Skip to main content

Full text of "Die altgermanische poesie nach ihren formelhaften elementen beschrieben"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


^^'53Z.X/ 


QrlFT  OP 


JAMES  BBYAin?  CONANT 


HARVARD  COLLEGE  LIBRAK 


j 


1 

J 


r 


V 


r 


altgermanisolie  Poesie 


foimelhait'ec  EünetT-rn  tr^^trieK-n. 


Bichard  X.  Herrr. 


BERLfN  1889. 
VERLAG    NUN    WILHELM    IIKUIV 


'r^g^X.A/ 


'i■(,53^.3./ 


X}ffuz-Yüt''(-<^ 


j  v-t<-»*yo. 


i3  3 


■■■I 


Dem  Andenken 


meines   verehrtesten   Lehrers 


Wilhelm  Scherer 


in  Dankbarkeit  gewidmet. 


Moral:  det  er  den  filologiske  dyaergeklogt, 
der  haenger  i  ordet,  og  derover  glemmer 
Verden.  En  sten  er  iuu  og  en  sten 
bliver  ban. 

PeterseD,  Bidrag  til  den  oldnordiske 
literaturs  historie  S.  106. 


Vorwort 


»Wenn  ein  Wandersmann  über  öde  Heiden,  Sonne  und 
Last  des  Tagee  getragen  hat,  und  in  der  Dämmerung  durch 
eng  gewundne  Grartenpfade  heimrieht,  legt  er  an  ihres  Grases 
Thau  den  Staub  seiner  Füsse  abstreifend  mit  schon  erfrischten 
Gliedern  und  sorgenfreier  die  letzten  Schritte  zurück.  In  solch 
einem  kühlenden  Behagen  werden  Epiloge,  die  wir  unsem 
Büchern  voraus  zu  setzen  pflegen,  niedergeschrieben,  um  Rechen- 
schaft von  dem  Greleisteten  zu  geben.  Verfehltes  zu  entschul- 
digen, Allgemeineres  nachzuholen.« 

So  beginnt  Jacob  Grimm  die  schönste  seiner  schönen  Vor- 
reden, die  zum  vierten  Theil  der  Deutschen  Grammatik.  Der 
Wohlklang  seiner  herrlichen  Worte  stehe  wie  ein  Segensspruch 
über  dem  Eingang  dieses  Buches,  dessen  Verfasser  nur  des 
Einen  sich  rühmen  darf,  welche  immer  frische  Freude  er  auf 
seinem  Weg  an  dem  Blick  auf  die  Werke  der  Meister  empfand, 
der  Meister  der  Dichtung  wie  derer  der  Forschung,  an  denen 
sein  Pfad  ihn  vorbeiführte.  Ueber  Geleistetes  habe  ich  wenig 
Bechenschaft  zu  .geben;  was  an  meiner  Arbeit  gelungen  sein 
mag,  überlasse  ich  den  Lesern  herauszufinden,  die  hoffentlich 
diese  Grossmuth  zu  eifrigem  Suchen  anspornen  wird!  All- 
gemeineres bringt  der  Schlusstheil  des  Buches;  so  bietet  dieser 
Raum  erwünschte  Gelegenheit,  Verfehltes  zu  entschuldigen. 

Vor  Allem  weiss  ich  mich  mannigfacher  Ungleichheiten 
schuldig,  in   der  Benutzung  der  Vorarbeiten  wie  in  ihrer  Aus- 


VIII 


Schöpfung,  in  der  Darstellung  und  Anordnung  wie  in  der  Ortho- 
graphie, und  besonders  auch  in  der  Art,  wie  ich  die  christliche 
Alliterationsdichtung  bald  herangezogen,  bald  zurückgeschoben 
habe.  Oft  ist  diese  Ungleichheit  mit  Verschiedenheit  des  be- 
nutzten Materials  zu  entschuldigen,  oft  fällt  sie  einfach  meiner 
Inkonsequenz  zur  Last.  —  Schlimmer  wäre  es,  wenn  trotz  dem 
liebenswürdigen  Entgegenkommen,  das  Verleger  und  Buch- 
drucker mir  zeigten,  Druckfehler  und  Versehen  verwandter  Art 
übersehen  sein  sollten;  dies,  hoffe  ich,  ist  nicht  häufig  der 
Fall,  und  die  Unmenge  der  nachzuprüfenden  Belege  diene  dann 
zur  Entschuldigung. 

Schuldig  weiss  ich  mich  femer  eines  Fehls,  der  wenigstens 
zu  den  Berufskrankheiten  des  Philologen  gehört:  der  Freude 
am  Citat  um  des  Citirens  willen.  Gewiss  hat  sie  mich  oft  zu 
imnöthigen  Anführungen  verleitet;  andere  mögen  Manchen  will- 
kommen sein,  und  das  Vergnügen,  für  eine  Stelle  bei  Walther 
von  der  Vogelweide  oder  Philipp  von  Zesen  im  Vorbeigehen 
eine  neue  Erklärung  abzupflücken,  gönne  man  dem,  der  so 
viel  schon  stehen  lassen  musste,  was  er  lieber  mitgenommen 
hätte.  Solche  Beziehungen  führen  doch  immer  ein  in  den 
lebendigen  Strom  der  stets  sich  erneuenden  Erscheinimgen. 
Andererseits  wird  man  auch  manchen  guten  Beleg  vermissen; 
besonders  bedauere  ich,  dass  ich  Otto  Lüning's  treffliches  Buch 
über  die  Natur  im  altgermanischen  und  mittelhochdeutschen 
Epos  erst  am  Schluss  der  Arbeit  benutzen  konnte.  Einiges 
ward  absichtlich  verschwiegen;  so  wie  ich  die  grundlegenden 
Arbeiten  von  J.  Grimm  Weinhold  Scherer  und  Heinzel  auszu- 
pressen suchte,  brauchte  nicht  Jieder  automatisch  wortregistrirende 
Aufsatz  der  Fachzeitschriften  ausgebeutet  zu  werden.  Auch  hat 
nicht  Jeder,  der  einen  kleinen  Fund  gethaii,  für  alle  Ewigkeit 
zu  verlangen,  dass  jedesmal  der  Erwähnung  der  Thatsache  sein 
unsterblicher  Name  beigefügt  werde.  — 


IX 


Andere  Fehler,  mehr  als  genug,  werden  Andere  aufweisen, 
statt  des  Verfassers:  {)ä  {)at  finnr,  er  at  I)ingi  k0mr,  at  hann 
ä  formaelendr  fa.  Weiss  ich  doch  selbst,  dass  es  mir  nicht  nach 
Wunsch  gelungen  ist,  durch  die  »stille  Logik  der  Thateachen« 
die  historischen  Anschauungen  sicherer  zu  ordnen  imd  zu  be- 
richtigen (wie  Paul  Heyse  von  Goedeke's  Grundriss  rühmen 
durfte).  Auch  die  werden  nicht  fehlen,  welche  von  Grund  aus 
schon  die  Anlage  des  Werkes  verurtheilen  und  die  Anschauungen, 
aus  denen  es  hervorgeht;  die  in  der  Ausdehnung .  der  ver- 
gleichenden Methode  auf  fremde  Literaturen  oder  gar  auf  die 
Gegenwart  dilettantische  oder  »feuiUetonistische«  Sünden  sehn. 
Solches  aber  kann  ich  meinem  Sündenbekenntniss  ^icht  anfügen: 
wo  ich  einen  Stein  beitragen  konnte  zu  dem  Bau  einer  objec- 
tiven  Poetik,  wie  Scherer  sie  plante,  da  habe  ich  es  freudig 
gethan: 

Wir  wollen  Bürger  werden  auf  dem  Boden, 
Den  imser  König  sterbend  sich  erobert!  — 

Berlin,  23.  Juli  1889. 


Inhalt. 


C&p^M  l    Binleitang  S.  1. 

Aufgabe  S.  1.  —  Geschichte  der  Formelaftmmluogen  zur  altgemh  Poesie 
S.  2  (alt0  Zeit  S.  2—5,  nene  Zeit  S.  5—7).  —  Stellung  zu  de&  Vorarbeiteii 
S.  7.  —  Skizze  einer  Geschichte  der  Formeln  S.  8.  —  Anordnung  der  Ar- 
beit hiernach  bestimmt  S.  11.  —  Schema  S.  12. 

Capitel  IL    Hauptbegriffe  der  altgermanischen  Poesie  S.  16. 

§1.  Ideen  S.  16.  —  Die  herrschenden  Ideen  nachgewiesen:  1.  durch 
die  Statistik  der  poetischen  Variation  S.  16.  — -  2.  durch  die  Namen  des 
Runenalphabets  S.  21  (Liedergattungen  S.  28,  Variation  der  Runen  S.  87, 
Eigennamen  S.  29).  —  Vergleichung  beider  Ergebnisse  S.  29.  —  §  2.  Typen 
S.  81.  —  1.  Symbolische  Gestalten  S.  32.  —  2.  Typische  Gestalten  S.  85. 

—  3.  Individuelle  Gestalten  S.  40.  —  Ergebniss  S.  40.  -*  §  3.  Motive  S.  iL 

—  Bilder  aus  dem  Leben:  1.  der  Welt  S.  42  (äussere  Beschreibung  S.  42, 
innere  S.  44)  —  2.  der  Götter  S.  46.  —  3.  Wunderbares  S.  47  (Beschwö- 
rung S.  47,  Fluch  und  Segen  S.  48,  Zauber  S.  49,  Prophezeiung  S.  50,  Eid 
und  Gelübde  S.  51).  —  4.  Menschen  S.  52  (Stände  S.  52,  Volk  S.  52,  Hof 
S.  52,  Gfastmahl  S.  53,  Schatz  S.  54).  —  5.  der  Einzelne:  der  Held  S.  55, 
(Geburt  S.  55,  Heldenthaten  S.  56,  eigene  Unternehmungen  S.  57,  Ursachen 
des  Krieges  S.  57,  Gewaltthaten  S.  59,  Frevel  S.  60,  Einzelheiten  des  Krieges 
S.  60;  Nebenwerk:  Seefahrt  Wache  Scheltkampf  S.  61 ,  retardirende  Momente 
S.  63;  Liebe  S.  64,  Freundschaft  S.  65,  tägliches  Leben  S.  65).  —  6.  Charaktere 

■^     und  Stimmungen  geschildert  S.  68.  ~  7.  leblose  Dinge  beschrieben  S.  68. 
*^.  —  Ergebniss  S.  69.  —  Bestätigung  durch  Spruchreihen  aus  den  Hav.  S.  72. 

.^/Capitel  IIL    Nebenbegriffe  der  altgermanischen  Poesie  S.  73. 

§  4.  Zahlenangaben  S.  73.  —  Einfache  Zahlen  S.  74  (Zahlenreihen 
S.  82,  Ergebniss  S.  84).  —  Zusammengesetzte  Zahlen  S.  85.  —  Zahlen- 
häufung  S.  86  —  Brache  S.  87.  —  Gesammtergebniss  S.  88.  —  Bestätigung 
durch  Zauberzahlen  S.  90.  —  §5.  Zeitangaben  S.  91.  ^  A.  Zeitangaben 
mit  Zahlenangaben  verbunden  S.  91  (die  Zahlen  S  91 ,  die  Benennungen 
S.  92).  —  B.  Zeitangaben  ohne  Zahlenangaben  S.  94:  L  Absolute  Zeit- 
angaben S.  94  (Tageszeiten  S.  94,  Contrast  S.  94,  Benennungen  S.  96).  — 


XI 

II.  Relative  Zeitangaben  S.  96  (Häufigkeit  S.  97,  Benennungen  S.  97).  —  §  6. 
Geräusch-  nnd  Tonbezeichnungen  S.  98.  —  Altnordisch  S.  99.  —  Ags. 
S.  101.  —  Vergleich  beider  Gruppen  S.  105  (Reim  S.  106,  tönende  Wesen 
und  Dinge  S.  107).  —  Anhang:  Termini  der  Bewegung  S.  107.  —  §  7.  Ideale 
S.  108.  ~  Die  ideale  Welt  als  Abbild  der  realen  Welt  S.  108.  —  Männer 
S.  110  (Ergebniss  S.  112).  —  Frauen  S.  112  (Ergebniss  S.  118).  —  Dinge 
S.  118.  —  Vergleich  der  altn.  nnd  ags.  Gleichnisse  S.  111 

Capitel  IV.    Worte  S.  116. 

§  8.  Heiti  S.  116.  —  Variationslust  S.  116  (in  Botenberichten  S.  118, 
im  Dialog  S.  118,  im  Refrain  S.  119,  in  Einleitongsformeln  S.  120).  —  Li- 
teratur S.  120  —  alphabetisches  Verzeichniss  S.  122 f.  ^  Ergebniss:  Begriffe 
S.  144.      Dialekte  S.  146.      Wortklassen    S.  148    (Variation    nach    dem 
Anlaut  des  Hauptwortes  S.  148 f.,  Bestätigung  durch  Verzeichniss  der  Verba 
des  Gebrauchs  S.  151  und  der  Bewegung  S.  152;  der  Gebrauch  der  unter- 
geordneten heiti  durch  ein  ags.  Beispiel  erläutert  S.  153).  —  §  9.  Renningar 
S.  156.  ^   Umschreibungen  im  allgemeinen  S.  156.  —  Verfahren  in  der 
altgerm.  Poesie  S.  157  (1.  Begriffe  S.  158,  2.  Bilder  S.  159,  8,  Combination 
S.  159).  —  Verhältiiiss  zu  den  heiti  S.  160.  —  Literatur  S.  161.  ~  Excurs 
über  die  Geschichte  der  germ.  Renningar  S.  162.  —  Verzeichniss  S.  I68f.: 
Götter  S.  164.  —   Einzelne  Personen  S.  165  (Ergebniss  S.  169).    --   Be- 
griffe S.  170f.   (Personen  S.  170,   der  menschliche  Rörper  S.  172,  Waffen 
S.  173,   Rampf  S.  174,  Naturgegenstände  S.  175,   Thiere  S.  177,   Werke 
menschlicher  Arbeit  S.177,  Tod  und  Grab  S.  178).    —    Anhang  verbaler 
Umschreibungen  S.  179.  ^  üebersicht  nach  den  zweiten  Gliedern  der  Um- 
schreibung S.  181  (Ergebniss  S.  182,  transitive  S.  183,  intransitive  Umschrei- 
bungen S.  183).  —  Üebersicht  nach  den  ersten  Gliedern  der  Umschreibung 
S.  185  (modale  und  finale  Umschreibung  S.  186).    ^    Dreifache  Renningar 
S  187.   —  Reim   S.  188.   —  Anhang   zu    §  8   und  9.     Heiti   und 
Renningar    S.   188.    —    Chronologisches  Verhältniss    beider    Gruppen 
S.  188.   —   Dialekte  S.  189.   —   Schichten  der  Appellativa  S.  190.  —  Ein 
altn.  Beispiel:  „hraunvalr"  S.  191.  —  Ein  nhd.  Beispiel:.  „Hohenzollemaar** 
S.  192.   *  Gemeingerm.  Synonymik  S.  194.  —  Methoden  der  chronologischen 
Controle  S.  194.  —  Ein  gemeingerm.  Beispiel:  „Sohn"  als  Glied  der  Ren- 
ning  S.  196.  —  §  10.  Epitheta  S.  196.  —  Verhältniss  zu  heiti  und  kenningar 
S.  196,  zu  den  Eigennamen  S.  197.  —  1.  Eigentliche  Epitheta  (für  einzehie 
Personen  S.  198,  für  Appellativa  S.  199).  —  2.  Farbenangaben  S.  201  (grün 
S.  202,  weiss  S.  202,   roth  S.  203,   schwarz  S.  204,   grau  S.  205,  andere 
Farben  S.  206).   —   Farbenhäufung  S.  206.  —  Farbencontraste  S  207.  — 
Farbenvergleiche  S.  207.  —   Farbige  Dinge  S.  207.    —   Farbensteigerung 
S.  208.  —  Ergebnis  S.  209.  —  3   Stoffbezeichnungen  S.  210  (golden  S.  210, 
silbern  S.  211,  eisern  S.  213).  —  4.  Superlative  S.  215  (heidnische  Gewohnheit 
in  älterer  S.  216,   in  jüngerer  Zeit  S.  217,   christliche  Art  S.  217).  —  Er- 
gebniss S.  218.     Das  Epitheton  vom  Hauptwort  abhängig:   etymologische 


xn 

und  ailiterirende  Epitheta.  Idealistiflche  Tendeni  aller  Epitheta  S.  890.  ~ 
Literatur  S.  222.  —  Anhang  in  %  10.  Feste  Apposition  S.  288.  —  Stia- 
dige  Begleitsfttze  S.  224. 

Capital  V.    Wortgrnppen  S.227. 

§  11.  Wortwiederholnng  S.  227.  —  1.  Echte  Wortwiederholnng S.  28& 

—  2.  Unterbrochene  Wortwiederholung  S.  288.  —  8.  Yariirte  Wortwieder- 
holnng S.  229.  —  4.  Flectirte  Wortwiederholnng  S.  280  (Bedentong  der 
Figur  S.  280,  Yerzeichnifls  der  altgerm.  Steüen:  mit  PriLpoaition  S.  888, 
ohne  Präposition  S  284,  Ergebniss  S.  285).  —  Anhang:  Flectirte  Verbal- 
an&ahme  S.289.  —  §12.  Zwillingsformeln  S.  840. —Definition  S.84a 
~  Verhftltniss  zu  andern  Figuren  (Grundbegriffe  der  tantologischen  Zwillin^i- 
formeln) :  Verhältniss  zu  den  Parallebersen  S.  242.  —  Ursache  der  Häa- 
figkeit  dieser  Figur  S.  244.  —  Entwicklungsgeschichte  der  Zwillingsformel 
S.  246  (ein  Torhistorisches  Beispiel  der  begrifflichen  Zwillingsformel  S.  246,  ein 
germ.  Beispiel  der  metrisch-gefestigten  Zwillingsformel  S.  260,  Ergebniss 
S.  261).  —  Literatur  S.  261  —  Verzeichniss  S.  268.  A.  Alliterirende 
Zwillingsformeln  S.  263.  1.  altn.  S.  268  (SubstantiTa  S.  258,  AdjectiTa 
S.  256,  Verba  und  Participia  S.  256,  Adferbia  S.  257,  Ergebniss  S.  267: 
ältester  Kunstdichtung  eigenthümlich  S.  258,  metrische  Gestaltung  S.  269, 
Umgestaltungen  S.  259).  —  2.  ags.  S  260  (Substantiva  S.  260,  Adjectiya 
S.  269,  Verba  und  Participia  S.  274,  Adverbia  und  Präpositionen  S.  276, 
Ergebniss  S.  276:  Chronologie  S.  277,  Umgestaltungen  S.  278:  a)  Anglei- 
chung,  ß)  Anreimung,  y)  Ausdehnung,  '))  Störung  der  Symmetrie:  ungenaue 
Zwillingsformeln,  c)  Erweiterung).  —  3.  ahd.  S.  283.  —  B.  Reimlose 
Zwillingsformeln  S.  283.  —  1.  altn.  S.  283  (Substantiva  S.  288,  Adjectira 
S.  283,  Verba  und  Participia  S.  283,  Adferbia  S.  288,  Ergebniss  S.  288).  — 

2.  ags.  S.  285  (Substantiva  S.  286,  Adjectiva  S.  287,  Verba  und  Participia 
S.  288,  Adverbia  S.  289,  Ergebniss  S.  289).  —  8.  ahd.  S.  29a  --  C.  End- 
reimende Zwillingsformeln  S.  291.  —  1.  altn.  S.  291.  —  2.  ags.  S.  291.  — 

3.  ahd.  S.  293.  —  Gesammtergebniss  S.  298.  —  Anhang:  Reimcomposita 
S.  296.  ~  8  13.  Wortspielerei  S. 296.  --  Allgemeines  S.  296.  —  1.  Doppel- 
deutigkeit S.  297.  ~  IL  Formelles  Wortspiel  S.  298  f    —  Literatur  S.  29a 

—  Verzeichniss  S.  298 :  A.  Adnominado  S.  298  (Ergebniss  S.  299).  — 
B.  Paronomasie  S.  299  (Ergebniss  S.  oOl).  —  C.  Endreim  S.  302f.  —  1.  altn. 
S.  308:  a)  Namen  S.  303,  b)  andere  Fälle  S.  308;  Ergebniss  S.  304.  — 
2.  ags.  S.  304:  a)  innerhalb  eines  Verses  S.  304,  b)  innerhalb  eines  Vers- 
paares S.  305,  c)  am  Schluss  zweier  Halbverse  S.  305,  a)  die  beiden  Hälften 
eines  Vollverses  reimen  S.  305,  ß)  der  zweite  Halbvers  eines  Vollverses 
reimt  mit  dem  ersten  des  folgenden  VoUverses  S.  307,  /)  Cäsurreim  in  den 
folgenden  Vollvers  verlängert  S.  307,  o)  der  erste  Halbvers  eines  Vollverses 
reimt  mit  dem  ersten  des  folgenden  VoUverses  S.  307,  s)  ein  Halbvers  reimt 
mit  einem  weiter  abstehendea  Halbverse  S.  307,  d)  am  Schluss  zweier  Voll- 
verse S.  307,  a)  Vollvers  reimt  mit  folgendem  Vollvers  S.  307,  ß)  mit  weiter 


xm 

Bbstehendem  VollTers  S.  808.  Ergebniss  S.  808.  --  8.  alts.  S.  808.  —  4.  ahd. 
S.  809.  ^  Gesammtergebniss  S.  810.  —  Anhang:  Analogie  der  Namen- 
gebung  S.  810.  —  §  14.  Wortanfnabme  S.  811.  —  Wuriel der  Wortaufnabrae 
S.  811.  ~  Wortanfnabme  I.  im  Dialog,  II.  sonst:  1.  einfache  Wortaufnahroe, 
a)  altn.  S.  812,  b)  ags.,  abd.  S.  814.  —  2.  gesteigerte  Wortanfnabme:  Ana- 
phora, a)  altn.  S  815  (anapboriscber  Dreizeiler  S.  816,  Umgestaltungen  des- 
selben S.  817),  b)  ags.  S.  818,  Vergleich  b^der  Gruppen  S.  818,  c)  as., 
ahd.  S.  820.  —  Gesammtergebniss  S.  821  (ein  urgerm.  anaphorischer  Drei- 
lefler  S.  821).  —  Literatur  S.  828.  —  Anhang:  Epiphora  S.  828.  —  Wort- 
anfnahme  als  redactionelles  Hilfsmittel  S.  824. 

Capitel  VI.    Verse  S.  825. 

§  15.  Doppel  verse  S.  825.  —  Kur  altn.:  Verzeichniss  der  Fälle  S.825. 

—  Ergebniss  (Vertheilung  S.  825,  Stellung  S.  82G,  Form  S.  826).  —  1. 16. 
ParallelverseS.  827.  —  Alter  und  Bedeutung  S.  827.  —  Wurzel  der  germ. 
Parallelverse  S.  828.  —  Verbältniss  zu  den  Zwillingsformeln  S.  829.  — 
Ahd.  ags.  as.  Fälle  S.  880.  —  Verzeichniss  der  altn.  Fälle  S.  881  f.:  I.  Voll- 
ständige Parallelverspaare  S.  832:  1.  zwei  parallele  Kurzverse  S.  882.  ~ 
8.  zwei  parallele  Langverse  S  382.   —   8.  drei  parallele  Kurzverse  S.  838 

—  4.  ein  Kurzvers  zwei  anderen  parallel  S.  838.  —  5.  zwei  parallele  Kurz 
verse  einem  Langvers  parallel  S.  838.  —  6.  zwei  parallele  Halbstrophen 
S.  883.  —  7.  drei  parallele  Halbstrophen  S.  333.  —  8.  parallele  Vollstro- 
phen S.  883  —  9.  weitergehende  Häufungen  S.  334.  —  II.  Unvollständige 
Parallelverspaare  S.  384:  1.  zwei  parallde  Kurzverse  S.  334.  —  2.  zwei 
parallele  Langverse  S.  384.  —  8.  drei  parallele  Kurzverse  S.  385.  —  4.  drei 
parallele  Langverse  S.  835.  —  5.  zwei  parallele  Kurzverse  einem  Langvers 
parallel  S.  335.  —  6.  weitergehende  Häufungen  S.  885.  —  Anmerkung: 
chiastische  Stellung  S.  836.  —  Ergebniss  S.  836  (Vertheilung  S.  336,  Be- 
deutung: die  Figur  ist  archaistisch  S.  887;  Form  S.  337,  Ursprung  S.  338, 
Entwicklungsgeschichte  der  Parallelverse  und  Zwillingsformeln  S.  339).  — 
Literatur  S.  889. 

Capitel  VIL    Versgruppen  S.  840. 

§17.  Refrain  und  Gegenrefrain  S.  340.  —  Alterund  Bedeutung 
S.  840.  —  Verhältnis»  beider  Figuren  zu  einander  S.  841.  —  Verzeichniss  der 
Fälle  S.  841  f.  —  I.  Refrain  S.  341:  1.  altn.  S.  341.  —  2.  ags.  S.  342.  — 
Ergebniss  S.  343  (Länge  S.  343,  Stellung  im  Gedicht  S.  343,  Vertheilung  Ober 
die  Lieder  S.  344,  Entwicklung  des  Refraius  S.  345).  —  IL  Gegenrefrain 
S.  847:  1.  ags.  S.  347.  —  2.  altn.  S.  348:  a)  ein  Verstbeil,  b)  eine  Zeile, 
c)  zwei  Zeilen,  d)  eine  Halbstrophe  mit  Variation,  e)  eine  Halbstrophe  ohne 
Variation,  f)  mehr  als  eine  Halbstrophe,  g)  Gegenrefrain  mit  Zählung,  An- 
merkung: Gegenrefrain  berührt  sich  mit  Verswiederholung  S.  350.  —  Er- 
gebniss 8.  351  (Beziehung  einzelner  Refrains  zu  Gegenrefrains  S.  351).  — 
Entwicklungsgeschichte  der  Refrains  und  Gegenrefrains  S.  351.  —  IIL  Mittel- 


UV 

refraiitS.  868.  —  Lüeratnr  S. 864.  —  §  18.  Technische  Satsformela 
S.  856.  —  Alter  und  Bedeotong  S.  366.  —  A.  EIngangiifonneln  S.  867:  L  Eln- 
gauig  Tom  Sftnger  and  Znhörer  S.  867,  a)  Betheuerong  der  Wahrheit  S.  867,  b) 
Ermahnung  zor  Anfmerksamkeit  S.  858.  —  2.  Eingang  Tom  Stoif  S.  868, 
a)  Ton  der  Sitaation  ans  S.  368,  a)  Zeitangabe,  ß)  Ortsangabe,  y)  Frage 
nach  Held  oder  Handlang  S.  868,  b)  von  einem  allgemeineren  Begriff  ans 
S.  859.  Anhang:  Eingangitbnneln  der  ags.  Rithsel  S.  859.  —  8.  keine  Ein- 
leitung S.  869.  —  Ergebniss  S.  860  (Anmerkong:  die  Anpreisung  der  Neu- 
heit fehlt  S.  862).  --  B.  Schlussformeln  a  868:  1.  im  Prisens  S.  868.  — 
2.  im  Prfttoritam  S.  364.  —  8.  Prftteritam  and  Futurum  oombinirt  S.  864. 
—  4.  im  Futurum  S.  364.  —  6.  kein  Abschhiss  S.  364.  —  Ergebniss  S.  866 
(Analogie  mit  der  Entwicklung  der  Eingangsformeln  in  zunehmender  Sub- 
jecti^ittt,  in  Dehnung,  in  Sonderstellung  der  ags.  Poesie).  —  Anhang: 
Eingangs-  und  Schlussformeln  fOr  einxelne  Strophen  S.  867.  —  A.  Strophen- 
einführung S.  367.  —  B.  StrophenschlOsse  S.  367:  1.  Recapitulationsformel 
S.  367.  --  2.  Definitionsformel  S  368  (Entwickelung  derselben  S.  368).  — 
G.  Abschnittsformeln  S.  370. '  —  I.  ObjectiTe  Abschnittsformeln  S.  870.  — 
1.  Einführung  des  Redners  S.d70:  a)  Ankündigung  der  Rede  S.  370,  b)  Auf- 
forderungzur  Rede  S.  371,  c)  einfache  Einleitung  der  Rede  S.  871,  d)  eigent- 
liche Einführung  des  Redners  S.  371,  e)  Ankündigung  der  Antwort  S.  371, 
f)  einfache  Einleitung  der  Antwort  S.  372.  —  2.  Zeitangaben  als  Abschnitts- 
formeln S.  372.  —  3.  Einführung  neuer  Personen  S.  372 :  a)  tou  schon  ein- 
geführten Personen  ausgehend  S.  372,  b)  Situation  der  neuen  Person  be« 
schrieben  S.  373.  —  4.  Symbolische  Handlungen  S.  374:  a)  Versammlung 
berufen  S.  374,  b)  der  Held  erbebt  sich  S.  374,  c)  er  durchschreitet  den 
Saal  S.  375,  d)  er  erwacht  ans  dem  Schlaf  S.  375,  e)  Auflachen  S.  376, 

f)  Weinen  S.  376.  —  5.  die  Conjunction  «bis  dass*  S.  376.  —  H.  Subjectire 
Abschnittsformehl  S.  376:  6.  Anmerkungen  des  Dichters  S.  376.  a)  Betheue- 
rung  der  Wahrheit  S.  376,  b)  Bfabnnng  zur  Aufmerksamkeit  S.  377,  c)  Ver- 
sicherung der  Merkwürdigkeit  S.  377,   f)  erklärende  Anmerkungen  S.  377, 

g)  ermahnende  Anmerkungen  S.  377,  h)  halb  erklärend  halb  betrach- 
tend S.  378.  —  Ergebniss  S.  379  (Anmerkung:  Berührung  mit  anderen 
Figuren  S.  380).  —  Literatur  S.  380.  —  §  19.  Geremonielle  Satzformeln 
S.  381.  —  Alter  und  Bedeutung  S.  381.  —  Verzeichniss  S.  383  f.: 
1.  Frage  nach  dem  Namen  S.  383.  —  2.  Nennung  S.  384.  --  3.  Be- 
grüssung  S.  384.  —  4.  Verfluchung  S.  385.  —  5.  Eid  S.  386.  —  6.  Anrede 
im  Gespräch  S.  386.  —  7.  Befehl  als  Bitte  S.  386.  —  8.  Ermahnung  im 
Gespräch  S.  387.  —  9.  lyrische  Wendungen  in  der  eleganten  Gonversation 
S.387;  10.  Zauberformeln  S.  388;  11.  Rechtsformeln  S  338;  12.  Schenken 
und  Empfangen  S.  389;  13.  Gebet  S.  389.  —  Literatur  S.  390.  —  §  20. 
Andere  Satzformeln  S.  391.  —  Entstehung  S.  391  (Vergleichung  eines 
entsprechenden  Stückes  aus  Otfrid  imd  Heliand  S.  392).  —  Alphabetische 
Verzeichnisse  S.  393 f.:  1.  gemeingerm.  Satzformeln  S.  393,  2.  altn.  Satz- 
formeln S.  400,   3.  ags.  Satzformeln  S.  404,    4.  as.  Satzformeln  S.  406, 


XV 

6.  abd.  Satifonoeb  S.  406.  —  Anmetkniig:  ollm&bliche  Feetignog  der  Satz- 
formeln  S.  406,  —  |  21.  Wiederholte  Verse  S.407.  —  Bedlhraog  mit 
anderen  Figoren  S.  407.  —  Veraeichniss:  1.  alte.  Falle  S.  407  (Ergabnise 
S.  412:  Terbreitnng  —  CmgestattaDg  —  Form).  E.  age.  FSIle  S.  414.  — 
Gesamnitef^biiies  S.  416  (gemeingenn.  Verse?  S.  416).  —  Literatur  S.  417. 
|2S.  Stehende  Versanegänge  S.  416.  —  Verbältniss  der  poetiBcheo  snr 
Dormaleo  Wortstellung  S.  418.  —  Stellnng  dee  Verses  iu  der  Strophe  S.  419. 

—  Veraeichniss  S.  421f.:  1.  alto.  FiUe:  a)  Wahl  des  ScUnsswortee  nach 
der  Bedeutung  S.  422,  b)  Wahl  des  Schlnsswortes  nach  dem  Klang  S.  424. 

—  Ei^buise  S.  425.  —  Anbang:  stehende  VerBaoflDge  S.  426:  k)  WaU 
des  Aohngsivortefl  nach  der  Bedeutung  S.  426,  b)  Wahl  des  Anfangswortes 
nach  dem  Klang  S.  427.  —  Ergebnias  S.  427.  —  Umgestaltnog  alter  Verse 
durch  Anstellung  in  neue  Verse  S.  427:  altn.  Beispiele  S.  428,  as.  Bei- 
spiele S.  429,  VersansgSoge  in  Edda  nud  Beliand  verglichen  S.  430,  in 
Eeliud  und  Erist  S.  481.  —  2.  as.  F&tte  S.  432:  a)  für  den  ersten  Halb- 
vers,  b)  fDr  den  zweiten  Halbrers.  —  Ergebniss  S.  432. 

Capttel  VIII.  Sitie  S.  438. 
g  23.  Hllnfnng  S.  439.  —  Alter  und  Bedeutung  S.  433.  —  Priamel 
S.  434,  (ein  urgenn.  Beispiel?  S.  434,  formelle  Entwickelnng  S.  436).  — 
Klimax  S.496.  —  §  24.  Vergleich  und  Metapher  S.436.  —  Schichten 
des  bildlichen  Ausdrucks  S.  436:  altn.  u.  ags.  verglichen  S.  437.  —  Ver- 
aeidmi»  S.  43Sf.:  I.  Hetaphem  S.  4S9.  1.  vom  Menschen  nnd  mensch- 
liehen Leben  S.  439,  2.  vou  Thiereu  und  ihrem  Than  S.  440,  3.  von 
NatorgegenstAnden  S.  440,  4.  von  Werken  menschlicher  Arbeit  S.  440.  — 
Ergebniss  S.  441:  altn.  Metaphern  S.  441,  ags.  MeUphem  S.  442.  —  11. 
Vergleiche  S.  448.  A.  Qegenstfinde  der  Vergleictinng  S.  443  1.  aus  dem 
menschlichen  Leben  S.  443,  2.  ans  dem  ThierreJch  S.  443,  8.  aus  dem 
Pflanzenreich  S,  444,  4.  andere  Naturgegensttode  S.  446,  6.  verarbeitete 
Natnrgegenstftnde  nnd  andere  Dinge  S.  446.  —  b)  Träger  der  Vergleichnng 
S.  443,  1.  abermenschlicbe  Wesen  S.  446,  2.  Menseben  S.  446,  3.  Thiere 

5.  447,   4.  Naturgegenst&nde    S.  447,   6.  verarbeitete  Gegenstände  S.  447, 

6.  Abstracto  S.  447.  —  Ergebniss  S.  448.  —  Auhaug:  Räthset  S.  449.  — 
Traumbilder  S.  449  —  falsche  Dentuugeu   S.  460.   —    I^teratnr  S.  450.' 

—  Anmerlmng:  Verhlltniss  der  Vergleiche  zum  epischen  Leben  (ein  mhd. 
Beispiel)  S.4ßl.  —  §26,  Sprichwörter  S.  452.  —  Form  S,452.  —  Ver- 
arbeitung (eine  mhd.  Analogie)  S.  452.  —  Verzeichniss  S.  453,  1.  altn. 
S.  453,  2.  ags.  S.  455,  3.  abd.  S.  456.  —  Bi^bnise  S.  466  (idg.  a.  urgerm. 
Spmchschatz  —  Entstehung  von  germ.  Sprichwürtem  —  Vertheilnng).  — 
Anhang:  Entlehnungen  und  Citate  S.  458.  —  §  26.  Antithese  S.  460.  — 
Alter  und  Bedeutung  S.  460.  —  Antithese  in  Zwillingsformeln  S.  4C1,  an 
anderen  Stellen  S.  463.  —  Antithetiscber  Bau  ganzer  Gedichte  S.  465.  — 
"  r  S.  466. 


XVI 

Capittl  IX.    Satsgrappen  S.  466. 

§  27.  Aufbaa  der  Gedichte  S.466.  —  Venchiedene  Regeln  ftlr  ver- 
schiedene Arten  and  Perioden  der  Dichtung  S.  466.  ^  A.  Angemeiner  Auf- 
bau S.  467  1.  Epische  Gedichte  S.  467:  a)  Einzellieder  S.  467,  b)  Sammei- 
lieder  S.  468.  —  Anmerkung:  retardirende  Momente  S.  469.  —  2.  Ono- 
mische Gedichte  S.  469:  a)  Einzellieder  S.  469;  ein  altn.  Beispiel  S.  469, 
b)  Sammellieder  S.  470.  —  Ergebniss  S.  470.  —  B.  Aufbau  im  Einaelnen 
S.  471:  die  Rigs|>ala  als  Beispiel  S.  471.  —  Anhang:  Aufbau  von  Gedicht- 
gruppen —  Sagenkreisen  —  Liedersammlungen  S.  476  (Grflnde  des  steigen- 
den Auf  bans  S.  476.   ^  Yerhftltniss  zu  einzelnen  Formelklassen   S.  477. 

—  Ergebniss:  Antheil  des  ordnenden  Dichters  S.  477.  —  Literatur  S.  477. 

—  Schlnss.    Die  Formeln  und  der  Stil  der  altgerm.  Poesie  S.  478.  ^ 

Capüel  X.    Ergebnisse  S.  481. 

§  28.  Zur  Charakteristik  der  poetischen  Sprache  S.  488.  — 
Die  poetische  Sprache  ein  kunstmässig  herausgebildeter  Dialekt  S.  483.  L 
Sie  \&t  nicht  eine  besondere  Sprache  S.  483.  —  IL  Sie  ist  ein  Dialekt 
S.  484,  ohne  eigene  Sprachschopfung  S.  484,  wie  alle  Dialekte  entstanden 
S.  485.  —  III.  Ihre  Eigenart  ist  konsequente  Fortbildung  dor  in  der 
Sprache  gegebenen  Anlagen  S.  486:  1.  in  Bezug  auf  die  innere  Form:  a)  das 
etymologische  Moment  (in  Epitbetis)  S.  489:  Begriff  der  Rune  S.  494  und 
der  Runenerfindung  S.  494 f.  —  2.  in  Bezug  auf  die  äussere  Form:  S.  497 
(Kenningar  —  AnalogiebilduDgen  —  Zerfall  und  Pflege  ganzer  Wortklassen). 

—  Das  Verhältniss  der  poetischen  zur  alltägüchen  Sprache  vergleicht  sich 
demjenigen  der  Namengebung  zur  poetischen  Sprache  S.  499  (Substanti- 
virung  —  Gondensirung  —  Idealisirung).  —  Ergebniss  S. 502.  —  §29.  Zur 
altgermanischen  Stilgeschichte  S. 503.  —  Gesetz  der  Gondensirung 
S.  503  (scheinbare  u.  wirkliche  Ausnahmen).  —  FormelkJasseu  S.  504:  1.  sym- 
bolische Formeln  S.  504  (Wortwiederholung  —  Wortaufnahme  —  Parallelis- 
mus der  Theile);  2.  technische  Formeln  S.  505:  a)  zur  Herrorhebuug 
einer  an  sich  wichtigen  Stelle  S.  505,  b)  zur  Hervorhebung  einer  für 
die  Gliederung  des  Gedichtes  wichtigen  Stelle  S.  507.  —  Ergebniss: 
Zunahme  der  technischen  Rücksichten  S.  507.  —  §  30.  Zur  altgerma- 
nischen Poetik  S.508.  —  l.  Innere  Form  S.  508.  —  IL  Stoffwahl  S.  509. 
III.  Stil  S.  510.  —  IV.  Motivenlehre  S.  512.  —  V.  Aeussere  Form  S.  513. 

—  VI.  Uebergangserdcheinungen  S.  513.  —  §31.  Zur  altgermanischen 
Metrik  S.  514.  —  Einzelnes:  Der  anaphorische  Dreizeiler  und  seine  Bedeu- 
tung S.  514.  —  Der  Dreireim  und  seine  Wirkung  S.  514  —  Allgemeine 
Bewegung  der  altgerm.  Metrik  S.  515  (Bestand  vor  und  nach  der  altgerm. 
Periode  S.  515).  —  SchrauckmitieJ :  Reim,  Assonanz  S.  516.  —  §.32.  Zur 
altgermanischen  Literaturgeschichte  S.  516. 1.  Idg.  Zeit  S.  516.  —  11. 
ürgerra.  Zeit:  erste  Periode  (Tacitus;  Priamel)  S.  516;  zweite  Periode 
(Runensprüche  —  Zauberdichtunff,  Schöpfuugsbericht  —  Scheltlieder,  Ora- 
kelpoesie) S.  517;  dritte  Periode  (Parallelverse  —  Refrain  —  Vergleiche) 


XVII 


S.  518.  —  m.  AJtferm.  Zdl  S.  518  (Soudereutwickelnng  d«r  Angeleacbsen, 
der  SkwdiiuLTier  nnd  Dentschei))  ~  Ei^ebDJss  S  519.  —  §  33.  Zar  ver- 
gleichenden Liter atar geschieh te  S.  630.  —  Der Chanüner  einer  Volks- 
iodirjdaaliUt  kuin  am  Besten  aas  Sprache  nnd  Literator  6er  Nation  erkannt 
werden  S.  520,  aber  nur  aaf  vergi  eichendem  Wege  S.  &21.  —  I.  Der  alt- 
gem.  Literatur  sind  mit  anderen  Literaturen  gemein  Figoren  (vor  ADem  symbo- 
lische Figuren)  S.  531,  Weiterentwickeln  Dg  bestimmter  Fignren  S.  528, 
Formen   der   Gedieh tcompomtion    S.  524,   literariBche  Bewegungen   S.  526. 

—  U.  Der  altgerm.  Literatur  scheinen  bestimmte  ZQge  eigentbOmlich  S.  5S6. 

—  Versnch,  dieselben  zu  denten  S.  627.  —  Ei^bnisu  S.  529.  —  §  84. 
Zur  Methodologie  S.630.  —  1.  Znr  niederen  Kritik  S.630.  —  S.  Znr 
halberen  Kritik  S.  630.  —  3.  Zur  literarhistorischen  Gnippirong  S.  638.  — 

4.  Znr  Antorschaftekritik  S.  535.  —  5.  Zur  Datimng  S.  687.  —  Scbloss 

5.  538.  — 

Register  S.  539.  —  / 


Abkürzongen. 


Aelfred  =>  Aelfrcda  Tod,  Qreio  Bibl. 

I  367. 
AetheL  =  Aethebtui,   Greio   Bibl. 

I  362. 
AkT.=AtlakTia&,  HUdebraDd'B  Edda 
-  S.  258. 
D.  Alt.  =3  MQllenboS.  Denlache  Al- 

torthonulctrade  (veoD  obne  Zusatz 

ist  Band  V,  I  gemeint). 
AIt.  —  AlTissmal,  Hildebnuids  Edda 

S.  81. 
An.  ~  Andreas,  Grein  Bibl.  U  9. 
Anz.  f.  d.  Alt  =  Anzeiger  fOr  deat- 

whes  Alterthnm. 
Atlm.  —  AtUmal,  Hildebrand's  Edda 

S.  270. 
Ansg.  LB.»  Ausgabe  letzter  Hand. 
Az.  s  Azarias,  Grein.  Bibl.  I  115. 

B.  —  Beövnlf,  Grein  Bibl.  I  266. 
BeÖT.  <B  Beövnif.  Grein  Bibl.  I  265. 
Bot.  —  Botschaft  des  Gemahls,  Qrein 

Bibl.  I  246. 
Brot  a  Brotaf  SigurdaikviLtu,  Hild. 

Edda  S.  211. 
Bjrht.  =  Bvchlnotl,  Grein  Bibl.  1 343. 

CPB.  •=  Corpua  poeticnin  boreale 
edited  by  VigfusaoD  and  Powell. 

CrS.  =1  bi  moona  crättum,  Grein 
Bibl.  1  204. 

Chat  =  CjnewTilfa  Crist,  Grein  Bibl, 
1  149. 


Duo.  : 
Deör 


'  Daniel,  Grein  BiU.  I  94. 
=  Dedm  Klage,   Gr^  BibL 


Dom.  =  Ddmea  dig.  Grein  BibL  1 186. 
DrÄp    =    Drap   Niflnnga,   Hildebr. 

Edda  S.  339. 
Eidg.  »  Eidgar,  Qrein  Bibl.  I  365. 
Eidm.  =>  Eidmund,  Grein  BibLI36&. 
E.i(iv  =ßUheard,  Grein  Bibl.  1368. 
El.  =  Elena,  Grein  Bibl.  D  106. 
Ex.  =  Exodus,  Grein  Bibl.  I  '6. 
Fdf.  =  FiUsmdl.  Hüd.  EddaS.  193. 
Fata.  =•  FaU  Apoatolomm,  Grein 

Bibl.  n  7. 

Fin.  =  Kampf  um  Finnsborg,  Grein 

Bibl.  I  341. 
den.  ^  Genesis,  Grein  Bibl.  I  1. 
Gnom.  ■■  Gnomica,  Orein.  Bibl.  II. 

339.  346. 
Gr.  =  J.  Grimro's  Grammatik. 
Qrim.   =  Qrimnismäl,  Hild.  Edda 

S.  69. 
Grip.  =  Gripiaspd  Hild.  Edda  S.  177. 
Gatb.  =  Gathükc,  QreiD  Bibl.  II  31. 
GuCI.  I II UI  =  GuiJrÜDarkYiila,  Hild. 

.Edda  S.  215.  240,  260. 
Guit.  h».  =  Gutlrünar  hTOOt,  Hild. 

Edda  S.  390. 
H.  =  Hdvamal,  HUd.  Edda  S.  86. 
llamiT.  =  Kamitiamal,    Hild.   Edda 


r*1- 


Harb.  »  Hirbwdsljod,  ffild.  Edda 

S.  45. 
HiT.  s  HaTamil,  Hild.  Edda  S.  86. 
Heinxel  «s  Stfl  der  altgerm.  Poesie 

QF.X. 
H.  H.  ^  Helgakvida  HondingsbaDa, 

mid.  Edda  S.  150,  162. 
H.  HL  SS  Helgakrida  Hjorrardssonar, 

Hfld.  Edda  S.  140. 
Hei.  =s  Heliand,  herausg.  t.  Sleyers. 
Hei.  »  Helreid  Bryiihüdar,   HUd. 

Edda  S.  236.  ' 
Hüd.  s  HOdebrandslied,  MSD  lU. 
Hö.  s  Höllenfahrt,  Grein  Bibl.  1 101. 
Hj.  ^  Hymnen  und  Gebete,  Grein 

Bibl.  n  280. 
Hym.  8  Hjmiskvida,  HUd.  Edda 

S.  27. 
HjndL  »  Hjndluljöd,  Hfld.  Edda 

S.  121. 
H.  Z.  s=  Hanpt'6  Zeitschrift  f&r  deut- 
sches Alterthum. 

Jud.  s  Judith,  Grein  Bibl.  I  120. 
Jul.  s  Joliana,  Grein  Bibl.  H  52. 

KL  s  Klage  der  Fran,  Grein  Bibl. 

I  245. 
KL  Sehr.  ^  Kleine  Schriften. 
Kr.  s»  Gesicht  Tom  heiligen  Kreuz, 

Grein  Bibl.  ü  148. 

Lir.  o:  F4der  lärcvidas,  Grein  BibL 

n  347. 
Lease  ss  bi    manna   lease.    Grein 

BibL  U  142. 
Lok.  SB  Lokasenna,  Hild.  Edda  S.  34. 
Lüning  ■»  H.  Lünings  Edda. 
Lüning  Natur  «=  Otto  Lüning,  Die 

Natur  im  altgerm.  und  mhd.  Epos. 

Nen  SB  Menologium,  Grein  BibL  II 1. 
Met  SS  Aelfreds  Metra,  Grein  BibL 

n  295. 
MF  SS  Minnesangs  Frühling,   her. 

Ton  Moriz  EEaupt 


M6d.  8K  bi  manna  mdde.  Grein  BibL 

I  210. 
MSD.  SS  Müllenhoff  und  Scherer, 

Denkmiler. 
Musp  =  Mospüli,  MSD  n. 

Odd.  »  Oddiinargratr,  Hüd.  Edda 
S.  252 

Fan  SS  Panther,  Grein  BibL  I  238. 
PBB.  8  Paul  und  Braunes  Beiträge. 
Pf.  G.  SB  Pfeiffers  Germania. 
Phar.  8  Pharao,  Grein  BibL  U  850. 
Phon.  8  Phönix,  Grein  BibL  I  215. 
Ps.  =  Psalmen,  Grein  BibL  H  147. 

i^F  SSE  Quellen  und  Forschungen. 

B.  SS  Rigst)ula,  HUd.  Edda  S.  112. 
RA.  =  J.  Grimms  Rechtsalterthümer. 
R&t  SS  R&thsel,  Grein  BibL  U  869. 
Reg. »  Reginsmal,  Hüd.  Edda  S.  186. 
Reim. «  Reimlied,  Grein  BibL  H 187. 
Rig.  SS  R)gst)ula,  Hüd.  Edda  S.  112. 
Ru.  SS  Ruiae,  Grein  BibL  I  248. 
Run.  ^  Runenlied,  Grein  Bibl.  U  851. 

Sal.  i»  Salomo  und  Satumus,  Grein 

Bibl.  n  354. 
Sat.  SS  Crist  und  Satan,  Grein  BibL 

I  129. 
Schö.  SS   Wunder    der   Schöpfung, 

Grein  BibL  I  213. 
Seef.  »  Seefahrer,  Grein  Bibl.  1 241. 
Sgdr.  SS   Sigrdrifumäl,   Hüd.  Edda 

S.  202. 
Sig.  sk.  SS  Sigurdarkvida  in  skamma, 

Hild.  Edda  S.  220. 
Sinf.«.SinQotlalok,  Hild.  Edda  S.  175. 
Skim.  =  Skirnismal,  Hüd.  Edda  S.  53. 

Taf.  «  VafiDrüdnismil,  Hüd.  Edda 

S.  60. 
Veg.  i»  Yegtamskvida,   Hüd.    Edda 

S.  18. 
Vid.  —  Vidsid,  Grein  BibL  I  251.  ^ 


VoL  =  Voluspi.  HIldL  Edda  S.  1.  Wesa.  Q.   «s  Wessobninner  G 

VoL  sk.   3s  Voluspm  hin   skamma»  MSD.  L 

'ffild.  Edda  S   187. 

Vt.  =  bi  manoa  rrrde,  Grem  KW.  ■  3&«b.  =»  ags.  Zaobersprfiche,  G 

I  307.                 '  Wolcker  KW.  I  312. 

i  Zs.  »  Hanpf 8  Zeitschrift  für 

WaL  s:  Verse  Tom  Walfisch,  Grein  sches  Alteffthom. 

KW.  I  235. 

Wb.  =  Wörterboch.  pr.  »  t)rTiBalrfkIa,  Hfld.  Edda 

Andere  Abkünangen  rerstehen  ikh  nm  selbbt 


C^ltel  I. 

Einleitung. 

In  der  vorliq^den  Arbeit  h&be  ich  mir  die  Au^abe  ge- 
stellt, Allee,  was  innerhalb  der  altgermanischen  Poesie  formel- 
haft ist,  SU  Baiameln  und  zu  einem  Gesammtbüde  zu  vereinigen. 
Ich  verstehe  dabei  unter  „altgermanischer  Poesie"  die  uns  er- 
haltenen Reste  etabreimender  Dichtung  bei  den  germanischen 
Stämmen,  und  zwar  vorzugsweise  diejenigen,  welche  von  christ- 
hch-gelehrtem  Einfluss  nicht  berührt  sind.  Dnd  ich  verstehe 
unter  „Formeln"  alle  diejenigen  Mittel  des  Ausdrucks,  die 
häufig  genug  auftreten,  um  der  Poesie  einen  eigenartigen  Cha- 
rakter zu  verleihen. 

Eine  derartige  Aufgabe  hat  die  unerwünschte  EigenthÜm- 
hchkeit,  dase  wer  sie  lösen  will  als  sein  eigentlichee  Verdienst 
gerade  das  erstreben  muse,  wae  zu  erreichen  er  am  wenigsten 
hoffen  darf:  Vollständigkeit.  Denn  m  spitzen  Definitionen  und 
dem  geietreicben  Spiel  mit  abgezogenen  Begriffen  unsem  Ehr- 
geiz zu  befriedigen,  haben  wir  verlernt,  und  für  die  berechtigt« 
und  ersprieBsüche  Deutung  der  Formeln  in  historischer,  philo- 
lo^scber  tmd  psychologischer  Hinsicht  haben  allzu  treffliche 
Vorgänger  schon  daa  Beste  getban.  Die  Formelsammlungen 
zur  Geschichte  der  germanischen  Literatur  haben  eine  so  alte 
und  ^anzvoUe  Geschichte,  wie  kein  zweites  Werkzeug  unserer 
llayar,  AltfamumiHlM  Foul*.  1 


^ 


llterarhiBtorischen  Forschung.  In  solchen  Sammlungen  haben 
die  frühesten  Führer  des  deutschen  Geistes  den  Gewinn  ihrer 
Erfahrung  und  ihres  Nachdenkens  niedergelegt,  und  an  solchen 
Sammlungen  haben  die  grossen  Begründer  der  Wissenschaft 
vom  deutschen  Greiste  mit  Ruhm  ihr  Nachdenken  und  ihre 
Erfahrung  geübt. 

Gleich  den  ersten  grossen  geiEitigen  Erwerb,  von  dem  wir 
wissen,  haben  die  Germanen  ausgewerfhet,  um  in  Formelsamm- 
lungen die  Weisheit  der  Väter  aufzuspeichern  und  zu  behüten. 
Die  uralten  Namen,  mit  welchen  sie  die  von  den  Römern 
entlehnten  Buchstabenzeichen  benannten,  waren  zugleich  Stich« 
Worte  für  festgeprägte  Aussage-  und  Forderungssätze,  deren 
Typus  die  ags.  » Denksprüche  c  am  getreuesten  bewahren  mögen. 
Und  wahrscheinlich  waren  in  derselben  Weise  schon  die  Namen 
jener  symbolischen  Ideogramme  verknüpft  worden,  mit  denen 
die  Grermanen  der  taciteischen  Zeit  Zauber  trieben  und  vor 
allem  die  Götter  befragten.  Wurde  eine  Reihe  solcher  formel- 
haft starrer  Sätze  durch  den  Faden  des  Alphabets  zusanmienK 
gehalten,  so  stützten  Buchstabennamen  und  Lehrsätze  sich 
gegenseitig  im  Gedächtniss.  —  Diese  ältesten  Runenlieder 
aber   können    wir    nur   erschlieseen;    als    letztes    Ueberbleibsel 

9 

besitzen  wir  nur  vielleicht  den  altgermanischen  Begleitsatz  der 
F-Rune.  Aber  Runenlieder  jüngerer  Art  sind  uns  ausdrücklich 
bezeugt;  ein  Schatz  zauberkräftiger  Formeln  wird  dem  Of)inn 
als  Grundlage  seiner  Macht  zugeschrieben,  einen  Schatz  zauber- 
kräftiger Formeln  soll  Sigrdrifa  ihrem  Befreier  als  Grabe  des 
Dankes  spenden,  und  diese  mythischen  Formelsammlungen  sind 
das  Abbild  derjenigen,  deren  Besitz  für  die  Fahrenden  Quelle 
des  Erwerbs  und  des  Ansehens  war.  — 

Unterscheiden  sich  nun  aber  Formelsammlungen  solcher 
Art  von  dem,  was  wir  jetzt  gewöhnlich  unter  diesem  Namen 
verstehn,  doch  noch  in  dem  Punkt,  dass  sie  aus  selbständigen. 


einzeln  brauchbaren  Stücken  zuBammengefügt  sind,  so  fehlt 
ee  dem  germanischen  Alterthum  keinesw^s  an  Zusammen- 
stellungen unselbständiger  und  einzeln  nicht  verwendbarer 
Formeln  zu  praktischen  Zwecken.  Auf  der  Grenze  zu  solchen 
Compilationen  stehen  die  Sprichwörtersammlungen ,  welche 
schon  sehr  früh  auftreten,  bald  unverarbeitet  (so  auf  deutschem 
Boden),  bald  in  einen  Rahmen  gefasst  (wie  "die  alten  H4vamäl 
und  die  ags.  „Lehren  des  Vaters").  Denn  da£  Sprichwort 
ist  nur  dazu  da,  um  angewandt,  benutzt,  auf  einen  bestimm- 
ten Fall  bezogen  zu  werden.  Andere  Acerrae  und  Thesauri 
verwandter  Bestimmung  dürfen  wir  niit  Bestimmtheit  voraus- 
setzen. So  war  z.  B.  den  altgermanischen  Fürstenhöfen 
genaue  'Eenntniss  der  Grenealogie  und  sonstiger  Personalver- 
hältnisse bei  ihren  Nachbarn  von  hoher  Wichtigkeit  —  nicht 
blos  der  Aufmerksamkeit  wegen,  niit  der  jeder  Adel  solche 
Dinge  verfolgt,  sondern  auch  um  des  höchst  reellen  Interesses 
wegen,  welches  rechtliche  Fragen  wie  Erbschaft  und  Blut- 
rache mit  sich  bringen.  Im  Gefolge  jedes  Fürsten  scheint 
nun  ein  Höfling,  irgend  ein  alter  vielerfahrener  Mann,  gleich- 
sam amtlich  diese  Kenntniss  gehegt  zu  haben,  der  so  in  der 
lebendigen  Bibliothek  der  Höfe  den  Gothaischen  Almanach 
vertrat,  wie  im  Norden  der  Gesetzsprecher  das  Gesetzbuch,  oder 
wie  der  Spielmann  Schwankbuch  \md  Unterhaltungslektüre. 
Seine  besondere  Aufgabe  war  es,  über  fremde  Gäste  zu  nnter- 
richten,  um  vor  lügenhaften  Angaben  und  vor  Verletzungen  der 
Etikette  zu  schützen.  Dieser  introducteur  des  ambassades  (är 
and  ombiht  Beov.  336  vgl.  D.  Alt.  V.  289)  wird  auch  seinerseits 
durch  eine  stehende  Formel  charakterisirt:  chüd  ist  mir  al  ir- 
mindeot  sagt  Hildebrand,  cui  noti  sunt  regiones  et  noti  domini 
bene  heisst  es  im  Ruodheb,  \md  genau  ebenso  wird  noch  Hagen 
mit  den  Worten  eingeführt:    Dem    sint   kunt   diu    riebe  und 

elliu  fremdiu  laut  (vergl.  Zs.  29,  131  Anm.;    ähnlich  übrigens 

1* 


auch  Vaf.  43).  Man  wird  nicht  xweifehi  kSnnen,  dass  diese 
Hof genealogen  ihr  Wissen  in  gereimten  Registern  der  Ffirsten- 
geschlechter  bewahrten  und  überlieferten  —  Register,  fOr  die 
das  Hyndluljöf)  ein  klassisches  Master  giebt  und  xu  denen  die 
nafnaf)ulur  der  älteren  und  jüngeren  Bdda  kleinere  Gegenstücke 
liefern.  (Solche  poetische  Adelslezika  kannte  auch  das  griechi- 
sche Alterihum:  v.  Willamowits,  Homerische  Untersuchungen, 
S.  148).  Von  dem  Rahmen  eines  lyrischen  Gedichts  sind  solche 
Denkverse  im  Vidsid  zusammengehalten.  —  Auch  an  Meregarto 
darf  erinnert  werden. 

Der  letzte  Schritt  endlich,  um  aus  den  anfllnglich  so  inhalt- 
reichen Formelsanmilungen  leere  Hilfsmittel  für  den  praktischen 
Gebrauch  zu  machen,  geschah  im  Norden.  Ein  Gtodicht  wie 
die  AlvissmU  ist  von  der  Einkleidung  abgesehen  völlig  gleich- 
artig mit  einer  Zusammenstellung  wie  die,  welche  Sievers  seiner 
Heliand- Ausgabe  beigefügt  hat:  unter  den  betreffenden  Schlag- 
wörtern werden  die  zur  Verfügung  stehenden  Sjmon]^^^  ange- 
führt. In  grossem  Massstabe  bietet  dann  das  alte  „Lehr-  und 
Handbuch  der  Skaldschaft''  (MüUenhoff  Alterthumskunde  V  168) 
Register  dieser  Art  und  die  Eklden  bedeuten  in  dieser  Hinsicht 
wie  in  jeder  anderen  den  Höhepunkt  der  Literaturgeschichte  im 
germanischen  Alterihum.  — 

'  Im  deutschen  Mittelalter  sind  Sammlungen  poetischer 
Formeln  nicht  nachzuweisen;  die  typischen  Epitheta  und  Ver- 
gleiche wie  die  immer  neu  verwandten  festen  Verse  scheinen 
lediglich  in  verarbeiteter  Grestalt  von  einem  Sänger  dem  andern,, 
von  einer  Generation  und  Landschaft  der  andern  überliefert 
worden  zu  sein.  Auch  eine  Codification  bestimmter  Ausdrücke, 
wie  es  z.  B.  die  goldene  Schmiede  für  die  Marienformeln  ist, 
dient  nicht  praktischen  Zwecken  und  ebenso  sind  Sprichwörter- 
Sammlungen  wie  die  Freidanks  autonom.  Eigentliche  poetische 
Formelbücher  ganz  von  der  Art  der  Skälda  begegnen  uns  erst 


wieder  in  der  nhd.  Poesie,  in  den  poetischen  Hülfsbüchem  des 
siebzehnten  Jahrhunderts  (v.  Waldberg,  Die  deutsche  Renaissance- 
Lyrik,  6.  229  f.),  und  sie  sind  auch  hier  gerade  wie  dort  Sym- 
ptome der  Verknöcherung  einer  zu  poetischem  Kunsthandwerk 
herabgesunkenen  Berufsdichtung.  — 

Doch  nicht  bloss  die  praktischen,  auch  die  theoretischen 
Zwecken  dienenden  Formelsammlungen  erfreuen  sich  eines  ehr- 
würdigen Alters.  Parallelstellen  hatte  schon  die  antike  Philo- 
logie der  Griechen  und  Römer  gesammelt,  und  da£  Bibelstudium 
heiligte  dann  das  Aufsuchen  anologer,  sich  gegenseitig  bekräf- 
tigender oder  erklärender  Stellen.  P^r  die  Greschichte  der 
deutschen  Literatur  aber  waren  es  auch  hier  die  Männer,  welche 
man  überall  als  Bahnbrecher  zugleich  und  als  unerreichte  Muster 
zu  nennen  hat,  die  Anfang  und  Vorbild  schufen.  Ludwig 
Lliland  hatte  schon  1824  da£  Meisterstück  beschreibender  Lite- 
raturgeschichte, die  Abhandlung  über  den  Minnesang  abge- 
schlossen, in  der  ein  imendlicher  Reichthum  von  typischen 
Anschauungen  und  Ausdrücken  aufgespeichert  war.  Aber  dies 
Werk  ward  erst  1870  veröffentlicht  und  so  ward  der  Leitstern 
aller  diesbezüglichen  Arbeiten  auch  hier  Jacob  Grimm.  Li  der 
Grammatik  und  in  vielen  anderen  Arbeiten,  namentlich  in  den 
Rechtsalterthümem  von  1828,  hatte  er  auch  über  das  Gebiet 
der  germanischen  Poesie  hinausgehend  formelhafte  Termini  imd 
Sätze  mit  jener  unvergleichlichen  Belesenheit  angehäuft,  mit 
jenem  feinen  Sinn  gedeutet,  die  ihm  eigen  waren.  Aber  eine 
eigentliche  Sammlung  poetischer  Formeln  der  altgermanischen 
Poesie  gab  er  erst  1840  mit  dem  Anhang  zu  Andreas  und 
Elene,  nachdem  für  die  mhd.  Poesie  ihm  W.  Grimm  mit  den 
Anmerkungen  zum  Freidank  1834  und  zur  goldenen  Schmiede 
1840  vorausgegangen  war.  Konnte  auch  unmittelbar  nach 
jener  lebensvollen  und  klaren  Interpretation  formelhafter  Wen- 
dungen eine  so  wüste  Compilation  wie  1841  die  Eiseleins  er- 


6 

acheinen«  so  zeigte  sich  doch  bald  die  Fracht  von  J.  Grimm's 
vorbildlicher  Arbeit  in  xwei  schönen  und  inhaltsvollen  Abhand- 
lungen: in  Vilmars  Alterthfimem  im  HeUand  1846  und  Wein- 
holds  Spicilegium  formularum  1847. 

Hatte  man  bis  dahin  vonugsweise  Uebereinstimmungen 
aufgesucht,  so  begann  man  nach  einer  längeren  Pause  die 
Formeln  auch  als  unterscheidende  Merkmale  xu  prüfen.  Den 
Anstoss  zu  einem  frischen  Aufschwung  des  Formelstudiums  gab 
wohl  die  Veröffentlichung  von  Uhlands  Schriften  1870,  für  die 
neue  Richtung  aber  scheint  das  Werk  eines  klassischen  Philo- 
logen bestimmend  gewesen  zu  sein:  die  zweite  Sammlung  von 
Immanuel  Bekkers  Homerischen  Blättern,  1872  erschienen, 
welche  epische  Formeln  vorzugsweise  der  altfranzösischen  Dich- 
tung denen  der  griechischen  Volksepen  gegenüberstellte.  Da- 
nach wandte  Scherer  in  den  Deutschen  Studien,  besonders  in 
dem  zweiten  Heft  1874,  die  Formelvergleichung  an,  um  auf 
dem  Boden  gleicher  Grestaltungen  das  Mass  poetischer  Individu- 
alität zu  bestimmen,  und  1875  machte  Heinzel  in  seiner  höchst 
anregenden  Schrift  über  den  Stil  der  altgermanischen  Poesie 
den  kühnen  Versuch,  auch  dies  Mittel  zur  Ergründung  der 
poetischen  Volksindividualität  zu  verwerthen. 

In  beiden  Stadien  hatte  die  Greschichte  der  theoretischen 
Formelsanmilungen  mit  der  Geschichte  der  theoretischen  Metrik 
eine  Aehnlichkeit  gezeigt,  die  auf  innerer  Analogie  beruhte. 
Und  so  war  es  für  beide  Grebiete  auch  derselbe  Mann,  welcher 
eine  nene  Aera  eröffnete,  indem  er  von  aller  Speculation  zunächst 
absehend  energisch  auf  eine  vollständige  Aufnahme  des  wirklich 
Vorhandenen  ausging.  Sievers'  mustergiltiges  Formelverzeichniss 
zu  seiner  Heliandausgabe  erschien  1878  und  hat  auf  alle  Arbei- 
ten dieser  Art  einen  entscheidenden  Einfluss  geübt.  Diesmal 
folgte  die  mhd.  Formelsammlung  der  altdeutschen  nach,  indem 
1882  Wilmanns'    vorzüglicher  Anhang    zu    seinem  Leben   und 


Dichten  Walthere  erschien.  Aob  der  lunfänglicheu  Zahl  klei- 
nerer Sammlungec,  die  sich  diesen  Mustern  anschloBeen ,  hebe 
ich  hier  nur  hervor  Arndt  Ueber  die  aJtgermanische  epische 
Sprsdie  Tübingen  1877,  Merbach  Das  Meer  in  der  Dichtong 
der  Angelsachsen  Breslau  1884,  Otto  Hoffmann  Beimformeln  im 
Westgermanischen  Freiburg  1885,  W.  Bode  Die  Kemüngar  in 
der  ags.  Dichtung  Strassburg  1886,  Schütze  Beiträge  zur  Poetik 
Otfrieds  Kiel  1887.  Die  meisten  Bearbeitungen  haben  die 
Formeln  der  ags.  Poesie  gefunden  —  leider  sind  es  neben  den 
angeführten  zum  Tbeil  vorEüglicben  8chrift«n  auffallend  oft 
Abhandlungen  von  erschreckender  Oedaokenannath  und  sklavi- 
scher  Kachahmung  einer  allerdings  praktischen  Schablone. 
Für  die  altn.  Form^  hat  wen^steoe  bestimmte  Klassen  Grön- 
dals  Clavis  poetica  antiquae  linguae  septentrionalie  schon  1864 
erschöpfend  behandelt.  —  Die  entsprechenden  Arbeiten  «ur 
Eenntniss  der  mhd.  Formeln  habe  ich  Zs.  f.  d.  Alt.  29,  131 
verzeichnet.  — 

Den  Gedanken,  auf  die  lange  Reihe  dieser  Vorarbeiten  eine 
umfassende  Sammlung  der  Formeln  in  der  altgermanischen 
Poesie  aufzubauen,  gab  mir  mein  verehrtester  Lehrer.  Scherers 
vissenschaftiichee  Interesse  bewegte  üch  in  jener  Zeit  haupt- 
sächlich um  die  Probleme  der  neu  zu  errichtenden  Poetik,  und 
als  eine  spedelle  Poetik  war  auch  diese  Arbeit  gedacht:  als 
eine  nach  Möglichkeit  vollständige  Beschreibung  der  in  dieser 
Poesie  vorhandenen  Formen  dichterischer  Produktion  (vgl. 
Scherere  Literaturgeschichte  S.  770  Poetik  S.  64).  Nur  was 
der  Metrik  oder  der  Grammatik  (namentlich  der  Syntax)  ange- 
hört, hatte  ausser  Betracht  zu  bleiben.  —  Wäre  dieses  Ziel  erreicht 
worden,  so  würde  die  Zusammenstellung  der  charakteristiecben 
Züge  einerseits  für  die  Geschichte  der  deutschen  Literatur  und 
die  Beurtbeilung  bestimmteT  Epochen  und  Individuahtäten  neue 
Grundlagen  liefern,    andererseits  zur  vergleichenden  Literatur- 


8 

geschichte  den  Baustein  einer  ersten  exakten  TCinielanfnahTne 
abgeben.  Wie  weit  ich  indess  hinter  der  Aalgabe  soräokgebliebai 
bin,  weiss  ich  nur  zu  gut  Dennoch  wird  man  der  Arbeit 
hoffentlich  etwas  anmerken  von  dem  freudigen  Eifer,  mit  dem 
ich  Scherers  Andeutungen  auszuführen  versuchte,  von  der  Freude, 
welche  gekrönt  wurde  durch  seine  Anerkennung  der  ihm  vor- 
gelegten Arbeit  und  die  Erlaubmss,  die  Schrift  ihm  widmen 
zu  dürfen.  Aber  ich  habe  das  fertiggestellte  Buch  ihm  nicht 
überreichen  können.  Feminis  lugere  honestum  est,  viiis  me- 
minisse.  — 

Die  Eintheilung  des  Stofb  suchte  ich  der  unge&hren  Ent- 
wicklung der  Formeln,  wie  ich  sie  mir  denke,  anzupassen; 
vor  allem  aber  ging  mein  Augenmerk  darauf,  sie  recht  praktisch 
und  übersichtlich  zu  gestalten«  Um  meine  Disposition  zu 
rechtfertigen,  bedarf  es  daher  einiger  Worte  über  Entstehung 
und  Entwicklung  der  Formeln,  über  die  in  der  Schlussab- 
handlung des  Buchs  dann  eingehender  wird  gehandelt  werden 
können.  — 

Wie  entstehen  poetische  Formeln?  Wir  können  auf  den 
seit  Herder  unendlich  oft  wiederholten  Satz,  die  Poesie  sei 
älter  als  die  Prosa,  hier  natürlich  nicht  näher  eingehen.  Lassen 
wir  aber  auch  seine  zweideutige  Wahrheit  dahingestellt,  so  ist 
jedenfalls  so  viel  sicher,  dass  von  vornherein  das  Material  der 
Poesie  mit  dem  der  Alltagssprache  identisch  ist.  Erst  die 
Verwendung  dieser  allgemeinen  Sprache  zu  Zwecken  der  Dich- 
tung bringt  eine  besondere  Abart  des  sprachlichen  Vorrats  zu 
Stande.  Erstens  nämlich  übt  die  specielle  Verwendung  eine 
sondernde,  mindernde  Wirkung  aus.  Alle  älteste  Poesie,  min- 
destens soweit  wir  hier  uns  mit  ihr  zu  beschäftigen  haben, 
besitzt  —  nicht  nur  für  uns,  sondern  an  sich  —  einen  feier- 
lichen, mehr  oder  minder  dem  religiösen  nahe  stehenden  Cha- 
rakter.    Weil  sie  diesem  nicht  zusagen,  fallen  zahllose  Begriffe, 


Worte,  auch  wohl  schon  'Wortvorbindungen  auBser  Betracht. 
Noch  grösser  ist  jedenfalls  die  Zahl  derjenigen  Worte  und 
Wendungen,'  die  thatsächlich  poetisch  Terwandt  worden  sind, 
neben  anderen  aber  sich  nicht  behaupten  konnten,  weil  diese 
anderen  bei  gleichem  Inhalt  formell  der  dichterischen  Ver- 
wendung besser  entsprachen  —  ein  Froseee  der  Auslese ,  der 
räch  unaufhörhch  wiederholt.  Sobald  die  metrische  Form  eich 
genügend  befestigt  bat,  kommt  mit  ihr  ein  zweites  Kriterium 
für  die  poetische  Verwendbarkeit  des  Sprachstofte  zur  Oeltung 
und  beseitigt  wieder  bis  dahin  Brauchbares  und  Gebrauchtes. 
Eine  noch  engere  Auswahl  trifft  dann  der  Geschmack  der  Zeit, 
der  Schule,  de«  Dichters  u.  B.  w.  —  Zweitens  aber  hat  die 
poetische  Verwendung  auch  das  Vermögen,  ni  schaffen  und 
EU  mehren.  Zur  Erhöhung  des  feierlichen  Charakters,  zur 
sich^-en  Erzielung  einer  bestimmten  Wirkung  werden  Wort- 
Tsrhindongen,  auch  wohl  Worte  neu  versucht,  auf  die  die  ge- 
wöhnliche Sprache  nie  geführt  hatte.  Mt  der  strengeren 
Festigung  der  Form  wird  der  Einäuse  des  bereite  is  den 
poetischen  Vorrath  aufgenommenen  Materials  auf  den  neu  auf- 
zunehmenden Sprachstoff  immer  grösser  und  der  letztere  wird 
in  manigfaltiger  Art  nach  der  Analogie  des  ersteren  umge- 
wandelt —  Auch  hier  findet  dann  wieder  eine  unaufhörUche 
Sichtang  statt.  So  bildet  sich  aus  der  allgemeinen  Sprach- 
weise  heraus  eine  poetische  Sprache,  die  der  Alltagsrede  schliess- 
lich geradezu  fremd  g^enüberstehen  kann.  In  völlig  analoger 
Weise  bilden  sich  wieder  mit  der  Zeit  innerhalb  der  poetischen 
Sprache  einzelne  Abarten,  so  dass  die  klassische  Philologie  zu- 
treffend von  einem  heroischen,  elegischen,  melischen  Dialekt 
spricht. 

Diese  letztere  Scheidung  ist  für  unsere  Arbeit  nicht  durch- 
zuführen, da  in  der  altgennanischen  Dichtung  aus  der  chorischen 
Poesie  heraus  die  Gattungen    sich  noch  nicht  zu  wirklich  ge- 


10 

trennten  Sonderezistenzen  heraiugearbeitet  haben.  Zwar  ist  die 
Entfernung  von  der  Älltagssprache  in  dieeer-Zeit  onsweifelhaft 
schon  eine  beträchtliche;  durch  jahrhundertelange  dichterische 
Thätigkeit  hat  sich  ein  reicher  Sprachschati  der  Dichtung  an- 
gehäuft, der  in  Worten  und  Wendungen  oft  genug  deutlich 
das  Gepräge  eines  »erhöhten  Stils«  trägt.  Eine  Beeinflussung  durch 
kunstmässige  Absichten  und  Versuche  aber  zeigt  sich  erst  ein 
Beginn,  reicher  entwickelt  nur  in  der  altn.  Dichtung.  Die 
poetische  Sprache  der  uns  erhaltenen  Reste  also  steht  etwa  in 
der  Mitte  zwischen  der  nur  durch  die  Vortragsart  von  der  ge- 
wöhnlichen Rede  verschiedenen  Sprache  der  ersten  poetischen 
Versuche  bei  Naturvölkern  einerseits  und  der  bis  zur  Unver- 
8tändlichkeit  künstlichen  Dichtersprache  z.  B.  der  Skalden  anderer- 
seits. 

Es  versteht  sich  nun  aber  von  selbst,  dass  die  Eigenart  der 
altgermanischen  Völker  und  ihrer  Dialekte  aus  dem  gemein- 
samen Besitz  auch  hier  verschiedenartige  Formen  entwickelt 
hat.  Wie  die  allgemeine  Sprache,  geht  auch  die  poetische 
Sprache  der  Angelsachsen,  Altsachsen,  Skandinavier  immer 
mehr  ihren  eigenen  Grang.  Die  ununterbrochene  Zufuhr  neuen 
Materials  wirkt  wohl  der  Scheidung  der  Dichtersprache  von 
der  Alltagssprache  des  gleichen  Landes  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  entgegen,  dient  aber  dazu,  die  Scheidung  zwischen  den 
poetischen  Dialekten  der  verschiedenen  Völker  mehr  und  mehr 
zu  steigern,  da  eben  in  England  anderes  zuwächst  als  in 
Island  u.  s.  w.  Doch  auch  auf  diesem  Wege  ist  die  Sprache  der 
stabreimenden  Poesie  immerhin  nicht  so  weit  gekommen,  dass 
nicht  die  Uebereinstimmung  die  Verschiedenheiten  bei  weitem 
,  überträfe.  Die  entschiedenste  Sonderentwickelung  zeigt  die 
eddische  Poesie.  Oder,  richtiger  ausgedrückt,  sie  zeigt  die 
ungestörteste  und  daher  consequenteste  Entwickelung  und  die 
Abweichimgen  sind  auf  der  Seite  der  ags.  und  noch  mehr  der 


11 

ae.  DicbtODg,  weil  diese  von  Christ^iUiiim  und  Gdehrsamkeit 
veitgehend  beeinfloast  sind.  Von  der  ahd.  ALiterationspoeme 
ist  UDB  leider  gar  su  wenig  «rbalten  und  dies  meist  von  christ- 
lich-lateinischer Bildung  dorchdrongen.  — 

Mit  dieser  Skiue  der  Geschichte  der  poetischen  Sprache 
ist  unsere  Anordnung  vorgezeichnet.  Wir  versuchen  der  histo- 
rischen Fo^  nachzugehen,  in  der  die  einseinen  Stufen  der 
Auslese  und  Ausbildung  in  der  poetischen  Sprache  sich  folgten. 
Dase  diese  Folge  nur  ganz  allgemein  zu  denken  ist  und  die 
wenigsten  Gruppen  andere  Gruppen  als  schon  fertig  voraus- 
seuen,  ist  selbstverständhcb.  Elbenso,  dase  an  eine  Chronologie 
inerhalh  der  einzelnen  Gruppen  vorerst  kaum  je  auch  nur  zu 
denken  ist,  weshalb  wir  für  diese  eine  Anordnung  nach  mehr 
mechanischen  Prinzipien  wie  z.  B.  die  alphabetische  wählen 
mussten.  Schichten  auch  innerhalb  der  ajtgermanischeo  Poesie 
abzumessen,  wird  ja  wohl  später  gelingen;  für  jetzt  war  nur 
nach  jenen  allgemeinen  Voraussetzungen  abzugrenzen. 

Nun  versteht  sich,  das«  eine  vollständige  Aufnahme  aller 
überhaupt  verwandten  Worte  und  Wendungen  gar  nidit  erstrebt 
werden  sollte.  Denn  dadurch  würde  von  dem  eigentlichen  spe- 
cdfiecben  Wortschatz  der  Dichtersprache  ein  unreines  Bild  gege- 
ben werden.  Vereinzeltes  ist  für  unsere  Aufgabe  nicht  von 
Belang,  weil  wir  ja  nur  fische  Erscheinungen  behandeln 
wollen.  Da  ist  nun  also  die  Reihenfolge  die:  zunächst  concen- 
trirt  eich  die  Dichtung  auf  eine  ziemhch  beschränkte  Anzahl 
von  Begrifien,  und  zwar  die  altgermaniecbe  auf  eine  besonders 
eng  b^renzte  Zahl.  Für  diese  findet  weiter  dann  Wortwahl 
statt,  gleich  aber  hier  auch  schon  Wortbildung  (im  poetischen 
Sinne:  Entstehen  der  kenningar  u.  dgl.).  Wie  für  die  Syntax 
eine  allgemein  gültige  R^el  sich  später  feststellt  als  für  Kate- 
gorien der  Wortbiegung,  wie  also  z.  B.  überall  eine  freiere 
Wortstellung  der  ger^elten  vorau^ceht,    so  geht  die  Festigung 


13 

der  poetischen  Sprache  weiter  vom  Eintachea  zum  Complicirten 
empor:  Wortgmppfr  —  Vera  —  Vengrappe.  Der  Satz,  mii 
dem  Ven  zunicbat  wohl  maammenftültind,  wird  bald  mm 
hSheren  Begrifi:  Satc  —  Satzgrappe,  and  so  Usst  sich  auch 
noch  zQ  Gedicht  and  Oedichtgrappe  (zasammengehör^  Lieder, 
wie  etwa  der  Helgi-  and  Slgordlieder)  aubteigen.  —  Am  besten 
können  wir  die  Entatehung,  die  so  vielleicht  allza  Bchematioch 
aufgefasst  scheint,  ans  an  einer  anologen  Entwickelung  ver- 
g^enwärügen.  Wie  die  poetische  Sprache  der  allgemeinen, 
so  wächst  die  Schriftsprache  der  gesprochenen  nach.  Erst 
fallen  Worte  aus  als  nicht  schriftgemäss;  dann  Wendungen, 
Satzformen  u.  s.  w.  Schliesslich  ist  s(^ar  die  Art  der  Ein- 
theilong  des  Cranzen  bestimmt:  Capitel,  Abschnitte,  Abe&tze 
folgen  einer  allgemeinen  Gonvenienz.  Bei  zunehmender  Erstar- 
rung kami  so  alle  Form  mechacisirt  werden. 

Diese  „historische"  Eintheilung  wird  jedoch  von  einem 
zweiten  STStematischwi  Princip  gekreuzt,  über  das  später  zu 
handeln  ist.  Die  Scheidung  in  gebundene  und  freie  Formeln, 
d.  h.  solche  die  mnerhalb  der  Poesie  Überall,  und  die  nur  an 
bestimmter  SteUe  vorkommen,  (wie  z.  B.  einerseits  die  Umschrei- 
bung, andererseits  der  Retrain)  ist  für  die  poetische  Technik 
vielleicht  noch  wichtiger,  als  die  vor^  Anordnung.  Für  unsere 
Aufgabe  aber  schien  die  erstere  mir  natürhcher,  übenichtUcher, 
besser  durchzuführen.  Wer  übrigens  die  freien  imd  die  gebun- 
denen Formeln  zusanmienstellen  will,  braucht  nur  die  in  meinem 
Schema  unter  A  und  B  gestellten  Gruppen  zu  vereinen. 
Dies  Schema  ist  nun  das  folgende: 
I.  Begriffe. 

A.  an  sich  der  poetischen  Sprache  eigenthümlich. 

Hauptbegriffe:  Gegenstände  der  altgermanischen  Poesie. 
Nebenbegrifie:  Zahlen,  Zeitangaben,  Tonbezeichnungen. 


IS 

B.  in  bestüumter  Stellang  oder  Verimtkphlog  der  poetüchan 
Sptacbe  eigenthümüc^. 

Gfgenst&Dde  der  Vei^eicbong  (Ideale), 
n.  Worte. 

A.  beiti  und  kenningar. 

B.  Farbenangaben  und  andere  E^theta.   Appoeitirai.   Begleit- 
Bätze. 

m.  Wortgnippeii. 

A.  1.  Das  Wort  mit   demselben   Worte:    Wortwiedwhdung 

(Unteraitm:    varürte   nod  äectirte  Wortwiederbolung). 

2.  Daß  Wort  mit  einem  innerlich  verwandten  Worte; 
Zwillingsformels. 

3.  Das  Wort  mit  einem  äuseerlicb  ähnlichen  Worte ;  Wort- 
Bpielereien  [Vgl.  IV.  B  1— SJ 

B.  Das  Wort  mit  demselben  Worte:  Wortaufnahme  (Unter- 

art: anaphoriecber  Drdteiler).     [Vgl.  V  B]. 

IV.  Verse. 

[A  würde  die  metrische  Gestalt  der  Verse  lu  behandeln  haben]. 
B.  1.  Der  Vers  mit  demselben  Verse:  Doppelveree. 

2.  .Der  Vers  mit  einem  innerlich  verwandten  Verse:  Paral- 
lelverse. 
|3.  Der  Vers  mit  einem  äuseerlicb  ähnlidien  Verse:  Beim 
als  Bindemittel  der  Verse].     [Vgl.  III  A.]. 

V.  Ver^;nippen. 

[A  würde  die  Regeln  des  Stropbenbaus  bebandeln  müssen]. 
B.  1.  Der  Vers   mit  demselben    Verse:    Kehreeile  (Refrain, 
Gegenrefrain,  Mittelrefrain). 

2,  Der  Vers  mit  einem  innerlich  verwandten  Verse :  Satz- 
formein  (Eingangs-  und  Scblussfonneln,  Abschnittfot- 
meln,  Ausdruckformeln). 

3.  Der  Vers  mit  einem  äueserüch  ähnlichen  Verse:  Wieder- 
bolte  Verse,  stehende  Versausgänge     [Vgl.  HI  B.]. 


14 

VI.  Sätze. 

[A  würde  über  das  Verhältniss  zwiflchen  Form  und  Inhalt 
zu  handeln  haben:  Verse  brechen  und  binden,  über- 
laufende Construktion,  Verhältniss  der  Interpunktion  zu 
den  Caesuren  u.  s.  w.]. 

B.  1.  Der  Satz  mit  demselben  Satz:  Häufung  (Unterart: 
Priamel). 

2.  Der  Satz  mit  einem  iimerlich  verwandten  Satze:  Ver- 
gleich und  Metapher .  Sprichwort. 

3.  Der  Satz  mit  einem  äusserüch  ähnlichen  Satze:  Anti- 
these.    [Vgl.  niA  1—3,  IVB  1—3]. 

VII.  Satzgruppen. 

[A  müsste  die  OUederung  der  Gedichte  behandeln.] 
B.  Parallelismus  der  Theile.  — 

Auf  diese  Zusammenstellungen  lasse  ich  dann  eine  kurze 
Recapitulation  ihrer  Ergebnisse  folgen.  — 

Hätten  wir  auf  den  Inhalt  der  altgermanischen  Poesie 
näher  eingehen  wollen,  so  wäre  auch  in  der  Zeichnung  der 
Charaktere  wie  in  der  Anordnung  der  Fabel  Formelhaftes  im 
Einzelnen  nachzuweisen  gewesen,  gerade  wie  es  .für  die  altn. 
Saga  Heinzel  aufgedeckt  hat.  Hierbei  mussten  wir  uns  aber 
auf  das  Allgemeinste  beschränken.  — 

Es  ist  an  diesem  Schema  gewiss  Vieles  auszusetzen,  und 
dass    die    Grenzen    fliessend  sind,     liegt   in  der  Sache   selbst. 

Doch  ist  der  Parallelismus,  den  unsere  Disposition  zeigt, 
kein  künstlich  hergestellter:  er  beruht  (wie  schon  bemerkt)  auf 
der  durch  alle  Klassen  hindurch  gehenden  Scheidung  von  freien 
und  gebundenen  Formeln.  Bei  den  „Sätzen"  liegt  im  Gegen- 
satz zu  den  „Versen"  das  Hauptgewicht  auf  dem  Inhalt;  gleich- 
wohl bilden  die  Sätze  meist  auch  metrisch  ein  Ganzes.  — 

Benutzt  habe  ich  für  meine  Arbeit  folgende  Textausgaben : 
für  das  altnordische  Hildebrands  Ausgabe  der  Edda  und  Geringe 


Ciomär  SD  dcD  liedem  der  Edda  nwie  (tax  di»  bot)  und 
kamingar)  Löniii^  Wcrtobodi  so  Moner  Edda;  ({^«fkldr  und 
FjelsTmiismil  habe  idi  tnc  HDdebnsd  fwtgtUawn.  «dbftvn- 
Btändlidi  ancfa  Htafnagaidr  and  SöUrijöf);  vo  itb  aal 
diese  lieder  Towieeen  habe,  beosben  sich  mdne  Angab«»  aul 
Bnggee  Anegabe),  fnr  das  Angeblcbsische  Greine  Biblioth^  d«r 
agB.  Poeöe  eammt  dem  Sinacfaschats,  Walke»  noch  Qn%'TtIlen- 
dete  neue  Ausgabe  nnr  fnr  die  drat  fehlendoi  Stücke  (Waiden 
und  Zanberaprädie),  atUBerdem  Kloses  AgE.  L«Mbach  Vit  die 
Oratio  Poetica;  für  dac  Altsfichsische  Sieve»'  HeliandaoBgabe 
(die  kleinemi  nd.  Denknäler  kommeii  anaaer  d«i  auch  in 
M  S  D  enthaltenen  Sprüchen  bei  He^ne  N.  X  nicht  in  Betracht): 
für  das  Althochdeatsche  Mällenhoff  und  Scberers  DuikmlÜer; 
für  das  AltfrieeiBche  Heynes  Formulae  allittenntee  ex  antiquia 
legibus  lingoa  fiisica  conscriptiB  extraotae,  Halle  1865.  Von 
anderen  Schnften  hebe  ich  anaaer  den  schon  mit  Dank  genann- 
ten Arbeiten  besonders  von  Uhland,  J.  Grimm,  Vilmar  und 
Weinbold  die  für  alle  Kunde  der  altgermanischen  Poesie  grund- 
legenden Arbeiten  Müllenhofie,  namentlich  Deutsche  Alterthums- 
kunde  V,  I  und  die  mit  Liliencron  verfaeete  Abhandlung  Zur 
Runenlehre  hervor;  femer  für  altn.  Literaturgeschichte  Rosenberg 
Noidboemee  sandsliv  B.  I  Kopenhagen  1877,  für  angelsäch- 
sische ten  Brink  Geschichte  der  englischen  Literatur  B.  I,  für 
altdeutsche  Scberers  Literatorgeschichte.  Andere  Werke  sind 
noch  an  Ort  und  Stelle  dankbar  zu  nennen.  Persönlichen  Dank 
schulde  icb  vor  aJlem  W.  Scberer,  dann  für  einzelne  Nach- 
Weisungen  und  Hilfsleietungen  den  Herren  Pr.  J.  Hoflory, 
Dr.  0.  Pniower,  Pr.  0.  Schroeder,  Dr.  L.  Traube  und  Anderen. 
i&Öge  die  Arbeit  der  Vorgäi^r  und  der  Förderet  nicht  gans 
unwertb  sein!  — 


16 


Capitel  IL 

Hauptbegritfe  der  altgermanischen  Poesie. 

§  1.    Ideen. 

Um  uns  darüber  klar  zu  werden,  welche  G^;en8tände  für 
die  altgerm.  Poesie  bezeichnend  sind,  indem  die  Sto£Ewahl  der 
alten  Dichter  durch  sie  ausgedrückt  wird,  um  also  die  Haupt- 
begriffe dieser  Dichtungen  kennen  zu  lernen,  stehen  vu^  drei 
Wege  offen:  wir  müssen  prüfen,  was  die  zu  belegenden  Worte 
—  was  die  nachzuweisenden  Typen  und  Motive  —  was  endlich 
ausdrückliche  Ansprüche  innerhalb  dieser  Gredichte  uns  lehren 
können.  Der  erste  dieser  Wege  ist  der  erfolgreichste,  weil  das 
Material  von  dem  Zufall  der  Erhaltung  hier  am  wenigsten  ab- 
hängig ist;  und  aus  demselben  Grunde  bietet  der  dritte  Weg 
zwar  die  deutlichste  aber  auch  die  seltenste  Belehrung.  — 

Wie  gewinnen  wir  aus  dem  Wortvorrath  der  altgerm,  Lieder 
eine  Uebersicht  ihres  Gredankenvorraths?  Durch  mehrfache  Aus- 
lese natürlich.  Für  die  Worte  überhaupt  dienen  als  Vertreter 
die  Substantiva;  und  innerhalb  dieser  wieder  ergiebt  sich  die 
Auslese  der  Alten  selbst  einmal  indirekt  durch  die  Statistik 
der  poetischen  Variation,  dann  direkt  durch  die  Betrachtung 
der  Runen-Namen. 

Führer  bei  der  ersten  Ausscheidung,  welche  neben  dem 
Substantiv  alle  anderen  Redetheile  als  nebensächlich  bei  Seite 
wirft,  ist  Liliencron.  In  der  schönen  Abhandlung,  in  der  er 
mit  MüUenhoff  gemeinschaftlich  für  das  Verständniss  des  Runen 
in  ihrer  Bedeutung  für  die  altgerm.  Poesie  den  Grund  gelegt 
hat,  handelt  er  ausführlicher  über  die  Hauptregeln  der  poetischen 
Benennung.  Hierbei  macht  er  folgende  hochwichtige  Be- 
merkung:   »Es    beruht    auf    solche  Art   die    ganze  Poesie   fast 


17 

aufiechlieeBÜch  auf  dem  Subetantiv;  Adjectiv  und  Verbum 
fielen  eine  duichauB  untergeordnete  Rollen  (Zur  Runenlehre 
S.  31).  Eb  iet  hier  nicht  der  Ort,  auf  die  Bedeutung  dieser 
noch  durchaus  nicht  genügend  gewürd^ten  Beobachtung  ein- 
zugehen; nur  daran  sei  erinnert,  wie  dies  Verhältnite  sich  in 
der  Metiik  abepiegelt:  beherrscht  doch  nach  Riegers  Feststellungen 
das  Nomen  fast  völlig  den  Stabreimvers,  so  dass  das  Verbum 
finitmu  kaum  besser  behandelt  wird  als  die  Copula. 

Dies  iet  uun,  beiläufig  bemerkt,  im  höchsten  Grade 
charakteristiscb  für  die  Stufe,  welche  innerhalb  des  typischen 
Entwicklungsga:^  der  Nationalpoeeien  die  altgermanische  ein- 
nimmt: sie  befindet  sich,  wie  wir  es  schon  hervorhoben,  in 
einem  keineswegs  noch  primitiv  zu  nennenden  Stadium  der 
Ausbildung.  Denn  mit  Recht  schreibt  man  dem  Verbum  die 
Eigenschaft  zu,  Grundlage  aller  poetischen  Sprache  zu  sein, 
wie  wir  auch  die  Wurzehi  der  Sprache  uns  den  Verbis  am 
ehesten  entsprechend  denken.  Und  wie  Herder  in  der  Schrift 
über  den  Ursprung  der  Sprache  nach  dem  Vorbild  englischer 
Forscher  dies  gepredigt  h&t,  so  hat  er  die  Ur^rünglichkeit  der 
hebräischen  Poesie  an  der  Herrschaft  des  Verbums  erläutert 
(Werke  herg.  von  Suphan  11.  227).  Und  vom  anderen  Ende 
bringt  ^''ilmar  in  seiner  Schilderung  der  Adjectiv-Poene  des 
17.  Jahrhunderts  (Gesch.  d.  deutschen  Nationalliterator  S.  326 
vgl.  352)  das  beste  Beispiel  einer  völlig  verkünstelten  Schul- 
dichtuug  herbei.  Zwischen  beiden  Extremen  also  steht  die 
altgerm.  Dichtung  wie  hinsichtlich  ihres  Sprachcharakters  Über- 
haupt so  auch  insbesondere  bezüglich  der  tonangebenden  Rede- 
theile  (vgl.  Scherer  Poetik  S.  263).  —  Ein  Bei^iel  möge  diese 
Entwicklung  veranschaulichen.  Es  ist  alterthümlich  den  König 
nach  seiner  typischen  Thätigkeit  zu  schildern :  iünge  vetstrsute 
er  und  hieb  die  Spange  entzwei  (vgl.  Heinzel  Q  F  10,21)i 
diese  verbale  Ausdrucksweise  viid  als  längst  gebräuchlich  vor- 


/ 


18 

ausgesetzt,  wenn  cde  su  der  Kenning  i  Ringbrecher«  contrahirt 
werden  kann  (vgl.  ebd.  18),  und  die  Anschauung  schwächt  sich 
schliesslich  zu  einem  farblosen  Epitheton  wie  mhd  »der  milte 
künec«  ab.  —  Was  so  von  dem  doch  immer  noch  lebendigen 
Nomen  agentis  gut,  gQt  erst  recht  von  dem  leblosen  Nomen 
actionis;  so  klagt  als  Herders  Schüler  Goethe  (Wanderjahre 
Ausg.  1.  H.  22,  88),  dass  eine  Uebersetzung  »das  schönflectirte 
Verbum:  dum  fierent,  in  ein  traurig  abstractes  Substantivum« : 
»das  Machen«  verändert  habe.  — 

Subetantiva  also  vertreten  uns  den  Wortschatz  der  altgerm. 
Poesie  überhaupt.  Welche  Substantiva  aber  wieder  für  all  ihre 
Genossen  zu  sprechen  haben,  das  verräth  zunächst  die  Aus- 
zeichnung, mit  der  die  poetische  Technik  sich  einzelner  Worte 
annimmt:  sie  schmückt  die  Haupthelden  der  Wortschaar. 
Roediger  hat  in  seiner  Recension  von  Sievers'  Heliand  in 
scharfsinniger  Weise  eine  Statistik  der  poetischen  Variation  an- 
gebahnt (Anz.  f.  d.  Alt.  5,  276).  Er  constatirt  —  was  weitere 
Beobachtungen  sicher  bestätigen  würden  —  dass  im  Heliand 
Verba  und  Adjectiva  viel  seltener  variirt  werden  als  Substantiva. 
Nun  erinnern  wir  uns  der  Worte  LiUencrons  und  sehen  gleich: 
dasjenige  wird  lieber  und  öfter  variirt,  was  für  die  Poesie 
'wichtiger  ist.  Dies  bestätigt  sich,  wenn  wir  finden,  dass  in 
der  as.  Evangelienharmonie  von  den  Substantiven  wieder  die 
lebenden  Wesen  am  häufigsten  der  Variation  unterliegen,  nächst- 
dem  die  Abstracta,  dann  die  Concreta.  Das  ist  die  Stufen- 
folge der  Bedeutung  dieser  Begriffe  für  jene  Dichtung*  Roediger 
bemerkt  daher  mit  Recht,  dass  in  einem  Heldengedicht  die 
Ausdrücke  für  Held,  Krieger  u.  dgl.  entsprechend  zahlreiche 
Variationen  hervorrufen  würden.  Die  Stellung  der  Abstracta 
und' Concreta  dünkt  ihm  unsicher;  aber  man  darf  imbedenklich 
behaupten,  dass  die  Concreta  in  der  altgerm.  Poesie,  abweichend 
von  4em  christlichen  Lehrgedicht,  viel  häufiger  variirt  werden 


19 

ale  die  Abstncta.  Und  wirklich  epielen  letztere  in  den  er- 
haltenen Resten  .  eine  beinahe  unbedeatende  Rolle.  "Vgd  dm 
B^riffen,  die  Roediger  des  Beiepiels  v^:en  anführt,  wird  nur 
>Tod«  (Bammt  dem  Verbom  isterben*,  für  deesm  VariabÜitAt 
Roediger  den  christlichen  ESnfiuBS  wohl  überschätst)  häufig 
Tariirt,  >Rnhm<  nicht  oft,  und  »Siegt  noch  seltener;  dflfi  Ab- 
Btfactum  'Treue*  aber  kommt  in  der  altbeidniscben  Foeüe 
kamn  vor.  Nun  darf  man  aber  freihch  aus  der  Seltenheit  der 
Abstracta  nicht  auf  das  Fehlen  aller  höheren  Begriffe  echliessen. 
Vielmehr  sind  die  letzteren  groseentbeils  vertreten  durch  Iri- 
sche Concreta,  welche  für  weitere  zu  erschlieseende  B^riffe 
symbolisch  gebraucht  werden.  Das  Wort  >Treue<,  welches  die 
poetische  Sprache  meidet,  fehlt  ihr  nicht  weil  der  Begriff  ge- 
fehlt hätte:  die  Gefolgetreue  steckt  in  den  Worten  ■Füret«  tuid 
•Krieger*,  die  Verwandtentreue  in  den  Bezeichnungen  der  Sippe. 
So  treffen  wir  neben  den  drei  am  häufigsten  varürten  Worten, 
iKönig«,  >Schatz<  und  »Kampf«  —  welche  charakteristiscbe 
Dreizahl!  —  noch  drei  andere  sehr  oft  variirt:  »Gott*,  »Weib« 
und  »Freund«.  Sie  erschüessen  uns  die  Abstracta  »ReUgiosität*, 
»Liebe*  und  »Freundschaft«.  Ebenso  freilieb  verrath  die 
Variabilität  des  Begriffs  »Schatz«  die  »Habsucht«,  »Ruhmsucht« 
ergibt  die  Liebe  zum  »Kampf«  von  selbst,  »Liebe  zum  Leben« 
die  euphemistlBchen  Umschreibungen  für  den  »Tod*.  Es  macht 
also  die'  Seltenheit  der  betreffenden  Abstracta  keine  Ausnahme 
von  der  Regel,  dass  die  wichtigsten  B^riffe  durch  die  am 
meisten  gebrauchten  und  am  häufigsten  variirten  Worte  ge- 
geben werden;  denn  die  Bebebtbeit  der  angeführton  Concreta, 
zwingt  uns,  in  ihnen  mehr  als  sie  direkt  sagen,  in  ihnen  Ver- 
tretung allgemeinerer  Anschauungen  zu  suchen. 

Neben  solchen  AbstractiB,  die  wie  die  Götter  nur  in  den 
Augenbhcken  der  Ent«cheidimg  in  eigener  Gestalt  auf  dem 
Felde  erscheinen,  sind  allerdings  noch  einige  da,    die   wie  die 


20 

Walküren  mit  den  Sterblichen  oft  sich  auf  der  Wahlstatt 
tre£Een.  »Muth<»  »Klugheit«,  »Glücke  und  »Unheile,  »Schicksale 
sind  solche  häufig  varürte  Abstracta.  Dass  diese  BegrUfo  nicht 
mehr  symbolisch  durch  Concreta,  sondern  direkt  durch  Abstracta 
wiedergegeben  werden,  beweist  wie  lange  schon  gerade  mit 
diesen  Ideen  gearbeitet  worden  ist  —  in  derselben  Weise,  wie 
eine  Metapher  die  Alterthümlichkeit  des  zu  Grunde  liegenden 
Gleichnisses  beweist. 

Diejenigen  Worte  also,  für  welche  die  grösste  Zahl  von 
Synonymen  zur  Verfügung  steht,  sind  Vertreter  nicht  bloss  der 
in  der  altgerm.  Poesie  am  stärksten  vertretenen  Stoffe,  sondern 
auch  der  sie  am  entschiedensten  beherrschenden  Anschauun- 
gen. Ein  Beispiel  dieser  symbolischen  V^wendung  für  viele. 
Zur  Bezeichnung  der  Verwilderung,  welche  den  nahenden  Welt- 
untergang verkündigt,  braucht  die  Seherin  die  Worte: 
Broedr  munu  berjask  ok  at  bonum  verdask, 
munu  systrungar  sifjum  spilla  (Vol.  46,  1 — 4). 

Was  heisst  das  anders  als  dies:  so  schlecht  wird  die  Welt 
sein,  dass  man  auf  das  heiligste  der  Bande,  die  Verwandtschaft, 
sich  nicht  mehr  wird  verlassen  dürfen?  Und  so  erschliessen 
die  concreten  Termini  der  Sippe  die  Idee  des  nothwendigen 
Zusammenhaltens  der  Gesippten.  Realismus  nicht  der  Anschau- 
ungen sondern  des  Ausdrucks  liegt  in  der  Seltenheit  der  Ab- 
stracta, und  jedes  häufige  Concretum  müssen  wir  fragen,  welche 
Idee  es  mitvertritt.  — 

Die  auserlesene  Schaar  von  Worten  nun,  welche  als  Träger 
der  Hauptbegriffe  durch  dies  Kriterium  der  poetischen  Variabi- 
lität sich  kund  geben,  haben  wir  an  anderer  Stelle  zur  Heerschau 
zu  versammeln,  und  die  Vertheilung  der  Nomina  unter  die 
Pähnlein  der  Abstractionen  werden  wir  besser  am  Schluss 
dieses  Abschnitts  geben.  Jetzt  wenden  wir  uns  erst  zur  Nach- 
prüfung des  gewonnenen  Ergebnisses.     Läset  die  Vertretung  der 


21 

in  der  altgeim.  Poeaie  behaodelteD  G^enstäude  durch  die  dort 
am  häufigBten  gebranchten  Ssbatantiva  sich  durch  ein  Zeugnise 
dee  AltertbiuuB  rechtiertigen  ? 

Aach  hier  ist  liliencrön  Rathgeber,  und  sein  Bescheid  ist 
der:  die  alten  Germanen  selbst  haben  eine  Zusammenstellung 
der  -wichtigsten  Begrifie  ihres  Gedankenkreises  veranstaltet,  und 
zwar  durch  eine  Sammlung  von  Substootiven :  diese  Sammhing 
ist  dae  benannte  Alphabet. 

■Betrachtet  man  nim*  föhrt  er  fort,  »unter  diesem  lichte 
die  uns  tiberlieferte  Reihe  der  Runennamen,  so  entdeckt'  sich, 
dase  sie  nach  den  Geeetseo  jener  Umschreibungen  (nämlich  der 
poetischen  Combination)  behandelt,  den  ganzen  Begriffskreis  der 
ältesten  Zeiten,  welchen  imsere  mystischen  Zeichen  ai^ehören,"" 
erfüllen  und  umfassen'.  Mit  anderen  Worten:  die  in  der  leben- 
den Poesie  vorkommende  Anzahl  von  Begriffen  deckt  sich  mit 
dem  Inhalt  der  Mälrunen,  d.  h.  derjenigen  Runen,  durch  deren 
Combination  mittelst  der  kenningar  die  Verematerie  ausgedrückt 
werden  konnte  (ebd.)-  T^  hat  dies  dann  mit  einigen  glücklich 
gewählten  Beispielen  illustnrt.  Wir  müssen  nun  prüfen,  ob 
wirklich  die  meist  varürten  Worte  der  altgerm.  Poesie  sich  in 
die  Rubriken  der  altgerm.  Looswort«  auftheilen  lassen. 

Wimmer  ist  in  seinem  grossen  Werk  über  die  Runenschrift 
zu  folgendem,  wohl  von  allen  Seiten  angenommenem  Ergebnise 
gekommen:  »Die  Vergleichung  zwischen  dem  nordischen,  bur- 
gundischen  und  den  altenglischen  Runenalphabeten  zeigt,  dass 
das  ursprünghche  gemeingennanische  Alphabet  24  Zeichen  en^ 
halten  hat  in  der  Anordnung,  wie  wir  sie  auf  dem  Brakteaten 
von  Vadstena  finden,  und  wahrscheinlich  mit  dem  darauf 
fällenden  &  hinter  o«  (aao  88  vgl.  139).  Daran  also  müssen 
wir  uns  halten,  während  Liliencron  (Zur  Runenlehre  S.  13)  noch 
das  nordische  Alphabet  von  16  Zeichen  für  ursprünglich  hielt, 
wie  Kirchhofi,  welch  letzterer  jedoch  die  yr-Rtme  des  nordischen 


22 

dem  gemeingermaiiiBchen  Alphabet  abgeeprochen  hatte  (ESrch- 
hoff;  Das  gothische  Ronenalphabet  (2)  S.  2.)  Aber  darin  stimmt 
Wimmer  mit  Liliencron  überein,  dass  auch  er  die  altn.  Buch- 
stabennamen  für  ursprünglich  hält  (Die  Runenschrift  S.  128, 
140.  181.  271).  Nur  der  Name  derjenigen  Rune,  welche 
auch  ihre  Bedeutung  gewechselt  hat,  soll  mit  einem  andern  ver- 
tauscht worden  sein:  urgerm.  bedeutet  sie  das  Schluss-R  und  hiess 
elgr  (aao  133),  später  bedeutete  sie  y  und  hiess  yr  (aao  243—44). 
Das  ist  ein  seltsamer  Uebergang,  wenn  auch  beide  Worte  unter 
den  Begriff  »Jagd«  fallen.  Aber  Vergleiche  wie  H  H.  11  37,  5 
und  GuS  n  2,  5  gestatten  die  Annahme,  elgr  habe  wie  später 
yr  (Baum  im  Gleichniss  H.  H.  11  37,  4)  zur  allgemeinen  Bezeich- 
nung des  Mannes  gedient,  vielleicht  —  wie  bjarkan  —  vor- 
zugsweise in  lobender  Absicht,  die  bei  madr  zu  fehlen  scheint. 
In  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  „Pfeil'*  konnte  yr  freilich 
diese  Function  nicht  haben,  aber  gerade  das  Bedürfniss,  die 
Mannsrune  elgr  zu  ersetzen  wird  yr  zum  Gegenstück  von  bjar- 
kan gemacht  haben.  Wir  dürfen  also  wohl  auch  für  diese 
Rune  Continuität  der  Namensverwendung  annehmen. 

Sonach  hätten  wir  folgende  urgerm.  Runennamen,  die  ich 
wie  üblich  in  altn.  Form  gebe: 

f  f 6  u  ür  f)  J)ur8  (|)om  wohl  jünger  Wimmer  197.  272) 
a  &B8  (vgl.  ebd.  194)  r  reid  k  kaun  g  gjof  w  van  —  erste 
Sippe,  Freys  aett. 

h  hagl  n  naud  i  is  j  är  (aus  jära  vgl.  Wimmer  121  f) 
p  pertra?  Schluss-R  elgr  (später  y  yr)  s  söl  —  zweite  Sippe, 
£[agals  aett. 

t  Tyr  b  bjarkan  e  jör  (ehwaz  got.  aihvs  vgl.  Wimmer  271) 
m  madr  1  logr  ng  ags  Ing  o  ödal  d  dagr  —  dritte  Sippe,  Tys  aett. 

Aus  der  alten  Verwendung  erklärt  es  sich,  dass  die  Namen 
den  betreffenden  Buchstaben  als  Anlaut  haben  (vgl.  Müllenhoff 
Runenlehre  58),  von  welcher  Regel  nur  ng  und  Schluss-R  natür- 


liebe  AuBnahmen.  bilden.  —  Jede  Sippe  bat  acht  Zeicb«), 
gleichsam  den  Vatar  mit  sieben  Söbnen;  denn  zu  dem  zweitext 
geborte  nocb  dne  Rune,  dereu  Bedeatung  und  Name  proble- 
matisch ist  (\^'immer  134  f). 

lieber  die  Priucipim  der  Anordnung,  und  .Eintbeilung  haben 
wir  hier  keine  Vermuthungen  aufzustellen,  sondern  nur  zu 
prüfen,  was-  diese  durch  das  Alphabet  gefestigte  Namenreihe 
über  die  Gegenstände  dw  altgerm.  Poesie'  lehrt.  .  Ueber-  die 
Namen  selbst  sagt  sehr  gat  Weinhold  (Altnord.  Leben  S.  412): 
■Jeder  Stab  ward  mit  einem  begrifisscbwereQ  Worte  benannt, 
das6  durch  die  innen  wohnende  dichterische  Begebung  noch 
imifassender  wurde.  Auf  solche  Art  bildeten  die  Runenn&moi 
einen  Kreis  bedeutender  Begriffe  .  .  .*  welche,  fügt  er  bald 
hinzu,  ivieldeutig  durch  TJebratr^^ung  und  sinnreiche  Ausl^fung« 
einen  weiten  Gedankenkreis  umfassen.  — 

Zunächst  ist  mit  jedem  dieser  Worte  eine  bestimmte 
Art  der  Runenanwendung,  eine  poetische  Gattin^  bezdchnet. 
Alle  Klassen  von  Runen,  die  in  den.  alten  Aufzählungen  Hat. 
142^162  Rig.  44^-45  Sgdr.  &— 2.0  vorkommoi,  und  alle,  die 
uns  sonst  bekannt  sind,  la8sen.8Jch  auf  diese  Stichworte  vertlieilen. 

fe:  Zaubersprüche  zum  Gewinnen  von  Besitz,  etwa  zum 
Schatzgraben,  fn  der  Vgl.  findet  sich  3,  3  geradezu  das  Wort 
f^spjell,  sermones  sapientee  ditantesque,  cartnina  thesanrisinda- 
gandis,  welches  Wort  aber  MOUenhofi  (D.  Alt  6, 109)  an  dieser 
Stelle  verwirft. 

ür:  jedenfalls  Sprüche  um  glückhche  Jagd  (vgl.  mhd  und 
nhd.  Waidsprüche  Zs.  f.  d.  Alt.  29,  229)  oder  auch  Zauber,  der 
Andern  die  Jagd  verdirbt  (vgl.  z.  B.  Wunderhom  her.  von  K. 
Bozberger  1,  76  Anm.).  —  Auch  an  einen  Spruch  von  der 
Art  des  ags  Grein-Wülcker  1  323  könnte  gedacht  werden. 

{lurs:  Veräuchnngen,  wie  sie  uns  Helg.  Hund.  2,  29  f. 
besonders  aber  Skim  25  f.  erhalten  rand,  hier  mit  Nennung  der 


24 

Rune  (vgl.  Liliencron  Ztir  Rnnenlehre  33  Anm.,  Müllenhoff 
ebd.  66.  63). 

äaB:  dogmatdeche  Sprüche  wie  de  die  V0L  verarbeitet;  aus- 
führlich beschrieben  H&v.  157.  Hierher  mögen  auch  die  gött- 
lichen Machtranen  fallen  vgl.  Müllenhoff  Runenlehre  37 — 38 
(Auch  der  Sänger  rühmt  sich  solcher  Machtrunen:  H&v.*  162, 
gerade  wie  seine  (Genossen  im  höchsten  Norden  wunderbare  Runen 
kennen;  vgl.  z.  B.  Kanteletar  übs.  von  H.  Paul  S.  31  f.) 

reid:  Wanders^^n  für  glückliche  Fahrt  (vgl.  MSD  IV  8 
und  Grem-Wülcker  1 328)?  Oder  ebenfalls  mythologischer  Natur 
(vgl.  Häv.  153  und  andrerseits  im  ags  Runenlied  22)?  Sicher 
aber  in  der  Combination  mit  logr  (Liliencron  S.  23)  als  Segen 
für  das  eigene  Schiff  (vgl.  H&v.  152,  auch  Rig.  45,  3)  und 
Bann  für  das  feindliche  (Helg.  Hund.  2,  30  und  Grim.  Einl.  10). 
Den  Zusammenhang  von  Häv.  152  und  153  beweisen  H.  Hi. 
13  und  Saem.  zu  H.  Hund.  2,  16;  dazu  vgl.  Sgdr.  10. 

kann:  Liliencron  (aao  21)  läset  diese  Rune  als  verderbt 
ausser  Betracht.  Sie  mag  aber  wohl  als  Schlagwort  in  den 
vielleicht  ältesten  aller  Zaubersprüche  gedient  haben,  in  denen 
nämlich  die  um  Heilung  bei  Krankheit  und  Körperschaden 
bitten:  Heürunen  Häv.  145  Sgdr.  11,  auch  wohl  Rig.  45,  4  und 
vielleicht  noch  EUiv.  144  und  119,  7.  Solcher  Art  sind  die 
meisten  ahd.  Zaubersprüche.  —  Weinhold  (aao  413  Anm.  3) 
fasst  kaun  mit  W.  Grimm  als  »Kiene.  Dann  wäre  an  EUiv.  150 
Rig.  45,  2  zu  erinnern.  Uebrigens  vermittelt  die  Bedeutung 
„Brand*'  beide  Auffassungen  leicht  (Weinhold  aao). 

gjof  und  v4n:  Sprüche  beim  Geben  und  Heischen;  ein  un- 
zertrennliches Paar  (J.  Grimm  KL  Sehr.  2,  173)  »welches  früh 
feste  Formeln  bei  Geber  und  Nehmer  voraussetzt.«  Man  denkt 
an  Tac.  Germ,  (in  MüllenhoSs  Ausgabe)  21,  16  und  Häv.  52. 

hagl:  »Von  den  Wettererscheinungen  als  seiner  natürlichen 
Bedeutung  abgesehen  das  Wort,  durch  welches  alle  Schusswaffen 


25 

umficluieben  m  werden  pfl^en"  (Ldliencron  S.  23);  also  zum 
iFestmacheo«  der  £riff^.  VgL  H&t.  148  (wo  abei  auch  an 
^  in  seiner  zweiten  Bedeutung  zu  denken)  und  149,  besonders 
aber  146;  femer  Rlg.  44,  6  —  valninar  H.  H.  n  11,  7. 

nauA:  Kampf,  vgl.  Häv,  154  (wo  aber  auch  an  Tft  zu 
denken);  im  GegeoB&ii  su  hagl  wohl  mehr  Bedracgnias  im  Nah- 
kampf, besonderB  Feseelung  BM.  147  MSD  IV  1,  auch  Rig. 
44,  7.  Daneben  aber  auch  für  die  Feaselong,  Wehilosmachung 
durch  Trunkenheit  (vgl.  SAv.  12 — 14):  in  dieser  Verwendung 
Sgdr,  7  vgl.  MüUenhoff  Zur  Runenlehre  63.  —  Looewerfen  wie 
Hym.  1  (vgl.  MüllenhoS  ebd.  38)  fallt  dag^^  eher  unter  pertra. 

Je  und  är,  ein  Paax  wie  gjef  und  vän,  hagl  und  n&ufl:  Früh- 
lings- und  Winterlieder  (vgl.  tJhland  Schriften  S,  17  f.  und  für 
die  oralteQ  mhd.  Natureingänge,  die  allerdings  »Eis*  durch 
■Schnee«  ereetsen,  aber  ztt  ganz  im  Sinn  von  är  brauchen, 
Zb.  f.  d.  A.  29,  193.  204). 

pertra?  nach  dem  ags.  Runenlied  14  SpotÜieder  an  dw 
Biertafel  vgl.  Tac.  Germ.  22,  7  Hiv.  32;  und  ebenso  gehören 
hierher  wohl  auch  Lieder  zur  Versöhnung  HAv.  151.  Heber 
Hym.  1  vgl.  unter  naud. 

yr:  für  alle  auf  Männer  bezüglichen  Zaubersprüche.  Ich 
.  erinnere   femer   an   Häv.  149    und  1^.   (Ueber   elgi  vgl.  o.). 

BÖl:  alle  Völker  beeitzen  G«dicbte  zur  Feier  des  Sonnen- 
aufgangs u.  dgl.  Auch  führe  ich  das  allerdii^  ja  jüngere"  und 
schon  christliche  Sölarljbd  an. 

T^:  Si^esnmen  werden  ausführlich  gelehrt  Sgdr.  6  (vgl. 
Müllenhofi  Runenlehre  45;  über  die  ags.  epische  Formel  tires 
täcen  ebd.  36). 

bja^kan  später  bjork:  für  alle  auf  Frauen  bezügliche  Zauber 
Sprüche  wie  z.  B.  Hiv.  162  (doch  vgl.  Müllenhofi  D.  Alt.  5,  276) 
Bgäi.  9.  FAf.  12—13  und  besonders  Oddr.  6. 

jör:    wie  bei  reid  für  das  Fahren,    hier   für    das   Reiten 


26 

Sprüche  zum  Segnen  (MSD IV  2)  und  Verfluchen  (EL  H;  2,  30) 
beeonders  bei  der  Verfolgong;  man.  denke  an  den  Ausrol 
Richards  m.  nach  der  Niederlage! 

madr:  auf  die  vielfältige  Verwendbarkeit  dieser  Rune  kann 
nicht  eingegangen  werd^i;  nur  des  Beispiels  w^n  verweise  ich 
auf  Häv.  156. 

Iggr:  vgl.  zu  reid:;  femer  Rig.  44>8; 

Ing:  zur  Umschreibung  von  Heldmi,  wie  Reg.  14  bei  einer 
Prophezeiung,  und-  zu  genealogischen  Versen,  vgL  Tac.  Germ. 
2,  10  und  die  schon  besprochene  Formel  im  Hildebrands- 
Uede  13. 

6dal:  bei  Besitzergreifung  und  Landnahme?  vgl.  femer 
den  Zaubersegen  Grein- Wülcker  I  312. 

dagr:  Gerichtsrunen,  wie  in  den  meisten  von  Müllenhoff 
und  LUiencron  besprochenen  FäUen  des  Loosens;  vgl.  Sgdr.  12. 
Anderer  Art  scheinen  die  dunkeln  aefinrüar  ok  aldrrünar 
Rig.  44,  3—4,  Runen  für  »Zeit  und  Ewigkeit c? 

Es  bleiben  frei  nur  noch  die  Sinnrunen  Sgdr.  13  vgl.  Häv. 
151,  auch  Rig.  45,  1  (wozuFäf.  9  nach  V.  31  zu  vergleichen): 
Aber  sie  fanden  ihre  Anwendung  wohl  mehr  in  der  unge- 
bundenen Rede,  Gerichts-  wie  Festansprache-  als  in  den  feier- 
lichen Gattungen  gebundener  Rede.  —  Mehrdeutig,  sind  die 
Lustrunen  H&v.  119,6  und  129^  6  Sgdr.  5,  B.  — 

So  also  finden  wir  zunächst  die  Reihe  der.  Runennamen 
gleichwerthig  mit  einem  Verzeichmss  derjenigen.  Stoffe,  welche 
sehon  in  altgerm.  Zeit  eigene  Liederarten,  hervorriefen.  Um 
von  hier  zu  der  versprochenen  Prüfung  der  beliebtesten  Typen 
und  Motive  überzuleiten,  wollen  wir  mit  einigen  Proben  er- 
weisen, dass  in  jenen  Worten  wirklich  die  Seele  der  uns  er- 
haltenen Stücke  lebt.  — 

Die  Stichworte  können  vorkommen  entweder  in  deröelben. 
Form  wie    im  Fu{)ark  —  oder    vertreten  durch  Synonyma  — 


27 

oder  in  Combinationen  enthalten.  Für  den  letzteren  Fall 
Bcheiden  \ni  nicht,  ob  der  eigentliche  Runenname  oder  ein 
anderes  heiti  gleicher  Bedeutung  steht. 

In  der  letzten  ELäufung  der  Runen,  welche  ihre  Auf- 
zählung in  Sgdr.  beschliesst,  läast  sich  noch  fast  alles  durch 
die  alten  Runenworte  wiedergeben:  4  skildi  |>eim  er  stendr  fyr 
skinanda  godi  (söl),  .  .  .  ä  |>vi  hveli,  er  snysk  undir  hreid 
Rognis  (reid.)  .  .  ä  sleda  fiotrum  (Is),  a  bjamax  hranmii  u.  s.  w. 
(ür  vgl.  Liliencron  S.  22),  ä  lausnar  16fa  (naud)  ok  ä  Uknar 
spori  (kann),  ä  gleri  ok  ä  guUi  (U)  .  .  .  ok  ä  gumna  heillum 
(madr),  i  vini  ok  1  virtri  ok  ä  vilisessi  (pertra?)  .  .  ,  ä  nomar 
nagli  ok  k  nefi  uglu  (äss?)  (Sgdr«  15—17).  —  Ueberall  scheint 
auf  das  entscheidende  Zauberwort  hier  ebenso  angespielt  zu 
werden,  wie  Skim  36,  1  |)urs  und  in  Sgdr.  selbst  6,  6  Tyr 
geradezu  genannt  werden. 

Sonst  ist  aber  das  für  das  Alphabet  gewählte  Wort  keines- 
wegs das  häufigste  unter  den  verschiedenen  Synonjrmis^  In 
den  Häv.  bezeichnet  fast  nur  f^  Häv.  40.  75—76  und  allenfalls 
söl  68  den  wesentlichen  Inhalt  der  ganzen  Strophe;  Sgdr.  3 
ist  von  dem  Wort  dagr,  4  von  äss  beherrscht.  Aber  schon  in 
der  merkwürdigen  Priamel,  wo  die  Schlagworte  sich  jagen  und 
stossen,  mischen  sich  mit  den  Runennamen  andere  heiti:  Häv. 
80:  dagr  kona  (=  bjork)  maekir  (=  hagl)  maer  (wieder  =  bjerk) 
is  ol  (gehört  zu  naud  s.  o.);  Hiv.  81:  vidr  (=  yr)  sjör  (=l0gr)' 
man  (=  bjork)  dagr  skip  (zu  reid)  skjoldr  (zu  naud)  maekir  (zu 
hagl)  maer  (=  bjerk) ;  Häv.  82 :  ol  (zu  naud)  is  marr  (=  jör)  maekir 
(hagl)  hestr  (=  jör)  hundr?  —  Ebenso  ist  es  bei  den  ags  Denk- 
sprüchen, besonders  den  Zusammenstellungen  des  Ezeterbuchs: 
Grein  Bibl.  11  341 :  f orst  (=  is)  vudu  (yr)  eorde  (?)  is  und 
Väterhelm.  In  den  Worten  an  sceal  inbindan  forstes  fetre  .  . 
wird  eine  Wendung  gebraucht,  welche  Häv.  147  die  Anwendung 
der  Rune  naud  bezeichnen  zu  sollen  scheint;  aber  was  das  Eis 


28 

löst,  war  ursprünglich  wohl  nichts  anderes  als  —  söl.  Dann 
wieder  vinter  (Is)  sumor  (ar)  sund  i^logr)  .  .  .  cedp  und  geofo« 
güd  und  vig  (hagl  und  naud),  vff  G>]9^^)  meoduraeden  (pertra) 
.  .  .  sdp  (reid)  scyld  (naud)  u.  s.  w.  Vor  allem  aber  ist  be- 
zeichnend eine  Strophenreihe  wie  die  der  V0I.  in  MüUenhofih 
Herstellung  (Alterthumskunde  V  5  f):  6  ^  6  {>ur8  7  U  .  . 
9  g]0f  10  hagl  .  .  12  reid  (ReidUyr  vgl.  LUiencron  22)  13 
bjarkan  (=  baf>mr)  .  .  15  söl  16  är  .  .  19  yr  (in  der  alten  Be- 
deutung =  harmflaugr)  20  naud  21  l0gr  . .  23  kann  (vgl.  eitrdropi). 
Diese  Wichtigkeit  der  Runennamen  beruht  eben  darauf, 
dass  nach  den  Nachweisen  MüUenhofb  und  Lüiencrons  bei  der 
ältesten  Anwendung  die  gleichsam  von  den  Göttern  dargebotene 
Rune  das  Schlagwort  gibt,  an  welches  dann  der  Vers  sich  so 
anschliesst,  wie  im  delphischen  Orakel  die  Verse  um  die 
Enunciationen  der  begeisterten  Seherin  geformt  wurden.  Jede 
Rune  aber  ist  vieldeutig  und  daher  beruht  das  ganze  für  die 
ivltgerm.  Poesie  so  ungeheuer  wichtige  Princip  der  Variation  auf 
der  poetischen  Verwendung  der  Runen.  Z.  B.  die  erste  mit 
der  sechzehnten  Rune  kann  gelesen  werden  yr  fjära,  aber  auch 
askr  gulls,  hlynr  hringa  u.  s.  w.  (Liliencron  S.  21,  vgl.  über 
die  Stufe  der  Vieldeutigkeit  innerhalb  der  Geschichte  der  Zei- 
chenschrift überhaupt  Brugsch  Bildung  und  Entwicklung  der 
Schrift  S.  13).  Aber  im  Anschluss  an  die  eben  vorgetragenen 
Vermuthungen  über  die  Gattungen  der  runischen  Lieder  können 
wir  solche  Fälle  wirklich  nachweisen.  Hdv.  146  ist  naud 
durch  hapt  ersetzt,  147  durch  fjoturr;  148  yr  oder  hagl  durch 
Üeinn;  152  logr  durch  saer;  154  naud  durch  orrosta  und  hildr; 
155  bjarkan  oder  yr  durch  tr§;  156  madr  durch  J)egn;  157 
as8  durch  tivar;  158  dasselbe  durch  die  Zwillingsformel  aesir 
ok  dlfar,  die  das  alte  Wort  also  wahrt;  159  bjarkan  durch 
man.  Ebenso  ist  Sgdr.  6  Tyr  wiedergegeben  durch  sigr;  7 
bjarkan  durch  kvaen;  10  reid  durch  seglmarr  und  logr  durch  sund. 


39 

In  ähnlicher  Weise  heiest  auch  die  von  le  gelahrte  Abthei- 
lung „Freys  aett".  — 

Ein  letster  Beweis  endlich  für  die  Bedeutung  der  Runen- 
namen  ist  aus  deo  Eigennamen  zu  holen.  Dase  Namen  mit 
runa  fast  jeder  Art  der  RuDenanwendung  entsprechend  vor- 
kommen, hat  Müllenhoff  in  der  Runenlehre  gese^;  solche 
Namen  sind  AUrun,  Dagrun,  Fridurän,  Geidrun,  Goltnm,  Gudrun, 
Himilrün,  Ortnm,  Olrun,  Purcrun,  Sigirün,  Solrun,  Vardrun, 
lA'oUrüin  und  Rimfrid.  Für  dae  Vorkommen  der  Schlagworte 
selbst  in  Eigennamen  verweiBe  ich  nur  auf  altn.  Bel^  in 
Weinholds  Altnord.  Leben:  Abb  (aao  270),  Ar  durch  Tbiemamen 
vertreten  (272),  yr,  auffallenderweise  bei  Frauennamen  (ebd.),  le 
(ebd.)  eöl  (273),  tt  ersetzt  durch  audr  (273)  dagr  und  gjfif  (ebd.): 
ebenso  steht  auch  ketill  (aao  272),  was  vielleicht  für  Kirchhoffs 
Deutung  des  gothischen  Runennamene  hvair  durch  alta.  hverr 
(Runenalpbabet  S.  47)  spricht.  — 

Auf  die  Veränderung,  Vermehrung  und  Vermlnderong  dieser 
hochwichtigen  alt«n  Kategonen  in  den  einzelnen  Dialekten 
können  wir  übrigens  nicht  eingehen.  Der  interessanteste  Fall 
ist  die  Ersetzung  von  sÖl  durch  ags  sigil,  segel  (KirchhofT 
S.  36),  bezeichnend  für  die  Nation  der  Seefehrer.  Auch  |>om 
für  {>UT8  (vgl.  Liliencron  S.  13.  22.)  ist  zu  beachten,  vielleicht 
chrisÜichem  Einfluee  zu  verdanken;  ebenso  der  Wegfall  der 
Abstracta  gjgf  und  vän.  — 

Wir  haben  nun  wohl  zur  Genüge  dai^than,  dass  die 
Runennamen  eine  uralte  Auslese  der  wichtigsten  Gegenstände 
der  altn.  Poesie  ausmachen,  die  als  Inhalt  von  ganzen  Lieder- 
gattungen wie  von  einzelnen  Strophen  in  eigentlicher,  varürter 
und  umschriebener  Gestalt  diese  Dichtung  erfüllen.  Dase  nun 
aber  diese  Auslese  mit  derjenigen,  die  ims  das  Enterium  der 
häufigsten  Variation  ei^b,  übereinstimmt,  ist  noch  darzuthun. 
Ich  stelle   deshalb    die  Rubriken    der  meist   rariirten  Begrifie 


30 

hier  nnter  Führang  der  altgermanlBchen  Runeimameii  zusammen 
und  nehme  jetzt  auch  Adjectiva  und  Verba  hinzu.  ' 

tt:  Gold  und  Schatz,  Fürst  und  Mann  (vgl  Skaldskaparmal 
47.  53).  —  Burg  und  Haus,  Bett,  Bank,  Polster,  Thür.  — 
Verba:  besitzen,  erfreuen,  glänzen,  schmücken.  —  Adjectiva: 
begierig,  fröhlich,  glänzend,  mächtig. 

ür:  Wolf. 

{>urs:  Riese  und  Mensch  (Liliencron  22).  —  Frevel  und 
Untreue.  —  Bier  (kalla  sumbl  Suttungs  synir  Alv.  36,  6).  — 
Verba:  betrügen.  — Adjectiva:  böse,  elend,  feig,  thöricht,  traurig. 

ass:  Gott  und  Schicksal,  Loos,  Sohn,  Hilfe.  —  Geist  (vgl. 
Vol.  20—21).  —  Erde  (vgl.  Skaldskap.  24).  —  Verba:  bestimmen, 
erfahren,  erlangen,  gedeihen,  helfen,  sterben,  wünschen.  — 
Adjectiva:  ausgezeichnet,  freundlich,  glücklich,  klug,  vorsichtig. 

reid:  Weg.  —  Verba:  sich  bewegen,  schwingen, 
kann.  —  gjof  und  vän:  vgl.  unter  fe. 
hagl:  Wind.  —  Speer. 

naud:  Gefahr,  Schmerz,  Unheil  und  Fessel.  —  Busse.  — 
Verba:    büssen,  ergreifen,  klagen,    strafen.     Adjectiva:    tot.  — 

is:  —  Adjectiva:  dunkel. 

är:'Zeit  und  Urzeit.     Mahl  und  Speise. 

pertra.  —  yr:  Baum.  —  Berg  und  Hügel. 

s61:  Sonne,  Himmel,  Nacht,  Feuer  (söl  tüsanna  Skaldsk.  28). 

T^:  Kampf  und  Ehre.  Held,  Feind,  Mörder.  Kraft, 
Spott.  —  Schwert,  Wunde,  Blut.  —  Pferd.  —  Verba:  reizen, 
schlagen,  streiten,  töten,  verwunden.  —  Adjectiva:  berühmt, 
blutig,  kühn,  schnell. 

bjork:  Weib  und  Liebe.  —  Verba:  umarmen,  vermählen  — 
Adjectiva:  freundlich,  fröhlich,  schön. 

jör.  —  madr:  Mann,  Mensch,  Sohn,  Verwandter,  Freund, 
Grefährte,    Kämpfer.  —  Menge    und    Schaar.  —  Gespräch.  — 


31 

Hen  und  Brust.  —  Verba:  sprechen,  eich  unterhalten,  auch 
hören  and  sehen.  —  Adjectiva:  tüchtig. 

\Qgr:  Meer,  Stiom  und  Welle.  —  Schiff  und  Boot.  lug. 
—  ödal.  —     dagr  vgl.  unter  ii.  — 

Damit  ist  die  Zahl  der  für  die  poetische  Sprache  wichtig- 
sten Begriße  erschöpft.  Es  versteht  sich,  dasB  manche  auch 
anders  (und  vielleicht  besser)  unterzubringen  wären.  Aber 
man  sieht,  dase  zu  einem  Inventar  der  meistvariirten  Worte 
das  benannte  Runenalpbabet  völlig  genügt,  ja  dsse  es  sogar 
Platz  lässt  für  manche  Gegenstände  der  altgerm.  Poesie,  die  in 
unseren  Denkmälern  nur  vereinzelt  beg^nen,  oder  überhaupt 
nur  m  erschliessen  sind.  Und  dabei  ist  es  kein  Zufall,  dass 
solche  Lücken  fast  ausnahmslos  bei  den  Runennamen  begegnen, 
die  in  einzelnen  Alphabeten,  besonders  dem  altnordischen,  früh 
verloren  gegangen  sind.  — 


§  2.     Typen. 

Aus  dem  Sprachschatz  der  altgerm.  Poesie  haben  also  die 
beiden  von  uns  verwandten  Kriterien,  das  indirekte  Merkmal 
der  häufigsten  Variation  und  das  direkte  der  Aufnahme  unter 
die  Runennamen,  dieselbe  Auswahl  bezeichnender  Worte  ge- 
liefert. Gehen  wir  von  den  B^rifien  nunmehr  zu  ihrer  Beali- 
sinmg  in  l^pen  and  Motiven  über,  so  wollen  wir  dabei  nicht 
durch  abermalige  Wiederholung  derselben  Schlagworte  ermüd^ii 
und  von  diesen  hier  abzusehen,  ist  umsomehr  angez^gt,  als 
wir  hier  (wie  schon  erwähnt)  von  dem  Zufall  der  Erhaltung  so 
sehr  abhängig  sind.  Es  ist  so  natürlich,  dass  uns  mehr  Helden- 
lieder überliefert  sind  als  etwa  Arbeitelieder;  gefehlt  hat  aber 
die  letzlere  Gattung  schwerlich.  Ist  auch  die  Ansicht  Böckels 
(Dentache  Volkslieder  aus  Oberheesen  S.  LX),  dass  solche  lieder 
überall  zum  uraprün^chsten  Bestand  der  Volkspoesie  gehören, 


/ 


32 

unbeweisbar,  so  ist  doch  dicht  an  den  Grenzen  unseres  Ge- 
bietes in  dem  »Mühlenlied«  Fenjas  und  Menjas  ein  solches 
Stück  nachzuweisen.  —  Wir  müssen  also  hier  eine  Classifi- 
cation von  innen  heraus  zu  gewinnen  suchen. 

Die  Gestalten  der  altgerm.  Dichtung  scheide  ich  in  drei 
Klassen:  symbolische  —  typische  —  individuelle.  Natürlich 
bandelt  es  sich  um  Unterschiede  nur  des  Grades:  portraitartig, 
individuell  im  eigentlichen  Sinne  ist  keine  einzige  Figur;  von 
beiden  Seiten  reichen  sie  nah  an  das  Typische  heran.  Aber 
es  ist  doch  ein  merklicher  Unterschied  zwischen  den  kunst- 
reichen Schmieden  Dainn  und  Nabbi  (Hyndl.  7)  einerseits  imd 
dem  kunstreichen  Schmied  Wieland  (ykv)  andererseits!  — 
Von  der  christlichen  Dichtung  sehe  ich  hier  ganz  ab,  dagegen 
gestattet  der  Umstand,  dass  wir  hier  nur  auf  dem  Inhalt  Rück- 
sicht zu  nehmen  haben,  diesmal  die  deutsch-lateinische  Dich- 
tung von  nationaler  Färbung  heranzuziehen. 

Ueber  die  Charaktere  der  altdeutschen  Dichtung  Imndelt 
Uhland  Schriften  I  211  f.,  über  die  der  volksthümlichen  Märchen- 
poesie W.  Grimm  EQ.  Sehr.  I  365  f.  Im  Einzelnen  vgl.  für 
Beovulf  Rönning  Beovulfskvadet  116  f.  A.Ho{hnann  Der  bildliche 
Ausdruck  im  Beovulf  und  in  der  Edda  19  f.  Sarrazin  Beovulf- 
studien  73  f.  — 

1.  Symbolische  Gestalten:  einerseits  die  Götter,  welche 
aber  in  den  uns  bewahrten  alten  Gedichten  schon  stark  den 
typischen  Figuren  angenähert  sind;  andererseits  Repräsentanten 
von  Ständen,  welche  aus  Typen  erwachsen  sind.  Natürlich 
hat  die  Charakteristik,  die  wir  hier  zu  geben  haben,  nicht  der 
ursprünglichen  Bedeutung  der  (Jestalten  zu  gelten,  sondern  ihrer 
Erscheinungsform  in  den  vorliegenden  Stücken. 

Götter:  0{)inn  (Vgl.  Run.  Grim.  Veg.  Vaf.  Häv).  Den  Kern 
seines  Wesens  bildet  die  Weisheit,  die  er  sucht,  formt  und  leistet. 


S3 

Thörr  Qtiym'.  Hym.) :  die  Stärke,  die  aber  frraader  Leitung 
bedari. 

Beide  'wirksam  contrastirt  im  H^b. 

Loki  Qirym.  Reg.  Fid,  — Lok.):  Gewacdtheit  und  List;  im 
freien  Spiel  seiner  Geisteekräfte  ordnet  er  sich  weder  höheren 
Zwecken  wie  0|>inn  noch  höherer  Intelligeiu  wie  Thärr  miter 
und  deshalb  wird  ihm  seine  B^^bui^  zum  Unheil. 

Die  anderen  Götter  sind  entweder  wie  Freyr  (Skim)  und 
Heimdali  (Rig.)  gar  nicht  charakterisirt,  oder  wie  NjQrd  nnd 
Skadi,  dae  Prototyp  einer  miss^ückten  Mischehe,  ganz  >moder- 
nisirt«.  Frigg  andererseits  ist  völlig  aufgegangen  in  die  typische 
Zeichnung  der  gescheuten  Hausfrau  in  ihren  guten  und  bösen 
Momenten  (Vaf.  Lok.  —  Einl.  zu  Orim.  Langobardensage). 

Rein  symbolische  Grestalten  sind  dagegen  noch  vollauf  die 
Riesen  (Hym.  ])rym,  auch  Vol),  Zweige  (Alv.  Fid.  and  R^. 
auch  V(jl  und  Hyndl.),  die  Hexen  (Helgilieder)  und  Ungeheuer 
(BeÖT.)  Einzig  Begin  ist  etwas  der  t3^iBchen  Gestalt  des  bösen 
Ratgebers,  des  unndtren  Sänchai  (H.S.  169)  angenähert.  — 
Dieee  Figuren  sind  gleichsam  Zerrbilder  der  Götter:  die  Riesen 
durch  ungeschlachte  Stärke  Thors,  die  Zwerge  durch  feige 
Schlauheit  Lokis,  die  Zauberinnen  durch  verderbliche  Spruch- 
kunst Ofiinns,  die  Ungeheuer  durch  menschenfeindliche  Eraftr 
beüiätägung  der  Götter  überhaupt.  — 

Standeevertreter  sind  vor  allem  die  Paare,  die  den  drei 
Ständen  zu  Ahnen  gegeben  werden  (Rig.).  Sonst  sind  alle  Be- 
rufsklassen  durch  typische  Gestalten  vertreten  —  nur  der  der 
Dichter  selbst  durch  «ymbolische,  fast  völlig  abstracte  Figuren. 
Wie  die  altgriechische  Dichtung  bat  die  altgermanische  be- 
sondere Vertreter  für  die  Hauptgattungen  der  Poesie:  die  ge- 
heimnissvolle  rehgiöee  Offenbarungspoesie  ist  abgebildet  in  der 
grossartigen  Crestatt  der  Seherin  (voll  ausgebildet  in  der  Vol, 
schwächer  in    der  Vol  h.    sk.  und  Veg.)     Die  wichtige  gno- 

U*jn,  AUfMOuaiMb*  PomU,  S 


34 

• 

n}juaQh(d  Poesie  hat  in  Loddf&&iu%  aber  auch  in  dem  Ofnnn  der 
BUiv.  selbst  (D.  Alt  V  293)  ihren  Patron;  die  heroiech-epiache 
in  Vidfiid,  die  lyrisch-epiache  in  Deör;  und  endlich  fehlt  aach 
nicht  der  Bätseleängec  in  Gestalt  des  frtthmhd.  Traugemnnt. 
Man  xnag  auch  noch  der  späten  altn.  Repetitionsdichtang  einen 
Stellvertreter  in  dem  traurigen  Gripir  lassen;  dann  hat  auf 
diesem  Pamass  jeder  Dialekt  einen  Abgeordneten  für  die  ihm 
vonugsweise  eigentümlichen  Gattungen:  mythologische  Poesie 
der  Sl^mdinavier,  heroische  und  lyrische  Gedichte  der  Angel- 
sachsen, Unterhaltungspoesie  der  ahd.  Zeit 

All  diese  symbolischen  Gestalten  haben  nun  das  gemein, 
daas  sie,  was  für  sie  charakteristisch  ist,  nicht  eigentlich  sind, 
sondern  haben.  Ausnahmslos  vertreten  sie  eine  Kunst,  cL  h. 
ein  Können:  praktmche  Ausübung  erlernten  Wissens.  Of>inn  hat 
seine  Weisheit  erst  erringen  müssen,  Thörr  muss  seine  Asenkraft 
erst  anlegen  und  kann  seinen  Hammer  ganz  verlieren;  der  viel- 
gewandte Loki  wird  gebunden,  die  Riesen  zu  Boden  geschlagen, 
die  Zweige  überlistet,  (es  ist  ihr  Schicksal,  so  unentrinnbar,  dass 
es.  der  Sonne  zu  einer  eigenen  kenning  „Ueberlisterin  der 
Zwerge"  yerholfen  hat)  und  die  Hexen  werden  verzaubert 
Das  alles  kann  geschehen,  weil  diese  symbolischen  Gestalten 
nichts  anderes  sind,  als  die  Besitzer  einer  abstracten  Kraft: 
Of>inn  ist  der  Herr  der  Geiatrunen  (Sgdr.  13,  vgl.  Rünatal), 
Tyr  Herr  der  Siegrunen  (Sgdr.  6),  und  so  hat  jedes  Reich  von 
vernunftbegabten.  Wesen,  Götter,  Elfen,  Menschen  u.  s.  w.  seine 
eigenen  Runen  (EUv.  141  Sgdr.  18).  Wir  erkennen  hier  von 
neuem  die  fundamentale  Bedeutung  der  Rimenbegriffe,  und 
^hen  an  den  symbolischen  Dichtergestalten,  dass  auch  die 
Aufreihung  der  Liederarten  nach  Buchstabennamen  ihre  gute 
"Begründung  hat.  Ihre  wahren  Wurzeln  aber  haben  all  diese 
Anwendungen  der  Runen  in  jener  uralten  tiefsinnigen  Anschau- 
ung,   dass    alles  Vergängliche  nur  ein  Gleichniss  sei  oder  viel- 


85 

mehf  Dor  ein  Böepiel,  eis  EüuelfaU:  die  dauernde  Norm  — 
das  ist  die  Rune  und  «er  eie  beeitst,  der  hai,  jeden  TOtw^jIhI]- 
in  der  Hand.  So  weit  müssen  vir  hier  diese  Betrachtung 
führen,  um  die  eigentliche  Orundanschauung  uns  tu  dchem, 
welche  allem  Denken  und  Dichten  jener  Zeit  als  Boden  su 
dienen  scheiat.  Wdtei  aber  zu  untersuchen,  wie  weit  diese 
Ronenlehre  urverwandt  sei  mit  der  unsterblichen  Ideenlehre, 
welche  durch  Platone  Geist  verjüngt  mit  derjenigen  dee  Aristo- 
teles den  ewig  erneuten  Kampf  zwischen  Volksphüosophie  und 
Schulphiloeophie  durchgekämpit  bat,  das  ist  nicht  unseres 
Amtes.  Nur  darauf  darf  ich  noch  hinweisen,  wie  wunderbar 
das  Mittelalter  diese  iüteete  Auffassung  in  christücbem  Geiste 
ement  hat:  wie  vom  Grossen  zum  Kleinen  sllee  Irdische  nur 
Abbild  himmlischen  Urbilds  sdn  soll,  bat  jetzt  v.  Eicken, 
(Geschichte  und  System  der  mittelalterlichen  Weltanschauung, 
bee.  S.  649)  gründlich   imd   anscbauhch   an    den   Tag   gelegt. 

Wir  dürfen  nach  all  dem  sagen:  auch  die  symbolischen 
Gestalten  der  altgerm.  Dichtung  sind  im  Grunde  typische 
Figoren  —  über  den  Durchschnitt  erhöbt  nur  durch  das  Attri- 
but ihrer  Runen.  Auch  wo  sie  unterliegen,  bleiben  die  grie- 
chischen Götter  kenntlich  als  höchste  Durchbildungen  bestimmter 
Ideale:  Zeus  ist  Zeus,  auch  wo  Hera  und  Athene  ihn  betrügen. 
Aber  Ot>inn,  wenn  er  seine  Weisheit  vergisst,  wird  ein  Mann 
wie  andere,  der  sich  auch  betrinken  kann  (H&v.  13 — 14)  — 
und  nur  seine  Weisheit  macht  ihn  kenntlich,  seine  Ktmst  und 
Bereitschait,  wo  er  verkleidet  auftritt  (Grim.  Reg.)  —  es  leuchtet 
kein  Glanz,  und  Niemand  spürt  die  Kähe  eines  Gottes. 

2.  Zum  Typischen  also  drängt  alle  Darstellung  der  altgerm. 
Poesie  hin,  —  zu  der  Auffassung,  welche  Scherer  (Poetik  S.  230) 
als  „typischen  Realismus"  zwischen  „Idealismus"  (mit  symbo- 
lischen   Gestalten)    und    i  Naturalismus«    (mit    portraitartigen) 


36 

stellt.  Dies  ist  der  Stil,  der  in  den  meisten  und  besten  altgerm. 
Gedichten  herrscht. 

Als  vornehmster  Typus,  als  Quintessenz  gleichsam  aller 
altgerm.  Typen,  tritt  der  Mann  als  Held  auf,  entweder  König 
oder  Einzelkämpfer;  ihm  ordnet  sich  die  Frau  unter  in  ihrer 
höchsten  Erscheinung,  als  Geliebte  des  Helden.  Von  dieser 
Spitze  geht  eine  doppelte  Gliederung  abwärts:  nach  der  Bedeu- 
tung im  Gredicht,  welche  fast  stets  mit  dem  socialen  Rang  der 
Auftretenden  zusanmienfiUlt;  und  nach  der  moralischen  Haltung. 
Uhland  hat  für  das  Volksepoe  die  Scheidung  in  „Treue**  und 
„Ungetreue"  durchgeführt;  wir  wählen  die  Schlagworte  „Edle'* 
und  „Unedle". 

Hauptfiguren.  Nie  hat  ein  Mann  von  niederer  Stellung 
die  EbuptroUe;  dagegen  kann  ein  König  eine  Nebenrolle  erhalten 
(in  der  V0lundarkvida  und  im  Waltharius). 

Edle  Gestalten  sind:  der  milde  König;  so  die  Könige 
des  ags.  Epos,  der  König  im  Ruodlieb  (Ausg.  von  Seiler  190  f.); 
der  Kämpfer  und  zwar:  der  „Recke  von  Beruf"  wie  Sigmimd 
und  SinfjotU,  Hildebrand  und  Hadubrand;  der  angegriffene 
Held  in  der  Vertheidigung:  Walthari  —  Waldere;  der  ritter- 
liche Held,  der  auszieht,  um  das  Böse  zu  bekämpfen:  Beo- 
vulf  selbst. 

Die  Functionen  des  Herrschers  und  des  Helden  vereinigen 
erobernde  Könige;  wie  Finn  und  Alboin,  zuletzt  auch  Beovulf; 
über  diese  Gestalten  noch  erbeben  sich  durch  einen  reicheren 
Abglanz  göttlichen  Lichtes,  als  den  G<)ttem  selbst  die  altn. 
Dichtung  gewährt,  die  Idealgestalten  der  beiden  Helgi  und 
Sigurds  (vgl.  Sinf.  31)  —  nicht  blos  gütig  und  gerecht  wie  die 
Könige,  nicht  blos  stark  und  tapfer  wie  die  Helden,  sondern 
zugleich  noch  treu  liebend  und  treu  geliebt. 

Der  Typus  des  Königs  entspricht  der  Göttergestalt  0{)inns, 
der  des  Helden  der  Thors  —  aber  die  komischen  Situationen, 


87 

in  denen  wir  öfter  den  Göttern  hegegaea  (HAt.  EUrb.  R^, 
u,  B.  w.)  finden  bei  diesen  pathetiech  gehaltenen  Persönlich- 
keiten kein  Gt^enstück.  —  Die  edlen  Frauen  stehen  nur  in 
zweiter  Reihe. 

Unedle  Gestalten  sind:  der  tyrannische  König:  Jönakr, 
GeirrQdr  (Nidudr  ist  nur  Werkzeug  der  Königin  vgl.  Niedner 
Ze.  f.  d.  Alt.  33,  44,  Günther  im  Walth.  untergeordnet).  Besondeis 
charaJcterietiBch  wird  Heremöd  (Beöv.  902  f.)  mit  negatjven 
Zügen  ausgestattet. 

Die  böse  Königin :  KiSudrs  Gremahlin,  auch  TiySo  im 
Beövulf. 

Mit  Abneigung  sind  auch  die  beiden  grossen  Verderben- 
ßtifterinuen  Brynhüdr  und  GuÄnin  geschildert,  obwohl  ihre 
Motive  höhere  sind,    als    die   Habsucht  imd    der   Uebermutb. 

Nebenfiguren  änd  mit  der  Hauptfigur  meist  gleichartig, 
nur  im  Beöv.  zum  Theil  im  Contrast. 

Edle  Gestalten:  Helden  zweiten  Ranges  wie  die  Gefolgs- 
führer  Wiglif  (Beöv.),  Hengest  (Finnsb.),  Hagano  (Walth.)  Die 
prächtigste  Entwickelung  hat  auch  dieser  Typus  in  den  Hel^> 
liedem  gefunden,  nämlich  in  dem  Atli  der  H.  Hi. 

Unbedeutender  sind  die  Höflinge  und  Beamten  im  Beöv. 
und  Ruodl.;  dag^en  wird  im  Waltharius  für  jeden  der  Neben- 
kämpfer eine  vollständige  Charakterzeicbnung  versucht. 

Nebenfiguren  sind  femer  besonders  in  der  ältesten  Dichtung 
die  Frauen:  dem  König  steht  eine  Königin  wie  Hygd  (Beöv.), 
und,  noch  stärker  nach  der  Seite  der  Klugheit  entwickelt, 
Ospirin  (Walth.),  dem  Held^i  eine  heldenhafte  Gattin  wie 
Sv&va  (H.  H.)  oder  Sigrün  (H.  H.)  zur  Seite;  Hüdegund  ist  nicht 
nor  in  der  lat.  (vgl.  Grimm,  Lat.  Ged.  des  Ma.  S.  77),  sondern 
auch  in  der  age.  Dichtung  selbständiger  entwickelt:  was  Tacitus 
Germ.  7,15  f.  von  den  Frauen  der  Germanen  erzählt,  vertritt 
vor  allem  die  Heldin  der  age.  Bruchstücke.     Und  der  hohen 


38 

Gestalt  SigurSb  steht  ebenbärtig  Sigrdxifat  zur  Seite.  Aber  eine 
eolche  Frau  mues  auch  schon  halbgöttlich  sein;  man  fühlt,  wie 
doch  nur  eine  schmale  Scheidewand  das  Anreisen  ESldegonds 
von  dem  der  rächenden  Königinnen  in  den  Sigurdsliedem  trennt 

Unedle  Nebenfiguren  sind  der  Intriguant:  Blindr  in 
H.  H.  n,  die  betrügerischen  Boten  in  Atkv.  und  Atlm.,  Bicki 
in  Gudhv.  Schlimmere  Schmach  verdient  Feigheit  und  un- 
treue: solche  Schmach  ernten  die  feigen  Gefolgsleute  (im  Be6T.)t 
die  ungetreue  Magd  (Gud.  JH).  Andere  erscheinen  in  komischem 
Licht:  Intriguanten  wie  der  Lügner  des  Heriger-Schwanks,  die 
Heldinnen  von  Of>inns  beiden  Liebesabenteuern  (Hdv.),  der  elende 
Knecht  der  Spielmannslieder  (Atlm.  Atkv.).  Auch  Byggvir  in 
der  Lok.  ist  nur  komische  Figur  (vgl.  Holtzmann  Edda  212,  46, 
wobei  an  die  Koche  auch  in  WoUrams  Willehalm  zu  erinnern 
wäre,,  vgl.  Kant  Scherz  und  Humor  in  Wolframs  von  Eschen- 
bach Dichtungen  S.  23.  27). 

Gewisse  Figuren  sind  zwar  Haupthelden  von  Gedichten, 
doch  aber  nur  wie  Nebenfiguren  gezeichnet:  Lantfrit  und 
Cobbo,  die  gewissermaseen  nur  Einen  Held  ausmachen;  die 
Gestalten  der  ags.  EHegien  wie  der  Wanderer,  der  Seefahrer, 
der  erfolgreiche  Mann,  die  klagende  Frau,  imd  mit  scherzhafter 
Wirkung  Alfrad.  Auch  der  König  kann  Nebenfigur  werden, 
wie  wir  das  von  Vkv.  und  Walth.  bereits  bemerkten.  — 

Ueberblicken  wir  diese  Typen,  welche  die  EbuptfüUe  der 
Personen  auf  der  Bühne  altgermanischer  Poesie  ausmachen,  so 
entdecken  wir  leicht  die  in  ihnen  lebendigen  Ideen.    Für  den 
König  gilt,  was  im  Faust  (H  160  f.)  so  schön  verkündet  wird: 
Was  alle  Menschen  lieben. 
Was  alle  fordern,  wünschen,  schwer  entbehren, 
Es  liegt  an  ihm,  dem  Volk  es  zu  gewähren. 

Die  Eigenschaft  der  Gerechtigkeit  macht  den  Unterschied 
aus    zwischen    dem    lobenswerthen    und    dem    tadelnswerthen 


Herrseber;  denn  die  Freigebigkeit  ist  dann  «^od  önj^eechläBMld: 
die  Graben  fordern  Gefolgsleute  und  GrÜste  als  ihr  Recbt  (vgl 
besODdere  EinL  zu  Gilm.).  —  tind  ebenso  igt  ee  Auch  padA 
Ungerechtigkeit,  was  dem  Oj^mn  Loki  vorwirft  (Lok.  2S). 

Der  Held  kann  nicht  anders-gedacht  werden  ala  im  Kkmf»f 
(rgl.  Hild.  61).  Nicht  daee  sie  betrügen  setzt  die  lotriguanten 
in  Bchlechtee  Licht,  das  dürfen  auch  Helden  (H&t.  45)  und 
sogar  Götter  (HAv.  109)  —  aber  daes  wir  sie  nur  in  Boleher 
Verwendung  aeben,  setzt  sie  herab.  Feigheit  natürlich  ist  itn< 
entschuldbar;  die  Verurthölung  der  Mannen  Beövnlfe  hat  schon 
Sinarock  mit  den  Worten  deB  Tadtuß  über  GefolgBtreue  ia- 
sammengestellt.  —  Und  ebenso  ist  es  wieder  grade  Feighnt, 
was  dem  Thärr  Loki  vorwirft  (Lok.  bes.  60). 

Die  Frau  erscheint  edel  und  TerehrenBwert;h  nur  an  der 
Seite  eines  rühmenswerthen  Gatten.  IVeulosigkeit  rät  desehidb 
für  die  Gröttinnen  der  stehende  Vorwurf  Lokis.  —  Aber  auch 
wo  sie  selbständig  auftreten,  wo  de  den  Männern  gebieten, 
verlieren  de  ihren  Zauber.  Und  so  beetinunt  die  Stellung  det 
Kebenäguien  überhaupt  sich  nach  ihrem  Verhältniss  zu  den 
Hauptfiguren. 

Eine  Eigenschaft  also  ist  ee  immer,  auf  die  diese  Typen 
gestellt  Bind  oder  vielmehr  Ein  Vermögen,  Ein  Tbun:  der 
König  ist  der  G«>benBpender,  der  Mann  der  WondenauHtheüer  u.e.w. 
Und  zwar  ist  es  allemal  ön  Thun,  das  mch  auf  Andere  er- 
«treckt;  die  typische  Darstellung  der  altg.  Figuren  wird  her- 
genommen aus  ihrem  normalen  Verhältniss  zu  ihrer  Umgebung. 
Den  Mann  charakterinrt  seine  Stellung  in  der  Gesellschaft,  die 
Frau  die  des  Mannes;  der  typische  Realismus  hebt  deshalb 
(vgl.  Scherer  aao)  hier  am  Einzelnen  die  Züge  hervor,  welche 
er  mit  Gliedern  derselben  socialen  Rangklasee  gemein  hat;  uAd 
innerhalb  dieser  Ran^laasen  —  Fürstenstand,  Adel,  Diebä"; 
der  freie  Mann  spielt  keine  Rolle  —  wird  ein  festes  Ideal  ent- 


40 

weder  erffiUt  od^  yermiflst  Alle  Zfige,  die  sich  Dicht  auf 
Beru&eigenflchaften  benehen«  werden  ignorirt;  so  wird  z.  B. 
im  starken  Gegensatz  zu  der  homerischen  Dichtung  die  mäxm* 
liehe  Schönheit  verschwiegen  oder  doch  nur  in  der  hervor- 
ragenden Erscheinung  gesucht.  — 

3)  Individuelle  Haltung  wird  erst  ftilmaViKg  gewonnen. 
Wirkliche  historische  Individuen  werden  zuerst  einfach  unter 
ihren  Typus  gesteckt:  König  Ludwig  im  Ludwigslied,  Otto  in 
dem  Leich  de  Heinrico  sind  einfach  Musterkönige,  während  in 
Alboin,  Dietrich,  Byrthnöd  mehr  der  Held  betont  ist  als  der 
Fürst.  Andererseits  sind  Atli  und  Jgrmunrekr  lediglich  mit 
der  Tyrannenrolle  bekleidet.  Erst  die  spätesten  Stücke  der 
altgerm.  Dichtung  zeigen  individuelle  Vertiefung,  —  wie  wenig 
aber  noch  die  Gredichte  der  ags.  Chronik!  — ;  ausser  ihnen 
aber  merkwürdigerweise  das  älteste,  die  V0lundarkvidä.  Hier 
entsteht  die  Originalität  durch  Mischung.  Wieland  ist  halb 
albischer  Natur,  daher  kunstfertig,  listig,  boshaft,  daher  auch 
physisch  leicht  zu  überwältigen;  halb  ist  er  Held,  daher  treuer 
Liebhaber,  unwiderstehlicher  Verführer,  siegreicher  Feind.  Und 
BaduhUd,  mit  wenigen  Strichen  so  sicher  gezeichnet,  ist  zuerst 
die  beglückte  Greliebte  des  Helden,  dann  eine  verlassene  und 
noch  mit  Schande  bedeckte  Gunnlod. 

So  werden  überhaupt  zimächst  neue  Typen  nur  durch 
Combination  alter  gewonnen,  wie  neue  Ausdrücke  zuerst  nur 
durch  Verbindung  zweier  Runen.  Durch  Annäherung  an  den 
Typus  der  männlichen  Helden  gewinnen  schon  Hildegund, 
vollends  Brynhild  uud  Gudrun  ihr  eigenartiges  Gepräge.  Eine 
Mischung  von  Held  und  Spielmann  ist  Hünferd,  der  (gegen 
Heinzel  Q  F  10,  38)  an  Hrödgärs  Hofe  zugleich  für  Spass  zu 
sorgen  hat  (vgl.  D.  Alt.  V  288;  über  Hünferds  Charakter 
Heinzel    aao.    32);    und    der    Gebieter   mischt    sich    mit    dem 


41 

Sohwankmacber  in  Hcxigir.  Oddrün  «ndlich  vereinigt  gleich- 
sam Bryohild  und  HerkjA. 

Doch  sucht  die  deutsche  Dichtung  nicht  blos  durch 
Combinatäon,  eondem  auch  durch  Aufnahme  bleiner  Züge  aus 
dem  Leben  die  Gestalten  zu  individualisiren :  bo  wie  schon  er- 
wähnt der  Waltharius,  so  besonders  der  Ruodlieb  (vgl.  Seiler 
190  f.).  Doch  mindestens  das  erstere  Gedicht  steht  gewiss  auch 
hierin  unter  gelehrtem  Einfluss.  — 

Man  verkennt  nicht,  daas  eine  gerade  IJnie  der  Entwicklung 
durch  diese  drei  Classen  geht:  symbolisch-mytholc^Bche  und 
individuell-histohsche  Persönlichkeiten  gaben  die  Fülle  typischer 
G^talten  ab;  ans  der  Combination  heraus  erwächst  schliess- 
lich die  Kunst,  auch  Individuen  zu  zeichnen.  Doch  will  ich 
die  nähere  Betrachtung  dieser  Entwickelung,  die  Veigleichung 
der  Epochen  und  der  Stämme,  der  iGeschicbte  der  altgermani- 
sehen  Dichtung«  nicht  vorw^  nehmen,  die  ich  einst  zu  ver- 
öffentlichen hoffe;  und  so  gehe  ich  nun  zu  der  Besprechung 
der  Motive  über.  — 


g  3.     Motive. 

Die  Attribute  der  symbolischen  Gestalten  zeigen  uns,  wdche 
Mittel  als  die  si^^icheten  und  erstrebenswerthesten  galten  im 
Kampf  ums  Dasein,  und  wenn  diese  drei,  Weisheit,  Starke  und 
Behendigkeit,  die  Attribute  0|»inns,  Thörrs  und  LoMs,  dieselben 
sind,  mit  dmen  noch  Schiller  im  zweiten  Auftritt  der  Piccolo- 
mini  das  >ganze  Kri^eshandwerk«  eymbolisirt,  'so  sehen  wir 
wohl,  dass  als  normaJe  Erscheinungsform  des  Lebens,  wie  man 
es  oft  betont  hat,  den  Germanen  der  Kampf  erscheint.  Die 
Typen  wieder  zeigen  uns,  was  diese  Anschauung  aus  den 
Maischen  macht.  Zweierlei  ist  mögUch:  baterAntheil  an  den 
Machtranen,  so  steht  er  selbständig  da  als  ein  Führer  im  Kampf, 


42 

ein  Abbild  Of>inn0,  wie  die  edlen  Könige,  ein  Abbild  Thöm  üfib 
die  Helden,  ein  Abbild  LoIüb  wie  die  schlauen  Intrigoanteif ; 
hat  er  aber  daran  keinen  Antheil,  so  bleibt  ihm  weiter  niohta 
übrig,  ak  sich  anter  den  Schutz  eines  Machtbegabten  zu  steUen. 
Wohl  ist  es  vorzugsweise  die  altn.  Dichtung,  welche  uns  dies 
Bild  zeigt;  aber  sie  eben  ist  die  treueste  Fortbildung  der  alt- 
germ.  Anschauungen;  die  ags.  ist  angekränkelt  und  m^  reif 
zum  Sterben.  —  Welche  Formen  aber  endlich  unter  dem  Bann 
dieser  Weltanschauung  dae  Leben  annahm,  dae  Leben  nftmlich 
so  weit  es  den  alten  Grermanen  »der  Rede  werth«  schien*  so 
weit  die  Dichtung  es  abspiegeln  durfte  —  dae  eben  zrigt  eine 
Uebersicht  der  wichtigeren  Motive.  Denn  mehr  können  wir 
hier  nicht  geben;  eine  vollständige  und  eingehende  Aufnahme 
des  Oesammtinhalts  der  altgerm.  Poesie  nach  dem  unübertreff- 
lichen Muster  von  Heinzeis  Beschreibung  der  isländischen  Saga,, 
eine  Würdigung  sodann  dieser  Stoffwahl  unter  dem  Gresichts- 
punkt  der  historischen  Ethik  (vgl.  Scherer  Poetik  S.  212  f.)  ist 
eine  wichtige  imd  lockende  Aufgabe,  die  eine  selbständige 
Behandlung  erfordert.  Hierbei  müssten  auch  die  Berichte 
zweiter  Hand,  wie  Saxo,  zugezogen  werden.  — 

Wir  ordnen  die  Stoffe  der  altgerm.  Gedichte  hier  so,  dass 
wir  die  vorausstellen,  welche  den  weitesten  Gresichtskreis  um- 
fassen, imd  allmählich  bis  zu  denen  herabsteigen,  deren  Mittel- 
punkt der  einzelne  Mensch  bildet. 

Die  Welt  in  ihrem  ganzen  Umfang  bildet  den  Inhalt  alter 
und  wichtiger  Gedichte.  Ihre  gesammten  Geschicke  in  Vergangen- 
heit imd  Zukunft  schildert  das  grossartigste  Lied  unserer  heidnischea 
Vorzeit,  die  Voluspä;  daneben  andere  Gedichte,  deren  Reste  in  der 
kleinen  Voluspä  und  im  Wessobrunner  Gebet  vorliegen.  Doch  war 
die  Quelle  von  MSD  I,  1 — 4  vielleicht  auch  nur  ein  Bericht  von  der 
Schöpfung.  Denn  neben  Gredichten,  die  die  ganze  »Weltgeschichte« 
bringen,  stehen    solche,    die    nur   ein  Hauptereigniss    erzählen, 


beeondvTi  Anfang  oder  Ende;  so  die  V^tunskvifia.  Beides 
.Arten  welthistoriBcber  Poesie,  enger  aber  der  letzteren,  konnten 
«ich  später  christliche  Dichtungen  auschliessen,  wie  eineiseits 
Heiland,  Kriet,  ags.  Bibelgedicht«,  andererseit«  HiupUIi  und 
Domes  däg  (vgl.  Hammerich  Aelteete  chrietliche  Epik  S.  267). 
—  Andere  Gedichte  Bchildem  nicht  die  Entwickelung  der  Welt, 
«ondem  beschreiben  ihren  g^enwärtigen  Zustand;  solche 
Eosmographien  sind  Crrimnism^  und  —  gegen  Ende  in 
die  historiBche  Art  übergehend  —  Vaijirüdnism&l.  Urnen 
^eder  passen  eich  solche  christlichen  Stücke  an  wie  Himmel 
und  Hölle  MSD.  XXX ,  in  ähnlicher  Weise  zwei  Behau- 
sungen übermenschlicher  Mächte  schildernd,  wie  die  GrinmismM 
deren  elf  aufführen.  Ein  Bmcbstück  solcher  sonderbar  steifer 
Ranglisten  aller  Wesen,  wie  sie  Hav.  157  angeprieeen  werden,  ist 
auch  in  Fäf .  12 — 15  interpolirt,  und  diese  Eintheilung  der  Nomen 
steht  gleichsam  als  ein  Stück  allgemeinster  Ethnologie  neben 
der  allgemeinsten  Geographie  der  Grimnismäl.  Fehlt  ja  nicht 
einmal  die  Sprachvergleichung!  denn  wenn  die  Alvissmäl  auch 
die  Sprachen  der  Welt\'Ölker  nur  als  Mittel,  Sjuonvma  aufzu- 
tählen,  benutzen  wollen,  wird  dochgelegentlich  auf  verschiedenen 
Sprachgebrauch  wirklich  Rücksicht  genommen  sein  (vgl.  Orimm 
Mythologie  I*  275  f.).  —  Innerhalb  der  Weltbeschreibung  ent- 
sprechen den  Liedern,  die  nur  die  allerbedeutendsten  Momente 
ans  dem  Weltlauf  erzählen,  solche  Gedichte,  die  aus  dem 
Bereich  der  Natur  nur  das  Merkwürdigste  beschreiben ;  sie  sind 
ans  aber  nur  durch  christUche  Stücke  der  ags.  Poesie,  wie  die 
>Wunder  der  Schöpfung*  und  die  Räthsel  (vgl.  u.  über  deren 
Eingangsfoimeln)  vertreten.  Meregarto  ist  etwas  anders  geartet, 
und  die  Symbolisirungen  von  Naturwundem,  die  man  als 
»Physiologus«  zu  bezeichnen  pflegt,  sind  von  Grund  aus  speci- 
fisch  christlich-gelebrter  Art. 

Die  Welt,  sehen    wir,    wird  vollständig   beschrieben   nach 
ihrem  Verlauf  und  ihrem  Bestand ;  die  Gebiete  und  die  Sprachen 


44 

ihrer  verschiedenen  Völker  werden  verglichen.  Groesartiger  noch 
sind  die  Versuche,  auch  ihr  innerstes  Leben  und  Wesen  ca 
ergründen  und  darzustellen.  Jener  Plan  einer  empirischen 
nationalen  Ethik,  der  für  den  letsten  grossen  Schüler  Jacob 
Grinuns  in  allen  seinen  Hauptwerken  von  der  Geschichte  der 
deutschen  Sprache  bis  zu  der  Poetik  der  leitende  Gedanke  war, 
er  hat  in  der  Lehrdichtung  der  Alten  eine  zwar  nicht  voUstin- 
dige,  immerhin  aber  erstaunlich  vielseitige  und  lebensvolle  Ver- 
wirklichung gefunden.  Diese  Gedichte  sind  —  wie  alle  alte 
Gnomik  —  viel  weniger  befehlend,  als  beschreibend.  Etwas 
spät  spricht  die  altn.,  etwas  früher  schon  die  ags.  Poesie  ein 
»Soll«  aus;  die  ursprüngliche  Didaktik  aber  giebt  nur  Ver- 
haltungsmassregeln:  Willst  du  ein  ewiges  Gut  haben  —  so 
erwirb  dir  Nachruhm,  denn  wie  die  EIrfahrung  lehrt,  sind  alle 
andern  Besitzthümer  vergänglich;  oder:  Hast  du  mit  Jemanden 
zu  thun,  dem  du  nicht  traust,  so  schütze  dich  auf  die  und  die 
Weise  (besonders  bezeichnend  ist  HAv.  58).  Solchergestalt  er- 
gänzen die  alten  Lehrgedichte  jene  Weltbilder,  indem  sie  über 
die  Kräfte,  die  in  der  Welt  wirken,  und  deren  Ergebnisse  An- 
gaben rein  praktischer  Art  machen.  Vor  allem  schildern  die 
Havamäl  in  der  uns  vorliegenden,  freilich  auf  Erweiterungen 
und  Compilation  beruhenden  Form,  wie  es  in  der  Welt  zugeht, 
in  der  ganzen  Welt;  denn  auch  dies  Lied  belehrt  nicht  bloss 
über  die  Art  mit  Hexen  umzugehn  (Hdv.  152  und  153),  sondern 
bringt  mit  0{)inn8beispielen  und  Runenlied  Beiträge  zur  Psycho- 
logie auch  der  Grötter.  So  vollständig  wie  dieses  rüstet  freilich  kein 
zweites  Lehrgedicht  für  den  Kampf  Aller  gegen  Alle  aus;  ein- 
zelne Andeutungen  aber,  die  über  die  Lehre  vom  Menschengeist 
hinausgehen  und  auf  eine  allgemeine  moralische  Kosmographie 
deuten,  einzelne  Andeutungen  solcher  Art  haben  alle  alten 
Sammlungen  von  Lehrsprüchen:  die  bunte  Zusanmienstellung 
in    den  Sgdrm.  erzählt  auch,    wie  0|)inn    sich  zur  Macht  über 


45 

alle  Welt  verhali  und  warnt  vor  Meineid,  weil  ee  (trotz  Hat.  109) 
in  dem  Wesen  der  Gatter  li^ft,  ihn  zu  sb«feii.  Und  wenn  wir  von 
neuem  hier  neben  einem  voU^tänd^en  Repertorium  audi  mancher 
Auswahl  begegnen,  so  nimmt  doch  aul  die  Götter  selbst  eine  so 
kleine  Specialsammlung  Böcksicht,  wie  die  Belehrung  über  Vor- 
zeichen in  den  Re^nsmAl;  sie  b^^nnt  gleich :  alls  t>ü  hvArtv^gja 
veizt  goda  heill  ok  guma  (Reg.  19).  —  ^Vieder  haben  diese  Beschrei- 
bungen  dee  inneren  Lebens  der  Welt  und  der  Menschen  ihre  christ- 
liche Ablösung  vorzugsweise  in  der  ags.  Dichtung  gefunden-. 
In  den  >Denkeprüchen<  ist  alles  bunt  gemischt,  alles  aber  dient 
doch  jener  Aufgabe,  ein  Weltbild  su  entwerfen.  Was  aber  die 
heidnische  Didaktik  vereint ,  Schilderung  des  menschlichen 
Denkens,  Thuns  und  Leidens,  das  beschreiben  einzeln  die  merk- 
würdigen ags.  Stücke  über  der  Menschen  Gaben,  GemÜth,  Falsch- 
heit und  Geschicke,  womit  man  Beör.  1724  f.  achon  ver- 
glichen hat.  — 

Auch  andere  Aufzählungen  belehren  über  die  Welt,  ihre 
Bewohner  und  deren  Schicksale,  ohne  doch  aber  nach  so  grossen 
Geeammtbildem  zu  streben.  Doch  schliesee  ich  sie  der  ver- 
wandten Art  wegen  an.  Es  werden  aufgezählt  Runen  im  ags. 
Runenüed  und  MSD  V,  femer  in  H4v.  und  Sgdr. ;  Geschlech- 
ter in  Hyndl;  Namen  verschiedener  Art  in  Vol.,  Grlm.,  Rlg., 
Vidsld,  H.  H.  I  8  und  mehreren  einzeletehenden  altn.  Memo- 
rialversen (Edda  her.  von  HUdebrand  S.304 — 5);  Abenteuer  in 
Hflrb.  und  Lok.,  Trauerfälle  speciell  in  Gud.  L,  Gud.  hv.  (vgl. 
bes.  9,  5 — 6)  Wanderer,  Deör;  die  besten  Wesen  und  Dinge 
Grim.  43 — 44;  Benennungen  von  Dingen  in  Alv.  (Fiecharten 
im  Raodlieb  Xm  41  f.). 

Ein  letzter  Aueläufer  solcher  »Didaktik«  ist  dann  das 
TraugemundsHed,  wie  Ubland  schön  erläutert  hat.  Es  stellt 
sich  am  nächsten  zu  der  ags.  Räthselsammlung.  — 


46 

Unter  den  verschiedenen  Vdlkeni,  die  die  Welt  bewohnen^ 
und  die  besonders  in  den  Alv.  znsammengestellt  sind,  kommeiK 
für  die  altgerm.  Poesie  wesentlich  nur  Grötter  und  Mensdiea  in 
Betracht,  Riesen  und  Zwerge  nur  als  Gegenspieler. 

Die  Geschichte  der  Götter  ist  natürlich  in  der  Geschichte 
der  Welt  eingeschlossen.  Gedichte,  welche  Thaten  oder  Erlebe 
nisse  einzelner  Götter  berichten,    haben   wir   schon   angeführt; 

die  Gatter  erfahren  hier  keine  anderen  Schicksale  als  sonst  die 

« 

Menschen,  und  wir  haben  deshalb  die  betrefifenden  Motive  ein* 
geordnet.  Denn  wenn  Thor  auszieht,  um  verborgene  Wunder- 
dinge zu  holen  (t)rym.  Hym.),  so  ihut  er  nichts  anderes  ala- 
Beövulf,  der  den  Schatz  erobert;  wenn  sich  die  Grötter  scheltoi 
(Lok.  Härb.)  —  die  Helden  thun  es  auch,  und  vollends  wenn 
Freyr  nach  einer  Jungfrau  schmachtet  (Skir)  macht  er  an  sich 
dieselben  Erfahrungen  wie  Sigurd  (Skim  42  vgl.  Grip.  29),  Of)ina 
aber  in  gleicher  Lage  wird  den  Menschen  ein  warnendes  Beispiel 
(Häv.  95).  Den  Gröttem  und  gottähnlichen  Wesen  eigenthümlich 
bleiben  nur  die  Wunder.  Sie  vollbringen  sie  durch  ihre  Er- 
scheinungen und  ihre  Thaten.  Solchen  Bekundungen  bestimm- 
ter einzelner  Götter  schliessen  sich  die  übernatürlichen  Ereig* 
nisse,  für  die  kein  bestimmter  Urheber  genannt  wird,  und  die 
Anrufungen  übermenschlicher  Kräfte  an. 

Gtötter  erscheinen  unter  Menschen  in  Grim.  Sinf.  Reg. 
Sie  kommen  nur  zu  solchen  Menschen,  die  zu  ihnen  in  engerer 
Beziehung  stehen;  aber  die  Hilflosigkeit  selbst  dieser  Aus- 
erwählten gegen  Versuchung  (Grim.),  Zauber  (Reg.)  oder  Ver^ 
einigung  von  Versuchung  und  Zauber  (Sinf.)  nöthigt  sie  ein- 
zugreifen. Zu  den  Auserwählten  gehört  aber  auch  jeder  hohe 
Held.  Diese  Heroen  holen  die  Walküren  (E.  H.  I  und  II) 
ins  Götterreich,  den  Sprössling  aber  des  Greschlechtes  der  vor 
allen  »Elrlesenen«  ein  Gk)tt  (Sinf.).  Solch  ein  Halbgott  erscheint 
einmal  wieder  unter  den  Lebenden  (H.  H.  II}.  —  Göttliche  und 


47 

übenoeDBchliche  Weeen  Bind  ferner  die  Seherin,  die  den  Menschen 
das  Schicksal  der  Welt  verkündet  (Vgl)  and  die  Riesinnen, 
durch  deren  Frage  (Helr.)  oder  Befragung  (Hyndl.)  der  Diditer 
Gelegenheit  erhSlt,  Schicksale  zu  berichten. 

Eüne  wunderbare  That  ist  die  Heilung  des  Rosses  durch 
Wodan  (MSD.  IV  2;  gant  ahnli«^  in  Scherers  Altdeut«chen 
Segen  Sitzungsber.  der  Preuss.  Akad.  1885  Phil.  Hist.  Cl.  8.  581). 

Qöttererscheiniing  und  wunderbare  That  (Verwimuig  der 
Sinne)  kommen  nisammen  bei  der  B^^nung  Hedins  mit  dem 
Zauberweib  (H.  Hi.  IV). 

Ueber  Einselheiten  der  Göttererscbeinungen  vgl  J.  Grimm 
zu  Andr.  u.  El.  XXXIIL  — 

Wunderbar  edod  femer  die  Reden  der  Vi^el  (in  H.  Hi.  H, 
H.  H.  I,  FAf  and  Brot,  vgl.  J.  Grimm  zu  Andr.  a.  El.  S.  XXVIU.) 
Sonst  sprechen  keine  Thiere  in  den  altgerm.  Liedern,  die  ver- 
wandelten Zwerge  (in  Reg.  imd  TU.)  natiirUch  au^nommen; 
auch  leblose  Dinge,  sprechen  nicht  (ausser  Mlmire  Haupt)  und 
handeln  nicht  — 

Anrufung  der  übermenschlichen  Kräfte  geschieht  entweder 
indem  m&n  sich  an  bestimmte  Mächte  wendet:  Beechwörung, 
oder  indem  man  alle  zu  binden  sucht:  Fluch  und  Segen.  Die 
Anwendung  solcher  Mittel,  die  Elemente  (besondere  das  Meer) 
and  die  gesammte  M&tur  Edch  dienbai  tu  machen,  nennen  wir 
Zauber  (vgl.  allg.  W.  Grimm,  Kl.  Sehr.  I  339  f.). 

Die  Beschwörung  gilt  immer  weiblichen  Wesen,  die  aus 
einem  quälenden  Zustand  befreien  sollen:  entweder  durch  ihr 
Erscheinen  tmd  Antworten  von  drückendem  Zweifel  (Vgl  Veg 
Hyadl)  oder  durch  ihr  Verschwinden  von  peinigender  Krank- 
heit (MSD.  IV  5— 7,  Grein- Wülckerl  ISH— IV;  ähnliche  Fälle 
aas  chrisüicber  Zeit  in  den  Anmerkungen  tu  MSD.  IV  und  in 
Schereis  Altdeutschen  Segen).  NatürUch  ist  es  in  letzteren) 
Fall  dif!  Krankheit  edbst,    die    beschworen  wird,    zu   weichen; 


48 

nur  in  dem  letzten  der  von  Scherer  mitgeiheilten  Heilsprttche 
(aao.  585)  eoheint  nicht  die  Krankheit  angerufen  zu  warden, 
sondern  die  Segenspender  Sonne  und  Mond  (ähnlich  wie  Sgdr.S). — 

In  all  den  bisher  besprochenen  Fällen  tritt  eine  über- 
natürliche Macht  ein  (bei  Göttererscheinungen  und  Wundem) 
oder  soll  sie  eintreten  (bei  Beschwörungen),  nicht  weil  die 
Kraft  der  Menschen,  sondern  weil  ihr  Wissen  nicht  genügt; 
denn  selbst  was  die  Grötter  in  Sinf.  und  R^.  vollbringen, 
könnten  mit  Hilfe  solcher  Zauberrunen  wie  sie  H&v.  152  und 
Sgdr.  10  angepriesen  werden  auch  Menschen  leisten.  Wer  also 
die  wimderkraftigen  Formeln  besitzt,  kann  Uebermenschliches 
damit  ausrichten;  und  ohne  deren  Kenntniss  können  selbt  die 
Götter  nichts:  von  allen  Göttern  versteht  nur  Wodan  das  Roes 
zu  heüen  (vgl.  MythoL  H*  1023  f.). 

Segensformeln  werden  Sgdr.  3 — 4  ausgesprochen,  Fluch 
in  Skim.,  Hyndl.,  H.  H.  11,  Reg.,  Atlm.;  über  die  Form  ist 
später  zu  handeln.  In  den  meisten  Fällen  wird  allgemein 
ein  Mensch  der  Huld  oder  dem  Zorn  der  Götter  anempfohlen 
(Sgdr.  3—4  —  HyndL  48  Athn.  85;  kleinere  Flüche  in  den 
meisten  Scheltstrophen  s.  u.).  Wichtig  ist  die  grosse  Exkom- 
munikation H.  H.  n  29  f.,  welche  alle  Vertheidigungsmittel 
bannt  (eggjar  ek  deyö  minna  andskota  Hav.  146),  dem  Ver- 
fluchten nicht  zu  helfen;  ein  Gegenstück  also  zu  der  Art  wie 
zu  Baldrs  Schutz  alle  Angriffs waffen  in  Bann  genommen  werden.  — 
Was  dem  Mann  der  Kampf  ist,  das  ist  der  Frau  Glück  an 
der  Seite  des  Gatten:  deshalb  wird  beim  Fluch  Skimirs 
(Skirn  25  f.)  der  Gerdr  Alles  verboten,  was  liebenswerth  oder 
glücklich  machen  kann.  Mit  andern  Worten:  dem  Helden 
wird  die  Siegesrune,  der  Frau  die  Liebesrune  durch  den  Fluch 
geraubt.  Die  bedeutimgsvollste  Verfluchung  endlich  ist  die, 
welche  Andvari  über  den  Schatz  ausspricht  (Reg.  5);  er  ent- 
kleidet   nicht    blos  das  Gold  seiner    beglückenden    Kraft  (mun 


4» 

miuB  tjAr  manngi  njöta),  sondeni  verwandelt  ee  in  ein  jedem 
tPffritrri  todbringendeB  Attribut.  —  Ebenso  vandelt  der  Zorn 
M^iinnB  das  Schwert  GeiirfidB  in  eeinec  Mörder  (vie  die-8a^ 
<dar  Alten  -dem  Gotteslästerer  -Kambyses  das  Gleiche  wider- 
flAuren  lässt). 

Fluch  und  S^en  also  bekleiden  Menschen  oder  Dinge  nur 
cnt  mit  der  Eigenschaft,  gegen  Gefahren  wehrlos  oder  geschützt 
CD  sein.  Die  thatsächliche  Hilfe  oder  Schädigung  -durch  solche 
lUttel  ist  der  Zauber.  Den  verüben  Hexen  (H.  Hi.  m,  H.H.  I; 
Qbnen  ist  wohl  auch  der  in  Reg.  von  Hnikarr  .gebaimte  Sturm 
ansiischreiben)  durch  geheime  lilittel,  Menschen  durch  Zauber- 
f^take  unter  Anwendung  von  Runen  (Gud.  U.  23 — 34  vgl.  DrAp 
Vifl,  femer  -Sgdr.  7  und  auch  Hyadl  .48.  So  ist  es  -  auch  zu 
e^lären,  wenn  Valundr  die  B^dvild  «mit  Meth  betrog«  Vkv.  28). 
Solche  Verzauberung  ivach  schädliche  Tränke  gehört  in 
aHtt  Poesie  zu  den  verbreitetsten  und  ältesten  Srscheinungs- 
lormen  dee  Zaubers;  wie  der  Zaubertrank  in  dem  Volksepos 
von  den  Nibelungen  so  gut  wie  in  der  höfischen  Max  von 
l^istan  wirkt,  so  ist  auch  in  dem  itaÜeniscben  Volksepos  der 
Beali  dl  Francia  ein  Talisman  g^en  solche  Vei^iftuag  eine 
der  w^i^en  Spuren  von  zauberischen  Künsten  (Ranke  Ab- 
handlungen und  Versuche  n  176}  —  völlig  wie  Sgdr.  7  wird  er 
als  Schutzwaffe  einem  gehebten  Helden  geschenkt.  —  Hexen, 
aber  neben  ihnen  auch  die  nun  zu  Teufeln  gewordenoi  Äsen 
und  Elfen  zaubern  auch  durch  Speerwurf  Krankheiten  an 
;Grein-Wülcker  Bibl.  der  ags.  Poerie  H  317,  3  f.  vgl.  Myth. 
n  *  1039). 

Eine  andere  Form  des  Zaubers  ist  die  Verwandlung;  sie 
ist  vorzugsweise  bei  den  Göttern  (beB.beiO(iinn)und  ZweTgen(Reg.) 
üblich  1  aber  auch  Menschen  können  ihre  Gestalt  vertauschen. 
3o  besitzt  nicht  bloss  Hraeevelgr  (Vaf.  37)  und  nimmt  nicht 
iloes  VelunOr  (vgl.  Niedner  Zs.  f.  d-  Alt.  33,32),  sondern  auch 

M«jn,  AUgnmaniMlM  PomL*.  4 


50 

Franmarr  (zu  H.  Hi.  5)  Vogelsgestalt  an  (vgl.  im  Allgemeinen 
Myth.  n  ^  918  f.  mid  bez.  873.  —  H&v.  128,7—8  ist  wohl 
nicht  hierher  zu  ziehen).  Dagegen  ist  es  eigentlich  kein  SSaaber, 
wenn  Zwerge  (Alv.)  oder  Hexen  (H.  Hi  m  30)  in  Steinbilder 
verwandelt  werden;  denn  es  li^  in  ihrer  Natur,  dass  die 
Sonne  sie  versteinert,  und  Thörr  oder  Atli  haben  dabei  nichts 
zu  thun,  als  nur  das  Experiment  gehörig  vorzubereiten. 

Zauberkünste  treiben  auch  Götter:  nicht  bloss  Sldmir, 
sondern  selbst  O^inn  zb.  bei  Saxo  ed.  Holder  79,38.  — 

Eine  Art  Zauber  11^  auch  in  der  Prophezeiung.  Mit 
Recht  hat  der  Begründer  der  historischen  Psychologie  vor 
Kurzem  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  Prophezeien  nichts 
anderes  ist  als  ein  Binden  und  Festlegen  der  Zukunft,  und 
dass  es  in  alten  Zeiten  auch  nicht  anders  aufgefasst  wurde 
(Nietzsche  Die  fröhliche  Wissenschaft  S.  106).  Die  Wunderkraft 
des  Wahrsagers  steht  hinsichtlich  ihrer  Wirksamkeit  mitten 
inne  zwischen  der,  die  bei  Fluch  und  Segen,  und  der,  die  bei 
Bezauberung  aufgewandt  wird.  Der  Fluch  weiht  nur  erst  dem 
Tode,  welchen  dann  freilich  leicht  jede  Grelegenheit  bringen 
kann  (alt  er  feigs  forad  Fäf  11);  die  Verkündung  zukünftigen 
Unheils  ist  an  sich  als  böses  Omen  Anfang  des  Verderbens, 
aber  doch  nur  Anfang,  während  der  Zauber  den  Schlag  selbst 
herbeiführt.  —  Dem  entspricht  völlig,  was  die  vorkommenden 
Prophezeiungen  über  die  lehren,  welche  sie  aussprechen.  Eigent- 
lich ist  die  Zukunft  Greheimniss  der  Grötter,  die  durch  das 
Loos  befragt  werden,  oder  göttlicher  Wesen  wie  die  Seherin 
der  Vol.  es  ist,  und  wie  desgleichen  die  Walküre  Sväva,  die 
dem  Helgi  mit  dem  Namen  zugleich  das  daran  haftende  Schicksal 
schenkt  (H.  Hi.  11  vgl.  u.);  wimderbar  auch  ist  die  Wahr- 
sagung der  Vögel  in  H.  H.  I.  Bei  Fdfnir  (Fäf.  20.  22)  ver- 
einigt sich  mehreres,  um  ihn  zur  Prophezeiung  auszurüsten :  er 
selbst  besitzt    mehr  als  menschliche  Künste;    er    kennt    femer 


51 

den  Fluch,  der  an  dem  Scbati  haftet ;  endlich  aber  erhöben  sieb 
die  Kraft«  de8  Sterbenden  wie  zur  Verfluchung  (Saem.  sa  F&f.  1. 
Tgl.  R«g.  6)  Bo  auch  zur  PropheseiuDg.  Hierauf  beruht  die 
grosse  Wahrsagung  der  sterbenden  Brynhüd  (in  Sig.  ek.).  Dennoch 
ist  die  letztere  Prophezeiung  schon  nicht  mehr  yod  der  Art 
der  anderen,  vielmehr  eine  Dichtererfindung,  die  auf  den  be- 
rufEmäsBigei]  Zukunftekünder  Grlpir  und  das  MusterstÜck  einer 
TatJcinatio  ex  post,  welches  er  leistet,  vorbereitet.  Denn  in 
Sig.  sk.  und  Grlp.  wird  eine  ganze  Reihe  von  Ereignissen  vor- 
hererzahlt:  sonst  aber  wird  einfach  die  Rone  eines  Mannes  (die 
Kampfeerune  der  beiden  Helgi)  oder  eines  Dinges  (die  Noäirune 
des  Andvaii-Scbatzes)  abgdeeen,  gerade  wie  das  von  Müllen- 
hoff  und  Lihencron  erläuterte  Loosen  auf  der  Combination  der 
Runen  für  Person  und  Sache  besteht.  Das  echte  Prophezeien 
also  beruht  in  der  Edda  darauf,  daes  Verkünder,  die  mehr  als 
Menschen  wissen,  das  was  eines  Mannes  oder  eines  Gegen- 
standes eigentUchee  Wesen  ausmacht  procUmiren  —  und  das 
ist  eben  wieder  der  Runenbegriff.  — 

Eine  Verbindung  zwischen  Menschen  nnd  Göttern  stellen 
endlich  noch  Eid  und  Gelübde  her,  denn  die  Götter  werden 
Bürgen  hier  für  die  Aussage  dort  für  das  Versprechen  der 
Menschen.  Der  Eid  erscheint  zor  Bekräftigung  von  Angaben 
Übec  Besitz  (Reg.  3 — 4)  und  Über  Gesinnung  (Brot.  S,  Sig.  sk.  I); 
über  die  Form  ist  wieder  später  zu  handeln.  Gelübde  richten 
sich  auf  Dinge,  die  zu  gewähren  (H.  Hi.  I)  oder  zu  fordern 
(H.  Hi.  IV)  sind,  auf  Thaten,  die  zu  leisten  (Oddr.  9)  oder  zu 
verweigern  (zu  Sgdr.  2,18)  sind.  Die  Bürgschaft  der  Götter  tritt 
in  den  erhaltenen  Gedichten  nicht  ein.  Katürhch  gelten  diese 
feierlichen  Bekräftigungen  nur  bedeutungsvollen  Gegenständen. 
—  Anrufung  und  Gelübde  verbinden  sich,  wenn  einem  be- 
stimmten Gotte  für  einen  bestimmten  Zweck  Opfer  dargebracht  wer- 
den :  80  opfert  Dagr  dem  0{iinn  für  Vaterrache  (zu  H.  H.  IT  27).  — 

4* 


52 

Die  enge  Besidiang  nrischen  ISd  und  Flach  oder  Segen 
zeigt  sich  beeondere  hell  wenn  Vkv.  33,3—6  ein  Eid  gefoidert 
wird  nnter  Anrufung  derselben  Dinge,  die  der  Fluch  H.  H.  11 
30 — 31  in  Bann  nimmt:  wer  diesen  Eid  bricht,  den  trifft  durdi 
die  Bürgschaft  der  Götter  solcher  Fluch  (vgl.  Reg.  4,  Sgdr.  S8). 
Hierauf  hat  schon  Edzardi  (Pf.  G.  23,1 73)  aufmerksam  gemacht. 
Aehnliche  Anrufungen,  der  Stelle  angepasst,  Atkv.31  undAtlm.82. 

Wir  steigen  nunmehr  aus  der  überirdischen  Welt  hinab 
zu  der  der  Menschen.  Die  allgemeinste  Kategorie,  die  wir 
hier  treffen,  ist  die  der  drei  Stände;  ihre  Entstehung  schildert 
die  :RigBf)ula.  Selten  ist  von  dem  Volk  die  Rede;  auch  bei 
Kriegen  zweier  Völker  erhalten  wir  nur  den  Eindruck,  dass 
zweier  Fürsten  Gefolgschaften  sich  bekämpfen.  Ein  stärkerer 
nationaler  Gegensatz  lässt  sich  höchstens  bei  demKri^  swisohen 
Schweden  und  (bauten  (Beov.  2472  f.)  herausfühlen,  kaum  bei 
dem  Kampf  uxn  Finnsburg  zwischen  Friesen  und  Dänen  und 
gar  nicht  bei  den  Eroberungszügen  der  Hunnen  (im  Walth.) 
oder  der  Normannen  (im  Ludwigslied)  nach  Deutschland.  — 
Der  erste  folkvig  (Vol.  26)  war  ein  Krieg  nicht  zwischen  Erden- 
völkem,  sondern  zwischen  Weltvölkem. 

In  der  Regel  wird  das  Volk  in  der  altgerm.  Poesie  Ter- 
treten  durch  den  König  mit  seiner  Umgebung,  den  Hof.  -Statt 
der  Volksversammlung  (Tac.  Germ.  11)  ist  es  die  Geeammtheit 
des  Hofadels,  die  in  wichtigen  Fragen  zur  Berathung  zusanmaen- 
tritt  (in  Brot.  Sig.  sk.  Atkv.  Beov.,  mehrmals  im  Walth.,  und 
ebenso  am  Sitze  des  Götterkönigs  in  Vol.  Vaf.  Veg.  Sine 
kleinere  Berathung  zwischen  Herrn  und  Diener  eröffnet  die 
Sklm).  Der  allgemeinen  Berathung  gehen  Besprechungen  in 
Gruppen  voraus  (Ruodl.  4,  125).  Sonst  treffen  wir  den  Adel 
nur  noch  beim  ICampf  und  beim  Gastmahl  (Brot.  Atkv.  zwei- 
mal, Atlm.  zweimal,  Beov.  wiederholt;  ebenso  unter  den  Gröttem: 
Hym.  Lok. ;  kleinere  Gastmähler  in  Prym.  und  Rig.).     Die  aus- 


53 

fülirlicliBt«  Schilderung  eolchee  Oelagee  Steht  im  Walthaäua 
und  auch  hier  gilt,  dase  jedes  Gelage  mit  dem  voUBtändigea 
Betrunkensein  ^er  Gaste  endigt  (Specht,  Gastmähler  tmd  Trink- 
geUg«  bei  den  Deutschen  S.  öl).  Die  Fürsten  nehmen  aoch 
hieran  Theil  (Atkv.  41,  Walth.  362  —  eine  köstliche  äüxte 
des  urgeTmaniBchen  Kattenjanmieie;  ebenso  ist  0]>inn  Hat.  14 
betiimk«n).  Vgl,  A.  HoSmaun,  Der  bildliche  Ausdruck  im 
BeövuU  and  in  der  Edda  S.  27.  —  Gerade  diese  Züge  haben 
die  Fanatiker  der  »Griechheit*  oft  benutzt,  um  den  Charakter 
der  altgerm.  Poesie  in  abschreckender  oder  lächerlicher  B^euch- 
tung  darzustellen.  So  urtheilt  Hegel:  >Den  hohlen  Au£q;>iei- 
sungen,  den  natursymbolischen  Handlungen  .  .  .,  dem  Thor 
mit  seinem  Hammer,  dem  Fenriswolf,  dem  entaetiHchen 
Methsaufen,  überhaupt  der  Wildheit  und  trüben  Verworren- 
heit dieser  Mythologie  habe  ich  keinen  Geschmack  abgewinnen 
können«  (Vorlesungen  Über  die  Aestheük  m  407).  Und  gar 
Heinse ,  g^en  Gerstenbei^  und  die  >  Baiden«  polemisirend, 
spricht  von  >der  Valhalla,  oder  dem  Himmel  der  alten  Nor- 
mäimer,  in  welchem  die  grösste  Seligkeit  war,  dass  man  nch 
in  englischen  Ode  berauschen,  im  Rausche  sich  prügeln  und 
todtschlagen  und  nach  dem  Tode,  dei  nicht  länger  dauerte,  als 
man  Zeit  braucht,  einen  ffierrausch  auszuschlafen,  wieder  ver- 
klärt .  .  .  vor  den  gröasten  Zechern  Tuisko,  Mannus,  Bodigast 
.  .  erscheinen  konnte*  (Sämmtliche  Schriften  her.  von  H.  Laube 
X  4ß  Anm.).  Wir  wollen  gewise  nicht  g^en  das  Zeugnias  aller 
alten  Ethnologen  und  Völkerpsychologen  von  Tacitue  (Germ. 
21—22)  bis  Montaigne  (Essais  U  Chap.  n  S.  470)  die  beson- 
dere Trinkfreude  der  alten  Deutschen  leugnen  und  keineswegs 
bestreiten,  dass  sie  immer  noch  eins  tranken;  das  Mahl  hat 
aber  doch  ofienbar  seine  Bedeutung  nicht  all^  darin,  da«  ee 
cum  MethgenUBS  Gelegenheit  giebt,  Bondem  auch  darin,  dass 
in  witEigem  Wettgespräch   (H&t.  7.  32)  die   s^ksten  Laden- 


54 

Schäften  der  Grennanen  befriedigt  werden:  die  Lost  am  Kampf  — 
und  die  Freude  am  Lernen.  — 

Von  Hof  zu  Hof  ergehen  Einladungen  (DrAp  Gud.  11  AÜnr. 
AÜm),  oft  mit  verrätherischer  Abeicht.  An  GtöLate  und  Boten 
werden  Geschenke  vertheilt  (AÜm.  Atkv.  Beöv.,  oft  im  RoodL) ; 
ebenso  aber  auch  an  die  Ho^noBsen:  damit  werden  Tliaten 
belohnt  (Hagens  Klage  Walth.  857  f.)  und  neue  Kimpfer 
herangelockt  (expetuntur  enim  legationibus  et  muneribua  oman- 
tur  Germ.  13,  20)  und  so  müssen  Schatz  und  Waffen  sich 
wechselseitig  erneuern  und  vermehren.  Dem  König  ist  daher 
nächst  seinen  Kriegern  nichts  wichtiger  als  sein  Schatz. 
»Die  geheime  Quelle  aller  irdischen  Macht,«  sagt  G.  Frey- 
tag ,  » war  dem  Herrscher  der  gesammelte  Hort  <  (Weriro 
17,  183);  und  meisterhaft  hat  der  Verfasser  der  Bilder  aus 
Deutschlands  Vergangenheit  Wesen  und  Bedeutung  des  Hortes 
geschildert.  Diese  geheinmissvoUe  Macht  des  Goldes  ist  zur 
Mythe  geworden  in  der  GuUveig  der  Vol.  (Müllenhoff  Runen- 
lehre S.  47,  Alterthumskunde  V  95)  und  in  dem  »Ring  der 
Nibelungen«  (Reg.  F^.  Drap.)  Einfach  und  realistisch  dagegen 
schildert  Erstreben  und  Verwerthen  des  Schatzes  die  Erzählung 
von  Beovulfs  letzter  That  (Beöv.  2207  f).  Zum  Eintausch 
wird  der  Schatz  z.  B.  in  {)rymskvi^a  und  Helg.  Hi.  4  ver- 
werthet. 

Beide  Hauptattribute  des  Herrschers,  Gefolge  und  Schatz, 
erscheinen  meist  als  ungetheilte  Einheit,  an  einem  Ort  in  über- 
einstimmender Art  versammelt.  Freilich  muss  aus  der  Mitte 
des  Grefolges  gelegentlich  ein  Einzelner  hervortreten;  dann  aber 
kommt  er  als  Vertreter  des  Königs  selbst,  wie  ins  Ausland  die 
Boten  gehen  (in  allen  Helgiliedem,  in  Drap.  Gud.  11  Atkv.  und 
Atlm.,  femer  in  den  Götterliedem  {)rym.  und  Sklm)  und 
zwischen  Hof  und  Aussen  weit  der  »Ceremonienmeister«  ver- 
mittelt   (MüUenhofE  Alterthumskunde  V  289  vgl.  o;    im  Beöv. 


bb 

ist  ee  Vulfgär  331  f).  Ein  böfiecbeB  Beamtenthom,  das  die 
Gesammtpflicbt  deB  Adels  auf  einz&hie  Schultern  Tertbeilt, 
treffen  im  f&st  nur  bei  den  Angelaacbsen,  wo  am  Hof  sogar 
flc6p  ond  |)yle  geBcbieden  zu  sein  scheinen  (Müllmbofi  aao; 
zwei  Hofdichter  treffen  wir  auch  in  Deörs  Klage)  und  wo  in  der 
Nähe  des  FürstenKitzes  ein  Strandwart  mit  der  Wache  über  den 
Zutritt  der  Burg  betraut  ist.  Die  Edda  hat  erst  in  einem  der 
Bjp&besten  Crodichte  (Atlm  58,  2)  das  Amt  eines  btytr.  — 
In  dem  späten  Ehebruchsroman  Ton  Oddrün  werden  einzelne 
Hofleute  auch  als  imerker«  verwandt  (Oddr.  23,  Einl.  zu  Gud. 
hv.);  man  sucht  sie  durch  Bestechung  unschädlich  zu  machen.  — 
Einen  einzelnen  Gefolgsmann  schildert  in  elegischer  Weise  da« 
age.  Gedicht  vom  Wandeier.  — 

Auch  der  Gefolgsmann  ist  also  fast  nur  eine  symbolische 
Figur,  ist  nur  ein  Glied  des  eigentlich  untheilbaren  höäscheu 
Organismus.  Die  Persönlichkeit,  das  Individuum  erscheint  los- 
gelöst von  Seinesgleichen,  sich  emporhebend  über  die  Anderen, 
>wie  die  edle  Esche  Über  die  Domen«,  erscheint  als  Held. 
Das  Heldenleben  ist  der  eigentliche  Hanptgegenetand  der  altgerm. 
Poesie,  für  die  Mensch  sein  Kämpfer  sein  heisst. 

Wahrzeichen  b^lüten  sdion  seine  Geburt  (H.  H.  I).  Ge- 
burt und  Bestattung  sind  aber  auch  die  einzigen  Momente  aus 
dem  Leben  des  Helden,  die  von  ihm  ersählt  werden,  ohne  zu 
seinen  eigenen  Thaten  zu  gehören;  inmier  treffen  wir  ihn  sonst 
handelnd  und  führend.  Gleich  die  Ji^endgeschichte,  welche 
Nibelui^ennot  und  Kndrun  so  gut  wie  Parcival  und  Tristan 
voll  pädagogischen  Interesses  berichten,  finden  wir  innerhalb  der 
altgerm.  Poesie  nur  in  jüngeren  Stücken,  in  der  RlgB}>ula  und 
in  den  Proeaeinleitungen  zu  Grim.  und  R^.  —  alles  freilich  höchst 
charakteristische  Stellen ;  der  König  wird  zur  Klugheit,  der  Held 
zur  Kriegstüchtigkeit,  die  Ahnen  der  Stände  zu  standesgemäseer 
Haltung  und  Beschäftigung  enc^en.    Im  Waltharius  100  f.  wird 


56 

das  alles  knapp  zusammenge&M:  robore  vinoebant  forlMi'  atn- 
moqüe^*  sophistas,  und  sogar  auf  die  Kriegsschelte  werden  ni 
eingelernt  (V.  102).  Dag^;en  heisst  es  in  der  Mnhiitnng-  la 
H:  H.  n  nnr  Helga  föstradi  Hagall  —  freilich  ein  bedoot- 
samer  Name. 

In  der  älteren  Zeit  also  beschränkt  sich  das  Intoreese  aü 
dem  Slanne  völlig  auf  die  Lust,  von  seinen  Heldenthaten 
zu  hören.  Die  Persönlichkeit  reizt  erst  allmählig  zu  einer  vidl- 
ständigen  biographischen  Darstellung,  wie  das  Beövulfaepos  sie 
erstrebt»  ReginsmAl  und  FäfnismÄl  zusammen  sie  beginnen  (y^ 
Zs.  f.  d.  Alt.  32,  404).  Nicht  einmal  die  Waffennahme  (Tac. 
Grerm.  13,  2)  wird  geschildert,  ausser  in  der  Ballade  von  Alboins 
Jugend  (C.  P.  B.  I.  S.  LH).  Gleich  mit  den  Waffen  in  der 
Hand  tritt  der  Held  auf;  denn  wenn  für  den  Drachenkampf 
ein  eigenes  Schwert  geschmiedet  wird  (wie  in  der  Hias  neue 
Waffen  für  die  Ueberwindung  Hektors)  so  ist  das  etwas  anderes; 
lässt  ja  zu  gleichem  Zweck  sich  der  greise  Beövulf  einen  neuen 
Schild  herrichten  (Beöv.  2337).  Nicht  einmal  wie  in  Beövulf  die 
Heldennatur  durchbricht,  wird  geschildert,  wenngleich  wir  über 
sein  ganzes  Leben  unterrichtet  werden ;  die  Lieder  anderer  Völker 
verfehlen  nicht,  gerade  diesen  Moment  zu  schildern  (Achilleus 
auf  Skyros,  Ilja  von  Murom,  auch  Väinämöinen  u.  dgl.  m.).  Der 
Held  wird  eben  fertig  gedacht,  wie  ja  gerade  der  Begriff  der  all^ 
mählichen  Entwickelung  der  alten  Poesie  wie  der  alten  Wissenschaft 
überhaupt  abgeht.  Helgi  erwirbt  sich  schon  im  Alter  von  fün&ehn 
Jahrenden  Beinamen  »Hundingstödterc  (H.H.1, 10).  Doch  bilden 
gewöhnlich  den  Anfang  der  Laufbahn  Fahrten  in  fremden  Dienst, 
wie  sie  Tacitus  (Grerm.  14,  8)  beschreibt.  Hildebrand  und  Hadu- 
brand  freilich  bleiben  dauernd  im  Gefolge  von  Herren  (Hild. 
18.  47);  aber  Wiglaf  beginnt  als  Grefolgsführer,  um  zu  Höherem 
hinaufzusteigen,  gerade  wie  Beövulf  selbst,  der  einst  Lehen  und 
Befehl  im  Heere  zum  Lohn  seiner  ersten  Thaten  erhalten  hatte 


57 

(Be6v.  2493);  und  beBondere  deutlich  werden  die  Worte  des 
Tacitu6  (gradue  qoin  etiam  ipee  oomitatuB  habet,  iudicio  eitu 
quem  eectantur  Genn.  13,  11)  an  Walther  und  Hagen  bestätigt: 
militiae   primoe  tunc  Attila  fecerat  illoe  (Walth.  106.) 

AIb  Kämpfer  oder  Heerführer  berühmter  Krieger  also  be- 
gimien  die  Helden.  Ihre  eigenen  Unternehmungen  aber 
gelten  jenen  drei  Dingen,  die  berühmte  alt«  Sprüche  als  die 
werthvoUeten  hinstellen:  dem  Schutt,  dem  Freunde,  dem  eige- 
nen Selbst  (Häv.  76—76  vgl.  58).  Sie  wollen  Land  und  Gut  holen, 
oder  Befreundeten  Hilfe  bringen,  oder  endUch  durch  Bache 
ihre  P&icbt  erfüllen  und  ihr  Selbstbewueeteein  wieder  aufrichten 
(vgl.  z.  B.  Gufl.  hv.  2,  Beöv.  2047  f.).  Einög  Helgi  (H.  H.  II) 
führt  Krieg,  um  sich  die  Geliebte  zu  gewinnen,  irie  die  Helden 
der  Ritterromane. 

Eroberungezüge  schildern  viele  von  Saio  benutzte  Ueder 
und,  recht  undeutlich,  das  Ludwigslied;  hierher  gehören  auch 
die  meisten  Kriegszüge  im  Bedvulfepos.  Die  Heerfahrten  im 
Waltharius  rand  auf  das  gleiche  Ziel  gerichtet,  doch  ist  Etzel 
auch  schon  mit  Tribut  zufrieden;  die  still  humoristische  Rede 
des  würdigen  alten  Herren  hat  Scheffel  genial  verdeutscht. 
Der  UeberfaU  von  Fiimaburg  gilt  wohl  den  dort  bewahrten 
Stützen  und  die  Verfolgung  Waltharius  durch  Günther  ist  ein 
Raubzug;  Waltharius  Hort  ist  freilich  gleichfalls  durch  Raub 
erworben.  Um  werthvolle  Besitzthümer  zu  holen,  ziehen  auch 
Einzelne  aus:  Götter  (Hym.  {»yiiiO  ^^  Helden  (Beövulfs  letztee 
Abenteuer),  —  Wie  wir  das  eine  Hauptmotiv  der  ritterlichen 
Kriegethaten  im  mittelalterlichen  Epos,  die  LJebe,  hier  nur  verein- 
zelt vorfanden,  so  auch  das  andere,  die  Hilfeleistung  für  den 
Bedrängten :  ausser  Göttern  und  Walküren  (der  Si^ffried  —  imd 
besondere  der  Helgilieder)  erscheint  nur  Beovulf  (in  den  beiden 
ersten  Abenteuern,  am  Hofe  HröAgÄre)  als  Helfer;  noch  mehr 
erinnert    freilich    Sigrdiifas    Befreiung    durch    Sigurd    (Sgdr. 


58 

und  Helr.)  an  die  Rettangen  venauberter  Priniwrinnmi  in  jenm 
Erzählungen.  —  Weitaus  die  meisten  SSbnpfe  haben  lur  trei- 
benden Ursache  die  Rache:  so  die  Kriege  in  den  Hdgiliedflnit 
in  den  Nibelungenliedern,  der  Kampf  gegen  Ohtheres  SShne  im 
Beovulf ,  aber  auch  die  Götterkriege  der  VqL  (yg^  bes.  VqL  56,  8) 
Bezeichnend  ist  es,  wie  es  Ruodl.  I  6  heisst:  qmoqnid  et  ülwom 
sibi  quis  commisit  heroum  aut  ulciscendum  canseqne  soe 
peragendum.  —  Um  FÄfnir  zu  verderben,  wirken  Habsucht 
und  Rachgier  zusammen.  Eine  unkriegerische  Rache  nimmt 
der  kriegsuntüchtig  gemachte  Velundr;  Regin  reizt  wie  die 
Frauen  des  Siegfriedcyklus,  einen  Slrieger  zu  Tliaten  auf.  die 
er  selbst  nicht  wagt  (Fii.  —  Brot.  Sig.  sk.  Atlm.  Gud  hv.  Hamd.) 
—  Die  Rache  wird  meist  geübt  an  den  Mördern  von  Verwandten 
und  zwar  zumeist  des  Vaters  (Himdings  Söhne,  Grranmais  Söhne, 
Hognis  Sohn  Dagr  in  den  Helgiliedem),  aber  auch  des  Mutter* 
vaters  (H.  Hi.,  vgl.  Reg.  11),  des  Vetters  (Beövulf  rächt  den 
HeardrW),  des  NeflEen  (Walth.),  der  (Jeschwister  (Gud.  11  Oddr. 
Atkv.  Gud.  hv.  Hamd.).  Ihren  Fürsten  aoUen  die  Schweden 
rächen  (Beov.  2923  f.);  eigene  Schmach  rächt  VelunOr.  —  Statt 
der  Rache  kommt  zwar  Lösimg  durch  Gold  und  Frauenhand 
vor  (Reg.  Drap.  Gud.  11.  Atkn.  Beov.  2281  f.),  aber  sie  bleibt 
unsicher:  eft  seldan  hwaer  äfter  leödhryre  lyüe  hwfle  bon- 
gar büged,  |)eäh  seo  bryd  duge  (Beöv.  2030).  Vgl.  Sgdr.  85. 
F4f.  36.  — 

Am  wildesten  wird  der  Krieg  geführt,  wenn  nicht  Schatz 
oder  Bimdesfreundschaft  seine  Ursache  ist,  sondern  Rache. 
Rachgier  stiftet  fast  all  die  Verbrechen  an,  welche  die  alten 
Lieder  erzählen:  heimtückischen  Mord  (durchs  Schwert  in  vielen 
Nibelungenliedern;  durch  Gift  in  Sinf.),  Tortur  (Drap.  Atlm. 
Atkv.)  und  Verstümmelung  (Reg.  Atkv.),  Nothzucht  (Vkv), 
Ermordung  unschuldiger  Kinder  (Vkv.  —  Atkv.  Atlm.)  Brand- 
stiftung (Atkv.)  und  Zerstönmg  (Ruine?).     Seltener  verschuldet 


59 

solche  UnthatendieBegelu-lichkeit;  so  den  Mord,  denEädgile  Söhne 
verüben,  oder  die  Verstümmelung  und  Fesselui^  Velunds.  Im 
Krieg  werden  Frauen  entführt  (Beöv.  2931),  Ehebruch  abei  wird 
erst  m  späten  Gedichten  erwähnt  (Gud.  m.  Oddr.).  Als  ausser- 
8t«e  unsühnbares  Verbrechen  steht  da  der  Mord  an  Verwandten 
(Vgl.  46);  ohne  Schuld  verüben  ihn  Menschen  (Beöv.  2486  f. 
—  Hild.),  bewusBt,  aus  Habsucht  nur  die  boshaften  Zwerge 
(FAf.  und  Reg.);  im  halben  Wahnsinn  der  Bachbegier  freilich 
tötet  die  Mutter  (wie  Medea)  die  eigenen  Kinder  (AÜcv.)  and 
setzt  sie  (wie  Thyestes)  dem  Vater  zum  gräeslicben  Mahl  vor. 
So  steht  überall  als  furchtbarste  Erinnerung  das  Rachebedürf- 
nisB  der  Sippe  dem  Verbre(sher  gegenüber.  Es  ist  kein  Zufall, 
wenn  mit  dem  Triumphlied  der  Rache,  das  der  aus  der  mensch- 
lichen Gesellschaft  gebannte  VelunAr  ausstosst,  fast  wörtlich 
der  Ruf  befriedigter  Rachgier  übereinstinunt,  den  ein  Jahrtau- 
send später  ein  Dichter  anter  den  Urenkeln  jener  »Männer  von 
Soest«  ertönen  lässt,  die  von  der  Rache  der  beleidigten  Gattin 
einst  den  Nordleuten  erx&blt  haben.  >Die  Tochter  machte  ich 
dir  zur  Hur',  den  Jangen  zu  Brei,  and  dich  macht'  ich  nun 
Eunicht«,  ruft  dei  Fatziotenkaspar  in  Immennanne  Müncbhau- 
sen  (Vn.  Buch  Kap.  3);  wie  das  Opfer  Niduars  hat  er  seinem 
Verfolger  die  höchsten  Schätze  geraubt:  die  Ehre  der  Tochter, 
das  Leben  des  Sohnes,  und  den  Stolz  des  herrschenden  Mannes. 
Vereinzelt  stehen  Gewaltthaten  wie  die  Misshandlung 
0{»inn-GriiimirB  dardi  Geirrsd;  die  Ordalien  in  Gud.  HI  gehören 
dem  regelmässigen  Gerichteverfahren  an.  Als  berechtigter  Ab- 
schluse  eines  vernichteten  Lebens  erscheint  der  Selbstmord, 
doch  nur  bei  Frauen;  Brynhild  tötet  sich  selbst  (wie  Dido)  und 
wie  in  Goethes  wunderbarer  Ballade  werden  hier  auf  dem 
Scheiterhaufen  die  geeint,  deren  vom  Himmel  bestimmte  Ehe 
die  Menschen  getrennt  hatten  (Gud.  I  Sig.  sk-Heli.). 


60 

Der  Held  frevelt  an  den  Göttern^  der  Gefalgitinaniir  aa 
seinem  Herrn.  Solchen  Verrath  begehen  die  Mannfwi  BeönüfB^ 
Wenn  dagegen  Hagen  bei  dem  Raubiiig,  von  dem  w  abgp- 
raihet,  zürnend  abseits  sitst  und  erst  in  der  hdchBten  Notti 
seinem  Grebieter  hilft  (grollend  und  rettend  wie  Achilleas),  eo 
wendet  der  Tadel  sich  auf  den  frevehiden  Kfinig.  »Gotti 
welch  guter  Lehnsmann,  hätte  er  einen  guten  Herrn,«  rufen 
die  Spanier,  wenn  der  Cid  in  gleicher  Lage  sogar  gegen  den 
König  kämpft  (Herders  Cid  her.  von  J.  Schmid  und  erL  von 
KaroL  Michaelis  S.  134.)  —  Ebenso  wenig  gereicht  ee  dem 
Helden  zur  Schande,  wenn  Feindschaft  und  Unglück  ihn  vom 
Kampfplatz  jagen.  Dietrich  flieht  mit  seinen  Mannen  (Hild.  18 
Gud.  n),  RuodUeb  zieht  in  die  Fremde,  Helgi  flieht  sogar  in 
Weiberkleidung  (H.  H.  II),  obwohl  solcher  Verkleidungen  wegen, 
wo  sie  als  Kriegslist  gebraucht  werden,  die  Götter  Spott  fürchten 
(|>rym.  16)  und  ernten  (Lok.  24).  Auch  der  Halbgott  Wieland 
war  in  Verbannung  (Niedner  Zs.  33,36).  Der  Held  im  Elend 
bleibt  doch  immer  ein  Held  (trotz  Häv.  50);  ganz  gebrochen 
ist  nur  die  Frau  fem  von  den  Ihrigen  (Gud.  I  und  H  und  be- 
sonders ags.  »Klage  der  Frau«).  Bei  dem  Mann  ist  in  solcher 
Zeit  die  Kämpferschaft  nur  so  zu  sagen  suspendirt  (wie  die 
alte  biblische  Erzählung  es  von  Simson  symbolisch  erzählt);  er 
kann  zurückgerufen  werden  (Atlm.  96,5 — 6);  er  kann  staric 
wiederkehren,  wie  Helgi;  aber  die  Frau  ist  für  immer  aus  ihrer 
Bahn  geworfen.  —  Viele  Abenteuer  der  Art  berichtet  Saxa. 

Wenig  erfahren  wir  von  den  Einzelheiten  dea  Krieges 
(vgl.Hofimannaao.22f.  für  spätere  Zeiten  vgl.  z.B.SchützeStil  Zazik- 
hovens  26  f.  Hausen  Kampf  Schilderungen  bei  Hartmann  von  Aue  und 
Wimt  von  GravenbergDiss.  Halle  1884.).  Die  Gefolgsleute  spielen  in 
diesenLiedemeine  so  geringe  Rolle  wie  noch  bei  Veldeke:  solde  man 
skiltknechte  klagen,  so  mocht  da  mekel  jämer  wesen  (£n.  6426 
vgl.  Behaghels  Einleitung  S.  CLXXI\0.     Einzig  im  Waltharius 


61 

(180  1)  und  den  ags.  historiechen  Liedern  (Byrhtnod  und 
Brananiburh)  erhalten  wir  eine  breitere  SchlachtBchilderung, 
Bonst  sehen  wir  nur  die  HaupÜielden  thätig,  und  auch  von 
ihnen  hören  wir  nur  das  Allgemeinste.  Die  wunderbare  Indi- 
vidualisirung  der  einzelnen  Kämpfe  in  der  Hias  hat  nur  in  der 
antikisirenden  Schilderung  der  einzelnen  Angriffe  auf  Walthari 
ein  schwaches  Gegenstück;  und  hier  wird  die  Mannigfaltigkeit 
fast  nur  durch  Vertheilung  der  verschiedenen  Waffen  auf  ver- 
schiedene Recken  erreicht  —  freilich  ein  altes  volksthümliches 
Unterscheidimgsmittel,  wie  die  Namen  der  Sachsen  und  Longo- 
barden  beweisen.  Auch  in  dem  ags.  Epos  dient  ^es  «ur  Aus- 
zeichnung der  Kämpfe,  ob  sie  mit  dem  Schwert  ausgefochten 
werden  (wie  der  Drachenkampf)  oder  mit  der  Faust  (wie  der  mit 
Däghrefn  2502  f.  und  der  mit  Grendel);  übrigens  aber  kommt 
der  Beövulf  doch  in  der  Anschaulichkeit  der  Kampfschilderung 
(besonders  in  der  Episode  von  Ongen|>eör  2962  f.)  dem  antiken 
Epos  erheblich  näher  als  die  altn.  oder  deutschen  Schlachtbe- 
schreibungen (Heinzel  Q  F.  10,  29).  Hier  hört  man  sonst  nur 
Schwertschläge,  und  kaum  lässt  der  erste  Hieb  des  Gegners 
dem  Ueberwundenen  noch  Zeit  zu  Abschiedsworten  von  freilich 
meist  grosser  Wirkung  (HreiSmarr  imd  Fäfnir  in  Reg.  und  Fäf ., 
die  beiden  Helgi,  Hamdi  und  SgrU  in  Hamd.  Die  herrUchen 
Worte  des  sterbenden  Siegfried  N.  N.  880  f.  sindSig.  sk.  22  ver- 
schwiegen; vgl.  Heinzel  aao.  15). 

So  sind  es  immer  bloss  die  Höhepunkte  der  Handlung, 
welche  die  altgerm.  Dichtung  schildert,  wie  W.  Grimm  es  von 
den  Volksliedern  gesagt  hat:  »Alles  in  der  Mitte  Liegende, 
Verbindende  ist  ausgelassen,  die  Thaten  stehen  streng  neben- 
einander, wie  Berge,  deren  Gipfel  bloss  beleuchtet  sind.«  Auf- 
bruch und  Abzug,  Vorbereitung  zum  Kampf,  Klagen  der  Ver- 
wundeten —  all  das  imd  vieles  andere  wird  kaum  berührt; 
von    allem  K  eben  werk    erregt  Aufmerksamkeit  bloss   solches^ 


68 

was  annihemd  00  grone  Anspaiinang  alles  VennBgens  SKtedsst^ 
wie  das  Ifoesen  der  Eiifte  in  der  Soblacht  selbst  Das  sfaiid 
drei  Momente,  die  deshalb  gern  beschzieboi  werden:  die  See- 
fahrt, weil  sie  immer  als  Kampf  mit  Stmm  mid  Wefflea  fs- 
daoht  wird  (vg^.  Merbach,  Das  Meer  in  der  Dichtang  der  Aagst 
Sachsen  S.  88  f.)  —  die  Wache,  weil  sie  kflipeelfche  and 
geistige  Anstrenguig  vereint  —  die  Schelte  swisohea  Nnden, 
weil  sie  sog^ch  den  Wits  fibt  and  die  kfcpecUche  Anfipegong 
steigert  Gern  also  schUdem  die  Dichter,  besoodeit  die  afk, 
die  Seefahrt  der  Helden  (Grim  Einleitimg,  H.  H.  I  vnd  11 
R^.  Gud.  n Beöv.;  christliche  Stöcke;  yfjL.  auch  den  ags.  »See- 
fahren),  während  der  Bitt  snr  Schlacht  (Alnr.  Atlm.  Hemd) 
oder  za  anderen  Unternehmungen  (SUm.  Veg.)  troli  der  gtosssn 
Freude  des  Germanen  am  Roes  eine  gleiche  RoUe  nicht  spielt 
Mehreie  der  schönsten  Stellen  unserer  alten  Poesie  besdueiben 
die  Wache  (Atlis  in  H.  ]£.,  Hildegunds  mehrmals  in  Wahh.; 
auch  an  den  Strandwart  in  Beöv.  und  an  Gud.  n  36,1  kann  er 
innert  werden),  die  dann  später  in  dem  grössten  Volksepos  der 
Deutschen  mit  der  Nachtwache  Hagens  und  Volkers  die  heir- 
lichste  Darstellung  gefunden  hat  (vg^.  auch  de  Grayter  Das 
deutsche  Tagelied  S.  148  f.).  —  Aber  mit  grösserer  Liebe  nooii 
als  den  Kampf  gegen  Wetter  und  Wellen  und  die  Hut  vor 
Feind  und  Fahmiss  malen  die  Gedichte  den  HeldMisank  am. 
So  heisst  es  in  jener  bezeichnenden  Stelle  des  Walth.  (V.  101): 
sed  et  artibus  imbuit  Uloe,  praesertimque  iocis  belli  sub  tempore 
habendis,  und  wir  sehen  im  Lied  selbst»  wie  gut  die  Beiden 
gelernt  haben;  wir  sehen  es  auch  sonst  unter  Helden  (EL  Hi  m, 
H.  H.  I  und  n  vgl.  Heinzel  S.  34)  und  Göttern  (Härb.  Veg.) 
und  ganz  besonders  merken  wir  den  Scheltunterricht  auch  dm 
edelen  Frauen  an  (Hyndl.  Helr.  Atlm.)  Denn  bei  ihnen  be- 
gleitet das  Schelten  nicht,  wie  bei  den  Männern,  den  Wafihnr 
kämpf,  sondern  ersetzt  ihn.     Die  vornehmsten  Naturen  freilich. 


verechmähen  den  Z&nk,  eo  Helgl  der  Sohn  Sigmunds  (H.  H. 
n  26):  und  die  Spottrede  HünferdB  (Beöv.  499  f.)  wie  die 
Strafrede  WiglÄfe  (2864  f.)  Bchkgen  einen  viel  weniger  bitteren 
Ton  an  als  die  der  Skandinavier  (Heinzel  aao.  38);  an  beiden 
Stellen  gilt  freilicb  die  Scbeltrede  nicht  Feinden.  —  Woran 
der  Spott  sieb  zu  heften  pfiegt,  bemerkten  wir  schon  früher: 
Männern  wird  vorzugBweifie  Feigheit,  Frauen  Untreue  vorge- 
worfen. Findet  der  Spott  nach  der  Schlacht  statt,  so  verfehlt 
man  nicht,  höhnisch  die  Wunden  des  Gegners  zu  besprechen: 
grade  wie  LoM  (Lok.  S8)  über  7^,  spottet  Hagen  über  Walthers 
Einhändigkeit  (vgl.  J.  Grimm  Lat.  Gedichte  S.  136),  und  Walther 
giebt  dem  Einäugigen  den  Spott  wieder.  —  Einen  ähnlichen 
Reiz  wie  diese  Witzkämpfe  boten  die  Wetten  um  höheres 
Wissen,  bei  denen  nur  der  hohe  Einsatz  das  Interesse  noch 
steigert  (Vaf.  Alv.)  In  unseren  Gedichten  sind  (ausser  Vgl.  11,1 
vgl.  63)  diese  Kämpfe  die  einzigen  Belege  für  die  Freude  der 
Germanen  am  Glücksspiel  (Oerm.  24,6  f.),  wenn  man  das 
Messen  der  Weisheit  überhaupt  so  nennen  darf.  (Bei  anderen 
idg.  Völkern  hat  die  Leidenschaft  des  Spiels  poetiadie  Ver- 
ewigung gefunden :  was  Tacitus  von  den  Germanen '  berichtet, 
passt  Alles  auf  die  Inder  der  Geschichte  von  NU  und  Damayanti). 
Daneben  finden  wir  noch  das  Schachspiel  im  Ruodlieb  (HO- 
Lumer  also  treffen  wir  den  germanieohen  Erie^er  ibei 
seiner  Arbüt*,  da  wo  der  deutsche  Roman  nach  Freytag  jetzt 
das  deutsche  Volk  aufsuchen  soll;  immer  treffen  wir -ihn  in 
höchster  Anspannung  und  Aufregung  aller  körperlichen  und 
geistigen  Kräfte.  So  wenig  wie  Nebenmotive  kommen  retar- 
dirende  Momente  zum  Vorschein  —  wo  nicht  wieder  diese 
zu  jener  Anstrengung  Gelegenheit  bieten.  Gern  schicken  spätere 
Lieder  in  die  Vorbereitung  der  Katastrophe  hinein  ein  »Moment 
der  letzten  Spannung«,  wie  geübte  Dramatiker  (Freytag  Werke^ 
14,118):    die  Warnung,    wdohe    ältere  Nibelungenlieder 


64 

baröhxen  (Fif.  Diip.)  wird  in  jflngma  (AdnL  Atkr.)  tntt 
geführt  und  sn  RUsdqudai  benotet  an  denen  der  Leeg  eieh 
mit  den  Helden  üben  mag.  Anch  an  die  berfllimle  Wunrnng 
dee  HenogB  Cannt  durch  den  Singer  daif  erinnert  werden.  — 
AllerdingB  ist  thatatohlich  aneh  ein  FriedeueQUiiai  (wie  in 
Fionsb.)  oder  eine  Bcuee  (wie  die  oben  besprochenen)  wenlf 
mehr  ale  ein  retardirendee  M(»nent  -^  iroir  neuem  Anebtoeh 
der  Fehde.  — 

Nur  swei  Momente  eagten  wir  schon,  seigen  den  Helden 
frei  von  jener  Anepannung  seines  Wesais,  dieselben  befden«  dl» 
auch  aus  der  Geschichte  der  Welt  herausgerissen  werden:  An- 
fang und  Ende,  Geburt  und  Bestattung.  Aber  auch  diese  beiden- 
begegnen  nicht  häufig,  doch  immerhin  die  Bestattung  Öfter  ale 
die  Geburt  (Sig.  sk.  Helr.  Athn.,  mehrmals  und  prlehtig  im 
BeövuUepos).  — 

Aber  nicht  immer,  wenn  der  Held  sich  in  voller  Entp 
haltung  seiner  Kräfte  leigt,  gilt  es  der  Besiegung  von  Feinden. 
Unter  den  Ursachen  des  Kampfes  trafen  wir  fast  nie  die  Liebe; 
aber  unter  den  Motiven,  welche  die  alte  Dichtung^  anaftthit» 
.  treffen  wir  sie  oft  und  in  voller  Blüthe,  zumal  bei  den  Nord* 
leuten.  Ein  Lieblingsgegenstand  der  Poesie  ist  die  Werbung 
des  Mannes  um  die  Geliebte,  bei  Göttern  (Alv.  SUm.)  und 
Mowshen  (in  den  HelgUiedem,  Sig.  sk.  und  Drap;  groasartig 
in  Sgdr.,  reizvoll  in  Walth.);  zu  tragischen  Katastrophen  führt 
die  Werbung  zweier  Helden  um  dieselbe  Frau  (H.  ffi.  IV,  Sinl). 
Von  frivolerer  Art  sind  0|nnns  Liebesabenteuer  (in  den  Bäv) 
oder  die  listige  Werbung  um  die  Riesin  ({)r7m.).  Aber  wo  die 
leidenschalüiche  Liebe  der  Helden  erhört  ward,  da  erwächst 
80  herrliche  Verbindimg,  wie  sie  die  Helgilieder  verklärt  (v^ 
Heinsel  aao  34).  Daneben  fehlt  freilich  nicht  die  unglückliche, 
erzwungene  Ehe  weder  bei  Menschen  (Sig.  sk.  Drap.  Gud.  H)» 
noch  bei  Göttern  (Njord  und  Skadi);  und   daraus  kann  Ehe- 


Gb 

-  bmch  hervorgehen  (Oddr).  Untxeue  des  ManneB  scheint  der 
a^,  T Klage  der  Frau«  eu  Grunde  zu  li^en.  —  Nicht  selten 
freilich  wird  auch  die  Gattin  einfach  zu  Lehen  gegeben  wie 
•«in  anderer  kostbarer  Besitz:  so  soll  Waltbari  an  Etzels  Hof 
gefesnelt  werden  (die  Königin  möcbt«  die  Ehe  stiften),  so  wird 
Sofor  mit  der  Tochter  HygeUce  belohnt  (Be6v.  2997)  und  zur 
freoduvebbe  wird  die  Königstochtet  beim  Priedenschluee,  so 
Freäware  bei  Ingold  (Beör.  2020  f. ;  man  denke  an  den  Schluss 
der  Kütrün).  —  Besondere  reich  ist  da*  liebesieben  in  der 
Vkv.  ausgestaltet:  Entführung  der  Gehebt«n,  die  dann  den  Ent- 
führer ii-ieder  verläset;  Verführung  einer  Jungfrau;  daneben 
König  und  Königin  in  normaler  Ehe,  d.  h.  im  Hause  regiert 
die  Frau  (wie  bei  0])iim,  wie  bei  Attila). 

Die  Freundschaft,  welche  in  der  fremden  Quellen  verdank- 
ten Erzählung  von  Lantfrit  und  Cobbo  so  überschwenglich  gefeiert 
wird,  hat  in  den  heimiscben  Liedern  keine  Stelle,  denn  das 
rührende  ^'erbältniss  zwischen  Helgi  und  Hedinn  {H.  Hi.  IV) 
beruht  auf  Verwandtschaft,  und  die  Verbrüderung  Sigurds  mit 
GiAkis  Söhnen  (Sig.  sk.)  bewährt  sich  nicht.  Das  darf  nicht  tur 
Unterechätxung  der  altgerm.  Freundschaft  ausgebeutet  werden; 
nur  eben  weil  die  Freundschaft  stetiger,  ruhiger  ist  als  das 
brennende  Werben  der  Liebe,  weil  in  ihr  kein  »himmelhoch 
jauchzen*  und  kein  >zum  Tode  betrübt«  Raum  findet,  darum 
fehlt  sie  den  alten  erzählenden  Liedern  —  nicht  den  didakti- 
schen (Hiv.  42  f.,  besondere  bezeichnend  aber  47,  6).  — 

So  ist  es  denn  natürlich,  dass  von  dem  täglichen  Leben 
wir  nur  ganz  gel^entUch  erfahren.  Eine  Ausnahme  bildet  die 
Rigs^ula  mit  ihren  tendenziösen  Bildern  aus  dem  socialen  Leben. 
Typische  Züge  aus  dem  Leben  der  Vornehmen  allein,  wie  dort 
von  allen  Ständen,  geben  einige  späte  Läeder  (Gud.  11  18,  Atkv. 
38:  »wer  wird  künftig  deinen  Kleinen  lehren  Speere  werfen.  — *) 
Was    sonst    an    Alltagsbeschäftigui^n    vorkommt,     hat    doch 


66 

*  ■ 

immer  mit  den  groesen  Interenen  Berflhrang.  Ma  Jagd  (Vlcr^ 
Walih.  1425  f.)  irt  dn  Ueiner  Krieg,  Fieolifuig  (JE^ul  und 
R^.,  bee.  aber  RuodL  n  o.  XTTT)  und  VogeUug  (WaKh.  1411) 
sind  wenigpteiie  kleine  Jagden.  Beiten  (a.  o.»  aiiafUhilWier 
beechrabt  daa  AuMteen  Veg.  81}  und  Rudern  (bee.  Hjm.)  rind 
Künste,  die  der  Krieg  verlangt;  daneben  darf  flreOIeli  WaUiuii 
00  gut  wie  die  Helden  der  Nibelnngennofh  sieh  von  einea  FUir- 
mann  äbenetien  lassen  (Walth.  486).  Ala  setkenere  Konat  gut 
schon  das  Schwimmen,  oder  wenigstens  BeävoUi  hohe  Ferti|^Eaft 
darin.  Diejenige  auserwihlte  Kmist  aber,  die  vor  aDsQ  gDt» 
verdankte  das  gerade  der  Eigenschaft,  dass  sie  dem  Kriege  dient: 
das  angesehenste  Handwerk  oder  vielmehr  das  einaige  angesehene 
ist  das  des  Waffenschmieds  (v^  allgemein  0.  Sehrader  Sprach- 
vergleichmig  mid  Urgeschichte  S  .223  f.)-  Schmiede  sind  schon 
im  Uranfang  die  Oötter  (Vol.  10),  Schmiede  auch  spiter  halb- 
göttliche Wesen,  mid  so  sehen  wir  (in  den  R^.)  ein  Schwert 
schmieden  mid  proben  und  (Beöv.  2337  f.)  einen  Sduld  ver- 
fertigen. Daneben  allerdings  stellt  der  berühmteste  der  Waffm- 
schmiede  (Beöv.  455,  Walth.  965)  aach  Schmackgegenstinde 
her  (Vkv.).  Damit  arbeitet  er  für  den  Schatz  des  KSnigs.  — 
Auch  die  bildende  Kunst  knüpft  an  die  Heldenthaten  der 
Männer  an:  die  Frauen  sticken  sie  (wie  bei  Homer  n.  3,  186  L, 
vg^.  femer  Lüning  Edda  S.  421)  in  Handarbeiten  (Gud.  II,  14, 
vgl.  Oddr.  16;  anders  Vkv.  1,  8  Gud  11  27,  2),  die  Minner 
bilden  sie  auf  Trinkgefässen  (Walth.  309),  wie  uns  aus  späterer 
Zeit  Beispiele  beider  Art  ja  noch  erhalten  sind.  —  Fast  komisch 
wirkt  die  Erwähnung  des  Schlachtens  (Atlm.  19,  1);  aber  auch 
dies  ist  ähnlich  wie  das  Jagen  ein  Abbild  des  Kampfes.  — 
Was  aber  von  derlei  täglichen  Beschäftigungen  nicht  dem 
Kriege  dienbar  ist,  das  gilt  dem  zweiten  Hauptinteresse  des 
Hofes,  dem  Mahle.  Für  seine  Feste  baut  Hrödgar  die  grosse 
Halle  Heorot  und  diese  erregt  solche  Aufmerksamkeit,  dass  ihre 


67 

Heuiigung  auEführlich  bdechriebeu  wird  (Be6r.  992  f.)  Die 
obersten  HofbeomteD  haben  fast  alle  ihre  Benennung  von  ihrer 
Pflicht,  beim  Mahl  für  Speise,  Traok,  Saal  u.  g.  w.  zu  sorgen; 
eo  auch  in  der  hinmüiBchen  Hothaltung,  vie  der  Schwank  tod 
H^rig^r  räe  schildert,  und  der  Kücbemueister  ist  eine  gewichtige 
Pereon  (Specht,  Gaebnähler  und  Trinkgelage  bei  den  Deutschen, 
S.  11;  man  denke  an  Rümolt).  Wir  wundem  uns  dahernicht, 
unter  den  Grossen  auch  einem  Koch  zu  begegnen  0^'alth.  438); 
abei  der  >Hafenhüter<  Hjalli  (Atlm.  59)  ist  Ireilich  nur  eine 
Carricatur.  Zu  braten  versteht  indese  SigurS  Belbst  (Fäf.  nach 
31).  —  AIe  Schmuck  des  Mahls,  als  Belebung  der  Tafelfreode 
ist  aber  auch  vorzugsweise  das  Silben  (in  Deörs  Klage  und 
BeoTulf)  und  Musiciren  (allerdings  nur  durch  Gunnais  Harfen- 
spiel  im  "njurm:  Dr4p.  Oddr.  Atkv.  vertreten)  zu  denken  (vgl. 
Specht  aao.  S.  24);  und  dem  schlieest  sich  dann  zuletzt,  wie 
wir  in  dem  ags.  EpoB  sehen  (Beöv.  529  f.)  die  Erzählung  von 
Heldenthaten  an.  Sie  schlieset  den  Ring:  beim  Mahl  vom 
Krieg  zu  hören,  vereint  die  beiden  höchsten  Freuden  der  Ger- 
manen ;  klingt  eine  ähnliche  Lust  doch  noch  in  den  philiströsen 
Worten  des  zweiten  Bürgers  im  Osterspaziergang  des  Faust  nach. 
Früheres  durch  solche  Erzählungen  vor  dem  aufhorchenden  Kreise 
nachzuholen,  brauchten  also  die  altgerm.  Epiker  nicht,  wie  z.  B. 
Grillparzer  (nach  Scherer  'N'orträge  und  Aufsätze  195)  bei  der 
Nibelungennoth  vermuthete,  von  der  antiken  Epik  zu  lernen;  im 
Gegentheil  artet  ziemlich  früh  dies  Mittel,  Einzelheder  zu 
Sammelliedem  aufschwellen  zu  lassen,  zur  Manier  aus.  Was 
in  Reg.  Helr.  Beöv.  (aao.  und  3425  f)  gut  motivirt  ist,  und  mit 
Recht  die  >Botecbait  des  Gemahls«  ausmacht,  passt  deshalb  noch 
nicht  in  die  Situationen,  die  Sig.  sk.  Gud.  II  Oddr.  AÜm. 
Gud.  hv.  zu  solchen  Nachberichten  benutzen.  FreiHch  haben 
diese  Lieder  meist  die  Nebenabsicht,  durch  die  Rede  der  be- 
tauenden Personen  die  Charakterzeichnung  zu  vervollständigen.  — 


68 

Dies  fahrt  uns  über  sa  der  geringe  Zihl  eobsher  Gttfdhia; 
bei  denen  die  Schilderung  nicht  mehr  raa  Unten,  enndBni 
von  Charakteren  oder  Stimmangen  Haaptaweok  iit.  Dan 
Anfang  macht  die  Auraoalnng  gewiner  Seelenelinmuingm,  die 
wichtigen    Handlmoigm    voraof^en   oder   folgen    (jiJL 


Heiniel  aao.  81).  Anfregongt  die  nch  nicht  gleich  fai  Tlnft  «m- 
setien  kann,  venith  eich  doch  in  Schlaflofligkeit  oder  munfaigam 
von  Träumen  gequälten  Schlaf  (Vkv.  19,5  und  81.1  Qäp.  19. 
Brot  Sig.  sk.  Gud.  H,  Atlm.  Walih.  390  und  681;  an  der  entenn 
Stelle  dee.Waltii.  kommt  noch  dae  realistiache  Sjrmptom  der  Appo- 
titloeigkeit  hinxu;  vgl.  auch  Hdv.  83;)  iat  die  That  geerhehen,  ao 
gellt  die  Aufrq;ung  in  ein  wildes  Hohngelächter  ans  (Brot  Sg.  ak. 
Atkv.).  Hier  herrscht  doch  immer  noch  die  That;  aber  die 
späten  altn.  Frauenstudien  (Helr.  Gud.  I.  Gkid.  HI  und  beeon- 
ders  Oddr.)  sind  nichts  weiter  als  psychologische  Skiaeo,  und 
die  spateren  ags.  Stücke  (Wanderer  Ruine  De6r  Reimlied)  mohts 
als  Stimmungsbilder,  wie  sie  sich  ebenfalls  schon  im  Bedvolf 
(2228  f.,  2444  f.)  ankündigen.  Und  wir  müssen  dann  erfamem, 
wie  hierfür  schon  jene  grossen  psychologiBchen  Weltbilder,  die 
»didaktischen«  Gredichte,  den  Boden  vorbereitet  hatten.  —  VgL 
A.  Hofbnann  aao.  14  f.  — 

So  entschieden  überall  im  Mittelpunkt  gerade  der  altgenn. 
Poesie  der  Mensch  steht  (vgL  Scherer  Poetik  S.  210),  fehlt  es 
doch  nicht  ganz  in  Schilderungen  von  niederen  Wesen 
oder  leblosen  Dingen.  Das  Ross  (Reg.  F&f.  Gud.  II)  bean- 
sprucht keine  Bedeutung»  wohl  aber  Drachen  und  Ungeheuer 
(Fäi.  Beöv.  und  in  den  Götterliedem  VgL  Lok.)  Ein  beeon* 
deres  Interesse  an  Thieren  verräth  der  Dichter  des  Ruodlieb 
(Seiler  104  f.)  —  Naturschilderung  ist  selten;  die  wichtigsten 
Stücke  sind  die  Beschreibungen  des  Winters  (Beöv.  1187  f.) 
und  des  Moors  (Beöv,  1357  f.,  1408  f.)  im  ags.  Epos,  (vgl.  auch 
JElönning  Beovulfskvadet  161  f..  A.  Hoffmann,    Der  bildL   Ana- 


druck  im  Beov.  und  in  der  Eddfl  S.  29)  und  des  Wasgaue  im  WalÜt. 
(491).  Für  die  Edda  vgl.  Jeseen  Ueber  die  Eddalieder  32  t. 
—  Gern  beechreibt  jedoch  die  Dichtung,  besondere  der  Age.  die 
Natur  im  Aufruhr,  deu  Sturm:  Merbach,  Das  Meer  in  der  Dich- 
tung der  Augeleachsen  47  f.  —  Die  Vorliebe  der  Spielleute  für  Be- 
Bchreibimg  von  Kleidung  und  Schmuck  tritt  nur  in  wenigen 
Stücken  (Gud.  II  20  Atk^^  4)  hervor  und  contrastirt  dort  scharf 
mit  der  ganz  typisch  gehaltenen  Schilderung  Vkv.  8.  vgl.  auch 
H.  H.  I  1 6.  Wie  die  alten  Germanen  aber  die  Kleidui^  hochschätz- 
ten, beweiBtHäv.49,  inhaltlich  völlig  identisch  nütGoethesSpruch: 
■Kleid'  eine  Säule,  sie  sieht  wie  eine  Fräule«,  der  aber  nach 
Loepere  Isachweis  (Goethes  Gredichte  m  S.  35,  50)  dem  Italie- 
nischen nachgebildet  ist.  —  Doch  vgl.  auch  Här.  61  und 
allgemein  A.  Hoffmann  aao.  19  f.  — 

Diese  Süchtige  Uebendcht  der  in  der  altgerm.  Dichtung 
behandelten  Motive  bedürfte  natürlich  noch  manicbfacher  Er- 
gänzung besonders  durch  A'ergleicbung  der  Epochen  und  Dia- 
lekte, um  von  der  Stoffvahl  der  alten  Dichter  ein  zutreffendes 
Bild  zu  geben.  So  aber  schon  zeigt  sie,  was  wir  zeigen  wollten: 
daE  Leben  im  Spiegel  der  altgerm.  Poesie.  Ein  Leben,  wie  es 
oft  geschildert  worden  ist,  mit  grosser  Meisterschalt  z.  B.  in 
Scherers  Vortrag  über  den  Ursprung  der  deutschen  Nationali- 
tät: ein  mäditiges  Begehren  nach  den  höchsten  Gütern,  ein 
Begehren  aber,  da£  diese  Güter  nicht  als  Geschenk  will,  sondern 
als  Lohn  der  Anstrengung.  Für  geschenkte  Gaben  ist  kein 
Volk  weniger  dankbar  als  das  deutsche,  weil  es  stets  das  Gefühl 
hat,  als  werde  bei  der  leichten  Erwerbung  ihm  ein  Theil  des 
besten  Besitzes  entwandt:  das  Bewueetsein  erfolgreichen  Ringens. 
Sie  beten  nicht  zu  den  Göttern,  ihnen  das  Erstrebte  in  den 
SchooBs  zu  legen;  «im  Kampf  sollst  du  dein  Recht  finden«, 
heisst  es  ihnen.  Wie  ihnen  nun  fortwährend  jene  höchsten 
Ziele  vor  Augen  stehen  —  wir  haben  sie  kennen  gelernt: 
'Weisheit  und  Macht:    Weisheit,    um   die  Macht   anzuwenden,   ^H 


70 

Macht,  um  die  Weiihflit  la  befhiligea  — ;  wie  in  flu«  Btaft 
leidwiflchafüich  alle  Krifte  sich  regen  nach  jenm  23elen  hin  — 
wir  haben  de  kennen  gelemt;  KUinpfan  iat  der  W%g  woat  Hbd* 
Schaft^  lernen  der  Weg  snm  Wiaaen;  —  wie  bald  ihnen  dae  ZU 
snm  bloeaen  Mittel  wird,  und  bald  dae  Mittel  adbet  ram  Ziel, 
00  ergiebt  sich  jenee  heiaae  Bingen  dea  Vdlkaii,  deaaan  Laidan- 
schaft die  tielBte  iat;  ao  ergiebt  aich  daa  I^dhoa  der  attgann.  Ptoeaift. 
Waa  nicht  Beang  hat  auf  die  höohaten  Gftter»  daa  aohM  diaea 
Dichtung  nicht;  aua  dieaen  Ideen  lieht  aie  die  Analeee  der 
herrachenden  Begriffe;  aus  dieeen  Ideen  nünmt  aie  den  Maaaa- 
Stab  der  typischen  Gestalten;  aua  dieaen  Ideen  erfaent  aie  die 
Gesammtheit  der  poetischen  Motive.  Weiaheit  und  Henaohatt 
sind  Ziel  all  ihrer  geistigen  und  körperlichen  Anstrengungen; 
Lernen  und  Kämpfen  sind  I^ttel  all  ihres  geistigen  und  kBiper- 
liehen  Bingens.  So  will  ihre  Didaktik  die  ganse  Welt  erfaaaen 
und  beherrschen  bis  in  die  geheimen  Kräfte  hinein,  die  diaae 
Welt  regieren  und  die  darum  kennen  muss,  wer  den  Elementen 
gebieten  soll;  so  wiU  ihre  Epik  den  Kampf  feiern,  aei  ea  mit 
den  Waffen  in  der  Hand  einen  Krieg  um  Schata,  Freundachaft 
oder  Behaupten  des  eigenen  Selbst  in  der  Bache,  aei  ee  mit 
Liebeskünsten  und  der  Macht  der  eigenen  Persönlichkeit  ein 
Werben  um  liebe;  so  will  ihre  Lyrik  die  beklagen,  deren 
Ideal  gebrochen  ist,  die  verlorenen  Ezistenaen,  die  lu  streben 
verlernt  haben,  denen  die  Waffen  aus  der  Hand  geaddagen 
sind.  Das  Ideal  aber  ist  eben  der  Mann  im  Besits  der  höchsten 
Güter,  der  Heldenkönig,  der  Weisheit  mit  Macht  eint,  der  von 
der  Fülle  seiner  Gaben,  die  der  Schatz  symbolisirt,  gerecht 
spendet  an  die  Getreuen,  und  aus  der  Fülle  seiner  Kraft,  die 
das  Gefolge  symbolisirt,  stark  austheilt  an  die  Feinde.  Seiner 
Milde  freuen  die  Vasallen  sich  beim  Mahle,  seine  Stärke  bewun- 
dem die  Krieger  in  der  Schlacht.  So  trifft  in  einer  Erscheinung 
wie  Sigurd  Alles  zusammen,  was  der  Germane  begehrt:  Kunst 


71 

der  Runen,  Kraft  dee  Schwertes ;  Gerechtigkeit  nnd  Tapferkeit; 
Herrschaft  und  Frauenüebe;  bo  verschwindet  toi  dem  Streben 
auch  der  Dichtung  nach  diesem  Ideale  allee  Alltägliche.  Die 
alte.  Sagaer  sind  voll  von  allerlei  Details,  so  daes  mit  Hilfe 
ihrer  Angaben  so  vollständige  Beschreibungen  des  Lebens  der 
alten  Nordleute  entworfen  werden  konnten,  wie  wir  sie  in  den 
Biichem  von  Weinhold,  Keyser,  Rosenberg  besitzen;  aber  die 
alte  Poesie  kennt  nichts,  was  von  jenen  grossen  Wegen  abliegt. 
Durch  und  durch  idealistisch,  aristokratisch  ist  also  dies^  Poesie 
wenigstens  in  der  Auswahl  des  Stoffe,  wie  die  deutsche  Dich- 
tung das  in  ihren  Blütheteiten  immer  gewesen  ist.  Ja  es  ist 
noch  das  alte  urgermanieche  Heldenideal,  welches  seine  volle 
Verkörperung  endlich  in  dem  Werke  des  grossten  Dichters 
unserer  Vorzeit  gefunden  hat.  Der  kosmopohtische  Zug  der 
Deutschen,  die  Lust  auch  Fremdes  sich  zu  eigen  zu  machen, 
das  muBBte  mitwirken  um  in  Parcival  das  vollkommene  Helden- 
lied schaffen  zu  lassen  des  vornehmsten  Herrschere  und  des 
tapfersten  Ritters  —  und  durch  Lernen  und  Kämpfen  erreicht 
dieser  sein  Ziel.  Danach  reisst  der  Faden  dieser  Tradition  ab; 
die  Deutschen  vergassen  seitdem  zu  oft,  dass  das  Lernen  und 
das  Kämpfen  nur  Mittel  sein  sollen  zur  idealen  Ausbildung 
der  Persönhchkett,  und  Gelehrsamkeit  und  Streit  ward  Selbst- 
zweck —  für  die  Dichtung  gefährlich  vor  allen  das  erstere.  — 
Wohl  ist  0{)inn  der  erste  Faust  —  er  aber  verzweifelt  nicht 
daran,  durch  eigenes  Bingen  sich  zu  seiner  Aufgabe  zu  erziehen, 
durch  eigene  Arbeit  die  Weisheit  zu  erobern,  die  er  belehrt, 
und  die  Macht.  — 

Es  war  hier,  wo  es  sich  um  die  Grundlagen  der  altgerm. 
Poesie  handelt,  wohl  erlaubt,  in  der  Besprechung  ausführhcher 
zu  sein,  als  es  sonst  angeht,  und  wenn  Dinge  und  Worte  öfter 
aU  mir  lieb  ist  sich  wiederholt  haben,  diene  die  Wirkung  des 
altgerm.  Stils  dieser  Assimilation  zur  Entschuldigung;  sind  diese 


72 

Begriffe  doch  die  treuen  Freunde  unserer  geistigen  Entwickelung, 
bei  denen  ee  sich  wohl  ziemt  fara  at  finna  opt  (H4t.  44).  — 

Wir  wollten  zur  letzten  Bekräftigung  noch  Ausq>rüche  ddr 
Alten  selbst  bringen.  Sprichwörter  und  sprichwörtliche  Er- 
mahnungen haben  wir  an  anderer  Stelle  gesammelt;  hier  nur 
ein  paar  Belege  aus  dem  grossen  altn.  Lehrgedicht: 

Ueber  Freundschaft:  Häv.  41 — 52  (vgl.  MttUenhoff  Deutsche 
Alterthumskunde  V  256—268)  vgl.  z.  B.  Sig.  sk.  19. 

Ueber  die  Liebe  zum  Leben:  Häv.  69—72  (ebd.  S.  258) 
vgl.  z.  B.  Sig.  sk.  50. 

Ueber  den  Nachruhm:  Hdv.  76—77  (ebd.  S.  259)  vgl.  z.  B. 
Athn.  64.     Beöv.  1387. 

Ueber  den  Werth  des  Besitzes :  Hav.  74—77  (ebd.  S.  261) 
vgl.  z.  B.  Fäf.  10. 

Ueber  Frauenliebe:  Häv,  84—95  und  96—101  (ebd. 
S.  261—64)  vgl.  z.  B.  Skim  7  Sig,  sk.  16. 

Das  ganze  Gedicht  ist  durchzogen  vom  Ruhm  der  Klug- 
heit und  Gewandtheit  (MüUenhoff  aao.  255 — 95  und  bes.  281); 
der  Abschnitt  103 — 110  noch  speciell  erfüllt  vom  Preis  der 
Redekunst  (aao.  S.  269);  die  Moral  des  Rünatals  aber  fasst 
Eosenberg  (Nordboemes  aandsliv  S.  286)  ganz  gut  in  die  Worte 
»Wissen  ist  Macht«  zusammen  (vgl.  MüllenhofE  aao.  £.  271). 
—  Wissen  und  Macht,  das  sind  die  beiden  obersten  und  ent- 
scheidenden HauptbegriSe  der  altgerm.  Poesie,  und  alle  andern 
sind  nur  Modificationen  und  Combinationen  dieser  beiden 
Hauptrunen.  — 


Capitel  UI. 

Nebenbegriffe. 

Wir  haben  bereite  mit  Liliencron  bemerkt,  daee  die  alt- 
germ.  (und  vor  allem  die  alta.)  Poesie  wesentliob  eine  Poesie 
der  Substantiva  ist.  Das  Verb  dient  eigentlich  nur  sur  Ver- 
bindung von  Subject  mid  Object,  oft  ist  es  wie  schon  gesagt 
um'  eine  ausdrucksvollere  Copula.  Ja  nicht  selten  ist  das  Verb 
nur  eine  weitere  Ausführung  des  in  dem  Substantiv  versteckten 
Verbalbegrifis.  Wenn  ee  z.  B.  Helg.  Hund.  I,  56  hedsst:  Heill 
skflltu,  visi,  virda  njöta,  Attstafr  Yngva,  ok  una  llfi!  —  so  sagt 
diese  ganze  visuhelming  nicht  mehr  als  unser  Ausruf  »Lang 
lebe  der  König!«;  dase  er  herrschen  soll,  ist  darin  ja  schon 
enthalten. 

Es  verdienen  daher  aus  der  grossen  Masse  von  Neben- 
bestimmmigen  nur  einige  wenige  heraUBgehoben  zu  werden,  die 
durch  ihr  tTpischee  Erscheinen  einen  wirklich  formelhaften 
Charakter  gewinnen  \md  deshalb  zu  dem  festen  Bestand  der 
poetischen  Sprache  gerechnet  werden  müssen.  Von  selbstiindig 
auftretenden  B(^piffen  (im  G^^ensatc  zu  den  enkUtischen  Epi- 
thetis)  sind  hier  besonders  nur  Zahlen,  Zeitangaben  und  Ton- 
bezeichnungen zu  nennen.  Dabei  konmit  natürUch  überall 
wörtliche  Uebersetzung  nicht  in  Betracht.  Biblische  Zahlen 
z.  B.  beweisen  nichts  für  den  Charakter  der  altgerm.  Poesie, 
auch  wenn  sie  in  age.  Gewände  auftreten.  Dies  gilt  auch  für 
alle  späteren  ähnlichen  FlUle.  — 

§  4.     Zahlenangaben. 
Zahlenangaben  sind  in  der  Edda  sehr  häufig,  in  ags.  Ge- 
dichten ausserhalb  der  biblischen  Stücke  auffallend  selten;  sie 


74 

widerstreiten    dem    elegisch -lyruchen    Charakter    der   meiaten 
dieser  Gedichte.    Im  Heliand  finden  sich  nur  übersetite  Zahlen. 
Das  Zählen  selbst  kommt  in  einem   der  ilteatan  Lieder 
vor  (Vkv.  11,2).  — 

Einfache  Zahlen. 

Zwei.  Götter:  Fille  ond  Finale,  fela  mihtigu  tva  Zaub.  4,87. 
Menschen:  broedra  tveggja  Vol.  66,6 

tveim  tr^mQnnum  H&v.  49,3 

tveir'  m  eins  herjar  Häv.  73,1 

{)ü  kunnir  aldrigi  bera  tilt  med  tveim  Lok.  38,2 

ok  Frekar  bädir  HyndL  18,6 

ok  tveir  Haddingjar  Hyndl.  23,6 

vgl.  |>ö  var  bann  brödir  beggja  {>eira  HyndL  27»8 

tveggja  |>eira  Vkv.  25,6 

tvÄ  {)ü  litr  Ä  täi  standa  hrödrfusa  hali  Reg.  21,4 

t)eir  badir  broedr  Fäf.  39,4 

tveggja  broedra  Sig.  sk.  1,6 

tvÄ  at  hofdum,  tvä  at  fötum  Sig.  sk.  67,5 

döttir  let  Gjüka  drengi  tvii  hniga  Atlm.  48,1 

bera  tveir  sveinar  Atlm.  50,9 

en  boggnir  tveir  liggja  Atlm.  52,4 

tveir  menn  einir  EEamd.  11,9 

be  paem  gebrödrom  tvaem  Beöv.  1191 

mödige  tvegen  Byrth.  80 

untar  herjim  taSm  Hild.  3 
tveggja  broedra  u.  dgl.  ist  gemeingerm.  Formel:  Vol.  65,6 
Hyndl.  27,8  Vkv.  25,6  Fif.  39,4  Sig.  sk.  1,6  Beöv.  1191.  — 
Pointirter  Gegensatz  von  1  und  2:  Hav.  73,1  Lok.  38,2;  (ebenso 
Hym.  21,1  Skim.  42,1  HAv.  67,4 — 6  s.  u.;  auch  lat.:  hora- 
que  bina  prius  iuerat  ibit  id  una  Ruodl.  3,62).  Zwei  gegen 
eine  grosse  Zahl:  Hamd  11,9. 


76 

Nachdruckloses  »beide«  t>r-  11.7  20,5  Hym.  9,8  Lok.  19,1 
26,4  SidTD.  5.6  10,7  Sgdx.  4,5  Akv.  27,6  AÜm.  35,6  Be<W. 
1163  ByrÜi.  82  u.  ö.,  bee.  im  Beöv.  —  meist  nach  Personal- 


Oogeheuer:  svylce  tvegen  micle  m«arc8tapaa  Beöv.  1347 
Thiere:  yxn  tvd  Hymie  ^ra.  15,8 

dr6  maerr  Hymir  —  hrali  eimi  k  fingU  upp  eenn 

tvA  Hym  21,1 
Kerlaugar  tvaer  Gt.  29,2 
]>ött  tvaer  geitr  eigi  Hat.  36,4 
äogu  faiafnar  treir  Fra^m.  13  (HüdebrandS.  805,  b,  19) 
tvä  hunda  ok  tri  bauk&  Sigkv.  bL  67,7 
Zdtangaben;  teitum  trövetrum  (j6)  HAv.  89.5 

long  er  nott,  Ungar'  ru  tvaer  Skim.  42,1 
Dinge:  eAa  tvau  laer  Hiv.  67,4 
Nachdrucksloe :  bgl  er  beggja  ^r&  Lok.  89,3  setja  milli  elda 
tv^gja    Saem.    xa   Or.  29    homa  treggja  Hym.  19,4   etanda 
|)er  A  tvaer  hliAar  Reg.  84,6  —  1  tvau  äee  brotoadi  Hym.  12,7 
—  on  tvi  healfa  Beöv.  1096;  oft  in  den  Rätaeln.  — 
Zweimal:  Tyr  leitadi  tyevar  broera  Hym.  38,5 
ok  nefna  tysvar  Ty  ^dr.  6,6 
vgl.  tvennan  trega  Skim.  S9,8.  — 
Drei.  Götter:  um  J»rjÄr  kvämu  {lUrea  meyjar  Vfil.  11,5 

uu£  |)rir  kvAmu oesir  Vol.  20,1 

Imäua  koma  meyjar.  .  .  |»rjAr  Vq\.  23,1 
ertu  ]>riggja  ])urBa  mQdir  Veg.  13,7 
J)rjär  {>jödar  .  .  .  meyja  Msg])ra8iE  Vaf.  49,1 
Menschen:  ^j6d  veit  ef  |irir'ru  BAv.  63,6 

broedr  viuru  |)rir  ....  fuudu  ])eir  .  .  .  konur 

prjta  Vkv.  Einl. 
jmj  t>rir  broedr  Saem.   zn  Beg.  25 
|>rir  i  hestum  |>jöfflEonangar  Sig.  sk.  85,6 


76 

kvamu  konongar  fyr  kni  ^imir  God.  U  35.5 
hön  hefir  {>rigg]a  {>jodkonoiiga  banorft  borit 
Akv.  44,5 

{>r]U  y&rum  sjrsüdn  AÜm.  96,1 
var  ek  {nimr  verum  v^;in  at  hüai  God.  hy.  10,3. 
Hierher  auch  {>yerdu  ^eii  I>rött  sinn  at  I>ridjungi  Hamd. 
16,5 — 6.    —   Nachdrucksloe   v^r  {)rir  Hyzn  16,8  hjrra   I>ra6ia 
bana  Byrth.  299. 

Thiere:  |>ar  yknx  |>]örar  {>rir  of  teknir  Hym.  14,5 
|>riö  vicg  somod  Beöv.  2174. 
Zeitangaben:  {)rj4r  naetr  saman  Rig.   6,2  20,2  33,2 

ä  {)rid]a  momi  H}mdl.  45,6 
])rigg]a   nÄtta  H.  Hi.  33,7  vgl.  Saezn.  m  84,8 
{)rj4r  naetr  Grip.   42,5    binnan  ^ryux    nihtom 
Zaub.  V.  C,  14. 
Dinge:  drakk  Sifjar  verr  säld  t)rjü  mjadär  {>r.  24,7 
sem  {)ü  {)r]ü  bü  g6d  eigir  Härb.  6,1 
{)rj4r  roetr  standa  ä  ^ijii  vega  Gr.  31,1 
med  {)ur8i  {)rihofdudum  Skim.  31,1  (v^.  Holts- 

mann  Edda  142,33). 
f)rjä  stafi  Skim  36,  2 
f)rjä  vissa  ek  elda, 

{)rjä  vifisa  ek  ama  Gud.  hv.  10,  1 — 2 
simle  {)reora  sum  |)mga  gehvylcö  Seef.  68 
Dreimal:  |)ry8var  brendu  {)rysvar  boma  Vol.  26,7 
f)rimr  ordum  senna  skalattu  Häv.  124,5 
gekk  ek  ä  bed  .  .  .  pridja  sinni  Gud.  hv.  14,1 
{)riddan  sid^  Beöv.  '2688. 
Die  ags.  Zeitangaben    |)re6    nihta  Pan.  38  und  on  {>onne 
{)riddan  däg  Pan.  41  scheinen  (wie  \'iele  andere)  übersetzt. 

Formelhafte    Verbindungen    scheinen    {)rjär    meyjar    (Vol. 
11,5    23,1    Vaf.   49,1)    und    {)rir  I)ursar  (Vol.   11,5  Veg.  13,7) 


77 

eovie  t>rjär  naett  (Rig.  mehrmale,  H.  Hi.  33,7  Grlp.  43,5).  HArb. 
6,1  Btebt  di«i  in  sprüchwörüichcr  Verwendung  (wie  bei  unseim: 
>du  kannst  nidit  bis  drei  sählen«);  vgl.  Big.  89,1,  wo  acht- 
teim  ähnlicli  verwandt  ist.  —  ' 

Beaondere  cbarakteristiBcfa  HAv.  63,6.  — 
Vier.  Menschen:  hum  Atta  fj6rai  konur  Saem.  tu  H.  Hi.  1 
fjörir  broedr  Gud.  I  7,2 
feöver  bean)  Beöv.  59  ■ 

feöver    scoldon    .  .  .   geferian    .  ,  .    Orendlee 
heAfod  Beöv.  1687 
Macbdruckslofi :  fjt^rir  v^  Sig.  sk.  19,5 

Tbiere;  hirtir'ru  ok  flörir  Gr.  33,1 

föover  mearas  Be6v.  S168 
Dinge:  feöver  mädmas  Beöv.  1027 

1)A  feovere  fa/egee  räpas  Sal.  331—338.  — 
Fünf.MenBchemföru  Önmi  aaman  Atlm.  39,5 
broedr  vArum  fimm  Aüm.  52,1 
{»er  ic  fife  geb&nd  Beöv.  420 
fife  lägon  .  .  .  cjmingafl  geonge  Aibel  28. 
NachdruckeloB:  ef  v^  finun  sonu  foedum  leng^  Sig.  ek.  30,1 
Zeitangaben:  fiTnTn  daga  HAv.  51,8 

ä  fimm  äQgam  HAv.  78,9 
fimTn  yetr  alla  HArb.  16,2 
fimm  doegr  Oud.  n  18,2 
fimm  veti  Odd.  13,7 
m  nihta  fyret  Beöv.  545. 
flf  dagae  Fln.  41 
Dinge:  burga.  ftfe  Badm.  5 
Nacbdrucksloe  mit  minen  fünf  fingirin  MSD  IV  8,2 
Sechs.  Menschen:  eyx  smidas  saetan  Zaub.  n  16 

Zeitangaben:  er  inn  s^tti  komr  HAv.  51,5 
Sieben.  Menschen:  hvilda  ek  hiA  {»eim  systmm  sjau  HArb-  18,11 


78 


minlr  «Jm  tjjäx  Gud.  I  6.5 

^Mi  kaoongk  Gvd.  I  24.10 

t"^  ^u  aür  SI|.  8k.   27,2 

BJsD  hjö  Hggni  Akr.  M,l 

{lyjv  «Jan  gMki  Atfau.  »9,4 

Aolgde   of  ocsfrs    ojndngH   (>gDM   ^ 

tflKmna  Bedr.   81S1 
eeofeoe  du:  «oiIm  AtiisL  SO 
Zeiteogabon:  ^aa  retr  Vkr.  11  SMOL^Vkr.  8,S 
qHi  miaMd  Smul  m  Ood.  I  S7,  11 
^m  daga  .  .  .  en  idra  ^ao  .  .  mk 
ina  ^ridja  Bjan  .  .  Ood.  IC  S5,S  L 
ic  Tfls  syfuTintn  Badr.  B438 
Dinge:  sjaQ  eiga  vit  salhAi  Akr.  7,1 
OQ  vn  Toralde  Zanb.  4,40. 
Acht  Sfonachen:  k&  ok  eljun  ätta  manna  Rig.  45,7 
Thiere:  &tta  Uxa  Jir.  S4,6 

ok  fldlingum  Atta  at  idgl  Reg.  B,6 

jitta  doeba  Gud.  I  4,7 

[tnela  slna  Uta  Saem.  xn  Gud.  I  87,  ' 

Sig.  ak.  70,3 
Atta  systa  Hetr.  7,3 
eode  eohta  sum  Be6v.  31S3 
Thiere:  eahta  mearaa  Beöv.  1085 
Zeitangaben:  ätta  n6ttam  J>r.  36,6  38,6 
Jitta  vetr  Lok.  38,4 

GeitTQdr  (rar)  ätta  vetra  Grim.  2  SaMi 
ok  Bat  bann  [>ar  &tta  naetr  Gr.  29  3aem.s 
Jitta  nättum  Helr.  13,7 
on  t>oae  eahtodan  däg  Eadg.  39 
Entfernungen:  &tta  roatum  ]>r.  7,3 

Dinge:  stukku  ätU  (hverir)  Hym.  13,1 


79 

Atta  eru  jafnhijfgir  (baugar)  Skirn.  21,4.  — 

Oeftere  hängt  eäcb  die  Ordinalzahl  för  acht  an  die  Cardinal- 

lahl  für  Bieben:  Gufl.  I  6,7  Akv.  20,8    Ykx.  3,8  BeAr.  3123. 

Diee  beweist  die  BpricbvörUiche  Bedeutung  der  »ebeni  (ebeiuo 

bibÜBch  drei  .  .  und  das  vierte  Ptov.  80,15  —  18). 

Neun.  Göttter:  niu  bAru  ^eam  Hyndl.  36,5 

hann  bä  rida  valkyrjui  nia  H.  Hi.  II  tot  6 

Saem.  f 

\ieu  Bä  i  loptinu  Ät  valkyTJur  nlu  ridu  Saem. 

zu  H.  H.  n  16,  6 
nlu  «m  ek  moedra  mQgr, 
niu  em  ek  eyetn  sonr  FVagm.  I  8  (Hilde- 
brand S.  303,  b,  3). 
Hierzu  auch :  niu  man  ek  heima,  niu  Indjur  Vgl.  5,5 — 6 
Diu  kom  ek  heima  Vaf.  48,6 
heima  alla  niu  AIt.  9,4 
fimbulljöd  nlu  HAv.  189,1 
Thiere:  niu  Attu  vit  .  .  .  üUa  alna  H.  H.  I  JO,! 
nicerae  nigese  Beöv.  575 
Zeitangaben:  mänudr  niu  Big.  6,6 

ena  nlundu  hverja  n6tt  8k.  21,5 
en  ept  naetr  nlu  8k.  39,4 
hve  tun  |)reyjak  ^Tj&r  (naetr)  Sk.  42,3 
naetr  allar  nlu  Hat.  137,3 
Dinge:  mit  nigun    neesikUnon    MSD    R'  5,1;    femer 
tirein-Wülcker  I  320  wiederholt. 
Hierzu  auch  niu  rfißtum  er  |)ü  ekyldir  nedarrvera  H.  Hi.  16,5. 
Zehn. Menschen:  tydre  treövlogan  tyae  ätaomne  Beöv.  2847. 
Zeitangaben:  Agnarr  var  tiü  vetra  Gr.  2  Saem. 

ätti  8on  tiü  vetra  gamla  Gr.  30  Saem. 

on  tya  dagum  Beöv.  3160 

tyn  nihtum  Eadg.  33.  — 

tiä  budlungi  bloeda  undir  H.  Hi  40,5 


80 

Elf.  Götter:  yknx  ellifa  aesir  taUtir  Hyndl.  29,1 
Menschen:  eptir  lifum  ellifa  ({)egnar)  AÜm.  51,7 
Dinge:  epU  ellifii  Skirn.  19,1  =  20,1 
Dazu  fünf  und  fünfzig  s.  o. 
Zwölf.  Menschen:  tvelfa  sum  Beöv.  2401 

ädelinga  scear  ealra  tvelfa  Beöv.  3171 
Zeitangaben:  varak  vetra  tölf  Helr.  7,5 

tvelf  vintra  tid  Beöv.  147 
Dinge:  madmas  Xu  Beöv.  1867. 
Fünfzehn.  Menschen:  ganga  fimtän  folk  upp  4  Und  H.  H.  I  51,1 

cempan  .  .  .  fiftena  sum  Beöv.  207 
frät  folces  Deniga  fyftyne  men  and  öder 
swlc  üt  ofFerede  Beöv.  1582 
Zeitangaben:  fimt^n  vetra  H.  H.  I  10,4 
Dinge:  bü  fimtän  Odd.  20,2 
Achtzehn.  Menschen:  ät&än  sonu  Hyndl.  15,8 

ätika  ädr  fellu  Athn  50,7 
Zeitangaben:  on    {>one    eahtateodan     däg    (Var.    eah- 

todan)  Eadg.  29 
Dinge :  tMl  hann  einn  at  |)at  ätian  büum  Rlg.  39, 1 
Dreissig.  Menschen:  med  f)rjd  tegu  Gud.  III  5,2 

värum  f)rir  tigir  Atlm.  31,5 
{)raela  |)r]ä  tigu  Atlm.  92,3 
|)ritig  |>egna  Beöv.  123 
{)at    he    f)rittige8    manna   mägencräft  .  . 
häbbe  Beov.  379 
Vgl.  auch  die  zweimal  fünfzehn  Beöv.  1582 
Zeitangaben:  f)ritig  vintra  Deor.  18 

Dinge:    häfde  him  on   earme   XXX    hildegeatva 
Beov.    2361. 

Grein -Wülcker  I    320.4  und  322,43. 
Vierzig:  ein  folk  H.  H.  I  50?  vgl.  Holtzmann  Edda  S.  339,  50 


61 


Fünfzig.  Zeitangaben;  fiftig  vintm  Beöv.  2209.  2733,  vgl.  auch 
hund  mifisera  Beör.  1498.  1769 
Hierzu:  fiftiges  fötgemearcee  lang  Beör.  3042. 
Fünf  und  fünfaig:  MSD  IV  8,2 
Sechzig.  Menschen:  sixtig  sigebeoma  Finn.  38 

Zeitangaben:  sumaro  enti  wiutro  sehstic  ^Id.  &0 
Hundert.  Menschen:  M  hund  cneö  ver])eoda  gevitan  Ruine  8 

Zeitangaben:  hund  miBsera  Beöv.  1493.   1769 
Zu  den  Zeitangaben:  hundrad  rasta  bann  er  i  hverjan  veg 
Vaf.  18,4 
Vgl.  auch  hundmargir  Vai.  38,7,  —  H.  H.  I  23,7  — 

Dreihundert.  Zeitaj^&ben:  |>reö-hund  vintra  Beör.  2278 
Sechshundert.  Dinge:  on^amsiexhundTäeBmaeteegoldes 
gescyred  Bceatta  scilling-rtme  V!d.  91 
Siebenhundert.  Menschen:    Ejau   hunfirud  manna  Gud. 
m  7,9 
Dinge :  sjau  hundruS  alba  (bauga)  Vkv.  9,3 
Achthundert.  Götter:  Atta  hundrud  einherja  Gr.  23,  4 
Neunhundert.  Dinge:  hafdi hofda  hundrud  niu  Hym.  8,3 
Tausend,  Engel:  and  eac  dueend  Jiira  engla  Z&ub.  8,19 

Menschen;  Üu   hundrud    Gotna  Hamd.   11,10 

liüsendo  ])€gna  Beöv.  1829 
Zeitangaben:  fiäe>end  rintra  Beöv.  30&0 

6d  J)ät   vintra    bid    Juieend    umen 
Phön.  368 
Dinge:  and  bim  gesealde  ^eofon  |iuBendo.  bold 
and  bregoBtöl  Beöv.  2195 
Siebentausend.  Menschen:  [)ö  er  i  Sogn  üt  Bjau  fiüsundir 
H.  H.  I  51,3 
Hunderttausend.  Dinge:  sealdehioragehvädrumhund  ^äsenda 
landes  and  locenra  beaga  Beöv.  2994. 
Hayai,  Altf  •rmuiiMb*  FomU.  -6 


6-.  Go' 
,3-l-  " 
>»- 

erig-  ' 
ür- 

erb»-  ' 
»»» 


rgV 


3C 


.!•  :.tz    zLiri  br^a  T-ey  Gad.  lU  5.2 
vanmi  fihr  rigir  A:lm.  51,5 
pnela  ^rja  d^  Athu.  92,3 
britig  pngna.  Beov.   1:13 
pkt    he   jintuges   nuuu»   mf 
häbbe  Beüv.  379 

-y.tTT>;il  tänSzebn  J 


82 


Ale  einfache  Zahlen  habe  ich  nicht  nur  diejenigen  genom- 
men, die  die  Sprache  mit  einem,  wenn  auch  componirten, 
Worte  ausdrückt  und  also  aelbet  als  Einheit  aufiasst  (fOnfsehn, 
achtzehn,  dreissig  u.  s.  w.),  sondern  alle,  die  ein  und  derselben 
Reihe  angehören,  nicht  aus  zwei  Gliedern  zweier  Reihen  durch 
Addition  gewonnen  sind  wie  z.  B.  sechsundvienig  H.  Hi.  8,  3. 

Denn  wenn  wir  diese  Zahlen  überblicken,  zerlegen  sie  sich 
von  selbst  in  mehrere  von  den  ersten  Primzahlen  ausstrahlende 
Reihen:  2,  4,  8  —  3,  9,  18,  30  mit  der  Nebenreihe  6,  60,  600 
—  5,  16,  50  mit  der  Nebenreihe  10,  100,  1000  —  7,  700  und 
ohne  Fortsetzung,  11.  (Ich  stelle  »hundert«  so  in  die  Reihe, 
obwohl  es  ursprünglich  ein  Grosshundert  bedeutet;  wir  haben 
aber  hier  nur  junge  ags.  Belegstellen.  In  den  Fällen  des  Beöv. 
bat  Heyne  mit  Recht  hund  missera  und  fiftig  vintra  gleichge- 
stellt). Man  wird  einwenden,  dass  z.  B.  die  Sechser-  und  die 
Zehnerreihe  doch  selbst  aus  Combinationen  beständen;  aber 
eben  ihre  Multiplication  beweist,  dass  6  und  10  für  die  poetische 
Sprache  gewissermassen  Primzahlen  sind  (wie  wir  Formeln  deren 
Worte  nannten).  In  ihren  letzten  Ausläufern  verlieren  sie  frei- 
lich schon  den  formelhaften  Charakter;  800,  300,  7000,  100000, 
die  höchsten  Spitzen  der  Züge  2,  3,  7,  10  treten  sämmtlich 
nur  vereinzelt  auf,  wie  auch  die  zusammengesetzten  Zahlen. 
Ja  man  könnte  sogar  für  die  ganze  Sechs-Reihe  ihrer  knappen 
Vertretung  wegen  dasselbe  zugeben,  wenn  nicht  besonders  die 
Stelle  des  Hildebrandsliedes  (Hild.  50)  zweifellos  formelhafter 
Art  wäre  (in  den  Hdv.  heisst  »der  sechste«  an  der  betr.  Stelle  ein- 
fach: »nach  Abzug  von  fünf«,  und  gehört  so  Häv.  51,  5  eigent- 
lich mit  51,  3  zur  Fünfer-Reihe). 

Jedoch  wäre  die  Trennung  dieser  Reihen  (für  welche  Rechts- 
alterthümer  I  207  zu  vergleichen)  eine  leere  Spielerei,  wenn 
nicht  die  Verschiedenheit  ihrer    .Anwendung    dazu    berechtigte. 


Dies  ist  nun  aber  wirklieb  der  Fall:  nach  Zeit,  Ort  und  Stelle 
im  Gedicht  bestimmt  mcb  die  Verwendung  der  tj'piscben  Zahl. 

Deshalb  haben  wir  die  Zahlen  nach  ihren  Benennungen 
vertbeilt,  was  zuerst  vielleicht  befremdet,  Die  wenigen  Angaben 
von  Läi^enmaaasen  habe  ich  dabei  vi  den  nächstverwandten 
Zeitangaben  geschoben. 

Es  ist  natürlich,  dass  durchweg  die  kleineren  Zahlen  häu- 
figer sind  als  die  grossen;  das  Oegentheü  ist  bezeichnend  für 
eine  so  phantastieche  und  doch  grübelnd  rechnende  Poesie  wie 
die  indische  ist.  Schon  deshalb  ist  die  Zweier-Reihe  die  stärkste. 
Nun  ist  aber  zu  bemerken  1.  hinsichüich  der  Zeit:  sde  ist  in 
älteren  Gedichten  häufiger  aJs  in  jüngeren;  2.  hinsichthch  der 
Anwendimg:  ausser  an  den  beiden  Stellen  Hym.  33,6,  Sgdr.  6,6 
kommt  sie  nie  in  Verbindung  mit  göttlichen  Dingen  vor,  hier 
aber  beruht  das  beidemal  auf  etj'mologischer  Spielerei  mit  dem 
Namen  Tyr.  Gern  steht  sie  dag^en  in  niederer  Vem'endimg: 
tveim  tremgnnum  Häv.  49,  3,  |)ött  tvaer  geitr  eigi  Häv.  36,4 
tvau  laer  Häv.  67,  4  (beide  Stellen  in  komischem  Sinn),  Atta 
pjönar  Big  ek..  70,  3. 

Dagegen  die  Dreier-Reihe  ist  die  vornehmste.  Drei  und 
neun  sind  die  Zahlen  der  Gatter,  drei  auch  der  Könige,  dreissig 
der  Helden.  Die  Zahl  drei  geht  durch,  neun  dagegen  verliert 
eich  später  imd  dreissig  tritt  erat  später  auf,  ist  jedoch  in  der 
ags.  Dichtung  schon  in  breiter  Anwendung. 

Sonderbar  ist  es,  dase  in  beiden  Reihen  das  zweite  Glied 
die  Eigenschaften  der  Reihe  gleichsam  potenzirt  zeigt:  zwei  steht 
doch  noch  von  kämpfenden  Männern  (aber  fast  nur  von  solchen 
die  fallen),  vier  nie.  Neun  steht  fast  nur  bei  übermenschlichen 
Wesen,  denn  solche  sind  doch  auch  die  Wölfe  H.  H.  I  40,  1. 
(Die  drei  ist  noch  weiter  potenzirt  H.  Hi.  28,  1,  wieder  bei 
den  Walküren).  Sogar  die  Zeitangaben  mit  neun  gelten  nur 
Göttern    und    Wundem    (Skim.  21,  6;    hierher  auch  R.  6,  6). 


84 

(AahDÜGhes  bemerkt  Ueener,  RaligionigeediidilL  ünteaiMlMintwi 
I  180  für  den  chrigtBohen  Bitns  und  fOgl  Unia  »irf»  aiiflh 
hflidm'iicher  Coltns  die  heilige  Dnisahl  sa  voDenr  Widamf  gern 
potensirtec).  Bfit  vier  kommeQ  keine  vor;  die  mit  aebt  riiid 
meist  kmniech  Q(r.  86,  6.  28,  6)  oder  soheltQDd  (Lok.  18^  4). 
ISnen  völlig  abweichenden  Charakter  hat  die  Fllnf  or-Belhe. 
Sie  gehört  nfanlioh  faet  amMchKeeelifh  jflngerea  UedKn  an. 
Die  agB.  Poesie  leigt  (wie  bei  der  Dreissi^  anoh  Uer  eine  jfln- 
gere  Stofe  der  Entwickelmig,  indem  sie  diese  Beihe  bevonogt 
In  der  Art  der  Verwendmig  tritt  keine  Aaswahl  der  Bsnennmi* 
gen  hervor;  nnr  Götter  slhlen  nie  nach  FQnfen,  aber  KBoige 
aUerdingB  ags.  (freilich  wohl  in  einer  nicht  freigediohteten  seit 
dem  historischen  Stelle  AtheL  28).  —  FQnfMhn  gehfitti  wie 
Beöv.  1682  zeigt,  nicht  xu  Fünf,  sondern  zu  Dreissig.  — 

Die  Sechser-Reihe  fehlt  altn.  (über  H&v.  51,  5  s.  o.).  — 

Die  Siebener  sind  dagegen  ags.  kaum  vertreten;  altn.nehmeoi 
sie  mit  xonehmender  Entartmig  der  Poesie  zu  (Akv.  20,  1, 
Atlm.  92,  4,  Gud.  m  7,  5),  finden  sich  doch  aber  schon  in 
der  Vkv.  — 

Die  Seltenheit  der  Zehner  flQlt  auf.  Man  sieht  daas  sehn 
für  die  echte  altn.  Dichtung  eine  typische  Zahl  überhaupt  noch 
nicht  ist,  scoidem  es  erst  in  der  ags.  wird.  In  der  christlichen 
Dichtung  der  Angelsachsen  ist  tausend  dann  typisch,  um  ein 
grosses  Vielfaches  zu  bezeichnen  (Ziegler  Der  poetische  Sprach- 
gebrauch in  den  sog.  Caedmonschen  Dichtungen  S.  75).  — 

Elf  scheint  dagegen  als  formelhafte  Zahlenangabe  ein 
Produkt  der  jüngeren  Poesie  zu  sein,  denn  die  alte  Stelle 
Skim.  19,  1,  20,  1  wird  wieder  auf  Paronomasie  mit  epli  be- 
ruhen.    Es  bleibt  übrigens  selten.  — 

Die  Zeitangaben  habe  ich  hier  nur  nebenbei  erwähnt,  weil 
sie  noch  in  anderem  Zusammenhang  zu  besprechen  sind.   — 

Wir  hätten  denmach  drei  Schichten  typischer  Zahlenreihen. 


Uralt  Biod  die  Rahen  mit  Ewei  and  drei.  Beide  erleiden  Bin- 
bueee,  die  Dreierreihe  empfängt  aber  Ersatz  durch  Combination 
mit  der  inrwiBchen  au^ekommeoeD  Zehnerrähe.  —  In  jüngerer, 
aber  noch  gemeingerm.  Zeit  taacht  die  Fünferreihe  aof,  altn. 
in  älterer  Zeit  fast  nor  mit  der  Dreisahl  combinirt  Aach  die 
Sechsereibe  iet  wohl  hio'her  zu  stellen ,  de  ist  aber  nie  zu 
groeeer  Entfaltung  gelangt  und  zwölf  ist  fast  nur  in  der  age. 
Dichtung  eine  typische  Zahl.  —  Endlich  entwickelt  die  agE. 
Poesie  für  sieb  allein  die  Zehner-Rdihe,  offenbar  auf  Grund  der 
von  ihr  schon  länger  cultivirten  Fünfer,  und  die  alte,  gtoiügt 
dem  bei  ihr  wie  bei  der  ags.  Poesie  sich  steigernden  Zahlen- 
bedürfniss,  indem  sie  die  Siebener-Reihe  typiiicb  ausbildet  und 
auch  elf  so  braucht. 

Ueberall  zeigt  sieb  eine  Zunahme  der  gröeseren  Zahlen.  — 
Verschiedenheit  der  Anwendung  vermochten  wir  nur  bei  den 
beiden  uigerm.  Rdhen  nachzuweisen:  man  möchte  nach  H4rb. 
24,  5 — 7  sagen,  die  Dreizahl  habe  die  Herren,  die  Zweizahl 
das  Volk  der  Knechte.  Doch  mögen  feinere  unterschiede  auch 
später  heraustreten  1  so  scheint  in  den  späteren  Reihen  die  in- 
definite Bedeutui^  am  lebhalteeten  gefühlt  worden  zu  sein  (vgL 
für  sieben  Sig.  sk.  27,  2  Akv.  7,  1 ,  für  hundert  Ruine  9).  — 
Vereinzelt  finden  sich  natürhch  alle  diese  Bemerkongen  durch- 
brochen, am  fühlbarsten  (wie  schon  erwähnt)  durch  die  Stelle 
Vkv.  9,  3.  —  Besonden  mache  ich  noch  auf  die  vermehrten 
Tausende  bei  Geschenken    Beäv.  2195.    2994    aufmerksam.  — 

Zusammengesetzte  Zahlen. 
27.  {>rennar  niundir  meyja  H.  Hi.  28,1 
46.  fjörum  faera  em  fimm  togu  H.  Hi  8,3 
640.  fimm  hundrud   dura   (gölfa)  ok   um  fjönmi  togum 
Gr.  23,1  24.1 
1200  tölf  hundrud  txyggn  manna  H.  H.  I  26,1. 


86 

Dazu  kommen  die  butorischen  Zeitaogaben  973  Edg. 
11—15  und  29  Edg.  18.  — 

Zwölfhondert  habe  ich  nicht  unter  die  ein&chen 
Zahlen  gestellt,  weil  es  nicht  wie  800  600  700  7000 
das  erste  Glied  der  Reihe  an  der  Spitze  zeigt  Ans  dem" 
selben  Grunde  liesse  auch  800  und  900  sich  hierher  stellen. 
—  Die  Zahlen  stehen  vereinselt.  Charakteristisch  ist,  wie 
sechsundvierzig  mit  Hilfe  von  zwei  Reihen  typischer  Zahlen 
umstrichen  wird.  Ebenso  wird  die  historische  Jahreszahl  973 
auf  1000,  7  und  20  zurückgeführt;  und  Eadg.  18—20  wird 
wenigstens  von  29  zu  der  typischen  Zahl  30  geeilt.  (Ganz 
ebenso  zerlegt  die  arabische  Poesie  11  in  die  typischen  Zahlen 
7  und  4:  Freytag  Arab.  Verskunst  S.  609).  — 

An  die  zusammengesetzten  Zahlen  erinnert  die  Zahlen- 
häufung einn  4t  oxa,  Atta  laxa,  kräsir  allar  drakk  s&Id  {>ijü 
mjadar  |)r.  24,4 — 9.  Selbst  hier  jene  charakteristische  Scheidung: 
das  Essen  mit  einer  Zahl  aus  der  Zweierreihe,  aber  das  Trinken 
mit  einer  aus  der  Dreierreihe,  denn  es  hat  den  Grermanen 
(und  welchem  Volk  nicht?)  immer  höher  gestanden  als  jenes. 
Doch  hat  sicher  auch  hier  die  Assonanz  mitgewirkt.  — 

Eine  besondere  Art  der  Zahlenhäufung  ist  die  ungemein 
häufige  Anordnung  nach  vorausgeschickten  Zahlen.  Bergmann 
(La  priamöle)  und  namentlich  Wendeler  (De  praeambulis 
eorumque  historia)  sind  geneigt,  alle  solche  Fälle  unter 
die  Rubrik  »Priameln«  zu  schieben,  was  mir  unrichtig  scheint; 
aber  eine  innere  Verwandtschaft  besteht  gewiss.  Natür- 
lich sind  bei  solchen  Zählungen  nur  die  Endpunkte  zu 
bemerken. 

Drei:  Grim.  28.1—3.  31,4—6  Häv.  63,4—6  und  130,9 
Saem  zu  H.  H.  U  12,4  Sinf.  2  Reg.  21,1—22,1  Fäf.  32—38 
Saem.  Seefahrer  68.  —  Sechs:  Crist  720—36 

Zehn:  Fäder  larc\'idas  1 — 76 


87 

Ell:  Grim.  6,1—16,1.     Sgdi.  21,1—37,1 

Zwölf:  Val.  20,1—42,1 

Achtzehn:  Häv.  144,1— 162,1.  Doch  geht  nach  Müllenhoff 
D.  Alt.  276  die  alte  Zählung  hier  nur  bis  Tiereehn,  was  denn 
ein  zweiter  alter  Beleg  für  die  Siebener-Reihe  wäre.  Im  Uebrigen 
Btümnt  allee  zu  unsem  bisherigen  Beobachtungen:  drei  die 
älteste  und  verbreitetete  t^'pische  Zahl,  seche  jünger  und  nicht 
altn.,  zehn  die  nur  age.,  elf  die  nur  spät-altnordieche  formel- 
hafte Zahl.  Höchstens  könnte  die  zwölf  der  VaiJnruSniamil 
auffallen.  Hier  aber  scheint  ganz  besonders  künstlicher  symme- 
trischer  Aiifbau,  nicht  der  allgemeine  Brauch,  die  Zahl  becFÜmmt 
zu  haben  (vgl.  Müllenhoff  D.  Alt.  239—41).  — 

Diesen  Aufzählungen  steht  noch  die  Klimaz  long  er  nött, 
langar'ru  tvaer,  hve  um  {ireyiak  ])rjÄr  Skim  42,  1 — 3  nah«; 
femer  die  vereinzelt«  Numerirung  Ej'mödr  |>ridi  GxxÜ  U  19,3. 
Beide  stehen  auf  der  Dreier-B^e,  die  die  der  Zweier  hier  ganz  zu 
überwiegen  scheint.  Setzt  diese  Art  der  Zählung  doch  immer 
schon  einen  höheren  Werth  der  so  bewahrten  Dinge  voraus,  was 
besonders  von  den  Sprüchen  (wie  in  den  HAv.)  gilt;  und  deshalb 
werden  nie  zwei  Dinge  mit  Zählung  ausgehoben,  was  z<  B. 
H4v.  68,  1 — 3  sehr  wohl  anginge.  — 

Brüche. 
Bis  auf  den  einen  Fall  ^verilu  ^ir  ^rött  sinn  at  J>ridjungi 
Hamd.  16,  5 — 6  handelt   es   sich  überall  um    denselben    ein- 
fachsten Bruch-,  ein  halb, 
hilf  hynött  Sk.  42,6 

mundu  um  vinna  verk  hälft  vid  mik  ^m.  26,2 
hÄlfan  val  hön  kyss  bverjan  dag,  en  hAlfauOdinn  ä  Gr.  14,4 
med  hälfum  hlei£  HAv.  52,4 
hölf  er  old  hvar  Häv.  63.6 


88 

h^  er  Mdr  mid  hTgtom  H&t.  59,6 

Jiö  er  .  .  .  UUa  flein  vigüA  kommp  H.  H.  I,  183 

hefir  hA  Hd  hilf»  Ailm.  52,8 

hfigmn  Tör  hilft  yikjmn  Ailm.  58,5 

hilfa  högügra  Ailm.  67,8 

hilft  gekk  til  hdjar  Aihn.  94,7 

vgl  aoch  ^  at  hdn  heldr  yita  hiUa  ikTldi  Oddr.  85,8 

fremr  var  {mM  hilfa  HamA  S,6  healle  |y  sf«ln  Met 
12,9. 
Bigenilich   tihlend  sind  nur  die  SteDen  Gr.  14,4  AÜm. 
52,3  und  94,7.     Sprichwörtlich  steht  das  Wort  in  den  Skfm. 
und  beidemal  in  den  BAv.  sowie,  in  gans  abgeeehwiohtsr  Be- 
deutung, Athn.  67,3  und  in  den  xuletrt  angefflhrten  FUleBu  — 
Die  Vorliebe,  die  die  allerspfttesten  Lieder  flir  hilf  haben 
ist  augenscheinlich.      Ueberhaupt  verwenden  diese  beeonden 
gern  Zahlen;   das  ist  Spielmannsart  (Piper  Die  Spielmaimadich- 
tung  S.  65).    Unter   den   älteren   sind   sie  nur  in  den  Skim. 
nicht  selten,  denn  die  Orim.sindzudiesenwohlnichtsu  rechnen.  — 
üeber  die  (zum  Theil  abweichenden)  Zahlen  der  Strrqphen* 
gruppen  vgl.  §  24.  — 

In  besonders  augenfilliger  Weise  zeigen  grade  die  Zahlen- 
angaben, wie  wichtige  Mittel  für  die  Kritik  selbst  die  unaohflin- 
barsten  Formelarten  abgeben  können.  So  hat  ten  Brink 
(Q.  F.  62,111)  die  Neigung  zu  bestimmten  Zahlenangaben  als 
ein  Werkzeug  der  höheren  Kritik  verwandt;  aber  wir  glauben 
hier  zuerst  gezeigt  zu  haben,  dass  auch  die  Qualitftt  dieser 
Angaben  zur  Bestimmung  des  Alters  sich  verwerthen  lässt 
Vielleicht  liesse  sich  über  die  Zeit,  in  der  die  verschiedene 
typischen  Zahlen  herrschen,  mit  Hilfe  der  Archäologie  und 
der  Rechts-  und  Culturgeschichte  noch  Sicheres  feststellen.  So 
paset  zu  unserer  Datirung  der  Fünferreihe,  die  wir  in  noch 
gemeingerm.  Zeit  setzen,    die  Angabe,    dass  die  Decksteine  der 


Sondgiäber  im  Steinalter  gewobnlich  aof  fünf  Tragsteinen 
ruhen  (Woraaae  DäuemarkB  Vorz^t  Übe.  von  Bertelaen  S.  66). 
Die  jüngere  Sechserreihe,  wahrscheinlich  aub  den  biblischen 
Zwölfem  absuleiten,  hat  im  BnsBensystem  der  Lex  Bibuaria  die 
altere  Fünfermhe  d^  Lex  Salica  verdrängt  (Brunner  Rechts- 
geechichte  S.  305).  Fttr  Untersuchungen  solcher  Art  bietet  schon 
allein  die  reiche  Zusammenstellung  in  Cap.  V  der  Rdcbtaalter- 
titümer  hinUi^chen  Stoff.  Was  wir  über  drei  und  neun  sagten, 
bestätigt  sieb  dort  vollauf;  vier  und  acht  aber  sind  selten  im 
Rechtsgebrauch :  sie  werden  fast  nur  für  leblose  Dii^  ver- 
wandt, und  so  bleibt  aacb  hier  der  Dreierreihe  die  vornehmere 
Stellung.  Die  Siebener-Reihe  ist  stark  vertreten,  die  Fünfer 
nur  schwach;  von  den  grösseren  Zahlen  ist  40  die  mächtigste. 
Diese  Zahlenangaben  dringen  dann  überall  ein;  wie  charakte- 
rietiBch  ist  es  I.  B.,  daes  in  dem  altecbwediecben  Volkslied 
vom  gestohlenen  Hammer  (Talvj  Charakteristik  der  Volkeheder 
germ.  Nationen  S.  284)  die  «acht  Rastent  der  ^rynisquilKi 
durch  ifünfzehn  und  vierzig  Faden«  ersetzt  und  die  «acht 
Nächte«,  die  sich  Jtiyms  Braut  nach  ihm  gesehnt  haben  soll, 
verdoppelt  sind!  —  Das  Volkshed  hält  noch  bis  heut  die  un- 
geraden Zahlen  (Grinun  R.  A.  I  206)  fest  (Böckel,  Volkslieder 
ans  Oberhessen  S.  CT),  während  sogar  in  die  volksthümüchen 
Bpen  die  höfisdie  Vorliebe  für  die  biblische  Zwölf  eindrang 
(vgl.  t.  B.'du  M^  Po^es  pop.  lat.  antMeures  au  12  eätele 
S.  388,4). 

Hit  historischer  Erklärung  wird  auch  hier  weiter  zu  kommen 
mn,  als  mit  Zahlensymbolik,  obwohl  diese  kein  Geringerer  als 
Goethe  selbst  den  biblischen  Zahlen  7  und  40  zugewandt  hat 
(Zum  westöfltlichen  Divao  Ausg.  1.  H.  6,181).  Ich  kann  hier  nur 
auf  Nagele,  Zablensymbolik  (Programme  der  k.  k.  Oberrealschule 
in  Marburg  1886  und  1887)  sowie  auf  die  Literatur  bei  Böckel 
(aao.)   und  Bruchmann   (Psychol.  Studien  zur  Sprachgeschichte 


90 

S.  260)  Ytmfmmia.  Nor  der  Vwgliwohnng  W9g&a  flilm  idi  hkr 
die  typieohen  74ihlftnreihen  einiger  lodeier  Poerien  anf :  hehtliech 
7,  13,  40;  indiflch  nebeoeixiisder  die  Dratemrilie  (Eaegi,  Dar 
Rig^eda  AnnL  117),  die  Fünfer  (ebd.  Anm.  IM)  und  die 
Zehner  (ebd.  Anm.  841,  vjg^  Bruchmann  aao.);  griecUadi  Dreier  ^ 
und  Zehner;  iriech  aber  17  und  50  (Zimmer,  Za.  1  vjg^  Sprach' 
forschg.  28,  445^7).  —  Daea  Untecachiede  in  Beaog  auf 
Zeit  und  Anwendung  sich  auch  hier  heranaatellan,  iat  aehr 
wahiacheinlieh;  man  mOaste  natüilich  auf  die  ZUdmethodeo 
und  die  ISahlworte  aelbat  lurückgdien,  um  die  Grundlagen 
2U  prttfen.  An  der  uralten  aymboliachen  Verwendung  yoa  Drei 
und  damit  von  Neun  iat  am  wenigaten  xu  iweifdn.  — 

In  der  höchaten  Potens  xeigt  sich  die  Aualeae  bedeutnmer 
Zahlen  beim  Zaubern  und  Segnen.  Ich  atelle  dieae  Zahlen- 
angaben deshalb  hier  noch  zusammen,  obwohl  sie  groeaentfaeOa 
in  proeaischen  Anweisungen  stehen: 

zwei:  Sgdr.  6,6. 

drei:  Sldm.  36,2,  auch  Vgl.  26,7  —  ags.  Zauberaegen 
Greiner-Wülcker  S.  314  (mehrmals)  und  316;  820,4  und  822,48 
—  MSD  R*"  5  zu  B,  6  und  7.  Altdeutsche  Segen  her.  von 
Scherer,  fast  allemal.  — 

vier:  Grein-Wülcker  S.  312  —  Ruodlieb  V  104r— 5. 

fünf:  mit  minen  fünf  fingirin  funvi  undi  funfzio  engOi 
MSD  IV  8. 

sieben:  Grein-Wülcker  S.  326 

neun:  Neunkräutersegen  ebd.  320  (oft)  —  MSD  IV  S; 
auch  H.  Hi.  16,4. 

fünfzehn:  Ruodlieb  V.  125 

dreissig:  Grein-Wülcker  S.  320,4  und  322,43 

tausend:  ebd.  329,19.  — 


91 

§  5-  Zeitangaben. 
AbniMhen  ist  hier  von  den  ganz  allgemein  gehaltenen 
Zeitangaben  su  Anfang  der  Gedichte  ix  vae  alda  u.  ä^.,  die 
unter  den  Eingangaformeln  zu  besprechen  sind ;  femer  hier  wie 
immer  von  allen  Angaben,  die  einem  übersetzten  Original  nicht 
germanischen  Ureprange  entstammen.  Andererseit«  habe  ich 
aber  auch  hier  wie  in  der  ganzen  Arbeit  von  Gedichten  von 
deutacbem  Ursprung  aber  in  lat«inificher  Sprache  (wie  Walthariue 
und  die  Gedichte  bei  Saxo)  nur  ausnahmeweise  Gebrauch  zu 
machen  gewagt,  weil  dort  immer  Einwirkung  fremder  Form 
und  fremden  Vorbilde  möglich  ist.  So  steht  z.  B.  die  Zeit- 
angabe quater  denoe  Bol  circumflezerat  orbee  (Walth.  428)  auch 
der  Zahl  nach  vereinzelt  und  könnte  das  Bild  der  echtgerma- 
nischen  Daten  trüben;  dasselbe  gilt  von  den  drei  Wochen  im 
Ruodlieb  (TV'  43.61)  u.  a.  — 

A.  Zeitangaben  mit  Zahlenangaben  verbunden. 
Schon  auB  dem  vorigen  Paragraphen  ist  zu  ersehen,  wie 
viel  seltener  t^ieche  Zeitangaben  in  der  ags.  Poesie  sind  als 
in  der  altn.  Es  ist  femer  ersichtUch,  daee  die  neuen  Reihen 
formelhafter  Zahlen  eich  von  den  alten  hier  noch  schärfer  ab- 
heben als  in  anderen  Zahlenangaben.  In  der  ags.  Poesie  zeigt 
keine  einzige  Zeitangabe  ein  Ghed  der  beiden  alten  Reihen; 
nur  Zehner  und  namentlich  Fünfer.  Solche  zeigt  wieder  in 
bestimmten  Zeitangaben  (denn  imi  solche  handelt  es  sich  H&v. 
51,3  und  73,9  nicht)  kein  älteres  EddaUed  (wohl  Gud.  II,  Oddr., 
und  einmal  auch  schon  Härb.);  vielmehr  sind  diese  an  Zahlen 
besonders  aus  der  Dreier-Reihe  reich,  doch  auch  die  Zweier 
sind  nicht  selten.  Neun  und  acht  sind  hier  am  häufigsten; 
dass  zwei  und  vier  ganz  ausfallen,  erklärt  eich  aus  der  gröeseren 
Behebtheit  längerer  Fristen.  Endlich  sieben  ist  vorzugsweise 
späteren  EddaUedem  eigen,  gehäuft  GuA.  H,  35. 


92 


Zahlen  über  fünfzehn  (H.  H.  I,  10,4)  sind  hier  aiiMchU< 
lieh  in  der  ags.  Poesie  zu  finden,  da  aber  in  weiter  Aus- 
dehnung: 30,  50,  300,  1000;  dazu  nur  eechezig  im  Hüdebranda- 
lied.  Also  auch  hier  jenes  Herausschreiten  über  den  eng  be- 
messenen Kreis  der  alten  Anschauungen,  welches  schon  in  der 
heidnischen  Poesie  der  Angelsachsen  auf  die  Aufnahme  des 
Chiistenthums  vorbereitet.  — 

Interessant  ist  es  auch,  die  Benennungen  dieser  Zeit- 
angaben zu  betrachten.  Völlig  unzweifelhaft  ergiebt  sich  als 
alt  ausschliesslich  die  Zählung  nach  Nächten  und  Wintern. 
Denn  finmi  daga  Hiv.  51,3  und  78,9  (auch  hinsichtlich  der  Zahl 
vereinzelte  Stellen)  ist  keine  Fristbezeichnung.  Eine  solche  aber 
in  Tagen  ausgedrückt  zeigen  nur  späte  altn.  Lieder  und  ags. 
Gedichte  (Gud.  n,  13,2  und  Fin.  41  mit  fünf,  Gud.  ü,  36  mit 
sieben,  Beov.  3160  mit  zehn).  —  Ersetzung  der  Zählung  nach 
Wintern  durch  Zählung  nach  VoUjahren  findet  in  unsem 
Liedern  nirgends  statt.  Wohl  aber  geschieht  der  erste  Schritt 
dazu  in  der  pleonastischen  Angabe  des  HüdebrandsUedes.  Diese 
findet  sich  ntm  übereinstimmend,  nur  ohne  bestimmte  Zahl, 
im  Heiland: 

ih  wallöta  sumaro  enti  wintro  sehstic  Hild.  50. 

thie  habda  an  them  uuihe  so  filo  uuintro  endi  sumaro 
gUibd  an  them  leohta  Hei.  465. 

Die  letztere  Stellung  ist  offenbar  die  ursprüngliche  (während 
bei  Homer  es  gerade  immer  9ipo^  xai  dTuopfj  heisst,  nicht 
umgekehrt  Schnorr  v.  Carolsfeld,  Verborum  coUocatio  homerica 
quas  habeat  legee  Berlin  1864  S.  42).  Und  wohl  nur  weil  sumaro 
typischer  Versschluss  geworden  war,  geschah  im  Hild.  die 
Aenderung,  die  die  Zahl  sechszig  vielleicht  erst  des  Reims 
wegen  in  den  Vers  brachte.  So  heisst  es  auch  Vaf.  26: 
hvadan  vetr  um  kom  eda  vannt  sumar,  während  doch  Vaf.  24 


der  Tag  vor  der  Nacht  genannt  wird;  Alv.  31  stdit  äberhaupt 
nur  die  Nacht. 

Auch  cbrietlicbe  Gedichte  zählen  »ehr  oft  nach  Nächten 
vgl.  Grein  Sprachschatz  II  385  s.  v.  neaht. 

Wir  wissen,  dase  die  Zahlung  nach  Nächten  bei  den  Ger- 
manen uralt  ist:  nee  dierum  numerum  .  .  .  eed  noctium  com- 
putant.  mc  conatituunt,  mc  condicunt:  nox  ducere  diem  videtur 
(Tadt.  Germ.  11,  7,  vgl.  MüUenhoff  D.  Alt.  267).  Uebrigens 
ist  dies  wohl  sogar  die  altidg.  Art  der  Zählung  (Schrader  Sprach- 
vergleichung und  Urgeechichte  S.  57.  Bei  den  Italienern  hat 
de  räch  hie  in  unser  Jahrhundert  behauptet:  Goethe  Stunden- 
maafis  der  Italiener  Aueg.  1.  H.  28,  171).  DasB  dem  die  Rech- 
nung nach  Wintern  entspricht  ist  klai.  Erst  nach  der  Tren- 
nung Bcbeinen  die  Crermanen  des  Continents  dae  Zeitmaase  zum 
Jahr  vervollständigt  zu  haben  (vgl.  Schrader  aao.  58).  Eine 
Vorstufe  zu  dieser  Rechnungsweise  begegnet  uns  in  späten  altn. 
Liedern.  Hier  nie  in  den  Stellen  des  Kel.  und  des  HÜd.  tritt 
für  die  Repräsentation  des  ganzen  Jahres  durch  die  eine  Hälfte 
die  Zerlegm^  in  zwei  Theile  ein;  aber  wenn  dort  die  beiden 
Halbjahre  benannt  werden,  steht  hier  das  blasse  missen  (Gud. 
I,  8,  6;  Gud.  II  13,  6  und  Saem.  zu  Gud.  I  27  vgl.  Gud.  I 
9,  3).  Doch  nähern  wir  uns  hiermit  schon  den  Zeitangaben 
ohne  Zahlen,  die  fast  nur  in  eddischen  Stücken  formelhafte 
Art  zeigen. 

Zwischen  der  Verwendung  mit  und  ohne  Zahlen  schwankt 
der  Gebrauch  von  >Monat<.  Doch  bedarf  die  vereinzelte  Zäh- 
lung mit  Monaten  Rig.  6,  6;  20,  6;  33,  6  keiner  Erklärung. 
Sonst  steht  das  Wort  allgemein  zur  Bezeichnung  einer  längeren 
Frist  (Skim.  42,  6—8;  HAv.  73,  10,  beidemal  kurzen  Zeiträumen 
entgegengesetzt).  Dazu  kommen  die  historischen  Daten  Edg. 
25  und  28;  ebenda  8  sogar  genaue  Bestimmung  eines  Tages. — 


94 


B.  Zeitangaben  ohne  Zahlenangaben. 

I.    Absolute  Zeitangaben 

Tageszeiten  (vgl.  Weinhold  Spieilegimn  formularum  S.  10)  auf- 
gesählt  Vol.  9,  vgl.  Vaf.  24—25. 

Tagesanbruch:    vgl.  J.  Qrimm   xu  Andr.  u.  EL  XXXVI. 
Morgen:  naer  momi  HAv.  100,1 
i  xnorgun  H.  Hi.  39,1 
litlu  er  lysti  Athn.  29,1 
dags  var  heldr  snemma  Athn.  64,2 
morginn  er  nü  Athn.  65,5 
kt  um  morgin  ELamd.  1,5 
on  morgentid,  {>onne  däg  lixte  Beöv.  485 
on  morgen  Beöv.  837. 2484  Güth.  1192. 1217 
syddän  morgen  com  Beöv.  1077  (aer  {)on 

däg  cvöme  B.  731) 
siddän  morgen  bid  B.  1784 
Der  folgende  Tag  ist  gemeint  äi  morgin  Athn.  84,5 
Jeden  Morgen:  morgin  hvem  Vaf.  14,5 

hverjan  morgin  Gud.  I  9,8 
morgun   hverjan  Fragm.  1    (Edda  Hilde- 
brand S.  302,  a,  30) 
moma  gehvylc^  B.  2450 
Mittag;  at  uppverandi  sölu  Härb.  58,2 
Abend:  at  aptni  Hym.  16,6 
naer  aptni  Hdv.  97,1 
var  |)at  at  kveldi  um  komit  snenmia  |)rym. 

24,1 
{)rungin  dagr  Rig.  11,8 
dagr  var  ä  sinnum  Rig.  31,10 
um  kveldit  Saem.  zu  H.  Hi.  30,9 
um  aptan  Saem.  zu  H.  H.  II  38 


95 

annan  aptan  Saem.  zu  H.  H.  II  48 
|>at  Bama  kveld  Reg.  13  Saem. 
aptan  dags  Sig.  sk.  6,2 
nü  er  ok  aptann  Atlxn.  86,7 
OD  uhtan  Beöv.  126  Klage  d.  Frau  85 
|)ä  vä8  däg  sceacen  Beöv.  2806 
Spät  am  Abend:  fram  var  kvelda  Brot.  12,1 

fyr  dag  litlu  6ud.  II  48,7 
Beim  Anbruch  der  Nacht:  syddan  niht  becom  B.  115 

öd  })ät  niht  becom  B.  2116 
femer  vgl.  J.  Grimm  zu  Andr.  u.  El.  XXXVI 
Jeden  Abend:  aptan  hvem  Sig.  sk.  8,4 

uhtna  gehvylce  Wand.  8 
uhtna  gehväm  Rät.  61,6 
Julabend:  iola  aptan  Saem.  zu  H.  Hi.  30,6 
In  der  Nacht:  nött  ^t  risat  Häx.  111,5 

ä  nättum  Hyndl.  47,6 
on  vanre  niht  Beöv.  702 
on  niht  Beöv.  575.  683 
nihtes  B.  422.  2273.  3044 
In  der    ersten  Nachtwache:    ina   fvrra    hlut  naetrinnar  Saem. 

zu  H.  Hi.  11,12 
Jede  Nacht:  nihta  gehvaem  B.  1365. 

Combinirte  Zeitangaben:  vakir  tun  allar  naetr  .  .  .  |)ä  er  mödr 
er  at  momi  k^mr  HAv,  23,  2 — 5.  —  morgin  mest  väga  unz 
midjan  dag  liddi,  öttu  alla  ok  gndurdan  dag  Athn.  50,  1^-4. 
Das  plötzliche  Eintreten  von  Morgen  oder  Abend  wird 
öft^^  hervorgehoben,  so  })rym.  24,  1,  Atlm.  64,  2  u.  ö. 

Oft  hebt  ein  Contrast  die  Tageszeiten  hervor:  Vgl.  9,  V^if. 
24 — 25;  femer  sind  Morgen  und  Abend  contrastirt  Reg.  25, 
3—5,  Atlm.  78,  5—7,  aber  auch  Häv.  97,  1—100,  1,  Atlm. 
65,  5 — 76,  7.  —  Tag    und  Nacht    werden    zu    einer    häufigen 


96 

Zwillingsformel  verbunden  8.  u.  —  Tag  und  Abend  H&y.  80,  1, 
vgl.  auch  Hamd.  29,  7.  —  Nacht  und  Morgen  Hiv.  28,  2—6. 

Wie  Edg.  8  der  Tag  wird  B.  1600  die  Tagesstunde  nach 
lateinischer  Bezeichnung  angeführt.  — 

In  der  älteren  Zeit  herrschen  die  einfachen  Worte;  mehr 
und  mehr  werden  sie  durch  Umschreibungen  ersetrt  (Athn.  29, 1 
64,  2  für  den  Morgen,  Rig.  31.  10,  Beöv.  2806  fOr  den  Abend) 
oder  wenigstens  durch  überflüssige  Zusätse  verstärkt  (8ig.  sk«  6,  2). 
Zwischen  den  beiden  jüngeren  Formen  steht  wohl  auch  histo- 
risch die  Verbindung  derselben  wie  Beöv.  485  —  Die  Umschrei- 
bungen, die  sich  auf  Einbruch  der  Nacht  imd  Aufsteigen  des 
Tages  beziehen,  hat  J.  Grimm  zu  Andr.  u.  El.  XXXVI  gesammelt 

n.  Relative  Zeitangaben. 

Eine  Stunde :  stund  er  til  stokksins,  onnur  til  steinsins  Härb.  56,  34 
Den  Vormittag  lang:  morgenlangne  däg  Beöv.  2894 
Am  selben  Tag:  föru  drjügum  dag  {)ann  fram  Asgardi  fr&Hvm.  7,1 
Ein  voller  Tag  (vgl.  Weinhold  Spicil.  S.  17):  gerstan  dag  Sk.  30,  2 

sat  um  allan  däg  Sig.  sk.  13,4 
andlangnedägB.  21 1 5,  Athel.21,  An.  819,  Guth.  1251 
Ein  voller  Sommertag:  sumorlangne  däg  KL.  37,  Jul.  495 

sumurlange  dagas  Alf.  Met.  4,19 
vgl.  auch  hvi  |)ü  enn  sitr  .  .  um  daga  Sk.  3,  4 — 6 
Ein  voller  Tag  oder  eine  volle  Nacht  (12  Stunden): 

einu  doegri  mer  var  aldr  um  skapadr  Sk.  13,4 
doegrs  eins  gamall  H.  H.  I  6,3 
doegr  eitt  er  ])er  daudi  aetladr  Grip.  25,7 
vgl.  auch  foedi  ek  {)ik  ä  morgun  Harb.  3,2 
Eine  volle  Nacht:  eina  nött  H.  Hi.  24,4 

einnaettr  adj.  Vol.  33,8,  Veg.  11,4,  Hdv.  85, 3 
ondlangne  niht  B.  2938,  An.  1256,  Guth.  126 
ymb  äne  niht  B.  135 


97 

Zwei  Tage  und  zwei  Nächte:  k  |>ridja  momi  Hyndl.  46,  6 
Wenige  Nächte:  fAra  n&tta  Qud.  n  43,  6 
Viele  Tage:  do^r  mart  eaman  8ig.  Bk.  2,  6 
Alle  Tage:  um  alla,  daga  Qriin.  7,  5 
Ein  Vierteljahr:  mit  dem  folgenden  verbunden  Säv.  60,  6. 
Ein  Halbjahr:  ein  mieseri  Gud.  I  8,  6,  v(^.  9,  3;    ferner  mÜ 
ok  mieeeri  Hiv.  60,  6  (vgl.  G«ring  e.  t.  mAl  1,  2  S.  108) 
Einen  Winter  lang:  vetrl&ngt  H.  Hi.  8  Saem. 

Selten  ist  die  Rückzählung:    gystnm    niht  Beöv.  1334  — 

Hier  überwiegt  der  Tag  als  ZeitmaasB  die  Nacht  bei  weitem, 
doch  liegt  dies  einfach  daraji,  dasE  die  meisten  Thaten  bei  Tag 
vollbracht  werden.  — 

Auch  hier  lieee  ich  viele  unoriginale  age.  Zeitangaben  wie 
z.  B.  Ex.  346  ausser  Acht.  Sie  sind  übrigens  mit  Hilfe  von 
Greins  Wörterbuch,  auf  dae  ich  anch  für  ähnliche  spätere  Fälle 
verweise,  leicht  zu  finden.  — 

Zunächst  drängt  sich  wieder  die  Beobachtmig  auf,  wie  die 
Zeitangaben  an  Häufigkeit  zunehmen.  Am  dichteeteu  sind  eie 
in  den  Atlm.  geaäet,  dicht  auch  in  den  eddischen  Proeastücken, 
besonders  zu  H.  Hi.  Dae  ist  eben  wieder  eine  Liebhaberei  der 
Spielleute  (Piper,  Spielmannsdichtung  S.  64)  Die  Häufung 
Atlm.  50  ist  also  für  die5  spielmannsmäSBige  Lied  bezeichnend.'  — 

Von  den  absoluten  Zeitangaben  scheint  wieder  der  Abend 
in  älteren  altn.  Liedern,  der  Morgen  in  jüngeren  altn.  und  ags. 
besonders  behebt.  Wieder  ist  dem  entsprechend  da«  Rechnen 
nach  Nächten  (H.  Hi.)  älter  als  Abb  nach  Tagen  (Sig.  sk-,  doch 
auch  Skim.)  und  ebendeshalb  die  letztere  Angabe  in  den  „mo- 
dernen« ags.  Gedichten  häutiger.  Eine  Zwischenstufe  ist  wieder 
die  Summirung  im  altn.  doegr,  ganz  dem  »Sommer  und  Winter«, 
das  zTi-ißchen  »ein  \\'inter«  und  »ein  Jahr*  steht,  analog.  — 
Hiyer,  AltgtinaaUoli*  Po«d*.  7 


98 


§  6.  Geräusch-  und  TonbexeichnungexL 

Die  reichhaltige  Arbeit  Wackemagels  nimmt  auf  die  altgerm. 
voces  variae  animantium  verhältnissmäseig  wenig  Rücksicht;  es 
sind  nur  mhd.  und  nhd.  Lautnachahmungen,  die  er  aufxählt 
(Voces  variae  23  f.)  und  etymologisch  erklärt  (16  f.)  Die  schöne 
Behandlung,  die  er  seinem  Gegenstande  zu  Theil  werden  liess, 
macht  es  doppelt  bedauerlich,  dass  für  eine  der  altgerm.  Poesie 
viel  allgemeiner  als  der  späteren  deutschen  Dichtung  eigenthüm- 
liehe  Erscheinung  ein  gleich  gelehrter  und  sinniger  Interpretator 
sich  nicht  gefunden  hat.  Ich  wüsste  nicht,  wo  die  eddischen 
Tonbezeichnungen  auch  nur  erwähnt  worden  wären.  Nur  die 
häufigste  Verwendung  dieser  Tonbezeichnungen,  die  bei  der 
Kampf  Schilderung,  hat  Weinhold  angemerkt:  agmen  splendens 
et  tonans  advehitur  (Spicil.  22);  sie  klingt  auch  durch  das  lat 
Epos  vom  Walthari  hindurch  (J.  Grimm,  LAt.  Gred.  S.  76;  in 
ahd.  Resten  finden  wir  aber  von  Geräuschworten  nur  har^n  und 
hlütjan).  Freilich  hat  Grimm  selbst  angeführt,  dass  dies  alt- 
episch ist,  und  altepisch  ist  es  deshalb,  weil  das  Epos  inmier 
das  hervorhebt,  was  die  Zuhörer  am  meisten  interessirt.  Von 
früh  auf  hat  aber  nichts  so  des  Menschen  Aufmerksamkeit 
erregt,  wie  Geräusche:  keine  Wurzelgruppe  der  Urzeit  scheint 
stärker  als  die,  welche  M.  Müller  (Das  Denken  im  Lichte  der 
Sprache  S.  582  X.  119a  und  b)  unter  der  Rubrik  »Laute  von 
sich  geben«  zusammen  fasst  (vgl.  Bruchmann  Psychol.  Studien 
zur  Sprachgeschichte  S.  299);  und  noch  im  Nhd.  fand  Jean 
Paul  keine  Klasse  von  Synonymis  so  wortreich  wie  die  des 
Schalls  (Vorschule  zur  Aestethik  Werke  18,  366  Anm).  Die 
Häufigkeit  dieser  Worte  für  alle  Nuancen  des  Hörbaren  ent- 
spricht also  durchaus  einer  frühen,  naiven  Bildungsstufe  der 
altgerm.  Sänger  und  ihrer  Zuhörer,  und  ihr  Schwinden  beweisst 
von  neuem  für  «lie  ags.  Dichtung,  dass  hier  ein  früheres  Reifen 


99 

und  selbst  schon  Verwelken  eingetreten  war.  Dass  aber  mit 
der  Mannigfaltigkeit  der  Termini  nicht  zugleich  die  häufige 
Erwähnung  der  Greräusche  schwand,  dass  sie  sogar  noch  zunahm, 
hat  seinen  Grund  in  der  epischen  Wirksamkeit:  «geräuschvolle 
Bewegungen  stellen  sich  der  Phantasie  lebhafter  dar,  als  geräusch- 
lose und  leise«  (Viehoff  Poetik  S.  181),  und  das  wussten  die 
klugen  ags.  Epiker  wohl  (vgl.  Heinzel  S.  26). 

Um  diese  Abnahme  von  den  altn.  zu  den  ags.  Liedern 
merklich  zu  machen,  trenne  ich  beide  Gruppen. 

Altn.  Geräusch-  und  Tonbezeichnungen. 

blasa:  hdtt  blaess  Heimdallr  Vol.  47,  5 

dynja:  foldvegr  dundi  Veg.  3,  6  Qadrhanu:  dundi  |)r.  4,  6 
(ähnlich  Hei.  5796  f :  quam  engil  .  .  .  faran  an  fetherhamon  .  .  . 
thiu  ertha  dunida  vgl.  Vilmar  Alterthümer  im  Heliand  S.  14) 
boer  allr  dundi  Brot.  8,  2.  —  dynr  Subst:  fyrr  mun  dölga  djTir 
H.  H.  I  21,  3  dynr  vax  1  gardi  Akv.  33,  5. 

eiskra:  gengu  or  gardi  gorvir  at  eiskra  Hamd.  12,  1 

emja:  emjudu  ülfar  Atlm.  23,  7 

fnasa:  vreid  vard  {)ä  Frevja  ok  fnasadi  |)r.  12,  1 

gala:  göl  um  hänum  .  .  .  hani  Vol.  48,  5.  44,  1  tunga  .  .  . 
opt  s^r  ogött  um  gelr  Häv.  29,  4  galandi  kräku  Häv.  84,  4 
svä  ek  gel  HAv.  147,  4  undir  randir  ek  gel  Häv.  154,  4  (car- 
mina  .  .  .  obiectis  ad  os  scutis  Tac.  3,  3  f.  vgl.  Müllenhofi  de 
poesi  chorica  S.  19  Wackemagel  Lit.  Gesch.  3,  10)  er  göl  J)jödroerir 
Häv.  158,  2  afl  göl  hann  äsum  Häv.  158,  4  om  göl  ärla  H.  Hi. 
6,5  rikt  göl  Oddrün,  rammt  göl  Oddrün  Odd.  6,  5. 

geyja:  gejT  Garmr  mjok  Vol.  45, 1  u,  ö.  rakkar  |)ar  renna,  rä- 
dask  mjok  geyja  Atlm.  24,  1. 

gjalla:  |)at  er  arar  gullu  H.  H.  I  1,  2  gullu  vid  gaess  i 
tüni  Gud.  I  16,  5  =  Sig.  sk.  29,  7.  J)ä  heyrir  |)ü  hraina  gjalla, 
omu  gjalla  Gud.  II  8,  3  hvelpa  losna,  glaums  andvana  gylli 
bädir  Gud.  II  42,  2  strengir  gullu  Odd.  27,  8  af  geiri  gjallanda 
Akv.  5,  3.  7* 


100 

glaumr  Subst:  glaums  andvana  Gud.  11  42,8  glaainr  var 
i  hoUu  Hamd.  19,  1. 

glymja:  gluxndu  jgklar  Hym.  10,  6  en  |>ar  svalar  knega 
unnir  yfir  glymja  Gr.  7,  2  glumdu  strengir  Akv.  32,  9.  — 
glymr  Subst:  ok  jäma  glymr  H.  H.  I  28,  2. 

gnyja:  gnyr  allr  jötunheimr  Vgl  49,  3  —  gnyr  Subrt:  öz 
geira  gnyr  H.  H.  I  55,  3  gnyr  var  at  heyra  Gud.  11  4,2  gnyr 
und  gudvefjum  Akv.  39,  3. 

grata:  Frigg  um  gret  Vol.  34,  5  brüdr  gr&tattu  H.  m.  41,  2 
graetr  {)ü  .  .  .  grimmum  tarum  H.  H.  11  44,  5  {>eygi  Gudrun 
grä,ta  mätti  Gud.  I  5,  1  |>ä  gret  Gudrun  Gud.  I  16,  1  gr&tendr 
Akv.  12,  3  gretu  bom  Hüna  Akv.  39,  4  gretu  {>eygi  Atlm.  74,  4 
svaeru  leztu  ![)ina  sitja  opt  grdtna  Atkn.  93,  7  okkr  skaltu  ok, 
Gudrun,  grata  bäda  Hamd.  10,  5  |)Okk  mun  grita  Fragm.  5,  4 
[Edda  HUdebrand  S.  304,  a,  4] 

hixta:  medan  i  ond  hixti  Atkn.  40,  4. 

hlakka:  ari  hlakkar  Vol.  51,  6. 

hlymja:  hreingälkn  hlumdu  Hym.  24,  1.  —  hlymr  Subst: 
hvat  er  I[)at  hlymja  er  ek  heyri  nü  til  Sk.  14,  1  hlymr  var 
at  he}rra  Odd.  25,  5. 

hrikja:  hätt  hrikdu  grindr  Atlm.  37,  5. 

hrynja:  Idtum  und  hänum  hrynja  lukla  I[)r.  15,  1  hrynja 
hänum  |)ä  a  hael  |>eygi  hlunnblik  hallar  hringi  litkud  Sig.sk.  69,  1. 

kalla:  hverr  er  sa  karl  karla  er  kallar  imi  väginn  Härb.  2,  2 
hrafn  at  meidi  hätt  kalladi  Br.  5,  3  koUara  ![)ü  sidan  til  knjä 
{)inna  Erp  ne  Eitü  Akv.  38,  1 — 3  (öfter  in  den  Bedeutungen 
»nennen^  und  »rufen«  s.  Lünings  Wb.  u.  d.  W.) 

klaka:  und  kvemum  klaka  Lok.  44,6  at  igdiir  klokudu  ä 
hrisinu  Saem.  zu  Fäf.  31,11  —  klok  Subst:  klok  nam  fugla  R.  45,  1 

klokkva:  kostir'  ru  betri  heldr  en  at  klokkva  se  Sk.  13,  1 
kostid  svd  kepfa  at  klokkvi  Gudrun  Atlm.  55,  5  klukku  J>eir 
karlar  Atlm.  63,  5. 


101 

kvaka:  fuglinn  kvakadi  H.  Hi.  13  Saem. 

kveda:  hrain  kvaS  at  brafni  H.  H.  I  5,  5  fuglinn  kvad 
fi.  Hi.  14  Saem.  —  Ausserdem  natürlich  unzählige  Mal  vom 
Sprechen  der  fdpoTctQ  ä^pafTtoty  was  nicht  hierher  gehört. 

oepa:  oepandi  nam  Hä,v.  138,  5  oeptu  at  Loka  Lok.  14 
Saem.  ülfi  haera  mun  ek  |)ik  oepa  munu  HÄrb.  4  7,  4  oepdi 
ill{)raeh  Atlm.  60,  3. 

rj'mr  Subst.:  Uddi  randa  rym  H.  H.  I  18,  3. 

ryta:  rytanda  svini  Häv.  84,  5. 

skella:  en  ä  haelmn  hringar  skuUu  Hym.  34,  6. 

(skraek  Subst.:  Pragm*.  304a  36  gehört  jüngerer  Prosa  an). 

skraektun  Subst.:  heyra  ä  |)Ä  skraektun  Atlm.  61,  8. 

stynja:  stynja  dvergar  Vol.  49,  5. 

syngva:  nema  sjalfum  J>6r  syngvi  um  hof4i  (J)at  sverft) 
H.  H.  n  31,  8.  —  songr  Subst.:  väpnsongr  virda  Akv.  33,7 
afkärr  songr  virda  Akv.  39,  2  hjä  songvi  svana  Fragm.  2,  23 
[Hüdebrand  S.  303,  a,  23]  (vgl.  MüUenhoff  D.  Alt.  I  2). 

J)jöta:  holkn  Jutu  Hym.  24,  2  Jytr  I)und  Gr.  21,  1  ef 
|)ü  |)jöta  heyrir  ülf  Reg.  22,2  varga  |)jQta  Gud.  H  8,7  1  homum|)aut 
Hamd.  19,  6.  —  I)ytr  Subst. :  ülfa  I)ytr  Fragm.  2,21  [Hilde- 
brand S.  303  a]. 

J)ruma:  J)ött  lüdr  I)rumi  H.  H.  TL  4,2.  —  J)rymr  Subst. :  J)r}Tnr 
var  älma  H.  H.  I  17,  8  |)rymr  um  oU  Ignd  orlogsimu  Reg.  14,  7. 

vargljod  Subst. :  vargljodum  vanr  H.  H.  I  42,  3.  —  väpn 
songr  Subst.  Akv.  33,  7. 

ymja:  ymr  it  aldna  tr^  Vol.  48,  3  umdu  olskAlir  Akv. 
35,  1  —  ymr  Subst.:  vard  ära  ymr  H.  H.  I  28,  1  ymr  vard 
A  bekkjum  Akv.  39,  1.  — 

Wir  haben  hier  für  Ton-  und  G^räuschbezeichnungen  acht- 
undzwanzig Verba  und  vierzehn  Substantiva. 

Ags.  Greräusch-  und  Tonbezeichnungen. 

bearhtm  Subst.:  ic  on  J)i8se  byrig  bearhtm  gehyre  Q^n. 
2406    h^ht    .  .  .    ymbvlcigean    verodes    bearhtm^    mid    älfere 


Aeihanes  bjrrig  Ez.  63  f.  bearhtmA  stdpon  td  |muqi  gyst  —  eme 
Ju<L  39  hie  bearhtm  ongeaton  güdhom  galan  Beöv.  1431  mid 
bearhtmd  El.  866  —  breahtm:  ^  veard  breahtm  häfen  GAih. 
233  breahtem  äfter  breathme  GAth.  1299  brimgierta  breahtm 
Rät.  4,26  ne  magon  I>am  breahtme  byman  ne  homas  u.  8.  w. 
Phon.  134.  —  Beide  Worte  wie  beorhtm  und  byrhtm  scheineir 
an  andern  von  Grein  gesammelten  Stellen  mehr  die  Bedeutung 
tumultus  als  strepitus  zu  besitzen. 

blavan:  hated  hie  böman  blavan  Sat.  602  f)onne  englas 
bliivad  byman  on  brehtme  Cr.  881.  —  äblavan:  naefre  mon 
{>äs  hlude  hom  äy{)ted  ne  byman  äblaved  Dom.  110 

cigan:  in  der  Bedeutung  »rufen«  zwanzig  mal  s.  Grein  u.  d. 
W.;  dazu  cögan  B.  104,  1  und  äcigan  B.  3121  El.  603 

clynnan:  campvudu  clynede  El.  51.  — 

cyrman:  ongunnon  cohhetan,  cirman  hl&de  Jud.  269  lade 
cyrmdon  Ex.  461  cirmdon  caldheorte  An.  138  sva  vilde  deor 
cirmdon  on  cordre  Guth.  879  ic  hlüde  cirme  Rät.  9,3  hlüde 
cirmad  Rät.  58,4  {>eät  he  hlüde  steine  ne  cirmde  Rät.  49,3.  — 
cyrm  Subst.:   dreizehn  Stellen  s.  Grein  u.  d.  W. 

dreäm  Subst.:  in  tonbezeichnendem  Sinne  elf  mal  s.  Grein 
u.  d.  W. 

dynnan:  hljrnede  and  dynede  Jud.  23  dynedan  scildas 
Jud.  204  djrned  deop  gesceaft  Cri.  931  dyned  upheofon  Dom.  59 
drythsele  dynede  B.  767  healvudu  dynede  B.  1317  hruse  dynede 
B.  2558  buruhj)elu  dynede  Fin.  30  hleodor  dynede  An.  740 
|)onne  rand  dynede  El.  50  hleödor  dynede  Reim.  28 

galan:  hräfen  uppe  göl  El.  52  ungöd  gäled  Rät.  21,35 
siddan  J)u  gehyrde  galan  geäc  on  bean^e  Bo.  22  hie  bearhtm 
ongeaton  güdhorn  galan  B.  1432;  mit  füs  —  fyrd  —  gryre 
—  hearm  —  sige  —  sorhleod  (vgl.  Heinzel  Q  F  X  23)  zehn- 
mal s.  Grein  u.  d.  W.  —  he  gliövordum  göl  Met.  7,2  ic  galdor- 
vordum  göl  Reim.  24.  —  Dazu  agalan  mit  sechs  Fällen. 


103 

gilp  Subst.  Bcheint  nicht  eigentlich  zur  Bezdchnung  von 
Greräuschen  verwandt 

gykn:  hü  se  stiAmoda  st^ninde  and  gylede  Jud.  25 

hlenunan:  he  ymbe  {)a  herehüde  hlemmed  tögädre  grimme 
göman  Wal.  61;  ebenso  bihlemann  Wal.  76. 

hlimman:  hlüde  hlummon  Jud.  205  |)är  ic  ne  gehyrde  bütan 
hlimman  sae  Seef.  18  garsecg  hlj'mmed  An.  392  hvälmere 
hlimmed  Rät.  3,5  ne  |)urh  |)reäta  ge|)räeu  |)raed  me  ne  hlimmed 
Rät.  36,6. 

hlynnan:  hlynede  and  dynede  Jud.  23  stefn  in  beam 
headotorht  hlyiman  under  häme  6tan  B.  2553  güdvudu  hlynned 
Fin.  6  hlüde  hlynede  Reim.  28  hlynnende  hlüde  streämas 
Ps.  73,16. 

hljusian:  reced  hlynfiode  B.  770  vadu  hlynsodon  An.  1547 
hlinsade  hlüde  Rät.  34,8  höfan  and  hlvnsadan  hlüdan  reorde 
Pß.  92,4 

hreäm  Subst.:  hreäm  väs  on  ydum  Ex.  449  hreäm  ästah 
Sat.  717  mid  deöflum  hreäm  Cri.  594  hreäm  veard  in  Heorote 
B.  1302  |)a  veard  hreäm  ähafen  By.  106 

hringan:  byman  hringdon  B.  327  hiß  searo  hringed  Sat.  266 

hropan:  hreöpon  mearcveardas  Ex.  168  hreöpon  herefu- 
golas  Ex.  161  hreöpan  deöflu  Sat.  319  hreöpon  friccan  An. 
1158  El.  54.  550  hreopun  hrMleäee  Guth.  878  hröpendePß.  146,10 

leod  Subst.  elfmal  s.  Grein  ß.  v.  Ich  hebe  heraus  leod 
väß  äsungen  B.  1159  leod  gesingun  Gn.  Ex.  140  |)ä  se  Visdom 
|)iß  hoA  äsungen  häfde  Met.  14  pr.  hvät  ic  lioda  fela  lustlice 
geo  song  on  saelum  Met.  2,1  hom  stundum  ßong  füßlic  leod 
B.  1424.  —  Eß  ist  das  bezeichnende  Wort  für  den  Beruf  des 
Dichters  Crä.  52  Met.  30,2  imd  wird  contrastirt  sowohl  mit 
spei,  Text  ohne  Musik  Met.  30,8  als  mit  hearpe,  Musik  ohne 
Text  Gn.  Ex.  170.  —  Dazu  elf  CJomposita,  ebenfallß  nicht 
selten  mit  singun  verbunden:  vulfas  sungon  atol  aefenleod  Ex. 


IM 

1»  h6  I91M  MOg  ffjnitAa^  warn  Bf.  9»  («■<  UlMiot 
fiiiig  Jvd.  211  ügätoA  «mgao  Gnth.  1280;  viel  fillar  Jidod 
(bM  in  aUcD  sndcnn  rabn)  "***  gilm  oite  igd^L  Alnl, 
■tdienilc«  %itlwtoo  n  Mfnleod  ^x.  165.  201)  ät  mD^kt 
mit  Rftctaidrt  aof  die  in  Veriiisdmig  mit  ümm  f'™"!''»'» 
htSäbteKta  VcsiNdfonn  igÜ  gBwiUL  Du  Snqln  difBiB  «iid 
nie  mit  gdan  Tobanden.  —  Vj^  äbv  diaw  Artpim^  tob 
kod  Hdnsd  aao.  23.  — 

■ingui:  ibflcdnt  dninnddniMigmil;  mit  ls6tt  ■griwiS  lol 
ntnlmin  aongu  södcncUu  spdl  giTn-bSde-^fid-MfadNA 
dmmignMl  a.  Grein  n.  d.  W.  Dm  Unpn  Fb.  91.1  &  IIM 
benligaa  Gnth.  587  geeingan  Men.  70;  Qn.  Sz.  IM. 

etefn  Sabrt.:  vierandii^»ignul  s.  Gnin.  Ich  habe  hmuB 
I^man  stein  Cri.  1062  Du.  179  Ph.  497.  HUmn  vi*  ^mmnida 
etcftt  Pa.  76,14  vätenteln   Pb.  92,4,  Uebenetnmgvi  too  tos. 

ST^^Htt:  \tt  .  .  .  ftgontnämas  arearte  BTägaa  Gen.  1376 
BT^^eode  (fyr)  Gen.  2557  Bvögende  Ug  (vodaric)  B.  3145 
Bvdgad  Tindas  Cri.  950  Bvögad  hläde  R&t,  8,7.  —  Bv^Snbab: 
aecbgondawMimgmal.  Stehende  Wendung  faearptn  BV<g  B.  89 
2468  3023  vgl.  Gen.  1079. 

]>i7m  Sabet.:  als  tonbezeicbnendes  Wort  sechsnndvierng- 
mal;  dazu  zwSll  Zosanunenfletzungen. 

{)uniaQ:  fionne  ic  (ae  vind)  ästige  strong,  stnndmn  rAde 
f>ume  Rät.  2,4.  sondvudu  ])unede  B.  1906 

ä|iyt&n:  naefre  mon  {läs  hlüde  hom  &{iyted  Dom.  109.  — 

Hier  hätten  wir  für  Ton-  und  Geräuschbezeichnusg  aechszehn 
Verba  und  acht  SubBtantiva.  Doch  ist  die  Sammlung  schwer- 
lich vollständig  und  grade  aga.  Worte  werden  mir  mehrfach 
entgangen  sein.  Das  Gesammtbüd  aber ,  das  sich  ergiebt, 
werden  Xachträge  schwerhch  ändern:  wir  bemerken  in  der 
ogB.  Poesie  neben  einer  in  erstaunlichem  Maasse  angeschwollenen 
Menge  von  Fällen  eine  starke  Abnahme  des    hierfür  benutzten 


105 

Wortvorrathe.  Während  a^.  die  GeBammtzabl  der  dazu  verwandt 
ten  Auedrücke  (24)  nicht  die  der  altn.  Verba  allein  (28)  erreicht, 
bat  ein  einzelnes  Wort,  stefn,  hier  nahezu  soviel  Beispiele  (74) 
als  dort  überhaupt  vorkonunen  (95),  die  acht  häufigsten  Worte 
zuBanunen  aber  (cyrm  IS,  dre^m  in  tonbezeichnendem  Sinne  11, 
gaUn  16  -|-  6,  leöd  11  mit  11  CompositiE,  singan  33  +  5, 
stefn  74,  sv^  36,  ^ryra  46  mit  12  CompoBitis)  mehr  als  zwei- 
undeinhalbmal  ao  viel  (264). 

Die  gröesere  Zahl  der  ags.  Gedichte  läset  die  grössere  ab- 
solute Häufigkeit  dei  Tonbezeichnm^en  und  natürhch  erat  recht 
die  grössere  relative  Häufigkeit  der  einzelnen  Worte  vollauf  be- 
stehn.  Es  stimmt  damit  durchaus  zusammen,  dase  grade  die 
blasseren  und  allgemeiner  verwendbaren  Worte  eich  häufen. 
Zwar  galan,  da«  altn.  wie  eingan  ags.  das  beliebteste  Wort  ist, 
kommt  diesem  auch  in  der  Anwendbarkeit  etwa  gleich.  Aber 
■  die  Substantiva  werden  ags.  fast  durchweg  prondscue  gebraucht, 
wo  altn.  die  Bedeutungen  geschieden  sind;  dr^am  ev^  ^rym 
stehen  überall.  Nun  ist  es  aber  bezeichnend,  wie  viel  häufiger 
ags.  die  Substantiva  geworden  sind,  So  befinden  sich  tmter 
jenen  acht  häufigsten  Worten  nur  zwei  Yerba  (oingan  und 
galan),  und  diese  fast  stets  im  Dienst  des  Subst.  leod.  Wir 
sehen  also,  dass  jene  Substantivirung  der  Poesie,  die  in  der 
rimischen  Dichtung  von  vom  herein  liegt,  nach  der  Trennung 
sich  hier  ags.  (wie  altn.  z.  B.  durch  Ausbildung  der  kenningar) 
noch  steigert.  Für  das  eddische  grätan  steht  ags.  hannleöd 
galan  (An.  1129)  u.  dgl.  Grade  daher  triSt  man  (vgl.  Heinzel 
Q  F  X,  23)  so  ungemein  oft  das  Wort  leöd,  wenn  auch  die 
Uebersetzungen  (besondere  der  Psalter)  zu  dessen  Häufigkeit 
beitragen  mögen. 

Natürlich  hat  diese  allgemeinere  Verwendung  derselben 
Termini  einen  Mangel  au  Schäjrfe  und  Leben  zur  Folge,  wie 
die  age.  Poesie  der  altn.  gegenüber   ihn    oft  zeigt.      Die  Edda 


106 

verwendet  z.  B.  für  das  Heulea  der  Wölfe  hst  auaechlieBdich 
{)jöta  und  {)ytr,  für  das  Gexwitscher  der  Vögel  klalca  klfik 
kvaka,  für  lautes  Geschrei  der  grösseren  Vögel  dagegen  gjaUa; 
gnyja  und  ymja  bezeichnen  ein  verworrenes  dumpfes  Gerftusch; 
kalla  und  oepa  werden  nur  von  Göttern  und  Menschen  ge- 
braucht. Dagegen  ags.  z.  B.  hvöpan  für  Teufel  und  Menschen, 
Wolf  und  Rabe ;  und  für  das  Rauschen  der  Wellen  neben  dem 
Worte  hlimman  noch  hlynnan,  hieäm  väs  on  u.  a.;  für  das 
Schiff  dynnan  hlynnan,  hlynsian,  f>unian  u.  s.  w.»  von  den  ganz 
unterschiedslosen  Worten  noch  abgesehn.  — 

Das  beliebteste  Adverb  ist  altn.  hatt,  ags.  dag^n  hlAde.  — 
In  beiden  Sprachen  ist  zu  beachten,  wie  oft  die  Worte 
miteinander  reimen:  altn.  glymja,  hlymja,  ymja;  glymr,  hljrmri 
rymr,  ymi;  hrynja,  stynja;  klaka,  kvaka;  ags.  dreäm  hre^un, 
clynnan  dynnan  hl3mnan.  Ags.  wird  dann  auch  wirklich  öfters 
gereimt.  Dazu  andere  Assonanzen:  altn.  emja  ymja,  gala, 
gjaUa,  kalla;  glaumr,  glymr;  ags.  galan,  gylan;  hlemman,  hlim- 
man; hlynnan,  hlynsian,  diese  freilich  meist  auf  Verwandtschaft 
beruhend.  — 

Ausser  auf  die  Stimmen  von  Göttern,  Menschen,  Thieren, 
beziehen  sich  die  Worte  auf  das  Greräusch  bei  Kampf  und  Mahl 
und  den  Elang  der  Instrumente;  dazu  kommt  altn.  das  Geräusch 
des  Weltbaums  (Yol  48,  3),  ja  der  Welträume  (VqL  49,  3) 
und  das  von  Dingen  wie  Schlüssel  imd  Thür  ({>r.  15,  1;  Sig. 
sk.  69,  1).  Zwischen  beiden  stehen  Naturgegenstände  (Hym. 
24,  1).  —  In  der  ags.  Dichtung  sind  besonders  beliebt  Geräusch- 
worte für  Meer  und  Schiff  (vgl  Weinhold  Spie.  11 — 13),  die 
altn.  erst  vereinzelt  vorkommen  (Gr.  7,  2).  Wie  hierin,  stellt 
sich  jüngere  eddische  Dichtung  auch  darin  auf  dieselbe  Stufe 
mit  der  ags.  Poesie,  dass  sie  statt  der  bis  dahin  formelhaften 
Termini  für  bestimmte  Geräusche  gern  andere  in  Anwendung 
bringt,  (so  emjudu  ülfar  Atlm.    23,  7,    statt    |)utu;    skraektun 


Atlin.   Gl.   S   d-raz  tlnr^nivov},   gerade  wie   wir  Bolche  Neueruuiren 
schon  bei  den  Zeitangaben  trafen. 

UebenNiegend,  weit  überwiegend  sind  es  also  in  der  altgerm. 
Poesie  lebende  oder  lebendig  gedachte  Weeen,  deren  Klang  in 
der  Dichtung  wiedertönt   Der  Stein,  welcher  in  der  homerischen 
Dichtung  mit  so  berühmtem  Donnergepolter  entrollt,  wäre  dieser 
immer  auf  die  höchsten  Gegenstände  gerichteten  Poesie  stumm 
gebUeben.     Es  ist  nicht  uninteressant,  mit  dieser  altgerm.  Aus- 
lese die    zu    vergleichen,    die    der   grösste  Kenner    der  Vorzeit 
unter    den     neueren   Dichtem    Deutschlands    bei    dem     »was 
rauschet  und  was  brauset«  trifit:  Wald,  Meer,  Schlacht,  jüng- 
ster Tag  und  Festmahl.     Ihm  schallt  am    lautesten    die  imbe- 
lebte Natur.     Anders  bei  den  alten  Germanen.     Um  die  wich- 
tigsten Versammlungen   der   Männer,    um    Kampf   und   Mahl 
nämlich,  gruppiren  sich    auch   hier   die  Worte,    und   bei    den 
Angelsachsen    bildet    die    Seefahrt    einen    dritten    Mittelpunkt. 
Fein  aufhorchend  sucht  die  alte  Naturpoesie  die  Stimmen  der 
Natm:  zu  unterscheiden  und  freut  sich    der  Grelegenheiten,    wo 
sie  alle  im  Wettkampf  erklingen;  technische  Rücksichten  führen 
die  Späteren  zu    einer  Bewahrung  der  Kunstmittel  gewordenen 
Gewohnheit,  deren  Erstarrung  äusserlich  sich  in  der  Substanti- 
virung  abbildet.  — 

Aehnliches  übrigens  gilt  auch  für  die  Termini  der  Bewe- 
gung (vgl.  u.  §  6  bei  den  heiti).  Auch  hier  führt  die  ags.  Poesie 
für  die  Bimtheit  der  alten  Ausdrücke  Umschreibungen  ein,  die 
häufige  Substantiva  mit  vielgebrauchten  Verbis  combiniren: 
Beövulf  trug  den  Kampfpanzer  in  die  Felsschlucht,  statt:  er 
ging  gerüstet  hinein  (Beöv.  2540).  Dass  auch  dies  mit  der 
ags.  die  jüngere  altn.  Dichtung  theilte,  dafür  spricht  (gegen 
Heinzel  S.  24)  Saxos  Uebersetzung  quo  duce  signa  bellica  fertis 
(in  Holders  Ausgabe  14,12.)  Auch  in  Deutschland  findet  sich 
das  Gleiche  (Bode,  Kenningar  in  der  ags.  Dichtung  S.  32).  — 


106 


§  7.  Ideale. 

Wir  haben  es  schon  ausgesprochen,  wie  beim  Entstehen 
der  poetischen  Sprache  eine  Wahl  und  Sichtung  der  Begriffe 
grundlegend  ist.  Es  bildet  sich  eine  ganse  ideale  Welt,  in  der 
Alles  den  höchsten  Anforderungen  des  Dichters  entspricht.  So 
greift  er  aus  der  grossen  Zahl  menschlicher  Eligenschaften  die 
heraus,  die  ihm  die  wichtigsten  scheinen,  und  die  Bewohner 
seiner  poetischen  Welt  besitzen  nun  wohl  Muth  oder  Klugheit, 
oder  auch  die  entgegengesetzten  Eigenschaften;  aber  weder  die 
körperliche  Schönheit  eines  Achilleus  noch  die  Hässlichkeit 
eines  Thersites  wird  ihnen  zugewiesen.  Ob  sie  stark  sind,  sieht 
imd  sagt  der  Dichter,  aber  ob  sie  schnell  sind,  bemerkt  er  im 
Gegensatz  zum  griechischen  Sänger  überhaupt  nicht.  Wie  die 
Eigenschaften  des  Menschen  werden  die  Stände  der  Menschen 
ausgewählt:  es  ist  eine  Welt  der  Könige  und  Helden,  nie  treffen 
vni  auch  nur  einen  Priester  oder  einen  Arzt  imter .  den  Haupt- 
figuren (die  Rigs|)ula  macht  natürlich  eine  Ausnahme). 

In  derselben  Weise  nun  wie  die  Hauptbegriffe,  sind  auch 
die  Nebenbegriffe  destiUirt.  Diese  Welt  hat  nur  harmonische 
Verhältnisse.  Stehen  mehrere  Helden  beisammen,  so  sind  es 
immer  gerade  dreissig,  und  ist  eine  Zeit  auszudauem,  so  sind 
gerade  immer  neun  Nächte  abzuwarten.  Wie  die  menschliche 
Gesellschaft  treffen  wir  sogar  die  Zeit  hier  immer  auf  der  Höhe: 
nie  ist  es  Vormittag  oder  Nachmittag,  sondern  stets  gerade 
Abend  oder  Morgen.  Das  ist  dann  im  höfischen  mhd.  Epos 
nicht  anders:  Artus  der  meienbaere  man,  swaz  man  ie  von  dem 
gesprach,  zeinen  pfinxten  daz  geschach  odr  in  des  mefen  bluomen 
zit,  sagt  Wolfram  in  seiner  schalkhaften  Art  (Parz.  281,16). 

So  wird  bei  jedem  einzelnen  Ding  die  charakteristische 
Spitze  hervorgedreht  und  gerade  sie  uns  vor  Augen  gebracht. 
In  welcher  Situation  auch  Mann  oder  Gegenstand  erscheinen  — 


Jfc^^^— — fcWl   ■     II    ■  I  I      -•■J.r.  ^    .  .     ...-X«J:.< 


109 

der  Dichter  behält  allezeit  das  im  Sinn,  wae  von  Situation  und 
Kebenumstanden  unabhängig  ihr  eigentliches  Wesen  charakteri- 
sirt:  der  Strandwart,  einfach  weil  er  ein  Mann  ist,  heisst  Eampf- 
held,  auch  wo  er  Jiur  durch  Artigkeit  sich  hervorzuthun  Gelegen- 
heit hat  (vgl.  Heinzel  S.  32).  Grerade  deshalb  kann  der  Inhalt 
dieser  Poesie  so  leicht  im  Substantiv  verdichtet  werden,  und 
die  Epitheta  scheinen  nicht  sowohl  direkt  aus  der  Anschauung 
hervorzugehen,  als  vielmehr  aus  dem  Hauptwort  secundär  ab- 
geleitet zu  werden.  Die  Epitheta  fügen  doch  aber  immerhin 
zu  der  Kennzeichnung  durch  das  Substantiv  noch  etwas  Anderes 
hinzu,  mag  es  auch  etwas  Abgeleitetes  sein;  die  Verba  aber  sind, 
wie  wir  schon  oben  aussprachen,  oft  überhaupt  nichts  als  Auf- 
lösungen des  im  Substantivum  und  namentlich  im  Nomen 
agentis  starr  gewordenen  alten  Verbalbegriffs.  Weil  der  Wolf 
den  alten  Germanen  nur  als  das  kriegsfrohe  Thier  lebt,  denken 
sie  ihn  sich  nicht  anders,  als  dem  Heere  mit  Geheul  voran- 
ziehend (vgl.  J.  Grimm  zu  Andr.  u.  El.  XXA''):  und  »der  Wolf 
heult«  heisst  ihnen  nicht  mehr  als  »der  W^olf  ist  nahe«.  Ebenso 
wiederholen  die  Verba  des  Herrschens  beim  Fürsten,  des  Kämp- 
fens  beim  Krieger^  des  Fahrens  beim  Schiff  u.  s.  w.  nur  in 
flüssiger  Form  den  Inhalt  des  Hauptworts.  Aber  von  all  diesen 
verbalen  Epithetis,  wenn  man  so  sagen  dürfte,  haben  wir  nur 
die  Geräuschbezeichnungen  hier  besprochen,  weil  sie  in  höherem 
Grade  als  andere  bei  den  heiti  und  kenningar  aufzuzählende 
SynomTnengruppen  charakteristische  Eigenheiten  aufweisen. 

Die  poetische  Welt  der  Germanen,  wie  wir  sie  aus  ihren 
Hauptbegriffen  zu  reconstruiren  suchten,  zeigt  also  auch  in 
den  Nebenbegriffen  dieselbe  idealistische  Auslese.  Gerade  die 
geheiligten  Zahlen  und  die  geweihten  Zeitangaben  und  die  auß- 
erwählten Klänge,  in  denen  Eigenart  sich  kundgiebt,  werden 
verwandt  und  fast  nur  diese.  In  der  poetischen  Welt  ist  Alles 
auf  der  Höhe,  d.  h.  Alles  seiner  specifischen  Idee  entsprechend. 


110 

Ueber  der  poetischen  Welt  aber  noch,  die  selbst  ein  poetisirtes 
Abbild  der  menschlichen,  steht  jenes  Reich  der  Ideen,  in  dem 
die  typischen  Vertreter  der  Gattungen  sich  zusammenfinden» 
Das  Mittelalter  liebte  es,  für  jede  Eigenschaft  einen  typischerk 
Heros  zu  ernennen:  weise  wie  Salomon,  stark  wie  Samson  u.  s.  w. 
gerade  wie  auch  die  Römer  das  liebten  (eine  Truppe  römischer 
Charaktertypen  findet  man  durch  biblische  hübsch  ersetzt  z.  B. 
in  der  Vorrede  des  Hayneccius  zu  seinem  Hans  Pfriem,  einer 
christlichen  Lokasenna  wie  auch  Bürgers  Frau  Schnips  eine 
solche  ist:  Hallische  Neudrucke  36,9).  Das  Alterthum  dagegen 
lässt  die  Ideen  des  Starken,  Schönen  u.  s.  w.  nicht  durch 
mythische  und  historische  Persönlichkeiten  repräsentiren,  sondern 
durch  Glieder  der  Thier-  und  Pflanzenwelt;  so  stellt  das  auf 
uralter  Grundlage  beruhende  Traugemundslied  die  weissesten, 
schnellsten,  höchsten,  dunkelsten  Dinge  zusammen;  ein  Spiel, 
das  Volkslieder  aller  Sprachen  pflegen  (Talvj,  Charakteristik  der 
Volkslieder  S.  136)  und  das  bei  den  Franzosen  als  jeu  des 
combles  noch  jetzt  beliebt  ist.  Diese  vornehmsten  Dinge  werden 
gewäJilt,  um  durch  den  Vergleich  mit  ihnen  Angehörige  der 
gleichen  Kategorie  noch  höher,  auf  die  alleroberste  Stufe  der 
Idealisirung  zu  heben.  Deshalb  müssen  wir  unsere  Beschreibung 
der  in  der  altgerm.  Poesie  herrschenden  Begriffe  abschliessen 
durch  eine  kurze  Vorführung  der  Gegenstände  der  Vergleichung, 
obwohl  die  Gleichnisse  selbst  noch  später  zu  besprechen  sind. 
Denn  natürlich  haften  sie  an  dem  verglichenen  Gregenstand,  das 
Bild  am  Gegenbild. 

Wir  gehen  von  den  Trägem  der  Vergleichung  aus. 

Männer. 

Die  Mehrzahl  der  Männern  geltenden  Gleichnisse  ist  lo- 
bender Art.  Am  reichsten  und  schönsten  ertönt  das  Lob  des 
gefallenen  Helden  aus  dem  Munde  seiner  Gattin.     Was  sie  vor 


tLf. 


■tfb*t>r^  '■■ 


111 

allem  an  ihm  preist,  ist,  wie  er  alle  überragt  habe.  Dase  das 
wirklich  der  Ehrgeiz  der  germanischen  Frau  war,  zeigt  der 
Zank  der  Königinnen  im  Nibelungenlied.  Sagen  wie  die  von 
Gyda,  die  Harald  Schönhaar  zum  Kampf  um  die  Alleinherr- 
schaft über  Norwegen  bestunmt  haben  soll  (vgl.  Weinhold, 
Deutsche  Frauen  I,  345),  finden  sich  freihch  überall:  ich  er- 
imiere  an  Ottokax  und  an  Friedrich  von  Böhmen,  an  Lady 
Macbeth  u.  s.  w. 

Jene  Erhabenheit  wird  mamiigfaltig  ausgedrückt.  Der 
Held  wird  verghchen  mit  Esche  (H.  H.  H,  37,4)  und  Lauch 
(Gud.  I,  18,3;  Gud.  H,  2,3),  mit  Hirsch  (H.  H.  H,  37,5;  Gud. 
n,  2,5)  und  Wolf  (H.  H.  H,  36,5);  Edelstein  (Gud.  I.  18,5) 
und  Grold  (Gud.  11,  2,7).  Allemal  ist  das  tertium  compara- 
tionis  der  Abstand  zwischen  ihm  und  den  Andern,  die  oft  noch 
schmähende  Vergleiche  erhalten:  sie  gleichen  den  Geissen  vor 
dem  Wolf  (H.  H.  11,  36,6),  dem  Dom  neben  der  Esche  (H.  H. 
n,  37,4;  »der  Mann  .  .  .  dünkte  ihn  um  viel  riesiger  als  die 
Aeste  hoher  Eichen  über  dem  Gelaub  des  Waldes«  heisst  es  in 
der  keltischen  Sage  Zimmer,  Zs.  f.  d.  Alt.  32,210  —  doch  ist 
hier  körperliches  Hervorragen  gemeint;  geistiges:  »Ich  kleinerer 
Mensch,  der  als  ein  niedriger  Strauch  unter  den  hohen  Bäumen 
stand«  Arndt,  Wanderungen  S.  193);  dem  Gras  neben  dem  Lauch 
(Gud.  I,  18,4),  dem  Süber  neben  dem  Gold  (Gud.  H,  2,8). 
(Ebenso  wird  in  der  Odyssee  der  Held  unter  den  Freiem  dem 
Adler  unter  Gänsen  verghchen  16, 159 f.  19,536f.,  im  Wartburg- 
krieg die  schlechten  Dichter  neben  dem  guten  mit  Gänsen  vor 
dem  Wolf,  Simrock  39,13—16.) 

Die  Walküre  preist  an  ihrem  Erwählten  nur  die  Kühnheit: 
konung  öneisan  sem  kattar  son  (H.  H.  I,  19,7). 

Der  Mann  lobt  am  Manne  Eifer  im  Kampf;  Vorbild  ist 
der  Wolf  (Häv.  58,4).  Der  Sieger  wird  dem  Adler  verghchen 
(Hamd.  29,4).     Auch  Saxo  benutzt  den  Adler  als  Bild  für  den 


II» 


Dm  MftttIdteBAto«. 


fa  dar  Voavd«  d«  Tfiyxiiiiii  xo 

dihfüiefaco  LokMao»  wie  uid)  . 

■olcb«  M:  H«lttHb0  VNdnicke  36^' 

UiM  <U«  IdMD   te   Sterke 

mytbiMb«  und  hiitoriidw  Per?«<nüchkeileii 

durch  Glieder  der  Tbter-  und  PSiuueo*ett 

uralter  Grandlege  bemhmde  Tncz^mundflied    £e 

■chiulUten,   böeheten,  dunkelsten  Düwe  zcsanunen 

du  VoUuUeder  aller  Opaebm  pflegen  (TUvj. 

VoHttüeder  S.   186)    und  <im>  bei    den    Franioseo 

«wrablni  noch  jetet  l>*-liebt  im.    Diese  vornehmsten 

Kfwählt,    um  durch  d^^n  Vergleich    mit    ihnen 

glttichen  Kategorie  cioch  hiiher,  auf  die    alleroberste 

Mfalislruni;  zu  heben.    Deshalb  müesen  wir  unser« 

drtf  in  der    altgemi.   Powfie    herrschenden  Begriffe 

i|iiri*h  «ine  Icum  Vorführung  der  GegenstÄnde  der  V 

iihwiihl  die  fileichniüw  ;*elbat  noch  später  m  bespi 

Denn  natürlich  haften  sie  an  dem  verglicbei 

Itll.l  am  <)<>g«nbild. 

Wir  gehen  von  dmi  Tiüg«m 


Di»  M.-hrzald 
bi'ndiT  An.     Am  rvii- 
gflitUencn  U«ld«a 


112 

Kämpfer  (60,29)  —  freilich  auch  nach  gelehrtem  Vorbild  den 
Strom  (63,1)  u.  a. 

Beide  Gleichnisse  aber  in  der  Art,  wie  sie  ausgesprochen 
sind,  stehen  schon  den  tadelnden  nahe.  Das  Aergste,  was  ge- 
tadelt werden  kann,  ist  Verbrechen  gegen  die  eigenen  Greschlechts- 
genoesen,  wie  zahlreiche  Schmähreden  zeigen;  das  ist  wöUBsche 
Art  (Hamd.  28,3).  Granz  alleinstehend  erscheint  der  Mann  wie 
die  einsame  Föhre  (Häv.  50,1,  vgl.  MüUenhofE,  AlterÖiumsk. 
V  282).  Moralisirend  sind  die  kunstmässigen  Gleichnisse  mit 
dem  durstigen  Adler  (Häv.  62,3),  und  dem  frühbesäten  Acker 
(Häv.  88,1).  Komisch  ist  der  scheltende  Vergleich  mit  dem 
Schuh  (H4rb.  36,1). 

Was  geht  aus  dem  allen  hervor?  Das  Maass  des  Mannes 
ist  seine  Umgebung;  sein  Ideal,  diese  zu  überragen  wie  die 
hohe  Esche;  seine  grösste  Schmach,  unter  den  Füssen  der  An- 
dern zu  sein  wie  das  Gras,  wie  ein  abgetretener  Schuh  am 
Wege  zu  liegen.  Sein  eigentliches  Vergleichsobjekt  im  Guten 
und  Schlechten  ist  der  Wolf,  gerade  wie  dies  Thier  ja  auch  in 
Namen  so  sehr  häufig  ist.  — 

Frauen. 

Für  die  Frau  findet  sich  in  der  Edda  nur  ein  lobender 
Vergleich  und  zwar  in  einem  sehr  jungen  Liede,  wo  sie  mit 
dem  Sonnenstrahl  verglichen  wird  (Sig.  sk.  55,3 — 6  =  Gud. 
hv.  15,5—8). 

Tadelnd  vergleicht  man  sie  mit  der  grausamen  Wölfin 
(Harb.  39,1,  >\'ie  noch  Gerlint  in  der  Kutrun  so  heisst),  mit 
dem  unzuverlässigen  Ross  (Hdv.  89,1),  mit  der  Ziege  unter  den 
Böcken  (H^-ndl.  47,7).  Die  klagende  vergleicht  sich  selb&t  dem 
Laub  (Gud.  I,  19,6)  und  dem  kahlen  Baum  (Hamd.  5,  —  man 
denkt  an  Wallenstein's  berühmten  Vergleich:  Hier  steh  ich,  ein 
entlaubter  Stamm,  vgl.  Häv.  50,1  s.  o.);  die  frohe  mit  dem  Ha- 
bicht (H.  H.  n,  42,1). 


113 

Wie  der  Mann  stets  im  VerhSltniss  zu  andern  Mäanem, 
wird  die  Frau  stets  in  Benehme  zum  Manu  gedacht  An  der 
Seite  dee  Geliebten  ist  eie  dem  siegenden  Mann  veifileichbar 
(H.  H.  n,  43,1  wie  Hamd.  29,4),  ohne  ihn  dem  verachteten 
(Gufl.  I,  19,6  wie  I,  18,4  und  Hamfi.  5  wie  H.  a  U,  37,4 
HAv.  50,1).  In  anderer  Verbindung  als  treu  bei  dem  einen 
Manne  g^t  räe  als  unweiblich,  dem  tmmännlichen  Manne  gleich 
(HArb.  39,1  —  Hamd.  28,3  und  Hyndl.  47,7  —  H.  H.  n, 
36,6).  So  ediarf  tritt  die  Uebemnstimmung  der  Anschauungen 
hier  hraTor.  — 

Nicht  selten  finden  sich  jene  »höchsten  Dinge«  auch  ausser- 
halb der  Vergleichung,  oder  nur  mit  Singen  'verglichen.  Das 
Feuer  ist  das  Höchste  an  Wärme  (Häv.  51,1)  und  Licht 
(Sgdr.  2),  der  Schnee  (wie  noch  im  Traugemondehed)  das 
Weisseste  (R.  28,11).  Die  Augen  des  Drachen  sind  sprich- 
wörtlich (R.  34,7 — 8).  —  Tadelnd  wird  der  Sand  ais  unbe- 
deutend oder  leicht  (EAv.  53,1),  das  Feuer  wieder  als  schreck- 
hch  genannt  (Hj-ndl.  24,8).  Die  gröeste  Zusammengehörigkeit 
vertreten  die  beiden  Füsee  (Hamd,  14,4,  vgl.  Yilmar  Alter- 
tümer im  Heliand  S.  42).  — 

Das  wird  nim  in  age.  Poesie  ganz  anders. 

Lobend  wird  der  Mann  vei^chen  mit  einem  Stern  (Gen. 
256)  oder  der  Sonne  (Dan.  275,  Sat.  307) ;  seine  Prüfung  mit 
der  des  Goldes  (El.  1309 — 1312).  Für  böse  Menschen  ist  der 
stehende  Ausdruck:  ffle  waren  wie  die  wilden  Thiere  (Jul.  597, 
Guth.  247;  879);  sie  sind  hart  wie  Stein  (El.  566)  oder  falsch 
wie  die  Biene  (Leds.  18 — 23),  Die  Berauschten  werden  Todten 
verglichen  (Jud.  31). 

Die  Frau  wird  nur  einmal  verglichen  und  da  lobend  und 
zwar  auch  hier  mit  dem  Sonnenstrahl  (Jul.  166-  454). 
Itaytr.  AltgwTnlmiroh«  Poaci*.  S 


114 

lian  sieht,  da«  diese  GleichmaBe  gans  anders  geartet  sind 
als  die  altn.     Sie  stehen  sanunt  und  sonders  unter  biblischem 
TRinflpa«  und  zeigen  dieselbe  Moraüsatio  der  Natur,  die  in  den 
PhysiologiB   selbstständig  betrieben  wird.     Der  Unterschied  be- 
steht nun  darin:  die  alte  germanische  Dichtung  fasst  das  Ver* 
glichene  als  dem  xu  Vergleichenden  innerlich  gleichartig.  Daher 
unterliegt  das  Gegenbild   den   gleichen  Anforderungen  wie  das 
Bild.     Das   Ideal   des  Mannes   ist   der  hervorragende  —  aber 
auch  das  Ideal  des  Thiers   der  hohe  Hirsch,    das   des  Baums 
die  stattliche  Esche.     Verächtlich  wie  der  unbeachtete  Mann  ist 
die  Ziege,  die  im  Haufen  mitläuft,  ist  das  Grras.    Ebenso  kann 
des   Feuers    Macht  wohlthätig   oder   schrecklich   sein  wie  der 
Mensch.     Das  Gleichniss  bedarf  daher  fast  stets  noch  eines  er- 
läuternden Adjectivs.     So   entsteht  jedes  Mal  ein  völliger  Pa- 
rallelismus, der  neben  den  zwei  genannten  Gliedern  noch  zwei 
einschliesst,  die  genannt  sein  können  (wie  in  jenen  Frauenklagen 
in  H.  H.  n,  Gud.  I  und  H),  aber  öfter  fehlen.    Z.  B.  der  Hals 
ist  weisser  als  reiner  Schnee,  das  heisst:  so  viel  reiner  Schnee  heller 
ist  als  Alles,  was  noch  weiss  ist,  so  viel  war  dieser  EbJs  weisser 
als  der  Schnee  (wo  denn  allerdings  zwei  der  vier  Glieder  zu- 
sammenfallen).   Auf  dem  hreion  liegt  hier  (Big.  28,12)  ein  viel 
grösseres  Gewicht  als  wir  ihm  beizulegen  pflegen,  darum  trägt 
es  auch  den  Beim. 

Dagegen  die  ags.  Dichtung  übernimmt  fertige  Ideale.  Das 
Bild  steht  nicht  auf  einer  mehrstufigen  Beihe,  sondern  unver- 
änderlich das  lobende  über,  das  tadelnde  unter  dem  G^;en- 
stand.  »Ein  Mann  wie  die  Sonne«,  das  bedarf  keines  deuten- 
den Adjectivs,  es  muss  loben.  :»Ein  Mann  wie  Stein«  würde 
auch  ohne  das  »hart«  was  hier  einmal  dabei  steht,  tadeln. 
Bezeichnend  ist,  dass  bei  jenem  gemeinschaftlichen  Vergleich 
der  Jungfrau  mit  dem  Sonnenstrahl  altn.  das  erläuternde  Bei- 
wort   (soemleitr)    nicht    fehlt,    wo    es    doch    gewiss  entbehrlich 


116 

^äre;  swar  steht  ags.  auch  beide  Male  ein  Adjectiv  bei,  aber 
mehr  koeend  als  deutend:  min  se  av^testa  sunnan  adma  heiaat 
genau  genommen  und  pedantisch  übersetzt:  »dxi  aüaseate  unter 
allen,  die  wie  Sonnenstrahlen  herrlich  sind«  —  aber  der  Aus- 
druck Gud.  hv.  15,6  würde  die  Möglichkeit  tadelnder  Anwen- 
dung des  Vergleichs  nicht  ausschliessen. 

Dadurch  müssen  denn  wieder  die  ags.  Gleichnisse  ein- 
förmiger und  matter  werden.  Dem  Scandinavier  ist  der  Wolf 
vertraut  wie  seines^eichen;  er  weiss  an  ihm  gute  Seiten  als 
naehahmenswerth,  schlechte  als  abscheulich  zu  nennen.  Des- 
halb kann  der  Angelsachse  das  BUd  nicht  brauchen;  er  sagt 
»wilde  Thiere«  und  drückt  dadurch  gleich  die  Superiorität  des 
Menschen  aus^  aber  die  Anschauung  ist  verloren.  Der  Edda- 
dichter hat  den  Adler  siegreich  auf  der  Leiche  und  verzagend 
über  weite  Meeresfläche  gesehn;  der  Angelsachse  müsste  die 
Zweideutigkeit  fürchten,  desshalb  sagt  er  nur  allgemein  » Vogel« 
rmd  drückt  so  die  Schnelligkeit  aus  (dies  schon  in  vorchrist- 
lieber  Zeit:  Be6v.  218),  aber  wie  viel  poetischer  wäre  der  kühne 
oder  matte  Adler  1 

So  verschieden  hat  sich  also  die  höchste  und  idealste  Welt 
bei  den  beiden  alten  Völkern  gestaltet!  Fast  könnte  man 
sagen,  dem  alten  G^ermanen  fehle  sie  noch  und  erst  das  Christen- 
thum  habe  sie  zugebracht.  Denn  das  poetische  in  der  dichte- 
rischen Welt  der  Edda  bestand,  wie  wir  sahen,  nur  im  Heraus- 
greifen und  Heraustreiben  der  bezeichnendsten  Begrifie.  Aber 
darüber  ging  man  nicht  hinaus.  Der  Mensch  wird  immer  nur 
am  Menschen  gemessen,  das  Thier  am  Thiere  (wie  die  Feigheit 
der  Ziege  an  der  Kühnheit  des  Wolfs).  Nim  ersetzt  die  ags. 
Poesie  die  Stufenfolge  innerhalb  der  Begriffe  durch  eine  Stufen- 
folge der  Begriffe.  Die  Menschenwelt  steht  nimmehr  zwischen 
einer  ihr  übergeordneten,  wo  alles  goldener  Stern  und  strahlende 

Sonne    ist,    und    einer   ihr  untergeordneten  der  leblosen  Steine 

8* 


116 

und  vemunftlosen  Thiere.  Dem  Germanen  waren  sonst  die^ 
selben  BegpifEe  durch  alle  Reiche  gegangen  —  jetst  ist  nichts 
mehr  am  Wolfe  zu  loben,  und  er  darf  deshalb  nicht  mehr  be- 
nutzt werden,  um  das  menschliche  Ideal  zu  zeichnen.  Denn 
dies,  das  dem  alten  Germanen  hiess,  ein  rechter  Mann  zu  sein, 
wird  nun  durch  das  übermenschliche  Bild  ersetzt,  welches  das 
Christenthum  den  wohlvorbereiteten  Gemüthem  brachte.  —  Da- 
gegen haben  auf  deutschem  Boden  die  Gleichnisse  manches 
Alterthümliche  bewahrt  (vgl  Uhlond,  Schriften  I  394  fOr  das 
Volksepos,  V  129  für  den  Minnesang).  — 


Capitel  IT. 


Worte. 


§  8.     Heiti. 

Es  ist  schon  oben  auseinandergesetzt  worden,  wie  die 
Variabilität  der  Schlagworte  in  der  Vieldeutigkeit  der  Runen 
von  vom  herein  begründet  liegt.  Der  nothwendige  Vorrath  an 
verwendbaren  Worten  wird  nun  aber  durch  die  Alliteration 
vervielfacht,  indem  jedes  neue  Stabwort  ein  neues  Reimwort 
erfordert  und  nach  Einführung  des  dreifachen  Reims  sogar 
deren  zwei.  Man  braucht  nur  an  unsere  Leberreime  zu  denken, 
um  von  dieser  beständigen  Ausdehnung  des  Reimwörterbuchs 
eine  Vorstellung  zu  govinnen.  Denn  für  die  Art,  wie  ein  Wort 
das  andere  nach  sich  zieht,  ist  die  Stellung  des  Reimworts 
natürlich  nebensächlich.  Ich  kann  deshalb  auch  auf  die  ebenso 
klare  als  reichhaltige  Auseinandersetzung  verweisen,  dieSchuchardt 


117 

in  einer  tiberauB  lehireichen  Abh&ndlung  über  die  Reimerzeu- 
gung  im  Ritomell  gegeben  hat  (Scbuchsrdt,  Ritomell  und 
Terzine  S.  46  f);  et  erinnert  dabei  »elbst  an  die  Leberreime. 

Eb  muB8  indessen  anerkannt  werden,  dass  die  altgerm. 
und  besondere  die  altn.  Dichtung  in  der  Anhäufung  von  Syno- 
nymen über  das  BedÜifniea  entschieden  hinausgegangen  ist. 
Eb  scheint  schon  frühe  die  Tendenz  sich  anzukündigen,  die 
später  die  ganze  Skaldenpoesie  ausgetrocknet  hat;  dass  Foesie 
wesentlich  in  der  Anwendung  neuer  und  ganz  unerhörter 
Worte  bestehe.  Vor  allem  richtet  sich  diese  Bemühung  natür- 
heb  auf  die  Hauptworte.  Wir  haben  schon  erwähnt,  dass  eine 
ausgiebige  Analogie  in  der  Dichtung  unserer  zweiten  schlesischen 
Schule  zur  Verfügung  steht,  die  ebenso  sehr  (und  ebenso  be- 
wusst)  hauptsächlich  Poesie  der  Adjectiva  war,  wie  die  Stab- 
reimdichtung Poesie  der  Substantiva.  Auch  auf  die  anschau- 
liche Schilderung,  die  Vihnar  (G^ch.  der  deutschen  NaÜonal- 
literatuT  "  853  f.)  von  den  Folgen  dieser  AdjectiTBUche  giebt, 
wurde  schon  hingewiesen.  Und  wieder  als  die  Dicbtm^  in 
Ctefahr  gerieth,  Poesie  der  Oleichnisse  zu  werden,  kam  Chr. 
E.  V.  Kleist  auf  seiner  Bilderiagd  gel«^enthch  in  eine  kaum 
weniger  verstandesmäasige  Variationsmethode  hinein,  als  sie 
Ramler  in  seinen  mythologischen  XJmnennungen  schablonenhaft 
übtej-nDieee  ^''ariationswuth  hat  für  die  altgenn.  Dichtung  die 
Bildung  echter  epischer  Formen  nahezu  unterdrückt  und  schon 
dadurch  den  epischen  Stil  nicht  aufkommen  lassen,  den  Heinzel 
allen  in  einer  gennanischen  Sprache  bis  auf  VoseenF  Homer 
geschriebenen  Gedichten  mit  einziger  Ausnahme  des  Beovulf 
abspricht  (Q.  F.  X,  25).  Von  aUen  Säten  umklammem  diese 
Parasiten  den  Stamm  der  Erzählung  und  statt  eines  lebens- 
vollen grünenden  Baums,  in  dessen  Schatten  sich  gut  ruhen 
lässt,  starrt  uns  schliesslich  ein  abgestorbener  Stock  an,  dessen 
Säfte  der  Epheu  aufgesogen  bat. 


118 

Nichts  kann  in  höherem  Grade  unepiBch  sein»  als  wenn 
bei  Wiederkehr  derselben  Wendung  ein  Wort  durch  ein  anderes 
vertauscht  wird.  Worttreue  muss  man  doch  eigentlich  auch 
bei  langen  Botenberichten  verlangen,  in  denen  aber  hiw  nur 
die  alterthümlichen  Skimismäl  (Str.  39  =  41)  und  die  schon 
jüngere  Inymskvida  (7,5  —  8  =  10,5  —  8),  ferner  auch  der 
RnodHeb-Roman  (XVH  11  —  14  =  66  —  69  und  43  —  46  = 
79  —  82)  und  der  Waltharius  (647  =  657)  treue  Wiederholung 
bringen,  während  die  ags.  Dichtung  sogar  im  Beövulf  dies 
Princip  verletzt:  Vulfgiur  ändert  (B.  361  —  370)  fast  Wort  fOr 
Wort  den  Bericht  Beövulfs  (342  —  347).  Der  Diener  Oüdlacs 
trägt  vollends  eine  freie  Phantasie  über  das  ihm  gegebene 
Thema  vor  (Güth.  1321  f.  vgl.  1148  f).  Ich  stelle  als  Beleg 
der  Variationen  nur  einen  Satz  her.     Güdlac  sagt: 

|)u  hyre  eäc  saga, 

|>ät  heö  |)is  banfät  beorge  bifäste 

lame  bilüce  lic  orsavle 

in  {)eostorcofan,  |>aer  hit  |)rage  sceal 

in  sondhofe  siddan  vunian  (1165—1169). 
Daraus  macht  der  Bote: 

Eäc  f>e  äbeödan  höt 

sigedryhten  min,  |)ä  he  väs  sides  füs, 

|)ät  |)u  hifi  lichoman,  leöfast  mägda 

eordan  bij)eahte  (1348—1351). 
Das  verstösst  eigentlich  schon  nicht  mehr  bloss  gegen  den 
epischen  Stil,  sondern  selbst  gegen  die  Pflicht  des  Boten.  Aber 
doch  ist  eine  solche  Verletzung  eines  Hauptprincips  der  volks- 
thümlichen  Erzählungskunst  noch  geringfügig  gegen  eine  andere. 
Hier  wird  doch  ein  grösseres  Stück  verändert  wiedergegeben, 
und  ein  längerer  Zwischenraum  trennt  beide  Fassungen.  Was 
soll  man  aber  dazu  sagen,  wenn  in  einem  der  schönsten  Edda- 


119 

lieder  die  directe  Wortaufnahme,  diese  Wurzel  des  gerznaniBchen 
dramatiechen  Dialogs,  durch  die  Veränderungslust  zerstört  wird? 
Sigrüns  Magd  fragt: 

HvÄrt  eru  ]>at  svik  eiu 

er  ek  qä  {)7kk]umk, 

eda  ragna  rok?    (H.  H.  n  39,  1  —  3) 
und  Helgi  antwortet: 

Era  {)at  svik  ein, 

er  {)ü  sjä  {>ykkiBk 

n*  aldarrof  (H.  H.  H  40.  1-8). 
Nicht .  so  stark  fällt  eine  zweite  Stelle  ins  Ohr,  wo  die 
Worte  an  nicht  genau  derselben  Stelle  in  beiden  Strophen 
stehen:  allr  er  vlsi  valdogg  sleginn  sagt  Sign!ui  (H.  H.  11,  43,7 — 8) 
und  Helgi  nimmt  die  Worte  auf :  er  Helgi  er  harmdogg  sleginn 
(44,3—4).  Aber  wirklich  fehlerhaft  ist  doch  auch  dies.  (Aehn- 
lich  auch  Lok.  28,3  meinstafi  29,3  leidstafi  u.  a.  m.)  Gar 
die  erste  Stelle  hat  mir,  ein  so  leidenschaftlicher  Bewunderer 
gerade  dieses  Gedichtes  ich  auch  bin,  jedesmal  die  Wirkung 
gestört;  es  klingt  fast  wie  wenn  man  in  der  Unterhaltung  seinem 
Gegenpart  unmerklich  einen  Sprachfehler  verbessert.  Ja  der 
W^unsch,  dies  lied  von  einem  Fleck  zu  säubern,  der  die  Perle 
der  eddischen  Heldenheder  wenn  auch  nur  wenig  entstellt, 
bestärkte  mich  in  einem  älteren  Einfall.  Oft  scheinen  die 
Dialogstücke  der  Edda  einen  jüngeren  Charakter  zu  verrathen, 
als  die  rein  erzählenden,  und  besonders  haben  die  älteren 
Lieder  fast  nur  hier  kenningar.  Ob  nun  vielleicht  beim  Vortrag 
diese  Stücke  halbdramatisch  vorgetragen  wurden  und  so  den 
verschiedenen  Recitatoren  Anlass  zu  gewollter  oder  ungewollter 
Neuerung  gaben?  Jedenfalls  wäre  es  hyperkritisch,  Stellen  wie 
die  angeführten  aus  V^erschmelzung  zweier  Lesarten  erklären 
zu  wollen.  —  Ebenso  dringt  die  Variation  in  den  Refrain: 
Grip.  41  wird  {)jödar  |)engill  für  naddels  bodi  in  23  gesetzt.  — 


120 

Ich  bin  auf  diese  Fälle  etwas  niher  eingegangen^  nicht  nur 
ihrer  inneren  Bedeutong  wegen,  sondern  weil  sie  die  absolute 
Gleichwerthigkeit  der  verwandten  Ausdrücke  ausser  allen  Zweifel 
stellen.  Der  Sinn  der  einzebien  Stelle  hat  auf  die  Wahl 
gerade  der  bestimmten  Variation  kaum  je  Einfluss.  Bei  wört- 
licher Uebersetzung  kommt  sogar  oft  genug  ein  Widostreit 
zwischen  der  eigentlichen  Bedeutung  des  Worts  und  seiner 
spedeUen  Anwendung  zum  Vorschein.  Ich  b^;nüge  mich,  hier 
auf  das  Beispiel  El.  88  (vgl.  J.  Grimm,  Andreas  und  Elene 
S.  145  0.)  zu  verweisen.  Doch  führe  ich  noch  eine  Ansahl  Bei- 
spiele axiy  in  denen  mit  fortwährendem  Wechsel  der  Be- 
nennung »auf  dem  Platze  marschirt«  wird:  H.  H.  I  27;  U  35.  43 
46;  Grip.  23;  Fäf.  36;  Akv.  12;  Athn.  13-14.  40;  Gud.  hv. 
19,1—4;  Hamd.  8,2— 3;  —  Gen.  236—36;  840-41;  2139  f. 
(König);  HöU.  107  f.;  Guth.  984  f.  (Herr);  El.  96  f.  (König). 
Eine  der  schlimmsten  Stellen  mit  viermaliger  Variation  ohne 
jeglichen  Fortschritt  ist  Athel.  49 — 51: 

on  campstede  eumbelgehnastes, 
garmittinge,  gumena  gemötes, 
vaepengevrixles. 

Die  beständige  Aenderung  der  Einleitungsformel  in  der 
Väterlichen  Ermahnimg  gehört  unter  die  Satzformeln,  ist  aber 
ihrer  Analogie  wegen  lehrreich.  — 

Ueber  die  Variation  im  Allgemeinen  vgl.  für  Caedmon 
Ziegler,  Der  poetische  Sprachgebrauch  in  den  sogen.  Caedmon'- 
schen  Dichtungen  S.  5  f.,  für  Cjmewulf  Jansen,  Synomymik 
und  Poetik  C\Tiewulfs  S.  60  f.,  für  Otfrid  Schütze,  Beitrag  zur 
Poetik  Otfrids  S.  3  f. 

Eine  umfassende  Sammlung  und  Besprechung  der  heiti 
existirt  meines  Wissens  nicht;  Weinhold's  Specilegium,  das  mit 
breiter  Anlage  grösste  Belesenheit  und  lebensvolle  Deutung  ver- 
bindet, kommt  dem  immer  noch  am  nächsten.    Ueber  einzelne 


121 

Gruppen  der  ags.  heiti  handelt  mit  Herbeiziehen  beeondere  altn., 
aber  auch  abd.  und  mhd.  ParaUelstellen  J.  Grimms  acböne  Ein- 
ledttmg  2a  Andreas  and  Elene.  Breiter  angel^  aber  dafür 
ungleich  weniger  tief  ist  die  DiBsertation  von  0.  Arndt,  Ueber 
die  altgerm.  epische  Sprache  (Tübingen  1877),  die  mit  den  Be- 
nennungen in  den  ahd.  alliterirenden  Gedichten  die  anderer 
germanlBcber  Lieder  vei^leicht.  Während  sie  aber  durch  die 
dankenswerthe  Benutzung  des  Niebelungenliedee  über  unser 
Thema  hinausgeht,  bleibt  sie  andererseitc  hinter  demaelben 
erheblich  zurück,  indem  de  aus  der  altgerm.  Poesie  nur  Hei. 
und  Be6T.  heranneht.  Die  Arbeit  enthält  neben  dieser  Samm- 
lung auch  S.  46  f.  beachtenswerthe  Bemerkungen  über  die  Art 
der  Variationen,  wozu  von  neuem  an  Roedigers  schon  dtirte 
Recension  des  Sievers' sehen  Heiland  zu  erinnern  ist.  —  Die  altn. 
heiti  sind  wiederholt  gesammelt  worden;  am  vollständigsten 
findet  man  sie,  jedoch  leider  ohne  eine  nach  dem  Sinn  ge- 
ordnete Uebersicht,  in  Egilsson's  Lexicon  poeticum  antiquae 
linguae  septentrionalis ;  eine  kurze  Besprechung  z.  B.  bei  Rosen- 
berg,  Nordboemes  aandsliv  I  898.  Einen  ungefähren  Ueber- 
blick  über  die  Geschidite  der  heiti  gewährt  eine  Vei^eichung 
der  SkäldskaparmÄl  mit  dem  von  mir  (wie  ich  hoffe  in  leid- 
licher Vollständigkeit)  vereinigten  eddischen  Material.  —  Für  die 
as.  heiti  ist  durch  Sievers'  vortreffliche  Sammlung  geeoigt,  auf 
die  ich  für  sämmtliche  Schls^orte  verweise;  hier  finden  sich 
auch  Parallelstellen  in  grösster  Fülle.  —  Eine  entsprechende  age. 
Sanunlong  ist  mir  nicht  bekannt,  wohl  aber  zahlreiche  spe- 
ciellere  Zusammenstellungen;  Schemann,  Die  Synonyma  im 
Beöwulfshede,  Hagen  82.  Banning,  Die  verbalen  Synonyma 
im  Beöwulf,  Marburg  66.  Jansen,  Synonymik  und  Poetik  der 
aJlg.  als  acht  anerkannten  Dichtungen  Cynewulfs,  Münster  83. 
Ziegler,  Der  poetische  Sprachgebrauch  in  den  sog.  Caedmon'- 
Bchen  Dichtungen    ebd.  Heiti  sind  femer  besprochen  aus  dem 


122 

Beöwulf  in  Rönnmg.  Be6wuUB-Kvadet  S.  1311;  uu  CynewnU 
bei  Ramhorat,  Das  ae.  Gedicht  vom  hl.  Andreas  8.  i&L;  die 
Aoedrücke  für  Meer  u.  dgl.  bei  Merbach  Das  Meer  in  der 
Dichtung  der  Ags.,  Breslan  84.  Realetkl&nmgen  giebt  H.  Leh- 
mann, Brünne  und  Hehn  im  ags.  BeöwuU,  Leipzig  85.  Für 
die  einzelnen  ags.  Gedichte  sind  aocb  noch  su  vergleichen  in 
der  Anglia  H  265  Charitias  GudUc.  11  441  Fritacbe  Andreas 
und  Cynewulf.  m  488  Graebler  Phönix.  VI  126  Leicht  Ist 
Aelfred  der  Verfasser  der  Metra?  VI  181  Lef^rre  GAtbläc 
VI  S48  Groschopp  Crist  und  Satan.  DC  515  Sarradn  BeäwuU 
und  Cynewulf.  Ich  habe  aus  diesen  vielen  Zusammenstellungen 
über  Wortgebrauch  u.  dgl.  nur  das  Wichtigste  in  mein  nachfolgen- 
des Verzeichnis  eingetragen.  —  Einer  ahd.  poetischen  Synonymik 
bedarf  es  nicht  bei  der  Knappheit  der  Ueberreste,  aus  denen 
aber  gleichwohl  die  Mehrzahl  der  oft  varürten  B^pifle  zu  be- 
legen war.  — 

Wie  im  Waltharius  die  Ausdrücke  für  Waffen  imd  Rüstung 
varürt  werden,  z^t  J.  Grimm,  Lat.  Ged.  S.  74.  Mhd.  heiti 
bei  Schütze,  Stil  Ulrichs  von  Zazikhoven  S.  22  f.  — 

Ich  habe  mir  (wie  schon  im  §  1)  gestattet,  den  Begriff 
■heitii  auf  Verba  und  Adjectiva  auszudehnen. 

Ich  lasse  nun  diese  Sammlung  der  einfachen  Synonyma 
in  der  Ordnung  altn.  ogs.  ahd.  as,  folgen.  Für  den  Hei.  habe 
ich  einfach  Sievers'  Verzeicbniss  aufgenonunen ;  in  seiner  Samm- 
lung findet  man  auch  die  Besprechung  der  verschiedenen  Syno- 
nyma bei  Vilmar  (Alterthümer  im  Heiland)  dürt.  —  Fremde, 
speciell  christliche  Begriffe  lasse  ich  fort. 

Adler  ari  om  igda  fem  (vgl.  Gering  s.  v.)?  —  eam.  — 
S.  a.  Kenningar.     Skaldsk.  60. 

alt  aldroenn  tora  fymdr  gamall.  —  eaid  gamolferhd  —  alt 
gialtet.  —  ald  frö<.l  gifrödod  gigamalöd. 

anreizen  e^a  etja  f>'sa  hvetja  leika  —  äbe^n  ähvettan 
araeran    bäldan    bryrdan    gebaedon  gebysmrian  gegremian  und 


123 

gegreDiman  genEdftn  genydaD  h&tan  bvettoa  hyrdan  hTiton 
inbryrdaii  laetan  ipftnian  onbrjrdan  ontyhtan  scunnian  Bcvccan 
■  Bpanan  trymman  vecean  —  spaaen  urh^an  —  manÖD  spanan 
ginaerraD.  — 

antreffen  finna  hitta  moeta  —  gemetan  gemittan  mötan 
—  (an  un^)  mötian.  — 

anwenden  s.  u. 

aufziehen  ala  feita  fÖBtra  foeda  —  4f6dan  f6dan  —  födian 
tiohan. 

auBgezeicbnet  dyrr  itarligr  itr  margdvrr  maerr  maetr 
uppborinn  (H3a)dl.  11,3)?  |ijöAmaerr  —  ftfiele  ädelic  aenlic 
aei^6d  betUc  de6re  diybtUc  djre  beäb  veorA  veordful  veordllc 
Tyrd  —  acoran  alesan  (undet  them  cunnie,  them  liudeon).  S.  a. 
berühmt. 

AuBBehen  klit  litr  11k  Uki  cyn  —  andvlita  an^  bleoh 
hiv  hleor  maegvlite  neb  oneyn  västm  vlite  —  uoliti. 

Bank  bekkr  Set  aaeti  aees  eefiameidr  Bj<it  —  bolster. 

Baum  apaldr  badmr  barr  börr  eik  (gätt  Krafn.  9)  (härbaAmr 
ebd.  7)  hlj-nr  iviaja  (doch  vgL  MüUenhofE  D.  A.  V  89) 
(lundr)  meidr  mjQtviir  (vgl.  ebd.  90)  runnr  M  vidr  |>q11  —  äc 
äctreö  beäm  treö  treövä^tm  %'udu  rudubeäm  —  paum  —  S.  a. 
Kenningar. 

begierig  frekr  ftss  geri  gjam  gifr  (Hrafn.  12)  grädugr 
harfüse  lyetr  ödfÜAS  (bUSt)  Bölginn  tidliga  adv.  Qirägjam)  — 
feohgifre  frymdig  füs  gelysted  geom  geomful  gifre  gr&iig  idig 
neödful  oäysted  of{>yT6t«d.  —  (Umschreibung  Hild.  59). 

beginnen  fara  gauga  ggrask  nema  räda  taka  —  anginnan 
gevitan  onginnan  —  giatandan  —  (fan  foran)  an^ähan. 

befreien  leysa  —  ähreddan  äleaan  älynnan  älyaan  äfreön 
generian  lysan  —  atömian  nerian. 

bereit  brugginn  bülnn  ggrr  —  arod  ealgearo  fÜE  fäelic 
gearo    und   gearu    hinfüs    raede  —  garo  gigeruuid  geginuerd. 


124 

Berg  berg  bjarg  fjall  grjötbjarg  (hglkn)  h&fjall  —  beorg 
berghlid  burghlid  clif  firgen  hdüihlid  mör  munt  standil  stan- 
hlid  —  berk  —  berg  hobnclibu.     8.  a.  Hügel. 

berühmt  ägaetr  fraegr  gQfugr  ggfugligr  —  adele  berht 
breme  und  bremen  claeoe  deal  folc-maere  ford-maere 
foremaere  freämaere  fyrdvyrde  gefraege  lofoaell  maere  tireddig 
tirfäflt  —  (chüd  chuonnem  mannum  vgl.  Gedicht  auf  Dur- 
ham  9  beamum  gecyded)  —  gicuthid  (ferran  gefrage)  (mari 
mid  mannon).  —  S.  a.  ausgezeichnet. 

Besitz  8.  Schatz.  Vgl.  a.  J.  Grimm  Das  Wort  des  Be- 
sitzes, Kl.  Sehr.  I  113  f. 

besitzen  eiga  hafa  njöta  nida  styra  valda  — ägan  brücan 
bryttian  gebrucan  genyttian  gesittan  habban  healdan  neotan 
raedan  vealdan  —  uualt^n  —  ^gan  hebbian  (an  is  gardon). 

besprechen  doema  glama  hjala  maela  ^na  spjalla  — 
geahtian  {)reodian  —  bispreccau.     S.  a.  sprechen. 

bestimmen  aetla  deila  leggja  leita  räda  skapa  skipta  — 
geteohhian  geteön  ge|)ingan  ge|)ingian  mearcian  sceppan  scerian 
teohhian  teön  vitian  —  scerian  —  gimarcön. 

Bett   bedr    bölstr    boeli  hvila  hvilbedr  kor  rekkja  saeing 

—  bed  bedrest  denn  legerbed. 

Betrug  lausung  lygi  mein  sveipvisi  svik  svipvlsi  täl  völ  — 
fäcen  hinderloc  invit  leds  leäsing  lyge  lygevord  searo  searonid 
vrenc  —  inuuit  s.  a.  Unrecht. 

betrügen  dylja  grafa  undir  (Atlm.  93,5)  leika  Ijuga  räda 
svikja  taela  vela  —  aleögan  besvican  besyrvan  forlacan  geleögan 
gemaedan  leögan  —  arliugan  (inuit  fuorran)  — bidriogan  bisuican. 

bewachen  gaeta  geyma  halda  hirda  roekja  varda  vardveita 

—  geh^dan  gehealdan  gyman  varian  veardian  —  gömian  hödian 
imardön  (uuesan  giuuar  uuidar). 

sich  bewegen  s.  u. 


125 

I  Bier  Alvieemäl  36  —  ol  Ql4r  bjurr  björveig  114r  veig  — 

I  beör  ealu. 

Blut  blöA  dreyri  bjftrtblod  (hjsrlfigr}  blaut  lÄ  rMtra  (sär- 
I  dropi)  Bveiti  valblM  valdreyri  (Grott.  19)  —  blöd  cvealmdreör 
I   dnör  heÄduBvät  heoUor  heonidreör  gr&t  valdreör  —  plnot  — 

drör,  bl6d  endi  banetti. 
,  blutig  blödrekinn  blddugr  dreyrugr  —  blMKg  blÖÄhreöv 

blödig  blödreÖT  dreörfig  dreöriglic  dreörlic  heolfrig  beorudreorig 
srätig.  — 
,  Boot  s.  Scbiff. 

böee  bglrafuUr  bfilvi  bUndinn  bQlvlBE  bs^bitr  Uli  ividgjam 
l&evise  r&ngr  Bve^iss?  TÜAkapa^?  v&ndx  —  ärle^  ävärged 
&verged  ävyrged  aetreomöd  bealu  bealuful  bealuhycgende  beaJu- 
hydig  ealdv^rig  ea^  fr^cue  firenlic  fül  gealgmöd  beann  invitfol 
HA  leia  lyflre  mäti  man  mänfrenmieiide  mänful  mänscyldig 
ecyldfull  qrnfuU  synmg  trag  unfaele  vam  vamfull  viel  —  arc 
gontig  viriulib  —  a£.  nur  Umschreibungen. 

brechen  tnuiätiT.  brjöta  rifa  —  äbrecan  brecan  breÄtan 
breötan  gebrecan  töbrecan  —  brecan. 

brechen  intransitiv,  bresta  brotna  rüna — berstan  forberetan. 

Burg  borg  boer  bof  land  topt  tön  —  bmg  bmgetede  burg- 
fit«al  ealdor  —  freodo  —  freö-hMb-scild-Btänburg  —  burc  —  hof . 
Amdt  S.  39. 

BuBBe  bötr  ffiboetr  gildi  nefgjfild  nidgjflia  —  bot  —  puoza. 

bäsBen  boeta  gjalda  —  b^tan  ongildan  —  puazan  — 
bötian  g^bötian  (aundia  aleskian).  — 

Drache  drekd  lyngfiak  nadr  nadra  onni  yrmliagr  —  draca 
eorddraca  fyrdraca  gödfloga  nadre  saedraca  vyrm  —  SkaJdsk.  58. 

Drohung  heit  bot  hoetingr  öfa?  —  beöt. 

dunkel  blakkr  dekkr  dimmr  myrkr  rekkr  Subst.  —  blac 
brün  deorc  dim  gl6m  mure  myrce  Bveart  {»eoBtre  van  —  finetri 
Sahst.  —  thinun  endi  thinetri  endi  so  githismöd;  droh  duncax. 


126 

Ehre  Agseti  megintirr  or&tlrr  tirr  Tigriani  —  ir  &re  aacttr 
blaed  dorn  elleomaeritu  gefnngd  gilp  gddhred  heotonvuldor 
hrM  maerd  sigomildor  tir  veorSmynd  veoidscipe  veordnng 
Tuldor  —  ira. 

elend  uroi  armligr  aumligr  dAtt  adv.  (Sig.  sk.  26,6)  knngr 
Ijötr  neisB  sväjr  oSjött  adv.  visall  —  ble&t  dteörig  earm  earm- 
cearig  earmlic  eAdmöd  fracod  hnig  läSlic  tnarfa  Q&laed  qu- 
saelig  vansaelig  vanspMig  vädla  vorig  vrftcca  yrming  —  luttQ 
uuÄnac  —  ann  thurftic. 

Erde  AlTiaamAl  11  —  fjfirgyn  fold  gninfl  haxiäx  heimr 
jgrd  land  midgatd  mold  strind  vigg?  (Hrafn.  8)  —  eard  eor<te 
folde  foldvaog  gnmd  hnise  land  middaneard  middangard  molde 
moldeveg  —  ero  erda  unerolt  mittilagart  uuaaal  —  ertha  folda 
gardöa  middilgard  uuerold  (and  viele  UiuBchreibungen).  Skaldsk. 
57  (Kenningar  24).    Arndt  72' 

erfahren  finna  fregna  freista  fretta  kanna  kenna  kunna 
Uta  eptir  reyna  sküja  spyrj'a  viss  verda  —  ofandiaa  Afindian  Aspy- 
rian  coBtian  eunnian  fandian  findan  gecunnian  gefrignan  gefiinan 
neisan  neösian  ongitan  —  gafregnan  —  gifregnan.  Arndt  8.  4. 
3.  a.  hören. 

erfreuen  gamna  glada  gledja  goela  —  bÜBsian  geblioman 


ergreifen  handtaka  hgndla  henda  nema  stra^'a  taka 
{liggja  ]>rifa  —  befön  bifön  forfön  forgripan  tön  gef6n  gegrlpan 
gehendan  geniman  gnlpian  gripan  häftnan  hreffan  hrtnan  l&ccan 
niman  —  bif^an  gripan  (mid  mundon).  — 

erlangen  gdlask  äma  bida  iä.  geta  blj6ta  nä  vinna  — 
Abidan  Aredian  Av-innan  begitan  bidan  ceoaan  gebidan  geceöaan 
gehliötan  geraecan  onfindan  —  giuuinnan. 

ermorden,  erschlagen  s.  tödten. 

feig  argr  blaudr  faelt  adv.  gtiskafullr  hraeddr  hugblaudr 
hugbrigdr  klekkr  (loskr)    öhvatr  ragr  —  acol  aeolmöd  anforfat 


127 

bleaA   dlenle&s   earg   fa^^  forhtlic  forhtmöd  fyrht  hildlät  un- 
beald  —  arc  —  blöthi  (an  is  brioston).  — 

Feind   andakoti  dölgr  eikinn  adj.  fjtodi  heiptmogr  6vinr 

—  aglaeca  andsaca  ealdgevinna  faersceada  feönd  fymgeflita  fym- 
soeada  gevinna  bettend  beannsceada  bildegaest  Udgevinna 
nidbete  sceada  sdneceada  scvldbete  viderbreca  —  altviant  — 
'^betüand  uuidarsaca  (und  viele  Umscbreibungen). 

feindlicb  ofugr  ämunr  balbr  eikinn  fölkskar  heiptgjam 
bdptmödr  Ijötr  stridligr  —  egle  fläb  gram  grambeort  grambydig 
grambygende  bete|>ancol  lad  lAdvende  nearufäg  nldbycgende 
orlege  viderbyc^ende  vidermede  vrad  —  (inuniddies  gern) 
unbold  an  bngie,  nltbin  endi  batul. 

Fessel  band  besti  (bitull)  feeti  fjQturr  bapt  naudir  eimi 
tramr?  —  bend  bealuclam  clam  fetor  fetorvräeen  bäft  bäft- 
clamm    racente  —  bapt   baptband   bapt-beni-litho-clÜBtarbendi 

—  f^teröfi. 

Feuer  AlvissmM  27  —  aldmari  (Vol.  69,6;  vgl.  Müllen- 
boff  Alt.  bjlb4)  eimr  eldr  funi  fürr  bripudr  byrr  logi  vagr  —  alet 
äA  Ädfyr  kB16g  äled  äledf}T  bael  baelfyr  baelblyß  bael|)racu 
baelvylm  bläst  brand  bryneleöma  brynevylm  fyrr  glM  bellefyr 
bedbfyr  1^  11g  valfyr  —  fuir  laue  muspilli  —  eld  fiur  lögna 
Skaldflk.  62  (Eenningar  28). 

Freude  angan  fognudr  gaman  glaumr  gly  teiti  yndi  blis 
blids  gaman  gefed  glad  gleov  brödor  bybt  bybtvyn  liss  lust 
myrgd  vyn  —  gaman  mendislo  —  uuelo  endi  uuille  endi 
uuonodsam  lif . 

Freund  fraendi  fridill  fulltrür  langvinr  mAlvinr  vinr  — 
freönd  nydgestealla  sib  vine.     S.  a.  Gefährte. 

freundlicb  blSdr  daell  drötÜAtr  boUr  boegr  byrr  16ttr 
l^tÜiga  adv.  (lostigr)  öreidr  —  älmesgeom  bilvit  blSd  6ete 
fremsum  gecveme  ged^fe  ges^fe  getaeee  ge|)vere  glödlic  göd 
bätor  bold  bybüic  leöftael  leofvende  lid  lide  lufsun  man])vaere 


128 

milde  mildeheort  onville  sefte  smedfe  smolt  smylte  softe  ady. 
ßvaes  svefe  v6de  —  göt  götlich.     8.  a.  fröhlich. 

Frevel  feikn  feiknstafir  firinverk  fimar  gloepr  klaeki  Igstr 
leidstafir  lyti  öfa  ökynni  öskop  sroän  (Orög.  8)  vamm  -^  ^rieast 
aergvyrht  aerleäst  bealudaed  deofuldaed  firen  firenbealu  firen- 
cräft  firendaed  firenveorc  gylt  invit  invitstäf  leahtor  mAn  man- 
bealu  mändaed  mänforvyrht  mÄnvam  mänveoic  ^^^•^  nid 
scyld  syn  unriht  vam  vröht  vröhtscape  yfel  yfeldaed  —  virina 
—  firinuuerc  harmuuerc  mto  sundia  unreht.  — 

fröhlich  aUfeginn  blidr  feginn  gladr  glyjadr  heidr  heidrikr 
reifr  —  blide  blidmöd  blideheort  cearleas  dreAmhäbbende 
dreämhealdende  fägen  gäl  gWerhd  gälmöd  gedröme  geaf  glad 
glÄdmöd  hädor  heähmöd  hr^eädig  hrömig  hygebUde  hyhtful 
lustlice  adv.  merg  meodugdl  orsorg  rot  sörgleäa  vilfilgen.  S.  a. 
freundlich. 

furchtsam  s.  feig. 

Fürst  allvaldr  Qdlingr  baugbrodi  budlungr  dfiglingr  dröttin 
fölks  oddviti  (ein  fomQfn)  fölkvaldi  fölkvaldr  fölkvordr  fylkir 
gramr  guUmidlandi  hQfdingi  herbaldr  herkonungr  herra  hersir 
hildingr  hilmir  hringbroti  hringdrifi  jarl  jQfurr  konungr  landrognir 
landreki  lofdungr  menvordr  mildingr  oddviti  rQgnir  raesir  sae- 
konungr  siklingr  skati  skjgldungr  spillir  bauga  (ein  fornofn)  stiUir 
stjöri  tiggi  valdi  vlsi  visir  yfirmadr  {)engill  |)jodan  |>jodk6nungr 
[im  Granzen  48]  —  anvealda  andgend  dgendfreä  ädelcyning  bealdor 
bedggifa  beomcyning  brego  bregoveard  bretta  bryta  brytta  cäsere 
cyning  d^ma  dryhtenveard  edelcyning  ealdor  ealdorman  ealdor 
J)egn  ealdorvisa  eordcyning  eorl  fengel  folccyning  folctege  frea 
freädrihten  freavine  freö  freödr>'hten  fnim  frumgar  frumgära 
fyrdvisa  grefa  goldvine  gumdryhten  gumfreö  güdcyning  güdfreä 
güdfruma  gudveard  haedeneyning  heretema  heretoga  herevisa 
herevößa  heäfodvisa  heähcäsere  heähcyning  heähfreä  hearro  bilde- 
\'isa  hildefruma  hliiford  hleödryhten  hordveard  landfruma  leod- 


129 

fnima  Mtteöv  \eöd  leödcyning  leödfnima.  leodgebyrga  magaraeeva 
msndryhten  mägencyning  magenTiBa  ouvealda  ord  raedend  raee- 
bora  raeeva  recceud  sigecyrnng  sigediyhten  eincgüa  |>eccend  ^eöä- 
cyiiing  ])eoden  {>eodfruina  JwyÄcyning  ])rymcymng  veard  veoruld- 
cyning  vigfruma  vilgifa  vinediyhten  visa  [95]  —  chuDing  trubtii) 
MiTo  —  adalcuning  cuuing  frö  herro  kesur.  —  SkÄldak.  64  (Ken- 
ningar  53),  J.  Grimm  S.  38,  Arndt  S.  9.  —  Pör  alto.  Könige- 
heiti  vgl  auch  Uhland  Sehr.  ^111,  140;  S^iuonB  in  Paul  und 
Braimes  Beitr.  IV,  166  f.  — 

gebären  ala  bera  eiga  mQg  —  beran  cennan  Acennaii 
gestrynan  Atyhtan  itydr&n  —  giberan  (kind  gidragan)  Afodian 
ätiobao.  — 

gedeihen  dafna  fraevaak  groa  hafask  vel  vaxa  ]>röask  — 
blövan  gebledsian  gebletean  geblövau  gespedan  geflpövao  ge^teön 
ge})ingan  ge])Ihan  grövan  oii|iiön  on|)Shan  onJ>mgaii  rogian  8[>4- 
van  ]>e6n  ])Üuui  {)mgan  veAxan  vridan  vridjan. 

Gefahr  fär  ^oepr?  vä  väAi  —  ogläc  faer  frecen  myr- 
cele  nyd. 

Gefährte  (äshdar)  brauti?  (Hrafn.  11.  16)  fälagi  hni^ 
brödir  leika  fem.  (Grott.  11)  nautr  einm  Bpjalli  —  beöAgeneät 
eaxlgeeteaUa  gadeüng  gebedda  gefara  gefSra  gehl6da  gemäcca 
geoeät  gesid  güdvine  bandgesella  haiidgeBtealla  heördgenead 
symbelgef^ra  Bvmbelgereordu.  S,  a.  Freund. 
Gegner  8.  Feind. 

Geist  gnd  geA  hugi  hugr  hyggja  hyggjandi  lyndi  (Hrafn.  8) 
m^pnbyggjur  munr  ödi  aaeri  sefi  Be^'i  skap  —  andgit  and 
gite  blaed  breÖBteefa  ferfl  ferbd  ferhasefa  fird  firdaefa  fyrhd 
fyrbdsefa  gaest  gevit  gevitloca  heorte  hreder  hygd  gebygd 
byge  hygeeceaft  hyge^anc  ingejjanc  möd  gem}'nd  mödgemynd 
mödge^tanc  mödgejwht  mödsefa  myne  Bävel  eefa  vit  ]>anc  gejianc 
gejwht  —  ferah  gast  (kihuct)  muot  eila  —  brioetgithahti  gtot 
hugi  bugiecefti  mödeebo  möd  eebo.  Vgl.  a.  Sievere  u.  ^Verstand'. 

Hayar,  AltgansMniach*  PoMi«.  9 


190 

Gelage  s.  Mahl. 

Geschlecht  Qdli  att  aett  aettemi  baidir  (Hrafn.  11)  edli 
kind  kyn  —  eneö  cneörim  cneorlB  cneösib  cndel  cyn  flUterencynii 
fomcynn  tuddor  ^  cnuoel  —  kuniburd  endi  kndsal,  kmuii 
endi  kndeal. 

glänzen  bllka  glte  Ijöma  lysa  akina  —  beoihtan  blkaa 
byrhtan  gHwimn  glitinian  lyhtan  sc&nan  sdnan  —  liuhtan. 

glänzend  bjartr  bleikr  fagrligr  fränn  gaglbjartr  hvltr  Itr 
itr{)eginn  kynbirtr  Ijöss  (ydQkkr  sklrr  sklrleitr  sölbjartr  sölheidr 
sölhvltr  vaerr  —  älbeorht  älbcin  berht  beorht  beorhtlic  blftc 
byrht  claene  ealbeorht  gläd  goldbeorht  hlutor  hvit  leöht  leöht- 
baere  maere  maeretorht  morgentorht  scir  scyne  sigelbeorht  sigel- 
torht  sincfäg  sveglbeorht  svegle  svegltorht  torht  torhtlic  —  sui^. 
Glück  audna  gipt  happ  heiU  kvidr  log  orlQg  saela  — 
blaed  blaeddagas  bled  gelimp  gesaeld  gesaelignes  gesynto  hael 
haelu  heresped  sael  saeld  veonildspM  —  salida  —  fruma  giradi 
(in  Umschreibungen).  —  S.  a.  Schicksal. 

glücklich  alsaell  heppinn  —  saell  —  eädig  gesaelig  gesae- 
ligllc  s^l. 

Gold  s.  Schatz. 

Gott  und  Götter  aesir  bond  ginnregin  god  raknar  (Hrafn. 
19.  26)  regln  sigtivar  tivurr  tlfar  tlvar  valtlvar  vear  —  gist- 
cyning  god  goda  heim  heofoncyning  heofonveard  leohtfnuna 
liSreä  liSruma  metend  meotud  neriend  ofervealdend  ordfruma 
rödorcyning  sceppend  syllend  settend  södcyning  sddfäder 
tveglcyning  vealdendgod  vöhgodu  vuldorcyning  —  cot  irmingot. 
Skaldsk.  55  (Kenningar  2  f.)  Arndt  S.  10. 
grässlich  s.  schrecklich. 

Gut  ödal  vollr  —  boldvela  botlvela  byht  edel  göd  —  land 
endi  liudscepi,  endi  liudi. 

Haus  audraun  (Fjol.  32")  audsalir  (FJ0I.  7.  8)  bü  bygd 
Set  gardr  holl  hogr  hof  hüs  rann  salr  salhüs  setr  skali  topt 
—  bold  boldgetimbru  botl  em  haga  ham    hof    hüs    säld   seid 


131 

fiele  —  bü  bür  hüs  —  gardoß  homseli  hüs;  hobös  endi  hiuuiski 
8.  a.  Burg.    J.  Grimm  S.  37.    Arndt  S.  38. 

Held  almr  baldr  ballridi  berserkir  pl.  bragnar  pL  darradr 
dslgrognir  drengr  einheri  fölklidandi  geimjordr  gmmhvati  her- 
mogr  hjälmstafr  hildimeidr  kappi  knüi  kom-  kumblaamidr  lofdi 
rögapaldr  pegn  vlkingr  [23]  —  ädeling  äacrof  äscviga  beadurinc 
beaduröf  bordhäbbende  cempa  ferdrinc  folcviga  fyrdhrinc  güd- 
beom  güdfremmend  güdgelaca  güdmaga  güdrinc  güdsceaSa  gud- 
viga  häled  heremäcg  hererinc  hearding  hildemäcg  hilde{)ramma 
hildefreca  lindviga  lindvlgend  oretta  randviga  rinc  sveordfreca 
vlga  vigand  [32]  —  khenfo  helid.  S.  a.  Mann.  Skäldsk.  64 
(Eenningar  31.  47)  Arndt  S.  12  f. 

helfen  bjarga  forda  fulltyja  fultingja  hjälpa   hlifa   likna 

—  ahelpan  fuUaestan  fultuman  fylstan  gebeorgan  gefreodian 
gefridian  gefullaeetan  gefultuman  gefylstan  gegödian  gemmid- 
byrdan  gescildan  geöcian  helpan  Bcildan  verian  —  helfan  — 
helpan  endi  häian. 

Herrscher  s.  Füret. 

Herz  eiskQld  fjQrsegi  hjarta  hugsteinn  mödakam  —  heorte 
S.  a.  Kenningar.  Skäldfik.  70.  J.  Grimm  S.  39. 

hervorragend  b.  auBgezeichnet. 

Hilfe  fulting  gengi  hjälp  lid  vilbjQrg  —  fullaest  fnltum 
(LieblingBwort  der  Psalmen)  f>'lst  geöc  help  helpe  vradu  vyrpe 

—  hilfd  —  helpa. 

Himmel  AlviBsmäl  13 —  himinn  hlymir  mänasalr  uppheimr 
upphiminn  —  heofon  svegl  upheofn  —  hevan  himil  üfhimil 

—  himil  (die  übrigen  as.  Ausdrücke  meinen  den  Himmel  ala 
Wohnßitz  der  Seligen)  —  Skäldek.  56  (Kenningar  23)  Arndt  S.  42. 

hindern  dvelja  letja  nfta  STOJa  verja  —  forstandan  gaelan 

gelettan  gemyrran  gCBceddan  gesceadan  hefigian  lengan  lettan  — 

lezzan  —  lettian. 

HinderniBB  dvgl  hnekking  mein  —  bld. 

9* 


132 

hören  heyra  hlusta  hly&i  ly&t  —  gehlystan  gehynn 
hyran  oncnävan   —  hörjan   —   gehörian   (mid   ia  Aion)  S.  a. 

erfahren. 

Hügel  dys  haugr  hlid  rQst  {>ü&  —  cnoU  dün  heÜB  hlaev 
hlfd  näa  näasa  veall.     S.  a.  Berg. 

immer  mn  aldrgaga  ävalt  ae  t  nyju  —  ä  ära  aefre  ealling 
eahieg  simle. 

Kampf  an  bgd  brgkun  dölg  fang  fglkrQd  fölkvlg  guxmr 
hjaldr  hildr  hildileikr  ima  naddöl  orrosta  ömr?  rQm  rög  rftma 
senna  skoera  strid  styrr  vig  |)rima  viking  [25]  —  andvlg  beadu 
beadvdae  beadnraes  beaduveorc  bilgesliht  bordgelac  bordhaga 
camp  gecamp  campvig  ceäs  ecgplega  ecg{)racu  faehd  tUlA  fMtevig 
fechte  fit  fllt  fymgeflit  fymgevinn  gargevinn  garmitting  gamid 
gdrraes  gar{)racu  gecamp  gefeoht  gefltt  gehnaest  geeleht  getobt 
gevin  gilpplega  güd  güdgemöt  •  ge|)ingu  •  geveorc  -  geyin  •  pl^;a 
'  raes  •  scear  handgemöt  •  gesving  •  gevinn  -  plega  herenid  headuLU; 
hild  hild|>racu  \äc  leödgevin  lindgelÄc  lindplega  nid  nidpl^;a 
oret  orlege  plega  sacu  sveordplega  tohte  |>racu  {)räcvig  välnid 
välfileaht  vig  vigplega  vin  :  70]  —  fehta  güdea  hiltia  mötvlc  — 
meginfard  (cuningo  giuuin).  SkAldsk.  (Kenningar)  48.  50. 
J.  Grimm  S.  25.  Arndt  S.  20.  Schemann  S.  33.  S.  a.  Ken- 
ningar. Femer  vgl.  W.  Grimms  mivollendeten  Aufsatz  Deutsche 
Wörter  für  Krieg,  Kl.  Sehr.  3,516  f. 

kämpfen  bgdvask  berjask  hgggvask  senna  stridä  vega- 
eampian  f eohtan  flitan  gef eohtan  gevegan  gevinnan  {)acan.  vrettan 
sacan  vigan  vinnan  —  pagan  stritan  (Umschreibung  dinc  gilei- 
tan)  —  (as.  nur  Umschreibungen). 

Kämpfer  3.  Held   und   Mann. 

klagen  grata  kaera  klaka  klokkva  kveina  —  cvänian  cvi- 
dan  geömran  granlan  graetan  greötan  heäifan  heofan  manen 
meornan  muman  reötan  seöfian  vänian  vdpan  —  gomön  (und 
viele  Umschreibungen^. 


133 

klug  alsQOtr  alsvlAr  alvitr  fröOr  frodhugadr  frMligr  füll- 
lyninn  fuUspakr  gedsviOr  (g^p)  horekr  bugall  huudTisB  koeun 
kuOr?  kumir  kmmigr  leiküm  räOBnotr  räilBpakr  ekilim)  eloegr 
snotr  Bpakr  stdrbrogdöttr  8^-id^  evinnhugadr  velapär  vitr  vittugr 
vis»  [30j  —  andvis  a^eäv  brägdvls  cräftgleAv  freigleöv  fröd 
fyniTita  geräd  geanianotor  gleäv  gleÄvmöd  bydig  hygecräftig 
fröd  gleäv  Buottor  infröd  mödgleiv  mödenotlor  raedeenottor 
scearp  BTftit)]>ancol  snotor  euudorvis  liancBnottor  vis  vitig  [27] 
—  fröt  listic  epähi  (nnerottrehtuuis)  uute  —  fr6  spälu  geuuittig 
uuorduulfi.  — 

König  B.  FürBt. 

Kraft  afl  atgervi  dädir  dugr  eljun  magn  mq;m  riki  vald 
{>röttr  —  abal  cräft  eilen  ellencräft  eafoA  ealmägen  —  crait 
eilen  —  kralt  mikü.     S.  a.  Macht. 

Krieg  b.  Kampf. 

kühn  s.  tapfer. 

Leben  aldr  aefi  aevi  fjQr  lif  —  äld  äldu  ae  feorfi  feoht 
feorhlif  geärdagas  Uf  lifdagae  —  aldar  güagu  ferab  Uf.  S.  a.  Zeit. 

Liebe  äst  (etgi)  friilr  fysi  ged  munr  munufl  —  freöd  frigu 
berufe  Infe  lofu  mödlufe  Bib  Biblufe  —  niinna. 

lieben  elska  frla  fullbyggja  Unna  verja  —  freögan  ge- 
lufian  leofan  lufian  —  minneön  uuel. 

Lobn  gildi  idgJQld  laun  Umar  vlti  —  audlöan  äfterle^ 
daedleto  mÜ  ondlein  —  mi&ta  —  16n  löngeld  in6da. 

L008  doemi  edU  hluti  hlutr  kostr  —  gemet  hlyt  leän 
vj-rd.  S.  a.  Glück  und  Schicksal. 

lügen  e.  betrügen. 

Macht  altn.  und  ahd.  g.  u.  Kraft.  —  anveald  aeht  geveald 
mägen  mägenciäft-eUen-scipe-firym  meaht  onveald  Jtryd  Jirym. 

mächtig  oflugr  ümättigr  baldinn  mättigr  rlkr  —  älcräftig 
älmeabt    dömeödig    dömfäst    foremeahtig    gevealdend    meahtig 


184 

onveald  rice  spMig  tlrmeahtig  {>rymfilflt  {>r7xnfiil  [»ryinlic  vealdend 
vlanc  —  kreftic  —  Mag  richi.  — 

Mahl  Qldrykkjor  Qlteiti  drekka  diykkja  erfi  gambän 
kyimi  lid  mftlungr  samkunda  sumbl  veizla  verdt  —  ädela 
beödgereordu  feorm  spM  strengd  svaesendu  symbel  —  göma. 
Schemann  S.  39. 

Mann  drengr  dröttmegir  pl.  ferd  fölkdrdtt  fylgja  greppr 
halr  haokstaldi  hgddr  karl  madr  rekkr  seggr  sveinn  verr  — 
beom  cniht  drythguma  dryhtveras  pl.  folcbeom  freöman  magu- 
pega  man  mäcg  mäcge  rinc  scealc  secg  |>egn  vaepned  vaepned- 
man  ver  —  degan  man;  die  as.  Ausdrücke  s.  Sievers  u.  »Mensch«. 
S.  a.  Held,  Menschen,  Schaar.  Skäldsk.  64(Eenningar  31.  47) 
Arndt  S.  13. 

Meer  AlvissmÄl  25  —  breki  brim  haf  Iggr  marr  oegir 
saer  vägr  ver  —  brim  egorstreäm  aar  eägorstredm  flot  flotveg 
gärsecg  geofon  gifed  häf  häm  heädu  heähsae  holm  hvälmere 
lago  lagufästen  mere  merflöd  merestreäm  sae  saeflöd  saeholm 
saestreäm  sind  väd  vär  vaeg  vaegstedm  ydmaere  [30]  —  s^u 
uuentils^u  —  s^o  uuäg  —  Skäldsk.  61  (Kenningar  25)  J.  Grimm 
S.  33  Arndt  S.  39  f.  Schemann  S.  34  Merbach  passim. 

Menge  margr  adj. mengi  mikill  adj.oerinn  störr  adj.störmikill 
adj.  —  dryht  fela  —  filu  adj.  ganiuist  gibrac  craft  gimang 
(alle  mit  Gfen.)  —  S.  a.  Schaar  u.  Menschen. 

Menschen  aldir  (vgl.  Gering  u.  Qld)  dagmegir  dröttmegir 
firar  fölk  fyrdir  gmni  halir  lid  Ijönar  lydir  mannkyn  menskir 
nidjar  ver{)iöd  virdar  ytar  ^jöd  —  aide  elde  eordbüend  eordvaran 
eordvaru  eormencyn  firas  foldbüend  guman  gumannan  gumrincas 
gum|)egna8  häle  landbüende  leodveras  mann  mancyn  mannon 
mennisce  niddas  reordberend  rincas  vaefnedcyn  veras  veoruld 
veoruldman  —  firah  goman  innindeot  mannun  —  firihi  gumon 
heriscipi   liudi  man  irminman  mancunni  manuuerod  meginfolc 


185 

rinoöe  seggi  thioda  uueroe  nuerod  uuerold  (und  viele  Umfichrei- 
bungen).  —  S.  a.  Held,  Mann,  Menge,  Schaar,  Volk. 

Mord  altn.  und  ahd.  6.  u.  Frevel.  —  cvalu  cvealm  feörh- 
cvealm  garcvealm  invitecear  morSbealu  mordorbealu  mordor- 
cvealm  välfeall  välfileabt. 

Nacbt  AlviBsmäl  81.  nfttt  njöl  njöla  (Hrafn.  26)  nött  öljös  — 
neabt  binneabt  —  synnibte  —  nabt  sinnahti.    J.  Grimm  S.  36. 

Neigung  6.  Liebe. 

nie  aldregi  aldri  ae^ä  aevagi  —  aefre  na  na^fre  nö  —  glth 
nob  for,  ^  nee  after. 

passend  bQgligr  boefr  boegr  makligr  skapligr  soemr  verdr 
verdugr  —  gedafen  gedafenlic  gedefe  gegenge  gemäc  gemet 
gerisne  —  sömi. 

reizen  s.  anreizen. 

Riese  bergbüi  bergdanir  pl.  bergvisar  pl.  fala  fem.  fiagd 
fem.  gtfr  fem.  gygr  fem.  b&la  fem.  hraunbüi  boedrungr  jQtunn 
imd  fem.  Ividja  fem.  oegir  risi  J)urs  [16]  —  ent  eoten  flfel 
^ant  Jjyrs. 

RosB  drQsull  goti  besti  bulkvir  jör  rgkn  soduldyr  \'igg 
—  ealcrand  eob  fätbengest  beugest  mearg  vlcg  —  vola. 
SkÄldsk.  59.  Vgl.  aucb  Pfeiffer  Das  Ross  im  Altdeutscben. 
Breslau  1855. 

ruben  b\'ila  sitja  sofa  —  älicgan  gebidan  gestillan  restan 
stiUan  runian. 

Rubm  6.  Ebre. 

Scbaar  folkdrött  berr  bjordrött  bjälmdrött  hird  lid 
slnni  sjot?  verding  verbd  vigdrött  vlglid  {)jöd  —  cordor  cyst 
drybt  eorlmägen  eorlveorod  eöredcaest  f eda  fedebvearf  fyrd  fird- 
getrum  gäifaru  gärheäp  gedrj'bt  geneätscolu  gesidmägen  getal 
getrum  ge{)räng  güdbere  berecist  herefeda  herefolc  beremägen 
bere|)reät  blöd  leödmägen  lindgescrod  mägencordor  rün  sinbere 


136 

sveot   teoh    {^rym   vigheap    [34]  —   heri   folch  gisindi  (heries 
craft).     S.  a.  Menge  und  Volk. 

Schatz  audr  aurar  pl.  baugar  dyrgripr  eiga  eign  eyrir  fö 
gorsinar  gull  hofn  hnoesir  hodd  hringar  jarknaateinn  kinga 
maeti  meidmar  men  sigli  [20]  —  aeht  aehtgesteald  aehtgestreön 
aehtvela  aervela  beäg  beäghord  beägoridu  ealdgestreön  eäd  eäd- 
vela  eordvela  eorlgestreön  feöh  feöhgestreon  frätve  fymgeatreön 
gehyrst  gestreon  gim  gleng  gold  goldaeht  goldhord  guxnfMa 
heihgestreon  hord  hordgestreön  hradxnäddom  hradmägen  hradvjm 
bring  hyrst  madian  xrdtduniaeht  fit  gesteald  gestreon  bord 
sigle  vela  mene  ofermädmas  ofervlenca  scedt  sine  sinefät 
sincgestreon  sincginn  sincmäddum  |)eoduniÄdum  vela  veoruld- 
feob  vlenco  [52]  —  bouga  bregil  —  gold  balsmeni  möthmös 
metbombord  scattös  (und  viele  Umscbreibungen). 

scbicklicb  s.  passend. 

Scbicksal  altn.  und  abd.  s.  u.  Glück  —  gebyrd  gelac 
gifede  lifgesceaft  meotudgesceaft  vyrd  —  (as.  nur  Umscbrei- 
bungen). 

Scbiff  batr  beit  eikja  far  flaust  Hey  kjolr  kjoll  knorr 
langskip  iQgfäk  saetr^  seglmarr  seglvigg  skip  v^gmarr  —  aeg- 
fiota  bat  brandstafn  brenting  bundenstefna  ceol  cneäv  fAr  fleot 
fiota  bömfiota  homscif  bringnaca  lid  merebat  naca  saebAt  sae- 
fiota  saenaca  scip  scrad?  vaegflota  ydbord  ydlid  ydlida.  Vgl. 
J.  Grimm  zu  Andr.  u.  El.  S.  33.     Merbacb  S.  29 f. 

Schild  lind  rQud  skjQldi*  vignest  —  bdnhelm  bord 
bordbreoda  rand  veall  vudu  geolorand  güdbord  laerig  lind 
oferholt  rand  scild  sidrand  —  lint  seilt.  Arndt  S.  24.  Sche- 
mann S.  28. 

Schlacht  s.  Kampf. 

schlagen  berja  beysta  hQgg\'a  hrinda  knyja  lemja  Ijosta 
sla  vega    —  beatan  cnyssan  drapan  gebeätan  geheavan  heävau 


187 

sle^  Bvlngan  —  bretön  hauu&n  p&gan  —  hauuaD  alahan.  — 
8.  auch  kämpfen. 

Schlange  altn.  ags.  e.  Drache;  ae.  n&dra,  uurm  in  Um- 
echmbungeD. 

echlecht  b.  böse. 

Schmähung  jell?  lastaetafir  —  biamer  ed%it  edvitetäf 
fracod  hearclc\ide  hearmcvide  hoep  faoBpcvifle  hospvord  leahtor 
leabtorcvide  teöncvida  teönvord  —  baluspr&ca  bismerspräca 
fiiinquidi  firinepraca  firinuuord  harrnquiili  gelpquidi  hose  endj 
inuuidradoe  mdnBpraca  BÖttuuorfl. 

Schmerz  ekki  erfidi  graeti  harmr  kvgl  mödtn^  nauflr 
oftr^  6viH  eoi^  strid  eäsbreki  sät  ^vrgja  tregi  verkr  tÜ  ^t&  — 
gast^Tinn  gäetcvalu  oncyA  Bär  sübI  iseg»  vüic  veorc  — 
arabM  barm  läth  sArdid  uuiti. 

Schmuck  b.  Schatz. 

schmücken  gQlga  goeda  reifa  Bkreyta  —  ästaenan  byran 
frätvaji  frätvian  gebrihtan  gefrätvan  gefrätvian  g^rvan  geglengan 
-hreöAan  ■  hyretan  -  regniao  -  scyrpan  •  eeiran  -  vlencan  -  Tlitigean 
geatvian  glengan  hreödan  hrj'Btan  hyrstan  scyrpan  —  (Um- 
schreibung  ^Id.   61)    —    (as.   nur  Uniachreibongen). 

schnell  brfUtr  brAlla  adv.  bräUiga  adv.  fljötliga  adr.  hv&t- 
liga  adv.  krappr  öliga  adv.  skjötliga  adr.  skyndr  enefugr  enem- 
ma  adv.  snjallr  eviSi  —  ädre  adv.  berhtmbvät  breahtomhvät  caf 
edre  adv.  earu  faeringi  adv.  taerllce  adv.  geeaxu  gUme  adv. 
gehael  hrad  hräd  hr&d  instäpee  adv.  räde  adv.  send  snel  sneöme 
adv,  snüd  eöna  adv.  svift  —  dritte  adv. 

BchÖD  fagr  Ijöse  lostfagr  soemleitr  vaenn  —  Arllc  aenlic 
cyme  cymellc  fäger  fäd  hive  seine  vlitesoj-ne  vlitig  —  fagar, 
Qulitäg  endi  uunsam. 

Bchrecklich  armr  armligr  atall  grimmr  61mr  slid  —  an- 
giyslic   atellc  atol  älfäle  egsfulllo  —  virinlih  —  egislic. 


188 

Bchtlttflln  s.  I 

Schwert  ukrf  (y^  Hohauum  Bdd«  87S,89)  taandr 
brlmir  broddr  egg  hjQir  nudjr  (mjittiifir}  oddr  ikklm  mrd 
TalbQBt  —  beedomfice  bU  ec^  gAdbUl  g<Ubnort  hifbntae  hiU 
hildebU  hiingmMl  Iren  Ifem  mMuiniveord  mtoe  Max  ngevaepoi 
Bveord  vaeg-sTeord  vlgbil  —  bil  nert  —  bOl  eg^  merd  w^mul 
Arndt  S.  26.    Scheauum  8.  S8. 

achwingen  benda  breydk  drep«  dyJA  iegja  hi^rt*  brifta 
kuta  kippa  ekska  akeUa  skjdte  aUngra  dyngn  Trift  verpa  — 
ivecgan  bretan  bregdan  veorpan  —  brat6n. 

Seele  g.  Geist. 

sehen  horfa  ham  kdpa  Uta  da  —  baiedii  geaoeiTUii 
geeedn-Btaiian -Titan -(mdsete-ondTUtan  IBdan  odmAd  aoedTian 
seöa  starian  vitao  vtitan  —  gisihau  —  ankninian  sehan 
acannön. 

siegea  bera  af  —  ofercuman-feohtan-sUgan-Btii&tn  — 
vigan  —  (Umschreibung  Hild.  61 — 62). 

Sinn  6.  Geist. 

Sitz  s.  Bank. 

sogleich  8.  schnell  adv. 

Sohn  arfi  aiipep  borr  erfinTti  erflTgrOi  konr  famdr  mQgr 
nefi  nidr  Öekmtgr  stjupr  stjilpeonr  —  beam  byre  cynebeam 
eafora  mago  magu  magutimber  sunu  —  bam  sun.  S.  auch 
Verwandter. 

Sonoe  AlTieamäl  17.  i^dull  efll  sunna  —  roderes  candel 
(ein  fomQfn)  heofoncandel  sägl  sigel  böI  eunne  snnnu  —  aonna 

—  sunna  sunno.     SkÄldsk.  &6  (Kenningar  S.  26). 

Sorge  snn  soi^  —  aglaeea  anda  anhoga  breöstceara  breöst- 
cvyha  ceare  cearesorg  cearn  cearnTylm  gehdu  gnomsorg  gymen 
hygeaotg  mödcearn  mödgevinna  mMeorg  nearusorg  sorg  ymbhc^ 

—  aorga  —  brioetkara  mddkara    sorga.     S.    a.  Schmerz  und 
Unheil. 


13^ 

Speer  askr  döf  geirr  (oddr)  spjöt  —  äse  darod  darodäÄC 
deadepere  iranca  g&r  garholt  garvudu  güddvudu  ord  epere 
välspere  —  ecaft  sper  —  gte  ort.  6.  a.  Kenningar.  Arndt  S.  27, 
Schemaxm  8.  Sl. 

Bpeiee  Ata  aezli  bdta  brädir  födrlarfir  (Hrafn.  28)  kräs 
matr  orkoeta  enapvist  veidimatr  —  anleofa  aet  födor  —  meti. 

sprechen  (duldi  |)e86  vaetki  AÜm.  10,4)  kalla  kveda 
kvedja  Uta  lesa  lysa  maela  oepa  roeda  segja  telja  —  and- 
hettan  andhötan  andsvarian  andsverian  andsrrdan  äcigean- 
•  cvedan  -  nemnan  •  reccan  •  eecgan  -  sprecan  beredan  bodian 
breödian  cennan  c^an  ceaUian  clgan  cleopian  clypian  cvedan 
cydan  galan  gebeäcnian  •  clgan  -  cvedan  •  cydan  •  gr^tan  •  manan 
meldian- reccan -eecgan -sprecan  gieldian  gr^tan  hätan  hleödrian 
hligan  hrdpan  laeran  madelian  manian  maelan  maenan  maeran 
maersian  meldan  myndgian  myngian  nennan  oncvedan  on- 
maelan  reccan  rtetan  reordian  sagian  secgan  spellian  sprecan 
vr^can  —  kundan  mahalan  rahhön  seggan  sprehhan  —  Sie- 
vers u.  »anreden«,  »antworten«,  »grüssen«,  »sagen«,  sprechen«. 

stark  bitr  froekn  krQpturligan  adv.  meginligr  rammr  ramm- 
liga  adv.  rgskr  snarr  stinnr  |)6tt6öugr  ])rüdugr  —  beald  cräftig  de6r 
dömeädig  eUenröf  edcen  cacencräftig  forsvid  gevealden  mägen- 
eaoen  mägenheard  mägenstrang  röf  stearc  sträng  stranglic  svid 
trum  {>earl  J)rydfull  oraest  —  kreftic.  S.  auch  mächtig  und 
tüchtig. 

sterben  deyja  fara  ganga  til  heljar  hniga  koma  fram 
(Sig.  sk.  62,  4)  sofa  svelta  —  cvelan  svätan  —  (Umschreibung 
Musp.  2 — 3)  —  döian  fallan  quellan  sterban  sueltan.  J.  Grimm 
Myth.  *&37.  700  f.,  auch  Gesch.  d.  d.  Spr.  S.  131.  Arndt 
&.  45;  vgl.  auch  Ziegler  Caedmon  S.  121  f. 

strafen  gjalda  hefna  kvelja  reka  —  Ageldan  gevrecan 
vrecan  —  suonnan  enti  arteiUan  —  uuitnon. 


140 

streiten  a.  kimpfeo. 

Strom  AM  atnamr  ver  ^odi  —  a4  etoboAm  fligeiMtwfan 
flAd  lagoflAd  Ugnstreim  .rttersbeAm  —  th  —  AM.  —  8.  a&cfa 
Meer  tind  Welle. 

tapfer  ballr  Mdlrskn  b^MiAr  eljunfaoekn  üuog/AtwaSt 
flngu  tnodr  tölkdjaifr  froekn  risAr  luiAr  hudhiuaflr  luutt- 
mdttagr  hugfullr  hradr  llfhvatr  mMogr  dblandr  ApiliTato  oetr 
rakklAtr  mnmhagadr  raUtr  uurlyndr  snsrridr  BoJaDr  stOrhogadr 
•tonidugr  üUhngaJr  vigtroekn  vlgririiin  ^rftttoiAdngr  [88]  —  an- 
hydig  annAd  ib-hvat  beadnciVtig  beadnscearp  beald  ctee  oyiie- 
bald  daedctoe  deör  de6rmöd  dollic  elleoheud  elle&^riBt  Bit- 
hydig  felamddig  treo  fyidhT&t  g^iceoe  gärj^rist  gebeert  gen- 
aldeninöt  gMfrece  gdAhvit  gAOmöd  headttdeör  headtuM  heatdmdd 
hildedeör  hrät  faväte&dig  hygeröf  hygestrang  byge{)yhtig  leödhvU 
mOdig  mödiglic  nldhydig  onmftd  orlegfrom  sec^vät  aeanxgn» 
searogrim  ^rficiöf  ]>rlBt  unearg  anforht  vl^eard  [48]  -  —  chönl 
pald  (Umschreibang  Hild.  27).  S.  a.  ausgeseicbnet,  mftchr 
tig,  atark,  ttkchtig. 

täuschen  s.  betrügen. 

Teppich  ärsali  blaeja  bordl  boekr  lln  |>ak  vgL  Weinbold 
Altnord.  Leben  S.  331.  233.  —  äet. 

thöricht  a^^pi  doelki  dulidr  beimskr  tenjallr  Osootr 
tovidr  oerr  —  dol  dyaig  gediaes  gevitle&a  hygde^. 

Thür  dyrr  gätt  gn'nd  hh'd  hurd  steindyrr  tAohlid  —  cesster- 
hlid  dor  dura  porte. 

Tisch  bjöd  bord  skutilL 

Tod  andUt  bani  daudi  daudr  mJQtudr  —  aerdead  beadu- 
cvealm  bealucvealm  cvalu  cvealm  deod  endedead  endellf  feorb- 
cvealm  fyl  güddeadhryre  mäncrealm  nidcvealm  erylt  sviltde&d  — 
d6d  (und  Umschreibungen)  vgl.  J.  Grimm  Myth.  700  f.  Arndt  S.  46. 

tot  anda^  daudr  eggmAdr  framgenginn  lidinn  nir  nifl- 
farinn    öUfdr    sättdaudr    —    daed    deadv^rig   eatdorleäa    fa^« 


141 

fylv*rig  gftstleb  geleoren  veorulddeAd  —  tot  —  gifaran  d6d 
bidolbao  Übe«  lös. 

töten  baii&  (at  bana  verda)  berja  drepa  i  hei,  ly^a  elli,  fella 
hgggva  kvelja  eenda  helju,  lata  ganga  nae&t  heljar,  kvelja  l^gja 
sverdi,  Ijöata  mj-rfa  rej-na  gerva,  rjoÄa  sverd  (hvern  litn  J>eir  hQfdi 
Bkamra  Hym.  15,1)  slä  anyta  evelta  vega —  äbrediian  beätaii 
cvellan-cvelman  forvegao  fyllao  gefyllau  geeleän  ofeleto  Bvebban 
—  arunartan  (banuii  gUastan)  (ti  banin  nuerdan)  —  slahan 
gpildian  uultnön  uuÄgiaji  (und  Umschreibui^n)  8.  auch  ver- 
nichten; vgl.  auch  Ziegler  Caedmon  S.  121  f. 

traurig  dapr  glyetAmr  hgrmugr  fikatr  öteitr  sorgafullr 
Borgmöd^  (sätum  Bollinn)  tveginn  tvegliga  adv.  viljalauas  —  cearig 
dreAmleis  dreörig  -  ferd  -  hleör  -  möd  felageömor  freörigferd 
-möd  fyrthtverig  geömor  geömonnöd  gnorn  gnomcearig  grome 
adv.  heAnmöd  hredleAe  hreöh  hreöhm&d  hreöhcaiig  hyge- 
get^or  atbie  mödcvenig  m&dgeömor  ecönig  Bcönigmdd  a&rferhd 
BBiigferd  s&rig  seoc  Boi^ful  svearcendferbd  Bvorcenferd  unbllde 
unröt  vörjgferd  [36]  —  piduungan.  —  as.  nur  UmBchreibungen 
B.  Sievers  u.   «betrübt«   S.  auch  elend. 

tüchtig  d&drskkr  djarälga  adv,  dijögum  adv.  dyggr  framr 
fridr  gödr  |>j<Sdgödr  —  afor  ärfäst  beald  breane  cystig  daedhvät 
de6r  eomeste  adv.  felatrör  fram  frenae  freom  frum  göd  gödlic 
bandröf  heard  hrfir  hvät  hvätmöd  meagol  meodum  til  tnun  — 
(Umschreibung  Hild.  51  und  Hei.  4792.  5886).  S.  auch  stark, 
tapfer. 

umarmen  fadma  hälsa  lykja  spenna,  verja  armi  —  fad- 
man  ymbclyppan  ymbeffin  —  antfähan  (mld  axmun  udgl). 

Unheil  bftl  bglstafir  fjffrlot  forad  forsksp  grand  härm- 
Iji^taD  ilt  lae  meinn  ofstrid  ögegin  ögött  ökapp  vi  vidi  viti 
yggr  [18]  —  aglaeccräft  atol  bealu  ■  nid  •  sid  -  sorg  byrst  ceanöd 
-Borg  cöda  deru  dryht«nbealo  forvyrd  gryn  hearm  earmstäf 
l&d  laaddu  nidcvaelu  orleg  Bpild  taeeu  te6n  teöna  t«08a  unhaelu 
nä  yfel  [28]  —  w*wurt. 


142^ 


Unrecht  feikn  feiknatafir  firinverk  fimar  klaeki  UMr  leid- 
stafir  lidi  ofa  ökynni  öekorp  sm&n  (Grog.  8)  vamm  —  irletet 
aergvyrht  aerleäst  bealudaed  deofuldaed  firen  firenbealu  cräft 
daed  veorc  gylt  invit  invitstaf  leahtor  m&n  in4abealu  daed 
forvyrht  vam  veorc  misdaed  nid  scyld  syn  unriht  vam  vröht 
vröhtscipe  yfeldaed  —  sunta  virina  —  as.  b.  u.  Frevel; 
Sievers  u.. »Sünde«. 

sich  unterhalten  s.  sich  besprechen. 

Unterhaltung  andspjQll  andspilli  bedmU  gamanrünar 
mal  rünar  spjQll  tala  —  aefenspräc  mädel  rün. 

Untreue  afräd  lausung  lygi  mein  sveipvlsi  svik  svipvlsi 
tal  völ  —  untreov  untreövd.     S.  auch  Unrecht. 

Urzeit  är  alda  ärdagi  4rtid  fomeikja  or6f  rgk  —  aerdagas 
aervoruld  frumgesceap  frumsceaft  fymdagas  fymgeftraa  geärdagas. 

Verderben  s.  Unheil. 

verderblich  s.  schrecklich. 

Vergeltung  s.  Lohn. 

vernichten  eyda  fara  glata  gleyja  mglva  spilla  —  ädilgian 
-dväscan-fyllan-getan-gitan-hydan-veorpan  forbrecan-dön-grindan 
-leösan-spildan  fyllan  geby8gian-hnaecan-hnaegan-scaenan-|>reon 
-vyrdan  miscyrran  töbrecan  -  brägdan  svendan  teon  —  veorpan 
vdan.  S.  auch  töten. 

Verwandter  attnidr  runnr  stafr  ättungr  aettingi  aettmenn 
pl.  fraendi  hofudnidjar  pl.  langnidjar  pl.  mQgr  n&bomin 
näinn  nefinidr  nidr  siii  sifjungr  systrungr  —  cneömagas 
pl.  freomaeg  geädele  gemägas  geneähe  gesib  häredmen  pl. 
hleömaeg  mäga  maeg  sibgemägas  pl.  veoruldmägas  pl.  vinemaeg — 
sipper  man.  —  (as.  nur  Umschreibungen)  —  S.  auch  Geschlecht, 
Freund. 

verwunden  benja  blta  raufa  saera  —  ävyrdan  bitan 
dolgian  forwmdian  gebennian  gescaenan  gevundian  —  aniuarteo- 
—  (as.  nur  Umschreibung). 


145 

Volk  alta.  nnd  ahd.  b.  u.  Schaar  und  Menge. ' —  diyht- 
fblc  dugnd  folc  fok^esidae  -  mägen  ■  acipe  gumleöd  haedencynn 
ingejteöd  l«6d  Bceaniecipe-Btebi  tua^S  sidfolc  ]>eod-Bt«fii-ver{)eöd 
veorud  vld  iolc  -^  thiod. 

völlig  gerla  geirva  —  innnga.  aeninga  endemes  eallenga 
«allonga  fnl  gegninga  gegnnnga  gearu  gearulice  gearre. 

vorsichtig  gfiügr  gaetinn  geyminn  ofvarr  vair  —  vär 
värllc.     S.  a.  klug  und  feig. 

Vorseichen  merki  ordheiU  riti  (Grott.  18)  (Unwchreibung 
Reg.  19  —  20)  —  bten  Mhd  forebeäcen  ttcen  veit&cen.  — 
bilithti  böcan  töcan. 

Wald  B.  u.  Baum;  as.  uualdee  hlea. 

Weg  braut  farvegr  flugstägr  ferA  foldv^  gagnvegr  ganga 
gangr  gftlgvegr  leid  moldvq^r  niSvegr  einni  Bläd  spor  väetigr 
vegT  [17]  —  bigang  briml&d  eolet  eorSveg  farodstraet  faru  fät  fft- 
degang  fömig  feorveg  flotveg  äfrdveg  foldveg  fordveg  gang  gel&d 
geong  hereetnet  lad  lagul&d  laguetraet  last  mereetaraet  mdveg 
Btd  ndfat  Bido  atäpe  Btraet  vftdu  veg  ydlfid  [32}  —  uu^. 

Weib  brüdt  dis  dröe  eir  (Fjal.  28)  fljM  horgefn  karling 
kona  kv&n  kvaen  kvenna  kvinna  man  maer  menglfid  mey  Bn6t 
Bpnmd  (Hrfa.  20)  svanni  (ebd,  21)  vif  [22]  —  bi^d  cv6n  faenme 
freodnvebbe  heö  fridoeib  gibedda  gesinge  gemäcca  ideE>  ma^ 
mägden  mägd  me6vle  vif  —  idis  prüt  —  brüt  Skeldsk.  84 
(Kemiingar  31.  47).  Arndt  S.  32  f.  Vgl.  auch  Weinhold  Deutsche 
Tnaen  *  I  8- 

weise  s.  klug. 

Welle  bira  hrgnn  unn  —  flödyd  gefonyd  holmmä^n 
raefarod  saevaeg  saeyd  vaeg  vÄt«ryd  vealca  yd  —  uuäg. 

Weitende  aldarrof  ragna  rokkr  ragna  rfik  (vgl.  Müllenbofi 
Zb.  16,  146  f.)  —  de&dleg  dömdäg  te6nl^  —  muapUh  (Um- 
schreibung Musp.  73)  —  ae.  f.  Sievere  u.  »jüngste  Tag«. 


144 


wild  aftin  atdl 

»fr  (iq  —  •inr 


tUe  rUouAd  nör  itanga  iljiniB  (rahl  ^<>Udkn0  vilndr 
TÜd  t29j.    S.  anefa  ■chrecklieb. 

Wind  illiiiiimll  21.  bjir  itaRnr  viadr  —  Ana  vmd  jM 
(KaDDingw  SkAldak.  87).   J.  Grimm  S.  8(k 

Wolf  gm  iMJJWiigf  ftifr  TiKgr  Titnir  wgjiija  fioL  — 
hottM  gdiUdk  (an  fongbi)  tworavaart  veug  raU  —  noott. 

Wort  itkraadi  mil  ocd  toate  —  evida  gipiendB  gencsd 
UeöAor  hol  mittderide  raofd  ^egea  «AdeviA»  aö^pd  qpd 
aiHMC  (e6diBTord  nndenda-hlsödor-Iada  —  nnoct  8.  auch 
ünterhaUnog.     SUidA.  72. 

Waode  banaair  boo  dAI^ior  a4r  and  ■ —  ben  boalnben 
dolg  dcdgben  feoriiben  faoclidolg  faotfaYnnd  hnArttifllnni  htora- 
bOD  lAiboi  seoQabea  seoDudolg  siodolg  vilbtn  Tmid. 

wänacheD  aata  (bj^ra)  besda  bi^a  kjdaa  ^ratir  mik  mona 
mona  tidir  mik  vaetia  lüja  —  gegjfuan  -  myntan  -  nydan 
-|wikcaii  gyman  hmtan  ^li^*»  i«"g™"  Imgiaii  mnnan  mjntao 
nTdao  römiao  *iti*"  rillan  TÜlian  vonian  nüian  —  hstit  mih. 

Zeit  old  &r  m&l  simi  täm  —  äld  ilda  l^n  dk^vtl  fjrat 
gabyn  geir  gemäl  gertm  hril  mael  naahigeitiu  ttd  ^ng 
Tconüd  —  Teonddatund  vint^genm  getäl  um  vldn  —  tid. 
SkAldak.ö3. 

a«rbrecfa«a  s.  brechen  tnos.  — 

liemen  dogs  doema  soema  —  gebvrian  gedafcnian. 

Diese  160  Xvtmmeni  düriten  die  wichngatm  Wtwte  der 
altgerm.  po«tischea  Sprache  wohl  so  riemltch  unt&aaan.  Doch 
fürchte  ich.  da«»  ttou  aller  Bemdhung  die  gammlnng  der  ein- 
Eelnen    heiti    noch    nicht    gaiu  ^-oU9tänd^  $«in  «izd.  «fibcend 


M>.  w- 


145 

leb  wohl  kaum  wichtige  oftvariirte  Begriffe  übersehen  habe. 
VerBchiedene  Schlagworte  habe  ich,  nachdem  ich  sie  in  mein  ur- 
sprüngliches Verzeichniss  aufgenommen  hatte,  absichtlich  aus- 
gelafisen,  weil  die  Zahl  ihrer  Variationen  in  einer  oder  allen  alt- 
germ.  Dialekten  zu  gering  war;  so  die  Worte  für  Helm  imd 
Panzer  (für  die  ags.  Termini  vgl.  die  schon  dtirte  Dissertation 
von  H.  Lehmann),  dann  z.  B.  Alter  Bitte  Flucht  Last  Sieger 
Thal  Thorheit,  bewohnen  binden  kosten  loben,  beständig  falsch 
trunken  veränderlich  u.  a.  Ich  möchte  bei  dieser  Gelegenheit 
bemerken,  dass  die  Häufigkeit  eines  Begrifis  für  die  seines 
G^entheils  gar  keine  Sicherheit  bietet.  Z.  B.  »Hügel«  und 
»Berg«  sind  recht  beliebt,  »Thal«  ist  selten.  »Frevel«  kommt 
oft  vor,  aber  kaum  je  wird  eine  Handlung  als  »edle  That«  be- 
lobt. »Schmährede«  ist  wiederholt  zu  belegen,  »Lobesworte« 
nirgends  u.  s.  w.  —  Im  ganzen  habe  ich  mich  aber  bemüht, 
den  Vorrath  an  \\'orten  für  die  inachtigsten  Begriffe  möglichst 
ausgiebig  zu  sammeln.  Um  bei  Bemühmigen  für  eine  alt- 
germanische  Synonymik  die  schwere  Arbeit  etwas  zu  erleichtern, 
habe  ich  wiederholt  dasselbe  Wort  unter  mehrere  Rubriken 
gebracht,  sobald  die  von  mir  benutzten  Wörterbücher  die  Be- 
lege xmter  dieselben  vertheilt  hatten.  Doch  fürchte  ich,  hier 
durch  zu  engen  Anschluss  an  die  Wörterbücher  nicht  immer  kon- 
sequent gewesen  zu  sein.  Auch  sonst  ist  mir  das  geiiiss  öfters 
begegnet;  ich  habe  einen  Begriff  wohl  altnord.  enger  gefasst  als 
ags.  u.  dgl.  m.  Am  häufigsten  habe  ich  den  Fehler  begangen,  ver- 
bale Kenningar  (s.  u.)  im  altnord.  unter  die  einfachen  Worte  zu 
mischen,  z.  B.  unter  der  Rubrik  »sterben;«  nachher  liess  ich  sie 
in  der  Sammlung,  weil  zu  viel  doch  immer  besser  ist  als  zu 
wenig,  imd  so  mag  der  kleine  Ueberschuss  solcher  Stellen  Lücken 
an  andern  Orten  ausgleichen.  —  Aus  demselben  Grund  beliess 
ich  auch  die  aus  Lünings  Glossar  aufgenommenen  nur  in  FJ0I. 
Grog.  Hrainag.  belegten  heiti  in  meiner  Zusammenstellung.  — 

lC«yer,  Altgtnnaniscbe  Poetie.  10 


146 

VMROohe  icä  anen  ir«badtWok  mau  Bnauiang,  du  null 
ftUedam  (wie  wohl  jedM  ente  WBctvboah)  onr  ti^  Vonrimt 
einer  weitergehendfln  und  tfatediingflDdan  Azboit  angewhsD 
warden  dul,  so  findet  elioh  lanlohat  amen  MainnTig,  ^am  die 
Vazübüittt  eüm  Wortes  dnroh  die  Wiohti^eit  «einee  Begrifb 
bedingt  sei,  ToUaaf  beititigt.  loh  »erwdee  beeondeie  auf  die 
Orappen  FOnt  (im  Garnen  bei  mir  146  WorteX  Hrid  (67), 
Kampf  (108),  klug  (64),  8obati  (76),  taplar  (78).  Dm  OWohe 
xeigt  öoh  aaoh,  venn  man  dieee  altgtnn.  lieblingnForte  mit 
den  meietvaiürten  Worten  atutosr  Spntdien  vn^^aioht,  i.  B. 
denen  der  Araber,  die  ffir  den  Löwen  60,  tOi  den  Honig  90, 
fOr  die  Schlange  800,  für  daa  Schwert  1000  Synra^ma  haben 
BoUen  (Herder  Unprong  der  Spiaohe  8: 86  vg^  ebd.  8.  87 
and  Geist  der  Ebr.  Poesie  S.  9—10,  bd  Suphan  11,  888)  oder- 
denen  der  Inder,  die  Mh  Sammlungen  ihrer  heiti  veranstaltet 
haben  (Benfey  Gesch.  der  Sprachwissensohaft  S.  64)  and  darin 
z.  B.  für  »Erde«  21  Benennungen  aufführen. 

Daneben  leigen  aioh  dann  auch  Schattirangen  nach  dea 
Dialekten.  So  sind  die  Worte  ffir  Meer  Strom  WeDe  Schifl 
ags.  viel  zahlreicher  als  albi.;  dag^en  sind  s.  B.  die -Worte 
fOr  das  Haus  and  seine  Einrichtung:  Bank  Teppich  Thür 
Tisch  in  der  Edda  stärker  vertraten.  Ags.  treten  die  B^riSe 
.  «ÄUBfiehen«  ■berühmt*  «böse«  »Ehret  *dend<  ifreundlichi 
•fröhlich*  *GeiBt(  »Grott«  «helfen«  »klagen«  »schmflcken* 
>Bprechen<  >traarig<  >Weg*  mehr  hervor,  wob«  freilich  immer 
die  bei  weitem  grössere  Zahl  der  ags.  Quellen  su  beiQck- 
sichtigen  ist;  aber  trota  derselben  bleibt  z.  B.  bei  den  Worten 
■klug*  »Schmerz«  und  —  »Bier«  die  Edda  im  VortheiL  Aus 
dem  christlichen  Charakter  der  meisten  ags.  Lieder  im  Gegen- 
satz zu  den  altn.  erklärt  sich  auch  z.  B.  dass  »Riese«  altn.  ao 
viel  Öfter  variirt  wird.     Von  jenen  andern  Begriffen  entstammen 


147 

^cht  wenige  eist  der  christlichen  Literatur;  daher  die  Häufig- 
keit von  »böee«  »freundlich«  »Gott«  »helfen«  u.  a.  Um  den 
mächtigen  Einfluee  der  Uebersetzimgsetücke,  vor  allem  des 
Ptalters,  XU  beleuchten,  bringe  ich  hier  zwei  ags.  Gruppen 
nach,  denen  altn.  xmd  ahd.  kaum  ein  einziger  Beleg  zur  Seite 
ZQ  stellen  wäre.  Grein  giebt  für  die  Worte  der  ersten  Gruppe 
meist  removere,  für  die  der  zweiten  terrere: 

entfernen  äcyrran-dön-draefan-ferian-ferran-firran-fjrrran 
-hverfan  •  hTyrfan-suifan  •  sellan  •  styrian-sväpian  •  |)ingan  -vendan 
tv^an  bebügan  feorran  forscüfan  gehvyrfan.  . 

erschrecken  &faeran-f6n-fyrhtan  br§gan  egsian  geadian 
(über  die  ags.  Worte  für  »Schrecken«  vgl.  J.  Grimm  Andreas 
und  Elene  S.  32  Anm.) 

Dass  Begriffe  wie  »Macht«  »Mord«  »Volk«  nur  ags.  von 
nahestehenden  anderen  Begriffen  differenzirt  scheinen,  habe  ich 
in  der  Sammlung  selbst  angedeutet. 

Wie  überall  habe  ich  auch  hier  solche  Worte  mitgenommen, 
die  nur  in  ganz  bestimmten  Fällen  mit  der  Ueberschrift  wieder- 
zugeben sind  oder  überhaupt  dem  Schlagwort  nur  nahe  stehen.  — 

Wichtigere  Unterschiede  der  Dialekte  müsste  eine  Ver- 
gleichung  der  einzelnen  Worte  ergeben,  wozu  hier  nicht  der 
Ort  ist.  Angemerkt  sei  nur,  dass  das  ags.  seine  jüngere  Stufe 
hin  und  wieder  durch  Fremdworte  wie  franca  und  porte  ver- 
räth,  das  ahd.  aber  eine  ähnliche  Richtung  wie  die  Skalden- 
dichtnng  durch  Ersetzung  einfacher  Worte  vermittelst  Umschrei- 
bungen einschlägt,  (so  »begierig«  »berühmt«  »betrügen« 
»schmücken«  »siegen«  »sterben«  »töten«  und  von  Nominibus 
»tüchtig«  »Verwandter«).  Darin  geht  dann  der  Heliand  noch 
weiter;  noch  mehr  liebt  er  aber,  einfache  Worte  durch  Ver- 
bindung von  zwei  oder  drei  SynonjTnen  zu  geben  (vgl.  z.  B. 
»Blut«  »dunkel«  »Freude«  »Geschlecht«  »helfen«  »Land«  »nie«. 


!(>• 


Andi  das  iit  IQ  b«ufat>ii,  vU  oft  **"*"**«  ürtliiü*,  imd 
sirer  beiondns  tadalnde,  dondi  VenMKDnng  am  Gagantbafla 
g^dMD  woden,  «Ita.  maiBt  mit  NagKtloiuputfkd  and  Adjdliv, 
agB.  aüt  SabrtutiT  tmd  lata.  So  M  *bOM<  •Mg«*  »thbcidit« 
>tr«irig<;  dam  steUen  rioh  dis  alte.  Adjaottva  iutäm  und 
vammalaaaa.  Solob«  Con^KMitioD  wir  «bao  «in  beqnsiMa 
tfittd  aar  Vennehraiig  daa  poatisohoD  WottMhalm,  imd  daaa 
die  gflnatig  nrtheilenden  EJgwiaohaftiwCrtar  dia  Fflhnmg  haben, 
begraift  aicb  leicht  wia  dv  pnaen  Art  dar  &mk  IdaalUnndeD 
Poeeie.  — 

ffinaiabtlich  der  Begrifla  nnd  der  Dialekte  fandaa  wir  nur, 
waa  IQ  arwMTtea  war.  Al>er  von  dso  Wortklassen  aobänen 
Verba  and  Adjectiva  sttrkar  aioh  TOnodringen,  als  die  sab> 
Btanttvische  Poesie  voraoBaehen  lieaa.  Doch  gerade  dies  Hbrt 
auf  eine  charakteristische  Erscheinung. 

Prof.  Scherer  hatte  mir  geaagt,  das  Vertedehniaa  der  Syno- 
nyma BoUe  ans  das  FachweA  veranaohauliohen,  aas  dem  die 
Skalden  das  nöthige  Material  holten.  »Eigentlich  braochten 
aie  fflr  jeden  Buchstaben  je  an  eigenes  Wort«.  DarchblUtert 
man  nun  unsere  Sammlung,  so  findet  sich  das  bei  den  Haupt- 
wörtern selten  auch  nur  annähernd  erfüllt  So  fangen  von 
sechs  altn.  Worten  für  »Aussehen«  vier  mit  1  ao;  die  dn- 
undzwanxig  ags.  Worte  für  »Feuer«  haben  nur  siebwi  Terschie- 
dene  Anlaute;  von  den  neun  für  Geschlecht  b^;innen  sechs 
mit  c,  twei  mit  f,  endlich  eins  mit  t.  Nur  die  aUerbedeutend- 
sten  Worte  wie  vor  allem  »Fürst*  und  »Kampf«  gehen  wid- 
lieh  iatA  durch  das  ganze  .\lpbabet.  Nun  aber  bei  d^ 
Adjektiven  und  Verben,  die  wir  aU  poetische  Beiwörter 
den  poetischen  Hauptwörtern  der  altgerm.  Dichtung  gegenüber 
stellen,  da  haben  wir  allerdings  Mannichfaltigkeit  des  Anlauts. 
Selten  b^innen  sie  mit  gleichem  Laut  (denn  Präpositionen 
kommen  in  älterer  Zeit  für  die  Alliteration  ja  nicht  in  Betracht). 


Bei    >\ii>?taririven  trcfien    wir    sehr    oft    eine    ganze    Reihe    von 
Zusammensetzungen    mit    demsell>en    ersten  Ghed,   z.  B.    unter 
> Schatz«   sieben  ags.  CompositÄ  mit  mädum/  Davon  hat  natür- 
lich  der  stabreimende  Dichter  keinen  Vortheil,  wenigstenB  was 
den  Reim  angeht;  der  Versbau  mag  allerdings  den  Besüi  auch 
dieser  Variationen  z.  T.  wünschenswerth  gemacht  haben.     Da- 
g^en  bei  Verbis  und  Adjectivis  ist   dergleichen   viel   seltener. 
Häufiger  ist  schon,  dass  Nebenformen  bei  einander  stehen,  T\ie 
beeonders  oft  neben  dem  einfachen  Adjectiv  dasselbe  Wort  mit 
—    lic.     Zuweilen   entspringen    auch   mehrere    Adjectiya   oder 
Verba  gleichen  Anlauts  einer  Zwillingsformel  (s.  u.),  t.  B.  fregna 
und  freiBta.  Aber  neben  all    solchen  Fällen    der  Variation    bei 
gleichem  Anlaut,  die  die  Nebenwörter    der  poetischen  Sprache 
seltener  zeigen  als  die  Hauptwörter,  treffen  wir  unendlich  öfter 
bei   Verben    und    Adjectiven    auf  Variation    mit   wechselndem 
Anlaut.     So  zeigen  die  Synonyma  für  »klug«  folgende  Anlaute: 
altn.  a  f  g  h  k  1  r  6  sp  st  v;  ags.  abcfghimrs|)v; 
für  »tapfer«  altn.    befghlmörsstvj);  ags.  a  b  c  d 
efghlmnosf)v;für  »töten«  altn.  bdfhklmrs 
T,  ags.  b  c  f  s  V,  u.  s.  w.    Doch  bei  so  häufigen  Worten  könnte 
man  erinnern,  wir  hätten  eben  erst  von  »Fürst«  und  »Kampf« 
dasselbe  gesagt.     Aber  wir  finden  ähnhchee  durchweg.      Z.  B. 
für  »gedeihen«  altn.  fünf  Worte  mit  fünf  Anlauten,  für  »schön« 
fünf  altn.  mit  vier,    zehn   ags.    mit    sieben    Anlauten   u.  s.  w. 
**  Also:  da  das  Substantiv  den  Vers  bestimmt,  braucht  es  Vari- 
ationen nur  in  so  weit,  als  eben    der  Geschmack    der    Dichter 
diese  liebt.     Adjectiv    und    Verb  aber    müssen    eigentlich    für 
jeden  Anlaut  eines  Substantivs,    zu    dem    sie    gezählt   werden 
können,  eine  besondere  Variation   besitzen.     Hier  ist  alao  die 
Häufigkeit  doch  nicht  allein  Function  der  Wichtigkeit,  sondern 
gerade  die  Abhängigkeit   vom  Substantiv    verlangt  Neubildung 
von  Synonymen.     Das  Substantiv  wird  um  seinetwillen  variirt, 


150 

deahalb  ist  sein  Anlftot  ^öcbgUtiger;  AiJ^eottr  und  Vnb  mrdea 
um  dea  Snbetuitlva  willen  Tnindert  and  richten  sich  daher 
nach  diesen  in  der  Reimfilh^eit. 

Bin  beeonden  anaehaulichea  Bild  von  diesor  Unterthänig- 
keit  der  >TerBfQllenden<  Worte  and  von  der  Hemcbatt  der 
reimetabtragenden  Sobstoativa  bieten  nrei  Qnqtpen  von  Verb«, 
die  ich  deshalb  bis  hierher  aufgespart  habe.  Aach  deshalb 
schon  ist  ihre  Sonderang  berechtigt,  weil  sie  sich  kaum 
wie  die  früher  veneichneten  heiti  unter  die  Fflhrong  eines 
einzelnen  Wortes  aua  ihrer  Mitte  steUen  lassen.  Die  eine  Klasse 
zeigt  nochmals  die  Wichtigkeit  der  Substantiva,  weil  sie  ihre 
S^ke  nur  dem  Bedürfniss  nach  immer  neuen  Hauptworten 
verdankt;  die  andere  die  Bedeutongslosigkeit  der  Verba. 

Ein  Substantiv  bat  der  Dichter  allseit  an  dem  Subject 
des  Satzes  and  dies  lässt  er  sich  auch  ja  nicht  nehmen.  Ich 
meine,  dass  hieraus  realistischer  Vieles  zu  e^Ulren  ist,  was 
Heinzel  in  seinem  schonen  Aufsatz  über  den  Stil  der  altgerm. 
Poesie  vielleicht  zu  idealistisch  und  poetisch  erklärt  hat.  Vor 
allem  die  Ersetzung  des  Pronomens  durch  das  Epitheton  (näm- 
lich das  substantivische,  wie  z.  B.  helidAs  zu  Hiltibrant  enti 
Hadubrant,  la  bei  Heinzel  Q  F  10,  3  f.,  49).  Aber  ebenso  auch  die 
Nachstellung  der  Apposition :  aach  dies  substantiviscüe  Element 
muss  am  Versanfang  stehen  (z.  B.  Hadubrant  sprach,  Hilde- 
brands  Sohn,  wo  eben  das  Verb  als  Läckenbüaser  zwischen  die 
Stäbe  geklemmt  wird;  Ib  bei  Heinzel  S.  5  f.,  49)  und  ebenso 
die  versetzte  Wortfolge  (i.  B.  Hild.  20—21:  prilt  soll  den  Vers 
beginnen;  bei  Heinzel  3,  aao.  S.  12  f.,  49).  Also:  Regel  ist,  dass 
jeder  Vers  als  erstes  Stabwort  ein  Substantiv,  nämlich  das 
Subject  des  Satzes  bat.  Aber  geht  das  nicht,  so  ist  ein  Sub- 
stantiv vielleicht  durch  Einstellung  eines  Objekts  zu  beschaffen. 
Und  das  scheint  mir  meist  die  Ursache  für  die  Variation  der 
Aussage  (2  bei  Heinzel,  S.  9  f.,  49).  So  Hild.  56:  hnutl  giwinnan 


161 


vaiiirt  in  rauba  birahanen,  um  mit  rauba  ein  neues  starkes 
Reimwort  zu  erzeugen;  giwinnan,  birahanen  sind  dabei  fast 
nebensächlich.  Die  Zahl  der  poetischen  Hilfsverba  nun,  die 
überall  Substantiva  mobil  machen,  wo  eigentlich  Verba  zu 
erwarten  wäre,  beweist  die  Ausdehnung  dieses  Prinzips.  Ich 
notire  hier  mit  Beschränkung  auf  solche  Worte,  die  einer  brei- 
teren Verwendung  fähig  sind,  als  solche  Verba  des  Gebrauchs: 
beita  bella  benda  bregda  büa  draga  drygja  fremja  gerva  greida 
heyja  hlada  hleypa  keyra  lata  leggja  leida  nema  orka  räda  renna 
Tjüfa  selja  setja  skapa  snüa  strenja  sveigja  unna  vega  veita 
verpa  vinna  [33]  —  ädreögan  •  hebban  •  lecgan  •  räinan  •  räfnian 
•recean-sehtan-stellan-vrecan  äfnan  atfästan  beeöde  praet.  befästan 
feolan  gangan  g&n  healdan  lecgan  heran  bevyrcan  bigangen 
'gan  brengan  bringan  cirran  cyrran  dön  dreögan  efnan  ferian 
iindian  forlaetan  fremman  fulgan  geäfnian  gebrengan- bringan 
-daelan-  d6n  -efnan-  frenunan-  gervan  -  gearvian  •  h^gan  •  laestan  -ridan 
gervan  ge|>eön  geryrcan  gearvian  hebban  healdan  laestan  räinan 
raeran  reccan  rihtan  sellan  settan  styrian  teöf  enian  tindran  v^an 
vyrcean  [58]  —  arheffen  frumian  garawen  gauurchan. 

Namenthch  bei  den  altn.  Wörtern  lässt  sich  das  wohl- 
gefüllte Alphabet  nicht  verkennen.  Es  versteht  sich,  dass 
grössere  Häufigkeit  einzelner  Anlaute  in  bestimmten  Substantiven 
gleichen  Anlauts  begründet  sein  wird.  Ueberall  Uesse  sich 
übrigens  auch  bei  den  oben  gesammelten  Nebenworten  das 
führende  Substantiv  für  jedes  einzelne  Synonjma  aufspüren. 
Ein  Beispiel  s.  u.  S.  152.  —  Wie  stark  diese  beiden  Gruppen 
von  Verbis  in  der  nhd.  Sprache  sind,  bemerkte  Jean  Paul  aao. 
(Werke  18,  366  Anm.):  die  völlige  Ausnutzung  dieses  Vorraths 
aber  hat  in  der  Poesie  längst  ein  Ende.  — 

Setzen  mit  diesen  Worten  die  Dichter  die  Substantiva  in 
Bewegung,  so  sind  für  die  Hauptwörter  unter  den  Hauptwörtern, 


152 

nämlich  die  Penonennameii,  die  Verbs  der  Bewegung  kuim 
seltener.  Ueberall  sonst  gehören  diese  ntbaa  den  Vnbis  daa 
EätnpfenB,  Sterbens  tind  besonden  des  Sprechens  xu  denjen^en, 
die  raerst  typisch  erstairen.  Aber  in  der  aUgenn.  Poesie 
kommen  diese  alle  nicht  duu,  weil  sie  stets  hinter  mchsslnden 
Haaptwortea  herlaufen  müssen.  J.  Grimm  meiU  s.  B.  (Andreas 
and  Elene  S.  33)  an,  dass  in  den  altgerm.  Liedern,  wie  in 
den  griechischen  jedesmal  die  räumliohe  Bewegung  der  Gfitter 
hervoi^hoben  werde.  Aber  homerisoh  stehen  da  fast  Qberall 
dieselben  Wortei  dagegen  bat  faet  jede  Stelle,  die  J.  Orimm 
citirt,  ein  anderes  heiti.  Man  sehe  sich  nur  diese  FOlle  tod 
Verben  der  Bewegung  an: 

bifaek  eisa  ganga  hlaupa  hnlga  hrafa  hrata  brj6ta  hvarfa 
hvaräa  hverfa  klifa  koma  kranga  lida  Idta  rata  renna  rlda 
liaa  sQkkra  skaera  akjötask  skriSa  skunda  spretta  springa  stgkkra 
attga  svifa  troda  tnVta  vada  vafa  vlkja  [34]  —  äbögan  cerran 
cumon  bverfan  raeman  rlsan  stondan  stigan  teön  becuman 
bebügan  cumon  eode  praet.  faran  f^ran  folgian  {ylgean  gangan 
gän  gebügan  crincan  cringan  eode  praet.  f^rao  gangan  gän  hled 
fan  hveorf an  •  leoran  ■  laedan  ■  tiS&ü  ■  metan  -  gengan  guman  gesprin- 
gan  -  stapan  -  stäppan  -  stigan  -  styllan  -  vadon  ■  viton  geondfaran- 
f^ran  ■  hveorfan  geongan  hverfan  hvearfan  hvearfian  hveorfan 
iman  läcan  Laecan  leoran  lidan  Ithhan  meton  ödfaran  •  rin- 
nan  -  scüfan  -  atandan  oferfaran  -  gangan  onbügan  -  cerran  onettan 
päddan  plegan  ridan  rinnan  rlgan  seacan  aceotan  scridon  secan 
sldian  sigan  springan  stapan  ateppan  stincon  s^Uan  svican 
avician  svlfan  svimman  tengan  teön  tredan  treddian  tryddian 
]>ringan  ^urhvadan  vadan  vandhan  vadan  veallian  [83]  — 
arbevan  sih  hevan  cuman  varan  ritan  giuuitan  —  faran 
gangan  ilian  lithan  atapan  stigan  giuuitan.  —  Vgl.  Bode 
Kenningar  in  der  ags.  Dichtiu^  S.  43. 


153 

Ee  füllt  auch  hier  auf,  wie  oft  die  Synonyma  reimen, 
z.  B.  in  den  letttgenannton  beiden  ahd  Verbis.  Der  Reim  ist  ags. 
auch  Öfter  in  solchen  Fällen  zu  Ziriliingeformeln  benutzt 
worden.  — 

Um  sum  Schlufis  von  der  Verwendung  der  untergeordneten 
beiti  ein  anecbaulichee  Beispiel  zu  gewähren  (für  die  der  herr- 
Bchendea  subgtanÜTiscben  Synonyma  können  dae  die  citirt«n 
Fälle  der  Variation  an  ein  imd  derselben-  Stelle  geben),  führe 
ich  hier  nach  Sievere  (Heband  S.  415)  die  Epitheta  zu  dem 
Worte  »Gott«  auf.  '- 

Am  deutlicheten  ist  die  Abhängigkeit  dee  Epithetons  von 
dem  ersten  Stabwort,  wenn  das  Beiwort  als  zweiter  oder  dritter 
Reimstab  steht  (1).  Unabhängig  scheint  ee  alg  erstes  Stabwort  (2), 
ist  ee  aber  in  Wirklichkeit  nur  ausserhalb  des  Reims  (3). 

1)  Das  Epitheton  steht  als  zweites  oder  drittes  Reimwort. 

tb6  gödö  reimt  auf  godes  1471a — b  thg  hSlago:  himücraftes 
4337a — b  mabtig:  marcoda  601  a  4780a:  mer  4758a — b: 
manoda  4802a  riki:  rocfat  108a — b  alomahtig:  engilo  416a — b 
tb^  alomahtigo:  up  903a  1110a  alouualdo:  encora  861a — b: 
ambahtman  2155a — b  h^Ug:  hard  haramscara  240a — b:  h&han 
himiUader  4759a— b:  hebbian  5351a— b:  haldid  1914a  the 
häago:  harr  151Sa — b  bruojan  te  helpu  1924a — b  binana  te 
helliu  3384a — b  craftig:  äquellian  754  b — b  antkennian  3607 
a — b  3618a — b  karon  öOlla^b  naahtig:  mannun  1632a — b: 
m^infolc  182$a — b:  mancunni  3592a — b  the  märio  mahtigo: 
manodi4886a— bmildi:  muode  3239a— b  rlki:  rink  3095a— b 
drobtin:  dualm  53a — b  thiodgod:  thiuua  285a:  thinon  1119 
a— b  8221a— b:  thing  1728a— b. 

Bei  weitem  der  häufigste  Fall  ist,  wie  man  siebt,  dase  daa 
Epitheton  im  zweiten  Halbvere  steht  und  von  dem  Substantiv 
im  ersten  Halbveree  bestunmt  ist.  Das  Substantiv  ist  meist 
das  erste  Stabwort,  zuweilen  (270  4759  1924  3384  1632)   dae 


IM 

smite,  und  in  diesem  FiD  n^ert  ee  nidit  nur  dii  dritte,  eon- 
dem  ftodi  das  ente  Baimrt  (Adjeetln  in  pgoolttiiahsf  SMhmg 
240  4759,  Vari»  19M  1688.  Advwb  8884).  Nm  M  es  aber 
intereeaant,  daes  die  selteoenD  FUle,  nfanlich  StaUnng  das  Spi- 
thetona  im  ezstea  Halbven,  und  Abbfingi^ait  deMeUoett  von 
einem  nicht  sabatantiTiaohen  Worte,  faat  AberaU  lasammsD- 
trefEen.  Daa  Epitheton  steht  als  mitea  Rdmwcrt  601  4780 
abhängig  von  maxcoda,  780S  von  manod»,  906  1110  von  op, 
1914  von  haldid.  In  dem  letcten  Falle  ist  daa  A^eotir  mit 
dem  Snbatanttv  yeiBchmolaen:  wir  haben  hdaggod  ta  Imbc, 
and  so  bietet  die  Stelle  edne  genana  Parallele  sa  einan  sie- 
bwiten  Kall  dee  Epithetona  im  eisten  Halbrene:  thiodgod  286. 
BeflondeiB  merkwürdig  sind  die  Belege  mit  markoda.  Vilmat 
(Alt  im  HeL  S.  8)  bat  beobachtet,  daaa  der  Dichter  der  Zusammen- 
atellnng  von  metod  nnd  markon  sichtlich  ans  dem  Wegs  geht. 
Die  alte  Formel  ist  aber  metod  markoda.  Wir  dflrfen  deshalb 
getrost  behaupten,  dass  601  4780  mahtig  als  wirkliches  Sub- 
stitut für  metod  steht;  wie  im  Allgemeioen  das  BpiÜ)flt(»i  das 
Substantiv  vertritt,  ist  hier  fflr  ein  bestimmtes  Substantiv  ein 
bestimmtes  Epitheton  eingesetzt  worden  und  swar  dai  am 
□ächfiten  anklingende,  wie  in  den  Verstecknamen  der  ptoven- 
zaliechen  Dichter.  Und  da  im  Hei.  sich  sehr  oft  der  TCiTifln— 
eines  Verses  aul  nicht  weit  entfernte  andere  beobachten  läset, 
dürfen  wir  7802  als  Anal(^ewirkung  von  4780  «rkUren.  — 
Es  bleiben  die  beiden  gleichlautenden  Verse  up  te  them  alo- 
mohtigen  gode  903  1110.  Sie  reihen  sich  den  F&llen  an,  in 
denen  das  Epitheton  die  erste  Reimstelle  einnimmt.  Wirkliche 
Ausnahmen  endlich  sind  5351,  wo  das  Verb  hebbian  als  ein- 
siger Reimstab  des  ersten  Hfübverses  regiert,  und  die  analogen 
aufCallend  häufigen  f^lle  mit  craftac  god  in  der  zweiten  Halb- 
zeile. — 


155 

2)  Das  Epitheton  steht  sie  erstes  Reimwort. 

mabtig:  macode  241a:  modag  1378a:  müdi  3501a:  mann 
5Mla — b  alomahüg:  c^an  476a — b  libbiandi:  liobtSCßSa — b 
&086a— b  ihi  rlkeo:  rehtiu  2611a— b  sdthfaat:  suokean  5938 
a — b  drohtin:  dago  167()a — b  hebaniikies  god;  harmgiuurobti 
5038a— b  thiodgod:  tbionon  789a— b. 

Hier  ist  also  in  der  Regel  das  Epitheton  einziges  Reimwort 
des  ersten  Halbverses  (nemi  von  zwölf  BelegsteUleo).  Weiter 
I&llt  auf,  daae  die  Hälfte  aller  Beispiele  auf  zwei  Worte  kommt: 
mahtig  mit  vier,  Ubbiandi  mit  zwei  Fallen.  Das  letztere  zu- 
nächst ist  einfach  Uebersetzimg  (5086  ist  das  deus  vivus  der 
Vnlgata  ein  venig  von  seiner  Stelle  verschoben)  und  der  iweite 
Halbvers,  beidemal  the  tbit  lioht  giscop,  ist  nur  des  Reims 
wegen  zi^esetzt.  Bei  mahtig  aber  erinnern  wir  besonders  zu 
241  an  unsere  Bemerkung,  wie  dies  Wort  durch  seine  Stell- 
vertretung des  Wortes  metod  substantiviscbe  Geltung  hat.  Ganz 
gewiss  steht  mahtig  macoda  unter  der  Wirkung  der  Formel 
mahtig  marcoda.  Und  ebendeshalb  wird  das  Wort  1378  3501 
wie  ein  Substantiv  mit  einem  zweiten  Adjectiv  construirt.  In 
all  den  drei  Fällen  also,  wo  das  Epitheton  ein  zweites  Reimwort 
im  selben  Halbvers  unter  sich  hat,  sehen  wir  mahtig  in  sub- 
stantivischer Function.  Sonst  wird  dem  Epitheton  diese  am 
meisten  ins  Ohr  fallende  Herrschaft  nicht  zuertbeilt;  es  steht 
nur  gleichberechtigt  neben  dem  Reimwort  der  zweiten  Halbzeile. 
Ja  in  Wahrheit  steht  es  auch  hier  unter  dem  letzteren.  Denn  z.  B. 
5938  ist  wohl  suokean  übersetzt,  aber  suothfastan  ist  (wie  oben 
das  the  thit  lioht  giscop)  nur  des  ReimB  wegen  zugesetzt.  Also 
ist  das  Epitheton  durch  den  Anlaut  von  suokean  bedingt. 
Ebenso  z.  B.  789;  wir  sahen  schon,  dass  thiodgod  seine  An- 
wendung fast  nur  Reimen  auf  thionon  und  dajnit  verwandte 
Worte  verdankt.  —  Einzelne  Belege  wie  476.  1670  stehen  in 
metriBch  ganz  verfrahrlosten  Versen.  — 


166 

3)  Du  Epithston  aUbt  uamaAälb  im  Rainm. 

tfae  aloouhtigD:   god  «luauhtig  fingebui  habflfe  845  88ST 
goodm  maimon  forgibit  god  ikmialitig  1766 
tlut  hie  it  thi  sao  bugibit  good  alonuhtig  4088 

aloaiuldo:  aa  it  gegnongo  fui  gode  alomuUoa  89B7 

mshtig:  so  it  god  mihtig  tnuddiod  nnaldft  867 

thu  uelda  thmt  god  mahtig  oaldand  aaendsui  1039 

fader:  tlut  it  so  gi  pngaa  sosl  so  it  got  fwier   —   4779 

Maq  flieht  aotort,  das«  die  FUl«  mit  alomahtig  und 
mahtig  toimelhaften  Charakter  haben.  Sie  "">*—*  nun  aber 
xuaammen  sechs  von  acht  Belagaa  um.  Dies  ist  wohl  u 
so  erklären,  dass  grade  diese  Epitheta  als  die  baUebtaatoi  alkt 
fOr  iGott«  verwandten  gebraucht  worden,  am  in  einam  Vena 
als  m&lfyUing  lu  dienen,  dessen  feete  Glieder  schon  ^{Msdi 
erstarrt  waren.  Und  iwar  steht  god  alomahtig,  wo  der  gaue 
Halbvers  zu  fällen  ist,  god  mahtig,  wo  noch  anderes  FfiUsd 
hineinkommt.  —  Aehnlich  füllt  das  auch  ähnlich .  klingende 
aloQualdo  3937  den  Vera  aus;  fader  4779  steht  verrinselt.  — 

Diese  Uebersicht  zeigt  demnach  vollauf  bestätigt,  was  wir 
behauptet  hatten:  die  Epitheta  verdanken  ihre  VervielflUtigang 
lediglich  der  Variation  der  Hatiptworte,  von  denen  jedes  sein 
Gefolgswort  verlangt.  So  können  wir  uns  nun  von  der 
poetischen  Oekonomle  der  alten  Dichter  bei  der  Wortwahl  ein 
ziemlich  genaues  Bild  machen.  Damit  wäre  unsere  Ausführ- 
lichkeit wohl  entschuldigt,  wenn  hier  wirklich  gelangen  wäre^ 
einen  Blick  zu  thnn  in  die  Art,  wie  die  Sänger  der  altgerm. 
Lieder  arbeiteten;  denn  Arbeit  erforderte  die  Alliterationa- 
dichtung  sicher  und  machte  sich  durchaus  nicht  von  selbst!  — 

g  9.    Kenningar. 
Die  groBse  Bedeutung,    welche    für    die    altgerm.  und    be- 
sonders die  altn.  Poesie  die  Umschreibungen  haben,    ist  längst 


157 

iillg»iyn<Hp  anerkannt,  während  nmn  der  Eigenart  der  Ketmingar 
sonst  wohl  nicht  gerecht  geworden  ist.  Man  pflegt  sie  ewar 
als  etwas  ganz  Unerhörtes  und  FremdartigeB  hinzustellen;  aber 
mit  Unrecht.  EeniÜDgar  hat  viehnehr  jede  Sprache,  und  be- 
sondere jeder  aui  poetischer  Wortwahl  beruhende,  dichterisch 
gefärbter  Sprachgebrauch.  Als  eine  besondere  Classe  der 
MetApfaern  unterschied  diese  Umschreibungen  schon  Aristoteles 
{■vgl.  M.  Heiler  Denken  im  Lichte  der  Sprache  S.  449,4).  Sem 
Heister  Piaton  soll  eine  Vorliebe  für  dergleichen  Wendungen 
gehabt  haben;  wenn  er  z.  B.  das  Haupt  die  Burg  des  Körpers 
nennt  (vgl.  0.  Müller  Gesch.  d.  griech.  Lit.  II  232),  so  kommt 
das  einer  eddischen  Kenning  gani  nahe:  Hym.  23,6  heisst  der 
Kopf  Hochberg  der  Haare.  Und  Piaton  selbst  zeigt  sich  hier 
wieder  nur  als  Portsetzer  volksthümlicben  Gebrauchs :  besonders 
ist  überall  die  Hythologie  reich  an  Keoningen  und  wenn  z.  B. 
das  Menschengeschlecht  als  fttiiä^  xafift6(  umschrieben  wird 
(vgL  W.  Hüller  Crescb.  u.  System  der  altdeutschen  Religion 
8.  170  Amu.  2),  so  ist  das  eine  Kenning  vom  reinsten  Wasser. 
Dabei  hat  Bode  auch  zu  den  meisten  ags.  Kenningen  auB 
fremden  Sprachen  Parallelen  anführen  können.  Die  Eigenart 
der  Koming  besteht  in  der  Umschreibung  vermittelst 
variirter  Appellativa.  Nennen  wir  z.  B.  Göttingen  »die 
durch  Pfl^  der  Wissenschaft  berühmte  Stadt  an  der  Leine,« 
Eo  igt  das  eine  einfache  Umschreibung.  Setzen  wir  aber  für 
das  Appellativum  «Stadt«  die  spedfische  Variation  ein;  «das 
Athen  an  der  Leine«  (wie  Lichtenbei^  scherzhaft  von  Leina- 
thenienserinnen  spricht),  so  ist  das  eine  Kenning.  Nennen  wir 
einen  Dichter  einen  >Liedermann«,  wie  man  etwa  »Kalender- 
mann«  sagt,  so  ist  das  nur  eine  Umschreibung.  Aber  >Sohn 
der  Lieder«,  wie  Kemer  imd  Uhland  singen,  ist  eine  Kenning; 
»Vater  der  Lieder«  wäre  es  wieder  nicht.  Und  so  haben  wir 
noch  fiberall  Kenningar    in  Hassen,    z.  B.    in  Titeln:    Brigade- 


158 

Gommandeur  iat   Unuchieibung,    ab«r   GeDenlmftjor   ist    Eeo- 
ning  u.  8.  w. 

ÄIbo  die  Kenningai  an  sich  smd  noch  kdne  bMondere 
Merkwürdigkeit  der  altgerm.  oder  gar  der  altn.  Poesie.  Wohl 
aber  ist  das  die  Art,  wie  sie  dort  ausgebildet  worden  sind. 
Die  Skalden  haben  sich  in  dieser  Figur  ein  Kunstmittel  zur 
principiellen  und  as^stenutiBchen  Poetisirung  der  Gegenstinde 
geschahen,  das  in  seiner  Art  und  der  Breite  seiner  Anwendung 
aUerdings  nicht  seines  Gleichen  hat.  Am  eisten  könnte  man 
die  ofäciellen  Umschieibui^n  der  keltischen  Kunstpoeme  rar 
gleichen,  welche  in  den  «Triaden  rerschönemder  Umschreibung« 
von  den  Barden  auigespeichert  wurden  (Stephena-San  Uarte  Ge- 
schichte der  wälschen  Utteratur  S.  409);  aber  tu  einer  syste- 
matischen Umnennung  aller  Dinge  sind  doch  auch  diese  nicht 
wie  die  Skalden  gekommen.  Diese  Umwandlung  der  gewShn- 
lichen  Benennung  in  eine  kunstmässige  geschieht  in  gans  un- 
poetischer,  rein  verstandesgemAsser  Weise.  Es  wird  eine  Classi- 
ßcation  nach  Haupt-  und  NebenbegriSen  zu  Grunde  gelegt 
grade  wie  bei  einer  der  ältesten  Haup^ttungen  der  Compo- 
sition  (Pott  Doppelung  S.  15).  Die  Begriffe,  aus  denen  dies 
Cordinatennetz  herausgesponnen  wird,  sind  eben  jene  Haupt- 
begriffe,  die  in  den  Runen  niedergelegt  sind :  Mann  Frau  Thiei 
u.  a.  als  r^erende,  Kampf  Schatz  See  u.  a.  als  r^erte  Be- 
griffe. Soweit  ergäbe  das  eine  rein  verstandesmäasige  Sprache, 
nicht  weit  ab  von  jenen  mathematiscben  Sprachen,  die  man 
im  vorigen  Jahrhundert  wiederholt  zu  schaffen  gesucht  hat 
(vgl.  z.  B.  über  Bacone  Idealaprache  Benfey  Geech.  d.  Sprach- 
wissenschaft S.  233,  über  Leibniz  ebd.  S.  249,  über  diejenigen 
Ploucquete  und  Meiers  Briefe  die  neueste  Literatur  betreffend 
17,61  f.).  Auch  wird  man  über  die  .\nalogie  nicht  erstaunen, 
wenn  man  bedenkt ,  dasa  nach  Max  Müllers  scharfsinniger 
Bemerkung  schon  die  Zahlworte,  das  sicherste  Denkmal  altidg. 


^^— '"^*  ••     ■'■'■■— *1^-- 


159 

Denkfähigkeit,  von  einem  Greist  philoeophischer  ClasBificirung 
geregelt  sind  (Essays  *  11  43),  ja  dass  nach  Vignolis  tief- 
gehenden Untersuchungen  die  allerälteste  Mythologie,  ja  alle 
menschliche  Auffassxmg  der  Aussenwelt  mit  dem  ordnenden 
und  sondernden  Greist  der  Wissenschaft  im  Kern  gleichartig 
ist  (Myth.  and  Science  8.  113.  132  u.  ö).  Und  in  der 
That  nähern  die  artbezeichnenden  Composita  der  Sprachen 
grade  bei  den  Naturvölkern  (vgl.  Vignoli  aao.  89)  sich 
in  oft  ganz  wunderbarer  Weise  den  Kenningen.  (Viele 
BeLspiele  dafür  aus  dem  Siamesischen  Ungarischen  Hebrä- 
ischen bei  L.  Tobler  Ueber  die  Wortzusammensetzung  S.  13). 
Mir  erschien  es  z.  B.  zuerst  als  der  Gipfel  der  Greschmack- 
losigkeit,  dass  Atlm.  63,2  die  Zehe  »Fusszweig«  genannt  wird. 
Aber  bald  darauf  las  ich  zufällig,  dass  in  zwei  Sprachen  Ost- 
afrikas die  Zehe  »Schenkelfinger«  heisst  (Curti  Entstehung 
der  Sprache  S.  52  Anm.  23),  was  doch  eine  ganz  entsprechende 
Umschreibung  ist.  —  nur  eben  keine  Kenning,  weil  das  eigent- 
liche Wort  »Finger«  steht  und  nicht  ein  bildlicher  Ausdruck 
wie  »Zweig.«  Doch  sind  auch  diese  Bilder  nicht  aus  dem 
Nichts  hervorgezaubert.  Auch  sie  beruhen  auf  alter  volksthüm- 
licher  Grundlage.  Es  heisst  z.  B.  in  einem  Volksliede  mytho- 
logiechen  Inhalts  (bei  Schwartz  Indogerm.  Volksglaube  S.  178) 
von  einem  gespenstigen  Reiter:  »Wie  zwei  Berge  ragen  seine 
Schultern  und  wie  eine  Felsburg  sein  Haupt.«  Da  haben  wir 
genau  die  Basis  der  eddischen  Kenning  Schultemfels  für  Kopf 
(Lok.  57,4).  Ganz  ähnlich  z.  B.  in  einem  baskischen  Räthsel. 
wo  der  Kopf  als  ein  Berg  auf  einem  Stumpf  umschrieben  wird 
(Vinson  Folklore  du  pays  basque  S.  247,35). 

Die  Kenningar  sind  danach  nicht,  wofür  man  sie  gemeiniglich 
ausgiebt,  blosse  Neuerungen  der  Skaldenkunst.  Sie  beruhen 
vielmehr  auf  systematischer  Ausbildung  eines  uralten  Mittels 
der  sprachlichen  Subsumption,   nutzbar    gemacht    zum    Behufe 


160 

der  Einbeziehong  jedes  Substantivs  in  die  poetischen  Kategorien 

(deren  Ueberechtiften  die  Runen  sind). 

Der  Mechanismus  dieses  Verfahrens  besteht  darin,  dass 
das  poetisch  zu  umnennende  Ding  zunächst  in  jenes  Coordinsten- 
system  eingezeichnet  wird,  um  verständlich  zu  bleiben,  und 
hierauf  durch  ein  hergebrachtes  Bild  ersetst  wird,  um  poetisch 
zu  werden.  Jede  gBnning  ist  durch  diese  Verhüllung  der 
eigentlichen  Beziehungen  zugläch  ein  Räthsel  (vgl.  Heinsei  aao. 
20)  und  die  porodistische  Definition  des  Menschen,  die  Diogenes 
aui  Piatons  Umschreibung  hin  gegeben  haben  soll,  eröffnet  ein 
altes  Räthsel:  der  Vc^  Federlos  (MSD  VII  4,  1).  Durch  die 
Sucht  der  Skalden  nach  dunkleren  Ausdräcten  wurde  dann 
dies  Räthaelhafte  mehr  und  mehr  verstärkt.  Durch  wiederholtes 
AbvarüreQ  konnten  die  Grundlinien  ganz  unkenntlich  werden. 
Doch  das  ist  bei  einer  fortgesetzten  Reihe  von  Subetitutionen 
überall  so,  und  nach  mehrmaligem  Tausch  kann  man  freilich 
nicht  mehr  errathen,  dass  Hans  im  Glücke  von  seinem  Herrn 
einen  Goldklumpen  mitbekommen  hat. 

Aber  die  ältesten  Kenningar  stehen  noch  den  heiti  ganz 
nahe.  Ja  die  Grenze  ist  oft  schwer  zu  bestimmen,  und  ich 
muBste  schon  bekennen,  in  mein  Vetzeichniss  der  heiti  manches 
Wort  aufgenommen  zu  haben ,  das  vielleicht  be&ser  hierher 
gezogen  würde,  und  Bode  (s.  u.)  hat  beide  Kategorien  völlig 
vermischt.  So  ist  z.  B.  altn.  folkvordr  eigentUch  genau  so  gut 
eine  Kenning  wie  sverda  deilir.  Aber  es  wird  doch  als  ein- 
heitliches Wort  empfunden,  denn  es  wird  mit  einem  neuen 
Genetiv  verbunden  {Skim.  3,2),  Hier  ist  also  die  Kenning  zum 
Heiti  geworden,  wie  ein  Gleichniss  Metapher  wird.  Dasselbe  gilt  — 
von  ags,  goldvine,  was  gern  mit  gumena  verbunden  wird,  u.  a. 
Umgekehrt  sind  i.  B.  ags.  heim  hleö  hyrde  schwerÜch  vob- 
vomherein  für  den  König  gesagt  worden,  sondern  nur  äde- 
linga  heim,  eorla  hleo,  folces  hyrde  u.  dgl.;   hier  ist    also    ein 


161 

Theil  der  alten  Eemmig   zum  Heiti   geworden,   wie   dort   die 
gante  Kenning.saxn  Theil  einer  neuen./  Eb   igt   dasselbe,    wie 
wenn  s.  B.  Hilde  für  Brunhilde  steht  —  Wir   haben   neben- 
einander guUmidlandi  Hebr.  11,2  und  guUs  midlendr  Ak\\  38,7. 
Jenes  habe  ich  unter  die  heiti  aufgenommen,  dies  ist  unzweifel- 
haft    eine   Eenning.      Andere   Fälle    wie   z.    B.     as.     duom- 
dag  neben  duomes  dag  in  der  Gr.  11  612  f.     Der  merkwürdig- 
ste in  der  Vkv.:  12,4  TÜjalauss,  31,2  vilja  ek  lauss  sit  —  aus 
xnetzischen  Gründen  die  einfache  Composition  zur  auffallenden 
XTxnschreibung  aufgelöst  (doch  vgl.  Sig.  sk.  24,6).  Mehrere  Male  habe 
äch  es  vorgezogen,  dasselbe  Wort  in  beide  Kategorien  einzuweisen. 
Auch  unter  die  Verba  habe  ich  dort  gelegentlich  Umschrei- 
bungen angenommen.     In  der  That  brauchte   man   so   wenig 
das  Wort  »kenning«  wie  das  Wort  »heiti«  auf  Substantiva  ein- 
zuschränken.   Aber  die  Substantiva  dominiren  unter  den  Um- 
schreibungen doch  noch  entschiedener   als  imter  den  Vanatio- 
nen;    umschriebene  Adjectiva   sind  sehr    selten,    umschriebene 
Verba  immerhin  noch  häufig  genug,  um  einen  Anhang  verbaler 
Eenningar  zu  rechtfertigen.  — 

Ueber  die  Eenningar  handelt  vergleichend  Heinzel  aao.  19  f. 
in  sehr  interessanter  Weise,  vgl.  auch  A.  Hofimann  Englische 
Studien  \n[  195.  Gesammelt  sind  die  altn.  Eenningar  zuerst 
in  den  Skäldskaparmäl  C.  1 — 53,  zuletzt  in  Vigfussons  Corpus 
poeticum  boreale  11  447 — 86;  eine  hübsche  Besprechung  bei 
Weinhold  Altnord.  Leben  S.  328  f. ;  interessante,  doch  z.  T.  nicht 
unbedenkliche  Bemerkungen  bei  Rosenberg  Nordboemes  aandsliv 
I  399  f.  477  f.,  womit  Bode  S.  16  verghchen  werden  kann; 
über  ihre  Vertheilung  Jessen  Ueber  die  Eddalieder  (Zs.  f.  d.  Ph. 
m)  8.  41  f. — Ueber  ags.  Eenningar:  ten  Brink  L.  G.  S.  25.  Bode, 
Eenningar  in  der  ags.  Dichtimg  Darmst.  u.  Leipzig  1886;  für 
Be6v.  noch  Rönning  Beövulf skvadet  S.  132  f.  u.  Schemann,  Syno- 
nyma im  Beövulf sliede;  über  die  Vertheilung  in  ags.  Gedichten 

M«y«r,  Altgermaniflche  Poefi«.  11 


163 

Bode  S.  12.  lieber  die  verbaleo  Uaucfambungan  «podell  in  der 
ags.  Dichtung  Heiiuel  S.  24,  ten  Brink  S.  24.  —  Für  Otfrid 
vgL  Schätze  Beitr.  zur  Poetik  Ottrids  S.  29 1.  —  AUgemeto  ist 
ZQ  bemerken,  was  ja  oh  genug  schon  betont  worden  ist,  da»  die 
Kenningaf  in  der  altgerm.  Dichtung  eine  solche  Bolle  noch  nicht 
spielen,  wie  später  in  der  Skaldenpoeaie.  Stark  treten  eie  in  der 
Edda  einzig  in  der  Hymiskrida  auf,  häufiger  sonst  nur  noch  in 
Dialogstücken  besonders  der  HelgUieder  sowie  in  den  jüngsten 
Gedichten,  namentlich  der  Atlak^ifia  (Gmndtvig  Udsigt  orer  den 
nordiske  oldtids  heroiske  digtning  S.  85  f.)  —  Dagegen  sind  sie 
in  der  späteren  altn.  Prosa  selten  (Heinxel  Saga  S.  68.  198).  — 
Eine  Geschichte  der  Kenningar  würde  übrigens  m  den 
interessantesten  Aufgaben  im  Bereich  der  germanischen  Litera- 
turgeschichte gehören.  E^  ist  wahrscheinlich,  dass  manche  Um- 
schreibungen schon  gemein&risch  sind,  so  besonders  Benennungen 
von  Göttern  nach  ihren  Attributen;  im  Rigveda  finden  sich  der- 
artige Beschreibungen  gesammelt,  die  wieder  Räthsel  und  Ken- 
ningar zugleich  sind  (Kaegi  Der  Rigveda  S.  115).  Aber  nur  die 
Germanen  bilden  die  Umschreibung  zu  einem  H8,uptmittel  der 
Poetisirung  aus.  Auf  altnordischem  Boden  wucherte  das  hoch 
empor;  bei  den  andern  germanischen  Völkern  ging  es  verloren. 
Vergeblich  machte  der  grosse  Alcuin  eimnal  den  interessanten 
Versuch,  die  Kenningar  in  die  lateinische  Literstur  hinüber- 
zuretten,  in  jener  Disputatio  Rppini  cum  Albino  scholastico, 
die  Ebert  (Allg.  Gesch.  der  Lit.  des  Ma.  II  20)  so  seltsam  be- 
urthetlt  (vgl.  auch  Bode  S.  23).  Trotzdem  sein  Versuch  fortgesetzt 
ward  unter  Anlehnung  an  analoge  spätgriecbische  Sammlungen 
(Wilmamis  Zs.  f.  d.  Alt.  14,547)  und  besonders  an  ags.  Räthsel, 
gelang  es  doch  nicht,  die  einheimische  Lust  an  der  Umschrei- 
bung der  fremden  Sprache  zuzuwenden.  Aber  in  viel  späterer 
Zeit  kehren  die  Kenningar  zurück:  sobald  die  Poesie  wiederFormel- 
fammlungen  als  Lehrmittel  hat,  übt  sie  wieder  schulmässig  die 


163 

Ümachreibung,  bei  uns  wie  anderswo  (Caniere  Die  Poesie  S.  187). 
In  Anlehnung  an  die  Sprache  der  franzÖeiBchen  Prideux  (die 
Bode  in  seiner  Arbeit  Über  die  ag&.  Eenningar  mit  Recht  der 
onserer  alten  Kunstdichter  vei^leic^t),  betreibt  man  im  17.  Jh. 
die  Umschreibung  (rgl.  Bode  S.  10 — 11).  Aber  selbst  hier  nicht 
ohne  volkstbümlicbe  Grundlage.  Zeaen,  der  am  weitesten  ging, 
kam  dem  Rothwelach  der  Vagabunden  so  nah,  dase  er  z.  B.  es 
■für  eine  unversdiämte,  grobe,  ehrlose  Schand-  und  Landlügec 
erklären  muBSte,  weui  man  behauptete,  er  habe  iWindfang«  für 
■Mantel«  geschrieben  (Cholevius  Die  bedeutendsten  deutsctben  Ro- 
mane des  17.  Jahrhunderte  S.  111),  denn  >  Windfang«  für  »Mantelc 
gehört  in  Wirklichkeit  der  Spitzbubensprache  an  (HoSmann  von ' 
Fallersleben  im  Weimar.  Jahrbuch  I  332).  Dieser  aber  rühmt 
J.  Grimm  (EL  Sehr.  4,165)  nach,  die  meisten  ihrer  Ausdrücke 
trägen  das  Gepräge  der  einfachen  Natur  und  seien  aus  leben- 
diger Beobachtung  der  lluere,  Felder  und  Völker  hervoi^^^angen ; 
and  er  vergleicht  sie  mit  den  Benennungen  der  altn.  Dich^ 
kunst,  denen  man  da£  doch  nur  lum  geringen  Theil  nachsagen 
kann.  Vielmehr  hat  dort  die  Auswahl  allein  schon  oft  etwas 
seltsam  Launenhaftes  (vgi.  Heinzel  Anz.  f.  d.  Alt.  14,43)  und 
ihre  abschreckende  Wirkung  auf  den  grossen  Verkünder  der 
Volkspoesie  erklärt  sich  nur  zu  wohl  (Herder,  Iduna;  bei  Su- 
phan  18,486).  So  gehen  gerade  in  der  Geschichte  dieser  Figur 
Naturwüchsiges  und  Ueberkünsteltes  Hand  in  Hand,  schul- 
m&sedge  Ausbeutung  ungezwungener  Auadrucksmittel  führt  zum 
Ungeheuerlichen  und  Lächerhchen;  in  unserer  Periode  aber  fin- 
den wir  hierin  wie  überall  die  Dichter  in  berufsmässiger  Aus- 
bildung schon  ziemlich  weit  fortgeschritten,  von  den  Extremen 
aber  noch  entfernt.  — 

Ich  ordne  die  Kenningar  zunächst  nach  den  umschriebe- 
nen Gegenständen,  um  nachher  die  umschreibenden  kurz 
lu  besprechen. 


164 

Für  alle  Belege,  die  num  uich  brä  Bode  findet,  bkbe  ich, 
um  Vetechwendung  vod  Raom  und  Zeit  ca  vermeiden,  auf  aeine 
Arbeit  verwiesen.  Uebeifa&upt  veipflichteit  mich  die  m  grosse 
Strenge,  mit  der  ich  diese  Arbeit  (Ans.  f.  d.  Alt  13,136)  be- 
sprochen habe,  auf  ihie  Reichhaltigkdt  beeonden  aufmerksam 
zn  machen,  der  eine  gleiche  Scbirfe  der  FasBung  allerdings 
nicht  entspricht.  Ich  verdanke  Bode's  Sammlung  einen  be- 
schämend grossen  Nachtrag  zn  meinem  eigenen  VeneichnisB.  — 

Die  Umechreiboi^en  christlicher  Begriffe  (Bode  8.  70f.)  sind 
in  meiner  Arbeit  nur  der  Analogie  wegen  tu  erwähnen.  Wir 
beginnen  wie  die  Skäldskaparmäl  mit  den  Kenningar  der 
Götter. 

Odinn:  Namenhäufut^  Grün.  46 — 50.  —  AldafQdr  Vaf. 
4,5  53,2  HerfoOr  V«l.  3,1  HerjafQar  Vgl.  44,4  Vaf.  2,2  Gr. 
19,3  25,2  Hyndl.  2,1  Herjami  Vol.  31.10  Hroptatyr  H4v.  158,6 
Hroptr  Vgl.  64,6  Lok.  45,5  Gr.  8,4  Sgdr.  13,6  Roptr  rogna 
Häv.  141,7  Sigfodr  Lok.  58,6  ValfjÄr  Vgl.  4,5  24,7  Veratyr 
Gr.  3,3  Yggr  Hym.  2,6  FAf.  43,5  Yggjungr  äsa  V5L  2,3  — 
inn  aldni  Vq\.  2.2  aldinn  gautr  Veg.  2,1  13.4  galdrs  I(Ar  Veg. 
3,3.  —  Skildak.  2.  J.  Grimm  Myth.  Cap.  VH.  —  Vgl  a.  B.  Saxo 
66,21  Frigge  maritus.  — 

t)örr:  Namenhäufuug  Uixb.  9.  Hlärri£  [)r.  6,7  13,7  n.  ö. 
Hym.  4.6  u.  Ö.  Veorr  Hym.  11,10  17,1  21.7  Ving^rr  Alv.  6,1 
9,1  —  Fjo^ynjar  burr  Vgl.  58,8  inn  maeri  mQgr  Hlödynjar 
Vgl.  58.1  jardar  burr  jir.  1.7  Hr6dre  andekoti  Hym.  11,8  fadir 
Magna  H^b.  53,4  fadir  Möda  I^.  34,1  Mala,  brödir  Härb. 
9,5  'Odins  8onr  Hym.  35,3  Hdrb.  9,4  Sifjar  verr  {»r.  24,9 
Hym.  3,5  15.5  34,6  Yggs  bam  Hym.  2,6.  —  j>rädugr  äas  {>r. 
16,2  brjötr  bergdana  Hym.  17,7  jardar  burr  ()r.  1,7  Lok.  58.1 
hafra  drottinn  Hym.  20,2  31.2  gygjar  graeti  Hym,  14.3  ord- 
baeginn  halr  Hym.  3.2  ^ura  rddbam  Hym.  19.3  k]61a  valdi 
Hym.  19,7  vagna  verr  Alv.  3.4  midgards  veorr  Vgl.  58.6;   ge- 


165 

li&iift  BÄ  er  Qldom  bergr,  onns  einbani  Hvm.  22,3.  Die  Anrede  ein- 
lieri  Lok.  60,6  gehört  nicht  eigentlich  hierher.  —  SkÜdsk.  4. 
Myth.  C.  Vm. 

NjQrdr:  manna  |)engill  6r.  16,4  —  SkÜdsk.  6  Myth. 
C.  X*  179f. 

Fteyr:  skirum  Frey,  nytum  Njardar  bur  Gr.  43,5  Njardar 
Bon  Skim.  38,6.  —  SkÜdßk.  7  Myth.  C.  X*  172f. 

Heimdallr:  HeimdaUr,  hvitastr  ^Aßa  {yr.  14,1  —  Sk^dak. 
8  Myth.  C.  Xn  193  f. 

Tyr:  ättnidr  jQtna  Hvm.  9,1.  —  SkÜdsk.  9  Myth.  C.  DL 

Vidar:  inn  mikli  mogr  Sigfodur  VqL  56,1  —  SkÜdsk.  11 
Myth.*  II  687. 

Loki:  Loptr  Hyndl.  41,5.  —  Laufeyjar  Bon  ]^r.  17,20  — 
Ulfs  fadir  Lok.  10,2  mn  lae\äBi  Loki  Lok.  54,7.  —  SkÄldsk.  16 
Myth.*  199f. 

Der  Rieeenfürst  Hymir:  harr  Hrungnis  spjalli  Hym.  16,1 
ättnmnr  apa  Hym.  20,3.  — 

Velundr:  visi  Ufa  Ykx.  32,2. 

Dazu  nehme  ich  die  Umschreibungen  für  Thörrs  Hammer 
und  die  Midgardschlange: 

HrungniB  bani  Lok.  61,5.  — 

jQrmungandr  VqI.  51,3  umgjord  allra  landa  Hym.  22,7 
ülfß  hnitbrödir  Hym.  23,8.    Vgl.  Myth.  202f.  — 

Ich  Bchliesse  die  Umschreibungen  für  Personen  an  (v^I. 
SkMdsk.  31.  47.  Bode  8.  88  f.).  Vollständigkeit  der  Belege  ist 
hier  nicht  erstrebt.  Ich  mache  übrigens  darauf  aufmerksam, 
wie  nahe  bei  der  Benennung  gerade  von  lebenden  Wesen  Ken- 
ning  und  Epitheton  sich  berühren.  Ein  stehendes  Beiwort  kann 
zur  ausreichenden  Kennzeichnung  einer  —  götthchen  oder 
menschhchen  —  Persönlichkeit  dienen,  sobald  bekannte  Ele- 
mente leicht  zu  ergänzen  sind,  deren  Combinaüon  mit  dem 
Adjectiv  eine  rechte  Kenning  ergäbe.    So  inn  aldinn  für  0|)inn, 


166 

d.  h.  >der  AdteBte  unter  öaa  Gfittan.*  —  ücbrigeoi  rechi 
fertigt  M  dag  Baupiel  Au  ff^*MA  aatbtt,  wann  hetti,  iMMniMg" 
und  fomQfn  hier  nicht  straig  geeohieden  wesdan.  — 

Den  grOnten  Rwun  nehmna  die  Fatnu^mi«  fdn.  Virai 
denominaie  licet  ...  ex  buniUis  tarn  quibuf  oitu  est  quu 
qoM  ab  eo  deecoLdarnnt  (Oildik.  81).  Du  letetete  iat  ab« 
in  der  Utesten  Zdt  noch  nicht  ni  ballen.  —  Dia  Mutter  wir 
nie  in  dieeer  Weise  genannt  — 

Sohn. 

(Helgi)  ^0rvaidl  aonr  H.  £B.  48,6. 

Gramnan  aynii  H.  H.  I  47,S  =  H.  H.  II  87,2. 

(Siguzd)-)  boiT  Sigmundar  Sig.  sk.  89,6 

Gjüka  arfar  Oddr.  2C,8. 

(Noe)  aunu  Lamechea  Gen.  1441  1643  n.  d^.  m. 

Scyld  Sc^fing  Be6v.  4. 

Her^Ar  beam  Healfdenee  B.  468—69. 

HAnferd  .  .  .  beam  EcglUee  B.  499,  snna  —  980. 

BeÖTuU  .  .  .  beam  Ec^eövea  B.  529  681  957  1388  u.  ö. 
maga  —  25,87. 

(HrMgär)  sonu  Healfdenea  B.  645  1040  1662  o.  ö.  bean 
—  1020  u.  ö.  maga  —  B.  1476  2148.    . 

(Higelic)  aunu  HrMlea  B.  1486  Higel&c  HrUüng  1923  - 
eafora  1843  2992. 

(EadgilB)  aunu  'Ohtherea  2380. 

(Ohthere)  OngeQ]>iöTee  beam  2887. 

Vigl&f  .  .  .  Veohat^es  aunu  2602  2752  2862  3075  31» 
byre  —  2907  3110. 

VuU  VonrWing  B.  2965  aunu  VonrÖdee  2971. 

OValdere)  Äelfheres  aunu  Wald.  1,11. 

Velandea  beam,  Vidia  Wald.  2,9. 

(Byrhtnoth)  Bjrrhthelmes  beam  Byr.  92. 

VuUmaer  ae  geonga,  Vulfetines  beam  Byr.  155. 


167 

''AlfnM  and  Vulfmaer  Oddan  beam  Byr.  183—86.  237—38. 
(Alfvine)  beam  ''Alfrices  Byr.  209. 
Ecgläfes  beam,  him  väe  ''Ascferd  nama  Byr.  267. 
Vist&n  j^urstanes  sunu  Byrbt.  297. 
Vigelinefi  beam  Byrht.  300. 
GodrSc  ''Adelgäreß  beam  Byrht.  320. 
eaiora  Eädveardee  Athel.  7.  52. 
(Eädveard)  byre  "AdebMes  Eadv.  10. 
Hadubraht  .  .  .  Hiltibrantes  Buno  Hild.  14.  36. 
Hütibrant  .  .  .  Heribrantee  suno  Hild.  44.  45. 
Tochter. 

Brynhüdr  Budla  döttir  Gud.  I  23.  25,1  27,3  Sig.  sk.  30,1. 
Gudrun  Gjüka  döttir  Sig.  ßk.  2,3  Heh.  13,1  Gud.  U  38,5 
Gnd.  m  2,1  Gud.  hv.  9,1  vgl.  Hamd.  2,7. 

GuUrond  Gjüka  döttir  Gud.  I  12.  17.  24,1.  — 

(Hildeburh)  Höces  döhtor  B.  1076. 

Hygd  Haeredes  döhtor  B.  1926—29.  — 

Seltener  begegnen  andere  Verwandtschaitfiangaben. 

Vater. 

se  fröda  fäder  'Othheres  B.  2928. 

Mutter. 

Grendles  mödor  B.  12581. 

Onelan  mödor  and  'GhthereB  B.  2932. 

Bruder. 

Sibyriheß  brödor  Byrht.  282. 

Schwester. 

(in  aldna  jotna  systir  |)r.  29,1  32,1). 

Gjaäaug  Gjüka  systir  Gud.  I  4,1. 

Sinthgunt  Sunna  erä  ßuißter  MSD  IV  2,3. 

Volla  Frija  erä  suister  MSD  IV  2,4. 

Gattin. 

kunnig  kvän  Nidadar  Vkv.   16  30,1. 


Nefa  (nach  H^me  Beoralf  *  ZS5a  ■Sohnw  Bniim  odK 
Schwester  Sohn«  vgl.  Gnda  Wb.  U  278). 

Higel&c  nefa  Svertingee  B.  1202. 

Eämaer  .  .  .  nefa  Girmundee  B.  1961. 

(Headtdd)  nefa  Herericee  B.  2206. 

Verwandter. 
(Siguid^)  Vfilsungr  ungi  Sig.  alc  1,3  3,5. 
(BeoTuli)  maeg  Higeläcee  B.  737.  758.  914.  1513. 

Eomaer    .  .   .    Hemlnges    maeg    B.    i960.      Vlf^   maeg 
Alfheres  B.  2604. 

O&an  maeg  Byrht  5. 

B]'rthnöde8  maeg  Bjrrht.  114. 

Gaddes  maeg  BTrht.  287.  — 

Nächst  den  Verwandtechaftabezeichnungea  sind  am  meiaten 
Benennungen  des  Fürsten  von  seinem  Volke  beliebt. 

Fürst. 
Jtrymr  Jmrsa  dröttin  ()r.  5,1  10,3  22  25  30,1 
Nidudr  Xjära  drottin  ^^v.  7.  14,1. 
(Sigurdr)  hünskx  konungr  Sig.  sk.  4.7.  9.3. 
Gunnar  giunna  drottin  Akv.  19.  23,1.  — 

Hrodgär  im  Beövulf  (vgl.  Schemann  S.  18  f.): 
brego  Beorhtdena  B.  427.  609 
frea  Ingvina  B.  1319.     eodor  Ingviua  B.  1044. 
Deniga  frea  B.  271.     vine  Deniga  B.  350. 
frea    Seyldinga    B.   291.   351,    500.   1166.   eodor    Sevldinga  B. 
428.  663. 

heim  Seyldinga  B.  471.  1156.   1321.    leod  Seyldinga  B.  1653. 
veard    Seyldinga    B.  229.      \Tne  Seyldingü    B.    30.    148.    170. 

2026.  2111. 
[>eödeD  Seyldinga  B.  1372. 

Senat  im  Beo^Tilf  ^vel.  Schemann  S.   12  f.': 
GeÄta  c\Tiing  2356.  Geata  drj-bten  1831.  2702.  2483.  2560.  2576. 


Creata   goldvine  2419.  2584 

heim  Scylünga  2381.     leod  Scylönga  2158.  2603. 

^'edra  cyning  3037.     Vedra  heim  2462.  2705. 

Vedeige&ta  leöd  2551.  —  HüneÖ  truhtln  Hild.  35.  — 

BeÖTulf  heisst  freca  Scyldinga  1568.  — 
Fürstin. 

Herborg  Hünalande  dröttning  Gud.  I  6,1- 

ideß  Scyldinga  B.  1169.  — 

Der  Mann  heisst  nach  dem  Herrn: 
Adelraedes  eorl  Byrbt.  203. 

Higelaces  heordgeneAtas  B.  261.  —  beödgeneAtaa  B.  343. 
Higelacee  ^egn  B.  194  Adelraedee  |)egn  Byr.  151. 
J)yle  Hr6dgäre6  B.  1456.  —  Aetlan  ordvyga  Wald.  1,6.  — 

Eine  besondere  Eigenihümlichkeit  ist  es,  wenn  eine  Person 
ihren  eigenen  Namen  in  solcher  Weise  \mischreibt;  so  nennt 
Gudrun  sich  selbst  dottir  Grimhildax  Atim.  77,3 — 4  88.1—2. 
Vgl.  darüber  allg.  J.  Grimm  Kl.  Sehr.  3,241  f.  (Altn.  Fälle,  in 
denen  die  Personen  sich  selbst  beim  Kamen  nennen,  ebd.  246).  — 
Völkernamen:  für  Beöv.  vgl.  Schemann  S.  23  f. 
Analoge  Umschreibungen,  die  den  Eigennamen  aber  nie 
ersetzen,  sondern  nur  begleiten,  haben  wir  beim  Epitheton 
angezählt.  — 

Ueberblicken  wir  die  zu  diesen  Umschreibungen  verwandten 
Worte,  so  springt  ihre  Einfachheit  im  Gegensatz  zu  den  ge- 
suchten Metonymien  späterer  Zeit  ins  Auge.  Die  Figur  der 
allusio,  die  nach  Weinholds  Ausdruck  weder  dichten  noch  die 
Dichtwerke  gemessen  hess,  ohne  dass  man  alle  Sagen  und 
Hjrthen  des  Nordens  wusste  (Altnord.  Leben  S.  328)  begegnet  erst 
ganz  vereinzelt  und  fast  nur  in  der  Hym.  Rosenberg  (Nord- 
boemes  aandsliv  I  400)  meint  sogar,  die  Kenningar  der  Edda 
seien  fast  stets  in  der  Situation  begründet.  Aber  das  trifft 
doch  kaum  bei  einer  einzigen  Umschreibung  eines  Gottes  oder 


Geite  gDldrine  2419.  2W4 
häm  S<7lfiQga  338L     leod  Scrigcfa  21Se.  iSß- 
Ved»  cvniDg  3037.     Vcdn  hesc  24öä-  2706. 
V«dergedte  I«od  2S6I.  —  Hödcö  tnäOii  Hüd.  36.  — 
Beomlf  Imhk  fna  Scji^n^  1563.  — 

FärBtin. 
Herborg  HümlsDib  dnctmof  Go£  I  8.1. 
iikc  Siriidn^  B.  116&.  — 

Der  Maus  boac  Q*ec,  doc  Hacc: 
AAdneds  «d  ^riu.  203. 

Sfäkta  imwä^BMaXKf  B.  26L  —  MOMeoMtw  B.  M3 
Hi^dk»  ^cfc  &  IM  »A^-*«w  p^giL  Btt.  15L 
ftrk  HrtOiini  B.  14ä6.  —  Arüc  opi»7»  ""«ü  1-«-  — 

die  "rmoodere  Ei^ea£ 

uns  wpwiun  ^^moi  i£.  «cäecer  W«i$e   sas^esrebt: 

'^oAttD  act  MibK  dncsz  Giimhfläc    A'Jg,   ' 

^'^  dnibcr  «De-  J-  G-inac  KL  »ir   3  241  1    Als^  Fil*.  i 

ec.  Mibe:  r^ss.  Suus.  ztemv..  cörL  £4^  .  - 


^'.-«3»  ^a«e 


170 

einer  Penon  m.  (vgl.  i.  B.  Bod«  8.  14).  Gflttar  wie  Meouchei 
werden  gewShnJich  nuh  GMchlacdit  odv  Volk  benaimt,  emi 
völlig  geaflgende  Angabe  fflr  Eetuur,  ine  WiA.  11 — IS  beirdst 
Am  häufigsten  ist  aberall  die  Nennong  Dich  dem  Vater,  de 
ergiebigste  Qnell  unserer  FamilieanameD.  Dabei  scheinen  ban 
mfigr  Bonr,  aga.  noch  eafora  anterscbiedBloa  rerwandt.  Bei  dei 
Benennong  dea  Füistm  acheint  alto.  ahd.  aidi  in  dieaer  Ver 
Wendung  giade  das  Wort  dröttin  faetgoeetat  ni  haben;  dan 
Btimmt  an  daa  Femininum  drättaiig.  Wird  statt  dea  Vtdki 
der  Oatte  genannt,  also  nicht  die  TQzstin,  sondern  die  Gattin 
una  TorgefQhrt,  so  steht  altn.  krin,  wie  man  en^  noch  jMst  ia 
solchem  Fall  King  Henry's  queen  sagt.  Ags.  stehen  dagegan 
auch  hier  alle  heiti.  — 

Wir  kommen  nnn  in   den  Umachreibungen   ffiz  Peraonei 
im  allgemeinen    and  für  Dinge,    den    eigentlichen  Kenningen 


König:  baugbroti  H.  H.  I  18,8  hrii^broli  H.  H.  I  46,1 
bauga  deilir  Odd.  19,3  sverda  deilir  Odd.  30,7  Akr.  37,2  faring> 
drifi  Akv.  32,11  gramr  verdungar  Sig.  sk.  42,2  gulla  midlendi 
Akv.  38,7  apillir  bauga  FAf.  32,6  gumna  stj6ri  Grlp.  1,6  fÖUa 
oddviti  H.  Hi.  10,3  hers  oddvfti  Grip.  53,2  folkvaldi  Skim.  3,8 
menvordr  Akv.  29,4  ^jiOia  {»engül  Grip.  41,7  —  Bode  S.  46: 
folcägeod;  verodes  aldor;  aetgifa  bei^gifa  goldgifa  mftdftum- 
Bincgifa  wilgeofa;  gumena  baldor,  rinca,  sinca,  vigena,  vinii 
bealdor;  beaga,  goldes,  ainces  brytta;  leodgebyrgea;  aldor  dtau 
vine  diyhten ;  hringa  fei^l  (B.  2345) ;  ädelii^a,  herigea,  veorud« 
heim;  äütelinga,  eorla,  vigena  hleo;  folces,  rices,  sincefl  hyrde; 
folces  raeeva:  beaga,  beahhorda,  gumen&,  verodes,  vigena  veard, 
dryht«n  ■  Mel  -  hord  -  yrfeveard,  güdveard  gumena;  freavioe, 
goldvine  (gumena  goldrine);  heaf od  -  herevlsa ,  folces,  verodes 
visa,    ädelinga    ealdorvisa;    mega    vundbora  (60).     VerküntS 


171 

fanningar:  dtoia  eodor  heim  hleö  hyrde  vine.  Herrschende 
Aolaate:  b  g  h  v.  —  adalcuning;  drohtin  mit  vielen  Genetiven; 
bjg.medomgebo;  adalordfrumo;  thiodcuning;  burgo,  landes 
lurdi;  nueroldes  uueldand;  burges,  landes  uuard  —  SkÄldsk. 
fi4.  J.  Grimm  Andreas  u.  Elene  S.  38,  Arndt  S.  9. 

Königin:  fridusib,  freoduvebbe  vgl.  J.  Grimm,  Andr.  u.  El. 
B.  143,  Bode  S.  48. 

Held:  br3ni|)ings  apaldr  Sgdr.  5,2,  rögapaldr  H.  Hi.  6,3, 

^DQrr  skjaldar   AÜm.  30,5,  hringbroti  Odd.  21,4,    gramr  hauk- 

^talda  Sig.  sk.    31,2,  vätpna  hlynr  Sgdr.  26,3;  hildimeidr  Fäi. 

^,2  hröttameidr  Reg.  20,6;  dolprQgnir  Akv.  20,7,  kumblasmidr 

Akv.  24,3,  audstafr  Sgdr.  31,6,  hjähnstafr  Reg.  22,5,  vinr  hauk- 

stalda    Odd.  5,7.    —    Bode    S.  53:  verbeäm;  aesc  -  gär  •  (auch 

Jud.     62)    heim  -  segnberend;     lindgeborga;     güd  -  hild  -  säld 

sveord  •  vigfraca ;    güdfremmend ;    bord  -  lind  -  searo  -  rond  - 

häbbende;    hildehlemma;    darodlacende    (Pa.  53  El.  37.  651); 

cumbol    -    (Jud.    243.    259),     güd    -    *(B.   2112)     viga;  here - 

heoro  -  bilde -välvulf;    hilde|)remma   (38).      Verkürzte    Kenniii- 

gar:   Rceada;    sceotend.      Herrschende    Anlaute:   b  f  h  v.    — 

heim  -  wäpenberand;    heririnc;    s.    auch    Sievers    u.  »Söldner«. 

—  sceotant  —  SkAldsk.  31.  47,  Arndt  S.  12  f.  —  Vgl.  auch 
Bode  u.  »Gatte«  S.  45.  — 

Sohn,  Erbe:  erfinyti  Sig.  sk.  26,2  erfivordr  Sig.  sk.  66,3, 
Akv.  12,6,  Güd.  hv.  14,  6—7.  —  Bode  S.  46:  last  -  }Tf eveard 

—  erbiuuard. 

Sänger  vgl.  Bode  S.  48:  gleöman  (s.  Grein  s.  v.)  hleahtor- 
smid.  —  Seefahrer  vgl.  Bode  S.  62:  merefara;  brimgäst;  mere- 
lldend;  flot-saemon;  farod  -  ridend ;  saerinc;  scipveard.  Vgl. 
Merbach  S.  37  f.  —  Knecht:  hvergaetir  Atlm.  59,1. 

Frau  hnnvengis  bil  Odd.  19,3,  dis  SkjQldunga  H.  H.  II 
50,3  hörgefn  Fäf.  43,7,  mQrk  menja  Sg.  sk.  47,3.  —  Bode  S.  45: 
healsgebedda  —  Vgl.  auch  Bode  u.   »Gattin«  S.  45. 


172 

Mensch  alds  bom  VqL  23,11  helgw  kindit  Vfil.  4,2 
miumkTn  H.  Hi.  2&,2,  dagmegir  Atlm.  62,6,  drftttmegir  Vai. 
ll.Ö  12,3,  AJcv.  2,1,  mogD  Heimdallsr  Vftl.  4,4  alda  synir  Akr. 
10,5,  HAT.  12,3,  u.  ö.  yerj^jiSdLok.  24,3  —  Bode  S.  33:  ft^feliaga, 
diyhta,  elda,  fira,  foldan,  goiaena,  häleda,  leoda,  monna,  nidOa, 
Vera  beam,  folc  ■  vomldbearo;  feorhgtot  (auch  RSt.  21,8)  reord- 
sävlberend;  ig  -  eord  -  fold  •  grund  -  h6r  -  land  (s.  Grein 
8.  V.)  sind  -  voruld  -  |>eodbueQd;  hyn  monaea;  eormencyno, 
oaonna  cynn  (s.  Sievers  3.  436,  1);  burhsittend;  voralde  geece- 
afta;  nuumes  snnu  (Ex.  426);  sivle  veard;  godea  handgeveorc; 
cvica  vihta;  dryht -  TonildTtiniend  (37).  Die  h&uflgsten  Aub- 
drücke  sind  eordbüend,  elda  beam,  bäleda  beam.  Verkünte 
Kenning:  gaeetas.  Herrschende  Anlaute:  b,  seltener  v.  —  eldeo, 
gumono,  helltho,  liudio,  manno,  nuimiBC,  menniscono  bam;  erth- 
buendia;  gumono,  manno  cunni,  helith  •  mancuniü;  druht- 
liud- meginfolci  manno  heriscipi;  irminmao;  gumono  gisithi; 
mannes  sunu;  manuuerod;  irmin[>iod;  irmin  •  meginjnoda.  (26)  — 
maocunni  irmindeot.  —  Heer:  feiknalid  H.  H.  I  33,5.  — 

Riese:  bergbiU  Hym.  2,1,  hraunbüi  Hym.  38,5,  H.  Hi. 
25,5,  bergdanir  Hym.  17,7,  hraunvalr  Hym.  36,6.   — 

Der  mensohliohe  Körper  und  seine  TheJIe. 

Körper:  —  Bode  3.  35:  feorhboldi  bäncofa;  eadoi^eard; 
bän  -  eord  -  läm  -  lic  -  (auch  Göth.  1063)  Tat  -  Baesc  -  lichama; 
greot  -  eiävelhordi  bän  •  feorh  -  sävelhüs,  gästes  hüs;  bänloca; 
bänsele  (18)  —  Verkürzte  Keuning:  laemen.  Häufigster  Aua- 
drack:  lichama;  herrschender  Anlaut  h  —  lihhamo  —  llcbamo 

—  J.  Grimm  S.  39. 

Brupt:  hugborg  Gud.  I  14,7  —  Bode  S.  36:  breost  ■ 
gast  ■  (Leäa  13)  hotd  -  hreder  ■  in  ■  rOncofa;  heoroveorda 
gnmd;     breosta    heord;    breost  ■  ferd  ■  ferhd  -  feorh  -  hredet 

—  gewitloca;  vgl.  u.  Her«.  — 


173 

Herz:  mödakam  H.  H.  I  54,12*  fjtfreegi  Fäf.  S2J,  hug* 
stcmn  HyndL  41,4  —  Bode  «ao:  Unhusee  veard  —  Skildsk.  70. 
Kopf:  hiQall  skanur  Hym.  23,6;  berda  hlettr  hck.  57,4; 
Ki^knstM  H.  H.  n  17,7?  (t^  Löning,  S.  338,23  Ama.);  bjälm- 
Btgfr  Hym.  31,6,  hAtün  homa  tvegga  Hym.  19,3  —  Bart: 
Ikmnakogr  S^m.  10,8. 

Auge:  Bode  S.  36:  heafodgim,  heafdes  8^.  —  Thräne: 
luffmdggg  H.  H.  n  44,4?  —  Bode  S.  36:  hleor  -  vaegdropa; 
^breo0t  -  heaf odvylm. 

Zehe:  ilkviatr  AÜm.  63,2. 

Blut:  hanndQgg  H.  H.  H  44,4?,  valdggg  H.  H.  U  43.8; 
(iraddieyri  Orott  19);  sardropi  H.  H.  U  41,9;  hjorlsgr  F&f.  14,5. 
—  Bode  8.  37  heorodxTnc  (B.  2358);  hUdegioel  B.  1606; 
headnav&t  Verkürzte  Kemiing:  sv&t,  sehr  häufig;  doch  vielleicht 
auch  altes  heiti,  wie  noch  in  der  Jägersprache  (Bode  S.  38 
Amn.).  —  Wunde:  dölgspor  H.  H.  11  41,7  —  Bode  S.  56: 
biUee,  eveordes,  irena  (B.  2259)  bite;  headuglem  (Rät.  57,3), 
blödgyte  (s.  Grein  b.  v.)  bilsväA  —  billes  biti  Hei.  4903. 

Waffen. 

Skäldak.  49.  —  Allgemein:  ägnar  Ijömi?  vgl.  Edzardi 
Pf.  G.  28,165. 

Schwert:  benlogi  H.  H.  I  62,9;  blödorm  H.  H.  I  87; 
benvQnd  B.  20,1  —  Bode  S.  55  mägenfultum;  fUa,  homera 
läf,  yrfeläf;  beado  •  bilde  •  hringmael;  hildeeegeee;  handveorc 
BDoida;  güdvine.  Verkürzte  Eenningar :  läf,  leoma.  Herrechen- 
der Anlaut:  e  —  Arndt  S.  26,  Schemann  S.  28. 

Speer:  r6g|)om  Akv.  30,4.  —  Bode  S.  55:  äscbolt  (auch 
By.  230.  330);  hildenädre;  here,  välßceaft;  eofor  •  spreöt; 
välsteng;  camp  -  güd  -  mägenvudu.  —  Arndt  S.  27.  Schemann 
S.  31. 

Schild:  vigneßt  H.  Hi.  8,7  —  Bode  S.  54:  fingra  gebeorh; 
bilde  -  fröf or ;    güdbilla    gripe ;    bänhelm ;    oferholt ;    headoUnd ; 


174 

geolo  •  bilde  -  sldrand.  —  Ob  man  lind  und  nnd  als  ver — 
kürzte  Keaningar  aufiassen  daif,  ist  &agjich;  Bsc  ist  wohl  heiti-^ 
wofür  schon  sein  häu^es  Vorkoouuen  auch  in  anderen  Mischun  ~ 
gen  (äse  ■  berend  •  bere  •  r6l  ■  st£de  -  tlr  -  ])racu  -  vlga  Bode  S.  5& 
Anm.)  spricht.  —  Arndt  S.  24.  Schemann  S.  88. 

Brünne:  —  Bode  S.  53:  fyrdham,  goldhama;  mdene  vSl- 
hlence;  beado  -  fyrdhrägl;  hringloca;  breost  -  bere  -  bring  *  searonet; 
herepäd;  hildesceorp;  beadoscrüd;  beadu-here-failde-beom-leodn- 
llcserce,  graeg,  sr&tf&h  syrce;  vtra  gespon;  bere  -  beadovaed, 
breostgevaedu  (26).  —  Abgekürzte  Eennning:  syrce.  Arndt  S.  24. 
H.  Lehmann  passim.  Schemann  S.  b. 

Helm:  —  Bode  S.  54:  eoforciunbol;  beado  •  ber^rlma, 
gylden  grlma ;  vlgheaf ola.  Abgekürzte  Ifanning  eolor ;  TgL 
J.  Grimm  S.  28  f.  —  Schemann  S.  27.  Helmachmack: 
cumbolhaga  Jul.  395?  —  H.  Lehmann  j 


Kampf. 

Skäldak.  48.  50. 

Schlacht;  dölga  dynr  H.  H.  I  21,3;  naddel  Grp.  23,7; 
eggleikr  Gud.  U  32,11.  hüdileikr  Fäi.  31,3,  hjorleikr  Bfg.  23,7; 
randa  rymr  H.  H.  I  18,3;  hjerstefna,  H.  H.  I  13,2.  valBtefna 
H.  H.  I  20,6;  btynjiing  Sgdr.  5,2,  hj0rj)ing  H.  H.  I  51,12, 
Gud.  hv.  6,4  (10)  —  Bode  S.  57:  borda,  cumbolgebräc;  billa 
bröga;  lindcroda;  earhiaru;  bül  -  cumbol  ■  ecg  (auch  Seef.  70)  - 
bete;  cumbolgehnaeet ;  ecga,  sveorda  gel&c;  mecga  gem&na; 
gär  '  mitting;  bandgemöt;  gär-  here-searo-Bperenid;  Ssc-ecg-hand 
lind  -  nid  ■  secg  -  aveordplega,  gilpplega  gires;  bond  ■  välraes:  ■ 
pgre  ■  (B.  1462)  heresid;  ätsteall;  3\7Tdges\'ing ;  bereveorc  (EL 
656);  äac  ■  ecg  ■  vapen{)racu  (37).  —  Abgekürzte  Kenningar: 
gehnaest,  plega.  J.  Grimm  S.  35.  Arndt  S.  20.  Schemann 
S.  33.  — 

Schlachtfeld:  ülfid  H.  H.  I  17,2.  —  hildbedd  An.  1094.  — 


175 


Naturgegenstinde. 

Erde:  midgardr  Vgl.  7,8  58,6  Grim.  41,3  u.  ö.  HÄrb.  23,8; 

iQtmungrund  (jrim.  20,3;    (mannbeimr   Hrafn.  24);    heimetod 

^^t^l.  58,8;  aurvangr  Vgl.  17,7;  alda  ve  Häv.  106,6.    —  Bode 

^.66:  |>e6  bearbta  b68m;  middaneard;  eardgeard,  middangeard ; 

V>i7ten -yrmengrund,    se    ginna,    8e  rüma,    se    sida,    se   ^'lda 

Srund;    ymbhvyrft;    |)eödland;    gumena  rice;  |>eo6  laene,   {>eos 

^ide  geeceaft;    burga  gesetu;    ]peß  grtoa,    se  vlitebeorhte  vong; 

^ord  -  fold -grund?- moldveg;    freaa    (fader)    ealdgeveorc,    fröd 

lyrngeveorc  (24).     Abgekürzte  Kenning:  grund,  vielleicht  auch 

altes    heiti;    herrschender    Anlaut:    v.    —   thit   bröda    büland 

mannocunnies;  allaro  benno  brgdost;  middilgard;  thit  riki,  thit 

uueroldrtki,    uueroldes   riki;    gröni  uuang  —  mittilgart,    meri- 

garto.  —  Arndt  S.  42. 

Idi  schliesse  mit  Sievers  und  Bode  gleich  die  Umschrei- 
bungen- für  »auf  Erden«  an:  und  sölu  H.  Hi.  39,4  und  solar 
sjot  Grip.  53,7  ä  moldu  Gud.  I  4,3  fyr  mold  ofan  Gud.  I  17,6 
fyr  jord  ofan  Odd.  1,6.  —  Bode  S.  66:  mid  eldum;  under  heo- 
fonum,  under  heofonhvealie,  under  heofones  hvearfte;  geond 
{)iBne  middangeard;  imder  roderum,  under  rodores  hröfe;  be 
saem  tveonum;  under  sunnan;  imder  svegl,  under  svegles  be- 
gang  (gang),  under  svegles  hleö;  under  volcnum  —  mid  firihon; 
obar  folk  manag;  an  |)esom  gardon;  under  |>esumu  himile,  an 
|)e8umu  lande,  an  {>e(su)mu  landskepea,  obar  al  |)it  landskepi, 
aftar  |)e6umu  landskepie;  imder  {)emu  liudskepea;  an  liudiu 
dröm;  an  liudiu  höht;  te  |>esumu  höhte,  au  {>e(su)mu  höhte; 
under  |)esaru  |)iod,  at  J)esaru  |)iod,  at  J)esaru  J)iodu,  obar  irmin- 
|riod  —  mid  firahim. 

Sonne:  brüdr  himins  Gr.  39,6;  älfrödull  Skim.  4,4;  sinni 
mana  Vgl.  8,1;  sid  skinandi  systir  mäna  Reg.  23,3.  —  Bode 
8.68:  breoht  beäcen  godes;  vederes  bläst;    däg-heofor    (auch 


176 

£z.  115);  mere  ■  av«gl  -  veder  -  vonüdcondel ,  folca  Mdcondd» 
Tjncondel  vera ,  godes ,  rodorea  condel ;  heofoa« ,  ar^ee, 
vuldoree  gim;  svegles  leoht;  heofenleoma,  sreglea  leoma;  däg- 
sceald;  ved^tiLcea;  aregles  tapar;  läder  iymgeveorc;  besonden 
zu  beachten  se  ädek  glaem  and  seo  fidele  gesceaft  (28).  Ab- 
gekürzte Kenning:  gim.  —  euigli  lioht  — Sk&ld.  26.  J.Grimm 
S.  S3. 

MorgenrÖthe:  graeü  äUa  Hamd.  1,3. 

Vollmond:  I>e8  möna  vadol  Fin.  8  (vgj.  Grein  s.  t.). 

Stern:  —  Bode  S.  69:  heofoncoadel ;  Morgenstern:  ae 
foirynel. 

Feuer:  herr  alls  vidar  Helr.  10,4  lindar  vadi  FU.  43,4. 
—  Skäld.  28. 

Meer:  —  Bode  S.  59f.:  fiscee,  ganotes  bäA,  seoUbadu; 
vadema  gebind;  är  ■  ätvda  -  earbgeblond;  ftfelcymtes  eard; 
bväles,  maeves  §del;  lagoiästen;  fifela  geUald;  vaegfatn;  seo 
fealu  äüd:  lagustreama.  yiaful;  gärsceg;  Söds,  aioleda  begang; 
ae  ginna  grund ;  sealtyda ,  yda  geläc ;  yda  gelong :  flflda 
genip;  hran  -  aegel  -  svanr^i  flfel  -  firgen  -  aealtatream,  fym- 
atreamae,  geofones  streäm  (Andi.  854,  El.  1201);  seolhvadu: 
aealtväter;  badveg;  flfelvaeg;  Arvela;  yda  gevealc;  SMes  vylm, 
vaeges  velm;  eorda  ydum  ])eaht:  vätera  ge[>ring  (41)  —  the 
grAto  seo;  gebanes  ström.  —  Skäldsk.  35.  J.  Grimm  S.  33. 
.\mdt  S.  39  f.    Merbach  S.  31.    Schemann  S.  34. 

Eis:  —  Bode  S,  61:  forates  bend;  vftterhelm;  välräp. 
Vgl.  Merbach  S.  49. 

Sturm:  kristakadr  Hamd.  5,6.  —  Skald.  27.  Vgl.  Merbach 
S.  47. 

Fels:  hreingÄlkn  Hym.  24,1? 

Gold:  ormbedr  Gud.  I  26.4;  ögnar  Ijomi  H.  H.  I  22,6, 
Fif.  42,4  lindar  logi  Reg.  1,6;  rögmalmr  Akv.28,2.  —  Skald. 
32—34. 


Thiere. 

Midgard^^^lllange  if.  o.  —  Skuldsk.  58.  —  Ungeheuer 
im  Beovulfepos  s.  Bode  S.  77.  Schemann  S.  7f.  —  Andere 
Thiere  vgl.  Bode  S.  63f. 

Die  drei  Thiere  deß  Schlachtfeldes  vgl.  J.  Grimm  S.  25 
(mid  für  spätere  Zeit  Pniower  Zs.  f.  d.  Alt.  33,86).  Adler: 
gaafugol  gudhaioc  (Athel.  64)  —  Skdldsk.  60.  —  Rabe:  gran- 
verdir  Akv.  11,3  —  lyftsceada;  välceasiga.  —  Skäldsk.  60.  — 
Wolf:  gränstöd  H.  H.  11  17,7?  (vgl.  Egilsson  mid  Gering); 
Vidris  grey  H.  H.  I  13,7;  hrae^  Gud.  11  30,7.  —  mearc- 
veard;  graeghama(Fin.  6);  cvyldröf;  här  haedstapa.  Abgekürzte 
Kenning:  se  gregga  —  Skäldsk.  58. 

Ross:  brüdr  Gräna  H.  H.  I  43,1  soduldyr  Gud.  11  4,6; 
—  Skäldsk.  58.  —  Auerochse:  maere  mörstafa,  —  Hirsch: 
haedstaia. 

Kuckuck:  sumeres  veard. 

Fisch:  brimhläst,  holmes  bläst.  —  Walfisch:  brimsvin 
Hym.  27,8  —  fymstreama  geflota;  gärsec^es  gast;  mereveard; 
väterjnsa  (Wal.  50)  —  Seeungeheuer:  vaegbora  (B.  1440). — 

Werke  mensohlioher  Arbeit 

Schiff:  flotbrüsi  Hym.  26,3;  brimdyr  H.  H.  I  51,7  gjalfdyr 
H.  H.  31,7  logfäkr  Hym.  27,4;  hlunngoti  Hym.  20,1;  Ravils 
heetr  Reg.  16,2;  rakka  hjgrtr  H.  H.  I  50,3  stag-stjömmarr?  H.  H. 
I  30,7  seglmarr  Sgdr.  10,3  vägmarr  Reg.  16,7;  saetr^  Reg.  17,2 
hlunnvigg  Reg.  17.7  s^vigg  Reg.  16,5  [13]  —  Bode  S.  61 
holmäm;  vaegbord,  nägled,  salved  bord;  brenting;  |>ell  —  vudu 
fasten;  aeg  —  häm  —  vaegfiota;  saegenga;  vundenheals  (B  298) 
brim  —  farod  —  mere  —  sae  —  sund  —  vaeghengest;  ydhof 
geofon  —  merehüs;  ydlida;  lagu  —  sae  —  ydmearh;  sundreced 
bunden  —  hringed  —  vundenstefna ;  brim  —  flod  —  sae  — 

Meysr,  ▲Itgermanische  PoMie.  12 


178 

eundvuda;  ceol-v^  [lel;  brim-vätet  (Gath.  1303)  —  |)üva.  Ab- 
gekürzt« Ketmingar:  ko  äw  Sota  mdn.  Hemchender  An- 
lact:  h  —  Skildfik.  51.  J.  Grimm  S.  S4.  Arndt  8.  42.  äler- 
bach  S.  29  f.     Schemaon  S.  36. 

Ich  merke  aa,  dasB  von  den  ags.  EemiiiigeQ  folgende  die 
Arche  Noä  beseichnen:  holmäm,  nä^ed  bord,  merehns, 
sundreced. 

Segel:  —  Bode  S.  62:  merehiägl. 

Halle:  healvudu  B.  1317.  —  Die  Burg  Heorot  vjß. 
Schemann  S.  37.    —  Bank:  sessmeidt  Akv.  14,6. 

Kessel:  SlkjöU  H^.  33,4  (vgl.  Zimmer  Za.  f.  d.  Alt. 
32,469);  logvellir  Hym.  6,2.  —  Becher:  vinferill  Hym.  31,7. 

Harfe  — :  Bode  S.  48:  gleobeam;  gomenvadu. 

Tod  und  Grab. 

Tod:  fjsrbrot  F4f.  21,5;  fjorgoU  Lok,  19.6?;  aldriag  Vaf. 
52,5  H.  H.  30,3  Hamd.  8,  3.  6,  fjorlag  Lok.  50,5;  andUt  Drap. 
3;  aldrlok  H.  H.  H  11,4;  valsinui  H/ndl.  6,6  7,4;  aldrtili 
{Hrafn.  11);  helvegi  Vgl.  48,6  53,7  Helr.  7  —  Bode  S.  40: 
ealdor  ■  feorh  ■  bealu;  feorh  -  dal.  dead  ■  ealdor  ■  gast  ■  llf  ■ 
(auch  B.  841)  nyd  —  aävul  -  gedäl,  lices  gedil;  ende-dögor; 
tldege;  viga  välgifre;  hingong;  ealdor  -  feorhlagu;  vor 
oldraeden;  bealu  -  ellor  -  ford  ■  hin  ■  heonan  —  neoeid,  sc 
deoraaid;  fordveg  [25].  Abgekürzte  Kenning:  sid  — .  aldree, 
libes  äband;  hinfard;  forgang:  forduueg.  Abgekürzte  Ken 
ningi  äbaud  Hei.  3494  —  Arndt  S.  45.  Vgl.  J.  Grimn 
Myth.  *  700  f. 

Grab:  —  Bode  ?5.  41:  fold  —  moldäm;  gärsbed;  heol 
storcofa;  greotes  fädm;  eordgräf;  sandhof;  brusan  heolator 
deadräced  (9).     Abgekürzte  Kenning:  greot.  — 

Zum  Schluss  venveiee  ich  nochmals  auf  Bodes  Zusammen 
Stellung  christhcher  ags.  Keoningar :   Gott  S.  79  (vgl.  Schemam 


>  T'  >f.aid-k.  52  :    Teuful  S.  TT);   Enet]  S.  TS;   Kreuz  Crir:-::  S   S'' 
Himmel  i,  aL-   Sitz  der  Selifrcn-  S.  74;   Holle  S.  75.   — 

Kenningar  und  heiti  im  Beövulf  bespricht  ohne  strenge 
Sdiddiuig  die  Arbeit  von  Scbemann;  auch  die  Epitheta  sind 
Wer  erwähnt.  — 

Anhang  verbaler  Umaohraibungan. 

geboren  werden:  knätti  maer  ok  rnggr  moldv^  epoma 
Oddr.  7,1  —  Bode  S.  38:  wacan,  äwacan,  onwacan  —  cuman  an 
(Uudiu,  ])it)  lioht,  te  ])e8umu  liohte,  an  {)e6a  verold  cumai^, 
dunan  ti  mannen.  — 

leben:  —  Bode  S.  38:  eardes  brücan,  blaeddaga,  borhvelan, 
'Gerolde,  lihynna,  lifgessceafta  brücan  —  ferahes  brucan;  iß  aldan 
SQagu  ^gan,  |)e8aro  iineroldi  uuunneono  neotan;  ^it  lioht,  dagee 
lioht,  |>esa  werold  ßehan;  uuesan  an  thesaro  (under  themo) 
iraeroldi;  vgl.  so  lango  so  im  is  lif  uuaröd.  — 

sterben:  ganga  til  heljar;  tilmoldar  hniga;  sofa;  —  Bode 
S.  39 ;  öder  (godes)  leoht  ceosan ;  f  eorh  vid  flaesce  ealdre  ge- 
daelan;  aldor  •  (afrid)  -  gedal  fremman;  hTengevjrrht  fyUan; 
beonan  gangan;  fiet,  voruld,  grundving  ofgifan;  onveg  hverfan  of 
gearde;  lif,  lifdagas,  laendagas,  voruld  oflaetan;  hleahtor  älecgan, 
gunen  and  gleodream,  feorh  älecgan;  dryhten  s^can,  lif  es  veg 
itde  aecan,  V3rnlea6vic  secan;  ende,  feorh  gesellan;  sendan  savle 
t6  Christe,  sendan  gast  on  godes  vaere,  to  metodsceafte ;  metod- 
Boeaft  seön;  fordgevitan,  fordgevltan  of  lice,  ofvorulde;  ge\itan 
deadvic  seön.  Verkürzte  Kenning:  gevitan  —  dag  endion,  an  |)ana 
tfd,  an  godes  friduara  faran;  ])at  lif  geban,  manno  dröm,  |>ese 
unerold,  |)it  lioht  ageban;  af geban  gardos,  |)it  höht;  hinan 
huerban,  huerban  an  hinenfard;  äthom  latan;  |)it  höht,  Hudio 
diAm,  eldeo  bam,  ferah,  lif  forlatan;  eUior  skakan;  äslapan; 
tttdan  höht  ödar,  godes  riki;  uerold  uehslon;  ansuebbian  an 
idmon;    libes,    dodquala,   firin   —  thiodquala,   quahn  tholön; 


180 

oendi&a  &f  [»esaro  uueroldi;  auerthaa  is  fenfaea  lA«.  Activiacbe 
UmschieibuDgen  vgl.  Sieren  3.  449,9 — 14.  Vericnizte  Eenning: 
faran  —  ebenso  ahd.  dat  inan  wtc  fumam. 

BeflonderB  mache  ich  noch  aaf  die  >grauBam  humoristi- 
schen Umschreibungen  für  töten  aufmerksam,  die  Holbcmann 
Edda  533,  75  und  83  hervorhebt 

"^^ir  gehen  (vgj.  o.  die  heiti),  sprechen  and  schveigen 
muss  ich  beim  Mangel  eigener  ZasammeDstellang  traf  Bode 
S.  42 — 13  verweisen.  — 

Ich  berücksichtige  in  den  folgenden  ErSrtemiigen  aus- 
schliesslich die  aubetantivischen  Kenningar.  An  die  adverbialen 
Umschreibungen  für  >auf  Erden«  sei  der  VoUständi^ceit  w^en 
nochmals  erinnert.  — 

Meine  Sammlung  enthält,  wenn  wir  von  den  Keoningen 
für  bestimmte  Götter  und  Menschen  absehen,  S.  170 — 179 
677  Kenningar  für  58  Schlagworte  (Bode  erhält  aao.  S.  11 
für  54  Begriffe  900  Kenningar,  aber  erstens  und  hauptsBchlich 
kommen  bei  ihm  die  zahlreichen  reinchristlichen  Umschrei- 
bungen hinzu,  und  zweitens  hat  er  viele  einfache  heiti  aofge- 
nommen).  Hierbei  ist  jedoch  in  Anschlag  zu  bringen,  dasq 
nicht  wenige  Kenningar  sich  unter  mehreren  Rubriken  (e.  B. 
für  >Künig<  und  für  iHeld*),  besonders  aber  in  mehreren 
Dialekten  i,vor  allem  ags.  und  as.)  wiederholen.  Bedenkt  man 
dies,  M  ist  ilie  Zahl  (namentlich  im  Vergleich  zu  der  der  beiti) 
keineswegs  sehr  gro^i*,  und  sie  wird  durch  die  unausbleiblichen 
Nachtrage  schwerlich  so  sehr  erweitert  werden,  dass  der  ver- 
häitnissmäasig  bescheidene  Gebrauch  dieser  Umschreibungen  in 
der  ältesten  Zeit  nicht  ersichtüch  bliebe.  —  L 

Charakteristische  Verschiedenheiten  der  ags.  und  alifn.  Dich* 
tung  sind  nicht  zu  verkennen.  Altn.  fehlen  die  Umschrei- 
bungen für  Körper,  die  dgs.  (besonders  im  GüthUc)  so  beliebt 
sind ;  dagegen  für  einzelne  Glieder  und  besonders  für  das  Haupt 


181 

liat  die  Edda  Kenningar,  wie  sie  die  ags.  Poesie  bloee  für  die 

Brust   aufweist.    Der  Edda    siud   auch  die  Kenningar  für  das 

Gold  eigenthümlich;    dafür  hat  wieder  die  ags.  Poesie  für  die 

SehutzwaSen   und    vor  allem  für  Meer  und  Schiff  eine  reiche 

Auswahl   von  umschreibenden  Ausdrücken.     Von  Einzelheiten 

hebe  ich  als  Gregenstände    der  Umschreibung  noch  altn.  Bank 

(vgL  heiti)  und  Kessel,  ags.  Segel  und  Harfe  her\'or.  —  Dass 

einzelne  Lieder    für   bestimmte  Gruppen    eine  Vorliebe  zeigen, 

sieht  man  bald,    aber    es   wäre    näher  zu  untersuchen.     Altn. 

tareten    neben  Hym.    besonders  die  Redestücke  der  HelgHieder, 

x-or  allem  von  H.  H.  I,  hervor.  —  Dazu  kommt  noch  bei  der 

AVahl  der  gleichen  Umschreibungen  der  Gebrauch  verschiedener 

Synonyma  als  erster  oder  zweiter  Glieder  vgl.  Gr.  2,544.  — 

Ich  stelle  hier  mm  noch  die  häufigeren  GUeder  der  Um- 
schreibungen zusammen,  wobei  ich  mich  auf  die  altn.  und  ags. 
Fälle  beschränke.  —  Natürlich  sind  die  Nachglieder  die  wich- 
tigeren, weshalb  ich  auch  oben  nach  ihnen  geordnet  habe;  die 
Vordergheder  sind  auch  vom  Reimbedürfniss  in  hohem  Grade 
abhängig  (Bode  S.  15).  — 

Zweite  Glieder  der  Umschreibungen. 

König:  broti  deilir  drifi  midlendr  vgrdr  spillir.  —  ägend 
aldor  baldor  gebyrea  br^'hta  d^ma  drj'hten  fengel  heim  hirde 
hleö  gebyrea  raesva  veard  vine  visa. 

Held:  apaldr  broti  bgrr  hlynr  meidr  stafr  smidr  rognir 
vinr  —  beäm  berend  geborga  freca  fremmend  läcend  viga  wlU 
|)remma. 

Seefahrer:  fara  gast  lidend  ridend  rinc  veard. 

Erbe:  nyti  vordr  —  veard. 

Frau:  bil  gefn  mork  —  vebbe. 

Mensch:  bom  mogr  sun  —  beam  büend  bjTe  sittend  sunu 
veard  vuniend. 


182 

Riese:  büi  dani  valn 

Leib:  cota  f2t  hüa  loca  aele  bold  hört.  —  Brost  ebenso. 

Kopf:  hÄfjall  bätün  hlettr  stofn  stM.  —  Blnt:  dggg  droi» 
iQgr  —  dryme  giceL  —  Wvrade:  spor  bite  glem. 

Schwert:  \o^  ormr  vQndr  —  lAf  leöma  moel  segeae  veorc  vine. 

Speer:  fiom  —  holt  lüUtK  sceaft  steng  vuda. 

Schild:  neet,  —  gebeorh  fröfor  gripe  heim  lindrand. 

Brünne:  ham  hrägl  net  sceorp  serce  acrdd  gevsedu.  — 
Helm:  grima  heafola. 

Kampf:  dynr  ^1  leikr  rymr  stefna  Jung  —  gebtfic  cröga 
croda  faxu  bete  gebnaest  gel&c  gem&na  mitting  gemftt  nid  pl^a 
raea  sid  gesving  veorc  t>racu.    — 

Erde:  gardr  grund  heimr  stöd  vangr  — ■  eard  grund  geard 
land  rice  gesceaft  veng  veg. 

Sonne:  sinm  aystir  —  beacen  bläst  candel  ginn  leoma 
sceald  täcen  tapmr. 

Feuer:  herr  rddi. 

Meer:  bäd  gebind  geblond  eard  edel  fasten  gefeald  fatu 
&Ad  grund  geläc  gelong  genip  räd  stream  vädu  väter  veg 
velm  u.  a, 

Gold:  lj6ini  logi  bedr  malmr. 

Wolf:   grey  gifr  —  stapa  veard. 

Schiff:  dyr  brüsi  fdkr  goti  heatr  hjortr  man  txi  vigg  — 
am  bord  hüs  reced  (dieee  zum  Theil  nur  für  die  Arche)  fasten 
genga  Uda  heals  hengest  hof  mearh  atefna  |iiaa  vudu. 

Halle  und  Harfe:  vudu. 

Bank:  meidr. 

Kessel:  kjöU. 

Tod:  brot  lag  Idt  lok  sinni  vegr  —  bealu  gedäl  gong 
lagu  raeden  sid  veg. 

Grab:  am  bed  fäilm  cofa  heolstor  hof  reced.  — 

Zunächst  sind  die  Kenningar  nach  dem  zweiten  Glied  in 
iwei  Claesen  zu  scheiden,    die    ich  die  der  transitiven  und  in- 


trarißitivGii   rin-^chreiliuniien    nennen    möclit-e.     Ist  nämlich   der 
zweite  Theil  ein  nomen    agentis,    dessen  Verbalbegrifi    in   dem 
ersten  Theil  sein  Objekt  unter  sich  bat,    eo   tritt  die  Kenning 
in  nacbfiEte  Verwandtschaft  su  jenen  Verbalepithetis,  von  denen 
wir    oben   gesprochen   haben.     Nur  für  diese  Classe  gilt,    was 
Heinzel  (aao.  21)   in  geistreicher  Weise  über  die  Vermisdiung 
von  Wirklichkeit  und  Vergleich  sagt.     Wenn  der  König  »Ring- 
brecher« heisst,    so    ist    das   wirklich  nur  Substantivirung  des 
Satzes  »er  hieb  die  Spange  entzwei«  und  wieder  »er  vertheilte 
Gaben«    ist   nur  Verbalisirung  des  Begrifis   »Herrscher«.     Wir 
Behen  also  in  diesen  Satzcondensirungen  die  Tendenz  der  Alli- 
terationspoesie  zum  Substantiv  auf  dem  Gipfel.    Solche  Verbal- 
substantiva  sind  sämmtliche  Nachglieder    für  die  altn.  Königs- 
Kenningar,  ebenso  die  meisten  ags.     Femer  gehört  hierher  das 
beinahe   ausschhesslich    in  Andreas    und  Elene   vorkommende 
—  {)issa  (vgl.  J.  Grimm  S.  85):    das   Schiff  wird    »Meerdurch- 
rauscher« genannt,  wie  es  sonst  heisst  »das  Schiff  rauscht  durch 
die  WeUen.«     Endlich  ganz  unverarbeitet  liegt  die  Umwandlung 
des  Verbs    in    ein  Substantiv    in    den  Participien    berend  und 
läcend    vor,    die    auch    Heinzel  (S.  24)   als    ags.  verbalen  Um- 
schreibungen entsprungen  nimmt.     Was  die  Form  angeht,  darf 
daran  erinnert  werden,  dass  auch  die  Epigonen  des  Minnesangs 
Participia  wie  bemde  gemde,  freilich  als  Epitheta,  zu  verwen- 
den lieben. 

Die  intransitiven  Umschreibungen,  weit  in  der  Mehrzahl, 
nennen  das  Ding  entweder  von  seinem  Stoff  oder,  wenn  ich 
mich  so  ausdrücken  darf,  von  seinem  Geist.  Das  Schiff,  beseelt 
gedacht,  hat  die  Eigenschaft  des  schnellen  und  unaufhaltsamen 
Vordringens  und  trägt  seinen  Herren  treulich:  darum  heisst  es 
bildlich  nach  dem  Ross.  (Wirkliche  Schiffsnamen  bei  Wein- 
hold Altnord.  I^ben  S.  131.)  Ebenso  steht  der  Mann  im  Kampfe 
fest  imd  unerschüttert;  darum  heisst  er  »Baum«.    Denn  die  ety- 


184       . 

mologiBcheD  Deutungen  der  SkÄlda  tod  raTiiir  und  yiäi  wie  roa 
aelja  und  log  (SkÄldak.  31.  47)  hat  Weinhold  (aao.  329  Anm.) 
sicher  mit  Recht  abgewieeeo.  Oft  heiaet  der  Held  gnde  Apfel- 
baum, und.  dsss  das  auf  einem  Gleichnias  beruht  und  nicht 
auf  einer  Wortspielerei  nach  späterer  Art  (v^.  Roeenbeig  aao. 
S.  478.  Hom  Gesch.  d.  Ut.  d.  ekand.  Nordens  S.  34,  geschickt 
durch  ein  deutsches  Beispiel  tUuatrirt  in  Rühs'  Edda  S.  94), 
beweist  anschaulich  die  hübsche  Anekdote  von  IngibjQ^  Thoris 
Tochter  (Weinhold  aao.  80). 

Stoffliche  Umschreibungen  sind  besonders  die  ags.  sehr 
beüebten  mit  vudu  für  Speer,  Schiff,  Halle,  Harfe,  ebenso  mit 
holt  für  Speer;  desgleichen  wohl  auch  altn.  tre  und  meide  für 
Schiff  und  Bank.  —  Bildliche  (vgl.  Bode  S.  X9  f.)  sind  die 
mit  apaldr  bQrr  hlynr  meidr  altn.  beim  ags.  für  den  Helden, 
alle  altn.  Kenningar  der  Frau  als  Göttin  und  als  Baum.  Dinge 
werden  gern  belebt,  doch  nur  solche,  zu  denen  der  Mensch  in 
ein  intimes  Verhältniss  tritt:  das  Schwert  (onnr),  die  Sonne 
(sinni  systir),  das  Schiff  (dyr  vigg  brüsi  fäkr  goti  hestr  marr 
—  hengest  mearh).  Hier  ist  überall  die  ags.  Poesie  ärmer  als 
die  altn.  Sonst  wird  ein  Ding  mit  dem  andern  veiglichen: 
Leib  und  Brust  mit  einem  Hause  (vgl.  Wackemagel  Zs.  f.  d. 
Alt.  6,298),  Schwert  und  Gold  mit  der  Flamme.  Die  Sonne 
irird  ags.  nicht  mehr  persönlich  gefasst,  sondern  biblisch  als 
Himmelalicht.  womit  unsere  Erörterungen  in  §  5  zusammen- 
treffen. Selten  wird  ein  geraumechriebenes  Wort  selbst  zur 
Umschreibung  verwandt;  so  wird  der  Kessel  nach  dem  Schiff 
benannt.  —  Bildlich  sind  auch  die  transitiven  Kenningar  für 
Dinge,  weil  sie  diese  belebt  denken;  3o  die  altn,  für  das  Feuer, 
gengs  und  üda  ags.  für  das  Schiff.  Sie  machen  uns  den  laten- 
ten Verbalbegriff  dieser  Hauptwort«  recht  klar:  das  Schwert 
heisst  deshalb  Flamme,  weil  das  Feuer  ein  vernichtendes  Ding 
ist;  das  Schiff  heisst  Ross,   weil  es  ein  dahineilendes  Dinjr  ist. 


185 

i>em  alten  Germanen  war  mit  anderen  Worten   das  Schiff   so 

^othwendig  ein  in  Bew^ung  gedachtes,  wie  der  König  nothwendig 

ein  Herrscher  war.  —  Am  fremdartigsten  muthen  mis  die  ags. 

XJmschreibmigen  für  das  Meer  an.     Zwar  wenn  es  W^  heisst, 

i-QKt  es  eben  einfach  als  Object   des   dahinfahrenden  Schiffs  ge- 

c5Utcht;    aber   auch  sonst  erscheint  es  nur  gleichsam  passivisch, 

Besitz,  als  Bad  d.  h.  als  nasser  Wohnort.     Dem  entspricht 

völlig  die  RoUe,    die  das  Meer  sonst  in  der  altgerm.  Dichtung 

spielt:    es   ist   nicht   wie   in    der  griechischen  Mythologie  eine 

ebensvolle  Welt,  gleich  der  Erde,    sondern    wie    die  Luft   ein 

^:Sast   leerer    Raum,    ein  kahles  Element,    nur  von  wenigen  dem 

^lenschen  femstehenden  Wesen  bewohnt.  — 


Erste  Glieder  der  Umschreibung. 

König:  baugr  gull  hringr  men  sverd  —  beag  gold  hord 
hrinc  sine;  ädeling  folc  here  leod  rice. 

Königin:  fridu. 

Held  audr  hringr;  dölgr  hjälmr  hildr  väpn  hrott  kumbl  rög 
Blqgldr  —  cumbol  darod  gar  güd  heim  heoru  bilde;  lind  scild 
Bveord  vig;  verr. 

Weib:  hgrr  men. 

Mensch:  cid  dag,  drött  ver  —  sämmtliche  heiti  für 
»Mensch«  zur  Bildung  patronymischer  Kenninge. 

Knecht:  hverr. 

Riese:  berg  hraun. 

Körper:  bän  feorh  greöt  lic;  savel. 

Brust:  hugi  —  ferd  gast  hord. 

Herz:  fjfir. 

Blut:  barm  sar  valr  —  heoru  headu  bilde. 

Kopf;  grän  skarar  herdr  hjälmr  hom. 

Schwert:  ben  blöd  —  beadu  güd  bilde  mägen.  — 


186 

Speer:  rög  —  äse  camp  migea. 

Schild:  vig  —  hia;  faeado. 

Brünne:  beadu  here  bilde;  breast  fyrd  gold  bring. 

Helm:  beadu;  cumbol.  Kampf:  dölgr  egg  hjfitT  rond 
brynja  ^  bil  llg  Und  gär  sveord  —  bere  —  omnboL 

Erde:  j^rmun  —  eord  fold  grund. 

Sonne:  m&ni.  —  däg  beoton  mere  sv^l  vomld. 

Feuer:  viAr  lind. 

Meer:  fisc  ganot  seolh  är  hväl  maev  bran  svinyd. 

Gold:  lind  ormr  ägn  rög. 

Schiff:  Sot  briin  gjaUr  Iggr  vägr  saer;  blunn  segl  —  farod 
mere  sae  sund  vaeg  yd  lagu  brim  fl6d. 

Harfe:  gomen. 

Becher:  vln. 

Kessel:  logr  q\. 

Tod:  aidr  fjor  valr  —  ealdor  feorh  gast  lif  sävul,  — 

Unterschieden  mr  an  den  zweiten  Composition^iedem 
die  Bezeichnung  des  Stoffs  und  gleichsam  die  des  Geistes  der 
umschriebenen  I>inge,  90  ist  bei  den  ersten  Gliedern  ähnlich 
zu  scheiden.  Den  stofflichen  Theilen  entsprechen  hier  solche, 
die  das  Material  oder  dgl.  angeben;  den  bildlichen  aber  die, 
welche  Ort  und  Gelegenheit,  Ziel  und  Aufgabe  der  Anwendung 
nennen.  Wenn  z.  B.  der  Körper  bänhos  heisst,  so  bezeichnet 
das  die  Art  dieses  Hauses ;  aber  sävelbäs  giebt  eine  Bestimmung 
an.  Der  I^ib  ist  ein  Bau  aus  Gebeinen  und  für  die  Seele. 
Der  Speer  ist  ein  Holz,  vom  Baume  genommen,  daher  üscbolt, 
aber  für  die  Schlacht  hei^ricbtet,  daher  campvudu.  —  Beide 
Gruppen  liessen  sich  füglich  als  reaUstische  und  idealistische 
Umschreibungen  klassißciren.  Denn  das  ver  in  verbeiim  (wenn 
man  dies  als  Mannbaum  fasat  s.  Grein  u,  d.  W.)  wie  das  vudu 
in  saevudu  sind  jedenfalls  richtig,  während  das  gomen  in  gomen- 


187 

näxx  wie  das  hengeet   in   saehengeet   unter   Umständen   ganz 
vonifich  klingen  können.  — 

StofQicbe  Bestimmungen  sind  die  Objecte   aller  transitivi- 
cchen  Kenningar;  Schmuck  und  Schatz  beim  Fürsten  als  dem 
<7abenBpender,    Friede    bei    der  Frau    als    Glücksstifterin,    das 
Jiolz  bei  dem  verzehrenden  Feuer,    das  Meer  bei    dem    dahin- 
fahrenden    SchifE.     Dann    die    meisten  Vordergheder   zur  Um- 
schreibung des  Körpers;  ferner  lokale  Angaben:  der  Riese  wohnt 
auf  den  Bergen,  die  Sonne  ist  Genossin  des  Mondes,    nämlich 
am  Himmel,  und    ist    nach    dem  Himmel    auch    als   Leuchte 
benannt.     Dagegen  voruldcandel  ist  final:  Leuchte  für  die  Welt; 
ebenso  merecandel.  —  Bezeichnend  ist,  dass  der  Mensch    ags. 
nach  dem  Geiste  benannt  ist;  das  ist  christlich.  — 

Final  sind  die  Benennungen  des  Helden  nach  Kampf  und 
Wafien,  des  Weibes  nach  häuslicher  Arbeit  und  Schmuck,  des 
Körpers  nach  der  Seele,  der  Brust  nach  dem  Gedanken,  des 
Herzens  nach  dem  Leben,  die  sie  bergen  müssen.  Die  Waffen 
heifisen  natürhch  nach  der  Schlacht,  doch  die  Schutzwaffen 
agB.  auch  nach  dem  Leib,  den  sie  decken  sollen.  Auch  Blut 
und  Wunde  werden  stets  mit  Bezug  auf  die  Schlacht  gedacht. 
Der  Knecht  soll  den  Kessel  warten,  und  der  wieder  ist  für 
Wasser  (zum  Kochen)  und  Bier  bestimmt,  der  Becher  für  den 
Wein.  —  Das  Meer  hat,  wie  schon  erwähnt,  nur  finale  Be- 
nennung: es  ist  um  seiner  Bewohner  willen  da;  hväles  edel 
entspricht  vöUig  dem  Wort  savelhüs.  Besonders  charakteristisch 
ist  die  Kenning  argeblond:  das  Meer  scheint  nur  da  zu  sein, 
um  dem  Ruderschlag  Raum  zu  geben  (doch  vgl.  earhgeblond). 
—  Schwierig  sind  die  Umschreibungen  des  Goldes.  Entschie- 
den lokal  ist  ormbedr,  Lager  auf  dem  Fäinir  liegt  (vgl.  Fäi.  34,6) 
final  rögmälmr,  Metall  xun  das  man  kämpfen  soll  (vgl.  Reg.  5). — 
Dreifach  sind  nur  wenige  Kenningar:  br}m])ings  apaldr 
ßgdr.  5,2  linnvengis  bil  Odd.  19,3,    wo    als    erstes  Glied  eine 


188 

Kenniog  ateht.  Anden  ist  es,  wenn  als  Vonlerglied  statt  des 
einen  Worts  iwei  einfache  Worte  stehen:  hAtiün  homa  tr^gja, 
berr  alle  viOar  sind  einfache  Eenoingar.  Das  Compositam  er- 
hiilt  fast  nie  noch  ein  Epitheton;  ein  Fall  ad  skinandi  systir 
m&na  Reg.  23,3.  — 

Die  Kenningar  reimen  oft  auf  einander,  wie  die  hdti,  and 
meist  beruht  ihr  Gleichklang  eben  auch  auf  der  Composition 
mit  reimenden  Gliedern  wie  i.  B.  ags.  fold  und  mold.  Eine 
grosse  Zahl  von  Beispielen  hat  Bode  S.  91  f.  gesammelt.  — 

Genauere  Untersuchung  wird  gewiss  auch  hier  indiriduelle 
Eigenthümlichkeiten  ergeben.  So  beronugt  der  Beövulf  das 
Wort  vudu  u.  dgl.  m.  —  Ags.  und  ahd.  geht  der  OenetiT  gern 
voraus  (Gr.  n  602),  altn.  selten. 

Zum  Schluss  will  ich  noch  kurz  darauf  hindeuten,  dass 
altgerm.  Kenningar  schon  in  einzelnen  mythologischen  Namen 
wie  Yggdrasill  stecken,  wie  Rosenbei^  (aao.  S.  400)  bemerkt.  — 
Die  Götter  -  Kenningar  sind  ohne  Zweifel  zuerst  fest  ge- 
worden (z.  T.  wie  schon  oben  vermuthet,  bereits  in  idg.  Zeit); 
im  H^b.  z.  B.  kommen  nur  für  übermenschliche  Wesen  solche 
Umschreibungen  vor:  Niedner  Zs.  f.  d.  Alt,  31,240.  — 

Anhang  zu  §  8  und  9. 

Suche  ich  zum  Schluss  noch  über  beide  Claasen  der 
poetischen  Benennung,  heiti  und  kenningar,  einiges  zu  be- 
merken, so  muss  ich  das  vorausschicken,  dase  ich  von  keinem 
Theil  meiner  Arbeit  so  wenig  wie  von  diesem  befriedigt  bin. 
Es  war  schwierig  genug,  das  Material  zusammenzuschaffen ; 
mühsam,  einige  Ordnung  hereinzubringen;  vor  allem  aber  un- 
möglich, diesen  Zusammenstellungen  mehr  ab  das  Allgemeinste 
abzugewinnen.  Und  dies  sind  etwa  folgende  Sätze:  die  Be- 
nemiung  mit  einem  als  einfach  empfundenen  Wort  (heiti)  ent- 
stammt   direkt    der  alten    Vieldeutigkeit  der  Zeichen;  die    Be- 


MMM 


189 

oennmig  mit  einer  als  Kreuzung  zweier  Begriffe  empfundenen 

Wortverbindung  (kenning)  entstammt  der  Nothwendigkeit,    aus 

Wenigen  Zeichen  viele  Begriffe  zu  entwickeln.    Jene  gehört  der 

%rache   selbst   an«    diese   wesentlich  der   poetischen  Technik. 

Ihre  Ausbildxmg  verdanken  beide  der  Freude  an  der  Variation 

des  Ausdrucks.      Ist   also   an    sich  die  Classe    der   kenningar 

jiönger  als  die  der  heiti,  so  schliesst   das  keineswegs  aus,   dass 

Xsi  ihr  ältere  Bestandtheile  als  dort  fortleben.     Da  nämlich  das 

^Bedürfniss  nach  Variation  übergross  war,    so    stirbt   leicht  ein 

ftneiti  als  abgebraucht  ab,  welches    durch    mannigfache  Verbin- 

«Zungen  in  kenningen  frisch  bleibt.      Und  indem  gern  benutzte 

*Uheile   von    Umschreibungen    losgelöst   werden,    ergiebt    diese 

^Gattung  »verkürzter  Kenningar«  neue  heiti. 

Es  folgt  hieraus,  dass  es  bedenklich  ist,  aus  dem  Ver- 
JiiltnJRS  der  einfachen  Appellativa  zu  den  durch  Kreuzung  ge- 
-bildeten  weitergehende  Folgerungen  zu  ziehen.  Der  beliebte 
Sohluss  aus  der  Häufigkeit  oder  überhaupt  aus  dem  Vorkommen 
der  Kenningar  auf  relative  Jugend  eines  Gedichts  ist  nur  auf 
dem  Gebiet  der  altn.  Dichtung  zulässig;  und  selbst  hier  muss 
er  jedesmal  der  Gegenprobe  durch  Kriterien  aus  Inhalt  imd 
Form  unterworfen  werden.  Denn  das  hieran  reichste  Ided  der 
Edda,  die  HymiskviJ^a,  ist  desshalb  gewiss  noch  nicht  jünger 
als  die  letzten  Stücke  der  Spielmannsdichtung  aus  dem  Nibe- 
lungencyklus.  Die  ags.  Poesie  ist  schon  in  ihren  frühesten 
Produkten  den  älteren  Theilen  der  Edda  an  Umschreibungen 
weit  voraus,  obwohl  diese  zeitlich  später  anzusetzen  sind.  Dies 
beruht  nun  freilich  auf  der  schon  öfter  von  uns  betonten 
grösseren  Modernität  der  ags.  Dichtung,  d.  h.  auf  dem  Um- 
stand, dass  eine  analoge  Entwicklung  hier  schneller  durchlebt 
wurde  als  im  Norden.  Aber  immerhin  ist  auch  dies  eine 
Warnung,  die  Kenningar  nicht  vorschnell  zur  Altersherabsetzung 
zu  benutzen.     Der  Heiland  zeigt  nirgends  so  sehr  wie  gerade 


190 

\ 
im  Wortschati  die  engste  Venrandtocbaft  mit  der  ags.  Poeaie, 
ein  Verbältniss,  das  Sievera  längst  bewiesen  und  eiUÄrt 
hat.  Aber  die  wenigen  Reste  ahd.  AUiterstionspoeflie  geben 
ein  Räthsel  auf:  die  Hauptmasse  der  Kenningar.  nämlich  die- 
jenigen, welche  durch  Combination  iwöer  SubsbmtiTs  gebildet 
sind,  finden  sich  hier  den  heiti  gegenüber  90  auffallend  selten, 
das8  die  Gedichte  so  weit  sehr  alterüiümlich  wirken.  Hild. 
5 — 6  stehen  2.  B.  fünf  der  Variation  stark  zngethane  Worte: 
Brünne  zweimal,  Schwert,  Held,  Kampf;  und  nur  bei  dem 
doppelt  angewandten  Begriff  ist  statt  der  einfachen  Benennung 
das  eine  Mal  eine  sehr  bescheidene  Umschreibung  gesetzt. 
Dagegen  aber  die  Nebenworte,  Verba  und  AdjectiTa,  werden 
gerade  ahd.  im  UebermaaSB  durch  Combination  mit  Substantiven 
umschrieben:  während  in  der  ags.  und  as.  Dichtung  einlache 
Verba  und  Adjectiva  mindestens  ebenso  häufig  sind  wie  um- 
schriebene, in  der  altn.  unendhch  häufiger,  verschwinden  ahd. 
heiti  wie  etwa  »berühmt'  »b^erig«  »siegen«  »tödten«  völlig 
unter  der  Masse  der  Umschreibungen. 

Wir  sehen  also,  dass  die  Entwicklung  der  poetischen  Wort- 
wahl bei  den  alten  germ.  Dichtem  nicht  einfach  durch  Verall- 
gemeinerung des  skandinavischen  Einzellalls  gegeben  werden 
darf  —  hier  so  wenig  als  etwa  in  der  Mythologie.  Der  Wort- 
stand ist  im  Ganten  auf  sein  Alter  zu  prüfen  und  der  sicheiste 
Maasstab  wird  dabei  nicht  sein,  ob  die  Begriffe  durch  einfache 
oder  combinirte  Ausdrücke  gegeben  werden,  sondern  welchen 
Grad  von  künstlicher  Entfernung  von  der  AUtagsfpmche  die 
gebrauchten  Worte  und  natürlich  in  erster  Linie  die  Substan- 
tiva  (als  heiti.  als  Theile  substanti\'ischer ,  als  Theile  verbaler, 
adjectiviecher,  adverbialer  Umschreibung)  aufweisen.  Variatiori 
des  zur  Combination  benutzten  Appellnti\'mu  erklärten  wir  für 
das  wesentÜchste  Kennzeichen  der  Kenning,  und  mindestens  ein 
Theil  zeigt  auch  immer  einen  gewählteren  .\usdruck;  aber  welcher 


191 

Unterechied  zwischen  einer  Kenning  wie  »SeehengBt«  für  Schifi 
und  einer  solchen  wie  »Walfisch  der  Feldwüstee  für  Riese! 
Ee  müseen  also  für  heiti  and  kenningar  Schichten  abgegrenzt 
werden. 

Diese  Forderung  ist  nichts  weniger  als  neu;    nur  gewinnt 

sie,  glaube  ich,   dadurch  eine  neue  Gestalt,    dass  wir  auf  Ver- 

gleichung   der    Substantiva  in    allen    Klassen   der    poetischen 

Benennung  drillen.     Wie  wenig  bei  Isolirung   der  Kenningar 

z.  B.  durch  die  Regeln  JtönningE  (Beovulfekradet  S.  141  f.)  zu 

«rreichen  ist,  hat  schon  Bode  (aao.  34  1}  ausgesprochen,  wenn 

such  nicht  klar  gemacht.     Richtig  ist  ja,  dasE  eine  Umschrei- 

'bimg  nie  ganz  alt  sein  kann,  wenn  die  beiden  Glieder  in  ihrer 

Verbindung  keinen  ungezniingenen  Sinn  geben:  braunvalr  kann 

«o  wenig  eine  Kenning  der  ältesten    Schicht   sein,    wie   Hilde- 

gund  ein  Käme  der  oreprünglicbeten  Art.     Um   nun    aber   zu 

sehen,  wie    weit   diese  Umschreibung   von    einer    solchen    wie 

saehengest  absteht,  muee  man  ausser  der  Verbindung  auch  die 

Einzelglieder  prüfen.     Ist  hraim  im  poetischen  Gebrauch    alt? 

WahiBcbeinlich :    denn    H.  Hi.  !t5,6   (wo  noch  h  :  hr   reimen) 

wird  es  bereits  als  Coordinate  für  den  Riesen  in  der  einfachen 

Kenning  hraunbüi  gebraucht.    Ist  hvalr  im  poetischen  Gebrauch 

alt?     Die    ags.  Kenning   hväls  £del,    weit    verbreitet,    in    dem 

■Seefahrer«  sowohl  wie  in  christlichen  Stücken  zu  belegen,  spricht 

dafür.     Ist  hraunhvalr  schon  vor  der  Hym.  verwandt  worden? 

Der  Umstand,    dass  in  diesem  Gedicht  von  Walfischen  erzälilt 

wird  (hvalr  21,2.  26,5),  daes  für  den  Riesen  die  Kenning  hraun- 

büi  {Hym.  38,5)  schon  in  Gebrauch  war,  giebt  mindestens  eine 

WahrscheinUchkeit  dafür  dass  der  kenningfreudige  Autor  dieses 

Liedes  zuerst  hvalr  im  Sinn  von  >- Ungeheuer«  mit  hraun,  einem 

Schlagwort  für  Riesenkeuningar,  verbunden  habe;  aber  er  beweist 

zugleich,  das?  die  Combination  nicht  so  fem  lag,  wie  es  zuerst 

scheinen  kann.     Und   somit  zeigt    diese    eine  Stichprobe,    wie 


192 

vorsichtig  man  in  der  Beurth«ilang  von  Eenningen  sein  mos 
Ehe  wir  nicht  für  braun  und  für  hTah  Schichten  bestiaune 
können,  vermögen  wir  auch  nicht  das  relative  Alter  von  hranj 
hvab-  lu  beBtimmen.  —  Dase  die  Umechreibung  in  sich  alliterit 
ist  immerhin  zu  beachten. 

Man  gestatte,  an  einem  ganz  modernen  Beispiel  zu  eri£i 
tem,  wie  selten  eine  Umschreibung  genau  zu  datiren  ist  Nac 
dem  Bericht  L.  Schneiders  (Aus  dem  Leben  Kaiser  Wilheln 
3,238)  hat  der  grosse  Begründer  des  deutschen  Reiches  in  sein« 
edel-klaren  Art  sich  über  den  Ausdruck  »HohenzoUem -Aat 
beklagt:  »Die  Hohenzollem  haben  keinen  Aar  im  Wappei 
Brandenburg-  oder  Preussen-Aar  wäre  richtig«.  Wir  sehen  alsc 
hier  liegt  eine  falsche  Combination  vor,  die  erst  möglich  wa 
als  man  das  Wort  lAar«  formelhaft  zu  gebrauchen  sich  gewöhr 
hatte.  Aber  seit  wann  ist  das  der  Fall?  Unsere  Klassik« 
scheinen  nur  Adler  zu  gebrauchen  (D.Wb.  1.5).  Die  Grleim  un 
Ramler  kennen  nur  dies  Wort,  und  meinen  auch  (im  Gegei 
satz  zu  den  Emblemdichtem  des  17.  Jahrhunderts)  fast  stel 
den  Adler  der  Mythologie,  nicht  den  der  Heraldik.  Gleim  atngl 
» Dem  Adler  gleich  erhebe  dich,  der  in  die  Sonne  sieht 
(PreUBsische  Kriegslieder  von  einem  Grenadier,  Hall.  Neudr.  4 
S.  8,35);  in  die  Sonne  sieht  aber  nicht  der  Adler  des  preuss: 
sehen  Wappens,  sondern  der  des  bekannten  symbolische 
Bildes  mit  der  .Aufschrift  'Nee  soU  cedit»,  das  unsere  Gamisoi 
kirche  schmückt.  Die  Sänger  der  Freiheitskriege  keimen  df 
gegen  aehi  wohl  den  Adler  des  Wappens:  »Panier,  Panier,  wi 
sehn  dich  wallen,  Du  Wunderadler  ächiecklich  allen  In  deinen 
heiligen  Glanz'  heisst  es  bei  Schenkendorf;  das  Wort  Aar  abe 
ist  auch  hier  noch  selten,  fast  schüchtern  nähert  Kömer  e 
durch  das  Epitheton  dem  Synonym;  »Durch!  edler  Aar!  di 
Wolke  muss  Dir  weichen!«  (immer  noch  Anlehnung  a: 
jenen  Wahlspruch!)  Es  ist  nicht  unmöglich,  doss  die  franst 
Bische    Verherrlichung    des     napoletmischen    Adlers    zu    diese 


193 

NeneDrang  in  Benig  auf  die  Verwendong  dee  Begriffs  beige- 
tiägen  hat,  die  nun  bei  dem  Hauptvertreter  preuBsiBcben  Ruhmee- 
geeangee  in  uneerem  Jahrhundert,  bei  Schereoberg,  eifrig  gepflegt 
wird  (z.  B.  Leuthen  S.  19).  Aber  das  Wort  »Adler*  behaup- 
tet sich  noch  inuner  unverändert;  lAar«  ist  auch  bei  Scheren- 
beig  noch  selten.  Schwerlich  ist  es  vor  1-866  populär  geworden. 
So  hätten  wir  drei  Stufen:  Adler  =  Adler  dee  Zeue;  Adler  = 
Adler  dee  Wappens;  Adler  und  Aar  ^  Adler  des  Wappens.  — 
Für  das  erat«  Glied  der  Verbindung  haben  wir  genauere  Aus- 
kunft: in  dem  dtirten  Buch  behauptet  L.  Schneider,  dem  man 
Autorität  in  solches  Dingen  nicht  absprechen  kann,  das  Wort 
>Hdbensollem<  sei  erst  seit  1840  geläufig  geworden  (aao.  1,320). 

—  Also  »Hohentollem«  seit  1840  formelhaft,  »Aar«  noch  er- 
heblich später  —  und  doch  schon  1870  >Hoh^izollem-Aar< 
in  t^ischer  Verbindung.  Wer  könnte  das  dem  Ausdruck 
ansehen?  wer  würde  die  unlogische  Combination  so  dicht  an 
die  Wiederbelebung  des  uralten  heiti  »Aar«  rücken?  Man 
k&mte  ein  Gtedicbt  dieses  Terminus  wegen  für  sehr  viel  jünger 
erklären  wollen  als  etwa  einen  Vers  Cr.  Hesekiels  von  1869, 
wo   es   gani   richtig   heisst:    »unter   Friedrichs    stolzem   Aar* 

—  und  der  Fehler  wäre  vielleicht  nicht  grösser,  als  der,  welchen 
wir  mit  einer  Datirung  der  Hymiskvijia  auf  Ausdrücke  wie 
hraunhvalr  hin  begehen  mögen. 

Und  doch  ist  die  Datirung  bei  den  Kenningen  immer  noch 
etwas  zuverlässiger  als  bei  den  heiti.  Wer  kann  es  z.  B.  von 
vornherein  wissen,  dass  in  der  Tenninolo^e  des  Minnesangs 
«wolgetän*  fast  nur  bei  älteren,  »wolgestalt«  fast  nur  bei  jüngeren 
Dichtem  steht?  Bei  den  Kenningen  ist  es  auch  gelegenüich 
möglich,  eine  auffallende  Combination  durch  Verweisung  auf 
fremde  Muster  zu  datiren.  So  ist  dies  für  das  age.  Umschrei- 
bungswort l&f  durch  Cook  versucht  worden  (A  latin  poetical 
idiom  in  old  English,  im  American  Journal  of  Philol.  Vol.  VI 

Mayn,  AltguuMiiialia  PoMia.  18 


IM 

1  1885  9.  476).  Bfich  hat  der  Anbata  —  auf  den  Dr.  0-.  Hen- 
feld  die  GHlte  hatte  mich  auimericaun  so  maohen  —  aUenUngB 
nicht  übeneagt.  Aber  mfigUch  sind  doch  solche  Controlm 
bei  Eenningen,  kanm  bei  heiti.    VgL  auch  H«"«!  Qp  lo,  S.  1-2. 

Sacht  man  also  Enut  lu  maohea  mit  dei  Foiderosg,  den 
Oesammtromith  der  altgerm.  Poesie  an  SabatantiTen  in  chnmo- 
logiBche  Reihen  m  xerlegeo,  so  ist  Vorbedingung,  daaa  man 
Ton  dem  Stand  tot  der  Trennung  der  Dialekte  sich  ein  Bild 
zn  Teraohafien  sucht.  Die  «infa^^^a  Vergieichung  der  dialekti- 
schen Bestände  hilft  aber  wenig.  Die  echten  heiti  müssen  ja 
doch  als  gemeingermanisch  behandelt  werden,  denn  sollten  selbst 
unter  ihnen  Neubildungen  sein,  ao  haben  wir  doch  kein  ACttel 
diese  zu  erkennen.  Andererseit«  wird  gemeingerm.  Beeiti  z.  B. 
durch  die  ITebereinstimmung  von  altn.  eggleikr  und  ags.  ec^ 
geläc  nicht  bewiesen.  Denn  kein  alter  altn.  Vers  braucht  leikr 
zur  Bezeichnung  des  Kampfes:  F&f.  31,3  wie  Reg.  23,7  stehen 
in  jüngeren  gnomischen  Interpolationen,  (die  sich  denen  in 
Sgdr.  vei^eichen),  und  Gud.  II  32,11  in  einem  der  spätesten 
Lieder;  die  Umscheibui^en  mit  Geräuschworten,  obwohl  selbst 
nicht  in  ganz  alten  Strophen  (H.  H.  I)  machen  einen  älterai 
Eindruck,  und  haben  keine  ags.  Entsprechung.  Nach  meiner 
Ansicht  wird  eine  gründliche  Ve^eichung  des  Substantivrorraths 
in  der  altn.  ags.  as.  ahd.  Dichtung  sehr  lehrreich  Iflr  die  Ver- 
schiedenheit der  Stämme  sein,  sehr  w«iig  eigebnissreich  dag^en 
für  die  Verschiedenheit  der  Perioden. 

Es  werden  somit  zwei  Mittel  bleiben:  um  zu  dem  Wort- 
schatz der  poetiachen  Sprache  in  gemeingerm.  Zeit  aufzusteigen 
und  hierdurch  für  die  Entwickelung  der  wichtigsten  beiden 
Klassen  poetischer  Formeln,  der  heiti  und  keoningar,  einen 
festen  Boden  zu  erobern,  stehen  statt  des  subjektiTen  Urtheila 
über  iKünstlicbkeiti,  statt  der  täuschenden  Vergleichung  der 
Dialektbeatande  als  objektive  Hilfemittel  zu  Gebot  —  das  Rimea- 


19Ö 

schabet  und  die  BQonologie.  Das  etetete  liefert  für  die 
poetiBche  Wortwahl  in  den  einzelnen  heiü,  die  ee  enüiält, 
«ntens  einige  unzwcdfelhaft  räohere  Beispiele,  und  zweitenB  eine 
vichtige  aügemdne  Analogie.  Die  Etymologie  erläutert  die 
poetiache  Wortachöpfung,  indem  sie  zeigt,  auf  welche  Wege 
die  innere  Sprachform  von  vornherein  den  Neologisten  wies. 
So  bedeutet  äAelcyning  eigentlich  nichts  anderee,  als  cyning 
allein ;  der  Zusatz  fiisoht  die  verbraucht«  Urbedeutung  nur  auf, 
wie  wir  bald  daa  Gliche  beim  >et]nnol(^;isohen  Epitheton« 
finden  werden.  Das  alBo  iet  wirklich  eine  inahehegende«,  echte 
alte  Aoednickeform,  obwohl  immer  schon  unter  dem  Anbieb 
der  poetischen  Variationdust  entstanden.  Ob  aber  den  Ger- 
manen von  vornherein  nahe  lag,  den  Kampf,  das  Ernsteste, 
was  äe  kannten  die  Becbtiertigung  alles  anderen  Seins  —  den 
Kampf  als  »8pid<  za  bezeichnen,  das  ist  trotz  eggleikr  und 
ecg^  gel&c  sehr  die  Frage. 

Mit  diesen  beiden  Werkzeugen  also  wäre  ein  kleiner,  aber 
zuverlässiger  Urbestand  festzustellen;  es  wären  innei^ialb  der 
einzelnen  Dialekte  daim  Gedichte  von  annähernd  ächerem 
AltersverhältnisB  (z.  B.  in  der  Edda  Vulundarkvitia  —  R^iins- 
mäl  und  F^fnismäl  —  Atlamäl)  als  Etappen  der  Entwicklung 
zu  prüfen,  immer  mit  beständige  Rücksicht  auf  alle  wie  immer 
benutzten  Nomina,  und  so  könnte  man  wirklich  zu  einer 
Gesd^chte  des  poetäachen  Wortschatzes  in  der  altgerm.  Poesie 
und  damit  zu  brauchbaren  Alterskriterien  kommen.  Ich  ver- 
zichte imgem  darauf  auf  diesem  Wege  selbst  statt  allgemeiner 
Sätce  concrete  Einzelei^bnisse  zu  ernten;  aber  mindestens  für 
jetzt  muse  ich  von  der  lockenden  Aufgabe  des  Ausgrabens  zu 
der  zurückkehren,  die  für  diese  Arbeit  mir  nun  einmal  gestellt 
ist:  des  Sammelns  und  Sicbtens  von  schon  geborgenem 
Uateriall 

18* 


1Ö6 

Doch  sd  wenigBtenB  ein  Bedspiel  gestattet  Daaa  die  Ken- 
ningfl  für  »Menschf  ond  iMenschea*  relaÜT  alt  sind,  ist  wahr- 
scheinlich durch  ihre  grosse  Zahl,  besonders  aiich  in  altn. 
Gedichten,  and  durch  ihr  Vorkommen  in  älteren  Lieden,  wie 
V0I.,  auch  Vaf.  und  Lok.  Diese  Umschreibungen  sind  nun 
fast  alle  einer  Art:  sie  tänd  patronymisch.  Keine  Umschrei- 
bung kann  natürlicher  sein  als  diese.  Wie  alle  VSlker  gmea- 
l(%iache  Kenninge,  auch  für  Dinge,  lieben,  zeigt  s.  B.  Tobler 
(Wortsusammmsetsung  S.  13):  er  ve^eicht  (wie  schon  erwähnt) 
mit  Bkaldiechcn  Ausdrücken  aiamesiache  Wortbildungen  wie 
>3ohn  des  Bogene*  für  iPfeil«.  D&es  aber  die  gleiche  Anschau- 
ui^  auch  wirklich  in  den  germ.  Sprachen  lebte,  zeigt  die  Ver- 
wendong  patronymischei  Suffixe  für  Münznamen,  2.  6.  ags. 
eilfring  (Kluge  Nominale  Sfammbildungslehre  der  altgerm. 
Dialekte  g  100):  die  einzelne  Münze  heiset  >Sohn  des  Silber- 
Bchatzea«  wie  der  einzelne  Mensch  *Sohn  der  Menscbheit« ; 
and  aus  derselben  Anschauung  heraus  werden  auch  Theil- 
bezeichnungen  wie  |>ridjungr  patronymisch  umschrieben.  Patro- 
nymisch sind  auch  viele  altn.  Königsheiti,  die  also  ursprüi^ch 
Kenningar  waren.  —  Hier  Uegt  also,  in  den  Kenningen  für — 
»Menschen*  sieber  ein  Fall  ältester  gemeingermanischer  um — 
Schreibung  vor.  —  Aehnlich  steht  es  mit  Ausdrücken  wi^ 
Üchama  u.  dgl.  m.  — 

§  10.     Epitheta. 

Wir  haben  schon  bemerkt,  wie  nah  sich  die  Epitheta  mit 
den  Synonymen -Classen  der  heiti  und  kenningar  berühreo. 
Roeenberg  (aao.  398)  meint  ganz  richtig,  waa  in  der  altgerm. 
Poesie  sich  statt  des  eigentUchen  Namens  finde,  stehe  bei  Homer 
neben  dem  Namen.  Am  dentlichsten  ist  das  bei  den  Eigen- 
namen: heisst  es  dort  ständig  Jt^jrvt^  AatpTtdSrj  u.  dgl.,  so  steht 
hier  oft  iHealfdenes  sunm  allein.    Aber  gerade  bei  den  Namen 


197 

findeD  wir  doch  aoch  oft  beides  zusaxomen:  Kltibrant  Heri- 
brantee  mina  UEw,  oder  in  noch  festerer  Verbindung  Ottar 
heimfiki  u.  dgl.  Denn  jeder  Zoeatz,  der  äberbsnpt  auf  eigene 
füseen  stoben  kann,  wird  benutzt,  mn  einem  Ueinoi  Sätzchen 
«n  neues  Haupt  zu  geben;  mindeetene  wird  eo  HUtibrant  xon 
S^ribrantes  busu  durch  ein  Verb  getrennt.  Bald  wird  die 
Trennung  grÖBser,  Sätze  drängen  sich  hinein,  und  zuletzt  tritt 
das  Epitheton  voll  in  die  Geltung  des  EigenaamenB  ein,  weil 
«6  als  Nomen  seiner  fast  eubstantiTiBchen  Natur  wegen  am 
Tereanfang  festgehalten  wird.  Schliesslich  verdrängt  dann  gar 
das  Beiwort  das  eigentliche  Wort,  wie  in  einem  hübschen  Mär- 
chen von  Andersen  der  Schatten  seinen  alten  Herrn  beseitigt. 
(Besonders  oft  steht  in  den  Atlm.  Adjectiv  für  Substantiv  Holtz- 
mann  Edda  &3&,29.)  Doch  gerade  beim  Eigennamen  geschieht 
diee  seltener  als  bei  AppeU&tivifi.  Wenn  wir  aber  die  Epitheta 
gerade  beim  Eigennamen  noch  meist  in  dem  Zustande  der 
Unterordnung  finden,  der  ihnen  eigentlich  zukommt,  so  hat  das 
eine  ganz  natürliche  Ursache,  die  nämlich,  dau  der  Eägenname 
selbst  nicht«  anderes  ist  als  ein  Epitheton,  allerdings  tön  stän- 
diges. Die  altgerm.  Poesie  beseitigt  mehr  and  mehr  das  ein- 
fache Wort  als  unpoeüsch  und  ersetzt  es  durch  gesuchte  Sy- 
nonyma, Der  Eigeimame  aber  ist  selbst  schon  Poeäe  und 
darum  behauptet  er  sich.  Oenügt  er  vollends  noch  der  zweiten 
Aufgabe  dar  Umschreibungen,  das  Einzelne  in  eine  grössere 
Eat^^rie  einzuordnen,  z.  B.  durch  die  Zugehörigkeit  zu  einer 
Kamensippe  (Rosenbetg  6.  90),  so  ist  er  selbst  eine  treffliche 
JCenning.  Einen  der  ältesten  uns  überlieferten  Namen,  Hari- 
wulafr  (auf  dem  Stein  von  Istaby  vgl.  Burg  Die  ältesten  nor- 
dischen Runeninschriften  S.  SOf.,  Noreen  Altnord.  Granunatik  I 
S.  193,21)  trafen  wir  schon  als  Umschreibung  für  »Kriegen; 
heoTovulf  Ex.  181.  Daneben  stehen  die  Namen  Ha|)uwulafr 
und  Haeruwulafir  (?)  die  von  ganz  derselben  Art  sind.  —  Ich 


198 

erinnere  auch  an  die  Vcrwendnng  von  AppeUativen  als  Eigcoi- 
namen  in  den  SigsnuU  und  sonst.  — 

Aber  die  Eigennamen  sind  nicht  bloaa  Epitheta,  Mmdem 
sie  and  die  einzigen  Btahenden  Epitheta  der  altgenn.  Allitera» 
ti<niBdiohtung.  Denn  iet  schon  die  häufige  TVennong  der  Appo- 
sitioa  vom  Wort  (Heinzel  8.  6)  dar  festen  Verbtüdenmg  beider 
ongOnetig,  so  entzieht  das  Sabetantiv  in  seiner  VerwandltmgB- 
irath  sich  denelben  vollends.  Wir  sahen  schon  an  Beispielen, 
wie  nun,  da  jedes  heiti  sein  Beiwort  für  sich  haben  will,  das 
Adjektiv  nicht  zur  Ruhe  kommt,  sondern  von  einem  Bucüutaben  des 
Alphabets  ziun  andern  laufen  mnss;  nnd  man  kann  so  eigent* 
lieh  nur  von  ständigen  Begleitbegriffen  sprechoi,  nicht  von 
formelhaften  Begleitworten.  Ja  selbst  die  Begrifie,  die  mit 
den  Substantiven  i^positionell  verknüpft  erBchein^i,  wechseln. 
Wir  sahen,  dass  z.  B.  das  Wort  >Gh}tti  as.  kaum  ohne  Appo- 
sition erscheint;  aber  nicht  nur  stehen  Synonyma  wie  TnuhHg 
alomahtig  aloualdo  nebeneinander,  sondern  daneben  stehen  aach 
noch  nicht  viel  weniger  häu^  häag  oder  nki  u.  s.  w.  Unter  diesen 
Umständen  beschränke  ich  mich  darauf,  eine  An^aM  besonders 
beliebter  Epitheta,  die  immerbin  eine  relative  Festigkeit  erhalten 
haben,  aus  J.  Grimms  Andreas  und  Elene,  Weinhold  Spicile- 
gium  und  Vilmais  Deutschen  Alterthümem  aofznnehmen.  Noch 
verweise  ich  auf  Arndt  S.  13f.,  aus  dessen  Beispielen  die  Starr- 
heit der  mhd.  Prädicate  (S.  19)  gegenüber  der  BewegUchkeit 
der  ags.  as.  ahd.  (S.  16 — 17)  gut  hervortritt  — 

Epitheta  zu  Eigennamen  zeichnen  sich  (wie  schon  be- 
merkt), durch  groesere  Festigkeit  in  der  altn.  Poesie  aus: 

'Ottar  heimski  Hyndl.  6,10  17,6  20,8  21  23,8  24,10  26,2 
27,10  28,13. 

'Alfr  enn  gamli  Hyndl.  12,4  18,8.  Svanr  enn  raudi 
Byna  12,8. 

AuSr  djüpudga  Hyndl.  28,5.  Btindr  Inn  bQlvisi  H.  H.  II  2,1. 


199 

Eamdr  inn  hugametöri  Ond.  hv.  4.  8,1.  Hamfi.  6.  24,1, 
'«benso  "Hd^  inn  hngomBtöri  H.  H.  I  1,5.  Mit  inn  ha  der 
Anrede:  HArbarAr  ins  ragi  BUrb.  27.  51,1.  Einem  Epitheton 
raitepricbt  auch  der  Zusatz  in  SigrAn  M  8eva{jslliim  E.  H. 
n  17,1  41.1  44.1. 

Häufoi^  von  Beinamen  Hyndl.  23.  — 

In  der  Eänlätong  der  Vkv.  gehen  1Wgpnn«.m«m  und  Bei- 
namen befremdlich  dorcheinander  (vgl  Nledner  Zb.  f.  d.  Alt 
33,261).  — 

£pithetaeuVölkernamen(fürBeoTulf  vgl.  Schemann  8.231.): 

hvate  Sc^ldingae  B.  1601  2052  3005.    ' 

altftr  Hün  HÜd.  38.  — 

Das  beliebteste  Bdwort  für  einzelne  Personen  ist  »alte 
Ali  der  Alte  wie  später  Gorm  der  Alte;  ebenso  heisst  0|iimi 
ider  Alte«  eohlecbtweg,  Hildebrand  lalter  Hanne.«  —  Eäne 
Uebenddit  über  jüngere  nordische  Beinamen  bietet  Wdnhold 
Altnordiaches  Leben  S.  277f.  — 

Pereonen. 

Kön^.  Vilmar  S.  51.  riki  m&ri,  maxi  and  mahtig,  mahtig, 
mildi  —  coningo  craftägost.    bald  endi  sträng.    «Alig 

Herr.  Vilmar  S.  53.  —  hold  herro. 

Held.  Weinhold  6.  21 .  Vihnar  S.  63  f.  J.  Grimm  S.  104. 122. 
Arndt  S.  16f.  hvat  cene.  bald,  elleanmof  —  häle  hildedeör, 
oempa  collenferhd,  tbrietmödig  theg&n  o.  a. 

Mensch.  Vilmar  S.  44  f.  guma  hat  bei  sieb  frMgöd  erthun- 
gao  sUig  barwirdig  glau  (häufig)  gödspriki  ädbwörig  gödwillig 
^admödig  —  forgripan  ebd.  S.  46. 

Mann.  Weinbold  S.  30  Vilmar  S.  25.  Snfald  finbydig  äomöd 
&nraed.  Ueber  einialt  und  einhart  vgl.  Vilmar  aao.  Sdierer 
Vortr.  XX.  Aufs.  S.  18. 


Weib.  Weinhold  S.  27.  ftiigniiin  margnllin  goldhtDd«n  sAlbjfirt 
hnt.  ga\ii  bftin. 

Kind.  Weinhold  S.  37.  bam  ^yse,  eafota)  unyetxen. 

GreiB.  Weinhold  S.  31.  vintram  ^earam,  tyrngearom)  fiM 
eald  udvita. 

Gefihrten.  Vilmar  S.  66.  thegnos  raelle,  erUts  elluuaofe, 
aaordspftha  uaetoe.  — 

Feind.  Vilmai  S.  6  f.  demio  mAdag. 

Zum  MenBchen  gehörig. 

Ciescblecht.  VUioar  S.  40 1.  knnnies  gAdes,  foacntetegAdon. 

Sinn.  Vilmar  3.  23.  hogiderbi  staikmöd.  feiahtte  hogi. 

Körper.  Vilmar  S.  23.  tahs  fagar. 

Kampf.  Weinhold  S.  21 :  hetillc.  nitUch. 

Waffen.  Weinhold  3.  23:  Bei  der  Brünne  wird  fast  stete  der 
Glanz  hervoi^;ehoben,  ebenso  anfänglich  beim  Schild,  wo  dann 
aber  mehr  der  Umfang  betont  wird.  Das  Schwert  wird  als 
stark  gelobt,  Öfters  auch  als  alt  oder  ehem.     Vgl.  Arndt  S.  2b. 

Rofis.  Weinhold  S.  33:  in  equis  flavis  vehuntur.  (Doch  rgl. 
Odd.  2,7  Gud.  hv.  19,2). 

Schiff.  Weinhold  3. 12  Arndt  3.  42:  genägled.  hymde.  he4h- 
stefn  u.  dgl. 

Haus.  Weinhold  S.  25 :  heih  u.  dgl.  goldfah  n.  dgl.  eata 
gevorc. 

Gold.  Weinhold  S.  26  Vilmar  S.  32 ;  raudr  vunden.  brftd.  wid. 
—  fagare  fehoscattos.  welo  wimeam.  wundan  gold. 

Schicksal.  Vihnar  S.  12:  thiu  berhtun  giscapu.  tochtero 
tidio.  — 

Andere  Epitheta. 

Welt.  Weinhold  S.  8:  terra  lata  animoe  patrum  valde  movit. 
an  theserö  bredou  werold.  oba  these  widon  werold. 

Erde,  Felder  Gras,  Wege.  Weinhold  S.  9  Vilmar  S.  17.  Stan- 
diges Epitheton  »grün«  a.  u.  —  Arndt  S.  42. 


801 

Th&L  tief:  1  djüpR  dali  H.  Hi.  28,6;  in  deopum  dalam 
Q«dicht  aof  Doiham  (Grein -Wülcker  BibL  I  391)  V.  9.  So 
zicxib  im  Volkelled  in  Antatheee:  Ich  stand  aof  hohem  Berge 
XMxxd  sah  ins  tiefe  ThaL 

Wasser.  Weinhold  S.  9  evalr.     Vgl.  Merbach  S.  14  t. 
Feaer.  Weinhold  S.  10  Vilmar  S.  5:  bitar  svart  grim;  rftde 
«^nd  ättOT.     Läeblingswort  gr&dag. 

licht.  Vilmar  S.  17:  wanum.  — 
In  ständigen  Vorausgängen  (b.  n.  %  S2)- 
was  im  tharf  mildl  Weinhold  S.  6  Vilmar  S.  52. 
andlangne  däg  u.  dgL  Weinhold  S.  17.  — 
Dies  sind  etwa  die  beliebtesten  Epitheta.  Wo  sie  sich 
^inem  beetämmten  Wort  verhSltniBemäeelg  oft  anschliessen  (wie 
3.  B.  h&le  hildedeör)  habe  ich  es  angemerkt;  aber  man  sieht 
-wie  sehr  die  Variation  Überwiegt.  Nor  eine  Art  der  Epitheta 
macht  eine  entschiedene  Ausnahme,  weil  die  betreffende  Ad- 
jectira  die  Variation  ihrer  Natnr  nach  ausachheesen.  Es  sind 
die  Farbenangaben,  in  der  deuteeben  Poesie  bekannthch  ein 
wichtiges  ond  vielbehandeltee  Moment  (literatuiaogaben  s.  in 
mönei  DissertatiOD  Die  Reihenfolge  der  Lieder  Neidharte  von 
Reuenthal  S.  88).  Sie  sind  auch  in  der  altgerm.  Alliterations- 
poesie die  wi(ditigsten  tmd  häufigsten  aller  Epitheta  und  verdienen 
eine  aueführliche  Sammlung.  Eb  handelt  sich  wesentlich  um 
die  TolksthÜmlichen  Farbangaben  grün,  roth,  schwarz,  weise,  auch 
noch  grau;  nur  vereinzelt  begegnen  braun,  blan  und  gelb. 
(Gta^  weiss  und  roth  sind  bis  spät  im  Mittelalter  typische 
Vertreter  der  Farbenscala  geblieben  vgl.  Pniower  Ze.  f.  d.  Alt. 
33,88.  Ja  noch  1757,  als  der  grosse  Linn^  in  den  Adelsstand 
erhoben  wurde,  wählte  man  für  sein  Wappen  diese  drei  Farben 
als  die  »Leibfarben  der  Natur«). 


302 

FarbflUftogaben. 

Örün. 

Erde:  (^  var  grund  grtin  gioaiam  lauki  VqL  7,7)  ofer 
grtnne  gnmd  Ez.  312  grdne  grondaB  Aul  777.  —  ata  hoa  app 
koma  .  .  —  jgrd  or  oegi  idjagrooia  Vgl.  61,3  eoidaD  Klgrtne 
G«ii.  197  Ez.  1&17  Cri.  1128  An.  799  Met.  £0,78  grtiu 
eoidao  G«d.  1554.  1921  Fb.  164  grtne  folde  G.  1018.  1561 
{»□e  griaaa  vong  Güth.  478  718  Rät  41,51  gtine  vongas 
Rät.  13,2  67,5  grene  geardas  Gan.  611. 

Weg:  groenar  brautir  R.  1,2  7&f.  41,2  grtae  straeto  Sat 
287  OQ  |)y8Bain  grtoan  rege  Fa.  141,4. 

Tbal:  vgllu  algroena  Akv.  13,8. 

Berg:  grgne  beoigas  Gütb.  203  beoig  sceal  oa  eordan 
gr€ne  etandan  Gq.  C.  34. 

Wald:  {»ne  grfinaa  veald  Gen.  841  gr&ae  bearvaa 
Gen.  1480  vealdas  grtoe  Ph.  13  on  |uun  gräsvonge  grtee 
stondad  bearra  bearbtast  Pb.  78. 

Baum:  gtendr  ae  yfir  groenn  Urdar  brunni  Vfil.  22,7  JA 
beämafi  &,  gräne  atoudad  Pb.  35. 

Laub:  grene  blaede  Gen.  1474  Dan.  518  leif  beod  gr&ie 
Sal.  312.  —  leid  (eceal)  grenian  Met.  11,57  —  ^  eall  fomam 
]>at  be  giäiea  fond  Ges.  2549  (vgl.  die  Keimmg  ber  ralla  vidar 
für  das  Feuer). 

Gras:  gr&ae  gräa  Gen.  1137  Rät.  16,6.  —  Besonders  zu 
beacbten  gras  ungräne  Gen.  117. 

Andere  Dinge:  is  im  p'ai  he^od  hindan  gr#ne  Pb.  293 
se  beals  gr§ne  Ph.  298.  — 

Weiflß. 
Mann:  eveinn  inn  bviti  Lok.  20,4. 

Weib:  lek  ik  vid  ena  linhvitu  Hirb.  30,3  inni  hvitu  mey 
Härb.  32,3  pa.t  it  mjallhvita  man  AI7.  7,6  Billings  mey  ek  fann 


—  BälbTfta.  Bofa  H&t.  96,1  mey  Atti  haun  .  .  .  hvita  ok  honka 
R  40,5  HladguAr  svanhTlt  ok  Hervor  alvitr  Saem.  zu  Vkv.  8 
(alvitr  wohl  in  aihvit  sa  verbeeseni).  bü  mun  hvltazi  en  iim 
heidi  dagr  Sig.  tut.  55,3  in  gaglbjarta  Akv.  40,3. 

Engel:  engel  h'nt  Oen.  349  (en^  and  de6äa)  hvitra  and 
Bveaitta  Cri.  898. 

GKitter:  Heimdallr  hvitastr  'Abb  ]>r.  14,1. 

Körpertheüe  u.  dgl.:  hvitarmii  kona  Hat.  159,5  hÄlB 
hvftoii  hmnni  mjglln  Rig.  28,11  hvi  hafnaf  |>ü  innm  hvlta  lit 
Sig.  sk.  31,7  hvitinga  Gud.  H  43,3?  of  >ann  in  hvlta  hadd 
Svanhildar  aim  tr^dda  und  j6a  fötmn  Gud.  hv.  16,7  — 
brthvltr  Vkv.  39,4  brünhTltr  Hym.  8,7  (v^  Big.  28,9)  — 
halB  is  min  hvit  Rttt.  16,1  {HL  \mtan  honda  Cri.  1111. 

Thiere:  hvitabjfim  hugfiir  Atlm.  17,3  Jörn  of  traddi  faTltnm 
ok  evortum  .  .  .  grAm  Gufi.  hv.  2,8  f.  —  beomas  on  blancom 
(mearum)  B.  856  eam  .  .  .  h^t  Athel.  63. 

Oewand  n.  dgL:  (boekr  -virn  ]>inai  blähvito  —  Gnd.  hv. 
4,7)  in  hYltam  hräglmn  Cri.  447  |iS.  fidra  h^t  hindanveard' 
Ph.  297. 

Schild:  skiQldtmi  .  .  .  raadom  ok  hvitam  Heli.  9,1  hjÄlm 
ok  skjfild   hTltaetan  Akv.  7,9  s4  6.  ekjQld  hTitan  Hamd.  21,6 

—  hvite  linde  Ex.  301  Helm:  Akv.  7,9  e.  e.  —  se  hvlta  heim 
B.  1448  —  huitt«  Bcilti  HUd.  66. 

Silber:  silfri  enBrehvlta  Athn.  67,7  —  bvitan  seolfrd  Gen. 
2731  —  Edelsteine:  ginunae  hvite  and  re&de  Met  19,22. 

Andere  Dinge:  Mödir  merktan  dAk,  hvltan  af  hgrfi  (t6k) 
R.  30,1  hön  tök  at  jMt  hldfa  tionna  hvita  af  bveiti  ebd.  6  at 
inum  hvita  helga  eteini  Gnd.  m  3,3  —  homede  hvit£ 
Gen.  1621.  — 

Roth. 

Menschen:  jöd  .  .  .  raudan  R.  21,5.  Bvan  ennm  rauda 
Hyndl.  12,8. 


204 

Thiere:  fagnatUtr  haiii  VfiL  43,7  (sötmudr  hani  Vgl.  44.7). 

Gold,  Schmuck.  Schati:    baogar  raudir  Vkr.  19,4   H.  H. 

I  67,3    U.  K.  n  34,2    FU.  40.2    Sig.  sk.  39,5   Odd.  19,6  24,2 

—  goU  latitt  Vkv.  6,1  21,7  Reg.  16  Saem.  19,1  Odd.  14,6 
gull  glödrautt  Oud.  n  2,7  Atlm.  13,6  nid  gold  Geo.  2404 
Dan.  59  —  tt  glödraaaa  tt  FU.  9,5  —  hringar  tauOar  Gr. 
29,6  Reg.  15,7  Gud.  n  26,5  Akv.  8,6  40,3  —  gürnsas  hvite 
and  re&de  Met  19,22. 

Schwert:  B.  u.  »röthen«. 

Schild  und  Helm:  raudum  sküdi  H.  H.  I  34,3  BkjQldum 
.  .  .  ntudum  ok  hvltom  Helr.  9,1    randir  raudar  Gud.  II  14,9 

—  hjAlma  goUrodua  Akv.  4,3. 

Blut:  raudum  äxeyn  Vgl.  42,3;  b.  u.  *röthen<. 

Feuer:  re^  I^  Gen.  44  Ch.  810  rgdia  bronda  Dom.  13. 

Gewand:  loda  rauda  Gud.  n  20,4  —  verpr  vigroda  um 
vikinga  H.  H.  n  22,7? 

Röthen.  Mt  Blut  färben:  lydr  ragna  ejot  raudom  dreyra 
Vol.  42,3  rand  hann  1  nyju  naata  bl6di  Hyndl.  10,5  srerd  at 
rjöda  H.  Hi.  34,6  eggjar  rjöda  Grip.  50,7  Er.  5,6  er  hjfir  n« 
rydr  FÄf.  24,6  —  rodnar  brautir  H.  H.  11  48,2  a&er  fold  rydi 
R^.  26,6  —  unveaxaone  ecgum  reödan  Ex.  412. 

Sonst:  ata&r  ristnir  ok  rodnir  Qud.  II  23,3.  — 
Schwatz. 

Geister:  se  svearta  gaest  Cri.  269  ei^la  and  deöäa-hvttnt 
and  sveartra  Cri.  898  —  deorc  gesceado  aveart  Gea.  133  sceadu 
vonn  An.  838. 

Menschen:  svearte  ^''ealae  Rät.  13,4  —  (srartum  särlum 
Cri.  1607). 

Thiere :  axn  alsvartir  ])r.  23,3  ]>ar  er  uxi  Btöd  alsvartr  fyrir 
Hym.  18,7  i.  svartan  sodul  of  lagdi  Odd.  2,7  bimir  blakk- 
fjallir  Akv.  11,5  jöm  of  traddi  hvitum  ok  svgrtum  .  .  .  gräm 
Gud.  hv.  2,8f.    inn  blakka  mar  Gud.  hv.  19,1    —   se  svearta 


205 

hi^i  Sed.  4   se  Toima  brefn  B.  3024   brefn   vandrode  ereart 
and  BealobrAn  Fin.  34  ]x)iie  sveartan  hrefn  Athel.  61. 

Nacht:  OD  greartze  niht  Cri.  873  in  |)ifiBe  vonnan  Dibt 
OdÜL  1001  sveartra  nihta  Met.  4,6  ]>Ä  Tonuan  niht  Met.  11,61 
Bveaitum  nihtam  B.  167. 

Wolken:  deorc  gesveorc  .  .  .  Hveart  Gen.  108  volcnu  .  .  . 
vann  mid  vinde  Gen.  212f.  on  J>&a  svearta  nÜBtas  Gen.  391 
fot  }iaiD  Bveartum  nÜBtum  Met.  5,45  |K>mie  aveartao  niist 
Met  23,5. 

Meer  und  Wellen:  g&iseeg  .  .  Bveart  Oea.  117  Bveart  väter 
Gen.  1300  eveatte  Baestreämas  1326  vgl.  1374  Tonne  yda  1430 
Tonne  ysegaa  Gen.  119. 

Hölle  und  Feuer:  ^  ereartan  helle  Gen.  312  345  u.  ö. 
B6can  {>onne  landa  sveart<^Bton  fyre  Gen.  487  sveartan  16ge 
Gen.  1926  241B  Cri.  967. 

Ändere  Dmge:  svearte  ädi  Gen.  72  v'äs  &e  6der  (beAm) 
eallenga  sveart  Gen.  477. 

Bildlich:  Bvearte  ge]>ohte  Lok.  371  vgl.  447  hellfirena 
Bveartni  Beb.  7  Breartra  synn  Jul.  313.  — 

Schwarz  werden:  Brgrt  verfia  BÖLekin  Vgl.  42,5  böI  t^ 
eortaia  Vgl.  59,1.  — 

Grau. 

MenBchen,  Riesen  und  Zwerge:  {>ötti  bÄrum  Hrungnis 
Bpjalla  —  Hym.  16,1  at  hämm  t>nl  Hat.  133,5  h]6n  eätu  t>ar 
hkt  of  umi  mg.  2,7  inn  bAra  ]>ul  Fil.  34,2. 

Tbiere:  fara  ViOiiB  grey  H.  H.  I  13,7  er  ülf  grän  ioni 
hfifdufi  H.  H.  n  1,5  gnaepir  ae  gr^i  jör  Bi.  7,5  gamna  grey- 
BtäAi  Akv.  11,7  jinn  of  traddi  brltom  ok  svgrton  .  .  .  grim 
Gnd.  hT.  2,8 1.  ~  graegbama  (Wolf)  Fin.  6  ^ät  graege  deör  Athel. 
64  se  graega  maer  An.  371. 

Waffen:  grira  geira  H.  H.  I  12,7  —  graegan  sveorde  Gen, 
2865  äscholt  ikfan  graeg  B.  330  graege  eyrcan  B.  334. 


Ändere  Dinge:    of  gci  aUbi   GoA.  II  8,8  —  grMg«   (^mb- 

hluttre?   Met.  B,8.  — 

Einfl  besondere  Nuance  agB.  ham  vgl  Grein  Wb.  u.  d.  V. 
Vögel:  se  tmva.  fogd  Ph.  121  f>one  hasvu  eom  Bit  S6,4 
hasTe  cnlufran  Gen.  14ßl  —  fione  hasap&dan  eam  Athd.  68. 
—  Ändere  Dinge:  vennöd  (^)her  on  hyretum  heiMie  BtmdMl 
R&t.  41,61  tuuve  blAde  R&t.  14,9  r«caB  rttgad  hasve  ofer  hz6- 
fum  Rät  2,7  —  htägl  min  ia  haaoMg  Rät.  12,1.  — 
BUa. 

Bi.  var  i  feldi  blim   Gr.  26    serk  bUUn    R:  28,8   ab  sri 
bUr  nnnir  Sgdr.  10,8   —   Den   Himmel   nennt '  die   altgenu. 
Poesie  so  wenig  wie  die  homerische  oder  arabische  blau  (Harty 
Eutwickelung  des  Farbensinns  S.  98  Änm.).  — 
Braun. 

hQfdu  Bkatar  jarpur  Gud.  II  20,8  skäk   bann  akgr  jarpa 
Hamd.  21,4,  jarpekgr  Hamd.  13,3  —  brüne  le6de  Ex.  70  brüne 
yppinge  Ex.  498  brüne  helmas  Jud.  318  siä  ecg  geräc  brOnon 
bona  B.  2577  brOnum  beaduvaepnum  Rät.  18,8.  — 
Gelb. 

geolve  linde  B.  2610;  geolorand  B.  438  £1.  118  —  geolo 
gcdvebb  Rat  36,10. 

Mischfarben. 

Schwarz  und  roth:  sötraudr  hani  V5I.  44,7. 

Blaa  und  weiss:  broekr  t&tu  |>lnar  inar  bUhvitu  Gnd.  hr.  4,8. 

Blau  und  schwarz:  brimdyr  bUsvftrt  H.  H.  I  51,7. 
Farbenhäufung. 

Roth  und  weiss:  stqgldmn  .  .  .  raudum  ok  hvltom  Helr.  9,1 
gimmas  hvlte  and  reide  Met.  19,22. 

Weiter  gehen  zwei  Stellen:  jöm  of  traddi  hvltum  ok  svgr- 
tum  6.  hervegi,  gr4m  —  Gud.  hr.  2,8  t.  —  amn  bnln  sum  hasu 
sum  blacum  splottum  aearolice  beseted  Ph.  296.  —  Sehr  voll- 
ständig in  einer  späteren  Stelle  Zaub.  4,48 — 51.  — 


207 

Eigentliche  Farbencontiast«  nur  achwaiz  und  weise:  engU 
and  deöfl&  beorthra  tmd  blacra:  veordeft  bega  cyme  byltn  and 
■veartis  Cii.  896  f.  Aehslich  Qen..  466  f.,  wo  aber  dem  eallenga 
sveart  dim  and  {iryBt  477 — 78  ongenan  vynlic,  vlitig  and  actoe, 
M  and  lofanm  467 — 68  entflicht  — 
F&rbenTergldcbe. 

üeber  diese  ist  Bcbon  §  b  gehandelt.  Ich  stelle  sie  hier 
nochmals  zusammen. 

linhTlti'  H&rb.  30,3  mjallhTitr  Alv.  7,6  sölhTitr  H&t.  96,1 
Bvanhvitr  Vko.  18  Saem.  —  hvitaii  en  inn  heiAi  dagt  Sig.  ek.  5&,3 
hils  hvltaii  hreinni  mjglla  Big.  28,11  —  siliri  snaebvltu 
AÜm.  67,7. 

gtiU  ^Miautt  GqA.  n  2,7,  Atlm.  13,6  it  glMranOa  U 
F4f.  9,5.  — 

Aehnlicb  in  der  deutech-lat.  Poesie:  non  ut  oix  alba  Rtiodl. 
I  31  niger  ut  canxoB  ebd  34.  — 

Ich  habe  noch  zu  bemerken,  dasB  ich  die  FarbenaDgaben 
der  age.  Räthsd,  wo  sie  kein  benanntes  Subjekt  breiten,  als 
för  unsere  Aufgabe  bedentangsloe  fortgelflssen  habe.  — 

Weshalb  gerade  diese  Adjedäva  fester  an  ihrem  Haupt- 
worte haften,  haben  wir  eciion  erklärt.  Dennoch  wird  dem 
Streben  nach  Variation  sogar  hier  Rechnong  gett^^,  indem 
nämlich  dasselbe  SubetaotiT  mit  verschiedenen  Farbenangaben 
ausgestattet  wird:  der  Adler  heisst  weiss  und  grau,  ebenso  das 
Silber;  der  Schild  weiss  und  roth  (beides  nebeneinander  Helr.  9,1); 
das  Feuer  schwarz  und  roth  (componirt  bei  dem  Fenethahn 
Vgl.  44,7),  die  Wellen  schwatz  (ags.)  und  blau  (altn.),  (vereint 
fär  das  Schiff  H.  H.  I,  51,7).  Die  Helden  reiten  weisse  oder 
schwarze  Roese,  zuweilen  auch  graue,  und  tragen  neben  weissen 
und  roüien  Helmen  (deren  Farben  denen  der  Schilde  entsprechen) 
v^vinzelt  auch  braune.  Es  ist  aber  anzumerken,  dasE  diese 
selteneren  Angaben  (graue  Bosse,  braune  Helme)   sich   nur   in 


208 

Liedern  tagen,  die  sich  dem  3pi»im  unnam  it«i'gTi  nfihenni  (Gb 
hv.;  Jud.);  noch  weniger  volksthttmlich  ist  die  Faibenhäufan 
Doch  gilt  die«  nicbt  tod  solchen  Fällen,  in  denen  F^benangabc 
mit  besonderem  Nachdruck  und  nicht  einfach  formelhaft  stehe: 
Das  typiscbe  Farbvort  für  den  Weg  ist  igrfim  and  wenn  < 
Schwan  oder  roth  heisst,  hat  das  seine  besondra«  Bedenton 
Ebensowenig  stehen  die  Farbenangabm  bei  den  Gew^dei 
bedeutnngBloe:  roth  ist  das  Kriegsgewand,  bla«  das  Qewand  d 
vornehmen  Fran,  weiss  natürlich  das  der  ESngel.  Der  Jfinglin, 
des  Gefion  geliebt  haben  soll,  heisst  weiss,  wie  TT^wp^ftl]  d< 
wdsBeete  der  CMtter  genannt  wird;  dagegen  Karl,  die  Verkä 
penmg  des  Banemstandee,  ist  roth  und  frisch.  FOz  den  BBn 
ist  wohl  »schwarz«  das  stehende  Epitheton  gewesen,  aber  zw 
Sinnbild  des  Wintersturmis  (Atbn.  17,8)  eignete  sich  nur  d 
weisse  Bär.  — 

Die  Doppelfärbung  der  Betttücher  (GuO.  hv.  4,8)  beredt 
schon  auf  die  später  so  beliebte  Farbentheünng  (Weinho! 
Deutsche  Frauen  n  273  Schultz  Höfisches  Leben  I  226)  tc 
Die  Miechongen  schwarzroth  und  blauschwaiz  haben  wir  ob« 
erklärt.  — 

In  den  Farbenvergleichen  für  »weiss«  finden  wir  n 
Worte,  die  wir  sonst  in  unsern  Quellen  nicht  mit  dem  Prädik 
1  weise«  treffen:  Linnen  Mehl  Sonne  Schwan  Tag  Schnee.  E 
gegen  steht  das  Feuer  als  bischer  Vertreter  der  rothen  Farb< 
dadurch  wird  an  allen  drei  Stellen  Grold  und  Flamme  zi 
sammengebracht ,  wie  wir  das  schon  bei  den  E»ming« 
beobachteten.  — 

Die  Epischen  Faxbworte  werden  gern  verstärkt:  algrSi 
(altn.  Algroen  als  Eigenname  Härb.  16,1,  aJs  Adj.  Akv.  13; 
alhvitr?  alsvartr.  Für  roth  haben  wir  hier  gerade  keinen  B 
leg  der  Art,  aber  einen  sehr  bezeichnenden  aus  späterer  Ze 
bietet  MF  9,10:  und  was  im  sin  gevidere  alröt  guldin.  —  S 


verdem  Bogar  geste^iert:  hvitastr,  aveartost.  Ich  stelle  dasu 
auch  die  Composita  idjagroeim  und  fagnaoSr.  Diese  Farb- 
angaben führen  auch  Verba  in  die  poetische  Sprache  ein:  du 
activiBche  i]6da,  das  passiTische  Bortoa. 

Man  sieht  aus  alledem,  dase  die  fonuelhaften  FarbaogaboB 
(aber  auch  nur  diese)  vollkommen  die  Oeltimg  von  epischen 
Epithetis  haben,  und  als  ständige  Beiwörter  darin,  wie  schon 
erwähnt,  in  der  AJüterationsdichtung  völlig  alleinstehen.  Immer- 
hin geht  das  nicht  so  weit,  dasB  wir  für  die  betreffenden  Haupt- 
'Worte  nicht  überall  auch  andere  Beiworte  Mtten  belegen  können. 
So  heisst  die  Erde  nicht  nur  grün,  sondern  auch  breit;  die 
Frau  nisht  nur  weise,  sondern  auch  schöngescbmÜ<^,  das 
Gold  nicht  nur  roth,  sondern  auch  gewunden;  die  Wellen  nicht 
nur  schwarz,  sondern  auch  kühl.  Bei  änigen  Worten  wird 
indess  auch  diese  Festigkeit  der  Bindung  von  Haupt-  und  Bei- 
wort nahezu  erreicht:  die  scbwarseKacht,  der  graue  Wolf,  das  rothe 
Blut,  vor  allem  der  gröne  Wald,  das  grüne  Gras,  das  grüne  Laub 
verschmelzen  fast  zu  einem  untrennbaren  Betriff.  Und  es  ist 
sicher  kein  Zufall,  dass  unter  den  Trägem  der  Epitheta  wir 
grade  bei  den  Farbenang&ben  neben  den  Personen,  den  Waffen, 
dem  Schatz  und  den  epischen  Thieren  die  Naturgegenstände 
so  stark  in  den  Vordergrund  rücken  sehn:  Erde  und  Wald, 
Kacht  imd  Kebel.  Hier  wurde  doch  die  Farblosigkeit  der  alt- 
germ.  Epitheta  überwunden,  oder  richtiger  die  Variation  mit 
hundert  gleichsagenden  (und  oft  gleich  wenig  sagenden)  Worten 
drang  hier  nicht  durch.  — 

Als  beachtenswerth  hebe  ich  noch  hen'or  dase  die  typische 
Farbenangabe  für  das  Haar  des  jugendkräftigen  Mannes  nicht 
blond  ist,  sondern  bräunlich.  Der  alte  Mann  ist  natürlich  an 
dem  grauen  Haar  kenntlich.  Ich  wüsste  nicht,  dass  in  dw 
Poesie  irgend  eines  ^'olkeE  statt  dessen  »welsshaarig«  beliebt 
wäre,  wie  Geiger  (Ursprung  der  Sprache  S.  249)  anzunehmen 

UtJU,  AltgMBWjMlM  FoMia.  U 


210 

scheint,  wenn  er  sich  Über  die  »grauen  Haare«  der  home- 
riachen  Greise  wundert,  denn  mit  dem  Worte  «weisB'  ver- 
knüpft die  alte  Poesie,  wie  auch  unsere  Sammlung  zeigt,  zu 
eng  den  Begriff  des  Strahlenden,  Glänzendm,  als  dass  dies 
EpittietoD  dem  ergrauten  Haupte  anstehen  könnt«.  Schwerlich 
hat  je  ein  Dichter  dem  Tag  und  dem  WoUe  dasselbe  Farb- 
wort beigelegt,  und  wenn  wir  jetzt  sagen  »das  weisse  Haar«, 
so  können  wir  dafür  auch  nicht  mehr  sagen  >die  weisse  Sonne.« — 

Lehrreich  ist  auch  ein  Ausblick  auf  die  Stoffbezeich- 
nuDgen,  apeciell  auf  die  Angaben  über  verarbeitete  Metalle. 
Und  zwar  giebt  vor  allem  die  altn.  Poesie  hier  in  mehrfacher 
Hinsicht  nicht  unwichtige  Aufschlüsse. 

Ueberall  herrscht  unbedingt  das  Gold  vor.  Namentlich 
jene  Gegenstande,  die.  durch  ihre  Verwendui^  geadelt,  in  der 
Poesie  den  gröeeten  Raum  einnehmen,  die  wir  bei  Benennungen, 
Epithetis  u.  a.  w.  in  erster  Linie  zu  berücksichtigen  hatten  — 
sie  werden  stets  als  von  dem  kostbarsten  Metall  verfertigt  gedacht. 

Vor  allem  wird  der  Schatz  selbst  als  Goldschatz  auf- 
gefosst;  so  vor  allem  in  den  Nibelungenliedern  (Grlp.  13,5 
Fdf.  und  Reg.  oft,  Sig.  sk.  36,3  37,5  Helr.  10,7  Gud.  H  26,2 
27,2  Akr.  21,8)  femer  Vkv.  14.7;  ebenso  aga.,  z.  B.  Wald.  2,7. 
Was  aus  dem  Schatz  gespendet  wird,  ist  alles  golden :  der  Kaufpreis 
(Lok.  42,1),  die  Busse  (Gud.  H  18,2  Akv.  32,10  Athn.  13,6), 
die  Geschenke  (Hvndl.  2.4  H.  H.  I  9,6).  Daher  heisst  der 
Fürst  -Goldvertheiler«  (Helr.  11,2  Akv.  38,7).  Den  Schatz 
verkörpert  auch  die  allegorische  Gullveig  (Vfil.  26  f.). 

Zweitens  sind  von  Gold  die  Waffen  der  vornehmsten 
Helden;  Brünne  (zu  Faf.  44  Saem,  4;  Sig.  sk.  48,1  Akv.  7,8), 
Schild  vGuUrond  Eigenname  Gud.  D,  Helm  (Akv.  4.3)  und 
Schwertgriff  ,ebd.  7,4V  .\uch  die  Kampf  rosse  strotzen  von 
tiold,  <las  wirkliehe  Streitpferd  ^vgl.  Lindenschmit  Handbuch 
der  deutschen  .\lterthumskunde  I  289^  wie  der  »Meereshei^st«. 
Dati   Roi>s   trägt  goldenes  Gebiss  ;H,    H.   I   43,1)  und    goldene 


211 

Hufen  (Oddr.  25,6,  die  Proea  Fragm.  304,  b.  4  bringt  auch 
goldene  Sporen),  das  Schiff  goldenes  GaUion  (Gufi.  U  15,3)  und 
goldenen  Steven  (Akv.  5,4).  Auch  sonst  werden  Thiere  mit  Grold 
geschmückt:  der  Hund  trägt  ein  goldenes  Halsband  (^t,  5,4), 
den  Kühen  sind  die  Homer  vergoldet  ({)r.  33,2  H.  Hi.  4,3  vgl. 
Holtzmann  Edda  315,4). 

Drittens  dient  das  Grold  zur  Zierde  des  Mahls:  goldene 
Becher  (Gr.  7,6  Ak^^  34,3  Hamd.  21,8)  und  Schalen  (Akv.  10,3). 

Grold  ist  viertens  der  Schmuck  der  Prau  (Vkw  6,1  u.  f. 
Gud.  II  1  Atlm.  69,6)  und  sie  heisst  danach  »die  goldge- 
schmückte« (H.  H.  n  44,5)  oder  gar  »die  goldene«  (Hym.  8,6 
vgl.  Häxh.  30,5).  Sie  stickt  mit  goldenen  Fäden  (Gufi.  11  14,2 
vgl.  27,8).  Wenn  golden  aber  auch  die  Schicksalsfäden  der 
Nomen  sind  (H.  H.  I  3,6),  so  führt  uns  das  zu  der  fünften 
Gmppe  goldener  Gegenstände:  aus  dem  edelsten  Metall  ist 
endlich  auch  vieles  was  den  Göttern  gehört.  Hier  sind  Säle 
von  Gold  oder  mit  Gold  bedeckt  (Vgl.  66,3  Grim.  8,3)  Bett 
(Veg.  6,8)  und  Stuhl  (Hiv.  104,2)  und  Tafehi  (Vßl.  63,3)  sind 
von  Gold.  Ja  selbst  das  Laub  der  Bäume  (Fragm.  304,  b,  4) 
und  die  Borsten  des  Ebers  (Hyndl.  7,6)  starren  hier  von  Gold. 
—  Seltsam  ist  die  Zusammenstellung  a  gleri  ok  a  guUi  (Sgdr. 
17,1)  unter  den  Orten  der  Runen. 

Aber  gerade  bei  den  Göttern  herrscht  das  Grold  nicht  so 
ausnahmslos  wie  bei  irdischen  Helden  und  Frauen.  Wohl  ent- 
behren sie  nicht  des  Goldes  (Skim.  22,4),  oder  entbehrten  doch 
einst  nicht  desselben  (\^ol.ll,4),  während  es  den  Menschen  stets 
unentbehrlich  ist.  Bei  ihnen  gilt  das  Silber  fast  ebenso\äel: 
neben,  den  goldenen  Göttersälen  kennt  die  altgerm.  Dogmatik 
auch  silberne  (Gr.  6,3)  und  der  prächtigste  ist  aus  Gold  und 
Silber  gefügt  (Gr.  15,2—3);  Gold  und  Silber  nennt  Freyja  wie 
gleich werthige  Dinge  (J)r.  4,1—4),    während  der  Gudrun  Silber 

verächtlich  Pcheint  neben  dem  Golde  (Gufi.  11  2,7 — 8).     Auch 

14* 


218 

io  dem  Uteston  Heldeolied  ateht  ffilber  als  SchTnnrWwwiwg 
nooh  neben  dem  Golde  (Vkr.  34,7  36,3}-  Hatten  ea  die  alten 
Germanen  einst  doch  wgai  dem  Golde  vorgesogen  (Tao.  Oerm. 
6,20  Tgl.  13).  Später  wird  ea  oidit  mehr  erwähnt,  aoBser  ia 
einer  donkelen  Stelle  (Bifja  silir  Sgdr.  28,4)  —  bis  zuletit  die 
Spielmannslieder  mit  ihrer  Prunkancht  von  neuem  Silber  an- 
führen, als  Theil  des  Schatns  (Athn.  67,8  and  92,6)  nnd  der 
Bästtmg,  hier  (wie  Gr.  16,2—3  t>r.  4,1—4  Gnd.  n  2,7—8) 
mit  Gold  verbunden  (aüberrergoldete  Schabiaoken  Akv.  4,5). 

Dasselbe  VeihältniBS  seigt  sich  noch  stXrker,  aber  ohne  die 
Uebergangsetufen  der  Edda,  in  der  ags.  Poesie.  Wie  häufig 
»Grold*  besondera  im  Beövulf  vorkommt,  zeigt  eis  Blich  auf 
Grdns  Sprachschatz;  Silber  aber  findet  sich  nur  in  einem 
(vielleicht)  Torcbrietlichen  Gedicht  (Ruine  36),  Silber  und  Gold 
zusammen  überhaupt  nur  einmal  (Ps.  113,12).  Dag^en  heisst 
es  allerdings  mehrmals  sine  and  seoUer  (Dan.  60  Rät.  21,10 
Tgl.  Fe.  67,27  Sat.  578)  —  aber  nur  in  christlicher  Dichtung. 

Nun  ist  selbstverständlich  hieraus  keinerlei  Schluss  eu 
ziehen  aui  die  wirkliche  Verwendui^  der  beiden  Metalle.  Viel- 
mehr ist  das  Verhältniss  dies:  in  alter  Zeit  gelten  beide  Me- 
talle für  sehr  werthToU;  Gold  aber  als  das  Tomehmere  reprä- 
s'entirt  gewöhnlich  schlechtweg  die  E<»tbarkeit  vrn  Gegensttoden. 
Nunsind  denalten Germanen  kostbar  bloss  diejenigeuDinge,  welche 
ihren  höchsten  Intereseen  dienen,  und  bei  diesen  ist  den  ältesten 
Liedern  der  edelste  Stoff  selbstveistiindUch  i  aber  die  späten 
Spielmannslieder  (vor  allem  Gud.  n  und,  bis  zur  lächerUchen 
Ueberladung,  Atv.)  prunken  gern  mit  diesen  Ai^ben.  —  All- 
mähhch  sinkt  das  Silber  im  Werth;  es  dient  dann  nur  noch 
dazu,  durch  seinen  Contrast  das  Gold  noch  mehr  zu  erhöhen 
(Akv.  4,5  Athn.  92,6  —  Gud.  n  2.7—8)  und  wird  deshalb 
von  jenen  prankiiebenden  Spielleuten  angebracht.  Als  ea  fast 
gleichberechtigt    war    mit  dem  Golde,    nennt    die    idealistische 


213 

Poesie  ee  nicht;  jetzt  wo  es  viel  weniger  gilt,  zieht  *die  rea- 
lisÜBche  ee  hervor.  — 

In  der  mhd.  Poesie  scheint  sich  diese  Entwick^lung  zu 
wiederholen.  Wenigstens  gilt  in  der  älteren  Zeit  das  Silber 
fast  so  viel  wie  das  Gold  und  steht  neben  diesem  nur  wie  ein 
jüngerer  Bruder  neben  dem  älteren,  wie  Gremöt  oder  Giselher 
neben  Günther:  so  stehen  Gold  und  Silber  (wie  Gr.  15,2 — ä 
und  bes.  {>r.  4,1 — 4)  nebeneinander  bei  Walther  25,7  und  im 
Nibelungenlied  979,2  so  ^t  wie  im  Pardval  362,28.  Als  nie- 
derer Werthmesser  müssen  deshalb  andere  Stoffe  neben  das 
Gk)ld  gelegt  werden:  die  niuwez  zin  nement  für  altez  golt  Veld. 
62,21,  vgl.  auch  und  nim  dln  glesln  vingerlln  für  einer  küne- 
ginne  golt  Walther  50,12  (dasselbe  Paar  also  wie  Sgdr.  17J) 
in  kupfeiin  gesmide  bare  sich  diu  goldes  masse  Eonrads  Gol- 
dene Schmiede  1018 — 19.  —  Doch  könnten  mich  hier  die 
zufällig  getroffenen  Belegstellen  irre  führen.  —  Später  dagegen 
bilden  Kupfer,  Silber,  Gold  eine  regelrechte  KUmax  (vgl.  Mhd. 
Wh.  n  2,287).  — 

Sind  in  Bezug  auf  Gold  und  Silber  altn.  und  ags.  Poesie 
in  Uebereinstimmung,  so  gilt  das  nicht  ganz  von  den  Angaben 
über  Eisen. 

Mit  wenigen  Ausnahmen  wird  das  Eisen  nur  zu  ICriegs- 
zwecken  verschmiedet  (vgl.  Tac.  Germ.  6,1  f.).  Ausser  dem 
schwierigen  Vers  in  den  metallfreudigen  Grinmism^  (Gr.  37,6) 
führt  noch  eine  Prosastelle  eiserne  Thüren  und  Zimmerwerk 
an  (nach  Fäf.  S.  202,2).  Eisern  sind  die  Keulen  der  Zauber- 
weiber (Härb.  39,5)  und  wieder  zum  Schutz  gegen  sie  die 
Schiffßwände,  etwa  durch  Ueberhängen  der  Schilde  (H.  Hi.  13,4). 
Aber  selbst  diese  Erwähnimgen  des  Eisens  stehen  in  den  älteren 
Liedern  vereinzelt;  alle  anderen  gehören  liedem  mittleren  Alters 
(wie  H.  H.  I  und  Sig.  sk.)  oder  ganz  jungen  (wie  Gud.  11  und 
Hamd.)  an.     So    alle    Fälle,    in    denen    das    Schwert    »Eisen« 


214 

hfliBSt  (H.  H.  I  28.1—2  Sig.  ak.  23,3  68.3  Gud.  H  39,2  Hamd. 
16,2  25,7);  80  femer  die  Angabe  eiBemer  Panzer  CFngca..  306,b,  8) 
und  Schilde  (im  Beinamen  Hyndl.  22,3).  —  In  der  altn.  Dich- 
tung begegnet  die  ältere  Form  faam  nor  einmal  (Gr.  37,6). 

Dagegen  ist  in  der  aga.  Poeeie  das  Eisen,  allerdings  auch 
nur  für  Waffen,  häofig:  Iren  als  Substantiv  wie  als  Adjectiv 
dient  oft  im  Beövulf  zur  Bezeichnimg  des  Schwerts  (laem  nur 
in  christlichen  Gedichten  ansser  Isembyroe  B.  671);  auch  die 
eieeme  Brünne  (B.  671.  2986)  konmit  vor,  Mann  und  Scfaaar 
heissen  »eisern«  (eofor  trenheard  B.  1112,  tienl>reit  B.  330); 
auch  FesselÄ  sind  eisern  (Irenbend  B.  998,  Iseme  bendas  Ps. 
149,8). 

Wieder  steht  also  hier  ältere  ags.  und  jüngere  oltn.  Dich- 
tung zusammen.  Das  Eisen  gilt  der  älteren  Zeit  noch  für  ein 
unheimliches,  zauberhaftes  Metall;  realistischer  wagt  spätere 
Zeit  es  in  die  Dichtung  einzuführen  statt  des  Goldes  der  älteren, 
und  die  Angelsachsen  sind  wieder  voran  in  dieser  Entwicklung.  — 

Die  goldenen  Himmelspaläste  haben  bekanntlich  Müllen- 
hoS  Gel^enheit  gegeben,  nachdrücklich  hier  wie  sonst  zu  be- 
tonen, dass  Uebereinstimmungen  \-erschiedener  Poesien  noch 
keine  Entlehnung  zu  beweisen  brauchen  (D.  Alt.  V  30f.).  Es 
ist  eben  den  Germanen  so  natürhch  wie  den  Urchristen,  den 
Sitz  der  höchsten  Ifacht  mit  dem  kostbarsten  Schmuck  auszu- 
statten. Aber  noch  an  eine  andere  wichtige  Wahrheit  zu  er- 
innern, geben  diese  StofFbezeichnungen  Veranlassui^.  Allzuoft 
hat  man  gerade  solche  Angaben  benutzt,  um  von  dem  Cultur- 
zustand  der  Zeit,  in  die  der  Dichter  versetzt,  ein  Bild  zu  ent- 
werfen; und  indem  man  vergoss,  vrie  sehr  diese  Sänger  idea- 
lisiren,  hat  man  mit  ihnen,  wo  man  historisch  vorgehen  wollte, 
poetisch  idealisirt.  Vortrefflich  hat  das  G.  Freytag  ausgeführt 
(Einleitimg  zu  0.  Ludwigs  Gesammelten  Werken;  jetzt  auch 
Werke  16,56):  »Der  Mann  von  grosser  dichterischer  Begabung 


215 

ist  zugleich  der  Weltkundige  and  vielleicht  dei  Seher  sdnee 
Stammee.  .  .  In  Beinen  Tiämnen  erscheinen  sogar  die  bildenden 
Künste  auf  einer  Stute,  welche  er  ahnt,  bevor  sie  erreicht  ist. 
Er  Bchildett  die  Halle  des  Königs  bo  gross  und  reich  geschmückt, 
wie  sie  zu  einer  Zeit  in  Wirklichkeit  noch  nicht  ist,  er  bildet 
begeistert  im  Vers  die  schöne  Arbeit  eines  Halsechmncks,  eines 
Trinkgefäfises,  einer  WoSenrüstung.  Was  ihm  iigendeinmal  von 
den  schwachen  Kunstversuchen  der  Zeit^enofiaen  gefiel,  das  wird 
von  ihm  zu  kostbarem  Prachtwerk  auegemalt.«  Also  nicht  nur 
für  diese  Zeit,  die  er  schildert  —  nein  auch  für  die  Zeit,  der  der 
Dichter  selbst  angehört,  gilt  Goethe's  Wort,  dase  alle  Poesie  eigent- 
lich in  Anachronismen  verkehre  (Ausg.  1.  H.  38,299);  und  so 
müssen  wir  es  immer  wiederholen,  dass  die  altgerm.  Poesie  wohl 
das  unschätzbarste  Dokument  für  Sinnesart  und  Ideale  der  alten 
Germanen  ist,  zu  culturhiBtorischen  Folgerungen  aber  nur  so  weit 
benutzt  werden  darf,  als  eben  diese  Sinnesart  und  diese  Ideale  Be- 
weise des  Cultorstandee  sind.  — 

Adverbiale  Bestimmungen  formelhafter  Natur  bespricht 
Arndt  aao.  51.  Von  ihnen  scheint  nur  die  Unterart  der  lokalen 
Adverbialformeln  räch  typisch  gefestigt  zu  haben  und  zwar  auch 
nur  bei  den  Verbis  des  Spreebens  imd  Hörens  vgl.  J.  Grimm 
Andreas  und  Elene  S.  36,  Wänhold  Spie.  5,  Arndt  aao. 
Wir  müssen  bei  den  Satsformehi  hierauf  noch  zurückkommen.  — 

Arndt  erwähnt  (aao.  51)  auch  noch  eine  andere  Eigenthüm- 
lichkeit  der  epischen  Sprache,  nämlich  den  häufigen  Gebrauch 
der  Superlativa  und  der  Substantive  der  Quantität  mit 
einem  darauf  folgenden  Genetivus  (Pluralis).  Beide  Figuren 
haben  einen  sehr  weiten  Umfang  und  sind  nur  eine  der  zahl- 
reichen Formen  der  Tautologie;  denn  allaro  kuningö  kraftigöst 
sagt  nichts  weiter  als  >der  mächtige  Herrscher«  und  mannö 
folk  heisst  einfach  > Menschern.  Aber  zu  formelhafter  Erstarrung 
ist  es  auch  hier  nicht  gekommen,    ausser   in    der   christlichen 


316 

FoQÖe  bei  den  Namea  Gottes  und  Christi.  Vielmehr  schränkt 
die  Zeit  der  gnten  Dichtung  den  lobenden  ScperlatiT  ansdräck- 
iicb  auf  göttliche  Wesen  and  Dinge  ein  Qiii  ert  ae  vlsasär  vera 
Vaf.  00,3;  ßrim.  43—44  vgl  Vaf.  12,4  and  Hat.  68  werden 
beste  Dinge  aoigezäblt;  äbennraiBchlich  ist  anoh  der  Itieee 
H.  Hi.  17,3.  Ssperiativee  Lob  verdien»  nnter  den  GKittem 
Heimdallr  ^i.  14,2  und  Freyr  Lok.  37,1.  —  Der  Superlativ 
fOi  göttliche  Weeen  Hyndl.  43,6  wird  noch  durch  einen  Com- 
parativ  44,2  üb»boten).  Lebendoi  Menschoi  wird  dieser 
Süpwlatäv  auBdrüeklich  verboten,  obwohl  sie  alle  danach  streben: 
drückt  er  doch  so  knapp  und  klar  jenes  Strebm  aus,  hervor- 
zuragen, »wie  die  edle  Esche  Über  Domen«.  Aber  man  darf 
solches  Prädikat  keinem  Unvollendeten  zuerkenneo:  at  engl  er 
einna  hvatastr  H&v.  64,6,  {mt  er  övist  at  vita  .  .  bverr  6blau- 
fiastr  er  alinn  Fäi.  24,  1 — i;  die  Anrede  {)raeU  minn  in  bezti 
Vkv.  39,2  ist  schmeichelnd,  liebkosend,  nicht  urtheilend.  Bei 
den  alten  Germanen  hätte  kein  Orakel  ein  miuratv  dvSptömov  ao^eä- 
ramq  laxpänj^  au^eeprochen,  wie  bei  den  Griechen  geschah, 
allerdings  auch  erst  zu  einer  Zeit,  in  der  Euiipides  der  Held  des 
Tages  war.  Aber  der  Tod  vollendet:  wie  die  Frau  (H6v.  80,2) 
verdient  der  Mann  volles  Lob  erst  im  Tode ;  gefallenen  Helden 
wird  der  Superlativ  geweiht:  {lann  heä  ek  allra  aettggfgastan 
fylki  fnndit  ok  framast  nekkvi  Gud.  II  31,  1 — 4;  dem  toten 
digord  gilt  ja  in  Wahrheit  auch  Gripirs  superlativische  Prophe- 
zeiung Grip.  7  wie  dem  toteQ  Helgi  die  der  Nomen  H.  H.  I  2. 
Und  wie  beim  Zauber  gilt  auch  bei  der  Prüfung  der  Sterbende 
schon  ab  halbgöttisch :  budlungr,  sa  er  rar  baztr  und  sölu  heisst 
H.  Hi.  39,  3 — 4  der  totwunde  Helgi.  Schon  die  ältesten  Runen- 
denkmäler  wenden  in  Grabschriften  diese  lobenden  Superlative 
an  (Rosenberg,  Nordboeraee  aandsliv  1  124  f.)  —  Eine  Aus- 
nahme bildet  OUT  der  Ruhm  Sigrlinns  als  der  schönsten  lebenden 
Maid  H.  H.  I  1.  1—4,  vgl.  Saem.  4—5. 


■K 


217 

In  späteren  Liedern  irird  das  anders:  Superlative  werden 
gesucht,  doch  nicht  lobender  Art,  sondern  pathetischer:  6ud. 
I  3,7  4,4,  Gud.  hv.  1,2,  16,5,  17,1.  5,  18,1.  Die  Häufung 
an  letzterer  Stelle  erinnert  an  die  Manier,  wie  E.  M.  Arndt  in 
seinen  »Erinnerungsbildemc  dem  Grössten,  Stärksten,  Besten  u.  s.  w. 
je  eine  Strophe  widmet. 

In  christlicher  Zeit  wird  man  mit  Superlativen  sehr  viel 
freigebiger  (Schütze,  Beiträge  zur  Poetik  Otfrids  S.  21)  und 
das  dauert  dann  fort  ins  mhd.  Epos  hinein  (ders..  Das  volks- 
thümliche  Element  im  Stil  Ulrichs  von  Zasikhoven,  S.  12). 

Dazwischen  steht  eine  interessante  Uebergangsform.  Die 
Lieder  der  mittleren,  aber  auch  nodi  der  jüngsten  Periode 
eddischer  Dichtung  lieben  den  Superlativ  schon,  wagen  ihn  aber 
noch  nicht  recht  zu  brauchen.  Vorsichtig  betonen  sie  deshalb 
jedesmal,  wo  sie  ihn  anwenden,  es  liege  nur  ein  subjectives 
ürtheü  vor:  verst  hyggjum  |)vi  Grip.  24.  40,1, moch  mehr  ver- 
klausuhrt  svä  at  m^r  skyldi  verst  |)ykk]a  Härb.  49,2,  und  so 
selbst  noch  in  der  starken  Häufung  Akv.  7 :  minn  veit  ek  mar 
bestan  en  maeki  hvassastan  .  .  .  hjälm  ok  skjold  hvitastan, 
die  sonst  sich  den  Superlativsammlungen  in  Gufi.  I  und  Gufi.  hv. 
vergleicht.  Noch  lieber  aber  als  diesen  eingeschränkten  Super- 
lativ gebraucht  man  in  dieser  Zeit  die  Umschreibung  mittelst 
des  Comparativs  und  »alle«.  Die  Stelle  Akv.  7  schliesst  so: 
einn  er  mfnn  betri  en  s^  allra  Hüna;  sonst  aber  wird  trotzdem 
formell  der  Superlativ  vermieden  ist,  auch  hier  das  »meiner 
Meinung  nach«  nicht  gespart:  ein  er  m^r  Brynhildr  oUum  betri 
Sig.  sk.  16,  1 — 2  einn  J)otti  hann  J)ar  Qllum  betri  Helr.  11,6 
ülfar  |)Ottumk  oUu  betri  Gud  11  12,6  einn  var  m^r  Sigurdi* 
oUum  betri  Gud.  hv.  10,6;  gehäuft  Gud.  I  10,  5—8  fann  ek 
hüsguma  hvergi  in  betra  en  hüsfreyju  hvergi  verri.  Bei  gött- 
lichen Wesen  steht  wieder  der  umschriebene  Superlativ  absolut : 


318 

vard  einn  boritm  sUuin  meiri  HyndL  43,1  —  Zu  H.  H.  I  40 
Sllum  ellii  vgl.  Holtzmann  Edda  337,40.  — 

Wir  könnea  also  hier  eio  stilgeflcbichtliches  Curiosnm 
featsteUen.  Die  heidniache  Zeit  schont  den  Supertatäv  bei 
lebenden  Menschen;  die  christliche  vergiebt  ihn  gem.  Dttswischra 
liegt  eine  Zeit,  wo  man  die  Neigung  lu  dem  vollen  Worten 
der  späteren  Periode  mit  dem  Siaacb  der  älteren  rereinigen 
möchte:  man  umschreibt  den  Superlativ  und  wahrt  seine  Seele, 
indem  mn-n  ihn  relativ  macht;  dafür  bildet  man  einen  eigenen 
formelhaften  Vers:  einn  er  (rar)  Qllam  betri.  — 

Sachliche  Superlative  wie  HAv.  14,4,  37,3,  Sig.  sk.  14,4.  6 
gehen  durch  alle  Perioden.  — 

Wir  fügen  wieder  der  Sammlung  der  Fälle  einige  Betrach- 
tungen bei,  die  sich  aus  ihnen  zu  ergeben  scheinen. 

In  der  Regel  erzeugt  das  Hauptwort  aus  sich  eelbet  das 
Beiwort.  Entweder  ist  es  sein  Inhalt,  oder  seine  Form,  die 
die  Wahl  des  Epithetons  bestimmt.  Ist  es  der  Inhalt,  so  haben 
wir  die  höchst  interessante  Figar  des  ■  etymologischen  Epithe- 
tons*. Wenn  die  Erde  bei  den  Germanen  »die  breite  Erde« 
genamit  wird,  so  hiess  sie  im  Veda  schlechtweg  »die  Breite« 
(Max  Müller,  Essays  II  67,  vgl.  D.Wb.  3,70&,3;  »ein  skr.  urvi  terra 
wird  mit  Recht  von  um  weit,  gross  abgeleitet  und  gleicht  dem 
gr.  Beinamen  der  Erde  täpeta* :  skr.  Appellativ  und  gr.  Epi- 
theton decken  sich):  wenn  das  SchiS  bei  Homer  »das  hohle 
Schiff«  genannt  wird,  so  heisst  es  bei  den  Germanen  schlecht- 
weg »das  Ausgehöhlte«  (Zimmer  Q.  F.  13,71):  wenn  das  Gold 
in  den  Paralipomenis  zum  Faust  »das  glänzende  Gold«  genannt 
wird,  so  heisst  bei  den  Aeg3^tem,  Semiten,  Griechen  das  Silber, 
bei  zahlreichen  Völkern  das  Gold  schlechtweg  »das  Glänzende« 
(Schrader,  Sprachvei^leichung  und  Urgeschichte  S.  181,  190). 
Wie  Gleichniss  und  Umschreibung  folgt  auch  das  Beiwort  der 
ursprünglichen  Richtung  des  Sprachgeistes :  dieselbe  Eigenschaft, 


219 

die  bei  dem  einen  Volk  zur  Kennzeichnung  des  Dinges  selbst 
dient,  wird  von  dem  andern  Volk  benutzt,  um  in  poetischer 
Sprache  eben  dies  Ding  zu  idealisiren,  als  vollkommen  zu  schil- 
dern. Weil  an  den  edeln  Metallen  der  Glanz  so  wesentUch 
erscheint,  wie  an  dem  Herrscher  die  mute,  wird  wo  es  nicht 
durch  das  einfache  Appellativum  geschieht,  durch  das  Epitheton 
hier  wie  durch  die  Kenning  dort  der  Glanz  dem  Golde,  die 
Freigebigkeit  dem  Fürsten  zuerkannt. 

In  loseren  Zusammenhang  mit  der  inneren  Form  des  Haupt- 
wortes werden  nun  wohl  fast  alle  epischen  Beiworte  stehen :  sie 
rühmen  eben  nur  Eigenschaften,  die  so  wesentUch  scheinen,  dass 
sie  zur  Benennung  des  gepriesenen  Gegenstandes  wenigstens 
hätten  benutzt  werden  können,  wenn  nicht  wirkUch  benutzt  sind. 
Aber  als  bestimmend  für  die  Auswahl  tritt  neben  der  Auf- 
friBchung  des  noch  durchgefühlten  Etymons  zweitens  die  An- 
lehnung  an  die  Form  des  Hauptworts  hervor.  Vor  allem  heben 
alle  Sprachen  aUiterirende  Epitheta,  die  russische  (Beinholdt 
Geschichte  der  russischen  Literatur  S.  53)  so  gut  wie  die  ger- 
manische, und  diese  in  alter  Zeit  so  gut  wie  später,  auf  deutschem 
Boden  (Zingerle  Alhteration  bei  mhd.  Dichtem  S.  61  f.)  wie 
auf  englischem  (Hegel  Die  Alhteration  bei  Layamon,  in  den 
Germanistischen  Studien  I  217);  besonders  herrscht  diese  Form 
der  Alhteration  aber  in  der  ne.  Poesie  (Zeuner,  Die  Alhteration 
bei  ne.  Dichtem  S.  53  f.) 

Etymologische  Epitheta  sind  z.  B.  folgende: 

zu  König:  riki  (vgl.  rex,  rajan  u.  s.  w.),  mildi  (vgl.  altn. 
mildingr). 

zu  Mann:  änhydig  anmdd  änraed  betonen  sämmtlich  das 
Denken,  von  dem  der  »Mann«  benannt  ist. 

zu  Brünne:  der  Name  zu  brinnan  »des  Erzglanzes  wegen« 
(Schade  Altdeutsches  Wörterbuch  I  87a);  die  Epitheta  gelten 
eben  diesem  Glanz.     Zu  Gold  und  Silber:  glänzend,  strahlend. 


Zu  Erde:  breit,  weit  b.  o. 

Zq  Wasser:  ofer  he&hne  holm  t^  Merbadt  S.  5.  — 

Alliterirende  Epitheta  aind  s.  B.  folgende:  coningo 
enftigtet,  cempa  coUenfeiM,  thifstmAdig  tbegaa,  gM  gnma, 
erlös  ellanraofe,  djüpr  dAlr,  unordspdha  nneros,  lahs  fsgu  (im 
yamen  Fairfaz  monumentaliBiit);  mit  weitergehender  TTebenin- 
stimmnng  der  Leate  häle  hildededr  o.  a.  (Aach  das  hat  seine 
Analere  in  griechisäien  and  lateinischen  Epithetia  wie  o^oaiwc 
adpö^  caerola  caeli  Marty,  Entwicklong  des  Farbensinns  S.  92, 
Anm.  2). 

Ein  Epitheton  kann  nun  beide  Eigenschaften  Teieinigec 
wenn  es  aus  dem  Wortstamm  des  an  der  betreffenden  Stelle 
benutzten  Hauptwortes  erwächst  Das  ist  mhd.  beliebt:  daz 
wipllche  wip  u.  dgl.  (Zingerle  aao.  60),  aber  es  ist  in  der  alt- 
germ.  Poesie,  so  viel  ich  sehe,  ebensowenig  in  belegen,  wie  die 
Ableitung  von  Adverb  (oder  Adjectiv)  aas  dem  Substantiv  des 
gleichen  Verses:  daz  klaget  er  klegellch  u.  dgl.  (Zingerle  S.  59). 
Denn  es  kommt  hier  nicht  auf  das  Spielen  mit  dem  Wort  an, 
sondern  auf  die  Verstärkung  des  Begriffs,  und  dieser  dient  ein 
Synonym  mehr  aJs  die  Verdoppelung  des  Werthstamms.  Zugleich 
erhalt  so  die  Variation  ihr  Recht.  —  In  gewissem  ^nn  vereinigen 
freilich  alle  alliterirenden  Epitheta  beide  Eigenschaften. 

Denn  das  ist  klar:  allen  Eplthetis  der  alten  Poesie  ist  es 
gemeinsam,  dass  sie  entschieden  idealistisch  sind.  Sie  nennen 
die  Dinge,  nicht  wie  sie  im  g^ebenen  Momente  sind,  sondern 
wie  sie  als  vollkommen,  als  ihrer  >Idee<  entsprechend  zu  denken 
sind.  Deshalb  stellen  die  merkwürdigen  ags.  Denkverse  die 
Epitheta  in  imperativischer  Form  auf:  scip  sceaJ  genägied,  scyld 
gebunden  (Gnom.  Ex.  94)  und  ebenso  forst  sceal  fre<isan,  fyr 
vudu  meltan,  eorde  grövan,  is  brycgian  (ebd.  1 — 2);  d.  h.  wenn 
Alles  In  Ordnung  ist,  darf  man  das  Schiff  iwohlgmagelt«,  die 
Erde  >grun(,  das  Feuer  »Holzverzehrer«  nennen  u.  s.  w.    In  der 


231 

Poesie  anderer  Völker  iet  das  nicht  andere:  auch  bei  Honjer 
stehen  die  Beivörter  ohne  Kückeicbt  aof  Angemessenheit  der 
betrefienden  Stelle  (Düntzer  Die  homenachen  Beiwörter  des 
Götter-  und  MenschengescblechtE  S.  12 ;  HomeiiBche  Abhandlun- 
gen S.  507  f.)  und  der  Schenvere  »Schnee  lag  auf  der  grünen 
Flur«  deckt  eich  nahezu  mit  dem  Veree  Neidharts:  ee  ist  wol 
Tcm  Bchnlden,  ist  diu  gröene  beide  val  (Neidhart  von  Reuen- 
thal  her,  von  M.  Haupt  86,  36).  Eine  durch  alle  Zeiten  sieb 
emeaemde  Spracbgewohnheit  beleuchtet  in  lehrreicher  Weise 
dies  Verhältniss  zwischen  Hauptwort  und  Beiwort.  Das  Adjec- 
tiv  dient  zunächst  natürlich  dem  Substantiv,  indem  ee  dies  in 
die  Sphäre  des  Idealen  hebt  Kommt  zu  der  inneren  Verwandt- 
schaft der  beliebte  Gleichlaut  hinzu,  so  wachsen  beide  Worte 
eng  zusammen,  so  eng,  dase  zuletzt  umgekehrt  das  Substantiv 
dem  Adjectiv  dienen  kann,  indem  der  t^ische  Fall  (das  Sub- 
stantiv) zur  Bezeichntmg  des  höchsten  Grades  (des  AdjectiTB) 
eintritt.  Solche  Verbindungen  sind  besonders  neuenglisch  un- 
gemein beliebt  (Seitz,  Zar  AIhteration  im  Keuen^ischen  Progr. 
Itzehoe  S.  17  f.).  Erst  heisst  es:  das  grüne  Gras,  die  rothe 
Kose;  dann  heisst  es:  grün  wie  das  Gras,  roth  -wie  eine  Rose. 
Kon  haben  wir  freilich  schon  im  Eingang  der  Arbeit  erwähnt, 
dasB  in  derselben  Weise  schon  in  ältester  Zeit  für  jeden  B^riff 
ein  bischer  Fall  ausgewIUilt  war:  weiss  wie  der  Schnee.  Das 
Merkwürdige  ist  ni;r  eben,  dass  es  eine  andere  Schicht  von 
Substantiven  ist,  die  wir  in  altepischer  und  in  späterer  Zeit  zur 
Ersetzung  des  Superlativs  beim  Adjectivum  finden.  Der  Rabe 
hat  einmal  das  Epitheton  schwarz,  der  Schnee  das  Epitheton 
weise  gehabt:  in  unseren  Gedichten  haben  sie  es  nicht  mehr, 
weil  diese  Appellation  mit  diesen  Farbenangaben  so  fest  ver- 
bunden sind,  dass  die  Verstärkung  durch  ein  Beiwort  überäüssig 
ist,  dass  sogar  das  Beiwort  selbst  durch  das  Appellativ  verstärkt 
werden  kann.     Wahrscheinlich  ist  diese  älteste  Schicht  typischer 


SubBtantära,  die  Torzugsweise  Farben  bestimmen,  gemeinariscber 
Besitz;  mindestens  bei  den  Kelten  wird  auch  gesagt,  daas  du 
Haar  schwarz  wie  der  Rabe,  die  Wange  roth  wie  Blat,  der  Lab 
weiss  wie  Schnee  sei  (Windisch,  Irische  Texte  S.  64)  —  grade 
wie  im  Märchen  von  Sneewittchen.  —  Dagegen  nennen  Rigveda 
ond  Aveeta  die  Erde  noiäi  nicfat  grOn  (Marfy,  Entwicklung  des 
Farbensinns  S.  93,  Anm.)  Solche  fische  Ve^leichstiftger  sind 
also  poetäsche  Hilfsmittel,  die  die  altgerm.  Epoche  schon  ttber- 
nimmt.  Indem  sie  aber  neue  Worte  mit  ständigen  Epithetis 
versieht,  schafft  sie  neuerdings  fypische  SubstantiTa:  und  so 
spielt  in  späterer  Zeit  etwa  die  rothe  Böse  dieselbe  Rolle,  wie 
in  älterer  das  rothe  Blut  —  freilich  eine  charakteristische 
Neuwahl!  Aber  zu  verdrängen  waren  die  alten  Worte  nie,  und 
die  Farben  des  deutschen  Reiches  würden  wir  noch  heut  an 
denselben  schwarzen,  weissen,  rothen  Dingen  veranschaulichen 
können,  die  vielleicht  schon  die  alten  Arier  wählten,  um  sich 
für  Farbwerte  Superlative  bilden  zu  können.  — 

Keine  Formklasse  besitzt  eine  reichere  Literatur  als  die 
Epitheta.  Ich  citire  nur  das  Wichtigere,  soweit  es  mir  bekannt 
ist.  Einige  uridg.  Epitheta  sucht  Kaegi  (Rigveda  Anm.  19^}  u. 
276)  zu  erweisen  (vgl.  auch  z.  B.  Holtzmann,  Edda  501,29); 
vorhomerische  Epitheta  bespricht  Reimer,  Uebet  das  Formel- 
wesen im  griechischen  Epos  (Progr.  Freiberg  71,  8,  5  f.).  In 
der  späteren  griechischen  Dichtung  ist  die  Vorliebe  der  Sappho 
für  typische  Dinge  zur  Ste^rung  von  Adjectiven  hervorzuheben 
(ytüaxzoi  is'jx6rspa  0.  Müller,  Gesch.  der  griech.  Lit.  300  Anm.  3). 
Die  Epitheta  im  mhd.  Volksepos  stellt  Uhland  (Schriften  1, 
391  f.),  die  im  altfranz.  Epos  in  Auswahl  Bekker  (Homerische 
Blätter  11  87  f.)  zusammen.  Für  spätmhd.  Zeit  verweise  ich 
z.  B.  auf  Hauffens  Sammlungen  für  Walther  von  Rheinau  (Zs. 
f.  d.  Alt.  32,35  f.).  Beispiele  von  Epithetis  aus  neuerer  Volks- 
poeeie  bei  Talvj  (Versuch  einer  Charakteristik  u.  s.  w.  S.   134; 


speciell  aus  der  frz.  Volkepoesie  bei  8chefDei,  D.  frz.VolkBdichtung 
2,244.  Beispiele  endlich  für  Neufonoung  von  EpithetiE  durch 
obd.  Schrifteteller  bei  Jean  Paul,  Vorechule  der  Äeathetik  O^^f^e 
18.336).  — 

Auf  dem  Gebiet  unserer  Arbeit  fehlt  es  nicht  an  ßpecial- 
untereuchungen  für  die  Epitheta,  besonders  bei  ags.  Dichtem; 
so  für  Cynewulf  Jansen  S.  13  f.,  für  Caedmon  Ziegler  8.  38  f.,  Sche- 
inann führt  die  EpitbetA  der  Synonyma  im  Beövuli  bei  diesen 
auf.  Wichtiger  ist  Lichtenhelds  Aufsatz  über  das  schwache 
Adjectiv  im  Ags.  (Zs.  f.  d.  Alt.  16,325  f.),  der  aus  formellen 
Gründen  die  Beiwort«  in  zvrei  Klassen  zu  zerlegen  sucht:  solche, 
die  eelbstverstäodlicbe  oder  wesentliche  Eigenschaften  bezeichnen 
(Adjectiv  in  schwacher  Form)  und  solche,  die  vorübergehende  ■ 
zufällige  Eigenschaften  bezeichnen  (Adjectiv  in  starker  Form; 
vgl.  aao.  36S.  368).  Diese  Scheidung,  der  bekannten  Theilung 
in  epitheta  omantia  und  necessaria  entsprechend,  führt  ihn  zu 
interessanten,  wenn  auch  öfters  anfechtbaren  Ableitungen  der 
echten  Epitheta.  — 

Für  die  Farbenai^ben  verweise  ich  nur  auf  die  Literatur 
bei  Bruchmann  Psychologische  Studien  zur  Spradigeschichte 
S.  111  f.,  vgl.  auch  6.251;  für  die  Farbenvergleicbe  besonders  auf 
Marty  Entwicklung  des  Farbensinns  S.  79.  143.  —  Auf  eine 
Diskussion  der  Frage  nach  dieser  Entwicklxmg  brauchen  wir  hier 
uns  glückhcher  Weise  nicht  einzulassen.  — 

Anbang  zu  %  10. 

Wie  Adjectiva  können  auch  Substantiva  und  sogar  ganze 
Sätze  mit  Substantivis  formelhaft  verbunden  werden.  So  reihen 
sich  an  die  nicht  häufigen  Epitheta  die  noch  selteneren  Fälle 
fester  Apposition  und  die  ganz  seltenen  von   ständigen  ] 


234 

Feste  Apposition  b^;egnet  altn.  nur  in  altm  oder  doch 
älteren  Liedern,  beeondera  der  ^.  und  der  Vkv.  In  einigen 
FiUlen  ist  die  einmalige  Setarang  der  Appoütion  von  der  Art, 
dasa    wir  sie    der  wiedwbolten   Setzung  gleichstellen    mäseen. 

Offinn,  aldinn  gautr  V^.  2,1.  1S,3.  Jiryinr  JnuBa  dröttin 
^r.  5,1  10,3  25.1  30,1  and  5  Heimddlr  hvitaatr  im  ^.  14,2 
Nidudr  Njära  dröttinu  Vkr.  7.  14,1.  30,7  Velnndr  vlsi  &Iia 
Vkr.  14,4  Inkkrftdr  {praell  minn  inn  besti  Wv.  89,1  Sigurdr 
seggja  dröttin  Brot.  6,5 — 6  Onnair  grainr  haukstolda  Sig.  ek. 
31,1.  —  Aehnlich  Rlg.  1,S — 6,  wo  abex  der  Name  nachsteht. 

—  Erce  eor|>an  modor  Zaub.  I  49?  vgl.  WOlcker  zur  St.  u. 
folde,  Sreq  modor  ebd.  67,  —  Ebenso  Wegbrade,  vyrta  modor 
Zanb.  rv  7,  — . 

In  diesen  Fällea  also  steht  noch  die  Apposition  neben  dem 
Eigennamen,    nicht    wie    später   immer  an  Stelle  des  Namens. 

—  Neben  eigentlichen  Rangbezeichnungen  (^uraa  und  Njära 
drottin,  visi  älfa,  gramr  haukstalda)  treffen  wir  den  ebenfalls 
rangbezeichnenden  Superlativ  (hvitaatr,  beztr)  und  das  beliebte 
Epitheton  aldinn,  auf  dessen  superlativische  Bedeutung  beim 
Namen    des  höchsten  Gottes    wir  schon  aufmerksam    machten. 

Zu  den  festen  Appositionen  gehören  ausserdem  noch  alle 
S.  166  f.  aufgezählten  Bezeichnungen  nach  Sippe  oder  Rang: 
fast  alle  kommen  auch  neben  dem  Namen  vor,  die  hier  an- 
geführten aber  nur  neben  dem  Namen.  — 

EndUch  scbliessen  sich  noch  ständ^^e  Begleitsätze  an. 
Im  vollsten  Gegensatz  zur  festen  Apposition  finden  sich  diese 
fast  nur  in  jüngeren  Liedern.  Sie  gehören  in  der  Poesie  aller 
Völker  zu  den  sicheren  Kennzeichen  der  Spiehnannsdichtung, 
die  mit  dem  leeren  Pomp  solcher  Parenthesen  gleichsam  um 
die  erhabene  Gestalt  ihrer  Lieblingsfiguren  einen  Raum  frei 
macht,  um  sie  besser  zu  zeigen  (z.  B.  Salmön  der  was  richi 
MSU  XXXV  5,15.  51  der  was  hSri  15.  20,1;  Trougemunt,  zwei 


226 

und  Biebaizig  laut  die  ednt  dir  kaut  u.  dgl.  CU^iland  Schriften 
m  S.  293  Anm.  46).  DasB  solche  pareuthetischen  8ätse  voll- 
kommen  den  stehenden  Bpithetie  gleichstebeD,  bat  zuerst 
Scherer  (Q.  F.  I  29)  au^eeprochen. 

Vereinzelt  finden  wir  solche  Sätse  allerdings  snch  in  älterm 
Ijedem;  dann  aber  se^  die  Art  ihrer  Verwendnng  gerade  dep 
Gegenaatz  tu  dem  typischen  Gebrauch  der  Bpielmannalieder : 
Trie  die  aEpitheta  necesaaria«  sind  räe  dann  mit  bestimmter 
Absicht  verwandt.  So  Vel.  30,3 — i  ])ärr-hann  sjaldan  sib'  er 
hfinn  slikt  um  fregn;  {ir.  14,3 — 4  HeimdaUx  —  Tissi  bann  vel 
fram  eem  vanir  afirir.  Das  sind  Zwischensätse,  die  Thorrs  oder 
HeimdaÜB  Eingr^en  in  die  Handlung  motivlren.  Aber  in  der 
Hamarsbeimt  begegnet  doch  auch  dn  wirklieber  B^eitaatz 
formelhafter  Natur:  in  aldna  jQtaa  systit  hin  er  brMfjAr  biäja 
Jwrdi  l)r.  29,1—4  vgl  32;2— 4.  Immerhin  fehlt  hier  der 
Eigenname.  Diesem  laufen  erst  in  späten  Gedichten  solche 
Begldtfiätze  nach:  Eoetbera,  kvaen  var  h6n  Eggna  Atlm.  6,2; 
Snaevarr  ok  Sölarr,  synir  vAni  |)eir  Hsgna  AÜm.  30,1-^2 
Beitr,  brytr  var  ban  Atla  Alm.  56,2;  ebenso  mit  anderm  Hilfs- 
verb Gaumv^r  er  Gonnatr  6.tÜ  Atlm.  6,6.  31,2.  In  all  diesen 
Fällen  ist  die  Apposition  nur  im  metrischen  Interesse  durch 
das  Hilfsverb  verstärkt;  wir  werden  in  g  19  solche  Dehntmg 
alter  Verse  zu  neuen  durch  Zusatz  von  Hüfsverbis  als  häufige 
Erscheinung  junger  Perioden  zu  besprechen  haben.  Charakterisi- 
rend  wirkt  der  B^leitsatz  nur  Hamd.  9,1  Ssrli,  svinna  hafdj  bann 
byggju,  was  zu  einem  stehenden  Epitheton  Hamüs  das  genaue 
Pendant  bildet:  HamSr  inn  hugumstöri  ebd.  6.  24,1  (vgl. 
Ramsch  Kritik  und  Metrik  der  Hamtosm^  S.  6).  —  Rigr 
knnni  ])eim  räd  at  s^a  u.  s.  w.  R.  3,5.  17.  29.  32,1  f.  ist 
dagegen  nur  ein  zufällig  mit  dem  Eigennamen  beginnendes 
Stück  dieses  in  strengstem  ParallelismuE  der  Glieder  aufge- 
bauten Gedichts.  — 

l[*]r«r,  altcntBMiMlw  PomI».  1& 


Vgl  übrigens  über  Paientbeeen  in  der  gelebrt-chiistlichea 
DichtongfürCyneralf  Jansens.  101,  fürOtfriedScbützeS.  18  f.— 

Als  UftCftolajr  den  geistreichen  Versuch  machte,  durch 
Balladen  im  Stil  alter  Heldenlieder  jene  Gedichte  zu  vergegen- 
wärtigen, die  er  mit  Niebuhr  als  Grundlage  der  römischen  Ge- 
dichte ansah,  war  es  ganz  beeonderB  auch  diese  Figur,  durch 
die  er  seinen  Lays  of  Ancient  Borne  einen  alierthümlichen 
Charakter  zu  geben  versuchte.  Er  nannte  »talse  Sextus«  nicht, 
ohne  nachzuschicken  ithat  wrought  the  deed  of  ahamei  und 
sprach  nicht  von  Asturs  Schild,  ohne  hinzozosetzen  »which 
none  but  he  can  wield.«  So  trefflich  auch  seine  Nach- 
ahmtmgen  im  Ganzen  gelungen  sind,  würde  doch  dieser  Zt^ 
genügen,  die  Lays  aus  dem  Kreis  echter  alter  Heldenlieder  zu 
verbannen,  wenn  sie  ans  als  treue  Uebersetziingen  lateinischer 
Gedichte  vorgelegt  würden.  Schon  der  Form  nach  verratben 
diese  parenthetischen  Begleitsatze  eine  Kunstübong,  die  die 
alte  einfache  Parataxe  überholt  hat;  und  inhaltlich  bezeichnen 
sie  die  Verbeugung  des  Spielmanns  vor  einer  Lieblings&gur. 
Gar  die  Uebertreibui^  dieser  Formel  würde  uns  bedenklich 
machen  gegen  die  Echtheit  der  Balladen  überhaupt.  .-Vis  aber 
Macaulay  seine  Lays  schrieb,  hielt  man  überall  noch  gerade 
die  Gedichte,  weiche  wir  jetzt  als  »Spielmannsdichtung«  von 
der  älteren  Volkspoesie  trennen,  für  besonders  charakteristische 
Proben  der  naiven  Volksdichtung;  und  so  hat  sich  auch  an 
diesem  genialen  Nachdichter  erfüllt,  was  über  Kunstfälschungen 
überhaupt  geistreich  bemerkt  worden  ist:  weil  sie  immer  aus 
der  Anschauung  ihrer  Zeit  heraus  die  alten  Gegenstände  er- 
fassen, sind  sie  nach  zwanzig  Jahren  schon  leicht  zu  erkennen 
(J.  Lessing,  Was  ist  ein  altes  Kunstwerk  werth?  S.  47).  — 
Wemi  nur  später  dieser  Vortheil  nicht  wieder  verloren  ginge!  — 


Capttol  T. 

Wortgruppen. 

g  11.     Wortwiederholung. 

Die  vielmalige  Wiederholung  desselben  Wortes  scheint  für 
die  Poesie  der  uncivilisirten  Völker  von  grosser  Bedeutung 
(Burdach  Ze.  f.  d.  Alt.  27,349)  und  ist  vielleicht  s(^ar  für  die 
älteste  Epoche  einer  jeden  Poesie  bezeichnend  ^.  f.  vgl.  Lit.- 
Greach.  1,38).  Aus  so  frühen  Stadien  der  Entwicklung  ist  uns 
aber  von  altgerm.  Dichtung  nichts  gerettet-,  unsere  Denkmäler 
gehören  einer  Stufe  der  Cultur  und  der  Dichtkunst  an,  welche 
über  ein  rohes  Vervielfachen  des  Schlagwortes  längst  heraus- 
gewachsen ist.  Dazu  sind  uns  nur  erzählende  und  ermahnende 
Gedichte  erhalten,  während  die  Wiederholung  von  Worten  (oder 
Versen)  naturgemäs?  in  der  Lj-rik  am  längsten  haftet.  Hätten 
wir  altgerm.  Hymnen,  so  wäre  uns  sicher  mit  solchen  Verviel- 
fachungen der  bequemste  Uebergang  von  dem  formelhaften 
Einzelwort  zur  formelhaften  Wortverdoppelung  gegeben.  Die 
traurigen  Fragmente  des  krimgotischen  Liedes  (vgl.  Tomaschek 
Die  Goten  in  Taurien  S.  66)  beginnen  gleich  mit  >wara  waxa*, 
was  nach  Förstemanne  Erklärung  sich  mit  dem  Anfang  der 
siebenten  horszischen  Epoche  nahe  genug  berührt:  quo  quo 
Bcelesti  ruiÜB?  Und  BO  begegnet  uns  gleich  am  Eingang  eine 
Thatsache,  die  wir  uns  in  diesem  Paragraphen  stets  vor  Augen 
halten  müssen:  so  tiefe  Wurzeln  bat  die  Wortwiederholung  in 
historischer  und  in  psychologischer  ICnsicht  (beides  gehört  na- 
türlich zusammen),  dass  wir  die  zahlreichen  Uebereinstimmun- 
gen,  die  innerhalb  und  ausserhalb  der  germ.  Literatur  sich  uns 

15* 


228 

hier  überall  aufdrängen,  eteta  als  *urTerwandt<  auSaasen  müSGen, 
wo  nicht  gani  besondere  Erw^fongen  dem  im  Wegd  stehen. 
Seltsam  genug  haben  freilich  die  Germanen  oft  mit  diesem 
Urväter-Hausrath  gewirthschaftet.  — 

Lediglich  in  Zaubersprüchen  and  Anrufungen  kommt'  in 
den  altgerm.  Denkmälern  noch  die  echte  Wortverdoppelnng 
oder  Wortrordieifadiung  Tor:  in  einem  ags.  Zauberspruch  heisst 
ee  Erce,  Erce,  Erce  (Grein- Wülcker  I  314,49)  in  Rufen  zu 
Waotan,  die  noch  jetzt  umlaufen  sollen,  Wode  Wode  oder 
Wdld  Wdld  W61d  (Myth.  129.  130).  Dae  ist  uralte  Ait;  so 
i.  B.  in  den  Marcellischen  Formeln  rica  rica  soro  (J.  Grimm 
EL  Sehr.  2,129)  oder  corcedo,  corcedo,  stagne  (ebd.  134),  and 
ist  lebendig  bis  auf  den  heutigen  Tag  geblieben,  z.  B.  in  den 
neugriechischen  Gebetliedem,  die  J.  Grimm  (lieber  das  Gebet 
ebd.  448.  458)  bespricht.  Und  nicht  anders  in  zahlreichen 
lyrischen  Volksliedern  Deutschlands,  besonders  beim  Gedicht- 
anfang;  ich  nenne  dee  Beispiels  wegen  nur  Chume  chume  ge- 
selle min  (C.  B.  136a),  welches  ich  wenigstens  für  ein  sehr 
altes  Volksliedchen  halte.  —  Andere  Fälle  z.  B.  bei  J.  Grimm 
El.  Sehr.  3,306  Anm.  Roethe  Reinmar  v.  Zweier  S.  297 
Anm.  344.  — 

Aber  zweierlei  hat  die  echte  Wortwiederholung  in  der  germ. 
Dichtung  umgestaltet:  die  Unterbrechung  und  die  Variation. 

Die  unterbrochene  Wortwiederholung  (man  köimte 
sie  auch  *intermittirende<  nennen)  hat  ihre  Ursache  in  der  me- 
trischen Technik.  Wiederholt  werden  die  Worte,  die  besonders 
wichtig  sind;  und  eben  die  Worte,  die  besonders  wichtig  sind, 
bringt  die  AUiterationedLchtui^  an  den  Taktaniang  oder  noch 
lieber  an  den  Versanfang.  Aus  der  alten  Dichtung  können 
wir  gleichwohl  solche  Fälle  nicht  belegen  (höchstens  gehört  vuli 
min  vulf  Rat.  1,13  hierher):  die  Variation  ist  hineingetreteo 
imd    hat    das  Stabwort    an    zweiter  Stelle  durch  ein  Synonym 


ersetzt.  Erce  uod  Wöld  emd  vieder  als  Eigennunen  davon 
vetecbont  gebliebcD.  80  also  t.  B.  VfiL  8,1 — 2:  der  ente  Halb- 
-vers  begimit  mit  dem  heiti  b61,  der  zweite  mit  der  Kenning 
Bipm  mäoa;  und  genau  ebenso  in  zaMloeen  aj^dem  Fällen. 
Aber  in  späten  Volksliedcben  taucht  die  unt^brochene  Wort- 
wiederholung auf.  Noch  immer  klingt  der  Stabc^m  durch, 
der  nun  rührender  Anreim  geworden  ist;  so  in  jenem  schönen 
Verse  »Laes  rauschen,  sichele,  rauschem  (Uhland  Volkslieder 
I  78).  Oder  die  mllfylling  wird  dem  zweiten  Stabwort  ange- 
BchmoUen,  besondere  als  Epitheton;  so  sehr  oft  namentlich  in 
Refrains  wie  dem  berühmten  »Edward,  mein  Sohn  Edward^ 
Ganz  ähnlichee  finden  wir  bei  den  Zwillingsformeln. 

Eine  Zwillingeformel,  nur  ohne  VerbindungHwort,  entsteht 
auch  wirklieb  bä  der  anderen  Art,  die  Wortwiederholung  um- 
zugestalten: bei  der  variirten  Wortwiederholung.  Auf 
diese  hat  Weinhold  aufmerksam  gemacht:  vocee  dnae  eiusdem 
vis  copula  omissa  iungontui  (Spie.  S.  7  Tgl.  J.  Grimm  zu  An- 
dreas u.  Elene  S.  42).  So  heiset  ee  altn.  opt  öejaldan,  während 
sonst  zwei^edrige  As;^deta  in  der  altgerm.  Poesie  kaum  nach- 
zuweisen  sind  (wohl  mehrgliedrige).  Ofienbar  hiees  ee  ursprüng- 
lich »oft  oft«,  aber  Variationslnst  und  metrische  Rücksichten  • 
verboten  dies.  Wenzel  (Die  ältere  Edda  6.  12)  Übersetzt  die 
betreffende  Stelle  (V^l.  26,9)  mit  Recht:  »wieder  und  (immer) 
wieder«;  die  ganze  Strophe  ist  voll  von  Wortanfnahmen,  un- 
mittelbar vorher  steht  die  Anaphora  ]n7Bvar  brendu  {trysvar 
boma.  —  Der  Miifigste  Fall  dieser  Figur  ist  age.  somod  ätgädre. 

Wirken  Variation  und  Unterbrechung  zusammen,  so  ent- 
Bteht  eine  eigentliche  Zwillingeformel.  So  heisst  es  z.  B.  Lok. 
21,1  (und  öfter)  oerr  ertu,  Loki,  ok  erviti.  Das  sagt  gerade 
soviel  wie  in  Schulen  Xenien  der  Vers:  »0  ich  Thor,  ich  ra- 
sender Thor!«  Die  unterbrochene  Wortwiederholung  ist  nhd. 
noch  kenntlich,  alto.  durch  Variation  verwischt.  —      f 


Aber  neben  derjemgen  Form  der  Wortwiederholung,  die 
wir  »echte  Wortwiederholung«  naontea,  steht  von  ältester  Zeit 
her  eine  complicirtere,  wenn  gleich  immer  noch  herzlich  ein- 
fache Form,  die  ich  die  »flectirte  Wortwiederholung« 
nenne.  Hier  Bteht  das  Wort  einmal  (in  der  Regel  zuerst)  im 
CaaoB  rectos,  und  wird  dann  im  Caana  obliquus  wiedergespiegelt. 
Diese  Form  iat  so  sicher  wie  die  echte  Wortverdoppelnng  or- 
altes  Gemeingut  aller  idg.  Sprachen,  ja  wohl  aller  Sprachen, 
deren  grammatischer  Bau  sie  inlässt.  Aber  sie  hat  doch  etwas 
Künstlicheres;  und  gerade  für  die  Anfänge  einer  kunstmäseigen 
Dichtung  scheint  sie  so  beseichnend,  wie  jene  Figur  für  die 
AnMngfl  der  Poesie  selbst.  Etwas  Ueberl^tee  und  selbst  Ge- 
suchtes steckt  immer  schon  in  der  Art,  wie  das  Wort  hier  sich 
um  die  Axe  eines  leichten  Bedeutungsunterschiedes  drehen 
muss.  Denn  ein  solcher  ist  stets  angedeutet.  Gerade  wie  in 
formeller  Hinsicht  die  Identität  der  Wortformen  ihrer  Aehn- 
lichkeit  Platz  macht  (ort  widar  orte  statt  wara  wara),  so  stellt 
sich  auch  inhaltlich  statt  der  Tautologie  eine  Antithese  ein, 
eine  Anthitese  freilich  in  demselben  Sinn,  wie  wir  antithetische 
Zwillingaformeln  kennen  lernen  werden :  innerhalb  einer  höheren 
-  Einheit  werden  zwei  Glieder  derselben  contrastirt  (jm^  und  alt, 
d'.  h.  jnnge  Menschen  so  gut  wie  alte  Menschen).  Bei  der  flec- 
tirten  Wortwiederholung  vertritt  der  Wortstamm  die  Einheit; 
die  Flexion  des  einen  Theüs  zeigt  an,  wodurch  die  Ueberein-  "^ 
Stimmung  eingeschränkt  wird.  Und  hier  wie  dort  rotiren  die 
Worte  mn  die  einfachsten  und  nächstliegenden  Kategorien. 
Heisst  es  z.  B.  fotr  vid  foeti  gat  ins  froda  jotuns  sexhofdtadan 
son  (Vaf.  33,4),  so  müssen  wir  daa  übersetzen  »der  rechte  Fus« 
mit  dem  linken.«  Dieser  leichte  Gegensatz  fällt  schärfer  ins 
Ohr,  wenn  es  (Gylfaginning  5)  dafür  heisst:  annarr  fötr  hans 
gat  aon  vid  odrum.  Und  diesen  selben  Verdeutlichungsprozees 
haben  wir  zur  besten  Bestätigung  am  selben  Ort  nochmals :  die 


Prosa  sagt  >{>&  öx  undir  vinstri  bood  honum  maSx  ok  kotuti, 
während  in  den  Vaf.  nur  steht:  Undir  bendi  vaxa  kviUtu  brim{>ursi 
mey  ok  mog  aamui.  Und  mey  ok  msg  (oder  obne  Alliteration 
madr  ok  kona)  ist  eine  antitbetiscbe  Zwillingeformel :  Menschen 
beiderlei  Geschlechta.  — 

Ein  paar  Beispiele  für  die  Sectirt«  Wortwiederholung  hat 
J.  Grimm  zu  Andreas  V.  360,  mehr  bietet  Weinhold  S.  7  und 
für  die  ags.  Fälle  Kluge  P.  B.  9,426.  —  Dass  die  betreffenden 
Formeln  >der  Anlage  nach  arisches  Gemeingntc  seien  (Scherer, 
Lit. -Gesch.  S.  15)  hat  A.  Kuhn  (Zs.  f.  vgl.  Spracbforechg.  13,49  f.) 
entdeckt;  dass  sie  auch  altnissiBch  vorkommen,  bat  man  meines 
Wissens  noch  nicht  ai^emerkt:  »Es  Truchs  sueammen  Körper 
an  Körper,  Knochen  an  Knochen,  Muskel  an  Muskel«  (Reinholdt, 
Gesch.  d.  rues.  Lit.  8.  98).  Aber  aus  ihrer  Art,  aus  dem  sym- 
bolischen Wortgebrauch,  der  sie  hervorruft,  erklärt  es  sieb, 
wenn  die  Gemeinschaft  der  Formel  noch  weiterreicht:  «ein  al^ 
assyrischer  Zaubsrsprucb  berührt  sich  mit  dem  ersten  Meree- 
burger*  (Goedeke  Grundriss  *  §  10,2  Anm.).  —  Ebenso  ist  es 
wohl  keine  Entlehnung,  wenn  ein  altfriesischer  Rechtepruch 
genau  mit  einem  berühmten  Satz  des  alten  Testaments  stimmt: 
>mortb  möt  ma  mith  morthe  käla«  (Heyne  Ff.  C^erm.  9,439)  so 
gut  wie  >Aug'  um  Auge,  Zahn  um  Zahn*  beruhen  auf  der 
Vorstellung  einer  Waage,  in  deren  Schalen  gleiche  Gewichte 
nacheinander  gelegt  werden.  Und  eben  dieser  Symbolik  wegen 
waren  solche  Formeln  von  vornherein  ■  canonisch  <  und  gehörten 
in  die  canonischen  Bücher  z.  B.  der  Inder  so  gut  wie  andere 
MuBterformeln  (gegen  G.  Meyer  Essays  und  Studien  S.  290). 
Einen  guten  Beweis  dafür  giebt  eine  Homerstelle.  Nestor  sagt 
(B.  362): 

Kpiv'  &/dpac  xarä  ^üia,  xarä  ^pijvpaQ,  ^AfOfOfatov, 
üti  fpTjrpT/  fp^pTjfoi  äp'^,  füXct  di  fü^cxt 


ait  Ontt 


fie  der  n^    Hgmi 


Imc 


Pocrie  ipridit  Kb^  T.  B.  9,486— Z7>.  — 

In  dcD  HÜv»  findfn  sdi  mdiRfS  Stoophai,  in 
ngar  wwderlKdt  Tcntiikt  snfintt:  42—43,  57,  140.  DmmOm 
iit  der  FaD  im  BtiMBlmmm  Bhueegm,  wo  aber  dmdi  Vanalua 
der  SubeüuitiTa  lu  dem  flectirt  wiedeciielteQ  Adjectiv  und  durch 
Unterbrechmig  die  Fonnei  zeistdct  wird:  tombo  sbx  in  beike 
mit  tombemo  kinde  en  arme  etc.  ^S.D.IV  6.7);  latriniarh  ist 
eine  Anaphora  danuu  geworden.  Um  so  beaaer  iat  die  alte 
Fonn  in  den  altn.  Beiapielen  erlialten.  Die  Stelle  Hav.  57, 
1 — 9  iat  noch  mit  weiteren  Wortspiriereien  anageatattet.  Die 
merkwürdige  Stelle  ana  dem  Rünatal  aber  klingt  geradexu  wie 
eine  Anweisung  m  symbolisch»  Wortfügung: 

ord  m^  af  ordi  ordto  leitadi, 

verk  m^  af  verid  veriES  (Müllenhoff,  D.  Alt  271,  Anm.}. 

Ich  stelle  die  beiden    anderen    altn.  Haoptfalle   daneben: 

Vin  sinnm  skal  madr  vinr  vera  ok  gjalda  gjgf  vid  gjgf ;  hlAtr 
Tid  hlAtri  skyli  hgldar  taka  .  .  .  Vin  sinom  skal  madr  vinr 
Vera,  {)eim  ok  |)ese  vin,  en  6vinar  sina  skyli  engi  madr  vinar 
vinr  vera  HAv.  42 — 43. 

Brend  af  brandi  brenn  onz  brunnin  er,  fmn  kvQkiak  af 
funa;  madr  af  manni  verdr  at  mäli  kudr,  en  til  doelskr  af 
dul  Häv.  57. 

Solche  Häufungen  finden  sich  ausserhalb  der  Häv.  nirgends, 
wohl  über  zahlreiche  einzelne  Beispiele: 


Mit  af:  H&t.  57.,  140. 

Mit  äfter  (diu  age.):  äo  aSiei  Itaam  B.  3461 

beam  äfter  beame  Gren.  1070 

breabtem  äfter  breahtme  Guth.  1299 

cyn  '6Stei  eytaoi  Ex.  S&l 

Ud  äfter  lädmn  Ex.  195 

Bt&D  äiter  Btftne  An.  738 

BtefD  äfter  etefne  Fb.  542 

-nmdor  äfter  Tuodre  B,  6S1  An.  630. 
Mit  A:  bi4fiii  A  bröAnr  Vkv.  38,3. 
>Ct  at:  geetr  at  gest  HAt.  81,8  (vgl.  83,6) 

Didr  8t  nifi  HAt.  72,6. 

Vgl.  H.  H.  1  5,6  brafn  Wad  at  hnfm. 
Mit  be:  adele  be  ftdelnm  An.  860. 
Mit  bam:  stön  fram  stäne  An.  789. 
Mit  of:  god  of  gode  Cri.  109 

Täter  of  vAtnun  Qen.  152. 
Mit  Tid;  ecg  vid  tage  BAt  4,42 

fl«d  Tid  äöde  8ch.  85 

fötr  Tid  foeti  Vaf.  83,4 

frAd  vid  frMne  Onom.  1,19 

fyrd  vid  fyrde  Gn.  C.  52 

gest  vid  gest  HAt.  32,6 

gjgf  Tid  gjgf  HAt.  42,8 

hearde  vid  heardum  BAt  87,5 

hlAtr  vid  blAtri  HAv.  62,4 

lad  Tid  Udum  B.  440  Qn.  C.  58,  Ex.  IS 

maeg  vid  maege  B.  1978 

mnd  Tid  rond  H.  H.  I  28,8 

til  Tid  tilum  Gn.  1,23 

veall  vid  vealle  Gh.  11 

verige  mid  vmgum  An.  ölfi. 


234 

Mit  zi :  Mn  zi  bdna,  bluot  zi  bluoda,  lid  zi  geliden  M.  S.  D.  IV  2, 8— 9. 
Mit  widar:  ort  widar  orte  ^Id.  38. 

Lateinischen  Einfliiaa  verrätb  die  Einfassung  in  zwei  Prä- 
positionen :  of  —  in  und  ot  —  on: 

of  mägne  in  mägen  Cri.  748  Pa.  83,7 

of  däge  on  däg  An.  1387  (vgl.  Kluge  aao.  427).  — 

Saum  noch  hierhergehörig  ist  ein  Fall,  in  dem  auf  BOlche 
Weise  das  gleiche  Epitheton  zweier  verschiedener  Substantiva 
eine  unechte  Wortwiederholnng  mit  der  Präposition  fyr  bewerk- 
stelligt: Valgrisd  heitir  er  stendr  vellir  &  heügg  fyi  helgum 
durum  Gr.  22,  1—3.  — 

Noch  dichter  rücken  die  Worte  zusammen,  wenn  sie  nicht 
durch  Präpositionen  verbunden  dnd,  sondern  in  einem  Casus- 
veihältnise  stehen.  Alt  ist  nur  das  dativiscbe,  während  das 
genetivische  ags.  zwar  sehr  beliebt  ist,  aber  nur  in  christlichen 
Gedichten;  altn.  findet  es  sich  in  Liedern  mittleren  Altera 
Hyndl.  H^b.).  Das  Latein  hat  diese  Figur  in  alle  neueren 
Sprachen  getn^ien  (vgl.  LeüEhoId,  Et]'moIc^(iache  Figuren  im 
Romanlscben  S.  19  und,  was  dort  citirt  wird,  Landgraf,  Figura 
etymologica  linguae  latinae  S.  34  f.). 
Dativ. 

fötr  foeti  Hamd.  14,  5 — 6 

leöf  man  teofum  Güth.   1137 

ajAlfr  själfum  mer  Hdv.  137,6 

vin  sinum  skal  modr  vinr  vera  Hav.  42,  43.  1 — 2 

en  ovinar  sins  skyli  engl  madr  vinar  vinr  vera  Häv.  43,  4 — 6. 

Hierher  auch  ne  geald  he  yfel  yfel&  El.  493. 
Genetiv. 

cyninga  cyning  Sat.  206,  Cri.  136.  215.  1682.  D6m.  95. 
An  1194.  Hy.  8,15 

dreima  dreäm  Sat.  314.  Cri.  580,  m  dreäma  dredm  Ph.  658 

drihtna  drihten  Gen.  638  Cri.  405  Wal  84  An.  876,  1153, 
iL  594,  El.  371 


ealra  cyninga  cyning  An.  980,  Jttl.  289,  Hy.  3,22,  Oratio 
poetica  19 

a&  karl  k&tla  Harb.  2,1, 

in  llfes  llf  Ph.  649 

ealra  dugeAa  dugud  Hy.  S,24 

tflkkr  rakkra  Hyndl.  1,5 

ealra  |)iymma  |)ryimn  Cri.  726,  Phon.  628 

ai  sveinu  sveina  Harb.  1,1,  vgl.  Fil.  1,1 

■voruld  vorulda  Cri.  778  Ph.  662  in  voruld  vorulda  An. 
1688,  El.  452  Jmrh  ealra  vorulda  voruld  Pb.  71,5  78,14  (mit 
»alle«  verstärkt  bat  die  Figur  schon  io  alter  Zeit  »fast  aus- 
BchliesBlicb  reügiösen  Sinn«,  wie  noch  in  der  mhd.  Dichtung 
Roehte  Reinmar  r.  Zwet«  S.  288). 

Aehnlich  auch  maer  meyja  Hyndl.  1,1.  —  Die  Verschie- 
denheit  der  Form  beseitigt  das  Weeenthche  der  F^ur  in  H.  47,6 
msdr  er  manns  gaman.  —  Eine  interessante  Vereinigung  der 
äectirten  ^\'ortwiederholui^  mit  der  Variation  dorch  «ein  ande- 
ren M.  S.  D.  26,10  Böse  snel  snällemo  pegägenet  andermo  (vgl. 
Kluge  aao.  427  Anm.).  — 

Dass  diese  Figur  kunstxnässig  verwandt  wurde,  macht  allein 
schon  das  reiche  Polyptoton  Hiv.  67  wahrscheinlich,  und  die 
andern  Häufungen  HÄv.  42—43.  140,  auch  Gn.  C.  52—53  er- 
höhen die  Wahrscheinlichkeit,  und  jene  Uebereinstimmung 
der  Mereebuiger  Zauberformel  mit  vedischeu  Hälsprlicheu 
macht  ee  zur  Gewisshat.  Verwandt  sind  auch  die  Kettenreimu 
in  dem  ^^'unnsegen :  fan  themo  bSne  an  that  äteg,  üt  fan  themo 
flesge  an  thia  hüd,  ut  fan  thera  hüd  an  Üiesa  strila  (MSD 
IV  5,3 — 5);  hier  ist  die  Wiederholimg  nur  durch  den  Vers- 
schluse  gebrochen;  an  that  bin  üt  fan  themo  b£ne,  an  that 
fl^Bg  üt  fau  themo  Scisge  ergäbe  unsere  Figur,  wenn  auch  in 
sehr  umständlicher  Gestalt.  Aber  so  heisst  ee  eben  nicht,  und 
so  oder  an  that  b^  fan  themo  b6ne    kann    es  auch  gar 


236 

heiflaen,  weil  hier  eben  wirklich  beide  OUader  identisdi  sind: 
»an  that  b^n  fan  themo  btoe«  würde  zwei  verechiedttie  Beine 
meinen.  —  Aehnlich  folgen  sich  die  Glieder  in  dem  widitigen 
agB.  Zaubersprach  gegen  Hezenetich:  feil  —  flaeec  —  blöd  — 
(ban)  —  Hd  Zaub.  H  20—22.  — 

Aber  auch  die  altn.  Fälle  Bind  beweisend.  Zunächst 
stehen  fast  alle  in  dem  grossen  eddischen  Lehrgedicht  und 
sind  gnomischen  Inhalts,  wie  Hild.  38  auch,  oder  dogmatisch, 
wie  die  Stellen  in  Vaff>rudnismäl  und  Rünatal.  Eine  Aus- 
nahme macht  bloss  H.  H.  I  28,3  in  einer  an  Assonanzen  aüeor 
Art  reichen  Strophe.  Wo  die  Feierlichkeit  fehlt,  wird  auch 
das  Zusammenrücken  der  beiden  Wortexemplare  vermieden: 
H.  H.  I  5,5  hrafn  krad  at  hrafne;  sonst  hiesse  es  wohl  kvaft 
hrafn  at  hrafni.  Jene  hochfeierlichen  Verse  Häv.  140,4 — 7 
könnte  man  wie  schon  gesagt  geradezu  als  Anweisung  zu 
dieser  Formel  deuten:  soll  das  Wort  heilkräftig  sein,  so  soll 
das  Wort  aus  dem  Worte  das  Wort  verleihn.  Das  ganze 
Runenlied  ist  voll  von  Annominationen  der  verschiedensten 
Art,  voller  Pracht  und  Eindruck.  Ueberall  aber  tritt  altn.  in 
unserer  Figur  ein  Gegensatz  hervor:  die  hadernden  Graste,  die 
aneinanderprallenden  Schilde,  der  todte  und  der  lebende  Gre- 
schlechtsgenosse,  der  Weihende  und  der  Greweihte.  Das  ver- 
liert  sich  jedoch  ags. ;  die  Fälle  mit  vid  sind  zwar  noch  grossen- 
theils  von  dieser  Beschaffenheit,  aber  die  mit  äfter  haben 
meist  einfach  die  Bedeutung  der  Wiederholung,  »das  Anein- 
ander oder  Nacheinander  von  Dingen«,  welches  in  dieser  Form 
besonders  in  den  romanischen  Sprachen  sehr  beliebt  ist  (Pott 
Doppelung  S.  9,  LeifEholdt  S.  62  f.).  Im  lat.  dagegen  scheint 
noch  die  gnomische  Verwendung  zu  überwiegen.  Dann  wäre 
hier  dieselbe  Abschleifung  im  Romanischen  zu  beobachten  wie 
wir  sie  innerhalb  des  Altgermanischen  fanden.  —  Am  wdtesten 
gebt  diese  Abschwächung,  wenn  durch  den  beigesetzten  Genetiy 


887 

dn  Wort  recht  nachdrücklich  unter  Beinesgleicben  g«eetxt  -wird, 
wenn  auch  als  priaoepe  inter  paiee.  Dieee  Foim  bat  trots 
aller  fremden  Vorbilder  aus  dem  Hebräischen  und  Lateinischen 
(Pott  Doppelung  S.  106)  deutsch  sich  tue  eingebürgert  und 
steht  im  ags.  als  ein  neuer  Beweis  der  schuhnässigen  Ent- 
artung (vgl  Kluge  aao.  428).  — 

Wir  erinnern  dabei  an  eine  bedeutsame  Axalo0.e.  Die 
mhd.  Dichter  dulden  den  rührenden  Reim  nur  bä  Verschieden- 
beit  der  Bedeutung.  Unsere  nhd  Dichter,  scnreit  sie  diese 
zwecklose  Ktmstform  verwenden,  wissen  nichts  mehr  von 
diesem  Zwang.  So  ist  dem  altn.  Dichter  die  Wortwieder- 
holung Dor  dann  erträglich,  wenn  ein  innerer  Gegensatz  beide 
Exemplare  trennt;  der  age.  Dichter  verlangt  das  mcb.t  mehr.  — 

Wenn  der  Hauptxeiz  aller  Poesie  in  der  »Einheit  im 
Wechselt  besteht,  so  scheint  insbesondere  die  germanische 
Poetik  ganz  auf  das  Gesetz  gegründet,  dim^  den  Ausg^ch 
entgegengesetzter  Tendenzen  eine  höhere  Einheit  aus  den 
Kämpfen  ersteh»  zu  lassen.  Für  die  poetische  Sprache  durch- 
zieht so  alle  Erscheinungen  das  Prindp,  Tautologie  und 
Variation  aneinander  abzuklären.  Si^  sonst  nur  zu  oft  das 
Wort  und  haben  wir  dieselbe  Bedeutung  in  vielfacher  Form  aus- 
gedrückt, so  reizt  in  dieser  Figur  der  leise  Gegensatz  der  Be- 
deutungen in  demselben  Worte.  Hadubrant  spricht:  »Mit 
gkm  ecal  man  geba  icfähan,  ort  widar  orte.«  Zwei  Kämpfer 
in  Bewegung,  feindhch  einander  beg^inend,  einig  aber  darin, 
um  den  Schatz  zu  kämpfen  —  das  AUee  birgt  die  kleine 
Formel;  ^'atei  und  Sohn,  im  Kampf,  obwohl  Greedüechte- 
genossen,  sind  in  der  alten  Wendung  symbollart.  Und  diese 
Kraft  der  knappen  Formel,  wie  in  dem  engen  ^um  eines 
einzigen  zweimal  gesetzten  Wortes  die  alten  einfachen  Jedem 
gelaufigen  G^^ensätze  sich  aneinander  meseen  —  das  mag  wohl 


288 

den  Zauber  ausgemacht  haben,  der  stärker  empfunden  wurde 
zu  jener  Zeit,  deren  sich  der  Dichter  freut: 

Glaube  weit,  eng  der  Gredanke, 
Wie  das  Wort  so  wichtig  dort  war, 
Weü  es  ein  gesprochen  Wort  war. 
Und   dies    Symbolisiren   des  Gedankens   durch  die  Form 
ist  wohl  ernster  zu  nehmen  als  man   gewöhnlich   meint   (jfß^ 
Uhland  Sehr.  3,255).      Wir   werden   darüber   noch  weiter  xu 
kommen  versuchen.      Jene  Segensformeln  aber,  die  selbst  ein 
so  entschieden  kunstmässiger    Poet   wie   Ovid   noch  treu   be- 
wahrte, wo  er  alte  Ueberlieferungen  wiedergab  (Schwarte  Indo- 
germanischer Volksglaube    S.   119)   —   mit    dem  ersten   Ein- 
dringen der  gelehrten  Bildung  zerstieben  sie  den  Angelsachsen 
und  allen  modernen  Völkern  und  aus  dem  Zauberspruch  wird 
eine  rhetorische  Figur. 

Es  ist  das  wieder  ein  interessantes  Beispiel  für  die  Ver- 
wendbarkeit der  Formeln  zur  Zeitbestimmung.  Altn.  treffen 
wir  die  flectirte  Wortwiederholung  oft  in  den  Häv.  (denn  sie 
ist  vorzugsweise  gnomisch,  wie  die  unflectirte  vorzugsweise 
Ijnrisch),  daneben  in  Vaf|)r\!idtii6mäl.  Von  jüngeren  Liedern 
hat  sie  nur  H.  H.  I  einmal  (28,8);  aber  gerade  dies  Gedicht 
meidet  sie  sonst  mit  Absicht:  H.  H.  I  5,5  ist  die  Figur  (wie 
erwähnt)  zerstückelt  durch  den  eingetriebenen  Keil  des  kvad, 
25,1 — 2  ist  sie  (wie  in  den  angeführten  Prosastellen)  diurch 
das  Wort  annarr  umgangen:  en  ungr  konungr  Qdrum  sagdi 
(während  es  z.  B.  Ruodlieb  V  162  beisst  rex  regem  duzit). 
Hamd.  14  stehen  die  eigentliche  Figur  und  dies  Surrogat  bei- 
sammen: fötr  odrum-fötr  foeti.  Ganz  ebenso  heisst  es  Beöv. 
2440  brödir  Ödeme,  ebenso  Cri.  1670  gaest  ödera  Leäs  3  eorl 
Ödeme  El.  540  ^gn  ödeme  (vgl.  Kluge  P.  B.  9,  427,  wo  auch 
weitere  Beispiele  angeführt  und  erklärt  werden).  Länger  hat 
sich  die  Formel  auf  deutschem  Boden  behauptet:    Otfried  hat 


239 

sie  nicht  selten  (Schütze  Poetik  Otfrieds  S.  30),  der  Ruodlieb 
pfl^  sie  (rez  regem  V  162  nitro  nitrum  V  366  amicus  amico 
V  450  cum  dominis  domina  Xm,6  maior  maiori  Xin,62). 
Auch  mhd.  ist  sie  noch  beliebt,  z.  B.  Walther  4,37  ob  allen 
magden  bist  du  maget,  ein  magt  5,23  ein  wort  ob  allen 
"Worten.  — 

Ich  habe  hier  nicht  viel  literator  anzuführen.  Homerische 
Fälle  mancher  Art  führt  fiekker  Homerische  Blätter  I  S.  186f. 
an;  dazu  bemerke  ich,  dass  die  Homerischen  Hymnen  die 
flectirte  Wortwiederholung  ganz  besonders  lieben:  xaxip  leaxby 
n  76  IpTw  Slprov  m  120  ^raWec  Ttaidtcm.  Vs  197.  —  Für 
Otfried  vgl.  Schütze  aao. ;  für  Caedmon  Ziegler  S.  70  f. 

Ganz  besonders  muss  eine  seltsame  Art,  die  alte  Figur  zu 
erneuem,  hervorgehoben  werden:  drögu  {)eir  er  skidi  skidi-jäm 
Hamd.  16,1 — 2,  wo  nicht  ohne  Greschick  die  Verspause  be- 
nutzt ist,  um  das  Herausholen  zu  schildern.  Simplex  und 
Compositum  bilden  hier  die  Figur.  — 

Eine  ähnhche  Figur  wie  durch  diese  Substantivgruppen 
entsteht  bei  verbaler  Wortaufnahme.  Flectirte  Verbalwieder- 
holung ist  zwar  nicht  so  häufig,  wie  flectirte  Substantivauf- 
nahme; aber  die  Fälle  sind  bezeichnend.  Wieder  kommt  hier 
die  S3rmbolik  deuÜich  zum  Ausdruck.  Eine  Reihe  von  Versen 
aus  verschiedensten  Epochen  malt  mit  diesem  selben  Mittel 
die  lange  Dauer  eines  Zustandes,  in  dem  Trauer  (oder  seltener 
Freude)  sich  an  sich  selbst  immer  wieder  entzündet.  Den  be- 
rühmten homerischen  Vers  rixXad^i  drj^  xpadiov^  xdt  xdvrtpov  äiXo 
Ttor  hkyjQ  hat  schon  Kluge  (Englische  Studien  8,482)  mit  dem 
Refrain  Deors  verglichen:  {)ä8  ofereode,  {)isse6  svä  mag  —  aber 
wieder  ist  in  dem  ags.  Fall  die  Wiederholung  durch  das  Pro- 
nominaladverb svä  erspart.  Viel  genauer  stimmt  zu  dem 
griechischen  Vers  der  Walthers:  Ich  vertrage  als  ich  vertruoc 
und  als  ichz  iemer  wil  vertragen  (W.   50,7),  wozu  Wilmanns 


S40 

(uto.  tinm  Veit  Fsira  ViiU>  and  in  der  ^plwttn>g  m  aaliMr 
AuBgkbe  '  81  yitäa  «ndenn  Stellen  heramiebt.  Nach  Jabx- 
hunderten  ugt  Schiller:  Und  ein  Jahr  hat  er's  gatragen,  triigfc'a 
nicht  Ui^er  mehr;  and  dann  Hdne:  Und  ich  glanbt'  ich  trOg' 
es  nie  —  und  ich  bah'  ea  doch  getrageal  Ueberall  ni  gleichem 
Zvack  die  flectirte  Verbalaofnahme.  Ebenso  nm  IVeadigai 
atusudrQcken:  craa  amet  qoi  nanqnain  Hnavit,  qoiqoe  amavit 
cMsamet,  lautet  der  Bafrain  des  PttrigOiamVenerie.  Oegegsn  sagt 
2.  B.  Uhland  (Frühlingaleiec  Gedichte  I  68):  Wenn  mir  je  ein 
Lied  gelang,  sollt'  ee  hent  nicht  glücken?  Da  iat  die  Wort- 
wiederholung durch  Variation  ersetst.  So  iat  ea  fut  «tats  aooh 
in  der  altgerm.  Dichtung:  die  Variationalust  hat  von  einer 
naturgemiseen  und  wirtamg^voUen  Figur  al^elenkt  and  ich 
«enigatens  weise  jenen  altgriechiechen,  provengaliacben,  mittel- 
und  neuhochdeutschen  Beispielen  ein  wirklich  entsptechendea 
aus  der  altn.  ags.  ahd.  Poesie  nicht  zur  Seite  su  stellen.  — 

wulling 

Wir  verstehen  unter  ■Zwillingsformeln«  stehende  dondi 
eine  Partikel  vermittelte  Verbindungen  tweier  Worte  gleicher 
grammatischer  Kategorie  (SubetanÜTa,  Adjectira,  Verba,  Ad- 
verbia),  die  einen  einheitlichen  Sinn  ergeben  und  aach  durch 
ein  einzelnes  Wort  der  gleichen  Kategorie  (schwScherJ  wieder- 
gegeben werden  können.  Dass  diese  Paare  rerwandter  Worte 
innerlich  der  echten  Wortwiederholung  sehr  nahe  stehen,  haben 
wir  schon  au^^führt  und  an  Beispielen  erläutert.  Es  li^ 
wirklich  eine  ^'ariiite  Doppelung  vor;  neu  ist  bloss  die  Zusam- 
menfügUDg  durch  eine  Partikel.  Dabei  ist  es  gleichgütig,  ob 
diese  Partikel  rein  copulativ  ist  (>und()  oder  disjunctiv  (>oder<); 
in  der  Veischmekung  der  Worte  zu  einem  Compositum  der 
poetischen  Sprache  macht  das  keinen  Unterschied.  Ob  wir 
(Land  und  Leute«  sagen  oder  »Land  oder  [.eutei  —  in  Imden 


§  12.     ZwUlIingsformeln. 


Fällen  wird  deutUch,  das6  >Land(  und  >Leute<  Bich  zu  einein 
höheren  Begrifi  ei^äuzen,  etwa  wie  »Goldspender*  und  »Spen- 
der des  Qoldee«  beide  anzeigen,  für  den  Fürsten  sei  sowohl 
der  Beeite  des  Goldes  als  dieThätigkeit  desSpendene  unentbehrlich. 
—  Wesentlich  sind  dagegen  zwei  andere  Verschiedenheiten 
innerhalb  der  Zwillingsformeln :  in  formeller  Hinsicht,  ob  Stab- 
reim, Endreim,  oder  gär  kein  Reim  sie  bindet ;  in  inbaltUcher, 
ob  innerhalb  des  gemeinsamen  höheren  BegrLSs  gleichartige 
oder  contrastirende  Unterbegiifie  gewählt  sind.  Wir  haben  also 
einerseits  alliteiirende,  reimende  und  reimlose,  andererseits 
tautologieche  und  antithetische  Zwillingrionneln. 

In  der  Edda  überwiegen  die  tautologiechen  Formeln  noch 
entschieden.  Neben  Fluch-  und  SegensprÜchen  mit  Lob-  und 
Scheltworten  sind  häufige  Fälle  die  Doppelformeln  für  Schmuck 
und  Schatz  (so  hringa  ok  men  VgL  3,2  —  or  gulli  —  or  silfri 
in  den  schon  citirten  ParaUelversen  der  Hamarsheimt),  für 
Waffen  (sQium  ok  sverdum  Vgl  37,3  —  skjgldum  er  ealr 
|iakidr,  brynjum  um  bekki  stt&t  Gr.  9,4),  für  Besitz  und  Ge- 
biet (U  eda  ßjöSß  munud  Hat.  78,3  —  fri  mimiTri  v^um  ok 
vgngum  .  .  .  Lok.  51,4),  für  Lust  und  Trauer  (Töpi  ok  öpi  Q.  e.  w. 
Sk.  29,1  —  ok  bafda  ek  ged  |)eira  alt  ok  gaman  H&rb.  18,13), 
für  lebende  Wraen  und  Naturgegenstande  (konur  ok  karlar 
Helr.  14,3  —  jfird  fannsk  aeva  n6  upphiminn  Vfil.  6,5).  Es 
sind  das  so  recht  die  Felder,  aus  denen  die  poetische  Sprache 
der  altn.  Dichter  ihren  Bedarf  erntete,  erst  noch  bloss  pflückend 
und  bindend,  '^'vn  treibhausnütssig  züchtend  und  cultivirend. 
Der  poetische  Wortschatz  der  altn.  Poesie  ist  dem  Inhalt  nach 
fast  so  arm  wie  er  äusserUcb  reich  erscheint  und  zieht  aus 
einem  engen  Kreis  von  Begriffen  aU  seine  Kräfte.  Um  dies 
zu  illustriren,  vergleiche  ich  die  Grundbegrifie  der  tautologischen 
Zwillingsformeln  hier  noch  kurz  mit  den  A^'urzeln  einiger  an- 
derer Fluren  der  al^rm.  Dichtung.    Aus  jenen  Hauptbegrifien 

U»yn,  Altgniutaiaeb*  f  oMi*.  16 


S4S 

Idten  fliioh.  inch  wiflder  die  «ddiBohin  KcnnlngMr  Im,  ao  mit 
da  nicht  genaalogiBchar  Natur  und  dadnrah  in  gswinam  ffiona 
dan.  fl^mologifloliaa  ngozan  TaitfaJchbT  nnd.  Und  imr  ber 
faamdhen  Jou  Ideen  die  TCenninyr  in  beiden  Hlndditen,  ifiek- 
itehtllch  dee  in  TTmaohnibcndai  wie  der  Umeobzeibniig. 
Eddieobe  Kenningar  werdoi  gebildet  mit  Wortm  tBr  Sdiata: 
der  ^Id  hoeat  GoldatOtae  (andktafr  Sgdr.  31,6),  dar  BdiOd 
•gamphntiTn n A  (vlgneat  H.  S.  8,7);  Waffen:  der  if*Hg  hetat 
Schwertrertheiler  (sreHh  deilir  Akv.  87,3);  Beeite  and  Qabiot: 
der  Kopf  heian  Hochbnig  der  Haare  (hAfjoll  akarar  H^  88,6); 
LoBt  and  Traner:  daa  Gold  heiaet  Schreokenaüeht  (dgnar  IJtad 
H.  H.  I  28,6  Faf.  43,8);  lebende  Weeen  (imd  ihre  "nwOe) 
and  Natnrg^enetKnde:  der  ^Id  heiaet  Apfelbaam  der  Sohlacfat 
(br7n|nngB  Apaldi  ^dr.  6,2).  Umachrieboi  aber  verdm  vor' 
lagsweiae  diejenigen  Begriffe,  die  zu  jenen  Haaptbegtifien  wie  Con- 
creta.  ea  AbetracÜa  oder  doch  wie  specielle  Begriffe  sn  allge- 
meineren  stehen.  Dem  Schats  entapricht  dae  Gold,  den  Waffen 
Held  und  Schlacht,  dem  Beeiä  der  Fürst,  dem  Schmen.  die 
Wunde;  statt  lebmder  Weeen  (neben  Eönig,  £2mpfer,  Weib) 
werden  Körpertheil«  wie  Hanpt  und  Herz  umschrieben;  endlich 
spielen  unter  den  umschriebenen  Worten  noch  Schiff  und  Feuer 
eine  groeae  Rolle,  von  denen  das  erste  den  Waffen  nahesteht, 
das  letztere  dem  Kampf.  —  Ea  sind  mdlich  wieder  dieeelben 
B^iriffe,  die  für  die  reiche  Fülle  altgerm.  Eigennamen  die 
Gnmdl^ie  bilden  (vgl.  Wdnhold  Deutsche  Frauen,  für  den  ersten 
BestandtbeÜ  der  Namen  I  14f.,  für  den  zweiten  1  11).  Auf 
den  Zusammenhang  all  dieser  Gruppen  formelhafter  Ausdrücke 
können  wir  nicht  näher  eingehen;  wie  aber  alle  gleichmfieaig 
aus  deneelben  Hauptbegiiffen  ihre  Verehrui^  ziehen,  lieaa  sich 
an  dieeer  Stelle  am  besten  zeigen.  — 

Ueber   die  Form    dieser  Bildungen  werden  wir  noch  han- 
deln  müssen;    unzweifelhaft   ist,    dass  sie  durchweg   metrisch 


243 

gef««tigt  Bind.  Hierduicb  wird  aber  für  die  Frage,  ob  die 
Zwillinggformelii  aoe  der  Poesie  stammen  oder  in  sie  herein- 
getragen Bind,  noch  nichts  entBchied«t.  Denn  diesen  Bt«hen  in 
sehr  grosser  Anzahl  völlig  gleichartige  Beispiele  aus  den  pro- 
saischen R«chtsdeDkmälem  sur  Seite;  und  so  könnten  die  For- 
meln aus  der  Prosa  oder  Alltagssprache  übernommen  sdn. 
J.  Grimm  hat  solche  Recbtsformeln  (Rechtsalterthümer  8.  6f.)  ge- 
sammelt und  besprochen ;  er  hat  sie  auch  mit  den  gleichartigen 
Formeln  in  poetischen  Denkmälern  vergUchen  und  nicht  nur 
mhd.,  sondern  auch  in.  tmd  lat.  Analogien  angetrieben.  In* 
swiBchen  hat  Heyne  (Pf.  Genn.  9,437  f.)  das  Reiche  Verfahren  auf 
friesische  RechtsqueUen  angewandt;  er  blieb  aber  nicht  dabei 
stehen,  sondern  echlosB  auf  wirUiche  Abfassung  in  Versen,  die 
dann  um-  und  eingearbeitet  wurden.  Alle  Wahrscheinhohkeit 
steht  dieser  Vermuthung  zur  Seit«  und  mit  üemlichei  Be- 
stimmtheit können  wir  diejenige  Formelclasse  bezeichnen,  aus 
der  die  Zwillingsformeln  entsprungen  sind.  Wie  die  Metaphern 
zn  den  Gleichnissen,  wie  die  verkürzten  Kenningar  zu  den  vollen 
Umschreibungeai,  so  verhalten  sich  die  ZwiUingsformeln  zu  den 
Parallelvereen.  Wir  haben  über  diese  später  zu  handeln; 
als  bekannt  darf  schon  hier  die  lüufige  Erscheintmg  voraue- 
gesetzt  werden,  dass  zwei  einander  folgende  (und  mit  einander 
reimende)  Verse  inhaltlich  identisch  mnd,  wie  z.  B.  {>r.  6,1 — 2 
hvat  er  med  isum,  hvat  er  med  älfmn?  Die  bdden  Worte, 
welche  sich  hier  entsprechen,  bilden  eine  Zwillingsformel.  Im 
vorliegenden  Fall  (und  oft)  tragen  sie  nicht  den  Reim;  sie 
könnten  also  aus  einer  Zwillingsformel  in  das  Verspaax  über- 
nommen sein.  Solches  kann  auch  wirklich  vorkommen,  gerade 
wie  die  Kenningar  lusprünglich  aus  den  heiti  erwachsen,  aber 
auch  wieder  neue  heiti  liefern  können.  Wenn  z.  B.  in  der 
zweiten  Scene  des  vierten  Aktes  von  Goethes  Clavigo  Carlos 
sagt:  >Wie  maucheE  Mädchen  in  Madrid  harrt  auf  dich,  hofft 


244 

auf  dichc,  so  ist  unzweifelhaft  eine  ältere  Zwillingsformel  aof- 
geiheilt:  dem  Rhythmus  zu  Liebe  setzt  der  Verfasser  statt  dee 
einfachen  »harrenc  in  Erinnerung  an  das  Sprichwort    »Hoffein 
und  Harren  macht  manchen  zum  Narren  c    ein  Paar  paralleler 
Sätzchen.    Vergleichen  wir  aber  Masse  mit  Masse,  so  kann  das 
Altersverhältniss  zwischen  Zwillingsformel   und  Parallelvers   so 
wenig   zweifelhaft-  sein   wie   das   zwischen  kenning  und  heiti. 
Sobald   eine   Poesie   es   erst   zu   wahren  Versen  gebracht  hat, 
sind  diese  ihre  Einheit,  ihr  Maass,  nahezu  unzerlegbar.     (Wie 
man  erst  allmählich  lernt,  Verse  zu  zerlegen,  habe  ich  für  die 
mhd.  Ljrrik  Zs.  29,168  gezeigt).     Viel  lieber  als  Worte  wieder- 
holt  man   deshalb  Verse.     So   treffen  wir  in  aller  Poesie  Pa- 
raUelverse  und,  ihnen  noch  vorausliegend,  in  aller  Volkspoesie 
Doppelverse  d.  h.  zweimal  gesungene  Verse  —   echte  Verswie- 
derholimgen.     Diese  beherrschen  ganze  Liedergattungen;    z.  B. 
im  dritthalbzeiligen  Ritomell  wird  der  zweite  Vers  ganz  wieder- 
holt (Schuchardt  Ritomell  und  Terzine  S.  78).     Da  springt  aber 
bei    den  Germanen    wieder  die  Variation  ein:    das  Schlagwort 
wird  durch  ein  anderes  heiti  oder  doch  ein  Wort  von  ähnlicher 
Bedeutung   ersetzt:    hvat   er  med  äsum,    hvat  er  med  älfum? 
Somit  ist  das  Parallelverspaar  nichts  anderes  als  varürte  Ver8*>- 
Wiederholung.     Diese  Figur   konnte    bei  dem  Betrieb  der  alt- 
germ.  Poesie  gar  nicht  ausbleiben  —  für  Zwillingsformeln  aber 
war    zimächst    gar   kein    Bedürfniss,    denn    dsum    und    älfum 
brauchten  ja  sich  nicht   so  genau  zu  entsprechen.     Steht  also 
ein  directer  Zusammenhang  zwischen  beiden  Formelklassen  fest, 
so  muss  die  Zwillingsformel  jünger  sein. 

Wir  können  wohl  aber  auch  die  Quelle  nachweisen,  aus 
der  diese  jüngere  Formelklasse  in  so  breiter  Fülle  floss.  Wie 
keine  andere  ist  gerade  sie  der  altgerm.  Poesie  eigenthümlich, 
in  ihr  so  überreich  entwickelt,  wie  nirgends  sonst.  Somit  ist 
auch  zu  erwarten,    dass    eine    specielle  Eigenheit    der  altgerm. 


245 

Poeme  ihr  zu  Grunde  liege.  Meiner  Anacht  nach  iBt  dies  der 
dreifache  Stabreim.  Das  die  Zweistäbigkeit  ursprünglicher  iet, 
die  Dreistäbif^dt  nur  auf  einer  Angleichung  des  ersten  Halb- 
verses (der  im  Alliterationegedicht  der  stärkere  BAlbvere  war) 
an  den  VoUvere  beruht,  ist  höchst  wahrscheinlich.  Und  die 
Neuerung  (die  noch  in  gemeingerm.  Zeit  fallen,  oder  doch  schon 
in  dieser  Epoche  sich  vorbereitet  haben  muss),  rief  ein  erhöhtes 
Bedürfniss  nach  Reimen  hervor,  besonders  natürlich  wieder 
nach  reimtragenden  Suhstantiven.  Was  war  natürhcher,  als 
das  man  zu  Synonymenpaaren  grifi,  wie  sie  in  Parallelversen 
bereit  lagen?  Indem  man  das  alte  Verspaar  auspresste,  gab 
dieser  Extract  «aesir  ok  lüfar«  ein  Reimpaar  für  den  ersten 
Halbvers;  \md  das  Verbindungswort  diente  zur  mälfyllii^. 
Auch  zwei  alliterirende  Namen  füllen,  wie  oft  bemerkt,  bequem 
den  ersten  Halbvers:  Heorogär  and  Hrö^^är  and  Hilga  til 
(Müllenhofi  Zs.  7,528),  aber  erfunden  hat  man  sie  doch  schwer- 
heb zu  diesem  Zwecke,  oder  doch  nur  vereinzelt  in  späterer 
Zeit  (Niedner  Ze.  33,  26);  Personennamen  wohl  eelbst  dann 
nur  auBnahmsweiBe,  häufiger  phantastische  Ortsnamen  (sU  Van- 
dilsv^  ok  Vlgdah  H.  H.  II  S4,S — i  und  in  ganz  gleicher  Ver- 
wendung Vinbjarg,  ValbJBrg  Gufl.  n  33,9). 

Die  Zwillingsformeln  wären  also  ein  Hilfsmittel,    welches 
das  Reimbedürfniss  aus  den  Parallelvereen  gemünzt  hätte.  Und 
wenn    besonders   auf  as.  ags.  Boden  neben  den  zweigliedrigen 
S3'nonymengTuppen  drei^^edrige  vorkamen,  so  zeugen  diese  noch 
deuthcher   für   den   Hergang.     >Sein  Blut  komme  über  uns» 
gibt  der  as.  Dichter  (Hei.  5483—84)  so  wieder: 
fare  is  dror  obar  us, 
is  bluod  endi  is  banethi,  endl  obar  usa  bam  so  samo  .  . 
bluod  und  banethi  ist  eine  (augenschdnhch  neugeprägte)  Zwilllnge- 
formel,    die  den  Halbvere  füllen  mnss,    und   doch  nichts  sagt, 
was  dror  allein  nicht  auch  schon  sagte.  — 


246 

Di»  Zwillingafoimeln  hsben  aooh  niq^d«  eine  aosfCUiäiohe 
Sespnchung  gefunden.  Allgemeine  Bemerkongea  x.  B.  bei 
Wackemagel  L.-G.  g  29,4—9,  Scherer  L.-Ö.  S.  17.  Wir  vm- 
Buchen  hier  ganz  sammarisch  eine  Entwicklungsgeechichte  dieser 
Formelgattung  zu  geben,  nachdem  wir  die  Vorfrage  beantwortet 
haben,  von  der  das  Urtheil  über  dieselbe  überhaupt  abhängt: 
ob  ee  eine  primäre  FormelcUsse  ist  (wie  Heiti,  Gleichniss,  Pa- 
rallelvers) oder  eine  secundäre  (wie  Eenning,  Hett^her, 
Anaphora).  — 

Alle  Art«Q  der  Zwillingsformel,  stabreimende,  endreimeude, 
reimlose  und  tautologische  oder  antithetische  haben  das  gemein, 
daes  sie  in  der  Spaltung  eines  einheitlichen  B^irifis  (vom  me- 
demen  Standpunkte  angesehen)  oder  vielmehr  in  der  Neubil- 
dung eines  einheitlichen  aus  mehreren  Theübegriffen  (historisch 
betrachtet)  ihre  Wurzel  haben  (anders  Paul  Principlen  der 
Sprachgeschichte  S.  61f.).  Die  Zusammei^hörigkeit  zweier  Be- 
grifie  unter  eine  höhere  Einheit  findet  in  ihnen  allen  ihren 
Ausdruck. 

Das  begriffliche  Moment  ist  also  das  uraprungUche  und  so- 
weit dies  ausBchliesBlich  zur  Geltung  kommt,  gehen  alle  Spra- 
chen und  Poesien  der  Welt  mit  der  germanischen  den  gleichen 
Weg.  Das  berühmteste  internationale  Beispiel  ist  die  ehrwür- 
dige Zwillingsformel  «Himmel  und  Erde«.  Wenn  z.  B.  Neid- 
hart von  Reuental  sagt;  al  diu  creatiure,  die  der  bimel  hat 
bedaht  und  darzuo  diu  erde  treit  (bei  Haupt  72,11),  so  meint 
er  ganz  dasselbe  wie  ein  andermal  mit  den  Worten  allez  das 
diu  werlt  nü  hat  beslozzen  (ebd,  23,5):  deutlich  genug  fügen  der 
Himmel  als  der  Ort  über  und  die  Erde  als  der  Ort  unter  allen 
Creaturen  sich  zusammen  um  einen  allgemeinen  Begriff  zu  schaffen. 
Cranz  ebenso  geschah  es  schon  in  Ynürs  Zeiten.  Im  Weeoo- 
brunner  Gebet  heisst  es:  dat  ero  ni  uuaa  not  üfhimll,  und  in 
der  Vgluflpäi:  jßrd  fannsk  aeva  ne  uphiminn  (vgl.  M.  S.  D.  *362): 


847 

und  im  ags.  Zauben^en  irird  das  Bchon  als  fertige  Foimel 
verwandt:  eorAan  ic  bidde  and  upheofon  (Zaub.  I  28).  Die 
Formel  ist  also  gemeingermanisch.  Aber  auch  in  den  Veden 
baiest  es:  >nicbt  war  der  Dmistkreis  und  der  Himmel  drüber 
(Oeldner  und  Kaegi  70  Lieder  des  Rigveda  8.  164,  Str.  1).  Das 
steht  zwar  etwas  weiter  ab,  aber  >der  Himmel  drüber«  setet 
doch  schon  die  Formel  >Erde  und  Ueberhimmel«  als  gemein- 
arisch voraus.  Und  so  steht  auch  wirklich  ganz  wie  in  den 
germ.  Beispielen  D.  15,36  "lerto  vw  r68i  Feüa  xai  odpavdt 
täpus  üi:ip&ev  (vgl.  über  »Himmel  und  Erde«  bei  Homer  Duntser 
Homerische  Beiwörter  S.  16  f.)  —  formelhaft;  und  bei  Ovid 
nach  griechiechem  Vorbild:  Ante  mare  et  terras  et  qnod  t^t 
ommia  coelum  (Metam.  1,5)  —  in  ursprünglicher  Verwendung, 
beim  Schöpfungsbericht.  Und  dieselbe  Erweiterung  im  Irischen : 
>dfl  ja  der  Himmel  über  ihneu,  die  Erde  unter  ihnen  und  das 
Meer  um  sie  in  alter  Lage  seien*  »(Zimmer  Ze.  f.  vgl.  Sprf.  36 
S.  470  vgl.  ebd.  >alB  dass  der  Himmel  breche,  das  Meer  leer 
werde,  oder  die  Erde  sich  spalte«)  —  wieder  formelhaft.  Und 
wieder  einen  weiteren  Umkreis  eröffnet  derselben  erweiterten 
Formel  der  Dekalog:  >Du  sollst  Dir  kein  Abbild  machen  und 
keinerlei  Grestalt,  weder  von  dem  was  im  Himmel  oben,  noch 
was  auf  der  Erde  unten,  oder  im  Wasser  unter  der  Erde  ist«. 
Und  in  den  assyrischen  Eeilsduifturkunden  finden  wir  wieder 
statt  dieser  Erweiterung  genau  dieselbe  Formel  wie  bei  den 
Indogermanen;  ohne  jene  Erweiterung  heisst  es:  >A1e  droben 
der  Himmel  nicht  aufgerichtet  und  drunten  auf  Erden  eine 
Pflanze  nicht  aufgesprosst  war«  (Scholz  Die  Keüschriftuikunden 
und  die  GenesiB  S.  49) ;  der  dritte  Vers  nennt  dann  das  Wasser 
ohne  es  in  die  Formel  einzubeziehen. 

Die  Aehnlichkeiten  dieser  Berichte  sind  natürlich  längst 
bemerkt  (vgl.  z.  B.  Sepp  in  der  Leipz.  Hl.  Zeitung  27.  Apr. 
S.  78).  Sie  hätten  der  urzeitlichen  Katechiamusacene  die  F.  Th. 
"Vischer  in  der  Pfahldorf geschichte  von  >Auch  Einen  entworfen 


248 

hat,  eött  qaeUenmäasig  bel^ites  EiiuelstÜck  liefern  können!  — 
Für  die  mythologische  Auffassung  des  Himmels  als  einer  »Ueber- 
erde«  vgl.  de  QubematiB  ^tologia  oomparata  S.  8  f.  — 

Ich  bemerke  ausdrücklich;  die  Formel  lautet  >die  Brde 
tmd  der  Himmel  darüber«,  nicht  einfach  >Erde  und  Himmel«. 
Das  zur  Theilung  benutzte  Prindp  wird  in  der  uralten  Formel 
selbst  hervorgehoben:  es  ist  die  Kategorie  dea  lOben  und  Unten«, 
die  noch  im  Faust  (I  1315)  als  für  unsere  Welt  vor  allem 
-■bezeichnend  herausgehoben  wird.  Der  aufrecht  stehende  Mensch 
macht  sich  zum  Maass  der  Dinge  (ob  homini  sublime  dedit 
caelumque  tueri  jussit):  über  seinem  Haupte  zieht  er  eine  Grenz- 
linie durch  die  Welt  und  scheidet  Erde  und  Himmel  (vg^ 
Herder  Suphan's  Ausg.  6,3  f.)  Das  thun  alle  Völker. 

Auch  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  sie  wohl  alle.  Es 
liegt  nahe,  die  Zusammengehörigkeit  eines  solchen  BegriSspaares 
äueeerUch  zu  kennzeichnen.  Es  wird  wohl  nicht  bloss  den 
germ.  Sprachen  eigenthumlich  sein,  solche  Beziehung  durch 
Assimilationen  zu  verdeutlichen,  z.  B.  durch  Suffixübertragungen 
wie  in  ags.  geofon  zu  heofon,  aefen  zu  morgen  (Kluge  Stamm- 
bildungslehre  S.  VHI),  Von  neuem  sehen  wir  also  hier  wie 
schon  so  oft  die  Poesie  nur  weiter  gehen  auf  Pfaden,  die  schon 
die  Sprache  eingeschlagen  hatte;  vgl.  über  die  Einwirkung 
sprachUcher  Crrundformen  (des  Ablauts)  auf  die  Bildung  derartiger 
Formeln  J.  Grimm  Gr.  I  552  Anm.  und  wieder  über  die  Einwir- 
kung der  üblichen  Gemination  auf  die  Sprachgeschichte  Gerland 
Intensiva  und  Iteraüva  S.  50  f.,  über  beider  Verhaltniss  special  1  im 
Deutschen  L.  Tobler.  Ueber  die  Wortzusammensetzoi^  S.  104  f. 
bes.  S.  133  f. 

So  weit  also  das  menschUcbe  Denken  selbst  mit  den  ältesten 
und  ursprünglichsten  Kategorien  Begriffe  zu  scheiden  versucht,  sind 
diese  Formehl  Besitz  aller  Völker.  Soweit  die  idg.  Sprachen  speciell 
dieser  Neigung  Rücksicht  getragen  haben  durch  Wahl  entsprechen- 
der   Suffixe    u.    dgl-,    sind    dieselben    mindestens    Besitz    aller 


*'».-^-        '.Mhi^4J  -j.  v_  ..j  -zj.^ 


249 

idg.  Nationen.  Aber  wie  weit  die  Poesie  nun  dies  Gut  auegemünzt 
hat,  das  ist  eine  im  Einzelnen  zu  prüfende  Frage.  Da£  die 
BegrifEspaare,  ausgeglichen  oder  nicht,  durch  ständige  Ver- 
schmelzung mittelst  eines  Verbindungswortes  zu  eigentlichen 
Zwillingsformeln  gefestigt  wurden,  konamt  überall  vereinzelt 
vor;  so  bei  Homer  die  bekannte  Formel  idrjzuQ  ^8k  tvot^  oder 
ndatQ  xai  idypjQ;  so  lateinische  Fälle  (vgl.  WölfElin  ßitzungsber. 
d.  Münch.  Akad.  Phil.-phü.  Cl.  82  B.  I  422  f.)  Solche  Fälle 
stellen  das  grösste  Contingent  zu  den  formelhaften  Alliteration^i 
der  altgriechischen  (Usener  Altgriechischer  Versbau  8.  45)  oder 
altlateinischen  Poesie  (Teufiel  Gesch.  der  röm.  Lit.  8.  139  und 
Nachtrag).  Wie  in  der  germ.  Poesie  bilden  solchen  Begriffs- 
paaren sich  auch  hier  Namenspaare  nach,  vorzugsweise  allite- 
rirend  bei  Homer  (Imm.  Bekker  Homer.  Blätter  I  109  f.),  end- 
reimend bei  Hesiod  (Verse  aus  der  Theogonie  wie  Oäävrt 
^Ptiavn  135,  AiorwTt  Ttpwrw  rt  248,  Atiay6prj  xt  Ttax  Edacji^pT]  257 
sind  von  völlig  derselben  Art  wie  Vfil.  16,1  Pili  Kih  oder  Rig. 
13,2  Dumba  ok  Eumba). 

Wir  kommen  nun  aber  an  den  Punkt,  wo  die  Wege  der 
Literaturen  sich  trennen.  Zwillingsformeln,  sehen  wir,  giebt  es 
überall,  wie  es  überall  Keimingar  giebt;  zu  einem  Hauptmittel 
der  poetischen  Technik  hat  einzig  die  germ.  8prache  diese  wie 
jene  Formelklasse  gemacht.  8ie  that  es  dadurch,  dass  sie  die 
Worte  mit  Rücksicht  auf  ihre  metrische  Brauchbarkeit  wählte 
und  ordnete.  Die  germ.  Zwillingsformel  ist  ein  zum 
Halbvers  geordnetes  Begriffspaar. 

Folgendes  ist  der  wichtigste  Fall.  Keine  Kategorie  ist 
natürlicher  als  die  von  Position  und  Negation.  Jede  Negations- 
partikel irgend  einer  8prache  ist  ein  Zeugniss  für  sie.  Natur- 
gemäss  hat  sie  also  auch  vorzugsweise  typische  Begriffspaare 
geschaffen  —  in  allen  8prachen  (J.  Grimm  Kl.  Sehr.  6,160). 
8o  alt  ist  diese  Formel,  dass  schon  sehr    früh    derartige  Fälle 


SSO 

la  DnndnocuupodtMi  vandumdsen  wUtdan,  •worin  mtt  dia 
PoriÜTOi  Min  Wldsnpiel  um  miTwingBinh wwiirt  Tutkommt  wii 
paüxyipaaxytk  a.  b.  w.i  (Pott  Dopplung  8.  13).  Als  di» 
■Itgenn.  Diohtor  die  eohta  Wortnidoppdiuig  duzidi  di«  Tazibto 
enetnn  irollten,  bot  sioli  Uuun  etwa  dies  lOttd:  opt  d^JalilHL 
Die  0«wohnhait  hat  writeigewimhart:  es  ist  ^clwun  «im 
AoBdshnnzig  soloher  utitiutiBohan'  Bq^riflspun,  wann  db 
Beohtsfonoaln  o^atire  SofaltuBBttM  nkohnuMfaleppan  IMnb 
(J.  Grimm  R.  A.  S.  S7).  Aber  diew  Aber  di«  guie  Walt  v» 
bieitete  Elgnr  ist  mefariich  gefestigt  nur  bei  den  OemuMian  nadk- 
mweiBeD.  Als  opt  opt  in  opt  tejaldan  (Vfil'  86,9)  nmgewuBdfe 
ward,  waiom  blieb  die  asyndetiflohe  Fonn  gewahitT  Oflaobar 
axu  metiiaoben  Gründeti;  gaoz  ebeiuo  wie  bei  ags.  ctUI  «unATfln 
Q.  dgL  Wie  bei  opt  Öejaldan  wird  aoch  mnet  die  NegatioDS- 
Partikel  ala  Lückenbüfleer  eingeechoben :  >Ueberhaupt  pflegt  ein 
Adjeotir  mit  un  —  dem  Sabetantir  nachzufolgeac,  bemsrfct 
acbm  J.  Grimm  (zq  Andreaa  u.  Elene  S.  42).  Aleo  mftgan 
onlytel,  cjrm  onlytel  wie  cäd  oncnÄTen,  wie  opt  Oqjaldan. 
Die  metriache  Rückstcbt  verräth  sich  in  dieeen  varürtm  Wott- 
wiederholtmgen  tmd  in  dieeen  asyndetiBcheo  BegiÜbpaazea 
ebenso  deatlich  durch  den  Mangel  einer  Verbindnnppartikd 
wie  in  den  Zwülingaformebi  durch  deren  Vorhandensein. 

Wie  die  Zwülingsformeln  fttr  den  metrlBchen  Qebr»acfa 
zogerichtet  werden,  lässt  sich  deatlicfa  auch  in  ihrer  mbd.  Um- 
formung nachweisen.  Es  ist  ein  Verdienst  von  Josephs  lehr- 
reicher Arbeit  über  BLonrada  von  Wüizbuig  Klage  der  Kunst, 
ausführlich  da^elegt  zu  haben,  wie  dieser  kunatgerechteste 
aller  mhd.  Dichter  die  Beschwerung  des  zweiten  Gliedes  in 
Zwillingsformeln  cnltivirt  (Q.  F.  54,441);  und  mit  Recht  tw- 
mothet  er  darin  ein  allgemeinee  mhd.  Princip.  In  interessanter 
Weise  zeigt  er,  wie  das  Epitheton,  dae  einem  beider  Gliedec 
beigel^   zu   werden   pflegt,    weniger   am  B^riS   als    an    der 


S&l 

Stelle  haltet  (aao.  W).  Konrad  aagt  z.  B.  Troj.  26667  küng 
und  werde  fürsten,  aber  iToj.  34427  die  fürsten  und  die 
kiinige  wert.  Euer  iet  also  das  Epitheton  dem  Vers  zu  lieb 
eingeadioben,  wie  dort  die  Partikel  dem  Vers  zu  liebe  geeetzt 
oder  fortgelassen  wird.  — 

Wir  können  somit  zuverächthch  wiederholen:  die  Eigen- 
thümhchkeit  der  germ.  Zwillingeformeln  besteht  darin,  dase 
aus  einer  überall  vorkommendon  Redefigur  ein  höchst  brauch- 
bares metrifiches  HiÜBmittel  gemacht  wird.  Und  wie  genau  sie 
zweitaktig  gebaut  sind,  beweist  der  von  Möller  (Zur  ahd.  Alli- 
terationspoesie  S.  142  Anm.  2)  mit  gewohntem  Scharfsinn  be- 
merkte Umstand,  dase  sie  bis  auf  den  heutigen  Tag  dies  Takt- 
geft^e  behaupten.  — 

Beispiele  für  Zwillingsformeln  findet  man  zahlreich  aber 
ungeordnet  bei  Eiselein  Die  reimbaften  anklingenden  und  ab- 
lautartigen Formeln  der  bd.  Sprache,  und  danach  bei  Brach- 
mann Psycholt^psche  Studien  zur  Sprachgeschichte  6.  140  f. 
Vielfach  sind  sie  aus  engeren  Gebieten  gesammelt:  aus  Rechte- 
sätzen bei  J.  Grimm  (R.  A.  8.  6  f.  alliterirende,  S.  IS  endreimende 
Zwillingsformehl);  aus  der  ags.  as.  ahd.  Poesie  umfassend  in  der 
vortrefflichen  Abhandlung  von  0.  HoSmann  Reimformeln  im 
Westgermanischen,  und  aus  demselben  G«biet  femer  endreimende 
von  Kluge  F.  B.  9,422 f.;  Zwillingsformeln  aus  dem  Bedvulf 
von  Sarrazin  (Anglia  9,540),  aus  Ceedmon  von  Zitier  (aao. 
51  f.)  Bu  Fortleben  in  der  chrisüichen  Dichtung  hat  man  oft 
bemerkt,  vgl.  auf  deutschem  Boden  für  Otfiied  Schütze 
(Poetik  Otfrieds:  aUiterirende  S.  25,  nicht  alhterirende  ebd.);  für 
die  Spielmannsdichtung  Piper  (ao.  S.  73),  für  die  mhd.  Poesie 
Zingerle  (Alliteration  bei  mhd.  Dichtem  S.  361  f.),  für  die  spat- 
mhd.  Zeit  Schütze  (Das  volksthümliche  Element  im  Stil  Ulrichs 
von  Zaz^hoven  S.  17  f.)  und  Haufien  (Walther  von  Rheinau  Zb. 
32,354);  und  auf  englischem  für  Layamon  Regel  Germ.  Studien 


S6S 

1,174  f.  («lütarinndfl  1801  2011.)  Dw  de  Ui  auf  dto  OasB- 
wart  dan«m,  ist  nach  T.«.i>m.nn  (KL  Sehr,  a  188  L)  oft  an^ 
m«^  wordeu,  fOr  nhd.  i.  B.  toh  Bsha^^  (Die  dantoiAa 
Sprache  8.  77),  für  niederiindisofa  von  JindiUoet  (Qaadi.  d. 
niedetl.  lit.  I  81  Anm.  1).  Bn^iach  sind  sie  mahr  nooh  ab 
in  dm  Brüdersprachen  beliebt  geblieben;  ioh  fShn  liier  nor 
Beispiele  aas  Longfellom  OÜTar  BaaMün  (Poetical  Wodi 
London  1S88  8.  461)  an:  qnaint  and  qoeeor,  tat  ahdtar  er  te 
sho«,  green  and  deep,  old  an  brown,  dash  and  din,  '«"b*»«^ 
and  rerellfid,  from  äte  alehooM  and  the  inn,  watcfaed  and 
waited,  the  kni^ts  and  sqniree,  swift  and  clear.  Dagegen  fa^ 
bei  Bnina  nooh  der  filtere  PaxallelverB  in  Tollster  Kraft.  So 
enthält  das  schöne  lied  Higbland  Mai^  (Foetioal  WoAs  Londai 
RoaÜedge  S.  342)  aar  swei  ZwUlingsfonneln:  ye  lanks  and 
braes,  und  as  light  and  life,  während  fast  jeder  Vers  «inen 
ParallelvOTs  neben  sich  hat  Das  ist  eben  die  ältere  nnd  volks- 
äiümlichere  Art.  Qesocbt  sind  dag^en  die  e&dieimenden  ZwU- 
lingsfonneln, mit  denen  Bürger  den  Ton  volksthümlicher  BaUaden- 
poesifi  EU  treffen  sucht  (rgh  A.  W.  Schlegels  Werke  Vm  91). 

Der  Mehrzahl  nach  sind  natürlich  die  alliterirenden 
ZwilHngsformeln  die  ältesten.  Aber  auch  solche  ohne  Rom 
kommen  doch  früh  vor,  und  fast  noch  häufiger  solche .  mit 
Endreim.  Ueber  die  letsteren  vgl.  noch  J.  Grrimm  Andreas 
und  Elene  'X^.^TT  f.,  Beispiele  auch  bei  Weinhold  S.  7.  Wacke^ 
nagel  (Poetik,  Rhetorik  und  Stilistik  S.  4S9)  behauptet,  die 
alliterirendeo  seien  meist  tantologiBch ,  die  reimenden  anti- 
thetisch —  eine  überfeine  Bemerkung,  die  ich  ni^ende  be- 
wahrheitet finde.  — 

Den  Versuch,  gemeingermaniechen  und  dialektischen  Vor- 
rath  zu  sondern,  hat  Hoffmann  gemacht  (aao.  Tgl.  bes.  3.  19). 
Einzelne  Formeln  suchte  schon  J.  Grimm  (EH.  Sehr.  2,36  und 
3,307)   als    gemeingerm.    zu   erweisen.      Wir   werden    für    die 


Schwierigkeit  eines  eolchen  NachweiBee  an  da«  erinnem  dürfen, 
wae  wir  über  die  Feststellung  gemeingerm.  Kenningar  (S.  188  f.) 
au^eführt  haben. 

Ein  wahres  Musterstück  für  die  Behandlung  solcher  For- 
meln liefert  die  Abhandlung,  die  C.  Michaelis  (Bomaniscbe 
Wortechöpfong  B.  25  Anm.)  über  die  (reschicht«  derselben  in 
den  romanisdien  Sprachen  giebt.  —  Ueher  frz.  Fälle  handelt 
W.  Riese  Alliterirender  Gleichklang  in  der  frz.  Sprache  alter  und 
neuer  Zeit,  wo  auch  weitere  Literatur  zu  finden.  Dag^en  er- 
schweren  die  beiden  Abhandlungen  über  ne.  Alliteration  von 
Seitz  und  Zeuner  durch  Mangel  an  Ordnung  und  Klarheit  die 
Benutenng.  — 

Wir  kommen  zur  Aufzählung  der  altgerm.  TäRe. 

Die  OB.  Beispiele  verzeichnet  Sievers  S.  465  (Substantiva), 
S.  478  (Adjectiva),  S.  481  (Verba).  — 

Ich  trenne  hier  die  altn.  ags.  ahd.  Fälle,  ordne  diese  Scheidung 
aber  der  nach  Stabreim  Endreim   und  Reimlosigkeit  unter.  — 

Die  Zwillingsformeln  mit  »oder«  und  mit  »weder —  nochi 
habe  ich  als  durchaus  gleichartig  unter  die  mit  »undi  eingereiht. 

A.  Aliiterirende  Zwillingsfbrmsin. 

Altnordisch. 

Substantiva. 

aesir  ok  Üfar  Lok.  2,4, 13,4,  Sk.  7,4,  Gr.  4,3,  HÄv.  167.4  (im 
Parallelverspaar  Vol.  49,1  ^i.  6,1—2,  5— €,  Hdv.  158,4—5, 
Sgdr.   18,5-6). 

aesir  ok  äsa  aymi    Sk.   17,1    (in  Parallelversen  Lok.  64,1) 
(aesir  ok  äsynjur  in  Parallelversen  Veg.  1,1 — 4) 
(gnd  ....  öd  ...  .  Vol.  91,1—2,  5—6) 
aefinrünar  ok  aldrrünar  R.  44,3 
borkr  ni  barr  Häv.  50,3 


364 


)^tT$  6k  brim  Gr.  88,4  Barn  bjstg  «dt  Um  H.  H.  ZM,6 

boga  bekk  ....  an  bcyiijar  Akr.  7,7—» 

bA  ok  blMJii  Sig.  Bk.  49,7 

[bnwOr  .  .  .   <^  bori  "HmbiA.  10^1] 

dag  .  .  .  dagR  synir  Sgdr.  8,1 — ^S 

Un  ok  flteU  [ok  fo^  stsikte]  R.  81,5 

tt  edft  tjfir   m.v.  89,8  K  ok  Qfir   FU.  S8.4.   —    ffr  ate 
fljoOa  mamiA  Hiv.  78,8 

&  fjalli  od»  Aldi  HiT.  116,6 

gMn  galdia  de  gamanrdna  Sgdr.  6,6 — 8 

ged  ^öra  alt  ok  gunan  BmA.  18,18 — 17  gttt  haanar  alt 
ok  gaman  Bi.v.  98,6  hab  ged  alt  ok  gaman  Htr.  168,8 

gast  ui  guiganda  H.  131,7 

ey  B6r  ta  gUdis  gjfil  OIt.  149,1 
'  C^äka  arfi  ok  Gota  mengi  Br.  11,3 

god  Sil  ok  gomai   Lok.  46,3,    66,6,   goda  heul  ok  gaaa. 
Reg.  19.3 

gulli  ok  gndwfjmn  Gad.  hv.  16, 1 — 2 

ftt  hädi  n«  hUtri  H.  131,6 

hgfum    ok   hgrgam    Vil.    38,6,    umgekehrt    hfiig  ok  kof 
Vol.  10,3  vgl.  Myth.  I  69 

hgUina  ok  hirdiiia  alla  Akv.  5  Saem. 

hendr  ok  hgfud  Sgdr.  34,3  Sig.  sk.  23,7  Qx^nd  —  n4  hft- 
fod  ia  ParallelTeroeD  Veg.  11,5)    ' 

hleifi  .  .  .  nö  Tid  hotnigi  H&r.  136,1 

hold  ok  hjarta  H.  95,4 

of  hiaezlu  ok  hug  bleydi  Harb.  26,3 

jSrd  a&  upphiminn  Vgl.  6,6  jaidar  hvergr  ni  nppfaiminiia 
I».  2,6 — 7  jgrd  .  .  .  ok  upphiminn  Odd.  16,6 

jöl  ok  ifu  Lok.  3,4 

iaa  ok  jgkla  Sig.  sk.  8,3 

koDur  ok  karlar  Helr.  14,3 


256 


U  D«  laetd  [ni  Uta  göla]  Vgl.  21,3.  7 

um  Igod  ok  um  l);g  Hyndl.  24,7  um  Isnd  ok  um  Igg 
H.  H.  I  22,3  &  landi  ok  ä  legi  H.  HL  29,4 

litum  ok  Utum  Grip.  38,S  vgl.  39,1 

Ukna  ok  laekna  Gud.  n  39,7 

IjöAa  ok  liknstafa  Sgdr.  5,5 

lof  ok  likuHtaS  Häv.  8,2 

lopt  ok  l9gr  Sk.  6,6  H.  Hi.  36  8aem.  H.  H.  n  39.  50  Saem. 

l^ai  ok  Ignd  Odd.  16,3 — 4 

pydi  rida  ni  Igst  gsra  Odd^  22.3 — 4  FarallelTene] 

magni  blandimi  ok  megintlri  Sgdr.  5,3 — 4 

mfir  ok  m&eki  Lok.  12,1  (müm  veit  ek  mai  bestan  en 
m&eki  hva^sasbm  im  ParallelTerBpaar  Akv.  7,5) 

mal  ok  maunvit  Sgßx.  4,4  —  mÜ  ok  miaseri   Hiv.  60,6 

maer  ok  mffgr  Odd.  7,1 

mcädmar  ok  mssma  B.  39,5 

mey  .  .  .  ni  maims  kona  Xx)k.  37,4  H&v.  162,3  Sgdr.  32, 
4 — 5  —  mey  ok  mfig  eaman  VAf.  33,3 

morgin  h6tu  ok  midjan  dag  Vgl.  9,7 

nött  ok  niajum  Vgl.  9,5  —  nött  ok  aipt  Sgdr.  3,3 

ny  ok  nid  Väf.  25,4 

orde  ok  endr]>Qgu  HAv.  4,6 

rgndum  alegiim  ok  rcgjwmum  Akr.  30,3 

hi&pi  ok  r6gi  Lok.  4,4 

Bandr  ni  saer  Vq).  6,3 

via  sgkum    ok   sorgum    [ok  eütum  ggrvellom]  HiT.  144,6 

eaxum  ok  Bverdum  Vgl.  37,3 

eeesa  ok  etstSi  Lok.  7,4  —  i  Bessi  ok  i  aaeii^  Gad.  I  20,1 

Bkösmidi  J)U  verir  n^  skcptismadT  H.  125,5 — 6  vgl.  8 — 9 

(Etundr  ül  etgkkainB,  gminr  til  steinsiiis  Härb.  56,3  im 
Parallelverspaar,  oder  vielmehr  in  parallelen  Prosasätsen). 


vajü  ^  Ulf  med  tnga  Sk.  89J) 

ondom  ok  aptan  VgL  9,8 

v&pn  Di  Telic  H&t.  146,6 

TSrS  ni  verr  Gud.  m  3J 

JM  müitim  vänm  ok  vQDgom  .  .  .'  Lok.  5i,4^-6 

Tön  gmg  ek  vilja,  Ten  ok  beggja  Big.  ak.  9,5 — 6 

vitB  ok  T&pna  Sgdr.  88,4 

JnngB  üi  f^6duiB  mAla  H.  113,3.  — 

AdjectiTE. 
gBfltiim  ok  g^nünn  H.  65,1 
oA  erta  lu^  ok  hsmamiim  TU.  7,4 
med  hUforn  faleifl  ok  med  hglla  keii  BAv.  58,4 
faeilir  farid  nü  ok  honkir  Akv.  12,7 
heimska  or  honkmn  H.  9S,4 
farita  ok  bonka  R.  40,7 

mein  ok  mimii  VgL  4,3  vgl.  Weinhold  Spie  8.  28 
faitifft  ek  Tnili4j».n  mn.t^  eda  StA  matar  gädan  H&t.  89,1 
□üimigr  ok  mAhigr  H.  102,4 

oerr  .  .  .  .  ok  orriti  Lok.  21.1  H.  H.  II  33,1  oer  .   .  .  . 
ok  orrita  Uddi.  10,1—2  rgl.  MQllenhoff  Zs.  23,130 
numnan  ok  rgekran  R.  1,6 
slidrar  ok  sÄiar  Gud.  hv.  5,8 
svalt  ok  a^likt  Gud.  II  22,3 
J)uiigan  ok  J)ykkan  R.  4,3  — 

Verba  (and  Farticipia). 
filu  {«n  ok  Atta  Hyndl.  15,7 
binda  eda  berja  Hamd.  11,11 
dnikku  ok  doemdu  Sig.  sk.  2,5 

bann  geldr  ok  gefr  Hyndl.  2,3  bann  galt  ok  gaf  H.  H.  I  9,5 
vidr  gefendr  ok  endrgefendr  Häv.  41,4 
hyBti  ok  kraddi  H.  H.  U  13,5 
ristnir  ok  rodnir  Gud.  II  22,3 


257 

roeddu  ok  ifnda  R.  11,6 

lynendr  d^  i&dendr  Äkr.  9,8 

dtr  ok  snopir  Hiv.  3S,4 

bylfik  haiu  vjf}  eAa  bruioir  HÄv.  17,3  — 
Adverbia, 

fa^  ok  hvar  H.  67,1  ütan  nis  innan  Sinl.  11  Saem.  yfir 
ok  undii  H&v.  106,4  — 

Ee  fällt  auf,  wie  selten  hier  dieselbe  Formel  wiederkehrt. 
Häufig  ist  nur  aesir  ok  &lfari  wiederholt  erBcheinei)  noch  bjgrg 
ok  brim,  f^  ok  fjvf,  ged  alt  ok  gaman,  h^rg  ok  hof,  hßnd  ok 
hQfud,  jffrfl  ok  uppbüninn,  Ignd  ok  Isgr,  lopt  ok  Ifigr,  marr  ok 
maeki,  mey  n^  duuidb  kona  —  oerr  ok  srritr  —  gjalda  ok  gifa. 
Mehrere  der  wiederholten  Subetantivpaare  dieser  Art  entetammen 
einem  Runemtamen:  iee  ii  legr,  lBnd=ÖAal,  auch  biim^lcigr 
und  marr  ^  j6rr,  und  giia  ist  das  verbalieirte  gjef .  Auch  in  ver- 
schiedenen Formehl  steht  dasselbe  Wort  nicht  oft;  als  Anfangs- 
glieder wiederholen  edch  hloee  ti  mal  mey  seae  und  besonders 
aeeir;  als  Schlussglieder  iQgr  Uknetafir  mQgi  nidr  verr  und  be- 
sonders horskr;  an  beiden  SteUen  stehen  Ignd  mal  v&pn  und 
das  Verb  lyna.  Sehen  wir  genau  zu,  so  haben  wir  wieder  fast 
nur  Runennamen:  äse  ih  nnd  Isgr  stehen  im  fujtork,  mey  ist 
bjfirk,  iQnd  ist  ödal,  väpn  ist  yr,  verr  ist  madr;  femer  gehören 
mggr  su  madr,  nidi  zu  sdl,  mal  Hiv.  60,6  ebenfalls  eu  söl  oder 
zu  är;  oder  mal  Sgdr.  4,4  führt  die  m&lrünar,  die  wir  schon 
oben  vermissten,  und  *dazn  gehören  neben  dem  Substantiv  Ifkn- 
stafir  das  Adjektiv  honikr  und  das  Verb  lyna.  Es  bleibt  nur 
BesE,  was  man  denn  zu  pertra  stellen  oder  sonst  unterbringen 
mag;  war  der  B«sriff  doch  altn.  auch  unter  den  vielvarürten. 
Aber  die  anderen  Zwillii^ormeln,  die  diese  Worte  entbehren, 
Bind  auch  leicht  mit  einfachen  Runen  auszudrücken :  aeänrünar 
ok  aldminar  mit  är,  bßrkr  n*  barr  mit  bjgrk  und  yr,  bjoig  ok 
brim  mit  ])ur8  und  Isgr,    bogi  mit  yr,    gull  mit  U,  konur  ok 

iUyn,  AUgvma&iaok*  FoMi*.  17 


858 

kada  inadu  mit  bjgik  and  ft,  meMtmw  mit  tt,  mragin  nad 
nött  mit  söl  n.  s.  V.  Dm  iat  bewiehiiaul  fflr  deo  Inhalt  dar 
aUiL  Zwüliugsfonnflln:  bs  drtekoi  ebm  nnr  die  ainiKtetHL 
mid  geläoflgBtai  Ding«  aas.  Naher  gehen  wir  aof  ihranlnlMtt 
hier  noch  nicht  ein.     Die  cüuig»  Btdle,  in  der  neh  die  Wort* 

vielleicht    zn&llig  «waiti  mAngofuTid Wl    ^fl>>fn,    ilt  W»nW>    1(^1; 

sonat  ist  die  Absicht  unrnkennbar. 

Beeondsn  beliebt  und  die  Zwülingsformeln  in  Lok.,  EUr., 
auch  Rlg.;  Seiten  nnd  de  in  Helr.  und  GuA.  H,  und  in 
den  langen  Atlm.  iehlen  sie  gms,  ebttiso  in  der  Vkr.  Sw 
trifft  also  eioa  der  ältesten  mit  einem  der  jfingBten  lieder  m- 
Bammen.  Sucht  man  tOi  Lok.,  H4t.,  Rfg.  fänwi  yciiiiiiiimiiMii 
Ausdruck,  so  wird  man  sie  vielleicht  als  die  Uteaten  Stflcke 
altvolkathümlicher  Kunstdichtung  beteichneü  dfirien:  Lok. 
wie  Rfg.  sind  oflenbar  nach  einem  einheitlichen  Plan  «nnpoilirt^ 
H&v.  wenigstens  sum  Theil,  und  wohl  von  einem  Compüator 
vereinigt,  an  deaaen  Werk  sich  dann  freilich  noch  genug  dar 
Interpolationen  hingen  (vgl.  MOllenhoff  D.  Alt  S.  276  f.).  Dm 
lOfiinBlied«  aus  den  H&v.  thdlt  mit  der  Lok.  den  Oöttoispott 
-und  HoEEory  (Eddische  Stadien  I  67)  hält  ea  für  hdcfaat 
wahrscheinlich,  daea  beide  einem  Dichter  entatanunen,  was  ich 
allerdii^  nicht  zn  glauben  vermag  (Vigfuason  schiebt  Ijok.  mit 
Skim.  und  Harb.  einem  lAristophanes  der  westlichen  Inseln« 
tu,  vgl.  Heinzel  Am.  t.  d.  Alt.  XI  40).  Für  Rlg.  wül  ich 
keineswegs  in  »Rigra  zweideutiger  Vermittlung«  beim  Entstdicm 
der  drei  Stände  (Simrock  Edda  S.  414)  ein  anolc^ee  Element 
vennuthen,  aber  kuasbnäse^  ist  die  Anlage  doch  gewiss  (trots- 
dem  in  Volksmärchen  ein  ähnlicher  mit  EHmaz  verbnndmer 
Paiallelismofl  vorkommt  vgl.  Müllenhoff  Schleswig-holBteinisclia 
Sagen,  Einl.  S.  Xm)  und  Rosenberg  aao.  203  findet  mit  Recht, 
dass  ReQexion  sich  in  ihm  bemerkbar  macht.  Nehmen  wir  dsü 
-Alles  zusanmien,  so  erscheint  die  Gruppe  HAv.  Lok.  Rlg.  wohl 
verständlich   und   scheidet  sich  von  der  altes  rein  volksüiflin- 


liehen  Dichtung  (Vkv.,  die  deshalb  doch  von  einem  fähigen 
Dichter  henubieD  kann  vgl.  Niedner  Ze.  33,44)  wie  von  der 
Spiehn&nnBpoesie  (Athn.)  Aber  nur  die  Menge  der  ZwillingB- 
formehi  boU  für  dieee  Gruppe  bezeichnend  sein;  denn  diese 
eelbet  gehören  ja  unzweifelhaft  schon  der  alten  Volkapoegie  an 
und  dauern  in  die  sp&tere  Zeit  fort;  einige  entatammen  der 
Urzeit  («Erde  und  Ueberhimmel«).  Aber  das  echeint  doch  nun 
wahrscheinHeh,  daee  die  altgenn.  Euostdichtung  dieee  Figur 
'  mit  besonderem  Eifer  ergriff;  warum,  bleibt  noch  zu  erörtern. 
Auch  einige  formelle  Bemerkungen  wollen  wir  gleich  an 
dieses  erste  Stück  unserer  Sammlung  knüpfen.  Für  die  feste 
Ausprägung  der  ZwiUingeformeln  ist  vor  allem  das  ständige 
>alt<  bei  geA  in  der  Formd  >geä  alt  ok  gaman«  bezeichnend. 
Hier  ist  frralich  der  erste  Theil  belastet,  wie  sonst  gewöhnlich 
der  zweite,  aber  dies  erklärt  sich  aus  der  Einsilbigkeit  von  ok 
dem  contanentalen  enti  endi  gegenüber.  Gerade  die  wenigen 
Fälle  von  Epithetis  in  ZwiUingsformeln  machen  die  Ausgleichung 
beider  GUeder  ersichtUch:  gödra  galdra  ok  gamanräna,  goA  gll 
ok  gumar;  vgl.  auch  {>]'l8k  hAnum  eda  }>rumir.  An  den  Stellen 
Miv.  39,1.  52,4  und  Akv.  7,5  (e.  u.)  haben  beide  l^eile  Epi- 
theta. Das  Gleichgewicht  der  Theile  verliert  seine  Bedeutung 
bei  dem  Uebergang  in  einen  zweiten  Vers,  beim  Enjambement 
der  Zwillingeformel:  Lok.  &1,  4 — 5.  Ueberh&upt  kommt  natür- 
lich die  Stellung  in  der  Strophe  überall  in  Betracht:  man 
vergleiche  z.  B.  HAv.  8,3  mit  Sgdr.  5,5. 

Mehrere  Male  finden  wir  die  ZwiUingsformeln  nocb  auf 
wirkliche  ParallelverBe  vertheilt:  aeeir  ok  älfar,  aesir  ok  &b& 
synir,  ond  ok  ÖA,  hond  n6  bofud,  mar  ok  maeki,  Bt{ikkr  ok 
steinn.  Ich  habe  solche  Fälle  hier  nur  angeführt,  wo  ae  echte 
Zwillii^sformeln  neben  sich  haben.  HAih.  56,3  ist  unsere 
Formel  >über  Stock  und  Stein«  in  alter  Ausführung.  Inter- 
eesant  ist  ein  Fall,   wo    sicher    das  ParallelverBpaar  jünger  ist 


ab)  die  ZwiUingB&viiwl:  Akr.  7,5  hat  dta  Dicbtor  danh  xmi 
Epitheta  im  Si^>eriatiT  zwei  Vetse  am  dem  duaii  hergootoPt 
and  die  alte  Busaformel  ^eichaam  bel^it.  —  Knreitemin« 
der  ZwiUisgBfonnel  tnfien  wir  mdircm  Malt:  B.  81,  Vi^L  St, 
BAv.  144.  — 

Za  beachten  tat,  wie  mS^idiete  TTebereiiistiinmung  b^dat 
Theila  erstrebt  wird.  Ztmüchst  werdoi  deshalb  nur  gleicharti|> 
Worte  Terbimden;  ausnahmsweise  ist  Vq\.  9,7  ein  Sabetaitttr 
mit  einem  Adjectiv  gepaart,  daa  aber  aelbet  ein.  Snbstaativ  be- 
g^tet;  B-hpliirb  sind  H.  113,3  binp»  mtd  ^^^9  die  eSgeoffieli 
lieb  enteprechenden  Worte,  dorch  {ijödaaa  nur  vermittelt.  loh 
fasse  solche  F&He,  die  ags.  nicht  selten  sind,  unter  dem  Naami 
•angenaue  Zwülingsformeln«  maammen.  —  Es  wird  aber  weitet 
gern  gesehen,  dass  die  Worte  aasoniren  oder  aonat  sich  mdgUcfaBt 
ähnlich  siiid:  gnd  ok  öd,  bQrkr  ai  barr,  hofmn  ok  hgrgom, 
-  bfind  ok  hgfud,  U  ne  laeti,  lond  ok  log,  meidmar  ok  mgema, 
ny  ok  nid,  ords  ok  endr^ogn,  hröpi  ok  n^,  sköemidr  oi 
skeptiBmadr,  —  heimska  ok  horskom,  minnigt  ok  nuUogr,  oett 
ok  STvitr;  an  Wortspielerei  gren2eD  Fälle  wie  likna  ok  laekso, 
litnm  ok  Utmn.  — 

Angelsäcbsiach. 
Vgl.    O.  HofEmann    Reimformeht    im    Weetgennaniachan 
passim,!  für  Cjrnewiüf  speciell  Jansen  3.  3f. 

Substantiva  (vgl  ebd.  48f.). 
anda  and  aemind  Zaab.  3,5;  aacan  and  yslao  Ph.  576;  tft 
axan  and  td  yalan  Qen.  2563;  äscum  and  ecgom  B.  177S; 
ade  ne  ;ldo  B.  1736;  Gn.  Ex.  10;  ädl  odde  gUo  (odde  ec^M»} 
Seef.  70;  ädes  and  endeUfee  EI.  585;  ädl  odde  ec«  B.  1763; 
ädL.oAde  Iren  B.  1348;  är  and  onvald  Ph.  663;  är  ood  omUht 
B.  336;  td  äre  and  td  ondgiete  Guth.  738;  äre  and 
Hy.  7,55.  110;    to   ire   and    to   ealdemere   Ax.  54;    In, 


261 

Mldrihta  Met.  1,57;  &r  and  ätvist  Ron.  7;  ättre  and  ooflyge 
Zaub.  4,12.  19  vgl.  47;  on  aefen  ne  od  aamorgeo  Uet.  26,86; 
aehta  and  ätviBt  Qeo.  1208;  a^ta  and  ägend  G«n.  ISbS;  aeM 
and  oferhygd  Gen.  29;  aeree  and  iBeroee  Gen.  108S;  bin  ne 
blöd  DAm.  40,  Oath.  361;  beägas  and  bräd  gold  B.  8105; 
beibgae  .  .  .  and  botlgeetreön  Oen.  1930;  beäga  and  becffbtra 
mädma  Jud.  341;  bedgas  and  bregostöl  B.  2870;  beib  and 
bTman  B.  2812;  baele  and  bronde  B.  2322;  to  beadave  and 
to  beÄhgUe  Gn.  Cott.  15;  beam  gelaede  and  biyd  eomod  Oen; 
2532,  ebe.  beam  and  btyde  B.  2956;  beamom  and  btyd  somod 
Gen.  2532,  ebs.  beam  and  bryde  B.  2956;  beamum  and  brfidrum 
B.  1074;  of  bearum  and  of  baighleodmn  Rät.  28,2;  beddnn 
and  beolstrum  B.  1240;  billom  and  bjrmuni  B.  40,  ebe.  bill 
and  byrnan  B.  2524;  biecopae  and  bteeiae  An.  607;  blaedee 
and  blissa  Cri.  1257,  Guth.  1348,  Run.  6,  ebs.  mid  blödum 
and  mid  bliese  Kreuz  149;  blaede  and  byrhte  Cri.  1240;  blitee 
mine  and  bleteunge  Gen.  1761-  2381;  fram  blödget«  and  bea- 
lonldum  Fs.  CUI;  brand  and  br&de  Ugae  Gen.  825;  brond  ne 
beadomäcae  B.  1454;  bre^  ne  brüna  Rät.  41,100;  brimee  and 
be&mee  Rät.  11,7;  biyda  and  be^  Gen.  1972,  ebs.  1876; 
bryne  and  brögan  Gen.  2552;  breästgevaedu  and  se  beib  somod 
E.  1211;  bord  and  bräd  Bvyrd  Jud.  318,  Byrht.  15;  bord  and 
byman  E.  2524;  bord  and  byrnbomas  Jud.  192;  bunum  and 
beägum  Gnom.  2,83;  burh  and  be&gas  Ex.  556,  B.  528;  bu^ 
ne  bolda  Sat.  139;  mid  gebyrdom  and  mid  bleom  Wy.  3;  byme 
and  byrduecrüd  E.  2660;  byme  and  brögan  Gen.  2662  (vgl. 
das  Compodtum  brynebröga  Az,  161);  cestre  and  cyneatöl 
Sat.  298,  ebe.  of  ceastrum  and  cynestdlum  Pan.  49;  cirm  and 
eearu  Cri.  998;  clam  and  carceru  Sat.  637;  cräft  and  ctedu 
B.  2696;  ne  cyle  ne  cearo  Cri.  1663;  ])Ine6  cynnee  and  cneö- 
mÄga  £x.  434;  cjniingae  and  cneömägas  Ex.  185;  cyningas 
ne  cäaerae  Seel  82;  cyningas  aod  crfine  Rät.  50,8;  daga  lengust 


and  dinna  nueet  Sat.  606;  dagas  and  daede  Gath.  756;  ne 
deoe  oe  dalu  (ne  dOnacrafu)  Phon.  24;  of  denum  and  of  dOmim 
Rät.  28,3;  deÄdee  Bvefn  and  deödee  gespon  G«q.  720;  deöflas 
cräftom  and  dracan  fellnm  B.  2088;  draemee  and  drihtBcipee 
(Jen.  485;  ne  dre&mes  dryre  ae  de^ee  C3rme  Gath.  802;  discaa 
lägon  and  dyre  aryrd  B.  3048;  ddme  and  dugeAe  Gen.  56, 
eba.  drihtnes  dömea  and  dugude  {irym  Sat.  555;  ddm  and 
dribtBcipe  Gen.  1199;  dogedmu  and  diedjnnm  Gii.  1409,  ebs. 
dogude  and  dre&mae  Hy.  11,11 ;  dugnd  and  drohtad  Gutb.  656; 
eafM  and  eilen  B.  603.  902.  2349;  eafora  and  ideea  G«a. 
1234.  2763;  eard  and  ddyl  Gen.  962,  Dan.  612.  638,  Ph.  168. 
427,  Met.  24,50,  ähnlich  eard  .  .  and  Adelseti  Gen.  1927;  eard 
and  eotlßcipe  B.  1727;  eardss  and  uplyfl  Hym.  9,19;  earm 
and  eaxl  B.  835.  972,  Rät.  83,6,  umgekehtt  Rät.  33.6;  eguax 
and  ondam  Guth.  537;  eh  and  eorlas  Rät,  23,11;  on  eine  and 
on  eädmedum  Gäth.  299;  endedogoras  and  eftcymes  B.  2S96; 
englum  and  äldiun  Cri.  582,  El.  476;  engla  fMan  and  eädigra 
Sat.  221;  englum  and  eardvarum  Cri.  627,  Guth.  579;  fore 
et^um  and  fore  elj>e6dum  Cri.  1337;  edd  and  aehta  C^n.  2756; 
e&d  and  ädelo  Ex.  339;  e&des  and  ellendaeda  Jud.  273;  eägaa 
and  edran  Rät.  79,3;  eordan  and  upheofon  Zaub.  I  28;  eonte 
and  uprodor  Gen.  99,  Ex.  76,  Cri.  1129,  Seef.  1P5,  ähnlich 
eordan  ymbhvyrft  and  uprodor  Ex.  26.  429;  eordan  eallgrdne 
and  upheofon  An.  799;  eorde  .  .  .  and  ^rBtream  Met.  20,118; 
eorlas  and  idesa  Rät.  47.7;  eorUe  and  ydmearaa  Wal.  49; 
eotenas  and  ylie  (and  orcnlaa)  B.  112;  fäcen  and  fyrene  Q«n. 
1941:  toT  fäcne  ne  for  feöndflcipe  Gen.  2691;  fäder  and  feorh- 
hyrde  Hy.  9,8;  faehde  and  fyrene  B.  137.  879.  2480,  umge- 
kehrt B.  153;  ai6  faehdo  and  ae  feöndacipe  B.  2999;  fen  and 
fasten  B.  104;  m  and  fohna  B.  745,  Rät.  32,7,  umgekehrt 
Cri.  1456.  Rät.  28,15;  ne  teax  ne  fei  Jul.  591;  feoh  and  fuglas 
Gen.  1299;  fe6h  and  feorme  Gen.  1650,    ebenso  mid  fe6  and 


mid  f«ornie  Oea.  2859;  Ie6h  and  fiatva  Gen.  2130;  fe6  and 
freös  Dan.  66;  feönd  and  firenlustae  Gä.  77b;  feorh  and  folme 
Sal.  169;  fingrae  töhrosene,  fH  töclofene  Seel.  112;  fiacas  and 
fuglas  Ax.  140,  umgekehrt  fugl  odde  fise  on  sae  Seel.. 79;  ne 
fugul  ne  äse  Sal.  420;  fiöde  and  foldan  Rät.  8,9;  on  fiyge 
and  on  äyhte  Sat.  112;  fole  and  foldao  Sat.  686,  Byrbt  54; 
folc  odfie  fre6  burh  B.  693;  ne  foretee  fnaest  ne  fyree  blaeet 
Pb.  15,  umgekehrt  fyres  feng  ne  foretes  cyle  Sal.  353;  folm 
.  .  .  and  fingraa  Rät.  41,521;  fohnom  äreahtiun  and  fyetusL 
eäc  Cri.  1125;  äaeec  and  feil  Rät.  76,5;  traih  fiaesc  and  ])arb 
firenlustaa  Seel.  44;  frätve  and  faet  gold  B.  1931;  frei  and 
fultum  Fäd.  6;  freMo  and  freöndscipe  Gen.  1760;  frioOft  and 
gefeAn  ealle  Gen.  57;  fre6nd  odde  feönd  Gen.  2811,  Met.  25,16, 
ebB.  El.  954,  Tgl.  B.  1864;  frynd  and  geferan  Byrht.  229 
fride«  and  fultumee  Fata  91;  tö  frdfre  and  tb  feorhnere  Dan. 
389;  fröfor  and  fultum  B.  698.  1273;  fröfra  fäder  and  feorh- 
hyrde  Hym.  9,8;  tryaiöa.  god  and  fröfre  gaest  Jud.  83;  ful 
Titte  and  freodovaere  Andr.  1632;  fyll  and  feorbcrealm  Gen. 
1163;  fyre  and  faercyle  Gen.  43;  fyre  and  fedle  Rät.  70,4 
fyr  and  feömdas  Az.  160;  odde  firee  feng  odfie  Södee  vylm  B. 
1764;  gaman  and  gleodreÄm  B.  3021;  gär  and  gdd  STurd  Byrht. 
327;  gidd  and  gleö  B.  2105;  geaglas  tö  ginene,  göman  td 
shtene  Seel.  110;  t>&s  gilpne  esd  [läe  goldvlonoe  Sal.  207; 
geofuu  and  güdum  B.  1958;  svä  gläe  oSSe  gim  Fh.  800;  odde 
gripe  mteee  odde  gäree  äyht  B.  1765;  gristbitunge  and  gnor- 
nunge  mecga  Sat.  834;  gold  and  gymcynn  Gen.  236,  Met.  8,57; 
15.  24,6,  El.  1024,  ähnUch  goldeB  and  gimma  Cri.  59,  Met.  14.3 ; 
gold  and  godveb  Ex.  587;  gombon  geldian  and  gafol  sellan  Gen. 
1978;  ge  ät  häm  ge  an  berge  B.  1248;  him  and  heäheetl 
Gen.  83,  ähnhch  hlimae  and  beAburg  B.  1127  ne  hÄgles  hryre 
ne  hrimee  dryre  Ph.  16.  ebenso  ne  hägl  ne  brim  Ph.  60;  helle 
and  hinntid  Gen.  718.  721;  behnae  and  hupseax  Gud.  323; 


264 

hdKn  odde  hupeeax  (oAlte  headu  byman)  Citt.  64;  behn  and 
heofoeeeorp  Hö.  73;  helmas  and  heard  aveoid  B.  2688  v^ 
2987;  btto  and  helpend  Ps.  C.  11^;  hdp  and  haalo  Sai.  582; 
OAth.  65o.  862;  to  helpe  and  to  haele  Ron.  10;  help  and  he*- 
fod  Hy.  7,62;  helpend  and  haelend  Jud.  157;  healle  and 
he4h9efl  B.  1087;  heofbn  and  hei  Cri.  1592;  ander  haofonnm 
and  helvara  Cri.  286;  hedfonengle  here  and  häleda  beazn 
Cri.  1278;  heofones  meaht  and  heahreced  Zaab.  I  80;  mid 
heonran  bete  and  mid  bäleda  foriore  Gen.  757;  beorte  ye  cur 
baetad  and  hige  geömor  Jud.  87;  beorötaa  and  binda  Met.  19.17; 
bildevaepnum  and  headvraedam  B.  39;  t6  bleö  and  tö  bröder 
Cri.  1197;  An.  111.  567;  blaevaa  ne  blincas  Phon.  25;  hin- 
grendum  blAf  and  brägl  nacedom  Cri.  1855:  bonda  and 
beÄfod  Wand.  43;  hond  and  beard  sveord  B.  2509;  bord  and 
bleöburb  B.  912;  bord  and  bamas  Athel.  10;  bosp  and  heord- 
cvide  Cri.  1444;  brägl  and  bringaa  B.  1195;  bruse  and  heofbn 
Rät  72,2;  bade  äbreddan  and  bäled  fyllan  B.  2113;  hüs  and 
bleonad  Oütb.  222;  bvalas  and  heofonfuglas  Dan.  387;  hyUfis 
and  hruaan  Dan.  383;  byrde  and  baldend  Gren.  172;  hynda 
and  brafyl  B.  277;  lago  vid  lande  Gren.  163;  land  and  leödgazd 
Gen.  229.  1778,  ähnlich  land  and  leödvard  Gen.  1180.  1196; 
Ex.  57,  land  and  leödbyrig  B.  2471,  land  and  leöde  Eadv.  26; 
An.  1323;  landes  and  lissa  Gen.  2824;  landes  and  locenra 
beäga  B.  2995;  lac  and  luftacen  B.  1863;  leodom  onfan  and 
licboman  Cri.  1032;  leöbt  and  Uf  Ex.  645  j  V!d.  142,  mngekebrt 
llfes  hybt  and  ealles  leöbtes  gefeä  Cri.  585;  leomum  and  le&- 
fum  B.  97;  langsumre  llf,  leobt  unbvilen  Fata  20;  leöbtes 
and  lisea  Fb.  563;  {)ä  hö  leomum  onföng  and  Uchoman  Cri. 
628;  mid  ligenmn  and  mid  listum  Gen.  588;  lista  and  glava 
lara  Gen.  239;  lic  and  leomu  Güth.  1149;  leomu  lio  (and  gaest) 
Cri.  777;  vgl.  leomu  Uc  somod  Pbön.  513;  ne  lic  ne  leodn 
Juli  592;    ne  lifee  ne  lisBa    Cri.   1367;    Ph.  150;    Gutb.  806; 


265 

Fb.  C.  69;  ne  Ufea  lyre  ne  litdee  eym9  Ph.  58;  Uf  vlA  lloe  B. 
2433.  2571.  S748,  ebensD  ne  Uiee  lyre  ne  Ucee  hryte  GAth. 
101;  lif  and  leödscipe  B.  2751;  loium  and  liBsmn  Gen.  1949. 
2322.  3737;  Dan.  340;  Met.  1,59,  ebenso  lofena  and  Ubba 
Oäth.  1049;  lyft  and  ]»ga  Met.  9,40;  lyft  -ni  lagtwtreÄm  Seh. 
84,  ähnlich  lyfthebn  and  lagufiöd  Gn.  C.  46 ;  man  and  mordur 
Sat.  321;  Met  9,7;  mägdum  and  mäcgum  Gen.  1123;  Quth. 
838,  ebenBO  mägefl  and  mät^ae  Rät.  51,7;  mägyn  and  cräit 
märan  Gen.  269;  mägn  and  mödcrtLft  El.  408;  mägen  and 
mildea  Hy.  9,3;  maeg  and  magutwgn  B.  408;  maerdom  and 
mibtum  El.  15;  meorda  and  miltsa  Hy.  4,67;  sv&  medum 
and  svä  m&nTeorcom  El.  812;  metee  and  ef>elee  Zaub.  IC  11; 
mMer  and  m&gmn  Gen.  1048;  meaht  and  mundbTrd  Gdth. 
858;  mearum  and  mädmum  B.  1048.  1898.  2166;  Gn.  Ex.  88; 
ne  meara  ne  midma  (ne  meodo  dreame)  Bot  44 ;  meara  }>reatum 
and  monfarum  Gäth.  257 ;  ealne  middangeard  and  merestreämas 
Dan.  503;  Bat  67,9;  middangeardee  and  tnägen]>rTnmiee  Cri.  557; 
Ph.  665;  Jol.  154;  vgl.  cymeA  mägendrynma  maest  ofer  middan- 
geord  Ex.  349;  miht  and  maerd  Fata  7;  miht  and  mund  Hy. 
7,48;  hie  mihta,  hls  mägen,  bis  mondcräftasZaub-V. C.  14;t6milt- 
ee  and  tö  mägene  ican  Az.  188,  ähnlich  for  miltsum  and  for 
mägenfipedum  Gäth.  611;  mildee  and  mibtii  Hy.  7,77  m6de 
and  gemynde  Gen.  2604;  mAd  and  miht«  Dan.  14;  m6de  and 
magne  Ph.  471;  Gäth.  1059;  El.  1228;  Met.  4,87,  ähnheb 
möd  and  mäg^icräft  Göth.  1105,  mödes  odfie  mägenJtrymmeB 
8aL  10;  möd  and  miht«  Dan.  16;  möd  and  mon]>eöv  Götb. 
478;  möde  and  gemynde  Gen.  2604;  vgl.  mödgemynd;  mödee- 
cräfta  odAe  mägendaeda  Crä.  12;  muntae  and  mirae  Sal.  340 
ebe.  422;  mine  myrdian  and  mänsoeadan  Gäth.  622;  neöde  and 
nyde  Ch.  1072;  öht  mid  englmn  and  orlegntd  Gen.  84;  on^ 
and  ätvifitGäth.  4«1;  vid  ord  andvid  ecge  B.  1549,  ebenso  ord 
and  e^  Byrth.  60;    ord   and  ende    Dan.  162;    ord    and    Iren 


266 

B]rrth.  253;  oradea  aod  ittres  B.  2523;  om^es  and  6ca  Met. 
13,71;  6ht  mid  englum  and  orlegnid  Gen.  8^;  dre  aod  ende 
An.  649,  vgl.  JuL  -S&S,  Rät  81,10;  mid  raede  and  mld  nhte 
Jud.  97:  reif  and  randas  Ex.  586  reif  and  hringas  B.  161? 
raed  ....  räne  On.  Ex.  139:  reste  and  gereotda  Gen.  9441; 
rihtrlaneetes  ne  gerädscipes  Met.  22,48;  lyht  äreccan  ne  rtm 
vitan  Pan.  3 ;  gerisne  and  riht  Gen.  2476 ;  vgl.  2246  Ron.  23, 
rybtum  gerisnum  Fäder  80,  mngekehrt  Gen.  2432;  rlcelB  odOe 
rdee  Rät.  41,24;  roderaa  and  rüme  gnmdae  Jad.  349;  (m  rOne 
and  limctäfte  An.  134;  mir  rünvita  and  min  raedbora  B.  133; 
lyht  .  .  ne  rtm  Pan.  3;  geryana  and  riht  Gen.  2245,  amgek^ut 
Gen.  2432.  2476;  Ru.  28;  sang  and  bv^  B.  1063;  s&r  and 
Bv&r  gevin  Cri.  1419:  sär  and  sorge  Gen.  75,  ebenso  ne  aar 
ne  sorg  Gilth.  1065,  ebenso  säres  and  sorga  lUm.  8; 
sär  nivian  and  säce  raeran  El.  941  särferhd  sägde  and  srtde 
i;\Tid  Gen.  2224.  sävle  and  sorge  Gen.  2273;  mine  aävle  .  .  . 
and  mines  sylfes  Itc  Ht.  4,5;  säcce  and  sybbe  El.  1183;  sice 
and  sorg«  El.  1031;  sealda  and  snyttraciäft  Göth.  1^  sealte 
eaestreamas  and  5vant&de  An.  196 ;  salte  saestreämaa  and  9ve^ 
uppe  An.  750:  soeade  rid  3&man  Gen.  128:  sceat  ne  actUiDg 
Gen.  '^143  ,vgl.  Vilmar  aao.  S.  33  Aiun.^:  in  8came  a&d  ia 
soeldum  Ps.  C.  63;  scann  and  scand  Ps.  70.12:  scaccom 
and  j>cinnum  B.  939:  scrlda  and  sce&fta  Gen.  2062;  vgl. 
Piimsb.  7.  Gn.  Ex.  130.  Br.  136:  seccas  and  gesidilae  Geo.  2067 
Jud-  201.  ebenso  »ecgmn  and  gesidom  Bo.  33:  secge  ne  srtge 
Cri.  190:  seledieam  and  dncgeetreon  .\n.  1658:  sib  aod  geoar- 
lign"»  Ori.  1677:  sibbe  and  jnvTtero  Sat.  207:  sibbe  and  ge- 
sihJe  Güth,  75S  vgl,  Anm.  bei  Hoffmaan  S.  56  s,  v,";  ab 
u)d  jiaou  B.  l$57:  sigle  and  dnofät  B.  1200:  5inc«  and  seotfR 
Dan.  ÖO,  Rä:.  21.10  %■¥!■  Ps-  Ö7.37.  Sa:.  5TS:  sin«  and  scnder- 
yrf«  Jiid,  340.  sicc  ar.d  sjTEb*;  B,  2431:  jisobegc  and  5veord- 
snfti  B  SSM.  5iiies  ne  sasoiia  G«ti.  ö3ö;  änav  ce  srmne  SaL  3&4: 


Bidra  Bo^a  and  eärcvida  Cri.  170;  sorg  and  slaep  Wand.  39, 
□e  Borg  ne  elaep  (ne  sv&r  l^er)  Cri.  &6;  stänafi  od  eordan,  Bteorran 
OD  beofonom  Ex.  440,  ne  Bt«orra  ne  stäo  Sal.  284;  stäne  aod 
aonde  Rät.  3,7;  ne  Btenc  ne  Bvfig  Guth.  1296;  ne  eunnan  haetu 
ne  Buncaldu  Ph.  17;  mid  sväte  and  mid  sorgum  Gen.  482; 
eraese  and  geeibbe  Rät.  16,22  27,23 ;  sröttun  Bteictim  and  Bvegl- 
TUDdrum  Güth.  1292;  sveord  and  svätigne  heim  Jud.  328;  ])am 
Bvnrde  and  'paxn  syncfätum  Wald.  I  28;  Bymbel  and  Beleful 
B.  619;  synn  and  becu  B.  2472,  ne  synn  ne  sacu  PhÖn.  54; 
Bynnimi  and  Bearocräitum  GöÜi,  540;  t«ämuni  and  tndre  Gen. 
1535;  tregan  and  t«6naii  Gen.  2274.  tintregan  fela  and  t«6naii 
micelne  Sat.  497;  tvigum  and  telgum  Dan.  504.  515;  vare  and 
va^e  Rät.  3,8;  vädlu  and  veliga  Cri.  1496  värgäo  and  gevinnee 
Cri.  57;  vätrum  veabt  and  vastmum  |>eabt  Gen.  1922;  väter  ne 
vildeär  Sal.  285;  väter  and  volcen  Sat.  6;  vaepen  and  gevaedu 
B.  292;  raerdo  and  vundor  Met.  28,82;  raere  and  rinescype 
GAth.  1145;  velan  and  viste  Gen.  971;  varodfanida  gevinn  and 
Tät«rbrägu  An.  197 ;  venim  and  vifnm  Gen.  1574.  2754  Dom. 
60,  Vyr.  2,  Ph.  394.  Vid.  130,  B.  993,  Ex.  582,  Men.  186, 
An.  1599,  El.  236,  508.  1222,  Hy.  7.87,  Met.  17,4,  Gnom.  1,34, 
Rät.  31,5,  Cri.  101,  umgekehrt  Men.  162,  An.  1668;  vealdend 
and  Tyrhta  vuldor|»rymmeB  An.  325.  702,  ebenso  valdend  and 
vyihta  Met.  80,15,  umgekehrt  Sat.  535;  veän  and  vergang  Sat. 
42;  veiaa  and  vttu  Sat.  185.  336.  715;  vedn  and  vräcBid  B.  2292; 
■veiji  and  xyrcan  Dan.  591 ;  veard  and  viea  Gen.  1157.  Dan.  566; 
tö  veorce  and  tö  vröhtadpe  Gen.  1672;  velan  and  viste  Gen.  971, 
Andr.  318  ehe.  302;  vellan  and  voran  Gen.  466;  mid  vidle  and 
mid  vomme  Jud.  59:  vicga  and  vaepna  B.  1045;  t6  villan  and 
16  Torftmyndum  B.  1186.  mid  villan  and  velan  Phon.  149;  vindas 
and  va^ae  (and  väterbrögan)  And.  456;  vind  ne  väteräöda« 
Andr.  503;  ni  gevinne  and  vräce  Cri.  622:  vind  and  volcnu 
Hy.  9,7;  vigte  ne  vaede  Dan.  103,  Met.  25.39  Gnom.  1,48;  tö 


368 

viate  and  tu  TU|iege  An.  1S3.  vite  and  Tordum  RMt.  5,11,  fthn- 
Keh  vis  on  gevitte  odOe  an  vordcvidom  Crä.  18,  ebenso  gsritt 
and  Toidovidnm  An.  552;  svä  vlte  stA  voldor  SesL  1,7;  rlf  ukl 
vaepned  G«o.  195.  2745;  Ytg  and  vlsdäm  B.  350;  vlgea  and 
7rällra  B.  2S3S;  vlgniti  and  vaepnQin  B.  3895;  vlges  vAmtun 
and  vndabe&mmn  Jnl.  1576;  vlgend  and  vaepen^r&ce  El.  lOff; 
Tlsdömes  nadu  and  vltena  trötvt  Run.  4 ;  vlenco  and  vlngedimc 
Gen.  2579;  for  vtence  and  for  Tonhygdam  Gen.  1673;  vlite  and 
TSstmas  G«n.  613  Pfafo.  382;  vlite  and  valdre  Gen.  36;  vlite 
and  Teordmynt  Bat  159;  vUte  and  vlsdom  (and  veoica)  Ct4.  103; 
vkokc  and  vlngil  Sed.  29,  Ruine  35;  Tommtim  ävyrged,  Treccnn 
Alyfed  Ex.  582;  vom  and  vlto  Sat  227;  vom  and  vdp  Sat  833; 
von  and  vorhte  Gen.  1568;  ne  vdp  ne  vrscu  Phöri.  51;  vorda  ne 
Tlsna  Gen.  534;  vorde  and  gerltte  Gen.  1958  vgl.  Hy.  9,56; 
vordum  and  vercmn  Sat.  48,  222,  Cri.  918.  1237,  Ph.  859, 
Wal.  85,  B.  289.  1100.  1833,  Guth.  553.  692.  765,  Hy. 
4,6;  vord  and  vülan  Gen  600;  vord  and  gevit  Hjon.  9,66; 
vordum  secgad  and  vritn  cydad  Ph.  425;  vord  and  vlsdöm 
An.  569.  650.  1680,  Qütb.  635.  1104.  El.  334;  vordaige  and 
TOTCaige  Zaub.  Vül  7;  voruldcräfta  vlite  and  veorca  gehvüo 
Dan.  364;  vongas  and  vicstede  B.  2462;  ne  vöp  ne  vracu  Ph. 
51;  ne  vracu  ne  gevinn  Güth.  1054;  vradn  and  vyrdBcipe 
Rnn.  7;  vrfthta  and  vlraB.  2413;  vroht  ne  vedel  (ne  gevindagaa) 
Pbön.  612;  vndnm  and  vyrtum  Men.  77,  Met.  8,20.  20,251; 
vuda  and  vätree  Gnom.  2,110,  Rät.  88,19;  vuldiea  and  vlte 
Sat.  119;  vnldres  and  vynne  Sat.  176;  vuldor  and  vüla  Hy.  7,59; 
vunde  and  vlte  Cri.  1S08;  vynuum  bevunden,  vitum  gebunden 
Jud.  115;  vyrda  ne  vorda  B.  3030;  vid  vyrmgeblaed,  vid  väter- 
geblaed  Zaub.  IV  51;  vyrmas  and  vüdeör  B.  1430;  vyn  and 
veordmymd  Ron.  27;  vynnaaDd  voruldblissa  Göth.  135;  vynnum 
and  v^Qum  Hö.  82;  {lanc  and  |>eävas  Hy.  7,78;  |)egn  and  ^eov 
Ph.  165;  for  ]>earfum  and  for  fireänydum  Ai.  14  vgl.  Dan.  294; 


2>6&ruiQ  and  gejwncuui  Gen.  2418,  Cn.  1584,  Tgl.  Dom.  36,  GKtth. 
577;  t>eöda  asd  ^va  Gnom.  1,18;  ]>eöfe8  ood  JieödsoeadaD 
Cn.-1610;  vi&  Jtorngeblaed,  vid  ]>y8geblaed  Zaub.  4,51  (vgl.  Anm. 
bed  HofEmann  S.  53  u.);  ])r«A  and  {>e&fdom  Gen.  2363  |ir6atum 
aod  ])ryinum  Jud.  163;  Jmwm  and  Jiystro  G«n.  326;  for  {>reÄum 
and  for  |>eöDydmQ  Dan.  294;  ffel  and  edvit  Met.  1,55 j  yfel 
and  ondle^  Gen.  2264;  yldo  ne  adle  Rät.  44,4;  yldu  and 
aerdeäd  Ex.  589;  ymbhvyrft  and  uprodor  EI.  731;  jm  and 
aefeste  Ti.  86;  vifi  yegeblaed,  vid  äthorgeblaed  Zaub.  I\'  52.  — 

Adjectiva  (v^.  Hoffmann  S.  611). 
adele  cnihtae  and  aeGtst«  Dan.  69;  ädde  and  bce  Hym. 
.7,41.  118;  adele  and  eAcen  B.  198;  änraed  and  yre])rong  Jul. 
90;  fenraed  and  ouforbt  Jul.  601;  iaea  and  Mree  Met.  25,52; 
ärfäst  and  elmeBgeom  Crä.  67;  aenlic  and  edgeong  Phon.  536; 
aerennm  clammum  and  isemum  Dan.  520;  aetrenmöd  and  un- 
getreöv  Gn.  Ex.  163;  aettiynne  ord  and  ealde  trraiA  Byrht.  47; 
beule  and  bänüg  B.  780;  beorbt  and  geblaedfSat  Gen.  89, 
umgekehrt  Cri.  1240;  beorht  and  bilde  Cri.  878;  beorhtra  and 
bläcra  Cri.  879;  bitere  and  gebolgene  B.  1431;  biter  and  bea- 
duacearp  B.  2704;  bläc  and  beorhtUc  (vgl.  Cri.  879)  Run.  6; 
bold  and  bn^oetöl  B.  2996;  bräd  and  bresne  Gen.  2801;  bräd 
and  brönecg  Byrht.  163  vgl.  B.  1546;  ctoe  and  cräftig  Met. 
10,51;  daene  and  gecorene  Pb.  541.  Jul.  613,  Hy.  7,53;  claene 
and  gecostad  Göth.  507;  claene  and  cräftig  Hy.  9,16.  53; 
«laengeom  and  cystig  Rät.  81,21;  cMee  and  gecoetee  Gn.  Ex. 
143;  mid  cvican  ddere  nalaes  mid  cvellendum  Zaub.  7,10;  deöp 
and  dim  Gen.  105;  de<^r  and  dfimgeom  An.  1310;  dimme  and 
deorce  8at.  105.  455;  digol  and  dyme  Gn.  C.  62  (umgekehrt 
Cri.  640);  dömläBt  and  gedSfe  Gen.  1287;  dreörig  and  gedröfed 
£.  1417;  druncen  and  dolhvund  Jud.  107;  dumb  and  de&f 
äeel  65,  Jul.  150;    dyme  and  ddgol  Cri.  640;    dyege  and  ge- 


270 

dvealde  Cri.  1138;  dryhtn«  djn  and  doedhväe  HU.  292;  dfn 
and  dömeädig  Gen.  1247;  gedyratig  and  |tu8  dolvillen  Jul.  461; 
ic  dyage  drelle  and  dole  hvette  Rät.  12,3;  egeafull  and  alor 
Jud.  257;  egesUc  and  unoäd  Gätb.  112;  tee  and  edgeong  Cri. 
1071,  Ph.  608;  t)a  tea  and  >u  iLlmihtiga  Met.  4,29,  11,74, 
20,132;  eacniendra  and  elnlendra  Zaub.  I  53;  e&dgiu&  and  ear- 
mum  Cri.  911,  Run.  24,  umgekehrt  Cri.  1497,  Zanb.  IV  40; 
e&dig  and  onsond  Ph.  20;  eAdig  aod  oninM  An.  54,  GAth.  717; 
eädig  and  a^eÄv  El.  806;  eald  and  unhär  B.  357;  eald  and 
infröd  B.  2449;  eald  and.  ömig  B.  2763;  eald  and  egesfall  B. 
2929.  Gn.  C.  30;  eaig  and  unröh  Cri.  1408;  e&rm  and  unlaed 
Jul.  616;  fäb  and  fyrhe&rd  B.  305;  täh  and  faeted  B.  2701; 
fäb  and  freöndledis  El.  925;  fäger  and  freolic  Gen.  1722;  Qlger 
and  gefealic  Ph.  510,  Güth.  629.  797;  faege  and  geflyme*  B. 
846:  fae«t  and  fordveard  Rät.  22,13;  forht  ne  faege  GÜth.  281; 
fracod  and  gefraege  Dan.  304,  A2.  24;  free  and  firenluBtgeom 
vgl.  Met.  8,15;  fräcne  and  ferdgrim  Wal.  5,  Jul.  141;  freörig 
and  ferdv6rig  Güth.  1130;  frome  folctogon  and  fyrdhvate  And.  8; 
fröd  and  fästraed  Men.  135;  fröd  and  füa  El.  1237;  fulvitte 
and  freodovaere  An.  1632;  tüa  and  faege  B.  1241;  füs  and 
fordgeom  Byrht.  281;  fyr  and  fastor  B.  143;  gamol  and  güd- 
reöv  B.  58,  ähnlich  gamolfeax  and  gädröf  B.  608;  gomol  and 
graegmael  B.  2682;  gedp  and  goldiah  B.  1800;  gearve  and  geomful 
By.  274;  geatoUc  and  goldfdh  B.  308;  gim  and  gealhmöd  Dan. 
230;  geong  and  güdhvät  Fata  57;  güp  and  goldvlanc  Sal.  207; 
ginge  and  göde  Dan.  90,  umgekehrt  Az.  109:  gjfie  and  galgmöd 
B.  1277;  glaedmöd  and  goldbeorht  Ruine  34;  göd  and  gleAv 
Gen.  2657;  gödes  odde  gäles  Cri.  1035;  göd  and  gästllc  Gen. 
209;  göd  and  geipneb  Wald.  2,19;  göd  and  genge  Az.  109,  um- 
gekehrt Dan.  90;  göd  and  geatoUc  B.  1562;  graedige  and  gifre 
Gen.  793.  Seel.  74,  Sat.  32,  umgekehrt  Sat.  192,  Seef.  62,  ebenso 
gifröet  and  graedgöat  Rat.  81.24;  graege  ayrcan  and  grimhelmas 


271 

£.  S34;  grim  and  gealhmöd  Dan.  230;  grim  and  graedig  B.  121, 
1499;  hü  giimmum  and  hä  grundleäsnm  Met.  3,1;  hälic  and 
higefr&d  Gen.  1953;  hälig  and  beofonbeorht  Dan.  341,  ähnlich 
haiig  and  heofontorht  An.  1020;  hälic  and  heofonUc  El.  740 
hat  and  haeste  Gen.  3416;  hit  and  heorogrim  Cri.  1524.  Gäth.952, 
ähnlich  hat  and  headogrim  B.  3691  j  hat  and  hreöhmöd  Gen.  2296 
beadogrim  and  hvearf  B.  548;  healtum  and  hreöfom  An.  578 
bearde  and  higejumcle  Dan.  94;  heard  and  be(m)giim  (v^.  Cri 
1524,  Güth.  952  8.  o.)  Cri.  1613;  heard  and  hrtde  Gen.  2261 
beard  and  hiingmael  B.  2087 ;  heard  and  higestrang  Men.  42 : 
heard  and  hygerdf  Gäth.  926;  heard  .  .  hygesnotter  Gäth.  1082: 
heard  and  h6te  An.  1397,  ähnlich  heard  and  hetegrim  An.  1564, 
vgl.  1397;  heard  ^nd  hidende  Rät.  34,7;  ne  tö  hitheort  ne  tö 
hrÄdvyrde  Wand.  66 ;  beähst  and  häügöet  Ex.  394,  vgl.  Ph.  626, 
Met.  26,38,  ebenso  heäh  and  hahg  Cri.  379.  653;  he4h  and 
bomgeäp  B.  82,  Ab.  668;  he^  and  hleortorht  Rät.  69,6;  heah- 
.heort  and  baeden  Dan.  540;  heardraedne  hyge,  beortun  stränge 
B.  2348;  hinderveard  ne  hygegaelsa  Ph.  314;  haeden  and 
bygeblind  Fata  46;  heofonlic  hle6dor  and  se  hälga  song  Güth. 
1297;  borsc  and  biedergleäv  Ex.  13;  {>äe  horsc  ne  \äB  hyge- 
cräftig  Cri.  241 ;  hreöh  and  heorogrim  (vgl.  Cri.  1624,  Güth.  952 
und  Cri.  1618  b.  o.)  B.  1564;  hreöh  and  brMe  Rät.  81,2;  hreöh 
and  bygeblind  Jul.  61,  ähnlich  hreöh  and  hygegrim  Jul.  595; 
|iy  hvätran  and  ^  hygeblidran  Rät.  2719;  Idel  and  unnyt 
Gen.  106;  B.  413,  vgl.  Met.  5,27;  Idel  and  aemen  Gütb.  187; 
Idlmn  aehtmn  and  ofervlencmn  Güth.  389;  idg  and  ütfÜB 
B.  33;  bvtt  aod  heorbeorbt  Gen.  266,  ähnlich  bvit  and 
beofonbeorht  Cri.  1019;  bvit  and  hlvbeorth  El.  73;  lad  and 
longeujn  B.  134,  192;  leäse  and  forlegene  Cri.  1611;  leo- 
fum  ge  lädmn  Cri.  847;  vergl.  Seef.  112;  B.  511,  1061, 
2910;  Bvä  gele&fiull  and  svä  leöf  gode  El.  1018;  leöht 
and   leodnv&c    Crä.  84;    Itd    and    lofsum    Gen.   468,    umge- 


878 

fahrt  Cri.  914;  Ud<wt  aad  lo^eonuwt  B.  8183;  lobum 
IflöftMl  Pan.  33;  lytelhydlg  n«  ^  lAthsrdig  Ctä.  10; 
and  misllcnm  Mal  86,8  eba.  Lot»  8,  Tgl.  Cri.  644;  miga- 
Btrong  and  mondrtf  RAt.  84,3;  tnaere  and  mAdig  Dan.  105; 
maeet  and  maenwt  Sz.  395;  Dan.  663;  micol  and  mil)t% 
Gen.  606;  micaUw  and  maeme  B.  3098,  JnL  86,  T^  Du. 
609;  mide  and  maeta  Oath.  24,  Sal.  287;  u  micl»  and  aa 
milgonatrenga  Ky.  88,8;  micel  and  manigfeald  Hy.  4,4;  mih- 
tig  and  mödiM  An.  14,98;  mihtig  and  mflgenstr&ng  "Hy.  4,81; 
n&Q  mihtigra  ne  n&n  maem  Uet.  20,18;  mildnBt  and  moo- 
ftvaeiUBt  B.  3188;  milde  and  grattetOst  Qiib.  1060;  milde  and 
gemyndig  and  mon|)vaerd  Hö.  77,  vgl.  Pan.  31;  mMe  and 
meteleAa  El.  612,  Andr.  698,  vgl.  Andr.  89;  m«dme  aod 
mMgiädne  GAtb.  1131;  mödig  and  mägenröf  Ex.  276;  mMig 
and  medugäl  Jud.  26  gemyndig  and  mödgejiyldig  Andr.  983; 
open  and  Mte&ved  Cri.  1605;  mldraede  and  midrihte  geleifan 
Jud.  97;  raeghär  and  raidf&h  Ruine  10;  recon  and  laedfest 
Wald.  8,86;  rMe  and  raedleAs  Dan.  177;  rMe  and  lyhtrti 
Cri.  826;  (and  rümheort)  Hj.  7,63;  reöc  and  rtde  B.  182;  rihta 
and  gerüme  Dan.  291,  ebenso  rihte  and  rftme  Hy.  7,15;  aae- 
beorga  aand,  sealte  yda  Ex.  441 :  eceorp  and  aärecg  Zaub.  8,29; 
8carp  and  acärbeaid  An.  1135;  sär  and  scj'ne  Fh.  308;  sär 
and  3v&r  Cri.  1418;  seöc  and  aorhful  Sat  275;  agefist  and 
8nott«r  Ho.  23,  umgekehrt  SeeL  136;  aigeiöf  .  .  aödfirt  Zanb. 
8,25:  sld  and  s^-^ltorht  G«n.  28:  ^d  and  searof^  B.  1444; 
sid  and  ayllic  B.  2086;  smede  and  ges6he  Güth.  704:  amylta 
aod  smöde  Men.  76;  snel  and  svift  .^and  aride  leöht)  Pbön.  317; 
snotor  and  södftdt  Dan.  15t.  737;  5^'ä  snotor  ne  svi  sondor 
cräftig  Sat.  349:  snotor  and  svydferhd  B.  '36;  ^aottie  aige- 
fäat«'  and  ^us  sdOlice  Seel.  2.135  .vgl.  Hö.  231;  [>u  söda  and 
[>u  äib«unia  Cri.  214:  ?öd  and  särllc  B.  2109:  aöd  and  ?ige- 
fäst  Hy.  10.47;  As.  156:  söie  and  gesridde    ^and  gevigefu») 


Dan.  288;  As.  9;  BöäSStA  «ttd  «Tidfe(ni&  0«n.  9;  sttd  taS 
BtaSBst  Cri.  981;  bÜA  and  Mylecg  B.  1538;  stid  and  ebeip 
Rät  70,3;  Btxang  Ang  stldlaM  8at.  248  Kreos  40;  Btyni«  attS 
rticol««  SaL  153;  gesonde  and  gesteade  Cri.  1342;  |^  ^ 
Bondian  snd  |>y  EngefSstnm  Rät.  27,  29;  dvancor  aztd  eadtil- 
bec^ht  B.  S175;  evät  andaridlic  Cri.  956;  nfi  tvftr  ne  srraigaA 
Ph.  815;  BTorto  and  BTnfuUe  Bot  52;  Bvätfäg  and  sveordvnnd 
Wald.  1,5;  svaesom  and  gembbum  G«n.  1612,  Rät.  16,12, 
27,22;  flve&rt  and  aealobrün  Fin.  85;  aveart  and  aaloneb  Rät. 
60,5,  vgl.  Rät.  B8,S;  srarto  and  B^nfiille  Sat.  52;  erftttra  and 
stdra  Pan.  46;  sveottüra  and  gesynia  An.  565,  ebenso  srecftul 
and  ges^ne  Rat.  14,4,  40,3,  G«n.  2806;  emitele  sod  gmym 
H;.  9,50,  ebs.  arutelra  and  ge^na  Men.  129;  avidfeorm  and 
gceaelig  Oeu.  1770;  svüt  and  BviOfeorm  Sät.  4,72;  |t(l  B7n- 
fullan  and  |>&  »odfitotan  Seel.  2,148;  e^nnig  and  geaa^ig 
£1.  956;  tilee  and  tomes  meaeree  Gn.  Ex.  142;  evä  tilw 
Bvä  trige«  El.  825;  tilrt  and  geb^vra  Rät.  27,23;  tireädig 
and  tr&g  El.  955;  torhte  and  tireftdige  Fata  4,  vgl,  Andt. 
1688;  trame  and  torhte  Cri.  884.  934  unlaed  .  .  .  e&dig  Sd. 
3Gb  vgl  891;  onlaede  täd  and  onndd  Sal.  849;  van  and 
y&lfel  El.  58;  van  and  vlitele^  An.  1171,  Cri.  1&65;  ne  tö  väc 
vige  ne  tö  vAohydig  Wand.  67 ;  väfre  and  välföe  B.  2491 ;  varleAs 
and  vonhydig  Gn.  Ex.  162;  ne  vearm  veder  ne  vintenctlr 
Ph.  18;  vezendra  and  vridendra  Zanb.  I  51;  vindig  andvyneam 
I^.  347,  An.  62;  vinterbit«r  veder  and  volcenfaxu  Dan.  379; 
vte  and  vord^eAv  Dan.  418;  vid  lond  ne  vegas  Gen.  156;  vid 
and  veorSlic  Jul.  9;  vlse  ge]x>hta6  and  voruldcrilftas  Crii.  22; 
vlfi  and  gevealden  Crä.  46;  vis  and  gevittig  B.  3094;  vte  and 
vordanotor  Ead.  47;  Be  vtsa  and  »e  veort^eoma  Met.  10,48' 
vli%  and  vuldoifäst  Dan.  286,  A2.  7;  vlitig  aüd  vynäTim  Süft. 
214,  Seh.  63,  Ph.  203,  818,  Pan.  65,  Ead.  23;  vk>nc  amd 
Tingäl  Raine  85,  Seef.  29;  voon  snd  v6ste  Gen.  110;  von  «ocl 

Hajar,  AMgumMatimib»  FoMto.  18 


274 

vlitflledB  Cri.  156S,  An.  1171;  nn  md  väUel  El.  58;  vonn 
and  Timdoriic  Rät  85,14;  vreodenhilt  and  vyiinfUi  B.  1698; 
^vtäst  aad  ge^yldig  G«n.  1943.  2662;  ^icce  and  ^ymw  BSt 
41,86;  ])rlBt  and  {irohtheard  jtü  An.  1266;  yfel  and  rauOeto 
Gen.  2264;  yfel  and  edvlt  Met.  1,&S;  ffel  and  minet  Met.  33.17; 
yrre  and  egeefall  Ez.  509,  Cri.  1529;  yrre  aod  egeBlIcn  Du.  555; 
jm  and  finiaed  B.  1575,  Byrth.  44;   yrre  and  rMe  JnL  140. 

Verbs  (und  Partidpia)  (vgl.  Hofimann  S.  68f.) 
to  bindenne  and  to  bämenne  Cri.  1622;  btt  hit  and  byige 
Gren.  519;  bodiad  and  bremsd  Cri.  488  gebeorgait  and  be- 
bagan  Oath.  963;  bräc  and  b«gde  Sat.  381 ,  ebenso  for- 
briic  and  forb^e  Sat.  465;  forbrecan  and  forb^;an  Hö.  36; 
braecan  and  bämdon  Cri.  708,  ebenBo  briced  and  b&raed  Sal.  412; 
breodaä  he  and  bälced  MM.  28;  &bre6tad  and  bebitawd  Sal. 
295;  bügan  odSe  beretan  Kreuz  36;  foroumen  and  forcyded 
Sat.  176.  206;  cumen  and  äcenned  Met.  24,51;  cleopad  and 
ciged  Gen.  1013;  clyppe  and  cysee  Wand.  42,  umgekehrt  cyston 
hie  and  clvpton  An.  1018;  crietened  and  claemad  Sal.  395; 
gecyded  and  äcenned  El.  816;  ddn  ne  dreogan  Gen.  190,  um- 
gekehrt drugen  and  dydon  Gen.  143;  tödrifen  and  tAdriisced 
Dan.  267  353, ;  druncon  and  drymdon  Gen.  2781 ;  dveled  and 
drifed  LeAs  33;  äfste  {lä  .  .  .  and  onette  Gen.  2872;  eAcoiendn 
and  einiendra  Zaub.  1,52;  fergad  ev&  and  fMad  Vy.  7;  ferion 
and  fri|non  Zaub.  8,21 ;  feödan  and  fyldon  Cri.  709,  umgekehrt 
Cri.  486;  fremman  and  fyrdran  An.  936;  gefreode  and  gefreodade 
Cri.  588,  Jul.  565;  gefreoda  hyre  and  gefeorme  hy  Hy.  4,61;  fyl> 
lad  and  feögad  Cri.  486;  liysan  and  fordgangan  By.  3;  gieiad  and 
gierrad  Vy.  8;  forgyted  and  foi^ymed  B.  1751;  grennadeand  grist- 
bitade  Jul.  596;  habban  ne  healdan  Dan.  198,  ebenso  hafad  and 
healded  Cri.  1649,  hafa  nö  and  gebeald  B.  658,  habban  and 
healdan    Byrht.  236,    umgekehrt    B.  2430;    hatode  and  hynde 


275 

B,  2319;  äboD  and  ähebban  Jnl.  228;  heöv  md  hynde  Byrbt. 
324;  belpexid  and  haelend  Jol.  157;  hleöd  and  hydde  Met. 
29,&5;  heÖT  and  hynde  By.  324;  hleöd  and  hlAttrad  Az.  85; 
Uöh  and  hlydde  Jud.  23;  biholene  and  bibydde  Pb.  170;  äbön 
and  äbebban  Jol.  228;  hycgan  and  byhtan  Leäs  44;  gebynde  and 
gebäfte  Cri.  562 ;  ihogodon  and  äbyrdon  On.  Sx..  202 ;  laOad  and 
laedeA  Scb.  55;  laedäA  and  laeced  Sal.  496;  forlaedan  and 
forlaeran  Gen.  452.  692;  laeraA  and  laeetad  Cri.  1689;  forleolc 
and  forlaerde  An.  614.  1366;  lofigen  and  lufigen  Az.  100;  \vdest 
and  gelyfeet  Jul.  48;  oolütan  and  onüdigan  Sal.  856;  maned 
Bvk  and  myndgad  B.  2057;  ne  magon  and  ne  möton  An.  1217, 
ebenso  maege  and  m6te  Sat.  425,  ämered  and  gemylted  £1. 1312: 
räd  and  raedde  Byrtb.  18;  äraedde  and  Arebte  Dan.  741;  berae- 
dan  and  bereafian  Met.  9,50;  reabte  and  raerde  Gatb.  ISl: 
rymde  and  raerde  Qeai.  1635;  eceöp  ])&  and  Bcyrede  Gen.  65: 
ägeyreS  and  äsceaden  £3.  1313;  eecgian  and  Bverian  Sal.  425 
geeegnad  and  geByöed  Sal.  403;  serede  and  sette  Sat.  15;  etean 
and  geeittan  Pb.  671,  Gatb.  53;  Beomade  and  syrede  B.  161; 
Beön  and  sdcean  B.  3102,  (Tgt.  Anm.  bei  Hoffmann  S.  71), 
ebenso  geseö  and  ges^ce  Hy.  4,31;  eeöv  and  eette  Cri.  668, 
sette  and  säende  Zaub.  4,40,  geeetted  and  gesaed  B.  1696;  forsi- 
ted  and  forsvorceA  B.  1767;  seomade  and  eyrede  B.  161;  Bcofen 
andscynded  B.918;  ednganand  BecganCh.657,  'Vld.54,  umgekebrt 
Met.  2,17;  singad  and  svinsiad  Cri.  885,  ebenso  Pböa.  146; 
Blögon  and  svungon  An.  966;  viOstode  and  viSstonedest  Zaub. 
4,11 ;  gestrangaä  and  gestadeliad  Sal.  239;  gestyred  and  gestado- 
lod  Seel.  1,45;  Btyred  and  tihtCBt  Met.  20,178;  Bvfelan  and 
Evellan  B.  2713;  syleä  and  sended  Gutb.  739;  Bvefed  and  Ben- 
deA  B.  600;  tösveop  bine  and  töevende  Dan.  342,  Az.  59; 
geevenctoQ  and  gesigefaeton  Az.  1 89 ;  svögad  .  .  .  and  svineiad 
Rät.  8,7;  ßyled  and  sende«  Gütb.  739;  tennad  and  taetad 
Vy.    4;    forteib    and    fortylde    Cri.    270;    tredad    and    tergad 

18» 


276 

04^259;  trymsuD  and  tyhtan  Gnom.  1.46;^iloaftndtain8da& 
Utt  18,S9;  tftOMd  na  and  ÜsdzaA  QttL  1512;  nnad  and  ToaxaA 
Lete  82;  vanoda  and  vTzde  B.  1337;  rdan  and  veoceaa  0«b. 
31;  Tdao  and  vinn  Q«n.  466;  veanul  and  vridad  G«il  170. 
1532,  B.  1741,  Zaob.  1,51;  raooad  and  TOoüd  CeL  952;  tcmI 
and  reazaA  As.  113;  v«oad  and  vzeoed  Dan.  578;  vtadaa  and 
ToMoa  An.  1074;  go  na  Ttaen  and  vilnigm  Met.  10,63;  viBtaa 
«ad  ne  vAndon  B.  1604;  von  and  vorhte  Q«n.  1553;  void  cvsfiil 
and  vnldriad  Cri.  401;  vorbbo  and  vredede  An.  523;  rxtOMd  moA 
vazdad  Ph.  172 ;  Ttmian  and  vendan  QAth.  28 ;  vnnaA  and  -naaaS 
GAth.  220,  Lete  32,  nmgekehtt  366;  vylted  and  vendaA  BML 
'60,19;  T^csd  and  vtoad  GAÜi.  47;  |>«nad  and  ^onA  Mot 
29,77;  Inndaa  and  fninian  Rät.  46,2;  |>oIi&n  and  fwAaa  Jiü. 
466:  ^dedon  and  |>6bton  BL  549;  ge^d  and  gelire&tod  And. 
436,  vgL  520,  Sal  303;  geycd  and  geednivad  Cri.  1040;  ynA 
him  and  ypped  SaL  494.  — 

Adverbia  (vgl  Hoffmann  9.  61f.)  und  PräpoBition«n 
(vgl.  ebd.  8.  72). 

ädeta  aod  4ce  Hym.  7,52;  aer  odde  äfter  Cri.  1692;  fjn 
aad  faeator  B.  143;  haedre  and  blütre  (and  b«ofondze&QM 
Az.  79);  innjui  aad  ätan  Gen.  1322,  Cri.  1005.  B.  774,  Ph^ 
30,  Met.  30,13;  longe  and  g8l6me  Cri.  1672;  oftost  aod 
inlocaet  Cri.  432;  synüe  and  sAd  Fä.  80;  dfan  and  fttan 
Sat.  343i  atan  and  innan  Gen.  677,  vgl.  DAm.  22;  vlde  and 
velhvaer  Ead.  37.  — 

Man  braucbt  nur  diese  üppige  Fülle  von  ags.  Zwillings- 
fonaeln  mit  der  verhältniaemäsaig  dürftigen  Zabl  von  altnonü- 
Beben  SU  vergleicben,  um  sofort  tu  empfinden,  wie  man  bief 
auf  jüngerem  Boden  atebt.  Die  Saat,  die  dort  zu  keimen  ai» 
fing,    ist   bier   voll    ina    Kraut   geschossen.     Dort   steben    die 


877 

Zwillingaformeln  noch  gaiu  fühlbar  auf  den  PuallelTerBen;  hier 
sbd  solche  ftUe  seUeo  geworden.  Etwa  fcdgende  BeiBpiele 
wären  anzumerken:  burh  timbrede  and  bearo  aette  Gen.  2840; 
diiht&ee  dömaa  and  dngud«  {)rym  Sat.  hbb ;  deöflee  cr9itam 
and  diacan  fellam  B.  3068;  ne  dre&mee  dryn  ne  deadee  cyme 
Qtth.  602;  fingrae  tAhrorene,  ffit  töclofene  Seel.  113;  gombon 
geJdian  and  gafol  eeUan  Gen.  1978;  geaglae  töginene  g6man 
tAaUtene  Seel.  110;  bilde  &fareddan  and  bäled  frllan  Oen.  2113; 
heofonengle  here  and  häleda  beam  Cri.  1278;  hingrraidani  hläf 
and  hrägl  nacedtun  Cri.  1355;  langsmnre  Uf,  lecdit  onh^en 
Fata  20;  rybt  äreccao  ne  rän  ritan  Pan.  3;  min  rfinvlta  and 
min  raedbora  B.  1325;  stfinas  on  eotdan,  steoiran  on  beofonom, 
Baebeorga  Bond,  sealte  yda  Ex.  440 — 41;  ne  eunnan  haetu  ne 
mmcaldu  Fb.  17;  sfir  nivian  and  sace  raeran  SU.  941;  Tommum 
iivyiged,  vreccom  älyfed  Ex.  532;  Tordmn  sec^^  and  Tritu 
cydad  Pb.  425.  —  Schon  der  Zahl  nach  zeigt  «ich  bierin  eine 
Abnahme,  wenn  auch  nur  eine  relative,  im  Vergleich  zu  den 
altn.  Fällen,  die  doch  bo  viel  weniger  lose  Zwillingsformeln 
neben  sidi  haben.  Aber  genauere  Betrachtung  zeigt  mehr. 
Zunächst  mnd  dieee  Beispiele  (denen  ja  vielleicbt  noch  eins 
oder  das  andere  sieb  hinsnfügen  liesee),  sämmtlich  wenigen 
Gedichten  entnommen,  und  ewar  gröestentheile  ganz  alten  Ge- 
dichtm.  Von  heidniscber  Poesie  ist  bloss  der  Beomlf  vertroten; 
von  cbiistlicber  stärker  nur  Gen.,  Cri.  und  (durch  die  Häu- 
fungen Ex.  440—41,  Seel.  110—12)  Ex.,  Seel.;  vereinzelt 
GDth.,  Fan.,  Fb.,  Fata.,  nur  durch  einen  Fall  El.  Garn  fehlen 
also  aus  der  ältesten  Schicht  Dan.  und  Jud.,  die  wohl  jünger 
mnd  als  Gen.  und  Ex.  (ten  Brink  Geech.  der  engLIit  S.  58.  60), 
ans  der  mittleren,  die  eich  um  Cynevulfe  Namen  legt,  dem 
Cri.,  Güth.,  Ph.  gegenüber  Jul.,  An.,  El.  (bis  auf  M.  941);  end- 
lich die  jtingste,  die  Aelfred  zum  Mitte^unkt  hat,  flOlt  | 
ans:  Met,  Psal.;  auch  schon  Sat.,  dann  die  gnomiacbe  FoMi«u| 


278 

Gnom.,  SaL,  EUt  a.  s.  w.  Wir  köouen  aber  nicht  bloM  vor- 
folgen,  wie  die  Zwillingstonnd  noh  mshr  und  mehr  vom  IV 
raUelTers  ablöst,  sondern  aoch  wie  sie  ihn  nach  sich  mnformt; 
der  Diener  ist  aoch  hier  som  Herren  geworden.  Wir  sahen 
schon  bei  den  alto.  Beispielen,  wie  m^lichste  Angleichnng 
beider  Glieder  erstrebt  wird;  ags.  nimmt  das  nicht  bloM  m, 
sondern  Überträgt  sich  anch  aoi  die  »Stfitatenc  der  Zwüliag»- 
worte,  wo  dieselben  noch  stehen  geblieben  sind.  Solche  An- 
gleichung  der  StQtsen  finden  wir  z.  B.  Gäth.  802  diTte:  ojrme, 
SeeL  113  tdhrorene:  tAclofene,  Gen.  1978  gieldan:  seUao,  SeeL 
110  toginene:  töslitene.  Eine  An^chmig  besteht  anch  darin, 
dass  inweüen  die  stütsenden  Worte  selbst  eine  allbekannte 
Zwillingsformel  bilden;  so  Kx.  440  eorde:  heofon.  Da  erhalten 
wir  also  gewissermassen  gekreuzte  Synonymenpaare,  übeiachla- 
genden  Gedackenreim.  Solche  Combinationen  von  Zwillings- 
formeln liebt  die  ags.  Dichtung  überhaupt:  HoSmann  hat  (aao. 
S.  11 — 12)  angemerkt,  dass  g%m  eine  reimlose  Zwülingsformel 
einer  alliterirenden  unmittelbar  vorausgeht. 

Wird  die  Annäherung  in  den  Hil&worten  der  Formel  noch 
einen  Schritt  weitergeführt  bis  zu  wirklichem  Reim,  so  erhalten 
wir  eine  ags.  (in  der  von  uns  zu  behandehiden  Periode)  zwar 
noch  nicht  aehr  Mufige,  aber  doch  schon  höchst  charakteristische 
Form:  Endreim  und  Stabreim  gekreuzt  (vgl.  über  beider 
Combination  Schipper  Altei^.  Metrik  S.  67.  154  u.  ö.): 

ne  forstea  fnaest  ne  fyres  blaeet  Ph.  16;  ne  hägles  hryre 
ne  hrlmes  dryre  Ph.  16;  ne  Ufes  lyre  ne  Uces  hryre  Gäth.  101; 
Tätmm  veaht  and  rästmom  |>eaht  Gen.  1922;  vyrmiun  bevun- 
den,  vitum  gebunden  Jud.  115.  —  Vgl.  Zaub.  4,52—63  (vgl. 
auch  Kluge  P.  B.  9,436).  — 

Aber  auch  zu  anderen  Entartungen  der  Zwillingsformel 
zeigen  schon  jene  Beispiele,  die  in  den  Stützworten  die  Spuren 
ihres  Ursprungs  noch  mit  sich  führen,  deutliche  Ansätze.     Die 


279 

Wortpaare  sind  «ret  nnr  ein  HüiBioittel  für  den  Bau  der  Vers- 
paare.  Nun  fest^en  sie  eich,  bilden  die  Veree  nach  sich,  und 
machen  sie  mietet  alldu  aus.  Noch  die  eiolachste  Art  ist  die, 
dase  die  Synonyma  eich  derart  ausdehnen,  dase  sie  allein  je 
einen  Halbvers  ausfüllen.  Sch<m  dicht  daran  grenzt  B.  1325 
min  ritnvita  and  min  raedbora.  Aber  bald  haben  wir  vier- 
silbige Zwillingswörter: 

hüdevaepnum  and  heaAovaedum  B.  39;  middangeardes  and 
mägen^iiymnes  Cri.  557,  Ph.  665,  Jtü.  164;  mAdescräfta  oAde 
mägendaeda  Crä.  13;    libtvlsnesBee  ne  gerädadpee   Met.   22,48. 

Die  Stütze  wird  einfach  an  das  Formelwort  aogeechmoUen. 
Ein  instructiTes  Beispiel  ist  Cri.  401  vord  cvedad  and  vul- 
driad.  Eine  so  ungenaue  Formel,  in  det  Substantiv  und  Verb 
sich  entsprechen,  ist  eigenthch  unerhört;  aber  »vord  cvedad« 
wird  eben  als  Compositum  gefasst  und  so  rächen  sich  denn 
zwei  Verba  die  Hand;  und  trotzdem  darf  »vord  cveSani  noch 
ein  >|>ä(  regieren. 

Bier  ist  also  dae'^Hilfswort  völlig  dem  Formelwort  dienst- 
bar. Sollen  aber  die  Synonyma  den  Vers  allein  ausmachen 
und  haben  sie  keine  Hilfsworte  bei  sich,  die  sie  sich  anglie- 
dern können,  so  werden  sie  künstlich  zur  Länge  eines  Halb- 
versee  gedehnt.  Entweder  erhalten  sie  proclitische  Partikeln 
oder  enchtische  Epitheta:  mid  hearran  bete  and  mid  häleda 
forlore  Gen.  757  vis  on  gevitte  oSAe  an  vordcvidom  Crä.  13; 
oAfle  f^ree  feng  odSe  äödes  vylm  B,  1764;  oAde  gripe  mteee 
oOde  gires  äyht  6.  1765.  —  Sehr  häu£g  ist  die  (altn.  Doch 
seltene)  Verwendimg  dee  Epithetons  auf  einer  Seite  allein  als 
Versfüllung:  gristbitunge  and  gnomunge  mecga  Sat.  S34;  graege 
syrcan  and  grimhelmas  B.  334;  tdlum  aehtum  and  ofervlencum 
Güth.  389;  ealne  middangeard  and  merestreÄmas  Dan.  503; 
eealte  saestreAmaB  and  svanräde  An.  196 ;  sealte  saestredmas 
and  Bvegel  uppe  Au.  750  vinterbiter  vederond  volcanforu  Dan. 


880 

379-  In  all  diMeu  fSäm  alw  ftUt  wanigrtwu  dju  siiw  Wort 
fjüfäa  täam  Baäntn;  so  qMh  in  vielen  mdare&'l'^llen:  viUr- 
\i$tfgiax  An.  107;  TiüdQi|a;inmeB  An.  325.  702;  TndalMtoinin 
JvL  fi76  a.  B.  V.  Soiwt  erhalten  anch  beide  Worte  EpUJurtiL 
"Sin  merkifüzdiger  Fall  mit  Synonymenknonng  Sat.  606:  dag» 
langnst  and  dinna  maest.  In  letrter  Noth  hiUt  ein  Flickwert: 
fcdmnm  ireahtnm  and  lystnin  e&c  Cri.  1125.  — 

lieber  die  rbythmiachen  Cteeetse  der  ags.  ZwiUingsformeln 
im  A^lgfr'"W'nf"  handelt  Hofimann  aao.  S.  13  f>  — 

Neben  dieeem  Anachvellen  des  eioselnen  ZwiUingy- 
WQitei,  daa  nun  pompda  als  soaTerainer  Halbrera  einheratolxirt, 
iet  füi  die  ags.  Verwendnng  dieser  Elgor  die  Ifenge  nnge- 
naoer  Zwillingaformeln  bezeichnend: 

braod  aad  brädfl  Ugaa  Gen.  325;  bord  and  br&d  BVTrd  Jud. 
318,  ^^rth.  115;  beAga  and  beorhtra  mäHm^t  Jad.  341;  beigas 
and  brftd  gold  B.  3105;  discas  l&gon  and  dyre  evjid  B.  3048; 
frätve  and  faet  gold  B.  1931;  gär  and  göd  srord  Byrht.  237; 
gpwge  ayrcan  and  grimhelmas  B.  334;  heofones  meaht  and 
beahreced  Zanb.  I  30;  mägpi  and  cräft  miran  (^en.  269;  roderaa 
aqd  rünie  gnmdaB  Jud.  349;  areord  and  arätigne  heim  Jud. 
328;  aar  and  svär  gevin  (mit  Innenreim)  Cri.  1412;  sealde 
and  Bnytru  oräft  Gäth.  155;  BTÖtum  stencom  and  sveglvnn- 
drum  Gäth.  1299;  vid  lond  ne  vegas  Gen.  156;  vinterbiter 
veder  and  volcenfani  Dan.  379;  vlse  ge|>ohtas  and  Tonild* 
däftae  Crä.  23;  ne  vearm  veder  ne  <nntei8ci:ii  Ph.  18;  vlitige 
englas  and  vuldorgife  Hy.  9,44.  —  Die  Caeua  der  ZwülingB- 
Worte  weichen  von  einander  ab:  geögude  and  gumena  dre&m 
Qüth.  464;  meara  ])reÄtum  and  monfanun  Göth.  257.  Dies 
iterbiadet  sich  mit  Reim  von  Adjectiv  aui  SobetantiT :  gieAv 
and  gode  leöf  Jul.  131.  Hier  wäre  die  Figur  kaum  noch  zu 
erkennen,  wenn  jenee  ivord  cvedad«  uns  nicht  gelehrt  hätte,  wie 
unter  dem  Druck  des  Reims  die  Veistheüe   zu   einem  Ganieq 


ÜSl 

^Ueaaune&gc|iree8t  werden:  gode  leöf  ist  gleiciiBam  ein  m- 
aftinmengeBetetee  Adieotiv.  — 

Wii  eehen  bald,  duB-  beide  Encbemtmgen,  die  gedehnte 
und  die  ungenaue  Zwillingsfonuel  aof  demselben  Pnndp  be- 
ruhen, ja  daas  die  zweite  eigentlich  nur  eine  Unterart  der  ersten 
ist  Das  Beimwort  soll  den  Halbvere  nicht  bloee  beherrecheu, 
wmdem  erfüllen.  Immer  mehr  wird  Allee  über  dem  Reimwort 
vemachläasigt  Dies  dagegen  wird  immer  soi^fBltiger  g^j^ttet 
und  heraoBgestricheu.  So  stellt  sich  drittens  auch  die  gestei- 
gerte, reimähnliche  Zwillingsformel  hierher.  Wir  sehen  von 
den  zahUoBen  Fällen  annähernder  TTphfrr«iimrti  mTnnng  ab  und 
führen  bloss  solche  an,  die  der  Wortepielerei  nahestehen: 

of  dennm  and  of  dänmn  Rät.  28,3;  gefreöde  and  gefreodade 
Cri.  588;  lofigen  and  lufigen  Az.  100;  Ijrtelh^dig  ne  ^äs  läthy- 
dig  Crä.  10;  mägdum  and  mäc«um  Oen.  1123,  Gäth.  833; 
neöde  and  nyde  Cri.  1072;  rMe  and  raedleAs  Dan.  177;  sr^ttra 
and  srfdra  Pan.  46;  svüan  &ad  evellan  B.  2713;  vytö»  n6  vorda 
B.  SOSO.  — 

Erweiterung  der  Zwlllingsformel  ist  ags.  seltener  als 
altn.  Die  ZwiUingaformel  wird  dann  völlig  wie  ein  Wort  ge- 
nommen und  das  Nachglied  zu  diesem  Vorderstück  wird  dann 
zuweilen  vaiiirt;  heofon  and  eordan  and  holm])riU!e  El.  728  — 
beofoQ  and  eorde  and  eall  heAhmägen  El.  751.  —  Diese  Vari- 
ationen innerhalb  der  ZwiUingaformel  überhaupt  sind  natürlich 
das  allerentacheidendste  Zeichen  für  deren  agE.  Verwendmig  als 
durchaus  geechloseene ,  allgemein  geläufige  Form.  Wir  sahen 
nicht  bloss  sehr  viele  Worte  in  zahlreichen  Paaren  erscheinen, 
sondern  auch  so  viele  ganze  Paare  an  den  verschiedensten 
Stellen  wiederholt,  dass  ee  ach  nicht  empfiehlt,  alle  aufzu- 
zählen. Ich  nenne  nur  ein  paar  der  beliebtesten:  blaedee  and 
blissa,  eard  and  6dyl,  eaim  and  eazl,  faebde  and  fyreae,  gcdd 
and  gymcjnin,  Ufee  and  lisea,  lufum  and  lisBum,  mügdom  laA 


ä 


Tnäcgnm,  möde  and  migne,  gerysiin  aod  riht,  Btogaa  uid  gesUUb^ 

venmi  and  vlfam  (das  häufigste  von  allen),  Tealdmd  and  vyiliti, 
Tiste  oe  vaede,  tU  and  raepned,  vordum  and  vncam  (daa  imtt- 
hänflgste],  Todom  and  TTitom  (nur  in  spätan  GedichtenX  ^e4- 
Tum  and  gefiancma  —  claene  and  gecorene,  tee  and  almOitig 
(nur  Met.),  e&dig  and  earm,  fftger  and  gefeilio,  gra«dig  and 
glfre,  vlitig  and  Tynsum  —  habban  and  hT>*Ha"  —  mt  im 
alddan  (sehr  oft),  innan  and  Ataa.  —  Von  Worten,  die  fOr  die 
Synonympaarong  beliebt  sind,  nenne  ich  hier  folgende:  ix  baAg 
cyning  dugud  eard  engil  feöh  folc  tyr  heim  land  leöht  UJt 
middangeard  möd  ord  sib  sine  ver  vig  vlite  Tord  vtildor  — 
beorht  biter  br4d  dim  egeafoll  e&dig  earm  tKk  Sger  füa  geong 
g6d  grim  hälig  beard  horac  hvlt  lld  lufsum  maere  micel  müde 
mödig  r^e  saoter  stld  Tis  vonn  —  brecan  rädan  Teazan  Tonian 
—  aer.  —  Man  wird  den  betreffenden  altn.  Worten  gegeaSber 
den  Gredankenkreis  hier  nicht  wesentlich  erweitert  finden;  ee 
sind  immer  dieselben  Schlagworte.  Dass  die  SubetantiTe  nicht 
nur  die  beliebtesten  Elemente  dieser  Figur  sind,  simdem  anch 
in  den  Formeln  am  festesten  sitzen,  ist  natürlich.  — 

Nur  kurz  sei  auf  die  chiaetische  Stellung  in  Formeln  wie 
langBumre  lif,  leobt  unhTÜen  Fata  20,  hingrendnm  hUI  aod 
hrägl  nacedum  Cri.  l£fö&  hingewiesen.  — 

Man  müaste  natürlich  näher  auf  die  einzelnen  0«dichte 
und  Gruppen  eingehen,  um  dieser  gerade  für  die  t^.  Poesie 
hochbedeutsamen  Figur  gerecht  zu  werden.  Sie  scheint  x.  B. 
in  Ex.  und  Bo.  selten  zu  sein,  noch  seltener  im  Cri.;  gans 
fehlt  sie  in  der  Klage  Deöis.  Auch  sonst  treten  Neigungen  und 
Gewohnheiten  hervor;  ao  liebt  das  Gedicht  von  Gäthlac  Zwilliogs- 
formeln  mit  m,  das  *  Satan«  benannte  solche  mit  s,  der  Daniel 
solche  mit  t.  Die  Zusammensetzungen  mit  —  atre&mas  als 
zweiten,  Glied  sind  im  Andreas  besonders  beliebt,  brid  sryrd 
als  Nachglied  im  B.  und  Byrth.  u.  s.  w.    Auch  das  VerhUtolB* 


der  Uebersetznngen  zum  Original  wäre  su  prüfen  und  anderw 
zu  beobachten,  woni  hier  nicht  der  Ort  ißt.  Ich  verweise  nur 
aul  HoffmannB  Aufstellungen  Über  den  AnÜieil  der  TerBcbiedenen 
Dialekte(aao.S.  16),  Stoffgebiete  (S.  17)nndeinEelnenDichter(S.32f. 
Statistik  S.  47),  die  Ich  im  letztgenannten  Punkt  allerdings  für 
UDSichet  halte.  Ueber  das  VerhältoisB  der  poetischen  Zwillinge- 
formeln zur  sgG.  Prosa  ebd.  S.  30,  zn  den  volksthümlicben  Sprich- 
wörtern 8.  18.  — 

Althochdeutsch. 
Nur  Substantiva. 
ero  noh  üQiimil  Wess.  G.  2.  in  fuhr  enti  in  finstri  Musp. 
10;  aelida  äne  sorgun    Musp.  15;    uneges   ode   uualdee   M8D. 
IV  3,9;  uuolf  noch  uulpa  ebd.  7. 

Die  Formel  MSD.  IV  S,9  ist  erweitert:  uueges  ode  ualdes 
ode  beide.  — 

B.  ReimloM  ZwillitiBifbnneln. 

Altnordisch. 
Substantivs, 
auds  ok  hringa  H.  H.  I  11,3;  «In  ne  penning  Lok.  40,4; 
dul  ok  vil  Qud.  n  39,3;  ^ar  ne  jÄm  Ham.  25,7;  foldu  ok 
|>^num  Grlp.  1,7;  gull  ne  jaidir  Sig.  sk.  37,5;  hringa  ok  men 
VgL  3,2;  af  haimi  ok  trega  nach  H.  H.  n  50,2  Saem.;  hj&hn  ok 
brjmju  Hyndl.  2.6;  hjilm  ok  ekj^ld  Akv.  7,9;  hrisi  vex  ok  hd 
graai  Gr.  17,1;  lof  ok  vit  HAv.  9,3;  Ifindum  ok  ])egnum  H.  H^ 
I  10,9,  ebenso  landa  ok  ]>egna  Br.  8,6;  matar  ok  vAda  Häv. 
S,4;  munar  ok  landa  E.  H.  n  45,4;  aakar  ok  heiptir  Sgii,  36,1; 
til  akögar  ä  eySimetki  Gud.  I  12,  Saem.;  sküa  ok  bröka  Häv. 
61,4;  anör  n6  döttir  Gud.  bv.  19,6;  tjQsuU  ok  ö>oU  Sk.  29,2; 
niB  <]k  bama   Gud.  I  23,4;   vid  vü  ok  erfidi  Härb.  58,1.  — 


284 


A.djffctiva. 


fyiatr  6k  afstr  Lok.  50,4;  gUAr  ok  leiir  H&t.  15,4;  hosvu 
ok  nartan  B.  7,3;  kjfin  ok  sköga  R.  47,1;  sr&rt  ok  dAtt  Sig. 
sk.  26,6;  Sagalt  ok  hagalt  H&y.  15,1  (eigentlich  endzramntd); 
kykB  Di  d«tdB  Fr&gm.  804,7.  — 

Verba  (und  Participia). 

fiea  n^  hnjösa  H&rb.  26,7;  Iregna  ok  eegja  H&v.  63,1;  vidr- 
geiendr  ok  endrgefendr  EUt.  41,4;  horfa  ok  snogga  heljar  tu 
Sk.  27,3;  kemdr  ok  I)Teginn  Reg.  25,1;  raent  ok  breot  H.  HL 
29  Saem;  {rregginn  ok  mettr  Häv.  61,1.  — 

Adverbia. 

äi  ni  um  naetr  H.  H.  IX  36,3;  austr  ok  vestr  H.  H.  I 
4.1;  nä  nä  i  gaer  Hamtf.  3,1,  ebenso  nü  edai  gaer  Hamil.  29,6.  — 

Die  Zahl  der  Fülle  ist  gering.  Wiederholt  ist  nur  landa 
ok  {>egna  und  (in  demselben  Lied)  nö  nä  i  gaer.  Von  dn- 
zelnen  Worten  kommen  mehrmals  vor  hringr  {>^;nar  hjÄlmr 
land  —  BvÄrtr  —  {>veginn.  Die  Angleichang  ist  oft  merkbar:  dul  ok 
TÜ;  eggjar  ne  jam;  —  evÄrt  ok  dlltt;  |)agalt  ok  hugalt;  —  Eregna  ok 
aegja;  raent  ok  breiit;  —  austr  ok  vestr.  —  Fast  jedes  Ge- 
dicht ist  einmal  vertreten,  doch  von  den  ältesten  nur  V9I.  ein- 
mal; mit  mehreren  Belegen  Sklm.  Harb.  Rlg.  Lok.  H.  H.  I 
Sig.  ak.  (je  zwei  Beispiele),  -  Saemunds  Prosa  (vier)  and  vor 
allem  Häv.  (acht  Fälle).  Wir  begegnen  also  hier  von  neuem 
der  Gruppe  Lok.  Häv.  Rig.,  verstärkt  durch  das  nafaverwandte 
Härb.,  während  auch  hier  Vkv.  so  gut  wie  Atim,  fehlen.  Im 
ganzen  ist  die  Figur  häufiger  in  jüngeren  Liedern  als  in  älteren. 
Da»  gelegentUch  ein  alüterirendes  Synonymenpaar  durch  Ver- 
derbniss  in  diese  Form  gerietb,  scheint  nicht  ausgeschlossen  (ao 
lof   ok    Vit    H4v.  2.3).    —    Einmal    ist    das   alte  ParaUelvwB- 


paar  Doch  erhalten,  auf  dem  die  jüngere  Zwillingaformel  steht: 
VqL  34,1—2  entopricht  Reg.  25,1  (^  auch  ^dr.  84,4).  — 

AngeleächsiBch. 

SubBtantiva. 

abal  and  cräft  Gen.  500;  äre  and  gifueeeeHy.  7,55,  HO;  b^ 
and  Bigk  B.  31&4;  beomum  and  ])aihiin  Run.  12;  blöd  and  fei 
An.  23;  bunan  and  diacas  B.  2775;  c«le  and  haeto  Met.  20,118; 
cräft  and  miht  Dan.  828,  Gri.  218,  An.  941;  cyle  and  fyx  Sat. 
835;  dägee  and  nihtea  Oen.  2349,  Ex.  97,  Ph.  478,  B.  2269, 
Gätb.  582,  EL  198,  Le^  33,  Pb.  54,8,  Hy.  S,5.  2,10.  3,43. 
7,107,  SaL  S48,  ebenso  däg  and  niht  As.  99,  Met.  29,86,  Rät 
6,14,  umgekehrt  Seh.  83;  se  dSg  and  seo  tid  Ph.  334;  daed 
and  vord  Gen.  808.  507,  Cri.  429;  deäd  and  iiystro  Götii.  607; 
de&T  and  rto  Cri.  609;  deofla  and  manna  Cri.  1628;  de6ra  and 
fngla  Cri.  988,  Met  27,11.  umgekehrt  Pan.  5,  Met.  S7,4;  döme 
and  Bigore  Gen-  2188;  egsa  and  fyrhtn  Pe.  54,5;  engla  and 
deöäa  Cri.  896.  99;  eordan  and  heofonas  Hy.  3,6,  Met.  24,38, 
Rät  41,4,  umgekehrt  Gen.  113.  603,  8at  56,  Scb.  39.  89, 
Ph.  131,  An.  828.  1508,  Göth.  619,  Hy.  4,1;  eordan  and  vätere 
Met.  11,64,  umgekehrt  Rat  54,3;  eorde  .  .  .  and  ftgorBtte&m 
Met.  20,118;  eädnie  and  tA  hyht  Rtln.  4;  fScnee  and  Bearnva 
Met  9,87;  fäder  and  m6der  Gen.  194.  1108.  1575,  Ex.  371, 
Vy.  7,  An.  687,  FA.  9,  SaL  445,  Rät  10,2,  umgekehrt  ne  mMer 
ne  fäder  SeeL  53;  fader  and  ecippend  Met.  17,9;  flaeec  and 
gaeet  Cri.  597;  folc  and  rice  B.  1]76;  foldan  and  rodoras  CiL 
408;  fcdde  and  merestreÄm  Met  20,114;  forstee  and  snävas 
Dan.  378,  ebenso  forst  and  sneäv  Ph.  248;  fre6  ne  ^eove  Oen. 
2746.  2753;  freönd  and  läieov  Met.  80,3;  fnuna  and  ende  An. 
£56,  Met  20,275;  fyr  and  vyrm  Ex.  536;  fyre  and  ätere  Sat 
79;fyreandhgeSat  325;fyrandTäteTMet  11,43;  gäre  and  lig« 


SM 

tyxstt  ok  0i>tr  Lok.  &0,i;  gjadr  ok  zoifr  Hiv.  15,4;  fasnu 
ok  nutaxk  B.  7^;  kjgir  ok  skAe»  B.  47,1;  n*ri  ok  ditt  % 
ak-  26,8;  Sa^ilt  ok  hogah  HAt.  15,1  (sgeotUch  endniiiun^; 
kyki  D«  dwidB  Fngm.  30i,7.  — 

V«rba  (and  Participia). 

fisa  ai  hsjöu  HArb.  26,7 ;  begna  ok  sagja  Hiv.  68,1 ;  TU^ 
gefendr  ok  and^efendr  Hiv.  41,4;  horift  ok  sangga  hdjar  tÜ 
Sk.  27,8;  kemdr  ok  {nreginn  Rtg,  2Ö,1;  lao&t  ok  bniit  U.  S. 
39  Saem;  ^nggiim  ok  01««  Hiv.  61,1.  — 

Adverbia. 

är  oÄ  um  naetr  H.  H.  II  36,3;  austr  ok  vettr  H.  H.  I 
4,l;nÜQ^lgaeiHaind.  9,1,  ebenso  nü  edal  gaer  Haind.39,6. — 

Die  Zahl  der  Fälle  ist  gering.  Wiederholt  ist  nur  landa 
ok  ^egaa.  und  (in  denuelben  Lied)  qA  n6  1  gaer.  Von  eis- 
selnes  Worten  kommen  mebrmala  vor  hringr  t)^nar  hjUmr 
land  —  ev&rtr  —  |>veginii.  Die  Angldchung  ist  oft  merkbar:  dtd  ok 
Til;eggiar  d£  jani;  —  srärt  okdAtt;  {lagalt  ok  hagalt;  —  fregnaok 
segja;  raent  ok  brent;  —  aostr  ok  veetr.  —  Fast  jedee  G«- 
dicht  ist  einmal  Tertreten,  doch  tod  den  ältesteo  aar  V9I.  ein- 
mal; mit  mehreren  Belegen  Skim.  Hirb.  Rlg.  Lok.  H.  H.  I 
&g.  ak.  (je  zwei  Beispiele),  ■  Saemands  Proea  (vier)  and  tcc 
allem  HAv.  (acht  Fälle).  Wir  begegn«a  also  hier  ron  amiam 
der  Gruppe  Lok.  HAv.  Big.,  verstärkt  durch  das  nahverwandM 
H&rb.,  während  auch  hier  Vkv.  so  gut  wie  Atim.  fehlen.  La 
ganzen  ist  die  Figur  häufiger  in  jüngeren  Liedern  als  in  Utenn. 
Da«  gelegentlich  ein  alÜterirendee  Synonymenpaar  darch  Vor 
derbnisB  in  diese  Form  gerietb,  scheint  nicht  aoBgeechloeeen  (m 
k>f   ok  Vit   HAT.  2,3).    —   Einmal    ist    das   alte  Parall^T«» 


paar  noch  eriuitecL  b£  ük  ök  jongsre  ZwiUiii^K>n»f-~  «vii 
Vgl.  34,1—2  MiMtaid»  See.  3i.l  j^  such  M'-  $«« 

AnceiiächsiBch. 

SohBtantiva. 

abal  and  crih  Gm.  ÖOC»;  an  and  gilnewe  H.v.  T.S.^  ",  *^ 
and  Bj^n  B.  3164:  hewnimi  and  |iarfmn  Run.  11^:  Vt.'v*.  «Jv-  «< 
An.  23;  bunan  and  diacae  B.  2775;  c^le  and  haelo  Mf;  '^  ■  ^ 
criK  and  nükt  Dan.  326,  Cri.  218,  An.  941;  cylf  «.--•  :•-  *-. 
S35;  dipi  and  nihtaa  Gan.  9349.  Ei.  97,  Th.  47$  ^  ^!<« 
Güth.  58S.  EL  198,  Lato  83,  P«.  54,8,  H.v.  S,;..  i  •..'  '  »^ 
7,107,  SaL  IM,  ebanao  dig  and  niht  At.  99.  M.-,.  iV  .<■  »^ 
6,14,  omgekahn  Scb.  83;  8«  diig  and  rtoo  tid  TV.  ^^<  'm'- 
«nd  Tord  Gen.  303.  507,  Cri.  429;  dead  und  \n-rt^'  \'-'-'t  "^  ■ 
deiT  and  ttn  Cri.  609;  deoSa  and  manna  <'ri.  1(»S:«,  .i*v'*'»  «*'^- 
fogia  Cri.  983,  Met  27,11.  umgekohn  I'im.  :..  Mi-,  *'  «  Ji^"" 
and  Bigore  Gen.  8138;  egaa  and  h-rhtii  IV  .'•4,:',  »^-u  ••*: 
dedja  Cri.  896.  99;  eordan  and  heofouiu.  lly  SP  Vvi  Js..«^ 
Kit  41,4,  nmgekehrt  Gen.  113.  603,  s«i.  H-.  Ä.;>-  .<»■  S" 
Ph.  181,  An.  318.  1503,  Güth.  619.  Hy.  4.1 .  ■^■'>>»•.•  «;>o  >•«>«« 
Met.  11,64,  umgekehrt  Bit  64,3;  'iird.-  .  .  .  «loi  «»v'~o»«o 
Met.  90,118;  eidnia  and  tö  hvht  P.iin  4.  f«™"»  ai..i  «at»™ 
HeL  9,3";  fider  and  ni6der  Gen  194  111'».  l.''7>.  K».  i"- 
Vy.  7,  An.  687,  F4.  9,  SaL  445.  PJit.  in.'i.  iiHip-krfxrt  iw  mt^ 
ne  Oder  SmL  53;  »der  and  ecipi'n.l  .«.•(.  K.»;  «a»»c  "»i^ 
gaeat  Cri.  597;  tolc  and  rice  E.  11 7i,;  l..ldiui  aml  i 
408;  ioUe  and  menetieam  iW.  2M14;  foW» 
Dan.  878,  ebenao  foiBt  and  msav  I'r..  24«;  In*  < 
S746.  275«;  lietod  and  lir«'.-  .'i-t  3l|,3;  fnmia  a 
»6,  Het.  20,275;  tyr  and  •-.-•-  tx.  S36; 
79j  fyieand  lig«  Bat.  325;  iyr  a:. :  .»»r  Mn.  11.43; 


pkrfxrt  iw  luwr 

r.lt;    flatw  ■m'    

iml  nidon«  ^^^^^^^^ 

IfB   and  tBl^  ^ 

ne  I>eeB^  M 

u  andv  ^P 

y  f 


286 

Jol.  17;  g&r  ftnd  sclld  Ps.  34,2;  gaeet  utd  binseie  Dom.  102; 
geöce  odfle  irütre  SeeL  108,  Ad.  1569;  güpes  and  oebta  Met. 
7,15;  gleng  and  hörenü  Run.  7;  golde  and  seolire  G«ai.  1769, 
Seel.  58,  As.  338,  Kreuz  77,  Sal  31,  Rät.  15,2;  gold  and 
heaUmäged  Gen.  2155;  gold  ne  feöbgcatreön  An.  301,  gyltes 
and  synna  Hy.  6,19;  haalo  and  frtfre  As.  95;  hlg  and 
gäre  An.  38;  hiht  and  fiAfor  Hy.  7,9;  beim  and  byme 
B.  1629.  2868;  hord  and  rlce  B.  2369.  3004;  hom  azid 
byman  B.  2943;  brim  and  snAv  Wand.  48,  Men.  204;  hzfm 
and  forat  An.  1259;  bunger  and  fiurst  G«n.  802,  Qat^  846, 
Cri.  1661,  v^.  Rät.  44,3;  byldo  and  treöva  Gen.  1&92;  hyUw 
and  CQoUas  Cri.  717;  land  and  yrfe  Gen.  1167;  lond  vid  yaiege 
Seh.  84;  leäf  and  gära  Met.  20,98;  le<idum  and  epellnm  MeL 
30,8;  leöht  vid  |)eofltnmi  Gen.  127,  vgl.  144,  Dan.  376,  Cri.  227. 
£1.  307;  lisee  and  äre  Gen.  1889;  listae  and  cräJltaa  Met  26,108; 
Ucee  and  aävie  Gen.  931.  Cri.  1037,  1327,  An.  l&l,  DAm.  41, 
Seel.  5,  Güth.  901;  11c  and  gaeet  Cri.  1580,  Qäth.  940;  Udsa 
and  vynna  Gen.  945;  lif  and  deäd  Cri.  1603;  lof  and  ^c 
Hy.  9,39;  luian  and  freöde  Gen.  1026;  lulan  and  mbbe  Met 
11,81;  lyfte  and  rodere  Met  24.13;  lyt  and  flöd  Gen.  1298; 
manna  and  eogla  Seel.  152;  mägen  and  strenge  Gen.  1633; 
mägne  and  cräfte  Met.  20,9;  medbt  and  gefeä  Cri.  1078;  metodes 
and  engla  Gen.  1530;  mettaa  ne  drincas  Met  8,9;  niiht  and 
Bttengdo  Gen.  950.  Sat.  3;  bis  mibt  and  Ma  aebt  An,  1720; 
möde  and  daedum  Gen.  1957;  möd  and  votd  Crä.  85;  müias 
and  3täna8  Cri.  1143;  myrgd  and  töbylt  Run.  24;  örod  and 
aivul  Hy.  9,55;  raedes  and  fröfre  Met  2,12;  ribt  and  BÖd  Gen. 
21;  rice8  and  döma  Hy.  10.26;  rdn  ne  anäv  Ph.  14;  sävl©  and 
gäataa  Dan.  395;  saed  and  blöda  Met.  39,61;  sibb  and  hyldo 
Gen.  2321;  9ido  and  (»ävae  Met  11.12;  sibbe  odde  treöve  B. 
2922;  sib  and  blis  Güth.  1055;  rib  and  luia  Hy.  7,30;  Bigon 
and  gevealde  Gen.  55;  sine  and  bi^da  Gen.  2090;  BÖd  and  riht 


287 

Sat.  207,  Cri.  700,  B.  1708,  Gütb.  782,  Hy.  7,75;  spröca  and 
ä&eda  Güth.  235;  sunna  and  möna  Dan.  370,  Sat.  4,  Cri.  606, 
6d4,  6.  94,  Men.  47,  Met  29,37,  Gnom.  1,41;  svinam  and  doh- 
trum  Gen.  198,  924,  1139,  1153,  1221,  1229  u.  Ö.  Ph.  406, 
Met.  10,24,  Rät.  10,12;  sveord  and  byman  Hö.  72;  sveord  and 
heim  B.  2659;  sveordmn  and  fehelom  Met.  25,10;  aymbel  and 
dredm  Sat  96;  treöve  and  bylde  G«n.  2516;  treöve  and  sibbe 
Jul.  655;  tyr  aad  eäd  Rät.  27,23;  väc  and  hnesce  Met  20,93; 
velan  and  aehta  Met  19,43;  veras  and  ideea  GäÜi.  1205;  vind 
and  Ijfte  Jud.  348;  vintres  and  aumereE  Pb.  37;  viste  and  blieee 
lUt  44,8;  vlite  and  beorbtnee  Met  21,31;  vif  and  cnibtae  Gen. 
2132;  vorlde  and  heofona  Dan.  427;  vomum  and  he&pmii  Jud. 
163-,  vordum  and  daedum  Gen.  440.  2350,  Cri.  1868.  1583, 
Eadv.  33,  An.  596,  Qöth.  591,  Hy.  7,23,  Met  16,23;  vöf  and 
beäf  Gen.  923.  Oätb.  1020;  vuldor  and  ])anc  EL  893;  ruldor 
and  lol  Hy.  9,1;  Jwnc  and  lof  Cri,  612,  An.  1453,  Hy.  7,58; 
|>egniim  and  gesiddum  Gen.  1908;  ^gna  and  eorla  Met  25,8; 
IkAv  and  visan  Hy.  7,22;  ge^yld  and  gemynd  Hy.  8,22;  {»ystro 
and  baeto  (jen.  389.  — 

Adjectiva. 
adele  and  rice  Ps.  C.  1;  betere  and  vyrse  Hy.  7,92;  beorbtra 
and  ecynra  Pan.  26;  beorbte  and  lide  An.  869  vgl.  Cri.  878; 
beorhte  and  leöbte  El.  92;  claene  and  milde  Eadv.  23;  crycum 
and  daedum  Hy.  7,117;  dim  and  ^yetre  Gen.  478;  ealde  ge 
geonge  Jud.  166,  Met.  26,86,  umgekehrt  Gen.  2452.  B.  72,  ge- 
steigert yldra  odde  gingra  El.  159;  egesllc  and  grinüic  Cri.  919; 
iah  and  yrre  Gen.  1860;  fäger  and  vurAUc  Hy.  7,40;  feger  and 
eciene  Met.  29,25;  forht  and  äcol  Gen.  1955;  frommaet  and 
evldost  Rät.  81,23;  grimme  and  säre  Gen.  1275,  umgekehrt 
Gen.  2415;  gleAv  and  ecearp  Hö.  76;  gödee  and  yfelee  Gen.  465. 
Dom.  43.  107.  Vid.  51,  Fä.  45,  Sal.  362,  umgekehrt  Gen.  480; 


hiX  and  cedd  Dan.  377,. Döm.  106,  Sät,  133;  faatone  be  tteo» 
Jod.  284;  he&h  and  briUl  B.  8158;  beih  ood  mMi«  Hy.  7,39; 
heud«  aod  ein  Gen.  998;  heard  and  ste&p  Oen.  2569;  hefig 
and  ^^Btra  Met  80,266;  htt  and  deöl  Sat  707;  Ud  and  tm- 
Teord  Met  16,6;  leodoUc  and  gietUo  Au.  1630;  leöht  and  soSoe 
Om.  266;  leohtre  and  berbtre  Met.  28,88;  leohtna  and  beSg- 
nee  Met  28,26 — 29;  litlum  and  micltun  Met.  86,36,  omgekriurt 
Met  82,47;  m&ia  ...  and  streDgrs  EUt  41,98;  m&ia  and  fiMtba 
Rftt  41,105;  maest  and  srldoBt  Met  28,31;  mibtig  and  spMig 
Ereoz  161;  müde  and  blUto  El.  1317,  Pa.  C.  78;  nires  oOOe 
ealdea  KL  4;  ra^de  and  sAie  RU.  18,8;  rftde  and  meahtig  CtL 
1628;  rice  and  heAoe  Rftt  33,13,  89,8;  edr  and  beoriit  Met 
30,9;  8c?ne  and  fixere  Gen.  1258:  atld  and  heard  RSt  46,8; 
Strang  and  rode  G«n.  1373,  Gfkth.  1113;  svttra  and  vlitigri 
Pb.  132;  vaet  and  ceald  Met  30,77.  90;  vearm  and  ceald  Met. 
20,80;  vlitig  and  maere  Met  24,43;  vloncum  and  heAnom  Fan. 
43,  Met.  17,6;  vlanc  and  «ce  Hy.  10,48;  yfele  and  hefiga 
Pb.  54,3.  — 

Verba  (und  Participia). 
blican  and  sänan  Met.  22,35;  cväUan  and  bäman  Hy.  7,105; 
credsd  and  sü^sd  Cri.  383;  creöpad  and  snicced  Met  81,6; 
drffed  and  ]niBced  El.  358;  ealdad  and  seorad  S«^  89:  giered 
and  di^ed  Met  39,60;  hafad  and  scevad  Hy.  2,7.  12;  bäht  and 
valdest  Hy.  3,5;  hätad  aod  secgad  Cri.  279;  bealdad  and  fieo- 
Aiad  Hy.  9,27;  hd^ad  and  lofiad  Hö.  123,  El.  468,  H7.  7,116} 
brest  and  fealurad  Met.  11,58;  neniuad  and  cegead  E!dg.  7; 
reötad  and  betraft  Cri.  1330;  s^an  .  .  .  and  credan  Met  84,18; 
sceppend  and  receend  Met  4,30;  sceöpe  and  rorbteat  Hy.  20,8; 
aingad  and  biddad  Hy.  7,50;  sie  odde  ])ince  Met.  16,16;  äüb 
and  fylde  Gen.  2071;  styrest  and  tihtest  Met.  20,178;  9tyrmd(f 
and  gylede  Jud.  25;  väat  and  canjit  Gen.  916,  An.  1284;  •ngoä 


289 

and  laeddon  Jud.  326;  vilt  odde  möet  Met  24,56;  vinnad  and 
svincad  Met.  4,56;  vunad  and  vixad  Hy.  9,41;  {>rungon  and 
umon  Jud.  164;  yrmde  and  cvelmde  Met.  9,47.  — 

Adverbia. 

aer  ne  siddan  CiL  89.  894.  1053,  B.  2500,  Jul.  496.  548, 
Güth.  341.  1091,  El.  527;  umgekehrt  eid  and  aer  Gen.  2934, 
Cri.  602,  1068,  Men.  200,  Jul.  710,  El.  240.  975;  eistan  and 
vestan  Cri.  886,  Ph.  325;  feör  odde  nedh  Gen.  1029.  1047,  Ex. 
1,  Ph.  192,  326,  Wand.  26,  B.  39.  1221,  2870,  An.  638,  Jul. 
835,  Cri.  890,  umgekehrt  neän  and  feorran  Gen.  225,  Ex.  381, 
B.  1174.  2317,  An.  542,  Met.  9,2;  hlüde  and  geomre  Sat.  340; 
iu  and  nü  An.  489;  niodoveard  and  ufeveard  Ph.  299;  nordan 
and  eästan  Met  4,28.  6,12.  12,15.  13,59;  nordan  and  südan 
SaL  259,  umgekehrt  Gen.  807,  1988,  Dan.  52,  Cri.  885.  Ph. 
324,  406,  Vid.  138.  B.  858,  Met  10,24,  Rät  10,12  u.  ö.;  oft 
and  gelöme  Met  30,5.  7,  SaL  375,  Rät.  32,11;  ör  ne  före 
Gren.  1006;  Bvide  and  vitodlice  Hö.  30;  üfan  and  neodone 
Gen.  375,  Met  20,141;  sume  up  eume  nider  Cri.  960;  vest 
and  nord  (Jen.  276.  — 

Die  Beispiele  finden  sich  besonders  häufig  in  späten  Gredich- 
ten,  namentlich  in  Uebersetzungsstücken  wie  Met.  und  Hy., 
während  in  den  Ps.  Zwillingsformeln  überhaupt  nicht  häufig 
sind.  Sehr  viele  verdanken  denn  auch  nur  der  Uebersetzung 
ihre  Existenz,  so  z.  B.  egsa  and  fyrhto  Ps.  54,5;  fäder  and 
mdder  Gen.  194  u.  ö.  gär  and  scild  Ps.  34,2;  leöht  vid  {>e6strum 
Gren.  127  u.  a. 

Wie  damit  schon  angedeutet  ist,  treten  wir  hier  in  eine 
ganz  neue  Sphäre.  Die  reimlosen  Zwillingsformeln  sind  ags. 
nicht  (wie  altn.)  mit  den  stabreimenden  gleichartig,  sondern 
stehen  überwiegend  als  christlich  und  gelehrt  den  heidnisch- 
volksthümlichen  entgegen.     Die  grösste  Zahl  ist  antithetisch  und 

Meyer,  AUgermanifoh«  Poesie.  19 


S90 

iwat  bandelt  es  sich  meist  am  Qegensifiw  der  chiiBÜichen 
Mond,  nicht  nwbr  um  BOl<die  dez  heidniBchen  Welterfahnmg. 
Vor  allem  sind  es  die  combinirten  Gegensätse  >gat  imd  bfiie« 
und  >Smmel  und  Häle«,  die  in  zahlreichen  Variationen  wieder 
kehren,  gerade  wie  wii  sie  HSD.  JQCX  and  an  eo  viel  ande- 
ren Stellen  ausgetOhrt  trefieo.  Es  wftt«  leicht,  die  grOsste  Zahl 
der  vorliegenden  Wortpaare  aof  diese  beiden  GrondtTpan,  ^eich- 
sam  auf  ihre  Runen,  sorÜckxufBhren.  Aber  die  neue  Wdtan- 
echaatmg  prägt  nicht  nnr  diese  nenen  Formeln,  sondern  ne 
drückt  ihren  Stempel  zuweilen  anch  auf  alte.  Wir  erwUmtm 
gchon  das  beste  Beispiel:  aus  der  oralten  Formal  'eorAft  aad 
Qpheofoni  wird  >eorde  and  heofon«  und  noch  viel  hftuflgsr  »heo- 
ton  and  eorde*  —  ein  G^ensatz,  der  sieb  selbst  in  den  geringen 
Fragmenten  des  Weesobr.  Gebets  (V.  3  ero  noh  ftfh'niil,  V.  9 
bimil  enti  erda)  analog  wiederholt;  ebenso  in  Anfang  and  Ende 
des  Zauberaegens  g^n  Landverbeemng  (eonle  .  .  aad  upheolon 
I  28  heofOD  .  .  and  e6r|>an  75—76).  —  Wohl  nur  wn  Zufall  . 
ist  68,  dasB  ähnlich  für  das  natürliche  meiLn  and  feorran*  ■feoi 
and  neäh«  häufiger  wird.  Ueberhaupt  aber  sind  die  verhältniss- 
masaig  sehr  zahlreichen  Adverbia  zu  bemerken,  anter  denen 
besonders  die  Bezeichnungen  der  Hinunelsrichtungen  meist 
fremden  Ursprungs  sind  (doch  vgl.  J.  Grimm  Gesch.  d.  d. 
Spr.  S.  310).  — 

Eine  eingehende  Vergleichung  der  alliterirenden  und  reim- 
losen ZwiUingsformebi  müsete  manches  ergeben.  — 

Althochdeutsch. 
Substantiva. 

bimil  enti  erda  Weea.  G.  9;  Up  äno  t6d,  hobt  äno  finstri 
Ifusp.  14;  vair  enti  luft  Muap.  59;  aumaro  enti  wintro  Hild.  50; 
aolf  Ode  deob  MSD.  IV  3,1.  — 


.  -*«-I-. 


291 

Adjectiva. 

alt§  joh  fr6t^  Hüd.  16.  töten  enti  quekkhto  Musp.  86.  — 
Fast  durchweg  auch  age.  zu  belegen.  — 

C.    Endreimende  Zwillingeformeln. 

Altnordisch. 

Subetantiva. 

Bogn  eda  |)ggn  Sgdr.  20,4;  tjQldum  ok  BkjQldum  Sig.  ek. 
66,2;  Töpi  ok  Opi  Sk.  29,1.  Ueber  reimende  Namengruppen 
im  Allgemeinen  wie  Vgl.  16,1.  18,5  u.  ö.,  besonders  in  Qrim.: 
27,1.  27,10.  28,6  und  9.  29,1.  34,4.  36,1  u.  s.  w.,  vgl.  den 
folgenden  Paragraphen.  — 

Adjectiva. 
öviltar  ok  ospiltar  Sgdr.  19,6 — 6.  — 

Verba. 

hvetid  mlk  eda  letid  mik  Br.  14,5;  snapir  ok  gnapir  Häv. 
62.1.  — 

Die  Stellen  in  Sk.  und  Sgdr.  stehen  bei  der  Anwendung 
Ton  Runen,  die  anderen  haben  ebenfalls  pathetischen  Charakter. 
Wie  selten  solche  Formeln  altn.  vorkommen,  ist  ersichtlich.  — 

Angelsächsisch. 

Vgl  Kluge  P.  B.  9,422  1  (bei  Hofimann  S.  73  f.  sind  die 
Fälle  nur  aus  der  Prosaliteratur  gesammelt). 

Substantiva. 

äuht  odde  nauht  Met  20,42 ;  bordum  and  ordum  £1.  235 

Tgl.  1187,  umgekehrt  An.  1207;  ceorlum  and  eorlum  Men.  31; 

dxxgape  and  geogo|)e  Andr.  152,  B.  160.  622.  1675;  freönd  odde 

19* 


292 

feänd  Gea.  2811,  Met.  25,16,  vgL  B.  1864;  glsÄm  and  dze&m 
Geo.  12;  grund  and  annd  An.  748;  hond  and  rond  B.  655, 
An.  412,  umgekehrt  An.  9;  Ur  and  är  GAth.  592;  sael  and 
mael  B.  1008.  1611 1  vaedum  and  daedum  Vy.  90;  Tordom  and 
bordum  El.  24.  — 

Vgl.  auch  Tid  vyrmgeblaed,  vid  vaetargeblaed,  vid  {mmge- 
blaed,  vid  |)7Bgeblaed,  vid  Tsgeblaed  vid  attorgeblaed  Zaab. 
4,52 — &3,  wo  der  rührende  Reim  die  AlliteratioD  tot  madit, 
ebs.  vordsige  and  voicsige  Zaub.  8,7.  — 

Eigennamen  reimen  age.  selten  (Kluge  aao.  S.  426).  — 

Adjectiva. 
cüd  and  uncdd  Met.  31.6i  frödne  and  gödne  Vid.  114,  B. 
279,  El.  637;    laenne  and  saenne  Met.  26,106;    sät  and  srär 
Cri.  1412;    aödra  and  gödra   Rät.  27,22;    steäpes  and  gedpes 
Gen.  2556,  Gn.  C.  23,  Sal.  413. 

Substantiv  mit  Adjectiv. 
freöra  Euid  [>eövna  Gen.  2753? 

Verba. 
blöved  and  gtöved  Met.  20,99,  Rät.  35,8,  Ps.  64,11;  feiede 
and  nerede  Gen.  1397;  healdend  and  vealdend  An.  225,  B&t 
41,5.  23,  ebs.  bealdeat  and  vealdest  B.  122,1,  umgekehrt  vealded 
and  healded  Ps.  75,9;  hlynede  and  dynede  Jud.  23;  Laedad  and 
födad  Gen.  1298;  ne  foretolen  ne  Eorholen  Zaub.  5,  6,1;  verede 
and  ferede  Ps.  77,42;  vöced  and  vreced  Dan.  577;  vrenced  and 
blenced  Möd.  33;  vrigad  and  higad  Met.  13,65.  — 

Adverbia, 
aume  hyder  sume  {)yder  EI.  548,    ebenso    hider  ne  Jtwfcr 
Met.  20,164;  jü  and  nü  Andr.  489;    aide  and  vide  Gen.   118. 
1655,  Ph.  467,  El.  277,  umgekehrt  Gen.  10,  Ei.  427,  Sat.  699, 


293 

Crä.  394,  An.  1639,  Güth.  854,  Hym.  1,7,  Kreuz  81,  Pß.  56,6. 
13 ;  vldum  and  sidmn  Pß.  77,20.  — 

Hier  überwi^en  sogar  die  Adverbia,  nach  der  Zahl  der 
Fälle  gerechnet,  was  freilich  die  eine  vierzehnioal  belegte  Formel 
bewirkt.  Kein  einziges  dieser  Begrifispaare  liegt  christlichem 
EinfluBS  voraus,  einzig  fröd  and  göd  Vid.  114,  B.  279  '  aus- 
genommen. —  Selten  kommen  reimende  Zwillingsformeln  nur 
einmal  vor,  dagegen  mehrere  auch  in  umgekehrter  Stellmig,  was 
besonders  feste  Verknüpfung  andeutet.  —  Eine  b^rifOiche  Eigen- 
heit der  reimenden  Wortpaare  den  übrigen  gegenüber  vermag 
ich  (gegen  Waekemagel  s.  o.)  nicht  zu  erkennen.  Hofimann 
(aao.  S.  27)  hält  sie  für  besonders  volksihümlich.  — 

Althochdeutsch. 

Nur  enteo  ni  uuenteo  Wess.  G.  5 ;  allenfalls  wäre  noch  das 
adv.  6star  enti  uuestar  MSD.  VIII  2  hierherzuziehen.  — 

Diejenigen  (nur  ags.)  Fälle,  in  denen  Reim  und  Allitera- 
tion innerhalb  der  Zwillingsformel  sich  kreuzen,  wurden  schon 
S.  278  angeführt.  Dasselbe  innerhalb  des  einfachen  Wortpaars 
bietet  die  Verbindung  freönd  odöe  feönd,  die  wir  ja  noch  be- 
sitzen, und  das  Adjectivpaar  sar  and  svar.  Ags.  Fälle  kommen 
noch  bis  zum  rührenden  Reim:  &uht  oASe  näuht.  cüd  and 
uncüd.  Diese  Formeln  entsprechen  auf  das  Genaueste  den 
oben  S.  250  angezogenen  indischen  Dvandvacompositis  wie 
pathyäpathya,  nur  dass  die  Composition  germ.  nur  eine  syn- 
taktische ist  statt  der  grammatischen  im  Indischen.  — 

Uebersehen  wir  nun  zum  Schluss  die  gesammte  Masse  der 
Zwillingsformeln,  so  lässt  eine  einheitliche  Entwicklung  sich  nicht 
verkennen,  aus  der  nur  ein  Theil  der  ags.  Fälle,  doch  auch 
dieser  nicht  gänzlich,  ausscheidet.  Die  Zwillingsformel  steht  zu- 
nächst auf  dem  Parallelverspaar;  sie  ist  der  Extrakt  des  letzteren 
und  ihr  starker  Bedarf  liegt  in  dem  Stollenpaar  des  ersten  Halb- 


294 

verseB.  Die  allgemeine  Tendenz  der  AUiterationspoegie  zur  AsBO- 
naoz  unterwiift  allmählich  diese  typiachen  ReimwSrter  einer 
weiteren  Verarbeitung.  Ueber  die  allmähliche  Ausdehnung  det 
AfiBonanz  in  der  altn.  Poesie  bis  zu  ihrer  mächtigen  Stellang  in 
der  Skaldendichtung,  über  den  umfang  der  Assonanz  überhaupt 
in  der  as.  und  ags.  Poesie  ist  noch  nirgends  umfassend  gehan- 
delt worden  (Poestioa  L'aasooance  dans  la  potoie  aorraine  ist 
unbrauchbar).  Aber  die  Geschichte  der  Zwillingsformeln,  das 
sunehmende  BedUrfnisB  nach  Angleichung  in  reimender  wie  reim- 
loser Paarung  dürfte  dafür  eine  geeignete  Grundlage  bieteo. 
Aus  der  ABBOoaax  wächst  schliesslich  dans  auch  hier  wie  sonst 
(vgl  z.  B.  Schipper  AltengL  Metrik  S.  36,  Kelle  Ottrid  I  89) 
der  Reim  heraus,  ohne  doch  innerhalb  der  stabreimenden  G«- 
dichte  zu  grosser  Bedeutui^  zu  gelangen. 

Wie  nun  aber  schon  in  dieser  Sorge,  die  auf  die  Form  der 
S3nionymenpaare  gewandt  wird,  eine  gröesere  Wichtigkeit  der 
anfänglich  nur  bequemlichkeitsbalber  benutzten  Figur  sich  offen- 
bart, so  wächst  mehr  und  mehr  die  Zwillingsformel  zu  elAem 
selbstetändigen  Kunstmittel.  Die  ags.  Poesie  ze^  sie  auf  der 
Höhe  ihrer  Entwickelung.  Wie  der  Reim  selbst  hat  auch  sie 
sich  vom  Halbvers  über  den  Vers  ausgedehnt  und  beherrscht  . 
an  SteUen  wie  Ex.  440 — 41,  Seel.  110—12  gar  Verapaare. 
So  bietet  sie  ein  interessantes  Gegenstück  zu  jener  älteren  Form 
der  Wortwiederholung,  die  von  bedeutungsvoller,  ja  maasa- 
gebender  Stellung  im  Gedicht  heruntersinkt  und  gerade  wieder 
ags.  ais  unte^ieordnete  Hilfs&gur  ihren  bescheidenen  Platz 
ausfüllt. 

Der  massenhafte  Consum  von  Zwillingsformeln  läset  die 
ags.  Poesie  dann  auch  bereitwillig  den  Produkten  des  eigeaen 
Bodens  solche  von  fremdem  Ursprung  zugesellen.  Sie  importiit 
aus  der  christlichen  Dogmatik  und  besonders  der  Predigten  die 
wichtigsten  und  geläufigsten  BegriSspaare,    um  aus  ihnen  fort- 


Iluend  neue  Zwillingsformelii  man  kann  wohl  sagen  xu  fabri- 
■•D.  Diesen  Fabrikaten  aue  fremdem  Stoff  auch  nur  inländifiche 
Sbxq  zu  geben,  iaUi  ihr  selten  ein.  Im  G^entheil  wiikt  das 
^bicpiel  der  neuen  Figuren  auf  die  alten.  Die  ahd.  Poesie 
^■ht  hier  wie  ratäet  auf  dem  W^  von  der  altn.  Stufe  zur  ags. 
*r  letzteren  doch  schon  bedeutend  näher,  die  as.  fast  völlig 
«■l>ai  der  ags.  Höchst  merkwürdig  ist,  dass  sAgar  die  geringen 
*kagmeQte,  die  im  'Wessobnmner  Gebet  oompilirt  und,  die 
SwilHngsformeln  in  verschiedenen  Phasen  ihrer  Entwidielung 
wlg^i ;  in  dem  heidnischen  Stück  heiset  es  noch  ero  noh  üfhi- 
aoil,  in  dem  christlichen  himil  enti  erda.  Für  den  Stabreim 
•t  die  Reimlosigkeit  eingetreten  —  und  statt  der  Erde  steht 
xan  der  Himmel  voran.  Schon  dies  ist  ein  Aigument  g^en 
Jen  von  Wackemagel  (noch  L.  G.  24,9)  behaupteten  christ^cheo 
Charakter  des  ganzen  Stücks.  — 

Geht  man  auf  das  Einzelne  näher  ein,  so  wird  die  Ge- 
schiebte  der  Zwillingsformeln  für  Kritik  und  Chronologie  der 
Gedichte  öfters  eine  Handhabe  bieten  können.  Um  dieselbe 
iiueerlicb  zu  ekizziren,  mtisste  von  einer  ungefähren  zeitlichen 
Uebersicht  der  wichtager^i  Beispiele  ausgegangen  und  nament- 
lich die  gemeingermaniscben  li^e  denen  der  einzelnen  Sprachen 
fsgenüber  auch  hier  wieder  abgegrenzt  werden.  Einzelne  hegen 
■noh  schon  der  Sprachtrennung  voraus,  so  Himmel  und  Erde 
(t|^  0.x  Mann  und  Weib,  Gold  und  Silber,  jung  und  alt  u.  a.  m. 
—  In  dankenswertbester  Weise  hat  Hoffroann  (aao.  S.  19  I.) 
den  Versuch  einer  solchen  allgemeinen  Uebersicht  gemacht;  nur 
behandelt  er  leider  bloss  die  aUiterirenden  Zwillingsformeln 
vollständig.  — 

Wir  haben  endlich  noch  von  einer  Formelklasse  zu  sprechen, 
kröche  die  Concentration  der  Worte  ebensowohl  als  die  Reim- 
t  der  ftge.  Dichter  aui  der  höchsten  Spitze   zeigt.     Wie  der 

Itjlffwsr  Parallelverse  in  ein  Wortpaar   gepresst   wird,    so 


wild  das  Wortpaar  tu  ednem  Compositam  nuaminengedrfickt, 
und  wenn  diew  compiinürte  ZTüIingsformel  nun  onganan  oder 
genau  reimt,  entsteht  ein  Schlagreim:  vordhord.  Auf  diese  ags. 
Reimcompoeita  hat  zuerst  Kluge  (P.  B.  9,422)  anfmerksam 
gemacht  (was  ich  Anz.  f.  d.  Alt.  13,136  übersehen  habe);  seine 
Sammlung  hat  Hoffmann  (aao.  S.  81  f.)  Terrollstäadigt  und  be- 
sprochen. Ich  habe  den  bdden  lehrreichen  Auseinandersetran- 
gen  nichts  hinzuzufügen,  als  dasa  ich  nochmals,  betone,  wie 
dieee  Bildungen  von  neuem  für  die  »Modernität«  der  aga.  Poesie 
zdgen.  Sie  haben  innerhalb  der  altgenn.  Poesie  höchstens 
vereinzelte  Gegenstäcke  (hridgrid  Gud.  bv.  18,4),  ausser  m 
Bogen,  jüwezui^n  wie  holterdipolter  u.  dgl. ;  dagegen  kommen 
sie  in  den  romanischen  Sprachen  vor  (C.  Michaelis  Romanische 
Wortschöpfung,  S.  27  Anm.).  — 

g  13.  Wortspielerei. 
Bei  jeder  Form  der  Wortwiederholung  wird  schon  mit  dem 
Worte  gespielt.  Nur  moss  man  dies  Wort  »spielen*  selbst 
nicht  m  dem  Sinn  gesuchter  Verschiebung  oder  gar  leicht- 
fertiger Zweideutigkeit  nehmen,  sondern  das  Spiel  so  auffassen, 
wie  es  mancher  poetischen  Gattung  (z.  B.  dem  Leich)  den 
Namen  gab:  als  ernste,  feierliche  Bewegung.  Ein  Shakespeari- 
Bcher  Clown  jagte  freilich  noch  nicht  Worte  und  Bedeutungen 
durcheinander,  noch  hetzte  ein  Bückert  ein  und  dasselbe  Wort 
durch  alle  Formen  und  Verwendui^en  hindurch ;  aber  dennoch 
ist  für  keine  Stufe  der  dichterischen  Behandlung  der  Sprache 
das  Wortspiel  im  weitesten  Sinn  ao  bedeutsam  wie  für  die 
älteste.  Doch  kann  ich  hier  auf  die  Bedeutung  der  etymolo- 
gischen Versuche  jener  Zeiten  sowohl  für  die  Mythologie  (vgl, 
Max  Müller  Essays  II  60  f.)  wie  für  die  Geschichte  des  specu- 
lativen  Denkens  überhaupt  (vgl.  Geiger  Ursprung  und  Ent- 
Wickelung  der  menschl.  Sprache  und  Vernunft  I  118  und  bes. 


297 

401  f.)  oatürlicb  nicht  eingehen  —  wozu  auch  medne  Kenntnüse 
keineswegs  aosracheD  würden  ' —  und  kann  daher  nicht  zeigen, 
wie  nacherechafiende  Poesie  so  gat  wie  erfindende  eich  an  das 
Wort  klammert.  Auch  jene  fehlenden  Arbeiten  über  die  alt- 
gernumiache  Asaonanz  Boll  hier  nicht  nachgeliefert  werden, 
sondern  nur  Fälle  eigentlichen  WortapielB.  Einzelne  mussten 
ja  schon  oben  angeführt  werden.  Die  flectirte  Wortwiederholung 
fällt  völlig  unter  die  Rubrik  der  Annominatio,  die  varürte 
WortwiederholuYg  bei  Angleichong  ihrer  Theile  oft  genug  unter 
die  der  Paronomaeie.  Wortspiele  der  interesBantesten  Art  ver- 
bergen die  tautologifichen  Epitheta  wie  etwa  »die  breite  Erde« 
oder  »das  strahlende  Gold*.  Wortspiele  stecken  in  der  Wort- 
aufnahme der  eddischen  Dialoge,  in  der  Namengebung  aller  alt- 
epischen  Poeeie  und  an  den  verschiedensten  Orten  innerhalb 
der  alten  Ueberlieferongen.  Wir  haben  aus  solchem  Reichthum 
nur  die  augenlälügsten  Belege  auszuheben.  Und  doch  habe  ich 
nicht  gefunden,  dass  auf  diese  Seite  des  poetischen  Wort- 
gebrauche  trotz  ihrer  fundamentalen  Bedeutung  in  den  Besprechun- 
gen altgermaniscber  Poesie  ii^^dwo  eing^^gen  wire.  — 

Wortspiele  in  modernem  Sinn,*  doppelsinnigen  Ausdruck 
glaubt  Kiedner  (Zs.  83,31)  in  der  Velundarkvifia  zu  finden. 
Ein  Wortspiel  mit  gl  und  oll  enthalt  vielleicht  die  Schluse- 
strophe  der  Oe^sdrecka.  —  Eine  et^'mologische  Spielerei  ist 
Konr  imgr  in  Big.  (vgL  Holtzmann  Edda  273,44.)'  — 

Wir  beschränken  uns  nur  auf  das  formelle  Wortspiel,  auf 
solche  Fülle  demnach,  in  denen  ähnlich  klingende  Wortiormen 
in  auffallender  Weise  veigesellecbaftet  werden.  Beruht  der  ähn- 
liche Klang  auf  Verwandtschaft  oder  Gleichheit  dee  Stammes, 
so  haben  wir  Adnominatio;  bei  verschiedenem  Stamm  and 
also  rein  äneeerlichem  Glmchklang  verhalten  P&ronomasie  und 
Reim  sich  zu  einander  wie  sonst  Stab-  und  Endreim:  jener 
ist   auf   den  Stamm    gegründet,    dieser   vorzugsweise   auf   die 


Flexion.     Wir  werden   oIao   diese   drei  Gruppen   za  scheiden 
haben.  — 

Uialte  Beispiele  solcher  Wortspielerei  hat  Ka^  (Rigreds 
Änm.  83  f.)  gesammelt;  für  Deutungen  von  Elgeonamen  habe 
ich  unten  einige  Literatur  zusammengestellt.  —  Ffir  die  toidb- 
nischen  Analogien  verweise  ich  wieder  auf  LetfEholdt  Etymo- 
logische f^guren  im  Romamscben  (Adnominatio  S.  8  f.  Etymo- 
logische Figuren  im  engeren  Sinne  3. 37 1.  Tantologie  S.  60  f.  Pleo- 
nasmus S.  90).  —  Specialsammlongen  aoa  der  altgerm.  Literator 
sind  mir  ausser  Janssens  Zusammenstellung  über  ifflangfigcnn* 
bei  Cynevnlf  (Zur  Synonymik  und  Poetik  CynevuUs  8.  67  t), 
nicht  bekannt.  —  Vgl.  auch  Regel  über  das  innere  Objekt  bei 
Layamon  Germ.  Studien  I  173. 

A.    Adnominatio. 

^aer  Igg  iQgdtu  Vgl.  23,9;  var  ek  snivin  snjöri  V^.  5,5; 
ok  hefir  sä  bgm  of  borit  Lok.  33,6;  ok  snapvist  snapir  Lok.  44,3; 
'Asa{>6r  hugda  ek  aldrigi  mundu  glepja  farhirdi  tarar  {Anden 
nach  den  Hsb.  fehirdi]  Härb.  52;  {)ik  mom  momi  Sk.  31,4; 
Sii  sifjadan  HyndL  43,7;  firidju  mennakir  menn  Gr.  31,6;  dvist 
er  at  vita  Hat.  1,5.  38,4;  Fit.  24,1;  sä  er  vitandi  er  vite  H4t. 
18,6;  rid  mun  ek  {ler  nü  räda  Härb.  53,1;  ]>at  kann  ek  galdr 
at  gala  HäT.  150,6;  mmidu  vist  vita  Grip.  25,5;  svefn  |>d  ai 
seEr  Grip.  29,5;  gjafar  ^ä  gaft,  gaftattu  Äetgjafar  Reg.  7,1; 
Btöd  h6u  und  atod  Gud.  27,1;  {id  var  vig  vegit  Odd.  17.1; 
lekum  leik  margan  Atlm.  69.3. 

on  {line  vlite  vlltan  Gen.  1825;  vyrd  väs  gevorden  Dan. 
653;  be  naman  nemnan  Jud.  81;  avä  teöhtne  leöman  Sat.  469; 
|)ät  le6hte  leoht  Cri.  592 ;  leöma  leohtade  Cri.  234;  gevit 
vitgan  Cri.  1193;  on  hyge  hycge  Bo.  10;  dögora  dägrim  B. 
823;  nyde  genyded  B,  10O5;  (vigan  vighearde  Byrht.  75); 
vigan  tö  vige   Byrht.  235;    via  on   gevitte   An.  470.  682;    vis- 


domee  gevitt  EL  1191;  ]nB  galder  ongakn  Z&ub.  6,17;  eyge- 
gealdor  ic  begale  Zaab.  8,6:  |)ät  ic  gr6fe  gräi  Reim.  7X;  gyfed 
gj-fe  Pb.  83,12;  of  (OaeneBse  claene  Pb.  88,37,  vgl.  117,18;  ceö- 
se  mid  geoorentiia  Pb.  106,5;  ic  hie  TiUan  vylle  .  .  .  Becean 
Pb.  110,2;  leoma  läre  laergedfile  Fä.  61. 

Ab.  nur  fmma  fremidin  Hei.  2701;  ahd.  want  er  —  wun- 
taue  bougä  Hild,  33;  haft  heptidun  M6D  IV  1,2.  — 

Fast  nur  pathetieche  Stellen,  so  besonders  V^.  5,5,  Sk. 
31,4  und  die  PBalmeoetellen.  OewiBBe  Verba  mit  ihrem  inneren 
Objekt  haben  den  Löwenantheil;  alte,  und  age.  eine'  Gabe 
geben,  (ebeoeo  3waw  r*  aj-^aä  iiäpa  Hymn.  Hom.  3,462,  dSipov 
idaatv  4,212  u.  dgL),  einen  Zaubei^esang  singen,  einen  Kampf 
kämpfen;  altn.  noch  rathen  und  viseen,  ags.  lencbten  (doch 
dies  mit  stammverwandtem  Subjekt).  —  Für  die  ags.  (und  ahd.) 
Fälle  vgl  Kluge  P.  B.  9,431.  (Fälle,  wo  die  verwandten  Worte 
weiter  auseinandergerückt  sind,  ebd.  S.  932).  — 

B.     Paronomnte. 

Skuld  h*ld  Bküdi  Vgl.  31,5;  ef  ek  ek  .  .  .. .  J)r.  12,9;  h^-i 
vaeri  Baldti  ballir  draumar  Veg.  1,7;  b^ida  1  badmmn  tekit 
Lok.  26,6;  at  ])ü  m^,  e^gr,  n^  eegir  Sklm.  5,3;  manna  glaum 
mani,  manna  nyt  mani  Sk.  34,7 — 8;  verdrat  ise  &  ä  Vaf.  16,6; 
ny  ok  nid  sköpu  nyt  regin  Vai.  25,4;  ^vl  er  \&t  ne  alt  til 
atalt  Vai.  31,6;  h^  annarr  Agnarr  Gr.  1  Saem.;  Andhrimnir 
laetr  1  Eldhrlmni  Laekrimni  sodinn  Gr.  18,1;  \mi.i  övist  er  at 
vita  bvar  6vinir  Bitja  Häv.  1,5 — 6;  [tees  fugls  fjg^rum  ek  fjo- 
tradr  vark  HÄv.  13,4;  Begja  eeggjum  trk  Lok.  25,3.  60,3  vgl. 
at  ^  mal,  eeggr,  q4  Begir  Sk.  5,3:  |)ä  er  {iil  lest  m^r  ä  bed 
jjinn  bodit  Lok.  52,3;  eda  verlaus  vera  Sk.  31,3;  i  höfi  hafa 
Häv.  64,3;  Bjäldan  bantarsteinar  Btanda  brautu  naer  Häv.  72,4; 
hvlta  af  hveiti  K.  80,7;  nü  hefi  ek  hefnt  Mc\'.  28,5;  gl  —  oll 


800 

HyndL  45,1—3;  Atli  ek  heiti,  ataU  skal  ek  ^  ver%  H.  Hi. 
15,1;  ok  kralda  kveldriftor  H.  Hi.  15,6;  ef  f>te  koemit  i  ^vent 
|>vari  H.  HL  18,6;  reisi  —  reyna  H.  Hi.  21,1—2;  leitt  —  leitk 
H.  Hi.  28,9;  Helgi  helatefum  E.  HL  29,3;  svali  alt  1  sal  fo. 
16,3;  maerii  foglar  er  maei  &ttd  Gud.  I  16,7 — 8;  ok  jfifoiT 
gdrum  oedri  venUi  Sig.  sk.  11,9—10;  vitoma  vit  Sg.  Bk.  19,1; 
befir  kuiin  kona  vid  koniu^  3ig.  ak.  54,3^-4;  byrda  vit  i 
borda  fiat  er  |>eii  bfirdusk  Gud.  IX  15,5;  {)&  hygg  ek  B^p 
ekiftu  Atlm.  35,3;  drygda  ek  ^  svi.  drykkja  Atliä.  79,7; 
Btrida  —  atriddit  Hamd.  8,2 — 8;  jarpskgr  Hamd.  1S,3  (vgL 
Holtzmaim  Edda  553,13);  roedid  er  um  r&d  Hamd.  30,5. 

folde  mid  fiMe  Geo.  157;  gode  &fter  gAde  aeoegum  G«n. 
291;  vord  veordian  Gen.  329  vgL  353  u.  ö.;  lädes  gelaede  Gen. 
531;  gyld  ol  golde  Dan.  175,  ebenso  tö  J)im  gyldnan  gylde 
Dan.  204;  tö  |iäm  gebede  gebaedan  Dan.  202 ;  mid  nyde  nydor 
Dan.  493;  |>ät  ^&a  ä  se  rtca  rtean  volde  Dan.  596;  vlde  väde 
Dan.  650,  ebenso  Gäth.  116;  dorn  gedemed  Dan.  655;  nldbeard 

—  nyd  Jud.  273;  mödes  —  miides  Cri.  665,  vgL  Pa.  70,7. 
137,1;  on  eordan  eard  Cri.  772;  le6da  leodocräftas  Cri.  39;  re&d 
rMe  glM  Vy.  46;  mere  gemaere  Seh.  53;  eald  —  eal  Kl,  29; 
sund  vid  sande  B.  213;  ydde  —  on  ydum  S.  421;  vide  sldas 
B.  877;  nyde  genyded  nidda  beama  B.  1005;  rehte  äfter  lihte 
B.  2110;  güdum  —  gödum  B.  2178;  vege:  vaege  B.  2252;  53; 
onfand:  gefandod  B.  2300:  2301;  feohleAs  gefeoht  B.  2441; 
av&t  —  avadu  B.  2946;  flöd  —  flotan  Byrht.  72;  aräsad  fer 
{)y  raeee  Jul.  587;  göd  väö  Güdläc  Güth.  141;  earde  on  eordan  — 
beorg  on  bearve  Güth.  399—400;   ealra  Mla  ful  El.  769;    leof 

—  geledfa  El.  1036  vgl.  1048;  röde  ander  roderom  El.  1235; 
mine  strengde  on  |>e  stränge  gehealde  Ps.  58,9 ;  |>ine  feldas  fylde 
B.  64,2;  hira  tungan  tugon  Pa.  72,7;  mannum  —  manna  Ps. 
77,25.  29;  healded  bealde  111,1;  blaede  la«ded  Ps.  146,9;  leo- 
dum  leod  Met.  4;  vräde  bläved  Met.  7,52;    vid  oder  vind  Met 


301 

11,33;  ]>oime  ])one  —  Met.  24,35;  til  mon  tüee  and  tomes  — 
Gnom.  143;  eadig  —  eade  Sal.  889.  — 

herta  so  gihertid  Hei.  1051a;  ogian  —  ogon  Hei.  1977b. 
—  Ahd.  keine  Beiflpiele.  — 

ffierher  habe  ich  auch  Fille  gestellt,  in  denen  wirkliche 
Stammeeverwandtechaft  verdunkelt  vorliegt  wie  R.  30,7.  —  Er- 
weiterung der  Adnominatio  durch  Paronomaeie  Hiv.  1,5 — 6. 
B.  1005;  Häufung  Gr.  18,1,  Sig.  ek.  54,3,  Gud.  H  15;  in  Pa- 
rallelvereen  Sk.  34,7  und  kunstvoller  Güth.  399 — 400. 

Fälle  aus  Zwillingsformeln  sind  schon  oben  gesanunelt.  — 
Gemeingenn.  acheint  z.  B.  dae  Spiel   mit  fold   imd  flöd: 
EU  Gen.  157  vgl.  HAv.  136,15.  — 

Die  meisten  Fälle  stehen  altn.  in  den  Helgihedem  und 
zwar  namentlich  in  deren  Dialogstücken,  ags.  im  BeovuU,  sowie 
auffallend  viele  im  DanieL  £e  wird  ja  oft  striftig  sein,  ob 
dae  Wortepiel  gewollt  war.  Einzelne  Worte  wie  z.  B.  manna 
legten  cb  so  nahe,  dafis  ee  sich  fast  von  selbst  eindrängte. 
Aber  die  Wortspiele  in  jenen  Scheitstropben  sind  wohl  un- 
zweifelhaft beabsichtigt',  mit  der  Wortaufnahme  zusammen  sind 
sie  das  wichtigste  Element  in  der  ältesten  Technik  des  Dialogs. 
Die  et]anolo^Bchen  Spielereien  mit  den  Namen  Baldr  AtliErpHelgi 
GUtblic  stellen  sich  dorchaus  in  die  Keihe  jener  griechischen 
und  indischen  poetischen  Namendeutungen,  die  L.  Geiger  (aao.) 
besprochen  hat  (vgl.  2.  B.  über  Spiel  mit  dem  Namen  Savitar 
Kaegi  Der  Bj^eda  Anm,  217.  Anders  urtheilt  über  solche 
Etymologien  v.  Willamowitt  Homerische  Forschungen  S.  18). 
Auf  hebräische  »Anspielungen  auf  Namen,  Denkmale  und  Be- 
gebenheiten!, die  ganz  analog  sind,  machte  schon  Herder  auf- 
merksam (Gesch.  der  hehr.  Poesie  W.  S.  12,185).  An  Eigen- 
namen vorzugsweise  heftet  sich  auch  die  spielende  Et^nnologie 
des  Mittelaltere  vgl.  J.  Grimm  Kl.  Sehr.  I  3041.  —  Des- 
gleichen sind  Anspielungen  auf  Namen  die  einzigen  Wortspiele 


d«r  ftltn.  Saga  (vgl.  Heinzel  Beschreibong  der  i8läD.d.  Saga  S.  193 1) 
—  Für  neuere  Zeit  vgL  Jean  Paul  Vorschule  der  Aesthetäk 
W.  18,223  und  Ändresen  Volksetymologie  bes.  S.  145  f.  - 
Andere  Fälle  und  vielleicht  die  meieteD  stehen  zwiachen  beab- 
sichtigten und  nicht  gewollten  Wortspielen  in  der  Mitte;  aie 
werden  ausachliesslich  dem  Verlangen  nach  Afiflonanc  verdankt 
and  gehen  nur  dem  Gleichklang  nach  ohne  Rücksicht  auf  Be- 
deutung. Die  kunstmässig  aosgebildeten  Fonnen  der  e^mo- 
logischen  Figur  u.  dgU  (vgL  Pott  Doppelang  S.  51  f.)  sind  sehr 
selten  (altn.  erfüllt  nur  das  späteste  Beispiel  lekum  leik  maq;an 
deren  Bedingungen),  weil  aie  eben  als  rein  kunatmäamg  erst 
einer  mehr  scbriftmässig  arbeitenden  Zeit  eigen  ist  (ebenso 
romanisch:  vgl.  LeifEhold  aao.  S.  17).  — 

Die  Steigerung  der  Wortaufnahme  zur  »rührenden«  Adiio- 
mination,  der  Wortaufnahme  im  engem  Sinn,  steht  der  Fignr 
der  Anaphora  zu  nah  um  von  uns  nicht  lieber  dort  besprochen 
zu  werden.  — 

C.     Endretm. 

Wie  die  Zwillingeformeln  für  die  Wortgruppen  der  poeti- 
schen Sprache  überhaupt  vorbildlich  sind,  so  trafen  wir  bei 
ihnen  auch  schon  die  Fortbildui^  der  Angleichung  beider 
Theile  bis  zum  Reim.  Ja  die  Grenzen  sind  Süaeig,  und  manche 
Assonanz  kann  grade  so  gut  auch  schon  ein  unreiner  Reim 
genannt  werden.  Aber  hin  und  wieder  war  der  eigentliche 
Endreim  offenbar  erstrebt.  Dies  alles  wiederholt  sich  bei  den 
andern  Beispielen  von  Reimen  innerhalb  der  Alliterationsdich- 
tung: aus  der  Assonanz  hervorgewachsen,  sind  sie  oft  doch 
von  dieser  schon  bewasst  geschieden.  — ^ 

üeber  Reim  im  Allgemeinen  vgi.  z.  B.  Carriere  Poesie 
S.  189  f.  — 

Unter  den  altn.  Belegen   nehmen  Eigennamen  einen    so 


breiten  Raum   ein,   dasB  ich   diese  gesondert  voranestelle.   — 
Vgl  Edwirdi  P.B.  5,571.  — 

Altnordiech. 
a)  Namen. 
Litr  ok  Vitr  Vßl.  15,4;  Fiü  Kili  16,1;  Dori  Ori  18,5; 
Skirfir  Virfir  18,7;  SiS  ok  Vifl,  Saekin  ok  Aekin  Gr.  27,1— 2^ 
^yn  ok  Vin,  pQU  ok  Hgll  ebd.  9—10;  Nonn  ok  HrQim,  Süd 
ok  HrM,  Sylgt  ok  Ylgr  Gr.  28,6—7;  Vfind  ok  Strond  28,9; 
G6inn  ok  Möinn  34,4;  Könnt  ok  Ormt  29,1;  I^ist  and  Mist 
36,1;  [ludr  and  Udr  46,5;  Alfodr  Valfodi  48,3;  Dnunba  and 
Eumba  Big.  13,2;  Bratekeggr  ok  Seggr  24,8;  eii  Haki  F^ 
Fragm.  S.  805,1;  Holkvi :  Folkvi  ebd.  20-21.  — 

b)  Andere  Fälle. 

gnatB:rata  VoL  53,5—6;  balir  allir  Vel.  58,7;  vaknadi : 
saknadi|ir.  1,2:4;  oxa  :  laxa|)r.  24,5 — 6;  Ter  :  bverHym.  3,5 — 6; 
(hruta  :  fiutu  Hym.  24,1  A.);  bari :  stari  Sk.  28,3  :  4;  hgrgmn  : 
hmmmgigum  Vaf.  38,6.  7;  boga:loga  BAv.  84,1 — 2;  bAm  : 
Bkräm  BAv.  133,10—11;  trinn  r  minn  Hyndl.  5,5.  7;  grey  t  ey 
H.  Hi.  13,7—8;  ymr  :  glymr  H.  H.  I  28,1.  2;  aevi :  braevi  H. 
H.  II  17,5.  6;  mantu :  antn  Grip.  45,2.  3;  v^r  r  m*r  Grip.  46,3. 
5;  sriAntsnidu  Er.  4,1 — 2;  aetti  :  knaettä  Big.  8k.  3,7 — 8; 
maetum  &  gaetiim  AÜm.  67,6:  sendofik :  bendosk  Atlm.  85,2 — 3; 
flödi  vollr  blödi  AÜm.  50,6;  Bvirra  sÄra  Gufl.  bv.  11,1.  — 
Rübiender  Reim:  vaerir  :  vaerir  Lok.  54,1 — 2. 

Von  diesen  FäUen  reimen  Vol.  58,7,  AÜm.  50,6  und  67,6 
mid  Gnd.  bv.  11,11  —  letztere  alle  drei  in  jungen  Liedern  — 
Bovie  BänuQÜicbe  Namenpaare  innerhalb  eines  Verses,  |>t.  1,2  : 4, 
Eyndl.  5,5  :  7,  Grip.  46,3  :  5  reimen  überscblagend,  die  andern 
paarig.  Grip.  45,2 — 3  und  AÜm.  85,2 — 3  reimen  die  AnfangB- 
worte  rweier  sich  folgender  Verse.  — 


304 

Unreine  Reime  Bind  oamentlich  in  späteren  Liddam  sehr 
beliebt.  So  z.  B.  berjaak  :  Tentaak  VqL  46,1. 2;  byggja  :  tv^gj« 
Vgl.  65,5^6;  dyggvar  :  byggra  Vgl.  66,5—6;  foma  :  bomar, 
talda  :  manna,  Skjsldonga  t  Skilfii^  :  Odlin^  :  Ylfinga  HyndL 
11,1  :  3,  2:4,  5—8;  'Ottar :  var  HyndL  12,1 :  3;  daodan :  raiubi 
Gud.  n  26,4  :  5;  sali :  allan  :  fallinn  ebd.  6—8;  rifiimi :  knldnin 
35,6 — 8;  UDgi:kunni  Slg.  ak.  3,7:8;  mordi :  gardi  Akv.  33, 
4 — 5;  ganga:|>aDg  at  Atlm.  14,1 — 2;  galga  :  banga  21,1  :  2; 
tveggja  :  vaegja  25,6  :  7;  Ätti :  {xitti  31,1 :  3;  lygi :  hygdi  32,4  :  6; 
urdu:he3ndu  43,1:2;  sveinai:  bennar  59,9  :  10;  ekki :  {lykki 
69.9—10;  henni :  ynni  86,1 :  4;  grata :  bäda  Hamd.  10,6  u.  9.  w. 
Edzardi  (aao.  &79  Anm.  1)  zieht  hierher  auch  sagt^lc :  ^agjA 
im  Refrain  der  Veg.,  und  so  köunte  man  die  FäUe  häufen.  — 
Hamd.  10,6  haben  wir  Schlagreim,  Hyndl.  11,1 — 4  gekreuzte 
Reime,  sonst  meist  gepaarte.  Hyndl.  11  ist  das  Beispiel  einer 
ungenau  durchgereimten  Strophe.  Reime  aua  den  Ätlam&I  hat 
Edzardi  (aao.  573  Anm.  1)  zusammengestellt.  —  Rührender 
Reim  überschlagend  letu  :  letu  Vkv.  9,6  :  8.  — 

Diesen  Proben  entsprechend  steigert  gerade  in  den  apiel- 
mannsmäaeigen  Gedichten  wie  Athn.  am  häufigsten  die  Assonani 
sich  zum  ungenauen  Reim.  —  Die  Namen  reimen  immer  genau 
(Fn^pn.  305,1  die  leichteste  aller  Reimfreiheiten,  a :  d).  — 

Angelsächsisch. 

Bei  den  ags.  Reimen  verlohnt  es  sich  schon,  Schlagreime, 
paarige  und  überschlagende  Reime  zu  trennen.  —  V^  Kluge 
P.  B.  9,432  f.,  wo  auch  die  sänuntlichen  ungenauen  Reime  an- 
geführt sind;  ich  beschränke  mich  auf  genaue  Uebereinstim- 
mungen.  —  Für  Cynewulf  special]  vgl.  ebd.  442f.  — 

a)   Reim  innerhalb  eines  VerBes. 

deorc  gesveorc  Gen.  108;  stöd  göd  Gen.  209;  eöver  feövei 
yü  Gen.  1334;    betreönan   teonan   Gen.  1902;    stide   strengeo. 


305 

Bt3Tnde  eviSe  (klingende  »Pause«)  G«n.  2495;  flöd  blftd  geröd 
Ex.  462;  raed  forS  gaed  Ex.  52S;  grundece&t  geondspreÄt  Cri. 
42;  laerad :  raerad  (klingende  »Pause«)  Cri.  1689;  vrenced  he 
and  blenced,  vom  gejwnced  Möd.  33;  äled  :  bäled  Wal.  22;  sco- 
rene  gedrorene  Ruine  5;  forveorene  geleorene  Ruine  7;  eteAp 
geäp  (vgl.  ZwilHngsformeln)  Ruine  11 ;  veal  eall  Ruine  40;  bord 
ord  Bjrbt.  110;  bäc:läg  Byrht.  276;  neode  e6de  Pb.  76,2; 
bealde  healde  Ps.  118,134;  gefeöh  :  gejwoh  (»Pause«)  Hy.  11,1; . 
stille  on  tille  Met.  20,172;  gescead  smeäA  Met.  20,218;  ävinnan: 
onginnan  Met.  25,69.  —  Gehäuft  Rät.  29,4—5,  vgl.  6.  8.  — 

b)  Reim  innerhalb  eines  Verepaaies  (vgl.  Kluge  aao.  S.  433). 
ämyrred  -.  äfyrred  (eog.    überschlagender  Reim    im  eieren 

Sinn:  Schlusswort  reimt  auf  Anfangewort)  Gen.  378b :  379a; 
sceäf :  re&f  (ebenso)  lÖ64b  :  1565a;  vundemnael :  gebunden  B. 
1531 ;  ord  :  breös&ord  B.  2791a  :  2792b  (ebenso);  äcyrred  :  gemyr- 
red  (ersteB  Wort  des  eines  Versee  mit  dem  zweiten  des  folgen- 
den) Jul.  411a :  412a;  ferion  :  nerion  (erstes  betontes  und  Schluss- 
wort) Zaub.  8,21.  — 

c)  Am  Schluss  zweier  Halbverse  (vgl.  Kluge  aao.  S.  435,  dort 
sind  die  Fälle  aufi  Beöv.  vollständig  gesammelt).  Beabsichtigt 
(wie  die  Inreime  im  Beginn  der  Nibelxmgennot)  sind  gewiss  die 
Inreime  am  Schluss  des  Beövulf  S182— 83  (Kluge  S.  436). 

a)  Die  beiden  Hälften  dnes  Vollverses  reimen. 

hyrde  :  gestyrde  Jud.  60;  neosan  :  ferleösan  Jud.  64;  näs  : 
vas  Jud.  113;  bevunden  :  gebunden  Jud.  115;  gäde  :  äde  Jud. 
123;  leäs  :  geceis  Cri.  36;  ferseon  :  gefeön  Cri.  757;  glaed  i  blaed 
Vy.  68;  sacu :  vracu  Ph.  54;  gevin  :  onsyn  Ph.  fA  (Ph.  15 — 16 
6.  u.  »Zwillingsformeln*)gle&vne;  unhneä\'ne  Vid.l39;  päd:gebäd 
B.  2258;  spelk  :  fela  B.  3029;  madelode  :  haJenode  Byrht.  42. 
309 ;  eorl :  ceorle  Byrht.  132;  stunde  ;  vunde  BjTht.  271;  brödor  : 

UwjmT,  AltgnmuiHli*  PomU.  20 


6der  Byrht.  282;  band :  gecrang  Fata  60i  avm%  :  gecrang  Fate 
72;  g«f^an -.  beran  An.  216;  blMe  :  Ude  As.  869;  Bang:g(aig 
An.  871:  heäp  :  ^nit  An.  872;  drehten  :  hyhte  An.  876;  Tynn  : 
|>rym  An.  889,  ebenso  Jul.  641;  on^pnn :  gerinn  (vgl.  Het. 
25,69)  An.  890;  gesvungen :  gebtmden  An.  1398;  tölocentge- 
brocen  An.  1406;  tteloven  :  ä{)ioTen  An.  1427;  mlnne :  onginne 
An.  1442;  gebäd:töhl&d  An.  1&89;  läomu :  ägon  Güth.  50; 
^eima/Bi :  ectiva/t  Gäth.  M ;  gebrec  :  ge])rec,  bandgesring :  gring 
Sl.  114 — 15;  Taere:naen  EL  171;  a^eäve  :  ge|)reide  EL  321; 
föfi:bäB  El.  1237  n.  s.  f.  bis  1246  and  1248—51;  veordlloe: 
{>icce  ?B.  67,15;  yrre :  oncyire  Pb.  84,4;  möd :  söd  Fs.  84,9; 
handgeveald  :  sealde  Ps.  106,30;  eädmöda  :  göda  Hy.  3,39;  ge- 
reaht:meabt  Met.  11,99;  naerervaere  Met.  20,103;  habbad: 
nabbad  Met  20,195;  stän  :  nin  Met.  21,21;  genge :  lenge  Craom. 
3,121;  gehealden  :  gevealden  ebd.  122;  ferigend  :  aeiigend  SaL 
SO;  veard  :  geard  ebd.  83;  avinged  :  hrii^;ed  ebd.  266;  hlimmed : 
grimmed  Rät.  3,5;  sceotan  i  t>eotan  Rät.  39,4;  gebealdoa :  ge- 
veatdon  Zaub.  8,22.  —  Rührender  Reim  bit« :  bite  Rät.  66,5.  — 
Dazu  kommen  zwei  ganze  Gedichte:  Alfreds  Tod  und  das 
Reimüed,  deren  ungenaue  Reime  uns  veranlasst  haben,  ancb 
in  der  obigen  Sammlung  vereinzelt  solche  mitzunehmen:  lof 
dräf  :  ofslöh  Alired  2;  cömon  :  nämon  ebd;  get :  behät  ebd.  11; 
bereden  :  generedon  Reim.  19;  vaer.biscAr  ebd.  26;  dyre  :  ^re 
ebd.  45;  geväf  :  forgeai  71;  mmed:beymed  73;  geseon  :  gefeön 
87.  Uebrigens  enthalten  beide  Gedichte  neben  dem  CTäBuneim 
noch  andere  Arten  des  Reims:  Schlagreim  gehäuft  Rwul.  13 
Bcrifen  scräd  gläd  ]]urh  gescäd  in  bräd;  äbohch  57,  62 — 66; 
die  Vollverse  reimen  paarig  gebyrede  :  vyrde  Atl.  17  :  18,  die 
Halbverse  überschlagend  veordlice  :  aüdportice  ebd.  18 :  20.  — 
Für  das  Reimüed  ist  h^mder  Einäuss,  nämücb  der  der  altn. 
Skaldenpoesie,  kaum  aazuzweÜeln;  vgl.  auch  Kluge  aao. 
S.  440.  — 


307 

^  Der  zweite  Halbvo«  dnee  VoUversee  reimt  eich  mit  dem 
ereteii  dra  folgenden  VoUverees. 

gre6v  :  blödceöv  B.  1718b  :  19a;  healdan  :  vealdan  B.  2389b 
90a;  beadolic«  :  veätäcen  An.  1120a;  sceal  :  eall  OAth.  343b 
44ft;  dynede  :  clynede  El.  50b  :  61a;  Ähyrde  :  vyrde  B.  119,4b 
5a;  mag  :  däg  Rät  59,3b  :  4a. 

fi  Der  CäBurreim  wird  in  den  folgenden  Vollvers  verlän- 
gert (a  and  b  vereinigt). 

lyre  :  hryre  :  diyre  Gäth.  800a  :  b  :  80la;  volde  :  volde  : 
Bceolde  Met  11,15.  —  Der  letztere  Fall  führt  eu  den  besonders 
in  den    durchgereimten  Stücken    beliebten  Reimhänfungen.  — 

9)  Der  erste  Halbvers  einer  Zeile  reimt  mit  dem  ersten 
des  folgenden  VoUversee  (übetschlagende  Cäsurreime). 

veöld  :  beöld  B.  465a :  66a;  gefeän  :  gefreto  Gäth.  lCffi2a : 
1053a;  nävihte  :  övihte  Ps.  72,17;  yldo :  gel)ylde  Ps.  91,13; 
teqs^ :  -vege  PB.  100,1 ;  inveaidllce  :  det^oe  Met  22,2a  :  8a.  — 

c)  Gin  Halbvers  reimt  mit  dnem  weiter  abstehenden 
Halbveree. 

heöld  :  ve61d  B.  2777b  :  79a;  niht  :  äviht  :  hiht  Fe. 
76,2—3.  — 

d)  Reim  am  Schlnee  der  Vollverse. 

a)  "Dvst  Vollvers  reimt  eich  mit  dem  folgenden  Vollvers 
(überschlagender  Reim). 

gelSce  :  rlce  Sat  307b  :  8b;  slät :  vät  Seef.  IIb  :  12:  bäd  : 
T&d  E.  1882b  :  1883b;  heia  :  fela  B.  2737a  :  2737b;  lät :  fät  Jul. 
573b  :574b;  min:  Irin  Gütb.  1431b  :32b;  ähöfan  i  gröfan  Ps. 
77,58.  —  Rührender  Reim:  cynn  :  frumcynn  ebd.  67.  — 


308 

y?)  Ein  Vollven  reimt  mit  einem  weiter  alwtdunden  VoUveis. 

gemealt :  srealt  B.  1616b  :  1617b;  tieö  :  ble6  El.  147b :  150b 
n.  dgl.  m,  —  »Die  Silben  suchen  sich« :  srä  gvidne  gerorbtne  :  ss. 

hvltne  gevorhtne  Gen.  252b :  264b.  — 

Man  bemerkt  eine  Zunahme  des  Reinu  (vgl.  Schipper,  Alt- 
engl.  Metrik  S.67  f.)  mid  sogar  scbon  Anfänge  von  Reimkünaten, 
wenn  anch  die  schwierigeren  Fälle  wohl  meist  dem  Zuiall  ver- 
dankt werden.  Am  häufigsten  ist,  wie  natürlich,  dar  CSsur- 
reim,  doch  ist  wie  in  den  altn.  Namenieimen  aach  der  Schlag- 
reim nicht  selten;  beide  einigen  sich  zuweilen  cum  Doppelreim, 
der  auch  noch  femer  zu  vier-  und  mehrmaliger  Wiederholung 
desselben  Endreims  geeteigert  wird.  Selten  treten  Reime  ver- 
einzelt auf,  vielmehr  haben  sie  meist  andere  Reime  oder  doch 
starke  Assonanzen  um  sich,  —  Besonders  liebt  CynevuU  den 
Reim  (ten  Brink  aao.  S.  76),  vorab  in  der  Elene.  Den  Schlagreim 
bevorzugt  aeben  der  Cren.  besonders  das  kleine  rührende  Ge- 
dicht «Ruine«,  wie  ihn  in  ähnlicher  sentimentaler  Absicht  das 
einzige  volksthümlich  gewordene  ohd.  Lied,  das  dieser  Spielerei 
nachgiebt,  zeigt:  das  Gedicht  >Auf  den  Bei^n  die  Burgen,  im 
Thale  die  Saalec  von  Leberecht  Dreves.  Schlagieim  mit  Enjam- 
bement nur  vereinzelt  im  Beövuli,  doch  zweimal  in  der  Gen. 
Cäsurreim  gehäuft  an  einer  Stelle  in  der  El.,  durcb  das  ganze 
Gedicht  vertheüt  Im  An.;  Cäsurreim  mit  überlaufender  Con- 
stniction  mehrmals  nur  im  Beovulf  (es  ist  dabei  an  das 
Zeilenbrechen  im  Hei.  zu  denken).  —  Gleicher  Reim  ist  sehr 
selten,  zeigt  dann  aber  keinen  Bedeutungsunterschied  der  gereim- 
ten Worte.  —  Eine  Uebersicht  der  ags.  Entwickelimg  des  End- 
reims giebt  Kluge  aao.  S.  445  f. 

Altsächsisch. 
Die  Reime  des  Hei.   macheu    ausnahmslos    den  Eindruck, 
als  seien  sie  dem  Dichter  ungewollt  entschlüpft.    Beispiele  von 


309 

genaaoi  ReimeD:  mancunnea :  gifrumida  4  (Cäsurreim);  sconiost 
uulitigost  270b  :  271a  (CäfuireLm  mit  Bcjambement);  stnmgoBt 
ctafügoet  370b  :  S7Xa   (ganz  ebeiiBo);  man  :  adalboranan  463b 
464b  (überscblogender  Reim  der  VoUverBe).   Nur  mit  Entstellung 
des  Acceuta  Ueeeen  sieb  weitere  Endreime  wie  betan :  man  76; 
rokf aton  :  tbeonon  108;  Bcoldi   uneroldi  124b  :  126a;  hemdtten- 
dion  :  beritogon  343  (womit  in  den  umgebenden  Vollvereen  gihuili- 
coD  und  giuuieldoQ,    doch   nur  nach    dem  Cott^m.,    aBBomren) 
berausdrücken.      Aasonanzen    z.    B.    sang  :  bebanuuange    414; 
uueroldi :  gistuodi  471  n.  a.  — 


Altbocbdentecb. 

gan&dä  :  galaupa  Wees.  G.  12;  gtantaone  :  pinulsanne: 
gauurchanne  WesB.  G.  16 — 16;  ml:linti  Eßld.  16;  man  giwin- 
nan  Hild.  66;  argAsto :  ÖBtarliuto  68;  uualtan :  acrltan  62b  :  63b; 
Ijntün  :  wnrtun  67;  pidencbanne  :  kispane  Musp.  18b  :  19b; 
kinäda :  sSla  Musp.  18;  rahbönt  uuison  37;  farprnnnan :  pidunn- 
gan,  puase :  uuise  61 — 62;  nueUhba  :  kifnmüta  69b  :  70b;  suona : 
sag^ta  :  engili  :  marbä  :  deotfi.  78 — 80;  suonnan  scal  :  artöllan 
Bcal  (>die  Silben  eachen  sieb*)  85b :  86a;  umpi:menigi  87; 
sprebban :  eekkan  91;  baptbandun :  vigandnn  MSD.  IV  1,4; 
Marti :  hirti  MSD.  IV  3,2.  — 

VgL  Müllenbofi  de  conn.  Wesaof.  S.  5,  MSD.  zu  n  15 
o.  H.  w.  —  Neben  vielen  Cäsurreimen  (zu  denen  nocb  Asso- 
nanzen wie  almahtiico :  gauuorahtöE  Wees.  G.  9;  sagte  :uu6t 
Hild.  12;  giuueitinld  HUd.  18;  mi :  stobdantg  42  kommen) 
finden  wir  ein  paar  Mal  Reim  der  Vollverse,  Musp.  85 — 86; 
Cäsurreim  mit  überlaufender  ConstnictioD,  Wess.  G.  15,  Musp. 
78 — 80  erweiterten  Cäsurreim.  Beabeicbtigt  sind  gewiss  die 
Fälle,  in  d^ien  die  Alliteratdon  feblt,  wie  Hild.  15  und  beson- 
dere    das    Verspaar    Muep.    61 — 62.      Dies    letttere     benibt 


310 

auf  einer  alten  jaxietischeii  Scbodeoformel,  die  aooh  in  Eimndi 
BolandsUed  ateht  (J.  Crrimm  R.  A.  S.  48).  — 

I^j^ends  finden  wir  alao  innerhalb  dei  AEiteiatioQflpoeae 
den  Reim  über  seine  erste  Stufe,  Verwendung  alB  gelegentliche 
Schmuck,  fortgerückt ,  ausser  wieder  in  der  ags.  Poesie.  Wie 
überall  und  wie  natürlich  reimen  die  Worte  zunächst  aus  nSch- 
stet  Nähe,  benachbarte  oder  doch  an  benachbarten  Höhepunkt«! 
stehende;  doch  schon  beginnen  aga.  weiterhin  sich  spinnende 
Reimbeziehmigen  künstlichere  Reimformen  vormbereiten.  Das 
ahd.  steht  wieder  dem  ags.  ganz  nah;  dagegen  die  schmuck- 
lose Stabreimprosa  des  Heliand  entbehrt  auch  dieses  Zierratha 
fast  gänzlich.  — 

Durch  alle  drei  Classen  des  formellen  Wortspiels  nun 
schlingt  eich  hindurch,  die  scholmässigfln  Rubriken  Adnomina- 
tio,  FaroQomasie,  Reim  mit  den  lebensvollsten  Belegen  füllend, 
die  lebendige  Poesie  der  altgerm.  Namengebung.  In  deb 
Namensippen  (Weinhold  Altnord.  Leben  S.  264  f.,  Roeenberg 
Nordboemes  aaudsliv  I  90),  die  ein  poetisches  Abbild  der  wirk- 
Uchen  Sippen  liefern,  wird  die  Verwandtschaft  der  Träger  dieser 
Namen  auf  mannichfaltige  Weise  nachgeahmt.  Der  Stabreim 
herrscht  zwar  vor,  aber  aas  seinen  Massen  heben  sich  kräftig 
die  Familien  heraus,  die  ein  gleiches  Grundwort  verbindet:  so 
eint  die  Siegrune  (Sgdr.  6,1)  die  Völsoi^n.  Ein  Namenpaar 
wie  Sigarr  ok  Siggeirr  (Gud.  n  15,7)  ist  durch  Adnominatio 
eng  verbunden.  Endreim  umschlingt  zahlreiche  Zwergnamen 
u.  dgl.,  die  wir  aufführten,  wie  vereinzelt  wirkliche  Namen  von 
Brüdern  (Gauk  und  Hauk,  Weinhold  S.  269)  und  Über  den 
Stabreim  hinaus  bindet  Ablaut  oder  Paronomasie  Namengruppen 
wie  Bivur  und  Bavur,  Dömald  und  Dömar  (Weinhold  S.  265). 
Enger  als  sonst  stossen  hier  Dichtung  und  Leben  zusammen: 
schon  die  frühesten  historischen  Personen  auf  germanischem 
Boden  finden  wir  zu  solchen  Namer^^ruppen  vereint,  gerade  wie  die 


311 

mythischen  Gebilde  der  frühesten  Ueberlieferungen  (Müllenhofi 
Zs.  7,527,  ygl.  2S,139  u.  s.  w.  Doch  hierauf  naher  einzugehen, 
ist  hier  nicht  der  Ort.  Eine  umfassende  Be^rechung  auch  nur 
allein  der  eddischen  Namen  bleibt  noch  vorzunehmen,  von  jener 
herrlichen  Aufgabe  einer  allgemeinen  Behandlung  der  altgerma- 
nischen Namen  ganz  zu  geschweigen,  die  Müllenhofi  selbst 
leider  nur  angebrochen  hat.  — 

§  14.    Wortaufnahme. 

Dürfen  wir  hier  wieder  an  die  Eigennamen  anknüpfen,  so 
liefern  uns  diese  für  Wortwiederholung  (§  9)  wie  für  Wort- 
aufnahme (§  12)  Analogien;  zwischen  diesen  beiden  Figuren 
selbst  Termittelt  die  oben  besprochene  Figur  der  unterbrochenen 
Wortwiederholung  (Edward  mein  Sohn  Edward  I).  Denn  die  Wort- 
wiederholung, bei  der  eine  Form  verdoppelt  ausgesprochen 
wird,  spiegelt  sich  in  der  gleichen  Benennung  von  Vater  und 
Sohn  (Weinhold  Altnordisches  Leben  S.  266)  ab;  aber  wie  sie 
vorzugsweise  der  f  eierhchenRede  gehört,  bleibt  auch  solche  Namen- 
wiederholung auf  fürstliche  Geschlechter  beschränkt.  Weit 
mehr  dagegen  liebt  man  es  bei  aUen  Völkern,  den  gleichen 
Namen  in  Gliedern  wiederkehren  zu  lassen,  die  eine  Generation 
•trennt;  so  etwa  in  Athen  in  der  Reihe  Kimon-Mlltiades-Eimon 
oder  in  der  periodischen  Reihe  der  Kallias  und  Hipponikos. 
Dies  ist  nun  ein  historisch-poetiBcher  Fall  der  Wortaufnahme. 
Neueren  Dichtem  macht  es  öfters  Vergnügen,  die  Figur  des 
Chiasmus  mit  solchen  Namengruppen  herzustellen;  so  findet 
sich  in  Th.  Mügges  einst  (und  nicht  mit  Unrecht)  viel  ge- 
lesenem Roman  Afraja  ein  Paul  Petersen  neben  einem  Peter 
Paulsen,  und  ebenso  z.  B.  in  einer  Erzählung  des  Grafen 
SoUogub  (wie  ich  aus  Reinholdts  Gredichte  der  russiBchen 
Literatur  S.  699  entnehme)  einem  Wassili  Iwanowitsch  gegen- 
über ein  Iwan  Wassiljewitsch.      Aber  da  ist  eben  wieder  nur 


312 

m  einer  wülkQiUch  gebrauchten  Ilgnx  der  Emutdichter  ge- 
worden, waa  ursprünglich  aus  dem  Leben  selbst  berronrachB, 
gerade  wie  wir  dies  schon  öfter  fanden  (ao  i.  B.  bei  der 
flectirten  Wortwiederholung).  Denn  ee  war  einst  allgemein 
gebräuchlich  dem  Namen  des  Sohnes  den  des  Vaten  beim- 
setzen  (TgL  Pott  Personennamen  S.  5&0  f.  u.  ö),  denn  erst  »o  war 
die  genealogiBche  Stellung  des  Schnee  genügend  fixirt  (lEld.  9); 
und  Bo  brauchte  nur  Miltiadea  der  Sohn  Kimons  aeben  Eimon 
dem  Sohn  des  Miltiades  zu  stehen,  um  die  chiastische  Wort- 
aufnahme lebendig  zu  machen. 

Im  Leben  also  wurzelt  die  Wortaufnahme,  und  im  Leben 
wurzelt  auch  ihr  Gebraach  im  Dialog  oder  in  lehrhaft  oder 
pathetisch  sich  fortspinnendet  Rede,  wie  wir  ihn  In  der  Edda 
finden.  Konatgerecht  ist  dag^n  ihre  Steigerung  zur  Ana- 
phora oder  Epiphora.  Wird  das  aufzunehmende  Wort  an 
Stellen  imtergebracht,  die  besonders  stark  ins  Gehör  fallen,  ao 
beruht  das  schon  auf  bewusster  Technik;  und  gerade  die 
Anapher  werden  wir  wie  die  flectirte  Wortwiederholung  als  ein 
wichtiges  Kunstmittel  ältester  poetischer  Technik  kennen 
lernen.  — 

Ihre  wicht^ste  Stelle  hat  die  Wortaufnahme,  wie  schon 
erwähnt,  im  Dialog.  Hier  fehlt  sie  kaum  je.  Aber  altn.  ist 
sie  auch  sonst  behebt  und  zwar  grade  in  alterthümüchen 
Stücken,  vor  allem  in  der  Velundarkvil»  (Niedner  Ze.  f. 
Alt.  33,31): 

ek  man  —  niu  man  ek  VqI.  5,1.  5 
hana  brendu;  {jryavar  brendu  —  Vgl.  26,6 — 7 
opt  i&  ä  horskan,  er  ä  heim^kan  ne  fä  Häv.  92,4 
hvars  {lü  bgl  kant,  kved  |iü  {lat  bslvi  at  Häv.  126,5 — 6 
varan    bid    ek    {>ik    vera    ok    eigi  ofvaran,    ver  ^ü.  vid  Ol 
varastr  Häv.  130,5 

hjalp  heidr  eitt,  en  f>at  ])^r  hjalpa  mun  Hat.   144,4 


313 

heilQg  fyt  helgum  dumm  Grr.  22,3 

CnnuT  var  sraiihvlt,  svan^adrar  drö  Vkv.  2,5 

(kell  mik  i  hfifuä,  kgld  era  m^  Md  |)ln  Vkv.  31,5—6) 

gefr  himn  ägr  —  byri  gefr  bauB  —  gcft  haim  iiuuiiiB6iiii 

Hyndl.  3,1.  5.  7 

])Ä  biA  Ijöma  —  ^1  af  ^äm  lj6mimi  H.  H.  I  15,1.  3 
skridiat  ])at  skip  er   und  |>^r  ekridi  —  reunia  Bi.   marr 

er  und  ]>^r  renni  H.  H.  11  30 

Regiiui  mik  rM,  bann  I>ik  räda  man  Fdi.  22,1; 

sü  Bkaltu  kjöea,  allfi  "pii  er  koetr  um  bodüm  ^di.  20,1 

bann  um  aetti  ef  bann  eiga  knaetti  Sig.  ek.  3,7 — 8 

öbilgjaman  —  öbilgjgmum  Sig.  sk.  22,2.  6 

{)&  er  mä*  jödungri  eiga  eeldi  ok  m^  jödungri  auia  taldi 

Sig.  8k.  37,9—12 

brafna  gjalla,  gmu  gjalla  —  Gud.  n  8,4 — 5 

hir  kom  fijödreki  med  |ng&  t^n,  lifa  I>eix  ni  tami  ]>Tiggja 

tega  manna  Gud.  m  5,1 — 4 

s^t  madr  armlikt,  bven  er  'pa.t  eäai  Und.  IH  5,1 — 2 
ok  {>dr  kv&mu  )>ar  er  ]>eir  koma  ne  skyldnt  Odd.  23,5 — 6 
onogard  —  oimgardr  Akr.  18,7 — 8 
8V&  skal  froekn  Qändum   veijask,    eem  HQgni  vardi  Akr. 

20,5—7 

r9Bk  mun  ]>^  reynaak,    reynt  befi  ek  fyrr  brattara  Atlm. 

67,3—4 

vaxattu  —  el  l)ü  vex,  at  I>i  vex  —  Prj^m.  302,21—25. 
Bei  dem  Verbom  rtkda,  das  wir  acbon  bei  der  Aimominatio 

gemeingerm.    mit   dem   inneren  Objekt  conetroirt  fanden,    ist 

ganz  Bhnlicb  die  Wortaufnabme  typisch:    rädumk   |>^,    L6dd- 

lilnir,  en  J)u  räd  nemir  Häv.  111,1 — Z  u.  ö.,  ebenso  raed  ek 

]>6r  nü,  Sigurdr,  en  I)ä  räd  nemii  FAi.  20,1—2. 

Ueberhaupt  wird    die    Verwandtecbaft    dieser   Figur    mit 

ecbon  besprocbenen  anderen  Figuren  sofort  einleucbten.    Auch 


3U 

dies  ist  eine  Form  der. bewegten  WoitwiederholOng,  &ar  vw- 
zogBwdse  dem  Verb  eigwithämlich,  osd  ee  ist  eine  aofgalöete 
WortspielNm  Wir  haben  einen  Fall,  der  die  AnnHoiiHttio  in 
beiden  Stufen  zeigt:  agB.  fflfarten  wir  obta  auf  sri  le6btne 
leöman  Sat.  469,  leöma  leöhtade  Cri.  234.  Brechen  wir  non  -. 
dieee  Wortrerkoppelnsg  mid  theilen  wir  sie  in  zwei  S&tae  anf : 
J>A  bhk  Ijöma  .  .  .  en  af  ]>eim  lj6mum  leiptarir  kr&ma  H. 
H.  I  15. 

Ein  Schaukeln  wie  es  in  der  Sectixten  Wortwiederholuag 
durch  den  inneren  ConSict  der  äuaeerlich  fast  gleichen  Worte 
80  eigenthümlich  wirkt,  wird  aach  hier  gesocht:  die  mcörten 
alten  Fälle  sind  chiaetiBch  gebaut  (ek  man  —  man  ek  VgL  6, 
14  A  hoTskan  —  &  heimskan  ne  fi  Häv.  92,  hjalp  —  eitt  en 
{)at  —  hjalpa  Häv.  144,  var  svanhvit,  aranfjaArai  drö  Vkv.  2, 
und  mit  doppeltem  Wechsel  HyndL  3).  Dbb  verliert  sich 
später  (Pdf.  22,  S^.  sk.  3  37,  Gud.  HI,  Odd.  23,  do<*  chi- 
astisch  noch  Gud.  DI  10,  Atlm.  57).  Schon  hierin  zeigt  sich 
Absicht,  die  in  der  feierlichen  Verfluchung  H.  H.  II  30  vollends 
sich  den  kunstvollen  Zauberformeln  vei^leicht.  Und  wie  die 
flectirte  Wortwiederbolung  veiüert  sich  auch  dieeee  wiiknngevolle 
EonsünitteL  Zunächst  geht  die  Technik  verltven,  indem  das 
Kreuzen  von  Haupt-  und  Beiworten  einer  mechanischen  Parelle- 
lisirung  geopfert  wird,  dann  schwindet  auch  dies.  Schon  ein 
Fall  wie  AJcv.  18,7  ist  wohl  nur  ganz  zuföUig;  3ig.  sk. 
23,2 — 8  gar  rührt  die  Wiederkehr  desselben  Ausdrucks  gewiss 
nur  von  Wortarmuth  und  jener  Vorlieb©  für  bestimmte  Lieb- 
Ungsausdrüeke  her,  die  die  späteren  Lieder  kennzeichnet.  — 
AgB.  ist  die  Figur  ausgestorben,  nur  der  alterthümliche  Zaabw 
spruch  gegen  Hexenstiche  bewahrt  sie  noch  (hlude-hlude  II  3. 
vidan  3 — 4  vgl.  scoten-gescotes  20 — 26).  Zwar  sind  Fälle  von 
dem  Typus  hi6  sceal  eft  don  {)ät  hiö  aer  dyde  Met.  J.3,79 
zu  belegen,  aber  sie  sind  biblischen  Mustern   nachgeformt.  — 


315 

Ahd.:  dö  dar  niuwiht  ni  uas  —  enti  dö  uae  WesB.  G.  5 — 6; 
Bäzun  —  Bäzun  MSD.  I\'  1,1.  — 

In  Bolchen  FäUeo  ist  die  Wirkung  der  Wortwiederholung 
durch  die  Entfernung  der  gleichklingenden  Worte  beeinträch- 
tigt. Ein  Mittel  sie  wieder  zu  heben  war  die  chiastische 
Stellung,  die  die  auBeinandergerückt«n  Schlagworte  dennoch 
eng  zusammenfügen  musete.  Doch  igt  ein  anderes  Mittel  noch 
einfacher.  Neben  dem  Schlagreim  sahen  wir  den  Beim  am 
Ende  der  Zeilen  b^ünstigt:  wenn  die  zuBammenklingenden 
Worte  nicht  an  benachbarter  Stelle  stehen,  so  ruhen  sie  doch 
auf  den  einander  nächsten  Höbeponkteo  des  Tons.  Nach 
demselben  Prindp  steht  der  Ansominatio  die  Anaphora  nahe. 
Den  Versanfang,  seltener  und  erst  ags.  den  Satzanfang  mit 
einem  rührenden  Reim  auszeichnend,  hebt  sie  diese  Anfangs- 
worte  in  die  Höhe,  so  dass  sie  neben  einander  zu  stehen 
scheinen. 

Zu  meiner  Verwunderung  ist  diese  für  die  altgerm. 
Poesie  gar  nicht  unwichtige  Figur  als  altgerm.  noch  kaum  er- 
wähnt worden.  Sie  steht  in  den  nächsten  Beziehungen  zu  den 
ParallelTersea,  ja  diese  sind  eigentlich  nur  eine  wütere  Aus- 
dehnung der  Anaphora  bis  zum  vorletzten  Wort  dee  Vereee. 
Doch  geht-  mit  dieser  Erweiterung  die  Beecbränkong  auf  zwei- 
malige Setzung  derselben  Worte  Hand  in  Hand.  Freilich  be- 
steht auch  die  wiederholte  Anapher  schon  in  nur  doppelter 
Setzung  des  Versanfangs.  Vereinzelt  tritt  (wie  «^ähnt  erst 
ags.)  dafür  der  Satzanfang  tm.  — 

Fälle,  in  denen  mehr  als  ein  Wort  an  hochbetonter  Stelle 
wiederkehrt,  weisen  wir  den  ParallelverseQ  zu.  — 

Altnordisch. 

frynvar  brendu  |tryBvar    boma  Vgl.  26,7 — 8:    Häva  rAds  at 

fregna  Hiva  hßUu  1   Häv.  108,3 — i;  vaki,  maer  meyja,  vaM, 


i 


316 

mia  Tina  Hyndl.  1,1 — 3;  lengi  hn^sdak,  lengi  hngir  <1ffiMiwk 
Qud.  n  6,1 — 2.  —  Beeonden  beliebt  als  TrSger  der  An^hna 
i0t  das  Wort  Bumr:  Häv,  69,3—6,  Fif.  13,4—6.  Sgdr.  6.4—5, 
30,4^-6,  Br.  4.1—4,  Fragm.  306,14—17  and.  mit  An^>bon 
TOD  geft  combinirt,  HjmdL  3,1.  Doch  gehönn  all  diese  fUle 
eigentlich  unter  die  Robrik  der  ParaUelTeiee  ond  wwden  hier 
nur  der  Analogie  wegea  erwähnt;  ebenso  die  Häofnngtoi  der 
Anapher  im  Hyndluljöd  8tr.   11  und  16.  — 

Die  beiden  letzten  jener  Beispiele,  Br.  4.1—4  nnd  Fragm. 
306,14 — 17,  leiten  nun  in  einer  beachtenswerthen  Unterabthei- 
lung über,  zu  der  für  die  altn.  Poesie  charakteristiBchen  Form 
des  anaphorischen  Dreizeilers.  Dessen  Eigenart  besteht 
nämlich  in  der  Verlängerung  der  letzten  von  drei  mit  dem 
gleichen  Wort  beginnenden  ZeOen.  Au  der  Torliegenden  Stelle 
haben  wir  durch  die  Dehnung  dee  dritten  Glieds  einen  Vier- 
zeiler: sumir  öUE  svidu,  sumir  orm  snidn,  sumir  Gothormi  af 
gera  deildu.  Schon  der  Reim  des  ersten  Paars  hebt  dies  scharf 
von  dem  SchlusegUed  ab.  Die  ganze  visuhelming  iat  demnach 
hier  thataächlich  nur  ein  Dreizeiler  mit  Verläi^rung  der  Schluss- 
zeile.  Mit  andern  Worten:  wir  haben  hier  eine  Ijodahättr- 
Hälfte  in  eine  kviduhÄttr-Hälfte  verwandelt.  Wir  werden  für 
dieselbe  Verwandlung  sogleich  ein  noch  merkwürdigeres  Beispiel 
vorlegen. 


Echte  anaphorische  Dreizeiler  in  Ijoda-hättr-StJophen: 

fJQld  ek  för.  fjQld  ek  freistadak,  fjgld  ek  um  reynda  regin 
Vaf.  3,1—3  u.  ö. 

heill  t>ü  farir!  heill  {>ü  aptr  komir!  heill  t>ü  ä  sinnum  ait\ 
Vaf.  4,1—3 

litilla  sanda,  litilla  aaeva,  litil  eni  ged  guma  HÄv.  53,1—3 

deyr  U,  deyja  fraendr,  deyr  sjalfr  it  sama  Hiv.  76.  76,1 — 3 


317 

lengi  ek  evaf,  lengi  ek  eofnift  vbi,  Icng  eru  lyAa  Ue  Sgdr. 
2,1—3  (vgL  auch  Sgdi.  1,1—4) 

heill  dagrl  heilir  dage  eynirl  hall  nött  ok  aiptl  Sgdr.  S,l — 3 

heilir  aeeirl  heilar  äsyniarl  heil  tji  in  fjQlnfta  fold  Sgdi. 
4,1—3  (vgl  noch  Morungen  M.  F.  126,1—2) 

|)aer  nm  -vindi,  |>aer  am  vefr,  ]>&er  am  eetr  allai  samao 
Sgdt.  12,4—6 

|»er  of  rtd,  Iiaer  of  reizt,  Jiaer  um  hugfii  Hroptr  Sgdr.  1 3,4 — 6 

Zu  Gonsteu  eineB  etymologlBch  verwandt«!)  Wortes  ist  die 
An&pher  verschohen  Reg.  7:  gjaiar  ^  galt,  gaftatta  Aetgjafarr 
gaftattu  af  heilum  hug.  —  Ist  schon  in  den  heiden  Fällen 
Bgdr.  4  und  12  die  Form  durch  Anschluss  an  die  folgenden 
Zeilen  verunreinigt,  so  haben  wir  sie  wieder  ganz  in  vierzeiliger 
Gestalt  GuA.  hv.  2,1 — 1: 

hvi  sitid  itf  hvi  eofid  lifiP  hvi  tregrat  ykkr  teiti  at  maela? 
ebenso  Gud  I  8,1^-4:  ejälf  skyldak  g^fga,  själf  skyldak  gDtva, 
Bj^  skyldak  hgndla  hr^r  J>eira. 

Wir  haben  in  den  Umgestaltungen  Bi.  4,  Gud.  I  8,  Gud. 
hv.  2  genaue  Gegraetücke  zu  der  Umwandelung  von  ParaUel- 
vereen  zu  Zwillingsformeln  bei  der  Umpflanzung  von  kvlduMttr- 
Stücken  in  Ijödahättr-Strophen.  Und  wir  werden  geradezu  sagen 
dürfen,  daas  die  dreizeilige  Anaphora  genau  ebenso  auB  der 
»echszeiligen  Strophe  erwächst  wie  das  Parallelverspaar  aus  der 
vier-  bezw.  achtzeihgen.  Sie  ist  die  dem  Ijodahättr  eigenthüm- 
liehe  Steigerung  der  Parallelverse.  Und  wie  nun  die  dreizeüige 
Strophe  vorwiegend  für  Gedichte  didaktischer  Art  verwandt 
wird,  so  scheint  dies  recht  eigenthch  die  Form  des  Sprichworts 
(H&v.  53.  75)  und  des  allgemeinen  Heilspruchs  (Sgdr.  3.  3), 
die  in  der  zweiten  Hälfte  der  Strophe  dann  durch  die  specielle 
Anwendung  abgelöst  werden.  Und  diese  Form  scheint  eine  der 
Vorstufen  der  Priamel.  — 

EaneigentlicheranaphoriBcherVjerzeilerSig.sk.  67,5-8.- 


.•J*  ■    ^*  -** 


ADgelaächBiacb. 

Iwime  Teord  he  —  {xiiine  bcuIoh  bi«  —  ^onne  mdt<m  ve 
G«n.  406—7. 

Iiühte  him  —  Dan.  498.  606.  60» 

and  {>ec  —  Az.  94.  99.  103.  106.  117.  134;  bleteige  pee 
—  Az.  73.  77.  111.  122.  132.  139.  148.  148. 

eA  U  Sat.  164a  b.  16öb  b  bis  168  ebenso  Hö.  76.  84.  99. 
103,  Wand.  94a  b.  95 

beerbte  burhveallas :  beerbte  scinad  .  .  .  Bttvle  Sat.  2%a  b 

8VÄ  —  svä  Cri.  591a  b.  —  596;  hvät  —  Seel.  17.  22.  26.  27. 

hvaercvominearg?hvaer  cvommago?u.  9.W.  Wand.  92 — 93 

ne  väs  aenig  t>ära  —  oäs  aen^  —  näs  aenig  {>ära  JoL 
510.  13.  18 

an  is  geleäfa,  an  lügende;  an  is  Mvüit  u.  3.  w.  Hy. 
11,8a  b— 10 

be6  —  SaL  436a  b  437a  b 

bidde  ic  .  .  .  ic  bidde  (mit  Chiasmus)  Zaubenpr.  I  25  f. 

Wieder  häufig  Anaphora  mit  aum;  Cri.  670—80,  Crä.  30  t 
pasöm,  Vy.  10  f.  paaaim,  (dagegen  in  dem  sonst  entsprechenden 
Gedicht  bi  manna  möde  sum  nur  einmal  V.  23),  Fb.  296  aum 
br4n  sum  baeu  sum  blacum  spottum  searoUce  beseted  Wand. 
80—83,  ÄiS.  2—5,  JuL  478—79,  Güth.  848,  El.  131—36. 
Met.  31,10—11.  Dem  steht  völlig  gleichartig  hvUum  zur  Seite: 
Sat.  714—17,  Byrht.  270a  b,  Göth.  880— 82.-88.  91,,  Kreuz. 
22—23,  Sal.  151—58,  Rät.  4,68—70.  13,5—7.  15,3 — 17. 
25,2—6.  — 

Die  Anaphora  mit  aum  ist  echon  gemeingerm.  (H4v.  69, 
3— 6  =  Cri.  670—80  =  Hei.  3418—21  =  MSD.  IV  1,2—3 
u.  ö.).     Aber    nur   ags.    ist    ihr    in    der  .Anapher    mit    hvllum 


319 

ein  adverbiales  Gegenstück  gegeben,  dae  nun  vollende  in  rein 
mecbaniBcher  Weise  jeden  Stoff  aufthdlen  iMsst;  diee  ist  nament- 
lich in  den  Rätl>seln  die  Verwendung  der  Figur.  Auch  sonst 
sehen  wir  dieselbe  ags.  in  der  Verwahrlosung,  welche  die  meisten 
sltepischen  Formen  in  dieser  Literatur  entatellt  Der  Dreizeiler 
fehlt  ganz  (vielleicht  li^  Zaub.  11  23 — 24  einer  unter  dem 
Schutt  der  Verderbniss  verbeißen,  vgl.  ebd.  26 — 26);  dafür  eine 
ungebührliche  Ueberspannung  der  Anaphora  bis  zur  neunfachen 
Wiederholung  (Sat.  164 — 168).  und  iwar  ist  gerade  diese 
geliänfte  Stelle  wichtig  für  die  Geschichte  der  Figur.  Eine 
Inteijektion  eignet  sich  trefflich  als  Träger  der  Anaphora;  so 
hatten  auch  die  altn:  Anaphern  Sgdr.  2.  3,  GuA.  hv.  2  den 
Charakter  dee  mehrmaligen  Ausrufs.  So  erscbeiot  denn  auch 
das  dreimalige  eä  1&  in  dem  alten  Gedichte  vom  Wanderer 
durchaus  am  Ort  Nun  ist  zu  beachten,  dass  dies  von  den 
age.  Stellen  vielleicht  die  .  einzige  ist,  in-  der  das  Wort  nur 
dreimal  steht:  das  könnte  ein  Rest  dee  anaphorischen  Drei- 
Eeilere  sein,  hier  iu  ein  stichifichee  Gedicht  eingearbeitet. 
Nahezu  derselbe  Vers  nun,  der  hier  echlieeet  (eä  li  J>eödnee 
|)iym)  kehlt  Sat.  164  als  erstes  Glied  der  langen  Kette  wieder 
<e&  lä  drihtenes  ]nym).  Das  spricht  doch  für  Benutzung  eines 
alten  DreizeilerE  hier  und  dort. 

Stehen  altn.  die  mehrfach  gesetzten  Worte  noch  stete  im 
Versanfang,  so  ist  ags.  diee  (wie  schon  erwähnt)  keineswegs 
mehr  stets  der  Fall;  gleich  das  Bei^iel  der  Genesis  degradirt 
die  Anapher,  indem  es  sie  in  der  Cäeur  beginnen  lässt,  ebenso 
in  der  Juliana.  In  der  ersten  Ana^dter  des  Wanderers,  unmittel- 
bfl»  vor  der  schon  besprocheneu,  wird  gar  dreimalige  Wieder- 
holung in  denselben  Vers  gestopft,  ebenso  Ph.  296  u.  s.  w. 

Eine  leise  Nachwirkung  des  aoaphohschen  Dreizeilers  mag 
iiarin  zu  suchen  sein,  dass  in  der  Reget  nach  paarweiser  Wieder- 
holung des  letzte  Glied  einzeln   steht.     Zuweilen    steht  auch 


320 

nach  zweimaliger  Setzung  in  den  früheren  Gliedern  der  Kette 
in  dem  letzten  das  Schlagwort  dreimal:  Cri.  596.  — 

Die  altn.  Anaphora  ist  in  der  Handhabung  der  agB.  Dichter 
kaum  wiederzuerkennen.  — 

AltBächsisch. 

Bo  ~  4374a  b  4375;  ebenso  5346  f. 

uxBBa  te  uuaren  that  —  543Da  32a  47a. 

Oft  mit  8um:  1227a  1233b;  3S90b  94b  98b  2406  a; 
3043b  45b;  3418—21;  3476  84—93;  3784—88. 

Die  Anaphora  beginnt  hier  noch  stets  mit  dem  VoÜTers. 
Sehr  oft  sind  die  Anfangsworte  durch  ungebührliche  AuffOllongen 
getrennt:  12271.  2390f.  3476t.  37841.  — 

Althochdeutsch. 

Von  ParaUelveraen  (wie  MSD.  IV  2,3—6  8,1.  4 — 5)  ab- 
gesehen nur  mit  sum  und  zwar  in  der  Form  des  rrchtigen 
Dreizeilers: 

suma  haft  heptidun,  suma  beri  lezidun, 

suma  dübödun  umbi  cuniouuidi  MSD.  TV  1,2 — 3. 

iDBolem  hier  die  Verlängerung  der  Schlusszeile  durch 
einen  localen  Zusatz  bewirkt  wird,  vergleicht  die  Stelle  sich 
genau  den  altn.  Fällen    Sgdr.  12.  13. 

Ausnahmsweise  sei  hier  gestattet,  einen  Fall  aus  alter 
Reimdichtung  anzuziehen.  Im  Ludwigslied  steht  das  sum  ein- 
mal doppelt  und  zwar  chiastisch  (V,  13),  einmal  aber  noch  in 
derselben  Form  des  \-ierzeilig  gemachten  Dreizeilers  wie  altn. 
im  Brot: 

Bom  uas  luginäri,  sum  skächäri, 

sum  fol  loses,  ind  er  gibuozta  aih  thea  (V.  17 — 18). 

Die  ahd.  Poesie  hat  also  hier  die  alte  Art  weit  treuer  be- 
wahrt als  die  ags.    —   Auch  die  der  Anaphora  nahverwandte 


321 

Totm  dee  EettenreimB  (die  Bicb  mgleich  mit  der  äectirteD 
Wortwiederholimg  berührt  b.  o.  8.  23&)  ist  nur  ahd.  bewahrt 
(MSD.  IV,  6).  — 

Btiteii  ist  ee  aiu  geotattcit,  die  gaiue  Entwicklung  einer 
stilJBtiBchen  Figur  von  eigenartiger  und  fruchtbarer  Gestaltung 
bÖB  zu  mechaniBchem  Miasbrauch  so  durch  alle  Phasen  inner- 
halb der  altgerm.  Poesie  verfolgen  zu  könuen  wie  Wortauf- 
nahme ond  Anaphora  ee  ennöghchen.  Schon  vor  der  Trennung' 
der  Dialekte  war  ee,  wie  wir  sehen,  übhch,  Aufzählungen  in 
der  Form  dee  anaphohBcben  Dreizeüere  zu  geben.  Lag  dabei 
das  Hauptgewicht  auf  dem  Prädikat,  wie  dies  in  der  Regel 
der  Fall,  so  trag  das  indefinite  Bum  die  Aufthalong.  Aber 
auch  bei  betontem  Subjekt  war  die  Figur  brauchbar;  dann 
moBste  natürlich  das  gemeinschaftliche  Prädikat  voranfstehen. 
Ueberall  aber  hat  diese  Form  sich  die  Einarbeitung  in 
grössere  metrische  Abschnitte  gefallen  laseen  müssen.  Wie 
innerhalb  der  altn.  Poesie  (Br.  4,  Qufl.  hv.  2),  innerhalb  der  ags. 
(Sat.  164),  Innerhalb  der  ahd.  (MSD  XÜ  17)  liegt  diese  Um- 
arbeitang  uns  auf  dem  Wege  von  der  gemeingerm.  Form  (ver- 
tretoi  durch  die  altn.)  zu  der  dialektischen  (hier  der  agg.)  vor 
Augen.  In  den  beiden  Strophen  Häv.  75,  76,  die  das  alte 
Spruchgedicht  bedeutsam  abschhesBen  (Müllenhofl  D.  Alt.  S.  259), 
ist  die  erste  £[älfte  identisch,  und  sie  ist  das  sichente  Beispiel 
des  echten  anaphorischen  Dreiseilers  in  zweifacher  Anwendung. 
Dieser  Dreizeiler  nun  lag  aber  schon  dem  Dichter  des  ags. 
»Wanderer«  vor,  der  wie  94 — 95  auch  108 — 9  ein  solches 
tum  allgemeinen  Gebrauch  bereitliegeudee  Stück  verarbeitete 
und  zwar  diesmal  durch  Vervollständigung  zum  Vierzeiler  mit 
Hilfe  einer  Zwillingsformel  (mon '  and  maeg,  wie  sonst  agE. 
m^ed  and  mttcgas): 

deyr  U,  deyja  fraendr,  deyr  sj&lfr  it  sama  Häv.  75 — 76 
her  bid  feoh  laene,    her   bid  freönd  laene,  her  bid  mon 

Utv,  AltcBnauiwli«  PcxtU.  21 


laene,  her  bid  maeg  laene  Wand.  108—9  (rgL  auch  EL  1270 
und  J.  Grimm  za  d.  Stelle). 

Der  IciUme  Ausdruck  der  altn.  Stelle  g^^über  dem  abge- 
blaaeten  der  ags.  (zu  dem  Wort  »laene«  vgl.  Schoer  über  BeävtiU 
Zs.  f.  öet.  Gymsx.  1869  8.  100)  beweist  «boa  allein  die  Origina- 
lität der  ereteren,  und  alle  Analogien  Hprecbeo  weiter  dafür, 
dass  auob  hier  die  aga.  Poesie  altes  Gut  modemlBirt  hat 
Merkwürdigerweise  ist  tms  hier  aacfa  altn.  eine  Etnenertti^ 
erhalten  9.  MüUenhoff  D.  Alt.  3.  279—80.  — 

Offenbar  war  der  anaphorische  Dreizeüer  eine  schon  ia 
urgerm.  Zeit  übliche  form  für  sprichwörtEche  Wendui^en,  die 
dann  durch  eine  varürende  zweite  Hälfte  (wie  eben  HAy.  75 — 76) 
auf  verschiedene  Fälle  angepaest  werden  könnt«.  Im  NothfaQ 
konnte  man  ihn  durch  eine  Tautologie  ergänzen.  Hierin  ver- 
gleicht sich  diese  Form  mit  dem  Paroemiacus,  wie  ihn  Ueener 
als  Vorfonn  des  Hexameters  nachgewiesen  hat.  Genau  wie 
Theognis  den  gnomischen  Vers  de'i  tö  xaibv  ^iXov  kariv  durch  ' 
doppelte  Negation  zo  dem  Hexameter  ausdehnt  Sm  iaX6v  füm 
iffti-  tf>  ä'nö  xaXhv  oä  fiiov  iori  (Vaener  Altgriechischer  Versbau 
S.  53),  so  machte  ein  alter  {lylr  aus  einem  anaphorischea  Drei- 
zeiler,  der  HAv.  42^-43  varürt  vorliegt,  eine  ganze  Strophe 
durch  daaeelbe  einfache  Mittel;  Vin  slnum  akal  madr  vinr 
Vera,  Ireim  ok  [)es8  vin;  en  övinar  sina  skyli  engi  madr 
vinar  vinr  vera  Häv.  43.  — 

Eine  vergleichbare  volksthümliche  Form  ist  auch  das 
italienische  Ritomell,  ebenfalls  ein  Dreizeüer,  bei  dem  aber 
einer  cunstanten  Zeile  zwei  variable  gegenüberstehen.  — 

Den  eigentlichen  anaphorischen  Dreizeüer  halte  ich  für 
eine  speciell  germanische  Form.  Es  ist  natürhch  möglich, 
dass  dreifache  Anapher  auch  in  ausserdeutschen  Gedichten 
einmal  durch  eine  AbschluB^zeite  beendet  wird,  aber  als  eigent- 


liebe  Kunstform  kann  ich  dies  bei  den  Germanen  überall  und 
Bonst  nirgends  nachweiBen.  Wie  nah  kommt  2.  B.  das  ana- 
phoiiBcbe  £UorE'  im  homeriachen  Hymnus  aui  Pao  (Hjonni 
Hom.  ed  BacmdsteT  XtX  9 — 10)  und  in  demaelbeD  Gedicht 
das  anaphorifiche  noXXäx  (ebd.  12 — 13)  dem  age.  anaphoiiBchen 
hvllum  —  aber  dort  keine  Spar  von  alter  Selbständigkeit  in 
dreifacher  Anapher.  Den  anaphoriscben  Dreizeiler  finden  wir 
dagegen  in  stichieche  Gedichte  eingearbeitet  so  gut  in  mittel- 
engliachen  Gedichten  (im  Lay  of  Sir  Orpheo  bei  F.  Wolf 
Ueber  die  Laie  n.  b.  w.  8.  11  im  Tüng^ng  dreimal  mit  iBumc) 
wie  in  deutscheD  Volkaliedem  (2.  B.  in  dem  weitverbreiteten 
Liedchen,  welches  Walther  18,25— 28  nachgeahmt  zu  haben 
scheint  vgl.  Zs.  f..d.  Alt.  29,230)  und  eo  wachsen  sie  noch 
heut  in  Kunstdichtungen ,  die  volksthlimlichen  Boden  ent- 
sproeaen  eind  (bo  recht  ^ficklich  in  F.  W.  Wehere  Dreiiehn- 
linden  S.  37  Str.  4,  S.  267  Str.  2—3).  — 

Ueber  die  Anaphora  handeln  für  Otfrid  8chätee  (Poetik 
Otfride  S.  7),  für  Cynewulf  Jansen  (Poetik  imd  Sjmonymik 
CynevoUfi  S.  9b).  Zur  Vergleichung  führe  ich  einige  Be- 
sprecbmigen  jüngerer  Dichtmigen  an:  für  Layamon  Regel 
(Germ.  Studien  1  176),  für  die  mbd.  Gnomik  Roethe  (Keinmar 
von  Zweter  S.  296  f.  bes.  305  f.),  für  Walther  von  löieinau 
HaufEen  (Zb.  f.  d.  Alt.  32,364).  — 

Das  barytonische  Prindp  der  altgerm.  Sprache  und  Dich- 
tung, durch  den  Stabreim  ausgedrückt  und  verstärkt,  bringt 
es  mit  Edch,  das?  wie  dem  Gegenrefrain  nur  vereinzelt  der 
Refrain  so  auch  der  Anaphora  nur  selten  die  Epiphora  gegen- 
übersteht. Aus  der  christlichen  Dichtung  sind  solche  Fälle  ge- 
sammelt für  Otfrid  von  Schütze  (aao.  S.  8),  für  Cynewulf  von 
Jansen  (aao.  S.  97)  und  Ramhorst  (das  ae.  Gedicht  vom  h.  An- 
dreas S.  61  f.);  für  die  altgerm.  Poesie  haben  sie  keine  Bedeu- 
tung.     Doch    mache  ich  auf    das  viermalige  vaeetma  Z&ub.  I 

21* 


324 

53^—56  animerkflam ;  BoLirftcher  wi^  in  einan  andern  Zauber 

Begen  das  noch  öfter  wiederholte  leoh  Zanb.  V  6,  7 — 9.  — 

Noi  aohangawcdae  haben  wir  in  erwShnen,  dan  die  Worfr 
aninahme  in  der  VerknflpfTiiig  von  Gedichten  ncd 
atrophen,  die  eigentlich  nicht  mBammengehörcsi,  als  Hebatee 
Mittel  der  Verbindung  von  den  alten  Sammlern  gebranebt 
worden  ist  Denn  das  gehört  ja  nicht  eigentlich  asm  Betrieb 
der  altgerm.  Poesie,  Btmdem  m  dem  der  altgenn.  Literatms 
geschicbte.  Da  doch  aber  die  alten  Sammler  das  Werk  der 
Dichter  nur  fortsetstoi,  welche  ja  oft  genug  (beeonden  in 
Sprachgedichten)  selbst  nur  Sammler  und  Verarbdter  ältanr 
Tolksthämlicher  Poede  waren,  ao  seien  die  wichtigsteo  Beispide 
solcher  Verknüpfung  ans  der  Edda  hier  aufgezählt. 

1)  Wortaufnahme  verknüpft  Gedichte: 

Auf  die  Erwähnui^  Oegire  Hym.  39,7  folgt  die  Oegisdrecka. 
Die  prosaischen  Einleitungen  verbinden  femer  Grim.  and  Skim. 
durch  die  Erwähnung  von  Hlidskjälf,  und  "Eäib.  und  Lok. 
(zwischen  die  Hym.  als  Vorbereitung  auf  die  Oegisdrecka  einge- 
schoben ist)  durch  die  Angaben  über  Jtörra  Fahrten  or  Austrvegi. 

2)  Wortaofnahme  verknüpft  Strophen: 

Haaptsitz  dieser  Erscheinung  sind  die  Häv.  Wortaufnahme 
näht  Strophen  zusammen  z.  B.  2 — 3  (er  inn  kominn);  11 — 12 
(Ql).  30—31  (frödr  {)ykkiflk);  39— 40  (sins  fjär);  87—88  (tröi); 
90 — 91  (fagrt  maela).  —  Zwei  berüchtigte  Interpolationen 
hängen  an  solidem  Nagel:  die  Nomenlehre  Fäf.  12  f.  an  dem 
Worte  >noma  döm*  11,1  nnd  die  Runenlehre  Sgdr.  6  f.  an  den 
igamanrünac  5,8.  (Ganz  ebenso  verknüpft  auch  die  mhd. 
Gnomik  gesammelte  Einzelstrophen;  z.  B.  Spervogel  MF  20,9 
and  17  volge  ouch  siner  ISre  a.  ö.).  —  Ausserhalb  der  eigent- 
lichen Didaktik  verwendet  besonders  das  epische  Repetitorium 
Gripispä  die  Wortaufnahme  zur  VerlÖthung  der  Strophen.  — 


325- 


Gtopltel  TL 


V6r96* 

§  15.   Doppelverse. 

Während  die  Wortwiederbolung  in  der  altgerm.  Poesie 
überhaupt  keinen  einzigen  Beleg  mehr  aufweist  als  jenes  Erce 
Eroe  des  ags.  Zauberspruchs,  ist  die  Verswiederholung  inner- 
halb der  Edda  allerdings  bezeugt,  wenn  auch  nur  in  spärlichen 
Resten.  Natürlich  ist  nicht  zu  erweisen,  ob  man  beim  Vortrag 
der  Lieder  nicht  auch  hier  einzelne  Verse  singend  wiederholte, 
wie  alle  Volkspoesie  es  hebt  (vgl.  z.  B.  Talvj  Charakteristik  der 
Volkslieder  6.  94);  das  aber  geht  eben  nur  den  Vortrag  an  und 
berührt  nicht  den  Text 

Im  Text  wird  derselbe  Vers  zweimal  gesetzt:     . 

1.  in  völlig  identischer  Gestalt:  I>r.  293—9;  Rig-  86,2—3 
und  8—9;  Gu4.  I  20,4—5;  Sig.  sk.  21,6—7;  Gu4.  IE  1,6—7 
und  21,2—8;  Gu4.  hv,  14,6—7. 

2.  in  chiastischer  Form:  Br.  2,2—3;  Sig.  sk.  18,6—7  (vgL 
auch  GuA.  I  21,4  und  10). 

Nur  ein  Fall  steht  in  einem  alten  liede:  f)r.  29,8 — 9; 
hier  verwarf  schon  Dietrich  die  Wiederholung  als  späteren  Zu- 
satz. Doch  ist  nicht  zu  läugnen,  dass  |)r.  25,3—4  zu  5 — 6  nahezu 
in  demselben  Verhältniss  steht.  —  unsicher  überUefert  ist  auch 
der  ganz  analoge  Fall  Gud.  hv.  14,6 — 7. 

'  Es  bleiben  dann  femer:  in  der  Rig8])ula  zwei  Fälle  in 
einer  Strophe,  in  Sig.  sk.  und  Gud.  11  zwei  Fälle,  in  Guft.  I 
ein  eigentUcher  \md  ein  uneigentlicher,  im  Brot  einer.  Es-aind 
das  Lieder,  die  zeitUch  nicht  sehr  weit  auseinanderhegen  wer- 


den:  sie  ffHiOttsa  allb  der  Zeit  iotensiTSr  Dorcbctbaitang  im  I 
NibelongeiutofiB  an,  in  dtx  dieser  codiflcixt  (wie  in  Sig.  sk.  and 
GaA.  I)  und  durch  Einxelechildeningen  iUiutrirt  wurde  (wie  in 
Gnd.  n);  Brot  irt  wohl  etwas  älter,  Gnd.  hv.  etwu  jflngn  äk  . 
R%.,  Sig.  Bk.,  Guä.  I  and  II.  Die  Absicht,  duch  die  lyrische 
Wiederholung  pathetisch  su  wirken,  kann  bU  diesen  Gedichten 
(aber  nicht  der  {)ryniskvi|)a]  zugetraut  werden.  Doch  ist  sa  be- 
achten, daes  in  nicht  weniger  als  drei  liTUlen,  nSimiifh  Sg,  A. 
18  and  21  and  Brot  2  (dam  noch  der  uneigeBtüche  Beleg  Qoä. 
I  21)  es  sich  am  die  gleiche  Wendung  handelt:  aranu  eilU, 
eida  srazna  —  elda  srama,  eiita  srama  —  selda  eida,  eUU  aelda, 
(eida  svarda  —  srardir  eida).  ffiwher  gehören  alle  FlOe  chia- 
Btischer  Versveidoppelung,  wahrscheinlich  auch  der  tweite  in 
Sig.  sk.,  wo  die  Vaiiationswuth  die  Glüchbeit  correepcaidirender 
Halbverse  zerstört  hat.  Wotsaf  dies  beruht,  weiss  ich  nicht; 
in  apedellem  Eidgebraucb  hat  es  Bchwerhch  seine  ITisache. 

Nur  Grud.  I  30  überdeckt  die  Verswiederholung  den  Ueber- 
gang  aus  einer  Halbstxophe  in  die  zweite;  alle  andern  Fälle 
liegen  im  Innern  von  Kvi{>ahiLtt-Strophea,  meist  (fir.  29,  Rig. 
36,8—9,  Gud.  II  1,  Sig.  sk.  18  und  21.  Gud.  hv.  14)  inzweitoi. 
seltener  (Brot  2,  Gud.  H  21,  Rig.  36,2—3)  in  ersten  Halb- 
atrophen. 

Noch  ist  zu  beachten,  dass  die  altn. ■  Doppelverse  gans 
überwiegend  den  alten  einfachen  und  strengen  Ifpus  A:-Xl-X 
ohne  jede  sog.  »Auflösung«  darstellen:  ])r.  29  ftstir  mlnar,  Rig. 
36,8—9  ödalvgUu,  Brot  2  selda  eida,  Sig.  sk.  18  svama,  eida, 
21  eida  svama,  Gud.  n  1  gulll  reifdi,  21  hnossir  velja,  Gud. 
hv.  U  erövgrdu.  Anders  nur  zwei  Stellen:  Rig.  26,2 — 3  Rigr 
gangandi  und  Gud.  I  30  valda  megir  Gjiika  —  letzterer  FaR 
zugleich  der  einzige,  in  dem  die  Doppelverse  sich  aof  beide 
Halbetrophen  vertheilen. 

Wohl  nur  Zufall  ist  es,  daee  so  viele  Doppelverse  vokalisch 


327 

beginnen:  ausser  den  drei  Fällen  mit  eidr  noch  ist  ödalvgllr 
erfivQrdr  —  im  Granzen  sechs  von  zehn  Belegen.  Die  beiden 
Fälle,  in  denen  der  Doppelvers  mehr  als  vier  Silben  hat,  be- 
sitzen keinen  vokalischen  Anlaut.  — 

Man  wird  nach  alledem  in  dieser  Figur  ein  Kunstmittel 
sehen  dürfen,  dass  zu  einer  beetinmiten  Zeit  beliebt  ward,  aber 
bald  wieder  abkam.  Blosser  Nothbehelf  ist  es  sicher  nicht  in 
so  kunstvollen  liedem  wie  Big8f)ula.  Das  darf  auch  die  Ana- 
logie der  ahd.  Beispiele  uns  nicht  verführen  anzunehmen.  Denn 
dort  sollen  wohl  wirklich  die  Echoverse  (von  Schütze  Poetik  Ot- 
frids  S.  8  und  Anm.  besprochen)  nur  Lückenbüsser  sein;  Otfrid 
und  der  Autor  des  Oeorgsliedes  (MSD.  XVJI)  beabsichtigten 
schwerlich  damit  Effekte  zu  erzielen.  Uebrigens  kommt  chia- 
stische  Anordnung  auch  hier  vor.  — 

Ueber  ähnliche  Erscheinungen  in  der  griechischen  Poesie 
vgl.  Gerland  Intensiva  und  Iterativa  S.  56.  — 

Den  echten  altgerm.  Doppelvers  erhalten  wir  erst,  wenn 
sich  die  beiden  Hauptprindpien,  die  der  poetischen  Technik  in 
der  Alliterationsdichtung  vorschweben,  vereinigen.  Tautologie 
und  Variation  wirken  zusammen,  lun  statt  der  seltenen  Figur 
der  Doppelverse  die  sehr  häufige  der  Parallelverse  hervorzu- 
rufen. — 

§  16.  Parallelverse. 

Venfwiederholung  mit  Variation  der  Schläferte  ergiebt 
die  wichtige  Figur  der  Parellelverse.  Sie  ist  uralt  und  überall 
verbreitet.  In  der  Urpoesie  der  culturlosen  Völker  z.  B.  bei 
Finnen  \md  Indianern  (F.  FreUigrath  Gresammelte  Dichtungen 
1871  VI  S.  7  Anm.)  spielt  sie  eine  nicht  minder  bedeutende 
Rolle  als  in  der  ältesten  Dichtung  der  ehrwürdigsten  Cultur- 
völker,    in    der    hebräischen  Poesie    wie    in    der   chinesischen. 


Sie  stellt  sich  ganx  DAtoi^mSM  Übersll  ein,  wo  iwai  ^öcb- 
gebaate  Vene  sich  za  einer  metriBchen  Einheit  zaumnun- 
Bchliessen.  —  Eben  danun  hat  die  clasBische  Poesie  die 
ParallelverBe  zu  geringer  Entfaltung  gebracht.  Eb  sei  gestattet, 
auf  den  seiir  wichtigen  Punkt  etwas  näher  einzogehen. 

W.  Wackemagel  dtirt  in  seiner  Geechichto  des  deutschen 
Hexameters  und  Pentametern  die  Aensserung  Chiirtäan  Weises, 
die  deutsche  Poede  könne  antike  Masse  gar  nicht  richtig  nach- 
ahmen, weil  der  Unterschied  ein  fundamentaler  sei  twiachen 
einer  Poesie;  die  mit  einem  Verse  abzuschüeseen  rennöge  and 
einer  solchen,  bei  der  immer  zwei  Veise  zusammengehörten 
(Wackemagel  KL  Sehr.  2,b7).  Diese  Bemerkung,  die  ich  noch 
nirgends  sonst  traf,  ist  meiner  Meinung  nach  eine  der  feinsten 
zugleich  und  der  wichtigsten,  die  über  den  Uutetsohied  der 
verschiedenen  Poesien  gemacht  worden  sind.  Es  ist  freilich 
richtig,  dass  ein  Vers  eigentlich  nie  abschliesst;  er  ist  nie  ein 
Ganzes,  sondern  nur  als  Theü  verständlich,  und  das  Gedicht, 
das  Ganze,  ist  das  prius,  nicht  die  Verse,  aus  denen  es  >zu- 
sammengesetzt«  ist.  Immerhin  kann  aber  ein  einzelner  Theü 
so  ausgebildet  sein,  dass  er  das  Ganze  in  seiner  Structur 
anschaulich  macht  und  vertreten  darf.  ■Victrix  causa  düs  pla- 
cuit,  sed  victa  Catoni<  ist  eine  ausreichende  Probe  für  ein 
Gedicht  in  Hexametern;  der  Reim  kann  dagegen  erat  in  zwei 
zueinandergehörigen  Versen  sichtbar  werden.  Man  sieht  daraus, 
wie  der  Reim  von  vornherein  Parallelverse  nahel^.  Aber 
solche  bilden  sich  wie  von  selbst  auch  ohne  dass  ein  Reim  sie 
riefe,  (den  sie  dann  freilich  oft  mitbringen),  überall  wo  ein 
Veispaar  durch  den  Gegensatz  zu  einäm  dritten  Verse  enger 
zusammengeschlossen  wird.  Dies  ist  in  der  klaesischen  Poeeie 
beim  Distichon  der  Fall:  die  beiden  gleichgebauten  Eblbverse 
des  Pentameters  ordnen  sich  leicht  auch  tnlialtlich  zu  genauen 
Pendants,  wie  eben  Wackemagel  (aao.  3.  3  f.)  mit  reichen  Belegen 


-J^LJ 


^iriHHate*MM 


329 

;,  und  erst  von  da  kam  ee  wohl  in  den  Hexameter; 
der  leoniniBche  natürlich  reizt  wie  ein  Pentameter  zum  Pa- 
zallelismus. 

Man  lese  nur  einmal  eine  Reihe  deutscher  Pentameter  — 
wie  da  die  Gewohnheit  der  Parallelverse  die  bequeme  Farm 
verwendet  und  oft  missbraucht!  Groethe  schreibt  einmal  an 
Schiller:  »Die  schöne  üebung  in  Distichen  wird  xms,  wie  ich 
hofie,  endlich  dahin  führen,  dass  wir  xms  in  einzelnen  Hexa- 
metern bedeutend  ausdrücken«  (Briefwechsel  '  I  141).  Wie 
bezeichnend,  dass  der  deutsche  Dichter  das  glaubt  erst  lernen 
zu  müssen  I  Wunderbarer  Weise  ist  aber  auch  dieser  eine  Hexa- 
meter, den  er  als  Beispiel  sendet,  durch  die  Penthemimeres  in 
zwei  äusserUch  und  innerlich  parallele  Halbverse  zerspalten: 
»Eine  nicht  hält  mich  zurück,  gar  zwei  sind's,  die  mir  gebieten  1« 

Dies  Bedürfniss  nach  parallelem  Versbau  reicht  aber  weiter. 
Das  Distichon  mit  einer  Langzeile  und  zwei  Kurzzeilen  ist  un- 
zweifelhaft eine  völlig  abgeschlossene  Form.  Der  anaphorische 
Dreizeüer  ist  ein  genaues  Pendant  zum  Distichon:  denn  natur- 
gemäss  zwingt  das  barytonische  Princip  des  germanischen 
Accentsystems  und  der  germanischon  Reimstellung  zur  Nach- 
stellung der  Langzeile,  die  in  der  griechisch-lateinischen  Poesie 
voraussteht.  Aber  der  Dreizeiler  schliesst  nicht  ab,  sondern 
wird  erst  durch  eine  zweite  Halbstrophe  gleichen  Baues  zu  ein^ 
metrischen  Eioheit  ergänzt. 

Wie  die  Verdoppelung  der  Dreizeiler  steht  noch  manche 
andere  Erscheinung  in  direkter  Beziehung  zu  jenem  Bedürfniss 
nach  Symmetrie  \md  Doppelung.  Keine  aber  steht  in  einem 
80  engen  Verhältniss  zu  den  Parallelversen  wie  die  Zwillings- 
iormeln.  Ich  hofEe  schon  oben  erwiesen  zu  haben,  dass  diese 
letzteren  ihrer  Grundlage  nach  nichts  anderes  sind  als  der  con- 
densirte  Extract  der  Parallelverspaare,  und  ich  werde  nachher 
die  Entwicklung  noch  einmal  kurz  zu  skizziren  versuchen. 


Die  ParallelTerse  haben  nattugemisa  nur  in  strophisebeo 
Gedichten  Baum  für  ihre  Eigenart;  in  stichiBcheu  soheidet  ae 
nichts  yon  anderen  Formen  der  Tautolt^.  Denn  das  eigentliche 
pimctom  aaliens  geht  ohne  strophische  Festlegung  verloren :  dus 
nämlich  nach  ganz  gleichen  Anläufen  veischiedene,  aber  ^ei(^ 
artige  Eüdworte  sich  wirfcungsroll  wheben.  Paraüelvexspaaie 
werden  deshalb  auch  nie  durch  starkelnterpunktion  unterbrochen; 
solches  Enjambement  wie  ee  G-uA.  I  20  beim  Doppelver^Kuv 
einmal  vorkommt  würde  der  Natur  dieser  FormelklaBse  völlig 
zuwiderlaufen.  Ich  notire  deshalb  die  Paiallelverse  nur  aus 
den  Eddaliedern.  Für  ihre  Umarbeitnng  beim  Uebergang  vtni 
strophificher  zu  stichischer  Poesie  werden  wohl  dieselben  Begdn 
gegolten  haben,  die  beim  Uebergang  der  aaaphorischen  Drä- 
zeiler  in  die  forttaufenden  Versreihen  der  ags.  Dichtut^  sich 
herauBfitellen. 

Es  spricht  daher  auch  für  MüUenhofb  strophische  Con- 
atruction  des  Wessobrunner  Gebets  1 — 4,  daes  wir  hier  so  viel 
unvollständige  Parallelverspaare  treffen :  oi  soigli  sterro  nohhein 
noh  sumia  ni  liubta  noh  mäno  noh  der  märeo  söu,  wie  Vgl 
6,3—4;  und  V.  2  ist  die  Langzeile  »dat  ero  ni  uuas  noh  üf- 
hiniil,<  die.  in  sich  ein  Paar  unvollständ^r  paralleler  EorzverBe 
trägt,  durch  die  vöUig  parallele  Zeile  »noh  paum  noh  pereg  m 
uuaa*  verdoppelt  worden.  Ganz  ebenso  schneit  in  Muspilli  mit 
der  kleinen  Reimstrophe  61 — 62  ein  Paar  echter  Parallelverse 
hinein:  diu  marha  ist  farprunnan,  diu  sela  stdt  pidnnngan.  — 
Die  beiden  Merseburger  Sprüche  bestehen  fast  nur  aas  Paralld- 
versen.  — 

Dasselbe  gilt  für  die  ags.  Zaubersprüche;  besonders  kunst- 
voll sind  die  Parallelverse  in  II  (Grein-Wülcker  I  317  f.)  in 
kleine,  durch  Gegem'efrain  gefrennte  Gruppen  geordnet.  — 

Vereinzelt  sind  sie  auch  noch  im  Hei.  zu  erkennen.  Völlig 
unversehrt  steht  ein  Paar  4059  *that  flesk  is  biuuolheo^   that 


331 

ferah  ifi  gihalden,«  woran  sich  denn  chiastisch  anBchlieest  »Ib  tbiu 
siola  gisund«  —  Mit  Anapher  3043  :  45  :  »sum  sagit  that  thu 
Elias  sifi  -«—  sum  sagit  that  thu  Johannes  sis.«  — 

Ich  scheide  die  Parallelverse  der  altn.  Poesie  in  zwei 
Gruppen.  »Vollständige  Parallelverse«  nenne  ich  solche  Paare, 
bei  denen  vom  ersten  Wort  bis  zum  letzten  völliger  Parallelis- 
mus herrscht,  so  dass  sie  auch  den  Platz  tauschen  könnten: 
hvers  fr^nid  mik,  hvi  freistid  min?  »Unvollständige  Parallel- 
verse <  nenne  ich  dagegen  die  Paare,  bei  d^ien  der  zweite 
Halbvers  in  die  Construction  des  ersten  gezogen,  eine  Umstellung 
also    nicht   möglich   ist:   hann  nam  at  vaxa  ok  vel  dafna.  — 

Zuwdlen  sind  nicht  die  Kurzverse,  sondern  die  Langverse 
symmetrisch  gebaut,  genau :  söl  {)at  n^  visd  hvar  hon  sali  ätti, 
mini  |)at  n^  vissi  hvat  hann  m^ins  ä.tti;  oder  ungenau:  senn 
varu  aesir  allir  ä  {)ingi  ok  äsyujsx  allar  ä  mäli.  In  Ljö{)ahätt- 
strophen  kommen  Parallelverse  auch  zu  dritt  vor:  skQptum  er 
rann  rept,  skjQldum  er  salr  {»ikidr,  br}mjum  um  bekki  strät; 
solcher  Art  sind  auch  sämmüiche  anaphorischen  Dreizeiler. 
Diese  sind  eben  dreifache  Parallelverse,  in  deren  erstem  Stab- 
wort der  Parallelismus  durch  Identität  ersetzt  ist  und  die  da- 
durch allerdings  auch  wieder  aue  der  Gruppe  der  eigentlichen 
Parallelverse  ausscheiden.  — 

I.  Vollständige  Parallelverspaare. 

1.  Zwei  parallele  Kurzverse. 

seid  hön  hvars  hön  kunni,  seid  hön  hugleikin  Vgl.  1,5 — 6; 
hvers  fregnid  mik,  hvi  freistid  min?  V0I.  2,5 — 6;  I)aer  Igg  Iggdu, 
Jwier  lif  kuru  (mit  Anapher)  Vgl.  23,9 — 10;  hvat  er  med  äsimi? 
hvat  er  med  älfum?  VqL  49,1 — 2  (ebenso);  skegg  nam  at  hrista, 
skgr  nam  at  dyja  ^r.  1,5—6;  |)r.  6,1—2  wie  Vgl.  49,1—2;  Üt  er 
med  äsom,  ilt  er  med  Üfum  |)r.  6,5 — 6;  heilir  aesir,  heilar  äsyn- 
jur  Lok.  11,1 — 2;    vreidir'ni  |)^r  aesir,  vreidar'ru  |)6r  Asynjur 


Lok.  31,4 — 5;  kvaS  ek  fyr  isam,  kvad  ek  fyr  tok  SMum 
Lok.  64,1—3;  ä.  fiik  Hrimtiir  hari,  &  {lik  hotretaia  stari  Skira. 
28,3 — 4;  knnga  kosUdans,'  knnga  koetaTQn  Sklm.  30.6—7: 
{)ltt  ged  grfpil  |>ik  mom  momil  SUm.  31,4 — 6;  gaxnbaatein 
at  geta:  gambantein  ek  gat  9kfm.  32,3 — i;  vrääi  er  ^6t  'Odinn, 
vreidr  er  fiär  asa  bngr  Skün.  33,1—2;  Sklm.  34  pageim;  znaer 
af  hiniiTTi  monuni,  maer,  at  minum  "linTim  Sklm.  36,9^10; 
um  akodaak  skyli,  tun  sb7gnaak  akyli  Siv.  1,3 — 4;  s&  ek  (A 
t)agdak,  8Ä  ek  ok  hngOak  H&t.  110,4—6;  H&va  hoUft  at,  lUn 
hQlla  1  ebd.  9 — 10;  miQk  stdra  atafl,  mjgk  stmna  stafl  Hiv. 
141,3—4;  stniia  bsim  hfl-mn-,  """■■  beim  boga  Hiv.  1&3,6— 7; 
heilir  bildar  tU,  beilir  hüdi  M  Hiv.  164,6—7;  aUJiori  jti 
soQum,  6[>Qrf  jstiia  sonum  Hdv.  163,3^-4;  belli  b&  er  krad! 
beul  ai  er  kann!  ebd.  5 — 6;  vaki,  maer  mejrja,  vaki,  min  vins 
(mit  Anapher)  H^ndl.  1,1 — 2;  ])ör  mun  bön  blöta,  fieas  man 
hön  bidja  Hyndl.  4,1—2;  ok  {»eir  af  töka,  ok  ()eir  a  Uta  Vkr. 
9,&— 6;  kell  mik  f  hgfud,  kgld  eru  mer  r&d  ^in  Vkr.  31,5—6; 
sumar  ü,  vetrimum,  amuar  i.  valbgatrom  Sgdr.  6,4 — 5;  {ner  'm 
med  äaum,  ])a«r  'ru  med  Alium  Sgdr.  18,5— -6;  {lat  em  bökrünar, 
^t  eni  bjargrünar  Sgdr.  19,1 — 2;  ok  allar  glränar  ok  maetar 
meginrünar  ebd.  3 — 4;  aumum  at  bana,  aomom  at  bglstQfom 
Sgdr.  30,4 — 5;  föt  nam  at  hroera,  fJQld  nam  at  spjalla  Brot 
13,1—2;  rikt  gol  Oddnin,  rammt  göl  Oddrün  Odd.  6,6—7; 
akapdi  hdn  svA  skoera  skelcti  föt  undan  Atlm.  48,5 — 6;  akeiid 
or  hjarta,  skolud  |)eafi  gorvir  Atlm.  56,3 — 4;  foetr  aer  |)ü  |>ina, 
handum  s^r  {ni  ])inum  Hamd.  24,7 — 8. 

2.  Zwei  parallele  Langrerse. 

söl  {)at  ni  visai  hvar  hon  sali  itti,  miLni  f>at  n6  riasi  bvat 
bann  megina  Ätti  (atjsrour  |>at  ni  vissu  hvar  {>aer  stadi  &tta 
iat  Zusatz  vgl.  Hoffory  Edda-Studien  I  82)  V5I.  8,4  :  5 — 6  :  7; 
3v4  ^undr  um  reist  fyr  {>j(!id&  rgk,  f)ar  bann  upp  um  reia,  er  bann 
aptr  of  kom  Häv.  143,7 — 10;    oHgan    ok  aldinn  As  knnnigan, 


lamman  ok  rgBkvaa  Rlg  BÜganda  Rlg.  1,3:4—6:6;  ek  vaetr 
hiiTinnii  viiui&  koiuiak,  ek  vaetr  Viitn^m  vinna  mAttok  Vkv. 
41,7  :  8 — 9 :  10;  at  skipe  borfii  ok  at  skjaldar  rgnd,  at  mare 
bo^  ok  at  maekis  ^g  Vkv.  S8,3  : 4 — 5 :  6;  hverir  Uta  fljöta 
äey  vis  bakka,  hvar,  bermegii,  heima  eigudP  u.  s.  t.  H.  H.  II 
ö,  passiin;  en  at  Hlehjurgum  HroUaugs  eynir  eo  at  St^rklei* 
fom  Starkaär  koDQi^ H.  H.  II  19,1:2 — 3:  4;  tann  ^  hüeguma 
hveigi  in  betra,  en  hüafr^a  hvergi  veni  GuA.  1 10,5 — 8. 

3.  Drei  parallele  Kuixvetse. 

haltr  ridr  hroesi,  hjsrd  rekr  bandarvanr,  daatr  v^  ok 
dugir  HAv.  71,1 — 3;  hringr  er  i  hjalti,  hugr  er  1  midju,  ögn 
er  i  oddi  H.  Hi-  9,1—3. 

4.  Ein  KmzverE  swei  anderen  parallel. 

hverr  t>ik  bvattiP  bvl  hvet^aak  Utk  mlnu  fjOTvi  at  fara? 
FAf.  6,1—3. 

5.  Zwei  parallele  Eurzveree  einem  Langvere  parallel, 
haddr  loenadi,  hlyr  roOnadi,  en  regne  dropi  rann  niOr  um 

kn«  Gud.  I  15,8—6. 

6.  Zwei  parallele  Halbstropfaen. 

betra  er  öbedit  en  sä  ofblAtit,  ey  s^  til  güdie  gjgf,  betra 
er  ösent  en  b^  oiBüit.  .  .  EAv.  143 ;  femer  in  allen  F^en  dee 
aoaphoriscben  Dreizeilers;  ebenso  Häv.  10  und  in  analeren 
Stellen.  In  Kvi{>iibAtt-St3X)pben  seltener ;  ein  kunstvolles  Bei- 
spiel VdI.  21  (wo  jede  Halbstrophe  wieder  in  räch  aymmetrifich 
gegliedert  ist);  femer  Rig.  38  und  45.  Mit  Chiasmus  der  An- 
fangszeilen HyndL  8.  — 

7.  Drei  parallele  Halbstrophen. 
H.  H.  n  80—31. 

8.  Parallele  Vollstrophen. 

H.  H.  n  36 — 37  und  in  verschiedenen  durch  G^eorefrain 
verbundenen  Stücken,  besondere  Sgdr.  9f.  Rig.  12 — 13  u.a. 
Vgl.  auch  §  24.  ^ 


334 

9.    Weitergehende  ^ufimgen. 

Sechs  parallele  Kuizveise  HTiidl.  11  and  16. 

Sechs  parallele  Kunverse  mit  Abschlusanile  F^igm.  30Öb 
9  —  15. 

Sieben  parallele  Eurzverse  mit  Einleitui^BMile  H.  H.  I  50. 

Acht  parallele  Kurzverse  H&v,  142. 

Mischung  von  parallelen  Eun-  nnd  Laogreisen  durch  die 
g:anze  Strophe  Hyndl.  37  (mit  Chiasmus  bar  hann  —  bann  bar). 

II.    Unvollständige  Parallelverspaare. 

1.  Zwei  parallel«  Kuizver&e. 

vara  sandr  ne  saer  n^  svalar  onnir  Vgl.  6,3 — 4;  j$i4 
fannsk  aeva  n^  upphiminn  ebd.  5 — 6;  gap  var  ginnunga  en  gns 
hvergi  ebd.  7 — 3;  broedr  munu  berjaek  ok  at  bgnum  verdask 
Vgl.  46.1—2;  uerr  ertu  Loki,  ok  orviti  Lok.  21,1—2;  hrat  t>ü 
fjTSt  um  mant  eda  fremst  um  veürt  Vaf.  34,4 — 5;  nam  ek  upp 
Tünar,  oepandi  nam  Häv.  138,4 — 5;  hann  nam  at  raxa  ok  vel 
dafna  Rig.  9,1—2.  22,1-2;  hsfum  erfidi  ok  ekki  erindi  H.  Hi. 
5.1—2  (vgl.  {)r.  10,1—2);  oer  ertu  syatir!  ok  ervita  H.  H.  II 
33,1 — 2;  era  svä  brattr  breki  ne  eva  blÄr  unnir  Sgdr.  10,7 — 8; 
A  berki  skal  \taei  rista  ok  li  badmi  vidar  Sgdr.  11,4 — 5;  or 
haust  HeiddraupiÜB  ok  or  homi  Hoddiofnis  Sgdi.  13,9 — 10; 
oer  ertu,  Oddrün,  ok  firvita  Odd.  10,1 — 2;  eld  at  rifia  n6  yfir 
atiga  Fn^m.  305b  12—13. 

2.  Zwei  parallele  Langverse. 

seon  vAru  aesir  allir  i.  |)iiigi  ok  äsynjur  allar  &  mall  Veg. 
1,1:2-3:4  und  J)r.  13,1:2-3:4;  f»  munda  ek  gefa  J)er 
|)6tt  or  gulli  vaeri,  ok  jKi  selja,  at  vaeri  or  sü&i  J)r.  4,1:2^—3:6; 
gaf  bann  Hermödi  hjAlm  ok  brynja  en  Sigmund!  sverd  at  I>iggja 
Hyndl.  2,5 — 8;  broedrum  h-eim  at  bana  verda  ok  adlingum  Atta 
at  rögi  Reg.  5,3  :  4 — 5  :  6;  fullr  er  hann  Ijöda  ok  lUmstafa, 
godra    galdra    ok    gamanrüna   Sgdr.  5,5  :  6 — 7  :  8;    svi    at    tAr 


335 


flugu  treek  1  gQgnom  ok  gullu  vid  gaese  i  tüni  GuS.  I  16,3  : 
5 : 6;  höD  B^r  at  lifi  Igst  n^  visei  ok  at  aldrlagi  ekki  grand 
Sig.  sk.  5»1 : 2 — 3  :  4;  hvat  hÄnum  vaeri  vinna  Boemst  eda  hä- 
num  vaeri  vinna  bezt  Sig.  sk.  14,3 — 6. 

3.  Drei  parallele  Kurzverse. 

hvat  er  |)at  Alfa  n^  äsa  sona  n^  vissa  vana  Skim.  17,1 — 3; 
emkat  ek  ÜieLMi  äsa  sona  n^  vissa  vana  ebd.  18,1 — 3;  |)ä  nam 
ek  fraevask  ok  frödr  vera  ok  vaxa  ok  vel  hafask  HÄv.  140,1 — 3; 
ä  homi  skal  {)aer  rista  ok  k  handar  baki  ok  merkja  k  nagli 
Naud  Sgdr.  7,4 — 6;  k  löfum  skal  |)aer  rista  ok  of  lida  spenna 
ok  bidja  |>ä  disir  dnga  Sgdr.  9,4 — 6;  k  Btafni  ekal  |)aer  rista  ok 
k  stjömarbladi  ok  leggja  eld  i  är  Sgdr.  10,4 — 6;  hvArt  eru 
B^ttdaudir  eda  eru  saedaudir  eda  eru  väfndaudir  verar  Sgdr. 
33,4—6. 

4.  Drei  parallele  Langverse. 

einstoed  em  ek  ordin  sem  osp  1  holti,  fallin  at  fraendum 
sem  fura  at  kvisti,  vadin  at  vilja  sem  vidir  at  laufi  Hamd.  5,1 
—6;  ähnlich  Gud.  I  18  und  Gud.  11  2. 

5.  Zwei  parallele  Kurzverse  einem  Langvers  parallel. 

hof  nam  ek  kjösa,  hgrga  marga,  gullhymdar  kyr  trk  grams 
büi  H.  £[i.  4,1^-4;  eldr  nam  at  oesask  en  JQrd  at  skjälfa  ok 
häx  logi  vid  himni  gnaefa  Fragm.  305  b  6 — 9. 

6.  Weitergehende  Häufungen. 

Ueber  die  Zahl  drei  geht  die  Häufung  ungenauer  Parallel- 
verse in  der  Regel  nur  dann,  wenn  ein  vollständiger  fertiger 
Satz  an  der  Spitze  steht,  dem  dann  eine  Reihe  prädikatloser 
Kurzverse  (oft  Eigennamen  aufzählend)  angehängt  werden. 

In  je  sechs  parallelen  Kurzversen  von  dieser  Art  erfolgen 
die  Antworten  des  Zwergs  Alvise  Alv.  11  f.  Aus  eben  solchen 
Versen  setzt  sich  femer  die  Priamel  Häv.  80f.  zusammen.  Ver- 
einzelt begegnet  dieselbe  Figur  Grim.  54.  Häv.  141.  Sgdr.  15 — : 
17.  H.  Hi.  3. 


336 

Der  umgekehrte  Fall,  daas  ent  die  leiste  Zeila  daa  Veriiniii 
fimtom  bringt,  kommt  HyndL  33  vor.  — 

In  folgenden  IiUlen  wiid  der  PanUeUsmas  dnzcfa  chia- 
stiaohe  Lage  einzelnei  Theile  geetört: 

I.  in  vollständigen  ParaUelversen :  gefr  bann  sigr  sumnin 
en  Bomum  aura,  maelako  mfirgam  ok  mannvit  finun;  byri  gefr 
hann  bi^gnom,  en  brag  ekaldum,  gefr  bann  mannaemi  mgrgnm 
rekki  Hyndl.  3,  wo  dies  also  coneeqaent  dorcb  die  gaiue  Strophe 
durchgeführt  ist;  bar  hann  —  bann  bar  HyndL  37. 

n.  in  unvollständigen  ParallelTersen:  nam  ek  app  rtmu, 
oepandt  nam  H&v.  134,4 — 5.  — 

Man  sieht  bald,  daes  die  Vertheüong  der  Paiallelvaise  fiber 
die  Edda  keine  zufällige  ist.  Den  Löwenantheil  haben  Stücke 
besondeiB  feierlichen  Charakters:  die  Vgluspi,  das  Hyndlnjöd; 
die  Ruinenlebren  in  Hav.  und  Sgdr.;  die  Verfluchungen  in  Skim. 
und  H.  H.  n.  Zauberhaft  sind  auch  sonst  einzelne  Stelleu, 
besondere  H.  Hi.  9  trnd  Oddr.  6.  Andere  Stellen  erstreben  pa- 
tbetische  Wirkung  auf  den  Zuhörer,-  so  besonders  der  Schluss 
der  Vkv.  und  Gud.  I  15 — 16,  In  der  SigB^rnla  bildet  der  sym- 
metrische Bau  der  Halbverse  nur  ein  Detail  der  ungemein  sorg- 
fältig aui^erechneten  und  durchgeführten  Anlage  des  ganzen 
Gedichts. 

Alao  gnomischen  und  lyrischen  Strophen  eignet  die  Form 
vorzugsweise;  rein  epische  Gedichte  sind  nur  ausnahmsweise 
vertreten  und  zwar  die  Nibelungenlieder  noch  schwicher  als  die 
Helgilieder.  In  den  epischen  Liedern  zeigt  sich  nun  abw  ganz 
besondere  deutlich  die  Natur  der  Parallelverse,  pathetisch  in 
wirken;  fast  jeder  Fall  hat  seine  besondere  Begründui^:  H.  H. 
n  33  altes  formelhaftes  Verspaar,  Reg.  5  Fluch,  FAf.  5  beschwö- 
rende Frage  des  Sterbenden,  Brot  13  feierlicher  Moment  mit 
Vögelvorzeichen ;  weniger  gilt  dies  von  Sig.  sk.  5  and  Hamd. 
24.  —  Unzweifelhaft  haben  wir  also  in  der  Bewahrung  dieser 


337 

aralten,  aber  früh  tod  den  trockenen  Zwülingefonnehi  aulge- 
zehrten  Tigai  fast  überall  Absicht  zu  sehen:  es  ist  ein  Mittel, 
welches  die  Dichter  wirkungsvoll  zu  verwenden  musten,  als  es 
-veraltet  und  selten  geworden  war,  ee  ist  eine  archaiatische 
Kgur-  — 

lieber  die  Form  w&re  nur  mit  genauer  Prüfung  metrischer 
und  kritischer  Fragen  eingehend  ku  handeln.  Man  sieht,  dass 
nur  sehr  wenige  ParaUelverse  eich  in  verschiedene  Gedichten 
wiederhden:  oft  nur  die  mit  den  Scblagworten  aeeir  ok  Alfar, 
mehrmals  die  mit  oerr  ok  cnriti;  ausserdem  noch  einige  Mal 
das  Hilfsverb  nema  at  mit  wechselnden  Attseagen:  hroera  Brot 
13,1;  spjalla  ebd.  2;  vaza  Big.  9,1;  fraevaek  HÄv.  140,1;  oesask 
Fragm.  305  b  6  u.  s.  w.;  endlich  noch  die  beiden  mch  entspre- 
chenden Adjectiva  heill  und  vreidr.  AU  das  deutet  auf  alten 
Loosgebrauch:  die  Bezeichnungen  göttlicher  Wesen  und  ihrer 
Gunst  oder  Ungunst  stammen  wohl  von  der  Befragung  der  Götter 
▼or  dem  unternehmen  her  and  die  Schelte  oerr  ok  erviti  von 
warnenden  Orakelsprüchen ;  selbst  jenes  hier  beigefügte  Verb 
könnte  aus  dieeem  speciellen  Gebrauch  seine  Beliebthdt  ziehen. 
—  Wenn  den  poeitiveD  Aussagesätten  oft  negative  folgen,  be- 
sonders in  unvollständigen  Par&llelversen  (z.  B.  Vgl  6,7 — 8. 
H.  Hi.  5,1 — 2),  so  erinnert  das  an  die  negativen  Anhangsätze 
der  Rechtsformeln  (R.  A.  l,27f.),  über  die  wir  schon  einmal 
(S.  250)  zu  sprechen  hatten. 

Es  beruht  auf  der  Abochtlichkelt,  die  dieser  Figur  in 
der  von  uns  zu  behandelnden  Zeit  zu  Grunde  liegt,  dass 
mit  der  Anwendung  der  ParaUelverse  sich  Öfters  sch^n 
in  alten  Ldedem  junge  Kunstinittel  verbinden,  die  später 
reich  ausgebildet  wurden;  so  der  grammatische  Reim  geta : 
gat  (Skim.  32,3 — 4)  und  das  Spielen  mit  Hilfsverbis  {Vkv. 
41,7  :  9)  —  zwei  Figuren,  die  in  der  mhd.  Dichtung  nur 
höfischen    Refiectionedichtem    eigen   sind.     Aehnhch    steht    es 


mit    dexa    duAsniiiB,    den    wir    jedoch    bc^d    in    den    naJi- 
verwandteii  Doppelvenen  trafen.  — 

!Ser  könn«!  wir  also,  wie  ee  Bch^t,  einmal  in  vat- 
historisdie  Zeit  blicken.  Die  PaiaUelTerse  waren  in  der  Utesten 
geno.  Poede  mächtig,  denn  sie  fanden  ihre  stete  Anwendnog,  so- 
bald Orakelsprttche  von  ätax  Prieetran  in  poetäsche  Form  ge- 
kleidet worden,  am  80  dem  Volk  aberliefert  m  werden.  Da- 
her gelten  sie  noch  in  der  Periode  der  Eddadichtnng  als  Mittel 
feierUcher  Wirkung,  während  sie  für  den  allgemeinen  Gebranch 
der  Poesie  längst  durch  ihren  formelhaften  Extrakt,  die 
Zwillingsformeln  abgelöst  sind.  Im  Ganzen  scheint  der  Gang 
der  Entwicklm^  deutlich  erkennbar.  Wir  haben  nimÜch  zu- 
weilen beide  Gestaltungen  derselben  Wurzel  nebeneinander. 
Eine  der  häufigsten  ZwiUingsformehi  ist  aesir  ok  älfar  (Lok.  2,4 
13.4  Sk.  17,4  Gr.  4,3  HAv,  157,^).  Dass  sie  schon  gemein- 
germ.  iat,  beweist  Zaub.  n  23;  gif  hit  vaere  esa  genot  odde 
hit  vaere  ylfa  genot  (eba.  25),  (vgl.  Myth.  1039).  Daneben 
haben  wir  fo^nde  Parallelvetspaare:  Hvat  er  med  äsum? 
hvat  er  med  41fum?  (Vgl.  19,1—2  ^t.  6,1—2),  üt  er  med  iteum, 
ilt  er  meil  älfum  (^r.  6,5 — 6),  afl  göl  bann  ^um  en  älfum 
frama  (chiastisch,  Häv.  158,4 — 5),  |)aer'm  med  äsom,  fiaer'rn 
med  dlfum  (Sgdr.  18,5 — ^).  Dazu  kommen  noch  Verspaare 
wie  folgende:  hvat  er  {lät  älfa  ni  äsa  aona  (Lk.  17,1 — 2  vgl. 
18,1 — 2)  vind  heilir  aesir,  heilar  äsynjur  (Lok.  11,1 — 2,  Sgdr, 
4,1 — 2),  vreidir  ru  ^x  aesir,  vreidar'ru  I»er  äsynjur  (liok.  31,4 — 5) 
und  —  in  rier  Halbversen  —  senn  vätu  aesir  allir  ä  Jringi 
ok  äaynjur  allar  ä  miü  (Veg.  1,1 — i  {w.  13,1 — 4).  In  den 
AlvissmÄl  iat  der  bequeme  Reim  auffallender  Weise  nie  be- 
nutzt; die  gewöhnliche  Reihenfolge  ist  dort  med  msnnunr  — 
med  godum  —  vanir  —  jotnar  —  41far  —  dvergar.  Doch 
erinnert  wenigstens  Alv.  17,5 — 6  älfar  fagra  hvel,  alsklr  äsa 
flynir  an  die  Formel  Lok.   17.  18,1 — 2.  —  Ein  Zusammenhang 


swiscben  jener  Zwütüngsformel  tmd  diesen  PaiaUelversen  ist 
tarn  gewiss  mdü,  abzustteiten.  Die  -letzteren  aber  mit  ihrer 
genauen  Symmeüie,  die  der  Verdoppelung  desselben  Halb- 
■verBes  Habe  kommt,  mit  dem  rührenden  Stabreim  bcfiimieQd 
fand  mit  Byaonyscm  Bchliessend  imd  so  Wortrdm,  (Reiche 
Copola,  Gedankenreim  aneinanderreihend  —  tat  können  uns 
gewiss  die  primitivste  Art  alliterireoder  Poesie  vertreten.  Denn 
■der  eigentbümücbe  feierliche  Eindruck,  den  anch  diese  Wieder- 
holungen machen,  darf  darüber  nicht  täuschen,  dase  sie  ibren 
IJrspnii^  einer  gewissen  UnbebilfUcbkeit  verdanken.  Nun  ist 
>AnB<  ja  auch  ein  Rmienname  und  auf  die  Art,  wie  er  verwandt 
jrerden  konnte,  hat  schon  Liliencron  (aao.  S.  22)  hingedeutet. 
Aber  wenn  die  Rune  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  ge- 
nommen wurde,  lag  nieder  nahe,  ein  mißlichst  nahestehendes 
Wort  ihr  zuzugesellen.  Die  Götter  haben  ihre  eigenen  Runen 
(Vaf.  42—43;  Sigdr.  18,5—6);  wird  mit  diesen  geloost  (Hym.  1), 
80  ist  die  Orakelfrage:  Hvat  er  med  Äiimn?  Eine  Antwort  giebt 
J».  6,5 — 6:  ilt  er  med  ^Lsum.  Aber  beide  Formeln  verlangen 
eine  zwdte  HfiJfte.  So  entsteht  ab  uralte  Form  der  stab- 
reimenden  Dichtung  in  ihrer  ältesten  Verwendung  beim  Looe- 
werfen  der  Farallelvers.  Wir  dürfen  nach  alledem  mit  Be- 
stimmtheit aussprechen:  eine  der  ältesten  Formen  der  Dichtung 
ist  die  Bildung  von  Parallelvereen,  und  die  Contraction  dieser 
reduplicirten  Verszeilen  in  eine  Zwillingsformel,  die  nur  einen 
Vers  füllt,  gehört  bereite  einer  jüngeren  Lage  in  der  Geschichte 
der  Poesie  an.  — 

Ich  habe  für  die  Parallelverse  nur  sehr  wenig  Literatur 
anzuführen.  Auf  Veree  gleichartigen  Inhalte  bat  Niedner  wieder- 
holt aufmerksam  gemacht:  für  SMm.  Ze.  30,140,  für  Hirb. 
ebs.  31,243,  für  ^'k^■.  ebd,  33,30;  aber  der  Kunstform  bat  auch 
er  keine  besondere  Beachtung  geschenkt.  Und  doch  klingt  sie 
stark  noch  bei  Saxo  durch,  vor  allem  in  der  bekannten  Stelle 


340 

U,10f^(ed.  Holder),  die  sich  mit  H.  H.  II  6  nahem  dedt 
(^  GnmdtTig  Udaigt  S.  83);  ebenso  bei  OtMed  (vg^  Sc^fitn 
Poetik  OtMedfl  S.  3),  bei  Cynewolf  (Joiusw  Synonymik  und 
Poetik  Cynewolb  S.  89)  und  Späteren  (ffit  Layunoa  Regal 
Gfltm.  Stadien  I  186  t.).  —  Im  Allgwneinan  Tsrweise  ich  Mit 
die  Worte  GoeÜies  mm  WeetÖetliclien  Divan  (Aoeg.  L  H.  6.106) 
über  die  nreizeilig  gereimtes  Verse  der  Orientaloi  und  da 
hierdorch  geforderten  PualleliunUB  —  Worte,  deren  Anwen- 
dung auf  die  deutsche  Poesie  durch  den  sohon  citirtai  Ad>> 
Spruch  Chr.  Weise's  ergünxt  weiden.  —  Ffir  die  romanisohs  Poem 
hat  Leifihold  (Etymoli^ische  Figuren  im  Bomanischen)  gat  3ber 
PaiaUelverse  (aao.  9.  88)  und  ZwiUingsformeln  (ebd.  S.  70i.) 
gehandelt;  letztere  überwi^en  auch  hier.  — 


Capltel  TIL 


§  17.  Refrain  und  Gegenrefrain. 
Die  Strophe  ist  eigentlich  nur  ein  Vers  und  nimmt  jeden- 
falls im  Gedicht  dieselbe  Stellui^  ein  wie  der  Vets  innerhalb 
der  einzelnen  Absätze:  sie  ist  Maass  und  Einheit  des  Ganzen. 
Daraus  erhellt,  dass  gleicher  Anlaut  der  Strophen  dem  Stab- 
reim, weiterhin  der  Anaphora  entspricht  wie  gleicher  Auslaut 
der  Abschnitte  dem  Endreim  und  weiterhin  dem  rührenden 
Reim.  Hat  dieser  gleiche  Strophenanlaut  oder  -auslaut  die  feste 
Form  von  einem  oder  mehreren  Versen,    so   nennen  wir  dieee 


mtaCLi^. 


341 

Figur  Refrain  bez.  Gegenrefrain.  Denn  die  letztere  Figur, 
wenn  auch  mit  der  erstem  nicht  von  ^eich  grundl^ender  Be- 
deutung, verdient  doch  durchaus  nicht  über  der  ersteren,  wie 
es  zu  geschehen  pfl^,  vergessen  zu  werden,  und  gerade  für 
die  altgerm.  Dichtung  hat  der  Gegenrefrain  merkwürdigerweise 
grössere  Wichtigkeit  als  der  Kehrreim.  Wir  wissen  dies  Fac- 
tum nur  eben  mit  jener  innem  Entsprechung  von  Stabreim 
xind  Gegenrefrain  zu  erklären,  ohne  dass  doch  der  Refrain  in 
gleicher  Weise  an  den  Endreim  gebimden  wäre.  Vielmehr  ist 
er  die  allerallgemeinste  Figur  in  der  ältesten  Poesie  aller  For- 
men, quantitativ  rhythmischer,  qualitativ  rhythmischer,  ganz 
imgeregelter  sogar.  Wir  gehen  daher  schwerlich  fehl,  wenn  wir 
für  die  älteste  germ.  Poesie  den  Refrain  voraussetzen,  den  dann 
die  Stabreinidichtung  abwarf,  weil  ihr  der  Gegenrefrain  allein 
homogen  war.  Mit  dem  zunehmenden  Reim  kehrt  er  dann 
wieder,  audi  auf  dem  Boden  der  eddischen  Poesie,  um  in  den 
skandinavischen  Volksliedem  ein  unentbehrliches  Glied  zu  bilden 
(vgl.  Geijer  Ueber  den  Kehrreim  in  den  alten  skandinavischen 
liedem,  inMohnikes  Altschwedischen  Balladen  S.  288  f.).  —  Diese 
Vermuthimg  bestätigt  sich  bei  näherer  Prüfung  durchaus.  — 

Wir  geben  und  besprechen  erst  die  Fälle  von  Refrain, 
nachher  die  sehr  viel  häufigeren  von  Gegenrefrain,  zuletzt  die 
wenigen  eines  Mittelrefrains,  d.  h.  einer  stehenden  Verszeile  im 
Innem  der  Strophe. 

Refrain. 
Altnordisch. 

VituÄ  ^  enn  eda  hvat  Vol.  24,8.  25.  34.  36,8.  40,10.  42. 
49,8. 

naudug  sagdak,  nt  mun  ek  |>egja  Veg.  7.  9.  11,8. 

ok  fyr  innan  kom  jotna  heima  {)r.  4,10;  hvi  ertu  einn  ko- 
minn  1  jgtunheima  6,4;  vit  skulum  aka  tvau  1  jotunheima  11,7; 


{ 


342 

ef  ek  ek  meS  ^r  l  jtttiinltebxui   12,10;   ▼& 

i  jstunbeima  20,5;  61c  'Odins  aoor  i  jstunhcüna  213:  svA  nr 

b6Q  öOiüB  l  j^toDbeima  26,7.  28,7. 

hvat  vsatu  ^  medao,  H&rbaidt  Hub.  15,7.  19,ä  2S. 
29,9.  39.7. 

hvat  vantu  >a  medaD,  [rarr  Harb.  18,13.  23,4.  38,3-  36.1. 

alt  er  |)at  aett  |)in.  'Ottar  heimaki  HyndL  16,9.  20.  SL 
23.7.  24,9.  26,7.  27,9.  28,11. 

vardar  at  viti  avi,  vüta  eon  lengn  Byaäl^  17,T — S.  18,9 
— 10;  vijnmik  at  viü  hvä,  viltu  «oxt  lengta  31,3—6  u.  a.  w.  in 
der  Refrain-HalbstTopbe.  — 

brat  mun  ann  vera  aevi  minnai  Grip.  13.  14.  18,7 — 6. 

Refrain- Haibstropben:  mart  segjnm  {>te  ok  moiuiin  fldi»; 
vgromk  at  viti  svA  viltu.  enn  lengra  ^ndL  31.  34.  86.!  39.1— 

11,  vgl.  MQllenhoff  D.  Alt  S.  8  and  Sig.  ak.  71,1—3;  ^vlat  tqvi 
muQ,  medan  9ld  lifiz,  ]>]ödar  ^ngill,  ^tt  oata  ven  Öe^>.  3S.  41. 

Andere  Refrainhalbetrophen  (Vog.  8.  10.  12,1—4.    AW.  10. 

12.  14.  16.  18.  20.  34,1—3,  vgL  MtUlenhoflMO.)  sind  m  den 
Gegenrefraina  zu  ziehen,  weil  sie  stets  die  Stoopbft  bflginnea. 
—  Auch  J>r.  26.  28,5—8  bilden  keine  etguitliche  Betnin- 
ffiJbstropbe. 

Refrainatrophe:  geyi  Garmr  mji2k  tyr  On^whelli,  hrtr  mafr 
alitna  en  freki  renna;  fjgld  veit  ek  froeda,  Gfam  b6  tk.  lang» 
am  ragna  rsk  rgmm  sigtivii  Vgl.  45.  50.  56.  60  s.  Sldebiaod 
za  Vgl.  45.  Müllenbofi  D.  Alt.  S.  137  f.  —  |>eygi  Gndrön  o.  a.  w. 
Gad.  I  5.  11. 

Die  Refraia-Combinationen,  die  aich  scbon  im  HyndL  laigan, 
sind  in  Vaf.,  Alv.  and  besondera  Rig.  so  weit  gettieben,  daai 
diese  Gedichte  eigentlich  nur  aus  varürten  Kebiwilen  beeteben. 
Aach  die  {>t7makTi|ia  streift  daran,  bei  der  aber  beeonden 
deutlich  der  Ursprung  der  wiederkehrenden  Stroi^un  and  Halb- 


943 

etrophen  nicht  aus  dem  Refrain  sondern  aus  dem  Gegenrefindn 
hervortritt.  — 

Angelsächsisch. 

^  ofereode,  Risses  sva  mag  Deör  7.  18.  17.  20.  27.  42.  — 

Nirgends  liegen  die  Verhältnisse  innerhalb  des  von  miserer 
Aufgabe  umspannten  Bezirks  so  verwickelt  wie  hier,  bei  den 
doch  nur  seltenen  Belegen  einer  hochwichtigen  Figur.  Hier  ist 
die  strengste  Classification  unerlässlich.  Ich  gruppire  die  alt- 
germ.  Fälle  nach  drei  Gesichtspunkten:  Ausdehnung  der  Re- 
frains —  Stellung  derselben  im  Gedicht  —  ungefähres  Alter 
der  sie  enthaltenden  lieder. 

Ersten«:  wie  lang  ist  der  Refrain? 

Nur  ein  Wort  kehrt  wieder,  welches  aber  die  beiden  letzten 
(varürenden)  Halbverse  beherrscht:  ^t.  4  f. 

eine  Zeile  mit  Variation  des  Schlusswortes:  Harb.  15 f. 

eine  volle  Zeile:  VqL  24 f: 

zwei  Zeilen  mit  Variation  der  ersten:  Hyndl.  17,7 f. 

der  zweiten:  Rig.  13,9.  25,7^ 

zwei  volle  Zeilen:  Veg.  7f.  Hyndl.  16 f.  Grip.  12f.  —  De6r. 

vier  Zeüen!  Hyndl.  31  f.  Grip.  23.  41. 

acht  Zeilen:  Vgl.  45 f.  Gu4. 1  5.  11. 

Combination  eines  zweizeiligen  Refrains  mit  einem  andern : 
Hyndl.  17,5—8.  —  Eine  Refrainzeile  innerhalb  einer  Refrain- 
Halbstrophe:  Hyndl.  17  f.  vgl.  Hjmdl.  31  f.  Diese  Zeile  berührt 
sich  zugleich  (s.  Müllenhoff  aao.  S.  8)  mit  der  Gegenrefrain-Halb- 
strophe in  Alv.,  die  ihrerseits  derjenigen  in  Veg^  nahe  ver- 
wandt ist.  — 

Zweitens  ist  ins  Auge  zu  fassen,  ob  die  an  den  Strophen- 
schluss  gebannten  Zeüen  zugleich  den  Abschluss  grösserer  Ab^ 
schnitte  markiren.  Nöthig  ist  das  nicht  (vgl.  MüUenhoS  MSD, 
S.  323  zum  GeorgsHede)  und  mehrmals  scheint  eine  Regel  für  das 


^344 

Smtnten  des  Bebaiiu  nicht  Toiiianden.  In  Veg.  anhligit  di« 
▼glTa  ihre  Aoskunft  jedesmal  mit  dem  Beftnin;  in  De6n  Kl«gs 
schlieast  ebenso  der  Dichter  jedes  Bei^iel  mit  seinem  Eshr 
reim.  Innere  Abschnitte  scheint  der  Refrain  in  der  VftL  (IföUen- 
hofE  D.  Alt.  8.  6  Anm.)  nnd  vielleicht  danach  dar  iweite  Refrain 
im  Hyndl.  (in  der  Vgloapi  hin  sbamma  b.  aao.  8.  8)  abragnnuen. 
Bestimmt  sondert  er  in  den  Rig.  die  genan  abgemosoenen  Tluile. 
tSit  der  Reftain-Halbstrophe  in  denselben  bedden  .Gedichtaa  ist 
dasselbe  sicher  der  FalL  —  Weniger  regelmisng  ist  die  An- 
wendimg der  Kehrzeilen  schon  in  H^b.  and  Gi^.,  wo  sie 
mehrmals  ansfallen.  Complidrter  treten  in  ^.  je  twn  Bafrains 
als  einander  entsprechend  auf,  ohne  dass  diese  Paare  ^eich- 
massig  rertheilt  Eicheinen.  —  Endlich  der  erste  Kehrreim  im 
Hyndl.  acheint  ganz  willkürlich  gesetzt.  — 

Sehen  wir  nun  drittens  zn,  welche  Lieder  diese  Refrains 
haben. 

Zu  den  ältesten  Gedichten  der  Edda  gehört  onsweifelbaft 
die  VdI.  Ihre  engen  BeziehongeQ  zom  Hyndl.  hat  MüllenhofE 
(D.  Alt.  3.  8t.)  aoseiiiandergeBetzt  mid  wenn  man  selbst  nicht  mit 
Simrock  (Edda  S.  415)  den  genealogischen  Theil  dieses  Liedes 
Ende  des  achten  Jahrhunderts  ansetzen  darf,  kann  doch  Ober 
das  Alter  des  thec^nischen  Theils  danach  kein  Zweifel  mehr 
herracben.  Wieder  mit  der  Vgl.  aber  ist  die  {irymakrida  etwa 
gleicbaltfig  (HofFory  Eddische  Stadien  I  36).  Weiter  be- 
rührt sich  mit  der  I»r.  die  V^tamskvida  (Veg.  1  =  Jir.  13). 
Ebenfalls  ein  altes  Lied  iat  Deörs  Klage,  denn  es  steht  noch 
in  lebendigem  Zusammenhang  mit  der  epischen  Sage  (ten 
Brink  S.  77). 

Dieser  Gruppe  steht  aber  eine  jüngere  gegenüber.  Der 
nachgedichtete  Theil  des  Hyndluljöds  ist  schwer  xa  datiren; 
aber  H£rb.  und  besonders  die  thörichte  Grip.  sind  gewiss  viel 
■junget  und  gehören  der  mittleren  Schiebt  der  eddiscfaen  Lieder 


345 

an.  Daaeelbe  gilt  von  den  RigsmU,  die  wir  schon  einmal 
(6.  258)  zu  dem  Harbaidsljod  zu  geseilt  hatten. 

Nun  sehen  irir  folgendes:  der  feste  R^rain  (VfiL  34  —  Veg.  7 
Deör  —  VfiL  45,  Hyndl.  31:  doch  auch  Hyndl.  16,  Grip.  12) 
ist  älter  als  der  bewegliche  (Härh.  15  —  Hyndl.  17;  doch  auch 
^.  4).  RefraincombiD&ti(Hi  Terräth  eine  jüngere  Dichtung  nach 
älterem  Muster  (vgl.  Müllenhoff  aao.  S.  9  aber  Hyndl.  17—31). 

Viel  denthdier  aber  scheidet  das  zweite  Kriterium.  Der 
Refrain  steht  in  den  alteren  Liedern  (Veg.  Deör.  VdI.  VgL  h.  sk.) 
jedesmal  wie  am  Schluse  der  Strophe  so  auch  am  Schluse  des 
Abschnitts.  Jüngere  (Hdrb.,  Grlp.  —  Hyndl.)  setzen  ihn  nach 
Belieben.  Eine  Uebergangsstufe  vertritt  die  unr^elmäesige 
Stellung  von  festen  Refrainpaaren  (J)t.). 

Wir  hätten  damit  folgende  Bntwickelung:  der  alte,  feste 
und  periodische  Refrain  ist  nur  in  einigen  alten  Gedichten 
bewahrt,  sonst  Überall  von  der  Alliteratdonspoesie  abgeetossen 
worden.  Später  dringt  er  wieder  ein,  aber  nun  beweglicb  und 
in  unbestimmten  Intervallen.  Beides  verräth  schon,  weshalb 
er  wiederbelebt  ward :  als  bequemes  Mittel,  Strophen  zu  füllen. 
Dnd  diese  Geschichte  des  Refrains  in  der  altgeim.  Poesie  stimmt 
nun  nicht  niu"  zu  seiner  allgemeinen  Greschichte  -~-  worüber 
hier  nicht  zu  handeln  ist  —  sondern  läset  sich  auch  im  Norden 
näha  bellen.  Erbalten  ist  der  Refrün  in  Stucken  kateche- 
täscher  Natur,  d^in  ein  solches  (gegen  Rosenberg  aao.  S.  169  Anm.) 
ist  nicht  nur  die  Vslusp£  (Müllenhoff  Alterthumskunde  S.  238) 
und  die  VfiluspA  hin  skamma  (MüUenboS  S,  8),  sondern  auch 
Veg.  ist  so  zu  sagen  ein  Repetitorium  über  den  Mythus  von  Baldr. 
Solche  Gedichte  wurden  gewiss  bei  Gottesdienst  und  Festen 
(Müllenhoff  aao.  S.  238)  von  dem  Priester  recitirt  und  die  Refrains 
marMrten  die  Abschnitte.  Deshalb  sind  die  ältesten  Refrains  auch 
inhaltlich  fast  alle  ^eicb:  Vgl.  24  (vgl.  MüUenhofl  S.  6  Anm.) 
Byndl.  17,  Hyndl.  31  enthalten  eine  wirkhche  Ansprache  des 


3U 

Bäntreten  des  Rdraina  nicht  vorliandaL  In  V^.  Bchlieart  die 
vQlva  ihre  Anakunft  jedesmal  mit  dem  Refnin;  in  D«6m  Klage 
achheest  ebenso  der  Dichtet  jedes  Beispiel  mit  seinem  Kehr- 
nun.  Innere  Abschnitte  scheint  der  Reirain  in  der  V$L  (Mällen- 
ho£E  D.  Alt.  S.  6  Anm.)  und  vielldcht  danach  der  nnite  Refrain 
im  Hyndl.  (in  der  Vglnspi  hin  shurnna  s.  aoo.  S.  8)  abnigrauen. 
Bestimmt  sondert  er  in  den  Big.  die  genau  abgemessenai  "nieile. 
Mit  der  Refrain-Halbsbophe  in  denselben  beiden  Gedichten  ist 
dasselbe  sicher  der  Fall.  —  Wender  rfgrlTnUwrig  ist  die  An- 
wendong  der  Kehneilen  schon  in  HArb.  und  Grip.,  wo  sie 
mehimalB  anafallen.  Ck}mp1icirter  treten  in  J>r.  je  nrai  Befraina 
als  einander  entsprechend  auf,  ohne  dass  diese  Paare  ^eicb- 
mäseig  vertheilt  scheinen.  —  Endlich  der  erste  Kehrreim  im 
Hyndl.  scheint  ganz  willkürlich  gesetzt.  — 

Sehen  wir  nun  drittens  zn,  welche  Lieder  diese  Refrains 
haben. 

Zu  den  ältesten  Gedichten  der  Edda  gehört  unsweifelhaft 
die  V{}1.  Ihre  engen  Beziehungen  zum  HyndL  hat  MüllenhoS 
(D.  Alt.  S.  8f.)  auseinandergesetzt  und  wenn  man  selbst  nicht  mit 
Simrock  (Edda  5.  415)  den  genealc^;ischen  Theil  dieses  Liedes 
Ende  des  achten  Jahrhunderts  ansetzen  darf,  kann  doch  über 
das  Alter  des  theogoniscben  Tbeils  danach  kein  Zweifel  mehr 
herrschen.  Wieder  mit  der  V9I.  aber  ist  die  ftiymakvida  etwa 
gleichaltrig  iHoffory  Eddische  Studien  I  36).  Weiter  be- 
rührt sich  mit  der  |)r.  die  Vegtamekvida  (\'eg.  I  =  J>r.  13). 
Ebenfalls  ein  altes  Lied  iei  Deors  Klage,  denn  es  steht  noch 
in  lebendigem  Zusammenbang  mit  der  epischen  Sage  (ten 
Brink  S.  77^. 

Dieser  Grappe  steht  aber  eine  jüngere  gegenüber.  Der 
nachgedichtete  Theil  des  Hj-ndluljods  ist  schwer  zu  datiren; 
aber  Härb.  und  besonders  die  ihörichte  Grip.  sind  gewiss  viel 
jünger  und  gehören  der  mittleren  Schicht  der  eddischen  Lieder 


345 

an.  Daaeelbe  gilt  tod  den  Bigsm^,  die  vir  Bchon  einmal 
(6.  258)  m  dem  HarbarOeljod  m  geeellen  hatten. 

Nim  Beben  wir  folgendee:  der  feste  Refrain  (VgL  24 — Veg.  7 
Deör  —  VoL  45,  HyndL  31:  doch  auch  HyndL  16,  Grip.  12) 
ist  alter  als  der  bewache  (Hirb.  15  —  Hjmdl.  17;  doch  auch 
fir.  4).  Refraincombination  verräth  dne  jüngere  Dichtung  nach 
älterem  Huster  (vgl.  MüllenhofE  aao.  S.  9  über  Hyndl.  17—31). 

Viel  deutUchei  aber  scheidet  das  sweite  Kriterium.  Der 
Refrain  steht  in  den  älteren  Liedern  (Veg.  Deör.  Vgl.  VgL  h.  ek.) 
jedeemal  wie  am  Schluse  der  Strophe  so  auch  am  SchlusE  des 
Abschnitts.  Jüngere  (H^b.,  Qrip.  —  Hyndl.)  setzen  ihn  nach 
Belieben.  Eine  üebergangsstufe  vertritt  die  unregelmässige 
Stellung  von  festen  Refrainpaaren  Qir.). 

Wir  hätten  damit  folgende  Entwickelnng:  der  alte,  feste 
und  periodische  Refrain  ist  nur  in  einigen  alten  Gedichten 
bewahrt,  sonst  überall  von  der  Alliterationspoesie  abgestossen 
word«i.  Später  dringt  er  wieder  ein,  aber  nun  bewegheb  und 
in  unbestimmten  Intervallen.  Beides  verräth  schon,  weshalb 
er  wiederbelebt  ward :  als  bequemes  Mittel,  Strophen  zu  füllen. 
Und  diese  Geschichte  des  Refrains  in  der  altgerm.  Poesie  stimmt 
nun  nicht  nur  zu  seiner  allgemeinen  Geschichte  —  worüber 
hier  nicht  zu  handeln  ist  —  sondern  lässt  sich  auch  im  Korden 
näher  bel^^.  Erhalten  ist  der  Refrain  in  Stücken  kateche- 
tischer Natur,  dorn  ein  solches  (ge^en  Rosenberg  aao.  S.  169  Anm.) 
ist  nicht  nur  die  Vglospä  (Müllenhofi  Altertbumskunde  S.  238) 
und  die  VgluspÄ  hin  skamma  (Mülleohofi  S.  8),  sondern  auch 
Veg.  ist  so  zu  sagen  ein  Repetitorium  über  den  M}ihuB  von  Baldr. 
Solche  Gedichte  wurden  gewiss  bei  Gottesdienst  und  Festen 
(Müllenhoff  aao.  S.  238)  von  dem  Priester  recitirt  und  die  Refrains 
markirten  die  Abschnitte,  Deshalb  sind  die  ältesten  Refrains  auch 
inhalthch  fast  alle  gleich:  Vgl.  24  (vgl.  Müllenhoff  S.  6  Anm.) 
Hyndl.  17,  Hyndl.  31  enthalten  eine  wirkliche  Ansprache 


B44 

EintTeteD  des  R«&ama  Dicht  yorhandan.  In  V^.  Bchliewt  die 
Tglva  ihre  Auskauft  jedesmal  mit  dem  Refisin;  in  De^B  Klage 
Bclilie«at  ebenso  der  Dichter  jedes  Beispiel  mit  aeinffln  Kehr- 
reim. Innere  Abschnitte  scheint  der  Refrain  in  der  V9L  (UäUen- 
hoff  D.  Alt.  S.  6  Aam.)  mid  vielleicht  danach  der  zweite  Rabain 
im  Hyndl.  (in  der  Velusp&  bin  skaimaa  b.  aao.  S.  8]  abntgrenKn. 
Bestimmt  sondert  er  in  den  Rig.  die  genau  abgemeBsenen  "nieile. 
Mit  der  Refrain-Halbstrophe  in  denselben  beiden  G«dichtan  ist 
dasselbe  sicher  der  Fall.  —  Weniger  regelmfiMig  ist  die  An- 
wendung der  Eehizeilen  schon  in  HArb.  und  Grtp.,  wo  sie 
mehrmals  ausfallen.  ComplicirteT  treten  in  {)t.  je  twei  Rafraini 
als  einander  entsprechend  auf,  ohne  dass  diese  Paare  gleich- 
massig  vertheilt  scheinen.  —  Endhch  der  erste  Kehrreim  im 
Hjmdl.  scheint  ganz  willkürlich  gesetzt.  — 

Sehen  wir  nun  drittens  zu,  welche  Lieder  diese  Refrains 
haben. 

Zu  den  ältesten  Gedichten  der  Edda  gehört  anzweifelhaft 
die  Vgl.  Ihre  engen  Beziehungen  zum  Hyndl.  hat  Müllenhoff 
(D.  Alt.  S.  8  f.)  auseinandergesetzt  und  wenn  man  selbst  nicht  mit 
Simrock  (Edda  S.  415]  den  genealogischen  Theil  dieses  Liedes 
Ende  des  achten  Jahrhunderts  ansetzen  darf,  kann  doch  über 
das  Alter  des  theogonischen  Theila  danach  kein  Zweifel  mehr 
herrschen.  Wieder  mit  der  Vijl.  aber  ist  die  |)iymBlcvida  etwa 
gleichaltrig  (Hoffory  Eddische  Studien  I  35).  Weiter  be- 
rührt sich  mit  der  ^r.  die  Vegtamskvida  (Veg.  1  =  |)r.  13). 
Ebenfalls  ein  altes  Lied  ist  Deörs  Klage,  denn  es  steht  noch 
in  lebendigem  Zusammenhang  mit  der  epischen  Sage  (ten 
Brink  S.  77). 

Dieser  Gruppe  steht  aber  eine  jüngere  g^nüber.  Der 
nachgedichtete  Theii  des  Hyadluljckls  ist  schwer  zu  datiren; 
aber  Härb.  und  besonders  die  tbörichte  Grip.  sind  gewiss  viel 
jünger  und  gehören  der  mittleren  Schicht  der  eddischen  Lieder 


345 

an.  Daaeelbe  gilt  'V(xi  den  KigsmÄl,  die  wir  schon  einmal 
(6.  258)  m  dem  Haibaräsljod  su  geeeUen  hatten. 

Nnn  sehen  wir  folgendes :  der  feste  Befrain  (VfiL  24  —  Veg.  7 
Deör  —  VßL  45,  HyndL  31:  doch  auch  Hyndl.  16,  Grip.  12} 
ist  älter  als  der  bewegUche  (Häj^-  15  —  Hyndl.  17;  doch  auch 
{>r.  4).  RefraincombinatioQ  verräth  eine  jüngere  Dichtung  nach 
älterem  Muster  (vgl.  MüUenhoff  aao.  B.  9  über  Hyndl.  17—31). 

Viel  deutlicher  aber  scheidet  das  zweite  Eriterimn.  Der 
Befrain  steht  in  den  älteren  Liedern  (Veg.  Deör.  Vgl.  VqL  h.  sk.) 
jedesmal  wie  am  Schluse  der  Strophe  so  auch  am  Schluse  deB 
AbschnittB.  Jüngere  (Härb.,  Grlp.  —  Hyndl.)  setzen  ihn  nach 
Belieben.  Eine  Uebergaogsetufe  vertritt  die  tmregelmässige 
Stellung  von  festen  Refrainpaaren  (|>r.). 

Wir  hätten  damit  folgende  Entwickelung:  der  alte,  feste 
und  periodische  Befrain  ist  nur  in  einigen  alten  Gedichten 
bewahrt,  sonst  überall  von  der  Alliterationspoesie  abgestossen 
worden.  Später  dringt  er  wieder  ein,  aber  nun  bew^lich  und 
in  unbestimmten  Intervallen.  BMdee  verräth  schon,  weshalb 
er  wiederbelebt  ward:  als  bequemes  Mittel,  Strophen  zu  füllen. 
Und  diese  Geschichte  des  Refrains  in  der  altgerm.  Poesie  stimmt 
nun  nicht  nur  zu  seiner  allgeroeineD  GeBchicbte  —  worüber 
hier  nicht  zu  handeln  ist  —  sondern  läast  sich  auch  im  Norden 
näher  belegen.  Erhalten  ist  der  Refrün  in  Stücken  kateche- 
tischer  Natur,  denn  ein  solches  (g^en  Rosenberg  aao.  S.  169  Anm.) 
ist  nicht  nur  die  V^lusp^  (MüUenhoff  Alterthumskunde  S.  238) 
und  die  V^luspä  hin  skanmrn  (MüUenhoff  S.  8),  sondern  auch 
Veg.  ist  so  zu  sagen  ein  Repetitorium  über  den  Mythus  von  Baldr. 
Solche  Gedichte  wurden  gewiss  bei  Gottesdienst  und  Festen 
(MüUenhoff  aao.  S.  238)  von  dem  Priester  recitirt  und  die  Refrains 
Eoarkirten  die  Abschnitte.  Deshalb  sind  die  ältesten  Refrains  auch 
inhalthch  fast  alle  gleich:  Vgl.  24  (vgl.  MüUenhoff  S.  6  Anm.) 
Hyndl.  17,  Hyndl.  31  enüialten  eine  wirkUche  Ansprache  des 


346 

Vorange»  an  die  VenwnTnlwny,  gerade  wie  eine  Bolch»  die 
VoL  eröffnet  (Müllenhoff  3.  86),  und  wie  cbrt  AnfmerkBunkeit 
▼erlangt  wird,  fragt  hier  der  Vortragende,  ob  die  Zuhörer  auch 
noch  weiter  aufnunerken  bereit  seien.  Veg.  7  ist  diese  fVage 
bereite  in  den  Charakter  der  dramatisch  TorgefBhrten  vQlva 
gezogen  und  dies  schreitet  aber  EUrb.  15  m  Chip.  12  fort, 
wo  der  Refrain  bloes  das  Stichwort  ist,  aof  das  der  Gegenredner 
einzusetzen  hat. 

Doch  sind  wir  damit  der  Entwickelung  schon  voranageeilt 
Sobald  der  öffentliche  feieriiche  Vortrag  der  dogmatiedien 
Stücke  aufhört,  hält  nichts  mehr  den  der  Stabreimdicfatang 
unangemessenen  Refrain.  Dem  Einzelvortrag  der  alten  Allite- 
rationsdichtung, vom  |>uh:  in  der  Halle  vorgetragen  (Mfillsnhoff 
S.  291)  konnte  er  fehlen.  Wo  aber  dieser  oder  später  der  Skalde 
sein  Publikum  heranziehen  wollte  oder  sonst  den  Kehrreim  ver 
misste,  da  konnte  er  jederzeit  zwischen  die  Strophe  lose  ein  Vidt- 
kvaedi  (Rask-Mohnike  Verslehre  der  Isländer  S.  49)  einschieben. 
Dies  ist  noch  jetzt  in  nordischen  Volksliedern  häufig;  selbst 
Geijer,  der  im  Kehrreim  viel  zu  viel  Absicht  sucht,  hält  in 
einigen  älteren  Liedern  die  Kehrreime  mit  Ijrrischen  Refiexi<men 
für  Zusatz  einer  spätem  Hand  (Ueber  den  Kehrreim  &.  298). 
und  wie  das  vor  sich  ging,  illustrirt  sehr  anschaulich  die  Er 
Zählung  von  den  Skalden  Thorarin,  der  ein  kurzes  Lobgedicht 
durch  Einschaltung  eines  stefs  zu  einer  dräpa  erweitert  (Wein- 
hold Altnord.  Leben  S.  335).  Doch  pflegt  auch  dieser  spätere 
Refrain  vom  Functionszeichen  der  Abschnittsgrenze  etwas  an 
sich  zu  behalten,  indem  er  nur  am  Schluss  einer  neuen  Abthei- 
lung steht  (Rask-Mohnike  aao.).  Solcher  Art  sind  alsa  die 
jungem,  veränderlichen  und  in  ungleichen  Abständen  stehenden 
Refrains.  Ihre  Erneuerung  in  altn.  Liedem  aber  trat  wohl  ein, 
al»  eine  neue  Art  der  Katechese  in  Liedform  aufkam:  die 
»Uebersichtslieder«    (wie  Rösenber^p  S.  103,  Gruff.  I  und  Helr. 


iMaHM^M^MaaHMK-.    ^ 


347 

nennt),  die  nun  nicht  mehr  dem  gläubigen  Zuhörer»  sondern 
wohl  in  erster  Linie  dem  Skalden  selbst  seinen  Stoff  übersicht- 
lich machen  sollen.  So  wird  nun  nach  dem  Muster  des  Lehr- 
gedichts über  Baldr  (Veg.)  ein  solches  über  Sigurd  (Grip.)  ver- 
iasst,  und  der  genealogische  Theil  des  Hyndl.  ist  (nach  Müllen- 
hoff)  direkt  im  Anschluss  aa  die  Vol.  h.  sk.  gedichtet.  Kein 
Wunder,  dass  da  auch  der  Refrain  nachgeahmt  wurde,  der  aber 
inhaltlich  nun  seinen  Ursprung  verläugnet.  — 

Nimmt  das  wiederkehrende  Stück  den  Raum  einer  Strophe 
ein,  so  vereint  es  Refrain  und  Gegenrefrain  in  sich;  so  schon 
in  der  VoL  (MüUenhofi  137.  148).  Bei  der  Refrainstrophe  der 
VoL  h.  sk.  seigt  die  inhaltliche  Verwandtschaft  mit  den  anderur 
alten  Refrains,  dass  sie  aus  Refrain  und  nicht  aus  Gegenrefrain 
gedehnt  ist;  dasselbe  beweist  für  den  Stef  der  grossen  Vgluspä 
seine  schliessliche  Ersetzung  durch  die  Schlussstrophe  (MüUen- 
hoff  S.  137).  — 

Eine  Refrainstrophe  hat  auch  Saxo  (ed.  Holder  S.  22.)  — 
Der  Gegenrefrain  ist  in  eddischen  Liedern  recht  häuüg; 
ags.  laufen  Gegenrefrain  und  Anaphora  fast  unimterscheidbar 
durcheinander.  Da  nämlich  ein  echter  Gegenrefrain,  d.  h.  eine 
am  Beginn  mehrerer  sich  folgender  Abschnitte  unverändert  oder 
doch  erkennbar  wiederkehrende  Zeile  ags.  überhaupt  nicht 
zu  belegen  ist,  hat  man  kaum  das  Recht,  einzelne  Worte  am 
Beginn  der  Abschnitte  so  aufzufassen,  wie  wir  das  jgtunheimr 
der  {)rymskvida  allerdings  auffassen  dürfen:  als  verstümmelte 
Kehrzeile.  Lnmerhin  wird  man  jenes  eä  la,  mit  dem  Cri.  I — ^XI 
alle  Capitel  beginnen,  hierher  stellen  dürften,  und  das  gleiche 
Wort,  Hö.  76.  84.  99.  103  kleinere  Stücke  einleitend,  bietet 
zur  Verwendimg  eben  derselben  Literjection  als  Trägerin  der 
Anaphora  den  Uebergang.  Dagegen  ist  ee  nicht  nur  kein  Rest 
eines  (Jegenrefrains,  sondern  nicht  einmal  eine  Anapher  schwäch- 
ster Art,  wenn  z.  B.   Gen.  119 — 169    fast   jeder  Satz  mit  J» 


348 

oder  in  Oddrünargritr  von  Str.  19  an  £ut  jeder  Abechnitt 
mit  en  beginnt;  das  iat  tinfach  ünbeholfenheit  und  Bequem- 
lichkeit in  Flickworten. 

Dagegen  altn.  iat  der  Qegenreirain  zu  einem  beliebten 
Kunatmittel  erhoben. 

Gegenrefrain. 

Nur  ein  Verstheil  kehrt  wieder  und  dieser  mit  Variation: 

84  hön  —  VqI.  31,1  ek  sa  —  VqL  32,1  hapt  si  hön  — 
36,1  sal  84  hön  —  39,1  84  hön  —  40^ 

segdu  ]Mtt  Lok.  1,1  veizta  {)at  —  5,1  munta  (Mit  —  9,1, 
vgl.  auch  ristu  |)a  10,1  und  veixtu  4,1.  23.  27,1  haettu  36,1 
veiztu  43.  50.  61,1 

ristu  nü  Sk.  1,1  segdu  3,1.  11,1.  40,1 

—  er  ^fQTt-  {)eim  er  — '  H4v.  3 — 5.  1 — 2.  — 

vreidr  var  (vard)  J)4  —  J)r.  1,1.  12,1. 
Eine  Zeile  mit  Variation  des  Schlussworts: 

1)4  k0mr  —  VqI.  54.  56.  58.  67.  68 

|)4  kvad  |>at  —  |)r.  14.  16.  17.  20.  22.  25.  30,1. 

senn  y4ru  ^t.  13.  21. 

})egi  |)ü  —  Lok.  17.  20.  22.  26.  30.  32.  34,1  u.  s.  w. 

ek  var  austr  H4rb.  23—29.  30. 

hugda  ek  —  Gud.  H  40—42,1. 

Zwei  Zeilen  mit  Variation  in  der  zweiten: 
förut  lengi  Ädr  —  nam  Hym.  35.  37. 

Ejne  Halbstrophe  mit  Variation: 

gengu  |>eir  fagra  Freyju  tüna  [at  hitta]  ok  hann  ^t  or{)a 
allfl  fyrst  um  kvad    |)r.   3.  11.1—4  vgl.  2,1—2  mid  8,9—10 

fimm  hundrud  dura  [gölfa]  ok  um  fjöra  togum,  sv4  hygg 
ek  —  Gr.  23.  24,1—3 

Rigr   kmmi    |>eim    räd  at  segja  ....   R»  3.  5.   17.   29. 


gekk    kann    (Rigr)   meirr    at    ^at    midiar   brautar,    kom 
haim  ....  R.  2.  14.  26,1— i 

Eine  Halbetrophe  ohne  Variation: 

^  gengu  regln  gll  i  rsketöla,  ginnbeilug  god,  ok  um  t>at 
gaettuak  Vgl.  9.  12.  27.  29,1—4. 

]>e^ttu,  vglva!    t>i^   vU   ek  fregna,  unz  pHninn«,    vil   ek 
■enn  vita  Veg.  8.  10.   12,1—4 

aat  in  alsnotra  amMtt  fyrir,  er  orA  om  fann  viA  j^tune 
mAIi  f)r.  26.  28,1—4 

|>e^  \rti,  TQg  vaettr!  ^i  ekal  mlnn  |imdhamaiT  Mjsllnir 
mÜ  fymema  Lok.  57.  59.  61.  63,1—3 

fjgld  ek  f6r,  fJQld  ek  freietadak,  ijQld  ek  um  reynda  regin 
Vaf.  3.  44.  46.  48.  50.  52.  54,1—3 

B^u  m^r,  Gagnrdär,  allfi  t>ü  i  g61fi  vül  Jtine  um  freista 
frama  Vaf.  11.  13.  15  a.  8.  w.  1.— 3 

mjDk  er  audk^it  ]>eim  er  til  Odine  koma,  salkynni  at 
Bji  Gr.  9.  10,1—8 

BBgda  m^  |tat,  Alvlsel  gll  of  r^k  fira  vgrumk,  dvergr,  at 
-ritir  Alv.  10.  12.  14.   16  u.  e.  w.  1—3 

medalsnotr  Bkyli  manna  hverr,  aeva  til  Bnotr  ee  Häv. 
54—56,1-3 

Mdumk  ^t,  LoddfÄfnir,  en  {)ü  r^  nemir!  nj6ta  mundu, 
ef  ]ni  nemr,  {t6r  munu  gAd,  ef  J)il  getr  Häv.  111.  114 — 16. 
118—21  124  u.  B.  w.  1—4 

ec^du  joir  ])at,  Fäfnir !  alle  |)ik  frödan  kveda  ok  vel  maat 
Vita  Faf.  12.  14,1—3 

Mehr  als  eine  HalbBtropbe,  mit  ^'ahation: 

äö  |>ä  Loki,  fjadihamr  dundi,  une  f}T  ütan  kom  ä«a 
garda  [jgtna  heima]  ok  fyr  innan  kom  JQtna  beima  [äsa  garda] 
J)r.  4,4—12.  8,1—6.  — 


300 

lÜD  beBonderer  Fall  Gege&retnin  mit  Zählmig: 

e^da  t>at  —  ef  |>itt  oedi  dogir  ok  f)ii,  VaSSrüdiäi,  vHt 
VaL  30.  22,1—3  aegOn  t»t  —  alla  ]}ik  svinnu  kveda  «f  ^ 
Vaiarüdnip.  vitir  Vaf.  24,20  a.  s.  w.  1—3 

bflita  [heitir]  iim  — ,  eo  [nr  .  .  .  Gr.  7.  8  11  a.  a.  «, 
1—3  vgL  5.  6,1—3 

I«t  kann  ek  —  ei  .  .  .  .  Hiv.  148  —  162.1— -S.  — 
Nicht  sa  den  G^;enre&ainB,  soodem  sa  dea  Venwiedo- 
holungeo  (s.  n.)  sind  solche  Fälle  zu  zählen,  in  damoi  die 
mehrmalige  Setzung  derselben  Zeile  kein  beabsichtigtea  BJuiBt- 
mittel  Bcheint.  Zweifelhaft  sind  Fälle  wie  (mit  VariatioD) 
|wdau  koma  —  VgL  22,S  23,1  vreidr  var  [vartt]  ^  pt.  1. 
12,1  hirda  {)ü  —  Gud.  11  29.  32,1.  In  allen  drei  Gedichten 
kommen  aber  sichere  Gegenrefrains  vor,  die  auch  für  dieee 
FäUe  eine  Absiebt  wahrscheinlich  machen.  Besondere  Auf- 
merksamkeit verdient  aber  eine  ganze  Reihe  von  Beispielen  in 
dem  groeeen  Lehrgedicht,  aus  dem  ich  HAv.  3 — 5.  54 — 56 
'(und  Ulf.  146  f.)  schon  als  unzweifelhafte  Gegecrefrains  an- 
zuführen hatte: 

Eine  Zeile  mit  Variation:  —  er  saell  Hav.  8,  9,1 
Zwei  ZeUen  mit  Variation:  &j  skal  lisa  sA  er  —  68.  59,1 
Fine  Halbatrophe    mit   Variation:    vin    ainum    skal    ma^ 
wnr  Vera  ....  42.  48,1—3. 

£ine  Halbatrophe:  byrdi  betri  berrat  madr  brauta  at,  en 
8«  mannvit  miJdt  10.  11.1 — 3  bii  er  betra,  Jwtt  htit  s6,  halr 
er  heima  hverr  36,  37,1 — 3  deyr  Ü,  deyj'a  fraeadr,  deyr  BJAlfr 
it  aama  75,  76,1—3. 

Diese  Formen  venuischen  sich  23 — 27:  feste  Halbetrophe 
öenotr  madr  hyggr  s^r  aUa  vera  vidhiaejendr  vini  24.  35,1; 
feste  Zeile  ösnotr  madr  26.  27;  dieselbe  mit  Variation  öenodr 
madr  23,1.  Ein  ähnlicher  Fall  schon  Gud.  II  40 — 42,  wo  die 
zweimalige     Setzung     des     festen     Gegenrefraina     durch     eine 


3&1 

-Variation  derselben  Zeile  eingeführt  wird  (vgl,  auch  Vai.  30 
tmd  22-241.). 

Ich  habe  meine  Ansicht  über  Bolche  Fälle  schon  bei  der 
Besprechung  des  anaphorisoben  DreizeilerB  vorgebracht.  Der 
Drdzeiler  scheint  mir  das  feetgeprägte  Sprichwort,  dem  die 
zweite  StropheolüQfte  dann  eine  nähere  Anwendung  giebt.  Der 
Sammler  stellte  dann  ganz  oatüclicb  die  verschiedeneD  Be- 
arbeitnngen  desselben  Themas  zosammen.  Auch  H£v.  54 — 56  ist 
wohl  80  zu  erklären;  aber  hier  liegen  drei  Variatioaen  vor, 
sonst  nor  cwei,  und  diese  drei  Strophen  bilden  mit  dem  ana- 
phorisoben Dreizeiler  53  eine  in  die  Frenndschaftelehre  einge- 
sprengte Gruppe  (MtUlenhoff  D.  Alt  S.  257);  das  macht  doch 
-wieder  bedenklich.  Sicher  in  Beziehung  zu  einander  ge- 
dichtet sind  3 — 5.  —  In  58 — 59  enthält  statt  eines  Dreizeilers 
ein  Zeilenpaar  das  Thema  für  beide  Strophen.  —  Uebrigens 
scheint  HAv.-  27  ein  solcbes  Paar  Strophen  aus  gleichem  ana- 
pborischen  Vordersatz  und  varürtem  Nachsatz  zu  einer  Einzel- 
Strophe  verschmolzen.  In  Hiv.  6  ist.  umgekehrt  ein  Dreizeiler, 
der  dem  G^;enrefrain  von  10 — 11  nabestand,  an  eine  fert^e 
Strophe  angehängt  worden;  auch  dies  kann  HAv.  27  der  Fall 
sein:  ein  Dreizeiler  wie  er  74  b^innt  wäre  dann  angeechoben.  — 

Auch  nach  Ausscheidung  aller  zweüelhaiten  Fälle  über- 
steigt die  Zahl  der  eddischen  Gegenrefrains  die  der  Refrains 
bedeutend.  Und  auch  an  Regelmässigkeit  übertreffen  sie  die 
letzteren.  In  V^.  Lok.  Jir.  Vaf.  Alv.  HAv.  Fäf.  Gud.  n  sind 
es  kleinere  oder  grössere  Strophenreiben,  die  die  stehenden 
Zeilen  zu  Häupten  haben;  ebenso  sind  ee  Strophenpaaie  bei 
den  vereinzelten  Fällen  in  Hym.  und  Gr.  Einzig  in  der  VqI. 
sind  die  G^ietu'efrainB  unregelmässig  vertheilt  Doch  gerade 
dies  ist  sehr  bemerkenswerth.  — 

Zu  Refrains  stehen  die  Gegenrefrains  in  Beziehung  Ve«. 
7—12  und  Rjg.  14.  26    (nicht   aber  Rig.  2).      Mit   Anaphora 


I  '    I 


862 

verknüpft  sind  Vaf .  3.  44  f.  und  Hir.  76—76,  TTiKaltH^h  be- 
rühren sich  der  Refrain  in  der  VqL  und  VqL  h.  sk.  mit  dem 
Gegenrefrain  in  der  Alv.  (MüllenhofE  S.  8);  doch  stehen  audi 
andere  (besonders  Vaf.  11  f.  Tat.  12 — 14,  auch  Lok.  1  f.)  diesen 
nahe.  —  Refrains  und  Gegenrefrains  beeitien  aoseer  Veg.  und 
Rig.  noch  VqL  und  |>r. ;  Refrain,  aber  nicht  Gegenzefrain  haben 
Härb.  Hyndl.  Grip.,  Gegenrefrain  aber  nicht  Refrain  dagegen 
Lok.  Gr.  Vaf.  Alv.  Hav.  Faf.  Gud.  11  und  vereinzelt  Hym.  — 
Welches  aber  ist  das  Verhältniss  des  Gegenrefrains  zum 
Refrain  überhaupt? 

Es  geht  nicht  an,  ihn  einfach  jünger  zu  nennenl  Die  drei 
alten  dogmatischen  Lieder  VqL  Gr.  Vaf.  (MüllenhofE  S.  237) 
haben  ihn  sämmtlich,  am  entschiedensten  ausgeprägt  die  Vafjnrud- 
nismäl,  über  deren  Alter  kein  Zweifel  sein  kann  (ebd.  S.  246). 
Ob  man  aber  den  Gregenrefrain  wie  den  Refrain  vorhietoiiecher 
Zeit  schon  zuschieben  darf,  ist  sehr  die  Frage.  Vor  uns  liegt 
jedenfalls  folgender  Thatbestand;  in  der  ältesten  Schicht  der 
.uns  erhaltenen  Eddalieder  halten  beide  Figuren  sich  noch  das 
Gleichgewicht.  Von  der  älteren  Gruppe  refrainirter  Lieder 
haben  Vgl.  Veg.  |)r.  auch  Gegenrefrain,  nur  VqL  h.  sk»  nicht; 
aber  dafür  haben  Gr.  und  Vaf.  umgekehrt  keinen  Refrain. 
In  der  mittleren  Schicht  vereinigt  nur  Rig.  noch  beides,  Härb. 
und  HyndL  haben  Refrain  allein,  Lok.  Alv.  Häv.  Fäi.  nur 
Gegenr^frain,  der  hier  also  überwiegt.  Endlich  noch  jünger 
sind  wohl  Grip.  mit  seinem  (älteren  Stücken  nachgebildeten) 
Refrain  und  Gud.  II  und  Hym.  mit  dem  Gregenrefrain. 

Suchen  wir  dies  zu  deuten.  Der  Refrain  ist  von  Anfang 
an  da;  ihn  bewahren  alte  katechetische  Gredichte.  Ob  der 
Gegenrefrain  gleich  alt  ist  oder  nicht  —  jedenfalls  verdankt  er 
in  der  altgerm.  Poesie  seine  Bedeutung  erst  dem  barytoniren- 
den  Reimprincip.  Zugleich  aber  der  mehr  und  mehr  drama- 
tischen Gestaltung  der  Lieder.      Daher  zunächst  noch  Gleich- 


358 

gewicht:  die  bloee  erzählende  VgL  h.  sk.  bat  nur  Refrain,  die 
VfiL,  wenigBtenfi  in  der  Maske  der  vglva  vorgetragen,  und  die 
gm»  dramatische  WaTvmrBhmTyit,  haben  beide  Figuren,  die  Orinmif- 
mil-  (in  der  Maske  dee  Grimnir  gedacht)  und  die  gaus  dialo- 
giecbe  Vaf .  haben  nor  den  Giegenrefrain.  Nun  b^nnt  man  beide 
Figuren  in  bewneete  Beziehung  eu  bringen:  so  echon  die  dialo- 
gische Veg.,  weiter  die  kunstgerecht  durchgearbeitete  Big.  Jetzt 
aber  sinkt  der  Befrain.  Im  HyndL  wahrt  ihm  noch  der  An- 
BchloBB  an  die  V$l.  h.  sk.;  auffallender  ist  da£  auch  das  rein 
dramatische  H^b.  bloss  ihn  pä^.  Aber  die  dramatisch  ge- 
haltenen Lok.  Alv.  Y6i.  haben  schon  den  G^enrefrain  allein, 
ebenso  zum  ersten  Mal  ein  reines  Lehrgedicht,  die  alten  HAv. 
Aber  dann  sterben  beide  Figuren  ab:  erst  spät  bringen  Nach- 
ahmungen sie  wieder,  Grip.  den  Refrain  wohl  im  Anschluse 
ao  Vcg.,  Gud.  n  den  Gegenrefrain  wohl  im  Anschluss  an  Fii.  — 
Selbstverständlich  könnte  selbst  bei  grösserer  Sicherheit  der  Chro- 
nologie dieser  Abriss  nur  durchaus  unsicher  und  zweifelhaft  sein ; 
innere  Wahrscheinlichkeit  scheint  er  mir  nicht  zu  entbehren.  — 

AgB.  Gegenrefrain  hat  nur  der  alte  Zauberspruch  gegen 
Hezenstich:  ut,  lytel  spere  Zaub.  n  6.  12.  Ib.  \7;  an  den  drei 
ersten  Stellen  schlieest  sich  noch  an  gif  it  her  iime  ey:  Lang- 
vers  durch  Kurzvers  abgelöst  in  regelmäeagen  Abstanden.  — 
Gegenrefrain  mit  Variation  Zaub.  IV  1.  23.  — 

Auf  die  Bedeutmig  beider  Figuren  für  den  innem  Aufbau 
der  Lieder  einzugehen,  wäre  höchst  IntereBsant,  denn  kaum 
irgendwo  lässt  sich  die  gegenseitige  Bedingtheit  von  Form  und 
Inhalt  besser  studiren  ale  an  den  Kehrzeilen.  Unentbehrlich 
scheint  der  Gegenrefrain  den  Räthselgedichten  (Schheben  de 
antiqua  Germ,  poesi  aenigmatica  S.  23),  — 

Es  giebt  auch  einen  Mittelkehrreim.  Zwar  in  den  von 
Geijer  (aao.  S.  295)  besprochenen  Fällen  ist  die  wiederkehrende 
Zeile  richtiger  als  Refrain  der  ersten  Strophenhälfte  zu  fassen. 
ILftr,  AllgamuÜMfa*  FiMii*.  28 


354 

EImdso  könnte  ein  Gegenreiram  da;  sweiten  Halbstrophe  vor- 
kommen, und  vielleicht  haben  wir  einen  solchen  wiAlich:  dag 
hverjan  er  hann  [f)eir]  doema  ferr  [fara]  at  aski  Yggdmaila  Gr. 
29,4 — 6.  30,7—9;  dann  fehlte  freilich  der  letzteren  Strophe 
noch'  ein  SchluMstück.  Der  Gegeniefr&in  hätte  hier  wie  Gr.  51. 
und  9 — 10  die  Gestalt  der  vahirten  Halbsbrophe.  Aber  an 
diesen  Kehrreim  zweifelhafter  Art  scheint  sich  eine  echte  Mittel- 
kehtzeile  anzoschliessen.  Gr.  31,3.  32,3.  34,2  steht  undan  (at, 
imd)  aaki  Yggdrasils  genau  wie  {>r.  4f.  jgtna  heima.  Die  drei 
Stellen  ala  Gegenrefrain-Halbstrophen  mit  Variation  aufmfaasen, 
geht  nicht  an,  nicht  nur  weil  sie  gar  zu  stark  differiren,  son- 
dern beeondera  auch  weil  34,2  das  Schlagwort  in  der  zweiten 
Zeile  ateht.  Und  35,1  wird  diese  Kette  von  ^Vortaofnahmen 
29 — 35  durch  askr  Yggdrasils  im  ersten  Halbvers  abgeschlossen. 
Die  Grinrn.  haben  auch  noch  zwei  andere  Beispiele:  s^r  um 
gQTva.  sali  5,3.  12,3.  16,3  und  en  |>at  l&ii  vitu  18,5  und  22,5. 
Ein  anderes  Helr.  2,6 — 5,4.  7,6  ef  |)ik  vita  lystir.  Unregel- 
mäas^  Oegis  heUu  i  u.  dgl.  Lok.  10,6.  16.  18,3.  27,2.  33,2; 
vgl.  auch  ebd.  32,3.  56,3. 

Aehnliche  Figuren  führt  in  den  Rigsm^  der  genau  a3rm- 
metrische  Bau  der  Theüe  herbei.  Verbindui^  von  Mittelkehr- 
reim (besser  Binnenkehrzeüe)  mit  Gegenrefrain  Hiv.  22.  24. 
26.  27,4. 

Andere  Fälle  gehören  unter  die  Verewiederholungen.  — 
lieber  den  Refrain  und  Gegeniefrain  weise  ich  nur  wenig 
Literatur  anzuführen.  Dass  der  Kehrreim  su  den  Eigentbümlich- 
keiten  aller  Volkspoesie  gehört,  führen  Talvj  (Charakterietik 
der  Volkslieder  S.  135f.)  und  Bockel  (Deuteche  Volkeheder  aus 
Oberbessen  S.  CXf.)  aus;  über  Ursprung  imd  Arten  des  Re- 
frains haben  A.  W.  Grube  (Aesthetische  Vorträge  11 103  f.)  und  ich 
(Ze.  f.  vgl.  Literatm^esch.  I  34  f.)  gehandelt.  Die  lehrreichstea 
Beispiele  für  das  Verhältniss  dieser  Figur  zum  Inhalt  geben  die 


SöSi 

altchineBischen  Lieder ;  durchdringen  sich  in  ihnen  Refrain  und 
G^eniefnin,  BO  Bind  die  altjapanischen  cUseisch  für  den  letz- 
teren. —  Fälle  aoB  dem  Rigveda  Bammelt  Kaegi  (Bigveda  Aiuq. 
83  c).  Für  die  altgenn.  Literatur  sind  nur  die  eddischen  Re- 
frains -von  Niedner  (Zb.  f.  d.  Alt.  31,245)  gestreift  worden;  aUe 
späterer  Zeit  hat  Haupt  mbd.  G^enrefrainE  (eu  Reinmar  181,14, 
Minnesangs  Frühling  S.  305)  zus&mmengeatellt.  —  Beispiele 
(auch  von  Ifittelrefrain)  aus  der  frz.  Volkspoesie  bei  ScheSler 
Fn.  Volksdichtung  I  58.  — 

§  18.     Technische  Satiformeln. 

Wir  wollten  in  der  Anordnung  dieser  Arbeit  dem  Gang 
der  Entwicklung  folgen,  welchen  unserer  Ansicht  nach  die  poe- 
tifiche  Sprache  nahm,  und  daher  vom  Wort  zum  Satz  und  Vers, 
zur  Strophe  und  bo  fort  zu  immer  gröBseren  Massen  aufsteigen. 
8o  fanden  wir  eben,  daes  der  Gegeurefraiu  der  Anaphora  ent- 
spricht, wenn  wir  die  Strophe  als  einen  Vers  nehmen,  und 
ebenso  der  Refrain  der  Epiphora,  dem  rührenden  Keim.  Denken 
wir  uns  nun  weiter,  das  ganze  Gedicht  sei  nur  eine  Strophe 
und  diese  Strophenreihe  bilde  das  eine  Sanmaelgedicht  der  Edda. 
Fänden  wir  nun,  dass  fast  jedes  (gedieht  mit  einem  gleichartigen 
Stücke  b^Öime,  und  dase  ebenso  jede  dieser  Grossstrophen  in 
ähnlicher  Weise  schlösse,  bo  wären  die  Eingangsformeln  dem 
G^eorefrain  zu  vergleichen  tmd  die  Schlusefonneln  dem  Re- 
frain, und  wirklich  entsprechen  sich  beide  Figurenpaare 
durchaus. 

Wie  aber  diese  fingirten  Strophen  die  wirkhcben  an  Um- 
fang und  Selbständigkeit  überragen,  so  werden  natürhch  ihre 
TheUstrophen,  nämhch  die  Gedichtabschnitte,  von  grösserer  Be- 
deutung sein.  Wax  dort  Refrain  und  Gegenrefrain  der  Halb- 
strophe  selten,  so  ist  hier  die  Eingangsformel  der  Abschnitte  es 
durchaus    nicht   (wohl   ist  es  aber  deren  Schlussformel}.     Nur 


356 

düifen  wir  darüber  nicht  vergeBsen,  dasB  den  ffinJWhnmgen  der 
AbBchnitte  oichtodestoweniger  g^enüber  denen  der  Gedichte  nm 
eine  aecundäre  Bedentong  tnkoount. 

Und  die  ^^chtigkeit  der  Satsformel  kann  noch  weiter  ab- 
nehmen. Zahlloee  Sätze  haben  sich  ^iBch  gefestigt,  ohne  dt» 
davon  ein  bestimmtes  BewuBsteein  vorhanden  ni  sein  bmuchte. 
Man  pfl^te  dies  nun  einmal  eo  auamdrQckea,  nothwmdig  wu 
«8  nicht;  dagegen  jene  Einführungsformeln  waren  ein  lembaier 
und  sicher  wirkÜch  ein  gelernter  Theil  der  poetischen  Technik. 
Sie  sind  auch  den  Schreibern  geläufig,  die  z.  B.  die  Tginfghr"Tig 
des  Redners  oft  genug  freihändig  zusetzen.  Aber  von  dm  übri- 
gen typischen  Formnlirongen  bestimmter  Sätze  scheint  ein  ITidl 
gleichfalls  bis  zu  dem  Grade  sich  gefestigt  haben,  dass  er  all- 
gemein geläufig  war,  und  zwar  i.  T.  schon  in  gemeingerm.  Zeit 
Die  Grenzen  sind  nirgendfi  streng  zu  ziehen.  Es  wäre  vielleicht 
deshalb  dos  Richtigste  gewesen,  alle  Satzformeln  bis  auf  die 
Eingangs-  und  Schlussformeln  der  Kategorie  der  ■  wiederholten 
Verse*  zuzuweisen,  d.  b.  für  gleichlautend  nur  aus  Zufall  oder 
Grewohnbeit,  nicht  aus  Kunst  und  Abeicht  zu  erklären.  Ich 
nahm  dennoch  solche  Falle  hierher,  in  denen  mir  ein  nur  zu- 
fälliges Zusammentreffen  weniger  wahrscheinlich  war  als  ein 
bewusBtes.  Das  ist  natürlich  ganz  aubjectiv  geurtheilt;  erst  ein- 
gehendere Prüfung  kann  Kriterien  für  die  Scheidung  in  bewusste 
Satzformeln  und  absichtslose  Satzwiederholungeo  an  die  Hand 
geben.  Für  die  homerischen  Fälle  beider  Art  soll  G.  Hermann 
diese  Scheidung  durchgeführt  haben.  Innerhalb  der  altgerm. 
Poesie  hat  von  den  Satzformeln  noch  Niemand  eine  lus&nmien- 
hängende  Uebersicht  versucht;  verstreut  finden  sich  die  meisten 
in  den  oft  citirten  Arbeiten  von  Weinhold,  Vilmar,  J.  Grimm, 
Sievers.  Ebenso  Anden  sich  für  die  mbd.  Zeit  in  Wilmanns 
Leben  Walthers  und  vielen  andern  Orten  Bemerkungen,  die  ich 
Ze.  29,131  I.  zu  verarbeiten  versuchte.  —  Die  Satzformeln  fehlen 


367 

keiner  Poesie,  nicht  nur  keiner  Volkedichtung,  eondem  auch 
keiner  Eunstdichtong;  dort  aber  sind  sie  freilich  noch  voller 
entwickelt.  — 

A)  Eingangsformeln.     Vgl.  Weinhold  S.  8. 

Diese  Formeln  zerfallen  in  zwei  .Classen,  je  nachdem  ob 
a  persona  oder  a  re  angefangen  wird. 

1.    Eingang  vom  Sänger  und  Zuhörer. 

Entweder  wird  die  Wahrheit  der  Erzähltmg  betheuert,  oder 
sie  wird  vorausgesetzt  und  deshalb  Aufmerksamkeit  gefordert. 

a)  Betheuerung  der  Wahrheit. 

In  der  Regel  einfach  durch  Berufung  auf  Zeugen  bez.  Be- 
richterstatter : 

a)  At  kv4du  ganga  —  R.  1,1. 

manega  uuaron  the  sia  iro  mod  gespon,  that  sia  uord 
godes  uuisean  bigunnun  Hei.  1,1;  gevritu  secgad  Rät.  48. 

ß)  Meist  beruft  der  Sänger  sich  darauf,  diese  Berichter- 
statter selbst  gehört  zu  haben: 

heyrda  ek  segja  Odd.  1,1. 

ik  gihörta  dat  seggen  IBQld.  1,1  (kann  der  Lücke  wegen 
auch  zu  7*)  gehören). 

hyrde  ic  se(^;an  Reh.  1. 

gefrägn  ic  Dan.  1;  häbbe  ic  gefrugnen  Phon.;  hvät  ve  ge- 
frunan  An.  1;  ic  gefrägn  .  .  .  Rät.  49;  ic  —  gefrägn  Rät.  46. 

veit  ek  HAv.  137  (Rünatal  1). 

7*)  Zuweilen  erhält  diese  Versicherung  einen  anpreisenden 
Zusatz:  ^  bä  ek  sennu  slidrfenghgsta  u.  s.  w.  Oud.  hv.  dat 
gafregin  ih  mit  firahim  firiuuizzo  meista  Wess.  G. 

3)  Die  Kenntniss  wird  den  Zuhörern  selbst  zugeschoben: 
fr^tt  hefir  Qld  6fu  Atlm. 

Eine  ganz  vereinzelte  Einleitung  a  persona,  die  sich  aus 
der  Natur  des  betreffenden  Gedichte  versteht,  hat  die  Botschaft 
des  Gemahls  an  seine  Frau:    nu  ic  onsundran  J)e  secgan  ville. 


368 

fflzte  fiimliche  Anrede  hat  die  venificirte  Pndigt  vm  den  Wnn- 
4tcni  d«  SchöpfOng:  vüt  ^  —  grttan.  Die  nraite  BängaxigB- 
tonnel  der  Botschaft:  ic  tüdre  äveöx  Bo.  3,  wie  die  Umliche 
der  El^e:  m^^aa  io  up  veöx  El.  3,  steht  den  monologiBchen 
Selbstetdiildernngra  der  ags.  Bftthsel  (a.  o.)  nahe.  — 

b)  Ermahnung  rar  Animerksamkeit. 

hljödB  bid  ek  allar  heigar  kindir  VgL,  (vgL  MöDenhofi  S.  86.) 
—  VgL  auch  mal  er  at  telja  LoddL  (EUy.  110)  b.  MOUenhoff 
D.  Alt  S.  252.  — 

3)  Eingang  vom  Stoff. 

a)  Von  der  Situation  aua. 

a)  Zeitangabe. 

aa)  Unbestimmte  Zeitangabe. 

ix  —  Hym.  Akv.,  it  var  |)ata  —  Gud.  I  Sig.  ak.,  it  var 
alda  {»t  H.  H.  I  (wie  Vgl  6,1);  mit  lächerlicher  ^ofung  (vgl. 
Wenzel  Die  ältere  Edda  S.  535,  Anm.  3)  vara  f>at  nä  n6  i  gaer, 
{>at  hefir  langt  Mit  sidan ;  er  f&tt  fomant,  fremr  var  ^tt  hälfn 
Hamd.  2,1 — 6  (dies  iat  wirklich  der  Gedichteingang,  Str.  I 
jünger  vgl.  Hüdebrand  z.  d.  Str.) 

eine  —  MSD  IV  1. 

/S)9)  Bedingte  Zeitangabe:  >r.  1,1.  Wese.  0.  5. 

77)  Bestimmte  Zeitangabe:  [n  väe  ägangen  u.  b.  w.  EL  — 

ß)  Orteangabe. 

aenn  väni  aesir  allir  &  {ilogi,  ok  AsTnjar  aUar  &  m&h  Veg. 
(=  I».  13).  - 

r)  Gern  wird  der  Held  oder  die  Handlung  durch  eine 
Frage  ausgehoben. 

hverr  er  —  Härb. ;  hverr  —  Grip, ;  hvat  er  —  Reg. ;  vgl.  P4f.  1. 

BÄttu  —  H.  Hi. 

hvat  beit  biynju  u.  b.  w.  Sgdr. ;  hvat  hefir  Sigurdr  a.  s.  w. 
Br.    (nach  einer  wohl  analogen  Halbstropbe,    die  verloren  iet); 


359 

hvat  er  |)6r?  Gnd.  m  vgl.  Lok.  I  irnd  Süm.  1;  auch  Vaf.  1 
giebt  dae  Thema  in  Frageform.  — 

b)  Von  einem  allgemeinen  B^rifi  aus  (nur  ags.) 
Monge  sindon  geond  middangeard  Pan.  (vgl.  Pan.  70)  Güth. 
-^1.  Güth.  10)  (äueserlich  ähnlich  manega  uuaron  Hei.  1»1  s.  o.) 
fela  bSd  on  foldan  —  Cräf ;  ful  oft  {»ät  g^onged  —  Vyr.  — 
Besondere  Eingangsformeln  sind  für  die  ags.  Räthsel  ent- 
standen (doch  Rät.  40.  46.  49  s.  o.) 

1)  Eingang  vom  Dichter, 
ic  v&t  Rät.  44.  60.  59 

ic  seah  Rät.  14.  20.  35.  37—39.  43.  52—54.  56.  60.  65. 
68.  74—75.  84  ic  geseah  30  vgl.  32.  33,3  (oft  mit  »vihtc) 

2)  Eingang  vom  Stoff. 

a)  Von  der  Situation  aus, 
d)  Zeitangabe. 

ß)  Ortsangabe  fehlt. 

hvflum  —  Rät.  3.  4. 

f)  Einführung  durch  Frage. 

nur:  hvylc  is  —  Rät.  2. 

Jf)  Sehr  häufig  dagegen  Selbstschilderung. 

ic  eom  Rät.  6.  18.  28.  31.  63.  66.  67.  70.  77.  79.  89  ic 
«om  vunderlicu  vihi  19.  21.  25.  26  vgL  30,7  ic  väs  5.  57. 
6L  71.  73.  ic  sceal  5.  17. 

ic  —  äveöx  Rät.  72  ic  veöx  —  85. 

b)  Von  einem  allgemeineren  Begriff  aus. 

is  |)es  middangeard  missenlicum  vlsum  gevlitegad,  vrät- 
tum  gefrätvad  Rät.  32.  33.  — 

Besonders  zu  bemerken:  hyse  cvom  gangan  Rät.  55.  viht 
cvom  gangan  83.  — 

Sehr  oft  fehlt  jede  Einleitung  und  frischweg  setzt  die  Er- 
zählung ein  (so  in  der  Edda  Vkv.,  Gud.  ET)  oder  noch  öfter 
der  Dialog  Alv.  Hyndl.,   H.   Hi.,    H.    H.    ET,  Heb.)  oder  Mo- 


360 

nolo;  (Or.)  Das  proMÜBoh«  Vonrort  ist  natOrlich  QbenU  ab- 
sosiflhfln;  ötten  mag  ee  die  echte  Eialeitiuig  ftt^ertoeeen 
haben,  eo  in  H.  H.  n  und  vielleicht  auch  Sgdr.  —  Age.  wiid 
ein  aolcher  laacher  Schritt  in  mediaa  res  gern  durch  ein  hvät 
Tenxdttelt  vgl.  Gtam.  IV  448,  J.  Orimm  m  Andieas  1,  Wonhold 
8.  3;  ao  Ex.,  MAd.,  Be6v.,  Fata,  An.,  JuL,  Kreui,  Met  S.  9.  31 
vgL  8,4,  SoL  —  Die  Psalmen  kommen  aU  genaue  Ueber 
setiungen  hier  nicht  in  Bettacht 

Nur  agB.  Gedichte,  n&mlidi  Vtd.  und  Men.,  fangen  mit 
Namen  an;  ebenso  aber  drei  ^d.  Zaubersprüche:  MSD  4,2. 
3.  6.  —  Von  den  englischen  ZAubersegen  beginnt  IV  mit  einer 
ffiinn.t>Tiiing^  'CS.  hat  keine  Elinleitiing.  — 

Ich  habe  hier  wieder  m<^chst  sorgfältig  zu  claaeificiiea 
versucht.  Man  wird  diese  Rubriken  hoffen^ch  nicht  kleinlich 
finden ;  denn  die  Eiogangsformeln  deuten  fast  überall  mit  liem- 
licher  Genauigkeit  den  Stand  des  Gedichts  an  und  verdienen 
deshalb  grösate  Beachtung. 

Es  ergiebt  sich  nämlich  eine  so  klare  und  gradlinige  Ent- 
wicklung wie  selten,  recht  ein  Gegenstück  m  den  verwickelten 
Verhältnissen  der  Kehrzeilen.  Wh  sehen  die  typische  Eio- 
gangaformel  entstehen  und  wachsen.  In  der  ältesten  Zeit  hat 
nnr  das  feierliche  dogmatische  Lehrstück  schon  eine  feste  Ein- 
leitung in  der  Ermahnung  zur  Aufmerksamkeit  (Vgl.).  Jbi 
allen  Gedichten  von  minder  feierlichem  Charakter  wird  direkt 
zur  Sache  geschritten,  und  zwar  in  den  dialogischen  durch  die 
Frage  nach  der  Handlung  (Sgdr.,  Br.,  Lok.,  Sklm.,  Vaf.),  in  den 
erzählenden  durch  den  Beginn  der  Erzählung  (Vkv.,  ähnlich 
Gr.)  Aber  schon  beginnt  in  Gedichten  von  besonderer  Leb- 
haftigkeit der  Darstellung  diesem  Prolog  in  der  Uebetschrift- 
strophe  eine  unbestimmte  Angabe  von  Ort  oder  Zeit  eingetj^ 
zu  werden  (Veg.  J>r.)  Gleich  in  der  nächsten  Schicht  mindert 
sich  die  Objectivität.     Es    tritt  die  Betheoerung  der  Wahrheit 


361 

ein,  sunächst  in  unscheinbarster  Form  (RigO;  <üe  noch  immer 
(und  lange  noch)  unbestimmte  Zeitangabe,  die  sich  aber  doch 
schon  deutlich  als  solche  giebt  (Hym.,  H.  H.  I,  MSD  IS-  1) 
wird  obligatorisch  und  —  was  sehr  interessant  ist  —  statt  der 
Frage  nach  der  Handlung  wird  die  nach  dem  Helden  (HÄrb., 
Reg.,  Fit.,  H.  Hi.)  üblich.  —  Kun  tritt  der  Dichter  entschieden 
hervor,  indem  er  sich  selbst  als  Gewährsmann  der  Erzählung 
giebt  (Odd.,  Hild.,  Reh.,  —  Dan.,  Phon.,  An.) ;  die  unbestimmte 
Zeitangabe  dauert  fort,  dehnt  sich  aber  mehr  und  mehr  zu 
ganzen  Versen  aus  dem  einen  Wort  är  heraus  (Gud.  I,  Sig.  sk)^ 
Auf  andere  Weise  bethätigt  gleichzeitig  der  Angelsachse  seine 
Subjectivität:  er  schlägt  der  einfachen  Erzählung  eine  Inter- 
jektion vor  (Beöv.  und  so  noch  bis  zu  den  Met.  fort).  Bald 
drangt  sich  der  Dichter  noch  stärker  hervor:  er  verlangt  Auf- 
merksamkeit, aber  nicht  mehr  wie  einst  weil  die  Sache  heilig 
ist,  sondern  weil  sie  ganz  imerhört  und  merkwürdig  sei  (Gud. 
hv.,  Wess.  6.)  Die  Frage  nach  dem  Helden  im  Dialog  wird 
für  die  Erzählung  in  seine  sofortige  Nennung  verwandelt  C^'ld., 
Men.,  MSD  4,2.  3.  6).  Die  Zeitangabe  wird  eine  ganz  be- 
stimmte (EL).  —  Und  nun  die  allerjüngste  Stufe:  der  Spielmann 
dehnt  die  Anpreisung  des  StofEs  (Atlm.)  und  die  Zeitangabe 
(Hamd.)  immer  weiter  aus;  der  gelehrt  erzogene  Autor  aber 
stellt  den  Stoff  in  eine  grössere  Kategorie,  aus  der  er  ihn  dann 
wieder  willkürlich  herausninmit,  wie  der  Prediger  seinen  Text 
aus  der  Bibel  (Pan.,  Güth.,  Cräf.,  Vyr.).  —  Es  versteht  sich, 
dass    man  die  Lieder  nun  nicht  einfach  nach  diesen  Formeln 

0 

ordnen  darf.  Noch  späte  Gedichte  haben  alte  Formulirungen 
bewahrt  (z.  B.  Hei.,  Akv'.,  Grip.)  und  gleichzeitige  zeigen  ver- 
schiedene Grestalten  der  Einführung  (z.  B.  Gr.  und  Vaf.,  bei 
denen  jedoch  der  Inhalt  dies  erklärt).  Im  Ganzen  aber  scheint 
mir  die  Entwicklung  so  sicher  als  interessant.  Immer  stärker 
tritt  die  Persönlichkeit  hervor,  sowohl  die  des  Sängers  dem 


Stofl,  als  die  dea  Helden  der  Handlung  gegenüber.  Immer 
breiter  dehnt  sich,  ganz  wie  wii  dies  für  die  poetüche  Sprache 
überhaupt  vorauBsetzten,  die  Formel  aus,  bis  nun  Raum  einer 
Strophe.  Inhaltlich  wie  formell  weicher  Abstand  swischen 
den  Eingängen  von  Vbr.  und  Atlm.,  vim  Jir.  and  HamO.!  — 

üiuere  Tradition  hat  nicht  überall  diese  Entartnng  mit- 
gemacht. Dem  alten  ix,  das  so  lange  auch  in  der  Dichtung 
sich  erhält,  entspricht  noch  Töllig  unser  Märchen-  und  Giedicht- 
eingai^  lEs  war  einmal  .  .  .<  (J.  Grimm  Kl.  Sehr,  m  3021) 
und  oft  fehlt  diesen  Erzählungen  selbst  diese  loee  Tünknüpfung 
m  den  Faden  dea  Zeitverlaufs  (vgL  ebd.).  — 

Diesem  volksthümiichen  Eingängen  gegenüber  verbretoi 
die  Einleitungen  der  age.  Rätbsel  sehr  schön  die  kunstmasaigen. 
Wo  de  vom  Dichter  ausgehen,  fangen  sie  gleich  damit  an, 
diesen  sehr  entschieden  als  Gewährsmann  zu  bezeichnen  (Ic 
yät,  ic  seah).  Die  Einführung  durch  Frage,  uns  für  Räthsel 
die  allergeläufigste,  fehlt  so  gut  wie  ganz;  sehr  häufig  d^für 
Monolog  des  gesuchten  Dinges  (hier  gleichsam  des  Helden  der 
Handlung),  öfters  mit  Anpreisung  (ic  eom  vunderlicu  viht). 
Und  auch  hier  jene  gelehrte  Einreibung  in  eine  grössere 
Kategorie,  die  im  Mittelalter  so  beliebte  der  >3£rabilia< 
(Rät.  32.  33).  — 

Besonders  ist  zu  bemerken,  dasa  eine  Art  der  Gedicht- 
einleitung fehlt,  die  sonst  allgemein  volksthümhch  ist.  In 
meiner  Dissertation  (Die  Reihenfolge  der  Lieder  Neidbarts  t. 
Reuental  S.  86)  hatte  ich  die  Anpreisung  der  Lieder  als  >neu< 
dem  Dichter  als  Marktschreierei  angerechnet.  Herr  v.  Liliencron 
hatte  die  Güte,  mich  auf  die  Unrichtigkeit  dieser  Auffassung 
aufmerksam  zu  machen.  Dieselbe  ist  in  der  That  durchaus 
verfehlt,  denn  diese  Ankündigung  von  Liedern  als  neugedichtet 
ist  nicht  etwa  dem  Schöpfer  der  höfischen  Dorfpoesie  eigen- 
thümlich,  sondern  uralt  hergebracht;  von  zahlreichen  Bellen 


'Will  ich  hier  nor  aof  die  vediscben  (Zimmer  Altind.  Leb^i 
8.  240)  verweiaen.  Aber  der  altgerm.  Poesie  fehlen  Bolche 
A  tiTmnHigiiTigftn .  Ee  Bcheist,  dass  die  altec  Germflnen  auf  das 
ehrwürdige  Alt«r  eines  Gedichte  viel  gröaseren  Werth  legten 
als  auf  seine  intereaBante  Neuheit  (foro  spjfiU  fin  l>au  er  fremet 
TOD  man  VoL  4,7—8,  vgl  Vaf.  1,5.  56,5  und  Alv.  36,1,  auch 
H.  a  I  37,1).  — 

B)  Scbluseformelo. 

In  der  R^el  enthält  nicht  der  letzte  Vers,  sondern  der 
B^inn  der  Schlussstrophe  oder  des  letzten  Abschnitts  die  eigent- 
liche Schluseformel,  veil  diese  sonst  zu  nachdruckslos  stehen 
würde. 

Statt  der  Eintbeüung  nach  Sprecher  und  Stoff  empfiehlt 
sieb  hier  eine  solche  nach  der  Zeithaltung  dee  Scblnssworte. 
Dies  kann  auf  die  Vergangenheit  deuten,  wie  sie  eben  das  Lied 
eraählt  hat;  auf  die  G^fenwart,  in  der  das  Gedicht  voigetragen 
wurde;  auf  die  Zukunft,  nämlich  vom  Standpunkt  der  voi^- 
toigenen  Barzahlung  aus,  bIbo  Gegenwart,  Vergangenheit  seit 
AbschluBS  der  B^;ebenheit  und  Zukunft  zusammenfassend.  Die 
Schlusstormel  im  Prfisens  entspricht  dem  Eingang  a  persona, 
sie  erklärt  das  Gedicht  für  beendet;  dieienlgen  im  Präteritum 
und  Futurum  entsprechen  der  Einleitung  a  re  und  erklären  die 
Geschichte  für  abgeschlossen,  wobei  jedoch  die  Angabe  im 
Präteritum  dem  Sänger  immer  noch  mehr  Antheil  giebt,  als 
die  im  Futurum.  —  leb  wüsste  nicht,  dass  irgendwo  über  die 
altgerm.  Scblussformeln  oder  irgend  welche  andern  besonders 
gehandelt  wäre. 

1.  SchluBsformel  im  Präsens. 

nü  man  hann  eokkvask  (vgl.  Müllenhoff  S.  14.  36)  Vgl.  68 
-vgl.  sekkstu  gygjarkyn  Heh.   14. 

nü  skinn  —  Alv.  36 ;  nü  eru  H&va  mÜ  kveffin  Hiv.  163 


364 

(daa  Ränatil);  nü  er  —  Reg.  26;  ad  er  am  gengmn  grtb 
Oddrünar  Odd.  31. 

t>Ä  er  Bökn  loMt  H.  H.  I  57 

JSrlmn  glloin  öd&l  batni,  snötuin  QUom  wig  at  minni  at 
|>etta  tr^iröf  um  talit  raeri  God.  hv.  22.  — 

2.  ScbloBBfoime]  im  Priteritom.' 

SV&  kom  'Odina  soor  endr  at  hamii  ^r.  33;  sri  |i&  Ondr&a 
sinaa  barma  Gud.  III  10.  — 

3.  Schlmaformel  aus  Präteritum   und  Futurum  combinirt. 
kvad  ek  —  en  |)ä  aldii  munt  —  Lok.  64.  ß6 

satt  eitt  eagilak,  bv&  mun  ek  Uta  Sig.  ak.  71 
saell  er  hverr  sidan  er  slikt  getr  foeda  jöd  at  afreki,  sems 
öl  Gjiiki  Atlm.  102.  — 

4.  Schiuesforme]  im  Futurum. 

svä  komix  manna  meirr  aptr  &  vit  Veg.  14. 

ea  veÄr  hverjan  vel  skulu  drekka  —  Hym.  39 

|)ü  ert  ae  rlBastr  vera  Vaf.  55 

bann  akal  drekka  —  Hyndl.  44 

kern  ek  eigi  Aäi  —  ädr  ek  hefnt  hefik  —  fi.  Hi.  43 

t)Tl  skal  hugga  t>ik  —  bü  mun  gipt  lagid  A,  gmm  aevi; 
munat  maetri  madr  d  mold  koma  —  en  ^ü,  Sigurdr,  ^ykkir 
Grip.  53. 

{>at  man  ek  gsrva  Gud.  II  44 

ferr  engi  svä  sidan  brüdr  i  brynju  —  Äkv.  44.  — 

Vgl.  aucb  knättu,  mggr  sjiä  ....  mäat  SigrdrUa  avefni 
bregda  —  fyr  skQpum  noma  Fif.  44.  — 

Ohne  Scbluaalormel  enden  Härb.  60,  Skim.  42,  Gr.  54, 
Häv.  79  (daa  alte  Sprucbgedicht  Müllenhoff  S.  259),  H4t.  109 
(das  Odinsbeispiel  ebd.  266)  Hiv.  134  oder  136  (die  Loddidif- 
nismÜ  ebd.  269);  Vkv.  41,  H.  H.  U  56,  Hamd.  30.  Der  SchluBB 
fehlt  bei  Rig.  Sgdr.  und  ist  bei  Br.  und  Gud.  I  vielleicht  duxcb 


die  Prosa  abgebrochen.  —  Die  übrigen  altgerm.  Fälle  besprechen 
wir  beßonders.  — 

Die  SchluBBfonnel  im  Prägens  bietet  Schwierigkeiten.  Ein 
eigentlicher  AbecfalufiB  vom  Sprecher  aus  geschieht  nur  da,  wo 
auBdrücklich  das  Lied  für  beendet  erklärt  wird,  d.  h.  Häv.  163 
nnd  Odd.  81  sowie,  mit  subjectiven  Zusäteen,  Oud.  hv.  22. 
An  den  beiden  ersten  Stellen  wird  sogar  (ebenso  wie  z.  B.  am 
Schluss  der  Nibelungennot  oder  des  Waltharius,  Holtzmann 
JBdda  487,34)  das  Gedicht  in  aller  Form  benannt.  Aber  eine 
Zusammenstellung  dieser  Gredichtschlüsse  mit  denen  von  Vol. 
Helr.  Alv.  Reg.  ist  dennoch  nicht  bloss  durch  das  gemein- 
schaftliche Schlagwort  »nü«  gefordert.  Vielmehr  müssen  wir  uns 
all  diese  Lieder  pantomimisch  vorgetragen  denken,  Alv.  und 
Reg.  fast  dramatisch.  Vgl.  und  Helr.  als  Monologe  in  der  Maske 
der  vQlva  und  Brjmhildens,  so  dass  die  ideelle  G^egenwart  der 
Aufführung  mit  der  thatsächlichen  Gegenwart  zusammenfällt; 
eobald  die  Riesin  Helr.  14  versinkt,  ist  eben  das  Stück  zu 
Ehde.  Deshalb  gehört  auch  das  Futurum  Vol.  68  hierher,  wie 
die  Präsentia  mit  futurischer  Bedeutung  Veg.  14,  H.  Hi.  43, 
Akv.  44  unter  die  Futura. 

Und  nun  können  wir  auch  hier  eine  klare  Entwicklung 
übersehen.  Die  meisten  alten  Lieder  sind  noch  ohne  Schluss- 
formel  (Skim.,  Gr.,  Häv.  I,  Vkv.,  H.  H.  II).  Nur  besonders  pathe- 
tische Stücke  heben  den  Abschluss  des  Liedes  hervor  (Vol. 
Rünatäl),  gleichsam  um  von  der  im  Eingang  befohlenen  An- 
dacht nunmehr  freizusprechen;  es  ist  ein  »ite,  missa  est«. 
Aber  ein  Fortschritt  in  der  dramatischen  Durchführung  der 
Sprache  (wie  wir  dergleichen  schon  im  vorigen  Paragraphen 
beobachteten)  ist  es,  wenn  statt  dessen  die  Begebenheit  selbst 
nachdrücklich  gegen  alle  Zukunft  abgeschlossen  wird  (\^eg.,  Vaf., 
H.  BB.).  Doch  schon  hat  sich  die  Subjectivität  des  Dichters 
geregt:    in  der  J)r.,  die  wir  in  ihrer  Composition    schon  mehr- 


mala  üotirt  boden,  woat  er  nachdr&cklich  auf  die  Handlung 
hin  und  zugleich  li^  in  dem  >8V&<  eine  leise  Bethenemng  der 
Wahrheit,  wie  wir  de  al£  Eingacg  beliebt  sahen.  Wie  wir 
nun  den  alten  Retiain  und  den  dtamatiBch  wichtigeren  G^eo- 
refrain  combinirt  trafen,  ao  wird  jetit  dieee  SchlneBformel  im 
Piftteritum  mit  der  futoiiechen  vereint  (Lok.  Sig.  sk.,  mit  sab- 
jectiven  Zuthaten  Atlm.). 

Auch  die  Dehnung  der  Formel  wiederholt  sich.  Aus  dem 
einfachen  Schlu«  des  Ränatala  wird  mit  breiter  Anpreisung  der 
TOD  God.  hy.^  aua  dem  nachdrücklichen  Schlnsswort  von  Vaf. 
das  gehäufte  von  Grlp.  Und  während  Lok.  66  nnd  Veg.  14, 
Hym.  39  wieder  auf  die  Handlung  verweisen,  heben  Atlm.  108, 
Grlp.  53,  Akr.  44  noch  einmal  den  Helden  aufs  Schild  — 
gerade  wie  bei  den  Eingangsformeln  der  Mann  die  Sache  ver- 
drängte. — 

Und  wie  dort  hat  die  ags.  Poesie  hier  ihre  eigenartige  Ent- 
wicklung. Die  meisten  Lieder  entbehren  auch  hier  der  Schluss- 
formel: Gen.,  Ex.,  Aa.,  CrL,  Bot,  Beöv.,  Men.,  Fäder.;  Deör 
schlieBst  sein  Lied  wie  jede  Strophe  mit  dem  Refrain.  Der 
Schluss  fehlt  bei  Dan.,  Sat.,  Seel,  Ruine,  Finn.,  Byrtii.,  Güth., 
Sal,  —  Aber  es  bleiben  doch  noch  genug  Stücke  mit  Schluse- 
formeln.  Einzig  das  Ende  von  V&ff>rüdnism&l  vergleicht  sich' 
ihnen:  wie  dies  mit  dem  Preise  Odinns  schliesst,  so  enden  Jud., 
Hö.,  Cra.,  Vy.,  Möd.,  Phon.,  Seef.,  An.  mit  dem  lobe  Gottes. 
Statt  dessen  brir^n  Dom.,  Kl.,  Fata,  Jul.,  EL,  Reim.,  Leds. 
ein  Gebet  am  Schluss,  und  auch  Kreuz,  Gnom.  IX,  Gn.  C.  nennen 
wenigstens  Gott  am  Ende.  Eine  fromme  Moral  beendet  SeeL  I, 
Schö.,  Fan.,  Wal.,  Reb.,  Wand.,  Vid.  So  ganz  sind  diese  Stücke 
vom  Geist  der  Predigt  durchdrungen.  — 

As.  und  ahd.  Schluseformeln  sind  uns  leider  nicht  erhalten. 
Hei.  wie  Wess.  G.,  Hild.,  Musp.  sind  Fragmente,  und  die  kleinen 


367 

ahcL  Stücke  haben  so  wenig  wie  die  kleinen  age.  Gedichte  for- 
melhafte SchluBSsätze.  — 

Wo  eine  Strophe  für  sich  ein  abgeschloBsenes  Gredicht  bildet, 
kann  sie  natürlich  auch  selbst  Anfangs-  und  Endf ormeln  tragen ; 
doch  ist  es  selten,  dass  so  enger  Raum  noch  durch  zwei  Aussen- 
werke  eingeschränkt  wird.  Am  ersten  begegnet  das  noch  bei 
Strophen  leierhafter  Art  Die  Gegenrefrains  sowohl  der  Lodd- 
fAfnifimAI  als  der  Runenverkündigung  (Häv.  111 — 136  und  144 
bis  162)  sind  Eingangsformeln,  die  lediglich  auf  Einzelstrophen 
berechnet  sind;  sie  gehen  a  persona  aus  und  sind  ndt  den  an- 
preisenden Einführungen  von  Gud.  hv.  und  Wess.  Gebet  ver- 
wandt. —  Vereinzelt  mögen  sich  auch  sonst  noch  solche  Stro- 
pheneinführungen finden,  gewiss  mit  G^dichteingängen  im 
Kern  identisch. 

Interessanter  sind  die  formelhaften  Strophenschlüsse. 
Soweit  sie  überhaupt  selbständigen  Charakter  haben,  tragen  sie 
den  von  kurzen  Raumes.  Entweder  wird  in  denselben  einer 
Lehre  oder  Aufzählung  ein  Riegel  vorgeschoben,  als  sollte  sie 
vor  dem  Eindringen  fremdartiger  Bestandtheile  gehütet  werden, 
oder  der  Kernpunkt  wird  in  Form  einer  Definition  nochmals 
der  allgemeinen  Beachtung  empfohlen. 

1.  Recapitulationsf ormeln.  a)  bei  Aufzählungen:  nü  hefi 
ek  dverga  r^tt  um  talda  Vgl.  16,6 — 8.  b)  bei  Ankündigungen : 
ok  blend  ek  {>eim  svä  meini  mjod  Lok.  3,6;  ok  vaeri  J)ä  at  |)er 
vreidum  vegit  Lok.  27,6;  |)ann  kann  ek  galdr  at  gala  Häv. 
150,6. 

Solche  retrospectiven  Füllverse  stellen  sich  zu  den  echten 
Schlussformeln  von  J)rymskv.  und  Gud.  Hl.  Sie  kommen  ähn- 
lich noch  in  mhd.  Zeit  vor,  z.  B.  bei  König  Heinrich  MF.  5,28 
8US  kan  ich  an  vröuden  üfstigen  joch  abe,  oder  bei  Rudolf  von 
Penis  MF.  83,17  sus  kan  ich  wol  beidiu  vlien  unde  jagen,  und 
83,24  den  kumber  hän  ich  mir  selber  getan,  wo  jedoch  beide- 


mal  die  RecapituUtion  die  Znthat  tiaet  neaen  GedankeiiB  ent- 
hält. Auch  hier  wieder  bat  die  jüngeie  Entwicklung  der  deot- 
ecben  IHchtnng  bereit«  in  aga.  Poesie  ihr  Q^tenstüclE:  der  Be- 
(rain  in  des  Sängen  Troet  verbindet  Becfl^tnlation  mit  duaiu 
gezc^raem  Ztupmch. 

2.  Definitionsformehi.  Diese  höchst  bemet^enawerthe  Fw- 
mfllkkase  wirft  auf  dos  Wesen  der  Gelehrsamkeit  mid  die  Art 
des  Unterrichts  in  ältester  Zeit  ein  helles  Streiflicht  Nat&rücb 
stehen  Definitionsformeln  voni^sweiae  in  Lehrgedichten;  da 
aber  die  uns  erhaltenen  vorzugsweise  zwei  tadelnden  Beieicfa- 
nnngen  gelten,  finden  wir  sie  auch  in  hennschen  liedon 
benutet: 

a)  Wer  ist  feige?  ok  bugda  ek  |)at  arge  adal  Lok.  23,8  und 
24,6.  —  Anwendung:  mik  munu  aesir  ai^an  kalla  ef  —  {». 
16,3;  der  sl  doh  nü  ai^östo  östarliuto  der  —  Hild.  58. 

b)  Wer  ist  thöricht?  {>at  er  ösnotrs  adal  Häv.  102,9. 

c)  Wer  ist  mannstoU?  Anwendung:  mik  veiztu  verda  ver- 
gj&masta  ef  —  \n.  12,7  vgl.  ])ik  kved  ek  allia  kvenna  vet^a- 
nasta  vera  slztu  —  Lok.  17,2. 

d)  Was  ist  Hilfe?  hjalp  heitir  eitt  en  |)at  —  HAv.  144,4. 

e)  Was  ist  »Seelentausch?«  (Simrock  HAv.  125)  sifjum  er 
I)i  blandat  hverr  —  Hav.  123,1. 

Ich  habe  hier  die  Fälle  gleich  eingefügt,  in  denen  die 
DeßnitionBformel  nicht  mehr  den  Schluss  der  Strophe  bildet. 
Denn  das  ist  klar,  dass  dort  ihr  rechter  Plati  ist  Ihre  Ge- 
schichte läest    aus    den    wenigen   Belegen    sich    mit  Sicherheit 


Der  Zweck  dieser  Definitionen  ist  ein  eminent  praktischer. 
Nicht  unklare  Begrifie  ein  für  alle  llal  zu  umschreiben,  ist 
ihre  .Aufgabe,  sondern  im  Gregentheil  einen  als  gemeinverständ- 
lich vorausgesetzten  Ausdruck  für  eine  bestimmte  Gelegenheit 
anwendbar    zu    machen.     Ihren   Ursprung    verdanken    sie    den 


Sclit'ltstrophen:  diese  krvsüillisiren  f^ich  um  einen  bestimmten 
\'orwurf,  und  vor  allem  sind  natürlich  diejenigen  Vor^-ürfe 
gebräuchlich,  die  dem  Getadelten  die  empfindlichste  Kränkung 
zufügen:  dem  Mann  wird  Muih  und  Klugheit,  der  Frau  KeuBch- 
heit  abgesprochen  (RA.  2,644  e  und  646  h).  Solcher  Schimpf 
musB  aber  motivirt  werden:  wie  früh  schon  diese  Verbindung 
von  beediimpfenden  Angaben  und  resumirendem  Scheltwort 
sich  festsetzte,  zeigen  für  die  gemeingerm.  Zeit  die  Stellen  auß 
|)rymBkv.  und  Hild.  Aber  bald  bildet  sich  eine  festere  Form: 
das  schliessende  Scheltwort  wird  zu  einer  festen  Schlusszeile 
der  Scheltstrophe,  deren  formelhafte  Grestalt  die  Stellen  der 
Lokasenna  zeigen.  Und  wiederholte  Verwendung  der  gleichen 
Kriterien  für  die  gleiche  Beschimpfung  (wie  sie  uns  allein  schon 
in  der  O^isdrecka  mehrfach  begegnet)  ruft  zuletzt  eine  ganz 
allgemeine  und  abstracte  Lehrstrophe  hervor,  in  der  eine  Eeihe 
von  Kriterien  für  Dummheit  oder  Feigheit  in  der  Art  der  späteren 
Priameln  aufgezählt  und  mit  der  Definition  geschlossen  werden 
konnte:  so  Häv.  102.  Wer  dann  aber  im  Besitz  solcher  kanonisch 
gewordenen  Definition  war,  konnte  im  Rechtsstreit  sich  darauf 
berufen:  deshalb  werden  solche  Strophen  gesammelt  und  über- 
liefert; die  Gnomik  kann  juristische  Beweismittel  hefenu 

Ich  erinnere  daran,  dass  in  unserem  Jahrhundert  E.  M.  Arndt 
aus  der  Definitionspoesie  eine  Specialität  gemacht  hat:  Gredichte 
wie  seine  »Erinnerungsheder  für  die  hinterpommerschen  Zurück- 
treiber« sind  ganz  in  der  alten  Art:  die  Motive  lenken  ein  be- 
stimmtes Prädikat  auf  einen  bestimmten  Mann.  Aber  in  den 
Gredichten,  die  definiren,  was  des  Deutschen  Vaterland  sei,  oder 
wer  ein  Mann  sei,  ist  die  Definition  vöDig .  vom  Bpecialf all 
abgelöst.  — 

Noch  verweise  ich  für  formelhafte  Anfänge  und  Ausgänge 
einzelner  Strophen  auf  den  §  20,  der  es  aber  nur  mit  Worter 


iMlcki.  matoüeh»  T»'*«»*^'*—  fOi  dieM  Stdiu 


ffifl  Al^rCBsane'  dax  AbMduuttbnnsln  gogm.  ande»  Siti- 
frimittw  tMü  Midi  kfline  absolitt  objectire,    denn   (flc  emoD  Ab- 

Mhwit*  giebt  M   kons  »n  gummngiHJgit  TTAwtmnTijMnirfiiin    gnj 

sls».  kHDft.  beatlitten,  werden,  dam  eiiw  Foons^  die  wii  cdnm 
jUxBoknitk  aoneichueD  linnnn.  dies  wizklich  thirtr  ^lataichliiäi 
akcz  kdnau  so  oft  bei  oimraildh^ten  Abeätan  6er  SlizUihing 
i  Formeln  wieder,  dam  wir  sie  ruhig  bier  «iHunmen- 
L  dSitob  Aucb  ist  '^"*"  eine-epiechende  AdinlichkEit 
i  SsgkDgi-  und  ScfaluBafoimelii  edgoir  selten  aber  üd 
IM  mit  £eaen  idenÜBch.  Es  sind  '  meiBt  'EinleitaQgBtonnela,' 
dit'  aber  zuweilen  auch  ab  ScblnaBformelc  sieb  verwenden 
laeeen. 

I.  Die  wichtigste  Abechnittsformel  ist  die  BSnfHhmTig  äts 
BedneiB.  In  dialc^iBcbeQ  Stücken  fehlt  sie  (wie  begreiflieb); 
in  dei  Erzählung  fehlt  aie  selten.  J.  Orinun  aao.  3.  41,  Wein- 
haid  S.  4—5,  Vilmar  S.  b.  — 

a)  Ankündigong  der  Rede. 

velta  at  ek  —  vel  fyr  teljik  fom  spjnU  Um  VfiL  4,6  i  mil 
er  dvei^  i  Dvalia  lidi  —  täl  Lofon  telja  VsL  17,1;  mAl  er  st 
{iylja.H.  110,1;  au  Utta  foma  ui^a  talda  HyndL  11,1  t^ 
ef  ek  skal  fyräa  lidi  telja  Üva  fjnir  H.  157,2 — 3;  sva  hann  gU 
mum  ord  at  tlna  ...  ]>ä  er  Jieii  Angantyr  aettix  relqa  HyndL 
45,3  L  —  Ais  Scblussfonnel:  nü  hefi  ek  dvecga  —  iMt  um 
talda  Vgl.  16,6;  |iat  man  ae  appi  —  langni^a  taL  hatata 
bafat  Vgl.  19,5;  nii  em  taldar  ngnnur  Herjaos  Vgl  31,9;  ef  J)ä 
jrinn  barm  Hnir  Atlm.  54,8. 

f^  bann  |Muin  t>at  orda  alls  fynt  um  kvad  ^.  2,1  u.  & ;  ok 
bAa  fnl  orda  alk  fyrst  um  kvaä  Br.  &,3 

|iä  krad  |iat  —  fir.  14,1  u.  ö. 


371 

hvBl  ek  nik  maeli  ]nr.  2,4.  —  AI0  8chhi68fofmeI:  |>at  segir 
6  HA  Hteb.  5,1.  — 

b)  AufEorderong  xor  Bede. 

Begdo  fMt,  Eldirl  Lok.  1,1 ;  eeg  {>u  m6r  ]Mit,  V0lundr  Vkv.d2,l 
Bgte  m«r  —  Grip.  6,5.  8.  10,1.  —  G^airefrain  in  den  Alv.j 

fepsOiba  —  Qegenrefrain  in  Veg.  (vgl.  ]>egi  fu  —  jir.  17,8 
ad  Qegenrefrain  in  Lok.) 

c)  Einfache  Einleitong  der  Rede. 

nia  ord  mn  kvad  Veg.  4,8;  kaxl  ord  xun  kvad  Hym.  32,5 
-  and  jÄt  vord  acväd  Gen.  639,  Az.  4,  CrL  374.  714,  Wand. 
1,  B.  654.  2046,  Byrht.  168,  An.  62,  ^  vord  äcväd  Gen.  1110, 
It  vord  gecväd  Fhön.  551,  Reb.  4,  An.  1174.  1301,  1402,  1665, 
1 344,  440,  1191;  and  J)ät  v^d  acväd  Jul.  45,  143,  361,  640, 
Mtb.  1321,  El.  1073  and  {>U6  vordum  cväd  An.  173,  354,  Ps. 
!  30,  he  ^t  vorde  cväd  An.  716,  Jul.  92,  J)a  gen  vorde  cväd 
Ji.  727  and  gen  vorde  cväd  An.  852,  be  {>a  vorde  cväd  Jul. 
2  n.  B.  w. 

sprak  im  thno  mit  is  uuordon  tuo  Hei.  1063  u.  dgl.  m. 

he  J)ät  sylfa  cväd  An.  329. 

Rückblickend:  Bvä  J)at  viee  men  vordum  Becgad  Ex.  377. 

and  |>u  {>a  vord  spricest  Cri.  179.  —  bo  thu  piidi  thinon 
iord6n  Bprüda  Hei.  143.  158,  the  hier  mid  is  uuordon  gi- 
»rikit  H.  1694,  tha  hie  simla  mit  is  uordu  gieprikit  Hei.  1761. 

d)  Eägentliche  Einführung  des  Redners. 

]>ä  kväd  |)at  —  {)r.  14f.  (ß.  o.  unter  »Gegenrefrain«). 
ord  kvad  J)ä  (hitt)  —  Atlm.  37,7f.  39f. 
Beövulf  maddode,  beam  Ecgl)eöve8   B.  1099.  1651.  1817. 
[2b ;  Eltoe  madelode  El.  332.  404  u.  8.  w. 
Hiltibraht  gimahalta  Hild.  7  u.  ö. 

e)  Ankündigung  der  Antwort.  • 

einn  {)vi  Hogni  andßvor  veitti  Br.  7,1  vgl.  Häv.  26,4  und 

s.  H.  H.  I  34,5. 

24* 


372 

f)  Einfache  ESnleättuig  der  Aatwtxt 

snaOi  HQgni  Gktd.  11  10,1.  —  Rftckbliokflod:  kUa  >&  mAt 
akoetii^  einni  srarar  H&rb.  69,2.  — 

VoUatändigküt  ist  hier  nidit  erstrebt.  Ich  enthalte  mkh 
deehalb  auch  aller  Bemerknsgeo,  sa  denen  eine  genaue  Ueber 
sieht  vielleicht  Anlaas  geben  könnte.  Gerade  bei  derartigeD 
ohne  jedes  Nachdenken  verwandten  Formeln  kfinnen  sich  Un- 
terschiede ergeben,  die  der  Kritik  nnter  TJnutftnden  von  Wich- 
tigkeit sein  könnten;  x.  B.  scheint  Jnl.  ftcr&d,  An.  georSft  sn 
bevorzugen.  Die  pleonastieche  Figur  »mit  Worten  sagen«  and 
ihre  Abarten  verdienteD  eine  Untersuchung;  wie  das  einfachne, 
■ein  Wort  sagem  ist  sie  ags.  la  grosser  Beliebtheit  gekommen, 
altn.  aoch  kaom  lu  belegen.  — ■ 

Vtd.  1  ist  die  Einfähmng  des  Redners  als  BSngangsformel 
des  Gedichts  benutzt.  —  Besonders  mache  idi  noch  auf  die 
i^.  Redeformeln  Weinhold -S.  51  aufmerksam,  die  homerischen 
ähneln.  — 

2.  Die  Zeitangaben,  die  innerhalb  der  Gedichte  ein  Vor- 
rücken der  Zeit  markiren,  sind  schon  oben  (S.  94  f.)  im 
Zusammenhang  besprochen.  Als  Abschnittsformeln  dienen  sie 
wesentlich  an  folgenden  Stellen: 

var  {»ar  at  kreldi  um  komit  snimma  |ir.  24,1 ;  dagr  var  i 
sinnum  R.  31,10.  —  fräs  vis  on  uhtan  eall  gevorden  Sat.  466. 
—  Ankündigung  des  Abends:  munom  at  aptni  ^drom  verdi 
via  veidimat  vii  |)rlr  Ufa  Hym.  16,6.  — 

Häufiger  und  wichtiger  die  allgemeinere  Faasoi^:  ajt  is  aa 
dag  comen  B.  2646  vgl.  Byrht.  107,  An.  1586,  HeL  ö.  — 

3.  Einführung  neuer  Personen. 

Nur  altn.  finden  wir  hierfür  eigene  Formeln  entwickelt 
a)  Selten  ist  es,    dass   die  Einführung  von  der  schon  vor 
geführten  Person  ausgeht:  maetti  hann  hvelpi,  Jteim  er  or  hdju 
kom  Veg.  2,7;    maetti  hann  {>ör  midra  garda  Jir.  8,7;    in  Sa*- 


iiiimd?   Prosa:    ok  iann  tfollkonu  H.  Hi.  08.    —    .Ajiküncliiniiig 
der  Begegnung:  hittumk  i  \ik  Varins  H.  Hi.  22,3. 

b)  Gewöhnlich  wird  vielmehr  von  der  neu  vorzuführenden 
Person  aii4gegaiigen  und  zwar  wird  ihre  Situation  beschrieben: 
üti  Btod  H.  BL  I  49,5,  Br.  6,1;  üti  ßtendr  —  ^^cv.  16.  80,1; 
ein  Bat  hön  ttti  VfiL  2,1.  Sig.  sk.  6;  Bat  in  alsnotara  ambött 
fyrir  Jnr.  26,1;  hjön  B^tu  J)ar  R.  2,7.  15,1.  27,1;  in  Prosa: 
Qeirrgdr  konungr  sat  .  .  6r.  85. 

sat  I»r  A  haugi  Vgl.  43,1.  I>r.  5,1,  in  der  Prosa  H.  Hi. 
ziach  bX  Sk.  10,  wozu  Müllenhoff  (D.  Alt.  S.  182)  zu  vergleichen. 
Den  Thorr  kann  noch  die  spätere  Zeit  sich  nur  auf  Bergen 
wohnend  denken  (J.  Grimm  Gesch.  d.  8pr.  I  85),  gerade  wie 
auch  die  todten  Helden  auf  Hügeln  ruhen  (Worsaae  Dänemarks 
Vorzeit  S.  78).  Aehnlich  noch  bei  Saem.:  er  hann  sat  abergi 
H.  Hi.  nach  11,2;  Granmars  synir  sdttu  ä  bjargi  nokkuru  H.  H. 
n  nach  16,9.  —  Von  Göttern:  Odinn  ok  Frigg  sdttu  i  Hhdskjalfu 
Gr.  15.  —  Vom  Lachs:  sat  ä  ärbakkanum  Reg.  11.  —  Vgl.  auch 
gestr  er  inn  kominn,  hvar  skal  sitja  sjÄ?  Häv.  2,2.  — 

Diese  Formel  ist  recht  merkwürdig.  Aus  späterer  Zeit 
sind  W.  8,4  »ich  saz  üf  eime  steine«  und  ein  osnabrückisches 
Volksliedchen  (Germaniens  Völkerstinmien  her.  von  Firmenich 
3,160b:  »Ich  satt  up'n  kaulen  Steene«)  die  einzigen,  mir  bekannten 
Beispiele,  in  denen  sie  noch  (hier  als  Gedichteingang)  verwandt 
wird  (doch  vgl.  Wackemagel  in  Walther  übs.  v.  Simrock  U  124). 
Aber  die  ältere  mhd.  Epik  hebt  noch  diese  Wendung  (Lüning 
Die  Natur  in  der  altgerm.  und  mhd.  Epik  S.  280).  Und  ebenso 
heisst  es  in  zahUosen  VolksUedem:  »Ich  stand  auf  hohem 
Berge«,  u.  dgl.,  was  noch  Heine  umgebildet  (»Ich  steh'  auf  des 
Berges  Spitze«  »Buch  der  Lieder«  S.  151)  und  Geibel  be- 
halten hat  (»Ich  steh'  auf  dem  Berg  und  grüsse  dich  tausend 
tausend  Mal«).  Aber  die  höfische  Poesie  hat  schon  im  Mittel- 
alter eine  ähnliche  Umformung  selbst  vorgenommen :  künsüiche 


374 

Habe  fät  OAtOrliche  önastieQd  nagt  dt»  Uftdchen  in  den  Eäm- 
bergliedem:  »ich  stoont  mir  —  an  nnsr  szcoea*  (vgL  Za.  29,4S). 
Anoh  da«  haben  VolkBlieder  tlbOTliehrt  und  iriedw  auch  din 
Dicht«  onaeres  JahiiiundertB  un^ri)ildst:  so  Scbfllar  im  Biof 
des  Polykrates,  weit«  noch  Ooetiie  (D.  j.  O.  m  161).  —  Wes- 
halb vendiwand  das  Sitzen  ans  der  Poeaie?  galt  ea  nicht  mdir 
für  poetJBcb?  and  weshalb  eraetzte  die  Enns^Kteeie  den  Baf 
durch  den  Thona?  —  Jedenfalls  ist  die  altn.  Foimel  so  gut 
wie  die  hcdti  für  *Baokc-  oder  >Sits<  beieiohnawl  fOr  du 
RuhebedüifnisB  dw  Germanen:  — 

4.  Symbolische  Handlangen. 

Ein  Abschnitt  in  der  EruLhluug  wird  allgemein  germ.  oft 
dadurch  bezeichnet,  daee  die  Helden  bestimmte  Bew^pmgea 
machen,  auflachen  u.  dgl. 

a)  Nur  altn.  ist  die  Berafung  von  VerBammlongen  in  wich- 
tigen Augenblicken  (vgl.  o.  S.  52). 

|>&  gengu  regln  gll  k  rokatola  VoL  9,1  u.  Ö. ;  iaii  'm  ä  {än^ 
Vol.  49,4;  senn  vdru  aeair  allir  a  {>iiigi  otc  ^ynjar  aUar  &  mal) 
Veg.  1,1.  f>r.  13,1  vgL  hittusk  aeair  A  Idavelli  Vgl.  10,1. 

Aehnlich  as.  helithoe  stuodim  u.  8.  w.  Hei.  1384 — 86. 
1580—83. 

b)  Ein  bedeutendes  Zeichen  ist  es,  wenn  der  ^Id  neb 
erhebt  (vgl.  Vol.  30,3  bann  ajäldan  eitr  er  haou  sUkt  um  fregn}: 

upp  reis  'Odinn  Veg.  2,1;  unz  naudig  reis  Veg.  4,7;  t«b 
hann  ap  {>adan  B.  5,3  u.  ö.;  opp  reis  Gunnar  Sig.  sk.;  Saem.: 
>ä  etöd  bann  up  Gr.  39  —  äräs  ^  metodes  ^e6v  Gen.  3429; 
{>ä  äräe  hiade  .  .  .  Loth.  Gen.  2460;  äatäh  up  .  .  .  engla  acyppend 
Sat.  563;  äräs  {»ä  ae  rlca  B.  399;  verod  eaU  &r&s  B.  651.  3(^; 
dugod  eal  äräa  B.  1790;  är&s  |>ä  tög^nes  An.  1013:  ans  ^ 
mägene  röf  An.  1471;  äräe  |tä  eorla  VTnn  Gdth.  1081;  iria  m 
vuldormago  Güth.  1267. 


S76 

Man  siefat,  me  staxr  dieee  Formel  «cb  ftfeirtigt  hat.  — 
AgB.  ist  das  t)eliebte  »|>ac  hineisgewadiBezi.  - — 

c)  Nur  altn.  ist  ein  ähnliches  Zeichen,  daae  der  HeU  4te 
Baal  dnrehzDiASt 

en  hann  ütan  st^kk  endlangan  sal  ^r.-27,3;  ok  h6n  in  -am 
gekk  endlangan  aal  Vkv.  16,8  30,3  Odd.  3J;  gengu  inn  ^taa 
endlangan  aal  Vkv.  8,8,  Tgl.  hvi  {>ü  einn  aitr  endlanga  Ba£ 
Sk.  3,4;  at  endlongu  hüsi*  AÜm.  18,2  25,2.  — 

d)  Ebenfalls  altn.  ist  es,  einen  Abschnitt  mit  dem  Er- 
wachen ans  dem  Schlaf  beginnen  zulassen,  (was  aidi  denn 
mit  den  abechnittbezeichnenden  Zeitangaben  nahe  berührt). 

ok  hann  vaknadi  viijalauss  Tkv.  12,3;  als  TCingangsforatcfl. 
«r  hann  Taknadi  pr.  1,2.  Aehnlicb  werden  wichtige  BreignisBa 
durch  Schilderung  der  Schlaflosigkeit  des  Helden  aaschatdich 
gemacht:  vaki  ek  ävalt,  vilja  «k  lauss  Bit  (vgL  Vkr.  12,3), 
«ofna  ek  minnst  Vkv.  31,1;  svefn  {)ü  ne  sefr  Grip.  29^; 
als  Schlussformel  laega  ek  sidan  n^  sofa  vildak  Gud.  11  41,1 
—  Noch  weiter  ausgeführt  ist  diese  Schilderung  Brot.  12 — 13^ 
TgL  auch  Sig.  sk.  6 — 8.  Dagegen  Walth.  390  dient  die  Be- 
-fichreibung  von  Attilas  unruhiger  Nacht  nur  dem  Zweck,  den 
Eindruck  des  schon  geek^hehenen  Ereignisses  auf  eine  Neben- 
person fühlbar  zu  machen.  — 

e)  Gremeingermanisch  ist  wieder  das  Auflachen  in  bedeu- 
tungsvollen Augenblicken  (vgl.  Freytag  Bilder  I  S07). 

hlö  Hlorrida  hugr  i  brjösti  {>r.  31,1 ;  hlaejandi  V^hmdr  hof^ 
at  lopti  Vkv.  29,5;  hlö  |)ä  Brynhildr  Br.  ö,l;  hlö  J)ä  Atlahugr 
i  brjößti  Gud.  m  9,1;  hlö  |)Ä  Hogni  Akv.  24,1  Atim.  62,5; 
hlaejandi  Gudrun  hvarf  til  skemma  'Gud.  hv.  7,1  hlö  pk 
jQrmunrdn*  ELamd.  21,1.  —  hlöh  |)a  and  plegode'  Gren.  724.; 
hl6h  ]>a  mddig  man  ByrÖi  147;  ^ä  üre  m6d  ahl6h  An.  4M; 
ahlög  {>a  ee  herennc  Jul.  189.  —  Ankündigung:  hAtt  munu 
hlaeja  —  Reg.  16,1. 


376 

Ser  ist  du  .*^*'  atudi  alte,  eofaon  < 

f)  Ebenw  wird,  doch  aar  in  dw  Akv.  aaeh  von  Mteneto, 
geweint. 

Frigg  vn  grtt  —  VsL  34,6;  gritandi  BgOrüdr  gfük  or 
eyju  Vkv.  29,7;  leiddu  landiQgni  lydar  —  gtAtaadr  Akr.  12,1; 
gnetr  >ü  —  H.  H.  H  44,5;  grMa  bfim  Hdiw  Akv.  39,4 
Verbot:  grttatta  H.  HL  41,2.  —  VgL  Ond.  I  puiim.  — 

5.  Nor  altnordiaoh  Bcheint  die  Verwendung  der  Conjnnctioa 
»bia  daM«  für  den  Schlnaa  der  Abechnitte. 

iäi  BuTB  Bjmx  bjödtun  um  Tpda  Vgl.  7,1  (doch  ^ 
HüUenhofE  S.  91);  ans  ^rj&r  krimu  -^  VgL  11,5.  20.1;  idr  Snrtar 
paim  aefl  of  gleypir  VgL  48,6;  um  naodig  nia  Veg.  4,7;  am 
af  trygiüam  —  aagdi  Hym.  4,0;  fäm  —  um  til  EgOa  kvAmo 
l^m.  7,1;  um  t»t  in  frida  frilla  kendi  —  H7m.  30,1;  v^ 
besonden  nnz  —  kom  ok  —  kom  {>r.  4,7.  9.  8,3.  5.  Hier 
tritt  die  Eigenachaft  dieser  FormeL  zuf^elcb  den  alten  Ab- 
schnitt lu  verschlieeseo  und  den  neaea  zu  öffnen,  audi  äoaeer- 
I^  hervor.  —  Aehnlich  H.  H.  11  48  m&l  er  mär  at  rlda. 

Da  nur  ältere  Lieder  (bes.  VgL  und  Hym.)  die  Formel  haben, 
ist  de  wohl  später  ausgeetorben,  als  zu  kunstlos  Termntlich.  — 

6.  Diesen  objectiven  Abedmittaformeln  stehen,  als  snb- 
jectJTe,  Anmerkungen  des  Dichters  an  Rnhepunkten  der  Er- 
zählung entgegen. 

a)  Die  Betheuerung  der  Wahrheit  wird  aus  dem  Gredicht- 
eingang  hierher  übertragen  (wie  wir  sonst  öfter  das  Umge- 
kehrte haben).     Vgl.  Weinhold  S.  3--1. 

Altn.  nui  im  Munde  der  vorgeführten  Figuren:  satt  hygg 
ek  mik  s^a  HÄrb.  &0,1;  als  AnhTini^ignpg;  U  dugir  siUiD- 
gum  satt  at  mael  H.  H.  I  47,3.  —  Dagegen  werfen  sich  die 
Sprechenden  Lügen  vor  Lok.  31,1.  H&rb.  49,4,  H.  H.  I  38,4, 
Atbn.  94,1,  99,1  vgL  t>r.  9,7.  Betheuerung  der  Wahrheit  durch 
Lithotes:  mundo  vist  vita  at  vaetki  lygr  Grip.  25,6. 


377 

AgB.  gern  alfi  Beralnng  auf  Quellen :  ]ml8  ])e  üb  eecgad  bec 
Oen.  227;  üs  cydad  bte  Oen.  969;  üs  gevita  eeog»d  Oen.  1121, 
2563,  2611;  8va  j[>ät  tSm  men  vordum  ee^^  Ex.  377  vgl  Ex. 
619  Cri.  702  786  Ph.  666  Athel.  68  Ead.  64  u,  ö.  u.  ö.  Vgl.  für 
Otfried  Schütse  (Poetik  Otfriede  S.  36  f.)  Ebenso  HeL  Daneben 
ags.  und  as.  einiache  Wahrheitsversicherung:  söd  is  gecyded 
Ex.  419;  söd  gecyded  Dan.  113;  than  segghi  ic  ok  teuuaron  oc 
Hei.  1468  1478  1627  u.  dgl.  m.,  vgl.  Weinhold  S.  4.- 

Ahd. :  das  hörtih  rahhon  diu  ueroltrehtuuison  Musp.  37 ;  dat 
sag^tun  mi  üser^  liuti  Hild.  16.  — 

b)  Selten  Mahnung  zur  Auimerksamkeit. 

gehyre  se  |>e  ville  Ex.  7  (äusserlich  ähnlich  hyde  se  .{)e 
ville  B.  2766);  hliste  se  |)e  ville  Met.  10. 

c)  Dem  schliesst  sich  wieder  die  Versicherung  der  Merk- 
Würdigkeit  des  zu  Erzählenden  an,  nur  ags.  als  Abschnitts- 
formeL 

vundor  is  t6  secganne  B.  1724;  mycel  is  tö  secganne  An. 
1483;  micel  is  tb  secgan  Oüth.  602;  long  is  t6  secganne  Rät. 
40,22;  tö  lang  is  tö  recenne  B.  2093.  — 

d)  Ebenfalls  nur  ags.  erklärende  Anmerkungen. 
ä)  Er  that  so,  weil  es  so  seine  Art  war: 

svä  he  oft  dyde  Gen.  2586  2632,  Cri.  17,  B.  447;  svä  he 
aer  dyde  Sat.  117  279;  svA  hie  oft  dydon  Cri.  455;  svä  he 
nu  gyt  dyde  B.  956;  vgl.  femer  B.  1238  1676  1824  27,  auch 
2581  2859  Jul.  110  475  542  643;  svä  ful  oft  gedfed  Ps.  C.  13. 

ß)  Er  that  so,  weil  es  ihm  so  befohlen  war. 

svä  him  se  hälga  bebeäd  An.  1047,  Leäs  39;  svä  him 
diyhten  bebeäd  An.  1698;  —  seö  cven  —  El.  715  980  1018 
vgl.  auch  Gn.  C.  49. 

e)  Gemeingerm,  sind  dagegen  Anmerkungen  gnomischer 
Natur;  vgL  Viknar  S.  5  f.  Weinhold  S.  6  f.;  für  Otfried  Schütze 
ß.  32  f. 


S78 

«^  AUgenMÜi:  >wie  man  o»  ttom  aoU«.  WerahaU  S.  6 
VOmar  S.  4 

BvA  skal  «um  frc«kn  hzingdrifi  vid  (£ca  bald«  Akr.  32, 10— lt. 

Bvk  sceal  gleit  gnnu  —  6.  30  Q.  ö.  t^  1172  1634  2166, 
auch  1328  Gäth.  31B:  s6  man  scesl  HeL  1883  o.  a. 

ß)  >iri«  es  aich  äestt.«     Weinhold  S.  6. 

Bvi  tat  gedöfe  via  B.  561  1670,  biA  3175;  sri  him  geftym 
ne  vfia  B>2332;  ^  hit  rild  ne  väa  Byrtii.  190;  Bv&himfeid^ 
tSs  AtheL  7;  avä  him  gemödost  Täa  An.  694  vf^  bim  [lät  gifode  oe 
via  B.  2682;  gvä  him  gecynde  väs  B.  2696;  auch  a»6  ^  forirt 
ne  y'ie  Jul.  258.  (Ebenso  noch  spitmhd.  lala  gtaam*  vgl 
Haofioi  ni  Walther  von  Rhemau  Zs.  32,36^. 

;■)  Speciell  aga.  Ajmierkmig  zur  Zeichnong  eines  FüntM^ 
ideale  (vgl;  Bartech  Vorträge  and  Aufsätze  S.  185f): 

{)ät  Täs  grim  cyning  Deör.  23;  näa  {>ät  s&oie  cyning  Vid. 
67;  |)ät  väs  göd  cyning  B.  11.  863.  2390;  ^  Täs  fr6d  cyning 
B.  1306  Tgl.  2209;  ]>ät  is  adele  cjroing  An.  1724;  |)ät  is  aM 
cyning  Jul.  224,  iMet.  20,246;  {»er  is  rybt  cyning  Güth.  664;  he 
väa  riht  cyning  Hy.  7,120  f>ät  is  vis  cyning  Met.  24,34  v^ 
t)ät  väs  äncyning  B.  1885;  36  väs  gio  cyning  Met.  26,35  vgl 
auch  ])ät  väfi  mödig  secg  B.  1812.  —  Alts,  so  nnr  einmal 
imd  zwar  in  später  Zeit:  sem  konungr  skyldi  Akv.  9,6.  — 

7.  Halb  eridSrend  und  halb  betrachtend  ist  die  gemein- 
germ.  Anmerkung  >wie  er  das  wohl  Termochte«  v^.  Weinhold 
S.  7  J.  Grimm  Kl.  Sehr.  II  19  und  bes.  Vümar  S.  4  (vgl.  atuäi 
Vkv.  28,2).  — 

Ueber  die  Einführung  der  neuen  Rede  und  die  Zeitangabwi 
wüsBte  ich  nichts  weiter  zn  bemerken.  Interessanter  ist  die 
Einführung  der  neuen  (oder  wie  i.  B.  J>r.  8,7  von  neoem  «of- 
tretenden)  Personen,  die  diese  in  einer  typischen  Situation  vor- 
führt.  Schwerlich  wird  in  der  Poesie  ii^nd  eines  Volks  so  viel 
.  wie  in  der  altgerm. :    vgl.  auch  VTcv.  11,1  u.  a.     Nnn 


379 

aber«  um  die  Soenen  su  scheiden,  werden  diese  ruhenden  Fi- 
guren in  Bewegung  gesetzt:  es  werden  Versammlungen  berufen 
(ygi  Tac.  Germ.  11),  der  Führer  erhebt  sich  und  schroitet  durch 
den  Saal;  wir  sehen  die  Helden  schlaflos  auf  dem  Lager  oder 
sich  vom  Schlaf  erhebend,  hören  die  Männer  freudig  oder  zornig 
auflachen,  die  Weiber  weinen  (Tac.  Germ.  27,8).  Viel  sdtener 
und  später  tritt  der  Autor  selbst  auf  die  Bühne:  sein  Haupt- 
interesse ist  natürhch  das  Stück  selbst:  es  soll  wahr,  hörens- 
werth,  merkwürdig  sein.  Um  es  deutlich  zu  machen,  giebt  der 
ags.  Dichter  als  Chorus  seinen  Figuren  erläuternde  Worte  mit 
auf  den  Weg.  Aber  das  Stück  ist  doch  nicht  das  einzige  In- 
teresse des  Sängers;  er  ^hat  auch  ein  Heldenbild  vor  Augen, 
und  diesem  Ideal  vergleicht  er,"meist  in  lobenden  Sinn,  doch 
zuweilen  auch  tadelnd  die  Gestalten  seiner  Erzählung.  Dot 
Held  darf  die  allgemeinen  Regeln  nicht  verletzen,  vielmehr 
dient  sein  Bild,  um  was  recht  und  schickhch  ist  einzuschärfen. 
Und  dem  Angelsachsen  ist  ein  ganz  besonderes  •  Ideal  stets  vor 
Augen:  er  sehnt  sich  nach  einem  Musterbild  des  Königs  und 
benutzt  jede  Gelegenheit,  diesem  Bilde  einen  kleinen  Zug  hin- 
zuzufügen. 

Und  wenn  so  in  einer  noch  ganz  im  Leben  lebenden  Zeit 
43elbst  aus  einer  so  untergeordneten  technischen  Figur  wie  die 
Abschnittsformel  ist,  sich  ein  anschauliches  Bild  des  Helden  in 
«einer  täglichen  Ruhe  und  Bewegung  entwickelt,  wenn  sogar 
das  Bild  des  altgerm.  Grentleman,  des  ags.  Idealkönigs  auB 
diesen  leisen  Strichen  der  alten  Dichter  sich  deuthch  genug 
zusammensetzen  Hesse  —  wer  wiU  diese  Formeln  todt  nennen 
imd  ihr  Studium  unfruchtbar?  Ein  besserer  Kenner  hätte  sie 
wohl  ganz  zu  beleben  gewusst  und  aus  ihrer  Betrachtung  mehr 
gezogen;  aber  vor  jenem  Vorwurf  schützt  imser  Thema  hoffent- 
lich auch  schon  meine  Arbeit.  — 


380 

AtuTCT  di«0en  Fonaeln,  die  neue  Atwehnitte  ao  m  aageo 
beroisBiiaüg  emsuführm  haben,  dianso  oft  auch  Responsionsn 
-venchiedener  Art,  vor  allem  natOriioh  Ktäatmiao  (beeondeit 
in  det  Fonn  dea  G«g«ireftaina)  duu,  die  Gnosen  der  ******'"■" 
Theile  ro  maAiren.  — 

loh  stelle  wieder  einige  Literatur  fOr  dleae  techmschn 
Satcformeln  (im  G^ensati  xn  den  caremoniellen  Satrioimeln, 
die  der  folgende  Paragraph  xa  bebandeln  hat)  niaammen. 

Technische  Satxformeln  aller  Art  in  der  altn.  Saga: 
Döring  Bemerkungen  Über  T^pos  n.  Stil  der  iaL  Saga  S.  4S. 

Ueber  epiBche  Eingangslormeln  Im  AUgemeJaen  spricht 
ten  Brink  (Q.  F.  62,28),  VAet  die  dec  Bdda  Jeasen  (Ueber  die 
Eddalieder  8.  56  Anm.).  Bingangsformeln  für  MSrchen:  J.  Grimm 
Kl.  Sehr.  3,302 f.;  für  Volkslieder-.  BöckeL  Dentsche  Volkslieder 
aus  Oberheesen  S.  XCVni;  femer  z.  B.  für  die  altfn.  Pastoa- 
rellen:  Groeber  Die  altf».  Romanzen  imd  Pastanrellen  S.  17, 
füt  neofrz.  Vo^Ueder:  Scheffler  Die  frz.  VoUudichtang  2,245. 

Ueber  Gedichtschlüase  im  Allgemeinen  Viehoff  Poetik 
S.  491;  für  Märchen:  J.  Grimm  Kl.  Sehr.  2,104. 

Abschnittaformela  im  Beovulf :  Rönning  Beovolfakradet 
124 f.;  bei  Cynewulf:  Jansen  Synonymik  und  Poetik  Cynewolfa 
S.  92  f. ;  bei  Otfrid :  Schütze  Poetik  Otfrids  S.  35  f.  Für  die  ISn- 
fübmng  des  Redners:  J.  Grimm  KL  Sehr.  3,280  ond  m  An- 
dreas S.  XLI;  für  Otfrid:  Schütze  aao.  Ilf.  Femer  t.  B.  für 
Homer. und  andere  Dichter:  J.  Grimm  aao.  2S2.  Ueber  8ym> 
boliflche  Handlungen  als  Marksteine  der  poetischen  Handlang 
spricht  trefOich  Viehoff  Poetik  S.  182  f. ;  für  die  germ.  Dichtung 
apeciell  Uhland  Schriften  1,395;  für  das  mhd.  Volksepoe: 
Scherer  L.  G.  S.  109.  —  Die  Mahnung  zur  Aufmerksamkeit: 
J.  Grimm  Kl.  Schi.  3,239  Anm.,  für  mhd.  Zelt;  Schütte  Stil 
Zazikhovens  S.  7.  — 


381 

Einen  zweifelhaften  Fall  von  Abbrechen  der  Rede  durch 
gewaltsamen  üebergang  bespricht  Ziegler  Poetischer  Sprach- 
gebrauch bei  Caedmon  S.  161. 

EQerher  gehört  auch  Manches,  was  A.  HoSmann  in  seiner 
Dissertation  Der  bildliche  Ausdruck  im  Beöwulf  und  in  der 
Edda  S.  6  f.  bespricht.  —  Femer  vgl.  noch  z.  B.  über  ägyptische 
Uebergangsformeln  Masp^ro  Contes  populaires  de  TEgsrpte  an- 
cienne  S.  6  Anm.,  für  homerische:  J.  Grinmi  Kl.  Sehr,  III 
282;  für  mhd.:  Schübe  Stil  Zazikhovens  S.  6.  32  f. 


§  19.     Ceremonielle  Satzformeln. 

Als  sich  aus  der  Alltagssprache  eine  poetische  Sprache  in 
bestimmter  Form  emporhob,  da  waren  es  gewiss  zuerst  jene 
technischen  Satzformeln,  die  sich  festigten.  Was  Refrain  und 
Gegenrefrain  für  die  poetische  Form  sind,  das  sind  Eingangs- 
und  Schlussformeln  für  den  poetischen  Inhalt:  zuerst  kaum 
mehr  als  Symbole,  feierlichen  von  alltäglichem  Vortrag  zu 
scheiden  bestimmt;  bald  für  den  feierlichen  Vortrag  Muster- 
stücke  und  Merkzeichen.  Gerade  Anfang  imd  Ende  müssen 
mit  kenntlichen  Auszeichnungen  imikleidet  werden,  um  so  die 
Ceremonie  des  poetischen  Vortrags  von  allem  andern  Thun  des 
Tages  abzutrennen.  Aber  diese  Auszeichnung,  diese  Stilisirung 
überträgt,  sich  von  dem  Ganzen  allmählich  auf  die  Theile.  So- 
bald eine  GUederung  des  Vortrags  als  nöthig  empfunden  wird, 
bildet  die  Nachahmung  der  Eingangs*  imd  Schlussformeln  zur 
Abgrenzung  der  Einzelstücke  bequeme  Handhaben.  Die  genaue 
Uebereinstimmimg  zahlreicher  Fälle  macht  es  unzweifelhaft, 
dass  diese  Kunstmittel  schon  in  urgerm.  Zeit  sich  in  den 
Händen  Aller,  die  damals  die  Poesie  pflegten,  befanden. 

Aber  während  dessen    wächst  auch  im  Innern  mehr  und 


nMto  dia  Am»  dar  doMb  dm  CMnook  griiriligin  ffnn». 
Wto  iadv  ColtailuuuUai«  dwlksdogb  lort  mid  tet  WDlUr 
duich  Regal  owtot,  so  diingt  weh  ia  daa  pitiwtinlHn  Vot^ 
tng  sia  glrinhmlnnipiT  Grät  foniuod  and  nMcUlMHod  *"* 
80  antiteban  die  SatifoRncilii  ▼enolusdannr  Azt,  mldM  wir  im 
nichBtea  n«ign^hcn  TonnfObna  haben.  Ik  Uert  iMi  nr- 
folgeii,  wie  fOr  Vielea  Behau  vor  dn  l>aiiiiiiBf  der  Dtaldde 
efaie  typieohe  Axudmekefoim  gefmxUn.iit;  fOr  andani  erwidüt 
ne  enrt  aof  dem  Boden  der  eimdiMn  Dielakte. 

J^xm  aber  ist  die  Poeöe  nicht  des  eimige  (Miat,  auf  den 
die  Foimen  der  Sprache  entanwL  Die  Voontdhmg  von  dem 
ebenso  nngebondenen  als  Hebmswfirdigfln  yatnrmaosdien  der 
Uneit,  die  Roaeaeaa  hegte,  ist  längst  beseiligt.  Der  UrnuDsdt 
ist  ceiemonieU  —  nat&iüoh  noch  nicht  in  der  allerUtesten 
Zeit;  aber  die  Anfänge  der  Civilisation  umgeben  Menschen  und 
Dinge  mit  einem  Netz  feierlicher  Formen.  Vor  allem  benehen 
diese  sich  auf  den  Verkehr  zwischen  Fremden.  Die  Begrässong 
wird  streng  geregelt,  wie  sie  das  noch  der  Fall  iat  bei  dm 
Beduinen  der  Wüste  wie  bei  den  Indianern.  AuatOhilich,  mit 
spiehnannfimäseigem  Interesse  an  höfischen  Nebendingen,  schildert 
der  Anfang  der  Grip.  das  Ceremoniell  der  B^;rÜBBnng;  ab«r 
auch  Beövulfs  Eintritt  bei  Hofe  wird  mit  Liebe  and  SoKgfalt 
ausgemalt.  Diese  uralten  Formeln'  hat  die  Sprache  das  Dichtos 
nur  zu  übernehmen.  Er  findet  sie  fertig  vor  und  branoht  sie 
leichter  als  die  selbetgearbeiteten ;  das  Verh&ltniss  dieser  pathe- 
tischen Satzformeln  zu  den  einfach  poetischen  ist  du  der 
Metapher  znin  Ve^eich.  Die  technischen  Saticfiwmeln  aind 
künstliche  Produkte  der  Berafsdichter,  die  gewöhnlichen  Sats- 
formeln  ihnen  aus  der  Uebnng  fast  zuKllig  sngewacfasen ;  da* 
zwischen  stehen  diese  Formeln,  welche  allgemeine  Uel»m([ 
ihnen  zuführte  und  die  ihre  Kunst  dann  umformte.  — 

Wie    sich    daraus  von  selbst  versteht,  sind  alle  cetemani- 


383 
dien  Satzformeln   mindflotcps   der  Grondla^   aach  gemeinger- 


1)  Die  Htldep,  wenn  sie  sieb  begegnen,  fragen  zunächgt 
eiaer  den  andern  naob  seinem  Namen. 

Altn.  hverr  er  Bk  eveinn  sveina  Hirb.  1«1 

l^en  er  bAl  kad  karla  Hirb.  2,1 

hTat  er  ]Mct  blymja  8k.  14,1;  hvAt  er  {>at  manna  mer 
öknnnra  Veg.  5,1;  hvBi  er  }»!  manna  Vai  74 ;  bvat  er  {>at  fira 
Alv.  2,1,  —  rekka  Alv.  5,1 

bverii  'ro  hQldar  BL  Hl.  12,1;  hverr  er  landreki  H.  H.  I. 
83,3;  hverr  er  fyUdr  H.  H.  U  nach  1^,17;  hverr  er  skjQldungr 
R  H.  U  22,1;  hverir  rida  {mit  Beg.  16,1 

faveiJQm  ertQ  aveini  um  bonnu?  hverra  artu  manna  mQgr? 
Fäf .  1,2— a 

hval  er  gat  it  liüa  Lok.  44,1  — 

hvat  }nü  heitir  Härb.  9,10;    hv^  |)ü   heitir   H.  Hi.  14,1. 

16,1.  — 

AgB.  hvät  ayndon  ge  eearo  —  häbbendra  bymum  verede 
H.  8.  w.  B.  237 1 

Ahd.  er  fragfin  gistuont  foh^m  unortum,  huer  sin  fater 
iriui  fireö  in  folche  .  .  .  eddo  huelihhes  cnuosleB  dt  sie 
Hild.  8f. 

Eine  ganze  Reihe  von  Fragen  H.  H.  11  5  und  7.  —  Vgl. 
ferner  BL  H.  U  39.  — 

Man  beachte,  dase  der  Frage  nach  dem 'Individuum  alle- 
mal eine  Aussage  beigegeben  wird  über  die  ClasQe,  der  es  an- 
gehört: wer  ist  der  Jüngling,  der  Krieger  u.  s.  w.  In  der  Helga- 
kvida  HjQrvardssonar  folgt  eine  solche  Charakteristik  nnt  be- 
sonderem Nachdruck:  halr  inn  ämÄtki  14,2;  häla  nägrädug  16,2. 
—  Auch  hier  wie  bei  der  Einreihung  des  Eigennamens  in  die 
Geschlechtsreihe  wird  der  Einzelne  als  Vertreter  einer  allge- 
meineren Spedes  aufgefasst  — 


2.  Hienaf  oennt  ncfa  der  G«fngt». 

V^tunr  ek  hsiti  Veg.  6,1;  B^gnr  ek  beiti  Ix^  46,1: 
HArfowdi'  ek  beiti  Hazb.  10,1 ;  GagniAdr  ek  heiti  V«L8,1  a.  e.w.; 
AÜi  ek  heiti  H.  Hl.  16,1  a.B.ir.  Vgl.  beitir  YggibrnsQ  V«L 
22,1;  Helgi  bann  beitir  H.  HL  13,1  and  so  femer  VffL  23^. 
37,4.  38,8.  43,7.  Bym.  11,10.  IaL  1.  HAtb.  8.1-  163-  Sk. 
3S.  39,1.  Vaf.  12,1.  Gr.  1.  31.  5,1.  6,4.  Hiv.  102.7.  R.  12,3. 
23,5  n.  B.  w.  Vgl  aoch  ekkl  nafn  feettsk  vid  bona  EL  ffi. 
n  2  n.  f . 

.  .  .  dat  Hiltibrant  hett  min  fater,  ik  hättn  Hadobiant 
Hüd.  17. 

BeÖTulf  is  min  nama  B.  343;  Sigeferd  ia  min  muna  fia. 
24,  vgl.  väs  {)ät  engelcyn  aer  geoemned  Ludfer  hiten  Sat.  367; 
väa  him  noma  cenned  Helimus  JuL  24.  — 

Wie  man  sieht,  hat  dch  ags.  eine  andere  Foimel  ainge- 
bürgert  aU  altn.  und  ahd.  Sie  steht  der  ceremoniellen  Vo^ 
Stellung  unserer  Tage  >Mein  Name  ist  — <  gleich,  die  ältere 
Form  dem  lässigeren  «ich  heisse  — *.  —  Komisch  soll  die 
Aufzählung  aller  Titel  Härb.  9  wirken.  —  Eine  höhnische  Ant- 
wort giebt  Sinfjetli  H.  H.  I  36.  — 

Fr^e  und  .\ntwort  verlaufen  gerade  wie  bei  Menachen 
auch  bei  anderen  Wesen :  hvat  er  {»at  fiska?  —  Andvari  ek  beiti 
Reff.  1,1  und  2.1. 

Oft  wird  wie  bei  der  Frage  auch  bei  der  Antwort  der 
Name  des  Vaters  beigefügt;  bo  Veg.  6,1.  Reg.  2,2.  Hild.l7u.ö. 

3.  Nun  folgt  feierliche  BegruBsung.  Weinhold  S.  6.  Vil- 
mar  51.  66.  Die  Begrusaung  ist  (gerade  wie  noch  heutzutage 
Gruss-  und  Abechiedsphrasen)  nur  eine  Abschwächung  der  Se- 
gensformeln. Die  ausführlichsten  bieten  die  herrlichen  Strophen 
Sgdr.  3 — 4.  Sie  zeigen  allein  schon  ausreichend  den  Typua: 
Anrufung  mit  dem  Worte  beul.  Das  heilir  aeeir  bnlar  ^ynjnr 
Sgdr.  4,1    wiederholt    sieb    Lok.  11,1,     Die    Bedeutung    die«ei 


385 

Fonnel  zeigt  sich  am  klarsten  Gr.  3,1:  Heill  skaltu,  Agnarr! 
allß  |)ik  heilan  bidr  Veralyr  vera.  Der  Wunschgott  selbst  also 
(Myth/  I  114  f.)  wünscht  dem  Agnarr  Heil  und  verleiht  es  ihm 
dadurch;  es  ist  dieselbe  Anschauung,  die  noch  heut  unsere 
Willkommensworte  »Grüss'  dich  Gott«  ausdrücken. 

In  voller  Form:  ver  |)ü  heill  Hym.  11,1;  heill  ver  |)ü  nü 
ix>k.  53,1.  Sk.  37,1;  heill  verdu  H.  Hi.  40,1.. 

Kurier:  heill  I)ü  nü  Vaf.  6,1.,  Faf.  23,1. 

Ganz  verkürzt:  heill  —  Lok.  11,1.  Sgdr.  3—4. 

Mit  besonderem  Nachdruck  kom  |)ü  heill  H.  Hi.  31,1.  In 
Anwendung  bei  anderen  Segensprüchen  H.  H.  I  56,1.  57,1. 

Ags.  z.  B.  B.  707  ves  |)ü  Hrödgar  hal;  oder  mit  Voraus- 
stellung des  S^enswortes  hal  ves  |)u,  folde  Zaub.  I  67.  — 

Es  ist  bezeichnend,  dass  unsere  beiden  altdeutschen  Evan- 
gelienharmonien die  Formel  beim  »englischen  Gruss«  brauchen: 
O.  I  5,15  heil  mAgad  zieri,  HeL  259  hei  uuis  thu,  Maria.  Der 
lat.  Text  fordert  es  nicht;  Ulfilas  übersetzt  Luc  1,28:  fagino, 
anstai  iip^fi>>fi.ft4^  — 

Mit  aussergermanischen  Grussformeln  vergleicht  die  unserige 
J.  Grimm  Myth.  I  13 — 14;  er  führt  Belege  für  dieselbe  an  Kl. 
Sehr.  1,334  Anm.  -  Zu  Sgdr.  3-4  vgl.  das  nd.  Tannhäuserlied  (bei 
Lüning  Die  Natur  im  altgerm.  und  mhd.  Epos  S.  14  besprochen). 

Dieselbe  Formel  beim  Abschied:  Vaf.  4,1 — 3.  — 

4.  Diese  Segensformeln  haben  ihr  Gegenstück  an  pathetischen 
Fluchformeln  und  die  lässige  Begrüssung  am  einfachen  Fluchen. 

FeierhcheVerfluchung  namentlich  an  zwei  Stellen:  Skim.25f., 
H.  H.  n  30f .  Die  erstere  Stelle  hat  MüUenhoff  (Zur  Runenlehre 
S.  56)  herrhch  ausgedeutet.  Die  andere  mit  ihren  zahlreichen 
Wortspielereien  klingt  noch  nach  Jahrhimderten  nahezu  gleich- 
lautend (Uhland  Sehr,  m  250  Anm.  327).  —  Von  der  feierlichen 
Haltung  jener  beiden  Stellen  entfernt  sich  (gegen  S}TnonB  P.  B. 
4,199)  ziemUch  weit  die  Verfluchung  Hognis  Gud.  n  9.  — 

Utyn,  Altgermaniiohe  PomI«.  25 


887 

.    dt  SV&  }>e  ])ynce 

ungen  im  GflBprIch 


■ät  Gnom.  1,29,  Gn. 
:  ByMa.  T&t  An.  43S, 


Vilmar  S.  24^25. 
^167;  oe  laet>ul>fn 


Schema  Smmel  — 
:,  altD.  FormelQ  tos 


mg,  die  wieder  auf 
n.: 

:kr  —  Boemra  miklu 
Z,b;  vaeija  p&t  soemt 
,  61,1,  vgl.  auch  Sig. 
ibjectiver  gehalten  ale 

wir    Bchon  agE.  (aber 

vriBche  Wendvingen  an- 

und  noch  im  Volkshed 

ich  zu  den  ceremonieUen 

le  doch  diesen  am  echick- 

gestatte  ich  mir,  anf  meinen 

Auch    dies 

wie 


Bin  lUnterhaltoiigBäach«  ist  uns  mehifadi  aberiiefot: 
faf  Ini  nä  ban  |nk  haä  allan  gramir  Härb.  60,1  gnunir  h*fl 
GoiiBU  Br.  9,5,  vgL  deüi  gtqm  vid  {lik  H.  H.  I  45,8,  ^ 
er  ^  HcL  hafi  Fid.  21,6  and  vgl  Niedner  Zs.  31,344  Ann» 
V^  auch  Fngm.  304,9:  haldi  Hei  {ivi  er  hefir.  —  Ein  anderer 
Fluch  H&v.  135,10,  [i&er  t)4r  bels  bedit.  —  Andere  Flüche  in 
den  meisten  Scheltstiophen;  z.  T.  (wie  H.  Hi.  16,4 — 5)  dsnem 
sie  noch  fort. 

5.  Den  Anrufungen  in  Fluch  und  Segen  sind  die  Eides- 
formeln verwandt  v^l,  o,  S.  51 — 62.  — 

6.  Im  Gespräch  ist  es  höflich,  gelegentlich  eine  formelle 
Anrede  einäiesaen  su  lassen  (gerade  wie  dies  noch  heute  der 
Briefstil  verlangt).  >Alloqaendi  ratio  communis  est«  Weinhold 
S.  6.  Vilmar  S.  15.  Doch  ist  hier  wieder  alto.  kein  Beispiel 
erhalten;  vielmehr  wird  in  der  Edda  nur  mit  dem  Namen  an- 
geredet (i.  B.  Veg.  14,1,  Jir.  2A  3,5,  Lc^.  1,1  XL  o.  Hirh.  38,1 
u.  0.  Sk.  1,1,  3,1  u.  s.  w.).  Nur  einmal  hat  der  Name  einen 
Zusatz,  aber  einen  beschimpfenden:  HArbardr  ino  ragi  BArb. 
51,1.  Oft  freilich  schleudern  Götter  und  Helden  sich  einfach 
Schimpfwörter  zu  z.  B.  Lok.  57,1  f.  H.  H.  I  39,1  «.  ö.  E» 
Hesse  sich  schon  ein  ganz  ausgiebiges  eddisches  Schimpfwörter 

\  lexikon  zusammenstellen.  Die  hauptsächlichen  Vorwürfe  sind, 
wie  in  volksth timlichen  Scheltlledchen  noch  heut,  Unkenachheit 
der  Frauen,  Feigheit  der  Männer;  eine  volle  Blüthenlese  bringt 
allein  Loki  in  der  Oegisdrecka.  —  Gerade  diese  Scheltreden 
haben  sogar  eine  besondere  Formel  erzeugt:  [lat  er  —  adal,  über 
die  schon  oben  (S.  36S)  gehandelt  wurde.  —  Die  Angelsachsen 
machen  dagegen  schon  Complimente.  — 

7.  Auch  für  den  höHichen  Befehl  ist  ags.  ein  bestimmter 
Typus  fest  geworden.  Precibus  allatis  pluries  easdem  voces  legi 
Weinhold  S.  5,   ~ 

dö  avä  ic  |)e  bidde  Gen.  225 ;  död  svä  ic  eöv  bidde  Gen.  24i>5, 


387 

.1231;    död  6vä  ic  hate  Gen.  2323,    vgl.    dd  svä  ^  |)ynce 
L  641,  — 

8.  Auch  bestmimte  fromme  Ermahnungen  im  Gespräch 
od  ags.  typisch  geworden. 

a)  Nur  Gott  weiss  das  Verborgene. 

god  äna  vät  Byrht.  94;  meotud  äna  vät  Gnom.  1^29,  Gn. 
57;  drihten  äna  vM  Jul.  62,  vgl.  ic  J)ät  sylfa  vat  An.  433, 
;1.  auch  Seef.  12.  55,  Musp.  66. 

ß)  Man  soll  fest  auf  Gott  vertrauen.     Vilmar  S.  24 — 25. 

ne  laet  })u  {)e  })in  möd  äsealcan  Gen.  2167;  ne  laet  })u  })!n 
rhd  vesan  —  Gen.  2194. 

f)  Moralische  Alternativen  nach  dem  Schema  Himmel  — 
Slle,  die  aber  wohl  ein  älteres  Muster  an  altn.  Formeln  von 
r  Art  des  »svä  him  ged^fe  väs«  haben: 

vare  him  J)onne  betre  —  Cri.  1302. 

g)  Dagegen  ist  eine  ähnliche  Ermahnung,  die  wieder  auf 
6  was  sich  schickt  zurückgeht,  schon  altn.: 

J)^r  er  soemra  —  H.  Hi.  34,5 ;  vaeri  ykkr  —  soemra  miklu 
.  H.  I  46,1 ;  heldr  er  soemri  —  H.  H.  II  8,5;  vaerja  J)at  soemt 
Ol.  11,1;  semri  vaeri  Gudrun  —  Sig.  sk.  61,1,  vgl.  auch  Sig. 
.  14.  —  hit  is  soemre  nu  Met.  8,42.  Objectiver  gehalten  als 
)Schnitt6formeln  s.  o.  S.  378,6,  ß, 

9.  Besonders  merkwürdig  ist,    dass    wir    schon  ags.  (aber 

I  hier  und  einmal  bei  Otfrid)  einige  lyrische  Wendungen  an- 

tffen,    die  später  in  der  Minnepoesie  und  noch  im  Volkslied 

le  grosse  Rolle  spielen.     Ob  sie  gleich  zu  den  ceremoniellen 

irmeln  nicht  gehören,  reihen  wir  sie  doch  diesen  am  schick- 

hsten  an.    Zu  ihrer  Beurtheilung  gestatte  ich  mir,  auf  meinen 

ifsatz  Zs.  29.    121  f.  bes.  165  f.  zu    verweisen.      Auch    dies 

leinen  eben  früh  fixirte  Wendungen  der  Alltagssprache,    wie 

lilich  die  andern  poetischen  Formeln  auch.     Wenn  man  will, 

ig    man    sie    aus    der    höflichen  und   eleganten  Conversation 

25*  • 


zwischen  Herren  und  Dameo  berieiten,  wie  die  vorigen  aus  dem 
steifen  und  fonnellen  Gespräch  der  Männer. 

|iä  ic  hine  nehst  geseah  Gen.  536:  ])ät  ic  {>e  mJTiiiTii  eägum 
geseab  Gen.  820;  so  er  nan  eiist  gisah  O.  II  7,3&b;  t^  aao. 
144  za  MF.  6,2L  and  ebd.  148  zu  M.  12,39 

^t  mtc  ne  gedaelde  oemne  deid  änA  EL  28 

ne  ]>ia  ae  dagad  eistan  Vin.  3 :  v^  het  dagjiet  in  den  ooatoi 
Uhland  Volkslieder  I  S.  213  (über  die  lahlreichen  Unibfldangen 
Tgl.  Vilmar  Handbüchlein  S.  116  Böhme  Altdentschee  lieder- 
bnch  3.  701.).  So  noch  Heine:  «Heller  wird  es  schon  im 
Osten«  Bach  der  Lieder  294.  HoSmaon  t.  FaUerslebai:  ->Et 
taget  in  dem  Osten«  Gedichte  *  S.  62.  — 

Ist  ea  uns  auch  nicht  möghch,  die  Sprache  des  Alltags- 
lebens za  reconstruiren ,  so  kann  doch  von  einer  höfisch  ver- 
feinerten Conversation,  wie  sie  früh  bei  den  Gennanen  in  hohem 
Ansehen  stand  (imälrünan)  diese  ihre  poetische  Veredelang 
einen  Begrifi  geben.  Und  wir  sehen,  was  vor  allem  Formeln 
der  Sprache  für  die  Gesellschaft  reifte :  nicht  die  Staaterede  vor 
dem  versammelten  Volk,  nicht  die  im  Füistenrath  finden  mi 
maaeegebend,  sondern  die  abgemessene  Sprache  des  Einzelnen 
dem  Einzelnen  gegenüber.  — 

10.  Eigentliche  Zauberformeln  sind  nicht  ans  der  Alltags- 
rede entnommen,  sondern  von  vomherein  poetisch  zn  denken; 
vgl.  oben  §  9  über  flectirte  Wortwiederholung.  Zaubersprächt 
werden  in  alleQ  Bunenaufzählungen  erwähnt  und  sind  um 
ahd.  und  ags.  erhalten:  ihre  .\nwendung  innerhalb  der  e^ 
haltenen  Reste  bleibt  auf  jene  mit  Zauber  verbtmdene  Ver- 
fluchung in  Skim.  beschränkt.  Weder  Hav.  137  f.  noch  in 
den  Helgiliedem  oder  wo  sonst  Gelegenheit  wäre,  werden  die 
von  den  Göttern  oder  Helden  ausgesprochenen  Zaaberworte 
mitgetheilt. 

1 1 .  Rechtsformeln    äind    wahrscheinlich    ebenfalls    früh 


389 

poetisch  gefestigt  worden.  Sie  haben  auch  auf  poetische  For- 
meln eingewirkt,  besonders  auf  die  Zwillingsformehi  (vgl.  z.  £. 
über  eard  and  Mel  Scherer  über  Beövulf  Zs.  f.  öst.  Gymn.  1869 
S.  99  und  dazu  Brunner  Rechtsgeschichte  I  187  f.).  Nachge- 
ahmt sind  sie  vielleicht  in  der  Erbübertragung  Reg.  11  (vgl. 
Holtzmann  Edda  884,11)>  wahrscheinlich  in  den  Bussanerbie- 
tungen  H.  H.  n  34  Gud.  11  26—27  und  33,  gerade  wie  die 
altn.  Prosa  solche  Sätze  aufnimmt  (Heinzel  Saga  S.  190),  die 
mhd.  Poesie,  besonders  Hartmann  von  Aue,  und  die  frz. 
(Mätzner  Altfranzösische  Lieder  zu  23,3  und  zu  24,15 — 16)  sie 
nachahmt  Sig.  sk.  71,7 — 8  klingt  wie  eine  »Versicherung  an 
Eidesstatt«  •  Wenn  man  aber  mhd.  Gedichte  wie  den  Meier 
Helmbrecht  u.  a.  zu  einem  Corpus  iuris  poeticum  hat  ausnutzen 
können,  so  gestatten  die  spärlichen  Anwendungen  von  Rechts- 
formeln in  den  altgerm.  Gedichten  wenigstens  keine  Herstellung 
des  Wortlautes  derselben.  Nur  sei  nochmals  an  die  altfries. 
Rechtssätze  mit  ihren  Alliterationen  erinnert.  — 

12.  Formeln  für  Schenken  und  Empfangen  hat  J.  Grimm 
Kl.  Sehr.  2,  173 f.  liebevoll  imd  geistreich  besprochen;  für 
unsere  Au^be  kommt  nur  erstens  Hild.  37  in  Betracht  (vgL 
aao.  199),  und  zweitens  die  gemeingerm.  Formel  »brüc  ealles  vel« 
tu  dgl.  in  Beöv.  und  Hei.  (J.  Grimm  Kl.  Sehr.  1,131)  vgl. 
auch  Ludwigslied  MSD.  XI  6.  —  Vgl.  auch  Saxo  67,  21  f.  — 

13.  Eigentliche  Gebetsformeln  {vrie  etwa  Hias  1,  37  f.) 
sind  nicht  erhalten,  überhaupt  keine  Anrufung  der  Götter  (vgl. 
Müllenhoff  D.  Alt.  V.  88).  Beides  scheint  absichtlich  vermieden : 
Helg.  Hund.  H  nach  27  steht  nur  »Dagr  Hggna  sonr  blötadi 
'Odin  til  födurhefnda«,  wo  sonst  leicht  directe  Rede  in  der 
Art  wie  Reg.  10,4 — 6.  15  erwartet  werden  könnte.  —  Doch 
könnte  man  allenfalls  den  Schluse  des  Hyndluljöds  hierher- 
nehmen: bid  ek  'Ottari  qU  god  duga,  was  aber  doch  eigentlich 
nur  eine  Segensformel  ist.  — 


^ 


.^ 


390 

Die  ceremonielleQ  Formeln  hoben  natürlich  frähieitig  die  Auf- 
merkaamkeit  der  Literarhistoriker  erregt  und  sind  vielfach  ge- 
Bammelt  worden,  ohne  dass  man  übet  dasVerhältnies  ihres  gewöhn- 
lichen Gebrauchs  zu  ihrer  poetischen  Anwendung  näheres  fest- 
gestellt hätte.  Die  wichtigste  und  ehrwürdigste  der  ceremoniellen 
Formeln,  das  Gebot  der  Aufmerksamkeit  (vg^.  Müllenhoff  D.  Alt 
V  5.  86)  fanden  wir  unter  den  technischen  Satsformeln  an  erster 
Stelle  —  einlach  weil  in  alter  Zeit  auch  der  dichterische  Vorftsg 
ein  Thedl  des  öfientlicben  Lebens  war.  Wie  weit  aber  andere 
Formdn  einen  Proxess  poetiBcher  Umformung  eist  durduiunadien 
hatten,  ehe  sie  aus  dem  Leben  in  die  PoeaU  eingehen  konnten, 
das  wird  kaum  je  möglich  sein  festmstellen;  denn  woher  könnten 
wir  die  Sprache  ausserhalb  unserer  Denkmäler  kennen  lernen? 

1. — 3.  Ceremoniell  der  Begrüssung:  für  mbd.  Zeit  vgl 
Kettner  Ueber  den  Empfang  der  Gäste  im  Nibelungenliede 
(Progr.  Muhlhausen  in  Thüringen  1883);  Scfaütie  Stil  Zazik- 
hovens  S.  36. 

4.  S^en  und  Fluch  vgl.  al^meinMythol<^e2,  1023i3,363; 
Verwünschungen:  für  die  altn.  Zeit  Koseuberg  Nordboemes 
aandfiliv  1,95,  für  das  deutsche  Volkslied  Uhland  Schriften 
[3,  269f.  —  Fluch  und  Schimpf  in  der  altn.  Proea:  Heiniel 
Saga  S.  34. 

.  5.  Eidesformeln  hat  man  bes.  auf  romanischem  Gebiet 
gesammelt:  aus  dem  altfrz.  Epos  Bekker  Homer.  Blätter  H  22i 
und  Keutel  Die  Anrufung  der  höheren  Wesen  in  den  altfn. 
Ritterromanen  (Diss.  Marbui^  1885),  femer  K.  Tolle  Das  Be- 
thenem  und  Beschwören  in  der  altrom.  Poesie  (Erlangen  1883). 
—  Die  juristischen  Formeln  RA.  2,  892f.  — 

6.  Schimpfworte  in  den  Sagaer:  Dörii^  S.  33  Heintel 
S.  59.  Allgemein  vgl.  z.  B.  Schaible  Deutsche  Stich-  und 
Hieb-Wort«  (Strassburg  1885). 

10.  Zauberformeln:  altindische  vgl.  Zimmer  Indisches  Le- 


391 

ben  S.  344  Kaegi  Der  Rig\'eda  .Anm.  12;  alüatemißche:  Teufiel 
Gesch.  der  löm.  lit  127,85;  äg}7)tiBche:  Maßp4ro  Contes  pop. 
de  l'Egypte  aDcienne  LX,  55.  —  Ueber  die  idg.  Formeln  mit 
flectirter  Wortwiederholong  vgL  §  9.  —  Ueber  Liebeszauber 
spedell  VgL  Eaegi  aao.  AimL  362. 

10.  Rechtdormeln;  in  der  altind.  Poesie  kommen  z.  B« 
Heirathaformeln  vor  (Eaegi  Anm.  223j,  die  sich  mit  allgemein 
verbreiteten  Minneformeln  wie  MF.  3,1  berühren.  —  Die  ju- 
ristischen Formeln  RA.  1,31  f. 

13.  Ueber  idg.  liturgische  Formeln:  Kaegi  Anm.  85;  über 
altgriechische:  Usener  Altgriech.  Versbau  8.  87 f.;  allgemein  vgl. 
z.  B.  Herder  Versuch  einer  Greschichte  der  Dichtkunst  (Lebenß- 
büd  1,3)  S.  133.  — 

§  20.     Andere  Satzformeln. 

Die  beiden  Gruppen  von  Satzformeln,  die  wir  eben  be- 
handelten, hatten  das  gemein,  dass  sie  ihre  t3'piBche  Er- 
starrung ihrem  Inhalt  verdankten.  Die  technischen  Formeln 
mussten  die  Dichter  sich  für  ihre  Zwecke  selbst  schaffen,  die 
pathetischen  oder  ceremoniellen  hatten  schon  die  Leute  allge- 
mein sich  geschaffen  und  der  Dichter  nahm  sie  nur  auf.  Ein- 
gangs- und  Schlussformeln  sind  Gruss-  und  Abschiedswort  des 
Dichters,  Frage  imd  Antwort,  Bitte  mid  Ermahnung  bezeichnen 
wichtige  Abschnitte  des  Gesprächs.  So  geht  eine  durchgreifende 
Analogie  durch  beide  Gruppen,  ^^'ohl  möchte  es  sich  lohnen, 
auch  ihre  Grenzen  abzumessen.  AVie  unterscheidet  sich  die 
feierhche  Formel  des  Gedichts  von  der  des  Z^siegesprächs? 
Und  manche  andere  Frage  wäre  zu  thun.  Wir  lassen  sie  hier 
bei  Seite. 

Aber  die  poetische  Sprache  rundet  m  ihrem  immer^^äh- 
renden  Fluss  jeden  noch  so  eckigen  Stein  ab,  der  hinemgeworfen 
wird.    Nicht  der  Inhalt,    sondern    die  Verwendung    formt    die 


392 

eigeatUchen  poetiBcbes  Fonneln.  Der  Dihalt  ist  bei  der  WaM 
der  Worte  und  B^riSe  jxl  prQien;  ist  der  Sati  einmal  mge- 
laseen,  bo  modelt  ihn  der  Rhythmus  und  der  Reim. 

Zunächst  ist  noch  der  Einwand  zu  beseitigen,  als  hatten 
diese  Formeln  sich  ganz  selbständig  gebildet.  Wie  gross  viel- 
mehr der  Einfloas  der  Form  ist,  zeigt  folgende  Beobachtung. 
Ich  habe  die  ersten  1400  Vene  des  ^liaad  mit  den  entspre- 
chenden Theilen  Otfrids  Vers  für  Vers  verglichen.  Und  ob- 
wohl hier  der  Stoff  und  die  Tendenz  gleich  sind,  obwohl  nur 
ein  geringer  Zeitraum  die  Abfassung  bdder  Werke  txennt,  ob- 
Irohl  die  Dialekte  sich  noch  ziemlich  nahe  stehen,  ergaben  sich 
nur  folgende  Uebereinstimmungen : 

so  man  henen  scal  —  H.  lllb. 

80  man  druhtine  scal  0.  I  23,14b  vgl.  I  5,13b.  25,22b. 
n  8,16b. 

idis  enatio  ful  Hei.  261a. 

fol  biatu  götes  ensti  0.  I  5,13b. 

cuning  thero  liudo  H.  617a.  729a. 

kuning  therero  liuto  0.  t  5,29b. 

manno  lioboeta  H.  821b  =  0.  I  22,43b. 

them  liudeon  cutda  H.  875  b. 

then  liutin  ouh  gikundti  O.  I  23,6  a. 

eftha  thero  furisagona  H.  1422  b. 

thehein  thero  forasagona  0.  EI  18,3b. 

Von  diesen  sechs  Fällen  beruhen  drei  auf  Formeln  (»so  man 
—  scal«  moralische  Anmerkung,  •  cuning  thero  liudo«  Titel, 
•manno  lioboBta*  Anrede).  In  dem  letzten  Fall  beruht  die  Aehn- 
lichkeit  lediglich  auf  der  Wahl  des  gleichen  fünfsilbigen  Worts. 
Hei.  261  und  0.  I  5,13  stimmen  nicht  einmal  genau.  So  bleibt 
das    eine    zuKilige    Zusammentreffen    von  H.  875b  und  O.  I 


393 

23,6a.  Dag^[en  gtixmnt  gleich  das  »geomo  fulgangan«  Hei.  112a, 
das  wir  von  dem  Satze  abgesprengt  haben,  genau  mit  dem 
Halbvers  Gen.  782a. 

Eine  eingehende  Vergleichnng  derselben  biblischen  Stücke  in 
ag6.,afi.,ahd.Bearbeitangwäieübrigens  sehr  zu  empfehlen  undfür  das 
Detailstadium  von  Versbau  wie  von  Syntax  gewiss  ergebnissreich.  — 

Wir  nannten  die  Formeln  schon  oben  die  eigentlichen 
Worte  der  poetischen  Sprache.  So  suchen  wir  nun  ein  kleines 
Lezicon  jk)eticum  herzurichten  oder  eigentlich  mehrere,  indem 
wir  dem  gemeingermanischen  Wörterbuch  der  poetischen  Sprache 
für  altnordisch  und  angelsächsisch  kleinere  Glossare  beigeben. 
Für  as.  wird  von  Neuem  auf  Sievers  verwiesen.  Ahd.  ergiebt 
das  knappe  Material  gar  zu  wenig.  —  Wo  nur  innerhalb  des- 
selben Gedichts  der  Ausdruck  formelhaft  geworden  ist,  bringen 
wir  den  Fall  unter  die  »Wiederholten  Verse«,  ebenso  wo  gar 
keine  Formel  vorzuhegen  scheint.  — 

1.  Gemeingermanische  Satzformeln. 

Alter:  sceolde  hine  yldo  beniman  ellendaeda  Gen.  484,  vgl. 
öd  |)ät  hine  yldo  benam  mägenes  vynnum  B.  1886;  habit  unc 
eldi  binoman  elleandadi  Hei.  151. 

aufwachsen:  Weinhold  S.  27.  upp  öx  J)ar  Jarl  ä  fletjum 
R.  35,1;  upp  öxu  })ar  Jarli  bomir  R.  41,1;  Saem.:  öx  Sigurdr 
J»r  upp  Sinf.  29.  —  siJ)J)an  ic  up  veöx  Kl.  3:  ic  tüdre  ä 
veöx  Bo.  2.  —  Vgl.  auch  Vaf.  49,6.  Odd.  13,1.  Atim.  69,1.  — 

bald  s.  Weinhold  S.  7. 

bedürfen:  was  im  tharf  miHl  Weinhold  S.  6.  Vilmar 
S.  4.  52,  vgl.  Cri.  255.  751.  848.  Byrht.  233.  An.  1168.  1607. 
Jul.  695.  El.  426  und  bes.  Hav.  146,2.     Vgl.  u.  S.  431. 

var  J)eim  vettergiß  vant  or  gulli  Vgl.  11,3;  era  mer  gulls 
vant  Sk.  22,4  vgl.  J)ä  var  vant  vitri  AÜm.  3,5. 

I)inß  lidfi  vaera  ek  J)ä  J)urfi  Härb.  32,1;  ladax  J)urfi  Vat. 
8,4;  matar  ok  v4da  er  manni  |)örf  Hdv.  3,4  vgl.  3 — 5,1;    naer 


394 

Tflriti  A  vegfam  üti  gein  am  ^rf  gnnu  Hir.  38,6;  mala  et 
]»arfl  Grip.  2fi  —  nis  me  vihte  fieuf  G«n.  878. 

VgL  tt.  23,7.  H4v.  67,8.  Sgdr.  27,1.  AÜm.  87.4.  — 

beherrBcheo,  beaitien:  ti  er  glla  nadr  V9I.  67,1;  et 
einn  sksl  liäa  —  Gotna  landi  Gr.  2,6;  hitünbrudam  hftigL 
raodr  Gr.  16,6;  hofum  ok  hgrgom  bann  nwdr  Vaf.  38,8;  hverii 
r^da  aesir  eigDum  goda  Vaf.  fi0,4;  rM  bann  edim  at  |«t  itün 
bäum  R.  29,1 ;  sid  mnnda  —  hringum  rfUa  H.  HL  6,1  TgL  11,1; 
sUu  guUi  |n  knÄ  bann  einn  ri^  Faf.  34,4;  melan  fjärir  t^ 
fylki  t^aum  Sig.  sk.  19,5  —  raedan  on  ^  iIm  0«n.  889. 

Iteodan  hie  rlce  raedan  mtebm,  bozgnm  TeoLdon  Dan.  7. 

Cftsere  veöld  Creacom  o.  B.  w.  Vtd.  80  f . ;  J)&  ic  foiAom  veöld 
u.  B.w.  B.  466  —  erdodesero  bnuinAnobdderouaaltanHild.62.  — 

bekannt:  madr  ei  ""t""'  verdr  at  mili  kudr  HAt.  67,4  — 
cbild  waa  er  managöm  cbonn^  mannom  HÜd.  28  vgL  Hild. 
13.  —  Blut  Vilmar  S.  63.  —  BruBt  b.  S.  Weinhold  28. 

coire  Weinhold  3.  27.  — 

bvilda  ek  hjä  |ieini  aystrum  sjau  Harb.  18,13;  knä  boD 
bjä  jQfri  3ofa  H.  Hi.  24,5. 

at  ek  Sigurdi  sraefak  ä  armi  Helr.  13,3;  Bixta  arma  {liiia 
lagdir  itr|]vegna  um  \iinn  brodurbona  Lok.  17,4  (vgL  Lok.  20,6) 
muna  |>er  Sigrün  —  hrdga.  at  armi  H.  H.  11  17,1  bata  skalek 
Siguid  .  .  .  mer  ä  armi  Sig.  sk.  6,6. 

at  it  t)i6drekr  undir  ^aki  svefid  ok  lettliga  Uni  verdid  Gud. 
in  2,5;  bann  vardi  mey  varmri  blaeju  Odd.  5.7;  ^  er  breiddu 
vit  blaeju  eina  Odd.  23,7. 

nema  [Kirh  einoi  er  mik  armi  verr  H.  162,7 — 8;  myndigs 
ek  —  JQfur  okmmum  armi  verja  H.  Hi.  42,7. 

Vgl.  Lok.  26,5.  30.6.  52,3,  H.  129,5,  HyndL  46,7.  —  Vgl 
auch  umarmen.  — 

einst:  i  drdaga  VqI.  63,5,  Lok.  9,2—25,7  —  in  ge&rdagum 
B.  1  u.  Ö.  in  fymdagum  B.  1451. — 


395 

Erde  b.  Weinhold  S.  8. 

erschlagen,  tödten  Vilmar  S.  63,  Weinhold  S.  17. 

broedr  munu  beijask  ok  at  banum  verdafik  Vol.  46,1»  vgl. 
H.  H.  I  37,7;  hverr  man  Baldri  at  bana  verda  Veg.  8,5;  ne 
brüdi  minni  at  bana  verdir  Vkv,  33,7;  vardek  bani  |>eira  H. 
H.  n  18,8;  J)ü  munt  bädum  at  bana  verda  Grip.  4,5;  |)eir 
verda  J)eir  baugar  at  bana  Fäf,  9,6.  20,6  —  eddo  ih  imo  ti 
banin  werdan  Hild.  54.  —  er  ek  eigi  mäk  budlungs  monnum 
bana  H.  Hi.  26,10  —  vark  ....    ordinn  einbani  Gr.  50,4. 

ek  drap  ])jaza  HArb.  19,1;  ek  munda  })ik  i  hei  drapa 
Hdrb.  27,2  vgl.  Athn.  40,1;  Saem. :  hann  drap  Sväva  konung 
H.  Hi.  10  nach  5;  hön  drap  fyrst  sonu  Atla  Akv.  3. 

ok  jotna  bardak  Härb.  23,2;  brtidir  berBcrkja  bardak  1 
lil^eeyju  Härb.  37,1,  vgl.  38,2. 

en  hann  slö  Sigtrygg  Hyndl.  15,3;  slns  brödur  slö  hann 
handbana  Hjmdl.  29,7  —  freö  maeg  ofsloh  Gen.  983. 

unz  haim  Helgi  hj6  H.  Hi.  17,6;  ßundr  hofum  Sigurd 
sverdi  hoggin  Br.  7,3. 

ok  hann  hardan  let  Hunding  veginn  H.  H.  I  10,5;  brägds 
Fkulud  hoggnir  Athn.  38,4. 

er  J)ü  feit  hefir  —  H.  H.  I  56,5;  eda  hefir  J)ü  feldan  fodur 
6gdr.  35,5;  vard  f}T  Helga  Hundings  konungr  hniga  at  velli 
H.  H.  n  9,3;  l^tu  mog  nngan  til  moldan  hniga  Hamd.  16,7; 
FMnir  lagdi  ß\'erdi  —  Saem.  Reg.  nach  9,4;  laeblondnum  hjor 
leggja  mik  i  gognum  Gud.  U  387. 

ok  mjnrdir  til  hnoßsa  Athn.  54,4,  er  J)ü  sonu  myrdir  Gud. 
hv.  5,4. 

Vgl.  auch  HAv.  108,7,    Vkv.  33,7   Athn.  48  86,5—8.  — 

Verbale  Kenningar:  J)ä  er  broedr  J)inum  brjöst  raufadr 
H.  H.  I.  42,7. 

A  sifi  ungum  mer  eggiar  rjöda  Grip.  50,6. 

|)eir  er  Eyhma  aldre  srajadu  Reg.  15,3,    en  hami  odrum 


befir  aldn  of  arnjat  Fäf.  36,7,  vg^.  6k  'OSna  aaa  aldia  roena 
Veg.  8.7. 

t>ü  froeknan  Till  fjftrri  oaenui  Br.  1,7,  vgl  aldri  naemik 
Gva.  n  32,12  —  ealdrt  b^iaeman  Jud.  76 

Utta  hana  gada  f^t  Sgdr.  26,8  (vgL  R^.  10,2).  — 
aema  |>ü  Sigurd  svelta  Uür  Sig.  sk.  llj,  Tgl.  Gnd.  II  3,7, 
Odd.  18,7. 

Vgl.  anch  Lok.  60,4,  Saem.  Reg.  11.  — 

fehlen:  ee  fehlt  mir  a.  a.  bedürfen. 

fliegen  Ü6  ^  Loki,  fjadrfaamr  dundi  f»r.  4,5,  8,1 

faran  an  fetherhamon  —  thia  ertba  dnnida  HeL  5798 — 99, 
vgL  Vilmar  S.  14. 

fragen  a.  a.  o. 

|)ik  vil  ek  fiegna  Veg.  8,2,  bona  tu  ek  spyrja  Härb.  9,9. 

er  |)ü  at  rdnum  apyrr  H.  79,2,  at  B^lverH  |)eir  spuidn 
Häv.  108,5. 

Vgl.  Vsl.  2,5,  Sk.  1,4,  HAv.  28,1,  H.  H.  1 17,1;  24,5.  Grip. 
3,1,  19,7,  Gua.n  5,4;  18,5,  Athn.  74,6;  75,  76,4,  Saem.  Sk.  U, 
Gr.  28  —  Hüd.  8  u.  a.  w. 

froh,  fröhlich  Vihnar  S.  6. 

sich  fürchten  Weinhold  S.  29. 

gelüsten  —  at  ykkr  vega  tiAi  Sk.  24,6,  alla  mik  fara 
Udir  VaJ.  1,2,  ef  {)ik  fara  tidir  H.  115,6,  ef  {»ik  Tita  lystir 
H.  H.  n  8,4.  Tgl.  Atlm.  75,3  —  nü  dih  ea  3*  wel  lußtilt  Hüd.  59. 

Gericht  Vihnar  S.  34. 

Geschick  Vihnar  S.  9  f.,  Weinhold  S.  15  a.  aoch  u. 
»Sprichwörter«.  — 

orleg  sin  viti  engl  fyrir  Hdv.  56,4,  {)viat  {)ü  1)lluin  s^r  5^ 
log  fyrir  Gr.  28,7. 

Geschlecht  Vilmar  S.  39. 

Gestalt  laegjama  liM  Vgl.  36,3,  vitka  liki  Lok.  24,4,  i  lax 
liki  Lok.  nach  64,1,  Saem.  |)ursa  Uki  Alv.  2,4, 1  amarliki  Saem.  H. 


397 

Hi.  26,  i  Bteins  liki  H.  Hi.  30,6,  i  geddu  liki  Saem.  Reg.  9,  I 
ökrs  liki  Beg.  10,  i  orms  liki  R^.  nach  14,4  —  vearp  hine 
])&  on  yyrmee  lic  Gen.  491. 

i  trolle  hami  VqI.  41,8,  jQtun  1  amar  ham  Vaf.  37,3 
Frininarr  jarl  hafdi  hamask  —  Saem.  H.  Hi.  nach  5,8. 

Vgl  Häv.  128,7. 

i  dldes  had  EL  776  u.  ö.  b.  Grein  Wh. 

glänzend  Weinhold  S.  11. 

nadr  fränn  VqL  68,3  —  inn  frAni  ormr  Sk.  27,6,  ormi 
]>eim  innin  frina  Vky.  17,2,  orm  in  fräna  Grip.  11,2,  inn  fräni 
ormr  TäL  19,1,  frÄnir  ormar  Gud.  hv.  17,7. 

Gott  Vihnar  S.  8  Weinhold  S.  14. 
Götter  ginnheilug  god  Vol.  9,1  u.  ö.    Lok.  11,3  —  rikir 
tivar  Veg.  1,6  maerir  tivar  I^m.  4,1. 

Grab  Vihnar  S.  37—38 

Harfe  Weinhold  S.  8. 

ök  bIö  hgrpu  VqL  43,1,  hann  bIö  hgrpu  Drap  15  Saem., 
vgL  Odd.  26,6,  Akv.  32,7,  Atim.  63,1.  — 

ee  —  hearpan  aerest  handmn  sinmn  hlyn  avehte,  Bvinsigende 
ßv^  Gen.  1079 — 81  ne  hearpan  hlyn  Ph.  135  vgl.  näs 
hearpan  73^1  B.  2262. 

hearpan  stirgan,  gleöbeäm  gretan  Cri.  669,  hearpan  vynne 
gomenvudu  grötte  B.  2107,  sum  mid  hondiun  mag  hearpan 
gretan,  äh  he  gleobeämeB  gearobrygda  üst  Crk.  49 — 50,  odde 
mid  hondiun  can  hearpan  gretan  Gnom.  171. 

|)aer  vas  hearpan  sveg  B.  89,  näs  J)aer  hearpan  sveg 
B.  2758,  nallee  hearpan  sv§g  B.  3023. 

heissen  s.  o.  S.  384,2. 
helfen  Vilmar  S.  52 — 53. 

•  herrschen  Weinhold  S.  20,  vgL  u.  beherrschen. 
Hilfe  Vihnar  S.  52—53.  69. 


Himmel  Vümu  S.  17.  Weinhold  S.  9.  V^  o.  »Ah- 
nordische  Satsformehi*, 

Hoffnung  Weinhold  S.  30.  him  eeo  via  geUh  Gen.  49. 
1446,  B.  2322,  An.  1076. 

Kampf  VUmu  S.  64,  Weinhold  S.  21.  Vj^  bes.  H.  H. 
I  M,  Gen.  1986f.  2060f.    Jud.  199f. 

Kämpfer  Vihnar  S.  63,  Weinhold  S.  20. 

Kind  VilmarS.  42,  Weinhold  S.  37.  beamimveazenGen.2871, 
dld  unveazen  Ead.  3t,  vg^.  Ez.  412  —  bam  onwahsan  Hild.  21. 

König  Vihnar  S.  49.  Weinhold  S.  18. 

lachen  3.  o.  S.  376,4.  e.  —  landen  Weinhold  S.  13. 

lieb  heo  vaeron  leof  gode  Gen.  247,  he  y&a  leöf  gode 
Gen.  1146.  2767,  Ex.  12.  i)eäh  he  him  leöf  vaere  B.  203,  >eah 
him  leof  ne  väs  B.  ^467,  väa  him  se  man  tö  {nn  leöf  B.  1876 
—  imo  uuaa  eo  fehta  til  leop  Hild.  27. 

Mann  Vllmar  S.  44.     Meer  Weinhold  S.  11. 

Menschen  Vümor  S.  39;  Ijöna  kdndnm  V12L  17,3;  gumna 
synir  Sk.  26,5;  yta  3\Tiir  Vaf.  40,4,  Hiv.  28,5.  68,2,  H.  5,2; 
hQlda  ä\-mr  H.  93,5.  Füf.  19.5:  fira  sytäx  Sgdr.  27.2;  alda  bsr- 
»um  Vgl.  23,10 — 11;  alda  synir  Alv.  10,5  —  dlda  beamum 
Cri.  937:  mimna  synii  Gr.  41,3  —  monna  beamum  Gen.  403. 
Vgl,  Kenningar  S.   172. 

Mörder  Vilmar  S.  Ö3.     schaffen  Weinhold  S.  14. 

Schatz  VUmar  S.  33.  Weinhold  S.  26,  v^.  bes.  AÜm.  92. 

Schild  Weinhold  S.  24. 

Schiff  Weinhold  S.   12.     Schmerz  Vihnar  S.  23. 

Schmuck  VOmar  S.  33,  Weinhold  S.  27. 

fjold  ä  ek  menja  ^t.  23,5;  fjgld  var  [»ar  menja  Vky.  21,5. 

schreiben  Vilmar  S.  36.     Schwert  Weinhold  S.   24. 

Schnur  eiila  skaltu  mer  -.iSi  alla  ^Hnna  Vkv.  33,1;  it 
munud  .'üln  eida  vinna  Grip.  31,1:    t)er  mun  ek  alls  ^es»  eida 


399 

viima  Oud.  m  3,2;  baugeid  Odinn  hygg  ek  at  unnit  hafi  H. 
109,1 ;  eidar  —  I>eir  er  Helga  hafdir  unna  H.  H.  n  29. 

sem  6t  um  uxmud  eida  svarda  Gud.  1 21,3,  vgl.  10,  Akv.  31,3. 

ä  gengoek  eidar  ord  ok  soeri  —  Vgl.  30,5;  at  {)ü  eid  ne 
everir  Sgdr.  23,2,  vgL  auch  Sig.  sk.  1,7  —  he  me  ädas  svör 
B.  472. 

Sinn  Vihnar  S.  23.  Weinhold  S.  28.  —  Sitte  Vilmar  S.  37. 

Sonne  Weinhold  S.  10. 

ßvört  Terda  ßöl  ßkin  VqL  42,5;  söl  t^r  Bortna  Vgl.  59,1  — 
]>onne  veorded  sunne  sveart  gevended  Cri.935,  vgl.  sunne  veaid 
adväsoed  Cii.  1133. 

Sorge  Weinhold  S.  29—30. 

sprechen  vordft  cvedan  El.  169.  Jul.  92.  Rät  60,5  (vgl. 
Jansen  Cynewulf  S.  79)  so  ihu  midi  thinon  uuordon  eprikis  HeL 
143b.  158b,  vgl.  1694b.  1760b,  auch  Hild.  39—40. 

sterben  Vilmar  S.  15  Anm.,  Weinhold  S.  15 — 16. 

Ufi  tyna  Gud.  11  12,8;  gndu  tyndi  H.  Hi.  37,8;  gndu  tynu 
Big.  sk.  60,4;  aldri  tyna  ebd.  51,8.  62,4. 

ok  verdr  J)ä  J)inn  fjgrvi  um  farit  Lok.  57,6;  vitid  minu 
lifi  farit  Reg.  10,2.  —  Vgl.  oben  S.  179  verbale  Kenningar. 

Streit  |>ä  er  sökn  lokit  H.  H.  I  57,10;  mit  einem  ähn- 
lichen Bild  onband  beadurüne  B.  501. 

Sturm  Wemhold  S.  12,  vgl.  bes.  Ex.  459 f.  —  Sünde 
Vihnar  S.  68. 

Teufel  Vilmar  S.  69.  —  tödten  s.  u.  erschlagen. 

trauen  |)ann6  |)ü  vel  trüir  H.  44,2.  118,6;  |)ann6  |)^r  vel 
trüir  Atlm.  89,4  —  {)ann  he  getruvode  vel  Gen.  248. 

umarmen,  umfangen. 

söl  varp  sunnan  —  hendl  —  um  himinjgdur  Vgl.  8,1  (vgl. 
Müllenhoff  S.  91,  Hoffory  Eddische  Studien  I  71  f.)  siztu 
arma  J)lna  lagdir  —  yxm  |)iim  brodurbana  Lok.  17,4. 


Qjöta,  numdu  ef  [>ü  Demr  H&v.  111,31.;  njottu  ef  |>ü 
19,8. 

[  Bhdpta  BAvAUfi-  H.  H.  I  34.8,  rf^  mAlnm  skipta 
HamA.  9,4. 

Ri^lmla  wiederiioU  die  etgenen  Vsne  purim. 

bann  QiA)  nam  at  vaza  Kg.  9,1  a.  6.  =  H.  H.  I  9,1. 

biingr  var  1  gaetü  Big.  28,6,  Ygi  bringt  er  1  hjalti  H.  Hi.  9,1. 

bann  geldr  ok  gefr  goll  TerOnnga  HyndL  8,3 — 4  =  H.  H. 
I  9,5—6. 

b£  vat  Bokiim  jatäai  tnagal  ByviSL  38,1—4  =  43,3—4 
— .  OaS.  n  23,&— 8,  vgl  Edxaidi  Fl  O.  23,888. 

Volundarkvifpa  mederbolt  die  eigenoi  Worts  piMim.  (z.  B. 
älmvitr  Ungar,  erleg  dryggja  1,3 — 4^3.8 — 10;  en  eiim  Veiliindr 
Bat  I  Tlfdolum  ^'kv.  5,5— 7  =  7,3 — i;  blaejandi  Valnndr  hofak 
at  lopti  Vkv.  29,&— 6  =  38,1—2  (vgL  ITiedner  Za.  33,30  Awn.). 

büAlungr  sä  er  rar  beztr  und  sola  H.  m.  39,3 — 4.  43,3—6, 
vgl  H.  H.  n  28.7—6. 

konui^  öaeisan  H.  H.  I  19,7,  vgL  jfifur  öoelBinn  Gud. 
m  4,3 ;  konung  öblaudan  Gud.  bv.  18.3. 

ok  burum  fwira  H.  H.  I  22.8.  11  34.8,  rgL  Akv.  39,3. 
Hamd  10,2 

ok  büiu  gulli  H.  H.  I  24,4  =  51,8. 

ok  tikr  ydrüT  teygir  at  solli  H.  H.  I  36,3—4  =  46,5—6. 

al  oUum  bug  H.  H.  H  14,6.  Grip.  47,6. 

farit  er  Sigurdr,  |>atB  ek  fyrir  vmak  Grip.  19,5;  faiit  {»G 
ek  viseak  Ghp.  21,8. 

veret  hyggjum  |)vi  Grip.  24.  40,1. 

er  munud  allir  eida  vinaa  Grip.  31.  37,1 — 2;  eida  nnna 
Gud.  m  3,2. 

Valsungi  ungi  ok  (er)  vegit  hafdi  Reg.  18,3 — 1.  Sig.8k.  1,3—4. 

|)er  verda  t>eir  baugar  at  bana  Fäf.  9.  30,6;  ^ir  munD 
|)er  baugar  at  bana  verda  Gud.  I  21,7 — 8. 


401 

enthaupten  hvem  l^tu  J>eir  hgidi  skemra  Hym.  15,li 
bQfdi  Bkemra  lati  bann  inn  hrünkalda  jQton  Tii,  d8,l- 

herdaklett  diep  ek  |>6r  hüsi  af  Lok.  57,4,  hQfud  hQggva 
ek  mun  {)&-  halfii  af  Sk.  23,4. 

Vgl.  Hym.  19,1,  Lok,  14,4,  (vgL  J.  Grimm  Gesch.  d.  d. 
Spr.  S.  99  f.),  Gud.  11  43,4,  Atim.  76,4,  Gufi.  hv.  12,6. 

erbeben  fjgll  qU  skj^a  Lok.  55,1,  jQrd  bifask  en  allir 
fyrir  skjälfa  gardar  Gymis  Sk.  14,4;  Saem.  ekalf  jgrd  oll 
Lok.  37. 

Feind  Baldrs  andakota  VqI.  34,4,  Hrödrs  andskoti  Hym. 
11,8,  sinn  andakota  Hym.  13,8,  minna  andskota  H.  146,2. 
VgL  Vümax  8.  62. 

Feuer  |)ykki  m6r  or  augum  eldr  mn  brenna  Gr.  27,7,  eld 
si  ck  up  brenna  H.  70,4,  hyr  s^  ek  brenna  Hyndl.  48,1. 

eldi  heitari  brennr  —  fridr  Häv.  51,1,  i  eld.heitan  Akv.  20,4, 
Hamd.  24,10,  hnigu  i  eld  heitan  Akv.  43,8.    Vgl.  Weinhold  S.  10. 

Gelage  |)ü  ekalt  äsum  opt  sumbl  ggra  Hym.  2,7,  en 
|>ü  aldri  munt  sidan  sumbl  um  gQra  Lok.  65,2.  Vgl.  bes. 
AÜm.  72f. 

Glanz  |)Ä  hri  Ijöma  H.  H.  I  15,1,  nema  —  Ijöma  bregdi 
H.  H.  n  35,5,  vgl.  Edzardi  Pf.  G.  23,167. 

Gold  bann  geldr  ok  gefr  gull  verdunga  Hyndl.  5,3,  bann 
galt  ok  gaf  gull  verdunga  H.  H.  I  9,5.  —  Vgl.  Weinhold  S.  26. 

Gras  or  grasi  vaxinn  Gud.  I  18,4 — U  2,4,  hrisi  vex  ok 
h&  grasi  Grim.  17,1,  hrisi  vex  ok  hävu  grasi  H.  118,8. 

Haus  ör  salkynni  at  sjä  Lok.  17,6,  saUnnin  at  sja  Gr.  9,1, 
Tgl  hv6  Vafdrudnis  salkjTmi  se  Vaf.  3,6.   VgL  Weinhold  S.  25. 

Himmel  vid  himin  själfan  Vol.  59,3,  Ryndl.  42,1.  Vgl. 
Vilmar  S.  17,  Weinhold  S.  9. 

Huld  —  alla  hyUi  ^t.  29,8,  LTlar  hyUi  Gr.  42,1,  ok 
Odine  hylli  Gr.  51,6,  vgl  H  H.  U  14,2. 

sich  hüten  ef  bann  vi^  vig  varask  H4v.  16,  kannat  ser 

Meyer,  Altgermazii«ohe  Poeiie.  26 


408 

Tia  Titi  Tuask  Beg.  1,3.  v^  Hirb.  89A  O^  UA  WL  37,6, 
Sgdi.  82,  Sum.  Gi.  21. 

kaufen  golli  keTpta  Lok.  48,1,  gaffl  kmpft  Akr.  81,8, 
TgL  aoch  mimdi  kaopa  Grip.  S0,6,  Fti.  71,& 

lehren  ränar  kendi  K  36,4,  rtoar  kama  Gxi{k  17,1,  t^ 
Hym.  30,1,  Saem.  Gi.  6. 

Licht  ^  biA  IJöma  al  LogafjfiUnm  H.  H.  I  16,1,  uma 
at  liffi  lofdungB  Ijöma  bregOi  K  EL  II  36,5. 

lieben  tyrt  14zk  h6n  nnoa  al  Qllnm  hog  H.  H.  II  li&, 
er  ek  aÜB  hugar  mma  {»Htamk  Grip.  S2,7,  v^  Odd.  30,6. 

at  myndak  aldrigi  onna  Vaningja  vd  8k.  87,6,  ^einr  et 
ek  nnna  vel  Grip.  36,8,  unna  ek  tbI  bnadhnn  GhiO.'!!  1,4, 
vgl  H.  50,4  R  12,2  u.  ö.,  Sig.  st  40,1,  68,7,  Gu«.  hv.  15,3. 
Saem.  H.  Hi.  IV  3. 

Mahlzeit  {»im  ei  tu  verdar  Vena  H.  4,8,  7,8,  er  tu  kTnnia 
kflmt  H.  17,2,  {>6tt  til  kynnis  komi  Häv.  30,3.  —  T^  Biv. 
31,5,  37,5,  115,7. 

mischen  ok  blend  ek  ^im  svä  meini  mj0d  Lok.  3,6,  ok 
melni  blandwn  mjek  Lok.  32,3,  56,3,  vgl  auch  meinblandum 
mj0dr  Sgdr.  8,6,  eitri  bkndmn  mjek  Hyndl.  48,7. 

nennen  Heidi  bana  hetu  Vgl  1,1,  morgtn  beta  ok  mid- 
jan  dag  Vgl.  9,6.  vgl  Saem.  H.  H.  II  3. 

mik  munu  aeair  a^an  kalla  fu;.  16,3,  kalla  vega  vanir 
Alv.  11,3  u.  3.  f.,  er  medt  Myrkvid  kalla  Akv.  5,8. 

nött  ok  nidjum  ngfn  um  gäfn  Vgl  9,6,  |)ö  gefr  ^  gott 
nafn  dysjum,  er  ^ä  kallar  |)aei  heimis  hauga  H&rb.  46,  gaf 
bann  Helga  nafn  H.  H.  I  8,1. 

nefndisk  Grimnir  Saem.  Gr.  27  —  Rigr  R.  6  —  ^ 
R.  10,6  —  t>6  {Kiri  ek  eigi  ^aaa  at  nefna  Hyndl.  44,3—4. 

Jarl  letu  heita  R  34,4. 

kennid  m^r  konnungs  nafn  H.  Hi.  12,6,  v^  Ort.  48.5, 
Hyndl.  44,3.  —  Vgl.  auch  §  19,  S.  384,2. 


403 

rächen  {)a  er  hefnt  fQdur  VqI.  56,8,  froekn  at  hefna  fodur 
Gr.  17,6,  fgdur  nm  hefna  Gr.  19,1,  vgl  mords  at  hefna  Hamd.  12,6. 

nü  hefi  ek  hefnt  harma  mina  \'^.  28,5. 

fä  mtm  systir  —  hefna  hlyra  harms  Reg.  10,4,  |)a  mun 
{>eira  son  {>in6  harms  reka  Reg.  11,7,  sverdi  mtmdi  HQgni 
Bliks  harms  reka  Gud.  m  6,6,  vgl  |>eB&  mun  Vidarr  vreka 
Vat  53,3. 

Vgl  auch  Veg.  10,5,  Hym.  3,3,  H.  Hi  38,7,  43,5,  H.  H.  H 
9,6,  Akv.  42,8,  Athn.  73,7,  86,4,  Gud.  hv.  3,5. 

Rath  äßtrad  miMt  Hym.  4,5,  30,3,  astrad  |)in  Sgdr.  21,4. 

Schuld  sein  an:  einn  veldr  'Odinn  ollu  bglvi  H.  H.  n 
33,5,  veldr  einn  AÜi  öUu  bglvi  Gud.  I  25,3,  ein  veldr  Brynhildr 
oUu    bglvi    Sig.  ek.  27,7.    —   vgl.  ein  veldr  |)ü  Sigrün  H.  H. 

n  44,1. 

schlafen  adr  sofa  gengi  Hj-m.  15,6,  H.  H.  11  38,4,  vgl 
44,8,  at  |)ü  gangir  snemma  at  sofa  Hav.  19,6. 

schweigen  |)egiattu,  volva  Veg.  8,1  u.  ö.,  |)egi  |)ü,  ^tt 
I)r.  17,3,  I)egi  I)ü  Lok.  17,1  f. 

|)at  er  bazt  at  hann  |)egi  Hav.  27,3,  J)a  hefir  hann  bazt  ef 
hann  I)egi  Hav.  79,6  (vgl  Müllenhoff  S.  259). 

sehen  ok  1  augu  leit  Vgl  2,4,  leit  i  augu  Hym.  2,5. 

ok  sä  xmi  heimum  aUa  Saem.  Sk.  2,  Gr.  15. 

-sitzen  s.  o. 

Thau  ])adan  koma  döggvar  J)aer  i  dala  falla  VqI  22,5; 
{)adan  komr  döggum  dala  Vaf.  14,6,  vgl.  dala  döggöta  H.  H.  I 
48,5,  vgl  Veg.  5,7,  Vaf.  45,4. 

Trank  maeran  dr^'kk  mjadar  Lok.  6,6,  drj'kk  ins  dyra  mja- 
dar  H.  104,3.    Vgl  auch  Sk.  35,7—8.  Gr.  3,4.  25,6. 

trunken  glr  ertu,  Loki  Lok.  47,1  —  Geirrodr  Gr.  51,1; 
ölr  er  vard  H.  14,1,  vgl  Lok.  18,5. 

unweise    en    J)at    um    byggi  hverr  ös\ada  apa  Gr.  34,3; 

0rlQg  ösvinns  apa  Fäf.  11,3. 

2G* 


404 

▼erbergen  nh  hda  'Offina  angk  um  fidgtt  Vgl,  24,1;  Tot 
hau  Hwimdriliff  bljoA  am  folgit  VgL  S&.1 ;  hsflr  ^  SOönib 
bamar  nm  folginii?  {ir.  6,7;  er  und  abtom  mir  gll  mn  fblgin 
AlCT.  27,1. 

▼erniehten  farit  haiai  haon  «Uli  aett  gBinobmi  H.  H. 
I  19,7;  ^  er  gll  firin  aett  Sigardar  Big.  ak.  64Ji,-  t^  Athn. 
73,6. 

Weg  at  krUta  ganga  groenar  braatir  R.  1,1;  gddc  Bfgr  at 
^  rMtar  braatir  B.  14,1;  äigar  biantir  R.  40,1;  rodtaar  biaiitir 
H.  H.  n  48,3;  groenar  bnntir  FU.  41,S. 

Weltnntezgaog  uns  ijAfaak  ngiii  Lok.  40,3;  ^  er  um 
ijAbak  regin  Vat  53,6;  ans  am  ijdtMfcia^  Gr.  4,8;  ma  ija- 
fask  regin  Sgdr.  19,10,  t^  {>£  er  regin  deyja  Vaf.  47,5. 

zerbrechen  bjgi^  brotnodu  t>r.  21,5;  ist  brotnadi  Hym. 
12,8,  VgL  I^k.  64.6.  Vkv.  26,6. 

zürnen  vrei&  var  ^  Vi&g{iorr  |>r.  1,1;  vreidlr  'm  ^ 
aeeir,  vreidar  'ru  |>^r  £syttjtir  Lok.  31,4;  rrcödr  er  ^  'OdioQ, 
vreidr  er  |>6r  äea  bragr  Sk.  33,l-~2  —  breim  inn  fr6di  »i 
ofreiAi  a&  Sk.  1,5;  |>ar  vard  m4r  'Odinn  ofrridr  am  ^t  ^Ir. 
8,7.  — 

3.    AngeUäcbsiscbe  Satzformeln. 

Bischof  Itoda  biaceop  Gren.  2103;  biacop  {lom  leodum 
An.  1651;  biacop  |)ä8  folcea  EL  1095;  biecop  |iära  leöda 
EL  1127. 

Christus  godes  gce  beam  Cri.  744;  godea  &gen  beam 
Möd.  6,80;  sigebeam  godes  Hö.  11.  32.  50,  vgl.  u.  >Ven)- 
ausgängei. 

Himmelskönig  8.  u.   »Versausgängek. 

König;  |>ät  väs  grim  CToing  u.  s.  w.,  s.  o.  8.  378,6. 

bei  Lebzeiten  on  {)&m  däge  |>yBee8  Ufes  B.  197.  806,  vg^ 
Güth.  45. 

Macht  s.  u.  >Ver8auBgänge<. 


405 

miBslingen  him  {ms  viree  gelamp  Sat.  24.  125.  175,  vgl. 
auch  478.  569,  B.  76.  626.  1252.  2468. 

Paradies  neorxenavang  —  Gen.  208.  217,  889.  929  n.  ö., 
B.  Grrein  Wb. 

preisen  {)eöden  bfiredon  Gen.  15,  Dan.  358;  drihten  here- 
don  Ex.  575,  vgl  Sat.  48.  222;  dryhten  berede  Az.  3. 

scbön  maeg  älfscieno  Gren.  2730;   idee  äliscinu  Jud.  14. 

sterben  im  Krieg:  snme  vSg  fomom  Wand.  80;  dat 
inan  wie  fumam  HHd.  43. 

trunken  vgL  »Altnord.  Satzformeln;«  vlne  svä  druncen 
Jud.  67;  beor^  druncen  B.  531,  vgL  Dan.  116,  Jud.  31  f. 

vergelten  be  bim  |)ä6  leän  ägeaf  Gen«  1808  —  bim  |)ä6 
leän  forgeald  Gen.  2544,  B.  1584;  be  him  |)ä8  leän  forgeald 
B.*  114  —  ledn  forgeald  Ex.  315  —  leän  forgüded  Cri.  434  — 
hondleto  forgeald  Cri.  2094.  — 

4.  Altßäcbsiscbe  Satzformeln  (nur  eine  Auswahl;  im 
Allgemeinen  verweise  ich  auf  Sievere'  Synonymik  zimi  Heliand). 

bebandeln  biet  that  gi  it  heldin  uuel  Hei.  130b;  endi 
biet  sia  ina  baldan  uuel  317b;  thu  scalt  sea  haldan  uuel  320b; 
tbu  scalt  sea  uel  baldan  327b. 

Himmelskönig  s.  u.  »Versausgänge«. 

König  cuning  thero  liudo  H.  617a,  729a,  vgl.  ags.  unter 
»Bischof«. 

Mann  that  uuas  so  salig  man  Hei.  76b;  dat  uuas  so 
frixmtlaos  man  Hild.  24b,  vgl.  than  uuae  thar  en  giuuittig 
man*  H.  569b,  vgl.  auch  that  uuas  so  diurlic  uuib  255b. 

alter  Mann:  than  uuar  thar  en  gigamalod  mann  H.  72b, 
pist  also  gialted  man  Hild.  41a. 

nach  Osten:  uso  aldiro  ostar  hinan  H.  571a;  er  r^t  östar 
hina  Hüd.  22b. 

preisen  wie  ags.:  drobtin  diurie  27a;  diuridon  usan 
drobtin  83a.  2966a.  3722a,  vgl.  418a— b.  4250.  4338a. 


406 

Siun:  huand  hie  habda  etarkan  hugi  H.  29b;  habda  fereh- 
tan  hugi  H.  73b.  1238  —  thura  ferehtan  hugi  1559b,  vg^.  auch 
thuru  iro  feruhtun  dadi  1310a.  1957b. 

werth:  uualdende  uuertha  117a;  uualdandi  uuirdig  260a.  — 

5.    Althochdeutsche  Satzformeln. 

Die  wenigen  nur  ahd.  belegten  Satsformeln  scheinen  besser 
den  »Wiederholten  Versen«  zugerechnet  zu  werden;  sie  sind  fast 
ausnahmslos  dem  Muspilli  eigenthümlich. 

Wir  müssen  auf  die  imvermeidliche  Unbestimmtheit  der 
Grenzen  zwischen  den  verschiedenen  Classen  der  Satzformeln 
hierbei  noch  einmal  aufmerksam  machen.  — 

Gelegentlich  können  wir  beobachten,  wie  eine  Satzformel  sich: 
herausbildet.  Man  vergleiche  folgende  beiden  Stellen  desRuodlieb 
qui  uehat  enthecam  rebus  uariis  oneratam  (1,19) 
enthecam  qui  uexit  eo  modicellam, 
traxit  sagmarium  uuariis  opibus  oneratum  (5,560 — 61). 

Ganz  ähnlich  VqL  4,8  im  Verhältniss  zu  Vat  34,4 — 5.  — 

Bei  häufigerem  Vorkommen  so  nah  sich  berührender  Stellen 
hätte  gewiss  schon  durch  die  uniformirende  Tendenz  der  Tra- 
ditoren  (vgl  Scherer  Poetik  S.  136)  sich  eine  feste  Ausdrucks- 
weise aus  den  mehreren,  die  möglich  waren,  herausgebildet 
Dies  ist  z.  B.  im  Heliand  schon  erreicht;  so  HeL  5107  =  5134 
=  5195  =  5236,  oder  z.  B.  1281f.  =  1384f.  =  15801,  wo 
in  bestimmten  Abständen  die  gleichen  Satzgruppen  wiederholt 
werden;  ebenso  im  Muspilli  (MSD.^  271,  doch  vgl  Möller  Zur 
Alliterationspoesie  S.  36);  es  ist  aber  auch  in  sehr  alten  kunst- 
massig  geformten  Gedichten  ■ —  vielleicht  eben  erst  durch  die 
Ueberlieferung  —  dasselbe  nachzuweisen,  besonders  in  der  Ve- 
lundarkvi|)a  (Niedner  Zs.  f.  d.  Alt.  33,30  Anm.  1).  Unzweifel- 
hafte Absicht  des  Autors  liegt  den  periodischen  Formeln  der 
RigsJ)ula  zu  Grunde  Doch  gehören  solche  Fälle  schon  in  den 
folgenden  Paragraphen.  — 


407 


§  21.     Wiederholte  Verse. 

Ich  führe  hier  bloss  solche  Fälle  auf,  in  denen  einzelne 
Verse  oder  Verspaare  (selten  Halb-  oder  Vollstrophen)  sich  an  ge- 
trennten Stellen  wiederholen.  Ausgeschlossen  bleiben  also  Fälle, 
in  denen  grössere  Stücke  als  Bericht  oder  Botschaft  wiederholt 
werden,  wie  das  besonders  in  |)r3Tn.,  Skim.  und  Ykv.  mehrmalB 
begegnet;  dass  in  den  ags.  Gedichten  in  solchen  Fällen  meist  Vari- 
ation eintritt,  wurde  schon  (S.  118)  bemerkt.  —  Ausgeschlossen  sind 
femer  Wiederholungen  gleicher  Strophen  in  parallelen  Gredichten 
wie  H.  H.  I  und  11,  Atlakvida  und  Atlamal,  Gud.  hv.  und 
Hamd.;  andere  Beispiele  längerer  ^Mederholungen  habe  ich  bei 
der  Ldteraturangabe  citirt.  —  Endlich  bleiben  alle  Fälle  fort, 
in  denen  mit  Absicht  an  correspondirenden  Stellen  die  gleichen 
Verse  wiederkehren:  alle  Arten  des  Refrains  so  gut  wie  tech- 
nische und  ceremonielle  Satzformeln.  Was  übrig  bleibt,  pflegt 
man  gewöhnlich  mit  dem  Terminus  »Reminiscenzen«  zu  be- 
legen, den  ich  für  irreführend  halte  imd  deshalb  vermeide. 

Auch  an  die  Belege  für  Wortaufnahme  (§  12)  und  an  die 
Sprichwörter  imd  Citate  (§  22)  ist  zu  erinnern. 

1.    Altnordisch. 

ein  sat  hon  üti  VqI.  2,1.  Sig.  sk.  6,1  (vgl.  u.  »Abschnitts- 
formehi«  S.  373,3,  b). 

niu  man  ek  heima  Vol.  5,5,  vgl.  niu  kom  ek  heima 
Vaf.  43,6. 

fyr  mold  nedan  Vgl.  5,8;  fjT  J0rd  nedan  VqI.  44,6.  |)r.  7,4 

är  var  alda  VqI.  6,1  :=  H.  H.  I  1,1  (vgl.  u.  »Eingangs- 
formeln« S.  358,2). 

medan  öld  lifir  Vgl.  19,6.  Grip.  23,6.  Fragm.  306,16  (vgl 
MüUenhoff  Zs.  1  d.  Alt.  23,137). 


408 

])at  man  h6n  folkvig  fj-rst  i  beüoi  V9I.  26,1;  |iat  vti  ens 
folkvig  fyist  i  heimi  VqL  28,3. 

gOTvar  at  riOa  Vgl  31,3.  1 1. 

Halbstrophe  VßL  34,1—4  =  Veg.  11,5—8. 

via  lUf  vega  VqI  54,4;  vid  orm  vega  V9L  58,4. 

Halbatrophe  -|-  Longxeile  Veg.  1—6  =  f>r.  13,1—6. 

vreiflr  Tar  J>ä  —  f.  1,1,  vgl.  reiflr  varfl  —  Sig.  sk.  13,1. 

ok  bann  (hon)  {tat  ocda  alla  fjrrst  um  kvad  Jir.  2,1  o.  Ö. 
Brot.  6,3 — 4  Tgl.  u.  *AbBchnittaformelD>  S.  370. 

fjadrhami  dundi  |)r.  4,5.  8,1,  vgL  foldvegr  don^  Veg.  3,6. 

um  Baknadi  ^t.  1,4,  vgl  eins  mlfrin.H  Vkv.  11,4;  tun  sofadi 
Vkv.  28;4. 

hofum  erfidi  ok  ekki  arindi  Jir.  10,1 — 2,  vgL  9,1 — 2  = 
H.  Hi.  5—6,  TgL  Holtzmann  Edda  S.  220,10. 

guUhymdar  k^  J»r.  23,2  =  H.  HL  4,3. 

endlacgan  sal  {ir.  27,4.  Vkv.  16,30.  4  (vgl  u.  >VerBaQagäDget). 

astxiA  mikit  Hym.  4,7.  30,3.  Fäf.  35,3. 

ei  Hymir  ätti  Hym.  7,8;  ^aims  Hymir  ätti  Hym.  39,4;  er 
Guatr  ätti  Reg.  5,2;  er  maer  ätti  Gud.  I  16,8;  sä  er  Brynhildr 
ätti  Odd.  17,4;  er  Gimnar  ätti  Atlm.  6,6.  31,2;  er  Bu^  ätti 
Atlm.  37,4:  er  Regina  Ätti  Fragm.  306,8  (vgl  auch  ags.  ^ 
iseed  vyrt  Jm  Vergulu  hatte  Zaub.  4,27). 

einu  sinni  Hym.  35,4.  Gud.  I  14,2.  Sig.  sk.  30,3.  Hamd. 
15,2.  Fragm.  304,40;  sinni  einu  Gud.  n  10,2. 

ok  blend  ek  |)eim  svä  mein!  mjed  Lok.  3,6;  ok  meini 
blandin  mjek  Lok.  32,3.  56,3,  vgl  auch  eitrl  blandinu  mjok 
Hyndl  48,7;  meinblandimi  mj0dr  S^dr.  8,6  (vgl  altu.  Satz- 
formehi  unter  >miscbeni). 

ristu  ])ä  Vidarr  Lok.  16,1;  ristu  nü  Fjflrnir  Akv.  10,1. 

Oegia  hoUu  i  Lok.  10,6.  16,6.  18,3;  Oegia  hflUum  i  Lok. 
27,2;  OegiB  ballir  I  Lok.  3.2,  vgl  Häva  hgUu  1  Hav.  163.2, 
feiner  äna  ggrdum  1  Lok.  37,3;  jstna  g^idum  i  Fiagm.  304,42 


^ — ■-. 


409 

—  'Odins  tünum  i  Vai  41,2  (vgl  unter  »Stehende  Vere- 
BchlüBse«). 

oer  ertu  —  ok  ervita  Lok.  21,1—2.  Odd.  10,1—2,  vgl 
Lok.  47,1  und  Mtillenhofi  Ze.  f.  d.  Alt.  23,130. 

ok  tak  viA  hrimkaUd  fullum  foms  mjaSar  Lok.  53,2 — 3  = 
Skim.  37,2 — 8  (auch  die  ersten  Zeilen  berühren  sich,  was  aber 
auf  der  gemeinsamen  Anwendung  der  Grussformel  beruht). 

eda  verlaus  vera  Skim.  31,3;  verlaus  vera  Gui.  11  31,7. 

maeli  |>arft  eda  I>egi  Vaf.  10,3  =  Häv.  19,3. 

öldum  at  ärtali  VaJ.  23.  25,6,  vgl  arum  at  telja  Vgl  9,10. 

hrlsi  vez  ok  ha  grasi  Grim.  174 — 2;  |)vi&t  hrisi  vez  ok 
havu  grasi  Häv.  118,8  (vgl  »Altn.  Satzformeln«  unter  »Gras«). 

kyss  hverjan  dag  Grim.  8,5;  hön  kyss  hverjan  dag 
Grim.  14,5. 

en  {)at fair  vitu  Grim.  18. 22,5  (vgl.  u.  »Mittelkehrreim«  S.  354). 

|)viät  dvist  er  at  vita  Häv.  1,5—6.  38,4.  Faf.  24,1  (vgl.  u. 
»  Wortepielerei « ). 

enn  mannvit  mikit  Häv.  1,9;  en  s^  mannvit  mikit  Häv. 
10.  11,3. 

veita  madr  hinn  er  vaetki  veit  Häv.  27,7 — 8  =  74,1 — 2. 

frödr  sä  |)ykki8k  Häv.  28,1;  margr  |)ä  frödr  |)7kkisk  Häv. 
30,4;  frödr  J)ykkisk  Häv.  31,1. 

eda  sfns  fjär  Häv.  39,4;  fjär  sins  Häv.  40,1  (für  beide 
letzten  Fälle  s.  u.  »Wortaufnahme«  S.  324). 

gjalda  .  .  .  en  lausung  vid  lygi  Häv.  42,6;  ok  gjalda  lau- 
simg  \id  lygi  Häv.  45,6. 

veiztu  ef  {)ü  %in  ätt  |)anns  |)ü  vel  trüir  Häv.  44,1 — 2  = 
118,5—6  (vgl  »Altn.  Satzformeln«  unter  »trauen«). 

fara  at  finna  opt  Häv.  44,6,  vgl  118,7. 

ok  xmi  hug  maela  Häv.  46,5,  vgl  Atlm.  71,6  (vgl  u.  §  20). 

])at  ek  {)ä  reynda  H.  95,1;  {)ä  ek  |)at  reynda  H.  101,1, 
vgl  I)at  er  |)ä  reynt  H  79,1;  |)ü  reyndi  |)at  Brot  19,1. 


410 

njöta  numdu  ef  f)ü  nemr  Hdr.  111,3!.;  njöttu  ef  |>ü  namt 
Sgdr.  19,8. 

ordum  skipta  Häv.  121,5.  H.  U.  I  34,8,  vgL  mäluiQ  skipta 
Hamd.  9,4. 

Rlg8{mla  wiederholt  die  eigenen  Verse  passim. 

hann  Qfä)  nam  at  vaxa  Rig.  9,1  u.  ö.  =  H.  H.  I  9,1. 

hringr  var  i  gaetti  Rig.  26,6,  vgl.  hringr  er  i  hjalti  H.  Hi.  9,1. 

hann  geldr  ok  gefr  gull  verdungu  Hyndl.  2,3—4  =  H.  H. 
I  9,5—6. 

sä  var  aukinn  jardar  megni  Hyndl.  38,1 — 2  =  43,3—4 
— .  Gud.  n  22,5—8,  vgl.  Edzardi  Pt  G.  23,338. 

V0lundarkvi{)a  wiederholt  die  eigenen  Worte  passim.  (z.  B. 
almvitr  ungar,  orlog  dryggja  1,3 — 4  =  3,8 — 10;  en  einn  Velundr 
sat  i  Tnf dolum  Vkv.  5,5—7  =  7,3 — i ;  hlaejandi  Velundr  hofek 
at  lopti  Vkv.  29,5—6  =  38,1—2   (vgl  Niedner  Zs.  33,30  Amn.). 

büdlungr  sä  er  var  beztr  und  sölu  H.  EB.  39,3 — 4.  43,3 — 6, 
VgL  H.  H.  n  28,7—6. 

konung  öneisan  H.  H.  I  19,7,  vgl.  jofur  öneisinn  Gud. 
m  4,3 ;  konung  oblaudan  Gud.  hv.  18,3. 

ok  burum  J)eira  H.  H.  I  22,8.  H  34,8,  vgl  Akv.  39,8. 
Hamd.  10,2 

ok  büin  gulü  H.  H.  I  24,4  =  51,8. 

ok  tikr  ydrar  teygir  at  soUi  H.  H.  I  35,3—4  =  45,5—6. 

af  oUum  hug  H.  H.  11  14,6.   Grip.  47,6. 

farit  er  Sigurdr,  |)at8  ek  fjTir  vissak  Grip.  19,5;  farit  {»ts 
ek  vissak  Grip.  21,8. 

verst  hyggjum  |)vi  Grip.  24.  40,1. 

er  munud  allir  eida  \-inna  Grip.  31.  37,1 — 2;  eida  vinna 
Gud.  m  3.2. 

Volsungr  ungi  ok  (er)  vegit  hafdi  Reg.  18,3 — 4.  Sig.8k,  1,3—4. 

J)er  verda  {)eir  baugar  at  bana  Fdf.  9.  20,6;  {)eir  munu 
J)er  bau  gar  at  bana  verda  Gud.  I  21,7 — 8. 


411 

hvare  ßkulu  vreidir  v^a  Fif.  17.  30.8.  Sgdr.  27,3. 

brödur  minn  Fii.  25,4.  Sig.  sk.  56,10. 

Starophe  TU.  34  vgl  38. 

fara  tu  heljar  hödan  Fit.  34,3.  39,6. 

oUu  golli  ^  knä  haim  einn  räda  Fäf.  34,4 — 5,  vgl.  nü 
mÄttu  einn,  Atli,  oUu  hör  r&Aa  Atlm.  70,7. 

f]0ld  {>yi  er  und  Fäfni  lä  Fäf.  34,6,  vgl.  t>anns  mör  foerdi 
gull  |)at£  und  Fäfni  U  Helr.  10,8. 

bauga  rauda  TU.  40,2.  Sig.  sk.  39,5.  Odd.  19,6.  24,2. 

gulli  goeddaFäf.  40,7;  goedda  ek  gulli  6ud.  hv.  16,1,  vgl. 
mik  bad  bann  goeda  gulli  raudu  Odd.  14,5 — 6;  goeddi  okkr 
Grimhildr  gulli  ok  balfimenjum  Atlm.  69,5 — 6. 

einu  |)vi  Hogni  andßvor  veitti  Brot  7,1 — 2.  Sig.  ßk.  18. 
45,1—2. 

Strophe  Gud.  118,  vgl.  Gud.  U  2;  andere  Berührungen 
beider  Gedichte  bei  Edzardi  Pf.  iSerm.  23,184. 

ok  Bofa  lifi  Sig.  sk.  11,6;  h^i  ßofid  hfi  Gud.  hv.  2,2. 

oUum  betri  Sig.  ek.  16,2.  Gud.  II  12,6.  Heb.  11,6.  Gud. 
hv.  10,6,  vgl.  auch  Akv.  7,11 — 12  und  oUum  meiri  Hradl. 
43,2  (vgl.  §  8  S.  217). 

en  hon  vaknadi  vilja  fird  Sig.  ek.  24,5 — 6,  vgl.  Vkv.  12,3 
— 4  (vgl.  u.  »Abßchnitteformeln«  S.  375,4,  d). 

ßvÄ  slö  hön  Bväran  sinni  hendi  Sig.  sk.  25,1 — 2.  29,3 — 4. 

ok  guUu  vid  gaess  i  tüni  Sig.  sk.  29,7 — 8.  Gud.  I  6,5 — 6. 

I)jödkonungar  Sig.  sk.  35,6.  36,10;  I)jödkonungi  36,2.  Gud. 
hv.  14,4 :  |)j6dkonunga  Hamd.  4,2. 

ne  ä  engi  hlut  Sig.  sk.  36,7;  ok  engi  hlut  37,5. 

aldri  tjTia  Sig.  sk.  51,8.  62,4,  vgl.  lifi  tyna  Gud.  11  12,8. 

solar  geisla  Sig.  sk.  55,6;  solar  geisli  Gud.  hv.  15,8. 

hrafiiar  sUta  Gud.  11  9,6:  hrafnar  sUti  10,8. 

af  trega  storum  Gud.  II  10,4.  Gud.  hv.  1,4  (beidemal  im 
Reim  auf  traud  vgl.  H.  H.  II  28,1). 


412 

hjQrtu  —  vid  hunang  (of)  taggin  Gut  11  41,6—6.  Akv. 
37,3—4. 

g0rya  drykkja  Odd.  27,4,  vgl  gerdftk  diekka  Odd.  11,4. 

sem  Brynhildr  skyldi  Odd.  19,4;  sem  konungr  skyldi  Akv.  9,6. 

af  geiri  gjallanda  Akv.  5,3;  med  —  15,7. 

blodugt  ok  a  bjöd  iQgdu  ok  bära  |mt  fyr  Gunnar  Akv. 
22,7—8.  24,7—8. 

ok  buri  sväsa  Akv.  39,8.  Hamd.  10,2. 

duldi  |)e68  vaetki  AÜm.  10,4,  vgl  dyljuznk  ^t  eigi  Atlm. 
10,4;  dylja  mun- |)ik  eigi  AÜm.  77,3.  88,1. 

at  endlQQga  hüsi  Atlm.  17.  25,2. 

lokit  I)vi  16tu  AÜm.  17,7.  73,1. 

r^sk  tokat  roeda  Atlm.  51.  87,1. 

ef  |)ü  reynir  gerva  Atlm.  75,8;  ef  |)ü  gerva  reynir  77,6. 

sem  |)ü  sizt  skyldir  AÜm.  79,4.  82,6.  — 

Wiederholt  habe  ich  durch  Parenthese  verschiedene  Er- 
klärungen für  Uebereinstimmung  von  Versen  angegeben.  Oft 
fordert  der  Inhalt  fast  gebieterisch  gleichen  Wortlaut,  zuweilen 
die  metrische  Form.  Manchmal  ist  aber  auch  auffällig,  auf 
wie  engen  Raum  sich  naheliegende  Uebereinstimmungen  be- 
schranken  (z.  B.  »einu  sinni«  oder  »bauga  rauda«).  Dass  einige 
Wiederholungen  sich  nur  in  älteren  Gedichten  finden  (z.  B.  fyr 
mold  oder  jQrd  nedan),  andere  nur  in  jüngeren  (z.  B.  vers- 
füllende Casus  von  |)j6dkonung;  Grip.  hat  dreimal  dreisilbige 
Formen  1,3  19,4  26,2,  denen  sich  andere  Worte  gesellen),  das 
geht  schon  aus  unserer  Zusanmienstellung  hervor.  — ^  Manche 
Gedichte  sind  sehr  reich  an  Versen  dieser  Art,  so  |)r.,  Lok., 
Häv.,  Fäf.,  Sig.  sk.,  Atlm.,  auch  Grim.  und  Gud.  11;  andere 
haben  sie  nur  ausnahmsweise,  so  Vaf .  und  Reg.  Gud.  I  berührt 
sich  vielfach  mit  Gud.  EL,  wenig  mit  anderen 'Liedern;  Rig. 
hat  seinen  reichen  Schatz  wiederkehrender  Verse  fast  ganz  für 
sich  allein,    mehr    noch  als   Mrv.     Einzelne    Strophen    triefen  j 


*"•■"••    ••        -^->- 


413 

förmlich  von  »ReminiBcenzen«,  80  beeonders  Hiv.  118  und 
TU,  34,  beides  wohl  wirklich  Compilationen. 

Mindestens  ebenso  wichtig  als  Fälle  genauer  Ueberein- 
stunmung  sind  diejenigen,  in  denen  ein  anderswo  intakt  er- 
haltener Vers  bearbeitet  vorzuliegen  scheint  (wie  Hiv.  46,5, 
Atlxn.  71,6);  über  diese  Erscheinung  ist  im  folgenden  Para- 
graphen breiter  zu  handeln.  —  Ueberhaupt  sind  Varianten 
solcher  Art  nie  ungefragt  zu  lassen.  Weshalb  steht  Oud.  11 
10,3  »sinni  einu«  g^en  vier  Belege  für  »einu  sinni«  ?  weshalb  75,8 
>ef  j)ü  reynir  gerva«  und  gleich  darauf  77,6  »ef  |)ü  gerva  reynir?« 
(vgl.  zu  BUiv.  95,1.)  Mindestens  der  Versuch  muss  gemacht 
werden,  solche  Parallelfälle  für  die  Metrik,  insbesondere  für  die 
Strophik,  zu  verwerthen.  — 

Noch  ist  in  formeller  Hinsicht  merkwürdig,  wie  oft  unter 
den  wiederholten  Versen  ein  und  derselbe  rhythmische  Bau 
sich  zeigt,  nämlich  z  ww  z  w,  nach  antiker  Terminologie  also  der 
Adonius.  Hier  einige  Beispiele:  ein  sat  hön  uti ;  niu  man  ek  heima; 
gQrvar  at  rida;  |)at  ek  |)ä  re^'nda;  lokit  |)vi  l^tu.  Es  ist  wohl 
auch  kein  Zufall,  dass  gerade  in  Versen  von  dieser  Form  Saxo 
altn.  Lieder  nachbildete:  quis  rogo  vestrum  diriget  agmen?  111. 
•(Ein  andermal  verdoppelt  er  den  Typus:  Quid  moror  in  latebris 

opacis  «ww.^ w^.w  I  33  Holder).     Daneben    am  häufigsten 

die  einfachen  Sieversschen  Typen  A  und  E:  einu  sinni;  ordum 
skipta;  bauga  rauda;  aldri  tyna  u.  a.  (vgl.  o.  bei  den  Doppelversen) 
nach  A;  guUhymdar  kyr;  endlangan  sal;  verst  hyggjum  j)vinach 
£.  Auch  manche  Verse,  die  anders  aussehen,  klingen  mit  diesen 
fast  gleich.  Gefälliger  Fluss  sicherte  natürlich  einmal  geprägten 
Versen  vorzugsweise  Beliebtheit  und  Erhaltung.  Eben  deshalb 
zeugt  aber  die  Häufigkeit  bestimmter  metrischer  TVpen  in 
solchen  Lieblings%'ersen  für  das  Alter  dieser  Tj-pen  und  ver- 
bietet, die  sog.  3^ Auflösungen«  als  jüngere  Umgestaltungen  un- 
aufgelöster Typen  anzusehen,  wo  wie  hier  der  »Daktj^us*  An- 


414 

erkennung  seiner  Ursprünglichkeit  fordert.  Es  hat  wohl  Nienumd 
bezweifelt,  dass  eine  Entwicklungsgeschichte  der  altgerm. 
metrischen  Typen  —  Sievers  wollte  zunächst  nur  eine  Aufnahme 
des  Bestandes  geben  —  auf  einer  chronologisch  geordneten 
Statistik  ruhen  müsste;  Verse  wie  die  vorliegenden  dürften  aber 
dabei  als  älteste  Schicht  noch  dem  übrigen  Bestand  der  ältesten 
Lieder  vorzudatiren  sein. 

2.    Angelsächsisch. 

Ich  gebe  hier  nur  eine  Auswahl  und  verweise  auf  die 
unten  citirten  Sammlungen.  — 

lifes  brytta  Gen.  122.  129. 

häUg  diihten  Gen.  247.  251. 

heähran  on  heofonum  G^n.  274  a.  283  a. 

and  |)urh  [his]  ofermetto  ealra  svtdöst  Gen.  337.  351. 

|)äs  leohtes  bescyrede  Gen.  392.  94. 

häfde  faecne  hyge  Gen.  473,  vgl.  häfde  hyge  strangne  447, 
s.  »Altsächsische  Satzformeln <  unter  »Sinn«. 

Gen.  441  =  452? 

nu  me  mag  hreövan  Gen.  816;  sva  me  nu  hreövan  mög  819. 

—  bu  tu  ätsomne  Gen.  838.  847. 
atol  aefenleod  Ex.  165  a.  200  a. 
ryht  geryno  Cri.  196.  247. 
flotan  feldhösum  Ex.  133.  223. 

stöpan  cynröfe  Jud.  200,  vgl.  stopan  headorincas  Jud.  212. 

—  tö  |)aere  heän  byrig  Dan.  38.  54. 

hü  J)u  in  |)aere  stöve  stille  gevunadest  Hö.  100.  107. 

nü  ic  |)e  hälsie,  haelend  üser  ebd.  107;  svylce  ic  — 
ebd.   118. 

on  |)am  miclam  däge,  {)onne  manna  cyn  [mannum  beod  — ] 
Seel.  50.   88. 

scyred  and  scrifed  and  gesceapo  healded  Vy.  66,  vgl  sceop 
and  scyrede  imd  gesceapo  ferede  95. 


L'^L. — .      _  .. 


415 

1)6  git  on  aerdagum  oft  gespraecon  Bo.  15.  52. 

se  1)6  hine  deäd  nimed  B.  441;  gif  —  447,  vgl.  »Angel- 
BächaiBche  Satzformeln«  unter  »sterben«;  vgl.  2236.  2772  u.  ö. 

^^eih  |>ät  vaepen  duge  B.  1660;  ])edt  seo  bryd  duge  2031. 

brüc  ealles  vel  B.  2162;  het  hine  brücan  vel  2812,  vgl. 
» Alteächsiscbe  Satzformeln«  unter  »behandeln«  und  »Ceremonielle 
Satzformeki«  8.  389,12. 

ne  bid  svylc  eargee  sid  B.  2551;  ne  väs  {)ät  Me  sld  2586; 
|)a  vä8  forma  sid  2625,  vgl.  Satzformeln  unter   »Art«. 

Byrhtnod  madelode,  bord  hafenode  Byrht.  42.  309.  — 

Unsere  Scheidung  der  »wiederholten  Verse«  in  §  19  von 
den  Satzformeln  §§  16 — 18  beruht  natürlich  auf  der  Meinung, 
hier  lägen  in  den  jüngeren  Gredichten  (oder  in  späteren  Stellen 
ein  und  desselben  Gedichts)  wirkhche  Reminiscenzen  vor,  dort 
dagegen  nur  übereinstimmende  Verwendung  des  gleichen  Satzes. 
Es  versteht  sich,  dass  selbst  bei  genauerer  Kenntniss  hierüber 
volle  Sicherheit  sich  nur  ausnahmsweise  gewinnen  lässt;  und  in 
manchen  FäUen  hielt  ich  es  (wie  bei  heiti  und  kenningar)  für 
das  Beste,  das  betrefEende  Beispiel  miter  beide  Rubriken  ein- 
zustellen. Dazu  kommt  dann  noch  die  nahe  Berührung  mit 
den  Kehrzeilen.  Nirgends  so  sehr  wie  gerade  hier  hoffe  ich, 
dass  meine  Arbeit  für  bessere  Vorarbeit  werden  möge.  Denn 
eine  sorgfältige  Sonderung  des  Gesammtbestandes  formel- 
hafter Sätze  und  Verse,  ganz  besonders  von  sorgfältiger 
metrischer  Spezialkritik  begleitet,  müsste  auf  die  Entwickelungs- 
geschichte  der  altgerm.  Dichtung  und  der  altgerm.  Metrik  ein 
ganz  neues  licht  werfen.  Gerade  auf  diese  Formelklassen, 
(an  die  man  ja  auch  bei  dem  Wort  »Formel«  zuerst  zu  denken 
pflegt),  beziehen  sich  die  Worte  Scherers:  »Alles  was  mit  dem 
Stile  der  altgermanischen  Poesie  zusammenhängt,  wird  sich 
durch  fortgesetzte  Sammlung  der  poetischen  Formeln  imd  Un- 
tersuchung   der    Eigennamen     gewiss     noch     weiter    erhellen« 


4Iß 

(J.  Grimm*  S.  226,  vgl  ebd.  295.  327).  Wie  viel  hier  Doch  m 
thun  bleibt,  weise  ich  wohL  G«iade  hier  htltte  die  Frage  nadi 
dem  Bestand  gemeingemuuiiBcher  Poesie  einzosetieiL  Einen 
anaphoriBchen  Dreizeiler,  den  Angelsachsen  und  Skandinariw 
vor  der  Trennung  besassen,.  hoffe  ich  nachgewiesen,  vielleicfat 
auch  eine  altn.  Friamel  als  uralt  dargethan  xa  haben;  ober 
auch  einzelne  herumSiegende  Verse  scheinen  u^enn.  Zwar 
das  Hüdebrandslied  steht  so  gut  wie  der  Heliand  zu  der  ap. 
Dichtung  in  engerer  Verwandtschaft,  und  es  kann  daher  nicht 
auffallen,  einen  Vers  des  Hild.  im  Beovulf  einmal  als  VoUreis 
und  einmal  als  Halbvers  wiederzufinden: 

|K)nne  sägdon  |)ät  saelldende  B.  877.  secgad  saeUdend 
B.  411 

:^  dat  sagetun  ml  sloUdonte  Hild.  42; 
(vgl.   Merbach    Das  Meer  in  der  Dichtung  der  Ags.  S.  2),    und 
wenn  ein  anderer  im  Ludwigslied  wiederkehrt: 

leod  väs  äsungen  B.  1159  =  sai^  uuas  gisnogan  Ludw.  48, 
so  könnte  das  Zufall  sein. '  Andere  Fälle  aber  iwingen  doch 
fast  an  alte  gemeinschaftliche  Verse  zu  denken.  Schon  Holtzmann 
bemerkte  die  Uebereinstimmung  Von  Atlm.  49,10  sem  {teiin 
hugr  dygdi  mit  Hild.  40  ibu  dir  din  eilen  taoc  (Edda  528.49\ 
Wie  nah  berühren  sich  Hei.  5798—99  und  Veg.  3,6: 

thiu  ertha  dunida  —  foidvegr  dundi; 
wie    ähnlich    ist   ein    formelhafter  Vers    der  alten  Vkv.  einem 
formelhaften  Vers  der  ags.  Poesie: 

endlangan  aal  ^Tcv,  8,8.  30.4.  {)rk.  27,4  —  andlaogne  dag 
B.  2115.  AtheL  21.  An.  819.  Güth.  1251, 
lind  wie  ivahrscheinlich  ist  es  von  vielen  der  oben  aufgeführten 
gemeingerm.  Satzformeln,  dasE  sie  vor  der  Trennung  der 
Dialekte  bereits  zu  Versen  oder  Halbversen  geformt  waren, 
z.  B.  der  Halbvers  at  bana  verda  Vkv.  33,7,  Veg.  8,5.  Grip. 
11,5^  Hild,  54!     Doch   scheint    es    mir    nicht    richtig,    diese 


417 

DiBge  ohne  BerückdchtigaDg   der  Metrik  zu  beq>recheii  und 
idi  lasse  sie  also  hier  And^wn  zur  Bearbeitung.  — 

Die  FSlle,  in  denen  Verse  nicht  genau  wiederholt«  aber 
Ton  Späteren  unzweifelhaft  benutzt  und  nmgeformt  worden 
innd,  gehören  nicht  mehr  in  diese  Arbeit,  sondern  recht 
eigenflich  in  das  Gebiet  der  Bpedaluntersuchungen  zur  altgerm. 
Literaturgeschichte.  Ich  verweise  deshalb  nur  beLapielswäfie 
auf  die  Beobachtungen  Edzardis  zu  Sig.  sk.  (Pf.  6.  23,  ISO),  zu 
Gud.  I  und  n  (ebd.  184),  zu  Reg.  und  FAf.  (ebd.  321),  zu 
Grip.  (ebd.  326),  Symons'  zu  den  Helgiliedem  (P.B.  4,166  f.), 
femer  Bosenberge  (Nordboemes  aandsliv  1 175)  zur  Vegtamskvida, 
Kiedners  über  Beminiscenzen  in  der  Lokasenna  (Zs.  31,225), 
Banisch'  über  das  Verhältniss  von  Gud.  hv.  zu  Hamd.  (Zur 
Kritik  und  Metrik  der  Hamfiismäl  S.  19  f.)  und  auf  die 
Sammlungen  angeblicher  »Entlehnungen  aus  Beovulf«  bei 
Bamhorst  (Das  Gedicht  vom  hl.  Andreas  imd  der  Dichter 
Cynewulf  S.  30  und  66  f.)  und  Sarrazin  (Anglia  2,515  f.  vgl.  545 
und  besonders  Beovulf  -  Studien  S.  110  f.);  femer  vgL  z.  B. 
zur  ags.  Grenesie  Hönncher  (Anglia  7,490  f.).  Solche  Arbeiten 
führen  dann  über  zu  dem  Aufspüren  charakteristischer  Eigen- 
heiten der  Gedichte  im  Brauchen  oder  Meiden  bestimm- 
ter Worte,  wie  sie  namentlich  für  die  ags.  Dichtung  zahlreich 
vorliegen:  für  Cynewulf  von  Fritzsche  (Anglia  2,486  f.)  und 
Ramhorst  (aao.  S.  28  f.  3St)j  für  die  Legende  von  Güthlac 
von  Lefövre  (Anglia  6,188  f.),  für  das  Gedicht  vom  Phönix 
von  Gaebler  (Anglia  2,504  f.),  femer  in  den  mehrfach  citirten 
Dissertationen  von  Jansen,  Ziegler  u.  ß.  w.  Es  wäre  zu 
wünschen,  dasß  für  diejenigen  altn.  Gedichte,  welche  ziemlich 
sicher  gleichen  Altersklassen  angehören,  ähnliche  Glossare  her- 
gestellt würden.  Doch  liegt  das  eben  von  einer  allgemeinen 
Beschreibung  der  altgerm.  Poesie  ab  und  darf  nur  gestreift 
werden.  — 

Meyer,  Altgermanische  Poesie.  27 


418 

Ueb«r  formelhafte  VerBs  vgl  t.  B.  fOr  den  Bigveds  EMgi 
AiuD.  83a,  füt  die  altgriechiacihe  Poeräe  0.  MQller  I  58,  fai  dk 
altdänüchen  Volkslieder  W.  Oiimm  KL  Sehr.  I  183  f..  för  die 
altD.  ProM  Döring  3.  143,  Heiiuel  9.  183,  für  die  Spielnumu- 
dichtang  Piper  3.  71;  im  Binnlnen  i.  B.  fSr  Otfrid  Schatte 
S.  20,  für  Layamon  Kegel  Germ.  Stadien  I  221  f..  ffir  Caedmoo 
Ziegler  S.  46  f.  o.  b.  w,  — 

Auch  an  die  Doppelvene  (b.  o.  §  13)  mtus  hier  nochmil« 
erinnert  werden.  — 


§  22.     Stehende  VerssuBgange. 

Man  hat  es  bisher  fast  gänzHch  venäomt,  die  häofigsten 
Anfangs-  und  Schlussworte  der  Verse  su  sammehi.  Doch 
wäre  dies  ein  höchst  lohnendes  unternehmen,  welches  sowohl  für 
die  Syntax  als  auch  besonders  för  die  Metrik  der  altgenn.  Zdt 
beachtenswerthes  Material  liefern  würde.  Eb  verBteht  sich  yoa 
selbst,  dasa  die  Wortstellung  auch  im  VeiBe  vor  Allem  too 
den  allgemeinen  Regeln  der  Wortstellung  abhilngt.  Aber  schim 
hierdurch  ist  ihre  Prüfung  metrisch  wichtig,  weil  ja  überhaopt 
der  Vers  nichts  ist  alfl  ein  normahsirter  Satz.  Non  geht  aba 
weiter  der  Zwang  der  WortateUung  —  soweit  überhaupt  diese 
geregelt  ist  —  nirgends  so  weit,  das8  er  nicht  metrÜBchen 
Rücksichten  Raum  liesse.  Jede  Abweichung  7on  der  normaleo 
Wortstellung  verdient  deshalb  Beachtung:  selten  wird  sie  ans 
inhaltlichen,  meist  aus  formellen  Ursachen  abzuleiten  sein,  und 
somit  auf  metrische  Neigungen  oder  Regeln  ein  Licht  werf« 
können. 

Ich  gebe  hierfür   nur    zwei  Beispiele.     Ungemräi  beliebt 
sind  im  VersschlusB  der  altn.  Gedichte  alle  auf  an  aosgehendoi 
Formen:    Adverbia   wie   austan   saman  |)adan;    Accusatäve   wie    , 
gödan  hvitan  u.  s.  w.     Ungemein  beliebt  sind  femer  im  Vers-    j 


\ 


419 

ende  alle  Worte  indefiniter  Bedeutung:  allr  hverr  aldrigi  ui  dgl. 
Beide  Kriterien,  das  formelle  und  das  inhaltliche,  treffen  zu- 
aunmen,  um  aus  der  Form  hverjan  einen  lieblingBschluBS  zu 
machen.  So  steht  z.  B.  Vgl.  24,6  mor^  hvezjan  Hym.  39,5 
en  vöar  hvezjan.  Ebenso  heisst  es  Gr.  29,4.  30,7,  beidemal 
dag  hverjan  —  aber  8,5  14,5  beidemal  hverjan  dag.  In  den 
enteren  Fällen  stehen  die  beiden  Worte  allein,  8,5  tmd  14,5 
nnd  sie  mit  kyss  (hön  kyss)  verbunden;  dort  stehen  sie  in 
aechszeiligen,  hier  in  neunzeiligen  Strophen.  Man  kann  also 
nicht  wohl  zweifeln,  dass  metrische  Gründe  Gr.  8,5,  14,5  die 
seltenere  AusschHessung  des  hverjan  vom  Versende  verursacht 
haben.  —  Dasselbe  gilt  für  Gud.  I  9,5,  wo  hverjan  morgin 
gegen  Vgl.  24,6  morgin  hverjan  steht.  — 

'  Sehr  gern  lässt  die  altn.  Poesie  femer  Verse  mit  einem 
einsilbigen  offenen  Worte  schliessen:  svA  s^  kü  u.  d^.  Ganz 
besonders  hat  sich  die  Präposition  i  in  dieser  Stellung  gefestigt; 
s.  B.  in  der  Lokasenna  Oegis  haUir  i  3,2  u.  ö.,  Samseyju  124,2, 
OBSum  rgnnum  i  6k.  14,3  und  so  oft.  Man  ist  daher  be- 
rechtigt, überall,  wo  i  im  Innern  des  Verses  steht,  nach  einer 
metrischen  Ursache  zu  suchen.  So  steht  Vai.  2,3  i  ggrdum 
goda;  in  Skimisfor  aber  steht  sogar  einmal  i  Gymis  gQrdum 
Bk.  6,1  und  einmal  i  ggrdimi  Gymis  22,5.  Das  hängt  sicher 
von  der  Stelle  ab,  die  der  betreffende  Vers  innerhalb  der 
Strophe  einnimmt. 

Gerade  über  diesen  Punkt  aber  fehlt  es  noch  völlig  an 
Untersuchungen;  noch  immer  hat  man  die  Zeilen  einzig  danach 
geschieden,  ob  sie  erste  oder  zweite  ELalbverse  sind.  Man  braucht 
aber  nur  eine  Reihe  von  Eddastrophen  hintereinander  zu  lesen, 
um  zu  fühlen,  dass  gerade  die  älteren  Lieder  die  Strophe  oder 
-vielmehr  die  Halbstrophe  so  zu  sagen  rhjihmisch  durchcom- 
poniren,  dass  sie  durch  bestimmte  Anordnung  metrischer  Ein- 
zelheiten in  die  ganze  Versreihe  einen  eigenthümJichen  Rhythmus 

27* 


430 

briDgen.  Du  gilt  Tnrniiirt  von  deoienigisn  Voten,  die  den  Aof- 
geeong  oder  Abgeeaog  Bc^esaen.  Vor  ellem  in  der  Volnndu- 
kvida,  also  geiade  dem  Slteetm  Gedicht,  prigt  steh  ntach  d« 
fligmuitige  Ttm  der  Tierten  HalbTeree  dem  Ohr  ein:  kaue  Vene 
vom  Severa'achen  Typus  E,  mit  einer  stark  betonten  Bube  hdl 
aoBklingeodi  Vene  wie  die  folgenden: 
4,4  am  langan  veg  6,4  lindb&aga  vel  10,4  wie  4,4 
11,4  eins  saknadi         12,4  viljalaoM  16,4  nrnnAng^  bi1 

20,4  l  Saevarstod         21,4  er  Jwir  i  aä         26,4  kv&n  ^nOadar 
28,4  am  aofnadi  30,4  wie  16,4. 

Am  SchloBB  der  Sixophe  derselbe  Typus,  nicht  selten  der 
selbe  Vers  z.  B.  S,8.  17,10;  aber  kaum  je  in  den  HalbTeraea 
1 — 3  oder  5 — 7.  —  Charakteristisch  ist  die  schon  oben  her- 
vorgehobene VeiBchiedenheit  des  Ausdrocks  in  12,4  (vilialaoBa) 
and  31,2  (vilja  laass).  —  Ganz  ähnlich  in  der  |)rym8- 
kvi^a,  wo  z.  T.  dieselben  Verse  zam  gleichen  Elffect  ver- 
wandt werden :  1,4  am  saknadi ;  endlangan  aal  27,4 ;  «ft 
aus  fyrst  um  krad.  —  Dorch  diese  Verkürzung  der  »Ca- 
denz*  (um  Schmelleis  Aasdruck  za  gebrauchen)  von  den 
gewöhnlichen  zwei  Silben  auf  eine  steht  die  Halbstiophe 
in  den  älteren  ICvi]>uhÄttgedichten  dem  Ljö|>ahAttr  i^er, 
als  dies  später  der  Fall  ist,  nachdem  die  vierten  und  achten 
Halbveree  den  übrigen  ganz  ai^eglicben  worden  sind;  and  eine 
Prüfung  des  zeitlichen  Verhältnisses  der  beiden  altgerm.  Stro- 
phenformen dürfte  solche  Erscheinungen  nicht  ausser  Acht 
laeeen.  —  Eine  Elgenthümlichkeit  der  zu  den  Fäfnism&l  ver 
arbeiteten  Strophen  bilden  die  kurzen  Anfangsverse:  sveinn  ok 
sveinn  1,1;  aetteml  mitt  4,1;  ii  räda  10,1;  noma  dorn  11,1; 
OegiebjÄkn  16,1.  17,1;  aber  die  vierten  Vene,  weon  auch  noch 
kurz  gehalten,  sind  hier  doch  meist  schon  viersilbig  (dreisilbig 
z.  B.  25,4  bröäur  mlim),  27,4  ist  sogar  zweisilbig:  eißkold),  und 
stehen    eo    zwischen    den   überkurzen  Eingangszeilen  und  dem    i 


421 

StrophenkÜFper  auch  in  dieeeir  Hinsicht  in  der  Mitte. 
•^  Natürlich  trägt  auch  die  alte  li^igor  der  anaphorischen 
Dreizeiler  mit  ihrem  anschwellenden  Baa  dacu  bei,  die 
Ktozverse  rhythmisch  zn  individnaUsiren.  — 

Die  älteren  Gedichte  betrachten  augenscheinlich  in  metrischer 
Hinsicht  die  Halbstrophen  als  Einheit  nnd  schlieesen  sie  des- 
halb dnrch  riiythmisch  wirksame  Abschnittzeilen  ab;  die  spä- 
teren nehmen  die  VoUstrophe  als  imtrennbar  und  stellen 
deshalb  vollen  Parallelismus  aller  Langverse  her.  Der  Fluss 
der  Verse  allein  würde  .ein  Gedicht  als  jung  erkennen  lassen, 
das  z.  B.  folgende  Strophe  enthält: 

'pisr  mun  ek  alls  {>ess  eida  vinna 

at  inum  hvita  helga  steini, 

at  ek  vid  {)jödfek  |)atki  Attak 

er  vord  n^  verr  vinna  knätti 

(Gud.  m  3),  wo  nur  Vers  7  leise  den  streng  symmetrischen 
Bau  stört.  (Eine  ähnliche  Entwicklung  hat  das  mhd.  Verspaar 
erfahren,  vgl.  Q.  F.  58,49).  —  Anders  ist  es,  wenn  schon  in 
älterer  Zeit  correspondirende  Verse  verschiedener  Strophen  genau 
übereinstinunend  gebaut  werden,  wie  z.  B.  Fäf.  10,1  und  11,1; 
das  ist  ein  Eunstmittel,  welches  sich  der  Wortaufnahme  im 
Dialog  vergleicht,  gleichsam  Aufnahme  des  Tonfalls.  — 

Auf  all  solche  Untersuchung^!  darf  ich  mich  hier  nicht 
einlassen,  so  sehr  es  mir  auch  danach  in  den  Fingern  zuckt. 
Meine  Aufgabe  ist  hier  nur,  durch  ein  paar  allgemeinere  Be- 
merkungen und  Beobachtungen  nachzuweisen,  dass  der  formel- 
hafte Charakter  der  altgerm.  Poesie  audi  den  Versbau  berührt 
und  gestaltet;  dass  vor  allem  typische  Versausgänge  sich  den 
Abschnittsformeln  für  Gedichte,  Abschnitte  und  Strophen  als 
Miniaturmodelle  zur  Seite  stellen.  — 

Ich  theile  die  beliebtesten  Schlussworte  in  solche  ein,  derm 
Auswaihl   hauptsächlich    auf  ihrer  Bedeutung   und   somit    auf 


48S 

ihrer  sTntaktischen  StaUnng  bmiht,  and  in  solche,  die  wegen 
ihrer  metriflchen  BeeobaiffeDfaeit  and  somit  ihiea  Klangee  tttgm 
aoBgetmcht  ecfaeinsiil  —  Ich  habe  nor  die  Gdtterlieder  der  Eddt 
eineneitB  und  den  Heliand  andereraeits  auf  ihre  Vemoagänge 
Tollstfiodig  dnrcbgeeehen  und  mich  Mort  mit  Sttchprobea  be- 
gnügt. Auch  aus  jenen  Gedichten  sind  die  Belege  nicht  toU- 
stftndig  gesammelt.  — 

I.  a)  Man  stellt  an  den  Versschluss  gern  Worte  von  recht 
allgemeiner,  Tielumfasaeoder  Bedeutung. 

allir  V9I.  56,7;  allar  Vgl.  4,1.  >r.  34,7;  «U  V«L  9,1;  alla 
H&rb.  16,2.  Vkr.  6,3;  all»  Bfm.  31,3. 

hverjan  V«l  24,6.  Hrm.  39,6.  Gr.  29,4.  30,7;  hvem  14.5: 
hverr  B&v.  36.  37,3. 

aldrigi  Lok.  8,3.  Skim.  20,2.  Grim.  3,5.  B&r.  92,3. 

i  ärdaga  VqI.  63,5.  Lok.  9,2.  Vaf.  28,6;  um  aldrdaga  Vgl. 
66,7,    Vaf.  16,5. 

ß)  So  besonders  auch  die  feierlichen  Benennungen  gefürch- 
teter  Wesen. 

vaitfvar  Vgl.  64,7.  Hym.  1.1;  valtlva  Vgl  53,4  —  sigtiva 
Vgl.  Refrainstrophe  —  ttvar  Veg.  1,6.   Hym.  4,2. 

jgtunn  Hym.  13,6.  Vaf.  8.6;  jgtaar  >r.  17,5. 

3o  auch  hiTninB  Gr.  39,6;  himinn  Gr.  40,6. 

7-)  Femer  aber  auch  Worte,  die  in  wichtige  Kategorien  ein- 
reihen; so  besondeis  Verwandtschaftsbezeichnungen. 

fadir  ^m.  5,5;  fgdur  Vgl.  56.8  —  mödir  Veg.  13,8  — 
synir  Lok.  2,3  —  döttur  Lok.  42,2  —  brödir  Vgl.  33,5  —  aystir 
t)r.  29,2,  aystur  ])r.  32.2  —  megir  Lok.  45,5.  Ebenso  mey 
Skim.  6,3,  meyjar  Vgl  23,1.  Veg.  12,5.  Lok.  34,4. 

i)  Ebenso  orientirende  Adverbia. 

nordan  Vgl.  38,1,  austan  Vgl.  51.  52,1.  Hym.  5,1,  austr 
Härb.  23,1,  aunnan  Vgl.  53.1. 

nedan  VöL68.3.  Hym.22,7.  ofan  Vgl.67,3.  B^27,7.  31.6. 


423 

utan  Vkv.  9,7  (innan  Bcheint  dagegen  selten  am  VersechluBs 
SU  stehen,  doch  z.  B.  Sig.  ak.  8,1). 

hMan  Lok.  7,6.  34,2.  35,2.  Skim.  33,3.  Hyndl.  46.  47,4 
und  beaonders  oft  in  Reg.  und  Fäf.,  {)adan  Vkv.  8,7.  Lok.  6,5. 
Big.  5.3.  37,6. 

sidan  Vkv.  3,1. 

aaman  Lok.  9,3.  Skim.  5,4. 

e)  Desgleichen  Comparative  und  Superlative. 

hvassara  {)r.  25,4,  breidara  |)r.  25,6,  hardari  Hym.  30,6, 
tidari  Skim.  7,1,  betri  Häv.  72,1,  mÄtkari  Hyndl.  44,2. 

bertr  Lok.  37,1,  naest  Häv.  99,1,  fegretu  H.  Hi.  1,3. 

0  Von  Verbalfomaen  vorzugsweise  Participia  und  Infinitive. 

talda  Vgl.  15,8. 

borinn  Akv.  2,6.  Hyndl.  43,1,  borit  Alv.  5,6.  Lok.  33,6, 
framgenginn  Skim.  12,2,  koniinn  iSym,  11,3.  Alv.  3,5,  komit 
Vaf.  43,5. 

verit  Lok.  26,3,  vegit  Lok.  27,6,  lagit  Lok.  48,3.  Skim. 
13,6,  farit  Lok.  57,6. 

kjösa  Vgl.  65,2,    fregna  Veg.  8,2,    verda  j)r.  12,7,    ganga 
Hym.  14,8,    geta  Lok.  20,2,    gala  Lok.  31,3,   bidja  Hirb.  29,8 
gneypa  Skim.  30,1  u.  s.  w. 

rf)  Ausserdem  besonders  die  passiven  Verba  auf  — na. 

losnar  Vgl.  51,8,  klofnar  53,8,  slitna  Vgl.  Refr.  sortna 
Vgl.  59,1,  brotnadi  Hym.  12,8,  rifnadi  Hym.  31,8,  sofna 
Big.  19,4,  losna  6ud.  H  42,2 ;  nach  deren  Analogie  dann  auch 
tyna  Sig.  sk.  16,8,  rejmir  Athn.  77,6. 

9)  Pur  dreisilbige  Verbalformen  hat  die  {)rymskvi|)a  eine 
besondere  Vorliebe. 

vaknadi  |)r.  1,2,  saknadi  1,4,  sitjanda  9,5,  liggjandi  9,7, 
fnasadi  12  2    — 

Dass  Lifinitive  und  Participia  oft  am  Schlusß  stehen,  be- 
ruht auf  der  normalen  Wortstellung;  die  Vorhebe  für  die  Worte 


4S4 


ifU  Babiikea  2 — 5  ha*  lo^scht  UiHtchen:  gefflnhteto  yameii 
qiait  nun  mit  ednar  gewiBBen  Scheu  bis  tarn  Ende  aof,  oiu 
die  SofalBgworte  der  ffir  die  altgenn.  Poesitt  ao  wichtigca  Sa 
ttgonen  klingep  wirkiuigBToU  tos.  Anch  die  Adrertsa  an 
— an  und  die  CompantÜTe  und  SnpedaÜTe  beHicbnen  einai 
Punkt  bestiinniter  T.jTiiaw  uai  die  Lidefluita  unuchrsibeii  sc 
XU  sagen  einen  geomabischen  Ort:  lur  Sänieichnui^  einseina 
Dinge  in  bestiminte  Besitke  dinten  auch  diese  beliebten  £nd' 
Worte  Ton  Voaen.  — 

n.  a)  Ungemein  beliebt  lind  imVensohluM  lange  ofEo» 
einsilbige  Worte.  Diese  Gewohnheit  dauert  noch  in  mhd.  Zeit 
fort,  beeondeiB  gerade  bei  höfischen  Diditem.  So  ist  für  Rein 
mar  andenwä  das  Zauberwort,  um  offene  Reime  anzubringen 
und  Walther  hat  die  Mode  in  seinen  »Vokalspielen«  verspottet 
das  Flickwort  anderswä  noch  in  einem  gegen  Reinmar  gerich 
teten  Gedicht  112,2. 

»  Häv.  96,2,  t&  Bäv.  62,6.  92,5,  fji  Hym.  22,6,  frä  Hav 
98,3,  m&  Gr.  34,9,  nä  AIt.  2,3,  sä  Gud.  m  9,3,  sji  Alv.  14,5 
sM  Lok.  46.4,  svÄ  Hiv.  190,11,  tvÄ  Hym.  9.3,  vÄ  Hyndl 
25,10,  I»  ^T.  18,1,  t)r4  Lok.  39,3. 

U  HiT.  76,1,  kn6  ^r.  60,6.  Hym.  31,1,  s6  Gr.  4,2.  Hiv.  37,2 

I  Lok.  18,3  u.  ö.  Sk.  14.3.  30,3.  Vai.  19,5.  Alv.  12,6.  Vtr 
10,6.  |)vt  H.  Hi.  33,10. 

drö  Gr.  49,5,  lö  Lok.  55,4. 

kä  Häv.  70,3,  an  Rig.  23,5  (äsbrü  Gr.  29,7). 

Besonders  beliebt  sind  &,  frä  und  L 

Auch  Versau^änge  mit  offenem  EQatua  sind  nicht  selten- 
bni  Häv.  82,6.  glöa  Alv.  5,3.  hlöa  Gr.  20,9.  rta  Hym.  17.3 
20,8.  H^T.  81,2;  auch  kann  ausser  dem  Vokal  noch  ein  Con 
sonant  auf  den  lai^n  Vokal  folgen:  nur  Hav.  120,9,  träi 
H&v.  118,8,  a6it  Hav.  108,7;  oder  s(^ar  zwei  Consonanten 
öumk  Sk.  16,4,  firtask  Häv.  78,4. 


425 

In  flU  solchen  lUkn  behemcht  der  lange  offene  Vokal 
den  VerBaaagang. 

ß)  Langer  Vokal,  beeondera  i,  vor  r  iat  beliebt,  namentlich 
in  den  GrimnismU. 

in  Big.  484,  här  Gr.  2,2,  mär  Lok.  14,5,  B6r  Lok.  15,5. 
Gr.  6,5,  ^  Sk.  4,1. 

byr  HyndL  1,4,  naer  Gr.  28,11. 

f)  Sehr  beliebt  ist  der  Versauagang  — ^an. 

Diesen  Anslant  haben  Aceusative  wie  hverjan  und  Adverbia 
wie  ofan  u.  s.  w.  gemein;  femer  z.  B.  sjflfan  Vgl.  59,8,  angan 
V^L  54,8. 

d)  Von  einzelnen  öfter  wiederkehrenden  Versschlüssen 
merke  ich  an:  orlgglausa  Vgl  20,8,  TÜjalanss  Vkv.  12,4,  ästa* 
lanss  Heb:.  5,7,  bhUtalansa  Gud.  n  41,3;  i  mar  V9I.  59,2.  Hym. 
24,6;  <tevidra  apa  Gr.  34,3,  öBvim[iB  apa  Fil  11,8;  sklnanda  godi 
Gr.  38,3.  Sgdr.  15,2.  —  In  der  Big;  oft  at  {»t:  6.  9.  14  usw.  — 

Ans  dem  Sprachstofi  selbst  erklärt  sich,  dass  Nasale  und 
r  am  häufigsten  schhessen.  Doch  suchen  einige  Gedichte 
vokalischen  Auslaut  (auch  mit  kurzem  Vokal  und  in  zwd- 
fiilbigen  Worten),  besonders  Härb:  HArb.  16  und  18  z.  B.  haben 
last  nur  vokalische  Schlüsse.  — 

Es  versteht  sich,  dass  die  angeführten  Worte  sämmtüch 
auch  ausserhalb  des  Versschlusses  vorkommen.  Für  hverjan 
und  i  wurden  schon  Beispiele  angeführt;  ebenso  steht  z.  B. 
Veg.  4,2  austan  im  Innern  des  Verses,  Härb.  14,2  hMan. 

Natürlich  kommt  auch  hier  wieder  die  Stellung  in  der 
Strophe  in  Betracht.  Die  zweiten  Verse  schliessen  gern  ein- 
silbig, die  Langverse  also  sind  meist  stumpf;  aber  der  achte 
Vers  ist  doch  wieder  meist  kling^id.  Dies  oft  angestrebte 
System  ist  in  der  Hymi8kvi|)a  mehrmals  erreicht,  z.  B.  Hym.  3,8. 
Auch  ist  dies  Gedicht  besonders  streng  in  der  Gewohnheit,  in 
beiden  Halbversen  klingenden  und  stumpfen  Ausgang  wechseln 


xa  Itnofin  —  nur  'tptiiw  difl  JTuhlnMwrflw  «iHg*""""*"*" ,  wo 
beidemal  zreisilbiger  Veruasluit  beliebt  ist;  bo  Hfm.  9.  32.  38.  . 
Die  j^tmlngi'a  der  mhd.  Poesie,  in  der  kliogoule  Weise  and 
stampfe  Venseile  sich  regelrnttssig  entsprechen  (Soherer  Zs.  f.  i. 
Alt,  17,669),  wird  Jedem  einleochten.  Die  Hymiakvi^  hat 
onlte  Gewohnheit  nur  sotgOltiger  dnrchgefOhrt;  denn  die 
Velondarkrifia  hat  dieselbe  Regel,  i.  B.  VW.  38:  ebenso  die 
VslospA,  s.  B.  VftL  34.  Dagegen  führen  die  jflngeran  Gredichte 
aberwiegend  klingenden  Versausgang  dorch,  besonden  Guit.  Q, 
1.  B.  15  und  29.  — 

Beobachtungen  über  altgerm.  Vetaschlüsse  sind  mir  sonst 
kaum  vorgekommen.     Ist   doch  du  Stadium  des  >lfamaraB< 
im  Sinn  der  alten  Stilistik  bei  uns  noch  in  den  Anfingen.    In  ^ 
der  lateioischen  Dichtung  hat  man  Qrpigche  Versscblüese  liingitf 
beachtet    (Teuffei   Geschichte    der  röm.  Lit.  §  272,  Anm.  Z}_ 
Für  die  deutsche  Poesie  kenne  ich  keinerlei  Besprechung;   naar 
über  charakterifitische  S&tzausgänge  in  deutscher  Prosa  findeca 
sich  einige  wichtige  Bemerkungen  in  Jean  Pauls  Voischule  der 
Aesthetik    (Werke    18,389  f.)  —  freilich   noch   weit  abstehend 
von  der  Sorgfalt,  die  die  französischen  Prosaiker  ihren  Perioden- 
Bchläesen  widmen    (Flaubert  über    seine    *chates  de  phrasex, 
Journal  des  Groncourt  n  14).  — 

Weit  weniger  als  stehende  Versausgänge  sind  typische  , 
Versanfänge  ausgebildet.  Fast  immer  gehören  sie  Formeln  i 
an:  entweder  Versen,  die  in  dem  einzelnen  Gedicht  wieder-  I 
kehren  (G^^nrefrain)  oder  solchen,  die  sich  überhaupt  öften  ! 
ßnden  (AbBchaitteformehi  wie  mil  er  —  Vsl.  17,1,  upp  reis  —  | 
Veg.  2,1  üti  stod,  —  Vkv.  16.30,1,  H.  H.  I  49,6,  Brot.  6,1).  - 
Einige  Wortgruppen  treten  doch  auch  hier  stärker  hervor. 

I.   a)  Zahlworts  stehen  in  der  Regel  am  Versanfang: 

einn  Brot.  7,1.  12,7,  ein  Sig.  sk.  16,1,  einu  Sig.  sk.  18,1, 
einni  Sig.  sk.  37,2. 


427 

tveir  H4v.  73,1.  ^rjin  Vql  23,3,  Gr.  31,1,  fimm  hundrud 
Grim.  23,1. 

ß)  Ebenso  unbestimmte  Zeitangaben: 

morgin  Vgl  9,7,  aptan  Big.  sk.  6,2.  8,4. 

f)  Einen  häufigen  Versanfang  liefern  Demonstrativa. 

{»adan  koma  —  VqI.  22,6.  23,1,  Hyndl.  42,5,  H.  Hi.  28,8. 

Iwur  kemr  —  VqI.  67.  68,1,  Hyndl.  44,1. 

n.  Auch  hier  sind  einsilbige  Anfangsworte  mit  offenem 
"^okal  bdiebt 

flö  j)Ä  —  I)r.  4,5  =  8,1,  flö  —  Sig.  sk.  23,1. 

hlö  —  {>r.  31,1  u.  ö.  (auch  in  der  Abschnittsformel,  vgl. 
^,  375.4.  e).   — 

Im  Allgemeinen  scheint  also  für  die  Versanfänge  zu  gelten, 
^ass  hier  gern  spedelle  Begriffe  stehen  wie  im  Versschluss  allge- 
^^eine.  Bei  dem  engen  Raum  des  Halbverses  muss  aber  an  den 
^'^ersanfang  schon  fast  jedes  selbständige  Wort  kommen,  das  man 
nicht  an  den  wichtigeren  Versschluss  stellen  wilL  Der  Versan- 
iang  ist  in  der  altgerm.  Poesie  vom  Versschluss  abhängig.  — 

Die  Häufigkeit  bestinmiter  Worte  im  Versschluss  und 
liftpA^li  anderer  im  Versanfang  wird  also  durch  das  sprachhche 
Material  bedingt:  zunächst  durch  den  Sprachstoff  überhaupt, 
dann  spedell  durch  den  poetischen  Wortschatz.  Dies  ist  von 
ältester  Zeit  her  so  gewesen,  und  die  Versschlüsse  in  ihrer  Ab- 
hängigkeit von  dem  jeweihgen  Vorrath  behebter  Worte  können 
daher  cur  Altersbestunmung  der  Gedichte  beitragen;  nur  ist  zu 
bedenken,  dass  gerade  an  solchen  Stellen  veraltete  Worte  länger 
haften  und  kleben,  als  in  dem  freierer  Verfügung  zugänglichen 
Raum.  Eine  ganze  Schicht  von  Strophenausgängen  ist  aber  an 
sich  für  relative  Jugend  der  Geschichte  beweisend.  Auch  hier 
nämlich  wiederholt  sich  das  von  uns  nun  schon  so  oft  beob- 
achtete Schauspiel  der  Verdichtung.  Ich  habe  früher  für  die 
mhd.  Poesie    nachgewiesen,    wie    jüngere   Perioden    es    lieben^ 


formelhafte  Verse  älterer  Zeit  in  den  Vers  einzustellen  (Zs.  f. 
d.  Alt.  29,169).  Diese  »Einstellung«,  d.  h.  wie  ich  es  damals 
definirte^  »die  Condensirung  eines  alten  ganzen  Verses  zu  einem 
Theil  des  neoent  seigt  sich  nun  yeroinselt  schon  in  der  altn. 
Poesie,  massenhaft  in  der  ss«  Dlditong. 

Tnnertialh  der  Edda  weisen  solehe  Fllle  besoodsn  swei  Ge- 
dichte aafi  deren  Inhalt  ebsnfsDs  die  AufsiiieitQng  Ilnnt  poetisch 
gefestigten  Stoffs  bildet:  die  mythologische  Lokasenna  und  dis 
gnomischen  H&yamAl.  Ein  alter  foimelhatter  Vers  ist  s.  B. 
»fyr  j9rd  nedioic  (Vgl  44,6,  >r.  7,4,  ähnlich  V9L  5,8);  Lok.  23,5 
ist  das  Versschhiss  sn  einem  fremden  Stabwort  geworden: 
yarta  fyr  j9rd  nedän.  —  Wir  besprachen  die  altgenn.  »Defini- 
ti<msfonnelnc  mui  fanden  dort  als  beliebteste  Schatte  fOr 
Fhuien  die  Mannstollheit,  mid  trafen  fOr  eine  solche  Sdielt- 
Strophe  ein  altes  Mnster  in  ^.  12.  Dort  fflllt  »yergjamastac 
wirkungsvoll  einm  gansoi  Vers;  Lok.  17,3  ist  derselbe  Super- 
lativ, 26,3  der  Positiv  mit  der  Cq[>nla  in  einen  Vexs 
gnan.TnTwiincfftHrMjnflrt-  —-  In  den  H&vamÜ  sind  ftolffher  BinsteDmuT 

besonders  Strophen  verdächtig,  die  mit  dem  schon  behandelten 
Mittd  der  Wortanfnahme  künstlich  mid  oft  gewaltsam  aneinander 
gebunden  sind.  So  ist  »frödr  {»ykkiskc  EUv.  31,1  ein  formel- 
hafter Vers,  wie  die  Vergleichung  mit  28,1,  frödr  Bi  j^ykkiak 
lehrt;  aber  margr  {>ä  frödr  {)ykkisk  30,4  ist  gewiss  jüngere 
Nachbildung.  Auch  von  den  oben  schon  angeführten  beiden 
Vereen  der  nicht  sehr  alten  GrimniBmiÜi  macht  wenigstens  der 
eine  einen  ähnlichen  Eindruck:  34,3  im  Vergeh  mit  F^ 
11,3  und  38,3;  dagegen  scheinen  Gr.  38,3  und  Sgdr.  15,2  beide 
jüngere  Entwicklungen:  beide  scheinen  nicht  aus  einem  Ouss, 
sondern  durch  Einschmelzung  fertiger  Stücke  gewixmen.  Der 
alte  Vers  wird  einfach  sktnanda  godi  gelautet  haben,  wie 
die  Participialverse  der  alten  Priamel  H&v.  84  f. :  brestanda 
hoga. 


429 


In  groflsem  HaaaBstab  leiigt  nun  der  Heliand  fär  die 
Veneinstellnng. 

Bin  formelhafter  age.  Ven«  und  nodi  dasu  einer  ans 
junger,  ohrisüicher  Zeit,  ist  >of  {neee  vorulde«  Met.  14,10;  das 
wird  Bchon  ags.  VersBchluBs:  gevanod  on  {naee  vorulde  Gen.  481 
gevitnad  fore  pieae  vorulde  Hy.  4,79  und  so  sahllose  Mal  im 
HeL:  uuarun  an  thesaro  uueroldi  157  a,  uuanum  te  theaaro 
uueroldi  168  a,  uuesan  an  theearo  uueroldi  211a,  u<  b.  1;  Hei. 
I — ALL,  alao  in  den  ersten  1019  Versen  steht  uueroldi,  meist 
thesaro  uueroldi,  25  mal  am  Schluss  des  ersten  HalbversesI 
—  Femer  steht  mit  demselben  Schlusswort  Met.  8,41  »geond 
J>äs  vidan  veoruld«,  ebenso  11,95.  13,65 ' (Sievers  Heliand  406 
Anm.  11),  ebenso  noch  HeL  136  a  an  thesero  uuidun  uuerold, 
349  a.  387  a  obar  thesa  uuidun  uuerold,  281a  an  these  uuidon 
uuerold,  1132  af  thesaro  uuidun  uuerold:  überall  hier  ist  der 
Kiirzvers  durch  die  früh  gefestigte  Verbindung  des  Endwortes 
mit  einem  alliterirenden  Epitheton  vor  der  Einstellung  geschützt 
worden;  aber  ein  völlig  synonymer  alter  Kurzvers  ist  Vers- 
schluss  geworden  1656  a:  that  mugi  an  thesaro  bredun  uuerold. 

Selten  steht  altn.  »midgard«  am  Ende:  so  Vgl.  7,3.  Oefter 
ags.,  so  Zaub.  V  A  und  B  4  gand  (ofer)  ealne  middaogeai-d. 
HeL  1398  a  steht  es  am  Versschluss  in  einer  Zeile,  die  offen- 
bar jenen  eben  besprochenen  nachgebildet  ist:  an  ihesoro 
middügard;  hier  ist  es  noch  wie  in  allen  altn.  Fällen  und  wie 
Musp.  54  einziges  Stabwort  und  alliterirt  wie  Grim.  41,4  mit 
mann  —  eine  gewiss  alte  Verbindung;  ebenso  1712a.  Aber 
1301a  sind  die  beiden  alten  Reimworte  (grade  wie  in,  Zwillings- 
formein)  aus  zwei  Kurzvereen  in  einen  gedrückt:  mann  an 
thesaro  middilgardun ;  als  drittes  Reimwort  steht  muod,  wel- 
ches Vgl.  58,5  als  einziger  Reim  auf  midgard  antwortet. 

Ein  typischer  Kurzvers  der  Edda  ist  »af  —  hug«  mit  Ad- 
jectiv:   af  Qllum  hug  H.  H.  n  14,6,  Grip.  47,6  af  grimmum 


480 

bog  Sig.  sk.  9,8,  ähnlich  n^  lUan  bog  H.  H.  II  16,3.     In  dar 

u.  Erangelienharmonie  wiid  dieeem  Schlagwort  ala  zweit« 
Reimwoit  das  HÜlSTerb  haben  beigefOgt  and  dem  Granzen 
□nu  noch  allerlei  Torgesobobea:  boand  hie  habda  starku 
hngi  Hd.  29b  thorii  imian  Btarkan  bogi  3946a.  Aach  bis 
können  wir  die  früheren  Stadien  beobachten:  schon  aga.  schmilit 
daa  Hälbverb  an,  s.  B.  Gen.  447  h&fde  h]rge  stränge,  eben» 
HeL  73  im  zweiten  Halbren  habda  fenbtan  bogi,  vgl.  1238b; 
aber  erat  aa.  war  ein  Vemmgeheaer  möglich  wie  l&&9b  bo 
buoat  so  tha  is  so  tharu  ferehtan  bagi! 

Wir  haben  damit  aach  schon  ein  Beispiel  ffir  die  bdieb- 
teste  Art,  alte  KotxrerBe  zu  neuen  Vergtheilen  zu  machen.  Es 
ist  die  Zafügung  von  Hilfsverbis.  Vereinzelt  können  wir 
aucb  diese  schon  in  der  Edda  beobachten:  der  Vers  Hiv.  46,4 
z.  B.  wird  auf  diese  Weise  Atbn.  71,6  zum  Maasa  des  MAlabAttr  ge- 
dehnt: ok  um  bog  maela  —  kunni  um  hug  maela.  Oder  ein  alter 
LjöJtabÄttschluss  *'^t  verda  |>eir  baugar  at  banat  Fit.  9.  20,6 
wird  so  zu  einem  Kvi]>uhätt-Lai^er8 :  |>eir  munu  |>^r  baugu 
at  bana  verda  Gud.  I  21,7 — 8.  Im  Heliand  aber  wimmeln 
die  scoldi  uuoldi  muosti  mahti,  und  fast  jeder  Vers,  den  sie 
Bcbliessen,  ist  der  Aufblasung  verdächtig.  So  bat  sieb  eist 
auf  weatgerm.  Boden  das  Suffix  —  acipi  zu  solcher  Beliebtheit 
entwickelt,  dass  es  häufige  Versschlüsse  liefern  kann:  lind- 
scepi  44a  heriscipie  55a  jungerscepi  92a.  110a  gibodacepe 
1388.  301a  u.  a.  w.  Aber  selbst  dieser  speciell  as.  Versaua- 
gang  kann  dem  Hilfsverb  nicht  widerstehen:  huo  aia  is 
gibodscip- scoldin  8b.  Es  ist  das  ein  poetisches  Hülfsmittei, 
das  die  Kunstdichter  aller  Zeiten  lieben.  Wie  die  mbd.  Poetea 
mit  dem  Hilfsverb  spielen,  so  achreibt  Chamiseo  an  Gustaf 
Schwab:  >Wir  pfiegten  in  unserer  Strebezeit  scherzweise  neben 
der  deutschen  auch  eine  aooettische  Sprache  anzunehmen  .  .  • 
vor  allen  Dingen  aber  das  imuss«    'WiU«    imagf  um  mit  den 


431 

Miääv  wa  reizneD«  (Leben  und  Briefe  Ton  Adalbert  von  Cba- 
miMlI  19S). 

Auf  dieie  Webe  gewinnt  die  Diction  im  Hei.  ein  total 
VKiDderlei  Aneeehen.  Die  Edda  stellt  an  den  VersBchlnBs 
tek»  naehdrBckliche  Worte.  Der  Heliand  beläast  sie  da  oft 
im  cnten  Halbvere,  im  zweiten  hängt  er  am  liebsten  Hilfe- 
ittte  an.  80  entsteht  der  seltsame  as.  Vers,  in  dem  die  alten 
Butte  tmverdant  hemmschwimmen.  Bezeichne  ich  einen  alt- 
|BniL  Kmsvers  als  ab  nnd  Znsätze  im  ersten  Halbvers  als  a, 
im  sweiten  als ^,  so  sieht  ein  as.  Langvers  gewöhnlich  so  aus: 
a i b  —  ab  ß.  Der  alte  Vers  wird  eingewickelt  in  Flickworte. 
Dnd  wieder  ist  darin  die  altn.  Poesie  schon  mit  schlechtem 
Uspiel  vorangegangen.  Völlig  unnütz  steht  Häv.  146,2  das 
l^iitheton:  ef  mist  verSr  |>Qrf  würde  genügen.  Aber  wie  hier 
iQdkilc  angehängt  ist,  so  endlos  oft  im  Hei.:  niud  mikil  182b 
cmft  mikil  198a.  899a.  840b.  866b  mancrait  mikil  792a 
laegmeraft  mikU  2734  a  giuuit  mikil  209b.  575b.  689b.  1278b, 
isDer  unillo  lioht  uuerk  uuilspel  tharf  folc  meginfolc  gilp  sine 
sdkiL 

Weniger  ans  der  Neigung,  den  Vers  zu  verlängern,  ale 
na  dem  Ungeschick,  den  Stoff  zu  bewältigen,  geht  es  hervor, 
woui  wie  Slisverba  nnd  müssige  Adjectiva  drittens  ungemein 
oft  »godes«  einem  fertigen  Vers  angehängt  wird:  2a.  7a.  10b. 
Üb.  17a.  42b.  49a.  87b.  192b.  205b  u.  s.  f.  ohne  Ende, 
10  dasB  hier  nnord  mäht  gibod  craft  u.  s.  w.  die  eigentlichen 
Sdünssworte  sind. 

Selten  decken  sich  Heliandverse  auch  nur  mit  otfridischen, 
^  z.  B.  so  man  herren  scal  Hei.  1116  wie  0.  I  5,136  so 
man  zi  frowun  scal  0.  I  23,14b,  so  man  druhtine  scal  vgl.  I 
25j22b.  n  8,16  u.  s.  w.  Dies  ist  ein  zweiter  Halbvers,  und 
im  zweiten  Halbvers  vorzugsweise  steht  auch  der  einzige  ty- 
pische Schluss,    den    der  Heliand  noch  mit  der  Edda  theilt: 


43S 

dw  AdveiUt  der  Bichtimg  wie  hturod  121b.  S76b,  hood 
137b,  thaiM  466b.  544b,  tbonaa  &31b.  6&0b  tmd  aehi  oft 
OBtaa  641b  (dagegen  oitaiu  689  a.  694a).  TJeberfaaapt  und  die 
Halbrene  hisim  venchieden;  emig  aber  sind  ne  dacm,  dan 
ne  BtompfeD  AuBgmg  meiden,  doch  beilicli  der  erste  noch 
melu.  Wo  dieser  vorkommt,  liegt  faat  allemal  ein  alter  Vtn 
tot;  wie  alto.  bTfltjan  dag,  ags.  andlangoe  dSg  u.  dergL  hiufig 
ist,  Bo  findet  man  in  Heliaodvene  eingebaat  (ao  nnit  in  so) 
mimugan  dag  166b,  (bidon)  allan  dag  174b,  (endi  them  anerod^ 
allan  dag  874b,  allan  langan  dag  966a.  2080a.  2818a.  Son« 
aber  mnd  beliebte  aa.  Versauagftnge 

1.  für  den  asten  Halbvert:  aooid  unordon  aailleon  aoe- 
rold  uoeroldi,   Adverbia  auf  -lice,    zweisilbige  Praeteritalfonnec 

2.  füi  den  zweiten  Halbvers:  herod  thanau  u.  s.  «., 
drobtin,  aftei  tbiu.  Formen  der  Hilfsverbs,. 

Im  Einzelnen  sonderbare  Verschiedenheiten:  —  scepi  in 
ersten,  —  scapu,  namentlich  giscapu  meist  im  zweiten;  mäht 
godes,  gibod  godes,  bam  godee  in  b,  aber  craft  godee  in  a, 
und  ebenso  craft  mikü  in  a,  während  -sonst  —  mikil  fut 
stets  in  b.  — 

Der  as.  Vera  ist  also  nur  das  Kesultat  einer  UebertreibuDg 
früh  begonnener  Neuerungen.  Schon  spate  Eddastn^hen  in 
HAv.  Lok.  Grim.  Athn.  n.  s.  w.  haben  Einstellung  alter  Vene; 
die  ags.  Dichtung,  wie  sie  die  Zwillii^foTiDeln  cultivirt,  treibt 
auch  in  unveränderte  Verse  das  Stabwort  hinein,  welches  Bonst 
auf  dieselben  zu  antworten  päegte;  das  as.  Gredicht  scheut  fast 
den  alten  einfachen  Vers,  schlägt  ihm  in  der  ersten  HalbieUe 
Worte  vor  und  hängt  ihm  in  der  zweiten  neue  Schlussworte 
an.  Wie  die  alten  Historiker  Sätze  der  römischen  Geschicht- 
schteiber  in  die  eigene  Erzählung  einbrockten,  wie  volleods 
die  mittellateinische  Dichtung  von  der  Umkleidung  classischer 
Reminiscenzen  lebt,   so  steht  —  was  die  Form   angeht  —  der 


433 

Dichter  des  Heliand  zur  altgerm.  Poesie.  Hilfsverba,  Flick- 
worte, aber  auch  theologische  Termini  dienen  als  Mörtel,  um 
die  Stücke  alten  Marmors  zu  binden  und  nach  aussen  zu  ver- 
kleiden; aber  oft  genug  blickt  und  bUtzt  noch  ein  schnee- 
weissee,  feingemeisseltes  Stück  hervor  und  sjnnbolisirt  das 
Hereinragen  heidnischer  Anschauimgen  in  die  christHche  Gre- 
dankenwelt,  das  Vilmar  so  schön  behandelt  hat.  Die  altgerm. 
Neigung  zur  Häufung  der  Worte  hat  im  Heliand  von  der 
alten  Anhäufung  wichtiger  und  vielsagender  S^nionyma  sich  zu 
der  AufschicJitung  müssiger  Hülfsworte  verirrt.  — 


Capitel  Tm. 


Sitze. 


§  23.    Häufung. 

Natürlich  gehört  einf  nähere  Betrachtung  des  poetischen 
Satzbaus  in  eine  altgerm.  Stilistik,  nicht  hierher.  Wir  haben 
nur  noch  Vereinzeltes  aufzulesen. 

Formelhaft  ist  der  Satzbau  in  der  altgerm.  Poesie,  soweit 
metrische  Regeln  eine  bestimmte  Stellung  der  Satzgüeder  ver- 
langen. Rieger  und  Riese  haben  in  lehrreicher  Weise  diese 
schwierige  Frage  abgehandelt.  Formelhaft  ist  er  aber  auch, 
wenn  er  inhaltlich  den  poetischen  Regeln  nachgiebt,  vor  allem 
wenn  die  Sätze  auseinandergereiht  werden  durch  jenes  Grund - 
princip  der  Tautologie. 

Schon  die  Parallelverspaare  sind  ein  Fall  dieser  nicht  sel- 
tenen Erscheinung:  der  Häufung,  der  Aneinanderreihung  von 

M«7«r,  Altgermaiiische  Poesie.  ^^ 


mehr  alß  zwei  entsprechenden  Gliedern  in  asyndetischer  oder 
polyayndetischer  Form.  Den  breitesten  Raum  nimmt  die  Häu- 
fung, in  den  späteren  Heldenliedern»  vor  allem  Gud.  H  und 
AÜm.  ein;  die  Strophe  Atlm.  36  &  B.  hat  schon  gans  dae  Ze^ 
hackte  und  Banhe»  das  fBr  SpieTinamiahaBadim  beMÜdmend  iit; 

ff 

diee  laed  trilgt  ja  flbeiliaiqit  edioii  TBUg  eiiua  apiiihnenmh 
miflogen  AnatDch.  Eben  dimm  tagt  hinVelalHgadeobe  Za- 
schnitt,   die  Freude  dann,   GleiehartigeB  uid  üng^eiehartigeB 

•  

snsammensawürfehi,  der  derb  hnmoristiflche  Ton,  der  sogar  in 
ernsten  Momenten  dnrchachUgt  (Atizn.  59 — 00)^  die  hanebacksne 
Moral  —  all  dies  hat  sich  breit  fortentwickelt  in  der  gnomischeiaL 
Anwendung  und  Weiterfaildnng  der  Häufung;  der  Priamel,  die 
in  den  H^yamAl   die   bekannte,   immerhin  noch  vomehm  ge- 
haltene Vertretung  findet  (Häv.  801,  yj^  Mttllenhoff  D.  Alt  S.  861; 
priamelähnlich  sind  auch  andere  Strophen,  wie  s.  B,  H&v.  136. 
141).    Inhaltlich  ist  zu  der  Priamel  von  der  rechten  Zeit  tum 
Loben   zu   bemerken,   dass   sie   auf  uralter  Tradition  bemlit; 
nicht  nur  lautet  der  Anfang  (At  kveldi  skal  dag  Isjfa  HIy. 
80,1)  fast  wörtlich  wie  der  bekannte  weise  Ausspruch,  mit  dem 
nach  Herodot  schon   Selon   den  Eroisos   gewarnt  haben  sdl, 
sondern   eben&lls   in  Priamelf  orm .  finden   sich  zwei  Mal  sehr 
ähnliche  Sprüche   in  der  finnischen  Yolkspoesie,   die   (wie  die 
germanischen  Lehnwörter  im  Finnischen)  alter  Torhietorischer 
Berührung  beider  Völker  entstammt  sein  könnten: 

Rühm  dein  neues  Boss  erst  morgen, 
Deine  Frau  im  zweiten  Jahre, 
Erst  im  dritten  deinen  Schwager 
Und  dich  selber  nie  im  Leben. 

(Paul  Eanteletar  S.  148). 

Rühm  dein  Rose  nicht  vor  dem  Morgen, 
Nicht  den  Sohn,  bevor  er  Mann  ist, 


'  435 

i 

r  ^  Nicht  die  Tochter  vor  der  Ehe, 

1*  Und  dich  eelbet  nicht  vor  dem  Tode. 

i  (ebd.  165). 

r  Von  den  altn.  Vereen   stimmen  dazu  genau  mey  er  gefin 

^  (60,4)  und  tmgenau  konu  er  brend  er  (80,2).  Die  BinnvoUe 
Klimax  besonders  in  der  ersten  finnischen  Stelle  setzt  eine 
höhere  Eunstform  der  dort  zu  Grunde  liegenden  Priamel  voraus. 
Dass  wirklich  die  Form  der  Priamel  in  älteste  Zeit  zurück- 
geht, beweisen  schon  alte  indische  und  hebräische  Beispiele 
(vgL  Bergmann  La  priamäle).  Für  die  germanische  Priamel  aber 
hMt  Bergmann  (aao.  25 f.)  biblischen  Ursprung  behauptet,  was 
tnir  gänzlich  unhaltbar  scheint.  Nicht  wahrscheinlicher  ist  mir 
die  Ansicht,  die  Wendeler  (de  praeambulis  eorumque  historia) 
mit  grosser  Umständlichkeit  und  geringer  Klarheit  vorgetragen  hat. 
Vielniehr  scheint  mir  die  Priamel  in  der  Figur  der  Häufung  ihren 
natürlichen  imd  sichern  Boden  zu  besitzen,  dem  ja  so  viele 
Erscheinungen  der  altgerm.  Poesie  entsprossen  sind.  Ebenso- 
wenig steht  die  formelle  Entwicklung  ohne  Analogien  da.  Wir 
sahen  schon  bei  den  Parallelversen,  wie  an  ein  festes  Verspaar 
eine  unbestimmte  Zahl  von  analog  gebauten  Versen  sich  anhängt 
(vgl.  &  385,6).  Eine  solche  Versreihe  nun,  besonders  wenn 
der  fertige  Satz  wie  Hyndl.  33  am  Schluss  steht,  ist  der  Form 
nach  schon  fast  eine  Priamel.  Die  eigentliche  Priamel  entsteht 
bei  genauerer  Oekonomie  der  Einzelzeilen,  die  alle  auf  den  ab- 
schliessenden SchluBssatz  berechnet  werden,  imd  ist  unter  diesem 
Gesichtspunkt  leicht  als  eine  Art  Aufblasung  des  anaphorischen 
Dreizeilers  zu  verstehen:  bei  diesem  wird  an  ein  Paar  symme- 
trisch gebauter  Verse  gleich  die  Abschlusszeile  gefügt,  bei  der 
Priamel  werden  erst  noch  die  Vorbereitungszeilen  vervielfältigt. 
Ganz  ähnlich  steht  in  der  Geschichte  der  Dichtungsformen  die 
italienische  Terzine  zum  Ritomell  oder  das  persische  Ghasel 
zum    Rubai:    Anfang    und    Schluse    bleiben    unverändert,    der 

28* 


Haupttheil  aber  wird  vemelfältigt.     Und  zwar  hat  dieser  Kunst- 
griff   des    Ausspinnens    bei    der  Pnamel    die   einfachste   Form. 
weil  das  vervielfachte  Glied    ein    einfacher  Satz  und  Vers  kt: 
aus  a /  a/ ab  wird  a /  a :  a :  a . . .  /  ab.    Es  wird  gleidunm  das 
Dach  in  die  Höhe  gehoben^ond  das  Haas  um^  mehrere  Stock- 
werke erhöht^  wflhrend  Fnndament  und  Dach  ihre  alte  Gestalt 
bewahren.  —  Das  Ohasel  scheint  auch  Kfa>fi<^Kfli<^i*  seiner  Art 
der  Verwendung  in  gnomischer  Tendern  mit  loser  Ffiguig  der 
Glieder  der  Priamel  ähnlichTsa  sein.  — 

Ueber  die  Häufung  im  Allgemeinen  y^^  ffir  Cynewolf 
Jansen  S.  81f.,  für  Caedmon  Ziegler  S.  66L  üeber  die  Pkiaiad 
spedell  die  schon  dtirten  Abhandlungen  von  Bergmann  fmd 
Wendeler.  — 

Kurz  will  ich  noch  auf  eine  andere  Form»   die  Hiafong 
zu  r^eln,  hinweisen:   auf   die  Klimax.     Soweit  dieselbe  im 
Aufbau  ganzer  Gedichte  zur  Erscheinung  kommt»   haben  wir 
im  Schlussparagraphen  darüber  zu  handeln ;  kunstmissige  Ver 
Wendung  der  Klimay  in   einzelnen  Versen  ist  selten  und  geht 
nicht  über  drei  Glieder  heraus:   iQng  er  nött,  langar  'ra  tfier, 
hvi  um  f)re3r]ak  |)rjdr?    Skim.  42,1 — 3;    nt  -  iSasi  •  fyrii  fwt 
Gr.  64,1—3;  mjgk  bifaßk  —  bifdisk  hflfu  meirr  Akv.  23,7—9 
und  litt   bifask  —  bifdisk   svagi  mjQk  25,7 — 9  —  alle  vier 
Fälle  in  direkter  Rede.   —   Merkwürdig  ist  die  Zahlen-Steige- 
rung in  dem  interessantesten  der  ags.  Zaubersprüche :  säet  smii, 
sloh  seax  lytel  —  syx  smidas  saetan,  waelspera  vorhtan  2Saab. 
n  13 — 16.    —    Natürlich  beruht  allemal  die  Verwendung  der 
Klimax  auf  künstlerischer  Absicht.  — 


: 


§  24.     Vergleich  und  Metapher. 

In    anderem    Zusammenhang   versuchten   wir   bereits   die 
Vergleiche  der  altgerm.  Poesie  auf  ihren  Greist  zu  prüfen  und 


4'.v  Dichtung.     Hier  kommt    (?.--  daraiii   iiü,    lUlder  mul  Gegeij- 
bilder    (wie    bei     den    Kenningen)    noch    einmal    vollständig 
mammenziutellen.     Vgl.  Heinzel  S.  16  f.      A.  Hofbnann  Der 
bfldiche  Ausdrock  im  Beovulf  und  in  der  Edda  (I  Diss.  Bres- 
lau 1882,  und  I  und  n  in  den  Englischen  Studien  ^^  163  f.)- 
Bei  den  Vergleichen  sehen  wir  wieder  deutlich  geschiedene 
Stufen  in  der  Entwicklung  der  poetischen  Sprache.     Nicht  nur 
die  beiden   grossen  Gruppen,    Vergleich  d.  h.  bewusste    und 
iiachdrückliche  Gleichsetzung,  und  Metapher  d.  h.  lässiger,  her- 
gebrachter bildlicher  Ausdruck  fallen  auseinander;  sondern  auch 
innerhalb  der  Vergleiche  hegen  getrennte  Schichten  vor  unsem 
Augen.     Vor  allem  bei  den  Bildern  aus  dem  Thierreich:   altn. 
eine  Fülle  wechselnder  Gleichnisse  voll  lebendiger  Anschauung, 
ags.  (ausser  dem  entlehnten  Bilde  in  dem  Gedicht  bi  manna 
lease)  nur  noch  zwei  Vergleichungen.     Und    diese    sind    noch 
von  wirkungsvoller  Einzelbenennung  zum  blassen  GattungsbegriS 
herabgesunken    (Vogel  statt  Adler,  wildes  Thier  statt  Bär  s.  o. 
S.  115).   Auch  formelle  Erschöpfung  zeigt  sich  hier  wie  in  den 
meisten  ags.  Bildern  in  dem  typischen  »gelicost«.  —  Umgekehrt 
die  Vergleichungen  aus  dem  menschlichen  Leben  tauchen  erst 
in  späten  Eddaliedern  auf,  um  ags.  breit  und  lebensvoll   sich 
KU  entfalten;    es   sind  dies    die  einzigen  Gleichnisse    der    ags. 
Alliterationspoesie,  die  noch  nicht  zu  kahlen  Metaphern  erstarrt 
sind  —  natürlich,   denn  sie  heben  in  dieser  Epoche  frisch  an. 
Grillparzer    macht    einmal    (Werke    9,216)    die    Bemerkimg: 
»Merkwürdig,    dass  Dantes  Gleichnisse  fast   nie    von  leblosen 
Dingen,    sondern   immer   von    menschlichen  Handlungen    und 
Zuständen   hergenommen    sind.«      Nennt    man    nur    ein    noch 
frisches,  gefühltes  Bild  Gleichniss  und  wirft  die  andern  imter 
die  Metaphern,  so  könnte  man  von  der  ags.  Dichtung  dasselbe 
sagen.     Es  ist  biblische  Art,   besonders  neutestamenÜiche,   die 


hier  befruchtend  und  zerstörend  zugleich  eintrat.  —  Die  Bilder 
aus  dem  Pflanzenreich  wieder,  altn.  treulich  die  Vertrautheit 
mit  dem  Walde  abspiegelnd  und  die  Freude  an  stattlichen 
B&amen,  die  diese  göttlich  yerehiea  liees  —  ags.  sind  sie  spur 
loe  venchwimdeiL  Gecmger  ist  die  Vewehiedenheit  in  den 
andern  beiden  Grappea;  aber  wie  viel  fEiaoher  und  lebendiger 
ist  anoh  ^nt»  des  eddieobe  OleiobniMl 

üeber  die  Gelegenheiten»  bei  denen  Veigleichiingen  ein- 
treten» handelt  lehrreich  A«  HbSmann  aao.  S.  198.  — 

Altn.  geht  in  der  Begel  das  Verglichene  dem  sa  Yer 
gleichenden  voraus;  die  typische  Form  ist  svA  eir  —  sem  — 
(doch  z.  B.  Härb.  60,1.  62.8  geht  das  Bild  voran).    Das  ist 
anch   ags.  noch   die  Begel,    doch  pflegt  die  Winfnhrnng  dm 
Gleichnisses  sa  fehlen;  esheisstnor  » — geUcoetc,  appodtiondl 
nachgesetzt.  —  H&oiangen  von  Mdem  wie  altn.  in  H.  H.  11 
und  Gnd.  n  fehlen  ags.,  so  breit  anagefflhrte  Gleichnisse  wie 
in  Cii,  Beöv.  und  LeAs  fehlen  wieder  altn.  In  der  Edda  pflegen 
die  verglichenen  Dinge  gleichgesetrt  zu  werden»  doch  HÜt.  61,1, 
R.  28,11,  Sig.  sk.  66,3  wird  das  tertimn  oompaiationia  dm 
Gegenbild  in  gesteigertem  Grade  zugesprochen.   Das  ist  agB. 
häufiger:    Cri.   1242.   1662,    EL  566,    SaL  488.  -^  All    diei 
rührt  aus  der  einen  Ursache,  dass  die  Bilder  ags.  schon  be- 
kannter,   halb  abgebraucht  sind   und   wo   sie  nicht  bloss  als 
nebensächlicher  Schmuck  angehängt  werden   sollen,    der  Auf- 
frischung bedürfen. 

Die  ags.  Gleichnisse  sind  also  fast  nur  noch  Metaphern; 
es  sind  eben  zur  Zeit  der  ags.  Dichtung  die  alten  Yer^eiche, 
die  in  der  Edda  noch  lebendig  sind,  zu  lissig  gebrauchten 
Bildern  herabgesunken.  Wie  sich  so  in  der  ags.  Dichtung  die 
Vergleiche  der  Edda  abgeblasst  und  verwischt  vorfinden,  80 
bewahrt  ihrerseits  die  Edda  eine  noch  ältere  Schicht  von  (u^ 
germanischen)  Gleichnissen  in  ihren  Metaphern.  —  Es  ist  be- 


439 


2 
31 


Mdmeod,  dum  die  Vergleiche  iaat  stets  substantiviBch,  die 
Metqiheni  fast  stete  verbal  sind.  — 

L  Metaphern  (vgL  A.  HofExnann  aao.  für  die  Edda  S.  203  f. 
für  Beovnlf  8.  214  f.). 

Altnordisch. 

1.  Vom  Menschen  und  menschlichen  Lieben  hergenommen. 

Ange:  mgrg  eru  dags  augu  Häv.  81,4. 

Mörder:  tunga  er  hQfude  bani  H.  73,2  üäiiA  tonga  vard 
Unxm  at  fj^rlagi  H.  117,6. 

Menschliche  Thätigkeit: 

essen  und  trinken:  ok  bland  ek  {>eim  bvä  meini  mjQd 
Ix)k  3,6,  fil  var  drokkit  u.  s.  w.  H.  66,4 — 6,  eda  tvau  laer  hen- 
gi  u.  s.  w.  H.  67,4 — 6  sorg  etr  hjarta  H.  120,8  lezta  eld  ota 
jtfra  bygdir  H.  Hi.  10,5;  vgL  auch  bitat  {)eim  väpn  n^  velir 
E  146,6  XL  dgL  m. 

schlafen:    sakar   ok   heiptir    hyggjat    svefngar  vera  Sgdr. 

36.1,  hvai  hefir  {)ü,  hihnir,  hildi  vakda  H.  H.  11  7,1  (vgl.  auch 
H  Bofid  Ufi  Gud.  hv.  2,2). 

wandern:  at  |)ü  vid  illu  ejäir  hvem  veg  at  vinum  Sgdr. 

37.2,  en  üti  var  daudr  fyr  durum  Häv.  70,6  (vgl.  das  lat. 
Sprichwort  »Hannibal  ante  portae«);  vgl.  auch  hvarfla  |>öttu  hans 
Yfo^  med  himins  skautum  Hyndl.  14,7 — 8. 

schiften:  muna  ydvart  far  alt  i  sundi  Sig.  sk.  53,5,  i  vatni 
H  dmknar  ef  i  vindi  roer  FAf.  11,4 — 5. 

ringen:  hildingum  a  hüsi  6t6d  H.  H.  11  28,9  (ich  erinnere 
an  die  Erzählung  von  Valerian:  »Wenn  zu  Pferd  stieg  Arta- 
^erxeSy  ungezahmten  Stolz  im  Blick,  Setzte  seinen  Fuss  der 
^Önig  auf  Valerians  Genick«  Platen  Tod  des  Carus,  metapho- 
tisch  2.  B.  bei  H,  F.  Sturz  Schriften  I  205:  »er  weidete  sich 
schon  an  der  Wollust,  seinen  Fusb  auf  den  Kopf  eines  Philo* 
sophen  zu  setzen«). 

spielen:  lOk  h6n  tveim  ekjQldum  Atlm.  71,8. 


440 

sterben:  deyr  K  HAt.  75 — ^76,1  (eigentlich  li^  aber  die 
Ikfotsphflt  hier  in  der  Vervendtmg  von  Ü  für  «Schatsi). 

Tereimeltei :  ef  |iä  eyss  &  holl  regin,  A  |>ir  mann  ]iui 
|>erra  Jiat  Lok.  4,6,  vgl.  ok  nAi  haon  ^nirfiaUr  |irams  Hav. 
30,6.  —  «7  getr  kvikr  kü  Biv.  70,3  (was  fast  noch  an  die 
Qizeitliclien  Kämpfe  am  Enhheerden  erinaeit,  von  denea  die 
Veden  eizählen.  InhalÜich  entsprechen  SchillerB  Worte  »Und 
der  Ueberlebende  hat  Recht«.  Holtanann  Edda  107,70  findet 
den  Sprach  *za  ein&ltig«  I). 

Kaum  metaphorisch  zn  nennen    ist  nii   bera   {>dr  vAnar 
Tfil   HAv.    77,3;    ea    ist  wie   die   gaose    Strophenhälfte   mehg- 
sprichwörtlich,  Vert^lgemeinerong  eines  TWnmlfnna  tmd  danui^ 
V.  1  im  Praeteritum  (ygl.  allgemein  Mällenhoff  Zb.  18,1). 

2.  Von  Thieren  und  ihrem  Thun. 

Nur  ok  Gunnari  gröf  til  hjarta  Odd.  29,5,  gleichsam  nie 
ein  Wurm  sich  eingraben,  — 

3.  Von  Naturgegenständen. 

Feuer:  brann  Brynhildi  Budla  döttur  eldr  er  aogum  (tgl. 
0.  unter  den  Vergleichen)  Gufl.  I  27,3 — 6,  —  him  of  eägoiD 
atid  lige  gellcöst  leöht  unföger  Beov.  726.  — 

4.  Von  verarbeiteten  Gegenständen. 

verfertigt  werden;  4  hverfanda  hveli  vira  {wdm  hj&rtu  skg- 
pud  HAT.  83,4.  Die  berühmten  Worte  (vgl  MOUenhofE  D. 
Alt.  9.  2&9)  sind  nicht  ganz  klar,  doch  meinen  sie  wohl,  das 
Weiberherz  sei  schwach  und  zerbrechlich  wie  ein  Thongefäss, 
das  bei  dem  leisesten  Anstoss  seinen  Inhalt  (hier  den  hinein- 
gelegten Trug)  ausBchiitte.  Dadurch  berührt  sich  die  Metapher* 
nahe  mit  den  beiden  folgenden. 

zerbrechen:  sleit  Fröda  frid  fjAnda  A  milli  H.  H.  I  13,& 
—  av4  var  hön  modug,  mundi  hön  springa  Gad.  I  2,7  (iai 
lebhafter  Anschauung  heisst  es  noch  spät:  >Der  treue  Heiniicli 
hatte  sich  so  betrübt  .  .  .  dass  er  drei  eiserne  Bande  nm  sein 


441 

Ben  legen  lassen,  damit  es  ihm  nicht  vor  Weh  imd  Traurig- 
keit lerspränge«  Kindermäxchen  von  den  Br.  Grimm  ^^4.    Die 
Btuke  Aehnlichkeit  der  altn.  Stelle  zeigt,  dass  Vilmar  D.  Altert. 
S.  24  das  nhd.  Citat  in  eineii  falschen  Zusammenhang  stellt).  — 
Auf   der   Grense   zwischen    mythologischer   imd   bildlich- 
metiphozisGher  Ausdrucksweise  stehen  die  Spottstrophen  H.  Hi. 
20—21.    Mehr  Kenning  ist  sä  er  varga  vinr  H.  H.  I  6,7.  — 
Man   wird   nicht  ohne  Erstaunen  sehen,    dass    in    dieser 
ältesten  Schicht   von  Gleichnissen,    die    schon    zur  Zeit  der 
Abfassung  der  Eddalieder  zu  Metaphern  abgegriffen  waren,  die 
BQder  vom  menschlichen  Thun  noch  stärker  überwiegen  als  in 
der  chzistianisirten    Poesie.      Aber    welch    ein    Zwischenraum 
tieont    den  einfachen  Anthropomorphismus,    der    die  gewöhn- 
lichsten   menschlichen    Beschäftigungen,    wie    essen,    wandern, 
bmpfen  auf  Dinge  überträgt,  die  sie  nicht  eigentlich  zulassen, 
Von    den   gesuchten  Vergleichen    eng    umschriebener  specieller 
Hiätigkeit,  wie  die  des  Diebes,  des  Wächters,  gar  des  Wüsten- 
Reisenden!    Ja  die  älteste  Cultur  spiegelt  sich  ab  in  der  Welt, 
die   diese  Metaphern   skizziren.     Sie    kennt  nur  die  einfachste 
Iliätigkeit  der  Menschen,  und  fast  jede  dieser  Phrasen  illustrirt 
einen    der   Sätze   aus   jenem  Cap.   22    der  Germania,    dessen 
Xiebensordnung  die  Germanen  noch  zur  Zeit  der  Hävamäl  führen 
(Müllenhoff  aao.  S.257).  Zuerst  natürlich  das  Schlafen  (Sgdr.36,1, 
H.  H.  II  7,1),  dann  das  Begiessen  mid  Abtrocknen  (Lok.  4,6, 
Häv.  30,6)  —  dies  gehört  freilich  nicht  zum  Baden,   aber  nur 
einen  taciteischen  Satz  weiter  zur  Einleitung  des  Mahls,   vgl. 
HAv.  4  (Müllenhoff  S.  255).    Nun  das  Essen  und  Trinken  selbst 
(Lok.  3,6,  Häv.  66,4—6.  120,8,  H.  Hi.  10,5,  vgl.  Häv.  146,6 
u.  dgl.  m.)  und  dabei  nicht  selten  der  Mord,  wobei  der  Aus- 
spruch Häv.  73,117  freihch  das  traciteische  >rixae  raro  conviciis 
saepius  caede  et  vulneribus  transiguntur«  corrigirt  (vgl.  Häv.  42). 
Dann    das    Spiel    (Atlm.   71,8);    gerade    auch    vom    Spiel    mit 


448 

WaSen,  freilich  vom  Schwerttasx  spncht  Tadtiu  C.  24,  und 
der  Sdiwerttaiu  wud  deutseh  garsde  ohne  Schilde  gespielt 
(anden  als  die  grieohiwshe  PTnhiche,  s.  Mflllenhoff  Uebet  6sa 
Schwertertans).  Daneben  nodi  dai  Wandern  (Sgdr.  37,1)  und 
Sohifiea  (FU.  11,4 — Ö,  Sig.  sk.  63,6);  dar  Bine^campf  mit  dem 
barbfldachen  Triumph  (H.  H.  tt  28,9);  die  erbeutete  Kuh 
(H&v.  70,3,  TgL  I.  B.  GeldnerEaegi  70  Lieder  des  Rigveda 
S.  168,  Amn.  3).  Und  von  allem  was  menBcbliohe  Konst- 
lertij^t  schafft,  nur  das  Uteste  mid  einfachste:  das  "nioi^iefiss 
von  der  Drehscheibe  (Hav.  83,4). 

Wie  wenig  bieten  daneben  die  ags.  Metapheml  Jene  älteste 
Schicht  hat  sich  hier  fast  verloren;  nur  B.  726  heisst  es  gans 
wie  Gud.  I  27  him  of  edgum  stöd  Uge  geUcdst  leöht  uofiger 
(vgl  übrigens  schon  Iliaa  1,  104  u.  &.).  TJi^d  doch  selbst  hier  ein 
Unterschied:  altn.  fehlt  jedes  Ve^eicbswort,  ags.  steht  das 
imvermeidliche  gelicost;  d.  h.  in  der  eddischen  Stelle  haben 
wir  fast  noch  ein  lebendiges  Bild,  im  Beovulf  aber  ist  die 
Tergleichimg  fast  schon  Metapher  geworden.  Und  so  hatten 
wir  beinahe  alle  ags.  Metaphern  zu  alta.  Gleichnissen  zu  ge- 
sellen (vgl.  Heinael  S.  17,  ten  Brink.  S.  25).  IkEt  andern 
Worten:  die  älteste  Schicht,  ich  möchte  sagen  die  Steinzeit  der 
uigerm.  Gleichnisse  ist  schon  in  der  altn.  Poesie  rar  Metapher 
verwittert;  diejenige  Schicht  aber,  die  altn.  breit  ans  vor  Äugra 
liegt,  ist  in  den  modernen  ags.  Gedichten  schon  demselben 
Schicksal  nah  und  eine  dritte  Epoche  hebt  dort  an.  —  Biblisch 
sind  Metaphern  wie  svearte  gejjöhte  Sat.  371,  vgL  447  u.  575. 
Eine  echt  ags.  Metapher  ist  dagegen  brynevylmom  B.  2336: 
diesem  Seefahrervolk  sieht  es  ähnlich,  vom  Flammenmeer  la 
sprechen,  woran  die  Skandinavier  schwerlich  gedacht  hätten. 
Saum  noch  Metapher  ist  Gn.  Ex.  73  la  (sceal)  brycgian.  — 
Eine  vollständige  Sammlung  und  Besprechoog  aller  meta- 
phorischen Ausdrücke  im  ags.  Epos  entMlt  die  DissertaticHL 
von  F.  Gummere:  The  Anglo-sazon  Metaphor  (Halle  1881),  gegen- 


£aMri»am^i^^>B*«M«a^k- - 


443 

deren  Grandanschauung»  als  sei  das  Vergleichen  überhaupt  dem 
germanischen  Wesen  fremd,  A.  HofEmann  (in  der  dtirten  Ab- 
handlung) mit  Recht  Heinzeis  Auffassung  vertheidigt.  — 

n.  Vergleiche  (A.  HofiEmann  aao.  für  die  Edda,  6.  210, 
für  Beov.  8.  216). 

A.    Gegenstände  der  Vergleichung. 

Die  Bilder  sind  genommen: 

1.  aus  dem  menschlichen  Leben. 

der  Mensch  selbst:  unna  f)öttumk  .  .  .  sem  sjalfri  mär 
Odd.  30,6. 

Bruder:  [sem  hann  br6dir  minn  um  borinn  vaii  Helr.  12,3) 
Bern  Vit  broedrum  tveim  of  bomar  vaerim,  also  »wie  zweier 
Brüder  Erzeugtet  (Simrock)  Odd.  10,7. 

Freund:  Bvi,  er  audr  sem  augabragd,  hann  er  valtastr  vina 
Hiv.  77,4. 

Hierher  auch  sem  fötr  Qdrum  Hamft.  14,4.  — 

todter  Mann:  oferdrencte  .  .  .  svylce  hi  vaeron  deade  ge- 
slegene  Jud.  31. 

Dieb :  Cri.  868  L  nach  biblischem  Vorbild ;  vgl  ten 
Brink  aao.  6.  70. 

Wächter:  {)onne  se  veard  svefad  B.  1741  f. 

Schütze :  se  |)e  of  fiänbogan  fyrenum  soeöted  B.  1744—47. 

Wüstenfahrer:  hu  mag  |)äm  geveordan,  'pe  on  vtetenne 
m6de  and  metele^  mörland  tryded  u.  s.  w.    EL  611  f. 

2.  aus  dem  Thierreich. 

Wolf:  sjaldan  liggjandi  ülfr  laer  um  getr,  ni  sofandi  madr 
sigr  HAv.  58,4,  sem  grey  noma  Hamd.  28,3.  —  Wölfin:  var- 
gjmjur  väru  |)aer  en  varla  konur  Harb.  39,1. 

Adler:  gm  ä  aldinn  mar;  svd  er  madr  —  HAv.  62,3,  sem 
emir  ä  kvisti  Hamd.  29,4. 

Ross:  Gvä  er  fridr  kvenna  —  sem  aki  jö  öbryddum  ä  isi 
hilum  Häv.  89,1. 


-rMMh 


444 

Schlange:  Qtul  vära  auga  sem  ymilmgi  R.  34,7 — 8. 

Ziege  (bei  den  Böcken):  sem  med  b^from  Heidrün  fari 
Hyndl.  47,7. 

Elatze:  konmig  oneisan  sem  kattar  son  H.  H.  I  19,7. 

Greiss  (vor  dem  Wolf):  sem  fyr  nlfi  ödftr  rynni  geitr  af 
fjaJli  geiskafullar  H.  H.  n  36,5. 

Hirsch:  svä  var  Sigurdt  sem  .  .  .  hjQrtr  bäbeinn  mn 
hvQssmn  dyrum  Gud.  11  2,5.  —  Hierher  gehört  auch  der  Name 
der  HaUe  Heorot.  —  Hirschkalb:  svä  bar  Helgi  sem  ...  sä 
djrrkdlfr  dgggu  slunginn,  er  qM  ferr  Qllum  dfrom,  ok  hom 
glöa  vid  himin  sjWan  H.  H.  11  37,5. 

Habicht:  na  em  ek  svd  fegin  .  .  .  sem  dtfrekir  'Odins 
haukar  H.  H.  H  42,1. 

Affe:  noma  döm  {>ü  munt  fyr  nesjum  hafa  ok  cnrlgg  dsvinns 
apa  Fäf.  11,1.  vgl.  Hdv.  74,3. 

Bär:  sem  bjQm  hryti  Hamd.  25,4.  — 

Vogel:  fugle  gelicost  B.  218,  An.  501. 

wildes  Thier:  svä  vilde  deör  Jul.  597,  Güth.  297.  879. 

Biene:  anlice  beöd,  svä  f)ä  beön  berad  butn  ätsomne  u.  s.  w. 
—  svä  beöd  gellce  {)ä  leäsan  men  Leas.  18  f.  — 

3.  aus  dem  Pflanzenreich. 

Föhre:  hrgmar  ^U  —  svä  er  madr  Hdv.  50,1,  (vgl. 
MüUenhofi  D.  Alt.  S.  282). 

Esche  (über  Domen):  svä  bar  Helgi  .  .  .  sem  itrskapadr 
ask  af  I)ymi  H.  H.  U  37,1. 

Lauch  (über  Halmen):  svä  var  mlnn  Sigurdr.  .  .  sem 
vaeri  geirlaukr  or  grasi  vaxinn  Gud.  I  18,1;  sem  vaeri  groenn 
laukr  or  grasi  vaxinn  Gud.  H  2,1. 

Laub:  nü  em  ek  svä  litil  sem  lauf  s6  opt  jQlstrum  Gud. 
I  19,5. 

Birke:  eda  brendi  mik  sem  birkinn  vid  Gud.  H  12,9. 

Espe:    einstoed  em  ek  ordin   sem    Qsp    i  holti,    fallin  at 


445 

fraendum  sem  furaat  kvieti,  vadin  at  vilja  sem  vider  at  laufi 
Hamd.  6.  — 

4.  Andere  Natargegenstände. 

Feuer:  eldi  heitaxi  brennr  '—  fridr  Häv.  61,1  [sem  logi 
foeri  HyndL  24,8,  Ijös  miMt  svä  sem  eldr  biyimi  Sgdr.  2]  — 
ßvylce  eal  Pinnsburh  fyrenu  vaere  Pin.  36. 

Gold  (über  Silber):  svi.  var  Sigurdr  sem  .  .  guU  glödrautt 
of  grii  silfri  Gnd.  n  2,7  —  svä  smaete  gold  u.  s.  w.  El.  1309 
—12,  oder  bid  golde  glädra  Sal.  488. 

Sonne:  |)onne  on  sumera  sunne  Bcined  Dan.  275,  sunnan 
gelice  Sal.  307,  simnan  leohtxan  Cri.  1242.  1652,  ßvä  of  heo- 
fene  hadre  scined  rodoree  candel  B.  1571,  seo  vlitescyne  vul- 
dree  condel  Jul.  454.  — 

Sonnenstrahl:  svä  var  Svanhildr  .  .  .  sem  vaeri  soemleitr 
ßölar  geisli  Gud.  hv.  15,5 — 8,  ebenso  Sig.  sk.  5  —  min  se  sv§- 
testa  simnan  scima  Juliana  Jul.  166.  — 

Stern:  gelle  väs  he  |)am  leohtrum  steorrum  Gen.  256 

Wmd:  vinde  gellcost  El.  1272. 

Erde:  oder  bid  gnmdum  sveartra  Sal.  488. 

Acker:  akri  arsänum  trüi  engl  madr,  ne  til  snemma  6}Td 
HA\,  88,1. 

Stein:  heo  vaeron  stearce  stane  heardran  El.  565. 

Sand:  litilla  sanda,  htilla  saeva,  litil  eru  ged  guma 
Häv.  53,1. 

Schnee:  hals  h\'itari  hreird  mjollu  Rig.  28,11. 

Eiß:  ise  gelicoßt  B.  1608  f. 
Verbal:    svä  var    at  heyra  .  .  .  sem    bjgrg    eda   brim    brotna 
mundi  H.  H.  I  29,1.  — 

5.  Verarbeitete  Naturgegenstände  und  andere  Dinge. 
Altn. :  Glas:  nü  er  grjöt  J)at  at  gleri  ordit  Hyndl.  10,3? 

Kleinod:  svö  var  minn  Sigurdr  .  .  .  sem  .  .  .  vaeri  bjartr 
ßteinn  ä  band  dreginn,  jarknasteinn  Gud.  I  18,5. 


446 

Sohoh:  emkat  ek  ni  luelbUr  aam  hiidBkör  fom  &  vir 
mah.  36.  — 

AgB.:  aiu:  BTa  pSX  acut  gUa  Cri.  1283. 
Olaa  oder  Kleinod:  srä'glas  odOe  gim  Fh.  300 
Elemod:  Btäne  gelloAst,  {dfu^om  gimme  o.  s.  w.  Ph.  302, 
gimnuim  gellctet  Rtm.  11. 

Stahl:  8^  geUcdst  B.  985. 

Wachs:  bet  vaepen  vera  veze  gelictet  Ao.  1147.  — 
B.  Tifiger  der  Veigleicbiing. 

1.  UebennenBchliche  Wesen. 

Gott:  vergUchen  mit  der  Sonne  Cri.  1652.  Engel:  ver- 
glichen mit  der  Sonne  Dan.  275;  mit  dem  Sternen  Gen.  256. 

Seele:    lobend  vei^cheo    mit   der  Sonne  Cri.  1242,    mit 
dem    Gold   EL  1309.    Sal.  488;    tadehid  mit  dem   Abgrund^ 
Sal.  488. 

Hierher    auch    der  Vergleich    der   Erallen   Grendels    min 
dem  Stahl  B.  985. 

2.  Menschen. 

Männer.  Lobende  Vergleiche  a)  ans  dem  menschlichen 
Leben  nur  verbal:  Jemanden  lieben  wie  sich  selbst  Odd.  30,6; 
zusammengehören  wie  die  beiden  Füsse  Hamd.  14,4;  ß)  aus 
dem  Thierreich:  glänzendes  Auge  der  Schlange  R.  34,7;  Eatzen- 
8ohn  H.  H.  I  19,7;  Hinich  und  Hirschkalb  Gud.  II  2,5;  Bär 
Hamd.  25,4;  r)  aus  dem  PSanzenreich:  Esche  H.  H.  II  37,1; 
Lauch  GuA.  I  18,1.  II  2,1;  ^  mit  anderen  Natoig^enstSnden: 
Gold  Gud.  n  2,7;  t)  mit  andern  Dingen:  Kleinod  Gud.  I  18,5. 

Tadehide  Vergleiche  a)  Dieb  Cri.  8681.;  ß)  Wolf  H4v. 
58,4,  Hamd.  28,3;  Geiss  (vor  dem  Wolf)  H.  H.  H  36,6;  Affe 
F4f.  11,1.  —  wüdes  Thier  Jul.  597,  Göth.  247.  879;  Bieao 
Leäs  18f;  f)  Pöhre  H4v.50,l;  3)  Irühbesäter  Acker  H4v.  88,1, 
Sand  Häv  53,1  —  Stein  EL  565;  c)  Schuh  Harb.  Sb.  —  Hier 


447 

hs  auch   der  Vergleich  der  Gedanken   mit  den  Sandkörnern 
mv.  68,1.  — 

Besdueibende  Vergleiche  a)  todter  Mann  Gud.  31 ;  Wäch- 
ter B.  17411;  Schütse  B.  17441.;  WüBtenfahrer  £1.  611f.;  ß) 
Adkr  Hiv.  62,8,.  Haznd.  29,4.  —  Der  Körper  durchsichtig 
^  Glas  Cxi.  1283.  — 

Frauen.    Lobende  Vergleiche   a)  verbal:    sich  lieben  wie 

Geschwisterkinder   Odd.  10,7;   ß)  — ;    f)  — >    ^  Sonnenstrahl 

Gut  hv.  16,5,  Sig.  sk.  65,  Jul.  166;    Sonne  Jul.  454;  e)  — 

-Sierher  auch  der  Vergleich  dee  Halses  mit  dem  Schnee  R.  28,11. 

Taddnde  Vergleiche   a)  —;   ß)  Wölfin  IWrb.  39,1;    Rosß 

Hiv.  89,1;  Zi^e  (bei. den  Böcken)  H.  H.  I  19,7;  f)  — ;  ^  — • 

Beschreibende   Vergleiche    a)  —;   ß)  Habicht   H.  H.  H 

42,1  (von  der  Freude);    r)  Laub  Gud.  I  19,5;    Birke  Gud.  n 

12,9;  Espe  Hamft.  6  (alle  von  der  Trauer).  — 

3.  Thiere  werden  nicht  durch  Vergleiche  geschildert. 
Doch  hierher  der  Vergleich  der  Federn  mit  Glas  und  Edel- 
stein Ph.  300.  302.  — 

4.  Naturgegenstände. 

licht,  Glanz:  mit  dem  Feuer  verglichen  Hyndl.  24,8, 
Sgdr.  2.  —  B.  727,  Fin.  36;  mit  der  Sonne  B.  1571. 

Sturm:  verbal:  wie  wenn  Berg  und  Brandung  zerbrechen 
Bollte  H.  H.  I  29,1. 

Eis:  verglichen  mit  dem  Edelstein  Run.  11.  — 

5.  Verarbeitete  Gegenstände. 
Mauern:  wie  Glas  Hjudl.  10,3. 
Schiff:  wie  ein  Vogel  B.  218,  An.  501. 

Verbal:    die  Waffen  zerschmelzen  wie  das  Eis  B.  1608 f., 
^e  das  Wachs  An.  1147f.  — 

6.  Abstracta. 

Freundschaft:  dem  Feuer  verglichen  Hdv.  51,1. 


448 

Reichthum:  verglichen  mit  einem  falschen  Freund  BAv. 
77,4,  mit  dem  Winde  EL  1272.  — 

Ueberblicken  wir  auch  diese  Zusanmienstellung. 

Uebermenschliche  Wesen  werden  nur  in  der  christlichen 
Dichtung  durch  Gleichnisse  geschildert,  nie  die  heidnischen 
Götter.  Diese  ags.  Bilder  theilen  den  seligen  Wesen  den  Glanz 
der  Grestime  (mit  der  Sonne  wechselt  wie  sonst  das  Grold),  den 
verfluchten  Höllenschwärze  zu,  nach  dem  Schema  der  Predig- 
ten. —  Interessanter  ist  die  häufigste  Gruppe:  Vergleiche,  die 
dem  Menschen  gelten.  Darüber  wurde  Einiges  schon  oben 
bemerkt.  Altn.  werden  alle  Reiche  herangezogen,  besonders 
das  Thier-  \md  Pflanzenreich,  ags.  sind  die  Gleichnisse  für 
den  ^lann  aUe  vom  menschlichen  Leben  genommen;  die  Frau 
wird  altn.  dem  Mann  analog  verglichen,  ags.  Juliana  als  seliges 
Wesen  mit  den  Gestirnen.  Die  Gleichsetzung  von  Lichtglanz 
und  Feuerschein  ist  allgemein.  Hübsch  ist  das  ags.  Gleichniss, 
das  das  schimmernde  ELs  malt  (Run.  11).  —  Ags.  erhält  das 
Schifi  (An.  501)  ein  abgeblasstes  Bildwort  (und  auch  dies 
beruht  noch  auf  der  Quelle,  worauf  Herr  Professor  Zupitza 
mich  aufmerksam  machte).  Verschiedene  Phasen  innerhalb  der 
ags.  Poesie  bezeichnet  es,  wenn  das  Schmelzen  der  Waffen 
Anfangs  (B.  1608  f)  dem  Schwinden  des  Eises  verglichen  wird, 
dann  (An.  1147)  dem  Zerfliessen  des  Wachses.  Das  letztere 
ist  die  neuere  Ausdrucksweise;  es  beruht  auf  directer  Nach- 
ahmung der  7:pdHtQ\  die  ältere  Art  steht  noch  der  Natur 
näher,  ja  fast  verräth  sie  mythologischen  Hintergrund  (man 
denke  nur  an  das  Zerrinnen  des  Lehmriesen  vor  Thörr).  — 
Endlich  ebenso  characteristisch  verschieden  sind  die  Bilder 
für  den  Besitz  (H.  77,4  —  El.  1272).  Beide  schärfen  seine 
Unzuverlässigkeit  ein,  aber  dem  heidnischen  Germanen  ist  er 
doch  etwas  sehr  Concretes,  ein  ungetreuer  Freund,  der  ihn 
verlässt,  aber  doch  selbst  Bestand  hat,  oder  doch  wenigstens 


^-■«■I--  *a 


449 

BO  gat  wie  der  Mensch  lebt  iind  stirbt  (BUiv.  75—76);  dem 
christlichen  Angelsachsen  ist  er  ein  Nichts»  ein  WindeshauclL  — 

Von  den  Vergleichen  der  Räthsel  sehen  inr  hier  ab, 
ebenso  natürlich  von  den  biblischen  Gleichnissen.  Dag^n 
darf  man  wohl  die  Traumbilder  in  den  Atlamäl  hierher  ziehen, 
die  ganz  demselben  Gedankenkreise  angehören  wie  die  eben 
gesammelten  Bilder: 

Feuer:  blaeju  hugfia  ek {dna  brenna  i  eldi  u.  s.  w.  Atlm.  15. 

Bär:  bjQm  hugda  ek  hä:  inn  kominn  Atlm.  16,  vgL  17: 
bvitabjQm  hugdir,  I)ar  mun  hregg  austan. 

Adler:  gm  hugda  ek  hä:  inn  flj6ga  Atlm.  18,  vgl.  19: 
opt  er  {Mit  fyr  0xnum,  er  qtdm  dreymir. 

Schlange  (und  Galgen):  g0rvan  hugda  ek  ^r  galga  —  aeti 
])ik  ormar  AÜm.  21. 

Todter  Mann:  blödgan  hugda  ek  maeki  u.  s.  w.  Atlm.  23, 
VgL  24:  opt  verdr  glaumr  hunda  fyr  geira  flaugum. 

Strom:  ä  hugfia  ek  h^r  inn  renna  u.  s.  w.  Atlm.  25. 

Todte  Weiber:  konur  hugfiak  daufiar  koma  i  nött  hingat 
u.  s.  w.  Atlm.  27. 

Natürlich  sind  diese  Traumbilder  unbestimmte  Zeichnungen 
des  kommenden  Unglücks,  gerade  wie  die  Wimdererscheinungen 
und  Träume  vor  Julius  Caesars  Tod,  mit  denen  sie  sich  zum 
Theil  direkt  berühren:  dem  drohenden  Bären  entspricht  dort, 
wie  überhaupt  in  der  antiken  Thierwelt,  der  Löwe,  dem  Adler 
die  Nachteule,  welche  als  Unglücksvogel  hier  erst  Shakespeare 
eingesetzt  hat  (gerade  im  Gregensatz  zu  seinen  ags.  Vor- 
gängern, die  für  »Adler«  das  allgemeinere  »Vogel«  eingeführt 
hatten);  das  blutige  Bild  des  Helden  auch  hier.  Auch  fehlt 
dort  so  wenig  wie  hier  die  günstige  Auslegung  des  zweideutigen 
Vorzeichens,  etwas  geschickter  freilich  als  Atlm.  19  in  dem  gewalt- 
samen Wortspiel  0xnum :  omu.  Vgl.  übrigens  allgemein  Lüning 
Natur  S.  180.  Die  Eigenart  dieser  Stellen  liegt  aber  darin,  dass  hier 

Moynr,  Altgermanitohe  Poesie.  29 


450 

.Handlang  mit  Handlang  Tnglichfln  «ird,  nicht  wie  scmat  (auch  H. 
H.  1 29  tnti  der  verbalen  Fonn)  eine  Person  oder  ein  Gregenstand 
mit  anderen  Perwnen  oder  Dingen.  —  Aebnliohea  gilt  von  den  fal- 
schen ErklUrnngen  Lolda]>r7m.  26  28,  die  sich  aoali^  in  Volks- 
märchen wiederholen  (besondeia  in  Trage  and  Antwort  Roth- 
käppchens  und  des  WoUes).  Die  ironische  Vet^^eichang  wird 
dann  in  der  Schlosaetrophe  fir.  38  nochmals  in  aotläietiacher 
Form  aaigenommen.  -H.  H.  II  89 — 40  werden  die  richtige 
TiwiaiTiTig  und  die  von  einem  mi^acbbaren  ElreigniBs  genom* 
mene  falsche  neben  einander  gestellt. 

Vergleiche  nnd  Metaphern   aas  einseinen  .Gedichten  sind 
wiederholt  besprochen.    Für  die  Edda  haben  Edxaidi  (Germ. 
23,185)  und  Symona  (P.  B.  4,200)  Master  (in  H.  H.  II)  und 
Nachabmangen  (in  Gud.  I  und  I^  zu  scheiden  versucht.     Für 
Be<)Tulf  vgL  ausser  dm  Abhandlungen  von  Gummere  und  Hofi— 
mann  noch  Röcnii^  Beowulfskvadet  S.  136;  für  Caedmon  Ziegler' 
(S.  75  f.  Metapher,  S.  161  f.  Gleichniss),  für  Cynewulf  Jansen  (S. 
113  f.  Metapher,  S.  134  f.  Vei^leich)  und  Ramhorst  (S.  57  f.  Meta- 
pher), für  Otfrid  Schütze  (Poetik  Otfrids  3. 51  f.).  —  Üeber  die  Ver- 
gleichungen  und  Metaphern  im  Allgemeinen  handeln  z.  B.  Herder 
Ursprung  der  Sprache  (Werke,  Stuttgart  und  Tübingen  1827, 
n  83),  Scherer  Poetik  S.  262.  267  (dessen  Anschauungen  ich  hier- 
bei nicht  folgen  konnte)  und  besonders  Max  Müller  Denken  im 
Licht  der  Sprache  S.  442  f.;  epeciell  über  Thierbilder  F.  Brink- 
\mann  Die  Metaphern  Band  I  (Bonn  1878).     Für  spätere  Zeiten 
z.  B.  über  die  altn.  Saga  Döring  S.  38,  41  Heinzel  Saga  62  f. ;  über 
das  mhd.  Volkeepoe  Schultz  Vergleich  Metapher  Allegorie  und 
Ironie  in  den  Nibelungen  und  der  Kudrun  Progr.  Charlotten- 
bürg  1879  No.  1,  auch  Gummere  aao.  8  Anm.,  über  das  mhd_ 
höfische  Epos  W.  Grimm  Gleichnisse  im  Osaian  and  FarciTa&_ 
El.  Sehr.  I  48  f.;  über  das  spätmhd.  Epos  Schütze  Stil  Zazit- 
hovena  S.  15  f.  und  über  die  mhd.  Gnomik  Boethe  Reinmar  toxi 


461 

Zweier  6.  274  f.  üeber  Layamon  Regel  Anglia  I  211  i.  Für 
die  prov.  Poesie  Stöeeel  Bilder  und  Vergleiche  der  altprov. 
Lyrik  Dies.  Marburg  1886.  —  Uhlaads  Abhandlungen  über  die 
Gleichniese  im  mhd.  Volksepoe  I  394  f.,  im  Minnesang  V  129  f. 
wurden  schon  oben  angeführt.  —  Für  nhd.  Zeit  erinnere  ich 
nur  an  die  berühmte  Vergleichung  des  »metaphorischen 
Elementesc  bei  Lessing  und  Goethe  in  Danzels  Lessing  I  424. 

Die  FSlle  der  kaum  noch  hierherzuziehenden  Metonymie 
hat  A.  Hoffmann  aao.  für  die  Edda  6. 203  f.,  für  Beovulf  S.  212  f. 
gesammelt.  — Auch  die  Personification  grenzt  an;  vgl.  ebd. 
für  die  Edda  6.  211,  für  Beövulf  6.  215,  femer  für  Caedmon 
Ziegler  8.  138,  für  Cynewulf  Ramhorst  6.  58,  Jansen  S.  113.  — 

Es  sei  zum  Schluss  noch  gestattet,  die  nahe  Verbiadimg 

zwischen  dem  Gleichniss  und  dem  epischen  Leben,  zwischen 

der  idealen  und  der  transcendenten  Welt  (wenn  man   so  die 

beiden  Stufen  normalisirter  Weltbilder  scheiden  dürfte,  die  wir 

in  §  5  besprochen  haben)  an  einem  mhd.  Beispiel  zu  erläutern. 

N.  N.  31,4  heisst  es:    >vil  der  edeln  steine  die  frouwen  leiten 

in  daz  gölte    Das  ist  episches  Leben:  für  den  Dichter  versteht 

sich  von  selbst,  dass  nur  die  werthvoUsten  Eleinode,  und  diese 

nur  IQ  grosser  Zahl,    und    zwar  nur   in  vornehmster  Fassung 

zum  Schmuck  der  Helden  verwendet  werden.  —  Und  MF.  5,11  f. 

heisst  es  »du  zierest  mine  sinne  .  .  (nu  merke  et  wiech  daz 

meine),  als  edele  gesteine,  swa  man  daz  Idt  ia  das  gölte    Da 

wird  der  Geliebte  in  jene  Welt  erhoben,  in  der  die  Ideale,  die 

»Ideen«  aller  Dinge  leben;  aber  die  naive  Anschauung  dieser 

Zeit  vermag  sich  zu  einem  höheren  Bilde  noch  nicht  zu  erheben 

als    dem  eines  Schmuckstückes.  —  Ganz  ebenso    bildete  man 

einst  Gleichnisse  von  der  Drehscheibe  des  Töpfers   oder  dem 

Kampf  um  Viehheerden,  als  man  höhere  Sinnbilder  noch  nicht 

im  Sinn  trug;  später  aber  sah  man  sich  rings  um  nach  Bildern, 

die  einen  bestimmten  Begriff  ausdrücken  konnten:  Symbole  des 

29* 


452 

Hervorragenden,  des  Glänzenden  würden  geechafien;  und 
schliesslich  drang  auch  hier  die  Häufung  ein:  Athn.  70  ist 
der  Dichter  auf  die  Büderjagd  gegangen  und  hat  im  Epos 
Gleichnisse  gesammelt,  wie  sonst  die  Didaktiker  in  ihren 
PriameÜL  — 

§  25.    Sprichwörter. 

Die  Sprichwörter  sind  eine  für  volksthämliche  Poesie  höchst 
bezeichnende  Art  formelhafter  Wendungen;  nicht  umsonst  hat 
der  gröeste  aller  Humoristen  seinen  derben  Sancho  Pansa  in 
Sprichwörtern  sprechen  lassen.  Landläufige  Weisheit  wird  in 
eine  Form  gekleidet,  die  allgemeinste  Verwendung  gestattet 
Das  muss  sich  auf  innere  wie  auf  äussere  Form  beziehen.  Auf 
die  letztere  pflegt  man  bei  den  Sprichwörtern  gar  zu  wenig  zu 
achten,  wie  Schuchardt  (Ritomell  und  Tersine  S.  84)  gelegent- 
lich seiner  höchst  interessanten  Behandlung  des  ital.  Sprichworts 
in  seiner  Beziehung  zum  Ritomell  bemerkt.  Wir  glaubten  be- 
haupten zu  dürfen,  dass  in  der  altgerm.  Poesie  sich  als  Haupt- 
form dafür  die  Ijödahätt-Strophe  oder  deren  Hälfte,  spedell 
aber  der  anaphorische  Dreizeiler  entwickelt  habe.  Diese  Form 
leitete  uns  auch  schon  auf  ein  weitverbreitetes  altgerm.  Sprich- 
wort, dasjenige  von  der  Hinfälligkeit  aller  werthvollen  Güter, 
(denn  dass  f^,  fraendr  und  eigenes  Selbst  die  Summe  aller 
Güter  bedeuten,  beweist  Häv.  69).  Auf  einige  andere  uralte 
Sprüche  werden  wir  noch  hinweisen.  Näher  können  wir  aber  hier 
solchen  Beziehungen  nicht  nachgehen.  Denn  das  ist  klar,  dass 
eine  Besprechung  und  Yergleichung  der  alten  Spruchsammlungen 
(Häv.-Gnom.-Fäder  larcvidas)  von  einer  Analyse  nicht  nur  der 
einzelnen  Gedichte,  sondern  sogar  der  einzelnen  Strophen  aus- 
gehen müsste,  welche  zwar  höchst  dankbare  Arbeit  hier  zu  weit 
führen  würde.     Die  Gedichte  Spervogels  würden  dabei  in  der 


453 

GeaunmtaDlage  wie  im  Einzelnen  die  lehrreichBten  Analogien 
Üetem«    Wie  nah  berührt  sich  ein  Spruch  wie  MF.  25,5  mit 
Hav.  4,  oder  MF.  27,6  mit  H4v.  33!    Hier  wie  dort  wird  das 
ArandschaftsverhSltniss  beeonders  liebevoll  ausgemalt  und  hier 
^e  dort  durch  die  Figur  der  flectirten  Wortwiederholung  sym- 
^lifiirt:  Tin  sinum  skal  madr  vinr  vera  £U.v.  42 — 43  und  swä 
ein  Munt  dem  andern  vriimde  bigestat  MF.  24,9.     Hier  wie 
^ort  finden  sich  Strophen,    die  an  sich  schon  kleine  Spruch- 
Sammlungen  sind,  wie  Hä.v.  73  und  118,  MF.  21,29;  hier  wie  dort 
Neigung  zur  Häufung,  die  an  beiden  Orten  zur  Priamelbildung 
'SSkat   An  beiden  Orten  auch  die  Anpreisung  der  vorgetragenen 
Weisheit:  Hiv.  110  (vgl.  MüUenhofE  D.  Alt.  S.  269)  und  MF.  20,17, 
die  sich  aus  dem  Werth  solcher  Sprüche  in  jener  Zeit  erklären. 
Der  Fahrende  war  auch  ein  WafEenschmied ;  er  verkaufte  WaSen 
zum  Kampf  ums  Dasein  und  pries  die  Untrüglichkeit  seiner 
Waare  an  (vgl.  die  schönen  Ausführungen  von  Novalis  Schriften 
2,107).     Deshalb  eben  hält  er  seine  Vorschriften  so  objectiv, 
wie  wir  schon  oben  betonen  mussten.     Solche  Sprüche  sammelt 
Htm  der  Lehrdichter;  er  eröffnet  gleichsam  ein  grosses  Verkauf e- 
lager  von  leicht  zu  verwerthender  Weisheit.     Aber  auch  andere 
Dichter  fügen  gern  solche  Perlen    in  ihre  Gedichte  ein.     Für 
unseren  Zweck    genügt    es,    die    letzteren   Fälle    zu   sammeln, 
solche  also,  in  denen  Sprichwörter    sich   in  nicht  didaktische 
Lieder  verflochten  finden.     Die    biblischen  Sprüche  schliessen 
wir  natürlich  aus. 

Altnordisch. 

einu  doegri  m^r  var  aldr  um  skapadr  ok  alt  llf  um  lagit 
Skim.  13,4,  vgl.  lagt  er  all  fyrir  Grip.  24,6,  munat  skopum 
vinna  Grip.  52,2,  ebenso  skopum  vidr  manngi  Atlm.  46,3, 
endlich  kveld  lifir  madr  ekki  eptir  kvid  noma  Hamd.  29,7; 
vgl.  auch  Fäi.  44. 


464 

öaudigr  madr,  er  til  audigs  k0mr  maeli  frairft  edä  |)egi 
Vaf.  10,1,  vgl  H4v.  19. 

[bregdi  engl  fgsta  heiti  ffra  Alv.  3,6.] 

[sa  einn  er  gjQf  faer  med  godozn  Alv.  4,6«] 

H&yamäLl  pasaiiiL 

{)ö  dugir  siküngum  satt  at  maela  H.  H.  I  47,3. 

f6  räda  vül  fyrda  hverr  ae  til  ins  eina  dags;  |>viat  einu 
ffinni  skal  alda  hverr  fara  til  heljar  h^dan  Faf.  10. 

i  vatni  {)ü  droknar  ef  i  vindi  roer :  alt  er  feige  f orad  Fäf . 
11,4^6. 

|)ä  |>at  finnr,  er  med  fleirum  kemr,  at  engl  er  eimia  hva- 
tastr  Fäf.  17,4 — 6,  vgL  |>at  er  övist  at  vita,  ^  er  kommn  aUir 
eaman  sigtlva  sjmir,  hverr  öblaudastr  er  almn;  margr  er  84  hvatr,  er 
hjQr  n6  rydr  amiars  brjöetmn  1  FiL  24.    Vgl.  auch  o.  S.  216. 

hugr  er  betri  u.  s.  w.  F&f.  30;  hvotmn  er  betra  u.  b.  w. 
Faf.  31. 

|>ar  er  mer  ülfs  vän  er  ek  eyru  s^k  FaL  35,7 — 8  (ein  cha- 
rakteristisches nordisches  Gregenstück  zu  dem  lateinischen  >ex 
ungue  leonemc). 

long  eru  lyda  lae  Sgdr.  2,3. 

qU  eru  mein  of  metin  Sgdr.  20,6. 

Sigrdrifumäl  20—37  passim. 

[en  mik  Atli  kvad  eigi.  myndu  Ifti  räda  ne  Igst  g0ra:]  en 
sliks  skyU  synja  aldri  madr  fyr  annan,  |»ar  er  munud  deilir 
Odd.  22. 

madr  hverr  lifir  at  munum  sinum  Odd.  31,5. 

[svä  skal  froekn  fjandum  verjask,  sem  Hogni  vardi  hendr 
Gunnars  Akv.  20,5—8,  vgl.  32,10—12.] 

opt  er  {>at  fyr  oxnum  |>ar  er  omu  dreymir  Athn.  19,3—4. 

»huggisk  it,  horskarl  hvegi  er  |>at  g0rvisk€;  maela  {>at 
margir,  missir  |)o  störum,  morgum  raedr  Utlu,  hve  verdr  leiddr 
heiman  Athn.  34,3 — 8. 


455 

hginom  opt  gödu  AÜm.  67,4. 

koetom  drepr  kvenna  kaxla  ofriki  u.  6.  w.  Atlm.  70,1 — 6. 

iUt  er  vin'  Täa,  |)aim6  {>er  vel  trüir  Atlm.  89,3—4. 

[saell  er  hverr  bLSbh  er  slikt  getr  foeda  jöd  at  afreki,  Berns 
Qjüki  Atlm.  102,1—4.] 

hvat  m^  fötr  foeti  veita,  ne  holdgröin  hond  aonarri? 
LXnA.  14,5 — 8  (ein  n^atives  Gegenstück  zu  dem  Sprichwort 
ine  Hand  wäscht  die  andere«). 

opt  or  |)eim  belg  boll  rad  koma  Hamd.  26,3—4. 

xnikils  er  &  mann  hvem  vant,  er  mannvits  er  Hamd.  26,7-8. 

ekki  hygg  ek  okkr  vera  ülfa  doemi,  at  vit  mynim  ejalfir  um 
jifiky  sem  grey  noma  Hamd.  28,1—4,  vgL  Holtzmann  Edda 
t30.  — 

Es  fällt  auf,  dass  wir  nirgends  Sprüche  aus  den  beiden 
Bunlungen  H£v.  und  Sgdr.  20 — 37  citirt  finden,  so  nahe  auch 
richwörter  wie  das  erste  und  das  vorletzte  dieser  Zusammen- 
Uung  dort  stehenden  Sätzen  kommen«  —  Eine  Anspielimg 
£  alte  Sprichwörter  vielleicht  H.  H.  1 36,2,  wo  wahrscheinlich  an 
len  Wahrheiteliebe  empfehlenden  Spruch  erinnert  wird,  vgl. 
d.  46  xmd  Holtzmann  Edda  336,36.  —  Vgl.  Rosenberg  aao. 
243f.  — 

Angelsächsisch. 

nyle  he  aengum  änum  ealle  gesyllan  gaestes  snyttru,  |)y 
\  him  gielp  scedde  |)urh  his  änes  cräft  ofer  6dre  ford  Cri. 
3—85,  VgL  Crä.  18  f.,  bes.  28—29;  97  f. 

Wand.  108—9  s.  o.   S.  321. 

gaed  ä  vyrd  sva  hiö  sceal  B.  455. 

vyrd  oft  nered  unfaegne  eorl,  {)onne  his  eilen  deah  B.  572. 

s^lre  bid  aeghvaem,  {)ät  he  his  freönd  vrece,  |)onne  he 
a  mume  B.  1384,  vgl.  ne  mag  na  vandian,  se  |)e  vrecan 
nced  freän  on  folce,  ne  for  feore  muman  Byrht.  258 — 59. 


456 

de^  bia  Bölra  eorla  oeE^Tylcimi  >nine  edvlt  -  llf  B.  2890. 
oft   sceal   eorl  monig  änea  vülan  vnec  idnögan  B.  3077 
(«qnidquid  delinmt  reg«,  plectnntor  Ächiyi«).  — 
Orein  KbL  d.  ags.  Poesie  n  14—16  paasim.  — 
VgL  auch  Be<W.  1246  t.  — 

Althochdeatach. 
mit  görä  acal  man  geba  infähan,  ort  widar  orte  HÜd.  37.  — 
Mit  Sntechiedeiiheit  drängt  sich  in  den  Vordeignmd  der 
Sprach  von  der  onausweichlichenMachtdeBSchicksals.  Nicht 
bloes  die  fünf  oben  am  Anfang  citirten  Stellen  (Sk.  1S,4,  Gtip. 
24,6.  52,2,  Äthn.  46,3,  Homd.  39,2—8),  auch  noch  F&f.  10 
imd  44  und  vor  allein  Fäf.  11,  ebenso  aga.  B.  4&5.  572  drücken 
diese  Ueberzeugung  aus  (vgL  J.  Grimm  G«6ch.  d.  Spr.*  S.  89). 
Denselben  Spruch  erklärt  Grundtvig  für  die  leitende  Idee  der 
Bjaikemil  (Udsigt  S.  52).  Aber  diese  Erkenntniss  ist  der  eigent- 
liche Grundstein  aller  Erkenntniss  des  Volks  überall  gewesen. 
Wie  OuArün  spricht:  »skgpum  vidr  manngi«,  so  sagt  Hektor: 
jtoipav  ^aSrtuä  fTjfu  mpuxfievov  tfifievat  dvdpäv  (H.  6,488). 
Und  unermüdlich  schÖrfeD  indische  Sprüche  diese  Lehre  ein. 
Jener  Ausspruch  F&f.  11,  dass  glückliche  Umstände  nichts  gegen 
das  Schicksal  vermögen,  wird  dort  wieder  und  wieder  gepredigt 
(Indische  Sprüche  übs.  v,  0.  Böthlingk,  in  einer  ßlüthenlese  her. 
V.  8.  Schwester  N.  51.  L.  Fritze  Indische  Sprüche  N.  15.  217) 
und  wieder  deckt  sich  hier  das  Wort  mit  dem  homerischen: 
iWer  entrinnt,  wenn  feindlich  ihm  das  Schicksal  ist  gesinnt  1< 
(L.  Fritze  aao.  217.)  Wohl  erst  die  spätere  Ethik  der  Buddhisten 
weiss  von  einer  MJicht  des  Gemüths  über  das  Schicksal  (Böth- 
lingk  aao.  163).  —  Ebenso  enthält  B.  2890  eine  uralte  Lehre;  man 
denke  nur  an  die  Soge  von  Achilleus.  -  Uralt  ist  auch  die  Wamong 
vor  der  Trieglichkeit  der  Frauen  und  Häv.  83  hat  schon 
Zimmer   (Altind.  Leben  S.  342)  mit  indischen  Sprüchen  ver- 


457 

^Kdun.  —  Und  sicher  geht  noch  mehr  auf  einen  uralten  idg. 

WeisheitSBchatz  zurück.    Doch  hier  ist  nicht  Zeit  daraufhin 

otchsograben.     Gelegentlich  freilich  finden  sich  auch  charakte- 

ttgtiflche  Verschiedenheiten.    Gewiss  aus  echt  germanischer  An- 

ichaaung  heraus  heisst  es  bei  Saxo:    ifas  est  belligerum  hello 

proetemere  divmnc  (Saxo  ed.  Holder  66,23),  wahrend  Theognis 

Idirt:   pdx  hm  dvgjtdim  irpÖQ  d^ayaTouQ  fiaj^iaaa^at   (Po^tae  lyr. 

graed   min.  ed.  J.  Pomtow  I  220,162).     Welche  Anschauung 

Odspiicht  nun  der  der  Urväter?    Die  Praxis  der  Ilias  spricht 

ftr  die  Lehre  der  Grermanen.  — 

Koch  leichter  wäre  ein  gemeingerm.-  Spruchschatz  zu 
Immeln.    Auf  die  Lehre  von  der  Vergänglichkeit  des  Besitzes 
gfioeocn  wir  in  altn.  und  ags.  Formulirung  schon  zweimal  (in 
§  4  und  §  12).    Und  die  Sprüche  B.  1385,  Byrht.  258  klingen 
to  sehr  an  an  des  Tacitus  berühmtes  »feminis  lugere  honestum 
est,  viris  meminisse«   (Germ.  27,9),  dass  man  kaum  der  Ver- 
suchung widersteht,  den  Berichterstattern  des  alten  Historikers 
schon  ein  Sprüchlein  ähnlicher  Art  zuzuschreiben.  — 

Doch  auch  das  Entstehen  von  Sprichwörtern  können 
wir  hier  studiren.  Anspielungen  auf  Gregenstände  der  Volkssage 
ToxO.  Didiwong  machen  ja  überall  einen  grossen  Theil  des 
volksthümlichen  Citatenschatzes  aus  und  sind  im  Norden  so- 
gar von  der  Eimstpoesie  zum  System  ausgebildet  worden. 
Akv.  20,5  sehen  wir  zu  einer  derartigen  sprichwörtlichen  An- 
wendung den  ersten  Schritt:  überall  konnte  diese  visuhelming 
dtirt  werden.  Atlm.  102,1  heisst  es  aber  schon  wirklich, 
Gjukis  Tochter  sei  sprichwörtlich  geworden.  Endlich  haben 
wir  drittens  gänzlich  formelhaft  Frödis  Frieden  H.  H.  I  13,5.  — 
Die  Sprichwörter  sind,  wie  überall  die  Regel  ist,  meist 
einfach  aussagend.  Selbst  Ermahnungen  geben  sich  als  Er- 
fahrungssätze in  der  Form:  »besser  ist  es  —  als  — «.  So  wird 
auch  die  Gier  nach  Schätzen  Fäf.  10  ganz  naiv  als  allgemeine 


458 

Erfahrung  ausgesprochen,  ohne  jede  moralische  Nutzanwendung. 
Erst  spät  tritt  die  ermahnende  Form  ein  (Odd.  22,  Akv.  20  — 
EQld.  37).  Ebenso  ist  es  jüngere  Art,  vorsichtiger  statt  der 
allgemeinen  Aussage  ein  »oft«  zu  brauchen  (Atim.  67,  Hamd. 
26  —  B.  572.  3077).  —  Vgl.  auch  o.  S.  216. 

Fast  nur  jüngere  Lieder  bringen  Sprichwörter  an»  altn. 
bes.  Grip.,  F4f.,  Atlm..  Ags.  dagegen  ist  wieder  die  älteste 
Schicht  auf  der  Höhe  der  jüngeren  nordischen:  nur  Beovulf 
und  Byrhtnoth  sowie  der  Wanderer  haben  noch  alte  Sprüche 
verwandt.  Dann  treten  christliche  Sätze  dafür  ein.  TOnmAl 
finden  wir  einen  solchen  noch  ganz  in  der  alten  Form:  der 
Vordersatz  »sdlre  bid  äeghvaem«  leitet  wie  B.  1386  jene  altgerm. 
Lehre  so  An.  320  eine  christliche  Ermahnung  ein.  — 

Den  Sprichwörtern  stehen  eigentlich  Citate,  Entlehnungen 
aus  andern  Gredichten  nahe;  doch  muss  man  sich  hüten, 
beides  zu  verwechseln.  Sie  verhalten  sich  zu  einander  wie 
das  Lehnwort  zum  Fremdwort.  Lehnwort  wie  Sprichwort  sind 
zwar  gleichsam  nicht  angeboren,  aber  doch  angewachsen; 
jeder  Einzelne  muss  sie  wie  eigenen  Besitz  empfinden  und 
verwenden.  Aber  bei  dem  Fremdwort  wie  beim  Citat  bleibt 
immer  das  Grefühl,  dass  man  fremdes  Eigenthum^ch  ^E)en 
nur  leiht.  Li  der  Philologie  hat  man  einst  alle  Lehnwörter 
unter  die  Fremdwörter  geworfen;  jetzt  wieder  ist  man  eher 
geneigt,  Fremdwörter  dem  einheimischen  Sprachschatz  zuzu- 
schieben (z.  B.  in  der  Verwerthung  des  sprachlichen  Materials, 
vgL  Schrader  Sprachvergleichung  und  Urgeschichte  S.  201  f.). 
Umgekehrt  hat  man  in  der  Literaturgeschichte,  besonders  der 
des  Mittelalters,  Entlehnungen  gar  zu  gern  angenommen,  auch 
wo  bloss  zufälliges  Zusammentreffen  oder  aber  Benutzung  von 
formelhaften  Wendungen  auf  beiden  Seiten  vorlag.  Selbst 
MüUenhoff  hat  vielleicht  aus  einer  zweifelhaften  Entlehnung  zu 
viel  gefolgert,  wenn  er  (D.  Alt.  S.  280)  die  Wiederholung  des  von 


459 

QQi  schon  besprochenen  Satzes  »Es  stirbt  Vermögen,  es  sterben 
f^onde«  in  einer  yisa  des  sehnten  Jahrhunderts  zur  Datirung 
^  alten  Sprachgedichts  benutzt.    Wie  dies  flatternde  Sprüch- 
iein  in  dem  ags.  Gedicht  sich  in  geringer,  zum  Theil  durch 
^ie  Art   der  Anwendung   erklärter  Veränderung   niedergelassen 
<Vat,  80  kann  es  da  und  dort  zur  Ruh^  gekommen  sein,  ohne 
^ass  Eyvind  skaldaspillir  oder  sein  Nachfolger  die  Hä^vamäd  ge- 
kannt hätten.    Stehen  doch  in  diesem  Sammelgedicht  selbst  zwei 
"^on  einander  unabhängige  Anwendungen  des  alten  Dreizeilers.  — 
Einem  Citat  steht  die  Anspielung  auf  ein  Sprichwort  H.  H.  1 36 
nahe.   Sichere  Citate  bieten  die  prosaischen  Stücke  der  jüngeren 
Edda  in  grosser  Anzahl.     In  den  Gredichten  wüsste  ich  keine 
nachzuweisen;  denn  wenn  dieselbe  Strophe  in  mehreren  Liedern 
Torkommt  (vgl.  §  18  und  Rosenberg  aao.  I  176),  ist  das  etwas 
Anderes  (mhd.  kommen  schon  eigentliche  Citate  vor,  z.  B.  Mo- 
rangen  MF.  132,8,    vielleicht  auch  Spervogel  20,17;  öfter  in 
Parodien    oder    sonstigen    Strophen    persönlichen    Inhalts,    wie 
Waliher  82,35).  — 

Einzelne  Stücke  aus  dem  gemeinsamen  Spruchschatz  der 
Indogermanen  hat  Eaegi  zu  heben  versucht.  Ein  Spruch  über 
die  höchsten  Güter  (Kaegi  Rigveda  Anm.  105)  entspricht  der 
Anlage  nach  jener  Strophe  Häv.  69,  ebenso  ein  Skolion  des 
Simonides  von  Keos  (Geibel  Werke  5,132);  über  den  Spruch  vom 
Sinn  der  Frau  (Kaegi  S.  114  und  Anm.  351)  sprachen  wir  bereits. 
Andere  Belege  aao.  Anm.  162  und  164.  —  Wie  dort  mit  indischen, 
werden  mit  altfrz.  Sprichwörtern  griechische  verglichen  von 
Bekker  Homerische  Blätter  11  200,6.  —  Systematisch  vergleicht 
den  Sprichwörterschatz  der  germ.  und  rom.  Sprachen  das 
bekannte  Werk  von  Ida  von  Düringsfeld  und  0.  von  Reinsberg- 
Düringsfeld  Leipzig  1872  und  1875.  Verarbeitete  Sprichwörter 
sind  besprochen  für  die  altdeutsche  Dichtung  von  Uhland 
Schriften  I  399,   für  die  mhd.  vgl.  Piper  Spielmannsdichtung 


S.  275,  auch  memen  Anfaati  Zb.  t.  d.  Alt  89,164;  altbamö- 
Bische  bei  Bekker  aao.  225,3.  Ein  Bebt  hübschM  BeiBpiel  Hr 
den  calturhistonschen  Werth  aolchar  Sprichwörter  bietet  die 
Erläuterung  rusaiBcher  Sprüche  bei  Keinholdt  GhMch.  der  mBBJBohen 
Lit  S.  95f.  —  Im  Einxelnen  vgL  für  BeoruU  Rönning  S.  58, 
für  Andreas  und  Elene  J.  Grinun  9.  XXXVI,  für  Rnodüeb 
Seiler  S.  180f.,  lemer  für  die  altu.  Saga  Döring  S.  31.  40, 
Heinzel  S.  19,  für  Layamon  Regel  in  der  Anglia  I  199f.  — 
Wie  lange  die  Votstellnng  von  dem  hohen  Werth  der  Sprüdie 
(im  Verkaufen  und  Verschenken  derselben  i.  B.  im  RoodÜeb 
symbolisirt)  noch  fortdauert,  zeigt  die  Spruchvertheilong  des 
^fscbulzen  in  Immermanns  Oberhof  (B.  II  Cap.  4,  in  Kochs 
Ausgabe  S.  154).  — 

g  26.  Antithese. 
Heinzel  (QF.  10  S.  46)  und  nach  ihm  ten  Blink  (Gesch. 
der  engl.  Lit.  S.  70)  schreiben  den  häufigeren  Gebrauch  der 
Antithese  bei  Cynewulf  der  lat.  Bildung  zu.  Ich  glaube,  mit 
Unrecht.  Wie  ich  gegen  Martin  (Za.  f.  d.  Alt.  20,58  N.  5)  den 
Refrain  mittelalterlicher  Lieder  nicht  gelehrtem  Einfluss,  son- 
dern uralter  Tradition  zuschreibe,  eo  möchte  ich  auch  der 
Antithese  die  Anerkennung  ihres  grauen  Alters  sichern,  welches 
ihr  streitig  zu  machen  moderne  Anwendungen  Veranlassung 
gaben.  Zunächst  ist  die  Antithese  überhaupt  schon  in  den 
Anfängen  alles  Denkens  wirksam;  jede  Wortbildung  vermittelst 
Negationspartikel  ist  antithetisch.  Wie  aber  solche  Wort 
Schöpfung  gerade  dea  poetischen  Wortschatz  der  slten  Ger 
manen  füllen  half,  haben  wir  schon  in  §  6  gesehen:  heiti  wie 
öblaudr  oder  hrSdleäs  enthalten  in  sich  eine  Antithese.  In 
groesea  Antithesen  bewegt  sich  jede  Mythologie,  und  wir  sahen 
diese  Gegensätze  in  der  Gruppirung  der  Persönlichkeiten  alt- 
germanischer Dichtung  sich  abspiegeln.     Wie  'Ot>inn  und  {törr 


461 

im  HArbardBÜed   bilden   Hygd    und    j[)rydo   im   Beövulf    eine 
leibhaltige  Antithese  (vgl.  Heyne  zu  Beov.  1927—41)  und  der 
HarlungenmythuB    ist    ganz    auf    den    Gregensatz    des    treuen 
Eckart  und  des  ungetreuen  Sibeche  gegründet  (vgl.  MüllenhoS 
Zß.  SO,  225 — 26).     SpiehnannsUeder  arbeiten  solche  Contraste 
mit  grellen  Farben  aus  zu  Gegenstücken,  wie  Hjalli  und  Hogni 
in  Akv.  und  AÜm.      Aber  auch  die  Antithese  im  eigent- 
lichen Sinn,  der  pointirte  Gregensatz  zweier  rhetorisch  betonter 
Worte,    lag  einer  in  Parallelen  sich  mit  Vorliebe  bewegenden 
Poesie  zu  nahe,  als  dass  es  fremden  Anstosses  gebraucht  hätte, 
um  die  Variation  der  Pendantsätze  bis  zum  Contrast  zu  treiben. 
und    so   ist  denn  auch  wirklich  die  Antithese  in  der  altgerm. 
Poesie    breit   und  voll  entwickelt.     Allerdinge  nimmt  die  Vor- 
liebe für  solche  rhetorischen  Wirkungen  mit  der  Zeit  zu.    Wie 
die  älteren  Lieder  gute  und  böse  Figuren  diskreter  contrastiren, 
als  die  jüngeren,  so  sind  auch  die  eigenüichen  Nester  von  anti- 
thetischen  Wendungen    in  Zahlenangaben   (besonders  pointirter 
Gregensatz  von  eins  und  zwei  wie  Häv.  73,1,  aber  auch  grössere 
Intervalle  wie  AÜm.  51),    in    Farben-    oder  Sto£Ebezeichnungen 
erst  in  jüngeren  Liedern  heimisch.    Und  nur  selten  fanden  wir 
sie  zur  Klimax  gesteigert.     Aber  schon  die  hochalterthümliche 
Vkv.    erzielt   grosse  Wirkung    durch  kimstgerecht  ausgebeutete 
Antithese  (Vk\\  29,5 — 7,    vgl.  38,1—3)    und  grosse  Theile  des 
alten  grossen  Lehrgedichts  laufen  ganz  und  gar  auf  dem  Gegen- 
satz von  klug  und  einfältig  (Müllenhoff  D.  Alt.  S.  281).     Aber 
allerdings    ist    das    specielle  Antithesenmotiv,    welches  die  ags. 
Poesie  ausbeutet,  christiicher  Abstammung:  es  ist  (wie  wir  schon 
bei  den  Zwillingsformeln  bemerkten)    das  Doppelpaar  Himmel- 
Hölle    imd    gut-schlecht;    und    dasselbe  Paar   beherrscht    auch 
Muspilli  imd  HeUand.     Aber  ganz  anders  geartet  ist  die  Anti- 
these der  altheidnischen  Poesie,  wie  sie  in  den  antithetischen 
Zwillingsformeln  der  altgerm.  Lieder  in  sehr  merkwürdiger 


463 

W«iBe  sich  uudifickt  Biae  wird  nimlich  eön  gmi  ibmeriicha 
GMchtspnnkt  zur  Zwedthcdlung  des  hierdurch  eben  zn  mn- 
Bchreibendfln  G«8anuntb^prifEB  heiaaBgsnomineii  (ähnlich  im 
Romanischen,  vgL  Leiflholdt  E^mol<^;ische  Tigoren  im  Borna- 
niachen  S.  94f.)-  ^  Rmgang  der  VqI.  ist  t.  B.  die  Antitheee 
meiri-minni  diirch  den  Sinn  in  keiner  Weise  gefordert,  weit  weniger 
als  in  der  bekannten  anal(^;en  Stelle  des  Soax  du  ivirginiboa 
poetisqae«.  Bs  wird  eben  nach  einem  gani  realistischen,  sinn- 
Mligen,  praktischen  G«sichtspankt  in  die  Fülle  heteiiigegrifien 
and  zn  beiden  Seiten  gesichtet,  Oenau  so  pflegen  als  Epitheta 
nicht  sonderlich  beeeichnende,  sondern  augenfällige,  ftosserliche 
und  eben  dämm  anschanliche  Eigenschaften  genannt  sa  werden. 
Namentlich  bei  den  koamologischen  Formeln  ist  die 
Scheidung  nach  einem  sinnfälligen  Eriterimu  sehr  beliebt.  So 
also  »Erde  und  Himmel  drüber«  und  nach  derselben  Scheidung 
noch  allgemeiner  »Tfir  ok  undir«  (Häv.  105,4);  so  *lioht  endi 
finstri«,  wie  die  Formel  >liohtäno&nstTi<(>iSD.  Ht,  14Tgl.  Aom.) 
es  Toraoseetzt  mid  die  Schöpfungsformeln  es  mit  >Tag  und 
Nacht«  u.  dgl.  umscbreibeD  n.  b.  w.  So  nahe  liegen  grade  diese 
TheÜungen,  dasa  schon  die  zehn  B^riSapaare  der  Pytibagoreer 
meist  abstrakte  Formalirungen  derselben  G^ensätze  sind :  rechte 
und  links  wie  aostr  ok  reetr  (H.  H.  I  4,1),  männlich  und 
weiblich  (aesir  ok  äsynjur  s.  o.,  LeiSholdt  S.  95),  hell  und 
dunkel  (wie  eben  erwähnt),  und  selbst  die  entferntere  tod 
ruhend  und  bewegt  findet  ihre  Stellung  im  Scböpfungsbericbt: 
s6l  [lat  ne  Tissi  hvar  hön  sali  ätü  n.  s.  w.  (welche  Verse 
MüllenhofE  einem  »alten  Lied  von  der  ersten  Welteinrichtnng« 
zuschob  D.  Alt.  S.  92).  Also:  allgemein  zur  Hand  liegende  Anti- 
thesen werden  auf  den  zu  umschreibenden  Begriff  willkürlich 
angewandt;  je  augenlSll^r  (nicht  je  wesentlicher)  die  Scheidung 
ist,  um  30  besser.  Eine  zu  scharfe  Trennung  wäre  hier,  wo 
die   Heerbaufen  ja   doch   nur    »getrennt   marschiren,    vereint 


463 

echlagenc  kaum  erwünscht  So  ist  eine  der  häofigsten  kosmo- 
logischen  Formeln  »lopt  ok  Iggr«  (Sk.  6,6  n.  o):  Lnft  und  Meer, 
gewiss  kein  scharfer  G^ensatz,  und  doch  in  den  alten  Philo* 
Sophien  und  vielleicht  noch  jetzt  in  der  populären  Vorstellung 
die  Hälfte  der  vier  Elemente.  Und  »sie  ritt  Luft  und  Meer« 
(Prosa  zu  H.  H.  n  S.  163,9)  heisst  doch  eigentlich  nur:  sie 
ritt,  wo  der  Sterbliche  das  nicht  zu  thun  vermag  (vgl.  Geldner- 
Kaegi  70  Lieder  des  Bigveda  LX.  1,2).  — 

Ganz  anders  verhält  es  sich  freilich  mit  denjenigen  Anti- 
thesen der  alten  Gedichte,  die  nicht  in  Doppelformen  verkleidet 
sind.  Formell  ist  der  Unterschied  anzxmierken,  dass  hier  verbale 
Gegenübersetzung  häufiger  ist  als  nominale.  Und  so  erscheint 
denn  die  rhetorisch  oder  sonst  mit  Nachdruck  verwandte  Anti- 
these der  formelhaften  und  gleichsam  zufälligen  gegenüber  mehr 
in  Bewegung,  eindringlicher  auf  den  Mann  gehend.  Wie  wirk- 
sam selbst  in  einem  verhältnissmässig  schlechten  Eddaliede, 
wie  die  GripispA  es  ist,  das  feierliche:  »It  munud  alla  eida 
vinna,  fullfastliga,  fä  munud  halda«  (Grp.  31,1,  vgl.  46,6—7). 
Wenn  in  den  Sigrdrifunäl  die  allgemeine  Regel  gegeben  wird 
iberjask  er  betra  en  brenna  se«  (Sgdr.  31,  4 — 5),  so  wirkt  die 
scharfe  Gregenüberstellimg  viel  kräftiger  als  selbst  bei  Anwendung 
in  einem  bestimmten  Fall  der  Ruf  der  Nibelungen :  iwir  möhten 
michel  gemer  sin  in  stürme  tot«  (N.  N.  2049,2).  Li  solchen 
Fällen  fasst  die  altnordische  Dichtung  fein  und  scharf  den 
wesentlichen  Gesichtspunkt  und  blinde  Antithesen,  wie  sie  in 
der  frz.  Dichtung  so  beliebt  sind,  fehlen  fast  gänzlich.  Ohne 
Bezug  zum  Formelschatz  sind  doch  aber  auch  diese  efiektvoll 
vom  Dichter  gesetzten  Antithesen  keineswegs :  ihnen  entsprechen 
mit  ähnlich  scharfer  Prägung  die  Sprichwörter.  Groesentheils  sind 
es  (wie  die  eben  citirte  Stelle  aus  Sgdr.,  wie  viele  in  den  Häv.)  wirk- 
lich sprichwörtliche  Gegensätze,  die  nach  Sitte  der  alten  Volks- 
weisheit   an    den    Scheideweg    führen:    reden   xmd    schweigen 


464 

(Veg.  7,7  XL  ö.),  rorbdgeben  tmd  eönkehnn  (Sgdr.  26,  4 — &, 
TgL  Hiv.  34)  werden  gegen  eintmder  abgewogm,  lieb  tmd  leid 
(Hat.  36,4,  vgl  40,4— &),  lachen  und  veinen  (VW.  29,5—7) 
verglichen.  Data  kommen  ZeitbeBtünmnngen,  die  den  G}egeD- 
Batz  QOchBohiLrfer  heraosdrücken:  morgBn-aptan(Atlin.S8,5 — 8), 
&  nöttom  en  xua  daga  Ijöea  (H.-  H.  II  44,6 — 8).  Daa  sind 
Gegensätze,  die  wirklich  aus  der  Situation  hervorgehen,  nicht 
wie  das  typische  (noch  mehr  in  mhd.  Poesie  beliebte)  >alt  und 
jung«  u.  B.  w.  wiUkürlich  hineingeworfen  werden.  — 

Ich  trage  noch  einige  nachdiflckliche  Antithesen  nach,  die 
oben  nicht  mit  erwfthnt  wurden.  Negation  tmd  Position  werden 
in  den  beiden  KUften  von  YgL  21  contrastirt;  ätan-innan 
{>r.  4,7 — 9,  un^ekehit  8,3 — 5,  deiaelbe  Gegensatz  scharf  hervor- 
gehoben in  zwei  respondirenden  Strophenschlüssen  aunais 
brjöetmn  1  -  annars  brjöstnm  or  HAv.  8.  9,6;  grAtaudi  -  hlaejandi 
(wie  in  der  Vkv.)  Brot.  1&,5 — 7;  e^nthümlich  sali  sndroena 
ok  avani  danska  Gud  n  14,3—4.  —  Sprichwörtliche  Anthi- 
the&en:  vinr-övinr  Hiv.  43;  lifdum  •  öUfdmn  BAv.  70.1—2, 
Tgl.  75 — 66;  hvotum  ■  öhvotum  Fäf.  31,1—2,  alle  drei  mit 
Negationspartikel,  ebenso  noch  nachdrücklicher  aUfi^rf  -  ö^rt 
mT.163,3 — 4.  Femernackt-bekleidetHAv.49;  elend  •  {^ückUch 
Hät.69;  gut -echlechtmv.  132,4 — 6,  der  Bessere  -  der  Schlechtere 
HiT.  124,7—8  (vgl.  Lok.  22,5—6);  wachen  -  schlafen  Vkv. 
12,2—3,  Tgl.  HäT.  59,  auch  HiT.  23.  Eine  komisch  wirkende 
Antithese  H&t.  100.  Femer  ist  au  die  bäofigeD  Comparative 
der  Lehrsprüche  (z.  B.  H4t.  36 — 37)  zu  erinnern.  Anch  Spruch- 
zeilen wie  HAT.  44 — 46  sind  antithetisch  geordnet. 

Die  chiifitlichen  Gedichte  zeigen  dagegen  solche  Antithesen 
die  wie  schwarz  und  weiss  Hei.  1512b,  ja  und  nein  Hei 
1522 — 28,  biblischen  oder  wie  bubo  -  olor  bei  Saxo  (ed.  Holder 
35,11)  gelehrten  Ursprungs  sind.  — 

Aber  nicht  nur  die  Antithese  selbst  ist  schon  der  altheid- 


465 

lÜBchen  Poesie  eigenthümlich,  wenn  auch  in  anderer  Gestaltung 
als  bei  den  christlichen  Dichtem  -^  selbst  das  findet  sich 
schon  in  uralter  Zeit,  dass  die  Antithese  den  Aufbau  ganzer 
Gedichte  bestimmt  Denn  gewisse  Situationen  fordern  fast 
unwiderstehlich  solche  Anlage.  Vor  allem  das  Motiv  des 
Heimwehs  oder  der  Sehnsucht  überhaupt  (vgl.  ViehofE  Poetik 
S.  161).  Die  ags.  Poesie  hat  dies  elegische  Motiv  wiederholt 
ausgeführt,  so  im  »Wanderer«,  aber  sie  hat  dabei  den  anti- 
thetischen Bau  erst  in  jüngeren  Gredichten  wie  der  »Ruine« 
und  dem  »Reimlied«  walten  lassen;  gerade  dadurch  erinnert 
die  Ruine  so  lebhaft  an  Goldsmiths  unvergleichliches  »Deserted 
village«.  Aber  die  altn.  Poesie  —  hier  auch  durch  Saxo  gestützt 
—  hat  einen  sehr  alten  Ausdruck  der  sehnsüchtigen  Klage  in 
dem  Wechselgesang  zwischen  Njerd  und  Skadi  auf  unsere 
Tage  gebracht;  und  die  ableitungsfrohen  Analogienjäger  brauchen 
nur  die  Klage  der  von  der  Heimatb  fremden  G<)tter  mit  einem 
berühmten  arabischen  liede  zu  vergleichen,  um  sich  zu  über- 
zeugen, wie  leicht  aus  gleicher  Situation  gleicher  Ausdruck 
hervorquillt :  die  Wüstentochter  am  prächtigen  Hofe  der  Khalif en 
führt  das  Heimweh  zu  fast  ganz  derselben  Anthithesenkette 
wie  dort  das  Götterpaar  (Graf  Schack  Poesie  und  Kunst  der 
Araber  in  Spanien  und  Sicilien  I  37).  Selbst  wenn  die  Anti- 
thesen kunstvoll  gekreuzt  werden,  wie  in  Gud.  HI,  wo  treue 
Angeklagte  und  treulose  Anklägerin  sich  gegenüberstehen,  selbst 
dann  hat  diese  Anlage  eines  freilich  späten  Liedes  in  zahlreichen 
Volksmärchen  seine  Analogie,  ich  nenne  nur  die  G^novefa. 
Uralt  sind  die  Farbencontraste,  uralt  auch  die  Zahlengegensätze, 
wie  jener  berühmte  althebräische  Siegesgesang  bezeugt:  »Saiü 
schlug  Tausende,  David  schlug  Zehntausende«;  und  dass  selbst 
die  Klimax  als  Grundplan  von  Gredichten  (wie  in  der  Rig6|)ula) 
volksthümliche  Entsprechungen  hat,  werden  wir  im  nächsten 
Paragraphen    zu    zeigen    haben.   —   So    ist    ein    Gredicht    wie 

Meyer,  Altgermazüsohe  Poetie.  30 


466 

MSD.  XXJi  TOD  alten  liedem  nicht  im  Schema  verschieden 
sondern  nur  in  det  Art  des  regirenden  G^^eneatzes. 

Ich  verweise  noch  für  die  Vslundarkvida  auf  Niedner 
Zs.  33,31,  für  CToewulf  auf  die  Diseertationeo  von  Jansen  S.  99 
und  Ramhorst  3.  63. 


Capitel  IX. 
Satzgnippen. 

§  27.    Aufbau  der  Gedichte. 

Dass  die  Situation,  das  Grundmotiv  für  den  ganzen  Auf- 
bau eines  Gedichtes  bestimmend  sein  kann,  sahen  wir  schon 
an  der  .Antithese;  und  es  wäie  eine  lockende  Aufgabe,  den 
typischen  Gedankengang  in  Gedichten  verschiedener  Classen  la 
untersuchen  und  so  festzustellen,  wie  weit  der  Stoff  selbst,  wie 
weit  Tradition  und  Schulung  eine  bestimmte  Anordnung  vor- 
schreiben. Diesem  interessanten  und  wichtigen  Problem  dürfen 
wir  aber  hier  nicht  nachgehen,  Wohl  aber  gehört  es  noch  zu 
unserer  Aufgabe,  die  Frage  zu  beaotworten,  ob  auch  unabhängig 
von  dem  jeweiligen  Thema  Regeln  des  Aufbaues  befolgt  wurden,  ' 
die  verschiedenen  Gedichten  einen  typischen  Grundplan  sicherten. 

Die  Vorfrage,  ob  eine  bewusste  und  kunstmäesige  Disposition 
überhaupt  nachzuweisen  sei,  ist  unbedenklich  zu  bejahen. 
Dass  die  Strenge  der  Anordnung  nicht  in  allen  Gedichten  die 
gleiche  ist,  widerspricht  dem  nicht.  Zunächst  fordern  von 
vornherein  didaktische  Gedichte  eine  andere  .\jt  des  AufbaoB 
als  heroische  Lieder.  Ebenso  ist  es  natürhch,  dass  ver- 
schiedene   Perioden    der    Heldendichtung    verschiedene 


46' 


dec  AnllMHefe  T«s3ja^ec  Tee*  Jükzn  ist  es  ein  Zestpunki 
in  der  EntwidkfaiDg  der  berasdiec  Poeek,  der  geinetensch  eine 
neue  Tedmik  der  Geaunmunlage  f ofderte.  Die  ihesten  Lieder 
bdundehen  imzveifelbftfi  ftete  nur  ein  einzefaieE  Ereigniss,  wie 
etwm  den  Tod  esnes  Heiden  oder  eine  grosse  Tbat:  Drachen- 
moid,  Bebciimg  esxr  gefeaeehen  JnngfrmQ  n.  d^;  so  noch 
manche  VAAaTwAf^  (t|^  z.  £.  tti^T>TT>g  Beoinilfekvadet  S.  45 . 
Allmahlich  ging  man  dazu  über,  verschiedene  Ereignisse  zu 
einer  Erxähhmg  zc  Tereinigen:  es  entstanden  Sammellieder 
(vgl.  Zß.  L  d.  Ah.  32.401  und  machten  eine  überl^te  Ver- 
theflmig  des  Stoffes  nöthig.  Diese  beiden  Claseen  von  Liedem 
also  änd  in  ihrem  Aufbau  nothwendig  Terschieden. 

Aber  wie  ein  Geist  durch  die  gesammte  altgenn.  Poesie 
geht,  so  Tersteht  es  sich  von  selbst,  dass  auch  diese  Verschieden- 
heit eine  wesentliche  Analogie  nicht  ausschliesst.  Die  Dichter 
der  ältesten  Sammellieder  lernten  von  denen  der  alten  Einzel- 
lieder.  Und  diese  eelbst  hatten  von  älteren  Meistern  zu  lernen 
gehabt  Denn  auch  ein  > einheitliche«'  Ereigniss  setzt  sich 
zusammen  aus  kleineren  Momenten,  der  Drachenmord  etwa  aus 
den  Augenblicken,  wo  der  Held  von  dem  Drachen  erfahrt  — 
seinen  Entschluss  fasst  —  die  That  vorbereitet  —  hinzieht  — 
kämpft  —  siegt  —  seinen  Triumph  feiert:  und  selbst  der 
Kampf  geschieht  nicht  mit  einem  Schlag.  Da  also  auch  die 
zeitlich  kleinste  Handlung  eine  zusammengesetzte  ist,  muss 
selbst  für  das  einfachste  Ereigniss  Disposition  erst  gelernt 
werden :  es  gab  eine  Zeit,  wo  man  sie  noch  nicht  verstand,  wo 
unaufhörlich  die  jubelnde  oder  ächzende  Verkündigung  des 
entscheidenden  Moments  mit  der  regellosen  Mittheilung  einzelner 
Züge  wechselte.  Noch  haben  wir  solche  Gedichte  bei  den 
Naturvölkern.  Aber  .die  altgenn.  Poesie  ist  über  .diese  Stufe 
längst  heraus.  Für  eine  ganze  Reihe  von  Emzelliedern  ist 
strenge   und   klare   Disposition  nachgewiesen   worden.     Niednor 

30* 


468 

hat   für   SkimislQr   (Zs.  30,139.  142.  149)  and   H&rbardäljflid 
(ebd.  31,264)  eine  genaue  Anordnung  au^^edeckt»  die  nicht  nur 
in  strengem  ParallelismuB  der  Handlung  fortechreitet,  sondern 
auch  in  regelmässigen  Zahlenverhältnissen   der  Strophen;    das 
letztere  hat  er  (aao.  264)  auch  für  die  {>r7m8kvida  ausgesprochen. 
Den  sorgfältigen  kunstgerechten  Aufbau  wenigstens  hat  er  auch 
für  die  V0lundarkviaa  klar  gelegt    (Zs.  f.  d.  Alt.  33,29).      Für 
Muspilli  hat  dann  Möller  (Zur  ahd.  Alliterationsdichtung  S.  38) 
Aehnliches,    aber  schwerlich   mit   Becht,    vermuthet;   vg^  ten 
Brink  QF.  62,166  f.    über  Möllers   Strophentheorie    im  Allge- 
meinen (dagegen  wieder  Möller  Englische  Studien  13,249  f.).  Für 
die  wichtigsten  vollständig  erhaltenen  £inzellieder  ist  aber  jeden- 
falls eine  bewusste  Anordnung  festgestellt    Typisch  ist  dabei,  dass 
die  Wiederkehr  der  parallelen  Abschnitte  durch  Gregenrefrain 
oder    Stropbenwiederholung    ausgezeichnet    wird.      Auch    das 
scheint  eine  Eigenheit  der  alten  Technik,  dass  nicht  mit  dem 
Höhepunkt  abgeschlossen  wird,  sondern  lyrisch  ihm  noch  einige 
Töne  nachklingen;  so  in  Skim.  und  Vkv.;  so  besonders  auch 
in   dem   herrlichen   Liede   von  Helgis  Wiederkehr,    das    den 
Schluss  der  Liedersammlung  H.  H.  11  bildet;  so  auch  noch  in 
alten  Sammelliedem  wie  dem  Beovulf ,  der  (wie  die  Bias)  mit 
der  Bestattung  eines  Helden  schliesst.    (Anders  in  antiken  Ein- 
zelliedem,  vgl.  M.  Haupt  Kl.  Sehr.  HI,  I,  50).  Und  so  hätten  wir 
bereits  einen  Berührungspunkt  in  der  Technik  der  Einzellieder 
und  der  Sammellieder  gefunden.     Aber  auch  jener  Aufbau  in 
völliger  Symmetrie  der  Glieder  ist  hier  nachgeahmt:  wie  genau 
sind  die  entsprechenden  Stücke  in  solchen  Ereigniss-Sanmilimgen, 
wie  Gud.  I  oder  Deörs  Klage  abgemessen!    Wie  deutlich  klingen 
die    Abschnittsanfänge    z.  B.    aus    den   Atlamäl   hervor!    Wir 
dürfen   also  aussprechen:   für  die  altgerm.  Heldenlieder  ist  es 
typisch,   dass  sie  in  genau  abgemessenen  Stücken  vorgetragen 
;  werden,    deren   Paralleüsmus   im   Grossen   den   der   einzelnen 


469 

Strophen  mid  Verse  abbildet.  Dies  übrigens  ist  in  den  Helden- 
liedern auch  anderer  Völker  beliebt;  ich  verweise  hier  nur  auf 
das  serbische  lied  von  der  Aufmauerung  Scutaris  (J.  Grimm, 
Kl.  Sehr.  7,544).  —  Ebenso  ergiebt  sich  aus  den  Motiven  selbst, 
aus  dem  delbewussten  Hinstreben  zum  Höhepunkt  der  Handlung, 
dass  dieser  Parallelismus  sich  mit  einer  Steigerung  verbindet, 
wie  noch  in  den  Volksmärchen  (MüllenhoS  Märchen  Sagen  und 
Lieder  aus  Schleswig-Holstein  S.  Xm).  Solche  Steigerung  fehlt 
auch  nicht  bei  den  christUchen  Epikern  (für  Otfrid  vgl.  Schütze 
S.  62,  für  Caedmon  Ziegler  S.  83  f.) ;  Otfrid  hat  auch  in  kleineren 
Massen  noch  den  parallelen  Aufbau  bewahrt  (Schütze  S.  9). 
Mit  gewandter  Technik  wissen  die  altn.  Sagaer  zu  steigern 
(Heinzel  Saga  S.  180,  vgl.  Döring  S.  20). 

Spannung  durch  retardirende  Momente  erzielen  erst 
jüngere  Lieder:  wie  die  Warnung  in  FäJ.  und  Drap  nur  leise 
angedeutet,  in  Atlm.  und  Akv.  breit  ausgeführt  wird,  haben 
wir  schon  bemerkt  (für  Otfrid  vgl.  Schütze  S.  42,  für  spätere 
Zeit  z.  B.  Schütze  Stil  Zazikhovene  S.  9).  Dasselbe  gilt  von 
Vor-  und  Rückdeutungen  (Heinzel  Saga  S.  176  Schütze  Stil  Zazik- 
hovens  S .  1 0).  Doch  gehören  Vögel- Vorzeichen  zum  typischen  Beiwerk 
der  Jugendberichte  (Big.  47,  H.  H.  I  5—6,  vgl.  Fii.  32—38).  — 

In  den  gnomischen  Gedichten  ist  natürhch  die  Dis- 
position überwiegend  von  logischen  Gesichtspunkten  vorgezeichnet. 
So  ist  die  Fragenkette  in  den  AlvissmAl  nach  jenen  formel- 
haften BegrifEspaaren  geordnet,  die  den  Parallelversen  und  Zwil- 
lingsformeln zu  Grunde  liegen;  und  wieder  diese  Paare  sind  in 
eine  bestimmte  Linie  gelegt,  die  wir  zum  Theil  auch  beim 
Schöpfungsberieht  der  Vol.  maassgebend  finden:  Erde  und 
Himmel  Alv.  10— 13  =  Vol.  6,5—7;  Mond  und  Sonne  Alv. 
14— 17  =  Vol.  8;  Wolken  und  Wind  Alv.  18—21,  die  Reiche 
des  »Winddämons«  Vödanaz  (Hoffory  Edda -Studien  I  147) 
imd    des  Wolkengottes    Tivaz    hohnijaz    (ebd.  146)  =  ond  gaf 


470 

'Odiim,  6d  gaf  Eoeoir  Vgl.  21,5-6;  Loft  and  Wasser  AIt. 
22 — 25,  die  Elemeote  der  WalkOzen  (böo  var  vaU^a  ok  reid 
lopt  ok  leg  Saem.  lu  H.  H.  n  S.  163,9)  =  VqI.  31;  Feaer 
und  Wald  Air.  26—29:  das  Feuer  heisst  Helr.  10,4  heir  alls 
viOar,  ebenso  Gnom.  72  fyr  (sceal)  vudu  meltan;  endlich  Nacht 
AIt.  30 — 31  (vielleicht  fehlt  danach  der  Tag)  und  ntsammen- 
gehörig  Saat  und  AeL  (ooch  Buma  sang  das  Lied  von  John 
Barleycom,  vgl  Onindtvig  xu  Lok.  44 — 45)  Alv.  32—35.  Bei 
den  Paaren  steht  nie  in  den  Zwillingsformeln  die  Erde  vor 
dem  Himmel  und  wie  die  Germanen  die  Nacht  dem  Tag 
vorangehen  lassen  (Tac.  Germ.  11,9,  vgl.  o.  S.  93),  stellen  sie 
den  Mond  vor  die  Sonne  (dies  aber  nicht  in  der  VqI.).  Die 
ganze  Diapoeition  aber  vergleicht  sieb  dem  Aufbau  eines 
riesigen  Baumes,  einer  Weltesche;  von  der  Erde  strebt  er  zum 
TTimmal,  doit  breitet  er  sich  aus  über  das  Firmament  (Mond 
Sonne  Wolken  Wind)  und  senkt  wieder  seine  Zweige  herab  in 
alle  Elemente  (Lult  Wasser  Feuer,  statt  der  Erde  ihre  Be- 
kleidung, den  Wald).  Und  wie  in  Rückerts  Parabel  Tag  und 
Nacht  an  dem  Baum  n^eu,  so  überschattet  er  hier  die  Zeiten 
und  ihr  Werk;  Werden  und  Frucht.  —  Auch  der  kosmogonischen 
Landkarte  der  Grimnismäl  mag  ein  ähnlicher  Plan  zu  Grunde 
li^n.  Zeichnete  doch  noch  dem  Traugemuntslied  Uhlands 
Meisterhand  ein  ähnliches  Gresammtbild  nach  (Schriften  3,194). 
Die  bedeutendsten  altn.  Lehi^edichte  stehen  nun,  wie  schon 
bemerkt,  zu  solchen  Specialliedem  wie  Alv.  und  Grim.  in  dem- 
selben Verhältnisa,  wie  die  epischen  SanimeUieder  zu  den  Ein- 
zelliedem.  Sie  hat  MüllenhoS  mit  eindringendstem  Scharfsinn 
analysirt  und  gegliedert:  die  Voluspa  D.  A.  V  5f.,  die  Häva- 
mal  ebd.  255 f.  Die  letztere  Sammlung  zwar  zerfällt  selbst  in 
Terschiedene  kleinere  Sammlungen;  für  diese  selbst  aber  wenig- 
stens hat  MüUenbofi  nicht  nur  klare  DispositioQ,  sondern  wieder 
festetehende    Theilverhältnisse    erwiesen   (für    das    alte  Sprach- 


471 

gedieht  aao.  260,  für  die  Loddfafmsmal  S.  268,  für  da£  Ljödatal 
8.  275;  TgL  auch  S.  270  für  dae  Runatal),  gerade  wie  auch  für  die 
Vglaspä  (vgl.  die  Ueberächt  bei  Hoffory  Edda-Studien  I  17), 
die  GrimniRmfl  (aao.  159)  und  die  Vaf{)rüdniBmäl  (ebd.  240 — 
41).  Er  erst  hat  dadurch  die  MögUchkeit  eröfEnet,  an  der 
Technik  der  alten  grossen  Dichter  ihre  Begabung  zu  ermessen, 
und  auf  seinen  W^en  sind  ihm  für  die  didaktischen  Lieder 
Hoffory  (aao.  17.  27.  141  für  die  Voluspä,  66  für  die  Häva- 
mfl),  für  die  heroischen  Niedner  (in  den  citirten  Abhandlungen 
über  Hdrb.,  Skim.,  Ykv,)  gefolgt  und  mit  den  Dissertationen 
von  Heusler  (über  die  Voluspa),  Ranisch  (über  die  Hamdismäl) 
und  Hirschfeld  (über  die  Lokasenna),  alle  drei  von  Schülern 
Hoffory*s,  hat  diese  Arbeitsrichtung  bereits  die  dritte  Greneration 
erreicht  Dass  sie  alle  gelegentlich  einmal  den  Vorwurf  verdienen 
mögen,  den  J.  Grimm  schon  dem  Meister  MüUenhoffs,  Carl  Lach- 
mann, machte,  mit  Unrecht  von  einer  zu  grossen  Vollkommen- 
heit des  ursprüngüchen  Gredichts  auszugehen  (vgl.  J.  Grimm 
Kl.  Sehr.  1,156),  das  soll  nicht  bestritten  werden;  dass  Müllenhoff 
sich  gelegenthch  auch  von  der  Voraussetzung  symmetrischer 
Zahlenverhältnisse  zu  unberechtigten  kritischen  Eingriffen  ver- 
leiten hess,  hat  Hofforj'  selbst  (Edda -Studien  I  42  Anm.) 
zugestanden.  Dass  aber  die  Gnmdauffassung  dieser  Gredichte 
als  kunstvoll  geghederter  Dichterwerke  berechtigt  ist,  berechtigt 
im  Gegensatz  zu  der  Art  die  es  vorzieht  »von  Blritik  imgestört 
alle  Verderbnisse  mit  Haut  und  Haar  zu  gemessen«  (Lachmanns 
Vorrede  zur  zweiten  Ausgabe  der  Nibelungennot),  berechtigt 
im  Gegensatz  zu  der  scheuen  Furcht,  die  über  der  Bewunde- 
rung uralter  Dichterkräfte  jede  Analogie  mit  modemer  Dichter- 
arbeit vermeidet,  das  beweist  schlagend  das  unwiderlegUche 
Beispiel  der  Rigs})ula.  NatürUch  behaupten  wir  nicht,  alle 
Lieder,  am  wenigsten  alle  alten  Lieder  seien  so  sorgfältig,  ja 
pedantisch    disponirt   wie  dies  Lied  vom  Ursprung  der  Stände 


472 

—  aber  das  behanptan  wir,  daaB  ein  so  gmaii  abgMdricelter 
FUn  langer  Jahzhmulerte  Arbeit  im  DiBpouirea  poetiachan  StoBa 
voiaoaeetzt  und  bewedat 

Ich  bexeichne  die  Bändig  wiederkehrendoi  (aber  jedesmal 
variirt  wiederkehmtden)  Venpaaie  oder  Vemgrappen  der  Bfgs- 
'^' — xaiX  mit  folgenden  Bachstaben: 


a 

at  kvtfda  gsnga 

b 

gekk  bann  nieii  at  ^ 

c 

kom  bann  at  bdsi 

d 

hjön  Sita  iei 

eii.ee 

Sigr  konni  Beim 

( 

^tdk  — 

B 

^  yar  bann  at  ^t 

h 

lida  mcdir  at  fwt 

i 

jöd  öl  — 

k 

rar  iax 

1 

t^^tT)y|    nftm    gX  Taxa 

m 

|»r  kom  at  gu^ 

n 

midra  Setja 

0 

bgm  ölu  ^aa 

00  :  doetr  vam  ^aer 
p,  q,  r  bezeichnen  neu  eintretende  Veragruppen.    —  Bei   der 
Identification    der  Strophengruppen   sind   natürlich  neben  den 
formellen  auch  inhaltliche  Momente  benutzt. 

Wir  erhalten  danach  folgenden  Äufriss  der  R^|>ula: 

a 

b+o+d 


g+b+h 
i  k  1  m  n  0  oo 


b+c+d+cc 


g+b+h 
i  [k]  1  m  Q  o  oo 


b+c+cc+d 
P 


g+b+H 
i[k}lniqqqQimo  [oo] 


Auf  die  EmleitUQgsBtroph«  1  folgt  der  erste  Hauptabschnitt 
2 — 13,  der  zweite  14—25,  der  dritte  26 — 42;  dann  ein  ganz 
neuer  Haupttheü  wie  die  Blüthe  auf  dreiecbäitigem  Stil,  in  zwei 
kleinen  Theilen  43— -45  und  46  f.  —  Dieser  zweite  Haupttheü 
ist  ähnlich  wie  die  kleine  Volospä,  Hyndl.  35 — 44  aufgebaut 
oder  vielmehr  er  vertritt  wie  diese  den  festen  Typus  der  he- 
roischen Jugendberichte  wie  auch  H.  H.  I  1 — 9  und  sum  Theil 
auch  Reg.  und  Fäf.  —  Wir  handeln  hier  nur  über  den  Hau  der 
Strophen  1 — 42.  —  Die  strenge  Gliederung  dee  ersten  Hauptr 
theils  Str.  2 — 42  wird  vor  aUem  durch  die  mit  Rlgrs  Namen 
beginnende  Kehrstrophe  e  herausgehoben,  welche  jedesmal  in 
zwei  Stufen  auftritt;  Str.  3  und  5,  17  und  19,  29  und  32.  Unter- 
stützt wird  die  Wirkung  durch  den  Gegenrefrain  b,  der  die 
Pendantstrophen  2  —  14  —  26  auszeichnet  und  atuserdem  in 
den  Strophen  6  —  20  —  33  den  Abgesang  eröffnet.  So  bildet 
jedes  der  drei  Hauptstücke  ein  übersichtliches  Gelmude,  dae  in 
dch  dreitheilig  ist:  b  eröffnet  den  ersten  Gesammt-Stollen  und 
igt  in  den  Beginn  dee  Gesammt-AbgeBangs  verwoben;  e  Bchliesst 
beide  StoDen  der  Strophengruppe:  b  +  c  +  d — e/f  e/g — oo. 

Mit  dieeem  strengen  ParaUelismus  geht  aber  ein  der  in- 
haltlichen Steigerung  entsprecfaendes  Anwachsen  der  correspon- 
direnden  Glieder  Hand  in  Hand.  Auch  dae  ist  keine  Neue- 
rung:   schon    im    dritten  Hauptatück  der  Vgluspi  entsprechen 


474 

aich  4  —  7  —  8  Strophen  (Tgl.  Hoffoiy  aao.  S,  19)  in  den  auch 
dort  durch  Eehretrophen  (aber  schlieeaeode,  nicht  wie  in  Rlg. 
beginnende)  markirten  Abschnitten.  So  noch  feiner  abgewogen 
hier.  Das  erste  Glied,  b+c-f-d,  wächst  im  zweiten  und  dritten 
Hauptstück  lu  b+c-f-d-f-cc  bez.  b+c-(-cc-(-d:  Str.  2  —  14  und 
15  —  26  und  27.  Das  zweite,  e,  wird  um  eine  Einlage  p 
Teratärkt:  3  —  16  und  17  —  28  und  29.  Das  dritte,  f,  wird 
verdoppelt,  aber  erst  im  dritten  Hauptstück:  4  —  18  —  30 
und  31.  Das  vierte,  ee,  bleibt  unverändert  als  hauptsächlicher 
Markstein  der  Einheit:  5  —  19  —  32.  Das  fünfte,  g+b+h, 
ebenfalls:  6  —  20  —  33.  Das  sechste,  die  Masse  des  Ab- 
g^angs  i  —  oo,  wird  wieder  erst  beim  dritten  Hauptstück 
verstärkt,  in  dem  die  zweite  Hälfte  Einlagen  erhält:  7  bis  13 
—  21  bis  25  —  34  —  42;  daes  hier  das  zweite  Hauptstück 
sogar  verkürzt  scheint,  ist  wohl  Schuld  der  Ueberiieferung.  Ver- 
gleichen wir  nochmals  die  sechs  GHeder,  so  erhalten  wir  für 
Str.  2—42  folgendes  Schema:  AB/CD/EF  —  erstes  Haupt- 
stück; AA  BB/CD/EF  zweites  Hauptstück;  AA  BB/CC  D/ 
E  FF  drittes  Hauptstück.  —  Der  Aufbau  erinnert  an  den  jener 
ahd.  Gedichte  von  kunstreich  symmetrischer  Stmctur,  die  zu 
MSD.'  S.  304.  383  und  besonders  297  besprochen  sind.  Aber 
durch  die  Hilfsmittel  der  Kehrstrophen  mid  Kehrverse  (die 
ähnlich  im  Georglied  verwandt  sind,  doch  vgl.  MÜllenhoS  aao. 
S.  323  u.)  ist  die  Eintheilung  hier  nachdrücklicher  und  deut- 
licher. Dafür  ist  sie  noch  im  Einzelnen  überküustelt  durch 
Variationen  im  Kleinen  wie  midrar  brautar  2,2  —  rettar  brautir 
14,2  und  26,2  und  durch  weitere  Auftheilungen  der  Kebi- 
strophen:  das  aufdringlich  markirende  »at  |»at<  (2,1;  4,5;  9,3 
imd  7  u.  3.  w.)  taktirt  laut  den  Schluse  jedes  Venpaares  in 
Str.  6-20  —  33   — 

Wie    hier    im  grossen  Maassstab,    ist    in   kleinerem  oft  in 
gnomischen  Gedichten  dasselbe  Mittel  zur  Abgliederung  benutzt, 


475 

wie  in  didaktischen:  Responsion  am  Beginn  oder  Schluss  der 
Gruppen.  So  in  Fällen  des  Gregenrefrains  wie  in  den  LoddMf- 
nißmal  u.  s.  w.  Zuweilen  stehen  statt  der  identischen  Verse 
nur  Parallelverse,  z.  B.  in  den  Interpolationen  der  Sgdr.  6 f., 
besonders  12—13.  — 

Und  der  Aufbau  in  solcher  »Spiralform«,  in  Theilen, 
welche  sich  in  gesteigerter  und  verstärkter  Form  wiederholen, 
kann  noch  über  das  Gredicht  herausgehen.  Granze  Gedicht- 
gruppen können  sich  in  solcher  Weise  entsprechen.  Eine 
Anzahl  von  Liedern  kann  sich  zusammenschliessen  zu  einer 
symmetrisch  aufgebauten  einheitlichen  Fabel:  dies  gilt  für  den 
Cyklus  von  Sigfrids  Ahnen  nach  MüUenhoSs  Nachweisen  (Zs. 
f.  d.  Alt.  23,142 — 45).  Und  weiter  können  mehrere  Lieder- 
kreise zusammen  eine  höhere  Einheit  bilden.  Bestimmt« 
Situationen  späterer  Cyklen  werden  denen  älterer  Sagenkreise 
nachgebildet  und  spielen  so  dieselbe  Rolle,  welche  im  Gedicht 
die  wirkungsvollen  Kehrstrophen  spielen;  das  behauptet  Sjonons 
(PB.  4,200)  von  den  Gudrunliedeni  im  Verhältniss  zu  den 
HelgiUedem.  Man  könnte  der  Analogie  wegen  an  die  Re- 
sponsionen  erinnern,  die  G.  Frejrtag  selbst  in  den  verschiedenen 
Theilen  seiner  »Ahnen«  aufgewiesen  hat  CW'erke  1,244).  Oder 
gar  die  ganze  Anlage  des  jüngeren  Cyklus  wird  dem  des 
älteren  nachgebildet,  etwa  wie  die  Aeneis  der  Odyssee;  das 
behauptet  Grundtvig  (üdsigt  S.  38)  von  den  Liedern  der  Nibe- 
lungennot im  Verhältniss  zu  den  alten  Volsungenliedem.  Und 
zuletzt  kann  noch  der  Redaktor,  der  Liedersammlungen 
veranstaltet,  hierbei  die  einzekien  Abtheilungen  symmetrisch 
ordnen;  dies  hat  für  die  Götterheder  der  Edda  Müllenhoff  er- 
wiesen (DA.  V  158);  für  die  Heldenlieder  versuchte  ich  es  zu 
beweisen  (Zs.  f.  d.  Alt.  32 ,402  f.).  Hier  stehen  allerdings 
allemal  die  grösseren  Complexe  voraus,  was  sich  aber  leicht 
erklärt:   sie  orientiren  besser.     In  den  allgemeineren  Grundriss 


476 

Üeet  aieh  becttiimiitei  daa  TWTigaln«  änseichnen.  Hat  so  doch 
schon  TadtDa  eist  in  commune  de  omsitun  Germanonim 
origine  ac  moribns  gehandelt,  dann  «ngnUmm  gantimn  isstätota 
ritusqae  besprochen  (Geno.  27,10)  nnd  gaoa  ebenso  nach  seinem 
Muster  Cluverias  mid  Andere,  nnd  noch  nach  achtuhnhondeit 
Jahren  Mme.  de  Stael  erst  de  l'aflpeot  de  l'Allemagne  (Chap.  I, 
vgL  Tac.  Geim.  1 — 2  and  beeoodeis  5),  des  moeurs  et  da 
caracttoe  des  Allemanda  (Chap.  II  ^=  Tac.  Germ.  6 — 17),  des 
femmes  (Ch^.  m  =  Tac.  G«rm.  18 — 19),  de  l'infloence  de 
l'espiit  de  cheraleiie  (Chap.  IV)  tmd  dann  erst  von  den  Theilen 
Deutschlands  gesprochen.  Dennoch  erwächst  diese  umgekehrte 
Anordnnng  den  gleichen  Gründen  wie  die  ansteigende  der 
einzelnen  Gedichte:  nnr  verlangt  hier  der  Stofi  eine  andere 
Form  der  Steigerung  als  dort.  Bei  belehrenden  Zusammen- 
stellungen möchte  man  so  viel  Einzelheiten  wie  möglich  lernen: 
Steuerung  wird  deshalb  hier  gerade  erzielt,  wenn  erst  AIl- 
gemeineiea  berichtet  wird,  dann  Eigenartiges,  Specielles;  deshalb 
ordnet  der  Compilator  der  alten  Liedereammlungen  so  gut  wie 
die  Berichterstatter  über  Deutschland  das  Vereinzelte  nach  und 
Uest  ao  auf  grössere  Theile  kleinere  folgen  zu  demselben  Zweck, 
der  den  Dichter  auf  kleinere  Theile  grössere  setzen  läset.  — 
In  den  ags.  Sammelhandschriften ,  dem  Exeterbuch  (vgL 
Wülker  Grundrise  lur  Gesch.  der  aga.  Lit.  S.  223)  und  dem 
Vercellibuch '  (ebd.  S.  239)  ist  eine  bestimmte  Disposition  nicht 
zu  erkennen.  — 

Natürlich  übt  also  stets  neben  dem  Inhalt  des  Werkes 
auch  seine  Absicht  auf  die  EinÜieilung  so  gut  wie  auf  alles 
andere  Einäose.  Dass  aber  typische  Pläne  den  Gedichten  zu 
Grunde  liegen,  können  wir  für  die  Mehrxahl  nunmehr  wohl  mit 
Bestimmtheit  behauptea.  Diese  werden  mit  allerlei  Fonnel- 
klaasen  in  Beziehung  gestanden  haben:  es  scheinen  i.  B.  für 
die  Strophengruppen  die  formelhaften  Zahlen  drei  and  vier  be- 


477 

liebt  (drei  die  stehende  ZaM  der  EEauptstücke ;  vier  in  den  Ab- 
echnitten  des  zweiten  und  dritten  Hauptstückes  der  Vol.  DA. 
S.  6 — 7),  für  epische  Lieder  aber  auch  die  erst  in  jüngerer  Zeit 
beliebte  Dreissig  (Niedner  Zs.  30,139.  31,264:  in  Skim.  Bäih. 
|>r.  je  5x6  Strophen),  die  im  mhd.  Epos  (freilich  in  kleineren 
Massen)  so  gern  Abschnitten  zu  Grunde  gelegt  wurde.  Auf 
jeden  Fall  aber,  wenn  wir  die  bestimmenden  Kräfte  in  Stofi, 
Absicht  und  Tradition  sämmtlich  abziehen,  bleibt  gerade  hier 
mehr  als  sonst  der  Individualität  des  Dichters  Raum,  sich 
zu  bethätigen.  So  fühlen  wir  uns  hier  an  den  Grenzen  unseres 
Themas  angelangt.  Im  Einzelnen  haben  wir  Alles  von  stark 
»nivellirendent  Gewohnheiten  durchsetzt  gefunden;  in  der  Be- 
herrschung des  Ganzen  vermochte  dennoch  ein  freier  Dichter- 
geist auch  damals  sich  geltend  zu  machen  durch  alles  Formel- 
wesen hindurch.  Es  ist  eben  das  ein  EEauptverdienst  Müllen- 
hoSs  und  seiner  Schule,  von  den  abstracten  »Gredichten«,  die 
aus  der  Berührung  des  altgermanischen  Bodens  mit  dem  Heroen- 
zeitalter hervorgewachsen  sein  sollten,  zu  den  concreten  Gestalten 
bestimmter  Dichter  zurückgekehrt  zu  sein.  Statt  in  jener 
Vermählung  von  Raum  und  Zeit  finden  wir  nun  den  Ursprung 
auch  der  altgermanischen  lieder  in  jenen  beiden  grossen 
Leidenschaften  dieses  Volkes:  von  den  Besten  zu  lernen  — 
und  für  die  Behauptung  der  freien  selbsteigenen  PersönHchkeit 
zu  kämpfen!  Aufdringlich  tritt  freilich  erst  in  späterer  Zeit 
der  Dichter  aus  dem  Werk  heraus;  aber  den  Pulsschlag  eines 
starken  Herzens  fühlt  man  schon  in  so  alten  Gedichten  wie 
Volundarkvida  (Niedner  aao.  33,41).  — 

Ueber  den  persönlichen  Antheil  des  Dichters  in  altgerm. 
Zeit  handelt  im  Allgemeinen  die  schwache  aber  anspruchsvolle 
Dissertation  von  Merbot  Aesthetische  Studien  zur  ags.  Poesie 
Breslau  S.  83;  im  Einzelnen  für  die  Heldendichtung 'W.  Grimm 
Heldensage  ^  S.  10,  für  Caedmon  Ziegler  S.  156  f. ,  für  C)Tiewulf 


478 

Jansens.  60,  für  Otfrid  Schütze  bes.  S.  36  f.  nnd  S.  49 ;  spedell  über 
Sentimentalität  im  Beovnlf  Rönning  S.  145  f.  173  f.  —  üeber  das 
Verbältniss  des  Dichters  zum  überlieferten  Stoff  bei  Otfrid 
Schütze  S.  56 f.  und  (meist  ziemlich  mechanisch)  bei  ags.  Dichtem: 
(Andreas)  Ramhorst  S.  6,  (Güthlac)  Lefivre  Anglia  VI  220, 
(Phoenix)  Gaebler  Anglia  UI  491,  (Ddmes  dag)  Brandl  Anglia 
IV  97,  (Crist  und  Satan)  Groschopp  ebd.  VI  26  f.  Für  die  Evan- 
gelienbearbeitungen der  verschiedenen  Dialekte  vgl.  Hammerich 
Aelteste  christliche  Epik  S.  218  und  bes.  S.  245.  —  Damit 
hängt  denn  das  Urtheil  über  den  poetischen  Werth  der  Gedichte 
zusammen,  vgl.  Simrock  Edda  S.  349.  —  Ein  Correctiv  für  aUzu 
rasche  Schlüsse  auf  dichterische  Eigenart  bildet  der  Hinweis 
auf  Uebereinstimmungen,  die  sich  aus  analogen  Situationen 
ergeben  (vgl.  z.  B.  Talvj  Charakteristik  der  Volkslieder  S.  137  f. 
ten  Brink  QF.  62,191  f.  und  das  oben  S.  465  zur  Antithese 
Bemerkte):  wie  böse  Folgerungen  aus  voreiliger  Annahme 
individueller  Erfindungen,  Nachahmungen,  Entlehnungen  fliessen 
können,  hat  Müllenhoff  an  den  Bang-Buggeschen  Hyx)othesen 
gezeigt,  und  MüllenhofiEs  Schüler  HofEory  (Eddische  Studien  I 
126  f.)  an  Bugges  Nachahmer  Schullerus.  Denn  die  Haupt- 
eigenthümlichkeit  der  altgerm.  Dichter  bleibt  doch  eben  immer 
die,  dass  sie  ausschliesslich  dem  grossen  Formelschatz  der 
schon  vorhandenen  altgerm.  heidmschenPoesie  ihre  Entlehnungen, 
die  Muster  ihrer  Nachahmungen,  die  Vorbilder  ihrer  Erfindungen 
entnehmen.  Gedichte,  denen  aus  anderen  Quellen  (Seist  und 
Inhalt  zufiiesst,  wie  die  gesammte  christliche  Poesie  in  ags.  as. 
ahd.  Sprache,  oder  die  späten  Sonderentwicklungen  nachgebildet 
sind,  wie  das  ags.  Reimlied  wahrscheinlich  skaldischer  Dichtung, 
die  gehören  eigentlich  nicht  mehr  oder  jedenfalls  doch  nicht 
mehr  voll  zur  altgerm.  Poesie.  — 

Jener  Schatz  von  Formen  und  Anschauungen  nun,  den 
wir  in  unserer  Arbeit  vollständig  zu  beschreiben  suchten,  ist 
im  Wesentlichen  die  Vorrathskammer,   deren  nothwendige  Be- 


479 

nutzung  durch  den  Dichter  wir  ale  »Stil  der  altgerma- 
nischen  Dichtung«  zu  bezeichnen  pflegen.  Freilich  kommt 
für  den  Stil  auch  noch  rein  MetiiBches  in  Betracht  und  beson- 
ders rein  Grammatisches.  In  dieser  Hinsicht  verweise  ich 
z.  B.  für  die  Edda  auf  Nygaard  Eddasprogets  Syntax  Bergen 
I  1866,  n  1867,  Wis6n  Om  ordfogningen  i  den  aldre  Edda- 
Limd  1865 ;  Hildebrand  Conditionalsätze  imd  Conjunctionen  in 
der  alteren  Edda  Leipzig  1871;  für  Otfrid  auf  Erdmann 
Untersuchungen  über  die  Syntax  der  Sprache  Otfrids  Halle 
1874/76  und  Keiles  und  Erdmanns  Beigaben  zu  ihren  Otfrid- 
ausgaben;  für  den  Heliand  auf  Behaghel  Modi  im  Heliand 
Paderborn  1876 ;  für  Beovulf  auf  ENader  Zur  Syntax  des  Beo- 
Yulf  Brunn  1879/80;  für  Caedmon  auf  Hof  er  Syntactischer 
Gebrauch  des  Dativs  und  Instrumentalis  bei  Caedmon  Halle  1884 ; 
für  andere  ags.  Gedichte  Holtbuer  Syntactischer  Gebrauch  des 
Genetivs  in  Andreas  Guthlac  etc.  Halle  1884  u.  s.  w. ;  ich  citire 
ohne  Auswahl.  Wahrend  wir  doch  aber  einerseits  die  Metrik 
vom  Stil  zu  trennen  pflegen,  ist  für  Syntax  und  dergleichen  die 
poetische  Gewohnheit  schwer  von  der  allgemeinen  zu  sondern. 
So  steht  auf  der  Stufenleiter  der  für  die  Poesie  characteristischen 
Erscheinungsgruppen  die  Syntax  unterhalb,  die  Metrik  oberhalb 
des  Formelschatzes  und  diesem  bleibt  also  hauptsächlich  die 
Bestimmung  der  Eigenart  einer  Poesie  vorbehalten.  Um  nun 
wieder  da  einzumünden,  von  wo  wir  ausgingen,  nenne  ich  als 
Führer  durch  diese  Schatzkammer  nochmals  zuerst  die  oft 
citirten  Arbeiten  von  Weinhold  und  Heinzel;  femer  für  den 
Stil  der  altdeutschen  Dichtung  im  Allgemeinen  Uhland  Schrif- 
ten l,390f.,  Scherer  Vortr.  u.  Aufs.  S.  13;  für  den  der  Edda 
und  des  Beovulf  A.  HofEmann  Engl.  Studien  6, 163  f.  und  für  die 
Edda  noch  Jessen  üeber  die  Eddalieder  S.  40,  Rönning  Beowulfs- 
k^^adet  S.  31  f.,  bes.  S.  53,  Petersen  Bidrag  S.  172  f. ;  für  die  ags. 
Dichtung  noch  Merbot  Aesthetische  Studien  zur  ags.  Poesie  S.  31  f. ; 
für  Otfrid  Schützes  lehrreiches  Buch.     Ich  verweise  femer  der 


übet    ^^^  ^      .    Dötio? 
U^  1  ^^  "t^bäst^t^^^^  ^ir^«^«'^^' sL^ots^-« 

..k  ^^•^*-      cvcaidsUedet^    ._  aie  »«^-  ^^d  biet  die 

^^^^'"r.^eistu-^-^;;^oio.d.beir^^^^         ^ 

?««"''      Arf  der  A«^^^*^''  L  die  «^^^^^ 
LtSWi^^"*         ^  denen  i^^ 

n  n  \nn^«^^'''' 
Stehen  »^ 


481 

hältnifle  dee  Einzelnen  znr  Gesammtbeit  erörtert  -vnid:  auf 
SchererB  Vorteag  über  das  Nibelungenlied  (\''orträge  und  Auf- 
«ätse  S.  111)  nnd  auf  ten  Biinkfl  Beowulf  (QF.  62,104  f. )- 
.Die  zvä  gröesten  germanischen  Epen  dürfen  wir  so  zum  Schiusa 
noch  einmal  nennen  als  die  unvereiegbar  äieSBenden  Quellen 
der  Erbauung  mid  der  Belehrung  für  Jeden,  der  das  deutsche 
Alteithum  liebt;  und  über  jenen  beiden  Arbeiten  strahlt  der 
Name  unseres  grosses  Meisters  und  Pfadfinders  auf  den  Gebieten 
der  Literaturgeschichte  und  Poetik:  den  Vortrag  über  das 
Nibelungenhed  hielt  er  im  Beginn  seiner  reichen  Tbätigkeit  — 
und  ten  Brink  widmete  das  Werk,  das  dem  Studium  der 
inneren  Geschichte  des  Epos  neue  Bahnen  eröffnet,  dem  An- 
denken dee  allzu  früh  dahingeschiedenen  Wilhelm  Scherer. 


Capitel  X. 

Ergebniise. 

Indem  wir  die  Schatzkammer  der  altgermanischen  Poeteu 
durchmuBterten,  sind  wir  selten  dazu  gekonmaen,  die  vollendeten 
Meisterwerke  zu  bewundem;  fast  stets  hatten  wir  nur  die  Roh- 
stoffe oder  die  Werkzeuge  ihrer  Verarbeitung  zu  prüfen.  Es 
liegt  an  dem  Plan  dieser  Arbeit,  wenn  auch  sie  selbst  mehr 
eine  Vorrathskammer  für  andere  Arbeiten  geworden  ist,  als  ein 
einheitliches  \\'erk.  Der  Inhalt  wirkt  immer  auf  die  Form: 
von  den  altgerm.  Stilgewohnheiten  der  Häufung  und  der 
Wiederholung  hat  diese  Schrift  mehr  angenommen,  als  mir  lieb 
ist;  und  wenn  die  mangelhafte  Centrallsation  der  stets  parti- 
kularistiechen  Germanen    auch   in  ihrer  epischen  Composition 

Utysr,  Altg«Tsuuuisti«  Pa«(ta.  81 


482 

sich  oft  genug  verräth,  wird  dies  Vorbild  auch  darin  mehr  als 
gut  auf  die  Anlage  meiner  Arbeit  eingewirkt  haben.  Zwar 
könnte  ich  mich  mit  den  Worten  dee  tiefidnnigen  Novalis 
trösten:  »Je  willkührlicher  das  Netz  gewebt  ist,  das  der  kühne 
Fischer  auswirft,  desto  glücklicher  ist  der  Fange  (Die  Lehrlinge 
zu  Sais  Werke  11  87).  Wenn  aber  die  Maschen  durch  allerlei 
Hineingeschwommenes  und  EQneingeworfenes  verstopft  werden, 
so  kann  das  für  den  Fang  wahrlich  nicht  günstig  sem.  So 
steht  es  aber  leider.  In  den  Jahren  vom  Beginn  dieser  Arbeit 
bis  zu  ihrem  Abschluss  hat  sich  von  eigenen  und  fremden 
Beobachtungen  zu  viel  Vorrath  angedrängt,  als  daas  jedesmal 
die  Vorrathskammer  hätte  umgebaut  werden  können;  und  so 
geriethen  die  Trophäen  späterer  Beutezüge  und  die  Geschenke 
befreundeter  Häuptlinge  oft  genug  in  dunkle  Ecken  oder  hoch 
auf  den  Boden,  wo  sie  das  Auge  des  Packmeisters  selbst  Mühe 
hat  zu  finden.  Wäre  das  aber  sogar  vermieden  worden,  so 
bliebe  doch  stets  der  Fluch  wirksam,  welcher  auf  Jeglichem 
lastet,  der  für  Andere  arbeitet: 

sköemidr  |)ü  verir  nö  skeptismidr, 

nema  |)u  själfum  ^i  s6r; 

skör  er  skapadr  illa  eda  skapt  si  rangt, 

|)ä  er  J)6r  bols  bedit  (Häv.  125).  — 
Damit  meine  Mühe  doch  nun  wenigstens  Einer  dankbar 
benütze,  habe  ich  hier  das  Wichtigere  zusammengestellt,  was 
im  Verlauf  unserer  Sammlungen  und  Vergleichungen  sich  zu 
ergeben  schien.  Wohl  habe  ich  die  Hoffnung,  daas  diese  kurze 
Auslese  weniger  geben  möge,  als  das  Buch  selbst;  aber  das 
Wenigere  soll  sie  handlicher  geben.  Ist  man  einen  langen  und 
oft  beschwerlichen  Weg  mit  vollem  Grepäck  gewandert,  so  ist 
es  ein  freudiges  Grefühl,  am  Ziele  Rock  und  Ranzen  abwerfen 
zu  dürfen  und  aufathmend  zurückzuschauen.  So  thue  ich  nun 
hier  die  impedimenta  der  Belege   und  Citate  nach  Möglichkeit 


483 

ab  und  suche  nur  mit  kunen  geraden  Linien  einige  Ergebnisae 
meiner  Arbeit,  wie  der  neuerdings  beliebte  stilistische  Kunst- 
ausdruck  lautet,  zu  unterstreichen  1  — 

§  28.    Zur  Charakteristik  der  poetischen  Sprache. 

An  die  Spitze  unserer  Betrachtungen  stellen  wir  den  Satz: 
die  poetische  Sprache  der  alten  Germanen  ist  ein  kunst- 
mässig  he  rausgebildeter  Dialekt  der  jeweilig  gesproche- 
nen Sprache. 

Wir  haben  nun  erstexis  nachzuweisen,  inwiefern  sich  dieser 
durch  die  Art  der  Anwendung  b^renzte  Dialekt  mit  den 
durch  den  Ort  der  Anwendimg  bestimmten  Dialekten  vergleicht, 
und  zweitens  wodurch  er  seine  spedfische  Eigenheit  erhält. 

Indem  man  eine  »poetische  Sprächet  der  »Alltagssprache« 
gegenüberstellt,  macht  man  übertreibend  die  Verschiedenheit 
beider  derjenigen  zweier  Sprachen  ^eich.  Nun  wissen  wir 
wohl,  dass  zwischen  »Sprächet  und  »Dialekte  ein  nm*  gradueller 
Unterschied  besteht.  Es  ist  das  Verdienst  Johannes  Schmidts, 
die  von  seinem  Lehrer  Schleicher  verkündete  Anwendimg 
darwinistischer  Lehren  auf  die  Sprachwissenschaft  zur  Wahrheit 
gemacht  zu  haben:  mit  seiner  neuen  Theorie  der  sprachlichen 
Verwandtschaftsverhältnisse  leistete  er  für  seine  Wissenschaft 
ganz  eigentlich  dasselbe,  was  Darwin  mit  der  Lehre  von  der 
Variabilität  der  Arten  für  die  Naturwissenschaften  gethan  hatte. 
Dass  Sprachen  so  gut  wie  Dialekte  nicht  ein  jäher  Riss  scheidet, 
sondern  eine  lange  Kette  von  Uebergängen,  das  bezweifelt  nun 
wohl  Niemand  mehr.  Aber  es  bleibt  doch  jener  Unterschied 
des  Grades  bestehen,  und  messen  wir  damit,  so  fällt  eben  die 
»poetische  Sprache«  unter  die  Dialekte.  Sieht  man  von  den 
äussersten  Punkten  der  Peripherie  ab,  so  setzt  man  für  ein 
Sprachgebiet  doch  voraus,  dass  sich  Alle  verstehen,  welchen 
Dialekt  sie  auch  reden,  während  umgekehrt  zwei  Sprachen  nur 

.  81» 


484 

an  den  znaammenstoBBendeii  Grrflnun  beide  Tentandeii  werden. 
Die  Sprache  der  Dichter  aber  setst  vonuu,  von  allen  Stammes- 
genoaaen  verstanden  zn  werden.  Und  die  Dialekte  bleiben  in 
steter  Berührung  miteinander  und  mit  höheren  Sprschiormen 
(ColtoBsprache,  Schriftsprache;  für  deren  Anfänge  vgL  v.  Bradke 
Beiträge  zur  Torhistorischen  Eenntni»  der  Entwicklung  unseres 
Sprachstammes  9.  9);  die  Sprachen  werden  einander  allmählich 
völlig  entfremdet  Die  Sprache  der  Dichter  aber  bleibt  mit  der 
AlltagBspracbe  in  steter  Berührung  und  zieht  ans  höheren 
Sprachformen  fortwährend  Nahnmg  (ceremonielle  Satzformeln 
aas  der  Sprache  vornehmer  Kreise,  aus  der  Berufssprache  der 
Priester  und  Richter).  Beides  kann  sich  ändern:  eine  gesucht 
dunkle  Sprache  von  Berufedichtem  kann  auf  allgemeines  Ver- 
ständniss  und  auf  Fühlung  mit  der  lebendigen  Sprache  ver- 
zichten ;  sowohl  die  absterbende  Poesie  der  letzten  Troubadours 
wie  die  der  Meiaterginger  war  auf  diesem  Wege.  Die  Sprache 
der  al^erm.  Poesie  aber  ist  Dialekt  geblieben.  Auch  hierin 
scheidet  die  Skaldendichtung  ald  Entartung  aus.  — 

Ein  Dialekt  also,  d.  h.  eine  Schattirung  der  allgemeinen 
Sprache,  von  einer  bestimmten  Anzahl  der  Stammeagenoesen 
gesprochen,  von  allen  verstanden.  Dieser  letzte  Punkt  setzt  be- 
reits voraus,  dass  nicht  etwa  eine  kiimtUcbe  Neuschöpfung  vor- 
liegt, sondern  eine  allmählich  unter  den  Händen  der  damit  Be- 
schäftigten sich  herausbildende  Variation.  Auch  was  innerhalb 
der  poetischen  Sprache  sich  der  Sprachschöpfung  vergleichen 
lässt,  ist  in  Wahrheit  stets  nur  Combination  oder  Difterenzirung 
vorhandenen  SprachstofFes.  Wohl  mc^ch,  dass  gerade  deshalb 
die  Entstehung  der  poetischen  Sprache  auf  die  Entstehung  der 
Sprache  überhaupt  Licht  werien  könnte.  Denn  an  ein  gewalt- 
sames Erfinden  und  Decretiren  werden  wohl  auch  die  eifrigsten 
Anhänger  der  Theorie,  das  die  Sprache  &iatt  entstanden  sei, 
nicht  glauben.    E^e  solche  spontane  Namengebung  erschdnt 


485 

uns  60  gat  wie  eine  Schöpfung  auB  dem  Nichte  in  mythischer 
Beleuchtmig,  wie  denn  auch  die  altgerm&nische  Schöpfungsge- 
Bchichte  gerade  vie  die  hebräische  beide  Akte  einander  gesellen : 
Vgl.  9,5,  vgl.  Gen.  2,19—20.  Auch  MTiitney,  der  die  allei- 
ältesten  Sprachen  für  ebenso  rein  conventioneU  erklärt,  wie  die 
jün^rten  (Leben  und  Wachethum  der  Sprache  übs.  von  Leskieu 
S.  317),  hat  kein  alteE  Beispiel  dafür  beibringen  können,  daes 
ein  freierfundenes  Wort  (wie  das  berühmte  Paradigma  der 
Spracherfinder,  ran  Helmonte  novum  nomen  gas)  fortgelebt  und 
fortgewirkt  hätte.  Eben  dies  also  ^t  für  die  Dichtersprache 
selbst  noch  der  späteren  Zeit:  auch  nicht  Ein  neuerfundenes 
Wort  ist  nachzuweisen.  Unmt^Uch  wäre  es  ja  den  Skalden 
nicht  gewesen,  zur  Befriedigung  ihrer  Variationssucht  z.  B.  für 
»Riese«  das  heiti  »Quinbus  Flestrin«  (wie  Swift  seinen  Gulliver 
von  den  Liliputanern  benennen  lässt)  einzuführen  und  so  gut 
wie  eine  schwierige  Kenning  durchzusetzen.  Oder  es  hätte  ein 
bedeutungsloses  Kosewort  in  die  Liebespoesie  eindringen  können. 
Aber  von  all  dem  keine  Spur.  Die  »göttliche  innere  Sprache«, 
sowohl  die  ernst  gemeinte  in  den  Visionen  des  12.  und  des 
19.  Jahrhunderts  (vgl.  Zs.  f.  d.  Alt.  6,334f.  für  jene  und  J.  Ker-  • 
uers  Seherin  von  Prevorst  I  249  für  diese)  als  die  pajodistische 
in  Lumermanns  Münchhausen  sind  reich  an  phantastischen 
Wortschöpfungen  —  wiewohl  ich  nicht  bezweifele,  dass  zur 
Grundlage  auch  hier  die  natürhche,  nur  difierenzirte  und  ver- 
zerrte Sprache  gedient  hat,  'so  gut  wie  in  den  Volapüks  und 
Pasilinguas ;  aber  es  waltet  doch  jedenfalls  in  ihnen  daneben  Will- 
kür. Aber  die  Gtittersprache  der  griechischen  oder  altnordischen 
Sage  enthält  keine  den  redebegabten  Menschen  unTerstandllchen 
Vokabeln  (vgl.  Myth.*  I  275f.).  —  Die  poetische  Sprache  ver- 
dankt also  ihre  speeifische  Gestaltung  keiner  Willkür,  sondern 
so  gut  wie  die  lokalen  Dialekte  der  langsamen  und  unwider- 
stehlichen Kraft  der  Uebung  und  Gewohnheit.    Bewahrung  alter 


oder  Pflege  §aoKt  sriteng  Anriificke,  < 
''<faiicfa  d»  Metmm  gefordat;,  «ptariilirfift  Sympathien  und 
Astipstfaien  »p^  Ait  geboi  j^"— "  TtiilftT  wie  jedon.  Mudaia 
die  ^ p***^ *"" i '«*"*  ^^^mHJP'Pgt  die  üiq  V— ««i  — i** hTi«*    — _ 

Wenn  alm  die  Kditaspndie  an  DiMlekx  der  jewealig  gt- 
•pFocbenen  Rede  igt  —  -woda  zogt  se  ^eühwtdü  allen  lokalea 
Dulekten  gegenüber  Que  Sandentellmig?  Dadn,  kfinnen  wir 
sagen,  dau  sie  die  Negation  aQes  THf^fV*' '"'***"  ist.  Lomittoi 
der  tanaend  Aeste  und  Zweige,  die  Ton  dem  Gmndatasun  sich 
abzweigen,  setzt  sie  allein  genuSinig  die  oigpiäng^icfae  Richtang 
der  Sprache  fort.  Die  poetische  Sprache  ist  die  einsige  con- 
sequente  Ausbildung  des  nrspränglichea  Sprachatoffes 
—  consequent  deshalb,  weil  keine  izuiälligeni  Öitlichen  oder 
zeitlichen  Einäüsse  zu  ihrem  Kern  dringen. 

Um  den  Vorwurf  der  P&radozie  abzuwehren,  stütze  ich 
diese  These  zunächst  durch  eine  Autorität.  Moriz  Haapt  sagt: 
•  Die  Poesie  ist  ein  Gemeingut  der  Völker;  sie  ist  dem  Menschen 
von  Anfang  mitgegeben,  von  Anfang  an  in  ihm  thätig  gewesen. 
.  .  .  Das  ist  die  unbewusste  Poesie,  die  sich  regt  und  die  Rede 
'der  Menschen  durchdringt,  ehe  die  Dichtung  in  »iiiu».TT>nionhnii- 
genden  Formen  eich  gestaltet,  die  Poesie  der  Sprache,  die  immer 
mehr  erblaset.  .  .  Die  Dichtkunst  weckt  diese  Sprache  wieder 
auf^  (Opuscula  3,139).  Das  heiest  also,  wie  Beiger  (M.  Haupt 
als  akademischer  Lehrer  S.  156)  es  gut  erläutert:  »Ein  echter 
Dichter  steht  den  Dingen  mit  ähnlicher  AufiasBongsktsft  gegen- 
über, wie  die  Menschheit  bei  dem  Werden  der  Sprache.« 

Oft  genug  hatten  wir  darauf  hinzuweisen,  wie  die  Dicht- 
kunst die  Pfade  nachschreitet,  die  die  Sprache  vorgezeichnet 
hat.  Vor  allem  gilt  das  für  die  Metaphern:  wo  viele  Sprachen 
in  ihnen  übereinstimmen  (vgl.  Heinzel  QF.  10,3),  da  beruht 
fast  stets  die  Cebereinstimmung  auf  Wuizelgemeinschaft.  >Wenn 
wir  sagen    ,daa  Meer  durchfurchen',   oder  engl,   to  plongh  tfae 


mi^p— ^1^1— »— .    .^■■■■--  * 


487 

Bea,  frz.  silloner  la  mer  .  .  .  .,  wiederholen  wir  nur  die  alte 
radicale  Metapher,  welche  der  Wurzel  AE  die  Bedeutungen 
erregen,  pflügen  und  rudern  gabt  (M.  Müller  Das  Denken  im 
Lichte  der  Sprache  8.  448).  8o  gilt  also  in  geringerem  Grade 
von  allen  Dichtem,  was  man  besonders  Goethe  nachgerühmt 
hat:  dass  er  die  verblassten  Metaphern  der  Sprache  auffrischt 
(M.  Müller  ebd.). 

Aber  wenn  man  bei  der  Metapher  das  etymologische  Ele- 
ment längst  beachtet  hat,  so  ist  es  bei  andern  Figuren  um  so 
vollständiger  übersehen  worden.  Wir  haben  von  dem  etymo- 
logischen Epitheton  ausführlich  gehandelt:  wenn  die  Germanen 
der  Erde  das  Epitheton  »breite  geben,  erneuern  sie  die  alte 
Namengebung,  welche  z.  B.  bei  den  Indem  die  Erde  schlecht- 
weg »die  Breitet  nannten.  —  Wir  haben  femer  ausgeführt, 
dass  oft  genug  das  Prädicat  der  altgerm.  Sätze  nichts  anderes 
ist,  als  gleichsam  ein  Aufthauen  des  eingefrorenen,  im  Apella- 
tivum  latenten  VerbalbegrifEs:  »der  König  hieb  Spangen  entzwei« 
ist  ledighch  Entwickelung  eines  Begriffs,  der  zur  Benennung  des 
Königs  selbst  dienen  kann:  der  König  kann  auch  »Bingbrecher« 
heissen.  So  fällt  ein  derartiger  Satz  unter  die  pseudoetymolo- 
gischen Figuren;  er  ist  einem  Satz  wie  »le  roi  r^e«  innerlich 
gleichartig.  —  Und  wie  das  Substantiv  als  führendes  Wort 
Adjectiv  oder  Verb  aus  sich  herausspinnt,  so  kann  ein  ganzes 
Gedicht  aus  diesem  Kem  herausgeschält  werden.  Ich  führe 
nur  wenige  Beispiele  an:  wie  schön  erläutert  der  Lehrspruch 
Häv.  58  die  etymologische  Verwandtschaft  von  wach,  wecken 
und  Wucher  (natürhch  dies  Wort  im  allgemeineren  Sinn  ge- 
nommen !).  —  und  neben  dem  gnomischen  Beleg  einer  aus  der 
lyrischen  Urpoesie,  der  Begrüssung  der  Jahreszeiten  entnommen. 
Pictet  (Origines  indoeuropeennee  ^  1,120)  leitet  das  idg.  Wort 
für  den  Frühling  von  der  Wurzel  vas  induere  sibi,  vestire  her. 
Er  fährt  fort:    »Partout,   dans  les  locutions  ordinaires,   et  dans 


488 

U  po^e,  rherbe  etlea  fieun  tapiaseot  les  champs,  les  arbres 
ae  tev^tcnt  de  fettilles,  la  vegitatioQ  est  an  maoteau,  qoi  re- 
nonrelle  cfaaque  ann^.<  Man  kann  sich  in  der  That  des  Ge- 
dukena  kaum  erwehren,  daas  diee  allgemein  gebrauchte  Bild 
auf  dem  allgemeinen  Wort  beruht,  oder  vielmehr,  am  es  tiefer 
m  fassen,  dass  dieselbe  Anschauung,  die  den  Frühling  graade 
von  dieser  Seite  seiner  Thäti^eit  benannte,  auch  in  der  Vor- 
Btellong  und  Schilderung  des  einziehenden  Frühlingsgottes 
mächtig  blieb.  —  Ebenso  beim  Winter:  nur  die  griechische 
und  lateinische  Poesie  charakterisiTen  ihn  durch  Scbildenisg 
der  Stürme,  nur  die  deutsche  durch  die  Klage  um  den  verlo- 
reneu  Vogelgesang  —  alle  aber  treffen  zusammen  in  der  for- 
melhaften Erwähnung  des  Schnees,  und  >le  aens  primitif  de 
hima  est  sana  doute  celui  de  neige«  (Pictet  aao.  S,  106).  — 
Herrschen  bei  den  Jahreszeiten  diese  Vorstellungen  vor,  so 
treten  bei  den  Crottem  verschiedene  Seiten  ihrer  Thätigkeit  bei 
verschiedenen  Ccelegenheiten  in  den  Vordergrund,  oder  Zeit  und 
Ort  der  Anrufung  lässt  ursprünghch  geschiedene  götthche  Kräfte 
wieder  einzeln  hervortreten,  in  Thor  etwa  einmal  den  Donner- 
gott, einmal  den  Krieg^ott:  *Grlmnir  hetumk  at  Geirradar  .  .  . 
'pttr  |]ingam  at,  ViSurr  at  vlgmn«  sagt  'OAinn  selbst  von  sich 
(Gr.  49,1).  Sicher  wird  die  chorische  Poesie  aus  dem  jedes 
Mal  angewandten  Namen  und  Beinamen  grossentheils  ihren 
Inhalt  abgeleitet  haben.  .  Glebt  es  doch  noch  jetzt  Gedichte,  die 
nur  breite  Ausführung  und  Umschreibung  des  Schlagwortes  in 
der  Ueberschrift  sind.  Deshalb  hat  Bergk  gewiss  mit  Recht 
die  stehenden  Epitheta  der  homerischen  Dichtung  auf  die  ältere 
Chorpoesie  der  Hymnen  zurückgeführt.  — 

Etymol<^e  ist  also  ein  Hauptmotor  der  ältesten  Dichtung 
—  natürUch  nicht  ängstlich-gelehrte  WurzelfoiBchung,  sondern 
kühnes  Errathen.  Oft  genug  wird  dabei  irrige  Deutung  mit 
unteigelaufen  sein;    ist  doch 'die   »VoÜEsetymologiec  schon    in 


der  Wortbildung  thatig.  Aber  oft  wird  auch  ein  alter  ZuBammen- 
haog  noch  lebhaft  gefühlt  worden  Bein,  und  die  wiBBenechaftliche 
Etymolc^e  darf  es  nicht  verschmähen,  zu  Bolcfaen  alten  Be- 
ziehungen gelegentlich  Stellung  zu  nehmen  (bo  Zimmer  QF.  13,71 
für  germ.  acepa  —  wozu  er  das  etymologische  Epitheton  xoiXou 
vijci  vergleicht).  Noch  die  mhd.  Dichtung  hat  eich  von  Bolchen 
oft  spielenden  Erklärungen  leiten  lassen  (J.  Grimm  El.  Sehr. 
1,306)  und  die  poetische  Auslegung  des  Wortes  »Frau*  hat 
wieder  der  gelehrte  Spielmann  Rückert  eraent:  »Frauen  sind 
genajmt  vom  Freuen«.  —  Wenn  es  die  Aufgabe  der  Dichtung 
scheint,  das  wirklich  Gregebene  zu  deuten  und  zu  formen, 
indem  sie  geheime  Zusammenhänge  ahnt  oder  aufdeckt,  so  hat 
sie  früh  sich  an  dem  Stoff  der  Sprache  selbst  versucht:  schon 
die  älteste  Poesie  ist  Interpretation.  — 

Doch  die  poetische  Wortdeutung  zeigt  nur  eine  Seite  des 
Lebens  der  Dichtersprache.  Hier  steht  sie,  den  Blick  in  die 
Vergangenheit  gewandt,  unbeweglich  da;  ist  sie  wirklich,  wie 
wir  behaupteten,  consequente  Fortbildung  der  iQtesten  Keime 
der  Sprache,  so  müssen  wir  sie  auch  fortschreiten  sehen. 

Die  Poesie  schreitet  in  der  Auswahl  der  charakteristischen 
Bezeichnungen  (im  Epitheton)  und  Beziehungen  (im  Prädicat 
mid  in  ganzen  0«dankeng^gen)  fort  auf  den  Bahnen  der 
Sprache:  ihre  >iimere  Form«  ist  abhängig  von  derjenigen  der 
allgemeinen  Bede  (vgl.  Scherer  Poetdk  S.  226  f.).  Für  die  innere 
Form  der  Sprache  ist  nun  charakteristisch,  dass  sie  durchauB 
ideaÜBtisch  ist;  und  für  die  der  Dicht«rsprache,  daes  sie  diese 
Anschauung  steigert  und  fortbildet. 

Die  Sprechende  benennen  ein  Ding  oder  ein  Wesen  nach 
einer  besonders  auffälligen  Eigenschaft:  diese  bIbo  bestimmt 
ihre  Idee  von  dem  Ding  oder  Wesen.  Jegliches  Exemplar  wird 
deshalb  nothwendig  mit  dieser  Marke  versehen,  auch  wo  das 
thatBächhcb    eine   Fälschung   einschlieBst.     Heisst   einmal    ein 


j  noii,  an  col  de  crm, 
äes  bottee  bieo  cir^e 


^_  die  er  Bich  denken  kann,  um  räe  als  ideale  Enegei 
^^  zu  lassen.  —  Und  non  sehe  Tnn.n  daneben,  wie 
^  eine  Nebenperson  einführt:  >Binet  entra.  B  ätait 
^me  redingote  bleue,  tombant  droit  d'elle  mfime  tout 
^ie  eon  cotpe  maigre,  et  ea  casquette  de  cuir,  ä  pattes 
^MT  des  cordone  sur  le  sommet  de  Ba  t^te,  läissait  voir. 
.  Tisi^  relev6e,  un  front  chauve  .  .  .  H  portait  un  gUet 
pantalon  grie,  et,  en  toute 
.«  (Madame  Borary  6.  82). 
n  individuell  wie  mö^ch;  denn  die  genaue  Beschreibung 
sntdfi  den  Zweck,  den  Leeer  von  einer  voreiligen  Ein- 
g  der  neuen  Figur  in  fertige  Kategorien  abzuhalten.  Man 
ah  nicht  den  Rock,  den  Hut,  die  Stiefel  denken,  die  man 
ist  etwa  dem  Steuereinnehmer  zutrauen  würde,  sondern 
ganz  bestimmten  Rock,  gerade  diese  Mütze,  nur  solche 
e,  damit  ja  keine  fische  Figur  herauskomme,  sondern 
idividuum,  gerade  wie  es  in  der  Welt  nur  Individuen 
and  keine  l^pen. 

ieeer  Contrafit  bebt,  hoffe  ich,  die  Art  der  alten  Dichtung 
ih  beraus.  Sie  wiU  keine  Individuen,  denn  sie  glaubt 
■n  Individuen.  Sie  identificirt  jedes  Exemplar  mit  dem 
pna  der  Gattung.  Wie  der  Sprache  jeder  Beig  hoch  ist, 
det  Dichtung  jede  Königsburg  ein  iHof  des  Uuihigenc 
teinzel  QF.  10.32,i;  deshalb  kann  Neidhart  eingen:  »ei  ist 
schulden,  isi  diu  grüene  beide  val'  (Neidh,  86,36),  so 
goldenen  Stahlfedern  oder  bleiernen  Zinnsoldaten 
Dicbtersprache  bildet  die  Anlage  der  Sprache 
idealietif-che  Nennung  steigert.  Vot  Allem 
ii-r  Poetisirung  das  Epitheton.  So 
:ier  Götter  und  sonstiger  wichtiger 
i'jieei  dae  schwarze  Meei  mfvTOf 
wohlwollend 


490 

b«etijmnteB  Thier  iHeuler«,  so  wizd  aach  ein  stammea  E^em> 
plar  dieser  Gattung  »Heuler«  heissen  müasen;  und  heiset 
der  König  >Mann  von  höbet  Abetammung« ,  «o  wird  dies 
Prädikat  auch  einem  Usurpator  von  niedrigetem  Stande  zufallen. 
Der  allgemeine  B^rifi  der  Gattui^  wird  unterscbiedaloe  jedem 
Vertreter  zuerkannt.  Zu  solcher  idealistischen  Nennung  stellt 
die  realistiBche  Literatur  der  Gegenwart  mit  ihren  Beschreibungen 
bewusst  und  abeicbtUch  sich  in  den  schärfsten  Gegensatz.  *Ce 
qui  diffärencie  le  plus  fadicalement  la  litt^rature  moderne  de  la 
litt^rature  ancienne,  c'est  le  remplacement  de  la  g^oeralit^  par 
la  particularit^«,  sagen  die  consequentesten  Theoretiker  der 
modernen  Schule  (Journal  des  Goncourt  n  261).  Man  erlaube 
uns  das  an  einem  Beispiel  zu  erläutern.  Ein  sehr  altes  Edda- 
lied führt  Nebenpersonen,  die  in  die  Handlung  eingreifen,  wie 
folgt  ein: 

nöttum  föra  seggir,  negldar  väru  brynjur, 

aklldir  bliku  beira  vid  enn  skarda  mäna 

(Vkv.  8 ,1 — 4).  Das  heiest:  der  Dichter  verleiht  ihnen  als 
aelbetverständliche  Attribute  die  normalen  Ausrüstungsstücke. 
Brünne  and  Schild  thun  hier  nicht  das  Geringste  znr  Sache; 
der  alte  Dichter  kann  sich  aber  eiimial  einen  Krieger  ohne 
Brünne  und  Schild  ebensowenig  denken,  wie  ein  zeichnendes 
Kind  sich  einen  Mann  ohne  Pfeife  im  Mund  vorstellen  kann 
(Ricci  L'arte  dei  bambini  S.  42).  —  Ein  sehr  viel  jüngeres 
Eddahed  erfüllt  die  gleiche  Aufgabe  mit  folgenden  Worten: 
Tnn  gengu  fiä  jQfrum  Hlrir 

Langbards  Hdar,         hofdu  loda  rauda, 
stuttar  brynjar,  steypta  hj&lma, 

skAlmiun  gyrdir,        bofdu  skarar  jarpar 
(Gud.  n  20).  —  Hier  soll  die  Beschreibung  schon  zur  Charakte- 
ristik  dienen  —  aber  eben   nur  zur  idealisirenden:    der  Spiel- 
mann schmückt  die  Ejieger  mit  den  prächtigsten  Waffen  und 


491 

Kleidern,  die  er  sich  denken  kann,  um  eie  eis  ideale  En^ei 
erecheinen  zu  lasseii.  —  Und  nun  sehe  man  daneben,  wie 
Flaubert  eine  Kebenpereon  einführt:  »Biuet  eotra.  II  6tait 
v^tu  d'une  redingote  bleue,  tombant  droit  d'elle  möme  tout 
ftutour  de  Bon  corps  maigre,  et  sa  casquette  de  cuir,  ä  patt«s 
nou^eB  par  des  cordoos  sur  le  sommet  de  ea  t^te,  lüBsait  voir, 
BOUB  la  Tieiire  relevte,  un  front  chauve  .  .  .  H  portait  un  gilet 
de  drap  noir,  un  col  de  crin,  un  pantalon  gris,  et,  en  toute 
Saison,  des  bottee  bien  cir^es  .  .  .<  (Madame  Bovary  S.  82). 
Alles  so  individuell  wie  möglich;  denn  die  genaue  Beschreibung 
hat  gerade  den  Zweck,  den  Leser  von  einer  voreiligen  Ein- 
stellung der  neuen  Figur  in  fertige  Kategorien  abzuhalten.  Man 
soll  sich  nicht  den  Rock,  den  Hut,  die  Stiefel  denken,  die  man 
zunächst  etwa  dem  Steuereinnehmer  zutrauen  würde,  sondern 
diesen  ganz  bestinunten  Bock,  gerade  diese  Mütze,  nur  solche 
Schuhe,  damit  ja  keine  fische  Figur  herauskomme,  sondern 
ein  Individuimi,  gerade  wie  es  in  der  Welt  nur  Individuen 
giebt  und  keine  Typen. 

Dieser  Contrast  hebt,  hoffe  ich,  die  Art  der  alten  Dichtung 
deutlich  heraus.  Sie  wiU  keine  Individuen,  deim  sie  ^ubt 
nicht  an  Individuen.  Sie  identificdrt  jedes  Exemplar  mit  dem 
Paradigma  der  Grattung.  Wie  der  Sprache  jeder  Beig  hoch  ist, 
so  ist  der  Dichtung  jede  Königeburg  ein  »Hof  des  Muthigen« 
(vgl  Heinzel  QF.  10,32);  deshalb  kann  Neidhart  singen:  >ez  ist 
wol  von  schulden,  iet  diu  grüene  heide  val'  (Neidh.  86,S6),  so 
gut  wie  wir  von  goldenen  Stahlfedern  oder  bleiernen  Zinnsoldaten 
sprechen.  Die  Dichtersprache  bildet  die  Anlage  der  Sprache 
fort,  indem  sie  die  idealistische  Nennung  steigert.  Vor  Allem 
dient  ihr  zu  diesem  Akt  der  Foetisirung  das  Epitheton.  So 
zuvörderst  bei  den  Beinamen  der  (Jötter  und  sonstiger  wichtiger 
Wesen,  Bei  den  Griechen  heiset  das  schwarze  Meer  JtdvToz 
iSSeaioi,   nicht  weil    es  dem   Fremden  besonders  wohlwollend 


492 

geönnt  wäre  —  was  ja  bekanntlich  gar  nicht  der  Fall  ist  — 
sondern  weil  es  ihm  günstig  sein  soll  Aber  ein  glücklicher 
Zufall  erhärtet  denselben  Sinn  aoch  für  diejenigen  Epitheta  der 
altgerm.  Poesie,  denen  er  sonst  abgesprochen  werden  könnte. 
Neben  den  et]rmologischen  oder  ■peeadoetymologiBCheno  Bei- 
wörtern geht  eine  groese  Zahl  von  Spithetis  her,  die  die 
Wesenheit  des  bezeichneten  Gegenstandes  hiebt  berühren. 
Schwerlich  ist  irgendwo  z.  B.  die  Welle  nach  der  Kälte,  der 
Schild  nach  der  rothen  Farbe  benannt  worden.  Und  doch 
dienen  auch  diese  Epitheta  dam,  den  Gegenstand  aas  der 
Sprache  des  Alltagslebens  in  die  vollendete,  poetische  Welt 
hinübeizuzanbem.  Uns  ist  in  der  ags.  IMchtong  ein  Spruch- 
gedicht von  unachätzbarem  Werth  erhalten,  in  dem  eine  Reibe 
idealer  Typen  Eusammeagestollt  sind,  nicht  nur  für  Menschen, 
sondern  auch  für  Dinge  (vgL  ten  Brink  aao.  S.  81  f.).  Wir  sehen 
nun  hier  auf  das  deutUchste,  wie  das  Epitheton  die  gewünschte 
Beschaffenheit  des  Hauptworts  vorausnimmt  (vgl.  auch  Heinzel 
aao.  21).  Es  heiset  hier  >das  Schiff  soll  genagelt  sein«  — und 
>n^ed  3cip<  ist  eine  poetische  Formel.  Es  heisst  »Feuer  soll 
Holz  verzehren«  und  »herr  aUs  vidar*  ist  eine  Cenning  des  Feuers. 
Es  heisst  >Erde  soll  grünen«,  und  deshalb  ist  >grän<  ein 
poetisches  Beiwort  der  Erde.  Und  sie  kann  deshalb  auch  im 
Winter  grün  genannt  werden,  demi  »grüne  Erde«  heisst  nur 
^eichsam  >die  Erde  der  poetischen  Welt«.  Und  so  kann  jedes 
Schild  golden  heiseen  und  jeder  FüiBt  edel. 

An  diesem  wichtigen  Punkt  stehen  wir  auf  der  Scheidung 
der  prosaischen  und  poetischen  Benennung.  Der  Name  beruht 
hier  und  dort  noch  auf  gleichen  Principien  —  nicht  mehr  der 
Beiname.  Gerade  den  Germanen  ist  es  eine  Uebe  Sitte, 
einzelnen  Personen  einen  stehenden  Beinamen  zu  geben  (vgl. 
J.  Grimm  Kl.  Sehr.  3,354  f.).  Die  Natur  der  germ.  Beinamen 
nun  hat  Müllenhoff  (Zur  Btmenlehre  S.  54  f.)  schön  eHäutert.    In 


493 

der  R^el  giebt  der  Beinaxne  wirklich  einen  Beitrag  zur 
Charakteristik  der  Person  und  fügt  der  idealistischen  Benennung 
im  Eigennamen  ein  realistisches  Gegenstück  bei,  so  dass  z.  B. 
wenn  Jemand  Henricus  dictos  Eselescop  (Grimm  aao.)  genannt 
wird,  der  Beiname  hinter  dem  Eigennamen  hertrottet,  wie 
Sancho  Pansa  im  Gefolge  des  Don  Quijote.  Selbst  die  enko- 
miastischen  Beinamen  historischer  Personen  sind  doch  als 
wirklich  charakteristisch  gedacht.  Und  von  da  hat  die  Poesie 
denn  die  einzigen  eigentlich  realistischen  Epitheta  übernommen: 
nur  die  genealogischen  Beiworte  sind  nicht  idealisirender  Natur, 
und  sie  stammen  aus  dem  wirklichen  Leben;  ja  wir  hätten  sie 
den  ceremoniellen  Formeln  beigesellen  dürfen. 

Insofern  berühren  doch  aber  die  poetischen  Epitheta  sich 
noch  mit  den  Beinamen  des  gewöhnlichen  Lebens,  als  wie  diese 
(vgL  Weinhold  Altnord.  Leben  S.  277  f.)  auch  sie  meist  von 
äusserhchen  Eigenschaften  hergenommen  sind,  die  sich  den 
Sinnen  sofort  aufdrängen.  So  sind  denn  die  eddischen  Epitheta 
wesentlich  von  zweierlei  Art:  Farben-  und  Stofiangaben.  Aber 
deshalb  bleibt  jener  grosse  Unterschied  bestehen.  Ein  Allgemein- 
begriff  könnte  ja  überhaupt  nicht  in  derselben  Weise  mit  einem 
ins  Kleinste  eingehenden  realistisch  malenden  Beiwort  versehen 
werden  wie  ein  Lidividuum.  Aber  unsere  wissenschaftliche 
Terminologie  versucht  dies  inamerhin.  Die  poetische  Termino- 
logie hingegen  ist  idealistisch:  nicht  wie  das  Ding  ist,  sondern 
wie  es  sein  sollte. 

Wie  diese  idealistische  Tendenz  der  Poesie  sich  zugleich 
mit  der  Mythologie  berührt,  ist  für  die  Lyrik  zum  Theil  ganz 
hübsch  von  Du  Prel  (Psychologie  der  Lyrik  Leipzig  1887)  gezeigt 
worden;  auch  hierin  erneuert  sie  alte  Anschauungen  (vgl.  aao. 
94 f.:  »Die  Lyrik  als  paläontologische  Weltanschauimg«).  — 
Wie    die  altgerm.  Poesie    und    die  altgerm.  Religion    sich    im 


494 

Begrifi  der  Rune  beg^nea,  spricht  Petetsea  (Noidisk  Mytho- 
logie S.  214)  aas. 

Jenes  mystisohe  Etwas  nämlich,  welches  ein  wirklich  vor- 
handenea  Ding  und  Wesen  iii  dem  macht,  was  es  sein  soll  — 
jenes  Uniassbare,  das  als  ideale  Eigenheit  gedacht  wird,  das 
die  Sprache  zur  Benennong  und  die  Poesie  xnr  Chaiakteristik 
des  Dinges  oder  Wesens  benatzt  —  das  nennt  die  Philosophie 
der  alten  Germanen  das  Geheimnias  dieses  Gegenstandes, 
dieses  GrMchöptes.  Wir  können  deshalb  das  eben  Gesagte  dahin 
zosammenfaraen:  die  poetische  Sprache  idealisiTt  fort  im  Sinne 
der  orsprünglichen  Namei^bong,  indem  sie  jeglichem  Appellativ 
tmd  jeder  Person  die  ihr  znkommende  Rune  noch  eigens  zu- 
legt. -~  Wir  erinnern  an  unsere  Besprechung  der  alten  Zauber- 
formeln. Der  fluch  ist  feierliche  Trennung  der  Rtme  von 
ihrem  Träger;  Gerdr  soll  nicht  mehr  sein,  was  zu  sein  ihr 
zukäme :  eine  Jungfrau  7on  siegreicher  Schönheit  und  glücklicher 
Lebenshaltung;  Dagr  soll  nicht  mehr  sein,  was  er  eigentlich 
sein  sollte:  tapfer  im  Kampf  und  glücklich  selbst  in  der  Be- 
drängniss.  Der  Segen  ist  feierliche  Anerkennung  der  Rune: 
Agnaxi  soll  ein  Musterkönig  sein.  Die  Poesie  also  erst  benennt 
mit  ToUem  und  wahrem  Titel,  denn  nur  sie  schmückt,  was  in 
ihr  lebt,  mit  dem  zauberkiäftigen  runischen  Epitheton.  Und 
diese  Aufgabe  der  alten  Poesie  ist  in  der  Edda  in  mythischer 
Verkleidung  geschildert  und  verherrlicht:  sie  schildert  sie  als 
Erfindung  der  Rimen. 

Sklmir  sagt  in  einer  von  MüUenhoff  (Znz  Runenlehre  S.  66) 
sehr  schön  ausgedeuteten  Stelle:  *Ti\.  holte  ek  gekk  ok  til  hraa 
vidar,  gambantein  at  geta:  gambantein  ek  gat«  (Sk.  30),  Der 
Typus  dieser  Verse  ist  höchst  voLksthümlich  (vgl.  z.  B.  Uhlands 
Volkslieder  N".  21.  24  und  noch  Goethes  Gedicht  »Ich  gmg  im 
Walde  90  für  mich  hin«;  noch  genauer  stimmt  der  Elingang 
eiues    ruthenischen  Volksliedes    bei  Franzos    Aus  Halbasien  H 


495 

259).  Diese  Eiiüeitung  ist  also  alt  geheiligt  und  gefestigt. 
Ziehen  wir  die  Einkleidung  ab,  so  sagt  sehr  ähnlich  '0|>inn 
im  Runatal:  »nam  ek  upp  rünarc  (Häv.  138,4).  Darf  man  diese 
Worte,  von  dem  vindga  meidi  i  (HAv.  137,2)  hängenden  Gott 
gesagt,  nicht  wörtlich  verstehen:  ich  nahm  die  Runen  auf,  d.  h. 
ich  fand  an  dem  Baum  den  gambantein?  Müllenhofi  (D.  Alt. 
V,  1,270)  übersetzt  »ich  nahm  herauf -erfand«  und  vergleicht 
mit  der  schon  citirten  wichtigen  Stelle  HAv.  139  die  Verse 
Word  oder  fand  s6de  gebunden  Beov.  871.  Wie  aber  erfand 
'Ot)inn  die  Runen?  und  was  brauchte  Skimir  lange  zu  suchen, 
wenn  er  in  ein  behebiges  Reis  Zeichen  schnitzen  wollte?  Er 
fand  die  Zauberruthe,  die  Müllenhofi  selbst  mit  dem  Runen- 
stab identificirt.  Wie  das?  Ich  denke  es  mir  so,  dass  zuerst 
Reiser  gesucht  wurden,  die  selbst  schon  die  Form  einer  Rune 
hatten.  Skimir  also  geht  in  den  Wald  und  findet  dort  einen 
Stab  von  der  Form  ^  Dies  ist  eine  rüna,  ein  geheimnissvolles 
der  Interpretation  bedürftiges  Zeichen  (Müllenhofi  Zur  Runen- 
lehre S.  31);  er  nimmt  es  mit,  und  sobald  er  Gerdr  zwingen 
will,  sagt  er  »|)urs  rist  ek  |)&r«  —  d.  h.  er  versieht  den  surculus 
notis  quibusdam,  incantamentis  quibusdam  (liUencron  aao.  17), 
die  er  auch  wieder  beseitigen  kann,  wenn  er  will:  »svä  ek  |)at 
af  rist,  sem  ek  |>at  ä  reist  (vgl.  auch  die  Stelle  des  Runenhed 
über  Ing),  ef  gorask  {)arfar  ])ess«.  Was  war  das  für  ein  Zeichen, 
von  dem  das  Schicksal  der  Grerdr  abhing?  LiUencron  (aao.  19) 
hat  zwei  schwierige  Stellen  der  Edda  in  höchst  scharfsinniger 
^^^eise  so  erläutert,  dass  die  Antwort  auf  diese  Frage  leicht 
scheint:  »Der  Runenstab  ward  gesprochen  oder  gesungen  zimi 
Versstab«.  Der  Vers  weckt,  wie  lihencron  schön  sagt,  die 
Zauberkraft  des  Zeichens:  indem  Skimir  auf  das  gefundene 
|)ur6  den  zweiten  Vers  reimt,  macht  er  den  tein  zum  gamban« 
tein.  Indem  er  eine  auf  Grerdr  bezüghche  nota  in  den  ge- 
schnittenen Stab  schabt  (Sigrdr.  18,1—2,  MüUeiüio£E  |M^&  5(^ 


Betet  er    >die  Wesenhüt   der  Dinge  in  xaubeArBftig  wirkmde 
Bewegung«  (LiliencroQ  aoo.  20). 

Es  würde  viel  ta  weit  führen,  wenn  ich  diese  Aufiasaang 
mit  der  MlUlenfaoSs  and  Liliencrons  nnd  ihrer  Qoellen  näher 
vergleichen  wollte,  imnal  in  späterer  Zeit  gewiss  aUgemein 
üblich  war,  die  Ronen  sfllbst  m  schmtzen,  nicht  bloaa  ihre  An- 
wendung auf  ihnen  zn  rermerken.  Nor  die  Erfindung  der 
Ronen  sei  es  gestattet  darai}ihin  noch  einen  Angenblick  zu 
prüfen.  '0|)inn  hängt  am  windigen  Baum  (wie  der  Otso  des 
flnnisohen  ZanberUeds:  Kanteletar  übe.  von  H.  Faul  S.  338,  Tgl. 
Anm.  8)  und  entdeckt  dort  die  Bedeutung  der  KeiBer.  Von  da 
>datirt  erst  sein  ganzes  Vermögen,  «11  sein  Können  und  VoU- 
biingen«  (D.  Alt.  V  271,  vgl.  Petersen  aao.  S.  213).  Die  Er- 
findung hätte  also  in  der  Kunst  bestanden,  Wort  vom  Worte 
das  Wort  suchen  zu  lassen:  in  der  Findung  der  Reimstäbe, 
die  das  Symbol  auf  die  Person  anwenden. 

Von  dieser  Anachauung  ausgehend  vergleiche  man  nun  mit 
jenen  Versen  Skimirs: 

f>urB  riet  ek  {>6r  ok  ]>rjä  stafi: 
ei^  ok  oedi  ok  ö|>ola 
die  Erzählung  von  der  Schöpfung  der  Menschen: 

fundn  ä  landi  litt  megandi 

Ask  ok  Emblu        orlggiausa. 

Qod  |>au  n^  ättu,     öd  {)au  ne  h^fdu, 

lä  n^  laeti  ne  litu  göda; 

ond  gaf  'Odion,       66  gaf  Hoenir 

U  gaf  Lödurr  ok  ütu  göda  (Vol.  20,5—8.  21). 

Der  Zauberspruch  vernichtet  Gerdr  und  belebt  Ask  und 
Embk.  Liliencrone  geniale  Deutung  bewahrheitet  sich  hier 
vollauf:  die  Rune  vertritt  jenes  Schöpfungswort,  du  das  Licht 
schafft.  Wie  der  göttliche  Schöpfer  nach  der  Bibel  dem  Erdea- 
kloBB,  wie  Athena  dem  Werk  des  Prometheus  Leben    eist  ein- 


497 

hauchen  mu66,  bo  wird  durch  die  Rune  aus  dem  Worte  das 
Werk.  Während  sonst  bei  Zaubergebräuchen  ein  Bild  die 
Person  vertreten  muss,  die  erfahren  soll,  was  der  Zauberer  sie 
in  effigie  leiden  lässt,  steht  hier  umgekehrt  der  Stab  statt  des 
Schicksals  (etwa  wie  die  Karten  von  den  Elartenlegerinnen  ge- 
braucht werden)  und  wird  auf  die  Person  erst  angewandt. 
Darum  heissen  Ask  und  Embla  »schicksalslos«,  bis  ihnen  die 
Rimen  zugetheilt  sind.  Und  Ask  und  Embla  sind  Baumnamen ; 
sie  sind  selbst  gleichsam  Runenstäbe,  die  erst  das  begleitende 
Wort  belebt.  Das  ist  die  Aufgabe  der  Poesie,  darin  eben  ist 
sie  Vollendung  und  höchste  Stufe  der  menschlichen  Sprache: 
sie  belebt  die  Dinge,  indem  sie  ihr  Greheimniss  ausspricht.  — 

Vor  Allem  ist  also  in  der  Weiterbildung  des  für  die  innere 
Form  massgebenden  Princips  die  poetische  Sprache  die  folge- 
richtige imd  entschiedene  Fortbildnerin  der  allgemeinen  Sprache. 
Sie  ist  es  aber  auch  in  Hinsicht  auf  die  äussere  Form. 

Zwar  der  älteste  Akt  der  Sprachformung,  die  eigentliche 
Wortschöpfung,  hat  nach  unserer  schon  oben  ausgesprochenen 
Ansicht  innerhalb  der  Dichtersprache  keine  Analogie.  Wohl 
gäbe  es  eine  Stelle,  die  dazu  Möglichkeit  böte:  die  Namengebimg 
im  engeren  Sinne  nämlich,  die  Verleihung  von  Eigennamen. 
Als  eine  letzte  Gelegenheit  zur  Worterfindung  hat  sie  sich  bis 
in  imsere  Tage  gerettet  und  leicht  mag  auch  hier  wieder  die 
Kunstübimg  unserer  Tage  auf  die  allerältesten  Anfänge  der 
Rede  ein  Licht  werfen.  Ich  sammle  seit  langer  Zeit  für  eine 
Studie  über  die  literarische  Namengebung.  Jedenfalls  ist  klar, 
dass  in  frei  gegebenen  Personennamen  sich  zwei  Hauptklassen 
scheiden:  aussagende  Namen,  wie  z.  B.  Thorowgood  in 
Lillos  Kaufmann  von  London  (vgl.  Danzel  Lessing  1,311)  oder 
Mittler  in  den  Wahlverwandtschaften,  oder  in  der  Edda  selbst 
Fitjimgr  (Häv.  77)  und  die  Namen  der  RigsJ)ula,  imd  an- 
deutende Namen,  die  keine  bestinamte  Vorstellimg,  aber  eine 

Meyer,  AltgermaniBohe  Poaiie.  °^ 


aobeBtimmte  Stimmang  erveckeiL  Za  IsMenta.  Zweck  bedienb 
Bich  >.  B.  das  fnuuösiBche  LuBtepiel  fremder  Namen  wie 
Damia,  Gluysander  a.  d^i.,  die  vag  idealiairen  und  dadnrcl: 
■alle  lebendige  Individualität  todtschlagen«  (Daniel  ebd.  131) 
Spätere  aber  frei  eifnndener  Namen,  die  *auf  inationelle  malend« 
Weiae,  schon  doich  ihren  Klang  die  individuelle  Vorstellung 
die  dtt  moderne  Dichter  beabsichtigte,  hervoniefenc  (Brande) 
Holberg  S.  129,  vgl.  %.  B.  G.  Frejtag  Werke  1,180,  Can 
leaei:^  and  Swift  S.  88  f.).  Aach  hier  will  ich  freilich  mein« 
Zweifel  nicht  onterdrücksn,  ob  nicht  selbst  in  solchen  FäHei 
die  gesprochme  Sprach«  unter  Difierenaimngen  hervorblickt 
Jedenfalls  aber  ist  freie  Umformung  hier  möglich;  mid  so  wän 
denkbar,  dass  unter  der  Masse  mythologischer  Namen  in  dei 
Namenstrophen  der  Voluapä  oder  Rlgajinla  sich  auch  solch) 
laatphysiognomiBchen  Eigennamen  beenden.  Das  wäre  abe: 
eben  auch  der  einzige  Fall,  in  welchem  Sprachschöpfung  der  all 
gemeinen  und  der  dichterischen  Rede  sich  vergleichen  liessen 
Sobald  aber  im  weiteren  X<eben  der  Sprache  Compositio] 
und  Analogiebildung  an  Stelle  der  ersten  Gestaltung  treten,  un 
den  vorhandenen  StofE  in  reichster  Fülle  auszubilden,  zeigt  sid 
wieder  die  Dichtersprache  als  Nachfolgerin  der  allgemeine; 
Sprache.  Bezeichnend  sind  vor  Allem  die  Eenningar.  Wi 
wiesen  darauf  hin,  dass  eine  Wortbildung  wie  >Silbeiling>  gan 
eigentlich  zu  den  Eenningen  gehört;  wir  zeigten,  dass  selbe 
gesucht  erschemende  poetische  Umschreibungen  oft  in  alltägliche 
Wortzusammensetzungen  der  Sprache  ihr  Gegenstück  ändei 
Wenn  die  Analc^ebüdung  z.  B.  bestimmte  Flexionen  an  Stamm 
trägt,  denen  sie  von  Haus  aus  fremd  sind,  so  vergleicht  sie 
dem  deruneigentUche,  formelhafte  Gebrauch  zahlloser  Wendunget 
etwa  die  Uebertragung  der  Formel  >Erde  und  Ueberhinomel 
auB  dem  Schöpfongsbericht  in  eine  beliebige  Beschwörung  od< 
gar  in   eine  allgemeine  Aussage.  —  Wie   die  Sprache    selbi 


499 

gajize  Wortklassen  fallen  lässt  oder  pflegt,  so  die  Dichtersprache ; 
es  ist  kdn  Zufall,  wenn  dieser  Hauptdialekt  der  grossen  Mutter 
in  der  Bewahrung  und  Pflege  gerade  der  Tonbeseichnungen 
nachstrebt.  —  Und  so  liesse  sich  hundertmal  im  Granzen  und 
im  Einzelnen  die  poetische  Sprache  als  Fortsetzung  und  Aus- 
bildung der  jeweilig  gesprochenen  Rede  auch  in  Hinsicht  auf 
die  äussere  Form  erklären.  -— 

Vielleicht  aber  sind  wir  hierauf  bereits  zu  weit  eingegangen. 
Wir  wollen  deshalb  die  Charakteristik  der  poetischen  Sprache 
damit  zum  Abschluss  bringen,  dass  wir  ihr  Verhältniss  zur 
Alltagssprache  mit  dem  vergleichen,  welches  zu  der  Dichtersprache 
selbst  eine  letzte,  auf  engster  Auswahl  beruhende  »Sprache« 
einnimmt:  die  Namengebung  selbst,  die  im  wirklichen  Leben 
blühende  Verleihung  von  Eigennamen. 

Die  altgerm.  Namenverleihung  steht  zu  der  Dichtersprache, 
behaupten  wir,  in  dem  gleichen  Verhältniss  einer  steigernden 
Auslese,  wie  diese  zu  der  Rede  des  Tags.  Das  zeigt  sich  schon 
äusserlich.  In  der  gesprochenen  Sprache  leben  alle  Wortklassen 
—  die  altgerm.  Poesie  unterdrückt  zu  Gunsten  der  Substantiva 
die  übrigen,  lässt  %ie  doch  aber  noch  bestehen;  die  Namengebung 
aber  kennt  nur  Substantiva  und  höchstens  im  Beinamen  ein 
dienendes  Adjectiv.  —  Zwingt  femer  die  poetische  Form,  was 
man  sonst  in  lässiger  Breite  sagen  kann,  in  knappe  Form  zu 
drängen  und  ist  gerade  die  altgerm.  Poesie  diesem  Prozess  der 
Verdichtung  ergeben,  so  bedeutet  der  Name  die  letzte  mögUche 
Verkürzung  eines  Satzes.  Die  meisten  Namen  sind  freilich 
einfach  Umschreibungen:  wir  erwähnten  schon,  dass  »Heerwolf« 
sowohl  Eigenname  ist  als  Kenning;  »linnvengis  bil«  (Odd.  30,3) 
sagt  dasselbe  wie  der  Frauenname  Koltrün  (MüUenhoS  Zur 
Runenlehre  S.  48).  Aber  ein  Dvandva-Compositum  als  Name  ent- 
spricht deutlich  einer  Zwillingsformel:  Berhtwiz  ist  gleichartig  mit 

der  tautologischen  Verbindung  »uuUtig  endi  uuunsam«  (Hei.  1393 

82* 


600 

vgl  Sierera  S.  444  a  Anm.  16).  Und  der  Name  kann  weitei 
eine  ganze  poetiBche  Satzfonnel  in  eine  WortzuBammensetziui^ 
vetdicbtet  wiedergeben.  Eine  breite  poetische  Formel  ist  die 
folgende:  >daz  ai  .  .  .  gät  alsam  der  liebte  eunne  hat  an  einem 
tage  slnen  achln  läter  onde  reine«  (Sperr.  24,3,  vgl.  Bnrdacfa 
Walther  und  Beinmar  S.  48).  Mit  dieser  ganzen  Formel  fällt 
ee  völlig  zosanunen,  wenn  ein  Mädchen  SAIberta  heisst;  der 
Name  genügt,  mn  jene  Satzformel  in  die  älteste  Zeit  hinauf  zu 
•  datiren.  Der  Name  Madalberta  sagt  dasselbe  wie  die  Formel 
>er  was  eö  wortapaehe«  (Wümannfi  Leben  Walthers  Amn.  I  19^ 
mid  hier  wieder  sagt  das  Compositam  dasselbe,  wie  sonst  der 
ganze  Satz  »wie  wol  er  Edne  rede  kan.< 

Worauf  beruht  nun  die  Namenverleihung  der  alten  Ger- 
manen ?  Im  Wesentlichen  auf  der  Verbindung  zweier  Elemente : 
des  genealogischen  —  und  des  runischen. 

>Eine  bei  den  Griechen  und  Germanen  sich  findende  Sitte 
war,  dass  in  den  Kindesnamen  eines  der  Compositionsglieder 
herübergenommen  wurde,  die  in  Vaters-  oder  Muttemamen  ent- 
halten waren :  z,  B.  äa/cxpaxrfi  Sobn  des  iloMud^i  .  .  .-  Waldbert 
und  Wolfbert  Söhne  des  Hrambert«  (Brugmann  Grundriss  der 
Tgl.  Gram,  der  Idg.  Sprachen  II  1  S.  32).  Diese  Sitte  ver- 
ewigt in  den  Kamen  die  genealogischen  Beziehungen;  sie  er- 
innert an  die  stofflichen,  die  realistischen  CompositioDSgliedei 
der  Kenninge.  Es  bleibt  in  den  stets  componirten  Namen  ein 
Theil  frei  —  and  die  Composition  selbst  i  und  diese  freien 
Theile  vergleichen  sich  den  finalen,  den  idealistischen  Compo- 
sitionsgUedem  der  Kenninge. 

Die  alten  Namen  verbinden  gern  Abstracta.  Denn  die 
altgerm.  (und  jede  lebendige  und  gesunde)  Namenverleihung 
wird  von  der  Anschauung  beherrscht,  dass  mit  dem  Namen 
dem  Kinde  ein  dauernder  Segensspruch  mitgegeben  wird  (vgl. 
Scherer  L.-G.  S.  10).     Der  Name  ist  ein  Wunsch;  wie  bei  uns 


501 

die  Benennung  nach  beetimmten  Heroen,  so  zeichnet  jeder  alte 
Name  dem  Träger  ein  Ideal  vor.  Der  alte  Ismael  Mengs  nannte 
seinen  Sohn  Rafael,  damit  er  ein  Rafael  werde;  so  soll  eine 
Dagahilt  eine  Eämpferin  strahlend  wie  der  Tag  werden.  Leo 
wunderte  sich  zwar  sehr,  dass  Tausende  von  Bäuerinnen  imd 
leibeigenen  Weibern  zu  Namen  gekommen  seien,  die  auf  Ruhm, 
Krieg,  Eriegsruhm  und  Schlacht  deuten,  und  die  sich  allenfalls 
für  Fürstinnen  und  Ritterfrauen,  aber  nicht  für  ancülae  passten 
(Ferienschriften  I,  101  Anm.).  Aber  seine  keltischen  Erklä- 
nmgen  haben .  die  Thatsache  nicht  weggewischt,  dass  auch  nicht- 
adlige Eltern  ihren  Kindern  solche  Ideale  vorzuzeichnen  wagten. 
Deshalb  also  ist  der  eine  Theil  des  Namens  meist  ein  ausge- 
sprochen runischer:  es  ist  der  Zauberstab,  der  dem  Kinde  in 
die  Wiege  gelegt  wird  und  zu  dem  dann  der  andere  Bestand- 
theil  des  Namens  die  persönüche  nota  fügt.  Diese  aber  stammt 
meist  aus  dem  Namen  eines  Famihenmitgheds,  so  dass  der 
Eigenname  dann  wieder  das  Individuum  in  den  Kreuzungspunkt 
zweier  Linien  stellt:  wo  das  allgemeine  Ideal  (angedeutet  z.  B. 
durch  den  Namenstheil  Hilde-  oder  Hadu-)  und  die  Tradition 
der  Sippe  (symbolisirt  z.  B.  durch  den  Namenstheil  -brand)  sich 
vereinigen  (Hildebrand,  Hadubrand),  da  ist  seine  Stelle.  Wie 
Skimir  der  Gerda  die  Rune  {)urs  schnitzt,  so  weiht  der  Pathe 
dem  Kind  etwa  die  Rune  ans;  und  nun  nennt  er  es  'Asbera 
(nach  einer  Kostbera)  oder  'Asbjgrg  (nach  einer  IngibjQrg)  oder 
'Asgerdr  oder  'Ashildr  u.  s.  w.  (^Veinhold  Altnord.  Leben  S.  275). 
Jedenfalls  vereint  der  Name  beide  Elemente  in  sich,  mag  selbst 
nur  der  gemeinsame  Anlaut  das  einzelne  Glied  in  die  Sippe 
einzeichnen. 

Ja  so  genau  entsprechen  sich  Namenverleihung  und  poe- 
tische Sprache  —  so  genau  steht  die  Benennung  der  lebenden 
Kinder  zu  derjenigen  der  Dinge  imd  Wesen  der  poetischen 
Welt  in  Beziehung,    dass  sogar  die  Entartung  beider  auf  altn. 


502 

Boden  gleichartig  ist.  Wie  die  Sk&ldenpoeaie  aich  schllesBli 
in  die  Kunst  auflöst,  deo  Dingen  möglichst  gesuchte  Jfam 
zu  geben,  so  hat  die  VaristioosluEt  bei  den  Eigennuamen 
ähnlichen  Extravaganzen  geführt.  Von  hier  übersehen  wir  dei 
diese  ganze  Entwickelung.  Wenn  z.  B.  die  zweite  Rune  ür  i 
jedes  Thier  steht  (Liliencron  aao.  S.  22),  so  beschränkt  ai- 
die  ältere  Namengebung  doch  hauptsächlich  auf  die  Verwe 
düng  der  heiligen  Thiere  (hrabaa  imd  wolf  Weinhoid  D.  I 
I  12),  wenn  auch  vereinzelt  schon  früh  Nameu  wie  Ospii 
begegnen:  dagegen  die  jüngere  nimmt  Bar,  Fuchs,  Eber,  Mi 
der.  Robb,  Hund,  Katze,  Widder,  Lamm,  Bock,  Geiss,  Ka 
hinzu  —  von  den  Vögelnamen  noch  abgesehen  O^'einhold  A 
nord.  Leben  S.  272).  So  entfernt  die  skaldische  An  des  A 
varürens  mehr  und  mehr  von  der  großsen  Bedeutung  der  N 
mengebung.  Dem  einfachen  'Asbjgrg  entspricht  bald  ein  Thöi 
steinn ;  und  vollends  einen  bestimmten  Mann  Ketilbjorn  : 
nennen,  erscheint  uns  so  gesucht,  ja  abgeschmackt,  wie  wer 
der  »Held«   im  Allgemeinen   «brjTiJjings  ipaldr'   heiset.   — 

Wir  dürfen  also  unsere  zur  Charakteristik  der  poetisch* 
Sprache  aufgestellte  These  wie  folgt  wiederholen  und  erläuten 
Die  poetische  Sprache  der  alten  Germanen  ist  ein  kunstmäss 
herausgebildeter  Dialekt  der  jeweilig  gesprochenen  Sprache.  S 
ist  die  folgerichtige  Fortsetzung  der  in  der  Sprache  gegeben« 
Richtungen.  Für  die  Art  dieser  Fortsetzung  ist  in  Bezug  ai 
die  innere  Form  ihre  ideaUstiache  Tendenz,  in  Bezug  auf  d 
äussere  Form  ihr  Streben  zur  Verdichtung,  in  Bezug  auf  D 
eignes  Fortleben  die  Uebung,  vorhandene  Elemente  in  aeu< 
Weise  zu  combiniren.  bezeichnend  und  dadurch  für  das  Sprac! 
leben  selbst  belehrend.  Nach  all  diesen  Gesichtspunktea  b 
deutet  die  oltgerm.  Art  der  Personenbenennung  eine  weite: 
Steigerung  in  derselben  Richtung  und  diese  ist  daher  zur  E 
liiuterung  jener  Tendenzen  zu  verwertben.   — 


503 


§  29.   -Zur  altgermanischen  StilgeBchichte. 

Ist  der  vorige  Paragraph  etwas  lang  gerathen,  so  bittet  der 
Autor  »gar  demüthiglich  tun  Vergebungc,  wie  der  biedere 
Kortum  im  zwanzigsten  Kapitel  des  ersten  Theils  der  Jobsiade 
und  verspricht  ein  Gleiches  wie  derselbe.  Denn  ich  habe  in 
meinen  Anmerkungen  zur  StUgeschichte  nur  kurz  auszuführen, 
was  oben  für  die  »äussere  Form«  bemerkt  wurde,  und  ebenso 
in  denen  zur  Poetik  nur  das  auf  die  »innere  Form«  Be- 
züghehe.  — 

Als  leitendes  Princip  in  der  Entwickelung  der  äusseren 
Form  innerhalb  der  poetischen  Sprache  haben  wir  die  Neigung 
zu  zunehmender  Condensirung  bereits  bezeichnet.  Fast  über- 
all, wo  secundäre  Formeln  primären  gegenüberstehen,  ist  die 
jüngere  Form  einfach  durch  Verdichtung  der  älteren  gewonnen. 
Die  kenning  drängt  zwei  heiti  in  Ein  Wort  zusammen,  die 
Zwillingsformel  den  wesentlichen  Inhalt  zweier  Verse  in  Ein 
Wortpaar,  die  Metapher  die  Satzreihe  eines  vollen  Vergleiches 
in  Einen  Satz.  Diese  Bewegung  geht  Hand  in  Hand  mit  der 
zunehmenden  Substantivirung:  Der  Inhalt  ganzer  Sätze  wird  in 
Ein  nomen  agentis  versteinert,  was  besonders  deutlich  in  der 
ags.  Substantivirung  von  Greräuschworten  hervortritt.  Am  Aus- 
gang der  altgerm.  Literatur  erlebt  diese  Neigung  dann  ihren 
höchsten  Triumph  in  der  massenhaften  Einstellung  alter  Kurz- 
verse in  neue  Verse.  — 

Eine  Ausnahme  von  diesem  allgemeinen  Gresetz  scheint  es 
zu  bilden,  wenn  nur  ältere  Lieder  feste  Apposition,  fast  nur 
jüngere  stehende  Begleitsätze  haben.  Thatsächhch  aber  ist 
dieser  Fall  den  vorigen  vöUig  analog:  wie  Scherer  (QF.  I  28) 
gelehrt  hat,  haben  solche  Sätze  völlig  die  Geltung  fester  Epi- 
theta und  somit  wird  hier  ein  ganzer  Satz  in  den  Raum  eines 


604 

AdjectiTS  gediängt:  m&n  moas  sich  solche  Faienthesen  hastig 
gesprochen  denken. 

Eine  wirkliche  Ausnahme  macht  dagegen  die  Umschreibung 
des  SaperlatiTs  durch  den  ComparatiT  mit  »Alle«.  Sie  hat  wie 
gezeigt  innere  Ursachen:  man  meidet  noch  die  Form  des  Super- 
laÜTS  and  möchte  doch  den  höcbaten  Grad  ausdrücken ;  des- 
halb führt  man  diese  gedehnte  Formel  ein.  Später  tritt  dann 
wieder  der  kürzere  Superlativ  ein. 

Bestimmte  Absicht  Uegt  auch  zwei  anderen  nicht  veren- 
genden sondern  verbreiternden  Formelklassen  zu  Grunde:  die 
Doppelverse  bezwecken  lyrische,  die  Netibelebung  der  Parallel- 
verse in  spateren  Liedern  bezweckt  pathetische  und  zwar  ar- 
chaiatißch -feierliche  Wirkung.  — 

Im  Ganzen  kann  man  die  Formehi  der  altgerm.  Poesie  in 
zwei  Hauptklassen  theilen:  symbolische  und  accentuirende  For- 
meln. Wir  könnten  sie  vielleicht  auch  in  Analogie  der  Haupt- 
klassen sprachlicher  Elemente  als  prädicative  und  demon- 
strative Formeln  unterscheiden.  Symbolische  Formeln 
bilden  durch  die  Stellung  und  Ordnung  der  Worte  diejenige 
der  damit  ausgedrückten  Dinge  nach;  hierher  rechne  ich  beson- 
ders Wortwiederholung,  Wortaufnahme,  Parallelismus  der  Theile 
beim  Aufbau  der  Gedichte.  Früher  oder  später  verlieren  bei 
all  diesen  Figuren  die  Dichter  das  Gefühl  für  die  Symbolik. 
Am  längsten  hat  es  sich  beim  zaubermässigen  Gebrauch  der 
flectirten  Wortwiederholung  lebendig  erhalten.  Die  Wortauf- 
nahme, in  der  zunächst  die  Streitenden  ihre  Worte  auffangen 
und.  zurückschleudem  wie  beim  Ballspiel,  hat  sich  zwar  immer 
behauptet,  aber  mehr  und  mehr  verwandelt  sie  sich  in  eine 
technische  Hilfsformel,  Die  alte  rhetorische  Wortaufnahme,  die 
Seele  des  lebendigen  Dialogs  und  damit  von  grosser  Bedeutung 
für  die  Vorgeschichte  des  Dramas,  ist  nahezu  unter  die  Arten 
etymologischer  Poesie  einzureihen:    wie    wir  den  Dichter  ganze 


505 

Lieder  aus  einem  Scblagworte  entwickeln  sahen,  so  leitet  oft 
der  Gegner  die  ganze  Antwortrede  nur  aus  dem  Stichwort  des 
Unterredners  her  —  und  zuweilen  auch  die  That,  mit  der  er 
antwortet.  Hier  also  ist  in  der  Dichtung  wie  im  Leben  rasche 
Bewegung,  Wiedergabe,  Ausgleich;  so  im  ELarbardslied.  Wie 
sticht  davon  die  lahme  Wortverschleppung  später  Heldenlieder 
ab,  vor  allem  der  Atlakvida  (z.  B.  Akv.  39,4 — 6  gr6tu  bom 
Hüna,  nema  ein  Gudrun,  er  hön  aeva  gr^t),  nächstdem  in  den 
HamdismÄl!  —  Der  symmetrische  Aufbau  aber  ist  ganz  und 
gar  aus  der  symbolischen,  abwiegenden  Art  etwa  von  Vol.  21 
zu  dem  kunstmässigen  Grundriss  eines  Gredichtes  wie  Rigsmal 
geworden.  —  Ein  äusseres  Kennzeichen  für  diese  Umwandelung 
ist  in  den  beiden  letzteren  Fällen  (wie  auch  sonst)  das  Abster- 
ben des  Chiasmus,  der  symbolische  Figuren  noch  stärker  her- 
auszuheben pflegt  — 

Alle  technischen  Formeln  sind  accentuirend,  d.  h.  sie 
beabsichtigen,  der  Stelle,  an  der  sie  stehen,  besondere  Aufmerk- 
samkeit zuzuwenden.  Wie  Leuchten  werden  sie  aufgestellt  — 
entweder  um  einen  einzelnen  Punkt  ins  Licht  zu  stellen,  oder 
aber  um  in  fortlaufender  Linie  einen  Weg  zu  erhellen.  Danach 
theilen  wir  die  technischen  Formeln  in  zwei  Unterabtheilungen: 
die  einen  streben  einen  bestimmten  Begriff  oder  eine  einzelne 
Vorstellung,  die  andern  eine  hervorragend  wichtige  Stelle  des 
Gedichts,  Anfang  oder  Ende  nämlich  eines  Abschnitts,  in  ein- 
dringlicher Form  auszuzeichnen. 

Das  Hauptmittel  zur  Hervorhebung  einer  inhaltlich  wichtigen 
Stelle  ist  das  uralte,  weil  einfachste  Mittel  der  Doppelung. 
Wir  sind  ihm  bereits  ein  Mal  sehr  nahe  gekommen.  Das 
tautologische  Epitheton  steigert  den  (Jedankenreim  der  Congruenz 
zwischen  Substantiv  und  Adjectiv  (Scherer  Z.  G.  d.  d.  Sprache 
^  S.  459)  bis  zum  rührenden  G^dankenreim :  urvi  prithivi,  »die 
breite  Erde«  wäre  eine  asyndetische  Zwillingsform  tautologischer 


S06 

Natar  so  gnt  irie  opt  dsjaldan.  Diese  selbe  Form  aber,  durcl 
Wiederholung  den  Begriff  womöglich  zu  steigern,  jedeufallf 
wirkungsvoller  vonofübren,  zieht  sich  durch  zahlreiche  poetische 
Figuren  der  altgerm.  Poesie  (für  die  romanische  vgl.  LeiSholdl 
aao.  S.  59f.).  Wortverdoppelui^  und  Versverdoppelung  sind  die 
einfachsten  Formen,  die  oft  freilich  auch  symbolischer  Natoi 
sein  können.  Dazu  tritt  das  Princip  der  Variation,  und  wii 
haben  Zwillingsformeln  und  Parallelveise.  Es  sei  hier  ein 
merkwürdiges  Beispiel  für  die  Beharrlichkeit  solcher  Mittel  an- 
geführt. Lok.  7,1  heisst  es  mit  nachdrucksvollem  Pleonasmus: 
ihvi  |>egid  6t  svA  .  .  .  &t  ^r  maela  nä  megnd«.  Und- genau  so 
nach  Jahrbunderteu  auf  einem  fernen  Boden,  aber  freilich  is 
volksthümlieher  Tradition,  bei  Neidhart  25,3:  »dö  geaweic  ir 
znnge,  daz  si  niht  ensprach,"  und  sogar  bei  dem  echt  höfischen 
Reinmar :  »so  sweic  et  ich  deich  niht  ensprach«  153,29.  Dae 
positiv  Gesagte  wird  negativ  wiederholt,  genau  wie  in  opi 
ÖBJaldan  oder  auch  in  Rechtsfonneln  (J.  Grimm,  RA.  S.  27). 
Auch  das  ist  eine  Äueschöpfung  des  Begrifis,  anders  freilich 
gewandt  als  bei  der  etymologischen  Gedankenentwicklung 
Und  diese  Manier  steigert  sich  dann  weiter  bis  zur  Häufui^, 
die  in  bestimmter  technischer  Regelung  die  Priamel  ei^ebt. 

Und  wie  inhaltlich  über  den  Höhepunkten  der  Erzählung 
alles  Andere  vergessen  wird  (man  denke  an  W.  Grinmis  be' 
rühmte  Charakteristik  der  Erzählung  in  den  Volksliedern),  so 
ist  in  technischer  Hinsicht  den  hochbetonten  Stellen  gegenübei 
der  ganze  Verskörper  blosse  Füllung.  Als  Mittel  dieser  gewise 
jüngeren  formellen  Auszeichnung  aber  benutzt  der  Dichter  den 
ihm  schon  geläufigen  Kunstgriff  der  Wiederholimg.  Den  Vera^ 
anfang  zeichnet  Wortwiederholung  aus:  Anaphora;  den  Vers- 
schluas  Wiederbringung  typischer  Worte:  stehende  Vetsausgäi^e. 
Den  Abschnitt  leiten  ein  und  sciiliessen  wiederkehrende  Zeilen 
und  Strophen:  Refrain,  Gegenretrain, 


507 

Und  die  Form  der  Wiederholung,  die  technische  Rücksichten 
geschaffen  haben,  nämlich  die  Wiederholung  an  hochbetonten, 
aber  durch  grössere  Zwischenräume  getrennten  Stellen,  sie  wird 
nun  auch  angewandt,  um  inhaltlich  wichtige  Punkte  gleichsam 
durch  herausgehängte  Fahnen  zu  maxkiren:  hierher  all  die 
typischen  Abschnittsformeln.  Hierher  gehört  aber  auch  der 
Brauch,  Stellen,  die  besondere  Aufmerksamkeit  verlangen,  ich 
möchte  sngen  geistig  zu  doppeln.  Dem  Begriff  wird  ein 
Gleichniss,  dem  Satz  ein  Sprichwort  oder  eine  Antithese  an- 
gehängt  und  Bild  und  Gregenbild,  sich  wechselseitig  erleuchtend, 
zeichnen  die  betonte  Stelle  aus.  Schon  rein  äusserlich  erzwingt 
des  Dichters  Verweilen  von  dem  Zuhörer  längere  Betrachtung 
des  Gegenstandes.  Und  innerlich  sucht  er  die  Vorstellung  so 
rein  wie  möghch  herauszustellen  und  mit  Nachdruck  zu  steigern : 
er  sucht  ein  Bild,  in  dem  was  er  betont,  sich  klar  aufdrängt, 
in  dem  die  zufälligen  Momente  fehlen,  die  das  Gegenbild  in 
seiner  Erzählung  verunreinigen.  Das  Eis  glänzt,  aber  es  hat 
doch  schmutzige  Stellen.  Er  aber  will  .es  als  fleckenlos  strahlend 
gedacht  wissen:  er  nimmt  das  Glänzendste,  was  er  kennt,  den 
Edelstein,  und  vergleicht  damit  das  Eis.  Und  so  sehen  wir, 
wie  auch  diese  Anhänge  nichts  anderes  sind,  als  idealisirende 
Beigaben  zu  dem  vorgeführten  Begriff,  den  Epithetis  durchaus 
entsprechend,  welche  das  Hauptwort  potenziren. 

Wie  weit  nun  diese  durchgehende  Doppelung  auf  dem 
paarigen  Bau  der  germanischen  Poesie  (wir  erinnern  an  jene 
Worte  Weises)  beruht,  wie  weit  sie  aller  Dichtung  eigenthümlich, 
wie  weit  sie  endlich  schon  in  der  Sprache  selbst  üblich  oder 
vorgebildet  ist,  das  haben  wir  hier  nicht  zu  untersuchen.  Das 
aber  ist  klar,  dass  mit  der  Zeit  immer  mehr  die  Dichter  die 
zu  Gebot  stehenden  Älittel  kunstmässig  verwenden  lernen. 
Mag  die  Figur  ursprüngUch  geheinmissvoUes  Symbol  sein  oder 
zufälliges  Ergebniss  des  sprachlichen  Stoffes  und  der  metrischen 


508 

Ffigtmg  —  Ümen  wird,  wi«  B.  Auerbach  onmal  sagt,  allf 
Schwelle  zam  Bau.  Wie  überlegt  sie  voigehen,  hatten  wir  b< 
sondets  bei  Besprechung  von  Refrain  und  Gregenrefraiu  zu  zeigeE 
Mehr  einer  unwillkÜrUchea  Analogiebildnug  siebt  es  dag^a 
gleich,  wenn  sie  der  uralten  Eingangsfoimel  eine  Schlussformc 
snr  Seite  stellen,  die  ja  für  die  G-liederung  der  G«dicht 
eigmtlich  nichts  leisten  kann.  Und  so  sind  wir  auch  hie 
dazu  gekommen,  statt  der  abetrakten  sich  selbst  dichtendei 
Lieder  den  piaktiBcheo  Dichterrerstand  bei  der  Arbeit  m  treffe: 
{vgL  Scberer  J.  Grimm  '  S.  144f.^  and  finden,  dass  wie  überal 
die  Grenzlinien  schwanken,  so  auch  iwischen  Stilgeechichte  nn 
Poetik,  zwischen  der  unwiderstehlichea  Wirkung  der  Form  an 
des  ätofiea  auf  den  Geist  des  Dichters  und  der  nicht  minde 
mächtigen  Wirkung  seines  Geistes  auf  Form  und  Stoff.  — 


g  30.    Zur  altgermanischen  Poetik. 

Wir  suchen  uns  in  die  Seele  eines  Dichters  der  altgerix 
Zeit  zu  versetzen  und  seine  Slellung  zu  Stofi  und  Form  de 
Poesie  in  wenigen  kurzen  Lehrsätzen  auszudrücken. 

L    Innere  Form  (vgl.  Scherer  Poetik  S.  226f.). 

1.  So  wenig  wir  an  ein  Erfinden  bei  der  Sprache  glaubei 
so  wenig  beim  Inhalt  der  Poesie  (vgl  allgemein  Scherer  aao.  S.  147 

2.  Der  Dichter  will  auch  nicht  erfinden:  als  alt,  als  merli 
würdig  preist  er  seine  Lieder  an,  nicht  als  neu. 

3.  Er  ist  also  völlig  objectiv;  ob  er  epische  Lieder  voi 
trägt  oder  gnomische  Sprüche  —  immer  glaubt  er  nur  Wiasene 
werthes  zu  berichten. 

4.  Vor  allem  völlig  objectiv  ist  der  Lehrdicbter.  Spmcb 
Sammlungen  giebt  es  zahllose  in  der  Weltliteratox;  aber  fre 
von  Subjektivität  sind  weder  die  Spruche  Salomos   noch  di 


509 

indischen  Weifiheitfibücher,  weder  Winsbeke  noch  Winsbekin, 
weder  Fäder  larcvidas  noch  die  Abechiedsrede  dee  PoloniuB. 
Aber  das  Spmchgedicht  der  Hävamäl  ist  objectiv  wie  die 
Pharmakopoea  Germanica:  es  giebt  Recepte  für  bestiminte  Fälle. 
Auch  in  den  0|nnn8beispielen  zeigt  der  höchste  Gk>tt  nicht 
wenig  —  objective  Zweckdienlichkeit.  Einen  Antunacchiavell 
hätten  Fürsten  jener  Zeit  nicht  einmal  geschrieben,  geschweige 
denn  befolgt  I 

5.  Objectiv  ist  aber  auch  der  Epiker.  Er  stellt  Ideale 
nicht  auf,  um  zur  Nachfolge  zu  reizen,  sondern  einfach  weil  er 
an  sie  glaubt.  Tendenziöse  anweise  verrathen  moralische  Ab- 
sicht erst  in  der  moderneren  ags.  Dichtung. 

6.  Mit  dem.  Hervorbrechen  der  dichterischen  Subjectivität 
findet  daher  die  altgerm.  Poetik,  ihr  Ende.  Bezeichnend  für 
diese  Entwicklung  ist  die  Geschichte  der  Eingangsformeln.  — 

n.    Stoffwahl  (vgl.  ebd.  S.  205  f.). 

7.  Die  Individualität  des  Dichters  findet  Raum  sich  zu 
bethätigen  zunächst  schon  in  der  StofiwahL 

8.  Diese  Freiheit  ist  jedoch  eingeschränkt  durch  die  für 
selbstverständhch  geltende  Forderung  idealer  Gegenstände. 

9.  Dieser  Forderung  wird  genügt,  indem  mindestens  im 
Mittelpunkt  der  Handlung  nur  Figuren  von  idealer  Charakter- 
anlage und  vornehmer  sozialer  Stellung  Raum  finden;  und  in- 
dem wenigstens  ausführUch  nur  Momente  gezeigt  werden  dürfen, 
die  zur  vollen  Bestätigung  aller  Kräfte  Gelegenheit  bieten. 

10.  Aber  auch  für  Nebenpersonen  und  untergeordnete 
Momente  verschafft  ein  gewisser  Realismus  sich  erst  allmählich 
und  spät  sein  Recht. 

11.  Zunächst  bleibt  somit  dem  Dichter  die  Wahl  der 
Gattung.  Es  ist  anzunehmen,  dass  epische  und  gnomische 
Dichtung  selten  vereint  wurden.     Die  erstere  trägt   mehr  den 


510 

Charakter  vomehmer,  aber  doch  auch  bero&znäBsiger  Dichtang, 
die  letastere  scheint  vorzugsweise  von  Spielleuten  gepflegt. 

12.  Femer  hat  innerhalb  jeder  Gattung  der  Dichter  die 
Wahl,  ob  er  Einzelnes  neu  ausarbeiten  oder  durch  Compüation 
Neues  schaffen  wüL  Doch  gehören  die  Sammelgedichte  als 
Gesammtgruppe  späterer  Zeit  an  als  die  Einzelgedichte,  welche 
aber  nie  aufgehört  haben. 

13.  Endlich  bleibt  ihm  natürlich  aus*der  Fülle  überlieferter 
Stoffe  die  Auswahl:  eine  mehr  elegisch  angelegte  Natur  konnte 
ein  Thema  wie  Baduhüds  Verführung,  eine  satirisch  beanlagte 
einen  Stoff  wie  den  von  Billings  älaid  ergreifen. 

14.  Bein  lyrische  Poesie  wird  schon  früh  bestanden  haben, 
ist  aber  unter  die  »literaturfilhigen«  Gattungen  erst  spät  auf- 
genommen und  deshalb  in  selbständiger  Form  erst  von  den 
Angelsachsen  aufgezeichnet.  Das  Verlangen  nach  einem  idealen 
Helden  und  die  Begehr  nach  traditionell  vererbtem,  nicht 
originellen  Stoff  wirken  zu  diesem  Urtheil  zusammen.  — 

m.    Stil  (vgl.  ebd.  S.  230). 

15.  Die  Weltanschauimg  der  alten  Grermanen  wird  von 
der  (wahrscheinlich  schon  ererbten)  Grundidee  beherrscht,  dass 
jeglichem  ezistirenden  Ding  oder  Wesen  eine  allgemeine  Idee 
entspreche. 

16.  Schon  sehr  früh  i^t  die  Summe  der  wichtigsten  Ideen 
dieser  Art  in  Runenalphabeten  zusammengefasst  und  dadurch 
für  die  gesammte  heidnische  Zeit  gefestigt  worden. 

17.  Wie  im  Leben  allgemein  das  Individuum  oder 
Exemplar  als  Vertreter  der  Grattung  überhaupt  gut,  so  muss  es 
üi  der  Dichtung,  ihrer  idealistischen  Richtung  zufolge,  als 
idealer  Vertreter  der  Gattung  gelten.  Die  Idee  der  Grattung, 
die  Rune,  wird  dem  Einzelnen  zugetheilt. 

18.  Hieraus  ergiebt  sich  als  nothwendige  Folge,   daas  die 


511 

altgerm.  Dichtung  fast  völlig  von  derjenigen  Stilform  beherrscht 
ifit,  die  Scherer  (aao.  230,2)  als  »typischen  Realißmus« 
bezeichnet:  »Am  Individumn  werden  die  Züge  hervorgehoben, 
welche  der  Einzelne  gemein  hat  mit  solchen  Leuten,  die  zu 
demselben  Typus  gehören.  —  Die  bleibenden  Verhältnisse  der 
Menschheit,  das  typische  Grepräge  in  den  sittU'chen  Dingen  — 
das  wird  in  der  Charakteristik  herausgearbeitet.« 

19.  Insbesondere  gilt  für  die  Charakteristik  der  Figuren 
die  Einreihung  in  eine  bestimmte  Kategorie  als  ausreichend; 
der  König  ist  selbstverständlich  freigebig  (auch  bei  Geirrodr 
wird  der  Vorwurf  der  Kargheit  für  Verleumdung  erklärt),  der 
Held  tapfer  u.  s.  w. 

20.  Um  der  einzelnen  Figur  innerhalb  ihrer  Kategorie  eine 
bestimmte  Stellung  anzuweisen,  ist  noch  die  »genealogische 
Coordinate«  nothwendig.  Zur  speciellen  Charakteristik  hilft  sie 
jedoch  wenig,  da  der  typische  Stil  auch  für  die  einzelnen  Ge- 
schlechter nicht  Familienzüge  (wie  etwa  bei  den  Griechen  die 
Wildheit  der  Tantaliden)  aufkommen  lässt. 

21.  Auch  die  ethnologische  Charakteristik  ist  erst  in  den 
Anfängen  begriffen  (Jormunrek  —  Attila  im  Waltharius). 

22.  Individuellere  Haltung  ist  daher  vorerst  fast  nur 
durch  Combination  fertiger  Typen  möglich:  statt  der  einfachen 
Rune  erhalten  Figuren  wie  z.  B.  Hünferd  gleichsam  eine  Binde- 
Tune  als  Charakteristik. 

23.  Erst  am  Ende  der  altgerm.  Literatur  beginnt  zuerst 
die  deutsche  Dichtung,  durch  Aufnahme  realer  Züge  von  der 
typischen  Zeichnung  zur  realistischen  herüberzugehen. 

24.  Ein  Interesse  an  psychologischer  Beobachtung  zeigt 
«ich  jedoch  schon  früh  in  der  Ausmalung  bestimmter  seelischer 
Zustände:  Schlaflosigkeit  bei  Sorgen,  Auflachen  in  Momenten 
hoher  Erregung  u.  dgl. 


■-  «"^^»^ 


512 

25.  Dies  führt  gegen  Ende  der  behandelten  Epoche  df 
zu,  dasB  psychologischen  Stadien  ganze  Gedichte  (wie  G^ud.  ] 
gewidmet  werden. 

26.  Das  realistisch-psychologische  Interesse  wagt  sich  nie 
mala  an  Hauptfiguren  und  Hauptmomente:  in  der  deutsche] 
Dichtung  schildert  es  Nebenfiguren  (in  Ruodlieb  und  Waltha 
rius),  in  der  nordischen  Nebenmomente  (Klage,  Angst).  — 

IV.    Motivenlehre  (vgl.  ebd.  S.  2 12  f.). 

27.  Die  Gruppirung  der  Personen  und  Dinge  wird  ▼oi 
der  Antithese  beheiischt.  Allmähliche  Uebergänge  sind  den 
typisirenden  Stil  fremd. 

28.  So  sehr  ist  die  Antithese  die  einzige  Art  der  Claasi 
fication,  dass  sogar  durchaus  gleichartige  Dinge  mit  ihrer  Hilf< 
aufgetheilt  werden  (antithetische  Zwillingsformeln). 

29.  Diese  Antithesen  sind  von  äusserlichen,  practischei 
(Gesichtspunkten  aufgenommen;  den  moralischen  Gegensat 
bringt  erst  das  Christenthum  zu  gleicher  Geltung  (nicht  einma 
die  Gregnerschaft  Lokis  gegen  die  Götter  ist  als  ein  moraliache 
Contrast  zu  fassen). 

30.  Im  Epos  ist  der  Gegensatz  in  der  Regel  einfach  de 
zweier  Kriegsparteien.  Doch  kommt  auch  der  Elampf  de 
Einzelnen  gegen  seine  Feinde  vor  (Vkv.)  oder  die  Bekämpfung 
von  Ungeheuern  (Beov.,  FÄf.). 

31.  Halbepisch  sind  Weisheitakämpfe,  speciell  in  dei 
altn.    Dichtung    ausgebildet    (aber    überall    vorkommend,    vgl 

/7I        Holtzmain  Edda  S.  135). 

32.  Erst  späte  Epochen  compliciren  den  Aufbau  dei 
Motive  durch  chiastische  Gruppirung  von  Fabel  und  Charaktei 

(Gud.  m). 


513 

33.  Im  Allgemeinen  unterscheidet  sich  die  Wahl  der 
Motive  innerhalb  der  altgerm.  Dichtung  nicht  von  der  anderer 
Völker:  dieselben  Motive  werden  überall  gepflegt,  weil  Eroberung, 
Rache,  liebe  für  alle  Völker  das  gleiche  Interesse  haben.  — 

V.    Aeussere  Form  (vgL  Scherer  Poetik  S.  235). 

34.  Wir  bemerken  nur  anhangsweise,  dass  bei  der  Kürze 
der  Alliterationsverse  die  Freiheit  des  Dichters  in  Rücksicht 
auf  die  äussere  Form  mindestens  ebenso  sehr  beengt  war  wie 
in  Rücksicht  auf  die  innere  Form  durch  die  Macht  überhefer- 
ter  Formeln. 

35.  Die  Untersuchung  über  die  Grenzen  dieser  Freiheit 
und  das  Maass,  in  dem  die  eiozelnen  Autoren  sie  sich  zu 
Gute  machen,  ist  erst  in  den  Anfangen.  Vg^.  im  Allgemeinen 
§  27  a.  E.  — 

VI.    Uebergangserscheinungen. 

36.  Mit  dem  Verwittern  hergebrachter  Formen  und  An- 
schauungen tritt  in  Uebergangeepochen  allemal  ein  gewisses 
unsicheres  Schillern  der  Dichtung  ein. 

37.  Bei  sinkendem  Glauben  wird  mythologischer  Aus- 
druck als  bildlich  gefasst  (die  Augen  des  Tages  Häv.  81,4, 
die  Hüd  wecken  H.  H.  H  7,1). 

38.  Ernst  Gemeintes  wird  als  Parodie  verstanden  (Här- 
bardsljöd  und  Lokasenna). 

39.  Vorzugsweise  solche  Perioden  reizen  grosse  Talente 
zu  dem  Versuch,  ihre  Dichterkraft  zu  bethätigen:  die  grossen 
Dichter  der  altgerm.  Zeit  stehen  alle  schon  auf  der  Schwelle 
einer  neuen  Zeit. 

40.  Die  neue  Zeit  selbst  charakterisirt  sich  durch  Verfall 
und  Auflösung  der  alten  Künste:    das   Beispiel   des    Nordens 

Meyer,  Altgermenieohe  Poeeie.  33 


512 

25.  Dies  führt  gegen  Ende  der  bebandelten  Epoche  d 
xa,  dflSB  paychologüchoi  Stadien  ganze  Gedichte  (wie  Gud. 
gewidmet  werden. 

26.  Das  realiatiBCh-pa7chologiBche  Interesse  wagt  sich  nj 
mals  an  Haaptfigoren  ond  Haaptmomente :  in  der  deutsch« 
Dichtung  schildert  es  Neben£garen  (in  Ruodlieb  und  Waltb 
rius),  in  der  nordischen  Nebenmomente  ^lage,  Angst).  — 

IV.    Motivenlehre  (vgl.  ebd.  3.  212f.). 

27.  Die  Crruppirung  der  Personen  und  Dii^  wird  vc 
der  Antithese  beherrscht.     AJhnähliche  üebergänge  sind    dei 

typisirenden  Stil  fremd. 

28.  So  sehr  ist  die  Antithese  die  einzige  Art  der  Class 
Scation,  dass  sogar  durchaus  gleichartige  Dinge  mit  ihrer  Hü 
aufgetheilt  werden  (antithetische  Zwilllngsfonneln). 

29.  Diese  Antithesen  sind  von  äusBerllchen ,  practische 
Gesichtspunkten  aufgenommen;  den  moralischen  Gegeosa 
bringt  erst  das  Christenthum  zu  gleicher  Geltung  (nicht  einm; 
die  Gegnerschaft  Lokis  gegen  die  Götter  ist  als  ein  monüiachi 
Contrast  zu  fassen). 

30.  Im  Epos  ist  der  Gegensatz  in  der  Regel  einfach  d< 
zweier  Kiiegsparteien.  Doch  kommt  auch  der  Kampf  di 
Einzelnen  gegen  seine  Feinde  vor  (Vkv.)  oder  die  Bekämpfmi 
von  Ungeheuern  (Beov.,  Fäf.). 

31.  Halbepisch  sind  Weisheitskämpfe,  apeciell  in  dt 
altn.    Dichtung    ausgebildet    (aber    überall    vorkommend,    vg 

^         Holtzmaiin  Edda  S.  135). 

32.  Erst  späte  Epochen  compliciren  den  Aufbau  d« 
Motive  durch  chiastische  Gruppirung  von  Fabel  und  Charakb 

(Gud.  m). 


515 

ziifiB  nach  bequemen  Reimpaaren  zuschreiben  zu  sollen,  welches 
diese  Neuerung  hervorrief. 

Für  die  allgemeine  Bew^^ung  der  Metrik  schien  uns  eine 
Richtung  auf  zunehmende  Angleichung  der  Btrophentheile 
charakteristisch.  Während  ursprünglich  die  Versformen  von 
der  Stellung  des  Verses  in  der  Strophe  abhängig  waren,  wird 
mehr  und  mehr  auf  unterschiedslose  Uebereinstinunung  aller 
Zeüen  hingearbeitet.  Am  längsten  widerstand  die  Schlusszeüe 
dieser  Assimilation  —  nicht  nur  die  Schlusszeile  der  Strophe, 
sondern,  mit  geringerer  Kraft  freilich,  auch  die  der  Halbstrophe, 
des  Aufgesangs.  —  Vgl.  allgemein  Hoffory  Eddastudien  1  33  f. 

Eine  derartige  allgemeine  Tendenz  erlaubt  Schlüsse  sowohl 
auf  die  vorhergehende  als  auf  die  nachfolgende  Periode.  Doch 
stehen  uns  zur  Beurtheilung  auch  des  vorhistorischen  Be- 
standes noch  andere  Mittel  zu  Grebot:  Prüfung  derjenigen  Verse, 
welche  durch  wiederholte  Verwendung  ihre  frühe  BeUebtheit 
darthun  (wiederholte  Verse)  und  ebenso  derjenigen  Verstheile, 
die  sich  früh  gefestigt  haben  (stehende  Versausgänge).  Dass 
bei  der  Figur  der  Doppelverse  ein  bestimmter,  alterthümlich- 
einfacher  Tjt)US  (A  nach  Sievers)  vorherrscht,  bestärkt  in  Ver- 
bindung mit  der  Beobachtung,  dass  Doppelverse  meist  an  der- 
selben SteUe,  nämlich  im  Innern  des  Abgesangs  auftreten, 
unsere  Vermuthung,  dass  früher  die  Stellung  in  der  Strophe 
auf  den  Rhythmus  des  Verses  mehr  als  später  Einfluss  nahm. 
Bestätigt  sich  die  Annahme,  dass  sehr  früh  die  Finnen  sich 
altgerm.  Verse  angeeignet  haben,  so  würde  die  Vergleichung 
der  metrischen  Grundlagen  beider  Völker  (vgl.  J.  Grimm  Kl. 
Sehr.  2,82)  auf  die  urgerm.  Metrik  Licht  werfen  können.  — 
Für  die  Zeit  des  Verfalls  konnten  wir  als  ein  zerstörendes 
Element  die\Einstellung  ganzer  Verse  beobachten.  Wirkt 
hierbei  das  inhaltliche  Moment  stärker,  so  hat  umgekehrt  die 
Dehnung  der  Verse  die  Zersetzung  alter  Formeln  durch  Zutritt 

33* 


516 

von  HUfsverbis  und  andern  Flickworten  zur  Folge  gehabt. 
Sonst,  verdanken  die  Formeln  oft  genug  ihre  Erhaltung  nur 
der  metrischen  Festigung:  so  die  Zwülingsformeln. 

üeber  die  Zunahme  des  Endreims  hatten  wir  Neues  kaum  zu 
bemerken  und  für  das  Studium  der  Assonanz  haben  wir  wenig 
gebracht,  und  so  schliesst  dieser  Theil  unserer  Aufrechnung 
leider  mit  einem  bedeutenden  Soll  neben  einem  geringen  EEaben! 


§  32.     Zur  altgermanischen  Literaturgeschichte. 

Auf  Fragen  der  speciellen  Datirung  einzugehen,  mussten 
wir  in  dieser  Arbeit  vermeiden;  und  in  der  allgemeinen  Perio- 
disirung  haben  wir  uns  den  herrschenden  Ansichten  ange- 
schlossen. Was  sich  im  Einzelnen  ergab,  hebe  ich  mir  für 
eine  selbständige  Behandlung  der  altgerm.  Literaturgeschichte 
auf;  und  über  allgemeine  Bewegungen  in  der  Greschichte  dieser 
Poesie  haben  wir  schon  in  den  drei  vorhergehenden  Paragraphen 
berichtet.  Somit  bleibt  uns  hier  nur  noch  Weniges  über  die 
urgerm.  Poesie  und  über  das  Auseinandergehen  der  Dialekte 
vorzutragen. 

Dass  es  schon  idg.  Lieder  gegeben  hat,  glaube  ich,  und 
dass  Spuren  davon  noch  nachwasbar  sind,  halte  ich  für  wahr- 
scheinUch  (vgl.  Zs.  f.  d.  Alt.  29,234).  Dass  es  aber  in  urgerm. 
Zeit  Lieder  schon  gab,  ist  unzweifelhaft.  Tacitus  berichtet  nicht 
bloss  von  Liedern  der  Germanen  —  er  hat  sogar  vielleicht 
lehrhafte  Sprüche  derselben  in  seinen  Bericht  verflochten  (Grerm. 
27,9  —  Beov.  1385  und  Byrht.  258);  selbst  das  wäre  nicht  ganz 
unmöglich,  dass  er  für  die  Anordnung  seines  Kapitels  vom  täg- 
lichen Leben  der  Germanen  (Germ.  22)  den  Plan  einer  alten 
Öpruchsammlung  nachgebildet  hätte  (vgl.  D.  Alt.  V  257). 

Li  wenig  jüngerer  Zeit  haben  die  Germanen,  die  98  n.  Chr. 
der    römische  Aristokrat   noch    als    ein    »Naturvolk«   anstaunt. 


B17 

ihren  wilderen  Nachbarn  schon  aus  der  Fülle  eigener  Weisheit 
und  Kunst  wertb^oUe  Gaben  Bchenken  können:  in  den  ersten 
Jahrbunderten  unserer  Zeitrechnung  sind  Finnen  und  Crermanen 
Grenznachbam  tThomsen-Sievere  EinfluBB  der  germ.  8pra<^en 
auf  die  finniBcb-lappiscben  S.  121.  124).  Vielleicht  schenkten  die 
Germanen  den  Finnen  ihr  Versmaaee  (vgl.  J.  Grimm  Kl.  Sehr. 
2,82),  wahrschdnhch  manchen  Schmuck  ihrer  Heldendichtung 
(vgl.  J.  Grimm  aao.  S.  86,  Thomsen  aao.  S.  127),  ziemlich  sicher 
aber  ein  lehrhaftes  G^edicht,  das  den  nationalen  Charakterzug 
der  Häufung  trägt:  eine  noch  erhaltene  Priamel. 

Im  dritten  Jahrhundert  entsteht  die  nrgerm.  Runenschrift 
(Wimmer  Runenschrift  S.  176).  Dem  fremden  Alphabet  wird 
ein  Runenalphabet  nachgebildet  und  mit  Benutzung  uralter 
Runennamen  durchbenannt,  indem  man  die  wichtigsten  Begrifie 
auswählt,  fUr  jeden  dasjenige  heiti,  welcheB  mit  dem  betreffen- 
den Anlaut  beginnt,  sanctionirt  und  so  die  beiden  Zwecke  zu- 
gleich erfüllt:  die  Buchstaben  und  die  Hauptbegriffe  im  Ge- 
dächtniss  zu  bewahren.  Dies  geschah  unzweifelhaft  durch  Lang- 
veree,  die  mit  dem  Anlaut  der  Rune  allit«rirten.  Aue  einem 
solchen  >goldenen  ABC«  ist  in  dem  Spruch  von  der  Verg^g- 
lichkeit  aller  Dinge  (Hiv.  75 — 76  —  Wand.  108—9)  vielleicht 
der  Begleitepruch  der  F-Rune  gerettet.  — 

Bis  hierher  haben  wir  nur  didaktische  Poesie  getrofien. 
Wir  suchten  aber  bei  der  Besprechung  des  Runenalphabets  zu 
zeigen,  dass  eine  ganze  Reihe  anderer  Liedergattungen  alt  sei, 
die  freilich  fast  alle  auch  etwas  Lehrhaftes  in  sich  tragen: 
Zauberheder  verschiedener  Art,  aber  doch  vielleicht  auch  >Ge- 
eellschaftelieder«  (nach  der  Terminologie  HoSmanns  von  Fallers- 
leben)  u.  dgl.  m.  Diese  aber  sind  nur  zu  erschliessen.  Reste  sind 
erhalten  in  der  schon  idg.  Zauberformel  zur  Heilung  verletzter 
Glieder  (mittelst  der  symbolischen  Figur  der  flectirten  Wort- 
wiederholung),    in  der  gleichfalls  schon  idg.,    ja   allen    »Denk- 


518 

Völkern«  gemeinsamen  koemologiBchen  Formel  »Erde  und  üeber- 
himmel«,  wodurch  uns  der  Antbeil  der  Germanen  aa  gemein- 
arischer  Medicinpoesie  und  Schöpfungserzählung  verbürgt  wird; 
femer  in  der  »Definitionsformel«  und  jenen  Parallelverspaaren, 
die  ims  altgerm.  Scheltlieder  und  Orakeldichtung  zu  verrathen 
schienen.  — 

Nach  der  Ansicht  Holtzmanns  (Edda  S.  10.  594)  würden 
wir  die  Eddalieder  n\m  dieser  vorhistorischen  germ.  Dichtung 
gleich  anschUessen  können,  weil  sie  noch  vor  der  Völkerwan- 
derung entstanden  wären.  Wir  nehmen  statt  dessen  eine  längere 
Periode  an,  in  der  ein  speciell  germ.  Charakter  der  Poesie  sich 
erst  entwickelt  In  dieser  Zeit  scheint  die  Dichtung  fast  stets 
in  Parallelversen  vorgeschritten  zu  sein  und  der  Refrain  spielte 
eine  grosse  Rolle.  Aber  schon  bereiten  sich  die  specifisch  ger- 
manischen Figuren  der  ZwiUingsformeln  und  des  Gregenrefrains 
vor:  um  600  taucht  in  jenem  Epigramm  des  Dichters,  der 
beim  Trinkjubel  der  Grermanen  würdige  Verse  nicht  zu  schmie- 
den vermochte,  die  freilich  sehr  einfache  und  überall .  vorkom- 
mende Zwillingsformel  »essen  und  trinken«  auf.  Wichtiger 
sind  die  Gleichnisse,  die  in  merkwürdiger  Deutlichkeit  den 
Culturstand  des  Volkes  abschildern  und  in  der  fossilen  Grestalt 
uralter  Metaphern  sich  in  die  älteste  ims  erhaltene  Schicht  alt- 
nordischer Poesie  herüber  retten.  —  In  dieser  Zeit  waren  wohl 
schon  alle  Liedergattungen  vertreten,  welche  die  altgerm.  Poesie 
aufweist.  — 

Beim  Beginn  der  uns  erhaltenen  Denkmäler  finden  wir  die 
Sonderentwicklung  weit  fortgeschritten:  nicht  mehr  germanische 
Eigenheit  allein,  sondern  sogar  schon  nordische,  angelsächsische, 
continentale  Individualität  bildet  sich  heraus.  Durchweg  sind 
die  Angelsachsen  in  der  Fortbildung  voran:  heisser  und  eifriger 
leben  sie  die  literarische  Entwickelang  durch  und  gelangen 
rascher  ans  Ende  einer  Laufbahn,  die  allen  Stämmen  durch  die 


519 

gleiche  Anlage  vo^^ezeiclmet  war.  Sie  kommeii  dem  ChriBten- 
thmn  entgegen;  äe  kommen  auch  der  gelehrten  Dichtui^  und 
dem  barytonischen  Beimprincip  entgegen.  Für  die  grosBen  Züge 
des  StÜB  hat  Heinzel  (QP.  10,25f.)  die  Sonderstelltmg,  die  hier- 
durch die  age.  Poesie  einnimmt,  au^ewiesen  und  erläutert;  sie 
zeigt  eich  auch  in  mancher  kleineren  Abweichung  von  dem 
al^rm.  TypuE,  den  die  Skandinavier  mit  den  Deut«chen  meist 
bewahren  (bo  bei  den  Zahlenangaben,  den  Tonbezeichnongen, 
den  Gleichnissen,  bei  heiü  nnd  henningar,  bei  der  Anapher, 
bei  den  Abschnitteformeln,  imd  mehr  als  irgendwo  bei  den 
ZwiUii^ormehi).  —  Aber  freilich  entfernen  in  manchen  Pmikten 
auch  die  anderen  Dialekte  Edch  von  der  gemeinsam  ererbten 
Art:  in  der  Neigung  zu  realistisch-psychologiachen  Studien  be- 
gegnen sich  die  altn.  und  ahd.  Dichtung  und  swar  beide  im 
Gegensatz  zu  dem  idealietiechen  Stil  der  altgerm.  und  der  agE. 
Poesie.  Freilich  hat  die  germ.  Dichtung  weder  hier  noch  dort 
die  neueu  StoSe  aufgenommen  und  verarbeitet  wie  die  alten: 
die  altn.  Dichtung  verhärtete  sich  in  den  alten  Formen  und 
schob  die  neue  Art  bald  auf  die  Prosa  der  Sagaer  ab,  die  ahd. 
Poesie  verstob  vor  der  christlichen  Reimdichtung  und  überliees 
die  neue  Manier  der  lateinischen  Novellendichtung.  —  Die  sub- 
jective  Dichtung  der  Spielleute  hat  überall  die  alte  Poesie  zu 
Grabe  geläutet,  doch  in  charakteristisch  verschiedener  Weise: 
im  Norden  mit  barbarisch  prunkhaften  Balladen,  in  England 
mit  sentimental  gerührten  El^en,  in  Deutachland  mit  keck 
lachenden  Anekdoten  und  Novellen.  Weder  der  übcrmäßsigen 
Wildheit  noch  der  übermässigen  Weichheit  ist  es  gelungen,  im 
Mittelalter  zu  grossen  neuen  Dichtwerken  fortzuschreiten;  die 
Deutschen,  in  altgerm.  Zeit  weit  zurüi^,  aber  ebenso  treu  in 
der  Bewahrung  des  Inhalte,  wie  entschlossen  in  der  Opferung 
der  Form  sollten  allein  durch  das  Nibelungenhed  —  und  den 
Parcival  belohnt  werden.     Nicht  die  Skandinavier,  die  am  Stab- 


520 

reim  kleben  blieben,  sondern  die  Deutschen  waren  die  rechten 
Hüter  des  alten  Horts,  den  die  nordischen  Hofdichter  bald  in 
den  Strom  der  enkomiastischen  Poesie  versenkten.  »Der  Greist 
entfliegt  beim  Sterben  zuerst«  sagt  der  alte  Jahn  (Deutsches 
Volksthum  S.  XVI);  »am  Längsten  überdauert  den  Tod  das 
Grerippe.« 


§  33.    Zur  vergleichenden  Literaturgeschichte. 

Wir  schlössen  den  vorigen  Paragraphen  mit  einem  Aus- 
spruch des  Mannes,  der  das  Wort  »Volksthum«  erschaffen  hat; 
was  aber  eigentlich  Volksthum  sei,  auf  die  Frage  fänden  wir 
bei  ihm  keine  brauchbare  Antwort  Giebt  es  wirklich  dauernde, 
allgemeine  Eigenheiten  eines  Volkes?  Gilt  nicht  vielmehr  vom 
Geiste  eines  Volkes  jenes  skeptische  Wort,  das  Faust  über  den 
»G^ist  der  Zeiten«  ausspricht? 

Darüber  herrscht  kaum  ein  Zweifel:  giebt  es  wirklich  einen 
Geist  des  Volkes,  eine  Volksseele,  so  muss  sie  sich  in  allen 
Lebensäusserungen  des  Volkes  aussprechen  —  deutlicher  aber 
als  irgendwo  in  derjenigen,  deren  Basis  die  breiteste  ist:  in  der 
Sprache,  und  vor  allem  in  deren  bewusster  und  kunstmässiger 
Anwendung:  in  der  Literatur.  Dass  die  Poesie  die  höchste 
Blüthe  der  Sprache  ist,  suchten  wir  noch  näher  darzulegen. 
Dass  sie  für  das  Verständniss  eines  Volkes  den  wichtigsten 
Schlüssel  abgebe,  hat  man  immer  gemeint;  und  seit  Herder 
\md  Wilhelm  von  Humboldt  den  Begriff  der  Volksindividualität 
aufgebracht  und  vertieft  baben,  war  es  immer  Sprache  und 
Poesie  in  erster  Linie,  was  die  Eigenart  aufdecken  sollte.  Auf 
ihren  Pfaden  schritten  J.  Grimm  und  Uhland,  schritt  dann  vor 
Allen  Karl  MüUenhoff  weiter:  seine  Lebensaufgabe  galt  der 
Frage,  wie  die  deutsche  Nationalität,  wie  die  deutsche  Volka- 
individualität  entstanden  sei.     Dem  Historiker  trat  in  Wühebn 


521 

Scherer  der  Vertreter  der  Tei^eichenden  Methode  zur  Seite. 
Indem  er  ei^ründeo  wollte,  was  deaa  eigentlich  die  Eigenart 
unserer  Nation  sei,  indem  er  in  der  Vorrede  zu  Beinern  ersten 
groeaen  Buch  >Zu7  Geschichte  der  deutschen  Sprache*  die 
Forderung  einer  beBchreibenäen  nationalen  Ethik  aufstellte  und 
in  eeiuem  letzten  Werk,  der  Poetik,  sie  erneuerte,  hat  er  von 
Anfang  biß  ZU  Ende  stets  festgehalten,  dass  nur  durch  Ver- 
gleichung  zuverlässige  Ergebnisse  zu  erzielen  sei.  Dennoch  hat 
ihn  die  leidenschaftliche  Sehnsucht,  den  Geist  des  deutschen 
Volkes  gleichsam  von  Angesicht  zu  Angesicht  zu  sehen,  zuweilen 
wohl  allzu  rasch  aus  Sprache  oder  Poesie  auf  den  Volksgeiet 
Bchlieesen  lassen.  Später  trat  der  entgegengesetzte  Fehler  auf. 
Wenn  Heinzel  in  der  schönen  Schrift  über  den  Stil  der  altgerm. 
Poesie  und  Scberer  in  dem  dtirten  Buche  oft  wohl  allzu  rasch 
aus  der  Aeusserui^  auf  die  psychologische  Ursache  schlieseen, 
ohne  dem  sprachhchen  Material,  das  dazwischen  steht,  genügend 
Rechnung  zu  tragen,  so  vergisst  umgekehrt  eine  Arbeit  wie 
Kluges  lehrreicher  Aufsatz  zur  Geschichte  des  Reims  über  der 
realistiächen  Erklärung  aller  Erscheinungen  aus  dem  Sprachstofi 
der  bewussten  Absicht  gerecht  zu  werden,  die  Figuren  wie  die 
flectirte  Wortwiederbolung  geschafien  hat. 

Wir  wollen  uns  nicht  mit  den  Meistern  vergleichen;  aber 
es  ist  das  Recht  des  Schülers,  auch  von  den  Fehlem  der  Lehrer 
zu  lernen.  Vor  einer  VemachläsEigung  des  geistigen  Inhalts 
glaubten  wir  uns  durch  den  beständigen  Blick  auf  die  Haupt- 
ideen der  Dichter  geschützt;  vor  zu  schneller  Folgerung  aus 
der  Form  auf  den  Geist  sollte  uns  der  Ausblick  auf  fremde 
Literaturen  bewahren. 

Wii  fanden,  dass  es  keine  einzige  Figur  giebt,  die  lediglich 
germanisches  Eigenthum  sei.  Am  wenigsten  sind  es  die  sym- 
bolischen Figuren;  nicht  nur  stammen  sie  aus  gemeinsamem 
Erbe,    sondern  sie  haben  auch  überall  kräftig  fortgelebt.     Ich 


622 

greife  aab  Gfliathewohl  znm  entea  Band  der  medlichen  Aus- 
gabe der  Poetae  lyrici  graeci  minores  von  J.  Pomtow  und  finde 
flectirte  Wortwiederholungen  wie  folgende:  fdfa  ythmt  ywkaiv 
(Alcmaa  42),  ^^  tot  tdv  ira^>ov  imipq>  ^poinHjuv  xrL  (Phocy- 
Edea  7).  —  Beidemal,  gerade  wie  In  H&TamAl  und  bei  Sper- 
TOgel,  mit  dem  Wort  »Freund«,  weil  die  Figur  das  Znsammen- 
stehea  der  Gtenoeeen  nachbildet  (vgl.  o.  S.  453);  und  so  noch 
deatlicher  gerade  wie  HAr.  43: 

■mb^  ik  xictaüc  duUou  advraQ  iKoatpifopai 
(Phoc7lide8  3).     Ich  finde  eine  verbale  Wortanfnahme  wie  die 
folgende : 

'Ev  fjkv  ftatvoftivotQ  ftäia  piaivofiat,  hi  3k  dacUots 

jrmiToiv  dv&panauv  tlfä  Sacat6Taxo^ 
(Theognis  61),  und  finde  sie  abgebl&sst  wieder  bei  Walther  von 
der  Vc^lweide: 

ich  bin  den  frön  bescheidenlicher  fröide  bi 

und  lache  ongeme  so  man  bi  mir  weinet 
(W.  48,1—2,  v^.  auch  Wilmanns  Leben  Walthers  IH  Anm.  557) 
tmd  mit  noch  weiterer  Schwächung  der  symbolischen  Figur  bei 
Goethe: 

Tolle  Zeiten  hab'  ich  erlebt  und  hab'  nicht  ermangelt. 
Selbst  auch  thöricht  zu  sein,  wie  es  die  Zeit  mir  gebot. 
(Gedichte  her.  von  Loeper  I  229  Epigr.  55).  Dagegen  völlig 
das  alte  Muster  kehrt  verstärkt  wieder  bei  £.  Th.  A.  Hoffmann: 
>3cbwärme  ich  nicht  mit  den  Schwärmern?  pbantaaire  ich  nicht 
mit  den  Phantasten  1*  weine  ich  nicht  mit  den  Weinenden, 
jabilire  ich  nicht  mit  den  Jubelnden?«  (Serapionsbrüder  I  51). 
Die  Antithese  aber,  die  Walther  in  den  zweiten  der  angezogenen 
Verse  verwoben  hat,  den  in  ältester  Zeit  schon  in  der  Vkv.  mit  rhe- 
torischem Efiekt  verwandten  Contrast  von  lachen  und  weinen, 
finde  ich  gleich  wieder  bei  Theognis :  ita^it  xiaimm  jtJUävTtt;  mvtafov 


523 

(Theognifl  241).  —  So  treffen  wir  die  Farbencontrafite  und 
ZableDcontraste  bei  allen  Völkern;  bo  führten  wir  ein  arabischee 
Gedicht  an,  das  fa^t  dieselbe  Antätheaenkette  schleppt  wie  der 
Wechsel  Nj^rds  mit  Skaäi  und  sahen  auch  dort  den  Grund 
gleicher  AeosBerungen  in  der  gleichen  Ursache:  auch  die  Anti- 
these ist  eine  symbolische  Figur,  und  gerade  die  elegische 
Stimmung  erweckt  nothwendig  das  Verlangen,  Sonst  und  Jetzt 
abzuwiegen.  — 

Auf  die  internationale  Figur  der  Wortaufnahme,  die  in 
ähnlicher  Stimmung  die  Selbstermunterung  eines  Leidenden 
symbolisirt,  wurde  schon  früher  hingewiesen  (vgl.  o.  S.  239).  — 

Auch  Figuren  nicht  sjrmbolischer,  sondern  rein  typischer 
Art  treffen  wir  auf  den  entferntesten  Gebieten;  so  löst  die 
arabische  Poesie  so  gut  wie  die  germajüsche  historische  Zahlen- 
angaben in  Gruppen  Irischer  Zahlen  auf.  — 

Die  Uebereinstimmungen  gingen  weiter.  Nicht  nur  die 
Figuren  selbst  sind  allen  Literaturen  gemein,  deren  Sprachstoff 
für  die  gleichen  Gedanken  analogen  Ausdruck  ermöglicht,  sondern 
zam  Theil  auch  ihre  Schicksale.  Bei  den  Kelten  wie  bei  den 
Hebräern  wird  die  kosmologische  Uiformel  >Erde  und  Ueber- 
himmel«  durch  Einfügung  des  Wassers  erweitert,  und  nach 
dem  MuBter  der  pleonastischen  LithoteE,  die  ein  positiv  auB- 
gesprochenes  UrÜieü  in  negativer  Form  wiederholt  (opt  ösjaldan) 
wird  in  den  HAvamÄl  so  gut  wie  bei  TheogniB  eine  inhaltlich 
und  formell  abEchhessende  Gnome  tautologisch  verdoppelt. 
Und  wenn  in  solchen  Beispielen  die  Figur  selbst  zu  wirken 
scheint,  fast  ohne  Zuthun  des  Dichters  sich  entfaltet,  so  tritt 
doch  gleiche  Uebereinstimmung  nicht  minder  in  Fällen  hervor, 
bei  denen  bewusete  Absicht  der  Autoren  unverkennbar  ist ; 
mittelst  der  Hilfsverba  den  Versen  eine  bestimmte  neue  Form 
zu  geben,  haben  die  mbd.  Dichter  so  wenig  aus  dem  Heliand 
gelernt,  wie  Chamisso  von  den  Minnesängern. 


Rein  sprachlicher  Art  scheüit  die  zonehmende  Sabetanti- 
Tirong;  bethätigt  sich  diese  Tendenz  in  altgenn.  Zeit  mehr  am 
Nomen  agentis,  90  wiederholt  aie  sich  heut  am  Nomen  actionis 
(vgl.  Rümelin  lieber  die  neuere  deuteche  Prosa  Deutaohe  Rand- 
schau  15,  45  f.). 

Wie  in  einzelnen  Tbeilen,  so  macht  auch  in  der  Anlage 
ganzer  Gredichte  sich  internationale  Analogie  geltend.  Die 
poetische  Logik  verlangt,  dass  der  nnkenntlich  heimkehrende 
Gatte  nach  mehrfacher  Prüfung  schliesslich  erkannt  und  aner- 
kannt werde  (vgl.  Scherer  Poetik  S.  218)  und  weder  Odyssee  noch 
SvlpdagsmäJ  entziehen  sich  dieser  Forderung.  Der  idealistische 
Simi  der  Zuhörer  fordert,  dase  ein  Held,  um  den  Wahrheit  und 
List  vereint  werben,  von  der  Wahrheit  erobert  und  dase  an 
dieser  die  Schlauheit  zu  Schanden  werde ;  darauf  beruht  die  von 
Scherer  hervorgehobene  Analogie  des  sophokleischen  Philoktet 
mit  der  goethischen  Iphigenie.  Und  wenn  ein  Lehnsfürst  sich 
grollend  vom  Kampfe  zurückzieht,  so  wird  kein  einigermassen 
kunatbewusster  Dichter  aus  seiner  Composition  den  erschütternden 
Moment  verbannen,  wo  er  von  demnun  siegreichgewordenen  Feind 
den  lieben  Genossen  erschlagen  sieht  und  so  durch  die  Ver- 
letzung am  eigenen  Selbst  wieder  auf  das  Schlachtfeld  beschworen 
wird:  Patavrids  Fall  zieht  den  Hagen  ins  Gefecht,  wie  der  Tod 
des  Patroklos  den  Acbilleus.  Und  all  diese  verschiedenen 
Motive  —  poetische  Logik,  Forderung  der  »poetischen  Gerechtig- 
keit«, Streben  der  Composition  nach  dem  höchsten  Effekt  — 
wirken  zusammen  um  Gedichten,  deren  Anordnung  von  der 
Rücksicht  auf  historische  Wahrheit  nicht  bedingt  oder  beengt 
ist,  einen  bestimmten  Grundplan  geradezu  aufzunöthigen.  »Le 
defectueux  de  l'imagination*,  sagen  wieder  so  feine  Beobachter 
wie  die  Literatur  sie  nur  in  Frankreich  gefunden  hat,  »c'est 
que  ses  creations  sont  rigoureusement  logiques«  (Journal  des 
Goncourt  II  219).     Deshalb  muss  ein  Gedicht,  dass  eine  dog- 


525 

nutiBche  Geschichte  der  Welt  entwirft,  nothwendig  auf  die 
Zeit  der  höchsten  Verderboise  und  der  tiefsten  entsetzhcheten 
Vemichtoiig  umoittelbar  dae  Gotteereich  tolgea  lassen:  so  setzt 
der  Prophet  I>aniel(T^.  Nöldeke  AlttestamenÜiche  Literatur  S.  222) 
genau,  wie  die  t(1v&  das  Bprichwort  >Weun  die  Noth  am 
gröBsten  ist ,  ist  die  Hilfe  am  nächsten  <  mm  Motto  der 
Frophezeiong.  Erwägungen  solcher  Art  haben  freihch  die  eilige 
Erklärung  durch  »Nachahmung«  und  »Entlehnung«  gerade  bei 
der  Vslnspä  nicht  verhindern  können. 

Auch  bei  den  grossen  Bewegungen  und  Fortbildungen  der 
Literaturen  hört  die  Analere  nicht  auf.  Dass  kleinere  Lieder 
zu  liederhUchem  vereint,  daee  dann  dieee  Liederbücher  zu 
öner  Einheit  durchcomponirt  werden  und  dass  die  Lieblings- 
Btoffe  und  LiehUngshelden  immer  weiter  um  sich  greifen,  bis 
Ein  grosser  Sagenkreis  zahllose  Einzellieder  au^;e60gen  und 
aufgezehrt  hat,  das  ist  jene  feste  Grundlage  für  die  von  Moriz 
Haupt  geforderte  > Naturgeschichte  des  Epos*  (vgl.  Scherer 
Anz.  f.  d.  Alt.  1,199  and  2,322),  welche  durch  die  classische 
Philologie  aufgedeckt,  durch  die  deutsche  aber  erst  bewiesen 
und  festgestellt  worden  ist.  —  XJebeigangserscheinungen,  wie 
wir  de  oben  beeprachen,  finden  sich  überall,  und  wie  das 
Härbardslied  schülem  die  ew^en  Werke  Arioste  und  Cervan- 
tes' in  jenem  zwivel,  den  der  Eingang  des  Parcival  so  grosE- 
artig  schildert.  Hierbei  hat  beiläufig  der  Dichter,  dessen 
gesuchte  Vergleiche  Gottfried  von  Straseburg  so  heftig  angreift, 
mit  demjenigen  Dichter,  den  Aristophanee  als  Vertreter  der 
groBsartigen  Schlichtheit  preist,  ein  GleichnisE  gemein  (Lacb- 
Tuann  Kl.  Sehr.  I  483);  so  leicht  ergeben  sich  solche  üeberein- 
stimmungen).  —  Und  wenn  in  späten  Zeiten  der  längst  ab- 
geblühte alte  Sang  wieder  entdeckt  und  belebt  wird,  so  fehlen 
nie  die  Dichterlinge,  welche  die  Lücken  des  alten  Kanons 
gerade  mit  den  absurdesten  Nachdichtungen  auszufüllen   sich 


586 

bemfen  fohlen.  Eb  ventand  moh  von  Mlbst,  isga  hä  den  HebrSem 
<lear  Gesang  der  drei  Jäcglinge  im  Feoeiofen  gedichtet,  wie  dan 
bei  deo  SlfMidinftviem  Goniun  HarfeDacblag  gemngen  wnrde.  — 

Die  LitenituTveigleichaiig  giebt  also  die  Lehn,  aas  der 
Bziateoz  beetimmter  Figareo,  -am  deren  Fortentwickelang,  ans 
dem  Anfban  ganzer  Gedichte  nnd  Cyklen,  ja  ans  der  Riditang 
nnd  Bewegung  der  geeammten  Literator  eines  Volkes  aof  den 
Geist  dieser  Nation  Schlüase  nicht  m  ziehen,  ehe  man  nicht 
geprüft  hat,  ob  jene  Thatsachen  nicht  im  Wesen  der  Sprache 
selbst  oder  in  der  Nator  aller  Poesie'  begründet  amd.  Hat 
man  aber  diese  Vorpröfong  vorgenommen  und  findet  man 
wirklich  im  Leben  der  poetischen  Sprache  Eigenthümlichkeiten, 
die  nicht  aof  diese  Weise  zu  erklären  sind  und  bei  denen 
auch  nicht  die  Analogie  fremder  Literaturen  den  speclfisch 
nationalen  Eindruck  mindert,  so  wird  man  aus  diesen  Eigen- 
thümlichkeiten mit  Recht  auf  eine  besondere  geistige  Richtung 
der  Volksmehrheit,  auf  einen  Zug  wahrer  VolksLndiridnahtät 
schliessen  dürfen.  Wobei  natürlich  stets  die  Mö^chkeit  ofien 
bleibt,  daee  die  einstweilen  fehlenden  Analogien  noch  auf- 
gedeckt werden. 

Als  solche  Züge,  die  innerhalb  des  Kreises  der  Litera- 
turen der  altgerm.  Dichtung  einen  eigenartigen  Charak- 
ter verleihen,  glaube  ich  anführen  zu  dürfen 

1.  die  strenge  Beschränkung  der  Poesie  auf  einen  ei^n 
aristokratischen  Kreis  von  Hauptbegnffen,  die  allein  der  poe- 
tischen Bebandlimg  und  Stüisirung  (in  Variation  der  Ausdrücke, 
in  Zwillingsfonneln,  in  Nomengebung)  gewürdigt  werden, 

2.  die  logische  und  poetische  Dnrchfühmng  des  Begrifls 
der  Rune, 

3.  die  folgerechte  Durchführung  einer  Poetisirung  des 
Wortschatzes  durch  die  Ersetzung  der  üblichen  Ausdrücke  mittelst 
seltener  oder  umschriebener  Benennungen, 


527 

4.  die  daesification  aller  Weeen  und  Dinge  durch  Ver- 
bindung einee  allgemeinen  (runiscben)  und  eines  Bpedellen 
(meist  genealogischen  oder  stofDichen)  Begriffs.  —  Diese  Eigen- 
heit steht  natürlich  zu  den  beiden  vorher  angeführten  in 
engster  Beziehung, 

5.  die  übermässige  Lust  an  der  Variation  der  Benennim- 
gen,  welche  sogar  in  technische  Kunstformen  wie  Aufnahme 
der  Eede,  Wortwiederhol\mg,  Refrain  störend  eindringt, 

6.  die  starke  Ausbildung  der  Zwillingsformeln, 

7.  die  starke  Ausbildung  des  Gegenrefrains, 

8.  die  Figur  der  Emufung,  die  an  sich  schon  den  altgerm.  Zu- 
hörer so  sehr  erfreut,  dass  der  Dichter  sie  nur  ausnahmsweise 
(zu  Priamel  oder  Klimax)  auszubilden  wagt, 

9.  die  Vorliebe  für  antithetische,  beide  Theile  sorgfältig 
abwägende  Gruppirung  und  Gliederung, 

10.  kleinere  Einzelheiten,  z.  B.  die  grosse  Rolle,  die  das 
Grastmahl  spielt;  die  häufige  Erwähnung  der  ruhenden  SteUimg 
(Synonyma  für  Sitz  und  Bank,  die  Abschnittsformel:  »er  sass 
auf  dem  Berge«  u.  dgl.);  die  Wahl  bestimmter  specifisch  germa- 
nischer Thiere  und  Pflanzen  als  Vergleichsobjecte.  — 

Man  wird  es  nicht  verkennen,  dass  allerdings  ein  einheit- 
licher Zug  durch  diese  Idiotismen  der  altgerm.  Poesie  geht. 
Die  Neigung  zu  strenger  Gliederung  zeigt  sich  in  den  meisten. 
Sie  schafEt  eine  Hierarchie  der  Begri£Ee  und  giebt  jeglichem 
Ding  in  der  Rune  einen  Herrscher,  der  gleichwohl  selbst  nur 
»erster  Diener  seines  Staates«  ist;  sie  ordnet  mit  ernster  Folge- 
richtigkeit die  poetische  Welt  der  realen  über  und  versäumt 
ee  nicht,  wie  das  Mittelalter  den  Ständen  verschiedene  Kleider- 
ordnimgen  gab,  dieser  poetischen  Welt  eine  bestimmte  Ein- 
kleidung ihrer  Glieder  vorzuschreiben,  die  oft  zur  Uniforminmg 
ausartet.     Und  daneben,  scheinbar  im  Widerstreit,  das  particu- 


lariBtifiche  Bedürfnisa  nach  üngebondenheit  des  Xinxelnea:  der 
frühen  Auadraclc  darf  dem  Bpätenn  nicht  präjudicinn ;  Respoo- 
sionen  hebea  Gedichttheile,  Zwillingsformeln,  Untenbtheilungra 
eines  CoUectimmfl  ala  gleichberechtigt  hervor;  mid  in  der 
regellosen  Häufung  scheint  sich  fast  das  taciteische  Kid  einer 
VolkgYersammlnng  abrnspiegeln:  Ifissig  rückt  ein  Ausdruck 
nach  dem  andern  an ;  wenn  schon  längst  sur  Sache  gescfaiitten 
werden  könnte,  kommt  noch  einer  verspätet  nachgehinkt;  and 
lange  Satzreihen  werden  so  cunctatione  coeuntiom  verbraucht. 
—  Ee  iflt  das  der  »wlvel,  der  die  deutsche  Geschichte  erfüllt. 
Wie  >daa  Weeen  des  Individuums  erat  in  der  Gemeinschaft 
xmu  vollen  Ausdruck  kommt«,  das  bat  mit  gewohnter  Meister- 
schaft G.  Frejrtag  im  Beginn  seiner  herrlichen  >  Bilder  aus 
Deutschlands  Vergangenheitc  (Werke  17,14f.)  geschildert,  und 
er  fügt  abschliessend  hinzu:  »Solche  Gebundenheit  durch  Ord- 
nung und  Zucht  gehört  der  epischen  Zeit  des  Volkes  am 
(ebd.  21).  Aber  wie  früh  sich  diese  gehorsame  Unterordnung 
mit  lebhaftem  Freiheitsgefühl  verband,  hat  auch  er  (ebd.  17) 
angemerkt.  Weil  der  Einzelne  sich  nur  als  Glied  der  Gemein- 
schaft fühlt,  macht  er  für  sich  selbst  das  Recht  der  Gemein- 
schaft geltend:  ein  heiti  gilt  soviel  wie  ein  anderes,  ob  es  an 
den  Platz  gehört  oder  nicht,  wenn  daa  nur  ein  Platz  für  ein 
heiti  ist ;  und  well  Äsen  und  Alf en  nun  einmal  beides  Katego- 
rien gleicher  Art  sind,  werden  sie  neben  einander  gestellt  wie 
der  freie  souveraine  Fllrst  von  Wied-Runkel  oder  Reuss-Greiz 
sich  auf  den  Reichstagen  neben  den  freien  souverainen  König 
von  Preussen  gestellt  hat.  —  Lernen  und  Kämpfen  fanden  wir 
als  Lieblingsideen  der  alten  Germanen.  Lernen  heisst  ihnen 
die  Runen  aufnehmen,  die  Ghederung  der  wirklichen  Welt  an- 
erkennen und  adoptiren;  kämpfen  aber  heiset  ihnen  dos  Recht 
des  Mannes,  seine  Selbständigkeit  zu  behaupten,  die  Gliederung 


529 

der  Welt  vorstürmend  durchbrechen  und  verhöhnen.  Die  Linie 
der  Entwickelung  geht  stetig  fort  von  0|)inn,  dem  Erfinder 
der  Runen,  zu  Parcival,  dem  Bewahrer  des  Grals,  und  Faust, 
dem  höchsten  Abbild  geistigen  Strebens.  Liemen,  fragen, 
forschen  und  kämpfen  —  das  geht  bei  ihnen  allen  Hand  in 
Hand:  der  deutschen  Dichtung  ist  von  ältester  Zeit  her  in 
der  Welthteratur  ihre  Stellung  gegeben  als  der  Poesie  des 
geistigen  Kampfes.  Der  Dichter  des  Faust  hat  in  seiner 
ersten  Periode  auch  die  Prometheusfabel  erneuert:  aber  nicht 
der  kühne  Vorauswisser  sollte  der  Träger  des  höchsten  Dicht- 
werks der  neueren  Zeit  werden.  Und  in  dem  schönsten 
Gredicht  seiner  zweiten  Periode  streift  er  die  Sage  von  Tanta- 
lus:  aber  auch  der  Freund  der  Götter,  »an  dessen  alterf ahmen, 
vielen  Sinn  verknüpfenden  (Jesprächen  Götter  selbst,  wie  an 
Orakelsprüchen,  sich  ergetzten«  (der,  wie  die  Edda  sagen 
würde,  die  Sinnrunen  besass  Sgdr.  13),  auch  er  ward  nicht  der 
Held  des  grossen  Kampf spiels  zwischen  Himmel  und  Hölle: 
der  Mann  des  Zweifels  wird  es  jedes  Mal,  OJ)inn,  der  zwischen 
Himmel  und  Erde  schwebt,  Pardval,  an  dem  sint  beidiu  teil  des 
himels  und  der  helle,  endlich  Faust,  in  dessen  Brust  zwei 
Seelen  wohnen.  Wer  immer  strebend  sich  bemüht,  der  ist 
unserer  Dichtung  Liebling:  sie  sucht  den  Deutschen,  wo  er 
zu  finden  ist:  bei  der  Arbeit,  und  die  vornehmste  Dichtung 
bei  der  geistigen  Arbeit.  Den  Vielwisser  verspottet  in  dem 
vollendeten  Werk  die  Gestalt  des  Wagner:  der  Lernende  ist 
der  Held.  Nicht  umsonst  braucht  die  altgerm.  Poesie  von 
dem  Gott,  der  den  Besitz  seiner  Machtfülle  sich  erarbeitet 
(vgl.  D.  Alt.  V  271),  denselben  Ausdruck,  wie  von  dem 
Heldenjüngling  (J)d  nam  at  vaxa  —  H.  H.  I  9,1  vgl.  Häv. 
140,1 — 3):  in  der  Weltliteratur  steht  die  altgerm.  Poesie  da 
als  die  Poesie  des  Lernens,  des  geistigen  Wachsthums,  der 
geistigen  Eroberung.  — 

lieyer,  AltgermaxüBche  Poeu«.  34 


§  34.     Zar  Methodologie. 

Ich  will  mich  keineaw^  als  ein  Meister  der  Methode  auf- 
spielen, wenn  ich  zum  Schloss  noch  einige  Bemerkongen  zur 
Methodologie  der  altgenn.  literatorgeschichte  bringe;  nur  wie 
der  heimgekehrte  Wanderer  will  ich  die,  welche  denselben  Weg 
ganz  oder  zum  Tbeil  zurücklegen  wollen,  vor  einigen  gefähr- 
lichen Stellen  and  verführerischen  Abwegen  warnen. 

Eine  gröseeie  methodologische  Abschweifung  glaubte  ich 
in  die  Arbeit  selbst  verflechten  zu  müssen:  sie  betrifft  die  Ver- 
gleichui^  der  beiden  Synonymenklaesen  heiti  und  kenrnngar. 
Sie  trifh  in  ihrem  Ergebniss  mit  der  gleich  von  uns  auszu- 
sprechenden Forderung  zusammen,  dass  man  nicht  einfach 
ganze  Formelklassen  vei^leichen  darf,  sondern  nur  die  ent- 
sprecheudeD  Schichten  und  Gliederungen  innerhalb  rweier  For- 
melklassen. 

Zur  niederen  Kritik  merken  wir  nur  an:  Fälle  wie  die 
S.  118f.  besprochenen  beweisen  unwiderleglich,  dass  verschiedene 
Varianten  von  Formeln  oder  Wendungen  nebeneinander  vor- 
kommen. Es  kann  daher  nicht  als  methodisch  gelten,  wenn 
man  ohne  zwingenden  Grund  solche  Verschiedenheit  zu  Gunsten 
einer  einzelnen  Lesart  beseitigt.  — 

Für  die  höhere  Kritik  haben  wir  zunächst  das  Recht, 
nach  dem  Plan  der  Composition  zu  fragen  und  zu  disponiren. 
vertheidigt  und  mit  Beispielen  zu  stützen  versucht.  Hier  gut 
femer  dieselbe  Warnung,  die  wir  für  die  Altersbestinmiung 
wiederholen  müssen:  man  darf  auf  ein  einzelnes  Kriterium 
nicht  zu  viel  Gewicht  legen.  Weder  einzelne  Strophen  noch 
ganze  Gedichte  darf  man  auf  die  Vertretung  einer  einzelnen 
Fonnelgruppe  hin  für  echt  oder  unecht  erklären.  Denn  alle 
Formeln  können  sich  lange  erhalten,  und  alle  können  auch 
nact^eahmt    werdeu.     Zum  Beweis    trage    ich  hier  die  wichti- 


5«1 

geren  Formeln  aus  den  nacheddischen  Gredichten  Grögaldr 
FjolsvinnsmÄl  Grottasongr  Hrafnagaldr  und  Sölarljöd  (nach 
Buggee  Ausgabe)  nach: 

Feste  Apposition:  framvisar  tvaer  Fenja  ok  Menja 
Grott.  1,3>  vgl.  13,3  —  Hängafy  heppnaztan  äea  Hrafn.  18,2. 

Begleitsätze:  Menja,  var  til  meldrar  komin  Grott.  4,5 — 6. 

Wortwiederholung:  aud  molum  Fro|)a,  molum  alsaelan 
Grott.  5,1 — 2;  flectirte:  själfr  leid  |)ü  sjAlfan  |)ik  Gro.  6,6. 

Zwillingsformeln:  sjükum  ok  särum  Fj.  36,3,  doegr  ok 
daga  Fj.  49,3,  f^  ok  fjorvi  Sol.  1,1,  vgl.  aud  n^  heilsu  8,1, 
mat  ok  drykk  Sol.  4,1,  vit  ok  dul  Sol.  34,1,  ütan  ok  innan 
Sol.  52,1,  rognir  ok  regin  Hr.  10,3,  spar  e])a  spakmäl  Hr.  20,5. 

Wortspielerei:  galdra  {)ü  mir  gal  Gro.  5,1,  vgl.  15,6 
urdar  ordi  Fj.  47,4,  galdr  gölo  Hr.  10,1.  —  Reim:  bei  Namen 
Fenja  ok  Menja  Grott.;  sonst:  sungu  ok  slungu  Grott.  4,1 
rührender  Reim:  Ijä  —  Ijä  Fj.  30,1 — 6. 

Anapher:  vaki  |)ü  —  Gro.  1,1 — 2;  anaphorischer  Drei- 
zeiler:  long  er  for,  langir  'ru  f arvegar,  langir  'ru  manna  munir 
Gro.  4,1—3;  in  Frageform:  Fj.  2,1—3  und  46,1—3. 

Doppelverse:  vaki  {)u  FroJ)i  Grott.  18,5—^. 

Parallelverse:  Grott.  5,5—7.  13,5—8.  Gro.  16,5—6. 
23,5—6.  Fj.  50,1—3.  Hr.  1  passim;  4,5—8.  12,1—4.  Chi- 
astisch :  |)ötti  er  |)räins  |)ünga  draumr,  Däins  dulo  draumr  |)6tti 
Hr.  3,5—8. 

Refrain:  vitid  enn  e{)a  hvat  Hr.  5,8.  —  Gegenrefrain: 
Halbstrophe  Fj.  7f.  (mit  Variation:  7.  9.  11.  13.  15  fregna, 
17  sp}TJa,  19  fregna,  21.  23.  25.  27.  29.  31  spyrja,  33.  35. 
37.  39.  41  fregna).  —  Einzelvers:  söl  ek  Bä  Sol.  39 f.,  margan 
mann  sä  ek  —  Sol.  59 — 60,  menn  sä  ek  J)ä  Sol.  611 

Technische  Formeln:  frä  |)vi  er  at  segja  Sol.  53,1.  — 

Nennung  des  Liedes*  Sol.  81.  83. 

84*    . 


Ceiemoiiielle  Formeln:  bvat  er  |>at  fiagd&  Fj.  1,4.  3,1, 
FjfllBvidr  ek  heiti  Fj.  4,1. 

Wiederholte  Verse:  eld  se  ek  breima  Grott.  19,1,  ordam 
Bkiptdr  —  Grog.  14,3,  vaÜM  ok  muivits  Gro.  14,4,  ae  medan 
old  lifir  Fj.  12,6,  lengi  ek  sat  Fj-  49,1,  eins  kemr  aiutac  Hr. 
13,1,  {itUB  hrlmkalda  Hr.  13,4. 

Stehende  Versanagänge:  —  ao£na|)i  Grott.  4,4,  jord 
ne{>an  Grott.  11,4,  raeyjar  Grott.  11,5,  hedan  Fj.  3,6,  aldrigi 
Fj.  4,5,  8}&  Fj.  43,3,  so  Fj.  44,6,  al  heümn  hug  3oI.  4,3,  vgl. 
21,2. 

Häufung:  Klimax  Grott.  9,1 — i. 

Antithese:  Grott.  8,5—8.  Fj.  16,5—6.  Hr.  4,5—8.  Sei. 
paasim.  — 

All  dae  hat  vöUig  denselben  Charakter  wie  die  Formeln 
der  echten  Lieder;  obwohl  nicht  in  Abrede  gestellt  werden  soll, 
dasfl  gelegentlich  die  Verwendung  der  Formel  von  der  alten 
Art  abweichen  kann.  Auch  InhaltHch  wiederholen  sich  typische 
Züge  der  echten  Lieder,  z.  B.  hier  wie  dort  Strophen  die  Eigen- 
namen (Fj.  34.  38).  Verbrechen  (Sol.  91),  Strafen  (Sol.  57f.) 
aufzählen;  Zauberlieder  (Gro.  6 f.:  Lösung  Gefangener  10,  See- 
Bturm  11;  Fj.  22  Entbmdung),  Opfer  (F.  39— 40)  und  Fluch 
(Fj.  45,1 — 3),  Gastmahl  (Hr.  20)  u.  s.  w.;  Verarbeitmig  von 
Sprichwörtern:  övinum  |ilnum  trüdualdregi Sol.  19,1 — 2  u.dgl. m. 
—  Besonders  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  unter  den 
Zahlen  die  heilige  Neun  fast  unbedingt  herrscht  (vetr  niu  Grott. 
II. 1,  njardldsar  niu  Fj.  26,6.  niu  daga  Sol.  51.2,  Njardar  doetr 
niu  Sol.  79,3)  und  nur  einmal  die  seltenere  Elf  begegnet  (vardir 
ellifu  Fj.  14,4);  auch  die  Aufzählung  Grog.  6f.  geht  bis  neun. 
So  sind  aU  diese  jüngeren  Lieder  reich  an  echten  altepischen 
Forrneb..  —  Umgekehrt  fehlen  z.  B.  die  ZwiUingsfonneln  in 
Hell.,  Gud.  II..  Atlm.  fast  völlig  u.  a.  w.  — 

Unmethodisch  ist  es  übrigens  auch,  mit  der  Entscheidung 


533 

der  Unechiheit  die  wissenschaftliche  Behandlung  eines  Gedichtes 
oder  Gedichttheils  für  erledigt  zu  halten.  Auch  unzweifelhaft 
jüngere  Zusätze  oder  Nachdichtungen  können  für  die  Literatur- 
geschichte ergebnissreich  sein.  Ich  erinnere  z.  B.  an  die  höfische 
Dorfpoesie  des  deutschen  Mittelalters:  für  die  Geschichte  der 
mhd.  Lynk  hat  die  Masse  »unechter  Neidharte«  kaum  weniger 
Bedeutung  als  die  Lieder  Neidharts  selbst.  —  unsere  Zeit  er- 
laubt wohl  ein  Gleichniss  aus  dem  Leben  der  Lidustrie  zu 
wählen:  wie  man  erst  spät  gelernt  hat,  auch  den  Abfall  zu 
verwerthen  und  nun  z.  B.  mit  dem  Strontianit  eine  ganze  In- 
dustrie  hervorzuzaubern  vermochte,  so  müssen  auch  wir  von 
unsem  Feinden,  den  Fälschern,  zu  lernen  suchen  (vgl.  auch 
Scherer  Poetik  S.  291).  — 

Für  die  literarhistorische  Gruppirung  haben  wir  von 
dem  hastigen  Zusammenstellen  mehrerer  Lieder  nach  einzelnen 
Uebereinstimmungen  abzurathen.  Bei  einer  Poesie,  die  ganz 
überwiegend  aus  Combination  vorhandener  Motive,  Typen, 
^^''endungen,  Verse  besteht,  ist  eine  ziemhche  Zahl  sogenannter 
s>Reminiscenzen<(  oder  »Entlehnungen«  immer  aufzubringen; 
vor  sofortigen  Schlüssen  auf  direkte  Abhängigkeit  muss  aber 
dringend  gewarnt  werden.  Besonders  in  der  ags.  Philologie  ist 
mit  der  Verwerthung  kleiner  Zeichen  ein  Missbrauch  getrieben 
worden,  den  schon  Kluge  (PB.  IX  442)  tadelt.  Grewiss  ist  es 
ein  gesunder  Gedanke,  Dinge  sorgfältig  zu  beobachten,  die 
durch  ihre  Bedeutungslosigkeit  sich  der  Absicht  des  Autors 
entziehen  und  deshalb  seine  unwiUkürüchen  Tendenzen  ver- 
rathen.  An  solchen  Stellen  kann  wirklich  der  Wolf  sein  Ohr 
vorstrecken  (FAL  35)  und  für  die  Kunstgeschichte  hat  Lermoliew- 
Morelli  es  ja  geradezu  als  Princip  gepredigt,  nach  solchen 
»Ohren«  sich  umzusehen.  Nur  übersieht  man  allzuleicht  über 
dem  Splitter  im  Auge  des  gerade  zu  prüfenden  Dichters  den 
Balken    im    Auge    seiner    Genossen.     Auch  die    auffallendsten 


634 

TJeberwinfltimroangwi  beweiBen  zunächst  noch  gar  nichts.  FOr 
intenifttionale  FÜIb  hatten  wir  das  im  vorigen  Paragraphen  za 
erläutern;  noch  mehr  gilt  es  natürlich  innerhalb  Einer  Literatur. 
AoB  gemeinaamer  Quelle  fanden  wir  in  einem  ags.  und  einem 
altn.  Gedicht  einen  Sprach,  den  Müllenhoff  (D.  Alt.  V  279)  aia 
Citat  aus  den  HävamiU  auffasste  und  deshalb  —  wie  wir  nun 
meinen,  mit  Unrecht  —  zur  Detirung  derselben  benutzte.  Es 
ist  erstaunlich,  über  wie  lange  Zeiträume  sich  oft  dieselbe 
Formel  entreckt:  schon  im  Kampf  um  Finnsburg  finden  wir 
eine  noch  beut  lebendige  Eingangsformel;  und  über  wie  ver- 
schiedene Dichtungsarten :  eine  der  ältesten  Veisfonaeln  der 
IGnnepoesie  (nä  ei^te  ich  des  ich  nie  genöz  MF.  4,4  v^.  Anm.) 
kehrt  gleichlautend  in  Fastnachteepielen  wieder  (J.  Grimm  El. 
Sclir.  3,322  Anm.).  —  Eine  wirkliche  direkte  Beziehung  zweier 
Gedichte  wird  man  durch  solche  UebereinstiminuDgen  nur  in 
zwei  Fällen  für  erbracht  halten  können:  wenn  entweder  die 
Anklänge  in  ganzen  Reihen  und  Gruppen  auftreten,  ohne  durch 
den  Stoff  gefordert  zu  sein  (wie  bei  der  grossen  und  kleinen 
Vgluspä,  und  beim  VVessobrunner  Gebet  und  dem  altn. 
Schöpfimgebericbt)  —  oder  wenn  die  wiederholten  Stellen  in 
charakteristischer  Weise  überarbeitet  dnd  (z.  B.  aus  metrischen 
Gründen  durch  Einfügung  des  EOlfsverba).  Aber  selbst  in 
aolchen  Fällen  versäume  man  nicht,  die  schlimmste  Fehlerquelle 
der  GeisteBwiBsenschaften  in  ihrem  modernen  Betrieb  im  Auge 
zu  behalten:  die  beschränkte  Empirie.  Daes  es  ausser  den 
wenigen  erhaltenen  Gedichten  tausende  gab,  die  verloren  sind, 
und  daas  aus  solchen  verlorenen  Gedichten  sich  gewiss  Vieles 
leicht  erklären  liesee,  was  aus  den  zufällig  erhaltenen  sich  nur 
gezwungen  erklären  lässt  —  das  sind  Erwägungen,  die  nicht 
zu  leeren  Phantasmen,  wie  Keysers  berüchtigter  Entdeckung  des 
grossen  Dichters  Thorgeir  AfradekoU  (Grondtvig  Om  Nordens 
gamle  literatur  S.  25  f.)  führen  dürfen,  die  aber  als  Correctiv 


535 

allzu  zuversichtlich  gemalter  Stammbäume  (wie  sie  MüllenhoS 
D.  Alt  V  230  ironisirt)  nicht  ungestraft  ausser  Acht  bleiben. 

Die  Autorschaftßfragen  stehen  hiermit  in  engster  Be- 
ziehung. HoSory  ist  z.  B.  geneigt,  0|)innslied  und  Lokasenna 
ein  und  demselben  Dichter  zuzuschreiben  (Eddastudien  I  67). 
Hauptsächlich  bestinunt  ihn  dazu  der  Ton,  den  er  in  beiden 
Liedern  übereinstinunend  findet.  Aber  darf  man  wirklich  das 
0|)innslied  wie  die  Lokasenna  von  sprühendem  Hohn  imd 
ätzendem  Witz  erfüllt  nennen?  Scherer  hat  einmal  gewiss  mit 
Recht  bemerkt,  es  sei  so  schwer  zu  beurtheilen,  bei  welchen 
Stellen  eines  beliebigen  Buches  oder  einer  beliebigen  Rede  die 
zeitgenössischen  Leser  oder  Zuhörer  nothwendig  gelacht  haben 
müssten  (Vortr.  und  Aufs.  S.  185).  Beim  Harbardslied  scheint 
uns  die  komische  Tendenz  nun  allerdings  unverkennbar;  aber 
beim  Odinslied?  Und  selbst  humoristische  Behandlung  zuge- 
geben, scheint  mir  das  klare  Bewusstsein  vom  Verfall  der 
Grötterherrlichkeit  bei  dem  Dichter  doch  höchst  problematisch. 
Hatte  der  Autor  der  bekannten  Literpolation  im  achten  Gresang 
der  Odyssee  die  Absicht,  Ares  und  Aphrodite  zu  perfiifFliren, 
als  er  sie  den  seligen  Göttern  unermessliches  Lachen  erregen 
liess?  oder  waren  die  mittelalterlichen  Mysterienverfasser  mit 
ihren  derben  Scherzen  auch  über  Heiliges  nicht  fromm?  Vom 
Standpimkt  der  fortgeschrittenen  Erkenntniss  aus  hat  man 
schon  so  vieles  für  Parodie  erklärt,  was  sicher  sehr  ernst  und 
bieder  gemeint  war  (z.  B.  Piatone  Et3rmologien  im  Kratylos, 
worüber  Geiger  Ursprung  der  Sprache  S.  257)  und  so  möchte 
ich  auch  den  Dichtem  jener  beiden  Lieder  die  Anerkennung 
der  Naivetät  retten.  — 

Eh  wir  auf  psychologische  Momente  weitgehende  philolo- 
gische Folgerungen  gründen  dürfen,  müssen  wir  von  der  Psy- 
chologie des  Dichters  sehr  viel  mehr  wissen  als  bis  jetzt  der 
FaU  ist.     Wie  willkürhch  muthen  ims  die  Decretirungen  über 


686 

das,  -WBB  der  I^htei  gewollt  haben  mnas  und  ma  er  nicht 
gewollt  haben  kann,  i.  B.  in  der  Homerkritik  selbst  einee  so 
bedeutenden  Fotschers  wie  Willamowitz  (in  den  Homerischen 
Forschungen)  an[  (VgL  allgemein  Heinzel  Ana.  f.  d.  Alt.. 15,135  f., 
auch  Paul  GrondrisB  d.  germ.  PbiL  I  S.  283  §  40).  Gerade 
hier  ist  die  grosse  Aufgabe  der  CkMthephilologie,  heliend 
einzutreten  und  an  einem  leibhaftigen  Dichter,  über  dessen 
Leben  und  Arbeiten  wir  vortrefflich  unteirichtet  sind, 
das  Werden  der  Gedichte  —  und  das  Werden  der 
dichterischen  Persönlichkeit  au  studiren.  Denn  die  Werke 
Goethes  haben  nicht  mehr  miteinander  gemein  als  alle  deutsche 
Poesie  gemein  hat:  sie  sind  demselben  Dichter  entsproesen, 
hier  dem  Einzelnen,  dort  dem  Volk  —  beidemal  der  etetigea 
Entwickelung  desselben  Geistes.  Werther  und  der  Westöstliche 
Divan  haben  den  gleichen  Nährboden,  aonet  nichts  Gemein- 
sames, wie  das  altn.  Spruchgedicht  und  die  Sprüche  Spervogels. 
Selbst  wenn  bei  einem  Dichter  sich  wirkliche  Wiederho- 
lungen aus  eigenen  Dichtungen  finden  —  ist  das  denn  wirklich 
ein  anderer  Fall  als  die  Wiederkehr  von  Formeln  auf  einem  ein- 
heitlichen Literaturgebiet?  Wenn  Goethe  einmal  sagt:  »Freund- 
schaft, Liebe,  Brüderschaft,  trägt  die  sich  nicht  selber  vor?« 
und  ein  ander  Alal:  »Es  trägt  Verstand  und  rechter  Sinn  mit 
wen^f  Kunst  sich  selber  vor«  (Faust  I  197  f.,  vgl.  Loepers  An- 
merkung), so  liegt  Umarbeitung  einer  Reminiscenz  vor  (K.  Fischer 
Erklänmgsarten  des  Goetheschen  Faust  S.  44).  Aber  wenn  Tieck 
aus  seiner  berühmten  Programmstropbe  von  der  mondbegiänzten 
Zaubemacht  den  zweiten  Vers  fast  wörtlich  wiederholt  (»was 
den  Sinn  gefangen  hält«  Phantasus  I  392)  und  wenn  Heines 
Gedichte  von  Anklängen  widerhallen  —  geht  daraus  wirklich 
mehr  hervor  als  die  Thatsache,  daes  der  gleiche  Gedanke  unter 
verwandten  Umständen  sich  leicht  in  die  gleiche  Form  kleidet, 
bei  vielen  Dichtem  wie  bei  einem  Dichter?  —  Ja  wenn  sogar 


537 

bei  demBelben  Autor  Sätze  entgegengeBetzten  Inhalts  nahezu  die 
gleiche  Form  erhalten,  wenn  es  im  Faust  einmal  heisst: 
Zwar  weiss  ich  viel,  doch  möcht'  ich  Alles  wissen, 
ein  ander  Mal: 

Allwissend  bin  ich  nicht,  doch  viel  ist  mir  bewusst, 
ja  wenn  derselbe  Groethe  sogar  die  beiden  Verse  gedichtet  hat: 

Das  Gute  liegt  uns  oft  so  fem 
und:  Sieh,  das  Gute  hegt  so  nah  — 

beweist  das  nicht  Alles,  wie  schwer  aus  formeller  Ueberein- 
stimmung  auf  »Einerleiheit«  des  geistigen  Grundes  zu 
schliessen  ist?  So  zeigten  wir  schon  oben  (S.  392)  bei  der  Ver- 
gleichung  von  Otfrid  und  Heliand,  wie  viel  stärker  die  Form 
zu  übereinstimmender  Gestaltung  zwingt  als  der  Geist.  — 

Oder  giebt  es  doch  einen  »rothen  Faden«,  der  durch  die 
ganze  Blumenkette  der  Goethischen  Gredichte  sich  hinzieht  und 
an  jedem  Punkte  sie  als  Eigenthum  der  Krone  deutscher  Dichter 
bezeichnet?  Die  Goethephilologie  entdecke  ihn  und  wir  werden 
ims  die  Analogie  aneignen.  —  Einstweilen  aber  glauben  wir  noch, 
dass  auch  für  poetische  Individualität  der  Satz  gilt,  den  die 
evolutionistische  Anschauung  unserer  Tage  für  alle  Erscheinungen 
von  zeitlicher  Dauer  zur  Geltung  bringt:  nicht  Identität,  sondern 
Continuität! 

Für  die  Datirung  ist  die  selbstverständliche  Forderung  zu 
erheben,  dass  nicht  aus  einem  einzelnen  Kriterium  allein  ge- 
folgert werde.  Auch  die  sichersten  Merkmale,  sprachliche  und 
metrische  Eigenheiten,  können  täuschen:  es  kann  z.  B.  archai- 
sirende  Nachahmung  vorhegen.  Sobald  die  alten  Lieder  im 
Wcrthe  stiegen,  kann  sich  ein  Chatterton  oder  gar  ein  Mac- 
pherson  gefunden  haben.  So  ist  insbesondere  mit  der  Existenz 
oder  Häufigkeit  einer  bestimmten  Formelklasse  wenig  bewiesen. 
Man  hat  Refrain  und  Antithese  benutzt,  um  gelehrten  Einfluss 
nachzuweisen;    den    kann    aber  erst  die  Art  des  Refrains  oder 


538 

der  Antithese  darthim.  Man  hat  die  Eennisgar  ohne  weitores 
alfl  jüngere  AaBdruckfiform  den  einfachen  Benennungen  eatg^en- 
geaetzt;  aber  eine  »Terkiilrtte  Kenning«,  die  wieder  wie  ein  heiti 
aoaeieht,  iet  für  relative  Jugend  eia  sicherer  Beweis  als  eine 
einfache  Unuchreibang.  —  Selbst  Formeln,  die  so  folgerechte 
Entwicklung  zeigen  wie  die  Gedichteinleitongen,  gen^n  keines- 
wegs sur  AlterBbeatimmuag.  Uan  muss  die  Schichten  inner- 
halb jed«r  Formelklaaae  vergleichen  und  wo  nicht  eine  ganse 
Reihe  leidlich  zuverlässiger  Kriterien  zosammenkonunt,  musB 
man  sich  eben  mit  dem  jetzt  gerade  so  modemMi  »nordischen 
Fn^ezeichen«  begnügen.  — 

Dennoch  sind  wir  weit  entfernt  von  dem  Skepticismiu 
eines  »Ignorabimus«.  Bücbeler  mahnte  nicht  zu  ve^iesaen,  dase 
vor  Unglauben  sowohl  wie  vor  Aberglauben  die  Kritik  zq  schützen 
hat  (Philologiache  Kritik  S.  33).  Täglich  entdeckt  die  Wissenschaft 
neue  Hilfsmittel :  welche  Fortschritte  hat  nicht  gerade  in  den  letzten 
Jahren  die  Grammatik  und  die  Metrik  gemacht!  Der  Literatur- 
geschichte haben  auch  die  Literaturvergleichung  und  die  Poetik 
neue  Werkzeuge  geboten  —  junge  Wissenschaften  beide  (als 
Wissenschaften  wenigstens,  nicht  als  Spielereien  und  Specula- 
lationen)  aber  schon  jetzt  »reicher  Frucht  und  reicherer  Hoff- 
nimg.«  Und  mit  diesen  Worten,  die  dem  Neubegründer  der 
deutschen  Literatargeschichte  und  der  Poetik  Mommsen  wid- 
mete —  Worten,  deren  eine  Hälfte  der  Tod  Scherers  so  rasch 
vernichten  sollte  —  wenden  wir  zum  Abschied  noch  einmal 
den  Blick  zu  dem  geliebten  Bilde  des  Meisters,  dem  diese  Ar- 
beit nicht  mehr  selbst  vorlegen  zu  dürfen  uns  den  besten  Theil 
der  Freude  an  ihrer  VoUendui^  raubt.  — 


Register. 


Die  Namtn  Ton  Autoren  find  mit  g eeperrter  Sohrift  herrorg ehoben.  ~~  Gedicht- 
•tellen   nnd   nur  bei   ausftlhrlioberer  Behandlung  aageftthrt  —  Zahlen   ohne 

nJlhere  Angabe  bedeuten  Seitensahlen. 


A:  Sievers'  Typus  327.  413. 
AbschDittsformeln  370  f.  507. 
Abstracta  19. 
AdjediT-Poesie  17. 
Adnominatio  298  f. 
Aegyptidche  Zauberformeln  391. 
Aelfreds  Tod  806. 
Alcuin8  Kenningar  162. 
Allusio  bei  den  Kenningen  169. 
«alt**  als  Epitheton  199. 
AlWssmil  4.  43.  469. 
Anaphora  815.  506;  ihr  Verhältniss 

zum  Gegenrefrain  347. 
Anbruch  von  Tag  und  Nacht  96. 
Andvaris  Fluch  48.  54. 
Angleichen  der  Strophentheile  515. 
Anrede  386. 
Anrufung    fibermenschlicher   Kräfte 

47.  51. 
Anschwellen    der   Zwillingsformeln 

278. 
Anspielungen  169.  455.  459. 
Antithese  §  26  S.  460 f.,   vgl.  290. 

512.  522. 
Appetitlosigkeit  68. 
Arabische  heiti  146;  Sehnsucbtslied 

465. 
Arbeitslieder  31. 

Aristoteles  Über  Kenningar  157. 
0.  Arndt  Epische  Sprache  121. 
E.  M.  Arndt  217.  369. 
Assonanz  294.  302.  309. 


Assyr.  Zauberspruch  231;  Zwillings- 
formel  247. 

Asyndeta  229. 

Atlama]  Str.  36  &  434. 

Atli  in  den  Helgiliedem  37. 

Attribute  der  symbolischen  Gestal- 
ten 34. 

Aufbau  der  Gedichte  §  27  S.  466  f. 
465.  505. 

Auflösungen  d.  metrischen  Typen  413. 

Aufsählungen  45. 

Ausgaben  benutzte  14. 

Ausklingen  der  Lieder  468. 

Ausrufe  anaphorische  819. 

Autorschaftsfragen  535. 

Baduhüd  40. 

Beamte  54. 

Befehl  386. 

Begleitbegriffe  und  -worte  198. 

Begleitsätze  Anhang  zu  §  10  S.  223  f. 

503. 
Begriffe  Cap.  II  S.  16  f. 
Begrfissung  382. 
Beinamen  492. 

Bekker  Homerische  Blätter  6. 
Benennung  der  Tageszeiten  96;  der 

Zeitangaben  92. 
BeoTulf:  Kampfscbilderung  61;  On- 

genf}eöv-Episode  61;    V.  842—47 

und   361  —  70  S.  118;   V.  1724 f. 

S.  45. 


i 


Berathungen  62.  374. 

BMcbwffning  47. 

Besitz:  Werth  desselbea  73. 

BesUttmig  64. 

Bewegung:  hdti  108. 

Bit^nphie  der  Helden  66.  469. 

Boda  Kenningar  164. 

BCckel  Aber  älteste  Liedergxttan- 

geo  31. 
Boten  54;  Sotenberichte  118. 
T.  Br&dke  Ober  Anßnge  d.  Schiift- 

sprache  484. 
Brandes  aber  Nunengebung  496. 
ten  Brink  über  Arbeit  des  altgerm. 

Dichters  481. 
Brüche  87. 

Brynhilds  Vahrsagang  50. 
BDcheler  aber  Kritik  538- 
Bärger  Fraa  Schnips  HO;  Zwillinga- 

formeln  35S. 
Burna:  PanOlelverse  2b2. 
BuBseiiBfsteDi:  Zahlen  89. 

Cadeoz  4S0. 

Canota  Warnung  64. 

CeremoDiell  der  Begrüssung  3S3. 

CeremoD.  Satzfonneln  g  19.  S.  38lf. 

Cbamiaso  über  Benotzung  der 
Hilfcverba  im  Reim  430. 

Charaktere  32 f.;  Eatwickeluug  der 
CharakterzeichnuDg41;  Charakter- 
ach ildemng  als  Theoia  68. 

CbiasiQua  in  Doppelveraea  335f.;  in 
Nameognippen  311;  in  der  Wort- 
aul'nahme  314f. ;  Iq  Zwillingsfor- 
meln 282;  Yg!.  513,32. 

Chinesische  Parallelsetse  327;  Re- 
frains 355. 

Citate  458. 

Condensirudg  499.  503. 

Contrast  der  Tageszeiten  9ö,  vgl. 
auch  .AntitheBe". 

Cook  über  läf  139. 

Cultussprache  484. 

Cyklen  475. 


Daktylus  4ia 

Daniel  ags.:  Paronomaaie  301. 

Dantes  Tei^eiche  487. 

Daniel    Ober    das   metaphorisch« 

Element  bei  Lessing  und  Goethe 

461. 
Daten  historische  98. 
Datimngs&agen  238.  587. 
DafinitionBfonnel  368.  518. 
Dehnong    der   Eingangaformel  362; 

der  Schlnsaformet  366. 
Demonstratira  am  Versanfang  427. 
Denkaprttche  ags.  2.  45.  493. 
Dialog:  Wortanfnahme  312;  Alter  1 

Dialogstflcke  119. 
Dichter:  ihre  IndiiidnaUtät 471.  477r. 
Dienst  der  Helden  56. 
Disposition  466  f. 

Disputatio  Pippini  cum  Albino  163. 
Distichon  328. 
Doppelung  505. 

Doppelverse  §  15  S.  326  f.  244. 
Drei  wertbvoUate  Dinge  57.  452. 
Dreistäbigkeit  245.  514. 
Dreiieiler  anaphorische:    altn.  316; 

ags.  319;   gerra.  32lf.,  vgl.  421. 

514. 
Dreves  308. 
Dvandvacompoeita  250.  499. 

E:  Sievefs  Typus  413. 

Ehe  64 ;  Ehebruch  5U ;  Ehe3tiftuDg65. 

7,  Eickeu  fiber  mittel  alter  1.  Welt- 
anschauung 35. 

Eid  51-. 

Eigennamen:  197  (Verbäitniss  zu  d. 
Epithetis);  29.  242.  245.  303  (rei- 
mend); 30t  (in  Paronomasie) ; 
497  f.,  vgl.  auch  „ Namen gebung'. 

E^nttlhning  des  Redners  370;  neuer 
Personen  872. 

Eingangsformeln  357 f.;    variirt  180. 

Einladungen  54. 

Einleitnogsformela  357  f.;  varürt  120. 

Einstellni^  v.  Versen  428.  503.  615. 


541 


EiDtheilang  der  Arbeit  8. 
Einzelheiten  des  Krieges  60. 
£inzellieder  nnd  Sammellieder  467. 
Elegien  ags.  68. 
Endreim    in   Zwillingsformeln   278. 

293;  in  Eigennamen  245.  802 f.; 

s.  aach  «Reim**. 
Englische  Zwillingsformeln  258. 
Epiphora  823 1 
Epitheta  §  10  S.  196  f.  491 ;  Verhält- 

niss  zur  Eenning  165. 
Epos:  Naturgeschichte  d.  Epos  525. 
Erde  nnd  Ueberhimmel  246  f.  518. 
Ergebnisse  Cap.  X  S.  481  f. 
Erhabenheit:  Bilder  daf&r  111. 
Ermahnung  857. 
Eroberungszüge  57. 
Erwachen  als  Abschnittsformel  875. 
Erweiterung  d.  Zwillingsformeln  281. 
Erzählung  als  Tafelfrende  67. 
Erziehung  55.  62. 
Ethik,  historische  42.  44.  521. 
Ethnologische  Charakteristik  511; 

Gedichte  43. 
Etymologie    als  Motor   der  Poesie 

4861;   etymologische  Figur  284. 

802;  etymdog.  Spielereien  801. 
Exfl  60. 

F-Knne:  Begleitspruch  2.  821.  517. 
Fifhism&l:  Rhythmus  420;   Fäfnirs 

Wahrsagung  50. 
Fährmann  66.. 
Faibenangaben  201  f.;  -contraste  207; 

-häufung  206;    -mischung   206; 

-vergleiche  207. 
Faust  und  Opinn  71.  529. 
Figura  etymologica  234. 
Finnische  Parallel verse  327;  Priamel 

434.  515.  517. 
Fischfang  66. 
Flaubert:   über  Satzscblüsse  426; 

Schilderung  bei  ihm  491. 
Fluch   48;    -formeln    385;    b.  auch 

«Verfluchung**. 


Form:  innere  506. 

Formeln:  Definition  1;  Entstehung 
8 f.;  Klassen  504;  Sammlung.  If. 

Französische  Refrains  855. 

Frauen:  Gleichnisse  112;  Liebe  72; 
Studien  altn.  68;  Typen  86f. 

Freiligrath  über  Parallelverse  827. 

Freundschaft  65.  72. 

Frevel  60. 

G.  Frey  tag  über  seine  «Ahnen  *" 
475;  über  Kunstwerke  in  d.  Dich- 
tung 214;  üb.  altgerm.  Wesen  528. 

Frigg  88. 

Fürstenideal  ags.  878. 

Gastmahl  52.  601 

Gebetformeln  889. 

Geburt  der  Helden  55. 

Gedankengang  466;  -reim  505;  -vor- 
rath  18 f.;  s.  a.  «Ideen**. 

Gedichtgruppen  475. 

Gefolgsleute  55.  60. 

Gegenrefrain  8471 

L.  Geiger  über  Wortspielerei  296. 

Gelächter  68. 

Gelübde  51. 

Genealog  8;  genealogische  Coordi- 
nate  511,20;  Namengebung  500. 

Geräuschbezeichnungen  i%  S.  98 f.  ~ 

Geschenke  vertheilt  54. 

Gestalten  §2  S.  81f.;  Gestalt  tau- 
schen 49. 

Gewaltthaten  59. 

Ghasel  und  Rubai  135. 

Gleichniss  §  8  S.  108f.;  s.  a.  «Ver- 
gleich**. 

Gleim  192. 

Glücksspiel  63. 

Goethe  über  einzelne  Hexameter 
329;  über  Parallelverse  804;  ein 
Spruch  69;  Stundenmaass  der  Ita- 
liener 93;  über  Snbstantivirung 
18;  über  biblische  Zahlen  89; 
Goetbephilologie  336;  s.  auch 
«Faust**. 


642 


Ooldsnitb  DMMted  tflltge  466. 
OWerancbeinnDgen  i6;   -geacfaick« 

46;  -ainehe  486. 
OoDconrt  J.  et  fi.   Bb«f  alt«  und 

neos  nganDuiebiitmg  490;  Ober 

Logik  der  PhaatuiepToductioafln 

fiU. 
OrieehiMheAIIiteratioaSiS;  rignren 

SU;  Gebetfonneln  891;   Zahlen- 

ndben  90. 
Qrillpftrier  &b.  Dantes  Ver^eiche 

487;  Qber  Tdchsik  dea  EpoB  67. 
J.  Qrlmm:    Fonnelmninliuigea  8; 

Ober  LachnLUO  471;    Ober   du 

ßoUmelscb  168. 
W.  Orimm  Qber  du  Volkslied  61. 
Qrimniflmil  48.  470. 
OraadtTig  Qber  Nibelongen-  and 

VolanDgenüeder  476. 
OrnBflformelii  848. 
de  Oubernatis   Qber    .Deberhim- 

mel'  248. 
Godrünarkrida  III:  Rbytbmne  421. 
Onllveig  54. 
GQthUc  T.  1148f.  Q.  1331f.  S.  118. 

Halbjabr  and  YoUjdir  93. 

HfiQfoDgääS  S.433f.  506;  tod  Ver- 
gleichen 438. 

M.  Haapt  Qber  AasklingeQ  antiker 
Lieder  468;  Qber  Natnrgescbichte 
des  Epaa  586;  Ober  Sprache  und 
Poesie  486. 

Haaptbegriffe  Cap.  U  S.  16  f. 

Häfamäl  44;  Str.  75-76  S.  331; 
EinsteilDDg  Ton  Versen  428;  Wort- 
wiederholangen  333. 

Ha^necciaa  Haaa  Pfriem  110. 

Hebritisches  Siegeslied  466;  Parallel* 
verae  327;  Zahlen  89;  Zwillings- 
fbnnel  347. 

Hegel  Qber  die  Edda  53. 

Heilong  als  Wunder  47. 

Heimweb  465. 

Heinse  Ober  die  Edda  53. 


Heinsel  Formelummlmig  6;   flbor 

Kenningar  168.  188;    fibar    dra 

Stü   d«r  1 

16a  521. 
HeiÜ  i  8  S.  11611;  Emngtm«  148; 

Literatur  130£;  Terbiltnin  ni  d. 

Kenaingen  160.  188f. 
belaggod  aa,  Ifii. 

Held  als  Q«sKutaiid  d.  Oriicbts  56. 
Heldenthaten  66;  Heldentfpns  36. 
Halgilieder:  Paronomaiie  in  danseib. 

801;  H.H.  H29CS.4S;  B. H. H 

89-40  and  48—44  3.  lld. 
Hetiaod:    EÜnstellnng   tn»   Venen 
'    429t.;  Epitheton  168;   KsmiBgar 

189. 
Herder  Ober  Kenningar  168;  tber 

SnbstantiT  nnd  Verb  17. 
Heremdd  37.  - 

0.  Hermann  tib.  Satzformeln  356. 
G.  Heaekiel  193. 
Heaiod:  reimende  Namen  349. 
Hiatns  im  VsiBSChlass  424. 
HÜdegnnd  37. 

Hilfeleistnng  als  KriegamotiT  57. 
Hitftreiba  eingeflickt  480 ;  Spiel  mit 

HilfaTerbia  337. 
.Himmel  nnd  Hfille"  ^id.  43. 
Hiatorische  Fignren  typiairt  40. 
HOchate  Dinge  llOf. 
Hof  68  f.  67;  Hofbeamte  67;  Hof- 
dichter 66, 
Hoffor;    Qber    DichterindiTidnali- 

t&ten  471.  536. 
.Hobeuollemaar"  192f. 
HGhepnnIcte  der  Haadlnng  61. 
Homerisch:   Anapher  323;   inneres 

Object  299;  Sprichwort  231.  466; 

Zwillingsformel  247 ;  s.  aneb  .grie- 

chiscb' 
hnuinhTair  altn.  191. 
HQnferd  40. 
Hymiakrida:  Kenningar  189;  Rbytb- 

mas  42b. 
Hyndloljod  4. 


543 


Ideale  §7  S.  108f.  69 f.;  Ideal  des 
Fürsten  ags.  376. 

IdealisiDos  der  poetischen  Sprache 
489»  der  Stoffwahl  509. 

Idealsprachen  168. 

Ideen  §  1  S.  16 f.;  Ideenlehre  84. 

Idiotismen  der  germ.  Poesie  526. 

R.  Immermann:  Rache  d.  Patrioten- 
Kaspar  59;  Spmchyertheilung  460. 

Indisch:  Ankündigung 368;  heiti  146; 
Kenningar  162 ;  Rechtsfonneln89l ; 
Refrain  355;  Sprüche  456;  Wort- 
spielerei 298;  hohe  Zahlen  83; 
Zahlenreihen  90;  Zauberformeln 
390;  Zwillingsformel  247. 

Indefinita  am  Versansgang  420. 

Indianer:  Parallelverse  327. 

IndiTidnalisining  der  Kämpfe  61;  in- 
dividaeUe  Gestalten  40. 

Indogermanisch:  Gebetformeln  891; 
Geräaschbezeichnüngen  98;  Ken- 
ningar 162;  Lieder  516;  Sprach- 
schatz 457. 459;  Wortwiederholang 
231;  Zählung  nach  Nächten  93; 
Zaubersprüche  231. 

Innere  Form  der  Poesie  489;  innere 
Sprache  485. 

Interpolationen  mit  Wortanfoahme 
324. 

Intrignanten  38. 

Irisch:  Kenningar  158;  Zahlen  90; 
Zwillingsformel  247. 

Istabj:  Stein  von  197. 

F.  L.  Jahn  über  Volkstimm  520. 
Japanisch:  Refrain  355. 
Jean  Paul  über  Satzschlüsse  426. 
Joseph  über  mhd.  Zwillingsforroeln 

251. 
Jugendgeschichte  55.  469. 
jüwezunge  269. 

Kampf  als  normale  Lebensform  41. 
Katechetische  Poesie  345 f. 
Kategorien  511. 


Keltisch  s.  «irisch*'. 

Kenningar  §  9  S.  1561  498;  Defini- 
tion 137;  erste  Glieder  185;  zweite 
Glieder  181;  dreifache  Kenningar 
187;  yerkürzte  Kenningar  160. 189; 
Literatur  161;  Yerhältniss  zu  den 
heiti  160.  1881 

Kettenreime  235.  321. 

Keyser  über  Thorgeir  Afradskoll 
534. 

Kleidung  69. 

Klimax  87.  436. 

Klugheit:  ihr  Werth  72. 

Köche  als  komische  Figuren  38.  67. 

Königsheiti  129;  -ideal  378;  -typen 
36. 

Konrad  y.  Würzburg:    goldene 
Schmiede  4;  Zwillingsformeln  251. 

Kosmographie  42. 

Kosmologische  Formeln  462. 

Th.  Körner  192. 

Krieg  60. 

Krimgotisches  laed  227. 

Kritik  530. 

Kunst:  bildende  Kunst  66;  Kunst- 
dichtung altn.  258. 

Kutrün:  Ehestiftung  65;  Gerlint 
heisst  Wölfin  112. 

KTiduhattr  514. 

Lachen  als  Abschnittsformel  391. 

Lachmann  über  Kritik  471. 

laene  ags.  322. 

läf  ags.  in  Kenningen  198. 

Lateinische  Alliteration  249;  Yers- 
ausgänge  426 ;  Zauberformeln  39 1 . 

Leben :  altgerm.  Leben  69 ;  tägliches 

•  Leben  65;  Liebe  zum  Leben  72. 

leikr  altn.  in  Kenningen  194. 

Lermoliew-Morelli  533. 

J.  L  es  sing  über  Fälschungen  226. 

Liebe  als  Gegenstand  der  Dichtung 
64.  72;  als  Kriegsmotiv  57;  Lie- 
besabenteuer 64. 

Liederarten  23;  -Sammlungen  475. 


544 


y.  Liliencron  über  Runen  16f. 

Literaturgeschichte:  altgerm.  S  d2 
S.  516  fL 

Ljödahittr  514. 

Logik,  poetische  524;  logische  An- 
ordnung 469. 

Lokasennft:  Einstellung  ron  Versen 
428. 

Loki  as. 

L  0  n  g  f e  1 1 0  w :  Zwillingsformeln  252. 

Loosen  337. 

Lyrische  Wendungen  387. 

MacauUy'  s.  Lays  226. 

fiiahl  52.  66  t 

bi  manna  lease  u.  s.  w.  45. 

Marcellische  Formeln  228. 

Meer  185. 

.Mensch":  Kenningar  dafür  196. 

Meregarto  4. 

Metapher  §  24  S.  436  f. ;  ihr  Ursprung 
486. 

Methodologie  §  34  S.  5301 

metod  markoda  as.  154. 

Metonymie  451. 

Metrik,  altgerm.  §  31  S.  514  f. 

Mittelalterliche  Typen  110. 

Mittelhochdeutsch:  Antithesen  464; 
bemde  gemde  183 ,  Ceremoniell 
390;  Citate  269;  Einführung  neuer 
Personen  373;  Entsprechung  von 
stumpf  und  klingend  426;  Gleich- 
niss  451;  Natureingänge  25;  Re- 
capitulationsformeln  307;  offene 
Reime  424;  rührende  Reime  237; 
Rhythmus  421;  Vergleiche  116; 
Zwillingsformeln  250. 

Mittelkehrreim  353. 

Monat  93. 

Montaigne  über  deutsche  Trink- 
lust 53. 

H.  Möller  über  Gliederung  v.  ahd. 
Gedichten  468;  über  Zwillings- 
formeln  251. 

Motirenlehre  512. 


Mfillenhoff  über  Gliederung  der 
altn.  Gedichte  470;  Ob.  Siegtrieda 
Ahnen  475. 

Max  Müller  üb.  Wortspielerei  896; 
über  Zahlworte  158. 

Musiciren  67. 

Nachdichtungen  525. 

Nachruhm  72. 

Nfichte:  Zlhlnng  nach  Nichten  92. 

nafiiapnlar  4. 

Namengebnng   497f.,    Reime   310; 

Sippen  310;  Wortanfiiahme  311; 

Tf^  auch  «Eigennamen**. 
Nationale  Gegensätze  58. 
Natureingänge  mhd.  25;  -poesie  467-^ 

-Schilderung  68  (s.  jetzt  0.  Lüning ' 

Die  Natur  in  der  altgerm.   und 

mhd.  Epik  Zürich  1889). 
Nebenbegriffe  Gap.  HI  S.  73  f. 
Nebenwerk  61  f. 
Negation  angehängt  249. 
Neidhart  ron   Reuenthal    246. 

533. 
Neugriechische  Gebete  228. 
Neuheit:  Anpreisung  derselben  362. 
Neuhochdeutsche    Geräuschbezeicfa- 

nungen  98. 
Nibelungennoth:   Siegfrieda  Tod 

61;  Hagens  Wache  62. 
Niedner  über  altn.   Dichter  468, 

471  f. 
Nietzsche  über  Prophezeien  50. 
Nj0rd  und  Skadi  465. 
Novalis  über  Spruch  Weisheit  453. 

Oben  und  unten  248. 

Object,  inneres  299. 

Objectivität  508. 

Oddrun  41. 

0|)inn  und  Faust  71,  529;  Gt)inslied 

535. 
Orakelpoesie  338. 
Ordalien  59. 
Otfrid  und  Heliand  392.  431.  537. 


545 


Ovid:    Flectirte   WortwiBdorholnng 


Fualldverae  1 16  S.  327  f . ;  ags.  S7? ; 

ahn.  259-,  ftUgemeiD  836  f.;  Ter- 

Ultsitt   SU  den  Zwillingsfonnela 

24Sf. 
ParoemJACDB  822. 
Puonomuie  299  t. 
PitroDymiBche  EeuDingar  196. 
Pentameter,  dentache  329. 
Personificmtion  451. 
Pferd  in  der  mltgerm.  DichtODg  66. 
Physiologie  4S. 
Pictet:  E^mologien  487. 
Platon:  Ideenlehre  8fi;  KeDniogar 

167. 
Poeüe,  kltgenn.:  ihre  Stufe  10.  17; 

poetische  Welt  108  f. 
Poetik  §  80  S.  508  f. 
Polyptoton  236. 
Polt  Ober  flecäite   Wortwiederbo- 

Inog  287. 
PrMensee  163. 

dnPrel:  Psychologie  der  Lyrik  493. 
Friamel  86.  817.  434  f.  606. 
ProphexeiiiDg  60. 
Psychologische  Gedi  alte  66,  Uomente 

536. 
Fythagoreer:  KategorieD  462. 

Qaellen  dtärt  877. 

Rachekriege  67. 

„lUtheo"  mit  ionerem  Objekt  299: 

in  Wortanfnahme  313. 
Rlthsel:    Eiogangsfonnel   derselben 

36S ;  Verhättniss  ztu-  Renaing  160 
Ranbztige  57. 
RealisiQii£  509  f. 
Recapitnlationsformeln  367. 
Rechtsfonneln  243. 260. 310. 337. 388. 
Redaktor  476. 
Reden  der  Sterbenden  61  (vgl.  51); 

der  Thiere  47. 


Redner;  Koflibniig  denelben  870. 

R^in  83. 

Re£nin§17  S.S40f  506-,  Beaehong 
lam  Gegenre&ain  866  f. ;  TsriaÜon 
im  Refrain  119. 

Regiosmil  46;  Str.  5  S.48. 

Rübenfolge  der  Lieder  tö6. 

Reim:  302  f.;  in  Eigennamen  810; 
in  Geränschworten  106;  in  Keu- 
ningen  188;  grammaüacher  Rein 
387;  rflhrender  Beim  804.  308. 


ReimkOnste  a^.  808. 

R^mlied  306. 

Reiten  66. 

Retardirende  Uomente  68.  469. 

RjgstmU  66.  472  f. 

Ritomeü  241 

Roediger  Aber  poetische  Variation 
18. 

Romanisch:  Eidesformeln  890;  Pa- 
rallelTerse  840 ;  Reimcomposita  296 ; 
Wortspielerei  298;  Zvilliogsfor- 
metn  253. 

Rffnning  Ober  Eenningar  191. 

Robb  in  der  altgerm.  Dichtong  68. 

Rothwelsch  163. 

Rnbai  and  Ghasel  486. 

Rodera  66. 

Ruine  868. 

Ronatal  495. 

Rone:  Begriff  494  f. 

Ronen:  älteste  Runen  2.  21;  Anwen- 
dung 23;  Besitz  34.  88  f.;  Raob 
48;  Variation  26  t 

Runenalphabet  als  Formelsammlung 
]      2.  617;  Keimingar  194.  610. 

Ronennamen  21  f. 
!  Ruodlieb:  Botenberichte  118:  Cha- 
rakteraeichnong  41;  Fischfang  66: 
Thiere  68;  Variation  des  Ausdrucks 
I       468. 

I  Sänger  symbolische  Figuren  38. 
Sätze  Cap.  VIII  S.  433  f. 


546 


1  §  SOS.  891  Ci  866  r. 
iiC^IXS.466f. 
B  1S6. 

Saxiu  OlaichniMe  111;  Refnhi- 
stnphe  847  i  Verte  4U. 

Sdub  64. 

Schaff«!:  Debenetznog  des  Wit- 
tharina  87. 

Scbem  der  j^theflang  12. 

Schenken  ond  Empfingen  389. 

Schenkendorff  192;  Seheren- 
berg  198. 

Scherer  aber  Aibeit  des  mhd.  Dich- 
ten 481;  aber  nationale  Ethik  44. 
621 ;  Ponnelsammlimg  6 ;  ttber  For- 
melsammlnngen  416;  über  stehen- 
de Nachsibe  S!%;  Aber  CispruBg 
der  NationalitU  69 ;  über  tTpiacbee 
ReaÜBiniiB  36.  39.  509  f.;  Ober 
VolksindiTidaaUtat  521. 

Schi&nameQ  183. 

Schilderong  von  leblosen  Dingen  68. 

Schimpfworte  386. 

Schlachten  66. 

Schlachtschilderang  61. 

ScbUflosigkeit  68. 

Sefalagieim  301.  308. 

Schlagworte  30. 

Schlassfonneln  363  f. 

J.  Schmidt  Ober  SpracheDtrennoD- 
gen  483. 

Schmieden  66. 

Schmuck  69. 

L.  Schneider  ober  .Hobenzollern- 
aar-  192. 

Schnelligkeit  nicht  gelobt  108. 

Schönheit  nicht  gelobt  40. 

SchCpfongabericbt  42. 

Schriftsprache  12.  484. 

Schnchardt  Ober  Rei merze ognog 
117;  aber  Sprichwörter  462. 

Schwedische  Volkslieder  89, 

Scbwerttanz  442. 

Schwimmen  66. 

Seefahrt  68. 


Segen  48. 

Sehnsneht  466. 

Selbstmord  69. 

SentesMB  als  AbechnittsConnel  377 

nnd  anch  aSprichwSrter'. 
Sepp   Sber    ilte    ZwOlingsfbnnehi 

247. 
Shakespeare:  "Marne  im  Jtilins 

Caesar  449. 


Sierers:  Fon 

sigil  ags.  für  M  39. 

Silben  suchen  aich  308.  809. 

Singen  als  Tsfelfrende  67. 

Sinnesrarwirmng  ala  Wander  47. 
:  Sppe  80.  68.  69. 
1  Siben  anf  dem  Bügel  373. 
1  Skalda  4. 

Skalden:  Eenningar  158. 
I  Skandinarische  Volkslieder:  Re&aia 
I      241. 
'  Skimismäl:  Botenbericht  116:  Str.  30 

S.  494. 
;  Speerwnrf  zanbert  Krankheit  an  19. 
;  SperTogel  884.  168. 
'.  Spiel  68. 

;  Spiellente  69.  519;  Spielmannslieder 
I  69  (Frende  am  Pnmk);  88  (u 
j  hohen  Zahlen);  434  (allgemeiner 
I      Charakter). 

i   Spott:  Gegenstände  desselben  63. 
;  Sprache,  poetische  §88  S.483f  3  f. 
!  Sprachschöpfang  484. 
I  Sprichwort  §26  S.  462f;    in  iuia< 
pborischen  Dreiieilem  38S.  361  f ; 
Sammlungen  3. 
'   Sprache  ans  den  Havamdl  72;  igs. 
493    9.  anch  .Denksprilche'  nnd 
.Sprichwörter". 

Hme  de  Stael  de  l'AUemagne  476. 

StSode  68;  StandesTcrtret«-  83. 

:.tef  346. 

Steigerung  469. 

Sticken  66. 
,  StÜ  479.  510  f. 
;  Stilgeschü^te  §  89  S.  508  f. 


547 


StimroungeD  gezeichnet  68. 

Stoffwabl  42.  509. 

Strophe  and  Vers  840;  Strophenan- 
fönge  367;  -Schlüsse  867. 

Starm  69. 

Substantiv  nnd  Verb  17. 

Sobstantivirung  17.  624;  von  Bewe- 
gungsworten 107;  Ton  Geräusch- 
worten 105;  in  Kenningen  183. 

Sühne  58. 

Superlativ  umschrieben  215.  504. 

Superlativsammlungen  110. 

^sum**.  anaphorisch  316.  318. 

Symbolische  Gestalten  32  f. 

S}*mbolisiren  des  Gedankens  durch 
die  Form  288.  339.  504  f. 

Sjmons  über  Helgi-  und  Gudrun- 
lieder 475. 

Tacitus  Germania 476. 516  Gap.  22 
S.  441  über  Trinkfreude  der  Ger- 
manen 53. 

Tageszeiten  94. 

Tautologie  506. 

Technische  Satzformeln  §  18  S.  355  f. 

Terzine  und  Ritomell  435. 

Tbeognis  322.  522. 

Thiere:  Interesse  an  Thieren  68;  im 
Vergleich  115. 

Thorarin  der  Skalde  346. 

Thorr  83. 

Titel :  Kenningar  in  denselben  158. 

Tob  1er  über  Composition  159;  über 
Kenningar  196. 

Tonbezeichnungen  §  6  S.  98  f.  499. 

Traditoren  uniformiren  406. 

Träger  typischer  Eigenschaften  110; 
der  Geräuschworte  106;  der  Ver- 
gleiche 446  f. 

Traugemuntslied  45.  470. 

Träume  68. 

Traumbilder  449. 

Tragsteine :  Fünfzahl  derselben  89. 

Typen  metrische,  nach  Sievers  327. 
413. 


Typen  poetische  §  2  S.  31  f. ;  typische 
Darstellung  35;  typischer  «Realis- 
mus 89.  509  f. 

Uebertragung  der  Formeln  498. 
Uhland:  Formelsammlung  5;  «was 

rauschet  und  was  brauset*"  107. 
Umarbeitung  von  Versen  418. 
Umgestaltung  von  Dreizeilem  317. 

320;  von  Parallelversen  330. 
Umschreibung  des  Superlativs  215. 

504;  der  Tageszeiten  96. 
Untreue  60. 
U  s  e  n  e  r  über  den  Parvimiacus  322 ; 

über  Potenzirung  typ  Zahlen  84. 

Tafprüdnismal  43. 

Variation:  Beispiele  120. 326:  Ueber- 
treibungen  117:  Literatur  120; 
Statistik  18;  in  der  Verswieder- 
holung 244;  in  der  Wortwieder- 
holung 229. 

Vegtamskvida  43. 

Veldeke  über  Schildknechte  60. 

Verallgemeinerung  der  Termini  ags. 
105. 

Verb  und  Substantiv  17.  107.  109; 
s.  auch  u.  „Substantivirung**;  Verb 
aus  dem  Substantiv  gezogen  73; 
Verba  des  Gebrauchs  151 ;  der  Be- 
wegung 152. 

Verbrechen  58. 

Verdichtung  499.  503. 

Vergleiche  §  24  S.  436.  507;  s.  auch 
„Gleichniss." 

Verkleidung  60. 

Verknüpfung  von  Gedichten  und 
Strophen  324. 

Verse :  Gap.  VI  S.  325  f. ;  Stellung  in 
der  Strophe  419  f.  425  f. ;  Vers  und 
Gedicht  328;  Zerlegung  244. 

Versammlungen  52.  374. 

Versanfange  stehende  426. 

Versausgäuge  stehende  §  22  S.  418  f. 
92.  506. 

35* 


M8 


Vengnippen  Cap.  VII  340  f. 

Verwaydlnng  ats  Zaubei  19. 

TiSkraedi  346. 

VldsM  4. 

Vieldeutigkeit  2S.  116. 

VigDoli  Ober  Poesie  and  Wissen- 

sehsft  159. 
Vogelfing  66. 
Volk  als  GegeosUad  der  Dichtnog 

52. 
Volkslied:  Ijriscbe  Wendungen  387; 

Zahlen  89. 
Volksin&rcben :  Eingugsforniel  362. 
Volljahr  and  Halbjahr  93. 
TelandarkriSa:  CbarakterzeichnDog 

40;  [ndividualiUU  477;  Rhythmus 

420;    Wechsel    tou    stumpf  und 

klingend  126;  Wortanf nähme  312. 
Velnndr  40.  66. 
Volaspi  42;  Str.  SO-Sl  S.  496;  Str. 

46  S,  30. 
Voluspä  hin  skamma  42. 
Vorieichen  45. 

Wache  62. 

W.  Waokernagel  Voces  variae  98 ; 

Qber  Zwillings  forme  In  252. 
Waffen  als  Doterscheidungsmittel  öl  -, 

WafFennahme  56;    Waffenschmied 

66. 
Walthariua :       Botenbericbte      1 18 ; 

Kämpfe   61;   CbarakteraeicbDung 

37.  41. 
Waither    von    der    Vogelweide 

verspottet  offene  Reime  424. 
.Wanderer-  V.  108—9  S.  321. 
Weinen  aia  Abschoittstonnel  376. 
Ch.  Weise  über  antike  unddeutscbe 

Verse  328. 
Welt  als  Gegenstand  42;    poetische 

Welt  lOBf.;  Weltanschauung  ÖIO; 

Weltgeschichte  als  Gegenstand  13, 
Werbung  64, 

WesBobrnnner  Gebet  42.  290. 
Wettgespräch  53.  63.  512,  31. 


Whitney  Aber  Spracher^Bdun?  486. 

Wiederholte  Verse  §  21  S.  407  f. 
480. 

Wieland  der  Schmied  66. 

T.  Willamowiti:  Homerkritik  536. 

Winter,  Zählung  nach  Wintern  92. 

Wolf  als  VerE^eichsthier  111. 

Wolfram  von  Escbenbach  Qber 
epische  Zeitangaben  106. 

wolget&n  und  volgestalt  193. 

Worte  Cap.  [V  S.  116f. 

Wortanbabme  S  14  S.  311 1.  504;  im 
Dialog  11»;  verbale  3S9.  523. 

WortbUdung  460.  497f. 

Wortgnippeo  Cap.  V  S.  227  f. 

Wortklassen  in  deraltgenu.  Poesie  18. 

WortschCpfuog  poetische  195. 

Wortspielerei  ä  13  S.  296 f.:  eigent- 
liches Wortspiel  297;  in  Zwillings- 
formeln 260. 

WortsteUung  418f.  423- 

Wortverdoppelung:  echte  228;  un- 
terbrochene 228;  varüite  229; 
aectirte  230. 

Wortwahl  196. 

Wortwiederhoiung  §  11  S.227f.  504. 
522. 

Wunder  46  f. 

.Wunder  der  Schdpfang*  43. 

Zablenangaben  §  4  S.  73f.;  bei  Zeit- 
angaben 91;  inKlimu436;  Zah-  ' 
lenfaäafung  86;  -reiheo  82  (germ.!, 
90  (fremde);  -Symbolik  89;  -lau- 
ber  90. 

Zahle  nTerhältniss  in  Gedichten  431. 
477. 

Zahlworte  am  Versanfang  426. 

Zählen  74. 

Zauber  49;  durch  Tränke  49;  mit 
Wo rtwied erhol nng  228;  mit  Zahlen 
90;  Zauberformeln  388.  494;  -lie- 
der  517. 

Zauberspracb :  ags.  gegen  Heien- 
stich 314. 


I  I  6  S.  91f.;  als  Ab- 
achnittBforme]  87S;  ud  Yereu- 
&ng  427. 


Zerlegen  tod  Venen  SU. 
Pb.  T.  Zesen  Kenningar  16S. 
ZweiBtftbigkeit  246,  611. 
Zirillingsformelii  §  12  S.240f.;  utti- 
thetüche  461  i  Eotwidcelang  246  f. 


293f.;  Fonn  242;  Literator  246; 
Veibittniu  m  den  ParaUelveraen 
UBL  8S8f. 

}x>ni  für  tinre  alta.  S9. 

pTymslmOa:  Botenber.  118;  Rhyth- 
mus 420. 


This  book  should  be  returned  to 
the  Library  on  or  before  the  last  date 
stamped  below. 

A  fine  is  incurred  by  retaining  it 
beyond  the  specified  time, 
^Wease  return  promptly. 


J 


I 


f 


3  2044  020  996  589 


THE  BOBROWER  WILL  BE  CHARGED 
ANOVERDUEFEEIKTHISBOOKISNOT 
RETURNED  TO  THE  LIBRARY  ON  OR 
BEFORE  THE  LAST  DATE  STAMPED 
BELOW.  NON-RECEIPT  OF  OVERDUE 
NÖTIGES  DOES  NOT  EXEWPT  THE 
BORROWER  FROM  OVERDUE  FEES.