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Full text of "Die Amphipoden der Kieler Bucht : nebst einer histologischen Darstellung der "Calceoli""

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 1B15B63 Amphipods cf Kieler Bucht 


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NOVA ACTA 
der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 
Band XLVIL Nr. 2. 


Die Amphipoden 
der Kieler Bucht 


nebst einer histologischen Darstellung der „Calceoli“ 


bearbeitet 


von 
INYeı ee 
Dr. Henri Blanc, 20 0 
Assistenten am zoologischen Institut der Universität Kiel, LO 


Jetzt 
Professor an der Akademie von Lausanne (Waadt). 


Mit 5 Tafeln Nr. VI—X. 


Eingegangen bei der Akademie den 25. Juni 1883. 


HALLE. 
1334. 
Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. 


Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. 


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Vorwort. 


Jeder, der einmal Gelegenheit gehabt hat, am Meeresstrande 
zoologische Studien zu machen, wird den Werth einer Zusammen- 
stellung der Merkmale einer zu untersuchenden Thiergruppe mit 
Rücksieht auf die biologischen Verhältnisse wohl zu schätzen 
wissen. Derartige Zusammenstellungen scheinen in neuerer Zeit recht 
zum Bedürfniss geworden zu sein, was schon aus den zahlreichen 
faunistischen Arbeiten der zoologischen Stationen hervorgeht. In 
der That sind solehe Arbeiten nieht nur von Vortheil für den 
Sammler und für denjenigen, der sich mit eingehenden anatomi- 
schen, histologischen und embryologischen Studien beschäftigen 
will, sondern sie bilden aueh vornehmlich die Grundlage für das 
wichtige Capitel der Zoologie, welches die geographische Ver- 
breitung der Thiere behandelt. 

Namentlich ist es die Fauna der Ostsee, welche vor der 
anderer Meere unser lebhaftes Interesse erregen muss, da wir es 
hier, wie Prof. Möbius in dem Vorworte zu seinen faunistischen 
Untersuehungen über die wirbellosen Thiere der Ostsee treffend 
sagt, „mit einem verkümmerten Zweige der reichen Faunen des 


nordatlantischen Oceans und des nördlichen Eismeeres zu thun 


6* 


40 Dr. Henri Blanc. (p. 4) 


haben“. Er sagt weiter: „die Zahl der Species ist gering und 
die Individuen sind kümmerlicher ausgebildet als im freien Meere. 
Das veränderte Aussehen, welches die eigenthümlichen physika- 
lischen Verhältnisse der Ostsee den Thieren aufdrücken, macht 
die Bestimmung der Art, zu welcher sie gehören, sehr schwierig.“ 
Dies gilt auch für die im der Ostsee und in der Kieler Bucht 
im Besonderen vorkommenden Amphipoden, deren Beschreibung 
und Zusammenstellung den Gegenstand der vorliegenden Arbeit 
ausmachen soll. 

Zum Schlusse dieses Vorwortes sei mir noch gestattet, Herrn 
Prof. Möbius meinen besten Dank auszusprechen für die freund- 
liche Anregung zu dieser Arbeit, sowie für die Liebenswürdiekeit, 
mit der er mir seine Privatbibliothek und alle von ihm in der 
Ostsee gesammelten Amphipoden zur Verfügung stellte. 

Auch dem Präparator des Instituts, Herrn Zietz, sage ich 
hiermit Dank, dass er mich mit gut conservirtem Vergleichs- 
material zu unterstützen wusste. 


Kiel, Ende Januar 1883. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 5) 41 


Einleitung. 


1. Ueber den Bau der Amphipoden im Allgemeinen. 


Bevor ich auf eine Beschreibung der in der Kieler Bucht vorkommenden 
Amphipoden eingehe, will ich einige allgemeine Bemerkungen und einige Er- 
gebnisse meiner Untersuchungen über Sinnesorgane vorausschicken. !) 

Die Amphipoden bilden mit den Isopoden diejenige Abtheilung der 
Krebse, welche man Arthrostraea, Ringelkrebse, zu nennen pflegt. Sie unter- 
scheiden sich von den Isopoden durch ihren meistens seitlich comprimirten 
Körper, der von sieben 'Thoracalsegmenten und einem verlängerten, aus sechs 
Segmenten bestehenden Abdomen gebildet wird, das nur bei den Capelliden 
rudimentär ist. 

Jedes Segment des Thorax und des Abdomens trägt ausgebildete Glied- 
massen. Der Kopf ist im Allgemeinen klein, trägt zwei Paar Antennen und 
führt an seinem unteren Theile die Mundtheile. Diese letzteren bestehen aus 
einer kleinen, meistens halbkreisförmigen Oberlippe, aus einem Paar kräftigen, 
mit grossen Zähnen besetzten Mandibeln, deren dreigliedriger Taster nur aus- 
nahmsweise fehlt. Hinter den Mandibeln liegt ein unpaares Stück, die Zunge, 
die man bei Krusten auch „Unterlippe“ nennt. Dann folgen drei Kiefer- 


!) Ich habe mich bei meinen Untersuchungen, um die Thiere zur Tinction geeignet 
zu machen, der folgenden Methode bedient. Ich bringe die Thiere aus Alkohol, wo sie con- 
servirt waren, in eine schwache Lösung von Pikrinsäure; sobald das Integument erweicht ist, 
entferne ich vollständig die Pikrinsäure mit schwachem Alkohol, worauf sie gefärbt werden 
können. Dies geschieht mit gutem Erfolge mittelst einer Cochenillelösung in 70% Alkohol 
oder von essigsaurem Carmin. Bei Anwendung des ersten Farbstoffes muss man natürlich ein 
Einlegen der Thiere in 70%, Alkohol vorhergehen lassen. Die in dieser Weise behandelten 
Krebse lassen sich nach Einbettung in Paraffın sehr schön durchschneiden. 


42 Dr. Henri Blanc. (p. 6) 


fusspaare, welche als umgewandelte Thoracalgliedmassen betrachtet werden 
können. Das erste Kieferfusspaar besteht aus zwei Lamellen, deren äussere 
einen zweigliedrigen Taster trägt. Das zweite Kieferfusspaar wird ebenfalls 
von zwei Lamellen gebildet, die aber des Tasters entbehren. Das dritte 
Kieferfusspaar ist bedeutend grösser als die beiden ersten, die von ihm ganz 
bedeckt werden, so dass man dieses Paar auch als Unterlippe ansehen könnte. 
Man kann an ihnen noch einen gegliederten Theil erkennen, dessen zwei erste 
Glieder zwei lappige Fortsätze nach innen bilden. Doch kann dieser eigent- 
liche Kieferfusstheil fehlen, wie das bei den Hyperiden der Fall ist. 

Von den sieben Thoracalbeinpaaren, die ihrer Function nach Sehreit- 
füsse sind, sind die beiden ersten Paare sehr oft zu Greiforganen umgebildet, 
indem ihr fünftes Glied zu einer Greifhand umgestaltet ist. Diese Bildung 
tritt beim männlichen Geschlecht in ausgeprägtem Maasse hervor, und dient 
zum Festhalten des Weibchens bei der Copulation. Bei den Pontoporeideen 
sind diese beiden Paare nach vorn gerichtet und dienen zu gleicher Zeit als 
Mundwerkzeuge. In den sieben Thoracalbeinpaaren (Hyperideen) oder nur im 
dritten und vierten (Corophideen) findet man Drüsenzellen, die mit der Lebens- 
weise der Thhiere in engem Zusammenhange stehen. Das erste Glied dieser 
Beinpaare, das ich Basalglied nennen werde (Claus nennt dasselbe „Coxa“, 
Zaddach „Hüfte“), ist verbreitert zur Epimerialplatte. Diese Epimerialplatten 
sind gewöhnlich nur an den vier ersten Thoracalbeinen gut ausgebildet; an 
den drei letzten bleiben sie klein. Ueber die morphologische Bedeutung dieser 
Epimerialplatten liegen verschiedene Ansichten vor. Nach Spence Bate und 
Westwood, Grube und Claus werden sie von den Basalgliedern der Beine 
gebildet; Zaddach betrachtet sie dagegen als Theile der Segmente. Ich bin 
der Ansicht der erstgenannten Autoren, denn wenn die Basalglieder der 
Thhoracalbeine langgestreckt und verbreitert sind, was stets bei den Basal- 
gliedern der letzten 'T’horacalbeinpaare der Fall ist, so sind die Epimerial- 
platten von geringerer Grösse, oder sie bleiben rudimentär. 

An dem von sechs Segmenten gebildeten Abdomen kann man nach 
der Gestalt der Gliedmassen zwei T’heile unterscheiden, einen vorderen: das 
eigentliche Abdomen, und einen hinteren: das Postabdomen, welches gewöhnlich 
viel kürzer und dünner ist, als das vordere. Am Abdomen befinden sich 


drei Paar gleichgestaltete Gliedmassen: die Schwimmfüsse, deren Grösse von 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. %) 43 


der Bewegungsart des 'T'hieres abhängig ist. Das Postabdomen trägt eben- 
falls drei Paar Anhänge, die immer nach hinten gerichtet und ihrer Function 
nach Springfüsse sind. 

Das Postabdomen endet mit einer kleinen einfachen oder gegabelten 
Schwanzlamelle, die man als 'Telson bezeichnet. 

Wenn die Amphipoden uns manche Eigenthümlichkeiten in ihrem 
äusseren Bau darbieten, so gilt dies auch für ihre Lebensweise. Manche 
schwimmen hin und her, andere halten sich mit Vorliebe auf Seegras, Algen, 
Spongien oder Polypen auf; sie bauen sich auch Nester von Sand oder 
Algen. Andere haben merkwürdigerweise das Wasser verlassen und leben 
auf dem Lande (Orchestia littorea). 


Die auf Thieren und Pflanzen lebenden Amphipoden zeigen gewöhnlich 
eine merkwürdige Anpassung an die Färbung ihres Aufenthaltsortes. Die 
Ursache dieser Schutzfärbung sind bei den Corophiden, Caprelliden und unter 
den Gammariden bei Calliopius, Atylus, Cheirocratus, Chromatophoren. Wo 
diese fehlen wird die Färbung durch Oeltropfen, die im Körper verbreitet 
sind, hervorgerufen. 

Ich habe vorhin erwähnt, dass bei den meisten Amphipoden die beiden 
ersten 'T'horacalbeinpaare zu Greiforganen umgebildet sind, und dass diese 
Eigenthümlichkeit für die Männchen besonders charakteristisch ist. Dieses ist 
jedoch nicht der einzige Geschlechtsunterschied. Gewöhnlich sind die Männ- 
chen auch grösser als die Weibchen. Tritt das Gegentheil ein, so sind doch 
die Greifhände beim Männchen bedeutend grösser als beim Weibchen (Micro- 
deutopus gryllotalpa). Ausserdem unterscheiden sich die Männchen von den 
Weibchen (Hyperia, Bathyporeia) durch die Länge der Antennen oder auch 
durch kräftigere, beinähnlich umgebildete untere Antennen (Corophium). Ich 
konnte auch einen Dimorphismus der Männchen beobachten, wie dies schon 
Fritz Müller (18, pag. 16) bei Orchestia Darwinii gethan hat, und zwar bei 
der nahe verwandten Gattung „Orchestia littorea“, 

Auf diesen Sexualunterschied haben ältere Monographien wenig Acht 
gegeben; daher kommt es auch, dass oft Männchen und Weibchen derselben 
Art als zwei verschiedene Species aufgestellt worden sind. Auch die durch 
das Alter hervorgebrachten Veränderungen sind zu wenig beachtet worden. 


44 Dr. Henri Blanc. (p. 8) 


Mit dem Alter ändert sich die Körperlänge, die Form der Greifhände und 
der Antennen. 

Bei Hervorhebung dieser Veränderungen drängt sich die Frage nach 
der Lebensdauer der Amphipoden auf. Leider kann ich darüber nichts 
Sicheres berichten; bemerkenswerth ist, dass trächtige Weibchen von Gam- 
marus, Caprella, Amphithoö, Proto in ihrer Grösse bedentende Verschieden- 
heiten zeigen; dasselbe gilt auch für ausgebildete Männchen. Diese von mir 
oft beobachteten beträchtlichen Unterschiede in der Körpergrösse geschlechts- 
reifer Individuen veranlassen mich zu der Annahme, dass die Lebensdauer 
dieser kleinen Krebse mehr als halbjährig ist, und dass die Weibchen mehr 


als einmal begattet sein können. 


2. Einiges Neue über die Calceoli und die Riechzapfen. 


Milne Edwards entdeckte 1530 auf den unteren Antennen von 
Gammarus ornatus eigenthümliche Gebilde, welche er „cupules membraneux“ 
nannte; La Valette St. George, der sie einige Jahre später an den unteren 
Antennen von Gammarus pulex fand, belegte sie mit dem Namen „Oalceoli“. 
OÖ. Sars machte ebenfalls auf diese Organe aufmerksam und gab in seinem 
schönen Werke „Urustaces d’eau douce de Norwege“ Abbildungen von ihnen 
(25, Pl. IV); er vermuthet, dass diese Organe Riechwerkzeuge seien. 
Leydig (16, pag. 228. T.IX) war jedoch der Erste, welcher auf eine nähere 
Untersuchung derselben einging. Nach ihm bestehen die Calceoli aus einem 
Stiel, auf dem ein schuhförmiges Gebilde sitzt; daher nannte er sie auch 
„schuhartige Anhängsel“. Dybowski und Wrzesniowski machten ebenfalls 
an diesen Oalceoli interessante Beobachtungen. Dybowski, der sie hin- 
sichtlich ihres Vorkommens bei verschiedenen Species näher studirte, nennt 
sie „La Valette'sche Kolbenorgane“; Wrzesniowski (30, pag. 487) giebt eine 
ausführliche Beschreibung dieser Organe, die er auf den unteren Antennen 
des Männchens von Goplana polonica fand (31). Hoek (2, pag. 148. T. VI) 
endlich beschreibt ihre histologische Structur bei Calliopius laeviusculus und 
Gammarus locusta,. Ich hatte Gelegenheit, die Oalceoli ebenfalls bei Calliopius 
laev., Gammarus loc., sowie bei Amathilla Sabinii zu untersuchen. Leider 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 9) 45 


stimmen meine Resultate mit denen von Hoek nicht überein. Bevor ich aber 
auf den Bau der Oalceoli näher eingehe, sei es mir erlaubt, über ihr Vor- 
kommen noch einige Bemerkungen zu machen. Zuerst sind die Calceoli nur 
auf den unteren Antennen des Männchens von Gammarus locusta, pulex und 
fluviatilis beobachtet worden. Heller sah diese Organe zuerst auf beiden 
Antennenpaaren des Weibchens von Lysianassa anonyz; Dybowski war der 
Erste, welcher beobachtete, dass die Calceoli bei beiden Geschlechtern auf- 
treten, und zwar bei verschiedenen G@ammarus-Species des Baikalsee’s. Das- 
selbe ist der Fall bei Amathilla Sabinii und bei Calliopius laeviusculus, bei 
denen auf den beiden Antennenpaaren beider Geschlechter diese Organe anzu- 
treffen sind. Das Vorkommen bei den letztgenannten Arten ist dadurch 
interessant, dass die Calceoli hier nicht vereinzelt auf jedem Antennengliede 
vorkommen, sondern gruppenweise. Bei Calliopius finden sie sich in Gruppen 
von drei und vier, bei Amathilla zählte ich auf jedem Gliede bis sechs Cal- 
ceoli. Bei Amathilla Sabinii kommen sogar zwei Formen, eine grössere und 
eine kleinere vor, von denen die letzteren zahlreicher sind. 

An jedem Calceolus (Taf. 1. Fig. 1, 2, 3, 4) kann man immer zwei 
'T'heile unterscheiden, nämlich einen Basaltheil, der bei Gammarus locusta und 
pulex. dütenförmig, bei Amathilla Sabinii und Calliopius laeviuseulus becher- 
förmig ist: die kleinere Form der Calceoli bei Amathilla Sabiniü zeigt einen 
champagnerglasförmigen Basaltheill. Auf dem Basaltheil sitzt ein zartes, 
eifürmiges, blasenartiges Gebilde, das wegen seiner Durchsichtigkeit oft schwer 
zu erkennen ist. Die Chitinwandung des Calceolus ist am Basaltheil bedeutend 
dicker als in dem letzten Gebilde und zeigt häufig Falten, die bei starker Ver- 
grösserung als glänzende Conturen erscheinen, und die für eine richtige Vor- 
stellung vom Calceolus erschwerend sind. Die obere chitinöse Wand des Bechers 
setzt sich nach innen fort und bildet eine Art zartes, dünnes Velum. In der 
Mitte dieses Velums findet sich eine Oeffnung, die beim Calceolus von Gammarus 
locusta (Taf. 1. Fig. 1) gross bleibt, während sie bei dem von Calkopius laev. 
(Taf. 1. Fig. 2) klein ist und trichterförmig erscheint. Am Rande dieser Oeffnung 
findet sich ein Kranz feiner Härchen, die gewöhnlich im Bechertheil sichtbar 
sind. Nur bei der grossen Caleeolusform von Amathilla Sabiniü (Taf. 1. Fig. 3) 
flottiren diese Härchen ausserhalb des Bechers; bei der kleinen Calceolusform 
derselben Art konnte ich diese Härchen nicht beobachten (Taf. 1. Fig. 4). 

Nova Acta XLVII. Nr. 2. 7 


46 Dr. Henriv Blanc. '(p. 10) 


Bezüglich dieser Härchen sagt Hoek (11, pag. 151, 1. e.): „Der Inhalt 
des unteren Theiles ist deutlich strahlenförmig angeordnet und gleich wie die 
auf dem Becher ruhende Wolke scheint mir dieser Inhalt von protoplasma- 
tischer Beschaffenheit.“ Hoek’s Behauptung, dass diese feinen Härchen 
strahlenförmig angeordneter Inhalt des unteren Theils des Calceolus seien, ist 
irrthümlich. Ich konnte mich mehrfach überzeugen, dass diese Gebilde Haare 
sind, da ich ihre Insertionsstellen am Rande der Oeffnung als kleine Pünktchen 
erkennen konnte. 

Hoek hat den Bau der Calceoli wohl deshalb nicht richtig erkannt, 
weil er sie besonders an Calliopius laeviusculus untersuchte: denn bei dieser 
Art sind die Verhältnisse am wenigsten deutlich. 

Was den oberen T'heil der Calceoli anlangt, so wird er, wie gesagt, 
von einer eiförmigen Blase gebildet, deren breiteres Ende auf dem Becher 
sitzt. Die Chitinwand dieser Blase ist ausserordentlich dünn und zeigt immer 
eoncentrische Streifungen. Solche Streifungen hat auch Wrzesniowski bei 
Goplana polonica beobachten können; sie setzten sich oft bis zum becher- 
förmigen Theile fort, und lassen erkennen, dass die Blase einen ziemlichen 
Grad von Hlastieität und Dehnbarkeit besitzt. Aus der oben befindlichen 
Trichteröffnung des Velums tritt ein Bündel von feinen Haaren hervor, die 
sich nur ausnahmsweise bei Gammarus loc, wo sie dieker sind, durch ihre 
grössere Länge von den unteren unterscheiden, die aber bei Gammarus loc. 
und Calliopius laev. bei ihrem Austritt aus dem Trichter divergiren, während 
sie bei der grösseren Ualceolustorm von Amathilla Sab. erst im oberen Theile 
sich fächerförmig ausbreiten. Hoek betrachtet auch diese Härchen als eine 
protoplasmatische Wolke, welche aus der weiten Triehteröffnung hervorragt, 
und hebt hervor, dass bei dem Oalceolus von Gammarus loc. diese Wolke, 
sowohl in der 'Triehterhöhle als auch ausserhalb derselben, nieht homogen 
bleibt, sondern sich in feine Fasern zertheilt. Ausserdem zeichnet er (Taf. VI. 
Fig. 9) diese Wolke federförmig. Dass diese von Hoek beschriebene proto- 
plasmatische Wolke nicht existirt, geht daraus hervor, dass die Haare, wenn 
die Blase abgefallen ist, deutlich heraustreten und sogar zu zählen sind (Taf. 1. 
Fig. 2a). Was Hoek als zarte faserige Wolke gezeichnet hat, ist wahr- 
scheinlich die feine, constant auftretende Streifung der chitinösen Blasenwand, 
von der er nicht spricht. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 11) 47 


Der obere Theil der Calceoli fällt, wie auch schon Dybowski 
beobachtete, häufig ab. Er ist auch manchmal stark abgeplattet, dann er- 
scheint er, von der Seite gesehen, schuhförmig und hat dieselbe Form, die 
von Leydig (vergl. Taf. 1. Fig. la, 2a, 4a mit Leydig Fig. 9a, T. IX) mit 
Unrecht als normal abgebildet worden ist. Eine Nervenendigung sowie eine 
Verbindung derselben mit den Antennennerven konnte ich für die Calceoli 
nicht wahrnehmen. Doch sah ich oft im Stiel des Calceolus einen dunklen 
Streifen, dessen oberes zugespitzes Ende ich nicht weiter im Ualceolus ver- 
folgen konnte (Taf. 1. Fig. 1). Nach der Wrzesniowski’schen Beschreibung 
(30, pag. 489) und nach den Zeichnungen der Calceoli von Goplana polonica, 
die er mir zu schicken die Güte hatte, halte ich diesen Streifen für eine 
sensorielle Nervenmasse, welche die oben beschriebenen Haare trägt. 

Das gleiche Vorhandensein dieser Calceoli beim Weibchen und Männ- 
chen von Calliopius laeviusculus und Amathilla Sabinii spricht allein gegen 
Heller’s Vermuthung, nach der diese Organe Haftorgane des Männchens 
sein sollen. Ob man mit Sars und Leydig annehmen kann, dass diese 
Calceoli Riechorgane seien, ist zweifelhaft. Interessant ist das Vorkommen 
dieser Organe bei Arten, die in geringer Tiefe leben, und der Umstand, dass 
die Zahl derselben bei den Arten, welche an der Oberfläche leben, wo ihnen 
am meisten Feinde drohen, am grössten ist. Dies würde dafür sprechen, 
dass an die Calceoli vielmehr eine Gehörempfindung gebunden sei. 

Die sogenannten Riechzapfen (bätonnets hyalins) sind bei den Am- 
phipoden allgemein verbreitet, und zwar nur auf den oberen Antennen beider 
Geschlechter. Nach Hoek sind sie auch bei Cheirocratus brevicornis auf den 
unteren Antennen gefunden worden, was ich jedoch nicht bestätigen kann. 
Im Allgemeinen findet man sie vereinzelt auf jedem Geisselgliede der oberen 
Antennen, doch ist das nicht immer der Fall; bei Oalliopius laeviusculus (Tat. 1. 
Fig. 2a), Amathilla Sabinii, Bathyporeia pilosa, Podocerus falcatus findet man sie 
gruppenweise. Bei der ersten Art zählte ich drei oder vier in jeder Gruppe, bei 
der zweiten Art acht, bei den letzteren nur zwei. Bei Hyperia findet man eine 
Menge Riechzapfen nur auf dem Basalgliede der oberen Antennen. Was ihren 
Bau anbetrifft, so bin ich mit Leydig und Hoek einverstanden; ich konnte 
ebenfalls oft einen granulirten Inhalt erkennen mit Vacuolen von verschiedener 
Grösse; dieser Inhalt wird durch essigsaures Carmin dunkel gefärbt. Eine 


7* 


48 Dr. Henri Blanc. (p. 12) 


kleine Oeffnung an der Spitze der Riechzapfen konnte ieh schön beobachten 
bei den Embryonen von Dexamine spinosa (Taf. 1. Fig. 5). 

Ausser den Calceoli und Riechzapfen findet man auf den Antennen 
von Calliopius laeviusculus zahlreiche Borsten (Taf. 1. Fig. 6), deren Ende auf 
einer Seite kurz gefiedert ist. Diese Borsten, die schon von Hoek beobachtet 
wurden, können jedenfalls zu den Sinnesborsten gerechnet werden. 


3. Historisches über die Amphipoden der Ostsee. 


In Zaddach (32) „Synopseos erustaceorum prussicorum prodromus“ 
1844, werden sieben Arten Amphipoden aus der Ostsee angeführt. Unter den 
„Wirbellosen Thieren der Ostsee“ führt Möbius (23) siebenzehn Arten an: 
eigentlich nur sechszehn Arten, da sich die von Zaddach aufgestellte Species 
„Amphithoö Rathkei“ als identisch mit Calliopius laeviusculus erwiesen hat. 
Von diesen sechszehn Amphipoden sind nur neun von Möbius in der Kieler 
Bucht gefunden worden, nämlich: Caprella linearis, Leptomera pedata, Hyperia 
galba, Corophium longicorne, Calliope laeviuscula ( Calliopius laeviusculus), 
Atylus bispinosus, Gammarus locusta, Gammarus Sabinei, Orchestia littorea. 
Zu diesen kommen hinzu die acht folgenden Species, die ich während meines 
Aufenthalts in Kiel gefunden habe, nämlich: Bathyporeia pilosa, Pontoporeia 
femorata, Pontoporeia furcigera, Dexamine spinosa, Cheirocratus brevicornis, 
Microdeutopus gryllotalpa, Amphithoe podoceroides, Podocerus falcatus. Von 
diesen acht für die Kieler Bucht neuen Amphipoden sind die fünf letzten 
auch neu für die Ostsee. Die Zahl der in der Kieler Bucht vorkommenden 
Arten beträgt also jetzt siebenzehn. 

In den beiden von Lenz (14, 15) aufgestellten Verzeichnissen für die 
in der Travemünder Bucht vorkommenden Amphipoden sind nur neun Arten 
angeführt, die ebenfalls, mit Ausnahme von Talitrus locusta und Melita pal- 
mata, in der Kieler Bucht vorkommen. 

Was das örtliche und zeitliche Auftreten der hier beschriebenen 
Amphipoden anlangt, so gilt davon im Allgemeinen Folgendes. Die 
Amphipoden haben ihre Vertreter in allen 'Theilen der Bucht, sowohl am 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 13) 49 


Ufer als auch in der Mitte, oder, wie ich es schon für Orchestia gesagt 
habe, ausserhalb des Wassers. Ich traf Gammarus locusta sowohl in salzigem 
als auch in fast süssem Wasser an. Es ist also, um einen von Möbius 
eingeführten Ausdruck zu gebrauchen, ein in hohem Grade euryhalines 
Thier. Man findet Amphipoden von der Oberfläche an in allen Tiefen der 
Bucht. Nur ausnahmsweise verändern einige ihren Aufenthaltsort mit An- 
bruch des Tages resp. der Nacht; dieses gilt namentlich für die sonst in der 
Tiefe lebenden Thiere: Microdeutopus gryllotalpa und Corophium longicorne, 
die ich Abends an der Oberfläche sehr häufig fing. Calliopius Taeviusculus 
findet man bei Nacht öfter an der Oberfläche als am Tage. 

Bei der Aufstellung der folgenden Bestimmungs- Tabelle habe ich 
Boeek’s Eintheilung (3), die sich auf die Gestalt der Mundtheile gründet, 
beibehalten. Doch habe ich seine Subfamilien Corophidae und Caprellidae 
als Familien betrachtet, wozu ich mich durch die bei den Corophideen allein 
im dritten und vierten 'Thoracalbeinpaare vorkommenden Drisen berechtigt 
halte; ferner bestimmte mich der abweichende Bau der Caprelliden, dieselben 
von den Gammariden zu trennen. Um jede Verwirrung zu vermeiden, habe 
ich für jede Art den von ihrem ersten Autor aufgestellten Namen an- 
genommen. 


50 Dr. Henri Blanc. (p. 14) 


4. Tabelle zur Bestimmung der in der 


Kopf breit. Augen gross. Mandibeln mit | 
einem Taster. Drittes Kieferfusspaar 
stellt eine dreilappige Unterlippe dar. 

Fam. Hyperidae. 


Körper mehr oder weniger walzenförmig. 
Kopf gross. Drei Kieferfusspaare 
ohne gegliederten Fusstheil. Leben als 
Schmarotzer in Medusen. | 

I. Div. Hyperina, 


Mandibeln ohne Taster. Oberes Antennen- 

! paar oftsehr kurz, ohne Nebengeissel. 
Körper seitlich comprimirt. \ 
Fam. Orchestidae. | 


Dorsalseite des Körpers glatt oder mit einem 
Fortsatze auf dem Abdomen. Epimerialplatten 
lang, ihre Ränder mit langen Borsten ver- 
sehen. Obere Antennen kürzer als die unteren 
und mit einer Nebengeissel. 

Subfam. Pontoporeinae. 


Dorsalseite des Körpers nur auf dem Abdomen 
gesägt. Epimerialplatten kurz, ohne Borsten. 
Beide Antennenpaare lang, ohne Nebengeissel. 


Körper seitlich comprimirt. Mandibeln Subfam. Dexamininae. 
un emom r er ? beie ne J Dorsalseite des Körpers glatt oder auf seinem 
lang, 2 x er Salz sn - Hintertheil gesägt. Epimerialplatten klein. 
2 DI gr Erd, LELIEDBLEGE Beide Antennenpaare lang, ohne Nebengeissel. 
Körper seitlich comprimirt, oder platt- Subfam. Atylinae. 


gedrückt, oderlanggezogen. Kopf klein. 
Drittes Kieferfusspaar mit einem ge- 
gliederten Fusstheil. Leben frei im 
Wasser oder an feuchten Orten auf 


dem Lande. | 
JI. Div. Crevettina. 
Dorsalseite des Körpers glatt, oder gesägt, oder 
zeigt kleine Erhöhungen. Epimerialplatten 
klein. Beide Antennenpaare lang, obere mit 
einer Nebengeissel (fehlt bei Callopius). 
Subfam. Gammarinae. 


Körper wenig plattgedrückt, glatt. Epimerial- 
platten klein. Schaft der unteren Antennen 
kräftiger als der der oberen, aber nie bein- 
förmig; obere Antennen mit oder ohne Neben- 
geissel. Leben im Freien od. bauen sich Nester. 

Subfam. Podocerinae. 


Körper mehr oder weniger plattgedrückt. 
Obere Antennen mit oder ohne Neben- 
geissel; untere Antennen kräftiger als 
die oberen. Drüsen im dritten und 
vierten Thoracalbeinpaare. 

Fam. Corophidae. 


| Körper stark plattgedrückt. Epimerialplatten 

| sehr klein. Schaft der unteren Antennen bein- 

| förmig; obere Ant. dünn, ohne Nebengeissel. 
Subfam. Corophinae. 


Körper linear langgestreckt. Abdomen | Sieben oder fünf Thoracalbeinpaare. Beide 
rudimentär. Paare Antennen wohl entwickelt. 
III. Div. Lacmodipoda. Fam. Caprellidae. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. 


ieler Bucht vorkommenden Amphipoden. 


Vordertheil des Körpers walzenförmig. Kopf 
dick und breit. Antennen kurz, griftelförmig. 
Beine einfach. 

Gen. Hyperia. 


Obere Antennen viel kürzer als der Schaft der 
unteren. Zweites Beinpaar mit einer Greif- 
hand. Drüsen in allen Thoracalbeinpaaren. 

Gen. Orchestia. 


Dorsalseite des Körpers glatt oder mit einem 
gabeligen Fortsatze auf dem vierten Abdo- 
minalsegmente. Telson lang, bis zu seiner 
Basis gefurcht. 

Gen. Pontoporeia. 


Dorsalseite des Körpers glatt. Erstes Basal- 
glied des Schaftes der oberen Antennen dick. 


Innere Aeste des letzten Springfusspaares 


sehr klein. 
Gen. Bathyporeia. 


Beide Antennenpaare beinahe von derselben 
Länge. Mandibeln ohne Taster. 
Gen. Dexamine. 


Die oberen Antennen kürzer als die unteren. 
Mandibeln mit einem dreigliedrigen Taster. 
Gen. Atylus. 


Dorsalseite des Abdomen zeigt hervortretende 
Erhöhungen. 
geissel. 

Gen. Calliopius. 

Dorsalseite des Abdomen zeigt kleine mit 
Borsten versehene Erhöhungen. Obere An- 
tennen länger als die unteren. Telson lang, 


gefurcht. 
Gen. Gammarus. 


Dorsalseite des Abdomen ohne Erhöhung. 
Letztes Springfusspaar länger als das vorige. 
Telson kurz und tief gefurcht. 

Gen. Cheiroeratus. 

Dorsalseite des Körpers gesägt. 
und nicht gefurcht. 

Gen. Amathilla. 

- Obere Antennen länger als die unteren. 

geissel vorhanden. 
Gen. Microdeutopus. 

Obere Antennen länger als die unteren. 


Telson kurz 


Neben- 


Ohne 


Nebengeissel. Schaft der unteren kräftiger 
und länger als der der oberen. Telson länger : 


_ als breit. 
| Gen. Amphito£. 

Obere Antennen kürzer als die unteren. Neben- 

geissel vorhanden. Telson kurz und breit. 
Gen. Podocerus. 


Obere Antennen kürzer als die unteren. Ohne 
Nebengeissel. Schaft der unteren beinförmig. 
Telson unbedeutend. 

Gen. Corophium. 


Mandibeln mit einem Taster. Alle Thoracal- 
segmente besitzen Beinpaare, das fünfte 
Beinpaar ist das kleinste. Drei Paar Kiemen- 


säcke. 
Gen. Proto. 


Mandibeln ohne Taster. Drittes und viertes 
Thoracalsegment ohne Beinpaare. Zwei Paar 
Kiemensäcke. 

Gen. Caprella. 


Obere Antennen ohne Neben- | 


Telson kurz und breit. 


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Ant. kurz beim ©; beim 3 so lang wie der 
Körper. Drüsen in allen Gliedmassen. Erstes 
und zweites Beinpaar ohne Greifhand. 


Schaft der unteren Antennen, geht allmälig in die 
Geissel über. Greifhand des zweiten Fuss- 
paares nur beim 5 ausgebildet. Drittes und 
viertes Glied des siebenten Beinpaares beim 
3 verbreitert. 

Ohne gabelisen Fortsatz auf dem vierten Ab- 
dominalsegment, innerer Ast des letzten 
Springfusspaares länger als der äussere. 

Mit einem gabeligen Fortsatz auf dem vierten 
Abdominalsegment, innerer Ast des letzten 
Springfusspaares kürzer als der äussere. 


Obere Antennen kürzer als die untere. Erstes 
Rasalglied der oberen schnabelförmig. Zweites 
Beinpaar ohne Endkralle. Nebengeissel kurz, 
1gliedrig. 

Die vier ersten Abdominalsegmente bilden auf 
der dorsalen Mediallinie je einen Fortsatz; 
erstes Basalglied der oberen Antennen bildet 
nach vorn und unten einen konischen Vor- 
sprung. 

Erstes und zweites Abdominalsegment bildet 
je einen Vorprung auf der Dorsalseite, hin- 
terer Rand des dritten Abdominalsegments 
gefurcht und gezähnt. 


Augen ovalrund. Die zwei Antennenpaare gleich 
lang. Das Integument zeigt eine mikro- 
skopische Zeichnung. 


Augen nierenförmig, Nebengeissel 5—9 gliedrig. 
Viertes, fünftes und sechstes Abdominal- 
segment jedes mit drei kleinen Erhöhungen. 


Augen kreisrund, hinteres Abdominalsegment 
mit Dornen auf der Dorsalseite. Nebengeissel 
kurz, 2 gliedrig. 

Nebengeissel 5—7 gliedrig. 

letzten Springfusspaares la- 


Augen länglich oval. 
Endglieder des 
mellenförmig. 

Endglieder der Springfüsse mit 
sehen. Nebengeissel 1 gliedrig. 
mondförmig. 


Borsten ver- 
Telson halb- 


Endglieder der Springfüsse mit Dornen 


sehen. Körper punktirt. 


Ver- 


Nebengeissel 1gliedris. Endglieder des letzten 
Springfusspaares sehr kurz, zugespitzt; die 
äusseren gebogen. Telson dreieckig. 

Untere Antennen beim 5 von der Körperlänge, 
beim © halb so lang; äussere Endglieder der 
Springfüsse gebogen; das letzte Paar besitzt 
nur ein Endglied. 


Geissel der unteren Antennen 2gliedrig. Die 
Greifhand des zweiten Fusspaares bedeutend 
grösser als die des ersten. 


Hintertheil oder die ganze Dorsalseite des 
Körpers mit Dornen versehen. Greifhand 
des zweiten Fusspaares beim 5 mit drei 
unteren Vorsprüngen, beim © nur mit zwei. 


(p. 15) 


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c 


Hyperia galba. 
Montagu. 


Orchestia littorea. 
Montagu. 


Pontoporeia femorata. 
Kröyer. 
Pontoporeia furcigera. 


Brügelius. 


Bathyporeia pilosa. 
Lindström. 


Dexamine spinosa. 
Montagu. 


Atylus hispinosus. 
Sp. Bote. 


Calliopius laeviusculus. 
Kröyer. 


Gammarus loeusta. 
Linne. 


Cheiroceratus brevicornis. 
Hoek. 


Amathilla Sabinii. 
Leach. 


Mierodeutopus gryllotalpa. 
Costa. 


Amphitho& podoceroides. 
Rathke. 


Podocerus falcatus. 
Montagu. 


Corophium longicorne. 
Fabriecius. 


Proto ventricosa. 
Müller. 


Caprella linearis. 
Linne. 


52 Dr. Henri Blanc. (p. 16) 


l. Div. Hyperidae. 
l. Fam. Hyperidae. 
Gen. Hyperia galba. Montagu. 1815. 
Hyperia galba. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 4. pl. 2. fig. 2. 1815. 
Metoechus medusarum. White. Hist. Brit. Crust. p. 207. 
Hiella bubignäi. Strauss. Mem. du museum vol. XVII. pl. 4. 

Dieses T'hier (Taf. 1. Fig. 7) ist durch seine Lebensweise als Schma- 
rotzer in Medusen interessant. Der Körper ist vorn walzenförmig und am 
Hintertheil seitlich eomprimirt; Männchen und Weibchen von 15 mm Länge 
sind nicht selten. Die Farbe von dem in Medusa aurita lebenden Thiere 
ist hellgrau; junge Exemplare sind fast glashell und werden nur durch 
ihre grossen pigmentirten Augen im Gallertgewebe bemerkbar. Die graue 
Färbung wird durch Chromatophoren hervorgebracht, welche auf der ganzen 
Oberfläche des Körpers verbreitet sind, und deren Fortsätze isolirt bleiben. 
Der Kopf ist sehr gross, breit und nach vorn stark gewölbt; seine Seiten 
werden grösstentheils von den Augen eingenommen. Die zwei Antennen- 
paare sind bei den beiden Geschlechtern sehr verschieden, aber stets in einer 
Art Grube inserirt; die oberen in der Mitte des Körpers, die unteren nahe 
dem unteren Rande desselben. Beim Männchen sind beide Paare nahezu von 
der Körperlänge, doch sind die oberen etwas kürzer als die unteren. Beim 
weiblichen Geschlecht sind die Antennen ausserordentlich kurz. Die oberen 
Antennen sind bei beiden Geschlechtern von einem gegliederten Schafte, dessen 
letzte Glieder zahlreiche Riechzapfen tragen (Taf. 1. Fig. 8), und von einer 
Geissel gebildet, die beim Weibehen rudimentär bleibt, beim Männchen von 
zahlreichen langgezogenen Gliedern gebildet wird. Die unteren Antennen be- 
stehen aus einem gegliederten Schafte und aus einer Geissel, die beim 
Männchen sehr lang ist. Die Mundtheile weichen von denen der Gammariden 
ab. Die kleine Oberlippe, die ganz ähnlich halbmondförmig ist, ist bei Ayperia 
(Taf. 1. Fig. 9) in der Mitte gefurcht. Die Mandibeln (Taf. 1. Fig. 10) bestehen 
grösstentheils aus dem zum Kauen eingerichteten Theil (a), dessen innerer Rand 
einen stark vorspringenden Zahn trägt; der dreigliedrige Mandibulartaster (b) 
ist klein und sehr dünn. Hinter den Mandibeln liegt eine kleine Unterlippe, 
die die Mundöffnung nach hinten begrenzt; diese Unterlippe (Taf. 1. Fig. 11) 


weicht auch von der gewöhnlichen Form ab und bildet seitlich zwei ovale 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 1%) 33 


Wülste, auf deren eonvexem Theil sich die Mandibeln hin und her bewegen 
können. Das erste Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 12) besteht aus einem breiten 
Gliede, das nach aussen einen eingliedrigen eylinderförmigen Taster trägt. 
Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 13) wird von einem grösseren Basal- 
theile und von zwei kleineren Endgliedern gebildet. Das dritte Kieferfuss- 
paar (Taf. 1. Fig. 14) bildet eine Art Unterlippe und besteht aus einem breiten 
Basaltheile, der vorn drei Lappen zeigt; es kann also hier nicht von einem 
eigentlichen Fusstheile gesprochen werden. 

Die sieben 'Thoracalbeinpaare sind im Verhältniss zur Kürpergrösse 
wenig entwickelt und sind in beiden Geschlechtern vollkommen gleich gebaut. 
Die beiden ersten Paare, die die kleinsten sind, unterscheiden sich aber von 
den folgenden Paaren durch ihre etwas verbreiterten Glieder. Alle Beine 
enden mit einer starken Klaue. Die Abdominalschwimmfüsse, die theilweise 
unter den seitlichen Stücken der drei ersten Abdominalsegmente verborgen 
werden, sind stark entwickelt, besonders ihre Basalglieder. Die Springfuss- 
paare zeigen lanzettförmige Endglieder; das letzte Paar von ihnen ist das 
kürzeste. Das Telson besteht aus einer breiten viereckigen Lamelle. 

Bei Hyperia galba habe ich die schon von Claus (5) und Mayer (24) 
erwähnten Drüsenzellen auch beobachten können, deren Beschreibung schon 
von diesen beiden Autoren bei einer nahe verwandten Gattung, Phronima, ge- 
liefert ist. P. Mayer (24), der ihrer auch bei Hyperia flüchtig Erwähnung thut, 
sagt, dass diese Drüsenzellen nicht so localisirt und so regelmässig angeordnet 
sind, wie bei den Phronimiden, aber dass man sie auch in den Abdominal- 
anhängen und in den Antennen findet; er sagt ferner, dass eine Anordnung 
der Drüsen zu Complexen mit allen ihren Einrichtungen hier nicht stattfindet 
oder nur in geringem Maasse vorhanden ist. Meine Beobachtungen bestätigen 
dieses vollkommen; ich muss aber noch Einiges hinzufügen, wenn schon der 
Mangel an frischem Material meine Untersuchungen beeinträchtigte. Die Ver- 
breitung der Drüsenzellen in den Antennen, Mundtheilen, Abdominalanhängen 
ist bei beiden Geschlechtern dieselbe; doch sind die Drüsenzellen von ver- 
schiedener Grösse. Die in den Antennen und Mundtheilen befindlichen sind 
sehr klein; selbst in den Thoracalbeinpaaren, wo sie sehr zahlreich auftreten, 
findet man sie von verschiedener Grösse (Taf. 1. Fig. 15). Die grösseren unter 
diesen Drüsenzellen zeigen allein eine gewisse Anordnung und bilden Complexe 

Nova Acta XLVII. Nr. 2. 6) 


54 Dr. Henri Blanc. (p. 18) 


mit getrennten Ausführungsgängen. In dem ersten Gliede des siebenten Bein- 
paares (Taf. 1. Fig. 16) findet man im Basalgliede immer zwei grosse Drüsenzellen, 
welche sonst nicht ihres Gleichen haben, und schon mit blossen Augen zu 
sehen sind. Wie schon gesagt, sind nur die im Basalgliede grösseren Drüsen- 
zellen zur Ausbildung von Complexen vereinigt, wie es Claus und Mayer 
bei Phronimella beschrieben haben. Jeder Complex besteht auch bei Hyperia 
(Taf. 1. Fig. 17) aus drei Drüsenzellen, von denen zwei nahezu von derselben 
Grösse sind, während die dritte nur durch ihren Kern erkennbar ist; diese dritte 
Drüsenzelle, welche oberhalb der beiden anderen liegt, hat sich zu einem 
Ausführungsgange (ec) umgebildet, dessen Basaltheil blasenförmig erscheint. 
Der Anfang dieses Ausführungsganges, dessen Wand vielleicht aus einer 
feinen Cutieula besteht, wird von zahlreichen verzweigten Kanälchen gebildet, 
die in der Masse der beiden darunter liegenden Drüsenzellen eingebettet sind, 
und die in dem blasenförmigen "Theile münden.!) — Das Innere der Drüsen- 
zellen ist fein granulirt, und mit Pikrocarmin oder essigsaurem Carmin treten 
die ebenfalls granulirten Kerne (a) stark hervor; Vacuolen (b) konnte ich auch 
im Innern dieser Drüsenzellen wahrnehmen. Die Ausführungsgänge dieser 
Drüsencomplexe münden wahrscheinlich bei Hyperia galba getrennt am Ende 
der Kralle, denn ich konnte ihren Verlauf oft bis zum dritten Gliede der 
Beine verfolgen, ohne sich untereinander zu anastomosiren. Die physiologische 
Bedeutung dieser Zellen liegt noch im Unklaren, sie stehen aber jedenfalls 
im Zusammenhang mit der Lebensweise des Thieres. 

Hyperia galba lebt im Spätsommer als Schmarotzer in Medusa aurita 
und Cyanea capitata. Im Winter findet man gewöhnlich Hyperia frei am 
Grunde und nur ausnahmsweise fand ich wenige junge Thiere im Monat 
‚Januar in einer Medusa aurita; einige kleine Exemplare von 3—4 mm Länge 
sind im Monat October 1873 in Stomobrachium octocostum gefunden worden. 

Hyperia galba kommt auch an der westlichen französischen Küste, in 
der Nordsee und, ausser der Kieler Bucht, in der 'Travermünder Bucht vor. 


!) In einer von mir vor einigen Wochen erschienenen Arbeit: „Contribution A P’histoire 
naturelle des Asellotes heteropodes, observations faites sur la Tanais Oerstedii, Kröyer‘‘ in Re- 
cueil zoologique Suisse Tom. I. Nr. 2. 1884, wo ich ähnliche Drüsencomplexe ausführlich be- 
schreibe, bin ich der Ansicht, gestützt auf vergleichende Beobachtungen, dass jedenfalls der An- 


fang des Ausführungsganges solcher Drüsencomplexe einer chitinösen Wand entbehrt. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 19) 55 


II. Div. Orevettina. 
1. Fam. Orchestidae. 
Orchestia littorea. Montagu. 1815. 
Cancer Gammarus littoreus. Montagu. Linn. Trans. IX. p. 96. T. 4. fig. 4. 1815. 
Orchestia littorea. Leach. Edinb. Eneye. VII. p. 402. 
Talitrus tripudians. Kröyer. Tidsk. 2. R. 1. p. 311. Tab. III. fig. 2. 
Orchestia Euchore. F. Müller. Archiv f. Naturgesch. XIV. p. 53. Taf. 4. fig. 1—7. 1848. 

Dieser Amphipod (Taf. 1. Fig. 18, 19, 20) ist einestheils interessant 
durch seine merkwürdige Lebensweise, anderentheils ist bei ihm ein besonderer 
Dimorphismus zu beobachten. Sein Körper ist ziemlich breit, die Körper- 
länge beträgt im Durchschnitt 14—-16 mm bei beiden Geschlechtern. Die 
Farbe ist im Allgemeinen etwas dunkel, und zwar rothbraun. Das Integument 
ist diek. Die Thoracalsegmente sind gleichlang; das Abdomen ist redueirt; 
die Epimerialplatten der ersten vier T’horacalsegmente sind grosse runde La- 
mellen, die sich theilweise decken. Der Kopf ist verhältnissmässig klein; 
nahe seiner dorsalen Medianlinie liegen die grossen rundlichen Augen. Die 
Antennenpaare sind von verschiedener Länge, und zwar ist das obere auf- 
fallend klein, das längere untere erreicht beim Männchen die Hälfte der 
Körperlänge, beim Weibehen nur ein Drittel derselben. An den oberen An- 
tennen ist Schaft und Geissel kaum zu unterscheiden (Taf. 1. Fig. 21); 
höchstens sind die drei ersten Glieder etwas stärker; die folgenden fünf oder 
sechs bilden die kurze Geissel. Der viergliedrige gut entwickelte Schaft der 
unteren Antennen trägt eine Geissel, die beim Männchen aus 17, beim Weib- 
chen nur aus 14 kurzen Gliedern besteht; weder Riechzapfen noch Calceoli 
treffen wir auf den Antennen an. 

Die Mundtheile dieses T'hieres sind anders gestaltet als die seiner 
nächsten Verwandten, der Gammariden. Von den Mandibeln ist nur der zum 
Kauen bestimmte Theil vorhanden, ein Taster fehlt vollständig (Taf. 1. Fig. 22). 
Das erste Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 23) besteht aus zwei Lamellen, deren 
oberer Rand stark gezähnt ist; die innere dieser Lamellen ist nur dünn, der 
äusseren fehlt der Taster. Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 24) besteht 
ebenfalls aus zwei lamellösen Gliedern, die mit langen Borsten versehen sind. 
Das dritte Kieferfusspaar (Taf. 1. Fig. 25) ist stark entwickelt, die oberen 
Glieder des eigentlichen Fusses (a) zeigen nach innen kleine Fortsätze (b). 


8* 


an 
{er} 


Dr. Henri Blanc. (p. 20) 


Das erste Thoracalbeinpaar ist bei beiden Geschlechtern verschieden 
gestaltet, es ist beim Männchen wie beim Weibchen sehr kurz und nach vorn 
gerichtet; während aber beim Weibchen das fünfte Glied (Taf. 1. Fig. 26(a)) 
desselben langgezogen ist, ist beim Männchen der untere Rand (Taf. 1. 
Fig. 27(a)) dieses Gliedes mit einem breiten fein behaarten Fortsatz versehen. 
Die Endkralle ist bei beiden Geschlechtern nur kurz. Das zweite 'T'horacal- 
beinpaar ist beim Männchen mit einer Hand versehen, beim Weibchen ist 
dagegen der Bau dieses Beinpaares derselbe wie der des ersten Paares. Die 
Hand ist eirund (Taf. 1. Fig. 25) und ihr unterer Rand bildet bis zu ihrer 
Mitte einen Vorsprung. Die Endkralle ist stark und ihre Spitze reicht über 
den Vorsprung des unteren Randes hinaus. Von den anderen Beinpaaren ist 
das vierte das kürzeste, die Basalglieder der drei letzten Paare sind blatt- 
fürmig. Am siebenten Beinpaare bemerkt man einen merkwürdigen Geschlechts- 
unterschied; beim Männchen (Taf. 1. Fig. 29 (a)) ist nämlich das dritte und vierte 
Glied verbreitert, so dass diese Glieder deutlich ins Auge fallen. Diese Ver- 
breiterung ist vom Alter abhängig, und tritt besser hervor bei älteren Männ- 
chen. Die Abdominalschwimmfüsse sind wenig entwickelt, was mit der Lebens- 
weise dieses T'hieres eng zusammenhängt. Die darauf folgenden Springfüsse 
sind bedeutend entwickelter, der letzte derselben besitzt nur ein Endglied. 
Der Telson ist eine halbkreisförmige Platte. In den 'T'horacalbeinpaaren, so- 
wie im Abdomen und den Epimerialplatten finden wir bei Orchestia zahlreiche 
Gruppen von einzelligen Drüsen (Taf. 1. Fig. .30), deren Anlage dieselbe ist, 
wie bei den Drüsen, die sich auch bei Corophium im dritten und vierten 
T'horacalbeinpaare finden, und schon von Nebeski (25, pag. 3. T. 11. Fig. 
10—13) beschrieben wurden. 

Ausser diesen beiden oben geschilderten Formen des Thieres fand ich 
auch eine dritte, die ich als eine zweite männliche Form bezeichnen kann 
(Taf. 1. Fig. 20). Dieselbe unterscheidet sich von der anderen männlichen durch 
ihre & 


Unterschied wird gegeben durch die kürzeren unteren Antennen, deren Geissel 


eringere Grösse; die grössten Exemplare maassen 12 mm. Ein weiterer 


nur aus vierzehn Gliedern besteht. Ferner hat das dritte und vierte Glied 
des siebenten Beinpaares (Taf. 1. Fig. 31) hier dieselbe Gestalt, wie beim 
Weibchen; sie bleiben also hier dünn. Die Hand des zweiten  Fusspaares 
(Taf. 1. Fig. 32) besitzt dieselbe Form, wie das entsprechende Glied des 


Die Amphipoden der Kieler bucht. (p. 21) 57 


anderen Männchens. Da ich in den Hoden stets reife Spermatozoen fand, so 
ist ausgeschlossen, dass diese zweite Form des Männchens eine jüngere 
Altersform ist, was man leicht anzunehmen geneigt sein könnte, wenn man 
die Grösse der beiden männlichen Formen vergleicht. Für die Richtigkeit 
meiner Behauptung spricht auch, dass ich diese zweite Form nur in Gesell- 
schaft von einer Art Weibehen antraf. Dieser sonderbare Fall von Dimor- 
phismus des Männchens ist übrigens nicht der einzige, den wir bei den 
Amphipoden kennen. Schon F. Müller (19) beschreibt in seiner Schrift 
„Für Darwin“ ebenfalls zwei männliche Formen bei Orchestia Darwinii. 
Auch glaube ich, dass, obgleich Nebeski (25, pag. 24) schon die Erzeugung 
von Eiern im Hoden von Orchestia beobachtet hat, dennoch eine eingehendere 
Untersuchung der Sexualdrüsen und deren Entwickelung bei diesen verschie- 
denen Männchenarten noch neue und interessante Resultate zu Tage fördern 
könnte. 

Dass das eben beschriebene Thier eine Orchestia littorea wirklich ist, 
ist nicht zu bezweifen. F. Müller (18, pag. 53. T. IV. Fig. 1—17) beschreibt 
eine Orchestia-Art, welche er am Strande der Insel Rügen bei Stubbenkammer 
fand, und die er Orchestia Euchore nennt. Diese neue Art kann kaum auf- 
recht erhalten werden, denn ich war in der Lage, zahlreiche Exemplare von 
verschiedenen Orten der Nord- und Ostsee, und zwar auch von Stuhbenkammer 
untersuchen zu können. Der Vorsprung des unteren Kandes der Hand des 
Männchens ist zwar kleiner bei den Exemplaren der Kieler Bucht und denen 
von Stubbenkammer, als bei denen von Helgoland, aber dieser Vorsprung 
fehlt wieder ganz bei denen von Sylt; wir können denselben also nicht als 
Unterscheidungsmerkmal gelten lassen. Im Allgemeinen ist Orchestia littorea 
der Ostsee kleiner als dieselbe Species der Nordsee: doch dieser Umstand 
kann nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgefasst werden, da dasselbe Ver- 
hältniss auch bei anderen Thieren bekannt ist. Die Uebereinstimmung der 
beiden erwähnten Orchestia-Species ist übrigens schon von Möbius (23) und 
Hoek (11) eonstatirt worden. 

Ich habe Orchestia littorea bei Kiel nie im Wasser, sondern nur am 
Strande, 2—3 m vom Wasser entfernt, finden können; die T'hiere scheinen 
ziemlich trockene Stellen vorzuziehen. Ihr Fang wird durch das fortwährende 
Hüpfen beim Stören wesentlich erschwert, daher der Name „Strandhüpfer‘; 


58 Dr. Henri Blanc. (p. 22) 


diesem Uebelstande kann dadurch leicht abgeholfen werden, dass man die 
stets in Gesellschaft lebenden Thhiere mit Wasser übergiesst, wodurch die 
Thiere im Springen gehindert werden. Die Weibchen sind viel häufiger als 
die Männchen; von dreissig auf einer Fundstelle gesammelten Exemplaren 
waren fünfundzwanzig weibliche und nur fünf männliche; von den letzteren 
gehörten zwei zu der zweiten männlichen Form. Dieses Verhältniss ändert 
sich, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit hatte, auch in den verschiedenen 
Jahreszeiten nicht. Orchestia littorea kommt an der Nord- und Ostseeküste 
vor; nach Desmarest (7, pag. 261) auch am Strande bei Nizza. 


2. Fam. Gammaridae. 
Subfam. Pontoporeinae. 
Pontoporeia femorata. Kröyer. 1844. 
Pontoporeia femorata. Kröyer. Naturh. Tidsskr. 1. R. 4. B. p. 153. 1844. 
Pontoporeia affınis. Lindström. Ostersjöns invertebrat fauna. Ofv. Vet. Förh. 
Stockh. 1855. 
Pontoporeia affinis. ©. Sars. Histoire naturelle des crustaces d’eau douce de Nor- 
wege. 1. Liv. 1867. 


DX 


Das Thier ist klein (Taf. 1. Fig. 33); die grössten von mir gemessenen 
Exemplare hatten eine Länge von 7—8 mm. Die Farbe ist meistens weisslich. 
Die Chitinhülle ist sehr dünn, zart und ganz glatt. Die "T’horacalsegmente 
sind in ihrer Länge verschieden. Das erste Segment ist sehr kurz, das 
zweite, dritte und vierte Segment etwas länger, und das fünfte, sechste und 
siebente erreicht die Länge der beiden ersten. Die Epimerialplatten sind 
länger als breit, und zwar ist die vierte die grösste; die Epimerialplatten der 
letzten Segmente sind im Verhältniss zu denen der ersten sehr redueirt; der 
untere Rand der Epimerialplatten und der drei ersten Abdominalsegmente ist 
mit langen, gefiederten Borsten versehen; von den drei letzten Abdominal- 
segmenten ist das zweite verkürzt. 

Der Kopf ist grösser als das erste Segment und sein chitinöser vorderer 
Rand bildet seitlich zwischen den oberen und unteren Antennen einen Vor- 
sprung. Die Augen sind klein, oval und auf lebenden T'hieren röthlich pigmentirt. 

Die Mundtheile sind im Grossen und Ganzen ebenso gebaut, wie die 


von Gammarus locusta. Doch ist der Mandibulartaster verhältnissmässig länger 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 23) 59 


als bei Gammarus, und der Kauapparat ist klein. Das erste und zweite 
Kieferfusspaar haben nahezu die Form von Lamellen, die beim zweiten 
Paare ziemlich breit sind. Das dritte Kieferfusspaar (Taf. 2. Fig. 34) ist 
klein und bedeckt nicht ganz die anderen Mundtheile, wie es gewöhnlich 
geschieht. 

Die zwei Antennenpaare sind kurz mit auffallend entwickelten Basal- 
gliedern. Beim Weibchen sind die beiden Antennenpaare von gleicher Länge, 
und zwar gleich einem Viertel der Körperlänge; beim Männchen sind sie 
länger, und das untere Paar überragt das obere; dieses untere Paar erreicht 
das vierte T’horacalsegment. Die unteren Antennenpaare sind bei beiden Ge- 
schlechtern gewöhnlich stark nach hinten gerichtet, während die oberen etwas 
in die Höhe stehen. Die oberen Antennen (Taf. 2. Fig. 35) besitzen einen 
dreigliedrigen Schaft, dessen letztes Glied eine Geissel und eine Nebengeissel 
trägt; das erste Basalglied des Schaftes ist dick, die beiden anderen sind 
dünner und kürzer; die Geissel besteht beim Männchen aus 17—20 kurzen 
Gliedern, beim Weibchen dagegen nur aus S. Die Nebengeissel ist sehr kurz 
und wird von drei Gliedern gebildet, deren ersteres so lang ist, wie die 
beiden anderen zusammen. Die Geissel der unteren Antennen, deren Schaft 


viergliedrig ist, besteht beim Weibchen aus S—10 Gliedern, beim Männchen 
ist die Zahl dieselbe, aber der Schaft ist länger als der der oberen Antennen. 
Die ersten und zweiten Thoracalbeinpaare sind bei beiden Geschlechtern gleich; 
sie sind sehr klein, nach vorn gerichtet und unter den vorderen Epimerial- 
platten verborgen, jedoch ist das zweite Beinpaar etwas länger als das erste. 
Die Basalelieder dieser Beinpaare sind beinahe so lang wie die vier anderen 
zusammen. Die zwei letzten Glieder des ersten Beinpaares (Taf. 2. Fig. 36) 
verbreitern sich, so dass das fünfte eine ovale Form bekommt. Die ent- 
sprechenden Glieder des zweiten Beinpaares sind langgestreckt und die Kralle 
wenig entwickelt (Taf. 2. Fig. 37). Diese Beine sind wie die anderen stark 
behaart. Das dritte und vierte Beinpaar sind ebenfalls kurz, zeigen aber ein 
wohlentwickeltes drittes Glied. Das fünfte und sechste Paar sind länger als 
die vorhergehenden, ihr Basalglied ist grösser und lamellös. Das siebente 
Beinpaar (Taf. 2. Fig. 38) ist von einem eigenthümlichen Bau, indem sein 
Basalglied (a) eine blattförmige Verbreiterung zeigt, deren hinterer Rand stark 
convex ist, während der vordere gerade verläuft. Im inneren dieser Glieder 


60 Dr. Henri Blanc. (p. 24) 


sieht man zahlreiche hlasenförmige Gebilde von verschiedener Grösse, die 
von der Matrix umgeben sind; diese Gebilde, auf welche schon Sars auf- 
merksam gemacht hat, befinden sich nieht nur in diesem Basalgliede, sondern 
auch in dem des vierten und fünften Beinpaares, und ebenso in den Epimerial- 
platten. Der Bau der Abdominalfüsse stimmt ziemlich überein mit dem der 
entsprechenden Füsse bei @ammarus. Die Springfüsse sind beinahe gleich- 
lang (Taf. 2. Fig. 39): die Endglieder derselben sind länger als die Basal- 
theile, und das innere Endglied des letzten Paares pflegt etwas länger zu sein 
als das äussere. Der Telson besteht aus einer dreieckigen Lamelle, die in 
ihrer Mitte tief gefurcht ist; der hintere Rand desselben erreicht nicht das 
Ende des Basalgliedes der darunter liegenden Springfüsse. 

Pontoporeia femorata ist selten im Kieler Hafen, man findet ihn zwi- 
schen todtem Seegras und Mud; Lenz (14) traf das Thier in der Travemünder 
Bucht. Sars hat diesen Amphipoden auch in den schwedischen Binnenseen 
gefunden, und zwar in einer Tiefe von 60—70 Brass. Sonst scheint er nur in 


den nordischen Meeren verbreitet zu sein; in Grönland, Spitzbergen, Labrador. 


Pontoporeia furcigera. Bruzelius. 1859. 
Pontoporeia fureigera. Bruzelius. Amphip. gammar. K. Vet. Akad. Handl. Ny 
Töljd II. p. 49. f. 8. 

Die Körperform ist fast dieselbe wie die von Pontoporeia femorata. 
Exemplare von mehr als S mm Länge habe ich nie gefunden. Die Farbe 
dieses Thhieres ist hell und lässt den dunkler gefärbten Darm durchscheinen. 
Die ehitinöse Hülle ist dünn und zart, und ohne mikroskopische Zeichnungen; 
sie bildet jedoch auf dem vierten Abdominalsegmente (Tat. 2. Fig. 40) einen 
bedeutenden Fortsatz, dessen Spitze gabelfürmig getheilt ist. Da dieser Fort- 
satz bei Pontoporeia femorata fehlt, so giebt er ein sicheres Merkmal für die 
Unterscheidung der beiden Arten. 

Das Auge ist bei Pontoporeia furceigera sehr klein, und besteht nur 
aus einer geringen Anzahl von Krystallkugeln; das Augenpigment wird bei 
einer Conservirung des Thieres in Alkohol entfärbt, was bei Pontoporeia 
femorata nicht der Fall ist. 

Die Antennen sind, mit Ausnahme der Nebengeissel der oberen, bei 


beiden Species gleich. Sie besteht (Taf. 2. Fig. 41) bei Pontoporeia furcigera 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 25) 61 


aus nur zwei Gliedern, von denen das letzte sehr kurz ist. Eine dreigliedrige 
Nebengeissel, wie sie Bruzelius (4, T. 11. Fig. Sb) an seinen Exemplaren 
beschreibt und abgebildet hat, habe ich nieht finden können, obgleich ich 
zahlreiche T'hiere, sowohl lebend als auch conservirt, untersuchte. Die 
Mundtheile sind wie bei Pontoporeia femorata; die Glieder des eigentlichen 
Fusses des dritten Kieferfusspaares (Taf. 2. Fig. 42) sind bei Pontoporeia 
fureigera, jedoch bedeutend breiter als bei Pontoporeia femorata. 

Die Hand des ersten Fusspaares des Männchens (Taf. 2. Fig. 43) ist 
ebenfalls breiter und kürzer als bei Pontoporeia femorata, das Ende der 
Kralle erreicht ?/; des unteren Randes der Hand. Die anderen 'Thoracal- 
beinpaare zeigen keine Verschiedenheiten zwischen beiden Species. Während 
aber das innere Endglied des letzten Abdominalfusspaares von Pontoporeia 
femorata länger ist als das äussere, finden wir bei Pontoporeia fureigera 
(Taf. 2. Fig. 44) das Umgekehrte. 

Ferner ist das Teelson länger bei der letzteren Species. Dieselben 
blasenförmigen Gebilde, die wir schon in den Thoracalbeinpaaren und Epimerial- 
platten von Pontoporeia femorata antrafen, finden wir auch hier. 

Pontoporeia furcigera ist häufiger als sein Verwandter, man trifft ihn 
in dem inneren Theile der Bucht zwischen todtem Seegrase und abgestorbenen 
Muscheln. Das Thier schwimmt meistens auf der Seite liegend, doch sehr 
gewandt; es stirbt bald im Aquarium. Man findet das T'hier auch an anderen 
Orten der Ostsee, so in der Danziger Bucht, an der dänischen und norwe- 
gischen Kiste. 


Bathyporeia pilosa. Lindström. 1855. 

Bathyporeia pilosa. Lindström. Öfvers. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1855. p. 59. 

Thersites Guilliamsoniana. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 97. 
Es ist ein kleines 'Fhier, ähnlich gestaltet wie Pontoporeia (Tat. 2. 
Fig. 45). Von den zwei Exemplaren, die mir vorlagen, maass das eine, ein 
trächtiges Weibchen, 7 mm; das andere, von dem ich eine Beschreibung 
geben werde, 5 mm. Die Thoracalsegmente sind von gleicher Länge, die 
drei ersten Abdominalsegmente sind doppelt so gross. Das Postabdomen ist 
kurz und dünn. Die vier ersten Epimerialplatten überdecken sich mit dem 
Hinterrande; die drei folgenden sind sehr klein. Der Kopf ist auf der dor- 

Nova Acta XLVI. Nr. 2. ) 


62 Dr. Henri Blanc. (p. 26) 


salen Linie etwas nach vorn zugespitzt, ohne jedoch ein Rostrum zu bilden. 
Die Augen sind oval und stehen hinter den oberen Antennen nahe dem 
Vorderrande des Kopfes. 

Die verschiedenen Gliedmassen dieses Amphipoden bieten manches 
Eigenthümliche dar. Die oberen Antennen (Taf. 2. Fig. 46) sind kurz und 
gedrungen; das erste Glied des dreigliedrigen Schaftes ist diek und lang, und 
bildet nach vorn eine Art Schnabel. Auf dieses Glied folgen zwei kürzere, 
aber gleichlange Glieder, die mit zahlreichen Hörhorsten (Taf. 2. Fig. 47) 
besetzt sind. Das letzte Glied des Schaftes trägt eine Geissel und eine 
Nebengeissel, von denen die erste von sechs Gliedern gebildet wird, deren 
jedes mit drei Riechzapfen versehen ist. Die Nebengeissel ist eingliedrig und 
kurz. Die unteren Antennen sind etwas länger als die oberen, erreichen aber 
nicht die Hälfte der Körperlänge, und sind gewöhnlich stark nach unten ge- 
krümmt. Der viergliedrige Schaft trägt eine aus sieben Gliedern gebildete 
Geissel. 

Die Mundtheile gleichen denen von Pontoporeia und zeigen nichts 
Merkwürdiges. Das erste Beinpaar ist nach vom gerichtet und unter den 
ersten Epimerialplatten verborgen, so dass es leicht übersehen werden kann. 
Das fünfte Glied ist zu einer kleinen ovalen Greifhand umgebildet, deren 
Kralle ziemlich lang ist (Taf. 2. Fig. 48). Das zweite Paar ist beinahe 
dreimal so lang als das erste (Taf. 2. Fig. 49), sein fünftes Glied ist lang- 
gestreckt, bildet keine Hand und ist nach vorn etwas zugespitzt; eine End- 
kralle ist hier nicht vorhanden. Dieses letzte Glied trägt, sowie auch die 
vorhergehenden, lange Borsten. 

Die zwei folgenden Beinpaare sind untereinander gleich, aber kleiner 
als das zweite; ihre Basalglieder sind nicht unter den Epimerialplatten ver- 
borgen; das fünfte Glied trägt eine kurze Kralle. 

Das fünfte, sechste, siebente Beinpaar zeigen einen Bau, den man bei 
keinen anderen Amphipoden der Kieler Bucht wieder antrifft. Ihre Basal- 
glieder sind nämlich verbreitert, das folgende Glied dick und kurz, das dritte 
wieder breit, und zwar besonders breit beim fünften Paare (Taf. 2. Fig. 50). 
Die zwei folgenden und untereinander gleichen Glieder sind wieder dünn, am 
dinnsten beim fünften Beinpaare. Diese Beinpaare sind alle mit einer kleinen 
Endkralle versehen. Die Schwimmfüsse zeigen nichts Wesentliches. Das 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 27) 6; 


Postabdomen ist, wie erwähnt, im Verhältniss zum eigentlichen Abdomen 
kurz und dünn. Der Basaltheil des ersten Springfusspaares reicht über das 
nde des Körpers hinaus; die zwei zugespitzten Endglieder sind von ver- 
schiedener Länge, das innere ist das kleinste. Das zweite Springfusspaar (a) 
(Taf. 2. Fig. 51) ist kürzer als das erste, und die Endglieder sind etwas 
nach aussen gebogen; das innere ist auch hier das kürzeste. Das dritte 
Paar (b), dessen Basalglieder dieselbe Länge wie das zugehörige Segment 
haben, zeigt die Merkwürdigkeit, dass das innere Glied rudimentär bleibt, 
während das äussere von zwei Theilen gebildet wird, von denen der hintere 
sehr kurz ist. Die Endglieder dieses Paares sind mehr blattförmig und mit 
zahlreichen, langen Borsten versehen. Das Telson (ce) (Taf. 2. Fig. 51) besteht 
aus zwei kleinen Lamellen, die kürzer sind, als der Basaltheil des letzten 
Springfusspaares. 

Diese Beschreibung gilt auch für das 5 mm lange Exemplar, dessen 
Antennen nur länger waren, als die des eben beschriebenen trächtigen 
Weibehens. Die Geissel der oberen Antennen bestand hier aus zehn Gliedern, 
von denen jeder drei Riechzapfen trug, die Nebengeissel war ebenfalls länger, 
aber zweigliedrige. Der Schaft der unteren Antennen (Taf. 2. Fig. 52) war 
ebenso lang wie die oberen Antennen, und ihre lange Geissel erreichte die 
Hälfte der Körperlänge; sie bestand aus 48 gut von einander getrennten 
Gliedern, anf welchen ich keine Spur von Calceoli wahrnehmen konnte. Im 
Uebrigen unterschieden sich die beiden T'hiere nicht. 

Da schon Stebbing (29, pag. 74. Pl. II) die Species Bathyporeia 
Robertsoni und pelagica auf die eine Bathuporeia pilosa zurückgeführt hat, so 
betrachte ich auch das zweite kleine Exemplar als ein junges Männchen von 
Bathyporeia pilosa, obgleich die unteren Antennen desselben nicht die Körper- 
länge erreichen. 

Bathyporeia pilosa ist ein seltenes T’hier der Kieler Bucht. Es wurde 
zwischen Möltenort und Bülk auf Sand gefunden. Lenz (15, pag. 174) hat 
ebenfalls die beiden geschilderten Formen in der ravemünder Bucht, bei 
Niendorf, gefunden, und bemerkt, dass die mit langen Antennen versehenen 
Thiere, also die Männchen, weit seltener sind, als die mit kurzen Antennen 
versehenen Weibchen. — Ausserdem findet man das T'hier an der englischen 
Küste und im nordischen Eismeere. 


9* 


64 Dr. Henri Blanc. (p. 28) 


Suhfam. Deramininae. 


Dexamine spinosa. Montagu. 1815. 


Cancer Gammarus spinosus. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 3. T. 2. tig. 1. 1815. 

Dexamine spinosa. Leach. Edinb. Eneye. VII. p. 433. — 1513 —1S14. 

Amphithoe Marionis. Milne Edwards. Ann. des Sc. Mat. XX. p. 375. 1830. 

Dexamine tenwicornis. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p. 
Tab. IV. fig. 3. 1843. 


-— 
di. 


Diese Art (Taf. 2. Fig. 53) ist in ihrer Gestalt Amathilla Sabinii sehr 
ähnlich; sie ist nämlich vorn etwas breit und besitzt ein kleines und dünnes 
Postabdomen. Die Körperlänge der beiden einzigen Exemplare, die mir zur 
Verfügung standen, betrug 11 mm. Nach Spence Bate and Westwood 
(1, vol. 1. pag. 237) ist das "hier gewöhnlich rotlı gefleckt, die in der Tiefe 
lebenden Exemplare aber sind blau gefärbt. Die Chitinhülle ist ziemlich dick 
und ohne mikroskopische Zeichnungen. Die hinteren T'horacalsesmente sind 
länger als die vorderen, die vier ersten Abdominalsegmente zeigen auf der 
dorsalen Medianlinie einen gebogenen, nach hinten zugespitzten Fortsatz, der 
schon mit blossen Augen zu erkennen ist. Die Epimerialplatten der vier 
ersten T’horacalsegmente sind lange, ovale Platten, die sich theilweise über- 
decken; die Epimerialplatten der drei folgenden Segmente sind bedeutend 
kleiner und in der Mitte gefurcht. Der Kopf ist grösser als das erste 
T'horacalsegment. Die Augen sind nierenförmig und liegen in der Mitte des 
Kopfes nahe an seinem Vorderrande. Die Antennen sind lang, besonders die 
oberen, welche die Hälfte der Körperlänge überragen. Von dem dreigliedrigen 
Schaft der oberen Antennen ist das erste Glied das stärkste, und zeigt an 
seiner vorderen Extremität nach unten einen grossen conischen Fortsatz; das 
zweite Glied ist dünner aber länger als dieses erste; das dritte Glied da- 
gegen ist ganz klein und schwer von der Geissel zu unterscheiden. Die 
Greissel besteht aus 40—45 Gliedern, von denen die ersten je einen Riech- 
zapfen tragen. Der viergliedrige Schaft der unteren Antennen ist ebenso lang 
wie der der oberen Antennen, die Geissel dagegen ist kürzer und wird von 
dreissig Gliedern gebildet. Der Bau der Mundtheile stimmt nicht vollständig 
mit dem der Mundtheile der übrigen Gammariden überein, da die Mandibeln 
keine Spur von einem Taster zeigen (Taf. 2. Fig. 54). Das dritte Kiefer- 


fusspaar (Taf. 2. Fig. 55) zeigt in seinem Bau eine Uebereinstimmung mit 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 29) 65 


dem der Corophiden; der eigentliche, gegliederte Kieferfuss ist sehr dünn, da- 
gegen sind seine zwei lamellenförmigen Anhänge wohl entwickelt, besonders 
die oberen, welche beinahe so lang sind, wie der eigentliche Kieferfuss. Der 
obere Rand der unteren lamellenförmigen Fortsätze ist mit keulenförmigen 
Dornen versehen. 

Die zwei ersten 'T’horacalbeinpaare haben bei beiden Geschlechtern 
eine Greifhand. Die Hand des ersten Paares (Taf. 2. Fig. 56) ist breit, 
eiförmig und auf der oberen Hälfte ihres unteren Randes mit kleinen Zähn- 
chen besetzt. Die Kralle ist stark, und ihre Spitze erreicht die Hälfte des 
unteren Randes. Das zweite Beinpaar (Taf. 2. Fig. 57) ist etwas länger 
und sein viertes und fünftes Glied mehr langgestreckt; der untere Handrand 
bildet einen stumpfen Winkel mit gleichen Schenkeln. Die Kralle erreicht 
den Scheitel dieses Winkels. Die folgenden Beinpaare sind im Verhältniss 
zur Körpergrösse klein; die Basalglieder der drei letzten Paare sind gross, 
oval und lamellenförmig. Die Kralle aller dieser Beinpaare ist ebenso lang 
und stark wie die der beiden ersten T'horacalbeinpaare. Die Abdominal- 
schwimmfüsse sind bei weitem nicht so entwickelt, wie bei Atylus bispinosus, 
(deren Beschreibung folgt; ihre Basalglieder sind unter den Abdominalsegmenten 
verborgen. Von den Springfüssen ist das letzte Paar das kürzeste, und die 
Basalglieder desselben sind viel kürzer und dicker als die der anderen. Das 
Telson (Taf. 2. Fig. 58) ist tief gegabelt, und zwar sind die beiden Aeste 
dreieckig, und an ihren Aussenseiten mit Dornen besetzt. 

Das Thier ist in der Bucht sehr selten und kommt nur in dem 
äusseren Theile derselben vor; in der Nordsee und an der schwedischen 
Küste trifft man es häufiger. 


Subfam. Atylinae. 
Atylus bispinosus. Spence Bate. 1857. 
142. 1857. 
Atylus bispinosus. Spence Bate. Cat. amph. p. 140. pl. XXVI. fig. 1. 1862. 


[0 4) 


Dexamine bispinosus. Spence Bate. Ann. Nat. Hist. 2. ser. XIX. p. 


Dieses T'hier (Taf. 2. Fig. 59) entging beim Fischen, wegen seiner ge- 
ringen Grösse, zuerst vollständig meiner Beobachtung. Die grössten Exemplare 


waren nämlich nur 3,5—5 mm lang. Die Chitinhülle zeigt bei der mikro- 


skopischen Untersuchung zahlreiche kleine, stark gebogene Dornen (Taf. 2. Fig. 60). 


66 Dr. Henri Blane. (p. 30) 


Die Farbe dieser Amphipoden ist nach Spence Bate und Westwood (1, vol. 1. 
pag. 250) grünlich. Das kann aber nicht für die in der Kieler Bucht vorkommen- 
den T'hiere gelten. Ich beobachtete vielmehr oft eine röthliche, violette, braune 
und schwarze Färbung, hervorgebracht durch grosse, schwarze Chromatophoren, 
die auf den Epimerialplatten, dem Kopfe und den Basalgliedern der Beine 
am zahlreichsten anzutreffen waren. Zwischen diesen dunklen Chromatophoren 
befanden sich isolirt milchigweisse, die fast immer contrahirt waren. 

Die Augen sind sehr gross, rund und mit röthlichem Pigmente aus- 
gestattet. Das Abdomen zeichnet sich von dem Thorax durch seine grösseren 
Dimensionen aus: besonders fallen die drei ersten Abdominalsegmente durch 
ihre Grösse und Gestalt in die Augen. Der hintere Rand der beiden ersten 
von ihnen zeigt in der Medianlinie einen starken und spitzen Fortsatz nach 
hinten. Der hintere Rand des dritten Segmentes zeigt keinen Fortsatz, da- 
gegen ist er gezähnt und gebuchtet, wie die Abbildung zeigt (Taf. 2. Fig. 61). 
(Spence Bate’s Abbildung stimmt mit meinen Beobachtimgen nicht überein.) 
Das Postabdomen ist bedeutend kleiner. Der Kopf ist gross und zeigt auf 
der Dorsalmedianlinie eine Art Rostrum. Die Antennenpaare sind von ver- 
schiedener Länge; während die unteren die Körperlänge erreichen, sind die 
oberen nicht einmal halb so lang. Von den drei Schaftgliedern der oberen 
Antennen ist das erste gross und dick. Die Geissel besteht aus achtzehn 
langen Gliedern, welche alternirend ein oder zwei Riechzapfen tragen. Der 
viergliedrige Schaft der unteren Antennen ist etwas länger als der der oberen, 
die Geissel ist sehr lang und bestand bei den wenigen 'T’hieren, wo sie nur 
unverletzt zu finden war, aus 45 Gliedern, deren erstes das längste ist und 
fünf bis sechs @uerstreifen zeigt. 

Die 'Thoracalbeinpaare sind im Allgemeinen kurz und mit starken 
Dornen besetzt; die beiden ersten sind bei beiden Geschlechtern mit länglich 
ovalen Greifhänden versehen. Die Endkralle reicht bis in die Mitte des 
unteren Handrandes, der bis dahin starke Dornen zeigt (Tai. 2. Fig. 62). 
Das zweite Paar pflegt etwas grösser zu sein als das erste Paar. Sexual- 
unterschiede in der Handbildung konnte ich nieht wahrnehmen. Die drei 
letzten Thoracalbeinpaare, von denen das siebente das längste ist, haben ein 
starkes, entwickeltes Basalglied. Die Abdominalschwimmfüsse gleichen hin- 


sichtlich der Stärke ihrer Basalglieder denen der Hyperiden. Die folgenden 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 31) 6% 


Gliedmassen sind von verschiedener Länge und zeigen nichts Wesentliches. 
Das Telson ist eine dreieckige, nicht gespaltene Lamelle, welche etwas länger 
als die Hälfte der Basalglieder des letzten Springfusspaares ist. 

Atylus bispinosus findet sich nur in einzelnen Exemplaren in der 
inneren Bucht, und zwar in der Seegrasregion; in der äusseren dagegen kommt 
er jedoch auch in Gesellschaft vor; man trifft ihn auch in der Nordsee. 

Das kleine Thier ist sehr lebhaft, schwimmt sehr schnell, und zwar 
meistens auf dem Rücken. 

Subfam. Gammartidae. 
Calliopius laeviusculus. Kröyer. 1835. 

Amphithoe Taeviuseula. Kröyer. Groenlands Amphipodez. Danske Vidensk. -Selsk. 
Afhandl. VIL p. 281. 1. ab 3. fig. 13. 1831. 

Amphithoö Rathkei. Zaddach. Synopseos Crustac. Prussic. prodromus. p. 6. 1844. 

Amphithoö norwegiean. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p. 83. 
Tab. IV. 1843. 

Calliope Leachi. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 58. 

Paramphithoö laeviuseula. Bruzelius. Amphip. Gammar. K. Vet. Akad. Handl. Ny 
Följd. II. p. 73. 1859. 

Calliope laeviuseula. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Museum. p. 148. 
t. 28. 1862. 

Von diesem 'Thiere (Taf. 3. Fig. 63) ist nur das Hintertheil des 
Körpers stark seitlich comprimirt, während das Vordertheil mehr oder weniger 
breit ist. Die durchschnittliche Körperlänge ist !mm, doch habe ich einige 
männliche und weibliche Exemplare gefunden, die eme Länge von 12 mm 
hatten. Die Farbe des 'Thieres ist sehr verschieden, Zaddach’s Vermuthung 
(33, pag. 36), dass die Farbe des lebenden und todten Thieres weiss sei, 
bewahrheitet sich nicht. Denn ich fand oft röthlichgelb gefärbte Individuen, 
auch blau gefärbte. Diese Farbe ist, wie bei den anderen Amphipoden, eine 
Folge der Anpassung; aber bei Calliopius ist diese Farbe, so viel ich 
beobachten konnte, in einem Falle eine Schutzfärbung. Ich fand nämlich zu 
verschiedenen Jahreszeiten zahlreiche Exemplare von Calliopius in Gesellschaft 
mit Littorina littorea in geringer Tiefe. Diese Exemplare waren alle unregel- 
mässig schwarz und weiss gestreift, ene Färbung, wie ich sie nur in diesem 
Falle gefunden habe. Ich vermuthe daher, dass diese Färbung des 'T’hieres 
dazu dient, dasselbe unter den Littorinen unkenntlich zu machen, da Kopf, 


65 Dr. Henri Blanc. (p. 32) 


Tentakeln und unterer Theil des Gehäuses dieser Schnecke ebenfalls schwarz 
und weiss gestreift sind. Diese Färbung wird durch Chromatophoren hervor- 
gehracht, die schwarz und milchigweisse Pigmente führen. 

Die Segmente des Körpers bieten nichts Merkwürdiges dar. Die drei 
ersten, grössten Ahdominalsegmente zeigen auf dem Rücken eine gröbere 
Erhöhung. Das Postabdomen ist sehr comprimirt. Die Epimerialplatten sind 
im Verhältniss zur Grösse der Segmente klein. Der Kopf ist nicht gross 
und trägt nahe an der Insertionsstelle der oberen Antennen grosse, ovale, 
schwarze Augen. Die Antennen erreichen kaum die Hälfte der Körperlänge 
und sind nahezu gleichlang. Beim Weibchen sind jedoch die oberen etwas 
kürzer als die unteren, beim Männchen hat das Umgekehrte statt. Von dem 
dreigliedrigen Schaft der oberen Antennen ist das letzte Glied das kürzeste 
und zeigt einen grossen Fortsatz auf der unteren Seite (Taf. 3. Fig. 64). 
Die Geissel besteht meistens aus dreissig kleinen, breiten Gliedern, die beim 
Männchen einen zahnförmigen Fortsatz bilden, so dass der untere Rand der 
Geissel der oberen Antennen gesägt erscheint. Auf den oberen Antennen be- 
tindet sich beim Weibehen wie beim Männchen auf jedem Gliede eine Gruppe 
von drei oder vier langen Riechzapfen (Taf. 1. Fig. 2a). Neben diesen Riech- 
zapfen findet man auf jedem Gliede mehrere kleine Calceoli, die letzten 
Glieder der Geissel haben weder Calceoli noch Riechzapten, dagegen findet 
man diese Ualceoli wieder auf den zwei letzten Gliedern des Schaftes. Die 
unteren Antennen (Taf. 3. Fig. 65) werden von einem etwas längeren vier- 
gliedrigen Schaft gebildet und einer Geissel, die aus fünfunddreissig kurzen 
Gliedern besteht; auf diesen Antennen findet man auch bei beiden Ge- 
schlechtern Calceoli. 

Die Mundtheile stimmen mit denen von Gammarus locusta vollständig 
überein. Das fünfte Glied der beiden ersten Fusspaare ist beim Weibchen 
wie beim Männchen zu eimer Hand umgebildet, die eine eiförmige Gestalt 
besitzt und beim Männchen stärker ist (Taf. 3. Fig. 66). Beim Weibchen ist 
die Hand der beiden Paare gleichgross, beim Männchen ist die des zweiten 
Paares in die Länge gezogen. Das Ende der Kralle erreicht die Hälfte des 
mit starken Dornen besetzten unteren Randes der Hand. Die 'T'horacalbein- 
paare sind im Vergleich mit denen anderer Gammariden nur klein. Die Ver- 


diekung der Basalglieder, die Hoek (11, pag. 140) an einem Kxemplare 


=! 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 33) 69 


beobachtete, ist nicht, wie er vermuthet, ein Geschlechtsunterschied: bei zahl- 
reichen Männchen, die ich untersuchte, habe ich nie dergleichen finden 
können. Die Schwimmfüsse sind lang und ihre Endglieder mit zahlreichen 
langen Borsten versehen. Die Springfüsse sind ziemlich dünn und fast ohne 
Dornen, die äusseren Endglieder sind etwas länger als die inneren: die 
Endglieder des dritten Paares sind lamellenförmig. Das 'Telson reicht bis 
zur Hälfte des letzten Gliedes der darunter liegenden Springfüsse und bildet 
eine rechtwinkelige Platte, deren hinterer Rand etwas abgerundet ist. 


Das eben beschriebene T'hier ist von Zaddach (32) Amphithoö Rathkei 
bezeichnet worden; aber dieser Autor hat selbst in seiner letzten Abhandlung 
„die Meeresfauna an der preussischen Küste, I. Amphipoda“ (33) zugegeben, 
dass das 'I'hier dasselbe ist, welches schon von Kröyer als Amphithoö 
laeviuscula beschrieben worden ist; daher führt jetzt diese Species mit Recht 
besser den Namen „Oalliopius Taeviusculus Kröyer“. 


Ausserdem hat Zaddach in der eben erwähnten Abhandlung eben- 
falls mit Recht den von Rathke beschriebenen Amphipoden „Amphithoö nor- 
wegica”“ als Calliopius laeviusculus bezeichnet. Wie ich mich zu überzeugen 
Gelegenheit hatte, repräsentirt „Amphithoö norwegica Rathke* (27, Taf. IV. 
Fig. 6. A. B.C. D) nur die grössere Form von Calliopius laeviusculus; denn 
die Diagnose und die Zeichnungen, die Rathke von diesem Thiere giebt, 
stimmen vollständig mit den 12 mm langen Exemplaren von Calliopius 
laeviusculus überein. 


Calliopius laeviusculus ist in der Kieler Bucht häufig. Nur ausnahms- 
weise findet man das T'hier mit Gammarus locusta zusammen; dagegen trifft 
man es in Gesellschaft zwischen lebenden Miessmuscheln und Schnecken, die 
sich in grösserer Menge an Pfählen festhalten; nur die tief blau gefärbten 
Exemplare, die auch die grösseren sind, habe ich stets vereinzelt und selten 
gefunden. 'Trächtige Weibchen sind besonders zahlreich im Sommer. Man 
findet das Thier an der mecklenburgischen und preussischen Küste, auch im 
westlichen Theile der Ostsee, ferner findet man es in der Nordsee, an der 
Kiste von England, von Norwegen und in dem Polarmeere bis Grönland 
und Spitzbergen. 


Nova Acta XLVII Nr. 2. 10 


10 Dr. Henri Blanc. (p. 34) 


Gawmmarus locusta. Linne. 1767. 
Cancer locusta. Linne. Systema Naturae ed 12. ma. p. 1055. 1767. 
Gammarus loeusta. Fabrieius. Systema entomologia. 1775. 
Gammarus aretus. Seezesky. An Account of the Arctic Reg. 1. p. 541. 1820. 
Gammarus duwebeni. Lilljeborg. Overs. af Kongl. Vet. Akad. Förh. 1851. p. 22. 
Gammarus mutatus. Lilljeborg. Kongl. Vet. Akad. Handl. p. 447. 1553. 
Gammarus stichensis. Brandt. Middendorfl’s Sibir. Reise. 11. partie. p. 133. 1851. 

Obgleich dieses Thier (Taf. 3. Fig. 6%) seiner weiten geographischen 
Verbreitung und seiner Häufigkeit wegen schon oft beschrieben worden ist, 
kann ich es doch nicht unterlassen, hier eine kurze Darstellung seiner Eigen- 
thümlichkeiten zu geben. Der Körper desselben ist stark seitlich comprimirt 
und das Postabdomen sehr dünn. Die Länge des ausgebildeten "Thieres 
varirt sehr; das grösste der von mir untersuchten T'hiere war ein ausgebildetes 
Männchen von 27 mm Länge, das grösste Weibchen war 15 mm lang. Die 
Männchen sind stets grösser als die Weibchen. Die Farbe des 'T’hieres ist 
ebenso wie die Länge einer grossen Verschiedenheit unterworfen; man findet 
alle Uebergänge von dunkelbraun bis hellweiss, und zwar ist die Farbe ab- 
hängig vom Aufenthaltsorte. Daher glaube ich, dass die bläulichen, roth ge- 
fleckten Exemplare Zaddach’s (33, pag. 2%) wohl zwischen Miessmuscheln 
gefangen worden sind. Ein weibliches Exemplar, das ich zwischen Ceramium 
rubrum fand, war, wie diese Floriden, röthlich gefärbt, ja selbst die Eier, die 
sich in der Bruttasche zahlreich befanden, hatten die entsprechende Farbe 
angenommen. Diese Anpassungsfarbe wird bei Gammarus locusta nicht durch 
Chromatophoren, die ich vergebens suchte, sondern dureh zahlreiche gefärbte 
Oeltropfen hervorgerufen. Die Chitinhülle ist derb, wie die von allen pela- 
gischen Amphipoden. 

Auf der dorsalen Seite sind nahe dem hinteren Rande der drei Seg- 
mente, von denen das Postabdomen gebildet wird, drei kleine Erhöhungen 
(Taf. 3. Fig. 68), eine mediane auf der Dorsallinie und zwei seitlich gelegene; 
diese kleinen Erhöhungen sind je mit zwei oder drei Dornen versehen, die 
mit blossen Augen schon gut zu erkennen sind. Die Thhoracalsegmente sind 
untereinander gleichlang, die drei ersten Abdominalsegmente sind etwas länger, 
die drei letzten dagegen ausserordentlich kurz und dünn. Der Kopf ist nahezu 


viereckig, und hinter der Insertionsstelle der oberen Antennen liegen die 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 35) “l 


nierenförmigen schwarzen Augen. Bei jungen T'hieren sind die Augen rund. 
Beide Antennenpaare sind wohl entwickelt, die oberen sind die längeren und 
erreichen beinahe die Hälfte der Körperlänge; sie bestehen aus einem drei- 
gliedrigen Schafte, dessen erstes Glied das längste ist, und aus einer Geissel 
und Nebengeissel. Die Nebengeissel (Taf. 3. Fig. 69) wird von 5 
35, je nach Grösse und Alter 


9 langen 


Gliedern gebildet, die Geissel dagegen aus 25 
des Individuums; die ersten Glieder dieser Geissel tragen bei beiden Ge- 
schlechtern je einen Riechzapfen. Der Basaltheil der unteren Fühler ist länger 
als der der oberen und mit langen Borsten versehen: die Geissel besteht aus 
17—15 Gliedern, die ebenfalls lange Borsten tragen, von den 5 oder 6 ersten 
Gliedern besitzt jedes beim Männchen einen Calceolus (Taf. 1. Fig. 1 und 1a). 

‚Jede Mandibel (Taf. 3. Fig. 70) besteht aus einem zum Kauen be- 
stimmten Theil und einem dreigliedrigen langen Taster, der bei Orchestia 
Iittorea und auch bei den Caprelliden, wie wir sehen werden, fehlt. Das erste 
Kieferfusspaar (Taf. 3. Fig. 71) wird aus zwei Lamellen gebildet, von denen 
die innere nur klein bleibt; die äussere trägt einen eylindrigen kleinen Taster. 
Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 3. Fig. 72) hat zwei breite Glieder, deren 
känder mit gröberen Borsten versehen sind. Das dritte Kieferfusspaar (Tat. 3. 
Fig. 73) bedeckt die anderen Mundtheile vollständig; der eigentliche Fuss 
dieses Kieferpaares ist lang, während die vier lamellenförmigen Fortsätze 
desselben klein bleiben. 

Die beiden ersten 'T'horacalbeinpaare sind beim Männchen sowohl als 
auch beim Weibchen mit einer Hand versehen (Taf. 3. Fig. 74), die beim 
Männchen (Taf. 3. Fig. 75) stärker entwickelt ist. Die Form dieser Hand 
ist oval; ihr unterer Rand verläuft beim Männchen concav, ohne jedoch 
einen Vorsprung zu bilden. Weibchen und Männchen nehmen bei der Copu- 
lation dieselbe Stellung ein, wie sie Sars (28) schon für Gammarus neglectus 
beschrieben hat; die Kralle des ersten linken Fusses des Männchens heftet 
sich nämlich zwischen Kopf und erstem Segmente auf der Dorsalseite an, 
während der rechte Fuss beim Festhalten des Weibchens nach hinten ge- 
streckt wird. Das vierte T'horacalbeinpaar ist das kürzeste, die drei letzten 
haben stark entwickelte Basalglieder und sind gewöhnlich nach hinten zurück- 
geschlagen. Die Abdominalschwimmfüsse sind lang, die zwei ersten Spring- 
fusspaare sind ähnlich gestaltet und-besitzen lange Basalglieder. Das dritte 


10 


12 Dr. Henri Blanc. (p. 36) 


Springfusspaar ist kleiner als die anderen und auch dieker; von den beiden 
Endgliedern ist das innere das kürzeste und nimmt immer mehr die Form 
einer Lamelle an. Das Telson ist tief gespalten und überragt die Basalglieder 
des dritten Springfusspaares. 

(ammarus locusta ist von allen Gammariden der Kieler Bucht der 
gemeinste. Man findet ihn überall pelagisch, wie auch in der Tiefe. Es ist 
in hohem Grade euryhalin. Ausser in der Ostsee findet man ihn auch vom 


Mittelmeer bis Grönland und Island. 


Cheirocratus brevicornis. Hock. 1879. 
Cheiroeratus brevicornis. Hoek. Caremologisches, grösstentheils gearbeitet in der 
zool. Station der niederl. zoolog. Gesellschaft. (Separat-Abdruck aus Tijdschr. 
d. Ned. dierk. Vereen. Deel IV. 1879. p. 142. T. X. fig. 10, 11, 12, 13.) 

Diese von Hoek (11, pag. 142. T. X. Fig. 10, 11, 12, 13) neuerdings 
aufgestellte neue Species ist zu den Gammariden zu rechnen, obgleich das 
Thier eine grosse Aehnlichkeit mit den Phoxideen zeigt. Die Länge des 
ausgebildeten Männchens (Taf. 3. Fig. 76) und Weibchens beträgt 7 mm. 
Die Chitinhülle ist dünn, wie bei allen in der Tiefe lebenden Gammariden. 
Sie hat keine mikroskopischen Zeichnungen aufzuweisen, und nur auf dem 
hinteren Rande der drei letzten Abdominalsegmente (Taf. 3. Fig. 77) besitzt 
sie auf der Rückenlinie einige Dornen und Borsten. Die Farbe der Thiere, 
die ich fand, war stets orangeroth und wurde dureh grosse rothe, in der 
Hypodermis unregelmässig vertheilte Chromatophoren hervorgebracht. 

Die Thhoracalsegmente sind gleich gross; die Epimerialplatten sind fast 
quadratisch, klein und greifen nicht übereinander. Das Abdomen ist ebenso 
breit wie der "Thorax; die Segmente nehmen nach hinten an Länge ab; der 
untere Rand des letzten Abdominalsegmentes ist zugespitzt. Der Kopf zeigt 
auf der Medianlinie einen kleinen Vorsprung nach vorn; die Augen sind 
kreisrund und klein und liegen hinter den Insertionsstellen der oberen An- 
tennen. Die oberen Antennen sind um die Hälfte kürzer als die unteren, 
welche die Hälfte der Körperlänge erreichen. Der dreigliedrige Schaft der 
oberen Antennen trägt eine Geissel und Nebengeissel; die erstere besteht aus 
zwölf Gliedern, von denen jedes mit einem langen Riechzapfen versehen ist: 


öfter fand ich sogar zwei dieser Sinnesorgane auf jedem Gliede; die kleine 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 37) 8 


Nebengeissel besteht aus zwei Gliedern. Den grössten Theil der unteren 
Antennen macht der Schaft aus, der länger ist, als die ganze obere Antenne: 
seine zwei ersten Glieder bleiben nur klein, während die zwei folgenden sehr 
lang sind. Die Geissel besteht aus 17 Gliedern, auf denen ich nicht, wie 
Hoek, Riechzapfen beobachten konnte. 

Die Mundtheile gleichen vollständig denen von Calliopius. Die Thoracal- 
beinpaare sind dünn und sehr zerbrechlich. Das in beiden Geschlechtern 
gleichgestaltete erste T'horacalbeinpaar ist beim Männchen stärker entwickelt 
als beim Weibchen; sein fünftes Glied bildet keine Hand (Taf. 3. Fig. 76a), 
ist langgestreckt und mit einer kleinen Endkralle versehen. Das zweite 
Thoracalbeinpaar zeigt beim Weibchen denselben Bau wie das erste, beim 
Männchen aber ist das fünfte Glied zu einer grossen ovalen Greifhand um- 
gebildet (Taf. 3. Fig. 76b). Der untere Rand dieser Hand ist mit langen, 
gruppenweise angeordneten Borsten besetzt; die Kralle, deren eigenthümliche 
Form ich abgebildet habe, legt sich über die Innenfläche der Hand, die hier 
mit fünf grösseren Zähnchen versehen ist. Das dritte und vierte Beinpaar 
ist kürzer als die beiden ersten; das fünfte, sechste und siebente ist, wie 
gesagt, leicht zerbrechlich, so dass oft nur die Basalglieder an sonst gut 
eonservirten Exemplaren anzutreffen sind. Die Abdominalschwimmfüsse sind 
wohl entwickelt. Von den drei letzten Abdominalanhängen ist das zweite 
Paar das kürzeste; der Basaltheil des letzten Paares ist länger als das 
letzte Segment und seine Endglieder sind blattförmig verbreitert. Das Telson 
besteht aus zwei kleinen Lamellen, welche etwas länger als die Hälfte des 
Basalgliedes des letzten Springfusspaares sind. 

Cheirocratus brevicornis ist in der Bucht zwischen abgestorbenem See- 
gras und Muscheln in einer Tiefe von 14m nicht selten. Trächtige Weibchen, 
deren Bruttaschen mit dunkel gefärbten Eiern gefüllt waren, fand ich im Anfang 


des Sommers. 


Amathilla Sabinii. Leach. 1819. 
(rammarus Sabini. Leach. A voyage of Discovery etc. by John Ross. Append. p. 178. 1819. 
Amathia Sabini. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 197. pl. XXXV. fig. 9. 
Dieser Amphipod (Tat. 3. Fig. 78) lässt sich schon auf den ersten 
Blick von Gammarus locusta durch seinen dieken Hinterkörper unterscheiden. 


74 Dr. Henri Blanc. (p. 38) 


Seine Körpergrösse steht auch hinter der von Gammarus locusta; die gewöhn- 
liche Länge beträgt nur 9—10 mm, doch fand ich auch weibliche und männ- 
liche Exemplare von 15 mm Länge. Die Farbe des lebenden "T'hieres ist 
bläulich. Die Länge der T'horacalsegmente ist verschieden, und zwar sind 
die vorderen kürzer als die hinteren. Für die Abdominalsegmente gilt das 
Umgekehrte; dort sind nämlich die drei ersten grösser als die drei hinteren. 
Die letzten T'horacalsegmente sowie die Abdominalsesmente haben jedes einen 
dorsalen zahnförmigen Fortsatz, so dass der Rücken des Thieres gesägt 
erscheint. Die Epimerialplatten sind grosse Lamellen, von denen die drei 
hinteren kleiner sind als die vier vorderen und in der Mitte eine flache Bucht 
haben. Nahe der dorsalen Medianlinie des Kopfes, hinter der Insertionsstelle 
der oberen Antennen, liegen die nierenförmigen Augen. Die Antennen sind, 
wie bei Gammarus locusta, wohl entwickelt: sie erreichen ein Drittel der 
Körperlänge, und zwar sind die unteren etwas länger als die oberen: der 
Schaft der oberen trägt eine Geissel und eine Nebengeissel; die erstere wird 
von zahlreichen kleimen Gliedern gebildet, von denen jedes, mit Ausnahme 
der fünf letzten, sechs lange Riechzapfen, zahlreiche Calceoli und einen 
grösseren Caleeolus trägt (Taf. 1. Fig. 3, 4, 4a). Die Nebengeissel (Taf. 3. 
Fig. 79) ist etwas länger als der vierte T'heil des Schaftes und besteht aus 
fünf Gliedern, deren jedes ein oder zwei lange, kolbenförmige, chitinöse Ge- 
hilde aufzuweisen hat. 

Die beiden ersten Thoracalbeinpaare zeigen, wie auch bei Gammarus 
locusta, eine Hand, die beim Männchen stärker entwickelt ist als beim Weib- 
chen (Taf. 4. Fig. SO). Die anderen Beinpaare zeichnen sich durch verhältniss- 
mässig geringe Grösse aus. Das äussere Endglied der zwei ersten Abdominal- 
springfüsse ist immer kleiner als das innere. Beim dritten Springfusspaare 
(Taf. 4. Fig. SI) sind die Endglieder beinahe von gleicher Grösse und beide 
haben eine Lamellenform. Das Telson ist anders gestaltet wie bei Gammarus 
locusta, da es eine nahezu viereckige Platte vorstellt. 

Amathilla Sabinti ist eines der selteneren T'hiere der Kieler Bucht; es 
tindet sich auf Algen und Steinen, oft in Gesellschaft, im äusseren Theile 
der Bucht. Vereinzelte Exemplare von geringerer Körperlänge kommen in- 
dessen auch in der inneren Bucht vor. Ausserdem findet man es an der Kiste 
von Bretagne, an den Nordseeküsten und in den Polarmeeren. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 39) 6) 


Ill. Fam. Corophidae. 
Subfam. Podocerinae. 


Microdeutopus gryllotalpa. Costa. 1853. 


Mierodeutopus gryllotalpa. Costa. Rend. della Reale Accad. delle Scienze di Napoli. 
1853. p. 178. 

Lembos Damnomniensis. Spence Bate. Rep. Brit. Assoc. p. 58. 1555. 
Autonoö grandimanus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 378. 1862. 
Mierodeutopus grandimanus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 378. 1862. 
Dieser Krebs hat die charakteristische Form der Corophiden, nähert 
sich aber schon mehr den Gammariden, wozu er bis ©. Heller (10) gerechnet 
wurde, der seine Verwandtschaft mit den Corophiden zuerst feststellte. 
Das Thier ist sehr klein; die Weibchen (Taf. 4. Fig. 52) sind bedeutend 
grösser als die Männchen (Taf. 4. Fig. 83); ein eiertragendes Weibchen 


r 


hatte eine Länge von 7 mm und ein ausgebildetes Männchen maass 5 mm. 
Die Farbe des lebenden Thhieres ist grau mit schwarzen Flecken auf dem 
Rücken, besonders aber auf dem Hintertheil der Segmente. Die Epimerial- 
platten zeigen ebenfalls schwarzes Pigment. Diese Farbe wird hervorgebracht 
durch zahlreiche kleine Chromatophoren (Taf. 4. Fig. 84), die untereinander 
anastomosiren, jedoch ohne Pigmentanhäufungen zu bilden, wie dies bei 
Corophium longicorne und Podocerus falcatus der Fall ist. Die Chitinhülle 
ist glatt und zeigt keine Zeichnungen und Fortsätze. Die 'Thoracalsegmente 
und die Abdominalsegmente sind von gleicher Länge, mit Ausnahme der 
beiden letzten Abdominalsegmente, die verkürzt sind. Die Epimerialplatten 
sind kurz und greifen nicht übereinander. 

Der Kopf ist etwas grösser als das erste Segment. Die Augen sind 
kreisrund und sehr klein, sie liegen hinter den oberen Antennen. Die beiden 
Antennenpaare sind wohl entwickelt, aber von ungleicher Länge; die längeren 
oberen erreichen die Hälfte der Körperlänge, ihr Basalglied ist stark, be- 
sonders das erste Glied (Taf. 4. Fig. 85); das zweite Glied ist länger; das 
dritte, welches etwas kürzer ist als das vorhergehende, trägt eine Geissel und 
Nebengeissel. Die Geissel besteht aus 17 langen Gliedern, von denen jedes 
einen Riechzapfen trägt. Die Nebengeissel besteht meistens nur aus einem 
Gliede, ich konnte jedoch oft deren zwei zählen. An den Adriatischen Formen 
beschreibt Nebeski (25, pag. 45) eine dreigliedrige Nebengeissel; sie kann 


6 Dr. Henri Blanc. (p. 40) 


also nicht als Unterscheidungsmerkmal gelten. Die unteren Antennen 
sind kürzer aber kräftiger als die oberen: der Schaft macht den Haupt- 
theil der Antennen aus; seine zwei ersten Glieder sind redueirt, die zwei 
folgenden dagegen sehr lang. Die kurze Geissel besteht nur aus 6—% 
Gliedern. Die Mundtheile gleichen denen von Corophium, doch ist wie bei 
Amphithoö, deren Beschreibung folgt, in diesem Falle der Mandibulartaster 
länger. 

Die Thoracalbeinpaare sind im Verhältniss zur Körpergrösse lang und 
dünn; nur das erste Paar derselben zeigt eine ausgebildete Hand, deren 
Gestalt nach dem Geschlecht variirt. 

Das Basalglied des ersten Beinpaares ist beim Männchen (Taf. 4. Fig. 86) 
an seiner Basis sehr dünn, verbreitert sich aber dann; das zweite und dritte 
Glied ist klein, das vierte ist dagegen sehr gross und stellt bei ausgebildeten 
männlichen Exemplaren eine breite ovale Platte dar, die drei starke Fortsätze 
nach vorn zeigt: von diesen letzteren ist der untere am grössten und spitzesten. 
Das fünfte Glied ist kleiner und trägt eine Kralle, deren unterer Rand gesägt 
ist. Diese beschriebene Handform variirt nach dem Alter des T'hieres; Ne- 
beski zeigte, dass diese Hand bei jungen männlichen Exemplaren ähnlich 
gestaltet ist, wie bei den Weibchen (T. IV. Fig. 41 von Nebeski). Dieses 
erste Beinpaar ist beim weiblichen Geschlecht lange nicht so stark wie bei 
dem männlichen (Taf. 4. Fig. S7). Das vierte Glied ist nahezu viereckig, 
und das daraut folgende fünfte ist beim Weibehen länger und trägt an seinem 
unteren Rande zwei starke Dornen. Die Kralle ist beim Weibchen nicht 
gesägt. Das zweite Beinpaar ist bei beiden Geschlechtern gleich gestaltet 
(Taf. 4. Fig. SS); das Basalglied ist ziemlich breit, das zweite und dritte 
kurz, das vierte und fünfte langgestreckt. Die Endkralle ist bedeutend kleiner 
als die des ersten Paares. Das dritte und vierte Beinpaar ist nahezu gleich 
gestaltet, und man findet in ihren Gliedern zahlreiche Gruppen von Drüsen- 
zellen (Taf. 4. Fig. 89). Von dem fünften, sechsten und siebenten Paare ist 
das siebente das längste. Die Abdominalschwimmfüsse sind gut entwickelt 
und zeigen, dass das 'T'hier ein guter Schwimmer ist. Die Springfüsse haben 
keine gebogenen Endglieder, wie dies bei Corophium longicorne der Fall ist, 
dieselben sind vielmehr ähnlich gestaltet, wie bei Amphithoö podoceroides. 
An den beiden ersten Paaren sind die äusseren Endglieder kürzer als die 


-t 
=? 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 41) 


inneren; für das dritte Paar gilt das Gegentheil (Taf. 4. Fig. 90). Alle diese 
Endglieder sind mit zahlreichen Dornen besetzt. 

Das Telson ist eine breite, halbmondförmige Lamelle, die in ihrer 
Mitte nieht gefurcht ist: es ist kürzer als der Basaltheil des dritten Spring- 
fusspaares. 

Mierodeutopus gryllotalpa ist in der Kieler Bucht nicht selten; man 
findet das 'Thier zwischen Miessmuscheln in geringer Tiefe; doch traf ich 
es auch in grösserer Tiefe auf dem „Stoller Grunde“ an. Dieser Amphipod 
hat eine grosse geographische Verbreitung; Costa fand ihn im Golf von 
Neapel, Nebeski im Adriatischen Meere: auch an der englischen Küste ist 
er heimisch. 


Amphitho& podoceroides. Ratlıke. 1843. 
Amphithoö podoceroides. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. T. XX. p. 79. 
Tab. IV. fig. 4. 1843. 
Amphithoö abbomaculata. Kröyer. Naturh. Tidsskr. Ny Raek. 2. B. p. 67. 1845. 
Amphithoö littorina. Spence Bate. Brit. Assoc. Report. 1855. p. 59. 

Amphithoö podoceroides (Tat. 4. Fig. 91) ist emer von den grössten 
im Kieler Hafen vorkommenden Amphipoden, und kann leicht mit Gammarus 
locusta verwechselt werden, da er die allgemeine Form der Gammariden 
besitzt. Der Körper ist nicht plattgedrückt, sondern mehr seitlich eomprimirt. 
Exemplare von 12—15 mm Länge sind nieht selten, und zwar sind die 
Männchen grösser als die Weibchen. 

Die Farbe des lebenden T'hieres ist eine graue und wird durch grosse 
Pigmentzellen, die über den ganzen Körper verbreitet sind, hervorgebracht. 
Ich habe drei dieser Pigmentzellen gezeichnet (Taf. 4. Fig. 92); sie zeigen 
zahlreiche Fortsätze, sind mit einem Kerne versehen und anastomosiren unter- 
einander, jedoch ohne Anhäufungen von Pigment zu bilden. Die Pigment- 
zellen bleiben vielmehr meistens getrennt, so dass das T'hier punktirt 
erscheint. Die Chitinhülle hat keine Zeichnungen aufzaweisen, es finden sich 
nur auf dem letzten Abdominalsegmente in der Medianlinie einige feine 
Borsten. Die Segmente des Körpers sind nicht alle gleich gross, das fünfte, 
sechste und siebente 'T'horacalsegment ist etwas länger als die vorhergehenden. 
Die ersten vier Epimerialplatten sind grosse, ovale Lamellen, die sich etwas 

Nova Acta XLVII. Nr. 2. bt 


is Dr. Henri Blanc. (p. 42) 


iiber einander legen; die drei folgenden sind kleiner und in der Mitte flach 
gebuchtet. 

Der Kopf des Thieres ist grösser als das erste Segment und zeigt 
an seinem vorderen Rande einen kleinen Fortsatz. Die Antennen, besonders 
die unteren. sind stark entwickelt; bei dem Weibchen erreichen die oberen 
Antennen, die etwas länger sind als die unteren, beinahe die Hälfte der 
Körperlänge; beim Männchen sind diese oberen Antennen fast ebenso lang, 
die Geissel dieses Antennenpaares besteht aus 24 Gliedern und ist länger 
als der Basaltheil. Der Schaft der unteren Antennen ist stärker gebaut, da- 
gegen wird hier die Geissel nur von 10 Gliedern gebildet und ist etwas 
kürzer als der Schaft. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen zwi- 
schen den zwei Antennenpaaren nahe dem Vorderrande des Kopfes. Die 
Mundtheile sind so beschaffen, wie bei Corophium Tlongicorne, nur ist hier 
der Taster der Mandibeln stärker und sein letztes Glied trägt zahlreiche 
lange Borsten. Das fünfte Glied der beiden ersten Beinpaare ist zu einer 
Hand umgebildet. Von diesen beiden Händen ist die des zweiten Paares 
stärker als die des ersten, ihr unterer Rand ist beim Männchen (Taf. 4. 
Fig. 93) etwas nach vorn gefurcht, so dass ein starker Vorsprung gebildet 
wird: beim Weibchen (Taf. 4. Fig. 94) ist dieser Rand convex und zeigt 
keinen Vorsprung. Die fünf folgenden Beinpaare nehmen nach hinten an 
Länge zu; das dritte und vierte Paar enthält zahlreiche Drüsenzellen. Die 
Schwimmfüsse des Abdomens sind nur schwach. Die Abdominalspringfüsse 
besitzen ein breites Basalglied und zwei Endglieder von ungleicher Länge; 
sie sind, besonders an ihren Extremitäten, mit kleinen Dornen versehen; an 
den imeren Endgliedern des letzten Paares (Taf. 4. Fig. 95) befinden sich 
lange Borsten. 

Das Telson ist eine fast dreieckige Lamelle, deren äusserer Winkel 
abgerundet ist; es ist am Rande mit kleinen Dornen besetzt und etwas 
kürzer als das Basalglied des letzten Abdominalfusspaares. 

Ich fand Amphithoö podoceroides in der Seegrasregion in Gesellschaft 
mit Terebella zostericola. Das T'hier schwimmt vortrefflich; nach Nebeski 
soll es mit Ulva Nester bauen; man findet es auch an der englischen und 


norwegischen Küste. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 43) 9 


Podocerus falcatus. Montagu. 1808. 

Cancer (Gammarus) falcatus. Montagu. Trans. of Linn. Soc. IX. p. 100. pl. 5. 
1—2. 1808. (5 jung.) 

Jassa falcata. Leach. Edinb. Encyel. VII. p. 433. (5 jung.) 1813—18S14. 

Jassa pulchella. Leach. Edinb. Enceyel. VII. p. 433. (5) 1813— 1814. 

Jassa pelagieca. Leach. Edinb. Encyel. VII. p. 433. (©) 1813— 1814. 

Podocerus pulchellus. Milne Edwards. Ann. des Se. nat. p. 884. (5) 1830. 

Cerapus pelagieus. Milne Edwards. Hist. nat. des Crustaces. Vol. III. p. 61. (5 jung.) 1840. 

Podocerus calcaratus. Rathke. Nova Acta Acad. Leopold. Carol. XX. p. 91. Tab. IV. 
fig. 9. (8) 1843. 

Podocerus falcatus. Thompson. Ann. and Mag. of Nat. Hist. XX. p. 274. 1847. 

Podocerus falcatus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 255. pl. XLIV. 
fig. 1. (5) 1862. 

Podocerus pelagieus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 255. pl. XLIV. 
fig. 2. (@ jung.) 1862. 

Podocerus variegatus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. 254. pl. XNLIH. 
fig. 10. (@ alt.) 1862. 


iv 
or 
= 


Podocerus pulchellus. Spence Bate. Catal. of Amphip. in Brit. Mus. p. : 
fig. 8. (5) 1862. 


3. pl. XLII. 


Dieser Name umfasst nach Nebeski (25, pag. 41. Taf. IV. Fig. 42, 
43, 44) eigentlich vier Species, nämlich: Podocerus pelagieus, pulchellus, fal- 
catus und variegatus. Schon Boek (2) erkannte, dass Podocerus pelagicus, 
pulchellus und falcatus nur eine Art repräsentiren, die er Podocerus falcatus 
nannte. Die Unterscheidungsmerkmale dieser verschiedenen Species beschränkten 
sich ausschliesslich auf die Form der Hand des zweiten Fusspaares und auf 
die Länge der Antennen. Aber, wie wir schon bei Mierodeutopus gryllotalpa 
fanden, dass diese Merkmale mit dem Alter und Geschlecht variiren, so ist 
dies auch hier der Fall; leider hatte ich nur junge Männchen und einige 
ältere und junge Weibchen zur Verfügung. Die ersteren hätte man schon 
durch die grössere Dimension der Hand des zweiten Fusspaares von den 
letzteren unterscheiden können. Ich konnte mich leicht überzeugen, dass 
Spence Bate's Beschreibung von Podocerus pelagieus auf die jungen Weibehen 
und die desselben Autoren von Podocerus variegatus auf die älteren Weibchen 
passte. Die jüngeren Weibchen von 4 mm Länge hatten schwächere Antennen 
als die älteren von 6 mm Länge. Die Form der Hand des zweiten Fuss- 
paares stimmte bei den älteren genau mit Nebeski’s Abbildung überein. 


11* 


50 Dr. Henri Blanc. (p. 44) 


Diese Hand ist nämlich oval und ihr unterer Rand verläuft zuerst convex 
und dann concav (Taf. 4. Fig. 97). Nebeski zeigte durch Vergleichung der 
Männchen bei Podocerus falcatus weiter, dass hier zwei Formen von Männchen 
existiren, die sich durch die verschiedene Länge der Antennen und durch die 
verschiedene Form der Hand unterscheiden. Er wies nach, dass die eine Form 
(dieser Männchen Podocerus falcatus von Spence Bate ist, und die andere 
Podocerus pulchellus. Es standen mir leider nur zwei Männchen zur Verfügung, 
von denen ich das eine abgebildet habe (Taf. 4. Fig. 96); ich bin daher nicht 
in der Lage, Nebeski’s Beobachtungen bestätigen zu können. 

Meine beiden männlichen Exemplare waren vollkommen gleich gestaltet 
und sind als Podocerus falcatus Spence Bate zu bestimmen, was aus dem Fol- 
genden hervorgeht. Die Form des Körpers ist die von Microdeutopus gryllotalpa. 
Ihre Länge beträgt 5 mm. Das T'hier ist von grauer Farbe und schwarz 
gefleckt; (diese Flecken werden durch kleine Chromatophoren hervorgebracht. 
Neheski unterscheidet zwei Farbenvarietäten, die durch den Aufenthaltsort 
bedingt sind. Die eine, mit gering auftretenden Pigmenten, fand er zwischen 
Tubularien:; die andere, mehr gefleckt und von röthlichbrauner Farbe, zwischen 
Ceramieien-Arten. Die Exemplare, die ich untersuchte, erhielt ich durch 
dretschen in einer Tiefe von 15 m auf grauem Sande. Die 'T'hiere hatten 
sich aus Sandkörnchen Gehäuse gebaut, die auf kleinen Thheilchen abgestor- 
benen Seegrases befestigt waren; auf grauem Sand im Aquarium gehalten 
konnte ich dieselben kaum vom umgebenden Sande unterscheiden. Diese 
graue Farbe wird jedenfalls von allen Podoceriden, die auf grauem Sande sich 
aufhalten, angenommen; die grauen Individuen könnten also als eine Farben- 
varietät aufgefasst werden. Wenn jedoch die Angabe Spence Bate's richtig 
ist, dass bei unruhigem Wasser die T'hiere sich auf den Boden des Meeres 
sinken lassen, so ist Nebeski’s Farbenauffassung nicht annehmbar. Die 
Chitinhülle des Körpers zeigt weder Zeichnungen noch Fortsätze. Die 'Tho- 
racalsegmente sind untereinander gleich; dasselbe gilt von den Abdominal- 
segmenten, mit Ausnahme des letzten, das kleiner ist. Die Epimerialplatten 
sind eirund, klein und decken sich theilweise. Der Kopf ist länger als das 
erste Segment und zeigt am vorderen Rande nach unten eine tiefe Ein- 
buchtung. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen nahe am Vorderrande 


hinter der Insertionsstelle der oberen Antennen. Beide Antennenpaare sind 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 45) 81 


kräftig und von derselben Länge; die unteren des Männchens sind viel stärker 
als die entsprechenden beim Weibehen. Der dreigliedrige Schaft der oberen 
trägt eine Geissel und eine Nebengeissel: die Geissel, welche so lang als 
der Schaft ist, besteht aus acht langen Gliedern, deren jedes zwei Riech- 
zapfen trägt. Die Nehengeissel (Taf. 4. Fig. 98) ist eingliedrig. Der Schaft 
der unteren Antennen ist, wie oben erwähnt, kräftiger und bedeutend länger 
als der Schaft der oberen; die Geissel ist schr kurz und wird nur von fünf 
Gliedern gebildet. 

Die Mundtheile gleichen denen von Microdeutopus gryllotalpa und von 
Amphithoe podoceroides. 

Das erste Beinpaar (Tat. 4. Fig. 99) ist kleiner als das zweite; beide 
besitzen eine Hand, und zwar ist die des ersten Paares oval, die des zweiten 
langgestreckt (Taf. 4. Fig. 100), und bildet durch eine Einbuchtung seines 
unteren Randes einen dicken Fortsatz in der Nähe der Insertionsstelle der 
Endkralle. Der obere Rand dieses Vorsprunges ist fein gezähnt. Die End- 
kralle ist stark, und ihre Spitze erreicht die Mitte des unteren Randes der 
Hand. Das dritte und vierte Beinpaar sind dünn und von derselben Länge; 
sie enthalten ebenfalls Gruppen von Drüsenzellen, deren Secret wahrscheinlich 
zum Aufkleben der Sandpartikelchen beim Nestbau dient. Das fünfte, sechste 
und siebente Beinpaar besitzen ein breites Basalglied; das siebente ist das 
‘grösste von ihnen. Die Abdominalschwimmfüsse sind gut entwickelt. Die 
Endglieder der drei Springfusspaare sind verschieden gestaltet, indem die 
Endglieder des letzten Paares sehr kurz und spitz sind (Taf. 4. Fig. 101); 
das äussere Endelied ist stark nach aussen gerichtet. Beide Endglieder 
tragen an ihrer Extremität einen starken Dorn (a). Das Telson ist eine 
dreieckige Platte. 

Die sonderbare Gestalt der letzten Abdominalanhänge dürfte nach 
Spence Bate den Thieren zum Zurückziehen in ihre Röhren dienen. Nach 
Nebeski sollen sie als Ankerapparate functioniren, vermöge deren die Thiere 
sich gegen Wellenschlag in ihren Röhren festhalten können. Die von mir 
oft beobachtete Schnelligkeit, mit welcher das Zurückziehen des Thieres in 
sein Gehäuse geschieht, veranlasst mich Spence Bate Recht zu geben. 

Ich fand Podocerus falcatıs nur ein einziges Mal, und zwar in den 
äusseren T'heilen der Bucht auf dem „Stoller Grunde“, in einer Tiefe von 18 m. 


82 Dr. Henri Blanc. (p. 46) 


Ich traf es daselbst bei sehr ruhigem Wasser in Gesellschaften, was Spence 
Bate’s Behauptung, dass die Thiere nur bei unruhigem Wasser auf dem 
Meeresboden sich aufhielten, widersprechen würde. 

Das Thier scheint weit verbreitet zu sein, da man es in den nor- 


dischen Meeren bis Grönland und auch im Mittelmeer gefunden hat. 


II. Subfam. Corophinae. 
Corophium longicorne. Fabricius. 1793. 
Corophium longicorne. Fabrieius. Ent. syst. p 515. T. 2. 1793. 
Corophium longicorne. Latreille. Gen. Crust. at Ins. i. p. 59. 107. 
Corophium longicorne. Milne Edwards. Hist. nat. des Crustaces. 1840. Vol. III. p. 66. 

Corophium longicorne ist für die Kieler Bucht der einzige Repräsentant 
dieser Unterfamilie. Der Körper ist stark plattgedrückt (Taf. 4. Fig. 102), 
also isopodenähnlich; er erreicht eine Länge von S—10 mm, und zwar sind 
die Männchen immer kleiner als die Weibchen (Taf. 5. Fig. 103). Das lebende 
Thier ist dunkelgrau gefärbt; diese Farbe wird dureh viele Chromatophoren 
hervorgerufen, die so ineinander übergehen, dass dunkelgefärbte Flecken ent- 
stehen (Taf. 5. Fig. 104). Das Integument ist derb, zeigt keine besonderen 
Zeichnungen und enthält, namentlich in den beinförmigen Antennen des Männ- 
chens, viel kohlensauren Kalk, wovon man sich durch Zusatz von Säuren 
leicht überzeugen kann. 

Die Thoracalsegmente sind ungleich: das erste von ihnen ist nur klein, 
während die anderen an Länge zunehmen, so dass das siebente ungefähr 
doppelt so lang ist als das erste. Die Epimerialplatten sind von sehr geringer 
Grösse; die Abdominalsegmente sind hinsichtlich ihrer Grösse ebenfalls unter- 
einander verschieden: die beiden ersten sind weniger entwickelt als das 
dritte, welches so lang wie breit und an seinem hinteren Rande ab- 
gerundet ist. Der Kopf ist breit und zeigt auf der Medianlinie einen Vor- 
sprung der Chitinhülle, der nicht über den Rand des Kopfes hervortritt. Die 
Augen sind klein, kreisrund und stehen etwas seitlich, nahe dem Vorderrande 
des Kopfes. Die oberen Antennen sind in der Nähe der Medianlinie auf 
beiden Seiten des conischen Vorsprunges inserirt: sie sind kurz und im 
Vergleich mit den unteren, sehr dünn und schwach, ihre Länge beträgt ein 


Geringes mehr als ein Drittel der Körperlänge. Ihr Schaft wird von drei 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 47) s3 


Gliedern gebildet, von denen das Basalglied das längste ist. Die Geissel 
besteht beim Männchen aus sechszehn, beim Weibchen nur aus dreizehn 
Gliedern; die letzten Glieder derselben tragen je einen Riechzapfen. Die 
unteren Antennen fallen durch ihre merkwürdige Stärke sofort ins Auge. 
Ihre Länge ist bei beiden Geschlechtern verschieden; beim Weibehen (Taf. 5. 
Fig. 103) sind sie bedeutend kürzer und erreichen kaum die Hälfte der 
Körperlänge, während sie beim Männchen (Taf. 4. Fig. 102 u. Taf. 5. Fig. 105) 
von der Körperlänge sind. Der Schaft macht den grössten "Theil der unteren 
Antennen aus; das erste Glied desselben ist kurz, das zweite etwas länger und 
das dritte so lang wie beide zusammen; an seinem inneren und vorderen Theile 
ist das letztere mit zwei starken Dornen versehen (Taf. 5. Fig. 105). Das 
vierte Glied, welches beinahe von derselben Länge ist wie das vorhergehende, 
ist etwas dünner. Die sehr kurze Geissel, die vom Schaft scharf abgegrenzt 
ist, ist etwas kürzer als das letzte Schaftglied und besteht nur aus zwei 
Gliedern, deren letztes ebenfalls sehr kurz ist. Die unteren Antennen des 
Weibchens unterscheiden sich von denen des Männchens durch ihre geringere 
Länge. 

Die Mundtheile sind im Allgemeinen die von Gammarus locusta, zeigen 
aber doch besondere Unterschiede. Der dreigliedrige Taster der Mandibeln 
(Taf. 5. Fig. 106) ist hier kleiner als bei den Gammariden. Das erste 
Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 10%) besteht aus einem Gliede, welches sich als 
Lamelle fortsetzt und einen zweigliedrigen Taster trägt. Das zweite Kiefer- 
fusspaar (Taf. 5. Fig. 108) zeigt nichts Merkwürdiges. Der eigentliche Fuss 
des dritten Kieferfusspaares ist klein (Taf. 5. Fig. 109) und sein innerer 
lamellenförmiger Anhang sehr kurz, im Gegensatz zu dem äusseren, welcher 
ihn an Länge um das Doppelte ühertrifft. 

Die T’horacalbeinpaare sind, mit Ausnahme des siebenten, kurz und 
dünn. Das erste Paar dient als Kauwerkzeug (Taf. 5. Fig. 105), weshalb es 
stets nach vorn gerichtet ist; sein fünftes Glied ist nicht als Hand zu bezeichnen: 
es streckt sich vielmehr in die Länge, zeigt einen gezähnten vorderen Rand 
und trägt eine kurze Kralle (Taf. 5. Fig. 110). Das vierte Glied ist an 
seinem unteren Rande mit langen Borsten versehen. Die beiden ersten Bein- 
paare sind bei beiden Geschlechtern ähnlich gestaltet; auch das fünfte Glied 
des zweiten Paares ist nicht zu einer Hand umgebildet (Taf. 5. Fig. 111). 


s4 Dr. Henri Blanc. (p. 48) 


Das Basalglied dieses Paares ist gerade und kurz, das zweite sehr klein und 
das dritte und vierte Glied legen sich vollständig aneinander, so dass eine 
Verbreiterung des Beines dadureh entsteht. Der untere Rand des dritten und 
vierten sowie auch des fünften Gliedes ist mit langen Borsten versehen. Die 
Kralle ist bedeutend länger als die des vorhergehenden Paares. Das dritte 
und vierte Paar sind etwas kürzer und zeigen eine wenig entwickelte Musku- 
latur, dagegen zahlreiche Drüsenzellen, besonders in dem Basalgliede. Diese 
Drüsen sind schon von ihrem Entdecker Hoek (11, pag. 126. Fig. 14, 15, 16. 
Taf. V) und von Nebeski bei Podocerus (25, pag. 2. Fig. 1—9) so gut be- 
schrieben worden, dass ich mich nicht länger aufzuhalten brauche. Das fünfte 
Beinpaar ist klein, das vierte und fünfte Glied etwas nach aussen gebogen 
(Taf. 5. Fig. 112); das siebente Paar ist bedeutend länger als die vorigen 
Paare und erreicht die hintere Extremität des Körpers. Die drei Schwimm- 
fusspaare des Abdomens besitzen breite Basalglieder (Taf. 5. Fig. 113), welche 
nach innen einen breiten Fortsatz zeigen. Die Muskulatur der Anhänge ist 
besonders entwickelt; von den zwei Endgliedern dieser Fusspaare ist das 
innere Jänger als das äussere, aber beide sind mit langen Borsten versehen. 
Das erste Springfusspaar (Taf. 5. Fig. 114) ist lang: auf seinem etwas nach 
aussen gebogenen Basaltheil befinden sich zwei Endglieder, die das Ende des 
Körpers erreichen. Das zweite Springfusspaar ist kürzer als das erste: das 
dritte Paar weicht in seinem Bau von den anderen ab, indem sein kurzer 
Basaltheil nur ein einziges Endglied trägt, welches die Form einer kreis- 
runden Lamelle, deren Rand mit langen Borsten besetzt ist, zeigt. Das 
Telson ist sehr kurz und halbmondförmig. 

Das Thier ist, wie aus dem Bau der 'T'horacalbeinpaare hervorgeht, 
zum Gehen eingerichtet; andererseits zeigen die breiten Schwimmfüsse und 
deren starke Muskulatur, dass es auch gut zu schwimmen vermag. In der 
That fand ich Corophium bei Nacht an der Oberfläche schwimmend; am Tage 
verbirgt es sich im Schlamm und Sande. Schon bei trübem Wetter verlässt 
das T'hier seinen Aufenthaltsort am Trage, um an die Oberfläche des Wassers 
zu schwimmen. Bei meinem häufigen Suchen nach Corophium longicorne fand 
ich zu verschiedenen Jahreszeiten stets mehr Weibehen als Männchen. 

Dieser Amphipod ist in der Bucht nicht selten; man findet ihn 


ausserdem an der preussischen Küste, in der Traveminder Bucht, im Neu- 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 49) 55 


fahrwasser Hafen und ausserhalb der Ostsee, in der Nordsee und an der 
Westküste von Frankreich. 


Fam. Caprellidae. 
Proto ventricosa. Müller. 1776. 
Sqvilla ventricosa. O. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. p. 360. 1776. 
Gammarus pedatus. Abilgaard. Zool. Dan. Fasc. Ill. p. 33. tab. LVI. fig. (1—3). ©. 
tab. CI. fig. 1—2. 5. 1789. 

Cancer gammarus pedatus. Montagu. Linn. Trans. XI. p. 6. pl. 2. fig. 6. 1815. 
Proto pedata. Leach. Linn. Trans. p. 362. 1815. 
Leptomera pedata. Latreille. Regne animal III. p. 51. 1817. 
Leptomera ventricosa. Desmarest. Consid. sur les Crustaces p. 276. ©. 1925. 
Proton pedata. Desmarest. Consid. sur les Crustaces. 5. @. 1825. 

Der Körper (Tat. 5. Fig. 115) ist ähnlich gestaltet wie der von 
Caprella linearis, also langgezogen, fast linear. Die Länge des "Thieres 
variirt sehr mit Geschlecht und Alter: die grössten von mir gemessenen 
Männchen waren 15 mm lang; die grössten ausgebildeten Weibchen dagegen 
nur 9mm. Hoek (11, pag. 114) giebt als Länge der grössten männlichen 
{mm, als Länge der grössten weiblichen Exemplare aber 6 mm an. Hieraus 
geht hervor, dass Hoek’s Exemplare entweder nicht vollständig ausgebildet 
waren, oder dass die niederländischen Nordsee-Exemplare im Allgemeinen 
kleiner sind als in der Ostsee. Nach Mayer (24 bis, pag. 22) sind die 
Exemplare von Neapel 10 mm lang, Männchen wie Weibchen; dagegen er- 
reichen die der englischen Küsten eine Länge bis zu 19 mm. 

Die Farbe des T'hhieres ist nicht constant: es kann durchsichtig 
weiss, blau, grün, ja dunkelroth gefärbt sein. Diese verschiedenen Färbungen 
sind durch Anpassung bedingt und werden durch grosse Chromatophoren, die in 
der Hypodermis liegen, hervorgebracht. Ausserdem fand ich bei lebenden 'T'hieren, 
welche mit Terebella zostericola auf dem Seegras zusammen vorkamen, auf 
der ganzen Länge des Darmes, den letzteren umgebend, grosse Zellen (a) 
mit amöboiden Fortsätzen (Taf. 5. Fig. 116). Diese Zellen waren mit einem 
körnigen, braungefärbten Inhalt gefüllt, der jedoch den Kern der Zelle 
erkennen liess. Diese mit gefärbtem Inhalte versehenen Zellen haben aber 
mit den Chromatophoren (b), die sich nach Hoek’s und meinen Beobachtungen 

Nova Acta XLVII. Nr. 2. 12 


Ss6 Dr. Henri Blanc. (p. 50) 


- 


in dem Bindegewebe vorfinden (Taf. 5. Fig. 116) und auch im Neurilemm 
verbreitet sind, nichts zu thun. Mayer (24 bis, pag. 147) führt bei der Be- 
schreibung des Darmes der Caprelliden eine Bindegewebshülle mit zahlreichen 
Pigmentzellen an: nach seiner Abbildung (Taf. 8. Fig. 6), die ein Stück des 
Mitteldarmes von Caprella aeqwilibra vorstellt, sind aber die Pigmentzellen nicht 
die von mir beobachteten, denn sie zeigen die gewöhnliche Form der Chromato- 
phoren. — Jene amöboiden Zellen gehören vielmehr zu der Darmwandung 
und ihre Färbung wird jedenfalls vom Darminhalt des Thieres beeinflusst. 
Nach Matzdorff (21, pag. 28), der etwas Aehnliches bei Idotea trieuspidata 
beobachtete, haben diese gefärbten Zellen keinen Einfluss auf die Gesammt- 
färbung des 'T’hieres; jedoeh spricht ihre Form und ihr Vorkommen nur bei 
den röthlich gefärbten Exemplaren dafür, dass sie auf diese Gesammtfärbung 
nicht ohne Einfluss sein können. 

Der Körper wird hauptsächlich von Kopf und Thorax gebildet; das 
Abdomen ist rudimentär. Das erste T'horacalsegment ist vollständig mit dem 
Kopfe zu einem Üephalothorax verschmolzen. Die drei folgenden T'horacal- 
segmente sind unter einander gleich, aber grösser als der Cephalothorax. 
Das fünfte und sechste Segment ist etwas länger; das siebente bleibt 
nur kurz. 

Der Kopf ist nach vorn stark abgestumpft; die Augen sind kreisrund, 
klein und liegen mehr zwischen den Insertionsstellen der beiden Antennen- 
paare. Diese letzteren sind von ungleicher Länge: die oberen sind die 
längsten und erreichen etwas mehr als die Hälfte der Körperlänge; ihr 
Schaft wird von drei langen Gliedern gebildet, deren erstes etwas kürzer 
ist als die beiden anderen. An der Geissel zählt man fünfzehn Glieder, die 
gegen die Spitze hin an Länge zunehmen: jedes dieser Glieder trägt einen 
langen Riechzapfen. Die unteren Antennen sind nicht so lang wie die 
oberen; ihr viergliedriger Schaft erreicht die Hälfte des letzten Schaftgliedes 
der oberen Antennen. Die Geissel ist kurz und wird nur von vier Gliedern 
gebildet. 

Die Mundtheile stehen denen von Amphithoö podoceroides sehr nahe. 
Die Mandibeln zeigen einen besonders stark entwickelten Kautheil (Taf. 5. 
Fig. 117), jedoch ohne untere Chitinleiste; der dreigliedrige Mandibulartaster 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 51) 57 


ist lang und dünn. Das erste Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 118) wird nur 
von einer breiten rechtwinkeligen Lamelle, die einen kleinen zweigliedrigen 
Taster trägt, gebildet. Das zweite Kieferfusspaar (Taf. 5. Fig. 119) besteht 
aus zwei Lamellen, deren innere die kleinste ist; beide Lamellen sind auf 
ihrem oberen inneren Rande mit starken Borsten versehen. Von dem dritten 
Kieferfusspaare (Taf. 5. Fig. 120) ist der eigentliche Fusstheil der bedeutendste, 
und von den zwei blattförmigen Fortsätzen der beiden ersten Glieder ist der 
kleinste auf seinem oberen Rande mit besonderen Zähnchen besetzt. 

‚Jedes T'horacalsegment trägt ein Beinpaar. Ausserdem befinden sich 
an der Insertionsstelle der Beinpaare des zweiten, dritten und vierten Segments 
ein Paar Kiemensäckehen. Die Epimerialplatten fehlen vollständig. Das erste 
T'horacalbeinpaar ist am Kopfe angebracht, das fünfte Glied bildet eine Greif- 
hand, deren unterer Rand an seiner Basis einen starken Vorsprung macht, 
die gebogene Kralle erreicht diesen Vorsprung. Diese Hand hat bei beiden 
Geschlechtern dieselbe Form. Das zweite Paar ist bedeutend stärker ent- 
wickelt als das erste, vornehmlich die Hand, deren Form sonst aber nicht 
von der der ersten Hand abweicht (Taf. 5. Fig. 121); an lebenden Thieren ist 
ihr unterer Rand von einem chitinösen Saum umgeben. Diese Hand ist eben- 
falls bei beiden Geschlechtern gleich gestaltet. Das dritte Beinpaar ist kürzer 
als das vorhergehende, seine fünf Glieder bleiben dünn; bei grossen Männchen 
ist jedoch das fünfte Glied noch als eine kleine Hand anzusehen. Die End- 
kralle ist stark wie bei allen übrigen Beinpaaren. Das fünfte Beinpaar ist 
ausserordentlich klein, da sein Basalglied vollständig rudimentär ist. Das 
fünfte, sechste und siebente Beinpaar ist am hinteren Ende des entsprechenden 
Segmentes inserirt. Das rudimentäre Abdomen trägt zwei Paar zweigliedrige 
Anhänge, deren innere Ränder mit feinen Haaren besetzt sind. 

Proto ventricosa findet sich sehr häufig in der Kieler Bucht zwischen 
Algen, Seegras, Polypen und Spongien, auf denen es sich mit seinen Endkrallen 
festhält. Ich habe das Thier aber auch oft in der Tiefe gefunden. "Trächtige 
Weibchen traf ich im Hochsommer an; die Männchen waren in geringerer 
Zahl vorhanden. Wie Caprella linearis, sein nächster Verwandter, schwimmt 
das 'T'hier vortrefflich. Ausserhalb der Ostsee findet man es auch im Mittel- 
meer, an der Westküste Frankreichs und in der Nordsee. 


ss Dr. Henri Blanc. (p. 52) 


Caprella linearis. Linne, 1767. 


Caprella linearis. Linne. Syst. Nat. tab. XU. d. 1056. 1767. 

Sqvilla lobata. OÖ. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. p. 197. t. 359. 1776. 

Sgqvilla quadrilobata. O.F. Müller. Zool. Dan. prodrom. Fase. I. p. 21. tab. LVI. f. 4—6. 

Gammarus quadrilobatus. ©. F. Müller. Zool. Dan. prodrom. Fasc. III. p. 58. tab. 
LXIV. f. 11—12. 2. 1789. 

Caprella lobata. Guerin. Iconogr. Crust. pl. XXVIIL fig. 2. 

Caprella laevis. Goodier. Edinb. New. Phil. Journ. XXXII. pl. II. 

Caprella linearis (Taf. 5. Fig. 122) hat ganz dieselbe Form wie Proto 
ventricosa, lässt sich aber sofort von diesem Amphipoden durch eine geringere 
Anzahl der Gliedmassen unterscheiden. Die Länge des Körpers varürt sehr 
nach Geschlecht und Alter; die Männchen sind immer grösser als die 
Weibehen. Die von mir untersuchten grössten Männchen waren 16 mm lang; 
die grössten Weibehen, deren Bruttaschen mit schon entwickelten Embryonen 
gefüllt waren, S mm. Doch beobachtete ich auch schon junge Weibchen von 
5 mm Länge, welche mit Eiern gefüllte Bruttaschen zeigten. 

Caprella linearis hat ein dickes Integument; hier und da konnte ich 
in demselben abgelagerte sogenannte „Cristallites“ erkennen, welche wahr- 
scheinlich Kohlensäurekalk sind, da nach einem Zusatz von Salzsäure oder 
Essigsäure eine Gasentwiekelung stattfindet. Die Chitinhülle ist nicht glatt 
wie bei Proto ventricosa, sondern bildet auf der Dorsalseite dornenähnliche 
Fortsätze, deren Anwesenheit jedoch nicht zur Bestimmung der Art dienen 
kann. Schon Hoek (11, pag. 109) zeigte richtig, dass die von Spence 
Bate und Westwood abgebildete Caprella linearis mit glattem Rücken 
(1, Vol. II. pag. 52) nur eine Jugendform dieser Art ist, und dass da- 
gegen die als Caprella lobata abgebildete Form derselben Autoren (1, Vol. I. 
pag. 57) weiter nichts vorstellt, als ein ausgebildetes Männchen von Caprella 
linearis. Ich selbst fand Individuen, deren Rücken vom Kopf bis zum Ende 
mit Dornen, Erhöhungen und lanzettförmigen Cutiewarbildungen besetzt war 
(Taf. 5. Fig. 122). Diese T'hiere glichen vollkommen der von Spence Bate 
abgebildeten Caprella histrix (1, Vol. Il. pag. 63), worauf schon Hoek auf- 
merksam gemacht hat. Die Caprella histrix dieser Autoren, die nicht dieselbe 


ist, wie die von Kröyer aufgestellte Species desselben Namens, kann nicht 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 53) 59 


einmal als Varietät von Caprella linearis gelten, da ich zahlreiche Uebergänge 
von Individuen mit wenig Erhöhungen auf dem Rücken (Taf. 5. Fig. 123) zu 
Individuen mit vielen und grossen Erhöhungen fand (Taf. 5. Fig. 122). Gegen 
Hoek’s und meine Behauptung will Mayer doch diese Art von Spence Bate 
beibehalten. In der Hypodermis liegen zahlreiche isolirte grosse Chromatophoren, 
die selten mit einander anastomosiren. Ausserdem fand ich, wie bei Proto 
ventricosa, grosse, den Darm umgebende Zellen, die ebenfalls mit einem braunen 
Pigment angefüllt waren. Diese Chromatophoren und wahrscheinlich auch diese 
Pigmentzellen bewirken, dass die Farbe sehr verschieden ist. 

Das erste T'horacalsegment ist, wie auch bei Proto ventricosa, mit dem 
Kopfe verschmolzen und bildet” einen Cephalothorax. Die vier folgenden 
Thoracalsegmente sind gleichlang; nämlich so lang wie der Cephalothorax ; 
die zwei letzten sind kürzer. Das Abdomen ist rudimentär und besteht nur 
aus zwei deutlichen kleinen Segmenten; das erste trägt an seiner ventralen 
Seite zwei kleine seitliche Stummel (Taf. 5. Fig. 129). Der Kopf ist beimalıe 
so lang wie breit und bildet nach vorn eine Art „Pars frontalis“, auf welcher 
die Antennen inserirt sind. Die Augen sind klein, kreisrund und liegen 
nahezu in der Mitte des Kopfes. Das erste Antennenpaar, das bei beiden 
Geschlechtern das längste ist, erreicht die Hälfte der Körperlänge; von dem 
dreigliedrigen Schaft ist das mittlere Glied das längste, das dritte geht all- 
mälig in eine Geissel über, die meistens aus siebzehn Gliedern besteht, 
diese Glieder sind langgestreckt und jedes trägt an seinem vorderen Ende 
einen Riechzapfen. Die unteren Antennen sind beim Weibchen etwas länger 
als der Basaltheil der oberen; beim Männchen pflegen sie dagegen kürzer zu 
sein; ihre Geissel besteht nur aus zwei Gliedern, von denen das letzte sehr 
kurz ist. Diese unteren Antennen tragen auf ihrem viergliedrigen Schafte 
sowie auf der Geissel lange Borsten, welehe Haller (9) Ruderborsten genannt 
hat, und nach deren Zahl und Anordnung er einzelne Arten unterscheidet. 
Ich fand jedoch bei Caprella linearis die Zahl sowie die Anordnung dieser 
Ruderborsten sehr verschieden, und kann also dieses Unterscheidungsmerkmal 
nicht gelten lassen. 

Die Mundtheile sind beinahe gleich denen von Proto ventricosa, nur die 
Mandibeln (Taf. 5. Fig. 124) entbehren ganz eines Mandibulartasters; das 


90 Dr. Henri Blanc. (p. 54) 


dritte IXieferfusspaar zeigt einen gut entwickelten Tastertheil (Taf. 5. Fig. 125). 
Die Zahl der 'T'horacalbeinpaare ist, wie schon gesagt, geringer als bei Proto 
ventricosa, da das dritte und vierte T’horacalbeinpaar fehlt. Das erste Bein- 
paar, das durch die Bildung eines Cephalothorax etwas nach vorn zu liegen 
kommt, ist klein; sein fünftes Glied bildet eine Greifhand, die bei beiden 
Geschleehtern ähnlich gestaltet ist; ihr unterer, beinahe gerade verlaufender 
Rand, ist an seiner Basis mit zwei Dornen versehen (Taf. 5. Fig. 126). Das 
zweite Beinpaar ist bedeutend grösser und ist weit entfernt von dem ersten, 
da es in der Mitte und nicht am vorderen T’heile des Segmentes inserirt ist. 
Beim Männchen ist diese Entfernung der beiden Beinpaare erheblich. Das 
fünfte Glied ist ebenfalls zur Greifhand, deren Gestalt bei den beiden Ge- 
schlechtern verschieden ist, umgebildet. Beim Männchen (Taf. 5. Fig. 127) ist 
diese Hand in die Länge gezogen und ihr unterer Rand zeigt drei starke 
Vorsprünge, deren erster mit zwei deutlichen Dornen besetzt ist. Die Kralle 
erreicht nicht, wie es beim ersten Paare der Fall ist, das hintere Ende des 
Randes, sondern nur den ersten Vorsprung. Bemerkenswerth ist, dass das 
vierte Glied, das sogenannte Verbindungsglied, rudimentär bleibt; die Hand 
ist bei jungen Männchen fast eirund und zeigt keine Andeutung von Vor- 
sprüngen. Beim Weibchen (Taf. 5. Fig. 128) ist die Hand des zweiten 
Beinpaares schmaler, der hintere untere Vorsprung ist auch lange nicht so 
stark, und an dem vorderen Theile des unteren Randes finden sich nur zwei 
Erhöhungen. Haller (8, pag. 355. Fig. 31. A. B.) hat in dieser Hand einige 
einzellige Drüsen, die an dem unteren Rande nach aussen münden, entdeckt. 
Diese beiden Handformen konnte ich bei allen von mir untersuchten Exem- 
plaren beobachten, und zwar sowohl bei solchen, deren Rücken mit vielen, 
als auch bei solchen, deren Rücken mit wenig Dornen versehen war. Das 
dritte und vierte T’horacalsegment entbehren vollständig der Gliedmassen und 
tragen nur die Kiemensäckehen. Die drei letzten Beinpaare sind nahezu 
gleichlang und am hinteren Theile des Segmentes inserirt; die Kralle dieser 
Beinpaare ist beinahe so stark wie die der beiden ersten. Es sind also 
Schreitfüsse, 

Ich fand Caprella linearis oft in der Kieler Bucht, und zwar sowohl 
am Ufer, als auch in grüsserer Tiefe. Das Thier traf ich meistens auf 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 55) 91 


Zostera marina, Polysiphonia und Ceramium, aber auch auf Amorphina. Ob- 
gleich die Gliedmassen zum Laufen eingerichtet sind, schwimmt dieses Thier 
gleichwohl gut, und zwar, indem es sich durch Zusammenkrimmen des 
Körpers gleichsam hüpfend fortbewegt. Nach Noll (26, pag. 38 mit Fig.) 
soll es nur bei Nacht schwimmen, ich konnte dies aber auch am Tage 
beobachten. 

Caprella linearis hat eine grosse geographische Verbreitung. Man 
findet diesen Amphipoden im Mittelmeer, an der nördlichen und westlichen 
Küste Frankreichs und in der Nordsee. 


92 Dr. Henri Blanc. (p. 56) 


Verzeichniss der eitirten Literatur‘) 


I. Spence Bate and Westwood, J. A history of the British sessileeyed Crustacea. 
2 vol. London 1863—1868. 
Boeck, A. Crustacea amphipoda borealia et arctica. (Saerskilt aftrykt af Vidensk.- 


Selsk. Forhandlinger for 1870.) 


[892 


3. Boeck, A. De Skandinaviske og Arktiske Amphipoda. Förste Hefte. Christiania 
1872. 

4. Bruzelius, R. Bidrag till Kännedomen om Skandinaviens Amphipoda Gammaridea. 
(Kongl. Svenska Vetenskaps-Akad. Handl. Ny Följd. Bandet 3. 1859.) 

5. Claus, ©. Der Organismus der Phronomiden. (Sep.-Abdruck aus den Arbeiten des 
zoologischen Instituts der Universität Wien, Bd. 2. 1879.) 

6. Costa, A. Richerche sui Crustacei amfipodi del regno di Napoli. (Memorie della 
Reale Accad. delle Scienze, Fasc. 1 per l’anno 1852. Napoli 1856.) 


. Desmarest, A. Considerations generales sur la classe des Crustaces. Paris- 


—1 


Strasbourg 1825. 


[6) 


. Haller, G. Beiträge zur Kenntniss der Laemodipodes filiformes. (Zeitschrift für 
wissenschaftliche Zoologie Bd. 33. 1880.) 

9. Haller, G. Vorläufige Notizen über die Systematik der im Mittelmeere vorkom- 
menden Caprelliden. (Zoologischer Anzeiger 2. Jahrg. 1879.) 

10. Heller, C. Beiträge zur näheren Kenntniss der Amphipoden des Adriatischen 
Meeres. Wien 1866. 

I1. Hoek, P. Carcinologisches, grösstentheils gearbeitet in der zoolog. Station der 

Niederl. zoolog. Gesellschaft. (Sep.-Abdruck aus Tijdschr. d. Ned. dierk. Vereen. 

Deel IV. 1879.) 


*) Die Nummern dieses Verzeichnisses entsprechen den in der Abhandlung bei den 


einzelnen Citaten vorkommenden, welche auf diese Literatur hinweisen sollen. 


15. 


23. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 5%) 98 


Hoek, P. Die Crustaceen, gesammelt während der Fahrten des „Willem Barents“ 
in den Jahren 1878 und 1879. (Sep.-Abdruck aus dem Niederl. Archiv für 
Zoologie. Suppl.-Bd. 1. 1882.) 


. Kröyer, H. Grönlands amfıpoda. (Vid. sul. naturwid. og mathem. Afh. VI. deel. 


1838.) 


. Lenz, H. Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. I. Theil. (Anhang zu 


dem Jahresberichte 1874—1875 der Commission zur wissenschaftlichen Unter- 
suchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin 1878.) 

Lenz, H. Die wirbellosen Thiere der Travemünder Bucht. II. Theil. (Anhang zu - 
dem Jahresberichte 1877—1881 der Commission zur wissenschaftlichen Unter- 
suchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin 1882.) 


- 


. Leydig, F. Ueber Amphipoden und Isopoden. (Zeitschrift für wissenschaftliche 


Zoologie Bd. 30. 1878. Suppl.) 


. Lindström. Bidrag till Kännedomen om Österojoies invertebrat fauna. 1855. 


. Müller, Fr. Orchestia, Euchore und Gryphus, neue Arten aus der Ostsee. (Archiv 


für Naturgeschichte 14. Jahrg. Bd. 1.) 


. Müller, Fr. „Für Darwin“. Leipzig 1864. 
. Milne Edwards. Histoire naturelle des Crustaces. 3 vol. avec atlas. Paris 1840. 


. Matzdorff, C. Ueber die Färbung von Idotea trieuspidata Des. Tnaug.-Dissert. 


Jena 1582. 


. Metzger, A. Crustaceen aus den Ordnungen Ediiophthalmata und Podophthalmata. 


(Jahresbericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen 
Meere in Kiel für die Jahre 1872—1873. Berlin 1875.) 

Möbius, K. Die wirbellosen Thiere der Ostsee. (Jahresbericht der Commission zur 
wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel für das Jahr 1871. 
Berlin 1873.) 


Mayer, P. Carcinologische Mittheilungen. (1. Hft. der Mittheilungen aus der zoo- 
logischen Station zu Neapel. 1879.) 

a. Mayer, P. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. VI. Monographie: die 
Caprelliden. 3. Jahrg. 1882. 


5. Nebeski, A. Beiträge zur Kenntniss der Amphipoden der Adria. Wien 18S0. 


(Sep.-Abdruck aus den Arbeiten des zoologischen Instituts zu Wien. Tom. III. 
Heft 2. 1880.) 


. Noll,C. Mein Seewasser-Zimmeraquarium. (Zoologischer Garten 22. Jahrg. Nr.2. 1881.) 


„Rathke, H. Beiträge zur Fauna Norwegens. Orustacea. (Nova Acta Academiae 


Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum. Tom.XX. 1843.) 


. Sars, 0. Histoire naturelle des Orustaces d’eau douce de Norvege. Christiania 1867. 


Nova Acta XLVII. Nr. 2. 13 


Dr. Henri Blanc. (p. 58) 


. Stebbing, Th. On the genus Bathyporeia. (Annals and Magazine of Natural Hi- 


story. 8. 4. vol. 15. 1875.) 


. Wrzesniowski, A. Vorläufige Mittheilungen über einige Amphipoden. (Zoologischer 


Anzeiger. 2. Jahrg. 1879.) 


. Wrzesniowski, A. Goplana polonica. Warszawa 1881. 


Zaddach, G. Synopseos Crustaceorum prussicorum prodromus. Tnaug.-Dissert. 1844. 


. Zaddach, G. Die Meeres-Fauna an der preussischen Küste. 1. Amphipoda. 1878. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 59) 95 


Erklärung der Abbildungen. 


Die Figuren sind, mit Ausnahme der Abbildungen der ganzen Thiere, die mittelst des Winkel’schen 
Zeichenapparates entworfen wurden, mit Hülfe der Hartnack’schen Camera lueida gezeichnet. 


TabaHal VE 


70 Dr. Henri Blane. (p. 60) 
Tafel 1. 
Fig. 1. Calceolus von Gammarus locusta, gezeichnet nach einem mit essigsaurem 
Carmin gefärbten Präparate. V. 1, 
Fig. 1a. Calceolus von Gammarus locusta, der die schuhförmige Gestalt zeigt. V. 11°. 
Fig. 2. Calceolus von Calliopius laeviusculus, gezeichnet nach einem mit Pikrocarmin 
gefärbten Präparate. V. +2. 
Fig. 2a. Calceolus desselben Thieres, dessen blasenförmiger Theil ausgefallen ist; 
ausserdem ist noch eine Gruppe von vier Riechzapfen mitgezeichnet. V. 4, 
Fig. 3. Ein grösserer Calceolus von Amathilla Sabinii, gezeichnet nach einem mit 
essigsaurem Carmin gefärbten Präparate V. 11°. 
Fig. 4. Ein kleinerer Calceolus von Amathilla Sabinii. V. 1°. 
Fig. 4a. Ein solcher Calceolus von der Seite gesehen; derselbe zeigt ebenfalls die 
schuhartige Form. V. 4. 
Fig. 5. Zwei Riechzapfen von einem jungen Dexamine spinosa. \. '''?. 
Fig. 6. Zwei Sinnesborsten von Calliopius laeviuseulus. V. '''°. 
Fig. 7. Hyperia galba. 5. Das ganze Thier. \V. ;. 
Fig. 8. > „ 5. Schaft der oberen Antennen m. zahlreichen Riechzapfen. V. *%. 
Fig. 9. 55 »„ ©. Oberlippe. =. 
Fig. 10. > » ©. Mandibeln in ihrer normalen Lage. 
a) Kautheil derselben. 
b) Mandibulartaster. 
Fig. 11. ar » ©. Unterlippe. 
Fig. 12. © „ ©. Erster Kieferfuss. 
Fig. 13. an „ ©. Zweiter Kieferfuss. 
Fig. 14. 53 » €. Dritter Kieferfuss. 
Fig. 15. Hyperia galba. ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares, um die Anordnung 
der Drüsen zu zeigen. V. “2, 
Fig. 16. > » ©. Das Basalglied des siebenten Thoracalfusses mit zwei 
grossen Drüsenzellen. V. ° 
Fig. 17. ” » ©. Eine Gruppe von drei Drüsenzellen mit dem gemeinschaft- 
lichen Ausführungsgang ec. a) Kern. b) Vacuole. 
Fig. 18. Orchestia littorea. 5. Das ganze Thier. V. :. 
Fig. 19. ie n 9. Das ganze Thier. \V. ;. 
Fig. 20. er > Die zweite Männchenart. V. :. 
Fig. 21. Be o 8. Obere Antenne. VW. ®#, 
022: „ ) oc. Mandibel ohne Taster. V. >. 
Fig. 23. 24. 25. Orchestia littorea. ©. Erster, zweiter, dritter Kieferfuss. V. °?, 
Fig. 26. Orchestia littorea. ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. }. 
ier297. 5; Re 5. Bem des ersten Thoracalbeinpaares. V. ?. 
Fig. 28. » » 5. Bein des zweiten Thoracalbempaares. V. 1}. 
Fig. 29. Fr en 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares. a) Die Verbrei- 
terung des dritten und vierten Gliedes. V. ?. 
Fig. 30 55 r ©. Die Epimerialplatte und das Basalglied des zweiten Brust- 
fusses, um die Anordnung der Drüsen zu zeigen. V. 12, 
Fig. 31. 55 35 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares der zweiten 
Männchenart. V. \. 
Fig. 32. ” = 5. Bein des zweiten Thoracalbeimpaares desselben Thieres. 
Fig. 33. Pontoporeia femorata. 5. Das ganze Thier. V. 1. 


Nova delta dead. 1.0.6. Nat.Cur Vol. XIVH. | Tab. VI. 


Fig.2 a. 
3 ES Fig a. 


Zn 


N er 
) 


Fig.M. 


H.Blanc del. Lith. Anst.v.J.6.Bach ‚Leipzig 


H.Blane: Die Amplupoden der KielerBucht. Taf 1. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. 


Deabualamv El. 


(p- 


61) 


95 Dr. Henri Blane. (p. 62) 


Tafel 2. 


Fig. 34. Pontoporeia femorata. 5. Das dritte Kieferfusspaar. V. °°. 


> 1 
Fig. 35. r 5, 8. Obere Antenne. V. “. 
Fig. 36. > = 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares in seiner nor- 
malen Lage gezeichnet. V. °°. 
Fig. 37. ” 5 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ':. 
Fig. 38. = ” 5. Bein des siebenten Thoracalbeinpaares. a) Sein er- 
weitertes Basalglied. V. 
Fig. 39. > r <. Theil des Postabdomens mit dem Telson. V. °.. 
Fig. 40. Pontoporeia fureigera. 5. Postabdomen mit seinem gabeligen Fortsatz. V. ©. 
Fig. 41. 5 = 5. Obere Antenne mit der kurzen Nebengeissel. V. 13°. 
Fig. 42 " > 5. Das dritte Kieferfusspaar. V. ':. 
Fig. 43. 5 H 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. ®*. 
Fig. 44. en % 5. Hinterer Theil des Postabdomens mit Telson. V. '. 
Fig. 45. Bathyporeia pilosa. ©. Das ganze Thier. V. '. 
Fig. 46. = ». 2. Obere Antenne V. °. 
Fig. 47. e » @. Hörhaar aufd. Basaltheile dieser Antennen sitzend. V.*;°. 
Fig. 48. 5 » ©. Bein des ersten Thoracalbeimpaares. V. '°. 
Fig. 49. > » ©. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °*. 
Fig. 50. r ® 5. Bein des fünften Thoracalbeinpaares. V. °». 
Fig. 51 > 35 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. *:. 
a) Zweites Springfusspaar. V. ®®. 
b) Drittes Springfusspaar. V. 2. 
c) Telson, zweilappig. V. °°. 
Big. 52. = 257 \intere Antenne, N. 
Fig. 53. Dexamine spinosa. ©. Das ganze Thier. V. 4. 
Fig. 54 > 5 ©. Mandibel ohne Taster. V. °°. 
Fie. 55. ss = 9. Drittes Kieferfusspaar. V. '. 
Fig. 56. n > <. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °*. 
Fig. 57. Dexamine spinosa. @. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °°. 
Fig. 58. - » ©. Telson. V. =. 
Fig. 59. Atylus bispinosus. &. Das ganze Thier. \V. °°. 
Fig. 60. > 5. Ein Stück seines Integuments. V. ';° 
Fig. 61. 55 55 . Seitlicher hint. Rand des dritten Abdominalsegments. V.*. 
Fig. 62 Fr r “o. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. '°. 


Nova Acta Acad. (1.0.6. Nat. Cur. Vol. ALVI. d : Tab. VI. 


ip) 
Fig. 


| Fig.62. 
En 
BF 100 


H. Blanc: Die Amphipoden er Keler Bucht. a2. 


H.Blanc del, 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. 


ana BaVrEET. 


(p. 63) 


99 


100 Dr. Henri Blanc. (p. 64) 


Tafel 3. 


Fie. 63. Calliopius laeviusculus. ©. Das ganze Thier. V. i. 
5 ] 5 
a) Ein Stück seiner Chitin. V. 3°. 


Fig. 64. on 5. Basaltheil einer der oberen Antennen mit Riech- 
zapfen. NV. 
Fig. 65. ss 5. Basaltheil einer der unteren Antennen mit Cal- 
ceoli. V. ®. 

Fig. 66. » = 53. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. 

Fig. 67. Gammarus locusta. 5. Das ganze Thier. V. i. 

Fig. 68. „ r 5. Postabdomen desselben, um die mit Dornen besetzten 
Erhöhungen zu zeigen. V. i. 

Fig. 69. > » 5. Nebengeissel der oberen Antennen mit Riechzapfen. 
Ver 

Fig. 70. > = c. Mandibel mit dem dreigliedrigen Taster. V. ‘. 

Fig. TI. n ” o. Erster Kieferfuss. V. °°?. 

Fig. 72. » „5 o. Zweiter Kieferfuss.. V. 2, 

Fig. 73 > " o. Dritter Kieferfuss. V. °2. 

Fig. 74. 5 > oc. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °*. 

Fig. 75. x r 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ">. 

Fig. 76. Cheiroeratus brevicornis. 5. Das ganze Thier. V. 1. 

Fig. 76a. > > c. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °*. 

Fig. 76b. = » 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °°. 

Fig. 77. : r 5. Postabdomen des Thieres. V. 2. 

Fig. 78. Amathilla Sabinii. ©. Das ganze Thier. V. !?. 

Fig. 79. r nn o. Die Nebengeissel der oberen Antennen. V. °2. 


Nova Acta dcad.C. 1.0.6. Nat. CurVol._ XIV. 5 Tab. VI. 


’ 


IN Äa 
4 \ Fig. 76 a. 


H.Blanc del. Lith. Anst.v. J.6.Bach, leipzia 


H.-Blane: Die Amphrpoden dr küeler Bucht. Taf 3. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 65) 101 


wapulasıpX. 


Nova Acta XLVII. Nr. 2. 14 


102 

Fig. 80. 
Fig. 81. 
Fig. 82. 
Fig. 83. 
Fig. 84. 
Fig. 85. 
Fig. 86. 
Fig. 87. 
Fig. 88. 
Fig. 89. 
Fig. 90. 
Fig. 91. 
Fig. 92 
Fig. 93. 
Fig. 94. 
Fig. 95. 
Fig. 96. 
Fig. 97. 
Fig. 98. 
Fig. 99. 
Fig. 100. 
Fig. 101. 
Fig. 102. 


Dr. Henri Blane. (p. 66) 


Tafel 4. 


Amathilla Sabinii. ©. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. '. 
S er 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. !2. 
Microdeutopus gryllotalpa. @. Das ganze Thier. V. !2. 
> ng 5. Vorderer Körpertheil eines Männchens. V. '. 
55 5 Chromatophoren einer Epimeriälplatte. V. 17°. 
5 = 5. Basaltheil einer der oberen Antennen. V. °2, 
r 7 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares eines aus- 
gebildeten Männchens. V. °2. 
” > ©. Bein des ersten Thoracalbeinpaares eines aus- 
gebildeten Weibchens. V. °?. 
55 5 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ®°. 
r 5; 5. Bein des vierten Thoracalbeinpaares mit Drüsen- 
gruppen in den Gliedern. V. 2. 
ss ” 5. Hinterer Theil des Postabdomens. V. °, 
Amphithoö podoceroides. 5. Das ganze Thier. V. i. 
: AR 5. Drei Chromatophoren. V. 2°, 
Er = 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2 
en ” o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 1°. 
> r o. Hinterer Theil des Postabdomens mit den End- 


gliedern. V. 2. 


Podocerus falcatus. &. Das ganze Thier. V. !*, 
” = o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °2. 
" ” 5. Kurze Nebengeissel. 
5 ” 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. %. 
\ 25 ö5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2. 
;5 > 5. Hinterer Theil des Abdomens. a) Endglied des letzten 


Springfusspaares. V. *2°. 


Corophium longicorne. 5. Das ganze Thier von oben. V. i. 


or Acta 2200166 Vak. CurVoL XIV. , Tab. 


H.Blance del Lith-Anst.v. J.&.Bach, leipzig 


H. Blanc: Die Amphupoden der Kieler Bucht. Tal. #. 


Die Amphipoden der Kieler Bucht. (p. 67) 103 


"DaoualarX. 


104 

Fig. 103. 
Fig. 104. 
Fig. 105. 
Fig. 106. 
Fig. 107. 
Fig. 108. 
Fig. 109. 
Fig. 110. 
Fig. 111. 
Fig. 112. 
Fig. 113. 
Fig. 114. 
Fig. 115. 
Fig. 116. 
Ihe (illze 
Fig. 118. 
Fig. 119. 
Fig. 120. 
Fig. 121. 
Fig. 122. 
Fig. 123. 
Fig. 124. 
Fig. 125. 
Fig. 126. 
Fig. 127. 
Fig. 128. 
Fig. 129. 


Dr. Henri Blanc. Die Amphipoden der Kieler bucht. (p. 68) 


Tafel 5. 


Corophium longicorne. ©. Vorderer Theil des Körpers. V. 7. 
Hinterer Theil eines Segmentes mit Chromatophoren. 


„ „ 
v. 20 
n nn 53. Vorderer Theil des Körpers von unten gesehen. V. 7. 
» n ©. Mandibel mit dem dreigliedrigen Taster. V. °?. 
5 a o. Erster Kieferfuss.. V. 2. 
en Br o. Zweiter Kieferfuss. V. °°. 
n 5 o. Dritter Kieferfuss.. V. %. 
ss 55 o. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °2. 
$ ie 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 2. 
5 3 5. Bein des fünften Thoracalbeinpaares. V. ®. 
55 5 5. Bein des ersten Abdomimalbeimpaares. V. °*. 
= he 5. Hinterer Theil des Abdomens. V. **, 
Proto ventricosa. 5. Das ganze Thier. V. i. 


a) Ein Stück des Darmes mit pigmentirten Zellen 
pıg » 


die amöboide Fortsätze zeigen. 
b) Die darauf liegenden Chromatophoren im Binde- 
gewebe und Hypodermis. V. *7°. 
” x o. Mandibel mit dem Taster. V. 182. 
Er = o. Erster Kieferfuss. V. +2%. 
u Y o. Zweiter Kieferfuss. V. 1° 
> » 9. Dritter Kieferfuss. V. 2®. 
PR 25 5. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. 122, 
Caprella linearis. 5. Das ganze Thier, dessen Rücken vollständig mit Dornen 
besetzt ist. V. t. 
= > ©. Das ganze Thier, von dem nur das Hintertheil des 
Körpers mit Dornen besetzt ist. V. ?. 
5 ss 5. Mandibel ohne Taster. V. 13°, 
n 5 5. Dritter Kieferfuss. V. 12%, 
» » 5. Bein des ersten Thoracalbeinpaares. V. °%. 
33 55 8. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. ©. 
5 » o. Bein des zweiten Thoracalbeinpaares. V. °2. 
r 35 5. Abdomen. V. "3%, 


Nova Acta dcad. C.1.C.@. Nat. Cur. Vol. XLII. i Tab. X. 


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Fig. II. 


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Lith, Anst.v. J.6.Bach, Leipzig 


H.Blane del. 


H Blane: Die Amphipoden der Kieler Bucht. Taf 5. 


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PAMPHLET BINDER 


Syracuse, N. Y. ! 
Stockton, Calif. 


SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES 


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