un BLANC - 1884
1B15B63 Amphipods cf Kieler Bucht
ar
NOVA ACTA
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher
Band XLVIL Nr. 2.
Die Amphipoden
der Kieler Bucht
nebst einer histologischen Darstellung der „Calceoli“
bearbeitet
von
INYeı ee
Dr. Henri Blanc, 20 0
Assistenten am zoologischen Institut der Universität Kiel, LO
Jetzt
Professor an der Akademie von Lausanne (Waadt).
Mit 5 Tafeln Nr. VI—X.
Eingegangen bei der Akademie den 25. Juni 1883.
HALLE.
1334.
Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.
Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig.
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Vorwort.
Jeder, der einmal Gelegenheit gehabt hat, am Meeresstrande
zoologische Studien zu machen, wird den Werth einer Zusammen-
stellung der Merkmale einer zu untersuchenden Thiergruppe mit
Rücksieht auf die biologischen Verhältnisse wohl zu schätzen
wissen. Derartige Zusammenstellungen scheinen in neuerer Zeit recht
zum Bedürfniss geworden zu sein, was schon aus den zahlreichen
faunistischen Arbeiten der zoologischen Stationen hervorgeht. In
der That sind solehe Arbeiten nieht nur von Vortheil für den
Sammler und für denjenigen, der sich mit eingehenden anatomi-
schen, histologischen und embryologischen Studien beschäftigen
will, sondern sie bilden aueh vornehmlich die Grundlage für das
wichtige Capitel der Zoologie, welches die geographische Ver-
breitung der Thiere behandelt.
Namentlich ist es die Fauna der Ostsee, welche vor der
anderer Meere unser lebhaftes Interesse erregen muss, da wir es
hier, wie Prof. Möbius in dem Vorworte zu seinen faunistischen
Untersuehungen über die wirbellosen Thiere der Ostsee treffend
sagt, „mit einem verkümmerten Zweige der reichen Faunen des
nordatlantischen Oceans und des nördlichen Eismeeres zu thun
6*
40 Dr. Henri Blanc. (p. 4)
haben“. Er sagt weiter: „die Zahl der Species ist gering und
die Individuen sind kümmerlicher ausgebildet als im freien Meere.
Das veränderte Aussehen, welches die eigenthümlichen physika-
lischen Verhältnisse der Ostsee den Thieren aufdrücken, macht
die Bestimmung der Art, zu welcher sie gehören, sehr schwierig.“
Dies gilt auch für die im der Ostsee und in der Kieler Bucht
im Besonderen vorkommenden Amphipoden, deren Beschreibung
und Zusammenstellung den Gegenstand der vorliegenden Arbeit
ausmachen soll.
Zum Schlusse dieses Vorwortes sei mir noch gestattet, Herrn
Prof. Möbius meinen besten Dank auszusprechen für die freund-
liche Anregung zu dieser Arbeit, sowie für die Liebenswürdiekeit,
mit der er mir seine Privatbibliothek und alle von ihm in der
Ostsee gesammelten Amphipoden zur Verfügung stellte.
Auch dem Präparator des Instituts, Herrn Zietz, sage ich
hiermit Dank, dass er mich mit gut conservirtem Vergleichs-
material zu unterstützen wusste.
Kiel, Ende Januar 1883.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 5) 41
Einleitung.
1. Ueber den Bau der Amphipoden im Allgemeinen.
Bevor ich auf eine Beschreibung der in der Kieler Bucht vorkommenden
Amphipoden eingehe, will ich einige allgemeine Bemerkungen und einige Er-
gebnisse meiner Untersuchungen über Sinnesorgane vorausschicken. !)
Die Amphipoden bilden mit den Isopoden diejenige Abtheilung der
Krebse, welche man Arthrostraea, Ringelkrebse, zu nennen pflegt. Sie unter-
scheiden sich von den Isopoden durch ihren meistens seitlich comprimirten
Körper, der von sieben 'Thoracalsegmenten und einem verlängerten, aus sechs
Segmenten bestehenden Abdomen gebildet wird, das nur bei den Capelliden
rudimentär ist.
Jedes Segment des Thorax und des Abdomens trägt ausgebildete Glied-
massen. Der Kopf ist im Allgemeinen klein, trägt zwei Paar Antennen und
führt an seinem unteren Theile die Mundtheile. Diese letzteren bestehen aus
einer kleinen, meistens halbkreisförmigen Oberlippe, aus einem Paar kräftigen,
mit grossen Zähnen besetzten Mandibeln, deren dreigliedriger Taster nur aus-
nahmsweise fehlt. Hinter den Mandibeln liegt ein unpaares Stück, die Zunge,
die man bei Krusten auch „Unterlippe“ nennt. Dann folgen drei Kiefer-
!) Ich habe mich bei meinen Untersuchungen, um die Thiere zur Tinction geeignet
zu machen, der folgenden Methode bedient. Ich bringe die Thiere aus Alkohol, wo sie con-
servirt waren, in eine schwache Lösung von Pikrinsäure; sobald das Integument erweicht ist,
entferne ich vollständig die Pikrinsäure mit schwachem Alkohol, worauf sie gefärbt werden
können. Dies geschieht mit gutem Erfolge mittelst einer Cochenillelösung in 70% Alkohol
oder von essigsaurem Carmin. Bei Anwendung des ersten Farbstoffes muss man natürlich ein
Einlegen der Thiere in 70%, Alkohol vorhergehen lassen. Die in dieser Weise behandelten
Krebse lassen sich nach Einbettung in Paraffın sehr schön durchschneiden.
42 Dr. Henri Blanc. (p. 6)
fusspaare, welche als umgewandelte Thoracalgliedmassen betrachtet werden
können. Das erste Kieferfusspaar besteht aus zwei Lamellen, deren äussere
einen zweigliedrigen Taster trägt. Das zweite Kieferfusspaar wird ebenfalls
von zwei Lamellen gebildet, die aber des Tasters entbehren. Das dritte
Kieferfusspaar ist bedeutend grösser als die beiden ersten, die von ihm ganz
bedeckt werden, so dass man dieses Paar auch als Unterlippe ansehen könnte.
Man kann an ihnen noch einen gegliederten Theil erkennen, dessen zwei erste
Glieder zwei lappige Fortsätze nach innen bilden. Doch kann dieser eigent-
liche Kieferfusstheil fehlen, wie das bei den Hyperiden der Fall ist.
Von den sieben Thoracalbeinpaaren, die ihrer Function nach Sehreit-
füsse sind, sind die beiden ersten Paare sehr oft zu Greiforganen umgebildet,
indem ihr fünftes Glied zu einer Greifhand umgestaltet ist. Diese Bildung
tritt beim männlichen Geschlecht in ausgeprägtem Maasse hervor, und dient
zum Festhalten des Weibchens bei der Copulation. Bei den Pontoporeideen
sind diese beiden Paare nach vorn gerichtet und dienen zu gleicher Zeit als
Mundwerkzeuge. In den sieben Thoracalbeinpaaren (Hyperideen) oder nur im
dritten und vierten (Corophideen) findet man Drüsenzellen, die mit der Lebens-
weise der Thhiere in engem Zusammenhange stehen. Das erste Glied dieser
Beinpaare, das ich Basalglied nennen werde (Claus nennt dasselbe „Coxa“,
Zaddach „Hüfte“), ist verbreitert zur Epimerialplatte. Diese Epimerialplatten
sind gewöhnlich nur an den vier ersten Thoracalbeinen gut ausgebildet; an
den drei letzten bleiben sie klein. Ueber die morphologische Bedeutung dieser
Epimerialplatten liegen verschiedene Ansichten vor. Nach Spence Bate und
Westwood, Grube und Claus werden sie von den Basalgliedern der Beine
gebildet; Zaddach betrachtet sie dagegen als Theile der Segmente. Ich bin
der Ansicht der erstgenannten Autoren, denn wenn die Basalglieder der
Thhoracalbeine langgestreckt und verbreitert sind, was stets bei den Basal-
gliedern der letzten 'T’horacalbeinpaare der Fall ist, so sind die Epimerial-
platten von geringerer Grösse, oder sie bleiben rudimentär.
An dem von sechs Segmenten gebildeten Abdomen kann man nach
der Gestalt der Gliedmassen zwei T’heile unterscheiden, einen vorderen: das
eigentliche Abdomen, und einen hinteren: das Postabdomen, welches gewöhnlich
viel kürzer und dünner ist, als das vordere. Am Abdomen befinden sich
drei Paar gleichgestaltete Gliedmassen: die Schwimmfüsse, deren Grösse von
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. %) 43
der Bewegungsart des 'T'hieres abhängig ist. Das Postabdomen trägt eben-
falls drei Paar Anhänge, die immer nach hinten gerichtet und ihrer Function
nach Springfüsse sind.
Das Postabdomen endet mit einer kleinen einfachen oder gegabelten
Schwanzlamelle, die man als 'Telson bezeichnet.
Wenn die Amphipoden uns manche Eigenthümlichkeiten in ihrem
äusseren Bau darbieten, so gilt dies auch für ihre Lebensweise. Manche
schwimmen hin und her, andere halten sich mit Vorliebe auf Seegras, Algen,
Spongien oder Polypen auf; sie bauen sich auch Nester von Sand oder
Algen. Andere haben merkwürdigerweise das Wasser verlassen und leben
auf dem Lande (Orchestia littorea).
Die auf Thieren und Pflanzen lebenden Amphipoden zeigen gewöhnlich
eine merkwürdige Anpassung an die Färbung ihres Aufenthaltsortes. Die
Ursache dieser Schutzfärbung sind bei den Corophiden, Caprelliden und unter
den Gammariden bei Calliopius, Atylus, Cheirocratus, Chromatophoren. Wo
diese fehlen wird die Färbung durch Oeltropfen, die im Körper verbreitet
sind, hervorgerufen.
Ich habe vorhin erwähnt, dass bei den meisten Amphipoden die beiden
ersten 'T'horacalbeinpaare zu Greiforganen umgebildet sind, und dass diese
Eigenthümlichkeit für die Männchen besonders charakteristisch ist. Dieses ist
jedoch nicht der einzige Geschlechtsunterschied. Gewöhnlich sind die Männ-
chen auch grösser als die Weibchen. Tritt das Gegentheil ein, so sind doch
die Greifhände beim Männchen bedeutend grösser als beim Weibchen (Micro-
deutopus gryllotalpa). Ausserdem unterscheiden sich die Männchen von den
Weibchen (Hyperia, Bathyporeia) durch die Länge der Antennen oder auch
durch kräftigere, beinähnlich umgebildete untere Antennen (Corophium). Ich
konnte auch einen Dimorphismus der Männchen beobachten, wie dies schon
Fritz Müller (18, pag. 16) bei Orchestia Darwinii gethan hat, und zwar bei
der nahe verwandten Gattung „Orchestia littorea“,
Auf diesen Sexualunterschied haben ältere Monographien wenig Acht
gegeben; daher kommt es auch, dass oft Männchen und Weibchen derselben
Art als zwei verschiedene Species aufgestellt worden sind. Auch die durch
das Alter hervorgebrachten Veränderungen sind zu wenig beachtet worden.
44 Dr. Henri Blanc. (p. 8)
Mit dem Alter ändert sich die Körperlänge, die Form der Greifhände und
der Antennen.
Bei Hervorhebung dieser Veränderungen drängt sich die Frage nach
der Lebensdauer der Amphipoden auf. Leider kann ich darüber nichts
Sicheres berichten; bemerkenswerth ist, dass trächtige Weibchen von Gam-
marus, Caprella, Amphithoö, Proto in ihrer Grösse bedentende Verschieden-
heiten zeigen; dasselbe gilt auch für ausgebildete Männchen. Diese von mir
oft beobachteten beträchtlichen Unterschiede in der Körpergrösse geschlechts-
reifer Individuen veranlassen mich zu der Annahme, dass die Lebensdauer
dieser kleinen Krebse mehr als halbjährig ist, und dass die Weibchen mehr
als einmal begattet sein können.
2. Einiges Neue über die Calceoli und die Riechzapfen.
Milne Edwards entdeckte 1530 auf den unteren Antennen von
Gammarus ornatus eigenthümliche Gebilde, welche er „cupules membraneux“
nannte; La Valette St. George, der sie einige Jahre später an den unteren
Antennen von Gammarus pulex fand, belegte sie mit dem Namen „Oalceoli“.
OÖ. Sars machte ebenfalls auf diese Organe aufmerksam und gab in seinem
schönen Werke „Urustaces d’eau douce de Norwege“ Abbildungen von ihnen
(25, Pl. IV); er vermuthet, dass diese Organe Riechwerkzeuge seien.
Leydig (16, pag. 228. T.IX) war jedoch der Erste, welcher auf eine nähere
Untersuchung derselben einging. Nach ihm bestehen die Calceoli aus einem
Stiel, auf dem ein schuhförmiges Gebilde sitzt; daher nannte er sie auch
„schuhartige Anhängsel“. Dybowski und Wrzesniowski machten ebenfalls
an diesen Oalceoli interessante Beobachtungen. Dybowski, der sie hin-
sichtlich ihres Vorkommens bei verschiedenen Species näher studirte, nennt
sie „La Valette'sche Kolbenorgane“; Wrzesniowski (30, pag. 487) giebt eine
ausführliche Beschreibung dieser Organe, die er auf den unteren Antennen
des Männchens von Goplana polonica fand (31). Hoek (2, pag. 148. T. VI)
endlich beschreibt ihre histologische Structur bei Calliopius laeviusculus und
Gammarus locusta,. Ich hatte Gelegenheit, die Oalceoli ebenfalls bei Calliopius
laev., Gammarus loc., sowie bei Amathilla Sabinii zu untersuchen. Leider
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 9) 45
stimmen meine Resultate mit denen von Hoek nicht überein. Bevor ich aber
auf den Bau der Oalceoli näher eingehe, sei es mir erlaubt, über ihr Vor-
kommen noch einige Bemerkungen zu machen. Zuerst sind die Calceoli nur
auf den unteren Antennen des Männchens von Gammarus locusta, pulex und
fluviatilis beobachtet worden. Heller sah diese Organe zuerst auf beiden
Antennenpaaren des Weibchens von Lysianassa anonyz; Dybowski war der
Erste, welcher beobachtete, dass die Calceoli bei beiden Geschlechtern auf-
treten, und zwar bei verschiedenen G@ammarus-Species des Baikalsee’s. Das-
selbe ist der Fall bei Amathilla Sabinii und bei Calliopius laeviusculus, bei
denen auf den beiden Antennenpaaren beider Geschlechter diese Organe anzu-
treffen sind. Das Vorkommen bei den letztgenannten Arten ist dadurch
interessant, dass die Calceoli hier nicht vereinzelt auf jedem Antennengliede
vorkommen, sondern gruppenweise. Bei Calliopius finden sie sich in Gruppen
von drei und vier, bei Amathilla zählte ich auf jedem Gliede bis sechs Cal-
ceoli. Bei Amathilla Sabinii kommen sogar zwei Formen, eine grössere und
eine kleinere vor, von denen die letzteren zahlreicher sind.
An jedem Calceolus (Taf. 1. Fig. 1, 2, 3, 4) kann man immer zwei
'T'heile unterscheiden, nämlich einen Basaltheil, der bei Gammarus locusta und
pulex. dütenförmig, bei Amathilla Sabinii und Calliopius laeviuseulus becher-
förmig ist: die kleinere Form der Calceoli bei Amathilla Sabiniü zeigt einen
champagnerglasförmigen Basaltheill. Auf dem Basaltheil sitzt ein zartes,
eifürmiges, blasenartiges Gebilde, das wegen seiner Durchsichtigkeit oft schwer
zu erkennen ist. Die Chitinwandung des Calceolus ist am Basaltheil bedeutend
dicker als in dem letzten Gebilde und zeigt häufig Falten, die bei starker Ver-
grösserung als glänzende Conturen erscheinen, und die für eine richtige Vor-
stellung vom Calceolus erschwerend sind. Die obere chitinöse Wand des Bechers
setzt sich nach innen fort und bildet eine Art zartes, dünnes Velum. In der
Mitte dieses Velums findet sich eine Oeffnung, die beim Calceolus von Gammarus
locusta (Taf. 1. Fig. 1) gross bleibt, während sie bei dem von Calkopius laev.
(Taf. 1. Fig. 2) klein ist und trichterförmig erscheint. Am Rande dieser Oeffnung
findet sich ein Kranz feiner Härchen, die gewöhnlich im Bechertheil sichtbar
sind. Nur bei der grossen Caleeolusform von Amathilla Sabiniü (Taf. 1. Fig. 3)
flottiren diese Härchen ausserhalb des Bechers; bei der kleinen Calceolusform
derselben Art konnte ich diese Härchen nicht beobachten (Taf. 1. Fig. 4).
Nova Acta XLVII. Nr. 2. 7
46 Dr. Henriv Blanc. '(p. 10)
Bezüglich dieser Härchen sagt Hoek (11, pag. 151, 1. e.): „Der Inhalt
des unteren Theiles ist deutlich strahlenförmig angeordnet und gleich wie die
auf dem Becher ruhende Wolke scheint mir dieser Inhalt von protoplasma-
tischer Beschaffenheit.“ Hoek’s Behauptung, dass diese feinen Härchen
strahlenförmig angeordneter Inhalt des unteren Theils des Calceolus seien, ist
irrthümlich. Ich konnte mich mehrfach überzeugen, dass diese Gebilde Haare
sind, da ich ihre Insertionsstellen am Rande der Oeffnung als kleine Pünktchen
erkennen konnte.
Hoek hat den Bau der Calceoli wohl deshalb nicht richtig erkannt,
weil er sie besonders an Calliopius laeviusculus untersuchte: denn bei dieser
Art sind die Verhältnisse am wenigsten deutlich.
Was den oberen T'heil der Calceoli anlangt, so wird er, wie gesagt,
von einer eiförmigen Blase gebildet, deren breiteres Ende auf dem Becher
sitzt. Die Chitinwand dieser Blase ist ausserordentlich dünn und zeigt immer
eoncentrische Streifungen. Solche Streifungen hat auch Wrzesniowski bei
Goplana polonica beobachten können; sie setzten sich oft bis zum becher-
förmigen Theile fort, und lassen erkennen, dass die Blase einen ziemlichen
Grad von Hlastieität und Dehnbarkeit besitzt. Aus der oben befindlichen
Trichteröffnung des Velums tritt ein Bündel von feinen Haaren hervor, die
sich nur ausnahmsweise bei Gammarus loc, wo sie dieker sind, durch ihre
grössere Länge von den unteren unterscheiden, die aber bei Gammarus loc.
und Calliopius laev. bei ihrem Austritt aus dem Trichter divergiren, während
sie bei der grösseren Ualceolustorm von Amathilla Sab. erst im oberen Theile
sich fächerförmig ausbreiten. Hoek betrachtet auch diese Härchen als eine
protoplasmatische Wolke, welche aus der weiten Triehteröffnung hervorragt,
und hebt hervor, dass bei dem Oalceolus von Gammarus loc. diese Wolke,
sowohl in der 'Triehterhöhle als auch ausserhalb derselben, nieht homogen
bleibt, sondern sich in feine Fasern zertheilt. Ausserdem zeichnet er (Taf. VI.
Fig. 9) diese Wolke federförmig. Dass diese von Hoek beschriebene proto-
plasmatische Wolke nicht existirt, geht daraus hervor, dass die Haare, wenn
die Blase abgefallen ist, deutlich heraustreten und sogar zu zählen sind (Taf. 1.
Fig. 2a). Was Hoek als zarte faserige Wolke gezeichnet hat, ist wahr-
scheinlich die feine, constant auftretende Streifung der chitinösen Blasenwand,
von der er nicht spricht.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 11) 47
Der obere Theil der Calceoli fällt, wie auch schon Dybowski
beobachtete, häufig ab. Er ist auch manchmal stark abgeplattet, dann er-
scheint er, von der Seite gesehen, schuhförmig und hat dieselbe Form, die
von Leydig (vergl. Taf. 1. Fig. la, 2a, 4a mit Leydig Fig. 9a, T. IX) mit
Unrecht als normal abgebildet worden ist. Eine Nervenendigung sowie eine
Verbindung derselben mit den Antennennerven konnte ich für die Calceoli
nicht wahrnehmen. Doch sah ich oft im Stiel des Calceolus einen dunklen
Streifen, dessen oberes zugespitzes Ende ich nicht weiter im Ualceolus ver-
folgen konnte (Taf. 1. Fig. 1). Nach der Wrzesniowski’schen Beschreibung
(30, pag. 489) und nach den Zeichnungen der Calceoli von Goplana polonica,
die er mir zu schicken die Güte hatte, halte ich diesen Streifen für eine
sensorielle Nervenmasse, welche die oben beschriebenen Haare trägt.
Das gleiche Vorhandensein dieser Calceoli beim Weibchen und Männ-
chen von Calliopius laeviusculus und Amathilla Sabinii spricht allein gegen
Heller’s Vermuthung, nach der diese Organe Haftorgane des Männchens
sein sollen. Ob man mit Sars und Leydig annehmen kann, dass diese
Calceoli Riechorgane seien, ist zweifelhaft. Interessant ist das Vorkommen
dieser Organe bei Arten, die in geringer Tiefe leben, und der Umstand, dass
die Zahl derselben bei den Arten, welche an der Oberfläche leben, wo ihnen
am meisten Feinde drohen, am grössten ist. Dies würde dafür sprechen,
dass an die Calceoli vielmehr eine Gehörempfindung gebunden sei.
Die sogenannten Riechzapfen (bätonnets hyalins) sind bei den Am-
phipoden allgemein verbreitet, und zwar nur auf den oberen Antennen beider
Geschlechter. Nach Hoek sind sie auch bei Cheirocratus brevicornis auf den
unteren Antennen gefunden worden, was ich jedoch nicht bestätigen kann.
Im Allgemeinen findet man sie vereinzelt auf jedem Geisselgliede der oberen
Antennen, doch ist das nicht immer der Fall; bei Oalliopius laeviusculus (Tat. 1.
Fig. 2a), Amathilla Sabinii, Bathyporeia pilosa, Podocerus falcatus findet man sie
gruppenweise. Bei der ersten Art zählte ich drei oder vier in jeder Gruppe, bei
der zweiten Art acht, bei den letzteren nur zwei. Bei Hyperia findet man eine
Menge Riechzapfen nur auf dem Basalgliede der oberen Antennen. Was ihren
Bau anbetrifft, so bin ich mit Leydig und Hoek einverstanden; ich konnte
ebenfalls oft einen granulirten Inhalt erkennen mit Vacuolen von verschiedener
Grösse; dieser Inhalt wird durch essigsaures Carmin dunkel gefärbt. Eine
7*
48 Dr. Henri Blanc. (p. 12)
kleine Oeffnung an der Spitze der Riechzapfen konnte ieh schön beobachten
bei den Embryonen von Dexamine spinosa (Taf. 1. Fig. 5).
Ausser den Calceoli und Riechzapfen findet man auf den Antennen
von Calliopius laeviusculus zahlreiche Borsten (Taf. 1. Fig. 6), deren Ende auf
einer Seite kurz gefiedert ist. Diese Borsten, die schon von Hoek beobachtet
wurden, können jedenfalls zu den Sinnesborsten gerechnet werden.
3. Historisches über die Amphipoden der Ostsee.
In Zaddach (32) „Synopseos erustaceorum prussicorum prodromus“
1844, werden sieben Arten Amphipoden aus der Ostsee angeführt. Unter den
„Wirbellosen Thieren der Ostsee“ führt Möbius (23) siebenzehn Arten an:
eigentlich nur sechszehn Arten, da sich die von Zaddach aufgestellte Species
„Amphithoö Rathkei“ als identisch mit Calliopius laeviusculus erwiesen hat.
Von diesen sechszehn Amphipoden sind nur neun von Möbius in der Kieler
Bucht gefunden worden, nämlich: Caprella linearis, Leptomera pedata, Hyperia
galba, Corophium longicorne, Calliope laeviuscula ( Calliopius laeviusculus),
Atylus bispinosus, Gammarus locusta, Gammarus Sabinei, Orchestia littorea.
Zu diesen kommen hinzu die acht folgenden Species, die ich während meines
Aufenthalts in Kiel gefunden habe, nämlich: Bathyporeia pilosa, Pontoporeia
femorata, Pontoporeia furcigera, Dexamine spinosa, Cheirocratus brevicornis,
Microdeutopus gryllotalpa, Amphithoe podoceroides, Podocerus falcatus. Von
diesen acht für die Kieler Bucht neuen Amphipoden sind die fünf letzten
auch neu für die Ostsee. Die Zahl der in der Kieler Bucht vorkommenden
Arten beträgt also jetzt siebenzehn.
In den beiden von Lenz (14, 15) aufgestellten Verzeichnissen für die
in der Travemünder Bucht vorkommenden Amphipoden sind nur neun Arten
angeführt, die ebenfalls, mit Ausnahme von Talitrus locusta und Melita pal-
mata, in der Kieler Bucht vorkommen.
Was das örtliche und zeitliche Auftreten der hier beschriebenen
Amphipoden anlangt, so gilt davon im Allgemeinen Folgendes. Die
Amphipoden haben ihre Vertreter in allen 'Theilen der Bucht, sowohl am
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 13) 49
Ufer als auch in der Mitte, oder, wie ich es schon für Orchestia gesagt
habe, ausserhalb des Wassers. Ich traf Gammarus locusta sowohl in salzigem
als auch in fast süssem Wasser an. Es ist also, um einen von Möbius
eingeführten Ausdruck zu gebrauchen, ein in hohem Grade euryhalines
Thier. Man findet Amphipoden von der Oberfläche an in allen Tiefen der
Bucht. Nur ausnahmsweise verändern einige ihren Aufenthaltsort mit An-
bruch des Tages resp. der Nacht; dieses gilt namentlich für die sonst in der
Tiefe lebenden Thiere: Microdeutopus gryllotalpa und Corophium longicorne,
die ich Abends an der Oberfläche sehr häufig fing. Calliopius Taeviusculus
findet man bei Nacht öfter an der Oberfläche als am Tage.
Bei der Aufstellung der folgenden Bestimmungs- Tabelle habe ich
Boeek’s Eintheilung (3), die sich auf die Gestalt der Mundtheile gründet,
beibehalten. Doch habe ich seine Subfamilien Corophidae und Caprellidae
als Familien betrachtet, wozu ich mich durch die bei den Corophideen allein
im dritten und vierten 'Thoracalbeinpaare vorkommenden Drisen berechtigt
halte; ferner bestimmte mich der abweichende Bau der Caprelliden, dieselben
von den Gammariden zu trennen. Um jede Verwirrung zu vermeiden, habe
ich für jede Art den von ihrem ersten Autor aufgestellten Namen an-
genommen.
50 Dr. Henri Blanc. (p. 14)
4. Tabelle zur Bestimmung der in der
Kopf breit. Augen gross. Mandibeln mit |
einem Taster. Drittes Kieferfusspaar
stellt eine dreilappige Unterlippe dar.
Fam. Hyperidae.
Körper mehr oder weniger walzenförmig.
Kopf gross. Drei Kieferfusspaare
ohne gegliederten Fusstheil. Leben als
Schmarotzer in Medusen. |
I. Div. Hyperina,
Mandibeln ohne Taster. Oberes Antennen-
! paar oftsehr kurz, ohne Nebengeissel.
Körper seitlich comprimirt. \
Fam. Orchestidae. |
Dorsalseite des Körpers glatt oder mit einem
Fortsatze auf dem Abdomen. Epimerialplatten
lang, ihre Ränder mit langen Borsten ver-
sehen. Obere Antennen kürzer als die unteren
und mit einer Nebengeissel.
Subfam. Pontoporeinae.
Dorsalseite des Körpers nur auf dem Abdomen
gesägt. Epimerialplatten kurz, ohne Borsten.
Beide Antennenpaare lang, ohne Nebengeissel.
Körper seitlich comprimirt. Mandibeln Subfam. Dexamininae.
un emom r er ? beie ne J Dorsalseite des Körpers glatt oder auf seinem
lang, 2 x er Salz sn - Hintertheil gesägt. Epimerialplatten klein.
2 DI gr Erd, LELIEDBLEGE Beide Antennenpaare lang, ohne Nebengeissel.
Körper seitlich comprimirt, oder platt- Subfam. Atylinae.
gedrückt, oderlanggezogen. Kopf klein.
Drittes Kieferfusspaar mit einem ge-
gliederten Fusstheil. Leben frei im
Wasser oder an feuchten Orten auf
dem Lande. |
JI. Div. Crevettina.
Dorsalseite des Körpers glatt, oder gesägt, oder
zeigt kleine Erhöhungen. Epimerialplatten
klein. Beide Antennenpaare lang, obere mit
einer Nebengeissel (fehlt bei Callopius).
Subfam. Gammarinae.
Körper wenig plattgedrückt, glatt. Epimerial-
platten klein. Schaft der unteren Antennen
kräftiger als der der oberen, aber nie bein-
förmig; obere Antennen mit oder ohne Neben-
geissel. Leben im Freien od. bauen sich Nester.
Subfam. Podocerinae.
Körper mehr oder weniger plattgedrückt.
Obere Antennen mit oder ohne Neben-
geissel; untere Antennen kräftiger als
die oberen. Drüsen im dritten und
vierten Thoracalbeinpaare.
Fam. Corophidae.
| Körper stark plattgedrückt. Epimerialplatten
| sehr klein. Schaft der unteren Antennen bein-
| förmig; obere Ant. dünn, ohne Nebengeissel.
Subfam. Corophinae.
Körper linear langgestreckt. Abdomen | Sieben oder fünf Thoracalbeinpaare. Beide
rudimentär. Paare Antennen wohl entwickelt.
III. Div. Lacmodipoda. Fam. Caprellidae.
Die Amphipoden der Kieler Bucht.
ieler Bucht vorkommenden Amphipoden.
Vordertheil des Körpers walzenförmig. Kopf
dick und breit. Antennen kurz, griftelförmig.
Beine einfach.
Gen. Hyperia.
Obere Antennen viel kürzer als der Schaft der
unteren. Zweites Beinpaar mit einer Greif-
hand. Drüsen in allen Thoracalbeinpaaren.
Gen. Orchestia.
Dorsalseite des Körpers glatt oder mit einem
gabeligen Fortsatze auf dem vierten Abdo-
minalsegmente. Telson lang, bis zu seiner
Basis gefurcht.
Gen. Pontoporeia.
Dorsalseite des Körpers glatt. Erstes Basal-
glied des Schaftes der oberen Antennen dick.
Innere Aeste des letzten Springfusspaares
sehr klein.
Gen. Bathyporeia.
Beide Antennenpaare beinahe von derselben
Länge. Mandibeln ohne Taster.
Gen. Dexamine.
Die oberen Antennen kürzer als die unteren.
Mandibeln mit einem dreigliedrigen Taster.
Gen. Atylus.
Dorsalseite des Abdomen zeigt hervortretende
Erhöhungen.
geissel.
Gen. Calliopius.
Dorsalseite des Abdomen zeigt kleine mit
Borsten versehene Erhöhungen. Obere An-
tennen länger als die unteren. Telson lang,
gefurcht.
Gen. Gammarus.
Dorsalseite des Abdomen ohne Erhöhung.
Letztes Springfusspaar länger als das vorige.
Telson kurz und tief gefurcht.
Gen. Cheiroeratus.
Dorsalseite des Körpers gesägt.
und nicht gefurcht.
Gen. Amathilla.
- Obere Antennen länger als die unteren.
geissel vorhanden.
Gen. Microdeutopus.
Obere Antennen länger als die unteren.
Telson kurz
Neben-
Ohne
Nebengeissel. Schaft der unteren kräftiger
und länger als der der oberen. Telson länger :
_ als breit.
| Gen. Amphito£.
Obere Antennen kürzer als die unteren. Neben-
geissel vorhanden. Telson kurz und breit.
Gen. Podocerus.
Obere Antennen kürzer als die unteren. Ohne
Nebengeissel. Schaft der unteren beinförmig.
Telson unbedeutend.
Gen. Corophium.
Mandibeln mit einem Taster. Alle Thoracal-
segmente besitzen Beinpaare, das fünfte
Beinpaar ist das kleinste. Drei Paar Kiemen-
säcke.
Gen. Proto.
Mandibeln ohne Taster. Drittes und viertes
Thoracalsegment ohne Beinpaare. Zwei Paar
Kiemensäcke.
Gen. Caprella.
Obere Antennen ohne Neben- |
Telson kurz und breit.
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\
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\
J
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)
\
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|
Ant. kurz beim ©; beim 3 so lang wie der
Körper. Drüsen in allen Gliedmassen. Erstes
und zweites Beinpaar ohne Greifhand.
Schaft der unteren Antennen, geht allmälig in die
Geissel über. Greifhand des zweiten Fuss-
paares nur beim 5 ausgebildet. Drittes und
viertes Glied des siebenten Beinpaares beim
3 verbreitert.
Ohne gabelisen Fortsatz auf dem vierten Ab-
dominalsegment, innerer Ast des letzten
Springfusspaares länger als der äussere.
Mit einem gabeligen Fortsatz auf dem vierten
Abdominalsegment, innerer Ast des letzten
Springfusspaares kürzer als der äussere.
Obere Antennen kürzer als die untere. Erstes
Rasalglied der oberen schnabelförmig. Zweites
Beinpaar ohne Endkralle. Nebengeissel kurz,
1gliedrig.
Die vier ersten Abdominalsegmente bilden auf
der dorsalen Mediallinie je einen Fortsatz;
erstes Basalglied der oberen Antennen bildet
nach vorn und unten einen konischen Vor-
sprung.
Erstes und zweites Abdominalsegment bildet
je einen Vorprung auf der Dorsalseite, hin-
terer Rand des dritten Abdominalsegments
gefurcht und gezähnt.
Augen ovalrund. Die zwei Antennenpaare gleich
lang. Das Integument zeigt eine mikro-
skopische Zeichnung.
Augen nierenförmig, Nebengeissel 5—9 gliedrig.
Viertes, fünftes und sechstes Abdominal-
segment jedes mit drei kleinen Erhöhungen.
Augen kreisrund, hinteres Abdominalsegment
mit Dornen auf der Dorsalseite. Nebengeissel
kurz, 2 gliedrig.
Nebengeissel 5—7 gliedrig.
letzten Springfusspaares la-
Augen länglich oval.
Endglieder des
mellenförmig.
Endglieder der Springfüsse mit
sehen. Nebengeissel 1 gliedrig.
mondförmig.
Borsten ver-
Telson halb-
Endglieder der Springfüsse mit Dornen
sehen. Körper punktirt.
Ver-
Nebengeissel 1gliedris. Endglieder des letzten
Springfusspaares sehr kurz, zugespitzt; die
äusseren gebogen. Telson dreieckig.
Untere Antennen beim 5 von der Körperlänge,
beim © halb so lang; äussere Endglieder der
Springfüsse gebogen; das letzte Paar besitzt
nur ein Endglied.
Geissel der unteren Antennen 2gliedrig. Die
Greifhand des zweiten Fusspaares bedeutend
grösser als die des ersten.
Hintertheil oder die ganze Dorsalseite des
Körpers mit Dornen versehen. Greifhand
des zweiten Fusspaares beim 5 mit drei
unteren Vorsprüngen, beim © nur mit zwei.
(p. 15)
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j
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c
Hyperia galba.
Montagu.
Orchestia littorea.
Montagu.
Pontoporeia femorata.
Kröyer.
Pontoporeia furcigera.
Brügelius.
Bathyporeia pilosa.
Lindström.
Dexamine spinosa.
Montagu.
Atylus hispinosus.
Sp. Bote.
Calliopius laeviusculus.
Kröyer.
Gammarus loeusta.
Linne.
Cheiroceratus brevicornis.
Hoek.
Amathilla Sabinii.
Leach.
Mierodeutopus gryllotalpa.
Costa.
Amphitho& podoceroides.
Rathke.
Podocerus falcatus.
Montagu.
Corophium longicorne.
Fabriecius.
Proto ventricosa.
Müller.
Caprella linearis.
Linne.
52 Dr. Henri Blanc. (p. 16)
l. Div. Hyperidae.
l. Fam. Hyperidae.
Gen. Hyperia galba. Montagu. 1815.
Hyperia galba. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 4. pl. 2. fig. 2. 1815.
Metoechus medusarum. White. Hist. Brit. Crust. p. 207.
Hiella bubignäi. Strauss. Mem. du museum vol. XVII. pl. 4.
Dieses T'hier (Taf. 1. Fig. 7) ist durch seine Lebensweise als Schma-
rotzer in Medusen interessant. Der Körper ist vorn walzenförmig und am
Hintertheil seitlich eomprimirt; Männchen und Weibchen von 15 mm Länge
sind nicht selten. Die Farbe von dem in Medusa aurita lebenden Thiere
ist hellgrau; junge Exemplare sind fast glashell und werden nur durch
ihre grossen pigmentirten Augen im Gallertgewebe bemerkbar. Die graue
Färbung wird durch Chromatophoren hervorgebracht, welche auf der ganzen
Oberfläche des Körpers verbreitet sind, und deren Fortsätze isolirt bleiben.
Der Kopf ist sehr gross, breit und nach vorn stark gewölbt; seine Seiten
werden grösstentheils von den Augen eingenommen. Die zwei Antennen-
paare sind bei den beiden Geschlechtern sehr verschieden, aber stets in einer
Art Grube inserirt; die oberen in der Mitte des Körpers, die unteren nahe
dem unteren Rande desselben. Beim Männchen sind beide Paare nahezu von
der Körperlänge, doch sind die oberen etwas kürzer als die unteren. Beim
weiblichen Geschlecht sind die Antennen ausserordentlich kurz. Die oberen
Antennen sind bei beiden Geschlechtern von einem gegliederten Schafte, dessen
letzte Glieder zahlreiche Riechzapfen tragen (Taf. 1. Fig. 8), und von einer
Geissel gebildet, die beim Weibehen rudimentär bleibt, beim Männchen von
zahlreichen langgezogenen Gliedern gebildet wird. Die unteren Antennen be-
stehen aus einem gegliederten Schafte und aus einer Geissel, die beim
Männchen sehr lang ist. Die Mundtheile weichen von denen der Gammariden
ab. Die kleine Oberlippe, die ganz ähnlich halbmondförmig ist, ist bei Ayperia
(Taf. 1. Fig. 9) in der Mitte gefurcht. Die Mandibeln (Taf. 1. Fig. 10) bestehen
grösstentheils aus dem zum Kauen eingerichteten Theil (a), dessen innerer Rand
einen stark vorspringenden Zahn trägt; der dreigliedrige Mandibulartaster (b)
ist klein und sehr dünn. Hinter den Mandibeln liegt eine kleine Unterlippe,
die die Mundöffnung nach hinten begrenzt; diese Unterlippe (Taf. 1. Fig. 11)
weicht auch von der gewöhnlichen Form ab und bildet seitlich zwei ovale
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 1%) 33
Wülste, auf deren eonvexem Theil sich die Mandibeln hin und her bewegen
können. Das erste Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 12) besteht aus einem breiten
Gliede, das nach aussen einen eingliedrigen eylinderförmigen Taster trägt.
Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 13) wird von einem grösseren Basal-
theile und von zwei kleineren Endgliedern gebildet. Das dritte Kieferfuss-
paar (Taf. 1. Fig. 14) bildet eine Art Unterlippe und besteht aus einem breiten
Basaltheile, der vorn drei Lappen zeigt; es kann also hier nicht von einem
eigentlichen Fusstheile gesprochen werden.
Die sieben 'Thoracalbeinpaare sind im Verhältniss zur Kürpergrösse
wenig entwickelt und sind in beiden Geschlechtern vollkommen gleich gebaut.
Die beiden ersten Paare, die die kleinsten sind, unterscheiden sich aber von
den folgenden Paaren durch ihre etwas verbreiterten Glieder. Alle Beine
enden mit einer starken Klaue. Die Abdominalschwimmfüsse, die theilweise
unter den seitlichen Stücken der drei ersten Abdominalsegmente verborgen
werden, sind stark entwickelt, besonders ihre Basalglieder. Die Springfuss-
paare zeigen lanzettförmige Endglieder; das letzte Paar von ihnen ist das
kürzeste. Das Telson besteht aus einer breiten viereckigen Lamelle.
Bei Hyperia galba habe ich die schon von Claus (5) und Mayer (24)
erwähnten Drüsenzellen auch beobachten können, deren Beschreibung schon
von diesen beiden Autoren bei einer nahe verwandten Gattung, Phronima, ge-
liefert ist. P. Mayer (24), der ihrer auch bei Hyperia flüchtig Erwähnung thut,
sagt, dass diese Drüsenzellen nicht so localisirt und so regelmässig angeordnet
sind, wie bei den Phronimiden, aber dass man sie auch in den Abdominal-
anhängen und in den Antennen findet; er sagt ferner, dass eine Anordnung
der Drüsen zu Complexen mit allen ihren Einrichtungen hier nicht stattfindet
oder nur in geringem Maasse vorhanden ist. Meine Beobachtungen bestätigen
dieses vollkommen; ich muss aber noch Einiges hinzufügen, wenn schon der
Mangel an frischem Material meine Untersuchungen beeinträchtigte. Die Ver-
breitung der Drüsenzellen in den Antennen, Mundtheilen, Abdominalanhängen
ist bei beiden Geschlechtern dieselbe; doch sind die Drüsenzellen von ver-
schiedener Grösse. Die in den Antennen und Mundtheilen befindlichen sind
sehr klein; selbst in den Thoracalbeinpaaren, wo sie sehr zahlreich auftreten,
findet man sie von verschiedener Grösse (Taf. 1. Fig. 15). Die grösseren unter
diesen Drüsenzellen zeigen allein eine gewisse Anordnung und bilden Complexe
Nova Acta XLVII. Nr. 2. 6)
54 Dr. Henri Blanc. (p. 18)
mit getrennten Ausführungsgängen. In dem ersten Gliede des siebenten Bein-
paares (Taf. 1. Fig. 16) findet man im Basalgliede immer zwei grosse Drüsenzellen,
welche sonst nicht ihres Gleichen haben, und schon mit blossen Augen zu
sehen sind. Wie schon gesagt, sind nur die im Basalgliede grösseren Drüsen-
zellen zur Ausbildung von Complexen vereinigt, wie es Claus und Mayer
bei Phronimella beschrieben haben. Jeder Complex besteht auch bei Hyperia
(Taf. 1. Fig. 17) aus drei Drüsenzellen, von denen zwei nahezu von derselben
Grösse sind, während die dritte nur durch ihren Kern erkennbar ist; diese dritte
Drüsenzelle, welche oberhalb der beiden anderen liegt, hat sich zu einem
Ausführungsgange (ec) umgebildet, dessen Basaltheil blasenförmig erscheint.
Der Anfang dieses Ausführungsganges, dessen Wand vielleicht aus einer
feinen Cutieula besteht, wird von zahlreichen verzweigten Kanälchen gebildet,
die in der Masse der beiden darunter liegenden Drüsenzellen eingebettet sind,
und die in dem blasenförmigen "Theile münden.!) — Das Innere der Drüsen-
zellen ist fein granulirt, und mit Pikrocarmin oder essigsaurem Carmin treten
die ebenfalls granulirten Kerne (a) stark hervor; Vacuolen (b) konnte ich auch
im Innern dieser Drüsenzellen wahrnehmen. Die Ausführungsgänge dieser
Drüsencomplexe münden wahrscheinlich bei Hyperia galba getrennt am Ende
der Kralle, denn ich konnte ihren Verlauf oft bis zum dritten Gliede der
Beine verfolgen, ohne sich untereinander zu anastomosiren. Die physiologische
Bedeutung dieser Zellen liegt noch im Unklaren, sie stehen aber jedenfalls
im Zusammenhang mit der Lebensweise des Thieres.
Hyperia galba lebt im Spätsommer als Schmarotzer in Medusa aurita
und Cyanea capitata. Im Winter findet man gewöhnlich Hyperia frei am
Grunde und nur ausnahmsweise fand ich wenige junge Thiere im Monat
‚Januar in einer Medusa aurita; einige kleine Exemplare von 3—4 mm Länge
sind im Monat October 1873 in Stomobrachium octocostum gefunden worden.
Hyperia galba kommt auch an der westlichen französischen Küste, in
der Nordsee und, ausser der Kieler Bucht, in der 'Travermünder Bucht vor.
!) In einer von mir vor einigen Wochen erschienenen Arbeit: „Contribution A P’histoire
naturelle des Asellotes heteropodes, observations faites sur la Tanais Oerstedii, Kröyer‘‘ in Re-
cueil zoologique Suisse Tom. I. Nr. 2. 1884, wo ich ähnliche Drüsencomplexe ausführlich be-
schreibe, bin ich der Ansicht, gestützt auf vergleichende Beobachtungen, dass jedenfalls der An-
fang des Ausführungsganges solcher Drüsencomplexe einer chitinösen Wand entbehrt.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 19) 55
II. Div. Orevettina.
1. Fam. Orchestidae.
Orchestia littorea. Montagu. 1815.
Cancer Gammarus littoreus. Montagu. Linn. Trans. IX. p. 96. T. 4. fig. 4. 1815.
Orchestia littorea. Leach. Edinb. Eneye. VII. p. 402.
Talitrus tripudians. Kröyer. Tidsk. 2. R. 1. p. 311. Tab. III. fig. 2.
Orchestia Euchore. F. Müller. Archiv f. Naturgesch. XIV. p. 53. Taf. 4. fig. 1—7. 1848.
Dieser Amphipod (Taf. 1. Fig. 18, 19, 20) ist einestheils interessant
durch seine merkwürdige Lebensweise, anderentheils ist bei ihm ein besonderer
Dimorphismus zu beobachten. Sein Körper ist ziemlich breit, die Körper-
länge beträgt im Durchschnitt 14—-16 mm bei beiden Geschlechtern. Die
Farbe ist im Allgemeinen etwas dunkel, und zwar rothbraun. Das Integument
ist diek. Die Thoracalsegmente sind gleichlang; das Abdomen ist redueirt;
die Epimerialplatten der ersten vier T’horacalsegmente sind grosse runde La-
mellen, die sich theilweise decken. Der Kopf ist verhältnissmässig klein;
nahe seiner dorsalen Medianlinie liegen die grossen rundlichen Augen. Die
Antennenpaare sind von verschiedener Länge, und zwar ist das obere auf-
fallend klein, das längere untere erreicht beim Männchen die Hälfte der
Körperlänge, beim Weibehen nur ein Drittel derselben. An den oberen An-
tennen ist Schaft und Geissel kaum zu unterscheiden (Taf. 1. Fig. 21);
höchstens sind die drei ersten Glieder etwas stärker; die folgenden fünf oder
sechs bilden die kurze Geissel. Der viergliedrige gut entwickelte Schaft der
unteren Antennen trägt eine Geissel, die beim Männchen aus 17, beim Weib-
chen nur aus 14 kurzen Gliedern besteht; weder Riechzapfen noch Calceoli
treffen wir auf den Antennen an.
Die Mundtheile dieses T'hieres sind anders gestaltet als die seiner
nächsten Verwandten, der Gammariden. Von den Mandibeln ist nur der zum
Kauen bestimmte Theil vorhanden, ein Taster fehlt vollständig (Taf. 1. Fig. 22).
Das erste Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 23) besteht aus zwei Lamellen, deren
oberer Rand stark gezähnt ist; die innere dieser Lamellen ist nur dünn, der
äusseren fehlt der Taster. Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 24) besteht
ebenfalls aus zwei lamellösen Gliedern, die mit langen Borsten versehen sind.
Das dritte Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 25) ist stark entwickelt, die oberen
Glieder des eigentlichen Fusses (a) zeigen nach innen kleine Fortsätze (b).
8*
an
{er}
Dr. Henri Blanc. (p. 20)
Das erste Thoracalbeinpaar ist bei beiden Geschlechtern verschieden
gestaltet, es ist beim Männchen wie beim Weibchen sehr kurz und nach vorn
gerichtet; während aber beim Weibchen das fünfte Glied (Taf. 1. Fig. 26(a))
desselben langgezogen ist, ist beim Männchen der untere Rand (Taf. 1.
Fig. 27(a)) dieses Gliedes mit einem breiten fein behaarten Fortsatz versehen.
Die Endkralle ist bei beiden Geschlechtern nur kurz. Das zweite 'T'horacal-
beinpaar ist beim Männchen mit einer Hand versehen, beim Weibchen ist
dagegen der Bau dieses Beinpaares derselbe wie der des ersten Paares. Die
Hand ist eirund (Taf. 1. Fig. 25) und ihr unterer Rand bildet bis zu ihrer
Mitte einen Vorsprung. Die Endkralle ist stark und ihre Spitze reicht über
den Vorsprung des unteren Randes hinaus. Von den anderen Beinpaaren ist
das vierte das kürzeste, die Basalglieder der drei letzten Paare sind blatt-
fürmig. Am siebenten Beinpaare bemerkt man einen merkwürdigen Geschlechts-
unterschied; beim Männchen (Taf. 1. Fig. 29 (a)) ist nämlich das dritte und vierte
Glied verbreitert, so dass diese Glieder deutlich ins Auge fallen. Diese Ver-
breiterung ist vom Alter abhängig, und tritt besser hervor bei älteren Männ-
chen. Die Abdominalschwimmfüsse sind wenig entwickelt, was mit der Lebens-
weise dieses T'hieres eng zusammenhängt. Die darauf folgenden Springfüsse
sind bedeutend entwickelter, der letzte derselben besitzt nur ein Endglied.
Der Telson ist eine halbkreisförmige Platte. In den 'T'horacalbeinpaaren, so-
wie im Abdomen und den Epimerialplatten finden wir bei Orchestia zahlreiche
Gruppen von einzelligen Drüsen (Taf. 1. Fig. .30), deren Anlage dieselbe ist,
wie bei den Drüsen, die sich auch bei Corophium im dritten und vierten
T'horacalbeinpaare finden, und schon von Nebeski (25, pag. 3. T. 11. Fig.
10—13) beschrieben wurden.
Ausser diesen beiden oben geschilderten Formen des Thieres fand ich
auch eine dritte, die ich als eine zweite männliche Form bezeichnen kann
(Taf. 1. Fig. 20). Dieselbe unterscheidet sich von der anderen männlichen durch
ihre &
Unterschied wird gegeben durch die kürzeren unteren Antennen, deren Geissel
eringere Grösse; die grössten Exemplare maassen 12 mm. Ein weiterer
nur aus vierzehn Gliedern besteht. Ferner hat das dritte und vierte Glied
des siebenten Beinpaares (Taf. 1. Fig. 31) hier dieselbe Gestalt, wie beim
Weibchen; sie bleiben also hier dünn. Die Hand des zweiten Fusspaares
(Taf. 1. Fig. 32) besitzt dieselbe Form, wie das entsprechende Glied des
Die Amphipoden der Kieler bucht. (p. 21) 57
anderen Männchens. Da ich in den Hoden stets reife Spermatozoen fand, so
ist ausgeschlossen, dass diese zweite Form des Männchens eine jüngere
Altersform ist, was man leicht anzunehmen geneigt sein könnte, wenn man
die Grösse der beiden männlichen Formen vergleicht. Für die Richtigkeit
meiner Behauptung spricht auch, dass ich diese zweite Form nur in Gesell-
schaft von einer Art Weibehen antraf. Dieser sonderbare Fall von Dimor-
phismus des Männchens ist übrigens nicht der einzige, den wir bei den
Amphipoden kennen. Schon F. Müller (19) beschreibt in seiner Schrift
„Für Darwin“ ebenfalls zwei männliche Formen bei Orchestia Darwinii.
Auch glaube ich, dass, obgleich Nebeski (25, pag. 24) schon die Erzeugung
von Eiern im Hoden von Orchestia beobachtet hat, dennoch eine eingehendere
Untersuchung der Sexualdrüsen und deren Entwickelung bei diesen verschie-
denen Männchenarten noch neue und interessante Resultate zu Tage fördern
könnte.
Dass das eben beschriebene Thier eine Orchestia littorea wirklich ist,
ist nicht zu bezweifen. F. Müller (18, pag. 53. T. IV. Fig. 1—17) beschreibt
eine Orchestia-Art, welche er am Strande der Insel Rügen bei Stubbenkammer
fand, und die er Orchestia Euchore nennt. Diese neue Art kann kaum auf-
recht erhalten werden, denn ich war in der Lage, zahlreiche Exemplare von
verschiedenen Orten der Nord- und Ostsee, und zwar auch von Stuhbenkammer
untersuchen zu können. Der Vorsprung des unteren Kandes der Hand des
Männchens ist zwar kleiner bei den Exemplaren der Kieler Bucht und denen
von Stubbenkammer, als bei denen von Helgoland, aber dieser Vorsprung
fehlt wieder ganz bei denen von Sylt; wir können denselben also nicht als
Unterscheidungsmerkmal gelten lassen. Im Allgemeinen ist Orchestia littorea
der Ostsee kleiner als dieselbe Species der Nordsee: doch dieser Umstand
kann nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgefasst werden, da dasselbe Ver-
hältniss auch bei anderen Thieren bekannt ist. Die Uebereinstimmung der
beiden erwähnten Orchestia-Species ist übrigens schon von Möbius (23) und
Hoek (11) eonstatirt worden.
Ich habe Orchestia littorea bei Kiel nie im Wasser, sondern nur am
Strande, 2—3 m vom Wasser entfernt, finden können; die T'hiere scheinen
ziemlich trockene Stellen vorzuziehen. Ihr Fang wird durch das fortwährende
Hüpfen beim Stören wesentlich erschwert, daher der Name „Strandhüpfer‘;
58 Dr. Henri Blanc. (p. 22)
diesem Uebelstande kann dadurch leicht abgeholfen werden, dass man die
stets in Gesellschaft lebenden Thhiere mit Wasser übergiesst, wodurch die
Thiere im Springen gehindert werden. Die Weibchen sind viel häufiger als
die Männchen; von dreissig auf einer Fundstelle gesammelten Exemplaren
waren fünfundzwanzig weibliche und nur fünf männliche; von den letzteren
gehörten zwei zu der zweiten männlichen Form. Dieses Verhältniss ändert
sich, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, auch in den verschiedenen
Jahreszeiten nicht. Orchestia littorea kommt an der Nord- und Ostseeküste
vor; nach Desmarest (7, pag. 261) auch am Strande bei Nizza.
2. Fam. Gammaridae.
Subfam. Pontoporeinae.
Pontoporeia femorata. Kröyer. 1844.
Pontoporeia femorata. Kröyer. Naturh. Tidsskr. 1. R. 4. B. p. 153. 1844.
Pontoporeia affınis. Lindström. Ostersjöns invertebrat fauna. Ofv. Vet. Förh.
Stockh. 1855.
Pontoporeia affinis. ©. Sars. Histoire naturelle des crustaces d’eau douce de Nor-
wege. 1. Liv. 1867.
DX
Das Thier ist klein (Taf. 1. Fig. 33); die grössten von mir gemessenen
Exemplare hatten eine Länge von 7—8 mm. Die Farbe ist meistens weisslich.
Die Chitinhülle ist sehr dünn, zart und ganz glatt. Die "T’horacalsegmente
sind in ihrer Länge verschieden. Das erste Segment ist sehr kurz, das
zweite, dritte und vierte Segment etwas länger, und das fünfte, sechste und
siebente erreicht die Länge der beiden ersten. Die Epimerialplatten sind
länger als breit, und zwar ist die vierte die grösste; die Epimerialplatten der
letzten Segmente sind im Verhältniss zu denen der ersten sehr redueirt; der
untere Rand der Epimerialplatten und der drei ersten Abdominalsegmente ist
mit langen, gefiederten Borsten versehen; von den drei letzten Abdominal-
segmenten ist das zweite verkürzt.
Der Kopf ist grösser als das erste Segment und sein chitinöser vorderer
Rand bildet seitlich zwischen den oberen und unteren Antennen einen Vor-
sprung. Die Augen sind klein, oval und auf lebenden T'hieren röthlich pigmentirt.
Die Mundtheile sind im Grossen und Ganzen ebenso gebaut, wie die
von Gammarus locusta. Doch ist der Mandibulartaster verhältnissmässig länger
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 23) 59
als bei Gammarus, und der Kauapparat ist klein. Das erste und zweite
Kieferfusspaar haben nahezu die Form von Lamellen, die beim zweiten
Paare ziemlich breit sind. Das dritte Kieferfusspaar (Taf. 2. Fig. 34) ist
klein und bedeckt nicht ganz die anderen Mundtheile, wie es gewöhnlich
geschieht.
Die zwei Antennenpaare sind kurz mit auffallend entwickelten Basal-
gliedern. Beim Weibchen sind die beiden Antennenpaare von gleicher Länge,
und zwar gleich einem Viertel der Körperlänge; beim Männchen sind sie
länger, und das untere Paar überragt das obere; dieses untere Paar erreicht
das vierte T’horacalsegment. Die unteren Antennenpaare sind bei beiden Ge-
schlechtern gewöhnlich stark nach hinten gerichtet, während die oberen etwas
in die Höhe stehen. Die oberen Antennen (Taf. 2. Fig. 35) besitzen einen
dreigliedrigen Schaft, dessen letztes Glied eine Geissel und eine Nebengeissel
trägt; das erste Basalglied des Schaftes ist dick, die beiden anderen sind
dünner und kürzer; die Geissel besteht beim Männchen aus 17—20 kurzen
Gliedern, beim Weibchen dagegen nur aus S. Die Nebengeissel ist sehr kurz
und wird von drei Gliedern gebildet, deren ersteres so lang ist, wie die
beiden anderen zusammen. Die Geissel der unteren Antennen, deren Schaft
viergliedrig ist, besteht beim Weibchen aus S—10 Gliedern, beim Männchen
ist die Zahl dieselbe, aber der Schaft ist länger als der der oberen Antennen.
Die ersten und zweiten Thoracalbeinpaare sind bei beiden Geschlechtern gleich;
sie sind sehr klein, nach vorn gerichtet und unter den vorderen Epimerial-
platten verborgen, jedoch ist das zweite Beinpaar etwas länger als das erste.
Die Basalelieder dieser Beinpaare sind beinahe so lang wie die vier anderen
zusammen. Die zwei letzten Glieder des ersten Beinpaares (Taf. 2. Fig. 36)
verbreitern sich, so dass das fünfte eine ovale Form bekommt. Die ent-
sprechenden Glieder des zweiten Beinpaares sind langgestreckt und die Kralle
wenig entwickelt (Taf. 2. Fig. 37). Diese Beine sind wie die anderen stark
behaart. Das dritte und vierte Beinpaar sind ebenfalls kurz, zeigen aber ein
wohlentwickeltes drittes Glied. Das fünfte und sechste Paar sind länger als
die vorhergehenden, ihr Basalglied ist grösser und lamellös. Das siebente
Beinpaar (Taf. 2. Fig. 38) ist von einem eigenthümlichen Bau, indem sein
Basalglied (a) eine blattförmige Verbreiterung zeigt, deren hinterer Rand stark
convex ist, während der vordere gerade verläuft. Im inneren dieser Glieder
60 Dr. Henri Blanc. (p. 24)
sieht man zahlreiche hlasenförmige Gebilde von verschiedener Grösse, die
von der Matrix umgeben sind; diese Gebilde, auf welche schon Sars auf-
merksam gemacht hat, befinden sich nieht nur in diesem Basalgliede, sondern
auch in dem des vierten und fünften Beinpaares, und ebenso in den Epimerial-
platten. Der Bau der Abdominalfüsse stimmt ziemlich überein mit dem der
entsprechenden Füsse bei @ammarus. Die Springfüsse sind beinahe gleich-
lang (Taf. 2. Fig. 39): die Endglieder derselben sind länger als die Basal-
theile, und das innere Endglied des letzten Paares pflegt etwas länger zu sein
als das äussere. Der Telson besteht aus einer dreieckigen Lamelle, die in
ihrer Mitte tief gefurcht ist; der hintere Rand desselben erreicht nicht das
Ende des Basalgliedes der darunter liegenden Springfüsse.
Pontoporeia femorata ist selten im Kieler Hafen, man findet ihn zwi-
schen todtem Seegras und Mud; Lenz (14) traf das Thier in der Travemünder
Bucht. Sars hat diesen Amphipoden auch in den schwedischen Binnenseen
gefunden, und zwar in einer Tiefe von 60—70 Brass. Sonst scheint er nur in
den nordischen Meeren verbreitet zu sein; in Grönland, Spitzbergen, Labrador.
Pontoporeia furcigera. Bruzelius. 1859.
Pontoporeia fureigera. Bruzelius. Amphip. gammar. K. Vet. Akad. Handl. Ny
Töljd II. p. 49. f. 8.
Die Körperform ist fast dieselbe wie die von Pontoporeia femorata.
Exemplare von mehr als S mm Länge habe ich nie gefunden. Die Farbe
dieses Thhieres ist hell und lässt den dunkler gefärbten Darm durchscheinen.
Die ehitinöse Hülle ist dünn und zart, und ohne mikroskopische Zeichnungen;
sie bildet jedoch auf dem vierten Abdominalsegmente (Tat. 2. Fig. 40) einen
bedeutenden Fortsatz, dessen Spitze gabelfürmig getheilt ist. Da dieser Fort-
satz bei Pontoporeia femorata fehlt, so giebt er ein sicheres Merkmal für die
Unterscheidung der beiden Arten.
Das Auge ist bei Pontoporeia furceigera sehr klein, und besteht nur
aus einer geringen Anzahl von Krystallkugeln; das Augenpigment wird bei
einer Conservirung des Thieres in Alkohol entfärbt, was bei Pontoporeia
femorata nicht der Fall ist.
Die Antennen sind, mit Ausnahme der Nebengeissel der oberen, bei
beiden Species gleich. Sie besteht (Taf. 2. Fig. 41) bei Pontoporeia furcigera
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 25) 61
aus nur zwei Gliedern, von denen das letzte sehr kurz ist. Eine dreigliedrige
Nebengeissel, wie sie Bruzelius (4, T. 11. Fig. Sb) an seinen Exemplaren
beschreibt und abgebildet hat, habe ich nieht finden können, obgleich ich
zahlreiche T'hiere, sowohl lebend als auch conservirt, untersuchte. Die
Mundtheile sind wie bei Pontoporeia femorata; die Glieder des eigentlichen
Fusses des dritten Kieferfusspaares (Taf. 2. Fig. 42) sind bei Pontoporeia
fureigera, jedoch bedeutend breiter als bei Pontoporeia femorata.
Die Hand des ersten Fusspaares des Männchens (Taf. 2. Fig. 43) ist
ebenfalls breiter und kürzer als bei Pontoporeia femorata, das Ende der
Kralle erreicht ?/; des unteren Randes der Hand. Die anderen 'Thoracal-
beinpaare zeigen keine Verschiedenheiten zwischen beiden Species. Während
aber das innere Endglied des letzten Abdominalfusspaares von Pontoporeia
femorata länger ist als das äussere, finden wir bei Pontoporeia fureigera
(Taf. 2. Fig. 44) das Umgekehrte.
Ferner ist das Teelson länger bei der letzteren Species. Dieselben
blasenförmigen Gebilde, die wir schon in den Thoracalbeinpaaren und Epimerial-
platten von Pontoporeia femorata antrafen, finden wir auch hier.
Pontoporeia furcigera ist häufiger als sein Verwandter, man trifft ihn
in dem inneren Theile der Bucht zwischen todtem Seegrase und abgestorbenen
Muscheln. Das Thier schwimmt meistens auf der Seite liegend, doch sehr
gewandt; es stirbt bald im Aquarium. Man findet das T'hier auch an anderen
Orten der Ostsee, so in der Danziger Bucht, an der dänischen und norwe-
gischen Kiste.
Bathyporeia pilosa. Lindström. 1855.
Bathyporeia pilosa. Lindström. Öfvers. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1855. p. 59.
Thersites Guilliamsoniana. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 97.
Es ist ein kleines 'Fhier, ähnlich gestaltet wie Pontoporeia (Tat. 2.
Fig. 45). Von den zwei Exemplaren, die mir vorlagen, maass das eine, ein
trächtiges Weibchen, 7 mm; das andere, von dem ich eine Beschreibung
geben werde, 5 mm. Die Thoracalsegmente sind von gleicher Länge, die
drei ersten Abdominalsegmente sind doppelt so gross. Das Postabdomen ist
kurz und dünn. Die vier ersten Epimerialplatten überdecken sich mit dem
Hinterrande; die drei folgenden sind sehr klein. Der Kopf ist auf der dor-
Nova Acta XLVI. Nr. 2. )
62 Dr. Henri Blanc. (p. 26)
salen Linie etwas nach vorn zugespitzt, ohne jedoch ein Rostrum zu bilden.
Die Augen sind oval und stehen hinter den oberen Antennen nahe dem
Vorderrande des Kopfes.
Die verschiedenen Gliedmassen dieses Amphipoden bieten manches
Eigenthümliche dar. Die oberen Antennen (Taf. 2. Fig. 46) sind kurz und
gedrungen; das erste Glied des dreigliedrigen Schaftes ist diek und lang, und
bildet nach vorn eine Art Schnabel. Auf dieses Glied folgen zwei kürzere,
aber gleichlange Glieder, die mit zahlreichen Hörhorsten (Taf. 2. Fig. 47)
besetzt sind. Das letzte Glied des Schaftes trägt eine Geissel und eine
Nebengeissel, von denen die erste von sechs Gliedern gebildet wird, deren
jedes mit drei Riechzapfen versehen ist. Die Nebengeissel ist eingliedrig und
kurz. Die unteren Antennen sind etwas länger als die oberen, erreichen aber
nicht die Hälfte der Körperlänge, und sind gewöhnlich stark nach unten ge-
krümmt. Der viergliedrige Schaft trägt eine aus sieben Gliedern gebildete
Geissel.
Die Mundtheile gleichen denen von Pontoporeia und zeigen nichts
Merkwürdiges. Das erste Beinpaar ist nach vom gerichtet und unter den
ersten Epimerialplatten verborgen, so dass es leicht übersehen werden kann.
Das fünfte Glied ist zu einer kleinen ovalen Greifhand umgebildet, deren
Kralle ziemlich lang ist (Taf. 2. Fig. 48). Das zweite Paar ist beinahe
dreimal so lang als das erste (Taf. 2. Fig. 49), sein fünftes Glied ist lang-
gestreckt, bildet keine Hand und ist nach vorn etwas zugespitzt; eine End-
kralle ist hier nicht vorhanden. Dieses letzte Glied trägt, sowie auch die
vorhergehenden, lange Borsten.
Die zwei folgenden Beinpaare sind untereinander gleich, aber kleiner
als das zweite; ihre Basalglieder sind nicht unter den Epimerialplatten ver-
borgen; das fünfte Glied trägt eine kurze Kralle.
Das fünfte, sechste, siebente Beinpaar zeigen einen Bau, den man bei
keinen anderen Amphipoden der Kieler Bucht wieder antrifft. Ihre Basal-
glieder sind nämlich verbreitert, das folgende Glied dick und kurz, das dritte
wieder breit, und zwar besonders breit beim fünften Paare (Taf. 2. Fig. 50).
Die zwei folgenden und untereinander gleichen Glieder sind wieder dünn, am
dinnsten beim fünften Beinpaare. Diese Beinpaare sind alle mit einer kleinen
Endkralle versehen. Die Schwimmfüsse zeigen nichts Wesentliches. Das
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 27) 6;
Postabdomen ist, wie erwähnt, im Verhältniss zum eigentlichen Abdomen
kurz und dünn. Der Basaltheil des ersten Springfusspaares reicht über das
nde des Körpers hinaus; die zwei zugespitzten Endglieder sind von ver-
schiedener Länge, das innere ist das kleinste. Das zweite Springfusspaar (a)
(Taf. 2. Fig. 51) ist kürzer als das erste, und die Endglieder sind etwas
nach aussen gebogen; das innere ist auch hier das kürzeste. Das dritte
Paar (b), dessen Basalglieder dieselbe Länge wie das zugehörige Segment
haben, zeigt die Merkwürdigkeit, dass das innere Glied rudimentär bleibt,
während das äussere von zwei Theilen gebildet wird, von denen der hintere
sehr kurz ist. Die Endglieder dieses Paares sind mehr blattförmig und mit
zahlreichen, langen Borsten versehen. Das Telson (ce) (Taf. 2. Fig. 51) besteht
aus zwei kleinen Lamellen, die kürzer sind, als der Basaltheil des letzten
Springfusspaares.
Diese Beschreibung gilt auch für das 5 mm lange Exemplar, dessen
Antennen nur länger waren, als die des eben beschriebenen trächtigen
Weibehens. Die Geissel der oberen Antennen bestand hier aus zehn Gliedern,
von denen jeder drei Riechzapfen trug, die Nebengeissel war ebenfalls länger,
aber zweigliedrige. Der Schaft der unteren Antennen (Taf. 2. Fig. 52) war
ebenso lang wie die oberen Antennen, und ihre lange Geissel erreichte die
Hälfte der Körperlänge; sie bestand aus 48 gut von einander getrennten
Gliedern, anf welchen ich keine Spur von Calceoli wahrnehmen konnte. Im
Uebrigen unterschieden sich die beiden T'hiere nicht.
Da schon Stebbing (29, pag. 74. Pl. II) die Species Bathyporeia
Robertsoni und pelagica auf die eine Bathuporeia pilosa zurückgeführt hat, so
betrachte ich auch das zweite kleine Exemplar als ein junges Männchen von
Bathyporeia pilosa, obgleich die unteren Antennen desselben nicht die Körper-
länge erreichen.
Bathyporeia pilosa ist ein seltenes T’hier der Kieler Bucht. Es wurde
zwischen Möltenort und Bülk auf Sand gefunden. Lenz (15, pag. 174) hat
ebenfalls die beiden geschilderten Formen in der ravemünder Bucht, bei
Niendorf, gefunden, und bemerkt, dass die mit langen Antennen versehenen
Thiere, also die Männchen, weit seltener sind, als die mit kurzen Antennen
versehenen Weibchen. — Ausserdem findet man das T'hier an der englischen
Küste und im nordischen Eismeere.
9*
64 Dr. Henri Blanc. (p. 28)
Suhfam. Deramininae.
Dexamine spinosa. Montagu. 1815.
Cancer Gammarus spinosus. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 3. T. 2. tig. 1. 1815.
Dexamine spinosa. Leach. Edinb. Eneye. VII. p. 433. — 1513 —1S14.
Amphithoe Marionis. Milne Edwards. Ann. des Sc. Mat. XX. p. 375. 1830.
Dexamine tenwicornis. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p.
Tab. IV. fig. 3. 1843.
-—
di.
Diese Art (Taf. 2. Fig. 53) ist in ihrer Gestalt Amathilla Sabinii sehr
ähnlich; sie ist nämlich vorn etwas breit und besitzt ein kleines und dünnes
Postabdomen. Die Körperlänge der beiden einzigen Exemplare, die mir zur
Verfügung standen, betrug 11 mm. Nach Spence Bate and Westwood
(1, vol. 1. pag. 237) ist das "hier gewöhnlich rotlı gefleckt, die in der Tiefe
lebenden Exemplare aber sind blau gefärbt. Die Chitinhülle ist ziemlich dick
und ohne mikroskopische Zeichnungen. Die hinteren T'horacalsesmente sind
länger als die vorderen, die vier ersten Abdominalsegmente zeigen auf der
dorsalen Medianlinie einen gebogenen, nach hinten zugespitzten Fortsatz, der
schon mit blossen Augen zu erkennen ist. Die Epimerialplatten der vier
ersten T’horacalsegmente sind lange, ovale Platten, die sich theilweise über-
decken; die Epimerialplatten der drei folgenden Segmente sind bedeutend
kleiner und in der Mitte gefurcht. Der Kopf ist grösser als das erste
T'horacalsegment. Die Augen sind nierenförmig und liegen in der Mitte des
Kopfes nahe an seinem Vorderrande. Die Antennen sind lang, besonders die
oberen, welche die Hälfte der Körperlänge überragen. Von dem dreigliedrigen
Schaft der oberen Antennen ist das erste Glied das stärkste, und zeigt an
seiner vorderen Extremität nach unten einen grossen conischen Fortsatz; das
zweite Glied ist dünner aber länger als dieses erste; das dritte Glied da-
gegen ist ganz klein und schwer von der Geissel zu unterscheiden. Die
Greissel besteht aus 40—45 Gliedern, von denen die ersten je einen Riech-
zapfen tragen. Der viergliedrige Schaft der unteren Antennen ist ebenso lang
wie der der oberen Antennen, die Geissel dagegen ist kürzer und wird von
dreissig Gliedern gebildet. Der Bau der Mundtheile stimmt nicht vollständig
mit dem der Mundtheile der übrigen Gammariden überein, da die Mandibeln
keine Spur von einem Taster zeigen (Taf. 2. Fig. 54). Das dritte Kiefer-
fusspaar (Taf. 2. Fig. 55) zeigt in seinem Bau eine Uebereinstimmung mit
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 29) 65
dem der Corophiden; der eigentliche, gegliederte Kieferfuss ist sehr dünn, da-
gegen sind seine zwei lamellenförmigen Anhänge wohl entwickelt, besonders
die oberen, welche beinahe so lang sind, wie der eigentliche Kieferfuss. Der
obere Rand der unteren lamellenförmigen Fortsätze ist mit keulenförmigen
Dornen versehen.
Die zwei ersten 'T’horacalbeinpaare haben bei beiden Geschlechtern
eine Greifhand. Die Hand des ersten Paares (Taf. 2. Fig. 56) ist breit,
eiförmig und auf der oberen Hälfte ihres unteren Randes mit kleinen Zähn-
chen besetzt. Die Kralle ist stark, und ihre Spitze erreicht die Hälfte des
unteren Randes. Das zweite Beinpaar (Taf. 2. Fig. 57) ist etwas länger
und sein viertes und fünftes Glied mehr langgestreckt; der untere Handrand
bildet einen stumpfen Winkel mit gleichen Schenkeln. Die Kralle erreicht
den Scheitel dieses Winkels. Die folgenden Beinpaare sind im Verhältniss
zur Körpergrösse klein; die Basalglieder der drei letzten Paare sind gross,
oval und lamellenförmig. Die Kralle aller dieser Beinpaare ist ebenso lang
und stark wie die der beiden ersten T'horacalbeinpaare. Die Abdominal-
schwimmfüsse sind bei weitem nicht so entwickelt, wie bei Atylus bispinosus,
(deren Beschreibung folgt; ihre Basalglieder sind unter den Abdominalsegmenten
verborgen. Von den Springfüssen ist das letzte Paar das kürzeste, und die
Basalglieder desselben sind viel kürzer und dicker als die der anderen. Das
Telson (Taf. 2. Fig. 58) ist tief gegabelt, und zwar sind die beiden Aeste
dreieckig, und an ihren Aussenseiten mit Dornen besetzt.
Das Thier ist in der Bucht sehr selten und kommt nur in dem
äusseren Theile derselben vor; in der Nordsee und an der schwedischen
Küste trifft man es häufiger.
Subfam. Atylinae.
Atylus bispinosus. Spence Bate. 1857.
142. 1857.
Atylus bispinosus. Spence Bate. Cat. amph. p. 140. pl. XXVI. fig. 1. 1862.
[0 4)
Dexamine bispinosus. Spence Bate. Ann. Nat. Hist. 2. ser. XIX. p.
Dieses T'hier (Taf. 2. Fig. 59) entging beim Fischen, wegen seiner ge-
ringen Grösse, zuerst vollständig meiner Beobachtung. Die grössten Exemplare
waren nämlich nur 3,5—5 mm lang. Die Chitinhülle zeigt bei der mikro-
skopischen Untersuchung zahlreiche kleine, stark gebogene Dornen (Taf. 2. Fig. 60).
66 Dr. Henri Blane. (p. 30)
Die Farbe dieser Amphipoden ist nach Spence Bate und Westwood (1, vol. 1.
pag. 250) grünlich. Das kann aber nicht für die in der Kieler Bucht vorkommen-
den T'hiere gelten. Ich beobachtete vielmehr oft eine röthliche, violette, braune
und schwarze Färbung, hervorgebracht durch grosse, schwarze Chromatophoren,
die auf den Epimerialplatten, dem Kopfe und den Basalgliedern der Beine
am zahlreichsten anzutreffen waren. Zwischen diesen dunklen Chromatophoren
befanden sich isolirt milchigweisse, die fast immer contrahirt waren.
Die Augen sind sehr gross, rund und mit röthlichem Pigmente aus-
gestattet. Das Abdomen zeichnet sich von dem Thorax durch seine grösseren
Dimensionen aus: besonders fallen die drei ersten Abdominalsegmente durch
ihre Grösse und Gestalt in die Augen. Der hintere Rand der beiden ersten
von ihnen zeigt in der Medianlinie einen starken und spitzen Fortsatz nach
hinten. Der hintere Rand des dritten Segmentes zeigt keinen Fortsatz, da-
gegen ist er gezähnt und gebuchtet, wie die Abbildung zeigt (Taf. 2. Fig. 61).
(Spence Bate’s Abbildung stimmt mit meinen Beobachtimgen nicht überein.)
Das Postabdomen ist bedeutend kleiner. Der Kopf ist gross und zeigt auf
der Dorsalmedianlinie eine Art Rostrum. Die Antennenpaare sind von ver-
schiedener Länge; während die unteren die Körperlänge erreichen, sind die
oberen nicht einmal halb so lang. Von den drei Schaftgliedern der oberen
Antennen ist das erste gross und dick. Die Geissel besteht aus achtzehn
langen Gliedern, welche alternirend ein oder zwei Riechzapfen tragen. Der
viergliedrige Schaft der unteren Antennen ist etwas länger als der der oberen,
die Geissel ist sehr lang und bestand bei den wenigen 'T’hieren, wo sie nur
unverletzt zu finden war, aus 45 Gliedern, deren erstes das längste ist und
fünf bis sechs @uerstreifen zeigt.
Die 'Thoracalbeinpaare sind im Allgemeinen kurz und mit starken
Dornen besetzt; die beiden ersten sind bei beiden Geschlechtern mit länglich
ovalen Greifhänden versehen. Die Endkralle reicht bis in die Mitte des
unteren Handrandes, der bis dahin starke Dornen zeigt (Tai. 2. Fig. 62).
Das zweite Paar pflegt etwas grösser zu sein als das erste Paar. Sexual-
unterschiede in der Handbildung konnte ich nieht wahrnehmen. Die drei
letzten Thoracalbeinpaare, von denen das siebente das längste ist, haben ein
starkes, entwickeltes Basalglied. Die Abdominalschwimmfüsse gleichen hin-
sichtlich der Stärke ihrer Basalglieder denen der Hyperiden. Die folgenden
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 31) 6%
Gliedmassen sind von verschiedener Länge und zeigen nichts Wesentliches.
Das Telson ist eine dreieckige, nicht gespaltene Lamelle, welche etwas länger
als die Hälfte der Basalglieder des letzten Springfusspaares ist.
Atylus bispinosus findet sich nur in einzelnen Exemplaren in der
inneren Bucht, und zwar in der Seegrasregion; in der äusseren dagegen kommt
er jedoch auch in Gesellschaft vor; man trifft ihn auch in der Nordsee.
Das kleine Thier ist sehr lebhaft, schwimmt sehr schnell, und zwar
meistens auf dem Rücken.
Subfam. Gammartidae.
Calliopius laeviusculus. Kröyer. 1835.
Amphithoe Taeviuseula. Kröyer. Groenlands Amphipodez. Danske Vidensk. -Selsk.
Afhandl. VIL p. 281. 1. ab 3. fig. 13. 1831.
Amphithoö Rathkei. Zaddach. Synopseos Crustac. Prussic. prodromus. p. 6. 1844.
Amphithoö norwegiean. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p. 83.
Tab. IV. 1843.
Calliope Leachi. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 58.
Paramphithoö laeviuseula. Bruzelius. Amphip. Gammar. K. Vet. Akad. Handl. Ny
Följd. II. p. 73. 1859.
Calliope laeviuseula. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Museum. p. 148.
t. 28. 1862.
Von diesem 'Thiere (Taf. 3. Fig. 63) ist nur das Hintertheil des
Körpers stark seitlich comprimirt, während das Vordertheil mehr oder weniger
breit ist. Die durchschnittliche Körperlänge ist !mm, doch habe ich einige
männliche und weibliche Exemplare gefunden, die eme Länge von 12 mm
hatten. Die Farbe des 'Thieres ist sehr verschieden, Zaddach’s Vermuthung
(33, pag. 36), dass die Farbe des lebenden und todten Thieres weiss sei,
bewahrheitet sich nicht. Denn ich fand oft röthlichgelb gefärbte Individuen,
auch blau gefärbte. Diese Farbe ist, wie bei den anderen Amphipoden, eine
Folge der Anpassung; aber bei Calliopius ist diese Farbe, so viel ich
beobachten konnte, in einem Falle eine Schutzfärbung. Ich fand nämlich zu
verschiedenen Jahreszeiten zahlreiche Exemplare von Calliopius in Gesellschaft
mit Littorina littorea in geringer Tiefe. Diese Exemplare waren alle unregel-
mässig schwarz und weiss gestreift, ene Färbung, wie ich sie nur in diesem
Falle gefunden habe. Ich vermuthe daher, dass diese Färbung des 'T’hieres
dazu dient, dasselbe unter den Littorinen unkenntlich zu machen, da Kopf,
65 Dr. Henri Blanc. (p. 32)
Tentakeln und unterer Theil des Gehäuses dieser Schnecke ebenfalls schwarz
und weiss gestreift sind. Diese Färbung wird durch Chromatophoren hervor-
gehracht, die schwarz und milchigweisse Pigmente führen.
Die Segmente des Körpers bieten nichts Merkwürdiges dar. Die drei
ersten, grössten Ahdominalsegmente zeigen auf dem Rücken eine gröbere
Erhöhung. Das Postabdomen ist sehr comprimirt. Die Epimerialplatten sind
im Verhältniss zur Grösse der Segmente klein. Der Kopf ist nicht gross
und trägt nahe an der Insertionsstelle der oberen Antennen grosse, ovale,
schwarze Augen. Die Antennen erreichen kaum die Hälfte der Körperlänge
und sind nahezu gleichlang. Beim Weibchen sind jedoch die oberen etwas
kürzer als die unteren, beim Männchen hat das Umgekehrte statt. Von dem
dreigliedrigen Schaft der oberen Antennen ist das letzte Glied das kürzeste
und zeigt einen grossen Fortsatz auf der unteren Seite (Taf. 3. Fig. 64).
Die Geissel besteht meistens aus dreissig kleinen, breiten Gliedern, die beim
Männchen einen zahnförmigen Fortsatz bilden, so dass der untere Rand der
Geissel der oberen Antennen gesägt erscheint. Auf den oberen Antennen be-
tindet sich beim Weibehen wie beim Männchen auf jedem Gliede eine Gruppe
von drei oder vier langen Riechzapfen (Taf. 1. Fig. 2a). Neben diesen Riech-
zapfen findet man auf jedem Gliede mehrere kleine Calceoli, die letzten
Glieder der Geissel haben weder Calceoli noch Riechzapten, dagegen findet
man diese Ualceoli wieder auf den zwei letzten Gliedern des Schaftes. Die
unteren Antennen (Taf. 3. Fig. 65) werden von einem etwas längeren vier-
gliedrigen Schaft gebildet und einer Geissel, die aus fünfunddreissig kurzen
Gliedern besteht; auf diesen Antennen findet man auch bei beiden Ge-
schlechtern Calceoli.
Die Mundtheile stimmen mit denen von Gammarus locusta vollständig
überein. Das fünfte Glied der beiden ersten Fusspaare ist beim Weibchen
wie beim Männchen zu eimer Hand umgebildet, die eine eiförmige Gestalt
besitzt und beim Männchen stärker ist (Taf. 3. Fig. 66). Beim Weibchen ist
die Hand der beiden Paare gleichgross, beim Männchen ist die des zweiten
Paares in die Länge gezogen. Das Ende der Kralle erreicht die Hälfte des
mit starken Dornen besetzten unteren Randes der Hand. Die 'T'horacalbein-
paare sind im Vergleich mit denen anderer Gammariden nur klein. Die Ver-
diekung der Basalglieder, die Hoek (11, pag. 140) an einem Kxemplare
=!
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 33) 69
beobachtete, ist nicht, wie er vermuthet, ein Geschlechtsunterschied: bei zahl-
reichen Männchen, die ich untersuchte, habe ich nie dergleichen finden
können. Die Schwimmfüsse sind lang und ihre Endglieder mit zahlreichen
langen Borsten versehen. Die Springfüsse sind ziemlich dünn und fast ohne
Dornen, die äusseren Endglieder sind etwas länger als die inneren: die
Endglieder des dritten Paares sind lamellenförmig. Das 'Telson reicht bis
zur Hälfte des letzten Gliedes der darunter liegenden Springfüsse und bildet
eine rechtwinkelige Platte, deren hinterer Rand etwas abgerundet ist.
Das eben beschriebene T'hier ist von Zaddach (32) Amphithoö Rathkei
bezeichnet worden; aber dieser Autor hat selbst in seiner letzten Abhandlung
„die Meeresfauna an der preussischen Küste, I. Amphipoda“ (33) zugegeben,
dass das 'I'hier dasselbe ist, welches schon von Kröyer als Amphithoö
laeviuscula beschrieben worden ist; daher führt jetzt diese Species mit Recht
besser den Namen „Oalliopius Taeviusculus Kröyer“.
Ausserdem hat Zaddach in der eben erwähnten Abhandlung eben-
falls mit Recht den von Rathke beschriebenen Amphipoden „Amphithoö nor-
wegica”“ als Calliopius laeviusculus bezeichnet. Wie ich mich zu überzeugen
Gelegenheit hatte, repräsentirt „Amphithoö norwegica Rathke* (27, Taf. IV.
Fig. 6. A. B.C. D) nur die grössere Form von Calliopius laeviusculus; denn
die Diagnose und die Zeichnungen, die Rathke von diesem Thiere giebt,
stimmen vollständig mit den 12 mm langen Exemplaren von Calliopius
laeviusculus überein.
Calliopius laeviusculus ist in der Kieler Bucht häufig. Nur ausnahms-
weise findet man das T'hier mit Gammarus locusta zusammen; dagegen trifft
man es in Gesellschaft zwischen lebenden Miessmuscheln und Schnecken, die
sich in grösserer Menge an Pfählen festhalten; nur die tief blau gefärbten
Exemplare, die auch die grösseren sind, habe ich stets vereinzelt und selten
gefunden. 'Trächtige Weibchen sind besonders zahlreich im Sommer. Man
findet das Thier an der mecklenburgischen und preussischen Küste, auch im
westlichen Theile der Ostsee, ferner findet man es in der Nordsee, an der
Kiste von England, von Norwegen und in dem Polarmeere bis Grönland
und Spitzbergen.
Nova Acta XLVII Nr. 2. 10
10 Dr. Henri Blanc. (p. 34)
Gawmmarus locusta. Linne. 1767.
Cancer locusta. Linne. Systema Naturae ed 12. ma. p. 1055. 1767.
Gammarus loeusta. Fabrieius. Systema entomologia. 1775.
Gammarus aretus. Seezesky. An Account of the Arctic Reg. 1. p. 541. 1820.
Gammarus duwebeni. Lilljeborg. Overs. af Kongl. Vet. Akad. Förh. 1851. p. 22.
Gammarus mutatus. Lilljeborg. Kongl. Vet. Akad. Handl. p. 447. 1553.
Gammarus stichensis. Brandt. Middendorfl’s Sibir. Reise. 11. partie. p. 133. 1851.
Obgleich dieses Thier (Taf. 3. Fig. 6%) seiner weiten geographischen
Verbreitung und seiner Häufigkeit wegen schon oft beschrieben worden ist,
kann ich es doch nicht unterlassen, hier eine kurze Darstellung seiner Eigen-
thümlichkeiten zu geben. Der Körper desselben ist stark seitlich comprimirt
und das Postabdomen sehr dünn. Die Länge des ausgebildeten "Thieres
varirt sehr; das grösste der von mir untersuchten T'hiere war ein ausgebildetes
Männchen von 27 mm Länge, das grösste Weibchen war 15 mm lang. Die
Männchen sind stets grösser als die Weibchen. Die Farbe des 'T’hieres ist
ebenso wie die Länge einer grossen Verschiedenheit unterworfen; man findet
alle Uebergänge von dunkelbraun bis hellweiss, und zwar ist die Farbe ab-
hängig vom Aufenthaltsorte. Daher glaube ich, dass die bläulichen, roth ge-
fleckten Exemplare Zaddach’s (33, pag. 2%) wohl zwischen Miessmuscheln
gefangen worden sind. Ein weibliches Exemplar, das ich zwischen Ceramium
rubrum fand, war, wie diese Floriden, röthlich gefärbt, ja selbst die Eier, die
sich in der Bruttasche zahlreich befanden, hatten die entsprechende Farbe
angenommen. Diese Anpassungsfarbe wird bei Gammarus locusta nicht durch
Chromatophoren, die ich vergebens suchte, sondern dureh zahlreiche gefärbte
Oeltropfen hervorgerufen. Die Chitinhülle ist derb, wie die von allen pela-
gischen Amphipoden.
Auf der dorsalen Seite sind nahe dem hinteren Rande der drei Seg-
mente, von denen das Postabdomen gebildet wird, drei kleine Erhöhungen
(Taf. 3. Fig. 68), eine mediane auf der Dorsallinie und zwei seitlich gelegene;
diese kleinen Erhöhungen sind je mit zwei oder drei Dornen versehen, die
mit blossen Augen schon gut zu erkennen sind. Die Thhoracalsegmente sind
untereinander gleichlang, die drei ersten Abdominalsegmente sind etwas länger,
die drei letzten dagegen ausserordentlich kurz und dünn. Der Kopf ist nahezu
viereckig, und hinter der Insertionsstelle der oberen Antennen liegen die
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 35) “l
nierenförmigen schwarzen Augen. Bei jungen T'hieren sind die Augen rund.
Beide Antennenpaare sind wohl entwickelt, die oberen sind die längeren und
erreichen beinahe die Hälfte der Körperlänge; sie bestehen aus einem drei-
gliedrigen Schafte, dessen erstes Glied das längste ist, und aus einer Geissel
und Nebengeissel. Die Nebengeissel (Taf. 3. Fig. 69) wird von 5
35, je nach Grösse und Alter
9 langen
Gliedern gebildet, die Geissel dagegen aus 25
des Individuums; die ersten Glieder dieser Geissel tragen bei beiden Ge-
schlechtern je einen Riechzapfen. Der Basaltheil der unteren Fühler ist länger
als der der oberen und mit langen Borsten versehen: die Geissel besteht aus
17—15 Gliedern, die ebenfalls lange Borsten tragen, von den 5 oder 6 ersten
Gliedern besitzt jedes beim Männchen einen Calceolus (Taf. 1. Fig. 1 und 1a).
‚Jede Mandibel (Taf. 3. Fig. 70) besteht aus einem zum Kauen be-
stimmten Theil und einem dreigliedrigen langen Taster, der bei Orchestia
Iittorea und auch bei den Caprelliden, wie wir sehen werden, fehlt. Das erste
Kieferfusspaar (Taf. 3. Fig. 71) wird aus zwei Lamellen gebildet, von denen
die innere nur klein bleibt; die äussere trägt einen eylindrigen kleinen Taster.
Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 3. Fig. 72) hat zwei breite Glieder, deren
känder mit gröberen Borsten versehen sind. Das dritte Kieferfusspaar (Tat. 3.
Fig. 73) bedeckt die anderen Mundtheile vollständig; der eigentliche Fuss
dieses Kieferpaares ist lang, während die vier lamellenförmigen Fortsätze
desselben klein bleiben.
Die beiden ersten 'T'horacalbeinpaare sind beim Männchen sowohl als
auch beim Weibchen mit einer Hand versehen (Taf. 3. Fig. 74), die beim
Männchen (Taf. 3. Fig. 75) stärker entwickelt ist. Die Form dieser Hand
ist oval; ihr unterer Rand verläuft beim Männchen concav, ohne jedoch
einen Vorsprung zu bilden. Weibchen und Männchen nehmen bei der Copu-
lation dieselbe Stellung ein, wie sie Sars (28) schon für Gammarus neglectus
beschrieben hat; die Kralle des ersten linken Fusses des Männchens heftet
sich nämlich zwischen Kopf und erstem Segmente auf der Dorsalseite an,
während der rechte Fuss beim Festhalten des Weibchens nach hinten ge-
streckt wird. Das vierte T'horacalbeinpaar ist das kürzeste, die drei letzten
haben stark entwickelte Basalglieder und sind gewöhnlich nach hinten zurück-
geschlagen. Die Abdominalschwimmfüsse sind lang, die zwei ersten Spring-
fusspaare sind ähnlich gestaltet und-besitzen lange Basalglieder. Das dritte
10
12 Dr. Henri Blanc. (p. 36)
Springfusspaar ist kleiner als die anderen und auch dieker; von den beiden
Endgliedern ist das innere das kürzeste und nimmt immer mehr die Form
einer Lamelle an. Das Telson ist tief gespalten und überragt die Basalglieder
des dritten Springfusspaares.
(ammarus locusta ist von allen Gammariden der Kieler Bucht der
gemeinste. Man findet ihn überall pelagisch, wie auch in der Tiefe. Es ist
in hohem Grade euryhalin. Ausser in der Ostsee findet man ihn auch vom
Mittelmeer bis Grönland und Island.
Cheirocratus brevicornis. Hock. 1879.
Cheiroeratus brevicornis. Hoek. Caremologisches, grösstentheils gearbeitet in der
zool. Station der niederl. zoolog. Gesellschaft. (Separat-Abdruck aus Tijdschr.
d. Ned. dierk. Vereen. Deel IV. 1879. p. 142. T. X. fig. 10, 11, 12, 13.)
Diese von Hoek (11, pag. 142. T. X. Fig. 10, 11, 12, 13) neuerdings
aufgestellte neue Species ist zu den Gammariden zu rechnen, obgleich das
Thier eine grosse Aehnlichkeit mit den Phoxideen zeigt. Die Länge des
ausgebildeten Männchens (Taf. 3. Fig. 76) und Weibchens beträgt 7 mm.
Die Chitinhülle ist dünn, wie bei allen in der Tiefe lebenden Gammariden.
Sie hat keine mikroskopischen Zeichnungen aufzuweisen, und nur auf dem
hinteren Rande der drei letzten Abdominalsegmente (Taf. 3. Fig. 77) besitzt
sie auf der Rückenlinie einige Dornen und Borsten. Die Farbe der Thiere,
die ich fand, war stets orangeroth und wurde dureh grosse rothe, in der
Hypodermis unregelmässig vertheilte Chromatophoren hervorgebracht.
Die Thhoracalsegmente sind gleich gross; die Epimerialplatten sind fast
quadratisch, klein und greifen nicht übereinander. Das Abdomen ist ebenso
breit wie der "Thorax; die Segmente nehmen nach hinten an Länge ab; der
untere Rand des letzten Abdominalsegmentes ist zugespitzt. Der Kopf zeigt
auf der Medianlinie einen kleinen Vorsprung nach vorn; die Augen sind
kreisrund und klein und liegen hinter den Insertionsstellen der oberen An-
tennen. Die oberen Antennen sind um die Hälfte kürzer als die unteren,
welche die Hälfte der Körperlänge erreichen. Der dreigliedrige Schaft der
oberen Antennen trägt eine Geissel und Nebengeissel; die erstere besteht aus
zwölf Gliedern, von denen jedes mit einem langen Riechzapfen versehen ist:
öfter fand ich sogar zwei dieser Sinnesorgane auf jedem Gliede; die kleine
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 37) 8
Nebengeissel besteht aus zwei Gliedern. Den grössten Theil der unteren
Antennen macht der Schaft aus, der länger ist, als die ganze obere Antenne:
seine zwei ersten Glieder bleiben nur klein, während die zwei folgenden sehr
lang sind. Die Geissel besteht aus 17 Gliedern, auf denen ich nicht, wie
Hoek, Riechzapfen beobachten konnte.
Die Mundtheile gleichen vollständig denen von Calliopius. Die Thoracal-
beinpaare sind dünn und sehr zerbrechlich. Das in beiden Geschlechtern
gleichgestaltete erste T'horacalbeinpaar ist beim Männchen stärker entwickelt
als beim Weibchen; sein fünftes Glied bildet keine Hand (Taf. 3. Fig. 76a),
ist langgestreckt und mit einer kleinen Endkralle versehen. Das zweite
Thoracalbeinpaar zeigt beim Weibchen denselben Bau wie das erste, beim
Männchen aber ist das fünfte Glied zu einer grossen ovalen Greifhand um-
gebildet (Taf. 3. Fig. 76b). Der untere Rand dieser Hand ist mit langen,
gruppenweise angeordneten Borsten besetzt; die Kralle, deren eigenthümliche
Form ich abgebildet habe, legt sich über die Innenfläche der Hand, die hier
mit fünf grösseren Zähnchen versehen ist. Das dritte und vierte Beinpaar
ist kürzer als die beiden ersten; das fünfte, sechste und siebente ist, wie
gesagt, leicht zerbrechlich, so dass oft nur die Basalglieder an sonst gut
eonservirten Exemplaren anzutreffen sind. Die Abdominalschwimmfüsse sind
wohl entwickelt. Von den drei letzten Abdominalanhängen ist das zweite
Paar das kürzeste; der Basaltheil des letzten Paares ist länger als das
letzte Segment und seine Endglieder sind blattförmig verbreitert. Das Telson
besteht aus zwei kleinen Lamellen, welche etwas länger als die Hälfte des
Basalgliedes des letzten Springfusspaares sind.
Cheirocratus brevicornis ist in der Bucht zwischen abgestorbenem See-
gras und Muscheln in einer Tiefe von 14m nicht selten. Trächtige Weibchen,
deren Bruttaschen mit dunkel gefärbten Eiern gefüllt waren, fand ich im Anfang
des Sommers.
Amathilla Sabinii. Leach. 1819.
(rammarus Sabini. Leach. A voyage of Discovery etc. by John Ross. Append. p. 178. 1819.
Amathia Sabini. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 197. pl. XXXV. fig. 9.
Dieser Amphipod (Tat. 3. Fig. 78) lässt sich schon auf den ersten
Blick von Gammarus locusta durch seinen dieken Hinterkörper unterscheiden.
74 Dr. Henri Blanc. (p. 38)
Seine Körpergrösse steht auch hinter der von Gammarus locusta; die gewöhn-
liche Länge beträgt nur 9—10 mm, doch fand ich auch weibliche und männ-
liche Exemplare von 15 mm Länge. Die Farbe des lebenden "T'hieres ist
bläulich. Die Länge der T'horacalsegmente ist verschieden, und zwar sind
die vorderen kürzer als die hinteren. Für die Abdominalsegmente gilt das
Umgekehrte; dort sind nämlich die drei ersten grösser als die drei hinteren.
Die letzten T'horacalsegmente sowie die Abdominalsesmente haben jedes einen
dorsalen zahnförmigen Fortsatz, so dass der Rücken des Thieres gesägt
erscheint. Die Epimerialplatten sind grosse Lamellen, von denen die drei
hinteren kleiner sind als die vier vorderen und in der Mitte eine flache Bucht
haben. Nahe der dorsalen Medianlinie des Kopfes, hinter der Insertionsstelle
der oberen Antennen, liegen die nierenförmigen Augen. Die Antennen sind,
wie bei Gammarus locusta, wohl entwickelt: sie erreichen ein Drittel der
Körperlänge, und zwar sind die unteren etwas länger als die oberen: der
Schaft der oberen trägt eine Geissel und eine Nebengeissel; die erstere wird
von zahlreichen kleimen Gliedern gebildet, von denen jedes, mit Ausnahme
der fünf letzten, sechs lange Riechzapfen, zahlreiche Calceoli und einen
grösseren Caleeolus trägt (Taf. 1. Fig. 3, 4, 4a). Die Nebengeissel (Taf. 3.
Fig. 79) ist etwas länger als der vierte T'heil des Schaftes und besteht aus
fünf Gliedern, deren jedes ein oder zwei lange, kolbenförmige, chitinöse Ge-
hilde aufzuweisen hat.
Die beiden ersten Thoracalbeinpaare zeigen, wie auch bei Gammarus
locusta, eine Hand, die beim Männchen stärker entwickelt ist als beim Weib-
chen (Taf. 4. Fig. SO). Die anderen Beinpaare zeichnen sich durch verhältniss-
mässig geringe Grösse aus. Das äussere Endglied der zwei ersten Abdominal-
springfüsse ist immer kleiner als das innere. Beim dritten Springfusspaare
(Taf. 4. Fig. SI) sind die Endglieder beinahe von gleicher Grösse und beide
haben eine Lamellenform. Das Telson ist anders gestaltet wie bei Gammarus
locusta, da es eine nahezu viereckige Platte vorstellt.
Amathilla Sabinti ist eines der selteneren T'hiere der Kieler Bucht; es
tindet sich auf Algen und Steinen, oft in Gesellschaft, im äusseren Theile
der Bucht. Vereinzelte Exemplare von geringerer Körperlänge kommen in-
dessen auch in der inneren Bucht vor. Ausserdem findet man es an der Kiste
von Bretagne, an den Nordseeküsten und in den Polarmeeren.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 39) 6)
Ill. Fam. Corophidae.
Subfam. Podocerinae.
Microdeutopus gryllotalpa. Costa. 1853.
Mierodeutopus gryllotalpa. Costa. Rend. della Reale Accad. delle Scienze di Napoli.
1853. p. 178.
Lembos Damnomniensis. Spence Bate. Rep. Brit. Assoc. p. 58. 1555.
Autonoö grandimanus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 378. 1862.
Mierodeutopus grandimanus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 378. 1862.
Dieser Krebs hat die charakteristische Form der Corophiden, nähert
sich aber schon mehr den Gammariden, wozu er bis ©. Heller (10) gerechnet
wurde, der seine Verwandtschaft mit den Corophiden zuerst feststellte.
Das Thier ist sehr klein; die Weibchen (Taf. 4. Fig. 52) sind bedeutend
grösser als die Männchen (Taf. 4. Fig. 83); ein eiertragendes Weibchen
r
hatte eine Länge von 7 mm und ein ausgebildetes Männchen maass 5 mm.
Die Farbe des lebenden Thhieres ist grau mit schwarzen Flecken auf dem
Rücken, besonders aber auf dem Hintertheil der Segmente. Die Epimerial-
platten zeigen ebenfalls schwarzes Pigment. Diese Farbe wird hervorgebracht
durch zahlreiche kleine Chromatophoren (Taf. 4. Fig. 84), die untereinander
anastomosiren, jedoch ohne Pigmentanhäufungen zu bilden, wie dies bei
Corophium longicorne und Podocerus falcatus der Fall ist. Die Chitinhülle
ist glatt und zeigt keine Zeichnungen und Fortsätze. Die 'Thoracalsegmente
und die Abdominalsegmente sind von gleicher Länge, mit Ausnahme der
beiden letzten Abdominalsegmente, die verkürzt sind. Die Epimerialplatten
sind kurz und greifen nicht übereinander.
Der Kopf ist etwas grösser als das erste Segment. Die Augen sind
kreisrund und sehr klein, sie liegen hinter den oberen Antennen. Die beiden
Antennenpaare sind wohl entwickelt, aber von ungleicher Länge; die längeren
oberen erreichen die Hälfte der Körperlänge, ihr Basalglied ist stark, be-
sonders das erste Glied (Taf. 4. Fig. 85); das zweite Glied ist länger; das
dritte, welches etwas kürzer ist als das vorhergehende, trägt eine Geissel und
Nebengeissel. Die Geissel besteht aus 17 langen Gliedern, von denen jedes
einen Riechzapfen trägt. Die Nebengeissel besteht meistens nur aus einem
Gliede, ich konnte jedoch oft deren zwei zählen. An den Adriatischen Formen
beschreibt Nebeski (25, pag. 45) eine dreigliedrige Nebengeissel; sie kann
6 Dr. Henri Blanc. (p. 40)
also nicht als Unterscheidungsmerkmal gelten. Die unteren Antennen
sind kürzer aber kräftiger als die oberen: der Schaft macht den Haupt-
theil der Antennen aus; seine zwei ersten Glieder sind redueirt, die zwei
folgenden dagegen sehr lang. Die kurze Geissel besteht nur aus 6—%
Gliedern. Die Mundtheile gleichen denen von Corophium, doch ist wie bei
Amphithoö, deren Beschreibung folgt, in diesem Falle der Mandibulartaster
länger.
Die Thoracalbeinpaare sind im Verhältniss zur Körpergrösse lang und
dünn; nur das erste Paar derselben zeigt eine ausgebildete Hand, deren
Gestalt nach dem Geschlecht variirt.
Das Basalglied des ersten Beinpaares ist beim Männchen (Taf. 4. Fig. 86)
an seiner Basis sehr dünn, verbreitert sich aber dann; das zweite und dritte
Glied ist klein, das vierte ist dagegen sehr gross und stellt bei ausgebildeten
männlichen Exemplaren eine breite ovale Platte dar, die drei starke Fortsätze
nach vorn zeigt: von diesen letzteren ist der untere am grössten und spitzesten.
Das fünfte Glied ist kleiner und trägt eine Kralle, deren unterer Rand gesägt
ist. Diese beschriebene Handform variirt nach dem Alter des T'hieres; Ne-
beski zeigte, dass diese Hand bei jungen männlichen Exemplaren ähnlich
gestaltet ist, wie bei den Weibchen (T. IV. Fig. 41 von Nebeski). Dieses
erste Beinpaar ist beim weiblichen Geschlecht lange nicht so stark wie bei
dem männlichen (Taf. 4. Fig. S7). Das vierte Glied ist nahezu viereckig,
und das daraut folgende fünfte ist beim Weibehen länger und trägt an seinem
unteren Rande zwei starke Dornen. Die Kralle ist beim Weibchen nicht
gesägt. Das zweite Beinpaar ist bei beiden Geschlechtern gleich gestaltet
(Taf. 4. Fig. SS); das Basalglied ist ziemlich breit, das zweite und dritte
kurz, das vierte und fünfte langgestreckt. Die Endkralle ist bedeutend kleiner
als die des ersten Paares. Das dritte und vierte Beinpaar ist nahezu gleich
gestaltet, und man findet in ihren Gliedern zahlreiche Gruppen von Drüsen-
zellen (Taf. 4. Fig. 89). Von dem fünften, sechsten und siebenten Paare ist
das siebente das längste. Die Abdominalschwimmfüsse sind gut entwickelt
und zeigen, dass das 'T'hier ein guter Schwimmer ist. Die Springfüsse haben
keine gebogenen Endglieder, wie dies bei Corophium longicorne der Fall ist,
dieselben sind vielmehr ähnlich gestaltet, wie bei Amphithoö podoceroides.
An den beiden ersten Paaren sind die äusseren Endglieder kürzer als die
-t
=?
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 41)
inneren; für das dritte Paar gilt das Gegentheil (Taf. 4. Fig. 90). Alle diese
Endglieder sind mit zahlreichen Dornen besetzt.
Das Telson ist eine breite, halbmondförmige Lamelle, die in ihrer
Mitte nieht gefurcht ist: es ist kürzer als der Basaltheil des dritten Spring-
fusspaares.
Mierodeutopus gryllotalpa ist in der Kieler Bucht nicht selten; man
findet das 'Thier zwischen Miessmuscheln in geringer Tiefe; doch traf ich
es auch in grösserer Tiefe auf dem „Stoller Grunde“ an. Dieser Amphipod
hat eine grosse geographische Verbreitung; Costa fand ihn im Golf von
Neapel, Nebeski im Adriatischen Meere: auch an der englischen Küste ist
er heimisch.
Amphitho& podoceroides. Ratlıke. 1843.
Amphithoö podoceroides. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p. 79.
Tab. IV. fig. 4. 1843.
Amphithoö abbomaculata. Kröyer. Naturh. Tidsskr. Ny Raek. 2. B. p. 67. 1845.
Amphithoö littorina. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 59.
Amphithoö podoceroides (Tat. 4. Fig. 91) ist emer von den grössten
im Kieler Hafen vorkommenden Amphipoden, und kann leicht mit Gammarus
locusta verwechselt werden, da er die allgemeine Form der Gammariden
besitzt. Der Körper ist nicht plattgedrückt, sondern mehr seitlich eomprimirt.
Exemplare von 12—15 mm Länge sind nieht selten, und zwar sind die
Männchen grösser als die Weibchen.
Die Farbe des lebenden T'hieres ist eine graue und wird durch grosse
Pigmentzellen, die über den ganzen Körper verbreitet sind, hervorgebracht.
Ich habe drei dieser Pigmentzellen gezeichnet (Taf. 4. Fig. 92); sie zeigen
zahlreiche Fortsätze, sind mit einem Kerne versehen und anastomosiren unter-
einander, jedoch ohne Anhäufungen von Pigment zu bilden. Die Pigment-
zellen bleiben vielmehr meistens getrennt, so dass das T'hier punktirt
erscheint. Die Chitinhülle hat keine Zeichnungen aufzaweisen, es finden sich
nur auf dem letzten Abdominalsegmente in der Medianlinie einige feine
Borsten. Die Segmente des Körpers sind nicht alle gleich gross, das fünfte,
sechste und siebente 'T'horacalsegment ist etwas länger als die vorhergehenden.
Die ersten vier Epimerialplatten sind grosse, ovale Lamellen, die sich etwas
Nova Acta XLVII. Nr. 2. bt
is Dr. Henri Blanc. (p. 42)
iiber einander legen; die drei folgenden sind kleiner und in der Mitte flach
gebuchtet.
Der Kopf des Thieres ist grösser als das erste Segment und zeigt
an seinem vorderen Rande einen kleinen Fortsatz. Die Antennen, besonders
die unteren. sind stark entwickelt; bei dem Weibchen erreichen die oberen
Antennen, die etwas länger sind als die unteren, beinahe die Hälfte der
Körperlänge; beim Männchen sind diese oberen Antennen fast ebenso lang,
die Geissel dieses Antennenpaares besteht aus 24 Gliedern und ist länger
als der Basaltheil. Der Schaft der unteren Antennen ist stärker gebaut, da-
gegen wird hier die Geissel nur von 10 Gliedern gebildet und ist etwas
kürzer als der Schaft. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen zwi-
schen den zwei Antennenpaaren nahe dem Vorderrande des Kopfes. Die
Mundtheile sind so beschaffen, wie bei Corophium Tlongicorne, nur ist hier
der Taster der Mandibeln stärker und sein letztes Glied trägt zahlreiche
lange Borsten. Das fünfte Glied der beiden ersten Beinpaare ist zu einer
Hand umgebildet. Von diesen beiden Händen ist die des zweiten Paares
stärker als die des ersten, ihr unterer Rand ist beim Männchen (Taf. 4.
Fig. 93) etwas nach vorn gefurcht, so dass ein starker Vorsprung gebildet
wird: beim Weibchen (Taf. 4. Fig. 94) ist dieser Rand convex und zeigt
keinen Vorsprung. Die fünf folgenden Beinpaare nehmen nach hinten an
Länge zu; das dritte und vierte Paar enthält zahlreiche Drüsenzellen. Die
Schwimmfüsse des Abdomens sind nur schwach. Die Abdominalspringfüsse
besitzen ein breites Basalglied und zwei Endglieder von ungleicher Länge;
sie sind, besonders an ihren Extremitäten, mit kleinen Dornen versehen; an
den imeren Endgliedern des letzten Paares (Taf. 4. Fig. 95) befinden sich
lange Borsten.
Das Telson ist eine fast dreieckige Lamelle, deren äusserer Winkel
abgerundet ist; es ist am Rande mit kleinen Dornen besetzt und etwas
kürzer als das Basalglied des letzten Abdominalfusspaares.
Ich fand Amphithoö podoceroides in der Seegrasregion in Gesellschaft
mit Terebella zostericola. Das T'hier schwimmt vortrefflich; nach Nebeski
soll es mit Ulva Nester bauen; man findet es auch an der englischen und
norwegischen Küste.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 43) 9
Podocerus falcatus. Montagu. 1808.
Cancer (Gammarus) falcatus. Montagu. Trans. of Linn. Soc. IX. p. 100. pl. 5.
1—2. 1808. (5 jung.)
Jassa falcata. Leach. Edinb. Encyel. VII. p. 433. (5 jung.) 1813—18S14.
Jassa pulchella. Leach. Edinb. Enceyel. VII. p. 433. (5) 1813— 1814.
Jassa pelagieca. Leach. Edinb. Encyel. VII. p. 433. (©) 1813— 1814.
Podocerus pulchellus. Milne Edwards. Ann. des Se. nat. p. 884. (5) 1830.
Cerapus pelagieus. Milne Edwards. Hist. nat. des Crustaces. Vol. III. p. 61. (5 jung.) 1840.
Podocerus calcaratus. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. XX. p. 91. Tab. IV.
fig. 9. (8) 1843.
Podocerus falcatus. Thompson. Ann. and Mag. of Nat. Hist. XX. p. 274. 1847.
Podocerus falcatus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 255. pl. XLIV.
fig. 1. (5) 1862.
Podocerus pelagieus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 255. pl. XLIV.
fig. 2. (@ jung.) 1862.
Podocerus variegatus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 254. pl. XNLIH.
fig. 10. (@ alt.) 1862.
iv
or
=
Podocerus pulchellus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. :
fig. 8. (5) 1862.
3. pl. XLII.
Dieser Name umfasst nach Nebeski (25, pag. 41. Taf. IV. Fig. 42,
43, 44) eigentlich vier Species, nämlich: Podocerus pelagieus, pulchellus, fal-
catus und variegatus. Schon Boek (2) erkannte, dass Podocerus pelagicus,
pulchellus und falcatus nur eine Art repräsentiren, die er Podocerus falcatus
nannte. Die Unterscheidungsmerkmale dieser verschiedenen Species beschränkten
sich ausschliesslich auf die Form der Hand des zweiten Fusspaares und auf
die Länge der Antennen. Aber, wie wir schon bei Mierodeutopus gryllotalpa
fanden, dass diese Merkmale mit dem Alter und Geschlecht variiren, so ist
dies auch hier der Fall; leider hatte ich nur junge Männchen und einige
ältere und junge Weibchen zur Verfügung. Die ersteren hätte man schon
durch die grössere Dimension der Hand des zweiten Fusspaares von den
letzteren unterscheiden können. Ich konnte mich leicht überzeugen, dass
Spence Bate's Beschreibung von Podocerus pelagieus auf die jungen Weibehen
und die desselben Autoren von Podocerus variegatus auf die älteren Weibchen
passte. Die jüngeren Weibchen von 4 mm Länge hatten schwächere Antennen
als die älteren von 6 mm Länge. Die Form der Hand des zweiten Fuss-
paares stimmte bei den älteren genau mit Nebeski’s Abbildung überein.
11*
50 Dr. Henri Blanc. (p. 44)
Diese Hand ist nämlich oval und ihr unterer Rand verläuft zuerst convex
und dann concav (Taf. 4. Fig. 97). Nebeski zeigte durch Vergleichung der
Männchen bei Podocerus falcatus weiter, dass hier zwei Formen von Männchen
existiren, die sich durch die verschiedene Länge der Antennen und durch die
verschiedene Form der Hand unterscheiden. Er wies nach, dass die eine Form
(dieser Männchen Podocerus falcatus von Spence Bate ist, und die andere
Podocerus pulchellus. Es standen mir leider nur zwei Männchen zur Verfügung,
von denen ich das eine abgebildet habe (Taf. 4. Fig. 96); ich bin daher nicht
in der Lage, Nebeski’s Beobachtungen bestätigen zu können.
Meine beiden männlichen Exemplare waren vollkommen gleich gestaltet
und sind als Podocerus falcatus Spence Bate zu bestimmen, was aus dem Fol-
genden hervorgeht. Die Form des Körpers ist die von Microdeutopus gryllotalpa.
Ihre Länge beträgt 5 mm. Das T'hier ist von grauer Farbe und schwarz
gefleckt; (diese Flecken werden durch kleine Chromatophoren hervorgebracht.
Neheski unterscheidet zwei Farbenvarietäten, die durch den Aufenthaltsort
bedingt sind. Die eine, mit gering auftretenden Pigmenten, fand er zwischen
Tubularien:; die andere, mehr gefleckt und von röthlichbrauner Farbe, zwischen
Ceramieien-Arten. Die Exemplare, die ich untersuchte, erhielt ich durch
dretschen in einer Tiefe von 15 m auf grauem Sande. Die 'T'hiere hatten
sich aus Sandkörnchen Gehäuse gebaut, die auf kleinen Thheilchen abgestor-
benen Seegrases befestigt waren; auf grauem Sand im Aquarium gehalten
konnte ich dieselben kaum vom umgebenden Sande unterscheiden. Diese
graue Farbe wird jedenfalls von allen Podoceriden, die auf grauem Sande sich
aufhalten, angenommen; die grauen Individuen könnten also als eine Farben-
varietät aufgefasst werden. Wenn jedoch die Angabe Spence Bate's richtig
ist, dass bei unruhigem Wasser die T'hiere sich auf den Boden des Meeres
sinken lassen, so ist Nebeski’s Farbenauffassung nicht annehmbar. Die
Chitinhülle des Körpers zeigt weder Zeichnungen noch Fortsätze. Die 'Tho-
racalsegmente sind untereinander gleich; dasselbe gilt von den Abdominal-
segmenten, mit Ausnahme des letzten, das kleiner ist. Die Epimerialplatten
sind eirund, klein und decken sich theilweise. Der Kopf ist länger als das
erste Segment und zeigt am vorderen Rande nach unten eine tiefe Ein-
buchtung. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen nahe am Vorderrande
hinter der Insertionsstelle der oberen Antennen. Beide Antennenpaare sind
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 45) 81
kräftig und von derselben Länge; die unteren des Männchens sind viel stärker
als die entsprechenden beim Weibehen. Der dreigliedrige Schaft der oberen
trägt eine Geissel und eine Nebengeissel: die Geissel, welche so lang als
der Schaft ist, besteht aus acht langen Gliedern, deren jedes zwei Riech-
zapfen trägt. Die Nehengeissel (Taf. 4. Fig. 98) ist eingliedrig. Der Schaft
der unteren Antennen ist, wie oben erwähnt, kräftiger und bedeutend länger
als der Schaft der oberen; die Geissel ist schr kurz und wird nur von fünf
Gliedern gebildet.
Die Mundtheile gleichen denen von Microdeutopus gryllotalpa und von
Amphithoe podoceroides.
Das erste Beinpaar (Tat. 4. Fig. 99) ist kleiner als das zweite; beide
besitzen eine Hand, und zwar ist die des ersten Paares oval, die des zweiten
langgestreckt (Taf. 4. Fig. 100), und bildet durch eine Einbuchtung seines
unteren Randes einen dicken Fortsatz in der Nähe der Insertionsstelle der
Endkralle. Der obere Rand dieses Vorsprunges ist fein gezähnt. Die End-
kralle ist stark, und ihre Spitze erreicht die Mitte des unteren Randes der
Hand. Das dritte und vierte Beinpaar sind dünn und von derselben Länge;
sie enthalten ebenfalls Gruppen von Drüsenzellen, deren Secret wahrscheinlich
zum Aufkleben der Sandpartikelchen beim Nestbau dient. Das fünfte, sechste
und siebente Beinpaar besitzen ein breites Basalglied; das siebente ist das
‘grösste von ihnen. Die Abdominalschwimmfüsse sind gut entwickelt. Die
Endglieder der drei Springfusspaare sind verschieden gestaltet, indem die
Endglieder des letzten Paares sehr kurz und spitz sind (Taf. 4. Fig. 101);
das äussere Endelied ist stark nach aussen gerichtet. Beide Endglieder
tragen an ihrer Extremität einen starken Dorn (a). Das Telson ist eine
dreieckige Platte.
Die sonderbare Gestalt der letzten Abdominalanhänge dürfte nach
Spence Bate den Thieren zum Zurückziehen in ihre Röhren dienen. Nach
Nebeski sollen sie als Ankerapparate functioniren, vermöge deren die Thiere
sich gegen Wellenschlag in ihren Röhren festhalten können. Die von mir
oft beobachtete Schnelligkeit, mit welcher das Zurückziehen des Thieres in
sein Gehäuse geschieht, veranlasst mich Spence Bate Recht zu geben.
Ich fand Podocerus falcatıs nur ein einziges Mal, und zwar in den
äusseren T'heilen der Bucht auf dem „Stoller Grunde“, in einer Tiefe von 18 m.
82 Dr. Henri Blanc. (p. 46)
Ich traf es daselbst bei sehr ruhigem Wasser in Gesellschaften, was Spence
Bate’s Behauptung, dass die Thiere nur bei unruhigem Wasser auf dem
Meeresboden sich aufhielten, widersprechen würde.
Das Thier scheint weit verbreitet zu sein, da man es in den nor-
dischen Meeren bis Grönland und auch im Mittelmeer gefunden hat.
II. Subfam. Corophinae.
Corophium longicorne. Fabricius. 1793.
Corophium longicorne. Fabrieius. Ent. syst. p 515. T. 2. 1793.
Corophium longicorne. Latreille. Gen. Crust. at Ins. i. p. 59. 107.
Corophium longicorne. Milne Edwards. Hist. nat. des Crustaces. 1840. Vol. III. p. 66.
Corophium longicorne ist für die Kieler Bucht der einzige Repräsentant
dieser Unterfamilie. Der Körper ist stark plattgedrückt (Taf. 4. Fig. 102),
also isopodenähnlich; er erreicht eine Länge von S—10 mm, und zwar sind
die Männchen immer kleiner als die Weibchen (Taf. 5. Fig. 103). Das lebende
Thier ist dunkelgrau gefärbt; diese Farbe wird dureh viele Chromatophoren
hervorgerufen, die so ineinander übergehen, dass dunkelgefärbte Flecken ent-
stehen (Taf. 5. Fig. 104). Das Integument ist derb, zeigt keine besonderen
Zeichnungen und enthält, namentlich in den beinförmigen Antennen des Männ-
chens, viel kohlensauren Kalk, wovon man sich durch Zusatz von Säuren
leicht überzeugen kann.
Die Thoracalsegmente sind ungleich: das erste von ihnen ist nur klein,
während die anderen an Länge zunehmen, so dass das siebente ungefähr
doppelt so lang ist als das erste. Die Epimerialplatten sind von sehr geringer
Grösse; die Abdominalsegmente sind hinsichtlich ihrer Grösse ebenfalls unter-
einander verschieden: die beiden ersten sind weniger entwickelt als das
dritte, welches so lang wie breit und an seinem hinteren Rande ab-
gerundet ist. Der Kopf ist breit und zeigt auf der Medianlinie einen Vor-
sprung der Chitinhülle, der nicht über den Rand des Kopfes hervortritt. Die
Augen sind klein, kreisrund und stehen etwas seitlich, nahe dem Vorderrande
des Kopfes. Die oberen Antennen sind in der Nähe der Medianlinie auf
beiden Seiten des conischen Vorsprunges inserirt: sie sind kurz und im
Vergleich mit den unteren, sehr dünn und schwach, ihre Länge beträgt ein
Geringes mehr als ein Drittel der Körperlänge. Ihr Schaft wird von drei
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 47) s3
Gliedern gebildet, von denen das Basalglied das längste ist. Die Geissel
besteht beim Männchen aus sechszehn, beim Weibchen nur aus dreizehn
Gliedern; die letzten Glieder derselben tragen je einen Riechzapfen. Die
unteren Antennen fallen durch ihre merkwürdige Stärke sofort ins Auge.
Ihre Länge ist bei beiden Geschlechtern verschieden; beim Weibehen (Taf. 5.
Fig. 103) sind sie bedeutend kürzer und erreichen kaum die Hälfte der
Körperlänge, während sie beim Männchen (Taf. 4. Fig. 102 u. Taf. 5. Fig. 105)
von der Körperlänge sind. Der Schaft macht den grössten "Theil der unteren
Antennen aus; das erste Glied desselben ist kurz, das zweite etwas länger und
das dritte so lang wie beide zusammen; an seinem inneren und vorderen Theile
ist das letztere mit zwei starken Dornen versehen (Taf. 5. Fig. 105). Das
vierte Glied, welches beinahe von derselben Länge ist wie das vorhergehende,
ist etwas dünner. Die sehr kurze Geissel, die vom Schaft scharf abgegrenzt
ist, ist etwas kürzer als das letzte Schaftglied und besteht nur aus zwei
Gliedern, deren letztes ebenfalls sehr kurz ist. Die unteren Antennen des
Weibchens unterscheiden sich von denen des Männchens durch ihre geringere
Länge.
Die Mundtheile sind im Allgemeinen die von Gammarus locusta, zeigen
aber doch besondere Unterschiede. Der dreigliedrige Taster der Mandibeln
(Taf. 5. Fig. 106) ist hier kleiner als bei den Gammariden. Das erste
Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 10%) besteht aus einem Gliede, welches sich als
Lamelle fortsetzt und einen zweigliedrigen Taster trägt. Das zweite Kiefer-
fusspaar (Taf. 5. Fig. 108) zeigt nichts Merkwürdiges. Der eigentliche Fuss
des dritten Kieferfusspaares ist klein (Taf. 5. Fig. 109) und sein innerer
lamellenförmiger Anhang sehr kurz, im Gegensatz zu dem äusseren, welcher
ihn an Länge um das Doppelte ühertrifft.
Die T’horacalbeinpaare sind, mit Ausnahme des siebenten, kurz und
dünn. Das erste Paar dient als Kauwerkzeug (Taf. 5. Fig. 105), weshalb es
stets nach vorn gerichtet ist; sein fünftes Glied ist nicht als Hand zu bezeichnen:
es streckt sich vielmehr in die Länge, zeigt einen gezähnten vorderen Rand
und trägt eine kurze Kralle (Taf. 5. Fig. 110). Das vierte Glied ist an
seinem unteren Rande mit langen Borsten versehen. Die beiden ersten Bein-
paare sind bei beiden Geschlechtern ähnlich gestaltet; auch das fünfte Glied
des zweiten Paares ist nicht zu einer Hand umgebildet (Taf. 5. Fig. 111).
s4 Dr. Henri Blanc. (p. 48)
Das Basalglied dieses Paares ist gerade und kurz, das zweite sehr klein und
das dritte und vierte Glied legen sich vollständig aneinander, so dass eine
Verbreiterung des Beines dadureh entsteht. Der untere Rand des dritten und
vierten sowie auch des fünften Gliedes ist mit langen Borsten versehen. Die
Kralle ist bedeutend länger als die des vorhergehenden Paares. Das dritte
und vierte Paar sind etwas kürzer und zeigen eine wenig entwickelte Musku-
latur, dagegen zahlreiche Drüsenzellen, besonders in dem Basalgliede. Diese
Drüsen sind schon von ihrem Entdecker Hoek (11, pag. 126. Fig. 14, 15, 16.
Taf. V) und von Nebeski bei Podocerus (25, pag. 2. Fig. 1—9) so gut be-
schrieben worden, dass ich mich nicht länger aufzuhalten brauche. Das fünfte
Beinpaar ist klein, das vierte und fünfte Glied etwas nach aussen gebogen
(Taf. 5. Fig. 112); das siebente Paar ist bedeutend länger als die vorigen
Paare und erreicht die hintere Extremität des Körpers. Die drei Schwimm-
fusspaare des Abdomens besitzen breite Basalglieder (Taf. 5. Fig. 113), welche
nach innen einen breiten Fortsatz zeigen. Die Muskulatur der Anhänge ist
besonders entwickelt; von den zwei Endgliedern dieser Fusspaare ist das
innere Jänger als das äussere, aber beide sind mit langen Borsten versehen.
Das erste Springfusspaar (Taf. 5. Fig. 114) ist lang: auf seinem etwas nach
aussen gebogenen Basaltheil befinden sich zwei Endglieder, die das Ende des
Körpers erreichen. Das zweite Springfusspaar ist kürzer als das erste: das
dritte Paar weicht in seinem Bau von den anderen ab, indem sein kurzer
Basaltheil nur ein einziges Endglied trägt, welches die Form einer kreis-
runden Lamelle, deren Rand mit langen Borsten besetzt ist, zeigt. Das
Telson ist sehr kurz und halbmondförmig.
Das Thier ist, wie aus dem Bau der 'T'horacalbeinpaare hervorgeht,
zum Gehen eingerichtet; andererseits zeigen die breiten Schwimmfüsse und
deren starke Muskulatur, dass es auch gut zu schwimmen vermag. In der
That fand ich Corophium bei Nacht an der Oberfläche schwimmend; am Tage
verbirgt es sich im Schlamm und Sande. Schon bei trübem Wetter verlässt
das T'hier seinen Aufenthaltsort am Trage, um an die Oberfläche des Wassers
zu schwimmen. Bei meinem häufigen Suchen nach Corophium longicorne fand
ich zu verschiedenen Jahreszeiten stets mehr Weibehen als Männchen.
Dieser Amphipod ist in der Bucht nicht selten; man findet ihn
ausserdem an der preussischen Küste, in der Traveminder Bucht, im Neu-
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 49) 55
fahrwasser Hafen und ausserhalb der Ostsee, in der Nordsee und an der
Westküste von Frankreich.
Fam. Caprellidae.
Proto ventricosa. Müller. 1776.
Sqvilla ventricosa. O. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. p. 360. 1776.
Gammarus pedatus. Abilgaard. Zool. Dan. Fasc. Ill. p. 33. tab. LVI. fig. (1—3). ©.
tab. CI. fig. 1—2. 5. 1789.
Cancer gammarus pedatus. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 6. pl. 2. fig. 6. 1815.
Proto pedata. Leach. Linn. Trans. p. 362. 1815.
Leptomera pedata. Latreille. Regne animal III. p. 51. 1817.
Leptomera ventricosa. Desmarest. Consid. sur les Crustaces p. 276. ©. 1925.
Proton pedata. Desmarest. Consid. sur les Crustaces. 5. @. 1825.
Der Körper (Tat. 5. Fig. 115) ist ähnlich gestaltet wie der von
Caprella linearis, also langgezogen, fast linear. Die Länge des "Thieres
variirt sehr mit Geschlecht und Alter: die grössten von mir gemessenen
Männchen waren 15 mm lang; die grössten ausgebildeten Weibchen dagegen
nur 9mm. Hoek (11, pag. 114) giebt als Länge der grössten männlichen
{mm, als Länge der grössten weiblichen Exemplare aber 6 mm an. Hieraus
geht hervor, dass Hoek’s Exemplare entweder nicht vollständig ausgebildet
waren, oder dass die niederländischen Nordsee-Exemplare im Allgemeinen
kleiner sind als in der Ostsee. Nach Mayer (24 bis, pag. 22) sind die
Exemplare von Neapel 10 mm lang, Männchen wie Weibchen; dagegen er-
reichen die der englischen Küsten eine Länge bis zu 19 mm.
Die Farbe des T'hhieres ist nicht constant: es kann durchsichtig
weiss, blau, grün, ja dunkelroth gefärbt sein. Diese verschiedenen Färbungen
sind durch Anpassung bedingt und werden durch grosse Chromatophoren, die in
der Hypodermis liegen, hervorgebracht. Ausserdem fand ich bei lebenden 'T'hieren,
welche mit Terebella zostericola auf dem Seegras zusammen vorkamen, auf
der ganzen Länge des Darmes, den letzteren umgebend, grosse Zellen (a)
mit amöboiden Fortsätzen (Taf. 5. Fig. 116). Diese Zellen waren mit einem
körnigen, braungefärbten Inhalt gefüllt, der jedoch den Kern der Zelle
erkennen liess. Diese mit gefärbtem Inhalte versehenen Zellen haben aber
mit den Chromatophoren (b), die sich nach Hoek’s und meinen Beobachtungen
Nova Acta XLVII. Nr. 2. 12
Ss6 Dr. Henri Blanc. (p. 50)
-
in dem Bindegewebe vorfinden (Taf. 5. Fig. 116) und auch im Neurilemm
verbreitet sind, nichts zu thun. Mayer (24 bis, pag. 147) führt bei der Be-
schreibung des Darmes der Caprelliden eine Bindegewebshülle mit zahlreichen
Pigmentzellen an: nach seiner Abbildung (Taf. 8. Fig. 6), die ein Stück des
Mitteldarmes von Caprella aeqwilibra vorstellt, sind aber die Pigmentzellen nicht
die von mir beobachteten, denn sie zeigen die gewöhnliche Form der Chromato-
phoren. — Jene amöboiden Zellen gehören vielmehr zu der Darmwandung
und ihre Färbung wird jedenfalls vom Darminhalt des Thieres beeinflusst.
Nach Matzdorff (21, pag. 28), der etwas Aehnliches bei Idotea trieuspidata
beobachtete, haben diese gefärbten Zellen keinen Einfluss auf die Gesammt-
färbung des 'T’hieres; jedoeh spricht ihre Form und ihr Vorkommen nur bei
den röthlich gefärbten Exemplaren dafür, dass sie auf diese Gesammtfärbung
nicht ohne Einfluss sein können.
Der Körper wird hauptsächlich von Kopf und Thorax gebildet; das
Abdomen ist rudimentär. Das erste T'horacalsegment ist vollständig mit dem
Kopfe zu einem Üephalothorax verschmolzen. Die drei folgenden T'horacal-
segmente sind unter einander gleich, aber grösser als der Cephalothorax.
Das fünfte und sechste Segment ist etwas länger; das siebente bleibt
nur kurz.
Der Kopf ist nach vorn stark abgestumpft; die Augen sind kreisrund,
klein und liegen mehr zwischen den Insertionsstellen der beiden Antennen-
paare. Diese letzteren sind von ungleicher Länge: die oberen sind die
längsten und erreichen etwas mehr als die Hälfte der Körperlänge; ihr
Schaft wird von drei langen Gliedern gebildet, deren erstes etwas kürzer
ist als die beiden anderen. An der Geissel zählt man fünfzehn Glieder, die
gegen die Spitze hin an Länge zunehmen: jedes dieser Glieder trägt einen
langen Riechzapfen. Die unteren Antennen sind nicht so lang wie die
oberen; ihr viergliedriger Schaft erreicht die Hälfte des letzten Schaftgliedes
der oberen Antennen. Die Geissel ist kurz und wird nur von vier Gliedern
gebildet.
Die Mundtheile stehen denen von Amphithoö podoceroides sehr nahe.
Die Mandibeln zeigen einen besonders stark entwickelten Kautheil (Taf. 5.
Fig. 117), jedoch ohne untere Chitinleiste; der dreigliedrige Mandibulartaster
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 51) 57
ist lang und dünn. Das erste Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 118) wird nur
von einer breiten rechtwinkeligen Lamelle, die einen kleinen zweigliedrigen
Taster trägt, gebildet. Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 119) besteht
aus zwei Lamellen, deren innere die kleinste ist; beide Lamellen sind auf
ihrem oberen inneren Rande mit starken Borsten versehen. Von dem dritten
Kieferfusspaare (Taf. 5. Fig. 120) ist der eigentliche Fusstheil der bedeutendste,
und von den zwei blattförmigen Fortsätzen der beiden ersten Glieder ist der
kleinste auf seinem oberen Rande mit besonderen Zähnchen besetzt.
‚Jedes T'horacalsegment trägt ein Beinpaar. Ausserdem befinden sich
an der Insertionsstelle der Beinpaare des zweiten, dritten und vierten Segments
ein Paar Kiemensäckehen. Die Epimerialplatten fehlen vollständig. Das erste
T'horacalbeinpaar ist am Kopfe angebracht, das fünfte Glied bildet eine Greif-
hand, deren unterer Rand an seiner Basis einen starken Vorsprung macht,
die gebogene Kralle erreicht diesen Vorsprung. Diese Hand hat bei beiden
Geschlechtern dieselbe Form. Das zweite Paar ist bedeutend stärker ent-
wickelt als das erste, vornehmlich die Hand, deren Form sonst aber nicht
von der der ersten Hand abweicht (Taf. 5. Fig. 121); an lebenden Thieren ist
ihr unterer Rand von einem chitinösen Saum umgeben. Diese Hand ist eben-
falls bei beiden Geschlechtern gleich gestaltet. Das dritte Beinpaar ist kürzer
als das vorhergehende, seine fünf Glieder bleiben dünn; bei grossen Männchen
ist jedoch das fünfte Glied noch als eine kleine Hand anzusehen. Die End-
kralle ist stark wie bei allen übrigen Beinpaaren. Das fünfte Beinpaar ist
ausserordentlich klein, da sein Basalglied vollständig rudimentär ist. Das
fünfte, sechste und siebente Beinpaar ist am hinteren Ende des entsprechenden
Segmentes inserirt. Das rudimentäre Abdomen trägt zwei Paar zweigliedrige
Anhänge, deren innere Ränder mit feinen Haaren besetzt sind.
Proto ventricosa findet sich sehr häufig in der Kieler Bucht zwischen
Algen, Seegras, Polypen und Spongien, auf denen es sich mit seinen Endkrallen
festhält. Ich habe das Thier aber auch oft in der Tiefe gefunden. "Trächtige
Weibchen traf ich im Hochsommer an; die Männchen waren in geringerer
Zahl vorhanden. Wie Caprella linearis, sein nächster Verwandter, schwimmt
das 'T'hier vortrefflich. Ausserhalb der Ostsee findet man es auch im Mittel-
meer, an der Westküste Frankreichs und in der Nordsee.
ss Dr. Henri Blanc. (p. 52)
Caprella linearis. Linne, 1767.
Caprella linearis. Linne. Syst. Nat. tab. XU. d. 1056. 1767.
Sqvilla lobata. OÖ. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. p. 197. t. 359. 1776.
Sgqvilla quadrilobata. O.F. Müller. Zool. Dan. prodrom. Fase. I. p. 21. tab. LVI. f. 4—6.
Gammarus quadrilobatus. ©. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. Fasc. III. p. 58. tab.
LXIV. f. 11—12. 2. 1789.
Caprella lobata. Guerin. Iconogr. Crust. pl. XXVIIL fig. 2.
Caprella laevis. Goodier. Edinb. New. Phil. Journ. XXXII. pl. II.
Caprella linearis (Taf. 5. Fig. 122) hat ganz dieselbe Form wie Proto
ventricosa, lässt sich aber sofort von diesem Amphipoden durch eine geringere
Anzahl der Gliedmassen unterscheiden. Die Länge des Körpers varürt sehr
nach Geschlecht und Alter; die Männchen sind immer grösser als die
Weibehen. Die von mir untersuchten grössten Männchen waren 16 mm lang;
die grössten Weibehen, deren Bruttaschen mit schon entwickelten Embryonen
gefüllt waren, S mm. Doch beobachtete ich auch schon junge Weibchen von
5 mm Länge, welche mit Eiern gefüllte Bruttaschen zeigten.
Caprella linearis hat ein dickes Integument; hier und da konnte ich
in demselben abgelagerte sogenannte „Cristallites“ erkennen, welche wahr-
scheinlich Kohlensäurekalk sind, da nach einem Zusatz von Salzsäure oder
Essigsäure eine Gasentwiekelung stattfindet. Die Chitinhülle ist nicht glatt
wie bei Proto ventricosa, sondern bildet auf der Dorsalseite dornenähnliche
Fortsätze, deren Anwesenheit jedoch nicht zur Bestimmung der Art dienen
kann. Schon Hoek (11, pag. 109) zeigte richtig, dass die von Spence
Bate und Westwood abgebildete Caprella linearis mit glattem Rücken
(1, Vol. II. pag. 52) nur eine Jugendform dieser Art ist, und dass da-
gegen die als Caprella lobata abgebildete Form derselben Autoren (1, Vol. I.
pag. 57) weiter nichts vorstellt, als ein ausgebildetes Männchen von Caprella
linearis. Ich selbst fand Individuen, deren Rücken vom Kopf bis zum Ende
mit Dornen, Erhöhungen und lanzettförmigen Cutiewarbildungen besetzt war
(Taf. 5. Fig. 122). Diese T'hiere glichen vollkommen der von Spence Bate
abgebildeten Caprella histrix (1, Vol. Il. pag. 63), worauf schon Hoek auf-
merksam gemacht hat. Die Caprella histrix dieser Autoren, die nicht dieselbe
ist, wie die von Kröyer aufgestellte Species desselben Namens, kann nicht
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 53) 59
einmal als Varietät von Caprella linearis gelten, da ich zahlreiche Uebergänge
von Individuen mit wenig Erhöhungen auf dem Rücken (Taf. 5. Fig. 123) zu
Individuen mit vielen und grossen Erhöhungen fand (Taf. 5. Fig. 122). Gegen
Hoek’s und meine Behauptung will Mayer doch diese Art von Spence Bate
beibehalten. In der Hypodermis liegen zahlreiche isolirte grosse Chromatophoren,
die selten mit einander anastomosiren. Ausserdem fand ich, wie bei Proto
ventricosa, grosse, den Darm umgebende Zellen, die ebenfalls mit einem braunen
Pigment angefüllt waren. Diese Chromatophoren und wahrscheinlich auch diese
Pigmentzellen bewirken, dass die Farbe sehr verschieden ist.
Das erste T'horacalsegment ist, wie auch bei Proto ventricosa, mit dem
Kopfe verschmolzen und bildet” einen Cephalothorax. Die vier folgenden
Thoracalsegmente sind gleichlang; nämlich so lang wie der Cephalothorax ;
die zwei letzten sind kürzer. Das Abdomen ist rudimentär und besteht nur
aus zwei deutlichen kleinen Segmenten; das erste trägt an seiner ventralen
Seite zwei kleine seitliche Stummel (Taf. 5. Fig. 129). Der Kopf ist beimalıe
so lang wie breit und bildet nach vorn eine Art „Pars frontalis“, auf welcher
die Antennen inserirt sind. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen
nahezu in der Mitte des Kopfes. Das erste Antennenpaar, das bei beiden
Geschlechtern das längste ist, erreicht die Hälfte der Körperlänge; von dem
dreigliedrigen Schaft ist das mittlere Glied das längste, das dritte geht all-
mälig in eine Geissel über, die meistens aus siebzehn Gliedern besteht,
diese Glieder sind langgestreckt und jedes trägt an seinem vorderen Ende
einen Riechzapfen. Die unteren Antennen sind beim Weibchen etwas länger
als der Basaltheil der oberen; beim Männchen pflegen sie dagegen kürzer zu
sein; ihre Geissel besteht nur aus zwei Gliedern, von denen das letzte sehr
kurz ist. Diese unteren Antennen tragen auf ihrem viergliedrigen Schafte
sowie auf der Geissel lange Borsten, welehe Haller (9) Ruderborsten genannt
hat, und nach deren Zahl und Anordnung er einzelne Arten unterscheidet.
Ich fand jedoch bei Caprella linearis die Zahl sowie die Anordnung dieser
Ruderborsten sehr verschieden, und kann also dieses Unterscheidungsmerkmal
nicht gelten lassen.
Die Mundtheile sind beinahe gleich denen von Proto ventricosa, nur die
Mandibeln (Taf. 5. Fig. 124) entbehren ganz eines Mandibulartasters; das
90 Dr. Henri Blanc. (p. 54)
dritte IXieferfusspaar zeigt einen gut entwickelten Tastertheil (Taf. 5. Fig. 125).
Die Zahl der 'T'horacalbeinpaare ist, wie schon gesagt, geringer als bei Proto
ventricosa, da das dritte und vierte T’horacalbeinpaar fehlt. Das erste Bein-
paar, das durch die Bildung eines Cephalothorax etwas nach vorn zu liegen
kommt, ist klein; sein fünftes Glied bildet eine Greifhand, die bei beiden
Geschleehtern ähnlich gestaltet ist; ihr unterer, beinahe gerade verlaufender
Rand, ist an seiner Basis mit zwei Dornen versehen (Taf. 5. Fig. 126). Das
zweite Beinpaar ist bedeutend grösser und ist weit entfernt von dem ersten,
da es in der Mitte und nicht am vorderen T’heile des Segmentes inserirt ist.
Beim Männchen ist diese Entfernung der beiden Beinpaare erheblich. Das
fünfte Glied ist ebenfalls zur Greifhand, deren Gestalt bei den beiden Ge-
schlechtern verschieden ist, umgebildet. Beim Männchen (Taf. 5. Fig. 127) ist
diese Hand in die Länge gezogen und ihr unterer Rand zeigt drei starke
Vorsprünge, deren erster mit zwei deutlichen Dornen besetzt ist. Die Kralle
erreicht nicht, wie es beim ersten Paare der Fall ist, das hintere Ende des
Randes, sondern nur den ersten Vorsprung. Bemerkenswerth ist, dass das
vierte Glied, das sogenannte Verbindungsglied, rudimentär bleibt; die Hand
ist bei jungen Männchen fast eirund und zeigt keine Andeutung von Vor-
sprüngen. Beim Weibchen (Taf. 5. Fig. 128) ist die Hand des zweiten
Beinpaares schmaler, der hintere untere Vorsprung ist auch lange nicht so
stark, und an dem vorderen Theile des unteren Randes finden sich nur zwei
Erhöhungen. Haller (8, pag. 355. Fig. 31. A. B.) hat in dieser Hand einige
einzellige Drüsen, die an dem unteren Rande nach aussen münden, entdeckt.
Diese beiden Handformen konnte ich bei allen von mir untersuchten Exem-
plaren beobachten, und zwar sowohl bei solchen, deren Rücken mit vielen,
als auch bei solchen, deren Rücken mit wenig Dornen versehen war. Das
dritte und vierte T’horacalsegment entbehren vollständig der Gliedmassen und
tragen nur die Kiemensäckehen. Die drei letzten Beinpaare sind nahezu
gleichlang und am hinteren Theile des Segmentes inserirt; die Kralle dieser
Beinpaare ist beinahe so stark wie die der beiden ersten. Es sind also
Schreitfüsse,
Ich fand Caprella linearis oft in der Kieler Bucht, und zwar sowohl
am Ufer, als auch in grüsserer Tiefe. Das Thier traf ich meistens auf
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 55) 91
Zostera marina, Polysiphonia und Ceramium, aber auch auf Amorphina. Ob-
gleich die Gliedmassen zum Laufen eingerichtet sind, schwimmt dieses Thier
gleichwohl gut, und zwar, indem es sich durch Zusammenkrimmen des
Körpers gleichsam hüpfend fortbewegt. Nach Noll (26, pag. 38 mit Fig.)
soll es nur bei Nacht schwimmen, ich konnte dies aber auch am Tage
beobachten.
Caprella linearis hat eine grosse geographische Verbreitung. Man
findet diesen Amphipoden im Mittelmeer, an der nördlichen und westlichen
Küste Frankreichs und in der Nordsee.
92 Dr. Henri Blanc. (p. 56)
Verzeichniss der eitirten Literatur‘)
I. Spence Bate and Westwood, J. A history of the British sessileeyed Crustacea.
2 vol. London 1863—1868.
Boeck, A. Crustacea amphipoda borealia et arctica. (Saerskilt aftrykt af Vidensk.-
Selsk. Forhandlinger for 1870.)
[892
3. Boeck, A. De Skandinaviske og Arktiske Amphipoda. Förste Hefte. Christiania
1872.
4. Bruzelius, R. Bidrag till Kännedomen om Skandinaviens Amphipoda Gammaridea.
(Kongl. Svenska Vetenskaps-Akad. Handl. Ny Följd. Bandet 3. 1859.)
5. Claus, ©. Der Organismus der Phronomiden. (Sep.-Abdruck aus den Arbeiten des
zoologischen Instituts der Universität Wien, Bd. 2. 1879.)
6. Costa, A. Richerche sui Crustacei amfipodi del regno di Napoli. (Memorie della
Reale Accad. delle Scienze, Fasc. 1 per l’anno 1852. Napoli 1856.)
. Desmarest, A. Considerations generales sur la classe des Crustaces. Paris-
—1
Strasbourg 1825.
[6)
. Haller, G. Beiträge zur Kenntniss der Laemodipodes filiformes. (Zeitschrift für
wissenschaftliche Zoologie Bd. 33. 1880.)
9. Haller, G. Vorläufige Notizen über die Systematik der im Mittelmeere vorkom-
menden Caprelliden. (Zoologischer Anzeiger 2. Jahrg. 1879.)
10. Heller, C. Beiträge zur näheren Kenntniss der Amphipoden des Adriatischen
Meeres. Wien 1866.
I1. Hoek, P. Carcinologisches, grösstentheils gearbeitet in der zoolog. Station der
Niederl. zoolog. Gesellschaft. (Sep.-Abdruck aus Tijdschr. d. Ned. dierk. Vereen.
Deel IV. 1879.)
*) Die Nummern dieses Verzeichnisses entsprechen den in der Abhandlung bei den
einzelnen Citaten vorkommenden, welche auf diese Literatur hinweisen sollen.
15.
23.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 5%) 98
Hoek, P. Die Crustaceen, gesammelt während der Fahrten des „Willem Barents“
in den Jahren 1878 und 1879. (Sep.-Abdruck aus dem Niederl. Archiv für
Zoologie. Suppl.-Bd. 1. 1882.)
. Kröyer, H. Grönlands amfıpoda. (Vid. sul. naturwid. og mathem. Afh. VI. deel.
1838.)
. Lenz, H. Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. I. Theil. (Anhang zu
dem Jahresberichte 1874—1875 der Commission zur wissenschaftlichen Unter-
suchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin 1878.)
Lenz, H. Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. II. Theil. (Anhang zu -
dem Jahresberichte 1877—1881 der Commission zur wissenschaftlichen Unter-
suchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin 1882.)
-
. Leydig, F. Ueber Amphipoden und Isopoden. (Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie Bd. 30. 1878. Suppl.)
. Lindström. Bidrag till Kännedomen om Österojoies invertebrat fauna. 1855.
. Müller, Fr. Orchestia, Euchore und Gryphus, neue Arten aus der Ostsee. (Archiv
für Naturgeschichte 14. Jahrg. Bd. 1.)
. Müller, Fr. „Für Darwin“. Leipzig 1864.
. Milne Edwards. Histoire naturelle des Crustaces. 3 vol. avec atlas. Paris 1840.
. Matzdorff, C. Ueber die Färbung von Idotea trieuspidata Des. Tnaug.-Dissert.
Jena 1582.
. Metzger, A. Crustaceen aus den Ordnungen Ediiophthalmata und Podophthalmata.
(Jahresbericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen
Meere in Kiel für die Jahre 1872—1873. Berlin 1875.)
Möbius, K. Die wirbellosen Thiere der Ostsee. (Jahresbericht der Commission zur
wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel für das Jahr 1871.
Berlin 1873.)
Mayer, P. Carcinologische Mittheilungen. (1. Hft. der Mittheilungen aus der zoo-
logischen Station zu Neapel. 1879.)
a. Mayer, P. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. VI. Monographie: die
Caprelliden. 3. Jahrg. 1882.
5. Nebeski, A. Beiträge zur Kenntniss der Amphipoden der Adria. Wien 18S0.
(Sep.-Abdruck aus den Arbeiten des zoologischen Instituts zu Wien. Tom. III.
Heft 2. 1880.)
. Noll,C. Mein Seewasser-Zimmeraquarium. (Zoologischer Garten 22. Jahrg. Nr.2. 1881.)
„Rathke, H. Beiträge zur Fauna Norwegens. Orustacea. (Nova Acta Academiae
Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum. Tom.XX. 1843.)
. Sars, 0. Histoire naturelle des Orustaces d’eau douce de Norvege. Christiania 1867.
Nova Acta XLVII. Nr. 2. 13
Dr. Henri Blanc. (p. 58)
. Stebbing, Th. On the genus Bathyporeia. (Annals and Magazine of Natural Hi-
story. 8. 4. vol. 15. 1875.)
. Wrzesniowski, A. Vorläufige Mittheilungen über einige Amphipoden. (Zoologischer
Anzeiger. 2. Jahrg. 1879.)
. Wrzesniowski, A. Goplana polonica. Warszawa 1881.
Zaddach, G. Synopseos Crustaceorum prussicorum prodromus. Tnaug.-Dissert. 1844.
. Zaddach, G. Die Meeres-Fauna an der preussischen Küste. 1. Amphipoda. 1878.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 59) 95
Erklärung der Abbildungen.
Die Figuren sind, mit Ausnahme der Abbildungen der ganzen Thiere, die mittelst des Winkel’schen
Zeichenapparates entworfen wurden, mit Hülfe der Hartnack’schen Camera lueida gezeichnet.
TabaHal VE
70 Dr. Henri Blane. (p. 60)
Tafel 1.
Fig. 1. Calceolus von Gammarus locusta, gezeichnet nach einem mit essigsaurem
Carmin gefärbten Präparate. V. 1,
Fig. 1a. Calceolus von Gammarus locusta, der die schuhförmige Gestalt zeigt. V. 11°.
Fig. 2. Calceolus von Calliopius laeviusculus, gezeichnet nach einem mit Pikrocarmin
gefärbten Präparate. V. +2.
Fig. 2a. Calceolus desselben Thieres, dessen blasenförmiger Theil ausgefallen ist;
ausserdem ist noch eine Gruppe von vier Riechzapfen mitgezeichnet. V. 4,
Fig. 3. Ein grösserer Calceolus von Amathilla Sabinii, gezeichnet nach einem mit
essigsaurem Carmin gefärbten Präparate V. 11°.
Fig. 4. Ein kleinerer Calceolus von Amathilla Sabinii. V. 1°.
Fig. 4a. Ein solcher Calceolus von der Seite gesehen; derselbe zeigt ebenfalls die
schuhartige Form. V. 4.
Fig. 5. Zwei Riechzapfen von einem jungen Dexamine spinosa. \. '''?.
Fig. 6. Zwei Sinnesborsten von Calliopius laeviuseulus. V. '''°.
Fig. 7. Hyperia galba. 5. Das ganze Thier. \V. ;.
Fig. 8. > „ 5. Schaft der oberen Antennen m. zahlreichen Riechzapfen. V. *%.
Fig. 9. 55 »„ ©. Oberlippe. =.
Fig. 10. > » ©. Mandibeln in ihrer normalen Lage.
a) Kautheil derselben.
b) Mandibulartaster.
Fig. 11. ar » ©. Unterlippe.
Fig. 12. © „ ©. Erster Kieferfuss.
Fig. 13. an „ ©. Zweiter Kieferfuss.
Fig. 14. 53 » €. Dritter Kieferfuss.
Fig. 15. Hyperia galba. ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares, um die Anordnung
der Drüsen zu zeigen. V. “2,
Fig. 16. > » ©. Das Basalglied des siebenten Thoracalfusses mit zwei
grossen Drüsenzellen. V. °
Fig. 17. ” » ©. Eine Gruppe von drei Drüsenzellen mit dem gemeinschaft-
lichen Ausführungsgang ec. a) Kern. b) Vacuole.
Fig. 18. Orchestia littorea. 5. Das ganze Thier. V. :.
Fig. 19. ie n 9. Das ganze Thier. \V. ;.
Fig. 20. er > Die zweite Männchenart. V. :.
Fig. 21. Be o 8. Obere Antenne. VW. ®#,
022: „ ) oc. Mandibel ohne Taster. V. >.
Fig. 23. 24. 25. Orchestia littorea. ©. Erster, zweiter, dritter Kieferfuss. V. °?,
Fig. 26. Orchestia littorea. ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. }.
ier297. 5; Re 5. Bem des ersten Thoracalbeinpaares. V. ?.
Fig. 28. » » 5. Bein des zweiten Thoracalbempaares. V. 1}.
Fig. 29. Fr en 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares. a) Die Verbrei-
terung des dritten und vierten Gliedes. V. ?.
Fig. 30 55 r ©. Die Epimerialplatte und das Basalglied des zweiten Brust-
fusses, um die Anordnung der Drüsen zu zeigen. V. 12,
Fig. 31. 55 35 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares der zweiten
Männchenart. V. \.
Fig. 32. ” = 5. Bein des zweiten Thoracalbeimpaares desselben Thieres.
Fig. 33. Pontoporeia femorata. 5. Das ganze Thier. V. 1.
Nova delta dead. 1.0.6. Nat.Cur Vol. XIVH. | Tab. VI.
Fig.2 a.
3 ES Fig a.
Zn
N er
)
Fig.M.
H.Blanc del. Lith. Anst.v.J.6.Bach ‚Leipzig
H.Blane: Die Amplupoden der KielerBucht. Taf 1.
Die Amphipoden der Kieler Bucht.
Deabualamv El.
(p-
61)
95 Dr. Henri Blane. (p. 62)
Tafel 2.
Fig. 34. Pontoporeia femorata. 5. Das dritte Kieferfusspaar. V. °°.
> 1
Fig. 35. r 5, 8. Obere Antenne. V. “.
Fig. 36. > = 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares in seiner nor-
malen Lage gezeichnet. V. °°.
Fig. 37. ” 5 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ':.
Fig. 38. = ” 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares. a) Sein er-
weitertes Basalglied. V.
Fig. 39. > r <. Theil des Postabdomens mit dem Telson. V. °..
Fig. 40. Pontoporeia fureigera. 5. Postabdomen mit seinem gabeligen Fortsatz. V. ©.
Fig. 41. 5 = 5. Obere Antenne mit der kurzen Nebengeissel. V. 13°.
Fig. 42 " > 5. Das dritte Kieferfusspaar. V. ':.
Fig. 43. 5 H 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. ®*.
Fig. 44. en % 5. Hinterer Theil des Postabdomens mit Telson. V. '.
Fig. 45. Bathyporeia pilosa. ©. Das ganze Thier. V. '.
Fig. 46. = ». 2. Obere Antenne V. °.
Fig. 47. e » @. Hörhaar aufd. Basaltheile dieser Antennen sitzend. V.*;°.
Fig. 48. 5 » ©. Bein des ersten Thoracalbeimpaares. V. '°.
Fig. 49. > » ©. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °*.
Fig. 50. r ® 5. Bein des fünften Thoracalbeinpaares. V. °».
Fig. 51 > 35 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. *:.
a) Zweites Springfusspaar. V. ®®.
b) Drittes Springfusspaar. V. 2.
c) Telson, zweilappig. V. °°.
Big. 52. = 257 \intere Antenne, N.
Fig. 53. Dexamine spinosa. ©. Das ganze Thier. V. 4.
Fig. 54 > 5 ©. Mandibel ohne Taster. V. °°.
Fie. 55. ss = 9. Drittes Kieferfusspaar. V. '.
Fig. 56. n > <. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °*.
Fig. 57. Dexamine spinosa. @. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °°.
Fig. 58. - » ©. Telson. V. =.
Fig. 59. Atylus bispinosus. &. Das ganze Thier. \V. °°.
Fig. 60. > 5. Ein Stück seines Integuments. V. ';°
Fig. 61. 55 55 . Seitlicher hint. Rand des dritten Abdominalsegments. V.*.
Fig. 62 Fr r “o. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. '°.
Nova Acta Acad. (1.0.6. Nat. Cur. Vol. ALVI. d : Tab. VI.
ip)
Fig.
| Fig.62.
En
BF 100
H. Blanc: Die Amphipoden er Keler Bucht. a2.
H.Blanc del,
Die Amphipoden der Kieler Bucht.
ana BaVrEET.
(p. 63)
99
100 Dr. Henri Blanc. (p. 64)
Tafel 3.
Fie. 63. Calliopius laeviusculus. ©. Das ganze Thier. V. i.
5 ] 5
a) Ein Stück seiner Chitin. V. 3°.
Fig. 64. on 5. Basaltheil einer der oberen Antennen mit Riech-
zapfen. NV.
Fig. 65. ss 5. Basaltheil einer der unteren Antennen mit Cal-
ceoli. V. ®.
Fig. 66. » = 53. Bein des ersten Thoracalbeinpaares.
Fig. 67. Gammarus locusta. 5. Das ganze Thier. V. i.
Fig. 68. „ r 5. Postabdomen desselben, um die mit Dornen besetzten
Erhöhungen zu zeigen. V. i.
Fig. 69. > » 5. Nebengeissel der oberen Antennen mit Riechzapfen.
Ver
Fig. 70. > = c. Mandibel mit dem dreigliedrigen Taster. V. ‘.
Fig. TI. n ” o. Erster Kieferfuss. V. °°?.
Fig. 72. » „5 o. Zweiter Kieferfuss.. V. 2,
Fig. 73 > " o. Dritter Kieferfuss. V. °2.
Fig. 74. 5 > oc. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °*.
Fig. 75. x r 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ">.
Fig. 76. Cheiroeratus brevicornis. 5. Das ganze Thier. V. 1.
Fig. 76a. > > c. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °*.
Fig. 76b. = » 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °°.
Fig. 77. : r 5. Postabdomen des Thieres. V. 2.
Fig. 78. Amathilla Sabinii. ©. Das ganze Thier. V. !?.
Fig. 79. r nn o. Die Nebengeissel der oberen Antennen. V. °2.
Nova Acta dcad.C. 1.0.6. Nat. CurVol._ XIV. 5 Tab. VI.
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4 \ Fig. 76 a.
H.Blanc del. Lith. Anst.v. J.6.Bach, leipzia
H.-Blane: Die Amphrpoden dr küeler Bucht. Taf 3.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 65) 101
wapulasıpX.
Nova Acta XLVII. Nr. 2. 14
102
Fig. 80.
Fig. 81.
Fig. 82.
Fig. 83.
Fig. 84.
Fig. 85.
Fig. 86.
Fig. 87.
Fig. 88.
Fig. 89.
Fig. 90.
Fig. 91.
Fig. 92
Fig. 93.
Fig. 94.
Fig. 95.
Fig. 96.
Fig. 97.
Fig. 98.
Fig. 99.
Fig. 100.
Fig. 101.
Fig. 102.
Dr. Henri Blane. (p. 66)
Tafel 4.
Amathilla Sabinii. ©. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. '.
S er 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. !2.
Microdeutopus gryllotalpa. @. Das ganze Thier. V. !2.
> ng 5. Vorderer Körpertheil eines Männchens. V. '.
55 5 Chromatophoren einer Epimeriälplatte. V. 17°.
5 = 5. Basaltheil einer der oberen Antennen. V. °2,
r 7 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares eines aus-
gebildeten Männchens. V. °2.
” > ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares eines aus-
gebildeten Weibchens. V. °?.
55 5 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ®°.
r 5; 5. Bein des vierten Thoracalbeinpaares mit Drüsen-
gruppen in den Gliedern. V. 2.
ss ” 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. °,
Amphithoö podoceroides. 5. Das ganze Thier. V. i.
: AR 5. Drei Chromatophoren. V. 2°,
Er = 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2
en ” o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 1°.
> r o. Hinterer Theil des Postabdomens mit den End-
gliedern. V. 2.
Podocerus falcatus. &. Das ganze Thier. V. !*,
” = o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °2.
" ” 5. Kurze Nebengeissel.
5 ” 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. %.
\ 25 ö5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2.
;5 > 5. Hinterer Theil des Abdomens. a) Endglied des letzten
Springfusspaares. V. *2°.
Corophium longicorne. 5. Das ganze Thier von oben. V. i.
or Acta 2200166 Vak. CurVoL XIV. , Tab.
H.Blance del Lith-Anst.v. J.&.Bach, leipzig
H. Blanc: Die Amphupoden der Kieler Bucht. Tal. #.
Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 67) 103
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104
Fig. 103.
Fig. 104.
Fig. 105.
Fig. 106.
Fig. 107.
Fig. 108.
Fig. 109.
Fig. 110.
Fig. 111.
Fig. 112.
Fig. 113.
Fig. 114.
Fig. 115.
Fig. 116.
Ihe (illze
Fig. 118.
Fig. 119.
Fig. 120.
Fig. 121.
Fig. 122.
Fig. 123.
Fig. 124.
Fig. 125.
Fig. 126.
Fig. 127.
Fig. 128.
Fig. 129.
Dr. Henri Blanc. Die Amphipoden der Kieler bucht. (p. 68)
Tafel 5.
Corophium longicorne. ©. Vorderer Theil des Körpers. V. 7.
Hinterer Theil eines Segmentes mit Chromatophoren.
„ „
v. 20
n nn 53. Vorderer Theil des Körpers von unten gesehen. V. 7.
» n ©. Mandibel mit dem dreigliedrigen Taster. V. °?.
5 a o. Erster Kieferfuss.. V. 2.
en Br o. Zweiter Kieferfuss. V. °°.
n 5 o. Dritter Kieferfuss.. V. %.
ss 55 o. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °2.
$ ie 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2.
5 3 5. Bein des fünften Thoracalbeinpaares. V. ®.
55 5 5. Bein des ersten Abdomimalbeimpaares. V. °*.
= he 5. Hinterer Theil des Abdomens. V. **,
Proto ventricosa. 5. Das ganze Thier. V. i.
a) Ein Stück des Darmes mit pigmentirten Zellen
pıg »
die amöboide Fortsätze zeigen.
b) Die darauf liegenden Chromatophoren im Binde-
gewebe und Hypodermis. V. *7°.
” x o. Mandibel mit dem Taster. V. 182.
Er = o. Erster Kieferfuss. V. +2%.
u Y o. Zweiter Kieferfuss. V. 1°
> » 9. Dritter Kieferfuss. V. 2®.
PR 25 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 122,
Caprella linearis. 5. Das ganze Thier, dessen Rücken vollständig mit Dornen
besetzt ist. V. t.
= > ©. Das ganze Thier, von dem nur das Hintertheil des
Körpers mit Dornen besetzt ist. V. ?.
5 ss 5. Mandibel ohne Taster. V. 13°,
n 5 5. Dritter Kieferfuss. V. 12%,
» » 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °%.
33 55 8. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ©.
5 » o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °2.
r 35 5. Abdomen. V. "3%,
Nova Acta dcad. C.1.C.@. Nat. Cur. Vol. XLII. i Tab. X.
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H Blane: Die Amphipoden der Kieler Bucht. Taf 5.
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Syracuse, N. Y. !
Stockton, Calif.
SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES
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