsborg, Grein
Bibl. I 341.
den. ^ Genesis, Grein Bibl. I 1.
Gnom. ■■ Gnomica, Orein. Bibl. II.
339. 346.
Gr. = J. Grimro's Grammatik.
Qrim. = Qrimnismäl, Hild. Edda
S. 69.
Grip. = Gripiaspd Hild. Edda S. 177.
Gatb. = Gathükc, QreiD Bibl. II 31.
GuCI. I II UI = GuiJrÜDarkYiila, Hild.
.Edda S. 215. 240, 260.
Guit. h». = Gutlrünar hTOOt, Hild.
Edda S. 390.
H. = Hdvamal, HUd. Edda S. 86.
llamiT. = Kamitiamal, Hild. Edda
r*1-
Harb. » Hirbwdsljod, ffild. Edda
S. 45.
HiT. s HaTamil, Hild. Edda S. 86.
Heinxel «s Stfl der altgerm. Poesie
QF.X.
H. H. ^ Helgakvida HondingsbaDa,
mid. Edda S. 150, 162.
H. HL SS Helgakrida Hjorrardssonar,
Hfld. Edda S. 140.
Hei. =s Heliand, herausg. t. Sleyers.
Hei. » Helreid Bryiihüdar, HUd.
Edda S. 236. '
Hüd. s HOdebrandslied, MSD lU.
Hö. s Höllenfahrt, Grein Bibl. 1 101.
Hj. ^ Hymnen und Gebete, Grein
Bibl. n 280.
Hym. 8 Hjmiskvida, HUd. Edda
S. 27.
HjndL » Hjndluljöd, Hfld. Edda
S. 121.
H. Z. s= Hanpt'6 Zeitschrift f&r deut-
sches Alterthum.
Jud. s Judith, Grein Bibl. I 120.
Jul. s Joliana, Grein Bibl. H 52.
KL s Klage der Fran, Grein Bibl.
I 245.
KL Sehr. ^ Kleine Schriften.
Kr. s» Gesicht Tom heiligen Kreuz,
Grein Bibl. ü 148.
Lir. o: F4der lärcvidas, Grein BibL
n 347.
Lease ss bi manna lease. Grein
BibL U 142.
Lok. SB Lokasenna, Hild. Edda S. 34.
Lüning ■» H. Lünings Edda.
Lüning Natur «= Otto Lüning, Die
Natur im altgerm. und mhd. Epos.
Nen SB Menologium, Grein BibL II 1.
Met SS Aelfreds Metra, Grein BibL
n 295.
MF SS Minnesangs Frühling, her.
Ton Moriz EEaupt
M6d. 8K bi manna mdde. Grein BibL
I 210.
MSD. SS Müllenhoff und Scherer,
Denkmiler.
Musp = Mospüli, MSD n.
Odd. » Oddiinargratr, Hüd. Edda
S. 252
Fan SS Panther, Grein BibL I 238.
PBB. 8 Paul und Braunes Beiträge.
Pf. G. SB Pfeiffers Germania.
Phar. 8 Pharao, Grein BibL U 850.
Phon. 8 Phönix, Grein BibL I 215.
Ps. = Psalmen, Grein BibL H 147.
i^F SSE Quellen und Forschungen.
B. SS Rigst)ula, HUd. Edda S. 112.
RA. = J. Grimms Rechtsalterthümer.
R&t SS R&thsel, Grein BibL U 869.
Reg. » Reginsmal, Hüd. Edda S. 186.
Reim. « Reimlied, Grein BibL H 187.
Rig. SS R)gst)ula, Hüd. Edda S. 112.
Ru. SS Ruiae, Grein BibL I 248.
Run. ^ Runenlied, Grein Bibl. U 851.
Sal. i» Salomo und Satumus, Grein
Bibl. n 354.
Sat. SS Crist und Satan, Grein BibL
I 129.
Schö. SS Wunder der Schöpfung,
Grein BibL I 213.
Seef. » Seefahrer, Grein Bibl. 1 241.
Sgdr. SS Sigrdrifumäl, Hüd. Edda
S. 202.
Sig. sk. SS Sigurdarkvida in skamma,
Hild. Edda S. 220.
Sinf.«.SinQotlalok, Hild. Edda S. 175.
Skim. = Skirnismal, Hüd. Edda S. 53.
Taf. « VafiDrüdnismil, Hüd. Edda
S. 60.
Veg. i» Yegtamskvida, Hüd. Edda
S. 18.
Vid. — Vidsid, Grein BibL I 251. ^
VoL = Voluspi. HIldL Edda S. 1. Wesa. Q. «s Wessobninner G
VoL sk. 3s Voluspm hin skamma» MSD. L
'ffild. Edda S 187.
Vt. = bi manoa rrrde, Grem KW. ■ 3&«b. =» ags. Zaobersprfiche, G
I 307. ' Wolcker KW. I 312.
i Zs. » Hanpf 8 Zeitschrift für
WaL s: Verse Tom Walfisch, Grein sches Alteffthom.
KW. I 235.
Wb. = Wörterboch. pr. » t)rTiBalrfkIa, Hfld. Edda
Andere Abkünangen rerstehen ikh nm selbbt
C^ltel I.
Einleitung.
In der vorliq^den Arbeit h&be ich mir die Au^abe ge-
stellt, Allee, was innerhalb der altgermanischen Poesie formel-
haft ist, SU Baiameln und zu einem Gesammtbüde zu vereinigen.
Ich verstehe dabei unter „altgermanischer Poesie" die uns er-
haltenen Reste etabreimender Dichtung bei den germanischen
Stämmen, und zwar vorzugsweise diejenigen, welche von christ-
hch-gelehrtem Einfluss nicht berührt sind. Dnd ich verstehe
unter „Formeln" alle diejenigen Mittel des Ausdrucks, die
häufig genug auftreten, um der Poesie einen eigenartigen Cha-
rakter zu verleihen.
Eine derartige Aufgabe hat die unerwünschte EigenthÜm-
hchkeit, dase wer sie lösen will als sein eigentlichee Verdienst
gerade das erstreben muse, wae zu erreichen er am wenigsten
hoffen darf: Vollständigkeit. Denn m spitzen Definitionen und
dem geietreicben Spiel mit abgezogenen Begriffen unsem Ehr-
geiz zu befriedigen, haben wir verlernt, und für die berechtigt«
und ersprieBsüche Deutung der Formeln in historischer, philo-
lo^scber tmd psychologischer Hinsicht haben allzu treffliche
Vorgänger schon daa Beste getban. Die Formelsammlungen
zur Geschichte der germanischen Literatur haben eine so alte
und ^anzvoUe Geschichte, wie kein zweites Werkzeug unserer
llayar, AltfamumiHlM Foul*. 1
^
llterarhiBtorischen Forschung. In solchen Sammlungen haben
die frühesten Führer des deutschen Geistes den Gewinn ihrer
Erfahrung und ihres Nachdenkens niedergelegt, und an solchen
Sammlungen haben die grossen Begründer der Wissenschaft
vom deutschen Greiste mit Ruhm ihr Nachdenken und ihre
Erfahrung geübt.
Gleich den ersten grossen geiEitigen Erwerb, von dem wir
wissen, haben die Germanen ausgewerfhet, um in Formelsamm-
lungen die Weisheit der Väter aufzuspeichern und zu behüten.
Die uralten Namen, mit welchen sie die von den Römern
entlehnten Buchstabenzeichen benannten, waren zugleich Stich«
Worte für festgeprägte Aussage- und Forderungssätze, deren
Typus die ags. » Denksprüche c am getreuesten bewahren mögen.
Und wahrscheinlich waren in derselben Weise schon die Namen
jener symbolischen Ideogramme verknüpft worden, mit denen
die Grermanen der taciteischen Zeit Zauber trieben und vor
allem die Götter befragten. Wurde eine Reihe solcher formel-
haft starrer Sätze durch den Faden des Alphabets zusanmienK
gehalten, so stützten Buchstabennamen und Lehrsätze sich
gegenseitig im Gedächtniss. — Diese ältesten Runenlieder
aber können wir nur erschlieseen; als letztes Ueberbleibsel
9
besitzen wir nur vielleicht den altgermanischen Begleitsatz der
F-Rune. Aber Runenlieder jüngerer Art sind uns ausdrücklich
bezeugt; ein Schatz zauberkräftiger Formeln wird dem Of)inn
als Grundlage seiner Macht zugeschrieben, einen Schatz zauber-
kräftiger Formeln soll Sigrdrifa ihrem Befreier als Grabe des
Dankes spenden, und diese mythischen Formelsammlungen sind
das Abbild derjenigen, deren Besitz für die Fahrenden Quelle
des Erwerbs und des Ansehens war. —
Unterscheiden sich nun aber Formelsammlungen solcher
Art von dem, was wir jetzt gewöhnlich unter diesem Namen
verstehn, doch noch in dem Punkt, dass sie aus selbständigen.
einzeln brauchbaren Stücken zuBammengefügt sind, so fehlt
ee dem germanischen Alterthum keinesw^s an Zusammen-
stellungen unselbständiger und einzeln nicht verwendbarer
Formeln zu praktischen Zwecken. Auf der Grenze zu solchen
Compilationen stehen die Sprichwörtersammlungen , welche
schon sehr früh auftreten, bald unverarbeitet (so auf deutschem
Boden), bald in einen Rahmen gefasst (wie "die alten H4vamäl
und die ags. „Lehren des Vaters"). Denn da£ Sprichwort
ist nur dazu da, um angewandt, benutzt, auf einen bestimm-
ten Fall bezogen zu werden. Andere Acerrae und Thesauri
verwandter Bestimmung dürfen wir niit Bestimmtheit voraus-
setzen. So war z. B. den altgermanischen Fürstenhöfen
genaue 'Eenntniss der Grenealogie und sonstiger Personalver-
hältnisse bei ihren Nachbarn von hoher Wichtigkeit — nicht
blos der Aufmerksamkeit wegen, niit der jeder Adel solche
Dinge verfolgt, sondern auch um des höchst reellen Interesses
wegen, welches rechtliche Fragen wie Erbschaft und Blut-
rache mit sich bringen. Im Gefolge jedes Fürsten scheint
nun ein Höfling, irgend ein alter vielerfahrener Mann, gleich-
sam amtlich diese Kenntniss gehegt zu haben, der so in der
lebendigen Bibliothek der Höfe den Gothaischen Almanach
vertrat, wie im Norden der Gesetzsprecher das Gesetzbuch, oder
wie der Spielmann Schwankbuch \md Unterhaltungslektüre.
Seine besondere Aufgabe war es, über fremde Gäste zu nnter-
richten, um vor lügenhaften Angaben und vor Verletzungen der
Etikette zu schützen. Dieser introducteur des ambassades (är
and ombiht Beov. 336 vgl. D. Alt. V. 289) wird auch seinerseits
durch eine stehende Formel charakterisirt: chüd ist mir al ir-
mindeot sagt Hildebrand, cui noti sunt regiones et noti domini
bene heisst es im Ruodheb, \md genau ebenso wird noch Hagen
mit den Worten eingeführt: Dem sint kunt diu riebe und
elliu fremdiu laut (vergl. Zs. 29, 131 Anm.; ähnlich übrigens
1*
auch Vaf. 43). Man wird nicht xweifehi kSnnen, dass diese
Hof genealogen ihr Wissen in gereimten Registern der Ffirsten-
geschlechter bewahrten und überlieferten — Register, fOr die
das Hyndluljöf) ein klassisches Master giebt und xu denen die
nafnaf)ulur der älteren und jüngeren Bdda kleinere Gegenstücke
liefern. (Solche poetische Adelslezika kannte auch das griechi-
sche Alterihum: v. Willamowits, Homerische Untersuchungen,
S. 148). Von dem Rahmen eines lyrischen Gedichts sind solche
Denkverse im Vidsid zusammengehalten. — Auch an Meregarto
darf erinnert werden.
Der letzte Schritt endlich, um aus den anfllnglich so inhalt-
reichen Formelsanmilungen leere Hilfsmittel für den praktischen
Gebrauch zu machen, geschah im Norden. Ein Gtodicht wie
die AlvissmU ist von der Einkleidung abgesehen völlig gleich-
artig mit einer Zusammenstellung wie die, welche Sievers seiner
Heliand- Ausgabe beigefügt hat: unter den betreffenden Schlag-
wörtern werden die zur Verfügung stehenden Sjmon]^^^ ange-
führt. In grossem Massstabe bietet dann das alte „Lehr- und
Handbuch der Skaldschaft'' (MüUenhoff Alterthumskunde V 168)
Register dieser Art und die Eklden bedeuten in dieser Hinsicht
wie in jeder anderen den Höhepunkt der Literaturgeschichte im
germanischen Alterihum. —
' Im deutschen Mittelalter sind Sammlungen poetischer
Formeln nicht nachzuweisen; die typischen Epitheta und Ver-
gleiche wie die immer neu verwandten festen Verse scheinen
lediglich in verarbeiteter Grestalt von einem Sänger dem andern,,
von einer Generation und Landschaft der andern überliefert
worden zu sein. Auch eine Codification bestimmter Ausdrücke,
wie es z. B. die goldene Schmiede für die Marienformeln ist,
dient nicht praktischen Zwecken und ebenso sind Sprichwörter-
Sammlungen wie die Freidanks autonom. Eigentliche poetische
Formelbücher ganz von der Art der Skälda begegnen uns erst
wieder in der nhd. Poesie, in den poetischen Hülfsbüchem des
siebzehnten Jahrhunderts (v. Waldberg, Die deutsche Renaissance-
Lyrik, 6. 229 f.), und sie sind auch hier gerade wie dort Sym-
ptome der Verknöcherung einer zu poetischem Kunsthandwerk
herabgesunkenen Berufsdichtung. —
Doch nicht bloss die praktischen, auch die theoretischen
Zwecken dienenden Formelsammlungen erfreuen sich eines ehr-
würdigen Alters. Parallelstellen hatte schon die antike Philo-
logie der Griechen und Römer gesammelt, und da£ Bibelstudium
heiligte dann das Aufsuchen anologer, sich gegenseitig bekräf-
tigender oder erklärender Stellen. P^r die Greschichte der
deutschen Literatur aber waren es auch hier die Männer, welche
man überall als Bahnbrecher zugleich und als unerreichte Muster
zu nennen hat, die Anfang und Vorbild schufen. Ludwig
Lliland hatte schon 1824 da£ Meisterstück beschreibender Lite-
raturgeschichte, die Abhandlung über den Minnesang abge-
schlossen, in der ein imendlicher Reichthum von typischen
Anschauungen und Ausdrücken aufgespeichert war. Aber dies
Werk ward erst 1870 veröffentlicht und so ward der Leitstern
aller diesbezüglichen Arbeiten auch hier Jacob Grimm. Li der
Grammatik und in vielen anderen Arbeiten, namentlich in den
Rechtsalterthümem von 1828, hatte er auch über das Gebiet
der germanischen Poesie hinausgehend formelhafte Termini imd
Sätze mit jener unvergleichlichen Belesenheit angehäuft, mit
jenem feinen Sinn gedeutet, die ihm eigen waren. Aber eine
eigentliche Sammlung poetischer Formeln der altgermanischen
Poesie gab er erst 1840 mit dem Anhang zu Andreas und
Elene, nachdem für die mhd. Poesie ihm W. Grimm mit den
Anmerkungen zum Freidank 1834 und zur goldenen Schmiede
1840 vorausgegangen war. Konnte auch unmittelbar nach
jener lebensvollen und klaren Interpretation formelhafter Wen-
dungen eine so wüste Compilation wie 1841 die Eiseleins er-
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acheinen« so zeigte sich doch bald die Fracht von J. Grimm's
vorbildlicher Arbeit in xwei schönen und inhaltsvollen Abhand-
lungen: in Vilmars Alterthfimem im HeUand 1846 und Wein-
holds Spicilegium formularum 1847.
Hatte man bis dahin vonugsweise Uebereinstimmungen
aufgesucht, so begann man nach einer längeren Pause die
Formeln auch als unterscheidende Merkmale xu prüfen. Den
Anstoss zu einem frischen Aufschwung des Formelstudiums gab
wohl die Veröffentlichung von Uhlands Schriften 1870, für die
neue Richtung aber scheint das Werk eines klassischen Philo-
logen bestimmend gewesen zu sein: die zweite Sammlung von
Immanuel Bekkers Homerischen Blättern, 1872 erschienen,
welche epische Formeln vorzugsweise der altfranzösischen Dich-
tung denen der griechischen Volksepen gegenüberstellte. Da-
nach wandte Scherer in den Deutschen Studien, besonders in
dem zweiten Heft 1874, die Formelvergleichung an, um auf
dem Boden gleicher Grestaltungen das Mass poetischer Individu-
alität zu bestimmen, und 1875 machte Heinzel in seiner höchst
anregenden Schrift über den Stil der altgermanischen Poesie
den kühnen Versuch, auch dies Mittel zur Ergründung der
poetischen Volksindividualität zu verwerthen.
In beiden Stadien hatte die Greschichte der theoretischen
Formelsanmilungen mit der Geschichte der theoretischen Metrik
eine Aehnlichkeit gezeigt, die auf innerer Analogie beruhte.
Und so war es für beide Grebiete auch derselbe Mann, welcher
eine nene Aera eröffnete, indem er von aller Speculation zunächst
absehend energisch auf eine vollständige Aufnahme des wirklich
Vorhandenen ausging. Sievers' mustergiltiges Formelverzeichniss
zu seiner Heliandausgabe erschien 1878 und hat auf alle Arbei-
ten dieser Art einen entscheidenden Einfluss geübt. Diesmal
folgte die mhd. Formelsammlung der altdeutschen nach, indem
1882 Wilmanns' vorzüglicher Anhang zu seinem Leben und
Dichten Walthere erschien. Aob der lunfänglicheu Zahl klei-
nerer Sammlungec, die sich diesen Mustern anschloBeen , hebe
ich hier nur hervor Arndt Ueber die aJtgermanische epische
Sprsdie Tübingen 1877, Merbach Das Meer in der Dichtong
der Angelsachsen Breslau 1884, Otto Hoffmann Beimformeln im
Westgermanischen Freiburg 1885, W. Bode Die Kemüngar in
der ags. Dichtung Strassburg 1886, Schütze Beiträge zur Poetik
Otfrieds Kiel 1887. Die meisten Bearbeitungen haben die
Formeln der ags. Poesie gefunden — leider sind es neben den
angeführten zum Tbeil vorEüglicben 8chrift«n auffallend oft
Abhandlungen von erschreckender Oedaokenannath und sklavi-
scher Kachahmung einer allerdings praktischen Schablone.
Für die altn. Form^ hat wen^steoe bestimmte Klassen Grön-
dals Clavis poetica antiquae linguae septentrionalie schon 1864
erschöpfend behandelt. — Die entsprechenden Arbeiten «ur
Eenntniss der mhd. Formeln habe ich Zs. f. d. Alt. 29, 131
verzeichnet. —
Den Gedanken, auf die lange Reihe dieser Vorarbeiten eine
umfassende Sammlung der Formeln in der altgermanischen
Poesie aufzubauen, gab mir mein verehrtester Lehrer. Scherers
vissenschaftiichee Interesse bewegte üch in jener Zeit haupt-
sächlich um die Probleme der neu zu errichtenden Poetik, und
als eine spedelle Poetik war auch diese Arbeit gedacht: als
eine nach Möglichkeit vollständige Beschreibung der in dieser
Poesie vorhandenen Formen dichterischer Produktion (vgl.
Scherere Literaturgeschichte S. 770 Poetik S. 64). Nur was
der Metrik oder der Grammatik (namentlich der Syntax) ange-
hört, hatte ausser Betracht zu bleiben. — Wäre dieses Ziel erreicht
worden, so würde die Zusammenstellung der charakteristiecben
Züge einerseits für die Geschichte der deutschen Literatur und
die Beurtbeilung bestimmteT Epochen und Individuahtäten neue
Grundlagen liefern, andererseits zur vergleichenden Literatur-
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geschichte den Baustein einer ersten exakten TCinielanfnahTne
abgeben. Wie weit ich indess hinter der Aalgabe soräokgebliebai
bin, weiss ich nur zu gut Dennoch wird man der Arbeit
hoffentlich etwas anmerken von dem freudigen Eifer, mit dem
ich Scherers Andeutungen auszuführen versuchte, von der Freude,
welche gekrönt wurde durch seine Anerkennung der ihm vor-
gelegten Arbeit und die Erlaubmss, die Schrift ihm widmen
zu dürfen. Aber ich habe das fertiggestellte Buch ihm nicht
überreichen können. Feminis lugere honestum est, viiis me-
minisse. —
Die Eintheilung des Stofb suchte ich der unge&hren Ent-
wicklung der Formeln, wie ich sie mir denke, anzupassen;
vor allem aber ging mein Augenmerk darauf, sie recht praktisch
und übersichtlich zu gestalten« Um meine Disposition zu
rechtfertigen, bedarf es daher einiger Worte über Entstehung
und Entwicklung der Formeln, über die in der Schlussab-
handlung des Buchs dann eingehender wird gehandelt werden
können. —
Wie entstehen poetische Formeln? Wir können auf den
seit Herder unendlich oft wiederholten Satz, die Poesie sei
älter als die Prosa, hier natürlich nicht näher eingehen. Lassen
wir aber auch seine zweideutige Wahrheit dahingestellt, so ist
jedenfalls so viel sicher, dass von vornherein das Material der
Poesie mit dem der Alltagssprache identisch ist. Erst die
Verwendung dieser allgemeinen Sprache zu Zwecken der Dich-
tung bringt eine besondere Abart des sprachlichen Vorrats zu
Stande. Erstens nämlich übt die specielle Verwendung eine
sondernde, mindernde Wirkung aus. Alle älteste Poesie, min-
destens soweit wir hier uns mit ihr zu beschäftigen haben,
besitzt — nicht nur für uns, sondern an sich — einen feier-
lichen, mehr oder minder dem religiösen nahe stehenden Cha-
rakter. Weil sie diesem nicht zusagen, fallen zahllose Begriffe,
Worte, auch wohl schon 'Wortvorbindungen auBser Betracht.
Noch grösser ist jedenfalls die Zahl derjenigen Worte und
Wendungen,' die thatsächlich poetisch Terwandt worden sind,
neben anderen aber sich nicht behaupten konnten, weil diese
anderen bei gleichem Inhalt formell der dichterischen Ver-
wendung besser entsprachen — ein Froseee der Auslese , der
räch unaufhörhch wiederholt. Sobald die metrische Form eich
genügend befestigt bat, kommt mit ihr ein zweites Kriterium
für die poetische Verwendbarkeit des Sprachstofte zur Oeltung
und beseitigt wieder bis dahin Brauchbares und Gebrauchtes.
Eine noch engere Auswahl trifft dann der Geschmack der Zeit,
der Schule, de« Dichters u. B. w. — Zweitens aber hat die
poetische Verwendung auch das Vermögen, ni schaffen und
EU mehren. Zur Erhöhung des feierlichen Charakters, zur
sich^-en Erzielung einer bestimmten Wirkung werden Wort-
Tsrhindongen, auch wohl Worte neu versucht, auf die die ge-
wöhnliche Sprache nie geführt hatte. Mt der strengeren
Festigung der Form wird der Einäuse des bereite is den
poetischen Vorrath aufgenommenen Materials auf den neu auf-
zunehmenden Sprachstoff immer grösser und der letztere wird
in manigfaltiger Art nach der Analogie des ersteren umge-
wandelt — Auch hier findet dann wieder eine unaufhörUche
Sichtang statt. So bildet sich aus der allgemeinen Sprach-
weise heraus eine poetische Sprache, die der Alltagsrede schliess-
lich geradezu fremd g^enüberstehen kann. In völlig analoger
Weise bilden sich wieder mit der Zeit innerhalb der poetischen
Sprache einzelne Abarten, so dass die klassische Philologie zu-
treffend von einem heroischen, elegischen, melischen Dialekt
spricht.
Diese letztere Scheidung ist für unsere Arbeit nicht durch-
zuführen, da in der altgennanischen Dichtung aus der chorischen
Poesie heraus die Gattungen sich noch nicht zu wirklich ge-
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trennten Sonderezistenzen heraiugearbeitet haben. Zwar ist die
Entfernung von der Älltagssprache in dieeer-Zeit onsweifelhaft
schon eine beträchtliche; durch jahrhundertelange dichterische
Thätigkeit hat sich ein reicher Sprachschati der Dichtung an-
gehäuft, der in Worten und Wendungen oft genug deutlich
das Gepräge eines »erhöhten Stils« trägt. Eine Beeinflussung durch
kunstmässige Absichten und Versuche aber zeigt sich erst ein
Beginn, reicher entwickelt nur in der altn. Dichtung. Die
poetische Sprache der uns erhaltenen Reste also steht etwa in
der Mitte zwischen der nur durch die Vortragsart von der ge-
wöhnlichen Rede verschiedenen Sprache der ersten poetischen
Versuche bei Naturvölkern einerseits und der bis zur Unver-
8tändlichkeit künstlichen Dichtersprache z. B. der Skalden anderer-
seits.
Es versteht sich nun aber von selbst, dass die Eigenart der
altgermanischen Völker und ihrer Dialekte aus dem gemein-
samen Besitz auch hier verschiedenartige Formen entwickelt
hat. Wie die allgemeine Sprache, geht auch die poetische
Sprache der Angelsachsen, Altsachsen, Skandinavier immer
mehr ihren eigenen Grang. Die ununterbrochene Zufuhr neuen
Materials wirkt wohl der Scheidung der Dichtersprache von
der Alltagssprache des gleichen Landes bis zu einem gewissen
Grade entgegen, dient aber dazu, die Scheidung zwischen den
poetischen Dialekten der verschiedenen Völker mehr und mehr
zu steigern, da eben in England anderes zuwächst als in
Island u. s. w. Doch auch auf diesem Wege ist die Sprache der
stabreimenden Poesie immerhin nicht so weit gekommen, dass
nicht die Uebereinstimmung die Verschiedenheiten bei weitem
, überträfe. Die entschiedenste Sonderentwickelung zeigt die
eddische Poesie. Oder, richtiger ausgedrückt, sie zeigt die
ungestörteste und daher consequenteste Entwickelung und die
Abweichimgen sind auf der Seite der ags. und noch mehr der
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ae. DicbtODg, weil diese von Christ^iUiiim und Gdehrsamkeit
veitgehend beeinfloast sind. Von der ahd. ALiterationspoeme
ist UDB leider gar su wenig «rbalten und dies meist von christ-
lich-lateinischer Bildung dorchdrongen. —
Mit dieser Skiue der Geschichte der poetischen Sprache
ist unsere Anordnung vorgezeichnet. Wir versuchen der histo-
rischen Fo^ nachzugehen, in der die einseinen Stufen der
Auslese und Ausbildung in der poetischen Sprache sich folgten.
Dase diese Folge nur ganz allgemein zu denken ist und die
wenigsten Gruppen andere Gruppen als schon fertig voraus-
seuen, ist selbstverständhcb. Elbenso, dase an eine Chronologie
inerhalh der einzelnen Gruppen vorerst kaum je auch nur zu
denken ist, weshalb wir für diese eine Anordnung nach mehr
mechanischen Prinzipien wie z. B. die alphabetische wählen
mussten. Schichten auch innerhalb der ajtgermanischeo Poesie
abzumessen, wird ja wohl später gelingen; für jetzt war nur
nach jenen allgemeinen Voraussetzungen abzugrenzen.
Nun versteht sich, das« eine vollständige Aufnahme aller
überhaupt verwandten Worte und Wendungen gar nidit erstrebt
werden sollte. Denn dadurch würde von dem eigentlichen spe-
cdfiecben Wortschatz der Dichtersprache ein unreines Bild gege-
ben werden. Vereinzeltes ist für unsere Aufgabe nicht von
Belang, weil wir ja nur fische Erscheinungen behandeln
wollen. Da ist nun also die Reihenfolge die: zunächst concen-
trirt eich die Dichtung auf eine ziemhch beschränkte Anzahl
von Begrifien, und zwar die altgermaniecbe auf eine besonders
eng b^renzte Zahl. Für diese findet weiter dann Wortwahl
statt, gleich aber hier auch schon Wortbildung (im poetischen
Sinne: Entstehen der kenningar u. dgl.). Wie für die Syntax
eine allgemein gültige R^el sich später feststellt als für Kate-
gorien der Wortbiegung, wie also z. B. überall eine freiere
Wortstellung der ger^elten vorau^ceht, so geht die Festigung
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der poetischen Sprache weiter vom Eintachea zum Complicirten
empor: Wortgmppfr — Vera — Vengrappe. Der Satz, mii
dem Ven zunicbat wohl maammenftültind, wird bald mm
hSheren Begrifi: Satc — Satzgrappe, and so Usst sich auch
noch zQ Gedicht and Oedichtgrappe (zasammengehör^ Lieder,
wie etwa der Helgi- and Slgordlieder) aubteigen. — Am besten
können wir die Entatehung, die so vielleicht allza Bchematioch
aufgefasst scheint, ans an einer anologen Entwickelung ver-
g^enwärügen. Wie die poetische Sprache der allgemeinen,
so wächst die Schriftsprache der gesprochenen nach. Erst
fallen Worte aus als nicht schriftgemäss; dann Wendungen,
Satzformen u. s. w. Schliesslich ist s(^ar die Art der Ein-
theilong des Cranzen bestimmt: Capitel, Abschnitte, Abe&tze
folgen einer allgemeinen Gonvenienz. Bei zunehmender Erstar-
rung kami so alle Form mechacisirt werden.
Diese „historische" Eintheilung wird jedoch von einem
zweiten STStematischwi Princip gekreuzt, über das später zu
handeln ist. Die Scheidung in gebundene und freie Formeln,
d. h. solche die mnerhalb der Poesie Überall, und die nur an
bestimmter SteUe vorkommen, (wie z. B. einerseits die Umschrei-
bung, andererseits der Retrain) ist für die poetische Technik
vielleicht noch wichtiger, als die vor^ Anordnung. Für unsere
Aufgabe aber schien die erstere mir natürhcher, übenichtUcher,
besser durchzuführen. Wer übrigens die freien imd die gebun-
denen Formeln zusanmienstellen will, braucht nur die in meinem
Schema unter A und B gestellten Gruppen zu vereinen.
Dies Schema ist nun das folgende:
I. Begriffe.
A. an sich der poetischen Sprache eigenthümlich.
Hauptbegriffe: Gegenstände der altgermanischen Poesie.
Nebenbegrifie: Zahlen, Zeitangaben, Tonbezeichnungen.
IS
B. in bestüumter Stellang oder Verimtkphlog der poetüchan
Sptacbe eigenthümüc^.
Gfgenst&Dde der Vei^eicbong (Ideale),
n. Worte.
A. beiti und kenningar.
B. Farbenangaben und andere E^theta. Appoeitirai. Begleit-
Bätze.
m. Wortgnippeii.
A. 1. Das Wort mit demselben Worte: Wortwiedwhdung
(Unteraitm: varürte nod äectirte Wortwiederbolung).
2. Daß Wort mit einem innerlich verwandten Worte;
Zwillingsformels.
3. Das Wort mit einem äuseerlicb ähnlichen Worte ; Wort-
Bpielereien [Vgl. IV. B 1— SJ
B. Das Wort mit demselben Worte: Wortaufnahme (Unter-
art: anaphoriecber Drdteiler). [Vgl. V B].
IV. Verse.
[A würde die metrische Gestalt der Verse lu behandeln haben].
B. 1. Der Vers mit demselben Verse: Doppelveree.
2. .Der Vers mit einem innerlich verwandten Verse: Paral-
lelverse.
|3. Der Vers mit einem äuseerlicb ähnlidien Verse: Beim
als Bindemittel der Verse]. [Vgl. III A.].
V. Ver^;nippen.
[A würde die Regeln des Stropbenbaus bebandeln müssen].
B. 1. Der Vers mit demselben Verse: Kehreeile (Refrain,
Gegenrefrain, Mittelrefrain).
2, Der Vers mit einem innerlich verwandten Verse : Satz-
formein (Eingangs- und Scblussfonneln, Abschnittfot-
meln, Ausdruckformeln).
3. Der Vers mit einem äueserüch ähnlichen Verse: Wieder-
bolte Verse, stehende Versausgänge [Vgl. HI B.].
14
VI. Sätze.
[A würde über das Verhältniss zwiflchen Form und Inhalt
zu handeln haben: Verse brechen und binden, über-
laufende Construktion, Verhältniss der Interpunktion zu
den Caesuren u. s. w.].
B. 1. Der Satz mit demselben Satz: Häufung (Unterart:
Priamel).
2. Der Satz mit einem iimerlich verwandten Satze: Ver-
gleich und Metapher . Sprichwort.
3. Der Satz mit einem äusserüch ähnlichen Satze: Anti-
these. [Vgl. niA 1—3, IVB 1—3].
VII. Satzgruppen.
[A müsste die OUederung der Gedichte behandeln.]
B. Parallelismus der Theile. —
Auf diese Zusammenstellungen lasse ich dann eine kurze
Recapitulation ihrer Ergebnisse folgen. —
Hätten wir auf den Inhalt der altgermanischen Poesie
näher eingehen wollen, so wäre auch in der Zeichnung der
Charaktere wie in der Anordnung der Fabel Formelhaftes im
Einzelnen nachzuweisen gewesen, gerade wie es .für die altn.
Saga Heinzel aufgedeckt hat. Hierbei mussten wir uns aber
auf das Allgemeinste beschränken. —
Es ist an diesem Schema gewiss Vieles auszusetzen, und
dass die Grenzen fliessend sind, liegt in der Sache selbst.
Doch ist der Parallelismus, den unsere Disposition zeigt,
kein künstlich hergestellter: er beruht (wie schon bemerkt) auf
der durch alle Klassen hindurch gehenden Scheidung von freien
und gebundenen Formeln. Bei den „Sätzen" liegt im Gegen-
satz zu den „Versen" das Hauptgewicht auf dem Inhalt; gleich-
wohl bilden die Sätze meist auch metrisch ein Ganzes. —
Benutzt habe ich für meine Arbeit folgende Textausgaben :
für das altnordische Hildebrands Ausgabe der Edda und Geringe
Ciomär SD dcD liedem der Edda nwie (tax di» bot) und
kamingar) Löniii^ Wcrtobodi so Moner Edda; ({^«fkldr und
FjelsTmiismil habe idi tnc HDdebnsd fwtgtUawn. «dbftvn-
Btändlidi ancfa Htafnagaidr and SöUrijöf); vo itb aal
diese lieder Towieeen habe, beosben sich mdne Angab«» aul
Bnggee Anegabe), fnr das Angeblcbsische Greine Biblioth^ d«r
agB. Poeöe eammt dem Sinacfaschats, Walke» noch Qn%'TtIlen-
dete neue Ausgabe nnr fnr die drat fehlendoi Stücke (Waiden
und Zanberaprädie), atUBerdem Kloses AgE. L«Mbach Vit die
Oratio Poetica; für dac Altsfichsische Sieve»' HeliandaoBgabe
(die kleinemi nd. Denknäler kommeii anaaer d«i auch in
M S D enthaltenen Sprüchen bei He^ne N. X nicht in Betracht):
für das Althochdeatsche Mällenhoff und Scberers DuikmlÜer;
für das AltfrieeiBche Heynes Formulae allittenntee ex antiquia
legibus lingoa fiisica conscriptiB extraotae, Halle 1865. Von
anderen Schnften hebe ich anaaer den schon mit Dank genann-
ten Arbeiten besonders von Uhland, J. Grimm, Vilmar und
Weinbold die für alle Kunde der altgermanischen Poesie grund-
legenden Arbeiten Müllenhofie, namentlich Deutsche Alterthums-
kunde V, I und die mit Liliencron verfaeete Abhandlung Zur
Runenlehre hervor; femer für altn. Literaturgeschichte Rosenberg
Noidboemee sandsliv B. I Kopenhagen 1877, für angelsäch-
sische ten Brink Geschichte der englischen Literatur B. I, für
altdeutsche Scberers Literatorgeschichte. Andere Werke sind
noch an Ort und Stelle dankbar zu nennen. Persönlichen Dank
schulde icb vor aJlem W. Scberer, dann für einzelne Nach-
Weisungen und Hilfsleietungen den Herren Pr. J. Hoflory,
Dr. 0. Pniower, Pr. 0. Schroeder, Dr. L. Traube und Anderen.
i&Öge die Arbeit der Vorgäi^r und der Förderet nicht gans
unwertb sein! —
16
Capitel IL
Hauptbegritfe der altgermanischen Poesie.
§ 1. Ideen.
Um uns darüber klar zu werden, welche G^;en8tände für
die altgerm. Poesie bezeichnend sind, indem die Sto£Ewahl der
alten Dichter durch sie ausgedrückt wird, um also die Haupt-
begriffe dieser Dichtungen kennen zu lernen, stehen vu^ drei
Wege offen: wir müssen prüfen, was die zu belegenden Worte
— was die nachzuweisenden Typen und Motive — was endlich
ausdrückliche Ansprüche innerhalb dieser Gredichte uns lehren
können. Der erste dieser Wege ist der erfolgreichste, weil das
Material von dem Zufall der Erhaltung hier am wenigsten ab-
hängig ist; und aus demselben Grunde bietet der dritte Weg
zwar die deutlichste aber auch die seltenste Belehrung. —
Wie gewinnen wir aus dem Wortvorrath der altgerm, Lieder
eine Uebersicht ihres Gredankenvorraths? Durch mehrfache Aus-
lese natürlich. Für die Worte überhaupt dienen als Vertreter
die Substantiva; und innerhalb dieser wieder ergiebt sich die
Auslese der Alten selbst einmal indirekt durch die Statistik
der poetischen Variation, dann direkt durch die Betrachtung
der Runen-Namen.
Führer bei der ersten Ausscheidung, welche neben dem
Substantiv alle anderen Redetheile als nebensächlich bei Seite
wirft, ist Liliencron. In der schönen Abhandlung, in der er
mit MüUenhoff gemeinschaftlich für das Verständniss des Runen
in ihrer Bedeutung für die altgerm. Poesie den Grund gelegt
hat, handelt er ausführlicher über die Hauptregeln der poetischen
Benennung. Hierbei macht er folgende hochwichtige Be-
merkung: »Es beruht auf solche Art die ganze Poesie fast
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aufiechlieeBÜch auf dem Subetantiv; Adjectiv und Verbum
fielen eine duichauB untergeordnete Rollen (Zur Runenlehre
S. 31). Eb iet hier nicht der Ort, auf die Bedeutung dieser
noch durchaus nicht genügend gewürd^ten Beobachtung ein-
zugehen; nur daran sei erinnert, wie dies Verhältnite sich in
der Metiik abepiegelt: beherrscht doch nach Riegers Feststellungen
das Nomen fast völlig den Stabreimvers, so dass das Verbum
finitmu kaum besser behandelt wird als die Copula.
Dies iet uun, beiläufig bemerkt, im höchsten Grade
charakteristiscb für die Stufe, welche innerhalb des typischen
Entwicklungsga:^ der Nationalpoeeien die altgermanische ein-
nimmt: sie befindet sich, wie wir es schon hervorhoben, in
einem keineswegs noch primitiv zu nennenden Stadium der
Ausbildung. Denn mit Recht schreibt man dem Verbum die
Eigenschaft zu, Grundlage aller poetischen Sprache zu sein,
wie wir auch die Wurzehi der Sprache uns den Verbis am
ehesten entsprechend denken. Und wie Herder in der Schrift
über den Ursprung der Sprache nach dem Vorbild englischer
Forscher dies gepredigt h&t, so hat er die Ur^rünglichkeit der
hebräischen Poesie an der Herrschaft des Verbums erläutert
(Werke herg. von Suphan 11. 227). Und vom anderen Ende
bringt ^''ilmar in seiner Schilderung der Adjectiv-Poene des
17. Jahrhunderts (Gesch. d. deutschen Nationalliterator S. 326
vgl. 352) das beste Beispiel einer völlig verkünstelten Schul-
dichtuug herbei. Zwischen beiden Extremen also steht die
altgerm. Dichtung wie hinsichtlich ihres Sprachcharakters Über-
haupt so auch insbesondere bezüglich der tonangebenden Rede-
theile (vgl. Scherer Poetik S. 263). — Ein Bei^iel möge diese
Entwicklung veranschaulichen. Es ist alterthümlich den König
nach seiner typischen Thätigkeit zu schildern : iünge vetstrsute
er und hieb die Spange entzwei (vgl. Heinzel Q F 10,21)i
diese verbale Ausdrucksweise viid als längst gebräuchlich vor-
/
18
ausgesetzt, wenn cde su der Kenning i Ringbrecher« contrahirt
werden kann (vgl. ebd. 18), und die Anschauung schwächt sich
schliesslich zu einem farblosen Epitheton wie mhd »der milte
künec« ab. — Was so von dem doch immer noch lebendigen
Nomen agentis gut, gQt erst recht von dem leblosen Nomen
actionis; so klagt als Herders Schüler Goethe (Wanderjahre
Ausg. 1. H. 22, 88), dass eine Uebersetzung »das schönflectirte
Verbum: dum fierent, in ein traurig abstractes Substantivum« :
»das Machen« verändert habe. —
Subetantiva also vertreten uns den Wortschatz der altgerm.
Poesie überhaupt. Welche Substantiva aber wieder für all ihre
Genossen zu sprechen haben, das verräth zunächst die Aus-
zeichnung, mit der die poetische Technik sich einzelner Worte
annimmt: sie schmückt die Haupthelden der Wortschaar.
Roediger hat in seiner Recension von Sievers' Heliand in
scharfsinniger Weise eine Statistik der poetischen Variation an-
gebahnt (Anz. f. d. Alt. 5, 276). Er constatirt — was weitere
Beobachtungen sicher bestätigen würden — dass im Heliand
Verba und Adjectiva viel seltener variirt werden als Substantiva.
Nun erinnern wir uns der Worte LiUencrons und sehen gleich:
dasjenige wird lieber und öfter variirt, was für die Poesie
'wichtiger ist. Dies bestätigt sich, wenn wir finden, dass in
der as. Evangelienharmonie von den Substantiven wieder die
lebenden Wesen am häufigsten der Variation unterliegen, nächst-
dem die Abstracta, dann die Concreta. Das ist die Stufen-
folge der Bedeutung dieser Begriffe für jene Dichtung* Roediger
bemerkt daher mit Recht, dass in einem Heldengedicht die
Ausdrücke für Held, Krieger u. dgl. entsprechend zahlreiche
Variationen hervorrufen würden. Die Stellung der Abstracta
und' Concreta dünkt ihm unsicher; aber man darf imbedenklich
behaupten, dass die Concreta in der altgerm. Poesie, abweichend
von 4em christlichen Lehrgedicht, viel häufiger variirt werden
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ale die Abstncta. Und wirklich epielen letztere in den er-
haltenen Resten . eine beinahe unbedeatende Rolle. "Vgd dm
B^riffen, die Roediger des Beiepiels v^:en anführt, wird nur
>Tod« (Bammt dem Verbom isterben*, für deesm VariabÜitAt
Roediger den christlichen ESnfiuBS wohl überschätst) häufig
Tariirt, >Rnhm< nicht oft, und »Siegt noch seltener; dflfi Ab-
Btfactum 'Treue* aber kommt in der altbeidniscben Foeüe
kamn vor. Nun darf man aber freihch aus der Seltenheit der
Abstracta nicht auf das Fehlen aller höheren Begriffe echliessen.
Vielmehr sind die letzteren groseentbeils vertreten durch Iri-
sche Concreta, welche für weitere zu erschlieseende B^riffe
symbolisch gebraucht werden. Das Wort >Treue<, welches die
poetische Sprache meidet, fehlt ihr nicht weil der Begriff ge-
fehlt hätte: die Gefolgetreue steckt in den Worten ■Füret« tuid
•Krieger*, die Verwandtentreue in den Bezeichnungen der Sippe.
So treffen wir neben den drei am häufigsten varürten Worten,
iKönig«, >Schatz< und »Kampf« — welche charakteristiscbe
Dreizahl! — noch drei andere sehr oft variirt: »Gott*, »Weib«
und »Freund«. Sie erschüessen uns die Abstracta »ReUgiosität*,
»Liebe* und »Freundschaft«. Ebenso freilieb verrath die
Variabilität des Begriffs »Schatz« die »Habsucht«, »Ruhmsucht«
ergibt die Liebe zum »Kampf« von selbst, »Liebe zum Leben«
die euphemistlBchen Umschreibungen für den »Tod*. Es macht
also die' Seltenheit der betreffenden Abstracta keine Ausnahme
von der Regel, dass die wichtigsten B^riffe durch die am
meisten gebrauchten und am häufigsten variirten Worte ge-
geben werden; denn die Bebebtbeit der angeführton Concreta,
zwingt uns, in ihnen mehr als sie direkt sagen, in ihnen Ver-
tretung allgemeinerer Anschauungen zu suchen.
Neben solchen AbstractiB, die wie die Götter nur in den
Augenbhcken der Ent«cheidimg in eigener Gestalt auf dem
Felde erscheinen, sind allerdings noch einige da, die wie die
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Walküren mit den Sterblichen oft sich auf der Wahlstatt
tre£Een. »Muth<» »Klugheit«, »Glücke und »Unheile, »Schicksale
sind solche häufig varürte Abstracta. Dass diese BegrUfo nicht
mehr symbolisch durch Concreta, sondern direkt durch Abstracta
wiedergegeben werden, beweist wie lange schon gerade mit
diesen Ideen gearbeitet worden ist — in derselben Weise, wie
eine Metapher die Alterthümlichkeit des zu Grunde liegenden
Gleichnisses beweist.
Diejenigen Worte also, für welche die grösste Zahl von
Synonymen zur Verfügung steht, sind Vertreter nicht bloss der
in der altgerm. Poesie am stärksten vertretenen Stoffe, sondern
auch der sie am entschiedensten beherrschenden Anschauun-
gen. Ein Beispiel dieser symbolischen V^wendung für viele.
Zur Bezeichnung der Verwilderung, welche den nahenden Welt-
untergang verkündigt, braucht die Seherin die Worte:
Broedr munu berjask ok at bonum verdask,
munu systrungar sifjum spilla (Vol. 46, 1 — 4).
Was heisst das anders als dies: so schlecht wird die Welt
sein, dass man auf das heiligste der Bande, die Verwandtschaft,
sich nicht mehr wird verlassen dürfen? Und so erschliessen
die concreten Termini der Sippe die Idee des nothwendigen
Zusammenhaltens der Gesippten. Realismus nicht der Anschau-
ungen sondern des Ausdrucks liegt in der Seltenheit der Ab-
stracta, und jedes häufige Concretum müssen wir fragen, welche
Idee es mitvertritt. —
Die auserlesene Schaar von Worten nun, welche als Träger
der Hauptbegriffe durch dies Kriterium der poetischen Variabi-
lität sich kund geben, haben wir an anderer Stelle zur Heerschau
zu versammeln, und die Vertheilung der Nomina unter die
Pähnlein der Abstractionen werden wir besser am Schluss
dieses Abschnitts geben. Jetzt wenden wir uns erst zur Nach-
prüfung des gewonnenen Ergebnisses. Läset die Vertretung der
21
in der altgeim. Poeaie behaodelteD G^enstäude durch die dort
am häufigBten gebranchten Ssbatantiva sich durch ein Zeugnise
dee AltertbiuuB rechtiertigen ?
Aach hier ist liliencrön Rathgeber, und sein Bescheid ist
der: die alten Germanen selbst haben eine Zusammenstellung
der -wichtigsten Begrifie ihres Gedankenkreises veranstaltet, und
zwar durch eine Sammlung von Substootiven : diese Sammhing
ist dae benannte Alphabet.
■Betrachtet man nim* föhrt er fort, »unter diesem lichte
die uns tiberlieferte Reihe der Runennamen, so entdeckt' sich,
dase sie nach den Geeetseo jener Umschreibungen (nämlich der
poetischen Combination) behandelt, den ganzen Begriffskreis der
ältesten Zeiten, welchen imsere mystischen Zeichen ai^ehören,""
erfüllen und umfassen'. Mit anderen Worten: die in der leben-
den Poesie vorkommende Anzahl von Begriffen deckt sich mit
dem Inhalt der Mälrunen, d. h. derjenigen Runen, durch deren
Combination mittelst der kenningar die Verematerie ausgedrückt
werden konnte (ebd.)- T^ hat dies dann mit einigen glücklich
gewählten Beispielen illustnrt. Wir müssen nun prüfen, ob
wirklich die meist varürten Worte der altgerm. Poesie sich in
die Rubriken der altgerm. Looswort« auftheilen lassen.
Wimmer ist in seinem grossen Werk über die Runenschrift
zu folgendem, wohl von allen Seiten angenommenem Ergebnise
gekommen: »Die Vergleichung zwischen dem nordischen, bur-
gundischen und den altenglischen Runenalphabeten zeigt, dass
das ursprünghche gemeingennanische Alphabet 24 Zeichen en^
halten hat in der Anordnung, wie wir sie auf dem Brakteaten
von Vadstena finden, und wahrscheinlich mit dem darauf
fällenden & hinter o« (aao 88 vgl. 139). Daran also müssen
wir uns halten, während Liliencron (Zur Runenlehre S. 13) noch
das nordische Alphabet von 16 Zeichen für ursprünglich hielt,
wie Kirchhofi, welch letzterer jedoch die yr-Rtme des nordischen
22
dem gemeingermaiiiBchen Alphabet abgeeprochen hatte (ESrch-
hoff; Das gothische Ronenalphabet (2) S. 2.) Aber darin stimmt
Wimmer mit Liliencron überein, dass auch er die altn. Buch-
stabennamen für ursprünglich hält (Die Runenschrift S. 128,
140. 181. 271). Nur der Name derjenigen Rune, welche
auch ihre Bedeutung gewechselt hat, soll mit einem andern ver-
tauscht worden sein: urgerm. bedeutet sie das Schluss-R und hiess
elgr (aao 133), später bedeutete sie y und hiess yr (aao 243—44).
Das ist ein seltsamer Uebergang, wenn auch beide Worte unter
den Begriff »Jagd« fallen. Aber Vergleiche wie H H. 11 37, 5
und GuS n 2, 5 gestatten die Annahme, elgr habe wie später
yr (Baum im Gleichniss H. H. 11 37, 4) zur allgemeinen Bezeich-
nung des Mannes gedient, vielleicht — wie bjarkan — vor-
zugsweise in lobender Absicht, die bei madr zu fehlen scheint.
In seiner ursprünglichen Bedeutung „Pfeil'* konnte yr freilich
diese Function nicht haben, aber gerade das Bedürfniss, die
Mannsrune elgr zu ersetzen wird yr zum Gegenstück von bjar-
kan gemacht haben. Wir dürfen also wohl auch für diese
Rune Continuität der Namensverwendung annehmen.
Sonach hätten wir folgende urgerm. Runennamen, die ich
wie üblich in altn. Form gebe:
f f 6 u ür f) J)ur8 (|)om wohl jünger Wimmer 197. 272)
a &B8 (vgl. ebd. 194) r reid k kaun g gjof w van — erste
Sippe, Freys aett.
h hagl n naud i is j är (aus jära vgl. Wimmer 121 f)
p pertra? Schluss-R elgr (später y yr) s söl — zweite Sippe,
£[agals aett.
t Tyr b bjarkan e jör (ehwaz got. aihvs vgl. Wimmer 271)
m madr 1 logr ng ags Ing o ödal d dagr — dritte Sippe, Tys aett.
Aus der alten Verwendung erklärt es sich, dass die Namen
den betreffenden Buchstaben als Anlaut haben (vgl. Müllenhoff
Runenlehre 58), von welcher Regel nur ng und Schluss-R natür-
liebe AuBnahmen. bilden. — Jede Sippe bat acht Zeicb«),
gleichsam den Vatar mit sieben Söbnen; denn zu dem zweitext
geborte nocb dne Rune, dereu Bedeatung und Name proble-
matisch ist (\^'immer 134 f).
lieber die Priucipim der Anordnung, und .Eintbeilung haben
wir hier keine Vermuthungen aufzustellen, sondern nur zu
prüfen, was- diese durch das Alphabet gefestigte Namenreihe
über die Gegenstände dw altgerm. Poesie' lehrt. . Ueber- die
Namen selbst sagt sehr gat Weinhold (Altnord. Leben S. 412):
■Jeder Stab ward mit einem begrifisscbwereQ Worte benannt,
das6 durch die innen wohnende dichterische Begebung noch
imifassender wurde. Auf solche Art bildeten die Runenn&moi
einen Kreis bedeutender Begriffe . . .* welche, fügt er bald
hinzu, ivieldeutig durch TJebratr^^ung und sinnreiche Ausl^fung«
einen weiten Gedankenkreis umfassen. —
Zunächst ist mit jedem dieser Worte eine bestimmte
Art der Runenanwendung, eine poetische Gattin^ bezdchnet.
Alle Klassen von Runen, die in den. alten Aufzählungen Hat.
142^162 Rig. 44^-45 Sgdr. &— 2.0 vorkommoi, und alle, die
uns sonst bekannt sind, la8sen.8Jch auf diese Stichworte vertlieilen.
fe: Zaubersprüche zum Gewinnen von Besitz, etwa zum
Schatzgraben, fn der Vgl. findet sich 3, 3 geradezu das Wort
f^spjell, sermones sapientee ditantesque, cartnina thesanrisinda-
gandis, welches Wort aber MOUenhofi (D. Alt 6, 109) an dieser
Stelle verwirft.
ür: jedenfalls Sprüche um glückhche Jagd (vgl. mhd und
nhd. Waidsprüche Zs. f. d. Alt. 29, 229) oder auch Zauber, der
Andern die Jagd verdirbt (vgl. z. B. Wunderhom her. von K.
Bozberger 1, 76 Anm.). — Auch an einen Spruch von der
Art des ags Grein-Wülcker 1 323 könnte gedacht werden.
{lurs: Veräuchnngen, wie sie uns Helg. Hund. 2, 29 f.
besonders aber Skim 25 f. erhalten rand, hier mit Nennung der
24
Rune (vgl. Liliencron Ztir Rnnenlehre 33 Anm., Müllenhoff
ebd. 66. 63).
äaB: dogmatdeche Sprüche wie de die V0L verarbeitet; aus-
führlich beschrieben H&v. 157. Hierher mögen auch die gött-
lichen Machtranen fallen vgl. Müllenhoff Runenlehre 37 — 38
(Auch der Sänger rühmt sich solcher Machtrunen: H&v.* 162,
gerade wie seine (Genossen im höchsten Norden wunderbare Runen
kennen; vgl. z. B. Kanteletar übs. von H. Paul S. 31 f.)
reid: Wanders^^n für glückliche Fahrt (vgl. MSD IV 8
und Grem-Wülcker 1 328)? Oder ebenfalls mythologischer Natur
(vgl. Häv. 153 und andrerseits im ags Runenlied 22)? Sicher
aber in der Combination mit logr (Liliencron S. 23) als Segen
für das eigene Schiff (vgl. H&v. 152, auch Rig. 45, 3) und
Bann für das feindliche (Helg. Hund. 2, 30 und Grim. Einl. 10).
Den Zusammenhang von Häv. 152 und 153 beweisen H. Hi.
13 und Saem. zu H. Hund. 2, 16; dazu vgl. Sgdr. 10.
kann: Liliencron (aao 21) läset diese Rune als verderbt
ausser Betracht. Sie mag aber wohl als Schlagwort in den
vielleicht ältesten aller Zaubersprüche gedient haben, in denen
nämlich die um Heilung bei Krankheit und Körperschaden
bitten: Heürunen Häv. 145 Sgdr. 11, auch wohl Rig. 45, 4 und
vielleicht noch EUiv. 144 und 119, 7. Solcher Art sind die
meisten ahd. Zaubersprüche. — Weinhold (aao 413 Anm. 3)
fasst kaun mit W. Grimm als »Kiene. Dann wäre an EUiv. 150
Rig. 45, 2 zu erinnern. Uebrigens vermittelt die Bedeutung
„Brand*' beide Auffassungen leicht (Weinhold aao).
gjof und v4n: Sprüche beim Geben und Heischen; ein un-
zertrennliches Paar (J. Grimm KL Sehr. 2, 173) »welches früh
feste Formeln bei Geber und Nehmer voraussetzt.« Man denkt
an Tac. Germ, (in MüllenhoSs Ausgabe) 21, 16 und Häv. 52.
hagl: »Von den Wettererscheinungen als seiner natürlichen
Bedeutung abgesehen das Wort, durch welches alle Schusswaffen
25
umficluieben m werden pfl^en" (Ldliencron S. 23); also zum
iFestmacheo« der £riff^. VgL H&t. 148 (wo abei auch an
^ in seiner zweiten Bedeutung zu denken) und 149, besonders
aber 146; femer Rlg. 44, 6 — valninar H. H. n 11, 7.
nauA: Kampf, vgl. Häv, 154 (wo aber auch an Tft zu
denken); im GegeoB&ii su hagl wohl mehr Bedracgnias im Nah-
kampf, besonderB Feseelung BM. 147 MSD IV 1, auch Rig.
44, 7. Daneben aber auch für die Feaselong, Wehilosmachung
durch Trunkenheit (vgl. SAv. 12 — 14): in dieser Verwendung
Sgdr, 7 vgl. MüUenhoff Zur Runenlehre 63. — Looewerfen wie
Hym. 1 (vgl. MüllenhoS ebd. 38) fallt dag^^ eher unter pertra.
Je und är, ein Paax wie gjef und vän, hagl und n&ufl: Früh-
lings- und Winterlieder (vgl. tJhland Schriften S, 17 f. und für
die oralteQ mhd. Natureingänge, die allerdings »Eis* durch
■Schnee« ereetsen, aber ztt ganz im Sinn von är brauchen,
Zb. f. d. A. 29, 193. 204).
pertra? nach dem ags. Runenlied 14 SpotÜieder an dw
Biertafel vgl. Tac. Germ. 22, 7 Hiv. 32; und ebenso gehören
hierher wohl auch Lieder zur Versöhnung HAv. 151. Heber
Hym. 1 vgl. unter naud.
yr: für alle auf Männer bezüglichen Zaubersprüche. Ich
. erinnere femer an Häv. 149 und 1^. (Ueber elgi vgl. o.).
BÖl: alle Völker beeitzen G«dicbte zur Feier des Sonnen-
aufgangs u. dgl. Auch führe ich das allerdii^ ja jüngere" und
schon christliche Sölarljbd an.
T^: Si^esnmen werden ausführlich gelehrt Sgdr. 6 (vgl.
Müllenhofi Runenlehre 45; über die ags. epische Formel tires
täcen ebd. 36).
bja^kan später bjork: für alle auf Frauen bezügliche Zauber
Sprüche wie z. B. Hiv. 162 (doch vgl. Müllenhofi D. Alt. 5, 276)
Bgäi. 9. FAf. 12—13 und besonders Oddr. 6.
jör: wie bei reid für das Fahren, hier für das Reiten
26
Sprüche zum Segnen (MSD IV 2) und Verfluchen (EL H; 2, 30)
beeonders bei der Verfolgong; man. denke an den Ausrol
Richards m. nach der Niederlage!
madr: auf die vielfältige Verwendbarkeit dieser Rune kann
nicht eingegangen werd^i; nur des Beispiels w^n verweise ich
auf Häv. 156.
Iggr: vgl. zu reid:; femer Rig. 44>8;
Ing: zur Umschreibung von Heldmi, wie Reg. 14 bei einer
Prophezeiung, und- zu genealogischen Versen, vgL Tac. Germ.
2, 10 und die schon besprochene Formel im Hildebrands-
Uede 13.
6dal: bei Besitzergreifung und Landnahme? vgl. femer
den Zaubersegen Grein- Wülcker I 312.
dagr: Gerichtsrunen, wie in den meisten von Müllenhoff
und LUiencron besprochenen FäUen des Loosens; vgl. Sgdr. 12.
Anderer Art scheinen die dunkeln aefinrüar ok aldrrünar
Rig. 44, 3—4, Runen für »Zeit und Ewigkeit c?
Es bleiben frei nur noch die Sinnrunen Sgdr. 13 vgl. Häv.
151, auch Rig. 45, 1 (wozuFäf. 9 nach V. 31 zu vergleichen):
Aber sie fanden ihre Anwendung wohl mehr in der unge-
bundenen Rede, Gerichts- wie Festansprache- als in den feier-
lichen Gattungen gebundener Rede. — Mehrdeutig, sind die
Lustrunen H&v. 119,6 und 129^ 6 Sgdr. 5, B. —
So also finden wir zunächst die Reihe der. Runennamen
gleichwerthig mit einem Verzeichmss derjenigen. Stoffe, welche
sehon in altgerm. Zeit eigene Liederarten, hervorriefen. Um
von hier zu der versprochenen Prüfung der beliebtesten Typen
und Motive überzuleiten, wollen wir mit einigen Proben er-
weisen, dass in jenen Worten wirklich die Seele der uns er-
haltenen Stücke lebt. —
Die Stichworte können vorkommen entweder in deröelben.
Form wie im Fu{)ark — oder vertreten durch Synonyma —
27
oder in Combinationen enthalten. Für den letzteren Fall
Bcheiden \ni nicht, ob der eigentliche Runenname oder ein
anderes heiti gleicher Bedeutung steht.
In der letzten ELäufung der Runen, welche ihre Auf-
zählung in Sgdr. beschliesst, läast sich noch fast alles durch
die alten Runenworte wiedergeben: 4 skildi |>eim er stendr fyr
skinanda godi (söl), . . . ä |>vi hveli, er snysk undir hreid
Rognis (reid.) . . ä sleda fiotrum (Is), a bjamax hranmii u. s. w.
(ür vgl. Liliencron S. 22), ä lausnar 16fa (naud) ok ä Uknar
spori (kann), ä gleri ok ä guUi (U) . . . ok ä gumna heillum
(madr), i vini ok 1 virtri ok ä vilisessi (pertra?) . . , ä nomar
nagli ok k nefi uglu (äss?) (Sgdr« 15—17). — Ueberall scheint
auf das entscheidende Zauberwort hier ebenso angespielt zu
werden, wie Skim 36, 1 |)urs und in Sgdr. selbst 6, 6 Tyr
geradezu genannt werden.
Sonst ist aber das für das Alphabet gewählte Wort keines-
wegs das häufigste unter den verschiedenen Synonjrmis^ In
den Häv. bezeichnet fast nur f^ Häv. 40. 75—76 und allenfalls
söl 68 den wesentlichen Inhalt der ganzen Strophe; Sgdr. 3
ist von dem Wort dagr, 4 von äss beherrscht. Aber schon in
der merkwürdigen Priamel, wo die Schlagworte sich jagen und
stossen, mischen sich mit den Runennamen andere heiti: Häv.
80: dagr kona (= bjork) maekir (= hagl) maer (wieder = bjerk)
is ol (gehört zu naud s. o.); Hiv. 81: vidr (= yr) sjör (=l0gr)'
man (= bjork) dagr skip (zu reid) skjoldr (zu naud) maekir (zu
hagl) maer (= bjerk) ; Häv. 82 : ol (zu naud) is marr (= jör) maekir
(hagl) hestr (= jör) hundr? — Ebenso ist es bei den ags Denk-
sprüchen, besonders den Zusammenstellungen des Ezeterbuchs:
Grein Bibl. 11 341 : f orst (= is) vudu (yr) eorde (?) is und
Väterhelm. In den Worten an sceal inbindan forstes fetre . .
wird eine Wendung gebraucht, welche Häv. 147 die Anwendung
der Rune naud bezeichnen zu sollen scheint; aber was das Eis
28
löst, war ursprünglich wohl nichts anderes als — söl. Dann
wieder vinter (Is) sumor (ar) sund i^logr) . . . cedp und geofo«
güd und vig (hagl und naud), vff G>]9^^) meoduraeden (pertra)
. . . sdp (reid) scyld (naud) u. s. w. Vor allem aber ist be-
zeichnend eine Strophenreihe wie die der V0I. in MüUenhofih
Herstellung (Alterthumskunde V 5 f): 6 ^ 6 {>ur8 7 U . .
9 g]0f 10 hagl . . 12 reid (ReidUyr vgl. LUiencron 22) 13
bjarkan (= baf>mr) . . 15 söl 16 är . . 19 yr (in der alten Be-
deutung = harmflaugr) 20 naud 21 l0gr . . 23 kann (vgl. eitrdropi).
Diese Wichtigkeit der Runennamen beruht eben darauf,
dass nach den Nachweisen MüUenhofb und Lüiencrons bei der
ältesten Anwendung die gleichsam von den Göttern dargebotene
Rune das Schlagwort gibt, an welches dann der Vers sich so
anschliesst, wie im delphischen Orakel die Verse um die
Enunciationen der begeisterten Seherin geformt wurden. Jede
Rune aber ist vieldeutig und daher beruht das ganze für die
ivltgerm. Poesie so ungeheuer wichtige Princip der Variation auf
der poetischen Verwendung der Runen. Z. B. die erste mit
der sechzehnten Rune kann gelesen werden yr fjära, aber auch
askr gulls, hlynr hringa u. s. w. (Liliencron S. 21, vgl. über
die Stufe der Vieldeutigkeit innerhalb der Geschichte der Zei-
chenschrift überhaupt Brugsch Bildung und Entwicklung der
Schrift S. 13). Aber im Anschluss an die eben vorgetragenen
Vermuthungen über die Gattungen der runischen Lieder können
wir solche Fälle wirklich nachweisen. Hdv. 146 ist naud
durch hapt ersetzt, 147 durch fjoturr; 148 yr oder hagl durch
Üeinn; 152 logr durch saer; 154 naud durch orrosta und hildr;
155 bjarkan oder yr durch tr§; 156 madr durch J)egn; 157
as8 durch tivar; 158 dasselbe durch die Zwillingsformel aesir
ok dlfar, die das alte Wort also wahrt; 159 bjarkan durch
man. Ebenso ist Sgdr. 6 Tyr wiedergegeben durch sigr; 7
bjarkan durch kvaen; 10 reid durch seglmarr und logr durch sund.
39
In ähnlicher Weise heiest auch die von le gelahrte Abthei-
lung „Freys aett". —
Ein letster Beweis endlich für die Bedeutung der Runen-
namen ist aus deo Eigennamen zu holen. Dase Namen mit
runa fast jeder Art der RuDenanwendung entsprechend vor-
kommen, hat Müllenhoff in der Runenlehre gese^; solche
Namen sind AUrun, Dagrun, Fridurän, Geidrun, Goltnm, Gudrun,
Himilrün, Ortnm, Olrun, Purcrun, Sigirün, Solrun, Vardrun,
lA'oUrüin und Rimfrid. Für dae Vorkommen der Schlagworte
selbst in Eigennamen verweiBe ich nur auf altn. Bel^ in
Weinholds Altnord. Leben: Abb (aao 270), Ar durch Tbiemamen
vertreten (272), yr, auffallenderweise bei Frauennamen (ebd.), le
(ebd.) eöl (273), tt ersetzt durch audr (273) dagr und gjfif (ebd.):
ebenso steht auch ketill (aao 272), was vielleicht für Kirchhoffs
Deutung des gothischen Runennamene hvair durch alta. hverr
(Runenalpbabet S. 47) spricht. —
Auf die Veränderung, Vermehrung und Vermlnderong dieser
hochwichtigen alt«n Kategonen in den einzelnen Dialekten
können wir übrigens nicht eingehen. Der interessanteste Fall
ist die Ersetzung von sÖl durch ags sigil, segel (KirchhofT
S. 36), bezeichnend für die Nation der Seefehrer. Auch |>om
für {>UT8 (vgl. Liliencron S. 13. 22.) ist zu beachten, vielleicht
chrisÜichem Einfluee zu verdanken; ebenso der Wegfall der
Abstracta gjgf und vän. —
Wir haben nun wohl zur Genüge dai^than, dass die
Runennamen eine uralte Auslese der wichtigsten Gegenstände
der altn. Poesie ausmachen, die als Inhalt von ganzen Lieder-
gattungen wie von einzelnen Strophen in eigentlicher, varürter
und umschriebener Gestalt diese Dichtung erfüllen. Dase nun
aber diese Auslese mit derjenigen, die ims das Enterium der
häufigsten Variation ei^b, übereinstimmt, ist noch darzuthun.
Ich stelle deshalb die Rubriken der meist rariirten Begrifie
30
hier nnter Führang der altgermanlBchen Runeimameii zusammen
und nehme jetzt auch Adjectiva und Verba hinzu. '
tt: Gold und Schatz, Fürst und Mann (vgl Skaldskaparmal
47. 53). — Burg und Haus, Bett, Bank, Polster, Thür. —
Verba: besitzen, erfreuen, glänzen, schmücken. — Adjectiva:
begierig, fröhlich, glänzend, mächtig.
ür: Wolf.
{>urs: Riese und Mensch (Liliencron 22). — Frevel und
Untreue. — Bier (kalla sumbl Suttungs synir Alv. 36, 6). —
Verba: betrügen. — Adjectiva: böse, elend, feig, thöricht, traurig.
ass: Gott und Schicksal, Loos, Sohn, Hilfe. — Geist (vgl.
Vol. 20—21). — Erde (vgl. Skaldskap. 24). — Verba: bestimmen,
erfahren, erlangen, gedeihen, helfen, sterben, wünschen. —
Adjectiva: ausgezeichnet, freundlich, glücklich, klug, vorsichtig.
reid: Weg. — Verba: sich bewegen, schwingen,
kann. — gjof und vän: vgl. unter fe.
hagl: Wind. — Speer.
naud: Gefahr, Schmerz, Unheil und Fessel. — Busse. —
Verba: büssen, ergreifen, klagen, strafen. Adjectiva: tot. —
is: — Adjectiva: dunkel.
är:'Zeit und Urzeit. Mahl und Speise.
pertra. — yr: Baum. — Berg und Hügel.
s61: Sonne, Himmel, Nacht, Feuer (söl tüsanna Skaldsk. 28).
T^: Kampf und Ehre. Held, Feind, Mörder. Kraft,
Spott. — Schwert, Wunde, Blut. — Pferd. — Verba: reizen,
schlagen, streiten, töten, verwunden. — Adjectiva: berühmt,
blutig, kühn, schnell.
bjork: Weib und Liebe. — Verba: umarmen, vermählen —
Adjectiva: freundlich, fröhlich, schön.
jör. — madr: Mann, Mensch, Sohn, Verwandter, Freund,
Grefährte, Kämpfer. — Menge und Schaar. — Gespräch. —
31
Hen und Brust. — Verba: sprechen, eich unterhalten, auch
hören and sehen. — Adjectiva: tüchtig.
\Qgr: Meer, Stiom und Welle. — Schiff und Boot. lug.
— ödal. — dagr vgl. unter ii. —
Damit ist die Zahl der für die poetische Sprache wichtig-
sten Begriße erschöpft. Es versteht sich, dasB manche auch
anders (und vielleicht besser) unterzubringen wären. Aber
man sieht, dase zu einem Inventar der meistvariirten Worte
das benannte Runenalpbabet völlig genügt, ja dsse es sogar
Platz lässt für manche Gegenstände der altgerm. Poesie, die in
unseren Denkmälern nur vereinzelt beg^nen, oder überhaupt
nur m erschliessen sind. Und dabei ist es kein Zufall, dass
solche Lücken fast ausnahmslos bei den Runennamen begegnen,
die in einzelnen Alphabeten, besonders dem altnordischen, früh
verloren gegangen sind. —
§ 2. Typen.
Aus dem Sprachschatz der altgerm. Poesie haben also die
beiden von uns verwandten Kriterien, das indirekte Merkmal
der häufigsten Variation und das direkte der Aufnahme unter
die Runennamen, dieselbe Auswahl bezeichnender Worte ge-
liefert. Gehen wir von den B^rifien nunmehr zu ihrer Beali-
sinmg in l^pen and Motiven über, so wollen wir dabei nicht
durch abermalige Wiederholung derselben Schlagworte ermüd^ii
und von diesen hier abzusehen, ist umsomehr angez^gt, als
wir hier (wie schon erwähnt) von dem Zufall der Erhaltung so
sehr abhängig sind. Es ist so natürlich, dass uns mehr Helden-
lieder überliefert sind als etwa Arbeitelieder; gefehlt hat aber
die letzlere Gattung schwerlich. Ist auch die Ansicht Böckels
(Dentache Volkslieder aus Oberheesen S. LX), dass solche lieder
überall zum uraprün^chsten Bestand der Volkspoesie gehören,
/
32
unbeweisbar, so ist doch dicht an den Grenzen unseres Ge-
bietes in dem »Mühlenlied« Fenjas und Menjas ein solches
Stück nachzuweisen. — Wir müssen also hier eine Classifi-
cation von innen heraus zu gewinnen suchen.
Die Gestalten der altgerm. Dichtung scheide ich in drei
Klassen: symbolische — typische — individuelle. Natürlich
bandelt es sich um Unterschiede nur des Grades: portraitartig,
individuell im eigentlichen Sinne ist keine einzige Figur; von
beiden Seiten reichen sie nah an das Typische heran. Aber
es ist doch ein merklicher Unterschied zwischen den kunst-
reichen Schmieden Dainn und Nabbi (Hyndl. 7) einerseits imd
dem kunstreichen Schmied Wieland (ykv) andererseits! —
Von der christlichen Dichtung sehe ich hier ganz ab, dagegen
gestattet der Umstand, dass wir hier nur auf dem Inhalt Rück-
sicht zu nehmen haben, diesmal die deutsch-lateinische Dich-
tung von nationaler Färbung heranzuziehen.
Ueber die Charaktere der altdeutschen Dichtung Imndelt
Uhland Schriften I 211 f., über die der volksthümlichen Märchen-
poesie W. Grimm EQ. Sehr. I 365 f. Im Einzelnen vgl. für
Beovulf Rönning Beovulfskvadet 116 f. A.Ho{hnann Der bildliche
Ausdruck im Beovulf und in der Edda 19 f. Sarrazin Beovulf-
studien 73 f. —
1. Symbolische Gestalten: einerseits die Götter, welche
aber in den uns bewahrten alten Gedichten schon stark den
typischen Figuren angenähert sind; andererseits Repräsentanten
von Ständen, welche aus Typen erwachsen sind. Natürlich
hat die Charakteristik, die wir hier zu geben haben, nicht der
ursprünglichen Bedeutung der (Jestalten zu gelten, sondern ihrer
Erscheinungsform in den vorliegenden Stücken.
Götter: 0{)inn (Vgl. Run. Grim. Veg. Vaf. Häv). Den Kern
seines Wesens bildet die Weisheit, die er sucht, formt und leistet.
S3
Thörr Qtiym'. Hym.) : die Stärke, die aber frraader Leitung
bedari.
Beide 'wirksam contrastirt im H^b.
Loki Qirym. Reg. Fid, — Lok.): Gewacdtheit und List; im
freien Spiel seiner Geisteekräfte ordnet er sich weder höheren
Zwecken wie 0|>inn noch höherer Intelligeiu wie Thärr miter
und deshalb wird ihm seine B^^bui^ zum Unheil.
Die anderen Götter sind entweder wie Freyr (Skim) und
Heimdali (Rig.) gar nicht charakterisirt, oder wie NjQrd nnd
Skadi, dae Prototyp einer miss^ückten Mischehe, ganz >moder-
nisirt«. Frigg andererseits ist völlig aufgegangen in die typische
Zeichnung der gescheuten Hausfrau in ihren guten und bösen
Momenten (Vaf. Lok. — Einl. zu Orim. Langobardensage).
Rein symbolische Grestalten sind dagegen noch vollauf die
Riesen (Hym. ])rym, auch Vol), Zweige (Alv. Fid. and R^.
auch V(jl und Hyndl.), die Hexen (Helgilieder) und Ungeheuer
(BeÖT.) Einzig Begin ist etwas der t3^iBchen Gestalt des bösen
Ratgebers, des unndtren Sänchai (H.S. 169) angenähert. —
Dieee Figuren sind gleichsam Zerrbilder der Götter: die Riesen
durch ungeschlachte Stärke Thors, die Zwerge durch feige
Schlauheit Lokis, die Zauberinnen durch verderbliche Spruch-
kunst Ofiinns, die Ungeheuer durch menschenfeindliche Eraftr
beüiätägung der Götter überhaupt. —
Standeevertreter sind vor allem die Paare, die den drei
Ständen zu Ahnen gegeben werden (Rig.). Sonst sind alle Be-
rufsklassen durch typische Gestalten vertreten — nur der der
Dichter selbst durch «ymbolische, fast völlig abstracte Figuren.
Wie die altgriechische Dichtung bat die altgermanische be-
sondere Vertreter für die Hauptgattungen der Poesie: die ge-
heimnissvolle rehgiöee Offenbarungspoesie ist abgebildet in der
grossartigen Crestatt der Seherin (voll ausgebildet in der Vol,
schwächer in der Vol h. sk. und Veg.) Die wichtige gno-
U*jn, AUfMOuaiMb* PomU, S
34
•
n}juaQh(d Poesie hat in Loddf&&iu% aber auch in dem Ofnnn der
BUiv. selbst (D. Alt V 293) ihren Patron; die heroiech-epiache
in Vidfiid, die lyrisch-epiache in Deör; und endlich fehlt aach
nicht der Bätseleängec in Gestalt des frtthmhd. Traugemnnt.
Man xnag auch noch der späten altn. Repetitionsdichtang einen
Stellvertreter in dem traurigen Gripir lassen; dann hat auf
diesem Pamass jeder Dialekt einen Abgeordneten für die ihm
vonugsweise eigentümlichen Gattungen: mythologische Poesie
der Sl^mdinavier, heroische und lyrische Gedichte der Angel-
sachsen, Unterhaltungspoesie der ahd. Zeit
All diese symbolischen Gestalten haben nun das gemein,
daas sie, was für sie charakteristisch ist, nicht eigentlich sind,
sondern haben. Ausnahmslos vertreten sie eine Kunst, cL h.
ein Können: praktmche Ausübung erlernten Wissens. Of>inn hat
seine Weisheit erst erringen müssen, Thörr muss seine Asenkraft
erst anlegen und kann seinen Hammer ganz verlieren; der viel-
gewandte Loki wird gebunden, die Riesen zu Boden geschlagen,
die Zweige überlistet, (es ist ihr Schicksal, so unentrinnbar, dass
es. der Sonne zu einer eigenen kenning „Ueberlisterin der
Zwerge" yerholfen hat) und die Hexen werden verzaubert
Das alles kann geschehen, weil diese symbolischen Gestalten
nichts anderes sind, als die Besitzer einer abstracten Kraft:
Of>inn ist der Herr der Geiatrunen (Sgdr. 13, vgl. Rünatal),
Tyr Herr der Siegrunen (Sgdr. 6), und so hat jedes Reich von
vernunftbegabten. Wesen, Götter, Elfen, Menschen u. s. w. seine
eigenen Runen (EUv. 141 Sgdr. 18). Wir erkennen hier von
neuem die fundamentale Bedeutung der Rimenbegriffe, und
^hen an den symbolischen Dichtergestalten, dass auch die
Aufreihung der Liederarten nach Buchstabennamen ihre gute
"Begründung hat. Ihre wahren Wurzeln aber haben all diese
Anwendungen der Runen in jener uralten tiefsinnigen Anschau-
ung, dass alles Vergängliche nur ein Gleichniss sei oder viel-
85
mehf Dor ein Böepiel, eis EüuelfaU: die dauernde Norm —
das ist die Rune und «er eie beeitst, der hai, jeden TOtw^jIhI]-
in der Hand. So weit müssen vir hier diese Betrachtung
führen, um die eigentliche Orundanschauung uns tu dchem,
welche allem Denken und Dichten jener Zeit als Boden su
dienen scheiat. Wdtei aber zu untersuchen, wie weit diese
Ronenlehre urverwandt sei mit der unsterblichen Ideenlehre,
welche durch Platone Geist verjüngt mit derjenigen dee Aristo-
teles den ewig erneuten Kampf zwischen Volksphüosophie und
Schulphiloeophie durchgekämpit bat, das ist nicht unseres
Amtes. Nur darauf darf ich noch hinweisen, wie wunderbar
das Mittelalter diese iüteete Auffassung in christücbem Geiste
ement hat: wie vom Grossen zum Kleinen sllee Irdische nur
Abbild himmlischen Urbilds sdn soll, bat jetzt v. Eicken,
(Geschichte und System der mittelalterlichen Weltanschauung,
bee. S. 649) gründlich imd anscbauhch an den Tag gelegt.
Wir dürfen nach all dem sagen: auch die symbolischen
Gestalten der altgerm. Dichtung sind im Grunde typische
Figoren — über den Durchschnitt erhöbt nur durch das Attri-
but ihrer Runen. Auch wo sie unterliegen, bleiben die grie-
chischen Götter kenntlich als höchste Durchbildungen bestimmter
Ideale: Zeus ist Zeus, auch wo Hera und Athene ihn betrügen.
Aber Ot>inn, wenn er seine Weisheit vergisst, wird ein Mann
wie andere, der sich auch betrinken kann (H&v. 13 — 14) —
und nur seine Weisheit macht ihn kenntlich, seine Ktmst und
Bereitschait, wo er verkleidet auftritt (Grim. Reg.) — es leuchtet
kein Glanz, und Niemand spürt die Kähe eines Gottes.
2. Zum Typischen also drängt alle Darstellung der altgerm.
Poesie hin, — zu der Auffassung, welche Scherer (Poetik S. 230)
als „typischen Realismus" zwischen „Idealismus" (mit symbo-
lischen Gestalten) und i Naturalismus« (mit portraitartigen)
36
stellt. Dies ist der Stil, der in den meisten und besten altgerm.
Gedichten herrscht.
Als vornehmster Typus, als Quintessenz gleichsam aller
altgerm. Typen, tritt der Mann als Held auf, entweder König
oder Einzelkämpfer; ihm ordnet sich die Frau unter in ihrer
höchsten Erscheinung, als Geliebte des Helden. Von dieser
Spitze geht eine doppelte Gliederung abwärts: nach der Bedeu-
tung im Gredicht, welche fast stets mit dem socialen Rang der
Auftretenden zusanmienfiUlt; und nach der moralischen Haltung.
Uhland hat für das Volksepoe die Scheidung in „Treue** und
„Ungetreue" durchgeführt; wir wählen die Schlagworte „Edle'*
und „Unedle".
Hauptfiguren. Nie hat ein Mann von niederer Stellung
die EbuptroUe; dagegen kann ein König eine Nebenrolle erhalten
(in der V0lundarkvida und im Waltharius).
Edle Gestalten sind: der milde König; so die Könige
des ags. Epos, der König im Ruodlieb (Ausg. von Seiler 190 f.);
der Kämpfer und zwar: der „Recke von Beruf" wie Sigmimd
und SinfjotU, Hildebrand und Hadubrand; der angegriffene
Held in der Vertheidigung: Walthari — Waldere; der ritter-
liche Held, der auszieht, um das Böse zu bekämpfen: Beo-
vulf selbst.
Die Functionen des Herrschers und des Helden vereinigen
erobernde Könige; wie Finn und Alboin, zuletzt auch Beovulf;
über diese Gestalten noch erbeben sich durch einen reicheren
Abglanz göttlichen Lichtes, als den G<)ttem selbst die altn.
Dichtung gewährt, die Idealgestalten der beiden Helgi und
Sigurds (vgl. Sinf. 31) — nicht blos gütig und gerecht wie die
Könige, nicht blos stark und tapfer wie die Helden, sondern
zugleich noch treu liebend und treu geliebt.
Der Typus des Königs entspricht der Göttergestalt 0{)inns,
der des Helden der Thors — aber die komischen Situationen,
87
in denen wir öfter den Göttern hegegaea (HAt. EUrb. R^,
u, B. w.) finden bei diesen pathetiech gehaltenen Persönlich-
keiten kein Gt^enstück. — Die edlen Frauen stehen nur in
zweiter Reihe.
Unedle Gestalten sind: der tyrannische König: Jönakr,
GeirrQdr (Nidudr ist nur Werkzeug der Königin vgl. Niedner
Ze. f. d. Alt. 33, 44, Günther im Walth. untergeordnet). Besondeis
charaJcterietiBch wird Heremöd (Beöv. 902 f.) mit negatjven
Zügen ausgestattet.
Die böse Königin : KiSudrs Gremahlin, auch TiySo im
Beövulf.
Mit Abneigung sind auch die beiden grossen Verderben-
ßtifterinuen Brynhüdr und GuÄnin geschildert, obwohl ihre
Motive höhere sind, als die Habsucht imd der Uebermutb.
Nebenfiguren änd mit der Hauptfigur meist gleichartig,
nur im Beöv. zum Theil im Contrast.
Edle Gestalten: Helden zweiten Ranges wie die Gefolgs-
führer Wiglif (Beöv.), Hengest (Finnsb.), Hagano (Walth.) Die
prächtigste Entwickelung hat auch dieser Typus in den Hel^>
liedem gefunden, nämlich in dem Atli der H. Hi.
Unbedeutender sind die Höflinge und Beamten im Beöv.
und Ruodl.; dag^en wird im Waltharius für jeden der Neben-
kämpfer eine vollständige Charakterzeicbnung versucht.
Nebenfiguren sind femer besonders in der ältesten Dichtung
die Frauen: dem König steht eine Königin wie Hygd (Beöv.),
und, noch stärker nach der Seite der Klugheit entwickelt,
Ospirin (Walth.), dem Held^i eine heldenhafte Gattin wie
Sv&va (H. H.) oder Sigrün (H. H.) zur Seite; Hüdegund ist nicht
nor in der lat. (vgl. Grimm, Lat. Ged. des Ma. S. 77), sondern
auch in der age. Dichtung selbständiger entwickelt: was Tacitus
Germ. 7,15 f. von den Frauen der Germanen erzählt, vertritt
vor allem die Heldin der age. Bruchstücke. Und der hohen
38
Gestalt SigurSb steht ebenbärtig Sigrdxifat zur Seite. Aber eine
eolche Frau mues auch schon halbgöttlich sein; man fühlt, wie
doch nur eine schmale Scheidewand das Anreisen ESldegonds
von dem der rächenden Königinnen in den Sigurdsliedem trennt
Unedle Nebenfiguren sind der Intriguant: Blindr in
H. H. n, die betrügerischen Boten in Atkv. und Atlm., Bicki
in Gudhv. Schlimmere Schmach verdient Feigheit und un-
treue: solche Schmach ernten die feigen Gefolgsleute (im Be6T.)t
die ungetreue Magd (Gud. JH). Andere erscheinen in komischem
Licht: Intriguanten wie der Lügner des Heriger-Schwanks, die
Heldinnen von Of>inns beiden Liebesabenteuern (Hdv.), der elende
Knecht der Spielmannslieder (Atlm. Atkv.). Auch Byggvir in
der Lok. ist nur komische Figur (vgl. Holtzmann Edda 212, 46,
wobei an die Koche auch in WoUrams Willehalm zu erinnern
wäre,, vgl. Kant Scherz und Humor in Wolframs von Eschen-
bach Dichtungen S. 23. 27).
Gewisse Figuren sind zwar Haupthelden von Gedichten,
doch aber nur wie Nebenfiguren gezeichnet: Lantfrit und
Cobbo, die gewissermaseen nur Einen Held ausmachen; die
Gestalten der ags. EHegien wie der Wanderer, der Seefahrer,
der erfolgreiche Mann, die klagende Frau, imd mit scherzhafter
Wirkung Alfrad. Auch der König kann Nebenfigur werden,
wie wir das von Vkv. und Walth. bereits bemerkten. —
Ueberblicken wir diese Typen, welche die EbuptfüUe der
Personen auf der Bühne altgermanischer Poesie ausmachen, so
entdecken wir leicht die in ihnen lebendigen Ideen. Für den
König gilt, was im Faust (H 160 f.) so schön verkündet wird:
Was alle Menschen lieben.
Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren,
Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewähren.
Die Eigenschaft der Gerechtigkeit macht den Unterschied
aus zwischen dem lobenswerthen und dem tadelnswerthen
Herrseber; denn die Freigebigkeit ist dann «^od önj^eechläBMld:
die Graben fordern Gefolgsleute und GrÜste als ihr Recbt (vgl
besODdere EinL zu Gilm.). — tind ebenso igt ee Auch padA
Ungerechtigkeit, was dem Oj^mn Loki vorwirft (Lok. 2S).
Der Held kann nicht anders-gedacht werden ala im Kkmf»f
(rgl. Hild. 61). Nicht daee sie betrügen setzt die lotriguanten
in Bchlechtee Licht, das dürfen auch Helden (H&t. 45) und
sogar Götter (HAv. 109) — aber daes wir sie nur in Boleher
Verwendung aeben, setzt sie herab. Feigheit natürlich ist itn<
entschuldbar; die Verurthölung der Mannen Beövnlfe hat schon
Sinarock mit den Worten deB Tadtuß über GefolgBtreue ia-
sammengestellt. — Und ebenso ist es wieder grade Feighnt,
was dem Thärr Loki vorwirft (Lok. bes. 60).
Die Frau erscheint edel und TerehrenBwert;h nur an der
Seite eines rühmenswerthen Gatten. IVeulosigkeit rät desehidb
für die Gröttinnen der stehende Vorwurf Lokis. — Aber auch
wo sie selbständig auftreten, wo de den Männern gebieten,
verlieren de ihren Zauber. Und so beetinunt die Stellung det
Kebenäguien überhaupt sich nach ihrem Verhältniss zu den
Hauptfiguren.
Eine Eigenschaft also ist ee immer, auf die diese Typen
gestellt Bind oder vielmehr Ein Vermögen, Ein Tbun: der
König ist der G«>benBpender, der Mann der WondenauHtheüer u.e.w.
Und zwar ist es allemal ön Thun, das mch auf Andere er-
«treckt; die typische Darstellung der altg. Figuren wird her-
genommen aus ihrem normalen Verhältniss zu ihrer Umgebung.
Den Mann charakterinrt seine Stellung in der Gesellschaft, die
Frau die des Mannes; der typische Realismus hebt deshalb
(vgl. Scherer aao) hier am Einzelnen die Züge hervor, welche
er mit Gliedern derselben socialen Rangklasee gemein hat; uAd
innerhalb dieser Ran^laasen — Fürstenstand, Adel, Diebä";
der freie Mann spielt keine Rolle — wird ein festes Ideal ent-
40
weder erffiUt od^ yermiflst Alle Zfige, die sich Dicht auf
Beru&eigenflchaften benehen« werden ignorirt; so wird z. B.
im starken Gegensatz zu der homerischen Dichtung die mäxm*
liehe Schönheit verschwiegen oder doch nur in der hervor-
ragenden Erscheinung gesucht. —
3) Individuelle Haltung wird erst ftilmaViKg gewonnen.
Wirkliche historische Individuen werden zuerst einfach unter
ihren Typus gesteckt: König Ludwig im Ludwigslied, Otto in
dem Leich de Heinrico sind einfach Musterkönige, während in
Alboin, Dietrich, Byrthnöd mehr der Held betont ist als der
Fürst. Andererseits sind Atli und Jgrmunrekr lediglich mit
der Tyrannenrolle bekleidet. Erst die spätesten Stücke der
altgerm. Dichtung zeigen individuelle Vertiefung, — wie wenig
aber noch die Gredichte der ags. Chronik! — ; ausser ihnen
aber merkwürdigerweise das älteste, die V0lundarkvidä. Hier
entsteht die Originalität durch Mischung. Wieland ist halb
albischer Natur, daher kunstfertig, listig, boshaft, daher auch
physisch leicht zu überwältigen; halb ist er Held, daher treuer
Liebhaber, unwiderstehlicher Verführer, siegreicher Feind. Und
BaduhUd, mit wenigen Strichen so sicher gezeichnet, ist zuerst
die beglückte Greliebte des Helden, dann eine verlassene und
noch mit Schande bedeckte Gunnlod.
So werden überhaupt zimächst neue Typen nur durch
Combination alter gewonnen, wie neue Ausdrücke zuerst nur
durch Verbindung zweier Runen. Durch Annäherung an den
Typus der männlichen Helden gewinnen schon Hildegund,
vollends Brynhild uud Gudrun ihr eigenartiges Gepräge. Eine
Mischung von Held und Spielmann ist Hünferd, der (gegen
Heinzel Q F 10, 38) an Hrödgärs Hofe zugleich für Spass zu
sorgen hat (vgl. D. Alt. V 288; über Hünferds Charakter
Heinzel aao. 32); und der Gebieter mischt sich mit dem
41
Sohwankmacber in Hcxigir. Oddrün «ndlich vereinigt gleich-
sam Bryohild und HerkjA.
Doch sucht die deutsche Dichtung nicht blos durch
Combinatäon, eondem auch durch Aufnahme bleiner Züge aus
dem Leben die Gestalten zu individualisiren : bo wie schon er-
wähnt der Waltharius, so besonders der Ruodlieb (vgl. Seiler
190 f.). Doch mindestens das erstere Gedicht steht gewiss auch
hierin unter gelehrtem Einfluss. —
Man verkennt nicht, daas eine gerade IJnie der Entwicklung
durch diese drei Classen geht: symbolisch-mytholc^Bche und
individuell-histohsche Persönlichkeiten gaben die Fülle typischer
G^talten ab; ans der Combination heraus erwächst schliess-
lich die Kunst, auch Individuen zu zeichnen. Doch will ich
die nähere Betrachtung dieser Entwickelung, die Veigleichung
der Epochen und der Stämme, der iGeschicbte der altgermani-
sehen Dichtung« nicht vorw^ nehmen, die ich einst zu ver-
öffentlichen hoffe; und so gehe ich nun zu der Besprechung
der Motive über. —
g 3. Motive.
Die Attribute der symbolischen Gestalten zeigen uns, wdche
Mittel als die si^^icheten und erstrebenswerthesten galten im
Kampf ums Dasein, und wenn diese drei, Weisheit, Starke und
Behendigkeit, die Attribute 0|»inns, Thörrs und LoMs, dieselben
sind, mit dmen noch Schiller im zweiten Auftritt der Piccolo-
mini das >ganze Kri^eshandwerk« eymbolisirt, 'so sehen wir
wohl, dass als normaJe Erscheinungsform des Lebens, wie man
es oft betont hat, den Germanen der Kampf erscheint. Die
Typen wieder zeigen uns, was diese Anschauung aus den
Maischen macht. Zweierlei ist mögUch: baterAntheil an den
Machtranen, so steht er selbständig da als ein Führer im Kampf,
42
ein Abbild Of>inn0, wie die edlen Könige, ein Abbild Thöm üfib
die Helden, ein Abbild LoIüb wie die schlauen Intrigoanteif ;
hat er aber daran keinen Antheil, so bleibt ihm weiter niohta
übrig, ak sich anter den Schutz eines Machtbegabten zu steUen.
Wohl ist es vorzugsweise die altn. Dichtung, welche uns dies
Bild zeigt; aber sie eben ist die treueste Fortbildung der alt-
germ. Anschauungen; die ags. ist angekränkelt und m^ reif
zum Sterben. — Welche Formen aber endlich unter dem Bann
dieser Weltanschauung dae Leben annahm, dae Leben nftmlich
so weit es den alten Grermanen »der Rede werth« schien* so
weit die Dichtung es abspiegeln durfte — dae eben zrigt eine
Uebersicht der wichtigeren Motive. Denn mehr können wir
hier nicht geben; eine vollständige und eingehende Aufnahme
des Oesammtinhalts der altgerm. Poesie nach dem unübertreff-
lichen Muster von Heinzeis Beschreibung der isländischen Saga,,
eine Würdigung sodann dieser Stoffwahl unter dem Gresichts-
punkt der historischen Ethik (vgl. Scherer Poetik S. 212 f.) ist
eine wichtige imd lockende Aufgabe, die eine selbständige
Behandlung erfordert. Hierbei müssten auch die Berichte
zweiter Hand, wie Saxo, zugezogen werden. —
Wir ordnen die Stoffe der altgerm. Gedichte hier so, dass
wir die vorausstellen, welche den weitesten Gresichtskreis um-
fassen, imd allmählich bis zu denen herabsteigen, deren Mittel-
punkt der einzelne Mensch bildet.
Die Welt in ihrem ganzen Umfang bildet den Inhalt alter
und wichtiger Gedichte. Ihre gesammten Geschicke in Vergangen-
heit imd Zukunft schildert das grossartigste Lied unserer heidnischea
Vorzeit, die Voluspä; daneben andere Gedichte, deren Reste in der
kleinen Voluspä und im Wessobrunner Gebet vorliegen. Doch war
die Quelle von MSD I, 1 — 4 vielleicht auch nur ein Bericht von der
Schöpfung. Denn neben Gredichten, die die ganze »Weltgeschichte«
bringen, stehen solche, die nur ein Hauptereigniss erzählen,
beeondvTi Anfang oder Ende; so die V^tunskvifia. Beides
.Arten welthistoriBcber Poesie, enger aber der letzteren, konnten
«ich später christliche Dichtungen auschliessen, wie eineiseits
Heiland, Kriet, ags. Bibelgedicht«, andererseit« HiupUIi und
Domes däg (vgl. Hammerich Aelteete chrietliche Epik S. 267).
— Andere Gedichte Bchildem nicht die Entwickelung der Welt,
«ondem beschreiben ihren g^enwärtigen Zustand; solche
Eosmographien sind Crrimnism^ und — gegen Ende in
die historiBche Art übergehend — Vaijirüdnism&l. Urnen
^eder passen eich solche christlichen Stücke an wie Himmel
und Hölle MSD. XXX , in ähnlicher Weise zwei Behau-
sungen übermenschlicher Mächte schildernd, wie die GrinmismM
deren elf aufführen. Ein Bmcbstück solcher sonderbar steifer
Ranglisten aller Wesen, wie sie Hav. 157 angeprieeen werden, ist
auch in Fäf . 12 — 15 interpolirt, und diese Eintheilung der Nomen
steht gleichsam als ein Stück allgemeinster Ethnologie neben
der allgemeinsten Geographie der Grimnismäl. Fehlt ja nicht
einmal die Sprachvergleichung! denn wenn die Alvissmäl auch
die Sprachen der Welt\'Ölker nur als Mittel, Sjuonvma aufzu-
tählen, benutzen wollen, wird dochgelegentlich auf verschiedenen
Sprachgebrauch wirklich Rücksicht genommen sein (vgl. Orimm
Mythologie I* 275 f.). — Innerhalb der Weltbeschreibung ent-
sprechen den Liedern, die nur die allerbedeutendsten Momente
ans dem Weltlauf erzählen, solche Gedichte, die aus dem
Bereich der Natur nur das Merkwürdigste beschreiben ; sie sind
ans aber nur durch christUche Stücke der ags. Poesie, wie die
>Wunder der Schöpfung* und die Räthsel (vgl. u. über deren
Eingangsfoimeln) vertreten. Meregarto ist etwas anders geartet,
und die Symbolisirungen von Naturwundem, die man als
»Physiologus« zu bezeichnen pflegt, sind von Grund aus speci-
fisch christlich-gelebrter Art.
Die Welt, sehen wir, wird vollständig beschrieben nach
ihrem Verlauf und ihrem Bestand ; die Gebiete und die Sprachen
44
ihrer verschiedenen Völker werden verglichen. Groesartiger noch
sind die Versuche, auch ihr innerstes Leben und Wesen ca
ergründen und darzustellen. Jener Plan einer empirischen
nationalen Ethik, der für den letsten grossen Schüler Jacob
Grinuns in allen seinen Hauptwerken von der Geschichte der
deutschen Sprache bis zu der Poetik der leitende Gedanke war,
er hat in der Lehrdichtung der Alten eine zwar nicht voUstin-
dige, immerhin aber erstaunlich vielseitige und lebensvolle Ver-
wirklichung gefunden. Diese Gedichte sind — wie alle alte
Gnomik — viel weniger befehlend, als beschreibend. Etwas
spät spricht die altn., etwas früher schon die ags. Poesie ein
»Soll« aus; die ursprüngliche Didaktik aber giebt nur Ver-
haltungsmassregeln: Willst du ein ewiges Gut haben — so
erwirb dir Nachruhm, denn wie die EIrfahrung lehrt, sind alle
andern Besitzthümer vergänglich; oder: Hast du mit Jemanden
zu thun, dem du nicht traust, so schütze dich auf die und die
Weise (besonders bezeichnend ist HAv. 58). Solchergestalt er-
gänzen die alten Lehrgedichte jene Weltbilder, indem sie über
die Kräfte, die in der Welt wirken, und deren Ergebnisse An-
gaben rein praktischer Art machen. Vor allem schildern die
Havamäl in der uns vorliegenden, freilich auf Erweiterungen
und Compilation beruhenden Form, wie es in der Welt zugeht,
in der ganzen Welt; denn auch dies Lied belehrt nicht bloss
über die Art mit Hexen umzugehn (Hdv. 152 und 153), sondern
bringt mit 0{)inn8beispielen und Runenlied Beiträge zur Psycho-
logie auch der Grötter. So vollständig wie dieses rüstet freilich kein
zweites Lehrgedicht für den Kampf Aller gegen Alle aus; ein-
zelne Andeutungen aber, die über die Lehre vom Menschengeist
hinausgehen und auf eine allgemeine moralische Kosmographie
deuten, einzelne Andeutungen solcher Art haben alle alten
Sammlungen von Lehrsprüchen: die bunte Zusanmienstellung
in den Sgdrm. erzählt auch, wie 0|)inn sich zur Macht über
45
alle Welt verhali und warnt vor Meineid, weil ee (trotz Hat. 109)
in dem Wesen der Gatter li^ft, ihn zu sb«feii. Und wenn wir von
neuem hier neben einem voU^tänd^en Repertorium audi mancher
Auswahl begegnen, so nimmt doch aul die Götter selbst eine so
kleine Specialsammlung Böcksicht, wie die Belehrung über Vor-
zeichen in den Re^nsmAl; sie b^^nnt gleich : alls t>ü hvArtv^gja
veizt goda heill ok guma (Reg. 19). — ^Vieder haben diese Beschrei-
bungen dee inneren Lebens der Welt und der Menschen ihre christ-
liche Ablösung vorzugsweise in der ags. Dichtung gefunden-.
In den >Denkeprüchen< ist alles bunt gemischt, alles aber dient
doch jener Aufgabe, ein Weltbild su entwerfen. Was aber die
heidnische Didaktik vereint , Schilderung des menschlichen
Denkens, Thuns und Leidens, das beschreiben einzeln die merk-
würdigen ags. Stücke über der Menschen Gaben, GemÜth, Falsch-
heit und Geschicke, womit man Beör. 1724 f. achon ver-
glichen hat. —
Auch andere Aufzählungen belehren über die Welt, ihre
Bewohner und deren Schicksale, ohne doch aber nach so grossen
Geeammtbildem zu streben. Doch schliesee ich sie der ver-
wandten Art wegen an. Es werden aufgezählt Runen im ags.
Runenüed und MSD V, femer in H4v. und Sgdr. ; Geschlech-
ter in Hyndl; Namen verschiedener Art in Vol., Grlm., Rlg.,
Vidsld, H. H. I 8 und mehreren einzeletehenden altn. Memo-
rialversen (Edda her. von HUdebrand S.304 — 5); Abenteuer in
Hflrb. und Lok., Trauerfälle speciell in Gud. L, Gud. hv. (vgl.
bes. 9, 5 — 6) Wanderer, Deör; die besten Wesen und Dinge
Grim. 43 — 44; Benennungen von Dingen in Alv. (Fiecharten
im Raodlieb Xm 41 f.).
Ein letzter Aueläufer solcher »Didaktik« ist dann das
TraugemundsHed, wie Ubland schön erläutert hat. Es stellt
sich am nächsten zu der ags. Räthselsammlung. —
46
Unter den verschiedenen Vdlkeni, die die Welt bewohnen^
und die besonders in den Alv. znsammengestellt sind, kommeiK
für die altgerm. Poesie wesentlich nur Grötter und Mensdiea in
Betracht, Riesen und Zwerge nur als Gegenspieler.
Die Geschichte der Götter ist natürlich in der Geschichte
der Welt eingeschlossen. Gedichte, welche Thaten oder Erlebe
nisse einzelner Götter berichten, haben wir schon angeführt;
die Gatter erfahren hier keine anderen Schicksale als sonst die
«
Menschen, und wir haben deshalb die betrefifenden Motive ein*
geordnet. Denn wenn Thor auszieht, um verborgene Wunder-
dinge zu holen (t)rym. Hym.), so ihut er nichts anderes ala-
Beövulf, der den Schatz erobert; wenn sich die Grötter scheltoi
(Lok. Härb.) — die Helden thun es auch, und vollends wenn
Freyr nach einer Jungfrau schmachtet (Skir) macht er an sich
dieselben Erfahrungen wie Sigurd (Skim 42 vgl. Grip. 29), Of)ina
aber in gleicher Lage wird den Menschen ein warnendes Beispiel
(Häv. 95). Den Gröttem und gottähnlichen Wesen eigenthümlich
bleiben nur die Wunder. Sie vollbringen sie durch ihre Er-
scheinungen und ihre Thaten. Solchen Bekundungen bestimm-
ter einzelner Götter schliessen sich die übernatürlichen Ereig*
nisse, für die kein bestimmter Urheber genannt wird, und die
Anrufungen übermenschlicher Kräfte an.
Gtötter erscheinen unter Menschen in Grim. Sinf. Reg.
Sie kommen nur zu solchen Menschen, die zu ihnen in engerer
Beziehung stehen; aber die Hilflosigkeit selbst dieser Aus-
erwählten gegen Versuchung (Grim.), Zauber (Reg.) oder Ver^
einigung von Versuchung und Zauber (Sinf.) nöthigt sie ein-
zugreifen. Zu den Auserwählten gehört aber auch jeder hohe
Held. Diese Heroen holen die Walküren (E. H. I und II)
ins Götterreich, den Sprössling aber des Greschlechtes der vor
allen »Elrlesenen« ein Gk)tt (Sinf.). Solch ein Halbgott erscheint
einmal wieder unter den Lebenden (H. H. II}. — Göttliche und
47
übenoeDBchliche Weeen Bind ferner die Seherin, die den Menschen
das Schicksal der Welt verkündet (Vgl) and die Riesinnen,
durch deren Frage (Helr.) oder Befragung (Hyndl.) der Diditer
Gelegenheit erhSlt, Schicksale zu berichten.
Eüne wunderbare That ist die Heilung des Rosses durch
Wodan (MSD. IV 2; gant ahnli«^ in Scherers Altdeut«chen
Segen Sitzungsber. der Preuss. Akad. 1885 Phil. Hist. Cl. 8. 581).
Qöttererscheiniing und wunderbare That (Verwimuig der
Sinne) kommen nisammen bei der B^^nung Hedins mit dem
Zauberweib (H. Hi. IV).
Ueber Einselheiten der Göttererscbeinungen vgl J. Grimm
zu Andr. u. El. XXXIIL —
Wunderbar edod femer die Reden der Vi^el (in H. Hi. H,
H. H. I, FAf and Brot, vgl. J. Grimm zu Andr. a. El. S. XXVIU.)
Sonst sprechen keine Thiere in den altgerm. Liedern, die ver-
wandelten Zwerge (in Reg. imd TU.) natiirUch au^nommen;
auch leblose Dinge, sprechen nicht (ausser Mlmire Haupt) und
handeln nicht —
Anrufung der übermenschlichen Kräfte geschieht entweder
indem m&n sich an bestimmte Mächte wendet: Beechwörung,
oder indem man alle zu binden sucht: Fluch und Segen. Die
Anwendung solcher Mittel, die Elemente (besondere das Meer)
and die gesammte M&tur Edch dienbai tu machen, nennen wir
Zauber (vgl. allg. W. Grimm, Kl. Sehr. I 339 f.).
Die Beschwörung gilt immer weiblichen Wesen, die aus
einem quälenden Zustand befreien sollen: entweder durch ihr
Erscheinen tmd Antworten von drückendem Zweifel (Vgl Veg
Hyadl) oder durch ihr Verschwinden von peinigender Krank-
heit (MSD. IV 5— 7, Grein- Wülckerl ISH— IV; ähnliche Fälle
aas chrisüicber Zeit in den Anmerkungen tu MSD. IV und in
Schereis Altdeutschen Segen). NatürUch ist es in letzteren)
Fall dif! Krankheit edbst, die beschworen wird, zu weichen;
48
nur in dem letzten der von Scherer mitgeiheilten Heilsprttche
(aao. 585) eoheint nicht die Krankheit angerufen zu warden,
sondern die Segenspender Sonne und Mond (ähnlich wie Sgdr.S). —
In all den bisher besprochenen Fällen tritt eine über-
natürliche Macht ein (bei Göttererscheinungen und Wundem)
oder soll sie eintreten (bei Beschwörungen), nicht weil die
Kraft der Menschen, sondern weil ihr Wissen nicht genügt;
denn selbst was die Grötter in Sinf. und R^. vollbringen,
könnten mit Hilfe solcher Zauberrunen wie sie H&v. 152 und
Sgdr. 10 angepriesen werden auch Menschen leisten. Wer also
die wimderkraftigen Formeln besitzt, kann Uebermenschliches
damit ausrichten; und ohne deren Kenntniss können selbt die
Götter nichts: von allen Göttern versteht nur Wodan das Roes
zu heüen (vgl. MythoL H* 1023 f.).
Segensformeln werden Sgdr. 3 — 4 ausgesprochen, Fluch
in Skim., Hyndl., H. H. 11, Reg., Atlm.; über die Form ist
später zu handeln. In den meisten Fällen wird allgemein
ein Mensch der Huld oder dem Zorn der Götter anempfohlen
(Sgdr. 3—4 — HyndL 48 Athn. 85; kleinere Flüche in den
meisten Scheltstrophen s. u.). Wichtig ist die grosse Exkom-
munikation H. H. n 29 f., welche alle Vertheidigungsmittel
bannt (eggjar ek deyö minna andskota Hav. 146), dem Ver-
fluchten nicht zu helfen; ein Gegenstück also zu der Art wie
zu Baldrs Schutz alle Angriffs waffen in Bann genommen werden. —
Was dem Mann der Kampf ist, das ist der Frau Glück an
der Seite des Gatten: deshalb wird beim Fluch Skimirs
(Skirn 25 f.) der Gerdr Alles verboten, was liebenswerth oder
glücklich machen kann. Mit andern Worten: dem Helden
wird die Siegesrune, der Frau die Liebesrune durch den Fluch
geraubt. Die bedeutimgsvollste Verfluchung endlich ist die,
welche Andvari über den Schatz ausspricht (Reg. 5); er ent-
kleidet nicht blos das Gold seiner beglückenden Kraft (mun
4»
miuB tjAr manngi njöta), sondeni verwandelt ee in ein jedem
tPffritrri todbringendeB Attribut. — Ebenso vandelt der Zorn
M^iinnB das Schwert GeiirfidB in eeinec Mörder (vie die-8a^
<dar Alten -dem Gotteslästerer -Kambyses das Gleiche wider-
flAuren lässt).
Fluch und S^en also bekleiden Menschen oder Dinge nur
cnt mit der Eigenschaft, gegen Gefahren wehrlos oder geschützt
CD sein. Die thatsächliche Hilfe oder Schädigung -durch solche
lUttel ist der Zauber. Den verüben Hexen (H. Hi. m, H.H. I;
Qbnen ist wohl auch der in Reg. von Hnikarr .gebaimte Sturm
ansiischreiben) durch geheime lilittel, Menschen durch Zauber-
f^take unter Anwendung von Runen (Gud. U. 23 — 34 vgl. DrAp
Vifl, femer -Sgdr. 7 und auch Hyadl .48. So ist es - auch zu
e^lären, wenn Valundr die B^dvild «mit Meth betrog« Vkv. 28).
Solche Verzauberung ivach schädliche Tränke gehört in
aHtt Poesie zu den verbreitetsten und ältesten Srscheinungs-
lormen dee Zaubers; wie der Zaubertrank in dem Volksepos
von den Nibelungen so gut wie in der höfischen Max von
l^istan wirkt, so ist auch in dem itaÜeniscben Volksepos der
Beali dl Francia ein Talisman g^en solche Vei^iftuag eine
der w^i^en Spuren von zauberischen Künsten (Ranke Ab-
handlungen und Versuche n 176} — völlig wie Sgdr. 7 wird er
als Schutzwaffe einem gehebten Helden geschenkt. — Hexen,
aber neben ihnen auch die nun zu Teufeln gewordenoi Äsen
und Elfen zaubern auch durch Speerwurf Krankheiten an
;Grein-Wülcker Bibl. der ags. Poerie H 317, 3 f. vgl. Myth.
n * 1039).
Eine andere Form des Zaubers ist die Verwandlung; sie
ist vorzugsweise bei den Göttern (beB.beiO(iinn)und ZweTgen(Reg.)
üblich 1 aber auch Menschen können ihre Gestalt vertauschen.
3o besitzt nicht bloss Hraeevelgr (Vaf. 37) und nimmt nicht
iloes VelunOr (vgl. Niedner Zs. f. d- Alt. 33,32), sondern auch
M«jn, AUgnmaniMlM PomL*. 4
50
Franmarr (zu H. Hi. 5) Vogelsgestalt an (vgl. im Allgemeinen
Myth. n ^ 918 f. mid bez. 873. — H&v. 128,7—8 ist wohl
nicht hierher zu ziehen). Dagegen ist es eigentlich kein SSaaber,
wenn Zwerge (Alv.) oder Hexen (H. Hi m 30) in Steinbilder
verwandelt werden; denn es li^ in ihrer Natur, dass die
Sonne sie versteinert, und Thörr oder Atli haben dabei nichts
zu thun, als nur das Experiment gehörig vorzubereiten.
Zauberkünste treiben auch Götter: nicht bloss Sldmir,
sondern selbst O^inn zb. bei Saxo ed. Holder 79,38. —
Eine Art Zauber 11^ auch in der Prophezeiung. Mit
Recht hat der Begründer der historischen Psychologie vor
Kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass Prophezeien nichts
anderes ist als ein Binden und Festlegen der Zukunft, und
dass es in alten Zeiten auch nicht anders aufgefasst wurde
(Nietzsche Die fröhliche Wissenschaft S. 106). Die Wunderkraft
des Wahrsagers steht hinsichtlich ihrer Wirksamkeit mitten
inne zwischen der, die bei Fluch und Segen, und der, die bei
Bezauberung aufgewandt wird. Der Fluch weiht nur erst dem
Tode, welchen dann freilich leicht jede Grelegenheit bringen
kann (alt er feigs forad Fäf 11); die Verkündung zukünftigen
Unheils ist an sich als böses Omen Anfang des Verderbens,
aber doch nur Anfang, während der Zauber den Schlag selbst
herbeiführt. — Dem entspricht völlig, was die vorkommenden
Prophezeiungen über die lehren, welche sie aussprechen. Eigent-
lich ist die Zukunft Greheimniss der Grötter, die durch das
Loos befragt werden, oder göttlicher Wesen wie die Seherin
der Vol. es ist, und wie desgleichen die Walküre Sväva, die
dem Helgi mit dem Namen zugleich das daran haftende Schicksal
schenkt (H. Hi. 11 vgl. u.); wimderbar auch ist die Wahr-
sagung der Vögel in H. H. I. Bei Fdfnir (Fäf. 20. 22) ver-
einigt sich mehreres, um ihn zur Prophezeiung auszurüsten : er
selbst besitzt mehr als menschliche Künste; er kennt femer
51
den Fluch, der an dem Scbati haftet ; endlich aber erhöben sieb
die Kraft« de8 Sterbenden wie zur Verfluchung (Saem. sa F&f. 1.
Tgl. R«g. 6) Bo auch zur PropheseiuDg. Hierauf beruht die
grosse Wahrsagung der sterbenden Brynhüd (in Sig. ek.). Dennoch
ist die letztere Prophezeiung schon nicht mehr yod der Art
der anderen, vielmehr eine Dichtererfindung, die auf den be-
rufEmäsBigei] Zukunftekünder Grlpir und das MusterstÜck einer
TatJcinatio ex post, welches er leistet, vorbereitet. Denn in
Sig. sk. und Grlp. wird eine ganze Reihe von Ereignissen vor-
hererzahlt: sonst aber wird einfach die Rone eines Mannes (die
Kampfeerune der beiden Helgi) oder eines Dinges (die Noäirune
des Andvaii-Scbatzes) abgdeeen, gerade wie das von Müllen-
hoff und Lihencron erläuterte Loosen auf der Combination der
Runen für Person und Sache besteht. Das echte Prophezeien
also beruht in der Edda darauf, daes Verkünder, die mehr als
Menschen wissen, das was eines Mannes oder eines Gegen-
standes eigentUchee Wesen ausmacht procUmiren — und das
ist eben wieder der Runenbegriff. —
Eine Verbindung zwischen Menschen nnd Göttern stellen
endlich noch Eid und Gelübde her, denn die Götter werden
Bürgen hier für die Aussage dort für das Versprechen der
Menschen. Der Eid erscheint zor Bekräftigung von Angaben
Übec Besitz (Reg. 3 — 4) und Über Gesinnung (Brot. S, Sig. sk. I);
über die Form ist wieder später zu handeln. Gelübde richten
sich auf Dinge, die zu gewähren (H. Hi. I) oder zu fordern
(H. Hi. IV) sind, auf Thaten, die zu leisten (Oddr. 9) oder zu
verweigern (zu Sgdr. 2,18) sind. Die Bürgschaft der Götter tritt
in den erhaltenen Gedichten nicht ein. Katürhch gelten diese
feierlichen Bekräftigungen nur bedeutungsvollen Gegenständen.
— Anrufung und Gelübde verbinden sich, wenn einem be-
stimmten Gotte für einen bestimmten Zweck Opfer dargebracht wer-
den : 80 opfert Dagr dem 0{iinn für Vaterrache (zu H. H. IT 27). —
4*
52
Die enge Besidiang nrischen ISd und Flach oder Segen
zeigt sich beeondere hell wenn Vkv. 33,3—6 ein Eid gefoidert
wird nnter Anrufung derselben Dinge, die der Fluch H. H. 11
30 — 31 in Bann nimmt: wer diesen Eid bricht, den trifft durdi
die Bürgschaft der Götter solcher Fluch (vgl. Reg. 4, Sgdr. S8).
Hierauf hat schon Edzardi (Pf. G. 23,1 73) aufmerksam gemacht.
Aehnliche Anrufungen, der Stelle angepasst, Atkv.31 undAtlm.82.
Wir steigen nunmehr aus der überirdischen Welt hinab
zu der der Menschen. Die allgemeinste Kategorie, die wir
hier treffen, ist die der drei Stände; ihre Entstehung schildert
die :RigBf)ula. Selten ist von dem Volk die Rede; auch bei
Kriegen zweier Völker erhalten wir nur den Eindruck, dass
zweier Fürsten Gefolgschaften sich bekämpfen. Ein stärkerer
nationaler Gegensatz lässt sich höchstens bei demKri^ swisohen
Schweden und (bauten (Beov. 2472 f.) herausfühlen, kaum bei
dem Kampf uxn Finnsburg zwischen Friesen und Dänen und
gar nicht bei den Eroberungszügen der Hunnen (im Walth.)
oder der Normannen (im Ludwigslied) nach Deutschland. —
Der erste folkvig (Vol. 26) war ein Krieg nicht zwischen Erden-
völkem, sondern zwischen Weltvölkem.
In der Regel wird das Volk in der altgerm. Poesie Ter-
treten durch den König mit seiner Umgebung, den Hof. -Statt
der Volksversammlung (Tac. Germ. 11) ist es die Geeammtheit
des Hofadels, die in wichtigen Fragen zur Berathung zusanmaen-
tritt (in Brot. Sig. sk. Atkv. Beov., mehrmals im Walth., und
ebenso am Sitze des Götterkönigs in Vol. Vaf. Veg. Sine
kleinere Berathung zwischen Herrn und Diener eröffnet die
Sklm). Der allgemeinen Berathung gehen Besprechungen in
Gruppen voraus (Ruodl. 4, 125). Sonst treffen wir den Adel
nur noch beim ICampf und beim Gastmahl (Brot. Atkv. zwei-
mal, Atlm. zweimal, Beov. wiederholt; ebenso unter den Gröttem:
Hym. Lok. ; kleinere Gastmähler in Prym. und Rig.). Die aus-
53
fülirlicliBt« Schilderung eolchee Oelagee Steht im Walthaäua
und auch hier gilt, dase jedes Gelage mit dem voUBtändigea
Betrunkensein ^er Gaste endigt (Specht, Gastmähler tmd Trink-
geUg« bei den Deutschen S. öl). Die Fürsten nehmen aoch
hieran Theil (Atkv. 41, Walth. 362 — eine köstliche äüxte
des urgeTmaniBchen Kattenjanmieie; ebenso ist 0]>inn Hat. 14
betiimk«n). Vgl, A. HoSmaun, Der bildliche Ausdruck im
BeövuU and in der Edda S. 27. — Gerade diese Züge haben
die Fanatiker der »Griechheit* oft benutzt, um den Charakter
der altgerm. Poesie in abschreckender oder lächerlicher B^euch-
tung darzustellen. So urtheilt Hegel: >Den hohlen Au£q;>iei-
sungen, den natursymbolischen Handlungen . . ., dem Thor
mit seinem Hammer, dem Fenriswolf, dem entaetiHchen
Methsaufen, überhaupt der Wildheit und trüben Verworren-
heit dieser Mythologie habe ich keinen Geschmack abgewinnen
können« (Vorlesungen Über die Aestheük m 407). Und gar
Heinse , g^en Gerstenbei^ und die > Baiden« polemisirend,
spricht von >der Valhalla, oder dem Himmel der alten Nor-
mäimer, in welchem die grösste Seligkeit war, dass man nch
in englischen Ode berauschen, im Rausche sich prügeln und
todtschlagen und nach dem Tode, dei nicht länger dauerte, als
man Zeit braucht, einen ffierrausch auszuschlafen, wieder ver-
klärt . . . vor den gröasten Zechern Tuisko, Mannus, Bodigast
. . erscheinen konnte* (Sämmtliche Schriften her. von H. Laube
X 4ß Anm.). Wir wollen gewise nicht g^en das Zeugnias aller
alten Ethnologen und Völkerpsychologen von Tacitue (Germ.
21—22) bis Montaigne (Essais U Chap. n S. 470) die beson-
dere Trinkfreude der alten Deutschen leugnen und keineswegs
bestreiten, dass sie immer noch eins tranken; das Mahl hat
aber doch ofienbar seine Bedeutung nicht all^ darin, da« ee
cum MethgenUBS Gelegenheit giebt, Bondem auch darin, dass
in witEigem Wettgespräch (H&t. 7. 32) die s^ksten Laden-
54
Schäften der Grennanen befriedigt werden: die Lost am Kampf —
und die Freude am Lernen. —
Von Hof zu Hof ergehen Einladungen (DrAp Gud. 11 AÜnr.
AÜm), oft mit verrätherischer Abeicht. An GtöLate und Boten
werden Geschenke vertheilt (AÜm. Atkv. Beöv., oft im RoodL) ;
ebenso aber auch an die Ho^noBsen: damit werden Tliaten
belohnt (Hagens Klage Walth. 857 f.) und neue Kimpfer
herangelockt (expetuntur enim legationibus et muneribua oman-
tur Germ. 13, 20) und so müssen Schatz und Waffen sich
wechselseitig erneuern und vermehren. Dem König ist daher
nächst seinen Kriegern nichts wichtiger als sein Schatz.
»Die geheime Quelle aller irdischen Macht,« sagt G. Frey-
tag , » war dem Herrscher der gesammelte Hort < (Weriro
17, 183); und meisterhaft hat der Verfasser der Bilder aus
Deutschlands Vergangenheit Wesen und Bedeutung des Hortes
geschildert. Diese geheinmissvoUe Macht des Goldes ist zur
Mythe geworden in der GuUveig der Vol. (Müllenhoff Runen-
lehre S. 47, Alterthumskunde V 95) und in dem »Ring der
Nibelungen« (Reg. F^. Drap.) Einfach und realistisch dagegen
schildert Erstreben und Verwerthen des Schatzes die Erzählung
von Beovulfs letzter That (Beöv. 2207 f). Zum Eintausch
wird der Schatz z. B. in {)rymskvi^a und Helg. Hi. 4 ver-
werthet.
Beide Hauptattribute des Herrschers, Gefolge und Schatz,
erscheinen meist als ungetheilte Einheit, an einem Ort in über-
einstimmender Art versammelt. Freilich muss aus der Mitte
des Grefolges gelegentlich ein Einzelner hervortreten; dann aber
kommt er als Vertreter des Königs selbst, wie ins Ausland die
Boten gehen (in allen Helgiliedem, in Drap. Gud. 11 Atkv. und
Atlm., femer in den Götterliedem {)rym. und Sklm) und
zwischen Hof und Aussen weit der »Ceremonienmeister« ver-
mittelt (MüUenhofE Alterthumskunde V 289 vgl. o; im Beöv.
bb
ist ee Vulfgär 331 f). Ein böfiecbeB Beamtenthom, das die
Gesammtpflicbt deB Adels auf einz&hie Schultern Tertbeilt,
treffen im f&st nur bei den Angelaacbsen, wo am Hof sogar
flc6p ond |)yle geBcbieden zu sein scheinen (Müllmbofi aao;
zwei Hofdichter treffen wir auch in Deörs Klage) und wo in der
Nähe des FürstenKitzes ein Strandwart mit der Wache über den
Zutritt der Burg betraut ist. Die Edda hat erst in einem der
Bjp&besten Crodichte (Atlm 58, 2) das Amt eines btytr. —
In dem späten Ehebruchsroman Ton Oddrün werden einzelne
Hofleute auch als imerker« verwandt (Oddr. 23, Einl. zu Gud.
hv.); man sucht sie durch Bestechung unschädlich zu machen. —
Einen einzelnen Gefolgsmann schildert in elegischer Weise da«
age. Gedicht vom Wandeier. —
Auch der Gefolgsmann ist also fast nur eine symbolische
Figur, ist nur ein Glied des eigentlich untheilbaren höäscheu
Organismus. Die Persönlichkeit, das Individuum erscheint los-
gelöst von Seinesgleichen, sich emporhebend über die Anderen,
>wie die edle Esche Über die Domen«, erscheint als Held.
Das Heldenleben ist der eigentliche Hanptgegenetand der altgerm.
Poesie, für die Mensch sein Kämpfer sein heisst.
Wahrzeichen b^lüten sdion seine Geburt (H. H. I). Ge-
burt und Bestattung sind aber auch die einzigen Momente aus
dem Leben des Helden, die von ihm ersählt werden, ohne zu
seinen eigenen Thaten zu gehören; inmier treffen wir ihn sonst
handelnd und führend. Gleich die Ji^endgeschichte, welche
Nibelui^ennot und Kndrun so gut wie Parcival und Tristan
voll pädagogischen Interesses berichten, finden wir innerhalb der
altgerm. Poesie nur in jüngeren Stücken, in der RlgB}>ula und
in den Proeaeinleitungen zu Grim. und R^. — alles freilich höchst
charakteristische Stellen ; der König wird zur Klugheit, der Held
zur Kriegstüchtigkeit, die Ahnen der Stände zu standesgemäseer
Haltung und Beschäftigung enc^en. Im Waltharius 100 f. wird
56
das alles knapp zusammenge&M: robore vinoebant forlMi' atn-
moqüe^* sophistas, und sogar auf die Kriegsschelte werden ni
eingelernt (V. 102). Dag^;en heisst es in der Mnhiitnng- la
H: H. n nnr Helga föstradi Hagall — freilich ein bedoot-
samer Name.
In der älteren Zeit also beschränkt sich das Intoreese aü
dem Slanne völlig auf die Lust, von seinen Heldenthaten
zu hören. Die Persönlichkeit reizt erst allmählig zu einer vidl-
ständigen biographischen Darstellung, wie das Beövulfaepos sie
erstrebt» ReginsmAl und FäfnismÄl zusammen sie beginnen (y^
Zs. f. d. Alt. 32, 404). Nicht einmal die Waffennahme (Tac.
Grerm. 13, 2) wird geschildert, ausser in der Ballade von Alboins
Jugend (C. P. B. I. S. LH). Gleich mit den Waffen in der
Hand tritt der Held auf; denn wenn für den Drachenkampf
ein eigenes Schwert geschmiedet wird (wie in der Hias neue
Waffen für die Ueberwindung Hektors) so ist das etwas anderes;
lässt ja zu gleichem Zweck sich der greise Beövulf einen neuen
Schild herrichten (Beöv. 2337). Nicht einmal wie in Beövulf die
Heldennatur durchbricht, wird geschildert, wenngleich wir über
sein ganzes Leben unterrichtet werden ; die Lieder anderer Völker
verfehlen nicht, gerade diesen Moment zu schildern (Achilleus
auf Skyros, Ilja von Murom, auch Väinämöinen u. dgl. m.). Der
Held wird eben fertig gedacht, wie ja gerade der Begriff der all^
mählichen Entwickelung der alten Poesie wie der alten Wissenschaft
überhaupt abgeht. Helgi erwirbt sich schon im Alter von fün&ehn
Jahrenden Beinamen »Hundingstödterc (H.H.1, 10). Doch bilden
gewöhnlich den Anfang der Laufbahn Fahrten in fremden Dienst,
wie sie Tacitus (Grerm. 14, 8) beschreibt. Hildebrand und Hadu-
brand freilich bleiben dauernd im Gefolge von Herren (Hild.
18. 47); aber Wiglaf beginnt als Grefolgsführer, um zu Höherem
hinaufzusteigen, gerade wie Beövulf selbst, der einst Lehen und
Befehl im Heere zum Lohn seiner ersten Thaten erhalten hatte
57
(Be6v. 2493); und beBondere deutlich werden die Worte des
Tacitu6 (gradue qoin etiam ipee oomitatuB habet, iudicio eitu
quem eectantur Genn. 13, 11) an Walther und Hagen bestätigt:
militiae primoe tunc Attila fecerat illoe (Walth. 106.)
AIb Kämpfer oder Heerführer berühmter Krieger also be-
gimien die Helden. Ihre eigenen Unternehmungen aber
gelten jenen drei Dingen, die berühmte alt« Sprüche als die
werthvoUeten hinstellen: dem Schutt, dem Freunde, dem eige-
nen Selbst (Häv. 76—76 vgl. 58). Sie wollen Land und Gut holen,
oder Befreundeten Hilfe bringen, oder endUch durch Bache
ihre P&icbt erfüllen und ihr Selbstbewueeteein wieder aufrichten
(vgl. z. B. Gufl. hv. 2, Beöv. 2047 f.). Einög Helgi (H. H. II)
führt Krieg, um sich die Geliebte zu gewinnen, irie die Helden
der Ritterromane.
Eroberungezüge schildern viele von Saio benutzte Ueder
und, recht undeutlich, das Ludwigslied; hierher gehören auch
die meisten Kriegszüge im Bedvulfepos. Die Heerfahrten im
Waltharius rand auf das gleiche Ziel gerichtet, doch ist Etzel
auch schon mit Tribut zufrieden; die still humoristische Rede
des würdigen alten Herren hat Scheffel genial verdeutscht.
Der UeberfaU von Fiimaburg gilt wohl den dort bewahrten
Stützen und die Verfolgung Waltharius durch Günther ist ein
Raubzug; Waltharius Hort ist freilich gleichfalls durch Raub
erworben. Um werthvolle Besitzthümer zu holen, ziehen auch
Einzelne aus: Götter (Hym. {»yiiiO ^^ Helden (Beövulfs letztee
Abenteuer), — Wie wir das eine Hauptmotiv der ritterlichen
Kriegethaten im mittelalterlichen Epos, die LJebe, hier nur verein-
zelt vorfanden, so auch das andere, die Hilfeleistung für den
Bedrängten : ausser Göttern und Walküren (der Si^ffried — imd
besondere der Helgilieder) erscheint nur Beovulf (in den beiden
ersten Abenteuern, am Hofe HröAgÄre) als Helfer; noch mehr
erinnert freilich Sigrdiifas Befreiung durch Sigurd (Sgdr.
58
und Helr.) an die Rettangen venauberter Priniwrinnmi in jenm
Erzählungen. — Weitaus die meisten SSbnpfe haben lur trei-
benden Ursache die Rache: so die Kriege in den Hdgiliedflnit
in den Nibelungenliedern, der Kampf gegen Ohtheres SShne im
Beovulf , aber auch die Götterkriege der VqL (yg^ bes. VqL 56, 8)
Bezeichnend ist es, wie es Ruodl. I 6 heisst: qmoqnid et ülwom
sibi quis commisit heroum aut ulciscendum canseqne soe
peragendum. — Um FÄfnir zu verderben, wirken Habsucht
und Rachgier zusammen. Eine unkriegerische Rache nimmt
der kriegsuntüchtig gemachte Velundr; Regin reizt wie die
Frauen des Siegfriedcyklus, einen Slrieger zu Tliaten auf. die
er selbst nicht wagt (Fii. — Brot. Sig. sk. Atlm. Gud hv. Hamd.)
— Die Rache wird meist geübt an den Mördern von Verwandten
und zwar zumeist des Vaters (Himdings Söhne, Grranmais Söhne,
Hognis Sohn Dagr in den Helgiliedem), aber auch des Mutter*
vaters (H. Hi., vgl. Reg. 11), des Vetters (Beövulf rächt den
HeardrW), des NeflEen (Walth.), der (Jeschwister (Gud. 11 Oddr.
Atkv. Gud. hv. Hamd.). Ihren Fürsten aoUen die Schweden
rächen (Beov. 2923 f.); eigene Schmach rächt VelunOr. — Statt
der Rache kommt zwar Lösimg durch Gold und Frauenhand
vor (Reg. Drap. Gud. 11. Atkn. Beov. 2281 f.), aber sie bleibt
unsicher: eft seldan hwaer äfter leödhryre lyüe hwfle bon-
gar büged, |)eäh seo bryd duge (Beöv. 2030). Vgl. Sgdr. 85.
F4f. 36. —
Am wildesten wird der Krieg geführt, wenn nicht Schatz
oder Bimdesfreundschaft seine Ursache ist, sondern Rache.
Rachgier stiftet fast all die Verbrechen an, welche die alten
Lieder erzählen: heimtückischen Mord (durchs Schwert in vielen
Nibelungenliedern; durch Gift in Sinf.), Tortur (Drap. Atlm.
Atkv.) und Verstümmelung (Reg. Atkv.), Nothzucht (Vkv),
Ermordung unschuldiger Kinder (Vkv. — Atkv. Atlm.) Brand-
stiftung (Atkv.) und Zerstönmg (Ruine?). Seltener verschuldet
59
solche UnthatendieBegelu-lichkeit; so den Mord, denEädgile Söhne
verüben, oder die Verstümmelung und Fesselui^ Velunds. Im
Krieg werden Frauen entführt (Beöv. 2931), Ehebruch abei wird
erst m späten Gedichten erwähnt (Gud. m. Oddr.). Als ausser-
8t«e unsühnbares Verbrechen steht da der Mord an Verwandten
(Vgl. 46); ohne Schuld verüben ihn Menschen (Beöv. 2486 f.
— Hild.), bewusBt, aus Habsucht nur die boshaften Zwerge
(FAf. und Reg.); im halben Wahnsinn der Bachbegier freilich
tötet die Mutter (wie Medea) die eigenen Kinder (AÜcv.) and
setzt sie (wie Thyestes) dem Vater zum gräeslicben Mahl vor.
So steht überall als furchtbarste Erinnerung das Rachebedürf-
nisB der Sippe dem Verbre(sher gegenüber. Es ist kein Zufall,
wenn mit dem Triumphlied der Rache, das der aus der mensch-
lichen Gesellschaft gebannte VelunAr ausstosst, fast wörtlich
der Ruf befriedigter Rachgier übereinstinunt, den ein Jahrtau-
send später ein Dichter anter den Urenkeln jener »Männer von
Soest« ertönen lässt, die von der Rache der beleidigten Gattin
einst den Nordleuten erx&blt haben. >Die Tochter machte ich
dir zur Hur', den Jangen zu Brei, and dich macht' ich nun
Eunicht«, ruft dei Fatziotenkaspar in Immennanne Müncbhau-
sen (Vn. Buch Kap. 3); wie das Opfer Niduars hat er seinem
Verfolger die höchsten Schätze geraubt: die Ehre der Tochter,
das Leben des Sohnes, und den Stolz des herrschenden Mannes.
Vereinzelt stehen Gewaltthaten wie die Misshandlung
0{»inn-GriiimirB dardi Geirrsd; die Ordalien in Gud. HI gehören
dem regelmässigen Gerichteverfahren an. Als berechtigter Ab-
schluse eines vernichteten Lebens erscheint der Selbstmord,
doch nur bei Frauen; Brynhild tötet sich selbst (wie Dido) und
wie in Goethes wunderbarer Ballade werden hier auf dem
Scheiterhaufen die geeint, deren vom Himmel bestimmte Ehe
die Menschen getrennt hatten (Gud. I Sig. sk-Heli.).
60
Der Held frevelt an den Göttern^ der Gefalgitinaniir aa
seinem Herrn. Solchen Verrath begehen die Mannfwi BeönüfB^
Wenn dagegen Hagen bei dem Raubiiig, von dem w abgp-
raihet, zürnend abseits sitst und erst in der hdchBten Notti
seinem Grebieter hilft (grollend und rettend wie Achilleas), eo
wendet der Tadel sich auf den frevehiden Kfinig. »Gotti
welch guter Lehnsmann, hätte er einen guten Herrn,« rufen
die Spanier, wenn der Cid in gleicher Lage sogar gegen den
König kämpft (Herders Cid her. von J. Schmid und erL von
KaroL Michaelis S. 134.) — Ebenso wenig gereicht ee dem
Helden zur Schande, wenn Feindschaft und Unglück ihn vom
Kampfplatz jagen. Dietrich flieht mit seinen Mannen (Hild. 18
Gud. n), RuodUeb zieht in die Fremde, Helgi flieht sogar in
Weiberkleidung (H. H. II), obwohl solcher Verkleidungen wegen,
wo sie als Kriegslist gebraucht werden, die Götter Spott fürchten
(|>rym. 16) und ernten (Lok. 24). Auch der Halbgott Wieland
war in Verbannung (Niedner Zs. 33,36). Der Held im Elend
bleibt doch immer ein Held (trotz Häv. 50); ganz gebrochen
ist nur die Frau fem von den Ihrigen (Gud. I und H und be-
sonders ags. »Klage der Frau«). Bei dem Mann ist in solcher
Zeit die Kämpferschaft nur so zu sagen suspendirt (wie die
alte biblische Erzählung es von Simson symbolisch erzählt); er
kann zurückgerufen werden (Atlm. 96,5 — 6); er kann staric
wiederkehren, wie Helgi; aber die Frau ist für immer aus ihrer
Bahn geworfen. — Viele Abenteuer der Art berichtet Saxa.
Wenig erfahren wir von den Einzelheiten dea Krieges
(vgl.Hofimannaao.22f. für spätere Zeiten vgl. z.B.SchützeStil Zazik-
hovens 26 f. Hausen Kampf Schilderungen bei Hartmann von Aue und
Wimt von GravenbergDiss. Halle 1884.). Die Gefolgsleute spielen in
diesenLiedemeine so geringe Rolle wie noch bei Veldeke: solde man
skiltknechte klagen, so mocht da mekel jämer wesen (£n. 6426
vgl. Behaghels Einleitung S. CLXXI\0. Einzig im Waltharius
61
(180 1) und den ags. historiechen Liedern (Byrhtnod und
Brananiburh) erhalten wir eine breitere SchlachtBchilderung,
Bonst sehen wir nur die HaupÜielden thätig, und auch von
ihnen hören wir nur das Allgemeinste. Die wunderbare Indi-
vidualisirung der einzelnen Kämpfe in der Hias hat nur in der
antikisirenden Schilderung der einzelnen Angriffe auf Walthari
ein schwaches Gegenstück; und hier wird die Mannigfaltigkeit
fast nur durch Vertheilung der verschiedenen Waffen auf ver-
schiedene Recken erreicht — freilich ein altes volksthümliches
Unterscheidimgsmittel, wie die Namen der Sachsen und Longo-
barden beweisen. Auch in dem ags. Epos dient ^es «ur Aus-
zeichnung der Kämpfe, ob sie mit dem Schwert ausgefochten
werden (wie der Drachenkampf) oder mit der Faust (wie der mit
Däghrefn 2502 f. und der mit Grendel); übrigens aber kommt
der Beövulf doch in der Anschaulichkeit der Kampfschilderung
(besonders in der Episode von Ongen|>eör 2962 f.) dem antiken
Epos erheblich näher als die altn. oder deutschen Schlachtbe-
schreibungen (Heinzel Q F. 10, 29). Hier hört man sonst nur
Schwertschläge, und kaum lässt der erste Hieb des Gegners
dem Ueberwundenen noch Zeit zu Abschiedsworten von freilich
meist grosser Wirkung (HreiSmarr imd Fäfnir in Reg. und Fäf .,
die beiden Helgi, Hamdi und SgrU in Hamd. Die herrUchen
Worte des sterbenden Siegfried N. N. 880 f. sindSig. sk. 22 ver-
schwiegen; vgl. Heinzel aao. 15).
So sind es immer bloss die Höhepunkte der Handlung,
welche die altgerm. Dichtung schildert, wie W. Grimm es von
den Volksliedern gesagt hat: »Alles in der Mitte Liegende,
Verbindende ist ausgelassen, die Thaten stehen streng neben-
einander, wie Berge, deren Gipfel bloss beleuchtet sind.« Auf-
bruch und Abzug, Vorbereitung zum Kampf, Klagen der Ver-
wundeten — all das imd vieles andere wird kaum berührt;
von allem K eben werk erregt Aufmerksamkeit bloss solches^
68
was annihemd 00 grone Anspaiinang alles VennBgens SKtedsst^
wie das Ifoesen der Eiifte in der Soblacht selbst Das sfaiid
drei Momente, die deshalb gern beschzieboi werden: die See-
fahrt, weil sie immer als Kampf mit Stmm mid Wefflea fs-
daoht wird (vg^. Merbach, Das Meer in der Dichtang der Aagst
Sachsen S. 88 f.) — die Wache, weil sie kflipeelfche and
geistige Anstrenguig vereint — die Schelte swisohea Nnden,
weil sie sog^ch den Wits fibt and die kfcpecUche Anfipegong
steigert Gern also schUdem die Dichter, besoodeit die afk,
die Seefahrt der Helden (Grim Einleitimg, H. H. I vnd 11
R^. Gud. n Beöv.; christliche Stöcke; yfjL. auch den ags. »See-
fahren), während der Bitt snr Schlacht (Alnr. Atlm. Hemd)
oder za anderen Unternehmungen (SUm. Veg.) troli der gtosssn
Freude des Germanen am Roes eine gleiche RoUe nicht spielt
Mehreie der schönsten Stellen unserer alten Poesie besdueiben
die Wache (Atlis in H. ]£., Hildegunds mehrmals in Wahh.;
auch an den Strandwart in Beöv. und an Gud. n 36,1 kann er
innert werden), die dann später in dem grössten Volksepos der
Deutschen mit der Nachtwache Hagens und Volkers die heir-
lichste Darstellung gefunden hat (vg^. auch de Grayter Das
deutsche Tagelied S. 148 f.). — Aber mit grösserer Liebe nooii
als den Kampf gegen Wetter und Wellen und die Hut vor
Feind und Fahmiss malen die Gedichte den HeldMisank am.
So heisst es in jener bezeichnenden Stelle des Walth. (V. 101):
sed et artibus imbuit Uloe, praesertimque iocis belli sub tempore
habendis, und wir sehen im Lied selbst» wie gut die Beiden
gelernt haben; wir sehen es auch sonst unter Helden (EL Hi m,
H. H. I und n vgl. Heinzel S. 34) und Göttern (Härb. Veg.)
und ganz besonders merken wir den Scheltunterricht auch dm
edelen Frauen an (Hyndl. Helr. Atlm.) Denn bei ihnen be-
gleitet das Schelten nicht, wie bei den Männern, den Wafihnr
kämpf, sondern ersetzt ihn. Die vornehmsten Naturen freilich.
verechmähen den Z&nk, eo Helgl der Sohn Sigmunds (H. H.
n 26): und die Spottrede HünferdB (Beöv. 499 f.) wie die
Strafrede WiglÄfe (2864 f.) Bchkgen einen viel weniger bitteren
Ton an als die der Skandinavier (Heinzel aao. 38); an beiden
Stellen gilt freilicb die Scbeltrede nicht Feinden. — Woran
der Spott sieb zu heften pfiegt, bemerkten wir schon früher:
Männern wird vorzugBweifie Feigheit, Frauen Untreue vorge-
worfen. Findet der Spott nach der Schlacht statt, so verfehlt
man nicht, höhnisch die Wunden des Gegners zu besprechen:
grade wie LoM (Lok. S8) über 7^, spottet Hagen über Walthers
Einhändigkeit (vgl. J. Grimm Lat. Gedichte S. 136), und Walther
giebt dem Einäugigen den Spott wieder. — Einen ähnlichen
Reiz wie diese Witzkämpfe boten die Wetten um höheres
Wissen, bei denen nur der hohe Einsatz das Interesse noch
steigert (Vaf. Alv.) In unseren Gedichten sind (ausser Vgl. 11,1
vgl. 63) diese Kämpfe die einzigen Belege für die Freude der
Germanen am Glücksspiel (Oerm. 24,6 f.), wenn man das
Messen der Weisheit überhaupt so nennen darf. (Bei anderen
idg. Völkern hat die Leidenschaft des Spiels poetiadie Ver-
ewigung gefunden : was Tacitus von den Germanen ' berichtet,
passt Alles auf die Inder der Geschichte von NU und Damayanti).
Daneben finden wir noch das Schachspiel im Ruodlieb (HO-
Lumer also treffen wir den germanieohen Erie^er ibei
seiner Arbüt*, da wo der deutsche Roman nach Freytag jetzt
das deutsche Volk aufsuchen soll; immer treffen wir -ihn in
höchster Anspannung und Aufregung aller körperlichen und
geistigen Kräfte. So wenig wie Nebenmotive kommen retar-
dirende Momente zum Vorschein — wo nicht wieder diese
zu jener Anstrengung Gelegenheit bieten. Gern schicken spätere
Lieder in die Vorbereitung der Katastrophe hinein ein »Moment
der letzten Spannung«, wie geübte Dramatiker (Freytag Werke^
14,118): die Warnung, wdohe ältere Nibelungenlieder
64
baröhxen (Fif. Diip.) wird in jflngma (AdnL Atkr.) tntt
geführt und sn RUsdqudai benotet an denen der Leeg eieh
mit den Helden üben mag. Anch an die berfllimle Wunrnng
dee HenogB Cannt durch den Singer daif erinnert werden. —
AllerdingB ist thatatohlich aneh ein FriedeueQUiiai (wie in
Fionsb.) oder eine Bcuee (wie die oben besprochenen) wenlf
mehr ale ein retardirendee M(»nent -^ iroir neuem Anebtoeh
der Fehde. —
Nur swei Momente eagten wir schon, seigen den Helden
frei von jener Anepannung seines Wesais, dieselben befden« dl»
auch aus der Geschichte der Welt herausgerissen werden: An-
fang und Ende, Geburt und Bestattung. Aber auch diese beiden-
begegnen nicht häufig, doch immerhin die Bestattung Öfter ale
die Geburt (Sig. sk. Helr. Athn., mehrmals und prlehtig im
BeövuUepos). —
Aber nicht immer, wenn der Held sich in voller Entp
haltung seiner Kräfte leigt, gilt es der Besiegung von Feinden.
Unter den Ursachen des Kampfes trafen wir fast nie die Liebe;
aber unter den Motiven, welche die alte Dichtung^ anaftthit»
. treffen wir sie oft und in voller Blüthe, zumal bei den Nord*
leuten. Ein Lieblingsgegenstand der Poesie ist die Werbung
des Mannes um die Geliebte, bei Göttern (Alv. SUm.) und
Mowshen (in den HelgUiedem, Sig. sk. und Drap; groasartig
in Sgdr., reizvoll in Walth.); zu tragischen Katastrophen führt
die Werbung zweier Helden um dieselbe Frau (H. ffi. IV, Sinl).
Von frivolerer Art sind 0|nnns Liebesabenteuer (in den Bäv)
oder die listige Werbung um die Riesin ({)r7m.). Aber wo die
leidenschalüiche Liebe der Helden erhört ward, da erwächst
80 herrliche Verbindimg, wie sie die Helgilieder verklärt (v^
Heinsel aao 34). Daneben fehlt freilich nicht die unglückliche,
erzwungene Ehe weder bei Menschen (Sig. sk. Drap. Gud. H)»
noch bei Göttern (Njord und Skadi); und daraus kann Ehe-
Gb
- bmch hervorgehen (Oddr). Untxeue des ManneB scheint der
a^, T Klage der Frau« eu Grunde zu li^en. — Nicht selten
freilich wird auch die Gattin einfach zu Lehen gegeben wie
•«in anderer kostbarer Besitz: so soll Waltbari an Etzels Hof
gefesnelt werden (die Königin möcbt« die Ehe stiften), so wird
Sofor mit der Tochter HygeUce belohnt (Be6v. 2997) und zur
freoduvebbe wird die Königstochtet beim Priedenschluee, so
Freäware bei Ingold (Beör. 2020 f. ; man denke an den Schluss
der Kütrün). — Besondere reich ist da* liebesieben in der
Vkv. ausgestaltet: Entführung der Gehebt«n, die dann den Ent-
führer ii-ieder verläset; Verführung einer Jungfrau; daneben
König und Königin in normaler Ehe, d. h. im Hause regiert
die Frau (wie bei 0])iim, wie bei Attila).
Die Freundschaft, welche in der fremden Quellen verdank-
ten Erzählung von Lantfrit und Cobbo so überschwenglich gefeiert
wird, hat in den heimiscben Liedern keine Stelle, denn das
rührende ^'erbältniss zwischen Helgi und Hedinn {H. Hi. IV)
beruht auf Verwandtschaft, und die Verbrüderung Sigurds mit
GiAkis Söhnen (Sig. sk.) bewährt sich nicht. Das darf nicht tur
Unterechätxung der altgerm. Freundschaft ausgebeutet werden;
nur eben weil die Freundschaft stetiger, ruhiger ist als das
brennende Werben der Liebe, weil in ihr kein »himmelhoch
jauchzen* und kein >zum Tode betrübt« Raum findet, darum
fehlt sie den alten erzählenden Liedern — nicht den didakti-
schen (Hiv. 42 f., besondere bezeichnend aber 47, 6). —
So ist es denn natürlich, dass von dem täglichen Leben
wir nur ganz gel^entUch erfahren. Eine Ausnahme bildet die
Rigs^ula mit ihren tendenziösen Bildern aus dem socialen Leben.
Typische Züge aus dem Leben der Vornehmen allein, wie dort
von allen Ständen, geben einige späte Läeder (Gud. 11 18, Atkv.
38: »wer wird künftig deinen Kleinen lehren Speere werfen. — *)
Was sonst an Alltagsbeschäftigui^n vorkommt, hat doch
66
* ■
immer mit den groesen Interenen Berflhrang. Ma Jagd (Vlcr^
Walih. 1425 f.) irt dn Ueiner Krieg, Fieolifuig (JE^ul und
R^., bee. aber RuodL n o. XTTT) und VogeUug (WaKh. 1411)
sind wenigpteiie kleine Jagden. Beiten (a. o.» aiiafUhilWier
beechrabt daa AuMteen Veg. 81} und Rudern (bee. Hjm.) rind
Künste, die der Krieg verlangt; daneben darf flreOIeli WaUiuii
00 gut wie die Helden der Nibelnngennofh sieh von einea FUir-
mann äbenetien lassen (Walth. 486). Ala setkenere Konat gut
schon das Schwimmen, oder wenigstens BeävoUi hohe Ferti|^Eaft
darin. Diejenige auserwihlte Kmist aber, die vor aDsQ gDt»
verdankte das gerade der Eigenschaft, dass sie dem Kriege dient:
das angesehenste Handwerk oder vielmehr das einaige angesehene
ist das des Waffenschmieds (v^ allgemein 0. Sehrader Sprach-
vergleichmig mid Urgeschichte S .223 f.)- Schmiede sind schon
im Uranfang die Oötter (Vol. 10), Schmiede auch spiter halb-
göttliche Wesen, mid so sehen wir (in den R^.) ein Schwert
schmieden mid proben und (Beöv. 2337 f.) einen Sduld ver-
fertigen. Daneben allerdings stellt der berühmteste der Waffm-
schmiede (Beöv. 455, Walth. 965) aach Schmackgegenstinde
her (Vkv.). Damit arbeitet er für den Schatz des KSnigs. —
Auch die bildende Kunst knüpft an die Heldenthaten der
Männer an: die Frauen sticken sie (wie bei Homer n. 3, 186 L,
vg^. femer Lüning Edda S. 421) in Handarbeiten (Gud. II, 14,
vgl. Oddr. 16; anders Vkv. 1, 8 Gud 11 27, 2), die Minner
bilden sie auf Trinkgefässen (Walth. 309), wie uns aus späterer
Zeit Beispiele beider Art ja noch erhalten sind. — Fast komisch
wirkt die Erwähnung des Schlachtens (Atlm. 19, 1); aber auch
dies ist ähnlich wie das Jagen ein Abbild des Kampfes. —
Was aber von derlei täglichen Beschäftigungen nicht dem
Kriege dienbar ist, das gilt dem zweiten Hauptinteresse des
Hofes, dem Mahle. Für seine Feste baut Hrödgar die grosse
Halle Heorot und diese erregt solche Aufmerksamkeit, dass ihre
67
Heuiigung auEführlich bdechriebeu wird (Be6r. 992 f.) Die
obersten HofbeomteD haben fast alle ihre Benennung von ihrer
Pflicht, beim Mahl für Speise, Traok, Saal u. g. w. zu sorgen;
eo auch in der hinmüiBchen Hothaltung, vie der Schwank tod
H^rig^r räe schildert, und der Kücbemueister ist eine gewichtige
Pereon (Specht, Gaebnähler und Trinkgelage bei den Deutschen,
S. 11; man denke an Rümolt). Wir wundem uns dahernicht,
unter den Grossen auch einem Koch zu begegnen 0^'alth. 438);
abei der >Hafenhüter< Hjalli (Atlm. 59) ist Ireilich nur eine
Carricatur. Zu braten versteht indese SigurS Belbst (Fäf. nach
31). — AIe Schmuck des Mahls, als Belebung der Tafelfreode
ist aber auch vorzugsweise das Silben (in Deörs Klage und
BeoTulf) und Musiciren (allerdings nur durch Gunnais Harfen-
spiel im "njurm: Dr4p. Oddr. Atkv. vertreten) zu denken (vgl.
Specht aao. S. 24); und dem schlieest sich dann zuletzt, wie
wir in dem ags. EpoB sehen (Beöv. 529 f.) die Erzählung von
Heldenthaten an. Sie schlieset den Ring: beim Mahl vom
Krieg zu hören, vereint die beiden höchsten Freuden der Ger-
manen ; klingt eine ähnliche Lust doch noch in den philiströsen
Worten des zweiten Bürgers im Osterspaziergang des Faust nach.
Früheres durch solche Erzählungen vor dem aufhorchenden Kreise
nachzuholen, brauchten also die altgerm. Epiker nicht, wie z. B.
Grillparzer (nach Scherer 'N'orträge und Aufsätze 195) bei der
Nibelungennoth vermuthete, von der antiken Epik zu lernen; im
Gegentheil artet ziemlich früh dies Mittel, Einzelheder zu
Sammelliedem aufschwellen zu lassen, zur Manier aus. Was
in Reg. Helr. Beöv. (aao. und 3425 f) gut motivirt ist, und mit
Recht die >Botecbait des Gemahls« ausmacht, passt deshalb noch
nicht in die Situationen, die Sig. sk. Gud. II Oddr. AÜm.
Gud. hv. zu solchen Nachberichten benutzen. FreiHch haben
diese Lieder meist die Nebenabsicht, durch die Rede der be-
tauenden Personen die Charakterzeichnung zu vervollständigen. —
68
Dies fahrt uns über sa der geringe Zihl eobsher Gttfdhia;
bei denen die Schilderung nicht mehr raa Unten, enndBni
von Charakteren oder Stimmangen Haaptaweok iit. Dan
Anfang macht die Auraoalnng gewiner Seelenelinmuingm, die
wichtigen Handlmoigm voraof^en oder folgen (jiJL
Heiniel aao. 81). Anfregongt die nch nicht gleich fai Tlnft «m-
setien kann, venith eich doch in Schlaflofligkeit oder munfaigam
von Träumen gequälten Schlaf (Vkv. 19,5 und 81.1 Qäp. 19.
Brot Sig. sk. Gud. H, Atlm. Walih. 390 und 681; an der entenn
Stelle dee.Waltii. kommt noch dae realistiache Sjrmptom der Appo-
titloeigkeit hinxu; vgl. auch Hdv. 83;) iat die That geerhehen, ao
gellt die Aufrq;ung in ein wildes Hohngelächter ans (Brot Sg. ak.
Atkv.). Hier herrscht doch immer noch die That; aber die
späten altn. Frauenstudien (Helr. Gud. I. Gkid. HI und beeon-
ders Oddr.) sind nichts weiter als psychologische Skiaeo, und
die spateren ags. Stücke (Wanderer Ruine De6r Reimlied) mohts
als Stimmungsbilder, wie sie sich ebenfalls schon im Bedvolf
(2228 f., 2444 f.) ankündigen. Und wir müssen dann erfamem,
wie hierfür schon jene grossen psychologiBchen Weltbilder, die
»didaktischen« Gredichte, den Boden vorbereitet hatten. — VgL
A. Hofbnann aao. 14 f. —
So entschieden überall im Mittelpunkt gerade der altgenn.
Poesie der Mensch steht (vgL Scherer Poetik S. 210), fehlt es
doch nicht ganz in Schilderungen von niederen Wesen
oder leblosen Dingen. Das Ross (Reg. F&f. Gud. II) bean-
sprucht keine Bedeutung» wohl aber Drachen und Ungeheuer
(Fäi. Beöv. und in den Götterliedem VgL Lok.) Ein beeon*
deres Interesse an Thieren verräth der Dichter des Ruodlieb
(Seiler 104 f.) — Naturschilderung ist selten; die wichtigsten
Stücke sind die Beschreibungen des Winters (Beöv. 1187 f.)
und des Moors (Beöv, 1357 f., 1408 f.) im ags. Epos, (vgl. auch
JElönning Beovulfskvadet 161 f.. A. Hoffmann, Der bildL Ana-
druck im Beov. und in der Eddfl S. 29) und des Wasgaue im WalÜt.
(491). Für die Edda vgl. Jeseen Ueber die Eddalieder 32 t.
— Gern beechreibt jedoch die Dichtung, besondere der Age. die
Natur im Aufruhr, deu Sturm: Merbach, Das Meer in der Dich-
tung der Augeleachsen 47 f. — Die Vorliebe der Spielleute für Be-
Bchreibimg von Kleidung und Schmuck tritt nur in wenigen
Stücken (Gud. II 20 Atk^^ 4) hervor und contrastirt dort scharf
mit der ganz typisch gehaltenen Schilderung Vkv. 8. vgl. auch
H. H. I 1 6. Wie die alten Germanen aber die Kleidui^ hochschätz-
ten, beweiBtHäv.49, inhaltlich völlig identisch nütGoethesSpruch:
■Kleid' eine Säule, sie sieht wie eine Fräule«, der aber nach
Loepere Isachweis (Goethes Gredichte m S. 35, 50) dem Italie-
nischen nachgebildet ist. — Doch vgl. auch Här. 61 und
allgemein A. Hoffmann aao. 19 f. —
Diese Süchtige Uebendcht der in der altgerm. Dichtung
behandelten Motive bedürfte natürlich noch manicbfacher Er-
gänzung besonders durch A'ergleicbung der Epochen und Dia-
lekte, um von der Stoffvahl der alten Dichter ein zutreffendes
Bild zu geben. So aber schon zeigt sie, was wir zeigen wollten:
daE Leben im Spiegel der altgerm. Poesie. Ein Leben, wie es
oft geschildert worden ist, mit grosser Meisterschalt z. B. in
Scherers Vortrag über den Ursprung der deutschen Nationali-
tät: ein mäditiges Begehren nach den höchsten Gütern, ein
Begehren aber, da£ diese Güter nicht als Geschenk will, sondern
als Lohn der Anstrengung. Für geschenkte Gaben ist kein
Volk weniger dankbar als das deutsche, weil es stets das Gefühl
hat, als werde bei der leichten Erwerbung ihm ein Theil des
besten Besitzes entwandt: das Bewueetsein erfolgreichen Ringens.
Sie beten nicht zu den Göttern, ihnen das Erstrebte in den
SchooBs zu legen; «im Kampf sollst du dein Recht finden«,
heisst es ihnen. Wie ihnen nun fortwährend jene höchsten
Ziele vor Augen stehen — wir haben sie kennen gelernt:
'Weisheit und Macht: Weisheit, um die Macht anzuwenden, ^H
70
Macht, um die Weiihflit la befhiligea — ; wie in flu« Btaft
leidwiflchafüich alle Krifte sich regen nach jenm 23elen hin —
wir haben de kennen gelemt; KUinpfan iat der W%g woat Hbd*
Schaft^ lernen der Weg snm Wiaaen; — wie bald ihnen dae ZU
snm bloeaen Mittel wird, und bald dae Mittel adbet ram Ziel,
00 ergiebt sich jenee heiaae Bingen dea Vdlkaii, deaaan Laidan-
schaft die tielBte iat; ao ergiebt aich daa I^dhoa der attgann. Ptoeaift.
Waa nicht Beang hat auf die höohaten Gftter» daa aohM diaea
Dichtung nicht; aua dieaen Ideen lieht aie die Analeee der
herrachenden Begriffe; aus dieeen Ideen nünmt aie den Maaaa-
Stab der typischen Gestalten; aua dieaen Ideen erfaent aie die
Gesammtheit der poetischen Motive. Weiaheit und Henaohatt
sind Ziel all ihrer geistigen und körperlichen Anstrengungen;
Lernen und Kämpfen sind I^ttel all ihres geistigen und kBiper-
liehen Bingens. So will ihre Didaktik die ganse Welt erfaaaen
und beherrschen bis in die geheimen Kräfte hinein, die diaae
Welt regieren und die darum kennen muss, wer den Elementen
gebieten soll; so wiU ihre Epik den Kampf feiern, aei ea mit
den Waffen in der Hand einen Krieg um Schata, Freundachaft
oder Behaupten des eigenen Selbst in der Bache, aei ee mit
Liebeskünsten und der Macht der eigenen Persönlichkeit ein
Werben um liebe; so will ihre Lyrik die beklagen, deren
Ideal gebrochen ist, die verlorenen Ezistenaen, die lu streben
verlernt haben, denen die Waffen aus der Hand geaddagen
sind. Das Ideal aber ist eben der Mann im Besits der höchsten
Güter, der Heldenkönig, der Weisheit mit Macht eint, der von
der Fülle seiner Gaben, die der Schatz symbolisirt, gerecht
spendet an die Getreuen, und aus der Fülle seiner Kraft, die
das Gefolge symbolisirt, stark austheilt an die Feinde. Seiner
Milde freuen die Vasallen sich beim Mahle, seine Stärke bewun-
dem die Krieger in der Schlacht. So trifft in einer Erscheinung
wie Sigurd Alles zusammen, was der Germane begehrt: Kunst
71
der Runen, Kraft dee Schwertes ; Gerechtigkeit nnd Tapferkeit;
Herrschaft und Frauenüebe; bo verschwindet toi dem Streben
auch der Dichtung nach diesem Ideale allee Alltägliche. Die
alte. Sagaer sind voll von allerlei Details, so daes mit Hilfe
ihrer Angaben so vollständige Beschreibungen des Lebens der
alten Nordleute entworfen werden konnten, wie wir sie in den
Biichem von Weinhold, Keyser, Rosenberg besitzen; aber die
alte Poesie kennt nichts, was von jenen grossen Wegen abliegt.
Durch und durch idealistisch, aristokratisch ist also dies^ Poesie
wenigstens in der Auswahl des Stoffe, wie die deutsche Dich-
tung das in ihren Blütheteiten immer gewesen ist. Ja es ist
noch das alte urgermanieche Heldenideal, welches seine volle
Verkörperung endlich in dem Werke des grossten Dichters
unserer Vorzeit gefunden hat. Der kosmopohtische Zug der
Deutschen, die Lust auch Fremdes sich zu eigen zu machen,
das muBBte mitwirken um in Parcival das vollkommene Helden-
lied schaffen zu lassen des vornehmsten Herrschere und des
tapfersten Ritters — und durch Lernen und Kämpfen erreicht
dieser sein Ziel. Danach reisst der Faden dieser Tradition ab;
die Deutschen vergassen seitdem zu oft, dass das Lernen und
das Kämpfen nur Mittel sein sollen zur idealen Ausbildung
der Persönhchkett, und Gelehrsamkeit und Streit ward Selbst-
zweck — für die Dichtung gefährlich vor allen das erstere. —
Wohl ist 0{)inn der erste Faust — er aber verzweifelt nicht
daran, durch eigenes Bingen sich zu seiner Aufgabe zu erziehen,
durch eigene Arbeit die Weisheit zu erobern, die er belehrt,
und die Macht. —
Es war hier, wo es sich um die Grundlagen der altgerm.
Poesie handelt, wohl erlaubt, in der Besprechung ausführhcher
zu sein, als es sonst angeht, und wenn Dinge und Worte öfter
aU mir lieb ist sich wiederholt haben, diene die Wirkung des
altgerm. Stils dieser Assimilation zur Entschuldigung; sind diese
72
Begriffe doch die treuen Freunde unserer geistigen Entwickelung,
bei denen ee sich wohl ziemt fara at finna opt (H4t. 44). —
Wir wollten zur letzten Bekräftigung noch Ausq>rüche ddr
Alten selbst bringen. Sprichwörter und sprichwörtliche Er-
mahnungen haben wir an anderer Stelle gesammelt; hier nur
ein paar Belege aus dem grossen altn. Lehrgedicht:
Ueber Freundschaft: Häv. 41 — 52 (vgl. MttUenhoff Deutsche
Alterthumskunde V 256—268) vgl. z. B. Sig. sk. 19.
Ueber die Liebe zum Leben: Häv. 69—72 (ebd. S. 258)
vgl. z. B. Sig. sk. 50.
Ueber den Nachruhm: Hdv. 76—77 (ebd. S. 259) vgl. z. B.
Athn. 64. Beöv. 1387.
Ueber den Werth des Besitzes : Hav. 74—77 (ebd. S. 261)
vgl. z. B. Fäf. 10.
Ueber Frauenliebe: Häv, 84—95 und 96—101 (ebd.
S. 261—64) vgl. z. B. Skim 7 Sig, sk. 16.
Das ganze Gedicht ist durchzogen vom Ruhm der Klug-
heit und Gewandtheit (MüUenhoff aao. 255 — 95 und bes. 281);
der Abschnitt 103 — 110 noch speciell erfüllt vom Preis der
Redekunst (aao. S. 269); die Moral des Rünatals aber fasst
Eosenberg (Nordboemes aandsliv S. 286) ganz gut in die Worte
»Wissen ist Macht« zusammen (vgl. MüllenhofE aao. £. 271).
— Wissen und Macht, das sind die beiden obersten und ent-
scheidenden HauptbegriSe der altgerm. Poesie, und alle andern
sind nur Modificationen und Combinationen dieser beiden
Hauptrunen. —
Capitel UI.
Nebenbegriffe.
Wir haben bereite mit Liliencron bemerkt, daee die alt-
germ. (und vor allem die alta.) Poesie wesentliob eine Poesie
der Substantiva ist. Das Verb dient eigentlich nur sur Ver-
bindung von Subject mid Object, oft ist es wie schon gesagt
um' eine ausdrucksvollere Copula. Ja nicht selten ist das Verb
nur eine weitere Ausführung des in dem Substantiv versteckten
Verbalbegrifis. Wenn ee z. B. Helg. Hund. I, 56 hedsst: Heill
skflltu, visi, virda njöta, Attstafr Yngva, ok una llfi! — so sagt
diese ganze visuhelming nicht mehr als unser Ausruf »Lang
lebe der König!«; dase er herrschen soll, ist darin ja schon
enthalten.
Es verdienen daher aus der grossen Masse von Neben-
bestimmmigen nur einige wenige heraUBgehoben zu werden, die
durch ihr tTpischee Erscheinen einen wirklich formelhaften
Charakter gewinnen \md deshalb zu dem festen Bestand der
poetischen Sprache gerechnet werden müssen. Von selbstiindig
auftretenden B(^piffen (im G^^ensatc zu den enkUtischen Epi-
thetis) sind hier besonders nur Zahlen, Zeitangaben und Ton-
bezeichnungen zu nennen. Dabei konmit natürUch überall
wörtliche Uebersetzung nicht in Betracht. Biblische Zahlen
z. B. beweisen nichts für den Charakter der altgerm. Poesie,
auch wenn sie in age. Gewände auftreten. Dies gilt auch für
alle späteren ähnlichen FlUle. —
§ 4. Zahlenangaben.
Zahlenangaben sind in der Edda sehr häufig, in ags. Ge-
dichten ausserhalb der biblischen Stücke auffallend selten; sie
74
widerstreiten dem elegisch -lyruchen Charakter der meiaten
dieser Gedichte. Im Heliand finden sich nur übersetite Zahlen.
Das Zählen selbst kommt in einem der ilteatan Lieder
vor (Vkv. 11,2). —
Einfache Zahlen.
Zwei. Götter: Fille ond Finale, fela mihtigu tva Zaub. 4,87.
Menschen: broedra tveggja Vol. 66,6
tveim tr^mQnnum H&v. 49,3
tveir' m eins herjar Häv. 73,1
{)ü kunnir aldrigi bera tilt med tveim Lok. 38,2
ok Frekar bädir HyndL 18,6
ok tveir Haddingjar Hyndl. 23,6
vgl. |>ö var bann brödir beggja {>eira HyndL 27»8
tveggja |>eira Vkv. 25,6
tvÄ {)ü litr Ä täi standa hrödrfusa hali Reg. 21,4
t)eir badir broedr Fäf. 39,4
tveggja broedra Sig. sk. 1,6
tvÄ at hofdum, tvä at fötum Sig. sk. 67,5
döttir let Gjüka drengi tvii hniga Atlm. 48,1
bera tveir sveinar Atlm. 50,9
en boggnir tveir liggja Atlm. 52,4
tveir menn einir EEamd. 11,9
be paem gebrödrom tvaem Beöv. 1191
mödige tvegen Byrth. 80
untar herjim taSm Hild. 3
tveggja broedra u. dgl. ist gemeingerm. Formel: Vol. 65,6
Hyndl. 27,8 Vkv. 25,6 Fif. 39,4 Sig. sk. 1,6 Beöv. 1191. —
Pointirter Gegensatz von 1 und 2: Hav. 73,1 Lok. 38,2; (ebenso
Hym. 21,1 Skim. 42,1 HAv. 67,4 — 6 s. u.; auch lat.: hora-
que bina prius iuerat ibit id una Ruodl. 3,62). Zwei gegen
eine grosse Zahl: Hamd 11,9.
76
Nachdruckloses »beide« t>r- 11.7 20,5 Hym. 9,8 Lok. 19,1
26,4 SidTD. 5.6 10,7 Sgdx. 4,5 Akv. 27,6 AÜm. 35,6 Be<W.
1163 ByrÜi. 82 u. ö., bee. im Beöv. — meist nach Personal-
Oogeheuer: svylce tvegen micle m«arc8tapaa Beöv. 1347
Thiere: yxn tvd Hymie ^ra. 15,8
dr6 maerr Hymir — hrali eimi k fingU upp eenn
tvA Hym 21,1
Kerlaugar tvaer Gt. 29,2
]>ött tvaer geitr eigi Hat. 36,4
äogu faiafnar treir Fra^m. 13 (HüdebrandS. 805, b, 19)
tvä hunda ok tri bauk& Sigkv. bL 67,7
Zdtangaben; teitum trövetrum (j6) HAv. 89.5
long er nott, Ungar' ru tvaer Skim. 42,1
Dinge: eAa tvau laer Hiv. 67,4
Nachdrucksloe : bgl er beggja ^r& Lok. 89,3 setja milli elda
tv^gja Saem. xa Or. 29 homa treggja Hym. 19,4 etanda
|)er A tvaer hliAar Reg. 84,6 — 1 tvau äee brotoadi Hym. 12,7
— on tvi healfa Beöv. 1096; oft in den Rätaeln. —
Zweimal: Tyr leitadi tyevar broera Hym. 38,5
ok nefna tysvar Ty ^dr. 6,6
vgl. tvennan trega Skim. S9,8. —
Drei. Götter: um J»rjÄr kvämu {lUrea meyjar Vfil. 11,5
uu£ |)rir kvAmu oesir Vol. 20,1
Imäua koma meyjar. . . |»rjAr Vq\. 23,1
ertu ]>riggja ])urBa mQdir Veg. 13,7
J)rjär {>jödar . . . meyja Msg])ra8iE Vaf. 49,1
Menschen: ^j6d veit ef |irir'ru BAv. 63,6
broedr viuru |)rir .... fuudu ])eir . . . konur
prjta Vkv. Einl.
jmj t>rir broedr Saem. zn Beg. 25
|>rir i hestum |>jöfflEonangar Sig. sk. 85,6
76
kvamu konongar fyr kni ^imir God. U 35.5
hön hefir {>rigg]a {>jodkonoiiga banorft borit
Akv. 44,5
{>r]U y&rum sjrsüdn AÜm. 96,1
var ek {nimr verum v^;in at hüai God. hy. 10,3.
Hierher auch {>yerdu ^eii I>rött sinn at I>ridjungi Hamd.
16,5 — 6. — Nachdrucksloe v^r {)rir Hyzn 16,8 hjrra I>ra6ia
bana Byrth. 299.
Thiere: |>ar yknx |>]örar {>rir of teknir Hym. 14,5
|>riö vicg somod Beöv. 2174.
Zeitangaben: {)rj4r naetr saman Rig. 6,2 20,2 33,2
ä {)rid]a momi H}mdl. 45,6
])rigg]a nÄtta H. Hi. 33,7 vgl. Saezn. m 84,8
{)rj4r naetr Grip. 42,5 binnan ^ryux nihtom
Zaub. V. C, 14.
Dinge: drakk Sifjar verr säld t)rjü mjadär {>r. 24,7
sem {)ü {)r]ü bü g6d eigir Härb. 6,1
{)rj4r roetr standa ä ^ijii vega Gr. 31,1
med {)ur8i {)rihofdudum Skim. 31,1 (v^. Holts-
mann Edda 142,33).
f)rjä stafi Skim 36, 2
f)rjä vissa ek elda,
{)rjä vifisa ek ama Gud. hv. 10, 1 — 2
simle {)reora sum |)mga gehvylcö Seef. 68
Dreimal: |)ry8var brendu {)rysvar boma Vol. 26,7
f)rimr ordum senna skalattu Häv. 124,5
gekk ek ä bed . . . pridja sinni Gud. hv. 14,1
{)riddan sid^ Beöv. '2688.
Die ags. Zeitangaben |)re6 nihta Pan. 38 und on {>onne
{)riddan däg Pan. 41 scheinen (wie \'iele andere) übersetzt.
Formelhafte Verbindungen scheinen {)rjär meyjar (Vol.
11,5 23,1 Vaf. 49,1) und {)rir I)ursar (Vol. 11,5 Veg. 13,7)
77
eovie t>rjär naett (Rig. mehrmale, H. Hi. 33,7 Grlp. 43,5). HArb.
6,1 Btebt di«i in sprüchwörüichcr Verwendung (wie bei unseim:
>du kannst nidit bis drei sählen«); vgl. Big. 89,1, wo acht-
teim ähnlicli verwandt ist. — '
Beaondere cbarakteristiBcfa HAv. 63,6. —
Vier. Menschen: hum Atta fj6rai konur Saem. tu H. Hi. 1
fjörir broedr Gud. I 7,2
feöver bean) Beöv. 59 ■
feöver scoldon . . . geferian . , . Orendlee
heAfod Beöv. 1687
Macbdruckslofi : fjt^rir v^ Sig. sk. 19,5
Tbiere; hirtir'ru ok flörir Gr. 33,1
föover mearas Be6v. S168
Dinge: feöver mädmas Beöv. 1027
1)A feovere fa/egee räpas Sal. 331—338. —
Fünf.MenBchemföru Önmi aaman Atlm. 39,5
broedr vArum fimm Aüm. 52,1
{»er ic fife geb&nd Beöv. 420
fife lägon . . . cjmingafl geonge Aibel 28.
NachdruckeloB: ef v^ finun sonu foedum leng^ Sig. ek. 30,1
Zeitangaben: fiTnTn daga HAv. 51,8
ä fimm äQgam HAv. 78,9
fimTn yetr alla HArb. 16,2
fimm doegr Oud. n 18,2
fimm veti Odd. 13,7
m nihta fyret Beöv. 545.
flf dagae Fln. 41
Dinge: burga. ftfe Badm. 5
Nacbdrucksloe mit minen fünf fingirin MSD IV 8,2
Sechs. Menschen: eyx smidas saetan Zaub. n 16
Zeitangaben: er inn s^tti komr HAv. 51,5
Sieben. Menschen: hvilda ek hiA {»eim systmm sjau HArb- 18,11
78
minlr «Jm tjjäx Gud. I 6.5
^Mi kaoongk Gvd. I 24.10
t"^ ^u aür SI|. 8k. 27,2
BJsD hjö Hggni Akr. M,l
{lyjv «Jan gMki Atfau. »9,4
Aolgde of ocsfrs ojndngH (>gDM ^
tflKmna Bedr. 81S1
eeofeoe du: «oiIm AtiisL SO
Zeiteogabon: ^aa retr Vkr. 11 SMOL^Vkr. 8,S
qHi miaMd Smul m Ood. I S7, 11
^m daga . . . en idra ^ao . . mk
ina ^ridja Bjan . . Ood. IC S5,S L
ic Tfls syfuTintn Badr. B438
Dinge: sjaQ eiga vit salhAi Akr. 7,1
OQ vn Toralde Zanb. 4,40.
Acht Sfonachen: k& ok eljun ätta manna Rig. 45,7
Thiere: &tta Uxa Jir. S4,6
ok fldlingum Atta at idgl Reg. B,6
jitta doeba Gud. I 4,7
[tnela slna Uta Saem. xn Gud. I 87, '
Sig. ak. 70,3
Atta systa Hetr. 7,3
eode eohta sum Be6v. 31S3
Thiere: eahta mearaa Beöv. 1085
Zeitangaben: ätta n6ttam J>r. 36,6 38,6
Jitta vetr Lok. 38,4
GeitTQdr (rar) ätta vetra Grim. 2 SaMi
ok Bat bann [>ar &tta naetr Gr. 29 3aem.s
Jitta nättum Helr. 13,7
on t>oae eahtodan däg Eadg. 39
Entfernungen: &tta roatum ]>r. 7,3
Dinge: stukku ätU (hverir) Hym. 13,1
79
Atta eru jafnhijfgir (baugar) Skirn. 21,4. —
Oeftere hängt eäcb die Ordinalzahl för acht an die Cardinal-
lahl für Bieben: Gufl. I 6,7 Akv. 20,8 Ykx. 3,8 BeAr. 3123.
Diee beweist die BpricbvörUiche Bedeutung der »ebeni (ebeiuo
bibÜBch drei . . und das vierte Ptov. 80,15 — 18).
Neun. Göttter: niu bAru ^eam Hyndl. 36,5
hann bä rida valkyrjui nia H. Hi. II tot 6
Saem. f
\ieu Bä i loptinu Ät valkyTJur nlu ridu Saem.
zu H. H. n 16, 6
nlu «m ek moedra mQgr,
niu em ek eyetn sonr FVagm. I 8 (Hilde-
brand S. 303, b, 3).
Hierzu auch : niu man ek heima, niu Indjur Vgl. 5,5 — 6
Diu kom ek heima Vaf. 48,6
heima alla niu AIt. 9,4
fimbulljöd nlu HAv. 189,1
Thiere: niu Attu vit . . . üUa alna H. H. I JO,!
nicerae nigese Beöv. 575
Zeitangaben: mänudr niu Big. 6,6
ena nlundu hverja n6tt 8k. 21,5
en ept naetr nlu 8k. 39,4
hve tun |)reyjak ^Tj&r (naetr) Sk. 42,3
naetr allar nlu Hat. 137,3
Dinge: mit nigun neesikUnon MSD R' 5,1; femer
tirein-Wülcker I 320 wiederholt.
Hierzu auch niu rfißtum er |)ü ekyldir nedarrvera H. Hi. 16,5.
Zehn. Menschen: tydre treövlogan tyae ätaomne Beöv. 2847.
Zeitangaben: Agnarr var tiü vetra Gr. 2 Saem.
ätti 8on tiü vetra gamla Gr. 30 Saem.
on tya dagum Beöv. 3160
tyn nihtum Eadg. 33. —
tiä budlungi bloeda undir H. Hi 40,5
80
Elf. Götter: yknx ellifa aesir taUtir Hyndl. 29,1
Menschen: eptir lifum ellifa ({)egnar) AÜm. 51,7
Dinge: epU ellifii Skirn. 19,1 = 20,1
Dazu fünf und fünfzig s. o.
Zwölf. Menschen: tvelfa sum Beöv. 2401
ädelinga scear ealra tvelfa Beöv. 3171
Zeitangaben: varak vetra tölf Helr. 7,5
tvelf vintra tid Beöv. 147
Dinge: madmas Xu Beöv. 1867.
Fünfzehn. Menschen: ganga fimtän folk upp 4 Und H. H. I 51,1
cempan . . . fiftena sum Beöv. 207
frät folces Deniga fyftyne men and öder
swlc üt ofFerede Beöv. 1582
Zeitangaben: fimt^n vetra H. H. I 10,4
Dinge: bü fimtän Odd. 20,2
Achtzehn. Menschen: ät&än sonu Hyndl. 15,8
ätika ädr fellu Athn 50,7
Zeitangaben: on {>one eahtateodan däg (Var. eah-
todan) Eadg. 29
Dinge : tMl hann einn at |)at ätian büum Rlg. 39, 1
Dreissig. Menschen: med f)rjd tegu Gud. III 5,2
värum f)rir tigir Atlm. 31,5
{)raela |)r]ä tigu Atlm. 92,3
|)ritig |>egna Beöv. 123
{)at he f)rittige8 manna mägencräft . .
häbbe Beov. 379
Vgl. auch die zweimal fünfzehn Beöv. 1582
Zeitangaben: f)ritig vintra Deor. 18
Dinge: häfde him on earme XXX hildegeatva
Beov. 2361.
Grein -Wülcker I 320.4 und 322,43.
Vierzig: ein folk H. H. I 50? vgl. Holtzmann Edda S. 339, 50
61
Fünfzig. Zeitangaben; fiftig vintm Beöv. 2209. 2733, vgl. auch
hund mifisera Beör. 1498. 1769
Hierzu: fiftiges fötgemearcee lang Beör. 3042.
Fünf und fünfaig: MSD IV 8,2
Sechzig. Menschen: sixtig sigebeoma Finn. 38
Zeitangaben: sumaro enti wiutro sehstic ^Id. &0
Hundert. Menschen: M hund cneö ver])eoda gevitan Ruine 8
Zeitangaben: hund miBsera Beöv. 1493. 1769
Zu den Zeitangaben: hundrad rasta bann er i hverjan veg
Vaf. 18,4
Vgl. auch hundmargir Vai. 38,7, — H. H. I 23,7 —
Dreihundert. Zeitaj^&ben: |>reö-hund vintra Beör. 2278
Sechshundert. Dinge: on^amsiexhundTäeBmaeteegoldes
gescyred Bceatta scilling-rtme V!d. 91
Siebenhundert. Menschen: Ejau hunfirud manna Gud.
m 7,9
Dinge : sjau hundruS alba (bauga) Vkv. 9,3
Achthundert. Götter: Atta hundrud einherja Gr. 23, 4
Neunhundert. Dinge: hafdi hofda hundrud niu Hym. 8,3
Tausend, Engel: and eac dueend Jiira engla Z&ub. 8,19
Menschen; Üu hundrud Gotna Hamd. 11,10
liüsendo ])€gna Beöv. 1829
Zeitangaben: fiäe>end rintra Beöv. 30&0
6d J)ät vintra bid Juieend umen
Phön. 368
Dinge: and bim gesealde ^eofon |iuBendo. bold
and bregoBtöl Beöv. 2195
Siebentausend. Menschen: [)ö er i Sogn üt Bjau fiüsundir
H. H. I 51,3
Hunderttausend. Dinge: sealdehioragehvädrumhund ^äsenda
landes and locenra beaga Beöv. 2994.
Hayai, Altf •rmuiiMb* FomU. -6
6-. Go'
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.!• :.tz zLiri br^a T-ey Gad. lU 5.2
vanmi fihr rigir A:lm. 51,5
pnela ^rja d^ Athu. 92,3
britig pngna. Beov. 1:13
pkt he jintuges nuuu» mf
häbbe Beüv. 379
-y.tTT>;il tänSzebn J
82
Ale einfache Zahlen habe ich nicht nur diejenigen genom-
men, die die Sprache mit einem, wenn auch componirten,
Worte ausdrückt und also aelbet als Einheit aufiasst (fOnfsehn,
achtzehn, dreissig u. s. w.), sondern alle, die ein und derselben
Reihe angehören, nicht aus zwei Gliedern zweier Reihen durch
Addition gewonnen sind wie z. B. sechsundvienig H. Hi. 8, 3.
Denn wenn wir diese Zahlen überblicken, zerlegen sie sich
von selbst in mehrere von den ersten Primzahlen ausstrahlende
Reihen: 2, 4, 8 — 3, 9, 18, 30 mit der Nebenreihe 6, 60, 600
— 5, 16, 50 mit der Nebenreihe 10, 100, 1000 — 7, 700 und
ohne Fortsetzung, 11. (Ich stelle »hundert« so in die Reihe,
obwohl es ursprünglich ein Grosshundert bedeutet; wir haben
aber hier nur junge ags. Belegstellen. In den Fällen des Beöv.
bat Heyne mit Recht hund missera und fiftig vintra gleichge-
stellt). Man wird einwenden, dass z. B. die Sechser- und die
Zehnerreihe doch selbst aus Combinationen beständen; aber
eben ihre Multiplication beweist, dass 6 und 10 für die poetische
Sprache gewissermassen Primzahlen sind (wie wir Formeln deren
Worte nannten). In ihren letzten Ausläufern verlieren sie frei-
lich schon den formelhaften Charakter; 800, 300, 7000, 100000,
die höchsten Spitzen der Züge 2, 3, 7, 10 treten sämmtlich
nur vereinzelt auf, wie auch die zusammengesetzten Zahlen.
Ja man könnte sogar für die ganze Sechs-Reihe ihrer knappen
Vertretung wegen dasselbe zugeben, wenn nicht besonders die
Stelle des Hildebrandsliedes (Hild. 50) zweifellos formelhafter
Art wäre (in den Hdv. heisst »der sechste« an der betr. Stelle ein-
fach: »nach Abzug von fünf«, und gehört so Häv. 51, 5 eigent-
lich mit 51, 3 zur Fünfer-Reihe).
Jedoch wäre die Trennung dieser Reihen (für welche Rechts-
alterthümer I 207 zu vergleichen) eine leere Spielerei, wenn
nicht die Verschiedenheit ihrer .Anwendung dazu berechtigte.
Dies ist nun aber wirklieb der Fall: nach Zeit, Ort und Stelle
im Gedicht bestimmt mcb die Verwendung der tj'piscben Zahl.
Deshalb haben wir die Zahlen nach ihren Benennungen
vertbeilt, was zuerst vielleicht befremdet, Die wenigen Angaben
von Läi^enmaaasen habe ich dabei vi den nächstverwandten
Zeitangaben geschoben.
Es ist natürlich, dass durchweg die kleineren Zahlen häu-
figer sind als die grossen; das Oegentheü ist bezeichnend für
eine so phantastieche und doch grübelnd rechnende Poesie wie
die indische ist. Schon deshalb ist die Zweier-Reihe die stärkste.
Nun ist aber zu bemerken 1. hinsichüich der Zeit: sde ist in
älteren Gedichten häufiger aJs in jüngeren; 2. hinsichthch der
Anwendimg: ausser an den beiden Stellen Hym. 33,6, Sgdr. 6,6
kommt sie nie in Verbindung mit göttlichen Dingen vor, hier
aber beruht das beidemal auf etj'mologischer Spielerei mit dem
Namen Tyr. Gern steht sie dag^en in niederer Vem'endimg:
tveim tremgnnum Häv. 49, 3, |)ött tvaer geitr eigi Häv. 36,4
tvau laer Häv. 67, 4 (beide Stellen in komischem Sinn), Atta
pjönar Big ek.. 70, 3.
Dagegen die Dreier-Reihe ist die vornehmste. Drei und
neun sind die Zahlen der Gatter, drei auch der Könige, dreissig
der Helden. Die Zahl drei geht durch, neun dagegen verliert
eich später imd dreissig tritt erat später auf, ist jedoch in der
ags. Dichtung schon in breiter Anwendung.
Sonderbar ist es, dase in beiden Reihen das zweite Glied
die Eigenschaften der Reihe gleichsam potenzirt zeigt: zwei steht
doch noch von kämpfenden Männern (aber fast nur von solchen
die fallen), vier nie. Neun steht fast nur bei übermenschlichen
Wesen, denn solche sind doch auch die Wölfe H. H. I 40, 1.
(Die drei ist noch weiter potenzirt H. Hi. 28, 1, wieder bei
den Walküren). Sogar die Zeitangaben mit neun gelten nur
Göttern und Wundem (Skim. 21, 6; hierher auch R. 6, 6).
84
(AahDÜGhes bemerkt Ueener, RaligionigeediidilL ünteaiMlMintwi
I 180 für den chrigtBohen Bitns und fOgl Unia »irf» aiiflh
hflidm'iicher Coltns die heilige Dnisahl sa voDenr Widamf gern
potensirtec). Bfit vier kommeQ keine vor; die mit aebt riiid
meist kmniech Q(r. 86, 6. 28, 6) oder soheltQDd (Lok. 18^ 4).
ISnen völlig abweichenden Charakter hat die Fllnf or-Belhe.
Sie gehört nfanlioh faet amMchKeeelifh jflngerea UedKn an.
Die agB. Poesie leigt (wie bei der Dreissi^ anoh Uer eine jfln-
gere Stofe der Entwickelmig, indem sie diese Beihe bevonogt
In der Art der Verwendmig tritt keine Aaswahl der Bsnennmi*
gen hervor; nnr Götter slhlen nie nach FQnfen, aber KBoige
aUerdingB ags. (freilich wohl in einer nicht freigediohteten seit
dem historischen Stelle AtheL 28). — FQnfMhn gehfitti wie
Beöv. 1682 zeigt, nicht xu Fünf, sondern zu Dreissig. —
Die Sechser-Reihe fehlt altn. (über H&v. 51, 5 s. o.). —
Die Siebener sind dagegen ags. kaum vertreten; altn.nehmeoi
sie mit xonehmender Entartmig der Poesie zu (Akv. 20, 1,
Atlm. 92, 4, Gud. m 7, 5), finden sich doch aber schon in
der Vkv. —
Die Seltenheit der Zehner flQlt auf. Man sieht daas sehn
für die echte altn. Dichtung eine typische Zahl überhaupt noch
nicht ist, scoidem es erst in der ags. wird. In der christlichen
Dichtung der Angelsachsen ist tausend dann typisch, um ein
grosses Vielfaches zu bezeichnen (Ziegler Der poetische Sprach-
gebrauch in den sog. Caedmonschen Dichtungen S. 75). —
Elf scheint dagegen als formelhafte Zahlenangabe ein
Produkt der jüngeren Poesie zu sein, denn die alte Stelle
Skim. 19, 1, 20, 1 wird wieder auf Paronomasie mit epli be-
ruhen. Es bleibt übrigens selten. —
Die Zeitangaben habe ich hier nur nebenbei erwähnt, weil
sie noch in anderem Zusammenhang zu besprechen sind. —
Wir hätten denmach drei Schichten typischer Zahlenreihen.
Uralt Biod die Rahen mit Ewei and drei. Beide erleiden Bin-
bueee, die Dreierreihe empfängt aber Ersatz durch Combination
mit der inrwiBchen au^ekommeoeD Zehnerrähe. — In jüngerer,
aber noch gemeingerm. Zeit taacht die Fünferreihe aof, altn.
in älterer Zeit fast nor mit der Dreisahl combinirt Aach die
Sechsereibe iet wohl hio'her zu stellen , de ist aber nie zu
groeeer Entfaltung gelangt und zwölf ist fast nur in der age.
Dichtung eine typische Zahl. — Endlich entwickelt die agE.
Poesie für sieb allein die Zehner-Rdihe, offenbar auf Grund der
von ihr schon länger cultivirten Fünfer, und die alte, gtoiügt
dem bei ihr wie bei der ags. Poesie sich steigernden Zahlen-
bedürfniss, indem sie die Siebener-Reihe typiiicb ausbildet und
auch elf so braucht.
Ueberall zeigt sieb eine Zunahme der gröeseren Zahlen. —
Verschiedenheit der Anwendung vermochten wir nur bei den
beiden uigerm. Rdhen nachzuweisen: man möchte nach H4rb.
24, 5 — 7 sagen, die Dreizahl habe die Herren, die Zweizahl
das Volk der Knechte. Doch mögen feinere unterschiede auch
später heraustreten 1 so scheint in den späteren Reihen die in-
definite Bedeutui^ am lebhalteeten gefühlt worden zu sein (vgL
für sieben Sig. sk. 27, 2 Akv. 7, 1 , für hundert Ruine 9). —
Vereinzelt finden sich natürhch alle diese Bemerkongen durch-
brochen, am fühlbarsten (wie schon erwähnt) durch die Stelle
Vkv. 9, 3. — Besonden mache ich noch auf die vermehrten
Tausende bei Geschenken Beäv. 2195. 2994 aufmerksam. —
Zusammengesetzte Zahlen.
27. {>rennar niundir meyja H. Hi. 28,1
46. fjörum faera em fimm togu H. Hi 8,3
640. fimm hundrud dura (gölfa) ok um fjönmi togum
Gr. 23,1 24.1
1200 tölf hundrud txyggn manna H. H. I 26,1.
86
Dazu kommen die butorischen Zeitaogaben 973 Edg.
11—15 und 29 Edg. 18. —
Zwölfhondert habe ich nicht unter die ein&chen
Zahlen gestellt, weil es nicht wie 800 600 700 7000
das erste Glied der Reihe an der Spitze zeigt Ans dem"
selben Grunde liesse auch 800 und 900 sich hierher stellen.
— Die Zahlen stehen vereinselt. Charakteristisch ist, wie
sechsundvierzig mit Hilfe von zwei Reihen typischer Zahlen
umstrichen wird. Ebenso wird die historische Jahreszahl 973
auf 1000, 7 und 20 zurückgeführt; und Eadg. 18—20 wird
wenigstens von 29 zu der typischen Zahl 30 geeilt. (Ganz
ebenso zerlegt die arabische Poesie 11 in die typischen Zahlen
7 und 4: Freytag Arab. Verskunst S. 609). —
An die zusammengesetzten Zahlen erinnert die Zahlen-
häufung einn 4t oxa, Atta laxa, kräsir allar drakk s&Id {>ijü
mjadar |)r. 24,4 — 9. Selbst hier jene charakteristische Scheidung:
das Essen mit einer Zahl aus der Zweierreihe, aber das Trinken
mit einer aus der Dreierreihe, denn es hat den Grermanen
(und welchem Volk nicht?) immer höher gestanden als jenes.
Doch hat sicher auch hier die Assonanz mitgewirkt. —
Eine besondere Art der Zahlenhäufung ist die ungemein
häufige Anordnung nach vorausgeschickten Zahlen. Bergmann
(La priamöle) und namentlich Wendeler (De praeambulis
eorumque historia) sind geneigt, alle solche Fälle unter
die Rubrik »Priameln« zu schieben, was mir unrichtig scheint;
aber eine innere Verwandtschaft besteht gewiss. Natür-
lich sind bei solchen Zählungen nur die Endpunkte zu
bemerken.
Drei: Grim. 28.1—3. 31,4—6 Häv. 63,4—6 und 130,9
Saem zu H. H. U 12,4 Sinf. 2 Reg. 21,1—22,1 Fäf. 32—38
Saem. Seefahrer 68. — Sechs: Crist 720—36
Zehn: Fäder larc\'idas 1 — 76
87
Ell: Grim. 6,1—16,1. Sgdi. 21,1—37,1
Zwölf: Val. 20,1—42,1
Achtzehn: Häv. 144,1— 162,1. Doch geht nach Müllenhoff
D. Alt. 276 die alte Zählung hier nur bis Tiereehn, was denn
ein zweiter alter Beleg für die Siebener-Reihe wäre. Im Uebrigen
Btümnt allee zu unsem bisherigen Beobachtungen: drei die
älteste und verbreitetete t^'pische Zahl, seche jünger und nicht
altn., zehn die nur age., elf die nur spät-altnordieche formel-
hafte Zahl. Höchstens könnte die zwölf der VaiJnruSniamil
auffallen. Hier aber scheint ganz besonders künstlicher symme-
trischer Aiifbau, nicht der allgemeine Brauch, die Zahl becFÜmmt
zu haben (vgl. Müllenhoff D. Alt. 239—41). —
Diesen Aufzählungen steht noch die Klimaz long er nött,
langar'ru tvaer, hve um {ireyiak ])rjÄr Skim 42, 1 — 3 nah«;
femer die vereinzelt« Numerirung Ej'mödr |>ridi GxxÜ U 19,3.
Beide stehen auf der Dreier-B^e, die die der Zweier hier ganz zu
überwiegen scheint. Setzt diese Art der Zählung doch immer
schon einen höheren Werth der so bewahrten Dinge voraus, was
besonders von den Sprüchen (wie in den HAv.) gilt; und deshalb
werden nie zwei Dinge mit Zählung ausgehoben, was z< B.
H4v. 68, 1 — 3 sehr wohl anginge. —
Brüche.
Bis auf den einen Fall ^verilu ^ir ^rött sinn at J>ridjungi
Hamd. 16, 5 — 6 handelt es sich überall um denselben ein-
fachsten Bruch-, ein halb,
hilf hynött Sk. 42,6
mundu um vinna verk hälft vid mik ^m. 26,2
hÄlfan val hön kyss bverjan dag, en hAlfauOdinn ä Gr. 14,4
med hälfum hlei£ HAv. 52,4
hölf er old hvar Häv. 63.6
88
h^ er Mdr mid hTgtom H&t. 59,6
Jiö er . . . UUa flein vigüA kommp H. H. I, 183
hefir hA Hd hilf» Ailm. 52,8
hfigmn Tör hilft yikjmn Ailm. 58,5
hilfa högügra Ailm. 67,8
hilft gekk til hdjar Aihn. 94,7
vgl aoch ^ at hdn heldr yita hiUa ikTldi Oddr. 85,8
fremr var {mM hilfa HamA S,6 healle |y sf«ln Met
12,9.
Bigenilich tihlend sind nur die SteDen Gr. 14,4 AÜm.
52,3 und 94,7. Sprichwörtlich steht das Wort in den Skfm.
und beidemal in den BAv. sowie, in gans abgeeehwiohtsr Be-
deutung, Athn. 67,3 und in den xuletrt angefflhrten FUleBu —
Die Vorliebe, die die allerspfttesten Lieder flir hilf haben
ist augenscheinlich. Ueberhaupt verwenden diese beeonden
gern Zahlen; das ist Spielmannsart (Piper Die Spielmaimadich-
tung S. 65). Unter den älteren sind sie nur in den Skim.
nicht selten, denn die Orim.sindzudiesenwohlnichtsu rechnen. —
üeber die (zum Theil abweichenden) Zahlen der Strrqphen*
gruppen vgl. § 24. —
In besonders augenfilliger Weise zeigen grade die Zahlen-
angaben, wie wichtige Mittel für die Kritik selbst die unaohflin-
barsten Formelarten abgeben können. So hat ten Brink
(Q. F. 62,111) die Neigung zu bestimmten Zahlenangaben als
ein Werkzeug der höheren Kritik verwandt; aber wir glauben
hier zuerst gezeigt zu haben, dass auch die Qualitftt dieser
Angaben zur Bestimmung des Alters sich verwerthen lässt
Vielleicht liesse sich über die Zeit, in der die verschiedene
typischen Zahlen herrschen, mit Hilfe der Archäologie und
der Rechts- und Culturgeschichte noch Sicheres feststellen. So
paset zu unserer Datirung der Fünferreihe, die wir in noch
gemeingerm. Zeit setzen, die Angabe, dass die Decksteine der
Sondgiäber im Steinalter gewobnlich aof fünf Tragsteinen
ruhen (Woraaae DäuemarkB Vorz^t Übe. von Bertelaen S. 66).
Die jüngere Sechserreihe, wahrscheinlich aub den biblischen
Zwölfem absuleiten, hat im BnsBensystem der Lex Bibuaria die
altere Fünfermhe d^ Lex Salica verdrängt (Brunner Rechts-
geechichte S. 305). Fttr Untersuchungen solcher Art bietet schon
allein die reiche Zusammenstellung in Cap. V der Rdcbtaalter-
titümer hinUi^chen Stoff. Was wir über drei und neun sagten,
bestätigt sieb dort vollauf; vier und acht aber sind selten im
Rechtsgebrauch : sie werden fast nur für leblose Dii^ ver-
wandt, und so bleibt aacb hier der Dreierreihe die vornehmere
Stellung. Die Siebener-Reihe ist stark vertreten, die Fünfer
nur schwach; von den grösseren Zahlen ist 40 die mächtigste.
Diese Zahlenangaben dringen dann überall ein; wie charakte-
rietiBch ist es I. B., daes in dem altecbwediecben Volkslied
vom gestohlenen Hammer (Talvj Charakteristik der Volkeheder
germ. Nationen S. 284) die «acht Rastent der ^rynisquilKi
durch ifünfzehn und vierzig Faden« ersetzt und die «acht
Nächte«, die sich Jtiyms Braut nach ihm gesehnt haben soll,
verdoppelt sind! — Das Volkshed hält noch bis heut die un-
geraden Zahlen (Grinun R. A. I 206) fest (Böckel, Volkslieder
ans Oberhessen S. CT), während sogar in die volksthümüchen
Bpen die höfisdie Vorliebe für die biblische Zwölf eindrang
(vgl. t. B.'du M^ Po^es pop. lat. antMeures au 12 eätele
S. 388,4).
Hit historischer Erklärung wird auch hier weiter zu kommen
mn, als mit Zahlensymbolik, obwohl diese kein Geringerer als
Goethe selbst den biblischen Zahlen 7 und 40 zugewandt hat
(Zum westöfltlichen Divao Ausg. 1. H. 6,181). Ich kann hier nur
auf Nagele, Zablensymbolik (Programme der k. k. Oberrealschule
in Marburg 1886 und 1887) sowie auf die Literatur bei Böckel
(aao.) und Bruchmann (Psychol. Studien zur Sprachgeschichte
90
S. 260) Ytmfmmia. Nor der Vwgliwohnng W9g&a flilm idi hkr
die typieohen 74ihlftnreihen einiger lodeier Poerien anf : hehtliech
7, 13, 40; indiflch nebeoeixiisder die Dratemrilie (Eaegi, Dar
Rig^eda AnnL 117), die Fünfer (ebd. Anm. IM) und die
Zehner (ebd. Anm. 841, vjg^ Bruchmann aao.); griecUadi Dreier ^
und Zehner; iriech aber 17 und 50 (Zimmer, Za. 1 vjg^ Sprach'
forschg. 28, 445^7). — Daea Untecachiede in Beaog auf
Zeit und Anwendung sich auch hier heranaatellan, iat aehr
wahiacheinlieh; man mOaste natüilich auf die ZUdmethodeo
und die ISahlworte aelbat lurückgdien, um die Grundlagen
2U prttfen. An der uralten aymboliachen Verwendung yoa Drei
und damit von Neun iat am wenigaten xu iweifdn. —
In der höchaten Potens xeigt sich die Aualeae bedeutnmer
Zahlen beim Zaubern und Segnen. Ich atelle dieae Zahlen-
angaben deshalb hier noch zusammen, obwohl sie groeaentfaeOa
in proeaischen Anweisungen stehen:
zwei: Sgdr. 6,6.
drei: Sldm. 36,2, auch Vgl. 26,7 — ags. Zauberaegen
Greiner-Wülcker S. 314 (mehrmals) und 316; 820,4 und 822,48
— MSD R*" 5 zu B, 6 und 7. Altdeutsche Segen her. von
Scherer, fast allemal. —
vier: Grein-Wülcker S. 312 — Ruodlieb V 104r— 5.
fünf: mit minen fünf fingirin funvi undi funfzio engOi
MSD IV 8.
sieben: Grein-Wülcker S. 326
neun: Neunkräutersegen ebd. 320 (oft) — MSD IV S;
auch H. Hi. 16,4.
fünfzehn: Ruodlieb V. 125
dreissig: Grein-Wülcker S. 320,4 und 322,43
tausend: ebd. 329,19. —
91
§ 5- Zeitangaben.
AbniMhen ist hier von den ganz allgemein gehaltenen
Zeitangaben su Anfang der Gedichte ix vae alda u. ä^., die
unter den Eingangaformeln zu besprechen sind ; femer hier wie
immer von allen Angaben, die einem übersetzten Original nicht
germanischen Ureprange entstammen. Andererseit« habe ich
aber auch hier wie in der ganzen Arbeit von Gedichten von
deutacbem Ursprung aber in lat«inificher Sprache (wie Walthariue
und die Gedichte bei Saxo) nur ausnahmeweise Gebrauch zu
machen gewagt, weil dort immer Einwirkung fremder Form
und fremden Vorbilde möglich ist. So steht z. B. die Zeit-
angabe quater denoe Bol circumflezerat orbee (Walth. 428) auch
der Zahl nach vereinzelt und könnte das Bild der echtgerma-
nischen Daten trüben; dasselbe gilt von den drei Wochen im
Ruodlieb (TV' 43.61) u. a. —
A. Zeitangaben mit Zahlenangaben verbunden.
Schon auB dem vorigen Paragraphen ist zu ersehen, wie
viel seltener t^ieche Zeitangaben in der ags. Poesie sind als
in der altn. Es ist femer ersichtUch, daee die neuen Reihen
formelhafter Zahlen eich von den alten hier noch schärfer ab-
heben als in anderen Zahlenangaben. In der ags. Poesie zeigt
keine einzige Zeitangabe ein Ghed der beiden alten Reihen;
nur Zehner und namentlich Fünfer. Solche zeigt wieder in
bestimmten Zeitangaben (denn imi solche handelt es sich H&v.
51,3 und 73,9 nicht) kein älteres EddaUed (wohl Gud. II, Oddr.,
und einmal auch schon Härb.); vielmehr sind diese an Zahlen
besonders aus der Dreier-Reihe reich, doch auch die Zweier
sind nicht selten. Neun und acht sind hier am häufigsten;
dass zwei und vier ganz ausfallen, erklärt eich aus der gröeseren
Behebtheit längerer Fristen. Endlich sieben ist vorzugsweise
späteren EddaUedem eigen, gehäuft GuA. H, 35.
92
Zahlen über fünfzehn (H. H. I, 10,4) sind hier aiiMchU<
lieh in der ags. Poesie zu finden, da aber in weiter Aus-
dehnung: 30, 50, 300, 1000; dazu nur eechezig im Hüdebranda-
lied. Also auch hier jenes Herausschreiten über den eng be-
messenen Kreis der alten Anschauungen, welches schon in der
heidnischen Poesie der Angelsachsen auf die Aufnahme des
Chiistenthums vorbereitet. —
Interessant ist es auch, die Benennungen dieser Zeit-
angaben zu betrachten. Völlig unzweifelhaft ergiebt sich als
alt ausschliesslich die Zählung nach Nächten und Wintern.
Denn finmi daga Hiv. 51,3 und 78,9 (auch hinsichtlich der Zahl
vereinzelte Stellen) ist keine Fristbezeichnung. Eine solche aber
in Tagen ausgedrückt zeigen nur späte altn. Lieder und ags.
Gedichte (Gud. n, 13,2 und Fin. 41 mit fünf, Gud. ü, 36 mit
sieben, Beov. 3160 mit zehn). — Ersetzung der Zählung nach
Wintern durch Zählung nach VoUjahren findet in unsem
Liedern nirgends statt. Wohl aber geschieht der erste Schritt
dazu in der pleonastischen Angabe des HüdebrandsUedes. Diese
findet sich ntm übereinstimmend, nur ohne bestimmte Zahl,
im Heiland:
ih wallöta sumaro enti wintro sehstic Hild. 50.
thie habda an them uuihe so filo uuintro endi sumaro
gUibd an them leohta Hei. 465.
Die letztere Stellung ist offenbar die ursprüngliche (während
bei Homer es gerade immer 9ipo^ xai dTuopfj heisst, nicht
umgekehrt Schnorr v. Carolsfeld, Verborum coUocatio homerica
quas habeat legee Berlin 1864 S. 42). Und wohl nur weil sumaro
typischer Versschluss geworden war, geschah im Hild. die
Aenderung, die die Zahl sechszig vielleicht erst des Reims
wegen in den Vers brachte. So heisst es auch Vaf. 26:
hvadan vetr um kom eda vannt sumar, während doch Vaf. 24
der Tag vor der Nacht genannt wird; Alv. 31 stdit äberhaupt
nur die Nacht.
Auch cbrietlicbe Gedichte zählen »ehr oft nach Nächten
vgl. Grein Sprachschatz II 385 s. v. neaht.
Wir wissen, dase die Zahlung nach Nächten bei den Ger-
manen uralt ist: nee dierum numerum . . . eed noctium com-
putant. mc conatituunt, mc condicunt: nox ducere diem videtur
(Tadt. Germ. 11, 7, vgl. MüUenhoff D. Alt. 267). Uebrigens
ist dies wohl sogar die altidg. Art der Zählung (Schrader Sprach-
vergleichung und Urgeechichte S. 57. Bei den Italienern hat
de räch hie in unser Jahrhundert behauptet: Goethe Stunden-
maafis der Italiener Aueg. 1. H. 28, 171). DasB dem die Rech-
nung nach Wintern entspricht ist klai. Erst nach der Tren-
nung Bcbeinen die Crermanen des Continents dae Zeitmaase zum
Jahr vervollständigt zu haben (vgl. Schrader aao. 58). Eine
Vorstufe zu dieser Rechnungsweise begegnet uns in späten altn.
Liedern. Hier nie in den Stellen des Kel. und des HÜd. tritt
für die Repräsentation des ganzen Jahres durch die eine Hälfte
die Zerlegm^ in zwei Theile ein; aber wenn dort die beiden
Halbjahre benannt werden, steht hier das blasse missen (Gud.
I, 8, 6; Gud. II 13, 6 und Saem. zu Gud. I 27 vgl. Gud. I
9, 3). Doch nähern wir uns hiermit schon den Zeitangaben
ohne Zahlen, die fast nur in eddischen Stücken formelhafte
Art zeigen.
Zwischen der Verwendung mit und ohne Zahlen schwankt
der Gebrauch von >Monat<. Doch bedarf die vereinzelte Zäh-
lung mit Monaten Rig. 6, 6; 20, 6; 33, 6 keiner Erklärung.
Sonst steht das Wort allgemein zur Bezeichnung einer längeren
Frist (Skim. 42, 6—8; HAv. 73, 10, beidemal kurzen Zeiträumen
entgegengesetzt). Dazu kommen die historischen Daten Edg.
25 und 28; ebenda 8 sogar genaue Bestimmung eines Tages. —
94
B. Zeitangaben ohne Zahlenangaben.
I. Absolute Zeitangaben
Tageszeiten (vgl. Weinhold Spieilegimn formularum S. 10) auf-
gesählt Vol. 9, vgl. Vaf. 24—25.
Tagesanbruch: vgl. J. Qrimm xu Andr. u. EL XXXVI.
Morgen: naer momi HAv. 100,1
i xnorgun H. Hi. 39,1
litlu er lysti Athn. 29,1
dags var heldr snemma Athn. 64,2
morginn er nü Athn. 65,5
kt um morgin ELamd. 1,5
on morgentid, {>onne däg lixte Beöv. 485
on morgen Beöv. 837. 2484 Güth. 1192. 1217
syddän morgen com Beöv. 1077 (aer {)on
däg cvöme B. 731)
siddän morgen bid B. 1784
Der folgende Tag ist gemeint äi morgin Athn. 84,5
Jeden Morgen: morgin hvem Vaf. 14,5
hverjan morgin Gud. I 9,8
morgun hverjan Fragm. 1 (Edda Hilde-
brand S. 302, a, 30)
moma gehvylc^ B. 2450
Mittag; at uppverandi sölu Härb. 58,2
Abend: at aptni Hym. 16,6
naer aptni Hdv. 97,1
var |)at at kveldi um komit snenmia |)rym.
24,1
{)rungin dagr Rig. 11,8
dagr var ä sinnum Rig. 31,10
um kveldit Saem. zu H. Hi. 30,9
um aptan Saem. zu H. H. II 38
95
annan aptan Saem. zu H. H. II 48
|>at Bama kveld Reg. 13 Saem.
aptan dags Sig. sk. 6,2
nü er ok aptann Atlxn. 86,7
OD uhtan Beöv. 126 Klage d. Frau 85
|)ä vä8 däg sceacen Beöv. 2806
Spät am Abend: fram var kvelda Brot. 12,1
fyr dag litlu 6ud. II 48,7
Beim Anbruch der Nacht: syddan niht becom B. 115
öd })ät niht becom B. 2116
femer vgl. J. Grimm zu Andr. u. El. XXXVI
Jeden Abend: aptan hvem Sig. sk. 8,4
uhtna gehvylce Wand. 8
uhtna gehväm Rät. 61,6
Julabend: iola aptan Saem. zu H. Hi. 30,6
In der Nacht: nött ^t risat Häx. 111,5
ä nättum Hyndl. 47,6
on vanre niht Beöv. 702
on niht Beöv. 575. 683
nihtes B. 422. 2273. 3044
In der ersten Nachtwache: ina fvrra hlut naetrinnar Saem.
zu H. Hi. 11,12
Jede Nacht: nihta gehvaem B. 1365.
Combinirte Zeitangaben: vakir tun allar naetr . . . |)ä er mödr
er at momi k^mr HAv, 23, 2 — 5. — morgin mest väga unz
midjan dag liddi, öttu alla ok gndurdan dag Athn. 50, 1^-4.
Das plötzliche Eintreten von Morgen oder Abend wird
öft^^ hervorgehoben, so })rym. 24, 1, Atlm. 64, 2 u. ö.
Oft hebt ein Contrast die Tageszeiten hervor: Vgl. 9, V^if.
24 — 25; femer sind Morgen und Abend contrastirt Reg. 25,
3—5, Atlm. 78, 5—7, aber auch Häv. 97, 1—100, 1, Atlm.
65, 5 — 76, 7. — Tag und Nacht werden zu einer häufigen
96
Zwillingsformel verbunden 8. u. — Tag und Abend H&y. 80, 1,
vgl. auch Hamd. 29, 7. — Nacht und Morgen Hiv. 28, 2—6.
Wie Edg. 8 der Tag wird B. 1600 die Tagesstunde nach
lateinischer Bezeichnung angeführt. —
In der älteren Zeit herrschen die einfachen Worte; mehr
und mehr werden sie durch Umschreibungen ersetrt (Athn. 29, 1
64, 2 für den Morgen, Rig. 31. 10, Beöv. 2806 fOr den Abend)
oder wenigstens durch überflüssige Zusätse verstärkt (8ig. sk« 6, 2).
Zwischen den beiden jüngeren Formen steht wohl auch histo-
risch die Verbindung derselben wie Beöv. 485 — Die Umschrei-
bungen, die sich auf Einbruch der Nacht imd Aufsteigen des
Tages beziehen, hat J. Grimm zu Andr. u. El. XXXVI gesammelt
n. Relative Zeitangaben.
Eine Stunde : stund er til stokksins, onnur til steinsins Härb. 56, 34
Den Vormittag lang: morgenlangne däg Beöv. 2894
Am selben Tag: föru drjügum dag {)ann fram Asgardi fr&Hvm. 7,1
Ein voller Tag (vgl. Weinhold Spicil. S. 17): gerstan dag Sk. 30, 2
sat um allan däg Sig. sk. 13,4
andlangnedägB. 21 1 5, Athel.21, An. 819, Guth. 1251
Ein voller Sommertag: sumorlangne däg KL. 37, Jul. 495
sumurlange dagas Alf. Met. 4,19
vgl. auch hvi |)ü enn sitr . . um daga Sk. 3, 4 — 6
Ein voller Tag oder eine volle Nacht (12 Stunden):
einu doegri mer var aldr um skapadr Sk. 13,4
doegrs eins gamall H. H. I 6,3
doegr eitt er ])er daudi aetladr Grip. 25,7
vgl. auch foedi ek {)ik ä morgun Harb. 3,2
Eine volle Nacht: eina nött H. Hi. 24,4
einnaettr adj. Vol. 33,8, Veg. 11,4, Hdv. 85, 3
ondlangne niht B. 2938, An. 1256, Guth. 126
ymb äne niht B. 135
97
Zwei Tage und zwei Nächte: k |>ridja momi Hyndl. 46, 6
Wenige Nächte: fAra n&tta Qud. n 43, 6
Viele Tage: do^r mart eaman 8ig. Bk. 2, 6
Alle Tage: um alla, daga Qriin. 7, 5
Ein Vierteljahr: mit dem folgenden verbunden Säv. 60, 6.
Ein Halbjahr: ein mieseri Gud. I 8, 6, v(^. 9, 3; ferner mÜ
ok mieeeri Hiv. 60, 6 (vgl. G«ring e. t. mAl 1, 2 S. 108)
Einen Winter lang: vetrl&ngt H. Hi. 8 Saem.
Selten ist die Rückzählung: gystnm niht Beöv. 1334 —
Hier überwiegt der Tag als ZeitmaasB die Nacht bei weitem,
doch liegt dies einfach daraji, dasE die meisten Thaten bei Tag
vollbracht werden. —
Auch hier lieee ich viele unoriginale age. Zeitangaben wie
z. B. Ex. 346 ausser Acht. Sie sind übrigens mit Hilfe von
Greins Wörterbuch, auf dae ich anch für ähnliche spätere Fälle
verweise, leicht zu finden. —
Zunächst drängt sich wieder die Beobachtmig auf, wie die
Zeitangaben an Häufigkeit zunehmen. Am dichteeteu sind eie
in den Atlm. geaäet, dicht auch in den eddischen Proeastücken,
besonders zu H. Hi. Dae ist eben wieder eine Liebhaberei der
Spielleute (Piper, Spielmannsdichtung S. 64) Die Häufung
Atlm. 50 ist also für die5 spielmannsmäSBige Lied bezeichnend.' —
Von den absoluten Zeitangaben scheint wieder der Abend
in älteren altn. Liedern, der Morgen in jüngeren altn. und ags.
besonders behebt. Wieder ist dem entsprechend da« Rechnen
nach Nächten (H. Hi.) älter als Abb nach Tagen (Sig. sk-, doch
auch Skim.) und ebendeshalb die letztere Angabe in den „mo-
dernen« ags. Gedichten häutiger. Eine Zwischenstufe ist wieder
die Summirung im altn. doegr, ganz dem »Sommer und Winter«,
das zTi-ißchen »ein \\'inter« und »ein Jahr* steht, analog. —
Hiyer, AltgtinaaUoli* Po«d*. 7
98
§ 6. Geräusch- und TonbexeichnungexL
Die reichhaltige Arbeit Wackemagels nimmt auf die altgerm.
voces variae animantium verhältnissmäseig wenig Rücksicht; es
sind nur mhd. und nhd. Lautnachahmungen, die er aufxählt
(Voces variae 23 f.) und etymologisch erklärt (16 f.) Die schöne
Behandlung, die er seinem Gegenstande zu Theil werden liess,
macht es doppelt bedauerlich, dass für eine der altgerm. Poesie
viel allgemeiner als der späteren deutschen Dichtung eigenthüm-
liehe Erscheinung ein gleich gelehrter und sinniger Interpretator
sich nicht gefunden hat. Ich wüsste nicht, wo die eddischen
Tonbezeichnungen auch nur erwähnt worden wären. Nur die
häufigste Verwendung dieser Tonbezeichnungen, die bei der
Kampf Schilderung, hat Weinhold angemerkt: agmen splendens
et tonans advehitur (Spicil. 22); sie klingt auch durch das lat
Epos vom Walthari hindurch (J. Grimm, LAt. Gred. S. 76; in
ahd. Resten finden wir aber von Geräuschworten nur har^n und
hlütjan). Freilich hat Grimm selbst angeführt, dass dies alt-
episch ist, und altepisch ist es deshalb, weil das Epos inmier
das hervorhebt, was die Zuhörer am meisten interessirt. Von
früh auf hat aber nichts so des Menschen Aufmerksamkeit
erregt, wie Geräusche: keine Wurzelgruppe der Urzeit scheint
stärker als die, welche M. Müller (Das Denken im Lichte der
Sprache S. 582 X. 119a und b) unter der Rubrik »Laute von
sich geben« zusammen fasst (vgl. Bruchmann Psychol. Studien
zur Sprachgeschichte S. 299); und noch im Nhd. fand Jean
Paul keine Klasse von Synonymis so wortreich wie die des
Schalls (Vorschule zur Aestethik Werke 18, 366 Anm). Die
Häufigkeit dieser Worte für alle Nuancen des Hörbaren ent-
spricht also durchaus einer frühen, naiven Bildungsstufe der
altgerm. Sänger und ihrer Zuhörer, und ihr Schwinden beweisst
von neuem für «lie ags. Dichtung, dass hier ein früheres Reifen
99
und selbst schon Verwelken eingetreten war. Dass aber mit
der Mannigfaltigkeit der Termini nicht zugleich die häufige
Erwähnung der Greräusche schwand, dass sie sogar noch zunahm,
hat seinen Grund in der epischen Wirksamkeit: «geräuschvolle
Bewegungen stellen sich der Phantasie lebhafter dar, als geräusch-
lose und leise« (Viehoff Poetik S. 181), und das wussten die
klugen ags. Epiker wohl (vgl. Heinzel S. 26).
Um diese Abnahme von den altn. zu den ags. Liedern
merklich zu machen, trenne ich beide Gruppen.
Altn. Geräusch- und Tonbezeichnungen.
blasa: hdtt blaess Heimdallr Vol. 47, 5
dynja: foldvegr dundi Veg. 3, 6 Qadrhanu: dundi |)r. 4, 6
(ähnlich Hei. 5796 f : quam engil . . . faran an fetherhamon . . .
thiu ertha dunida vgl. Vilmar Alterthümer im Heliand S. 14)
boer allr dundi Brot. 8, 2. — dynr Subst: fyrr mun dölga djTir
H. H. I 21, 3 dynr vax 1 gardi Akv. 33, 5.
eiskra: gengu or gardi gorvir at eiskra Hamd. 12, 1
emja: emjudu ülfar Atlm. 23, 7
fnasa: vreid vard {)ä Frevja ok fnasadi |)r. 12, 1
gala: göl um hänum . . . hani Vol. 48, 5. 44, 1 tunga . . .
opt s^r ogött um gelr Häv. 29, 4 galandi kräku Häv. 84, 4
svä ek gel HAv. 147, 4 undir randir ek gel Häv. 154, 4 (car-
mina . . . obiectis ad os scutis Tac. 3, 3 f. vgl. Müllenhofi de
poesi chorica S. 19 Wackemagel Lit. Gesch. 3, 10) er göl J)jödroerir
Häv. 158, 2 afl göl hann äsum Häv. 158, 4 om göl ärla H. Hi.
6,5 rikt göl Oddrün, rammt göl Oddrün Odd. 6, 5.
geyja: gejT Garmr mjok Vol. 45, 1 u, ö. rakkar |)ar renna, rä-
dask mjok geyja Atlm. 24, 1.
gjalla: |)at er arar gullu H. H. I 1, 2 gullu vid gaess i
tüni Gud. I 16, 5 = Sig. sk. 29, 7. J)ä heyrir |)ü hraina gjalla,
omu gjalla Gud. II 8, 3 hvelpa losna, glaums andvana gylli
bädir Gud. II 42, 2 strengir gullu Odd. 27, 8 af geiri gjallanda
Akv. 5, 3. 7*
100
glaumr Subst: glaums andvana Gud. 11 42,8 glaainr var
i hoUu Hamd. 19, 1.
glymja: gluxndu jgklar Hym. 10, 6 en |>ar svalar knega
unnir yfir glymja Gr. 7, 2 glumdu strengir Akv. 32, 9. —
glymr Subst: ok jäma glymr H. H. I 28, 2.
gnyja: gnyr allr jötunheimr Vgl 49, 3 — gnyr Subrt: öz
geira gnyr H. H. I 55, 3 gnyr var at heyra Gud. 11 4,2 gnyr
und gudvefjum Akv. 39, 3.
grata: Frigg um gret Vol. 34, 5 brüdr gr&tattu H. m. 41, 2
graetr {)ü . . . grimmum tarum H. H. 11 44, 5 {>eygi Gudrun
grä,ta mätti Gud. I 5, 1 |>ä gret Gudrun Gud. I 16, 1 gr&tendr
Akv. 12, 3 gretu bom Hüna Akv. 39, 4 gretu {>eygi Atlm. 74, 4
svaeru leztu ![)ina sitja opt grdtna Atkn. 93, 7 okkr skaltu ok,
Gudrun, grata bäda Hamd. 10, 5 |)Okk mun grita Fragm. 5, 4
[Edda HUdebrand S. 304, a, 4]
hixta: medan i ond hixti Atkn. 40, 4.
hlakka: ari hlakkar Vol. 51, 6.
hlymja: hreingälkn hlumdu Hym. 24, 1. — hlymr Subst:
hvat er I[)at hlymja er ek heyri nü til Sk. 14, 1 hlymr var
at he}rra Odd. 25, 5.
hrikja: hätt hrikdu grindr Atlm. 37, 5.
hrynja: Idtum und hänum hrynja lukla I[)r. 15, 1 hrynja
hänum |)ä a hael |>eygi hlunnblik hallar hringi litkud Sig.sk. 69, 1.
kalla: hverr er sa karl karla er kallar imi väginn Härb. 2, 2
hrafn at meidi hätt kalladi Br. 5, 3 koUara ![)ü sidan til knjä
{)inna Erp ne Eitü Akv. 38, 1 — 3 (öfter in den Bedeutungen
»nennen^ und »rufen« s. Lünings Wb. u. d. W.)
klaka: und kvemum klaka Lok. 44,6 at igdiir klokudu ä
hrisinu Saem. zu Fäf. 31,11 — klok Subst: klok nam fugla R. 45, 1
klokkva: kostir' ru betri heldr en at klokkva se Sk. 13, 1
kostid svd kepfa at klokkvi Gudrun Atlm. 55, 5 klukku J>eir
karlar Atlm. 63, 5.
101
kvaka: fuglinn kvakadi H. Hi. 13 Saem.
kveda: hrain kvaS at brafni H. H. I 5, 5 fuglinn kvad
fi. Hi. 14 Saem. — Ausserdem natürlich unzählige Mal vom
Sprechen der fdpoTctQ ä^pafTtoty was nicht hierher gehört.
oepa: oepandi nam Hä,v. 138, 5 oeptu at Loka Lok. 14
Saem. ülfi haera mun ek |)ik oepa munu HÄrb. 4 7, 4 oepdi
ill{)raeh Atlm. 60, 3.
rj'mr Subst.: Uddi randa rym H. H. I 18, 3.
ryta: rytanda svini Häv. 84, 5.
skella: en ä haelmn hringar skuUu Hym. 34, 6.
(skraek Subst.: Pragm*. 304a 36 gehört jüngerer Prosa an).
skraektun Subst.: heyra ä |)Ä skraektun Atlm. 61, 8.
stynja: stynja dvergar Vol. 49, 5.
syngva: nema sjalfum J>6r syngvi um hof4i (J)at sverft)
H. H. n 31, 8. — songr Subst.: väpnsongr virda Akv. 33,7
afkärr songr virda Akv. 39, 2 hjä songvi svana Fragm. 2, 23
[Hüdebrand S. 303, a, 23] (vgl. MüUenhoff D. Alt. I 2).
J)jöta: holkn Jutu Hym. 24, 2 Jytr I)und Gr. 21, 1 ef
|)ü |)jöta heyrir ülf Reg. 22,2 varga |)jQta Gud. H 8,7 1 homum|)aut
Hamd. 19, 6. — I)ytr Subst. : ülfa I)ytr Fragm. 2,21 [Hilde-
brand S. 303 a].
J)ruma: J)ött lüdr I)rumi H. H. TL 4,2. — J)rymr Subst. : J)r}Tnr
var älma H. H. I 17, 8 |)rymr um oU Ignd orlogsimu Reg. 14, 7.
vargljod Subst. : vargljodum vanr H. H. I 42, 3. — väpn
songr Subst. Akv. 33, 7.
ymja: ymr it aldna tr^ Vol. 48, 3 umdu olskAlir Akv.
35, 1 — ymr Subst.: vard ära ymr H. H. I 28, 1 ymr vard
A bekkjum Akv. 39, 1. —
Wir haben hier für Ton- und G^räuschbezeichnungen acht-
undzwanzig Verba und vierzehn Substantiva.
Ags. Greräusch- und Tonbezeichnungen.
bearhtm Subst.: ic on J)i8se byrig bearhtm gehyre Q^n.
2406 h^ht . . . ymbvlcigean verodes bearhtm^ mid älfere
Aeihanes bjrrig Ez. 63 f. bearhtmA stdpon td |muqi gyst — eme
Ju<L 39 hie bearhtm ongeaton güdhom galan Beöv. 1431 mid
bearhtmd El. 866 — breahtm: ^ veard breahtm häfen GAih.
233 breahtem äfter breathme GAth. 1299 brimgierta breahtm
Rät. 4,26 ne magon I>am breahtme byman ne homas u. 8. w.
Phon. 134. — Beide Worte wie beorhtm und byrhtm scheineir
an andern von Grein gesammelten Stellen mehr die Bedeutung
tumultus als strepitus zu besitzen.
blavan: hated hie böman blavan Sat. 602 f)onne englas
bliivad byman on brehtme Cr. 881. — äblavan: naefre mon
{>äs hlude hom äy{)ted ne byman äblaved Dom. 110
cigan: in der Bedeutung »rufen« zwanzig mal s. Grein u. d.
W.; dazu cögan B. 104, 1 und äcigan B. 3121 El. 603
clynnan: campvudu clynede El. 51. —
cyrman: ongunnon cohhetan, cirman hl&de Jud. 269 lade
cyrmdon Ex. 461 cirmdon caldheorte An. 138 sva vilde deor
cirmdon on cordre Guth. 879 ic hlüde cirme Rät. 9,3 hlüde
cirmad Rät. 58,4 {>eät he hlüde steine ne cirmde Rät. 49,3. —
cyrm Subst.: dreizehn Stellen s. Grein u. d. W.
dreäm Subst.: in tonbezeichnendem Sinne elf mal s. Grein
u. d. W.
dynnan: hljrnede and dynede Jud. 23 dynedan scildas
Jud. 204 djrned deop gesceaft Cri. 931 dyned upheofon Dom. 59
drythsele dynede B. 767 healvudu dynede B. 1317 hruse dynede
B. 2558 buruhj)elu dynede Fin. 30 hleodor dynede An. 740
|)onne rand dynede El. 50 hleödor dynede Reim. 28
galan: hräfen uppe göl El. 52 ungöd gäled Rät. 21,35
siddan J)u gehyrde galan geäc on bean^e Bo. 22 hie bearhtm
ongeaton güdhorn galan B. 1432; mit füs — fyrd — gryre
— hearm — sige — sorhleod (vgl. Heinzel Q F X 23) zehn-
mal s. Grein u. d. W. — he gliövordum göl Met. 7,2 ic galdor-
vordum göl Reim. 24. — Dazu agalan mit sechs Fällen.
103
gilp Subst. Bcheint nicht eigentlich zur Bezdchnung von
Greräuschen verwandt
gykn: hü se stiAmoda st^ninde and gylede Jud. 25
hlenunan: he ymbe {)a herehüde hlemmed tögädre grimme
göman Wal. 61; ebenso bihlemann Wal. 76.
hlimman: hlüde hlummon Jud. 205 |)är ic ne gehyrde bütan
hlimman sae Seef. 18 garsecg hlj'mmed An. 392 hvälmere
hlimmed Rät. 3,5 ne |)urh |)reäta ge|)räeu |)raed me ne hlimmed
Rät. 36,6.
hlynnan: hlynede and dynede Jud. 23 stefn in beam
headotorht hlyiman under häme 6tan B. 2553 güdvudu hlynned
Fin. 6 hlüde hlynede Reim. 28 hlynnende hlüde streämas
Ps. 73,16.
hljusian: reced hlynfiode B. 770 vadu hlynsodon An. 1547
hlinsade hlüde Rät. 34,8 höfan and hlvnsadan hlüdan reorde
Pß. 92,4
hreäm Subst.: hreäm väs on ydum Ex. 449 hreäm ästah
Sat. 717 mid deöflum hreäm Cri. 594 hreäm veard in Heorote
B. 1302 |)a veard hreäm ähafen By. 106
hringan: byman hringdon B. 327 hiß searo hringed Sat. 266
hropan: hreöpon mearcveardas Ex. 168 hreöpon herefu-
golas Ex. 161 hreöpan deöflu Sat. 319 hreöpon friccan An.
1158 El. 54. 550 hreopun hrMleäee Guth. 878 hröpendePß. 146,10
leod Subst. elfmal s. Grein ß. v. Ich hebe heraus leod
väß äsungen B. 1159 leod gesingun Gn. Ex. 140 |)ä se Visdom
|)iß hoA äsungen häfde Met. 14 pr. hvät ic lioda fela lustlice
geo song on saelum Met. 2,1 hom stundum ßong füßlic leod
B. 1424. — Eß ist das bezeichnende Wort für den Beruf des
Dichters Crä. 52 Met. 30,2 imd wird contrastirt sowohl mit
spei, Text ohne Musik Met. 30,8 als mit hearpe, Musik ohne
Text Gn. Ex. 170. — Dazu elf CJomposita, ebenfallß nicht
selten mit singun verbunden: vulfas sungon atol aefenleod Ex.
IM
1» h6 I91M MOg ffjnitAa^ warn Bf. 9» («■< UlMiot
fiiiig Jvd. 211 ügätoA «mgao Gnth. 1280; viel fillar Jidod
(bM in aUcD sndcnn rabn) "*** gilm oite igd^L Alnl,
■tdienilc« %itlwtoo n Mfnleod ^x. 165. 201) ät mD^kt
mit Rftctaidrt aof die in Veriiisdmig mit ümm f'™"!''»'»
htSäbteKta VcsiNdfonn igÜ gBwiUL Du Snqln difBiB «iid
nie mit gdan Tobanden. — Vj^ äbv diaw Artpim^ tob
kod Hdnsd aao. 23. —
■ingui: ibflcdnt dninnddniMigmil; mit ls6tt ■griwiS lol
ntnlmin aongu södcncUu spdl giTn-bSde-^fid-MfadNA
dmmignMl a. Grein n. d. W. Dm Unpn Fb. 91.1 & IIM
benligaa Gnth. 587 geeingan Men. 70; Qn. Sz. IM.
etefn Sabrt.: vierandii^»ignul s. Gnin. Ich habe hmuB
I^man stein Cri. 1062 Du. 179 Ph. 497. HUmn vi* ^mmnida
etcftt Pa. 76,14 vätenteln Pb. 92,4, Uebenetnmgvi too tos.
ST^^Htt: \tt . . . ftgontnämas arearte BTägaa Gen. 1376
BT^^eode (fyr) Gen. 2557 Bvögende Ug (vodaric) B. 3145
Bvdgad Tindas Cri. 950 Bvögad hläde R&t, 8,7. — Bv^Snbab:
aecbgondawMimgmal. Stehende Wendung faearptn BV<g B. 89
2468 3023 vgl. Gen. 1079.
]>i7m Sabet.: als tonbezeicbnendes Wort sechsnndvierng-
mal; dazu zwSll Zosanunenfletzungen.
{)uniaQ: fionne ic (ae vind) ästige strong, stnndmn rAde
f>ume Rät. 2,4. sondvudu ])unede B. 1906
ä|iyt&n: naefre mon {läs hlüde hom &{iyted Dom. 109. —
Hier hätten wir für Ton- und Geräuschbezeichnusg aechszehn
Verba und acht SubBtantiva. Doch ist die Sammlung schwer-
lich vollständig und grade aga. Worte werden mir mehrfach
entgangen sein. Das Gesammtbüd aber , das sich ergiebt,
werden Xachträge schwerhch ändern: wir bemerken in der
ogB. Poesie neben einer in erstaunlichem Maasse angeschwollenen
Menge von Fällen eine starke Abnahme des hierfür benutzten
105
Wortvorrathe. Während a^. die GeBammtzabl der dazu verwandt
ten Auedrücke (24) nicht die der altn. Verba allein (28) erreicht,
bat ein einzelnes Wort, stefn, hier nahezu soviel Beispiele (74)
als dort überhaupt vorkonunen (95), die acht häufigsten Worte
zuBanunen aber (cyrm IS, dre^m in tonbezeichnendem Sinne 11,
gaUn 16 -|- 6, leöd 11 mit 11 CompositiE, singan 33 + 5,
stefn 74, sv^ 36, ^ryra 46 mit 12 CompoBitis) mehr als zwei-
undeinhalbmal ao viel (264).
Die gröesere Zahl der ags. Gedichte läset die grössere ab-
solute Häufigkeit dei Tonbezeichnm^en und natürhch erat recht
die grössere relative Häufigkeit der einzelnen Worte vollauf be-
stehn. Es stimmt damit durchaus zusammen, dase grade die
blasseren und allgemeiner verwendbaren Worte eich häufen.
Zwar galan, da« altn. wie eingan ags. das beliebteste Wort ist,
kommt diesem auch in der Anwendbarkeit etwa gleich. Aber
■ die Substantiva werden ags. fast durchweg prondscue gebraucht,
wo altn. die Bedeutungen geschieden sind; dr^am ev^ ^rym
stehen überall. Nun ist es aber bezeichnend, wie viel häufiger
ags. die Substantiva geworden sind, So befinden sich tmter
jenen acht häufigsten Worten nur zwei Yerba (oingan und
galan), und diese fast stets im Dienst des Subst. leod. Wir
sehen also, dass jene Substantivirung der Poesie, die in der
rimischen Dichtung von vom herein liegt, nach der Trennung
sich hier ags. (wie altn. z. B. durch Ausbildung der kenningar)
noch steigert. Für das eddische grätan steht ags. hannleöd
galan (An. 1129) u. dgl. Grade daher triSt man (vgl. Heinzel
Q F X, 23) so ungemein oft das Wort leöd, wenn auch die
Uebersetzungen (besondere der Psalter) zu dessen Häufigkeit
beitragen mögen.
Natürlich hat diese allgemeinere Verwendung derselben
Termini einen Mangel au Schäjrfe und Leben zur Folge, wie
die age. Poesie der altn. gegenüber ihn oft zeigt. Die Edda
106
verwendet z. B. für das Heulea der Wölfe hst auaechlieBdich
{)jöta und {)ytr, für das Gexwitscher der Vögel klalca klfik
kvaka, für lautes Geschrei der grösseren Vögel dagegen gjaUa;
gnyja und ymja bezeichnen ein verworrenes dumpfes Gerftusch;
kalla und oepa werden nur von Göttern und Menschen ge-
braucht. Dagegen ags. z. B. hvöpan für Teufel und Menschen,
Wolf und Rabe ; und für das Rauschen der Wellen neben dem
Worte hlimman noch hlynnan, hieäm väs on u. a.; für das
Schiff dynnan hlynnan, hlynsian, f>unian u. s. w.» von den ganz
unterschiedslosen Worten noch abgesehn. —
Das beliebteste Adverb ist altn. hatt, ags. dag^n hlAde. —
In beiden Sprachen ist zu beachten, wie oft die Worte
miteinander reimen: altn. glymja, hlymja, ymja; glymr, hljrmri
rymr, ymi; hrynja, stynja; klaka, kvaka; ags. dreäm hre^un,
clynnan dynnan hl3mnan. Ags. wird dann auch wirklich öfters
gereimt. Dazu andere Assonanzen: altn. emja ymja, gala,
gjaUa, kalla; glaumr, glymr; ags. galan, gylan; hlemman, hlim-
man; hlynnan, hlynsian, diese freilich meist auf Verwandtschaft
beruhend. —
Ausser auf die Stimmen von Göttern, Menschen, Thieren,
beziehen sich die Worte auf das Greräusch bei Kampf und Mahl
und den Elang der Instrumente; dazu kommt altn. das Geräusch
des Weltbaums (Yol 48, 3), ja der Welträume (VqL 49, 3)
und das von Dingen wie Schlüssel imd Thür ({>r. 15, 1; Sig.
sk. 69, 1). Zwischen beiden stehen Naturgegenstände (Hym.
24, 1). — In der ags. Dichtung sind besonders beliebt Geräusch-
worte für Meer und Schiff (vgl Weinhold Spie. 11 — 13), die
altn. erst vereinzelt vorkommen (Gr. 7, 2). Wie hierin, stellt
sich jüngere eddische Dichtung auch darin auf dieselbe Stufe
mit der ags. Poesie, dass sie statt der bis dahin formelhaften
Termini für bestimmte Geräusche gern andere in Anwendung
bringt, (so emjudu ülfar Atlm. 23, 7, statt |)utu; skraektun
Atlin. Gl. S d-raz tlnr^nivov}, gerade wie wir Bolche Neueruuiren
schon bei den Zeitangaben trafen.
UebenNiegend, weit überwiegend sind es also in der altgerm.
Poesie lebende oder lebendig gedachte Weeen, deren Klang in
der Dichtung wiedertönt Der Stein, welcher in der homerischen
Dichtung mit so berühmtem Donnergepolter entrollt, wäre dieser
immer auf die höchsten Gegenstände gerichteten Poesie stumm
gebUeben. Es ist nicht uninteressant, mit dieser altgerm. Aus-
lese die zu vergleichen, die der grösste Kenner der Vorzeit
unter den neueren Dichtem Deutschlands bei dem »was
rauschet und was brauset« trifit: Wald, Meer, Schlacht, jüng-
ster Tag und Festmahl. Ihm schallt am lautesten die imbe-
lebte Natur. Anders bei den alten Germanen. Um die wich-
tigsten Versammlungen der Männer, um Kampf und Mahl
nämlich, gruppiren sich auch hier die Worte, und bei den
Angelsachsen bildet die Seefahrt einen dritten Mittelpunkt.
Fein aufhorchend sucht die alte Naturpoesie die Stimmen der
Natm: zu unterscheiden und freut sich der Grelegenheiten, wo
sie alle im Wettkampf erklingen; technische Rücksichten führen
die Späteren zu einer Bewahrung der Kunstmittel gewordenen
Gewohnheit, deren Erstarrung äusserlich sich in der Substanti-
virung abbildet. —
Aehnliches übrigens gilt auch für die Termini der Bewe-
gung (vgl. u. § 6 bei den heiti). Auch hier führt die ags. Poesie
für die Bimtheit der alten Ausdrücke Umschreibungen ein, die
häufige Substantiva mit vielgebrauchten Verbis combiniren:
Beövulf trug den Kampfpanzer in die Felsschlucht, statt: er
ging gerüstet hinein (Beöv. 2540). Dass auch dies mit der
ags. die jüngere altn. Dichtung theilte, dafür spricht (gegen
Heinzel S. 24) Saxos Uebersetzung quo duce signa bellica fertis
(in Holders Ausgabe 14,12.) Auch in Deutschland findet sich
das Gleiche (Bode, Kenningar in der ags. Dichtung S. 32). —
106
§ 7. Ideale.
Wir haben es schon ausgesprochen, wie beim Entstehen
der poetischen Sprache eine Wahl und Sichtung der Begriffe
grundlegend ist. Es bildet sich eine ganse ideale Welt, in der
Alles den höchsten Anforderungen des Dichters entspricht. So
greift er aus der grossen Zahl menschlicher Eligenschaften die
heraus, die ihm die wichtigsten scheinen, und die Bewohner
seiner poetischen Welt besitzen nun wohl Muth oder Klugheit,
oder auch die entgegengesetzten Eigenschaften; aber weder die
körperliche Schönheit eines Achilleus noch die Hässlichkeit
eines Thersites wird ihnen zugewiesen. Ob sie stark sind, sieht
imd sagt der Dichter, aber ob sie schnell sind, bemerkt er im
Gegensatz zum griechischen Sänger überhaupt nicht. Wie die
Eigenschaften des Menschen werden die Stände der Menschen
ausgewählt: es ist eine Welt der Könige und Helden, nie treffen
vni auch nur einen Priester oder einen Arzt imter . den Haupt-
figuren (die Rigs|)ula macht natürlich eine Ausnahme).
In derselben Weise nun wie die Hauptbegriffe, sind auch
die Nebenbegriffe destiUirt. Diese Welt hat nur harmonische
Verhältnisse. Stehen mehrere Helden beisammen, so sind es
immer gerade dreissig, und ist eine Zeit auszudauem, so sind
gerade immer neun Nächte abzuwarten. Wie die menschliche
Gesellschaft treffen wir sogar die Zeit hier immer auf der Höhe:
nie ist es Vormittag oder Nachmittag, sondern stets gerade
Abend oder Morgen. Das ist dann im höfischen mhd. Epos
nicht anders: Artus der meienbaere man, swaz man ie von dem
gesprach, zeinen pfinxten daz geschach odr in des mefen bluomen
zit, sagt Wolfram in seiner schalkhaften Art (Parz. 281,16).
So wird bei jedem einzelnen Ding die charakteristische
Spitze hervorgedreht und gerade sie uns vor Augen gebracht.
In welcher Situation auch Mann oder Gegenstand erscheinen —
Jfc^^^— — fcWl ■ II ■ I I -•■J.r. ^ . . ...-X«J:.<
109
der Dichter behält allezeit das im Sinn, wae von Situation und
Kebenumstanden unabhängig ihr eigentliches Wesen charakteri-
sirt: der Strandwart, einfach weil er ein Mann ist, heisst Eampf-
held, auch wo er Jiur durch Artigkeit sich hervorzuthun Gelegen-
heit hat (vgl. Heinzel S. 32). Grerade deshalb kann der Inhalt
dieser Poesie so leicht im Substantiv verdichtet werden, und
die Epitheta scheinen nicht sowohl direkt aus der Anschauung
hervorzugehen, als vielmehr aus dem Hauptwort secundär ab-
geleitet zu werden. Die Epitheta fügen doch aber immerhin
zu der Kennzeichnung durch das Substantiv noch etwas Anderes
hinzu, mag es auch etwas Abgeleitetes sein; die Verba aber sind,
wie wir schon oben aussprachen, oft überhaupt nichts als Auf-
lösungen des im Substantivum und namentlich im Nomen
agentis starr gewordenen alten Verbalbegriffs. Weil der Wolf
den alten Germanen nur als das kriegsfrohe Thier lebt, denken
sie ihn sich nicht anders, als dem Heere mit Geheul voran-
ziehend (vgl. J. Grimm zu Andr. u. El. XXA''): und »der Wolf
heult« heisst ihnen nicht mehr als »der W^olf ist nahe«. Ebenso
wiederholen die Verba des Herrschens beim Fürsten, des Kämp-
fens beim Krieger^ des Fahrens beim Schiff u. s. w. nur in
flüssiger Form den Inhalt des Hauptworts. Aber von all diesen
verbalen Epithetis, wenn man so sagen dürfte, haben wir nur
die Geräuschbezeichnungen hier besprochen, weil sie in höherem
Grade als andere bei den heiti und kenningar aufzuzählende
SynomTnengruppen charakteristische Eigenheiten aufweisen.
Die poetische Welt der Germanen, wie wir sie aus ihren
Hauptbegriffen zu reconstruiren suchten, zeigt also auch in
den Nebenbegriffen dieselbe idealistische Auslese. Gerade die
geheiligten Zahlen und die geweihten Zeitangaben und die auß-
erwählten Klänge, in denen Eigenart sich kundgiebt, werden
verwandt und fast nur diese. In der poetischen Welt ist Alles
auf der Höhe, d. h. Alles seiner specifischen Idee entsprechend.
110
Ueber der poetischen Welt aber noch, die selbst ein poetisirtes
Abbild der menschlichen, steht jenes Reich der Ideen, in dem
die typischen Vertreter der Gattungen sich zusammenfinden»
Das Mittelalter liebte es, für jede Eigenschaft einen typischerk
Heros zu ernennen: weise wie Salomon, stark wie Samson u. s. w.
gerade wie auch die Römer das liebten (eine Truppe römischer
Charaktertypen findet man durch biblische hübsch ersetzt z. B.
in der Vorrede des Hayneccius zu seinem Hans Pfriem, einer
christlichen Lokasenna wie auch Bürgers Frau Schnips eine
solche ist: Hallische Neudrucke 36,9). Das Alterthum dagegen
lässt die Ideen des Starken, Schönen u. s. w. nicht durch
mythische und historische Persönlichkeiten repräsentiren, sondern
durch Glieder der Thier- und Pflanzenwelt; so stellt das auf
uralter Grundlage beruhende Traugemundslied die weissesten,
schnellsten, höchsten, dunkelsten Dinge zusammen; ein Spiel,
das Volkslieder aller Sprachen pflegen (Talvj, Charakteristik der
Volkslieder S. 136) und das bei den Franzosen als jeu des
combles noch jetzt beliebt ist. Diese vornehmsten Dinge werden
gewäJilt, um durch den Vergleich mit ihnen Angehörige der
gleichen Kategorie noch höher, auf die alleroberste Stufe der
Idealisirung zu heben. Deshalb müssen wir unsere Beschreibung
der in der altgerm. Poesie herrschenden Begriffe abschliessen
durch eine kurze Vorführung der Gegenstände der Vergleichung,
obwohl die Gleichnisse selbst noch später zu besprechen sind.
Denn natürlich haften sie an dem verglichenen Gregenstand, das
Bild am Gegenbild.
Wir gehen von den Trägem der Vergleichung aus.
Männer.
Die Mehrzahl der Männern geltenden Gleichnisse ist lo-
bender Art. Am reichsten und schönsten ertönt das Lob des
gefallenen Helden aus dem Munde seiner Gattin. Was sie vor
tLf.
■tfb*t>r^ '■■
111
allem an ihm preist, ist, wie er alle überragt habe. Dase das
wirklich der Ehrgeiz der germanischen Frau war, zeigt der
Zank der Königinnen im Nibelungenlied. Sagen wie die von
Gyda, die Harald Schönhaar zum Kampf um die Alleinherr-
schaft über Norwegen bestunmt haben soll (vgl. Weinhold,
Deutsche Frauen I, 345), finden sich freihch überall: ich er-
imiere an Ottokax und an Friedrich von Böhmen, an Lady
Macbeth u. s. w.
Jene Erhabenheit wird mamiigfaltig ausgedrückt. Der
Held wird verghchen mit Esche (H. H. H, 37,4) und Lauch
(Gud. I, 18,3; Gud. H, 2,3), mit Hirsch (H. H. H, 37,5; Gud.
n, 2,5) und Wolf (H. H. H, 36,5); Edelstein (Gud. I. 18,5)
und Grold (Gud. 11, 2,7). Allemal ist das tertium compara-
tionis der Abstand zwischen ihm und den Andern, die oft noch
schmähende Vergleiche erhalten: sie gleichen den Geissen vor
dem Wolf (H. H. 11, 36,6), dem Dom neben der Esche (H. H.
n, 37,4; »der Mann . . . dünkte ihn um viel riesiger als die
Aeste hoher Eichen über dem Gelaub des Waldes« heisst es in
der keltischen Sage Zimmer, Zs. f. d. Alt. 32,210 — doch ist
hier körperliches Hervorragen gemeint; geistiges: »Ich kleinerer
Mensch, der als ein niedriger Strauch unter den hohen Bäumen
stand« Arndt, Wanderungen S. 193); dem Gras neben dem Lauch
(Gud. I, 18,4), dem Süber neben dem Gold (Gud. H, 2,8).
(Ebenso wird in der Odyssee der Held unter den Freiem dem
Adler unter Gänsen verghchen 16, 159 f. 19,536f., im Wartburg-
krieg die schlechten Dichter neben dem guten mit Gänsen vor
dem Wolf, Simrock 39,13—16.)
Die Walküre preist an ihrem Erwählten nur die Kühnheit:
konung öneisan sem kattar son (H. H. I, 19,7).
Der Mann lobt am Manne Eifer im Kampf; Vorbild ist
der Wolf (Häv. 58,4). Der Sieger wird dem Adler verghchen
(Hamd. 29,4). Auch Saxo benutzt den Adler als Bild für den
II»
Dm MftttIdteBAto«.
fa dar Voavd« d« Tfiyxiiiiii xo
dihfüiefaco LokMao» wie uid) .
■olcb« M: H«lttHb0 VNdnicke 36^'
UiM <U« IdMD te Sterke
mytbiMb« und hiitoriidw Per?«<nüchkeileii
durch Glieder der Tbter- und PSiuueo*ett
uralter Grandlege bemhmde Tncz^mundflied £e
■chiulUten, böeheten, dunkelsten Düwe zcsanunen
du VoUuUeder aller Opaebm pflegen (TUvj.
VoHttüeder S. 186) und <im> bei den Franioseo
«wrablni noch jetet l>*-liebt im. Diese vornehmsten
Kfwählt, um durch d^^n Vergleich mit ihnen
glttichen Kategorie cioch hiiher, auf die alleroberste
Mfalislruni; zu heben. Deshalb müesen wir unser«
drtf in der altgemi. Powfie herrschenden Begriffe
i|iiri*h «ine Icum Vorführung der GegenstÄnde der V
iihwiihl die fileichniüw ;*elbat noch später m bespi
Denn natürlich haften sie an dem verglicbei
Itll.l am <)<>g«nbild.
Wir gehen von dmi Tiüg«m
Di» M.-hrzald
bi'ndiT An. Am rvii-
gflitUencn U«ld«a
112
Kämpfer (60,29) — freilich auch nach gelehrtem Vorbild den
Strom (63,1) u. a.
Beide Gleichnisse aber in der Art, wie sie ausgesprochen
sind, stehen schon den tadelnden nahe. Das Aergste, was ge-
tadelt werden kann, ist Verbrechen gegen die eigenen Greschlechts-
genoesen, wie zahlreiche Schmähreden zeigen; das ist wöUBsche
Art (Hamd. 28,3). Granz alleinstehend erscheint der Mann wie
die einsame Föhre (Häv. 50,1, vgl. MüUenhofE, AlterÖiumsk.
V 282). Moralisirend sind die kunstmässigen Gleichnisse mit
dem durstigen Adler (Häv. 62,3), und dem frühbesäten Acker
(Häv. 88,1). Komisch ist der scheltende Vergleich mit dem
Schuh (H4rb. 36,1).
Was geht aus dem allen hervor? Das Maass des Mannes
ist seine Umgebung; sein Ideal, diese zu überragen wie die
hohe Esche; seine grösste Schmach, unter den Füssen der An-
dern zu sein wie das Gras, wie ein abgetretener Schuh am
Wege zu liegen. Sein eigentliches Vergleichsobjekt im Guten
und Schlechten ist der Wolf, gerade wie dies Thier ja auch in
Namen so sehr häufig ist. —
Frauen.
Für die Frau findet sich in der Edda nur ein lobender
Vergleich und zwar in einem sehr jungen Liede, wo sie mit
dem Sonnenstrahl verglichen wird (Sig. sk. 55,3 — 6 = Gud.
hv. 15,5—8).
Tadelnd vergleicht man sie mit der grausamen Wölfin
(Harb. 39,1, >\'ie noch Gerlint in der Kutrun so heisst), mit
dem unzuverlässigen Ross (Hdv. 89,1), mit der Ziege unter den
Böcken (H^-ndl. 47,7). Die klagende vergleicht sich selb&t dem
Laub (Gud. I, 19,6) und dem kahlen Baum (Hamd. 5, — man
denkt an Wallenstein's berühmten Vergleich: Hier steh ich, ein
entlaubter Stamm, vgl. Häv. 50,1 s. o.); die frohe mit dem Ha-
bicht (H. H. n, 42,1).
113
Wie der Mann stets im VerhSltniss zu andern Mäanem,
wird die Frau stets in Benehme zum Manu gedacht An der
Seite dee Geliebten ist eie dem siegenden Mann veifileichbar
(H. H. n, 43,1 wie Hamd. 29,4), ohne ihn dem verachteten
(Gufl. I, 19,6 wie I, 18,4 und Hamfi. 5 wie H. a U, 37,4
HAv. 50,1). In anderer Verbindung als treu bei dem einen
Manne g^t räe als unweiblich, dem tmmännlichen Manne gleich
(HArb. 39,1 — Hamd. 28,3 und Hyndl. 47,7 — H. H. n,
36,6). So ediarf tritt die Uebemnstimmung der Anschauungen
hier hraTor. —
Nicht selten finden sich jene »höchsten Dinge« auch ausser-
halb der Vergleichung, oder nur mit Singen 'verglichen. Das
Feuer ist das Höchste an Wärme (Häv. 51,1) und Licht
(Sgdr. 2), der Schnee (wie noch im Traugemondehed) das
Weisseste (R. 28,11). Die Augen des Drachen sind sprich-
wörtlich (R. 34,7 — 8). — Tadelnd wird der Sand ais unbe-
deutend oder leicht (EAv. 53,1), das Feuer wieder als schreck-
hch genannt (Hj-ndl. 24,8). Die gröeste Zusammengehörigkeit
vertreten die beiden Füsee (Hamd, 14,4, vgl. Yilmar Alter-
tümer im Heliand S. 42). —
Das wird nim in age. Poesie ganz anders.
Lobend wird der Mann vei^chen mit einem Stern (Gen.
256) oder der Sonne (Dan. 275, Sat. 307) ; seine Prüfung mit
der des Goldes (El. 1309 — 1312). Für böse Menschen ist der
stehende Ausdruck: ffle waren wie die wilden Thiere (Jul. 597,
Guth. 247; 879); sie sind hart wie Stein (El. 566) oder falsch
wie die Biene (Leds. 18 — 23), Die Berauschten werden Todten
verglichen (Jud. 31).
Die Frau wird nur einmal verglichen und da lobend und
zwar auch hier mit dem Sonnenstrahl (Jul. 166- 454).
Itaytr. AltgwTnlmiroh« Poaci*. S
114
lian sieht, da« diese GleichmaBe gans anders geartet sind
als die altn. Sie stehen sanunt und sonders unter biblischem
TRinflpa« und zeigen dieselbe Moraüsatio der Natur, die in den
PhysiologiB selbstständig betrieben wird. Der Unterschied be-
steht nun darin: die alte germanische Dichtung fasst das Ver*
glichene als dem xu Vergleichenden innerlich gleichartig. Daher
unterliegt das Gegenbild den gleichen Anforderungen wie das
Bild. Das Ideal des Mannes ist der hervorragende — aber
auch das Ideal des Thiers der hohe Hirsch, das des Baums
die stattliche Esche. Verächtlich wie der unbeachtete Mann ist
die Ziege, die im Haufen mitläuft, ist das Grras. Ebenso kann
des Feuers Macht wohlthätig oder schrecklich sein wie der
Mensch. Das Gleichniss bedarf daher fast stets noch eines er-
läuternden Adjectivs. So entsteht jedes Mal ein völliger Pa-
rallelismus, der neben den zwei genannten Gliedern noch zwei
einschliesst, die genannt sein können (wie in jenen Frauenklagen
in H. H. n, Gud. I und H), aber öfter fehlen. Z. B. der Hals
ist weisser als reiner Schnee, das heisst: so viel reiner Schnee heller
ist als Alles, was noch weiss ist, so viel war dieser EbJs weisser
als der Schnee (wo denn allerdings zwei der vier Glieder zu-
sammenfallen). Auf dem hreion liegt hier (Big. 28,12) ein viel
grösseres Gewicht als wir ihm beizulegen pflegen, darum trägt
es auch den Beim.
Dagegen die ags. Dichtung übernimmt fertige Ideale. Das
Bild steht nicht auf einer mehrstufigen Beihe, sondern unver-
änderlich das lobende über, das tadelnde unter dem G^;en-
stand. »Ein Mann wie die Sonne«, das bedarf keines deuten-
den Adjectivs, es muss loben. :»Ein Mann wie Stein« würde
auch ohne das »hart« was hier einmal dabei steht, tadeln.
Bezeichnend ist, dass bei jenem gemeinschaftlichen Vergleich
der Jungfrau mit dem Sonnenstrahl altn. das erläuternde Bei-
wort (soemleitr) nicht fehlt, wo es doch gewiss entbehrlich
116
^äre; swar steht ags. auch beide Male ein Adjectiv bei, aber
mehr koeend als deutend: min se av^testa sunnan adma heiaat
genau genommen und pedantisch übersetzt: »dxi aüaseate unter
allen, die wie Sonnenstrahlen herrlich sind« — aber der Aus-
druck Gud. hv. 15,6 würde die Möglichkeit tadelnder Anwen-
dung des Vergleichs nicht ausschliessen.
Dadurch müssen denn wieder die ags. Gleichnisse ein-
förmiger und matter werden. Dem Scandinavier ist der Wolf
vertraut wie seines^eichen; er weiss an ihm gute Seiten als
naehahmenswerth, schlechte als abscheulich zu nennen. Des-
halb kann der Angelsachse das BUd nicht brauchen; er sagt
»wilde Thiere« und drückt dadurch gleich die Superiorität des
Menschen aus^ aber die Anschauung ist verloren. Der Edda-
dichter hat den Adler siegreich auf der Leiche und verzagend
über weite Meeresfläche gesehn; der Angelsachse müsste die
Zweideutigkeit fürchten, desshalb sagt er nur allgemein » Vogel«
rmd drückt so die Schnelligkeit aus (dies schon in vorchrist-
lieber Zeit: Be6v. 218), aber wie viel poetischer wäre der kühne
oder matte Adler 1
So verschieden hat sich also die höchste und idealste Welt
bei den beiden alten Völkern gestaltet! Fast könnte man
sagen, dem alten G^ermanen fehle sie noch und erst das Christen-
thum habe sie zugebracht. Denn das poetische in der dichte-
rischen Welt der Edda bestand, wie wir sahen, nur im Heraus-
greifen und Heraustreiben der bezeichnendsten Begrifie. Aber
darüber ging man nicht hinaus. Der Mensch wird immer nur
am Menschen gemessen, das Thier am Thiere (wie die Feigheit
der Ziege an der Kühnheit des Wolfs). Nim ersetzt die ags.
Poesie die Stufenfolge innerhalb der Begriffe durch eine Stufen-
folge der Begriffe. Die Menschenwelt steht nimmehr zwischen
einer ihr übergeordneten, wo alles goldener Stern und strahlende
Sonne ist, und einer ihr untergeordneten der leblosen Steine
8*
116
und vemunftlosen Thiere. Dem Germanen waren sonst die^
selben BegpifEe durch alle Reiche gegangen — jetst ist nichts
mehr am Wolfe zu loben, und er darf deshalb nicht mehr be-
nutzt werden, um das menschliche Ideal zu zeichnen. Denn
dies, das dem alten Germanen hiess, ein rechter Mann zu sein,
wird nun durch das übermenschliche Bild ersetzt, welches das
Christenthum den wohlvorbereiteten Gemüthem brachte. — Da-
gegen haben auf deutschem Boden die Gleichnisse manches
Alterthümliche bewahrt (vgl Uhlond, Schriften I 394 fOr das
Volksepos, V 129 für den Minnesang). —
Capitel IT.
Worte.
§ 8. Heiti.
Es ist schon oben auseinandergesetzt worden, wie die
Variabilität der Schlagworte in der Vieldeutigkeit der Runen
von vom herein begründet liegt. Der nothwendige Vorrath an
verwendbaren Worten wird nun aber durch die Alliteration
vervielfacht, indem jedes neue Stabwort ein neues Reimwort
erfordert und nach Einführung des dreifachen Reims sogar
deren zwei. Man braucht nur an unsere Leberreime zu denken,
um von dieser beständigen Ausdehnung des Reimwörterbuchs
eine Vorstellung zu govinnen. Denn für die Art, wie ein Wort
das andere nach sich zieht, ist die Stellung des Reimworts
natürlich nebensächlich. Ich kann deshalb auch auf die ebenso
klare als reichhaltige Auseinandersetzung verweisen, dieSchuchardt
117
in einer tiberauB lehireichen Abh&ndlung über die Reimerzeu-
gung im Ritomell gegeben hat (Scbuchsrdt, Ritomell und
Terzine S. 46 f); et erinnert dabei »elbst an die Leberreime.
Eb muB8 indessen anerkannt werden, dass die altgerm.
und besondere die altn. Dichtung in der Anhäufung von Syno-
nymen über das BedÜifniea entschieden hinausgegangen ist.
Eb scheint schon frühe die Tendenz sich anzukündigen, die
später die ganze Skaldenpoesie ausgetrocknet hat; dass Foesie
wesentlich in der Anwendung neuer und ganz unerhörter
Worte bestehe. Vor allem richtet sich diese Bemühung natür-
heb auf die Hauptworte. Wir haben schon erwähnt, dass eine
ausgiebige Analogie in der Dichtung unserer zweiten schlesischen
Schule zur Verfügung steht, die ebenso sehr (und ebenso be-
wusst) hauptsächlich Poesie der Adjectiva war, wie die Stab-
reimdichtung Poesie der Substantiva. Auch auf die anschau-
liche Schilderung, die Vihnar (G^ch. der deutschen NaÜonal-
literatuT " 853 f.) von den Folgen dieser AdjectiTBUche giebt,
wurde schon hingewiesen. Und wieder als die Dicbtm^ in
Ctefahr gerieth, Poesie der Oleichnisse zu werden, kam Chr.
E. V. Kleist auf seiner Bilderiagd gel«^enthch in eine kaum
weniger verstandesmäasige Variationsmethode hinein, als sie
Ramler in seinen mythologischen XJmnennungen schablonenhaft
übtej-nDieee ^''ariationswuth hat für die altgenn. Dichtung die
Bildung echter epischer Formen nahezu unterdrückt und schon
dadurch den epischen Stil nicht aufkommen lassen, den Heinzel
allen in einer gennanischen Sprache bis auf VoseenF Homer
geschriebenen Gedichten mit einziger Ausnahme des Beovulf
abspricht (Q. F. X, 25). Von aUen Säten umklammem diese
Parasiten den Stamm der Erzählung und statt eines lebens-
vollen grünenden Baums, in dessen Schatten sich gut ruhen
lässt, starrt uns schliesslich ein abgestorbener Stock an, dessen
Säfte der Epheu aufgesogen bat.
118
Nichts kann in höherem Grade unepiBch sein» als wenn
bei Wiederkehr derselben Wendung ein Wort durch ein anderes
vertauscht wird. Worttreue muss man doch eigentlich auch
bei langen Botenberichten verlangen, in denen aber hiw nur
die alterthümlichen Skimismäl (Str. 39 = 41) und die schon
jüngere Inymskvida (7,5 — 8 = 10,5 — 8), ferner auch der
RnodHeb-Roman (XVH 11 — 14 = 66 — 69 und 43 — 46 =
79 — 82) und der Waltharius (647 = 657) treue Wiederholung
bringen, während die ags. Dichtung sogar im Beövulf dies
Princip verletzt: Vulfgiur ändert (B. 361 — 370) fast Wort fOr
Wort den Bericht Beövulfs (342 — 347). Der Diener Oüdlacs
trägt vollends eine freie Phantasie über das ihm gegebene
Thema vor (Güth. 1321 f. vgl. 1148 f). Ich stelle als Beleg
der Variationen nur einen Satz her. Güdlac sagt:
|)u hyre eäc saga,
|>ät heö |)is banfät beorge bifäste
lame bilüce lic orsavle
in {)eostorcofan, |>aer hit |)rage sceal
in sondhofe siddan vunian (1165—1169).
Daraus macht der Bote:
Eäc f>e äbeödan höt
sigedryhten min, |)ä he väs sides füs,
|)ät |)u hifi lichoman, leöfast mägda
eordan bij)eahte (1348—1351).
Das verstösst eigentlich schon nicht mehr bloss gegen den
epischen Stil, sondern selbst gegen die Pflicht des Boten. Aber
doch ist eine solche Verletzung eines Hauptprincips der volks-
thümlichen Erzählungskunst noch geringfügig gegen eine andere.
Hier wird doch ein grösseres Stück verändert wiedergegeben,
und ein längerer Zwischenraum trennt beide Fassungen. Was
soll man aber dazu sagen, wenn in einem der schönsten Edda-
119
lieder die directe Wortaufnahme, diese Wurzel des gerznaniBchen
dramatiechen Dialogs, durch die Veränderungslust zerstört wird?
Sigrüns Magd fragt:
HvÄrt eru ]>at svik eiu
er ek qä {)7kk]umk,
eda ragna rok? (H. H. n 39, 1 — 3)
und Helgi antwortet:
Era {)at svik ein,
er {)ü sjä {>ykkiBk
n* aldarrof (H. H. H 40. 1-8).
Nicht . so stark fällt eine zweite Stelle ins Ohr, wo die
Worte an nicht genau derselben Stelle in beiden Strophen
stehen: allr er vlsi valdogg sleginn sagt Sign!ui (H. H. 11, 43,7 — 8)
und Helgi nimmt die Worte auf : er Helgi er harmdogg sleginn
(44,3—4). Aber wirklich fehlerhaft ist doch auch dies. (Aehn-
lich auch Lok. 28,3 meinstafi 29,3 leidstafi u. a. m.) Gar
die erste Stelle hat mir, ein so leidenschaftlicher Bewunderer
gerade dieses Gedichtes ich auch bin, jedesmal die Wirkung
gestört; es klingt fast wie wenn man in der Unterhaltung seinem
Gegenpart unmerklich einen Sprachfehler verbessert. Ja der
W^unsch, dies lied von einem Fleck zu säubern, der die Perle
der eddischen Heldenheder wenn auch nur wenig entstellt,
bestärkte mich in einem älteren Einfall. Oft scheinen die
Dialogstücke der Edda einen jüngeren Charakter zu verrathen,
als die rein erzählenden, und besonders haben die älteren
Lieder fast nur hier kenningar. Ob nun vielleicht beim Vortrag
diese Stücke halbdramatisch vorgetragen wurden und so den
verschiedenen Recitatoren Anlass zu gewollter oder ungewollter
Neuerung gaben? Jedenfalls wäre es hyperkritisch, Stellen wie
die angeführten aus V^erschmelzung zweier Lesarten erklären
zu wollen. — Ebenso dringt die Variation in den Refrain:
Grip. 41 wird {)jödar |)engill für naddels bodi in 23 gesetzt. —
120
Ich bin auf diese Fälle etwas niher eingegangen^ nicht nur
ihrer inneren Bedeutong wegen, sondern weil sie die absolute
Gleichwerthigkeit der verwandten Ausdrücke ausser allen Zweifel
stellen. Der Sinn der einzebien Stelle hat auf die Wahl
gerade der bestimmten Variation kaum je Einfluss. Bei wört-
licher Uebersetzung kommt sogar oft genug ein Widostreit
zwischen der eigentlichen Bedeutung des Worts und seiner
spedeUen Anwendung zum Vorschein. Ich b^;nüge mich, hier
auf das Beispiel El. 88 (vgl. J. Grimm, Andreas und Elene
S. 145 0.) zu verweisen. Doch führe ich noch eine Ansahl Bei-
spiele axiy in denen mit fortwährendem Wechsel der Be-
nennung »auf dem Platze marschirt« wird: H. H. I 27; U 35. 43
46; Grip. 23; Fäf. 36; Akv. 12; Athn. 13-14. 40; Gud. hv.
19,1—4; Hamd. 8,2— 3; — Gen. 236—36; 840-41; 2139 f.
(König); HöU. 107 f.; Guth. 984 f. (Herr); El. 96 f. (König).
Eine der schlimmsten Stellen mit viermaliger Variation ohne
jeglichen Fortschritt ist Athel. 49 — 51:
on campstede eumbelgehnastes,
garmittinge, gumena gemötes,
vaepengevrixles.
Die beständige Aenderung der Einleitungsformel in der
Väterlichen Ermahnimg gehört unter die Satzformeln, ist aber
ihrer Analogie wegen lehrreich. —
Ueber die Variation im Allgemeinen vgl. für Caedmon
Ziegler, Der poetische Sprachgebrauch in den sogen. Caedmon'-
schen Dichtungen S. 5 f., für Cjmewulf Jansen, Synomymik
und Poetik C\Tiewulfs S. 60 f., für Otfrid Schütze, Beitrag zur
Poetik Otfrids S. 3 f.
Eine umfassende Sammlung und Besprechung der heiti
existirt meines Wissens nicht; Weinhold's Specilegium, das mit
breiter Anlage grösste Belesenheit und lebensvolle Deutung ver-
bindet, kommt dem immer noch am nächsten. Ueber einzelne
121
Gruppen der ags. heiti handelt mit Herbeiziehen beeondere altn.,
aber auch abd. und mhd. ParaUelstellen J. Grimms acböne Ein-
ledttmg 2a Andreas and Elene. Breiter angel^ aber dafür
ungleich weniger tief ist die DiBsertation von 0. Arndt, Ueber
die altgerm. epische Sprache (Tübingen 1877), die mit den Be-
nennungen in den ahd. alliterirenden Gedichten die anderer
germanlBcber Lieder vei^leicht. Während sie aber durch die
dankenswerthe Benutzung des Niebelungenliedee über unser
Thema hinausgeht, bleibt sie andererseitc hinter demaelben
erheblich zurück, indem de aus der altgerm. Poesie nur Hei.
und Be6T. heranneht. Die Arbeit enthält neben dieser Samm-
lung auch S. 46 f. beachtenswerthe Bemerkungen über die Art
der Variationen, wozu von neuem an Roedigers schon dtirte
Recension des Sievers' sehen Heiland zu erinnern ist. — Die altn.
heiti sind wiederholt gesammelt worden; am vollständigsten
findet man sie, jedoch leider ohne eine nach dem Sinn ge-
ordnete Uebersicht, in Egilsson's Lexicon poeticum antiquae
linguae septentrionalis ; eine kurze Besprechung z. B. bei Rosen-
berg, Nordboemes aandsliv I 898. Einen ungefähren Ueber-
blick über die Geschidite der heiti gewährt eine Vei^eichung
der SkäldskaparmÄl mit dem von mir (wie ich hoffe in leid-
licher Vollständigkeit) vereinigten eddischen Material. — Für die
as. heiti ist durch Sievers' vortreffliche Sammlung geeoigt, auf
die ich für sämmtliche Schls^orte verweise; hier finden sich
auch Parallelstellen in grösster Fülle. — Eine entsprechende age.
Sanunlong ist mir nicht bekannt, wohl aber zahlreiche spe-
ciellere Zusammenstellungen; Schemann, Die Synonyma im
Beöwulfshede, Hagen 82. Banning, Die verbalen Synonyma
im Beöwulf, Marburg 66. Jansen, Synonymik und Poetik der
aJlg. als acht anerkannten Dichtungen Cynewulfs, Münster 83.
Ziegler, Der poetische Sprachgebrauch in den sog. Caedmon'-
Bchen Dichtungen ebd. Heiti sind femer besprochen aus dem
122
Beöwulf in Rönnmg. Be6wuUB-Kvadet S. 1311; uu CynewnU
bei Ramhorat, Das ae. Gedicht vom hl. Andreas 8. i&L; die
Aoedrücke für Meer u. dgl. bei Merbach Das Meer in der
Dichtung der Ags., Breslan 84. Realetkl&nmgen giebt H. Leh-
mann, Brünne und Hehn im ags. BeöwuU, Leipzig 85. Für
die einzelnen ags. Gedichte sind aocb noch su vergleichen in
der Anglia H 265 Charitias GudUc. 11 441 Fritacbe Andreas
und Cynewulf. m 488 Graebler Phönix. VI 126 Leicht Ist
Aelfred der Verfasser der Metra? VI 181 Lef^rre GAtbläc
VI S48 Groschopp Crist und Satan. DC 515 Sarradn BeäwuU
und Cynewulf. Ich habe aus diesen vielen Zusammenstellungen
über Wortgebrauch u. dgl. nur das Wichtigste in mein nachfolgen-
des Verzeichnis eingetragen. — Einer ahd. poetischen Synonymik
bedarf es nicht bei der Knappheit der Ueberreste, aus denen
aber gleichwohl die Mehrzahl der oft varürten B^pifle zu be-
legen war. —
Wie im Waltharius die Ausdrücke für Waffen imd Rüstung
varürt werden, z^t J. Grimm, Lat. Ged. S. 74. Mhd. heiti
bei Schütze, Stil Ulrichs von Zazikhoven S. 22 f. —
Ich habe mir (wie schon im § 1) gestattet, den Begriff
■heitii auf Verba und Adjectiva auszudehnen.
Ich lasse nun diese Sammlung der einfachen Synonyma
in der Ordnung altn. ogs. ahd. as, folgen. Für den Hei. habe
ich einfach Sievers' Verzeicbniss aufgenonunen ; in seiner Samm-
lung findet man auch die Besprechung der verschiedenen Syno-
nyma bei Vilmar (Alterthümer im Heiland) dürt. — Fremde,
speciell christliche Begriffe lasse ich fort.
Adler ari om igda fem (vgl. Gering s. v.)? — eam. —
S. a. Kenningar. Skaldsk. 60.
alt aldroenn tora fymdr gamall. — eaid gamolferhd — alt
gialtet. — ald frö<.l gifrödod gigamalöd.
anreizen e^a etja f>'sa hvetja leika — äbe^n ähvettan
araeran bäldan bryrdan gebaedon gebysmrian gegremian und
123
gegreDiman genEdftn genydaD h&tan bvettoa hyrdan hTiton
inbryrdaii laetan ipftnian onbrjrdan ontyhtan scunnian Bcvccan
■ Bpanan trymman vecean — spaaen urh^an — manÖD spanan
ginaerraD. —
antreffen finna hitta moeta — gemetan gemittan mötan
— (an un^) mötian. —
anwenden s. u.
aufziehen ala feita fÖBtra foeda — 4f6dan f6dan — födian
tiohan.
auBgezeicbnet dyrr itarligr itr margdvrr maerr maetr
uppborinn (H3a)dl. 11,3)? |ijöAmaerr — ftfiele ädelic aenlic
aei^6d betUc de6re diybtUc djre beäb veorA veordful veordllc
Tyrd — acoran alesan (undet them cunnie, them liudeon). S. a.
berühmt.
AuBBehen klit litr 11k Uki cyn — andvlita an^ bleoh
hiv hleor maegvlite neb oneyn västm vlite — uoliti.
Bank bekkr Set aaeti aees eefiameidr Bj<it — bolster.
Baum apaldr badmr barr börr eik (gätt Krafn. 9) (härbaAmr
ebd. 7) hlj-nr iviaja (doch vgL MüUenhofE D. A. V 89)
(lundr) meidr mjQtviir (vgl. ebd. 90) runnr M vidr |>q11 — äc
äctreö beäm treö treövä^tm %'udu rudubeäm — paum — S. a.
Kenningar.
begierig frekr ftss geri gjam gifr (Hrafn. 12) grädugr
harfüse lyetr ödfÜAS (bUSt) Bölginn tidliga adv. Qirägjam) —
feohgifre frymdig füs gelysted geom geomful gifre gr&iig idig
neödful oäysted of{>yT6t«d. — (Umschreibung Hild. 59).
beginnen fara gauga ggrask nema räda taka — anginnan
gevitan onginnan — giatandan — (fan foran) an^ähan.
befreien leysa — ähreddan äleaan älynnan älyaan äfreön
generian lysan — atömian nerian.
bereit brugginn bülnn ggrr — arod ealgearo fÜE fäelic
gearo und gearu hinfüs raede — garo gigeruuid geginuerd.
124
Berg berg bjarg fjall grjötbjarg (hglkn) h&fjall — beorg
berghlid burghlid clif firgen hdüihlid mör munt standil stan-
hlid — berk — berg hobnclibu. 8. a. Hügel.
berühmt ägaetr fraegr gQfugr ggfugligr — adele berht
breme und bremen claeoe deal folc-maere ford-maere
foremaere freämaere fyrdvyrde gefraege lofoaell maere tireddig
tirfäflt — (chüd chuonnem mannum vgl. Gedicht auf Dur-
ham 9 beamum gecyded) — gicuthid (ferran gefrage) (mari
mid mannon). — S. a. ausgezeichnet.
Besitz 8. Schatz. Vgl. a. J. Grimm Das Wort des Be-
sitzes, Kl. Sehr. I 113 f.
besitzen eiga hafa njöta nida styra valda — ägan brücan
bryttian gebrucan genyttian gesittan habban healdan neotan
raedan vealdan — uualt^n — ^gan hebbian (an is gardon).
besprechen doema glama hjala maela ^na spjalla —
geahtian {)reodian — bispreccau. S. a. sprechen.
bestimmen aetla deila leggja leita räda skapa skipta —
geteohhian geteön ge|)ingan ge|)ingian mearcian sceppan scerian
teohhian teön vitian — scerian — gimarcön.
Bett bedr bölstr boeli hvila hvilbedr kor rekkja saeing
— bed bedrest denn legerbed.
Betrug lausung lygi mein sveipvisi svik svipvlsi täl völ —
fäcen hinderloc invit leds leäsing lyge lygevord searo searonid
vrenc — inuuit s. a. Unrecht.
betrügen dylja grafa undir (Atlm. 93,5) leika Ijuga räda
svikja taela vela — aleögan besvican besyrvan forlacan geleögan
gemaedan leögan — arliugan (inuit fuorran) — bidriogan bisuican.
bewachen gaeta geyma halda hirda roekja varda vardveita
— geh^dan gehealdan gyman varian veardian — gömian hödian
imardön (uuesan giuuar uuidar).
sich bewegen s. u.
125
I Bier Alvieemäl 36 — ol Ql4r bjurr björveig 114r veig —
I beör ealu.
Blut blöA dreyri bjftrtblod (hjsrlfigr} blaut lÄ rMtra (sär-
I dropi) Bveiti valblM valdreyri (Grott. 19) — blöd cvealmdreör
I dnör heÄduBvät heoUor heonidreör gr&t valdreör — plnot —
drör, bl6d endi banetti.
, blutig blödrekinn blddugr dreyrugr — blMKg blÖÄhreöv
blödig blödreÖT dreörfig dreöriglic dreörlic heolfrig beorudreorig
srätig. —
, Boot s. Scbiff.
böee bglrafuUr bfilvi bUndinn bQlvlBE bs^bitr Uli ividgjam
l&evise r&ngr Bve^iss? TÜAkapa^? v&ndx — ärle^ ävärged
&verged ävyrged aetreomöd bealu bealuful bealuhycgende beaJu-
hydig ealdv^rig ea^ fr^cue firenlic fül gealgmöd beann invitfol
HA leia lyflre mäti man mänfrenmieiide mänful mänscyldig
ecyldfull qrnfuU synmg trag unfaele vam vamfull viel — arc
gontig viriulib — a£. nur Umschreibungen.
brechen tnuiätiT. brjöta rifa — äbrecan brecan breÄtan
breötan gebrecan töbrecan — brecan.
brechen intransitiv, bresta brotna rüna — berstan forberetan.
Burg borg boer bof land topt tön — bmg bmgetede burg-
fit«al ealdor — freodo — freö-hMb-scild-Btänburg — burc — hof .
Amdt S. 39.
BuBBe bötr ffiboetr gildi nefgjfild nidgjflia — bot — puoza.
bäsBen boeta gjalda — b^tan ongildan — puazan —
bötian g^bötian (aundia aleskian). —
Drache drekd lyngfiak nadr nadra onni yrmliagr — draca
eorddraca fyrdraca gödfloga nadre saedraca vyrm — SkaJdsk. 58.
Drohung heit bot hoetingr öfa? — beöt.
dunkel blakkr dekkr dimmr myrkr rekkr Subst. — blac
brün deorc dim gl6m mure myrce Bveart {»eoBtre van — finetri
Sahst. — thinun endi thinetri endi so githismöd; droh duncax.
126
Ehre Agseti megintirr or&tlrr tirr Tigriani — ir &re aacttr
blaed dorn elleomaeritu gefnngd gilp gddhred heotonvuldor
hrM maerd sigomildor tir veorSmynd veoidscipe veordnng
Tuldor — ira.
elend uroi armligr aumligr dAtt adv. (Sig. sk. 26,6) knngr
Ijötr neisB sväjr oSjött adv. visall — ble&t dteörig earm earm-
cearig earmlic eAdmöd fracod hnig läSlic tnarfa Q&laed qu-
saelig vansaelig vanspMig vädla vorig vrftcca yrming — luttQ
uuÄnac — ann thurftic.
Erde AlTiaamAl 11 — fjfirgyn fold gninfl haxiäx heimr
jgrd land midgatd mold strind vigg? (Hrafn. 8) — eard eor<te
folde foldvaog gnmd hnise land middaneard middangard molde
moldeveg — ero erda unerolt mittilagart uuaaal — ertha folda
gardöa middilgard uuerold (and viele UiuBchreibungen). Skaldsk.
57 (Kenningar 24). Arndt 72'
erfahren finna fregna freista fretta kanna kenna kunna
Uta eptir reyna sküja spyrj'a viss verda — ofandiaa Afindian Aspy-
rian coBtian eunnian fandian findan gecunnian gefrignan gefiinan
neisan neösian ongitan — gafregnan — gifregnan. Arndt 8. 4.
3. a. hören.
erfreuen gamna glada gledja goela — bÜBsian geblioman
ergreifen handtaka hgndla henda nema stra^'a taka
{liggja ]>rifa — befön bifön forfön forgripan tön gef6n gegrlpan
gehendan geniman gnlpian gripan häftnan hreffan hrtnan l&ccan
niman — bif^an gripan (mid mundon). —
erlangen gdlask äma bida iä. geta blj6ta nä vinna —
Abidan Aredian Av-innan begitan bidan ceoaan gebidan geceöaan
gehliötan geraecan onfindan — giuuinnan.
ermorden, erschlagen s. tödten.
feig argr blaudr faelt adv. gtiskafullr hraeddr hugblaudr
hugbrigdr klekkr (loskr) öhvatr ragr — acol aeolmöd anforfat
127
bleaA dlenle&s earg fa^^ forhtlic forhtmöd fyrht hildlät un-
beald — arc — blöthi (an is brioston). —
Feind andakoti dölgr eikinn adj. fjtodi heiptmogr 6vinr
— aglaeca andsaca ealdgevinna faersceada feönd fymgeflita fym-
soeada gevinna bettend beannsceada bildegaest Udgevinna
nidbete sceada sdneceada scvldbete viderbreca — altviant —
'^betüand uuidarsaca (und viele Umscbreibungen).
feindlicb ofugr ämunr balbr eikinn fölkskar heiptgjam
bdptmödr Ijötr stridligr — egle fläb gram grambeort grambydig
grambygende bete|>ancol lad lAdvende nearufäg nldbycgende
orlege viderbyc^ende vidermede vrad — (inuniddies gern)
unbold an bngie, nltbin endi batul.
Fessel band besti (bitull) feeti fjQturr bapt naudir eimi
tramr? — bend bealuclam clam fetor fetorvräeen bäft bäft-
clamm racente — bapt baptband bapt-beni-litho-clÜBtarbendi
— f^teröfi.
Feuer AlvissmM 27 — aldmari (Vol. 69,6; vgl. Müllen-
boff Alt. bjlb4) eimr eldr funi fürr bripudr byrr logi vagr — alet
äA Ädfyr kB16g äled äledf}T bael baelfyr baelblyß bael|)racu
baelvylm bläst brand bryneleöma brynevylm fyrr glM bellefyr
bedbfyr 1^ 11g valfyr — fuir laue muspilli — eld fiur lögna
Skaldflk. 62 (Eenningar 28).
Freude angan fognudr gaman glaumr gly teiti yndi blis
blids gaman gefed glad gleov brödor bybt bybtvyn liss lust
myrgd vyn — gaman mendislo — uuelo endi uuille endi
uuonodsam lif .
Freund fraendi fridill fulltrür langvinr mAlvinr vinr —
freönd nydgestealla sib vine. S. a. Gefährte.
freundlicb blSdr daell drötÜAtr boUr boegr byrr 16ttr
l^tÜiga adv. (lostigr) öreidr — älmesgeom bilvit blSd 6ete
fremsum gecveme ged^fe ges^fe getaeee ge|)vere glödlic göd
bätor bold bybüic leöftael leofvende lid lide lufsun man])vaere
128
milde mildeheort onville sefte smedfe smolt smylte softe ady.
ßvaes svefe v6de — göt götlich. 8. a. fröhlich.
Frevel feikn feiknstafir firinverk fimar gloepr klaeki Igstr
leidstafir lyti öfa ökynni öskop sroän (Orög. 8) vamm -^ ^rieast
aergvyrht aerleäst bealudaed deofuldaed firen firenbealu firen-
cräft firendaed firenveorc gylt invit invitstäf leahtor mAn man-
bealu mändaed mänforvyrht mÄnvam mänveoic ^^^•^ nid
scyld syn unriht vam vröht vröhtscape yfel yfeldaed — virina
— firinuuerc harmuuerc mto sundia unreht. —
fröhlich aUfeginn blidr feginn gladr glyjadr heidr heidrikr
reifr — blide blidmöd blideheort cearleas dreAmhäbbende
dreämhealdende fägen gäl gWerhd gälmöd gedröme geaf glad
glÄdmöd hädor heähmöd hr^eädig hrömig hygebUde hyhtful
lustlice adv. merg meodugdl orsorg rot sörgleäa vilfilgen. S. a.
freundlich.
furchtsam s. feig.
Fürst allvaldr Qdlingr baugbrodi budlungr dfiglingr dröttin
fölks oddviti (ein fomQfn) fölkvaldi fölkvaldr fölkvordr fylkir
gramr guUmidlandi hQfdingi herbaldr herkonungr herra hersir
hildingr hilmir hringbroti hringdrifi jarl jQfurr konungr landrognir
landreki lofdungr menvordr mildingr oddviti rQgnir raesir sae-
konungr siklingr skati skjgldungr spillir bauga (ein fornofn) stiUir
stjöri tiggi valdi vlsi visir yfirmadr {)engill |)jodan |>jodk6nungr
[im Granzen 48] — anvealda andgend dgendfreä ädelcyning bealdor
bedggifa beomcyning brego bregoveard bretta bryta brytta cäsere
cyning d^ma dryhtenveard edelcyning ealdor ealdorman ealdor
J)egn ealdorvisa eordcyning eorl fengel folccyning folctege frea
freädrihten freavine freö freödr>'hten fnim frumgar frumgära
fyrdvisa grefa goldvine gumdryhten gumfreö güdcyning güdfreä
güdfruma gudveard haedeneyning heretema heretoga herevisa
herevößa heäfodvisa heähcäsere heähcyning heähfreä hearro bilde-
\'isa hildefruma hliiford hleödryhten hordveard landfruma leod-
129
fnima Mtteöv \eöd leödcyning leödfnima. leodgebyrga magaraeeva
msndryhten mägencyning magenTiBa ouvealda ord raedend raee-
bora raeeva recceud sigecyrnng sigediyhten eincgüa |>eccend ^eöä-
cyiiing ])eoden {>eodfruina JwyÄcyning ])rymcymng veard veoruld-
cyning vigfruma vilgifa vinediyhten visa [95] — chuDing trubtii)
MiTo — adalcuning cuuing frö herro kesur. — SkÄldak. 64 (Ken-
ningar 53), J. Grimm S. 38, Arndt S. 9. — Pör alto. Könige-
heiti vgl auch Uhland Sehr. ^111, 140; S^iuonB in Paul und
Braimes Beitr. IV, 166 f. —
gebären ala bera eiga mQg — beran cennan Acennaii
gestrynan Atyhtan itydr&n — giberan (kind gidragan) Afodian
ätiobao. —
gedeihen dafna fraevaak groa hafask vel vaxa ]>röask —
blövan gebledsian gebletean geblövau gespedan geflpövao ge^teön
ge})ingan ge])Ihan grövan oii|iiön on|)Shan onJ>mgaii rogian 8[>4-
van ]>e6n ])Üuui {)mgan veAxan vridan vridjan.
Gefahr fär ^oepr? vä väAi — ogläc faer frecen myr-
cele nyd.
Gefährte (äshdar) brauti? (Hrafn. 11. 16) fälagi hni^
brödir leika fem. (Grott. 11) nautr einm Bpjalli — beöAgeneät
eaxlgeeteaUa gadeüng gebedda gefara gefSra gehl6da gemäcca
geoeät gesid güdvine bandgesella haiidgeBtealla heördgenead
symbelgef^ra Bvmbelgereordu. S, a. Freund.
Gegner 8. Feind.
Geist gnd geA hugi hugr hyggja hyggjandi lyndi (Hrafn. 8)
m^pnbyggjur munr ödi aaeri sefi Be^'i skap — andgit and
gite blaed breÖBteefa ferfl ferbd ferhasefa fird firdaefa fyrhd
fyrbdsefa gaest gevit gevitloca heorte hreder hygd gebygd
byge hygeeceaft hyge^anc ingejjanc möd gem}'nd mödgemynd
mödge^tanc mödgejwht mödsefa myne Bävel eefa vit ]>anc gejianc
gejwht — ferah gast (kihuct) muot eila — brioetgithahti gtot
hugi bugiecefti mödeebo möd eebo. Vgl. a. Sievere u. ^Verstand'.
Hayar, AltgansMniach* PoMi«. 9
190
Gelage s. Mahl.
Geschlecht Qdli att aett aettemi baidir (Hrafn. 11) edli
kind kyn — eneö cneörim cneorlB cneösib cndel cyn flUterencynii
fomcynn tuddor ^ cnuoel — kuniburd endi kndsal, kmuii
endi kndeal.
glänzen bllka glte Ijöma lysa akina — beoihtan blkaa
byrhtan gHwimn glitinian lyhtan sc&nan sdnan — liuhtan.
glänzend bjartr bleikr fagrligr fränn gaglbjartr hvltr Itr
itr{)eginn kynbirtr Ijöss (ydQkkr sklrr sklrleitr sölbjartr sölheidr
sölhvltr vaerr — älbeorht älbcin berht beorht beorhtlic blftc
byrht claene ealbeorht gläd goldbeorht hlutor hvit leöht leöht-
baere maere maeretorht morgentorht scir scyne sigelbeorht sigel-
torht sincfäg sveglbeorht svegle svegltorht torht torhtlic — sui^.
Glück audna gipt happ heiU kvidr log orlQg saela —
blaed blaeddagas bled gelimp gesaeld gesaelignes gesynto hael
haelu heresped sael saeld veonildspM — salida — fruma giradi
(in Umschreibungen). — S. a. Schicksal.
glücklich alsaell heppinn — saell — eädig gesaelig gesae-
ligllc s^l.
Gold s. Schatz.
Gott und Götter aesir bond ginnregin god raknar (Hrafn.
19. 26) regln sigtivar tivurr tlfar tlvar valtlvar vear — gist-
cyning god goda heim heofoncyning heofonveard leohtfnuna
liSreä liSruma metend meotud neriend ofervealdend ordfruma
rödorcyning sceppend syllend settend södcyning sddfäder
tveglcyning vealdendgod vöhgodu vuldorcyning — cot irmingot.
Skaldsk. 55 (Kenningar 2 f.) Arndt S. 10.
grässlich s. schrecklich.
Gut ödal vollr — boldvela botlvela byht edel göd — land
endi liudscepi, endi liudi.
Haus audraun (Fjol. 32") audsalir (FJ0I. 7. 8) bü bygd
Set gardr holl hogr hof hüs rann salr salhüs setr skali topt
— bold boldgetimbru botl em haga ham hof hüs säld seid
131
fiele — bü bür hüs — gardoß homseli hüs; hobös endi hiuuiski
8. a. Burg. J. Grimm S. 37. Arndt S. 38.
Held almr baldr ballridi berserkir pl. bragnar pL darradr
dslgrognir drengr einheri fölklidandi geimjordr gmmhvati her-
mogr hjälmstafr hildimeidr kappi knüi kom- kumblaamidr lofdi
rögapaldr pegn vlkingr [23] — ädeling äacrof äscviga beadurinc
beaduröf bordhäbbende cempa ferdrinc folcviga fyrdhrinc güd-
beom güdfremmend güdgelaca güdmaga güdrinc güdsceaSa gud-
viga häled heremäcg hererinc hearding hildemäcg hilde{)ramma
hildefreca lindviga lindvlgend oretta randviga rinc sveordfreca
vlga vigand [32] — khenfo helid. S. a. Mann. Skäldsk. 64
(Eenningar 31. 47) Arndt S. 12 f.
helfen bjarga forda fulltyja fultingja hjälpa hlifa likna
— ahelpan fuUaestan fultuman fylstan gebeorgan gefreodian
gefridian gefullaeetan gefultuman gefylstan gegödian gemmid-
byrdan gescildan geöcian helpan Bcildan verian — helfan —
helpan endi häian.
Herrscher s. Füret.
Herz eiskQld fjQrsegi hjarta hugsteinn mödakam — heorte
S. a. Kenningar. Skäldfik. 70. J. Grimm S. 39.
hervorragend b. auBgezeichnet.
Hilfe fulting gengi hjälp lid vilbjQrg — fullaest fnltum
(LieblingBwort der Psalmen) f>'lst geöc help helpe vradu vyrpe
— hilfd — helpa.
Himmel AlviBsmäl 13 — himinn hlymir mänasalr uppheimr
upphiminn — heofon svegl upheofn — hevan himil üfhimil
— himil (die übrigen as. Ausdrücke meinen den Himmel ala
Wohnßitz der Seligen) — Skäldek. 56 (Kenningar 23) Arndt S. 42.
hindern dvelja letja nfta STOJa verja — forstandan gaelan
gelettan gemyrran gCBceddan gesceadan hefigian lengan lettan —
lezzan — lettian.
HinderniBB dvgl hnekking mein — bld.
9*
132
hören heyra hlusta hly&i ly&t — gehlystan gehynn
hyran oncnävan — hörjan — gehörian (mid ia Aion) S. a.
erfahren.
Hügel dys haugr hlid rQst {>ü& — cnoU dün heÜB hlaev
hlfd näa näasa veall. S. a. Berg.
immer mn aldrgaga ävalt ae t nyju — ä ära aefre ealling
eahieg simle.
Kampf an bgd brgkun dölg fang fglkrQd fölkvlg guxmr
hjaldr hildr hildileikr ima naddöl orrosta ömr? rQm rög rftma
senna skoera strid styrr vig |)rima viking [25] — andvlg beadu
beadvdae beadnraes beaduveorc bilgesliht bordgelac bordhaga
camp gecamp campvig ceäs ecgplega ecg{)racu faehd tUlA fMtevig
fechte fit fllt fymgeflit fymgevinn gargevinn garmitting gamid
gdrraes gar{)racu gecamp gefeoht gefltt gehnaest geeleht getobt
gevin gilpplega güd güdgemöt • ge|)ingu • geveorc - geyin • pl^;a
' raes • scear handgemöt • gesving • gevinn - plega herenid headuLU;
hild hild|>racu \äc leödgevin lindgelÄc lindplega nid nidpl^;a
oret orlege plega sacu sveordplega tohte |>racu {)räcvig välnid
välfileaht vig vigplega vin : 70] — fehta güdea hiltia mötvlc —
meginfard (cuningo giuuin). SkAldsk. (Kenningar) 48. 50.
J. Grimm S. 25. Arndt S. 20. Schemann S. 33. S. a. Ken-
ningar. Femer vgl. W. Grimms mivollendeten Aufsatz Deutsche
Wörter für Krieg, Kl. Sehr. 3,516 f.
kämpfen bgdvask berjask hgggvask senna stridä vega-
eampian f eohtan flitan gef eohtan gevegan gevinnan {)acan. vrettan
sacan vigan vinnan — pagan stritan (Umschreibung dinc gilei-
tan) — (as. nur Umschreibungen).
Kämpfer 3. Held und Mann.
klagen grata kaera klaka klokkva kveina — cvänian cvi-
dan geömran granlan graetan greötan heäifan heofan manen
meornan muman reötan seöfian vänian vdpan — gomön (und
viele Umschreibungen^.
133
klug alsQOtr alsvlAr alvitr fröOr frodhugadr frMligr füll-
lyninn fuUspakr gedsviOr (g^p) horekr bugall huudTisB koeun
kuOr? kumir kmmigr leiküm räOBnotr räilBpakr ekilim) eloegr
snotr Bpakr stdrbrogdöttr 8^-id^ evinnhugadr velapär vitr vittugr
vis» [30j — andvis a^eäv brägdvls cräftgleAv freigleöv fröd
fyniTita geräd geanianotor gleäv gleÄvmöd bydig hygecräftig
fröd gleäv Buottor infröd mödgleiv mödenotlor raedeenottor
scearp BTftit)]>ancol snotor euudorvis liancBnottor vis vitig [27]
— fröt listic epähi (nnerottrehtuuis) uute — fr6 spälu geuuittig
uuorduulfi. —
König B. FürBt.
Kraft afl atgervi dädir dugr eljun magn mq;m riki vald
{>röttr — abal cräft eilen ellencräft eafoA ealmägen — crait
eilen — kralt mikü. S. a. Macht.
Krieg b. Kampf.
kühn s. tapfer.
Leben aldr aefi aevi fjQr lif — äld äldu ae feorfi feoht
feorhlif geärdagas Uf lifdagae — aldar güagu ferab Uf. S. a. Zeit.
Liebe äst (etgi) friilr fysi ged munr munufl — freöd frigu
berufe Infe lofu mödlufe Bib Biblufe — niinna.
lieben elska frla fullbyggja Unna verja — freögan ge-
lufian leofan lufian — minneön uuel.
Lobn gildi idgJQld laun Umar vlti — audlöan äfterle^
daedleto mÜ ondlein — mi&ta — 16n löngeld in6da.
L008 doemi edU hluti hlutr kostr — gemet hlyt leän
vj-rd. S. a. Glück und Schicksal.
lügen e. betrügen.
Macht altn. und ahd. g. u. Kraft. — anveald aeht geveald
mägen mägenciäft-eUen-scipe-firym meaht onveald Jtryd Jirym.
mächtig oflugr ümättigr baldinn mättigr rlkr — älcräftig
älmeabt dömeödig dömfäst foremeahtig gevealdend meahtig
184
onveald rice spMig tlrmeahtig {>rymfilflt {>r7xnfiil [»ryinlic vealdend
vlanc — kreftic — Mag richi. —
Mahl Qldrykkjor Qlteiti drekka diykkja erfi gambän
kyimi lid mftlungr samkunda sumbl veizla verdt — ädela
beödgereordu feorm spM strengd svaesendu symbel — göma.
Schemann S. 39.
Mann drengr dröttmegir pl. ferd fölkdrdtt fylgja greppr
halr haokstaldi hgddr karl madr rekkr seggr sveinn verr —
beom cniht drythguma dryhtveras pl. folcbeom freöman magu-
pega man mäcg mäcge rinc scealc secg |>egn vaepned vaepned-
man ver — degan man; die as. Ausdrücke s. Sievers u. »Mensch«.
S. a. Held, Menschen, Schaar. Skäldsk. 64(Eenningar 31. 47)
Arndt S. 13.
Meer AlvissmÄl 25 — breki brim haf Iggr marr oegir
saer vägr ver — brim egorstreäm aar eägorstredm flot flotveg
gärsecg geofon gifed häf häm heädu heähsae holm hvälmere
lago lagufästen mere merflöd merestreäm sae saeflöd saeholm
saestreäm sind väd vär vaeg vaegstedm ydmaere [30] — s^u
uuentils^u — s^o uuäg — Skäldsk. 61 (Kenningar 25) J. Grimm
S. 33 Arndt S. 39 f. Schemann S. 34 Merbach passim.
Menge margr adj. mengi mikill adj.oerinn störr adj.störmikill
adj. — dryht fela — filu adj. ganiuist gibrac craft gimang
(alle mit Gfen.) — S. a. Schaar u. Menschen.
Menschen aldir (vgl. Gering u. Qld) dagmegir dröttmegir
firar fölk fyrdir gmni halir lid Ijönar lydir mannkyn menskir
nidjar ver{)iöd virdar ytar ^jöd — aide elde eordbüend eordvaran
eordvaru eormencyn firas foldbüend guman gumannan gumrincas
gum|)egna8 häle landbüende leodveras mann mancyn mannon
mennisce niddas reordberend rincas vaefnedcyn veras veoruld
veoruldman — firah goman innindeot mannun — firihi gumon
heriscipi liudi man irminman mancunni manuuerod meginfolc
185
rinoöe seggi thioda uueroe nuerod uuerold (und viele Umfichrei-
bungen). — S. a. Held, Mann, Menge, Schaar, Volk.
Mord altn. und ahd. 6. u. Frevel. — cvalu cvealm feörh-
cvealm garcvealm invitecear morSbealu mordorbealu mordor-
cvealm välfeall välfileabt.
Nacbt AlviBsmäl 81. nfttt njöl njöla (Hrafn. 26) nött öljös —
neabt binneabt — synnibte — nabt sinnahti. J. Grimm S. 36.
Neigung 6. Liebe.
nie aldregi aldri ae^ä aevagi — aefre na na^fre nö — glth
nob for, ^ nee after.
passend bQgligr boefr boegr makligr skapligr soemr verdr
verdugr — gedafen gedafenlic gedefe gegenge gemäc gemet
gerisne — sömi.
reizen s. anreizen.
Riese bergbüi bergdanir pl. bergvisar pl. fala fem. fiagd
fem. gtfr fem. gygr fem. b&la fem. hraunbüi boedrungr jQtunn
imd fem. Ividja fem. oegir risi J)urs [16] — ent eoten flfel
^ant Jjyrs.
RosB drQsull goti besti bulkvir jör rgkn soduldyr \'igg
— ealcrand eob fätbengest beugest mearg vlcg — vola.
SkÄldsk. 59. Vgl. aucb Pfeiffer Das Ross im Altdeutscben.
Breslau 1855.
ruben b\'ila sitja sofa — älicgan gebidan gestillan restan
stiUan runian.
Rubm 6. Ebre.
Scbaar folkdrött berr bjordrött bjälmdrött hird lid
slnni sjot? verding verbd vigdrött vlglid {)jöd — cordor cyst
drybt eorlmägen eorlveorod eöredcaest f eda fedebvearf fyrd fird-
getrum gäifaru gärheäp gedrj'bt geneätscolu gesidmägen getal
getrum ge{)räng güdbere berecist herefeda herefolc beremägen
bere|)reät blöd leödmägen lindgescrod mägencordor rün sinbere
136
sveot teoh {^rym vigheap [34] — heri folch gisindi (heries
craft). S. a. Menge und Volk.
Schatz audr aurar pl. baugar dyrgripr eiga eign eyrir fö
gorsinar gull hofn hnoesir hodd hringar jarknaateinn kinga
maeti meidmar men sigli [20] — aeht aehtgesteald aehtgestreön
aehtvela aervela beäg beäghord beägoridu ealdgestreön eäd eäd-
vela eordvela eorlgestreön feöh feöhgestreon frätve fymgeatreön
gehyrst gestreon gim gleng gold goldaeht goldhord guxnfMa
heihgestreon hord hordgestreön hradxnäddom hradmägen hradvjm
bring hyrst madian xrdtduniaeht fit gesteald gestreon bord
sigle vela mene ofermädmas ofervlenca scedt sine sinefät
sincgestreon sincginn sincmäddum |)eoduniÄdum vela veoruld-
feob vlenco [52] — bouga bregil — gold balsmeni möthmös
metbombord scattös (und viele Umscbreibungen).
scbicklicb s. passend.
Scbicksal altn. und abd. s. u. Glück — gebyrd gelac
gifede lifgesceaft meotudgesceaft vyrd — (as. nur Umscbrei-
bungen).
Scbiff batr beit eikja far flaust Hey kjolr kjoll knorr
langskip iQgfäk saetr^ seglmarr seglvigg skip v^gmarr — aeg-
fiota bat brandstafn brenting bundenstefna ceol cneäv fAr fleot
fiota bömfiota homscif bringnaca lid merebat naca saebAt sae-
fiota saenaca scip scrad? vaegflota ydbord ydlid ydlida. Vgl.
J. Grimm zu Andr. u. El. S. 33. Merbacb S. 29 f.
Schild lind rQud skjQldi* vignest — bdnhelm bord
bordbreoda rand veall vudu geolorand güdbord laerig lind
oferholt rand scild sidrand — lint seilt. Arndt S. 24. Sche-
mann S. 28.
Schlacht s. Kampf.
schlagen berja beysta hQgg\'a hrinda knyja lemja Ijosta
sla vega — beatan cnyssan drapan gebeätan geheavan heävau
187
sle^ Bvlngan — bretön hauu&n p&gan — hauuaD alahan. —
8. auch kämpfen.
Schlange altn. ags. e. Drache; ae. n&dra, uurm in Um-
echmbungeD.
echlecht b. böse.
Schmähung jell? lastaetafir — biamer ed%it edvitetäf
fracod hearclc\ide hearmcvide hoep faoBpcvifle hospvord leahtor
leabtorcvide teöncvida teönvord — baluspr&ca bismerspräca
fiiinquidi firinepraca firinuuord harrnquiili gelpquidi hose endj
inuuidradoe mdnBpraca BÖttuuorfl.
Schmerz ekki erfidi graeti harmr kvgl mödtn^ nauflr
oftr^ 6viH eoi^ strid eäsbreki sät ^vrgja tregi verkr tÜ ^t& —
gast^Tinn gäetcvalu oncyA Bär sübI iseg» vüic veorc —
arabM barm läth sArdid uuiti.
Schmuck b. Schatz.
schmücken gQlga goeda reifa Bkreyta — ästaenan byran
frätvaji frätvian gebrihtan gefrätvan gefrätvian g^rvan geglengan
-hreöAan ■ hyretan - regniao - scyrpan • eeiran - vlencan - Tlitigean
geatvian glengan hreödan hrj'Btan hyrstan scyrpan — (Um-
schreibung ^Id. 61) — (as. nur Uniachreibongen).
schnell brfUtr brAlla adv. bräUiga adv. fljötliga adr. hv&t-
liga adv. krappr öliga adv. skjötliga adr. skyndr enefugr enem-
ma adv. snjallr eviSi — ädre adv. berhtmbvät breahtomhvät caf
edre adv. earu faeringi adv. taerllce adv. geeaxu gUme adv.
gehael hrad hräd hr&d instäpee adv. räde adv. send snel sneöme
adv, snüd eöna adv. svift — dritte adv.
BchÖD fagr Ijöse lostfagr soemleitr vaenn — Arllc aenlic
cyme cymellc fäger fäd hive seine vlitesoj-ne vlitig — fagar,
Qulitäg endi uunsam.
Bchrecklich armr armligr atall grimmr 61mr slid — an-
giyslic atellc atol älfäle egsfulllo — virinlih — egislic.
188
Bchtlttflln s. I
Schwert ukrf (y^ Hohauum Bdd« 87S,89) taandr
brlmir broddr egg hjQir nudjr (mjittiifir} oddr ikklm mrd
TalbQBt — beedomfice bU ec^ gAdbUl g<Ubnort hifbntae hiU
hildebU hiingmMl Iren Ifem mMuiniveord mtoe Max ngevaepoi
Bveord vaeg-sTeord vlgbil — bil nert — bOl eg^ merd w^mul
Arndt S. 26. Scheauum 8. S8.
achwingen benda breydk drep« dyJA iegja hi^rt* brifta
kuta kippa ekska akeUa skjdte aUngra dyngn Trift verpa —
ivecgan bretan bregdan veorpan — brat6n.
Seele g. Geist.
sehen horfa ham kdpa Uta da — baiedii geaoeiTUii
geeedn-Btaiian -Titan -(mdsete-ondTUtan IBdan odmAd aoedTian
seöa starian vitao vtitan — gisihau — ankninian sehan
acannön.
siegea bera af — ofercuman-feohtan-sUgan-Btii&tn —
vigan — (Umschreibung Hild. 61 — 62).
Sinn 6. Geist.
Sitz s. Bank.
sogleich 8. schnell adv.
Sohn arfi aiipep borr erfinTti erflTgrOi konr famdr mQgr
nefi nidr Öekmtgr stjupr stjilpeonr — beam byre cynebeam
eafora mago magu magutimber sunu — bam sun. S. auch
Verwandter.
Sonoe AlTieamäl 17. i^dull efll sunna — roderes candel
(ein fomQfn) heofoncandel sägl sigel böI eunne snnnu — aonna
— sunna sunno. SkÄldsk. &6 (Kenningar S. 26).
Sorge snn soi^ — aglaeea anda anhoga breöstceara breöst-
cvyha ceare cearesorg cearn cearnTylm gehdu gnomsorg gymen
hygeaotg mödcearn mödgevinna mMeorg nearusorg sorg ymbhc^
— aorga — brioetkara mddkara sorga. S. a. Schmerz und
Unheil.
13^
Speer askr döf geirr (oddr) spjöt — äse darod darodäÄC
deadepere iranca g&r garholt garvudu güddvudu ord epere
välspere — ecaft sper — gte ort. 6. a. Kenningar. Arndt S. 27,
Schemaxm 8. Sl.
Bpeiee Ata aezli bdta brädir födrlarfir (Hrafn. 28) kräs
matr orkoeta enapvist veidimatr — anleofa aet födor — meti.
sprechen (duldi |)e86 vaetki AÜm. 10,4) kalla kveda
kvedja Uta lesa lysa maela oepa roeda segja telja — and-
hettan andhötan andsvarian andsverian andsrrdan äcigean-
• cvedan - nemnan • reccan • eecgan - sprecan beredan bodian
breödian cennan c^an ceaUian clgan cleopian clypian cvedan
cydan galan gebeäcnian • clgan - cvedan • cydan • gr^tan • manan
meldian- reccan -eecgan -sprecan gieldian gr^tan hätan hleödrian
hligan hrdpan laeran madelian manian maelan maenan maeran
maersian meldan myndgian myngian nennan oncvedan on-
maelan reccan rtetan reordian sagian secgan spellian sprecan
vr^can — kundan mahalan rahhön seggan sprehhan — Sie-
vers u. »anreden«, »antworten«, »grüssen«, »sagen«, sprechen«.
stark bitr froekn krQpturligan adv. meginligr rammr ramm-
liga adv. rgskr snarr stinnr |)6tt6öugr ])rüdugr — beald cräftig de6r
dömeädig eUenröf edcen cacencräftig forsvid gevealden mägen-
eaoen mägenheard mägenstrang röf stearc sträng stranglic svid
trum {>earl J)rydfull oraest — kreftic. S. auch mächtig und
tüchtig.
sterben deyja fara ganga til heljar hniga koma fram
(Sig. sk. 62, 4) sofa svelta — cvelan svätan — (Umschreibung
Musp. 2 — 3) — döian fallan quellan sterban sueltan. J. Grimm
Myth. *&37. 700 f., auch Gesch. d. d. Spr. S. 131. Arndt
&. 45; vgl. auch Ziegler Caedmon S. 121 f.
strafen gjalda hefna kvelja reka — Ageldan gevrecan
vrecan — suonnan enti arteiUan — uuitnon.
140
streiten a. kimpfeo.
Strom AM atnamr ver ^odi — a4 etoboAm fligeiMtwfan
flAd lagoflAd Ugnstreim .rttersbeAm — th — AM. — 8. a&cfa
Meer tind Welle.
tapfer ballr Mdlrskn b^MiAr eljunfaoekn üuog/AtwaSt
flngu tnodr tölkdjaifr froekn risAr luiAr hudhiuaflr luutt-
mdttagr hugfullr hradr llfhvatr mMogr dblandr ApiliTato oetr
rakklAtr mnmhagadr raUtr uurlyndr snsrridr BoJaDr stOrhogadr
•tonidugr üUhngaJr vigtroekn vlgririiin ^rftttoiAdngr [88] — an-
hydig annAd ib-hvat beadnciVtig beadnscearp beald ctee oyiie-
bald daedctoe deör de6rmöd dollic elleoheud elle&^riBt Bit-
hydig felamddig treo fyidhT&t g^iceoe gärj^rist gebeert gen-
aldeninöt gMfrece gdAhvit gAOmöd headttdeör headtuM heatdmdd
hildedeör hrät faväte&dig hygeröf hygestrang byge{)yhtig leödhvU
mOdig mödiglic nldhydig onmftd orlegfrom sec^vät aeanxgn»
searogrim ^rficiöf ]>rlBt unearg anforht vl^eard [48] - — chönl
pald (Umschreibang Hild. 27). S. a. ausgeseicbnet, mftchr
tig, atark, ttkchtig.
täuschen s. betrügen.
Teppich ärsali blaeja bordl boekr lln |>ak vgL Weinbold
Altnord. Leben S. 331. 233. — äet.
thöricht a^^pi doelki dulidr beimskr tenjallr Osootr
tovidr oerr — dol dyaig gediaes gevitle&a hygde^.
Thür dyrr gätt gn'nd hh'd hurd steindyrr tAohlid — cesster-
hlid dor dura porte.
Tisch bjöd bord skutilL
Tod andUt bani daudi daudr mJQtudr — aerdead beadu-
cvealm bealucvealm cvalu cvealm deod endedead endellf feorb-
cvealm fyl güddeadhryre mäncrealm nidcvealm erylt sviltde&d —
d6d (und Umschreibungen) vgl. J. Grimm Myth. 700 f. Arndt S. 46.
tot anda^ daudr eggmAdr framgenginn lidinn nir nifl-
farinn öUfdr sättdaudr — daed deadv^rig eatdorleäa fa^«
141
fylv*rig gftstleb geleoren veorulddeAd — tot — gifaran d6d
bidolbao Übe« lös.
töten baii& (at bana verda) berja drepa i hei, ly^a elli, fella
hgggva kvelja eenda helju, lata ganga nae&t heljar, kvelja l^gja
sverdi, Ijöata mj-rfa rej-na gerva, rjoÄa sverd (hvern litn J>eir hQfdi
Bkamra Hym. 15,1) slä anyta evelta vega — äbrediian beätaii
cvellan-cvelman forvegao fyllao gefyllau geeleän ofeleto Bvebban
— arunartan (banuii gUastan) (ti banin nuerdan) — slahan
gpildian uultnön uuÄgiaji (und Umschreibui^n) 8. auch ver-
nichten; vgl. auch Ziegler Caedmon S. 121 f.
traurig dapr glyetAmr hgrmugr fikatr öteitr sorgafullr
Borgmöd^ (sätum Bollinn) tveginn tvegliga adv. viljalauas — cearig
dreAmleis dreörig - ferd - hleör - möd felageömor freörigferd
-möd fyrthtverig geömor geömonnöd gnorn gnomcearig grome
adv. heAnmöd hredleAe hreöh hreöhm&d hreöhcaiig hyge-
get^or atbie mödcvenig m&dgeömor ecönig Bcönigmdd a&rferhd
BBiigferd s&rig seoc Boi^ful svearcendferbd Bvorcenferd unbllde
unröt vörjgferd [36] — piduungan. — as. nur UmBchreibungen
B. Sievers u. «betrübt« S. auch elend.
tüchtig d&drskkr djarälga adv, dijögum adv. dyggr framr
fridr gödr |>j<Sdgödr — afor ärfäst beald breane cystig daedhvät
de6r eomeste adv. felatrör fram frenae freom frum göd gödlic
bandröf heard hrfir hvät hvätmöd meagol meodum til tnun —
(Umschreibung Hild. 51 und Hei. 4792. 5886). S. auch stark,
tapfer.
umarmen fadma hälsa lykja spenna, verja armi — fad-
man ymbclyppan ymbeffin — antfähan (mld axmun udgl).
Unheil bftl bglstafir fjffrlot forad forsksp grand härm-
Iji^taD ilt lae meinn ofstrid ögegin ögött ökapp vi vidi viti
yggr [18] — aglaeccräft atol bealu ■ nid • sid - sorg byrst ceanöd
-Borg cöda deru dryht«nbealo forvyrd gryn hearm earmstäf
l&d laaddu nidcvaelu orleg Bpild taeeu te6n teöna t«08a unhaelu
nä yfel [28] — w*wurt.
142^
Unrecht feikn feiknatafir firinverk fimar klaeki UMr leid-
stafir lidi ofa ökynni öekorp sm&n (Grog. 8) vamm — irletet
aergvyrht aerleäst bealudaed deofuldaed firen firenbealu cräft
daed veorc gylt invit invitstaf leahtor m&n in4abealu daed
forvyrht vam veorc misdaed nid scyld syn unriht vam vröht
vröhtscipe yfeldaed — sunta virina — as. b. u. Frevel;
Sievers u.. »Sünde«.
sich unterhalten s. sich besprechen.
Unterhaltung andspjQll andspilli bedmU gamanrünar
mal rünar spjQll tala — aefenspräc mädel rün.
Untreue afräd lausung lygi mein sveipvlsi svik svipvlsi
tal völ — untreov untreövd. S. auch Unrecht.
Urzeit är alda ärdagi 4rtid fomeikja or6f rgk — aerdagas
aervoruld frumgesceap frumsceaft fymdagas fymgeftraa geärdagas.
Verderben s. Unheil.
verderblich s. schrecklich.
Vergeltung s. Lohn.
vernichten eyda fara glata gleyja mglva spilla — ädilgian
-dväscan-fyllan-getan-gitan-hydan-veorpan forbrecan-dön-grindan
-leösan-spildan fyllan geby8gian-hnaecan-hnaegan-scaenan-|>reon
-vyrdan miscyrran töbrecan - brägdan svendan teon — veorpan
vdan. S. auch töten.
Verwandter attnidr runnr stafr ättungr aettingi aettmenn
pl. fraendi hofudnidjar pl. langnidjar pl. mQgr n&bomin
näinn nefinidr nidr siii sifjungr systrungr — cneömagas
pl. freomaeg geädele gemägas geneähe gesib häredmen pl.
hleömaeg mäga maeg sibgemägas pl. veoruldmägas pl. vinemaeg —
sipper man. — (as. nur Umschreibungen) — S. auch Geschlecht,
Freund.
verwunden benja blta raufa saera — ävyrdan bitan
dolgian forwmdian gebennian gescaenan gevundian — aniuarteo-
— (as. nur Umschreibung).
145
Volk alta. nnd ahd. b. u. Schaar und Menge. ' — diyht-
fblc dugnd folc fok^esidae - mägen ■ acipe gumleöd haedencynn
ingejteöd l«6d Bceaniecipe-Btebi tua^S sidfolc ]>eod-Bt«fii-ver{)eöd
veorud vld iolc -^ thiod.
völlig gerla geirva — innnga. aeninga endemes eallenga
«allonga fnl gegninga gegnnnga gearu gearulice gearre.
vorsichtig gfiügr gaetinn geyminn ofvarr vair — vär
värllc. S. a. klug und feig.
Vorseichen merki ordheiU riti (Grott. 18) (Unwchreibung
Reg. 19 — 20) — bten Mhd forebeäcen ttcen veit&cen. —
bilithti böcan töcan.
Wald B. u. Baum; as. uualdee hlea.
Weg braut farvegr flugstägr ferA foldv^ gagnvegr ganga
gangr gftlgvegr leid moldvq^r niSvegr einni Bläd spor väetigr
vegT [17] — bigang briml&d eolet eorSveg farodstraet faru fät fft-
degang fömig feorveg flotveg äfrdveg foldveg fordveg gang gel&d
geong hereetnet lad lagul&d laguetraet last mereetaraet mdveg
Btd ndfat Bido atäpe Btraet vftdu veg ydlfid [32} — uu^.
Weib brüdt dis dröe eir (Fjal. 28) fljM horgefn karling
kona kv&n kvaen kvenna kvinna man maer menglfid mey Bn6t
Bpnmd (Hrfa. 20) svanni (ebd, 21) vif [22] — bi^d cv6n faenme
freodnvebbe heö fridoeib gibedda gesinge gemäcca ideE> ma^
mägden mägd me6vle vif — idis prüt — brüt Skeldsk. 84
(Kemiingar 31. 47). Arndt S. 32 f. Vgl. auch Weinhold Deutsche
Tnaen * I 8-
weise s. klug.
Welle bira hrgnn unn — flödyd gefonyd holmmä^n
raefarod saevaeg saeyd vaeg vÄt«ryd vealca yd — uuäg.
Weitende aldarrof ragna rokkr ragna rfik (vgl. Müllenbofi
Zb. 16, 146 f.) — de&dleg dömdäg te6nl^ — muapUh (Um-
schreibung Musp. 73) — ae. f. Sievere u. »jüngste Tag«.
144
wild aftin atdl
»fr (iq — •inr
tUe rUouAd nör itanga iljiniB (rahl ^<>Udkn0 vilndr
TÜd t29j. S. anefa ■chrecklieb.
Wind illiiiiimll 21. bjir itaRnr viadr — Ana vmd jM
(KaDDingw SkAldak. 87). J. Grimm S. 8(k
Wolf gm iMJJWiigf ftifr TiKgr Titnir wgjiija fioL —
hottM gdiUdk (an fongbi) tworavaart veug raU — noott.
Wort itkraadi mil ocd toate — evida gipiendB gencsd
UeöAor hol mittderide raofd ^egea «AdeviA» aö^pd qpd
aiHMC (e6diBTord nndenda-hlsödor-Iada — nnoct 8. auch
ünterhaUnog. SUidA. 72.
Waode banaair boo dAI^ior a4r and ■ — ben boalnben
dolg dcdgben feoriiben faoclidolg faotfaYnnd hnArttifllnni htora-
bOD lAiboi seoQabea seoDudolg siodolg vilbtn Tmid.
wänacheD aata (bj^ra) besda bi^a kjdaa ^ratir mik mona
mona tidir mik vaetia lüja — gegjfuan - myntan - nydan
-|wikcaii gyman hmtan ^li^*» i«"g™" Imgiaii mnnan mjntao
nTdao römiao *iti*" rillan TÜlian vonian nüian — hstit mih.
Zeit old &r m&l simi täm — äld ilda l^n dk^vtl fjrat
gabyn geir gemäl gertm hril mael naahigeitiu ttd ^ng
Tconüd — Teonddatund vint^genm getäl um vldn — tid.
SkAldak.ö3.
a«rbrecfa«a s. brechen tnos. —
liemen dogs doema soema — gebvrian gedafcnian.
Diese 160 Xvtmmeni düriten die wichngatm Wtwte der
altgerm. po«tischea Sprache wohl so riemltch unt&aaan. Doch
fürchte ich. da«» ttou aller Bemdhung die gammlnng der ein-
Eelnen heiti noch nicht gaiu ^-oU9tänd^ $«in «izd. «fibcend
M>. w-
145
leb wohl kaum wichtige oftvariirte Begriffe übersehen habe.
VerBchiedene Schlagworte habe ich, nachdem ich sie in mein ur-
sprüngliches Verzeichniss aufgenommen hatte, absichtlich aus-
gelafisen, weil die Zahl ihrer Variationen in einer oder allen alt-
germ. Dialekten zu gering war; so die Worte für Helm imd
Panzer (für die ags. Termini vgl. die schon dtirte Dissertation
von H. Lehmann), dann z. B. Alter Bitte Flucht Last Sieger
Thal Thorheit, bewohnen binden kosten loben, beständig falsch
trunken veränderlich u. a. Ich möchte bei dieser Gelegenheit
bemerken, dass die Häufigkeit eines Begrifis für die seines
G^entheils gar keine Sicherheit bietet. Z. B. »Hügel« und
»Berg« sind recht beliebt, »Thal« ist selten. »Frevel« kommt
oft vor, aber kaum je wird eine Handlung als »edle That« be-
lobt. »Schmährede« ist wiederholt zu belegen, »Lobesworte«
nirgends u. s. w. — Im ganzen habe ich mich aber bemüht,
den Vorrath an \\'orten für die inachtigsten Begriffe möglichst
ausgiebig zu sammeln. Um bei Bemühmigen für eine alt-
germanische Synonymik die schwere Arbeit etwas zu erleichtern,
habe ich wiederholt dasselbe Wort unter mehrere Rubriken
gebracht, sobald die von mir benutzten Wörterbücher die Be-
lege xmter dieselben vertheilt hatten. Doch fürchte ich, hier
durch zu engen Anschluss an die Wörterbücher nicht immer kon-
sequent gewesen zu sein. Auch sonst ist mir das geiiiss öfters
begegnet; ich habe einen Begriff wohl altnord. enger gefasst als
ags. u. dgl. m. Am häufigsten habe ich den Fehler begangen, ver-
bale Kenningar (s. u.) im altnord. unter die einfachen Worte zu
mischen, z. B. unter der Rubrik »sterben;« nachher liess ich sie
in der Sammlung, weil zu viel doch immer besser ist als zu
wenig, imd so mag der kleine Ueberschuss solcher Stellen Lücken
an andern Orten ausgleichen. — Aus demselben Grund beliess
ich auch die aus Lünings Glossar aufgenommenen nur in FJ0I.
Grog. Hrainag. belegten heiti in meiner Zusammenstellung. —
lC«yer, Altgtnnaniscbe Poetie. 10
146
VMROohe icä anen ir«badtWok mau Bnauiang, du null
ftUedam (wie wohl jedM ente WBctvboah) onr ti^ Vonrimt
einer weitergehendfln und tfatediingflDdan Azboit angewhsD
warden dul, so findet elioh lanlohat amen MainnTig, ^am die
Vazübüittt eüm Wortes dnroh die Wiohti^eit «einee Begrifb
bedingt sei, ToUaaf beititigt. loh »erwdee beeondeie auf die
Orappen FOnt (im Garnen bei mir 146 WorteX Hrid (67),
Kampf (108), klug (64), 8obati (76), taplar (78). Dm OWohe
xeigt öoh aaoh, venn man dieee altgtnn. lieblingnForte mit
den meietvaiürten Worten atutosr Spntdien vn^^aioht, i. B.
denen der Araber, die ffir den Löwen 60, tOi den Honig 90,
fOr die Schlange 800, für daa Schwert 1000 Synra^ma haben
BoUen (Herder Unprong der Spiaohe 8: 86 vg^ ebd. 8. 87
and Geist der Ebr. Poesie S. 9—10, bd Suphan 11, 888) oder-
denen der Inder, die Mh Sammlungen ihrer heiti veranstaltet
haben (Benfey Gesch. der Sprachwissensohaft S. 64) and darin
z. B. für »Erde« 21 Benennungen aufführen.
Daneben leigen aioh dann auch Schattirangen nach dea
Dialekten. So sind die Worte ffir Meer Strom WeDe Schifl
ags. viel zahlreicher als albi.; dag^en sind s. B. die -Worte
fOr das Haus and seine Einrichtung: Bank Teppich Thür
Tisch in der Edda stärker vertraten. Ags. treten die B^riSe
. «ÄUBfiehen« ■berühmt* «böse« »Ehret *dend< ifreundlichi
•fröhlich* *GeiBt( »Grott« «helfen« »klagen« »schmflcken*
>Bprechen< >traarig< >Weg* mehr hervor, wob« freilich immer
die bei weitem grössere Zahl der ags. Quellen su beiQck-
sichtigen ist; aber trota derselben bleibt z. B. bei den Worten
■klug* »Schmerz« und — »Bier« die Edda im VortheiL Aus
dem christlichen Charakter der meisten ags. Lieder im Gegen-
satz zu den altn. erklärt sich auch z. B. dass »Riese« altn. ao
viel Öfter variirt wird. Von jenen andern Begriffen entstammen
147
^cht wenige eist der christlichen Literatur; daher die Häufig-
keit von »böee« »freundlich« »Gott« »helfen« u. a. Um den
mächtigen Einfluee der Uebersetzimgsetücke, vor allem des
Ptalters, XU beleuchten, bringe ich hier zwei ags. Gruppen
nach, denen altn. xmd ahd. kaum ein einziger Beleg zur Seite
ZQ stellen wäre. Grein giebt für die Worte der ersten Gruppe
meist removere, für die der zweiten terrere:
entfernen äcyrran-dön-draefan-ferian-ferran-firran-fjrrran
-hverfan • hTyrfan-suifan • sellan • styrian-sväpian • |)ingan -vendan
tv^an bebügan feorran forscüfan gehvyrfan. .
erschrecken &faeran-f6n-fyrhtan br§gan egsian geadian
(über die ags. Worte für »Schrecken« vgl. J. Grimm Andreas
und Elene S. 32 Anm.)
Dass Begriffe wie »Macht« »Mord« »Volk« nur ags. von
nahestehenden anderen Begriffen differenzirt scheinen, habe ich
in der Sammlung selbst angedeutet.
Wie überall habe ich auch hier solche Worte mitgenommen,
die nur in ganz bestimmten Fällen mit der Ueberschrift wieder-
zugeben sind oder überhaupt dem Schlagwort nur nahe stehen. —
Wichtigere Unterschiede der Dialekte müsste eine Ver-
gleichung der einzelnen Worte ergeben, wozu hier nicht der
Ort ist. Angemerkt sei nur, dass das ags. seine jüngere Stufe
hin und wieder durch Fremdworte wie franca und porte ver-
räth, das ahd. aber eine ähnliche Richtung wie die Skalden-
dichtnng durch Ersetzung einfacher Worte vermittelst Umschrei-
bungen einschlägt, (so »begierig« »berühmt« »betrügen«
»schmücken« »siegen« »sterben« »töten« und von Nominibus
»tüchtig« »Verwandter«). Darin geht dann der Heliand noch
weiter; noch mehr liebt er aber, einfache Worte durch Ver-
bindung von zwei oder drei SynonjTnen zu geben (vgl. z. B.
»Blut« »dunkel« »Freude« »Geschlecht« »helfen« »Land« »nie«.
!(>•
Andi das iit IQ b«ufat>ii, vU oft **"*"**« ürtliiü*, imd
sirer beiondns tadalnde, dondi VenMKDnng am Gagantbafla
g^dMD woden, «Ita. maiBt mit NagKtloiuputfkd and Adjdliv,
agB. aüt SabrtutiT tmd lata. So M *bOM< •Mg«* »thbcidit«
>tr«irig<; dam steUen rioh dis alte. Adjaottva iutäm und
vammalaaaa. Solob« Con^KMitioD wir «bao «in beqnsiMa
tfittd aar Vennehraiig daa poatisohoD WottMhalm, imd daaa
die gflnatig nrtheilenden EJgwiaohaftiwCrtar dia Fflhnmg haben,
begraift aicb leicht wia dv pnaen Art dar &mk IdaalUnndeD
Poeeie. —
ffinaiabtlich der Begrifla nnd der Dialekte fandaa wir nur,
waa IQ arwMTtea war. Al>er von dso Wortklassen aobänen
Verba and Adjectiva sttrkar aioh TOnodringen, als die sab>
Btanttvische Poesie voraoBaehen lieaa. Doch gerade dies Hbrt
auf eine charakteristische Erscheinung.
Prof. Scherer hatte mir geaagt, das Vertedehniaa der Syno-
nyma BoUe ans das FachweA veranaohauliohen, aas dem die
Skalden das nöthige Material holten. »Eigentlich braochten
aie fflr jeden Buchstaben je an eigenes Wort«. DarchblUtert
man nun unsere Sammlung, so findet sich das bei den Haupt-
wörtern selten auch nur annähernd erfüllt So fangen von
sechs altn. Worten für »Aussehen« vier mit 1 ao; die dn-
undzwanxig ags. Worte für »Feuer« haben nur siebwi Terschie-
dene Anlaute; von den neun für Geschlecht b^;innen sechs
mit c, twei mit f, endlich eins mit t. Nur die aUerbedeutend-
sten Worte wie vor allem »Fürst* und »Kampf« gehen wid-
lieh iatA durch das ganze .\lpbabet. Nun aber bei d^
Adjektiven und Verben, die wir aU poetische Beiwörter
den poetischen Hauptwörtern der altgerm. Dichtung gegenüber
stellen, da haben wir allerdings Mannichfaltigkeit des Anlauts.
Selten b^innen sie mit gleichem Laut (denn Präpositionen
kommen in älterer Zeit für die Alliteration ja nicht in Betracht).
Bei >\ii>?taririven trcfien wir sehr oft eine ganze Reihe von
Zusammensetzungen mit demsell>en ersten Ghed, z. B. unter
> Schatz« sieben ags. CompositÄ mit mädum/ Davon hat natür-
lich der stabreimende Dichter keinen Vortheil, wenigstenB was
den Reim angeht; der Versbau mag allerdings den Besüi auch
dieser Variationen z. T. wünschenswerth gemacht haben. Da-
g^en bei Verbis und Adjectivis ist dergleichen viel seltener.
Häufiger ist schon, dass Nebenformen bei einander stehen, T\ie
beeonders oft neben dem einfachen Adjectiv dasselbe Wort mit
— lic. Zuweilen entspringen auch mehrere Adjectiya oder
Verba gleichen Anlauts einer Zwillingsformel (s. u.), t. B. fregna
und freiBta. Aber neben all solchen Fällen der Variation bei
gleichem Anlaut, die die Nebenwörter der poetischen Sprache
seltener zeigen als die Hauptwörter, treffen wir unendlich öfter
bei Verben und Adjectiven auf Variation mit wechselndem
Anlaut. So zeigen die Synonyma für »klug« folgende Anlaute:
altn. a f g h k 1 r 6 sp st v; ags. abcfghimrs|)v;
für »tapfer« altn. befghlmörsstvj); ags. a b c d
efghlmnosf)v;für »töten« altn. bdfhklmrs
T, ags. b c f s V, u. s. w. Doch bei so häufigen Worten könnte
man erinnern, wir hätten eben erst von »Fürst« und »Kampf«
dasselbe gesagt. Aber wir finden ähnhchee durchweg. Z. B.
für »gedeihen« altn. fünf Worte mit fünf Anlauten, für »schön«
fünf altn. mit vier, zehn ags. mit sieben Anlauten u. s. w.
** Also: da das Substantiv den Vers bestimmt, braucht es Vari-
ationen nur in so weit, als eben der Geschmack der Dichter
diese liebt. Adjectiv und Verb aber müssen eigentlich für
jeden Anlaut eines Substantivs, zu dem sie gezählt werden
können, eine besondere Variation besitzen. Hier ist alao die
Häufigkeit doch nicht allein Function der Wichtigkeit, sondern
gerade die Abhängigkeit vom Substantiv verlangt Neubildung
von Synonymen. Das Substantiv wird um seinetwillen variirt,
150
deahalb ist sein Anlftot ^öcbgUtiger; AiJ^eottr und Vnb mrdea
um dea Snbetuitlva willen Tnindert and richten sich daher
nach diesen in der Reimfilh^eit.
Bin beeonden anaehaulichea Bild von diesor Unterthänig-
keit der >TerBfQllenden< Worte and von der Hemcbatt der
reimetabtragenden Sobstoativa bieten nrei Qnqtpen von Verb«,
die ich deshalb bis hierher aufgespart habe. Aach deshalb
schon ist ihre Sonderang berechtigt, weil sie sich kaum
wie die früher veneichneten heiti unter die Fflhrong eines
einzelnen Wortes aua ihrer Mitte steUen lassen. Die eine Klasse
zeigt nochmals die Wichtigkeit der Substantiva, weil sie ihre
S^ke nur dem Bedürfniss nach immer neuen Hauptworten
verdankt; die andere die Bedeutongslosigkeit der Verba.
Ein Substantiv bat der Dichter allseit an dem Subject
des Satzes and dies lässt er sich auch ja nicht nehmen. Ich
meine, dass hieraus realistischer Vieles zu e^Ulren ist, was
Heinzel in seinem schonen Aufsatz über den Stil der altgerm.
Poesie vielleicht zu idealistisch und poetisch erklärt hat. Vor
allem die Ersetzung des Pronomens durch das Epitheton (näm-
lich das substantivische, wie z. B. helidAs zu Hiltibrant enti
Hadubrant, la bei Heinzel Q F 10, 3 f., 49). Aber ebenso auch die
Nachstellung der Apposition : aach dies substantiviscüe Element
muss am Versanfang stehen (z. B. Hadubrant sprach, Hilde-
brands Sohn, wo eben das Verb als Läckenbüaser zwischen die
Stäbe geklemmt wird; Ib bei Heinzel S. 5 f., 49) und ebenso
die versetzte Wortfolge (i. B. Hild. 20—21: prilt soll den Vers
beginnen; bei Heinzel 3, aao. S. 12 f., 49). Also: Regel ist, dass
jeder Vers als erstes Stabwort ein Substantiv, nämlich das
Subject des Satzes bat. Aber geht das nicht, so ist ein Sub-
stantiv vielleicht durch Einstellung eines Objekts zu beschaffen.
Und das scheint mir meist die Ursache für die Variation der
Aussage (2 bei Heinzel, S. 9 f., 49). So Hild. 56: hnutl giwinnan
161
vaiiirt in rauba birahanen, um mit rauba ein neues starkes
Reimwort zu erzeugen; giwinnan, birahanen sind dabei fast
nebensächlich. Die Zahl der poetischen Hilfsverba nun, die
überall Substantiva mobil machen, wo eigentlich Verba zu
erwarten wäre, beweist die Ausdehnung dieses Prinzips. Ich
notire hier mit Beschränkung auf solche Worte, die einer brei-
teren Verwendung fähig sind, als solche Verba des Gebrauchs:
beita bella benda bregda büa draga drygja fremja gerva greida
heyja hlada hleypa keyra lata leggja leida nema orka räda renna
Tjüfa selja setja skapa snüa strenja sveigja unna vega veita
verpa vinna [33] — ädreögan • hebban • lecgan • räinan • räfnian
•recean-sehtan-stellan-vrecan äfnan atfästan beeöde praet. befästan
feolan gangan g&n healdan lecgan heran bevyrcan bigangen
'gan brengan bringan cirran cyrran dön dreögan efnan ferian
iindian forlaetan fremman fulgan geäfnian gebrengan- bringan
-daelan- d6n -efnan- frenunan- gervan - gearvian • h^gan • laestan -ridan
gervan ge|>eön geryrcan gearvian hebban healdan laestan räinan
raeran reccan rihtan sellan settan styrian teöf enian tindran v^an
vyrcean [58] — arheffen frumian garawen gauurchan.
Namenthch bei den altn. Wörtern lässt sich das wohl-
gefüllte Alphabet nicht verkennen. Es versteht sich, dass
grössere Häufigkeit einzelner Anlaute in bestimmten Substantiven
gleichen Anlauts begründet sein wird. Ueberall Uesse sich
übrigens auch bei den oben gesammelten Nebenworten das
führende Substantiv für jedes einzelne Synonjma aufspüren.
Ein Beispiel s. u. S. 152. — Wie stark diese beiden Gruppen
von Verbis in der nhd. Sprache sind, bemerkte Jean Paul aao.
(Werke 18, 366 Anm.): die völlige Ausnutzung dieses Vorraths
aber hat in der Poesie längst ein Ende. —
Setzen mit diesen Worten die Dichter die Substantiva in
Bewegung, so sind für die Hauptwörter unter den Hauptwörtern,
152
nämlich die Penonennameii, die Verbs der Bewegung kuim
seltener. Ueberall sonst gehören diese ntbaa den Vnbis daa
EätnpfenB, Sterbens tind besonden des Sprechens xu denjen^en,
die raerst typisch erstairen. Aber in der aUgenn. Poesie
kommen diese alle nicht duu, weil sie stets hinter mchsslnden
Haaptwortea herlaufen müssen. J. Grimm meiU s. B. (Andreas
and Elene S. 33) an, dass in den altgerm. Liedern, wie in
den griechischen jedesmal die räumliohe Bewegung der Gfitter
hervoi^hoben werde. Aber homerisoh stehen da fast Qberall
dieselben Wortei dagegen bat faet jede Stelle, die J. Orimm
citirt, ein anderes heiti. Man sehe sich nur diese FOlle tod
Verben der Bewegung an:
bifaek eisa ganga hlaupa hnlga hrafa hrata brj6ta hvarfa
hvaräa hverfa klifa koma kranga lida Idta rata renna rlda
liaa sQkkra skaera akjötask skriSa skunda spretta springa stgkkra
attga svifa troda tnVta vada vafa vlkja [34] — äbögan cerran
cumon bverfan raeman rlsan stondan stigan teön becuman
bebügan cumon eode praet. faran f^ran folgian {ylgean gangan
gän gebügan crincan cringan eode praet. f^rao gangan gän hled
fan hveorf an • leoran ■ laedan ■ tiS&ü ■ metan - gengan guman gesprin-
gan - stapan - stäppan - stigan - styllan - vadon ■ viton geondfaran-
f^ran ■ hveorfan geongan hverfan hvearfan hvearfian hveorfan
iman läcan Laecan leoran lidan Ithhan meton ödfaran • rin-
nan - scüfan - atandan oferfaran - gangan onbügan - cerran onettan
päddan plegan ridan rinnan rlgan seacan aceotan scridon secan
sldian sigan springan stapan ateppan stincon s^Uan svican
avician svlfan svimman tengan teön tredan treddian tryddian
]>ringan ^urhvadan vadan vandhan vadan veallian [83] —
arbevan sih hevan cuman varan ritan giuuitan — faran
gangan ilian lithan atapan stigan giuuitan. — Vgl. Bode
Kenningar in der ags. Dichtiu^ S. 43.
153
Ee füllt auch hier auf, wie oft die Synonyma reimen,
z. B. in den letttgenannton beiden ahd Verbis. Der Reim ist ags.
auch Öfter in solchen Fällen zu Ziriliingeformeln benutzt
worden. —
Um sum Schlufis von der Verwendung der untergeordneten
beiti ein anecbaulichee Beispiel zu gewähren (für die der herr-
Bchendea subgtanÜTiscben Synonyma können dae die citirt«n
Fälle der Variation an ein imd derselben- Stelle geben), führe
ich hier nach Sievere (Heband S. 415) die Epitheta zu dem
Worte »Gott« auf. '-
Am deutlicheten ist die Abhängigkeit dee Epithetons von
dem ersten Stabwort, wenn das Beiwort als zweiter oder dritter
Reimstab steht (1). Unabhängig scheint ee alg erstes Stabwort (2),
ist ee aber in Wirklichkeit nur ausserhalb des Reims (3).
1) Das Epitheton steht als zweites oder drittes Reimwort.
tb6 gödö reimt auf godes 1471a — b thg hSlago: himücraftes
4337a — b mabtig: marcoda 601 a 4780a: mer 4758a — b:
manoda 4802a riki: rocfat 108a — b alomahtig: engilo 416a — b
tb^ alomahtigo: up 903a 1110a alouualdo: encora 861a — b:
ambahtman 2155a — b h^Ug: hard haramscara 240a — b: h&han
himiUader 4759a— b: hebbian 5351a— b: haldid 1914a the
häago: harr 151Sa — b bruojan te helpu 1924a — b binana te
helliu 3384a — b craftig: äquellian 754 b — b antkennian 3607
a — b 3618a — b karon öOlla^b naahtig: mannun 1632a — b:
m^infolc 182$a — b: mancunni 3592a — b the märio mahtigo:
manodi4886a— bmildi: muode 3239a— b rlki: rink 3095a— b
drobtin: dualm 53a — b thiodgod: thiuua 285a: thinon 1119
a— b 8221a— b: thing 1728a— b.
Bei weitem der häufigste Fall ist, wie man siebt, dase daa
Epitheton im zweiten Halbvere steht und von dem Substantiv
im ersten Halbveree bestunmt ist. Das Substantiv ist meist
das erste Stabwort, zuweilen (270 4759 1924 3384 1632) dae
IM
smite, und in diesem FiD n^ert ee nidit nur dii dritte, eon-
dem ftodi das ente Baimrt (Adjeetln in pgoolttiiahsf SMhmg
240 4759, Vari» 19M 1688. Advwb 8884). Nm M es aber
intereeaant, daes die selteoenD FUle, nfanlich StaUnng das Spi-
thetona im ezstea Halbven, und Abbfingi^ait deMeUoett von
einem nicht sabatantiTiaohen Worte, faat AberaU lasammsD-
trefEen. Daa Epitheton steht als mitea Rdmwcrt 601 4780
abhängig von maxcoda, 780S von manod», 906 1110 von op,
1914 von haldid. In dem letcten Falle ist daa A^eotir mit
dem Snbatanttv yeiBchmolaen: wir haben hdaggod ta Imbc,
and so bietet die Stelle edne genana Parallele sa einan sie-
bwiten Kall dee Epithetona im eisten Halbrene: thiodgod 286.
BeflondeiB merkwürdig sind die Belege mit markoda. Vilmat
(Alt im HeL S. 8) bat beobachtet, daaa der Dichter der Zusammen-
atellnng von metod nnd markon sichtlich ans dem Wegs geht.
Die alte Formel ist aber metod markoda. Wir dflrfen deshalb
getrost behaupten, dass 601 4780 mahtig als wirkliches Sub-
stitut für metod steht; wie im Allgemeioen das BpiÜ)flt(»i das
Substantiv vertritt, ist hier fflr ein bestimmtes Substantiv ein
bestimmtes Epitheton eingesetzt worden und swar dai am
□ächfiten anklingende, wie in den Verstecknamen der ptoven-
zaliechen Dichter. Und da im Hei. sich sehr oft der TCiTifln—
eines Verses aul nicht weit entfernte andere beobachten läset,
dürfen wir 7802 als Anal(^ewirkung von 4780 «rkUren. —
Es bleiben die beiden gleichlautenden Verse up te them alo-
mohtigen gode 903 1110. Sie reihen sich den F&llen an, in
denen das Epitheton die erste Reimstelle einnimmt. Wirkliche
Ausnahmen endlich sind 5351, wo das Verb hebbian als ein-
siger Reimstab des ersten Hfübverses regiert, und die analogen
aufCallend häufigen f^lle mit craftac god in der zweiten Halb-
zeile. —
155
2) Das Epitheton steht sie erstes Reimwort.
mabtig: macode 241a: modag 1378a: müdi 3501a: mann
5Mla — b alomahüg: c^an 476a — b libbiandi: liobtSCßSa — b
&086a— b ihi rlkeo: rehtiu 2611a— b sdthfaat: suokean 5938
a — b drohtin: dago 167()a — b hebaniikies god; harmgiuurobti
5038a— b thiodgod: tbionon 789a— b.
Hier ist also in der Regel das Epitheton einziges Reimwort
des ersten Halbverses (nemi von zwölf BelegsteUleo). Weiter
I&llt auf, daae die Hälfte aller Beispiele auf zwei Worte kommt:
mahtig mit vier, Ubbiandi mit zwei Fallen. Das letztere zu-
nächst ist einfach Uebersetzimg (5086 ist das deus vivus der
Vnlgata ein venig von seiner Stelle verschoben) und der iweite
Halbvers, beidemal the tbit lioht giscop, ist nur des Reims
wegen zi^esetzt. Bei mahtig aber erinnern wir besonders zu
241 an unsere Bemerkung, wie dies Wort durch seine Stell-
vertretung des Wortes metod substantiviscbe Geltung hat. Ganz
gewiss steht mahtig macoda unter der Wirkung der Formel
mahtig marcoda. Und ebendeshalb wird das Wort 1378 3501
wie ein Substantiv mit einem zweiten Adjectiv construirt. In
all den drei Fällen also, wo das Epitheton ein zweites Reimwort
im selben Halbvers unter sich hat, sehen wir mahtig in sub-
stantivischer Function. Sonst wird dem Epitheton diese am
meisten ins Ohr fallende Herrschaft nicht zuertbeilt; es steht
nur gleichberechtigt neben dem Reimwort der zweiten Halbzeile.
Ja in Wahrheit steht es auch hier unter dem letzteren. Denn z. B.
5938 ist wohl suokean übersetzt, aber suothfastan ist (wie oben
das the thit lioht giscop) nur des ReimB wegen zugesetzt. Also
ist das Epitheton durch den Anlaut von suokean bedingt.
Ebenso z. B. 789; wir sahen schon, dass thiodgod seine An-
wendung fast nur Reimen auf thionon und dajnit verwandte
Worte verdankt. — Einzelne Belege wie 476. 1670 stehen in
metriBch ganz verfrahrlosten Versen. —
166
3) Du Epithston aUbt uamaAälb im Rainm.
tfae aloouhtigD: god «luauhtig fingebui habflfe 845 88ST
goodm maimon forgibit god ikmialitig 1766
tlut hie it thi sao bugibit good alonuhtig 4088
aloaiuldo: aa it gegnongo fui gode alomuUoa 89B7
mshtig: so it god mihtig tnuddiod nnaldft 867
thu uelda thmt god mahtig oaldand aaendsui 1039
fader: tlut it so gi pngaa sosl so it got fwier — 4779
Maq flieht aotort, das« die FUl« mit alomahtig und
mahtig toimelhaften Charakter haben. Sie "">*—* nun aber
xuaammen sechs von acht Belagaa um. Dies ist wohl u
so erklären, dass grade diese Epitheta als die baUebtaatoi alkt
fOr iGott« verwandten gebraucht worden, am in einam Vena
als m&lfyUing lu dienen, dessen feete Glieder schon ^{Msdi
erstarrt waren. Und iwar steht god alomahtig, wo der gaue
Halbvers zu fällen ist, god mahtig, wo noch anderes FfiUsd
hineinkommt. — Aehnlich füllt das auch ähnlich . klingende
aloQualdo 3937 den Vera aus; fader 4779 steht verrinselt. —
Diese Uebersicht zeigt demnach vollauf bestätigt, was wir
behauptet hatten: die Epitheta verdanken ihre VervielflUtigang
lediglich der Variation der Hatiptworte, von denen jedes sein
Gefolgswort verlangt. So können wir uns nun von der
poetischen Oekonomle der alten Dichter bei der Wortwahl ein
ziemlich genaues Bild machen. Damit wäre unsere Ausführ-
lichkeit wohl entschuldigt, wenn hier wirklich gelangen wäre^
einen Blick zu thnn in die Art, wie die Sänger der altgerm.
Lieder arbeiteten; denn Arbeit erforderte die Alliterationa-
dichtung sicher und machte sich durchaus nicht von selbst! —
g 9. Kenningar.
Die groBse Bedeutung, welche für die altgerm. und be-
sonders die altn. Poesie die Umschreibungen haben, ist längst
157
iillg»iyn<Hp anerkannt, während nmn der Eigenart der Ketmingar
sonst wohl nicht gerecht geworden ist. Man pflegt sie ewar
als etwas ganz Unerhörtes und FremdartigeB hinzustellen; aber
mit Unrecht. EeniÜDgar hat viehnehr jede Sprache, und be-
sondere jeder aui poetischer Wortwahl beruhende, dichterisch
gefärbter Sprachgebrauch. Als eine besondere Classe der
MetApfaern unterschied diese Umschreibungen schon Aristoteles
{■vgl. M. Heiler Denken im Lichte der Sprache S. 449,4). Sem
Heister Piaton soll eine Vorliebe für dergleichen Wendungen
gehabt haben; wenn er z. B. das Haupt die Burg des Körpers
nennt (vgl. 0. Müller Gesch. d. griech. Lit. II 232), so kommt
das einer eddischen Kenning gani nahe: Hym. 23,6 heisst der
Kopf Hochberg der Haare. Und Piaton selbst zeigt sich hier
wieder nur als Portsetzer volksthümlicben Gebrauchs : besonders
ist überall die Hythologie reich an Keoningen und wenn z. B.
das Menschengeschlecht als fttiiä^ xafift6( umschrieben wird
(vgL W. Hüller Crescb. u. System der altdeutschen Religion
8. 170 Amu. 2), so ist das eine Kenning vom reinsten Wasser.
Dabei hat Bode auch zu den meisten ags. Kenningen auB
fremden Sprachen Parallelen anführen können. Die Eigenart
der Koming besteht in der Umschreibung vermittelst
variirter Appellativa. Nennen wir z. B. Göttingen »die
durch Pfl^ der Wissenschaft berühmte Stadt an der Leine,«
Eo igt das eine einfache Umschreibung. Setzen wir aber für
das Appellativum «Stadt« die spedfische Variation ein; «das
Athen an der Leine« (wie Lichtenbei^ scherzhaft von Leina-
thenienserinnen spricht), so ist das eine Kenning. Nennen wir
einen Dichter einen >Liedermann«, wie man etwa »Kalender-
mann« sagt, so ist das nur eine Umschreibung. Aber >Sohn
der Lieder«, wie Kemer imd Uhland singen, ist eine Kenning;
»Vater der Lieder« wäre es wieder nicht. Und so haben wir
noch fiberall Kenningar in Hassen, z. B. in Titeln: Brigade-
158
Gommandeur iat Unuchieibung, ab«r GeDenlmftjor ist Eeo-
ning u. 8. w.
ÄIbo die Kenningai an sich smd noch kdne bMondere
Merkwürdigkeit der altgerm. oder gar der altn. Poesie. Wohl
aber ist das die Art, wie sie dort ausgebildet worden sind.
Die Skalden haben sich in dieser Figur ein Kunstmittel zur
principiellen und as^stenutiBchen Poetisirung der Gegenstinde
geschahen, das in seiner Art und der Breite seiner Anwendung
aUerdings nicht seines Gleichen hat. Am eisten könnte man
die ofäciellen Umschieibui^n der keltischen Kunstpoeme rar
gleichen, welche in den «Triaden rerschönemder Umschreibung«
von den Barden auigespeichert wurden (Stephena-San Uarte Ge-
schichte der wälschen Utteratur S. 409); aber tu einer syste-
matischen Umnennung aller Dinge sind doch auch diese nicht
wie die Skalden gekommen. Diese Umwandlung der gewShn-
lichen Benennung in eine kunstmässige geschieht in gans un-
poetischer, rein verstandesgemAsser Weise. Es wird eine Classi-
ßcation nach Haupt- und NebenbegriSen zu Grunde gelegt
grade wie bei einer der ältesten Haup^ttungen der Compo-
sition (Pott Doppelung S. 15). Die Begriffe, aus denen dies
Cordinatennetz herausgesponnen wird, sind eben jene Haupt-
begriffe, die in den Runen niedergelegt sind : Mann Frau Thiei
u. a. als r^erende, Kampf Schatz See u. a. als r^erte Be-
griffe. Soweit ergäbe das eine rein verstandesmäasige Sprache,
nicht weit ab von jenen mathematiscben Sprachen, die man
im vorigen Jahrhundert wiederholt zu schaffen gesucht hat
(vgl. z. B. über Bacone Idealaprache Benfey Geech. d. Sprach-
wissenschaft S. 233, über Leibniz ebd. S. 249, über diejenigen
Ploucquete und Meiers Briefe die neueste Literatur betreffend
17,61 f.). Auch wird man über die .\nalogie nicht erstaunen,
wenn man bedenkt , dasa nach Max Müllers scharfsinniger
Bemerkung schon die Zahlworte, das sicherste Denkmal altidg.
^^— '"^* •• ■'■'■■— *1^--
159
Denkfähigkeit, von einem Greist philoeophischer ClasBificirung
geregelt sind (Essays * 11 43), ja dass nach Vignolis tief-
gehenden Untersuchungen die allerälteste Mythologie, ja alle
menschliche Auffassxmg der Aussenwelt mit dem ordnenden
und sondernden Greist der Wissenschaft im Kern gleichartig
ist (Myth. and Science 8. 113. 132 u. ö). Und in der
That nähern die artbezeichnenden Composita der Sprachen
grade bei den Naturvölkern (vgl. Vignoli aao. 89) sich
in oft ganz wunderbarer Weise den Kenningen. (Viele
BeLspiele dafür aus dem Siamesischen Ungarischen Hebrä-
ischen bei L. Tobler Ueber die Wortzusammensetzung S. 13).
Mir erschien es z. B. zuerst als der Gipfel der Greschmack-
losigkeit, dass Atlm. 63,2 die Zehe »Fusszweig« genannt wird.
Aber bald darauf las ich zufällig, dass in zwei Sprachen Ost-
afrikas die Zehe »Schenkelfinger« heisst (Curti Entstehung
der Sprache S. 52 Anm. 23), was doch eine ganz entsprechende
Umschreibung ist. — nur eben keine Kenning, weil das eigent-
liche Wort »Finger« steht und nicht ein bildlicher Ausdruck
wie »Zweig.« Doch sind auch diese Bilder nicht aus dem
Nichts hervorgezaubert. Auch sie beruhen auf alter volksthüm-
licher Grundlage. Es heisst z. B. in einem Volksliede mytho-
logiechen Inhalts (bei Schwartz Indogerm. Volksglaube S. 178)
von einem gespenstigen Reiter: »Wie zwei Berge ragen seine
Schultern und wie eine Felsburg sein Haupt.« Da haben wir
genau die Basis der eddischen Kenning Schultemfels für Kopf
(Lok. 57,4). Ganz ähnlich z. B. in einem baskischen Räthsel.
wo der Kopf als ein Berg auf einem Stumpf umschrieben wird
(Vinson Folklore du pays basque S. 247,35).
Die Kenningar sind danach nicht, wofür man sie gemeiniglich
ausgiebt, blosse Neuerungen der Skaldenkunst. Sie beruhen
vielmehr auf systematischer Ausbildung eines uralten Mittels
der sprachlichen Subsumption, nutzbar gemacht zum Behufe
160
der Einbeziehong jedes Substantivs in die poetischen Kategorien
(deren Ueberechtiften die Runen sind).
Der Mechanismus dieses Verfahrens besteht darin, dass
das poetisch zu umnennende Ding zunächst in jenes Coordinsten-
system eingezeichnet wird, um verständlich zu bleiben, und
hierauf durch ein hergebrachtes Bild ersetst wird, um poetisch
zu werden. Jede gBnning ist durch diese Verhüllung der
eigentlichen Beziehungen zugläch ein Räthsel (vgl. Heinsei aao.
20) und die porodistische Definition des Menschen, die Diogenes
aui Piatons Umschreibung hin gegeben haben soll, eröffnet ein
altes Räthsel: der Vc^ Federlos (MSD VII 4, 1). Durch die
Sucht der Skalden nach dunkleren Ausdräcten wurde dann
dies Räthaelhafte mehr und mehr verstärkt. Durch wiederholtes
AbvarüreQ konnten die Grundlinien ganz unkenntlich werden.
Doch das ist bei einer fortgesetzten Reihe von Subetitutionen
überall so, und nach mehrmaligem Tausch kann man freilich
nicht mehr errathen, dass Hans im Glücke von seinem Herrn
einen Goldklumpen mitbekommen hat.
Aber die ältesten Kenningar stehen noch den heiti ganz
nahe. Ja die Grenze ist oft schwer zu bestimmen, und ich
muBste schon bekennen, in mein Vetzeichniss der heiti manches
Wort aufgenommen zu haben , das vielleicht be&ser hierher
gezogen würde, und Bode (s. u.) hat beide Kategorien völlig
vermischt. So ist z. B. altn. folkvordr eigentUch genau so gut
eine Kenning wie sverda deilir. Aber es wird doch als ein-
heitliches Wort empfunden, denn es wird mit einem neuen
Genetiv verbunden {Skim. 3,2), Hier ist also die Kenning zum
Heiti geworden, wie ein Gleichniss Metapher wird. Dasselbe gilt —
von ags, goldvine, was gern mit gumena verbunden wird, u. a.
Umgekehrt sind i. B. ags. heim hleö hyrde schwerÜch vob-
vomherein für den König gesagt worden, sondern nur äde-
linga heim, eorla hleo, folces hyrde u. dgl.; hier ist also ein
161
Theil der alten Eemmig zum Heiti geworden, wie dort die
gante Kenning.saxn Theil einer neuen./ Eb igt dasselbe, wie
wenn s. B. Hilde für Brunhilde steht — Wir haben neben-
einander guUmidlandi Hebr. 11,2 und guUs midlendr Ak\\ 38,7.
Jenes habe ich unter die heiti aufgenommen, dies ist unzweifel-
haft eine Eenning. Andere Fälle wie z. B. as. duom-
dag neben duomes dag in der Gr. 11 612 f. Der merkwürdig-
ste in der Vkv.: 12,4 TÜjalauss, 31,2 vilja ek lauss sit — aus
xnetzischen Gründen die einfache Composition zur auffallenden
XTxnschreibung aufgelöst (doch vgl. Sig. sk. 24,6). Mehrere Male habe
äch es vorgezogen, dasselbe Wort in beide Kategorien einzuweisen.
Auch unter die Verba habe ich dort gelegentlich Umschrei-
bungen angenommen. In der That brauchte man so wenig
das Wort »kenning« wie das Wort »heiti« auf Substantiva ein-
zuschränken. Aber die Substantiva dominiren unter den Um-
schreibungen doch noch entschiedener als imter den Vanatio-
nen; umschriebene Adjectiva sind sehr selten, umschriebene
Verba immerhin noch häufig genug, um einen Anhang verbaler
Eenningar zu rechtfertigen. —
Ueber die Eenningar handelt vergleichend Heinzel aao. 19 f.
in sehr interessanter Weise, vgl. auch A. Hofimann Englische
Studien \n[ 195. Gesammelt sind die altn. Eenningar zuerst
in den Skäldskaparmäl C. 1 — 53, zuletzt in Vigfussons Corpus
poeticum boreale 11 447 — 86; eine hübsche Besprechung bei
Weinhold Altnord. Leben S. 328 f. ; interessante, doch z. T. nicht
unbedenkliche Bemerkungen bei Rosenberg Nordboemes aandsliv
I 399 f. 477 f., womit Bode S. 16 verghchen werden kann;
über ihre Vertheilung Jessen Ueber die Eddalieder (Zs. f. d. Ph.
m) 8. 41 f. — Ueber ags. Eenningar: ten Brink L. G. S. 25. Bode,
Eenningar in der ags. Dichtimg Darmst. u. Leipzig 1886; für
Be6v. noch Rönning Beövulf skvadet S. 132 f. u. Schemann, Syno-
nyma im Beövulf sliede; über die Vertheilung in ags. Gedichten
M«y«r, Altgermaniflche Poefi«. 11
163
Bode S. 12. lieber die verbaleo Uaucfambungan «podell in der
ags. Dichtung Heiiuel S. 24, ten Brink S. 24. — Für Otfrid
vgL Schätze Beitr. zur Poetik Ottrids S. 29 1. — AUgemeto ist
ZQ bemerken, was ja oh genug schon betont worden ist, da» die
Kenningaf in der altgerm. Dichtung eine solche Bolle noch nicht
spielen, wie später in der Skaldenpoeaie. Stark treten eie in der
Edda einzig in der Hymiskrida auf, häufiger sonst nur noch in
Dialogstücken besonders der HelgUieder sowie in den jüngsten
Gedichten, namentlich der Atlak^ifia (Gmndtvig Udsigt orer den
nordiske oldtids heroiske digtning S. 85 f.) — Dagegen sind sie
in der späteren altn. Prosa selten (Heinxel Saga S. 68. 198). —
Eine Geschichte der Kenningar würde übrigens m den
interessantesten Aufgaben im Bereich der germanischen Litera-
turgeschichte gehören. E^ ist wahrscheinlich, dass manche Um-
schreibungen schon gemein&risch sind, so besonders Benennungen
von Göttern nach ihren Attributen; im Rigveda finden sich der-
artige Beschreibungen gesammelt, die wieder Räthsel und Ken-
ningar zugleich sind (Kaegi Der Rigveda S. 115). Aber nur die
Germanen bilden die Umschreibung zu einem H8,uptmittel der
Poetisirung aus. Auf altnordischem Boden wucherte das hoch
empor; bei den andern germanischen Völkern ging es verloren.
Vergeblich machte der grosse Alcuin eimnal den interessanten
Versuch, die Kenningar in die lateinische Literstur hinüber-
zuretten, in jener Disputatio Rppini cum Albino scholastico,
die Ebert (Allg. Gesch. der Lit. des Ma. II 20) so seltsam be-
urthetlt (vgl. auch Bode S. 23). Trotzdem sein Versuch fortgesetzt
ward unter Anlehnung an analoge spätgriecbische Sammlungen
(Wilmamis Zs. f. d. Alt. 14,547) und besonders an ags. Räthsel,
gelang es doch nicht, die einheimische Lust an der Umschrei-
bung der fremden Sprache zuzuwenden. Aber in viel späterer
Zeit kehren die Kenningar zurück: sobald die Poesie wiederFormel-
fammlungen als Lehrmittel hat, übt sie wieder schulmässig die
163
Ümachreibung, bei uns wie anderswo (Caniere Die Poesie S. 187).
In Anlehnung an die Sprache der franzÖeiBchen Prideux (die
Bode in seiner Arbeit Über die ag&. Eenningar mit Recht der
onserer alten Kunstdichter vei^leic^t), betreibt man im 17. Jh.
die Umschreibung (rgl. Bode S. 10 — 11). Aber selbst hier nicht
ohne volkstbümlicbe Grundlage. Zeaen, der am weitesten ging,
kam dem Rothwelach der Vagabunden so nah, dase er z. B. es
■für eine unversdiämte, grobe, ehrlose Schand- und Landlügec
erklären muBSte, weui man behauptete, er habe iWindfang« für
■Mantel« geschrieben (Cholevius Die bedeutendsten deutsctben Ro-
mane des 17. Jahrhunderte S. 111), denn > Windfang« für »Mantelc
gehört in Wirklichkeit der Spitzbubensprache an (HoSmann von '
Fallersleben im Weimar. Jahrbuch I 332). Dieser aber rühmt
J. Grimm (EL Sehr. 4,165) nach, die meisten ihrer Ausdrücke
trägen das Gepräge der einfachen Natur und seien aus leben-
diger Beobachtung der lluere, Felder und Völker hervoi^^^angen ;
and er vergleicht sie mit den Benennungen der altn. Dich^
kunst, denen man da£ doch nur lum geringen Theil nachsagen
kann. Vielmehr hat dort die Auswahl allein schon oft etwas
seltsam Launenhaftes (vgi. Heinzel Anz. f. d. Alt. 14,43) und
ihre abschreckende Wirkung auf den grossen Verkünder der
Volkspoesie erklärt sich nur zu wohl (Herder, Iduna; bei Su-
phan 18,486). So gehen gerade in der Geschichte dieser Figur
Naturwüchsiges und Ueberkünsteltes Hand in Hand, schul-
m&sedge Ausbeutung ungezwungener Auadrucksmittel führt zum
Ungeheuerlichen und Lächerhchen; in unserer Periode aber fin-
den wir hierin wie überall die Dichter in berufsmässiger Aus-
bildung schon ziemlich weit fortgeschritten, von den Extremen
aber noch entfernt. —
Ich ordne die Kenningar zunächst nach den umschriebe-
nen Gegenständen, um nachher die umschreibenden kurz
lu besprechen.
164
Für alle Belege, die num uich brä Bode findet, bkbe ich,
um Vetechwendung vod Raom und Zeit ca vermeiden, auf aeine
Arbeit verwiesen. Uebeifa&upt veipflichteit mich die m grosse
Strenge, mit der ich diese Arbeit (Ans. f. d. Alt 13,136) be-
sprochen habe, auf ihie Reichhaltigkdt beeonden aufmerksam
zn machen, der eine gleiche Scbirfe der FasBung allerdings
nicht entspricht. Ich verdanke Bode's Sammlung einen be-
schämend grossen Nachtrag zn meinem eigenen VeneichnisB. —
Die Umechreiboi^en christlicher Begriffe (Bode 8. 70f.) sind
in meiner Arbeit nur der Analogie wegen tu erwähnen. Wir
beginnen wie die Skäldskaparmäl mit den Kenningar der
Götter.
Odinn: Namenhäufut^ Grün. 46 — 50. — AldafQdr Vaf.
4,5 53,2 HerfoOr V«l. 3,1 HerjafQar Vgl. 44,4 Vaf. 2,2 Gr.
19,3 25,2 Hyndl. 2,1 Herjami Vol. 31.10 Hroptatyr H4v. 158,6
Hroptr Vgl. 64,6 Lok. 45,5 Gr. 8,4 Sgdr. 13,6 Roptr rogna
Häv. 141,7 Sigfodr Lok. 58,6 ValfjÄr Vgl. 4,5 24,7 Veratyr
Gr. 3,3 Yggr Hym. 2,6 FAf. 43,5 Yggjungr äsa V5L 2,3 —
inn aldni Vq\. 2.2 aldinn gautr Veg. 2,1 13.4 galdrs I(Ar Veg.
3,3. — Skildak. 2. J. Grimm Myth. Cap. VH. — Vgl a. B. Saxo
66,21 Frigge maritus. —
t)örr: Namenhäufuug Uixb. 9. Hlärri£ [)r. 6,7 13,7 n. ö.
Hym. 4.6 u. Ö. Veorr Hym. 11,10 17,1 21.7 Ving^rr Alv. 6,1
9,1 — Fjo^ynjar burr Vgl. 58,8 inn maeri mQgr Hlödynjar
Vgl. 58.1 jardar burr jir. 1.7 Hr6dre andekoti Hym. 11,8 fadir
Magna H^b. 53,4 fadir Möda I^. 34,1 Mala, brödir Härb.
9,5 'Odins 8onr Hym. 35,3 Hdrb. 9,4 Sifjar verr {»r. 24,9
Hym. 3,5 15.5 34,6 Yggs bam Hym. 2,6. — j>rädugr äas {>r.
16,2 brjötr bergdana Hym. 17,7 jardar burr ()r. 1,7 Lok. 58.1
hafra drottinn Hym. 20,2 31.2 gygjar graeti Hym, 14.3 ord-
baeginn halr Hym. 3.2 ^ura rddbam Hym. 19.3 k]61a valdi
Hym. 19,7 vagna verr Alv. 3.4 midgards veorr Vgl. 58.6; ge-
165
li&iift BÄ er Qldom bergr, onns einbani Hvm. 22,3. Die Anrede ein-
lieri Lok. 60,6 gehört nicht eigentlich hierher. — SkÜdsk. 4.
Myth. C. Vm.
NjQrdr: manna |)engill 6r. 16,4 — SkÜdsk. 6 Myth.
C. X* 179f.
Fteyr: skirum Frey, nytum Njardar bur Gr. 43,5 Njardar
Bon Skim. 38,6. — SkÜdßk. 7 Myth. C. X* 172f.
Heimdallr: HeimdaUr, hvitastr ^Aßa {yr. 14,1 — Sk^dak.
8 Myth. C. Xn 193 f.
Tyr: ättnidr jQtna Hvm. 9,1. — SkÜdsk. 9 Myth. C. DL
Vidar: inn mikli mogr Sigfodur VqL 56,1 — SkÜdsk. 11
Myth.* II 687.
Loki: Loptr Hyndl. 41,5. — Laufeyjar Bon ]^r. 17,20 —
Ulfs fadir Lok. 10,2 mn lae\äBi Loki Lok. 54,7. — SkÄldsk. 16
Myth.* 199f.
Der Rieeenfürst Hymir: harr Hrungnis spjalli Hym. 16,1
ättnmnr apa Hym. 20,3. —
Velundr: visi Ufa Ykx. 32,2.
Dazu nehme ich die Umschreibungen für Thörrs Hammer
und die Midgardschlange:
HrungniB bani Lok. 61,5. —
jQrmungandr VqI. 51,3 umgjord allra landa Hym. 22,7
ülfß hnitbrödir Hym. 23,8. Vgl. Myth. 202f. —
Ich Bchliesse die Umschreibungen für Personen an (v^I.
SkMdsk. 31. 47. Bode 8. 88 f.). Vollständigkeit der Belege ist
hier nicht erstrebt. Ich mache übrigens darauf aufmerksam,
wie nahe bei der Benennung gerade von lebenden Wesen Ken-
ning und Epitheton sich berühren. Ein stehendes Beiwort kann
zur ausreichenden Kennzeichnung einer — götthchen oder
menschhchen — Persönlichkeit dienen, sobald bekannte Ele-
mente leicht zu ergänzen sind, deren Combinaüon mit dem
Adjectiv eine rechte Kenning ergäbe. So inn aldinn für 0|)inn,
166
d. h. >der AdteBte unter öaa Gfittan.* — ücbrigeoi rechi
fertigt M dag Baupiel Au ff^*MA aatbtt, wann hetti, iMMniMg"
und fomQfn hier nicht straig geeohieden wesdan. —
Den grOnten Rwun nehmna die Fatnu^mi« fdn. Virai
denominaie licet ... ex buniUis tarn quibuf oitu est quu
qoM ab eo deecoLdarnnt (Oildik. 81). Du letetete iat ab«
in der Utesten Zdt noch nicht ni ballen. — Dia Mutter wir
nie in dieeer Weise genannt —
Sohn.
(Helgi) ^0rvaidl aonr H. £B. 48,6.
Gramnan aynii H. H. I 47,S = H. H. II 87,2.
(Siguzd)-) boiT Sigmundar Sig. sk. 89,6
Gjüka arfar Oddr. 2C,8.
(Noe) aunu Lamechea Gen. 1441 1643 n. d^. m.
Scyld Sc^fing Be6v. 4.
Her^Ar beam Healfdenee B. 468—69.
HAnferd . . . beam EcglUee B. 499, snna — 980.
BeÖTuU . . . beam Ec^eövea B. 529 681 957 1388 u. ö.
maga — 25,87.
(HrMgär) sonu Healfdenea B. 645 1040 1662 o. ö. bean
— 1020 u. ö. maga — B. 1476 2148. .
(Higelic) aunu HrMlea B. 1486 Higel&c HrUüng 1923 -
eafora 1843 2992.
(EadgilB) aunu 'Ohtherea 2380.
(Ohthere) OngeQ]>iöTee beam 2887.
Vigl&f . . . Veohat^es aunu 2602 2752 2862 3075 31»
byre — 2907 3110.
VuU VonrWing B. 2965 aunu VonrÖdee 2971.
OValdere) Äelfheres aunu Wald. 1,11.
Velandea beam, Vidia Wald. 2,9.
(Byrhtnoth) Bjrrhthelmes beam Byr. 92.
VuUmaer ae geonga, Vulfetines beam Byr. 155.
167
''AlfnM and Vulfmaer Oddan beam Byr. 183—86. 237—38.
(Alfvine) beam ''Alfrices Byr. 209.
Ecgläfes beam, him väe ''Ascferd nama Byr. 267.
Vist&n j^urstanes sunu Byrbt. 297.
Vigelinefi beam Byrht. 300.
GodrSc ''Adelgäreß beam Byrht. 320.
eaiora Eädveardee Athel. 7. 52.
(Eädveard) byre "AdebMes Eadv. 10.
Hadubraht . . . Hiltibrantes Buno Hild. 14. 36.
Hütibrant . . . Heribrantee suno Hild. 44. 45.
Tochter.
Brynhüdr Budla döttir Gud. I 23. 25,1 27,3 Sig. sk. 30,1.
Gudrun Gjüka döttir Sig. ßk. 2,3 Heh. 13,1 Gud. U 38,5
Gnd. m 2,1 Gud. hv. 9,1 vgl. Hamd. 2,7.
GuUrond Gjüka döttir Gud. I 12. 17. 24,1. —
(Hildeburh) Höces döhtor B. 1076.
Hygd Haeredes döhtor B. 1926—29. —
Seltener begegnen andere Verwandtschaitfiangaben.
Vater.
se fröda fäder 'Othheres B. 2928.
Mutter.
Grendles mödor B. 12581.
Onelan mödor and 'GhthereB B. 2932.
Bruder.
Sibyriheß brödor Byrht. 282.
Schwester.
(in aldna jotna systir |)r. 29,1 32,1).
Gjaäaug Gjüka systir Gud. I 4,1.
Sinthgunt Sunna erä ßuißter MSD IV 2,3.
Volla Frija erä suister MSD IV 2,4.
Gattin.
kunnig kvän Nidadar Vkv. 16 30,1.
Nefa (nach H^me Beoralf * ZS5a ■Sohnw Bniim odK
Schwester Sohn« vgl. Gnda Wb. U 278).
Higel&c nefa Svertingee B. 1202.
Eämaer . . . nefa Girmundee B. 1961.
(Headtdd) nefa Herericee B. 2206.
Verwandter.
(Siguid^) Vfilsungr ungi Sig. alc 1,3 3,5.
(BeoTuli) maeg Higeläcee B. 737. 758. 914. 1513.
Eomaer . . . Hemlnges maeg B. i960. Vlf^ maeg
Alfheres B. 2604.
O&an maeg Byrht 5.
B]'rthnöde8 maeg Bjrrht. 114.
Gaddes maeg BTrht. 287. —
Nächst den Verwandtechaftabezeichnungea sind am meiaten
Benennungen des Fürsten von seinem Volke beliebt.
Fürst.
Jtrymr Jmrsa dröttin ()r. 5,1 10,3 22 25 30,1
Nidudr Xjära drottin ^^v. 7. 14,1.
(Sigurdr) hünskx konungr Sig. sk. 4.7. 9.3.
Gunnar giunna drottin Akv. 19. 23,1. —
Hrodgär im Beövulf (vgl. Schemann S. 18 f.):
brego Beorhtdena B. 427. 609
frea Ingvina B. 1319. eodor Ingviua B. 1044.
Deniga frea B. 271. vine Deniga B. 350.
frea Seyldinga B. 291. 351, 500. 1166. eodor Sevldinga B.
428. 663.
heim Seyldinga B. 471. 1156. 1321. leod Seyldinga B. 1653.
veard Seyldinga B. 229. \Tne Seyldingü B. 30. 148. 170.
2026. 2111.
[>eödeD Seyldinga B. 1372.
Senat im Beo^Tilf ^vel. Schemann S. 12 f.':
GeÄta c\Tiing 2356. Geata drj-bten 1831. 2702. 2483. 2560. 2576.
Creata goldvine 2419. 2584
heim Scylünga 2381. leod Scylönga 2158. 2603.
^'edra cyning 3037. Vedra heim 2462. 2705.
Vedeige&ta leöd 2551. — HüneÖ truhtln Hild. 35. —
BeÖTulf heisst freca Scyldinga 1568. —
Fürstin.
Herborg Hünalande dröttning Gud. I 6,1-
ideß Scyldinga B. 1169. —
Der Mann heisst nach dem Herrn:
Adelraedes eorl Byrbt. 203.
Higelaces heordgeneAtas B. 261. — beödgeneAtaa B. 343.
Higelacee ^egn B. 194 Adelraedee |)egn Byr. 151.
J)yle Hr6dgäre6 B. 1456. — Aetlan ordvyga Wald. 1,6. —
Eine besondere Eigenihümlichkeit ist es, wenn eine Person
ihren eigenen Namen in solcher Weise \mischreibt; so nennt
Gudrun sich selbst dottir Grimhildax Atim. 77,3 — 4 88.1—2.
Vgl. darüber allg. J. Grimm Kl. Sehr. 3,241 f. (Altn. Fälle, in
denen die Personen sich selbst beim Kamen nennen, ebd. 246). —
Völkernamen: für Beöv. vgl. Schemann S. 23 f.
Analoge Umschreibungen, die den Eigennamen aber nie
ersetzen, sondern nur begleiten, haben wir beim Epitheton
angezählt. —
Ueberblicken wir die zu diesen Umschreibungen verwandten
Worte, so springt ihre Einfachheit im Gegensatz zu den ge-
suchten Metonymien späterer Zeit ins Auge. Die Figur der
allusio, die nach Weinholds Ausdruck weder dichten noch die
Dichtwerke gemessen hess, ohne dass man alle Sagen und
Hjrthen des Nordens wusste (Altnord. Leben S. 328) begegnet erst
ganz vereinzelt und fast nur in der Hym. Rosenberg (Nord-
boemes aandsliv I 400) meint sogar, die Kenningar der Edda
seien fast stets in der Situation begründet. Aber das trifft
doch kaum bei einer einzigen Umschreibung eines Gottes oder
Geite gDldrine 2419. 2W4
häm S<7lfiQga 338L leod Scrigcfa 21Se. iSß-
Ved» cvniDg 3037. Vcdn hesc 24öä- 2706.
V«dergedte I«od 2S6I. — Hödcö tnäOii Hüd. 36. —
Beomlf Imhk fna Scji^n^ 1563. —
FärBtin.
Herborg HümlsDib dnctmof Go£ I 8.1.
iikc Siriidn^ B. 116&. —
Der Maus boac Q*ec, doc Hacc:
AAdneds «d ^riu. 203.
Sfäkta imwä^BMaXKf B. 26L — MOMeoMtw B. M3
Hi^dk» ^cfc & IM »A^-*«w p^giL Btt. 15L
ftrk HrtOiini B. 14ä6. — Arüc opi»7» ""«ü 1-«- —
die "rmoodere Ei^ea£
uns wpwiun ^^moi i£. «cäecer W«i$e sas^esrebt:
'^oAttD act MibK dncsz Giimhfläc A'Jg, '
^'^ dnibcr «De- J- G-inac KL »ir 3 241 1 Als^ Fil*. i
ec. Mibe: r^ss. Suus. ztemv.. cörL £4^ . -
^'.-«3» ^a«e
170
einer Penon m. (vgl. i. B. Bod« 8. 14). Gflttar wie Meouchei
werden gewShnJich nuh GMchlacdit odv Volk benaimt, emi
völlig geaflgende Angabe fflr Eetuur, ine WiA. 11 — IS beirdst
Am häufigsten ist aberall die Nennong Dich dem Vater, de
ergiebigste Qnell unserer FamilieanameD. Dabei scheinen ban
mfigr Bonr, aga. noch eafora anterscbiedBloa rerwandt. Bei dei
Benennong dea Füistm acheint alto. ahd. aidi in dieaer Ver
Wendung giade das Wort dröttin faetgoeetat ni haben; dan
Btimmt an daa Femininum drättaiig. Wird statt dea Vtdki
der Oatte genannt, also nicht die TQzstin, sondern die Gattin
una TorgefQhrt, so steht altn. krin, wie man en^ noch jMst ia
solchem Fall King Henry's queen sagt. Ags. stehen dagegan
auch hier alle heiti. —
Wir kommen nnn in den Umachreibungen ffiz Peraonei
im allgemeinen and für Dinge, den eigentlichen Kenningen
König: baugbroti H. H. I 18,8 hrii^broli H. H. I 46,1
bauga deilir Odd. 19,3 sverda deilir Odd. 30,7 Akr. 37,2 faring>
drifi Akv. 32,11 gramr verdungar Sig. sk. 42,2 gulla midlendi
Akv. 38,7 apillir bauga FAf. 32,6 gumna stj6ri Grlp. 1,6 fÖUa
oddviti H. Hi. 10,3 hers oddvfti Grip. 53,2 folkvaldi Skim. 3,8
menvordr Akv. 29,4 ^jiOia {»engül Grip. 41,7 — Bode S. 46:
folcägeod; verodes aldor; aetgifa bei^gifa goldgifa mftdftum-
Bincgifa wilgeofa; gumena baldor, rinca, sinca, vigena, vinii
bealdor; beaga, goldes, ainces brytta; leodgebyrgea; aldor dtau
vine diyhten ; hringa fei^l (B. 2345) ; ädelii^a, herigea, veorud«
heim; äütelinga, eorla, vigena hleo; folces, rices, sincefl hyrde;
folces raeeva: beaga, beahhorda, gumen&, verodes, vigena veard,
dryht«n ■ Mel - hord - yrfeveard, güdveard gumena; freavioe,
goldvine (gumena goldrine); heaf od - herevlsa , folces, verodes
visa, ädelinga ealdorvisa; mega vundbora (60). VerküntS
171
fanningar: dtoia eodor heim hleö hyrde vine. Herrschende
Aolaate: b g h v. — adalcuning; drohtin mit vielen Genetiven;
bjg.medomgebo; adalordfrumo; thiodcuning; burgo, landes
lurdi; nueroldes uueldand; burges, landes uuard — SkÄldsk.
fi4. J. Grimm Andreas u. Elene S. 38, Arndt S. 9.
Königin: fridusib, freoduvebbe vgl. J. Grimm, Andr. u. El.
B. 143, Bode S. 48.
Held: br3ni|)ings apaldr Sgdr. 5,2, rögapaldr H. Hi. 6,3,
^DQrr skjaldar AÜm. 30,5, hringbroti Odd. 21,4, gramr hauk-
^talda Sig. sk. 31,2, vätpna hlynr Sgdr. 26,3; hildimeidr Fäi.
^,2 hröttameidr Reg. 20,6; dolprQgnir Akv. 20,7, kumblasmidr
Akv. 24,3, audstafr Sgdr. 31,6, hjähnstafr Reg. 22,5, vinr hauk-
stalda Odd. 5,7. — Bode S. 53: verbeäm; aesc - gär • (auch
Jud. 62) heim - segnberend; lindgeborga; güd - hild - säld
sveord • vigfraca ; güdfremmend ; bord - lind - searo - rond -
häbbende; hildehlemma; darodlacende (Pa. 53 El. 37. 651);
cumbol - (Jud. 243. 259), güd - *(B. 2112) viga; here -
heoro - bilde -välvulf; hilde|)remma (38). Verkürzte Kenniii-
gar: Rceada; sceotend. Herrschende Anlaute: b f h v. —
heim - wäpenberand; heririnc; s. auch Sievers u. »Söldner«.
— sceotant — SkAldsk. 31. 47, Arndt S. 12 f. — Vgl. auch
Bode u. »Gatte« S. 45. —
Sohn, Erbe: erfinyti Sig. sk. 26,2 erfivordr Sig. sk. 66,3,
Akv. 12,6, Güd. hv. 14, 6—7. — Bode S. 46: last - }Tf eveard
— erbiuuard.
Sänger vgl. Bode S. 48: gleöman (s. Grein s. v.) hleahtor-
smid. — Seefahrer vgl. Bode S. 62: merefara; brimgäst; mere-
lldend; flot-saemon; farod - ridend ; saerinc; scipveard. Vgl.
Merbach S. 37 f. — Knecht: hvergaetir Atlm. 59,1.
Frau hnnvengis bil Odd. 19,3, dis SkjQldunga H. H. II
50,3 hörgefn Fäf. 43,7, mQrk menja Sg. sk. 47,3. — Bode S. 45:
healsgebedda — Vgl. auch Bode u. »Gattin« S. 45.
172
Mensch alds bom VqL 23,11 helgw kindit Vfil. 4,2
miumkTn H. Hi. 2&,2, dagmegir Atlm. 62,6, drftttmegir Vai.
ll.Ö 12,3, AJcv. 2,1, mogD Heimdallsr Vftl. 4,4 alda synir Akr.
10,5, HAT. 12,3, u. ö. yerj^jiSdLok. 24,3 — Bode S. 33: ft^feliaga,
diyhta, elda, fira, foldan, goiaena, häleda, leoda, monna, nidOa,
Vera beam, folc ■ vomldbearo; feorhgtot (auch RSt. 21,8) reord-
sävlberend; ig - eord - fold • grund - h6r - land (s. Grein
8. V.) sind - voruld - |>eodbueQd; hyn monaea; eormencyno,
oaonna cynn (s. Sievers 3. 436, 1); burhsittend; voralde geece-
afta; nuumes snnu (Ex. 426); sivle veard; godea handgeveorc;
cvica vihta; dryht - TonildTtiniend (37). Die h&uflgsten Aub-
drücke sind eordbüend, elda beam, bäleda beam. Verkünte
Kenning: gaeetas. Herrschende Anlaute: b, seltener v. — eldeo,
gumono, helltho, liudio, manno, nuimiBC, menniscono bam; erth-
buendia; gumono, manno cunni, helith • mancuniü; druht-
liud- meginfolci manno heriscipi; irminmao; gumono gisithi;
mannes sunu; manuuerod; irmin[>iod; irmin • meginjnoda. (26) —
maocunni irmindeot. — Heer: feiknalid H. H. I 33,5. —
Riese: bergbiU Hym. 2,1, hraunbüi Hym. 38,5, H. Hi.
25,5, bergdanir Hym. 17,7, hraunvalr Hym. 36,6. —
Der mensohliohe Körper und seine TheJIe.
Körper: — Bode 3. 35: feorhboldi bäncofa; eadoi^eard;
bän - eord - läm - lic - (auch Göth. 1063) Tat - Baesc - lichama;
greot - eiävelhordi bän • feorh - sävelhüs, gästes hüs; bänloca;
bänsele (18) — Verkürzte Keuning: laemen. Häufigster Aua-
drack: lichama; herrschender Anlaut h — lihhamo — llcbamo
— J. Grimm S. 39.
Brupt: hugborg Gud. I 14,7 — Bode S. 36: breost ■
gast ■ (Leäa 13) hotd - hreder ■ in ■ rOncofa; heoroveorda
gnmd; breosta heord; breost ■ ferd ■ ferhd - feorh - hredet
— gewitloca; vgl. u. Her«. —
173
Herz: mödakam H. H. I 54,12* fjtfreegi Fäf. S2J, hug*
stcmn HyndL 41,4 — Bode «ao: Unhusee veard — Skildsk. 70.
Kopf: hiQall skanur Hym. 23,6; berda hlettr hck. 57,4;
Ki^knstM H. H. n 17,7? (t^ Löning, S. 338,23 Ama.); bjälm-
Btgfr Hym. 31,6, hAtün homa tvegga Hym. 19,3 — Bart:
Ikmnakogr S^m. 10,8.
Auge: Bode S. 36: heafodgim, heafdes 8^. — Thräne:
luffmdggg H. H. n 44,4? — Bode S. 36: hleor - vaegdropa;
^breo0t - heaf odvylm.
Zehe: ilkviatr AÜm. 63,2.
Blut: hanndQgg H. H. H 44,4?, valdggg H. H. U 43.8;
(iraddieyri Orott 19); sardropi H. H. U 41,9; hjorlsgr F&f. 14,5.
— Bode 8. 37 heorodxTnc (B. 2358); hUdegioel B. 1606;
headnav&t Verkürzte Kemiing: sv&t, sehr häufig; doch vielleicht
auch altes heiti, wie noch in der Jägersprache (Bode S. 38
Amn.). — Wunde: dölgspor H. H. 11 41,7 — Bode S. 56:
biUee, eveordes, irena (B. 2259) bite; headuglem (Rät. 57,3),
blödgyte (s. Grein b. v.) bilsväA — billes biti Hei. 4903.
Waffen.
Skäldak. 49. — Allgemein: ägnar Ijömi? vgl. Edzardi
Pf. G. 28,165.
Schwert: benlogi H. H. I 62,9; blödorm H. H. I 87;
benvQnd B. 20,1 — Bode S. 55 mägenfultum; fUa, homera
läf, yrfeläf; beado • bilde • hringmael; hildeeegeee; handveorc
BDoida; güdvine. Verkürzte Eenningar : läf, leoma. Herrechen-
der Anlaut: e — Arndt S. 26, Schemann S. 28.
Speer: r6g|)om Akv. 30,4. — Bode S. 55: äscbolt (auch
By. 230. 330); hildenädre; here, välßceaft; eofor • spreöt;
välsteng; camp - güd - mägenvudu. — Arndt S. 27. Schemann
S. 31.
Schild: vigneßt H. Hi. 8,7 — Bode S. 54: fingra gebeorh;
bilde - fröf or ; güdbilla gripe ; bänhelm ; oferholt ; headoUnd ;
174
geolo • bilde - sldrand. — Ob man lind und nnd als ver —
kürzte Keaningar aufiassen daif, ist &agjich; Bsc ist wohl heiti-^
wofür schon sein häu^es Vorkoouuen auch in anderen Mischun ~
gen (äse ■ berend • bere • r6l ■ st£de - tlr - ])racu - vlga Bode S. 5&
Anm.) spricht. — Arndt S. 24. Schemann S. 88.
Brünne: — Bode S. 53: fyrdham, goldhama; mdene vSl-
hlence; beado - fyrdhrägl; hringloca; breost - bere - bring * searonet;
herepäd; hildesceorp; beadoscrüd; beadu-here-failde-beom-leodn-
llcserce, graeg, sr&tf&h syrce; vtra gespon; bere - beadovaed,
breostgevaedu (26). — Abgekürzte Eennning: syrce. Arndt S. 24.
H. Lehmann passim. Schemann S. b.
Helm: — Bode S. 54: eoforciunbol; beado • ber^rlma,
gylden grlma ; vlgheaf ola. Abgekürzte Ifanning eolor ; TgL
J. Grimm S. 28 f. — Schemann S. 27. Helmachmack:
cumbolhaga Jul. 395? — H. Lehmann j
Kampf.
Skäldak. 48. 50.
Schlacht; dölga dynr H. H. I 21,3; naddel Grp. 23,7;
eggleikr Gud. U 32,11. hüdileikr Fäi. 31,3, hjorleikr Bfg. 23,7;
randa rymr H. H. I 18,3; hjerstefna, H. H. I 13,2. valBtefna
H. H. I 20,6; btynjiing Sgdr. 5,2, hj0rj)ing H. H. I 51,12,
Gud. hv. 6,4 (10) — Bode S. 57: borda, cumbolgebräc; billa
bröga; lindcroda; earhiaru; bül - cumbol ■ ecg (auch Seef. 70) -
bete; cumbolgehnaeet ; ecga, sveorda gel&c; mecga gem&na;
gär ' mitting; bandgemöt; gär- here-searo-Bperenid; Ssc-ecg-hand
lind - nid ■ secg - aveordplega, gilpplega gires; bond ■ välraes: ■
pgre ■ (B. 1462) heresid; ätsteall; 3\7Tdges\'ing ; bereveorc (EL
656); äac ■ ecg ■ vapen{)racu (37). — Abgekürzte Kenningar:
gehnaest, plega. J. Grimm S. 35. Arndt S. 20. Schemann
S. 33. —
Schlachtfeld: ülfid H. H. I 17,2. — hildbedd An. 1094. —
175
Naturgegenstinde.
Erde: midgardr Vgl. 7,8 58,6 Grim. 41,3 u. ö. HÄrb. 23,8;
iQtmungrund (jrim. 20,3; (mannbeimr Hrafn. 24); heimetod
^^t^l. 58,8; aurvangr Vgl. 17,7; alda ve Häv. 106,6. — Bode
^.66: |>e6 bearbta b68m; middaneard; eardgeard, middangeard ;
V>i7ten -yrmengrund, se ginna, 8e rüma, se sida, se ^'lda
Srund; ymbhvyrft; |)eödland; gumena rice; |>eo6 laene, {>eos
^ide geeceaft; burga gesetu; ]peß grtoa, se vlitebeorhte vong;
^ord - fold -grund?- moldveg; freaa (fader) ealdgeveorc, fröd
lyrngeveorc (24). Abgekürzte Kenning: grund, vielleicht auch
altes heiti; herrschender Anlaut: v. — thit bröda büland
mannocunnies; allaro benno brgdost; middilgard; thit riki, thit
uueroldrtki, uueroldes riki; gröni uuang — mittilgart, meri-
garto. — Arndt S. 42.
Idi schliesse mit Sievers und Bode gleich die Umschrei-
bungen- für »auf Erden« an: und sölu H. Hi. 39,4 und solar
sjot Grip. 53,7 ä moldu Gud. I 4,3 fyr mold ofan Gud. I 17,6
fyr jord ofan Odd. 1,6. — Bode S. 66: mid eldum; under heo-
fonum, under heofonhvealie, under heofones hvearfte; geond
{)iBne middangeard; imder roderum, under rodores hröfe; be
saem tveonum; under sunnan; imder svegl, under svegles be-
gang (gang), under svegles hleö; under volcnum — mid firihon;
obar folk manag; an |)esom gardon; under |>esumu himile, an
|)e8umu lande, an {>e(su)mu landskepea, obar al |)it landskepi,
aftar |)e6umu landskepie; imder {)emu liudskepea; an liudiu
dröm; an liudiu höht; te |>esumu höhte, au {>e(su)mu höhte;
under |)esaru |)iod, at J)esaru |)iod, at J)esaru J)iodu, obar irmin-
|riod — mid firahim.
Sonne: brüdr himins Gr. 39,6; älfrödull Skim. 4,4; sinni
mana Vgl. 8,1; sid skinandi systir mäna Reg. 23,3. — Bode
8.68: breoht beäcen godes; vederes bläst; däg-heofor (auch
176
£z. 115); mere ■ av«gl - veder - vonüdcondel , folca Mdcondd»
Tjncondel vera , godes , rodorea condel ; heofoa« , ar^ee,
vuldoree gim; svegles leoht; heofenleoma, sreglea leoma; däg-
sceald; ved^tiLcea; aregles tapar; läder iymgeveorc; besonden
zu beachten se ädek glaem and seo fidele gesceaft (28). Ab-
gekürzte Kenning: gim. — euigli lioht — Sk&ld. 26. J.Grimm
S. S3.
MorgenrÖthe: graeü äUa Hamd. 1,3.
Vollmond: I>e8 möna vadol Fin. 8 (vgj. Grein s. t.).
Stern: — Bode S. 69: heofoncoadel ; Morgenstern: ae
foirynel.
Feuer: herr alls vidar Helr. 10,4 lindar vadi FU. 43,4.
— Skäld. 28.
Meer: — Bode S. 59f.: fiscee, ganotes bäA, seoUbadu;
vadema gebind; är ■ ätvda - earbgeblond; ftfelcymtes eard;
bväles, maeves §del; lagoiästen; fifela geUald; vaegfatn; seo
fealu äüd: lagustreama. yiaful; gärsceg; Söds, aioleda begang;
ae ginna grund ; sealtyda , yda geläc ; yda gelong : flflda
genip; hran - aegel - svanr^i flfel - firgen - aealtatream, fym-
atreamae, geofones streäm (Andi. 854, El. 1201); seolhvadu:
aealtväter; badveg; flfelvaeg; Arvela; yda gevealc; SMes vylm,
vaeges velm; eorda ydum ])eaht: vätera ge[>ring (41) — the
grAto seo; gebanes ström. — Skäldsk. 35. J. Grimm S. 33.
.\mdt S. 39 f. Merbach S. 31. Schemann S. 34.
Eis: — Bode S, 61: forates bend; vftterhelm; välräp.
Vgl. Merbach S. 49.
Sturm: kristakadr Hamd. 5,6. — Skald. 27. Vgl. Merbach
S. 47.
Fels: hreingÄlkn Hym. 24,1?
Gold: ormbedr Gud. I 26.4; ögnar Ijomi H. H. I 22,6,
Fif. 42,4 lindar logi Reg. 1,6; rögmalmr Akv.28,2. — Skald.
32—34.
Thiere.
Midgard^^^lllange if. o. — Skuldsk. 58. — Ungeheuer
im Beovulfepos s. Bode S. 77. Schemann S. 7f. — Andere
Thiere vgl. Bode S. 63f.
Die drei Thiere deß Schlachtfeldes vgl. J. Grimm S. 25
(mid für spätere Zeit Pniower Zs. f. d. Alt. 33,86). Adler:
gaafugol gudhaioc (Athel. 64) — Skdldsk. 60. — Rabe: gran-
verdir Akv. 11,3 — lyftsceada; välceasiga. — Skäldsk. 60. —
Wolf: gränstöd H. H. 11 17,7? (vgl. Egilsson mid Gering);
Vidris grey H. H. I 13,7; hrae^ Gud. 11 30,7. — mearc-
veard; graeghama(Fin. 6); cvyldröf; här haedstapa. Abgekürzte
Kenning: se gregga — Skäldsk. 58.
Ross: brüdr Gräna H. H. I 43,1 soduldyr Gud. 11 4,6;
— Skäldsk. 58. — Auerochse: maere mörstafa, — Hirsch:
haedstaia.
Kuckuck: sumeres veard.
Fisch: brimhläst, holmes bläst. — Walfisch: brimsvin
Hym. 27,8 — fymstreama geflota; gärsec^es gast; mereveard;
väterjnsa (Wal. 50) — Seeungeheuer: vaegbora (B. 1440). —
Werke mensohlioher Arbeit
Schiff: flotbrüsi Hym. 26,3; brimdyr H. H. I 51,7 gjalfdyr
H. H. 31,7 logfäkr Hym. 27,4; hlunngoti Hym. 20,1; Ravils
heetr Reg. 16,2; rakka hjgrtr H. H. I 50,3 stag-stjömmarr? H. H.
I 30,7 seglmarr Sgdr. 10,3 vägmarr Reg. 16,7; saetr^ Reg. 17,2
hlunnvigg Reg. 17.7 s^vigg Reg. 16,5 [13] — Bode S. 61
holmäm; vaegbord, nägled, salved bord; brenting; |>ell — vudu
fasten; aeg — häm — vaegfiota; saegenga; vundenheals (B 298)
brim — farod — mere — sae — sund — vaeghengest; ydhof
geofon — merehüs; ydlida; lagu — sae — ydmearh; sundreced
bunden — hringed — vundenstefna ; brim — flod — sae —
Meysr, ▲Itgermanische PoMie. 12
178
eundvuda; ceol-v^ [lel; brim-vätet (Gath. 1303) — |)üva. Ab-
gekürzt« Ketmingar: ko äw Sota mdn. Hemchender An-
lact: h — Skildfik. 51. J. Grimm S. S4. Arndt 8. 42. äler-
bach S. 29 f. Schemaon S. 36.
Ich merke aa, dasB von den ags. EemiiiigeQ folgende die
Arche Noä beseichnen: holmäm, nä^ed bord, merehns,
sundreced.
Segel: — Bode S. 62: merehiägl.
Halle: healvudu B. 1317. — Die Burg Heorot vjß.
Schemann S. 37. — Bank: sessmeidt Akv. 14,6.
Kessel: SlkjöU H^. 33,4 (vgl. Zimmer Za. f. d. Alt.
32,469); logvellir Hym. 6,2. — Becher: vinferill Hym. 31,7.
Harfe — : Bode S. 48: gleobeam; gomenvadu.
Tod und Grab.
Tod: fjsrbrot F4f. 21,5; fjorgoU Lok, 19.6?; aldriag Vaf.
52,5 H. H. 30,3 Hamd. 8, 3. 6, fjorlag Lok. 50,5; andUt Drap.
3; aldrlok H. H. H 11,4; valsinui H/ndl. 6,6 7,4; aldrtili
{Hrafn. 11); helvegi Vgl. 48,6 53,7 Helr. 7 — Bode S. 40:
ealdor ■ feorh ■ bealu; feorh - dal. dead ■ ealdor ■ gast ■ llf ■
(auch B. 841) nyd — aävul - gedäl, lices gedil; ende-dögor;
tldege; viga välgifre; hingong; ealdor - feorhlagu; vor
oldraeden; bealu - ellor - ford ■ hin ■ heonan — neoeid, sc
deoraaid; fordveg [25]. Abgekürzte Kenning: sid — . aldree,
libes äband; hinfard; forgang: forduueg. Abgekürzte Ken
ningi äbaud Hei. 3494 — Arndt S. 45. Vgl. J. Grimn
Myth. * 700 f.
Grab: — Bode ?5. 41: fold — moldäm; gärsbed; heol
storcofa; greotes fädm; eordgräf; sandhof; brusan heolator
deadräced (9). Abgekürzte Kenning: greot. —
Zum Schluss venveiee ich nochmals auf Bodes Zusammen
Stellung christhcher ags. Keoningar : Gott S. 79 (vgl. Schemam
> T' >f.aid-k. 52 : Teuful S. TT); Enet] S. TS; Kreuz Crir:-:: S S''
Himmel i, aL- Sitz der Selifrcn- S. 74; Holle S. 75. —
Kenningar und heiti im Beövulf bespricht ohne strenge
Sdiddiuig die Arbeit von Scbemann; auch die Epitheta sind
Wer erwähnt. —
Anhang verbaler Umaohraibungan.
geboren werden: knätti maer ok rnggr moldv^ epoma
Oddr. 7,1 — Bode S. 38: wacan, äwacan, onwacan — cuman an
(Uudiu, ])it) lioht, te ])e8umu liohte, an {)e6a verold cumai^,
dunan ti mannen. —
leben: — Bode S. 38: eardes brücan, blaeddaga, borhvelan,
'Gerolde, lihynna, lifgessceafta brücan — ferahes brucan; iß aldan
SQagu ^gan, |)e8aro iineroldi uuunneono neotan; ^it lioht, dagee
lioht, |>esa werold ßehan; uuesan an thesaro (under themo)
iraeroldi; vgl. so lango so im is lif uuaröd. —
sterben: ganga til heljar; tilmoldar hniga; sofa; — Bode
S. 39 ; öder (godes) leoht ceosan ; f eorh vid flaesce ealdre ge-
daelan; aldor • (afrid) - gedal fremman; hTengevjrrht fyUan;
beonan gangan; fiet, voruld, grundving ofgifan; onveg hverfan of
gearde; lif, lifdagas, laendagas, voruld oflaetan; hleahtor älecgan,
gunen and gleodream, feorh älecgan; dryhten s^can, lif es veg
itde aecan, V3rnlea6vic secan; ende, feorh gesellan; sendan savle
t6 Christe, sendan gast on godes vaere, to metodsceafte ; metod-
Boeaft seön; fordgevitan, fordgevltan of lice, ofvorulde; ge\itan
deadvic seön. Verkürzte Kenning: gevitan — dag endion, an |)ana
tfd, an godes friduara faran; ])at lif geban, manno dröm, |>ese
unerold, |)it lioht ageban; af geban gardos, |)it höht; hinan
huerban, huerban an hinenfard; äthom latan; |)it höht, Hudio
diAm, eldeo bam, ferah, lif forlatan; eUior skakan; äslapan;
tttdan höht ödar, godes riki; uerold uehslon; ansuebbian an
idmon; libes, dodquala, firin — thiodquala, quahn tholön;
180
oendi&a &f [»esaro uueroldi; auerthaa is fenfaea lA«. Activiacbe
UmschieibuDgen vgl. Sieren 3. 449,9 — 14. Vericnizte Eenning:
faran — ebenso ahd. dat inan wtc fumam.
BeflonderB mache ich noch aaf die >grauBam humoristi-
schen Umschreibungen für töten aufmerksam, die Holbcmann
Edda 533, 75 und 83 hervorhebt
"^^ir gehen (vgj. o. die heiti), sprechen and schveigen
muss ich beim Mangel eigener ZasammeDstellang traf Bode
S. 42 — 13 verweisen. —
Ich berücksichtige in den folgenden ErSrtemiigen aus-
schliesslich die aubetantivischen Kenningar. An die adverbialen
Umschreibungen für >auf Erden« sei der VoUständi^ceit w^en
nochmals erinnert. —
Meine Sammlung enthält, wenn wir von den Keoningen
für bestimmte Götter und Menschen absehen, S. 170 — 179
677 Kenningar für 58 Schlagworte (Bode erhält aao. S. 11
für 54 Begriffe 900 Kenningar, aber erstens und hauptsBchlich
kommen bei ihm die zahlreichen reinchristlichen Umschrei-
bungen hinzu, und zweitens hat er viele einfache heiti aofge-
nommen). Hierbei ist jedoch in Anschlag zu bringen, dasq
nicht wenige Kenningar sich unter mehreren Rubriken (e. B.
für >Künig< und für iHeld*), besonders aber in mehreren
Dialekten i,vor allem ags. und as.) wiederholen. Bedenkt man
dies, M ist ilie Zahl (namentlich im Vergleich zu der der beiti)
keineswegs sehr gro^i*, und sie wird durch die unausbleiblichen
Nachtrage schwerlich so sehr erweitert werden, dass der ver-
häitnissmäasig bescheidene Gebrauch dieser Umschreibungen in
der ältesten Zeit nicht ersichtüch bliebe. — L
Charakteristische Verschiedenheiten der ags. und alifn. Dich*
tung sind nicht zu verkennen. Altn. fehlen die Umschrei-
bungen für Körper, die dgs. (besonders im GüthUc) so beliebt
sind ; dagegen für einzelne Glieder und besonders für das Haupt
181
liat die Edda Kenningar, wie sie die ags. Poesie bloee für die
Brust aufweist. Der Edda siud auch die Kenningar für das
Gold eigenthümlich; dafür hat wieder die ags. Poesie für die
SehutzwaSen und vor allem für Meer und Schiff eine reiche
Auswahl von umschreibenden Ausdrücken. Von Einzelheiten
hebe ich als Gregenstände der Umschreibung noch altn. Bank
(vgL heiti) und Kessel, ags. Segel und Harfe her\'or. — Dass
einzelne Lieder für bestimmte Gruppen eine Vorliebe zeigen,
sieht man bald, aber es wäre näher zu untersuchen. Altn.
tareten neben Hym. besonders die Redestücke der HelgHieder,
x-or allem von H. H. I, hervor. — Dazu kommt noch bei der
AVahl der gleichen Umschreibungen der Gebrauch verschiedener
Synonyma als erster oder zweiter Glieder vgl. Gr. 2,544. —
Ich stelle hier mm noch die häufigeren GUeder der Um-
schreibungen zusammen, wobei ich mich auf die altn. und ags.
Fälle beschränke. — Natürlich sind die Nachglieder die wich-
tigeren, weshalb ich auch oben nach ihnen geordnet habe; die
Vordergheder sind auch vom Reimbedürfniss in hohem Grade
abhängig (Bode S. 15). —
Zweite Glieder der Umschreibungen.
König: broti deilir drifi midlendr vgrdr spillir. — ägend
aldor baldor gebyrea br^'hta d^ma drj'hten fengel heim hirde
hleö gebyrea raesva veard vine visa.
Held: apaldr broti bgrr hlynr meidr stafr smidr rognir
vinr — beäm berend geborga freca fremmend läcend viga wlU
|)remma.
Seefahrer: fara gast lidend ridend rinc veard.
Erbe: nyti vordr — veard.
Frau: bil gefn mork — vebbe.
Mensch: bom mogr sun — beam büend bjTe sittend sunu
veard vuniend.
182
Riese: büi dani valn
Leib: cota f2t hüa loca aele bold hört. — Brost ebenso.
Kopf: hÄfjall bätün hlettr stofn stM. — Blnt: dggg droi»
iQgr — dryme giceL — Wvrade: spor bite glem.
Schwert: \o^ ormr vQndr — lAf leöma moel segeae veorc vine.
Speer: fiom — holt lüUtK sceaft steng vuda.
Schild: neet, — gebeorh fröfor gripe heim lindrand.
Brünne: ham hrägl net sceorp serce acrdd gevsedu. —
Helm: grima heafola.
Kampf: dynr ^1 leikr rymr stefna Jung — gebtfic cröga
croda faxu bete gebnaest gel&c gem&na mitting gemftt nid pl^a
raea sid gesving veorc t>racu. —
Erde: gardr grund heimr stöd vangr — ■ eard grund geard
land rice gesceaft veng veg.
Sonne: sinm aystir — beacen bläst candel ginn leoma
sceald täcen tapmr.
Feuer: herr rddi.
Meer: bäd gebind geblond eard edel fasten gefeald fatu
&Ad grund geläc gelong genip räd stream vädu väter veg
velm u. a,
Gold: lj6ini logi bedr malmr.
Wolf: grey gifr — stapa veard.
Schiff: dyr brüsi fdkr goti heatr hjortr man txi vigg —
am bord hüs reced (dieee zum Theil nur für die Arche) fasten
genga Uda heals hengest hof mearh atefna |iiaa vudu.
Halle und Harfe: vudu.
Bank: meidr.
Kessel: kjöU.
Tod: brot lag Idt lok sinni vegr — bealu gedäl gong
lagu raeden sid veg.
Grab: am bed fäilm cofa heolstor hof reced. —
Zunächst sind die Kenningar nach dem zweiten Glied in
iwei Claesen zu scheiden, die ich die der transitiven und in-
trarißitivGii rin-^chreiliuniien nennen möclit-e. Ist nämlich der
zweite Theil ein nomen agentis, dessen Verbalbegrifi in dem
ersten Theil sein Objekt unter sich bat, eo tritt die Kenning
in nacbfiEte Verwandtschaft su jenen Verbalepithetis, von denen
wir oben gesprochen haben. Nur für diese Classe gilt, was
Heinzel (aao. 21) in geistreicher Weise über die Vermisdiung
von Wirklichkeit und Vergleich sagt. Wenn der König »Ring-
brecher« heisst, so ist das wirklich nur Substantivirung des
Satzes »er hieb die Spange entzwei« und wieder »er vertheilte
Gaben« ist nur Verbalisirung des Begrifis »Herrscher«. Wir
Behen also in diesen Satzcondensirungen die Tendenz der Alli-
terationspoesie zum Substantiv auf dem Gipfel. Solche Verbal-
substantiva sind sämmtliche Nachglieder für die altn. Königs-
Kenningar, ebenso die meisten ags. Femer gehört hierher das
beinahe ausschhesslich in Andreas und Elene vorkommende
— {)issa (vgl. J. Grimm S. 85): das Schiff wird »Meerdurch-
rauscher« genannt, wie es sonst heisst »das Schiff rauscht durch
die WeUen.« Endlich ganz unverarbeitet liegt die Umwandlung
des Verbs in ein Substantiv in den Participien berend und
läcend vor, die auch Heinzel (S. 24) als ags. verbalen Um-
schreibungen entsprungen nimmt. Was die Form angeht, darf
daran erinnert werden, dass auch die Epigonen des Minnesangs
Participia wie bemde gemde, freilich als Epitheta, zu verwen-
den lieben.
Die intransitiven Umschreibungen, weit in der Mehrzahl,
nennen das Ding entweder von seinem Stoff oder, wenn ich
mich so ausdrücken darf, von seinem Geist. Das Schiff, beseelt
gedacht, hat die Eigenschaft des schnellen und unaufhaltsamen
Vordringens und trägt seinen Herren treulich: darum heisst es
bildlich nach dem Ross. (Wirkliche Schiffsnamen bei Wein-
hold Altnord. I^ben S. 131.) Ebenso steht der Mann im Kampfe
fest imd unerschüttert; darum heisst er »Baum«. Denn die ety-
184 .
mologiBcheD Deutungen der SkÄlda tod raTiiir und yiäi wie roa
aelja und log (SkÄldak. 31. 47) hat Weinhold (aao. 329 Anm.)
sicher mit Recht abgewieeeo. Oft heiaet der Held gnde Apfel-
baum, und. dsss das auf einem Gleichnias beruht und nicht
auf einer Wortspielerei nach späterer Art (v^. Roeenbeig aao.
S. 478. Hom Gesch. d. Ut. d. ekand. Nordens S. 34, geschickt
durch ein deutsches Beispiel tUuatrirt in Rühs' Edda S. 94),
beweist anschaulich die hübsche Anekdote von IngibjQ^ Thoris
Tochter (Weinhold aao. 80).
Stoffliche Umschreibungen sind besonders die ags. sehr
beüebten mit vudu für Speer, Schiff, Halle, Harfe, ebenso mit
holt für Speer; desgleichen wohl auch altn. tre und meide für
Schiff und Bank. — Bildliche (vgl. Bode S. X9 f.) sind die
mit apaldr bQrr hlynr meidr altn. beim ags. für den Helden,
alle altn. Kenningar der Frau als Göttin und als Baum. Dinge
werden gern belebt, doch nur solche, zu denen der Mensch in
ein intimes Verhältniss tritt: das Schwert (onnr), die Sonne
(sinni systir), das Schiff (dyr vigg brüsi fäkr goti hestr marr
— hengest mearh). Hier ist überall die ags. Poesie ärmer als
die altn. Sonst wird ein Ding mit dem andern veiglichen:
Leib und Brust mit einem Hause (vgl. Wackemagel Zs. f. d.
Alt. 6,298), Schwert und Gold mit der Flamme. Die Sonne
irird ags. nicht mehr persönlich gefasst, sondern biblisch als
Himmelalicht. womit unsere Erörterungen in § 5 zusammen-
treffen. Selten wird ein geraumechriebenes Wort selbst zur
Umschreibung verwandt; so wird der Kessel nach dem Schiff
benannt. — Bildlich sind auch die transitiven Kenningar für
Dinge, weil sie diese belebt denken; 3o die altn, für das Feuer,
gengs und üda ags. für das Schiff. Sie machen uns den laten-
ten Verbalbegriff dieser Hauptwort« recht klar: das Schwert
heisst deshalb Flamme, weil das Feuer ein vernichtendes Ding
ist; das Schiff heisst Ross, weil es ein dahineilendes Dinjr ist.
185
i>em alten Germanen war mit anderen Worten das Schiff so
^othwendig ein in Bew^ung gedachtes, wie der König nothwendig
ein Herrscher war. — Am fremdartigsten muthen mis die ags.
XJmschreibmigen für das Meer an. Zwar wenn es W^ heisst,
i-QKt es eben einfach als Object des dahinfahrenden Schiffs ge-
c5Utcht; aber auch sonst erscheint es nur gleichsam passivisch,
Besitz, als Bad d. h. als nasser Wohnort. Dem entspricht
völlig die RoUe, die das Meer sonst in der altgerm. Dichtung
spielt: es ist nicht wie in der griechischen Mythologie eine
ebensvolle Welt, gleich der Erde, sondern wie die Luft ein
^:Sast leerer Raum, ein kahles Element, nur von wenigen dem
^lenschen femstehenden Wesen bewohnt. —
Erste Glieder der Umschreibung.
König: baugr gull hringr men sverd — beag gold hord
hrinc sine; ädeling folc here leod rice.
Königin: fridu.
Held audr hringr; dölgr hjälmr hildr väpn hrott kumbl rög
Blqgldr — cumbol darod gar güd heim heoru bilde; lind scild
Bveord vig; verr.
Weib: hgrr men.
Mensch: cid dag, drött ver — sämmtliche heiti für
»Mensch« zur Bildung patronymischer Kenninge.
Knecht: hverr.
Riese: berg hraun.
Körper: bän feorh greöt lic; savel.
Brust: hugi — ferd gast hord.
Herz: fjfir.
Blut: barm sar valr — heoru headu bilde.
Kopf; grän skarar herdr hjälmr hom.
Schwert: ben blöd — beadu güd bilde mägen. —
186
Speer: rög — äse camp migea.
Schild: vig — hia; faeado.
Brünne: beadu here bilde; breast fyrd gold bring.
Helm: beadu; cumbol. Kampf: dölgr egg hjfitT rond
brynja ^ bil llg Und gär sveord — bere — omnboL
Erde: j^rmun — eord fold grund.
Sonne: m&ni. — däg beoton mere sv^l vomld.
Feuer: viAr lind.
Meer: fisc ganot seolh är hväl maev bran svinyd.
Gold: lind ormr ägn rög.
Schiff: Sot briin gjaUr Iggr vägr saer; blunn segl — farod
mere sae sund vaeg yd lagu brim fl6d.
Harfe: gomen.
Becher: vln.
Kessel: logr q\.
Tod: aidr fjor valr — ealdor feorh gast lif sävul, —
Unterschieden mr an den zweiten Composition^iedem
die Bezeichnung des Stoffs und gleichsam die des Geistes der
umschriebenen I>inge, 90 ist bei den ersten Gliedern ähnlich
zu scheiden. Den stofflichen Theilen entsprechen hier solche,
die das Material oder dgl. angeben; den bildlichen aber die,
welche Ort und Gelegenheit, Ziel und Aufgabe der Anwendung
nennen. Wenn z. B. der Körper bänhos heisst, so bezeichnet
das die Art dieses Hauses ; aber sävelbäs giebt eine Bestimmung
an. Der I^ib ist ein Bau aus Gebeinen und für die Seele.
Der Speer ist ein Holz, vom Baume genommen, daher üscbolt,
aber für die Schlacht hei^ricbtet, daher campvudu. — Beide
Gruppen liessen sich füglich als reaUstische und idealistische
Umschreibungen klassißciren. Denn das ver in verbeiim (wenn
man dies als Mannbaum fasat s. Grein u, d. W.) wie das vudu
in saevudu sind jedenfalls richtig, während das gomen in gomen-
187
näxx wie das hengeet in saehengeet unter Umständen ganz
vonifich klingen können. —
StofQicbe Bestimmungen sind die Objecte aller transitivi-
cchen Kenningar; Schmuck und Schatz beim Fürsten als dem
<7abenBpender, Friede bei der Frau als Glücksstifterin, das
Jiolz bei dem verzehrenden Feuer, das Meer bei dem dahin-
fahrenden SchifE. Dann die meisten Vordergheder zur Um-
schreibung des Körpers; ferner lokale Angaben: der Riese wohnt
auf den Bergen, die Sonne ist Genossin des Mondes, nämlich
am Himmel, und ist nach dem Himmel auch als Leuchte
benannt. Dagegen voruldcandel ist final: Leuchte für die Welt;
ebenso merecandel. — Bezeichnend ist, dass der Mensch ags.
nach dem Geiste benannt ist; das ist christlich. —
Final sind die Benennungen des Helden nach Kampf und
Wafien, des Weibes nach häuslicher Arbeit und Schmuck, des
Körpers nach der Seele, der Brust nach dem Gedanken, des
Herzens nach dem Leben, die sie bergen müssen. Die Waffen
heifisen natürhch nach der Schlacht, doch die Schutzwaffen
agB. auch nach dem Leib, den sie decken sollen. Auch Blut
und Wunde werden stets mit Bezug auf die Schlacht gedacht.
Der Knecht soll den Kessel warten, und der wieder ist für
Wasser (zum Kochen) und Bier bestimmt, der Becher für den
Wein. — Das Meer hat, wie schon erwähnt, nur finale Be-
nennung: es ist um seiner Bewohner willen da; hväles edel
entspricht vöUig dem Wort savelhüs. Besonders charakteristisch
ist die Kenning argeblond: das Meer scheint nur da zu sein,
um dem Ruderschlag Raum zu geben (doch vgl. earhgeblond).
— Schwierig sind die Umschreibungen des Goldes. Entschie-
den lokal ist ormbedr, Lager auf dem Fäinir liegt (vgl. Fäi. 34,6)
final rögmälmr, Metall xun das man kämpfen soll (vgl. Reg. 5). —
Dreifach sind nur wenige Kenningar: br}m])ings apaldr
ßgdr. 5,2 linnvengis bil Odd. 19,3, wo als erstes Glied eine
188
Kenniog ateht. Anden ist es, wenn als Vonlerglied statt des
einen Worts iwei einfache Worte stehen: hAtiün homa tr^gja,
berr alle viOar sind einfache Eenoingar. Das Compositam er-
hiilt fast nie noch ein Epitheton; ein Fall ad skinandi systir
m&na Reg. 23,3. —
Die Kenningar reimen oft auf einander, wie die hdti, and
meist beruht ihr Gleichklang eben auch auf der Composition
mit reimenden Gliedern wie i. B. ags. fold und mold. Eine
grosse Zahl von Beispielen hat Bode S. 91 f. gesammelt. —
Genauere Untersuchung wird gewiss auch hier indiriduelle
Eigenthümlichkeiten ergeben. So beronugt der Beövulf das
Wort vudu u. dgl. m. — Ags. und ahd. geht der OenetiT gern
voraus (Gr. n 602), altn. selten.
Zum Schluss will ich noch kurz darauf hindeuten, dass
altgerm. Kenningar schon in einzelnen mythologischen Namen
wie Yggdrasill stecken, wie Rosenbei^ (aao. S. 400) bemerkt. —
Die Götter - Kenningar sind ohne Zweifel zuerst fest ge-
worden (z. T. wie schon oben vermuthet, bereits in idg. Zeit);
im H^b. z. B. kommen nur für übermenschliche Wesen solche
Umschreibungen vor: Niedner Zs. f. d. Alt, 31,240. —
Anhang zu § 8 und 9.
Suche ich zum Schluss noch über beide Claasen der
poetischen Benennung, heiti und kenningar, einiges zu be-
merken, so muss ich das vorausschicken, dase ich von keinem
Theil meiner Arbeit so wenig wie von diesem befriedigt bin.
Es war schwierig genug, das Material zusammenzuschaffen ;
mühsam, einige Ordnung hereinzubringen; vor allem aber un-
möglich, diesen Zusammenstellungen mehr ab das Allgemeinste
abzugewinnen. Und dies sind etwa folgende Sätze: die Be-
nemiung mit einem als einfach empfundenen Wort (heiti) ent-
stammt direkt der alten Vieldeutigkeit der Zeichen; die Be-
MMM
189
oennmig mit einer als Kreuzung zweier Begriffe empfundenen
Wortverbindung (kenning) entstammt der Nothwendigkeit, aus
Wenigen Zeichen viele Begriffe zu entwickeln. Jene gehört der
%rache selbst an« diese wesentlich der poetischen Technik.
Ihre Ausbildxmg verdanken beide der Freude an der Variation
des Ausdrucks. Ist also an sich die Classe der kenningar
jiönger als die der heiti, so schliesst das keineswegs aus, dass
Xsi ihr ältere Bestandtheile als dort fortleben. Da nämlich das
^Bedürfniss nach Variation übergross war, so stirbt leicht ein
ftneiti als abgebraucht ab, welches durch mannigfache Verbin-
«Zungen in kenningen frisch bleibt. Und indem gern benutzte
*Uheile von Umschreibungen losgelöst werden, ergiebt diese
^Gattung »verkürzter Kenningar« neue heiti.
Es folgt hieraus, dass es bedenklich ist, aus dem Ver-
JiiltnJRS der einfachen Appellativa zu den durch Kreuzung ge-
-bildeten weitergehende Folgerungen zu ziehen. Der beliebte
Sohluss aus der Häufigkeit oder überhaupt aus dem Vorkommen
der Kenningar auf relative Jugend eines Gedichts ist nur auf
dem Gebiet der altn. Dichtung zulässig; und selbst hier muss
er jedesmal der Gegenprobe durch Kriterien aus Inhalt imd
Form unterworfen werden. Denn das hieran reichste Ided der
Edda, die HymiskviJ^a, ist desshalb gewiss noch nicht jünger
als die letzten Stücke der Spielmannsdichtung aus dem Nibe-
lungencyklus. Die ags. Poesie ist schon in ihren frühesten
Produkten den älteren Theilen der Edda an Umschreibungen
weit voraus, obwohl diese zeitlich später anzusetzen sind. Dies
beruht nun freilich auf der schon öfter von uns betonten
grösseren Modernität der ags. Dichtung, d. h. auf dem Um-
stand, dass eine analoge Entwicklung hier schneller durchlebt
wurde als im Norden. Aber immerhin ist auch dies eine
Warnung, die Kenningar nicht vorschnell zur Altersherabsetzung
zu benutzen. Der Heiland zeigt nirgends so sehr wie gerade
190
\
im Wortschati die engste Venrandtocbaft mit der ags. Poeaie,
ein Verbältniss, das Sievera längst bewiesen und eiUÄrt
hat. Aber die wenigen Reste ahd. AUiterstionspoeflie geben
ein Räthsel auf: die Hauptmasse der Kenningar. nämlich die-
jenigen, welche durch Combination iwöer SubsbmtiTs gebildet
sind, finden sich hier den heiti gegenüber 90 auffallend selten,
das8 die Gedichte so weit sehr alterüiümlich wirken. Hild.
5 — 6 stehen 2. B. fünf der Variation stark zngethane Worte:
Brünne zweimal, Schwert, Held, Kampf; und nur bei dem
doppelt angewandten Begriff ist statt der einfachen Benennung
das eine Mal eine sehr bescheidene Umschreibung gesetzt.
Dagegen aber die Nebenworte, Verba und AdjectiTa, werden
gerade ahd. im UebermaaSB durch Combination mit Substantiven
umschrieben: während in der ags. und as. Dichtung einlache
Verba und Adjectiva mindestens ebenso häufig sind wie um-
schriebene, in der altn. unendhch häufiger, verschwinden ahd.
heiti wie etwa »berühmt' »b^erig« »siegen« »tödten« völlig
unter der Masse der Umschreibungen.
Wir sehen also, dass die Entwicklung der poetischen Wort-
wahl bei den alten germ. Dichtem nicht einfach durch Verall-
gemeinerung des skandinavischen Einzellalls gegeben werden
darf — hier so wenig als etwa in der Mythologie. Der Wort-
stand ist im Ganten auf sein Alter zu prüfen und der sicheiste
Maasstab wird dabei nicht sein, ob die Begriffe durch einfache
oder combinirte Ausdrücke gegeben werden, sondern welchen
Grad von künstlicher Entfernung von der AUtagsfpmche die
gebrauchten Worte und natürlich in erster Linie die Substan-
tiva (als heiti. als Theile substanti\'ischer , als Theile verbaler,
adjectiviecher, adverbialer Umschreibung) aufweisen. Variatiori
des zur Combination benutzten Appellnti\'mu erklärten wir für
das wesentÜchste Kennzeichen der Kenning, und mindestens ein
Theil zeigt auch immer einen gewählteren .\usdruck; aber welcher
191
Unterechied zwischen einer Kenning wie »SeehengBt« für Schifi
und einer solchen wie »Walfisch der Feldwüstee für Riese!
Ee müseen also für heiti and kenningar Schichten abgegrenzt
werden.
Diese Forderung ist nichts weniger als neu; nur gewinnt
sie, glaube ich, dadurch eine neue Gestalt, dass wir auf Ver-
gleichung der Substantiva in allen Klassen der poetischen
Benennung drillen. Wie wenig bei Isolirung der Kenningar
z. B. durch die Regeln JtönningE (Beovulfekradet S. 141 f.) zu
«rreichen ist, hat schon Bode (aao. 34 1} ausgesprochen, wenn
such nicht klar gemacht. Richtig ist ja, dasE eine Umschrei-
'bimg nie ganz alt sein kann, wenn die beiden Glieder in ihrer
Verbindung keinen ungezniingenen Sinn geben: braunvalr kann
«o wenig eine Kenning der ältesten Schicht sein, wie Hilde-
gund ein Käme der oreprünglicbeten Art. Um nun aber zu
sehen, wie weit diese Umschreibung von einer solchen wie
saehengest absteht, muee man ausser der Verbindung auch die
Einzelglieder prüfen. Ist hraim im poetischen Gebrauch alt?
WahiBcbeinlich : denn H. Hi. !t5,6 (wo noch h : hr reimen)
wird es bereits als Coordinate für den Riesen in der einfachen
Kenning hraunbüi gebraucht. Ist hvalr im poetischen Gebrauch
alt? Die ags. Kenning hväls £del, weit verbreitet, in dem
■Seefahrer« sowohl wie in christlichen Stücken zu belegen, spricht
dafür. Ist hraunhvalr schon vor der Hym. verwandt worden?
Der Umstand, dass in diesem Gedicht von Walfischen erzälilt
wird (hvalr 21,2. 26,5), daes für den Riesen die Kenning hraun-
büi {Hym. 38,5) schon in Gebrauch war, giebt mindestens eine
WahrscheinUchkeit dafür dass der kenningfreudige Autor dieses
Liedes zuerst hvalr im Sinn von >- Ungeheuer« mit hraun, einem
Schlagwort für Riesenkeuningar, verbunden habe; aber er beweist
zugleich, das? die Combination nicht so fem lag, wie es zuerst
scheinen kann. Und somit zeigt diese eine Stichprobe, wie
192
vorsichtig man in der Beurth«ilang von Eenningen sein mos
Ehe wir nicht für braun und für hTah Schichten bestiaune
können, vermögen wir auch nicht das relative Alter von hranj
hvab- lu beBtimmen. — Dase die Umechreibung in sich alliterit
ist immerhin zu beachten.
Man gestatte, an einem ganz modernen Beispiel zu eri£i
tem, wie selten eine Umschreibung genau zu datiren ist Nac
dem Bericht L. Schneiders (Aus dem Leben Kaiser Wilheln
3,238) hat der grosse Begründer des deutschen Reiches in sein«
edel-klaren Art sich über den Ausdruck »HohenzoUem -Aat
beklagt: »Die Hohenzollem haben keinen Aar im Wappei
Brandenburg- oder Preussen-Aar wäre richtig«. Wir sehen alsc
hier liegt eine falsche Combination vor, die erst möglich wa
als man das Wort lAar« formelhaft zu gebrauchen sich gewöhr
hatte. Aber seit wann ist das der Fall? Unsere Klassik«
scheinen nur Adler zu gebrauchen (D.Wb. 1.5). Die Grleim un
Ramler kennen nur dies Wort, und meinen auch (im Gegei
satz zu den Emblemdichtem des 17. Jahrhunderts) fast stel
den Adler der Mythologie, nicht den der Heraldik. Gleim atngl
» Dem Adler gleich erhebe dich, der in die Sonne sieht
(PreUBsische Kriegslieder von einem Grenadier, Hall. Neudr. 4
S. 8,35); in die Sonne sieht aber nicht der Adler des preuss:
sehen Wappens, sondern der des bekannten symbolische
Bildes mit der .Aufschrift 'Nee soU cedit», das unsere Gamisoi
kirche schmückt. Die Sänger der Freiheitskriege keimen df
gegen aehi wohl den Adler des Wappens: »Panier, Panier, wi
sehn dich wallen, Du Wunderadler ächiecklich allen In deinen
heiligen Glanz' heisst es bei Schenkendorf; das Wort Aar abe
ist auch hier noch selten, fast schüchtern nähert Kömer e
durch das Epitheton dem Synonym; »Durch! edler Aar! di
Wolke muss Dir weichen!« (immer noch Anlehnung a:
jenen Wahlspruch!) Es ist nicht unmöglich, doss die franst
Bische Verherrlichung des napoletmischen Adlers zu diese
193
NeneDrang in Benig auf die Verwendong dee Begriffs beige-
tiägen hat, die nun bei dem Hauptvertreter preuBsiBcben Ruhmee-
geeangee in uneerem Jahrhundert, bei Schereoberg, eifrig gepflegt
wird (z. B. Leuthen S. 19). Aber das Wort »Adler* behaup-
tet sich noch inuner unverändert; lAar« ist auch bei Scheren-
beig noch selten. Schwerlich ist es vor 1-866 populär geworden.
So hätten wir drei Stufen: Adler = Adler dee Zeue; Adler =
Adler dee Wappens; Adler und Aar ^ Adler des Wappens. —
Für das erat« Glied der Verbindung haben wir genauere Aus-
kunft: in dem dtirten Buch behauptet L. Schneider, dem man
Autorität in solches Dingen nicht absprechen kann, das Wort
>Hdbensollem< sei erst seit 1840 geläufig geworden (aao. 1,320).
— Also »Hohentollem« seit 1840 formelhaft, »Aar« noch er-
heblich später — und doch schon 1870 >Hoh^izollem-Aar<
in t^ischer Verbindung. Wer könnte das dem Ausdruck
ansehen? wer würde die unlogische Combination so dicht an
die Wiederbelebung des uralten heiti »Aar« rücken? Man
k&mte ein Gtedicbt dieses Terminus wegen für sehr viel jünger
erklären wollen als etwa einen Vers Cr. Hesekiels von 1869,
wo es gani richtig heisst: »unter Friedrichs stolzem Aar*
— und der Fehler wäre vielleicht nicht grösser, als der, welchen
wir mit einer Datirung der Hymiskvijia auf Ausdrücke wie
hraunhvalr hin begehen mögen.
Und doch ist die Datirung bei den Kenningen immer noch
etwas zuverlässiger als bei den heiti. Wer kann es z. B. von
vornherein wissen, dass in der Tenninolo^e des Minnesangs
«wolgetän* fast nur bei älteren, »wolgestalt« fast nur bei jüngeren
Dichtem steht? Bei den Kenningen ist es auch gelegenüich
möglich, eine auffallende Combination durch Verweisung auf
fremde Muster zu datiren. So ist dies für das age. Umschrei-
bungswort l&f durch Cook versucht worden (A latin poetical
idiom in old English, im American Journal of Philol. Vol. VI
Mayn, AltguuMiiialia PoMia. 18
IM
1 1885 9. 476). Bfich hat der Anbata — auf den Dr. 0-. Hen-
feld die GHlte hatte mich auimericaun so maohen — aUenUngB
nicht übeneagt. Aber mfigUch sind doch solche Controlm
bei Eenningen, kanm bei heiti. VgL auch H«"«! Qp lo, S. 1-2.
Sacht man also Enut lu maohea mit dei Foiderosg, den
Oesammtromith der altgerm. Poesie an SabatantiTen in chnmo-
logiBche Reihen m xerlegeo, so ist Vorbedingung, daaa man
Ton dem Stand tot der Trennung der Dialekte sich ein Bild
zn Teraohafien sucht. Die «infa^^^a Vergieichung der dialekti-
schen Bestände hilft aber wenig. Die echten heiti müssen ja
doch als gemeingermanisch behandelt werden, denn sollten selbst
unter ihnen Neubildungen sein, ao haben wir doch kein ACttel
diese zu erkennen. Andererseit« wird gemeingerm. Beeiti z. B.
durch die ITebereinstimmung von altn. eggleikr und ags. ec^
geläc nicht bewiesen. Denn kein alter altn. Vers braucht leikr
zur Bezeichnung des Kampfes: F&f. 31,3 wie Reg. 23,7 stehen
in jüngeren gnomischen Interpolationen, (die sich denen in
Sgdr. vei^eichen), und Gud. II 32,11 in einem der spätesten
Lieder; die Umscheibui^en mit Geräuschworten, obwohl selbst
nicht in ganz alten Strophen (H. H. I) machen einen älterai
Eindruck, und haben keine ags. Entsprechung. Nach meiner
Ansicht wird eine gründliche Ve^eichung des Substantivrorraths
in der altn. ags. as. ahd. Dichtung sehr lehrreich Iflr die Ver-
schiedenheit der Stämme sein, sehr w«iig eigebnissreich dag^en
für die Verschiedenheit der Perioden.
Es werden somit zwei Mittel bleiben: um zu dem Wort-
schatz der poetiachen Sprache in gemeingerm. Zeit aufzusteigen
und hierdurch für die Entwickelung der wichtigsten beiden
Klassen poetischer Formeln, der heiti und keoningar, einen
festen Boden zu erobern, stehen statt des subjektiTen Urtheila
über iKünstlicbkeiti, statt der täuschenden Vergleichung der
Dialektbeatande als objektive Hilfemittel zu Gebot — das Rimea-
19Ö
schabet und die BQonologie. Das etetete liefert für die
poetiBche Wortwahl in den einzelnen heiü, die ee enüiält,
«ntens einige unzwcdfelhaft räohere Beispiele, und zweitenB eine
vichtige aügemdne Analogie. Die Etymologie erläutert die
poetiache Wortachöpfung, indem sie zeigt, auf welche Wege
die innere Sprachform von vornherein den Neologisten wies.
So bedeutet äAelcyning eigentlich nichts anderee, als cyning
allein ; der Zusatz fiisoht die verbraucht« Urbedeutung nur auf,
wie wir bald daa Gliche beim >et]nnol(^;isohen Epitheton«
finden werden. Das alBo iet wirklich eine inahehegende«, echte
alte Aoednickeform, obwohl immer schon unter dem Anbieb
der poetischen Variationdust entstanden. Ob aber den Ger-
manen von vornherein nahe lag, den Kampf, das Ernsteste,
was äe kannten die Becbtiertigung alles anderen Seins — den
Kampf als »8pid< za bezeichnen, das ist trotz eggleikr und
ecg^ gel&c sehr die Frage.
Mit diesen beiden Werkzeugen also wäre ein kleiner, aber
zuverlässiger Urbestand festzustellen; es wären innei^ialb der
einzelnen Dialekte daim Gedichte von annähernd ächerem
AltersverhältnisB (z. B. in der Edda Vulundarkvitia — R^iins-
mäl und F^fnismäl — Atlamäl) als Etappen der Entwicklung
zu prüfen, immer mit beständige Rücksicht auf alle wie immer
benutzten Nomina, und so könnte man wirklich zu einer
Gesd^chte des poetäachen Wortschatzes in der altgerm. Poesie
und damit zu brauchbaren Alterskriterien kommen. Ich ver-
zichte imgem darauf auf diesem Wege selbst statt allgemeiner
Sätce concrete Einzelei^bnisse zu ernten; aber mindestens für
jetzt muse ich von der lockenden Aufgabe des Ausgrabens zu
der zurückkehren, die für diese Arbeit mir nun einmal gestellt
ist: des Sammelns und Sicbtens von schon geborgenem
Uateriall
18*
1Ö6
Doch sd wenigBtenB ein Bedspiel gestattet Daaa die Ken-
ningfl für »Menschf ond iMenschea* relaÜT alt sind, ist wahr-
scheinlich durch ihre grosse Zahl, besonders aiich in altn.
Gedichten, and durch ihr Vorkommen in älteren Lieden, wie
V0I., auch Vaf. und Lok. Diese Umschreibungen sind nun
fast alle einer Art: sie tänd patronymisch. Keine Umschrei-
bung kann natürlicher sein als diese. Wie alle VSlker gmea-
l(%iache Kenninge, auch für Dinge, lieben, zeigt s. B. Tobler
(Wortsusammmsetsung S. 13): er ve^eicht (wie schon erwähnt)
mit Bkaldiechcn Ausdrücken aiamesiache Wortbildungen wie
>3ohn des Bogene* für iPfeil«. D&es aber die gleiche Anschau-
ui^ auch wirklich in den germ. Sprachen lebte, zeigt die Ver-
wendong patronymischei Suffixe für Münznamen, 2. 6. ags.
eilfring (Kluge Nominale Sfammbildungslehre der altgerm.
Dialekte g 100): die einzelne Münze heiset >Sohn des Silber-
Bchatzea« wie der einzelne Mensch *Sohn der Menscbheit« ;
and aus derselben Anschauung heraus werden auch Theil-
bezeichnungen wie |>ridjungr patronymisch umschrieben. Patro-
nymisch sind auch viele altn. Königsheiti, die also ursprüi^ch
Kenningar waren. — Hier Uegt also, in den Kenningen für —
»Menschen* sieber ein Fall ältester gemeingermanischer um —
Schreibung vor. — Aehnlich steht es mit Ausdrücken wi^
Üchama u. dgl. m. —
§ 10. Epitheta.
Wir haben schon bemerkt, wie nah sich die Epitheta mit
den Synonymen -Classen der heiti und kenningar berühreo.
Roeenberg (aao. 398) meint ganz richtig, waa in der altgerm.
Poesie sich statt des eigentUchen Namens finde, stehe bei Homer
neben dem Namen. Am dentlichsten ist das bei den Eigen-
namen: heisst es dort ständig Jt^jrvt^ AatpTtdSrj u. dgl., so steht
hier oft iHealfdenes sunm allein. Aber gerade bei den Namen
197
findeD wir doch aoch oft beides zusaxomen: Kltibrant Heri-
brantee mina UEw, oder in noch festerer Verbindung Ottar
heimfiki u. dgl. Denn jeder Zoeatz, der äberbsnpt auf eigene
füseen stoben kann, wird benutzt, mn einem Ueinoi Sätzchen
«n neues Haupt zu geben; mindeetene wird eo HUtibrant xon
S^ribrantes busu durch ein Verb getrennt. Bald wird die
Trennung grÖBser, Sätze drängen sich hinein, und zuletzt tritt
das Epitheton voll in die Geltung des EigenaamenB ein, weil
«6 als Nomen seiner fast eubstantiTiBchen Natur wegen am
Tereanfang festgehalten wird. Schliesslich verdrängt dann gar
das Beiwort das eigentliche Wort, wie in einem hübschen Mär-
chen von Andersen der Schatten seinen alten Herrn beseitigt.
(Besonders oft steht in den Atlm. Adjectiv für Substantiv Holtz-
mann Edda &3&,29.) Doch gerade beim Eigennamen geschieht
diee seltener als bei AppeU&tivifi. Wenn wir aber die Epitheta
gerade beim Eigennamen noch meist in dem Zustande der
Unterordnung finden, der ihnen eigentlich zukommt, so hat das
eine ganz natürliche Ursache, die nämlich, dau der Eägenname
selbst nicht« anderes ist als ein Epitheton, allerdings tön stän-
diges. Die altgerm. Poesie beseitigt mehr and mehr das ein-
fache Wort als unpoeüsch und ersetzt es durch gesuchte Sy-
nonyma, Der Eigeimame aber ist selbst schon Poeäe und
darum behauptet er sich. Oenügt er vollends noch der zweiten
Aufgabe dar Umschreibungen, das Einzelne in eine grössere
Eat^^rie einzuordnen, z. B. durch die Zugehörigkeit zu einer
Kamensippe (Rosenbetg 6. 90), so ist er selbst eine treffliche
JCenning. Einen der ältesten uns überlieferten Namen, Hari-
wulafr (auf dem Stein von Istaby vgl. Burg Die ältesten nor-
dischen Runeninschriften S. SOf., Noreen Altnord. Granunatik I
S. 193,21) trafen wir schon als Umschreibung für »Kriegen;
heoTovulf Ex. 181. Daneben stehen die Namen Ha|)uwulafr
und Haeruwulafir (?) die von ganz derselben Art sind. — Ich
198
erinnere auch an die Vcrwendnng von AppeUativen als Eigcoi-
namen in den SigsnuU und sonst. —
Aber die Eigennamen sind nicht bloaa Epitheta, Mmdem
sie and die einzigen Btahenden Epitheta der altgenn. Allitera»
ti<niBdiohtung. Denn iet schon die häufige TVennong der Appo-
sitioa vom Wort (Heinzel 8. 6) dar festen Verbtüdenmg beider
ongOnetig, so entzieht das Sabetantiv in seiner VerwandltmgB-
irath sich denelben vollends. Wir sahen schon an Beispielen,
wie nun, da jedes heiti sein Beiwort für sich haben will, das
Adjektiv nicht zur Ruhe kommt, sondern von einem Bucüutaben des
Alphabets ziun andern laufen mnss; nnd man kann so eigent*
lieh nur von ständigen Begleitbegriffen sprechoi, nicht von
formelhaften Begleitworten. Ja selbst die Begrifie, die mit
den Substantiven i^positionell verknüpft erBchein^i, wechseln.
Wir sahen, dass z. B. das Wort >Gh}tti as. kaum ohne Appo-
sition erscheint; aber nicht nur stehen Synonyma wie TnuhHg
alomahtig aloualdo nebeneinander, sondern daneben stehen aach
noch nicht viel weniger häu^ häag oder nki u. s. w. Unter diesen
Umständen beschränke ich mich darauf, eine An^aM besonders
beliebter Epitheta, die immerbin eine relative Festigkeit erhalten
haben, aus J. Grimms Andreas und Elene, Weinhold Spicile-
gium und Vilmais Deutschen Alterthümem aofznnehmen. Noch
verweise ich auf Arndt S. 13f., aus dessen Beispielen die Starr-
heit der mhd. Prädicate (S. 19) gegenüber der BewegUchkeit
der ags. as. ahd. (S. 16 — 17) gut hervortritt —
Epitheta zu Eigennamen zeichnen sich (wie schon be-
merkt), durch groesere Festigkeit in der altn. Poesie aus:
'Ottar heimski Hyndl. 6,10 17,6 20,8 21 23,8 24,10 26,2
27,10 28,13.
'Alfr enn gamli Hyndl. 12,4 18,8. Svanr enn raudi
Byna 12,8.
AuSr djüpudga Hyndl. 28,5. Btindr Inn bQlvisi H. H. II 2,1.
199
Eamdr inn hugametöri Ond. hv. 4. 8,1. Hamfi. 6. 24,1,
'«benso "Hd^ inn hngomBtöri H. H. I 1,5. Mit inn ha der
Anrede: HArbarAr ins ragi BUrb. 27. 51,1. Einem Epitheton
raitepricbt auch der Zusatz in SigrAn M 8eva{jslliim E. H.
n 17,1 41.1 44.1.
Häufoi^ von Beinamen Hyndl. 23. —
In der Eänlätong der Vkv. gehen 1Wgpnn«.m«m und Bei-
namen befremdlich dorcheinander (vgl Nledner Zb. f. d. Alt
33,261). —
£pithetaeuVölkernamen(fürBeoTulf vgl. Schemann 8.231.):
hvate Sc^ldingae B. 1601 2052 3005. '
altftr Hün HÜd. 38. —
Das beliebteste Bdwort für einzelne Personen ist »alte
Ali der Alte wie später Gorm der Alte; ebenso heisst 0|iimi
ider Alte« eohlecbtweg, Hildebrand lalter Hanne.« — Eäne
Uebenddit über jüngere nordische Beinamen bietet Wdnhold
Altnordiaches Leben S. 277f. —
Pereonen.
Kön^. Vilmar S. 51. riki m&ri, maxi and mahtig, mahtig,
mildi — coningo craftägost. bald endi sträng. «Alig
Herr. Vilmar S. 53. — hold herro.
Held. Weinhold 6. 21 . Vihnar S. 63 f. J. Grimm S. 104. 122.
Arndt S. 16f. hvat cene. bald, elleanmof — häle hildedeör,
oempa collenferhd, tbrietmödig theg&n o. a.
Mensch. Vilmar S. 44 f. guma hat bei sieb frMgöd erthun-
gao sUig barwirdig glau (häufig) gödspriki ädbwörig gödwillig
^admödig — forgripan ebd. S. 46.
Mann. Weinbold S. 30 Vilmar S. 25. Snfald finbydig äomöd
&nraed. Ueber einialt und einhart vgl. Vilmar aao. Sdierer
Vortr. XX. Aufs. S. 18.
Weib. Weinhold S. 27. ftiigniiin margnllin goldhtDd«n sAlbjfirt
hnt. ga\ii bftin.
Kind. Weinhold S. 37. bam ^yse, eafota) unyetxen.
GreiB. Weinhold S. 31. vintram ^earam, tyrngearom) fiM
eald udvita.
Gefihrten. Vilmar S. 66. thegnos raelle, erUts elluuaofe,
aaordspftha uaetoe. —
Feind. Vilmai S. 6 f. demio mAdag.
Zum MenBchen gehörig.
Ciescblecht. VUioar S. 40 1. knnnies gAdes, foacntetegAdon.
Sinn. Vilmar 3. 23. hogiderbi staikmöd. feiahtte hogi.
Körper. Vilmar S. 23. tahs fagar.
Kampf. Weinhold S. 21 : hetillc. nitUch.
Waffen. Weinhold 3. 23: Bei der Brünne wird fast stete der
Glanz hervoi^;ehoben, ebenso anfänglich beim Schild, wo dann
aber mehr der Umfang betont wird. Das Schwert wird als
stark gelobt, Öfters auch als alt oder ehem. Vgl. Arndt S. 2b.
Rofis. Weinhold S. 33: in equis flavis vehuntur. (Doch rgl.
Odd. 2,7 Gud. hv. 19,2).
Schiff. Weinhold 3. 12 Arndt 3. 42: genägled. hymde. he4h-
stefn u. dgl.
Haus. Weinhold S. 25 : heih u. dgl. goldfah n. dgl. eata
gevorc.
Gold. Weinhold S. 26 Vilmar S. 32 ; raudr vunden. brftd. wid.
— fagare fehoscattos. welo wimeam. wundan gold.
Schicksal. Vihnar S. 12: thiu berhtun giscapu. tochtero
tidio. —
Andere Epitheta.
Welt. Weinhold S. 8: terra lata animoe patrum valde movit.
an theserö bredou werold. oba these widon werold.
Erde, Felder Gras, Wege. Weinhold S. 9 Vilmar S. 17. Stan-
diges Epitheton »grün« a. u. — Arndt S. 42.
801
Th&L tief: 1 djüpR dali H. Hi. 28,6; in deopum dalam
Q«dicht aof Doiham (Grein -Wülcker BibL I 391) V. 9. So
zicxib im Volkelled in Antatheee: Ich stand aof hohem Berge
XMxxd sah ins tiefe ThaL
Wasser. Weinhold S. 9 evalr. Vgl. Merbach S. 14 t.
Feaer. Weinhold S. 10 Vilmar S. 5: bitar svart grim; rftde
«^nd ättOT. Läeblingswort gr&dag.
licht. Vilmar S. 17: wanum. —
In ständigen Vorausgängen (b. n. % S2)-
was im tharf mildl Weinhold S. 6 Vilmar S. 52.
andlangne däg u. dgL Weinhold S. 17. —
Dies sind etwa die beliebtesten Epitheta. Wo sie sich
^inem beetämmten Wort verhSltniBemäeelg oft anschliessen (wie
3. B. h&le hildedeör) habe ich es angemerkt; aber man sieht
-wie sehr die Variation Überwiegt. Nor eine Art der Epitheta
macht eine entschiedene Ausnahme, weil die betreffende Ad-
jectira die Variation ihrer Natnr nach ausachheesen. Es sind
die Farbenangaben, in der deuteeben Poesie bekannthch ein
wichtiges ond vielbehandeltee Moment (literatuiaogaben s. in
mönei DissertatiOD Die Reihenfolge der Lieder Neidharte von
Reuenthal S. 88). Sie sind auch in der altgerm. Alliterations-
poesie die wi(ditigsten tmd häufigsten aller Epitheta und verdienen
eine aueführliche Sammlung. Eb handelt sich wesentlich um
die TolksthÜmlichen Farbangaben grün, roth, schwarz, weise, auch
noch grau; nur vereinzelt begegnen braun, blan und gelb.
(Gta^ weiss und roth sind bis spät im Mittelalter typische
Vertreter der Farbenscala geblieben vgl. Pniower Ze. f. d. Alt.
33,88. Ja noch 1757, als der grosse Linn^ in den Adelsstand
erhoben wurde, wählte man für sein Wappen diese drei Farben
als die »Leibfarben der Natur«).
302
FarbflUftogaben.
Örün.
Erde: (^ var grund grtin gioaiam lauki VqL 7,7) ofer
grtnne gnmd Ez. 312 grdne grondaB Aul 777. — ata hoa app
koma . . — jgrd or oegi idjagrooia Vgl. 61,3 eoidaD Klgrtne
G«ii. 197 Ez. 1&17 Cri. 1128 An. 799 Met. £0,78 grtiu
eoidao G«d. 1554. 1921 Fb. 164 grtne folde G. 1018. 1561
{»□e griaaa vong Güth. 478 718 Rät 41,51 gtine vongas
Rät. 13,2 67,5 grene geardas Gan. 611.
Weg: groenar brautir R. 1,2 7&f. 41,2 grtae straeto Sat
287 OQ |)y8Bain grtoan rege Fa. 141,4.
Tbal: vgllu algroena Akv. 13,8.
Berg: grgne beoigas Gütb. 203 beoig sceal oa eordan
gr€ne etandan Gq. C. 34.
Wald: {»ne grfinaa veald Gen. 841 gr&ae bearvaa
Gen. 1480 vealdas grtoe Ph. 13 on |uun gräsvonge grtee
stondad bearra bearbtast Pb. 78.
Baum: gtendr ae yfir groenn Urdar brunni Vfil. 22,7 JA
beämafi &, gräne atoudad Pb. 35.
Laub: grene blaede Gen. 1474 Dan. 518 leif beod gr&ie
Sal. 312. — leid (eceal) grenian Met. 11,57 — ^ eall fomam
]>at be giäiea fond Ges. 2549 (vgl. die Keimmg ber ralla vidar
für das Feuer).
Gras: gr&ae gräa Gen. 1137 Rät. 16,6. — Besonders zu
beacbten gras ungräne Gen. 117.
Andere Dinge: is im p'ai he^od hindan gr#ne Pb. 293
se beals gr§ne Ph. 298. —
Weiflß.
Mann: eveinn inn bviti Lok. 20,4.
Weib: lek ik vid ena linhvitu Hirb. 30,3 inni hvitu mey
Härb. 32,3 pa.t it mjallhvita man AI7. 7,6 Billings mey ek fann
— BälbTfta. Bofa H&t. 96,1 mey Atti haun . . . hvita ok honka
R 40,5 HladguAr svanhTlt ok Hervor alvitr Saem. zu Vkv. 8
(alvitr wohl in aihvit sa verbeeseni). bü mun hvltazi en iim
heidi dagr Sig. tut. 55,3 in gaglbjarta Akv. 40,3.
Engel: engel h'nt Oen. 349 (en^ and de6äa) hvitra and
Bveaitta Cri. 898.
GKitter: Heimdallr hvitastr 'Abb ]>r. 14,1.
Körpertheüe u. dgl.: hvitarmii kona Hat. 159,5 hÄlB
hvftoii hmnni mjglln Rig. 28,11 hvi hafnaf |>ü innm hvlta lit
Sig. sk. 31,7 hvitinga Gud. H 43,3? of >ann in hvlta hadd
Svanhildar aim tr^dda und j6a fötmn Gud. hv. 16,7 —
brthvltr Vkv. 39,4 brünhTltr Hym. 8,7 (v^ Big. 28,9) —
halB is min hvit Rttt. 16,1 {HL \mtan honda Cri. 1111.
Thiere: hvitabjfim hugfiir Atlm. 17,3 Jörn of traddi faTltnm
ok evortum . . . grAm Gufi. hv. 2,8 f. — beomas on blancom
(mearum) B. 856 eam . . . h^t Athel. 63.
Oewand n. dgL: (boekr -virn ]>inai blähvito — Gnd. hv.
4,7) in hYltam hräglmn Cri. 447 |iS. fidra h^t hindanveard'
Ph. 297.
Schild: skiQldtmi . . . raadom ok hvitam Heli. 9,1 hjÄlm
ok skjfild hTltaetan Akv. 7,9 s4 6. ekjQld hTitan Hamd. 21,6
— hvite linde Ex. 301 Helm: Akv. 7,9 e. e. — se hvlta heim
B. 1448 — huitt« Bcilti HUd. 66.
Silber: silfri enBrehvlta Athn. 67,7 — bvitan seolfrd Gen.
2731 — Edelsteine: ginunae hvite and re&de Met 19,22.
Andere Dinge: Mödir merktan dAk, hvltan af hgrfi (t6k)
R. 30,1 hön tök at jMt hldfa tionna hvita af bveiti ebd. 6 at
inum hvita helga eteini Gnd. m 3,3 — homede hvit£
Gen. 1621. —
Roth.
Menschen: jöd . . . raudan R. 21,5. Bvan ennm rauda
Hyndl. 12,8.
204
Thiere: fagnatUtr haiii VfiL 43,7 (sötmudr hani Vgl. 44.7).
Gold, Schmuck. Schati: baogar raudir Vkr. 19,4 H. H.
I 67,3 U. K. n 34,2 FU. 40.2 Sig. sk. 39,5 Odd. 19,6 24,2
— goU latitt Vkv. 6,1 21,7 Reg. 16 Saem. 19,1 Odd. 14,6
gull glödrautt Oud. n 2,7 Atlm. 13,6 nid gold Geo. 2404
Dan. 59 — tt glödraaaa tt FU. 9,5 — hringar tauOar Gr.
29,6 Reg. 15,7 Gud. n 26,5 Akv. 8,6 40,3 — gürnsas hvite
and re&de Met 19,22.
Schwert: B. u. »röthen«.
Schild und Helm: raudum sküdi H. H. I 34,3 BkjQldum
. . . ntudum ok hvltom Helr. 9,1 randir raudar Gud. II 14,9
— hjAlma goUrodua Akv. 4,3.
Blut: raudum äxeyn Vgl. 42,3; b. u. *röthen<.
Feuer: re^ I^ Gen. 44 Ch. 810 rgdia bronda Dom. 13.
Gewand: loda rauda Gud. n 20,4 — verpr vigroda um
vikinga H. H. n 22,7?
Röthen. Mt Blut färben: lydr ragna ejot raudom dreyra
Vol. 42,3 rand hann 1 nyju naata bl6di Hyndl. 10,5 srerd at
rjöda H. Hi. 34,6 eggjar rjöda Grip. 50,7 Er. 5,6 er hjfir n«
rydr FÄf. 24,6 — rodnar brautir H. H. 11 48,2 a&er fold rydi
R^. 26,6 — unveaxaone ecgum reödan Ex. 412.
Sonst: ata&r ristnir ok rodnir Qud. II 23,3. —
Schwatz.
Geister: se svearta gaest Cri. 269 ei^la and deöäa-hvttnt
and sveartra Cri. 898 — deorc gesceado aveart Gea. 133 sceadu
vonn An. 838.
Menschen: svearte ^''ealae Rät. 13,4 — (srartum särlum
Cri. 1607).
Thiere : axn alsvartir ])r. 23,3 ]>ar er uxi Btöd alsvartr fyrir
Hym. 18,7 i. svartan sodul of lagdi Odd. 2,7 bimir blakk-
fjallir Akv. 11,5 jöm of traddi hvitum ok svgrtum . . . gräm
Gud. hv. 2,8f. inn blakka mar Gud. hv. 19,1 — se svearta
205
hi^i Sed. 4 se Toima brefn B. 3024 brefn vandrode ereart
and BealobrAn Fin. 34 ]x)iie sveartan hrefn Athel. 61.
Nacht: OD greartze niht Cri. 873 in |)ifiBe vonnan Dibt
OdÜL 1001 sveartra nihta Met. 4,6 ]>Ä Tonuan niht Met. 11,61
Bveaitum nihtam B. 167.
Wolken: deorc gesveorc . . . Hveart Gen. 108 volcnu . . .
vann mid vinde Gen. 212f. on J>&a svearta nÜBtas Gen. 391
fot }iaiD Bveartum nÜBtum Met. 5,45 |K>mie aveartao niist
Met 23,5.
Meer und Wellen: g&iseeg . . Bveart Oea. 117 Bveart väter
Gen. 1300 eveatte Baestreämas 1326 vgl. 1374 Tonne yda 1430
Tonne ysegaa Gen. 119.
Hölle und Feuer: ^ ereartan helle Gen. 312 345 u. ö.
B6can {>onne landa sveart<^Bton fyre Gen. 487 sveartan 16ge
Gen. 1926 241B Cri. 967.
Ändere Dmge: svearte ädi Gen. 72 v'äs &e 6der (beAm)
eallenga sveart Gen. 477.
Bildlich: Bvearte ge]>ohte Lok. 371 vgl. 447 hellfirena
Bveartni Beb. 7 Breartra synn Jul. 313. —
Schwarz werden: Brgrt verfia BÖLekin Vgl. 42,5 böI t^
eortaia Vgl. 59,1. —
Grau.
MenBchen, Riesen und Zwerge: {>ötti bÄrum Hrungnis
Bpjalla — Hym. 16,1 at hämm t>nl Hat. 133,5 h]6n eätu t>ar
hkt of umi mg. 2,7 inn bAra ]>ul Fil. 34,2.
Tbiere: fara ViOiiB grey H. H. I 13,7 er ülf grän ioni
hfifdufi H. H. n 1,5 gnaepir ae gr^i jör Bi. 7,5 gamna grey-
BtäAi Akv. 11,7 jinn of traddi brltom ok svgrton . . . grim
Gnd. hT. 2,8 1. ~ graegbama (Wolf) Fin. 6 ^ät graege deör Athel.
64 se graega maer An. 371.
Waffen: grira geira H. H. I 12,7 — graegan sveorde Gen,
2865 äscholt ikfan graeg B. 330 graege eyrcan B. 334.
Ändere Dinge: of gci aUbi GoA. II 8,8 — grMg« (^mb-
hluttre? Met. B,8. —
Einfl besondere Nuance agB. ham vgl Grein Wb. u. d. V.
Vögel: se tmva. fogd Ph. 121 f>one hasvu eom Bit S6,4
hasTe cnlufran Gen. 14ßl — fione hasap&dan eam Athd. 68.
— Ändere Dinge: vennöd (^)her on hyretum heiMie BtmdMl
R&t. 41,61 tuuve blAde R&t. 14,9 r«caB rttgad hasve ofer hz6-
fum Rät 2,7 — htägl min ia haaoMg Rät. 12,1. —
BUa.
Bi. var i feldi blim Gr. 26 serk bUUn R: 28,8 ab sri
bUr nnnir Sgdr. 10,8 — Den Himmel nennt ' die altgenu.
Poesie so wenig wie die homerische oder arabische blau (Harty
Eutwickelung des Farbensinns S. 98 Änm.). —
Braun.
hQfdu Bkatar jarpur Gud. II 20,8 skäk bann akgr jarpa
Hamd. 21,4, jarpekgr Hamd. 13,3 — brüne le6de Ex. 70 brüne
yppinge Ex. 498 brüne helmas Jud. 318 siä ecg geräc brOnon
bona B. 2577 brOnum beaduvaepnum Rät. 18,8. —
Gelb.
geolve linde B. 2610; geolorand B. 438 £1. 118 — geolo
gcdvebb Rat 36,10.
Mischfarben.
Schwarz und roth: sötraudr hani V5I. 44,7.
Blaa und weiss: broekr t&tu |>lnar inar bUhvitu Gnd. hr. 4,8.
Blau und schwarz: brimdyr bUsvftrt H. H. I 51,7.
Farbenhäufung.
Roth und weiss: stqgldmn . . . raudum ok hvltom Helr. 9,1
gimmas hvlte and reide Met. 19,22.
Weiter gehen zwei Stellen: jöm of traddi hvltum ok svgr-
tum 6. hervegi, gr4m — Gud. hr. 2,8 t. — amn bnln sum hasu
sum blacum splottum aearolice beseted Ph. 296. — Sehr voll-
ständig in einer späteren Stelle Zaub. 4,48 — 51. —
207
Eigentliche Farbencontiast« nur achwaiz und weise: engU
and deöfl& beorthra tmd blacra: veordeft bega cyme byltn and
■veartis Cii. 896 f. Aehslich Qen.. 466 f., wo aber dem eallenga
sveart dim and {iryBt 477 — 78 ongenan vynlic, vlitig and actoe,
M and lofanm 467 — 68 entflicht —
F&rbenTergldcbe.
üeber diese ist Bcbon § b gehandelt. Ich stelle sie hier
nochmals zusammen.
linhTlti' H&rb. 30,3 mjallhTitr Alv. 7,6 sölhTitr H&t. 96,1
Bvanhvitr Vko. 18 Saem. — hvitaii en inn heiAi dagt Sig. ek. 5&,3
hils hvltaii hreinni mjglla Big. 28,11 — siliri snaebvltu
AÜm. 67,7.
gtiU ^Miautt GqA. n 2,7, Atlm. 13,6 it glMranOa U
F4f. 9,5. —
Aehnlicb in der deutech-lat. Poesie: non ut oix alba Rtiodl.
I 31 niger ut canxoB ebd 34. —
Ich habe noch zu bemerken, dasB ich die FarbenaDgaben
der age. Räthsd, wo sie kein benanntes Subjekt breiten, als
för unsere Aufgabe bedentangsloe fortgelflssen habe. —
Weshalb gerade diese Adjedäva fester an ihrem Haupt-
worte haften, haben wir eciion erklärt. Dennoch wird dem
Streben nach Variation sogar hier Rechnong gett^^, indem
nämlich dasselbe SubetaotiT mit verschiedenen Farbenangaben
ausgestattet wird: der Adler heisst weiss und grau, ebenso das
Silber; der Schild weiss und roth (beides nebeneinander Helr. 9,1);
das Feuer schwarz und roth (componirt bei dem Fenethahn
Vgl. 44,7), die Wellen schwatz (ags.) und blau (altn.), (vereint
fär das Schiff H. H. I, 51,7). Die Helden reiten weisse oder
schwarze Roese, zuweilen auch graue, und tragen neben weissen
und roüien Helmen (deren Farben denen der Schilde entsprechen)
v^vinzelt auch braune. Es ist aber anzumerken, dasE diese
selteneren Angaben (graue Bosse, braune Helme) sich nur in
208
Liedern tagen, die sich dem 3pi»im unnam it«i'gTi nfihenni (Gb
hv.; Jud.); noch weniger volksthttmlich ist die Faibenhäufan
Doch gilt die« nicbt tod solchen Fällen, in denen F^benangabc
mit besonderem Nachdruck und nicht einfach formelhaft stehe:
Das typiscbe Farbvort für den Weg ist igrfim and wenn <
Schwan oder roth heisst, hat das seine besondra« Bedenton
Ebensowenig stehen die Farbenangabm bei den Gew^dei
bedeutnngBloe: roth ist das Kriegsgewand, bla« das Qewand d
vornehmen Fran, weiss natürlich das der ESngel. Der Jfinglin,
des Gefion geliebt haben soll, heisst weiss, wie TT^wp^ftl] d<
wdsBeete der CMtter genannt wird; dagegen Karl, die Verkä
penmg des Banemstandee, ist roth und frisch. FOz den BBn
ist wohl »schwarz« das stehende Epitheton gewesen, aber zw
Sinnbild des Wintersturmis (Atbn. 17,8) eignete sich nur d
weisse Bär. —
Die Doppelfärbung der Betttücher (GuO. hv. 4,8) beredt
schon auf die später so beliebte Farbentheünng (Weinho!
Deutsche Frauen n 273 Schultz Höfisches Leben I 226) tc
Die Miechongen schwarzroth und blauschwaiz haben wir ob«
erklärt. —
In den Farbenvergleichen für »weiss« finden wir n
Worte, die wir sonst in unsern Quellen nicht mit dem Prädik
1 weise« treffen: Linnen Mehl Sonne Schwan Tag Schnee. E
gegen steht das Feuer als bischer Vertreter der rothen Farb<
dadurch wird an allen drei Stellen Grold und Flamme zi
sammengebracht , wie wir das schon bei den E»ming«
beobachteten. —
Die Epischen Faxbworte werden gern verstärkt: algrSi
(altn. Algroen als Eigenname Härb. 16,1, aJs Adj. Akv. 13;
alhvitr? alsvartr. Für roth haben wir hier gerade keinen B
leg der Art, aber einen sehr bezeichnenden aus späterer Ze
bietet MF 9,10: und was im sin gevidere alröt guldin. — S
verdem Bogar geste^iert: hvitastr, aveartost. Ich stelle dasu
auch die Composita idjagroeim und fagnaoSr. Diese Farb-
angaben führen auch Verba in die poetische Sprache ein: du
activiBche i]6da, das passiTische Bortoa.
Man sieht aus alledem, dase die fonuelhaften FarbaogaboB
(aber auch nur diese) vollkommen die Oeltimg von epischen
Epithetis haben, und als ständige Beiwörter darin, wie schon
erwähnt, in der AJüterationsdichtung völlig alleinstehen. Immer-
hin geht das nicht so weit, dasB wir für die betreffenden Haupt-
'Worte nicht überall auch andere Beiworte Mtten belegen können.
So heisst die Erde nicht nur grün, sondern auch breit; die
Frau nisht nur weise, sondern auch schöngescbmÜ<^, das
Gold nicht nur roth, sondern auch gewunden; die Wellen nicht
nur schwarz, sondern auch kühl. Bei änigen Worten wird
indess auch diese Festigkeit der Bindung von Haupt- und Bei-
wort nahezu erreicht: die scbwarseKacht, der graue Wolf, das rothe
Blut, vor allem der gröne Wald, das grüne Gras, das grüne Laub
verschmelzen fast zu einem untrennbaren Betriff. Und es ist
sicher kein Zufall, dass unter den Trägem der Epitheta wir
grade bei den Farbenang&ben neben den Personen, den Waffen,
dem Schatz und den epischen Thieren die Naturgegenstände
so stark in den Vordergrund rücken sehn: Erde und Wald,
Kacht imd Kebel. Hier wurde doch die Farblosigkeit der alt-
germ. Epitheta überwunden, oder richtiger die Variation mit
hundert gleichsagenden (und oft gleich wenig sagenden) Worten
drang hier nicht durch. —
Als beachtenswerth hebe ich noch hen'or dase die typische
Farbenangabe für das Haar des jugendkräftigen Mannes nicht
blond ist, sondern bräunlich. Der alte Mann ist natürlich an
dem grauen Haar kenntlich. Ich wüsste nicht, dass in dw
Poesie irgend eines ^'olkeE statt dessen »welsshaarig« beliebt
wäre, wie Geiger (Ursprung der Sprache S. 249) anzunehmen
UtJU, AltgMBWjMlM FoMia. U
210
scheint, wenn er sich Über die »grauen Haare« der home-
riachen Greise wundert, denn mit dem Worte «weisB' ver-
knüpft die alte Poesie, wie auch unsere Sammlung zeigt, zu
eng den Begriff des Strahlenden, Glänzendm, als dass dies
EpittietoD dem ergrauten Haupte anstehen könnt«. Schwerlich
hat je ein Dichter dem Tag und dem WoUe dasselbe Farb-
wort beigelegt, und wenn wir jetzt sagen »das weisse Haar«,
so können wir dafür auch nicht mehr sagen >die weisse Sonne.« —
Lehrreich ist auch ein Ausblick auf die Stoffbezeich-
nuDgen, apeciell auf die Angaben über verarbeitete Metalle.
Und zwar giebt vor allem die altn. Poesie hier in mehrfacher
Hinsicht nicht unwichtige Aufschlüsse.
Ueberall herrscht unbedingt das Gold vor. Namentlich
jene Gegenstande, die. durch ihre Verwendui^ geadelt, in der
Poesie den gröeeten Raum einnehmen, die wir bei Benennungen,
Epithetis u. a. w. in erster Linie zu berücksichtigen hatten —
sie werden stets als von dem kostbarsten Metall verfertigt gedacht.
Vor allem wird der Schatz selbst als Goldschatz auf-
gefosst; so vor allem in den Nibelungenliedern (Grlp. 13,5
Fdf. und Reg. oft, Sig. sk. 36,3 37,5 Helr. 10,7 Gud. H 26,2
27,2 Akr. 21,8) femer Vkv. 14.7; ebenso aga., z. B. Wald. 2,7.
Was aus dem Schatz gespendet wird, ist alles golden : der Kaufpreis
(Lok. 42,1), die Busse (Gud. H 18,2 Akv. 32,10 Athn. 13,6),
die Geschenke (Hvndl. 2.4 H. H. I 9,6). Daher heisst der
Fürst -Goldvertheiler« (Helr. 11,2 Akv. 38,7). Den Schatz
verkörpert auch die allegorische Gullveig (Vfil. 26 f.).
Zweitens sind von Gold die Waffen der vornehmsten
Helden; Brünne (zu Faf. 44 Saem, 4; Sig. sk. 48,1 Akv. 7,8),
Schild vGuUrond Eigenname Gud. D, Helm (Akv. 4.3) und
Schwertgriff ,ebd. 7,4V .\uch die Kampf rosse strotzen von
tiold, <las wirkliehe Streitpferd ^vgl. Lindenschmit Handbuch
der deutschen .\lterthumskunde I 289^ wie der »Meereshei^st«.
Dati Roi>s trägt goldenes Gebiss ;H, H. I 43,1) und goldene
211
Hufen (Oddr. 25,6, die Proea Fragm. 304, b. 4 bringt auch
goldene Sporen), das Schiff goldenes GaUion (Gufi. U 15,3) und
goldenen Steven (Akv. 5,4). Auch sonst werden Thiere mit Grold
geschmückt: der Hund trägt ein goldenes Halsband (^t, 5,4),
den Kühen sind die Homer vergoldet ({)r. 33,2 H. Hi. 4,3 vgl.
Holtzmann Edda 315,4).
Drittens dient das Grold zur Zierde des Mahls: goldene
Becher (Gr. 7,6 Ak^^ 34,3 Hamd. 21,8) und Schalen (Akv. 10,3).
Grold ist viertens der Schmuck der Prau (Vkw 6,1 u. f.
Gud. II 1 Atlm. 69,6) und sie heisst danach »die goldge-
schmückte« (H. H. n 44,5) oder gar »die goldene« (Hym. 8,6
vgl. Häxh. 30,5). Sie stickt mit goldenen Fäden (Gufi. 11 14,2
vgl. 27,8). Wenn golden aber auch die Schicksalsfäden der
Nomen sind (H. H. I 3,6), so führt uns das zu der fünften
Gmppe goldener Gegenstände: aus dem edelsten Metall ist
endlich auch vieles was den Göttern gehört. Hier sind Säle
von Gold oder mit Gold bedeckt (Vgl. 66,3 Grim. 8,3) Bett
(Veg. 6,8) und Stuhl (Hiv. 104,2) und Tafehi (Vßl. 63,3) sind
von Gold. Ja selbst das Laub der Bäume (Fragm. 304, b, 4)
und die Borsten des Ebers (Hyndl. 7,6) starren hier von Gold.
— Seltsam ist die Zusammenstellung a gleri ok a guUi (Sgdr.
17,1) unter den Orten der Runen.
Aber gerade bei den Göttern herrscht das Grold nicht so
ausnahmslos wie bei irdischen Helden und Frauen. Wohl ent-
behren sie nicht des Goldes (Skim. 22,4), oder entbehrten doch
einst nicht desselben (\^ol.ll,4), während es den Menschen stets
unentbehrlich ist. Bei ihnen gilt das Silber fast ebenso\äel:
neben, den goldenen Göttersälen kennt die altgerm. Dogmatik
auch silberne (Gr. 6,3) und der prächtigste ist aus Gold und
Silber gefügt (Gr. 15,2—3); Gold und Silber nennt Freyja wie
gleich werthige Dinge (J)r. 4,1—4), während der Gudrun Silber
verächtlich Pcheint neben dem Golde (Gufi. 11 2,7 — 8). Auch
14*
218
io dem Uteston Heldeolied ateht ffilber als SchTnnrWwwiwg
nooh neben dem Golde (Vkr. 34,7 36,3}- Hatten ea die alten
Germanen einst doch wgai dem Golde vorgesogen (Tao. Oerm.
6,20 Tgl. 13). Später wird ea oidit mehr erwähnt, aoBser ia
einer donkelen Stelle (Bifja silir Sgdr. 28,4) — bis zuletit die
Spielmannslieder mit ihrer Prunkancht von neuem Silber an-
führen, als Theil des Schatns (Athn. 67,8 and 92,6) nnd der
Bästtmg, hier (wie Gr. 16,2—3 t>r. 4,1—4 Gnd. n 2,7—8)
mit Gold verbunden (aüberrergoldete Schabiaoken Akv. 4,5).
Dasselbe VeihältniBS seigt sich noch stXrker, aber ohne die
Uebergangsetufen der Edda, in der ags. Poesie. Wie häufig
»Grold* besondera im Beövulf vorkommt, zeigt eis Blich auf
Grdns Sprachschatz; Silber aber findet sich nur in einem
(vielleicht) Torcbrietlichen Gedicht (Ruine 36), Silber und Gold
zusammen überhaupt nur einmal (Ps. 113,12). Dag^en heisst
es allerdings mehrmals sine and seoUer (Dan. 60 Rät. 21,10
Tgl. Fe. 67,27 Sat. 578) — aber nur in christlicher Dichtung.
Nun ist selbstverständlich hieraus keinerlei Schluss eu
ziehen aui die wirkliche Verwendui^ der beiden Metalle. Viel-
mehr ist das Verhältniss dies: in alter Zeit gelten beide Me-
talle für sehr werthToU; Gold aber als das Tomehmere reprä-
s'entirt gewöhnlich schlechtweg die E<»tbarkeit vrn Gegensttoden.
Nunsind denalten Germanen kostbar bloss diejenigeuDinge, welche
ihren höchsten Intereseen dienen, und bei diesen ist den ältesten
Liedern der edelste Stoff selbstveistiindUch i aber die späten
Spielmannslieder (vor allem Gud. n und, bis zur lächerUchen
Ueberladung, Atv.) prunken gern mit diesen Ai^ben. — All-
mähhch sinkt das Silber im Werth; es dient dann nur noch
dazu, durch seinen Contrast das Gold noch mehr zu erhöhen
(Akv. 4,5 Athn. 92,6 — Gud. n 2.7—8) und wird deshalb
von jenen prankiiebenden Spielleuten angebracht. Als ea fast
gleichberechtigt war mit dem Golde, nennt die idealistische
213
Poesie ee nicht; jetzt wo es viel weniger gilt, zieht *die rea-
lisÜBche ee hervor. —
In der mhd. Poesie scheint sich diese Entwick^lung zu
wiederholen. Wenigstens gilt in der älteren Zeit das Silber
fast so viel wie das Gold und steht neben diesem nur wie ein
jüngerer Bruder neben dem älteren, wie Gremöt oder Giselher
neben Günther: so stehen Gold und Silber (wie Gr. 15,2 — ä
und bes. {>r. 4,1 — 4) nebeneinander bei Walther 25,7 und im
Nibelungenlied 979,2 so ^t wie im Pardval 362,28. Als nie-
derer Werthmesser müssen deshalb andere Stoffe neben das
Gk)ld gelegt werden: die niuwez zin nement für altez golt Veld.
62,21, vgl. auch und nim dln glesln vingerlln für einer küne-
ginne golt Walther 50,12 (dasselbe Paar also wie Sgdr. 17J)
in kupfeiin gesmide bare sich diu goldes masse Eonrads Gol-
dene Schmiede 1018 — 19. — Doch könnten mich hier die
zufällig getroffenen Belegstellen irre führen. — Später dagegen
bilden Kupfer, Silber, Gold eine regelrechte KUmax (vgl. Mhd.
Wh. n 2,287). —
Sind in Bezug auf Gold und Silber altn. und ags. Poesie
in Uebereinstimmung, so gilt das nicht ganz von den Angaben
über Eisen.
Mit wenigen Ausnahmen wird das Eisen nur zu ICriegs-
zwecken verschmiedet (vgl. Tac. Germ. 6,1 f.). Ausser dem
schwierigen Vers in den metallfreudigen Grinmism^ (Gr. 37,6)
führt noch eine Prosastelle eiserne Thüren und Zimmerwerk
an (nach Fäf. S. 202,2). Eisern sind die Keulen der Zauber-
weiber (Härb. 39,5) und wieder zum Schutz gegen sie die
Schiffßwände, etwa durch Ueberhängen der Schilde (H. Hi. 13,4).
Aber selbst diese Erwähnimgen des Eisens stehen in den älteren
Liedern vereinzelt; alle anderen gehören liedem mittleren Alters
(wie H. H. I und Sig. sk.) oder ganz jungen (wie Gud. 11 und
Hamd.) an. So alle Fälle, in denen das Schwert »Eisen«
214
hfliBSt (H. H. I 28.1—2 Sig. ak. 23,3 68.3 Gud. H 39,2 Hamd.
16,2 25,7); 80 femer die Angabe eiBemer Panzer CFngca.. 306,b, 8)
und Schilde (im Beinamen Hyndl. 22,3). — In der altn. Dich-
tung begegnet die ältere Form faam nor einmal (Gr. 37,6).
Dagegen ist in der aga. Poeeie das Eisen, allerdings auch
nur für Waffen, häofig: Iren als Substantiv wie als Adjectiv
dient oft im Beövulf zur Bezeichnimg des Schwerts (laem nur
in christlichen Gedichten ansser Isembyroe B. 671); auch die
eieeme Brünne (B. 671. 2986) konmit vor, Mann und Scfaaar
heissen »eisern« (eofor trenheard B. 1112, tienl>reit B. 330);
auch FesselÄ sind eisern (Irenbend B. 998, Iseme bendas Ps.
149,8).
Wieder steht also hier ältere ags. und jüngere oltn. Dich-
tung zusammen. Das Eisen gilt der älteren Zeit noch für ein
unheimliches, zauberhaftes Metall; realistischer wagt spätere
Zeit es in die Dichtung einzuführen statt des Goldes der älteren,
und die Angelsachsen sind wieder voran in dieser Entwicklung. —
Die goldenen Himmelspaläste haben bekanntlich Müllen-
hoS Gel^enheit gegeben, nachdrücklich hier wie sonst zu be-
tonen, dass Uebereinstimmungen \-erschiedener Poesien noch
keine Entlehnung zu beweisen brauchen (D. Alt. V 30f.). Es
ist eben den Germanen so natürhch wie den Urchristen, den
Sitz der höchsten Ifacht mit dem kostbarsten Schmuck auszu-
statten. Aber noch an eine andere wichtige Wahrheit zu er-
innern, geben diese StofFbezeichnungen Veranlassui^. Allzuoft
hat man gerade solche Angaben benutzt, um von dem Cultur-
zustand der Zeit, in die der Dichter versetzt, ein Bild zu ent-
werfen; und indem man vergoss, vrie sehr diese Sänger idea-
lisiren, hat man mit ihnen, wo man historisch vorgehen wollte,
poetisch idealisirt. Vortrefflich hat das G. Freytag ausgeführt
(Einleitimg zu 0. Ludwigs Gesammelten Werken; jetzt auch
Werke 16,56): »Der Mann von grosser dichterischer Begabung
215
ist zugleich der Weltkundige and vielleicht dei Seher sdnee
Stammee. . . In Beinen Tiämnen erscheinen sogar die bildenden
Künste auf einer Stute, welche er ahnt, bevor sie erreicht ist.
Er Bchildett die Halle des Königs bo gross und reich geschmückt,
wie sie zu einer Zeit in Wirklichkeit noch nicht ist, er bildet
begeistert im Vers die schöne Arbeit eines Halsechmncks, eines
Trinkgefäfises, einer WoSenrüstung. Was ihm iigendeinmal von
den schwachen Kunstversuchen der Zeit^enofiaen gefiel, das wird
von ihm zu kostbarem Prachtwerk auegemalt.« Also nicht nur
für diese Zeit, die er schildert — nein auch für die Zeit, der der
Dichter selbst angehört, gilt Goethe's Wort, dase alle Poesie eigent-
lich in Anachronismen verkehre (Ausg. 1. H. 38,299); und so
müssen wir es immer wiederholen, dass die altgerm. Poesie wohl
das unschätzbarste Dokument für Sinnesart und Ideale der alten
Germanen ist, zu culturhiBtorischen Folgerungen aber nur so weit
benutzt werden darf, als eben diese Sinnesart und diese Ideale Be-
weise des Cultorstandee sind. —
Adverbiale Bestimmungen formelhafter Natur bespricht
Arndt aao. 51. Von ihnen scheint nur die Unterart der lokalen
Adverbialformeln räch typisch gefestigt zu haben und zwar auch
nur bei den Verbis des Spreebens imd Hörens vgl. J. Grimm
Andreas und Elene S. 36, Wänhold Spie. 5, Arndt aao.
Wir müssen bei den Satsformehi hierauf noch zurückkommen. —
Arndt erwähnt (aao. 51) auch noch eine andere Eigenthüm-
lichkeit der epischen Sprache, nämlich den häufigen Gebrauch
der Superlativa und der Substantive der Quantität mit
einem darauf folgenden Genetivus (Pluralis). Beide Figuren
haben einen sehr weiten Umfang und sind nur eine der zahl-
reichen Formen der Tautologie; denn allaro kuningö kraftigöst
sagt nichts weiter als >der mächtige Herrscher« und mannö
folk heisst einfach > Menschern. Aber zu formelhafter Erstarrung
ist es auch hier nicht gekommen, ausser in der christlichen
316
FoQÖe bei den Namea Gottes und Christi. Vielmehr schränkt
die Zeit der gnten Dichtung den lobenden ScperlatiT ansdräck-
iicb auf göttliche Wesen and Dinge ein Qiii ert ae vlsasär vera
Vaf. 00,3; ßrim. 43—44 vgl Vaf. 12,4 and Hat. 68 werden
beste Dinge aoigezäblt; äbennraiBchlich ist anoh der Itieee
H. Hi. 17,3. Ssperiativee Lob verdien» nnter den GKittem
Heimdallr ^i. 14,2 und Freyr Lok. 37,1. — Der Superlativ
fOi göttliche Weeen Hyndl. 43,6 wird noch durch einen Com-
parativ 44,2 üb»boten). Lebendoi Menschoi wird dieser
Süpwlatäv auBdrüeklich verboten, obwohl sie alle danach streben:
drückt er doch so knapp und klar jenes Strebm aus, hervor-
zuragen, »wie die edle Esche Über Domen«. Aber man darf
solches Prädikat keinem Unvollendeten zuerkenneo: at engl er
einna hvatastr H&v. 64,6, {mt er övist at vita . . bverr 6blau-
fiastr er alinn Fäi. 24, 1 — i; die Anrede {)raeU minn in bezti
Vkv. 39,2 ist schmeichelnd, liebkosend, nicht urtheilend. Bei
den alten Germanen hätte kein Orakel ein miuratv dvSptömov ao^eä-
ramq laxpänj^ au^eeprochen, wie bei den Griechen geschah,
allerdings auch erst zu einer Zeit, in der Euiipides der Held des
Tages war. Aber der Tod vollendet: wie die Frau (H6v. 80,2)
verdient der Mann volles Lob erst im Tode ; gefallenen Helden
wird der Superlativ geweiht: {lann heä ek allra aettggfgastan
fylki fnndit ok framast nekkvi Gud. II 31, 1 — 4; dem toten
digord gilt ja in Wahrheit auch Gripirs superlativische Prophe-
zeiung Grip. 7 wie dem toteQ Helgi die der Nomen H. H. I 2.
Und wie beim Zauber gilt auch bei der Prüfung der Sterbende
schon ab halbgöttisch : budlungr, sa er rar baztr und sölu heisst
H. Hi. 39, 3 — 4 der totwunde Helgi. Schon die ältesten Runen-
denkmäler wenden in Grabschriften diese lobenden Superlative
an (Rosenberg, Nordboeraee aandsliv 1 124 f.) — Eine Aus-
nahme bildet OUT der Ruhm Sigrlinns als der schönsten lebenden
Maid H. H. I 1. 1—4, vgl. Saem. 4—5.
■K
217
In späteren Liedern irird das anders: Superlative werden
gesucht, doch nicht lobender Art, sondern pathetischer: 6ud.
I 3,7 4,4, Gud. hv. 1,2, 16,5, 17,1. 5, 18,1. Die Häufung
an letzterer Stelle erinnert an die Manier, wie E. M. Arndt in
seinen »Erinnerungsbildemc dem Grössten, Stärksten, Besten u. s. w.
je eine Strophe widmet.
In christlicher Zeit wird man mit Superlativen sehr viel
freigebiger (Schütze, Beiträge zur Poetik Otfrids S. 21) und
das dauert dann fort ins mhd. Epos hinein (ders.. Das volks-
thümliche Element im Stil Ulrichs von Zasikhoven, S. 12).
Dazwischen steht eine interessante Uebergangsform. Die
Lieder der mittleren, aber auch nodi der jüngsten Periode
eddischer Dichtung lieben den Superlativ schon, wagen ihn aber
noch nicht recht zu brauchen. Vorsichtig betonen sie deshalb
jedesmal, wo sie ihn anwenden, es liege nur ein subjectives
ürtheü vor: verst hyggjum |)vi Grip. 24. 40,1, moch mehr ver-
klausuhrt svä at m^r skyldi verst |)ykk]a Härb. 49,2, und so
selbst noch in der starken Häufung Akv. 7 : minn veit ek mar
bestan en maeki hvassastan . . . hjälm ok skjold hvitastan,
die sonst sich den Superlativsammlungen in Gufi. I und Gufi. hv.
vergleicht. Noch lieber aber als diesen eingeschränkten Super-
lativ gebraucht man in dieser Zeit die Umschreibung mittelst
des Comparativs und »alle«. Die Stelle Akv. 7 schliesst so:
einn er mfnn betri en s^ allra Hüna; sonst aber wird trotzdem
formell der Superlativ vermieden ist, auch hier das »meiner
Meinung nach« nicht gespart: ein er m^r Brynhildr oUum betri
Sig. sk. 16, 1 — 2 einn J)otti hann J)ar Qllum betri Helr. 11,6
ülfar |)Ottumk oUu betri Gud 11 12,6 einn var m^r Sigurdi*
oUum betri Gud. hv. 10,6; gehäuft Gud. I 10, 5—8 fann ek
hüsguma hvergi in betra en hüsfreyju hvergi verri. Bei gött-
lichen Wesen steht wieder der umschriebene Superlativ absolut :
318
vard einn boritm sUuin meiri HyndL 43,1 — Zu H. H. I 40
Sllum ellii vgl. Holtzmann Edda 337,40. —
Wir könnea also hier eio stilgeflcbichtliches Curiosnm
featsteUen. Die heidniache Zeit schont den Supertatäv bei
lebenden Menschen; die christliche vergiebt ihn gem. Dttswischra
liegt eine Zeit, wo man die Neigung lu dem vollen Worten
der späteren Periode mit dem Siaacb der älteren rereinigen
möchte: man umschreibt den Superlativ und wahrt seine Seele,
indem mn-n ihn relativ macht; dafür bildet man einen eigenen
formelhaften Vers: einn er (rar) Qllam betri. —
Sachliche Superlative wie HAv. 14,4, 37,3, Sig. sk. 14,4. 6
gehen durch alle Perioden. —
Wir fügen wieder der Sammlung der Fälle einige Betrach-
tungen bei, die sich aus ihnen zu ergeben scheinen.
In der Regel erzeugt das Hauptwort aus sich eelbet das
Beiwort. Entweder ist es sein Inhalt, oder seine Form, die
die Wahl des Epithetons bestimmt. Ist es der Inhalt, so haben
wir die höchst interessante Figar des ■ etymologischen Epithe-
tons*. Wenn die Erde bei den Germanen »die breite Erde«
genamit wird, so hiess sie im Veda schlechtweg »die Breite«
(Max Müller, Essays II 67, vgl. D.Wb. 3,70&,3; »ein skr. urvi terra
wird mit Recht von um weit, gross abgeleitet und gleicht dem
gr. Beinamen der Erde täpeta* : skr. Appellativ und gr. Epi-
theton decken sich): wenn das SchiS bei Homer »das hohle
Schiff« genannt wird, so heisst es bei den Germanen schlecht-
weg »das Ausgehöhlte« (Zimmer Q. F. 13,71): wenn das Gold
in den Paralipomenis zum Faust »das glänzende Gold« genannt
wird, so heisst bei den Aeg3^tem, Semiten, Griechen das Silber,
bei zahlreichen Völkern das Gold schlechtweg »das Glänzende«
(Schrader, Sprachvei^leichung und Urgeschichte S. 181, 190).
Wie Gleichniss und Umschreibung folgt auch das Beiwort der
ursprünglichen Richtung des Sprachgeistes : dieselbe Eigenschaft,
219
die bei dem einen Volk zur Kennzeichnung des Dinges selbst
dient, wird von dem andern Volk benutzt, um in poetischer
Sprache eben dies Ding zu idealisiren, als vollkommen zu schil-
dern. Weil an den edeln Metallen der Glanz so wesentUch
erscheint, wie an dem Herrscher die mute, wird wo es nicht
durch das einfache Appellativum geschieht, durch das Epitheton
hier wie durch die Kenning dort der Glanz dem Golde, die
Freigebigkeit dem Fürsten zuerkannt.
In loseren Zusammenhang mit der inneren Form des Haupt-
wortes werden nun wohl fast alle epischen Beiworte stehen : sie
rühmen eben nur Eigenschaften, die so wesentUch scheinen, dass
sie zur Benennung des gepriesenen Gegenstandes wenigstens
hätten benutzt werden können, wenn nicht wirkUch benutzt sind.
Aber als bestimmend für die Auswahl tritt neben der Auf-
friBchung des noch durchgefühlten Etymons zweitens die An-
lehnung an die Form des Hauptworts hervor. Vor allem heben
alle Sprachen aUiterirende Epitheta, die russische (Beinholdt
Geschichte der russischen Literatur S. 53) so gut wie die ger-
manische, und diese in alter Zeit so gut wie später, auf deutschem
Boden (Zingerle Alhteration bei mhd. Dichtem S. 61 f.) wie
auf englischem (Hegel Die Alhteration bei Layamon, in den
Germanistischen Studien I 217); besonders herrscht diese Form
der Alhteration aber in der ne. Poesie (Zeuner, Die Alhteration
bei ne. Dichtem S. 53 f.)
Etymologische Epitheta sind z. B. folgende:
zu König: riki (vgl. rex, rajan u. s. w.), mildi (vgl. altn.
mildingr).
zu Mann: änhydig anmdd änraed betonen sämmtlich das
Denken, von dem der »Mann« benannt ist.
zu Brünne: der Name zu brinnan »des Erzglanzes wegen«
(Schade Altdeutsches Wörterbuch I 87a); die Epitheta gelten
eben diesem Glanz. Zu Gold und Silber: glänzend, strahlend.
Zu Erde: breit, weit b. o.
Zq Wasser: ofer he&hne holm t^ Merbadt S. 5. —
Alliterirende Epitheta aind s. B. folgende: coningo
enftigtet, cempa coUenfeiM, thifstmAdig tbegaa, gM gnma,
erlös ellanraofe, djüpr dAlr, unordspdha nneros, lahs fsgu (im
yamen Fairfaz monumentaliBiit); mit weitergehender TTebenin-
stimmnng der Leate häle hildededr o. a. (Aach das hat seine
Analere in griechisäien and lateinischen Epithetia wie o^oaiwc
adpö^ caerola caeli Marty, Entwicklong des Farbensinns S. 92,
Anm. 2).
Ein Epitheton kann nun beide Eigenschaften Teieinigec
wenn es aus dem Wortstamm des an der betreffenden Stelle
benutzten Hauptwortes erwächst Das ist mhd. beliebt: daz
wipllche wip u. dgl. (Zingerle aao. 60), aber es ist in der alt-
germ. Poesie, so viel ich sehe, ebensowenig in belegen, wie die
Ableitung von Adverb (oder Adjectiv) aas dem Substantiv des
gleichen Verses: daz klaget er klegellch u. dgl. (Zingerle S. 59).
Denn es kommt hier nicht auf das Spielen mit dem Wort an,
sondern auf die Verstärkung des Begriffs, und dieser dient ein
Synonym mehr aJs die Verdoppelung des Werthstamms. Zugleich
erhalt so die Variation ihr Recht. — In gewissem ^nn vereinigen
freilich alle alliterirenden Epitheta beide Eigenschaften.
Denn das ist klar: allen Eplthetis der alten Poesie ist es
gemeinsam, dass sie entschieden idealistisch sind. Sie nennen
die Dinge, nicht wie sie im g^ebenen Momente sind, sondern
wie sie als vollkommen, als ihrer >Idee< entsprechend zu denken
sind. Deshalb stellen die merkwürdigen ags. Denkverse die
Epitheta in imperativischer Form auf: scip sceaJ genägied, scyld
gebunden (Gnom. Ex. 94) und ebenso forst sceal fre<isan, fyr
vudu meltan, eorde grövan, is brycgian (ebd. 1 — 2); d. h. wenn
Alles In Ordnung ist, darf man das Schiff iwohlgmagelt«, die
Erde >grun(, das Feuer »Holzverzehrer« nennen u. s. w. In der
231
Poesie anderer Völker iet das nicht andere: auch bei Honjer
stehen die Beivörter ohne Kückeicbt aof Angemessenheit der
betrefienden Stelle (Düntzer Die homenachen Beiwörter des
Götter- und MenschengescblechtE S. 12 ; HomeiiBche Abhandlun-
gen S. 507 f.) und der Schenvere »Schnee lag auf der grünen
Flur« deckt eich nahezu mit dem Veree Neidharts: ee ist wol
Tcm Bchnlden, ist diu gröene beide val (Neidhart von Reuen-
thal her, von M. Haupt 86, 36). Eine durch alle Zeiten sieb
emeaemde Spracbgewohnheit beleuchtet in lehrreicher Weise
dies Verhältniss zwischen Hauptwort und Beiwort. Das Adjec-
tiv dient zunächst natürlich dem Substantiv, indem ee dies in
die Sphäre des Idealen hebt Kommt zu der inneren Verwandt-
schaft der beliebte Gleichlaut hinzu, so wachsen beide Worte
eng zusammen, so eng, dase zuletzt umgekehrt das Substantiv
dem Adjectiv dienen kann, indem der t^ische Fall (das Sub-
stantiv) zur Bezeichntmg des höchsten Grades (des AdjectiTB)
eintritt. Solche Verbindungen sind besonders neuenglisch un-
gemein beliebt (Seitz, Zar AIhteration im Keuen^ischen Progr.
Itzehoe S. 17 f.). Erst heisst es: das grüne Gras, die rothe
Kose; dann heisst es: grün wie das Gras, roth -wie eine Rose.
Kon haben wir freilich schon im Eingang der Arbeit erwähnt,
dasB in derselben Weise schon in ältester Zeit für jeden B^riff
ein bischer Fall ausgewIUilt war: weiss wie der Schnee. Das
Merkwürdige ist ni;r eben, dass es eine andere Schicht von
Substantiven ist, die wir in altepischer und in späterer Zeit zur
Ersetzung des Superlativs beim Adjectivum finden. Der Rabe
hat einmal das Epitheton schwarz, der Schnee das Epitheton
weise gehabt: in unseren Gedichten haben sie es nicht mehr,
weil diese Appellation mit diesen Farbenangaben so fest ver-
bunden sind, dass die Verstärkung durch ein Beiwort überäüssig
ist, dass sogar das Beiwort selbst durch das Appellativ verstärkt
werden kann. Wahrscheinlich ist diese älteste Schicht typischer
SubBtantära, die Torzugsweise Farben bestimmen, gemeinariscber
Besitz; mindestens bei den Kelten wird auch gesagt, daas du
Haar schwarz wie der Rabe, die Wange roth wie Blat, der Lab
weiss wie Schnee sei (Windisch, Irische Texte S. 64) — grade
wie im Märchen von Sneewittchen. — Dagegen nennen Rigveda
ond Aveeta die Erde noiäi nicfat grOn (Marfy, Entwicklung des
Farbensinns S. 93, Anm.) Solche fische Ve^leichstiftger sind
also poetäsche Hilfsmittel, die die altgerm. Epoche schon ttber-
nimmt. Indem sie aber neue Worte mit ständigen Epithetis
versieht, schafft sie neuerdings fypische SubstantiTa: und so
spielt in späterer Zeit etwa die rothe Böse dieselbe Rolle, wie
in älterer das rothe Blut — freilich eine charakteristische
Neuwahl! Aber zu verdrängen waren die alten Worte nie, und
die Farben des deutschen Reiches würden wir noch heut an
denselben schwarzen, weissen, rothen Dingen veranschaulichen
können, die vielleicht schon die alten Arier wählten, um sich
für Farbwerte Superlative bilden zu können. —
Keine Formklasse besitzt eine reichere Literatur als die
Epitheta. Ich citire nur das Wichtigere, soweit es mir bekannt
ist. Einige uridg. Epitheta sucht Kaegi (Rigveda Anm. 19^} u.
276) zu erweisen (vgl. auch z. B. Holtzmann, Edda 501,29);
vorhomerische Epitheta bespricht Reimer, Uebet das Formel-
wesen im griechischen Epos (Progr. Freiberg 71, 8, 5 f.). In
der späteren griechischen Dichtung ist die Vorliebe der Sappho
für typische Dinge zur Ste^rung von Adjectiven hervorzuheben
(ytüaxzoi is'jx6rspa 0. Müller, Gesch. der griech. Lit. 300 Anm. 3).
Die Epitheta im mhd. Volksepos stellt Uhland (Schriften 1,
391 f.), die im altfranz. Epos in Auswahl Bekker (Homerische
Blätter 11 87 f.) zusammen. Für spätmhd. Zeit verweise ich
z. B. auf Hauffens Sammlungen für Walther von Rheinau (Zs.
f. d. Alt. 32,35 f.). Beispiele von Epithetis aus neuerer Volks-
poeeie bei Talvj (Versuch einer Charakteristik u. s. w. S. 134;
speciell aus der frz. Volkepoesie bei 8chefDei, D. frz.VolkBdichtung
2,244. Beispiele endlich für Neufonoung von EpithetiE durch
obd. Schrifteteller bei Jean Paul, Vorechule der Äeathetik O^^f^e
18.336). —
Auf dem Gebiet unserer Arbeit fehlt es nicht an ßpecial-
untereuchungen für die Epitheta, besonders bei ags. Dichtem;
so für Cynewulf Jansen S. 13 f., für Caedmon Ziegler 8. 38 f., Sche-
inann führt die EpitbetA der Synonyma im Beövuli bei diesen
auf. Wichtiger ist Lichtenhelds Aufsatz über das schwache
Adjectiv im Ags. (Zs. f. d. Alt. 16,325 f.), der aus formellen
Gründen die Beiwort« in zvrei Klassen zu zerlegen sucht: solche,
die eelbstverstäodlicbe oder wesentliche Eigenschaften bezeichnen
(Adjectiv in schwacher Form) und solche, die vorübergehende ■
zufällige Eigenschaften bezeichnen (Adjectiv in starker Form;
vgl. aao. 36S. 368). Diese Scheidung, der bekannten Theilung
in epitheta omantia und necessaria entsprechend, führt ihn zu
interessanten, wenn auch öfters anfechtbaren Ableitungen der
echten Epitheta. —
Für die Farbenai^ben verweise ich nur auf die Literatur
bei Bruchmann Psychologische Studien zur Spradigeschichte
S. 111 f., vgl. auch 6.251; für die Farbenvergleicbe besonders auf
Marty Entwicklung des Farbensinns S. 79. 143. — Auf eine
Diskussion der Frage nach dieser Entwicklxmg brauchen wir hier
uns glückhcher Weise nicht einzulassen. —
Anbang zu % 10.
Wie Adjectiva können auch Substantiva und sogar ganze
Sätze mit Substantivis formelhaft verbunden werden. So reihen
sich an die nicht häufigen Epitheta die noch selteneren Fälle
fester Apposition und die ganz seltenen von ständigen ]
234
Feste Apposition b^;egnet altn. nur in altm oder doch
älteren Liedern, beeondera der ^. und der Vkv. In einigen
FiUlen ist die einmalige Setarang der Appoütion von der Art,
dasa wir sie der wiedwbolten Setzung gleichstellen mäseen.
Offinn, aldinn gautr V^. 2,1. 1S,3. Jiryinr JnuBa dröttin
^r. 5,1 10,3 25.1 30,1 and 5 Heimddlr hvitaatr im ^. 14,2
Nidudr Njära dröttinu Vkr. 7. 14,1. 30,7 Velnndr vlsi &Iia
Vkr. 14,4 Inkkrftdr {praell minn inn besti Wv. 89,1 Sigurdr
seggja dröttin Brot. 6,5 — 6 Onnair grainr haukstolda Sig. ek.
31,1. — Aehnlich Rlg. 1,S — 6, wo abex der Name nachsteht.
— Erce eor|>an modor Zaub. I 49? vgl. WOlcker zur St. u.
folde, Sreq modor ebd. 67, — Ebenso Wegbrade, vyrta modor
Zanb. rv 7, — .
In diesen Fällea also steht noch die Apposition neben dem
Eigennamen, nicht wie später immer an Stelle des Namens.
— Neben eigentlichen Rangbezeichnungen (^uraa und Njära
drottin, visi älfa, gramr haukstalda) treffen wir den ebenfalls
rangbezeichnenden Superlativ (hvitaatr, beztr) und das beliebte
Epitheton aldinn, auf dessen superlativische Bedeutung beim
Namen des höchsten Gottes wir schon aufmerksam machten.
Zu den festen Appositionen gehören ausserdem noch alle
S. 166 f. aufgezählten Bezeichnungen nach Sippe oder Rang:
fast alle kommen auch neben dem Namen vor, die hier an-
geführten aber nur neben dem Namen. —
EndUch scbliessen sich noch ständ^^e Begleitsätze an.
Im vollsten Gegensatz zur festen Apposition finden sich diese
fast nur in jüngeren Liedern. Sie gehören in der Poesie aller
Völker zu den sicheren Kennzeichen der Spiehnannsdichtung,
die mit dem leeren Pomp solcher Parenthesen gleichsam um
die erhabene Gestalt ihrer Lieblingsfiguren einen Raum frei
macht, um sie besser zu zeigen (z. B. Salmön der was richi
MSU XXXV 5,15. 51 der was hSri 15. 20,1; Trougemunt, zwei
226
und Biebaizig laut die ednt dir kaut u. dgl. CU^iland Schriften
m S. 293 Anm. 46). DasB solche pareuthetischen 8ätse voll-
kommen den stehenden Bpithetie gleichstebeD, bat zuerst
Scherer (Q. F. I 29) au^eeprochen.
Vereinzelt finden wir solche Sätse allerdings snch in älterm
Ijedem; dann aber se^ die Art ihrer Verwendnng gerade dep
Gegenaatz tu dem typischen Gebrauch der Bpielmannalieder :
Trie die aEpitheta necesaaria« sind räe dann mit bestimmter
Absicht verwandt. So Vel. 30,3 — i ])ärr-hann sjaldan sib' er
hfinn slikt um fregn; {ir. 14,3 — 4 HeimdaUx — Tissi bann vel
fram eem vanir afirir. Das sind Zwischensätse, die Thorrs oder
HeimdaÜB Eingr^en in die Handlung motivlren. Aber in der
Hamarsbeimt begegnet doch auch dn wirklieber B^eitaatz
formelhafter Natur: in aldna jQtaa systit hin er brMfjAr biäja
Jwrdi l)r. 29,1—4 vgl 32;2— 4. Immerhin fehlt hier der
Eigenname. Diesem laufen erst in späten Gedichten solche
Begldtfiätze nach: Eoetbera, kvaen var h6n Eggna Atlm. 6,2;
Snaevarr ok Sölarr, synir vAni |)eir Hsgna AÜm. 30,1-^2
Beitr, brytr var ban Atla Alm. 56,2; ebenso mit anderm Hilfs-
verb Gaumv^r er Gonnatr 6.tÜ Atlm. 6,6. 31,2. In all diesen
Fällen ist die Apposition nur im metrischen Interesse durch
das Hilfsverb verstärkt; wir werden in g 19 solche Dehntmg
alter Verse zu neuen durch Zusatz von Hüfsverbis als häufige
Erscheinung junger Perioden zu besprechen haben. Charakterisi-
rend wirkt der B^leitsatz nur Hamd. 9,1 Ssrli, svinna hafdj bann
byggju, was zu einem stehenden Epitheton Hamüs das genaue
Pendant bildet: HamSr inn hugumstöri ebd. 6. 24,1 (vgl.
Ramsch Kritik und Metrik der Hamtosm^ S. 6). — Rigr
knnni ])eim räd at s^a u. s. w. R. 3,5. 17. 29. 32,1 f. ist
dagegen nur ein zufällig mit dem Eigennamen beginnendes
Stück dieses in strengstem ParallelismuE der Glieder aufge-
bauten Gedichts. —
l[*]r«r, altcntBMiMlw PomI». 1&
Vgl übrigens über Paientbeeen in der gelebrt-chiistlichea
DichtongfürCyneralf Jansens. 101, fürOtfriedScbützeS. 18 f.—
Als UftCftolajr den geistreichen Versuch machte, durch
Balladen im Stil alter Heldenlieder jene Gedichte zu vergegen-
wärtigen, die er mit Niebuhr als Grundlage der römischen Ge-
dichte ansah, war es ganz beeonderB auch diese Figur, durch
die er seinen Lays of Ancient Borne einen alierthümlichen
Charakter zu geben versuchte. Er nannte »talse Sextus« nicht,
ohne nachzuschicken ithat wrought the deed of ahamei und
sprach nicht von Asturs Schild, ohne hinzozosetzen »which
none but he can wield.« So trefflich auch seine Nach-
ahmtmgen im Ganzen gelungen sind, würde doch dieser Zt^
genügen, die Lays aus dem Kreis echter alter Heldenlieder zu
verbannen, wenn sie ans als treue Uebersetziingen lateinischer
Gedichte vorgelegt würden. Schon der Form nach verratben
diese parenthetischen Begleitsatze eine Kunstübong, die die
alte einfache Parataxe überholt hat; und inhaltlich bezeichnen
sie die Verbeugung des Spielmanns vor einer Lieblings&gur.
Gar die Uebertreibui^ dieser Formel würde uns bedenklich
machen gegen die Echtheit der Balladen überhaupt. .-Vis aber
Macaulay seine Lays schrieb, hielt man überall noch gerade
die Gedichte, weiche wir jetzt als »Spielmannsdichtung« von
der älteren Volkspoesie trennen, für besonders charakteristische
Proben der naiven Volksdichtung; und so hat sich auch an
diesem genialen Nachdichter erfüllt, was über Kunstfälschungen
überhaupt geistreich bemerkt worden ist: weil sie immer aus
der Anschauung ihrer Zeit heraus die alten Gegenstände er-
fassen, sind sie nach zwanzig Jahren schon leicht zu erkennen
(J. Lessing, Was ist ein altes Kunstwerk werth? S. 47). —
Wemi nur später dieser Vortheil nicht wieder verloren ginge! —
Capttol T.
Wortgruppen.
g 11. Wortwiederholung.
Die vielmalige Wiederholung desselben Wortes scheint für
die Poesie der uncivilisirten Völker von grosser Bedeutung
(Burdach Ze. f. d. Alt. 27,349) und ist vielleicht s(^ar für die
älteste Epoche einer jeden Poesie bezeichnend ^. f. vgl. Lit.-
Greach. 1,38). Aus so frühen Stadien der Entwicklung ist uns
aber von altgerm. Dichtung nichts gerettet-, unsere Denkmäler
gehören einer Stufe der Cultur und der Dichtkunst an, welche
über ein rohes Vervielfachen des Schlagwortes längst heraus-
gewachsen ist. Dazu sind uns nur erzählende und ermahnende
Gedichte erhalten, während die Wiederholung von Worten (oder
Versen) naturgemäs? in der Lj-rik am längsten haftet. Hätten
wir altgerm. Hymnen, so wäre uns sicher mit solchen Verviel-
fachungen der bequemste Uebergang von dem formelhaften
Einzelwort zur formelhaften Wortverdoppelung gegeben. Die
traurigen Fragmente des krimgotischen Liedes (vgl. Tomaschek
Die Goten in Taurien S. 66) beginnen gleich mit >wara waxa*,
was nach Förstemanne Erklärung sich mit dem Anfang der
siebenten horszischen Epoche nahe genug berührt: quo quo
Bcelesti ruiÜB? Und BO begegnet uns gleich am Eingang eine
Thatsache, die wir uns in diesem Paragraphen stets vor Augen
halten müssen: so tiefe Wurzeln bat die Wortwiederholung in
historischer und in psychologischer ICnsicht (beides gehört na-
türlich zusammen), dass wir die zahlreichen Uebereinstimmun-
gen, die innerhalb und ausserhalb der germ. Literatur sich uns
15*
228
hier überall aufdrängen, eteta als *urTerwandt< auSaasen müSGen,
wo nicht gani besondere Erw^fongen dem im Wegd stehen.
Seltsam genug haben freilich die Germanen oft mit diesem
Urväter-Hausrath gewirthschaftet. —
Lediglich in Zaubersprüchen and Anrufungen kommt' in
den altgerm. Denkmälern noch die echte Wortverdoppelnng
oder Wortrordieifadiung Tor: in einem ags. Zauberspruch heisst
ee Erce, Erce, Erce (Grein- Wülcker I 314,49) in Rufen zu
Waotan, die noch jetzt umlaufen sollen, Wode Wode oder
Wdld Wdld W61d (Myth. 129. 130). Dae ist uralte Ait; so
i. B. in den Marcellischen Formeln rica rica soro (J. Grimm
EL Sehr. 2,129) oder corcedo, corcedo, stagne (ebd. 134), and
ist lebendig bis auf den heutigen Tag geblieben, z. B. in den
neugriechischen Gebetliedem, die J. Grimm (lieber das Gebet
ebd. 448. 458) bespricht. Und nicht anders in zahlreichen
lyrischen Volksliedern Deutschlands, besonders beim Gedicht-
anfang; ich nenne dee Beispiels wegen nur Chume chume ge-
selle min (C. B. 136a), welches ich wenigstens für ein sehr
altes Volksliedchen halte. — Andere Fälle z. B. bei J. Grimm
El. Sehr. 3,306 Anm. Roethe Reinmar v. Zweier S. 297
Anm. 344. —
Aber zweierlei hat die echte Wortwiederholung in der germ.
Dichtung umgestaltet: die Unterbrechung und die Variation.
Die unterbrochene Wortwiederholung (man köimte
sie auch *intermittirende< nennen) hat ihre Ursache in der me-
trischen Technik. Wiederholt werden die Worte, die besonders
wichtig sind; und eben die Worte, die besonders wichtig sind,
bringt die AUiterationedLchtui^ an den Taktaniang oder noch
lieber an den Versanfang. Aus der alten Dichtung können
wir gleichwohl solche Fälle nicht belegen (höchstens gehört vuli
min vulf Rat. 1,13 hierher): die Variation ist hineingetreteo
imd hat das Stabwort an zweiter Stelle durch ein Synonym
ersetzt. Erce uod Wöld emd vieder als Eigennunen davon
vetecbont gebliebcD. 80 also t. B. VfiL 8,1 — 2: der ente Halb-
-vers begimit mit dem heiti b61, der zweite mit der Kenning
Bipm mäoa; und genau ebenso in zaMloeen aj^dem Fällen.
Aber in späten Volksliedcben taucht die unt^brochene Wort-
wiederholung auf. Noch immer klingt der Stabc^m durch,
der nun rührender Anreim geworden ist; so in jenem schönen
Verse »Laes rauschen, sichele, rauschem (Uhland Volkslieder
I 78). Oder die mllfylling wird dem zweiten Stabwort ange-
BchmoUen, besondere als Epitheton; so sehr oft namentlich in
Refrains wie dem berühmten »Edward, mein Sohn Edward^
Ganz ähnlichee finden wir bei den Zwillingsformeln.
Eine Zwillingeformel, nur ohne VerbindungHwort, entsteht
auch wirklieb bä der anderen Art, die Wortwiederholung um-
zugestalten: bei der variirten Wortwiederholung. Auf
diese hat Weinhold aufmerksam gemacht: vocee dnae eiusdem
vis copula omissa iungontui (Spie. S. 7 Tgl. J. Grimm zu An-
dreas u. Elene S. 42). So heiset ee altn. opt öejaldan, während
sonst zwei^edrige As;^deta in der altgerm. Poesie kaum nach-
zuweisen sind (wohl mehrgliedrige). Ofienbar hiees ee ursprüng-
lich »oft oft«, aber Variationslnst und metrische Rücksichten •
verboten dies. Wenzel (Die ältere Edda 6. 12) Übersetzt die
betreffende Stelle (V^l. 26,9) mit Recht: »wieder und (immer)
wieder«; die ganze Strophe ist voll von Wortanfnahmen, un-
mittelbar vorher steht die Anaphora ]n7Bvar brendu {trysvar
boma. — Der Miifigste Fall dieser Figur ist age. somod ätgädre.
Wirken Variation und Unterbrechung zusammen, so ent-
Bteht eine eigentliche Zwillingeformel. So heisst es z. B. Lok.
21,1 (und öfter) oerr ertu, Loki, ok erviti. Das sagt gerade
soviel wie in Schulen Xenien der Vers: »0 ich Thor, ich ra-
sender Thor!« Die unterbrochene Wortwiederholung ist nhd.
noch kenntlich, alto. durch Variation verwischt. — f
Aber neben derjemgen Form der Wortwiederholung, die
wir »echte Wortwiederholung« naontea, steht von ältester Zeit
her eine complicirtere, wenn gleich immer noch herzlich ein-
fache Form, die ich die »flectirte Wortwiederholung«
nenne. Hier Bteht das Wort einmal (in der Regel zuerst) im
CaaoB rectos, und wird dann im Caana obliquus wiedergespiegelt.
Diese Form iat so sicher wie die echte Wortverdoppelnng or-
altes Gemeingut aller idg. Sprachen, ja wohl aller Sprachen,
deren grammatischer Bau sie inlässt. Aber sie hat doch etwas
Künstlicheres; und gerade für die Anfänge einer kunstmäseigen
Dichtung scheint sie so beseichnend, wie jene Figur für die
AnMngfl der Poesie selbst. Etwas Ueberl^tee und selbst Ge-
suchtes steckt immer schon in der Art, wie das Wort hier sich
um die Axe eines leichten Bedeutungsunterschiedes drehen
muss. Denn ein solcher ist stets angedeutet. Gerade wie in
formeller Hinsicht die Identität der Wortformen ihrer Aehn-
lichkeit Platz macht (ort widar orte statt wara wara), so stellt
sich auch inhaltlich statt der Tautologie eine Antithese ein,
eine Anthitese freilich in demselben Sinn, wie wir antithetische
Zwillingaformeln kennen lernen werden : innerhalb einer höheren
- Einheit werden zwei Glieder derselben contrastirt (jm^ und alt,
d'. h. jnnge Menschen so gut wie alte Menschen). Bei der flec-
tirten Wortwiederholung vertritt der Wortstamm die Einheit;
die Flexion des einen Theüs zeigt an, wodurch die Ueberein- "^
Stimmung eingeschränkt wird. Und hier wie dort rotiren die
Worte mn die einfachsten und nächstliegenden Kategorien.
Heisst es z. B. fotr vid foeti gat ins froda jotuns sexhofdtadan
son (Vaf. 33,4), so müssen wir daa übersetzen »der rechte Fus«
mit dem linken.« Dieser leichte Gegensatz fällt schärfer ins
Ohr, wenn es (Gylfaginning 5) dafür heisst: annarr fötr hans
gat aon vid odrum. Und diesen selben Verdeutlichungsprozees
haben wir zur besten Bestätigung am selben Ort nochmals : die
Prosa sagt >{>& öx undir vinstri bood honum maSx ok kotuti,
während in den Vaf. nur steht: Undir bendi vaxa kviUtu brim{>ursi
mey ok mog aamui. Und mey ok msg (oder obne Alliteration
madr ok kona) ist eine antitbetiscbe Zwillingeformel : Menschen
beiderlei Geschlechta. —
Ein paar Beispiele für die Sectirt« Wortwiederholung hat
J. Grimm zu Andreas V. 360, mehr bietet Weinhold S. 7 und
für die ags. Fälle Kluge P. B. 9,426. — Dass die betreffenden
Formeln >der Anlage nach arisches Gemeingntc seien (Scherer,
Lit. -Gesch. S. 15) hat A. Kuhn (Zs. f. vgl. Spracbforechg. 13,49 f.)
entdeckt; dass sie auch altnissiBch vorkommen, bat man meines
Wissens noch nicht ai^emerkt: »Es Truchs sueammen Körper
an Körper, Knochen an Knochen, Muskel an Muskel« (Reinholdt,
Gesch. d. rues. Lit. 8. 98). Aber aus ihrer Art, aus dem sym-
bolischen Wortgebrauch, der sie hervorruft, erklärt es sieb,
wenn die Gemeinschaft der Formel noch weiterreicht: «ein al^
assyrischer Zaubsrsprucb berührt sich mit dem ersten Meree-
burger* (Goedeke Grundriss * § 10,2 Anm.). — Ebenso ist es
wohl keine Entlehnung, wenn ein altfriesischer Rechtepruch
genau mit einem berühmten Satz des alten Testaments stimmt:
>mortb möt ma mith morthe käla« (Heyne Ff. C^erm. 9,439) so
gut wie >Aug' um Auge, Zahn um Zahn* beruhen auf der
Vorstellung einer Waage, in deren Schalen gleiche Gewichte
nacheinander gelegt werden. Und eben dieser Symbolik wegen
waren solche Formeln von vornherein ■ canonisch < und gehörten
in die canonischen Bücher z. B. der Inder so gut wie andere
MuBterformeln (gegen G. Meyer Essays und Studien S. 290).
Einen guten Beweis dafür giebt eine Homerstelle. Nestor sagt
(B. 362):
Kpiv' &/dpac xarä ^üia, xarä ^pijvpaQ, ^AfOfOfatov,
üti fpTjrpT/ fp^pTjfoi äp'^, füXct di fü^cxt
ait Ontt
fie der n^ Hgmi
Imc
Pocrie ipridit Kb^ T. B. 9,486— Z7>. —
In dcD HÜv» findfn sdi mdiRfS Stoophai, in
ngar wwderlKdt Tcntiikt snfintt: 42—43, 57, 140. DmmOm
iit der FaD im BtiMBlmmm Bhueegm, wo aber dmdi Vanalua
der SubeüuitiTa lu dem flectirt wiedeciielteQ Adjectiv und durch
Unterbrechmig die Fonnei zeistdct wird: tombo sbx in beike
mit tombemo kinde en arme etc. ^S.D.IV 6.7); latriniarh ist
eine Anaphora danuu geworden. Um so beaaer iat die alte
Fonn in den altn. Beiapielen erlialten. Die Stelle Hav. 57,
1 — 9 iat noch mit weiteren Wortspiriereien anageatattet. Die
merkwürdige Stelle ana dem Rünatal aber klingt geradexu wie
eine Anweisung m symbolisch» Wortfügung:
ord m^ af ordi ordto leitadi,
verk m^ af verid veriES (Müllenhoff, D. Alt 271, Anm.}.
Ich stelle die beiden anderen altn. Haoptfalle daneben:
Vin sinnm skal madr vinr vera ok gjalda gjgf vid gjgf ; hlAtr
Tid hlAtri skyli hgldar taka . . . Vin sinom skal madr vinr
Vera, {)eim ok |)ese vin, en 6vinar sina skyli engi madr vinar
vinr vera HAv. 42 — 43.
Brend af brandi brenn onz brunnin er, fmn kvQkiak af
funa; madr af manni verdr at mäli kudr, en til doelskr af
dul Häv. 57.
Solche Häufungen finden sich ausserhalb der Häv. nirgends,
wohl über zahlreiche einzelne Beispiele:
Mit af: H&t. 57., 140.
Mit äfter (diu age.): äo aSiei Itaam B. 3461
beam äfter beame Gren. 1070
breabtem äfter breahtme Guth. 1299
cyn '6Stei eytaoi Ex. S&l
Ud äfter lädmn Ex. 195
Bt&D äiter Btftne An. 738
BtefD äfter etefne Fb. 542
-nmdor äfter Tuodre B, 6S1 An. 630.
Mit A: bi4fiii A bröAnr Vkv. 38,3.
>Ct at: geetr at gest HAt. 81,8 (vgl. 83,6)
Didr 8t nifi HAt. 72,6.
Vgl. H. H. 1 5,6 brafn Wad at hnfm.
Mit be: adele be ftdelnm An. 860.
Mit bam: stön fram stäne An. 789.
Mit of: god of gode Cri. 109
Täter of vAtnun Qen. 152.
Mit Tid; ecg vid tage BAt 4,42
fl«d Tid äöde 8ch. 85
fötr Tid foeti Vaf. 83,4
frAd vid frMne Onom. 1,19
fyrd vid fyrde Gn. C. 52
gest vid gest HAt. 32,6
gjgf Tid gjgf HAt. 42,8
hearde vid heardum BAt 87,5
hlAtr vid blAtri HAv. 62,4
lad Tid Udum B. 440 Qn. C. 58, Ex. IS
maeg vid maege B. 1978
mnd Tid rond H. H. I 28,8
til Tid tilum Gn. 1,23
veall vid vealle Gh. 11
verige mid vmgum An. ölfi.
234
Mit zi : Mn zi bdna, bluot zi bluoda, lid zi geliden M. S. D. IV 2, 8— 9.
Mit widar: ort widar orte ^Id. 38.
Lateinischen Einfliiaa verrätb die Einfassung in zwei Prä-
positionen : of — in und ot — on:
of mägne in mägen Cri. 748 Pa. 83,7
of däge on däg An. 1387 (vgl. Kluge aao. 427). —
Saum noch hierhergehörig ist ein Fall, in dem auf BOlche
Weise das gleiche Epitheton zweier verschiedener Substantiva
eine unechte Wortwiederholnng mit der Präposition fyr bewerk-
stelligt: Valgrisd heitir er stendr vellir & heügg fyi helgum
durum Gr. 22, 1—3. —
Noch dichter rücken die Worte zusammen, wenn sie nicht
durch Präpositionen verbunden dnd, sondern in einem Casus-
veihältnise stehen. Alt ist nur das dativiscbe, während das
genetivische ags. zwar sehr beliebt ist, aber nur in christlichen
Gedichten; altn. findet es sich in Liedern mittleren Altera
Hyndl. H^b.). Das Latein hat diese Figur in alle neueren
Sprachen getn^ien (vgl. LeüEhoId, Et]'moIc^(iache Figuren im
Romanlscben S. 19 und, was dort citirt wird, Landgraf, Figura
etymologica linguae latinae S. 34 f.).
Dativ.
fötr foeti Hamd. 14, 5 — 6
leöf man teofum Güth. 1137
ajAlfr själfum mer Hdv. 137,6
vin sinum skal modr vinr vera Hav. 42, 43. 1 — 2
en ovinar sins skyli engl madr vinar vinr vera Häv. 43, 4 — 6.
Hierher auch ne geald he yfel yfel& El. 493.
Genetiv.
cyninga cyning Sat. 206, Cri. 136. 215. 1682. D6m. 95.
An 1194. Hy. 8,15
dreima dreäm Sat. 314. Cri. 580, m dreäma dredm Ph. 658
drihtna drihten Gen. 638 Cri. 405 Wal 84 An. 876, 1153,
iL 594, El. 371
ealra cyninga cyning An. 980, Jttl. 289, Hy. 3,22, Oratio
poetica 19
a& karl k&tla Harb. 2,1,
in llfes llf Ph. 649
ealra dugeAa dugud Hy. S,24
tflkkr rakkra Hyndl. 1,5
ealra |)iymma |)ryimn Cri. 726, Phon. 628
ai sveinu sveina Harb. 1,1, vgl. Fil. 1,1
■voruld vorulda Cri. 778 Ph. 662 in voruld vorulda An.
1688, El. 452 Jmrh ealra vorulda voruld Pb. 71,5 78,14 (mit
»alle« verstärkt bat die Figur schon io alter Zeit »fast aus-
BchliesBlicb reügiösen Sinn«, wie noch in der mhd. Dichtung
Roehte Reinmar r. Zwet« S. 288).
Aehnlich auch maer meyja Hyndl. 1,1. — Die Verschie-
denheit der Form beseitigt das Weeenthche der F^ur in H. 47,6
msdr er manns gaman. — Eine interessante Vereinigung der
äectirten ^\'ortwiederholui^ mit der Variation dorch «ein ande-
ren M. S. D. 26,10 Böse snel snällemo pegägenet andermo (vgl.
Kluge aao. 427 Anm.). —
Dass diese Figur kunstxnässig verwandt wurde, macht allein
schon das reiche Polyptoton Hiv. 67 wahrscheinlich, und die
andern Häufungen HÄv. 42—43. 140, auch Gn. C. 52—53 er-
höhen die Wahrscheinlichkeit, und jene Uebereinstimmung
der Mereebuiger Zauberformel mit vedischeu Hälsprlicheu
macht ee zur Gewisshat. Verwandt sind auch die Kettenreimu
in dem ^^'unnsegen : fan themo bSne an that äteg, üt fan themo
flesge an thia hüd, ut fan thera hüd an Üiesa strila (MSD
IV 5,3 — 5); hier ist die Wiederholimg nur durch den Vers-
schluse gebrochen; an that bin üt fan themo b£ne, an that
fl^Bg üt fau themo Scisge ergäbe unsere Figur, wenn auch in
sehr umständlicher Gestalt. Aber so heisst ee eben nicht, und
so oder an that b^ fan themo b6ne kann es auch gar
236
heiflaen, weil hier eben wirklich beide OUader identisdi sind:
»an that b^n fan themo btoe« würde zwei verechiedttie Beine
meinen. — Aehnlich folgen sich die Glieder in dem widitigen
agB. Zaubersprach gegen Hezenetich: feil — flaeec — blöd —
(ban) — Hd Zaub. H 20—22. —
Aber auch die altn. Fälle Bind beweisend. Zunächst
stehen fast alle in dem grossen eddischen Lehrgedicht und
sind gnomischen Inhalts, wie Hild. 38 auch, oder dogmatisch,
wie die Stellen in Vaff>rudnismäl und Rünatal. Eine Aus-
nahme macht bloss H. H. I 28,3 in einer an Assonanzen aüeor
Art reichen Strophe. Wo die Feierlichkeit fehlt, wird auch
das Zusammenrücken der beiden Wortexemplare vermieden:
H. H. I 5,5 hrafn krad at hrafne; sonst hiesse es wohl kvaft
hrafn at hrafni. Jene hochfeierlichen Verse Häv. 140,4 — 7
könnte man wie schon gesagt geradezu als Anweisung zu
dieser Formel deuten: soll das Wort heilkräftig sein, so soll
das Wort aus dem Worte das Wort verleihn. Das ganze
Runenlied ist voll von Annominationen der verschiedensten
Art, voller Pracht und Eindruck. Ueberall aber tritt altn. in
unserer Figur ein Gegensatz hervor: die hadernden Graste, die
aneinanderprallenden Schilde, der todte und der lebende Gre-
schlechtsgenosse, der Weihende und der Greweihte. Das ver-
liert sich jedoch ags. ; die Fälle mit vid sind zwar noch grossen-
theils von dieser Beschaffenheit, aber die mit äfter haben
meist einfach die Bedeutung der Wiederholung, »das Anein-
ander oder Nacheinander von Dingen«, welches in dieser Form
besonders in den romanischen Sprachen sehr beliebt ist (Pott
Doppelung S. 9, LeifEholdt S. 62 f.). Im lat. dagegen scheint
noch die gnomische Verwendung zu überwiegen. Dann wäre
hier dieselbe Abschleifung im Romanischen zu beobachten wie
wir sie innerhalb des Altgermanischen fanden. — Am wdtesten
gebt diese Abschwächung, wenn durch den beigesetzten Genetiy
887
dn Wort recht nachdrücklich unter Beinesgleicben g«eetxt -wird,
wenn auch als priaoepe inter paiee. Dieee Foim bat trots
aller fremden Vorbilder aus dem Hebräischen und Lateinischen
(Pott Doppelung S. 106) deutsch sich tue eingebürgert und
steht im ags. als ein neuer Beweis der schuhnässigen Ent-
artung (vgl Kluge aao. 428). —
Wir erinnern dabei an eine bedeutsame Axalo0.e. Die
mhd. Dichter dulden den rührenden Reim nur bä Verschieden-
beit der Bedeutung. Unsere nhd Dichter, scnreit sie diese
zwecklose Ktmstform verwenden, wissen nichts mehr von
diesem Zwang. So ist dem altn. Dichter die Wortwieder-
holung Dor dann erträglich, wenn ein innerer Gegensatz beide
Exemplare trennt; der age. Dichter verlangt das mcb.t mehr. —
Wenn der Hauptxeiz aller Poesie in der »Einheit im
Wechselt besteht, so scheint insbesondere die germanische
Poetik ganz auf das Gesetz gegründet, dim^ den Ausg^ch
entgegengesetzter Tendenzen eine höhere Einheit aus den
Kämpfen ersteh» zu lassen. Für die poetische Sprache durch-
zieht so alle Erscheinungen das Prindp, Tautologie und
Variation aneinander abzuklären. Si^ sonst nur zu oft das
Wort und haben wir dieselbe Bedeutung in vielfacher Form aus-
gedrückt, so reizt in dieser Figur der leise Gegensatz der Be-
deutungen in demselben Worte. Hadubrant spricht: »Mit
gkm ecal man geba icfähan, ort widar orte.« Zwei Kämpfer
in Bewegung, feindhch einander beg^inend, einig aber darin,
um den Schatz zu kämpfen — das AUee birgt die kleine
Formel; ^'atei und Sohn, im Kampf, obwohl Greedüechte-
genossen, sind in der alten Wendung symbollart. Und diese
Kraft der knappen Formel, wie in dem engen ^um eines
einzigen zweimal gesetzten Wortes die alten einfachen Jedem
gelaufigen G^^ensätze sich aneinander meseen — das mag wohl
288
den Zauber ausgemacht haben, der stärker empfunden wurde
zu jener Zeit, deren sich der Dichter freut:
Glaube weit, eng der Gredanke,
Wie das Wort so wichtig dort war,
Weü es ein gesprochen Wort war.
Und dies Symbolisiren des Gedankens durch die Form
ist wohl ernster zu nehmen als man gewöhnlich meint (jfß^
Uhland Sehr. 3,255). Wir werden darüber noch weiter xu
kommen versuchen. Jene Segensformeln aber, die selbst ein
so entschieden kunstmässiger Poet wie Ovid noch treu be-
wahrte, wo er alte Ueberlieferungen wiedergab (Schwarte Indo-
germanischer Volksglaube S. 119) — mit dem ersten Ein-
dringen der gelehrten Bildung zerstieben sie den Angelsachsen
und allen modernen Völkern und aus dem Zauberspruch wird
eine rhetorische Figur.
Es ist das wieder ein interessantes Beispiel für die Ver-
wendbarkeit der Formeln zur Zeitbestimmung. Altn. treffen
wir die flectirte Wortwiederholung oft in den Häv. (denn sie
ist vorzugsweise gnomisch, wie die unflectirte vorzugsweise
Ijnrisch), daneben in Vaf|)r\!idtii6mäl. Von jüngeren Liedern
hat sie nur H. H. I einmal (28,8); aber gerade dies Gedicht
meidet sie sonst mit Absicht: H. H. I 5,5 ist die Figur (wie
erwähnt) zerstückelt durch den eingetriebenen Keil des kvad,
25,1 — 2 ist sie (wie in den angeführten Prosastellen) diurch
das Wort annarr umgangen: en ungr konungr Qdrum sagdi
(während es z. B. Ruodlieb V 162 beisst rex regem duzit).
Hamd. 14 stehen die eigentliche Figur und dies Surrogat bei-
sammen: fötr odrum-fötr foeti. Ganz ebenso heisst es Beöv.
2440 brödir Ödeme, ebenso Cri. 1670 gaest ödera Leäs 3 eorl
Ödeme El. 540 ^gn ödeme (vgl. Kluge P. B. 9, 427, wo auch
weitere Beispiele angeführt und erklärt werden). Länger hat
sich die Formel auf deutschem Boden behauptet: Otfried hat
239
sie nicht selten (Schütze Poetik Otfrieds S. 30), der Ruodlieb
pfl^ sie (rez regem V 162 nitro nitrum V 366 amicus amico
V 450 cum dominis domina Xm,6 maior maiori Xin,62).
Auch mhd. ist sie noch beliebt, z. B. Walther 4,37 ob allen
magden bist du maget, ein magt 5,23 ein wort ob allen
"Worten. —
Ich habe hier nicht viel literator anzuführen. Homerische
Fälle mancher Art führt fiekker Homerische Blätter I S. 186f.
an; dazu bemerke ich, dass die Homerischen Hymnen die
flectirte Wortwiederholung ganz besonders lieben: xaxip leaxby
n 76 IpTw Slprov m 120 ^raWec Ttaidtcm. Vs 197. — Für
Otfried vgl. Schütze aao. ; für Caedmon Ziegler S. 70 f.
Ganz besonders muss eine seltsame Art, die alte Figur zu
erneuem, hervorgehoben werden: drögu {)eir er skidi skidi-jäm
Hamd. 16,1 — 2, wo nicht ohne Greschick die Verspause be-
nutzt ist, um das Herausholen zu schildern. Simplex und
Compositum bilden hier die Figur. —
Eine ähnhche Figur wie durch diese Substantivgruppen
entsteht bei verbaler Wortaufnahme. Flectirte Verbalwieder-
holung ist zwar nicht so häufig, wie flectirte Substantivauf-
nahme; aber die Fälle sind bezeichnend. Wieder kommt hier
die S3rmbolik deuÜich zum Ausdruck. Eine Reihe von Versen
aus verschiedensten Epochen malt mit diesem selben Mittel
die lange Dauer eines Zustandes, in dem Trauer (oder seltener
Freude) sich an sich selbst immer wieder entzündet. Den be-
rühmten homerischen Vers rixXad^i drj^ xpadiov^ xdt xdvrtpov äiXo
Ttor hkyjQ hat schon Kluge (Englische Studien 8,482) mit dem
Refrain Deors verglichen: {)ä8 ofereode, {)isse6 svä mag — aber
wieder ist in dem ags. Fall die Wiederholung durch das Pro-
nominaladverb svä erspart. Viel genauer stimmt zu dem
griechischen Vers der Walthers: Ich vertrage als ich vertruoc
und als ichz iemer wil vertragen (W. 50,7), wozu Wilmanns
S40
(uto. tinm Veit Fsira ViiU> and in der ^plwttn>g m aaliMr
AuBgkbe ' 81 yitäa «ndenn Stellen heramiebt. Nach Jabx-
hunderten ugt Schiller: Und ein Jahr hat er's gatragen, triigfc'a
nicht Ui^er mehr; and dann Hdne: Und ich glanbt' ich trOg'
es nie — und ich bah' ea doch getrageal Ueberall ni gleichem
Zvack die flectirte Verbalaofnahme. Ebenso nm IVeadigai
atusudrQcken: craa amet qoi nanqnain Hnavit, qoiqoe amavit
cMsamet, lautet der Bafrain des PttrigOiamVenerie. Oegegsn sagt
2. B. Uhland (Frühlingaleiec Gedichte I 68): Wenn mir je ein
Lied gelang, sollt' ee hent nicht glücken? Da iat die Wort-
wiederholung durch Variation ersetst. So iat ea fut «tats aooh
in der altgerm. Dichtung: die Variationalust hat von einer
naturgemiseen und wirtamg^voUen Figur al^elenkt and ich
«enigatens weise jenen altgriechiechen, provengaliacben, mittel-
und neuhochdeutschen Beispielen ein wirklich entsptechendea
aus der altn. ags. ahd. Poesie nicht zur Seite su stellen. —
wulling
Wir verstehen unter ■Zwillingsformeln« stehende dondi
eine Partikel vermittelte Verbindungen tweier Worte gleicher
grammatischer Kategorie (SubetanÜTa, Adjectira, Verba, Ad-
verbia), die einen einheitlichen Sinn ergeben und aach durch
ein einzelnes Wort der gleichen Kategorie (schwScherJ wieder-
gegeben werden können. Dass diese Paare rerwandter Worte
innerlich der echten Wortwiederholung sehr nahe stehen, haben
wir schon au^^führt und an Beispielen erläutert. Es li^
wirklich eine ^'ariiite Doppelung vor; neu ist bloss die Zusam-
menfügUDg durch eine Partikel. Dabei ist es gleichgütig, ob
diese Partikel rein copulativ ist (>und() oder disjunctiv (>oder<);
in der Veischmekung der Worte zu einem Compositum der
poetischen Sprache macht das keinen Unterschied. Ob wir
(Land und Leute« sagen oder »Land oder [.eutei — in Imden
§ 12. ZwUlIingsformeln.
Fällen wird deutUch, das6 >Land( und >Leute< Bich zu einein
höheren Begrifi ei^äuzen, etwa wie »Goldspender* und »Spen-
der des Qoldee« beide anzeigen, für den Fürsten sei sowohl
der Beeite des Goldes als dieThätigkeit desSpendene unentbehrlich.
— Wesentlich sind dagegen zwei andere Verschiedenheiten
innerhalb der Zwillingsformeln : in formeller Hinsicht, ob Stab-
reim, Endreim, oder gär kein Reim sie bindet ; in inbaltUcher,
ob innerhalb des gemeinsamen höheren BegrLSs gleichartige
oder contrastirende Unterbegiifie gewählt sind. Wir haben also
einerseits alliteiirende, reimende und reimlose, andererseits
tautologieche und antithetische Zwillingrionneln.
In der Edda überwiegen die tautologiechen Formeln noch
entschieden. Neben Fluch- und SegensprÜchen mit Lob- und
Scheltworten sind häufige Fälle die Doppelformeln für Schmuck
und Schatz (so hringa ok men VgL 3,2 — or gulli — or silfri
in den schon citirten ParaUelversen der Hamarsheimt), für
Waffen (sQium ok sverdum Vgl 37,3 — skjgldum er ealr
|iakidr, brynjum um bekki stt&t Gr. 9,4), für Besitz und Ge-
biet (U eda ßjöSß munud Hat. 78,3 — fri mimiTri v^um ok
vgngum . . . Lok. 51,4), für Lust und Trauer (Töpi ok öpi Q. e. w.
Sk. 29,1 — ok bafda ek ged |)eira alt ok gaman H&rb. 18,13),
für lebende Wraen und Naturgegenstande (konur ok karlar
Helr. 14,3 — jfird fannsk aeva n6 upphiminn Vfil. 6,5). Es
sind das so recht die Felder, aus denen die poetische Sprache
der altn. Dichter ihren Bedarf erntete, erst noch bloss pflückend
und bindend, '^'vn treibhausnütssig züchtend und cultivirend.
Der poetische Wortschatz der altn. Poesie ist dem Inhalt nach
fast so arm wie er äusserUcb reich erscheint und zieht aus
einem engen Kreis von Begriffen aU seine Kräfte. Um dies
zu illustriren, vergleiche ich die Grundbegrifie der tautologischen
Zwillingsformeln hier noch kurz mit den A^'urzeln einiger an-
derer Fluren der al^rm. Dichtung. Aus jenen Hauptbegrifien
U»yn, Altgniutaiaeb* f oMi*. 16
S4S
Idten fliioh. inch wiflder die «ddiBohin KcnnlngMr Im, ao mit
da nicht genaalogiBchar Natur und dadnrah in gswinam ffiona
dan. fl^mologifloliaa ngozan TaitfaJchbT nnd. Und imr ber
faamdhen Jou Ideen die TCenninyr in beiden Hlndditen, ifiek-
itehtllch dee in TTmaohnibcndai wie der Umeobzeibniig.
Eddieobe Kenningar werdoi gebildet mit Wortm tBr Sdiata:
der ^Id hoeat GoldatOtae (andktafr Sgdr. 31,6), dar BdiOd
•gamphntiTn n A (vlgneat H. S. 8,7); Waffen: der if*Hg hetat
Schwertrertheiler (sreHh deilir Akv. 87,3); Beeite and Qabiot:
der Kopf heian Hochbnig der Haare (hAfjoll akarar H^ 88,6);
LoBt and Traner: daa Gold heiaet Schreokenaüeht (dgnar IJtad
H. H. I 28,6 Faf. 43,8); lebende Weeen (imd ihre "nwOe)
and Natnrg^enetKnde: der ^Id heiaet Apfelbaam der Sohlacfat
(br7n|nngB Apaldi ^dr. 6,2). Umachrieboi aber verdm vor'
lagsweiae diejenigen Begriffe, die zu jenen Haaptbegtifien wie Con-
creta. ea AbetracÜa oder doch wie specielle Begriffe sn allge-
meineren stehen. Dem Schats entapricht dae Gold, den Waffen
Held und Schlacht, dem Beeiä der Fürst, dem Schmen. die
Wunde; statt lebmder Weeen (neben Eönig, £2mpfer, Weib)
werden Körpertheil« wie Hanpt und Herz umschrieben; endlich
spielen unter den umschriebenen Worten noch Schiff und Feuer
eine groeae Rolle, von denen das erste den Waffen nahesteht,
das letztere dem Kampf. — Ea sind mdlich wieder dieeelben
B^iriffe, die für die reiche Fülle altgerm. Eigennamen die
Gnmdl^ie bilden (vgl. Wdnhold Deutsche Frauen, für den ersten
BestandtbeÜ der Namen I 14f., für den zweiten 1 11). Auf
den Zusammenhang all dieser Gruppen formelhafter Ausdrücke
können wir nicht näher eingehen; wie aber alle gleichmfieaig
aus deneelben Hauptbegiiffen ihre Verehrui^ ziehen, lieaa sich
an dieeer Stelle am besten zeigen. —
Ueber die Form dieser Bildungen werden wir noch han-
deln müssen; unzweifelhaft ist, dass sie durchweg metrisch
243
gef««tigt Bind. Hierduicb wird aber für die Frage, ob die
Zwillinggformelii aoe der Poesie stammen oder in sie herein-
getragen Bind, noch nichts entBchied«t. Denn diesen Bt«hen in
sehr grosser Anzahl völlig gleichartige Beispiele aus den pro-
saischen R«chtsdeDkmälem sur Seite; und so könnten die For-
meln aus der Prosa oder Alltagssprache übernommen sdn.
J. Grimm hat solche Recbtsformeln (Rechtsalterthümer 8. 6f.) ge-
sammelt und besprochen ; er hat sie auch mit den gleichartigen
Formeln in poetischen Denkmälern vergUchen und nicht nur
mhd., sondern auch in. tmd lat. Analogien angetrieben. In*
swiBchen hat Heyne (Pf. Genn. 9,437 f.) das Reiche Verfahren auf
friesische RechtsqueUen angewandt; er blieb aber nicht dabei
stehen, sondern echlosB auf wirUiche Abfassung in Versen, die
dann um- und eingearbeitet wurden. Alle Wahrscheinhohkeit
steht dieser Vermuthung zur Seit« und mit üemlichei Be-
stimmtheit können wir diejenige Formelclasse bezeichnen, aus
der die Zwillingsformeln entsprungen sind. Wie die Metaphern
zn den Gleichnissen, wie die verkürzten Kenningar zu den vollen
Umschreibungeai, so verhalten sich die ZwiUingsformeln zu den
Parallelvereen. Wir haben über diese später zu handeln;
als bekannt darf schon hier die lüufige Erscheintmg voraue-
gesetzt werden, dass zwei einander folgende (und mit einander
reimende) Verse inhaltlich identisch mnd, wie z. B. {>r. 6,1 — 2
hvat er med isum, hvat er med älfmn? Die bdden Worte,
welche sich hier entsprechen, bilden eine Zwillingsformel. Im
vorliegenden Fall (und oft) tragen sie nicht den Reim; sie
könnten also aus einer Zwillingsformel in das Verspaax über-
nommen sein. Solches kann auch wirklich vorkommen, gerade
wie die Kenningar lusprünglich aus den heiti erwachsen, aber
auch wieder neue heiti liefern können. Wenn z. B. in der
zweiten Scene des vierten Aktes von Goethes Clavigo Carlos
sagt: >Wie maucheE Mädchen in Madrid harrt auf dich, hofft
244
auf dichc, so ist unzweifelhaft eine ältere Zwillingsformel aof-
geiheilt: dem Rhythmus zu Liebe setzt der Verfasser statt dee
einfachen »harrenc in Erinnerung an das Sprichwort »Hoffein
und Harren macht manchen zum Narren c ein Paar paralleler
Sätzchen. Vergleichen wir aber Masse mit Masse, so kann das
Altersverhältniss zwischen Zwillingsformel und Parallelvers so
wenig zweifelhaft- sein wie das zwischen kenning und heiti.
Sobald eine Poesie es erst zu wahren Versen gebracht hat,
sind diese ihre Einheit, ihr Maass, nahezu unzerlegbar. (Wie
man erst allmählich lernt, Verse zu zerlegen, habe ich für die
mhd. Ljrrik Zs. 29,168 gezeigt). Viel lieber als Worte wieder-
holt man deshalb Verse. So treffen wir in aller Poesie Pa-
raUelverse und, ihnen noch vorausliegend, in aller Volkspoesie
Doppelverse d. h. zweimal gesungene Verse — echte Verswie-
derholimgen. Diese beherrschen ganze Liedergattungen; z. B.
im dritthalbzeiligen Ritomell wird der zweite Vers ganz wieder-
holt (Schuchardt Ritomell und Terzine S. 78). Da springt aber
bei den Germanen wieder die Variation ein: das Schlagwort
wird durch ein anderes heiti oder doch ein Wort von ähnlicher
Bedeutung ersetzt: hvat er med äsum, hvat er med älfum?
Somit ist das Parallelverspaar nichts anderes als varürte Ver8*>-
Wiederholung. Diese Figur konnte bei dem Betrieb der alt-
germ. Poesie gar nicht ausbleiben — für Zwillingsformeln aber
war zimächst gar kein Bedürfniss, denn dsum und älfum
brauchten ja sich nicht so genau zu entsprechen. Steht also
ein directer Zusammenhang zwischen beiden Formelklassen fest,
so muss die Zwillingsformel jünger sein.
Wir können wohl aber auch die Quelle nachweisen, aus
der diese jüngere Formelklasse in so breiter Fülle floss. Wie
keine andere ist gerade sie der altgerm. Poesie eigenthümlich,
in ihr so überreich entwickelt, wie nirgends sonst. Somit ist
auch zu erwarten, dass eine specielle Eigenheit der altgerm.
245
Poeme ihr zu Grunde liege. Meiner Anacht nach iBt dies der
dreifache Stabreim. Das die Zweistäbigkeit ursprünglicher iet,
die Dreistäbif^dt nur auf einer Angleichung des ersten Halb-
verses (der im Alliterationegedicht der stärkere BAlbvere war)
an den VoUvere beruht, ist höchst wahrscheinlich. Und die
Neuerung (die noch in gemeingerm. Zeit fallen, oder doch schon
in dieser Epoche sich vorbereitet haben muss), rief ein erhöhtes
Bedürfniss nach Reimen hervor, besonders natürlich wieder
nach reimtragenden Suhstantiven. Was war natürhcher, als
das man zu Synonymenpaaren grifi, wie sie in Parallelversen
bereit lagen? Indem man das alte Verspaar auspresste, gab
dieser Extract «aesir ok lüfar« ein Reimpaar für den ersten
Halbvers; \md das Verbindungswort diente zur mälfyllii^.
Auch zwei alliterirende Namen füllen, wie oft bemerkt, bequem
den ersten Halbvers: Heorogär and Hrö^^är and Hilga til
(Müllenhofi Zs. 7,528), aber erfunden hat man sie doch schwer-
heb zu diesem Zwecke, oder doch nur vereinzelt in späterer
Zeit (Niedner Ze. 33, 26); Personennamen wohl eelbst dann
nur auBnahmsweiBe, häufiger phantastische Ortsnamen (sU Van-
dilsv^ ok Vlgdah H. H. II S4,S — i und in ganz gleicher Ver-
wendung Vinbjarg, ValbJBrg Gufl. n 33,9).
Die Zwillingsformeln wären also ein Hilfsmittel, welches
das Reimbedürfniss aus den Parallelvereen gemünzt hätte. Und
wenn besonders auf as. ags. Boden neben den zweigliedrigen
S3'nonymengTuppen drei^^edrige vorkamen, so zeugen diese noch
deuthcher für den Hergang. >Sein Blut komme über uns»
gibt der as. Dichter (Hei. 5483—84) so wieder:
fare is dror obar us,
is bluod endi is banethi, endl obar usa bam so samo . .
bluod und banethi ist eine (augenschdnhch neugeprägte) Zwilllnge-
formel, die den Halbvere füllen mnss, und doch nichts sagt,
was dror allein nicht auch schon sagte. —
246
Di» Zwillingafoimeln hsben aooh niq^d« eine aosfCUiäiohe
Sespnchung gefunden. Allgemeine Bemerkongea x. B. bei
Wackemagel L.-G. g 29,4—9, Scherer L.-Ö. S. 17. Wir vm-
Buchen hier ganz sammarisch eine Entwicklungsgeechichte dieser
Formelgattung zu geben, nachdem wir die Vorfrage beantwortet
haben, von der das Urtheil über dieselbe überhaupt abhängt:
ob ee eine primäre FormelcUsse ist (wie Heiti, Gleichniss, Pa-
rallelvers) oder eine secundäre (wie Eenning, Hett^her,
Anaphora). —
Alle Art«Q der Zwillingsformel, stabreimende, endreimeude,
reimlose und tautologische oder antithetische haben das gemein,
daes sie in der Spaltung eines einheitlichen B^irifis (vom me-
demen Standpunkte angesehen) oder vielmehr in der Neubil-
dung eines einheitlichen aus mehreren Theübegriffen (historisch
betrachtet) ihre Wurzel haben (anders Paul Principlen der
Sprachgeschichte S. 61f.). Die Zusammei^hörigkeit zweier Be-
grifie unter eine höhere Einheit findet in ihnen allen ihren
Ausdruck.
Das begriffliche Moment ist also das uraprungUche und so-
weit dies ausBchliesBlich zur Geltung kommt, gehen alle Spra-
chen und Poesien der Welt mit der germanischen den gleichen
Weg. Das berühmteste internationale Beispiel ist die ehrwür-
dige Zwillingsformel «Himmel und Erde«. Wenn z. B. Neid-
hart von Reuental sagt; al diu creatiure, die der bimel hat
bedaht und darzuo diu erde treit (bei Haupt 72,11), so meint
er ganz dasselbe wie ein andermal mit den Worten allez das
diu werlt nü hat beslozzen (ebd, 23,5): deutlich genug fügen der
Himmel als der Ort über und die Erde als der Ort unter allen
Creaturen sich zusammen um einen allgemeinen Begriff zu schaffen.
Cranz ebenso geschah es schon in Ynürs Zeiten. Im Weeoo-
brunner Gebet heisst es: dat ero ni uuaa not üfhimll, und in
der Vgluflpäi: jßrd fannsk aeva ne uphiminn (vgl. M. S. D. *362):
847
und im ags. Zauben^en irird das Bchon als fertige Foimel
verwandt: eorAan ic bidde and upheofon (Zaub. I 28). Die
Formel ist also gemeingermanisch. Aber auch in den Veden
baiest es: >nicbt war der Dmistkreis und der Himmel drüber
(Oeldner und Kaegi 70 Lieder des Rigveda 8. 164, Str. 1). Das
steht zwar etwas weiter ab, aber >der Himmel drüber« setet
doch schon die Formel >Erde und Ueberhimmel« als gemein-
arisch voraus. Und so steht auch wirklich ganz wie in den
germ. Beispielen D. 15,36 "lerto vw r68i Feüa xai odpavdt
täpus üi:ip&ev (vgl. über »Himmel und Erde« bei Homer Duntser
Homerische Beiwörter S. 16 f.) — formelhaft; und bei Ovid
nach griechiechem Vorbild: Ante mare et terras et qnod t^t
ommia coelum (Metam. 1,5) — in ursprünglicher Verwendung,
beim Schöpfungsbericht. Und dieselbe Erweiterung im Irischen :
>dfl ja der Himmel über ihneu, die Erde unter ihnen und das
Meer um sie in alter Lage seien* »(Zimmer Ze. f. vgl. Sprf. 36
S. 470 vgl. ebd. >alB dass der Himmel breche, das Meer leer
werde, oder die Erde sich spalte«) — wieder formelhaft. Und
wieder einen weiteren Umkreis eröffnet derselben erweiterten
Formel der Dekalog: >Du sollst Dir kein Abbild machen und
keinerlei Grestalt, weder von dem was im Himmel oben, noch
was auf der Erde unten, oder im Wasser unter der Erde ist«.
Und in den assyrischen Eeilsduifturkunden finden wir wieder
statt dieser Erweiterung genau dieselbe Formel wie bei den
Indogermanen; ohne jene Erweiterung heisst es: >A1e droben
der Himmel nicht aufgerichtet und drunten auf Erden eine
Pflanze nicht aufgesprosst war« (Scholz Die Keüschriftuikunden
und die GenesiB S. 49) ; der dritte Vers nennt dann das Wasser
ohne es in die Formel einzubeziehen.
Die Aehnlichkeiten dieser Berichte sind natürlich längst
bemerkt (vgl. z. B. Sepp in der Leipz. Hl. Zeitung 27. Apr.
S. 78). Sie hätten der urzeitlichen Katechiamusacene die F. Th.
"Vischer in der Pfahldorf geschichte von >Auch Einen entworfen
248
hat, eött qaeUenmäasig bel^ites EiiuelstÜck liefern können! —
Für die mythologische Auffassung des Himmels als einer »Ueber-
erde« vgl. de QubematiB ^tologia oomparata S. 8 f. —
Ich bemerke ausdrücklich; die Formel lautet >die Brde
tmd der Himmel darüber«, nicht einfach >Erde und Himmel«.
Das zur Theilung benutzte Prindp wird in der uralten Formel
selbst hervorgehoben: es ist die Kategorie dea lOben und Unten«,
die noch im Faust (I 1315) als für unsere Welt vor allem
-■bezeichnend herausgehoben wird. Der aufrecht stehende Mensch
macht sich zum Maass der Dinge (ob homini sublime dedit
caelumque tueri jussit): über seinem Haupte zieht er eine Grenz-
linie durch die Welt und scheidet Erde und Himmel (vg^
Herder Suphan's Ausg. 6,3 f.) Das thun alle Völker.
Auch noch einen Schritt weiter gehen sie wohl alle. Es
liegt nahe, die Zusammengehörigkeit eines solchen BegriSspaares
äueeerUch zu kennzeichnen. Es wird wohl nicht bloss den
germ. Sprachen eigenthumlich sein, solche Beziehung durch
Assimilationen zu verdeutlichen, z. B. durch Suffixübertragungen
wie in ags. geofon zu heofon, aefen zu morgen (Kluge Stamm-
bildungslehre S. VHI), Von neuem sehen wir also hier wie
schon so oft die Poesie nur weiter gehen auf Pfaden, die schon
die Sprache eingeschlagen hatte; vgl. über die Einwirkung
sprachUcher Crrundformen (des Ablauts) auf die Bildung derartiger
Formeln J. Grimm Gr. I 552 Anm. und wieder über die Einwir-
kung der üblichen Gemination auf die Sprachgeschichte Gerland
Intensiva und Iteraüva S. 50 f., über beider Verhaltniss special 1 im
Deutschen L. Tobler. Ueber die Wortzusammensetzoi^ S. 104 f.
bes. S. 133 f.
So weit also das menschUcbe Denken selbst mit den ältesten
und ursprünglichsten Kategorien Begriffe zu scheiden versucht, sind
diese Formehl Besitz aller Völker. Soweit die idg. Sprachen speciell
dieser Neigung Rücksicht getragen haben durch Wahl entsprechen-
der Suffixe u. dgl-, sind dieselben mindestens Besitz aller
*'».-^- '.Mhi^4J -j. v_ ..j -zj.^
249
idg. Nationen. Aber wie weit die Poesie nun dies Gut auegemünzt
hat, das ist eine im Einzelnen zu prüfende Frage. Da£ die
BegrifEspaare, ausgeglichen oder nicht, durch ständige Ver-
schmelzung mittelst eines Verbindungswortes zu eigentlichen
Zwillingsformeln gefestigt wurden, konamt überall vereinzelt
vor; so bei Homer die bekannte Formel idrjzuQ ^8k tvot^ oder
ndatQ xai idypjQ; so lateinische Fälle (vgl. WölfElin ßitzungsber.
d. Münch. Akad. Phil.-phü. Cl. 82 B. I 422 f.) Solche Fälle
stellen das grösste Contingent zu den formelhaften Alliteration^i
der altgriechischen (Usener Altgriechischer Versbau 8. 45) oder
altlateinischen Poesie (Teufiel Gesch. der röm. Lit. 8. 139 und
Nachtrag). Wie in der germ. Poesie bilden solchen Begriffs-
paaren sich auch hier Namenspaare nach, vorzugsweise allite-
rirend bei Homer (Imm. Bekker Homer. Blätter I 109 f.), end-
reimend bei Hesiod (Verse aus der Theogonie wie Oäävrt
^Ptiavn 135, AiorwTt Ttpwrw rt 248, Atiay6prj xt Ttax Edacji^pT] 257
sind von völlig derselben Art wie Vfil. 16,1 Pili Kih oder Rig.
13,2 Dumba ok Eumba).
Wir kommen nun aber an den Punkt, wo die Wege der
Literaturen sich trennen. Zwillingsformeln, sehen wir, giebt es
überall, wie es überall Keimingar giebt; zu einem Hauptmittel
der poetischen Technik hat einzig die germ. 8prache diese wie
jene Formelklasse gemacht. 8ie that es dadurch, dass sie die
Worte mit Rücksicht auf ihre metrische Brauchbarkeit wählte
und ordnete. Die germ. Zwillingsformel ist ein zum
Halbvers geordnetes Begriffspaar.
Folgendes ist der wichtigste Fall. Keine Kategorie ist
natürlicher als die von Position und Negation. Jede Negations-
partikel irgend einer 8prache ist ein Zeugniss für sie. Natur-
gemäss hat sie also auch vorzugsweise typische Begriffspaare
geschaffen — in allen 8prachen (J. Grimm Kl. Sehr. 6,160).
8o alt ist diese Formel, dass schon sehr früh derartige Fälle
SSO
la DnndnocuupodtMi vandumdsen wUtdan, •worin mtt dia
PoriÜTOi Min Wldsnpiel um miTwingBinh wwiirt Tutkommt wii
paüxyipaaxytk a. b. w.i (Pott Dopplung 8. 13). Als di»
■Itgenn. Diohtor die eohta Wortnidoppdiuig duzidi di« Tazibto
enetnn irollten, bot sioli Uuun etwa dies lOttd: opt d^JalilHL
Die 0«wohnhait hat writeigewimhart: es ist ^clwun «im
AoBdshnnzig soloher utitiutiBohan' Bq^riflspun, wann db
Beohtsfonoaln o^atire SofaltuBBttM nkohnuMfaleppan IMnb
(J. Grimm R. A. S. S7). Aber diew Aber di« guie Walt v»
bieitete Elgnr ist mefariich gefestigt nur bei den OemuMian nadk-
mweiBeD. Als opt opt in opt tejaldan (Vfil' 86,9) nmgewuBdfe
ward, waiom blieb die asyndetiflohe Fonn gewahitT Oflaobar
axu metiiaoben Gründeti; gaoz ebeiuo wie bei ags. ctUI «unATfln
Q. dgL Wie bei opt Öejaldan wird aoch mnet die NegatioDS-
Partikel ala Lückenbüfleer eingeechoben : >Ueberhaupt pflegt ein
Adjeotir mit un — dem Sabetantir nachzufolgeac, bemsrfct
acbm J. Grimm (zq Andreaa u. Elene S. 42). Aleo mftgan
onlytel, cjrm onlytel wie cäd oncnÄTen, wie opt Oqjaldan.
Die metriache Rückstcbt verräth sich in dieeen varürtm Wott-
wiederholtmgen tmd in dieeen asyndetiBcheo BegiÜbpaazea
ebenso deatlich durch den Mangel einer Verbindnnppartikd
wie in den Zwülingaformebi durch deren Vorhandensein.
Wie die Zwülingsformeln fttr den metrlBchen Qebr»acfa
zogerichtet werden, lässt sich deatlicfa auch in ihrer mbd. Um-
formung nachweisen. Es ist ein Verdienst von Josephs lehr-
reicher Arbeit über BLonrada von Wüizbuig Klage der Kunst,
ausführlich da^elegt zu haben, wie dieser kunatgerechteste
aller mhd. Dichter die Beschwerung des zweiten Gliedes in
Zwillingsformeln cnltivirt (Q. F. 54,441); und mit Recht tw-
mothet er darin ein allgemeinee mhd. Princip. In interessanter
Weise zeigt er, wie das Epitheton, dae einem beider Gliedec
beigel^ zu werden pflegt, weniger am B^riS als an der
S&l
Stelle haltet (aao. W). Konrad aagt z. B. Troj. 26667 küng
und werde fürsten, aber iToj. 34427 die fürsten und die
kiinige wert. Euer iet also das Epitheton dem Vers zu lieb
eingeadioben, wie dort die Partikel dem Vers zu liebe geeetzt
oder fortgelassen wird. —
Wir können somit zuverächthch wiederholen: die Eigen-
thümhchkeit der germ. Zwillingeformeln besteht darin, dase
aus einer überall vorkommendon Redefigur ein höchst brauch-
bares metrifiches HiÜBmittel gemacht wird. Und wie genau sie
zweitaktig gebaut sind, beweist der von Möller (Zur ahd. Alli-
terationspoesie S. 142 Anm. 2) mit gewohntem Scharfsinn be-
merkte Umstand, dase sie bis auf den heutigen Tag dies Takt-
geft^e behaupten. —
Beispiele für Zwillingsformeln findet man zahlreich aber
ungeordnet bei Eiselein Die reimbaften anklingenden und ab-
lautartigen Formeln der bd. Sprache, und danach bei Brach-
mann Psycholt^psche Studien zur Sprachgeschichte 6. 140 f.
Vielfach sind sie aus engeren Gebieten gesammelt: aus Rechte-
sätzen bei J. Grimm (R. A. 8. 6 f. alliterirende, S. IS endreimende
Zwillingsformehl); aus der ags. as. ahd. Poesie umfassend in der
vortrefflichen Abhandlung von 0. HoSmann Reimformeln im
Westgermanischen, und aus demselben G«biet femer endreimende
von Kluge F. B. 9,422 f.; Zwillingsformeln aus dem Bedvulf
von Sarrazin (Anglia 9,540), aus Ceedmon von Zitier (aao.
51 f.) Bu Fortleben in der chrisüichen Dichtung hat man oft
bemerkt, vgl. auf deutschem Boden für Otfiied Schütze
(Poetik Otfrieds: aUiterirende S. 25, nicht alhterirende ebd.); für
die Spielmannsdichtung Piper (ao. S. 73), für die mhd. Poesie
Zingerle (Alliteration bei mhd. Dichtem S. 361 f.), für die spat-
mhd. Zeit Schütze (Das volksthümliche Element im Stil Ulrichs
von Zaz^hoven S. 17 f.) und Haufien (Walther von Rheinau Zb.
32,354); und auf englischem für Layamon Regel Germ. Studien
S6S
1,174 f. («lütarinndfl 1801 2011.) Dw de Ui auf dto OasB-
wart dan«m, ist nach T.«.i>m.nn (KL Sehr, a 188 L) oft an^
m«^ wordeu, fOr nhd. i. B. toh Bsha^^ (Die dantoiAa
Sprache 8. 77), für niederiindisofa von JindiUoet (Qaadi. d.
niedetl. lit. I 81 Anm. 1). Bn^iach sind sie mahr nooh ab
in dm Brüdersprachen beliebt geblieben; ioh fShn liier nor
Beispiele aas Longfellom OÜTar BaaMün (Poetical Wodi
London 1S88 8. 461) an: qnaint and qoeeor, tat ahdtar er te
sho«, green and deep, old an brown, dash and din, '«"b*»«^
and rerellfid, from äte alehooM and the inn, watcfaed and
waited, the kni^ts and sqniree, swift and clear. Dagegen fa^
bei Bnina nooh der filtere PaxallelverB in Tollster Kraft. So
enthält das schöne lied Higbland Mai^ (Foetioal WoAs Londai
RoaÜedge S. 342) aar swei ZwUlingsfonneln: ye lanks and
braes, und as light and life, während fast jeder Vers «inen
ParallelvOTs neben sich hat Das ist eben die ältere nnd volks-
äiümlichere Art. Qesocbt sind dag^en die e&dieimenden ZwU-
lingsfonneln, mit denen Bürger den Ton volksthümlicher BaUaden-
poesifi EU treffen sucht (rgh A. W. Schlegels Werke Vm 91).
Der Mehrzahl nach sind natürlich die alliterirenden
ZwilHngsformeln die ältesten. Aber auch solche ohne Rom
kommen doch früh vor, und fast noch häufiger solche . mit
Endreim. Ueber die letsteren vgl. noch J. Grrimm Andreas
und Elene 'X^.^TT f., Beispiele auch bei Weinhold S. 7. Wacke^
nagel (Poetik, Rhetorik und Stilistik S. 4S9) behauptet, die
alliterirendeo seien meist tantologiBch , die reimenden anti-
thetisch — eine überfeine Bemerkung, die ich ni^ende be-
wahrheitet finde. —
Den Versuch, gemeingermaniechen und dialektischen Vor-
rath zu sondern, hat Hoffmann gemacht (aao. Tgl. bes. 3. 19).
Einzelne Formeln suchte schon J. Grimm (EH. Sehr. 2,36 und
3,307) als gemeingerm. zu erweisen. Wir werden für die
Schwierigkeit eines eolchen NachweiBee an da« erinnem dürfen,
wae wir über die Feststellung gemeingerm. Kenningar (S. 188 f.)
au^eführt haben.
Ein wahres Musterstück für die Behandlung solcher For-
meln liefert die Abhandlung, die C. Michaelis (Bomaniscbe
Wortechöpfong B. 25 Anm.) über die (reschicht« derselben in
den romanisdien Sprachen giebt. — Ueher frz. Fälle handelt
W. Riese Alliterirender Gleichklang in der frz. Sprache alter und
neuer Zeit, wo auch weitere Literatur zu finden. Dag^en er-
schweren die beiden Abhandlungen über ne. Alliteration von
Seitz und Zeuner durch Mangel an Ordnung und Klarheit die
Benutenng. —
Wir kommen zur Aufzählung der altgerm. TäRe.
Die OB. Beispiele verzeichnet Sievers S. 465 (Substantiva),
S. 478 (Adjectiva), S. 481 (Verba). —
Ich trenne hier die altn. ags. ahd. Fälle, ordne diese Scheidung
aber der nach Stabreim Endreim und Reimlosigkeit unter. —
Die Zwillingsformeln mit »oder« und mit »weder — nochi
habe ich als durchaus gleichartig unter die mit »undi eingereiht.
A. Aliiterirende Zwillingsfbrmsin.
Altnordisch.
Substantiva.
aesir ok Üfar Lok. 2,4, 13,4, Sk. 7,4, Gr. 4,3, HÄv. 167.4 (im
Parallelverspaar Vol. 49,1 ^i. 6,1—2, 5— €, Hdv. 158,4—5,
Sgdr. 18,5-6).
aesir ok äsa aymi Sk. 17,1 (in Parallelversen Lok. 64,1)
(aesir ok äsynjur in Parallelversen Veg. 1,1 — 4)
(gnd .... öd ... . Vol. 91,1—2, 5—6)
aefinrünar ok aldrrünar R. 44,3
borkr ni barr Häv. 50,3
364
)^tT$ 6k brim Gr. 88,4 Barn bjstg «dt Um H. H. ZM,6
boga bekk .... an bcyiijar Akr. 7,7—»
bA ok blMJii Sig. Bk. 49,7
[bnwOr . . . <^ bori "HmbiA. 10^1]
dag . . . dagR synir Sgdr. 8,1 — ^S
Un ok flteU [ok fo^ stsikte] R. 81,5
tt edft tjfir m.v. 89,8 K ok Qfir FU. S8.4. — ffr ate
fljoOa mamiA Hiv. 78,8
& fjalli od» Aldi HiT. 116,6
gMn galdia de gamanrdna Sgdr. 6,6 — 8
ged ^öra alt ok gunan BmA. 18,18 — 17 gttt haanar alt
ok gaman Bi.v. 98,6 hab ged alt ok gaman Htr. 168,8
gast ui guiganda H. 131,7
ey B6r ta gUdis gjfil OIt. 149,1
' C^äka arfi ok Gota mengi Br. 11,3
god Sil ok gomai Lok. 46,3, 66,6, goda heul ok gaaa.
Reg. 19.3
gulli ok gndwfjmn Gad. hv. 16, 1 — 2
ftt hädi n« hUtri H. 131,6
hgfum ok hgrgam Vil. 38,6, umgekehrt hfiig ok kof
Vol. 10,3 vgl. Myth. I 69
hgUina ok hirdiiia alla Akv. 5 Saem.
hendr ok hgfud Sgdr. 34,3 Sig. sk. 23,7 Qx^nd — n4 hft-
fod ia ParallelTeroeD Veg. 11,5) '
hleifi . . . nö Tid hotnigi H&r. 136,1
hold ok hjarta H. 95,4
of hiaezlu ok hug bleydi Harb. 26,3
jSrd a& upphiminn Vgl. 6,6 jaidar hvergr ni nppfaiminiia
I». 2,6 — 7 jgrd . . . ok upphiminn Odd. 16,6
jöl ok ifu Lok. 3,4
iaa ok jgkla Sig. sk. 8,3
koDur ok karlar Helr. 14,3
256
U D« laetd [ni Uta göla] Vgl. 21,3. 7
um Igod ok um l);g Hyndl. 24,7 um Isnd ok um Igg
H. H. I 22,3 & landi ok ä legi H. HL 29,4
litum ok Utum Grip. 38,S vgl. 39,1
Ukna ok laekna Gud. n 39,7
IjöAa ok liknstafa Sgdr. 5,5
lof ok likuHtaS Häv. 8,2
lopt ok l9gr Sk. 6,6 H. Hi. 36 8aem. H. H. n 39. 50 Saem.
l^ai ok Ignd Odd. 16,3 — 4
pydi rida ni Igst gsra Odd^ 22.3 — 4 FarallelTene]
magni blandimi ok megintlri Sgdr. 5,3 — 4
mfir ok m&eki Lok. 12,1 (müm veit ek mai bestan en
m&eki hva^sasbm im ParallelTerBpaar Akv. 7,5)
mal ok maunvit Sgßx. 4,4 — mÜ ok miaseri Hiv. 60,6
maer ok mffgr Odd. 7,1
mcädmar ok mssma B. 39,5
mey . . . ni maims kona Xx)k. 37,4 H&v. 162,3 Sgdr. 32,
4 — 5 — mey ok mfig eaman VAf. 33,3
morgin h6tu ok midjan dag Vgl. 9,7
nött ok niajum Vgl. 9,5 — nött ok aipt Sgdr. 3,3
ny ok nid Väf. 25,4
orde ok endr]>Qgu HAv. 4,6
rgndum alegiim ok rcgjwmum Akr. 30,3
hi&pi ok r6gi Lok. 4,4
Bandr ni saer Vq). 6,3
via sgkum ok sorgum [ok eütum ggrvellom] HiT. 144,6
eaxum ok Bverdum Vgl. 37,3
eeesa ok etstSi Lok. 7,4 — i Bessi ok i aaeii^ Gad. I 20,1
Bkösmidi J)U verir n^ skcptismadT H. 125,5 — 6 vgl. 8 — 9
(Etundr ül etgkkainB, gminr til steinsiiis Härb. 56,3 im
Parallelverspaar, oder vielmehr in parallelen Prosasätsen).
vajü ^ Ulf med tnga Sk. 89J)
ondom ok aptan VgL 9,8
v&pn Di Telic H&t. 146,6
TSrS ni verr Gud. m 3J
JM müitim vänm ok vQDgom . . .' Lok. 5i,4^-6
Tön gmg ek vilja, Ten ok beggja Big. ak. 9,5 — 6
vitB ok T&pna Sgdr. 88,4
JnngB üi f^6duiB mAla H. 113,3. —
AdjectiTE.
gBfltiim ok g^nünn H. 65,1
oA erta lu^ ok hsmamiim TU. 7,4
med hUforn faleifl ok med hglla keii BAv. 58,4
faeilir farid nü ok honkir Akv. 12,7
heimska or honkmn H. 9S,4
farita ok bonka R. 40,7
mein ok mimii VgL 4,3 vgl. Weinhold Spie 8. 28
faitifft ek Tnili4j».n mn.t^ eda StA matar gädan H&t. 89,1
□üimigr ok mAhigr H. 102,4
oerr . . . . ok orriti Lok. 21.1 H. H. II 33,1 oer . . . .
ok orrita Uddi. 10,1—2 rgl. MQllenhoff Zs. 23,130
numnan ok rgekran R. 1,6
slidrar ok sÄiar Gud. hv. 5,8
svalt ok a^likt Gud. II 22,3
J)uiigan ok J)ykkan R. 4,3 —
Verba (and Farticipia).
filu {«n ok Atta Hyndl. 15,7
binda eda berja Hamd. 11,11
dnikku ok doemdu Sig. sk. 2,5
bann geldr ok gefr Hyndl. 2,3 bann galt ok gaf H. H. I 9,5
vidr gefendr ok endrgefendr Häv. 41,4
hyBti ok kraddi H. H. U 13,5
ristnir ok rodnir Gud. II 22,3
257
roeddu ok ifnda R. 11,6
lynendr d^ i&dendr Äkr. 9,8
dtr ok snopir Hiv. 3S,4
bylfik haiu vjf} eAa bruioir HÄv. 17,3 —
Adverbia,
fa^ ok hvar H. 67,1 ütan nis innan Sinl. 11 Saem. yfir
ok undii H&v. 106,4 —
Ee fällt auf, wie selten hier dieselbe Formel wiederkehrt.
Häufig ist nur aesir ok &lfari wiederholt erBcheinei) noch bjgrg
ok brim, f^ ok fjvf, ged alt ok gaman, h^rg ok hof, hßnd ok
hQfud, jffrfl ok uppbüninn, Ignd ok Isgr, lopt ok Ifigr, marr ok
maeki, mey n^ duuidb kona — oerr ok srritr — gjalda ok gifa.
Mehrere der wiederholten Subetantivpaare dieser Art entetammen
einem Runemtamen: iee ii legr, lBnd=ÖAal, auch biim^lcigr
und marr ^ j6rr, und giia ist das verbalieirte gjef . Auch in ver-
schiedenen Formehl steht dasselbe Wort nicht oft; als Anfangs-
glieder wiederholen edch hloee ti mal mey seae und besonders
aeeir; als Schlussglieder iQgr Uknetafir mQgi nidr verr und be-
sonders horskr; an beiden SteUen stehen Ignd mal v&pn und
das Verb lyna. Sehen wir genau zu, so haben wir wieder fast
nur Runennamen: äse ih nnd Isgr stehen im fujtork, mey ist
bjfirk, iQnd ist ödal, väpn ist yr, verr ist madr; femer gehören
mggr su madr, nidi zu sdl, mal Hiv. 60,6 ebenfalls eu söl oder
zu är; oder mal Sgdr. 4,4 führt die m&lrünar, die wir schon
oben vermissten, und *dazn gehören neben dem Substantiv Ifkn-
stafir das Adjektiv honikr und das Verb lyna. Es bleibt nur
BesE, was man denn zu pertra stellen oder sonst unterbringen
mag; war der B«sriff doch altn. auch unter den vielvarürten.
Aber die anderen Zwillii^ormeln, die diese Worte entbehren,
Bind auch leicht mit einfachen Runen auszudrücken : aeänrünar
ok aldminar mit är, bßrkr n* barr mit bjgrk und yr, bjoig ok
brim mit ])ur8 und Isgr, bogi mit yr, gull mit U, konur ok
iUyn, AUgvma&iaok* FoMi*. 17
858
kada inadu mit bjgik and ft, meMtmw mit tt, mragin nad
nött mit söl n. s. V. Dm iat bewiehiiaul fflr deo Inhalt dar
aUiL Zwüliugsfonnflln: bs drtekoi ebm nnr die ainiKtetHL
mid geläoflgBtai Ding« aas. Naher gehen wir aof ihranlnlMtt
hier noch nicht ein. Die cüuig» Btdle, in der neh die Wort*
vielleicht zn&llig «waiti mAngofuTid Wl ^fl>>fn, ilt W»nW> 1(^1;
sonat ist die Absicht unrnkennbar.
Beeondsn beliebt und die Zwülingsformeln in Lok., EUr.,
auch Rlg.; Seiten nnd de in Helr. und GuA. H, und in
den langen Atlm. iehlen sie gms, ebttiso in der Vkr. Sw
trifft also eioa der ältesten mit einem der jfingBten lieder m-
Bammen. Sucht man tOi Lok., H4t., Rfg. fänwi yciiiiiiiimiiMii
Ausdruck, so wird man sie vielleicht als die Uteaten Stflcke
altvolkathümlicher Kunstdichtung beteichneü dfirien: Lok.
wie Rfg. sind oflenbar nach einem einheitlichen Plan «nnpoilirt^
H&v. wenigstens sum Theil, und wohl von einem Compüator
vereinigt, an deaaen Werk sich dann freilich noch genug dar
Interpolationen hingen (vgl. MOllenhoff D. Alt S. 276 f.). Dm
lOfiinBlied« aus den H&v. thdlt mit der Lok. den Oöttoispott
-und HoEEory (Eddische Stadien I 67) hält ea für hdcfaat
wahrscheinlich, daea beide einem Dichter entatanunen, was ich
allerdii^ nicht zn glauben vermag (Vigfuason schiebt Ijok. mit
Skim. und Harb. einem lAristophanes der westlichen Inseln«
tu, vgl. Heinzel Am. t. d. Alt. XI 40). Für Rlg. wül ich
keineswegs in »Rigra zweideutiger Vermittlung« beim Entstdicm
der drei Stände (Simrock Edda S. 414) ein anolc^ee Element
vennuthen, aber kuasbnäse^ ist die Anlage doch gewiss (trots-
dem in Volksmärchen ein ähnlicher mit EHmaz verbnndmer
Paiallelismofl vorkommt vgl. Müllenhoff Schleswig-holBteinisclia
Sagen, Einl. S. Xm) und Rosenberg aao. 203 findet mit Recht,
dass ReQexion sich in ihm bemerkbar macht. Nehmen wir dsü
-Alles zusanmien, so erscheint die Gruppe HAv. Lok. Rlg. wohl
verständlich und scheidet sich von der altes rein volksüiflin-
liehen Dichtung (Vkv., die deshalb doch von einem fähigen
Dichter henubieD kann vgl. Niedner Ze. 33,44) wie von der
Spiehn&nnBpoesie (Athn.) Aber nur die Menge der ZwillingB-
formehi boU für dieee Gruppe bezeichnend sein; denn diese
eelbet gehören ja unzweifelhaft schon der alten Volkapoegie an
und dauern in die sp&tere Zeit fort; einige entatammen der
Urzeit («Erde und Ueberhimmel«). Aber das echeint doch nun
wahrscheinHeh, daee die altgenn. Euostdichtung dieee Figur
' mit besonderem Eifer ergriff; warum, bleibt noch zu erörtern.
Auch einige formelle Bemerkungen wollen wir gleich an
dieses erste Stück unserer Sammlung knüpfen. Für die feste
Ausprägung der ZwiUingeformeln ist vor allem das ständige
>alt< bei geA in der Formd >geä alt ok gaman« bezeichnend.
Hier ist frralich der erste Theil belastet, wie sonst gewöhnlich
der zweite, aber dies erklärt sich aus der Einsilbigkeit von ok
dem contanentalen enti endi gegenüber. Gerade die wenigen
Fälle von Epithetis in ZwiUingsformeln machen die Ausgleichung
beider GUeder ersichtUch: gödra galdra ok gamanräna, goA gll
ok gumar; vgl. auch {>]'l8k hAnum eda }>rumir. An den Stellen
Miv. 39,1. 52,4 und Akv. 7,5 (e. u.) haben beide l^eile Epi-
theta. Das Gleichgewicht der Theile verliert seine Bedeutung
bei dem Uebergang in einen zweiten Vers, beim Enjambement
der Zwillingeformel: Lok. &1, 4 — 5. Ueberh&upt kommt natür-
lich die Stellung in der Strophe überall in Betracht: man
vergleiche z. B. HAv. 8,3 mit Sgdr. 5,5.
Mehrere Male finden wir die ZwiUingsformeln nocb auf
wirkliche ParallelverBe vertheilt: aeeir ok älfar, aesir ok &b&
synir, ond ok ÖA, hond n6 bofud, mar ok maeki, Bt{ikkr ok
steinn. Ich habe solche Fälle hier nur angeführt, wo ae echte
Zwillii^sformeln neben sich haben. HAih. 56,3 ist unsere
Formel >über Stock und Stein« in alter Ausführung. Inter-
eesant ist ein Fall, wo sicher das ParallelverBpaar jünger ist
ab) die ZwiUingB&viiwl: Akr. 7,5 hat dta Dicbtor danh xmi
Epitheta im Si^>eriatiT zwei Vetse am dem duaii hergootoPt
and die alte Busaformel ^eichaam bel^it. — Knreitemin«
der ZwiUisgBfonnel tnfien wir mdircm Malt: B. 81, Vi^L St,
BAv. 144. —
Za beachten tat, wie mS^idiete TTebereiiistiinmung b^dat
Theila erstrebt wird. Ztmüchst werdoi deshalb nur gleicharti|>
Worte Terbimden; ausnahmsweise ist Vq\. 9,7 ein Sabetaitttr
mit einem Adjectiv gepaart, daa aber aelbet ein. Snbstaativ be-
g^tet; B-hpliirb sind H. 113,3 binp» mtd ^^^9 die eSgeoffieli
lieb enteprechenden Worte, dorch {ijödaaa nur vermittelt. loh
fasse solche F&He, die ags. nicht selten sind, unter dem Naami
•angenaue Zwülingsformeln« maammen. — Es wird aber weitet
gern gesehen, dass die Worte aasoniren oder aonat sich mdgUcfaBt
ähnlich siiid: gnd ok öd, bQrkr ai barr, hofmn ok hgrgom,
- bfind ok hgfud, U ne laeti, lond ok log, meidmar ok mgema,
ny ok nid, ords ok endr^ogn, hröpi ok n^, sköemidr oi
skeptiBmadr, — heimska ok horskom, minnigt ok nuUogr, oett
ok STvitr; an Wortspielerei gren2eD Fälle wie likna ok laekso,
litnm ok Utmn. —
Angelsäcbsiach.
Vgl. O. HofEmann Reimformeht im Weetgennaniachan
passim,! für Cjrnewiüf speciell Jansen 3. 3f.
Substantiva (vgl ebd. 48f.).
anda and aemind Zaab. 3,5; aacan and yslao Ph. 576; tft
axan and td yalan Qen. 2563; äscum and ecgom B. 177S;
ade ne ;ldo B. 1736; Gn. Ex. 10; ädl odde gUo (odde ec^M»}
Seef. 70; ädes and endeUfee EI. 585; ädl odde ec« B. 1763;
ädL.oAde Iren B. 1348; är and onvald Ph. 663; är ood omUht
B. 336; td äre and td ondgiete Guth. 738; äre and
Hy. 7,55. 110; to ire and to ealdemere Ax. 54; In,
261
Mldrihta Met. 1,57; &r and ätvist Ron. 7; ättre and ooflyge
Zaub. 4,12. 19 vgl. 47; on aefen ne od aamorgeo Uet. 26,86;
aehta and ätviBt Qeo. 1208; a^ta and ägend G«n. ISbS; aeM
and oferhygd Gen. 29; aeree and iBeroee Gen. 108S; bin ne
blöd DAm. 40, Oath. 361; beägas and bräd gold B. 8105;
beibgae . . . and botlgeetreön Oen. 1930; beäga and becffbtra
mädma Jud. 341; bedgas and bregostöl B. 2870; beib and
bTman B. 2812; baele and bronde B. 2322; to beadave and
to beÄhgUe Gn. Cott. 15; beam gelaede and biyd eomod Oen;
2532, ebe. beam and btyde B. 2956; beamom and btyd somod
Gen. 2532, ebs. beam and bryde B. 2956; beamum and brfidrum
B. 1074; of bearum and of baighleodmn Rät. 28,2; beddnn
and beolstrum B. 1240; billom and bjrmuni B. 40, ebe. bill
and byrnan B. 2524; biecopae and bteeiae An. 607; blaedee
and blissa Cri. 1257, Guth. 1348, Run. 6, ebs. mid blödum
and mid bliese Kreuz 149; blaede and byrhte Cri. 1240; blitee
mine and bleteunge Gen. 1761- 2381; fram blödget« and bea-
lonldum Fs. CUI; brand and br&de Ugae Gen. 825; brond ne
beadomäcae B. 1454; bre^ ne brüna Rät. 41,100; brimee and
be&mee Rät. 11,7; biyda and be^ Gen. 1972, ebs. 1876;
bryne and brögan Gen. 2552; breästgevaedu and se beib somod
E. 1211; bord and bräd Bvyrd Jud. 318, Byrht. 15; bord and
byman E. 2524; bord and byrnbomas Jud. 192; bunum and
beägum Gnom. 2,83; burh and be&gas Ex. 556, B. 528; bu^
ne bolda Sat. 139; mid gebyrdom and mid bleom Wy. 3; byme
and byrduecrüd E. 2660; byme and brögan Gen. 2662 (vgl.
das Compodtum brynebröga Az, 161); cestre and cyneatöl
Sat. 298, ebe. of ceastrum and cynestdlum Pan. 49; cirm and
eearu Cri. 998; clam and carceru Sat. 637; cräft and ctedu
B. 2696; ne cyle ne cearo Cri. 1663; ])Ine6 cynnee and cneö-
mÄga £x. 434; cjniingae and cneömägas Ex. 185; cyningas
ne cäaerae Seel 82; cyningas aod crfine Rät. 50,8; daga lengust
and dinna nueet Sat. 606; dagas and daede Gath. 756; ne
deoe oe dalu (ne dOnacrafu) Phon. 24; of denum and of dOmim
Rät. 28,3; deÄdee Bvefn and deödee gespon G«q. 720; deöflas
cräftom and dracan fellnm B. 2088; draemee and drihtBcipee
(Jen. 485; ne dre&mes dryre ae de^ee C3rme Gath. 802; discaa
lägon and dyre aryrd B. 3048; ddme and dugeAe Gen. 56,
eba. drihtnes dömea and dugude {irym Sat. 555; ddm and
dribtBcipe Gen. 1199; dogedmu and diedjnnm Gii. 1409, ebs.
dogude and dre&mae Hy. 11,11 ; dugnd and drohtad Gutb. 656;
eafM and eilen B. 603. 902. 2349; eafora and ideea G«a.
1234. 2763; eard and ddyl Gen. 962, Dan. 612. 638, Ph. 168.
427, Met. 24,50, ähnlich eard . . and Adelseti Gen. 1927; eard
and eotlßcipe B. 1727; eardss and uplyfl Hym. 9,19; earm
and eaxl B. 835. 972, Rät. 83,6, umgekehtt Rät. 33.6; eguax
and ondam Guth. 537; eh and eorlas Rät, 23,11; on eine and
on eädmedum Gäth. 299; endedogoras and eftcymes B. 2S96;
englum and äldiun Cri. 582, El. 476; engla fMan and eädigra
Sat. 221; englum and eardvarum Cri. 627, Guth. 579; fore
et^um and fore elj>e6dum Cri. 1337; edd and aehta C^n. 2756;
e&d and ädelo Ex. 339; e&des and ellendaeda Jud. 273; eägaa
and edran Rät. 79,3; eordan and upheofon Zaub. I 28; eonte
and uprodor Gen. 99, Ex. 76, Cri. 1129, Seef. 1P5, ähnlich
eordan ymbhvyrft and uprodor Ex. 26. 429; eordan eallgrdne
and upheofon An. 799; eorde . . . and ^rBtream Met. 20,118;
eorlas and idesa Rät. 47.7; eorUe and ydmearaa Wal. 49;
eotenas and ylie (and orcnlaa) B. 112; fäcen and fyrene Q«n.
1941: toT fäcne ne for feöndflcipe Gen. 2691; fäder and feorh-
hyrde Hy. 9,8; faehde and fyrene B. 137. 879. 2480, umge-
kehrt B. 153; ai6 faehdo and ae feöndacipe B. 2999; fen and
fasten B. 104; m and fohna B. 745, Rät. 32,7, umgekehrt
Cri. 1456. Rät. 28,15; ne teax ne fei Jul. 591; feoh and fuglas
Gen. 1299; fe6h and feorme Gen. 1650, ebenso mid fe6 and
mid f«ornie Oea. 2859; Ie6h and fiatva Gen. 2130; fe6 and
freös Dan. 66; feönd and firenlustae Gä. 77b; feorh and folme
Sal. 169; fingrae töhrosene, fH töclofene Seel. 112; fiacas and
fuglas Ax. 140, umgekehrt fugl odde fise on sae Seel.. 79; ne
fugul ne äse Sal. 420; fiöde and foldan Rät. 8,9; on fiyge
and on äyhte Sat. 112; fole and foldao Sat. 686, Byrbt 54;
folc odfie fre6 burh B. 693; ne foretee fnaest ne fyree blaeet
Pb. 15, umgekehrt fyres feng ne foretes cyle Sal. 353; folm
. . . and fingraa Rät. 41,521; fohnom äreahtiun and fyetusL
eäc Cri. 1125; äaeec and feil Rät. 76,5; traih fiaesc and ])arb
firenlustaa Seel. 44; frätve and faet gold B. 1931; frei and
fultum Fäd. 6; freMo and freöndscipe Gen. 1760; frioOft and
gefeAn ealle Gen. 57; fre6nd odde feönd Gen. 2811, Met. 25,16,
ebB. El. 954, Tgl. B. 1864; frynd and geferan Byrht. 229
fride« and fultumee Fata 91; tö frdfre and tb feorhnere Dan.
389; fröfor and fultum B. 698. 1273; fröfra fäder and feorh-
hyrde Hym. 9,8; tryaiöa. god and fröfre gaest Jud. 83; ful
Titte and freodovaere Andr. 1632; fyll and feorbcrealm Gen.
1163; fyre and faercyle Gen. 43; fyre and fedle Rät. 70,4
fyr and feömdas Az. 160; odde firee feng odfie Södee vylm B.
1764; gaman and gleodreÄm B. 3021; gär and gdd STurd Byrht.
327; gidd and gleö B. 2105; geaglas tö ginene, göman td
shtene Seel. 110; t>&s gilpne esd [läe goldvlonoe Sal. 207;
geofuu and güdum B. 1958; svä gläe oSSe gim Fh. 800; odde
gripe mteee odde gäree äyht B. 1765; gristbitunge and gnor-
nunge mecga Sat. 834; gold and gymcynn Gen. 236, Met. 8,57;
15. 24,6, El. 1024, ähnUch goldeB and gimma Cri. 59, Met. 14.3 ;
gold and godveb Ex. 587; gombon geldian and gafol sellan Gen.
1978; ge ät häm ge an berge B. 1248; him and heäheetl
Gen. 83, ähnhch hlimae and beAburg B. 1127 ne hÄgles hryre
ne hrimee dryre Ph. 16. ebenso ne hägl ne brim Ph. 60; helle
and hinntid Gen. 718. 721; behnae and hupseax Gud. 323;
264
hdKn odde hupeeax (oAlte headu byman) Citt. 64; behn and
heofoeeeorp Hö. 73; helmas and heard aveoid B. 2688 v^
2987; btto and helpend Ps. C. 11^; hdp and haalo Sai. 582;
OAth. 65o. 862; to helpe and to haele Ron. 10; help and he*-
fod Hy. 7,62; helpend and haelend Jud. 157; healle and
he4h9efl B. 1087; heofbn and hei Cri. 1592; ander haofonnm
and helvara Cri. 286; hedfonengle here and häleda beazn
Cri. 1278; heofones meaht and heahreced Zaab. I 80; mid
heonran bete and mid bäleda foriore Gen. 757; beorte ye cur
baetad and hige geömor Jud. 87; beorötaa and binda Met. 19.17;
bildevaepnum and headvraedam B. 39; t6 bleö and tö bröder
Cri. 1197; An. 111. 567; blaevaa ne blincas Phon. 25; hin-
grendum blAf and brägl nacedom Cri. 1855: bonda and
beÄfod Wand. 43; hond and beard sveord B. 2509; bord and
bleöburb B. 912; bord and bamas Athel. 10; bosp and heord-
cvide Cri. 1444; brägl and bringaa B. 1195; bruse and heofbn
Rät 72,2; bade äbreddan and bäled fyllan B. 2113; hüs and
bleonad Oütb. 222; bvalas and heofonfuglas Dan. 387; hyUfis
and hruaan Dan. 383; byrde and baldend Gren. 172; hynda
and brafyl B. 277; lago vid lande Gren. 163; land and leödgazd
Gen. 229. 1778, ähnlich land and leödvard Gen. 1180. 1196;
Ex. 57, land and leödbyrig B. 2471, land and leöde Eadv. 26;
An. 1323; landes and lissa Gen. 2824; landes and locenra
beäga B. 2995; lac and luftacen B. 1863; leodom onfan and
licboman Cri. 1032; leöbt and Uf Ex. 645 j V!d. 142, mngekebrt
llfes hybt and ealles leöbtes gefeä Cri. 585; leomum and le&-
fum B. 97; langsumre llf, leobt unbvilen Fata 20; leöbtes
and lisea Fb. 563; {)ä hö leomum onföng and Uchoman Cri.
628; mid ligenmn and mid listum Gen. 588; lista and glava
lara Gen. 239; lic and leomu Güth. 1149; leomu lio (and gaest)
Cri. 777; vgl. leomu Uc somod Pbön. 513; ne lic ne leodn
Juli 592; ne lifee ne lisBa Cri. 1367; Ph. 150; Gutb. 806;
265
Fb. C. 69; ne Ufea lyre ne litdee eym9 Ph. 58; Uf vlA lloe B.
2433. 2571. S748, ebensD ne Uiee lyre ne Ucee hryte GAth.
101; lif and leödscipe B. 2751; loium and liBsmn Gen. 1949.
2322. 3737; Dan. 340; Met. 1,59, ebenso lofena and Ubba
Oäth. 1049; lyft and ]»ga Met. 9,40; lyft -ni lagtwtreÄm Seh.
84, ähnlich lyfthebn and lagufiöd Gn. C. 46 ; man and mordur
Sat. 321; Met 9,7; mägdum and mäcgum Gen. 1123; Quth.
838, ebenBO mägefl and mät^ae Rät. 51,7; mägyn and cräit
märan Gen. 269; mägn and mödcrtLft El. 408; mägen and
mildea Hy. 9,3; maeg and magutwgn B. 408; maerdom and
mibtum El. 15; meorda and miltsa Hy. 4,67; sv& medum
and svä m&nTeorcom El. 812; metee and ef>elee Zaub. IC 11;
mMer and m&gmn Gen. 1048; meaht and mundbTrd Gdth.
858; mearum and mädmum B. 1048. 1898. 2166; Gn. Ex. 88;
ne meara ne midma (ne meodo dreame) Bot 44 ; meara }>reatum
and monfarum Gäth. 257 ; ealne middangeard and merestreämas
Dan. 503; Bat 67,9; middangeardee and tnägen]>rTnmiee Cri. 557;
Ph. 665; Jol. 154; vgl. cymeA mägendrynma maest ofer middan-
geord Ex. 349; miht and maerd Fata 7; miht and mund Hy.
7,48; hie mihta, hls mägen, bis mondcräftasZaub-V. C. 14;t6milt-
ee and tö mägene ican Az. 188, ähnlich for miltsum and for
mägenfipedum Gäth. 611; mildee and mibtii Hy. 7,77 m6de
and gemynde Gen. 2604; mAd and miht« Dan. 14; m6de and
magne Ph. 471; Gäth. 1059; El. 1228; Met. 4,87, ähnheb
möd and mäg^icräft Göth. 1105, mödes odfie mägenJtrymmeB
8aL 10; möd and miht« Dan. 16; möd and mon]>eöv Götb.
478; möde and gemynde Gen. 2604; vgl. mödgemynd; mödee-
cräfta odAe mägendaeda Crä. 12; muntae and mirae Sal. 340
ebe. 422; mine myrdian and mänsoeadan Gäth. 622; neöde and
nyde Ch. 1072; öht mid englmn and orlegntd Gen. 84; on^
and ätvifitGäth. 4«1; vid ord andvid ecge B. 1549, ebenso ord
and e^ Byrth. 60; ord and ende Dan. 162; ord and Iren
266
B]rrth. 253; oradea aod ittres B. 2523; om^es and 6ca Met.
13,71; 6ht mid englum and orlegnid Gen. 8^; dre aod ende
An. 649, vgl. JuL -S&S, Rät 81,10; mid raede and mld nhte
Jud. 97: reif and randas Ex. 586 reif and hringas B. 161?
raed .... räne On. Ex. 139: reste and gereotda Gen. 9441;
rihtrlaneetes ne gerädscipes Met. 22,48; lyht äreccan ne rtm
vitan Pan. 3 ; gerisne and riht Gen. 2476 ; vgl. 2246 Ron. 23,
rybtum gerisnum Fäder 80, mngekehrt Gen. 2432; rlcelB odOe
rdee Rät. 41,24; roderaa and rüme gnmdae Jad. 349; (m rOne
and limctäfte An. 134; mir rünvita and min raedbora B. 133;
lyht . . ne rtm Pan. 3; geryana and riht Gen. 2245, amgek^ut
Gen. 2432. 2476; Ru. 28; sang and bv^ B. 1063; s&r and
Bv&r gevin Cri. 1419: sär and sorge Gen. 75, ebenso ne aar
ne sorg Gilth. 1065, ebenso säres and sorga lUm. 8;
sär nivian and säce raeran El. 941 särferhd sägde and srtde
i;\Tid Gen. 2224. sävle and sorge Gen. 2273; mine aävle . . .
and mines sylfes Itc Ht. 4,5; säcce and sybbe El. 1183; sice
and sorg« El. 1031; sealda and snyttraciäft Göth. 1^ sealte
eaestreamas and 5vant&de An. 196 ; salte saestreämaa and 9ve^
uppe An. 750: soeade rid 3&man Gen. 128: sceat ne actUiDg
Gen. '^143 ,vgl. Vilmar aao. S. 33 Aiun.^: in 8came a&d ia
soeldum Ps. C. 63; scann and scand Ps. 70.12: scaccom
and j>cinnum B. 939: scrlda and sce&fta Gen. 2062; vgl.
Piimsb. 7. Gn. Ex. 130. Br. 136: seccas and gesidilae Geo. 2067
Jud- 201. ebenso »ecgmn and gesidom Bo. 33: secge ne srtge
Cri. 190: seledieam and dncgeetreon .\n. 1658: sib aod geoar-
lign"» Ori. 1677: sibbe and jnvTtero Sat. 207: sibbe and ge-
sihJe Güth, 75S vgl, Anm. bei Hoffmaan S. 56 s, v,"; ab
u)d jiaou B. l$57: sigle and dnofät B. 1200: 5inc« and seotfR
Dan. ÖO, Rä:. 21.10 %■¥!■ Ps- Ö7.37. Sa:. 5TS: sin« and scnder-
yrf« Jiid, 340. sicc ar.d sjTEb*; B, 2431: jisobegc and 5veord-
snfti B SSM. 5iiies ne sasoiia G«ti. ö3ö; änav ce srmne SaL 3&4:
Bidra Bo^a and eärcvida Cri. 170; sorg and slaep Wand. 39,
□e Borg ne elaep (ne sv&r l^er) Cri. &6; stänafi od eordan, Bteorran
OD beofonom Ex. 440, ne Bt«orra ne stäo Sal. 284; stäne aod
aonde Rät. 3,7; ne Btenc ne Bvfig Guth. 1296; ne eunnan haetu
ne Buncaldu Ph. 17; mid sväte and mid sorgum Gen. 482;
eraese and geeibbe Rät. 16,22 27,23 ; sröttun Bteictim and Bvegl-
TUDdrum Güth. 1292; sveord and svätigne heim Jud. 328; ])am
Bvnrde and 'paxn syncfätum Wald. I 28; Bymbel and Beleful
B. 619; synn and becu B. 2472, ne synn ne sacu PhÖn. 54;
Bynnimi and Bearocräitum GöÜi, 540; t«ämuni and tndre Gen.
1535; tregan and t«6naii Gen. 2274. tintregan fela and t«6naii
micelne Sat. 497; tvigum and telgum Dan. 504. 515; vare and
va^e Rät. 3,8; vädlu and veliga Cri. 1496 värgäo and gevinnee
Cri. 57; vätrum veabt and vastmum |>eabt Gen. 1922; väter ne
vildeär Sal. 285; väter and volcen Sat. 6; vaepen and gevaedu
B. 292; raerdo and vundor Met. 28,82; raere and rinescype
GAth. 1145; velan and viste Gen. 971; varodfanida gevinn and
Tät«rbrägu An. 197 ; venim and vifnm Gen. 1574. 2754 Dom.
60, Vyr. 2, Ph. 394. Vid. 130, B. 993, Ex. 582, Men. 186,
An. 1599, El. 236, 508. 1222, Hy. 7.87, Met. 17,4, Gnom. 1,34,
Rät. 31,5, Cri. 101, umgekehrt Men. 162, An. 1668; vealdend
and Tyrhta vuldor|»rymmeB An. 325. 702, ebenso valdend and
vyihta Met. 80,15, umgekehrt Sat. 535; veän and vergang Sat.
42; veiaa and vttu Sat. 185. 336. 715; vedn and vräcBid B. 2292;
■veiji and xyrcan Dan. 591 ; veard and viea Gen. 1157. Dan. 566;
tö veorce and tö vröhtadpe Gen. 1672; velan and viste Gen. 971,
Andr. 318 ehe. 302; vellan and voran Gen. 466; mid vidle and
mid vomme Jud. 59: vicga and vaepna B. 1045; t6 villan and
16 Torftmyndum B. 1186. mid villan and velan Phon. 149; vindas
and va^ae (and väterbrögan) And. 456; vind ne väteräöda«
Andr. 503; ni gevinne and vräce Cri. 622: vind and volcnu
Hy. 9,7; vigte ne vaede Dan. 103, Met. 25.39 Gnom. 1,48; tö
368
viate and tu TU|iege An. 1S3. vite and Tordum RMt. 5,11, fthn-
Keh vis on gevitte odOe an vordcvidom Crä. 18, ebenso gsritt
and Toidovidnm An. 552; svä vlte stA voldor SesL 1,7; rlf ukl
vaepned G«o. 195. 2745; Ytg and vlsdäm B. 350; vlgea and
7rällra B. 2S3S; vlgniti and vaepnQin B. 3895; vlges vAmtun
and vndabe&mmn Jnl. 1576; vlgend and vaepen^r&ce El. lOff;
Tlsdömes nadu and vltena trötvt Run. 4 ; vlenco and vlngedimc
Gen. 2579; for vtence and for Tonhygdam Gen. 1673; vlite and
TSstmas G«n. 613 Pfafo. 382; vlite and valdre Gen. 36; vlite
and Teordmynt Bat 159; vUte and vlsdom (and veoica) Ct4. 103;
vkokc and vlngil Sed. 29, Ruine 35; Tommtim ävyrged, Treccnn
Alyfed Ex. 582; vom and vlto Sat 227; vom and vdp Sat 833;
von and vorhte Gen. 1568; ne vdp ne vrscu Phöri. 51; vorda ne
Tlsna Gen. 534; vorde and gerltte Gen. 1958 vgl. Hy. 9,56;
vordum and vercmn Sat. 48, 222, Cri. 918. 1237, Ph. 859,
Wal. 85, B. 289. 1100. 1833, Guth. 553. 692. 765, Hy.
4,6; vord and vülan Gen 600; vord and gevit Hjon. 9,66;
vordum secgad and vritn cydad Ph. 425; vord and vlsdöm
An. 569. 650. 1680, Qütb. 635. 1104. El. 334; vordaige and
TOTCaige Zaub. Vül 7; voruldcräfta vlite and veorca gehvüo
Dan. 364; vongas and vicstede B. 2462; ne vöp ne vracu Ph.
51; ne vracu ne gevinn Güth. 1054; vradn and vyrdBcipe
Rnn. 7; vrfthta and vlraB. 2413; vroht ne vedel (ne gevindagaa)
Pbön. 612; vndnm and vyrtum Men. 77, Met. 8,20. 20,251;
vuda and vätree Gnom. 2,110, Rät. 88,19; vuldiea and vlte
Sat. 119; vnldres and vynne Sat. 176; vuldor and vüla Hy. 7,59;
vunde and vlte Cri. 1S08; vynuum bevunden, vitum gebunden
Jud. 115; vyrda ne vorda B. 3030; vid vyrmgeblaed, vid väter-
geblaed Zaub. IV 51; vyrmas and vüdeör B. 1430; vyn and
veordmymd Ron. 27; vynnaaDd voruldblissa Göth. 135; vynnum
and v^Qum Hö. 82; {lanc and |>eävas Hy. 7,78; |)egn and ^eov
Ph. 165; for ]>earfum and for fireänydum Ai. 14 vgl. Dan. 294;
2>6&ruiQ and gejwncuui Gen. 2418, Cn. 1584, Tgl. Dom. 36, GKtth.
577; t>eöda asd ^va Gnom. 1,18; ]>eöfe8 ood JieödsoeadaD
Cn.-1610; vi& Jtorngeblaed, vid ]>y8geblaed Zaub. 4,51 (vgl. Anm.
bed HofEmann S. 53 u.); ])r«A and {>e&fdom Gen. 2363 |ir6atum
aod ])ryinum Jud. 163; Jmwm and Jiystro G«n. 326; for {>reÄum
and for |>eöDydmQ Dan. 294; ffel and edvit Met. 1,55 j yfel
and ondle^ Gen. 2264; yldo ne adle Rät. 44,4; yldu and
aerdeäd Ex. 589; ymbhvyrft and uprodor EI. 731; jm and
aefeste Ti. 86; vifi yegeblaed, vid äthorgeblaed Zaub. I\' 52. —
Adjectiva (v^. Hoffmann S. 611).
adele cnihtae and aeGtst« Dan. 69; ädde and bce Hym.
.7,41. 118; adele and eAcen B. 198; änraed and yre])rong Jul.
90; fenraed and ouforbt Jul. 601; iaea and Mree Met. 25,52;
ärfäst and elmeBgeom Crä. 67; aenlic and edgeong Phon. 536;
aerennm clammum and isemum Dan. 520; aetrenmöd and un-
getreöv Gn. Ex. 163; aettiynne ord and ealde trraiA Byrht. 47;
beule and bänüg B. 780; beorbt and geblaedfSat Gen. 89,
umgekehrt Cri. 1240; beorht and bilde Cri. 878; beorhtra and
bläcra Cri. 879; bitere and gebolgene B. 1431; biter and bea-
duacearp B. 2704; bläc and beorhtUc (vgl. Cri. 879) Run. 6;
bold and bn^oetöl B. 2996; bräd and bresne Gen. 2801; bräd
and brönecg Byrht. 163 vgl. B. 1546; ctoe and cräftig Met.
10,51; daene and gecorene Pb. 541. Jul. 613, Hy. 7,53; claene
and gecostad Göth. 507; claene and cräftig Hy. 9,16. 53;
«laengeom and cystig Rät. 81,21; cMee and gecoetee Gn. Ex.
143; mid cvican ddere nalaes mid cvellendum Zaub. 7,10; deöp
and dim Gen. 105; de<^r and dfimgeom An. 1310; dimme and
deorce 8at. 105. 455; digol and dyme Gn. C. 62 (umgekehrt
Cri. 640); dömläBt and gedSfe Gen. 1287; dreörig and gedröfed
£. 1417; druncen and dolhvund Jud. 107; dumb and de&f
äeel 65, Jul. 150; dyme and ddgol Cri. 640; dyege and ge-
270
dvealde Cri. 1138; dryhtn« djn and doedhväe HU. 292; dfn
and dömeädig Gen. 1247; gedyratig and |tu8 dolvillen Jul. 461;
ic dyage drelle and dole hvette Rät. 12,3; egeafull and alor
Jud. 257; egesUc and unoäd Gätb. 112; tee and edgeong Cri.
1071, Ph. 608; t)a tea and >u iLlmihtiga Met. 4,29, 11,74,
20,132; eacniendra and elnlendra Zaub. I 53; e&dgiu& and ear-
mum Cri. 911, Run. 24, umgekehrt Cri. 1497, Zanb. IV 40;
e&dig and onsond Ph. 20; eAdig aod oninM An. 54, GAth. 717;
eädig and a^eÄv El. 806; eald and unhär B. 357; eald and
infröd B. 2449; eald and. ömig B. 2763; eald and egesfall B.
2929. Gn. C. 30; eaig and unröh Cri. 1408; e&rm and unlaed
Jul. 616; fäb and fyrhe&rd B. 305; täh and faeted B. 2701;
fäb and freöndledis El. 925; fäger and freolic Gen. 1722; Qlger
and gefealic Ph. 510, Güth. 629. 797; faege and geflyme* B.
846: fae«t and fordveard Rät. 22,13; forht ne faege GÜth. 281;
fracod and gefraege Dan. 304, A2. 24; free and firenluBtgeom
vgl. Met. 8,15; fräcne and ferdgrim Wal. 5, Jul. 141; freörig
and ferdv6rig Güth. 1130; frome folctogon and fyrdhvate And. 8;
fröd and fästraed Men. 135; fröd and füa El. 1237; fulvitte
and freodovaere An. 1632; tüa and faege B. 1241; füs and
fordgeom Byrht. 281; fyr and fastor B. 143; gamol and güd-
reöv B. 58, ähnlich gamolfeax and gädröf B. 608; gomol and
graegmael B. 2682; gedp and goldiah B. 1800; gearve and geomful
By. 274; geatoUc and goldfdh B. 308; gim and gealhmöd Dan.
230; geong and güdhvät Fata 57; güp and goldvlanc Sal. 207;
ginge and göde Dan. 90, umgekehrt Az. 109: gjfie and galgmöd
B. 1277; glaedmöd and goldbeorht Ruine 34; göd and gleAv
Gen. 2657; gödes odde gäles Cri. 1035; göd and gästllc Gen.
209; göd and geipneb Wald. 2,19; göd and genge Az. 109, um-
gekehrt Dan. 90; göd and geatoUc B. 1562; graedige and gifre
Gen. 793. Seel. 74, Sat. 32, umgekehrt Sat. 192, Seef. 62, ebenso
gifröet and graedgöat Rat. 81.24; graege ayrcan and grimhelmas
271
£. S34; grim and gealhmöd Dan. 230; grim and graedig B. 121,
1499; hü giimmum and hä grundleäsnm Met. 3,1; hälic and
higefr&d Gen. 1953; hälig and beofonbeorht Dan. 341, ähnlich
haiig and heofontorht An. 1020; hälic and heofonUc El. 740
hat and haeste Gen. 3416; hit and heorogrim Cri. 1524. Gäth.952,
ähnlich hat and headogrim B. 3691 j hat and hreöhmöd Gen. 2296
beadogrim and hvearf B. 548; healtum and hreöfom An. 578
bearde and higejumcle Dan. 94; heard and be(m)giim (v^. Cri
1524, Güth. 952 8. o.) Cri. 1613; heard and hrtde Gen. 2261
beard and hiingmael B. 2087 ; heard and higestrang Men. 42 :
heard and hygerdf Gäth. 926; heard . . hygesnotter Gäth. 1082:
heard and h6te An. 1397, ähnlich heard and hetegrim An. 1564,
vgl. 1397; heard ^nd hidende Rät. 34,7; ne tö hitheort ne tö
hrÄdvyrde Wand. 66 ; beähst and häügöet Ex. 394, vgl. Ph. 626,
Met. 26,38, ebenso heäh and hahg Cri. 379. 653; he4h and
bomgeäp B. 82, Ab. 668; he^ and hleortorht Rät. 69,6; heah-
.heort and baeden Dan. 540; heardraedne hyge, beortun stränge
B. 2348; hinderveard ne hygegaelsa Ph. 314; haeden and
bygeblind Fata 46; heofonlic hle6dor and se hälga song Güth.
1297; borsc and biedergleäv Ex. 13; {>äe horsc ne \äB hyge-
cräftig Cri. 241 ; hreöh and heorogrim (vgl. Cri. 1624, Güth. 952
und Cri. 1618 b. o.) B. 1564; hreöh and brMe Rät. 81,2; hreöh
and bygeblind Jul. 61, ähnlich hreöh and hygegrim Jul. 595;
|iy hvätran and ^ hygeblidran Rät. 2719; Idel and unnyt
Gen. 106; B. 413, vgl. Met. 5,27; Idel and aemen Gütb. 187;
Idlmn aehtmn and ofervlencmn Güth. 389; idg and ütfÜB
B. 33; bvtt aod heorbeorbt Gen. 266, ähnlich bvit and
beofonbeorht Cri. 1019; bvit and hlvbeorth El. 73; lad and
longeujn B. 134, 192; leäse and forlegene Cri. 1611; leo-
fum ge lädmn Cri. 847; vergl. Seef. 112; B. 511, 1061,
2910; Bvä gele&fiull and svä leöf gode El. 1018; leöht
and leodnv&c Crä. 84; Itd and lofsum Gen. 468, umge-
878
fahrt Cri. 914; Ud<wt aad lo^eonuwt B. 8183; lobum
IflöftMl Pan. 33; lytelhydlg n« ^ lAthsrdig Ctä. 10;
and misllcnm Mal 86,8 eba. Lot» 8, Tgl. Cri. 644; miga-
Btrong and mondrtf RAt. 84,3; tnaere and mAdig Dan. 105;
maeet and maenwt Sz. 395; Dan. 663; micol and mil)t%
Gen. 606; micaUw and maeme B. 3098, JnL 86, T^ Du.
609; mide and maeta Oath. 24, Sal. 287; u micl» and aa
milgonatrenga Ky. 88,8; micel and manigfeald Hy. 4,4; mih-
tig and mödiM An. 14,98; mihtig and mflgenstr&ng "Hy. 4,81;
n&Q mihtigra ne n&n maem Uet. 20,18; mildnBt and moo-
ftvaeiUBt B. 3188; milde and grattetOst Qiib. 1060; milde and
gemyndig and mon|)vaerd Hö. 77, vgl. Pan. 31; mMe and
meteleAa El. 612, Andr. 698, vgl. Andr. 89; m«dme aod
mMgiädne GAtb. 1131; mödig and mägenröf Ex. 276; mMig
and medugäl Jud. 26 gemyndig and mödgejiyldig Andr. 983;
open and Mte&ved Cri. 1605; mldraede and midrihte geleifan
Jud. 97; raeghär and raidf&h Ruine 10; recon and laedfest
Wald. 8,86; rMe and raedleAs Dan. 177; rMe and lyhtrti
Cri. 826; (and rümheort) Hj. 7,63; reöc and rtde B. 182; rihta
and gerüme Dan. 291, ebenso rihte and rftme Hy. 7,15; aae-
beorga aand, sealte yda Ex. 441 : eceorp and aärecg Zaub. 8,29;
8carp and acärbeaid An. 1135; sär and scj'ne Fh. 308; sär
and 3v&r Cri. 1418; seöc and aorhful Sat 275; agefist and
8nott«r Ho. 23, umgekehrt SeeL 136; aigeiöf . . aödfirt Zanb.
8,25: sld and s^-^ltorht G«n. 28: ^d and searof^ B. 1444;
sid and ayllic B. 2086; smede and ges6he Güth. 704: amylta
aod smöde Men. 76; snel and svift .^and aride leöht) Pbön. 317;
snotor and södftdt Dan. 15t. 737; 5^'ä snotor ne svi sondor
cräftig Sat. 349: snotor and svydferhd B. '36; ^aottie aige-
fäat«' and ^us sdOlice Seel. 2.135 .vgl. Hö. 231; [>u söda and
[>u äib«unia Cri. 214: ?öd and särllc B. 2109: aöd and ?ige-
fäst Hy. 10.47; As. 156: söie and gesridde ^and gevigefu»)
Dan. 288; As. 9; BöäSStA «ttd «Tidfe(ni& 0«n. 9; sttd taS
BtaSBst Cri. 981; bÜA and Mylecg B. 1538; stid and ebeip
Rät 70,3; Btxang Ang stldlaM 8at. 248 Kreos 40; Btyni« attS
rticol«« SaL 153; gesonde and gesteade Cri. 1342; |^ ^
Bondian snd |>y EngefSstnm Rät. 27, 29; dvancor aztd eadtil-
bec^ht B. S175; evät andaridlic Cri. 956; nfi tvftr ne srraigaA
Ph. 815; BTorto and BTnfuUe Bot 52; Bvätfäg and sveordvnnd
Wald. 1,5; svaesom and gembbum G«n. 1612, Rät. 16,12,
27,22; flve&rt and aealobrün Fin. 85; aveart and aaloneb Rät.
60,5, vgl. Rät. B8,S; srarto and B^nfiille Sat. 52; erftttra and
stdra Pan. 46; sveottüra and gesynia An. 565, ebenso srecftul
and ges^ne Rat. 14,4, 40,3, G«n. 2806; emitele sod gmym
H;. 9,50, ebs. arutelra and ge^na Men. 129; avidfeorm and
gceaelig Oeu. 1770; svüt and BviOfeorm Sät. 4,72; |t(l B7n-
fullan and |>& »odfitotan Seel. 2,148; e^nnig and geaa^ig
£1. 956; tilee and tomes meaeree Gn. Ex. 142; evä tilw
Bvä trige« El. 825; tilrt and geb^vra Rät. 27,23; tireädig
and tr&g El. 955; torhte and tireftdige Fata 4, vgl, Andt.
1688; trame and torhte Cri. 884. 934 unlaed . . . e&dig Sd.
3Gb vgl 891; onlaede täd and onndd Sal. 849; van and
y&lfel El. 58; van and vlitele^ An. 1171, Cri. 1&65; ne tö väc
vige ne tö vAohydig Wand. 67 ; väfre and välföe B. 2491 ; varleAs
and vonhydig Gn. Ex. 162; ne vearm veder ne vintenctlr
Ph. 18; vezendra and vridendra Zanb. I 51; vindig andvyneam
I^. 347, An. 62; vinterbit«r veder and volcenfaxu Dan. 379;
vte and vord^eAv Dan. 418; vid lond ne vegas Gen. 156; vid
and veorSlic Jul. 9; vlse ge]x>hta6 and voruldcrilftas Crii. 22;
vlfi and gevealden Crä. 46; vis and gevittig B. 3094; vte and
vordanotor Ead. 47; Be vtsa and »e veort^eoma Met. 10,48'
vli% and vuldoifäst Dan. 286, A2. 7; vlitig aüd vynäTim Süft.
214, Seh. 63, Ph. 203, 818, Pan. 65, Ead. 23; vk>nc amd
Tingäl Raine 85, Seef. 29; voon snd v6ste Gen. 110; von «ocl
Hajar, AMgumMatimib» FoMto. 18
274
vlitflledB Cri. 156S, An. 1171; nn md väUel El. 58; vonn
and Timdoriic Rät 85,14; vreodenhilt and vyiinfUi B. 1698;
^vtäst aad ge^yldig G«n. 1943. 2662; ^icce and ^ymw BSt
41,86; ])rlBt and {irohtheard jtü An. 1266; yfel and rauOeto
Gen. 2264; yfel and edvlt Met. 1,&S; ffel and minet Met. 33.17;
yrre and egeefall Ez. 509, Cri. 1529; yrre aod egeBlIcn Du. 555;
jm and finiaed B. 1575, Byrth. 44; yrre and rMe JnL 140.
Verbs (und Partidpia) (vgl. Hofimann S. 68f.)
to bindenne and to bämenne Cri. 1622; btt hit and byige
Gren. 519; bodiad and bremsd Cri. 488 gebeorgait and be-
bagan Oath. 963; bräc and b«gde Sat. 381 , ebenso for-
briic and forb^e Sat. 465; forbrecan and forb^;an Hö. 36;
braecan and bämdon Cri. 708, ebenBo briced and b&raed Sal. 412;
breodaä he and bälced MM. 28; &bre6tad and bebitawd Sal.
295; bügan odSe beretan Kreuz 36; foroumen and forcyded
Sat. 176. 206; cumen and äcenned Met. 24,51; cleopad and
ciged Gen. 1013; clyppe and cysee Wand. 42, umgekehrt cyston
hie and clvpton An. 1018; crietened and claemad Sal. 395;
gecyded and äcenned El. 816; ddn ne dreogan Gen. 190, um-
gekehrt drugen and dydon Gen. 143; tödrifen and tAdriisced
Dan. 267 353, ; druncon and drymdon Gen. 2781 ; dveled and
drifed LeAs 33; äfste {lä . . . and onette Gen. 2872; eAcoiendn
and einiendra Zaub. 1,52; fergad ev& and fMad Vy. 7; ferion
and fri|non Zaub. 8,21 ; feödan and fyldon Cri. 709, umgekehrt
Cri. 486; fremman and fyrdran An. 936; gefreode and gefreodade
Cri. 588, Jul. 565; gefreoda hyre and gefeorme hy Hy. 4,61; fyl>
lad and feögad Cri. 486; liysan and fordgangan By. 3; gieiad and
gierrad Vy. 8; forgyted and foi^ymed B. 1751; grennadeand grist-
bitade Jul. 596; habban ne healdan Dan. 198, ebenso hafad and
healded Cri. 1649, hafa nö and gebeald B. 658, habban and
healdan Byrht. 236, umgekehrt B. 2430; hatode and hynde
275
B, 2319; äboD and ähebban Jnl. 228; heöv md hynde Byrbt.
324; belpexid and haelend Jol. 157; hleöd and hydde Met.
29,&5; heÖT and hynde By. 324; hleöd and hlAttrad Az. 85;
Uöh and hlydde Jud. 23; biholene and bibydde Pb. 170; äbön
and äbebban Jol. 228; hycgan and byhtan Leäs 44; gebynde and
gebäfte Cri. 562 ; ihogodon and äbyrdon On. Sx.. 202 ; laOad and
laedeA Scb. 55; laedäA and laeced Sal. 496; forlaedan and
forlaeran Gen. 452. 692; laeraA and laeetad Cri. 1689; forleolc
and forlaerde An. 614. 1366; lofigen and lufigen Az. 100; \vdest
and gelyfeet Jul. 48; oolütan and onüdigan Sal. 856; maned
Bvk and myndgad B. 2057; ne magon and ne möton An. 1217,
ebenso maege and m6te Sat. 425, ämered and gemylted £1. 1312:
räd and raedde Byrtb. 18; äraedde and Arebte Dan. 741; berae-
dan and bereafian Met. 9,50; reabte and raerde Gatb. ISl:
rymde and raerde Qeai. 1635; eceöp ])& and Bcyrede Gen. 65:
ägeyreS and äsceaden £3. 1313; eecgian and Bverian Sal. 425
geeegnad and geByöed Sal. 403; serede and sette Sat. 15; etean
and geeittan Pb. 671, Gatb. 53; Beomade and syrede B. 161;
Beön and sdcean B. 3102, (Tgt. Anm. bei Hoffmann S. 71),
ebenso geseö and ges^ce Hy. 4,31; eeöv and eette Cri. 668,
sette and säende Zaub. 4,40, geeetted and gesaed B. 1696; forsi-
ted and forsvorceA B. 1767; seomade and eyrede B. 161; Bcofen
andscynded B.918; ednganand BecganCh.657, 'Vld.54, umgekebrt
Met. 2,17; singad and svinsiad Cri. 885, ebenso Pböa. 146;
Blögon and svungon An. 966; viOstode and viSstonedest Zaub.
4,11 ; gestrangaä and gestadeliad Sal. 239; gestyred and gestado-
lod Seel. 1,45; Btyred and tihtCBt Met. 20,178; Bvfelan and
Evellan B. 2713; syleä and sended Gutb. 739; Bvefed and Ben-
deA B. 600; tösveop bine and töevende Dan. 342, Az. 59;
geevenctoQ and gesigefaeton Az. 1 89 ; svögad . . . and svineiad
Rät. 8,7; ßyled and sende« Gütb. 739; tennad and taetad
Vy. 4; forteib and fortylde Cri. 270; tredad and tergad
18»
276
04^259; trymsuD and tyhtan Gnom. 1.46;^iloaftndtain8da&
Utt 18,S9; tftOMd na and ÜsdzaA QttL 1512; nnad and ToaxaA
Lete 82; vanoda and vTzde B. 1337; rdan and veoceaa 0«b.
31; Tdao and vinn Q«n. 466; veanul and vridad G«il 170.
1532, B. 1741, Zaob. 1,51; raooad and TOoüd CeL 952; tcmI
and reazaA As. 113; v«oad and vzeoed Dan. 578; vtadaa and
ToMoa An. 1074; go na Ttaen and vilnigm Met. 10,63; viBtaa
«ad ne vAndon B. 1604; von and vorhte Q«n. 1553; void cvsfiil
and vnldriad Cri. 401; vorbbo and vredede An. 523; rxtOMd moA
vazdad Ph. 172 ; Ttmian and vendan QAth. 28 ; vnnaA and -naaaS
GAth. 220, Lete 32, nmgekehtt 366; vylted and vendaA BML
'60,19; T^csd and vtoad GAÜi. 47; |>«nad and ^onA Mot
29,77; Inndaa and fninian Rät. 46,2; |>oIi&n and fwAaa Jiü.
466: ^dedon and |>6bton BL 549; ge^d and gelire&tod And.
436, vgL 520, Sal 303; geycd and geednivad Cri. 1040; ynA
him and ypped SaL 494. —
Adverbia (vgl Hoffmann 9. 61f.) und PräpoBition«n
(vgl. ebd. 8. 72).
ädeta aod 4ce Hym. 7,52; aer odde äfter Cri. 1692; fjn
aad faeator B. 143; haedre and blütre (and b«ofondze&QM
Az. 79); innjui aad ätan Gen. 1322, Cri. 1005. B. 774, Ph^
30, Met. 30,13; longe and g8l6me Cri. 1672; oftost aod
inlocaet Cri. 432; synüe and sAd Fä. 80; dfan and fttan
Sat. 343i atan and innan Gen. 677, vgl. DAm. 22; vlde and
velhvaer Ead. 37. —
Man braucbt nur diese üppige Fülle von ags. Zwillings-
fonaeln mit der verhältniaemäsaig dürftigen Zabl von altnonü-
Beben SU vergleicben, um sofort tu empfinden, wie man bief
auf jüngerem Boden atebt. Die Saat, die dort zu keimen ai»
fing, ist bier voll ina Kraut geschossen. Dort steben die
877
Zwillingaformeln noch gaiu fühlbar auf den PuallelTerBen; hier
sbd solche ftUe seUeo geworden. Etwa fcdgende BeiBpiele
wären anzumerken: burh timbrede and bearo aette Gen. 2840;
diiht&ee dömaa and dngud« {)rym Sat. hbb ; deöflee cr9itam
and diacan fellam B. 3068; ne dre&mee dryn ne deadee cyme
Qtth. 602; fingrae tAhrorene, ffit töclofene Seel. 113; gombon
geJdian and gafol eeUan Gen. 1978; geaglae töginene g6man
tAaUtene Seel. 110; bilde &fareddan and bäled frllan Oen. 2113;
heofonengle here and häleda beam Cri. 1278; hingrraidani hläf
and hrägl nacedtun Cri. 1355; langsmnre Uf, lecdit onh^en
Fata 20; rybt äreccao ne rän ritan Pan. 3; min rfinvlta and
min raedbora B. 1325; stfinas on eotdan, steoiran on beofonom,
Baebeorga Bond, sealte yda Ex. 440 — 41; ne eunnan haetu ne
mmcaldu Fb. 17; sfir nivian and sace raeran SU. 941; Tommum
iivyiged, vreccom älyfed Ex. 532; Tordmn sec^^ and Tritu
cydad Pb. 425. — Schon der Zahl nach zeigt «ich bierin eine
Abnahme, wenn auch nur eine relative, im Vergleich zu den
altn. Fällen, die doch bo viel weniger lose Zwillingsformeln
neben sidi haben. Aber genauere Betrachtung zeigt mehr.
Zunächst mnd dieee Beispiele (denen ja vielleicbt noch eins
oder das andere sieb hinsnfügen liesee), sämmtlich wenigen
Gedichten entnommen, und ewar gröestentheile ganz alten Ge-
dichtm. Von heidniscber Poesie ist bloss der Beomlf vertroten;
von cbiistlicber stärker nur Gen., Cri. und (durch die Häu-
fungen Ex. 440—41, Seel. 110—12) Ex., Seel.; vereinzelt
GDth., Fan., Fb., Fata., nur durch einen Fall El. Garn fehlen
also aus der ältesten Schicht Dan. und Jud., die wohl jünger
mnd als Gen. und Ex. (ten Brink Geech. der engLIit S. 58. 60),
ans der mittleren, die eich um Cynevulfe Namen legt, dem
Cri., Güth., Ph. gegenüber Jul., An., El. (bis auf M. 941); end-
lich die jtingste, die Aelfred zum Mitte^unkt hat, flOlt |
ans: Met, Psal.; auch schon Sat., dann die gnomiacbe FoMi«u|
278
Gnom., SaL, EUt a. s. w. Wir köouen aber nicht bloM vor-
folgen, wie die Zwillingstonnd noh mshr und mehr vom IV
raUelTers ablöst, sondern aoch wie sie ihn nach sich mnformt;
der Diener ist aoch hier som Herren geworden. Wir sahen
schon bei den alto. Beispielen, wie m^lichste Angleichnng
beider Glieder erstrebt wird; ags. nimmt das nicht bloM m,
sondern Überträgt sich anch aoi die »Stfitatenc der Zwüliag»-
worte, wo dieselben noch stehen geblieben sind. Solche An-
gleichung der StQtsen finden wir z. B. Gäth. 802 diTte: ojrme,
SeeL 113 tdhrorene: tAclofene, Gen. 1978 gieldan: seUao, SeeL
110 toginene: töslitene. Eine An^chmig besteht anch darin,
dass inweüen die stütsenden Worte selbst eine allbekannte
Zwillingsformel bilden; so Kx. 440 eorde: heofon. Da erhalten
wir also gewissermassen gekreuzte Synonymenpaare, übeiachla-
genden Gedackenreim. Solche Combinationen von Zwillings-
formeln liebt die ags. Dichtung überhaupt: HoSmann hat (aao.
S. 11 — 12) angemerkt, dass g%m eine reimlose Zwülingsformel
einer alliterirenden unmittelbar vorausgeht.
Wird die Annäherung in den Hil&worten der Formel noch
einen Schritt weitergeführt bis zu wirklichem Reim, so erhalten
wir eine ags. (in der von uns zu behandehiden Periode) zwar
noch nicht aehr Mufige, aber doch schon höchst charakteristische
Form: Endreim und Stabreim gekreuzt (vgl. über beider
Combination Schipper Altei^. Metrik S. 67. 154 u. ö.):
ne forstea fnaest ne fyres blaeet Ph. 16; ne hägles hryre
ne hrlmes dryre Ph. 16; ne Ufes lyre ne Uces hryre Gäth. 101;
Tätmm veaht and rästmom |>eaht Gen. 1922; vyrmiun bevun-
den, vitum gebunden Jud. 115. — Vgl. Zaub. 4,52—63 (vgl.
auch Kluge P. B. 9,436). —
Aber auch zu anderen Entartungen der Zwillingsformel
zeigen schon jene Beispiele, die in den Stützworten die Spuren
ihres Ursprungs noch mit sich führen, deutliche Ansätze. Die
279
Wortpaare sind «ret nnr ein HüiBioittel für den Bau der Vers-
paare. Nun fest^en sie eich, bilden die Veree nach sich, und
machen sie mietet alldu aus. Noch die eiolachste Art ist die,
dase die Synonyma eich derart ausdehnen, dase sie allein je
einen Halbvers ausfüllen. Sch<m dicht daran grenzt B. 1325
min ritnvita and min raedbora. Aber bald haben wir vier-
silbige Zwillingswörter:
hüdevaepnum and heaAovaedum B. 39; middangeardes and
mägen^iiymnes Cri. 557, Ph. 665, Jtü. 164; mAdescräfta oAde
mägendaeda Crä. 13; libtvlsnesBee ne gerädadpee Met. 22,48.
Die Stütze wird einfach an das Formelwort aogeechmoUen.
Ein instructiTes Beispiel ist Cri. 401 vord cvedad and vul-
driad. Eine so ungenaue Formel, in det Substantiv und Verb
sich entsprechen, ist eigenthch unerhört; aber »vord cvedad«
wird eben als Compositum gefasst und so rächen sich denn
zwei Verba die Hand; und trotzdem darf »vord cveSani noch
ein >|>ä( regieren.
Bier ist also dae'^Hilfswort völlig dem Formelwort dienst-
bar. Sollen aber die Synonyma den Vers allein ausmachen
und haben sie keine Hilfsworte bei sich, die sie sich anglie-
dern können, so werden sie künstlich zur Länge eines Halb-
versee gedehnt. Entweder erhalten sie proclitische Partikeln
oder enchtische Epitheta: mid hearran bete and mid häleda
forlore Gen. 757 vis on gevitte oSAe an vordcvidom Crä. 13;
oAfle f^ree feng odSe äödes vylm B, 1764; oAde gripe mteee
oOde gires äyht 6. 1765. — Sehr häu£g ist die (altn. Doch
seltene) Verwendimg dee Epithetons auf einer Seite allein als
Versfüllung: gristbitunge and gnomunge mecga Sat. S34; graege
syrcan and grimhelmas B. 334; tdlum aehtum and ofervlencum
Güth. 389; ealne middangeard and merestreÄmas Dan. 503;
eealte saestreAmaB and svanräde An. 196 ; sealte saestredmas
and Bvegel uppe Au. 750 vinterbiter vederond volcanforu Dan.
880
379- In all diMeu fSäm alw ftUt wanigrtwu dju siiw Wort
fjüfäa täam Baäntn; so qMh in vielen mdare&'l'^llen: viUr-
\i$tfgiax An. 107; TiüdQi|a;inmeB An. 325. 702; TndalMtoinin
JvL fi76 a. B. V. Soiwt erhalten anch beide Worte EpUJurtiL
"Sin merkifüzdiger Fall mit Synonymenknonng Sat. 606: dag»
langnst and dinna maest. In letrter Noth hiUt ein Flickwert:
fcdmnm ireahtnm and lystnin e&c Cri. 1125. —
lieber die rbythmiachen Cteeetse der ags. ZwiUingsformeln
im A^lgfr'"W'nf" handelt Hofimann aao. S. 13 f> —
Neben dieeem Anachvellen des eioselnen ZwiUingy-
WQitei, daa nun pompda als soaTerainer Halbrera einheratolxirt,
iet füi die ags. Verwendnng dieser Elgor die Ifenge nnge-
naoer Zwillingaformeln bezeichnend:
braod aad brädfl Ugaa Gen. 325; bord and br&d BVTrd Jud.
318, ^^rth. 115; beAga and beorhtra mäHm^t Jad. 341; beigas
and brftd gold B. 3105; discas l&gon and dyre evjid B. 3048;
frätve and faet gold B. 1931; gär and göd srord Byrht. 237;
gpwge ayrcan and grimhelmas B. 334; heofones meaht and
beahreced Zanb. I 30; mägpi and cräft miran (^en. 269; roderaa
aqd rünie gnmdaB Jud. 349; areord and arätigne heim Jud.
328; aar and svär gevin (mit Innenreim) Cri. 1412; sealde
and Bnytru oräft Gäth. 155; BTÖtum stencom and sveglvnn-
drum Gäth. 1299; vid lond ne vegas Gen. 156; vinterbiter
veder and volcenfani Dan. 379; vlse ge|>ohtas and Tonild*
däftae Crä. 23; ne vearm veder ne <nntei8ci:ii Ph. 18; vlitige
englas and vuldorgife Hy. 9,44. — Die Caeua der ZwülingB-
Worte weichen von einander ab: geögude and gumena dre&m
Qüth. 464; meara ])reÄtum and monfanun Göth. 257. Dies
iterbiadet sich mit Reim von Adjectiv aui SobetantiT : gieAv
and gode leöf Jul. 131. Hier wäre die Figur kaum noch zu
erkennen, wenn jenee ivord cvedad« uns nicht gelehrt hätte, wie
unter dem Druck des Reims die Veistheüe zu einem Ganieq
ÜSl
^Ueaaune&gc|iree8t werden: gode leöf ist gleiciiBam ein m-
aftinmengeBetetee Adieotiv. —
Wii eehen bald, duB- beide Encbemtmgen, die gedehnte
und die ungenaue Zwillingsfonuel aof demselben Pnndp be-
ruhen, ja daas die zweite eigentlich nur eine Unterart der ersten
ist Das Beimwort soll den Halbvere nicht bloee beherrecheu,
wmdem erfüllen. Immer mehr wird Allee über dem Reimwort
vemachläasigt Dies dagegen wird immer soi^fBltiger g^j^ttet
und heraoBgestricheu. So stellt sich drittens auch die gestei-
gerte, reimähnliche Zwillingsformel hierher. Wir sehen von
den zahUoBen Fällen annähernder TTphfrr«iimrti mTnnng ab und
führen bloss solche an, die der Wortepielerei nahestehen:
of dennm and of dänmn Rät. 28,3; gefreöde and gefreodade
Cri. 588; lofigen and lufigen Az. 100; Ijrtelh^dig ne ^äs läthy-
dig Crä. 10; mägdum and mäc«um Oen. 1123, Gäth. 833;
neöde and nyde Cri. 1072; rMe and raedleAs Dan. 177; sr^ttra
and srfdra Pan. 46; svüan &ad evellan B. 2713; vytö» n6 vorda
B. SOSO. —
Erweiterung der Zwlllingsformel ist ags. seltener als
altn. Die ZwiUingaformel wird dann völlig wie ein Wort ge-
nommen und das Nachglied zu diesem Vorderstück wird dann
zuweilen vaiiirt; heofon and eordan and holm])riU!e El. 728 —
beofoQ and eorde and eall heAhmägen El. 751. — Diese Vari-
ationen innerhalb der ZwiUingaformel überhaupt sind natürlich
das allerentacheidendste Zeichen für deren agE. Verwendmig als
durchaus geechloseene , allgemein geläufige Form. Wir sahen
nicht bloss sehr viele Worte in zahlreichen Paaren erscheinen,
sondern auch so viele ganze Paare an den verschiedensten
Stellen wiederholt, dass ee ach nicht empfiehlt, alle aufzu-
zählen. Ich nenne nur ein paar der beliebtesten: blaedee and
blissa, eard and 6dyl, eaim and eazl, faebde and fyreae, gcdd
and gymcjnin, Ufee and lisea, lufum and lisBum, mügdom laA
ä
Tnäcgnm, möde and migne, gerysiin aod riht, Btogaa uid gesUUb^
venmi and vlfam (das häufigste von allen), Tealdmd and vyiliti,
Tiste oe vaede, tU and raepned, vordum and vncam (daa imtt-
hänflgste], Todom and TTitom (nur in spätan GedichtenX ^e4-
Tum and gefiancma — claene and gecorene, tee and almOitig
(nur Met.), e&dig and earm, fftger and gefeilio, gra«dig and
glfre, vlitig and Tynsum — habban and hT>*Ha" — mt im
alddan (sehr oft), innan and Ataa. — Von Worten, die fOr die
Synonympaarong beliebt sind, nenne ich hier folgende: ix baAg
cyning dugud eard engil feöh folc tyr heim land leöht UJt
middangeard möd ord sib sine ver vig vlite Tord vtildor —
beorht biter br4d dim egeafoll e&dig earm tKk Sger füa geong
g6d grim hälig beard horac hvlt lld lufsum maere micel müde
mödig r^e saoter stld Tis vonn — brecan rädan Teazan Tonian
— aer. — Man wird den betreffenden altn. Worten gegeaSber
den Gredankenkreis hier nicht wesentlich erweitert finden; ee
sind immer dieselben Schlagworte. Dass die SubetantiTe nicht
nur die beliebtesten Elemente dieser Figur sind, simdem anch
in den Formeln am festesten sitzen, ist natürlich. —
Nur kurz sei auf die chiaetische Stellung in Formeln wie
langBumre lif, leobt unhTÜen Fata 20, hingrendnm hUI aod
hrägl nacedum Cri. l£fö& hingewiesen. —
Man müaste natürlich näher auf die einzelnen 0«dichte
und Gruppen eingehen, um dieser gerade für die t^. Poesie
hochbedeutsamen Figur gerecht zu werden. Sie scheint x. B.
in Ex. und Bo. selten zu sein, noch seltener im Cri.; gans
fehlt sie in der Klage Deöis. Auch sonst treten Neigungen und
Gewohnheiten hervor; ao liebt das Gedicht von Gäthlac Zwilliogs-
formeln mit m, das * Satan« benannte solche mit s, der Daniel
solche mit t. Die Zusammensetzungen mit — atre&mas als
zweiten, Glied sind im Andreas besonders beliebt, brid sryrd
als Nachglied im B. und Byrth. u. s. w. Auch das VerhUtolB*
der Uebersetznngen zum Original wäre su prüfen und anderw
zu beobachten, woni hier nicht der Ort ißt. Ich verweise nur
aul HoffmannB Aufstellungen Über den AnÜieil der TerBcbiedenen
Dialekte(aao.S. 16), Stoffgebiete (S. 17)nndeinEelnenDichter(S.32f.
Statistik S. 47), die Ich im letztgenannten Punkt allerdings für
UDSichet halte. Ueber das VerhältoisB der poetischen Zwillinge-
formeln zur sgG. Prosa ebd. S. 30, zn den volksthümlicben Sprich-
wörtern 8. 18. —
Althochdeutsch.
Nur Substantiva.
ero noh üQiimil Wess. G. 2. in fuhr enti in finstri Musp.
10; aelida äne sorgun Musp. 15; uneges ode uualdee M8D.
IV 3,9; uuolf noch uulpa ebd. 7.
Die Formel MSD. IV S,9 ist erweitert: uueges ode ualdes
ode beide. —
B. ReimloM ZwillitiBifbnneln.
Altnordisch.
Substantivs,
auds ok hringa H. H. I 11,3; «In ne penning Lok. 40,4;
dul ok vil Qud. n 39,3; ^ar ne jÄm Ham. 25,7; foldu ok
|>^num Grlp. 1,7; gull ne jaidir Sig. sk. 37,5; hringa ok men
VgL 3,2; af haimi ok trega nach H. H. n 50,2 Saem.; hj&hn ok
brjmju Hyndl. 2.6; hjilm ok ekj^ld Akv. 7,9; hrisi vex ok hd
graai Gr. 17,1; lof ok vit HAv. 9,3; Ifindum ok ])egnum H. H^
I 10,9, ebenso landa ok ]>egna Br. 8,6; matar ok vAda Häv.
S,4; munar ok landa E. H. n 45,4; aakar ok heiptir Sgii, 36,1;
til akögar ä eySimetki Gud. I 12, Saem.; sküa ok bröka Häv.
61,4; anör n6 döttir Gud. bv. 19,6; tjQsuU ok ö>oU Sk. 29,2;
niB <]k bama Gud. I 23,4; vid vü ok erfidi Härb. 58,1. —
284
A.djffctiva.
fyiatr 6k afstr Lok. 50,4; gUAr ok leiir H&t. 15,4; hosvu
ok nartan B. 7,3; kjfin ok sköga R. 47,1; sr&rt ok dAtt Sig.
sk. 26,6; Sagalt ok hagalt H&y. 15,1 (eigentlich endzramntd);
kykB Di d«tdB Fr&gm. 804,7. —
Verba (und Participia).
fiea n^ hnjösa H&rb. 26,7; Iregna ok eegja H&v. 63,1; vidr-
geiendr ok endrgefendr EUt. 41,4; horfa ok snogga heljar tu
Sk. 27,3; kemdr ok I)Teginn Reg. 25,1; raent ok breot H. HL
29 Saem; {rregginn ok mettr Häv. 61,1. —
Adverbia.
äi ni um naetr H. H. IX 36,3; austr ok vestr H. H. I
4.1; nä nä i gaer Hamtf. 3,1, ebenso nü edai gaer Hamil. 29,6. —
Die Zahl der Fülle ist gering. Wiederholt ist nur landa
ok {>egna und (in demselben Lied) nö nä i gaer. Von dn-
zelnen Worten kommen mehrmals vor hringr {>^;nar hjÄlmr
land — BvÄrtr — {>veginn. Die Angleichang ist oft merkbar: dul ok
TÜ; eggjar ne jam; — evÄrt ok dlltt; |)agalt ok hugalt; — Eregna ok
aegja; raent ok breiit; — austr ok vestr. — Fast jedes Ge-
dicht ist einmal vertreten, doch von den ältesten nur V9I. ein-
mal; mit mehreren Belegen Sklm. Harb. Rlg. Lok. H. H. I
Sig. ak. (je zwei Beispiele), - Saemunds Prosa (vier) and vor
allem Häv. (acht Fälle). Wir begegnen also hier von neuem
der Gruppe Lok. Häv. Rig., verstärkt durch das nafaverwandte
Härb., während auch hier Vkv. so gut wie Atim, fehlen. Im
ganzen ist die Figur häufiger in jüngeren Liedern als in älteren.
Da» gelegentUch ein alüterirendes Synonymenpaar durch Ver-
derbniss in diese Form gerietb, scheint nicht ausgeschlossen (ao
lof ok Vit H4v. 2.3). — Einmal ist das alte ParaUelvwB-
paar Doch erhalten, auf dem die jüngere Zwillingaformel steht:
VqL 34,1—2 entopricht Reg. 25,1 (^ auch ^dr. 84,4). —
AngeleächsiBch.
SubBtantiva.
abal and cräft Gen. 500; äre and gifueeeeHy. 7,55, HO; b^
and Bigk B. 31&4; beomum and ])aihiin Run. 12; blöd and fei
An. 23; bunan and diacas B. 2775; c«le and haeto Met. 20,118;
cräft and miht Dan. 828, Gri. 218, An. 941; cyle and fyx Sat.
835; dägee and nihtea Oen. 2349, Ex. 97, Ph. 478, B. 2269,
Gätb. 582, EL 198, Le^ 33, Pb. 54,8, Hy. S,5. 2,10. 3,43.
7,107, SaL S48, ebenso däg and niht As. 99, Met. 29,86, Rät
6,14, umgekehrt Seh. 83; se dSg and seo tid Ph. 334; daed
and vord Gen. 808. 507, Cri. 429; deäd and iiystro Götii. 607;
de&T and rto Cri. 609; deofla and manna Cri. 1628; de6ra and
fngla Cri. 988, Met 27,11. umgekehrt Pan. 5, Met. S7,4; döme
and Bigore Gen- 2188; egsa and fyrhtn Pe. 54,5; engla and
deöäa Cri. 896. 99; eordan and heofonas Hy. 3,6, Met. 24,38,
Rät 41,4, umgekehrt Gen. 113. 603, 8at 56, Scb. 39. 89,
Ph. 131, An. 828. 1508, Göth. 619, Hy. 4,1; eordan and vätere
Met. 11,64, umgekehrt Rat 54,3; eorde . . . and ftgorBtte&m
Met. 20,118; eädnie and tA hyht Rtln. 4; fScnee and Bearnva
Met 9,87; fäder and m6der Gen. 194. 1108. 1575, Ex. 371,
Vy. 7, An. 687, FA. 9, SaL 445, Rät 10,2, umgekehrt ne mMer
ne fäder SeeL 53; fader and ecippend Met. 17,9; flaeec and
gaeet Cri. 597; folc and rice B. 1]76; foldan and rodoras CiL
408; fcdde and merestreÄm Met 20,114; forstee and snävas
Dan. 378, ebenso forst and sneäv Ph. 248; fre6 ne ^eove Oen.
2746. 2753; freönd and läieov Met. 80,3; fnuna and ende An.
£56, Met 20,275; fyr and vyrm Ex. 536; fyre and ätere Sat
79;fyreandhgeSat 325;fyrandTäteTMet 11,43; gäre and lig«
SM
tyxstt ok 0i>tr Lok. &0,i; gjadr ok zoifr Hiv. 15,4; fasnu
ok nutaxk B. 7^; kjgir ok skAe» B. 47,1; n*ri ok ditt %
ak- 26,8; Sa^ilt ok hogah HAt. 15,1 (sgeotUch endniiiun^;
kyki D« dwidB Fngm. 30i,7. —
V«rba (and Participia).
fisa ai hsjöu HArb. 26,7 ; begna ok sagja Hiv. 68,1 ; TU^
gefendr ok and^efendr Hiv. 41,4; horift ok sangga hdjar tÜ
Sk. 27,8; kemdr ok {nreginn Rtg, 2Ö,1; lao&t ok bniit U. S.
39 Saem; ^nggiim ok 01«« Hiv. 61,1. —
Adverbia.
är oÄ um naetr H. H. II 36,3; austr ok vettr H. H. I
4,l;nÜQ^lgaeiHaind. 9,1, ebenso nü edal gaer Haind.39,6. —
Die Zahl der Fälle ist gering. Wiederholt ist nur landa
ok ^egaa. und (in denuelben Lied) qA n6 1 gaer. Von eis-
selnes Worten kommen mebrmala vor hringr t)^nar hjUmr
land — ev&rtr — |>veginii. Die Angldchung ist oft merkbar: dtd ok
Til;eggiar d£ jani; — srärt okdAtt; {lagalt ok hagalt; — fregnaok
segja; raent ok brent; — aostr ok veetr. — Fast jedee G«-
dicht ist einmal Tertreten, doch tod den ältesteo aar V9I. ein-
mal; mit mehreren Belegen Skim. Hirb. Rlg. Lok. H. H. I
&g. ak. (je zwei Beispiele), ■ Saemands Proea (vier) and tcc
allem HAv. (acht Fälle). Wir begegn«a also hier ron amiam
der Gruppe Lok. HAv. Big., verstärkt durch das nahverwandM
H&rb., während auch hier Vkv. so gut wie Atim. fehlen. La
ganzen ist die Figur häufiger in jüngeren Liedern als in Utenn.
Da« gelegentlich ein alÜterirendee Synonymenpaar darch Vor
derbnisB in diese Form gerietb, scheint nicht aoBgeechloeeen (m
k>f ok Vit HAT. 2,3). — Einmal ist das alte Parall^T«»
paar noch eriuitecL b£ ük ök jongsre ZwiUiii^K>n»f-~ «vii
Vgl. 34,1—2 MiMtaid» See. 3i.l j^ such M'- $««
AnceiiächsiBch.
SohBtantiva.
abal and crih Gm. ÖOC»; an and gilnewe H.v. T.S.^ ", *^
and Bj^n B. 3164: hewnimi and |iarfmn Run. 11^: Vt.'v*. «Jv- «<
An. 23; bunan and diacae B. 2775; c^le and haelo Mf; '^ ■ ^
criK and nükt Dan. 326, Cri. 218, An. 941; cylf «.--• :•- *-.
S35; dipi and nihtaa Gan. 9349. Ei. 97, Th. 47$ ^ ^!<«
Güth. 58S. EL 198, Lato 83, P«. 54,8, H.v. S,;.. i •..' ' »^
7,107, SaL IM, ebanao dig and niht At. 99. M.-,. iV .<■ »^
6,14, omgekahn Scb. 83; 8« diig and rtoo tid TV. ^^< 'm'-
«nd Tord Gen. 303. 507, Cri. 429; dead und \n-rt^' \'-'-'t "^ ■
deiT and ttn Cri. 609; deoSa and manna <'ri. 1(»S:«, .i*v'*'» «*'^-
fogia Cri. 983, Met 27,11. umgekohn I'im. :.. Mi-, *' « Ji^""
and Bigore Gen. 8138; egaa and h-rhtii IV .'•4,:', »^-u ••*:
dedja Cri. 896. 99; eordan and heofouiu. lly SP Vvi Js..«^
Kit 41,4, nmgekehrt Gen. 113. 603, s«i. H-. Ä.;>- .<»■ S"
Ph. 181, An. 318. 1503, Güth. 619. Hy. 4.1 . ■^■'>>»•.• «;>o >•«>««
Met. 11,64, umgekehrt Bit 64,3; 'iird.- . . . «loi «»v'~o»«o
Met. 90,118; eidnia and tö hvht P.iin 4. f«™"» ai..i «at»™
HeL 9,3"; fider and ni6der Gen 194 111'». l.''7>. K». i"-
Vy. 7, An. 687, F4. 9, SaL 445. PJit. in.'i. iiHip-krfxrt iw mt^
ne Oder SmL 53; »der and ecipi'n.l .«.•(. K.»; «a»»c "»i^
gaeat Cri. 597; tolc and rice E. 11 7i,; l..ldiui aml i
408; ioUe and menetieam iW. 2M14; foW»
Dan. 878, ebenao foiBt and msav I'r.. 24«; In* <
S746. 275«; lietod and lir«'.- .'i-t 3l|,3; fnmia a
»6, Het. 20,275; tyr and •-.-•- tx. S36;
79j fyieand lig« Bat. 325; iyr a:. : .»»r Mn. 11.43;
pkrfxrt iw luwr
r.lt; flatw ■m'
iml nidon« ^^^^^^^^
IfB and tBl^ ^
ne I>eeB^ M
u andv ^P
y f
286
Jol. 17; g&r ftnd sclld Ps. 34,2; gaeet utd binseie Dom. 102;
geöce odfle irütre SeeL 108, Ad. 1569; güpes and oebta Met.
7,15; gleng and hörenü Run. 7; golde and seolire G«ai. 1769,
Seel. 58, As. 338, Kreuz 77, Sal 31, Rät. 15,2; gold and
heaUmäged Gen. 2155; gold ne feöbgcatreön An. 301, gyltes
and synna Hy. 6,19; haalo and frtfre As. 95; hlg and
gäre An. 38; hiht and fiAfor Hy. 7,9; beim and byme
B. 1629. 2868; hord and rlce B. 2369. 3004; hom azid
byman B. 2943; brim and snAv Wand. 48, Men. 204; hzfm
and forat An. 1259; bunger and fiurst G«n. 802, Qat^ 846,
Cri. 1661, v^. Rät. 44,3; byldo and treöva Gen. 1&92; hyUw
and CQoUas Cri. 717; land and yrfe Gen. 1167; lond vid yaiege
Seh. 84; leäf and gära Met. 20,98; le<idum and epellnm MeL
30,8; leöht vid |)eofltnmi Gen. 127, vgl. 144, Dan. 376, Cri. 227.
£1. 307; lisee and äre Gen. 1889; listae and cräJltaa Met 26,108;
Ucee and aävie Gen. 931. Cri. 1037, 1327, An. l&l, DAm. 41,
Seel. 5, Güth. 901; 11c and gaeet Cri. 1580, Qäth. 940; Udsa
and vynna Gen. 945; lif and deäd Cri. 1603; lof and ^c
Hy. 9,39; luian and freöde Gen. 1026; lulan and mbbe Met
11,81; lyfte and rodere Met 24.13; lyt and flöd Gen. 1298;
manna and eogla Seel. 152; mägen and strenge Gen. 1633;
mägne and cräfte Met. 20,9; medbt and gefeä Cri. 1078; metodes
and engla Gen. 1530; mettaa ne drincas Met 8,9; niiht and
Bttengdo Gen. 950. Sat. 3; bis mibt and Ma aebt An, 1720;
möde and daedum Gen. 1957; möd and votd Crä. 85; müias
and 3täna8 Cri. 1143; myrgd and töbylt Run. 24; örod and
aivul Hy. 9,55; raedes and fröfre Met 2,12; ribt and BÖd Gen.
21; rice8 and döma Hy. 10.26; rdn ne anäv Ph. 14; sävl© and
gäataa Dan. 395; saed and blöda Met. 39,61; sibb and hyldo
Gen. 2321; 9ido and (»ävae Met 11.12; sibbe odde treöve B.
2922; sib and blis Güth. 1055; rib and luia Hy. 7,30; Bigon
and gevealde Gen. 55; sine and bi^da Gen. 2090; BÖd and riht
287
Sat. 207, Cri. 700, B. 1708, Gütb. 782, Hy. 7,75; spröca and
ä&eda Güth. 235; sunna and möna Dan. 370, Sat. 4, Cri. 606,
6d4, 6. 94, Men. 47, Met 29,37, Gnom. 1,41; svinam and doh-
trum Gen. 198, 924, 1139, 1153, 1221, 1229 u. Ö. Ph. 406,
Met. 10,24, Rät. 10,12; sveord and byman Hö. 72; sveord and
heim B. 2659; sveordmn and fehelom Met. 25,10; aymbel and
dredm Sat 96; treöve and bylde G«n. 2516; treöve and sibbe
Jul. 655; tyr aad eäd Rät. 27,23; väc and hnesce Met 20,93;
velan and aehta Met 19,43; veras and ideea GäÜi. 1205; vind
and Ijfte Jud. 348; vintres and aumereE Pb. 37; viste and blieee
lUt 44,8; vlite and beorbtnee Met 21,31; vif and cnibtae Gen.
2132; vorlde and heofona Dan. 427; vomum and he&pmii Jud.
163-, vordum and daedum Gen. 440. 2350, Cri. 1868. 1583,
Eadv. 33, An. 596, Qöth. 591, Hy. 7,23, Met 16,23; vöf and
beäf Gen. 923. Oätb. 1020; vuldor and ])anc EL 893; ruldor
and lol Hy. 9,1; Jwnc and lof Cri, 612, An. 1453, Hy. 7,58;
|>egniim and gesiddum Gen. 1908; ^gna and eorla Met 25,8;
IkAv and visan Hy. 7,22; ge^yld and gemynd Hy. 8,22; {»ystro
and baeto (jen. 389. —
Adjectiva.
adele and rice Ps. C. 1; betere and vyrse Hy. 7,92; beorbtra
and ecynra Pan. 26; beorbte and lide An. 869 vgl. Cri. 878;
beorhte and leöbte El. 92; claene and milde Eadv. 23; crycum
and daedum Hy. 7,117; dim and ^yetre Gen. 478; ealde ge
geonge Jud. 166, Met. 26,86, umgekehrt Gen. 2452. B. 72, ge-
steigert yldra odde gingra El. 159; egesllc and grinüic Cri. 919;
iah and yrre Gen. 1860; fäger and vurAUc Hy. 7,40; feger and
eciene Met. 29,25; forht and äcol Gen. 1955; frommaet and
evldost Rät. 81,23; grimme and säre Gen. 1275, umgekehrt
Gen. 2415; gleAv and ecearp Hö. 76; gödee and yfelee Gen. 465.
Dom. 43. 107. Vid. 51, Fä. 45, Sal. 362, umgekehrt Gen. 480;
hiX and cedd Dan. 377,. Döm. 106, Sät, 133; faatone be tteo»
Jod. 284; he&h and briUl B. 8158; beih ood mMi« Hy. 7,39;
heud« aod ein Gen. 998; heard and ste&p Oen. 2569; hefig
and ^^Btra Met 80,266; htt and deöl Sat 707; Ud and tm-
Teord Met 16,6; leodoUc and gietUo Au. 1630; leöht and soSoe
Om. 266; leohtre and berbtre Met. 28,88; leohtna and beSg-
nee Met 28,26 — 29; litlum and micltun Met. 86,36, omgekriurt
Met 82,47; m&ia ... and streDgrs EUt 41,98; m&ia and fiMtba
Rftt 41,105; maest and srldoBt Met 28,31; mibtig and spMig
Ereoz 161; müde and blUto El. 1317, Pa. C. 78; nires oOOe
ealdea KL 4; ra^de and sAie RU. 18,8; rftde and meahtig CtL
1628; rice and heAoe Rftt 33,13, 89,8; edr and beoriit Met
30,9; 8c?ne and fixere Gen. 1258: atld and heard RSt 46,8;
Strang and rode G«n. 1373, Gfkth. 1113; svttra and vlitigri
Pb. 132; vaet and ceald Met 30,77. 90; vearm and ceald Met.
20,80; vlitig and maere Met 24,43; vloncum and heAnom Fan.
43, Met. 17,6; vlanc and «ce Hy. 10,48; yfele and hefiga
Pb. 54,3. —
Verba (und Participia).
blican and sänan Met. 22,35; cväUan and bäman Hy. 7,105;
credsd and sü^sd Cri. 383; creöpad and snicced Met 81,6;
drffed and ]niBced El. 358; ealdad and seorad S«^ 89: giered
and di^ed Met 39,60; hafad and scevad Hy. 2,7. 12; bäht and
valdest Hy. 3,5; hätad aod secgad Cri. 279; bealdad and fieo-
Aiad Hy. 9,27; hd^ad and lofiad Hö. 123, El. 468, H7. 7,116}
brest and fealurad Met. 11,58; neniuad and cegead E!dg. 7;
reötad and betraft Cri. 1330; s^an . . . and credan Met 84,18;
sceppend and receend Met 4,30; sceöpe and rorbteat Hy. 20,8;
aingad and biddad Hy. 7,50; sie odde ])ince Met. 16,16; äüb
and fylde Gen. 2071; styrest and tihtest Met. 20,178; 9tyrmd(f
and gylede Jud. 25; väat and canjit Gen. 916, An. 1284; •ngoä
289
and laeddon Jud. 326; vilt odde möet Met 24,56; vinnad and
svincad Met. 4,56; vunad and vixad Hy. 9,41; {>rungon and
umon Jud. 164; yrmde and cvelmde Met. 9,47. —
Adverbia.
aer ne siddan CiL 89. 894. 1053, B. 2500, Jul. 496. 548,
Güth. 341. 1091, El. 527; umgekehrt eid and aer Gen. 2934,
Cri. 602, 1068, Men. 200, Jul. 710, El. 240. 975; eistan and
vestan Cri. 886, Ph. 325; feör odde nedh Gen. 1029. 1047, Ex.
1, Ph. 192, 326, Wand. 26, B. 39. 1221, 2870, An. 638, Jul.
835, Cri. 890, umgekehrt neän and feorran Gen. 225, Ex. 381,
B. 1174. 2317, An. 542, Met. 9,2; hlüde and geomre Sat. 340;
iu and nü An. 489; niodoveard and ufeveard Ph. 299; nordan
and eästan Met 4,28. 6,12. 12,15. 13,59; nordan and südan
SaL 259, umgekehrt Gen. 807, 1988, Dan. 52, Cri. 885. Ph.
324, 406, Vid. 138. B. 858, Met 10,24, Rät 10,12 u. ö.; oft
and gelöme Met 30,5. 7, SaL 375, Rät. 32,11; ör ne före
Gren. 1006; Bvide and vitodlice Hö. 30; üfan and neodone
Gen. 375, Met 20,141; sume up eume nider Cri. 960; vest
and nord (Jen. 276. —
Die Beispiele finden sich besonders häufig in späten Gredich-
ten, namentlich in Uebersetzungsstücken wie Met. und Hy.,
während in den Ps. Zwillingsformeln überhaupt nicht häufig
sind. Sehr viele verdanken denn auch nur der Uebersetzung
ihre Existenz, so z. B. egsa and fyrhto Ps. 54,5; fäder and
mdder Gen. 194 u. ö. gär and scild Ps. 34,2; leöht vid {>e6strum
Gren. 127 u. a.
Wie damit schon angedeutet ist, treten wir hier in eine
ganz neue Sphäre. Die reimlosen Zwillingsformeln sind ags.
nicht (wie altn.) mit den stabreimenden gleichartig, sondern
stehen überwiegend als christlich und gelehrt den heidnisch-
volksthümlichen entgegen. Die grösste Zahl ist antithetisch und
Meyer, AUgermanifoh« Poesie. 19
S90
iwat bandelt es sich meist am Qegensifiw der chiiBÜichen
Mond, nicht nwbr um BOl<die dez heidniBchen Welterfahnmg.
Vor allem sind es die combinirten Gegensätse >gat imd bfiie«
und >Smmel und Häle«, die in zahlreichen Variationen wieder
kehren, gerade wie wii sie HSD. JQCX and an eo viel ande-
ren Stellen ausgetOhrt trefieo. Es wftt« leicht, die grOsste Zahl
der vorliegenden Wortpaare aof diese beiden GrondtTpan, ^eich-
sam auf ihre Runen, sorÜckxufBhren. Aber die neue Wdtan-
echaatmg prägt nicht nnr diese nenen Formeln, sondern ne
drückt ihren Stempel zuweilen anch auf alte. Wir erwUmtm
gchon das beste Beispiel: aus der oralten Formal 'eorAft aad
Qpheofoni wird >eorde and heofon« und noch viel hftuflgsr »heo-
ton and eorde* — ein G^ensatz, der sieb selbst in den geringen
Fragmenten des Weesobr. Gebets (V. 3 ero noh ftfh'niil, V. 9
bimil enti erda) analog wiederholt; ebenso in Anfang and Ende
des Zauberaegens g^n Landverbeemng (eonle . . aad upheolon
I 28 heofOD . . and e6r|>an 75—76). — Wohl nur wn Zufall .
ist 68, dasB ähnlich für das natürliche meiLn and feorran* ■feoi
and neäh« häufiger wird. Ueberhaupt aber sind die verhältniss-
masaig sehr zahlreichen Adverbia zu bemerken, anter denen
besonders die Bezeichnungen der Hinunelsrichtungen meist
fremden Ursprungs sind (doch vgl. J. Grimm Gesch. d. d.
Spr. S. 310). —
Eine eingehende Vergleichung der alliterirenden und reim-
losen ZwiUingsformebi müsete manches ergeben. —
Althochdeutsch.
Substantiva.
bimil enti erda Weea. G. 9; Up äno t6d, hobt äno finstri
Ifusp. 14; vair enti luft Muap. 59; aumaro enti wintro Hild. 50;
aolf Ode deob MSD. IV 3,1. —
. -*«-I-.
291
Adjectiva.
alt§ joh fr6t^ Hüd. 16. töten enti quekkhto Musp. 86. —
Fast durchweg auch age. zu belegen. —
C. Endreimende Zwillingeformeln.
Altnordisch.
Subetantiva.
Bogn eda |)ggn Sgdr. 20,4; tjQldum ok BkjQldum Sig. ek.
66,2; Töpi ok Opi Sk. 29,1. Ueber reimende Namengruppen
im Allgemeinen wie Vgl. 16,1. 18,5 u. ö., besonders in Qrim.:
27,1. 27,10. 28,6 und 9. 29,1. 34,4. 36,1 u. s. w., vgl. den
folgenden Paragraphen. —
Adjectiva.
öviltar ok ospiltar Sgdr. 19,6 — 6. —
Verba.
hvetid mlk eda letid mik Br. 14,5; snapir ok gnapir Häv.
62.1. —
Die Stellen in Sk. und Sgdr. stehen bei der Anwendung
Ton Runen, die anderen haben ebenfalls pathetischen Charakter.
Wie selten solche Formeln altn. vorkommen, ist ersichtlich. —
Angelsächsisch.
Vgl Kluge P. B. 9,422 1 (bei Hofimann S. 73 f. sind die
Fälle nur aus der Prosaliteratur gesammelt).
Substantiva.
äuht odde nauht Met 20,42 ; bordum and ordum £1. 235
Tgl. 1187, umgekehrt An. 1207; ceorlum and eorlum Men. 31;
dxxgape and geogo|)e Andr. 152, B. 160. 622. 1675; freönd odde
19*
292
feänd Gea. 2811, Met. 25,16, vgL B. 1864; glsÄm and dze&m
Geo. 12; grund and annd An. 748; hond and rond B. 655,
An. 412, umgekehrt An. 9; Ur and är GAth. 592; sael and
mael B. 1008. 1611 1 vaedum and daedum Vy. 90; Tordom and
bordum El. 24. —
Vgl. auch Tid vyrmgeblaed, vid vaetargeblaed, vid {mmge-
blaed, vid |)7Bgeblaed, vid Tsgeblaed vid attorgeblaed Zaab.
4,52 — &3, wo der rührende Reim die AlliteratioD tot madit,
ebs. vordsige and voicsige Zaub. 8,7. —
Eigennamen reimen age. selten (Kluge aao. S. 426). —
Adjectiva.
cüd and uncdd Met. 31.6i frödne and gödne Vid. 114, B.
279, El. 637; laenne and saenne Met. 26,106; sät and srär
Cri. 1412; aödra and gödra Rät. 27,22; steäpes and gedpes
Gen. 2556, Gn. C. 23, Sal. 413.
Substantiv mit Adjectiv.
freöra Euid [>eövna Gen. 2753?
Verba.
blöved and gtöved Met. 20,99, Rät. 35,8, Ps. 64,11; feiede
and nerede Gen. 1397; healdend and vealdend An. 225, B&t
41,5. 23, ebs. bealdeat and vealdest B. 122,1, umgekehrt vealded
and healded Ps. 75,9; hlynede and dynede Jud. 23; Laedad and
födad Gen. 1298; ne foretolen ne Eorholen Zaub. 5, 6,1; verede
and ferede Ps. 77,42; vöced and vreced Dan. 577; vrenced and
blenced Möd. 33; vrigad and higad Met. 13,65. —
Adverbia,
aume hyder sume {)yder EI. 548, ebenso hider ne Jtwfcr
Met. 20,164; jü and nü Andr. 489; aide and vide Gen. 118.
1655, Ph. 467, El. 277, umgekehrt Gen. 10, Ei. 427, Sat. 699,
293
Crä. 394, An. 1639, Güth. 854, Hym. 1,7, Kreuz 81, Pß. 56,6.
13 ; vldum and sidmn Pß. 77,20. —
Hier überwi^en sogar die Adverbia, nach der Zahl der
Fälle gerechnet, was freilich die eine vierzehnioal belegte Formel
bewirkt. Kein einziges dieser Begrifispaare liegt christlichem
EinfluBS voraus, einzig fröd and göd Vid. 114, B. 279 ' aus-
genommen. — Selten kommen reimende Zwillingsformeln nur
einmal vor, dagegen mehrere auch in umgekehrter Stellmig, was
besonders feste Verknüpfung andeutet. — Eine b^rifOiche Eigen-
heit der reimenden Wortpaare den übrigen gegenüber vermag
ich (gegen Waekemagel s. o.) nicht zu erkennen. Hofimann
(aao. S. 27) hält sie für besonders volksihümlich. —
Althochdeutsch.
Nur enteo ni uuenteo Wess. G. 5 ; allenfalls wäre noch das
adv. 6star enti uuestar MSD. VIII 2 hierherzuziehen. —
Diejenigen (nur ags.) Fälle, in denen Reim und Allitera-
tion innerhalb der Zwillingsformel sich kreuzen, wurden schon
S. 278 angeführt. Dasselbe innerhalb des einfachen Wortpaars
bietet die Verbindung freönd odöe feönd, die wir ja noch be-
sitzen, und das Adjectivpaar sar and svar. Ags. Fälle kommen
noch bis zum rührenden Reim: &uht oASe näuht. cüd and
uncüd. Diese Formeln entsprechen auf das Genaueste den
oben S. 250 angezogenen indischen Dvandvacompositis wie
pathyäpathya, nur dass die Composition germ. nur eine syn-
taktische ist statt der grammatischen im Indischen. —
Uebersehen wir nun zum Schluss die gesammte Masse der
Zwillingsformeln, so lässt eine einheitliche Entwicklung sich nicht
verkennen, aus der nur ein Theil der ags. Fälle, doch auch
dieser nicht gänzlich, ausscheidet. Die Zwillingsformel steht zu-
nächst auf dem Parallelverspaar; sie ist der Extrakt des letzteren
und ihr starker Bedarf liegt in dem Stollenpaar des ersten Halb-
294
verseB. Die allgemeine Tendenz der AUiterationspoegie zur AsBO-
naoz unterwiift allmählich diese typiachen ReimwSrter einer
weiteren Verarbeitung. Ueber die allmähliche Ausdehnung det
AfiBonanz in der altn. Poesie bis zu ihrer mächtigen Stellang in
der Skaldendichtung, über den umfang der Assonanz überhaupt
in der as. und ags. Poesie ist noch nirgends umfassend gehan-
delt worden (Poestioa L'aasooance dans la potoie aorraine ist
unbrauchbar). Aber die Geschichte der Zwillingsformeln, das
sunehmende BedUrfnisB nach Angleichung in reimender wie reim-
loser Paarung dürfte dafür eine geeignete Grundlage bieteo.
Aus der ABBOoaax wächst schliesslich dans auch hier wie sonst
(vgl z. B. Schipper AltengL Metrik S. 36, Kelle Ottrid I 89)
der Reim heraus, ohne doch innerhalb der stabreimenden G«-
dichte zu grosser Bedeutui^ zu gelangen.
Wie nun aber schon in dieser Sorge, die auf die Form der
S3nionymenpaare gewandt wird, eine gröesere Wichtigkeit der
anfänglich nur bequemlichkeitsbalber benutzten Figur sich offen-
bart, so wächst mehr und mehr die Zwillingsformel zu elAem
selbstetändigen Kunstmittel. Die ags. Poesie ze^ sie auf der
Höhe ihrer Entwickelung. Wie der Reim selbst hat auch sie
sich vom Halbvers über den Vers ausgedehnt und beherrscht .
an SteUen wie Ex. 440 — 41, Seel. 110—12 gar Verapaare.
So bietet sie ein interessantes Gegenstück zu jener älteren Form
der Wortwiederholung, die von bedeutungsvoller, ja maasa-
gebender Stellung im Gedicht heruntersinkt und gerade wieder
ags. ais unte^ieordnete Hilfs&gur ihren bescheidenen Platz
ausfüllt.
Der massenhafte Consum von Zwillingsformeln läset die
ags. Poesie dann auch bereitwillig den Produkten des eigeaen
Bodens solche von fremdem Ursprung zugesellen. Sie importiit
aus der christlichen Dogmatik und besonders der Predigten die
wichtigsten und geläufigsten BegriSspaare, um aus ihnen fort-
Iluend neue Zwillingsformelii man kann wohl sagen xu fabri-
■•D. Diesen Fabrikaten aue fremdem Stoff auch nur inländifiche
Sbxq zu geben, iaUi ihr selten ein. Im G^entheil wiikt das
^bicpiel der neuen Figuren auf die alten. Die ahd. Poesie
^■ht hier wie ratäet auf dem W^ von der altn. Stufe zur ags.
*r letzteren doch schon bedeutend näher, die as. fast völlig
«■l>ai der ags. Höchst merkwürdig ist, dass sAgar die geringen
*kagmeQte, die im 'Wessobnmner Gebet oompilirt und, die
SwilHngsformeln in verschiedenen Phasen ihrer Entwidielung
wlg^i ; in dem heidnischen Stück heiset es noch ero noh üfhi-
aoil, in dem christlichen himil enti erda. Für den Stabreim
•t die Reimlosigkeit eingetreten — und statt der Erde steht
xan der Himmel voran. Schon dies ist ein Aigument g^en
Jen von Wackemagel (noch L. G. 24,9) behaupteten christ^cheo
Charakter des ganzen Stücks. —
Geht man auf das Einzelne näher ein, so wird die Ge-
schiebte der Zwillingsformeln für Kritik und Chronologie der
Gedichte öfters eine Handhabe bieten können. Um dieselbe
iiueerlicb zu ekizziren, mtisste von einer ungefähren zeitlichen
Uebersicht der wichtager^i Beispiele ausgegangen und nament-
lich die gemeingermaniscben li^e denen der einzelnen Sprachen
fsgenüber auch hier wieder abgegrenzt werden. Einzelne hegen
■noh schon der Sprachtrennung voraus, so Himmel und Erde
(t|^ 0.x Mann und Weib, Gold und Silber, jung und alt u. a. m.
— In dankenswertbester Weise hat Hoffroann (aao. S. 19 I.)
den Versuch einer solchen allgemeinen Uebersicht gemacht; nur
behandelt er leider bloss die aUiterirenden Zwillingsformeln
vollständig. —
Wir haben endlich noch von einer Formelklasse zu sprechen,
kröche die Concentration der Worte ebensowohl als die Reim-
t der ftge. Dichter aui der höchsten Spitze zeigt. Wie der
Itjlffwsr Parallelverse in ein Wortpaar gepresst wird, so
wild das Wortpaar tu ednem Compositam nuaminengedrfickt,
und wenn diew compiinürte ZTüIingsformel nun onganan oder
genau reimt, entsteht ein Schlagreim: vordhord. Auf diese ags.
Reimcompoeita hat zuerst Kluge (P. B. 9,422) anfmerksam
gemacht (was ich Anz. f. d. Alt. 13,136 übersehen habe); seine
Sammlung hat Hoffmann (aao. S. 81 f.) Terrollstäadigt und be-
sprochen. Ich habe den bdden lehrreichen Auseinandersetran-
gen nichts hinzuzufügen, als dasa ich nochmals, betone, wie
dieee Bildungen von neuem für die »Modernität« der aga. Poesie
zdgen. Sie haben innerhalb der altgenn. Poesie höchstens
vereinzelte Gegenstäcke (hridgrid Gud. bv. 18,4), ausser m
Bogen, jüwezui^n wie holterdipolter u. dgl. ; dagegen kommen
sie in den romanischen Sprachen vor (C. Michaelis Romanische
Wortschöpfung, S. 27 Anm.). —
g 13. Wortspielerei.
Bei jeder Form der Wortwiederholung wird schon mit dem
Worte gespielt. Nur moss man dies Wort »spielen* selbst
nicht m dem Sinn gesuchter Verschiebung oder gar leicht-
fertiger Zweideutigkeit nehmen, sondern das Spiel so auffassen,
wie es mancher poetischen Gattung (z. B. dem Leich) den
Namen gab: als ernste, feierliche Bewegung. Ein Shakespeari-
Bcher Clown jagte freilich noch nicht Worte und Bedeutungen
durcheinander, noch hetzte ein Bückert ein und dasselbe Wort
durch alle Formen und Verwendui^en hindurch ; aber dennoch
ist für keine Stufe der dichterischen Behandlung der Sprache
das Wortspiel im weitesten Sinn ao bedeutsam wie für die
älteste. Doch kann ich hier auf die Bedeutung der etymolo-
gischen Versuche jener Zeiten sowohl für die Mythologie (vgl,
Max Müller Essays II 60 f.) wie für die Geschichte des specu-
lativen Denkens überhaupt (vgl. Geiger Ursprung und Ent-
Wickelung der menschl. Sprache und Vernunft I 118 und bes.
297
401 f.) oatürlicb nicht eingehen — wozu auch medne Kenntnüse
keineswegs aosracheD würden ' — und kann daher nicht zeigen,
wie nacherechafiende Poesie so gat wie erfindende eich an das
Wort klammert. Auch jene fehlenden Arbeiten über die alt-
gernumiache Asaonanz Boll hier nicht nachgeliefert werden,
sondern nur Fälle eigentlichen WortapielB. Einzelne mussten
ja schon oben angeführt werden. Die flectirte Wortwiederholung
fällt völlig unter die Rubrik der Annominatio, die varürte
WortwiederholuYg bei Angleichong ihrer Theile oft genug unter
die der Paronomaeie. Wortspiele der interesBantesten Art ver-
bergen die tautologifichen Epitheta wie etwa »die breite Erde«
oder »das strahlende Gold*. Wortspiele stecken in der Wort-
aufnahme der eddischen Dialoge, in der Namengebung aller alt-
epischen Poeeie und an den verschiedensten Orten innerhalb
der alten Ueberlieferongen. Wir haben aus solchem Reichthum
nur die augenlälügsten Belege auszuheben. Und doch habe ich
nicht gefunden, dass auf diese Seite des poetischen Wort-
gebrauche trotz ihrer fundamentalen Bedeutung in den Besprechun-
gen altgermaniscber Poesie ii^^dwo eing^^gen wire. —
Wortspiele in modernem Sinn,* doppelsinnigen Ausdruck
glaubt Kiedner (Zs. 83,31) in der Velundarkvifia zu finden.
Ein Wortspiel mit gl und oll enthalt vielleicht die Schluse-
strophe der Oe^sdrecka. — Eine et^'mologische Spielerei ist
Konr imgr in Big. (vgL Holtzmann Edda 273,44.)' —
Wir beschränken uns nur auf das formelle Wortspiel, auf
solche Fülle demnach, in denen ähnlich klingende Wortiormen
in auffallender Weise veigesellecbaftet werden. Beruht der ähn-
liche Klang auf Verwandtschaft oder Gleichheit dee Stammes,
so haben wir Adnominatio; bei verschiedenem Stamm and
also rein äneeerlichem Glmchklang verhalten P&ronomasie und
Reim sich zu einander wie sonst Stab- und Endreim: jener
ist auf den Stamm gegründet, dieser vorzugsweise auf die
Flexion. Wir werden oIao diese drei Gruppen za scheiden
haben. —
Uialte Beispiele solcher Wortspielerei hat Ka^ (Rigreds
Änm. 83 f.) gesammelt; für Deutungen von Elgeonamen habe
ich unten einige Literatur zusammengestellt. — Ffir die toidb-
nischen Analogien verweise ich wieder auf LetfEholdt Etymo-
logische f^guren im Romamscben (Adnominatio S. 8 f. Etymo-
logische Figuren im engeren Sinne 3. 37 1. Tantologie S. 60 f. Pleo-
nasmus S. 90). — Specialsammlongen aoa der altgerm. Literator
sind mir ausser Janssens Zusammenstellung über ifflangfigcnn*
bei Cynevnlf (Zur Synonymik und Poetik CynevuUs 8. 67 t),
nicht bekannt. — Vgl. auch Regel über das innere Objekt bei
Layamon Germ. Studien I 173.
A. Adnominatio.
^aer Igg iQgdtu Vgl. 23,9; var ek snivin snjöri V^. 5,5;
ok hefir sä bgm of borit Lok. 33,6; ok snapvist snapir Lok. 44,3;
'Asa{>6r hugda ek aldrigi mundu glepja farhirdi tarar {Anden
nach den Hsb. fehirdi] Härb. 52; {)ik mom momi Sk. 31,4;
Sii sifjadan HyndL 43,7; firidju mennakir menn Gr. 31,6; dvist
er at vita Hat. 1,5. 38,4; Fit. 24,1; sä er vitandi er vite H4t.
18,6; rid mun ek {ler nü räda Härb. 53,1; ]>at kann ek galdr
at gala HäT. 150,6; mmidu vist vita Grip. 25,5; svefn |>d ai
seEr Grip. 29,5; gjafar ^ä gaft, gaftattu Äetgjafar Reg. 7,1;
Btöd h6u und atod Gud. 27,1; {id var vig vegit Odd. 17.1;
lekum leik margan Atlm. 69.3.
on {line vlite vlltan Gen. 1825; vyrd väs gevorden Dan.
653; be naman nemnan Jud. 81; avä teöhtne leöman Sat. 469;
|)ät le6hte leoht Cri. 592 ; leöma leohtade Cri. 234; gevit
vitgan Cri. 1193; on hyge hycge Bo. 10; dögora dägrim B.
823; nyde genyded B, 10O5; (vigan vighearde Byrht. 75);
vigan tö vige Byrht. 235; via on gevitte An. 470. 682; vis-
domee gevitt EL 1191; ]nB galder ongakn Z&ub. 6,17; eyge-
gealdor ic begale Zaab. 8,6: |)ät ic gr6fe gräi Reim. 7X; gyfed
gj-fe Pb. 83,12; of (OaeneBse claene Pb. 88,37, vgl. 117,18; ceö-
se mid geoorentiia Pb. 106,5; ic hie TiUan vylle . . . Becean
Pb. 110,2; leoma läre laergedfile Fä. 61.
Ab. nur fmma fremidin Hei. 2701; ahd. want er — wun-
taue bougä Hild, 33; haft heptidun M6D IV 1,2. —
Fast nur pathetieche Stellen, so besonders V^. 5,5, Sk.
31,4 und die PBalmeoetellen. OewiBBe Verba mit ihrem inneren
Objekt haben den Löwenantheil; alte, und age. eine' Gabe
geben, (ebeoeo 3waw r* aj-^aä iiäpa Hymn. Hom. 3,462, dSipov
idaatv 4,212 u. dgL), einen Zaubei^esang singen, einen Kampf
kämpfen; altn. noch rathen und viseen, ags. lencbten (doch
dies mit stammverwandtem Subjekt). — Für die ags. (und ahd.)
Fälle vgl Kluge P. B. 9,431. (Fälle, wo die verwandten Worte
weiter auseinandergerückt sind, ebd. S. 932). —
B. Paronomnte.
Skuld h*ld Bküdi Vgl. 31,5; ef ek ek . . .. . J)r. 12,9; h^-i
vaeri Baldti ballir draumar Veg. 1,7; b^ida 1 badmmn tekit
Lok. 26,6; at ])ü m^, e^gr, n^ eegir Sklm. 5,3; manna glaum
mani, manna nyt mani Sk. 34,7 — 8; verdrat ise & ä Vaf. 16,6;
ny ok nid sköpu nyt regin Vai. 25,4; ^vl er \&t ne alt til
atalt Vai. 31,6; h^ annarr Agnarr Gr. 1 Saem.; Andhrimnir
laetr 1 Eldhrlmni Laekrimni sodinn Gr. 18,1; \mi.i övist er at
vita bvar 6vinir Bitja Häv. 1,5 — 6; [tees fugls fjg^rum ek fjo-
tradr vark HÄv. 13,4; Begja eeggjum trk Lok. 25,3. 60,3 vgl.
at ^ mal, eeggr, q4 Begir Sk. 5,3: |)ä er {iil lest m^r ä bed
jjinn bodit Lok. 52,3; eda verlaus vera Sk. 31,3; i höfi hafa
Häv. 64,3; Bjäldan bantarsteinar Btanda brautu naer Häv. 72,4;
hvlta af hveiti K. 80,7; nü hefi ek hefnt Mc\'. 28,5; gl — oll
800
HyndL 45,1—3; Atli ek heiti, ataU skal ek ^ ver% H. Hi.
15,1; ok kralda kveldriftor H. Hi. 15,6; ef f>te koemit i ^vent
|>vari H. HL 18,6; reisi — reyna H. Hi. 21,1—2; leitt — leitk
H. Hi. 28,9; Helgi helatefum E. HL 29,3; svali alt 1 sal fo.
16,3; maerii foglar er maei &ttd Gud. I 16,7 — 8; ok jfifoiT
gdrum oedri venUi Sig. sk. 11,9—10; vitoma vit Sg. Bk. 19,1;
befir kuiin kona vid koniu^ 3ig. ak. 54,3^-4; byrda vit i
borda fiat er |>eii bfirdusk Gud. IX 15,5; {)& hygg ek B^p
ekiftu Atlm. 35,3; drygda ek ^ svi. drykkja Atliä. 79,7;
Btrida — atriddit Hamd. 8,2 — 8; jarpskgr Hamd. 1S,3 (vgL
Holtzmaim Edda 553,13); roedid er um r&d Hamd. 30,5.
folde mid fiMe Geo. 157; gode &fter gAde aeoegum G«n.
291; vord veordian Gen. 329 vgL 353 u. ö.; lädes gelaede Gen.
531; gyld ol golde Dan. 175, ebenso tö J)im gyldnan gylde
Dan. 204; tö |iäm gebede gebaedan Dan. 202 ; mid nyde nydor
Dan. 493; |>ät ^&a ä se rtca rtean volde Dan. 596; vlde väde
Dan. 650, ebenso Gäth. 116; dorn gedemed Dan. 655; nldbeard
— nyd Jud. 273; mödes — miides Cri. 665, vgL Pa. 70,7.
137,1; on eordan eard Cri. 772; le6da leodocräftas Cri. 39; re&d
rMe glM Vy. 46; mere gemaere Seh. 53; eald — eal Kl, 29;
sund vid sande B. 213; ydde — on ydum S. 421; vide sldas
B. 877; nyde genyded nidda beama B. 1005; rehte äfter lihte
B. 2110; güdum — gödum B. 2178; vege: vaege B. 2252; 53;
onfand: gefandod B. 2300: 2301; feohleAs gefeoht B. 2441;
av&t — avadu B. 2946; flöd — flotan Byrht. 72; aräsad fer
{)y raeee Jul. 587; göd väö Güdläc Güth. 141; earde on eordan —
beorg on bearve Güth. 399—400; ealra Mla ful El. 769; leof
— geledfa El. 1036 vgl. 1048; röde ander roderom El. 1235;
mine strengde on |>e stränge gehealde Ps. 58,9 ; |>ine feldas fylde
B. 64,2; hira tungan tugon Pa. 72,7; mannum — manna Ps.
77,25. 29; healded bealde 111,1; blaede la«ded Ps. 146,9; leo-
dum leod Met. 4; vräde bläved Met. 7,52; vid oder vind Met
301
11,33; ]>oime ])one — Met. 24,35; til mon tüee and tomes —
Gnom. 143; eadig — eade Sal. 889. —
herta so gihertid Hei. 1051a; ogian — ogon Hei. 1977b.
— Ahd. keine Beiflpiele. —
ffierher habe ich auch Fille gestellt, in denen wirkliche
Stammeeverwandtechaft verdunkelt vorliegt wie R. 30,7. — Er-
weiterung der Adnominatio durch Paronomaeie Hiv. 1,5 — 6.
B. 1005; Häufung Gr. 18,1, Sig. ek. 54,3, Gud. H 15; in Pa-
rallelvereen Sk. 34,7 und kunstvoller Güth. 399 — 400.
Fälle aus Zwillingsformeln sind schon oben gesanunelt. —
Gemeingenn. acheint z. B. dae Spiel mit fold imd flöd:
EU Gen. 157 vgl. HAv. 136,15. —
Die meisten Fälle stehen altn. in den Helgihedem und
zwar namentlich in deren Dialogstücken, ags. im BeovuU, sowie
auffallend viele im DanieL £e wird ja oft striftig sein, ob
dae Wortepiel gewollt war. Einzelne Worte wie z. B. manna
legten cb so nahe, dafis ee sich fast von selbst eindrängte.
Aber die Wortspiele in jenen Scheitstropben sind wohl un-
zweifelhaft beabsichtigt', mit der Wortaufnahme zusammen sind
sie das wichtigste Element in der ältesten Technik des Dialogs.
Die et]anolo^Bchen Spielereien mit den Namen Baldr AtliErpHelgi
GUtblic stellen sich dorchaus in die Keihe jener griechischen
und indischen poetischen Namendeutungen, die L. Geiger (aao.)
besprochen hat (vgl. 2. B. über Spiel mit dem Namen Savitar
Kaegi Der Bj^eda Anm, 217. Anders urtheilt über solche
Etymologien v. Willamowitt Homerische Forschungen S. 18).
Auf hebräische »Anspielungen auf Namen, Denkmale und Be-
gebenheiten!, die ganz analog sind, machte schon Herder auf-
merksam (Gesch. der hehr. Poesie W. S. 12,185). An Eigen-
namen vorzugsweise heftet sich auch die spielende Et^nnologie
des Mittelaltere vgl. J. Grimm Kl. Sehr. I 3041. — Des-
gleichen sind Anspielungen auf Namen die einzigen Wortspiele
d«r ftltn. Saga (vgl. Heinzel Beschreibong der i8läD.d. Saga S. 193 1)
— Für neuere Zeit vgL Jean Paul Vorschule der Aesthetäk
W. 18,223 und Ändresen Volksetymologie bes. S. 145 f. -
Andere Fälle und vielleicht die meieteD stehen zwiachen beab-
sichtigten und nicht gewollten Wortspielen in der Mitte; aie
werden ausachliesslich dem Verlangen nach Afiflonanc verdankt
and gehen nur dem Gleichklang nach ohne Rücksicht auf Be-
deutung. Die kunstmässig aosgebildeten Fonnen der e^mo-
logischen Figur u. dgU (vgL Pott Doppelang S. 51 f.) sind sehr
selten (altn. erfüllt nur das späteste Beispiel lekum leik maq;an
deren Bedingungen), weil aie eben als rein kunatmäamg erst
einer mehr scbriftmässig arbeitenden Zeit eigen ist (ebenso
romanisch: vgl. LeifEhold aao. S. 17). —
Die Steigerung der Wortaufnahme zur »rührenden« Adiio-
mination, der Wortaufnahme im engem Sinn, steht der Fignr
der Anaphora zu nah um von uns nicht lieber dort besprochen
zu werden. —
C. Endretm.
Wie die Zwillingeformeln für die Wortgruppen der poeti-
schen Sprache überhaupt vorbildlich sind, so trafen wir bei
ihnen auch schon die Fortbildui^ der Angleichung beider
Theile bis zum Reim. Ja die Grenzen sind Süaeig, und manche
Assonanz kann grade so gut auch schon ein unreiner Reim
genannt werden. Aber hin und wieder war der eigentliche
Endreim offenbar erstrebt. Dies alles wiederholt sich bei den
andern Beispielen von Reimen innerhalb der Alliterationsdich-
tung: aus der Assonanz hervorgewachsen, sind sie oft doch
von dieser schon bewasst geschieden. — ^
üeber Reim im Allgemeinen vgi. z. B. Carriere Poesie
S. 189 f. —
Unter den altn. Belegen nehmen Eigennamen einen so
breiten Raum ein, dasB ich diese gesondert voranestelle. —
Vgl Edwirdi P.B. 5,571. —
Altnordiech.
a) Namen.
Litr ok Vitr Vßl. 15,4; Fiü Kili 16,1; Dori Ori 18,5;
Skirfir Virfir 18,7; SiS ok Vifl, Saekin ok Aekin Gr. 27,1— 2^
^yn ok Vin, pQU ok Hgll ebd. 9—10; Nonn ok HrQim, Süd
ok HrM, Sylgt ok Ylgr Gr. 28,6—7; Vfind ok Strond 28,9;
G6inn ok Möinn 34,4; Könnt ok Ormt 29,1; I^ist and Mist
36,1; [ludr and Udr 46,5; Alfodr Valfodi 48,3; Dnunba and
Eumba Big. 13,2; Bratekeggr ok Seggr 24,8; eii Haki F^
Fragm. S. 805,1; Holkvi : Folkvi ebd. 20-21. —
b) Andere Fälle.
gnatB:rata VoL 53,5—6; balir allir Vel. 58,7; vaknadi :
saknadi|ir. 1,2:4; oxa : laxa|)r. 24,5 — 6; Ter : bverHym. 3,5 — 6;
(hruta : fiutu Hym. 24,1 A.); bari : stari Sk. 28,3 : 4; hgrgmn :
hmmmgigum Vaf. 38,6. 7; boga:loga BAv. 84,1 — 2; bAm :
Bkräm BAv. 133,10—11; trinn r minn Hyndl. 5,5. 7; grey t ey
H. Hi. 13,7—8; ymr : glymr H. H. I 28,1. 2; aevi : braevi H.
H. II 17,5. 6; mantu : antn Grip. 45,2. 3; v^r r m*r Grip. 46,3.
5; sriAntsnidu Er. 4,1 — 2; aetti : knaettä Big. 8k. 3,7 — 8;
maetum & gaetiim AÜm. 67,6: sendofik : bendosk Atlm. 85,2 — 3;
flödi vollr blödi AÜm. 50,6; Bvirra sÄra Gufl. bv. 11,1. —
Rübiender Reim: vaerir : vaerir Lok. 54,1 — 2.
Von diesen FäUen reimen Vol. 58,7, AÜm. 50,6 und 67,6
mid Gnd. bv. 11,11 — letztere alle drei in jungen Liedern —
Bovie BänuQÜicbe Namenpaare innerhalb eines Verses, |>t. 1,2 : 4,
Eyndl. 5,5 : 7, Grip. 46,3 : 5 reimen überscblagend, die andern
paarig. Grip. 45,2 — 3 und AÜm. 85,2 — 3 reimen die AnfangB-
worte rweier sich folgender Verse. —
304
Unreine Reime Bind oamentlich in späteren Liddam sehr
beliebt. So z. B. berjaak : Tentaak VqL 46,1. 2; byggja : tv^gj«
Vgl. 65,5^6; dyggvar : byggra Vgl. 66,5—6; foma : bomar,
talda : manna, Skjsldonga t Skilfii^ : Odlin^ : Ylfinga HyndL
11,1 : 3, 2:4, 5—8; 'Ottar : var HyndL 12,1 : 3; daodan : raiubi
Gud. n 26,4 : 5; sali : allan : fallinn ebd. 6—8; rifiimi : knldnin
35,6 — 8; UDgi:kunni Slg. ak. 3,7:8; mordi : gardi Akv. 33,
4 — 5; ganga:|>aDg at Atlm. 14,1 — 2; galga : banga 21,1 : 2;
tveggja : vaegja 25,6 : 7; Ätti : {xitti 31,1 : 3; lygi : hygdi 32,4 : 6;
urdu:he3ndu 43,1:2; sveinai: bennar 59,9 : 10; ekki : {lykki
69.9—10; henni : ynni 86,1 : 4; grata : bäda Hamd. 10,6 u. 9. w.
Edzardi (aao. &79 Anm. 1) zieht hierher auch sagt^lc : ^agjA
im Refrain der Veg., und so köunte man die FäUe häufen. —
Hamd. 10,6 haben wir Schlagreim, Hyndl. 11,1 — 4 gekreuzte
Reime, sonst meist gepaarte. Hyndl. 11 ist das Beispiel einer
ungenau durchgereimten Strophe. Reime aua den Ätlam&I hat
Edzardi (aao. 573 Anm. 1) zusammengestellt. — Rührender
Reim überschlagend letu : letu Vkv. 9,6 : 8. —
Diesen Proben entsprechend steigert gerade in den apiel-
mannsmäaeigen Gedichten wie Athn. am häufigsten die Assonani
sich zum ungenauen Reim. — Die Namen reimen immer genau
(Fn^pn. 305,1 die leichteste aller Reimfreiheiten, a : d). —
Angelsächsisch.
Bei den ags. Reimen verlohnt es sich schon, Schlagreime,
paarige und überschlagende Reime zu trennen. — V^ Kluge
P. B. 9,432 f., wo auch die sänuntlichen ungenauen Reime an-
geführt sind; ich beschränke mich auf genaue Uebereinstim-
mungen. — Für Cynewulf special] vgl. ebd. 442f. —
a) Reim innerhalb eines VerBes.
deorc gesveorc Gen. 108; stöd göd Gen. 209; eöver feövei
yü Gen. 1334; betreönan teonan Gen. 1902; stide strengeo.
305
Bt3Tnde eviSe (klingende »Pause«) G«n. 2495; flöd blftd geröd
Ex. 462; raed forS gaed Ex. 52S; grundece&t geondspreÄt Cri.
42; laerad : raerad (klingende »Pause«) Cri. 1689; vrenced he
and blenced, vom gejwnced Möd. 33; äled : bäled Wal. 22; sco-
rene gedrorene Ruine 5; forveorene geleorene Ruine 7; eteAp
geäp (vgl. ZwilHngsformeln) Ruine 11 ; veal eall Ruine 40; bord
ord Bjrbt. 110; bäc:läg Byrht. 276; neode e6de Pb. 76,2;
bealde healde Ps. 118,134; gefeöh : gejwoh (»Pause«) Hy. 11,1; .
stille on tille Met. 20,172; gescead smeäA Met. 20,218; ävinnan:
onginnan Met. 25,69. — Gehäuft Rät. 29,4—5, vgl. 6. 8. —
b) Reim innerhalb eines Verepaaies (vgl. Kluge aao. S. 433).
ämyrred -. äfyrred (eog. überschlagender Reim im eieren
Sinn: Schlusswort reimt auf Anfangewort) Gen. 378b : 379a;
sceäf : re&f (ebenso) lÖ64b : 1565a; vundemnael : gebunden B.
1531 ; ord : breös&ord B. 2791a : 2792b (ebenso); äcyrred : gemyr-
red (ersteB Wort des eines Versee mit dem zweiten des folgen-
den) Jul. 411a : 412a; ferion : nerion (erstes betontes und Schluss-
wort) Zaub. 8,21. —
c) Am Schluss zweier Halbverse (vgl. Kluge aao. S. 435, dort
sind die Fälle aufi Beöv. vollständig gesammelt). Beabsichtigt
(wie die Inreime im Beginn der Nibelxmgennot) sind gewiss die
Inreime am Schluss des Beövulf S182— 83 (Kluge S. 436).
a) Die beiden Hälften dnes Vollverses reimen.
hyrde : gestyrde Jud. 60; neosan : ferleösan Jud. 64; näs :
vas Jud. 113; bevunden : gebunden Jud. 115; gäde : äde Jud.
123; leäs : geceis Cri. 36; ferseon : gefeön Cri. 757; glaed i blaed
Vy. 68; sacu : vracu Ph. 54; gevin : onsyn Ph. fA (Ph. 15 — 16
6. u. »Zwillingsformeln*)gle&vne; unhneä\'ne Vid.l39; päd:gebäd
B. 2258; spelk : fela B. 3029; madelode : haJenode Byrht. 42.
309 ; eorl : ceorle Byrht. 132; stunde ; vunde BjTht. 271; brödor :
UwjmT, AltgnmuiHli* PomU. 20
6der Byrht. 282; band : gecrang Fata 60i avm% : gecrang Fate
72; g«f^an -. beran An. 216; blMe : Ude As. 869; Bang:g(aig
An. 871: heäp : ^nit An. 872; drehten : hyhte An. 876; Tynn :
|>rym An. 889, ebenso Jul. 641; on^pnn : gerinn (vgl. Het.
25,69) An. 890; gesvungen : gebtmden An. 1398; tölocentge-
brocen An. 1406; tteloven : ä{)ioTen An. 1427; mlnne : onginne
An. 1442; gebäd:töhl&d An. 1&89; läomu : ägon Güth. 50;
^eima/Bi : ectiva/t Gäth. M ; gebrec : ge])rec, bandgesring : gring
Sl. 114 — 15; Taere:naen EL 171; a^eäve : ge|)reide EL 321;
föfi:bäB El. 1237 n. s. f. bis 1246 and 1248—51; veordlloe:
{>icce ?B. 67,15; yrre : oncyire Pb. 84,4; möd : söd Fs. 84,9;
handgeveald : sealde Ps. 106,30; eädmöda : göda Hy. 3,39; ge-
reaht:meabt Met. 11,99; naerervaere Met. 20,103; habbad:
nabbad Met 20,195; stän : nin Met. 21,21; genge : lenge Craom.
3,121; gehealden : gevealden ebd. 122; ferigend : aeiigend SaL
SO; veard : geard ebd. 83; avinged : hrii^;ed ebd. 266; hlimmed :
grimmed Rät. 3,5; sceotan i t>eotan Rät. 39,4; gebealdoa : ge-
veatdon Zaub. 8,22. — Rührender Reim bit« : bite Rät. 66,5. —
Dazu kommen zwei ganze Gedichte: Alfreds Tod und das
Reimüed, deren ungenaue Reime uns veranlasst haben, ancb
in der obigen Sammlung vereinzelt solche mitzunehmen: lof
dräf : ofslöh Alired 2; cömon : nämon ebd; get : behät ebd. 11;
bereden : generedon Reim. 19; vaer.biscAr ebd. 26; dyre : ^re
ebd. 45; geväf : forgeai 71; mmed:beymed 73; geseon : gefeön
87. Uebrigens enthalten beide Gedichte neben dem CTäBuneim
noch andere Arten des Reims: Schlagreim gehäuft Rwul. 13
Bcrifen scräd gläd ]]urh gescäd in bräd; äbohch 57, 62 — 66;
die Vollverse reimen paarig gebyrede : vyrde Atl. 17 : 18, die
Halbverse überschlagend veordlice : aüdportice ebd. 18 : 20. —
Für das Reimüed ist h^mder Einäuss, nämücb der der altn.
Skaldenpoesie, kaum aazuzweÜeln; vgl. auch Kluge aao.
S. 440. —
307
^ Der zweite Halbvo« dnee VoUversee reimt eich mit dem
ereteii dra folgenden VoUverees.
gre6v : blödceöv B. 1718b : 19a; healdan : vealdan B. 2389b
90a; beadolic« : veätäcen An. 1120a; sceal : eall OAth. 343b
44ft; dynede : clynede El. 50b : 61a; Ähyrde : vyrde B. 119,4b
5a; mag : däg Rät 59,3b : 4a.
fi Der CäBurreim wird in den folgenden Vollvers verlän-
gert (a and b vereinigt).
lyre : hryre : diyre Gäth. 800a : b : 80la; volde : volde :
Bceolde Met 11,15. — Der letztere Fall führt eu den besonders
in den durchgereimten Stücken beliebten Reimhänfungen. —
9) Der erste Halbvers einer Zeile reimt mit dem ersten
des folgenden VoUversee (übetschlagende Cäsurreime).
veöld : beöld B. 465a : 66a; gefeän : gefreto Gäth. lCffi2a :
1053a; nävihte : övihte Ps. 72,17; yldo : gel)ylde Ps. 91,13;
teqs^ : -vege PB. 100,1 ; inveaidllce : det^oe Met 22,2a : 8a. —
c) Gin Halbvers reimt mit dnem weiter abstehenden
Halbveree.
heöld : ve61d B. 2777b : 79a; niht : äviht : hiht Fe.
76,2—3. —
d) Reim am Schlnee der Vollverse.
a) "Dvst Vollvers reimt eich mit dem folgenden Vollvers
(überschlagender Reim).
gelSce : rlce Sat 307b : 8b; slät : vät Seef. IIb : 12: bäd :
T&d E. 1882b : 1883b; heia : fela B. 2737a : 2737b; lät : fät Jul.
573b :574b; min: Irin Gütb. 1431b :32b; ähöfan i gröfan Ps.
77,58. — Rührender Reim: cynn : frumcynn ebd. 67. —
308
y?) Ein Vollven reimt mit einem weiter alwtdunden VoUveis.
gemealt : srealt B. 1616b : 1617b; tieö : ble6 El. 147b : 150b
n. dgl. m, — »Die Silben suchen sich« : srä gvidne gerorbtne : ss.
hvltne gevorhtne Gen. 252b : 264b. —
Man bemerkt eine Zunahme des Reinu (vgl. Schipper, Alt-
engl. Metrik S.67 f.) mid sogar scbon Anfänge von Reimkünaten,
wenn anch die schwierigeren Fälle wohl meist dem Zuiall ver-
dankt werden. Am häufigsten ist, wie natürlich, dar CSsur-
reim, doch ist wie in den altn. Namenieimen aach der Schlag-
reim nicht selten; beide einigen sich zuweilen cum Doppelreim,
der auch noch femer zu vier- und mehrmaliger Wiederholung
desselben Endreims geeteigert wird. Selten treten Reime ver-
einzelt auf, vielmehr haben sie meist andere Reime oder doch
starke Assonanzen um sich, — Besonders liebt CynevuU den
Reim (ten Brink aao. S. 76), vorab in der Elene. Den Schlagreim
bevorzugt aeben der Cren. besonders das kleine rührende Ge-
dicht «Ruine«, wie ihn in ähnlicher sentimentaler Absicht das
einzige volksthümlich gewordene ohd. Lied, das dieser Spielerei
nachgiebt, zeigt: das Gedicht >Auf den Bei^n die Burgen, im
Thale die Saalec von Leberecht Dreves. Schlagieim mit Enjam-
bement nur vereinzelt im Beövuli, doch zweimal in der Gen.
Cäsurreim gehäuft an einer Stelle in der El., durcb das ganze
Gedicht vertheüt Im An.; Cäsurreim mit überlaufender Con-
stniction mehrmals nur im Beovulf (es ist dabei an das
Zeilenbrechen im Hei. zu denken). — Gleicher Reim ist sehr
selten, zeigt dann aber keinen Bedeutungsunterschied der gereim-
ten Worte. — Eine Uebersicht der ags. Entwickelimg des End-
reims giebt Kluge aao. S. 445 f.
Altsächsisch.
Die Reime des Hei. macheu ausnahmslos den Eindruck,
als seien sie dem Dichter ungewollt entschlüpft. Beispiele von
309
genaaoi ReimeD: mancunnea : gifrumida 4 (Cäsurreim); sconiost
uulitigost 270b : 271a (CäfuireLm mit Bcjambement); stnmgoBt
ctafügoet 370b : S7Xa (ganz ebeiiBo); man : adalboranan 463b
464b (überscblogender Reim der VoUverBe). Nur mit Entstellung
des Acceuta Ueeeen sieb weitere Endreime wie betan : man 76;
rokf aton : tbeonon 108; Bcoldi uneroldi 124b : 126a; hemdtten-
dion : beritogon 343 (womit in den umgebenden Vollvereen gihuili-
coD und giuuieldoQ, doch nur nach dem Cott^m., aBBomren)
berausdrücken. Aasonanzen z. B. sang : bebanuuange 414;
uueroldi : gistuodi 471 n. a. —
Altbocbdentecb.
gan&dä : galaupa Wees. G. 12; gtantaone : pinulsanne:
gauurchanne WesB. G. 16 — 16; ml:linti Eßld. 16; man giwin-
nan Hild. 66; argAsto : ÖBtarliuto 68; uualtan : acrltan 62b : 63b;
Ijntün : wnrtun 67; pidencbanne : kispane Musp. 18b : 19b;
kinäda : sSla Musp. 18; rahbönt uuison 37; farprnnnan : pidunn-
gan, puase : uuise 61 — 62; nueUhba : kifnmüta 69b : 70b; suona :
sag^ta : engili : marbä : deotfi. 78 — 80; suonnan scal : artöllan
Bcal (>die Silben eachen sieb*) 85b : 86a; umpi:menigi 87;
sprebban : eekkan 91; baptbandun : vigandnn MSD. IV 1,4;
Marti : hirti MSD. IV 3,2. —
VgL Müllenbofi de conn. Wesaof. S. 5, MSD. zu n 15
o. H. w. — Neben vielen Cäsurreimen (zu denen nocb Asso-
nanzen wie almahtiico : gauuorahtöE Wees. G. 9; sagte :uu6t
Hild. 12; giuueitinld HUd. 18; mi : stobdantg 42 kommen)
finden wir ein paar Mal Reim der Vollverse, Musp. 85 — 86;
Cäsurreim mit überlaufender ConstnictioD, Wess. G. 15, Musp.
78 — 80 erweiterten Cäsurreim. Beabeicbtigt sind gewiss die
Fälle, in d^ien die Alliteratdon feblt, wie Hild. 15 und beson-
dere das Verspaar Muep. 61 — 62. Dies letttere benibt
310
auf einer alten jaxietischeii Scbodeoformel, die aooh in Eimndi
BolandsUed ateht (J. Crrimm R. A. S. 48). —
I^j^ends finden wir alao innerhalb dei AEiteiatioQflpoeae
den Reim über seine erste Stufe, Verwendung alB gelegentliche
Schmuck, fortgerückt , ausser wieder in der ags. Poesie. Wie
überall und wie natürlich reimen die Worte zunächst aus nSch-
stet Nähe, benachbarte oder doch an benachbarten Höhepunkt«!
stehende; doch schon beginnen aga. weiterhin sich spinnende
Reimbeziehmigen künstlichere Reimformen vormbereiten. Das
ahd. steht wieder dem ags. ganz nah; dagegen die schmuck-
lose Stabreimprosa des Heliand entbehrt auch dieses Zierratha
fast gänzlich. —
Durch alle drei Classen des formellen Wortspiels nun
schlingt eich hindurch, die scholmässigfln Rubriken Adnomina-
tio, FaroQomasie, Reim mit den lebensvollsten Belegen füllend,
die lebendige Poesie der altgerm. Namengebung. In deb
Namensippen (Weinhold Altnord. Leben S. 264 f., Roeenberg
Nordboemes aaudsliv I 90), die ein poetisches Abbild der wirk-
Uchen Sippen liefern, wird die Verwandtschaft der Träger dieser
Namen auf mannichfaltige Weise nachgeahmt. Der Stabreim
herrscht zwar vor, aber aas seinen Massen heben sich kräftig
die Familien heraus, die ein gleiches Grundwort verbindet: so
eint die Siegrune (Sgdr. 6,1) die Völsoi^n. Ein Namenpaar
wie Sigarr ok Siggeirr (Gud. n 15,7) ist durch Adnominatio
eng verbunden. Endreim umschlingt zahlreiche Zwergnamen
u. dgl., die wir aufführten, wie vereinzelt wirkliche Namen von
Brüdern (Gauk und Hauk, Weinhold S. 269) und Über den
Stabreim hinaus bindet Ablaut oder Paronomasie Namengruppen
wie Bivur und Bavur, Dömald und Dömar (Weinhold S. 265).
Enger als sonst stossen hier Dichtung und Leben zusammen:
schon die frühesten historischen Personen auf germanischem
Boden finden wir zu solchen Namer^^ruppen vereint, gerade wie die
311
mythischen Gebilde der frühesten Ueberlieferungen (Müllenhofi
Zs. 7,527, ygl. 2S,139 u. s. w. Doch hierauf naher einzugehen,
ist hier nicht der Ort. Eine umfassende Be^rechung auch nur
allein der eddischen Namen bleibt noch vorzunehmen, von jener
herrlichen Aufgabe einer allgemeinen Behandlung der altgerma-
nischen Namen ganz zu geschweigen, die Müllenhofi selbst
leider nur angebrochen hat. —
§ 14. Wortaufnahme.
Dürfen wir hier wieder an die Eigennamen anknüpfen, so
liefern uns diese für Wortwiederholung (§ 9) wie für Wort-
aufnahme (§ 12) Analogien; zwischen diesen beiden Figuren
selbst Termittelt die oben besprochene Figur der unterbrochenen
Wortwiederholung (Edward mein Sohn Edward I). Denn die Wort-
wiederholung, bei der eine Form verdoppelt ausgesprochen
wird, spiegelt sich in der gleichen Benennung von Vater und
Sohn (Weinhold Altnordisches Leben S. 266) ab; aber wie sie
vorzugsweise der f eierhchenRede gehört, bleibt auch solche Namen-
wiederholung auf fürstliche Geschlechter beschränkt. Weit
mehr dagegen liebt man es bei aUen Völkern, den gleichen
Namen in Gliedern wiederkehren zu lassen, die eine Generation
•trennt; so etwa in Athen in der Reihe Kimon-Mlltiades-Eimon
oder in der periodischen Reihe der Kallias und Hipponikos.
Dies ist nun ein historisch-poetiBcher Fall der Wortaufnahme.
Neueren Dichtem macht es öfters Vergnügen, die Figur des
Chiasmus mit solchen Namengruppen herzustellen; so findet
sich in Th. Mügges einst (und nicht mit Unrecht) viel ge-
lesenem Roman Afraja ein Paul Petersen neben einem Peter
Paulsen, und ebenso z. B. in einer Erzählung des Grafen
SoUogub (wie ich aus Reinholdts Gredichte der russiBchen
Literatur S. 699 entnehme) einem Wassili Iwanowitsch gegen-
über ein Iwan Wassiljewitsch. Aber da ist eben wieder nur
312
m einer wülkQiUch gebrauchten Ilgnx der Emutdichter ge-
worden, waa ursprünglich aus dem Leben selbst berronrachB,
gerade wie wir dies schon öfter fanden (ao i. B. bei der
flectirten Wortwiederholung). Denn ee war einst allgemein
gebräuchlich dem Namen des Sohnes den des Vaten beim-
setzen (TgL Pott Personennamen S. 5&0 f. u. ö), denn erst »o war
die genealogiBche Stellung des Schnee genügend fixirt (lEld. 9);
und Bo brauchte nur Miltiadea der Sohn Kimons aeben Eimon
dem Sohn des Miltiades zu stehen, um die chiastische Wort-
aufnahme lebendig zu machen.
Im Leben also wurzelt die Wortaufnahme, und im Leben
wurzelt auch ihr Gebraach im Dialog oder in lehrhaft oder
pathetisch sich fortspinnendet Rede, wie wir ihn In der Edda
finden. Konatgerecht ist dag^n ihre Steigerung zur Ana-
phora oder Epiphora. Wird das aufzunehmende Wort an
Stellen imtergebracht, die besonders stark ins Gehör fallen, ao
beruht das schon auf bewusster Technik; und gerade die
Anapher werden wir wie die flectirte Wortwiederholung als ein
wichtiges Kunstmittel ältester poetischer Technik kennen
lernen. —
Ihre wicht^ste Stelle hat die Wortaufnahme, wie schon
erwähnt, im Dialog. Hier fehlt sie kaum je. Aber altn. ist
sie auch sonst behebt und zwar grade in alterthümüchen
Stücken, vor allem in der Velundarkvil» (Niedner Ze. f.
Alt. 33,31):
ek man — niu man ek VqI. 5,1. 5
hana brendu; {jryavar brendu — Vgl. 26,6 — 7
opt i& ä horskan, er ä heim^kan ne fä Häv. 92,4
hvars {lü bgl kant, kved |iü {lat bslvi at Häv. 126,5 — 6
varan bid ek {>ik vera ok eigi ofvaran, ver ^ü. vid Ol
varastr Häv. 130,5
hjalp heidr eitt, en f>at ])^r hjalpa mun Hat. 144,4
313
heilQg fyt helgum dumm Grr. 22,3
CnnuT var sraiihvlt, svan^adrar drö Vkv. 2,5
(kell mik i hfifuä, kgld era m^ Md |)ln Vkv. 31,5—6)
gefr himn ägr — byri gefr bauB — gcft haim iiuuiiiB6iiii
Hyndl. 3,1. 5. 7
])Ä biA Ijöma — ^1 af ^äm lj6mimi H. H. I 15,1. 3
skridiat ])at skip er und |>^r ekridi — reunia Bi. marr
er und ]>^r renni H. H. 11 30
Regiiui mik rM, bann I>ik räda man Fdi. 22,1;
sü Bkaltu kjöea, allfi "pii er koetr um bodüm ^di. 20,1
bann um aetti ef bann eiga knaetti Sig. ek. 3,7 — 8
öbilgjaman — öbilgjgmum Sig. sk. 22,2. 6
{)& er mä* jödungri eiga eeldi ok m^ jödungri auia taldi
Sig. 8k. 37,9—12
brafna gjalla, gmu gjalla — Gud. n 8,4 — 5
hir kom fijödreki med |ng& t^n, lifa I>eix ni tami ]>Tiggja
tega manna Gud. m 5,1 — 4
s^t madr armlikt, bven er 'pa.t eäai Und. IH 5,1 — 2
ok {>dr kv&mu )>ar er ]>eir koma ne skyldnt Odd. 23,5 — 6
onogard — oimgardr Akr. 18,7 — 8
8V& skal froekn Qändum veijask, eem HQgni vardi Akr.
20,5—7
r9Bk mun ]>^ reynaak, reynt befi ek fyrr brattara Atlm.
67,3—4
vaxattu — el l)ü vex, at I>i vex — Prj^m. 302,21—25.
Bei dem Verbom rtkda, das wir acbon bei der Aimominatio
gemeingerm. mit dem inneren Objekt conetroirt fanden, ist
ganz Bhnlicb die Wortaufnabme typisch: rädumk |>^, L6dd-
lilnir, en J)u räd nemir Häv. 111,1 — Z u. ö., ebenso raed ek
]>6r nü, Sigurdr, en I)ä räd nemii FAi. 20,1—2.
Ueberhaupt wird die Verwandtecbaft dieser Figur mit
ecbon besprocbenen anderen Figuren sofort einleucbten. Auch
3U
dies ist eine Form der. bewegten WoitwiederholOng, &ar vw-
zogBwdse dem Verb eigwithämlich, osd ee ist eine aofgalöete
WortspielNm Wir haben einen Fall, der die AnnHoiiHttio in
beiden Stufen zeigt: agB. fflfarten wir obta auf sri le6btne
leöman Sat. 469, leöma leöhtade Cri. 234. Brechen wir non -.
dieee Wortrerkoppelnsg mid theilen wir sie in zwei S&tae anf :
J>A bhk Ijöma . . . en af ]>eim lj6mum leiptarir kr&ma H.
H. I 15.
Ein Schaukeln wie es in der Sectixten Wortwiederholuag
durch den inneren ConSict der äuaeerlich fast gleichen Worte
80 eigenthümlich wirkt, wird aach hier gesocht: die mcörten
alten Fälle sind chiaetiBch gebaut (ek man — man ek VgL 6,
14 A hoTskan — & heimskan ne fi Häv. 92, hjalp — eitt en
{)at — hjalpa Häv. 144, var svanhvit, aranfjaArai drö Vkv. 2,
und mit doppeltem Wechsel HyndL 3). Dbb verliert sich
später (Pdf. 22, S^. sk. 3 37, Gud. HI, Odd. 23, do<* chi-
astisch noch Gud. DI 10, Atlm. 57). Schon hierin zeigt sich
Absicht, die in der feierlichen Verfluchung H. H. II 30 vollends
sich den kunstvollen Zauberformeln vei^leicht. Und wie die
flectirte Wortwiederbolung veiüert sich auch dieeee wiiknngevolle
EonsünitteL Zunächst geht die Technik verltven, indem das
Kreuzen von Haupt- und Beiworten einer mechanischen Parelle-
lisirung geopfert wird, dann schwindet auch dies. Schon ein
Fall wie AJcv. 18,7 ist wohl nur ganz zuföUig; 3ig. sk.
23,2 — 8 gar rührt die Wiederkehr desselben Ausdrucks gewiss
nur von Wortarmuth und jener Vorlieb© für bestimmte Lieb-
Ungsausdrüeke her, die die späteren Lieder kennzeichnet. —
AgB. ist die Figur ausgestorben, nur der alterthümliche Zaabw
spruch gegen Hexenstiche bewahrt sie noch (hlude-hlude II 3.
vidan 3 — 4 vgl. scoten-gescotes 20 — 26). Zwar sind Fälle von
dem Typus hi6 sceal eft don {)ät hiö aer dyde Met. J.3,79
zu belegen, aber sie sind biblischen Mustern nachgeformt. —
315
Ahd.: dö dar niuwiht ni uas — enti dö uae WesB. G. 5 — 6;
Bäzun — Bäzun MSD. I\' 1,1. —
In Bolchen FäUeo ist die Wirkung der Wortwiederholung
durch die Entfernung der gleichklingenden Worte beeinträch-
tigt. Ein Mittel sie wieder zu heben war die chiastische
Stellung, die die auBeinandergerückt«n Schlagworte dennoch
eng zusammenfügen musete. Doch igt ein anderes Mittel noch
einfacher. Neben dem Schlagreim sahen wir den Beim am
Ende der Zeilen b^ünstigt: wenn die zuBammenklingenden
Worte nicht an benachbarter Stelle stehen, so ruhen sie doch
auf den einander nächsten Höbeponkteo des Tons. Nach
demselben Prindp steht der Ansominatio die Anaphora nahe.
Den Versanfang, seltener und erst ags. den Satzanfang mit
einem rührenden Reim auszeichnend, hebt sie diese Anfangs-
worte in die Höhe, so dass sie neben einander zu stehen
scheinen.
Zu meiner Verwunderung ist diese für die altgerm.
Poesie gar nicht unwichtige Figur als altgerm. noch kaum er-
wähnt worden. Sie steht in den nächsten Beziehungen zu den
ParallelTersea, ja diese sind eigentlich nur eine wütere Aus-
dehnung der Anaphora bis zum vorletzten Wort dee Vereee.
Doch geht- mit dieser Erweiterung die Beecbränkong auf zwei-
malige Setzung derselben Worte Hand in Hand. Freilich be-
steht auch die wiederholte Anapher schon in nur doppelter
Setzung des Versanfangs. Vereinzelt tritt (wie «^ähnt erst
ags.) dafür der Satzanfang tm. —
Fälle, in denen mehr als ein Wort an hochbetonter Stelle
wiederkehrt, weisen wir den ParallelverseQ zu. —
Altnordisch.
frynvar brendu |tryBvar boma Vgl. 26,7 — 8: Häva rAds at
fregna Hiva hßUu 1 Häv. 108,3 — i; vaki, maer meyja, vaM,
i
316
mia Tina Hyndl. 1,1 — 3; lengi hn^sdak, lengi hngir <1ffiMiwk
Qud. n 6,1 — 2. — Beeonden beliebt als TrSger der An^hna
i0t das Wort Bumr: Häv, 69,3—6, Fif. 13,4—6. Sgdr. 6.4—5,
30,4^-6, Br. 4.1—4, Fragm. 306,14—17 and. mit An^>bon
TOD geft combinirt, HjmdL 3,1. Doch gehönn all diese fUle
eigentlich unter die Robrik der ParaUelTeiee ond wwden hier
nur der Analogie wegea erwähnt; ebenso die Häofnngtoi der
Anapher im Hyndluljöd 8tr. 11 und 16. —
Die beiden letzten jener Beispiele, Br. 4.1—4 nnd Fragm.
306,14 — 17, leiten nun in einer beachtenswerthen Unterabthei-
lung über, zu der für die altn. Poesie charakteristiBchen Form
des anaphorischen Dreizeilers. Dessen Eigenart besteht
nämlich in der Verlängerung der letzten von drei mit dem
gleichen Wort beginnenden ZeOen. Au der Torliegenden Stelle
haben wir durch die Dehnung dee dritten Glieds einen Vier-
zeiler: sumir öUE svidu, sumir orm snidn, sumir Gothormi af
gera deildu. Schon der Reim des ersten Paars hebt dies scharf
von dem SchlusegUed ab. Die ganze visuhelming iat demnach
hier thataächlich nur ein Dreizeiler mit Verläi^rung der Schluss-
zeile. Mit andern Worten: wir haben hier eine Ijodahättr-
Hälfte in eine kviduhÄttr-Hälfte verwandelt. Wir werden für
dieselbe Verwandlung sogleich ein noch merkwürdigeres Beispiel
vorlegen.
Echte anaphorische Dreizeiler in Ijoda-hättr-StJophen:
fJQld ek för. fjQld ek freistadak, fjgld ek um reynda regin
Vaf. 3,1—3 u. ö.
heill t>ü farir! heill {>ü aptr komir! heill t>ü ä sinnum ait\
Vaf. 4,1—3
litilla sanda, litilla aaeva, litil eni ged guma HÄv. 53,1—3
deyr U, deyja fraendr, deyr sjalfr it sama Hiv. 76. 76,1 — 3
317
lengi ek evaf, lengi ek eofnift vbi, Icng eru lyAa Ue Sgdr.
2,1—3 (vgL auch Sgdi. 1,1—4)
heill dagrl heilir dage eynirl hall nött ok aiptl Sgdr. S,l — 3
heilir aeeirl heilar äsyniarl heil tji in fjQlnfta fold Sgdi.
4,1—3 (vgl noch Morungen M. F. 126,1—2)
|)aer nm -vindi, |>aer am vefr, ]>&er am eetr allai samao
Sgdt. 12,4—6
|»er of rtd, Iiaer of reizt, Jiaer um hugfii Hroptr Sgdr. 1 3,4 — 6
Zu Gonsteu eineB etymologlBch verwandt«!) Wortes ist die
An&pher verschohen Reg. 7: gjaiar ^ galt, gaftatta Aetgjafarr
gaftattu af heilum hug. — Ist schon in den heiden Fällen
Bgdr. 4 und 12 die Form durch Anschluss an die folgenden
Zeilen verunreinigt, so haben wir sie wieder ganz in vierzeiliger
Gestalt GuA. hv. 2,1 — 1:
hvi sitid itf hvi eofid lifiP hvi tregrat ykkr teiti at maela?
ebenso Gud I 8,1^-4: ejälf skyldak g^fga, själf skyldak gDtva,
Bj^ skyldak hgndla hr^r J>eira.
Wir haben in den Umgestaltungen Bi. 4, Gud. I 8, Gud.
hv. 2 genaue Gegraetücke zu der Umwandelung von ParaUel-
vereen zu Zwillingsformeln bei der Umpflanzung von kvlduMttr-
Stücken in Ijödahättr-Strophen. Und wir werden geradezu sagen
dürfen, daas die dreizeilige Anaphora genau ebenso auB der
»echszeiligen Strophe erwächst wie das Parallelverspaar aus der
vier- bezw. achtzeihgen. Sie ist die dem Ijodahättr eigenthüm-
liehe Steigerung der Parallelverse. Und wie nun die dreizeüige
Strophe vorwiegend für Gedichte didaktischer Art verwandt
wird, so scheint dies recht eigenthch die Form des Sprichworts
(H&v. 53. 75) und des allgemeinen Heilspruchs (Sgdr. 3. 3),
die in der zweiten Hälfte der Strophe dann durch die specielle
Anwendung abgelöst werden. Und diese Form scheint eine der
Vorstufen der Priamel. —
EaneigentlicheranaphoriBcherVjerzeilerSig.sk. 67,5-8.-
.•J* ■ ^* -**
ADgelaächBiacb.
Iwime Teord he — {xiiine bcuIoh bi« — ^onne mdt<m ve
G«n. 406—7.
Iiühte him — Dan. 498. 606. 60»
and {>ec — Az. 94. 99. 103. 106. 117. 134; bleteige pee
— Az. 73. 77. 111. 122. 132. 139. 148. 148.
eA U Sat. 164a b. 16öb b bis 168 ebenso Hö. 76. 84. 99.
103, Wand. 94a b. 95
beerbte burhveallas : beerbte scinad . . . Bttvle Sat. 2%a b
8VÄ — svä Cri. 591a b. — 596; hvät — Seel. 17. 22. 26. 27.
hvaercvominearg?hvaer cvommago?u. 9.W. Wand. 92 — 93
ne väs aenig t>ära — oäs aen^ — näs aenig {>ära JoL
510. 13. 18
an is geleäfa, an lügende; an is Mvüit u. 3. w. Hy.
11,8a b— 10
be6 — SaL 436a b 437a b
bidde ic . . . ic bidde (mit Chiasmus) Zaubenpr. I 25 f.
Wieder häufig Anaphora mit aum; Cri. 670—80, Crä. 30 t
pasöm, Vy. 10 f. paaaim, (dagegen in dem sonst entsprechenden
Gedicht bi manna möde sum nur einmal V. 23), Fb. 296 aum
br4n sum baeu sum blacum spottum searoUce beseted Wand.
80—83, ÄiS. 2—5, JuL 478—79, Güth. 848, El. 131—36.
Met. 31,10—11. Dem steht völlig gleichartig hvUum zur Seite:
Sat. 714—17, Byrht. 270a b, Göth. 880— 82.-88. 91,, Kreuz.
22—23, Sal. 151—58, Rät. 4,68—70. 13,5—7. 15,3 — 17.
25,2—6. —
Die Anaphora mit aum ist echon gemeingerm. (H4v. 69,
3— 6 = Cri. 670—80 = Hei. 3418—21 = MSD. IV 1,2—3
u. ö.). Aber nur ags. ist ihr in der .Anapher mit hvllum
319
ein adverbiales Gegenstück gegeben, dae nun vollende in rein
mecbaniBcher Weise jeden Stoff aufthdlen iMsst; diee ist nament-
lich in den Rätl>seln die Verwendung der Figur. Auch sonst
sehen wir dieselbe ags. in der Verwahrlosung, welche die meisten
sltepischen Formen in dieser Literatur entatellt Der Dreizeiler
fehlt ganz (vielleicht li^ Zaub. 11 23 — 24 einer unter dem
Schutt der Verderbniss verbeißen, vgl. ebd. 26 — 26); dafür eine
ungebührliche Ueberspannung der Anaphora bis zur neunfachen
Wiederholung (Sat. 164 — 168). und iwar ist gerade diese
geliänfte Stelle wichtig für die Geschichte der Figur. Eine
Inteijektion eignet sich trefflich als Träger der Anaphora; so
hatten auch die altn: Anaphern Sgdr. 2. 3, GuA. hv. 2 den
Charakter dee mehrmaligen Ausrufs. So erscbeiot denn auch
das dreimalige eä 1& in dem alten Gedichte vom Wanderer
durchaus am Ort Nun ist zu beachten, dass dies von den
age. Stellen vielleicht die . einzige ist, in- der das Wort nur
dreimal steht: das könnte ein Rest dee anaphorischen Drei-
Eeilere sein, hier iu ein stichifichee Gedicht eingearbeitet.
Nahezu derselbe Vers nun, der hier echlieeet (eä li J>eödnee
|)iym) kehlt Sat. 164 als erstes Glied der langen Kette wieder
<e& lä drihtenes ]nym). Das spricht doch für Benutzung eines
alten DreizeilerE hier und dort.
Stehen altn. die mehrfach gesetzten Worte noch stete im
Versanfang, so ist ags. diee (wie schon erwähnt) keineswegs
mehr stets der Fall; gleich das Bei^iel der Genesis degradirt
die Anapher, indem es sie in der Cäeur beginnen lässt, ebenso
in der Juliana. In der ersten Ana^dter des Wanderers, unmittel-
bfl» vor der schon besprocheneu, wird gar dreimalige Wieder-
holung in denselben Vers gestopft, ebenso Ph. 296 u. s. w.
Eine leise Nachwirkung des aoaphohschen Dreizeilers mag
iiarin zu suchen sein, dass in der Reget nach paarweiser Wieder-
holung des letzte Glied einzeln steht. Zuweilen steht auch
320
nach zweimaliger Setzung in den früheren Gliedern der Kette
in dem letzten das Schlagwort dreimal: Cri. 596. —
Die altn. Anaphora ist in der Handhabung der agB. Dichter
kaum wiederzuerkennen. —
AltBächsisch.
Bo ~ 4374a b 4375; ebenso 5346 f.
uxBBa te uuaren that — 543Da 32a 47a.
Oft mit 8um: 1227a 1233b; 3S90b 94b 98b 2406 a;
3043b 45b; 3418—21; 3476 84—93; 3784—88.
Die Anaphora beginnt hier noch stets mit dem VoÜTers.
Sehr oft sind die Anfangsworte durch ungebührliche AuffOllongen
getrennt: 12271. 2390f. 3476t. 37841. —
Althochdeutsch.
Von ParaUelveraen (wie MSD. IV 2,3—6 8,1. 4 — 5) ab-
gesehen nur mit sum und zwar in der Form des rrchtigen
Dreizeilers:
suma haft heptidun, suma beri lezidun,
suma dübödun umbi cuniouuidi MSD. TV 1,2 — 3.
iDBolem hier die Verlängerung der Schlusszeile durch
einen localen Zusatz bewirkt wird, vergleicht die Stelle sich
genau den altn. Fällen Sgdr. 12. 13.
Ausnahmsweise sei hier gestattet, einen Fall aus alter
Reimdichtung anzuziehen. Im Ludwigslied steht das sum ein-
mal doppelt und zwar chiastisch (V, 13), einmal aber noch in
derselben Form des \-ierzeilig gemachten Dreizeilers wie altn.
im Brot:
Bom uas luginäri, sum skächäri,
sum fol loses, ind er gibuozta aih thea (V. 17 — 18).
Die ahd. Poesie hat also hier die alte Art weit treuer be-
wahrt als die ags. — Auch die der Anaphora nahverwandte
321
Totm dee EettenreimB (die Bicb mgleich mit der äectirteD
Wortwiederholimg berührt b. o. 8. 23&) ist nur ahd. bewahrt
(MSD. IV, 6). —
Btiteii ist ee aiu geotattcit, die gaiue Entwicklung einer
stilJBtiBchen Figur von eigenartiger und fruchtbarer Gestaltung
bÖB zu mechaniBchem Miasbrauch so durch alle Phasen inner-
halb der altgerm. Poesie verfolgen zu könuen wie Wortauf-
nahme ond Anaphora ee ennöghchen. Schon vor der Trennung'
der Dialekte war ee, wie wir sehen, übhch, Aufzählungen in
der Form dee anaphohBcben Dreizeüere zu geben. Lag dabei
das Hauptgewicht auf dem Prädikat, wie dies in der Regel
der Fall, so trag das indefinite Bum die Aufthalong. Aber
auch bei betontem Subjekt war die Figur brauchbar; dann
moBste natürlich das gemeinschaftliche Prädikat voranfstehen.
Ueberall aber hat diese Form sich die Einarbeitung in
grössere metrische Abschnitte gefallen laseen müssen. Wie
innerhalb der altn. Poesie (Br. 4, Qufl. hv. 2), innerhalb der ags.
(Sat. 164), Innerhalb der ahd. (MSD XÜ 17) liegt diese Um-
arbeitang uns auf dem Wege von der gemeingerm. Form (ver-
tretoi durch die altn.) zu der dialektischen (hier der agg.) vor
Augen. In den beiden Strophen Häv. 75, 76, die das alte
Spruchgedicht bedeutsam abschhesBen (Müllenhofl D. Alt. S. 259),
ist die erste £[älfte identisch, und sie ist das sichente Beispiel
des echten anaphorischen Dreiseilers in zweifacher Anwendung.
Dieser Dreizeiler nun lag aber schon dem Dichter des ags.
»Wanderer« vor, der wie 94 — 95 auch 108 — 9 ein solches
tum allgemeinen Gebrauch bereitliegeudee Stück verarbeitete
und zwar diesmal durch Vervollständigung zum Vierzeiler mit
Hilfe einer Zwillingsformel (mon ' and maeg, wie sonst agE.
m^ed and mttcgas):
deyr U, deyja fraendr, deyr sj&lfr it sama Häv. 75 — 76
her bid feoh laene, her bid freönd laene, her bid mon
Utv, AltcBnauiwli« PcxtU. 21
laene, her bid maeg laene Wand. 108—9 (rgL auch EL 1270
und J. Grimm za d. Stelle).
Der IciUme Ausdruck der altn. Stelle g^^über dem abge-
blaaeten der ags. (zu dem Wort »laene« vgl. Schoer über BeävtiU
Zs. f. öet. Gymsx. 1869 8. 100) beweist «boa allein die Origina-
lität der ereteren, und alle Analogien Hprecbeo weiter dafür,
dass auob hier die aga. Poesie altes Gut modemlBirt hat
Merkwürdigerweise ist tms hier aacfa altn. eine Etnenertti^
erhalten 9. MüUenhoff D. Alt. 3. 279—80. —
Offenbar war der anaphorische Dreizeüer eine schon ia
urgerm. Zeit übliche form für sprichwörtEche Wendui^en, die
dann durch eine varürende zweite Hälfte (wie eben HAy. 75 — 76)
auf verschiedene Fälle angepaest werden könnt«. Im NothfaQ
konnte man ihn durch eine Tautologie ergänzen. Hierin ver-
gleicht sich diese Form mit dem Paroemiacus, wie ihn Ueener
als Vorfonn des Hexameters nachgewiesen hat. Genau wie
Theognis den gnomischen Vers de'i tö xaibv ^iXov kariv durch '
doppelte Negation zo dem Hexameter ausdehnt Sm iaX6v füm
iffti- tf> ä'nö xaXhv oä fiiov iori (Vaener Altgriechischer Versbau
S. 53), so machte ein alter {lylr aus einem anaphorischea Drei-
zeiler, der HAv. 42^-43 varürt vorliegt, eine ganze Strophe
durch daaeelbe einfache Mittel; Vin slnum akal madr vinr
Vera, Ireim ok [)es8 vin; en övinar sina skyli engi madr
vinar vinr vera Häv. 43. —
Eine vergleichbare volksthümliche Form ist auch das
italienische Ritomell, ebenfalls ein Dreizeüer, bei dem aber
einer cunstanten Zeile zwei variable gegenüberstehen. —
Den eigentlichen anaphorischen Dreizeüer halte ich für
eine speciell germanische Form. Es ist natürhch möglich,
dass dreifache Anapher auch in ausserdeutschen Gedichten
einmal durch eine AbschluB^zeite beendet wird, aber als eigent-
liebe Kunstform kann ich dies bei den Germanen überall und
Bonst nirgends nachweiBen. Wie nah kommt 2. B. das ana-
phoiiBcbe £UorE' im homeriachen Hymnus aui Pao (Hjonni
Hom. ed BacmdsteT XtX 9 — 10) und in demaelbeD Gedicht
das anaphorifiche noXXäx (ebd. 12 — 13) dem age. anaphoiiBchen
hvllum — aber dort keine Spar von alter Selbständigkeit in
dreifacher Anapher. Den anaphoriscben Dreizeiler finden wir
dagegen in stichieche Gedichte eingearbeitet so gut in mittel-
engliachen Gedichten (im Lay of Sir Orpheo bei F. Wolf
Ueber die Laie n. b. w. 8. 11 im Tüng^ng dreimal mit iBumc)
wie in deutscheD Volkaliedem (2. B. in dem weitverbreiteten
Liedchen, welches Walther 18,25— 28 nachgeahmt zu haben
scheint vgl. Zs. f..d. Alt. 29,230) und eo wachsen sie noch
heut in Kunstdichtungen , die volksthlimlichen Boden ent-
sproeaen eind (bo recht ^ficklich in F. W. Wehere Dreiiehn-
linden S. 37 Str. 4, S. 267 Str. 2—3). —
Ueber die Anaphora handeln für Otfrid 8chätee (Poetik
Otfride S. 7), für Cynewulf Jansen (Poetik imd Sjmonymik
CynevoUfi S. 9b). Zur Vergleichung führe ich einige Be-
sprecbmigen jüngerer Dichtmigen an: für Layamon Regel
(Germ. Studien 1 176), für die mbd. Gnomik Roethe (Keinmar
von Zweter S. 296 f. bes. 305 f.), für Walther von löieinau
HaufEen (Zb. f. d. Alt. 32,364). —
Das barytonische Prindp der altgerm. Sprache und Dich-
tung, durch den Stabreim ausgedrückt und verstärkt, bringt
es mit Edch, das? wie dem Gegenrefrain nur vereinzelt der
Refrain so auch der Anaphora nur selten die Epiphora gegen-
übersteht. Aus der christlichen Dichtung sind solche Fälle ge-
sammelt für Otfrid von Schütze (aao. S. 8), für Cynewulf von
Jansen (aao. S. 97) und Ramhorst (das ae. Gedicht vom h. An-
dreas S. 61 f.); für die altgerm. Poesie haben sie keine Bedeu-
tung. Doch mache ich auf das viermalige vaeetma Z&ub. I
21*
324
53^—56 animerkflam ; BoLirftcher wi^ in einan andern Zauber
Begen das noch öfter wiederholte leoh Zanb. V 6, 7 — 9. —
Noi aohangawcdae haben wir in erwShnen, dan die Worfr
aninahme in der VerknflpfTiiig von Gedichten ncd
atrophen, die eigentlich nicht mBammengehörcsi, als Hebatee
Mittel der Verbindung von den alten Sammlern gebranebt
worden ist Denn das gehört ja nicht eigentlich asm Betrieb
der altgerm. Poesie, Btmdem m dem der altgenn. Literatms
geschicbte. Da doch aber die alten Sammler das Werk der
Dichter nur fortsetstoi, welche ja oft genug (beeonden in
Sprachgedichten) selbst nur Sammler und Verarbdter ältanr
Tolksthämlicher Poede waren, ao seien die wichtigsteo Beispide
solcher Verknüpfung ans der Edda hier aufgezählt.
1) Wortaufnahme verknüpft Gedichte:
Auf die Erwähnui^ Oegire Hym. 39,7 folgt die Oegisdrecka.
Die prosaischen Einleitungen verbinden femer Grim. and Skim.
durch die Erwähnung von Hlidskjälf, und "Eäib. und Lok.
(zwischen die Hym. als Vorbereitung auf die Oegisdrecka einge-
schoben ist) durch die Angaben über Jtörra Fahrten or Austrvegi.
2) Wortaofnahme verknüpft Strophen:
Haaptsitz dieser Erscheinung sind die Häv. Wortaufnahme
näht Strophen zusammen z. B. 2 — 3 (er inn kominn); 11 — 12
(Ql). 30—31 (frödr {)ykkiflk); 39— 40 (sins fjär); 87—88 (tröi);
90 — 91 (fagrt maela). — Zwei berüchtigte Interpolationen
hängen an solidem Nagel: die Nomenlehre Fäf. 12 f. an dem
Worte >noma döm* 11,1 nnd die Runenlehre Sgdr. 6 f. an den
igamanrünac 5,8. (Ganz ebenso verknüpft auch die mhd.
Gnomik gesammelte Einzelstrophen; z. B. Spervogel MF 20,9
and 17 volge ouch siner ISre a. ö.). — Ausserhalb der eigent-
lichen Didaktik verwendet besonders das epische Repetitorium
Gripispä die Wortaufnahme zur VerlÖthung der Strophen. —
325-
Gtopltel TL
V6r96*
§ 15. Doppelverse.
Während die Wortwiederbolung in der altgerm. Poesie
überhaupt keinen einzigen Beleg mehr aufweist als jenes Erce
Eroe des ags. Zauberspruchs, ist die Verswiederholung inner-
halb der Edda allerdings bezeugt, wenn auch nur in spärlichen
Resten. Natürlich ist nicht zu erweisen, ob man beim Vortrag
der Lieder nicht auch hier einzelne Verse singend wiederholte,
wie alle Volkspoesie es hebt (vgl. z. B. Talvj Charakteristik der
Volkslieder 6. 94); das aber geht eben nur den Vortrag an und
berührt nicht den Text
Im Text wird derselbe Vers zweimal gesetzt: .
1. in völlig identischer Gestalt: I>r. 293—9; Rig- 86,2—3
und 8—9; Gu4. I 20,4—5; Sig. sk. 21,6—7; Gu4. IE 1,6—7
und 21,2—8; Gu4. hv, 14,6—7.
2. in chiastischer Form: Br. 2,2—3; Sig. sk. 18,6—7 (vgL
auch GuA. I 21,4 und 10).
Nur ein Fall steht in einem alten liede: f)r. 29,8 — 9;
hier verwarf schon Dietrich die Wiederholung als späteren Zu-
satz. Doch ist nicht zu läugnen, dass |)r. 25,3—4 zu 5 — 6 nahezu
in demselben Verhältniss steht. — unsicher überUefert ist auch
der ganz analoge Fall Gud. hv. 14,6 — 7.
' Es bleiben dann femer: in der Rig8])ula zwei Fälle in
einer Strophe, in Sig. sk. und Gud. 11 zwei Fälle, in Guft. I
ein eigentUcher \md ein uneigentlicher, im Brot einer. Es-aind
das Lieder, die zeitUch nicht sehr weit auseinanderhegen wer-
den: sie ffHiOttsa allb der Zeit iotensiTSr Dorcbctbaitang im I
NibelongeiutofiB an, in dtx dieser codiflcixt (wie in Sig. sk. and
GaA. I) und durch Einxelechildeningen iUiutrirt wurde (wie in
Gnd. n); Brot irt wohl etwas älter, Gnd. hv. etwu jflngn äk .
R%., Sig. Bk., Guä. I and II. Die Absicht, duch die lyrische
Wiederholung pathetisch su wirken, kann bU diesen Gedichten
(aber nicht der {)ryniskvi|)a] zugetraut werden. Doch ist sa be-
achten, daes in nicht weniger als drei liTUlen, nSimiifh Sg, A.
18 and 21 and Brot 2 (dam noch der uneigeBtüche Beleg Qoä.
I 21) es sich am die gleiche Wendung handelt: aranu eilU,
eida srazna — elda srama, eiita srama — selda eida, eUU aelda,
(eida svarda — srardir eida). ffiwher gehören alle FlOe chia-
Btischer Versveidoppelung, wahrscheinlich auch der tweite in
Sig. sk., wo die Vaiiationswuth die Glüchbeit correepcaidirender
Halbverse zerstört hat. Wotsaf dies beruht, weiss ich nicht;
in apedellem Eidgebraucb hat es Bchwerhch seine ITisache.
Nur Grud. I 30 überdeckt die Verswiederholung den Ueber-
gang aus einer Halbstxophe in die zweite; alle andern Fälle
liegen im Innern von Kvi{>ahiLtt-Strophea, meist (fir. 29, Rig.
36,8—9, Gud. II 1, Sig. sk. 18 und 21. Gud. hv. 14) inzweitoi.
seltener (Brot 2, Gud. H 21, Rig. 36,2—3) in ersten Halb-
atrophen.
Noch ist zu beachten, dass die altn. ■ Doppelverse gans
überwiegend den alten einfachen und strengen Ifpus A:-Xl-X
ohne jede sog. »Auflösung« darstellen: ])r. 29 ftstir mlnar, Rig.
36,8—9 ödalvgUu, Brot 2 selda eida, Sig. sk. 18 svama, eida,
21 eida svama, Gud. n 1 gulll reifdi, 21 hnossir velja, Gud.
hv. U erövgrdu. Anders nur zwei Stellen: Rig. 26,2 — 3 Rigr
gangandi und Gud. I 30 valda megir Gjiika — letzterer FaR
zugleich der einzige, in dem die Doppelverse sich aof beide
Halbetrophen vertheilen.
Wohl nur Zufall ist es, daee so viele Doppelverse vokalisch
327
beginnen: ausser den drei Fällen mit eidr noch ist ödalvgllr
erfivQrdr — im Granzen sechs von zehn Belegen. Die beiden
Fälle, in denen der Doppelvers mehr als vier Silben hat, be-
sitzen keinen vokalischen Anlaut. —
Man wird nach alledem in dieser Figur ein Kunstmittel
sehen dürfen, dass zu einer beetinmiten Zeit beliebt ward, aber
bald wieder abkam. Blosser Nothbehelf ist es sicher nicht in
so kunstvollen liedem wie Big8f)ula. Das darf auch die Ana-
logie der ahd. Beispiele uns nicht verführen anzunehmen. Denn
dort sollen wohl wirklich die Echoverse (von Schütze Poetik Ot-
frids S. 8 und Anm. besprochen) nur Lückenbüsser sein; Otfrid
und der Autor des Oeorgsliedes (MSD. XVJI) beabsichtigten
schwerlich damit Effekte zu erzielen. Uebrigens kommt chia-
stische Anordnung auch hier vor. —
Ueber ähnliche Erscheinungen in der griechischen Poesie
vgl. Gerland Intensiva und Iterativa S. 56. —
Den echten altgerm. Doppelvers erhalten wir erst, wenn
sich die beiden Hauptprindpien, die der poetischen Technik in
der Alliterationsdichtung vorschweben, vereinigen. Tautologie
und Variation wirken zusammen, lun statt der seltenen Figur
der Doppelverse die sehr häufige der Parallelverse hervorzu-
rufen. —
§ 16. Parallelverse.
Venfwiederholung mit Variation der Schläferte ergiebt
die wichtige Figur der Parellelverse. Sie ist uralt und überall
verbreitet. In der Urpoesie der culturlosen Völker z. B. bei
Finnen \md Indianern (F. FreUigrath Gresammelte Dichtungen
1871 VI S. 7 Anm.) spielt sie eine nicht minder bedeutende
Rolle als in der ältesten Dichtung der ehrwürdigsten Cultur-
völker, in der hebräischen Poesie wie in der chinesischen.
Sie stellt sich ganx DAtoi^mSM Übersll ein, wo iwai ^öcb-
gebaate Vene sich za einer metriBchen Einheit zaumnun-
Bchliessen. — Eben danun hat die clasBische Poesie die
ParallelverBe zu geringer Entfaltung gebracht. Eb sei gestattet,
auf den seiir wichtigen Punkt etwas näher einzogehen.
W. Wackemagel dtirt in seiner Geechichto des deutschen
Hexameters und Pentametern die Aensserung Chiirtäan Weises,
die deutsche Poede könne antike Masse gar nicht richtig nach-
ahmen, weil der Unterschied ein fundamentaler sei twiachen
einer Poesie; die mit einem Verse abzuschüeseen rennöge and
einer solchen, bei der immer zwei Veise zusammengehörten
(Wackemagel KL Sehr. 2,b7). Diese Bemerkung, die ich noch
nirgends sonst traf, ist meiner Meinung nach eine der feinsten
zugleich und der wichtigsten, die über den Uutetsohied der
verschiedenen Poesien gemacht worden sind. Es ist freilich
richtig, dass ein Vers eigentlich nie abschliesst; er ist nie ein
Ganzes, sondern nur als Theü verständlich, und das Gedicht,
das Ganze, ist das prius, nicht die Verse, aus denen es >zu-
sammengesetzt« ist. Immerhin kann aber ein einzelner Theü
so ausgebildet sein, dass er das Ganze in seiner Structur
anschaulich macht und vertreten darf. ■Victrix causa düs pla-
cuit, sed victa Catoni< ist eine ausreichende Probe für ein
Gedicht in Hexametern; der Reim kann dagegen erat in zwei
zueinandergehörigen Versen sichtbar werden. Man sieht daraus,
wie der Reim von vornherein Parallelverse nahel^. Aber
solche bilden sich wie von selbst auch ohne dass ein Reim sie
riefe, (den sie dann freilich oft mitbringen), überall wo ein
Veispaar durch den Gegensatz zu einäm dritten Verse enger
zusammengeschlossen wird. Dies ist in der klaesischen Poeeie
beim Distichon der Fall: die beiden gleichgebauten Eblbverse
des Pentameters ordnen sich leicht auch tnlialtlich zu genauen
Pendants, wie eben Wackemagel (aao. 3. 3 f.) mit reichen Belegen
-J^LJ
^iriHHate*MM
329
;, und erst von da kam ee wohl in den Hexameter;
der leoniniBche natürlich reizt wie ein Pentameter zum Pa-
zallelismus.
Man lese nur einmal eine Reihe deutscher Pentameter —
wie da die Gewohnheit der Parallelverse die bequeme Farm
verwendet und oft missbraucht! Groethe schreibt einmal an
Schiller: »Die schöne üebung in Distichen wird xms, wie ich
hofie, endlich dahin führen, dass wir xms in einzelnen Hexa-
metern bedeutend ausdrücken« (Briefwechsel ' I 141). Wie
bezeichnend, dass der deutsche Dichter das glaubt erst lernen
zu müssen I Wunderbarer Weise ist aber auch dieser eine Hexa-
meter, den er als Beispiel sendet, durch die Penthemimeres in
zwei äusserUch und innerlich parallele Halbverse zerspalten:
»Eine nicht hält mich zurück, gar zwei sind's, die mir gebieten 1«
Dies Bedürfniss nach parallelem Versbau reicht aber weiter.
Das Distichon mit einer Langzeile und zwei Kurzzeilen ist un-
zweifelhaft eine völlig abgeschlossene Form. Der anaphorische
Dreizeüer ist ein genaues Pendant zum Distichon: denn natur-
gemäss zwingt das barytonische Princip des germanischen
Accentsystems und der germanischon Reimstellung zur Nach-
stellung der Langzeile, die in der griechisch-lateinischen Poesie
voraussteht. Aber der Dreizeiler schliesst nicht ab, sondern
wird erst durch eine zweite Halbstrophe gleichen Baues zu ein^
metrischen Eioheit ergänzt.
Wie die Verdoppelung der Dreizeiler steht noch manche
andere Erscheinung in direkter Beziehung zu jenem Bedürfniss
nach Symmetrie \md Doppelung. Keine aber steht in einem
80 engen Verhältniss zu den Parallelversen wie die Zwillings-
iormeln. Ich hofEe schon oben erwiesen zu haben, dass diese
letzteren ihrer Grundlage nach nichts anderes sind als der con-
densirte Extract der Parallelverspaare, und ich werde nachher
die Entwicklung noch einmal kurz zu skizziren versuchen.
Die ParallelTerse haben nattugemisa nur in strophisebeo
Gedichten Baum für ihre Eigenart; in stichiBcheu soheidet ae
nichts yon anderen Formen der Tautolt^. Denn das eigentliche
pimctom aaliens geht ohne strophische Festlegung verloren : dus
nämlich nach ganz gleichen Anläufen veischiedene, aber ^ei(^
artige Eüdworte sich wirfcungsroll wheben. Paraüelvexspaaie
werden deshalb auch nie durch starkelnterpunktion unterbrochen;
solches Enjambement wie ee G-uA. I 20 beim Doppelver^Kuv
einmal vorkommt würde der Natur dieser FormelklaBse völlig
zuwiderlaufen. Ich notire deshalb die Paiallelverse nur aus
den Eddaliedern. Für ihre Umarbeitnng beim Uebergang vtni
strophificher zu stichischer Poesie werden wohl dieselben Begdn
gegolten haben, die beim Uebergang der aaaphorischen Drä-
zeiler in die forttaufenden Versreihen der ags. Dichtut^ sich
herauBfitellen.
Es spricht daher auch für MüUenhofb strophische Con-
atruction des Wessobrunner Gebets 1 — 4, daes wir hier so viel
unvollständige Parallelverspaare treffen : oi soigli sterro nohhein
noh sumia ni liubta noh mäno noh der märeo söu, wie Vgl
6,3—4; und V. 2 ist die Langzeile »dat ero ni uuas noh üf-
hiniil,< die. in sich ein Paar unvollständ^r paralleler EorzverBe
trägt, durch die vöUig parallele Zeile »noh paum noh pereg m
uuaa* verdoppelt worden. Ganz ebenso schneit in Muspilli mit
der kleinen Reimstrophe 61 — 62 ein Paar echter Parallelverse
hinein: diu marha ist farprunnan, diu sela stdt pidnnngan. —
Die beiden Merseburger Sprüche bestehen fast nur aas Paralld-
versen. —
Dasselbe gilt für die ags. Zaubersprüche; besonders kunst-
voll sind die Parallelverse in II (Grein-Wülcker I 317 f.) in
kleine, durch Gegem'efrain gefrennte Gruppen geordnet. —
Vereinzelt sind sie auch noch im Hei. zu erkennen. Völlig
unversehrt steht ein Paar 4059 *that flesk is biuuolheo^ that
331
ferah ifi gihalden,« woran sich denn chiastisch anBchlieest »Ib tbiu
siola gisund« — Mit Anapher 3043 : 45 : »sum sagit that thu
Elias sifi -«— sum sagit that thu Johannes sis.« —
Ich scheide die Parallelverse der altn. Poesie in zwei
Gruppen. »Vollständige Parallelverse« nenne ich solche Paare,
bei denen vom ersten Wort bis zum letzten völliger Parallelis-
mus herrscht, so dass sie auch den Platz tauschen könnten:
hvers fr^nid mik, hvi freistid min? »Unvollständige Parallel-
verse < nenne ich dagegen die Paare, bei d^ien der zweite
Halbvers in die Construction des ersten gezogen, eine Umstellung
also nicht möglich ist: hann nam at vaxa ok vel dafna. —
Zuwdlen sind nicht die Kurzverse, sondern die Langverse
symmetrisch gebaut, genau : söl {)at n^ visd hvar hon sali ätti,
mini |)at n^ vissi hvat hann m^ins ä.tti; oder ungenau: senn
varu aesir allir ä {)ingi ok äsyujsx allar ä mäli. In Ljö{)ahätt-
strophen kommen Parallelverse auch zu dritt vor: skQptum er
rann rept, skjQldum er salr {»ikidr, br}mjum um bekki strät;
solcher Art sind auch sämmüiche anaphorischen Dreizeiler.
Diese sind eben dreifache Parallelverse, in deren erstem Stab-
wort der Parallelismus durch Identität ersetzt ist und die da-
durch allerdings auch wieder aue der Gruppe der eigentlichen
Parallelverse ausscheiden. —
I. Vollständige Parallelverspaare.
1. Zwei parallele Kurzverse.
seid hön hvars hön kunni, seid hön hugleikin Vgl. 1,5 — 6;
hvers fregnid mik, hvi freistid min? V0I. 2,5 — 6; I)aer Igg Iggdu,
Jwier lif kuru (mit Anapher) Vgl. 23,9 — 10; hvat er med äsimi?
hvat er med älfum? VqL 49,1 — 2 (ebenso); skegg nam at hrista,
skgr nam at dyja ^r. 1,5—6; |)r. 6,1—2 wie Vgl. 49,1—2; Üt er
med äsom, ilt er med Üfum |)r. 6,5 — 6; heilir aesir, heilar äsyn-
jur Lok. 11,1 — 2; vreidir'ni |)^r aesir, vreidar'ru |)6r Asynjur
Lok. 31,4 — 5; kvaS ek fyr isam, kvad ek fyr tok SMum
Lok. 64,1—3; ä. fiik Hrimtiir hari, & {lik hotretaia stari Skira.
28,3 — 4; knnga kosUdans,' knnga koetaTQn Sklm. 30.6—7:
{)ltt ged grfpil |>ik mom momil SUm. 31,4 — 6; gaxnbaatein
at geta: gambantein ek gat 9kfm. 32,3 — i; vrääi er ^6t 'Odinn,
vreidr er fiär asa bngr Skün. 33,1—2; Sklm. 34 pageim; znaer
af hiniiTTi monuni, maer, at minum "linTim Sklm. 36,9^10;
um akodaak skyli, tun sb7gnaak akyli Siv. 1,3 — 4; s& ek (A
t)agdak, 8Ä ek ok hngOak H&t. 110,4—6; H&va hoUft at, lUn
hQlla 1 ebd. 9 — 10; miQk stdra atafl, mjgk stmna stafl Hiv.
141,3—4; stniia bsim hfl-mn-, """■■ beim boga Hiv. 1&3,6— 7;
heilir bildar tU, beilir hüdi M Hiv. 164,6—7; aUJiori jti
soQum, 6[>Qrf jstiia sonum Hdv. 163,3^-4; belli b& er krad!
beul ai er kann! ebd. 5 — 6; vaki, maer mejrja, vaki, min vins
(mit Anapher) H^ndl. 1,1 — 2; ])ör mun bön blöta, fieas man
hön bidja Hyndl. 4,1—2; ok {»eir af töka, ok ()eir a Uta Vkr.
9,&— 6; kell mik f hgfud, kgld eru mer r&d ^in Vkr. 31,5—6;
sumar ü, vetrimum, amuar i. valbgatrom Sgdr. 6,4 — 5; {ner 'm
med äaum, ])a«r 'ru med Alium Sgdr. 18,5— -6; {lat em bökrünar,
^t eni bjargrünar Sgdr. 19,1 — 2; ok allar glränar ok maetar
meginrünar ebd. 3 — 4; aumum at bana, aomom at bglstQfom
Sgdr. 30,4 — 5; föt nam at hroera, fJQld nam at spjalla Brot
13,1—2; rikt gol Oddnin, rammt göl Oddrün Odd. 6,6—7;
akapdi hdn svA skoera skelcti föt undan Atlm. 48,5 — 6; akeiid
or hjarta, skolud |)eafi gorvir Atlm. 56,3 — 4; foetr aer |)ü |>ina,
handum s^r {ni ])inum Hamd. 24,7 — 8.
2. Zwei parallele Langrerse.
söl {)at ni visai hvar hon sali itti, miLni f>at n6 riasi bvat
bann megina Ätti (atjsrour |>at ni vissu hvar {>aer stadi &tta
iat Zusatz vgl. Hoffory Edda-Studien I 82) V5I. 8,4 : 5 — 6 : 7;
3v4 ^undr um reist fyr {>j(!id& rgk, f)ar bann upp um reia, er bann
aptr of kom Häv. 143,7 — 10; oHgan ok aldinn As knnnigan,
lamman ok rgBkvaa Rlg BÜganda Rlg. 1,3:4—6:6; ek vaetr
hiiTinnii viiui& koiuiak, ek vaetr Viitn^m vinna mAttok Vkv.
41,7 : 8 — 9 : 10; at skipe borfii ok at skjaldar rgnd, at mare
bo^ ok at maekis ^g Vkv. S8,3 : 4 — 5 : 6; hverir Uta fljöta
äey vis bakka, hvar, bermegii, heima eigudP u. s. t. H. H. II
ö, passiin; en at Hlehjurgum HroUaugs eynir eo at St^rklei*
fom Starkaär koDQi^ H. H. II 19,1:2 — 3: 4; tann ^ hüeguma
hveigi in betra, en hüafr^a hvergi veni GuA. 1 10,5 — 8.
3. Drei parallele Kuixvetse.
haltr ridr hroesi, hjsrd rekr bandarvanr, daatr v^ ok
dugir HAv. 71,1 — 3; hringr er i hjalti, hugr er 1 midju, ögn
er i oddi H. Hi- 9,1—3.
4. Ein KmzverE swei anderen parallel.
hverr t>ik bvattiP bvl hvet^aak Utk mlnu fjOTvi at fara?
FAf. 6,1—3.
5. Zwei parallele Eurzveree einem Langvere parallel,
haddr loenadi, hlyr roOnadi, en regne dropi rann niOr um
kn« Gud. I 15,8—6.
6. Zwei parallele Halbstropfaen.
betra er öbedit en sä ofblAtit, ey s^ til güdie gjgf, betra
er ösent en b^ oiBüit. . . EAv. 143 ; femer in allen F^en dee
aoaphoriscben Dreizeilers; ebenso Häv. 10 und in analeren
Stellen. In Kvi{>iibAtt-St3X)pben seltener ; ein kunstvolles Bei-
spiel VdI. 21 (wo jede Halbstrophe wieder in räch aymmetrifich
gegliedert ist); femer Rig. 38 und 45. Mit Chiasmus der An-
fangszeilen HyndL 8. —
7. Drei parallele Halbstrophen.
H. H. n 80—31.
8. Parallele Vollstrophen.
H. H. n 36 — 37 und in verschiedenen durch G^eorefrain
verbundenen Stücken, besondere Sgdr. 9f. Rig. 12 — 13 u.a.
Vgl. auch § 24. ^
334
9. Weitergehende ^ufimgen.
Sechs parallele Kuizveise HTiidl. 11 and 16.
Sechs parallele Kunverse mit Abschlusanile F^igm. 30Öb
9 — 15.
Sieben parallele Eurzverse mit Einleitui^BMile H. H. I 50.
Acht parallele Kurzverse H&v, 142.
Mischung von parallelen Eun- nnd Laogreisen durch die
g:anze Strophe Hyndl. 37 (mit Chiasmus bar hann — bann bar).
II. Unvollständige Parallelverspaare.
1. Zwei parallel« Kuizver&e.
vara sandr ne saer n^ svalar onnir Vgl. 6,3 — 4; j$i4
fannsk aeva n^ upphiminn ebd. 5 — 6; gap var ginnunga en gns
hvergi ebd. 7 — 3; broedr munu berjaek ok at bgnum verdask
Vgl. 46.1—2; uerr ertu Loki, ok orviti Lok. 21,1—2; hrat t>ü
fjTSt um mant eda fremst um veürt Vaf. 34,4 — 5; nam ek upp
Tünar, oepandi nam Häv. 138,4 — 5; hann nam at raxa ok vel
dafna Rig. 9,1—2. 22,1-2; hsfum erfidi ok ekki erindi H. Hi.
5.1—2 (vgl. {)r. 10,1—2); oer ertu syatir! ok ervita H. H. II
33,1 — 2; era svä brattr breki ne eva blÄr unnir Sgdr. 10,7 — 8;
A berki skal \taei rista ok li badmi vidar Sgdr. 11,4 — 5; or
haust HeiddraupiÜB ok or homi Hoddiofnis Sgdi. 13,9 — 10;
oer ertu, Oddrün, ok firvita Odd. 10,1 — 2; eld at rifia n6 yfir
atiga Fn^m. 305b 12—13.
2. Zwei parallele Langverse.
seon vAru aesir allir i. |)iiigi ok äsynjur allar & mall Veg.
1,1:2-3:4 und J)r. 13,1:2-3:4; f» munda ek gefa J)er
|)6tt or gulli vaeri, ok jKi selja, at vaeri or sü&i J)r. 4,1:2^—3:6;
gaf bann Hermödi hjAlm ok brynja en Sigmund! sverd at I>iggja
Hyndl. 2,5 — 8; broedrum h-eim at bana verda ok adlingum Atta
at rögi Reg. 5,3 : 4 — 5 : 6; fullr er hann Ijöda ok lUmstafa,
godra galdra ok gamanrüna Sgdr. 5,5 : 6 — 7 : 8; svi at tAr
335
flugu treek 1 gQgnom ok gullu vid gaese i tüni GuS. I 16,3 :
5 : 6; höD B^r at lifi Igst n^ visei ok at aldrlagi ekki grand
Sig. sk. 5»1 : 2 — 3 : 4; hvat hÄnum vaeri vinna Boemst eda hä-
num vaeri vinna bezt Sig. sk. 14,3 — 6.
3. Drei parallele Kurzverse.
hvat er |)at Alfa n^ äsa sona n^ vissa vana Skim. 17,1 — 3;
emkat ek ÜieLMi äsa sona n^ vissa vana ebd. 18,1 — 3; |)ä nam
ek fraevask ok frödr vera ok vaxa ok vel hafask HÄv. 140,1 — 3;
ä homi skal {)aer rista ok k handar baki ok merkja k nagli
Naud Sgdr. 7,4 — 6; k löfum skal |)aer rista ok of lida spenna
ok bidja |>ä disir dnga Sgdr. 9,4 — 6; k Btafni ekal |)aer rista ok
k stjömarbladi ok leggja eld i är Sgdr. 10,4 — 6; hvArt eru
B^ttdaudir eda eru saedaudir eda eru väfndaudir verar Sgdr.
33,4—6.
4. Drei parallele Langverse.
einstoed em ek ordin sem osp 1 holti, fallin at fraendum
sem fura at kvisti, vadin at vilja sem vidir at laufi Hamd. 5,1
—6; ähnlich Gud. I 18 und Gud. 11 2.
5. Zwei parallele Kurzverse einem Langvers parallel.
hof nam ek kjösa, hgrga marga, gullhymdar kyr trk grams
büi H. £[i. 4,1^-4; eldr nam at oesask en JQrd at skjälfa ok
häx logi vid himni gnaefa Fragm. 305 b 6 — 9.
6. Weitergehende Häufungen.
Ueber die Zahl drei geht die Häufung ungenauer Parallel-
verse in der Regel nur dann, wenn ein vollständiger fertiger
Satz an der Spitze steht, dem dann eine Reihe prädikatloser
Kurzverse (oft Eigennamen aufzählend) angehängt werden.
In je sechs parallelen Kurzversen von dieser Art erfolgen
die Antworten des Zwergs Alvise Alv. 11 f. Aus eben solchen
Versen setzt sich femer die Priamel Häv. 80f. zusammen. Ver-
einzelt begegnet dieselbe Figur Grim. 54. Häv. 141. Sgdr. 15 — :
17. H. Hi. 3.
336
Der umgekehrte Fall, daas ent die leiste Zeila daa Veriiniii
fimtom bringt, kommt HyndL 33 vor. —
In folgenden IiUlen wiid der PanUeUsmas dnzcfa chia-
stiaohe Lage einzelnei Theile geetört:
I. in vollständigen ParaUelversen : gefr bann sigr sumnin
en Bomum aura, maelako mfirgam ok mannvit finun; byri gefr
hann bi^gnom, en brag ekaldum, gefr bann mannaemi mgrgnm
rekki Hyndl. 3, wo dies also coneeqaent dorcb die gaiue Strophe
durchgeführt ist; bar hann — bann bar HyndL 37.
n. in unvollständigen ParallelTersen: nam ek app rtmu,
oepandt nam H&v. 134,4 — 5. —
Man sieht bald, daes die Vertheüong der Paiallelvaise fiber
die Edda keine zufällige ist. Den Löwenantheil haben Stücke
besondeiB feierlichen Charakters: die Vgluspi, das Hyndlnjöd;
die Ruinenlebren in Hav. und Sgdr.; die Verfluchungen in Skim.
und H. H. n. Zauberhaft sind auch sonst einzelne Stelleu,
besondere H. Hi. 9 trnd Oddr. 6. Andere Stellen erstreben pa-
tbetische Wirkung auf den Zuhörer,- so besonders der Schluss
der Vkv. und Gud. I 15 — 16, In der SigB^rnla bildet der sym-
metrische Bau der Halbverse nur ein Detail der ungemein sorg-
fältig aui^erechneten und durchgeführten Anlage des ganzen
Gedichts.
Alao gnomischen und lyrischen Strophen eignet die Form
vorzugsweise; rein epische Gedichte sind nur ausnahmsweise
vertreten und zwar die Nibelungenlieder noch schwicher als die
Helgilieder. In den epischen Liedern zeigt sich nun abw ganz
besondere deutlich die Natur der Parallelverse, pathetisch in
wirken; fast jeder Fall hat seine besondere Begründui^: H. H.
n 33 altes formelhaftes Verspaar, Reg. 5 Fluch, FAf. 5 beschwö-
rende Frage des Sterbenden, Brot 13 feierlicher Moment mit
Vögelvorzeichen ; weniger gilt dies von Sig. sk. 5 and Hamd.
24. — Unzweifelhaft haben wir also in der Bewahrung dieser
337
aralten, aber früh tod den trockenen Zwülingefonnehi aulge-
zehrten Tigai fast überall Absicht zu sehen: es ist ein Mittel,
welches die Dichter wirkungsvoll zu verwenden musten, als es
-veraltet und selten geworden war, ee ist eine archaiatische
Kgur- —
lieber die Form w&re nur mit genauer Prüfung metrischer
und kritischer Fragen eingehend ku handeln. Man sieht, dass
nur sehr wenige ParaUelverse eich in verschiedene Gedichten
wiederhden: oft nur die mit den Scblagworten aeeir ok Alfar,
mehrmals die mit oerr ok cnriti; ausserdem noch einige Mal
das Hilfsverb nema at mit wechselnden Attseagen: hroera Brot
13,1; spjalla ebd. 2; vaza Big. 9,1; fraevaek HÄv. 140,1; oesask
Fragm. 305 b 6 u. s. w.; endlich noch die beiden mch entspre-
chenden Adjectiva heill und vreidr. AU das deutet auf alten
Loosgebrauch: die Bezeichnungen göttlicher Wesen und ihrer
Gunst oder Ungunst stammen wohl von der Befragung der Götter
▼or dem unternehmen her and die Schelte oerr ok erviti von
warnenden Orakelsprüchen ; selbst jenes hier beigefügte Verb
könnte aus dieeem speciellen Gebrauch seine Beliebthdt ziehen.
— Wenn den poeitiveD Aussagesätten oft negative folgen, be-
sonders in unvollständigen Par&llelversen (z. B. Vgl 6,7 — 8.
H. Hi. 5,1 — 2), so erinnert das an die negativen Anhangsätze
der Rechtsformeln (R. A. l,27f.), über die wir schon einmal
(S. 250) zu sprechen hatten.
Es beruht auf der Abochtlichkelt, die dieser Figur in
der von uns zu behandelnden Zeit zu Grunde liegt, dass
mit der Anwendung der ParaUelverse sich Öfters sch^n
in alten Ldedem junge Kunstinittel verbinden, die später
reich ausgebildet wurden; so der grammatische Reim geta :
gat (Skim. 32,3 — 4) und das Spielen mit Hilfsverbis {Vkv.
41,7 : 9) — zwei Figuren, die in der mhd. Dichtung nur
höfischen Refiectionedichtem eigen sind. Aehnhch steht es
mit dexa duAsniiiB, den wir jedoch bc^d in den naJi-
verwandteii Doppelvenen trafen. —
!Ser könn«! wir also, wie ee Bch^t, einmal in vat-
historisdie Zeit blicken. Die PaiaUelTerse waren in der Utesten
geno. Poede mächtig, denn sie fanden ihre stete Anwendnog, so-
bald Orakelsprttche von ätax Prieetran in poetäsche Form ge-
kleidet worden, am 80 dem Volk aberliefert m werden. Da-
her gelten sie noch in der Periode der Eddadichtnng als Mittel
feierUcher Wirkung, während sie für den allgemeinen Gebranch
der Poesie längst durch ihren formelhaften Extrakt, die
Zwillingsformeln abgelöst sind. Im Ganzen scheint der Gang
der Entwicklm^ deutlich erkennbar. Wir haben nimÜch zu-
weilen beide Gestaltungen derselben Wurzel nebeneinander.
Eine der häufigsten ZwiUingsformehi ist aesir ok älfar (Lok. 2,4
13.4 Sk. 17,4 Gr. 4,3 HAv, 157,^). Dass sie schon gemein-
germ. iat, beweist Zaub. n 23; gif hit vaere esa genot odde
hit vaere ylfa genot (eba. 25), (vgl. Myth. 1039). Daneben
haben wir fo^nde Parallelvetspaare: Hvat er med äsum?
hvat er med 41fum? (Vgl. 19,1—2 ^t. 6,1—2), üt er med iteum,
ilt er meil älfum (^r. 6,5 — 6), afl göl bann ^um en älfum
frama (chiastisch, Häv. 158,4 — 5), |)aer'm med äsom, fiaer'rn
med dlfum (Sgdr. 18,5 — ^). Dazu kommen noch Verspaare
wie folgende: hvat er {lät älfa ni äsa aona (Lk. 17,1 — 2 vgl.
18,1 — 2) vind heilir aesir, heilar äsynjur (Lok. 11,1 — 2, Sgdr,
4,1 — 2), vreidir ru ^x aesir, vreidar'ru I»er äsynjur (liok. 31,4 — 5)
und — in rier Halbversen — senn vätu aesir allir ä Jringi
ok äaynjur allar ä miü (Veg. 1,1 — i {w. 13,1 — 4). In den
AlvissmÄl iat der bequeme Reim auffallender Weise nie be-
nutzt; die gewöhnliche Reihenfolge ist dort med msnnunr —
med godum — vanir — jotnar — 41far — dvergar. Doch
erinnert wenigstens Alv. 17,5 — 6 älfar fagra hvel, alsklr äsa
flynir an die Formel Lok. 17. 18,1 — 2. — Ein Zusammenhang
swiscben jener Zwütüngsformel tmd diesen PaiaUelversen ist
tarn gewiss mdü, abzustteiten. Die -letzteren aber mit ihrer
genauen Symmeüie, die der Verdoppelung desselben Halb-
■verBes Habe kommt, mit dem rührenden Stabreim bcfiimieQd
fand mit Byaonyscm Bchliessend imd so Wortrdm, (Reiche
Copola, Gedankenreim aneinanderreihend — tat können uns
gewiss die primitivste Art alliterireoder Poesie vertreten. Denn
■der eigentbümücbe feierliche Eindruck, den anch diese Wieder-
holungen machen, darf darüber nicht täuschen, dase sie ibren
IJrspnii^ einer gewissen UnbebilfUcbkeit verdanken. Nun ist
>AnB< ja auch ein Rmienname und auf die Art, wie er verwandt
jrerden konnte, hat schon Liliencron (aao. S. 22) hingedeutet.
Aber wenn die Rune in ihrer ursprünglichen Bedeutung ge-
nommen wurde, lag nieder nahe, ein mißlichst nahestehendes
Wort ihr zuzugesellen. Die Götter haben ihre eigenen Runen
(Vaf. 42—43; Sigdr. 18,5—6); wird mit diesen geloost (Hym. 1),
80 ist die Orakelfrage: Hvat er med Äiimn? Eine Antwort giebt
J». 6,5 — 6: ilt er med ^Lsum. Aber beide Formeln verlangen
eine zwdte HfiJfte. So entsteht ab uralte Form der stab-
reimenden Dichtung in ihrer ältesten Verwendung beim Looe-
werfen der Farallelvers. Wir dürfen nach alledem mit Be-
stimmtheit aussprechen: eine der ältesten Formen der Dichtung
ist die Bildung von Parallelvereen, und die Contraction dieser
reduplicirten Verszeilen in eine Zwillingsformel, die nur einen
Vers füllt, gehört bereite einer jüngeren Lage in der Geschichte
der Poesie an. —
Ich habe für die Parallelverse nur sehr wenig Literatur
anzuführen. Auf Veree gleichartigen Inhalte bat Niedner wieder-
holt aufmerksam gemacht: für SMm. Ze. 30,140, für Hirb.
ebs. 31,243, für ^'k^■. ebd, 33,30; aber der Kunstform bat auch
er keine besondere Beachtung geschenkt. Und doch klingt sie
stark noch bei Saxo durch, vor allem in der bekannten Stelle
340
U,10f^(ed. Holder), die sich mit H. H. II 6 nahem dedt
(^ GnmdtTig Udaigt S. 83); ebenso bei OtMed (vg^ Sc^fitn
Poetik OtMedfl S. 3), bei Cynewolf (Joiusw Synonymik und
Poetik Cynewolb S. 89) und Späteren (ffit Layunoa Regal
Gfltm. Stadien I 186 t.). — Im Allgwneinan Tsrweise ich Mit
die Worte GoeÜies mm WeetÖetliclien Divan (Aoeg. L H. 6.106)
über die nreizeilig gereimtes Verse der Orientaloi und da
hierdorch geforderten PualleliunUB — Worte, deren Anwen-
dung auf die deutsche Poesie durch den sohon citirtai Ad>>
Spruch Chr. Weise's ergünxt weiden. — Ffir die romanisohs Poem
hat Leifihold (Etymoli^ische Figuren im Bomanischen) gat 3ber
PaiaUelverse (aao. 9. 88) und ZwiUingsformeln (ebd. S. 70i.)
gehandelt; letztere überwi^en auch hier. —
Capltel TIL
§ 17. Refrain und Gegenrefrain.
Die Strophe ist eigentlich nur ein Vers und nimmt jeden-
falls im Gedicht dieselbe Stellui^ ein wie der Vets innerhalb
der einzelnen Absätze: sie ist Maass und Einheit des Ganzen.
Daraus erhellt, dass gleicher Anlaut der Strophen dem Stab-
reim, weiterhin der Anaphora entspricht wie gleicher Auslaut
der Abschnitte dem Endreim und weiterhin dem rührenden
Reim. Hat dieser gleiche Strophenanlaut oder -auslaut die feste
Form von einem oder mehreren Versen, so nennen wir dieee
mtaCLi^.
341
Figur Refrain bez. Gegenrefrain. Denn die letztere Figur,
wenn auch mit der erstem nicht von ^eich grundl^ender Be-
deutung, verdient doch durchaus nicht über der ersteren, wie
es zu geschehen pfl^, vergessen zu werden, und gerade für
die altgerm. Dichtung hat der Gegenrefrain merkwürdigerweise
grössere Wichtigkeit als der Kehrreim. Wir wissen dies Fac-
tum nur eben mit jener innem Entsprechung von Stabreim
xind Gegenrefrain zu erklären, ohne dass doch der Refrain in
gleicher Weise an den Endreim gebimden wäre. Vielmehr ist
er die allerallgemeinste Figur in der ältesten Poesie aller For-
men, quantitativ rhythmischer, qualitativ rhythmischer, ganz
imgeregelter sogar. Wir gehen daher schwerlich fehl, wenn wir
für die älteste germ. Poesie den Refrain voraussetzen, den dann
die Stabreinidichtung abwarf, weil ihr der Gegenrefrain allein
homogen war. Mit dem zunehmenden Reim kehrt er dann
wieder, audi auf dem Boden der eddischen Poesie, um in den
skandinavischen Volksliedem ein unentbehrliches Glied zu bilden
(vgl. Geijer Ueber den Kehrreim in den alten skandinavischen
liedem, inMohnikes Altschwedischen Balladen S. 288 f.). — Diese
Vermuthimg bestätigt sich bei näherer Prüfung durchaus. —
Wir geben und besprechen erst die Fälle von Refrain,
nachher die sehr viel häufigeren von Gegenrefrain, zuletzt die
wenigen eines Mittelrefrains, d. h. einer stehenden Verszeile im
Innem der Strophe.
Refrain.
Altnordisch.
VituÄ ^ enn eda hvat Vol. 24,8. 25. 34. 36,8. 40,10. 42.
49,8.
naudug sagdak, nt mun ek |>egja Veg. 7. 9. 11,8.
ok fyr innan kom jotna heima {)r. 4,10; hvi ertu einn ko-
minn 1 jgtunheima 6,4; vit skulum aka tvau 1 jotunheima 11,7;
{
342
ef ek ek meS ^r l jtttiinltebxui 12,10; ▼&
i jstunbeima 20,5; 61c 'Odins aoor i jstunhcüna 213: svA nr
b6Q öOiüB l j^toDbeima 26,7. 28,7.
hvat vsatu ^ medao, H&rbaidt Hub. 15,7. 19,ä 2S.
29,9. 39.7.
hvat vantu >a medaD, [rarr Harb. 18,13. 23,4. 38,3- 36.1.
alt er |)at aett |)in. 'Ottar heimaki HyndL 16,9. 20. SL
23.7. 24,9. 26,7. 27,9. 28,11.
vardar at viti avi, vüta eon lengn Byaäl^ 17,T — S. 18,9
— 10; vijnmik at viü hvä, viltu «oxt lengta 31,3—6 u. a. w. in
der Refrain-HalbstTopbe. —
brat mun ann vera aevi minnai Grip. 13. 14. 18,7 — 6.
Refrain- Haibstropben: mart segjnm {>te ok moiuiin fldi»;
vgromk at viti svA viltu. enn lengra ^ndL 31. 34. 86.! 39.1—
11, vgl. MQllenhoff D. Alt S. 8 and Sig. ak. 71,1—3; ^vlat tqvi
muQ, medan 9ld lifiz, ]>]ödar ^ngill, ^tt oata ven Öe^>. 3S. 41.
Andere Refrainhalbetrophen (Vog. 8. 10. 12,1—4. AW. 10.
12. 14. 16. 18. 20. 34,1—3, vgL MtUlenhoflMO.) sind m den
Gegenrefraina zu ziehen, weil sie stets die Stoopbft bflginnea.
— Auch J>r. 26. 28,5—8 bilden keine etguitliche Betnin-
ffiJbstropbe.
Refrainatrophe: geyi Garmr mji2k tyr On^whelli, hrtr mafr
alitna en freki renna; fjgld veit ek froeda, Gfam b6 tk. lang»
am ragna rsk rgmm sigtivii Vgl. 45. 50. 56. 60 s. Sldebiaod
za Vgl. 45. Müllenbofi D. Alt. S. 137 f. — |>eygi Gndrön o. a. w.
Gad. I 5. 11.
Die Refraia-Combinationen, die aich scbon im HyndL laigan,
sind in Vaf., Alv. and besondera Rig. so weit gettieben, daai
diese Gedichte eigentlich nur aus varürten Kebiwilen beeteben.
Aach die {>t7makTi|ia streift daran, bei der aber beeonden
deutlich der Ursprung der wiederkehrenden Stroi^un and Halb-
943
etrophen nicht aus dem Refrain sondern aus dem Gegenrefindn
hervortritt. —
Angelsächsisch.
^ ofereode, Risses sva mag Deör 7. 18. 17. 20. 27. 42. —
Nirgends liegen die Verhältnisse innerhalb des von miserer
Aufgabe umspannten Bezirks so verwickelt wie hier, bei den
doch nur seltenen Belegen einer hochwichtigen Figur. Hier ist
die strengste Classification unerlässlich. Ich gruppire die alt-
germ. Fälle nach drei Gesichtspunkten: Ausdehnung der Re-
frains — Stellung derselben im Gedicht — ungefähres Alter
der sie enthaltenden lieder.
Ersten«: wie lang ist der Refrain?
Nur ein Wort kehrt wieder, welches aber die beiden letzten
(varürenden) Halbverse beherrscht: ^t. 4 f.
eine Zeile mit Variation des Schlusswortes: Harb. 15 f.
eine volle Zeile: VqL 24 f:
zwei Zeilen mit Variation der ersten: Hyndl. 17,7 f.
der zweiten: Rig. 13,9. 25,7^
zwei volle Zeilen: Veg. 7f. Hyndl. 16 f. Grip. 12f. — De6r.
vier Zeüen! Hyndl. 31 f. Grip. 23. 41.
acht Zeilen: Vgl. 45 f. Gu4. 1 5. 11.
Combination eines zweizeiligen Refrains mit einem andern :
Hyndl. 17,5—8. — Eine Refrainzeile innerhalb einer Refrain-
Halbstrophe: Hyndl. 17 f. vgl. Hjmdl. 31 f. Diese Zeile berührt
sich zugleich (s. Müllenhoff aao. S. 8) mit der Gegenrefrain-Halb-
strophe in Alv., die ihrerseits derjenigen in Veg^ nahe ver-
wandt ist. —
Zweitens ist ins Auge zu fassen, ob die an den Strophen-
schluss gebannten Zeüen zugleich den Abschluss grösserer Ab^
schnitte markiren. Nöthig ist das nicht (vgl. MüUenhoS MSD,
S. 323 zum GeorgsHede) und mehrmals scheint eine Regel für das
^344
Smtnten des Bebaiiu nicht Toiiianden. In Veg. anhligit di«
▼glTa ihre Aoskunft jedesmal mit dem Beftnin; in De6n Kl«gs
schlieast ebenso der Dichter jedes Bei^iel mit seinem Eshr
reim. Innere Abschnitte scheint der Refrain in der VftL (IföUen-
hofE D. Alt. 8. 6 Anm.) nnd vielleicht danach dar iweite Refrain
im Hyndl. (in der Vgloapi hin sbamma b. aao. 8. 8) abragnnuen.
Bestimmt sondert er in den Rig. die genan abgemosoenen Tluile.
tSit der Reftain-Halbstrophe in denselben bedden .Gedichtaa ist
dasselbe sicher der FalL — Weniger regelmisng ist die An-
wendimg der Kehrzeilen schon in H^b. and Gi^., wo sie
mehrmals ansfallen. Complidrter treten in ^. je twn Bafrains
als einander entsprechend auf, ohne dass diese Paare ^eich-
massig rertheilt Eicheinen. — Endlich der erste Kehrreim im
Hyndl. acheint ganz willkürlich gesetzt. —
Sehen wir nun drittens zn, welche Lieder diese Refrains
haben.
Zu den ältesten Gedichten der Edda gehört onsweifelbaft
die VdI. Ihre engen BeziehongeQ zom Hyndl. hat MüllenhofE
(D. Alt. 3. 8t.) aoseiiiandergeBetzt mid wenn man selbst nicht mit
Simrock (Edda S. 415) den genealogischen Theil dieses Liedes
Ende des achten Jahrhunderts ansetzen darf, kann doch Ober
das Alter des thec^nischen Theils danach kein Zweifel mehr
herracben. Wieder mit der Vgl. aber ist die {irymakrida etwa
gleicbaltfig (HofFory Eddische Stadien I 36). Weiter be-
rührt sich mit der I»r. die V^tamskvida (Veg. 1 = Jir. 13).
Ebenfalls ein altes Lied iat Deörs Klage, denn es steht noch
in lebendigem Zusammenhang mit der epischen Sage (ten
Brink S. 77).
Dieser Gruppe steht aber eine jüngere gegenüber. Der
nachgedichtete Theil des Hyndluljöds ist schwer xa datiren;
aber H£rb. und besonders die thörichte Grip. sind gewiss viel
■junget und gehören der mittleren Schiebt der eddiscfaen Lieder
345
an. Daaeelbe gilt von den RigsmU, die wir schon einmal
(6. 258) zu dem Harbaidsljod zu geseilt hatten.
Nun sehen irir folgendes: der feste R^rain (VfiL 34 — Veg. 7
Deör — VfiL 45, Hyndl. 31: doch auch Hyndl. 16, Grip. 12)
ist älter als der bewegliche (Härh. 15 — Hyndl. 17; doch auch
^. 4). RefraincombiD&ti(Hi Terräth eine jüngere Dichtung nach
älterem Muster (vgl. Müllenhoff aao. S. 9 aber Hyndl. 17—31).
Viel denthdier aber scheidet das zweite Kriterium. Der
Refrain steht in den alteren Liedern (Veg. Deör. VdI. VgL h. sk.)
jedesmal wie am Schluse der Strophe so auch am Schluse des
Abschnitts. Jüngere (Hdrb., Grlp. — Hyndl.) setzen ihn nach
Belieben. Eine Uebergangsstufe vertritt die unr^elmäesige
Stellung von festen Refrainpaaren (J)t.).
Wir hätten damit folgende Bntwickelung: der alte, feste
und periodische Refrain ist nur in einigen alten Gedichten
bewahrt, sonst Überall von der Alliteratdonspoesie abgeetossen
worden. Später dringt er wieder ein, aber nun beweglicb und
in unbestimmten Intervallen. Beides verräth schon, weshalb
er wiederbelebt ward : als bequemes Mittel, Strophen zu füllen.
Dnd diese Geschichte des Refrains in der altgeim. Poesie stimmt
nun nicht niu" zu seiner allgemeinen Greschichte -~- worüber
hier nicht zu handeln ist — sondern läset sich auch im Norden
näha bellen. Erbalten ist der Refrün in Stucken kateche-
täscher Natur, d^in ein solches (gegen Rosenberg aao. S. 169 Anm.)
ist nicht nur die Vslusp£ (Müllenhoff Alterthumskunde S. 238)
und die VfiluspA hin skamma (MüUenboS S, 8), sondern auch
Veg. ist so zu sagen ein Repetitorium über den Mythus von Baldr.
Solche Gedichte wurden gewiss bei Gottesdienst und Festen
(Müllenhoff aao. S. 238) von dem Priester recitirt und die Refrains
marMrten die Abschnitte. Deshalb sind die ältesten Refrains auch
inhaltlich fast alle ^eicb: Vgl. 24 (vgl. MüUenhofl S. 6 Anm.)
Byndl. 17, Hyndl. 31 enthalten eine wirkhche Ansprache des
3U
Bäntreten des Rdraina nicht vorliandaL In V^. Bchlieart die
vQlva ihre Anakunft jedesmal mit dem Refnin; in D«6m Klage
achheest ebenso der Dichtet jedes Beispiel mit seinem Kehr-
nun. Innere Abschnitte scheint der Reirain in der V$L (Mällen-
ho£E D. Alt. S. 6 Anm.) und vielldcht danach der nnite Refrain
im Hyndl. (in der Vglnspi hin shurnna s. aoo. S. 8) abnigrauen.
Bestimmt sondert er in den Big. die genau abgemessenai "nieile.
Mit der Refrain-Halbsbophe in denselben beiden Gedichten ist
dasselbe sicher der Fall. — Wender rfgrlTnUwrig ist die An-
wendong der Kehneilen schon in HArb. und Grip., wo sie
mehimalB anafallen. Ck}mp1icirter treten in J>r. je nrai Befraina
als einander entsprechend auf, ohne dass diese Paare ^eicb-
mäseig vertheilt scheinen. — Endlich der erste Kehrreim im
Hyndl. scheint ganz willkürlich gesetzt. —
Sehen wir nun drittens zn, welche Lieder diese Refrains
haben.
Zu den ältesten Gedichten der Edda gehört unsweifelhaft
die V{}1. Ihre engen Beziehungen zum HyndL hat MüllenhoS
(D. Alt. S. 8f.) auseinandergesetzt und wenn man selbst nicht mit
Simrock (Edda 5. 415) den genealc^;ischen Theil dieses Liedes
Ende des achten Jahrhunderts ansetzen darf, kann doch über
das Alter des theogoniscben Tbeils danach kein Zweifel mehr
herrschen. Wieder mit der V9I. aber ist die ftiymakvida etwa
gleichaltrig iHoffory Eddische Studien I 36). Weiter be-
rührt sich mit der |)r. die Vegtamekvida (\'eg. I = J>r. 13).
Ebenfalls ein altes Lied iei Deors Klage, denn es steht noch
in lebendigem Zusammenbang mit der epischen Sage (ten
Brink S. 77^.
Dieser Grappe steht aber eine jüngere gegenüber. Der
nachgedichtete Theil des Hj-ndluljods ist schwer zu datiren;
aber Härb. und besonders die ihörichte Grip. sind gewiss viel
jünger und gehören der mittleren Schicht der eddischen Lieder
345
an. Daaeelbe gilt tod den Bigsm^, die vir Bchon einmal
(6. 258) m dem HarbarOeljod m geeellen hatten.
Nim Beben wir folgendee: der feste Refrain (VgL 24 — Veg. 7
Deör — VoL 45, HyndL 31: doch auch HyndL 16, Grip. 12)
ist alter als der bewache (Hirb. 15 — Hjmdl. 17; doch auch
fir. 4). Refraincombination verräth dne jüngere Dichtung nach
älterem Huster (vgl. MüllenhofE aao. S. 9 über Hyndl. 17—31).
Viel deutUchei aber scheidet das sweite Kriterium. Der
Refrain steht in den älteren Liedern (Veg. Deör. Vgl. VgL h. ek.)
jedeemal wie am Schluse der Strophe so auch am SchlusE des
Abschnitts. Jüngere (H^b., Qrip. — Hyndl.) setzen ihn nach
Belieben. Eine üebergangsstufe vertritt die unregelmässige
Stellung von festen Refrainpaaren Qir.).
Wir hätten damit folgende Entwickelnng: der alte, feste
und periodische Refrain ist nur in einigen alten Gedichten
bewahrt, sonst überall von der Alliterationspoesie abgestossen
word«i. Später dringt er wieder ein, aber nun bewegheb und
in unbestimmten Intervallen. Beides verräth schon, weshalb
er wiederbelebt ward : als bequemes Mittel, Strophen zu füllen.
Und diese Geschichte des Refrains in der altgerm. Poesie stimmt
nun nicht nur zu seiner allgemeinen Geschichte — worüber
hier nicht zu handeln ist — sondern lässt sich auch im Korden
näher bel^^. Erhalten ist der Refrain in Stücken kateche-
tischer Natur, dorn ein solches (ge^en Rosenberg aao. S. 169 Anm.)
ist nicht nur die Vglospä (Müllenhofi Altertbumskunde S. 238)
und die VgluspÄ hin skamma (Mülleohofi S. 8), sondern auch
Veg. ist so zu sagen ein Repetitorium über den M}ihuB von Baldr.
Solche Gedichte wurden gewiss bei Gottesdienst und Festen
(Müllenhoff aao. S. 238) von dem Priester recitirt und die Refrains
markirten die Abschnitte, Deshalb sind die ältesten Refrains auch
inhalthch fast alle gleich: Vgl. 24 (vgl. Müllenhoff S. 6 Anm.)
Hyndl. 17, Hyndl. 31 enthalten eine wirkliche Ansprache
B44
EintTeteD des R«&ama Dicht yorhandan. In V^. Bchliewt die
Tglva ihre Auskauft jedesmal mit dem Refisin; in De^B Klage
Bclilie«at ebenso der Dichter jedes Beispiel mit aeinffln Kehr-
reim. Innere Abschnitte scheint der Refrain in der V9L (UäUen-
hoff D. Alt. S. 6 Aam.) mid vielleicht danach der zweite Rabain
im Hyndl. (in der Velusp& bin skaimaa b. aao. S. 8] abntgrenKn.
Bestimmt sondert er in den Rig. die genau abgemeBsenen "nieile.
Mit der Refrain-Halbstrophe in denselben beiden G«dichtan ist
dasselbe sicher der Fall. — Weniger regelmfiMig ist die An-
wendung der Eehizeilen schon in HArb. und Grtp., wo sie
mehrmals ausfallen. ComplicirteT treten in {)t. je twei Rafraini
als einander entsprechend auf, ohne dass diese Paare gleich-
massig vertheilt scheinen. — Endhch der erste Kehrreim im
Hjmdl. scheint ganz willkürlich gesetzt. —
Sehen wir nun drittens zu, welche Lieder diese Refrains
haben.
Zu den ältesten Gedichten der Edda gehört anzweifelhaft
die Vgl. Ihre engen Beziehungen zum Hyndl. hat Müllenhoff
(D. Alt. S. 8 f.) auseinandergesetzt und wenn man selbst nicht mit
Simrock (Edda S. 415] den genealogischen Theil dieses Liedes
Ende des achten Jahrhunderts ansetzen darf, kann doch über
das Alter des theogonischen Theila danach kein Zweifel mehr
herrschen. Wieder mit der Vijl. aber ist die |)iymBlcvida etwa
gleichaltrig (Hoffory Eddische Studien I 35). Weiter be-
rührt sich mit der ^r. die Vegtamskvida (Veg. 1 = |)r. 13).
Ebenfalls ein altes Lied ist Deörs Klage, denn es steht noch
in lebendigem Zusammenhang mit der epischen Sage (ten
Brink S. 77).
Dieser Gruppe steht aber eine jüngere g^nüber. Der
nachgedichtete Theii des Hyadluljckls ist schwer zu datiren;
aber Härb. und besonders die tbörichte Grip. sind gewiss viel
jünger und gehören der mittleren Schicht der eddischen Lieder
345
an. Daaeelbe gilt 'V(xi den KigsmÄl, die wir schon einmal
(6. 258) m dem Haibaräsljod su geeeUen hatten.
Nnn sehen wir folgendes : der feste Befrain (VfiL 24 — Veg. 7
Deör — VßL 45, HyndL 31: doch auch Hyndl. 16, Grip. 12}
ist älter als der bewegUche (Häj^- 15 — Hyndl. 17; doch auch
{>r. 4). RefraincombinatioQ verräth eine jüngere Dichtung nach
älterem Muster (vgl. MüUenhoff aao. B. 9 über Hyndl. 17—31).
Viel deutlicher aber scheidet das zweite Eriterimn. Der
Befrain steht in den älteren Liedern (Veg. Deör. Vgl. VqL h. sk.)
jedesmal wie am Schluse der Strophe so auch am Schluse deB
AbschnittB. Jüngere (Härb., Grlp. — Hyndl.) setzen ihn nach
Belieben. Eine Uebergaogsetufe vertritt die tmregelmässige
Stellung von festen Refrainpaaren (|>r.).
Wir hätten damit folgende Entwickelung: der alte, feste
und periodische Befrain ist nur in einigen alten Gedichten
bewahrt, sonst überall von der Alliterationspoesie abgestossen
worden. Später dringt er wieder ein, aber nun bew^lich und
in unbestimmten Intervallen. BMdee verräth schon, weshalb
er wiederbelebt ward: als bequemes Mittel, Strophen zu füllen.
Und diese Geschichte des Refrains in der altgerm. Poesie stimmt
nun nicht nur zu seiner allgeroeineD GeBchicbte — worüber
hier nicht zu handeln ist — sondern läast sich auch im Norden
näher belegen. Erhalten ist der Refrün in Stücken kateche-
tischer Natur, denn ein solches (g^en Rosenberg aao. S. 169 Anm.)
ist nicht nur die V^lusp^ (MüUenhoff Alterthumskunde S. 238)
und die V^luspä hin skanmrn (MüUenhoff S. 8), sondern auch
Veg. ist so zu sagen ein Repetitorium über den Mythus von Baldr.
Solche Gedichte wurden gewiss bei Gottesdienst und Festen
(MüUenhoff aao. S. 238) von dem Priester recitirt und die Refrains
Eoarkirten die Abschnitte. Deshalb sind die ältesten Refrains auch
inhalthch fast alle gleich: Vgl. 24 (vgl. MüUenhoff S. 6 Anm.)
Hyndl. 17, Hyndl. 31 enüialten eine wirkUche Ansprache des
346
Vorange» an die VenwnTnlwny, gerade wie eine Bolch» die
VoL eröffnet (Müllenhoff 3. 86), und wie cbrt AnfmerkBunkeit
▼erlangt wird, fragt hier der Vortragende, ob die Zuhörer auch
noch weiter aufnunerken bereit seien. Veg. 7 ist diese fVage
bereite in den Charakter der dramatisch TorgefBhrten vQlva
gezogen und dies schreitet aber EUrb. 15 m Chip. 12 fort,
wo der Refrain bloes das Stichwort ist, aof das der Gegenredner
einzusetzen hat.
Doch sind wir damit der Entwickelung schon voranageeilt
Sobald der öffentliche feieriiche Vortrag der dogmatiedien
Stücke aufhört, hält nichts mehr den der Stabreimdicfatang
unangemessenen Refrain. Dem Einzelvortrag der alten Allite-
rationsdichtung, vom |>uh: in der Halle vorgetragen (Mfillsnhoff
S. 291) konnte er fehlen. Wo aber dieser oder später der Skalde
sein Publikum heranziehen wollte oder sonst den Kehrreim ver
misste, da konnte er jederzeit zwischen die Strophe lose ein Vidt-
kvaedi (Rask-Mohnike Verslehre der Isländer S. 49) einschieben.
Dies ist noch jetzt in nordischen Volksliedern häufig; selbst
Geijer, der im Kehrreim viel zu viel Absicht sucht, hält in
einigen älteren Liedern die Kehrreime mit Ijrrischen Refiexi<men
für Zusatz einer spätem Hand (Ueber den Kehrreim &. 298).
und wie das vor sich ging, illustrirt sehr anschaulich die Er
Zählung von den Skalden Thorarin, der ein kurzes Lobgedicht
durch Einschaltung eines stefs zu einer dräpa erweitert (Wein-
hold Altnord. Leben S. 335). Doch pflegt auch dieser spätere
Refrain vom Functionszeichen der Abschnittsgrenze etwas an
sich zu behalten, indem er nur am Schluss einer neuen Abthei-
lung steht (Rask-Mohnike aao.). Solcher Art sind alsa die
jungem, veränderlichen und in ungleichen Abständen stehenden
Refrains. Ihre Erneuerung in altn. Liedem aber trat wohl ein,
al» eine neue Art der Katechese in Liedform aufkam: die
»Uebersichtslieder« (wie Rösenber^p S. 103, Gruff. I und Helr.
iMaHM^M^MaaHMK-. ^
347
nennt), die nun nicht mehr dem gläubigen Zuhörer» sondern
wohl in erster Linie dem Skalden selbst seinen Stoff übersicht-
lich machen sollen. So wird nun nach dem Muster des Lehr-
gedichts über Baldr (Veg.) ein solches über Sigurd (Grip.) ver-
iasst, und der genealogische Theil des Hyndl. ist (nach Müllen-
hoff) direkt im Anschluss aa die Vol. h. sk. gedichtet. Kein
Wunder, dass da auch der Refrain nachgeahmt wurde, der aber
inhaltlich nun seinen Ursprung verläugnet. —
Nimmt das wiederkehrende Stück den Raum einer Strophe
ein, so vereint es Refrain und Gegenrefrain in sich; so schon
in der VoL (MüUenhofi 137. 148). Bei der Refrainstrophe der
VoL h. sk. seigt die inhaltliche Verwandtschaft mit den anderur
alten Refrains, dass sie aus Refrain und nicht aus Gegenrefrain
gedehnt ist; dasselbe beweist für den Stef der grossen Vgluspä
seine schliessliche Ersetzung durch die Schlussstrophe (MüUen-
hoff S. 137). —
Eine Refrainstrophe hat auch Saxo (ed. Holder S. 22.) —
Der Gegenrefrain ist in eddischen Liedern recht häuüg;
ags. laufen Gegenrefrain und Anaphora fast unimterscheidbar
durcheinander. Da nämlich ein echter Gegenrefrain, d. h. eine
am Beginn mehrerer sich folgender Abschnitte unverändert oder
doch erkennbar wiederkehrende Zeile ags. überhaupt nicht
zu belegen ist, hat man kaum das Recht, einzelne Worte am
Beginn der Abschnitte so aufzufassen, wie wir das jgtunheimr
der {)rymskvida allerdings auffassen dürfen: als verstümmelte
Kehrzeile. Lnmerhin wird man jenes eä la, mit dem Cri. I — ^XI
alle Capitel beginnen, hierher stellen dürften, und das gleiche
Wort, Hö. 76. 84. 99. 103 kleinere Stücke einleitend, bietet
zur Verwendimg eben derselben Literjection als Trägerin der
Anaphora den Uebergang. Dagegen ist ee nicht nur kein Rest
eines (Jegenrefrains, sondern nicht einmal eine Anapher schwäch-
ster Art, wenn z. B. Gen. 119 — 169 fast jeder Satz mit J»
348
oder in Oddrünargritr von Str. 19 an £ut jeder Abechnitt
mit en beginnt; das iat tinfach ünbeholfenheit und Bequem-
lichkeit in Flickworten.
Dagegen altn. iat der Qegenreirain zu einem beliebten
Kunatmittel erhoben.
Gegenrefrain.
Nur ein Verstheil kehrt wieder und dieser mit Variation:
84 hön — VqI. 31,1 ek sa — VqL 32,1 hapt si hön —
36,1 sal 84 hön — 39,1 84 hön — 40^
segdu ]Mtt Lok. 1,1 veizta {)at — 5,1 munta (Mit — 9,1,
vgl. auch ristu |)a 10,1 und veixtu 4,1. 23. 27,1 haettu 36,1
veiztu 43. 50. 61,1
ristu nü Sk. 1,1 segdu 3,1. 11,1. 40,1
— er ^fQTt- {)eim er — ' H4v. 3 — 5. 1 — 2. —
vreidr var (vard) J)4 — J)r. 1,1. 12,1.
Eine Zeile mit Variation des Schlussworts:
1)4 k0mr — VqI. 54. 56. 58. 67. 68
|)4 kvad |>at — |)r. 14. 16. 17. 20. 22. 25. 30,1.
senn y4ru ^t. 13. 21.
})egi |)ü — Lok. 17. 20. 22. 26. 30. 32. 34,1 u. s. w.
ek var austr H4rb. 23—29. 30.
hugda ek — Gud. H 40—42,1.
Zwei Zeilen mit Variation in der zweiten:
förut lengi Ädr — nam Hym. 35. 37.
Ejne Halbstrophe mit Variation:
gengu |>eir fagra Freyju tüna [at hitta] ok hann ^t or{)a
allfl fyrst um kvad |)r. 3. 11.1—4 vgl. 2,1—2 mid 8,9—10
fimm hundrud dura [gölfa] ok um fjöra togum, sv4 hygg
ek — Gr. 23. 24,1—3
Rigr kmmi |>eim räd at segja .... R» 3. 5. 17. 29.
gekk kann (Rigr) meirr at ^at midiar brautar, kom
haim .... R. 2. 14. 26,1— i
Eine Halbetrophe ohne Variation:
^ gengu regln gll i rsketöla, ginnbeilug god, ok um t>at
gaettuak Vgl. 9. 12. 27. 29,1—4.
]>e^ttu, vglva! t>i^ vU ek fregna, unz pHninn«, vil ek
■enn vita Veg. 8. 10. 12,1—4
aat in alsnotra amMtt fyrir, er orA om fann viA j^tune
mAIi f)r. 26. 28,1—4
|>e^ \rti, TQg vaettr! ^i ekal mlnn |imdhamaiT Mjsllnir
mÜ fymema Lok. 57. 59. 61. 63,1—3
fjgld ek f6r, fJQld ek freietadak, ijQld ek um reynda regin
Vaf. 3. 44. 46. 48. 50. 52. 54,1—3
B^u m^r, Gagnrdär, allfi t>ü i g61fi vül Jtine um freista
frama Vaf. 11. 13. 15 a. 8. w. 1.— 3
mjDk er audk^it ]>eim er til Odine koma, salkynni at
Bji Gr. 9. 10,1—8
BBgda m^ |tat, Alvlsel gll of r^k fira vgrumk, dvergr, at
-ritir Alv. 10. 12. 14. 16 u. e. w. 1—3
medalsnotr Bkyli manna hverr, aeva til Bnotr ee Häv.
54—56,1-3
Mdumk ^t, LoddfÄfnir, en {)ü r^ nemir! nj6ta mundu,
ef ]ni nemr, {t6r munu gAd, ef J)il getr Häv. 111. 114 — 16.
118—21 124 u. B. w. 1—4
ec^du joir ])at, Fäfnir ! alle |)ik frödan kveda ok vel maat
Vita Faf. 12. 14,1—3
Mehr als eine HalbBtropbe, mit ^'ahation:
äö |>ä Loki, fjadihamr dundi, une f}T ütan kom ä«a
garda [jgtna heima] ok fyr innan kom JQtna beima [äsa garda]
J)r. 4,4—12. 8,1—6. —
300
lÜD beBonderer Fall Gege&retnin mit Zählmig:
e^da t>at — ef |>itt oedi dogir ok f)ii, VaSSrüdiäi, vHt
VaL 30. 22,1—3 aegOn t»t — alla ]}ik svinnu kveda «f ^
Vaiarüdnip. vitir Vaf. 24,20 a. s. w. 1—3
bflita [heitir] iim — , eo [nr . . . Gr. 7. 8 11 a. a. «,
1—3 vgL 5. 6,1—3
I«t kann ek — ei . . . . Hiv. 148 — 162.1— -S. —
Nicht sa den G^;enre&ainB, soodem sa dea Venwiedo-
holungeo (s. n.) sind solche Fälle zu zählen, in damoi die
mehrmalige Setzung derselben Zeile kein beabsichtigtea BJuiBt-
mittel Bcheint. Zweifelhaft sind Fälle wie (mit VariatioD)
|wdau koma — VgL 22,S 23,1 vreidr var [vartt] ^ pt. 1.
12,1 hirda {)ü — Gud. 11 29. 32,1. In allen drei Gedichten
kommen aber sichere Gegenrefrains vor, die auch für dieee
FäUe eine Absiebt wahrscheinlich machen. Besondere Auf-
merksamkeit verdient aber eine ganze Reihe von Beispielen in
dem groeeen Lehrgedicht, aus dem ich HAv. 3 — 5. 54 — 56
'(und Ulf. 146 f.) schon als unzweifelhafte Gegecrefrains an-
zuführen hatte:
Eine Zeile mit Variation: — er saell Hav. 8, 9,1
Zwei ZeUen mit Variation: &j skal lisa sA er — 68. 59,1
Fine Halbatrophe mit Variation: vin ainum skal ma^
wnr Vera .... 42. 48,1—3.
£ine Halbatrophe: byrdi betri berrat madr brauta at, en
8« mannvit miJdt 10. 11.1 — 3 bii er betra, Jwtt htit s6, halr
er heima hverr 36, 37,1 — 3 deyr Ü, deyj'a fraeadr, deyr BJAlfr
it aama 75, 76,1—3.
Diese Formen venuischen sich 23 — 27: feste Halbetrophe
öenotr madr hyggr s^r aUa vera vidhiaejendr vini 24. 35,1;
feste Zeile ösnotr madr 26. 27; dieselbe mit Variation öenodr
madr 23,1. Ein ähnlicher Fall schon Gud. II 40 — 42, wo die
zweimalige Setzung des festen Gegenrefraina durch eine
3&1
-Variation derselben Zeile eingeführt wird (vgl, auch Vai. 30
tmd 22-241.).
Ich habe meine Ansicht über Bolche Fälle schon bei der
Besprechung des anaphorisoben DreizeilerB vorgebracht. Der
Drdzeiler scheint mir das feetgeprägte Sprichwort, dem die
zweite StropheolüQfte dann eine nähere Anwendung giebt. Der
Sammler stellte dann ganz oatüclicb die verschiedeneD Be-
arbeitnngen desselben Themas zosammen. Auch H£v. 54 — 56 ist
wohl 80 zu erklären; aber hier liegen drei Variatioaen vor,
sonst nor cwei, und diese drei Strophen bilden mit dem ana-
phorisoben Dreizeiler 53 eine in die Frenndschaftelehre einge-
sprengte Gruppe (MtUlenhoff D. Alt S. 257); das macht doch
-wieder bedenklich. Sicher in Beziehung zu einander ge-
dichtet sind 3 — 5. — In 58 — 59 enthält statt eines Dreizeilers
ein Zeilenpaar das Thema für beide Strophen. — Uebrigens
scheint HAv.- 27 ein solcbes Paar Strophen aus gleichem ana-
pborischen Vordersatz und varürtem Nachsatz zu einer Einzel-
Strophe verschmolzen. In Hiv. 6 ist. umgekehrt ein Dreizeiler,
der dem G^;enrefrain von 10 — 11 nabestand, an eine fert^e
Strophe angehängt worden; auch dies kann HAv. 27 der Fall
sein: ein Dreizeiler wie er 74 b^innt wäre dann angeechoben. —
Auch nach Ausscheidung aller zweüelhaiten Fälle über-
steigt die Zahl der eddischen Gegenrefrains die der Refrains
bedeutend. Und auch an Regelmässigkeit übertreffen sie die
letzteren. In V^. Lok. Jir. Vaf. Alv. HAv. Fäf. Gud. n sind
es kleinere oder grössere Strophenreiben, die die stehenden
Zeilen zu Häupten haben; ebenso sind ee Strophenpaaie bei
den vereinzelten Fällen in Hym. und Gr. Einzig in der VqI.
sind die G^ietu'efrainB unregelmässig vertheilt Doch gerade
dies ist sehr bemerkenswerth. —
Zu Refrains stehen die Gegenrefrains in Beziehung Ve«.
7—12 und Rjg. 14. 26 (nicht aber Rig. 2). Mit Anaphora
I ' I
862
verknüpft sind Vaf . 3. 44 f. und Hir. 76—76, TTiKaltH^h be-
rühren sich der Refrain in der VqL und VqL h. sk. mit dem
Gegenrefrain in der Alv. (MüllenhofE S. 8); doch stehen audi
andere (besonders Vaf. 11 f. Tat. 12 — 14, auch Lok. 1 f.) diesen
nahe. — Refrains und Gegenrefrains beeitien aoseer Veg. und
Rig. noch VqL und |>r. ; Refrain, aber nicht Gegenzefrain haben
Härb. Hyndl. Grip., Gegenrefrain aber nicht Refrain dagegen
Lok. Gr. Vaf. Alv. Hav. Faf. Gud. 11 und vereinzelt Hym. —
Welches aber ist das Verhältniss des Gegenrefrains zum
Refrain überhaupt?
Es geht nicht an, ihn einfach jünger zu nennenl Die drei
alten dogmatischen Lieder VqL Gr. Vaf. (MüllenhofE S. 237)
haben ihn sämmtlich, am entschiedensten ausgeprägt die Vafjnrud-
nismäl, über deren Alter kein Zweifel sein kann (ebd. S. 246).
Ob man aber den Gregenrefrain wie den Refrain vorhietoiiecher
Zeit schon zuschieben darf, ist sehr die Frage. Vor uns liegt
jedenfalls folgender Thatbestand; in der ältesten Schicht der
.uns erhaltenen Eddalieder halten beide Figuren sich noch das
Gleichgewicht. Von der älteren Gruppe refrainirter Lieder
haben Vgl. Veg. |)r. auch Gegenrefrain, nur VqL h. sk» nicht;
aber dafür haben Gr. und Vaf. umgekehrt keinen Refrain.
In der mittleren Schicht vereinigt nur Rig. noch beides, Härb.
und HyndL haben Refrain allein, Lok. Alv. Häv. Fäi. nur
Gegenr^frain, der hier also überwiegt. Endlich noch jünger
sind wohl Grip. mit seinem (älteren Stücken nachgebildeten)
Refrain und Gud. II und Hym. mit dem Gregenrefrain.
Suchen wir dies zu deuten. Der Refrain ist von Anfang
an da; ihn bewahren alte katechetische Gredichte. Ob der
Gegenrefrain gleich alt ist oder nicht — jedenfalls verdankt er
in der altgerm. Poesie seine Bedeutung erst dem barytoniren-
den Reimprincip. Zugleich aber der mehr und mehr drama-
tischen Gestaltung der Lieder. Daher zunächst noch Gleich-
358
gewicht: die bloee erzählende VgL h. sk. bat nur Refrain, die
VfiL, wenigBtenfi in der Maske der vglva vorgetragen, und die
gm» dramatische WaTvmrBhmTyit, haben beide Figuren, die Orinmif-
mil- (in der Maske dee Grimnir gedacht) und die gaus dialo-
giecbe Vaf . haben nor den Giegenrefrain. Nun b^nnt man beide
Figuren in bewneete Beziehung eu bringen: so echon die dialo-
gische Veg., weiter die kunstgerecht durchgearbeitete Big. Jetzt
aber sinkt der Befrain. Im HyndL wahrt ihm noch der An-
BchloBB an die V$l. h. sk.; auffallender ist da£ auch das rein
dramatische H^b. bloss ihn pä^. Aber die dramatisch ge-
haltenen Lok. Alv. Y6i. haben schon den G^enrefrain allein,
ebenso zum ersten Mal ein reines Lehrgedicht, die alten HAv.
Aber dann sterben beide Figuren ab: erst spät bringen Nach-
ahmungen sie wieder, Grip. den Refrain wohl im Anschluse
ao Vcg., Gud. n den Gegenrefrain wohl im Anschluss an Fii. —
Selbstverständlich könnte selbst bei grösserer Sicherheit der Chro-
nologie dieser Abriss nur durchaus unsicher und zweifelhaft sein ;
innere Wahrscheinlichkeit scheint er mir nicht zu entbehren. —
AgB. Gegenrefrain hat nur der alte Zauberspruch gegen
Hezenstich: ut, lytel spere Zaub. n 6. 12. Ib. \7; an den drei
ersten Stellen schlieest sich noch an gif it her iime ey: Lang-
vers durch Kurzvers abgelöst in regelmäeagen Abstanden. —
Gegenrefrain mit Variation Zaub. IV 1. 23. —
Auf die Bedeutmig beider Figuren für den innem Aufbau
der Lieder einzugehen, wäre höchst IntereBsant, denn kaum
irgendwo lässt sich die gegenseitige Bedingtheit von Form und
Inhalt besser studiren ale an den Kehrzeilen. Unentbehrlich
scheint der Gegenrefrain den Räthselgedichten (Schheben de
antiqua Germ, poesi aenigmatica S. 23), —
Es giebt auch einen Mittelkehrreim. Zwar in den von
Geijer (aao. S. 295) besprochenen Fällen ist die wiederkehrende
Zeile richtiger als Refrain der ersten Strophenhälfte zu fassen.
ILftr, AllgamuÜMfa* FiMii*. 28
354
EImdso könnte ein Gegenreiram da; sweiten Halbstrophe vor-
kommen, und vielleicht haben wir einen solchen wiAlich: dag
hverjan er hann [f)eir] doema ferr [fara] at aski Yggdmaila Gr.
29,4 — 6. 30,7—9; dann fehlte freilich der letzteren Strophe
noch' ein SchluMstück. Der Gegeniefr&in hätte hier wie Gr. 51.
und 9 — 10 die Gestalt der vahirten Halbsbrophe. Aber an
diesen Kehrreim zweifelhafter Art scheint sich eine echte Mittel-
kehtzeile anzoschliessen. Gr. 31,3. 32,3. 34,2 steht undan (at,
imd) aaki Yggdrasils genau wie {>r. 4f. jgtna heima. Die drei
Stellen ala Gegenrefrain-Halbstrophen mit Variation aufmfaasen,
geht nicht an, nicht nur weil sie gar zu stark differiren, son-
dern beeondera auch weil 34,2 das Schlagwort in der zweiten
Zeile ateht. Und 35,1 wird diese Kette von ^Vortaofnahmen
29 — 35 durch askr Yggdrasils im ersten Halbvers abgeschlossen.
Die Grinrn. haben auch noch zwei andere Beispiele: s^r um
gQTva. sali 5,3. 12,3. 16,3 und en |>at l&ii vitu 18,5 und 22,5.
Ein anderes Helr. 2,6 — 5,4. 7,6 ef |)ik vita lystir. Unregel-
mäas^ Oegis heUu i u. dgl. Lok. 10,6. 16. 18,3. 27,2. 33,2;
vgl. auch ebd. 32,3. 56,3.
Aehnliche Figuren führt in den Rigsm^ der genau a3rm-
metrische Bau der Theüe herbei. Verbindui^ von Mittelkehr-
reim (besser Binnenkehrzeüe) mit Gegenrefrain Hiv. 22. 24.
26. 27,4.
Andere Fälle gehören unter die Verewiederholungen. —
lieber den Refrain und Gegeniefrain weise ich nur wenig
Literatur anzuführen. Dass der Kehrreim su den Eigentbümlich-
keiten aller Volkspoesie gehört, führen Talvj (Charakterietik
der Volkslieder S. 135f.) und Bockel (Deuteche Volkeheder aus
Oberbessen S. CXf.) aus; über Ursprung imd Arten des Re-
frains haben A. W. Grube (Aesthetische Vorträge 11 103 f.) und ich
(Ze. f. vgl. Literatm^esch. I 34 f.) gehandelt. Die lehrreichstea
Beispiele für das Verhältniss dieser Figur zum Inhalt geben die
SöSi
altchineBischen Lieder ; durchdringen sich in ihnen Refrain und
G^eniefnin, BO Bind die altjapanischen cUseisch für den letz-
teren. — Fälle aoB dem Rigveda Bammelt Kaegi (Bigveda Aiuq.
83 c). Für die altgenn. Literatur sind nur die eddischen Re-
frains -von Niedner (Zb. f. d. Alt. 31,245) gestreift worden; aUe
späterer Zeit hat Haupt mbd. G^enrefrainE (eu Reinmar 181,14,
Minnesangs Frühling S. 305) zus&mmengeatellt. — Beispiele
(auch von Ifittelrefrain) aus der frz. Volkspoesie bei ScheSler
Fn. Volksdichtung I 58. —
§ 18. Technische Satiformeln.
Wir wollten in der Anordnung dieser Arbeit dem Gang
der Entwicklung folgen, welchen unserer Ansicht nach die poe-
tifiche Sprache nahm, und daher vom Wort zum Satz und Vers,
zur Strophe und bo fort zu immer gröBseren Massen aufsteigen.
8o fanden wir eben, daes der Gegeurefraiu der Anaphora ent-
spricht, wenn wir die Strophe als einen Vers nehmen, und
ebenso der Refrain der Epiphora, dem rührenden Keim. Denken
wir uns nun weiter, das ganze Gedicht sei nur eine Strophe
und diese Strophenreihe bilde das eine Sanmaelgedicht der Edda.
Fänden wir nun, dass fast jedes (gedieht mit einem gleichartigen
Stücke b^Öime, und dase ebenso jede dieser Grossstrophen in
ähnlicher Weise schlösse, bo wären die Eingangsformeln dem
G^eorefrain zu vergleichen tmd die Schlusefonneln dem Re-
frain, und wirklich entsprechen sich beide Figurenpaare
durchaus.
Wie aber diese fingirten Strophen die wirkhcben an Um-
fang und Selbständigkeit überragen, so werden natürhch ihre
TheUstrophen, nämhch die Gedichtabschnitte, von grösserer Be-
deutung sein. Wax dort Refrain und Gegenrefrain der Halb-
strophe selten, so ist hier die Eingangsformel der Abschnitte es
durchaus nicht (wohl ist es aber deren Schlussformel}. Nur
356
düifen wir darüber nicht vergeBsen, dasB den ffinJWhnmgen der
AbBchnitte oichtodestoweniger g^enüber denen der Gedichte nm
eine aecundäre Bedentong tnkoount.
Und die ^^chtigkeit der Satsformel kann noch weiter ab-
nehmen. Zahlloee Sätze haben sich ^iBch gefestigt, ohne dt»
davon ein bestimmtes BewuBsteein vorhanden ni sein bmuchte.
Man pfl^te dies nun einmal eo auamdrQckea, nothwmdig wu
«8 nicht; dagegen jene Einführungsformeln waren ein lembaier
und sicher wirkÜch ein gelernter Theil der poetischen Technik.
Sie sind auch den Schreibern geläufig, die z. B. die Tginfghr"Tig
des Redners oft genug freihändig zusetzen. Aber von dm übri-
gen typischen Formnlirongen bestimmter Sätze scheint ein ITidl
gleichfalls bis zu dem Grade sich gefestigt haben, dass er all-
gemein geläufig war, und zwar i. T. schon in gemeingerm. Zeit
Die Grenzen sind nirgendfi streng zu ziehen. Es wäre vielleicht
deshalb dos Richtigste gewesen, alle Satzformeln bis auf die
Eingangs- und Schlussformeln der Kategorie der ■ wiederholten
Verse* zuzuweisen, d. b. für gleichlautend nur aus Zufall oder
Grewohnbeit, nicht aus Kunst und Abeicht zu erklären. Ich
nahm dennoch solche Falle hierher, in denen mir ein nur zu-
fälliges Zusammentreffen weniger wahrscheinlich war als ein
bewusBtes. Das ist natürlich ganz aubjectiv geurtheilt; erst ein-
gehendere Prüfung kann Kriterien für die Scheidung in bewusste
Satzformeln und absichtslose Satzwiederholungeo an die Hand
geben. Für die homerischen Fälle beider Art soll G. Hermann
diese Scheidung durchgeführt haben. Innerhalb der altgerm.
Poesie hat von den Satzformeln noch Niemand eine lus&nmien-
hängende Uebersicht versucht; verstreut finden sich die meisten
in den oft citirten Arbeiten von Weinhold, Vilmar, J. Grimm,
Sievers. Ebenso Anden sich für die mbd. Zeit in Wilmanns
Leben Walthers und vielen andern Orten Bemerkungen, die ich
Ze. 29,131 I. zu verarbeiten versuchte. — Die Satzformeln fehlen
367
keiner Poesie, nicht nur keiner Volkedichtung, eondem auch
keiner Eunstdichtong; dort aber sind sie freilich noch voller
entwickelt. —
A) Eingangsformeln. Vgl. Weinhold S. 8.
Diese Formeln zerfallen in zwei .Classen, je nachdem ob
a persona oder a re angefangen wird.
1. Eingang vom Sänger und Zuhörer.
Entweder wird die Wahrheit der Erzähltmg betheuert, oder
sie wird vorausgesetzt und deshalb Aufmerksamkeit gefordert.
a) Betheuerung der Wahrheit.
In der Regel einfach durch Berufung auf Zeugen bez. Be-
richterstatter :
a) At kv4du ganga — R. 1,1.
manega uuaron the sia iro mod gespon, that sia uord
godes uuisean bigunnun Hei. 1,1; gevritu secgad Rät. 48.
ß) Meist beruft der Sänger sich darauf, diese Berichter-
statter selbst gehört zu haben:
heyrda ek segja Odd. 1,1.
ik gihörta dat seggen IBQld. 1,1 (kann der Lücke wegen
auch zu 7*) gehören).
hyrde ic se(^;an Reh. 1.
gefrägn ic Dan. 1; häbbe ic gefrugnen Phon.; hvät ve ge-
frunan An. 1; ic gefrägn . . . Rät. 49; ic — gefrägn Rät. 46.
veit ek HAv. 137 (Rünatal 1).
7*) Zuweilen erhält diese Versicherung einen anpreisenden
Zusatz: ^ bä ek sennu slidrfenghgsta u. s. w. Oud. hv. dat
gafregin ih mit firahim firiuuizzo meista Wess. G.
3) Die Kenntniss wird den Zuhörern selbst zugeschoben:
fr^tt hefir Qld 6fu Atlm.
Eine ganz vereinzelte Einleitung a persona, die sich aus
der Natur des betreffenden Gedichte versteht, hat die Botschaft
des Gemahls an seine Frau: nu ic onsundran J)e secgan ville.
368
fflzte fiimliche Anrede hat die venificirte Pndigt vm den Wnn-
4tcni d« SchöpfOng: vüt ^ — grttan. Die nraite BängaxigB-
tonnel der Botschaft: ic tüdre äveöx Bo. 3, wie die Umliche
der El^e: m^^aa io up veöx El. 3, steht den monologiBchen
Selbstetdiildernngra der ags. Bftthsel (a. o.) nahe. —
b) Ermahnung rar Animerksamkeit.
hljödB bid ek allar heigar kindir VgL, (vgL MöDenhofi S. 86.)
— VgL auch mal er at telja LoddL (EUy. 110) b. MOUenhoff
D. Alt S. 252. —
3) Eingang vom Stoff.
a) Von der Situation aua.
a) Zeitangabe.
aa) Unbestimmte Zeitangabe.
ix — Hym. Akv., it var |)ata — Gud. I Sig. ak., it var
alda {»t H. H. I (wie Vgl 6,1); mit lächerlicher ^ofung (vgl.
Wenzel Die ältere Edda S. 535, Anm. 3) vara f>at nä n6 i gaer,
{>at hefir langt Mit sidan ; er f&tt fomant, fremr var ^tt hälfn
Hamd. 2,1 — 6 (dies iat wirklich der Gedichteingang, Str. I
jünger vgl. Hüdebrand z. d. Str.)
eine — MSD IV 1.
/S)9) Bedingte Zeitangabe: >r. 1,1. Wese. 0. 5.
77) Bestimmte Zeitangabe: [n väe ägangen u. b. w. EL —
ß) Orteangabe.
aenn väni aesir allir & {ilogi, ok AsTnjar aUar & m&h Veg.
(= I». 13). -
r) Gern wird der Held oder die Handlung durch eine
Frage ausgehoben.
hverr er — Härb. ; hverr — Grip, ; hvat er — Reg. ; vgl. P4f. 1.
BÄttu — H. Hi.
hvat beit biynju u. b. w. Sgdr. ; hvat hefir Sigurdr a. s. w.
Br. (nach einer wohl analogen Halbstropbe, die verloren iet);
359
hvat er |)6r? Gnd. m vgl. Lok. I irnd Süm. 1; auch Vaf. 1
giebt dae Thema in Frageform. —
b) Von einem allgemeinen B^rifi aus (nur ags.)
Monge sindon geond middangeard Pan. (vgl. Pan. 70) Güth.
-^1. Güth. 10) (äueserlich ähnlich manega uuaron Hei. 1»1 s. o.)
fela bSd on foldan — Cräf ; ful oft {»ät g^onged — Vyr. —
Besondere Eingangsformeln sind für die ags. Räthsel ent-
standen (doch Rät. 40. 46. 49 s. o.)
1) Eingang vom Dichter,
ic v&t Rät. 44. 60. 59
ic seah Rät. 14. 20. 35. 37—39. 43. 52—54. 56. 60. 65.
68. 74—75. 84 ic geseah 30 vgl. 32. 33,3 (oft mit »vihtc)
2) Eingang vom Stoff.
a) Von der Situation aus,
d) Zeitangabe.
ß) Ortsangabe fehlt.
hvflum — Rät. 3. 4.
f) Einführung durch Frage.
nur: hvylc is — Rät. 2.
Jf) Sehr häufig dagegen Selbstschilderung.
ic eom Rät. 6. 18. 28. 31. 63. 66. 67. 70. 77. 79. 89 ic
«om vunderlicu vihi 19. 21. 25. 26 vgL 30,7 ic väs 5. 57.
6L 71. 73. ic sceal 5. 17.
ic — äveöx Rät. 72 ic veöx — 85.
b) Von einem allgemeineren Begriff aus.
is |)es middangeard missenlicum vlsum gevlitegad, vrät-
tum gefrätvad Rät. 32. 33. —
Besonders zu bemerken: hyse cvom gangan Rät. 55. viht
cvom gangan 83. —
Sehr oft fehlt jede Einleitung und frischweg setzt die Er-
zählung ein (so in der Edda Vkv., Gud. ET) oder noch öfter
der Dialog Alv. Hyndl., H. Hi., H. H. ET, Heb.) oder Mo-
360
nolo; (Or.) Das proMÜBoh« Vonrort ist natOrlich QbenU ab-
sosiflhfln; ötten mag ee die echte Eialeitiuig ftt^ertoeeen
haben, eo in H. H. n und vielleicht auch Sgdr. — Age. wiid
ein aolcher laacher Schritt in mediaa res gern durch ein hvät
Tenxdttelt vgl. Gtam. IV 448, J. Orimm m Andieas 1, Wonhold
8. 3; ao Ex., MAd., Be6v., Fata, An., JuL, Kreui, Met S. 9. 31
vgL 8,4, SoL — Die Psalmen kommen aU genaue Ueber
setiungen hier nicht in Bettacht
Nur agB. Gedichte, n&mlidi Vtd. und Men., fangen mit
Namen an; ebenso aber drei ^d. Zaubersprüche: MSD 4,2.
3. 6. — Von den englischen ZAubersegen beginnt IV mit einer
ffiinn.t>Tiiing^ 'CS. hat keine Elinleitiing. —
Ich habe hier wieder m<^chst sorgfältig zu claaeificiiea
versucht. Man wird diese Rubriken hoffen^ch nicht kleinlich
finden ; denn die Eiogangsformeln deuten fast überall mit liem-
licher Genauigkeit den Stand des Gedichts an und verdienen
deshalb grösate Beachtung.
Es ergiebt sich nämlich eine so klare und gradlinige Ent-
wicklung wie selten, recht ein Gegenstück m den verwickelten
Verhältnissen der Kehrzeilen. Wh sehen die typische Eio-
gangaformel entstehen und wachsen. In der ältesten Zeit hat
nnr das feierliche dogmatische Lehrstück schon eine feste Ein-
leitung in der Ermahnung zur Aufmerksamkeit (Vgl.). Jbi
allen Gedichten von minder feierlichem Charakter wird direkt
zur Sache geschritten, und zwar in den dialogischen durch die
Frage nach der Handlung (Sgdr., Br., Lok., Sklm., Vaf.), in den
erzählenden durch den Beginn der Erzählung (Vkv., ähnlich
Gr.) Aber schon beginnt in Gedichten von besonderer Leb-
haftigkeit der Darstellung diesem Prolog in der Uebetschrift-
strophe eine unbestimmte Angabe von Ort oder Zeit eingetj^
zu werden (Veg. J>r.) Gleich in der nächsten Schicht mindert
sich die Objectivität. Es tritt die Betheoerung der Wahrheit
361
ein, sunächst in unscheinbarster Form (RigO; <üe noch immer
(und lange noch) unbestimmte Zeitangabe, die sich aber doch
schon deutlich als solche giebt (Hym., H. H. I, MSD IS- 1)
wird obligatorisch und — was sehr interessant ist — statt der
Frage nach der Handlung wird die nach dem Helden (HÄrb.,
Reg., Fit., H. Hi.) üblich. — Kun tritt der Dichter entschieden
hervor, indem er sich selbst als Gewährsmann der Erzählung
giebt (Odd., Hild., Reh., — Dan., Phon., An.) ; die unbestimmte
Zeitangabe dauert fort, dehnt sich aber mehr und mehr zu
ganzen Versen aus dem einen Wort är heraus (Gud. I, Sig. sk)^
Auf andere Weise bethätigt gleichzeitig der Angelsachse seine
Subjectivität: er schlägt der einfachen Erzählung eine Inter-
jektion vor (Beöv. und so noch bis zu den Met. fort). Bald
drangt sich der Dichter noch stärker hervor: er verlangt Auf-
merksamkeit, aber nicht mehr wie einst weil die Sache heilig
ist, sondern weil sie ganz imerhört und merkwürdig sei (Gud.
hv., Wess. 6.) Die Frage nach dem Helden im Dialog wird
für die Erzählung in seine sofortige Nennung verwandelt C^'ld.,
Men., MSD 4,2. 3. 6). Die Zeitangabe wird eine ganz be-
stimmte (EL). — Und nun die allerjüngste Stufe: der Spielmann
dehnt die Anpreisung des StofEs (Atlm.) und die Zeitangabe
(Hamd.) immer weiter aus; der gelehrt erzogene Autor aber
stellt den Stoff in eine grössere Kategorie, aus der er ihn dann
wieder willkürlich herausninmit, wie der Prediger seinen Text
aus der Bibel (Pan., Güth., Cräf., Vyr.). — Es versteht sich,
dass man die Lieder nun nicht einfach nach diesen Formeln
0
ordnen darf. Noch späte Gedichte haben alte Formulirungen
bewahrt (z. B. Hei., Akv'., Grip.) und gleichzeitige zeigen ver-
schiedene Grestalten der Einführung (z. B. Gr. und Vaf., bei
denen jedoch der Inhalt dies erklärt). Im Ganzen aber scheint
mir die Entwicklung so sicher als interessant. Immer stärker
tritt die Persönlichkeit hervor, sowohl die des Sängers dem
Stofl, als die dea Helden der Handlung gegenüber. Immer
breiter dehnt sich, ganz wie wii dies für die poetüche Sprache
überhaupt vorauBsetzten, die Formel aus, bis nun Raum einer
Strophe. Inhaltlich wie formell weicher Abstand swischen
den Eingängen von Vbr. und Atlm., vim Jir. and HamO.! —
üiuere Tradition hat nicht überall diese Entartnng mit-
gemacht. Dem alten ix, das so lange auch in der Dichtung
sich erhält, entspricht noch Töllig unser Märchen- und Giedicht-
eingai^ lEs war einmal . . .< (J. Grimm Kl. Sehr, m 3021)
und oft fehlt diesen Erzählungen selbst diese loee Tünknüpfung
m den Faden dea Zeitverlaufs (vgL ebd.). —
Diesem volksthümiichen Eingängen gegenüber verbretoi
die Einleitungen der age. Rätbsel sehr schön die kunstmasaigen.
Wo de vom Dichter ausgehen, fangen sie gleich damit an,
diesen sehr entschieden als Gewährsmann zu bezeichnen (Ic
yät, ic seah). Die Einführung durch Frage, uns für Räthsel
die allergeläufigste, fehlt so gut wie ganz; sehr häufig d^für
Monolog des gesuchten Dinges (hier gleichsam des Helden der
Handlung), öfters mit Anpreisung (ic eom vunderlicu viht).
Und auch hier jene gelehrte Einreibung in eine grössere
Kategorie, die im Mittelalter so beliebte der >3£rabilia<
(Rät. 32. 33). —
Besonders ist zu bemerken, dasa eine Art der Gedicht-
einleitung fehlt, die sonst allgemein volksthümhch ist. In
meiner Dissertation (Die Reihenfolge der Lieder Neidbarts t.
Reuental S. 86) hatte ich die Anpreisung der Lieder als >neu<
dem Dichter als Marktschreierei angerechnet. Herr v. Liliencron
hatte die Güte, mich auf die Unrichtigkeit dieser Auffassung
aufmerksam zu machen. Dieselbe ist in der That durchaus
verfehlt, denn diese Ankündigung von Liedern als neugedichtet
ist nicht etwa dem Schöpfer der höfischen Dorfpoesie eigen-
thümlich, sondern uralt hergebracht; von zahlreichen Bellen
'Will ich hier nor aof die vediscben (Zimmer Altind. Leb^i
8. 240) verweiaen. Aber der altgerm. Poesie fehlen Bolche
A tiTmnHigiiTigftn . Ee Bcheist, dass die altec Germflnen auf das
ehrwürdige Alt«r eines Gedichte viel gröaseren Werth legten
als auf seine intereaBante Neuheit (foro spjfiU fin l>au er fremet
TOD man VoL 4,7—8, vgl Vaf. 1,5. 56,5 und Alv. 36,1, auch
H. a I 37,1). —
B) Scbluseformelo.
In der R^el enthält nicht der letzte Vers, sondern der
B^inn der Schlussstrophe oder des letzten Abschnitts die eigent-
liche Schluseformel, veil diese sonst zu nachdruckslos stehen
würde.
Statt der Eintbeüung nach Sprecher und Stoff empfiehlt
sieb hier eine solche nach der Zeithaltung dee Scblnssworte.
Dies kann auf die Vergangenheit deuten, wie sie eben das Lied
eraählt hat; auf die G^fenwart, in der das Gedicht voigetragen
wurde; auf die Zukunft, nämlich vom Standpunkt der voi^-
toigenen Barzahlung aus, bIbo Gegenwart, Vergangenheit seit
AbschluBS der B^;ebenheit und Zukunft zusammenfassend. Die
Schlusstormel im Prfisens entspricht dem Eingang a persona,
sie erklärt das Gedicht für beendet; dieienlgen im Präteritum
und Futurum entsprechen der Einleitung a re und erklären die
Geschichte für abgeschlossen, wobei jedoch die Angabe im
Präteritum dem Sänger immer noch mehr Antheil giebt, als
die im Futurum. — leb wüsste nicht, dass irgendwo über die
altgerm. Scblussformeln oder irgend welche andern besonders
gehandelt wäre.
1. SchluBsformel im Präsens.
nü man hann eokkvask (vgl. Müllenhoff S. 14. 36) Vgl. 68
-vgl. sekkstu gygjarkyn Heh. 14.
nü skinn — Alv. 36 ; nü eru H&va mÜ kveffin Hiv. 163
364
(daa Ränatil); nü er — Reg. 26; ad er am gengmn grtb
Oddrünar Odd. 31.
t>Ä er Bökn loMt H. H. I 57
JSrlmn glloin öd&l batni, snötuin QUom wig at minni at
|>etta tr^iröf um talit raeri God. hv. 22. —
2. ScbloBBfoime] im Priteritom.'
SV& kom 'Odina soor endr at hamii ^r. 33; sri |i& Ondr&a
sinaa barma Gud. III 10. —
3. Schlmaformel aus Präteritum und Futurum combinirt.
kvad ek — en |)ä aldii munt — Lok. 64. ß6
satt eitt eagilak, bv& mun ek Uta Sig. ak. 71
saell er hverr sidan er slikt getr foeda jöd at afreki, sems
öl Gjiiki Atlm. 102. —
4. Schiuesforme] im Futurum.
svä komix manna meirr aptr & vit Veg. 14.
ea veÄr hverjan vel skulu drekka — Hym. 39
|)ü ert ae rlBastr vera Vaf. 55
bann akal drekka — Hyndl. 44
kern ek eigi Aäi — ädr ek hefnt hefik — fi. Hi. 43
t)Tl skal hugga t>ik — bü mun gipt lagid A, gmm aevi;
munat maetri madr d mold koma — en ^ü, Sigurdr, ^ykkir
Grip. 53.
{>at man ek gsrva Gud. II 44
ferr engi svä sidan brüdr i brynju — Äkv. 44. —
Vgl. aucb knättu, mggr sjiä .... mäat SigrdrUa avefni
bregda — fyr skQpum noma Fif. 44. —
Ohne Scbluaalormel enden Härb. 60, Skim. 42, Gr. 54,
Häv. 79 (daa alte Sprucbgedicht Müllenhoff S. 259), H4t. 109
(das Odinsbeispiel ebd. 266) Hiv. 134 oder 136 (die Loddidif-
nismÜ ebd. 269); Vkv. 41, H. H. U 56, Hamd. 30. Der SchluBB
fehlt bei Rig. Sgdr. und ist bei Br. und Gud. I vielleicht duxcb
die Prosa abgebrochen. — Die übrigen altgerm. Fälle besprechen
wir beßonders. —
Die SchluBBfonnel im Prägens bietet Schwierigkeiten. Ein
eigentlicher AbecfalufiB vom Sprecher aus geschieht nur da, wo
auBdrücklich das Lied für beendet erklärt wird, d. h. Häv. 163
nnd Odd. 81 sowie, mit subjectiven Zusäteen, Oud. hv. 22.
An den beiden ersten Stellen wird sogar (ebenso wie z. B. am
Schluss der Nibelungennot oder des Waltharius, Holtzmann
JBdda 487,34) das Gedicht in aller Form benannt. Aber eine
Zusammenstellung dieser Gredichtschlüsse mit denen von Vol.
Helr. Alv. Reg. ist dennoch nicht bloss durch das gemein-
schaftliche Schlagwort »nü« gefordert. Vielmehr müssen wir uns
all diese Lieder pantomimisch vorgetragen denken, Alv. und
Reg. fast dramatisch. Vgl. und Helr. als Monologe in der Maske
der vQlva und Brjmhildens, so dass die ideelle G^egenwart der
Aufführung mit der thatsächlichen Gegenwart zusammenfällt;
eobald die Riesin Helr. 14 versinkt, ist eben das Stück zu
Ehde. Deshalb gehört auch das Futurum Vol. 68 hierher, wie
die Präsentia mit futurischer Bedeutung Veg. 14, H. Hi. 43,
Akv. 44 unter die Futura.
Und nun können wir auch hier eine klare Entwicklung
übersehen. Die meisten alten Lieder sind noch ohne Schluss-
formel (Skim., Gr., Häv. I, Vkv., H. H. II). Nur besonders pathe-
tische Stücke heben den Abschluss des Liedes hervor (Vol.
Rünatäl), gleichsam um von der im Eingang befohlenen An-
dacht nunmehr freizusprechen; es ist ein »ite, missa est«.
Aber ein Fortschritt in der dramatischen Durchführung der
Sprache (wie wir dergleichen schon im vorigen Paragraphen
beobachteten) ist es, wenn statt dessen die Begebenheit selbst
nachdrücklich gegen alle Zukunft abgeschlossen wird (\^eg., Vaf.,
H. BB.). Doch schon hat sich die Subjectivität des Dichters
geregt: in der J)r., die wir in ihrer Composition schon mehr-
mala üotirt boden, woat er nachdr&cklich auf die Handlung
hin und zugleich li^ in dem >8V&< eine leise Bethenemng der
Wahrheit, wie wir de al£ Eingacg beliebt sahen. Wie wir
nun den alten Retiain und den dtamatiBch wichtigeren G^eo-
refrain combinirt trafen, ao wird jetit dieee SchlneBformel im
Piftteritum mit der futoiiechen vereint (Lok. Sig. sk., mit sab-
jectiven Zuthaten Atlm.).
Auch die Dehnung der Formel wiederholt sich. Aus dem
einfachen Schlu« des Ränatala wird mit breiter Anpreisung der
TOD God. hy.^ aua dem nachdrücklichen Schlnsswort von Vaf.
das gehäufte von Grlp. Und während Lok. 66 nnd Veg. 14,
Hym. 39 wieder auf die Handlung verweisen, heben Atlm. 108,
Grlp. 53, Akr. 44 noch einmal den Helden aufs Schild —
gerade wie bei den Eingangsformeln der Mann die Sache ver-
drängte. —
Und wie dort hat die ags. Poesie hier ihre eigenartige Ent-
wicklung. Die meisten Lieder entbehren auch hier der Schluss-
formel: Gen., Ex., Aa., CrL, Bot, Beöv., Men., Fäder.; Deör
schlieBst sein Lied wie jede Strophe mit dem Refrain. Der
Schluss fehlt bei Dan., Sat., Seel, Ruine, Finn., Byrtii., Güth.,
Sal, — Aber es bleiben doch noch genug Stücke mit Schluse-
formeln. Einzig das Ende von V&ff>rüdnism&l vergleicht sich'
ihnen: wie dies mit dem Preise Odinns schliesst, so enden Jud.,
Hö., Cra., Vy., Möd., Phon., Seef., An. mit dem lobe Gottes.
Statt dessen brir^n Dom., Kl., Fata, Jul., EL, Reim., Leds.
ein Gebet am Schluss, und auch Kreuz, Gnom. IX, Gn. C. nennen
wenigstens Gott am Ende. Eine fromme Moral beendet SeeL I,
Schö., Fan., Wal., Reb., Wand., Vid. So ganz sind diese Stücke
vom Geist der Predigt durchdrungen. —
As. und ahd. Schluseformeln sind uns leider nicht erhalten.
Hei. wie Wess. G., Hild., Musp. sind Fragmente, und die kleinen
367
ahcL Stücke haben so wenig wie die kleinen age. Gedichte for-
melhafte SchluBSsätze. —
Wo eine Strophe für sich ein abgeschloBsenes Gredicht bildet,
kann sie natürlich auch selbst Anfangs- und Endf ormeln tragen ;
doch ist es selten, dass so enger Raum noch durch zwei Aussen-
werke eingeschränkt wird. Am ersten begegnet das noch bei
Strophen leierhafter Art Die Gegenrefrains sowohl der Lodd-
fAfnifimAI als der Runenverkündigung (Häv. 111 — 136 und 144
bis 162) sind Eingangsformeln, die lediglich auf Einzelstrophen
berechnet sind; sie gehen a persona aus und sind ndt den an-
preisenden Einführungen von Gud. hv. und Wess. Gebet ver-
wandt. — Vereinzelt mögen sich auch sonst noch solche Stro-
pheneinführungen finden, gewiss mit G^dichteingängen im
Kern identisch.
Interessanter sind die formelhaften Strophenschlüsse.
Soweit sie überhaupt selbständigen Charakter haben, tragen sie
den von kurzen Raumes. Entweder wird in denselben einer
Lehre oder Aufzählung ein Riegel vorgeschoben, als sollte sie
vor dem Eindringen fremdartiger Bestandtheile gehütet werden,
oder der Kernpunkt wird in Form einer Definition nochmals
der allgemeinen Beachtung empfohlen.
1. Recapitulationsf ormeln. a) bei Aufzählungen: nü hefi
ek dverga r^tt um talda Vgl. 16,6 — 8. b) bei Ankündigungen :
ok blend ek {>eim svä meini mjod Lok. 3,6; ok vaeri J)ä at |)er
vreidum vegit Lok. 27,6; |)ann kann ek galdr at gala Häv.
150,6.
Solche retrospectiven Füllverse stellen sich zu den echten
Schlussformeln von J)rymskv. und Gud. Hl. Sie kommen ähn-
lich noch in mhd. Zeit vor, z. B. bei König Heinrich MF. 5,28
8US kan ich an vröuden üfstigen joch abe, oder bei Rudolf von
Penis MF. 83,17 sus kan ich wol beidiu vlien unde jagen, und
83,24 den kumber hän ich mir selber getan, wo jedoch beide-
mal die RecapituUtion die Znthat tiaet neaen GedankeiiB ent-
hält. Auch hier wieder bat die jüngeie Entwicklung der deot-
ecben IHchtnng bereit« in aga. Poesie ihr Q^tenstüclE: der Be-
(rain in des Sängen Troet verbindet Becfl^tnlation mit duaiu
gezc^raem Ztupmch.
2. Definitionsformehi. Diese höchst bemet^enawerthe Fw-
mfllkkase wirft auf dos Wesen der Gelehrsamkeit mid die Art
des Unterrichts in ältester Zeit ein helles Streiflicht Nat&rücb
stehen Definitionsformeln voni^sweiae in Lehrgedichten; da
aber die uns erhaltenen vorzugsweise zwei tadelnden Beieicfa-
nnngen gelten, finden wir sie auch in hennschen liedon
benutet:
a) Wer ist feige? ok bugda ek |)at arge adal Lok. 23,8 und
24,6. — Anwendung: mik munu aesir ai^an kalla ef — {».
16,3; der sl doh nü ai^östo östarliuto der — Hild. 58.
b) Wer ist thöricht? {>at er ösnotrs adal Häv. 102,9.
c) Wer ist mannstoU? Anwendung: mik veiztu verda ver-
gj&masta ef — \n. 12,7 vgl. ])ik kved ek allia kvenna vet^a-
nasta vera slztu — Lok. 17,2.
d) Was ist Hilfe? hjalp heitir eitt en |)at — HAv. 144,4.
e) Was ist »Seelentausch?« (Simrock HAv. 125) sifjum er
I)i blandat hverr — Hav. 123,1.
Ich habe hier die Fälle gleich eingefügt, in denen die
DeßnitionBformel nicht mehr den Schluss der Strophe bildet.
Denn das ist klar, dass dort ihr rechter Plati ist Ihre Ge-
schichte läest aus den wenigen Belegen sich mit Sicherheit
Der Zweck dieser Definitionen ist ein eminent praktischer.
Nicht unklare Begrifie ein für alle llal zu umschreiben, ist
ihre .Aufgabe, sondern im Gregentheil einen als gemeinverständ-
lich vorausgesetzten Ausdruck für eine bestimmte Gelegenheit
anwendbar zu machen. Ihren Ursprung verdanken sie den
Sclit'ltstrophen: diese krvsüillisiren f^ich um einen bestimmten
\'orwurf, und vor allem sind natürlich diejenigen Vor^-ürfe
gebräuchlich, die dem Getadelten die empfindlichste Kränkung
zufügen: dem Mann wird Muih und Klugheit, der Frau KeuBch-
heit abgesprochen (RA. 2,644 e und 646 h). Solcher Schimpf
musB aber motivirt werden: wie früh schon diese Verbindung
von beediimpfenden Angaben und resumirendem Scheltwort
sich festsetzte, zeigen für die gemeingerm. Zeit die Stellen auß
|)rymBkv. und Hild. Aber bald bildet sich eine festere Form:
das schliessende Scheltwort wird zu einer festen Schlusszeile
der Scheltstrophe, deren formelhafte Grestalt die Stellen der
Lokasenna zeigen. Und wiederholte Verwendung der gleichen
Kriterien für die gleiche Beschimpfung (wie sie uns allein schon
in der O^isdrecka mehrfach begegnet) ruft zuletzt eine ganz
allgemeine und abstracte Lehrstrophe hervor, in der eine Eeihe
von Kriterien für Dummheit oder Feigheit in der Art der späteren
Priameln aufgezählt und mit der Definition geschlossen werden
konnte: so Häv. 102. Wer dann aber im Besitz solcher kanonisch
gewordenen Definition war, konnte im Rechtsstreit sich darauf
berufen: deshalb werden solche Strophen gesammelt und über-
liefert; die Gnomik kann juristische Beweismittel hefenu
Ich erinnere daran, dass in unserem Jahrhundert E. M. Arndt
aus der Definitionspoesie eine Specialität gemacht hat: Gredichte
wie seine »Erinnerungsheder für die hinterpommerschen Zurück-
treiber« sind ganz in der alten Art: die Motive lenken ein be-
stimmtes Prädikat auf einen bestimmten Mann. Aber in den
Gredichten, die definiren, was des Deutschen Vaterland sei, oder
wer ein Mann sei, ist die Definition vöDig . vom Bpecialf all
abgelöst. —
Noch verweise ich für formelhafte Anfänge und Ausgänge
einzelner Strophen auf den § 20, der es aber nur mit Worter
iMlcki. matoüeh» T»'*«»*^'*— fOi dieM Stdiu
ffifl Al^rCBsane' dax AbMduuttbnnsln gogm. ande» Siti-
frimittw tMü Midi kfline absolitt objectire, denn (flc emoD Ab-
Mhwit* giebt M kons »n gummngiHJgit TTAwtmnTijMnirfiiin gnj
sls». kHDft. beatlitten, werden, dam eiiw Foons^ die wii cdnm
jUxBoknitk aoneichueD linnnn. dies wizklich thirtr ^lataichliiäi
akcz kdnau so oft bei oimraildh^ten Abeätan 6er SlizUihing
i Formeln wieder, dam wir sie ruhig bier «iHunmen-
L dSitob Aucb ist '^"*" eine-epiechende AdinlichkEit
i SsgkDgi- und ScfaluBafoimelii edgoir selten aber üd
IM mit £eaen idenÜBch. Es sind ' meiBt 'EinleitaQgBtonnela,'
dit' aber zuweilen auch ab ScblnaBformelc sieb verwenden
laeeen.
I. Die wichtigste Abechnittsformel ist die BSnfHhmTig äts
BedneiB. In dialc^iBcbeQ Stücken fehlt sie (wie begreiflieb);
in dei Erzählung fehlt aie selten. J. Orinun aao. 3. 41, Wein-
haid S. 4—5, Vilmar S. b. —
a) Ankündigong der Rede.
velta at ek — vel fyr teljik fom spjnU Um VfiL 4,6 i mil
er dvei^ i Dvalia lidi — täl Lofon telja VsL 17,1; mAl er st
{iylja.H. 110,1; au Utta foma ui^a talda HyndL 11,1 t^
ef ek skal fyräa lidi telja Üva fjnir H. 157,2 — 3; sva hann gU
mum ord at tlna ... ]>ä er Jieii Angantyr aettix relqa HyndL
45,3 L — Ais Scblussfonnel: nü hefi ek dvecga — iMt um
talda Vgl. 16,6; |iat man ae appi — langni^a taL hatata
bafat Vgl. 19,5; nii em taldar ngnnur Herjaos Vgl 31,9; ef J)ä
jrinn barm Hnir Atlm. 54,8.
f^ bann |Muin t>at orda alls fynt um kvad ^. 2,1 u. & ; ok
bAa fnl orda alk fyrst um kvaä Br. &,3
|iä krad |iat — fir. 14,1 u. ö.
371
hvBl ek nik maeli ]nr. 2,4. — AI0 8chhi68fofmeI: |>at segir
6 HA Hteb. 5,1. —
b) AufEorderong xor Bede.
Begdo fMt, Eldirl Lok. 1,1 ; eeg {>u m6r ]Mit, V0lundr Vkv.d2,l
Bgte m«r — Grip. 6,5. 8. 10,1. — G^airefrain in den Alv.j
fepsOiba — Qegenrefrain in Veg. (vgl. ]>egi fu — jir. 17,8
ad Qegenrefrain in Lok.)
c) Einfache Einleitong der Rede.
nia ord mn kvad Veg. 4,8; kaxl ord xun kvad Hym. 32,5
- and jÄt vord acväd Gen. 639, Az. 4, CrL 374. 714, Wand.
1, B. 654. 2046, Byrht. 168, An. 62, ^ vord äcväd Gen. 1110,
It vord gecväd Fhön. 551, Reb. 4, An. 1174. 1301, 1402, 1665,
1 344, 440, 1191; and J)ät v^d acväd Jul. 45, 143, 361, 640,
Mtb. 1321, El. 1073 and {>U6 vordum cväd An. 173, 354, Ps.
! 30, he ^t vorde cväd An. 716, Jul. 92, J)a gen vorde cväd
Ji. 727 and gen vorde cväd An. 852, be {>a vorde cväd Jul.
2 n. B. w.
sprak im thno mit is uuordon tuo Hei. 1063 u. dgl. m.
he J)ät sylfa cväd An. 329.
Rückblickend: Bvä J)at viee men vordum Becgad Ex. 377.
and |>u {>a vord spricest Cri. 179. — bo thu piidi thinon
iord6n Bprüda Hei. 143. 158, the hier mid is uuordon gi-
»rikit H. 1694, tha hie simla mit is uordu gieprikit Hei. 1761.
d) Eägentliche Einführung des Redners.
]>ä kväd |)at — {)r. 14f. (ß. o. unter »Gegenrefrain«).
ord kvad J)ä (hitt) — Atlm. 37,7f. 39f.
Beövulf maddode, beam Ecgl)eöve8 B. 1099. 1651. 1817.
[2b ; Eltoe madelode El. 332. 404 u. 8. w.
Hiltibraht gimahalta Hild. 7 u. ö.
e) Ankündigung der Antwort. •
einn {)vi Hogni andßvor veitti Br. 7,1 vgl. Häv. 26,4 und
s. H. H. I 34,5.
24*
372
f) Einfache ESnleättuig der Aatwtxt
snaOi HQgni Gktd. 11 10,1. — Rftckbliokflod: kUa >& mAt
akoetii^ einni srarar H&rb. 69,2. —
VoUatändigküt ist hier nidit erstrebt. Ich enthalte mkh
deehalb auch aller Bemerknsgeo, sa denen eine genaue Ueber
sieht vielleicht Anlaas geben könnte. Gerade bei derartigeD
ohne jedes Nachdenken verwandten Formeln kfinnen sich Un-
terschiede ergeben, die der Kritik nnter TJnutftnden von Wich-
tigkeit sein könnten; x. B. scheint Jnl. ftcr&d, An. georSft sn
bevorzugen. Die pleonastieche Figur »mit Worten sagen« and
ihre Abarten verdienteD eine Untersuchung; wie das einfachne,
■ein Wort sagem ist sie ags. la grosser Beliebtheit gekommen,
altn. aoch kaom lu belegen. — ■
Vtd. 1 ist die Einfähmng des Redners als BSngangsformel
des Gedichts benutzt. — Besonders mache idi noch auf die
i^. Redeformeln Weinhold -S. 51 aufmerksam, die homerischen
ähneln. —
2. Die Zeitangaben, die innerhalb der Gedichte ein Vor-
rücken der Zeit markiren, sind schon oben (S. 94 f.) im
Zusammenhang besprochen. Als Abschnittsformeln dienen sie
wesentlich an folgenden Stellen:
var {»ar at kreldi um komit snimma |ir. 24,1 ; dagr var i
sinnum R. 31,10. — fräs vis on uhtan eall gevorden Sat. 466.
— Ankündigung des Abends: munom at aptni ^drom verdi
via veidimat vii |)rlr Ufa Hym. 16,6. —
Häufiger und wichtiger die allgemeinere Faasoi^: ajt is aa
dag comen B. 2646 vgl. Byrht. 107, An. 1586, HeL ö. —
3. Einführung neuer Personen.
Nur altn. finden wir hierfür eigene Formeln entwickelt
a) Selten ist es, dass die Einführung von der schon vor
geführten Person ausgeht: maetti hann hvelpi, Jteim er or hdju
kom Veg. 2,7; maetti hann {>ör midra garda Jir. 8,7; in Sa*-
iiiimd? Prosa: ok iann tfollkonu H. Hi. 08. — .Ajiküncliiniiig
der Begegnung: hittumk i \ik Varins H. Hi. 22,3.
b) Gewöhnlich wird vielmehr von der neu vorzuführenden
Person aii4gegaiigen und zwar wird ihre Situation beschrieben:
üti Btod H. BL I 49,5, Br. 6,1; üti ßtendr — ^^cv. 16. 80,1;
ein Bat hön ttti VfiL 2,1. Sig. sk. 6; Bat in alsnotara ambött
fyrir Jnr. 26,1; hjön B^tu J)ar R. 2,7. 15,1. 27,1; in Prosa:
Qeirrgdr konungr sat . . 6r. 85.
sat I»r A haugi Vgl. 43,1. I>r. 5,1, in der Prosa H. Hi.
ziach bX Sk. 10, wozu Müllenhoff (D. Alt. S. 182) zu vergleichen.
Den Thorr kann noch die spätere Zeit sich nur auf Bergen
wohnend denken (J. Grimm Gesch. d. 8pr. I 85), gerade wie
auch die todten Helden auf Hügeln ruhen (Worsaae Dänemarks
Vorzeit S. 78). Aehnlich noch bei Saem.: er hann sat abergi
H. Hi. nach 11,2; Granmars synir sdttu ä bjargi nokkuru H. H.
n nach 16,9. — Von Göttern: Odinn ok Frigg sdttu i Hhdskjalfu
Gr. 15. — Vom Lachs: sat ä ärbakkanum Reg. 11. — Vgl. auch
gestr er inn kominn, hvar skal sitja sjÄ? Häv. 2,2. —
Diese Formel ist recht merkwürdig. Aus späterer Zeit
sind W. 8,4 »ich saz üf eime steine« und ein osnabrückisches
Volksliedchen (Germaniens Völkerstinmien her. von Firmenich
3,160b: »Ich satt up'n kaulen Steene«) die einzigen, mir bekannten
Beispiele, in denen sie noch (hier als Gedichteingang) verwandt
wird (doch vgl. Wackemagel in Walther übs. v. Simrock U 124).
Aber die ältere mhd. Epik hebt noch diese Wendung (Lüning
Die Natur in der altgerm. und mhd. Epik S. 280). Und ebenso
heisst es in zahUosen VolksUedem: »Ich stand auf hohem
Berge«, u. dgl., was noch Heine umgebildet (»Ich steh' auf des
Berges Spitze« »Buch der Lieder« S. 151) und Geibel be-
halten hat (»Ich steh' auf dem Berg und grüsse dich tausend
tausend Mal«). Aber die höfische Poesie hat schon im Mittel-
alter eine ähnliche Umformung selbst vorgenommen : künsüiche
374
Habe fät OAtOrliche önastieQd nagt dt» Uftdchen in den Eäm-
bergliedem: »ich stoont mir — an nnsr szcoea* (vgL Za. 29,4S).
Anoh da« haben VolkBlieder tlbOTliehrt und iriedw auch din
Dicht« onaeres JahiiiundertB un^ri)ildst: so Scbfllar im Biof
des Polykrates, weit« noch Ooetiie (D. j. O. m 161). — Wes-
halb vendiwand das Sitzen ans der Poeaie? galt ea nicht mdir
für poetJBcb? and weshalb eraetzte die Enns^Kteeie den Baf
durch den Thona? — Jedenfalls ist die altn. Foimel so gut
wie die hcdti für *Baokc- oder >Sits< beieiohnawl fOr du
RuhebedüifnisB dw Germanen: —
4. Symbolische Handlangen.
Ein Abschnitt in der EruLhluug wird allgemein germ. oft
dadurch bezeichnet, daee die Helden bestimmte Bew^pmgea
machen, auflachen u. dgl.
a) Nur altn. ist die Berafung von VerBammlongen in wich-
tigen Augenblicken (vgl. o. S. 52).
|>& gengu regln gll k rokatola VoL 9,1 u. Ö. ; iaii 'm ä {än^
Vol. 49,4; senn vdru aeair allir a {>iiigi otc ^ynjar aUar & mal)
Veg. 1,1. f>r. 13,1 vgL hittusk aeair A Idavelli Vgl. 10,1.
Aehnlich as. helithoe stuodim u. 8. w. Hei. 1384 — 86.
1580—83.
b) Ein bedeutendes Zeichen ist es, wenn der ^Id neb
erhebt (vgl. Vol. 30,3 bann ajäldan eitr er haou sUkt um fregn}:
upp reis 'Odinn Veg. 2,1; unz naudig reis Veg. 4,7; t«b
hann ap {>adan B. 5,3 u. ö.; opp reis Gunnar Sig. sk.; Saem.:
>ä etöd bann up Gr. 39 — äräs ^ metodes ^e6v Gen. 3429;
{>ä äräe hiade . . . Loth. Gen. 2460; äatäh up . . . engla acyppend
Sat. 563; äräs {»ä ae rlca B. 399; verod eaU &r&s B. 651. 3(^;
dugod eal äräa B. 1790; är&s |>ä tög^nes An. 1013: ans ^
mägene röf An. 1471; äräe |tä eorla VTnn Gdth. 1081; iria m
vuldormago Güth. 1267.
S76
Man siefat, me staxr dieee Formel «cb ftfeirtigt hat. —
AgB. ist das t)eliebte »|>ac hineisgewadiBezi. - —
c) Nur altn. ist ein ähnliches Zeichen, daae der HeU 4te
Baal dnrehzDiASt
en hann ütan st^kk endlangan sal ^r.-27,3; ok h6n in -am
gekk endlangan aal Vkv. 16,8 30,3 Odd. 3J; gengu inn ^taa
endlangan aal Vkv. 8,8, Tgl. hvi {>ü einn aitr endlanga Ba£
Sk. 3,4; at endlongu hüsi* AÜm. 18,2 25,2. —
d) Ebenfalls altn. ist es, einen Abschnitt mit dem Er-
wachen ans dem Schlaf beginnen zulassen, (was aidi denn
mit den abechnittbezeichnenden Zeitangaben nahe berührt).
ok hann vaknadi viijalauss Tkv. 12,3; als TCingangsforatcfl.
«r hann Taknadi pr. 1,2. Aehnlicb werden wichtige BreignisBa
durch Schilderung der Schlaflosigkeit des Helden aaschatdich
gemacht: vaki ek ävalt, vilja «k lauss Bit (vgL Vkr. 12,3),
«ofna ek minnst Vkv. 31,1; svefn {)ü ne sefr Grip. 29^;
als Schlussformel laega ek sidan n^ sofa vildak Gud. 11 41,1
— Noch weiter ausgeführt ist diese Schilderung Brot. 12 — 13^
TgL auch Sig. sk. 6 — 8. Dagegen Walth. 390 dient die Be-
-fichreibung von Attilas unruhiger Nacht nur dem Zweck, den
Eindruck des schon geek^hehenen Ereignisses auf eine Neben-
person fühlbar zu machen. —
e) Gremeingermanisch ist wieder das Auflachen in bedeu-
tungsvollen Augenblicken (vgl. Freytag Bilder I S07).
hlö Hlorrida hugr i brjösti {>r. 31,1 ; hlaejandi V^hmdr hof^
at lopti Vkv. 29,5; hlö |)ä Brynhildr Br. ö,l; hlö J)ä Atlahugr
i brjößti Gud. m 9,1; hlö |)Ä Hogni Akv. 24,1 Atim. 62,5;
hlaejandi Gudrun hvarf til skemma 'Gud. hv. 7,1 hlö pk
jQrmunrdn* ELamd. 21,1. — hlöh |)a and plegode' Gren. 724.;
hl6h ]>a mddig man ByrÖi 147; ^ä üre m6d ahl6h An. 4M;
ahlög {>a ee herennc Jul. 189. — Ankündigung: hAtt munu
hlaeja — Reg. 16,1.
376
Ser ist du .*^*' atudi alte, eofaon <
f) Ebenw wird, doch aar in dw Akv. aaeh von Mteneto,
geweint.
Frigg vn grtt — VsL 34,6; gritandi BgOrüdr gfük or
eyju Vkv. 29,7; leiddu landiQgni lydar — gtAtaadr Akr. 12,1;
gnetr >ü — H. H. H 44,5; grMa bfim Hdiw Akv. 39,4
Verbot: grttatta H. HL 41,2. — VgL Ond. I puiim. —
5. Nor altnordiaoh Bcheint die Verwendung der Conjnnctioa
»bia daM« für den Schlnaa der Abechnitte.
iäi BuTB Bjmx bjödtun um Tpda Vgl. 7,1 (doch ^
HüUenhofE S. 91); ans ^rj&r krimu -^ VgL 11,5. 20.1; idr Snrtar
paim aefl of gleypir VgL 48,6; um naodig nia Veg. 4,7; am
af trygiüam — aagdi Hym. 4,0; fäm — um til EgOa kvAmo
l^m. 7,1; um t»t in frida frilla kendi — H7m. 30,1; v^
besonden nnz — kom ok — kom {>r. 4,7. 9. 8,3. 5. Hier
tritt die Eigenachaft dieser FormeL zuf^elcb den alten Ab-
schnitt lu verschlieeseo und den neaea zu öffnen, audi äoaeer-
I^ hervor. — Aehnlich H. H. 11 48 m&l er mär at rlda.
Da nur ältere Lieder (bes. VgL und Hym.) die Formel haben,
ist de wohl später ausgeetorben, als zu kunstlos Termntlich. —
6. Diesen objectiven Abedmittaformeln stehen, als snb-
jectJTe, Anmerkungen des Dichters an Rnhepunkten der Er-
zählung entgegen.
a) Die Betheuerung der Wahrheit wird aus dem Gredicht-
eingang hierher übertragen (wie wir sonst öfter das Umge-
kehrte haben). Vgl. Weinhold S. 3--1.
Altn. nui im Munde der vorgeführten Figuren: satt hygg
ek mik s^a HÄrb. &0,1; als AnhTini^ignpg; U dugir siUiD-
gum satt at mael H. H. I 47,3. — Dagegen werfen sich die
Sprechenden Lügen vor Lok. 31,1. H&rb. 49,4, H. H. I 38,4,
Atbn. 94,1, 99,1 vgL t>r. 9,7. Betheuerung der Wahrheit durch
Lithotes: mundo vist vita at vaetki lygr Grip. 25,6.
377
AgB. gern alfi Beralnng auf Quellen : ]ml8 ])e üb eecgad bec
Oen. 227; üs cydad bte Oen. 969; üs gevita eeog»d Oen. 1121,
2563, 2611; 8va j[>ät tSm men vordum ee^^ Ex. 377 vgl Ex.
619 Cri. 702 786 Ph. 666 Athel. 68 Ead. 64 u, ö. u. ö. Vgl. für
Otfried Schütse (Poetik Otfriede S. 36 f.) Ebenso HeL Daneben
ags. und as. einiache Wahrheitsversicherung: söd is gecyded
Ex. 419; söd gecyded Dan. 113; than segghi ic ok teuuaron oc
Hei. 1468 1478 1627 u. dgl. m., vgl. Weinhold S. 4.-
Ahd. : das hörtih rahhon diu ueroltrehtuuison Musp. 37 ; dat
sag^tun mi üser^ liuti Hild. 16. —
b) Selten Mahnung zur Auimerksamkeit.
gehyre se |>e ville Ex. 7 (äusserlich ähnlich hyde se .{)e
ville B. 2766); hliste se |)e ville Met. 10.
c) Dem schliesst sich wieder die Versicherung der Merk-
Würdigkeit des zu Erzählenden an, nur ags. als Abschnitts-
formeL
vundor is t6 secganne B. 1724; mycel is tö secganne An.
1483; micel is tb secgan Oüth. 602; long is t6 secganne Rät.
40,22; tö lang is tö recenne B. 2093. —
d) Ebenfalls nur ags. erklärende Anmerkungen.
ä) Er that so, weil es so seine Art war:
svä he oft dyde Gen. 2586 2632, Cri. 17, B. 447; svä he
aer dyde Sat. 117 279; svA hie oft dydon Cri. 455; svä he
nu gyt dyde B. 956; vgl. femer B. 1238 1676 1824 27, auch
2581 2859 Jul. 110 475 542 643; svä ful oft gedfed Ps. C. 13.
ß) Er that so, weil es ihm so befohlen war.
svä him se hälga bebeäd An. 1047, Leäs 39; svä him
diyhten bebeäd An. 1698; — seö cven — El. 715 980 1018
vgl. auch Gn. C. 49.
e) Gemeingerm, sind dagegen Anmerkungen gnomischer
Natur; vgL Viknar S. 5 f. Weinhold S. 6 f.; für Otfried Schütze
ß. 32 f.
S78
«^ AUgenMÜi: >wie man o» ttom aoU«. WerahaU S. 6
VOmar S. 4
BvA skal «um frc«kn hzingdrifi vid (£ca bald« Akr. 32, 10— lt.
Bvk sceal gleit gnnu — 6. 30 Q. ö. t^ 1172 1634 2166,
auch 1328 Gäth. 31B: s6 man scesl HeL 1883 o. a.
ß) >iri« es aich äestt.« Weinhold S. 6.
Bvi tat gedöfe via B. 561 1670, biA 3175; sri him geftym
ne vfia B>2332; ^ hit rild ne väa Byrtii. 190; Bv&himfeid^
tSs AtheL 7; avä him gemödost Täa An. 694 vf^ bim [lät gifode oe
via B. 2682; gvä him gecynde väs B. 2696; auch a»6 ^ forirt
ne y'ie Jul. 258. (Ebenso noch spitmhd. lala gtaam* vgl
Haofioi ni Walther von Rhemau Zs. 32,36^.
;■) Speciell aga. Ajmierkmig zur Zeichnong eines FüntM^
ideale (vgl; Bartech Vorträge and Aufsätze S. 185f):
{)ät Täs grim cyning Deör. 23; näa {>ät s&oie cyning Vid.
67; |)ät väs göd cyning B. 11. 863. 2390; ^ Täs fr6d cyning
B. 1306 Tgl. 2209; ]>ät is adele cjroing An. 1724; |)ät is aM
cyning Jul. 224, iMet. 20,246; {»er is rybt cyning Güth. 664; he
väa riht cyning Hy. 7,120 f>ät is vis cyning Met. 24,34 v^
t)ät väs äncyning B. 1885; 36 väs gio cyning Met. 26,35 vgl
auch ])ät väfi mödig secg B. 1812. — Alts, so nnr einmal
imd zwar in später Zeit: sem konungr skyldi Akv. 9,6. —
7. Halb eridSrend und halb betrachtend ist die gemein-
germ. Anmerkung >wie er das wohl Termochte« v^. Weinhold
S. 7 J. Grimm Kl. Sehr. II 19 und bes. Vümar S. 4 (vgl. atuäi
Vkv. 28,2). —
Ueber die Einführung der neuen Rede und die Zeitangabwi
wüsBte ich nichts weiter zn bemerken. Interessanter ist die
Einführung der neuen (oder wie i. B. J>r. 8,7 von neoem «of-
tretenden) Personen, die diese in einer typischen Situation vor-
führt. Schwerlich wird in der Poesie ii^nd eines Volks so viel
. wie in der altgerm. : vgl. auch VTcv. 11,1 u. a. Nnn
379
aber« um die Soenen su scheiden, werden diese ruhenden Fi-
guren in Bewegung gesetzt: es werden Versammlungen berufen
(ygi Tac. Germ. 11), der Führer erhebt sich und schroitet durch
den Saal; wir sehen die Helden schlaflos auf dem Lager oder
sich vom Schlaf erhebend, hören die Männer freudig oder zornig
auflachen, die Weiber weinen (Tac. Germ. 27,8). Viel sdtener
und später tritt der Autor selbst auf die Bühne: sein Haupt-
interesse ist natürhch das Stück selbst: es soll wahr, hörens-
werth, merkwürdig sein. Um es deutlich zu machen, giebt der
ags. Dichter als Chorus seinen Figuren erläuternde Worte mit
auf den Weg. Aber das Stück ist doch nicht das einzige In-
teresse des Sängers; er ^hat auch ein Heldenbild vor Augen,
und diesem Ideal vergleicht er,"meist in lobenden Sinn, doch
zuweilen auch tadelnd die Gestalten seiner Erzählung. Dot
Held darf die allgemeinen Regeln nicht verletzen, vielmehr
dient sein Bild, um was recht und schickhch ist einzuschärfen.
Und dem Angelsachsen ist ein ganz besonderes • Ideal stets vor
Augen: er sehnt sich nach einem Musterbild des Königs und
benutzt jede Gelegenheit, diesem Bilde einen kleinen Zug hin-
zuzufügen.
Und wenn so in einer noch ganz im Leben lebenden Zeit
43elbst aus einer so untergeordneten technischen Figur wie die
Abschnittsformel ist, sich ein anschauliches Bild des Helden in
«einer täglichen Ruhe und Bewegung entwickelt, wenn sogar
das Bild des altgerm. Grentleman, des ags. Idealkönigs auB
diesen leisen Strichen der alten Dichter sich deuthch genug
zusammensetzen Hesse — wer wiU diese Formeln todt nennen
imd ihr Studium unfruchtbar? Ein besserer Kenner hätte sie
wohl ganz zu beleben gewusst und aus ihrer Betrachtung mehr
gezogen; aber vor jenem Vorwurf schützt imser Thema hoffent-
lich auch schon meine Arbeit. —
380
AtuTCT di«0en Fonaeln, die neue Atwehnitte ao m aageo
beroisBiiaüg emsuführm haben, dianso oft auch Responsionsn
-venchiedener Art, vor allem natOriioh Ktäatmiao (beeondeit
in det Fonn dea G«g«ireftaina) duu, die Gnosen der ******'"■"
Theile ro maAiren. —
loh stelle wieder einige Literatur fOr dleae techmschn
Satcformeln (im G^ensati xn den caremoniellen Satrioimeln,
die der folgende Paragraph xa bebandeln hat) niaammen.
Technische Satxformeln aller Art in der altn. Saga:
Döring Bemerkungen Über T^pos n. Stil der iaL Saga S. 4S.
Ueber epiBche Eingangslormeln Im AUgemeJaen spricht
ten Brink (Q. F. 62,28), VAet die dec Bdda Jeasen (Ueber die
Eddalieder 8. 56 Anm.). Bingangsformeln für MSrchen: J. Grimm
Kl. Sehr. 3,302 f.; für Volkslieder-. BöckeL Dentsche Volkslieder
aus Oberheesen S. XCVni; femer z. B. für die altfn. Pastoa-
rellen: Groeber Die altf». Romanzen imd Pastanrellen S. 17,
füt neofrz. Vo^Ueder: Scheffler Die frz. VoUudichtang 2,245.
Ueber Gedichtschlüase im Allgemeinen Viehoff Poetik
S. 491; für Märchen: J. Grimm Kl. Sehr. 2,104.
Abschnittaformela im Beovulf : Rönning Beovolfakradet
124 f.; bei Cynewulf: Jansen Synonymik und Poetik Cynewolfa
S. 92 f. ; bei Otfrid : Schütze Poetik Otfrids S. 35 f. Für die ISn-
fübmng des Redners: J. Grimm KL Sehr. 3,280 ond m An-
dreas S. XLI; für Otfrid: Schütze aao. Ilf. Femer t. B. für
Homer. und andere Dichter: J. Grimm aao. 2S2. Ueber 8ym>
boliflche Handlungen als Marksteine der poetischen Handlang
spricht trefOich Viehoff Poetik S. 182 f. ; für die germ. Dichtung
apeciell Uhland Schriften 1,395; für das mhd. Volksepoe:
Scherer L. G. S. 109. — Die Mahnung zur Aufmerksamkeit:
J. Grimm Kl. Schi. 3,239 Anm., für mhd. Zelt; Schütte Stil
Zazikhovens S. 7. —
381
Einen zweifelhaften Fall von Abbrechen der Rede durch
gewaltsamen üebergang bespricht Ziegler Poetischer Sprach-
gebrauch bei Caedmon S. 161.
EQerher gehört auch Manches, was A. HoSmann in seiner
Dissertation Der bildliche Ausdruck im Beöwulf und in der
Edda S. 6 f. bespricht. — Femer vgl. noch z. B. über ägyptische
Uebergangsformeln Masp^ro Contes populaires de TEgsrpte an-
cienne S. 6 Anm., für homerische: J. Grinmi Kl. Sehr, III
282; für mhd.: Schübe Stil Zazikhovens S. 6. 32 f.
§ 19. Ceremonielle Satzformeln.
Als sich aus der Alltagssprache eine poetische Sprache in
bestimmter Form emporhob, da waren es gewiss zuerst jene
technischen Satzformeln, die sich festigten. Was Refrain und
Gegenrefrain für die poetische Form sind, das sind Eingangs-
und Schlussformeln für den poetischen Inhalt: zuerst kaum
mehr als Symbole, feierlichen von alltäglichem Vortrag zu
scheiden bestimmt; bald für den feierlichen Vortrag Muster-
stücke und Merkzeichen. Gerade Anfang imd Ende müssen
mit kenntlichen Auszeichnungen imikleidet werden, um so die
Ceremonie des poetischen Vortrags von allem andern Thun des
Tages abzutrennen. Aber diese Auszeichnung, diese Stilisirung
überträgt, sich von dem Ganzen allmählich auf die Theile. So-
bald eine GUederung des Vortrags als nöthig empfunden wird,
bildet die Nachahmung der Eingangs* imd Schlussformeln zur
Abgrenzung der Einzelstücke bequeme Handhaben. Die genaue
Uebereinstimmimg zahlreicher Fälle macht es unzweifelhaft,
dass diese Kunstmittel schon in urgerm. Zeit sich in den
Händen Aller, die damals die Poesie pflegten, befanden.
Aber während dessen wächst auch im Innern mehr und
nMto dia Am» dar doMb dm CMnook griiriligin ffnn».
Wto iadv ColtailuuuUai« dwlksdogb lort mid tet WDlUr
duich Regal owtot, so diingt weh ia daa pitiwtinlHn Vot^
tng sia glrinhmlnnipiT Grät foniuod and nMcUlMHod *"*
80 antiteban die SatifoRncilii ▼enolusdannr Azt, mldM wir im
nichBtea n«ign^hcn TonnfObna haben. Ik Uert iMi nr-
folgeii, wie fOr Vielea Behau vor dn l>aiiiiiiBf der Dtaldde
efaie typieohe Axudmekefoim gefmxUn.iit; fOr andani erwidüt
ne enrt aof dem Boden der eimdiMn Dielakte.
J^xm aber ist die Poeöe nicht des eimige (Miat, auf den
die Foimen der Sprache entanwL Die Voontdhmg von dem
ebenso nngebondenen als Hebmswfirdigfln yatnrmaosdien der
Uneit, die Roaeaeaa hegte, ist längst beseiligt. Der UrnuDsdt
ist ceiemonieU — nat&iüoh noch nicht in der allerUtesten
Zeit; aber die Anfänge der Civilisation umgeben Menschen und
Dinge mit einem Netz feierlicher Formen. Vor allem benehen
diese sich auf den Verkehr zwischen Fremden. Die Begrässong
wird streng geregelt, wie sie das noch der Fall iat bei dm
Beduinen der Wüste wie bei den Indianern. AuatOhilich, mit
spiehnannfimäseigem Interesse an höfischen Nebendingen, schildert
der Anfang der Grip. das Ceremoniell der B^;rÜBBnng; ab«r
auch Beövulfs Eintritt bei Hofe wird mit Liebe and SoKgfalt
ausgemalt. Diese uralten Formeln' hat die Sprache das Dichtos
nur zu übernehmen. Er findet sie fertig vor und branoht sie
leichter als die selbetgearbeiteten ; das Verh<niss dieser pathe-
tischen Satzformeln zu den einfach poetischen ist du der
Metapher znin Ve^eich. Die technischen Saticfiwmeln aind
künstliche Produkte der Berafsdichter, die gewöhnlichen Sats-
formeln ihnen aus der Uebnng fast zuKllig sngewacfasen ; da*
zwischen stehen diese Formeln, welche allgemeine Uel»m([
ihnen zuführte und die ihre Kunst dann umformte. —
Wie sich daraus von selbst versteht, sind alle cetemani-
383
dien Satzformeln mindflotcps der Grondla^ aach gemeinger-
1) Die Htldep, wenn sie sieb begegnen, fragen zunächgt
eiaer den andern naob seinem Namen.
Altn. hverr er Bk eveinn sveina Hirb. 1«1
l^en er bAl kad karla Hirb. 2,1
hTat er ]Mct blymja 8k. 14,1; hvAt er {>at manna mer
öknnnra Veg. 5,1; hvBi er }»! manna Vai 74 ; bvat er {>at fira
Alv. 2,1, — rekka Alv. 5,1
bverii 'ro hQldar BL Hl. 12,1; hverr er landreki H. H. I.
83,3; hverr er fyUdr H. H. U nach 1^,17; hverr er skjQldungr
R H. U 22,1; hverir rida {mit Beg. 16,1
faveiJQm ertQ aveini um bonnu? hverra artu manna mQgr?
Fäf . 1,2— a
hval er gat it liüa Lok. 44,1 —
hvat }nü heitir Härb. 9,10; hv^ |)ü heitir H. Hi. 14,1.
16,1. —
AgB. hvät ayndon ge eearo — häbbendra bymum verede
H. 8. w. B. 237 1
Ahd. er fragfin gistuont foh^m unortum, huer sin fater
iriui fireö in folche . . . eddo huelihhes cnuosleB dt sie
Hild. 8f.
Eine ganze Reihe von Fragen H. H. 11 5 und 7. — Vgl.
ferner BL H. U 39. —
Man beachte, dase der Frage nach dem 'Individuum alle-
mal eine Aussage beigegeben wird über die ClasQe, der es an-
gehört: wer ist der Jüngling, der Krieger u. s. w. In der Helga-
kvida HjQrvardssonar folgt eine solche Charakteristik nnt be-
sonderem Nachdruck: halr inn ämÄtki 14,2; häla nägrädug 16,2.
— Auch hier wie bei der Einreihung des Eigennamens in die
Geschlechtsreihe wird der Einzelne als Vertreter einer allge-
meineren Spedes aufgefasst —
2. Hienaf oennt ncfa der G«fngt».
V^tunr ek hsiti Veg. 6,1; B^gnr ek beiti Ix^ 46,1:
HArfowdi' ek beiti Hazb. 10,1 ; GagniAdr ek heiti V«L8,1 a. e.w.;
AÜi ek heiti H. Hl. 16,1 a.B.ir. Vgl. beitir YggibrnsQ V«L
22,1; Helgi bann beitir H. HL 13,1 and so femer VffL 23^.
37,4. 38,8. 43,7. Bym. 11,10. IaL 1. HAtb. 8.1- 163- Sk.
3S. 39,1. Vaf. 12,1. Gr. 1. 31. 5,1. 6,4. Hiv. 102.7. R. 12,3.
23,5 n. B. w. Vgl aoch ekkl nafn feettsk vid bona EL ffi.
n 2 n. f .
. . . dat Hiltibrant hett min fater, ik hättn Hadobiant
Hüd. 17.
BeÖTulf is min nama B. 343; Sigeferd ia min muna fia.
24, vgl. väs {)ät engelcyn aer geoemned Ludfer hiten Sat. 367;
väa him noma cenned Helimus JuL 24. —
Wie man sieht, hat dch ags. eine andere Foimel ainge-
bürgert aU altn. und ahd. Sie steht der ceremoniellen Vo^
Stellung unserer Tage >Mein Name ist — < gleich, die ältere
Form dem lässigeren «ich heisse — *. — Komisch soll die
Aufzählung aller Titel Härb. 9 wirken. — Eine höhnische Ant-
wort giebt Sinfjetli H. H. I 36. —
Fr^e und .\ntwort verlaufen gerade wie bei Menachen
auch bei anderen Wesen : hvat er {»at fiska? — Andvari ek beiti
Reff. 1,1 und 2.1.
Oft wird wie bei der Frage auch bei der Antwort der
Name des Vaters beigefügt; bo Veg. 6,1. Reg. 2,2. Hild.l7u.ö.
3. Nun folgt feierliche BegruBsung. Weinhold S. 6. Vil-
mar 51. 66. Die Begrusaung ist (gerade wie noch heutzutage
Gruss- und Abechiedsphrasen) nur eine Abschwächung der Se-
gensformeln. Die ausführlichsten bieten die herrlichen Strophen
Sgdr. 3 — 4. Sie zeigen allein schon ausreichend den Typua:
Anrufung mit dem Worte beul. Das heilir aeeir bnlar ^ynjnr
Sgdr. 4,1 wiederholt sieb Lok. 11,1, Die Bedeutung die«ei
385
Fonnel zeigt sich am klarsten Gr. 3,1: Heill skaltu, Agnarr!
allß |)ik heilan bidr Veralyr vera. Der Wunschgott selbst also
(Myth/ I 114 f.) wünscht dem Agnarr Heil und verleiht es ihm
dadurch; es ist dieselbe Anschauung, die noch heut unsere
Willkommensworte »Grüss' dich Gott« ausdrücken.
In voller Form: ver |)ü heill Hym. 11,1; heill ver |)ü nü
ix>k. 53,1. Sk. 37,1; heill verdu H. Hi. 40,1..
Kurier: heill I)ü nü Vaf. 6,1., Faf. 23,1.
Ganz verkürzt: heill — Lok. 11,1. Sgdr. 3—4.
Mit besonderem Nachdruck kom |)ü heill H. Hi. 31,1. In
Anwendung bei anderen Segensprüchen H. H. I 56,1. 57,1.
Ags. z. B. B. 707 ves |)ü Hrödgar hal; oder mit Voraus-
stellung des S^enswortes hal ves |)u, folde Zaub. I 67. —
Es ist bezeichnend, dass unsere beiden altdeutschen Evan-
gelienharmonien die Formel beim »englischen Gruss« brauchen:
O. I 5,15 heil mAgad zieri, HeL 259 hei uuis thu, Maria. Der
lat. Text fordert es nicht; Ulfilas übersetzt Luc 1,28: fagino,
anstai iip^fi>>fi.ft4^ —
Mit aussergermanischen Grussformeln vergleicht die unserige
J. Grimm Myth. I 13 — 14; er führt Belege für dieselbe an Kl.
Sehr. 1,334 Anm. - Zu Sgdr. 3-4 vgl. das nd. Tannhäuserlied (bei
Lüning Die Natur im altgerm. und mhd. Epos S. 14 besprochen).
Dieselbe Formel beim Abschied: Vaf. 4,1 — 3. —
4. Diese Segensformeln haben ihr Gegenstück an pathetischen
Fluchformeln und die lässige Begrüssung am einfachen Fluchen.
FeierhcheVerfluchung namentlich an zwei Stellen: Skim.25f.,
H. H. n 30f . Die erstere Stelle hat MüUenhoff (Zur Runenlehre
S. 56) herrhch ausgedeutet. Die andere mit ihren zahlreichen
Wortspielereien klingt noch nach Jahrhimderten nahezu gleich-
lautend (Uhland Sehr, m 250 Anm. 327). — Von der feierlichen
Haltung jener beiden Stellen entfernt sich (gegen S}TnonB P. B.
4,199) ziemUch weit die Verfluchung Hognis Gud. n 9. —
Utyn, Altgermaniiohe PomI«. 25
887
. dt SV& }>e ])ynce
ungen im GflBprIch
■ät Gnom. 1,29, Gn.
: ByMa. T&t An. 43S,
Vilmar S. 24^25.
^167; oe laet>ul>fn
Schema Smmel —
:, altD. FormelQ tos
mg, die wieder auf
n.:
:kr — Boemra miklu
Z,b; vaeija p&t soemt
, 61,1, vgl. auch Sig.
ibjectiver gehalten ale
wir Bchon agE. (aber
vriBche Wendvingen an-
und noch im Volkshed
ich zu den ceremonieUen
le doch diesen am echick-
gestatte ich mir, anf meinen
Auch dies
wie
Bin lUnterhaltoiigBäach« ist uns mehifadi aberiiefot:
faf Ini nä ban |nk haä allan gramir Härb. 60,1 gnunir h*fl
GoiiBU Br. 9,5, vgL deüi gtqm vid {lik H. H. I 45,8, ^
er ^ HcL hafi Fid. 21,6 and vgl Niedner Zs. 31,344 Ann»
V^ auch Fngm. 304,9: haldi Hei {ivi er hefir. — Ein anderer
Fluch H&v. 135,10, [i&er t)4r bels bedit. — Andere Flüche in
den meisten Scheltstiophen; z. T. (wie H. Hi. 16,4 — 5) dsnem
sie noch fort.
5. Den Anrufungen in Fluch und Segen sind die Eides-
formeln verwandt v^l, o, S. 51 — 62. —
6. Im Gespräch ist es höflich, gelegentlich eine formelle
Anrede einäiesaen su lassen (gerade wie dies noch heute der
Briefstil verlangt). >Alloqaendi ratio communis est« Weinhold
S. 6. Vilmar S. 15. Doch ist hier wieder alto. kein Beispiel
erhalten; vielmehr wird in der Edda nur mit dem Namen an-
geredet (i. B. Veg. 14,1, Jir. 2A 3,5, Lc^. 1,1 XL o. Hirh. 38,1
u. 0. Sk. 1,1, 3,1 u. s. w.). Nur einmal hat der Name einen
Zusatz, aber einen beschimpfenden: HArbardr ino ragi BArb.
51,1. Oft freilich schleudern Götter und Helden sich einfach
Schimpfwörter zu z. B. Lok. 57,1 f. H. H. I 39,1 «. ö. E»
Hesse sich schon ein ganz ausgiebiges eddisches Schimpfwörter
\ lexikon zusammenstellen. Die hauptsächlichen Vorwürfe sind,
wie in volksth timlichen Scheltlledchen noch heut, Unkenachheit
der Frauen, Feigheit der Männer; eine volle Blüthenlese bringt
allein Loki in der Oegisdrecka. — Gerade diese Scheltreden
haben sogar eine besondere Formel erzeugt: [lat er — adal, über
die schon oben (S. 36S) gehandelt wurde. — Die Angelsachsen
machen dagegen schon Complimente. —
7. Auch für den höHichen Befehl ist ags. ein bestimmter
Typus fest geworden. Precibus allatis pluries easdem voces legi
Weinhold S. 5, ~
dö avä ic |)e bidde Gen. 225 ; död svä ic eöv bidde Gen. 24i>5,
387
.1231; död 6vä ic hate Gen. 2323, vgl. dd svä ^ |)ynce
L 641, —
8. Auch bestmimte fromme Ermahnungen im Gespräch
od ags. typisch geworden.
a) Nur Gott weiss das Verborgene.
god äna vät Byrht. 94; meotud äna vät Gnom. 1^29, Gn.
57; drihten äna vM Jul. 62, vgl. ic J)ät sylfa vat An. 433,
;1. auch Seef. 12. 55, Musp. 66.
ß) Man soll fest auf Gott vertrauen. Vilmar S. 24 — 25.
ne laet })u {)e })in möd äsealcan Gen. 2167; ne laet })u })!n
rhd vesan — Gen. 2194.
f) Moralische Alternativen nach dem Schema Himmel —
Slle, die aber wohl ein älteres Muster an altn. Formeln von
r Art des »svä him ged^fe väs« haben:
vare him J)onne betre — Cri. 1302.
g) Dagegen ist eine ähnliche Ermahnung, die wieder auf
6 was sich schickt zurückgeht, schon altn.:
J)^r er soemra — H. Hi. 34,5 ; vaeri ykkr — soemra miklu
. H. I 46,1 ; heldr er soemri — H. H. II 8,5; vaerja J)at soemt
Ol. 11,1; semri vaeri Gudrun — Sig. sk. 61,1, vgl. auch Sig.
. 14. — hit is soemre nu Met. 8,42. Objectiver gehalten als
)Schnitt6formeln s. o. S. 378,6, ß,
9. Besonders merkwürdig ist, dass wir schon ags. (aber
I hier und einmal bei Otfrid) einige lyrische Wendungen an-
tffen, die später in der Minnepoesie und noch im Volkslied
le grosse Rolle spielen. Ob sie gleich zu den ceremoniellen
irmeln nicht gehören, reihen wir sie doch diesen am schick-
hsten an. Zu ihrer Beurtheilung gestatte ich mir, auf meinen
ifsatz Zs. 29. 121 f. bes. 165 f. zu verweisen. Auch dies
leinen eben früh fixirte Wendungen der Alltagssprache, wie
lilich die andern poetischen Formeln auch. Wenn man will,
ig man sie aus der höflichen und eleganten Conversation
25* •
zwischen Herren und Dameo berieiten, wie die vorigen aus dem
steifen und fonnellen Gespräch der Männer.
|iä ic hine nehst geseah Gen. 536: ])ät ic {>e mJTiiiTii eägum
geseab Gen. 820; so er nan eiist gisah O. II 7,3&b; t^ aao.
144 za MF. 6,2L and ebd. 148 zu M. 12,39
^t mtc ne gedaelde oemne deid änA EL 28
ne ]>ia ae dagad eistan Vin. 3 : v^ het dagjiet in den ooatoi
Uhland Volkslieder I S. 213 (über die lahlreichen Unibfldangen
Tgl. Vilmar Handbüchlein S. 116 Böhme Altdentschee lieder-
bnch 3. 701.). So noch Heine: «Heller wird es schon im
Osten« Bach der Lieder 294. HoSmaon t. FaUerslebai: ->Et
taget in dem Osten« Gedichte * S. 62. —
Ist ea uns auch nicht möghch, die Sprache des Alltags-
lebens za reconstruiren , so kann doch von einer höfisch ver-
feinerten Conversation, wie sie früh bei den Gennanen in hohem
Ansehen stand (imälrünan) diese ihre poetische Veredelang
einen Begrifi geben. Und wir sehen, was vor allem Formeln
der Sprache für die Gesellschaft reifte : nicht die Staaterede vor
dem versammelten Volk, nicht die im Füistenrath finden mi
maaeegebend, sondern die abgemessene Sprache des Einzelnen
dem Einzelnen gegenüber. —
10. Eigentliche Zauberformeln sind nicht ans der Alltags-
rede entnommen, sondern von vomherein poetisch zn denken;
vgl. oben § 9 über flectirte Wortwiederholung. Zaubersprächt
werden in alleQ Bunenaufzählungen erwähnt und sind um
ahd. und ags. erhalten: ihre .\nwendung innerhalb der e^
haltenen Reste bleibt auf jene mit Zauber verbtmdene Ver-
fluchung in Skim. beschränkt. Weder Hav. 137 f. noch in
den Helgiliedem oder wo sonst Gelegenheit wäre, werden die
von den Göttern oder Helden ausgesprochenen Zaaberworte
mitgetheilt.
1 1 . Rechtsformeln äind wahrscheinlich ebenfalls früh
389
poetisch gefestigt worden. Sie haben auch auf poetische For-
meln eingewirkt, besonders auf die Zwillingsformehi (vgl. z. £.
über eard and Mel Scherer über Beövulf Zs. f. öst. Gymn. 1869
S. 99 und dazu Brunner Rechtsgeschichte I 187 f.). Nachge-
ahmt sind sie vielleicht in der Erbübertragung Reg. 11 (vgl.
Holtzmann Edda 884,11)> wahrscheinlich in den Bussanerbie-
tungen H. H. n 34 Gud. 11 26—27 und 33, gerade wie die
altn. Prosa solche Sätze aufnimmt (Heinzel Saga S. 190), die
mhd. Poesie, besonders Hartmann von Aue, und die frz.
(Mätzner Altfranzösische Lieder zu 23,3 und zu 24,15 — 16) sie
nachahmt Sig. sk. 71,7 — 8 klingt wie eine »Versicherung an
Eidesstatt« • Wenn man aber mhd. Gedichte wie den Meier
Helmbrecht u. a. zu einem Corpus iuris poeticum hat ausnutzen
können, so gestatten die spärlichen Anwendungen von Rechts-
formeln in den altgerm. Gedichten wenigstens keine Herstellung
des Wortlautes derselben. Nur sei nochmals an die altfries.
Rechtssätze mit ihren Alliterationen erinnert. —
12. Formeln für Schenken und Empfangen hat J. Grimm
Kl. Sehr. 2, 173 f. liebevoll imd geistreich besprochen; für
unsere Au^be kommt nur erstens Hild. 37 in Betracht (vgL
aao. 199), und zweitens die gemeingerm. Formel »brüc ealles vel«
tu dgl. in Beöv. und Hei. (J. Grimm Kl. Sehr. 1,131) vgl.
auch Ludwigslied MSD. XI 6. — Vgl. auch Saxo 67, 21 f. —
13. Eigentliche Gebetsformeln {vrie etwa Hias 1, 37 f.)
sind nicht erhalten, überhaupt keine Anrufung der Götter (vgl.
Müllenhoff D. Alt. V. 88). Beides scheint absichtlich vermieden :
Helg. Hund. H nach 27 steht nur »Dagr Hggna sonr blötadi
'Odin til födurhefnda«, wo sonst leicht directe Rede in der
Art wie Reg. 10,4 — 6. 15 erwartet werden könnte. — Doch
könnte man allenfalls den Schluse des Hyndluljöds hierher-
nehmen: bid ek 'Ottari qU god duga, was aber doch eigentlich
nur eine Segensformel ist. —
^
.^
390
Die ceremonielleQ Formeln hoben natürlich frähieitig die Auf-
merkaamkeit der Literarhistoriker erregt und sind vielfach ge-
Bammelt worden, ohne dass man übet dasVerhältnies ihres gewöhn-
lichen Gebrauchs zu ihrer poetischen Anwendung näheres fest-
gestellt hätte. Die wichtigste und ehrwürdigste der ceremoniellen
Formeln, das Gebot der Aufmerksamkeit (vg^. Müllenhoff D. Alt
V 5. 86) fanden wir unter den technischen Satsformeln an erster
Stelle — einlach weil in alter Zeit auch der dichterische Vorftsg
ein Thedl des öfientlicben Lebens war. Wie weit aber andere
Formdn einen Proxess poetiBcher Umformung eist durduiunadien
hatten, ehe sie aus dem Leben in die PoeaU eingehen konnten,
das wird kaum je möglich sein festmstellen; denn woher könnten
wir die Sprache ausserhalb unserer Denkmäler kennen lernen?
1. — 3. Ceremoniell der Begrüssung: für mbd. Zeit vgl
Kettner Ueber den Empfang der Gäste im Nibelungenliede
(Progr. Muhlhausen in Thüringen 1883); Scfaütie Stil Zazik-
hovens S. 36.
4. S^en und Fluch vgl. al^meinMythol<^e2, 1023i3,363;
Verwünschungen: für die altn. Zeit Koseuberg Nordboemes
aandfiliv 1,95, für das deutsche Volkslied Uhland Schriften
[3, 269f. — Fluch und Schimpf in der altn. Proea: Heiniel
Saga S. 34.
. 5. Eidesformeln hat man bes. auf romanischem Gebiet
gesammelt: aus dem altfrz. Epos Bekker Homer. Blätter H 22i
und Keutel Die Anrufung der höheren Wesen in den altfn.
Ritterromanen (Diss. Marbui^ 1885), femer K. Tolle Das Be-
thenem und Beschwören in der altrom. Poesie (Erlangen 1883).
— Die juristischen Formeln RA. 2, 892f. —
6. Schimpfworte in den Sagaer: Dörii^ S. 33 Heintel
S. 59. Allgemein vgl. z. B. Schaible Deutsche Stich- und
Hieb-Wort« (Strassburg 1885).
10. Zauberformeln: altindische vgl. Zimmer Indisches Le-
391
ben S. 344 Kaegi Der Rig\'eda .Anm. 12; alüatemißche: Teufiel
Gesch. der löm. lit 127,85; äg}7)tiBche: Maßp4ro Contes pop.
de l'Egypte aDcienne LX, 55. — Ueber die idg. Formeln mit
flectirter Wortwiederholong vgL § 9. — Ueber Liebeszauber
spedell VgL Eaegi aao. AimL 362.
10. Rechtdormeln; in der altind. Poesie kommen z. B«
Heirathaformeln vor (Eaegi Anm. 223j, die sich mit allgemein
verbreiteten Minneformeln wie MF. 3,1 berühren. — Die ju-
ristischen Formeln RA. 1,31 f.
13. Ueber idg. liturgische Formeln: Kaegi Anm. 85; über
altgriechische: Usener Altgriech. Versbau 8. 87 f.; allgemein vgl.
z. B. Herder Versuch einer Greschichte der Dichtkunst (Lebenß-
büd 1,3) S. 133. —
§ 20. Andere Satzformeln.
Die beiden Gruppen von Satzformeln, die wir eben be-
handelten, hatten das gemein, dass sie ihre t3'piBche Er-
starrung ihrem Inhalt verdankten. Die technischen Formeln
mussten die Dichter sich für ihre Zwecke selbst schaffen, die
pathetischen oder ceremoniellen hatten schon die Leute allge-
mein sich geschaffen und der Dichter nahm sie nur auf. Ein-
gangs- und Schlussformeln sind Gruss- und Abschiedswort des
Dichters, Frage imd Antwort, Bitte mid Ermahnung bezeichnen
wichtige Abschnitte des Gesprächs. So geht eine durchgreifende
Analogie durch beide Gruppen, ^^'ohl möchte es sich lohnen,
auch ihre Grenzen abzumessen. AVie unterscheidet sich die
feierhche Formel des Gedichts von der des Z^siegesprächs?
Und manche andere Frage wäre zu thun. Wir lassen sie hier
bei Seite.
Aber die poetische Sprache rundet m ihrem immer^^äh-
renden Fluss jeden noch so eckigen Stein ab, der hinemgeworfen
wird. Nicht der Inhalt, sondern die Verwendung formt die
392
eigeatUchen poetiBcbes Fonneln. Der Dihalt ist bei der WaM
der Worte und B^riSe jxl prQien; ist der Sati einmal mge-
laseen, bo modelt ihn der Rhythmus und der Reim.
Zunächst ist noch der Einwand zu beseitigen, als hatten
diese Formeln sich ganz selbständig gebildet. Wie gross viel-
mehr der Einfloas der Form ist, zeigt folgende Beobachtung.
Ich habe die ersten 1400 Vene des ^liaad mit den entspre-
chenden Theilen Otfrids Vers für Vers verglichen. Und ob-
wohl hier der Stoff und die Tendenz gleich sind, obwohl nur
ein geringer Zeitraum die Abfassung bdder Werke txennt, ob-
Irohl die Dialekte sich noch ziemlich nahe stehen, ergaben sich
nur folgende Uebereinstimmungen :
so man henen scal — H. lllb.
80 man druhtine scal 0. I 23,14b vgl. I 5,13b. 25,22b.
n 8,16b.
idis enatio ful Hei. 261a.
fol biatu götes ensti 0. I 5,13b.
cuning thero liudo H. 617a. 729a.
kuning therero liuto 0. t 5,29b.
manno lioboeta H. 821b = 0. I 22,43b.
them liudeon cutda H. 875 b.
then liutin ouh gikundti O. I 23,6 a.
eftha thero furisagona H. 1422 b.
thehein thero forasagona 0. EI 18,3b.
Von diesen sechs Fällen beruhen drei auf Formeln (»so man
— scal« moralische Anmerkung, • cuning thero liudo« Titel,
•manno lioboBta* Anrede). In dem letzten Fall beruht die Aehn-
lichkeit lediglich auf der Wahl des gleichen fünfsilbigen Worts.
Hei. 261 und 0. I 5,13 stimmen nicht einmal genau. So bleibt
das eine zuKilige Zusammentreffen von H. 875b und O. I
393
23,6a. Dag^[en gtixmnt gleich das »geomo fulgangan« Hei. 112a,
das wir von dem Satze abgesprengt haben, genau mit dem
Halbvers Gen. 782a.
Eine eingehende Vergleichnng derselben biblischen Stücke in
ag6.,afi.,ahd.Bearbeitangwäieübrigens sehr zu empfehlen undfür das
Detailstadium von Versbau wie von Syntax gewiss ergebnissreich. —
Wir nannten die Formeln schon oben die eigentlichen
Worte der poetischen Sprache. So suchen wir nun ein kleines
Lezicon jk)eticum herzurichten oder eigentlich mehrere, indem
wir dem gemeingermanischen Wörterbuch der poetischen Sprache
für altnordisch und angelsächsisch kleinere Glossare beigeben.
Für as. wird von Neuem auf Sievers verwiesen. Ahd. ergiebt
das knappe Material gar zu wenig. — Wo nur innerhalb des-
selben Gedichts der Ausdruck formelhaft geworden ist, bringen
wir den Fall unter die »Wiederholten Verse«, ebenso wo gar
keine Formel vorzuhegen scheint. —
1. Gemeingermanische Satzformeln.
Alter: sceolde hine yldo beniman ellendaeda Gen. 484, vgl.
öd |)ät hine yldo benam mägenes vynnum B. 1886; habit unc
eldi binoman elleandadi Hei. 151.
aufwachsen: Weinhold S. 27. upp öx J)ar Jarl ä fletjum
R. 35,1; upp öxu })ar Jarli bomir R. 41,1; Saem.: öx Sigurdr
J»r upp Sinf. 29. — siJ)J)an ic up veöx Kl. 3: ic tüdre ä
veöx Bo. 2. — Vgl. auch Vaf. 49,6. Odd. 13,1. Atim. 69,1. —
bald s. Weinhold S. 7.
bedürfen: was im tharf miHl Weinhold S. 6. Vilmar
S. 4. 52, vgl. Cri. 255. 751. 848. Byrht. 233. An. 1168. 1607.
Jul. 695. El. 426 und bes. Hav. 146,2. Vgl. u. S. 431.
var J)eim vettergiß vant or gulli Vgl. 11,3; era mer gulls
vant Sk. 22,4 vgl. J)ä var vant vitri AÜm. 3,5.
I)inß lidfi vaera ek J)ä J)urfi Härb. 32,1; ladax J)urfi Vat.
8,4; matar ok v4da er manni |)örf Hdv. 3,4 vgl. 3 — 5,1; naer
394
Tflriti A vegfam üti gein am ^rf gnnu Hir. 38,6; mala et
]»arfl Grip. 2fi — nis me vihte fieuf G«n. 878.
VgL tt. 23,7. H4v. 67,8. Sgdr. 27,1. AÜm. 87.4. —
beherrBcheo, beaitien: ti er glla nadr V9I. 67,1; et
einn sksl liäa — Gotna landi Gr. 2,6; hitünbrudam hftigL
raodr Gr. 16,6; hofum ok hgrgom bann nwdr Vaf. 38,8; hverii
r^da aesir eigDum goda Vaf. fi0,4; rM bann edim at |«t itün
bäum R. 29,1 ; sid mnnda — hringum rfUa H. HL 6,1 TgL 11,1;
sUu guUi |n knÄ bann einn ri^ Faf. 34,4; melan fjärir t^
fylki t^aum Sig. sk. 19,5 — raedan on ^ iIm 0«n. 889.
Iteodan hie rlce raedan mtebm, bozgnm TeoLdon Dan. 7.
Cftsere veöld Creacom o. B. w. Vtd. 80 f . ; J)& ic foiAom veöld
u. B.w. B. 466 — erdodesero bnuinAnobdderouaaltanHild.62. —
bekannt: madr ei ""t""' verdr at mili kudr HAt. 67,4 —
cbild waa er managöm cbonn^ mannom HÜd. 28 vgL Hild.
13. — Blut Vilmar S. 63. — BruBt b. S. Weinhold 28.
coire Weinhold 3. 27. —
bvilda ek hjä |ieini aystrum sjau Harb. 18,13; knä boD
bjä jQfri 3ofa H. Hi. 24,5.
at ek Sigurdi sraefak ä armi Helr. 13,3; Bixta arma {liiia
lagdir itr|]vegna um \iinn brodurbona Lok. 17,4 (vgL Lok. 20,6)
muna |>er Sigrün — hrdga. at armi H. H. 11 17,1 bata skalek
Siguid . . . mer ä armi Sig. sk. 6,6.
at it t)i6drekr undir ^aki svefid ok lettliga Uni verdid Gud.
in 2,5; bann vardi mey varmri blaeju Odd. 5.7; ^ er breiddu
vit blaeju eina Odd. 23,7.
nema [Kirh einoi er mik armi verr H. 162,7 — 8; myndigs
ek — JQfur okmmum armi verja H. Hi. 42,7.
Vgl. Lok. 26,5. 30.6. 52,3, H. 129,5, HyndL 46,7. — Vgl
auch umarmen. —
einst: i drdaga VqI. 63,5, Lok. 9,2—25,7 — in ge&rdagum
B. 1 u. Ö. in fymdagum B. 1451. —
395
Erde b. Weinhold S. 8.
erschlagen, tödten Vilmar S. 63, Weinhold S. 17.
broedr munu beijask ok at banum verdafik Vol. 46,1» vgl.
H. H. I 37,7; hverr man Baldri at bana verda Veg. 8,5; ne
brüdi minni at bana verdir Vkv, 33,7; vardek bani |>eira H.
H. n 18,8; J)ü munt bädum at bana verda Grip. 4,5; |)eir
verda J)eir baugar at bana Fäf, 9,6. 20,6 — eddo ih imo ti
banin werdan Hild. 54. — er ek eigi mäk budlungs monnum
bana H. Hi. 26,10 — vark .... ordinn einbani Gr. 50,4.
ek drap ])jaza HArb. 19,1; ek munda })ik i hei drapa
Hdrb. 27,2 vgl. Athn. 40,1; Saem. : hann drap Sväva konung
H. Hi. 10 nach 5; hön drap fyrst sonu Atla Akv. 3.
ok jotna bardak Härb. 23,2; brtidir berBcrkja bardak 1
lil^eeyju Härb. 37,1, vgl. 38,2.
en hann slö Sigtrygg Hyndl. 15,3; slns brödur slö hann
handbana Hjmdl. 29,7 — freö maeg ofsloh Gen. 983.
unz haim Helgi hj6 H. Hi. 17,6; ßundr hofum Sigurd
sverdi hoggin Br. 7,3.
ok hann hardan let Hunding veginn H. H. I 10,5; brägds
Fkulud hoggnir Athn. 38,4.
er J)ü feit hefir — H. H. I 56,5; eda hefir J)ü feldan fodur
6gdr. 35,5; vard f}T Helga Hundings konungr hniga at velli
H. H. n 9,3; l^tu mog nngan til moldan hniga Hamd. 16,7;
FMnir lagdi ß\'erdi — Saem. Reg. nach 9,4; laeblondnum hjor
leggja mik i gognum Gud. U 387.
ok mjnrdir til hnoßsa Athn. 54,4, er J)ü sonu myrdir Gud.
hv. 5,4.
Vgl. auch HAv. 108,7, Vkv. 33,7 Athn. 48 86,5—8. —
Verbale Kenningar: J)ä er broedr J)inum brjöst raufadr
H. H. I. 42,7.
A sifi ungum mer eggiar rjöda Grip. 50,6.
|)eir er Eyhma aldre srajadu Reg. 15,3, en hami odrum
befir aldn of arnjat Fäf. 36,7, vg^. 6k 'OSna aaa aldia roena
Veg. 8.7.
t>ü froeknan Till fjftrri oaenui Br. 1,7, vgl aldri naemik
Gva. n 32,12 — ealdrt b^iaeman Jud. 76
Utta hana gada f^t Sgdr. 26,8 (vgL R^. 10,2). —
aema |>ü Sigurd svelta Uür Sig. sk. llj, Tgl. Gnd. II 3,7,
Odd. 18,7.
Vgl. anch Lok. 60,4, Saem. Reg. 11. —
fehlen: ee fehlt mir a. a. bedürfen.
fliegen Ü6 ^ Loki, fjadrfaamr dundi f»r. 4,5, 8,1
faran an fetherhamon — thia ertba dnnida HeL 5798 — 99,
vgL Vilmar S. 14.
fragen a. a. o.
|)ik vil ek fiegna Veg. 8,2, bona tu ek spyrja Härb. 9,9.
er |)ü at rdnum apyrr H. 79,2, at B^lverH |)eir spuidn
Häv. 108,5.
Vgl. Vsl. 2,5, Sk. 1,4, HAv. 28,1, H. H. 1 17,1; 24,5. Grip.
3,1, 19,7, Gua.n 5,4; 18,5, Athn. 74,6; 75, 76,4, Saem. Sk. U,
Gr. 28 — Hüd. 8 u. a. w.
froh, fröhlich Vihnar S. 6.
sich fürchten Weinhold S. 29.
gelüsten — at ykkr vega tiAi Sk. 24,6, alla mik fara
Udir VaJ. 1,2, ef {)ik fara tidir H. 115,6, ef {»ik Tita lystir
H. H. n 8,4. Tgl. Atlm. 75,3 — nü dih ea 3* wel lußtilt Hüd. 59.
Gericht Vihnar S. 34.
Geschick Vihnar S. 9 f., Weinhold S. 15 a. aoch u.
»Sprichwörter«. —
orleg sin viti engl fyrir Hdv. 56,4, {)viat {)ü 1)lluin s^r 5^
log fyrir Gr. 28,7.
Geschlecht Vilmar S. 39.
Gestalt laegjama liM Vgl. 36,3, vitka liki Lok. 24,4, i lax
liki Lok. nach 64,1, Saem. |)ursa Uki Alv. 2,4, 1 amarliki Saem. H.
397
Hi. 26, i Bteins liki H. Hi. 30,6, i geddu liki Saem. Reg. 9, I
ökrs liki Beg. 10, i orms liki R^. nach 14,4 — vearp hine
])& on yyrmee lic Gen. 491.
i trolle hami VqI. 41,8, jQtun 1 amar ham Vaf. 37,3
Frininarr jarl hafdi hamask — Saem. H. Hi. nach 5,8.
Vgl Häv. 128,7.
i dldes had EL 776 u. ö. b. Grein Wh.
glänzend Weinhold S. 11.
nadr fränn VqL 68,3 — inn frAni ormr Sk. 27,6, ormi
]>eim innin frina Vky. 17,2, orm in fräna Grip. 11,2, inn fräni
ormr TäL 19,1, frÄnir ormar Gud. hv. 17,7.
Gott Vihnar S. 8 Weinhold S. 14.
Götter ginnheilug god Vol. 9,1 u. ö. Lok. 11,3 — rikir
tivar Veg. 1,6 maerir tivar I^m. 4,1.
Grab Vihnar S. 37—38
Harfe Weinhold S. 8.
ök bIö hgrpu VqL 43,1, hann bIö hgrpu Drap 15 Saem.,
vgL Odd. 26,6, Akv. 32,7, Atim. 63,1. —
ee — hearpan aerest handmn sinmn hlyn avehte, Bvinsigende
ßv^ Gen. 1079 — 81 ne hearpan hlyn Ph. 135 vgl. näs
hearpan 73^1 B. 2262.
hearpan stirgan, gleöbeäm gretan Cri. 669, hearpan vynne
gomenvudu grötte B. 2107, sum mid hondiun mag hearpan
gretan, äh he gleobeämeB gearobrygda üst Crk. 49 — 50, odde
mid hondiun can hearpan gretan Gnom. 171.
|)aer vas hearpan sveg B. 89, näs J)aer hearpan sveg
B. 2758, nallee hearpan sv§g B. 3023.
heissen s. o. S. 384,2.
helfen Vilmar S. 52 — 53.
• herrschen Weinhold S. 20, vgL u. beherrschen.
Hilfe Vihnar S. 52—53. 69.
Himmel Vümu S. 17. Weinhold S. 9. V^ o. »Ah-
nordische Satsformehi*,
Hoffnung Weinhold S. 30. him eeo via geUh Gen. 49.
1446, B. 2322, An. 1076.
Kampf VUmu S. 64, Weinhold S. 21. Vj^ bes. H. H.
I M, Gen. 1986f. 2060f. Jud. 199f.
Kämpfer Vihnar S. 63, Weinhold S. 20.
Kind VilmarS. 42, Weinhold S. 37. beamimveazenGen.2871,
dld unveazen Ead. 3t, vg^. Ez. 412 — bam onwahsan Hild. 21.
König Vihnar S. 49. Weinhold S. 18.
lachen 3. o. S. 376,4. e. — landen Weinhold S. 13.
lieb heo vaeron leof gode Gen. 247, he y&a leöf gode
Gen. 1146. 2767, Ex. 12. i)eäh he him leöf vaere B. 203, >eah
him leof ne väs B. ^467, väa him se man tö {nn leöf B. 1876
— imo uuaa eo fehta til leop Hild. 27.
Mann Vllmar S. 44. Meer Weinhold S. 11.
Menschen Vümor S. 39; Ijöna kdndnm V12L 17,3; gumna
synir Sk. 26,5; yta 3\Tiir Vaf. 40,4, Hiv. 28,5. 68,2, H. 5,2;
hQlda ä\-mr H. 93,5. Füf. 19.5: fira sytäx Sgdr. 27.2; alda bsr-
»um Vgl. 23,10 — 11; alda synir Alv. 10,5 — dlda beamum
Cri. 937: mimna synii Gr. 41,3 — monna beamum Gen. 403.
Vgl, Kenningar S. 172.
Mörder Vilmar S. Ö3. schaffen Weinhold S. 14.
Schatz VUmar S. 33. Weinhold S. 26, v^. bes. AÜm. 92.
Schild Weinhold S. 24.
Schiff Weinhold S. 12. Schmerz Vihnar S. 23.
Schmuck VOmar S. 33, Weinhold S. 27.
fjold ä ek menja ^t. 23,5; fjgld var [»ar menja Vky. 21,5.
schreiben Vilmar S. 36. Schwert Weinhold S. 24.
Schnur eiila skaltu mer -.iSi alla ^Hnna Vkv. 33,1; it
munud .'üln eida vinna Grip. 31,1: t)er mun ek alls ^es» eida
399
viima Oud. m 3,2; baugeid Odinn hygg ek at unnit hafi H.
109,1 ; eidar — I>eir er Helga hafdir unna H. H. n 29.
sem 6t um uxmud eida svarda Gud. 1 21,3, vgl. 10, Akv. 31,3.
ä gengoek eidar ord ok soeri — Vgl. 30,5; at {)ü eid ne
everir Sgdr. 23,2, vgL auch Sig. sk. 1,7 — he me ädas svör
B. 472.
Sinn Vihnar S. 23. Weinhold S. 28. — Sitte Vilmar S. 37.
Sonne Weinhold S. 10.
ßvört Terda ßöl ßkin VqL 42,5; söl t^r Bortna Vgl. 59,1 —
]>onne veorded sunne sveart gevended Cri.935, vgl. sunne veaid
adväsoed Cii. 1133.
Sorge Weinhold S. 29—30.
sprechen vordft cvedan El. 169. Jul. 92. Rät 60,5 (vgl.
Jansen Cynewulf S. 79) so ihu midi thinon uuordon eprikis HeL
143b. 158b, vgl. 1694b. 1760b, auch Hild. 39—40.
sterben Vilmar S. 15 Anm., Weinhold S. 15 — 16.
Ufi tyna Gud. 11 12,8; gndu tyndi H. Hi. 37,8; gndu tynu
Big. sk. 60,4; aldri tyna ebd. 51,8. 62,4.
ok verdr J)ä J)inn fjgrvi um farit Lok. 57,6; vitid minu
lifi farit Reg. 10,2. — Vgl. oben S. 179 verbale Kenningar.
Streit |>ä er sökn lokit H. H. I 57,10; mit einem ähn-
lichen Bild onband beadurüne B. 501.
Sturm Wemhold S. 12, vgl. bes. Ex. 459 f. — Sünde
Vihnar S. 68.
Teufel Vilmar S. 69. — tödten s. u. erschlagen.
trauen |)ann6 |)ü vel trüir H. 44,2. 118,6; |)ann6 |)^r vel
trüir Atlm. 89,4 — {)ann he getruvode vel Gen. 248.
umarmen, umfangen.
söl varp sunnan — hendl — um himinjgdur Vgl. 8,1 (vgl.
Müllenhoff S. 91, Hoffory Eddische Studien I 71 f.) siztu
arma J)lna lagdir — yxm |)iim brodurbana Lok. 17,4.
Qjöta, numdu ef [>ü Demr H&v. 111,31.; njottu ef |>ü
19,8.
[ Bhdpta BAvAUfi- H. H. I 34.8, rf^ mAlnm skipta
HamA. 9,4.
Ri^lmla wiederiioU die etgenen Vsne purim.
bann QiA) nam at vaza Kg. 9,1 a. 6. = H. H. I 9,1.
biingr var 1 gaetü Big. 28,6, Ygi bringt er 1 hjalti H. Hi. 9,1.
bann geldr ok gefr goll TerOnnga HyndL 8,3 — 4 = H. H.
I 9,5—6.
b£ vat Bokiim jatäai tnagal ByviSL 38,1—4 = 43,3—4
— . OaS. n 23,&— 8, vgl Edxaidi Fl O. 23,888.
Volundarkvifpa mederbolt die eigenoi Worts piMim. (z. B.
älmvitr Ungar, erleg dryggja 1,3 — 4^3.8 — 10; en eiim Veiliindr
Bat I Tlfdolum ^'kv. 5,5— 7 = 7,3 — i; blaejandi Valnndr hofak
at lopti Vkv. 29,&— 6 = 38,1—2 (vgL ITiedner Za. 33,30 Awn.).
büAlungr sä er rar beztr und sola H. m. 39,3 — 4. 43,3—6,
vgl H. H. n 28.7—6.
konui^ öaeisan H. H. I 19,7, vgL jfifur öoelBinn Gud.
m 4,3 ; konung öblaudan Gud. bv. 18.3.
ok burum fwira H. H. I 22.8. 11 34.8, rgL Akv. 39,3.
Hamd 10,2
ok büiu gulli H. H. I 24,4 = 51,8.
ok tikr ydrüT teygir at solli H. H. I 36,3—4 = 46,5—6.
al oUum bug H. H. H 14,6. Grip. 47,6.
farit er Sigurdr, |>atB ek fyrir vmak Grip. 19,5; faiit {»G
ek viseak Ghp. 21,8.
veret hyggjum |)vi Grip. 24. 40,1.
er munud allir eida vinaa Grip. 31. 37,1 — 2; eida nnna
Gud. m 3,2.
Valsungi ungi ok (er) vegit hafdi Reg. 18,3 — 1. Sig.8k. 1,3—4.
|)er verda t>eir baugar at bana Fäf. 9. 30,6; ^ir munD
|)er baugar at bana verda Gud. I 21,7 — 8.
401
enthaupten hvem l^tu J>eir hgidi skemra Hym. 15,li
bQfdi Bkemra lati bann inn hrünkalda jQton Tii, d8,l-
herdaklett diep ek |>6r hüsi af Lok. 57,4, hQfud hQggva
ek mun {)&- halfii af Sk. 23,4.
Vgl. Hym. 19,1, Lok, 14,4, (vgL J. Grimm Gesch. d. d.
Spr. S. 99 f.), Gud. 11 43,4, Atim. 76,4, Gufi. hv. 12,6.
erbeben fjgll qU skj^a Lok. 55,1, jQrd bifask en allir
fyrir skjälfa gardar Gymis Sk. 14,4; Saem. ekalf jgrd oll
Lok. 37.
Feind Baldrs andakota VqI. 34,4, Hrödrs andskoti Hym.
11,8, sinn andakota Hym. 13,8, minna andskota H. 146,2.
VgL Vümax 8. 62.
Feuer |)ykki m6r or augum eldr mn brenna Gr. 27,7, eld
si ck up brenna H. 70,4, hyr s^ ek brenna Hyndl. 48,1.
eldi heitari brennr — fridr Häv. 51,1, i eld.heitan Akv. 20,4,
Hamd. 24,10, hnigu i eld heitan Akv. 43,8. Vgl. Weinhold S. 10.
Gelage |)ü ekalt äsum opt sumbl ggra Hym. 2,7, en
|>ü aldri munt sidan sumbl um gQra Lok. 65,2. Vgl. bes.
AÜm. 72f.
Glanz |)Ä hri Ijöma H. H. I 15,1, nema — Ijöma bregdi
H. H. n 35,5, vgl. Edzardi Pf. G. 23,167.
Gold bann geldr ok gefr gull verdunga Hyndl. 5,3, bann
galt ok gaf gull verdunga H. H. I 9,5. — Vgl. Weinhold S. 26.
Gras or grasi vaxinn Gud. I 18,4 — U 2,4, hrisi vex ok
h& grasi Grim. 17,1, hrisi vex ok hävu grasi H. 118,8.
Haus ör salkynni at sjä Lok. 17,6, saUnnin at sja Gr. 9,1,
Tgl hv6 Vafdrudnis salkjTmi se Vaf. 3,6. VgL Weinhold S. 25.
Himmel vid himin själfan Vol. 59,3, Ryndl. 42,1. Vgl.
Vilmar S. 17, Weinhold S. 9.
Huld — alla hyUi ^t. 29,8, LTlar hyUi Gr. 42,1, ok
Odine hylli Gr. 51,6, vgl H H. U 14,2.
sich hüten ef bann vi^ vig varask H4v. 16, kannat ser
Meyer, Altgermazii«ohe Poeiie. 26
408
Tia Titi Tuask Beg. 1,3. v^ Hirb. 89A O^ UA WL 37,6,
Sgdi. 82, Sum. Gi. 21.
kaufen golli keTpta Lok. 48,1, gaffl kmpft Akr. 81,8,
TgL aoch mimdi kaopa Grip. S0,6, Fti. 71,&
lehren ränar kendi K 36,4, rtoar kama Gxi{k 17,1, t^
Hym. 30,1, Saem. Gi. 6.
Licht ^ biA IJöma al LogafjfiUnm H. H. I 16,1, uma
at liffi lofdungB Ijöma bregOi K EL II 36,5.
lieben tyrt 14zk h6n nnoa al Qllnm hog H. H. II li&,
er ek aÜB hugar mma {»Htamk Grip. S2,7, v^ Odd. 30,6.
at myndak aldrigi onna Vaningja vd 8k. 87,6, ^einr et
ek nnna vel Grip. 36,8, unna ek tbI bnadhnn GhiO.'!! 1,4,
vgl H. 50,4 R 12,2 u. ö., Sig. st 40,1, 68,7, Gu«. hv. 15,3.
Saem. H. Hi. IV 3.
Mahlzeit {»im ei tu verdar Vena H. 4,8, 7,8, er tu kTnnia
kflmt H. 17,2, {>6tt til kynnis komi Häv. 30,3. — T^ Biv.
31,5, 37,5, 115,7.
mischen ok blend ek ^im svä meini mj0d Lok. 3,6, ok
melni blandwn mjek Lok. 32,3, 56,3, vgl auch meinblandum
mj0dr Sgdr. 8,6, eitri bkndmn mjek Hyndl. 48,7.
nennen Heidi bana hetu Vgl 1,1, morgtn beta ok mid-
jan dag Vgl. 9,6. vgl Saem. H. H. II 3.
mik munu aeair a^an kalla fu;. 16,3, kalla vega vanir
Alv. 11,3 u. 3. f., er medt Myrkvid kalla Akv. 5,8.
nött ok nidjum ngfn um gäfn Vgl 9,6, |)ö gefr ^ gott
nafn dysjum, er ^ä kallar |)aei heimis hauga H&rb. 46, gaf
bann Helga nafn H. H. I 8,1.
nefndisk Grimnir Saem. Gr. 27 — Rigr R. 6 — ^
R. 10,6 — t>6 {Kiri ek eigi ^aaa at nefna Hyndl. 44,3—4.
Jarl letu heita R 34,4.
kennid m^r konnungs nafn H. Hi. 12,6, v^ Ort. 48.5,
Hyndl. 44,3. — Vgl. auch § 19, S. 384,2.
403
rächen {)a er hefnt fQdur VqI. 56,8, froekn at hefna fodur
Gr. 17,6, fgdur nm hefna Gr. 19,1, vgl mords at hefna Hamd. 12,6.
nü hefi ek hefnt harma mina \'^. 28,5.
fä mtm systir — hefna hlyra harms Reg. 10,4, |)a mun
{>eira son {>in6 harms reka Reg. 11,7, sverdi mtmdi HQgni
Bliks harms reka Gud. m 6,6, vgl |>eB& mun Vidarr vreka
Vat 53,3.
Vgl auch Veg. 10,5, Hym. 3,3, H. Hi 38,7, 43,5, H. H. H
9,6, Akv. 42,8, Athn. 73,7, 86,4, Gud. hv. 3,5.
Rath äßtrad miMt Hym. 4,5, 30,3, astrad |)in Sgdr. 21,4.
Schuld sein an: einn veldr 'Odinn ollu bglvi H. H. n
33,5, veldr einn AÜi öUu bglvi Gud. I 25,3, ein veldr Brynhildr
oUu bglvi Sig. ek. 27,7. — vgl. ein veldr |)ü Sigrün H. H.
n 44,1.
schlafen adr sofa gengi Hj-m. 15,6, H. H. 11 38,4, vgl
44,8, at |)ü gangir snemma at sofa Hav. 19,6.
schweigen |)egiattu, volva Veg. 8,1 u. ö., |)egi |)ü, ^tt
I)r. 17,3, I)egi I)ü Lok. 17,1 f.
|)at er bazt at hann |)egi Hav. 27,3, J)a hefir hann bazt ef
hann I)egi Hav. 79,6 (vgl Müllenhoff S. 259).
sehen ok 1 augu leit Vgl 2,4, leit i augu Hym. 2,5.
ok sä xmi heimum aUa Saem. Sk. 2, Gr. 15.
-sitzen s. o.
Thau ])adan koma döggvar J)aer i dala falla VqI 22,5;
{)adan komr döggum dala Vaf. 14,6, vgl. dala döggöta H. H. I
48,5, vgl Veg. 5,7, Vaf. 45,4.
Trank maeran dr^'kk mjadar Lok. 6,6, drj'kk ins dyra mja-
dar H. 104,3. Vgl auch Sk. 35,7—8. Gr. 3,4. 25,6.
trunken glr ertu, Loki Lok. 47,1 — Geirrodr Gr. 51,1;
ölr er vard H. 14,1, vgl Lok. 18,5.
unweise en J)at um byggi hverr ös\ada apa Gr. 34,3;
0rlQg ösvinns apa Fäf. 11,3.
2G*
404
▼erbergen nh hda 'Offina angk um fidgtt Vgl, 24,1; Tot
hau Hwimdriliff bljoA am folgit VgL S&.1 ; hsflr ^ SOönib
bamar nm folginii? {ir. 6,7; er und abtom mir gll mn fblgin
AlCT. 27,1.
▼erniehten farit haiai haon «Uli aett gBinobmi H. H.
I 19,7; ^ er gll firin aett Sigardar Big. ak. 64Ji,- t^ Athn.
73,6.
Weg at krUta ganga groenar braatir R. 1,1; gddc Bfgr at
^ rMtar braatir B. 14,1; äigar biantir R. 40,1; rodtaar biaiitir
H. H. n 48,3; groenar bnntir FU. 41,S.
Weltnntezgaog uns ijAfaak ngiii Lok. 40,3; ^ er um
ijAbak regin Vat 53,6; ans am ijdtMfcia^ Gr. 4,8; ma ija-
fask regin Sgdr. 19,10, t^ {>£ er regin deyja Vaf. 47,5.
zerbrechen bjgi^ brotnodu t>r. 21,5; ist brotnadi Hym.
12,8, VgL I^k. 64.6. Vkv. 26,6.
zürnen vrei& var ^ Vi&g{iorr |>r. 1,1; vreidlr 'm ^
aeeir, vreidar 'ru |>^r £syttjtir Lok. 31,4; rrcödr er ^ 'OdioQ,
vreidr er |>6r äea bragr Sk. 33,l-~2 — breim inn fr6di »i
ofreiAi a& Sk. 1,5; |>ar vard m4r 'Odinn ofrridr am ^t ^Ir.
8,7. —
3. AngeUäcbsiscbe Satzformeln.
Bischof Itoda biaceop Gren. 2103; biacop {lom leodum
An. 1651; biacop |)ä8 folcea EL 1095; biecop |iära leöda
EL 1127.
Christus godes gce beam Cri. 744; godea &gen beam
Möd. 6,80; sigebeam godes Hö. 11. 32. 50, vgl. u. >Ven)-
ausgängei.
Himmelskönig 8. u. »Versausgängek.
König; |>ät väs grim CToing u. s. w., s. o. 8. 378,6.
bei Lebzeiten on {)&m däge |>yBee8 Ufes B. 197. 806, vg^
Güth. 45.
Macht s. u. >Ver8auBgänge<.
405
miBslingen him {ms viree gelamp Sat. 24. 125. 175, vgl.
auch 478. 569, B. 76. 626. 1252. 2468.
Paradies neorxenavang — Gen. 208. 217, 889. 929 n. ö.,
B. Grrein Wb.
preisen {)eöden bfiredon Gen. 15, Dan. 358; drihten here-
don Ex. 575, vgl Sat. 48. 222; dryhten berede Az. 3.
scbön maeg älfscieno Gren. 2730; idee äliscinu Jud. 14.
sterben im Krieg: snme vSg fomom Wand. 80; dat
inan wie fumam HHd. 43.
trunken vgL »Altnord. Satzformeln;« vlne svä druncen
Jud. 67; beor^ druncen B. 531, vgL Dan. 116, Jud. 31 f.
vergelten be bim |)ä6 leän ägeaf Gen« 1808 — bim |)ä6
leän forgeald Gen. 2544, B. 1584; be him |)ä8 leän forgeald
B.* 114 — ledn forgeald Ex. 315 — leän forgüded Cri. 434 —
hondleto forgeald Cri. 2094. —
4. Altßäcbsiscbe Satzformeln (nur eine Auswahl; im
Allgemeinen verweise ich auf Sievere' Synonymik zimi Heliand).
bebandeln biet that gi it heldin uuel Hei. 130b; endi
biet sia ina baldan uuel 317b; thu scalt sea haldan uuel 320b;
tbu scalt sea uel baldan 327b.
Himmelskönig s. u. »Versausgänge«.
König cuning thero liudo H. 617a, 729a, vgl. ags. unter
»Bischof«.
Mann that uuas so salig man Hei. 76b; dat uuas so
frixmtlaos man Hild. 24b, vgl. than uuae thar en giuuittig
man* H. 569b, vgl. auch that uuas so diurlic uuib 255b.
alter Mann: than uuar thar en gigamalod mann H. 72b,
pist also gialted man Hild. 41a.
nach Osten: uso aldiro ostar hinan H. 571a; er r^t östar
hina Hüd. 22b.
preisen wie ags.: drobtin diurie 27a; diuridon usan
drobtin 83a. 2966a. 3722a, vgl. 418a— b. 4250. 4338a.
406
Siun: huand hie habda etarkan hugi H. 29b; habda fereh-
tan hugi H. 73b. 1238 — thura ferehtan hugi 1559b, vg^. auch
thuru iro feruhtun dadi 1310a. 1957b.
werth: uualdende uuertha 117a; uualdandi uuirdig 260a. —
5. Althochdeutsche Satzformeln.
Die wenigen nur ahd. belegten Satsformeln scheinen besser
den »Wiederholten Versen« zugerechnet zu werden; sie sind fast
ausnahmslos dem Muspilli eigenthümlich.
Wir müssen auf die imvermeidliche Unbestimmtheit der
Grenzen zwischen den verschiedenen Classen der Satzformeln
hierbei noch einmal aufmerksam machen. —
Gelegentlich können wir beobachten, wie eine Satzformel sich:
herausbildet. Man vergleiche folgende beiden Stellen desRuodlieb
qui uehat enthecam rebus uariis oneratam (1,19)
enthecam qui uexit eo modicellam,
traxit sagmarium uuariis opibus oneratum (5,560 — 61).
Ganz ähnlich VqL 4,8 im Verhältniss zu Vat 34,4 — 5. —
Bei häufigerem Vorkommen so nah sich berührender Stellen
hätte gewiss schon durch die uniformirende Tendenz der Tra-
ditoren (vgl Scherer Poetik S. 136) sich eine feste Ausdrucks-
weise aus den mehreren, die möglich waren, herausgebildet
Dies ist z. B. im Heliand schon erreicht; so HeL 5107 = 5134
= 5195 = 5236, oder z. B. 1281f. = 1384f. = 15801, wo
in bestimmten Abständen die gleichen Satzgruppen wiederholt
werden; ebenso im Muspilli (MSD.^ 271, doch vgl Möller Zur
Alliterationspoesie S. 36); es ist aber auch in sehr alten kunst-
massig geformten Gedichten ■ — vielleicht eben erst durch die
Ueberlieferung — dasselbe nachzuweisen, besonders in der Ve-
lundarkvi|)a (Niedner Zs. f. d. Alt. 33,30 Anm. 1). Unzweifel-
hafte Absicht des Autors liegt den periodischen Formeln der
RigsJ)ula zu Grunde Doch gehören solche Fälle schon in den
folgenden Paragraphen. —
407
§ 21. Wiederholte Verse.
Ich führe hier bloss solche Fälle auf, in denen einzelne
Verse oder Verspaare (selten Halb- oder Vollstrophen) sich an ge-
trennten Stellen wiederholen. Ausgeschlossen bleiben also Fälle,
in denen grössere Stücke als Bericht oder Botschaft wiederholt
werden, wie das besonders in |)r3Tn., Skim. und Ykv. mehrmalB
begegnet; dass in den ags. Gedichten in solchen Fällen meist Vari-
ation eintritt, wurde schon (S. 118) bemerkt. — Ausgeschlossen sind
femer Wiederholungen gleicher Strophen in parallelen Gredichten
wie H. H. I und 11, Atlakvida und Atlamal, Gud. hv. und
Hamd.; andere Beispiele längerer ^Mederholungen habe ich bei
der Ldteraturangabe citirt. — Endlich bleiben alle Fälle fort,
in denen mit Absicht an correspondirenden Stellen die gleichen
Verse wiederkehren: alle Arten des Refrains so gut wie tech-
nische und ceremonielle Satzformeln. Was übrig bleibt, pflegt
man gewöhnlich mit dem Terminus »Reminiscenzen« zu be-
legen, den ich für irreführend halte imd deshalb vermeide.
Auch an die Belege für Wortaufnahme (§ 12) und an die
Sprichwörter imd Citate (§ 22) ist zu erinnern.
1. Altnordisch.
ein sat hon üti VqI. 2,1. Sig. sk. 6,1 (vgl. u. »Abschnitts-
formehi« S. 373,3, b).
niu man ek heima Vol. 5,5, vgl. niu kom ek heima
Vaf. 43,6.
fyr mold nedan Vgl. 5,8; fjT J0rd nedan VqI. 44,6. |)r. 7,4
är var alda VqI. 6,1 := H. H. I 1,1 (vgl. u. »Eingangs-
formeln« S. 358,2).
medan öld lifir Vgl. 19,6. Grip. 23,6. Fragm. 306,16 (vgl
MüUenhoff Zs. 1 d. Alt. 23,137).
408
])at man h6n folkvig fj-rst i beüoi V9I. 26,1; |iat vti ens
folkvig fyist i heimi VqL 28,3.
gOTvar at riOa Vgl 31,3. 1 1.
Halbstrophe VßL 34,1—4 = Veg. 11,5—8.
via lUf vega VqI 54,4; vid orm vega V9L 58,4.
Halbatrophe -|- Longxeile Veg. 1—6 = f>r. 13,1—6.
vreiflr Tar J>ä — f. 1,1, vgl. reiflr varfl — Sig. sk. 13,1.
ok bann (hon) {tat ocda alla fjrrst um kvad Jir. 2,1 o. Ö.
Brot. 6,3 — 4 Tgl. u. *AbBchnittaformelD> S. 370.
fjadrhami dundi |)r. 4,5. 8,1, vgL foldvegr don^ Veg. 3,6.
um Baknadi ^t. 1,4, vgl eins mlfrin.H Vkv. 11,4; tun sofadi
Vkv. 28;4.
hofum erfidi ok ekki arindi Jir. 10,1 — 2, vgL 9,1 — 2 =
H. Hi. 5—6, TgL Holtzmann Edda S. 220,10.
guUhymdar k^ J»r. 23,2 = H. HL 4,3.
endlacgan sal {ir. 27,4. Vkv. 16,30. 4 (vgl u. >VerBaQagäDget).
astxiA mikit Hym. 4,7. 30,3. Fäf. 35,3.
ei Hymir ätti Hym. 7,8; ^aims Hymir ätti Hym. 39,4; er
Guatr ätti Reg. 5,2; er maer ätti Gud. I 16,8; sä er Brynhildr
ätti Odd. 17,4; er Gimnar ätti Atlm. 6,6. 31,2; er Bu^ ätti
Atlm. 37,4: er Regina Ätti Fragm. 306,8 (vgl auch ags. ^
iseed vyrt Jm Vergulu hatte Zaub. 4,27).
einu sinni Hym. 35,4. Gud. I 14,2. Sig. sk. 30,3. Hamd.
15,2. Fragm. 304,40; sinni einu Gud. n 10,2.
ok blend ek |)eim svä mein! mjed Lok. 3,6; ok meini
blandin mjek Lok. 32,3. 56,3, vgl auch eitrl blandinu mjok
Hyndl 48,7; meinblandimi mj0dr S^dr. 8,6 (vgl altu. Satz-
formehi unter >miscbeni).
ristu ])ä Vidarr Lok. 16,1; ristu nü Fjflrnir Akv. 10,1.
Oegia hoUu i Lok. 10,6. 16,6. 18,3; Oegia hflUum i Lok.
27,2; OegiB ballir I Lok. 3.2, vgl Häva hgUu 1 Hav. 163.2,
feiner äna ggrdum 1 Lok. 37,3; jstna g^idum i Fiagm. 304,42
^ — ■-.
409
— 'Odins tünum i Vai 41,2 (vgl unter »Stehende Vere-
BchlüBse«).
oer ertu — ok ervita Lok. 21,1—2. Odd. 10,1—2, vgl
Lok. 47,1 und Mtillenhofi Ze. f. d. Alt. 23,130.
ok tak viA hrimkaUd fullum foms mjaSar Lok. 53,2 — 3 =
Skim. 37,2 — 8 (auch die ersten Zeilen berühren sich, was aber
auf der gemeinsamen Anwendung der Grussformel beruht).
eda verlaus vera Skim. 31,3; verlaus vera Gui. 11 31,7.
maeli |>arft eda I>egi Vaf. 10,3 = Häv. 19,3.
öldum at ärtali VaJ. 23. 25,6, vgl arum at telja Vgl 9,10.
hrlsi vez ok ha grasi Grim. 174 — 2; |)vi&t hrisi vez ok
havu grasi Häv. 118,8 (vgl »Altn. Satzformeln« unter »Gras«).
kyss hverjan dag Grim. 8,5; hön kyss hverjan dag
Grim. 14,5.
en {)at fair vitu Grim. 18. 22,5 (vgl. u. »Mittelkehrreim« S. 354).
|)viät dvist er at vita Häv. 1,5—6. 38,4. Faf. 24,1 (vgl. u.
» Wortepielerei « ).
enn mannvit mikit Häv. 1,9; en s^ mannvit mikit Häv.
10. 11,3.
veita madr hinn er vaetki veit Häv. 27,7 — 8 = 74,1 — 2.
frödr sä |)ykki8k Häv. 28,1; margr |)ä frödr |)7kkisk Häv.
30,4; frödr J)ykkisk Häv. 31,1.
eda sfns fjär Häv. 39,4; fjär sins Häv. 40,1 (für beide
letzten Fälle s. u. »Wortaufnahme« S. 324).
gjalda . . . en lausung vid lygi Häv. 42,6; ok gjalda lau-
simg \id lygi Häv. 45,6.
veiztu ef {)ü %in ätt |)anns |)ü vel trüir Häv. 44,1 — 2 =
118,5—6 (vgl »Altn. Satzformeln« unter »trauen«).
fara at finna opt Häv. 44,6, vgl 118,7.
ok xmi hug maela Häv. 46,5, vgl Atlm. 71,6 (vgl u. § 20).
])at ek {)ä reynda H. 95,1; {)ä ek |)at reynda H. 101,1,
vgl I)at er |)ä reynt H 79,1; |)ü reyndi |)at Brot 19,1.
410
njöta numdu ef f)ü nemr Hdr. 111,3!.; njöttu ef |>ü namt
Sgdr. 19,8.
ordum skipta Häv. 121,5. H. U. I 34,8, vgL mäluiQ skipta
Hamd. 9,4.
Rlg8{mla wiederholt die eigenen Verse passim.
hann Qfä) nam at vaxa Rig. 9,1 u. ö. = H. H. I 9,1.
hringr var i gaetti Rig. 26,6, vgl. hringr er i hjalti H. Hi. 9,1.
hann geldr ok gefr gull verdungu Hyndl. 2,3—4 = H. H.
I 9,5—6.
sä var aukinn jardar megni Hyndl. 38,1 — 2 = 43,3—4
— . Gud. n 22,5—8, vgl. Edzardi Pt G. 23,338.
V0lundarkvi{)a wiederholt die eigenen Worte passim. (z. B.
almvitr ungar, orlog dryggja 1,3 — 4 = 3,8 — 10; en einn Velundr
sat i Tnf dolum Vkv. 5,5—7 = 7,3 — i ; hlaejandi Velundr hofek
at lopti Vkv. 29,5—6 = 38,1—2 (vgl Niedner Zs. 33,30 Amn.).
büdlungr sä er var beztr und sölu H. EB. 39,3 — 4. 43,3 — 6,
VgL H. H. n 28,7—6.
konung öneisan H. H. I 19,7, vgl. jofur öneisinn Gud.
m 4,3 ; konung oblaudan Gud. hv. 18,3.
ok burum J)eira H. H. I 22,8. H 34,8, vgl Akv. 39,8.
Hamd. 10,2
ok büin gulü H. H. I 24,4 = 51,8.
ok tikr ydrar teygir at soUi H. H. I 35,3—4 = 45,5—6.
af oUum hug H. H. 11 14,6. Grip. 47,6.
farit er Sigurdr, |)at8 ek fjTir vissak Grip. 19,5; farit {»ts
ek vissak Grip. 21,8.
verst hyggjum |)vi Grip. 24. 40,1.
er munud allir eida \-inna Grip. 31. 37,1 — 2; eida vinna
Gud. m 3.2.
Volsungr ungi ok (er) vegit hafdi Reg. 18,3 — 4. Sig.8k, 1,3—4.
J)er verda {)eir baugar at bana Fdf. 9. 20,6; {)eir munu
J)er bau gar at bana verda Gud. I 21,7 — 8.
411
hvare ßkulu vreidir v^a Fif. 17. 30.8. Sgdr. 27,3.
brödur minn Fii. 25,4. Sig. sk. 56,10.
Starophe TU. 34 vgl 38.
fara tu heljar hödan Fit. 34,3. 39,6.
oUu golli ^ knä haim einn räda Fäf. 34,4 — 5, vgl. nü
mÄttu einn, Atli, oUu hör r&Aa Atlm. 70,7.
f]0ld {>yi er und Fäfni lä Fäf. 34,6, vgl. t>anns mör foerdi
gull |)at£ und Fäfni U Helr. 10,8.
bauga rauda TU. 40,2. Sig. sk. 39,5. Odd. 19,6. 24,2.
gulli goeddaFäf. 40,7; goedda ek gulli 6ud. hv. 16,1, vgl.
mik bad bann goeda gulli raudu Odd. 14,5 — 6; goeddi okkr
Grimhildr gulli ok balfimenjum Atlm. 69,5 — 6.
einu |)vi Hogni andßvor veitti Brot 7,1 — 2. Sig. ßk. 18.
45,1—2.
Strophe Gud. 118, vgl. Gud. U 2; andere Berührungen
beider Gedichte bei Edzardi Pf. iSerm. 23,184.
ok Bofa lifi Sig. sk. 11,6; h^i ßofid hfi Gud. hv. 2,2.
oUum betri Sig. ek. 16,2. Gud. II 12,6. Heb. 11,6. Gud.
hv. 10,6, vgl. auch Akv. 7,11 — 12 und oUum meiri Hradl.
43,2 (vgl. § 8 S. 217).
en hon vaknadi vilja fird Sig. ek. 24,5 — 6, vgl. Vkv. 12,3
— 4 (vgl. u. »Abßchnitteformeln« S. 375,4, d).
ßvÄ slö hön Bväran sinni hendi Sig. sk. 25,1 — 2. 29,3 — 4.
ok guUu vid gaess i tüni Sig. sk. 29,7 — 8. Gud. I 6,5 — 6.
I)jödkonungar Sig. sk. 35,6. 36,10; I)jödkonungi 36,2. Gud.
hv. 14,4 : |)j6dkonunga Hamd. 4,2.
ne ä engi hlut Sig. sk. 36,7; ok engi hlut 37,5.
aldri tjTia Sig. sk. 51,8. 62,4, vgl. lifi tyna Gud. 11 12,8.
solar geisla Sig. sk. 55,6; solar geisli Gud. hv. 15,8.
hrafiiar sUta Gud. 11 9,6: hrafnar sUti 10,8.
af trega storum Gud. II 10,4. Gud. hv. 1,4 (beidemal im
Reim auf traud vgl. H. H. II 28,1).
412
hjQrtu — vid hunang (of) taggin Gut 11 41,6—6. Akv.
37,3—4.
g0rya drykkja Odd. 27,4, vgl gerdftk diekka Odd. 11,4.
sem Brynhildr skyldi Odd. 19,4; sem konungr skyldi Akv. 9,6.
af geiri gjallanda Akv. 5,3; med — 15,7.
blodugt ok a bjöd iQgdu ok bära |mt fyr Gunnar Akv.
22,7—8. 24,7—8.
ok buri sväsa Akv. 39,8. Hamd. 10,2.
duldi |)e68 vaetki AÜm. 10,4, vgl dyljuznk ^t eigi Atlm.
10,4; dylja mun- |)ik eigi AÜm. 77,3. 88,1.
at endlQQga hüsi Atlm. 17. 25,2.
lokit I)vi 16tu AÜm. 17,7. 73,1.
r^sk tokat roeda Atlm. 51. 87,1.
ef |)ü reynir gerva Atlm. 75,8; ef |)ü gerva reynir 77,6.
sem |)ü sizt skyldir AÜm. 79,4. 82,6. —
Wiederholt habe ich durch Parenthese verschiedene Er-
klärungen für Uebereinstimmung von Versen angegeben. Oft
fordert der Inhalt fast gebieterisch gleichen Wortlaut, zuweilen
die metrische Form. Manchmal ist aber auch auffällig, auf
wie engen Raum sich naheliegende Uebereinstimmungen be-
schranken (z. B. »einu sinni« oder »bauga rauda«). Dass einige
Wiederholungen sich nur in älteren Gedichten finden (z. B. fyr
mold oder jQrd nedan), andere nur in jüngeren (z. B. vers-
füllende Casus von |)j6dkonung; Grip. hat dreimal dreisilbige
Formen 1,3 19,4 26,2, denen sich andere Worte gesellen), das
geht schon aus unserer Zusanmienstellung hervor. — ^ Manche
Gedichte sind sehr reich an Versen dieser Art, so |)r., Lok.,
Häv., Fäf., Sig. sk., Atlm., auch Grim. und Gud. 11; andere
haben sie nur ausnahmsweise, so Vaf . und Reg. Gud. I berührt
sich vielfach mit Gud. EL, wenig mit anderen 'Liedern; Rig.
hat seinen reichen Schatz wiederkehrender Verse fast ganz für
sich allein, mehr noch als Mrv. Einzelne Strophen triefen j
*"•■"•• •• -^->-
413
förmlich von »ReminiBcenzen«, 80 beeonders Hiv. 118 und
TU, 34, beides wohl wirklich Compilationen.
Mindestens ebenso wichtig als Fälle genauer Ueberein-
stunmung sind diejenigen, in denen ein anderswo intakt er-
haltener Vers bearbeitet vorzuliegen scheint (wie Hiv. 46,5,
Atlxn. 71,6); über diese Erscheinung ist im folgenden Para-
graphen breiter zu handeln. — Ueberhaupt sind Varianten
solcher Art nie ungefragt zu lassen. Weshalb steht Oud. 11
10,3 »sinni einu« g^en vier Belege für »einu sinni« ? weshalb 75,8
>ef j)ü reynir gerva« und gleich darauf 77,6 »ef |)ü gerva reynir?«
(vgl. zu BUiv. 95,1.) Mindestens der Versuch muss gemacht
werden, solche Parallelfälle für die Metrik, insbesondere für die
Strophik, zu verwerthen. —
Noch ist in formeller Hinsicht merkwürdig, wie oft unter
den wiederholten Versen ein und derselbe rhythmische Bau
sich zeigt, nämlich z ww z w, nach antiker Terminologie also der
Adonius. Hier einige Beispiele: ein sat hön uti ; niu man ek heima;
gQrvar at rida; |)at ek |)ä re^'nda; lokit |)vi l^tu. Es ist wohl
auch kein Zufall, dass gerade in Versen von dieser Form Saxo
altn. Lieder nachbildete: quis rogo vestrum diriget agmen? 111.
•(Ein andermal verdoppelt er den Typus: Quid moror in latebris
opacis «ww.^ w^.w I 33 Holder). Daneben am häufigsten
die einfachen Sieversschen Typen A und E: einu sinni; ordum
skipta; bauga rauda; aldri tyna u. a. (vgl. o. bei den Doppelversen)
nach A; guUhymdar kyr; endlangan sal; verst hyggjum j)vinach
£. Auch manche Verse, die anders aussehen, klingen mit diesen
fast gleich. Gefälliger Fluss sicherte natürlich einmal geprägten
Versen vorzugsweise Beliebtheit und Erhaltung. Eben deshalb
zeugt aber die Häufigkeit bestimmter metrischer TVpen in
solchen Lieblings%'ersen für das Alter dieser Tj-pen und ver-
bietet, die sog. 3^ Auflösungen« als jüngere Umgestaltungen un-
aufgelöster Typen anzusehen, wo wie hier der »Daktj^us* An-
414
erkennung seiner Ursprünglichkeit fordert. Es hat wohl Nienumd
bezweifelt, dass eine Entwicklungsgeschichte der altgerm.
metrischen Typen — Sievers wollte zunächst nur eine Aufnahme
des Bestandes geben — auf einer chronologisch geordneten
Statistik ruhen müsste; Verse wie die vorliegenden dürften aber
dabei als älteste Schicht noch dem übrigen Bestand der ältesten
Lieder vorzudatiren sein.
2. Angelsächsisch.
Ich gebe hier nur eine Auswahl und verweise auf die
unten citirten Sammlungen. —
lifes brytta Gen. 122. 129.
häUg diihten Gen. 247. 251.
heähran on heofonum G^n. 274 a. 283 a.
and |)urh [his] ofermetto ealra svtdöst Gen. 337. 351.
|)äs leohtes bescyrede Gen. 392. 94.
häfde faecne hyge Gen. 473, vgl. häfde hyge strangne 447,
s. »Altsächsische Satzformeln < unter »Sinn«.
Gen. 441 = 452?
nu me mag hreövan Gen. 816; sva me nu hreövan mög 819.
— bu tu ätsomne Gen. 838. 847.
atol aefenleod Ex. 165 a. 200 a.
ryht geryno Cri. 196. 247.
flotan feldhösum Ex. 133. 223.
stöpan cynröfe Jud. 200, vgl. stopan headorincas Jud. 212.
— tö |)aere heän byrig Dan. 38. 54.
hü J)u in |)aere stöve stille gevunadest Hö. 100. 107.
nü ic |)e hälsie, haelend üser ebd. 107; svylce ic —
ebd. 118.
on |)am miclam däge, {)onne manna cyn [mannum beod — ]
Seel. 50. 88.
scyred and scrifed and gesceapo healded Vy. 66, vgl sceop
and scyrede imd gesceapo ferede 95.
L'^L. — . _ ..
415
1)6 git on aerdagum oft gespraecon Bo. 15. 52.
se 1)6 hine deäd nimed B. 441; gif — 447, vgl. »Angel-
BächaiBche Satzformeln« unter »sterben«; vgl. 2236. 2772 u. ö.
^^eih |>ät vaepen duge B. 1660; ])edt seo bryd duge 2031.
brüc ealles vel B. 2162; het hine brücan vel 2812, vgl.
» Alteächsiscbe Satzformeln« unter »behandeln« und »Ceremonielle
Satzformeki« 8. 389,12.
ne bid svylc eargee sid B. 2551; ne väs {)ät Me sld 2586;
|)a vä8 forma sid 2625, vgl. Satzformeln unter »Art«.
Byrhtnod madelode, bord hafenode Byrht. 42. 309. —
Unsere Scheidung der »wiederholten Verse« in § 19 von
den Satzformeln §§ 16 — 18 beruht natürlich auf der Meinung,
hier lägen in den jüngeren Gredichten (oder in späteren Stellen
ein und desselben Gedichts) wirkhche Reminiscenzen vor, dort
dagegen nur übereinstimmende Verwendung des gleichen Satzes.
Es versteht sich, dass selbst bei genauerer Kenntniss hierüber
volle Sicherheit sich nur ausnahmsweise gewinnen lässt; und in
manchen FäUen hielt ich es (wie bei heiti und kenningar) für
das Beste, das betrefEende Beispiel miter beide Rubriken ein-
zustellen. Dazu kommt dann noch die nahe Berührung mit
den Kehrzeilen. Nirgends so sehr wie gerade hier hoffe ich,
dass meine Arbeit für bessere Vorarbeit werden möge. Denn
eine sorgfältige Sonderung des Gesammtbestandes formel-
hafter Sätze und Verse, ganz besonders von sorgfältiger
metrischer Spezialkritik begleitet, müsste auf die Entwickelungs-
geschichte der altgerm. Dichtung und der altgerm. Metrik ein
ganz neues licht werfen. Gerade auf diese Formelklassen,
(an die man ja auch bei dem Wort »Formel« zuerst zu denken
pflegt), beziehen sich die Worte Scherers: »Alles was mit dem
Stile der altgermanischen Poesie zusammenhängt, wird sich
durch fortgesetzte Sammlung der poetischen Formeln imd Un-
tersuchung der Eigennamen gewiss noch weiter erhellen«
4Iß
(J. Grimm* S. 226, vgl ebd. 295. 327). Wie viel hier Doch m
thun bleibt, weise ich wohL G«iade hier htltte die Frage nadi
dem Bestand gemeingemuuiiBcher Poesie einzosetieiL Einen
anaphoriBchen Dreizeiler, den Angelsachsen und Skandinariw
vor der Trennung besassen,. hoffe ich nachgewiesen, vielleicfat
auch eine altn. Friamel als uralt dargethan xa haben; ober
auch einzelne herumSiegende Verse scheinen u^enn. Zwar
das Hüdebrandslied steht so gut wie der Heliand zu der ap.
Dichtung in engerer Verwandtschaft, und es kann daher nicht
auffallen, einen Vers des Hild. im Beovulf einmal als VoUreis
und einmal als Halbvers wiederzufinden:
|K)nne sägdon |)ät saelldende B. 877. secgad saeUdend
B. 411
:^ dat sagetun ml sloUdonte Hild. 42;
(vgl. Merbach Das Meer in der Dichtung der Ags. S. 2), und
wenn ein anderer im Ludwigslied wiederkehrt:
leod väs äsungen B. 1159 = sai^ uuas gisnogan Ludw. 48,
so könnte das Zufall sein. ' Andere Fälle aber iwingen doch
fast an alte gemeinschaftliche Verse zu denken. Schon Holtzmann
bemerkte die Uebereinstimmung Von Atlm. 49,10 sem {teiin
hugr dygdi mit Hild. 40 ibu dir din eilen taoc (Edda 528.49\
Wie nah berühren sich Hei. 5798—99 und Veg. 3,6:
thiu ertha dunida — foidvegr dundi;
wie ähnlich ist ein formelhafter Vers der alten Vkv. einem
formelhaften Vers der ags. Poesie:
endlangan aal ^Tcv, 8,8. 30.4. {)rk. 27,4 — andlaogne dag
B. 2115. AtheL 21. An. 819. Güth. 1251,
lind wie ivahrscheinlich ist es von vielen der oben aufgeführten
gemeingerm. Satzformeln, dasE sie vor der Trennung der
Dialekte bereits zu Versen oder Halbversen geformt waren,
z. B. der Halbvers at bana verda Vkv. 33,7, Veg. 8,5. Grip.
11,5^ Hild, 54! Doch scheint es mir nicht richtig, diese
417
DiBge ohne BerückdchtigaDg der Metrik zu beq>recheii und
idi lasse sie also hier And^wn zur Bearbeitung. —
Die FSlle, in denen Verse nicht genau wiederholt« aber
Ton Späteren unzweifelhaft benutzt und nmgeformt worden
innd, gehören nicht mehr in diese Arbeit, sondern recht
eigenflich in das Gebiet der Bpedaluntersuchungen zur altgerm.
Literaturgeschichte. Ich verweise deshalb nur beLapielswäfie
auf die Beobachtungen Edzardis zu Sig. sk. (Pf. 6. 23, ISO), zu
Gud. I und n (ebd. 184), zu Reg. und FAf. (ebd. 321), zu
Grip. (ebd. 326), Symons' zu den Helgiliedem (P.B. 4,166 f.),
femer Bosenberge (Nordboemes aandsliv 1 175) zur Vegtamskvida,
Kiedners über Beminiscenzen in der Lokasenna (Zs. 31,225),
Banisch' über das Verhältniss von Gud. hv. zu Hamd. (Zur
Kritik und Metrik der Hamfiismäl S. 19 f.) und auf die
Sammlungen angeblicher »Entlehnungen aus Beovulf« bei
Bamhorst (Das Gedicht vom hl. Andreas imd der Dichter
Cynewulf S. 30 und 66 f.) und Sarrazin (Anglia 2,515 f. vgl. 545
und besonders Beovulf - Studien S. 110 f.); femer vgL z. B.
zur ags. Grenesie Hönncher (Anglia 7,490 f.). Solche Arbeiten
führen dann über zu dem Aufspüren charakteristischer Eigen-
heiten der Gedichte im Brauchen oder Meiden bestimm-
ter Worte, wie sie namentlich für die ags. Dichtung zahlreich
vorliegen: für Cynewulf von Fritzsche (Anglia 2,486 f.) und
Ramhorst (aao. S. 28 f. 3St)j für die Legende von Güthlac
von Lefövre (Anglia 6,188 f.), für das Gedicht vom Phönix
von Gaebler (Anglia 2,504 f.), femer in den mehrfach citirten
Dissertationen von Jansen, Ziegler u. ß. w. Es wäre zu
wünschen, dasß für diejenigen altn. Gedichte, welche ziemlich
sicher gleichen Altersklassen angehören, ähnliche Glossare her-
gestellt würden. Doch liegt das eben von einer allgemeinen
Beschreibung der altgerm. Poesie ab und darf nur gestreift
werden. —
Meyer, Altgermanische Poesie. 27
418
Ueb«r formelhafte VerBs vgl t. B. fOr den Bigveds EMgi
AiuD. 83a, füt die altgriechiacihe Poeräe 0. MQller I 58, fai dk
altdänüchen Volkslieder W. Oiimm KL Sehr. I 183 f.. för die
altD. ProM Döring 3. 143, Heiiuel 9. 183, für die Spielnumu-
dichtang Piper 3. 71; im Binnlnen i. B. fSr Otfrid Schatte
S. 20, für Layamon Kegel Germ. Stadien I 221 f.. ffir Caedmoo
Ziegler S. 46 f. o. b. w, —
Auch an die Doppelvene (b. o. § 13) mtus hier nochmil«
erinnert werden. —
§ 22. Stehende VerssuBgange.
Man hat es bisher fast gänzHch venäomt, die häofigsten
Anfangs- und Schlussworte der Verse su sammehi. Doch
wäre dies ein höchst lohnendes unternehmen, welches sowohl für
die Syntax als auch besonders för die Metrik der altgenn. Zdt
beachtenswerthes Material liefern würde. Eb verBteht sich yoa
selbst, dasa die Wortstellung auch im VeiBe vor Allem too
den allgemeinen Regeln der Wortstellung abhilngt. Aber schim
hierdurch ist ihre Prüfung metrisch wichtig, weil ja überhaopt
der Vers nichts ist alfl ein normahsirter Satz. Non geht aba
weiter der Zwang der WortateUung — soweit überhaupt diese
geregelt ist — nirgends so weit, das8 er nicht metrÜBchen
Rücksichten Raum liesse. Jede Abweichung 7on der normaleo
Wortstellung verdient deshalb Beachtung: selten wird sie ans
inhaltlichen, meist aus formellen Ursachen abzuleiten sein, und
somit auf metrische Neigungen oder Regeln ein Licht werf«
können.
Ich gebe hierfür nur zwei Beispiele. Ungemräi beliebt
sind im VersschlusB der altn. Gedichte alle auf an aosgehendoi
Formen: Adverbia wie austan saman |)adan; Accusatäve wie ,
gödan hvitan u. s. w. Ungemein beliebt sind femer im Vers- j
\
419
ende alle Worte indefiniter Bedeutung: allr hverr aldrigi ui dgl.
Beide Kriterien, das formelle und das inhaltliche, treffen zu-
aunmen, um aus der Form hverjan einen lieblingBschluBS zu
machen. So steht z. B. Vgl. 24,6 mor^ hvezjan Hym. 39,5
en vöar hvezjan. Ebenso heisst es Gr. 29,4. 30,7, beidemal
dag hverjan — aber 8,5 14,5 beidemal hverjan dag. In den
enteren Fällen stehen die beiden Worte allein, 8,5 tmd 14,5
nnd sie mit kyss (hön kyss) verbunden; dort stehen sie in
aechszeiligen, hier in neunzeiligen Strophen. Man kann also
nicht wohl zweifeln, dass metrische Gründe Gr. 8,5, 14,5 die
seltenere AusschHessung des hverjan vom Versende verursacht
haben. — Dasselbe gilt für Gud. I 9,5, wo hverjan morgin
gegen Vgl. 24,6 morgin hverjan steht. —
' Sehr gern lässt die altn. Poesie femer Verse mit einem
einsilbigen offenen Worte schliessen: svA s^ kü u. d^. Ganz
besonders hat sich die Präposition i in dieser Stellung gefestigt;
s. B. in der Lokasenna Oegis haUir i 3,2 u. ö., Samseyju 124,2,
OBSum rgnnum i 6k. 14,3 und so oft. Man ist daher be-
rechtigt, überall, wo i im Innern des Verses steht, nach einer
metrischen Ursache zu suchen. So steht Vai. 2,3 i ggrdum
goda; in Skimisfor aber steht sogar einmal i Gymis gQrdum
Bk. 6,1 und einmal i ggrdimi Gymis 22,5. Das hängt sicher
von der Stelle ab, die der betreffende Vers innerhalb der
Strophe einnimmt.
Gerade über diesen Punkt aber fehlt es noch völlig an
Untersuchungen; noch immer hat man die Zeilen einzig danach
geschieden, ob sie erste oder zweite ELalbverse sind. Man braucht
aber nur eine Reihe von Eddastrophen hintereinander zu lesen,
um zu fühlen, dass gerade die älteren Lieder die Strophe oder
-vielmehr die Halbstrophe so zu sagen rhjihmisch durchcom-
poniren, dass sie durch bestimmte Anordnung metrischer Ein-
zelheiten in die ganze Versreihe einen eigenthümJichen Rhythmus
27*
430
briDgen. Du gilt Tnrniiirt von deoienigisn Voten, die den Aof-
geeong oder Abgeeaog Bc^esaen. Vor ellem in der Volnndu-
kvida, also geiade dem Slteetm Gedicht, prigt steh ntach d«
fligmuitige Ttm der Tierten HalbTeree dem Ohr ein: kaue Vene
vom Severa'achen Typus E, mit einer stark betonten Bube hdl
aoBklingeodi Vene wie die folgenden:
4,4 am langan veg 6,4 lindb&aga vel 10,4 wie 4,4
11,4 eins saknadi 12,4 viljalaoM 16,4 nrnnAng^ bi1
20,4 l Saevarstod 21,4 er Jwir i aä 26,4 kv&n ^nOadar
28,4 am aofnadi 30,4 wie 16,4.
Am SchloBB der Sixophe derselbe Typus, nicht selten der
selbe Vers z. B. S,8. 17,10; aber kaum je in den HalbTeraea
1 — 3 oder 5 — 7. — Charakteristisch ist die schon oben her-
vorgehobene VeiBchiedenheit des Ausdrocks in 12,4 (vilialaoBa)
and 31,2 (vilja laass). — Ganz ähnlich in der |)rym8-
kvi^a, wo z. T. dieselben Verse zam gleichen Elffect ver-
wandt werden : 1,4 am saknadi ; endlangan aal 27,4 ; «ft
aus fyrst um krad. — Dorch diese Verkürzung der »Ca-
denz* (um Schmelleis Aasdruck za gebrauchen) von den
gewöhnlichen zwei Silben auf eine steht die Halbstiophe
in den älteren ICvi]>uhÄttgedichten dem Ljö|>ahAttr i^er,
als dies später der Fall ist, nachdem die vierten und achten
Halbveree den übrigen ganz ai^eglicben worden sind; and eine
Prüfung des zeitlichen Verhältnisses der beiden altgerm. Stro-
phenformen dürfte solche Erscheinungen nicht ausser Acht
laeeen. — Eine Elgenthümlichkeit der zu den Fäfnism&l ver
arbeiteten Strophen bilden die kurzen Anfangsverse: sveinn ok
sveinn 1,1; aetteml mitt 4,1; ii räda 10,1; noma dorn 11,1;
OegiebjÄkn 16,1. 17,1; aber die vierten Vene, weon auch noch
kurz gehalten, sind hier doch meist schon viersilbig (dreisilbig
z. B. 25,4 bröäur mlim), 27,4 ist sogar zweisilbig: eißkold), und
stehen eo zwischen den überkurzen Eingangszeilen und dem i
421
StrophenkÜFper auch in dieeeir Hinsicht in der Mitte.
•^ Natürlich trägt auch die alte li^igor der anaphorischen
Dreizeiler mit ihrem anschwellenden Baa dacu bei, die
Ktozverse rhythmisch zn individnaUsiren. —
Die älteren Gedichte betrachten augenscheinlich in metrischer
Hinsicht die Halbstrophen als Einheit nnd schlieesen sie des-
halb dnrch riiythmisch wirksame Abschnittzeilen ab; die spä-
teren nehmen die VoUstrophe als imtrennbar und stellen
deshalb vollen Parallelismus aller Langverse her. Der Fluss
der Verse allein würde .ein Gedicht als jung erkennen lassen,
das z. B. folgende Strophe enthält:
'pisr mun ek alls {>ess eida vinna
at inum hvita helga steini,
at ek vid {)jödfek |)atki Attak
er vord n^ verr vinna knätti
(Gud. m 3), wo nur Vers 7 leise den streng symmetrischen
Bau stört. (Eine ähnliche Entwicklung hat das mhd. Verspaar
erfahren, vgl. Q. F. 58,49). — Anders ist es, wenn schon in
älterer Zeit correspondirende Verse verschiedener Strophen genau
übereinstinunend gebaut werden, wie z. B. Fäf. 10,1 und 11,1;
das ist ein Eunstmittel, welches sich der Wortaufnahme im
Dialog vergleicht, gleichsam Aufnahme des Tonfalls. —
Auf all solche Untersuchung^! darf ich mich hier nicht
einlassen, so sehr es mir auch danach in den Fingern zuckt.
Meine Aufgabe ist hier nur, durch ein paar allgemeinere Be-
merkungen und Beobachtungen nachzuweisen, dass der formel-
hafte Charakter der altgerm. Poesie audi den Versbau berührt
und gestaltet; dass vor allem typische Versausgänge sich den
Abschnittsformeln für Gedichte, Abschnitte und Strophen als
Miniaturmodelle zur Seite stellen. —
Ich theile die beliebtesten Schlussworte in solche ein, derm
Auswaihl hauptsächlich auf ihrer Bedeutung und somit auf
48S
ihrer sTntaktischen StaUnng bmiht, and in solche, die wegen
ihrer metriflchen BeeobaiffeDfaeit and somit ihiea Klangee tttgm
aoBgetmcht ecfaeinsiil — Ich habe nor die Gdtterlieder der Eddt
eineneitB und den Heliand andereraeits auf ihre Vemoagänge
Tollstfiodig dnrcbgeeehen und mich Mort mit Sttchprobea be-
gnügt. Auch aus jenen Gedichten sind die Belege nicht toU-
stftndig gesammelt. —
I. a) Man stellt an den Versschluss gern Worte von recht
allgemeiner, Tielumfasaeoder Bedeutung.
allir V9I. 56,7; allar Vgl. 4,1. >r. 34,7; «U V«L 9,1; alla
H&rb. 16,2. Vkr. 6,3; all» Bfm. 31,3.
hverjan V«l 24,6. Hrm. 39,6. Gr. 29,4. 30,7; hvem 14.5:
hverr B&v. 36. 37,3.
aldrigi Lok. 8,3. Skim. 20,2. Grim. 3,5. B&r. 92,3.
i ärdaga VqI. 63,5. Lok. 9,2. Vaf. 28,6; um aldrdaga Vgl.
66,7, Vaf. 16,5.
ß) So besonders auch die feierlichen Benennungen gefürch-
teter Wesen.
vaitfvar Vgl. 64,7. Hym. 1.1; valtlva Vgl 53,4 — sigtiva
Vgl. Refrainstrophe — ttvar Veg. 1,6. Hym. 4,2.
jgtunn Hym. 13,6. Vaf. 8.6; jgtaar >r. 17,5.
3o auch hiTninB Gr. 39,6; himinn Gr. 40,6.
7-) Femer aber auch Worte, die in wichtige Kategorien ein-
reihen; so besondeis Verwandtschaftsbezeichnungen.
fadir ^m. 5,5; fgdur Vgl. 56.8 — mödir Veg. 13,8 —
synir Lok. 2,3 — döttur Lok. 42,2 — brödir Vgl. 33,5 — aystir
t)r. 29,2, aystur ])r. 32.2 — megir Lok. 45,5. Ebenso mey
Skim. 6,3, meyjar Vgl 23,1. Veg. 12,5. Lok. 34,4.
i) Ebenso orientirende Adverbia.
nordan Vgl. 38,1, austan Vgl. 51. 52,1. Hym. 5,1, austr
Härb. 23,1, aunnan Vgl. 53.1.
nedan VöL68.3. Hym.22,7. ofan Vgl.67,3. B^27,7. 31.6.
423
utan Vkv. 9,7 (innan Bcheint dagegen selten am VersechluBs
SU stehen, doch z. B. Sig. ak. 8,1).
hMan Lok. 7,6. 34,2. 35,2. Skim. 33,3. Hyndl. 46. 47,4
und beaonders oft in Reg. und Fäf., {)adan Vkv. 8,7. Lok. 6,5.
Big. 5.3. 37,6.
sidan Vkv. 3,1.
aaman Lok. 9,3. Skim. 5,4.
e) Desgleichen Comparative und Superlative.
hvassara {)r. 25,4, breidara |)r. 25,6, hardari Hym. 30,6,
tidari Skim. 7,1, betri Häv. 72,1, mÄtkari Hyndl. 44,2.
bertr Lok. 37,1, naest Häv. 99,1, fegretu H. Hi. 1,3.
0 Von Verbalfomaen vorzugsweise Participia und Infinitive.
talda Vgl. 15,8.
borinn Akv. 2,6. Hyndl. 43,1, borit Alv. 5,6. Lok. 33,6,
framgenginn Skim. 12,2, koniinn iSym, 11,3. Alv. 3,5, komit
Vaf. 43,5.
verit Lok. 26,3, vegit Lok. 27,6, lagit Lok. 48,3. Skim.
13,6, farit Lok. 57,6.
kjösa Vgl. 65,2, fregna Veg. 8,2, verda j)r. 12,7, ganga
Hym. 14,8, geta Lok. 20,2, gala Lok. 31,3, bidja Hirb. 29,8
gneypa Skim. 30,1 u. s. w.
rf) Ausserdem besonders die passiven Verba auf — na.
losnar Vgl. 51,8, klofnar 53,8, slitna Vgl. Refr. sortna
Vgl. 59,1, brotnadi Hym. 12,8, rifnadi Hym. 31,8, sofna
Big. 19,4, losna 6ud. H 42,2 ; nach deren Analogie dann auch
tyna Sig. sk. 16,8, rejmir Athn. 77,6.
9) Pur dreisilbige Verbalformen hat die {)rymskvi|)a eine
besondere Vorliebe.
vaknadi |)r. 1,2, saknadi 1,4, sitjanda 9,5, liggjandi 9,7,
fnasadi 12 2 —
Dass Lifinitive und Participia oft am Schlusß stehen, be-
ruht auf der normalen Wortstellung; die Vorhebe für die Worte
4S4
ifU Babiikea 2 — 5 ha* lo^scht UiHtchen: gefflnhteto yameii
qiait nun mit ednar gewiBBen Scheu bis tarn Ende aof, oiu
die SofalBgworte der ffir die altgenn. Poesitt ao wichtigca Sa
ttgonen klingep wirkiuigBToU tos. Anch die Adrertsa an
— an und die CompantÜTe und SnpedaÜTe beHicbnen einai
Punkt bestiinniter T.jTiiaw uai die Lidefluita unuchrsibeii sc
XU sagen einen geomabischen Ort: lur Sänieichnui^ einseina
Dinge in bestiminte Besitke dinten auch diese beliebten £nd'
Worte Ton Voaen. —
n. a) Ungemein beliebt lind imVensohluM lange ofEo»
einsilbige Worte. Diese Gewohnheit dauert noch in mhd. Zeit
fort, beeondeiB gerade bei höfischen Diditem. So ist für Rein
mar andenwä das Zauberwort, um offene Reime anzubringen
und Walther hat die Mode in seinen »Vokalspielen« verspottet
das Flickwort anderswä noch in einem gegen Reinmar gerich
teten Gedicht 112,2.
» Häv. 96,2, t& Bäv. 62,6. 92,5, fji Hym. 22,6, frä Hav
98,3, m& Gr. 34,9, nä AIt. 2,3, sä Gud. m 9,3, sji Alv. 14,5
sM Lok. 46.4, svÄ Hiv. 190,11, tvÄ Hym. 9.3, vÄ Hyndl
25,10, I» ^T. 18,1, t)r4 Lok. 39,3.
U HiT. 76,1, kn6 ^r. 60,6. Hym. 31,1, s6 Gr. 4,2. Hiv. 37,2
I Lok. 18,3 u. ö. Sk. 14.3. 30,3. Vai. 19,5. Alv. 12,6. Vtr
10,6. |)vt H. Hi. 33,10.
drö Gr. 49,5, lö Lok. 55,4.
kä Häv. 70,3, an Rig. 23,5 (äsbrü Gr. 29,7).
Besonders beliebt sind &, frä und L
Auch Versau^änge mit offenem EQatua sind nicht selten-
bni Häv. 82,6. glöa Alv. 5,3. hlöa Gr. 20,9. rta Hym. 17.3
20,8. H^T. 81,2; auch kann ausser dem Vokal noch ein Con
sonant auf den lai^n Vokal folgen: nur Hav. 120,9, träi
H&v. 118,8, a6it Hav. 108,7; oder s(^ar zwei Consonanten
öumk Sk. 16,4, firtask Häv. 78,4.
425
In flU solchen lUkn behemcht der lange offene Vokal
den VerBaaagang.
ß) Langer Vokal, beeondera i, vor r iat beliebt, namentlich
in den GrimnismU.
in Big. 484, här Gr. 2,2, mär Lok. 14,5, B6r Lok. 15,5.
Gr. 6,5, ^ Sk. 4,1.
byr HyndL 1,4, naer Gr. 28,11.
f) Sehr beliebt ist der Versauagang — ^an.
Diesen Anslant haben Aceusative wie hverjan und Adverbia
wie ofan u. s. w. gemein; femer z. B. sjflfan Vgl. 59,8, angan
V^L 54,8.
d) Von einzelnen öfter wiederkehrenden Versschlüssen
merke ich an: orlgglausa Vgl 20,8, TÜjalanss Vkv. 12,4, ästa*
lanss Heb:. 5,7, bhUtalansa Gud. n 41,3; i mar V9I. 59,2. Hym.
24,6; <tevidra apa Gr. 34,3, öBvim[iB apa Fil 11,8; sklnanda godi
Gr. 38,3. Sgdr. 15,2. — In der Big; oft at {»t: 6. 9. 14 usw. —
Ans dem Sprachstofi selbst erklärt sich, dass Nasale und
r am häufigsten schhessen. Doch suchen einige Gedichte
vokalischen Auslaut (auch mit kurzem Vokal und in zwd-
fiilbigen Worten), besonders Härb: HArb. 16 und 18 z. B. haben
last nur vokalische Schlüsse. —
Es versteht sich, dass die angeführten Worte sämmtüch
auch ausserhalb des Versschlusses vorkommen. Für hverjan
und i wurden schon Beispiele angeführt; ebenso steht z. B.
Veg. 4,2 austan im Innern des Verses, Härb. 14,2 hMan.
Natürlich kommt auch hier wieder die Stellung in der
Strophe in Betracht. Die zweiten Verse schliessen gern ein-
silbig, die Langverse also sind meist stumpf; aber der achte
Vers ist doch wieder meist kling^id. Dies oft angestrebte
System ist in der Hymi8kvi|)a mehrmals erreicht, z. B. Hym. 3,8.
Auch ist dies Gedicht besonders streng in der Gewohnheit, in
beiden Halbversen klingenden und stumpfen Ausgang wechseln
xa Itnofin — nur 'tptiiw difl JTuhlnMwrflw «iHg*""""*"*" , wo
beidemal zreisilbiger Veruasluit beliebt ist; bo Hfm. 9. 32. 38. .
Die j^tmlngi'a der mhd. Poesie, in der kliogoule Weise and
stampfe Venseile sich regelrnttssig entsprechen (Soherer Zs. f. i.
Alt, 17,669), wird Jedem einleochten. Die Hymiakvi^ hat
onlte Gewohnheit nur sotgOltiger dnrchgefOhrt; denn die
Velondarkrifia hat dieselbe Regel, i. B. VW. 38: ebenso die
VslospA, s. B. VftL 34. Dagegen führen die jflngeran Gredichte
aberwiegend klingenden Versausgang dorch, besonden Guit. Q,
1. B. 15 und 29. —
Beobachtungen über altgerm. Vetaschlüsse sind mir sonst
kaum vorgekommen. Ist doch du Stadium des >lfamaraB<
im Sinn der alten Stilistik bei uns noch in den Anfingen. In ^
der lateioischen Dichtung hat man Qrpigche Versscblüese liingitf
beachtet (Teuffei Geschichte der röm. Lit. § 272, Anm. Z}_
Für die deutsche Poesie kenne ich keinerlei Besprechung; naar
über charakterifitische S&tzausgänge in deutscher Prosa findeca
sich einige wichtige Bemerkungen in Jean Pauls Voischule der
Aesthetik (Werke 18,389 f.) — freilich noch weit abstehend
von der Sorgfalt, die die französischen Prosaiker ihren Perioden-
Bchläesen widmen (Flaubert über seine *chates de phrasex,
Journal des Groncourt n 14). —
Weit weniger als stehende Versausgänge sind typische ,
Versanfänge ausgebildet. Fast immer gehören sie Formeln i
an: entweder Versen, die in dem einzelnen Gedicht wieder- I
kehren (G^^nrefrain) oder solchen, die sich überhaupt öften !
ßnden (AbBchaitteformehi wie mil er — Vsl. 17,1, upp reis — |
Veg. 2,1 üti stod, — Vkv. 16.30,1, H. H. I 49,6, Brot. 6,1). -
Einige Wortgruppen treten doch auch hier stärker hervor.
I. a) Zahlworts stehen in der Regel am Versanfang:
einn Brot. 7,1. 12,7, ein Sig. sk. 16,1, einu Sig. sk. 18,1,
einni Sig. sk. 37,2.
427
tveir H4v. 73,1. ^rjin Vql 23,3, Gr. 31,1, fimm hundrud
Grim. 23,1.
ß) Ebenso unbestimmte Zeitangaben:
morgin Vgl 9,7, aptan Big. sk. 6,2. 8,4.
f) Einen häufigen Versanfang liefern Demonstrativa.
{»adan koma — VqI. 22,6. 23,1, Hyndl. 42,5, H. Hi. 28,8.
Iwur kemr — VqI. 67. 68,1, Hyndl. 44,1.
n. Auch hier sind einsilbige Anfangsworte mit offenem
"^okal bdiebt
flö j)Ä — I)r. 4,5 = 8,1, flö — Sig. sk. 23,1.
hlö — {>r. 31,1 u. ö. (auch in der Abschnittsformel, vgl.
^, 375.4. e). —
Im Allgemeinen scheint also für die Versanfänge zu gelten,
^ass hier gern spedelle Begriffe stehen wie im Versschluss allge-
^^eine. Bei dem engen Raum des Halbverses muss aber an den
^'^ersanfang schon fast jedes selbständige Wort kommen, das man
nicht an den wichtigeren Versschluss stellen wilL Der Versan-
iang ist in der altgerm. Poesie vom Versschluss abhängig. —
Die Häufigkeit bestinmiter Worte im Versschluss und
liftpA^li anderer im Versanfang wird also durch das sprachhche
Material bedingt: zunächst durch den Sprachstoff überhaupt,
dann spedell durch den poetischen Wortschatz. Dies ist von
ältester Zeit her so gewesen, und die Versschlüsse in ihrer Ab-
hängigkeit von dem jeweihgen Vorrath behebter Worte können
daher cur Altersbestunmung der Gedichte beitragen; nur ist zu
bedenken, dass gerade an solchen Stellen veraltete Worte länger
haften und kleben, als in dem freierer Verfügung zugänglichen
Raum. Eine ganze Schicht von Strophenausgängen ist aber an
sich für relative Jugend der Geschichte beweisend. Auch hier
nämlich wiederholt sich das von uns nun schon so oft beob-
achtete Schauspiel der Verdichtung. Ich habe früher für die
mhd. Poesie nachgewiesen, wie jüngere Perioden es lieben^
formelhafte Verse älterer Zeit in den Vers einzustellen (Zs. f.
d. Alt. 29,169). Diese »Einstellung«, d. h. wie ich es damals
definirte^ »die Condensirung eines alten ganzen Verses zu einem
Theil des neoent seigt sich nun yeroinselt schon in der altn.
Poesie, massenhaft in der ss« Dlditong.
Tnnertialh der Edda weisen solehe Fllle besoodsn swei Ge-
dichte aafi deren Inhalt ebsnfsDs die AufsiiieitQng Ilnnt poetisch
gefestigten Stoffs bildet: die mythologische Lokasenna und dis
gnomischen H&yamAl. Ein alter foimelhatter Vers ist s. B.
»fyr j9rd nedioic (Vgl 44,6, >r. 7,4, ähnlich V9L 5,8); Lok. 23,5
ist das Versschhiss sn einem fremden Stabwort geworden:
yarta fyr j9rd nedän. — Wir besprachen die altgenn. »Defini-
ti<msfonnelnc mui fanden dort als beliebteste Schatte fOr
Fhuien die Mannstollheit, mid trafen fOr eine solche Sdielt-
Strophe ein altes Mnster in ^. 12. Dort fflllt »yergjamastac
wirkungsvoll einm gansoi Vers; Lok. 17,3 ist derselbe Super-
lativ, 26,3 der Positiv mit der Cq[>nla in einen Vexs
gnan.TnTwiincfftHrMjnflrt- —- In den H&vamÜ sind ftolffher BinsteDmuT
besonders Strophen verdächtig, die mit dem schon behandelten
Mittd der Wortanfnahme künstlich mid oft gewaltsam aneinander
gebunden sind. So ist »frödr {»ykkiskc EUv. 31,1 ein formel-
hafter Vers, wie die Vergleichung mit 28,1, frödr Bi j^ykkiak
lehrt; aber margr {>ä frödr {)ykkisk 30,4 ist gewiss jüngere
Nachbildung. Auch von den oben schon angeführten beiden
Vereen der nicht sehr alten GrimniBmiÜi macht wenigstens der
eine einen ähnlichen Eindruck: 34,3 im Vergeh mit F^
11,3 und 38,3; dagegen scheinen Gr. 38,3 und Sgdr. 15,2 beide
jüngere Entwicklungen: beide scheinen nicht aus einem Ouss,
sondern durch Einschmelzung fertiger Stücke gewixmen. Der
alte Vers wird einfach sktnanda godi gelautet haben, wie
die Participialverse der alten Priamel H&v. 84 f. : brestanda
hoga.
429
In groflsem HaaaBstab leiigt nun der Heliand fär die
Veneinstellnng.
Bin formelhafter age. Ven« und nodi dasu einer ans
junger, ohrisüicher Zeit, ist >of {neee vorulde« Met. 14,10; das
wird Bchon ags. VersBchluBs: gevanod on {naee vorulde Gen. 481
gevitnad fore pieae vorulde Hy. 4,79 und so sahllose Mal im
HeL: uuarun an thesaro uueroldi 157 a, uuanum te theaaro
uueroldi 168 a, uuesan an theearo uueroldi 211a, u< b. 1; Hei.
I — ALL, alao in den ersten 1019 Versen steht uueroldi, meist
thesaro uueroldi, 25 mal am Schluss des ersten HalbversesI
— Femer steht mit demselben Schlusswort Met. 8,41 »geond
J>äs vidan veoruld«, ebenso 11,95. 13,65 ' (Sievers Heliand 406
Anm. 11), ebenso noch HeL 136 a an thesero uuidun uuerold,
349 a. 387 a obar thesa uuidun uuerold, 281a an these uuidon
uuerold, 1132 af thesaro uuidun uuerold: überall hier ist der
Kiirzvers durch die früh gefestigte Verbindung des Endwortes
mit einem alliterirenden Epitheton vor der Einstellung geschützt
worden; aber ein völlig synonymer alter Kurzvers ist Vers-
schluss geworden 1656 a: that mugi an thesaro bredun uuerold.
Selten steht altn. »midgard« am Ende: so Vgl. 7,3. Oefter
ags., so Zaub. V A und B 4 gand (ofer) ealne middaogeai-d.
HeL 1398 a steht es am Versschluss in einer Zeile, die offen-
bar jenen eben besprochenen nachgebildet ist: an ihesoro
middügard; hier ist es noch wie in allen altn. Fällen und wie
Musp. 54 einziges Stabwort und alliterirt wie Grim. 41,4 mit
mann — eine gewiss alte Verbindung; ebenso 1712a. Aber
1301a sind die beiden alten Reimworte (grade wie in, Zwillings-
formein) aus zwei Kurzvereen in einen gedrückt: mann an
thesaro middilgardun ; als drittes Reimwort steht muod, wel-
ches Vgl. 58,5 als einziger Reim auf midgard antwortet.
Ein typischer Kurzvers der Edda ist »af — hug« mit Ad-
jectiv: af Qllum hug H. H. n 14,6, Grip. 47,6 af grimmum
480
bog Sig. sk. 9,8, ähnlich n^ lUan bog H. H. II 16,3. In dar
u. Erangelienharmonie wiid dieeem Schlagwort ala zweit«
Reimwoit das HÜlSTerb haben beigefOgt and dem Granzen
□nu noch allerlei Torgesobobea: boand hie habda starku
hngi Hd. 29b thorii imian Btarkan bogi 3946a. Aach bis
können wir die früheren Stadien beobachten: schon aga. schmilit
daa Hälbverb an, s. B. Gen. 447 h&fde h]rge stränge, eben»
HeL 73 im zweiten Halbren habda fenbtan bogi, vgl. 1238b;
aber erat aa. war ein Vemmgeheaer möglich wie l&&9b bo
buoat so tha is so tharu ferehtan bagi!
Wir haben damit aach schon ein Beispiel ffir die bdieb-
teste Art, alte KotxrerBe zu neuen Vergtheilen zu machen. Es
ist die Zafügung von Hilfsverbis. Vereinzelt können wir
aucb diese schon in der Edda beobachten: der Vers Hiv. 46,4
z. B. wird auf diese Weise Atbn. 71,6 zum Maasa des MAlabAttr ge-
dehnt: ok um bog maela — kunni um hug maela. Oder ein alter
LjöJtabÄttschluss *'^t verda |>eir baugar at banat Fit. 9. 20,6
wird so zu einem Kvi]>uhätt-Lai^er8 : |>eir munu |>^r baugu
at bana verda Gud. I 21,7 — 8. Im Heliand aber wimmeln
die scoldi uuoldi muosti mahti, und fast jeder Vers, den sie
Bcbliessen, ist der Aufblasung verdächtig. So bat sieb eist
auf weatgerm. Boden das Suffix — acipi zu solcher Beliebtheit
entwickelt, dass es häufige Versschlüsse liefern kann: lind-
scepi 44a heriscipie 55a jungerscepi 92a. 110a gibodacepe
1388. 301a u. a. w. Aber selbst dieser speciell as. Versaua-
gang kann dem Hilfsverb nicht widerstehen: huo aia is
gibodscip- scoldin 8b. Es ist das ein poetisches Hülfsmittei,
das die Kunstdichter aller Zeiten lieben. Wie die mbd. Poetea
mit dem Hilfsverb spielen, so achreibt Chamiseo an Gustaf
Schwab: >Wir pfiegten in unserer Strebezeit scherzweise neben
der deutschen auch eine aooettische Sprache anzunehmen . . •
vor allen Dingen aber das imuss« 'WiU« imagf um mit den
431
Miääv wa reizneD« (Leben und Briefe Ton Adalbert von Cba-
miMlI 19S).
Auf dieie Webe gewinnt die Diction im Hei. ein total
VKiDderlei Aneeehen. Die Edda stellt an den VersBchlnBs
tek» naehdrBckliche Worte. Der Heliand beläast sie da oft
im cnten Halbvere, im zweiten hängt er am liebsten Hilfe-
ittte an. 80 entsteht der seltsame as. Vers, in dem die alten
Butte tmverdant hemmschwimmen. Bezeichne ich einen alt-
|BniL Kmsvers als ab nnd Znsätze im ersten Halbvers als a,
im sweiten als ^, so sieht ein as. Langvers gewöhnlich so aus:
a i b — ab ß. Der alte Vers wird eingewickelt in Flickworte.
Dnd wieder ist darin die altn. Poesie schon mit schlechtem
Uspiel vorangegangen. Völlig unnütz steht Häv. 146,2 das
l^iitheton: ef mist verSr |>Qrf würde genügen. Aber wie hier
iQdkilc angehängt ist, so endlos oft im Hei.: niud mikil 182b
cmft mikil 198a. 899a. 840b. 866b mancrait mikil 792a
laegmeraft mikU 2734 a giuuit mikil 209b. 575b. 689b. 1278b,
isDer unillo lioht uuerk uuilspel tharf folc meginfolc gilp sine
sdkiL
Weniger ans der Neigung, den Vers zu verlängern, ale
na dem Ungeschick, den Stoff zu bewältigen, geht es hervor,
woui wie Slisverba nnd müssige Adjectiva drittens ungemein
oft »godes« einem fertigen Vers angehängt wird: 2a. 7a. 10b.
Üb. 17a. 42b. 49a. 87b. 192b. 205b u. s. f. ohne Ende,
10 dasB hier nnord mäht gibod craft u. s. w. die eigentlichen
Sdünssworte sind.
Selten decken sich Heliandverse auch nur mit otfridischen,
^ z. B. so man herren scal Hei. 1116 wie 0. I 5,136 so
man zi frowun scal 0. I 23,14b, so man druhtine scal vgl. I
25j22b. n 8,16 u. s. w. Dies ist ein zweiter Halbvers, und
im zweiten Halbvers vorzugsweise steht auch der einzige ty-
pische Schluss, den der Heliand noch mit der Edda theilt:
43S
dw AdveiUt der Bichtimg wie hturod 121b. S76b, hood
137b, thaiM 466b. 544b, tbonaa &31b. 6&0b tmd aehi oft
OBtaa 641b (dagegen oitaiu 689 a. 694a). TJeberfaaapt und die
Halbrene hisim venchieden; emig aber sind ne dacm, dan
ne BtompfeD AuBgmg meiden, doch beilicli der erste noch
melu. Wo dieser vorkommt, liegt faat allemal ein alter Vtn
tot; wie alto. bTfltjan dag, ags. andlangoe dSg u. dergL hiufig
ist, Bo findet man in Heliaodvene eingebaat (ao nnit in so)
mimugan dag 166b, (bidon) allan dag 174b, (endi them anerod^
allan dag 874b, allan langan dag 966a. 2080a. 2818a. Son«
aber mnd beliebte aa. Versauagftnge
1. für den asten Halbvert: aooid unordon aailleon aoe-
rold uoeroldi, Adverbia auf -lice, zweisilbige Praeteritalfonnec
2. füi den zweiten Halbvers: herod thanau u. s. «.,
drobtin, aftei tbiu. Formen der Hilfsverbs,.
Im Einzelnen sonderbare Verschiedenheiten: — scepi in
ersten, — scapu, namentlich giscapu meist im zweiten; mäht
godes, gibod godes, bam godee in b, aber craft godee in a,
und ebenso craft mikü in a, während -sonst — mikil fut
stets in b. —
Der as. Vera ist also nur das Kesultat einer UebertreibuDg
früh begonnener Neuerungen. Schon spate Eddastn^hen in
HAv. Lok. Grim. Athn. n. s. w. haben Einstellung alter Vene;
die ags. Dichtung, wie sie die Zwillii^foTiDeln cultivirt, treibt
auch in unveränderte Verse das Stabwort hinein, welches Bonst
auf dieselben zu antworten päegte; das as. Gredicht scheut fast
den alten einfachen Vers, schlägt ihm in der ersten HalbieUe
Worte vor und hängt ihm in der zweiten neue Schlussworte
an. Wie die alten Historiker Sätze der römischen Geschicht-
schteiber in die eigene Erzählung einbrockten, wie volleods
die mittellateinische Dichtung von der Umkleidung classischer
Reminiscenzen lebt, so steht — was die Form angeht — der
433
Dichter des Heliand zur altgerm. Poesie. Hilfsverba, Flick-
worte, aber auch theologische Termini dienen als Mörtel, um
die Stücke alten Marmors zu binden und nach aussen zu ver-
kleiden; aber oft genug blickt und bUtzt noch ein schnee-
weissee, feingemeisseltes Stück hervor und sjnnbolisirt das
Hereinragen heidnischer Anschauimgen in die christHche Gre-
dankenwelt, das Vilmar so schön behandelt hat. Die altgerm.
Neigung zur Häufung der Worte hat im Heliand von der
alten Anhäufung wichtiger und vielsagender S^nionyma sich zu
der AufschicJitung müssiger Hülfsworte verirrt. —
Capitel Tm.
Sitze.
§ 23. Häufung.
Natürlich gehört einf nähere Betrachtung des poetischen
Satzbaus in eine altgerm. Stilistik, nicht hierher. Wir haben
nur noch Vereinzeltes aufzulesen.
Formelhaft ist der Satzbau in der altgerm. Poesie, soweit
metrische Regeln eine bestimmte Stellung der Satzgüeder ver-
langen. Rieger und Riese haben in lehrreicher Weise diese
schwierige Frage abgehandelt. Formelhaft ist er aber auch,
wenn er inhaltlich den poetischen Regeln nachgiebt, vor allem
wenn die Sätze auseinandergereiht werden durch jenes Grund -
princip der Tautologie.
Schon die Parallelverspaare sind ein Fall dieser nicht sel-
tenen Erscheinung: der Häufung, der Aneinanderreihung von
M«7«r, Altgermaiiische Poesie. ^^
mehr alß zwei entsprechenden Gliedern in asyndetischer oder
polyayndetischer Form. Den breitesten Raum nimmt die Häu-
fung, in den späteren Heldenliedern» vor allem Gud. H und
AÜm. ein; die Strophe Atlm. 36 & B. hat schon gans dae Ze^
hackte und Banhe» das fBr SpieTinamiahaBadim beMÜdmend iit;
ff
diee laed trilgt ja flbeiliaiqit edioii TBUg eiiua apiiihnenmh
miflogen AnatDch. Eben dimm tagt hinVelalHgadeobe Za-
schnitt, die Freude dann, GleiehartigeB uid üng^eiehartigeB
•
snsammensawürfehi, der derb hnmoristiflche Ton, der sogar in
ernsten Momenten dnrchachUgt (Atizn. 59 — 00)^ die hanebacksne
Moral — all dies hat sich breit fortentwickelt in der gnomischeiaL
Anwendung und Weiterfaildnng der Häufung; der Priamel, die
in den H^yamAl die bekannte, immerhin noch vomehm ge-
haltene Vertretung findet (Häv. 801, yj^ Mttllenhoff D. Alt S. 861;
priamelähnlich sind auch andere Strophen, wie s. B, H&v. 136.
141). Inhaltlich ist zu der Priamel von der rechten Zeit tum
Loben zu bemerken, dass sie auf uralter Tradition bemlit;
nicht nur lautet der Anfang (At kveldi skal dag Isjfa HIy.
80,1) fast wörtlich wie der bekannte weise Ausspruch, mit dem
nach Herodot schon Selon den Eroisos gewarnt haben sdl,
sondern eben&lls in Priamelf orm . finden sich zwei Mal sehr
ähnliche Sprüche in der finnischen Yolkspoesie, die (wie die
germanischen Lehnwörter im Finnischen) alter Torhietorischer
Berührung beider Völker entstammt sein könnten:
Rühm dein neues Boss erst morgen,
Deine Frau im zweiten Jahre,
Erst im dritten deinen Schwager
Und dich selber nie im Leben.
(Paul Eanteletar S. 148).
Rühm dein Rose nicht vor dem Morgen,
Nicht den Sohn, bevor er Mann ist,
' 435
i
r ^ Nicht die Tochter vor der Ehe,
1* Und dich eelbet nicht vor dem Tode.
i (ebd. 165).
r Von den altn. Vereen stimmen dazu genau mey er gefin
^ (60,4) und tmgenau konu er brend er (80,2). Die BinnvoUe
Klimax besonders in der ersten finnischen Stelle setzt eine
höhere Eunstform der dort zu Grunde liegenden Priamel voraus.
Dass wirklich die Form der Priamel in älteste Zeit zurück-
geht, beweisen schon alte indische und hebräische Beispiele
(vgL Bergmann La priamäle). Für die germanische Priamel aber
hMt Bergmann (aao. 25 f.) biblischen Ursprung behauptet, was
tnir gänzlich unhaltbar scheint. Nicht wahrscheinlicher ist mir
die Ansicht, die Wendeler (de praeambulis eorumque historia)
mit grosser Umständlichkeit und geringer Klarheit vorgetragen hat.
Vielniehr scheint mir die Priamel in der Figur der Häufung ihren
natürlichen imd sichern Boden zu besitzen, dem ja so viele
Erscheinungen der altgerm. Poesie entsprossen sind. Ebenso-
wenig steht die formelle Entwicklung ohne Analogien da. Wir
sahen schon bei den Parallelversen, wie an ein festes Verspaar
eine unbestimmte Zahl von analog gebauten Versen sich anhängt
(vgl. & 385,6). Eine solche Versreihe nun, besonders wenn
der fertige Satz wie Hyndl. 33 am Schluss steht, ist der Form
nach schon fast eine Priamel. Die eigentliche Priamel entsteht
bei genauerer Oekonomie der Einzelzeilen, die alle auf den ab-
schliessenden SchluBssatz berechnet werden, imd ist unter diesem
Gesichtspunkt leicht als eine Art Aufblasung des anaphorischen
Dreizeilers zu verstehen: bei diesem wird an ein Paar symme-
trisch gebauter Verse gleich die Abschlusszeile gefügt, bei der
Priamel werden erst noch die Vorbereitungszeilen vervielfältigt.
Ganz ähnlich steht in der Geschichte der Dichtungsformen die
italienische Terzine zum Ritomell oder das persische Ghasel
zum Rubai: Anfang und Schluse bleiben unverändert, der
28*
Haupttheil aber wird vemelfältigt. Und zwar hat dieser Kunst-
griff des Ausspinnens bei der Pnamel die einfachste Form.
weil das vervielfachte Glied ein einfacher Satz und Vers kt:
aus a / a/ ab wird a / a : a : a . . . / ab. Es wird gleidunm das
Dach in die Höhe gehoben^ond das Haas um^ mehrere Stock-
werke erhöht^ wflhrend Fnndament und Dach ihre alte Gestalt
bewahren. — Das Ohasel scheint auch Kfa>fi<^Kfli<^i* seiner Art
der Verwendung in gnomischer Tendern mit loser Ffiguig der
Glieder der Priamel ähnlichTsa sein. —
Ueber die Häufung im Allgemeinen y^^ ffir Cynewolf
Jansen S. 81f., für Caedmon Ziegler S. 66L üeber die Pkiaiad
spedell die schon dtirten Abhandlungen von Bergmann fmd
Wendeler. —
Kurz will ich noch auf eine andere Form» die Hiafong
zu r^eln, hinweisen: auf die Klimax. Soweit dieselbe im
Aufbau ganzer Gedichte zur Erscheinung kommt» haben wir
im Schlussparagraphen darüber zu handeln ; kunstmissige Ver
Wendung der Klimay in einzelnen Versen ist selten und geht
nicht über drei Glieder heraus: iQng er nött, langar 'ra tfier,
hvi um f)re3r]ak |)rjdr? Skim. 42,1 — 3; nt - iSasi • fyrii fwt
Gr. 64,1—3; mjgk bifaßk — bifdisk hflfu meirr Akv. 23,7—9
und litt bifask — bifdisk svagi mjQk 25,7 — 9 — alle vier
Fälle in direkter Rede. — Merkwürdig ist die Zahlen-Steige-
rung in dem interessantesten der ags. Zaubersprüche : säet smii,
sloh seax lytel — syx smidas saetan, waelspera vorhtan 2Saab.
n 13 — 16. — Natürlich beruht allemal die Verwendung der
Klimax auf künstlerischer Absicht. —
:
§ 24. Vergleich und Metapher.
In anderem Zusammenhang versuchten wir bereits die
Vergleiche der altgerm. Poesie auf ihren Greist zu prüfen und
4'.v Dichtung. Hier kommt (?.-- daraiii iiü, lUlder mul Gegeij-
bilder (wie bei den Kenningen) noch einmal vollständig
mammenziutellen. Vgl. Heinzel S. 16 f. A. Hofbnann Der
bfldiche Ausdrock im Beovulf und in der Edda (I Diss. Bres-
lau 1882, und I und n in den Englischen Studien ^^ 163 f.)-
Bei den Vergleichen sehen wir wieder deutlich geschiedene
Stufen in der Entwicklung der poetischen Sprache. Nicht nur
die beiden grossen Gruppen, Vergleich d. h. bewusste und
iiachdrückliche Gleichsetzung, und Metapher d. h. lässiger, her-
gebrachter bildlicher Ausdruck fallen auseinander; sondern auch
innerhalb der Vergleiche hegen getrennte Schichten vor unsem
Augen. Vor allem bei den Bildern aus dem Thierreich: altn.
eine Fülle wechselnder Gleichnisse voll lebendiger Anschauung,
ags. (ausser dem entlehnten Bilde in dem Gedicht bi manna
lease) nur noch zwei Vergleichungen. Und diese sind noch
von wirkungsvoller Einzelbenennung zum blassen GattungsbegriS
herabgesunken (Vogel statt Adler, wildes Thier statt Bär s. o.
S. 115). Auch formelle Erschöpfung zeigt sich hier wie in den
meisten ags. Bildern in dem typischen »gelicost«. — Umgekehrt
die Vergleichungen aus dem menschlichen Leben tauchen erst
in späten Eddaliedern auf, um ags. breit und lebensvoll sich
KU entfalten; es sind dies die einzigen Gleichnisse der ags.
Alliterationspoesie, die noch nicht zu kahlen Metaphern erstarrt
sind — natürlich, denn sie heben in dieser Epoche frisch an.
Grillparzer macht einmal (Werke 9,216) die Bemerkimg:
»Merkwürdig, dass Dantes Gleichnisse fast nie von leblosen
Dingen, sondern immer von menschlichen Handlungen und
Zuständen hergenommen sind.« Nennt man nur ein noch
frisches, gefühltes Bild Gleichniss und wirft die andern imter
die Metaphern, so könnte man von der ags. Dichtung dasselbe
sagen. Es ist biblische Art, besonders neutestamenÜiche, die
hier befruchtend und zerstörend zugleich eintrat. — Die Bilder
aus dem Pflanzenreich wieder, altn. treulich die Vertrautheit
mit dem Walde abspiegelnd und die Freude an stattlichen
B&amen, die diese göttlich yerehiea liees — ags. sind sie spur
loe venchwimdeiL Gecmger ist die Vewehiedenheit in den
andern beiden Grappea; aber wie viel fEiaoher und lebendiger
ist anoh ^nt» des eddieobe OleiobniMl
üeber die Gelegenheiten» bei denen Veigleichiingen ein-
treten» handelt lehrreich A« HbSmann aao. S. 198. —
Altn. geht in der Begel das Verglichene dem sa Yer
gleichenden voraus; die typische Form ist svA eir — sem —
(doch z. B. Härb. 60,1. 62.8 geht das Bild voran). Das ist
anch ags. noch die Begel, doch pflegt die Winfnhrnng dm
Gleichnisses sa fehlen; esheisstnor » — geUcoetc, appodtiondl
nachgesetzt. — H&oiangen von Mdem wie altn. in H. H. 11
und Gnd. n fehlen ags., so breit anagefflhrte Gleichnisse wie
in Cii, Beöv. und LeAs fehlen wieder altn. In der Edda pflegen
die verglichenen Dinge gleichgesetrt zu werden» doch HÜt. 61,1,
R. 28,11, Sig. sk. 66,3 wird das tertimn oompaiationia dm
Gegenbild in gesteigertem Grade zugesprochen. Das ist agB.
häufiger: Cri. 1242. 1662, EL 566, SaL 488. -^ All diei
rührt aus der einen Ursache, dass die Bilder ags. schon be-
kannter, halb abgebraucht sind und wo sie nicht bloss als
nebensächlicher Schmuck angehängt werden sollen, der Auf-
frischung bedürfen.
Die ags. Gleichnisse sind also fast nur noch Metaphern;
es sind eben zur Zeit der ags. Dichtung die alten Yer^eiche,
die in der Edda noch lebendig sind, zu lissig gebrauchten
Bildern herabgesunken. Wie sich so in der ags. Dichtung die
Vergleiche der Edda abgeblasst und verwischt vorfinden, 80
bewahrt ihrerseits die Edda eine noch ältere Schicht von (u^
germanischen) Gleichnissen in ihren Metaphern. — Es ist be-
439
2
31
Mdmeod, dum die Vergleiche iaat stets substantiviBch, die
Metqiheni fast stete verbal sind. —
L Metaphern (vgL A. HofExnann aao. für die Edda S. 203 f.
für Beovnlf 8. 214 f.).
Altnordisch.
1. Vom Menschen und menschlichen Lieben hergenommen.
Ange: mgrg eru dags augu Häv. 81,4.
Mörder: tunga er hQfude bani H. 73,2 üäiiA tonga vard
Unxm at fj^rlagi H. 117,6.
Menschliche Thätigkeit:
essen und trinken: ok bland ek {>eim bvä meini mjQd
Ix)k 3,6, fil var drokkit u. s. w. H. 66,4 — 6, eda tvau laer hen-
gi u. s. w. H. 67,4 — 6 sorg etr hjarta H. 120,8 lezta eld ota
jtfra bygdir H. Hi. 10,5; vgL auch bitat {)eim väpn n^ velir
E 146,6 XL dgL m.
schlafen: sakar ok heiptir hyggjat svefngar vera Sgdr.
36.1, hvai hefir {)ü, hihnir, hildi vakda H. H. 11 7,1 (vgl. auch
H Bofid Ufi Gud. hv. 2,2).
wandern: at |)ü vid illu ejäir hvem veg at vinum Sgdr.
37.2, en üti var daudr fyr durum Häv. 70,6 (vgl. das lat.
Sprichwort »Hannibal ante portae«); vgl. auch hvarfla |>öttu hans
Yfo^ med himins skautum Hyndl. 14,7 — 8.
schiften: muna ydvart far alt i sundi Sig. sk. 53,5, i vatni
H dmknar ef i vindi roer FAf. 11,4 — 5.
ringen: hildingum a hüsi 6t6d H. H. 11 28,9 (ich erinnere
an die Erzählung von Valerian: »Wenn zu Pferd stieg Arta-
^erxeSy ungezahmten Stolz im Blick, Setzte seinen Fuss der
^Önig auf Valerians Genick« Platen Tod des Carus, metapho-
tisch 2. B. bei H, F. Sturz Schriften I 205: »er weidete sich
schon an der Wollust, seinen Fusb auf den Kopf eines Philo*
sophen zu setzen«).
spielen: lOk h6n tveim ekjQldum Atlm. 71,8.
440
sterben: deyr K HAt. 75 — ^76,1 (eigentlich li^ aber die
Ikfotsphflt hier in der Vervendtmg von Ü für «Schatsi).
Tereimeltei : ef |iä eyss & holl regin, A |>ir mann ]iui
|>erra Jiat Lok. 4,6, vgl. ok nAi haon ^nirfiaUr |irams Hav.
30,6. — «7 getr kvikr kü Biv. 70,3 (was fast noch an die
Qizeitliclien Kämpfe am Enhheerden erinaeit, von denea die
Veden eizählen. InhalÜich entsprechen SchillerB Worte »Und
der Ueberlebende hat Recht«. Holtanann Edda 107,70 findet
den Sprach *za ein<ig« I).
Kaum metaphorisch zn nennen ist nii bera {>dr vAnar
Tfil HAv. 77,3; ea ist wie die gaose Strophenhälfte mehg-
sprichwörtlich, Vert^lgemeinerong eines TWnmlfnna tmd danui^
V. 1 im Praeteritum (ygl. allgemein Mällenhoff Zb. 18,1).
2. Von Thieren und ihrem Thun.
Nur ok Gunnari gröf til hjarta Odd. 29,5, gleichsam nie
ein Wurm sich eingraben, —
3. Von Naturgegenständen.
Feuer: brann Brynhildi Budla döttur eldr er aogum (tgl.
0. unter den Vergleichen) Gufl. I 27,3 — 6, — him of eägoiD
atid lige gellcöst leöht unföger Beov. 726. —
4. Von verarbeiteten Gegenständen.
verfertigt werden; 4 hverfanda hveli vira {wdm hj&rtu skg-
pud HAT. 83,4. Die berühmten Worte (vgl MOUenhofE D.
Alt. 9. 2&9) sind nicht ganz klar, doch meinen sie wohl, das
Weiberherz sei schwach und zerbrechlich wie ein Thongefäss,
das bei dem leisesten Anstoss seinen Inhalt (hier den hinein-
gelegten Trug) ausBchiitte. Dadurch berührt sich die Metapher*
nahe mit den beiden folgenden.
zerbrechen: sleit Fröda frid fjAnda A milli H. H. I 13,&
— av4 var hön modug, mundi hön springa Gad. I 2,7 (iai
lebhafter Anschauung heisst es noch spät: >Der treue Heiniicli
hatte sich so betrübt . . . dass er drei eiserne Bande nm sein
441
Ben legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh imd Traurig-
keit lerspränge« Kindermäxchen von den Br. Grimm ^^4. Die
Btuke Aehnlichkeit der altn. Stelle zeigt, dass Vilmar D. Altert.
S. 24 das nhd. Citat in eineii falschen Zusammenhang stellt). —
Auf der Grense zwischen mythologischer imd bildlich-
metiphozisGher Ausdrucksweise stehen die Spottstrophen H. Hi.
20—21. Mehr Kenning ist sä er varga vinr H. H. I 6,7. —
Man wird nicht ohne Erstaunen sehen, dass in dieser
ältesten Schicht von Gleichnissen, die schon zur Zeit der
Abfassung der Eddalieder zu Metaphern abgegriffen waren, die
BQder vom menschlichen Thun noch stärker überwiegen als in
der chzistianisirten Poesie. Aber welch ein Zwischenraum
tieont den einfachen Anthropomorphismus, der die gewöhn-
lichsten menschlichen Beschäftigungen, wie essen, wandern,
bmpfen auf Dinge überträgt, die sie nicht eigentlich zulassen,
Von den gesuchten Vergleichen eng umschriebener specieller
Hiätigkeit, wie die des Diebes, des Wächters, gar des Wüsten-
Reisenden! Ja die älteste Cultur spiegelt sich ab in der Welt,
die diese Metaphern skizziren. Sie kennt nur die einfachste
Iliätigkeit der Menschen, und fast jede dieser Phrasen illustrirt
einen der Sätze aus jenem Cap. 22 der Germania, dessen
Xiebensordnung die Germanen noch zur Zeit der Hävamäl führen
(Müllenhoff aao. S.257). Zuerst natürlich das Schlafen (Sgdr.36,1,
H. H. II 7,1), dann das Begiessen mid Abtrocknen (Lok. 4,6,
Häv. 30,6) — dies gehört freilich nicht zum Baden, aber nur
einen taciteischen Satz weiter zur Einleitung des Mahls, vgl.
HAv. 4 (Müllenhoff S. 255). Nun das Essen und Trinken selbst
(Lok. 3,6, Häv. 66,4—6. 120,8, H. Hi. 10,5, vgl. Häv. 146,6
u. dgl. m.) und dabei nicht selten der Mord, wobei der Aus-
spruch Häv. 73,117 freihch das traciteische >rixae raro conviciis
saepius caede et vulneribus transiguntur« corrigirt (vgl. Häv. 42).
Dann das Spiel (Atlm. 71,8); gerade auch vom Spiel mit
448
WaSen, freilich vom Schwerttasx spncht Tadtiu C. 24, und
der Sdiwerttaiu wud deutseh garsde ohne Schilde gespielt
(anden als die grieohiwshe PTnhiche, s. Mflllenhoff Uebet 6sa
Schwertertans). Daneben nodi dai Wandern (Sgdr. 37,1) und
Sohifiea (FU. 11,4 — Ö, Sig. sk. 63,6); dar Bine^campf mit dem
barbfldachen Triumph (H. H. tt 28,9); die erbeutete Kuh
(H&v. 70,3, TgL I. B. GeldnerEaegi 70 Lieder des Rigveda
S. 168, Amn. 3). Und von allem was menBcbliohe Konst-
lertij^t schafft, nur das Uteste mid einfachste: das "nioi^iefiss
von der Drehscheibe (Hav. 83,4).
Wie wenig bieten daneben die ags. Metapheml Jene älteste
Schicht hat sich hier fast verloren; nur B. 726 heisst es gans
wie Gud. I 27 him of edgum stöd Uge geUcdst leöht uofiger
(vgl übrigens schon Iliaa 1, 104 u. &.). TJi^d doch selbst hier ein
Unterschied: altn. fehlt jedes Ve^eicbswort, ags. steht das
imvermeidliche gelicost; d. h. in der eddischen Stelle haben
wir fast noch ein lebendiges Bild, im Beovulf aber ist die
Tergleichimg fast schon Metapher geworden. Und so hatten
wir beinahe alle ags. Metaphern zu alta. Gleichnissen zu ge-
sellen (vgl. Heinael S. 17, ten Brink. S. 25). IkEt andern
Worten: die älteste Schicht, ich möchte sagen die Steinzeit der
uigerm. Gleichnisse ist schon in der altn. Poesie rar Metapher
verwittert; diejenige Schicht aber, die altn. breit ans vor Äugra
liegt, ist in den modernen ags. Gedichten schon demselben
Schicksal nah und eine dritte Epoche hebt dort an. — Biblisch
sind Metaphern wie svearte gejjöhte Sat. 371, vgL 447 u. 575.
Eine echt ags. Metapher ist dagegen brynevylmom B. 2336:
diesem Seefahrervolk sieht es ähnlich, vom Flammenmeer la
sprechen, woran die Skandinavier schwerlich gedacht hätten.
Saum noch Metapher ist Gn. Ex. 73 la (sceal) brycgian. —
Eine vollständige Sammlung und Besprechoog aller meta-
phorischen Ausdrücke im ags. Epos entMlt die DissertaticHL
von F. Gummere: The Anglo-sazon Metaphor (Halle 1881), gegen-
£aMri»am^i^^>B*«M«a^k- -
443
deren Grandanschauung» als sei das Vergleichen überhaupt dem
germanischen Wesen fremd, A. HofEmann (in der dtirten Ab-
handlung) mit Recht Heinzeis Auffassung vertheidigt. —
n. Vergleiche (A. HofiEmann aao. für die Edda, 6. 210,
für Beov. 8. 216).
A. Gegenstände der Vergleichung.
Die Bilder sind genommen:
1. aus dem menschlichen Leben.
der Mensch selbst: unna f)öttumk . . . sem sjalfri mär
Odd. 30,6.
Bruder: [sem hann br6dir minn um borinn vaii Helr. 12,3)
Bern Vit broedrum tveim of bomar vaerim, also »wie zweier
Brüder Erzeugtet (Simrock) Odd. 10,7.
Freund: Bvi, er audr sem augabragd, hann er valtastr vina
Hiv. 77,4.
Hierher auch sem fötr Qdrum Hamft. 14,4. —
todter Mann: oferdrencte . . . svylce hi vaeron deade ge-
slegene Jud. 31.
Dieb : Cri. 868 L nach biblischem Vorbild ; vgl ten
Brink aao. 6. 70.
Wächter: {)onne se veard svefad B. 1741 f.
Schütze : se |)e of fiänbogan fyrenum soeöted B. 1744—47.
Wüstenfahrer: hu mag |)äm geveordan, 'pe on vtetenne
m6de and metele^ mörland tryded u. s. w. EL 611 f.
2. aus dem Thierreich.
Wolf: sjaldan liggjandi ülfr laer um getr, ni sofandi madr
sigr HAv. 58,4, sem grey noma Hamd. 28,3. — Wölfin: var-
gjmjur väru |)aer en varla konur Harb. 39,1.
Adler: gm ä aldinn mar; svd er madr — HAv. 62,3, sem
emir ä kvisti Hamd. 29,4.
Ross: Gvä er fridr kvenna — sem aki jö öbryddum ä isi
hilum Häv. 89,1.
-rMMh
444
Schlange: Qtul vära auga sem ymilmgi R. 34,7 — 8.
Ziege (bei den Böcken): sem med b^from Heidrün fari
Hyndl. 47,7.
Elatze: konmig oneisan sem kattar son H. H. I 19,7.
Greiss (vor dem Wolf): sem fyr nlfi ödftr rynni geitr af
fjaJli geiskafullar H. H. n 36,5.
Hirsch: svä var Sigurdt sem . . . hjQrtr bäbeinn mn
hvQssmn dyrum Gud. 11 2,5. — Hierher gehört auch der Name
der HaUe Heorot. — Hirschkalb: svä bar Helgi sem ... sä
djrrkdlfr dgggu slunginn, er qM ferr Qllum dfrom, ok hom
glöa vid himin sjWan H. H. 11 37,5.
Habicht: na em ek svd fegin . . . sem dtfrekir 'Odins
haukar H. H. H 42,1.
Affe: noma döm {>ü munt fyr nesjum hafa ok cnrlgg dsvinns
apa Fäf. 11,1. vgl. Hdv. 74,3.
Bär: sem bjQm hryti Hamd. 25,4. —
Vogel: fugle gelicost B. 218, An. 501.
wildes Thier: svä vilde deör Jul. 597, Güth. 297. 879.
Biene: anlice beöd, svä f)ä beön berad butn ätsomne u. s. w.
— svä beöd gellce {)ä leäsan men Leas. 18 f. —
3. aus dem Pflanzenreich.
Föhre: hrgmar ^U — svä er madr Hdv. 50,1, (vgl.
MüUenhofi D. Alt. S. 282).
Esche (über Domen): svä bar Helgi . . . sem itrskapadr
ask af I)ymi H. H. U 37,1.
Lauch (über Halmen): svä var mlnn Sigurdr. . . sem
vaeri geirlaukr or grasi vaxinn Gud. I 18,1; sem vaeri groenn
laukr or grasi vaxinn Gud. H 2,1.
Laub: nü em ek svä litil sem lauf s6 opt jQlstrum Gud.
I 19,5.
Birke: eda brendi mik sem birkinn vid Gud. H 12,9.
Espe: einstoed em ek ordin sem Qsp i holti, fallin at
445
fraendum sem furaat kvieti, vadin at vilja sem vider at laufi
Hamd. 6. —
4. Andere Natargegenstände.
Feuer: eldi heitaxi brennr '— fridr Häv. 61,1 [sem logi
foeri HyndL 24,8, Ijös miMt svä sem eldr biyimi Sgdr. 2] —
ßvylce eal Pinnsburh fyrenu vaere Pin. 36.
Gold (über Silber): svi. var Sigurdr sem . . guU glödrautt
of grii silfri Gnd. n 2,7 — svä smaete gold u. s. w. El. 1309
—12, oder bid golde glädra Sal. 488.
Sonne: |)onne on sumera sunne Bcined Dan. 275, sunnan
gelice Sal. 307, simnan leohtxan Cri. 1242. 1652, ßvä of heo-
fene hadre scined rodoree candel B. 1571, seo vlitescyne vul-
dree condel Jul. 454. —
Sonnenstrahl: svä var Svanhildr . . . sem vaeri soemleitr
ßölar geisli Gud. hv. 15,5 — 8, ebenso Sig. sk. 5 — min se sv§-
testa simnan scima Juliana Jul. 166. —
Stern: gelle väs he |)am leohtrum steorrum Gen. 256
Wmd: vinde gellcost El. 1272.
Erde: oder bid gnmdum sveartra Sal. 488.
Acker: akri arsänum trüi engl madr, ne til snemma 6}Td
HA\, 88,1.
Stein: heo vaeron stearce stane heardran El. 565.
Sand: litilla sanda, htilla saeva, litil eru ged guma
Häv. 53,1.
Schnee: hals h\'itari hreird mjollu Rig. 28,11.
Eiß: ise gelicoßt B. 1608 f.
Verbal: svä var at heyra . . . sem bjgrg eda brim brotna
mundi H. H. I 29,1. —
5. Verarbeitete Naturgegenstände und andere Dinge.
Altn. : Glas: nü er grjöt J)at at gleri ordit Hyndl. 10,3?
Kleinod: svö var minn Sigurdr . . . sem . . . vaeri bjartr
ßteinn ä band dreginn, jarknasteinn Gud. I 18,5.
446
Sohoh: emkat ek ni luelbUr aam hiidBkör fom & vir
mah. 36. —
AgB.: aiu: BTa pSX acut gUa Cri. 1283.
Olaa oder Kleinod: srä'glas odOe gim Fh. 300
Elemod: Btäne gelloAst, {dfu^om gimme o. s. w. Ph. 302,
gimnuim gellctet Rtm. 11.
Stahl: 8^ geUcdst B. 985.
Wachs: bet vaepen vera veze gelictet Ao. 1147. —
B. Tifiger der Veigleicbiing.
1. UebennenBchliche Wesen.
Gott: vergUchen mit der Sonne Cri. 1652. Engel: ver-
glichen mit der Sonne Dan. 275; mit dem Sternen Gen. 256.
Seele: lobend vei^cheo mit der Sonne Cri. 1242, mit
dem Gold EL 1309. Sal. 488; tadehid mit dem Abgrund^
Sal. 488.
Hierher auch der Vergleich der Erallen Grendels min
dem Stahl B. 985.
2. Menschen.
Männer. Lobende Vergleiche a) ans dem menschlichen
Leben nur verbal: Jemanden lieben wie sich selbst Odd. 30,6;
zusammengehören wie die beiden Füsse Hamd. 14,4; ß) aus
dem Thierreich: glänzendes Auge der Schlange R. 34,7; Eatzen-
8ohn H. H. I 19,7; Hinich und Hirschkalb Gud. II 2,5; Bär
Hamd. 25,4; r) aus dem PSanzenreich: Esche H. H. II 37,1;
Lauch GuA. I 18,1. II 2,1; ^ mit anderen Natoig^enstSnden:
Gold Gud. n 2,7; t) mit andern Dingen: Kleinod Gud. I 18,5.
Tadehide Vergleiche a) Dieb Cri. 8681.; ß) Wolf H4v.
58,4, Hamd. 28,3; Geiss (vor dem Wolf) H. H. H 36,6; Affe
F4f. 11,1. — wüdes Thier Jul. 597, Göth. 247. 879; Bieao
Leäs 18f; f) Pöhre H4v.50,l; 3) Irühbesäter Acker H4v. 88,1,
Sand Häv 53,1 — Stein EL 565; c) Schuh Harb. Sb. — Hier
447
hs auch der Vergleich der Gedanken mit den Sandkörnern
mv. 68,1. —
Besdueibende Vergleiche a) todter Mann Gud. 31 ; Wäch-
ter B. 17411; Schütse B. 17441.; WüBtenfahrer £1. 611f.; ß)
Adkr Hiv. 62,8,. Haznd. 29,4. — Der Körper durchsichtig
^ Glas Cxi. 1283. —
Frauen. Lobende Vergleiche a) verbal: sich lieben wie
Geschwisterkinder Odd. 10,7; ß) — ; f) — > ^ Sonnenstrahl
Gut hv. 16,5, Sig. sk. 65, Jul. 166; Sonne Jul. 454; e) —
-Sierher auch der Vergleich dee Halses mit dem Schnee R. 28,11.
Taddnde Vergleiche a) —; ß) Wölfin IWrb. 39,1; Rosß
Hiv. 89,1; Zi^e (bei. den Böcken) H. H. I 19,7; f) — ; ^ — •
Beschreibende Vergleiche a) —; ß) Habicht H. H. H
42,1 (von der Freude); r) Laub Gud. I 19,5; Birke Gud. n
12,9; Espe Hamft. 6 (alle von der Trauer). —
3. Thiere werden nicht durch Vergleiche geschildert.
Doch hierher der Vergleich der Federn mit Glas und Edel-
stein Ph. 300. 302. —
4. Naturgegenstände.
licht, Glanz: mit dem Feuer verglichen Hyndl. 24,8,
Sgdr. 2. — B. 727, Fin. 36; mit der Sonne B. 1571.
Sturm: verbal: wie wenn Berg und Brandung zerbrechen
Bollte H. H. I 29,1.
Eis: verglichen mit dem Edelstein Run. 11. —
5. Verarbeitete Gegenstände.
Mauern: wie Glas Hjudl. 10,3.
Schiff: wie ein Vogel B. 218, An. 501.
Verbal: die Waffen zerschmelzen wie das Eis B. 1608 f.,
^e das Wachs An. 1147f. —
6. Abstracta.
Freundschaft: dem Feuer verglichen Hdv. 51,1.
448
Reichthum: verglichen mit einem falschen Freund BAv.
77,4, mit dem Winde EL 1272. —
Ueberblicken wir auch diese Zusanmienstellung.
Uebermenschliche Wesen werden nur in der christlichen
Dichtung durch Gleichnisse geschildert, nie die heidnischen
Götter. Diese ags. Bilder theilen den seligen Wesen den Glanz
der Grestime (mit der Sonne wechselt wie sonst das Grold), den
verfluchten Höllenschwärze zu, nach dem Schema der Predig-
ten. — Interessanter ist die häufigste Gruppe: Vergleiche, die
dem Menschen gelten. Darüber wurde Einiges schon oben
bemerkt. Altn. werden alle Reiche herangezogen, besonders
das Thier- \md Pflanzenreich, ags. sind die Gleichnisse für
den ^lann aUe vom menschlichen Leben genommen; die Frau
wird altn. dem Mann analog verglichen, ags. Juliana als seliges
Wesen mit den Gestirnen. Die Gleichsetzung von Lichtglanz
und Feuerschein ist allgemein. Hübsch ist das ags. Gleichniss,
das das schimmernde ELs malt (Run. 11). — Ags. erhält das
Schifi (An. 501) ein abgeblasstes Bildwort (und auch dies
beruht noch auf der Quelle, worauf Herr Professor Zupitza
mich aufmerksam machte). Verschiedene Phasen innerhalb der
ags. Poesie bezeichnet es, wenn das Schmelzen der Waffen
Anfangs (B. 1608 f) dem Schwinden des Eises verglichen wird,
dann (An. 1147) dem Zerfliessen des Wachses. Das letztere
ist die neuere Ausdrucksweise; es beruht auf directer Nach-
ahmung der 7:pdHtQ\ die ältere Art steht noch der Natur
näher, ja fast verräth sie mythologischen Hintergrund (man
denke nur an das Zerrinnen des Lehmriesen vor Thörr). —
Endlich ebenso characteristisch verschieden sind die Bilder
für den Besitz (H. 77,4 — El. 1272). Beide schärfen seine
Unzuverlässigkeit ein, aber dem heidnischen Germanen ist er
doch etwas sehr Concretes, ein ungetreuer Freund, der ihn
verlässt, aber doch selbst Bestand hat, oder doch wenigstens
^-■«■I-- *a
449
BO gat wie der Mensch lebt iind stirbt (BUiv. 75—76); dem
christlichen Angelsachsen ist er ein Nichts» ein WindeshauclL —
Von den Vergleichen der Räthsel sehen inr hier ab,
ebenso natürlich von den biblischen Gleichnissen. Dag^n
darf man wohl die Traumbilder in den Atlamäl hierher ziehen,
die ganz demselben Gedankenkreise angehören wie die eben
gesammelten Bilder:
Feuer: blaeju hugfia ek {dna brenna i eldi u. s. w. Atlm. 15.
Bär: bjQm hugda ek hä: inn kominn Atlm. 16, vgL 17:
bvitabjQm hugdir, I)ar mun hregg austan.
Adler: gm hugda ek hä: inn flj6ga Atlm. 18, vgl. 19:
opt er {Mit fyr 0xnum, er qtdm dreymir.
Schlange (und Galgen): g0rvan hugda ek ^r galga — aeti
])ik ormar AÜm. 21.
Todter Mann: blödgan hugda ek maeki u. s. w. Atlm. 23,
VgL 24: opt verdr glaumr hunda fyr geira flaugum.
Strom: ä hugfia ek h^r inn renna u. s. w. Atlm. 25.
Todte Weiber: konur hugfiak daufiar koma i nött hingat
u. s. w. Atlm. 27.
Natürlich sind diese Traumbilder unbestimmte Zeichnungen
des kommenden Unglücks, gerade wie die Wimdererscheinungen
und Träume vor Julius Caesars Tod, mit denen sie sich zum
Theil direkt berühren: dem drohenden Bären entspricht dort,
wie überhaupt in der antiken Thierwelt, der Löwe, dem Adler
die Nachteule, welche als Unglücksvogel hier erst Shakespeare
eingesetzt hat (gerade im Gregensatz zu seinen ags. Vor-
gängern, die für »Adler« das allgemeinere »Vogel« eingeführt
hatten); das blutige Bild des Helden auch hier. Auch fehlt
dort so wenig wie hier die günstige Auslegung des zweideutigen
Vorzeichens, etwas geschickter freilich als Atlm. 19 in dem gewalt-
samen Wortspiel 0xnum : omu. Vgl. übrigens allgemein Lüning
Natur S. 180. Die Eigenart dieser Stellen liegt aber darin, dass hier
Moynr, Altgermanitohe Poesie. 29
450
.Handlang mit Handlang Tnglichfln «ird, nicht wie scmat (auch H.
H. 1 29 tnti der verbalen Fonn) eine Person oder ein Gregenstand
mit anderen Perwnen oder Dingen. — Aebnliohea gilt von den fal-
schen ErklUrnngen Lolda]>r7m. 26 28, die sich aoali^ in Volks-
märchen wiederholen (besondeia in Trage and Antwort Roth-
käppchens und des WoUes). Die ironische Vet^^eichang wird
dann in der Schlosaetrophe fir. 38 nochmals in aotläietiacher
Form aaigenommen. -H. H. II 89 — 40 werden die richtige
TiwiaiTiTig und die von einem mi^acbbaren ElreigniBs genom*
mene falsche neben einander gestellt.
Vergleiche nnd Metaphern aas einseinen .Gedichten sind
wiederholt besprochen. Für die Edda haben Edxaidi (Germ.
23,185) und Symona (P. B. 4,200) Master (in H. H. II) und
Nachabmangen (in Gud. I und I^ zu scheiden versucht. Für
Be<)Tulf vgL ausser dm Abhandlungen von Gummere und Hofi—
mann noch Röcnii^ Beowulfskvadet S. 136; für Caedmon Ziegler'
(S. 75 f. Metapher, S. 161 f. Gleichniss), für Cynewulf Jansen (S.
113 f. Metapher, S. 134 f. Vei^leich) und Ramhorst (S. 57 f. Meta-
pher), für Otfrid Schütze (Poetik Otfrids 3. 51 f.). — Üeber die Ver-
gleichungen und Metaphern im Allgemeinen handeln z. B. Herder
Ursprung der Sprache (Werke, Stuttgart und Tübingen 1827,
n 83), Scherer Poetik S. 262. 267 (dessen Anschauungen ich hier-
bei nicht folgen konnte) und besonders Max Müller Denken im
Licht der Sprache S. 442 f.; epeciell über Thierbilder F. Brink-
\mann Die Metaphern Band I (Bonn 1878). Für spätere Zeiten
z. B. über die altn. Saga Döring S. 38, 41 Heinzel Saga 62 f. ; über
das mhd. Volkeepoe Schultz Vergleich Metapher Allegorie und
Ironie in den Nibelungen und der Kudrun Progr. Charlotten-
bürg 1879 No. 1, auch Gummere aao. 8 Anm., über das mhd_
höfische Epos W. Grimm Gleichnisse im Osaian and FarciTa&_
El. Sehr. I 48 f.; über das spätmhd. Epos Schütze Stil Zazit-
hovena S. 15 f. und über die mhd. Gnomik Boethe Reinmar toxi
461
Zweier 6. 274 f. üeber Layamon Regel Anglia I 211 i. Für
die prov. Poesie Stöeeel Bilder und Vergleiche der altprov.
Lyrik Dies. Marburg 1886. — Uhlaads Abhandlungen über die
Gleichniese im mhd. Volksepoe I 394 f., im Minnesang V 129 f.
wurden schon oben angeführt. — Für nhd. Zeit erinnere ich
nur an die berühmte Vergleichung des »metaphorischen
Elementesc bei Lessing und Goethe in Danzels Lessing I 424.
Die FSlle der kaum noch hierherzuziehenden Metonymie
hat A. Hoffmann aao. für die Edda 6. 203 f., für Beovulf S. 212 f.
gesammelt. — Auch die Personification grenzt an; vgl. ebd.
für die Edda 6. 211, für Beövulf 6. 215, femer für Caedmon
Ziegler 8. 138, für Cynewulf Ramhorst 6. 58, Jansen S. 113. —
Es sei zum Schluss noch gestattet, die nahe Verbiadimg
zwischen dem Gleichniss und dem epischen Leben, zwischen
der idealen und der transcendenten Welt (wenn man so die
beiden Stufen normalisirter Weltbilder scheiden dürfte, die wir
in § 5 besprochen haben) an einem mhd. Beispiel zu erläutern.
N. N. 31,4 heisst es: >vil der edeln steine die frouwen leiten
in daz gölte Das ist episches Leben: für den Dichter versteht
sich von selbst, dass nur die werthvoUsten Eleinode, und diese
nur IQ grosser Zahl, und zwar nur in vornehmster Fassung
zum Schmuck der Helden verwendet werden. — Und MF. 5,11 f.
heisst es »du zierest mine sinne . . (nu merke et wiech daz
meine), als edele gesteine, swa man daz Idt ia das gölte Da
wird der Geliebte in jene Welt erhoben, in der die Ideale, die
»Ideen« aller Dinge leben; aber die naive Anschauung dieser
Zeit vermag sich zu einem höheren Bilde noch nicht zu erheben
als dem eines Schmuckstückes. — Ganz ebenso bildete man
einst Gleichnisse von der Drehscheibe des Töpfers oder dem
Kampf um Viehheerden, als man höhere Sinnbilder noch nicht
im Sinn trug; später aber sah man sich rings um nach Bildern,
die einen bestimmten Begriff ausdrücken konnten: Symbole des
29*
452
Hervorragenden, des Glänzenden würden geechafien; und
schliesslich drang auch hier die Häufung ein: Athn. 70 ist
der Dichter auf die Büderjagd gegangen und hat im Epos
Gleichnisse gesammelt, wie sonst die Didaktiker in ihren
PriameÜL —
§ 25. Sprichwörter.
Die Sprichwörter sind eine für volksthämliche Poesie höchst
bezeichnende Art formelhafter Wendungen; nicht umsonst hat
der gröeste aller Humoristen seinen derben Sancho Pansa in
Sprichwörtern sprechen lassen. Landläufige Weisheit wird in
eine Form gekleidet, die allgemeinste Verwendung gestattet
Das muss sich auf innere wie auf äussere Form beziehen. Auf
die letztere pflegt man bei den Sprichwörtern gar zu wenig zu
achten, wie Schuchardt (Ritomell und Tersine S. 84) gelegent-
lich seiner höchst interessanten Behandlung des ital. Sprichworts
in seiner Beziehung zum Ritomell bemerkt. Wir glaubten be-
haupten zu dürfen, dass in der altgerm. Poesie sich als Haupt-
form dafür die Ijödahätt-Strophe oder deren Hälfte, spedell
aber der anaphorische Dreizeiler entwickelt habe. Diese Form
leitete uns auch schon auf ein weitverbreitetes altgerm. Sprich-
wort, dasjenige von der Hinfälligkeit aller werthvollen Güter,
(denn dass f^, fraendr und eigenes Selbst die Summe aller
Güter bedeuten, beweist Häv. 69). Auf einige andere uralte
Sprüche werden wir noch hinweisen. Näher können wir aber hier
solchen Beziehungen nicht nachgehen. Denn das ist klar, dass
eine Besprechung und Yergleichung der alten Spruchsammlungen
(Häv.-Gnom.-Fäder larcvidas) von einer Analyse nicht nur der
einzelnen Gedichte, sondern sogar der einzelnen Strophen aus-
gehen müsste, welche zwar höchst dankbare Arbeit hier zu weit
führen würde. Die Gedichte Spervogels würden dabei in der
453
GeaunmtaDlage wie im Einzelnen die lehrreichBten Analogien
Üetem« Wie nah berührt sich ein Spruch wie MF. 25,5 mit
Hav. 4, oder MF. 27,6 mit H4v. 33! Hier wie dort wird das
ArandschaftsverhSltniss beeonders liebevoll ausgemalt und hier
^e dort durch die Figur der flectirten Wortwiederholung sym-
^lifiirt: Tin sinum skal madr vinr vera £U.v. 42 — 43 und swä
ein Munt dem andern vriimde bigestat MF. 24,9. Hier wie
^ort finden sich Strophen, die an sich schon kleine Spruch-
Sammlungen sind, wie Hä.v. 73 und 118, MF. 21,29; hier wie dort
Neigung zur Häufung, die an beiden Orten zur Priamelbildung
'SSkat An beiden Orten auch die Anpreisung der vorgetragenen
Weisheit: Hiv. 110 (vgl. MüUenhofE D. Alt. S. 269) und MF. 20,17,
die sich aus dem Werth solcher Sprüche in jener Zeit erklären.
Der Fahrende war auch ein WafEenschmied ; er verkaufte WaSen
zum Kampf ums Dasein und pries die Untrüglichkeit seiner
Waare an (vgl. die schönen Ausführungen von Novalis Schriften
2,107). Deshalb eben hält er seine Vorschriften so objectiv,
wie wir schon oben betonen mussten. Solche Sprüche sammelt
Htm der Lehrdichter; er eröffnet gleichsam ein grosses Verkauf e-
lager von leicht zu verwerthender Weisheit. Aber auch andere
Dichter fügen gern solche Perlen in ihre Gedichte ein. Für
unseren Zweck genügt es, die letzteren Fälle zu sammeln,
solche also, in denen Sprichwörter sich in nicht didaktische
Lieder verflochten finden. Die biblischen Sprüche schliessen
wir natürlich aus.
Altnordisch.
einu doegri m^r var aldr um skapadr ok alt llf um lagit
Skim. 13,4, vgl. lagt er all fyrir Grip. 24,6, munat skopum
vinna Grip. 52,2, ebenso skopum vidr manngi Atlm. 46,3,
endlich kveld lifir madr ekki eptir kvid noma Hamd. 29,7;
vgl. auch Fäi. 44.
464
öaudigr madr, er til audigs k0mr maeli frairft edä |)egi
Vaf. 10,1, vgl H4v. 19.
[bregdi engl fgsta heiti ffra Alv. 3,6.]
[sa einn er gjQf faer med godozn Alv. 4,6«]
H&yamäLl pasaiiiL
{)ö dugir siküngum satt at maela H. H. I 47,3.
f6 räda vül fyrda hverr ae til ins eina dags; |>viat einu
ffinni skal alda hverr fara til heljar h^dan Faf. 10.
i vatni {)ü droknar ef i vindi roer : alt er feige f orad Fäf .
11,4^6.
|)ä |>at finnr, er med fleirum kemr, at engl er eimia hva-
tastr Fäf. 17,4 — 6, vgL |>at er övist at vita, ^ er kommn aUir
eaman sigtlva sjmir, hverr öblaudastr er almn; margr er 84 hvatr, er
hjQr n6 rydr amiars brjöetmn 1 FiL 24. Vgl. auch o. S. 216.
hugr er betri u. s. w. F&f. 30; hvotmn er betra u. b. w.
Faf. 31.
|>ar er mer ülfs vän er ek eyru s^k FaL 35,7 — 8 (ein cha-
rakteristisches nordisches Gregenstück zu dem lateinischen >ex
ungue leonemc).
long eru lyda lae Sgdr. 2,3.
qU eru mein of metin Sgdr. 20,6.
Sigrdrifumäl 20—37 passim.
[en mik Atli kvad eigi. myndu Ifti räda ne Igst g0ra:] en
sliks skyU synja aldri madr fyr annan, |»ar er munud deilir
Odd. 22.
madr hverr lifir at munum sinum Odd. 31,5.
[svä skal froekn fjandum verjask, sem Hogni vardi hendr
Gunnars Akv. 20,5—8, vgl. 32,10—12.]
opt er {>at fyr oxnum |>ar er omu dreymir Athn. 19,3—4.
»huggisk it, horskarl hvegi er |>at g0rvisk€; maela {>at
margir, missir |)o störum, morgum raedr Utlu, hve verdr leiddr
heiman Athn. 34,3 — 8.
455
hginom opt gödu AÜm. 67,4.
koetom drepr kvenna kaxla ofriki u. 6. w. Atlm. 70,1 — 6.
iUt er vin' Täa, |)aim6 {>er vel trüir Atlm. 89,3—4.
[saell er hverr bLSbh er slikt getr foeda jöd at afreki, Berns
Qjüki Atlm. 102,1—4.]
hvat m^ fötr foeti veita, ne holdgröin hond aonarri?
LXnA. 14,5 — 8 (ein n^atives Gegenstück zu dem Sprichwort
ine Hand wäscht die andere«).
opt or |)eim belg boll rad koma Hamd. 26,3—4.
xnikils er & mann hvem vant, er mannvits er Hamd. 26,7-8.
ekki hygg ek okkr vera ülfa doemi, at vit mynim ejalfir um
jifiky sem grey noma Hamd. 28,1—4, vgL Holtzmann Edda
t30. —
Es fällt auf, dass wir nirgends Sprüche aus den beiden
Bunlungen H£v. und Sgdr. 20 — 37 citirt finden, so nahe auch
richwörter wie das erste und das vorletzte dieser Zusammen-
Uung dort stehenden Sätzen kommen« — Eine Anspielimg
£ alte Sprichwörter vielleicht H. H. 1 36,2, wo wahrscheinlich an
len Wahrheiteliebe empfehlenden Spruch erinnert wird, vgl.
d. 46 xmd Holtzmann Edda 336,36. — Vgl. Rosenberg aao.
243f. —
Angelsächsisch.
nyle he aengum änum ealle gesyllan gaestes snyttru, |)y
\ him gielp scedde |)urh his änes cräft ofer 6dre ford Cri.
3—85, VgL Crä. 18 f., bes. 28—29; 97 f.
Wand. 108—9 s. o. S. 321.
gaed ä vyrd sva hiö sceal B. 455.
vyrd oft nered unfaegne eorl, {)onne his eilen deah B. 572.
s^lre bid aeghvaem, {)ät he his freönd vrece, |)onne he
a mume B. 1384, vgl. ne mag na vandian, se |)e vrecan
nced freän on folce, ne for feore muman Byrht. 258 — 59.
456
de^ bia Bölra eorla oeE^Tylcimi >nine edvlt - llf B. 2890.
oft sceal eorl monig änea vülan vnec idnögan B. 3077
(«qnidquid delinmt reg«, plectnntor Ächiyi«). —
Orein KbL d. ags. Poesie n 14—16 paasim. —
VgL auch Be<W. 1246 t. —
Althochdeatach.
mit görä acal man geba infähan, ort widar orte HÜd. 37. —
Mit Sntechiedeiiheit drängt sich in den Vordeignmd der
Sprach von der onausweichlichenMachtdeBSchicksals. Nicht
bloes die fünf oben am Anfang citirten Stellen (Sk. 1S,4, Gtip.
24,6. 52,2, Äthn. 46,3, Homd. 39,2—8), auch noch F&f. 10
imd 44 und vor allein Fäf. 11, ebenso aga. B. 4&5. 572 drücken
diese Ueberzeugung aus (vgL J. Grimm G«6ch. d. Spr.* S. 89).
Denselben Spruch erklärt Grundtvig für die leitende Idee der
Bjaikemil (Udsigt S. 52). Aber diese Erkenntniss ist der eigent-
liche Grundstein aller Erkenntniss des Volks überall gewesen.
Wie OuArün spricht: »skgpum vidr manngi«, so sagt Hektor:
jtoipav ^aSrtuä fTjfu mpuxfievov tfifievat dvdpäv (H. 6,488).
Und unermüdlich schÖrfeD indische Sprüche diese Lehre ein.
Jener Ausspruch F&f. 11, dass glückliche Umstände nichts gegen
das Schicksal vermögen, wird dort wieder und wieder gepredigt
(Indische Sprüche übs. v, 0. Böthlingk, in einer ßlüthenlese her.
V. 8. Schwester N. 51. L. Fritze Indische Sprüche N. 15. 217)
und wieder deckt sich hier das Wort mit dem homerischen:
iWer entrinnt, wenn feindlich ihm das Schicksal ist gesinnt 1<
(L. Fritze aao. 217.) Wohl erst die spätere Ethik der Buddhisten
weiss von einer MJicht des Gemüths über das Schicksal (Böth-
lingk aao. 163). — Ebenso enthält B. 2890 eine uralte Lehre; man
denke nur an die Soge von Achilleus. - Uralt ist auch die Wamong
vor der Trieglichkeit der Frauen und Häv. 83 hat schon
Zimmer (Altind. Leben S. 342) mit indischen Sprüchen ver-
457
^Kdun. — Und sicher geht noch mehr auf einen uralten idg.
WeisheitSBchatz zurück. Doch hier ist nicht Zeit daraufhin
otchsograben. Gelegentlich freilich finden sich auch charakte-
ttgtiflche Verschiedenheiten. Gewiss aus echt germanischer An-
ichaaung heraus heisst es bei Saxo: ifas est belligerum hello
proetemere divmnc (Saxo ed. Holder 66,23), wahrend Theognis
Idirt: pdx hm dvgjtdim irpÖQ d^ayaTouQ fiaj^iaaa^at (Po^tae lyr.
graed min. ed. J. Pomtow I 220,162). Welche Anschauung
Odspiicht nun der der Urväter? Die Praxis der Ilias spricht
ftr die Lehre der Grermanen. —
Koch leichter wäre ein gemeingerm.- Spruchschatz zu
Immeln. Auf die Lehre von der Vergänglichkeit des Besitzes
gfioeocn wir in altn. und ags. Formulirung schon zweimal (in
§ 4 und § 12). Und die Sprüche B. 1385, Byrht. 258 klingen
to sehr an an des Tacitus berühmtes »feminis lugere honestum
est, viris meminisse« (Germ. 27,9), dass man kaum der Ver-
suchung widersteht, den Berichterstattern des alten Historikers
schon ein Sprüchlein ähnlicher Art zuzuschreiben. —
Doch auch das Entstehen von Sprichwörtern können
wir hier studiren. Anspielungen auf Gregenstände der Volkssage
ToxO. Didiwong machen ja überall einen grossen Theil des
volksthümlichen Citatenschatzes aus und sind im Norden so-
gar von der Eimstpoesie zum System ausgebildet worden.
Akv. 20,5 sehen wir zu einer derartigen sprichwörtlichen An-
wendung den ersten Schritt: überall konnte diese visuhelming
dtirt werden. Atlm. 102,1 heisst es aber schon wirklich,
Gjukis Tochter sei sprichwörtlich geworden. Endlich haben
wir drittens gänzlich formelhaft Frödis Frieden H. H. I 13,5. —
Die Sprichwörter sind, wie überall die Regel ist, meist
einfach aussagend. Selbst Ermahnungen geben sich als Er-
fahrungssätze in der Form: »besser ist es — als — «. So wird
auch die Gier nach Schätzen Fäf. 10 ganz naiv als allgemeine
458
Erfahrung ausgesprochen, ohne jede moralische Nutzanwendung.
Erst spät tritt die ermahnende Form ein (Odd. 22, Akv. 20 —
EQld. 37). Ebenso ist es jüngere Art, vorsichtiger statt der
allgemeinen Aussage ein »oft« zu brauchen (Atim. 67, Hamd.
26 — B. 572. 3077). — Vgl. auch o. S. 216.
Fast nur jüngere Lieder bringen Sprichwörter an» altn.
bes. Grip., F4f., Atlm.. Ags. dagegen ist wieder die älteste
Schicht auf der Höhe der jüngeren nordischen: nur Beovulf
und Byrhtnoth sowie der Wanderer haben noch alte Sprüche
verwandt. Dann treten christliche Sätze dafür ein. TOnmAl
finden wir einen solchen noch ganz in der alten Form: der
Vordersatz »sdlre bid äeghvaem« leitet wie B. 1386 jene altgerm.
Lehre so An. 320 eine christliche Ermahnung ein. —
Den Sprichwörtern stehen eigentlich Citate, Entlehnungen
aus andern Gredichten nahe; doch muss man sich hüten,
beides zu verwechseln. Sie verhalten sich zu einander wie
das Lehnwort zum Fremdwort. Lehnwort wie Sprichwort sind
zwar gleichsam nicht angeboren, aber doch angewachsen;
jeder Einzelne muss sie wie eigenen Besitz empfinden und
verwenden. Aber bei dem Fremdwort wie beim Citat bleibt
immer das Grefühl, dass man fremdes Eigenthum^ch ^E)en
nur leiht. Li der Philologie hat man einst alle Lehnwörter
unter die Fremdwörter geworfen; jetzt wieder ist man eher
geneigt, Fremdwörter dem einheimischen Sprachschatz zuzu-
schieben (z. B. in der Verwerthung des sprachlichen Materials,
vgL Schrader Sprachvergleichung und Urgeschichte S. 201 f.).
Umgekehrt hat man in der Literaturgeschichte, besonders der
des Mittelalters, Entlehnungen gar zu gern angenommen, auch
wo bloss zufälliges Zusammentreffen oder aber Benutzung von
formelhaften Wendungen auf beiden Seiten vorlag. Selbst
MüUenhoff hat vielleicht aus einer zweifelhaften Entlehnung zu
viel gefolgert, wenn er (D. Alt. S. 280) die Wiederholung des von
459
QQi schon besprochenen Satzes »Es stirbt Vermögen, es sterben
f^onde« in einer yisa des sehnten Jahrhunderts zur Datirung
^ alten Sprachgedichts benutzt. Wie dies flatternde Sprüch-
iein in dem ags. Gedicht sich in geringer, zum Theil durch
^ie Art der Anwendung erklärter Veränderung niedergelassen
<Vat, 80 kann es da und dort zur Ruh^ gekommen sein, ohne
^ass Eyvind skaldaspillir oder sein Nachfolger die Hä^vamäd ge-
kannt hätten. Stehen doch in diesem Sammelgedicht selbst zwei
"^on einander unabhängige Anwendungen des alten Dreizeilers. —
Einem Citat steht die Anspielung auf ein Sprichwort H. H. 1 36
nahe. Sichere Citate bieten die prosaischen Stücke der jüngeren
Edda in grosser Anzahl. In den Gredichten wüsste ich keine
nachzuweisen; denn wenn dieselbe Strophe in mehreren Liedern
Torkommt (vgl. § 18 und Rosenberg aao. I 176), ist das etwas
Anderes (mhd. kommen schon eigentliche Citate vor, z. B. Mo-
rangen MF. 132,8, vielleicht auch Spervogel 20,17; öfter in
Parodien oder sonstigen Strophen persönlichen Inhalts, wie
Waliher 82,35). —
Einzelne Stücke aus dem gemeinsamen Spruchschatz der
Indogermanen hat Eaegi zu heben versucht. Ein Spruch über
die höchsten Güter (Kaegi Rigveda Anm. 105) entspricht der
Anlage nach jener Strophe Häv. 69, ebenso ein Skolion des
Simonides von Keos (Geibel Werke 5,132); über den Spruch vom
Sinn der Frau (Kaegi S. 114 und Anm. 351) sprachen wir bereits.
Andere Belege aao. Anm. 162 und 164. — Wie dort mit indischen,
werden mit altfrz. Sprichwörtern griechische verglichen von
Bekker Homerische Blätter 11 200,6. — Systematisch vergleicht
den Sprichwörterschatz der germ. und rom. Sprachen das
bekannte Werk von Ida von Düringsfeld und 0. von Reinsberg-
Düringsfeld Leipzig 1872 und 1875. Verarbeitete Sprichwörter
sind besprochen für die altdeutsche Dichtung von Uhland
Schriften I 399, für die mhd. vgl. Piper Spielmannsdichtung
S. 275, auch memen Anfaati Zb. t. d. Alt 89,164; altbamö-
Bische bei Bekker aao. 225,3. Ein Bebt hübschM BeiBpiel Hr
den calturhistonschen Werth aolchar Sprichwörter bietet die
Erläuterung rusaiBcher Sprüche bei Keinholdt GhMch. der mBBJBohen
Lit S. 95f. — Im Einxelnen vgL für BeoruU Rönning S. 58,
für Andreas und Elene J. Grinun 9. XXXVI, für Rnodüeb
Seiler S. 180f., lemer für die altu. Saga Döring S. 31. 40,
Heinzel S. 19, für Layamon Regel in der Anglia I 199f. —
Wie lange die Votstellnng von dem hohen Werth der Sprüdie
(im Verkaufen und Verschenken derselben i. B. im RoodÜeb
symbolisirt) noch fortdauert, zeigt die Spruchvertheilong des
^fscbulzen in Immermanns Oberhof (B. II Cap. 4, in Kochs
Ausgabe S. 154). —
g 26. Antithese.
Heinzel (QF. 10 S. 46) und nach ihm ten Blink (Gesch.
der engl. Lit. S. 70) schreiben den häufigeren Gebrauch der
Antithese bei Cynewulf der lat. Bildung zu. Ich glaube, mit
Unrecht. Wie ich gegen Martin (Za. f. d. Alt. 20,58 N. 5) den
Refrain mittelalterlicher Lieder nicht gelehrtem Einfluss, son-
dern uralter Tradition zuschreibe, eo möchte ich auch der
Antithese die Anerkennung ihres grauen Alters sichern, welches
ihr streitig zu machen moderne Anwendungen Veranlassung
gaben. Zunächst ist die Antithese überhaupt schon in den
Anfängen alles Denkens wirksam; jede Wortbildung vermittelst
Negationspartikel ist antithetisch. Wie aber solche Wort
Schöpfung gerade dea poetischen Wortschatz der slten Ger
manen füllen half, haben wir schon in § 6 gesehen: heiti wie
öblaudr oder hrSdleäs enthalten in sich eine Antithese. In
groesea Antithesen bewegt sich jede Mythologie, und wir sahen
diese Gegensätze in der Gruppirung der Persönlichkeiten alt-
germanischer Dichtung sich abspiegeln. Wie 'Ot>inn und {törr
461
im HArbardBÜed bilden Hygd und j[)rydo im Beövulf eine
leibhaltige Antithese (vgl. Heyne zu Beov. 1927—41) und der
HarlungenmythuB ist ganz auf den Gregensatz des treuen
Eckart und des ungetreuen Sibeche gegründet (vgl. MüllenhoS
Zß. SO, 225 — 26). SpiehnannsUeder arbeiten solche Contraste
mit grellen Farben aus zu Gegenstücken, wie Hjalli und Hogni
in Akv. und AÜm. Aber auch die Antithese im eigent-
lichen Sinn, der pointirte Gregensatz zweier rhetorisch betonter
Worte, lag einer in Parallelen sich mit Vorliebe bewegenden
Poesie zu nahe, als dass es fremden Anstosses gebraucht hätte,
um die Variation der Pendantsätze bis zum Contrast zu treiben.
und so ist denn auch wirklich die Antithese in der altgerm.
Poesie breit und voll entwickelt. Allerdinge nimmt die Vor-
liebe für solche rhetorischen Wirkungen mit der Zeit zu. Wie
die älteren Lieder gute und böse Figuren diskreter contrastiren,
als die jüngeren, so sind auch die eigenüichen Nester von anti-
thetischen Wendungen in Zahlenangaben (besonders pointirter
Gregensatz von eins und zwei wie Häv. 73,1, aber auch grössere
Intervalle wie AÜm. 51), in Farben- oder Sto£Ebezeichnungen
erst in jüngeren Liedern heimisch. Und nur selten fanden wir
sie zur Klimax gesteigert. Aber schon die hochalterthümliche
Vkv. erzielt grosse Wirkung durch kimstgerecht ausgebeutete
Antithese (Vk\\ 29,5 — 7, vgl. 38,1—3) und grosse Theile des
alten grossen Lehrgedichts laufen ganz und gar auf dem Gegen-
satz von klug und einfältig (Müllenhoff D. Alt. S. 281). Aber
allerdings ist das specielle Antithesenmotiv, welches die ags.
Poesie ausbeutet, christiicher Abstammung: es ist (wie wir schon
bei den Zwillingsformeln bemerkten) das Doppelpaar Himmel-
Hölle imd gut-schlecht; und dasselbe Paar beherrscht auch
Muspilli imd HeUand. Aber ganz anders geartet ist die Anti-
these der altheidnischen Poesie, wie sie in den antithetischen
Zwillingsformeln der altgerm. Lieder in sehr merkwürdiger
463
W«iBe sich uudifickt Biae wird nimlich eön gmi ibmeriicha
GMchtspnnkt zur Zwedthcdlung des hierdurch eben zn mn-
Bchreibendfln G«8anuntb^prifEB heiaaBgsnomineii (ähnlich im
Romanischen, vgL Leiflholdt E^mol<^;ische Tigoren im Borna-
niachen S. 94f.)- ^ Rmgang der VqI. ist t. B. die Antitheee
meiri-minni diirch den Sinn in keiner Weise gefordert, weit weniger
als in der bekannten anal(^;en Stelle des Soax du ivirginiboa
poetisqae«. Bs wird eben nach einem gani realistischen, sinn-
Mligen, praktischen G«sichtspankt in die Fülle heteiiigegrifien
and zn beiden Seiten gesichtet, Oenau so pflegen als Epitheta
nicht sonderlich beeeichnende, sondern augenfällige, ftosserliche
und eben dämm anschanliche Eigenschaften genannt sa werden.
Namentlich bei den koamologischen Formeln ist die
Scheidung nach einem sinnfälligen Eriterimu sehr beliebt. So
also »Erde und Himmel drüber« und nach derselben Scheidung
noch allgemeiner »Tfir ok undir« (Häv. 105,4); so *lioht endi
finstri«, wie die Formel >liohtäno&nstTi<(>iSD. Ht, 14Tgl. Aom.)
es Toraoseetzt mid die Schöpfungsformeln es mit >Tag und
Nacht« u. dgl. umscbreibeD n. b. w. So nahe liegen grade diese
TheÜungen, dasa schon die zehn B^riSapaare der Pytibagoreer
meist abstrakte Formalirungen derselben G^ensätze sind : rechte
und links wie aostr ok reetr (H. H. I 4,1), männlich und
weiblich (aesir ok äsynjur s. o., LeiSholdt S. 95), hell und
dunkel (wie eben erwähnt), und selbst die entferntere tod
ruhend und bewegt findet ihre Stellung im Scböpfungsbericbt:
s6l [lat ne Tissi hvar hön sali ätü n. s. w. (welche Verse
MüllenhofE einem »alten Lied von der ersten Welteinrichtnng«
zuschob D. Alt. S. 92). Also: allgemein zur Hand liegende Anti-
thesen werden auf den zu umschreibenden Begriff willkürlich
angewandt; je augenlSll^r (nicht je wesentlicher) die Scheidung
ist, um 30 besser. Eine zu scharfe Trennung wäre hier, wo
die Heerbaufen ja doch nur »getrennt marschiren, vereint
463
echlagenc kaum erwünscht So ist eine der häofigsten kosmo-
logischen Formeln »lopt ok Iggr« (Sk. 6,6 n. o): Lnft und Meer,
gewiss kein scharfer G^ensatz, und doch in den alten Philo*
Sophien und vielleicht noch jetzt in der populären Vorstellung
die Hälfte der vier Elemente. Und »sie ritt Luft und Meer«
(Prosa zu H. H. n S. 163,9) heisst doch eigentlich nur: sie
ritt, wo der Sterbliche das nicht zu thun vermag (vgl. Geldner-
Kaegi 70 Lieder des Bigveda LX. 1,2). —
Ganz anders verhält es sich freilich mit denjenigen Anti-
thesen der alten Gedichte, die nicht in Doppelformen verkleidet
sind. Formell ist der Unterschied anzxmierken, dass hier verbale
Gegenübersetzung häufiger ist als nominale. Und so erscheint
denn die rhetorisch oder sonst mit Nachdruck verwandte Anti-
these der formelhaften und gleichsam zufälligen gegenüber mehr
in Bewegung, eindringlicher auf den Mann gehend. Wie wirk-
sam selbst in einem verhältnissmässig schlechten Eddaliede,
wie die GripispA es ist, das feierliche: »It munud alla eida
vinna, fullfastliga, fä munud halda« (Grp. 31,1, vgl. 46,6—7).
Wenn in den Sigrdrifunäl die allgemeine Regel gegeben wird
iberjask er betra en brenna se« (Sgdr. 31, 4 — 5), so wirkt die
scharfe Gregenüberstellimg viel kräftiger als selbst bei Anwendung
in einem bestimmten Fall der Ruf der Nibelungen : iwir möhten
michel gemer sin in stürme tot« (N. N. 2049,2). Li solchen
Fällen fasst die altnordische Dichtung fein und scharf den
wesentlichen Gesichtspunkt und blinde Antithesen, wie sie in
der frz. Dichtung so beliebt sind, fehlen fast gänzlich. Ohne
Bezug zum Formelschatz sind doch aber auch diese efiektvoll
vom Dichter gesetzten Antithesen keineswegs : ihnen entsprechen
mit ähnlich scharfer Prägung die Sprichwörter. Groesentheils sind
es (wie die eben citirte Stelle aus Sgdr., wie viele in den Häv.) wirk-
lich sprichwörtliche Gegensätze, die nach Sitte der alten Volks-
weisheit an den Scheideweg führen: reden xmd schweigen
464
(Veg. 7,7 XL ö.), rorbdgeben tmd eönkehnn (Sgdr. 26, 4 — &,
TgL Hiv. 34) werden gegen eintmder abgewogm, lieb tmd leid
(Hat. 36,4, vgl 40,4— &), lachen und veinen (VW. 29,5—7)
verglichen. Data kommen ZeitbeBtünmnngen, die den G}egeD-
Batz QOchBohiLrfer heraosdrücken: morgBn-aptan(Atlin.S8,5 — 8),
& nöttom en xua daga Ijöea (H.- H. II 44,6 — 8). Daa sind
Gegensätze, die wirklich aus der Situation hervorgehen, nicht
wie das typische (noch mehr in mhd. Poesie beliebte) >alt und
jung« u. B. w. wiUkürlich hineingeworfen werden. —
Ich trage noch einige nachdiflckliche Antithesen nach, die
oben nicht mit erwfthnt wurden. Negation tmd Position werden
in den beiden KUften von YgL 21 contrastirt; ätan-innan
{>r. 4,7 — 9, un^ekehit 8,3 — 5, deiaelbe Gegensatz scharf hervor-
gehoben in zwei respondirenden Strophenschlüssen aunais
brjöetmn 1 - annars brjöstnm or HAv. 8. 9,6; grAtaudi - hlaejandi
(wie in der Vkv.) Brot. 1&,5 — 7; e^nthümlich sali sndroena
ok avani danska Gud n 14,3—4. — Sprichwörtliche Anthi-
the&en: vinr-övinr Hiv. 43; lifdum • öUfdmn BAv. 70.1—2,
Tgl. 75 — 66; hvotum ■ öhvotum Fäf. 31,1—2, alle drei mit
Negationspartikel, ebenso noch nachdrücklicher aUfi^rf - ö^rt
mT.163,3 — 4. Femernackt-bekleidetHAv.49; elend • {^ückUch
Hät.69; gut -echlechtmv. 132,4 — 6, der Bessere - der Schlechtere
HiT. 124,7—8 (vgl. Lok. 22,5—6); wachen - schlafen Vkv.
12,2—3, Tgl. HäT. 59, auch HiT. 23. Eine komisch wirkende
Antithese H&t. 100. Femer ist au die bäofigeD Comparative
der Lehrsprüche (z. B. H4t. 36 — 37) zu erinnern. Anch Spruch-
zeilen wie HAT. 44 — 46 sind antithetisch geordnet.
Die chiifitlichen Gedichte zeigen dagegen solche Antithesen
die wie schwarz und weiss Hei. 1512b, ja und nein Hei
1522 — 28, biblischen oder wie bubo - olor bei Saxo (ed. Holder
35,11) gelehrten Ursprungs sind. —
Aber nicht nur die Antithese selbst ist schon der altheid-
465
lÜBchen Poesie eigenthümlich, wenn auch in anderer Gestaltung
als bei den christlichen Dichtem -^ selbst das findet sich
schon in uralter Zeit, dass die Antithese den Aufbau ganzer
Gedichte bestimmt Denn gewisse Situationen fordern fast
unwiderstehlich solche Anlage. Vor allem das Motiv des
Heimwehs oder der Sehnsucht überhaupt (vgl. ViehofE Poetik
S. 161). Die ags. Poesie hat dies elegische Motiv wiederholt
ausgeführt, so im »Wanderer«, aber sie hat dabei den anti-
thetischen Bau erst in jüngeren Gredichten wie der »Ruine«
und dem »Reimlied« walten lassen; gerade dadurch erinnert
die Ruine so lebhaft an Goldsmiths unvergleichliches »Deserted
village«. Aber die altn. Poesie — hier auch durch Saxo gestützt
— hat einen sehr alten Ausdruck der sehnsüchtigen Klage in
dem Wechselgesang zwischen Njerd und Skadi auf unsere
Tage gebracht; und die ableitungsfrohen Analogienjäger brauchen
nur die Klage der von der Heimatb fremden G<)tter mit einem
berühmten arabischen liede zu vergleichen, um sich zu über-
zeugen, wie leicht aus gleicher Situation gleicher Ausdruck
hervorquillt : die Wüstentochter am prächtigen Hofe der Khalif en
führt das Heimweh zu fast ganz derselben Anthithesenkette
wie dort das Götterpaar (Graf Schack Poesie und Kunst der
Araber in Spanien und Sicilien I 37). Selbst wenn die Anti-
thesen kunstvoll gekreuzt werden, wie in Gud. HI, wo treue
Angeklagte und treulose Anklägerin sich gegenüberstehen, selbst
dann hat diese Anlage eines freilich späten Liedes in zahlreichen
Volksmärchen seine Analogie, ich nenne nur die G^novefa.
Uralt sind die Farbencontraste, uralt auch die Zahlengegensätze,
wie jener berühmte althebräische Siegesgesang bezeugt: »Saiü
schlug Tausende, David schlug Zehntausende«; und dass selbst
die Klimax als Grundplan von Gredichten (wie in der Rig6|)ula)
volksthümliche Entsprechungen hat, werden wir im nächsten
Paragraphen zu zeigen haben. — So ist ein Gredicht wie
Meyer, Altgermazüsohe Poetie. 30
466
MSD. XXJi TOD alten liedem nicht im Schema verschieden
sondern nur in det Art des regirenden G^^eneatzes.
Ich verweise noch für die Vslundarkvida auf Niedner
Zs. 33,31, für CToewulf auf die Diseertationeo von Jansen S. 99
und Ramhorst 3. 63.
Capitel IX.
Satzgnippen.
§ 27. Aufbau der Gedichte.
Dass die Situation, das Grundmotiv für den ganzen Auf-
bau eines Gedichtes bestimmend sein kann, sahen wir schon
an der .Antithese; und es wäie eine lockende Aufgabe, den
typischen Gedankengang in Gedichten verschiedener Classen la
untersuchen und so festzustellen, wie weit der Stoff selbst, wie
weit Tradition und Schulung eine bestimmte Anordnung vor-
schreiben. Diesem interessanten und wichtigen Problem dürfen
wir aber hier nicht nachgehen, Wohl aber gehört es noch zu
unserer Aufgabe, die Frage zu beaotworten, ob auch unabhängig
von dem jeweiligen Thema Regeln des Aufbaues befolgt wurden, '
die verschiedenen Gedichten einen typischen Grundplan sicherten.
Die Vorfrage, ob eine bewusste und kunstmäesige Disposition
überhaupt nachzuweisen sei, ist unbedenklich zu bejahen.
Dass die Strenge der Anordnung nicht in allen Gedichten die
gleiche ist, widerspricht dem nicht. Zunächst fordern von
vornherein didaktische Gedichte eine andere .\jt des AufbaoB
als heroische Lieder. Ebenso ist es natürhch, dass ver-
schiedene Perioden der Heldendichtung verschiedene
46'
dec AnllMHefe T«s3ja^ec Tee* Jükzn ist es ein Zestpunki
in der EntwidkfaiDg der berasdiec Poeek, der geinetensch eine
neue Tedmik der Geaunmunlage f ofderte. Die ihesten Lieder
bdundehen imzveifelbftfi ftete nur ein einzefaieE Ereigniss, wie
etwm den Tod esnes Heiden oder eine grosse Tbat: Drachen-
moid, Bebciimg esxr gefeaeehen JnngfrmQ n. d^; so noch
manche VAAaTwAf^ (t|^ z. £. tti^T>TT>g Beoinilfekvadet S. 45 .
Allmahlich ging man dazu über, verschiedene Ereignisse zu
einer Erxähhmg zc Tereinigen: es entstanden Sammellieder
(vgl. Zß. L d. Ah. 32.401 und machten eine überl^te Ver-
theflmig des Stoffes nöthig. Diese beiden Claseen von Liedem
also änd in ihrem Aufbau nothwendig Terschieden.
Aber wie ein Geist durch die gesammte altgenn. Poesie
geht, so Tersteht es sich von selbst, dass auch diese Verschieden-
heit eine wesentliche Analogie nicht ausschliesst. Die Dichter
der ältesten Sammellieder lernten von denen der alten Einzel-
lieder. Und diese eelbst hatten von älteren Meistern zu lernen
gehabt Denn auch ein > einheitliche«' Ereigniss setzt sich
zusammen aus kleineren Momenten, der Drachenmord etwa aus
den Augenblicken, wo der Held von dem Drachen erfahrt —
seinen Entschluss fasst — die That vorbereitet — hinzieht —
kämpft — siegt — seinen Triumph feiert: und selbst der
Kampf geschieht nicht mit einem Schlag. Da also auch die
zeitlich kleinste Handlung eine zusammengesetzte ist, muss
selbst für das einfachste Ereigniss Disposition erst gelernt
werden : es gab eine Zeit, wo man sie noch nicht verstand, wo
unaufhörlich die jubelnde oder ächzende Verkündigung des
entscheidenden Moments mit der regellosen Mittheilung einzelner
Züge wechselte. Noch haben wir solche Gedichte bei den
Naturvölkern. Aber .die altgenn. Poesie ist über .diese Stufe
längst heraus. Für eine ganze Reihe von Emzelliedern ist
strenge und klare Disposition nachgewiesen worden. Niednor
30*
468
hat für SkimislQr (Zs. 30,139. 142. 149) and H&rbardäljflid
(ebd. 31,264) eine genaue Anordnung au^^edeckt» die nicht nur
in strengem ParallelismuB der Handlung fortechreitet, sondern
auch in regelmässigen Zahlenverhältnissen der Strophen; das
letztere hat er (aao. 264) auch für die {>r7m8kvida ausgesprochen.
Den sorgfältigen kunstgerechten Aufbau wenigstens hat er auch
für die V0lundarkviaa klar gelegt (Zs. f. d. Alt. 33,29). Für
Muspilli hat dann Möller (Zur ahd. Alliterationsdichtung S. 38)
Aehnliches, aber schwerlich mit Becht, vermuthet; vg^ ten
Brink QF. 62,166 f. über Möllers Strophentheorie im Allge-
meinen (dagegen wieder Möller Englische Studien 13,249 f.). Für
die wichtigsten vollständig erhaltenen £inzellieder ist aber jeden-
falls eine bewusste Anordnung festgestellt Typisch ist dabei, dass
die Wiederkehr der parallelen Abschnitte durch Gregenrefrain
oder Stropbenwiederholung ausgezeichnet wird. Auch das
scheint eine Eigenheit der alten Technik, dass nicht mit dem
Höhepunkt abgeschlossen wird, sondern lyrisch ihm noch einige
Töne nachklingen; so in Skim. und Vkv.; so besonders auch
in dem herrlichen Liede von Helgis Wiederkehr, das den
Schluss der Liedersammlung H. H. 11 bildet; so auch noch in
alten Sammelliedem wie dem Beovulf , der (wie die Bias) mit
der Bestattung eines Helden schliesst. (Anders in antiken Ein-
zelliedem, vgl. M. Haupt Kl. Sehr. HI, I, 50). Und so hätten wir
bereits einen Berührungspunkt in der Technik der Einzellieder
und der Sammellieder gefunden. Aber auch jener Aufbau in
völliger Symmetrie der Glieder ist hier nachgeahmt: wie genau
sind die entsprechenden Stücke in solchen Ereigniss-Sanmilimgen,
wie Gud. I oder Deörs Klage abgemessen! Wie deutlich klingen
die Abschnittsanfänge z. B. aus den Atlamäl hervor! Wir
dürfen also aussprechen: für die altgerm. Heldenlieder ist es
typisch, dass sie in genau abgemessenen Stücken vorgetragen
; werden, deren Paralleüsmus im Grossen den der einzelnen
469
Strophen mid Verse abbildet. Dies übrigens ist in den Helden-
liedern auch anderer Völker beliebt; ich verweise hier nur auf
das serbische lied von der Aufmauerung Scutaris (J. Grimm,
Kl. Sehr. 7,544). — Ebenso ergiebt sich aus den Motiven selbst,
aus dem delbewussten Hinstreben zum Höhepunkt der Handlung,
dass dieser Parallelismus sich mit einer Steigerung verbindet,
wie noch in den Volksmärchen (MüllenhoS Märchen Sagen und
Lieder aus Schleswig-Holstein S. Xm). Solche Steigerung fehlt
auch nicht bei den christUchen Epikern (für Otfrid vgl. Schütze
S. 62, für Caedmon Ziegler S. 83 f.) ; Otfrid hat auch in kleineren
Massen noch den parallelen Aufbau bewahrt (Schütze S. 9).
Mit gewandter Technik wissen die altn. Sagaer zu steigern
(Heinzel Saga S. 180, vgl. Döring S. 20).
Spannung durch retardirende Momente erzielen erst
jüngere Lieder: wie die Warnung in FäJ. und Drap nur leise
angedeutet, in Atlm. und Akv. breit ausgeführt wird, haben
wir schon bemerkt (für Otfrid vgl. Schütze S. 42, für spätere
Zeit z. B. Schütze Stil Zazikhovene S. 9). Dasselbe gilt von
Vor- und Rückdeutungen (Heinzel Saga S. 176 Schütze Stil Zazik-
hovens S . 1 0). Doch gehören Vögel- Vorzeichen zum typischen Beiwerk
der Jugendberichte (Big. 47, H. H. I 5—6, vgl. Fii. 32—38). —
In den gnomischen Gedichten ist natürhch die Dis-
position überwiegend von logischen Gesichtspunkten vorgezeichnet.
So ist die Fragenkette in den AlvissmAl nach jenen formel-
haften BegrifEspaaren geordnet, die den Parallelversen und Zwil-
lingsformeln zu Grunde liegen; und wieder diese Paare sind in
eine bestimmte Linie gelegt, die wir zum Theil auch beim
Schöpfungsberieht der Vol. maassgebend finden: Erde und
Himmel Alv. 10— 13 = Vol. 6,5—7; Mond und Sonne Alv.
14— 17 = Vol. 8; Wolken und Wind Alv. 18—21, die Reiche
des »Winddämons« Vödanaz (Hoffory Edda -Studien I 147)
imd des Wolkengottes Tivaz hohnijaz (ebd. 146) = ond gaf
470
'Odiim, 6d gaf Eoeoir Vgl. 21,5-6; Loft and Wasser AIt.
22 — 25, die Elemeote der WalkOzen (böo var vaU^a ok reid
lopt ok leg Saem. lu H. H. n S. 163,9) = VqI. 31; Feaer
und Wald Air. 26—29: das Feuer heisst Helr. 10,4 heir alls
viOar, ebenso Gnom. 72 fyr (sceal) vudu meltan; endlich Nacht
AIt. 30 — 31 (vielleicht fehlt danach der Tag) und ntsammen-
gehörig Saat und AeL (ooch Buma sang das Lied von John
Barleycom, vgl Onindtvig xu Lok. 44 — 45) Alv. 32—35. Bei
den Paaren steht nie in den Zwillingsformeln die Erde vor
dem Himmel und wie die Germanen die Nacht dem Tag
vorangehen lassen (Tac. Germ. 11,9, vgl. o. S. 93), stellen sie
den Mond vor die Sonne (dies aber nicht in der VqI.). Die
ganze Diapoeition aber vergleicht sieb dem Aufbau eines
riesigen Baumes, einer Weltesche; von der Erde strebt er zum
TTimmal, doit breitet er sich aus über das Firmament (Mond
Sonne Wolken Wind) und senkt wieder seine Zweige herab in
alle Elemente (Lult Wasser Feuer, statt der Erde ihre Be-
kleidung, den Wald). Und wie in Rückerts Parabel Tag und
Nacht an dem Baum n^eu, so überschattet er hier die Zeiten
und ihr Werk; Werden und Frucht. — Auch der kosmogonischen
Landkarte der Grimnismäl mag ein ähnlicher Plan zu Grunde
li^n. Zeichnete doch noch dem Traugemuntslied Uhlands
Meisterhand ein ähnliches Gresammtbild nach (Schriften 3,194).
Die bedeutendsten altn. Lehi^edichte stehen nun, wie schon
bemerkt, zu solchen Specialliedem wie Alv. und Grim. in dem-
selben Verhältnisa, wie die epischen SanimeUieder zu den Ein-
zelliedem. Sie hat MüllenhoS mit eindringendstem Scharfsinn
analysirt und gegliedert: die Voluspa D. A. V 5f., die Häva-
mal ebd. 255 f. Die letztere Sammlung zwar zerfällt selbst in
Terschiedene kleinere Sammlungen; für diese selbst aber wenig-
stens hat MüUenbofi nicht nur klare DispositioQ, sondern wieder
festetehende Theilverhältnisse erwiesen (für das alte Sprach-
471
gedieht aao. 260, für die Loddfafmsmal S. 268, für da£ Ljödatal
8. 275; TgL auch S. 270 für dae Runatal), gerade wie auch für die
Vglaspä (vgl. die Ueberächt bei Hoffory Edda-Studien I 17),
die GrimniRmfl (aao. 159) und die Vaf{)rüdniBmäl (ebd. 240 —
41). Er erst hat dadurch die MögUchkeit eröfEnet, an der
Technik der alten grossen Dichter ihre Begabung zu ermessen,
und auf seinen W^en sind ihm für die didaktischen Lieder
Hoffory (aao. 17. 27. 141 für die Voluspä, 66 für die Häva-
mfl), für die heroischen Niedner (in den citirten Abhandlungen
über Hdrb., Skim., Ykv,) gefolgt und mit den Dissertationen
von Heusler (über die Voluspa), Ranisch (über die Hamdismäl)
und Hirschfeld (über die Lokasenna), alle drei von Schülern
Hoffory*s, hat diese Arbeitsrichtung bereits die dritte Greneration
erreicht Dass sie alle gelegentlich einmal den Vorwurf verdienen
mögen, den J. Grimm schon dem Meister MüUenhoffs, Carl Lach-
mann, machte, mit Unrecht von einer zu grossen Vollkommen-
heit des ursprüngüchen Gredichts auszugehen (vgl. J. Grimm
Kl. Sehr. 1,156), das soll nicht bestritten werden; dass Müllenhoff
sich gelegenthch auch von der Voraussetzung symmetrischer
Zahlenverhältnisse zu unberechtigten kritischen Eingriffen ver-
leiten hess, hat Hofforj' selbst (Edda -Studien I 42 Anm.)
zugestanden. Dass aber die Gnmdauffassung dieser Gredichte
als kunstvoll geghederter Dichterwerke berechtigt ist, berechtigt
im Gegensatz zu der Art die es vorzieht »von Blritik imgestört
alle Verderbnisse mit Haut und Haar zu gemessen« (Lachmanns
Vorrede zur zweiten Ausgabe der Nibelungennot), berechtigt
im Gegensatz zu der scheuen Furcht, die über der Bewunde-
rung uralter Dichterkräfte jede Analogie mit modemer Dichter-
arbeit vermeidet, das beweist schlagend das unwiderlegUche
Beispiel der Rigs})ula. NatürUch behaupten wir nicht, alle
Lieder, am wenigsten alle alten Lieder seien so sorgfältig, ja
pedantisch disponirt wie dies Lied vom Ursprung der Stände
472
— aber das behanptan wir, daaB ein so gmaii abgMdricelter
FUn langer Jahzhmulerte Arbeit im DiBpouirea poetiachan StoBa
voiaoaeetzt und bewedat
Ich bexeichne die Bändig wiederkehrendoi (aber jedesmal
variirt wiederkehmtden) Venpaaie oder Vemgrappen der Bfgs-
'^' — xaiX mit folgenden Bachstaben:
a
at kvtfda gsnga
b
gekk bann nieii at ^
c
kom bann at bdsi
d
hjön Sita iei
eii.ee
Sigr konni Beim
(
^tdk —
B
^ yar bann at ^t
h
lida mcdir at fwt
i
jöd öl —
k
rar iax
1
t^^tT)y| nftm gX Taxa
m
|»r kom at gu^
n
midra Setja
0
bgm ölu ^aa
00 : doetr vam ^aer
p, q, r bezeichnen neu eintretende Veragruppen. — Bei der
Identification der Strophengruppen sind natürlich neben den
formellen auch inhaltliche Momente benutzt.
Wir erhalten danach folgenden Äufriss der R^|>ula:
a
b+o+d
g+b+h
i k 1 m n 0 oo
b+c+d+cc
g+b+h
i [k] 1 m Q o oo
b+c+cc+d
P
g+b+H
i[k}lniqqqQimo [oo]
Auf die EmleitUQgsBtroph« 1 folgt der erste Hauptabschnitt
2 — 13, der zweite 14—25, der dritte 26 — 42; dann ein ganz
neuer Haupttheü wie die Blüthe auf dreiecbäitigem Stil, in zwei
kleinen Theilen 43— -45 und 46 f. — Dieser zweite Haupttheü
ist ähnlich wie die kleine Volospä, Hyndl. 35 — 44 aufgebaut
oder vielmehr er vertritt wie diese den festen Typus der he-
roischen Jugendberichte wie auch H. H. I 1 — 9 und sum Theil
auch Reg. und Fäf. — Wir handeln hier nur über den Hau der
Strophen 1 — 42. — Die strenge Gliederung dee ersten Hauptr
theils Str. 2 — 42 wird vor aUem durch die mit Rlgrs Namen
beginnende Kehrstrophe e herausgehoben, welche jedesmal in
zwei Stufen auftritt; Str. 3 und 5, 17 und 19, 29 und 32. Unter-
stützt wird die Wirkung durch den Gegenrefrain b, der die
Pendantstrophen 2 — 14 — 26 auszeichnet und atuserdem in
den Strophen 6 — 20 — 33 den Abgesang eröffnet. So bildet
jedes der drei Hauptstücke ein übersichtliches Gelmude, dae in
dch dreitheilig ist: b eröffnet den ersten Gesammt-Stollen und
igt in den Beginn dee Gesammt-AbgeBangs verwoben; e Bchliesst
beide StoDen der Strophengruppe: b + c + d — e/f e/g — oo.
Mit dieeem strengen ParaUelismus geht aber ein der in-
haltlichen Steigerung entsprecfaendes Anwachsen der correspon-
direnden Glieder Hand in Hand. Auch dae ist keine Neue-
rung: schon im dritten Hauptatück der Vgluspi entsprechen
474
aich 4 — 7 — 8 Strophen (Tgl. Hoffoiy aao. S, 19) in den auch
dort durch Eehretrophen (aber schlieeaeode, nicht wie in Rlg.
beginnende) markirten Abschnitten. So noch feiner abgewogen
hier. Das erste Glied, b+c-f-d, wächst im zweiten und dritten
Hauptstück lu b+c-f-d-f-cc bez. b+c-(-cc-(-d: Str. 2 — 14 und
15 — 26 und 27. Das zweite, e, wird um eine Einlage p
Teratärkt: 3 — 16 und 17 — 28 und 29. Das dritte, f, wird
verdoppelt, aber erst im dritten Hauptstück: 4 — 18 — 30
und 31. Das vierte, ee, bleibt unverändert als hauptsächlicher
Markstein der Einheit: 5 — 19 — 32. Das fünfte, g+b+h,
ebenfalls: 6 — 20 — 33. Das sechste, die Masse des Ab-
g^angs i — oo, wird wieder erst beim dritten Hauptstück
verstärkt, in dem die zweite Hälfte Einlagen erhält: 7 bis 13
— 21 bis 25 — 34 — 42; daes hier das zweite Hauptstück
sogar verkürzt scheint, ist wohl Schuld der Ueberiieferung. Ver-
gleichen wir nochmals die sechs GHeder, so erhalten wir für
Str. 2—42 folgendes Schema: AB/CD/EF — erstes Haupt-
stück; AA BB/CD/EF zweites Hauptstück; AA BB/CC D/
E FF drittes Hauptstück. — Der Aufbau erinnert an den jener
ahd. Gedichte von kunstreich symmetrischer Stmctur, die zu
MSD.' S. 304. 383 und besonders 297 besprochen sind. Aber
durch die Hilfsmittel der Kehrstrophen mid Kehrverse (die
ähnlich im Georglied verwandt sind, doch vgl. MÜllenhoS aao.
S. 323 u.) ist die Eintheilung hier nachdrücklicher und deut-
licher. Dafür ist sie noch im Einzelnen überküustelt durch
Variationen im Kleinen wie midrar brautar 2,2 — rettar brautir
14,2 und 26,2 und durch weitere Auftheilungen der Kebi-
strophen: das aufdringlich markirende »at |»at< (2,1; 4,5; 9,3
imd 7 u. 3. w.) taktirt laut den Schluse jedes Venpaares in
Str. 6-20 — 33 —
Wie hier im grossen Maassstab, ist in kleinerem oft in
gnomischen Gedichten dasselbe Mittel zur Abgliederung benutzt,
475
wie in didaktischen: Responsion am Beginn oder Schluss der
Gruppen. So in Fällen des Gregenrefrains wie in den LoddMf-
nißmal u. s. w. Zuweilen stehen statt der identischen Verse
nur Parallelverse, z. B. in den Interpolationen der Sgdr. 6 f.,
besonders 12—13. —
Und der Aufbau in solcher »Spiralform«, in Theilen,
welche sich in gesteigerter und verstärkter Form wiederholen,
kann noch über das Gredicht herausgehen. Granze Gedicht-
gruppen können sich in solcher Weise entsprechen. Eine
Anzahl von Liedern kann sich zusammenschliessen zu einer
symmetrisch aufgebauten einheitlichen Fabel: dies gilt für den
Cyklus von Sigfrids Ahnen nach MüUenhoSs Nachweisen (Zs.
f. d. Alt. 23,142 — 45). Und weiter können mehrere Lieder-
kreise zusammen eine höhere Einheit bilden. Bestimmt«
Situationen späterer Cyklen werden denen älterer Sagenkreise
nachgebildet und spielen so dieselbe Rolle, welche im Gedicht
die wirkungsvollen Kehrstrophen spielen; das behauptet Sjonons
(PB. 4,200) von den Gudrunliedeni im Verhältniss zu den
HelgiUedem. Man könnte der Analogie wegen an die Re-
sponsionen erinnern, die G. Frejrtag selbst in den verschiedenen
Theilen seiner »Ahnen« aufgewiesen hat CW'erke 1,244). Oder
gar die ganze Anlage des jüngeren Cyklus wird dem des
älteren nachgebildet, etwa wie die Aeneis der Odyssee; das
behauptet Grundtvig (üdsigt S. 38) von den Liedern der Nibe-
lungennot im Verhältniss zu den alten Volsungenliedem. Und
zuletzt kann noch der Redaktor, der Liedersammlungen
veranstaltet, hierbei die einzekien Abtheilungen symmetrisch
ordnen; dies hat für die Götterheder der Edda Müllenhoff er-
wiesen (DA. V 158); für die Heldenlieder versuchte ich es zu
beweisen (Zs. f. d. Alt. 32 ,402 f.). Hier stehen allerdings
allemal die grösseren Complexe voraus, was sich aber leicht
erklärt: sie orientiren besser. In den allgemeineren Grundriss
476
Üeet aieh becttiimiitei daa TWTigaln« änseichnen. Hat so doch
schon TadtDa eist in commune de omsitun Germanonim
origine ac moribns gehandelt, dann «ngnUmm gantimn isstätota
ritusqae besprochen (Geno. 27,10) nnd gaoa ebenso nach seinem
Muster Cluverias mid Andere, nnd noch nach achtuhnhondeit
Jahren Mme. de Stael erst de l'aflpeot de l'Allemagne (Chap. I,
vgL Tac. Geim. 1 — 2 and beeoodeis 5), des moeurs et da
caracttoe des Allemanda (Chap. II ^= Tac. Germ. 6 — 17), des
femmes (Ch^. m = Tac. G«rm. 18 — 19), de l'infloence de
l'espiit de cheraleiie (Chap. IV) tmd dann erst von den Theilen
Deutschlands gesprochen. Dennoch erwächst diese umgekehrte
Anordnnng den gleichen Gründen wie die ansteigende der
einzelnen Gedichte: nnr verlangt hier der Stofi eine andere
Form der Steigerung als dort. Bei belehrenden Zusammen-
stellungen möchte man so viel Einzelheiten wie möglich lernen:
Steuerung wird deshalb hier gerade erzielt, wenn erst AIl-
gemeineiea berichtet wird, dann Eigenartiges, Specielles; deshalb
ordnet der Compilator der alten Liedereammlungen so gut wie
die Berichterstatter über Deutschland das Vereinzelte nach und
Uest ao auf grössere Theile kleinere folgen zu demselben Zweck,
der den Dichter auf kleinere Theile grössere setzen läset. —
In den ags. Sammelhandschriften , dem Exeterbuch (vgL
Wülker Grundrise lur Gesch. der aga. Lit. S. 223) und dem
Vercellibuch ' (ebd. S. 239) ist eine bestimmte Disposition nicht
zu erkennen. —
Natürlich übt also stets neben dem Inhalt des Werkes
auch seine Absicht auf die EinÜieilung so gut wie auf alles
andere Einäose. Dass aber typische Pläne den Gedichten zu
Grunde liegen, können wir für die Mehrxahl nunmehr wohl mit
Bestimmtheit behauptea. Diese werden mit allerlei Fonnel-
klaasen in Beziehung gestanden haben: es scheinen i. B. für
die Strophengruppen die formelhaften Zahlen drei and vier be-
477
liebt (drei die stehende ZaM der EEauptstücke ; vier in den Ab-
echnitten des zweiten und dritten Hauptstückes der Vol. DA.
S. 6 — 7), für epische Lieder aber auch die erst in jüngerer Zeit
beliebte Dreissig (Niedner Zs. 30,139. 31,264: in Skim. Bäih.
|>r. je 5x6 Strophen), die im mhd. Epos (freilich in kleineren
Massen) so gern Abschnitten zu Grunde gelegt wurde. Auf
jeden Fall aber, wenn wir die bestimmenden Kräfte in Stofi,
Absicht und Tradition sämmtlich abziehen, bleibt gerade hier
mehr als sonst der Individualität des Dichters Raum, sich
zu bethätigen. So fühlen wir uns hier an den Grenzen unseres
Themas angelangt. Im Einzelnen haben wir Alles von stark
»nivellirendent Gewohnheiten durchsetzt gefunden; in der Be-
herrschung des Ganzen vermochte dennoch ein freier Dichter-
geist auch damals sich geltend zu machen durch alles Formel-
wesen hindurch. Es ist eben das ein EEauptverdienst Müllen-
hoSs und seiner Schule, von den abstracten »Gredichten«, die
aus der Berührung des altgermanischen Bodens mit dem Heroen-
zeitalter hervorgewachsen sein sollten, zu den concreten Gestalten
bestimmter Dichter zurückgekehrt zu sein. Statt in jener
Vermählung von Raum und Zeit finden wir nun den Ursprung
auch der altgermanischen lieder in jenen beiden grossen
Leidenschaften dieses Volkes: von den Besten zu lernen —
und für die Behauptung der freien selbsteigenen PersönHchkeit
zu kämpfen! Aufdringlich tritt freilich erst in späterer Zeit
der Dichter aus dem Werk heraus; aber den Pulsschlag eines
starken Herzens fühlt man schon in so alten Gedichten wie
Volundarkvida (Niedner aao. 33,41). —
Ueber den persönlichen Antheil des Dichters in altgerm.
Zeit handelt im Allgemeinen die schwache aber anspruchsvolle
Dissertation von Merbot Aesthetische Studien zur ags. Poesie
Breslau S. 83; im Einzelnen für die Heldendichtung 'W. Grimm
Heldensage ^ S. 10, für Caedmon Ziegler S. 156 f. , für C)Tiewulf
478
Jansens. 60, für Otfrid Schütze bes. S. 36 f. nnd S. 49 ; spedell über
Sentimentalität im Beovnlf Rönning S. 145 f. 173 f. — üeber das
Verbältniss des Dichters zum überlieferten Stoff bei Otfrid
Schütze S. 56 f. und (meist ziemlich mechanisch) bei ags. Dichtem:
(Andreas) Ramhorst S. 6, (Güthlac) Lefivre Anglia VI 220,
(Phoenix) Gaebler Anglia UI 491, (Ddmes dag) Brandl Anglia
IV 97, (Crist und Satan) Groschopp ebd. VI 26 f. Für die Evan-
gelienbearbeitungen der verschiedenen Dialekte vgl. Hammerich
Aelteste christliche Epik S. 218 und bes. S. 245. — Damit
hängt denn das Urtheil über den poetischen Werth der Gedichte
zusammen, vgl. Simrock Edda S. 349. — Ein Correctiv für aUzu
rasche Schlüsse auf dichterische Eigenart bildet der Hinweis
auf Uebereinstimmungen, die sich aus analogen Situationen
ergeben (vgl. z. B. Talvj Charakteristik der Volkslieder S. 137 f.
ten Brink QF. 62,191 f. und das oben S. 465 zur Antithese
Bemerkte): wie böse Folgerungen aus voreiliger Annahme
individueller Erfindungen, Nachahmungen, Entlehnungen fliessen
können, hat Müllenhoff an den Bang-Buggeschen Hyx)othesen
gezeigt, und MüllenhofiEs Schüler HofEory (Eddische Studien I
126 f.) an Bugges Nachahmer Schullerus. Denn die Haupt-
eigenthümlichkeit der altgerm. Dichter bleibt doch eben immer
die, dass sie ausschliesslich dem grossen Formelschatz der
schon vorhandenen altgerm. heidmschenPoesie ihre Entlehnungen,
die Muster ihrer Nachahmungen, die Vorbilder ihrer Erfindungen
entnehmen. Gedichte, denen aus anderen Quellen (Seist und
Inhalt zufiiesst, wie die gesammte christliche Poesie in ags. as.
ahd. Sprache, oder die späten Sonderentwicklungen nachgebildet
sind, wie das ags. Reimlied wahrscheinlich skaldischer Dichtung,
die gehören eigentlich nicht mehr oder jedenfalls doch nicht
mehr voll zur altgerm. Poesie. —
Jener Schatz von Formen und Anschauungen nun, den
wir in unserer Arbeit vollständig zu beschreiben suchten, ist
im Wesentlichen die Vorrathskammer, deren nothwendige Be-
479
nutzung durch den Dichter wir ale »Stil der altgerma-
nischen Dichtung« zu bezeichnen pflegen. Freilich kommt
für den Stil auch noch rein MetiiBches in Betracht und beson-
ders rein Grammatisches. In dieser Hinsicht verweise ich
z. B. für die Edda auf Nygaard Eddasprogets Syntax Bergen
I 1866, n 1867, Wis6n Om ordfogningen i den aldre Edda-
Limd 1865 ; Hildebrand Conditionalsätze imd Conjunctionen in
der alteren Edda Leipzig 1871; für Otfrid auf Erdmann
Untersuchungen über die Syntax der Sprache Otfrids Halle
1874/76 und Keiles und Erdmanns Beigaben zu ihren Otfrid-
ausgaben; für den Heliand auf Behaghel Modi im Heliand
Paderborn 1876 ; für Beovulf auf ENader Zur Syntax des Beo-
Yulf Brunn 1879/80; für Caedmon auf Hof er Syntactischer
Gebrauch des Dativs und Instrumentalis bei Caedmon Halle 1884 ;
für andere ags. Gedichte Holtbuer Syntactischer Gebrauch des
Genetivs in Andreas Guthlac etc. Halle 1884 u. s. w. ; ich citire
ohne Auswahl. Wahrend wir doch aber einerseits die Metrik
vom Stil zu trennen pflegen, ist für Syntax und dergleichen die
poetische Gewohnheit schwer von der allgemeinen zu sondern.
So steht auf der Stufenleiter der für die Poesie characteristischen
Erscheinungsgruppen die Syntax unterhalb, die Metrik oberhalb
des Formelschatzes und diesem bleibt also hauptsächlich die
Bestimmung der Eigenart einer Poesie vorbehalten. Um nun
wieder da einzumünden, von wo wir ausgingen, nenne ich als
Führer durch diese Schatzkammer nochmals zuerst die oft
citirten Arbeiten von Weinhold und Heinzel; femer für den
Stil der altdeutschen Dichtung im Allgemeinen Uhland Schrif-
ten l,390f., Scherer Vortr. u. Aufs. S. 13; für den der Edda
und des Beovulf A. HofEmann Engl. Studien 6, 163 f. und für die
Edda noch Jessen üeber die Eddalieder S. 40, Rönning Beowulfs-
k^^adet S. 31 f., bes. S. 53, Petersen Bidrag S. 172 f. ; für die ags.
Dichtung noch Merbot Aesthetische Studien zur ags. Poesie S. 31 f. ;
für Otfrid Schützes lehrreiches Buch. Ich verweise femer der
übet ^^^ ^ . Dötio?
U^ 1 ^^ "t^bäst^t^^^^ ^ir^«^«'^^' sL^ots^-«
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Stehen »^
481
hältnifle dee Einzelnen znr Gesammtbeit erörtert -vnid: auf
SchererB Vorteag über das Nibelungenlied (\''orträge und Auf-
«ätse S. 111) nnd auf ten Biinkfl Beowulf (QF. 62,104 f. )-
.Die zvä gröesten germanischen Epen dürfen wir so zum Schiusa
noch einmal nennen als die unvereiegbar äieSBenden Quellen
der Erbauung mid der Belehrung für Jeden, der das deutsche
Alteithum liebt; und über jenen beiden Arbeiten strahlt der
Name unseres grosses Meisters und Pfadfinders auf den Gebieten
der Literaturgeschichte und Poetik: den Vortrag über das
Nibelungenhed hielt er im Beginn seiner reichen Tbätigkeit —
und ten Brink widmete das Werk, das dem Studium der
inneren Geschichte des Epos neue Bahnen eröffnet, dem An-
denken dee allzu früh dahingeschiedenen Wilhelm Scherer.
Capitel X.
Ergebniise.
Indem wir die Schatzkammer der altgermanischen Poeteu
durchmuBterten, sind wir selten dazu gekonmaen, die vollendeten
Meisterwerke zu bewundem; fast stets hatten wir nur die Roh-
stoffe oder die Werkzeuge ihrer Verarbeitung zu prüfen. Es
liegt an dem Plan dieser Arbeit, wenn auch sie selbst mehr
eine Vorrathskammer für andere Arbeiten geworden ist, als ein
einheitliches \\'erk. Der Inhalt wirkt immer auf die Form:
von den altgerm. Stilgewohnheiten der Häufung und der
Wiederholung hat diese Schrift mehr angenommen, als mir lieb
ist; und wenn die mangelhafte Centrallsation der stets parti-
kularistiechen Germanen auch in ihrer epischen Composition
Utysr, Altg«Tsuuuisti« Pa«(ta. 81
482
sich oft genug verräth, wird dies Vorbild auch darin mehr als
gut auf die Anlage meiner Arbeit eingewirkt haben. Zwar
könnte ich mich mit den Worten dee tiefidnnigen Novalis
trösten: »Je willkührlicher das Netz gewebt ist, das der kühne
Fischer auswirft, desto glücklicher ist der Fange (Die Lehrlinge
zu Sais Werke 11 87). Wenn aber die Maschen durch allerlei
Hineingeschwommenes und EQneingeworfenes verstopft werden,
so kann das für den Fang wahrlich nicht günstig sem. So
steht es aber leider. In den Jahren vom Beginn dieser Arbeit
bis zu ihrem Abschluss hat sich von eigenen und fremden
Beobachtungen zu viel Vorrath angedrängt, als daas jedesmal
die Vorrathskammer hätte umgebaut werden können; und so
geriethen die Trophäen späterer Beutezüge und die Geschenke
befreundeter Häuptlinge oft genug in dunkle Ecken oder hoch
auf den Boden, wo sie das Auge des Packmeisters selbst Mühe
hat zu finden. Wäre das aber sogar vermieden worden, so
bliebe doch stets der Fluch wirksam, welcher auf Jeglichem
lastet, der für Andere arbeitet:
sköemidr |)ü verir nö skeptismidr,
nema |)u själfum ^i s6r;
skör er skapadr illa eda skapt si rangt,
|)ä er J)6r bols bedit (Häv. 125). —
Damit meine Mühe doch nun wenigstens Einer dankbar
benütze, habe ich hier das Wichtigere zusammengestellt, was
im Verlauf unserer Sammlungen und Vergleichungen sich zu
ergeben schien. Wohl habe ich die Hoffnung, daas diese kurze
Auslese weniger geben möge, als das Buch selbst; aber das
Wenigere soll sie handlicher geben. Ist man einen langen und
oft beschwerlichen Weg mit vollem Grepäck gewandert, so ist
es ein freudiges Grefühl, am Ziele Rock und Ranzen abwerfen
zu dürfen und aufathmend zurückzuschauen. So thue ich nun
hier die impedimenta der Belege und Citate nach Möglichkeit
483
ab und suche nur mit kunen geraden Linien einige Ergebnisae
meiner Arbeit, wie der neuerdings beliebte stilistische Kunst-
ausdruck lautet, zu unterstreichen 1 —
§ 28. Zur Charakteristik der poetischen Sprache.
An die Spitze unserer Betrachtungen stellen wir den Satz:
die poetische Sprache der alten Germanen ist ein kunst-
mässig he rausgebildeter Dialekt der jeweilig gesproche-
nen Sprache.
Wir haben nun erstexis nachzuweisen, inwiefern sich dieser
durch die Art der Anwendung b^renzte Dialekt mit den
durch den Ort der Anwendimg bestimmten Dialekten vergleicht,
und zweitens wodurch er seine spedfische Eigenheit erhält.
Indem man eine »poetische Sprächet der »Alltagssprache«
gegenüberstellt, macht man übertreibend die Verschiedenheit
beider derjenigen zweier Sprachen ^eich. Nun wissen wir
wohl, dass zwischen »Sprächet und »Dialekte ein nm* gradueller
Unterschied besteht. Es ist das Verdienst Johannes Schmidts,
die von seinem Lehrer Schleicher verkündete Anwendimg
darwinistischer Lehren auf die Sprachwissenschaft zur Wahrheit
gemacht zu haben: mit seiner neuen Theorie der sprachlichen
Verwandtschaftsverhältnisse leistete er für seine Wissenschaft
ganz eigentlich dasselbe, was Darwin mit der Lehre von der
Variabilität der Arten für die Naturwissenschaften gethan hatte.
Dass Sprachen so gut wie Dialekte nicht ein jäher Riss scheidet,
sondern eine lange Kette von Uebergängen, das bezweifelt nun
wohl Niemand mehr. Aber es bleibt doch jener Unterschied
des Grades bestehen, und messen wir damit, so fällt eben die
»poetische Sprache« unter die Dialekte. Sieht man von den
äussersten Punkten der Peripherie ab, so setzt man für ein
Sprachgebiet doch voraus, dass sich Alle verstehen, welchen
Dialekt sie auch reden, während umgekehrt zwei Sprachen nur
. 81»
484
an den znaammenstoBBendeii Grrflnun beide Tentandeii werden.
Die Sprache der Dichter aber setst vonuu, von allen Stammes-
genoaaen verstanden zn werden. Und die Dialekte bleiben in
steter Berührung miteinander und mit höheren Sprschiormen
(ColtoBsprache, Schriftsprache; für deren Anfänge vgL v. Bradke
Beiträge zur Torhistorischen Eenntni» der Entwicklung unseres
Sprachstammes 9. 9); die Sprachen werden einander allmählich
völlig entfremdet Die Sprache der Dichter aber bleibt mit der
AlltagBspracbe in steter Berührung und zieht ans höheren
Sprachformen fortwährend Nahnmg (ceremonielle Satzformeln
aas der Sprache vornehmer Kreise, aus der Berufssprache der
Priester und Richter). Beides kann sich ändern: eine gesucht
dunkle Sprache von Berufedichtem kann auf allgemeines Ver-
ständniss und auf Fühlung mit der lebendigen Sprache ver-
zichten ; sowohl die absterbende Poesie der letzten Troubadours
wie die der Meiaterginger war auf diesem Wege. Die Sprache
der al^erm. Poesie aber ist Dialekt geblieben. Auch hierin
scheidet die Skaldendichtung ald Entartung aus. —
Ein Dialekt also, d. h. eine Schattirung der allgemeinen
Sprache, von einer bestimmten Anzahl der Stammeagenoesen
gesprochen, von allen verstanden. Dieser letzte Punkt setzt be-
reits voraus, dass nicht etwa eine kiimtUcbe Neuschöpfung vor-
liegt, sondern eine allmählich unter den Händen der damit Be-
schäftigten sich herausbildende Variation. Auch was innerhalb
der poetischen Sprache sich der Sprachschöpfung vergleichen
lässt, ist in Wahrheit stets nur Combination oder Difterenzirung
vorhandenen SprachstofFes. Wohl mc^ch, dass gerade deshalb
die Entstehung der poetischen Sprache auf die Entstehung der
Sprache überhaupt Licht werien könnte. Denn an ein gewalt-
sames Erfinden und Decretiren werden wohl auch die eifrigsten
Anhänger der Theorie, das die Sprache &iatt entstanden sei,
nicht glauben. E^e solche spontane Namengebung erschdnt
485
uns 60 gat wie eine Schöpfung auB dem Nichte in mythischer
Beleuchtmig, wie denn auch die altgerm&nische Schöpfungsge-
Bchichte gerade vie die hebräische beide Akte einander gesellen :
Vgl. 9,5, vgl. Gen. 2,19—20. Auch MTiitney, der die allei-
ältesten Sprachen für ebenso rein conventioneU erklärt, wie die
jün^rten (Leben und Wachethum der Sprache übs. von Leskieu
S. 317), hat kein alteE Beispiel dafür beibringen können, daes
ein freierfundenes Wort (wie das berühmte Paradigma der
Spracherfinder, ran Helmonte novum nomen gas) fortgelebt und
fortgewirkt hätte. Eben dies also ^t für die Dichtersprache
selbst noch der späteren Zeit: auch nicht Ein neuerfundenes
Wort ist nachzuweisen. Unmt^Uch wäre es ja den Skalden
nicht gewesen, zur Befriedigung ihrer Variationssucht z. B. für
»Riese« das heiti »Quinbus Flestrin« (wie Swift seinen Gulliver
von den Liliputanern benennen lässt) einzuführen und so gut
wie eine schwierige Kenning durchzusetzen. Oder es hätte ein
bedeutungsloses Kosewort in die Liebespoesie eindringen können.
Aber von all dem keine Spur. Die »göttliche innere Sprache«,
sowohl die ernst gemeinte in den Visionen des 12. und des
19. Jahrhunderts (vgl. Zs. f. d. Alt. 6,334f. für jene und J. Ker- •
uers Seherin von Prevorst I 249 für diese) als die pajodistische
in Lumermanns Münchhausen sind reich an phantastischen
Wortschöpfungen — wiewohl ich nicht bezweifele, dass zur
Grundlage auch hier die natürhche, nur difierenzirte und ver-
zerrte Sprache gedient hat, 'so gut wie in den Volapüks und
Pasilinguas ; aber es waltet doch jedenfalls in ihnen daneben Will-
kür. Aber die Gtittersprache der griechischen oder altnordischen
Sage enthält keine den redebegabten Menschen unTerstandllchen
Vokabeln (vgl. Myth.* I 275f.). — Die poetische Sprache ver-
dankt also ihre speeifische Gestaltung keiner Willkür, sondern
so gut wie die lokalen Dialekte der langsamen und unwider-
stehlichen Kraft der Uebung und Gewohnheit. Bewahrung alter
oder Pflege §aoKt sriteng Anriificke, <
''<faiicfa d» Metmm gefordat;, «ptariilirfift Sympathien und
Astipstfaien »p^ Ait geboi j^"— " TtiilftT wie jedon. Mudaia
die ^ p***^ *"" i '«*"* ^^^mHJP'Pgt die üiq V— ««i — i** hTi«* — _
Wenn alm die Kditaspndie an DiMlekx der jewealig gt-
•pFocbenen Rede igt — -woda zogt se ^eühwtdü allen lokalea
Dulekten gegenüber Que Sandentellmig? Dadn, kfinnen wir
sagen, dau sie die Negation aQes THf^fV*' '"'***" ist. Lomittoi
der tanaend Aeste und Zweige, die Ton dem Gmndatasun sich
abzweigen, setzt sie allein genuSinig die oigpiäng^icfae Richtang
der Sprache fort. Die poetische Sprache ist die einsige con-
sequente Ausbildung des nrspränglichea Sprachatoffes
— consequent deshalb, weil keine izuiälligeni Öitlichen oder
zeitlichen Einäüsse zu ihrem Kern dringen.
Um den Vorwurf der P&radozie abzuwehren, stütze ich
diese These zunächst durch eine Autorität. Moriz Haapt sagt:
• Die Poesie ist ein Gemeingut der Völker; sie ist dem Menschen
von Anfang mitgegeben, von Anfang an in ihm thätig gewesen.
. . . Das ist die unbewusste Poesie, die sich regt und die Rede
'der Menschen durchdringt, ehe die Dichtung in »iiiu».TT>nionhnii-
genden Formen eich gestaltet, die Poesie der Sprache, die immer
mehr erblaset. . . Die Dichtkunst weckt diese Sprache wieder
auf^ (Opuscula 3,139). Das heiest also, wie Beiger (M. Haupt
als akademischer Lehrer S. 156) es gut erläutert: »Ein echter
Dichter steht den Dingen mit ähnlicher AufiasBongsktsft gegen-
über, wie die Menschheit bei dem Werden der Sprache.«
Oft genug hatten wir darauf hinzuweisen, wie die Dicht-
kunst die Pfade nachschreitet, die die Sprache vorgezeichnet
hat. Vor allem gilt das für die Metaphern: wo viele Sprachen
in ihnen übereinstimmen (vgl. Heinzel QF. 10,3), da beruht
fast stets die Cebereinstimmung auf Wuizelgemeinschaft. >Wenn
wir sagen ,daa Meer durchfurchen', oder engl, to plongh tfae
mi^p— ^1^1— »— . .^■■■■-- *
487
Bea, frz. silloner la mer . . . ., wiederholen wir nur die alte
radicale Metapher, welche der Wurzel AE die Bedeutungen
erregen, pflügen und rudern gabt (M. Müller Das Denken im
Lichte der Sprache 8. 448). 8o gilt also in geringerem Grade
von allen Dichtem, was man besonders Goethe nachgerühmt
hat: dass er die verblassten Metaphern der Sprache auffrischt
(M. Müller ebd.).
Aber wenn man bei der Metapher das etymologische Ele-
ment längst beachtet hat, so ist es bei andern Figuren um so
vollständiger übersehen worden. Wir haben von dem etymo-
logischen Epitheton ausführlich gehandelt: wenn die Germanen
der Erde das Epitheton »breite geben, erneuern sie die alte
Namengebung, welche z. B. bei den Indem die Erde schlecht-
weg »die Breitet nannten. — Wir haben femer ausgeführt,
dass oft genug das Prädicat der altgerm. Sätze nichts anderes
ist, als gleichsam ein Aufthauen des eingefrorenen, im Apella-
tivum latenten VerbalbegrifEs: »der König hieb Spangen entzwei«
ist ledighch Entwickelung eines Begriffs, der zur Benennung des
Königs selbst dienen kann: der König kann auch »Bingbrecher«
heissen. So fällt ein derartiger Satz unter die pseudoetymolo-
gischen Figuren; er ist einem Satz wie »le roi r^e« innerlich
gleichartig. — Und wie das Substantiv als führendes Wort
Adjectiv oder Verb aus sich herausspinnt, so kann ein ganzes
Gedicht aus diesem Kem herausgeschält werden. Ich führe
nur wenige Beispiele an: wie schön erläutert der Lehrspruch
Häv. 58 die etymologische Verwandtschaft von wach, wecken
und Wucher (natürhch dies Wort im allgemeineren Sinn ge-
nommen !). — und neben dem gnomischen Beleg einer aus der
lyrischen Urpoesie, der Begrüssung der Jahreszeiten entnommen.
Pictet (Origines indoeuropeennee ^ 1,120) leitet das idg. Wort
für den Frühling von der Wurzel vas induere sibi, vestire her.
Er fährt fort: »Partout, dans les locutions ordinaires, et dans
488
U po^e, rherbe etlea fieun tapiaseot les champs, les arbres
ae tev^tcnt de fettilles, la vegitatioQ est an maoteau, qoi re-
nonrelle cfaaque ann^.< Man kann sich in der That des Ge-
dukena kaum erwehren, daas diee allgemein gebrauchte Bild
auf dem allgemeinen Wort beruht, oder vielmehr, am es tiefer
m fassen, dass dieselbe Anschauung, die den Frühling graade
von dieser Seite seiner Thäti^eit benannte, auch in der Vor-
Btellong und Schilderung des einziehenden Frühlingsgottes
mächtig blieb. — Ebenso beim Winter: nur die griechische
und lateinische Poesie charakterisiTen ihn durch Scbildenisg
der Stürme, nur die deutsche durch die Klage um den verlo-
reneu Vogelgesang — alle aber treffen zusammen in der for-
melhaften Erwähnung des Schnees, und >le aens primitif de
hima est sana doute celui de neige« (Pictet aao. S, 106). —
Herrschen bei den Jahreszeiten diese Vorstellungen vor, so
treten bei den Crottem verschiedene Seiten ihrer Thätigkeit bei
verschiedenen Ccelegenheiten in den Vordergrund, oder Zeit und
Ort der Anrufung lässt ursprünghch geschiedene götthche Kräfte
wieder einzeln hervortreten, in Thor etwa einmal den Donner-
gott, einmal den Krieg^ott: *Grlmnir hetumk at Geirradar . . .
'pttr |]ingam at, ViSurr at vlgmn« sagt 'OAinn selbst von sich
(Gr. 49,1). Sicher wird die chorische Poesie aus dem jedes
Mal angewandten Namen und Beinamen grossentheils ihren
Inhalt abgeleitet haben. . Glebt es doch noch jetzt Gedichte, die
nur breite Ausführung und Umschreibung des Schlagwortes in
der Ueberschrift sind. Deshalb hat Bergk gewiss mit Recht
die stehenden Epitheta der homerischen Dichtung auf die ältere
Chorpoesie der Hymnen zurückgeführt. —
Etymol<^e ist also ein Hauptmotor der ältesten Dichtung
— natürUch nicht ängstlich-gelehrte WurzelfoiBchung, sondern
kühnes Errathen. Oft genug wird dabei irrige Deutung mit
unteigelaufen sein; ist doch 'die »VoÜEsetymologiec schon in
der Wortbildung thatig. Aber oft wird auch ein alter ZuBammen-
haog noch lebhaft gefühlt worden Bein, und die wiBBenechaftliche
Etymolc^e darf es nicht verschmähen, zu Bolcfaen alten Be-
ziehungen gelegentlich Stellung zu nehmen (bo Zimmer QF. 13,71
für germ. acepa — wozu er das etymologische Epitheton xoiXou
vijci vergleicht). Noch die mhd. Dichtung hat eich von Bolchen
oft spielenden Erklärungen leiten lassen (J. Grimm El. Sehr.
1,306) und die poetische Auslegung des Wortes »Frau* hat
wieder der gelehrte Spielmann Rückert eraent: »Frauen sind
genajmt vom Freuen«. — Wenn es die Aufgabe der Dichtung
scheint, das wirklich Gregebene zu deuten und zu formen,
indem sie geheime Zusammenhänge ahnt oder aufdeckt, so hat
sie früh sich an dem Stoff der Sprache selbst versucht: schon
die älteste Poesie ist Interpretation. —
Doch die poetische Wortdeutung zeigt nur eine Seite des
Lebens der Dichtersprache. Hier steht sie, den Blick in die
Vergangenheit gewandt, unbeweglich da; ist sie wirklich, wie
wir behaupteten, consequente Fortbildung der iQtesten Keime
der Sprache, so müssen wir sie auch fortschreiten sehen.
Die Poesie schreitet in der Auswahl der charakteristischen
Bezeichnungen (im Epitheton) und Beziehungen (im Prädicat
mid in ganzen 0«dankeng^gen) fort auf den Bahnen der
Sprache: ihre >iimere Form« ist abhängig von derjenigen der
allgemeinen Bede (vgl. Scherer Poetdk S. 226 f.). Für die innere
Form der Sprache ist nun charakteristisch, dass sie durchauB
ideaÜBtisch ist; und für die der Dicht«rsprache, daes sie diese
Anschauung steigert und fortbildet.
Die Sprechende benennen ein Ding oder ein Wesen nach
einer besonders auffälligen Eigenschaft: diese bIbo bestimmt
ihre Idee von dem Ding oder Wesen. Jegliches Exemplar wird
deshalb nothwendig mit dieser Marke versehen, auch wo das
thatBächhcb eine Fälschung einschlieBst. Heisst einmal ein
j noii, an col de crm,
äes bottee bieo cir^e
^_ die er Bich denken kann, um räe als ideale Enegei
^^ zu lassen. — Und non sehe Tnn.n daneben, wie
^ eine Nebenperson einführt: >Binet entra. B ätait
^me redingote bleue, tombant droit d'elle mfime tout
^ie eon cotpe maigre, et ea casquette de cuir, ä pattes
^MT des cordone sur le sommet de Ba t^te, läissait voir.
. Tisi^ relev6e, un front chauve . . . H portait un gUet
pantalon grie, et, en toute
.« (Madame Borary 6. 82).
n individuell wie mö^ch; denn die genaue Beschreibung
sntdfi den Zweck, den Leeer von einer voreiligen Ein-
g der neuen Figur in fertige Kategorien abzuhalten. Man
ah nicht den Rock, den Hut, die Stiefel denken, die man
ist etwa dem Steuereinnehmer zutrauen würde, sondern
ganz bestimmten Rock, gerade diese Mütze, nur solche
e, damit ja keine fische Figur herauskomme, sondern
idividuum, gerade wie es in der Welt nur Individuen
and keine l^pen.
ieeer Contrafit bebt, hoffe ich, die Art der alten Dichtung
ih beraus. Sie wiU keine Individuen, denn sie glaubt
■n Individuen. Sie identificirt jedes Exemplar mit dem
pna der Gattung. Wie der Sprache jeder Beig hoch ist,
det Dichtung jede Königsburg ein iHof des Uuihigenc
teinzel QF. 10.32,i; deshalb kann Neidhart eingen: »ei ist
schulden, isi diu grüene beide val' (Neidh, 86,36), so
goldenen Stahlfedern oder bleiernen Zinnsoldaten
Dicbtersprache bildet die Anlage der Sprache
idealietif-che Nennung steigert. Vot Allem
ii-r Poetisirung das Epitheton. So
:ier Götter und sonstiger wichtiger
i'jieei dae schwarze Meei mfvTOf
wohlwollend
490
b«etijmnteB Thier iHeuler«, so wizd aach ein stammea E^em>
plar dieser Gattung »Heuler« heissen müasen; und heiset
der König >Mann von höbet Abetammung« , «o wird dies
Prädikat auch einem Usurpator von niedrigetem Stande zufallen.
Der allgemeine B^rifi der Gattui^ wird unterscbiedaloe jedem
Vertreter zuerkannt. Zu solcher idealistischen Nennung stellt
die realistiBche Literatur der Gegenwart mit ihren Beschreibungen
bewusst und abeicbtUch sich in den schärfsten Gegensatz. *Ce
qui diffärencie le plus fadicalement la litt^rature moderne de la
litt^rature ancienne, c'est le remplacement de la g^oeralit^ par
la particularit^«, sagen die consequentesten Theoretiker der
modernen Schule (Journal des Goncourt n 261). Man erlaube
uns das an einem Beispiel zu erläutern. Ein sehr altes Edda-
lied führt Nebenpersonen, die in die Handlung eingreifen, wie
folgt ein:
nöttum föra seggir, negldar väru brynjur,
aklldir bliku beira vid enn skarda mäna
(Vkv. 8 ,1 — 4). Das heiest: der Dichter verleiht ihnen als
aelbetverständliche Attribute die normalen Ausrüstungsstücke.
Brünne and Schild thun hier nicht das Geringste znr Sache;
der alte Dichter kann sich aber eiimial einen Krieger ohne
Brünne und Schild ebensowenig denken, wie ein zeichnendes
Kind sich einen Mann ohne Pfeife im Mund vorstellen kann
(Ricci L'arte dei bambini S. 42). — Ein sehr viel jüngeres
Eddahed erfüllt die gleiche Aufgabe mit folgenden Worten:
Tnn gengu fiä jQfrum Hlrir
Langbards Hdar, hofdu loda rauda,
stuttar brynjar, steypta hj&lma,
skAlmiun gyrdir, bofdu skarar jarpar
(Gud. n 20). — Hier soll die Beschreibung schon zur Charakte-
ristik dienen — aber eben nur zur idealisirenden: der Spiel-
mann schmückt die Ejieger mit den prächtigsten Waffen und
491
Kleidern, die er sich denken kann, um eie eis ideale En^ei
erecheinen zu lasseii. — Und nun sehe man daneben, wie
Flaubert eine Kebenpereon einführt: »Biuet eotra. II 6tait
v^tu d'une redingote bleue, tombant droit d'elle möme tout
ftutour de Bon corps maigre, et sa casquette de cuir, ä patt«s
nou^eB par des cordoos sur le sommet de ea t^te, lüBsait voir,
BOUB la Tieiire relevte, un front chauve . . . H portait un gilet
de drap noir, un col de crin, un pantalon gris, et, en toute
Saison, des bottee bien cir^es . . .< (Madame Bovary S. 82).
Alles so individuell wie möglich; denn die genaue Beschreibung
hat gerade den Zweck, den Leser von einer voreiligen Ein-
stellung der neuen Figur in fertige Kategorien abzuhalten. Man
soll sich nicht den Rock, den Hut, die Stiefel denken, die man
zunächst etwa dem Steuereinnehmer zutrauen würde, sondern
diesen ganz bestinunten Bock, gerade diese Mütze, nur solche
Schuhe, damit ja keine fische Figur herauskomme, sondern
ein Individuimi, gerade wie es in der Welt nur Individuen
giebt und keine Typen.
Dieser Contrast hebt, hoffe ich, die Art der alten Dichtung
deutlich heraus. Sie wiU keine Individuen, deim sie ^ubt
nicht an Individuen. Sie identificdrt jedes Exemplar mit dem
Paradigma der Grattung. Wie der Sprache jeder Beig hoch ist,
so ist der Dichtung jede Königeburg ein »Hof des Muthigen«
(vgl Heinzel QF. 10,32); deshalb kann Neidhart singen: >ez ist
wol von schulden, iet diu grüene heide val' (Neidh. 86,S6), so
gut wie wir von goldenen Stahlfedern oder bleiernen Zinnsoldaten
sprechen. Die Dichtersprache bildet die Anlage der Sprache
fort, indem sie die idealistische Nennung steigert. Vor Allem
dient ihr zu diesem Akt der Foetisirung das Epitheton. So
zuvörderst bei den Beinamen der (Jötter und sonstiger wichtiger
Wesen, Bei den Griechen heiset das schwarze Meer JtdvToz
iSSeaioi, nicht weil es dem Fremden besonders wohlwollend
492
geönnt wäre — was ja bekanntlich gar nicht der Fall ist —
sondern weil es ihm günstig sein soll Aber ein glücklicher
Zufall erhärtet denselben Sinn aoch für diejenigen Epitheta der
altgerm. Poesie, denen er sonst abgesprochen werden könnte.
Neben den et]rmologischen oder ■peeadoetymologiBCheno Bei-
wörtern geht eine groese Zahl von Spithetis her, die die
Wesenheit des bezeichneten Gegenstandes hiebt berühren.
Schwerlich ist irgendwo z. B. die Welle nach der Kälte, der
Schild nach der rothen Farbe benannt worden. Und doch
dienen auch diese Epitheta dam, den Gegenstand aas der
Sprache des Alltagslebens in die vollendete, poetische Welt
hinübeizuzanbem. Uns ist in der ags. IMchtong ein Spruch-
gedicht von unachätzbarem Werth erhalten, in dem eine Reibe
idealer Typen Eusammeagestollt sind, nicht nur für Menschen,
sondern auch für Dinge (vgL ten Brink aao. S. 81 f.). Wir sehen
nun hier auf das deutUchste, wie das Epitheton die gewünschte
Beschaffenheit des Hauptworts vorausnimmt (vgl. auch Heinzel
aao. 21). Es heiset hier >das Schiff soll genagelt sein« — und
>n^ed 3cip< ist eine poetische Formel. Es heisst »Feuer soll
Holz verzehren« und »herr aUs vidar* ist eine Cenning des Feuers.
Es heisst >Erde soll grünen«, und deshalb ist >grän< ein
poetisches Beiwort der Erde. Und sie kann deshalb auch im
Winter grün genannt werden, demi »grüne Erde« heisst nur
^eichsam >die Erde der poetischen Welt«. Und so kann jedes
Schild golden heiseen und jeder FüiBt edel.
An diesem wichtigen Punkt stehen wir auf der Scheidung
der prosaischen und poetischen Benennung. Der Name beruht
hier und dort noch auf gleichen Principien — nicht mehr der
Beiname. Gerade den Germanen ist es eine Uebe Sitte,
einzelnen Personen einen stehenden Beinamen zu geben (vgl.
J. Grimm Kl. Sehr. 3,354 f.). Die Natur der germ. Beinamen
nun hat Müllenhoff (Zur Btmenlehre S. 54 f.) schön eHäutert. In
493
der R^el giebt der Beinaxne wirklich einen Beitrag zur
Charakteristik der Person und fügt der idealistischen Benennung
im Eigennamen ein realistisches Gegenstück bei, so dass z. B.
wenn Jemand Henricus dictos Eselescop (Grimm aao.) genannt
wird, der Beiname hinter dem Eigennamen hertrottet, wie
Sancho Pansa im Gefolge des Don Quijote. Selbst die enko-
miastischen Beinamen historischer Personen sind doch als
wirklich charakteristisch gedacht. Und von da hat die Poesie
denn die einzigen eigentlich realistischen Epitheta übernommen:
nur die genealogischen Beiworte sind nicht idealisirender Natur,
und sie stammen aus dem wirklichen Leben; ja wir hätten sie
den ceremoniellen Formeln beigesellen dürfen.
Insofern berühren doch aber die poetischen Epitheta sich
noch mit den Beinamen des gewöhnlichen Lebens, als wie diese
(vgL Weinhold Altnord. Leben S. 277 f.) auch sie meist von
äusserhchen Eigenschaften hergenommen sind, die sich den
Sinnen sofort aufdrängen. So sind denn die eddischen Epitheta
wesentlich von zweierlei Art: Farben- und Stofiangaben. Aber
deshalb bleibt jener grosse Unterschied bestehen. Ein Allgemein-
begriff könnte ja überhaupt nicht in derselben Weise mit einem
ins Kleinste eingehenden realistisch malenden Beiwort versehen
werden wie ein Lidividuum. Aber unsere wissenschaftliche
Terminologie versucht dies inamerhin. Die poetische Termino-
logie hingegen ist idealistisch: nicht wie das Ding ist, sondern
wie es sein sollte.
Wie diese idealistische Tendenz der Poesie sich zugleich
mit der Mythologie berührt, ist für die Lyrik zum Theil ganz
hübsch von Du Prel (Psychologie der Lyrik Leipzig 1887) gezeigt
worden; auch hierin erneuert sie alte Anschauungen (vgl. aao.
94 f.: »Die Lyrik als paläontologische Weltanschauimg«). —
Wie die altgerm. Poesie und die altgerm. Religion sich im
494
Begrifi der Rune beg^nea, spricht Petetsea (Noidisk Mytho-
logie S. 214) aas.
Jenes mystisohe Etwas nämlich, welches ein wirklich vor-
handenea Ding und Wesen iii dem macht, was es sein soll —
jenes Uniassbare, das als ideale Eigenheit gedacht wird, das
die Sprache zur Benennong und die Poesie xnr Chaiakteristik
des Dinges oder Wesens benatzt — das nennt die Philosophie
der alten Germanen das Geheimnias dieses Gegenstandes,
dieses GrMchöptes. Wir können deshalb das eben Gesagte dahin
zosammenfaraen: die poetische Sprache idealisiTt fort im Sinne
der orsprünglichen Namei^bong, indem sie jeglichem Appellativ
tmd jeder Person die ihr znkommende Rune noch eigens zu-
legt. -~ Wir erinnern an unsere Besprechung der alten Zauber-
formeln. Der fluch ist feierliche Trennung der Rtme von
ihrem Träger; Gerdr soll nicht mehr sein, was zu sein ihr
zukäme : eine Jungfrau 7on siegreicher Schönheit und glücklicher
Lebenshaltung; Dagr soll nicht mehr sein, was er eigentlich
sein sollte: tapfer im Kampf und glücklich selbst in der Be-
drängniss. Der Segen ist feierliche Anerkennung der Rune:
Agnaxi soll ein Musterkönig sein. Die Poesie also erst benennt
mit ToUem und wahrem Titel, denn nur sie schmückt, was in
ihr lebt, mit dem zauberkiäftigen runischen Epitheton. Und
diese Aufgabe der alten Poesie ist in der Edda in mythischer
Verkleidung geschildert und verherrlicht: sie schildert sie als
Erfindung der Rimen.
Sklmir sagt in einer von MüUenhoff (Znz Runenlehre S. 66)
sehr schön ausgedeuteten Stelle: *Ti\. holte ek gekk ok til hraa
vidar, gambantein at geta: gambantein ek gat« (Sk. 30), Der
Typus dieser Verse ist höchst voLksthümlich (vgl. z. B. Uhlands
Volkslieder N". 21. 24 und noch Goethes Gedicht »Ich gmg im
Walde 90 für mich hin«; noch genauer stimmt der Elingang
eiues ruthenischen Volksliedes bei Franzos Aus Halbasien H
495
259). Diese Eiiüeitung ist also alt geheiligt und gefestigt.
Ziehen wir die Einkleidung ab, so sagt sehr ähnlich '0|>inn
im Runatal: »nam ek upp rünarc (Häv. 138,4). Darf man diese
Worte, von dem vindga meidi i (HAv. 137,2) hängenden Gott
gesagt, nicht wörtlich verstehen: ich nahm die Runen auf, d. h.
ich fand an dem Baum den gambantein? Müllenhofi (D. Alt.
V, 1,270) übersetzt »ich nahm herauf -erfand« und vergleicht
mit der schon citirten wichtigen Stelle HAv. 139 die Verse
Word oder fand s6de gebunden Beov. 871. Wie aber erfand
'Ot)inn die Runen? und was brauchte Skimir lange zu suchen,
wenn er in ein behebiges Reis Zeichen schnitzen wollte? Er
fand die Zauberruthe, die Müllenhofi selbst mit dem Runen-
stab identificirt. Wie das? Ich denke es mir so, dass zuerst
Reiser gesucht wurden, die selbst schon die Form einer Rune
hatten. Skimir also geht in den Wald und findet dort einen
Stab von der Form ^ Dies ist eine rüna, ein geheimnissvolles
der Interpretation bedürftiges Zeichen (Müllenhofi Zur Runen-
lehre S. 31); er nimmt es mit, und sobald er Gerdr zwingen
will, sagt er »|)urs rist ek |)&r« — d. h. er versieht den surculus
notis quibusdam, incantamentis quibusdam (liUencron aao. 17),
die er auch wieder beseitigen kann, wenn er will: »svä ek |)at
af rist, sem ek |>at ä reist (vgl. auch die Stelle des Runenhed
über Ing), ef gorask {)arfar ])ess«. Was war das für ein Zeichen,
von dem das Schicksal der Grerdr abhing? LiUencron (aao. 19)
hat zwei schwierige Stellen der Edda in höchst scharfsinniger
^^^eise so erläutert, dass die Antwort auf diese Frage leicht
scheint: »Der Runenstab ward gesprochen oder gesungen zimi
Versstab«. Der Vers weckt, wie lihencron schön sagt, die
Zauberkraft des Zeichens: indem Skimir auf das gefundene
|)ur6 den zweiten Vers reimt, macht er den tein zum gamban«
tein. Indem er eine auf Grerdr bezüghche nota in den ge-
schnittenen Stab schabt (Sigrdr. 18,1—2, MüUeiüio£E |M^& 5(^
Betet er >die Wesenhüt der Dinge in xaubeArBftig wirkmde
Bewegung« (LiliencroQ aoo. 20).
Es würde viel ta weit führen, wenn ich diese Aufiasaang
mit der MlUlenfaoSs and Liliencrons nnd ihrer Qoellen näher
vergleichen wollte, imnal in späterer Zeit gewiss aUgemein
üblich war, die Ronen sfllbst m schmtzen, nicht bloaa ihre An-
wendung auf ihnen zn rermerken. Nor die Erfindung der
Ronen sei es gestattet darai}ihin noch einen Angenblick zu
prüfen. '0|)inn hängt am windigen Baum (wie der Otso des
flnnisohen ZanberUeds: Kanteletar übe. von H. Faul S. 338, Tgl.
Anm. 8) und entdeckt dort die Bedeutung der KeiBer. Von da
>datirt erst sein ganzes Vermögen, «11 sein Können und VoU-
biingen« (D. Alt. V 271, vgl. Petersen aao. S. 213). Die Er-
findung hätte also in der Kunst bestanden, Wort vom Worte
das Wort suchen zu lassen: in der Findung der Reimstäbe,
die das Symbol auf die Person anwenden.
Von dieser Anachauung ausgehend vergleiche man nun mit
jenen Versen Skimirs:
f>urB riet ek {>6r ok ]>rjä stafi:
ei^ ok oedi ok ö|>ola
die Erzählung von der Schöpfung der Menschen:
fundn ä landi litt megandi
Ask ok Emblu orlggiausa.
Qod |>au n^ ättu, öd {)au ne h^fdu,
lä n^ laeti ne litu göda;
ond gaf 'Odion, 66 gaf Hoenir
U gaf Lödurr ok ütu göda (Vol. 20,5—8. 21).
Der Zauberspruch vernichtet Gerdr und belebt Ask und
Embk. Liliencrone geniale Deutung bewahrheitet sich hier
vollauf: die Rune vertritt jenes Schöpfungswort, du das Licht
schafft. Wie der göttliche Schöpfer nach der Bibel dem Erdea-
kloBB, wie Athena dem Werk des Prometheus Leben eist ein-
497
hauchen mu66, bo wird durch die Rune aus dem Worte das
Werk. Während sonst bei Zaubergebräuchen ein Bild die
Person vertreten muss, die erfahren soll, was der Zauberer sie
in effigie leiden lässt, steht hier umgekehrt der Stab statt des
Schicksals (etwa wie die Karten von den Elartenlegerinnen ge-
braucht werden) und wird auf die Person erst angewandt.
Darum heissen Ask und Embla »schicksalslos«, bis ihnen die
Rimen zugetheilt sind. Und Ask und Embla sind Baumnamen ;
sie sind selbst gleichsam Runenstäbe, die erst das begleitende
Wort belebt. Das ist die Aufgabe der Poesie, darin eben ist
sie Vollendung und höchste Stufe der menschlichen Sprache:
sie belebt die Dinge, indem sie ihr Greheimniss ausspricht. —
Vor Allem ist also in der Weiterbildung des für die innere
Form massgebenden Princips die poetische Sprache die folge-
richtige imd entschiedene Fortbildnerin der allgemeinen Sprache.
Sie ist es aber auch in Hinsicht auf die äussere Form.
Zwar der älteste Akt der Sprachformung, die eigentliche
Wortschöpfung, hat nach unserer schon oben ausgesprochenen
Ansicht innerhalb der Dichtersprache keine Analogie. Wohl
gäbe es eine Stelle, die dazu Möglichkeit böte: die Namengebimg
im engeren Sinne nämlich, die Verleihung von Eigennamen.
Als eine letzte Gelegenheit zur Worterfindung hat sie sich bis
in imsere Tage gerettet und leicht mag auch hier wieder die
Kunstübimg unserer Tage auf die allerältesten Anfänge der
Rede ein Licht werfen. Ich sammle seit langer Zeit für eine
Studie über die literarische Namengebung. Jedenfalls ist klar,
dass in frei gegebenen Personennamen sich zwei Hauptklassen
scheiden: aussagende Namen, wie z. B. Thorowgood in
Lillos Kaufmann von London (vgl. Danzel Lessing 1,311) oder
Mittler in den Wahlverwandtschaften, oder in der Edda selbst
Fitjimgr (Häv. 77) und die Namen der RigsJ)ula, imd an-
deutende Namen, die keine bestinamte Vorstellimg, aber eine
Meyer, AltgermaniBohe Poaiie. °^
aobeBtimmte Stimmang erveckeiL Za IsMenta. Zweck bedienb
Bich >. B. das fnuuösiBche LuBtepiel fremder Namen wie
Damia, Gluysander a. d^i., die vag idealiairen und dadnrcl:
■alle lebendige Individualität todtschlagen« (Daniel ebd. 131)
Spätere aber frei eifnndener Namen, die *auf inationelle malend«
Weiae, schon doich ihren Klang die individuelle Vorstellung
die dtt moderne Dichter beabsichtigte, hervoniefenc (Brande)
Holberg S. 129, vgl. %. B. G. Frejtag Werke 1,180, Can
leaei:^ and Swift S. 88 f.). Aach hier will ich freilich mein«
Zweifel nicht onterdrücksn, ob nicht selbst in solchen FäHei
die gesprochme Sprach« unter Difierenaimngen hervorblickt
Jedenfalls aber ist freie Umformung hier möglich; mid so wän
denkbar, dass unter der Masse mythologischer Namen in dei
Namenstrophen der Voluapä oder Rlgajinla sich auch solch)
laatphysiognomiBchen Eigennamen beenden. Das wäre abe:
eben auch der einzige Fall, in welchem Sprachschöpfung der all
gemeinen und der dichterischen Rede sich vergleichen liessen
Sobald aber im weiteren X<eben der Sprache Compositio]
und Analogiebildung an Stelle der ersten Gestaltung treten, un
den vorhandenen StofE in reichster Fülle auszubilden, zeigt sid
wieder die Dichtersprache als Nachfolgerin der allgemeine;
Sprache. Bezeichnend sind vor Allem die Eenningar. Wi
wiesen darauf hin, dass eine Wortbildung wie >Silbeiling> gan
eigentlich zu den Eenningen gehört; wir zeigten, dass selbe
gesucht erschemende poetische Umschreibungen oft in alltägliche
Wortzusammensetzungen der Sprache ihr Gegenstück ändei
Wenn die Analc^ebüdung z. B. bestimmte Flexionen an Stamm
trägt, denen sie von Haus aus fremd sind, so vergleicht sie
dem deruneigentUche, formelhafte Gebrauch zahlloser Wendunget
etwa die Uebertragung der Formel >Erde und Ueberhinomel
auB dem Schöpfongsbericht in eine beliebige Beschwörung od<
gar in eine allgemeine Aussage. — Wie die Sprache selbi
499
gajize Wortklassen fallen lässt oder pflegt, so die Dichtersprache ;
es ist kdn Zufall, wenn dieser Hauptdialekt der grossen Mutter
in der Bewahrung und Pflege gerade der Tonbeseichnungen
nachstrebt. — Und so liesse sich hundertmal im Granzen und
im Einzelnen die poetische Sprache als Fortsetzung und Aus-
bildung der jeweilig gesprochenen Rede auch in Hinsicht auf
die äussere Form erklären. -—
Vielleicht aber sind wir hierauf bereits zu weit eingegangen.
Wir wollen deshalb die Charakteristik der poetischen Sprache
damit zum Abschluss bringen, dass wir ihr Verhältniss zur
Alltagssprache mit dem vergleichen, welches zu der Dichtersprache
selbst eine letzte, auf engster Auswahl beruhende »Sprache«
einnimmt: die Namengebung selbst, die im wirklichen Leben
blühende Verleihung von Eigennamen.
Die altgerm. Namenverleihung steht zu der Dichtersprache,
behaupten wir, in dem gleichen Verhältniss einer steigernden
Auslese, wie diese zu der Rede des Tags. Das zeigt sich schon
äusserlich. In der gesprochenen Sprache leben alle Wortklassen
— die altgerm. Poesie unterdrückt zu Gunsten der Substantiva
die übrigen, lässt %ie doch aber noch bestehen; die Namengebung
aber kennt nur Substantiva und höchstens im Beinamen ein
dienendes Adjectiv. — Zwingt femer die poetische Form, was
man sonst in lässiger Breite sagen kann, in knappe Form zu
drängen und ist gerade die altgerm. Poesie diesem Prozess der
Verdichtung ergeben, so bedeutet der Name die letzte mögUche
Verkürzung eines Satzes. Die meisten Namen sind freilich
einfach Umschreibungen: wir erwähnten schon, dass »Heerwolf«
sowohl Eigenname ist als Kenning; »linnvengis bil« (Odd. 30,3)
sagt dasselbe wie der Frauenname Koltrün (MüUenhoS Zur
Runenlehre S. 48). Aber ein Dvandva-Compositum als Name ent-
spricht deutlich einer Zwillingsformel: Berhtwiz ist gleichartig mit
der tautologischen Verbindung »uuUtig endi uuunsam« (Hei. 1393
82*
600
vgl Sierera S. 444 a Anm. 16). Und der Name kann weitei
eine ganze poetiBche Satzfonnel in eine WortzuBammensetziui^
vetdicbtet wiedergeben. Eine breite poetische Formel ist die
folgende: >daz ai . . . gät alsam der liebte eunne hat an einem
tage slnen achln läter onde reine« (Sperr. 24,3, vgl. Bnrdacfa
Walther und Beinmar S. 48). Mit dieser ganzen Formel fällt
ee völlig zosanunen, wenn ein Mädchen SAIberta heisst; der
Name genügt, mn jene Satzformel in die älteste Zeit hinauf zu
• datiren. Der Name Madalberta sagt dasselbe wie die Formel
>er was eö wortapaehe« (Wümannfi Leben Walthers Amn. I 19^
mid hier wieder sagt das Compositam dasselbe, wie sonst der
ganze Satz »wie wol er Edne rede kan.<
Worauf beruht nun die Namenverleihung der alten Ger-
manen ? Im Wesentlichen auf der Verbindung zweier Elemente :
des genealogischen — und des runischen.
>Eine bei den Griechen und Germanen sich findende Sitte
war, dass in den Kindesnamen eines der Compositionsglieder
herübergenommen wurde, die in Vaters- oder Muttemamen ent-
halten waren : z, B. äa/cxpaxrfi Sobn des iloMud^i . . .- Waldbert
und Wolfbert Söhne des Hrambert« (Brugmann Grundriss der
Tgl. Gram, der Idg. Sprachen II 1 S. 32). Diese Sitte ver-
ewigt in den Kamen die genealogischen Beziehungen; sie er-
innert an die stofflichen, die realistischen CompositioDSgliedei
der Kenninge. Es bleibt in den stets componirten Namen ein
Theil frei — and die Composition selbst i und diese freien
Theile vergleichen sich den finalen, den idealistischen Compo-
sitionsgUedem der Kenninge.
Die alten Namen verbinden gern Abstracta. Denn die
altgerm. (und jede lebendige und gesunde) Namenverleihung
wird von der Anschauung beherrscht, dass mit dem Namen
dem Kinde ein dauernder Segensspruch mitgegeben wird (vgl.
Scherer L.-G. S. 10). Der Name ist ein Wunsch; wie bei uns
501
die Benennung nach beetimmten Heroen, so zeichnet jeder alte
Name dem Träger ein Ideal vor. Der alte Ismael Mengs nannte
seinen Sohn Rafael, damit er ein Rafael werde; so soll eine
Dagahilt eine Eämpferin strahlend wie der Tag werden. Leo
wunderte sich zwar sehr, dass Tausende von Bäuerinnen imd
leibeigenen Weibern zu Namen gekommen seien, die auf Ruhm,
Krieg, Eriegsruhm und Schlacht deuten, und die sich allenfalls
für Fürstinnen und Ritterfrauen, aber nicht für ancülae passten
(Ferienschriften I, 101 Anm.). Aber seine keltischen Erklä-
nmgen haben . die Thatsache nicht weggewischt, dass auch nicht-
adlige Eltern ihren Kindern solche Ideale vorzuzeichnen wagten.
Deshalb also ist der eine Theil des Namens meist ein ausge-
sprochen runischer: es ist der Zauberstab, der dem Kinde in
die Wiege gelegt wird und zu dem dann der andere Bestand-
theil des Namens die persönüche nota fügt. Diese aber stammt
meist aus dem Namen eines Famihenmitgheds, so dass der
Eigenname dann wieder das Individuum in den Kreuzungspunkt
zweier Linien stellt: wo das allgemeine Ideal (angedeutet z. B.
durch den Namenstheil Hilde- oder Hadu-) und die Tradition
der Sippe (symbolisirt z. B. durch den Namenstheil -brand) sich
vereinigen (Hildebrand, Hadubrand), da ist seine Stelle. Wie
Skimir der Gerda die Rune {)urs schnitzt, so weiht der Pathe
dem Kind etwa die Rune ans; und nun nennt er es 'Asbera
(nach einer Kostbera) oder 'Asbjgrg (nach einer IngibjQrg) oder
'Asgerdr oder 'Ashildr u. s. w. (^Veinhold Altnord. Leben S. 275).
Jedenfalls vereint der Name beide Elemente in sich, mag selbst
nur der gemeinsame Anlaut das einzelne Glied in die Sippe
einzeichnen.
Ja so genau entsprechen sich Namenverleihung und poe-
tische Sprache — so genau steht die Benennung der lebenden
Kinder zu derjenigen der Dinge imd Wesen der poetischen
Welt in Beziehung, dass sogar die Entartung beider auf altn.
502
Boden gleichartig ist. Wie die Sk&ldenpoeaie aich schllesBli
in die Kunst auflöst, deo Dingen möglichst gesuchte Jfam
zu geben, so hat die VaristioosluEt bei den Eigennuamen
ähnlichen Extravaganzen geführt. Von hier übersehen wir dei
diese ganze Entwickelung. Wenn z. B. die zweite Rune ür i
jedes Thier steht (Liliencron aao. S. 22), so beschränkt ai-
die ältere Namengebung doch hauptsächlich auf die Verwe
düng der heiligen Thiere (hrabaa imd wolf Weinhoid D. I
I 12), wenn auch vereinzelt schon früh Nameu wie Ospii
begegnen: dagegen die jüngere nimmt Bar, Fuchs, Eber, Mi
der. Robb, Hund, Katze, Widder, Lamm, Bock, Geiss, Ka
hinzu — von den Vögelnamen noch abgesehen O^'einhold A
nord. Leben S. 272). So entfernt die skaldische An des A
varürens mehr und mehr von der großsen Bedeutung der N
mengebung. Dem einfachen 'Asbjgrg entspricht bald ein Thöi
steinn ; und vollends einen bestimmten Mann Ketilbjorn :
nennen, erscheint uns so gesucht, ja abgeschmackt, wie wer
der »Held« im Allgemeinen «brjTiJjings ipaldr' heiset. —
Wir dürfen also unsere zur Charakteristik der poetisch*
Sprache aufgestellte These wie folgt wiederholen und erläuten
Die poetische Sprache der alten Germanen ist ein kunstmäss
herausgebildeter Dialekt der jeweilig gesprochenen Sprache. S
ist die folgerichtige Fortsetzung der in der Sprache gegeben«
Richtungen. Für die Art dieser Fortsetzung ist in Bezug ai
die innere Form ihre ideaUstiache Tendenz, in Bezug auf d
äussere Form ihr Streben zur Verdichtung, in Bezug auf D
eignes Fortleben die Uebung, vorhandene Elemente in aeu<
Weise zu combiniren. bezeichnend und dadurch für das Sprac!
leben selbst belehrend. Nach all diesen Gesichtspunktea b
deutet die oltgerm. Art der Personenbenennung eine weite:
Steigerung in derselben Richtung und diese ist daher zur E
liiuterung jener Tendenzen zu verwertben. —
503
§ 29. -Zur altgermanischen StilgeBchichte.
Ist der vorige Paragraph etwas lang gerathen, so bittet der
Autor »gar demüthiglich tun Vergebungc, wie der biedere
Kortum im zwanzigsten Kapitel des ersten Theils der Jobsiade
und verspricht ein Gleiches wie derselbe. Denn ich habe in
meinen Anmerkungen zur StUgeschichte nur kurz auszuführen,
was oben für die »äussere Form« bemerkt wurde, und ebenso
in denen zur Poetik nur das auf die »innere Form« Be-
züghehe. —
Als leitendes Princip in der Entwickelung der äusseren
Form innerhalb der poetischen Sprache haben wir die Neigung
zu zunehmender Condensirung bereits bezeichnet. Fast über-
all, wo secundäre Formeln primären gegenüberstehen, ist die
jüngere Form einfach durch Verdichtung der älteren gewonnen.
Die kenning drängt zwei heiti in Ein Wort zusammen, die
Zwillingsformel den wesentlichen Inhalt zweier Verse in Ein
Wortpaar, die Metapher die Satzreihe eines vollen Vergleiches
in Einen Satz. Diese Bewegung geht Hand in Hand mit der
zunehmenden Substantivirung: Der Inhalt ganzer Sätze wird in
Ein nomen agentis versteinert, was besonders deutlich in der
ags. Substantivirung von Greräuschworten hervortritt. Am Aus-
gang der altgerm. Literatur erlebt diese Neigung dann ihren
höchsten Triumph in der massenhaften Einstellung alter Kurz-
verse in neue Verse. —
Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Gresetz scheint es
zu bilden, wenn nur ältere Lieder feste Apposition, fast nur
jüngere stehende Begleitsätze haben. Thatsächhch aber ist
dieser Fall den vorigen vöUig analog: wie Scherer (QF. I 28)
gelehrt hat, haben solche Sätze völlig die Geltung fester Epi-
theta und somit wird hier ein ganzer Satz in den Raum eines
604
AdjectiTS gediängt: m&n moas sich solche Faienthesen hastig
gesprochen denken.
Eine wirkliche Ausnahme macht dagegen die Umschreibung
des SaperlatiTs durch den ComparatiT mit »Alle«. Sie hat wie
gezeigt innere Ursachen: man meidet noch die Form des Super-
laÜTS and möchte doch den höcbaten Grad ausdrücken ; des-
halb führt man diese gedehnte Formel ein. Später tritt dann
wieder der kürzere Superlativ ein.
Bestimmte Absicht Uegt auch zwei anderen nicht veren-
genden sondern verbreiternden Formelklassen zu Grunde: die
Doppelverse bezwecken lyrische, die Netibelebung der Parallel-
verse in spateren Liedern bezweckt pathetische und zwar ar-
chaiatißch -feierliche Wirkung. —
Im Ganzen kann man die Formehi der altgerm. Poesie in
zwei Hauptklassen theilen: symbolische und accentuirende For-
meln. Wir könnten sie vielleicht auch in Analogie der Haupt-
klassen sprachlicher Elemente als prädicative und demon-
strative Formeln unterscheiden. Symbolische Formeln
bilden durch die Stellung und Ordnung der Worte diejenige
der damit ausgedrückten Dinge nach; hierher rechne ich beson-
ders Wortwiederholung, Wortaufnahme, Parallelismus der Theile
beim Aufbau der Gedichte. Früher oder später verlieren bei
all diesen Figuren die Dichter das Gefühl für die Symbolik.
Am längsten hat es sich beim zaubermässigen Gebrauch der
flectirten Wortwiederholung lebendig erhalten. Die Wortauf-
nahme, in der zunächst die Streitenden ihre Worte auffangen
und. zurückschleudem wie beim Ballspiel, hat sich zwar immer
behauptet, aber mehr und mehr verwandelt sie sich in eine
technische Hilfsformel, Die alte rhetorische Wortaufnahme, die
Seele des lebendigen Dialogs und damit von grosser Bedeutung
für die Vorgeschichte des Dramas, ist nahezu unter die Arten
etymologischer Poesie einzureihen: wie wir den Dichter ganze
505
Lieder aus einem Scblagworte entwickeln sahen, so leitet oft
der Gegner die ganze Antwortrede nur aus dem Stichwort des
Unterredners her — und zuweilen auch die That, mit der er
antwortet. Hier also ist in der Dichtung wie im Leben rasche
Bewegung, Wiedergabe, Ausgleich; so im ELarbardslied. Wie
sticht davon die lahme Wortverschleppung später Heldenlieder
ab, vor allem der Atlakvida (z. B. Akv. 39,4 — 6 gr6tu bom
Hüna, nema ein Gudrun, er hön aeva gr^t), nächstdem in den
HamdismÄl! — Der symmetrische Aufbau aber ist ganz und
gar aus der symbolischen, abwiegenden Art etwa von Vol. 21
zu dem kunstmässigen Grundriss eines Gredichtes wie Rigsmal
geworden. — Ein äusseres Kennzeichen für diese Umwandelung
ist in den beiden letzteren Fällen (wie auch sonst) das Abster-
ben des Chiasmus, der symbolische Figuren noch stärker her-
auszuheben pflegt —
Alle technischen Formeln sind accentuirend, d. h. sie
beabsichtigen, der Stelle, an der sie stehen, besondere Aufmerk-
samkeit zuzuwenden. Wie Leuchten werden sie aufgestellt —
entweder um einen einzelnen Punkt ins Licht zu stellen, oder
aber um in fortlaufender Linie einen Weg zu erhellen. Danach
theilen wir die technischen Formeln in zwei Unterabtheilungen:
die einen streben einen bestimmten Begriff oder eine einzelne
Vorstellung, die andern eine hervorragend wichtige Stelle des
Gedichts, Anfang oder Ende nämlich eines Abschnitts, in ein-
dringlicher Form auszuzeichnen.
Das Hauptmittel zur Hervorhebung einer inhaltlich wichtigen
Stelle ist das uralte, weil einfachste Mittel der Doppelung.
Wir sind ihm bereits ein Mal sehr nahe gekommen. Das
tautologische Epitheton steigert den (Jedankenreim der Congruenz
zwischen Substantiv und Adjectiv (Scherer Z. G. d. d. Sprache
^ S. 459) bis zum rührenden G^dankenreim : urvi prithivi, »die
breite Erde« wäre eine asyndetische Zwillingsform tautologischer
S06
Natar so gnt irie opt dsjaldan. Diese selbe Form aber, durcl
Wiederholung den Begriff womöglich zu steigern, jedeufallf
wirkungsvoller vonofübren, zieht sich durch zahlreiche poetische
Figuren der altgerm. Poesie (für die romanische vgl. LeiSholdl
aao. S. 59f.). Wortverdoppelui^ und Versverdoppelung sind die
einfachsten Formen, die oft freilich auch symbolischer Natoi
sein können. Dazu tritt das Princip der Variation, und wii
haben Zwillingsformeln und Parallelveise. Es sei hier ein
merkwürdiges Beispiel für die Beharrlichkeit solcher Mittel an-
geführt. Lok. 7,1 heisst es mit nachdrucksvollem Pleonasmus:
ihvi |>egid 6t svA . . . &t ^r maela nä megnd«. Und- genau so
nach Jahrbunderteu auf einem fernen Boden, aber freilich is
volksthümlieher Tradition, bei Neidhart 25,3: »dö geaweic ir
znnge, daz si niht ensprach," und sogar bei dem echt höfischen
Reinmar : »so sweic et ich deich niht ensprach« 153,29. Dae
positiv Gesagte wird negativ wiederholt, genau wie in opi
ÖBJaldan oder auch in Rechtsfonneln (J. Grimm, RA. S. 27).
Auch das ist eine Äueschöpfung des Begrifis, anders freilich
gewandt als bei der etymologischen Gedankenentwicklung
Und diese Manier steigert sich dann weiter bis zur Häufui^,
die in bestimmter technischer Regelung die Priamel ei^ebt.
Und wie inhaltlich über den Höhepunkten der Erzählung
alles Andere vergessen wird (man denke an W. Grinmis be'
rühmte Charakteristik der Erzählung in den Volksliedern), so
ist in technischer Hinsicht den hochbetonten Stellen gegenübei
der ganze Verskörper blosse Füllung. Als Mittel dieser gewise
jüngeren formellen Auszeichnung aber benutzt der Dichter den
ihm schon geläufigen Kunstgriff der Wiederholimg. Den Vera^
anfang zeichnet Wortwiederholung aus: Anaphora; den Vers-
schluas Wiederbringung typischer Worte: stehende Vetsausgäi^e.
Den Abschnitt leiten ein und sciiliessen wiederkehrende Zeilen
und Strophen: Refrain, Gegenretrain,
507
Und die Form der Wiederholung, die technische Rücksichten
geschaffen haben, nämlich die Wiederholung an hochbetonten,
aber durch grössere Zwischenräume getrennten Stellen, sie wird
nun auch angewandt, um inhaltlich wichtige Punkte gleichsam
durch herausgehängte Fahnen zu maxkiren: hierher all die
typischen Abschnittsformeln. Hierher gehört aber auch der
Brauch, Stellen, die besondere Aufmerksamkeit verlangen, ich
möchte sngen geistig zu doppeln. Dem Begriff wird ein
Gleichniss, dem Satz ein Sprichwort oder eine Antithese an-
gehängt und Bild und Gregenbild, sich wechselseitig erleuchtend,
zeichnen die betonte Stelle aus. Schon rein äusserlich erzwingt
des Dichters Verweilen von dem Zuhörer längere Betrachtung
des Gegenstandes. Und innerlich sucht er die Vorstellung so
rein wie möghch herauszustellen und mit Nachdruck zu steigern :
er sucht ein Bild, in dem was er betont, sich klar aufdrängt,
in dem die zufälligen Momente fehlen, die das Gegenbild in
seiner Erzählung verunreinigen. Das Eis glänzt, aber es hat
doch schmutzige Stellen. Er aber will .es als fleckenlos strahlend
gedacht wissen: er nimmt das Glänzendste, was er kennt, den
Edelstein, und vergleicht damit das Eis. Und so sehen wir,
wie auch diese Anhänge nichts anderes sind, als idealisirende
Beigaben zu dem vorgeführten Begriff, den Epithetis durchaus
entsprechend, welche das Hauptwort potenziren.
Wie weit nun diese durchgehende Doppelung auf dem
paarigen Bau der germanischen Poesie (wir erinnern an jene
Worte Weises) beruht, wie weit sie aller Dichtung eigenthümlich,
wie weit sie endlich schon in der Sprache selbst üblich oder
vorgebildet ist, das haben wir hier nicht zu untersuchen. Das
aber ist klar, dass mit der Zeit immer mehr die Dichter die
zu Gebot stehenden Älittel kunstmässig verwenden lernen.
Mag die Figur ursprüngUch geheinmissvoUes Symbol sein oder
zufälliges Ergebniss des sprachlichen Stoffes und der metrischen
508
Ffigtmg — Ümen wird, wi« B. Auerbach onmal sagt, allf
Schwelle zam Bau. Wie überlegt sie voigehen, hatten wir b<
sondets bei Besprechung von Refrain und Gregenrefraiu zu zeigeE
Mehr einer unwillkÜrUchea Analogiebildnug siebt es dag^a
gleich, wenn sie der uralten Eingangsfoimel eine Schlussformc
snr Seite stellen, die ja für die G-liederung der G«dicht
eigmtlich nichts leisten kann. Und so sind wir auch hie
dazu gekommen, statt der abetrakten sich selbst dichtendei
Lieder den piaktiBcheo Dichterrerstand bei der Arbeit m treffe:
{vgL Scberer J. Grimm ' S. 144f.^ and finden, dass wie überal
die Grenzlinien schwanken, so auch iwischen Stilgeechichte nn
Poetik, zwischen der unwiderstehlichea Wirkung der Form an
des ätofiea auf den Geist des Dichters und der nicht minde
mächtigen Wirkung seines Geistes auf Form und Stoff. —
g 30. Zur altgermanischen Poetik.
Wir suchen uns in die Seele eines Dichters der altgerix
Zeit zu versetzen und seine Slellung zu Stofi und Form de
Poesie in wenigen kurzen Lehrsätzen auszudrücken.
L Innere Form (vgl. Scherer Poetik S. 226f.).
1. So wenig wir an ein Erfinden bei der Sprache glaubei
so wenig beim Inhalt der Poesie (vgl allgemein Scherer aao. S. 147
2. Der Dichter will auch nicht erfinden: als alt, als merli
würdig preist er seine Lieder an, nicht als neu.
3. Er ist also völlig objectiv; ob er epische Lieder voi
trägt oder gnomische Sprüche — immer glaubt er nur Wiasene
werthes zu berichten.
4. Vor allem völlig objectiv ist der Lehrdicbter. Spmcb
Sammlungen giebt es zahllose in der Weltliteratox; aber fre
von Subjektivität sind weder die Spruche Salomos noch di
509
indischen Weifiheitfibücher, weder Winsbeke noch Winsbekin,
weder Fäder larcvidas noch die Abechiedsrede dee PoloniuB.
Aber das Spmchgedicht der Hävamäl ist objectiv wie die
Pharmakopoea Germanica: es giebt Recepte für bestiminte Fälle.
Auch in den 0|nnn8beispielen zeigt der höchste Gk>tt nicht
wenig — objective Zweckdienlichkeit. Einen Antunacchiavell
hätten Fürsten jener Zeit nicht einmal geschrieben, geschweige
denn befolgt I
5. Objectiv ist aber auch der Epiker. Er stellt Ideale
nicht auf, um zur Nachfolge zu reizen, sondern einfach weil er
an sie glaubt. Tendenziöse anweise verrathen moralische Ab-
sicht erst in der moderneren ags. Dichtung.
6. Mit dem. Hervorbrechen der dichterischen Subjectivität
findet daher die altgerm. Poetik, ihr Ende. Bezeichnend für
diese Entwicklung ist die Geschichte der Eingangsformeln. —
n. Stoffwahl (vgl. ebd. S. 205 f.).
7. Die Individualität des Dichters findet Raum sich zu
bethätigen zunächst schon in der StofiwahL
8. Diese Freiheit ist jedoch eingeschränkt durch die für
selbstverständhch geltende Forderung idealer Gegenstände.
9. Dieser Forderung wird genügt, indem mindestens im
Mittelpunkt der Handlung nur Figuren von idealer Charakter-
anlage und vornehmer sozialer Stellung Raum finden; und in-
dem wenigstens ausführUch nur Momente gezeigt werden dürfen,
die zur vollen Bestätigung aller Kräfte Gelegenheit bieten.
10. Aber auch für Nebenpersonen und untergeordnete
Momente verschafft ein gewisser Realismus sich erst allmählich
und spät sein Recht.
11. Zunächst bleibt somit dem Dichter die Wahl der
Gattung. Es ist anzunehmen, dass epische und gnomische
Dichtung selten vereint wurden. Die erstere trägt mehr den
510
Charakter vomehmer, aber doch auch bero&znäBsiger Dichtang,
die letastere scheint vorzugsweise von Spielleuten gepflegt.
12. Femer hat innerhalb jeder Gattung der Dichter die
Wahl, ob er Einzelnes neu ausarbeiten oder durch Compüation
Neues schaffen wüL Doch gehören die Sammelgedichte als
Gesammtgruppe späterer Zeit an als die Einzelgedichte, welche
aber nie aufgehört haben.
13. Endlich bleibt ihm natürlich aus*der Fülle überlieferter
Stoffe die Auswahl: eine mehr elegisch angelegte Natur konnte
ein Thema wie Baduhüds Verführung, eine satirisch beanlagte
einen Stoff wie den von Billings älaid ergreifen.
14. Bein lyrische Poesie wird schon früh bestanden haben,
ist aber unter die »literaturfilhigen« Gattungen erst spät auf-
genommen und deshalb in selbständiger Form erst von den
Angelsachsen aufgezeichnet. Das Verlangen nach einem idealen
Helden und die Begehr nach traditionell vererbtem, nicht
originellen Stoff wirken zu diesem Urtheil zusammen. —
m. Stil (vgl. ebd. S. 230).
15. Die Weltanschauimg der alten Grermanen wird von
der (wahrscheinlich schon ererbten) Grundidee beherrscht, dass
jeglichem ezistirenden Ding oder Wesen eine allgemeine Idee
entspreche.
16. Schon sehr früh i^t die Summe der wichtigsten Ideen
dieser Art in Runenalphabeten zusammengefasst und dadurch
für die gesammte heidnische Zeit gefestigt worden.
17. Wie im Leben allgemein das Individuum oder
Exemplar als Vertreter der Grattung überhaupt gut, so muss es
üi der Dichtung, ihrer idealistischen Richtung zufolge, als
idealer Vertreter der Gattung gelten. Die Idee der Grattung,
die Rune, wird dem Einzelnen zugetheilt.
18. Hieraus ergiebt sich als nothwendige Folge, daas die
511
altgerm. Dichtung fast völlig von derjenigen Stilform beherrscht
ifit, die Scherer (aao. 230,2) als »typischen Realißmus«
bezeichnet: »Am Individumn werden die Züge hervorgehoben,
welche der Einzelne gemein hat mit solchen Leuten, die zu
demselben Typus gehören. — Die bleibenden Verhältnisse der
Menschheit, das typische Grepräge in den sittU'chen Dingen —
das wird in der Charakteristik herausgearbeitet.«
19. Insbesondere gilt für die Charakteristik der Figuren
die Einreihung in eine bestimmte Kategorie als ausreichend;
der König ist selbstverständlich freigebig (auch bei Geirrodr
wird der Vorwurf der Kargheit für Verleumdung erklärt), der
Held tapfer u. s. w.
20. Um der einzelnen Figur innerhalb ihrer Kategorie eine
bestimmte Stellung anzuweisen, ist noch die »genealogische
Coordinate« nothwendig. Zur speciellen Charakteristik hilft sie
jedoch wenig, da der typische Stil auch für die einzelnen Ge-
schlechter nicht Familienzüge (wie etwa bei den Griechen die
Wildheit der Tantaliden) aufkommen lässt.
21. Auch die ethnologische Charakteristik ist erst in den
Anfängen begriffen (Jormunrek — Attila im Waltharius).
22. Individuellere Haltung ist daher vorerst fast nur
durch Combination fertiger Typen möglich: statt der einfachen
Rune erhalten Figuren wie z. B. Hünferd gleichsam eine Binde-
Tune als Charakteristik.
23. Erst am Ende der altgerm. Literatur beginnt zuerst
die deutsche Dichtung, durch Aufnahme realer Züge von der
typischen Zeichnung zur realistischen herüberzugehen.
24. Ein Interesse an psychologischer Beobachtung zeigt
«ich jedoch schon früh in der Ausmalung bestimmter seelischer
Zustände: Schlaflosigkeit bei Sorgen, Auflachen in Momenten
hoher Erregung u. dgl.
■- «"^^»^
512
25. Dies führt gegen Ende der behandelten Epoche df
zu, dasB psychologischen Stadien ganze Gedichte (wie G^ud. ]
gewidmet werden.
26. Das realistisch-psychologische Interesse wagt sich nie
mala an Hauptfiguren und Hauptmomente: in der deutsche]
Dichtung schildert es Nebenfiguren (in Ruodlieb und Waltha
rius), in der nordischen Nebenmomente (Klage, Angst). —
IV. Motivenlehre (vgl. ebd. S. 2 12 f.).
27. Die Gruppirung der Personen und Dinge wird ▼oi
der Antithese beheiischt. Allmähliche Uebergänge sind den
typisirenden Stil fremd.
28. So sehr ist die Antithese die einzige Art der Claasi
fication, dass sogar durchaus gleichartige Dinge mit ihrer Hilf<
aufgetheilt werden (antithetische Zwillingsformeln).
29. Diese Antithesen sind von äusserlichen, practischei
(Gesichtspunkten aufgenommen; den moralischen Gegensat
bringt erst das Christenthum zu gleicher Geltung (nicht einma
die Gregnerschaft Lokis gegen die Götter ist als ein moraliache
Contrast zu fassen).
30. Im Epos ist der Gegensatz in der Regel einfach de
zweier Kriegsparteien. Doch kommt auch der Elampf de
Einzelnen gegen seine Feinde vor (Vkv.) oder die Bekämpfung
von Ungeheuern (Beov., FÄf.).
31. Halbepisch sind Weisheitakämpfe, speciell in dei
altn. Dichtung ausgebildet (aber überall vorkommend, vgl
/7I Holtzmain Edda S. 135).
32. Erst späte Epochen compliciren den Aufbau dei
Motive durch chiastische Gruppirung von Fabel und Charaktei
(Gud. m).
513
33. Im Allgemeinen unterscheidet sich die Wahl der
Motive innerhalb der altgerm. Dichtung nicht von der anderer
Völker: dieselben Motive werden überall gepflegt, weil Eroberung,
Rache, liebe für alle Völker das gleiche Interesse haben. —
V. Aeussere Form (vgL Scherer Poetik S. 235).
34. Wir bemerken nur anhangsweise, dass bei der Kürze
der Alliterationsverse die Freiheit des Dichters in Rücksicht
auf die äussere Form mindestens ebenso sehr beengt war wie
in Rücksicht auf die innere Form durch die Macht überhefer-
ter Formeln.
35. Die Untersuchung über die Grenzen dieser Freiheit
und das Maass, in dem die eiozelnen Autoren sie sich zu
Gute machen, ist erst in den Anfangen. Vg^. im Allgemeinen
§ 27 a. E. —
VI. Uebergangserscheinungen.
36. Mit dem Verwittern hergebrachter Formen und An-
schauungen tritt in Uebergangeepochen allemal ein gewisses
unsicheres Schillern der Dichtung ein.
37. Bei sinkendem Glauben wird mythologischer Aus-
druck als bildlich gefasst (die Augen des Tages Häv. 81,4,
die Hüd wecken H. H. H 7,1).
38. Ernst Gemeintes wird als Parodie verstanden (Här-
bardsljöd und Lokasenna).
39. Vorzugsweise solche Perioden reizen grosse Talente
zu dem Versuch, ihre Dichterkraft zu bethätigen: die grossen
Dichter der altgerm. Zeit stehen alle schon auf der Schwelle
einer neuen Zeit.
40. Die neue Zeit selbst charakterisirt sich durch Verfall
und Auflösung der alten Künste: das Beispiel des Nordens
Meyer, Altgermenieohe Poeeie. 33
512
25. Dies führt gegen Ende der bebandelten Epoche d
xa, dflSB paychologüchoi Stadien ganze Gedichte (wie Gud.
gewidmet werden.
26. Das realiatiBCh-pa7chologiBche Interesse wagt sich nj
mals an Haaptfigoren ond Haaptmomente : in der deutsch«
Dichtung schildert es Neben£garen (in Ruodlieb und Waltb
rius), in der nordischen Nebenmomente ^lage, Angst). —
IV. Motivenlehre (vgl. ebd. 3. 212f.).
27. Die Crruppirung der Personen und Dii^ wird vc
der Antithese beherrscht. AJhnähliche üebergänge sind dei
typisirenden Stil fremd.
28. So sehr ist die Antithese die einzige Art der Class
Scation, dass sogar durchaus gleichartige Dinge mit ihrer Hü
aufgetheilt werden (antithetische Zwilllngsfonneln).
29. Diese Antithesen sind von äusBerllchen , practische
Gesichtspunkten aufgenommen; den moralischen Gegeosa
bringt erst das Christenthum zu gleicher Geltung (nicht einm;
die Gegnerschaft Lokis gegen die Götter ist als ein monüiachi
Contrast zu fassen).
30. Im Epos ist der Gegensatz in der Regel einfach d<
zweier Kiiegsparteien. Doch kommt auch der Kampf di
Einzelnen gegen seine Feinde vor (Vkv.) oder die Bekämpfmi
von Ungeheuern (Beov., Fäf.).
31. Halbepisch sind Weisheitskämpfe, apeciell in dt
altn. Dichtung ausgebildet (aber überall vorkommend, vg
^ Holtzmaiin Edda S. 135).
32. Erst späte Epochen compliciren den Aufbau d«
Motive durch chiastische Gruppirung von Fabel und Charakb
(Gud. m).
515
ziifiB nach bequemen Reimpaaren zuschreiben zu sollen, welches
diese Neuerung hervorrief.
Für die allgemeine Bew^^ung der Metrik schien uns eine
Richtung auf zunehmende Angleichung der Btrophentheile
charakteristisch. Während ursprünglich die Versformen von
der Stellung des Verses in der Strophe abhängig waren, wird
mehr und mehr auf unterschiedslose Uebereinstinunung aller
Zeüen hingearbeitet. Am längsten widerstand die Schlusszeüe
dieser Assimilation — nicht nur die Schlusszeile der Strophe,
sondern, mit geringerer Kraft freilich, auch die der Halbstrophe,
des Aufgesangs. — Vgl. allgemein Hoffory Eddastudien 1 33 f.
Eine derartige allgemeine Tendenz erlaubt Schlüsse sowohl
auf die vorhergehende als auf die nachfolgende Periode. Doch
stehen uns zur Beurtheilung auch des vorhistorischen Be-
standes noch andere Mittel zu Grebot: Prüfung derjenigen Verse,
welche durch wiederholte Verwendung ihre frühe BeUebtheit
darthun (wiederholte Verse) und ebenso derjenigen Verstheile,
die sich früh gefestigt haben (stehende Versausgänge). Dass
bei der Figur der Doppelverse ein bestimmter, alterthümlich-
einfacher Tjt)US (A nach Sievers) vorherrscht, bestärkt in Ver-
bindung mit der Beobachtung, dass Doppelverse meist an der-
selben SteUe, nämlich im Innern des Abgesangs auftreten,
unsere Vermuthung, dass früher die Stellung in der Strophe
auf den Rhythmus des Verses mehr als später Einfluss nahm.
Bestätigt sich die Annahme, dass sehr früh die Finnen sich
altgerm. Verse angeeignet haben, so würde die Vergleichung
der metrischen Grundlagen beider Völker (vgl. J. Grimm Kl.
Sehr. 2,82) auf die urgerm. Metrik Licht werfen können. —
Für die Zeit des Verfalls konnten wir als ein zerstörendes
Element die\Einstellung ganzer Verse beobachten. Wirkt
hierbei das inhaltliche Moment stärker, so hat umgekehrt die
Dehnung der Verse die Zersetzung alter Formeln durch Zutritt
33*
516
von HUfsverbis und andern Flickworten zur Folge gehabt.
Sonst, verdanken die Formeln oft genug ihre Erhaltung nur
der metrischen Festigung: so die Zwülingsformeln.
üeber die Zunahme des Endreims hatten wir Neues kaum zu
bemerken und für das Studium der Assonanz haben wir wenig
gebracht, und so schliesst dieser Theil unserer Aufrechnung
leider mit einem bedeutenden Soll neben einem geringen EEaben!
§ 32. Zur altgermanischen Literaturgeschichte.
Auf Fragen der speciellen Datirung einzugehen, mussten
wir in dieser Arbeit vermeiden; und in der allgemeinen Perio-
disirung haben wir uns den herrschenden Ansichten ange-
schlossen. Was sich im Einzelnen ergab, hebe ich mir für
eine selbständige Behandlung der altgerm. Literaturgeschichte
auf; und über allgemeine Bewegungen in der Greschichte dieser
Poesie haben wir schon in den drei vorhergehenden Paragraphen
berichtet. Somit bleibt uns hier nur noch Weniges über die
urgerm. Poesie und über das Auseinandergehen der Dialekte
vorzutragen.
Dass es schon idg. Lieder gegeben hat, glaube ich, und
dass Spuren davon noch nachwasbar sind, halte ich für wahr-
scheinUch (vgl. Zs. f. d. Alt. 29,234). Dass es aber in urgerm.
Zeit Lieder schon gab, ist unzweifelhaft. Tacitus berichtet nicht
bloss von Liedern der Germanen — er hat sogar vielleicht
lehrhafte Sprüche derselben in seinen Bericht verflochten (Grerm.
27,9 — Beov. 1385 und Byrht. 258); selbst das wäre nicht ganz
unmöglich, dass er für die Anordnung seines Kapitels vom täg-
lichen Leben der Germanen (Germ. 22) den Plan einer alten
Öpruchsammlung nachgebildet hätte (vgl. D. Alt. V 257).
Li wenig jüngerer Zeit haben die Germanen, die 98 n. Chr.
der römische Aristokrat noch als ein »Naturvolk« anstaunt.
B17
ihren wilderen Nachbarn schon aus der Fülle eigener Weisheit
und Kunst wertb^oUe Gaben Bchenken können: in den ersten
Jahrbunderten unserer Zeitrechnung sind Finnen und Crermanen
Grenznachbam tThomsen-Sievere EinfluBB der germ. 8pra<^en
auf die finniBcb-lappiscben S. 121. 124). Vielleicht schenkten die
Germanen den Finnen ihr Versmaaee (vgl. J. Grimm Kl. Sehr.
2,82), wahrschdnhch manchen Schmuck ihrer Heldendichtung
(vgl. J. Grimm aao. S. 86, Thomsen aao. S. 127), ziemlich sicher
aber ein lehrhaftes G^edicht, das den nationalen Charakterzug
der Häufung trägt: eine noch erhaltene Priamel.
Im dritten Jahrhundert entsteht die nrgerm. Runenschrift
(Wimmer Runenschrift S. 176). Dem fremden Alphabet wird
ein Runenalphabet nachgebildet und mit Benutzung uralter
Runennamen durchbenannt, indem man die wichtigsten Begrifie
auswählt, fUr jeden dasjenige heiti, welcheB mit dem betreffen-
den Anlaut beginnt, sanctionirt und so die beiden Zwecke zu-
gleich erfüllt: die Buchstaben und die Hauptbegriffe im Ge-
dächtniss zu bewahren. Dies geschah unzweifelhaft durch Lang-
veree, die mit dem Anlaut der Rune allit«rirten. Aue einem
solchen >goldenen ABC« ist in dem Spruch von der Verg^g-
lichkeit aller Dinge (Hiv. 75 — 76 — Wand. 108—9) vielleicht
der Begleitepruch der F-Rune gerettet. —
Bis hierher haben wir nur didaktische Poesie getrofien.
Wir suchten aber bei der Besprechung des Runenalphabets zu
zeigen, dass eine ganze Reihe anderer Liedergattungen alt sei,
die freilich fast alle auch etwas Lehrhaftes in sich tragen:
Zauberheder verschiedener Art, aber doch vielleicht auch >Ge-
eellschaftelieder« (nach der Terminologie HoSmanns von Fallers-
leben) u. dgl. m. Diese aber sind nur zu erschliessen. Reste sind
erhalten in der schon idg. Zauberformel zur Heilung verletzter
Glieder (mittelst der symbolischen Figur der flectirten Wort-
wiederholung), in der gleichfalls schon idg., ja allen »Denk-
518
Völkern« gemeinsamen koemologiBchen Formel »Erde und üeber-
himmel«, wodurch uns der Antbeil der Germanen aa gemein-
arischer Medicinpoesie und Schöpfungserzählung verbürgt wird;
femer in der »Definitionsformel« und jenen Parallelverspaaren,
die ims altgerm. Scheltlieder und Orakeldichtung zu verrathen
schienen. —
Nach der Ansicht Holtzmanns (Edda S. 10. 594) würden
wir die Eddalieder n\m dieser vorhistorischen germ. Dichtung
gleich anschUessen können, weil sie noch vor der Völkerwan-
derung entstanden wären. Wir nehmen statt dessen eine längere
Periode an, in der ein speciell germ. Charakter der Poesie sich
erst entwickelt In dieser Zeit scheint die Dichtung fast stets
in Parallelversen vorgeschritten zu sein und der Refrain spielte
eine grosse Rolle. Aber schon bereiten sich die specifisch ger-
manischen Figuren der ZwiUingsformeln und des Gregenrefrains
vor: um 600 taucht in jenem Epigramm des Dichters, der
beim Trinkjubel der Grermanen würdige Verse nicht zu schmie-
den vermochte, die freilich sehr einfache und überall . vorkom-
mende Zwillingsformel »essen und trinken« auf. Wichtiger
sind die Gleichnisse, die in merkwürdiger Deutlichkeit den
Culturstand des Volkes abschildern und in der fossilen Grestalt
uralter Metaphern sich in die älteste ims erhaltene Schicht alt-
nordischer Poesie herüber retten. — In dieser Zeit waren wohl
schon alle Liedergattungen vertreten, welche die altgerm. Poesie
aufweist. —
Beim Beginn der uns erhaltenen Denkmäler finden wir die
Sonderentwicklung weit fortgeschritten: nicht mehr germanische
Eigenheit allein, sondern sogar schon nordische, angelsächsische,
continentale Individualität bildet sich heraus. Durchweg sind
die Angelsachsen in der Fortbildung voran: heisser und eifriger
leben sie die literarische Entwickelang durch und gelangen
rascher ans Ende einer Laufbahn, die allen Stämmen durch die
519
gleiche Anlage vo^^ezeiclmet war. Sie kommeii dem ChriBten-
thmn entgegen; äe kommen auch der gelehrten Dichtui^ und
dem barytonischen Beimprincip entgegen. Für die grosBen Züge
des StÜB hat Heinzel (QP. 10,25f.) die Sonderstelltmg, die hier-
durch die age. Poesie einnimmt, au^ewiesen und erläutert; sie
zeigt eich auch in mancher kleineren Abweichung von dem
al^rm. TypuE, den die Skandinavier mit den Deut«chen meist
bewahren (bo bei den Zahlenangaben, den Tonbezeichnongen,
den Gleichnissen, bei heiü nnd henningar, bei der Anapher,
bei den Abschnitteformeln, imd mehr als irgendwo bei den
ZwiUii^ormehi). — Aber freilich entfernen in manchen Pmikten
auch die anderen Dialekte Edch von der gemeinsam ererbten
Art: in der Neigung zu realistisch-psychologiachen Studien be-
gegnen sich die altn. und ahd. Dichtung und swar beide im
Gegensatz zu dem idealietiechen Stil der altgerm. und der agE.
Poesie. Freilich hat die germ. Dichtung weder hier noch dort
die neueu StoSe aufgenommen und verarbeitet wie die alten:
die altn. Dichtung verhärtete sich in den alten Formen und
schob die neue Art bald auf die Prosa der Sagaer ab, die ahd.
Poesie verstob vor der christlichen Reimdichtung und überliees
die neue Manier der lateinischen Novellendichtung. — Die sub-
jective Dichtung der Spielleute hat überall die alte Poesie zu
Grabe geläutet, doch in charakteristisch verschiedener Weise:
im Norden mit barbarisch prunkhaften Balladen, in England
mit sentimental gerührten El^en, in Deutachland mit keck
lachenden Anekdoten und Novellen. Weder der übcrmäßsigen
Wildheit noch der übermässigen Weichheit ist es gelungen, im
Mittelalter zu grossen neuen Dichtwerken fortzuschreiten; die
Deutschen, in altgerm. Zeit weit zurüi^, aber ebenso treu in
der Bewahrung des Inhalte, wie entschlossen in der Opferung
der Form sollten allein durch das Nibelungenhed — und den
Parcival belohnt werden. Nicht die Skandinavier, die am Stab-
520
reim kleben blieben, sondern die Deutschen waren die rechten
Hüter des alten Horts, den die nordischen Hofdichter bald in
den Strom der enkomiastischen Poesie versenkten. »Der Greist
entfliegt beim Sterben zuerst« sagt der alte Jahn (Deutsches
Volksthum S. XVI); »am Längsten überdauert den Tod das
Grerippe.«
§ 33. Zur vergleichenden Literaturgeschichte.
Wir schlössen den vorigen Paragraphen mit einem Aus-
spruch des Mannes, der das Wort »Volksthum« erschaffen hat;
was aber eigentlich Volksthum sei, auf die Frage fänden wir
bei ihm keine brauchbare Antwort Giebt es wirklich dauernde,
allgemeine Eigenheiten eines Volkes? Gilt nicht vielmehr vom
Geiste eines Volkes jenes skeptische Wort, das Faust über den
»G^ist der Zeiten« ausspricht?
Darüber herrscht kaum ein Zweifel: giebt es wirklich einen
Geist des Volkes, eine Volksseele, so muss sie sich in allen
Lebensäusserungen des Volkes aussprechen — deutlicher aber
als irgendwo in derjenigen, deren Basis die breiteste ist: in der
Sprache, und vor allem in deren bewusster und kunstmässiger
Anwendung: in der Literatur. Dass die Poesie die höchste
Blüthe der Sprache ist, suchten wir noch näher darzulegen.
Dass sie für das Verständniss eines Volkes den wichtigsten
Schlüssel abgebe, hat man immer gemeint; und seit Herder
\md Wilhelm von Humboldt den Begriff der Volksindividualität
aufgebracht und vertieft baben, war es immer Sprache und
Poesie in erster Linie, was die Eigenart aufdecken sollte. Auf
ihren Pfaden schritten J. Grimm und Uhland, schritt dann vor
Allen Karl MüUenhoff weiter: seine Lebensaufgabe galt der
Frage, wie die deutsche Nationalität, wie die deutsche Volka-
individualität entstanden sei. Dem Historiker trat in Wühebn
521
Scherer der Vertreter der Tei^eichenden Methode zur Seite.
Indem er ei^ründeo wollte, was deaa eigentlich die Eigenart
unserer Nation sei, indem er in der Vorrede zu Beinern ersten
groeaen Buch >Zu7 Geschichte der deutschen Sprache* die
Forderung einer beBchreibenäen nationalen Ethik aufstellte und
in eeiuem letzten Werk, der Poetik, sie erneuerte, hat er von
Anfang biß ZU Ende stets festgehalten, dass nur durch Ver-
gleichung zuverlässige Ergebnisse zu erzielen sei. Dennoch hat
ihn die leidenschaftliche Sehnsucht, den Geist des deutschen
Volkes gleichsam von Angesicht zu Angesicht zu sehen, zuweilen
wohl allzu rasch aus Sprache oder Poesie auf den Volksgeiet
Bchlieesen lassen. Später trat der entgegengesetzte Fehler auf.
Wenn Heinzel in der schönen Schrift über den Stil der altgerm.
Poesie und Scberer in dem dtirten Buche oft wohl allzu rasch
aus der Aeusserui^ auf die psychologische Ursache schlieseen,
ohne dem sprachhchen Material, das dazwischen steht, genügend
Rechnung zu tragen, so vergisst umgekehrt eine Arbeit wie
Kluges lehrreicher Aufsatz zur Geschichte des Reims über der
realistiächen Erklärung aller Erscheinungen aus dem Sprachstofi
der bewussten Absicht gerecht zu werden, die Figuren wie die
flectirte Wortwiederbolung geschafien hat.
Wir wollen uns nicht mit den Meistern vergleichen; aber
es ist das Recht des Schülers, auch von den Fehlem der Lehrer
zu lernen. Vor einer VemachläsEigung des geistigen Inhalts
glaubten wir uns durch den beständigen Blick auf die Haupt-
ideen der Dichter geschützt; vor zu schneller Folgerung aus
der Form auf den Geist sollte uns der Ausblick auf fremde
Literaturen bewahren.
Wii fanden, dass es keine einzige Figur giebt, die lediglich
germanisches Eigenthum sei. Am wenigsten sind es die sym-
bolischen Figuren; nicht nur stammen sie aus gemeinsamem
Erbe, sondern sie haben auch überall kräftig fortgelebt. Ich
622
greife aab Gfliathewohl znm entea Band der medlichen Aus-
gabe der Poetae lyrici graeci minores von J. Pomtow und finde
flectirte Wortwiederholungen wie folgende: fdfa ythmt ywkaiv
(Alcmaa 42), ^^ tot tdv ira^>ov imipq> ^poinHjuv xrL (Phocy-
Edea 7). — Beidemal, gerade wie In H&TamAl und bei Sper-
TOgel, mit dem Wort »Freund«, weil die Figur das Znsammen-
stehea der Gtenoeeen nachbildet (vgl. o. S. 453); und so noch
deatlicher gerade wie HAr. 43:
■mb^ ik xictaüc duUou advraQ iKoatpifopai
(Phoc7lide8 3). Ich finde eine verbale Wortanfnahme wie die
folgende :
'Ev fjkv ftatvoftivotQ ftäia piaivofiat, hi 3k dacUots
jrmiToiv dv&panauv tlfä Sacat6Taxo^
(Theognis 61), und finde sie abgebl&sst wieder bei Walther von
der Vc^lweide:
ich bin den frön bescheidenlicher fröide bi
und lache ongeme so man bi mir weinet
(W. 48,1—2, v^. auch Wilmanns Leben Walthers IH Anm. 557)
tmd mit noch weiterer Schwächung der symbolischen Figur bei
Goethe:
Tolle Zeiten hab' ich erlebt und hab' nicht ermangelt.
Selbst auch thöricht zu sein, wie es die Zeit mir gebot.
(Gedichte her. von Loeper I 229 Epigr. 55). Dagegen völlig
das alte Muster kehrt verstärkt wieder bei £. Th. A. Hoffmann:
>3cbwärme ich nicht mit den Schwärmern? pbantaaire ich nicht
mit den Phantasten 1* weine ich nicht mit den Weinenden,
jabilire ich nicht mit den Jubelnden?« (Serapionsbrüder I 51).
Die Antithese aber, die Walther in den zweiten der angezogenen
Verse verwoben hat, den in ältester Zeit schon in der Vkv. mit rhe-
torischem Efiekt verwandten Contrast von lachen und weinen,
finde ich gleich wieder bei Theognis : ita^it xiaimm jtJUävTtt; mvtafov
523
(Theognifl 241). — So treffen wir die Farbencontrafite und
ZableDcontraste bei allen Völkern; bo führten wir ein arabischee
Gedicht an, das fa^t dieselbe Antätheaenkette schleppt wie der
Wechsel Nj^rds mit Skaäi und sahen auch dort den Grund
gleicher AeosBerungen in der gleichen Ursache: auch die Anti-
these ist eine symbolische Figur, und gerade die elegische
Stimmung erweckt nothwendig das Verlangen, Sonst und Jetzt
abzuwiegen. —
Auf die internationale Figur der Wortaufnahme, die in
ähnlicher Stimmung die Selbstermunterung eines Leidenden
symbolisirt, wurde schon früher hingewiesen (vgl. o. S. 239). —
Auch Figuren nicht sjrmbolischer, sondern rein typischer
Art treffen wir auf den entferntesten Gebieten; so löst die
arabische Poesie so gut wie die germajüsche historische Zahlen-
angaben in Gruppen Irischer Zahlen auf. —
Die Uebereinstimmungen gingen weiter. Nicht nur die
Figuren selbst sind allen Literaturen gemein, deren Sprachstoff
für die gleichen Gedanken analogen Ausdruck ermöglicht, sondern
zam Theil auch ihre Schicksale. Bei den Kelten wie bei den
Hebräern wird die kosmologische Uiformel >Erde und Ueber-
himmel« durch Einfügung des Wassers erweitert, und nach
dem MuBter der pleonastischen LithoteE, die ein positiv auB-
gesprochenes UrÜieü in negativer Form wiederholt (opt ösjaldan)
wird in den HAvamÄl so gut wie bei TheogniB eine inhaltlich
und formell abEchhessende Gnome tautologisch verdoppelt.
Und wenn in solchen Beispielen die Figur selbst zu wirken
scheint, fast ohne Zuthun des Dichters sich entfaltet, so tritt
doch gleiche Uebereinstimmung nicht minder in Fällen hervor,
bei denen bewusete Absicht der Autoren unverkennbar ist ;
mittelst der Hilfsverba den Versen eine bestimmte neue Form
zu geben, haben die mbd. Dichter so wenig aus dem Heliand
gelernt, wie Chamisso von den Minnesängern.
Rein sprachlicher Art scheüit die zonehmende Sabetanti-
Tirong; bethätigt sich diese Tendenz in altgenn. Zeit mehr am
Nomen agentis, 90 wiederholt aie sich heut am Nomen actionis
(vgl. Rümelin lieber die neuere deuteche Prosa Deutaohe Rand-
schau 15, 45 f.).
Wie in einzelnen Tbeilen, so macht auch in der Anlage
ganzer Gredichte sich internationale Analogie geltend. Die
poetische Logik verlangt, dass der nnkenntlich heimkehrende
Gatte nach mehrfacher Prüfung schliesslich erkannt und aner-
kannt werde (vgl. Scherer Poetik S. 218) und weder Odyssee noch
SvlpdagsmäJ entziehen sich dieser Forderung. Der idealistische
Simi der Zuhörer fordert, dase ein Held, um den Wahrheit und
List vereint werben, von der Wahrheit erobert und dase an
dieser die Schlauheit zu Schanden werde ; darauf beruht die von
Scherer hervorgehobene Analogie des sophokleischen Philoktet
mit der goethischen Iphigenie. Und wenn ein Lehnsfürst sich
grollend vom Kampfe zurückzieht, so wird kein einigermassen
kunatbewusster Dichter aus seiner Composition den erschütternden
Moment verbannen, wo er von demnun siegreichgewordenen Feind
den lieben Genossen erschlagen sieht und so durch die Ver-
letzung am eigenen Selbst wieder auf das Schlachtfeld beschworen
wird: Patavrids Fall zieht den Hagen ins Gefecht, wie der Tod
des Patroklos den Acbilleus. Und all diese verschiedenen
Motive — poetische Logik, Forderung der »poetischen Gerechtig-
keit«, Streben der Composition nach dem höchsten Effekt —
wirken zusammen um Gedichten, deren Anordnung von der
Rücksicht auf historische Wahrheit nicht bedingt oder beengt
ist, einen bestimmten Grundplan geradezu aufzunöthigen. »Le
defectueux de l'imagination*, sagen wieder so feine Beobachter
wie die Literatur sie nur in Frankreich gefunden hat, »c'est
que ses creations sont rigoureusement logiques« (Journal des
Goncourt II 219). Deshalb muss ein Gedicht, dass eine dog-
525
nutiBche Geschichte der Welt entwirft, nothwendig auf die
Zeit der höchsten Verderboise und der tiefsten entsetzhcheten
Vemichtoiig umoittelbar dae Gotteereich tolgea lassen: so setzt
der Prophet I>aniel(T^. Nöldeke AlttestamenÜiche Literatur S. 222)
genau, wie die t(1v& das Bprichwort >Weun die Noth am
gröBsten ist , ist die Hilfe am nächsten < mm Motto der
Frophezeiong. Erwägungen solcher Art haben freihch die eilige
Erklärung durch »Nachahmung« und »Entlehnung« gerade bei
der Vslnspä nicht verhindern können.
Auch bei den grossen Bewegungen und Fortbildungen der
Literaturen hört die Analere nicht auf. Dass kleinere Lieder
zu liederhUchem vereint, daee dann dieee Liederbücher zu
öner Einheit durchcomponirt werden und dass die Lieblings-
Btoffe und LiehUngshelden immer weiter um sich greifen, bis
Ein grosser Sagenkreis zahllose Einzellieder au^;e60gen und
aufgezehrt hat, das ist jene feste Grundlage für die von Moriz
Haupt geforderte > Naturgeschichte des Epos* (vgl. Scherer
Anz. f. d. Alt. 1,199 and 2,322), welche durch die classische
Philologie aufgedeckt, durch die deutsche aber erst bewiesen
und festgestellt worden ist. — XJebeigangserscheinungen, wie
wir de oben beeprachen, finden sich überall, und wie das
Härbardslied schülem die ew^en Werke Arioste und Cervan-
tes' in jenem zwivel, den der Eingang des Parcival so grosE-
artig schildert. Hierbei hat beiläufig der Dichter, dessen
gesuchte Vergleiche Gottfried von Straseburg so heftig angreift,
mit demjenigen Dichter, den Aristophanee als Vertreter der
groBsartigen Schlichtheit preist, ein GleichnisE gemein (Lacb-
Tuann Kl. Sehr. I 483); so leicht ergeben sich solche üeberein-
stimmungen). — Und wenn in späten Zeiten der längst ab-
geblühte alte Sang wieder entdeckt und belebt wird, so fehlen
nie die Dichterlinge, welche die Lücken des alten Kanons
gerade mit den absurdesten Nachdichtungen auszufüllen sich
586
bemfen fohlen. Eb ventand moh von Mlbst, isga hä den HebrSem
<lear Gesang der drei Jäcglinge im Feoeiofen gedichtet, wie dan
bei deo SlfMidinftviem Goniun HarfeDacblag gemngen wnrde. —
Die LitenituTveigleichaiig giebt also die Lehn, aas der
Bziateoz beetimmter Figareo, -am deren Fortentwickelang, ans
dem Anfban ganzer Gedichte nnd Cyklen, ja ans der Riditang
nnd Bewegung der geeammten Literator eines Volkes aof den
Geist dieser Nation Schlüase nicht m ziehen, ehe man nicht
geprüft hat, ob jene Thatsachen nicht im Wesen der Sprache
selbst oder in der Nator aller Poesie' begründet amd. Hat
man aber diese Vorpröfong vorgenommen und findet man
wirklich im Leben der poetischen Sprache Eigenthümlichkeiten,
die nicht aof diese Weise zu erklären sind und bei denen
auch nicht die Analogie fremder Literaturen den speclfisch
nationalen Eindruck mindert, so wird man aus diesen Eigen-
thümlichkeiten mit Recht auf eine besondere geistige Richtung
der Volksmehrheit, auf einen Zug wahrer VolksLndiridnahtät
schliessen dürfen. Wobei natürlich stets die Mö^chkeit ofien
bleibt, daee die einstweilen fehlenden Analogien noch auf-
gedeckt werden.
Als solche Züge, die innerhalb des Kreises der Litera-
turen der altgerm. Dichtung einen eigenartigen Charak-
ter verleihen, glaube ich anführen zu dürfen
1. die strenge Beschränkung der Poesie auf einen ei^n
aristokratischen Kreis von Hauptbegnffen, die allein der poe-
tischen Bebandlimg und Stüisirung (in Variation der Ausdrücke,
in Zwillingsfonneln, in Nomengebung) gewürdigt werden,
2. die logische und poetische Dnrchfühmng des Begrifls
der Rune,
3. die folgerechte Durchführung einer Poetisirung des
Wortschatzes durch die Ersetzung der üblichen Ausdrücke mittelst
seltener oder umschriebener Benennungen,
527
4. die daesification aller Weeen und Dinge durch Ver-
bindung einee allgemeinen (runiscben) und eines Bpedellen
(meist genealogischen oder stofDichen) Begriffs. — Diese Eigen-
heit steht natürlich zu den beiden vorher angeführten in
engster Beziehung,
5. die übermässige Lust an der Variation der Benennim-
gen, welche sogar in technische Kunstformen wie Aufnahme
der Eede, Wortwiederhol\mg, Refrain störend eindringt,
6. die starke Ausbildung der Zwillingsformeln,
7. die starke Ausbildung des Gegenrefrains,
8. die Figur der Emufung, die an sich schon den altgerm. Zu-
hörer so sehr erfreut, dass der Dichter sie nur ausnahmsweise
(zu Priamel oder Klimax) auszubilden wagt,
9. die Vorliebe für antithetische, beide Theile sorgfältig
abwägende Gruppirung und Gliederung,
10. kleinere Einzelheiten, z. B. die grosse Rolle, die das
Grastmahl spielt; die häufige Erwähnung der ruhenden SteUimg
(Synonyma für Sitz und Bank, die Abschnittsformel: »er sass
auf dem Berge« u. dgl.); die Wahl bestimmter specifisch germa-
nischer Thiere und Pflanzen als Vergleichsobjecte. —
Man wird es nicht verkennen, dass allerdings ein einheit-
licher Zug durch diese Idiotismen der altgerm. Poesie geht.
Die Neigung zu strenger Gliederung zeigt sich in den meisten.
Sie schafEt eine Hierarchie der Begri£Ee und giebt jeglichem
Ding in der Rune einen Herrscher, der gleichwohl selbst nur
»erster Diener seines Staates« ist; sie ordnet mit ernster Folge-
richtigkeit die poetische Welt der realen über und versäumt
ee nicht, wie das Mittelalter den Ständen verschiedene Kleider-
ordnimgen gab, dieser poetischen Welt eine bestimmte Ein-
kleidung ihrer Glieder vorzuschreiben, die oft zur Uniforminmg
ausartet. Und daneben, scheinbar im Widerstreit, das particu-
lariBtifiche Bedürfnisa nach üngebondenheit des Xinxelnea: der
frühen Auadraclc darf dem Bpätenn nicht präjudicinn ; Respoo-
sionen hebea Gedichttheile, Zwillingsformeln, Untenbtheilungra
eines CoUectimmfl ala gleichberechtigt hervor; mid in der
regellosen Häufung scheint sich fast das taciteische Kid einer
VolkgYersammlnng abrnspiegeln: Ifissig rückt ein Ausdruck
nach dem andern an ; wenn schon längst sur Sache gescfaiitten
werden könnte, kommt noch einer verspätet nachgehinkt; and
lange Satzreihen werden so cunctatione coeuntiom verbraucht.
— Ee iflt das der »wlvel, der die deutsche Geschichte erfüllt.
Wie >daa Weeen des Individuums erat in der Gemeinschaft
xmu vollen Ausdruck kommt«, das bat mit gewohnter Meister-
schaft G. Frejrtag im Beginn seiner herrlichen > Bilder aus
Deutschlands Vergangenheitc (Werke 17,14f.) geschildert, und
er fügt abschliessend hinzu: »Solche Gebundenheit durch Ord-
nung und Zucht gehört der epischen Zeit des Volkes am
(ebd. 21). Aber wie früh sich diese gehorsame Unterordnung
mit lebhaftem Freiheitsgefühl verband, hat auch er (ebd. 17)
angemerkt. Weil der Einzelne sich nur als Glied der Gemein-
schaft fühlt, macht er für sich selbst das Recht der Gemein-
schaft geltend: ein heiti gilt soviel wie ein anderes, ob es an
den Platz gehört oder nicht, wenn daa nur ein Platz für ein
heiti ist ; und well Äsen und Alf en nun einmal beides Katego-
rien gleicher Art sind, werden sie neben einander gestellt wie
der freie souveraine Fllrst von Wied-Runkel oder Reuss-Greiz
sich auf den Reichstagen neben den freien souverainen König
von Preussen gestellt hat. — Lernen und Kämpfen fanden wir
als Lieblingsideen der alten Germanen. Lernen heisst ihnen
die Runen aufnehmen, die Ghederung der wirklichen Welt an-
erkennen und adoptiren; kämpfen aber heiset ihnen dos Recht
des Mannes, seine Selbständigkeit zu behaupten, die Gliederung
529
der Welt vorstürmend durchbrechen und verhöhnen. Die Linie
der Entwickelung geht stetig fort von 0|)inn, dem Erfinder
der Runen, zu Parcival, dem Bewahrer des Grals, und Faust,
dem höchsten Abbild geistigen Strebens. Liemen, fragen,
forschen und kämpfen — das geht bei ihnen allen Hand in
Hand: der deutschen Dichtung ist von ältester Zeit her in
der Welthteratur ihre Stellung gegeben als der Poesie des
geistigen Kampfes. Der Dichter des Faust hat in seiner
ersten Periode auch die Prometheusfabel erneuert: aber nicht
der kühne Vorauswisser sollte der Träger des höchsten Dicht-
werks der neueren Zeit werden. Und in dem schönsten
Gredicht seiner zweiten Periode streift er die Sage von Tanta-
lus: aber auch der Freund der Götter, »an dessen alterf ahmen,
vielen Sinn verknüpfenden (Jesprächen Götter selbst, wie an
Orakelsprüchen, sich ergetzten« (der, wie die Edda sagen
würde, die Sinnrunen besass Sgdr. 13), auch er ward nicht der
Held des grossen Kampf spiels zwischen Himmel und Hölle:
der Mann des Zweifels wird es jedes Mal, OJ)inn, der zwischen
Himmel und Erde schwebt, Pardval, an dem sint beidiu teil des
himels und der helle, endlich Faust, in dessen Brust zwei
Seelen wohnen. Wer immer strebend sich bemüht, der ist
unserer Dichtung Liebling: sie sucht den Deutschen, wo er
zu finden ist: bei der Arbeit, und die vornehmste Dichtung
bei der geistigen Arbeit. Den Vielwisser verspottet in dem
vollendeten Werk die Gestalt des Wagner: der Lernende ist
der Held. Nicht umsonst braucht die altgerm. Poesie von
dem Gott, der den Besitz seiner Machtfülle sich erarbeitet
(vgl. D. Alt. V 271), denselben Ausdruck, wie von dem
Heldenjüngling (J)d nam at vaxa — H. H. I 9,1 vgl. Häv.
140,1 — 3): in der Weltliteratur steht die altgerm. Poesie da
als die Poesie des Lernens, des geistigen Wachsthums, der
geistigen Eroberung. —
lieyer, AltgermaxüBche Poeu«. 34
§ 34. Zar Methodologie.
Ich will mich keineaw^ als ein Meister der Methode auf-
spielen, wenn ich zum Schloss noch einige Bemerkongen zur
Methodologie der altgenn. literatorgeschichte bringe; nur wie
der heimgekehrte Wanderer will ich die, welche denselben Weg
ganz oder zum Tbeil zurücklegen wollen, vor einigen gefähr-
lichen Stellen and verführerischen Abwegen warnen.
Eine gröseeie methodologische Abschweifung glaubte ich
in die Arbeit selbst verflechten zu müssen: sie betrifft die Ver-
gleichui^ der beiden Synonymenklaesen heiti und kenrnngar.
Sie trifh in ihrem Ergebniss mit der gleich von uns auszu-
sprechenden Forderung zusammen, dass man nicht einfach
ganze Formelklassen vei^leichen darf, sondern nur die ent-
sprecheudeD Schichten und Gliederungen innerhalb rweier For-
melklassen.
Zur niederen Kritik merken wir nur an: Fälle wie die
S. 118f. besprochenen beweisen unwiderleglich, dass verschiedene
Varianten von Formeln oder Wendungen nebeneinander vor-
kommen. Es kann daher nicht als methodisch gelten, wenn
man ohne zwingenden Grund solche Verschiedenheit zu Gunsten
einer einzelnen Lesart beseitigt. —
Für die höhere Kritik haben wir zunächst das Recht,
nach dem Plan der Composition zu fragen und zu disponiren.
vertheidigt und mit Beispielen zu stützen versucht. Hier gut
femer dieselbe Warnung, die wir für die Altersbestinmiung
wiederholen müssen: man darf auf ein einzelnes Kriterium
nicht zu viel Gewicht legen. Weder einzelne Strophen noch
ganze Gedichte darf man auf die Vertretung einer einzelnen
Fonnelgruppe hin für echt oder unecht erklären. Denn alle
Formeln können sich lange erhalten, und alle können auch
nact^eahmt werdeu. Zum Beweis trage ich hier die wichti-
5«1
geren Formeln aus den nacheddischen Gredichten Grögaldr
FjolsvinnsmÄl Grottasongr Hrafnagaldr und Sölarljöd (nach
Buggee Ausgabe) nach:
Feste Apposition: framvisar tvaer Fenja ok Menja
Grott. 1,3> vgl. 13,3 — Hängafy heppnaztan äea Hrafn. 18,2.
Begleitsätze: Menja, var til meldrar komin Grott. 4,5 — 6.
Wortwiederholung: aud molum Fro|)a, molum alsaelan
Grott. 5,1 — 2; flectirte: själfr leid |)ü sjAlfan |)ik Gro. 6,6.
Zwillingsformeln: sjükum ok särum Fj. 36,3, doegr ok
daga Fj. 49,3, f^ ok fjorvi Sol. 1,1, vgl. aud n^ heilsu 8,1,
mat ok drykk Sol. 4,1, vit ok dul Sol. 34,1, ütan ok innan
Sol. 52,1, rognir ok regin Hr. 10,3, spar e])a spakmäl Hr. 20,5.
Wortspielerei: galdra {)ü mir gal Gro. 5,1, vgl. 15,6
urdar ordi Fj. 47,4, galdr gölo Hr. 10,1. — Reim: bei Namen
Fenja ok Menja Grott.; sonst: sungu ok slungu Grott. 4,1
rührender Reim: Ijä — Ijä Fj. 30,1 — 6.
Anapher: vaki |)ü — Gro. 1,1 — 2; anaphorischer Drei-
zeiler: long er for, langir 'ru f arvegar, langir 'ru manna munir
Gro. 4,1—3; in Frageform: Fj. 2,1—3 und 46,1—3.
Doppelverse: vaki {)u FroJ)i Grott. 18,5—^.
Parallelverse: Grott. 5,5—7. 13,5—8. Gro. 16,5—6.
23,5—6. Fj. 50,1—3. Hr. 1 passim; 4,5—8. 12,1—4. Chi-
astisch : |)ötti er |)räins |)ünga draumr, Däins dulo draumr |)6tti
Hr. 3,5—8.
Refrain: vitid enn e{)a hvat Hr. 5,8. — Gegenrefrain:
Halbstrophe Fj. 7f. (mit Variation: 7. 9. 11. 13. 15 fregna,
17 sp}TJa, 19 fregna, 21. 23. 25. 27. 29. 31 spyrja, 33. 35.
37. 39. 41 fregna). — Einzelvers: söl ek Bä Sol. 39 f., margan
mann sä ek — Sol. 59 — 60, menn sä ek J)ä Sol. 611
Technische Formeln: frä |)vi er at segja Sol. 53,1. —
Nennung des Liedes* Sol. 81. 83.
84* .
Ceiemoiiielle Formeln: bvat er |>at fiagd& Fj. 1,4. 3,1,
FjfllBvidr ek heiti Fj. 4,1.
Wiederholte Verse: eld se ek breima Grott. 19,1, ordam
Bkiptdr — Grog. 14,3, vaÜM ok muivits Gro. 14,4, ae medan
old lifir Fj. 12,6, lengi ek sat Fj- 49,1, eins kemr aiutac Hr.
13,1, {itUB hrlmkalda Hr. 13,4.
Stehende Versanagänge: — ao£na|)i Grott. 4,4, jord
ne{>an Grott. 11,4, raeyjar Grott. 11,5, hedan Fj. 3,6, aldrigi
Fj. 4,5, 8}& Fj. 43,3, so Fj. 44,6, al heümn hug 3oI. 4,3, vgl.
21,2.
Häufung: Klimax Grott. 9,1 — i.
Antithese: Grott. 8,5—8. Fj. 16,5—6. Hr. 4,5—8. Sei.
paasim. —
All dae hat vöUig denselben Charakter wie die Formeln
der echten Lieder; obwohl nicht in Abrede gestellt werden soll,
dasfl gelegentlich die Verwendung der Formel von der alten
Art abweichen kann. Auch InhaltHch wiederholen sich typische
Züge der echten Lieder, z. B. hier wie dort Strophen die Eigen-
namen (Fj. 34. 38). Verbrechen (Sol. 91), Strafen (Sol. 57f.)
aufzählen; Zauberlieder (Gro. 6 f.: Lösung Gefangener 10, See-
Bturm 11; Fj. 22 Entbmdung), Opfer (F. 39— 40) und Fluch
(Fj. 45,1 — 3), Gastmahl (Hr. 20) u. s. w.; Verarbeitmig von
Sprichwörtern: övinum |ilnum trüdualdregi Sol. 19,1 — 2 u.dgl. m.
— Besonders mache ich darauf aufmerksam, dass unter den
Zahlen die heilige Neun fast unbedingt herrscht (vetr niu Grott.
II. 1, njardldsar niu Fj. 26,6. niu daga Sol. 51.2, Njardar doetr
niu Sol. 79,3) und nur einmal die seltenere Elf begegnet (vardir
ellifu Fj. 14,4); auch die Aufzählung Grog. 6f. geht bis neun.
So sind aU diese jüngeren Lieder reich an echten altepischen
Forrneb.. — Umgekehrt fehlen z. B. die ZwiUingsfonneln in
Hell., Gud. II.. Atlm. fast völlig u. a. w. —
Unmethodisch ist es übrigens auch, mit der Entscheidung
533
der Unechiheit die wissenschaftliche Behandlung eines Gedichtes
oder Gedichttheils für erledigt zu halten. Auch unzweifelhaft
jüngere Zusätze oder Nachdichtungen können für die Literatur-
geschichte ergebnissreich sein. Ich erinnere z. B. an die höfische
Dorfpoesie des deutschen Mittelalters: für die Geschichte der
mhd. Lynk hat die Masse »unechter Neidharte« kaum weniger
Bedeutung als die Lieder Neidharts selbst. — unsere Zeit er-
laubt wohl ein Gleichniss aus dem Leben der Lidustrie zu
wählen: wie man erst spät gelernt hat, auch den Abfall zu
verwerthen und nun z. B. mit dem Strontianit eine ganze In-
dustrie hervorzuzaubern vermochte, so müssen auch wir von
unsem Feinden, den Fälschern, zu lernen suchen (vgl. auch
Scherer Poetik S. 291). —
Für die literarhistorische Gruppirung haben wir von
dem hastigen Zusammenstellen mehrerer Lieder nach einzelnen
Uebereinstimmungen abzurathen. Bei einer Poesie, die ganz
überwiegend aus Combination vorhandener Motive, Typen,
^^''endungen, Verse besteht, ist eine ziemhche Zahl sogenannter
s>Reminiscenzen<( oder »Entlehnungen« immer aufzubringen;
vor sofortigen Schlüssen auf direkte Abhängigkeit muss aber
dringend gewarnt werden. Besonders in der ags. Philologie ist
mit der Verwerthung kleiner Zeichen ein Missbrauch getrieben
worden, den schon Kluge (PB. IX 442) tadelt. Grewiss ist es
ein gesunder Gedanke, Dinge sorgfältig zu beobachten, die
durch ihre Bedeutungslosigkeit sich der Absicht des Autors
entziehen und deshalb seine unwiUkürüchen Tendenzen ver-
rathen. An solchen Stellen kann wirklich der Wolf sein Ohr
vorstrecken (FAL 35) und für die Kunstgeschichte hat Lermoliew-
Morelli es ja geradezu als Princip gepredigt, nach solchen
»Ohren« sich umzusehen. Nur übersieht man allzuleicht über
dem Splitter im Auge des gerade zu prüfenden Dichters den
Balken im Auge seiner Genossen. Auch die auffallendsten
634
TJeberwinfltimroangwi beweiBen zunächst noch gar nichts. FOr
intenifttionale FÜIb hatten wir das im vorigen Paragraphen za
erläutern; noch mehr gilt es natürlich innerhalb Einer Literatur.
AoB gemeinaamer Quelle fanden wir in einem ags. und einem
altn. Gedicht einen Sprach, den Müllenhoff (D. Alt. V 279) aia
Citat aus den HävamiU auffasste und deshalb — wie wir nun
meinen, mit Unrecht — zur Detirung derselben benutzte. Es
ist erstaunlich, über wie lange Zeiträume sich oft dieselbe
Formel entreckt: schon im Kampf um Finnsburg finden wir
eine noch beut lebendige Eingangsformel; und über wie ver-
schiedene Dichtungsarten : eine der ältesten Veisfonaeln der
IGnnepoesie (nä ei^te ich des ich nie genöz MF. 4,4 v^. Anm.)
kehrt gleichlautend in Fastnachteepielen wieder (J. Grimm El.
Sclir. 3,322 Anm.). — Eine wirkliche direkte Beziehung zweier
Gedichte wird man durch solche UebereinstiminuDgen nur in
zwei Fällen für erbracht halten können: wenn entweder die
Anklänge in ganzen Reihen und Gruppen auftreten, ohne durch
den Stoff gefordert zu sein (wie bei der grossen und kleinen
Vgluspä, und beim VVessobrunner Gebet und dem altn.
Schöpfimgebericbt) — oder wenn die wiederholten Stellen in
charakteristischer Weise überarbeitet dnd (z. B. aus metrischen
Gründen durch Einfügung des EOlfsverba). Aber selbst in
aolchen Fällen versäume man nicht, die schlimmste Fehlerquelle
der GeisteBwiBsenschaften in ihrem modernen Betrieb im Auge
zu behalten: die beschränkte Empirie. Daes es ausser den
wenigen erhaltenen Gedichten tausende gab, die verloren sind,
und daas aus solchen verlorenen Gedichten sich gewiss Vieles
leicht erklären liesee, was aus den zufällig erhaltenen sich nur
gezwungen erklären lässt — das sind Erwägungen, die nicht
zu leeren Phantasmen, wie Keysers berüchtigter Entdeckung des
grossen Dichters Thorgeir AfradekoU (Grondtvig Om Nordens
gamle literatur S. 25 f.) führen dürfen, die aber als Correctiv
535
allzu zuversichtlich gemalter Stammbäume (wie sie MüllenhoS
D. Alt V 230 ironisirt) nicht ungestraft ausser Acht bleiben.
Die Autorschaftßfragen stehen hiermit in engster Be-
ziehung. HoSory ist z. B. geneigt, 0|)innslied und Lokasenna
ein und demselben Dichter zuzuschreiben (Eddastudien I 67).
Hauptsächlich bestinunt ihn dazu der Ton, den er in beiden
Liedern übereinstinunend findet. Aber darf man wirklich das
0|)innslied wie die Lokasenna von sprühendem Hohn imd
ätzendem Witz erfüllt nennen? Scherer hat einmal gewiss mit
Recht bemerkt, es sei so schwer zu beurtheilen, bei welchen
Stellen eines beliebigen Buches oder einer beliebigen Rede die
zeitgenössischen Leser oder Zuhörer nothwendig gelacht haben
müssten (Vortr. und Aufs. S. 185). Beim Harbardslied scheint
uns die komische Tendenz nun allerdings unverkennbar; aber
beim Odinslied? Und selbst humoristische Behandlung zuge-
geben, scheint mir das klare Bewusstsein vom Verfall der
Grötterherrlichkeit bei dem Dichter doch höchst problematisch.
Hatte der Autor der bekannten Literpolation im achten Gresang
der Odyssee die Absicht, Ares und Aphrodite zu perfiifFliren,
als er sie den seligen Göttern unermessliches Lachen erregen
liess? oder waren die mittelalterlichen Mysterienverfasser mit
ihren derben Scherzen auch über Heiliges nicht fromm? Vom
Standpimkt der fortgeschrittenen Erkenntniss aus hat man
schon so vieles für Parodie erklärt, was sicher sehr ernst und
bieder gemeint war (z. B. Piatone Et3rmologien im Kratylos,
worüber Geiger Ursprung der Sprache S. 257) und so möchte
ich auch den Dichtem jener beiden Lieder die Anerkennung
der Naivetät retten. —
Eh wir auf psychologische Momente weitgehende philolo-
gische Folgerungen gründen dürfen, müssen wir von der Psy-
chologie des Dichters sehr viel mehr wissen als bis jetzt der
FaU ist. Wie willkürhch muthen ims die Decretirungen über
686
das, -WBB der I^htei gewollt haben mnas und ma er nicht
gewollt haben kann, i. B. in der Homerkritik selbst einee so
bedeutenden Fotschers wie Willamowitz (in den Homerischen
Forschungen) an[ (VgL allgemein Heinzel Ana. f. d. Alt.. 15,135 f.,
auch Paul GrondrisB d. germ. PbiL I S. 283 § 40). Gerade
hier ist die grosse Aufgabe der CkMthephilologie, heliend
einzutreten und an einem leibhaftigen Dichter, über dessen
Leben und Arbeiten wir vortrefflich unteirichtet sind,
das Werden der Gedichte — und das Werden der
dichterischen Persönlichkeit au studiren. Denn die Werke
Goethes haben nicht mehr miteinander gemein als alle deutsche
Poesie gemein hat: sie sind demselben Dichter entsproesen,
hier dem Einzelnen, dort dem Volk — beidemal der etetigea
Entwickelung desselben Geistes. Werther und der Westöstliche
Divan haben den gleichen Nährboden, aonet nichts Gemein-
sames, wie das altn. Spruchgedicht und die Sprüche Spervogels.
Selbst wenn bei einem Dichter sich wirkliche Wiederho-
lungen aus eigenen Dichtungen finden — ist das denn wirklich
ein anderer Fall als die Wiederkehr von Formeln auf einem ein-
heitlichen Literaturgebiet? Wenn Goethe einmal sagt: »Freund-
schaft, Liebe, Brüderschaft, trägt die sich nicht selber vor?«
und ein ander Alal: »Es trägt Verstand und rechter Sinn mit
wen^f Kunst sich selber vor« (Faust I 197 f., vgl. Loepers An-
merkung), so liegt Umarbeitung einer Reminiscenz vor (K. Fischer
Erklänmgsarten des Goetheschen Faust S. 44). Aber wenn Tieck
aus seiner berühmten Programmstropbe von der mondbegiänzten
Zaubemacht den zweiten Vers fast wörtlich wiederholt (»was
den Sinn gefangen hält« Phantasus I 392) und wenn Heines
Gedichte von Anklängen widerhallen — geht daraus wirklich
mehr hervor als die Thatsache, daes der gleiche Gedanke unter
verwandten Umständen sich leicht in die gleiche Form kleidet,
bei vielen Dichtem wie bei einem Dichter? — Ja wenn sogar
537
bei demBelben Autor Sätze entgegengeBetzten Inhalts nahezu die
gleiche Form erhalten, wenn es im Faust einmal heisst:
Zwar weiss ich viel, doch möcht' ich Alles wissen,
ein ander Mal:
Allwissend bin ich nicht, doch viel ist mir bewusst,
ja wenn derselbe Groethe sogar die beiden Verse gedichtet hat:
Das Gute liegt uns oft so fem
und: Sieh, das Gute hegt so nah —
beweist das nicht Alles, wie schwer aus formeller Ueberein-
stimmung auf »Einerleiheit« des geistigen Grundes zu
schliessen ist? So zeigten wir schon oben (S. 392) bei der Ver-
gleichung von Otfrid und Heliand, wie viel stärker die Form
zu übereinstimmender Gestaltung zwingt als der Geist. —
Oder giebt es doch einen »rothen Faden«, der durch die
ganze Blumenkette der Goethischen Gredichte sich hinzieht und
an jedem Punkte sie als Eigenthum der Krone deutscher Dichter
bezeichnet? Die Goethephilologie entdecke ihn und wir werden
ims die Analogie aneignen. — Einstweilen aber glauben wir noch,
dass auch für poetische Individualität der Satz gilt, den die
evolutionistische Anschauung unserer Tage für alle Erscheinungen
von zeitlicher Dauer zur Geltung bringt: nicht Identität, sondern
Continuität!
Für die Datirung ist die selbstverständliche Forderung zu
erheben, dass nicht aus einem einzelnen Kriterium allein ge-
folgert werde. Auch die sichersten Merkmale, sprachliche und
metrische Eigenheiten, können täuschen: es kann z. B. archai-
sirende Nachahmung vorhegen. Sobald die alten Lieder im
Wcrthe stiegen, kann sich ein Chatterton oder gar ein Mac-
pherson gefunden haben. So ist insbesondere mit der Existenz
oder Häufigkeit einer bestimmten Formelklasse wenig bewiesen.
Man hat Refrain und Antithese benutzt, um gelehrten Einfluss
nachzuweisen; den kann aber erst die Art des Refrains oder
538
der Antithese darthim. Man hat die Eennisgar ohne weitores
alfl jüngere AaBdruckfiform den einfachen Benennungen eatg^en-
geaetzt; aber eine »Terkiilrtte Kenning«, die wieder wie ein heiti
aoaeieht, iet für relative Jugend eia sicherer Beweis als eine
einfache Unuchreibang. — Selbst Formeln, die so folgerechte
Entwicklung zeigen wie die Gedichteinleitongen, gen^n keines-
wegs sur AlterBbeatimmuag. Uan muss die Schichten inner-
halb jed«r Formelklaaae vergleichen und wo nicht eine ganse
Reihe leidlich zuverlässiger Kriterien zosammenkonunt, musB
man sich eben mit dem jetzt gerade so modemMi »nordischen
Fn^ezeichen« begnügen. —
Dennoch sind wir weit entfernt von dem Skepticismiu
eines »Ignorabimus«. Bücbeler mahnte nicht zu ve^iesaen, dase
vor Unglauben sowohl wie vor Aberglauben die Kritik zq schützen
hat (Philologiache Kritik S. 33). Täglich entdeckt die Wissenschaft
neue Hilfsmittel : welche Fortschritte hat nicht gerade in den letzten
Jahren die Grammatik und die Metrik gemacht! Der Literatur-
geschichte haben auch die Literaturvergleichung und die Poetik
neue Werkzeuge geboten — junge Wissenschaften beide (als
Wissenschaften wenigstens, nicht als Spielereien und Specula-
lationen) aber schon jetzt »reicher Frucht und reicherer Hoff-
nimg.« Und mit diesen Worten, die dem Neubegründer der
deutschen Literatargeschichte und der Poetik Mommsen wid-
mete — Worten, deren eine Hälfte der Tod Scherers so rasch
vernichten sollte — wenden wir zum Abschied noch einmal
den Blick zu dem geliebten Bilde des Meisters, dem diese Ar-
beit nicht mehr selbst vorlegen zu dürfen uns den besten Theil
der Freude an ihrer VoUendui^ raubt. —
Register.
Die Namtn Ton Autoren find mit g eeperrter Sohrift herrorg ehoben. ~~ Gedicht-
•tellen nnd nur bei ausftlhrlioberer Behandlung aageftthrt — Zahlen ohne
nJlhere Angabe bedeuten Seitensahlen.
A: Sievers' Typus 327. 413.
AbschDittsformeln 370 f. 507.
Abstracta 19.
AdjediT-Poesie 17.
Adnominatio 298 f.
Aegyptidche Zauberformeln 391.
Aelfreds Tod 806.
Alcuin8 Kenningar 162.
Allusio bei den Kenningen 169.
«alt** als Epitheton 199.
AlWssmil 4. 43. 469.
Anaphora 815. 506; ihr Verhältniss
zum Gegenrefrain 347.
Anbruch von Tag und Nacht 96.
Andvaris Fluch 48. 54.
Angleichen der Strophentheile 515.
Anrede 386.
Anrufung fibermenschlicher Kräfte
47. 51.
Anschwellen der Zwillingsformeln
278.
Anspielungen 169. 455. 459.
Antithese § 26 S. 460 f., vgl. 290.
512. 522.
Appetitlosigkeit 68.
Arabische heiti 146; Sehnsucbtslied
465.
Arbeitslieder 31.
Aristoteles Über Kenningar 157.
0. Arndt Epische Sprache 121.
E. M. Arndt 217. 369.
Assonanz 294. 302. 309.
Assyr. Zauberspruch 231; Zwillings-
formel 247.
Asyndeta 229.
Atlama] Str. 36 & 434.
Atli in den Helgiliedem 37.
Attribute der symbolischen Gestal-
ten 34.
Aufbau der Gedichte § 27 S. 466 f.
465. 505.
Auflösungen d. metrischen Typen 413.
Aufsählungen 45.
Ausgaben benutzte 14.
Ausklingen der Lieder 468.
Ausrufe anaphorische 819.
Autorschaftsfragen 535.
Baduhüd 40.
Beamte 54.
Befehl 386.
Begleitbegriffe und -worte 198.
Begleitsätze Anhang zu § 10 S. 223 f.
503.
Begriffe Cap. II S. 16 f.
Begrfissung 382.
Beinamen 492.
Bekker Homerische Blätter 6.
Benennung der Tageszeiten 96; der
Zeitangaben 92.
BeoTulf: Kampfscbilderung 61; On-
genf}eöv-Episode 61; V. 842—47
und 361 — 70 S. 118; V. 1724 f.
S. 45.
i
Berathungen 62. 374.
BMcbwffning 47.
Besitz: Werth desselbea 73.
BesUttmig 64.
Bewegung: hdti 108.
Bit^nphie der Helden 66. 469.
Boda Kenningar 164.
BCckel Aber älteste Liedergxttan-
geo 31.
Boten 54; Sotenberichte 118.
T. Br&dke Ober Anßnge d. Schiift-
sprache 484.
Brandes aber Nunengebung 496.
ten Brink über Arbeit des altgerm.
Dichters 481.
Brüche 87.
Brynhilds Vahrsagang 50.
BDcheler aber Kritik 538-
Bärger Fraa Schnips HO; Zwillinga-
formeln 35S.
Burna: PanOlelverse 2b2.
BuBseiiBfsteDi: Zahlen 89.
Cadeoz 4S0.
Canota Warnung 64.
CeremoDiell der Begrüssung 3S3.
CeremoD. Satzfonneln g 19. S. 38lf.
Cbamiaso über Benotzung der
Hilfcverba im Reim 430.
Charaktere 32 f.; Eatwickeluug der
CharakterzeichnuDg41; Charakter-
ach ildemng als Theoia 68.
CbiasiQua in Doppelveraea 335f.; in
Nameognippen 311; in der Wort-
aul'nahme 314f. ; Iq Zwillingsfor-
meln 282; Yg!. 513,32.
Chinesische Parallelsetse 327; Re-
frains 355.
Citate 458.
Condensirudg 499. 503.
Contrast der Tageszeiten 9ö, vgl.
auch .AntitheBe".
Cook über läf 139.
Cultussprache 484.
Cyklen 475.
Daktylus 4ia
Daniel ags.: Paronomaaie 301.
Dantes Tei^eiche 487.
Daniel Ober das metaphorisch«
Element bei Lessing und Goethe
461.
Daten historische 98.
Datimngs&agen 238. 587.
DafinitionBfonnel 368. 518.
Dehnong der Eingangaformel 362;
der Schlnsaformet 366.
Demonstratira am Versanfang 427.
Denkaprttche ags. 2. 45. 493.
Dialog: Wortanfnahme 312; Alter 1
Dialogstflcke 119.
Dichter: ihre IndiiidnaUtät 471. 477r.
Dienst der Helden 56.
Disposition 466 f.
Disputatio Pippini cum Albino 163.
Distichon 328.
Doppelung 505.
Doppelverse § 15 S. 326 f. 244.
Drei wertbvoUate Dinge 57. 452.
Dreistäbigkeit 245. 514.
Dreiieiler anaphorische: altn. 316;
ags. 319; gerra. 32lf., vgl. 421.
514.
Dreves 308.
Dvandvacompoeita 250. 499.
E: Sievefs Typus 413.
Ehe 64 ; Ehebruch 5U ; Ehe3tiftuDg65.
7, Eickeu fiber mittel alter 1. Welt-
anschauung 35.
Eid 51-.
Eigennamen: 197 (Verbäitniss zu d.
Epithetis); 29. 242. 245. 303 (rei-
mend); 30t (in Paronomasie) ;
497 f., vgl. auch „ Namen gebung'.
E^nttlhning des Redners 370; neuer
Personen 872.
Eingangsformeln 357 f.; variirt 180.
Einladungen 54.
Einleitnogsformela 357 f.; varürt 120.
Einstellni^ v. Versen 428. 503. 615.
541
EiDtheilang der Arbeit 8.
Einzelheiten des Krieges 60.
£inzellieder nnd Sammellieder 467.
Elegien ags. 68.
Endreim in Zwillingsformeln 278.
293; in Eigennamen 245. 802 f.;
s. aach «Reim**.
Englische Zwillingsformeln 258.
Epiphora 823 1
Epitheta § 10 S. 196 f. 491 ; Verhält-
niss zur Eenning 165.
Epos: Naturgeschichte d. Epos 525.
Erde nnd Ueberhimmel 246 f. 518.
Ergebnisse Cap. X S. 481 f.
Erhabenheit: Bilder daf&r 111.
Ermahnung 857.
Eroberungszüge 57.
Erwachen als Abschnittsformel 875.
Erweiterung d. Zwillingsformeln 281.
Erzählung als Tafelfrende 67.
Erziehung 55. 62.
Ethik, historische 42. 44. 521.
Ethnologische Charakteristik 511;
Gedichte 43.
Etymologie als Motor der Poesie
4861; etymologische Figur 284.
802; etymdog. Spielereien 801.
Exfl 60.
F-Knne: Begleitspruch 2. 821. 517.
Fifhism&l: Rhythmus 420; Fäfnirs
Wahrsagung 50.
Fährmann 66..
Faibenangaben 201 f.; -contraste 207;
-häufung 206; -mischung 206;
-vergleiche 207.
Faust und Opinn 71. 529.
Figura etymologica 234.
Finnische Parallel verse 327; Priamel
434. 515. 517.
Fischfang 66.
Flaubert: über Satzscblüsse 426;
Schilderung bei ihm 491.
Fluch 48; -formeln 385; b. auch
«Verfluchung**.
Form: innere 506.
Formeln: Definition 1; Entstehung
8 f.; Klassen 504; Sammlung. If.
Französische Refrains 855.
Frauen: Gleichnisse 112; Liebe 72;
Studien altn. 68; Typen 86f.
Freiligrath über Parallelverse 827.
Freundschaft 65. 72.
Frevel 60.
G. Frey tag über seine «Ahnen *"
475; über Kunstwerke in d. Dich-
tung 214; üb. altgerm. Wesen 528.
Frigg 88.
Fürstenideal ags. 878.
Gastmahl 52. 601
Gebetformeln 889.
Geburt der Helden 55.
Gedankengang 466; -reim 505; -vor-
rath 18 f.; s. a. «Ideen**.
Gedichtgruppen 475.
Gefolgsleute 55. 60.
Gegenrefrain 8471
L. Geiger über Wortspielerei 296.
Gelächter 68.
Gelübde 51.
Genealog 8; genealogische Coordi-
nate 511,20; Namengebung 500.
Geräuschbezeichnungen i% S. 98 f. ~
Geschenke vertheilt 54.
Gestalten §2 S. 81f.; Gestalt tau-
schen 49.
Gewaltthaten 59.
Ghasel und Rubai 135.
Gleichniss § 8 S. 108f.; s. a. «Ver-
gleich**.
Gleim 192.
Glücksspiel 63.
Goethe über einzelne Hexameter
329; über Parallelverse 804; ein
Spruch 69; Stundenmaass der Ita-
liener 93; über Snbstantivirung
18; über biblische Zahlen 89;
Goetbephilologie 336; s. auch
«Faust**.
642
Ooldsnitb DMMted tflltge 466.
OWerancbeinnDgen i6; -geacfaick«
46; -ainehe 486.
OoDconrt J. et fi. Bb«f alt« und
neos nganDuiebiitmg 490; Ober
Logik der PhaatuiepToductioafln
fiU.
OrieehiMheAIIiteratioaSiS; rignren
SU; Gebetfonneln 891; Zahlen-
ndben 90.
Qrillpftrier &b. Dantes Ver^eiche
487; Qber Tdchsik dea EpoB 67.
J. Qrlmm: Fonnelmninliuigea 8;
Ober LachnLUO 471; Ober du
ßoUmelscb 168.
W. Orimm Qber du Volkslied 61.
Qrimniflmil 48. 470.
OraadtTig Qber Nibelongen- and
VolanDgenüeder 476.
OrnBflformelii 848.
de Oubernatis Qber .Deberhim-
mel' 248.
Godrünarkrida III: Rbytbmne 421.
Onllveig 54.
GQthUc T. 1148f. Q. 1331f. S. 118.
Halbjabr and YoUjdir 93.
HfiQfoDgääS S.433f. 506; tod Ver-
gleichen 438.
M. Haapt Qber AasklingeQ antiker
Lieder 468; Qber Natnrgescbichte
des Epaa 586; Ober Sprache und
Poesie 486.
Haaptbegriffe Cap. U S. 16 f.
Häfamäl 44; Str. 75-76 S. 331;
EinsteilDDg Ton Versen 428; Wort-
wiederholangen 333.
Ha^necciaa Haaa Pfriem 110.
Hebritisches Siegeslied 466; Parallel*
verae 327; Zahlen 89; Zwillings-
fbnnel 347.
Hegel Qber die Edda 53.
Heilong als Wunder 47.
Heimweb 465.
Heinse Ober die Edda 53.
Heinsel Formelummlmig 6; flbor
Kenningar 168. 188; fibar dra
Stü d«r 1
16a 521.
HeiÜ i 8 S. 11611; Emngtm« 148;
Literatur 130£; Terbiltnin ni d.
Kenaingen 160. 188f.
belaggod aa, Ifii.
Held als Q«sKutaiid d. Oriicbts 56.
Heldenthaten 66; Heldentfpns 36.
Halgilieder: Paronomaiie in danseib.
801; H.H. H29CS.4S; B. H. H
89-40 and 48—44 3. lld.
Hetiaod: EÜnstellnng tn» Venen
' 429t.; Epitheton 168; KsmiBgar
189.
Herder Ober Kenningar 168; tber
SnbstantiT nnd Verb 17.
Heremdd 37. -
0. Hermann tib. Satzformeln 356.
G. Heaekiel 193.
Heaiod: reimende Namen 349.
Hiatns im VsiBSChlass 424.
HÜdegnnd 37.
Hilfeleistnng als KriegamotiT 57.
Hitftreiba eingeflickt 480 ; Spiel mit
HilfaTerbia 337.
.Himmel nnd Hfille" ^id. 43.
Hiatorische Fignren typiairt 40.
HOchate Dinge llOf.
Hof 68 f. 67; Hofbeamte 67; Hof-
dichter 66,
Hoffor; Qber DichterindiTidnali-
t&ten 471. 536.
.Hobeuollemaar" 192f.
HGhepnnIcte der Haadlnng 61.
Homerisch: Anapher 323; inneres
Object 299; Sprichwort 231. 466;
Zwillingsformel 247 ; s. aneb .grie-
chiscb'
hnuinhTair altn. 191.
HQnferd 40.
Hymiakrida: Kenningar 189; Rbytb-
mas 42b.
Hyndloljod 4.
543
Ideale §7 S. 108f. 69 f.; Ideal des
Fürsten ags. 376.
IdealisiDos der poetischen Sprache
489» der Stoffwahl 509.
Idealsprachen 168.
Ideen § 1 S. 16 f.; Ideenlehre 84.
Idiotismen der germ. Poesie 526.
R. Immermann: Rache d. Patrioten-
Kaspar 59; Spmchyertheilung 460.
Indisch: Ankündigung 368; heiti 146;
Kenningar 162 ; Rechtsfonneln89l ;
Refrain 355; Sprüche 456; Wort-
spielerei 298; hohe Zahlen 83;
Zahlenreihen 90; Zauberformeln
390; Zwillingsformel 247.
Indefinita am Versansgang 420.
Indianer: Parallelverse 327.
IndiTidnalisining der Kämpfe 61; in-
dividaeUe Gestalten 40.
Indogermanisch: Gebetformeln 891;
Geräaschbezeichnüngen 98; Ken-
ningar 162; Lieder 516; Sprach-
schatz 457. 459; Wortwiederholang
231; Zählung nach Nächten 93;
Zaubersprüche 231.
Innere Form der Poesie 489; innere
Sprache 485.
Interpolationen mit Wortanfoahme
324.
Intrignanten 38.
Irisch: Kenningar 158; Zahlen 90;
Zwillingsformel 247.
Istabj: Stein von 197.
F. L. Jahn über Volkstimm 520.
Japanisch: Refrain 355.
Jean Paul über Satzschlüsse 426.
Joseph über mhd. Zwillingsforroeln
251.
Jugendgeschichte 55. 469.
jüwezunge 269.
Kampf als normale Lebensform 41.
Katechetische Poesie 345 f.
Kategorien 511.
Keltisch s. «irisch*'.
Kenningar § 9 S. 1561 498; Defini-
tion 137; erste Glieder 185; zweite
Glieder 181; dreifache Kenningar
187; yerkürzte Kenningar 160. 189;
Literatur 161; Yerhältniss zu den
heiti 160. 1881
Kettenreime 235. 321.
Keyser über Thorgeir Afradskoll
534.
Kleidung 69.
Klimax 87. 436.
Klugheit: ihr Werth 72.
Köche als komische Figuren 38. 67.
Königsheiti 129; -ideal 378; -typen
36.
Konrad y. Würzburg: goldene
Schmiede 4; Zwillingsformeln 251.
Kosmographie 42.
Kosmologische Formeln 462.
Th. Körner 192.
Krieg 60.
Krimgotisches laed 227.
Kritik 530.
Kunst: bildende Kunst 66; Kunst-
dichtung altn. 258.
Kutrün: Ehestiftung 65; Gerlint
heisst Wölfin 112.
KTiduhattr 514.
Lachen als Abschnittsformel 391.
Lachmann über Kritik 471.
laene ags. 322.
läf ags. in Kenningen 198.
Lateinische Alliteration 249; Yers-
ausgänge 426 ; Zauberformeln 39 1 .
Leben : altgerm. Leben 69 ; tägliches
• Leben 65; Liebe zum Leben 72.
leikr altn. in Kenningen 194.
Lermoliew-Morelli 533.
J. L es sing über Fälschungen 226.
Liebe als Gegenstand der Dichtung
64. 72; als Kriegsmotiv 57; Lie-
besabenteuer 64.
Liederarten 23; -Sammlungen 475.
544
y. Liliencron über Runen 16f.
Literaturgeschichte: altgerm. S d2
S. 516 fL
Ljödahittr 514.
Logik, poetische 524; logische An-
ordnung 469.
Lokasennft: Einstellung ron Versen
428.
Loki as.
L 0 n g f e 1 1 0 w : Zwillingsformeln 252.
Loosen 337.
Lyrische Wendungen 387.
MacauUy' s. Lays 226.
fiiahl 52. 66 t
bi manna lease u. s. w. 45.
Marcellische Formeln 228.
Meer 185.
.Mensch": Kenningar dafür 196.
Meregarto 4.
Metapher § 24 S. 436 f. ; ihr Ursprung
486.
Methodologie § 34 S. 5301
metod markoda as. 154.
Metonymie 451.
Metrik, altgerm. § 31 S. 514 f.
Mittelalterliche Typen 110.
Mittelhochdeutsch: Antithesen 464;
bemde gemde 183 , Ceremoniell
390; Citate 269; Einführung neuer
Personen 373; Entsprechung von
stumpf und klingend 426; Gleich-
niss 451; Natureingänge 25; Re-
capitulationsformeln 307; offene
Reime 424; rührende Reime 237;
Rhythmus 421; Vergleiche 116;
Zwillingsformeln 250.
Mittelkehrreim 353.
Monat 93.
Montaigne über deutsche Trink-
lust 53.
H. Möller über Gliederung v. ahd.
Gedichten 468; über Zwillings-
formeln 251.
Motirenlehre 512.
Mfillenhoff über Gliederung der
altn. Gedichte 470; Ob. Siegtrieda
Ahnen 475.
Max Müller üb. Wortspielerei 896;
über Zahlworte 158.
Musiciren 67.
Nachdichtungen 525.
Nachruhm 72.
Nfichte: Zlhlnng nach Nichten 92.
nafiiapnlar 4.
Namengebnng 497f., Reime 310;
Sippen 310; Wortanfiiahme 311;
Tf^ auch «Eigennamen**.
Nationale Gegensätze 58.
Natureingänge mhd. 25; -poesie 467-^
-Schilderung 68 (s. jetzt 0. Lüning '
Die Natur in der altgerm. und
mhd. Epik Zürich 1889).
Nebenbegriffe Gap. HI S. 73 f.
Nebenwerk 61 f.
Negation angehängt 249.
Neidhart ron Reuenthal 246.
533.
Neugriechische Gebete 228.
Neuheit: Anpreisung derselben 362.
Neuhochdeutsche Geräuschbezeicfa-
nungen 98.
Nibelungennoth: Siegfrieda Tod
61; Hagens Wache 62.
Niedner über altn. Dichter 468,
471 f.
Nietzsche über Prophezeien 50.
Nj0rd und Skadi 465.
Novalis über Spruch Weisheit 453.
Oben und unten 248.
Object, inneres 299.
Objectivität 508.
Oddrun 41.
0|)inn und Faust 71, 529; Gt)inslied
535.
Orakelpoesie 338.
Ordalien 59.
Otfrid und Heliand 392. 431. 537.
545
Ovid: Flectirte WortwiBdorholnng
Fualldverae 1 16 S. 327 f . ; ags. S7? ;
ahn. 259-, ftUgemeiD 836 f.; Ter-
Ultsitt SU den Zwillingsfonnela
24Sf.
ParoemJACDB 822.
Puonomuie 299 t.
PitroDymiBche EeuDingar 196.
Pentameter, dentache 329.
Personificmtion 451.
Pferd in der mltgerm. DichtODg 66.
Physiologie 4S.
Pictet: E^mologien 487.
Platon: Ideenlehre 8fi; KeDniogar
167.
Poeüe, kltgenn.: ihre Stufe 10. 17;
poetische Welt 108 f.
Poetik § 80 S. 508 f.
Polyptoton 236.
Polt Ober flecäite Wortwiederbo-
Inog 287.
PrMensee 163.
dnPrel: Psychologie der Lyrik 493.
Friamel 86. 817. 434 f. 606.
ProphexeiiiDg 60.
Psychologische Gedi alte 66, Uomente
536.
Fythagoreer: KategorieD 462.
Qaellen dtärt 877.
Rachekriege 67.
„lUtheo" mit ionerem Objekt 299:
in Wortanfnahme 313.
Rlthsel: Eiogangsfonnel derselben
36S ; Verhättniss ztu- Renaing 160
Ranbztige 57.
RealisiQii£ 509 f.
Recapitnlationsformeln 367.
Rechtsfonneln 243. 260. 310. 337. 388.
Redaktor 476.
Reden der Sterbenden 61 (vgl. 51);
der Thiere 47.
Redner; Koflibniig denelben 870.
R^in 83.
Re£nin§17 S.S40f 506-, Beaehong
lam Gegenre&ain 866 f. ; TsriaÜon
im Refrain 119.
Regiosmil 46; Str. 5 S.48.
Rübenfolge der Lieder tö6.
Reim: 302 f.; in Eigennamen 810;
in Geränschworten 106; in Keu-
ningen 188; grammaüacher Rein
387; rflhrender Beim 804. 308.
ReimkOnste a^. 808.
R^mlied 306.
Reiten 66.
Retardirende Uomente 68. 469.
RjgstmU 66. 472 f.
Ritomeü 241
Roediger Aber poetische Variation
18.
Romanisch: Eidesformeln 890; Pa-
rallelTerse 840 ; Reimcomposita 296 ;
Wortspielerei 298; Zvilliogsfor-
metn 253.
Rffnning Ober Eenningar 191.
Robb in der altgerm. Dichtong 68.
Rothwelsch 163.
Rnbai and Ghasel 486.
Rodera 66.
Ruine 868.
Ronatal 495.
Rone: Begriff 494 f.
Ronen: älteste Runen 2. 21; Anwen-
dung 23; Besitz 34. 88 f.; Raob
48; Variation 26 t
Runenalphabet als Formelsammlung
] 2. 617; Keimingar 194. 610.
Ronennamen 21 f.
! Ruodlieb: Botenberichte 118: Cha-
rakteraeichnong 41; Fischfang 66:
Thiere 68; Variation des Ausdrucks
I 468.
I Sänger symbolische Figuren 38.
Sätze Cap. VIII S. 433 f.
546
1 § SOS. 891 Ci 866 r.
iiC^IXS.466f.
B 1S6.
Saxiu OlaichniMe 111; Refnhi-
stnphe 847 i Verte 4U.
Sdub 64.
Schaff«!: Debenetznog des Wit-
tharina 87.
Scbem der j^theflang 12.
Schenken ond Empfingen 389.
Schenkendorff 192; Seheren-
berg 198.
Scherer aber Aibeit des mhd. Dich-
ten 481; aber nationale Ethik 44.
621 ; Ponnelsammlimg 6 ; ttber For-
melsammlnngen 416; über stehen-
de Nachsibe S!%; Aber CispruBg
der NationalitU 69 ; über tTpiacbee
ReaÜBiniiB 36. 39. 509 f.; Ober
VolksindiTidaaUtat 521.
Schi&nameQ 183.
Schilderong von leblosen Dingen 68.
Schimpfworte 386.
Schlachten 66.
Schlachtschilderang 61.
ScbUflosigkeit 68.
Sefalagieim 301. 308.
Schlagworte 30.
Schlassfonneln 363 f.
J. Schmidt Ober SpracheDtrennoD-
gen 483.
Schmieden 66.
Schmuck 69.
L. Schneider ober .Hobenzollern-
aar- 192.
Schnelligkeit nicht gelobt 108.
Schönheit nicht gelobt 40.
SchCpfongabericbt 42.
Schriftsprache 12. 484.
Schnchardt Ober Rei merze ognog
117; aber Sprichwörter 462.
Schwedische Volkslieder 89,
Scbwerttanz 442.
Schwimmen 66.
Seefahrt 68.
Segen 48.
Sehnsneht 466.
Selbstmord 69.
SentesMB als AbechnittsConnel 377
nnd anch aSprichwSrter'.
Sepp Sber ilte ZwOlingsfbnnehi
247.
Shakespeare: "Marne im Jtilins
Caesar 449.
Sierers: Fon
sigil ags. für M 39.
Silben suchen aich 308. 809.
Singen als Tsfelfrende 67.
Sinnesrarwirmng ala Wander 47.
: Sppe 80. 68. 69.
1 Siben anf dem Bügel 373.
1 Skalda 4.
Skalden: Eenningar 158.
I Skandinarische Volkslieder: Re&aia
I 241.
' Skimismäl: Botenbericht 116: Str. 30
S. 494.
; Speerwnrf zanbert Krankheit an 19.
; SperTogel 884. 168.
'. Spiel 68.
; Spiellente 69. 519; Spielmannslieder
I 69 (Frende am Pnmk); 88 (u
j hohen Zahlen); 434 (allgemeiner
I Charakter).
i Spott: Gegenstände desselben 63.
; Sprache, poetische §88 S.483f 3 f.
! Sprachschöpfang 484.
I Sprichwort §26 S. 462f; in iuia<
pborischen Dreiieilem 38S. 361 f ;
Sammlungen 3.
' Sprache ans den Havamdl 72; igs.
493 9. anch .Denksprilche' nnd
.Sprichwörter".
Hme de Stael de l'AUemagne 476.
StSode 68; StandesTcrtret«- 83.
:.tef 346.
Steigerung 469.
Sticken 66.
, StÜ 479. 510 f.
; Stilgeschü^te § 89 S. 508 f.
547
StimroungeD gezeichnet 68.
Stoffwabl 42. 509.
Strophe and Vers 840; Strophenan-
fönge 367; -Schlüsse 867.
Starm 69.
Substantiv nnd Verb 17.
Sobstantivirung 17. 624; von Bewe-
gungsworten 107; Ton Geräusch-
worten 105; in Kenningen 183.
Sühne 58.
Superlativ umschrieben 215. 504.
Superlativsammlungen 110.
^sum**. anaphorisch 316. 318.
Symbolische Gestalten 32 f.
S}*mbolisiren des Gedankens durch
die Form 288. 339. 504 f.
Sjmons über Helgi- und Gudrun-
lieder 475.
Tacitus Germania 476. 516 Gap. 22
S. 441 über Trinkfreude der Ger-
manen 53.
Tageszeiten 94.
Tautologie 506.
Technische Satzformeln § 18 S. 355 f.
Terzine und Ritomell 435.
Tbeognis 322. 522.
Thiere: Interesse an Thieren 68; im
Vergleich 115.
Thorarin der Skalde 346.
Thorr 83.
Titel : Kenningar in denselben 158.
Tob 1er über Composition 159; über
Kenningar 196.
Tonbezeichnungen § 6 S. 98 f. 499.
Traditoren uniformiren 406.
Träger typischer Eigenschaften 110;
der Geräuschworte 106; der Ver-
gleiche 446 f.
Traugemuntslied 45. 470.
Träume 68.
Traumbilder 449.
Tragsteine : Fünfzahl derselben 89.
Typen metrische, nach Sievers 327.
413.
Typen poetische § 2 S. 31 f. ; typische
Darstellung 35; typischer «Realis-
mus 89. 509 f.
Uebertragung der Formeln 498.
Uhland: Formelsammlung 5; «was
rauschet und was brauset*" 107.
Umarbeitung von Versen 418.
Umgestaltung von Dreizeilem 317.
320; von Parallelversen 330.
Umschreibung des Superlativs 215.
504; der Tageszeiten 96.
Untreue 60.
U s e n e r über den Parvimiacus 322 ;
über Potenzirung typ Zahlen 84.
Tafprüdnismal 43.
Variation: Beispiele 120. 326: Ueber-
treibungen 117: Literatur 120;
Statistik 18; in der Verswieder-
holung 244; in der Wortwieder-
holung 229.
Vegtamskvida 43.
Veldeke über Schildknechte 60.
Verallgemeinerung der Termini ags.
105.
Verb und Substantiv 17. 107. 109;
s. auch u. „Substantivirung**; Verb
aus dem Substantiv gezogen 73;
Verba des Gebrauchs 151 ; der Be-
wegung 152.
Verbrechen 58.
Verdichtung 499. 503.
Vergleiche § 24 S. 436. 507; s. auch
„Gleichniss."
Verkleidung 60.
Verknüpfung von Gedichten und
Strophen 324.
Verse : Gap. VI S. 325 f. ; Stellung in
der Strophe 419 f. 425 f. ; Vers und
Gedicht 328; Zerlegung 244.
Versammlungen 52. 374.
Versanfange stehende 426.
Versausgäuge stehende § 22 S. 418 f.
92. 506.
35*
M8
Vengnippen Cap. VII 340 f.
Verwaydlnng ats Zaubei 19.
TiSkraedi 346.
VldsM 4.
Vieldeutigkeit 2S. 116.
VigDoli Ober Poesie and Wissen-
sehsft 159.
Vogelfing 66.
Volk als GegeosUad der Dichtnog
52.
Volkslied: Ijriscbe Wendungen 387;
Zahlen 89.
Volksin&rcben : Eingugsforniel 362.
Volljahr and Halbjahr 93.
TelandarkriSa: CbarakterzeichnDog
40; [ndividualiUU 477; Rhythmus
420; Wechsel tou stumpf und
klingend 126; Wortanf nähme 312.
Velnndr 40. 66.
Volaspi 42; Str. SO-Sl S. 496; Str.
46 S, 30.
Voluspä hin skamma 42.
Vorieichen 45.
Wache 62.
W. Waokernagel Voces variae 98 ;
Qber Zwillings forme In 252.
Waffen als Doterscheidungsmittel öl -,
WafFennahme 56; Waffenschmied
66.
Walthariua : Botenbericbte 1 18 ;
Kämpfe 61; CbarakteraeicbDung
37. 41.
Waither von der Vogelweide
verspottet offene Reime 424.
.Wanderer- V. 108—9 S. 321.
Weinen aia Abschoittstonnel 376.
Ch. Weise über antike unddeutscbe
Verse 328.
Welt als Gegenstand 42; poetische
Welt lOBf.; Weltanschauung ÖIO;
Weltgeschichte als Gegenstand 13,
Werbung 64,
WesBobrnnner Gebet 42. 290.
Wettgespräch 53. 63. 512, 31.
Whitney Aber Spracher^Bdun? 486.
Wiederholte Verse § 21 S. 407 f.
480.
Wieland der Schmied 66.
T. Willamowiti: Homerkritik 536.
Winter, Zählung nach Wintern 92.
Wolf als VerE^eichsthier 111.
Wolfram von Escbenbach Qber
epische Zeitangaben 106.
wolget&n und volgestalt 193.
Worte Cap. [V S. 116f.
Wortanbabme S 14 S. 311 1. 504; im
Dialog 11»; verbale 3S9. 523.
WortbUdung 460. 497f.
Wortgnippeo Cap. V S. 227 f.
Wortklassen in deraltgenu. Poesie 18.
WortschCpfuog poetische 195.
Wortspielerei ä 13 S. 296 f.: eigent-
liches Wortspiel 297; in Zwillings-
formeln 260.
WortsteUung 418f. 423-
Wortverdoppelung: echte 228; un-
terbrochene 228; varüite 229;
aectirte 230.
Wortwahl 196.
Wortwiederhoiung § 11 S.227f. 504.
522.
Wunder 46 f.
.Wunder der Schdpfang* 43.
Zablenangaben § 4 S. 73f.; bei Zeit-
angaben 91; inKlimu436; Zah- '
lenfaäafung 86; -reiheo 82 (germ.!,
90 (fremde); -Symbolik 89; -lau-
ber 90.
Zahle nTerhältniss in Gedichten 431.
477.
Zahlworte am Versanfang 426.
Zählen 74.
Zauber 49; durch Tränke 49; mit
Wo rtwied erhol nng 228; mit Zahlen
90; Zauberformeln 388. 494; -lie-
der 517.
Zauberspracb : ags. gegen Heien-
stich 314.
I I 6 S. 91f.; als Ab-
achnittBforme] 87S; ud Yereu-
&ng 427.
Zerlegen tod Venen SU.
Pb. T. Zesen Kenningar 16S.
ZweiBtftbigkeit 246, 611.
Zirillingsformelii § 12 S.240f.; utti-
thetüche 461 i Eotwidcelang 246 f.
293f.; Fonn 242; Literator 246;
Veibittniu m den ParaUelveraen
UBL 8S8f.
}x>ni für tinre alta. S9.
pTymslmOa: Botenber. 118; Rhyth-
mus 420.
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