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DIE
ATTISCHE BEREDSAMKEIT.
DRITTE ABTHEILUNG
ZWEITER ABSCHNITT:
DEMOSTHENES’ GENOSSEN UND GEGNER.
DARGESTELLT
von
FRIEDRICH BLASS,
DE. PHIL., A. Ὁ, PROF. D. CLASS, PHILOLOGIE ZU KIEL.
&
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1880.
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Vorwort.
Mit dem hier erscheinenden 4. Bande beschliesse ich das
1868 begonnene Werk. Das letzte Capitel dieses Bandes berührt
sich eng mit dem ersten meines 1864 erschienenen Buches: die
griechische Beredsamkeit in dem Zeitraum ‘von Alexander bis auf
Augustus; die damalige Behandlung des Sinkens der attischen Bered-
samkeit erschien mir jetzt vielfach ungenügend, und es war auch
gar nicht möglich, solche Männer wie Deinarchos und Demetrios
von der gegenwärtigen Darstellung auszuschliessen. Dagegen über
die nachfolgenden Asianer wie Hegesias habe ich nichts wesent-
lich neues vorzubringen, und sie sind dort nach Massgabe ihrer
Bedeutung eingehend genug behandelt. Eine Darstellung der
sophistischen Redekunst der Kaiserzeit habe ich nie beabsichtigt.
Kiel, im Mai 1880.
2, Google
Dig
Erstes Oapitel.
Redner der patriotischen Partei ausser Demosthenes: Hypereides,
Lykurgos, Hegesippos u. A.
Demosthenes war nicht der Einzige, welcher in jener Zeit
als Redner und Redenschreiber Ruf’ und Namen erlangte, noch
wurde ihm der Preis ohne Kampf und Wetteifer zu Theil; viel-
mehr gab es neben ihm eine nicht geringe Anzahl bedeutender
Männer, die im Staate theils seine patriotischen Bestrebungen
unterstützten, theils denselben entgegenwirkten. Unter den
ersteren ist der ausgezeichnetste Redner Hypereides, den im
Alterthum Manche noch über Demosthenes stellten, der aber
nachmals so wenig vom Glücke begünstigt worden ist, dass es
noch fast bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts unmög-
lich war, sich ein nur einigermassen deutliches Bild von seiner
Beredsamkeit zu machen. Denn weder waren irgend grössere
Reste von ihm vorhanden, noch solche ausführliche Darstellungen
seines Kunstcharakters, wie sie Dionysios für Lysias, Isaios und
andre Redner gibt. Jetzt ist wenigstens ein geringer Theil seiner
Werke auf die allerunerwartetste Weise ans Tageslicht gekommen,
und wir können beurtheilen, wie geartet dieser Redner war, wenn-
gleich noch nicht, wie bedeutend.
Für die Lebensumstände des Hypereides ist unsre Haupt-
quelle die hier ganz besonders ordnungslose Compilation des so-
genannten Plutarch, deren Material wie gewöhnlich aus Dionysios
und Caecilius stammen wird.!) Diese letzteren schöpften wohl
1) Dionysios περὶ τῶν ἀρχαίων ῥητόρων (ύνταξις B über Demosth.
Hyper. Aischines, angekündigt π. τ. dpx. ῥητ. 4, Isae. 20; als vollendet er-
wähnt Deinarch. 1. 8. meine Dissert. de Dionysii Hal. scriptis rhet. p. 11;
H. Hager Quaest. Hyperidene (Lpz. 1870) p. 6. — Caecilius m. τ. χαρακτῆρος
τῶν ι΄ ῥητόρων, Buid. Κεκίλιος. --- Ausser Plut. Phot. cod. 266, bis auf eine
Notiz (p. 496 10 84) nach Pl., und zwei kurze Artikel bei Snidas.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 1
2 Hypereides. Persönliche Umstände.
zumeist aus Hermippos, der den Hypereides unter Isokrates’
Schülern behandelt hatte.!)
Die Form des Namens Ὑπερείδης, nicht Ὑπερίδης, wie sich
oft geschrieben findet, ist jetzt vollkommen sichergestellt; er
wird im Attischen als Patronymikum deklinirt, wiewohl er auch
dorisch Ὑπερείδης lautet und darnach aus ὑπέρ und εἶδος zu-
sammengesetzt ist.?) Der Redner war der Sohn eines Glaukippos
vom Demos Kollytos; sein Grossvater hiess Dionysios.’) Die
Familie gehörte wohl wie die des Demosthenes dem mittleren
Stande an: Hypereides hatte ein ererbtes Haus in der Stadt und
ein Erbbegräbniss vor dem’ Reiterthore.*) Da sein Sohn Glau-
kippos um 340 schon erwachsen war, und Hypereides selbst
bereits um 360 Reden in Staatsprozessen verfasste, so kann er
nicht wohl jünger als Demosthenes gewesen sein.°) Seine Lauf-
1) Plut. 849B; genauer Ath. VIII 3420 “€. ἐν τρίτῳ περὶ τῶν Ἰςοκράτους
μαθητῶν. 8) 8. Sauppe O. A. II, 275; frg. Egger XII (8. 1 m. Ausg.)
YITTEPEIAOY, und auf einem andern, nachträglich in London gefundenen
Frg. (8. Hermes X, 8. 24) ebenfalls als Titel YTTEPEILAOY. — Ὑπερείδης
Γλαυκίππου Κολλυτεύς die Seeinschriften XIIIC v. 102; XIVD 246. — Ὑπερ-
εἰδης Nom., Ὑπερείδους Gen. dorische Inschr. von Thera C. I. 2448 (das.
2463® Thera Ὑπερίδης gemäss der späteren Entartung des Εἰ). Attisch
Ὑπερείδῃ Dem. 18, 134; Ὑπερείδου [Dem.] 58, 86; Lykurg. $ 36. —
[Herodian.] Cram. An. Ox. III, 249: εἰ καὶ map’ οὐδέτερον μάλιςτα εὖγ-
κεῖται τὸ εἶδος, ὅμως οὐ mpockfiyeran τὸ ς (im Genet.), ἐπειδὴ τύπον ἔχει
πατρωνυμικοῦ Ὑπερείδης, ὡς ᾿Ατρείδης καὶ TinAelönc. Anders allerdings
Herodian. ed. Lenz II, 435. 696: Ὑπερίδης von ὕπερος, und dieses von ὑπέρ
(vgl. Luc. Demon. 48). 8) Plut. p. 848D: Ὑ. Γλαυκίππου μὲν ἣν πατρὸς τοῦ
Διονυκίου, τῶν δὲ δήμων KoMureuc. Der Name des Grossvaters stammt wohl
aus dem p. 8490 citirten Diodoros ἐν γ΄ περὶ μνημάτων. — Suid. 1: υἱὸς
Γλαυκίππου τοῦ ῥήτορος, ol δὲ ΤΤυθοκλέους; vgl. dagegen die Seeinschriften.
Ὑ. Κλεάνδρου Cpfirrioc in den gefälschten Urkunden der R, vom Kranz. 4)
Plut. 8490 (Ἱππάδες πύλαι); Ath. XIII, 5900 (marpıpa οἰκία — ἐν ἄςτει). ---
Dass Suid. I. c. den Vater als Redner bezeichnet, ist wohl Verwechselung mit
dem Sohne Glaukippos (Plut. 848D). 5) Plut. 849F ὑπὲρ αὑτοῦ καὶ τοῦ
παιδὸς ἐπέδωκε δύο τριήρεις; es war dies nach Pl. zum Zuge nach Euboia,
d. i. nach Schüfer II, 463 dem des J. 340 nach Eretria; dagegen Wester-
mann und Hager 8. 17 ff. verstehen den vom Jahre 357; Girard Etudes sur
Yeloquence Attique p. 92 nimmt d. J. 349 an. Sicher ist, dass H. 339 auf
einer geschenkten Triere den Zug nach Byzanz mitmachte, und dass 867
eine Schenkung für den Sohn nicht geschehen sein kann. — Von den
Reden des H. ist die älteste unsers Wissens die gegen Autokles, 360, 8,
Hypereides. Bildung. 3
bahn ist gleich der des letzteren die eines Redners von Beruf;
mithin wird er auch entsprechenden Unterricht genossen haben,
wozu es ihm an Mitteln nicht fehlte, und darum ist gegen die
auf Hermippos zurückgehende Angabe, dass er Isokrates’ Schüler
gewesen, ein Zweifel nicht gerechtfertigt.') Bestätigend ist die
epideiktische Manier des Epitaphios, bei der indes andrerseits
doch auch hervortritt, dass der Redner kein eigentlicher Iso-
krateer war, sondern ähnlich wie Isaios und Lykurgos nur soviel
aus dem Unterrichte sich aneignete, wie er für seine praktischen
Zwecke gebrauchen konnte.?) Daneben aber hatte er nach dem
Zeugnisse des Chamaileon auch den Platon gehört?), sei es wie
Lykurgos vor dem Unterrichte bei Isokrates, oder nachher. Auch
hier bestätigt der Epitaphios, welcher ausser dem pseudo-
demosthenischen die einzige Rede dieser Gattung ist, worin auf
die Unsterblichkeit der Seele sich ein Hinweis findet.‘) Viel
mehr als diesen Glauben hat indes Hypereides dem Platon kaum
verdankt; denn seine Denkweise ist noch weniger philosophisch
als die des Lykurg, und in seinem Lebenswandel nahm er sich
Schäfer I, 140. — Dass er jünger als Dem. gewesen, folgert Schäfer (II, 298,
1) aus der Reihenfolge der Lebensbeschreibungen bei Plutarch (Aesch. Lyk.
Dem. Hyp.); aber das ist kaum ein beweisendes Argument. 1) Plut. 848
ἀκροατὴς δὲ TTAdrwvoc γενόμενος τοῦ φιλοτόφου ἅμα Λυκούργῳ (so cod.
Paris. E und aus Conj. Blume st. Λυκούργου) καὶ Ἰςοκράτους τοῦ ῥήτορος;
vgl. Suid. 1. Ferner Plut. Isocr. 887D ὡς δέ τινές φαει καὶ Ὑ. καὶ Ἰκαῖος
(seil. ἐμαθήτευςαν αὐτῷ); Cic. de or. II, 94; Philostr. V. 8.1, 17, 4; Anon.
V. Isoer. p. 366, 98 W.; oben Thl. II 8. 52. Ueber Hermippos oben
8. 2, 1. — Die Sache wird bezweifelt von Hager 3.12. 2) Vgl.die Fassung
bei Plut. V. Isoer. 8) Diog. III, 46: ἔνιοι δὲ καὶ Θεόφραςτον ἀκοῦςαί
φαειν αὐτοῦ" καὶ Ὑ. τὸν ῥήτορα Χαμαιλέων φηεί; dazu Plut. Said. 1. c.
4) Epitaph. frg. Stobae. (p. 67 m. Ausg): εἰ μέν &crı τὸ ἀποθανεῖν ὅμοιον
τῷ μὴ γενέεθαι, ἀπηλλαγμένοι εἰεὶ vocwy —- εἰ δ᾽ ἔςτιν αἴτθηεις ἐν ἅδου καὶ
ἐπιμέλεια παρὰ τοῦ δαιμονίου, ὥςπερ ὑπολαμβάνομεν εἶναι κτέ. Die Fassung
im ereten Theile des Gegensatzes erinnert an Eurip. Tro. 636: τὸ μὴ
γενέτθαι τῷ θανεῖν ἴτον λέγω, das Ganze an Plat. Apol. 400: δυοῖν γὰρ
θάτερόν ἐςτι τὸ τεθνάναι" ἢ γὰρ οἷον μηδὲν εἶναι μηδ᾽ αἴςθηειν μηδε-
μίαν μηδενὸς ἔχειν τὸν τεθνεῶτα, ἢ κατὰ τὰ λεγόμενα -- —. καὶ εἴ γε μη-
δεμία αἴεθηείς ἐςτι κτέ., es wird dargelegt, dass der Tod in beiden Fällen
ein Glück sei. — Auch ἐπιμέλεια παρὰ τοῦ δαιμονίου bei H. erinnert an
Platon (das. p. 41D), und demselben (41A f.) scheint auch die Unterwelts-
scene col. XII £. nachgebildet.
1*
4 Hypereides. Lebenswandel.
wenigstens nicht einen Platon oder Antisthenes zum Vorbilde.
Er selbst macht sich in seiner Rede gegen Demosthenes über
diesen lustig, dass er zu dem Weintrinken der jungen Leute
immer so sauer gesehen habe'), und seinerseits bot er durch sein
Leben den Komikern Stoff. So liess Timokles in einer Stelle,
in welcher die von Harpalos Bestochenen aufgezählt wurden, bei
Nennung des Hypereides den Mitunterredner sagen: „der wird
unsre Fischhändler reich machen; ist er doch ein Fischfresser,
gegen den die Möwen Syrer sind“, mit Anspielung auf die reli-
giöse Scheu der Syrer vor Fischnahrung.?) Hermippos berichtete,
jedenfalls auch nach einem Komiker, dass er allmorgentlich seinen
Spaziergang über den Fischmarkt gemacht habe°); der Komiker
Philetairos rügte auch seine Leidenschaft für Würfelspiel.*) Mehr
noch wird sein Leben mit Hetären getadelt: nach Idomeneus,
dem man freilich nicht allen Skandal glauben darf, hielt er sich
gleichzeitig in seinem Hause in der Stadt die Myrrhine, vor
welcher der Sohn Glaukippos hatte ausziehen müssen, im Pei-
raieus die Aristagora, auf seinem Gute in Eleusis die Thebanerin
Phila, die er für 20 Minen losgekauft und freigelassen hatte,
und die er später zur Hausverwalterin machte.°) Thatsache ist,
dass er die Phryne gegen die auf Gottlosigkeit lautende Anklage
des Euthias persönlich vertheidigte, wobei er seine Leidenschaft
für diese Frau unumwunden eingestand; die Rede für Phryne
1) Bei Athen. X 424D: ei μέν τις ἀκρατέετερον ἔπιεν, ἐλύπει ce, und bei
Prise. XVII c. 36: τοὺς νεωτέρους ---, οὖς ὕβριζες καὶ ἐλοιδοροῦ ἀκρατοκώ-
θωνας ἀποκαλῶν. Schäfer II, 305 erinnert auch an die Sentenz des H. bei
Stob. App. flor. p. 41 (frg. 209 m. Ausg): Y. ὁ ῥήτωρ ἔφη μὴ δύναςθαι
καλῶς ζῆν, μὴ μαθὼν τὰ καλὰ τὰ ἐν τῷ βίῳ. 2) Bei Ath. VII, 341E:
A. ὅ τ᾽ ἐν λόγοιει δεινὸς Ὑπερείδης ἔχει. B. τοὺς ἰχθυοπώλας οὗτος ἡμῶν
πλουτιεῖ, ὀψοφάγος ὥςτε τοὺς λάρους εἶναι Cüpovc. Vgl. eine andre Stelle
des Tim. das. 3424. 8) Atb. VIII, 3420: καὶ ὁ Ἕρμ. δέ φηειν --- ἑωθινὸν
τὸν Ὑ. ποιεῖςθαι νῦν τοὺς περιπάτους ἐν τοῖς ἰχθύειν, vgl. Plut. 8490. 4)
Ath. 342A: Φιλέταιρος δ᾽ ἐν ᾿Αςκληπιῷ τὸν Ὑ. πρὸς τῷ ὀψοφαγεῖν καὶ
κυβεύειν αὐτόν φητ. δ) Athen. XI, 6900: ἐκ τῆς πατρῴας οἰκίας τὸν
υἱὸν ἀποβαλὼν (ἐκβαλὼν nach Plut. 849D) Γλαύκιππον Μυρρίνην τὴν πολυ-
τελεςτάτην ἑταίραν ἀνέλαβε, καὶ ταύτην μὲν ἐν ἄςτει εἶχεν, ἐν Πειραιεῖ δὲ
>Apıcrayöpav, Φίλαν δ᾽ ἐν Ἐλευεῖνι, ἣν πολλῶν ὠνηςάμενος χρημάτων εἶχεν
ἐλευθεριύςας (ἐν Ἐλ. δ᾽ ἐν τοῖς ἰδίοις κτήμαει ©. τὴν Θηβαίαν, eikocı μνῶν
λυτρωκάμενος Plut.), Ücrepov δὲ καὶ οἰκουρὸν αὐτὴν ἐποιήςατο, ὡς Ἰδ. icropei.
Hypereides. Thätigkeit als Anwalt. 5
war erhalten und berühmt, und die bei der Synegorie unum-
gängliche Motivirung des Auftretens konnte darin nicht anders
als so geschehen.!) Die bekannte Anekdote freilich, dass er, als
sonst nichts half, durch die enthüllte Schönheit der Angeklagten
eine neue Art der Bestechung erfolgreich ausgeübt hätte, fand
in der Rede jedenfalls keine Stütze, und hat ausserdem nicht
nur kein gleichzeitiges Zeugniss für sich, sondern auch alte ab-
weichende Versionen, bei denen Hypereides ausser Spiel bleibt,
gegen sich.?) — Zu der grossartigen Verschwendung, welche ein
solches Leben mit sich brachte, gehörten nun auch grossartige
Mittel, die sich Hypereides wohl hauptsächlich aus seiner Thätig-
keit als Anwalt und Staatsmann verschaffte. Vielleicht aus
eigner Erfahrung sagt er in der Rede gegen Demosthenes, dass
dieser und Demades für Ehrendekrete und dergleichen jeder an
60 Talente bezogen hätten?), und Vertheidigungsreden wie die
für Euxenippos und Lykophron, beides vermögende Leute, blieben
auch nicht ohne reichen Lohn. Nach dem Biographen war diese
Thätigkeit eines Rechtsanwalts die zuerst von ihm ergriffene‘),
die er indes, wie das Beispiel der Rede für Euxenippos lehrt,
auch in makedonischer Zeit noch beibehielt: der fischströmende
Hypereides bewässerte, wie Timokles sagt, für Lohn des Spenders
Felder.’) In der Rede für Euxenippos berühmt er sich, einen
1) Athen. das. Ὁ: ἐν τῷ ὑπὲρ Φρύνης λόγῳ Ὑ. ὁμολογῶν ἐρᾶν τῆς
γυναικός; Plut. 849E: Φρύνῃ τῆ ἑταίρᾳ äceßeiv κρινομένῃ ευνεξητάτθη ...
(ἐρῶν τῆς γυναικός oder dergl. scheint ausgefallen)" αὐτὸς γὰρ τοῦτο ἐν
ἀρχῇ τοῦ λόγου δηλοῖ. Vgl. frg. 116 (203 8). 3) Ath. XIII 690Ε: ὁ δὲ
Ὑ. cuvayopedwv τῇ Φρ., ὡς οὐδὲν ἤνυε λέγων ἐπίδοξοί τε Acav οἱ δικαςταὶ
καταψηφιούμενοι, παραγαγὼν αὐτὴν εἰς τοὐμφανὲς καὶ περιρρήξας τοὺς
xırwvickouc Ὑυμνά τε τὰ «τέρνα ποιήτας, τοὺς ἐπιλογικοὺς οἴκτους ἐκ τῆς
ὄψεως αὐτῆς &meppnröpeuce κτέ., vgl. Plut. 849D. Vielleicht ist Hermippos
Quelle, den Athen. unmittelbar vorher zu dieser Sache citirt. — Hingegen
der Komiker Poseidippos Athen. 691 E: Φρύνη πρὸ ἡμῶν γέγονεν ἐπιφανε-
«τάτη πολὺ τῶν ἑταιρῶν" καὶ γὰρ εἰ νεωτέρα τῶν τότε χρόνων ei, τόν τ᾽
ἀγῶν᾽ ἀκήκοας. βλάπτειν δοκοῦτα τοὺς βίους μείζους βλάβας τὴν ἡλιαίαν εἶχε
περὶ τοῦ «ματος, καὶ τῶν δικαςτῶν καθ᾽ ἕνα δεξιουμένη μετὰ δα-
κρύων διέεωςε τὴν ψυχὴν μόλις. Wäre das über Η. Erzählte wahr, so
würden die Komiker davon reden, und Ath. aus ihnen Stellen mittheilen.
Vgl. meine Ausg. des Η. 8. ΧΧΥ͂ΠΙ 8) Ο. Dem. col. XXI, 13. 4)
Plut. 848E: τὸ δὲ πρῶτον μιςθοῦ δίκας ἔλεγε. 6) Timokles Ath. VII
6 Hypereides. Thätigkeit als Ankläger.
Privatmann niemals angeklagt zu haben, wohl aber für solche
bisweilen als Fürsprecher aufgetreten zu sein');. doch zeigen die
überlieferten Redentitel, dass er für anderweitige Sprecher auch
Anklagereden gegen Privatleute verfasste.) Wählerisch und
delikat war er in der Uebernahme nicht; allein sechs Reden
sind für oder gegen Hetären: zwei gegen Aristagora, wohl die-
selbe die nach Idomeneus seine Geliebte war, sodann gegen De-
metria, für Mikka, gegen Timandra, für Phryne. Von den poli-
tischen Reden scheint die älteste die gegen den Feldherrn Autokles
wegen Verraths (360); einer der Ankläger in diesem Prozesse
war der aus Demosthenes bekanııte Apollodoros.°) Sodann be-
langte Hypereides persönlich den mächtigen Aristophon von Azenia,
der als Stratege auf Keos sich mannichfache Bedrückungen er-
laubt hatte; über die Form der Klage lässt sich nichts aus-
machen. Hypereides berühmt sich selbst, dass nur zwei Stimmen
zur Verurtheilung gefehlt hätten.‘) Ferner erwähnt er seiner An-
klage wider den angesehenen Redner Diopeithes von Sphettos,
über welche sonst nichts bekaunt ist); auch von der Rede finden
3424: τόν τ᾽ ἰχθυόρρουν ποταμὸν Ὑπερείδην πέρα, ὃς ἠπίαις Pwvalcıv
ἔμφρονος λόγου — — (zwei verdorbene Verse) μιςθωτὸς ἄρδει πεδία τοῦ
δεδιωκότο. 1) Eux. col. 38: ἰδιώτην οὐδένα πώποτε ἐν τῷ βίῳ ἔκρινα,
ἤδη δέ rıcı καθ᾽ ὅτον ἐδυνάμην ἐβοήθητα. 8) Kar’ "Apıcraröpac λόγοι β΄,
κατὰ Δημητρίας, κατὰ Μαντιθέου u. 8. f. Ohne Grund betrachten Girard
(8. 100) u. A. die Klage gegen Aristagora als von Hyp. selbst geführt;
wäre dem so, so hätten wohl die Alten auch aus diesen Reden Belege für
des Redners Sittenlosigkeit entnommen. 3) Sauppe O. A. II, 284f.; A.
Schäfer I, 140£. 4) Eux. 38, 38: τίνας οὖν κέκρικα καὶ εἰς ἀγῶνα καθ-
ἕξτακα; ᾿Αριςτοφῶντα τὸν ᾿Αζηνιέα, ὃς ἰεχυρότατος ἐν τῇ πολιτείᾳ γεγένηται,
καὶ οὗτος ἐν τούτῳ τῷ δικαςτηρίῳ παρὰ δύο ψήφους ἀπέφυγεν. — Schol.
Aesch. 1, 64: κεκωμῴδηται ὁ. Ἂ. -- -- καὶ ὡς «τρατηγήτας ἐν Key καὶ διὰ
φιλοχρηματίαν πολλὰ κακὰ ἐργακάμενος τοὺς ἐνοικοῦντας, ἐφ᾽ ᾧ γραφεὶς ὑπὸ Ὑ.
παρανόμων ἑάλω (παρ᾽ ὀλίγον ἑάλω Meier, indem παρανόμων sich aus dem
Vorhergehenden leicht einschleichen konnte). Dass die Klage Eisangelie
gewesen, wie Schäfer und Hager annehmen (Dem. u. 8. Ζ. 1, 189; 1. c.
14£), folgt aus Eax. 1. c. keineswegs, vgl. Böhnecke Dem. Lyk. Hyp.
8. 49, 2, der gewichtige Gründe dagegen bringt. Die Zeit ist bald nach
oder kurz vor dem Bundesgenossenkriege,. Schäfer 1. c. 8. 160; Girard p. 174.
5) Eux. c. 39, 4: Διοπείθη τὸν (φήττιον, ὃς δεινότατος δοκεῖ (ἐδόκει Sauppe)
εἶναι τῶν ἐν τῇ πολιτείᾳ. Die Klage blieb erfolglos; andernfalls würde
Hyp. seinen Sieg nicht verschweigen.
Hypereides. Politische Thätigkeit. - ἡ
sich keine Spuren. Am genauesten bespricht er seine Eisangelie
wider Philokrates den Hagnusier; er theilt den Wortlaut der
Klagschrift mit: dass Philokrates als Redner nicht zum Besten
des Volkes spreche, indem er Geld nehme von den Widersachern
des Volkes, wofür zum Belege fünf bis sechs von jenem bean-
tragte Volksbeschlüsse angefügt waren.!) Eine Rede des Hy-
pereides gegen Philokrates wird nirgends erwähnt, und in der
That fand keine eigentliche Gerichtsverhandlung statt, sondern
der geflüchtete Angeklagte wurde abwesend zum Tode verurtheilt
(343).2) Dieser glückliche Erfolg in einem Prozesse von ganz
hervorragender Bedeutung muss das Ansehen des Redners sehr
gehoben haben; zugleich nahm derselbe damit in dem grossen
Kampfe um die hellenische Freiheit die Stellung ein, die er nach-
mals stets behauptet hat, Seine Feindschaft gegen Eubulos, das
Haupt der Friedenspartei, zeigte er noch. nach dessen Tode
durch Anfechtung der für ihn beantragten Ehren.?)
Aus jener Zeit des unsicheren Friedens schreibt sich auch
die Verbindung mit Demosthenes.‘) Beide ergänzten einander
trefflich: Demosthenes war der weitschauende Staatsmann, dessen
Bestreben es war die Leitung des Volkes zu gewinnen, und der
nur ungern diesen Erfolg durch Uebernahme von einzelnen Ge-
schäften und namentlich von Anklagen gefährdete; hingegen war
für derartiges niemand mehr als der ebenso kühne wie gewandte
1) Eux. 1. ο. 7—40, 17. 2) Thl. III, 1, 320; Schäfer II, 343, welcher
irrig die von Dem. 19, 116 ff. erzählte, in der Volksversammlung spielende
Scene auf eine Gerichtsverhandlung bezieht. 3) R. περὶ τῶν Εὐβούλου
δωρεῶν, 8. Schol. Aesch. 2, 8: οὗ ἀποθανόντος Ὑ. περὶ τῶν τιμῶν λόγον
ἔγραψε. Sauppe O. A. II, 293; Schäfer I, 191. 379, welche beide meinen,
dass es sich um den Fortbestand von Ehren gehandelt habe, die dem Eub.
bei Lebzeiten für sich und seine Nachkommen verliehen waren. Aber
der Ausdruck δωρεά, auf den sich Sauppe stützt, wird in Demochares'
Psephisma bei Plut. 860 Ε von Ehren für den verstorbenen Demosthenes
gebraucht; vgl. ähnliche Bsp. das. 861 0. F (Lykurg). 8608, — Die Zeit
ist ungewiss; E. lebte noch 343, wird dagegen in der Kranzrede ($ 162) als
verstorben erwähnt, Schäfer I, 189. — Pause. I, 29, 10 erwähnt das Grab
des E. im Kerameikos; von andern Ehren für ihn, besonders von einem
Standbilde, hören wir nichts. 4) Zusammen werden sie genannt [Dem.]
58, 35, vgl. oben III, 1, 441, 3.
8 Hypereides. Politische Thätigkeit.
Hypereides geeignet. Einen Beweis grossen Vertrauens sowohl
auf seine Gesinnung wie auf seine Redegewalt empfing er, als
für den vor den Amphiktyonen zu führenden Rechtsstreit über
die Verwaltung des delischen Heiligthums, welche die von Philipp
aufgereizten Delier für sich beanspruchten, der Areopag selber,
vom Volke mit der Wahl beauftragt, unter Beseitigung des vom
Volke ursprünglich bestimmten Aischines den Hypereides zum
Gesandten und Sprecher ernannte‘) Es fällt dies etwas nach
dem Gesandtschaftsprozess des Aischines, bei welchem der Sache
noch keine Erwähnung geschieht.°) Hypereides, gegen den der
olynthische Verräther Euthykrates die Sache der Delier führte,
‘wusste mit seiner „delischen Rede“ sogar vor diesem wenig ge-
neigten Gerichtshofe das Recht Athens erfolgreich zu vertreten.
Auf einen andern Auftrag, zwischen den Thasiern und Maroniten
über den Besitz von Stryme einen Vergleich herbeizuführen, be-
zieht sich wohl die Rede „an die Thasier“, die auch in diese
Friedenszeit gehören wird.°) Hingegen seine chiische und rho-
dische Rede (Xıaxöc, ‘Podiaxöc) scheinen bezweckt und erreicht
zu haben, dass die Chier und Rhodier sich an der Vertheidigung
von Byzanz gegen Philipp’s Angriff betheiligten.‘) Aber nicht
bloss mit seiner Redegabe, auch mit seinem Vermögen diente er
der Sache des Vaterlandes: für den Zug nach Euboea sammelte
er durch freiwillige Schenkungen vierzig Trieren, wovon er selbst
zu allererst für sich und seinen Sohn je eine Triere gab.) So-
dann nahm er an dem Hülfszuge nach Byzanz auf seiner ge-
1) Plut. 850A; Dem. 18, 134; Schäfer II, 347. 2) Man bezieht darauf
(Schäfer 348, 3) Dem. 19, 209: τὸ τελευταῖον Icre δήπου mmpuonv ἐν ΤΤειραιεῖ,
ὅτε αὐτὸν οὐκ elüte πρεεβεύειν, βοῶντα ὡς elcarreket με καὶ γράψεται καὶ
ἰοὺ ἰού. Aber Ὁ. würde doch das durch den Areopag gegen A. gefüllte Prä-
judiz nicht so dürr erwähnt, sondern gründlichst verwertet haben; ebenso
auch die noch etwas früher fallende Geschichte mit Antiphon (Cor. 132 ἢ,
Sch. 8. 346). 8) Kiessling Lyc. frg. p. 216 δ᾽; Schäfer I, 136, 6. Er-
wäbnt wird die Sache in Philipp’s Brief $ 17. 4) Böhnecke Forschungen
I, 461, 3; Schäfer II, 452, 1; Hager 8. 24. -- Plut. p. 850A: ἐπρέεβευςε
δὲ καὶ πρὸς Podlovc. 6) Plut. 849F: Φιλίππου δὲ πλεῖν ἐπ᾿ Εὐβοίας
παρεκκευαςμένου, καὶ τῶν "AB. εὐλαβῶς ἐχόντων, τετταράκοντα τριήρεις
ἥθροιςεν ἐξ ἐπιδόςεως, καὶ πρῶτος ὑπὲρ αὑτοῦ καὶ τοῦ παιδὸς ἐπέδωκε δύο
τριήρεις, Vgl. oben 8. 2, 5.
Hypereides. Politische Thätigkeit. 9
schenkten Triere Andreia persönlich theil, und obwohl er wegen
dieser Trierarchie für dieses und das, nächste Jahr von sonstigen
Liturgien gesetzlich frei war, so leistete er doch alsbald nach
seiner Rückkehr eine Choregie.') Freilich blieb er den Ersatz
für die unbrauchbar gewordene Triere dem Staate bis zum Jahre
326 schuldig.) — Das Beantragen der Volksbeschlüsse übernahm
in dieser Zeit hauptsächlich Demosthenes, als das eigentliche
Haupt der Partei und jetzt leitender Staatsmann; von Hypereides
kennen wir aus der Zeit vor der Schlacht bei Chaironeia nur
ein Psephisma, worin er für Demosthenes einen goldenen Kranz
beantragte, in Folge jener glücklichen Gefechte, denen so bald
die traurige Niederlage folgte. Diondas erhob dagegen die Klage,
erhielt aber nicht den fünften Theil der Stimmen.?) Die Schlacht
machte Hypereides so wenig wie Lykurgos mit, weil er in diesem
Jahre im Rathe sass und darum vom Heerdienst frei wart);
somit fiel es ihm auch zu, auf die Kunde von dem Unglück den
berühmten Volksbeschluss zu beantragen, welcher zur Verthei-
digung der Stadt die äussersten Massregeln anordnete: Wieder-
einsetzung der mit Atimie Belegten, Rückberufung der Ver-
bannten, Freilassung der Sklaven. Gegen Aristogeiton, welcher
das Psephisma gerichtlich anfocht, vertheidigte er sich mit den
oft überlieferten Worten: „die Waffen der Makedonier standen
mir im Lichte, dass ich die Gesetze nicht sehen konnte“, und:
„nicht ich habe das Dekret geschrieben, die Schlacht bei Chai-
roneia that es“; und der Ankläger wurde auch diesmal abge-
wiesen.) Es gehört dieser Zeit auch wohl die kythnische Rede
(Kußviaxöc) des Hypereides an, indem die Athener von den
1) Seeurkunden XIIIC: ἐπὶ Θεοφράςτου ἄρχοντος τῶν μετὰ Φωκίωνος
καὶ Κηφιςοφῶντος πλευςαςῶν ἐπιδόειμος τριήρης ᾿Ανδρεία ᾿Αλκαίου ἔργον,
πριήραρχος Ὑ. — Plut. 848 Ε: τριήραρχός τε αἱρεθείς, ὅτε Βυζάντιον
ἐπολιόρκει Φίλιππος, κατὰ τὸν ἐνιαυτὸν τοῦτον ὑπέττη χορητγῆκαι, τῶν ἄλλων
λειτουργίας dc ἀφειμένων. 2) Vgl. Boeckh Seeurkunden 8. 396 f.
3) Plut. 848E: ἔγραψε δὲ καὶ Δημοςθένει τιμάς, καὶ τοῦ ψηφίςματος ὑπὸ
Aubvba παρανόμων γραφέντος ἀπέφυγε, vgl. Dem. 18, 222. Sauppe O. A.
11, 291; Schäfer IT, 529. 4) Luc. Paras. 42, vgl. Lyc. Leoer. 87, woraus
der Grund seines Zurückbleibens mit Wahrscheinlichkeit von Schäfer II,
531 geschlossen ist. 6) Plut. 848}; Lycurg. Leoer. 36f.; Sauppe O. A.
II, 280 £,; Schäfer II, 8#.
10 Hypereides. Politische Thätigkeit.
nächsten Inseln und Städten, wie Andros, Keos, Troizen, und
so hiernach auch von Kythnos, in ihrer Bedrängniss sich Hülfe
erbaten.') — Nach Abschluss des Friedens hatte natürlich die
makedonische Partei, an ihrer Spitze der Friedensvermittler
Demades, vorherrschenden Einfluss, und so weit ging Demades’
Frechheit, dass er für Philipp's Werkzeug Euthykrates, den die
Athener mit den andern.Verräthern von Olynth in die Acht er- -
klärt hatten, Aufhebung derselben und die Würde eines Proxenos
beantragte.?) Aber dagegen erhob Hypereides gerichtlichen Ein-
spruch; seine Rede gegen Demades war der bittersten Schmähungen
voll®), und wahrscheinlich doch war der Erfolg der Ehre Athens
entsprechend.
Es ist übrigens nicht zu verkennen, dass auch damals, in
den letzten Jahren Philipps und den ersten des Alexander, Hy-
pereides neben Demosthenes und Lykurg immer die zweite und
dritte Rolle gehabt hat. Nicht jener, sondern Demosthenes hatte
die unaufhörlichen gerichtlichen Angriffe seitens der makedonischen
Partei zu bestehen, und merkwürdig genug, nicht einmal unter
den Rednern und Feldherrn, deren Auslieferung Alexander nach
der Zerstörung Thebens forderte, scheint sich Hypereides be-
funden zu haben.‘) Er spricht auch von den persischen Sub-
sidiengeldern, die kurz vor der thebanischen Erhebung in De-
1) Lye. $ 42: (ὁ dNnoc) ἐδεῖτο τῶν ἐξ "Ανδρου καὶ Κέω καὶ Τροιζῆνος
καὶ Ἐπιδαύρου ἐπικουρίαν αὑτῷ peramuyacdaı, darnach und nach dem In-
halte des Fragments (120 m. A.; 188 8.) hat Bochnecke Forschungen I, 664
den Gegenstand der Rede bestimmt. 2) Suidas Δημάδης 3: Εὐθυκράτη
τὸν Ὀλύνθιον ἀτιμωθέντα παρ᾽ ᾿Αθηναίοις (vgl. Dem. 19, 287) ἐψηφίςατο
ἐπίτιμον εἶναι καὶ πρόξενον ᾿Αθηναίοις, Duss der Prozess noch bei Philipp’s
Lebzeiten stattfand, folgt aus Hyp. frg. 79 (80 8). Vgl. Schäfer III, 70.
3) Plut. Moral. 8100. 4) Plut. Demosth. c. 28 zählt nach den mAdicror
καὶ δοκιμώτατοι τῶν ευγγραφέων acht Namen anf, während Idomeneus und
Duris zehn angäben; unter den zehn bei Suid. v. ᾿Αντίπατρος, und den 9
bei Arrian I, 10, 4 Genaunten befindet sich Hyp., dagegen nicht unter den
8 des Plutarch. Boehnecke F. 641 #. und Hager p. 29 δ. pflichten dem
Arrian bei, zumal da die Zahl 10 auch bei Diodor XVII, 16 und Plot.
Phoc. 9, und Hypereides als mit bezeichnet Plut. Phoc. 17 angegeben wird;
aber mit Recht bemerkt Schäfer ΠῚ, 127 f., dass die Zahl 8 wahrschein-
licher ist als 10, und ansserdem konnte Hyp. leicht fälschlich hinzugefügt,
schwer mit Unrecht ausgelassen werden.
Hypereides. Politische Thätigkeit. ΠῚ
mosthenes’ Hände gelangt waren, als von einer lediglich diesen
betreffenden Sache, und giebt ihm Unterschlagung des Geldes
und Verrath der Thebaner schuld'); somit sieht es aus, als
hätte man dem Charakter des Hypereides nicht genug getraut,
um ihn bei solchen Dingen mit ins Geheimniss zu ziehen, und
als wäre eine sehr enge Freundschaft zwischen ihm und Demo-
sthenes nie gewesen. Indes entdeckte er den Verrath desselben
erst lange nachher; denn bei den Verhandlungen über die Aus-
lieferung trat er für die Parteigenossen ein und widerrieth das
ehrlose Zugeständniss?); ebenso widersetzte er sich mit Demo-
sthenes der späteren Forderung des Königs, ihm Schiffe zum
Perserkriege zu stellen.) Dem makedonischen Golde war er
immerdar unzugänglich, und soll selber einmal zu den Athenern,
als seine bitteren Worte dieselben verdrossen, gesagt haben:
„erwägt nicht, ob ich bitter bin, sondern ob ich unbezahlt
bitter bin“,*)
Als gewandten Sprecher, dem man gern schwierige Sachen
anvertraute, finden wir den Hypereides in der folgenden Zeit mit
einer Gesandtschaft nach Elis beauftragt, um die Eleer zu be-
wegen, die dem Athener Kallippos, Sieger im Pentathlon Ol.
112 332, wegen Erschleichung des Sieges auferlegte Geldbusse
zu erlassen. Aber hier richtete der Redner nichts aus, und die
Athener, welche Kallippos’ Sache zu der ihrigen machten, be-
quemten sich nach längerem Sträuben zum Zahlen.) — Dann,
1) Hyp. I c. 21, 19; 14, 12 (χρήματα δοθέντα ἐκ τῆς [’Aciac αὐ]τὸς
«αὐτῷ ἰδίᾳ mepımoincäpevod. — Was Plut. p. 848E von Hyp. sagt: δόξας
κεκοινιυνηκέναι τῶν ΤΙερεικῶν χρημάτων Ἐφιάλτη (vgl. 847F über Demosth.),
geht auf eine frühere Zeit (am 840), 8. A. Schäfer II, 461. 2) Plut.
848D: καὶ περὶ τῶν crparnyWv (es fehlt doch wohl καὶ τῶν ῥητόρων, wie-
wohl Girard p. 120 eine Erklärung findet) ὧν ἥτει (Ἀλέξ) παρ᾽ ᾿Αθηναίων
ἀντεῖπε, καὶ περὶ τῶν τριήρων. Girard p. 176 bezieht auf diese (sonst nie
erwähnten) Reden die Stelle des Livius IX, 18, bei der man aber auch an
Demosthenes’ Rede ὑπὲρ τῦιν ῥητόρων denken kann, Sauppe O. A. II, 252;
oben III, 1, 8. 59. 3) Plut. 1. 6. vgl. 847C; Phok. 21; Diodor XVII, 22
(αἴ παρ᾽ ᾿Αθηναίων νῆες ευμμαχίδες elkocı), wonach die Opposition in der
That erreichte, was zu erreichen möglich war. 4) Plut. Phoc, 10: φαεὶν
Ὑπερείδην ποτὲ εἰπεῖν πρὸς τὸν δῆμον" μὴ «κοπεῖτε μόνον, εἰ πικρός, ἀλλ᾽
εἰ mpoixd εἰμι πικρό. 6) Paus. Υ͂, 31, δ; Plut. 850B: ἐπέμφθη δὲ καὶ
πρὸς Ἠλείους ἀπολογητόμενος ὑπὲρ Καλλίππου τοῦ ἀθλητοῦ ἔχοντος αἰτίαν
12 Hypereides. Politische Thätigkeit.
als um 324 der Staat noch einmal es unternahm eine Kolonie
zu gründen, nahe dem Ausgange des adriatischen Meeres und
zum Schutze des dortigen Handels gegen die etruskischen Kaper,
hat Hypereides in dieser Angelegenheit die Rede „über die See-
wacht gegen die Tyrrhener“ gehalten.!)
Gegenüber Makedonien begnügte sich Athen in dieser Zeit
eine würdige und selbständige Haltung zu bewahren. In der
Rede für Euxenippos rühmt sich Hypereides, den Beschwerden
der Olympias darüber, dass Athen in Dodona, ihrem väterlichen
Besitz, ohne ihre Erlaubniss das Cultusbild der Dione neu her-
gerichtet hatte, zu zweien Malen in der Volksversammlung ent-
gegengetreten zu sein.?) Als Freund des Feldherrn Chares soll
er den Athenern gerathen haben, das unter dessen Befehl am
Tainaron stehende Söldnercorps beisammen zu erhalten®), und
gewiss pflegte er stets die Hoffnung auf eine günstige Gelegen-
heit, etwas gegen die makedonische Uebermacht zu unternehmen.
In der That hatte Alexander’s Rückkehr aus Indien wieder grössere
Bewegungen im Gefolge. Der Athener Verhalten gegenüber den
königlichen Befehlen an die Hellenen, ihm göttliche Ehre zu er-
weisen und ihre Verbannten aufzunehmen, und ebenso gegenüber
dem nach Athen flüchtenden Harpalos, wurde wesentlich durch
Demosthenes geleitet; aber dessen vorsichtige Politik billigte
Hypereides nicht, sondern wandte sich offen gegen ihn und
betrieb seinen Sturz. Demosthenes’ Lobredner im Alterthum
φθεῖραι τὸν ἀγῶνα, καὶ ἐνίκηςε (das letzte verdorben oder irrthümlich).
Hyp.'s Rede ὑπὲρ Καλλίππου πρὸς Ἠλείους Sauppe O. A. II, 294. 1) Boeckh
Seeurk. 8. 457 ff; frg. περὶ τῆς φυλακῆς τῶν Τυρρηνῶν. Darauf bezieht sich
auch wohl die R. περὶ τοῦ ἸΤολύευκτον crparnyeiv, Sauppe O. A. II, 299. —
Dass H. kurz zuvor, in der Zeit der grossen Theuerung, freiwillig zum
Getreidekauf beigesteuert hätte (Schäfer II, 463, 1), ist Seeurk. XIIIC mit
nichten bezeugt: er liess sich auf die Busse für verspäteten Ersatz der
Triere Zahlungen Anderer zur Getreidekasse in Anrechnung bringen, vgl.
Boeckh 8. 442f. und 3296. 2)Hyp. Eux. col.35. 3) Plut. 848E: ευνεβούλευςε
«δὲ καὶ τὸ ἐπὶ Ταινάρῳ ξενικὸν μὴ διαλῦςαι, οὗ Χάρης ἡγεῖτο, εὐνόως πρὸς
τὸν crparnyöv διακείμενος. 8, Schäfer III, 280, 1, der die Sache nicht
weiter aufzuklären weiss, und nicht abgeneigt ist, mit Westermann eine
Verwechselung mit Leosthenes’ Söldnercorps, welches nachmals von Athen
mit Geld unterstützt wurde, anzunehmen.
Hypereides. Auftreten in der harpalischen Sache. 13
schmähen darum jenen als treulos und als Verräther an der
Freundschaft); Hypereides selber in den Resten seiner Rede
kehrt den Vorwurf gegen Demosthenes: „diese Freundschaft hast
du selbst aufgelöst, als du Gold gegen das Vaterland nahmest
und untreu wurdest, und dich selbst zum Gespötte machtest,
mit Schande aber auch die bedecktest, die in den früheren
Zeiten deine Bestrebungen getheilt hatten. Wir könnten jetzt
glänzend und angesehen sein beim Volke, und guter Ruf würde
uns für unser übriges Leben begleiten, aber das alles hast du
zu nichte gemacht.“?) Mit diesem Golde meint er nicht etwa die
20 Talente des Harpalos, noch ist der Zwist erst durch die an
dessen Schätzen fehlenden Gelder entstanden, sondern Demosthenes
wird hier und anderswo in der Rede der Bestechung durch Alexan-
der bezichtigt: in dessen Interesse habe er es unterlassen, mit
Harpalos gemeinschaftliche Sache zu machen, die Unzufriedenheit
der Hellenen über die königlichen Forderungen, die Missstimmung
der Satrapen, die ihre Soldtruppen entlassen sollten, zu benutzen
und alle zu einem gemeinsamen Kriege zu vereinigen, und habe
statt dessen durch die Festnehmung des Harpalos mit Einem
Schlage alles Widerstrebende wieder unter Alexanders Herrschaft
gebeugt.®) Der Redner spricht jedenfalls aus Ueberzeugung, und
es haftet somit an ihm kein Vorwurf gewissenlosen Treubruchs
gegen Demosthenes; ebenso hatte er sich von Harpalos unbe-
stochen erhalten‘), und keine Besorgniss vor Entdeckung eigner
Schuld machte ihn zum Ankläger. Zum Unglück waren Nau-
sikles und Lykurgos kurz zuvor gestorben, welche zwischen den
widerstreitenden Ansichten der Parteigenossen hätten vermitteln
1) Luce, Demosth. 81: τὸν ämcrov Ὑ., τὸν ἄφιλον δημοκόλακα, τὸν
οὐδὲν αἰςχρὸν νομίςαντα κολακείᾳ τοῦ πλήθους εὐκοφαντῆςαι Δημοςθένην,
οὐδ᾽ αὑτὸν εἰς ταῦτα παραεχεῖν διάκονον ἐφ᾽ οἷς αὐτοὶ μετενόηςαν οἷς ἐχαρί-
Zero. Vgl. Plut. 848E. 8) Hyp. Dem. XVII: [ταύτην τὴν φιλίαν διέ]-
Aucac αὐϊτός, ὅτε χρ]υείοίν κα]τὰ τῆς πατρίδος ἔλα[β]ες καὶ [merleßaro[0],
κ[αὶ] κατά[πτυετῆον μ[ἐ]ν cau[röv] ἐποίηςας, κατή[ εχυν]ας δὲ τ[ο]ὺ[ς] ἐκ τῶν
[ἔμπροςθε]ν χρόνων [τῶν αὐτῶν τί cor προ[ελομέ]νοίυς. κ]αὶ ἐξὸν [ἡμῖν]
λαμπροτάτοις [εἶναι] παρὰ τῷ δήμῳ [καὶ τὸ]ν ὑπόλοιπον [βίον ὑ]πὸ δόξης
xpndräc πα]ραπεμφθῆν[αι, ἅπα]ντα ταῦτα ἀνέτρεψατ]. 8) 8. das. col.
XIV 4) Plut, 848F, 8. d. folgende Anm. Dagegen nennt ihn unter
den Bestochenen Timokles Ὁ. Ath. VIII, 342A; s. A, Schäfer III, 292.
14 Hypereides. Wirken für den lamischen Krieg.
können.!) Ohne Zweifel war Demosthenes’ Ansicht die richtige,
indem ein Aufstand gegen Alexander nur ein verderbliches Ende
hätte nehmen können, und auch insofern war Hypereides’ Ver-
halten höchst unpolitisch, als der Sturz des Demosthenes ledig-
lich der makedonischen Partei zu Gute kommen konnte. Es tritt
also hier vollends klar hervor, wie hoch als Staatsmann und
Charakter der stets besonnene und feste Demosthenes über dem
hitzigen Hypereides stand.*)
Letzterer hatte sich in der harpalischen Sache zu einem der
zehn Staatsanwälte vom Volke bestellen lassen), und gewiss
trug sein Auftreten zu dem verhängnissvollen Ausgange ganz
besonders bei. Nach Demosthenes’ Flucht war er nun alleiniges
Haupt der patriotischen Partei, und als solches nahm er sich in
einer Rede der Söhne des Lykurgos an, welche in Folge von
Menesaichmos’ niederträchtigen Beschuldigungen gegen den Vater
ins Gefängniss geworfen waren.‘) Dem übermüthigen Treiben der
Makedonenfreunde machte die ungeheure Kunde von Alexanders
Tode plötzlich ein Ende. Für die nun folgende Erhebung der
Hellenen, den sogenannten lamischen Krieg, ist Hypereides von
allen Rednern am meisten thätig gewesen, wiewohl der eigent-
liche Urheber und Leiter, an dessen Leben aller Erfolg sich
knüpfte, nicht er, sondern Leosthenes war. Der Redner hat es
selber anerkannt, wie dieser nicht etwa bloss ausführte, was
andre gerathen und betrieben, sondern auch durch seinen Rath
zuerst die Stadt bestimmte, den gefährlichen Krieg aufzunehmen. °)
ΠῚ ἢ Plat. 848E: φίλος δ᾽ ὧν τοῖς περὶ Δημοςθένην καὶ Ναυκικλέα καὶ
Λυκοῦργον οὐκ ἐνέμεινε μέχρι τέλους, ἀλλ᾽ ἐπεὶ Ναυεικλῆς μὲν καὶ Λυκοῦργος
ἐτεθνήκεζαν, A. δ᾽ ὡς παρ᾽ Ἁρπάλου δωροδοκήςας ἐκρίνετο, προχειριςθεὶς ἐξ
ἁπάντων (μόνος γὰρ ἔμεινεν ἀδωροδόκητος) κατηγόρητεν αὐτοῦ. 2) H.
Haupt (d. Vorgeschichte des harpal. Processes, Rh. Mus. 1879 8. 377 ff.)
führt das Zerwürfniss zwischen Hyp. und Dem. bis ins Jahr 330 zurück,
wo D. den Aufstand des Agis ohne Unterstützung liess; damals hätte sich
unter den Patrioten eine radikale Partei unter Hyp.'s Führung gebildet.
Die Beweise hierfür sind indes nicht ganz zureichend. 3) Hyp. Dem. 31,
8: τὸ μὲν κατηγορεῖν ἐν τῷ δικαςτηρίῳ — (ἡ πόλις) ἡμῖν προςέταξε τοῖς
ἡρημένοις κατηγόροις, vgl. Deinarch. 1, 51; 2, 6. 4) Rede ὑπὲρ τῶν
Λυκούργου παίδων, frg. 121 (189 8). Vgl. oben IIT, 1, 884. 5) Hyp.
Epit. 3, 14: τῆς τε γὰρ mpompecewc εἰςηγητὴς τῇ πόλει ἐγένετο, καὶ τῆς
«τρατείας ἡγεμὼν τοῖς πολίταις κατέςτη.
Hypereides. Wirken für den Iamischen Krieg. 15
„Indem Leosthenes erkannte,“ sagt er, „dass unsre Stadt eines
Mannes, und ganz Hellas einer Stadt bedürfe, die die Führung
zu übernehmen im Stande sei, gab er sich selbst der Vaterstadt,
und die Stadt den Hellenen zur Erlangung der Freiheit hin.)
"Hand in Hand mit ihm wirkte als Zweiter Hypereides daheim
und draussen®): aus der Volksversammlung wird von seinem
Streite mit Phokion berichtet”); als Gesandter ging er nach dem
Peloponnes‘), wo sich auch der flüchtige Demosthenes an den
Versuchen, die Bürgerschaften zu gewinnen, betheiligte, und bei
diesem Anlass sich mit Hypereides versöhnte. Dieser soll den
Gesandten des Antipatros, welche denselben als brav rühmten,
geantwortet haben: „aber wir brauchen keinen braven Herrn“.°)
Er wurde auch nach Ablauf des ersten Kriegsjahres zum Lob-
redner der Gefallenen, unter denen zum Unglück Leosthenes war,
erwählt‘); auf die Freude und die Hoffnung, ‚die sich in dieser
Grabrede ausspricht, sollte leider nur zu bald die bittere Ent-
täuschung folgen. Nur eine nicht bedeutende Niederlage, und
das Bundesheer, dem mit Leosthenes gleichsam die Seele ent-
rissen war, löste sich auf, indem die einzelnen Städte eilten
1) Das. V, 36 f.: Λεωςθένης γὰρ ὁρῶν — τὴν μὲν πόλιν ἡμῶν δεομένην
ἀνδρός, τὴν δ᾽ Ἑλλάδα πᾶςαν πόλεως, ἥτις προςτῆναι δυνήςεται τῆς ἡγεμονίας,
ἐπέδωκεν ἑαυτὸν μὲν τῇ πατρίδι, τὴν δὲ πόλιν τοῖς Ἕλληειν εἰς τὴν ἐλευθερίαν.
2) Plut. 849F: ἐκοινώνηςε δὲ καὶ Λεωςθένει τοῦ Λαμιακοῦ πολέμου. Plut.
Moral. 846D: οἱ δὲ βίοις χρώμενοι διαφόροις --- ευνεργοῦειν ἀλλήλοις μᾶλλον,
ὡς -- Ὑπ. καὶ Λεωςθένη. 8) Plut. Phoc. 38. Fragmente der Rede,
welche Dexippos anlässlich der Berathung über die Aufnahme des Krieges
dem H. in den Mund legte, s. bei Müller Frg. Hist. III, 669. 4) Justin.
XIII, 5; Plut. Dem, 27; Vit. 849B (an falsche Stelle gerathen): ουμβαλὼν
Annocdeveı καὶ περὶ τῆς διαφορᾶς ἀπολογηςάμενος. 6) Plut. 850A. Die-
selbe Antwort wird bei Stob. Flor. 18, 81 dem Hippokrates in den Mund
gelegt, als er zu Xerxes eingeladen wurde. 6) Vit. 849F; Diod. ΧΥ͂ΠΙ,
13: ὁ δῆμος τῶν ’AQ. τὸν ἐπιτάφιον ἔπαινον εἰπεῖν mpockrakev Ὑ. τῷ npw-
τεύοντι τῶν ῥητόρων τῇ τοῦ λόγου δεινότητι καὶ τῇ κατὰ τῶν Μακεδόνων
ἀπεχθείᾳ: κατ᾽ ἐκεῖνον γὰρ τὸν καιρὸν ὁ μὲν κορυφαῖος τῶν ᾿Αθήνηςει ῥητόρων
AnpocBevnc ἐπεφεύγει κτλ. Das letzte ist falsch; Sauppe Phil. III, 648 ist
der Ansicht, dass Dem. vor Errichtung des Altars des Zeus Soter am Jahres-
schlusse noch nicht ἐπίτιμος gewesen sei; Schäfer indes (III, 337, 2) findet
es unglaublich, dass man seine Wiedereinsetzung auch nur um einen Tag
verschoben und ihm nicht das Geld sofort überwiesen hätte. Dass man hier
den Hyp. wählte, war in der That natürlich.
16 Hypereides. Tod.
jede für sich mit Antipatros ihren Frieden zu machen. Auch in
den Athenern war nicht mehr die alte Kraft, die noch nach
Chaironeia zu verzweifelten Anstrengungen befähigt hatte: man
nahm alles an, und diejenigen Redner, deren Auslieferung ver-
langt wurde, mussten schleunigst flichten und wurden abwesend.
zum Tode verurtheilt. Und vor der Gewaltthätigkeit der make-
donischen Herren und ihrer Häscher schützte kein Asyl. So
wurden Hypereides und mit ihm Aristonikos von Marathon und
Himeraios, Demetrios des Phalereers Bruder, nach Einigen auf
Aigina im Heiligthum des Aiakos, nach Andern im Tempel der
Demeter zu Hermione, von Archias dem „Flüchtlingsjäger“ er-
griffen und dem Antipatros nach Kleonai zugeführt, der sie hin-
richten und ihre Leichen unbegraben hinwerfen liess, am 9.
Pyanepsion (5. Oct.) 322.!) Dem Hypereides soll vorher die
Zunge ausgeschnitten sein; nach einer andern Version hätte er
sich dieselbe auf der Folter abgebissen, um nichts aussagen zu
können. Die das Andenken der für die Freiheit Gestorbenen
liebevoll pflegende Tradition berichtet auch, dass sein Neffe
Alphinus, oder nach andern Glaukippos sein Sohn, durch Ver-
mittelung eines Arztes Philopeithes sich den Leichnam verschafft,
und die Gebeine in Athen in dem Erbbegräbniss beigesetzt habe,
heimlich, denn der Volksbeschluss, der ihn und seine Genossen
zum Tode der Verräther verurtheilte, verwehrte ihnen auch ein
Begräbniss in heimischer Erde.?) Diodoros der Perieget sah und
beschrieb das Denkmal; späterhin war es zerstört.) Die Familie
1) Plut. p. 849 A—C erzählt zuerst, dass er im Tempel des Poseidon
(Verwechselung mit Demosth.) ergriffen und nach Korinth gebracht sei, und
dass er sich die Zunge ausgebissen habe, dann nach Hermippos, er sei
nach Makedonien geführt und ihm die Zunge ausgeschnitten (letzteres
auch von Lueian Enc. Dem. 31, Plut. Dem. ὁ. 28, Suid. Ὑπ. 1 berichtet);
drittens, die Hinrichtung sei auf die angegebene Weise in Kleonai erfolgt
(0 Plut. 1. c. und Phoc. 29). Aigina als Ort der Ergreifung Plut. Dem.
1. c., Hermione Suidas. 2) Hermippos b. Plut. 8490 (Ἀλφίνουν ἀνεψιὸν
ὄντα αὐτῷ, ἢ ὥς τινες Γλαύκιππον τὸν υἱόν, wie ich nach Suidas, der dies
dem Sohne beilegt, emendire; die Hdschr. Γλαυκίππου τινὸς τὸν υἱόν oder
Γλαυκίππου τῶν υἱῶν. 8) Plut. 8490: — θάψαι ἅμα τοῖς τονεῦει πρὸ
τῶν Ἱππάδων πυλῶν, ὥς pncı Διόδωρος ἐν τῷ τρίτῳ περὶ μνημάτων. νυνὶ
δὲ κατερήριπται τὸ μνῆμα καὶ Ecrıv ἄδηλον. Wegen des Zusatzes vgl. vit.
Hypereides. Andenken in Athen. 17
wurde durch den Sohn Glaukippos, der ebenfalls Redner war,
und durch dessen Sohn Alphinus in Athen fortgepflanzt.!) Auf-
fällig und bedeutsam ist es, dass, während dem Demosthenes und
Lykurgos, freilich erst lange nach ihrem Tode, die höchsten
öffentlichen Ehren zuerkannt wurden, von Ehren des Hypereides
niemand etwas weiss, noch Pausanias von ihm, gleichwie von
jenen beiden die Statuen und von Leosthenes ein Gemälde?),
irgend ein Denkmal zu Athen anführt. Ohne Zweifel hat er
schon wegen seines ausschweifenden Privatlebens minder hoch
in der allgemeinen Achtung gestanden, und andrerseits musste
ihm seine Anklage gegen Demosthenes, die entschuldigt, aber
kaum gerechtfertigt werden kann, die Zuneigung Vieler ent-
ziehen.®) Die Hauptsache aber ist, dass Hypereides nie leitender
Staatsmann gewesen ist, und dass seine thatsächlichen Verdienste,
so achtungswerth sie sind, doch mit denen eines Demosthenes und
Lykurgos nicht zu vergleichen waren. Auch bei Lebzeiten ist
ihm, soweit wir wissen, nie ein Kranz zuerkannt worden; denn
wenn er auch als Staatsmann unbestechlich, kühn und furchtlos
der Sache des Vaterlandes gedient hat, so muss er doch dieses
Lob mit vielen andern theilen, über die ihn hauptsächlich nur
seine Beredsamkeit erhob. Lediglich diejenigen, welche diese be-
wunderten und über die demosthenische stellten, können es ge-
wesen sein, die nach Photios jenes dem Demosthenes gesetzte
Epigramm: Εἴπερ icnv γνώμην ῥώμῃ, Anuöchevec, εἶχες, οὔποτ᾽
ἂν Ἑλλήνων ἦρξεν ”Apnc Μακεδών, auf Hypereides übertragen
wissen wollten, indem sie, nicht zum Vortheil auch des Vers-
masses, den Schluss der ersten Zeile in Ὑπερείδης εἶχεν um-
änderten.)
Lye. 842E (καὶ εἰς ἡμᾶς ἔτι «ῳζόμεναι von dessen, Denkmal), vit. Isoer.
8880 (νῦν οὐ εῴζονται); oben Abth. II, 8.91. 1) Plut. 8480: Ecxe δ᾽
υἱὸν ὁμώνυμον τῷ πατρὶ Γλαύκιππον, ῥήτορα καὶ λόγους ευγτράψαντα, οὗ πάλιν
᾿Αλφίνους ἐγένετο. 8. unten Cap. I. 3) Pau. I, 8, ἢ; 1, 8. 8) Die
Anekdote Plut. 849E, er habe, noch befreundet mit Dem., insgeheim eine
Rede wider diesen verfasst, für den Fall, dass derselbe einmal sein Feind
werde, zeigt wenigstens die allgemeine Meinung von H.’s Unbeständigkeit
in der Freundschaft. 4) Photios cod. 266 p. 495b: — — εἰεὶ δὲ οἵ καὶ
τὴν νικῶςαν ἔθεντο ψῆφον Ὑπερείδῃ (in der Beredsamkeit gegenüber
Blass, attische Beredsamkeit. III, 3, 3
18 Hypereides. Redensammlung.
Die Gesammtzahl der unter Hypereides’ Namen vorhandenen
Reden wird auf 77 angegeben, von welchen die Kritik 52 als
echt gelten liess.') Ich gebe auch hier von den uns bekannten
Reden ein nach Klassen geordnetes Verzeichnis.
A. Ἐπιδεικτικοὶ λόγοι.
1. ΕΠΙΤΑΦΙΟΓ. Oft angeführt.
B. Aöyoı πρεεβευτικοὶ καὶ δημηγορικοί.
*2. Δηλιακός. Harp. siebenmal; Plut. Vit. 849 Εἰ; 8. oben 8. 8.
*(3. πρὸς Θαείους.) Vgl. oben 8. 8.
*4. ὑπὲρ Καλλίππου πρὸς Ἠλείους. Harpoer. zweimal; vgl.
Plut. Vit. 850B; oben 8. 11.
*(5. Kußviaxöc.) Oben 5. 9.
*(6. “Podiaxöc.) Vgl. Plut. Vit. 850A; oben 8. 8.
*(7. Χιακός.) Einmal citirt bei Schol. Arist. Av. 880, wo
die Hdschr. ἐν τῷ χαλκῷ bieten; daraus ἐν τῷ Χιακῷ Boeckh.
Vgl. oben ebend. .
*8. περὶ τοῦ TToAbeuktov crparnyeiv. Harp. zweimal. De-
megorie?
*9, περὶ τῆς φυλακῆς τῶν Τυρρηνῶν. Harp. zweimal. De-
megorie?
-*(10. Πλαταϊκός.) Nur bei Plut. Mor. 350B erwähnt; Inhalt
ganz unklar. .
*(11. Περὶ τῶν [ῥητόρων καὶ ) Plut. Vit. 848D, sonst nir-
τῶν] crparny&v?) gends erwähnt; vgl. oben
*(12. Περὶ τῶν τριήρων Ὁ) 8. 11.
*(13. Ὑπὲρ Χάρητος περὶ τοῦ ἐπὶ Ταινάρῳ ξενικοῦ) Nie
eitirt; 8. Plut. Vit. 848E; oben 5. 12.5
*[14. ὑπὲρ “Agmökou.] Pollux X, 159 (ei μὴ ψευδής).
Demosth.). ἀλλὰ καὶ τὸ ἐπίγραμμα ὅ τινες ἐπιτράφουει τῇ τοῦ Δημ. «τήλῃ,
εἰς ἐκεῖνον μεταφέρουει, τὸ ὄνομα μόνον ἀμειψάμενοι. τράφουει Τὰρ κτέ.
1) ΡΙαξ, p. 849D: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ λόγοι οζ΄, ὧν τνήκιοί elcı vB’ (ebenso
Phot. 1. 6). Suidas sagt: εἰεὶ δ᾽ οἱ πάντες λόγοι αὐτοῦ νε΄, wo Bernhardy
vB’ ändern will; dagegen Hager 8. 41. — Der Index Studemund’s (Hermes
1867 8.434) legt dem H. 170 Reden bei. 2) Von den zwei Volks-
reden gegen die Gesandten der Olympias über das dodonkische Heiligthum
Hypereides. Redensammlung. 19
C. Δικανικοὶ λόγοι.
1. Δικ. δημόειοι.
15. ΚΑΤΑ AHMOCBENOYC ὙΠῈΡ ΤΩΝ ΑΡΠΆΛΕΙΩΝ. Oft
angeführt.
(16. ὙΠῈΡ AYKO®PONOC ATTOAOTIA.) Eisangelie.
(17. ὙΠῈΡ EYZENITITTOY EICAFTEAIAC ATTOAOFIA TIPOC
TTOAYEYKTON.) Nie erwähnt; doch 8. Harpokr. v. ᾿Αγαεικλῆς
(Eux. c. 19).
*18. κατ᾽ Αὐτοκλέους mpodociac. Harp. siebenmal.
*(19. κατὰ Διοπείθους δ) Nie eitirt, die Anklage erwähnt
Hyp. Euxen. col. XXXIX.
*(20. κατὰ Φιλοκράτους ὃ) Nie citirt; 5. Hyp. ebend.; oben 8. 7.
*(21. κατὰ ’Apıcropwvroc) Angeblich παρανόμων, Schol.
Aesch. 1, 64; s. oben 8. 6.
Tlapavönwv.
*22. Πρὸς ’Apıcroyeitova. Theon; Harpoer. sechsmal. 8.
oben 8. 9. -
*23. κατὰ Δημάδου παρανόμων. Harp. achtmal; Athenaeus.
8. oben 8. 10.
*(24. πρὸς Aubvday.)
*25. περὶ τῶν Εὐβούλου δωρεῶν. Harp. dreimal. S. oben 8. 7.
*[26. κατὰ Μειδίου παρανόμων. 8. Plut. Vit. 850B. Die
Rede gehört nach A. Schäfer Hyp.’s Sohne Glaukippos an; vgl.
Plut. Phok. 4, unten Cap. III.
*(27. ὑπὲρ τῶν Λυκούργου παίδων.) Oben 8. 14.
328. κατὰ Πολυεύκτου περὶ τοῦ διαγράμματος. Harp. siebenmal.
*29. πρὸς Πολύευκτον. Harp. zweimal.') Identität mit der
vorigen Rede vermuthet A. Schäfer II, 306, 4.
*[30. κατὰ Δημέου Zeviac] Harp. viermal, worunter zwei-
mal εἰ τνήειος.
*[31. ὑπὲρ dnnoromrou.] Harp. einmal εἰ γνήειος.
(Hyp. Euxen. c. 35, Hager 8. 42) wissen wir vollends nicht, ob sie heraus-
gegeben waren. 1) Ὑπὲρ Tfolveökrou πρὸς ᾿Αλέξανδρον hat H. gesprochen
(Eax. c. 26, Hager 1. c.), doch ist auch von dieser Rede keine Spur.
q*
20 Hypereides. Redensammlung.
*32. 33. κατ᾽ ’Apıcrayöpac ἀπροεταείου a’. Athen., Theon,
Harp. elfmal.
*34. ὑπὲρ Φρύνης dceßeioc. Athen., Harp. viermal.
*35. ὑπὲρ Φορμιείου. Nach Meier der Deinarchischen Rede
κατὰ ®. dceßeiac entgegengesetzt. Harp. einmal.
*[36. κατὰ Πατροκλέους προαγωτγείας.] Ath. zweimal, wovon
einmal ei γνήειος; Harp. zweimal ei γνήειος.
*37. πρὸς τὴν Δημέου γραφήν. Harp. einmal.
588, 89. ᾿ ὑπὲρ Χαιρεφίλου περὶ τοῦ ταρίχους a’ß. Athen,
Harp. achtmal.
II Δικανικοὶ ἰδιωτικοί.
1. Αἰκίας.
*[40. κατὰ Δωροθέου.] Harp.: Ὑπ. ἢ Φιλῖνος ἐν τῷ x. Δ.
*41. κατὰ Μαντιθέου αἰκίας. Athen. zweimal; Harp. dreimal.
2. Ἐπιτροπικοὶ καὶ ὀρφανικοί.
*42. Kar’ ᾿Αντίου ὀρφανικός. Harp. viermal.
*43. Πρὸς Χάρητα ἐπιτροπικός.. Harp. einmal.
3. Κληρικοί.
*44. 45. Περὶ τοῦ Ἱππέως κλήρου a’ß. Harp. dreimal.
*46. Περὶ τοῦ TTuppdvdpou κλήρου Dem H. zugeschrieben
durch Sauppe’s Conjektur bei Harp. v. κακώςεως.
4. ᾿Αντιδόςεως.
*47. πρὸς Παεικλέα περὶ &vrıdöcewc. Pollux einmal; Identität
mit der folgenden Rede vermuthet Schäfer TI, 306, 4.
548, Κατὰ Παεικλέους. Harp. zweimal. Nach den Frg. auf
Trierarchie bezüglich; dieselbe Sache wie in der vorigen Rede
nimmt auch Sauppe an.
5. ’Anocraciou.
*49. κατὰ Δημητρίας ἀποςταείου. Harp. einmal.
6. Sonstige Eigenthums- und Vermögensklagen.
*50. Πρὸς ᾿Απελλαῖον περὶ τοῦ θηςαυροῦ. Harp. viermal.
*51. πρὸς Ἐπικλέα περὶ οἰκίας. Harp. zweimal. .
Hypereides. Redensammlung. 21
*(52. περὶ τῶν ὁρίων.)
*(53. περὶ ὀχετοῦ.)
*54. 55. κατ᾽ ᾿Αθηνογένους a’ß. Harp. sechsmal. Vielleicht
über Vermögensschädigung (frg. 2).
II.- Unbestimmbar.
*56. ὑπὲρ ᾿Ακαδήμου. Harp. einmal.
*57. Kar’ ᾿Αρχεςτρατίδου. Harp. achtmal. Ein Prozess gegen
(πρὸς) Archestr. wird f. Lyk. col. 2 erwähnt.
*58. πρὸς Δάμιππον. Harp. einmal.
559. κατὰ Κόνωνος. Harp. zweimal.
*(60. ὑπὲρ Κρατίνου.)
*(61. πρὸς Λυείδημον.)
*(62. ὑπὲρ Μίκκας.)
*63. ὑπὲρ Ξενίππου. Harp. einmal. Vielleicht identisch mit
der folgenden Rede (Schaefer II, 306, 9,4 da aus 63 μεταγειτνιώγ,
aus 64 μουνυχιών eitirt wird.
*64. 65. ὑπὲρ Zevopikou a’ß. Harp. viermal. Für die zweite
Rede zeugt nur das Citat v. Kepaneic: ἐν τῷ 0. Ξ. α΄, wo codd.
BC ὑπὲρ Ξενοφῶντος λὰ (Aöry?) bieten.
*66. πρὸς Πάγκαλον. Harp. einmal.
*67. ὑπὲρ (ιμμίου πρὸς Πυθέαν καὶ Λυκοῦργον. Harp. einmal.
*(68. εὐνηγορικός.) Ὶ
*(69. πρὸς Τιμάνδραν.)
*70.. πρὸς Ὑγιαίνοντα. Harp. zweimal.
*71. κατὰ Φιλιππίδου. Athenaeus.
Nicht genügend festgestellt ist das Vorhandensein von 11.
12. 13: 19. 20; 46 ist nur durch Vermuthung dem Hypereides
beigelegt; Identität ist möglich besonders bei 47 und 48, 63 und
64, so dass 63 gesicherte Reden bleiben. Davon werden aus-
drücklich als unecht oder streitig bezeichnet 14. 30. 31. 36. 40,
wozu noch 26 kommt, also. im ganzen 6 Reden, während die
Geesammtzahl der νόθοι 25 war. Der Zusatz ei γνήειος wird eben
auch hier häufig fehlen, wo er stehen sollte. — Was die Ver-
theilung in die Klassen betrifft, so war Hypereides so wenig
22 Hypereides. Würdigung im Alterthum.
Epideiktiker wie Demosthenes, nur dass er seinen Epitaphios
herausgab, Demosthenes nicht. Wesentlich unterscheidend ist
für beide Redner die Art, wie die symbuleutische Gattung ver-
treten ist: was von Hypereides’ echten Reden sicher dazu gehört
und unzweifelliaft herausgegeben war, ist auswärts in Folge be-
stimmten Auftrags gehalten, wobei manchmal die Gesandtschafts-
rede in die Prozessrede übergeht. Dies stimmt zu dem, was oben
über die verschiedene Anlage beider Politiker gesagt ist; doch
war es überhaupt wenig Sitte, athenische Demegorien heraus-
zugeben. Unter den gerichtlichen Reden scheinen die δημόειοι
zu überwiegen, wie umgekehrt bei Demosthenes die ἰδιωτικοί.
Hypereides scheute sich nicht so, wie dieser, sein staats-
männisches Ansehen durch Betheiligung an hervorragenden Pro-
zessen zu beeinträchtigen, und hatte auch wohl nicht die Studien
gemacht, die den Demosthenes und dessen Lehrer Isaios für
schwierige privatrechtliche Fälle empfahlen.
Der Ruhm des Hypereides als Redner, schon zu seiner Zeit
bedeutend'), war vollends im späteren Alterthum ausserordent-
lich, so dass er von Manchen über Demosthenes gestellt wurde.?)
Wir kennen als seine Verehrer und Nachahmer die’ rhodischen
Redner, die um das Ende des 2. Jahrhunderts vor Chr. lebten,
einen Molon, Aristokles, Artamenes, Philagrios; ihre Nach-
ahmung führte sie freilich, nach Dionysios, nicht zu der Anmuth
ihres Musters, sondern zu der gewöhnlichen und minder edeln
Ausdrucksweise, die auch an Hypereides getadelt wird.) In
-1) 8. die Frg. des Timokles Ὁ. Ath. VIII, 341F; 342A. — 2) Plut.
p- 8490: πάντων δὲ κατὰ τὴν δημηγορίαν (dies jedenfalls ungenau) δι-
ἐνεγκεῖν λέγεται, τέτακται δὲ ὑπ᾽ ἐνίων πρὸ Δημοςθένους, vgl. Phot. cod.
266 p. 4960. — Ich bemerke hier, dass Didymos, wie zu Dem. Aisch.
Isaios, so auch zu H. Commentare schrieb (Harp. v. ὀξυθύμια, A. ἐν τῷ ὑπο-
μνήματι εἰς τὸν κατὰ Δημάδου), und dass Aelins Harpoeration ὑποθέςτεις τῶν
λόγων Ὑ. verfasste (Suid. v. ‘Apr. 2; nach Kiessling Lyc. fragm. p. 144 ist
Gaius Harp., der nach Suidas Harp. 1 περὶ τῶν Ὕπερ. καὶ Auciov λόγων
schrieb, mit jenem identisch und hiess G. Aelius). 8) Dionys. Din. 8: οἱ
μὲν Ὑπ. μιμούμενοι, διαμαρτόντες τῆς χάριτος ἐκείνης καὶ τῆς ἄλλης δυνάμεως
αὐχμηροί τινες ἐγένοντο, οἷοι γεγόναςι Ῥοδιακοὶ ῥήτορες, οἱ περὶ ᾿Αρταμένην
καὶ ᾿Αριςτοκλέα καὶ Φιλάγριον καὶ Μόλωνα. Αὐχμηρός wird de Thuc. 61 mit
ἀκόςμητοςα. ἰδιωτικός verbunden, Gegensatz ποιητικός. Vgl. Griech. Bereds. 8.93.
Hypereides. Würdigung im Alterthum. 23
dieser Zeit war überhaupt das Kunsturtheil noch nicht so ab-
geklärt, wie in der augusteischen, wo es kaum mehr möglich
war, Demosthenes’ unbedingte Ueberlegenheit zu bestreiten; vorher
dagegen erfreuten sich insbesondere in Rom bei den Rednern,
die sich selbst als Attiker bezeichneten, Lysias und Hypereides
der grössten, und fast einer ausschliesslichen Gunst.') Diese
beiden nämlich zeigten in ihrer Einfachheit und Natürlichkeit
den stärksten Gegensatz zur asianischen Beredsamkeit, und er-
schienen somit als die geeignetsten Vertreter des attischen Prin-
eips. "Lysias nun liess sich schon der Geringfügigkeit seiner
Stoffe wegen nicht füglich mit Demosthenes vergleichen; bei Hy-
pereides aber waren die Stoffe grossentheils dieselben wie hei
diesem, und daher mochten in ihm manche jener Römer und
der gleichgerichteten Griechen wirklich das Ideal aller Bered-
samkeit erblicken.
Indes auch bei den andern Schriftstellern beider Nationen
Yat Hypereides eine nicht geringe Geltung. Cicero erwähnt ihn
nicht selten und immer mit Auszeichnung, zuweilen auch neben
Demosthenes als Beispiel eines vollendeten Attikers.?) Bei dem
gleichzeitigen Demetrios von Magnesia wird auf seine Anmuth
als auf etwas anerkannt Vollendetes Bezug genommen.’) Von
den jüngeren römischen Rednern hat Messalla Corvinus die Rede
für Phryne sogar übersetzt.‘) Dionysios sodann, dessen besondre
Schrift über ihn leider verloren gegangen, erkannte neben und
nächst Demosthenes in ihm und Aischines die Höhe der Bered-
samkeit.’) Das ausführlichste und schönste Urtheil über ihn
haben wir in der Schrift περὶ ὕψους: „wenn man,“ heisst es
1) 8. ebend. 8, 99. 180 #. Betrefis des Hyp. vgl. Cie. Brut. 67 (ron
den röm. Attikern): Lysise volunt esse et Hyperidae, 8. auch 68. 285.
2) Vgl. de orat. I, 58: Hyp. aut Demosthenem, perfectos iam homines in
dicendo et perpolitos; Academ. I, 10: oratores laudari video, si qui e nostris
Hyp. sunt aut Demosthenem imitati; ebenso beide zur ‚Bezeichnung der
Höhe der Beredsamkeit Brut. 138. 3) Demetr. bei Dionys. Din. 1, von
Deinarchos: οὐδὲν ἀπολείπων τῆς Ὑπερείδου χάριτο. 4) Quint, X, 5, 2,
vgl. I, δ, 61. δ) Dionys. Isae. c. 20 Ende, über jene drei: ἡ γὰρ δὴ
πελειοτάτη ῥητορικὴ καὶ τὸ κράτος τῶν ἐναγωνίων λόγων ἐν τούτοις τοῖς
ἀνδράειν ἔοικεν εἶναι.
24 Hypereides. Ungünstiges Schicksal seiner Werke.
dort, „nach der Zahl, nicht nach der Grösse der Vorzüge zu
urtheilen hätte, so würde Hypereides durchaus dem Demosthenes
voranzustellen sein, indem er, wie ein Pentathle, in allem
beinahe der Erste ist“.') Quintilian’s Lob hat den Zusatz, dass
er für geringere Sachen, wenn nicht brauchbarer, doch mehr an-
gemessen sei.) Dion Chrysostomps, nachdem er .das höchste
Lob dem Demosthenes und Lysias gespendet, empfiehlt doch
dem Jünger der Beredsamkeit mehr als jene den Hypereides und
Aischines, welche einfacher und fasslicher seien.) Hermogenes
gibt ihm unter den vorzüglichsten der zehn Redner eine "Stelle,
allerdings die letzte, indem er auch Lysias und Isaios noch vor-
zieht; sein specielles Urtheil enthält von Tadel mehr als von
Lob.*) Rühmend gedenkt seiner Philostratos, als des ausgezeich-
netsten Schülers des Isokrates.°) Im ganzen scheint ihn doch
die spätere, auf reinen Atticismus übertriebenes Gewicht legende
Kaiserzeit auch dem Lysias entschieden nachgestellt zu haben:
so nahm Longinus wohl diesen und den Isokrates, nicht aber
den Hypereides in seinen Kanon der Musterschriftsteller auf.®)
Gleichwohl las noch Photius verschiedene seiner Reden’), und
dass allein von den attischen Zehn dieser Redner bis vor kurzem
ganz verloren war, ist jedenfalls als Zufall anzusehen. Es fehlt
auch nicht an Nachrichten über Hypereideshandschriften, welche
hie und da, z. Bsp. in der Ofener Bibliothek des Matthias Cor-
vinus, vorhanden gewesen sein sollen), und immerhin mag eines
Tages ein derartiger Fund gemacht werden, der uns den Redner
noch besser, als die Aegyptischen Papyrus, kennen lehrt.
1) ΤΙ. ὕψους c. 34: εἰ δ᾽ ἀριθμῷ, μὴ τῷ μεγέθει κρίνοιτο τὰ κατορθώ-
ματα, οὕτως ἂν καὶ Ὑ. τῷ παντὶ προέχοι Δημοςθένους: ἔςτι γὰρ αὐτοῦ πολυ-
φωνότερος καὶ πλείους ἀρετὰς ἔχιυν καὶ «χεδὰν ὕπακρος ἐν πᾶειν, ὡς ὁ
πένταθλος kr. 3) Quint, X, 1, 77: duleis in primis et acutus H., sed
minoribus eausis, ut non dixerim utilior, magis par. Vgl. von Römern
noch Taeit. Dial. c. 25; Plin. Epist. I, 20, 4. 3) Dion Chr. XVIIT, 11.
4) Hermog. m. ἰδ; B pag. 411 Sp. (382 W.). 5) Philoste. V. Soph. I,
17, 4: ἐλλογιμώτατος (τῶν Ἰς. μαθητῶν) Ὑ. ὁ ῥήτωρ, Θεόπομπον γὰρ —
καὶ --- Ἔφορον οὔτ᾽ ἂν διαβάλοιμι οὔτ᾽ ἂν θαυμάςαιμ. 6) Spengel Rh.
Gr. I, 884, 7) Cod. 266: ἀνεγνώεθηςαν Ὑ. λόγοι διάφορο. 8) 8. Kiens-
ling Lyc. fragm. p. 140, und die sehr genauen Angaben bei Hager 1. c.
p- 1 vgl. 16.
Hypereides. Ausdruck. 2ὅ
Wir müssen nämlich nicht meinen, als könnten wir nun,
nach diesen Entdeckungen, des Hypereides Verdienst vollständig
würdigen. Der Epitaphios ist eine schöne Probe seines Talents,
aber an einem Gegenstande, der für dasselbe etwas zu gross
und hoch war; die Reden für Lykophron und gegen Demo-
sthenes sind arg zertrümmert, und auch ihre Stoffe sind für den
Verfasser weit eher ungünstig als günstig zu nennen. Es bleibt
die Rede für Euxenippos, die von den Alten nie erwähnt wird,
also gewiss nicht unter den übrigen hervorragend war. Hätten
wir die Reden gegen Demades, gegen Aristogeiton, für Phryne,
so würde Hypereides uns wohl noch bedeutend grösser erscheinen,
und den Aischines vielleicht ganz verdunkeln. Nur mit Demo-
sthenes selbst kann kein Wetteifer sein. Denn wie der Mensch
dem Menschen, so stand auch der Redner dem Redner an Grösse
nach, und dazu kommt, dass Demosthenes die Vorzüge der
epideiktischen und die der praktischen Rede vereinigt, Hypereides
aber, bei welchem Fleiss und Studium geringer, im allgemeiuen
nur die letzteren Vorzüge hat.
Für die Würdigung seiner einzelnen Auszeichnungen und
Besonderheiten sind Dionysios’ erhaltene Urtheile, so kurz sie
sind, dennoch zur Führung am geeignetsten. Bezüglich des
Ausdrucks sagt der Rhetor, dass Hypereides in der Wahl der
Worte dem Lysias nachstehe; anderswo aber rühmt er die Kraft
seines Ausdrucks und lässt ihn im Schmuck desselben den Lysias
übertreffen; wiederum lesen wir, dass die rhodischen Redner
durch verkehrte Nachahmung des Hypereides, d. h. durch An-
nahme und Uebertreibung seiner Fehler, gewöhnlich geworden
seien!) Die Vereinigung dieser Urtheile ist nicht schwer.
Lysias’ Ausdruck zeichnet sich durch Reinheit und durch strenge
Vermeidung des Poötischen aus, Vorzüge, welche sich, nach
1) Dionys. Dein. 6: ὁ δ᾽ Ὑπερείδης κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων
ἡττᾶται Λυείου, vorher wird an L. die ςαφήνεια τῶν ὀνομάτων hervor-
geboben. — Ebend. 7: τῆς μὲν λέξεως τὸ icxupöv. — Vet. Cens. V, 6: τῇ
τῆς Ppdcewc karackeufi Λυκίαν ὑπερηρκώς. -- Κατακκευὴ τ. pp. künstlicher
Ausdruck, vgl. de Lys. 8 ποιητικὴ καταςκευή, de Isae. 7 ἀκατάςκευον von
Lysias, Diog. L. VII, 69 (Lehre der Stoiker): xarackeun ἐςτι λέξις ἐκ-
πεφευγυῖα τὸν ἰδιιυτιςμόν. — Ueber die Rhodier de Din. 8, oben 8, 22.
26 Hypereides. Ausdruck.
Dionysios, höchstens noch bei Isokrates in ähnlichem Masse
wiederfinden, welche indes nicht in der Weise Vorzüge sind, dass
alles ihnen entgegengesetzte fehlerhaft wäre. Man kann vielmehr,
wie Demosthenes gethan, durch Aufnahme poötischen und ‚wie-
derum idiotischen Ausdrucks trotz der Beeinträchtigung der Rein-
heit doch eine höhere stilistische Vorzüglichkeit erlangen als die
des Lysias ist, insofern die Rede dadurch auf. der andern Seite,
an Grösse, Erhabenheit, Kraft, mehr gewinnt als sie auf jener
einbüsst. . So ist auch Hypereides’ Rede durch derartigen Aus-
“ druck kräftiger und rednerischer als die lysianische; auch Grösse
und Erhabenheit spricht ihm Hermogenes in bedeutendem Masse
zu, freilich eine solche, die sich schroff abhebe und hart er-
scheine.!) Denn der Grundcharakter ist bei ihm, gleichwie bei
Lysias, Einfachheit und Natürlichkeit, womit sich die stellen-
weise eintretende Erhabenheit nicht recht harmonisch zu mischen
schien. Hermogenes bemerkt weiter, dass die Sorgfalt für Schön-
heit und Putz der Rede bei ihm auffallend gering sei, weswegen
er Einigen auch ein minder fähiger Redner scheine; insbesondere
nehme er oft die Worte ohne Wahl und ohne Rücksicht auf
Mustergültigkeit, wofür der Rhetor als Beispiele μονώτατος, ya-
λεάγρα, ἐκκοκκύζειν, ἐςετηλοκόπηται, ἐπήβολος giebt?) Letzteres
Wort (μήτε πόλεως μήτε πολιτείας ἐπηβόλους d. 1. ἐγκρατεῖς nach
anderweitigem Citat?)) erschien ‘wenn nicht po&tisch doch ver-
altet, ἐςτηλοκόπηται (gleich ἐετηλίτευται, auf einer Schandsäule
verzeichnet sein)‘) als ein in harter Weise neugebildetes Com-
positum; μονώτατος (übrigens auch bei Lykurg) ist den Komikern
entlehnt?); ebenso κοκκύζειν (krähen wie ein Hahn; feiner ist
1) Hermog. r. id. B 411 Sp.: ὁ δ᾽ Ὑ. τὸ μὲν ἐπιμελὲς ἥκιςτα ἔχει, διὸ
καὶ ἧττον δυνατὸς εἶναί πως δοκεῖ" μέγεθος δὲ αὐτῷ ἐςτιν ὑπέρογκον,
«κληρὸν δὲ τοῦτο καὶ οὐ κεκραμένον, ὥςτε μὴ (Spengel mit dem Monac.
ὥςτε καὶ) «φόδρα εὖ τῷ ἠθικῷ καὶ καθαρῷ κεκρᾶςθαι. Vgl. p. 415 von
Antiphon: μεγέθει χρῆται --- καλῶς πως ευνυφαςμένῳ᾽ καὶ οὐ κατὰ τὸν Ὑ.
διεετηκότι τῶν ἄλλων. 2) 8. den Anfang der zuerst eitirten Stelle, und
weiterbin Z. 23: ἴδιον δὲ Ὑπερείδου τὸ καὶ ταῖς λέξεειν ἀφειδέςτερόν πως καὶ
ἀμελέςτερον χρῆςθαι, ὥςπερ ὅταν μονώτατος λέγῃ wre. 8) Frg. 81 (88 8).
4) Frg. 388 (262), Pollux VIII, 73. 5) Lykurg $ 88. 89; Arist. Equ. 862.
Plut. 182. ᾿
Hypereides. Ausdruck. 27
ἄδειν)᾽; auch γαλεάγρα (Marderfalle, jedenfalls übertragen ge-
braucht) hielt man für gewöhnlich und der Würde des Staats-
redners nicht entsprechend.?) Aehnlich tadelt Phrynichos der
Attieist ἐγκάθετος für „untergeschoben“ und ἐμπυριςμός statt
ἐμπρηςμός, Pollux δουλίς Sklavin, ἀναιςχύντημα, ἀκρατοκώθωνας,
γωθρεύεςθαι, Libanios erklärt gewisse Ausdrücke der Rede über
die Verträge mit Alexander, wie νέοπλουτος und βδελυρεύτεται,
für mehr dem Hypereides zukommend als demosthenisch.°) So
ist demnach auch Dionysios zu verstehen, wenn er den Redner
in der Wahl der Worte dem Lysias nachstellt.
Beispiele von Ausdrücken, die aus der Komödie oder dem
gemeinen Leben entnommen sind, lassen sich noch mehr an-
führen: Κρόνος für alter Narr, ὀβολοςτάτης Wucherer, θεραπόν-
τιον, ἀνδραπόδια, ἐποφθαλμιᾶν für ἐπιθυμεῖν“); ebendahin gehört
auch der häufige Gebrauch von Sprichwörtern: μὴ κινεῖν κακὸν
εὖ κείμενον, ἀφεὶς τὴν ὑπέραν τὸν πόδα διώκει.) In den Reden
gegen Hetären waren auch anschauliche Schilderungen des He-
tärenlebens, zum Ekel feinfühlender Kritiker, nicht gespart*),
1) Pollux V, 89: Ὑπ. καὶ Δημοςθένης ἐπ᾽ ἀλεκτρυόνων τὸ κοκκύζειν
εἶπον, doch steht Dem. gg. Kon. 9. ἄδειν. 2) Vgl. Ath. XIV, 6160;
Pollux X, 155; oben III, 1, 8. 59, 1. 3) Phrynich. p. 333 Lob.: £yx.,
οὕτως Y. ἀπερριμμένως, δέον δοκιμώτερον χρήςᾳςθαι τῷ θετὸς ἢ εἰςποίητος
ἢ ὑπόβλητος (frg. 69, 60 8.). -- p. 386: ἐμπυριςμός: οὕτως Ὑ. ἠμελημένως,
δέον ἐμπρηςμὸς λέγειν (vgl. Poll. IX, 166; Hyp. ἔ Lykophr. p. 21 m. A.). —
Pollux III, 74: ἡ δὲ δουλὶς Ὑπερείδῃ εἰρημένον φαῦλόν ἐςτιν (fr. 237,
266 8... VI, 188: οὐ πάνυ ἐπαινῶ — οὐδὲ τὸ παρ᾽ Ὑ. ἀναιςχύντημα (fr.
225, 264 8... (Abstrakta auf -μα werden überhanpt damals häufiger, vgl.
νίκημα Demetr. Phal. b. Polyb. XXXVI, 19; καταςτήματα u. a. dgl. Epikur
Ὁ. Kleomedes .B c. 1 p. 112f.) VI, 25: ἀκρατοκώθωνας ὟὙ. (c. Dem, p. 17 m.
A)" οὐ μὴν ἐπαινῶ τοὔνομα. IX, 137. — Liban. Ὑπόθ. Dem. XVII. 4) Frg.
252 (279), 157 (181), 102 (116), 226 (255), 258 (286). ’OßoAocrareiv hat indes
auch Lysias, fr. 186. 201. — Vgl. H. Hager, de graecitate Hyperidea
(Curtius Stud. II 8. 99), der die Abweichungen des H. vom Sprach-
gebrauche der andern Redner alphabetisch aufführt und nach Möglichkeit
aus Komikern oder Späteren belegt. 6) Πρὸς "Apıcroyelrova fr. 34; ὑπὲρ
Χαιρεφ. fr. 183 (211); vgl. noch 3 (κατ᾽ ᾿Αθηνογ.), 60 (61) κατ᾽ Αὐτοκλ.;
Lykophr. VI, 22 ff. — Ueber Demosthenes’ Verfahren 8. Abth. III, 1 8. 81.
6) Demetr. m. ἑρμ. $ 302: καθάπερ ὁ τῆς Τιμάνδρας κατηγορῶν ὡς πεπορ-
νευκυίας τὴν λεκανίδα καὶ τοὺς ὀβολοὺς καὶ τὴν ψίαθον καὶ πολλήν τινα
τοιαύτην δυςφημίαν ἑταιρῶν κατήραςε τοῦ δικαςτηρίου, als Beleg des
28 Hypereides. Ausdruck.
ferner populäre Spitznamen bekannter Buhlerinnen erwähnt!),
und was sonst dieser Redner wider den strengen Anstand der
Gerichtsverhandlung, den ein Aischines scheinbar so ängstlich
wahrt, sorglos gesündigt hat. Indessen bleibt auch Demosthenes
sogar in der Kranzrede nicht immer würdig, und es mag über-
haupt dazumal bereits ein freierer Ton herrschend gewesen sein,
so dass, was Lysias sich höchstens bei niederen Sprechern, wie
in den Reden für den Invaliden und gegen Aischines, gestattete,
auch im Munde sonst ernster Männer nicht mehr unschicklich
schien. Die Rede gewinnt dadurch an Frische und Naturwüchsig-
keit, Eigenschaften, die an sich der praktischen Beredsamkeit
wohl anstehen; auch hält Hypereides Mass und lässt nie die
Urbanität noch den gebildeten Geschmack vermissen, sondern
nur hier und da die Schule. Zum Belege, wieweit der Redner
in freierem Ausdruck geht und wieviel er von solchem zulässt,
gebe ich das Hauptsächlichste, was in der Rede .für Euxenippos
als minder klassisch oder doch als ungewöhnlich auffällt. (Col. 18)
Θαυμάζω εἰ μὴ προείετανται ἤδη ὑμῖν ai τοιαῦται εἰςαγγελίαι,
ähnlich im pseudodemosthenischen Epitaphios.?) — (19) Ὑπ-
akovcavra εἰς τὸ δικαςτήριον, brachylogisch aber verständlich. —
(20) Τὸ κεφάλαιον τοῦ ἀγῶνος, die Hauptsache und Hauptfrage
bei dem Prozess, zum Ueberfluss durch καὶ τὴν ἀντιγραφήν noch
erläutert. — (21) Ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται, anschauliche
Redeweise für „ist für dies Verbrechen die Behörde“. — (22)
Τὴν ταχίετην αὐτὴν (die Klage) δεῖ εἶναι ἐν τῷ δικαςτηρίῳ, etwas
gar zu einfach und dünn.?) --- (24) Πολύευκτος οὕτως ἐςτὶν ἀν-
dpeioc — spottend: zeigt seine Tapferkeit an dem harmlosen
Euxenippos, wie nachher (37): εἰς τοὺς ἰδιώτας νεανιεύεςθαι. ---
(28) Ψήφιεμα αὐτοτελές, ein Antrag, den Polyeuktos allein gleich
χαρακτὴρ ἄχαρις, der Ausartung des δεινὸς x. (ἐπειδάν τις αἰςχρὰ καὶ
dücpnra ἀναφανδὸν λέγῃ). Die St. ist von Sauppe nach Hemsterhuis auf
H.'s Rede πρὸς Τιμ. bezogen. 1) Frg. 28 (29): καὶ πάλιν τὰς ᾿Αφύας
καλουμένας τὸν αὐτὸν τρόπον ἐκαλέκατε. 3) [Dem.] 60, 14. 8) Schneide-
win Ausg. p. XIX: tenuior et quotidiani sermonis humilitati proprior elocutio;
er vergleicht noch 41, 1 (αἰτίας ἥκεις φέριυν κατ᾽ αὐτοῦ); 36, 27 (8. u.);
26, 1 τοιούτῳ πράγματι οὐ κέχρηκαι.
Hypereides. Ausdruck. 29
fertig macht, ohne die nöthige Anfrage.!) — (31) Ἐφόδιον ἑαυτῷ
εἰς τὸν ἀγῶνα τὸ ἐκείνης (der Olympias) ὄνομα παραφέρων, fast
nur aus der späteren Gräcität bekannte, übrigens anschauliche
Metapher, die der Redner sehr liebt.?) — Micoc καὶ ὀργὴν αὐτῷ
(dem Angeklagten) ευλλέξειν παρὰ τῶν δικαςτῶν, gleichfalls
höchst anschaulich. --- (82) Μιςεῖς Ὀλυμπιάδα, prägnant für
„geberdest dich als hasstest du“, gleichwie in einem Fragmente
ἀκμάζεις für „spielst den Jugendkräftigen“.’) — (36) ἐν ἀδικήματι
ψηφίςηςθε εἶναι. — (37) τὰς τραγῳδίας, hochhinaufgeschraubte
Anklagen, wiederkehrend in der Rede für Lykophron.*) — (39)
Τὴν eicayrekiav δοῦναι (einreichen). — (41) τῶν κατηγορηθέντων
τὸ μὴ λαβὸν ἀπολογίαν ὑπὸ τῇ ὀργῇ τῶν δικαςτῶν καταλείπεται,
wieder eine höchst anschauliche Wendung. — Und so zeigt über-
haupt Hypereides’ Ausdruck eine sichere und gewandte Hand-
habung der Sprache, wobei man nichts von mühsamem Suchen
und Feilen merkt: alles’ ergibt sich zwanglos, und zwar mit
grösster Fülle der verschiedensten Wendungen. So in jenen
parallelen Sätzen derselben Rede’): ἀςεβεῖ τις περὶ τὰ ἱερά"
γραφαὶ (τράψαι Sauppe) ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα. φαῦλός
ἐετι πρὸς τοὺς ἑαυτοῦ γονεῖς (auch dies eine etwas eigenthüm-
liche Wendung)‘ ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται. παράνομά τις
ἐν τῇ πόλει γράφει: θεεμοθετῶν ευνέδριόν Ecrıv. ἀπαγωγῆς
ἄξια ποιεῖ ἀρχὴ τῶν ἕνδεκα xadecrnke. Auch Klarheit ist
diesem Stile in vorzüglichem Masse eigen, und dabei entbehrt
er nicht der Kraft, wie wenn der Redner gegen Demosthenes
sagt, mit mehrfach kühnem, aber doch durchaus klarem Aus-
druck: καὶ ἐξὸν ἡμῖν λαμπροτάτοις εἶναι παρὰ τῷ δήμῳ καὶ τὸν
ὑπόλοιπον βίον ὑπὸ δόξης χρηςτῆς παραπεμφθῆναι, πάντα ταῦτα
1) οὐκ αὐτοτελῶς (erklärt ὡς ἔτυχεν) ἀλλ᾽ ἀκριβῶς Lya. fr. 101. 3)
Bubington vergleicht [Dem.] πρὸς Φορμίωνα 86. — Hyper. Dem. col. 88,
17: ἐἸφόδι.. .; Epitaph. 10, 41: παῖδες ἐφόδιον εἰς τὴν πρὸς τὸν δῆμον
εὔνοιαν τὴν τῶν -- -- (ἃ. Gefallenen) ἀρετὴν ἕξουειν. — 8. auch das
namenlose Frg. b. Herodian m. cxnu. Ρ. 98, 10 8ρ.: παραπέμπει γὰρ ἡμᾶς
ἡ Umic- αὕτη δ᾽ ἀτυχούντων ἐετὶν ἐφόδιον (παραπέμπειν wie hier steht
6. Dem. cool. 18. 8) Frg. 136 (147) (Lysias frg. 188. 4) Lyk. col. 10.
6) Eux. 21. \
80 Hypereides. Ausdruck.
Averpeyoc.') Sehr eigenthümlich, aber äusserst anschaulich und
kraftvoll in der Rede gegen Aristogeiton: ἐπεςκότει μοι τὰ Ma-
κεδόνων ὅπλα, und: οὐκ ἐγὼ τὸ ψήφιςμα ἔγραψα, ἣ δ᾽ ἐν Χαιρωνείᾳ
μάχη), und gegen Demades mit Bezug auf ein Ehrendekret: περὶ
οὗ πολλῷ ἂν δικαιότερον Ev τοῖς ὀξυθυμίοις (Plätze auf den
Kreuzwegen, wo man die Fegopfer verbrannte) ἣ ςτήλη «ςταθείη
ἢ ἐν τοῖς ὑμετέροις ἱεροῖς, was die Grammatiker durch ähnliche
Wendungen bei Komikern erläutern.°) Etwas hart war in der-
selben Rede ®pımndecroc von dem durch die Verräther kraftlos
gemachten Hellas.‘) Aber nicht bloss Metaphern, auch aus-
geführte Vergleiche fanden sich, so ebendaselbst ein Vergleich
der Redner mit den Schlangen: verabscheut würden die Schlangen
insgesammt, während aber die Vipern die Menschen stächen,
gäbe es andre Schlangen, durch welche die Vipern selber ver-
tilgt würden.’)
Für den Tadel des Hermogenes, dass die Grösse und Er-
hebung des Stils manchmal mit der Schlichtheit des Uebrigen
unangenehm contrastire, haben wir allerdings auch Belege. In
der Rede gegen Demosthenes gebraucht Hypereides, wenn richtig
ergänzt ist, die homerische Phrase ἐπὶ γήρως ὀδῷ, ohne Milderung
oder Zurückführung auf den Dichter; jedenfalls wird dieselbe von
Pollux aus ihm citirt.°) In derselben Rede: (6 δῆμος) αὐτὸς ὑπὸ
τῆς τύχης ἀφαιρεθεὶς τὸν «τέφανον, ἡμῶν ὃν ἔδωκεν οὐκ ἀφείλετο.
Das Bild ist motivirt, indem Demosthenes wirklich Kränze
empfangen hatte, indess werden doch nicht diese bezeichnet,
sondern die überhaupt den Rednern widerfahrene Ehre und Liebe,
und der gesammte Ausdruck ist entschieden poötisch. Anderes
bietet der Epitaphios, an welchen gerade deshalb, weil er eine
Prunkrede, ein ganz besonders strenger Massstab gelegt werden
1) Dem. col. 18. Zu παραπεμφθ. vgl. das namenlose Frg. Ὁ. Herodian
(oben 3. 39, 3). 2)Frg.31. 32. 3)Frg. 82 (83) bei Harp. 8. v. ὀξυθύμια.
4) Frg. 86 (86. δ) 83 (84): εἶναι δὲ τοὺς ῥήτορας ὁμοίους τοῖς ὄφεει"
. πούς τε γὰρ ὄφεις μιεητοὺς μὲν εἶναι πάντας, τῶν δὲ ὄφεων αὐτῶν τοὺς μὲν
ἔχεις τοὺς ἀνθριύπους ἀδικεῖν, τοὺς δὲ παρείας αὐτοὺς τοὺς ἔχεις κατεεθίειν.
6) Dem. col. 19, 18, vgl. Pollux II, 16: λέγοιτο δ᾽ ἂν καθ᾽ Ὑ. καὶ ἐπὶ
τήρως οὐδῷ. 7) Col. 24.
Hypereides. Ausdruck. 31
kann. Von der Schlichtheit und Knappheit, die im allgemeinen
auch diese Rede im Verhältniss zu Demosthenes charakterisirt,
hebt sich nicht wenig ab jener Vergleich Athens mit der Sonne:
ὥςπερ γὰρ ὃ ἥλιος πᾶςαν τὴν οἰκουμένην ἐπέρχεται, τὰς μὲν ὥρας
διακρίνων εἰς τὸ πρέπον καὶ καλῶς πάντα καθιςτάς, τοῖς δὲ εὐφροςει
καὶ ἐπιεικέτι τῶν ἀνθρώπων ἐπιμελούμενος καὶ τενέςεως τῆς
τροφῆς .... καὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων τῶν εἰς τὸν βίον χρηείμων᾽
οὕτως καὶ ἣ πόλις ἡμῶν διατελεῖ τοὺς μὲν κακοὺς κολάζουςα, τοὺς
δὲ δικαίους ῥυομένη u. 8. f.!) So wenig wie für dies ausgeführte
Bild, fände man in der isokratischen Prunkrede eine Parallele zu
der bildlichen Redeweise: ἐπὶ τοῖς ὑπὸ Λεωςθένους Tedeicıv θεμελίοις
οἰκοδομοῦειν οἱ νῦν τὰς ὕετερον πράξεις, oder zu πόνους πόνων
διαδόχους ποιούμενοι, welches den Tragikern abgeborgt ist und
noch den Rhythmus der Tragödie bewahrt); auch nicht für die
halbpoetischen Epitheta: &oxvov παρεῖχε τόλμαν, εὐδοξίαν ἀγή-
ρατον und im Gegensatz dazu γῆρας θνητόν d. i. das Alter von
Sterblichen.*) Derartiges zeigt jedesmal, gleichwie .die ähnlichen
Erscheinungen bei Andokides und Xenophon), den Mangel einer
strengen Regelung durch die Schule. Es schmückt auch mehr
die Rede als dass es sie eigentlich erhebt, indem die Klarheit
und Einfachheit des Gedankens und des übrigen Ausdrucks die
Erhabenheit nicht recht zulässt. Auch im Deliakos, welcher ein
Mittleres zwischen praktischer und epideiktischer Rede gewesen
zu sein scheint“), war der Redner bei der Erörterung göttlicher
Dinge keineswegs erhaben, wohl aber schmuckvoll in der Weise
eines Dichters und Fabelerzählers.”)
Die Reinheit im engsten Sinne, nämlich die dialektische und
grammatische Correktheit, erscheint gleichfalls zuweilen verletzt:
so findet sich ἀπολαύςομεν und xaßecraxa in den Reden, κάθῃ
1) Epit. co. 4 3) Ὁ. Ὁ 3) 10, 31. Vgl. κακὸν κακῷ διάδοχον,
Eurip. Andr. 802, ähnlich Hec. 688. 4) 8, 16 vgl. 10, 10 (προθυμία ᾿
ἀοκνοτάτη Thuc. I, 74); frg. Ὁ. Stob., ἴῃ τα. A. Ρ. 66f. 6) ΤῊ. 1, 2908;
I, 4454: 6) Girard p. 189. 7) Hermog. m. id. A p. 288 Sp.: παρὰ
μέντοι τοῖς ῥήτορειν ἥκιετα (scil. «εμνὰς ἐννοίας περὶ θεῶν ἂν εὕροις)" ἐπεὶ
καὶ τὰ ἐν Δηλιακῷ τοῦ Ὑ. ποιητικῶς μᾶλλον καὶ μυθικῶς εἴρηται. Vgl. π.
ὕψους 6. 84: τὰ μὲν περὶ τὴν Λητὼ ποιητικώτερα, τὸν δ᾽ ἐπιτάφιον ἐπι-
δεικτικῶς — διέθετο.
82 Hypereides. Ausdruck.
(= κάθηκαι), ῥᾳδιώτερος oder ῥᾳδιέετερος in den Fragmenten.!) —
Anstössig ist hie und da auch die Wiederholung des gleichen
Ausdrucks: ἀνάγκη γὰρ πρῶτον μὲν ὀρεωκόμον καὶ προηγητὴν
ἀκολουθεῖν τῷ ζεύγει, ὃ ἦγεν τὴν γυναῖκα, ἔπειτα δὲ παῖδας
τοὺς προπέμποντας αὐτὴν ἀκολουθεῖν καὶ Διώξιππον (das Ver-
bum ist neu gesetzt, weil die Accusative auch von ἦγεν abhängen
könnten)‘ καὶ γὰρ οὗτος ἠκολούθει διὰ τὸ χήραν Exdidocdan
αὐτήν, gleich darauf in der Zusammenfassung wieder εὐνακο-
Aou8ouvrwy.?). Hierin liegt eine gewisse Sorglusigkeit, keines-
wegs aber Ungeschick; Wiederholungen und Weitschweifigkeiten,
die auf letzteres zurückgingen, hat Hypereides nicht.) Wenn
er nicht ganz den Eindruck von lysianischer Knappheit macht,
so liegt das zumal in den praktischen Reden mehr an solchen
Erweiterungen, die den Satzbau berühren, als an Häufungen der
"Worte. Denn auch die Verbindungen von Synonyma kommen
nicht übermässig oft vor; τὸ μὲν κατηγορεῖν ἐν τῷ δικαςτηρίῳψ καὶ
ἐξελέγχειν τοὺς εἰληφότας τὰ χρήματα καὶ δεδωροδοκηκότας κατὰ
τῆς πατρίδος steht in einem pathetischen Epiloge.‘) Anschau-
lichkeit hat er nicht bloss, wie oben dargelegt, in den einzelnen
Worten und Wendungen, sondern auch durch kleine Züge, welche
er in die Erzählung einstreut, wie von Demosthenes: καθήμενος.
κάτω ὑπὸ τῇ κατατομῇ, οὗπερ εἴωθε καθίζειν, ἐκέλευε .....Beov
τὸν χορευτὴν ἐρωτῆςαι τὸν “Ἅρπαλον κτέ., oder in einem Frag-
ment: καὶ τῷ «κέλει με ἠρέμα ἔκρουςεν.")
1) IV, 11; III, 38; fr. 118; 89; vgl. Hager de graecit. Hyp. 1. ὁ. Die
Kritik hat manches derartige angefochten; ἀκουςόντων IV, 13 fällt jeden-
falls dem Schreiber zur Last. 3)11|, 4{, 8) Vgl. Girard p. 160: les
m&mes mots sont r&pet6s sans. scrupule, et parfois, sans aller pour cela
jusqu’& la lourdeur, 1’6erivain en met plus que ne l’exigerait la claire in-
telligence de sa pens6e. Mais peut-ötre 6tait-ce la condition de ce naturel
et de cette gräce abandonnee, que devaient moins admettre les rägles d’une
rhötorique inflexible, mais qui frappaient ei vivement les meilleurs juges
et auxguels ils ne croyaient pas que les caleuls d'un art savant fussent
$trangers. 8. noch I, 14, 2 (φανερὸν — pavepüc), II, 9 (βοηθεῖν), III, 28,
14. 19 (τοῦ νόμου), τ. 8. w. 4)}1, 31. Vgl. III, 31 μῖςος καὶ ὀργήν, 32
μὴ τὰ δίκαια μηδὲ τὰ mpochkovra; obdenumore ἀνέοτης οὐδὲ λόγον περὶ
αὐτῶν ἐποιήςω, 88 κοςμίως καὶ μετρίως, u. 5. f. 6)1, 3; frg. 208 (232).
Vgl. noch ΠΙ, 84: — — καὶ εἰς τὰς ὁδοὺς ἀπαντῶντες ὅταν προείωκιν.
Hypereides. Composition. 33
Ich gehe über zu der Composition des Redners, welche
Dionysios als schlicht und kunstlos charakterisirt; ebenso be-
merkt der Verfasser περὶ ὕψους, dass Hypereides alle Vorzüge
des Demosthenes mit Ausnahme seiner Composition nachgeahmt
habe.!) Zuvörderst kümmert er sich um den Hiatus in den
praktischen Reden gar nicht und in der epideiktischen nur inso-
weit, dass derselbe etwas seltener erscheint?); diese eine That-
sache beweist zur Genüge, dass Hypereides nicht als eigentlicher
Isokrateer und Kunstredner zu zählen ist. In andern Beziehungen
indes zeigt ‘er doch in dieser Rede, dass auch er von Isokrates
etwas gelernt. Es mangelt nicht ein gewisser Rhythmus, insbe-
sondre am Schluss der Kola und Perioden: ἀλλ᾽ ἐπὶ τῇ τῶν
νόμων micreı γενέεθαι (Epitriten), und bald darauf am Schluss
einer andern Periode: εἰς τὸ τοὺς ἄλλους καλῶς ζῆν (desgl.), und
wiederum: πῶς τούτους οὐκ εὐτυχεῖς κρίνειν δίκαιον.) Ebenso
ist der Satzbau durchweg periodisch, und ferner wohlabgemessen
und rhythmisch durch schönes Verhältniss der Theile. Die
Glieder sind meist von einer würdevollen Länge, wozu der Redner
den Ausdruck in verschiedener Weise erweitert und voll macht,
ohne in unangenehme Breite zu gerathen. Z. Bsp. in jenen
Satze‘): ἀλλὰ μὴν τήν τε περὶ ἸΤύλας καὶ Λαμίαν μάχην Yevo-
μένην --- weder γενομένην noch καὶ Λαμίαν war nöthig. Οὐχ
ἧττον αὐτοῖς ἔνδοξον γενέεθαι ευμβέβηκεν --- Umschreibung des
Verbums. Dann in kürzerem Gliede, aber mit langen und
schweren Worten: ἧς ἐν Βοιωτοῖς ἠγωνίςαντο, wofür τῆς ἐν B.
dasselbe gesagt hätte. Οὐ μόνον τῷ μαχομένους γικᾶν ᾿Αντίπατρον΄
καὶ τοὺς ευμμάχους — es genügte οὐ μόνον τῷ νικᾶν, da die
Schlacht schon früher erzählt ist. ᾿Αλλὰ καὶ τῷ τόπῳ, τῷ ἐνταυθοῖ
γεγενῆεθαι τὴν μάχην, fast tautologisch. Der ganze Gedanke
liess sich einfach so ausdrücken: ἀλλὰ μὴν ἥ γε περὶ TTükac μάχη
οὐχ ἧττον τῆς ἐν Βοιωτοῖς ἔνδοξος αὐτοῖς ἐγένετο, διὰ τὸ ἐνταυθοῖ
1) Dionys. Dein. 7: τῆς δὲ ευνθέςεως τὸ ἁπλοῦν. --- m. ὕψ. ο, 84: πρὸς
τῷ πάντα ἔξω τε τῆς ευνθέτεως μιμεῖεθαι τὰ Δημοςθένεια κατορθώματα.
2) Z. Bsp. sind in col. VI. nur folgende Hiaten (ausser solchen mit καί):
(20) Βοιωτίᾳ. ἐντεῦθεν, (24) βάρβαροι ἐπορεύθηκαν, (36) ἡγούμενοι ἐςεμνύνοντο.
3) 0. X, 80. 86; ΧΙ, 12. 4)C. VII, 11.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 3. 3
84 Hypereides. Satzban.
γεγενῆςθαι. Ausser diesen fünf Gliedern werden der αὔξηςις dieser
zweiten Schlacht noch vier weitere gewidmet, also im ganzen 9;
in ebenso vielen war vorher von der ersten gehandelt.) Deut
licher Parallelismus ist auch in folgenden Perioden: τὸν μὲν γὰρ
ἄλλους τινὰς ἀνθρώπους ἐγκωμιάζοντα | οἱ πολλαχόθεν εἰς μίαν
πόλιν ευνεληλυθότες oikoücıv | γένος ἴδιον ἕκαςτος ευνειςενεγκά-
μενος | τούτων μὲν δεῖ κατ᾽ ἄνδρα γενεαλογεῖν ἕκαετον [|περὶ δὲ
᾿Αθηναίων ἀνδρῶν τοὺς λόγους ποιούμενον | οἷς ἣ κοινὴ γένεεις
αὐτόχθοειν οὖειν | ἀνυπέρβλητον τὴν εὐγένειαν ἔχει | περίεργον ἡγοῦ-
μαι εἶναι ἰδίᾳ τὰ γένη ἐγκωμιάζειν. Nicht so streng in Bezug auf
die Zahl der Glieder, aber in andrer Weise augenfällig gemacht
ist der Parallelismus in einem späteren Abschnitte, wo zuerst die
Heroen, die Troja erobert, und sodann die Helden der Perser-
kriege mit Leosthenes verglichen werden.) Von den ersteren
heisst es: ὧν οὗτος ἀδελφὰς πράξεις Everncäpevoc | τοςοῦτον δι-
ἤνεγκεν | ὥςτε οἱ μὲν μετὰ mäcne τῆς Ἑλλάδος | μίαν πόλιν εἷλον |
ὃ δὲ μετὰ τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος μόνης | πᾶςαν τὴν τῆς Εξὐρώπης καὶ
τῆς ᾿Αείας ἄρχουςαν δύναμιν ἐταπείνωςεν, von den letzteren: ὧν
οὗτος τοζοῦτον ὑπερέεχεν ἀνδρείᾳ καὶ φρονήεει | dcov οἱ μὲν ἐπελ-
θοῦςαν τὴν τῶν βαρβάρων δύναμιν ἠμύναντο | ὃ δὲ μηδ᾽ ἐπελθεῖν
ἐποίητεν. Jedem dieser entsprechenden Sätze ist mit καὶ ein
zweiter nicht minder entsprechend angefügt, dort κἀκεῖνοι μὲν ---
ὃ δὲ —, hier κἀκεῖνοι μὲν --- οὗτος δὲ —. Von Isokrates unter-
scheidet sich Hypereides darin, dass seine Sätze viel einfacher
gebaut sind und nicht so lange sich fortspinnen, vielmehr durch
nicht zu selten eintretende merkliche Ruhepunkte das Folgen
erleichtert wird.
In den praktischen Reden, also der ungeheuren Mehrzahl
seiner Werke, zeigt der Redner den von den Alten ihm zuge-
schriebenen Satzbau, der in seiner Zwanglosigkeit und seinem
ungehemmten Flusse das Ergebniss von natürlicher Begabung,
nicht von Mühe und Studium ist. Es ist ein gewaltiger Ab-
stand zwischen ihm und Lysias; denn er hat an den Errungen-
1) VII, 2—17 (μέτα δ᾽ αὐτοῖς --- κινδυνεύειν προχείρως). 2) C. IV,
88 --Υ͂, 18. 8) 0. XI, 19 δ΄; XIV, 6 ἢ
Hypereides. Satzban. 35
schaften des Zeitalters in Bezug auf entwickelten Satzbau voll-
kommen Theil; wiederum auch .ein Gegensatz zu Demosthenes;
denn dieser hemmt und regelt, wo Hypereides der Rede freien
Lauf lässt, und baut mit Kunst Gefüge, die sich nicht sofort,
sondern erst hinterdrein durchschauen lassen, während bei
Hypereides der Satzbau nicht minder durchsichtig als der Aus-
druck ist. Durch die einfachsten Anknüpfungen, wie mit καί und
δέ oder dem Relativum, pflegt er den Gedanken fortzuführen,
so lange wie ihm eben beliebt und ihm noch etwas einfällt; denn
das Ganze sich vorher zu überlegen und zu einer Einheit straff
zusammenzuziehen, ist ihm meist zu mühselig. Aber die Grösse
der Gefüge und die elegante Gewandtheit, die nie um einen gra-
ziösen und hübschen Abschluss des Angefangenen verlegen ist,
machen dennoch seinen Satzbau zu etwas ganz anderem als der
lysianische ist. Als Beispiel diene zunächst der Anfang der
Euxenippea. Der erste Satz ist kurz und einfach, wiewohl
rednerisch geschlossen: ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ ἄ. ὃ. | ὅπερ καὶ πρὸς τοὺς
παρακαθημένους ἀρτίως ἔλεγον | θαυμάζω εἰ μὴ προείετανται ἤδη
ὑμῖν αἱ τοιαῦται εἰςαγγελίαι. Dann aber ein überlanges unge-
gliedertes Satzstück: τὸ μὲν γὰρ πρότερον εἰςηγγέλλοντο παρ᾽
ὑμῖν Τιμόμαχος καὶ Aewedevnc καὶ Καλλίετρατος καὶ Φίλων ὁ ἐξ
᾿Αναίων καὶ Θεότιμος ὃ (ηςτὸν ἀπολέςεας καὶ ἕτεροι τοιοῦτοι,
an welches mit καὶ eine weitere Ausführung angeknüpft wird*):
καὶ οἱ μὲν αὐτῶν ναῦς αἰτίαν ἔχοντες προδοῦναι | οἱ δὲ πόλεις
᾿Αθηναίων | ὃ δὲ ῥήτωρ ὧν λέγειν μὴ τὰ ἄριετα τῷ δήμῳ. Die
Fortführung des Gedankens, ohne eigentliche Ruhepause, ge-
schieht wieder mit καί, übrigens in einer ziemlich wohlgeglie-
derten und geschlossenen Fügung: καὶ οὔτε τούτων πέντε ὄντων
οὐδεὶς ὑπέμεινε τὸν ἀγῶνα | ἀλλ᾽ αὐτοὶ ᾧχοντο φεύγοντες ἐκ τῆς
πόλεως | οὔτ᾽ ἄλλοι πολλοὶ τῶν εἰεαγγελλομένων | ἀλλ᾽ ἦν «πάνιον
ἰδεῖν | ἀπ᾽ εἰςαγγελίας τινὰ κρινόμενον | ὑπακούςαντα εἰς τὸ δικα-
«τήριον, und jetzt endlich der Abschluss für den ersten Theil
1) Sauppe (Gött. Gel. Anz. 1870 p. 259.) will dies καί streichen, mit
Unrecht... Der Redner sagt: früher wurden solche hervorragende Leute wie
Timomachos — — und andre derartige angeklagt, und die einen unter
dieser die andern unter jener schweren Beschuldigung.
3*
36 ᾿ Hypereides. Satzban.
des Gedankens: οὕτως ὑπὲρ μεγάλων ἀδικημάτων καὶ περιφανῶν
ai εἰςαγγελίαι τότε ἦταν. Neben völliger Durchsichtigkeit ist
dieser Satzbau auch weder kunstlos noch ungefällig; auch die
Breite stört nicht, wiewohl doch statt der sechs Glieder von καὶ
οὔτε ab zwei genügt hätten. Nachlässiger gebaut ist folgender
Satz derselben Rede!): ei γὰρ ταῦτα ἦν ἀληθῆ ἃ κατηγορεῖς, οὐκ
ἂν εὺ μόνος ἤδεις, ἀλλὰ καὶ οἱ ἄλλοι πάντες οἱ ἐν τῇ πόλει,
ὥςπερ καὶ περὶ τῶν ἄλλων dcor τι ὑπὲρ ἐκείνων ἢ λέγουειν ἢ
πράττουειν, οὐ μόνον αὐτοί, ἀλλὰ καὶ οἱ ἄλλοι ᾿Αθηναῖοι ἴςαειν,
καὶ τὰ παιδία τὰ ἐκ τῶν διδαςκαλείων, καὶ τῶν ῥητόρων τοὺς παρ᾽
ἐκείνων μιεθαρνοῦντας καὶ τῶν ἄλλων τοὺς ξενίζοντας τοὺς ἐκεῖθεν
ἥκοντας καὶ ὑποδεχομένους καὶ εἰς τὰς ὁδοὺς ὑπαντῶντας ὅταν
προείωει, καὶ οὐδαμοῦ ὄψει οὐδὲ παρ᾽ ἑνὶ τούτων Εὐξένιππον κατ-
ἀριθμούμενον" εὺ δ᾽ ἐκείνων μὲν οὐδένα κρίνεις οὐδ᾽ εἰς ἀγῶνα
καθίετης, οὖς πάντες Tcocı ταῦτα πράττοντας, κατ᾽ Εὐξενίππου δὲ
κολακείαν κατηγορεῖς, οὗ ὁ βίος τὴν αἰτίαν οὐ παραδέχεται. Hier
ist alles regelrecht bis ᾿Αθηναῖοι Tcacıv, nun aber schiebt der
Redner erst καὶ τὰ παιδία τὰ ἐκ τ. ὃ. steigernd ein, und dann, als
hätte er das voraufgehende περὶ τῶν ἄλλων «re. nun vergessen,
wiederholt er diesen Begriff als Objekt zu icacıv und führt ihn
weitläufig aus, kurz, geht nach jener Wendung in der neuen
Richtung ungehemmt vorwärts. Und um nun auf Euxenippos
und den Ankläger Polyeuktos zu kommen, bedient er sich wieder
einfacher Anhängung: καὶ οὐδαμοῦ ὄψει —, cd δ᾽ ἐκείνων —,
während Demosthenes etwa so fortgefahren hätte: ἄρ᾽ οὖν ἑώρα-
xac καὶ παρ᾽ Evi τούτων Εὐξένιππον καταριθμούμενον; εἶτα ἀντὶ
τοῦ ἐκείνους κρίνειν, ος πάντες Tcacı ταῦτα πράττοντας, κατ᾽
Εὐξενίππου κολακείαν κατηγορεῖς κτέ. Aber diese mehr zusammen-
gefasste und energische Weise war dem Hypereides nicht bequem. —
Anakoluthien wie in dem angeführten Satze finden sich auch
sonst zuweilen: τὰς ἀποφάτεις ταύτας --- πάςας ὁμοίως ἣ βουλὴ
πεποίηται --- καὶ οὐδεμιᾷ προεγέγραφεν διὰ τί Exacrov ἀποφαίνει,
ἀλλ᾽ ἐπὶ κεφαλαίου γράψαςεα ὁπόςον κτέ.3), wo das Partieipium
sich an πεποίηται anschliesst, mit Vernachlässigung des dazwischen
1) Col. 838, 19. 2) Dem. c. 9.
Hypereides. Wortstellung. 37
stehenden Satzes; oder noch viel stärker: ὧν οὐδεμία δήπου τῶν
αἰτιῶν τούτων οὐδὲν κοινωνεῖ τῷ — νόμῳ, wo man verschiedentlich
hat emendiren wollen.')
Neben den langausgezogenen Sätzen einer fliessenden Bered-
samkeit finden sich indes auch Beispiele eines entgegengesetzten,
mehr gelösten Stils. Oft kommt es dem Redner darauf an, die
Glieder einer Schlusskette auseinanderzuhalten, damit jedes Moment
für sich erwogen werde; dann also eine Reihe kurzer, scharf-
getrennter Sätze.) Anderswo tritt um der Lebendigkeit willen
sogar völlige Auflösung ein, wie in jener Stelle der Euxenippea°):
ἀςεβεῖ τις περὶ τὰ ἱερά᾽ γραφαὶ ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα wre,
oder mit Fragen und Antworten in dem Fragment gegen Aristo-
geiton®): ἔγραψας τοὺς δούλους ἐλευθέρους εἶναι; ἔγραψα, ἵνα μὴ
οἱ ἐλεύθεροι δουλεύωειν u. 8. f.
Zur Composition gehört endlich noch die Wortstellung,
in welcher Hypereides wiederum ungleich einfacher und durch-
sichtiger als Demosthenes ist. Im Epitaphios ist dieselbe epideik-
tisch regelmässig wie bei Isokrates; was an Transpositionen
vorkommt, wie ἄοκνον παρεῖχε τόλμαν, τὴν οἰκουμένην ὑπήκοον
änacav εἶναι), findet sich ähnlich und etwa ebenso oft auch bei
diesem. In den praktischen Reden reilien sich vielfach die Worte
innerhalb der einzelnen Satzglieder ähnlich lose aneinander wie
die Glieder selbst in der alten λέξις εἰρομένη, statt durch künst-
lichere Stellung zur Einheit zusammengefasst zu sein. Man ver-
gleiche folgende Beispiele: οὐκ ἠςχυνόμην τοιούτους λόγους λέγων
περὶ γυναικὸς ἐλευθέρας πάντων ἀκουόντων, oder: ὃ δῆμος προς-
ἕταξεν Εὐξενίππῳ τρίτῳ αὐτῷ ἐγκατακλιθῆναι εἰς τὸ ἱερόν, und
1) Eux. 6. 19, 26; Sanppe will ἀλλ᾽ οὐδεμία, Patakis καὶ ὅμως οὐδεμία. ---
Vgl. noch Eux. 44, 18—45, 18, Epit. δ, 38--38. 2) Dem. c. 28: τὸ
δίκαιον ὦ A. δ. ἁπλοῦν ὑπολαμβάνω ἡμῖν εἶναι πρὸς Δημοςθένη. ὥςπερ γὰρ
ἐπὶ τῶν ἰδίων ἐγκλημάτων πολλὰ διὰ προκλήςεων κρίνεται, οὕτως καὶ τουτὶ
τὸ πρᾶγμα κέκριται. «κέψαςθε γὰρ ὦ ἄνδρες dixacral obrwel. ἠτιάςατό ce
ὦ A. ὁ δῆμος εἰληφέναι elkocı τάλαντα ἐπὶ τῇ πολιτείᾳ καὶ τοῖς νόμοις, ταῦτα
εὺ ἔξαρνος ἐγένου wre. Aehnlich scharf getrennt, wenn auch zum Theil in
grössern Sätzen, Eux. c. 35f.; 27f.; besonders 29, 6. 8) Eax. 21, 21f.
4) Frg. 31. 32 (vollständiger nur in latein. Uebersetzung erhalten. 5)
Epit. 8, 16; 9, 5.
38 Hypereides. Figuren.
wiederum: ἠτιάςκατό ce ὦ Anuöchevec ὁ δῆμος εἰληφέναι eikocı
τάλαντα ἐπὶ τῇ πολιτείᾳ καὶ τοῖς νόμοις.) Der Eindruck der
Klarheit und Einfachheit, den Hypereides’ Rede auf uns macht,
beruht zu einem nicht geringen Theile auf dieser Stellung der
Worte. Natürlich hat der Redner hie’ und da auch stärkere
Transpositionen: τίς γὰρ οὕτως &criv τῶν ἐν τῇ πόλει ἀλόγιετος,
oder: λαθεῖν γὰρ τὸ πλῆθος τὸ ὑμέτερον οὐκ ἔνι οὔτε πονηρὸν
ὄντα οὐδένα τῶν ἐν τῇ πόλει οὔτε ἐπιεικῆ, ἀλλ᾽ ὃ παρεληλυθὼς
χρόνος μάρτυς ἐςτὶν ἑκάςκτῳ τοῦ τρόπου ἀκριβέετατος. Ὁ Aber
auch in diesem letzten Beispiele, wenngleich ἀκριβέετατος mit
Nachdruck am Ende steht und ebenso λαθεῖν und ἐπιεικῆ durch
ihre Stellung Gewicht empfangen, ist dennoch nichts demo-
sthenisches: ὃ παρεληλυθὼς χρόνος — μάρτυς ἐςτὶν --- ἑκάςτῳ —
τοῦ τρόπου — ἀκριβέετατος bietet dem Hörer bei jeder kleinen
Pause etwas leidlich vollständiges, und οὐδένα τῶν ἐν τῇ πόλει
scheint auch desbalb so eingeschoben, um die Vervollständigung
der Construktion möglichst bald zu geben. So auch kurz darauf:
ἐςτεφάνωμαι δ᾽ ὑπό τε τῶν ἱππέων πάντων ἀνδραγαθίας ἕνεκα
καὶ ὑπὸ τῶν ευναρχόντων.
Von den schmückenden Figuren eines Gorgias und Isokrates
ist in den praktischen Reden kaum eine Spur; auch in jener
Stelle der Euxenippea: πόρους φαεὶ τούτους πορίζειν, ἀπορίαν
ἐν τῇ πόλει παρακςκευάζοντες"), ist die Parechese zufällig, das
Wortspiel aber aus dem Gedanken selber mit völliger Natürlich-
keit entsprungen. Ganz anders im Epitaphios, wo der Redner
nur eben Mass hält, gleichwie auch Isokrates das thut, aber doch
aufs augenfälligste den Schmuck der Antithesen, Parisosen, Par-
omoiosen sucht. Ich greife nur einige Beispiele heraus. "Ana τὰρ
εἰς τὸν τόπον ἀθροιεθήςονται καὶ τῆς τούτων ἀρετῆς uVNCONCOVTal.
᾿Αγάλματα δὲ καὶ βωμοὺς καὶ ναοὺς τοῖς μὲν θεοῖς ἀμελῶς τοῖς
δ᾽ ἀνθρώποις ἐπιμελῶς ευντελούμενα. Τὸ ζῆν ἀνήλωςαν εἰς τὸ
τοὺς ἄλλους καλῶς ζῆν. ”Ap’ οὐ διὰ τὴν τῆς ἀρετῆς ἀπόδειξιν
εὐτυχεῖς μᾶλλον [ἢ διὰ τὴν τοῦ ζῆν ἀπόλειψιν ἀτυχεῖς
1) Lye. 5, 19; Eux. 27, 22; Dem. 38, 1%, 2) Lyc. 4, 14; 13, 68. —
Ἐάν ist nachgestellt Eux. 38, 1ff. (τῶν ῥητόρων ἐάν τις, crparnyöc ἐάν
mc. 8) Lyk. 18, 21. 4) Eux. 46, 16.
Hypereides. Figuren. 39
νομιςτέον. Frostig ist das Spiel mit den verschiedenen Bedeu-
tungen von γεγονέναι in folgendem Satze?): πῶς (τούτους κρίνειν
δίκαιον) ἐκλελοιπέναι τὸν βίον, ἀλλ᾽ οὐκ ἐξ ἀρχῆς τεγονέναι
καλλίω yevecıv τῆς πρώτης ὑπαρξάςτης; τότε μὲν γὰρ παῖδες ὄντες
ἄφρονες ἦςαν, νῦν δ᾽ ἄνδρες ἀγαθοὶ τετόναειν. --- Das Mass-
halten zeigt sich zum Beispiel darin, dass das Homoioteleuton
nicht leicht über. zwei Glieder hinaus fortgesetzt, überhaupt
keineswegs immer angestrebt, sondern oft eher vermieden wird:
καὶ ξενικὴν μὲν δύναμιν ευςτηςάμενος, τῆς δὲ πολιτικῆς ἡγεμὼν
καταςτάς, wo τενόμενος ebenso zu Gebote stand.°)
Von sonstigen Figuren hat der Epitaphios mehrfach die
Hypophora in der bei Lysias so beliebten, bei Isokrates*) aller-
dings wenig üblichen Form, wo ein allgemeiner Satz mit ange-
schlossener theilender Ausführung in Frageform umgesetzt ist:
statt „zu jeder Zeit werden wir ihrer gedenken, sowohl beim
Glück der Stadt, als beim Glück der Einzelnen“, die Frage: τίς
καιρὸς ἐν ᾧ οὐ μνημονεύςομεν —, mit doppelter Hypophora:
πότερον οὐκ ἐν τοῖς τῆς πόλεως ἀταθοῖς; — ἀλλ᾽ οὐκ ἐν ταῖς
ἰδίαις εὐπραξίαις; ") Oder auch zusammen mit den Figuren des
Zweifels (dianöpncıc) und der Uebergehung (παράλειψις): ἀπορῶ
πόθεν ἄρξωμαι --- πότερα.. διεξέλθω; ἀλλ᾽ εὔηθες εἶναι ὑπολαμβάνω
—. ἀλλὰ... ἐπιμνηςθῶ ---; ἀλλὰ κτέ.) Nicht aus Isokrates zu belegen
ist die asyndetische Häufung von Fragen mit Anaphora: τίς
καιρὸς — τίς τόπος, wo jener δέ eingesetzt hätte”); ganz den
älteren Redern fremd ist die Figur des Ausrufs: ὦ καλῆς μὲν
καὶ παραδόξου τόλμης xte.®) Auch jenes andre Asyndeton hätte
sich wohl Gorgias, aber nicht Isokrates gestattet: διὰ τούτους
πατέρες ἔνδοξοι, μητέρες περίβλεπτοι τοῖς πολίταις Yeyövacıv“
ἀθελφαὶ" γάμων --- τεύξονται᾽ παῖδες ἐφόδιον --- Eoucıv.?) Die
Anaphora dagegen, ausser mit τίς, ist wie bei Isokrates gemieden.
Kaum grössere Fülle und Freiheit des Figurengebrauchs
1) Epit, VIII, 30; IX, 19; X, 86. 16. 2) Das. ΧΙ, 14, 3) Col. VI,
11. — IV, 13 haben wir die Ausgänge: xoAdZouca — ῥ[υομένη] --- φυλάτ-
τουκα — παραςκευάζουςα. 4) 8. Thl. II, 8. 166. δ) ΧΙ, 29ff., und in
unmittelbarem Anschluss von neuem Ζ. 48. 6) IV, 26 (vgl. Is. 15, 140).
7) XI, 20., vgl. Th. 111... 8) ΧΙΥ͂, 84. 9) Χ, 37, vgl. Thl. I, 69f.
40 Hypereides. Figuren.
zeigt sich insgemein in den praktischen Reden, in denen Hypereides
an die Mannigfaltigkeit und den Reichthum des Demosthenes
nicht von ferne hinanreicht. Nicht einmal Asyndeta sind irgend
häufig; die Anaphora sehr selten; Polyptoton, Epanalepsis, auch
Paraleipsis, Aposiopese und so fort aus unsern Resten gar nicht
zu belegen; gerade die Figuren, in denen Demösthenes’ Rede-
gewalt und Kunst zum Ausdruck kommt, fehlen dem leichteren
und schlichteren Hypereides insgemein gänzlich. Reichlicher sind
die verschiedenen Arten der Hypophora sowie die der Frage
vertreten, wodurch Leben und Bewegung in die Rede kommt;
auch die Ethopoeie findet sich. Ich gebe für alles einige Belege.
Ἐχρῆν ce — μὴ τοὺς ἰδιώτας κρίνειν —, ἀλλὰ τῶν ῥητόρων ἐάν
τις ἀδικῇ, τοῦτον κρίνειν, «τρατηγὸς ἐάντις μὴ τὰ δίκαια πράττῃ,
τοῦτον elcayyeAlcıv!), ein Parallelismus in rednerischer, nicht
epideiktischer Weise mit Asyndeton und Anaphora des τοῦτον,
zu vergleichen mit dem schon mehrfach angeführten: dceßei τις
περὶ τὰ ἱερά: γραφαὶ ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα. φαῦλός Ecrı πρὸς
τοὺς ἑαυτοῦ γονεῖς᾽ ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται κτέ. Ferner:
ἀλλὰ νὴ Δία αὐτὸς τοιούτῳ πράγματι οὐ κέχρηςαι. ἀλλ᾽ ὅτ᾽ ἔφευγες
κτέ., Hypophora zur Einführung eines neuen Arguments; νὴ
Δία, τὰ γὰρ πεπραγμένα αὐτῷ δεινά &crı —, ὡς εὺ λέγεις ἐν τῇ
κατηγορίᾳ, und wiederum: ναί, δεινὰ γὰρ ἐποίηςε περὶ τὴν φιάλην,
Hypophora mit Ethopoeie, insofern der Gegner redend eingeführt
wird, jedesmal als Uebergang zu einem neuen Theil benutzt.?)
Νὴ Δία und μὰ Δία, die einfachsten Formen der Betheuerung
nächst ναί, kommen auch sonst noch vor‘); andere kräftigere
Betheuerungen, die bei Demosthenes so zahlreich und verschieden-
artig sind, finden wir nicht. — Ἵνα... ἀπαντῶειν αὐτοῖς οἵ dikacrai‘
τί ταῦθ᾽ ἡμῖν λέγετε, kleine Ethopoeie.) Eine grössere in dem
Fragmente der Rede für die Söhne Lykurg’s°): τίνα picoucıv οἱ
1) Eux. 37f. 2) Eux. 21, 21. Vergl. noch 38, 23 f., Selbstfrage mit
asyndetisch gefügter Antwort. 3) Eux. 26, 1; 27, 14; 31, 9; Dem. frg.
p. 17 m. A. Rest einer mehrfachen Hypophora. 4) Dem. 27, 6 εἰ νὴ
Δία κατὰ Δημοςθένους μόνου τῶν ἐν τῇ πόλει κτέ., Eux. 37, 24 καὶ νὴ Δία
καὶ düvacaı, das. 20, 15 οὐ μὰ Δία οὐχ ὥςπερ κτέ. 5) Eux, 41, 12 und
fast ebenso Lyk. fr. 1. 6) Frg. 121 (139).
Hypereides. Figuren. 41
παριόντες αὐτοῦ τὸν τάφον; οὗτος ἐβίω μὲν «ωφρόνως, ταχθεὶς δὲ ἐπὶ
τῇ διοικήςει τῶν χρημάτων εὗρε πόρους, ψκοδόμηςε δὲ τὸ θέατρον,
τὸ Wdelov, τὰ νεώρια, τριήρεις ἐποιήςατο, λιμένας. τοῦτον ἣ πόλις
ἡμῶν ἠτίμωςεν καὶ τοὺς παῖδας ἔδηςεν αὐτοῦ. Ein anderes Frag-
ment enthält sogar eine ziemlich kühne Prosopopoeie, indem die
Natur persönlich eingeführt wird.!) — Hermogenes, der mehr
Reden des Hypereides las als wir, urtheilt, dass Bewegung und
Lebendigkeit der Figuren bei diesem Redner sehr gering sei?);
daneben aber, dass sich bei ihm, wenngleich selten, auch die
offen hervortretende Redegewalt (δεινότης) finde, die den meisten
andern Rednern ganz fremd und sogar bei Demosthenes nicht
häufig sei.) Er meint Stellen wie jene aus der Rede gegen
Aristogeiton, wo der Redner ein mit ihm vom Ankläger ange-
stelltes Verhör fingirt: „Du hast beantragt, dass die Sklaven frei
würden? — Ich beantragte so, damit nicht die Freien in Sklaverei
kämen. — Du hast beantragt, dass die Verbannten zurückkehrten ? —
Ich beantragte so, damit niemand in die Verbannung getrieben
würde. — Du hast beantragt, dass die der Ehrenrechte Beraubten
dieselben zurückerhielten? — Ich beantragte so, damit alle ein-
müthigen Sinnes für das Vaterland kämpften. — Und die Gesetze,
die dies verboten, hast du nicht gelesen? — Ich konnte nicht,
weil die Waffen der Makedonier mir im Lichte standen.““) Hier
sind allerdings viele Figuren vereinigt: Ethopoeie, Asyndeton,
mehrfache Anaphora des ἔγραψας und ἔγραψα, ferner umdrehende
Wiederholung von Ausdrücken (d&vactpopn)?): δούλους ἐλευθέρους
εἶναι — ἐλεύθεροι douAeuwcıv, und was man sonst noch hier
finden mag. Insgemein sind die Waffen des Redners nicht so
gewaltig; auch Dionysios, der ihm dem Lysias gegenüber grössere
Kraft zuspricht, hebt doch als charakteristisch das Fehlen alles
1) Frg. 215 (244) bei Rutil. Lupus unter Prosopopoeia. 8) Hermog.
Ρ. 411 Sp.: xivncıc δὲ καὶ γοργότης cxnudrwv πάνυ ὀλίγη παρὰ τούτῳ.
3) Ebend.: παρὰ δὲ Ὑ. κἀκείνην εὕροι τις ἂν τὴν, δεινότητα, A καὶ φαίνεται
καὶ Ecrı, οὐχὶ τὴν κατὰ μέθοδον μόνον, cmaviwc μέντοι, ὅπου γε καὶ παρὰ
τῷ Δημ. «πάνιον τοῦτο. 4) Frg. 31 (32) bei Rutil. Lupus I, 19, ergänzt
nach den griech. Anführungen einzelner Stücke. 5) Vgl. Tiber. m. cynp.
ΠῚ, 70, 21 Sp.
42 Hypereides. Gesammteharakter der Form.
Tragischen und Uebertriebenen hervor'), und ferner hat er gerade
darin eine Hauptstärke, hoch emporgeschraubte und pathetische
Reden des Gegners durch Verspottung (diacupuöc)?) herunterzu-
ziehen und zu Schanden zu machen. So hatte Euthias, indem
er die Phryne des Religionsfrevels anklagte, die Richter dadurch
mit religiösem Schauder zu erfüllen gesucht, dass er die schreck-
lichen Qualen der Gottlosen in der Unterwelt ausmalte; kühl
entgegnet Hypereides: „was kann denn die Angeklagte dafür,
wenn dem Tantalos in der Unterwelt ein Stein über dem Kopfe
schwebt?“ — Im harpalischen Prozess beklagte sich Demosthenes
entrüstet über den Areopag, der ihn angezeigt, ohne Beweise
seiner Schuld und” nähere Umstände des Verbrechens anzugeben;
Hypereides entgegnet: καὶ cuxopavreic τὴν βουλήν, προκλήςεις
προτιθεὶς καὶ ἐρωτῶν ἐν ταῖς προκλήςεειν᾽ πόθεν ἔλαβες τὸ χρυείον;
καὶ τίς ἦν cor ὁ δούς; καὶ ποῦ; τελευτῶν δ᾽ ἴεως ἐρωτήςεις καὶ
ὅ, τι &xpricw λαβὼν τῷ χρυείῳ᾽ ὥςπερ τραπεζιτικὸν λόγον παρὰ τῆς
βουλῆς ἀπαιτῶν. — Verhöhnt werden auch die Anklagen, die
Polyeuktos gegen Euxenippos vorgebracht hatte‘): ἑτέρας αἰτίας
ἥκεις φέρων κατ᾽ αὐτοῦ, λέγων, ὡς Φιλοκλεῖ τὴν θυγατέρα ἐδίδου
καὶ Δημοτίωνος δίαιταν ἔλαβεν, und im Eingange dieser selben
Rede die absonderlichen jetzt üblichen Eisangelien°): Aroyvidnc
μὲν καὶ ᾿Αντίδωρος — eicayyeAkovrar ὡς πλέονος μιςθοῦντες τὰς
αὐλητρίδας ἢ ὃ νόμος κελεύει, ᾿Αγαεικλῆς δ᾽ ὁ ἐκ Πειραιέως ὅτι
εἰς “ἉΑλιμουείους ἐνεγράφη, Εὐξένιππος δ᾽ ὑπὲρ τῶν ἐνυπνίων ὧν
φηςειν ἑωρακέναι. Die Fälle waren wohl alle etwas ernster; aber
der Redner hebt geschickt nur das an ihnen hervor, was sie in
lächerlicher Weise alltäglich und klein erscheinen lässt.
Wir können hiernach einigermassen die beredte Schilderung
würdigen, welche der Verfasser πὲρὶ ὕψους von Hypereides ent-
wirft.‘) „Während er,“ heisst es dort, „mit Ausnahme der Com-
1) Dionys. Dein. 5: Ὑπερείδου — ταῖς xarackevalc γενναιοτέρου πως
ὄντος τῶν Λυειακῶν, und 0. 7: τῆς Karackeufic τὸ μὴ τραγικὸν μηδὲ ὀγκῶδες.
2) Alexand. m. ἐχημ. III, 26 Sp., der die beiden folgenden Beispiele an-
führt. 8) Dem. c. VI. 4)Eux. 41. 6) Col. 19. 6) TI. ὕψους c.
34: ὁ μέν γε Ὑ. πρὸς τῷ πάντα ἔξω γε τῆς ευνθέξεως μιμεῖθαι τὰ Δημο-
«θένεια κατορθώματα καὶ τὰς Λυκιακὰς ἐκ περιττοῦ περιείληφεν ἀρετάς τε καὶ
Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 43
position alle Auszeichnungen des Demosthenes nachahmt, hat er
zum Ueberfluss noch die Vorzüge und Reize des Lysias sich
angeeignet. Denn er ergeht sich auch in schlichter behaglicher
Rede, wo es angemessen ist, und sagt nicht alles immerfort in
Einem Tone wie Demosthenes; das Ethische verbreitet unge-
künstelte Lieblichkeit über seinen Stil; dazu ist er witzig im
höchsten Masse, gebildet in seinem Spott, gewandt in der Ironie;
es sind feine und urbane Spässe eingestreut; wir finden geschickte
Verhöhnung und reichliche Spitzen in der Art der Komiker mit
wohltreffendem Scherz, und unbeschreiblich ist die mit allem dem
verbundene Anmuth. Weiter versteht er trefflich zu rühren, und
ist für behagliche Fabelerzählung und für flüssige Schilderung
äusserst gewandt und biegsam: so hat er die Erzählung von der
Leto in der Weise eines Dichters, den Epitaphios in der des
Prunkredners, wie kaum ein Andrer, abzufassen gewusst.“ Der
Rhetor schildert nun, wie Demosthenes diese Vorzüge sämmtlich
entbehre: „hätte er die artige kleine Rede gegen Athenogenes
oder die für Phryne zu schreiben versucht, so würde er den
Hypereides noch besser zur Geltung gebracht haben“. Aber wenn
somit dieser den Demosthenes durch die Zahl seiner Vorzüge
weit übertrifft, so sind doch dieselben, heisst. es weiter, „ohne
Grösse und die eines Nüchternen, so dass sie unkräftig sind und
den Hörer ünerschüttert lassen; denn niemand, wenn er den
χάριτας. καὶ γὰρ λαλεῖ μετὰ ἀφελείας, ἔνθα χρή, καὶ οὐ πάντα ἑξῆς καὶ
μονοτόνως ὡς ὁ Δ. λέγει, τό τε ἠθικὸν ἔχει μετὰ γλυκύτητος ἡδὺ λιτῶς
ἐφηδυνόμενον (verdorben)- ἄφατοί τε περὶ αὐτόν elcıv ἀςτεϊεμοί, μυκτὴρ πο-
λιτικώτατος, } εὐγένεια, τὸ κατὰ τὰς εἰριυνείας εὐπάλαιετρον, «κώμματα οὐκ
äuovca οὐδ᾽ ἀνάγωγα κατὰ τοὺς ᾿Αττικοὺς ἐκείνους ἀλλ᾽ ἐπικείμενα (ver-
dorben), διαευρμός τε ἐπιδέξιος καὶ πολὺ τὸ κωμικὸν καὶ μετὰ παιδιᾶς εὐςτόχου
κέντρον, ἀμίμητον δὲ: εἰπεῖν τὸ ἐν mäcı τούτοις ἐπαφρόδιτον᾽ οἰκτίςαςθαί τε
προςφυέετατος, ἔτι δὲ μυθολογῆςαι κεχυμένως καὶ ἐν ὑγρῷ πνεύματι διεξ-
odedcal τι εὐκαμπὴς ἄκρως" ὥςπερ ἀμέλει τὰ μὲν περὶ τὴν Λητὼ ποιητικώτερα,
τὸν δ᾽ ἐπιτάφιον ἐπιδεικτικῶς ὡς οὐκ οἵδ᾽ εἴ τις ἄλλος διέθετο. ὁ δὲ Δ.
ἀνηθοποίητος ἀδιάχυτος -- — τό τέ τοι περὶ Φρύνης ἢ ᾿Αθηνογένους λογίδιον
ἐπιχειρήςας γράφειν ἔτι μᾶλλον ἂν Ὑπερείδην ευνέετηςεν. ἀλλ᾽ ἐπειδήπερ,
οἶμαι, τὰ μὲν θατέρου καλά, καὶ εἰ πολλά, ὅμως ἀμεγέθη καὶ οἷα νήφοντος
ἀργὰ καὶ τὸν ἀκροατὴν ἠρεμεῖν ἐῶντα᾽ οὐδεὶς γοῦν Ὑ. ἀναγινώςκων φοβεῖται"
ὁ δὲ ur.
44 Hypereides. Gesammtcharakter der Form.
Hypereides liest, empfindet Furcht“, und so kann sich doch weder
er noch ein andrer Redner mit Demosthenes messen. — In diesem
ausführlichen Urtheil ist das, was die übrigen Alten, ausser
Hermogenes und Dionysios, über den Redner gelegentlich be-
merken?), schon mit enthalten; zur Erläuterung einzelner Punkte
diene Folgendes. Wo Hypereides das Ethos eines schlichten
Privatmanns nachahmt, wie in der Rede für Lykophron, zeigt
sich weit weniger Redverisches beigemischt, als das bei Demo-
sthenes und auch Isaios der Fall; man wird schon nach dieser
einen Probe mit Hermogenes urtheilen, dass Hypereides wie
Lysias von Natur schon ethisch war und mehr noch durch Kunst
das Ethos wirksam darzustellen wusste.) Es gehört dahin eine
gewisse Keckheit, die sich im Gedanken wie im Ausdruck mit-
unter zeigt: so wenn Lykophron seinen Ausfall gegen Ariston
mit den Worten schliesst: — — ὅπως ἂν ἧ ἀθάνατος cukopävınc,
und nachher die Widerlegung einer speziellen Beschuldigung:
καὶ ταῦτα δοκεῖ ἂν ὑμῖν ἢ ..... ἐκεῖνος ὁ μαινόμενος ποιῆςαι ἢ
Μαργίτης ὃ πάντων ἀβελτερώτατος; Μαυβίογμαῖε für schlichtes
Ethos ist der Epilog der Rede, wo der Angeklagte sich auf das
Zeugniss seines vergangenen Lebens und auf die Vertrauens-
beweise beruft, die er von der Bürgerschaft erhalten, und sodann
die Richter bittet, die Fürsprachen seiner Freunde anzuhören,
„indem ich ja euer. Mitbürger bin, dazu ein Laie und nicht
gewohnt zu reden, und indem ich nun in Gefahr stehe und be-
droht bin nicht allein mit dem Tode — denn das ist das
Geringste nach richtiger Schätzung — sondern damit, "dass ich
über die Grenze geschafft und nach dem Tode nicht einmal im
1) Cie. Orat. 90: e quibns (Atticis) tamen non omnes faceti. Lysias
satis et Hyp., Demades praeter ceteros fertur e. q. 8. — Ebend. 110 als
charakteristisch für H.: argutiae et acumen; letzteres („Feinheit‘, synonym
mit subtilitas und bezeichnend für das genus tenue) auch de orat. III, 28. —
Quintil. X, 1, 77: duleis inprimis et acutus H., sed minoribus eausis, ut
non dixerim utilior, magis par. — XII, 10, 22: H. plus (quam Lysias) in-
Aulsit voluptati. — Die χάρις des H. Demetr. Magnes Ὁ. Dionys. Dein. 1;
Dionys. Vet. Cens. V, 6. 2) Hermog. m. ἰδ. II p. 371 Sp.: gücaı γὰρ οἱ
ἄνδρες (Lys. und H.) ἠθικώτεροι (als Demosth.), ταῖς δὲ μεθόδοις καὶ μᾶλλον.
3) Lyk. c. 8, 2; 6, 21.
Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 45
Vaterlande begraben werde“. Dann der Schluss von fast naiver
Einfachheit: „wenn ihr es also erlaubt, so rufe ich jemanden auf
mir beizustehen. Tritt her, Theophilos, und sprich für mich was
du weisst; die Richter erlauben es“. — In der Rede für Euxenippos,
wo Hypereides selber spricht, kann natürlich ein solches Ethos
nicht sein; aber die Haltung des Redners, wenn sie auch den
gewiegten und sachverständigen Staatsmann zeigt, ist doch fern
von aller affektirten Würde und Förmlichkeit, vielmehr manchmal
überraschend zwanglos und frei, wie wenn er zum Schluss mit
einer Apostrophe an den Angeklagten sagt: „Ich nun, Euxenippos,
habe dir beigestanden so gut ich konnte. Uebrig bleibt dir, die
Richter zu bitten, dann deine Freunde aufzurufen und deine Kinder
vorzuführen“. Das in der Rede noch einmal vorkommende: „ich
habe beigestanden so gut ich konnte),“ gehört zu der Ver-
kleinerung der eignen Vorzüge, die nach Hermogenes ebenso wie
die Mässigung gegenüber dem Gegner dazu dient, den Anschein
eines biederen Ethos hervorzubringen.?) Dass er aber dem An-
kläger Polyeuktos sich als Muster vorhält, insofern er seine
Anklagen nie gegen Privatleute gerichtet habe, sondern immer
gegen Staatsmänner?), ist eine -Selbstempfehlung hinsichtlich der
Gesinnung und des Strebens, nicht der Fähigkeit und Macht;
auch ist alles so eingeführt und vorgetragen, dass die gegen die
mächtigen Redner misstrauisch gestimmten Richter durch die
von Hypereides wider dieselben errungenen Erfolge nur angenehm
berührt werden konnten. Dem Polyeuktos aber, welchem er als
der überlegene und auch wohl ältere Staatsmann gegenübertritt,
gesteht er gleichwohl die Befähigung bereitwillig zu‘); der Tadel
gegen den Missbrauch derselben ist gelind und urban, wenn auch
gelegentlich nicht ohne Ernst und Nachdruck und mit gebührender
Blossstellung eines sykophantischen Verfahrens?), und alle nicht
1) καθ᾽ Bcov ἐδυνάμην ἐβοήθητα, Eux. 88, 21. 3) Hermog. p. 371f.
Sp. 8) Col. 38f. 4) 37, 22: ἐπείπερ προήρηςαι πολιτεύεςθαι, καὶ νὴ
Δία καὶ düvacaı, vgl. 27, 88: 5) Vgl. 81, 18f.; 40f., bes. 41, 386: καὶ
τὸ πάντων δεινότατον τῶν ἐν τῷ λόγῳ λετομένων ὑπὸ «οὔ, ὃ cd ᾧου λαν-
θάνειν ὧν ἕνεκα λέγεις, od λανθάνων, ὁπότε παραφθέγγοιο ἐν τῷ λόγῳ πολ-
λάκις, ὡς πλούειός ἐςτιν Εὐξ. κτέ.
46 Hypereides. Gesammtcharakter der Form.
zur Sache gehörigen Persönlichkeiten sind vermieden. Polyeuktos
war allerdings, als Freund des Lykurg, eine Art Parteigenosse
und schon darum zu schonen; wo die Persönlichkeit von anderer
Art und zur Schonung kein Grund war, hat es Hypereides an
scharfen Angriffen nicht fehlen lassen. Der oben genannte
Ariston, einer der Ankläger des Lykophron, wird als Sykophant
von Beruf dem Gelächter und dem Hasse preisgegeben: das mit
seiner Sykophantie verdiente Geld gebe er einem Theomnestos,
der dafür Sklaven einhandle und jenem für den Kopf täglich
einen Obol zahle, also ihn wie einen Räuber in Kost und Lohn
habe.') Hier spricht ein bedrängter Privatmann; aber auch des
Redners eigne Angriffe auf Demades geben dem Plutarch Aerger-
niss, der sie mit Demosthenes’ und Aischines’ Schmähungen gegen-
einander zusammenstellt.‘) Doch hat Hypereides selbst das
Schimpfen für das grösste Zeichen von Mangel an Bildung er-
klärt?), und in der Rede gegen Demosthenes ist bei aller Bitter-
keit und Schonungslosigkeit der Angriffe doch nie eine Verletzung
des guten Tons, weder in der Art von Aischines’ giftigen Aus-
fällen noch von Deinarch’s plumpen Schimpfreden, sondern er
bewahrt Haltung und Würde eines Staatsmanns und zieht auch
Demosthenes’ Privatleben nie herein. Wenn wir nun aber in
dieser Rede grosse Kraft und Leidenschaft erwarten, so wird
diese Erwartung nicht ganz gerechtfertigt. Der Eingang scheint
genau so zwanglos wie in der Euxenippea gewesen zu sein: „ich
meinerseits muss mich wundern, dass mit Demosthenes allein so
viele Umstände gemacht werden, wo doch durch Gesetze und
Volksbeschlüsse seine Sache längst entschieden ist“4), und dies
zwanglos eingeleitete Thema des ersten Theils wird sodann zwar
recht fein und geistreich, aber nicht im mindesten kräftig und
1) Lyk. ὁ. I. 3) Plut. Mor. 810D: αἱ δὲ λοιδορίαι τοῖς πολιτικοῖς
ἥκιςτα πρέπουειν. ὅρα δὲ τὰ πρὸς Αἰεχίνην ὑπὸ Δημ. εἰρημένα, καὶ τὰ πρὸς
ποῦτον ὑπ᾽ Αἰεχίνου, καὶ πάλιν ἃ πρὸς Δημάδην εἶπεν Ὑ., εἰ ζόλων ἂν
εἶπεν ἢ ἸΤερικλῆς ἢ Λυκοῦργος ὁ Λακεδαιμόνιο, 8) Dionys. Antioch. ep.
79 (Hercher Epistologr. p. 273): ὁ Γλαυκίππου δὲ πάντων ἀπαιδευτότατον
ἔφη τὸ λοιδορεῖν (nachgewiesen von T(ournier) Rev. de philol. I, 308. 4)
᾿Αλλ᾽ ἐγὼ ὦ ἄ. δ... θαυμάζω .. εἰ νὴ Δία κατὰ Anpochevovc μόνου τῶν ἐν
τῇ πόλει κτέ., col. 27 vgl. fig. Ε. Υ͂ (8. 19).
Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 41
redegewaltig ausgeführt. Ernster und schwungvoller wird die
Rede nachher, und an einer Stelle, wo er den ihm gemachten
Vorwurf des Treubruchs auf Demosthenes zurückschleudert, sogar
leidenschaftlich und mächtig"); sonst aber, auch wo er am
ernstesten spricht und am meisten Eindruck macht, ist es doch
vielmehr das Ethos als das Pathos wodurch er wirkt. So wo
er nach Schilderung der treuen Anhänglichkeit, die das Volk
dem Demosthenes bewiesen, fortfährt: „da sich nun also das Volk
gegen uns gezeigt, sollten wir nicht billig in allem ihm zu
Diensten sein und wenn nöthig auch für dasselbe sterben ?“®) Auch
im Epilog, obschon hier unter anderem an die Gräber der Ahnen
erinnert wird®), ist der Grundcharakter dennoch kein anderer.
Jene Vergleichung, mit der er das Mitleid zurückweist: „der An-
geklagte würde mit Unrecht jammern, gleichwie die Seeräuber,
die auf der Folter weinen und klagen, da es ihnen doch freige-
standen hätte das Fahrzeug gar nicht zu besteigen“t), ist bei
aller Bitterkeit doch mehr auf das Lächeln der Zuhörer als auf
Erregung ihres Zornes berechnet, indem ein anschauliches Bild
aus dem gemeinen Leben, welches auf den vorliegenden tragischen
Fall augenscheinlich passt, ihnen vorgeführt wird. Oder er hält
dem Demosthenes höhnend vor, wie er jetzt auf niemandes Hülfe
Anspruch machen könne: „willst du etwa die Jüngeren zum
Beistand aufrufen, die du in deinem Uebermuth schmähtest und
Helden im Weinsaufen (ἀκρατοκώθωνας) nanntest?“5) Wirksam
ist auch dies, um das Mitleid auszuschliessen; aber es ist das
die von Dionysios dem Hypereides zugeschriebene Art von Rede-
gewalt, welche bei scheinbarer Einfachheit besteht.°) Wie er den
Polyeuktos in der andern Rede mit wohlwollender Miene und
1) Col. 18, 8. ο. 8. 18. 2) 0. 34. 8) 82, 19. 4) ὁ. 88, 18f:
οὗτος δ᾽ ἂν ὀδυρόμενος οὐ δίκαια ποιήςειεν, ὥςπερ καὶ οἱ Ancral ol ἐπὶ τοῦ
τροχοῦ κλαίοντες, ἐξὸν αὐτοῖς μὴ ἐμβαίνειν εἰς τὸ πλοῖον. οὕτω δὴ καὶ Δ.
τί προςῆκον κλαιήςει; ἐξῆν γὰρ αὐτῷ μὴ λαμβάνειν.... δ) Frg. b. Priseian.
XVII ο. 36, 8. 17. 6) Dionys, Vet. Cens. V, 6: δοκῶν ἁπλοῦς, οὐκ
ἀπήλλακται δεινότητος. Hermogenes p. 411 findet ihn hierin dem Lys. Isaios
Dem. nachstehend: δεινότης δ᾽ ἡ κατὰ μέθοδον Zcrı μὲν καὶ παρὰ mäcı τοῖς
ἄλλοις ῥήτορειν καὶ παρὰ τούτῳ, ἔλαττον δ᾽ ἢ κατὰ τὴν παρὰ τῷ Λυκίᾳ τε
καὶ Ἰκαίῳ, καὶ ἔτι τῷ — Δημοτθένει,
48 Hypereides. Gesammtcharakter der Form.
mit grösster Mässigung der Angriffe doch völlig in den Augen
der Richter zu Schanden macht!), so zieht er auch den Demo-
sthenes von seiner Höhe herunter und lehrt durch sein Beispiel
die Richter, denselben, wenn nicht mit Hass und Zorn, so doch
ohne Schonung zu behandeln. Dionysios fügt hinzu, dass
Hypereides selten es verstehe eine Sache zu steigern?), und damit
und mit der ganzen Art des Redners, wie wir sie kennen, steht
völlig im Einklang die Notiz des Biographen, dass er ohne Aktion
gesprochen habe.) Wir müssten dasselbe auch ohne positive
Nachricht annehmen; denn für diese Reden passt nur ein
familiärer Ton und eine graziös nachlässige Haltung, dagegen
weder Demosthenes’ Leidenschaftlichkeit, noch die Feierlichkeit
des Aischines. Auch im Epitaphios ist wohl Schwung und
Begeisterung, wie dies einer Lobrede zukommt, und auch eine -
gewisse Wärme und Theilnahme des Gemüths, aber doch nirgends
tiefe Ergriffenbeit der Seele. Wenn Hypereides einmal direkt
mit Demosthenes zu wetteifern schien, wie in der Schilderung
der Volksbestürzung zu Athen, so war nach dem Urtheil ein-
sichtiger Rhetoren die Behandlung des letzteren die eingehendere
und vorzüglichere.‘) Was jenen überhaupt ganz besonders von
Demosthenes’ Grossartigkeit entfernt und der Knappheit eines
Lysias nähert, ist der geringe Umfang seiner Reden: die gegen
Demosthenes zum Beispiel hatte allem Anschein nach nicht viel
über ‘die halbe Länge der von Deinarchos in gleicher Sache
geschriebenen.°) Dem Hypereides mangelte, um grosse Stoffe
grossartig und allseitig zu behandeln, zwar nicht der Geist und
1) Sehr gut ist dies geschildert von Girard 8. 153. 2) Dionye. 1.
6.: ὁ δ᾽ Ὑ. εὔςτοχος μέν, «πάνιον δ᾽ αὐξητικός. 3) Plut. 850A: λέγεται
δ᾽ ἄνευ ὑποκρίςεως δημηγορῆςαι, καὶ μόνον διηγεῖτθαι τὰ πραχθέντα, καὶ
τούτοις οὐκ ἐνοχλεῖν τοὺς δικαττάς, wo das der ersten Notiz Hinzugefügte,
abgerissen und unklar wie es ist, eine Verwerthung kaum zulässt. 4)
Theon Prog. II, p. 69 Sp.: καὶ Δημοςθένης δὲ μᾶλλον Ὑπερείδου (ἐξείργα-
craı) τὴν γεγενημένην ᾿Αθηναίοις ταραχήν, ὅτε ἧκεν Ecmepac κτέ., von den
Neueren mit Recht auf die R. gegen Aristogeiton bezogen. Vgl. p. 70:
ἔςτι δὲ καὶ --- ὅλους λόγους ἀλλήλοις ἀντιπαραβάλλειν «κοποῦντα τὸ ἄμεινον
ἐξειργαςμένον, οἷον Δημοεθένους πρὸς τοὺς Ὑπερείδου. 5) ΤΤ. ὕψ. ο. 84: τό γέ
τοι περὶ Φρύνης --- λογίδιον. Doch hat es auch Berechtigung, wenn ihn Plinius
(Ep. I, 20, 4) in dieser Hinsicht mit Demosth. zu Lysias in Gegensatz atellt.
Hypereides, Behandlung und Anordnung der Sachen. 49
die Erfindungsgabe, wohl aber jener Schwung und jene Ergriffen-
heit, welche in den Gegenstand eindringen macht und ein rasches
Abspringen nicht zulässt; seine Art ist mehr oberflächlich und
darum, wie Dion der Rhetor βαρὺ"), fasslicher als die demo-
sthenische, und wiederum war er zu gesund und naturwüchsig,
um, wie Aischines und Deinarchos, seine Beredsamkeit mit einer
grossartigeren Form zu umkleiden, als wie sie auf dieselbe passte.
Somit hat er zwar nicht auf die erste Stelle, gewiss aber auf die
nächste nach. Demosthenes wenigstens unter den Zeitgenossen
den bestbegründeten Anspruch: es sind so viele und so ein-
nehmende Vorzüge bei ihm, die vorhandenen Mängel sind so
wenig merklich, die störenden Fehler so unbedeutend, dass er
dem Aischines unbedingt voranzustellen ist, und Lykurgos gar
nicht wetteifern kann.?)
Und doch ist ein grosser Theil von Hypereides’ Vorzügen
bisher noch gar nicht erwähnt, diejenigen nämlich, die in der Be-
handlung und Anordnung der Sachen beruhen, in welchem
Stücke ihm Dionysios ganz besondres Lob zuerkennt. Gleichwie
er, sagt derselbe, durch den Schmuck des Ausdrucks den Lysias
übertroffen hat, so übertrifft er alle in der Schlauheit der Be-
handlung.°) Insbesondere lobt der Rhetor, dass er beständig die
eigentliche Frage im Auge behalte‘), und ferner die Geschick-
lichkeit in mannichfacher Anlage und Disposition. Auf künstliche
Weise bahne er sich den Weg durch vorbereitende Erörterungen,
die er vor der Erzählung einschiebe (ἔφοδοι); die Erzählung selbst
sei knapp und wohlbemessen, und er erzähle bald in natur-
gemässer Folge, bald auch indem er beim Letzten beginne und
1) Dion XVII, 11: τούτων γὰρ (des H. und Aesch.) ἁπλούςτεραί re
al δυνάμεις καὶ εὐληπτότεραι αἱ xarackeval, καὶ τὸ κάλλος τῶν ὀνομάτων
οὐδὲν ἐκείνων λειπόμενον. 2) Vgl. Schäfer Dem. a. 8. Z. II, 808; Girard
8. 1378. 3) Dionys. Vet, Cens. V, 6: τῇ μὲν τῆς Ppdcewc καταςκευῇ
Λυείαν ὑπερηρκώς, τῇ δὲ τῆς... (etwa οἰκονομίας) πανουργίᾳ πάντας. Vgl.
de Din. 5: τοῦ Ὑπερείδου (χαρακτῆρος) ταῖς τε οἰκονομίαις ἀκριβεετέρου καὶ
ταῖς Karackevoic γενναιοτέρου πως ὄντος τῶν Λυειακῶν. 4) Vet. Cena.:
ἔτι δὲ τοῦ κρινομένου διαπαντὸς ἔχεται, καὶ ταῖς ἀνάγκαις τοῦ πράγματος
πέφυκε (verdorben), καὶ ευνέτει πολλῇ κεχορήγηται. Din. c. 7 unter den
Kennzeichen des H.: τῶν πραγμάτων τὸ εὔκαιρον.
ΒΙκ 88, attische Beredsamkeit, IIT, 2. 4
50 Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen.
nun zum Ersten rückwärts gehe; der Beweis werde nicht nur
wie bei Lysias in Enthymemen geführt, sondern auch breiter in
grossen Epicheiremen.!) Eine derartige künstliche Disposition
hebt Dionysios auch an Isaios im Gegensatze zu Lysias hervor.?)
Leider können wir, da der Epitaphios seine besondern Kunst-
gesetze hat, sonst aber nur eine Rede vollständig vorliegt,
weder alles von dem Rhetor Bemerkte belegen, noch selbst viel
hinzufügen. Die &podoc indes findet oder fand sich in allen drei
Gerichtsreden, und auch von Epicheiremen haben wir Beispiele,
wo der Redner entweder einen allgemeinen Satz voranstellt und
daraus für den vorliegenden Fall die Schlüsse zieht, oder die
einzelnen Momente, aus denen sich das Resultat ergibt, erst
gesondert vorführt und dann zu seinem Schlusse zusammenfasst.
In der Rede für Lykophron will er aus dem vergangenen Leben
des Angeklagten die Beschuldigung des Ehebruchs widerlegen®);
statt nun einfach ihn sagen zu lassen: „wiewohl ich 50 Jahre
alt bin, hat mich niemand bisher so bezichtigt, und diesem
Laster ergibt man sich nicht erst als älterer Mann“, schickt er
einen allgemeinen Satz voraus: „bei Verbrechen, die in jedem
Lebensalter begangen werden können, muss man die besondre
vorliegende Anklage prüfen; dass aber jemand Ehebruch treibe
von funfzig Jahren ab, ist nicht anzunehmen, sondern entweder
ist er vorlängst ein Ehebrecher gewesen, oder die Beschuldigung
ist falsch“. Nun die Anwendung: „ich nun bin niemals irgend
einer schimpflichen Handlung bezichtigt worden u. 8. f.“, also
gleich verallgemeinert und in eine Schilderung seiner ganzen
Vergangenheit übergehend. — Ein Auseinanderlegen der einzelnen
thatsächlichen Momente ist z. Bsp. in jener Stelle der Rede gegen
Demosthenes‘): „was hier Rechtens ist,“ sagt der Redner, „liegt
ganz klar vor. Denn wie in Privatprozessen vieles durch frei-
1) Vet. Cens.: τούτου ζηλωτέον μάλιςτα τῶν dınyhcewv τὸ λεπτὸν καὶ
εὐμμετρον, ἔτι δὲ καὶ τὰς ἐφόδους, (αἷς) ἐπὶ τὰ πράγματα βαδίζει. Din. 6:
ὁ δὲ Ὑ. κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων ἡττᾶται Λυκίου, κατὰ δὲ τὸν
πραγματικὸν τόπον διαφέρει. διηγεῖται δὲ πολλαχῶς, ποτὲ μὲν κατὰ φύειν,
ποτὲ δὲ ἀπὸ τοῦ τέλους ἐπὶ τὴν ἀρχὴν πορευόμενος" πιςτοῦται δ᾽ οὐ κατ᾽
ἐνθύμημα μόνον, ἀλλὰ καὶ κατ᾽ ἐπιχείρημα πλατύνων. 2) Isae. c. 8, 8.
ΤᾺ]. II 8. 485 ff, 8) Lyk. col. 12. 4) Dem. ὁ. 28.
Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen. 51
williges Anerbieten (mpöxAncıc) entschieden wird, so ist auch
diese Sache schon entschieden. Das Volk hatte den D. beschul-
digt, Geld genommen zu haben. Er leugnete und stellte ein
Anerbieten, indem er die Sache dem Urtheil des Areopags über-
trug“. Das Weitere fehlt, lässt sich aber leicht hinzudenken.
Verwandte Stellen der Euxenippea, wo die Handlung des An-
geklagten und wiederum das gerichtlich verurtheilte Psephisma
des Polyeuktos mit Auseinanderlegung des Einzelnen geprüft
wird, laufen in sehr geschickt gefasste Dilemmen aus.') Ein
᾿ Epicheirem findet sich auch im Epiloge dieser Rede: „Polyeuktos
hat den Euxenippos angeklagt, dass er nicht zum Besten des
Volkes rede, indem er sich von den Gegnern des Volkes be-
stechen lasse. Wenn er nun damit auswärtige Gegner meinte,
so könnte er sagen, dass man sich an das Werkzeug halten
müsse, weil man jene nicht in der Gewalt habe. Nun aber sagt
er, dass es Athener seien, von denen er sich habe bestechen
lassen. Warum also wendet er sich nicht wider die Gegner des
Volkes selbst, sondern macht dem Euxenippos zu schaffen?“?)
Minder kunstvoll, aber mit gleichem Gedanken, könnte es heissen:
„Polyeuktos müsste sich an die Gegner des Volkes selber halten,
die er ja in der Stadt voraussetzt und die also nicht etwa, wie
es auswärtige Feinde wären, ihm unerreichbar sind; dass er nun
dies nicht gethan, beweist, dass er selbst an die Sache nicht
glaubt“. Aber wieviel schlagender und eindringlicher kommit bei
Hypereides nach den Prämissen, welche aufmerksam machen,
spannen, den Hörer das Ganze mitdenken lassen, die Folgerung
am Schluss! Die gelungenste Schlussfolgerung der Rede ist aber
jene, womit er dem Ankläger das Unmotivirte seiner Anklage zu
Gemüthe führt: „wärest du damals freigesprochen, so hätte
Euxenippos nicht gelogen (statt: du würdest ihn nicht verfolgt
haben); da es sich aber so getroffen hat, dass du verurtheilt
wurdest, so muss nun Euxenippos sterben?“®) — So ist denn
Hypereides in diesem Stücke allerdings dem Lysias weit über-
1) Eux. 27, 19#.; 29, 68. 2) Eux. 47, 18. 8) Eux. 30, 22; vgl.
darüber Schneidewin Ausg. 3. XVI: quo non extat illustrius exemplum
sarcasmi. B
4*
52 Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen.
legen, mag man seine grössere logische Durchbildung nun auf
Isokrates’ Unterricht, oder auf den des Platon, oder auf den
allgemeinen Fortschritt der Zeit zurückführen. Weit höher als
jener steht er auch durch die einheitliche Composition der Reden,
durch die Glätte und überaus gewandte Leichtigkeit der Ueber-
gänge"), durch das wohlbemessene Verhältniss, in dem alle Theile
der Rede zu einander stehen.?) Belege sind alsbald bei der Be-
sprechung der einzelnen Reden zu geben, ebenso auch für die
Art, wie er die einzelnen Redetheile behandelt. Hier führe ich
noch die ebenso neue als wirksame Form der Recapitulation an,
die er in der Rede gegen Demades, in Sachen des Olynthiers
Euthykrates, gebrauchte.) „Was Demades,“ sagte er, „vor-
gebracht hat, enthält nicht die wahren Gründe für die Proxenie;
ich aber will, wenn er (Euthykrates) ja euer Proxenos werden
soll, ein Dekret vorlegen mit Angabe dessen, warum er diese
Ehre empfängt“. Nun liess er ein förmliches Psephisma ver-
lesen: „es sei beschlossen, dass er Proxenos werde, weil er das
Interesse des Philippos mit Wort und That vertritt, weil er als
Reiterbefehlshaber die Reiter der Olynthier an Philippos verrieth,
weil er durch diese Handlung Urheber des Verderbens der Chal-
kidier wurde“ und so weiter; alles was er dem Euthykrates in
der ganzen Rede zur Last gelegt hatte, kam so hier am Schluss
noch einmal vor. Anders in der Rede für die Söhne des Lykurg:
die recapitulirende Aufzählung der Verdienste des verstorbenen
Vaters wurde den an seinem Grabe Vorübergehenden in den
1) Unvermittelt ist allerdings der Uebergang L. 8, 88: 2) Girard
p. 168: un plaidoyer de Lys., ce n'est la plupart du temps qu’une suite
de morceaux bien faite et, pour ainsi dire, isoles,entre eux, tant il semble
peu se preoccuper de les unir par des transitions. Il n’en persuadait pas
moins, et cette absence apparente de combinaison artificielle pouvait m&me
ΤῪ aider. Mais il y a dans H. un art plus savant et des effets d’ensemble
qui sont d’un ordre sup6rieur. Das Weitere, speziell über die R. f. Euxenip-
pos handelnd, ist unten noch anzuführen. 3) Frg. 79 (80) bei Apeines
Rhet. Sp. I, p. 388: ἔτι δὲ dvanvncopev διὰ ψηφίεματος elcpopäc, ὡς ὁ
Ὑ. -- —. διὰ τούτων κεφαλαιωδῶς ἀναμιμνήςκει τῶν παρ᾽ ὅλην τὴν Kar-
nroplav εἰρημένων ὑπ᾽ αὐτοῦ. Vgl. p. 886: ἔνιοι μὲν οὖν ἐπὶ τέλους εἰεὶν
αὐτῇ (τῇ ἀνακεφ.) κεχρημένοι, ὡς καὶ ἐν τῇ κατηγορίᾳ τῇ Δημάδου ἐποίηςεν
ὁ Ὑ.
Hypereides. Originalität. 53
Mund gelegt.') Und so wird gewiss Hypereides in seinen ver-
schiedenen Reden sehr mannichfaltig in Bezug auf den Eingang,
den Schluss, überhaupt die gesammte Anlage gewesen sein; mit
Fleiss freilich variirte er nicht, und daher die starken Aehnlich-
keiten im Bau der vorhandenen Reden, wodurch natürlich die
Trefflichkeit einer jeden nicht im mindesten beeinträchtigt wird.
Bezüglich der Erfindung, des andern Theiles des πραγματι-
κὸν μέρος, ist noch die-Originalität des Redners kurz zu er-
örtern. Porphyrios gibt ihm Schuld, dass er in der Rede gegen
Diondas, über die Bekränzung des Demosthenes, und in der über
die Ehren des Eubulos den Demosthenes ausgeschrieben habe?);
für jene Rede bot die Leptinea einigen Stoff, für diese die Ari-
stokratea.°) Im Epitaphios ist an einer Stelle, wo der Redner
die hier Gepriesenen über die Streiter vor Troja erhebt, die Ent-
lehnung aus Isokrates’ Euagoras augenscheinlich‘); die Be-
rührungen mit dem pseudolysianischen Epitaphios, mit Lykurg°),
mit der platonischen Apologie®) sind entweder zufällig oder doch
mehr oberflächlich. Dagegen zeigen die Reden für Euxenippos
und für Lykophron, dass Hypereides so wenig wie Demosthenes
und andre Redner Bedenken trug, sich selbst zu wiederholen,
wiewohl eine wörtliche Uebereinstimmung längerer Stellen, die
man auf ausgearbeitete Gemeinplätze, oder auf Ausschreiben aus
der einen Rede in die andre zurückzuführen hätte, allerdings
nicht vorkommt.?)
1) Frg. 121 (189), bei Apsines p. 381. 2) Euseb. P. E. X, 3 p. 466
ed. Viger.: μηνύω καὐτὸς Y. τὸν καλὸν, πολλὰ παρὰ Δημ. κεκλοφότα, Ev
τε τῷ πρὸς Διώνδαν λόγῳ κἀν τῷ περὶ τ. Εὐβ. δωρεῶν. 8) Lept. 106—
115; Aristokr. 1968. 4) Epit. ο. 18: οἱ μὲν μετὰ πάτης τῆς Ἑλλάδος μίαν
πόλιν εἷλον, ὁ δὲ μετὰ τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος μόνης (nicht ganz zutreffend!)
πᾶςαν τὴν τῆς Εὐρώπης καὶ τῆς "Aclac äpxoucav δύναμιν ἐταπείνωτεν. ---
Isokr. Euag. 65: οἱ μὲν Τὰρ μεθ᾽ Amdenc τῆς Ἑ. Τροίαν μόνην εἷλον, ὁ δὲ
μίαν πόλιν ἔχων πρὸς ämacav τὴν ᾿Αείαν ἐπολέμητεν. Weniger nahe steht
Paneg. 88. 6) C. 4, 11 (τοῖς δὲ ἰδίοις κινδύνοις κα]! δαπάναις κοινὴν
ἄδει]αν τοῖς Ἕλληςι παραςκευάζουςα), vgl. Lykurg. $ 104. — C. 10, 19 (διὰ
τὴν ἰδίαν ἀρετὴν τὴν κοινὴν ἐλευθερίαν τοῖς Ἕλληειν ἐβεβαίωςαν), vgl. [Lys.]
Epit. 44. 6) Vgl. oben 8. 8, 4, und unten zu cool. 18, 10. 7) Vgl.
Lykophr. fr. 1, 6ff, mit Eux. 41, 12ff.; Lykophr. 8, 20—9, 11 mit Eux.
25, 5 — Ende.
54 Hypereides. Rede für Euxenippos.
Bei der nun folgenden Besprechung der einzelnen Reden be-
ginnen wir mit der allein vollständig erhaltenen, der Verthei-
digung für Euzenippos gegen Polyeuktos’ Eisangelie
(ὑπὲρ Εὐξενίππου εἰςαγγελίας ἀπολογία πρὸς TToAbeuktov)'), deren
Rechtsfall in Kürze dieser ist. Das Gemeinland des von Phi-
lippos nach der Schlacht von Chaironeia den Athenern über-
wiesenen Oropos war unter die zehn Phylen so vertheilt worden,
dass von den fünf in Frage kommenden Hügeln (Berghalden)
je zwei Phylen zusammen einen erhielten. Wegen des der Aka-
mantis und der Hippothontis zugefallenen Hügels erhob sich
einige Zeit darauf das Bedenken, dass derselbe heiliges Land,
nämlich dem Amphiaraos zugehörig sei), und das Volk beauf-
tragte nebst zwei Andern den Euxenippos, einen begüterten,
schon älteren Mann, der sich übrigens mit Politik nie befasst
hatte®), vom Amphiaraos durch Incubation in seinem Tempel ein
Orakel über die Sache einzuholen. Die Antwort in dem Traume,
den Euxenippos hatte oder doch meldete, war den beiden Phylen-
nicht ungünstig.‘) Gleichwohl stellte Polyeuktos der Kydantide,
1) So die Ueber- und Unterschrift der Rede und desgl. das Inhaltever-
zeichniss des Pap., s. Hermes X, 8.24. 2) Ὡς πρότερον τοὺς ὁριςτὰς
ποὺς πεντήκοντα ἐξελόντας αὐτὸ τῷ θεῷ καὶ ἀφορίςαντας, wie es in Poly-
euktos’ Psephisma hiess, col. 29. Wahrscheinlich sollte dies vor langer
Zeit einmal geschehen sein, indem die Athener Or. ja auch früher in Besitz
gehabt hatten; denn waren diese öpıcrai erst 338 thätig gewesen, so konnte
weder zweifelhaft sein, was sie entschieden hatten (A. Schäfer J. J. 68,
8. 30), noch Pol. fälschlich vorgeben, dass sie das Land dem Gotte ge-
weiht (Comparetti Einleit. p. 35), noch eine wirklich von den öpıcrat ge-
schehene, vom Volke aber unberücksichtigt gelassene Widmung (Sauppe
Gött. Gel. Anz. 1870 5, 288) erst nach so langer Zeit die religiösen Be-
denken eines Lykurg erregen. 8) ἰδιώτης, πρεςβύτερος, col. 27, 9;
πλούειος, 42, 4. 4) So Comparetti nach Preller, Sächs. Gesellsch. ἃ.
Wiss, VI (1864) p. 207f., ebenso Laves Progr. Lyck 1864, Sanppe 1. c.,
gegen Schneidewin und A. Schäfer, nach denen das Orakel den Phylen ent-
gegen war. Hyp., der den Traum für wahr halten muss, sagt von P.'s
Psephisma (col. 28, 25): ψ. — ἔγραψας κατὰ δυοῖν φυλαῖν --- ἀδικώτατον,
d. h. zu ungerechter Benachtheiligung zweier Phylen, ist also der Ansicht,
dass das fragliche Land nicht heilig sei; demnach konnte der Traum nicht
das Gegentheil besagen. -Compar. 8,42 beruft sich auch auf 28, 10: el δὲ,
ὥςπερ νυνὶ λέγεις, ἡγοῦ αὐτὸν καταψεύςαςθαι τοῦ θεοῦ, somit konnte das
Pseph. mit dem Traume nicht wohl übereinstimmen; freilich liegt auch
Hypereides. Rede für Euxenippos. 55
ein jüngerer Politiker, der mit Lykurg mehr oder weniger
befreundet war, von Hypereides aber in seinen vielen Händeln
bald Unterstützung bald Opposition erfuhr‘), einen Antrag beim
Volke, dass die Phylen ihren Antheil an den Gott abgeben, aber
von den andern acht entschädigt werden sollten. Der Antrag fiel
vor Gericht, und Polyeuktos wurde zu 25 Drachmen Geldstrafe
verurtheilt, indem, wie man vermuthen kann, das Ansehen des
Lykurgos, der jenem wohl schon hier zur Seite stand, zwar den
Antrag gegenüber dem Interesse eines so grossen Theils der
Bürgerschaft nicht zu halten, wohl aber die Strafe auf ein Mini-
mum zu beschränken vermochte. Nun belangte Polyeuktos den
Euxenippos, auf dessen Traum sich jedenfalls die Gegner des
Antrags mit gestützt hatten, vermittelst einer Eisangelie, weil er
nicht dem Volke zum Besten rede, bestochen von den Wider-
sachern des Volks, nämlich weil er, von den interessirten Phylen
bestochen, das Traumgesicht erlogen habe. Der Ankläger be-
diente sich der Formel des über die Eisangelien bestimmenden
Gesetzes, freilich mit Unterdrückung des Zusatzes „als Redner“
(ἐάν τις — ῥήτωρ ὧν μὴ λέτῃ τὰ Apıcra τῷ δήμῳ τῷ "AB. Kre.);
Hypereides hält ihm mit vollem Rechte entgegen, dass auf einen
Privatmann wie Euxenippos das Gesetz gar keine Anwendung
finde.?) Aber nicht minder formwidrig ist die Eisangelie gegen
Lykophron, der als Ehebrecher der xaräAucıc τοῦ δήμου be-
schuldigt wurde, und ebenso die des Lykurg gegen Leokrates,
wo der Ankläger das Verlassen der Stadt in Noth und Gefahr
darin, dass P. erst jetzt mit der Behauptung, dass E. gelogen, hervortrat,
und der Traum kann darnach auch nicht geradezu befohlen haben, das
Land den Phylen zu belassen. TIpöc τὸ ἐνύπνιον 28, 17 ist daher weder
„gegen“ noch „gemäss dem Traume“, sondern „auf den Traum hin“; H.
wirft dem P. vor, dass er es bei diesem einen Orakel sein Bewenden
haben liess, und nicht in Delphi ein sichereres einholte. 1) Dass dieser
P. nicht der Sphettier ist, hat Schneidewin aus 26, 5, wonach er zur
aigeischen Phyle gehörte, erwiesen; dass der P. der Rede πρὸς TToA. der
Kydantide ist, scheint aus Harp. v. Kud. hervorzugehen. Comparetti 8, 58
macht indes geltend, dass wir aus den Seeurkunden auch einen TT. Καλλι-
κράτους Ἑετιαιόθεν kennen, der der gleichen Phyle angehörte. — Ueber
H.'s Verhältniss zu ihm orr. XLVII—XLIX, Eux. c. 26. 2) 8. 0. 47
39. 22.
56 Hypereides. Rede für Euxenippos.
unter die Formel desselben Gesetzes zwängt: ἐάν τις πόλιν τινὰ
προδῷ ἢ ναῦς ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν crparıdv. Der strenge Lykurg,
der auch den Lykophron mit anklagte und gegen Euxenippos
vor Gericht auftrat‘), interpretirte in allen diesen Fällen das
Gesetz mehr nach dem Geiste als nach dem Buchstaben, und
mehr nach seinem eignen Geiste als nach dem des Gesetzes.
Seinem religiösen Sinne erschien die Rückgabe an den Gott als
unbedingte Pflicht, und die Handlungsweise des Euxenippos, der
wohl nicht ganz gewissenhaft geträumt hatte, als jener strengsten
Strafe würdig, die das Gesetz über die Eisangelie vorschrieb,
nämlich der Todesstrafe mit Hinauswerfung des Leichnams über
die Grenze. Hypereides’ Denkungsart war eine ganz andere; was
und wer bei den Richtern überwogen hat, wissen wir nicht. Die
Rede fällt nach dem Tode des Alexandros von Epeiros (330), und
vor jenem des Lykurg (324), also in die letzte Zeit des Hypereides.?)
Da Hypereides, welcher persönlich des unberedten Euzxenippos’
Sache führte, nach einem andern Vertheidiger mit einer Deutero-
logie auftritt?), so war ein förmliches und ausgeführtes Pro-
oemium nicht nöthig, und dieser Theil enthält daher lediglich
eine Verkleinerung oder auch Verspottung (diacupnöc) des Recht-
falls, analog der Steigerung in dem Prooemium eines Anklägers.*)
Der Anfang selbst: ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ &. d., ὅπερ καὶ πρὸς τοὺς παρα-
καθημένους ἀρτίως ἔλεγον, θαυμάζω κτέ., hat durchaus den
Schein des Improvisirten: was dem Redner sich im Moment
vorher aufgedrängt hatte, damit beginnt er. Aus dem Prooemium
leitet er glatt über zum ersten Theil, einer ἔφοδος oder προ-
xarackeuf, über die Ungesetzlichkeit der Klagform und zweitens
1) 0.26, 18. 3) Comparetti 8. 59, 8. col. 386—37, wonach Olym-
pias als Herrin des molossischen Landes sich darüber beschwerte, dass die
Athener das Cultusbild der Dione in Dodona neu ausgeschmückt hatten.
3) So alle Neueren ausser Comparetti (8. 53#.). Die Worte 28, 19: ὅπερ
ὁ πρότερος ἐμοῦ λέγων εἶπεν, lassen keine andere Erklärung zu, und wenn
Comp. darauf Gewicht legt, dass in der Rede nur auf die Anklage des Pol.,
nicht auf Lykurg’s Deuterologie Bezug genommen wird, so bleibt doch diese
Schwierigkeit auch bei seiner Annahme, da bei öffentlichen Prozessen, wie
er selbst anführt, erst nach abgeschlossener Anklage die Vertheidigung
folgte. 4) C. 18—20, 2.
Hypereides. Rede für Enxenippos 57
über die sonstige Unbilligkeit des Anklägers, welcher den An-
geklagten auch des allgemeinen Rechtes der Aufrufung von Für-
sprechern zu berauben gesucht hat.!) Nun schliesst sich, mit
geschicktem Uebergang mittelst einer Hypophora, die eigent-
liche Beweisführung an, d. h. nicht etwa ein Nachweis von
Euxenippos’ Wahrhaftigkeit und Unschuld, sondern von Polyeuktos’
Verkehrtheit, welcher, statt seine Zweifel über den Traum durch
Erkundigung in Delphi aufzuklären, gleich einen Volksbeschluss
beantragte, und diesen in so widerspruchsvoller Fassung, dass
derselbe deswegen, nicht etwa durch Euxenippos’ Schuld, vom
Gerichte cassirt wurde.?) — Der folgende Punkt, durch eine neue
Hypophora angeschlossen, liegt ausserhalb der eigentlichen Sache:
Polyeuktos hatte es dem Euxenippos zum Verbrechen gemacht,
dass er, wohl in irgend welcher amtlichen Eigenschaft, es zuge-
lassen hatte, dass Olympias die Statue der Hygieia mit einer
neuen Schale schmückte. Der Redner ficht auch hier das Ver-
fahren des Anklägers an, der ganz an unrechter Stelle seinen
Patriotismus zeige; ausserdem gehöre Euxenippos keineswegs zu
den doch stadtbekannten Freunden und Schmeichlern der Make-
donier.) Aber auch unpolitisch sei Polyeuktos’ Verfahren; denn
die Beschwerden der Olympias wegen der Ausschmückung des
dodonäischen Tempels durch die Athener müssten ja begründet
erscheinen, wenn die Athener jener das Gleiche in Athen zu
thun verwehren wollten.*) Der letzte Abschnitt vor dem Epiloge,
eine Art παρέκβαεις, entspricht der ἔφοδος: Polyeuktos sollte,
wie Hypereides es selber gethan, die Redner mit Eisangelien zur
Verantwortung ziehen, nicht harmlose Privatleute®); höchst un-
billig ist es auch, dass er seine Rede mit allerhand gar nicht
zur Sache gehörigen Verdächtigungen gefüllt hat, vollends aber
seine versteckten Hinweise auf den Reichthum des Angeklagten,
womit er die Richter in sykophantischer Weise hat ködern
wollen.°) Hypereides parirt hier sehr geschickt durch eine Be-
lobung der athenischen Richter, die ihre grossherzige Gesinnung
1) 20, 3—25, 5 (Gesetz); 25, 627, 14 (Fürsprecher). 2) 27, 14—
31,8. 8) 81, 9—23; 31, 38- 84, 26. 4) 86, 1-37, 17. 6) 37,
11--40, 24, entspr. 18, 6) 40, 34- 42, 22, entepr. Fb.
58 Hypereides. Rede für Euxenippos.
noch kürzlich mehrfach bewiesen hätten, indem sie Sykophantien
gegen reiche Leute und besonders Grubenbesitzer mit Schande
durchfallen liessen, und schliesst, wie beim vorigen Theil, mit
einer Beleuchtung vom Standpunkte des Staatsmanns: nicht durch
Confiskationen, sondern im Gegentheil durch ungestörte Ent-
wiekelung der Industrie würden die Staatseinkünfte gemehrt.') —
Der Epilog enthält zunächst die Bitte, die mit einem neuen,
besonders feinen und kräftigen Argument gestützt wird®); sodann
zweitens, was der Redner noch bestimmter als Schlusswort kenn-
zeichnet, die Aufforderung an die Richter, sich vor der Ab-
stimmung Gesetz, Klagschrift und Richtereid vorlesen zu lassen
und darnach allein zu urtheilen®); endlich eine kurze Apostrophe
an Euxenippos‘), ebenso zwanglos wie es der Eingang ge-
wesen war.
Hypereides’ Rede ist somit nicht sowohl eine Widerlegung
der Anklage, deren Thatsachen bereits von dem andern Für-
sprecher erörtert waren, als gleichsam eine Begutachtung des
Falls und des von Polyeuktos eingehaltenen Verfahrens von
Seiten eines rechtskundigen, erfahrenen und auch in der höheren
Politik bewährten Mannes. Der Ton ist daher stellenweise nicht
ohne Gewicht und Würde, wie da wo der Redner über die syko-
phantischen Klagen spricht), aber doch von Anfang bis zu Ende
ohne jede Leidenschaft. Polyeuktos’ Rede mag in Lykurg’s Art,
voll hochgesteigerten Pathos gewesen sein; Hypereides weiss mit
seiner kühlen und sarkastischen Art jenes Pathos völlig zu
Schanden zu machen. Die Anlage der Rede ist gerundet und
fast symmetrisch, die Uebergänge äusserst glatt; nirgends Ueber-
fülle der Behandlung, sondern zierliche Knappheit im Ganzen wie
in den einzelnen Theilen. So ist denn der Rede von den Neueren
mit Recht einstimmiger Beifall und grosses Lob zu Theil ge-
worden. ®)
1) 42, 22—46, 23. 2) 46, 23—48, 20, vgl. oben 8.51, 2. 3) 48,
20—49, 14. 4) 49, 15-22. 6) 45, 26ff. die Gnome: ἔςτι γὰρ οὐχ
οὗτος Apıeroc πολίτης, ὅετις μικρὰ δοὺς πλείω βλάπτει τὰ κοινά, -- — ἀλλ᾽
ὅτῳ; μέλει καὶ τῶν εἰς τὸν ἔπειτα χρόνον ὠφελίμων τῇ πόλει καὶ τῆς ὁμονοίας
τῶν πολιτῶν καὶ τῆς δόξης τῆς ὑμετέρας. 6) 8. besonders Girard 8. 168f.:
Hypereides. Rede für Lykophron. 59
Lykurgos stand dem Hypereides auch bei der Eisangelie
wider Lykophron gegenüber, für welchen die zweite Rede des
Papyrus: ἀπολογία ὑπὲρ Λυκόφρονος), verfasst ist. Leider
besitzen wir zusammenhängend bloss den zweiten Theil, in dem
Arden’schen Stücke der Handschrift, und von dem ersten Theile,
unter den Harris’schen Fragmenten, drei nicht bedeutende Trümmer,
wozu noch drei kurze Citate bei Pollux kommen.
Der in dem Erhaltenen mehrfach, indes nie mit Namen,
vorkommende „Ankläger“, der die Hauptrede gehalten und die
Eisangelie eingereicht hatte?), ist gewiss nicht, wie man anfäng-
lich annahm, Lykurgos, sondern eher Ariston, über den sich der
Angeklagte im’ Anfange des zusammenhängenden Stückes mit
grosser Bitterkeit auslässt.°) Lykurgos hatte allerdings laut
unsrer Rede in der Volksversammlung, als die Eisangelie einge-
reicht wurde, gegen Lykophron gesprochen‘), und es gab von
ihm zwei Reden κατὰ Λυκόφρονος, von denen also die eine damals
vor dem Volke, die andre vor Gericht gehalten sein wird.°)
Aber die- letztere war nur Synegorie, wie uns ‘denn auch gesagt
wird, dass der Ankläger Fürsprecher aufgerufen habe‘); die Art
tout se tient dans le plaidoyer pour E., et en möme temps la proportion
des developpements est irr£prochable. L’intelligence du sujet, l&-propos
dans Vexpression des id6es, le bonheur des transitions, et en general le
merite d'un agencement ingenienx, nous y trouvons toutes ces qualitde — —
Π εὟ 8 chez lui ni temps d’arrt ni longueurs. L’interet reste constamment
&veille. On croit entendre 18 vive improvisation d’un homme qui est tou-
jours ἃ son aise en parlant et n'a jamais besoin de reprendre haleine.
1) So in der Unterschrift der Rede und-im Inhaltsverzeichniss der Rolle,
falls nicht in letzterem noch etwas hinzugefügt war; die Ueberachrift der
Rede haben wir nicht. Die Alten citiren ὑπὲρ Λυκόφρονος. 3) ὁ κατ-
ἤγορος, ο. 11, 38; 16, 11. 8) 8: meine Ausg. 8. XXXV, und darnach er-
gänzt auch Sauppe in der Recension derselben (Gött. Gel. Anz. 1870 8. 258)
col. 8, 18 οἷον καὶ "Alplerwv] obroc ἐνεχείρηςε ποιεῖν ἐν τῇ κατηγορίᾳ, wo
ich ἀρτίως geschrieben hatte. 4) Ο. 8, 10: ἐμοὶ γὰρ οἱ οἰκεῖοι ἐπέετειλαν
γράψαντες τήν τε εἰςαγγελίαν καὶ τὰς αἰτίας ἃς ἐν τῇ ἐκκληκίᾳ ἠτιάςαντό με,
ὅτε τὴν elcaryeMav ἐδίδοταν, ἐν αἷς ἦν γεγραμμένον ὅτι Λυκοῦργος λέγει κτέ.
5) Anders Meier zu Kiessling’s Lykurg p. ΟΧΧΥ͂Π (und mit ihm Sauppe u.
Schäfer): die zweite Rede sei nach der Schuldigeprechung über das Straf-
mass gehalten. Aber der Prozess ist ἀτίμητος. Vgl. Bochnecke Dem. Lyk.
Hyp. 8. 46#., der selbst die Meinung aufstellt, L. habe die eine R. für
einen Mitkläger verfasst. 6) C. 15, 16.
60 Hypereides. Rede für Lykophron.
und Weise, wie Hypereides dem „Ankläger“ begegnet, passt nicht
zu dem Ansehen und zu der Würde eines Lykurg, und dieser hat
auch in Euxenippos’ Falle sich mit einer Synegorie begnügt.!)
Zusammen mit Ariston (’Apicrwv οὗτος) wird noch ein gewisser
Theomnestos geschmäht.?)
Ueber den Inhalt der Klage lässt sich, bei dem Verluste des
Haupttheils, nur soviel sagen. Der Angeklagte wurde des Ehe-
bruchs mit einer angesehenen Athenerin, der Schwester des
Athleten Dioxippos und jetzigen Frau eines Charippos, be-
zichtigt°); das Verhältniss sollte während der ersten Ehe der-
selben angefangen, und ein nach dem Tode dieses ersten Mannes
geborenes Kind das des Lykophron sein. Der "Ehemann hatte
ein Testament hinterlassen, in welchem für den Fall, dass das
Kind bei der Geburt oder nachher stürbe, über die Erbschaft
verfügt wart), und soviel scheint klar, dass der Streit über die
Erbfolge Anlass zu der Eisangelie wurde. Dieselbe stempelte
das Treiben des Lykophron, der als gewohnheitsmässiger Ehe-
brecher bezeichnet wurde®), als „Umsturz der Verfassung“ (κατά-
Avcıc τοῦ δήμου), weil Umsturz aller Sitten und Gesetze.) Der
Angeklagte befand sich, als die Klage eingereicht wurde, auf
Lemnos, wohin er vor drei Jahren als Hipparch gesandt war;
das Amt war ihm auf ein zweites Jahr verlängert, und er war
freiwillig noch ein drittes dageblieben, um den von den Ein-
wohnern geschuldeten Sold für die Reiter mit mehr Musse und
Bequemlichkeit der Pflichtigen zu erheben.”) Jenes Verhältniss
also, und auch die zweite Verheirathung der Frau, während deren
1) Vgl. 11, 22: τούτῳ μὲν οὖν ἔξεςτιν --- καὶ λέγειν 8, τι ἂν βούληται
καὶ καταψεύδεςθαι, ferner 6. 10. 3) Ο. 3. 8) μοιχεύειν 12, 34; εἰςαγγελίαν
δέδωκας ὑπὲρ ὧν γραφαὶ πρὸς τοὺς θεςμοθέτας ἐκ τῶν νόμων εἰείν 10, 12. —
Diox. 5, 4 vgl. 6, 1; Char. 3, 22; 11, 12. Der frg. 3 mehrfach genannte
Euphemos ist nach 11, 19 der κύριος der Frau (älterer Bruder des Diox.?),
nicht der erste Mann, wie man angenommen. — Hohe Mitgift (1 Talent)
11, 17. 4) Frg. 3 col. H. 87: πῶς οὐκ ἄτοπον, el μέν τι ἔπαθεν τὸ
παιδίον ἢ Yırvönevov ἢ καὶ Ücrepov, ταύταις ταῖς διαθήκαις ἰςχυρίζεςθαι ἂν
αὐτούς. 5) Col. 10, 208. 6) Ο. 10, 6: ἐμὲ μὲν αἰτιᾷ ἐν τῇ εἰςαγγελίᾳ
καταλύειν τὸν δῆμον παραβαίνοντα τοὺς νόμους, vgl. Lykurg gg. Lyk. frg.
70. Ἢ 0. 14 vgl. 8, 10.
Hypereides. Rede für Lykophron. 61
Lykophron in Athen anwesend war, liegt wenigstens an drei
Jahre rückwärts. — Der über 50 Jahre zählende') Angeklagte
hatte früher nie Händel gesucht noch gehabt, dagegen eifrig der
Rosszucht obgelegen; sein Verhalten hatte ihm Kränze und die
Wahl zum Phylarchen und dann zum Hipparchen eingebracht.?) —
Was die Zeit betrifft, so bietet einen Anhalt erstlich die Er-
wähnung des Dioxippos, welcher mit Alexander nach Asien
ging®), drei Jahre vor unsrer Rede aber noch in Athen anwesend
war; sodann aber der wiederholte Hinweis auf die völlige Ge-
fahrlosigkeit einer Eisangelie für den Ankläger, während schon
gleich nach der Schlacht von Chaironeia, wie aus Demosthenes
zu schliessen, in dem Fall, dass dem Ankläger nicht ein Fünftel
der Stimmen zufiel, ihn die Busse von 1000 Drachmen traf,
welche nach Pollux an Stelle der ursprünglichen Straflosigkeit
späterhin eingeführt war.‘) Darnach möchte unsre Rede in die
Zeit des zweiten Krieges mit Philipp gehören.°)
Was aus den beiden Reden des Lykurg erhalten ist, zeigt,
dass derselbe Lykophron’s Verbrechen, ähnlich wie das des
Leokrates, in jeder Weise zu steigern suchte. Es fand sich ein
Gemeinplatz gegen die Ehebrecher: sie seien, hiess es darin,
1) Ο. 12,26. 2) 18f. — Boehnecke's Identifikation dieses Lyk. mit
dem Tyrannen von Pherae hat mit Recht nirgends Zustimmung gefunden.
3) Schneidewin p. 63, vgl. Diod. XVII, 100. 4) εἰςαγγελίαν δέδωκας —
ἵνα — ἀκίνδυνος εἰείης εἰς τὸν ἀγῶνα, c. 10, 16, vgl. 7, 4. — Pollux VII,
52: ὅτι δὲ ὁ εἰςαγγείλας καὶ οὐχ ἑλὼν ἀζήμιος ἦν, Ὑ. ἐν τῷ ὑπὲρ Λυκ.
φηκιν, vgl. 53, wo Pollux aus Theophrastos anführt, dass auch hier die
Busse von 1000 Dr. eintrat, und dann hinzusetzt: ἔοικε δὲ τοῦτο διὰ τοὺς
ῥᾳδίως εἰςαγγέλλοντας Ücrepov προςγεγράφθαι. — Dem. 18, 250: ἐν ταῖς
elcayreMaıc, ὅτ᾽ ἀπεψηφίζεεθέ μου καὶ τὸ μέρος τῶν ψήφων τοῖς διώκουειν
οὐ μετεδίδοτε. — Siehe Hager 8. 684: 5) Hager setzt sie einige Jahre
früher, indem er die Sendung des L. nach Lemnos, die nach meiner An-
sicht nichte aussergewöhnliches war (8. Philol. Anzeiger 1870 8. 143) und ἢ
gar keine Schlüsse auf die Zeit verstattet, gleich nach der Eroberung
Olynths erfolgt sein lässt. Noch früher Schäfer (Jahn's Jahrb. 1853 8. 2881),
aus ähnlichen unsicheren Bestimmungen und weil Theon (Progymn. p. 63
Sp.) angibt, dass Dem. für seine Rede gg. Meidias u. a. τὰ Λυκίου καὶ
Λυκούρτου ἐκ τῶν τῆς ὕβρεως λόγων benutzt habe; es sei also (doch
höchstens nach Theon’s Meinung) der Prozess älter als die Midiana. Vgl.
hiergegen Meier p. OXXVIII; Boehnecke 8. 60.
62 Hypereides. Rede für Lykophron.
schlimmer als die Menschendiebe, die uns nur unsrer Sklaven
berauben, und doch mit dem Tode bestraft werden. Ferner
erinnerte der Redner an das Vergehen des Peisistratiden Hipparchos
und seine Bestrafung; sogar in die Urzeiten Athens scheint er
zurückgegangen zu sein.) Aueh die Eisangelie selbst bezeichnet
Hypereides als sehr tragisch abgefasst.?) Was nun der An-
geklagte solch gewaltiger Anklage entgegensetzte, können wir
bei dem Verluste des Haupttheils und der grössten Masse der
Rede leider wenig würdigen. Im Prooemium beschwor er die
Richter, seine Vertheidigung ruhig und wohlwollend anzuhören.)
Sodann war auch hier eine npoxatackeun oder ἔφοδος: über
die Ungesetzlichkeit der Klagform und die Unbilligkeit des Klägers,
der das Auftreten von Fürsprechern für den Angeklagten hatte
verwehren wollen, also genau wie in der Euxenippea.‘) Von der
Erzählung haben wir keinen Rest, sehr wenig von den Be-
weisen zur eigentlichen Sache); wo das zusammenhängende
Stück beginnt, finden wir den Sprecher schon bei Exkursen und
sekundären Argumenten. Der längere heftige Ausfall gegen
Ariston und Theomnestos beschloss wohl die Abwehr der jetzigen
Anklage); alsdaun kehrt sich der Sprecher wider eine angeb-
lich in der Volksversammlung vorgebrachte Beschuldigung: er
sei, als die Frau dem Charippos zugeführt wurde, dem Braut-
zuge gefolgt und habe sie ermahnt, ihm treu und ihrem Manne
nicht zu Willen zu sein.) Es soll dies Lykurg auf Grund von
Berichten der Angehörigen gesagt haben; der Angeklagte kennt
den Vorgang in der Volksversammlung nur aus Briefen seiner
Verwandten. Nun gibt er eine schlagende Widerlegung dieser
1) Theon Progymn. p. 68 Sp.; Lyk. frg. 68. 61. 63f. 67. 90.10,
20: (ἵνα) ἐξῇ «οἱ τραγῳδίας γράψαι εἰς τὴν elcapr. olacmep νῦν τέγραφας,
8) Frg. I. 4) Fıg. II Anfang, abgeschlossen mit Ζ. Tf.: ἵνα δὲ μὴ πρὸ
τοῦ πράγματος πολλοὺς λόγους Avakıkw, ἐπ᾿ αὐτὴν τὴν ἀπολογίαν πορεύ-
couaı. Vorher hätte seine Stelle das von Pollux IX, 156 erhaltene kl.
Fragment (8. 21 m. Ausg). Die am Schluss von frg. II angekündigte
Bitte an die Richter (ἐκεῖνο maparrncänevoc, mpWrov....) wird sich auf die
Anordnung bezogen haben (vgl. fr. I, 3), also Prothesis gewesen sein. δ)
Frg. II. 6) Col. 1—8, 3. Der Uebergang zum Folgenden ist hier nicht
weiter vermittelt. 7) 3, 4—6, 26.
Hypereides. Rede für Lykophron. 63
Geschichte und führt so den Richtern indirekt zu Gemüthe, dass
auch was ein Lykurg sagt und vertritt, nicht Wahrheit zu sein
braucht, und dass es mit der gesammten jetzigen Anklage nicht
besser bestellt sein möchte.‘) Eine mit Triumph vorgebrachte
Frage: „glaubt ihr, dass so (wie Charippos gehandelt haben soll)
“... der Rasende gehandelt haben könnte oder Margites der
dümmste aller Menschen?“, schliesst diesen Abschnitt und damit
die Beweisführung ab. Nun folgt, entsprechend der προκαταςκευή
und demnach mit ähnlicher Anlage der Rede wie die der
Euxenippea ist, eine allgemeine Ausführung (mapexßacıc): über
die bevorzugte Stellung der Ankläger vor den Angeklagten, über
die hinterlistige Taktik der ersteren, nicht zur Sache gehörige
Verdächtigungen mit einzumischen, über ihr Bestreben, die Für-
sprecher dem Angeklagten zu entziehen und so weiter. Auch die
Ungesetzlichkeit der Klagform kommt wieder vor, und zum Schluss
weiss der Sprecher dem Bombast der Eisangelie, die von den
durch ihn unglücklich gemachten und nun unvermählt alternden
Frauen sprach, geschickt die einfache Thatsache gegenüberzu-
stellen, dass diese Frau sofort einen neuen Gatten fand, und
zwar unter reichster Ausstattung.) — Der Epilog?) ist wieder
zwiefach getheilt: zuerst beruft sich der Sprecher auf das Zeug-
niss seines früheren Lebens, welches bei einer derartigen Be-
schuldigung gegen einen älteren Mann besonders gewichtig sein
müsse, und erzählt von seiner Rosszucht und von seinen Ehren
und Aemtern‘); das eigentliche Schlusswort sodann?) enthält
eine Bitte an die Richter, ihm das Aufrufen von Fürsprechern
zu gestatten, mit kurzer, aber rührender Schilderung seiner Noth
und Gefahr.
Das ungünstigere Urtheil, welches man über die Rede im
Vergleich zur Euxenippea gefällt hat“), rührt wohl grossentheils
1) Darum auch 6, 2 von dieser Sache: old με οὗτοι αἰτιῶνται elpn-
κέναι, während 3, 7: ἀφ᾽ ὧν ἐν τῷ δήμψ τὸ πρῶτον αὐτοὶ εὐθὺς Arı-
ἀςαντο. 3) C. 6, 36---11, 21. 8) Uebergang dazu (11, 22ff.) ganz
ähnlich wie in der Euxenippea (46, 38). 4) 11, 22-15, 11. 6) 15,
12—16, 36. 6) Schäfer J. 7. 1863 8. 297, („kurz Worte und wenig mehr
als Worte“). Auch Girard p. 145 f. findet, dass die Rede malgre les qua-
lites incontestables qu’on y remargue, ne prösente rien, ni dans le ton ni
64 Hypereides. Rede gegen Demosthenes.
von ihrer mangelhaften Erhaltung her. Was wir besitzen, zeigt
in der Form die sonst bekannten Vorzüge des Redners und ist
auch zweckmässig erfunden und geschiekt componirt, nur dass
auf die Stimmung der Richter, nicht auf den Erweis der Unschuld
des Lykophron, alles in diesen Theilen berechnet ist. Höchst
wahrscheinlich war derselbe auch wirklich schuldig, und was für
den Anwalt noch ungünstiger, es war hier unmöglich, die Sache
zu verkleinern und ins Lächerliche zu ziehen.
Von der ersten Rede des Papyrus, gegen Demosthenes
über die harpalischen Gelder (κατὰ Δ. ὑπὲρ τῶν “Aprakeiwv)?),
ist es schwer genug den Entwurf zu zeichnen, und es bedarf dazu
vor allem der Conjektur, um das Dutzend grösserer Trümmer mit
einander in Verbindung oder doch in Beziehung zu setzen.®) Mir
scheint vom ersten Theile der Rede verhältnissmässig mehr erhalten
als vom letzten, und dem entsprechend sind noch geringer die
Harris’schen Reste der daran sich schliessenden Rede für Lykophron.
Da die Hauptrede in der Anklage von Stratokles gehalten
war, dem dann der Sprecher der deinarchischen Rede und viel-
leicht noch Andre vor Hypereides folgten, so konnte dieser seine
Rede in ähnlich zwangloser Weise wie die für Euxenippos an
die so eben gehörte anschliessen (ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ 4. d....)?), und
sich alsbald mitten in: die Sache, den formellen Theil derselben
wenigstens, versetzen. Er spricht sein Erstaunen aus, dass man
mit Demosthenes so viele Umstände mache‘); in der That sei
die Sache längst entschieden, indem der Areopag, dessen Urtheil
der Angeklagte angerufen, denselben schuldig befunden habe.°)
Gleichwohl will sich Demosthenes nicht fügen und fordert vom
Areopag nähere Nachweise; Hypereides verspottet sein Gebahren‘),
lobt das billige und durchaus nicht eigenmächtige Verfahren des
dans ’expression, qui paraisse assez fort pour en (von Lykurg’s, Reden)
balancer Veffet. 1) So das Inhaltsverzeichniss der Rolle, 8. Hermes X,
24. 83) Vgl. meinen im Hermes X, 34f dargelegteh Versuch einer Re-
construetion. 8) Frg. Egg. V (8. 19 m. Ausg), welches mit IlIn Egg.
combinirt werden kann. 4) Frg. ΠΙ8 Egg. u. XXIH. (col. 27). 5)
Ib Egg. u. 8. w., c0l. 38. 6) Fre. ΠΕ. (col. 7); hieran schliesst sich
ἴτε. IVE. (8. 19).
Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 65
Areopags'), und macht dann die Richter noch darauf aufmerk-
sam, dass, wenn sie demselben betreffs des Demosthenes nicht
Glauben schenken, sie auch den übrigen Angezeigten nichts
werden anhaben können.?) So weit die ἔφοδος; es folgt nun
die Prothesis für den Haupttheil: da die Thatsache der Be-
stechung durch die Anzeige festgestellt ist, so will jetzt der Redner
zunächst darthun, weshalb und wofür Demosthenes das Geld
bekommen.?) Hierauf die Erzählung: wie Demosthenes, als
Philoxenos’ Gesandte die Auslieferung des Harpalos forderten,
dem widersprach und den Beschluss fassen liess, dass der Flücht-
ling in Gewahrsam genommen und die Gelder desselben am
nächsten Tage auf der Burg niedergelegt würden; Harpalos
musste sofort die Summe angeben, und Demosthenes berichtete
darnach dem Volke, dass es 700 Talente seien. Als nun aber
andern Tags die Gelder übernommen wurden, fand sich nur die
Hälfte vor, und dazu schwieg Demosthenes stille.*) Dies nun ist
dem Hypereides ein erster Beweis für seine Schuld; er sucht
dann: weiter zu zeigen, wie Harpalos, der so vielen kleineren
Rednern mitgab, doch den Leiter des Staats, auf dessen Antrag
er verhaftet war, und der nachher auf seine Bewachung nicht
Acht hatte und nach dem Entrinnen die Wächter nicht zur Ver-
antwortung zog, zu allererst erkauft haben müsse.°) Das erste
Versprechen des Redners ist hiermit erfüllt; weiter folgt, was
vielleicht auch schon in der Prothesis angekündigt war, eine
Abwehr der Entschuldigungen und Beschuldigungen gegen
Andre.°)‘ Anfänglich nämlich sagten Demosthenes und seine
Freunde, er habe das Geld allerdings genommen, aber als Ersatz
von Vorschüssen für die Theorikenkasse, womit er also das Volk
beschuldigte”); jetzt dagegen klagt er den Areopag an, derselbe
1) Col. 8, bis Ζ. 31. 2) 8, 27—10, 38. 8) 10,23—1, 10; hier
ist die Zusammengehörigkeit sicher. Die Worte lauten: ἐγὼ δ᾽ ὅτι μὲν
ἔλαβες τὸ χρυείον ἱκανὸν οἶμαι εἶναι cnuelov τοῖς diacratc τὸ τὴν βουλὴν
cov καταγνῶναι, [ἢ τὸ πρᾶγμα ἐ]πέτρεψας, [τίνων δὲ ἕνεκα ἔλαβες... κτέ.
4) 1, 10-- 8, 35. 6) Ὁ. 8, 56---4, 19. Ein unmittelbarer Anschluss von
e. 8 an die vor ὃ. 4 voraufgehende, in Trümmern erhaltene Columne ist
ziemlich wabrscheinlich. 6) C.1,3: ἔτι δὲ τί]ειν αἰτίαις, vgl. 6, 9 αἶτι-
μενος, B, 20: τοῖς κατὰ τοῦ πλήθους τοῦ ὑμετέρου λόγοις. 7) 4, 20-5 Ende.
Blass, attische Beredsamkeit. ΠῚ, 3. [2
60 Hypereides. Rede gegen Demosthenes.
betreibe dem Alexander zu Gefallen seinen Sturz.') Dies wird
dem Redner Anlass, in einem zweiten Abschnitt des Haupt-
theils, und zwar grösstentheils erzählend, darzuthun, dass
Demosthenes im Gegentheil in Alexanders Solde stehe; darum
habe er nicht nur früher die Thebaner preisgegeben und das aus
Asien zu ihrer Unterstützung gesandte Geld sich zugeeignet,
sondern auch die neue Erhebung der Hellenen, die Harpalos ins
Werk setzen wollte und zu der alles bereit war, durch jenes
Verhaftung mit .einem Schlage unmöglich gemacht.?) Während
das Volk ihm stets. die grösste Treue und Anhänglichkeit bewies,
hat er verrätherisch hin und her geschwankt: in der Zeit, wo
der Areopag untersuchte, war er bald kriegerisch, wenn er näm-
lich eine nahe Anzeige seitens desselben befürchtete, bald, wenn
die Anzeige wieder hinausgeschoben war, sprach er für die gött-
lichen Ehren Alexanders, für ein Standbild desselben und so
fort.) Bei jenem wie bei Olympias hatte er seine geheimen
Abgesandten.‘) Und während er sich selbst so wetterwendisch
und einem Euripos ähnlich gezeigt, wagt er jetzt ihm, dem
Hypereides, Bruch der Freundschaft vorzurücken. Demosthenes
hat diese Freundschaft gelöst durch seinen Verrath am Vaterlande
und seinen Parteiwechsel, womit er sich und seine ehemaligen
Genossen entehrt hat; jetzt schämt er sich nicht, als Mann von
über sechzig Jahren sich von jungen Menschen wegen Bestech-
lichkeit verklagen zu lassen.°) Billig müssen ihm wegen solch
massloser Gier die Richter zürnen; ehemals, als man streng gegen
derartige Verbrecher war, da gedieh der Staat.) — Wir befinden
uns hier augenscheinlich schon im Epiloge, nämlich bei einer
adEncıc der erwiesenen doppelten Schuld; davon finden sich nun
weitere Reste. Hypereides entwickelt, wie die Bestechlichkeit der
Staatsmänner schon Philipp zum Herrn von Hellas gemacht
1)0.6. 3) C.14—16; das Frg. kann anf c. 6, wo am Schluss etwa
8 Zeilen fehlen, unmittelbar gefolgt sein. 8) C. 23—26. Am Ende von
16 fehlen etwa 6 Zeilen, doch wird die Lücke grösser sein. 4) C. 17,
10— 19, vgl. Harp. v. ’Apıcriwv. Vorher fehlen in c. 17 10 Zeilen, von 26
kann nur der Anfang einigermassen ergänzt werden. Grösser braucht man
die Lücke zwischen beiden Frg. nicht anzunehmen. 5) 17, 20-19, 6.
6) 19, 6— 90.
Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 67
hebe!); ferner, wie das Verbrechen der von Harpalos bestochenen
Redner und Strategen viel sehwerer und auch von den Gesetzen mit
härterer Strafe belegt sei als das der Privatleute, die von jenem
Geld erhalten; da das Volk in seiner Gutmüthigkeit den Rednern
so vielen Gewinn verstatte, der gesetzlich nicht erlaubt sei, so
sei es empörend, wenn sie sich damit nicht begnügten, sumal
da sie selber bei den Privatleuten geringe Vergehen mit er
barmungsloser Strenge heimsuchten.?) Auch sei den Schuldigen
zu Anfang durch öffentliche Verkündigung Straflosigkeit ver-
heissen, wenn sie das Genommene erstatteten; da sie dies dennoch
nicht gethan, bleibe nichts als strenge Bestrafung übrig.) Es
folgt nun eine Ermahnung an die Richter, begründet durch
den Hinweis auf den Krieg, der der Stadt drohe, wenn sie die
königlichen Gelder nicht.zurückgeben könne); mögen die Richter
jetzt ihr Amt so gut wie der Areopag und die Ankläger erfüllen.®)
An die pathetische Mahnung schliesst sich die Abweisung der
Bitten und Thränen des Angeklagten, der selber an Seinem Un-
glück schuld ist.) Auch seine früheren Wohlthaten, die er nicht
Fremden, sondern dem eignen Vaterlande erwiesen, dürfen ihm
nicht zu Gute kommen.?) Sein Fürsprecher sein, spottet der
Redner, wird ja niemand wollen, da er sich allen, den Jungen
wie den Alten, widerwärtig gemacht hat.%) — Es scheint, dass
der Epilog in dieser Rede etwa denselben Raum wie der eigent-
liche Haupttheil einnahm°); gleichwohl wird ungleich mehr zur
1) Col. 13 frg. X H.; vorber fehlt mindestens eine Columne, von der
noch Reste hinter col. 19 (frg. IITH.) erhalten sind; auch in frg. XH. zeigen
sich Buchstaben der vorhergehenden Col., zu der noch frg. XXH. (8. 19)
gehört. Die letztbehandelten 8 Frg. (col. 23—26; 17—19; 18) haben eine
etwas hellere Färbung des Papyrus; das letzte bes. nach linke zu. 3)
C. 20— 22; anch hier fehlt vorher mindestens eine Columne. 8) Ο. τι,
1--14; auf diesem Frg. (IIH.) sind links noch Reste einer vorhergehenden
Columne. Vielleicht fehlt noch mehr. 4) 11, 15—12 Ende; dazu 30,
welche Col. unmittelbar gefolgt sein kann. 6) C. 31-32. 68) 32,
24—Ende; 88. 7)C.29 (Frg. Bab. ID. 8) Frg. Ὁ. Priseian. XVIH, c. 25
(8. 17); dazu auch wohl frg. H. XXIV (8. 19). 9) Eingang und ἔφοδος
7 Columnen; Erzählung und.Beweis etwa 17, wovon noch nicht 7 das. vor-
liegende Verbrechen der Bestechung durch Harp. behandeln; der Rest
wenigstens noch wieder 17, Im ganzen 41 oder darüber, während die
Euzenippea nur 32 hat.
δ᾽
68 Hypereides. Epitaphios.
Sache gesprochen als bei Deinarchos. Ueber das rednerische Ver-
dienst des Werkes sind wir nicht vollständig zu einem Urtheil
befähigt; doch scheint die Rede der Vorzüge des Hypereides,
nach Massgabe des Gegenstandes, in keiner Hinsicht zu ent
behren.
Nächst der Euxenippea am besten erhalten ist der Epi-
taphios, und seiner Bedeutung und seinem Werthe nach be-
zeichnet der Franzose Girard nicht mit Unrecht denselben als
die wichtigste Entdeckung, die seit einem Jahrhundert in der
griechischen Litteratur gemacht sei.!) Es ist die einzige wirklich
gehaltene Rede dieser Gattung, die wir besitzen, und trotz der
festen Formen,"die sich in anderthalb Jahrhunderten für diese
athenischen Festreden gebildet hatten, doch ein Werk von hoher
Eigenthümlichkeit und im wesentlichen durchaus originell.
Das nicht eben lange Prooemium bewegt sich in der Ent-
wiekelung des Gegensatzes zwischen der zu haltenden Rede und
den zu preisenden Thaten; in diesem Theile war nicht füglich
etwas inhaltlich neues zu leisten, und so ist dieser Inhalt des
Eingangs dem Hypereides namentlich mit Thukydides und dem
sogenannten Lysias gemeinsam.?). Neu dagegen ist die in der
nun folgenden Prothesis gemachte Eintheilung: der Redner will
loben die Stadt wegen ihres grossherzigen Entschlusses, die ge-
fallenen Krieger wegen der in der Ausführung bewiesenen Tapfer-
keit, den Feldherrn Leosthenes sowohl wegen des von ihm
veranlassten Entschlusses als wegen der von ihm geleiteten Aus-
führung.) Nach dieser äusserst kunstgerechten Theilung, an die
sich übrigens der Redner durchaus nicht sklavisch bindet, be-
handelt er summarisch den Preis der Stadt, unter Zurück-
weisung der sonst, mit Ausnahme des Thukydides, in allen unsern
Leichenreden vorkommenden Verherrlichung der alten Kriege;
1) Girard $. 181, der dieser Rede einen besondern Abschnitt (p. 181—
233).gewidmet hat. Ausserdem vgl. namentlich Sauppe Philol. ΠΙ, p. 5if.
(Disposition und Urtheil. 2) C.I, 1—II, 1; die ersten beiden Columnen
sind höchst wahrscheinlich zu einer einzigen zu verbinden, so dass das
Pro. nur eine umfasst. 8) II, 1—19.
Hypereides. Epitaphios. 69
denn die des gegenwärtigen liegt ihm am Herzen.’) Aus gleichem
Grunde wird von dem Lobe der gefallenen Krieger und
ihres Feldherrn der erste, von Andern zum Ueberdruss schon
behandelte Theil, über ihre edle Abkunft und treffliche Er-
ziehung, der Sache nach kurz erörtert, der Form nach sogar
von der Erörterung ausgeschlossen?); es folgen nun die Thaten,
wobei von Leosthenes ausgegangen wird.?) Der Redner er-
zählt also, wie dieser für das Werk der hellenischen Befreiung
sich selbst seiner Stadt, und seine Stadt den Hellenen dargeboten
habe; wie er darauf zuerst in Boeotien, dann an den Thermo-
pylen siegte und den Antipatros in Lamia einschloss; wie er
weiter die Thessalier, Phokier, Aitoler zu Bundesgenossen gewann.
Dem Geschicke freilich erlag auch er; aber der nach seinem Tode
errungene Sieg ist ebenfalls als sein Verdienst zu rechnen.‘) —
Was nun bisher, fährt der Redner fort, über Leosthenes gesagt
ist, dient ebenso auch zum Preise der gefallenen Krieger?);
er verknüpft also wieder seinen zweiten und dritten Theil, spricht
aber in der nun folgenden Steigerung von den Kriegern. Nach
kurzer Verherrlichung ihres grossherzigen Opfers verwerthet er
die Oertlichkeit der erzählten beiden Schlachten: die eine wurde
nahe den Ruinen von Theben, die andere nahe dem Versammlungs-
platze der Amphiktyonen geliefert.°) Ein weiteres dankbares
Motiv ist die Entwickelung dessen, was im Falle der Niederlage
geschehen wäre; der Redner verdeutlicht dies durch Schilderung
der bisher schon vorhandenen unwürdigen Knechtschaft.”)
Drittens werden die ausserordentlichen Beschwerden und Ent-
behrungen dieses Feldzugs dargelegt.°) Nun erhebt sich das Lob
zu einer Glücklichpreisung*) des Leosthenes'°) und seiner Ge-
1) IH, 19-30 Abweisung des ausführlichen Lobes; 30—IV, 21 Ver-
gleichung Athens mit der Sonne. 2) IV, 21—26 Uebergang; 26—V, 28
Lob der Abkunft (-- 18) und Erziebung. 3) V, 28—36 Uebergang und
Prothesis. 4) V, 36— VII, 14. δ) VII, 14—30. 6) VII, 30— VIII,
2 (Opfertod); VI, 2—17 (Schl. in Böotien); VIII, 17—32 (Schl. b. Ther-
mopylai); 32—43 (zusammenfassende Lobsprüche). 7) VIII, 48—IX, 34.
8) IX, 34—X, 9. 9) Aristot, Rhet. I, 9 1861} 33: εὐδαιμονιεμὸς δὲ καὶ μακα-
ριεμὸς αὑτοῖς μὲν ταὐτά, τούτοις δ᾽ (ἔπαινος, ἐγκώμιον) οὐ ταὐτά᾽ ἀλλ᾽ ὥςπερ
ἡ εὐδαιμονία τὴν ἀρετήν, οὕτως ὁ εὐδαιμονιεμὸς περιέχει ταῦτα. 10) Derselbe
το Hypereides. Epitapbios.
fährten, wie sie in dieser Ausführlichkeit in keiner der andern
Grabreden wiederkehrt. Sie haben das schönste Gut, nämlich
die Unabhängigkeit, den Ueberlebenden erworben.) Ihre An-
gehörigen sind durch sie in Ehren und für die Zukunft versorgt.?)
Ihnen selber ist der Tod Anfang zu einem höheren Leben in der
Erinnerung der Nachwelt geworden.?) An jedem Orte, zu jeder
Zeit werden wir ihrer gedenken; bei den Aelteren, bei ihren
Altersgenossen, bei den Jüngeren werden sie in Ehren stehen;
Dichter und Redner werden sie bei den Hellenen feiern.) Nun
schildert Hypereides auch den Empfang und die Genossenschaft,
welche Leosthenes im Hades gefunden haben wird: er nennt
die Kämpfer vor Troja, die der Perserkriege, endlich den Harmodios
und Aristogeiton, und weiss dabei eine Vergleichung mit allen
diesen anzustellen, welche natürlich zum Vortheil der jetzigen
Helden ausfällt.5) Während diese Vergleichung mit den Heroen
längst zum stehenden Apparate der Lobreden gehörte, ist die
Unterweltsscene, die recht plastisch eingeleitet wird, eine Neuerung
des Hypereides, vermuthlich der platonischen Apologie entlehnt.°)
Sie berührt denjenigen frostig, der nicht an den Ernst des
Redners glaubt”); zu einem solchen Misstrauen indessen ist eigent-
lich kein Grund vorhanden. Der Papyrus bricht ab in einem
Ausruf über die Heldentugend der Gefallenen, mit welchem jeden-
falls das Enkomion abschloss; dass ein paränetischer Theil noch
folgte, wie bei Platon und Thukydides, möchte ich bezweifeln,
da von der Nacheiferung seitens der Jüngeren schon die Rede
gewesen ist®), und da auch bei dem sogenannten Lysias und dem
falschen Demosthenes dieser Theil ausfällt. Unerlässlich dagegen
war die Tröstung der Ueberlebenden, die uns in der That auch
von Stobaeus ziemlich vollständig überliefert wird. Im wesent-
lichen ist sie eine wiederholte Glücklichpreisung der Todten, die,
wie zum Abschluss gesagt wird, entweder von allen Uebeln be-
freit sind, oder aber, wenn unser Glaube wahr, im Hades sich
wird hier, als beim Beginn eines neuen Abschnitts, wieder genannt (X,
19). 1)X,19-39%. 9) Χ, 81- ΧΙ, 1. 8) ΧΙ, 8- 39. 4) ΧΙ, 29—
43; ΧΙ, 48 -- ΧΙ, 20%; ΧΙ, 30 -- ΧΠῚ, 6. 6) XII, 6--ΧΙΥ͂, 84. 6)
Vgl. Plat. Apol. p. 41. 7) Sauppe Philol. II, p. 52. 8) XII, 198
Hypereides. Epitaphios. τι
der besondern Fürsorge der Gottheit erfreuen müssen. Auch hier
scheint Platon’s Apologie dem Redner Vorbild gewesen zu
sein.') — Eine Aufforderung an die Anwesenden, zum Beschluss
der Feier nunmehr die Todtenklage zu erheben, wird, gleichwie
überall in den Grabreden, das Letzte gewesen sein.*)
Unter den vielen trefflichen Gedanken und Ausführungen,
die der vorhin erwähnte Girard über dies Werk und über die
ganze Gattung der Grabreden bietet, ist nicht am wenigsten ver-
dienstlich der Hinweis, dass die Rede, worin die letzte hellenische
Freiheitsbestrebung ihren beredten Ausdruck gefunden, zugleich
selber den Beweis für das unwiederbringliche Schwinden des
alten republikanischen Bürgersinnes liefert.?) Denn die fast aus-
schliessliche Verherrlichung des einen Bürgers Leosthenes, dessen
Name von Anfang bis zu Ende die Rede durchzieht, wäre vordem
in Athen bei einer solchen Feier unmöglich gewesen, indem man
stets dem Volke als Ganzem, nicht dem einzelnen Manne alle
Ehre gab. Indes hat ja Hypereides lediglich der veränderten
Wirklichkeit sich angepasst; denn der lamische Krieg war that-
sächlich nicht das Werk Athens, sondern des Leosthenes und
seines Söldnerheeres. — Im übrigen verdient die Rede jene Lob-
sprüche, die ihr im Alterthum gespendet sind); denn als eine
Prunkrede ist sie voll Kunst und Schönheit: in der gerundeten
und fein bemessenen Composition, in der mühelosen Glätte der
Uebergänge, in der trefflichen Periodik, im ganzen auch im Aus-
druck, wiewohl man hier, wegen der Uebergriffe in das poetische
Gebiet, einen Anfang zur Entartung der attischen Beredsamkeit
finden kann. Sonst kommt Hypereides an die isokratische Kunst
nahe genug heran, nur dass die Knappheit namentlich der Be-
handlung mehr an Lysias erinnert. Der epideiktische Prunk, der
nicht gespart ist, wird freilich den modernen Leser immer etwas
abstossen oder doch kalt lassen); doch ist eigentliche Frostigkeit,
also blosses Spiel und Kunst der Worte ohne entsprechend be-
8.0.83 YSauppel.e. 9.5. ὠΒ8) Θἰτατὰ 8. 218 8. 4)
ΤΙ. ὕψους ο. 84: τὸν ἐπιτάφιον ἐπιδεικτικῶς, ὡς οὐκ οἵδ᾽ εἴ τις ἄλλος, διέθετο.
Plat. Vit. 849: ἐπὶ τοῖς mecodav εἶπε τὸν ἐπιτάφιον θαυματίως. δ)
Schäfer Dem. III, 344; bei weitem härter Sauppe p. 52.
72 Lykurgos. Quellen für sein Leben.
deutenden Gedanken, oder der Gedanken ohne entsprechendes
Gefühl, nur hie und da zu rügen.') Das aber hat die Rede vor
den isokratischen voraus, dass etwas von dem Leben und der
unmittelbaren Empfindung der praktischen Rede in sie überge-
gangen ist; wurde sie doch nicht wie jene bloss zum Lesen ge-
schrieben.?) Hypereides begleitet mit Theilnahme die Siegeslauf-
bahn des Leosthenes, mit Wärme schildert er die zuvor drohende .
schreckliche Knechtschaft und preist das Glück der jetzt wieder
gesicherten Freiheit, so dass man zwar nicht hingerissen, aber
doch erhoben und wohlthuend berührt wird.°) Soviel ist aller-
dings richtig: gerade weil es keine blosse Kunstrede gleich den
isokratischen ist, und weil Hypereides, der zum Kriege selbst
mitgerathen, während des noch andauernden Freiheitskampfes zu
seinen Mitbürgern spricht, würde man der begeisterten Empfindung
und der feurigen Ermahnung etwas mehr und der epideiktischen
Gemeinplätze etwas weniger wünschen. ° Aber hier sehen wir
deutlich die Grenze, die dem mit feinem Gefühl und flüssiger
Beredsamkeit, nicht aber mit mächtiger Leidenschaft und idealer
Grösse des Charakters ausgerüsteten Hypereides von der Natur
gesteckt war.‘)
Der zweite aus der Zahl der patriotischen Staatsmänner,
welcher der Aufnahme unter die Zehn gewürdigt wurde, Lykurgos,
überragt den Hypereides durch staatsmännische Bedeutung ebenso
sehr, wie er an rednerischer Begabung von ihm übertroffen wird;
als sittlicher. Charakter aber hatte niemand unter den damaligen
Rednern solches Ansehen und Vertrauen wie er.
Ein Leben des Lykurgos, wohl weniger in der Weise eines
Historikers als in der des Lobredners, verfasste schon bald nach
jenes Tode der Isokrateer Philiskos°); eine allgemeine Würdigung
1) V8l.0.8.39. 2)Girardp. 135: ce qui fait precissment le prix singulier
de ce morceau, e’est que sous 18 parure brillante qui convenait ἃ un discours
de e6r6monie, on sent la vie d’un disconrs d’action. 3) Vgl. Schäfer 1. c.
4) Mit Recht Sauppe 1. ο.: „Hyp- entbehrte bei allen sonstigen Vorzügen doch
der Kraft zu tieferer Darstellung grosser und ernster Gedankenkreise, der
geistigen Gewalt, die ergreift und erschüttert“. Nicht anders aber urtheilt auch
der Vf. περὶ ὕψους in der oben angeführten Stelle (8. 8. 48). 5) Olympiodor
Lykurgos. Herkunft, 18
giebt der dritte demosthenische Brief, dem im Alterthum Hy-
pereides’ Rede für Lykurg’s Söhne zur Seite stand. Eine Auf-
zählung der wesentlichsten politischen Verdienste enthält das von
Stratokles für ihn verfasste Ehrendekret, aus dem Jahre 307;
wir haben davon sowohl inschriftliche Reste, als auch eine Copie,
die der Lebensbeschreibung des sogenannten Plutarch beiliegt.')
Für diese Lebensbeschreibung, die einzige erhaltene, wenn man
von Photios’ Bearbeitung derselben?) und von Suidas’ kurzem
Artikel absieht, offenbart sich in eben dieser Belegung mit Ur-
kunden Caecilius als eine Quelle, gleichwie bei Antiphon und
bei Demosthenes.°)
Lykurgos, Lykophron’s Sohn vom Demos der Butaden, ge-
hörte allein unter den damaligen hervorragenden Staatsmännern
einem altangesehenen und altbegüterten Geschlechte an. Als
Ahnherr desselben galt Butes, ein Abkömmling oder Bruder
des Erechtheus, und das Geschlecht hiess zum Unterschiede von
den andern Gaugenossen Eteobutaden, echte Kinder des Butes.*)
zum Gorgias 615D (J. 7. Suppl. XIV 396): ὁ Φιλίοκος τὸν βίον τράφων. τοῦ
λυκ. φηεὶν κτέ. Vgl. Thl. II, 8. 422f. 1) Ueber das Verhältnis dieser
Copie zu dem Steine s. C. Curtius Philol, XXIV 888, Wir haben danach
die Urkunde bei Plot. in einer abgekürzten Form, in der sie Krateros im
Metroon vorgefunden (8. 111); aus Krateros hat sie Caecilius, aus diesem
der Compilator entnommen. Aber auch unsre Inschrift scheint kein
officielles, sondern ein Privatexemplar (8. 91). Das Dekret ist aus dem
J. des Anaxikrates datirt; A. Schäfer verstebt den Archon von 126, 2 79
(e. Philol. IX 166); dagegen zeigt C. Curtius 1. c., dass der von 118, 2 807
zu verstehen, und dass der Antragsteller Stratokles von dem berüchtigten
Demagogen und Schmeichler des Demetrios keineswegs, wie Schäfer meinte,
verschieden ist. 2) Diese Auffassung, dass Ph. nur als Texteszeuge für
Psendopl. in Betracht kommt, den er im wesentlichen so las wie wir, ist
auch durch Ballheimer, de Photi vitis X or. (Bonn 1877) nicht widerlegt
worden. Β. meint, dass Ph. eine andre, originalere Form dieser Biogra-
phien benutzt habe. — L.'s Leben steht bei Photios S. 496f. 3) Von
Neueren vgl. Nissen de Lyc. orat. vita et rebus gestis, Kiel 1833. M. H.
E. Meier Commenter zu der Vita des Pseudopl., in Kiessling’s L. fragmenta
(Halle 1847). A. Schäfer II, 3988. Rehdantz Ausgabe 8. 18: 4) Vater
u. Demos in Pseph. 852 A. — Plat. 841 AB: Aux. πατρὸς μὲν ἣν Λυκόφρονος
τοῦ Λυκούργου —, τῶν δήμων δὲ Βουτάδης, γένους τῶν Ἐτεοβουταδῶν.
848: κατῆγον δὲ τὸ γένος ἀπὸ Βούτου καὶ (80 Sauppe, codd. ἀπὸ τούτων
714 ᾿ Lykurgos. Herkunft.
Es besass erblich die Aemter der Priesterin der Athena Polias
und des Priesters des Poseidon Erechtheus, und so wurde letzteres
auch von Lykurg geführt!), dessen gläubige Ergebenheit und
thätige Fürsorge für die väterliche Religion sich bei diesen engen
Beziehungen zu den ältesten attischen Culten leicht begreift.?)
Nicht minder hatte er treue Anhänglichkeit an die heimische
Demokratie von seinen Vätern ererbt, unter denen der Grossvater
Lykurgos zu den Opfern der Dreissig zählte. Nach dem Ehren-
dekret hatte ein Lykurgos und ein noch älterer Ahnherr Lyko-
medes öffentliches Begräbniss im Kerameikos erhalten; nach dem
Biographen war Lykurgos der Grossvater Hellenotamias gewesen,
was wohl das Vermögen eines Bürgers der ersten Steuerklasse
voraussetzt.°) ‘Von Lykophron, dem Vater des Redners, wird
nichts gemeldet. — Die Alten nehmen an, dass Lykurg älter als
Demosthenes gewesen‘), wonach man seine Geburt um 390 an-
setzen mag; es scheint nämlich nicht, als habe er bei seinem
324 erfolgten Tode in hohem Alter gestanden. — Sein Bildungs-
καὶ) Ἐρεχθέως τοῦ Γῆς καὶ Ἡφαίετου. Schol. Aesch. 2, 147; Harp. v.
Βούτης und Ἐτεοβουτάδαι. 1) Plut. 848 Ε; Harp. v. Ἐτεοβουτάδαι;
Schäfer 8. 298. 299, 3. 2) Meier p. VII; U. Köhler Herm. I, 320.
3) Pseph. 862A (vgl. das erste Frg. des Steines): παραλαβὼν παρὰ τῶν
ἑαυτοῦ προγόνων οἰκείαν ἐκ παλαιοῦ τὴν πρὸς τὸν δῆμον εὔνοιαν (soweit
auch der Stein) + + καὶ οἱ πρόγονοι οἱ Λυκούργου Λυκομήδης (Διομήδης
codd., von Pinzger nach 848E verbessert) re καὶ Λυκοῦργος καὶ ζῶντες
ἐτιμῶντο ὑπὸ τοῦ δήμου, καὶ τετελευτηκόςιν αὐτοῖς δι᾽ ἀνδραγαθίαν ἔδωκεν
ὁ δῆμος dnpoclac ταφὰς ἐν Κεραμεικῷ, daraus Vit. 848. — Vit. 8418:
Λυκούργου, ὃν ol τριάκοντα τύραννοι ἀπέκτειναν, αἰτίου αὐτῷ τῆς ἀναιρέτεως
γενομένου ᾿Αριςτοδήμου Βατῆθεν, ὃς καὶ ἑλληνοταμίας γενόμενος ἔφυγεν ἐν
τῇ δημοκρατίᾳ. Man hat längst gesehen, dass ἑλληνοτ. γεν. von Lyk., nicht
von Arist, gilt; aber ἔφυγεν ἐν τῇ dnu. passt; besser auf Aristodemos. Ueber
die Hellenotamien Boeckh St. I, 243; Meier $. V. — Unter dem im Keram.
bestatteten Lyk. vermuthet Schäfer 8, 299 einen Grossvater des von den
Dreissig getödteten; jener wäre gegen die Thraker am Strymon gefallen
(«. Schol. Aesch. 2, 31); vgl. auch Meier 8, LXXVI. 4) Liban. Hypoth.
[Dem.] Aristog.: ol δὲ (se. φαείν), ἐπειδὴ κατὰ τὸν τῆς ἡλικίας χρόνον τὴν
πρωτολογίαν (gegen Aristogeiton bei der von L. und Dem. unternommenen
Klage) ἔλαβε Λυκ. wre. Auch geht bei Pseudopl. seine Biographie der des
Dem. voran, Sch. 298, 1. — Sein ältester Sohn Habron wurde 334 oder
330 ὁ ἐπὶ τῇ διοικήςει, wozu jedenfalls ein gewisses Alter gehörte, C. I.
Att. II, 167, Rehdantz 8. 7, 28.
Lykurgos. Bildung. 75
gang war nach der Biographie, dass er zuerst den Platon hörte,
nachher zu Isokrates überging; und zwar ist die Verbindung mit
Platon ausser anderem durch das Zeugniss des gleichzeitigen
Philiskos sicher gestellt, der auf die dort erlangte Bildung die
grossen Erfolge des Mannes im Staatsleben zurückführt.') In-
dessen ist Lykurg nie Philosoph gewesen, wovon seine Schriften
Spuren zeigen müssten?): er empfing von der Akademie ähnlich
wie Hypereides allgemeine Anregung, zumal moralische, worauf
auch Philiskos hindeutet. Nachmals soll er dem Philosophen
Xenokrates gegen die Zollpächter, die denselben rücksichtslos
wegen nicht bezahlten Metökenzinses zur Strafe ziehen wollten,
sehr energisch beigestanden haben; hiernach erkannte Lykurgos
die abstrakte Gleichheit vor dem Gesetze so wenig an wie
Demosthenes, welcher im dritten Briefe eine solche Auffassung
so entschieden bekämpft.°) Theilweise wenigstens kann man auch
Lykurg’s Hinneigung für die Spartaner, die sich in seiner Rede
kundgibt, auf die Akademie zurückführen; andrerseits mochte die
Familientradition den aristokratischen Lykurgos anders stimmen
als den echt bürgerlichen Demosthenes.*). Der Unterricht bei
Isokrates, den wohl gleichwie für Hypereides Hermippos bezeugte°),
hat nichts unwahrscheinliches, indem Lykurgos, der sich zu der
Laufbahn eines Staatsmannes und Redners rüstete, nach seiner
ganzen Art weder die zehn Minen noch die Mühe gescheut
1) Pseudoplat. 841B: ἀκροατὴς δὲ yevönevoc Πλάτωνος — ταπρῶτα
ἐφιλοτόφηςεν, εἶτα καὶ Ἰκοκράτους — γνώριμος γενόμενος ἐπολιτεύςατο ἐπι-
φανῶς κτέ. — Olympiod. 1. c.: ὁ Φιλίεκος — φηεὶν ὅτι μέγας γέγονε A.
καὶ πολλὰ κατώρθωτεν, ἃ οὐκ Ecrı δυνατὸν κατορθῶκαι τὸν μὴ äxpoacduevov
τῶν λόγων Πλάτωνος. Diog. III, 46 bei der Aufzählung von Platon’s
Schülern: καὶ Λυκοῦργον ὁμοίως ἸΤολέμων ἱετορεῖ. 2) Unplatonisch ist
die Sentens L.’s bei Stob. Fl. 9, 106 (frg. 97): ζηλωτὸν ἴοως ὁ πλοῦτος"
τίμιον μέντοι καὶ θαυμαςτὸν ἡ δικαιοεύνη. 8) Pseudopl. 842B; Plut.
Flamin. 12; scharfe Kritik dieser Erzählung Meier 8. XLV ff., der indes in
seinem Zweifel zu weit geht. — Der Metök, der das Schutzgeld nicht be-
zahlte, wurde verkauft. — Dem. Epist. 8, 11. 4) Leokr. 105 — 109;
138: — — ἀλλὰ καὶ Λακεδαιμόνιοι. καὶ μή μοι ἀχθεςθῆτε — εἰ πολλάκις
μέμνημαι τῶν ἀνδρῶν τούτων" καλὸν γάρ ἐςτιν ἐκ πόλεως εὐνομουμένης
παραδείγματα περὶ τῶν δικαίων λαμβάνειν. Schäfer 8. 800. Ueber Dem.
Thl. ΠῚ, 1 8.12. 6) Pseudoplut. 844 Β; Zosim. νἱξ, Isoer. p. 256W.; Thl.
IL, 62, 4; Meier p. VIIE.
76 Lykurgos. Bildung.
haben wird.!) Darum wurde er dennoch so wenig wie Hypereides
und Isaios zum Isokrateer, weil das praktische Interesse bei ihm
überwog; die Verschiedenheit’also, welche zwischen seiner Schreib-
art und der isokratischen besteht, kann nichts gegen jene Ueber-
lieferung beweisen, dagegen die mannichfache Aehnlichkeit und
Benutzung, welche daneben hervortritt, ihr zur Bestätigung
dienen. Natürlichen Redefluss hatte er nicht, so dass auch ihm
wie dem Demosthenes es schwer wurde, ohne Vorbereitung zu
sprechen; aber er wandte ausserordentlichen Fleiss an und
studirte Tag und Nacht; seine Lagerstätte machte er möglichst
wenig bequem, um das Aufwachen zu erleichtern.) An Umfang
und an Fülle das Zusammengetragenen standen daher seine Reden,
so viel wir sehen, den demosthenischen nicht allzuweit nach.
Er hatte Diehter und auch wohl prosaische Schriftsteller fleissig
gelesen, und bringt Citate aus den ersteren auch aus dem Ge-
dächtniss vor. Voran standen ihm Homer und die Tragiker;
aber auch ‚weiter abliegende Werke wie die des Tyrtaios kannte
und schätzte er.°) Wenn der moralische und gnomische Gehalt
der Dichtungen Hauptsache für ihn zu sein scheint‘), so ent-
spricht dies der allgemeinen Auffassung von der Bedeutung der
1) Vgl. die Anekdote bei Psendopl. 8420: ἐγκαλοῦντος δ᾽ αὐτῷ τινος,
ὅτι μιςθοὺς copıcraic δίδωςι περὶ λόγους διατρίβων, ἀλλ᾽ εἴ τίς γ᾽ ἐπαγγέλ-
λοιτο, ἔφη, τοὺς υἱοὺς ἀμείνους αὐτῷ ποιήςειν, οὐ χιλίας ἀλλὰ τὰ ἡμίεη τῆς
odclac προΐετθαι. Das Ungereimte wenigstens dieser Fassung erörtert Meier
p- LI. 2) Pseudopl. 8420: ἐμελέτα δὲ καὶ νυκτὸς καὶ ἡμέρας, οὐκ εὖ
πρὸς τὰ αὐτοεχέδια πεφυκιώς, κλινιδίου αὐτῷ ὑποκειμένου, ἐφ᾽ ᾧ μόνον ἦν
κῴδιον καὶ mpockepdAarov, ὅπως ἐγείροιτο ῥᾳδίως καὶ μελετῴψη. Vgl. Achn-
liches von Dem. Thl. I, 1 8. 26. Schäfer erinnert auch an Lyk. fg. 108
(Lob des Fleisses). 3) Es werden in der Leokr. citirb: $ 92 4 Trimeter
ohne Namen; 100 fcıc aus Euripider’ Erechthens (Verlesung), 103 Hom.
1. Ο 494—499, 107 Elegie des Tyrtaios (Verlesung), 109 Epigramme auf
die Kämpfer von Thermopylai und Marathon, 132 zwei namenlose Trimeter.
4) Vgl. $ 102, wo L. in der Bevorzugung des Homer bei den Panathenäen
einen Beweis dafür sieht, dass die alten Athener τὰ xdMıcra τῶν ἔργων
προῃροῦντο, und begründend hinzufügt: οἱ μὲν γὰρ νόμοι διὰ τὴν cuvroplav
οὐ διδάεκουειν ἀλλ᾽ ἐπιτάττουτιν ἃ δεῖ ποιεῖν, οἱ δὲ ποιηταὶ μιμούμενοι τὸν
ἀνθρώπινον βίον, τὰ κάλλιςτα τῶν ἔργων ἐκλεξάμενοι, μετὰ λόγου καὶ ἀπο-
δείξεως τοὺς ἀνθρώπους ευμπείθουειν, ferner $ 100. 101. 104. 106 #. — Achn-
liche Auffassung bekundet z. Bsp. Aristoph. Ran. 1006— 1066.
Lykurgos. Bildung. 77
Poesie: er hatte seine religiösen und sittlichen Anschauungen
aus den alten Dichtern entnommen und genährt, und wird von
der Aufklärung so wenig berührt gewesen sein, wie dies für
einen Mann seiner Stellung damals irgend möglich war.!) Sein
Interesse für die alte Tragödie bekundet namentlich jenes viel-
besprochene Gesetz, womit er die Errichtung von Erzstatuen
der drei grossen Tragiker im Theater und die Anfertigung eines
Staatsexemplars ihrer Werke verordnete, an welches die Schau-
spieler fortan gebunden sein sollten.?) Hier traf freilich Lykurg’s
Interesse für die Dichter mit seinem religiösen zusammen; denn
auch sonst sorgte er durch Gesetze für die würdige Ausstattung
der Feste, wie des Topffestes mit einem Wettstreit von Komödien.®)
— Mit prosaischen Schriften, von den isokratischen abgesehen,
findet sich in der erhaltenen Rede keine nachweisliche Berührung;
indes sind für die Fülle der erwähnten historischen Thatsachen
weder die mündliche Ueberlieferung noch die Volksbeschlüsse und
sonstigen Urkunden, deren manche mitgetheilt werden, eine aus-
reichende Quelle.) Dass dem Redner vielfache historische Irr-
thümer begegnen, z. Bsp. wenn er den spartanischen Feldherrn
bei Salamis Eteonikos nennt°), erklärt sich aus dem herrschenden
unhistorischen Sinne, beweist aber, dass gelehrtes Studium Lykurg’s
Sache noch weniger als die des Demosthenes war.°) Waren doch
auch seine Bestrebungen nicht sowohl der äusseren Politik, für
1) Vgl. für 1,.᾿8 religiöse Anschauungen 8 79. 91 ff. 94ff. 2) Pseudopl.
841F; Paus. 1, 21, 1. 2. Der Antrag wegen der Statuen des Soph. und
Eur. (doch auch des Aischylos) wurde vergeblich angefochten von Philinos,
dessen Rede πρὸς Cop. καὶ Εὐριπίδου εἰκόνας Harpokr. v. θεωρικά citirt,
Sauppe 0. A. II, 819; Meier p. XXXVII; unten Cap. III. Ueber das Staate-
exemplar der Tragödien vgl. O. Korn, de publico Aesch. Soph. Eur. fabu-
laram exemplari, Dissert. Bonn 1863. 3) Pseudopl. 841E, 8424. 4)
Die von L. erwähnten historischen Thatsachen sind zusammengestellt und
erörtert von Rehdantz Ausg. 8. 165—186. Urkunden $ 77 (Eid der Epheben).
81 (angebl. Eid der Hellenen bei Plataiai). 114. 118. 120. 122. 125. 146
(ettische Psephismen u. s. ἢ), 129 spartanisches Gesetz über Feigheit, bei
dem man wissen möchte, woher es L. nimmt. — Historisches und Sagen-
haftes, welches in den verlorenen Reden berührt war, 8. frg. 32. 40. 45.
63. 65. 67. 77. 86. 88. δὴ $ 70; Anderes 71. 72. 128 (der Verräther Pau-
sanias König von Sparte) u. 0. f. 6) Ueber Dem. 8. ΤῈ]. II, 1 8. 11.
18 Lykurgos. Politische Thätigkeit.
welche historische Studien nöthig waren, als der inneren Ver-
waltung zugekehrt. Unterscheidend von Demosikeres ist der
Mangel an juristischem Interesse; dem wenn ihm die Gesetze
seiner Vaterstadt auch beimnnt sein mussten, so legt er doch
auf den Buchstaben derselben so wenig Werth, dass er in der
Rede gegew Leokrates den νόμος eicayyeArıxöc, auf den die Klage
gegrfindet war, nicht einmal verlesen lässt, geschweige denn
dieses oder ein andres Gesetz erläutert, wie Demosthenes und
Aischines zu thun pflegen. Auch war ja dies Gesetz auf den
Fall gar nicht anwendbar, so wenig wie auf die des Lykophron
und Euzenippos, gegen welche Personen Lykurgos gleichfalls auf-
trat; aber es ist dies bei ihm nicht bewusste Verdrehung noch
unredliche Sophistik, sondern eine ihm berechtigt erscheinende
Deutung nach dem Geiste, wobei er seine eigene strenge und
hohe Auffassung dem Gesetzgeber unterschiebt.')
Die eingreifendste politische Thätigkeit Lykurgs fällt in den
letzten Theil seines Lebens, von dem J. 338 ab, wo er das Amt
eines Schatzmeisters der öffentlichen Einkünfte übernahm, welches
er fortan drei vierjährige Zeiträume hindurch, zuerst unter eignem
Namen, dann unter fremdem führte.?) In derselben Zeit, seit
dem Unglück von Chaironeia, war er nach Demosthenes’ Zeugniss
entgegen seiner früheren Gewohnheit zugleich in der auswärtigen
Politik thätig, uud zwar so hervortretend, dass Alexander nach
der Zerstörung Thebens auch seine Auslieferung forderte.?) Aller-
1) Vgl. oben 8. 55f. 3) Pseph. 862B: γενόμενος τῆς κοινῆς προτόδου
ταμίας τῇ πόλει ἐπὶ τρεῖς mevraernpldac. Vit. 841B wird hinzugesetzt: τὸ
μὲν πρῶτον αἱρεθεὶς αὐτός, ἔπειτα τῶν φίλων ἐπιγραψάμενός τινα αὐτὸς
ἐποιεῖτο τὴν διοίκησιν, διὰ τὸ φθάται νόμον εἰςενεγκεῖν, μὴ πλείω πέντε ἐτῶν
διέπειν τὸν χειροτονηθέντα ἐπὶ τὰ δημόεια χρήματα. Das Gesetz war gewiss
nicht von L. selbst gegeben (Meier p. XVI), und vielleicht nicht einmal zu
seiner Zeit, Schäfer 1, 176, 4. Vgl. dens. 8. 188, 3 (Anfangstermin);.-U. ,
Köhler Herm. I, 321. 8) Dem. Epist. II, 2: ἐκεῖνος γὰρ ἑαυτὸν ἐν τῷ
περὶ τὴν dioincıv μέρει τάξας τῆς πολιτείας τὸ κατ᾽ ἀρχὰς καὶ περὶ τῶν
Ἑλληνικῶν καὶ ευμμαχικῶν οὐδὲν εἰωθὼς γράφειν, ὅτε καὶ τῶν δημοτικῶν
εἶναι προςποιουμένων οἱ πολλοὶ κατέλιπον ὑμᾶς, τότε ταῖς τοῦ δήμου προ-
αἱρέςεειν προτένειμεν ἑαυτόν — — (4) καὶ μετὰ ταῦτ᾽ ἀόκνως καὶ λέγων καὶ
πράττων ἃ mpochkev ἣν φανερός, ἐφ᾽ οἷς εὐθὺς ἐξῃτεῖτο, ὡς ἅπαντες Icacıv.
Vgl. Pseph. 868 ΟὉ (Steininschr. frg. 3).
Lykurgos. Politische Thätigkeit. 79
dings hatte er schon 343 an einer Gesandtschaft theilgenommen,
deren Zweck es war, die Staaten des Peloponnes von Philipp ab-
zubringen!), und seine Gesinnung war jedenfalls immer auf Seiten
der Partei gewesen, deren Gegner Eubulos auch der seinige in
Finanzsachen war; aber in den Vordergrund trat er erst, als mit
dem Glückswechsel viele vorgebliche Patrioten umschlugen und
es hier der zuverlässigen Männer bedurfte. Bis dahin, also die
längste Zeit seines Lebens, hatte er sich wohl vorwiegend mit
einzelnen Finanzmassregeln beschäftigt, die er gegen Eubulos
durchzubringen suchte, und daneben mit sonstigen Anträgen und
Gesetzen. Von letzteren zählt die Biographie fünf namentlich
auf.?) Die hauptsächlichsten Ergebnisse seiner Finanzleitung
sind in dem Ehrendekrete verzeichnet; sie sind so glänzend, dass
Boeckh dem Lykurg das Lob eines echten Finanzkünstlers giebt,
fast des einzigen, den das Alterthum hervorgebracht habe.°) Gross-
artig sind insbesondere auch seine öffentlichen Bauten, nachdem
in der vorhergehenden Zeit nichts als die von Demosthenes ver-
spotteten Tünchungen, Quellenfassungen u. dgl. fertig gebracht
war; der Beaufsichtigung der Arbeiten widmete er sich persön-
lich mit unermüdlicher Ausdauer.‘) Trotz vielfacher Anfeindung
ging er aus allen Prüfungen und Rechensehaftsablagen siegreich
hervor®), und erst nach seinem Tode und nach Demosthenes’
Sturz erreichten es die Feinde, dass wegen angeblicher Verun-
treuungen Lykurg’s seine Kinder vorübergehend als Staatsschuldner
in Haft gelegt wurden. Kränze wurden ihm bei Lebzeiten viele
zu Theil, die höchsten Ehren freilich, das Standbild auf dem
Markte und die erbliche Speisung im Prytaneion, erst nach seinem
Tode°), da kein einzelnes Verdienst Lykurg’s so hervorragend
1) Dem. Phil. T 72 (doch fehlt sein Name in C u. a. Hdschr.);
Pseudopl. 841E. 2) Pseudopl. 841E—842B; Pseph. 852 A: νόμους πολ-
λοὺς καὶ καλοὺς ἔθηκε τῇ πατρίδι. 8) Boeckh St. 1 6698Η: 4) Pseudopl.
8410. 5) Pseph. 862D (vgl. Steininschr.): διδοὺς εὐθύνας πολλάκις τῶν
πεπολιτευμένων (τε καὶ τῶν διῳκημένων) ἐν ἐλευθέρᾳ καὶ δημοκρατουμένῃ τῇ
πόλει διετέλεςεν ἀνεξέλεγκτος καὶ ἀδωροδόκητος τὸν ἅπαντα χρόνον, vgl.
862B; Dem. Epist. III, 6. 8; Pseudopl. 842F. 848. 6) Pseph. 8628:
δόξας δὲ ἅπαντα ταῦτα δικαίως διψκηκέναι πολλάκις ἐςτεφανώθη ὑπὸ τῆς
πόλεως, Umgenau setzt Pseudopl. 848 hinzu: καὶ εἰκόνων ἔτυχεν, δ.
Meier p. LXVIIE.
80 Lykurgos. Thätigkeit als Ankläger.
gewesen war, dass es dem Neide und der Macht der Gegner
diese Ehren für den Lebenden hätte abgewinnen können. Sein
ausserordentlicher Ruf von Rechtlichkeit bewirkte, dass viele
Private ihm bedeutende Gelder anvertrauten, damit er davon dem
Staate Vorschüsse machen könnte.!) Derselbe Ruf gab ihm nun
auch in allen Rechtsfragen einen solchen Einfluss, dass, wie
Demosthenes sagt, die Athener oftmals nach Lykurg’s blossem
Wort entschieden?), und dass vor Gericht niemandes Anklage
mehr als die seine zu fürchten war.) Es versteht sich, dass
er weder Redenschreiber war noch bezahlter Fürsprecher; wir
wissen überhaupt kaum von einer Vertheidigung, die er ge-
führt‘); aber Anklagen hat er oft erhoben und wohl noch
öfter unterstützt, so dass hier ein entschiedener Gegensatz
zu Demosthenes’ Weise hervortritt.5) Freilich auch dieser, bei
seiner weicheren Natur, konnte zum scharfen Ankläger und
Rächer werden, wenn ein Hauptinteresse des Staates in den
Dingen, denen er sein Leben gewidmet hatte, in Frage kam‘),
und dem Lykurg war die innere Zucht und Wohlfahrt dasselbe,
wie dem Demosthenes die Freiheit und Macht des Staates nach
aussen. Privatfeindschaften aber hat auch Lykurg unsres Wissens
nie verfolgt.‘) Ihn machte das hohe Pflichtgefühl, welches ihn
selber leitete, ungewöhnlich bitter gegen alle Beweise entgegen-
gesetzter Gesinnung bei Andern, so dass er nicht nur die Ge-
hässigkeit der Anklage auf sich nahm, sondern auch in den
beantragten Strafen stets bis an die äusserste Grenze ging.®)
1) Paeph. 852B; Pseudopl. 841C, vgl. U. Köhler Herm. I, 314. 3)
Dem. Ep. II, 6: οὕτω δ᾽ ἐπιςτεύετ᾽ αὐτῷ καὶ δημοτικὸν παρὰ πάντας
᾿ἡγεῖςθε, ὥςτε πολλὰ τῶν δικαίων ἐν τῷ φῆςαι Λυκοῦργον ἐκρίνετε καὶ τοῦθ᾽
ὑμῖν ἐξήρκει, daraus Pseudopl. 841E, der dies, wohl nicht in Dem.’s Sinne,
auf Gerichtsverhandlungen bezieht. 3) Vgl. Hjpereid. Euxen. col. 26,
18#. 4) Demosth. frg. 66 8. bei Rutil. 2, 4: atque ego illum, indices,
arbitror Lycurgum laudatorem producturum 6. 4. s.; Schäfer II, 302, 3.
6) Diod. XVI, 88: οὗτος τὰρ (Lyk.) τῶν τότε ῥητόρων μέγιςτον ἔχων
ἀξίωμα, --- — βίον δ᾽ ἐζηκὼς ἐπ᾽ ἀρετῇ περιβόητον, πικρότατος ἦν κατήγορος.
Cie. Brut. 130 (vgl. ad Att. I, 18, 3): M. Brutus magnum fuit, Brate, de-
decus generi vestro, qui — accusationem factitaverit, ut Athenis Lycurgus.
8. auch Ammian. Mare. XXX, 39 (Meier Opusc. II, 8807). 6) Vgl. Thl.
II, 1, 8. 34. 7) Vgl. Leokr. $ öf. 8) Daher Pseudopl. 841DE:
Lykurgos. Thätigkeit als Ankläger. 81
Die Achtung vor ihm wurde dadurch bei den Athenern nicht
vermindert, sondern im Gegentheil, wie Schäfer sagt, zur Ehr-
furcht erhöht.) Von einzelnen Anklagen führe ich an: gegen
den Areopagiten Autolykos, der nach der Schlacht von Chaironeia
seine Angehörigen wider den Volksbeschluss ausser Landes ge-
schafft hatte?); gegen den Feldherrn Lysikles, der wohl vor den
andern an der Niederlage schuld zu sein schien°); beide wurden
mit dem Tode bestraft, welchem Schicksale Leokrates, den Lykurg
wegen eben damals durch Verlassen des Landes bewiesener Feig-
heit im achten Jahre nachher belangte, nur mit Stimmengleich-
heit entging. Einen reichen Grubenbesitzer Diphilos verklagte
er, weil er die nach den Gesetzen zu schonenden Mittelpfeiler
in den Bergwerken weggebrochen hatte; auch ihn traf Todes-
strafe, und von seinem confiseirten Vermögen spendete Lykurg
jedem Bürger eine halbe Mine.) Ferner belangte er den Aristogei-
ton, welcher trotz unbezahlter Schulden an den Staat die bürger-
lichen Rechte ausübte, und das in nichtswürdiger Weise zum
Verderben Unschuldiger®); er war Ankläger des Menesaichmos
in Sachen des delischen Tempels, desselben Redners, der später
sein Nachfolger im Finanzamt wurde und sich durch Anfeindungen
gegen ihn und gegen seine Kinder zu rächen suchte. Vergeblich
erhob er Klage gegen Kephisodotos’ Antrag, wonach dem Demades
die höchsten bürgerlichen Ehren zuerkannt wurden.°) Sodann
ἔκχε δὲ καὶ --- τῶν κακούργων τὴν εύλληψιν, οὖς ἐξήλατεν ἅπαντας, ὡς καὶ
τῶν «οφιετῶν ἐνίους λέγειν, Λυκοῦργον οὐ μέλανι, ἀλλὰ θανάτῳ χρίοντα τὸν
κάλαμον κατὰ τῶν πονηρῶν, οὕτω ευγγράφειν. Die Verwirrungen in dieser
Stelle zeigt Meier p. XXXIIf. — Lykurg’s Denkweise über anscheinend
kleine Vergehungen zeigt sich Leokr. 64ff. (Schäfer S.. 808, 4). N)
Schäfer S. 303. 2) Pseudoplut. 843D: γραψάμενος δ᾽ Αὐτόλυκον τὸν
᾿Ἀρεοπαγίτην “καὶ Λυεικλέα τὸν ςτρατηγὸν καὶ Δημάδην τὸν Δημέου καὶ
Mevecaıyuov ἄλλους τε πολλοὺς καὶ πάντας εἶλεν -- — ὁ δ᾽ εὐθύνας (corrupt)”
᾿Αριςτογείτονα καὶ Λεωκράτην καὶ Αὐτόλυκον δειλίας (Hdschr. δουλείας). Harp.
v. Αὐτόλ.; Lyk. 8. 68: Αὐτολύκου μὲν ὑμεῖς κατεψηφίεαςθε --- καὶ ἐτιμωρή-
cacde. Todesstrafe wird nirgends ausdrücklich bezeugt, ist aber nach dem
Zusammenhange bei Lyk. (vgl. $ 52) unbedenklich anzunehmen (Sauppe
0. A. II, 261). 3) Diod. XVI, 88; Meier p. OXXX. 4) Pseudopl.
848D; Meier p. LXXIVf. 6) 8. Liban. ὑπόθ. [Dem.] 6. Aristog. 6)
Rede κατὰ Κηφ. ὑπὲρ τῶν Δημάδου τιμῶν, 5. u. im Verzeichnisse.
Blase, attische Βοσοἀφατηϊοίε, III, 2. 6
82 Lykurgos. Lebenswandel und Sinnesart.
unterstützte er die Anklage gegen Euxenippos wegen erlogenen
Traumorakels, und noch bedeutender war seine Rolle bei dem
Prozess des Lykophron wegen Ehebruchs. Zwischen Hypereides
und Lykurg ist in der Auffassung solcher Vergehen ein voll-
kommener Gegensatz, ebenso wie auch der Lebenswandel beider
entgegengesetzt war. Denn Lykurg war trotz seines grossen Ver-
mögens so spartanisch einfach und abgehärtet, dass er im Sommer
und Winter dasselbe Gewand trug, und die Fussbekleidung für
gewöhnlich verschmähte!); diese Abhärtung und die makellose
Reinheit seiner Sitten wirkten wesentlich zu der allgemeinen
Achtung mit, wie überhaupt die Athener bei aller Leichtlebig-
keit doch das Wissen von dem Besseren und den Respekt davor
nie verloren hatten. Sie liessen sich auch manche Aeusserung
schroffen Freimuths von dem aristokratischen Manne gefallen:
vor der zuchtlos lärmenden und ihn nicht anhörenden Volksver-
sammlung soll ereinmal ausgerufen haben: „o kerkyräische Peitsche,
wieviele Talente wärest du werth!“?) — Bezeichnend für ihn ist
auch jene Aeusserung, als es sich um die göttlichen Ehren
Alexanders handelte: „was wäre das für ein Gott, vor dessen
Tempel man sich beim Herausgehen besprengen müsste?“) —
Als ihm von dem Volke vorgerückt wurde, dass er einen Syko-
phanten mit Geld abgekauft, sagte er: „Nun, ich freue mich, dass
in soviel Jahren meines Staatslebens mir eher ein ungerechtes
Geben als ein ungerechtes Nehmen nachgewiesen ist“.‘)
1) Pseudopl. 842C: εὔπορος δ᾽ ὧν ἱμάτιον ἕν καὶ ταὐτὸ ἐφόρει τοῦ
χειμῶνος καὶ τοῦ θέρους καὶ ὑποδέδετο ταῖς ἀναγκαίαις ἡμέραις, Hyper. fr.
189: τίνα φήτουειν οἱ παριόντες αὐτοῦ τὸν τάφον; οὗτος ἐβίω μὲν «ωφρόνως
κτέ. Auch Plaut. Bacch. 2, 1, 8 sprichwörtlich für einen sittenstrengen
Mann (ut Lycurgus mihi quidem videtur posse hic ad nequitiam adducier),
8. Meier Opuse. 2, 880f. — Gesetz L.'s, welches den Frauen untersagte bei
der Prozession nach Eleusis sich eines Wagens zu bedienen, Pseudopl.
842A, angeblich von des Antragstellers eigner Frau übertreten, worauf er
den Ankläger mit Geld abfand, vgl. Meier’s begründete Kritik dieser
Geschichte p. XLIVf. 2) Psendopl. 8420: ἣν δὲ καὶ mappnciacrhc διὰ
τὴν εὐγένειαν᾽ ᾿Αθηναίων τέ τοι wre. 8) Das. D; Meier p. LI. 4)
Pseudopl. 842B (8. o. Anm. 1), Plut. Comp. Nic. et Crass. 1; Moral.
641F; Meier p. XLIVf. Sobald man mit Meier das Apophthegma aus der
Verbindung mit jener Anekdote über L.’s Frau loslöst, bleibt kein Grund,
den Redner zu tadeln.
Lykurgos. Tod. Werke. 83
Lykurg’s Tod erfolgte an einer Krankheit, i. J. 324 vor den
harpalischen Prozessen, weniger zu seinem Unglück als zu dem
des Demosthenes und des Staates.!) Gleichwie Eubulos und
früher Perikles erhielt er ein öffentliches Begräbniss im Keramei-
kos, wo noch Pausanias sein Denkmal sah.) Er hinterliess von
der Kallisto, der Tochter Habron’s von Bate, drei Söhne, den
Habron, Lykurgos und Lykophron; gleichwohl pflanzte sich das
Geschlecht im Mannesstamm nur durch Adoption noch eine
Generation weiter fort.°)
Unter den Werken Lykurg’s sind eine‘ besondere Klasse
seine Psephismen und Gesetze, von denen gemäss dem Ehren-
dekret des Stratokles eine Gesammtabschrift auf der Akropolis
aufgestellt wurde‘); er soll sich bei ihrer Abfassung der Beihülfe
eines Olynthiers Eukleides bedient haben.) Auch uns ist noch
einzelnes inschriftlich erhalten.°) Reden besass man nach dem
Biographen von ihm nur 15, deren Titel bis auf einen, den
Neuere durch Theilung zu gewinnen versucht haben, Suidas
überliefert.) Ausserdem werden noch einige andere Titel in
1) τελευτᾷ νόςῳ, Suid. Λυκ.. Er lebte noch, als man über Alexander's
göttliche Ehren verhandelte (324); dass er vor den harp. Prozessen starb,
bezeugt Pseudopl. Hyp. 848EF. 2) Pseudopl. 842E; Pausan. I, 29, 15;
Meier p. LIX δ΄. 8) Die Genealogie Pseudopl. 842F—848B; Meier p.
LXVf. Dass Habron der älteste Sohn, ergibt sich klar aus 848E (vgl.
843A), so dass 848) ἀποθανόντος Λυκούργου ὁ πρεςβύτατος τῶν παίδων
Λυκόφρων ἠμφιεβήτηςε τῆς δωρεᾶς nichte als gedankenlose Folgerung aus
der Einleitung des Pseph. ist, s. R. Schöll Hermes VI, 52. So auch Nissen
Ῥ. 99; anders freilich Meier 1. c., C. Curtius Philol. XXIV, 91f. 4) Pseph.
.862E. 5) Pseudopl. 842C: elchverxe δὲ καὶ ψηφίςματα, Εὐκλείδῃ τινὶ
Ὀλυνθίψ χριύμενος ἱκανωτάτῳ περὶ τὰ ynpicuara. 6) Cultgesetze L.'s aus
ol. 111, 2 Ende (884) C. I. Att. II, 162 (168). Psephismen 168 (888,2). ΄
173 (8851). 176 (830/29). 180. 180°. 202. 7) Pseudopl. 8430: φέρονται
δὲ τοῦ ῥήτορος λόγοι δεκαπέντε (vgl. Phot. 496 Ὁ 41), die gew. Formel, bei
der hier der sonstige Zusatz ὧν elcı yvncıoı — fehlt. Suid. Aux.: λόγοι δ᾽
αὐτοῦ elcı γνήειοι ol cwZönevor κατὰ "Apıcroyelrovoc. κατὰ Αὐτολύκου.
κατὰ Λεωκράτους. κατὰ Λυκόφρονος β΄. κατὰ Λυεικλέους. κατὰ Μενεκαίχμου
(soweit alphabetisch). κατὰ Δημάδου. (b) ᾿Απολογία πρὸς τὸν αὐτὸν ὑπὲρ
τῶν εὐθυνῶν (von Pinzger, Kiessling, Sauppe in zwei Titel: ἀπολ. πρὸς r.
a. und ὑ, τ. εὖθ., zerlegt). πρὸς ’Icxuplav. πρὸς τὰς μαντείας (alpha-
betisch). (0) περὶ τῆς διοικήςτεως. περὶ τῆς ἱερείας. περὶ τῆς ἱερωεύνης
6*
84 Lykurgos. Werke.
Citaten angeführt, und da nun Suidas sagt, dass er die echten
Reden aufzähle, der Biograph aber die Gesammtzahl der unter
Lykurg’s Namen gehenden anzugeben scheint, so ist es wohl das
Richtigste, einen Titel ausser jenen vierzehn als den einer an-
gezweifelten Rede gelten zu lassen, die übrigen aber durch
Identifieirung oder auf anderm Wege zu entfernen. Und in der
That fügt Harpokration bei einer von Suidas nicht erwähnten
Rede hinzu, dass Einige sie dem Philinos zuschrieben; diese also
möchte ich nicht identifieiren.') Suidas lässt dem Redenverzeich-
nisse folgen: „Briefe und einiges andere“?), ohne dass wir über
diese Schriften sonst etwas erführen. Unter den Reden ist eine
Demegorie, ausser etwa der ersten Rede gegen Lykophron?),
nicht ‘nachzuweisen; vollends mangeln Privatreden. Was über-
haupt vorlag, wird der Verfasser zu eigner Rechtfertigung oder
zu Andrer.Besserung, durchaus nicht etwa als Proben seiner
Kunst, vor und nach veröffentlicht haben. Nach dem Inhalte
ordnen sich die Reden folgendermassen.
I In eigner Sache. .
*]. ᾿Απολογιςμὸς ὧν πεπολίτευται (Harp.), wohl identisch
mit πρὸς Δημάδην ὑπὲρ τῶν εὐθυνῶν (Buid.). Sauppe Οἱ, Α.Π
Ρ. 259 vgl. p. 272 Anm. (zu frg. 102).
*2. TTepi τῆς διοικήςτεως (Harp. Suid.). Sauppe p. 262. Zeit
01. 112, 3 (330), s. Köhler Herm. I, 819 ἢ. — Unter Deinarchos’
Namen .gab es eine Rede κατὰ Λυκούργου εὔθυναι.
(alphabetisch). Bei dieser Anlage des Verzeichnisses ist doch wohl die Zer-
legung nicht räthlich., — Ich verstehe nicht, wie Rehdantz 8, 2, 8 die
Zahl fünfzehn zu gering finden und deshalb die Angabe des anonymen.
Pinax (Studemund Herm. II, 446) bevorzugen kann (69 oder 50 oder 8
* Reden nach den verschiedenen Häschr.). 1) Harp. v. Κοιρωνίδαι: ἔςτι
Λυκούργῳ λόγος οὕτως ἐπιτραφόμενος' Κροκωνιδῶν διαδικατία πρὸς Κοιρω-
νίδας, ὃν ἔνιοι Φιλίνου νομίζουειν, und nachher: ὁ τὸν λόγον γεγραφώς,
ὅςτις ποτ᾽ ἐςτί, bei Athen. X 4268 geradezu unter Philinos’ Namen eitirt.
Nach Sauppe O. A. II, 266f. identisch mit περὶ tfic'iepweuvnc, wegen der
anscheinenden Zusammengehörigkeit der Citate frg. 68 (προχαριςτήρια, A.
π᾿ τ᾿ iep., Suid) und frg. 60 (mpocxapnrhpia, A. ἐν τῇ Κρ. διαδ., Harp.).
Ueber Deinarch’s Rede Kpox. διαδ. 8. unten Cap. III. 2) ’Emcrokal καὶ
ἄλλα τινά. 3) 8.0.8. 59, 56. — U. Köhler Herm. II, 26 scheint die Rede
m. τῆς dioichcewc als Demegorie zu fassen.
Lykurgos. Werke. 85
II. In Religionssachen.
*3. Κατὰ Mevecaixnov eicayyeAia (Harp. Suid.), auch Δηλια-
xöc genannt (Λέξεις einer patmischen Handschrift, s. J. Sakkelion
Bulletin de corresp. hellen. I, 8. 149)!). Dass die R. gegen M.
sich auf Sachen des delischen Tempels bezog, und dass als
Gegenrede die pseudodeinarchische ὑπὲρ Mev. περὶ τῆς Δήλου
θυσίας anzusehen ist, hatte schon Sauppe p. 270 erschlossen. —
Den Menes. kennen wir sonst erst aus Alexanders späterer Zeit.
*4. Περὶ τῆς ἱερείας (Harp. Suid.). Sauppe p. 264.
*5. Περὶ τῆς ἱερωεύνης (Suid. im Verzeichnisse und u. προ-
xapıcrapıa). Von Sauppe p. 266f. mit der folgenden R. identi-
fieirt, 8. oben 8. 84, 1.
*6. [Kpoxwvıdüv διαδικαεία πρὸς Kopwvidac]. Harp. vier-
mal ohne den Zusatz ei yviicıoc, doch 8. a. a. Ὁ. die Zeugnisse
für die Autorschaft des Philinos.
*7. TIpdc τὰς μαντείας oder περὶ τῶν μαντειῶν (Buid.).?)
Inhalt gänzlich unklar: Sauppe 269.
III. In Sachen des Staats und der Sitte.
8. ΚΑΤΑ AENKPATOYC EICATTENIA (Harp. Suid.). Jahr
331/0.
*9. Kar’ Αὐτολύκου (Harp. Suid.). Sauppe p. 261. Eicayrekia?
Wohl 3838.
*10. Κατὰ Λυεικλέους (Harp. Suid.). Sauppe p. 269. Rechen-
schaftsprozess? Jahr 338.
*11. *12. Κατὰ Λυκόφρονος elcayyekia AB (Harp. Suid.).
Sauppe p. 267. S. oben 8. 59 zu Hypereides’ Gegenrede. Etwa 340.
1) Es heisst dort unter εἰρεειώνη: — — τοῦτο δὲ λοιμοῦ γενομένου καὶ
xphcavroc τοῦ θεοῦ ἐποίουν. Ἐν τῷ Δηλιακῷ: καὶ θαλλὸν μέγαν κοςμή-
cavrec (lies -rac) ἁπάντων, ὧν κατ᾽ ἐκείνους τοὺς καιροὺς αἱ ὧραι φέρουειν,
ἀνατιθέναι ἔμπροεθεν τῶν θυρῶν, εἰρεςιώνην ὀνομάςαντας, ἀπαρχὰς ποιηςα-
μένους τῶν γινομένων πάντων ἐκ τῆς γῆς, ὅτι τὴν ἀφορίαν ἡμῶν τῆς χώρας
ἱκετηρία ἡ παρὰ τῷ ᾿Απόλλωνι τεθεῖςα ἔπαυςε. Dazu vgl. man Et. M. p.
808, 84 (frg. Lyc. 88 8.): — — Λυκοῦργος δέ φηειν, ἀφορίας γενομένης
᾿Αθηναίοις τοῦτο ἐπιτελεεθῆναι κατὰ χρηςμόν, οἷον ἱκετηρίας. 2) Περὶ τ.
μ. Suid. v. καυχᾷ.
86 Lykurgos. Werke,
*13. Kar’ ᾿Αριετογείτονος ἔνδειξις (Harp. Suid.). Sauppe p. 259.
Zeit Alexandere.!)
”14. Κατὰ Δημάδου (Suid. Athenae. Schol. Aristoph.), nach .
Kiessling und. Sauppe παρανόμων. Dass dies richtig, zeigt der
genauere Titel in den Λέξεις der patmischen Häschr. (l. c. 8.
1494): κατὰ Κηφιςοδότου ὑπὲρ (d. i. περὶ) τῶν Δημάδου τιμῶν.
Somit ist die R. κατὰ Κηφιςοδότου (Harp. einmal) mit κατὰ Δη-
μάδου zu identificiren, nicht aber, wie Pinzger und Sauppe wollten,
durch Annahme einer Lücke bei Harpokr. einem andern Ver-
‘fasser zu geben. Ungenau.ist es, wenn bei Plut. p. 843D unter
den von Lykurg Angeklagten Demades genannt wird. — Die
Zeit bestimmt sich auf etwa 334 (vgl. A. Schäfer III 8. 176£.). —
Kephisodotos ist unbekannt; die Anklage wurde von Polyeuktos
unterstützt, dessen Rede ebenfalls κατὰ Δημάδου betitelt wird,
s. u. zu Polyeuktos. Dass L’s Rede die Hauptrede war, folgt
aus frg. 91, welches schon Sauppe hierher gezogen hat.
IV. Unbestimmt.
*15. Πρὸς Ἰεχυρίαν (Suid.), oder κατ᾽ ’Icxupiov (Harp.).
(*16. Κατὰ Δεξίππου ei γνήειος, Harp.). Sauppe p. 182
emendirt wohl mit Sicherheit Λυκοῦργος in Auciac.?).
(*17. Kat’ Αὐτοκλέους). Offenbar verderbtes Citat.°)
Von diesen Reden hatte Photios, als er der Vollständigkeit
halber seinen Artikeln über die andern Redner einen solchen über
Lykurgos hinzufügte, noch keine gelesen‘); uns ist ausser Frag-
menten, die fast alle sehr geringen Umfangs sind, nur die Leo-
kratea erhalten. — Auffallen muss, dass keine Rede nachweislich
älter als 340 ist, vielmehr die irgend bestimmbaren alle, mit Aus-
nahme der beiden gegen Lykophron, sogar nach Chaironeia fallen;
darnach hat Lykurg hauptsächlich erst im höheren Alter und als
angesehener Staatsmann Reden veröffentlicht. -- Wir suchen nun _
1) 8. ΤῊ]. II, 1,8. 361, 4. 3) Harp. v. εύνδικοι. Vgl. Thl. 1, 362.
3) Said, μηλόβοτος χώρα; wenige Zeilen vorher (v. MnAößıoc) wird Ὕπερ.
“ἂν τῷ κατ᾽ Αὐτοκλέους eitirt. Man hat Λυκικλέους, Αὐτολύκου, aber wuch
noch Anderes vermuthet. Starke Achnlichkeit hat Leokr. 146. 4) Phot.
p- 496 Ὁ 38: Λυκούργου --- οὕπω παρέεχεν ἡμῖν ὁ χρόνος λόγους ἀναγνῶναι.
Lykurgos. Rede gegen Leokraten. 87
zuerst von der erhaltenen Rede eine Uebersicht zu gewinnen,
alsdann mit Hülfe dieses Materials und der Urtheile der Alten
ein Bild von der Beredsamkeit des Lykurgos zu entwerfen.
Leokrates, ein athenischer Bürger von guter Herkunft und
nicht ohne Vermögen!), hatte auf die erste Kunde von der Schlacht
bei Chaifoneia sich mit seiner Habe und mit seiner Buhlerin
nach Rhodos eingeschifft, woselbst angekommen er lügenhafte
Nachrichten von der Einnahme der Stadt und der Belagerung
‘des Peiraieus verbreitete.?) Nicht lange darauf, da sich alles als
erfunden herausstellte, entfernte er sich von Rhodos und liess
sich dann, wohl nach Beilegung des Krieges, in Megara als
Metök nieder; in Athen nämlich war es dem Autolykos und
Andern, die ähnlich wie er gehandelt, allzu schlimm ergangen.
So verkaufte er denn auch, auf die Heimkehr verzichtend, sein
Haus und seine Fabriksklaven an seinen Schwager; ja auch seine
Familienheiligthümer liess er sich nach Megara schicken.®) Er
wohnte daselbst mehr als 5 Jahre‘), und trieb von da aus
Handel nach Epirus, Leukas und Korinth°); schliesslich wurde
ihm auch dieser Wohnort verleidet®), und er entschloss sich
endlich, sechs Jahre nach seiner Flucht”), nach Athen heimzu-
kehren. Aber sein. Vertrauen auf die lange seither verflossene
Zeit war eitel: Lykurg belangte ihn mit einer Eisangelie wegen
Verrathes, und die Sache kam im Jahre 331/0, kurz vor dem
Prozesse des Ktesiphon, vor das Heliastengericht.) Der That-
1) Bildsäule des Vaters im T. des Zeus Soter, $ 186. Vermögens-
umstände: Haus u. Sklaven für 1 Talent verkauft, $ 22; letztere, welche
χαλκοτύποι waren (58), wiederverkauft zu 35 Minen, wonach es nicht sehr
viele gewesen sein können, vgl. Boeckh Sth. I, 97; der Preis des Hauses
ist nicht gering, das, 94f. — Leokr. lebte von der Fabrik, daneben be-
theiligte er sich an der Zollpacht; Handel hatte er vor der Flucht nie ge-
trieben, 58.19. 3) 9 1684. 8) 21—26. 4) $ 21: ᾧκει ἐν Μεγάροις
πλείω ἢ πέντε ἔτη. 66 πέντε ἔτη. 146 πλείω πέντ᾽ ἢ ἕξ ἔτη 6) 36.
6) L. stellt es so dar, als hätten ihn weder die Megarer noch Andre bei
sich leiden wollen, $ 183: τοιγαροῦν οὐδεμία πόλις αὐτὸν elace παρ᾽ αὑτῇ
μετοικεῖν, ἀλλὰ μᾶλλον τῶν ἀνδροφόνων ἤλαυνεν, vgl. 184. Τὴ $ 56: ἕξ
ἔτη ευνεχῶς ἀποδημήςας, Ueber $ 45 8. die flgd. Anm. 8) Auf die Zeit
des Prozesses beziehe ich 45: ὧν (der bei Chair. Gefallenen) οὗτος οὐδὲ
τὰς θήκας παριὼν ἠςχύνθη, ὀγδόῳ ἔτει τὴν πατρίδα αὐτῶν προςαγορεύων,
88 Lykurgos. Rede gegen Leokrates.
bestand, wie ihn Lykurg mittheilt, war wohl zweifellos, und
Leokrates’ Ausrede, dass er sich auf eine Kaufmannsfahrt be-
geben, schlechterdings nicht stichhaltig'), die moralische Schuld
also festgestellt. Aber weder war die für die Anklage benutzte,
in der Rede indes nie angeführte Stelle des νόμος εἰςαγγελτικός:
„wenn jemand eine Stadt verräth oder Schiffe oder Länd- oder
Seetruppen“?), auf das blosse Verlassen der Stadt in Kriegs-
läuften eigentlich anwendbar, noch bestand ein eignes Gesetz
darüber, wie der Ankläger selber zugiebt?), noch auch konnte
dem nach Leokrateg’ Flucht ergangenen Volksbeschluss, welcher
das Benehmen derjenigen, die sich zur Vertheidigung nicht stellten,
als Verrath qualificirte‘), rückwirkende Kraft beigelegt werden.
Und jener erste Volksbeschluss, den. Leokrates wohl bei der Ab-
fahrt schon kannte, wonach die Strategen nach ihrem Gutbefinden
die Wachposten mit Athenern und Metöken besetzen sollten, war,
eine Anweisung an die Behörde, ohne jede Strafandrohung für
die säumigen Wehrpflichtigen.°) Lykurg sucht auch nicht eben
nach solchen formellen Stützen, sondern, indem er den Gesetzen
ausser dem Namen Verrath auch noch andere, nach seiner Meinung .
zwar sämmtlich anwendbare, aber die Sache nicht umfassende
entnimmt, fordert er die Richter auf, für diese noch nicht dage-
wesene Complikation von Vergehen durch ihr Urtheil die Gesetz-
gebung zu ergänzen.°) Leokrates aber musste seinerseits sich
indem eine solche Verwechselung zwischen der gegenwärtigen Zeit und der
Zeit der Heimkehr dem Redner wohl zuzutrauen ist. A. Schäfer (III, 199)
verlängert den Aufenthalt auf Rhodos auf etwa 2 Jahre, im Widerspruch
mit $ 58 und 21. — Aischin. 3, 252: ἕτερος δ᾽ ἰδιώτης ἐκπλεύςας εἰς Ῥόδον,
ὅτι τὸν φόβον ἀνάνδρως ἤνεγκε, πρῴην ποτὲ eicnrr&ßn καὶ Icaı αὐτῷ al
ψῆφοι ἐγένοντο: εἰ δὲ μία μόνον ueremecev, ὑπεριώριετ᾽ ἄν. 1) 55—58.
2) ἐάν τις πόλιν τινὰ (andre Quellen wohl richtiger φρούριον) προδῷ ἢ ναῦς
ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν crparıdv, Hyp. Eux. col. XXIII; Hager Quaest, Hyp.
(Lpz. 1870) 8.54. 8) 8 8f. 4) 8 53. 6) $ 16; vgl. Rehdantz 8. 13f.,
der nicht mit Recht, wie mir scheint, vom Redner erwartet, dass er sich
„auf dieses Psephismu stütze, falls es bei L.'s Flucht schon erlassen ge-
wesen, und da er sich nicht darauf stützt, die Flucht als früher annimmt.
— Gänzlich unzutreffend ist die Begründung der Anklage, wie sie die
ὑπόθ. der Rede gibt. 6) 8—9, bes. 9: ὅτα δὲ μὴ cpöbpa περιείληφεν (ὁ
vönoc) ἑνὶ ὀνόματι mpocayopeücac, μείζων δὲ τούτων τις ἠδίκηκεν, ämacı δ᾽
ὁμοίως ἔνοχός ἐςτιν, ἀναγκαῖον τὴν ὑμετέραν κρίειν καταλείπεεθαι παράδειγμα
Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 89
auf den Wortlaut des Gesetzes berufen und die Anklage als
ausser Verhältniss zu der geringen und bedeutungslosen Sache
darstellen, gleichwie Hypereides in dem Falle des Euxenippos
thut.!) Bei seiner Lebensstellung mangelte es ihm nicht an an-
gesehenen und redegewandten Rechtsbeiständen?), während der
Ankläger soviel wir sehen allein war, und es ist ein glänzender
Beweis sowohl für Lykurg’s grossen Einfluss als auch für das
in den Athenern noch lebendige patriotische Gefühl?), dass den-
noch :Leokrates, der harmlose Privatmann, so lange nach den
Ereignissen, ungeachtet aller Bitten und: Thränen, nur mit
knappster'Noth vor der Todesstrafe eines Landesverräthers sich
rettete. Denn wie Aischines bezeugt, es ergab sich Stimmen-
gleichheit, und eine anders fallende Stimme hätte bewirkt, dass
er hingerichtet und sein Leichnam über die Grenze geworfen
wäre.‘)
Die Anklagerede beginnt mit einem langen und ausgeführten
Prooemium. Zuerst ein feierliches Gebet an Athene und die
andern Götter, entsprechend der Gerechtigkeit der Anklage den
Erfolg zu geben; dann die bei ähnlichen Reden den Anfang
machende Begründung des Auftretens und Entfernung gehässigen
Scheins: das Vorhandensein von Anklägern ist dem Staate heil-
sam und nothwendig, und diese Anklage geschieht um des Staates
willen, ohne alle persönlichen Motive.) Der dritte Abschnitt,
welcher die Grösse und Schwere des Falles darlegt, soll die Auf-
merksamkeit der Richter erwecken); der vierte, worin er erklärt,
dass er sich aller falschen oder ausserhalb der Sache liegenden
Verdächtigungen enthalten werde”), entspricht dem zweiten und
gewinnt dem Sprecher das Wohlwollen. Soweit schreitet alles
in vortrefflicher Ordnung und Verbindung fort; etwas lose ist
dann noch ein fünfter, wiederum dem dritten entsprechender Ab-
τοῖς ἐπιγιγνομένοις. $ 147 findet er in L.'s Handlung die Verbrechen. προ-
doclac, δήμου καταλύτεως, dceßelac, τοκέων xakicewc, λειποταξίου und
derpatelac. 1) 8 59M., 62, 81. 3) $ 59. 68. 68. 186. 1886. 8)
A. Schäfer ΠΙ, 201f. 4) Aisch. 8, 252, 8. oben 8. 87f.,8. 5) 1-2;
3-6. 6) 7-10; 10 extr.: διὸ dei ὦ ἄ. προςέχειν τούτῳ τῷ ἀγῶνι.
1) 11-- 18,
90 Lykurgos. Rede gegen Leokrates.
schnitt angehängt, dass die Person des Angeklagten keine unbe-
deutende, sondern im Gegentheil eine weitherum bei den Hellenen
bekannte ist!) — Die Erzählung, zu welcher durch Bitte und
eine Art von Prothesis des Nächsten der Uebergang geschieht‘),
zerfällt in drei Abschnitte: über die Flucht, über die Ansiedelung
in Megara und den Verkauf des athenischen Besitzes, endlich
über die Ausführung der Familienheiligthümer und den Getreide-
“handel, in welchem der Redner ein neues Verbrechen sieht, da
kein Athener anderswohin als nach Athen Getreide verschiffen
durfte. Hierauf abschliessend eine Recapitulation.°) Lykurg hat
nun die Zeugenbeweise für die beiden ersten Abschnitte denselben
sofort angefügt‘); für die Handlungen des dritten hat er keine
Zeugen, gibt aber nun den alles umfassenden Schlussbeweis.
Er hat nämlich von Leokrates die Auslieferung der mitwissenden
Sklaven gefordert; durch Ablehnung der Proklesis hat sich jener
selbst als schuldig bekannt, und wird sich also durchaus‘ mit
Unrecht jetzt über Sykophantie beklagen.°) Weiter sind noch
drei Stücke hier angehängt: eine Steigerung des Vergehens aus
den Umständen, in denen jener die Stadt verliess; ein ab-
schweifendes Enkomion der bei Chaironeia Gefallenen, um auch
durch den Gegensatz das Verbrechen um so hassenswerther er-
scheinen zu machen; endlich die Vorführung schon abgeurtheilter
Präcedenzfälle und eines einschlägigen Psephisma.°) An den
hiermit trefflich abgeschlossenen Beweis fügt sich als neuer Theil
die Vorwegnahme der Einwendungen. Deren werden an dieser
Stelle vier gebracht: dass die Fahrt eine Handelsfahrt gewesen;
dass der Begriff „Verrath“ nur auf solche anwendbar sei, denen
irgend etwas von der Stadt anvertraut gewesen; dass die Hand-
lung keine schlimmen Folgen habe nach sich ziehen können;
zuletzt, dass ja auch zu Xerxes’ Zeiten die gesammte Bürger-
schaft die Stadt verlassen habe’) Die Beantwortung dieses
1) 14--1δ. 3) 16 Αἴ. 8) 16—20; 21-24; 25-277. 4) 19--
20 (davon 20 Bevorwortung für das Auftreten der Zeugen, 8. Rehdantz z.
St); 28-24. 5) 38-- 80, und mit neuem, nicht gut vermittelten Anfang
81- 86. 6) 86- 46; 46—51; δ5- δ4ά. 7) 55—58; 59— 62; 68—67;
68— 74. ᾿
Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 9
letzten Einwandes gibt dem Redner Anlass, die glänzenden
Thaten jener Vorfahren als Gegensatz zu Leokrates’ Feigheit zu
schildern. — Wührend nun das Bisherige, die Hälfte der ganzen
Rede, gute Ordnung und strengen Bau nicht vermissen lässt,
so ist es anders mit der zweiten Hälfte, dem Epilog im weiteren
Sinne, wozu der letzte Abschnitt schon eine Ueberleitung war.
Die Hauptmasse des Epilogs, etwa die ersten vier Fünftel‘), ent-
hält Beleuchtung und Steigerung des Vergehens durch Dichter-
stellen, geschichtliche Beispiele und dergleichen, und zwar stehen
voran die Bilder patriotischer Gesinnung -und edler Thaten, dann
folgen die Beispiele von Strafen gegen Verräther.?) Dort beginnt
der Redner mit dem althergebrachten Eide der Epheben, den
Leokrates, wenn er ihn schwor, gebrochen; hierauf spricht er
über die Bedeutung des Eides im allgemeinen und über den der
Hellenen bei Plataiai; weiter erzählt er die That des Kodros.°)
Ein neuer Einwand des Leokrates schiebt sich ein: der An-
geklagte würde, wenn schuldbewusst, sich nicht gestellt haben.
Der Redner aber erklärt dies daraus, dass ihn die Götter ver-
blendeten, um ihn zu verderben, und bringt zum Belege für
dies Verfahren der Götter eine‘ Dichterstelle und die Erzählung
von dem Ende des Kallistratos.‘) Es folgt die Geschichte von
dem frommen Sohne in Katana, wie die Götter die Pietät be-
lohnten; dann die von Erechtheus, der seine Tochter für das
Land opferte, und dazu aus Euripides’ Erechtheus die patriotische
Rede der Mutter des Mädchens.’) Von Euripides geht der Redner
auf Homer über, aus dem er eine patriotische Ermahnung Hektors
mittheilt; von da auf die alten Athener, welche der Lehre des
von ihnen hochgeehrten Dichters entsprechende Thaten voll-
brachten; weiter auf Tyrtaios, den sie nach dem Orakel den
Lakedämoniern zum Führer gaben; auch von diesem wird eine
Elegie eingelegt, und endlich die poetischen Citate mit den Epi-
grammen auf die Kämpfer von Thermopylai und Marathon ge-
schlossen.) Nun kommen zweitens die Strafexempel, mit Urkunden
1) 76-134. 3) 75—110; 111-134. 8) 76-78; 79—82; 83—89.
4) W—98. 6) 94—97; 98—101. 6) 102—110.
92 Lykurgos. Würdigung bei den Alten.
belegt: gegen Phrynichos und seine Vertheidiger, gegen Hipparchos
Charmos’ Sohn und so weiter; hieran schliesst sich das aus An-
dokides bekannte Psephisma des Demophantos.') Auch die Spar-
taner, fährt Lykurg fort, dachten nicht anders: sie haben den
Pausanias getödtet und auf Feigheit im Felde Todesstrafe gesetzt.?)
Nachdem er nun durch eine hieran geknüpfte Steigerung von
Leokrates’ Vergehen diesen ganzen Abschnitt geschlossen®), wendet
er sich gegen die verschiedenen Klassen von Fürsprechern‘),
und ermahnt dann die Richter, den Verräther ihrer eignen nächsten
Angehörigen gebührend zu bestrafen, der von Niemgndem Rück-
sicht und Mitleid verdient.) Zum Schluss übergehend, schildert
er mit neuer Mahnung das Verbrechen des Leokrates in seinem
ganzen Umfange‘), und stellt dann im eigentlichen Epiloge
(mit ἀντιπαραβολή) die Bedeutung der Freisprechung und die der
Verurtheilung gegenüber.)
Wir werden bedauern, dass uns von Lykurg nicht mehr als
diese eine Rede erhalten ist; jedoch ein scharfes Bild von der
Art seiner Beredsamkeit können‘ wir auch aus ihr gewinnen, in
Uebereinstimmung mit dem, was die Alten davon berichten und
urtheilen. Von Zeitgenossen haben wir bloss Hypereides’ Be-
merkung, dass Lykurg ausser seinem moralischen Gewichte auch
in der Rede niemandem nachstehe°); wörtlich als Kunsturtheil
ist das natürlich nicht zu nehmen. Dass sich der Redner später-
hin im Ansehen erhielt, beweisen die Erwähnungen bei Cicero®),
1) 111—127 (Andok. 1, 96f). 9128-130. 8) 181- 184. 4)
135 Freunde (136f. eingeschaltet über L.'s verstorbenen Vater, der den
Sohn selbst verdammen würde); 138 bezahlte Fürsprecher; 139f. solche die
sich auf ihre Liturgien berufen. 5) 141— 148. 6) $ 146—148, ein-
geleitet mit der Formel: βούλομαι δ᾽ ἔτι βραχέα πρὸς ὑμᾶς εἰπὼν καταβῆναι
(vgl. Rehdantz 8. 161). — Es ist hier die Recapitulation, die in andrer
Form nicht möglich war. 7) 149-160; 149 Afg. wird an das Prooemium
$ 11 wieder angeknüpft. 8) Hyp. Eux. c. 26: οὔτε τῷ λέγειν οὐδενὸς
τῶν ἐν τῇ πόλει καταδεέςτερον ὄντα, παρὰ τούτοις τε μέτριον καὶ ἐπιεικῆ
δοκοῦντα εἶναι. (Aehnlich Pseudopl. 849 Ε': ἐτελεύτηςεν ἐπιεικὴς νομιςθεὶς ----
καὶ ἐν λόγοις ἐπαινεθεί.) 9) Cic. de orat. II, 94 (neben Demosth. Hyp.
Aisch. Deinarchos); Brut. 36: huic (Dem.) Hyperides proxumus et Aeschines
fait et Lycurgus et Dinarchus et — Demades (darnach Tacit. Dialog. c. 251.
Freilich beweist keine Stelle, dass Cie. den L. gelesen.
Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit. 98
die Citate bei Rutilius Lupus d. i. dem jüngeren Gorgias!), und
nicht nur unter die Zehn wurde er aufgenommen, sondern auch
Dionysios hat ihn, wenn nicht in dem Werke über die Attischen
Redner, so doch in dem über die Nachahmung als einen der
mustergültigen Vertreter der Beredsamkeit besprochen. Im ganzen
freilich erwähnen ihn die Rhetoren selten genug.?) Dion Chry-
sostomos empfiehlt nach Demosthenes, Lysias, Hypereides und
Aischines auch ihn zum Studium, wegen seiner Einfachheit und
Biederkeit®); Hermogenes lobt ihn nicht sehr und gibt ihm unter
den Zehn den vorletzten Platz.) Sein Kunsturtheil ist das aus-
führlichste; demnächst kommt das im Auszuge erhaltene des
Dionysios®); zuletzt die Empfehlung bei Dion.
Unzweifelhaft will Lykurg Kunstredner sein, und zwar ist
es das isokratische Muster, dem er besonders nachstrebt; andrer-
seits aber-war weder seine Natur eine künstlerische, noch auch
seine Absicht in der Art, wie das bei Demosthenes der Fall, auf
Vollendung und Meisterschaft gerichtet, und so bleibt er gleich-
sam auf halbem Wege stehen und begnügt sich damit, dass er
die grosse Masse der praktischen Redner an Sorgfalt und Aus-
arbeitung bedeutend hinter sich lässt.%) Die epideiktische Rede
mit ihrer Feierlichkeit und Würde war seiner Natur weit mehr
gemäss als die leidenschaftliche Erregtheit oder die behagliche
Leichtigkeit, welche die praktische Rede in ihren verschiedenen
1) L. wird sechsmal citirt (Dem. 9 Mal, Lysias 8 Mal u. 8. w., 8. Griech.
Bereds. 8. 98, 1). 2) Dionys. nur noch’ad Amm. I, 2, neben Hyp. und
Aisch.; Quintilian nur XII, 10, 22 neben Aristogeiton, Isaios, Antiphon.
Von Commentaren über ihn kennen wir nur solche des Didymos (Harp. v.
«τρωτήρ u. ἃ. 8. St., Westermann Gr. Ber. $ 55, 16). 3) Dion Chrys.
XVII, 11: ἀλλὰ καὶ Λυκούργῳ cunßoukebca ἂν ἐντυγχάνειν «οι, ἐλαφρο-
τέρῳ τούτων (Hyper. u. Aisch.) ὄντι καὶ ἐμφαίνοντί τινα ἐν τοῖς λόγοις
ἁπλότητα καὶ γενναιότητα τοῦ τρόπο. 4) Hermog. π. ἰδ. Β p. 416 Sp. —
Photios’ Bemerkung (cod. 268 z. Afg.): Λυκούργου — οὐδενὸς τῶν ἄλλων,
ὅκα τε τελεῖν εἰς ῥήτορας καὶ δημαγωγούς, τὸ ἔλαττον φερομένου, hat nicht
viel zu bedeuten. 6) Dion. Vet. Cens. V, 3. 6) Havet l’Antidosis
d’Isoer. p. 248 (s. Rehdantz 9. 5, 21) bezieht mit auf Lyk. die Worte des
Isokr. Ant. 281: εὑρήςετε τῶν ἐν τῷ παρόντι πολιτευομένων τοὺς πλείςτην
ἐπιμέλειαν τῶν λόγων ποιουμένους βελτίςτους ὄντας τῶν ἐπὶ τὸ βῆμα παρ-
τόντων. Freilich ist die Antid. schon 868 herausgegeben. — Falsch ist es,
wenn Hermog. 1. 6. ihm die ἐπιμέλεια völlig abspricht.
94 Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit.
Gestaltungen zeigte; wiewohl über seinen Vortrag nichts über-
liefert ist, so dürfen wir doch annehmen, dass Lykurg sich einiger-
massen der idealen Ruhe und Hoheit des perikleischen Vortrages
näherte. Nicht zu unterschätzen aber ist die ethische Bedeutung,
welche seine Reden besonders empfahl und empfiehlt. Die Leokratea
ist nicht bloss ein Denkmal der damaligen Redekunst, sondern
auch ein Denkmal der patriotischen Gesinnung, die in Athen
noch lebte, und diesen Gehalt in ihr hat schon Melanchthon in
der Vorrede zu seiner Ausgabe hervorgehoben.‘) Von hier aus
betrachtet, erscheinen auch die Abschweifungen und fremdartigen
Einlagen nicht so als verfehlt, wie wenn man vom rhetorischen
Standpunkte urtheilt. So wird ja freilich aus der Erzählung von
dem frommen Sohne in Katana, oder aus der Elegie' des Tyrtaios,
für Leokrates’ Sache höchstens mit Gewalt etwas gewonnen; hin-
gegen Demosthenes, wenn er gegen Aischines eine solonische
Elegie und eine Rede aus der Antigone vorbringt, thut dies
erstlich motivirt, da jener zuerst den Solon und die Tragiker
herbeigezogen hatte; sodann weiss er zumal Kreon’s Rede aufs
schlagendste für den vorliegenden Fall zu verwerthen. Dennoch
aber findet Hermogenes nicht mit Recht in dieser Weise des
Lykurgos, die auch in den andern Reden hervortrat, diejenige
δεινότης, welche bloss im Scheine besteht.?) Das trifft bei Aischines’
ähnlichem Verfahren zu; dem Lykurg aber liegt nichts ferner
als prunken zu wollen, sondern er will seine Hörer bessern und
erheben, und z. Bsp. mit der Erzählung vom frommen Sohne,
wie er selber sagt, die Jüngeren unter den Zuhörern anleiten ihre
Eltern zu ehren.?) Er hat also keine derartigen Nebenzwecke
1) Schäfer ΠῚ, 201, 1 (Oratio Lyeurgi contra Leoeraten, desertorem
patriae, duleissime de officiis patriae debitis disserens. — Viteb. M.D.XLV.)
Vgl. auch Sauppe Verhandl. d. Philologenvers. in Dresden (1844) 8. 128.
8) Hermog. p. 416: χρῆται δὲ πολλαῖς πολλάκις καὶ ταῖς παρεκβάςεειν ἐπὶ
μύθους καὶ ἱετορίας καὶ ποιήματα φερόμενος, ἃ δὴ τῆς φαινομένης ἐςτὶ καὶ
αὐτὰ δεινότητος. 3) 8 95: εἰ γὰρ καὶ μυθωδέςτερόν Zerıv, ἀλλ᾽ ἁρμόςει
καὶ ὑμῖν Amacı τοῖς νεωτέροις ἀκοῦςαι. --- Die Abschweifung über die Ge-
fallenen von Chair. motivirt er zuerst mit Bezug auf die vorliegende Sache,
dann aber auch daraus, dass man den für den Staat Gefallenen das Lob,
welches ihr einziger Lohn sei, bei den Prozessen des Staates zu spenden
die Pflicht habe ($ 46). Vgl. noch 88. 98. 107f.
Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit. ‘95
im Auge, die seinem Berufe als Staatsmann fremd wären, wohl
aber solche, die zu dem augenblicklich durch die Rede zu
Erreichenden nicht gehören, und dies ist allerdings ein wesent-
licher Unterschied von der Weise des echten Redners und Künstlers.
Dichtereitate zumal müssen den reinen Charakter des Werkes
trüben und eine Disharmonie der Theile hervorbringen; sie scheinen
auch wesentlich erst durch Aischines und Lykurg aufgekommen
zu sein, und zwar finden sie sich bei diesem noch mehr als bei
jenem.‘) Den gleichen Tadel des Sophistischen und auf den
Schein Berechneten erhebt Hermogenes gegen manche von Lykurg’s
Steigerungen, die ihm nicht am Platze zu sein schienen.?) Der
Redner geht hier gern ins Allgemeine: so fand sich ein Gemein-
platz gegen die Ehebrecher in den Reden gegen Lykophron?);
in der Leokratea gehört dahin die allgemeine Erhebung der
Wichtigkeit des Eides, und ferner jene Stelle, wo Lykurg in
aller Breite und mit Beispielen ausführt, dass das Verlassen einer
Stadt durch ihre Bewohner gleichsam der Tod der Stadt sei.‘)
Weit zahlreicher noch sind die Gnomen und die allgemeinen
Belehrungen. „Drei Dinge sind es, welche die Demokratie und
die Wohlfahrt des Staates hauptsächlich behüten und erhalten,“
und dann die Ausführung. Ebenfalls im Prooemium: „Zwei Dinge
sind es, wodurch die Jüngeren unterwiesen werden“.®) Indessen
diese Weise ist wohl bei Aischines, der sie ebenfalls hat, nicht
aber bei Lykurg als sophistisch zu bezeichnen: wenn zwei das-
selbe thun, so ist es noch nicht dasselbe. Demosthenes aber,
1) Vgl. Rehdantz Lyk. 5. 188f. Vorher nur ein Bap. bei Lysias
(Harpokr. v. Kapkivoc, drei Trimeter des Karkiuos). Die Technologie
darüber Hermog. π. μεθ. deiv. p. 460 Sp., nach welchem der Gebrauch statt-
haft ist entweder κατὰ κόλληειν (mit ganz engem Anschluss an das vom
Redner Gesagte) oder κατὰ mapydlav. 2) Hermog. p. 416: ὅθέν φημὶ καὶ
τοῦτον τὴν φαινομένην, οὐ μὴν odchv ὡς ὄντως δεινότητα ἔχειν. τροπικώ-
Tepor τάρ elcıv οἱ λόγοι μᾶλλον αὐτοῦ καὶ καταδρομὴν ἔχοντες Ecrıv οὗ κατὰ
τῶν ἀποδεδειγμένων (? μήπω ἀποδεδειγμ. nach p. 395, 28?) πραγμάτων.
3) Frg. 68 bei Theon Prog. p. 68 Sp., vgl. p. 61 (fr. 69) und fr. 72 bei
Athen. VI, 267A, wonach ebenda auch ein τόπος gegen die ὕβρις vor-
gekommen zu sein scheint. 4) $ 79; 60f. 5) 8 3£,; 10. Vgl. ausser-
dem bes. 6. 64. 92. 94. 102. 180. 188. 188, 146; frg. 24. 96—101. 108.
Rehdantz zu $ 79.
96 Lykurgos. Oekonomie der Rede.
wenn er einmal allgemein spricht, hält sich stets nahe an die
einzelne vorliegende Sache und lässt dieser das Allgemeine dienen;
die Absicht des Lehrens liegt ihm fern, und der dazu gehörige
feierliche Ton widerstrebt ihm, während derselbe bei Lykurg der
Haltung des Ganzen und dem Charakter und der Würde des
Redenden gemäss ist. Das aber haben beide gemeinsam, dass
ihre Gedanken und Reflexionen nie über die Fassungskraft ein-
facher Hörer hinausgehen. — Die Originalität lässt auch Lykurg
nicht vermissen, trotzdem dass er hier und da namentlich aus
Isokrates’ Panegyrikos Gedanken und Wendungen entlehnt.!)
Ebensowenig kann man Armuth in der Erfindung rügen; denn
dass dieselben Grundgedanken sich wiederholen?), ist vielen
demosthenischen Reden nicht minder eigen und nicht im geringsten
ein Fehler, und wenn die Leokratea ungleich diesen schliesslich
ermüdet und endlos gedehnt erscheint, so liegt das vielmehr an
der Gleichförmigkeit des Tones mit seiner Feierlichkeit und seinem
Mangel an Frische. Die Oekonomie und Ausarbeitung bietet eher
dem Tadel Raum. Denn trotz der Länge des Ganzen sind doch
die einzelnen Gedanken manchmal, besonders in den letzten Theilen
der Rede, allzu wenig ausgeführt®), und die Oekonomie und Dis-
position ist schon von der Mitte ab minder sorgfältig. In der
“ersten Hälfte nämlich sind auch die vorkommenden Abschweifungen:
das Lob der Gefallenen von Chaironeia und weiterhin das der
Vorfahren‘), nicht nur mässig im Umfange, sondern auch so
wohl motivirt wie nur irgend eine Episode bei Isokrates. Doch
hört auch nachher nicht etwa alle Ordnung auf, wie bei Deinarch,
sondern es fügen sich die einzelnen Stücke insgemein zu Gruppen
Zusammen, die auch unter sich in logischer Verbindung stehen.
Nur der Anfang des Epilogs, bis zu den Dichterstellen hin, ist
auffallend ordnungslos, und nachher bei der Ausschliessung der
1) 8. 48 vgl. Paneg. 92, Arch. 100; $ 50 vgl. Paneg. 119 und [Lys.]
Epitaph. 60; $ 108 (τὴν ἀρετὴν τοῦ πλήθους περιγιγνομένην — ταῖς μὲν
τύχαις οὐχ ὁμοίαις ἐχρήςαντο) augenscheinlich nach Paneg. $ 91f.; ebenso
8 70 (ἀμφοτέρων mepıyerövacı wre.) nach Paneg. 72. 2) Die Worte „Ver-
rath“ u. „verrathen“ kommen in der Rede 72 Mal vor, Rehd. zu $ 78.
8) 8. 8. 30 extr. 97. 186. 188. 140 extr. 146. 4) $ 46—51; 69-74.
Lykurgos. Steigerung. ΄ 97
Fürsprecher schiebt sich die Erwähnung von Leokrates’ Vater
störend ein, so dass sogar eine angefangene mehrfache Hypo-
phora ohne Fortsetzung bleibt.!) — Die Verbindung und Ver-
webung der Abschnitte untereinander ist in der ersten Hälfte
meistens recht gut, z. Bsp. zwischen der Steigerung des Vergehens
aus den Umständen und dem Lobe der Gefallenen?), so dass
man sieht, wie Lykurg auch in dieser Hinsicht dem Muster des
Isokrates nachstrebte. Aber weiterhin kommen sogar ganz unver-
mittelte Sprünge vor, z. Bsp. von der Zurückweisung der Für-
sprecher zu der Mahnung, streng zu richten.) Auch im einzelnen
lässt manchmal die Folge und Vermittelung der Gedanken die
logische Strenge vermissen.‘) — Hinsichtlich des rhetorischen
Schema’s des Ganzen fällt auf, dass, entgegen der Theorie und
Praxis des Isokrates°), die Vorwegnahme der Einwendungen einen
besondern Theil bildet, gleichwie überhaupt-dem Isokrates in
dieser Hinsicht keiner der späteren Praktiker gefolgt zu sein
scheint. Kunstgriffe in der Anordnung wendet Lykurg nicht an,
sondern gleicht in der Regelmässigkeit und Geradheit derselben
einem alten Redner wie Lysias.°) Sein Beweisverfahren hat die
kunstvollere und ausgeführtere Weise der neueren Beredsamkeit?),
nur dass überhaupt die Beweise einen geringen Raum einnehmen,
einen um so grösseren dagegen die Steigerungen. Dies liegt nicht
nur an der Beschaffenheit dieses Falles, der einen künstlichen
Beweis nicht erheischte, sondern auch an der Natur des Redners,
1) $ 136#.; dem πότερον διὰ τὴν πρὸς αὑτοὺς φιλίαν entspricht logisch
doch nur διὰ τὰς λειτουργίας, was aber erat 189 kommt. Den Vater führt
L. hier ein, weil er auch an die Fürsprache von Verwandten denkt, 8. 138.
Ag. 3) 8 45f. Recht gut auch der Uebergang zwischen 59. und 63ff.
(zweiter und dritter Einwand); dagegen mangelhaft 27/8; 801. 3) 9 140/1;
140 schliesst recht abgebrochen. Vgl. auch 74/5 (Uebergang zum Epilog;
der Schluss von 74 ist auffällig kurz und kraftlos); 89/90; 97/08. 4) Vgl.
ΤΊ (der Satz καίτοι κτέ, nicht an richtiger Stelle). 106 (τίς γὰρ οὐκ οἶδε
wre). 126 (καὶ διὰ τοῦτο κτέ). Auch 48 dürfte οὐχ ἡττηθέντες noch
nicht stehen. 5) Abth. II, 8. 108. 173. 6) Für die Disposition bei L.
ist noch zu vgl. frg. 91 (R. gegen Kephisodotor); die Eintheilung ist die-
selbe wie in Demosthenes' Aristokraten. 7) Vgl. 39 --- 86 (mehrfaches
Epicheirem). 60ff. (ausführliche xoracxeun mit Beispielen). 64—67 (Art
Induktion, vgl. frg. 96). Epicheirem auch 3f.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 7
9 Lykurgos. Steigerungen.
von dem Dionysios gerade die Steigerungen von Verbrechen
(δεινώςεις) zur Nachahmung empfiehlt.') Lykurg steigert überall
und in jeder Weise: während der Erzählung aus dem, was
Leokrates bei seiner Flucht vor Augen hatte und was ihn also
hätte rühren müssen®); nachher ausführlich aus der damaligen
Noth der Stadt und wiederum durch das Gegenbild von Aufopferung,
welches die Kämpfer von Chaironeia boten; späterhin bei den
einzelnen Beispielen bestrafter Verräther durch Vergleichung,
wobei er nie um geeignete Momente verlegen ist. Es versteht
sich, dass diese Vergleichung nicht objektiv geschieht, und es
erscheint sogar. recht unzutreffend, wenn die Ueberläufer nach
Dekeleia deswegen weniger als Leokrates verbrochen haben sollen,
weil sie doch im Lande blieben®); äber ich möchte derartiges
nicht mit Rehdantz Sophistik und Pfiffigkeit nennen‘), wo ja
von Absicht zu berücken nicht die Rede sein kann. Manchmal
häuft er steigernde Enthymeme in grosser Zahl aufeinander‘),
wie es überhaupt vielfach seine Weise ist, die einzelnen Argumente
in kurzer Fassung aneinander zu reihen, gleich dem Lysias und
den andern alten Rednern.°) Gewiss machte die Kraft der deivwcıc,
wie Rehdantz sagt, den Lykurg zu einem gefährlichen Ankläger”),
gerade so wie den Hypereides das entgegengesetzte Vermögen,
hochpathetische und tragische Anklagen ins Lächerliche zu ziehen,
zu glücklicher Vertheidigung befähigte.
Hypereides und Lykurg zeigen nun auch in der Form der
Rede einen entschiedenen Gegensatz. Bei diesem ist der Grund-
charakter Feierlichkeit und Würde®), bei jenem behagliche Lässig-
keit; Hypereides fehlt, nach den Alten, dadurch, dass sein Ausdruck
1) Dionys. Vet. Cens. V, 3: ὁ Λ. &crı διὰ παντὸς αὐξητικός -- — τούτου
χρὴ ζηλοῦν μάλιςτα τὰς δεινώςει. 2) $ 17: οὔτε τοὺς λιμένας τῆς πόλεως
ἐλεῶν, ἐξ ὧν ἀνήγετο, οὔτε τὰ τείχη κτέ., vgl. 21 οὐδὲ τὰ ὅρια xre.; ferner
351. 8) $ 121: ἔπειτα ἐκεῖνοι μὲν τοὺς ἐν αὐτῇ τῇ χώρᾳ μεταςτάντας
οὕτως ἐκόλαζον, ὑμεῖς δὲ τὸν ἐκ τῆς πόλεως καὶ τῆς χώρας ἐν τῷ πολέμῳ
φυγόντα -- οὐκ ἀποκτενεῖτε; 4) Rehdantz 3, δ. 6) Vgl. $ 59f. 138.
6) Vgl. 5bf. 146f.; nicht viel anders auch 49. 7) Rehdantz zu $ 128. —
Dionya. 1. c.: ὅλως κατηγορικός. 8) Dionys. 1. c.: ὁ ΔΛ. ἔστι διὰ παντὸς
αὐξητικὸς καὶ διηρμένος (Hdschr. falsch διῃρημένος, schon Taylor und Becker
emendirten, 8. Nissen p. 8, 217) καὶ ceuvöc.
Lykurgos. Ausdruck. 99
öfters wenig gewählt und mehr ‘gewöhnlich als klassisch ist, an
Lykurgos tadelt Hermogenes, dass er die übertragene Redeweise
in unzulässigem Masse anwende und dadurch hart und uneben
werde.!) Bei seiner starken Beschäftigung mit den Dichtern lag
es ihm nur allzu nahe, über die isokratischen Normen des pro-
saischen Ausdruckes hinauszugehen; die strenge Sorgfalt des
Demosthenes wendete er nicht an, und hatte schliesslich auch
keinen so feinen Kunstgeschmack. Das Stärkste von allem sind
die Personifikationen lebloser Dinge: ij μὲν χώρα τὰ δένδρα
cuveßääkero (εἰς τὴν τῆς πόλεως cwrnpiav), οἱ δὲ τετελευτηκότες
τὰς θήκας, οἱ δὲ νεὼ τὰ ὅπλα.) Und am Schluss des Epiloges:
νομίζοντες οὖν ἱκετεύειν ὑμῶν τὴν χώραν καὶ τὰ δένδρα, δεῖςθαι
τοὺς λιμένας τὰ νεώρια [καὶ] τὰ τείχη τῆς πόλεως, ἀξιοῦν δὲ καὶ
τοὺς νεὼς καὶ τὰ ἱερὰ βοηθεῖν αὑτοῖς.) Nicht einmal Deinarchos
wagt so viel: dieser führt bloss das Land bittend ein, für die
Häfen und Werfte nimmt er selber das Mitleid in Anspruch,
ähnlich wie Lykurg an einer früheren Stelle sagt: οὔτε τοὺς
λιμένας τῆς πόλεως ἐλεῶν, οὔτε τὰ τείχη τῆς πατρίδος αἰεχυ-
vönevoc*) Nicht durchaus geschmackvoll sind auch kühn meta-
phorische Bezeichnungen wie im Folgenden: μόνοι τῶν ἁπάντων
τὴν τῆς Ἑλλάδος ἐλευθερίαν ἐν τοῖς ἑαυτῶν «ώμαειν εἶχον --- —
cuveräpn γὰρ τοῖς τούτων cupacıy ἣ τῶν ἄλλων Ἑλλήνων
ἐλευθερία, von den bei Chaironeia Gefallenen, übrigens nach dem
Vorbilde von Epideiktikern°), und,sodann gleich darauf: ὥετε --
οὐκ ἂν alcxuvdeinv εἰπὼν crepavov τῆς πατρίδος εἶναι τὰς ἐκείνων
ψυχάς.) Wenn hier das Epideiktische und Schwungrvolle der
ganzen Stelle einigermassen entschuldigt, so ist in einem andern
Beispiele eine vorhergehende Vergleichung zwischen dem einzelnen
Menschen und dem Staate mildernd: ei γὰρ dei τὴν ἀλήθειαν
εἰπεῖν, πόλεώς ἐετι θάνατος ἀνάςτατον yevechaı, wo ausserdem,
1) Hermog. p. 416: πολὺ δὲ τὸ τραχὺ καὶ «φοδρὸν (so vod. Monac.,
γαῖα. «κληρόν) ἔχει — — τῇ δὲ λέξει καὶ πολὺ τραχύτερός ἐςτι (als Dei-
marchos) -- -- τροπικώτεροι τάρ εἰειν ol λόγοι μᾶλλον αὐτοῦΊΉ 3) 8 44.
8) 8 160. 4) Deinarch, 1, 109. 8, 18; Lyk. $ 17; Rehdantz zu $ 160.
δ) $ 50 ([Lys.] 2, 60; auch Dem. Epit. 23, dieser wohl nach Lyk., s. Reb-
dantz z. St). 6) Sehr viel reiner im Geschmack Hyp. Epit. col. 8: τὴν
εὐδοξίαν ἀπὸ τῶν πράξεων ἴδιον «τέφανον τῇ πατρίδι περιέθηκαν.
1:
100 Lykurgos. Ausdruck.
gleichwie an jener Stelle das οὐκ ἂν aicxuvdeinv, das vorausge-
schickte ei γὰρ dei «re. als Prodiorthose dient.') Immerhin gehört
Lykurg nach dem Angeführten nicht mehr zu den reinsten Ver-
tretern der Attischen Beredsamkeit?); überhaupt hat von denen,
die in Alexanders Zeit herabgehen, nur Demosthenes die Klassi-
eität auch in diesen seinen späten Werken ungetrübt bewahrt. —
Von sonstigen Metaphern führe ich an: ἐπὶ γήρως ὀδῷ, wenn
dies nicht vielmehr als poetisches Wort zu rechnen; τὰς ὁδοὺς
τῶν ἀδικημάτων ἐνέφραξαν, πεπειραμένοι καὶ εἰδότες τὰς ἀρχὰς
καὶ τὰς ἐφόδους τῶν τὸν δῆμον προδιδόντων, wo also die Metapher
sorgsam festgehalten wird; τῶν ὅρκων καὶ τῆς πίετεως ἣν δόντες
οἱ πατέρες ὑμῶν ὅμηρον τοῖς θεοῖς τῆς κοινῆς εὐδαιμονίας τῆς
πόλεως μετεῖχον; ferner: οἷς (den Bürgern) τὸν αὐτὸν ἔρανον
εἰς τὴν εωτηρίαν εἰςενεγκεῖν οὐκ ἐτόλμηςεν, es lässt sich noch viel
hinzufügen.°) Dazu zahlreiche Composita: ἀείμνηςτος, περίφοβος,
περιβόητος, ἀοίκητος, ἰςόθεος, εὐκλεής, ἀκλεής, ἀνελέητος und
andere mehr oder weniger poetische‘); nicht gewöhnlich sind
auch solche wie ἀναπόδεικτος und εὔδηλος.") Ferner feierliche‘
Wörter wie αἰών, welches sogar viermal vorkommt, oder καλύ-
πτεῖν von der die Todten bedeckenden Erde, und in den Frag-
menten ἠρία für τάφοι. In einem Fragmente findet sich die
1) $ 61; vorher 60: ὥςπερ τὰρ ἀνθριυπῳ ζῶντι μὲν ἐλπὶς — τελευτήςαντι
δὲ —, οὕτω καὶ περὶ τὰς πόλεις κτέ, (Vgl. auch 149.) — Von da bis zu
Hegesias’ Phrase τὴν πόλιν ἀπέκτεινεν (Phot. 4418 10) ist doch noch ein
weiter Schritt. 2) Vgl. Rehdantz zu $ 150: „beide Stellen (diese und
Aisch. 3, 260) ein Beweis, wie der hellenische Geist von masshaltender
Schönheit in hohles Pathos herabzusinken anfängt“. 3) $ 40 (auch Hy-
pereides, 8. 0. 8. 30, 6). 124 (vgl. Hyper. fr. 206, welches mir eher dem L.
zu gehören scheint). 127 (vgl. 117). 148. Andre Bsp. uneigentlichen Aus-
drucks: κανών 9. dvapndZecdaı 31. ὑγρότης 33. χωρία das. ἄθλα 46. 49.
μεταπίπτειν 50. 60. τροφεῖα ἀποδοῦναι 53. ἥξει... ἐπ᾿ ἐκεῖνον τὸν λόγον
φερόμενος 59. ὅρους πήξαντες 78, (ἴχνος 80, 8. Rehd.). πολεμεῖν 116 (vgl.
πολέμιος fr. 96). ἀκόλουθος 120. 127. ὑπεύθυνος 129. 148. 4) 7 (auch
110). 40. 69. 60 (ἄνοικος fr. 62). 88. 91 (εὔκλεια 82). 148. Ferner ἀθῷος
79, ἐπίςημος 128, ἐξαίρετος χάρις 140, μηλόβοτος 145, φιλότεκνος 101,
φιλοψυχεῖν 130, ὁμογνωμόνως 97 u. 8. f. 5) 129. 116, vgl. Rehdantz z.
ἃ. St. Mıcöönpoc und μιςαθήναιος 39, φιλόπολις und φιλοπράγμων 3. 6)
Αἰών 7. 62. 106. 110 (gegen Rehd. bemerke ich, dass auch Dem. Cor. 199.
203 es hat). 89. fr. 16 (vgl. Leokr. 109, wo man ἠρία durch Conjektur hat
herstellen wollen). Καυχᾶςθαι fr. 78.
Lykurgos. Ausdruck. 101
poetische Periphrase τὸ τοῦ ἡλίου φῶς ὁρᾶν, gleichsam als
Steigerung des voraufgehenden ζῆν, und ebendaselbst von dem
Feldherrn Lysikles: ὑπόμνημα γεγονὼς aicxuvnc καὶ ὀνείδους τῇ
πατρίδι, gleichwie ähnlich vun Leokrates gesagt wird: τῆς Te
πατρίδος ὄνειδος καὶ πάντων ὑμῶν yeyevnnevov.!) Mehr noch
poetisch: τοὺς ταῖς διανοίαις μὴ πτήξαντας τὸν τῶν ἐπιόντων
φόβον), mit Metapher und ungewöhnlicher Construktion. Pathe-
tisch starker Ausdruck: ἐκπέπληγμαι ἐπὶ τοῖς —, statt θαυμάζω.
Zu derselben Feierlichkeit und Würde gehört andrerseits, dass
idiotische, sei es kräftige oder auschauliche Worte und Wendungen
nur selten vorkommen, wie etwa περιφθειρομένους und in derselben
Schilderung διπλᾶ τὰ ἱμάτια ἐμπεπορπημένους“); zweimal findet
sich das auch an Hypereides gerügte μονώτατος.) Von Sprich-
wörtern wird nur ein einziges aus Lykurg citirt°); Schwurformeln
sind ausserordentlich selten’); eine Anrufung der Götter als
blosse Exklamation (wie ὦ γῆ καὶ θεοί) kommt gar nicht vor,
während ein feierliches Gebet gleich zu Anfang steht und von’
heiligen Dingen auffallend oft gesprochen wird.*) Man merkt
daran eben den Priester.
In vielen Dingen ist auch der Einfluss der epideiktischen
Rede im Sprachgebrauch und in den Wendungen nicht zu ver-
kennen. Es gehört dahin der nicht seltene Gebrauch des Pluralis
von abstrakten Substantiven: εὔνοιαι, φόβοι, αἱ παρὰ τῶν θεῶν
ἐπικουρίαι9); ferner, was noch mehr an Isokrates erinnert, die
Verbindungen wie τὰ κοινὰ τῶν ἀδικημάτων, τὰ καλὰ τῶν ἔργων,
οἱ ποιητοὶ τῶν πατέρων...) Aber auch ganze Wendungen stammen
1) Frg. 75; Leokr. 5 (vgl. Rehd. z. St). 2) $ 50. Κατεπτηχυίας in
eig. Sinne 40. 8) $ 188. 4) $ 40 (περιφθ. Inokr. Epist. 9, 10). Da-
gegen ὠρυομένας das. ist eine auffallend schlechte Conjektur von Rehdantz.
δ) $ 88, 89 (Hyp. fr. 283 Bl. 262 8.), vgl. Rehd. 5, 152. — Aus den Frag-"
menten vgl. 2 ἐδωλιάται (curkaßicaı). 86 cmorroxoAuußnral. 92 veupoppd-
φους. 98 κτηματίτην (τὸν κτήματα πολλὰ ἔχοντα. 6) Frg. 21 τοὺς ἑτέρους
τραγῳδοὺς ἀγωνιεῖται Ὁ. Harp. 7) νὴ τὴν ᾿Αθηνᾶν $ 75, νὴ Δία 140.
8) Rehdanta zu $ 94 (das Wort θεός 88 πιδ], 2mal θεῖον, 24mal ἱερός, Smal
öcıoc). Vgl. auch fr. 5 ([Dem.] Aristog. I 97): Aux. τὴν ᾿Αθηνᾶν Zuaprüpero
καὶ τὴν μητέρα τῶν θεῶν. 9) 48. 37 u. 48. 128, Vgl. εὐλογίαι 46,
εὐτυχίαι 18, ἀτυχίαι 188, χάριτες 20. 189, φιλοτιμίαι 140 (Rehdantz
pP. 189). 10) 9ὶ 6. 111. 48, vgl. 102. 104. 108. 110. 188, 18 (Behdanta zu -
102 Lykurgos. Ausdruck.
aus diesem Schriftsteller: τοιαύταις χρώμενοι γνώμαις als Ueber-
leitung (τ. διανοίαις xp. Isokrates), ὥςπερ χρηςμοὺς καταλιπεῖν,
νῦν δὲ περιέςτηκεν εἰς τοῦτο, εἰ γὰρ καὶ μυθωδέετερόν Ecrıv!), so
vertraut scheint insbesondere der Panegyrikos dem Lykurg ge-
wesen zu sein. Epideiktisch ist auch die Verbindung von Syno-
nyma: χρὴ τοίνυν, ὥςπερ τοὺς ἀγαθοὺς ἐπαινεῖτε καὶ τιμᾶτε,
οὕτω καὶ τοὺς κακοὺς μιςεῖν τε καὶ κολάζειν, ἄλλως τε καὶ
Λεωκράτην, ὃς οὔτ᾽ Edeicev οὔτ᾽ ἠςχύνθη ünäc.?). Ueberhaupt
zeigt sich vielfach eine gewisse Fülle, wodurch die Feierlichkeit
gehoben und das Pathos unterstützt wird. So gleich zu Anfang
der Rede: δικαίαν ὦ ἄνδρες καὶ εὐςεβῆ καὶ ὑπὲρ ὑμῶν καὶ ὑπὲρ
τῶν θεῶν τὴν ἀρχὴν τῆς κατηγορίας Λεωκράτους τοῦ κρινομένου
ποιήςομαι. εὔχομαι γὰρ τῇ ᾿Αθηνᾷ καὶ τοῖς ἄλλοις θεοῖς καὶ τοῖς
ἥρωςι τοῖς κατὰ τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν ἱδρυμένοις --- —. In
Demosthenes’ Kranzrede entspricht dieser ganzen Masse von
Worten ein einziges Kolon: dem ersten Satze das πρῶτον μὲν ὦ
ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι, dem Rest εὔχομαι τοῖς θεοῖς mäcı καὶ πάκαις.
Es sind bei Lykurg keine leeren Worte, sondern jedes einzelne
ist wohlerwogen, sinnvoll und ernst gemeint; aber die ganze Art
der Beredsamkeit ist feierlicher und weniger gedrungen als es
Demosthenes liebt. Er führt fort: εἰ μὲν εἰςήγγελκα Λεωκράτη
δικαίως καὶ κρίνω τὸν προδόντα αὐτῶν καὶ τοὺς νεὼς καὶ τὰ ἕδη
111, Mätzner zu $ 6, Schneider zu [Isokr.] Demon. 42, Sandys zu ders.
Rede 50). Kühner τὰ τῆς pücewc οἰκεῖα καὶ ἀναγκαῖα 181, vgl. Dem. c.
Steph. 1, 53f. 1) $ 72 (ähnlich 48), Isokr. Paneg. 82; $ 92, Is. Paneg.
171; 8 3, Is. 7, 81. 8, 59 (Mätzner z. St.); $ 95, Paneg. 28. Vgl. noch in
8 Τῷ ἡγεμόνες nareerncav, ναυμαχοῦντες ἐνίκηςαν, ἅπαςαν δὲ τὴν --- κακῶς
ποιοῦντες περιέπλευςαν, alles aus Paneg. 119; das. Φοινίκην δ᾽ — ἐπόρθηςαν
Euag. 62. Anderes, was auch dem Gedanken nach entlehnt ist, 8. oben 8.
96, Anm. 1; Nachahmung in der Satzanlage unten 8. 104. 3) 8 τὰ.
Andre Bap.: διαφυλάττει καὶ διαςῴζει. 8, ἀκλεοῦς καὶ ἀδόξου 91, ἀποβλέπον-
τας καὶ θεωροῦντας 100, μεγαλοψυχίαν καὶ γενναιότητα das., οἰκεῖα καὶ
ἀναγκαῖα und μέγιςτα καὶ «πουδαιότατα 181 u. s.f. Die Verbindungen indes,
die für Is. (und Demosth.) eigentlich charakteristisch sind, wie ὁρᾶν καὶ
καταμανθάνειν, ἐνθυμηθῆναι καὶ Aoyicacdar, ckomeiv καὶ PiAocopelv (8. ΤῊ].
II, 128, III, 1, 98,), sind nicht in Lykurg’s Art. 3) Vgl. Rehdantz
zu $ 1. Feierlicher, aber mit gutem Grunde, ist in der Kranzrede das
Gebet $ 141.
Lykurgos. Composition. 103
καὶ τὰ τεμένη καὶ τὰς ἐν τοῖς νόμοις τιμὰς καὶ Buciac!) τὰς ὑπὸ
τῶν ὑμετέρων προγόνων παραδεδομένας, ἐμὲ μὲν κτέ. Im ganzen
kommt in diesen Einleitungsgebet die Partikel καί 25mal und
noch zweimal μήτε vor, und zwar ohne dass eigentliche Synonyma
verbunden wären; der Redner geht auf die Erschöpfung der
Sache aus. Eine unkünstlerische Breite, die in Tautologien und
unnützen Zusätzen bestände, kann man ihm nicht vorwerfen,
gleichwie er auch eine einförmige Wiederholung der gleichen
Worte im ganzen meidet.?) Er ist überhaupt weder ein schlechter
noch ein nachlässiger Stilist, und was in der Rede als unklassisch
oder sprachwidrig auffällt, gleichwie ganz zu Ende τῆς ὑπὲρ
τῶν νόμων καὶ τοῦ δήμου cwrnpiac, muss insgemein auf Rechnung
der anerkannt schlechten Ueberlieferung gesetzt werden, wie denn
dort die Verbesserung τιμωρίας schon von’ Reiske gefunden
ἰδέ. Man darf an Lykurg in Bezug auf Correktheit höhere
Ansprüche als an Hypereides stellen; aber die Begabung für
mannichfaltigen Ausdruck und die Beherrschung der Sprache ist
bei diesem, während jener trotz aller Mühe wenig von Schönheit,
noch weniger von Anmuth des Stiles erreicht.
In der Composition ist zunächst der Hiat dem Lykurg
durchaus nicht gleichgültig; so kommen in den 15 88 des Pro-
oemiums nur folgende schwerere Hiaten innerhalb des Kolons
‚vor: ςωθῆναι αὐτόν, ὦ ᾿Αθηναῖοι eldubc, ἐνδέχεεθαι εὑρεῖν, δεῖ ὑμᾶς,
ἑνὶ ὀνόματι, δεῖ ὦ ἄνδρες, αἴτιοι ὑμεῖς, τούτου ὅ;,τιδ), also im
ganzen acht, von denen wohl noch mancher bloss durch die
1) So nach cod. Oxon.; vulgo ohne τιμὰς xal., 2) Bsp. solcher Wieder-
holung $ 54 τῆς μεγίετης ἄξια εἶναι τιμωρίας vgl. 53; Τ1 κατέλευςαν; 885,
δικαίως u. τεθνειύς (rec). 3) Rehdantz freilich vertheidigt diese und
andre Härten; er beruft sich für τῆς ὑπὲρ — cwrnplac auf [Dem.] Aristog.
1, 12, und darauf, dass die Redner gern mit einer vox fausta schlössen.
Aber doch nicht eine Anklagerede! vgl. $ 187. Bondeiv ὑπὲρ — $ 138,
ἱκετεύειν τινός 143 u. 150 (R. zu 188 und 8, 160) kann man sich gefallen
lassen; für jenes ist die Meidung des Hiatus und der Parallelismus der
Grund. 4) Vgl. Mätzner p. 816. 6) 8 3. ὅ. 8. 9. 9. 10. 12. 14. --- 8 δ
liegt nahe ὦ ἄνδρες, $ 14 περὶ τούτου δ᾽ ὅ,τι. Die Histen mit dem aı der
Verbalendungen bilden eine besondere Art, Thl. III, 1, 8, 98. — Hiaten
zwischen Kola in demselben Abschnitt: $ 2. 3 je zwei Bsp. 4. 4-5. 10.
11. 14—15. 15, also zehn.
104 Lykurgos. Satzbau.
Ueberlieferung verschuldet ist. Auch nachher finden sich ganze
Seiten ohne einen einzigen schweren Hiat'), und ein andrer
Beweis der Sorgfalt liegt in der oftmals aus dieser Rücksicht,
wie man glauben muss, eigenthümlich gewählten Wortstellung:
οὐ μόνον αὐτῷ, διὰ τὴν πρᾶξιν ὀργίζεεθαι ταύτην ἀλλὰ κτέ., wo
sogar am Ende des Kolons der Hiat nicht zugelassen ist; oder:
τοιταροῦν τοιαύταις χρώμενοι γνώμαις | ἐνενήκοντα μὲν κτέ., ferner:
χρήςαντος δ᾽ αὐτῷ τοῦ θεοῦ | τὴν θυγατέρ᾽ εἰ θύςειε κτέ. ἘΕΐπ
prineipieller Unterschied zwischen Lykurg und Isokrates scheint
darnach nicht zu sein, sondern nur ein solcher der grösseren oder
geringeren Sorgfalt. Die Wortstellung bietet sonst wenig auffälliges:
im Grunde ist sie einfach, manchmal nachdrücklich, hie und da
auch wenig schön, wie an einer-der eben angeführten Stellen:
ἄξιον δ᾽ Ecriv | οὐ “μόνον αὐτῷ διὰ τὴν πρᾶξιν ὀργίζεεθαι ταύτην
ἀλλὰ καὶ διὰ τὸν λόγον τοῦτον, wo ausser dem nicht angenehmen
ähnlichen Ausgange auch die betonten und unbetonten Satztheile
nicht gehörig gemischt sind.°) — In der Satzfügung tritt wieder
der Einfluss des Isokrates sehr hervor. Gleich im. Prooemium
haben wir einen ganz nach diesem Muster angelegten Bau: ἐβου-
λόμην δ᾽ ἄν, ὥςπερ ὠφέλιμόν Ecrı τῇ πόλει εἶναι τοὺς Kpivov-
τας --, οὕτω καὶ φιλάνθρωπον αὐτὸ παρὰ τοῖς πολλοῖς ὑπει-
λῆφθαι' νῦν δὲ περιέετηκεν εἰς τοῦτο, ὥςτε κτέ., womit man
‘ vergleiche aus Isokrates: ἠβουλόμην δ᾽ ἄν, ὥςπερ προκεῆκόν,
ἐςτιν ἐπαινεῖεθαι τὴν ἀρετήν, οὕτω καὶ πρόχειρον εἶναι πεῖςαι
τοὺς ἀκούοντας ἀςκεῖν αὐτήν᾽ νῦν δὲ κτέ., und: νῦν δ᾽ ἐνταῦθα
τὰ πράγματα περιέετηκεν, ὥςτε κτέ.2) --- Bald darauf: ἅπαντας
μὲν οὖν χρὴ νομίζειν μεγάλους εἶναι τοὺς δημοείους ἀγῶνας, μάλιετα
δὲ τοῦτον κτέ., wie bei Isokrates: ἁπάντων μὲν οὖν ἐφρόντιζον
τῶν πολιτῶν, μάλιςτα δὲ τῶν νεωτέρων.5) — In einem späteren
Abschnitte; ἑτέρωθι μὲν γὰρ ἀτυχῶν | οὔπω δῆλον εἰ διὰ ταῦτα
1) 80 8. 38. 24 ed. Scheibe ($ 70 Mitte — 18). 8, 28 (89 --- 92). 30
(97—100). 86 (109—112). 47 (146 -- 148. 23) $ 58. 72. 99. Vgl. auch
56 κατεγνώκει θ᾽ αὑτοῦ προδεδωκέναι, statt x. αὗτ. mpod. τε. 3) 8 δδ,
vgl. Rehdantz zu 51. Nuchdrückliche Stellung z. Bsp. ὄνειδος $ 5 (8. Rehd.).
8 οὕτω — δεινόν. 9 παρεῖςθαι (s. R.). Hart 98: τὸ γὰρ τῶν νόμων τοῖς
ἠδικηκόει τυχεῖν τιμωρία ἐςτίν.. 4) $ 3; laokr. 8, 86. 59. Diese Parallele
und auch die meisten der folgenden nach Mätzuer. 5) 8 7; In. 7, 48.
Lykurgos. Epideiktischer Stil in Satzbau und Figuren. 105
δίκην δίδωειν | ἐνταῦθα δὲ παρ᾽ οἷς προύδωκεν | φανερόν Ecrıv
ὅτι τῶν αὐτοῦ (hier) παρανομημάτων ὑπέχει ταύτην τὴν δίκην,
wozu zu stellen aus dem Euagoras: ἔπειτ᾽ ἐκ μὲν τῆς Κύρου
«τρατηγίας | οὔπω δῆλον ὅτι καὶ τοὺς Εὐαγόρου κινδύνους ἂν
ὑπέμεινεν | ἐκ δὲ τῶν τούτῳ «πεπραγμένων | ἅπαει φανερὸν ὅτι
ῥᾳδίως ἂν κἀκείνοις τοῖς ἔργοις ἐπεχείρηςεν.) Die Glätte und
Coneinnität dieses letzten isokratischen Satzes wohnt dem ent
sprechenden des Lykurg nicht bei; auch in dieser Hinsicht erstrebt
er mehr als er erreicht. Das Prooemium indessen ist im ganzen
ein wohlausgearbeitetes Muster epideiktischen Stiles®); so steht
gleich nach dem Eingangssatze eine ausserordentlich lange und
vielfältig erweiterte, jedoch vollkommen glatte und wohlgebaute
Fügung. Mit dem epideiktischen Bau muss sich nothwendig ein
gewisses Mass epideiktischer Figuren verbinden; jedoch meidet
Lykurg alles zu auffällige und gezierte. Beispiele aus dem Pro-
oemium sind: δύο γάρ ἐξτι τὰ παιδεύοντα τοὺς νέους | ἥ τε τῶν
ἀδικούντων τιμωρία | καὶ ἣ τοῖς ἀνδράει τοῖς ἀγαθοῖς διδομένη
δωρεά || πρὸς ἑκάτερον δὲ τούτων ἀποβλέποντες | τὴν μὲν διὰ
τὸν φόβον φεύγουει | τῆς δὲ διὰ τὴν δόξαν ἐπιθυμοῦςι5), mit
ziemlich genauem Entsprechen des Einzelnen und auch mit An-
klängen, doch ohne völlige Gleichheit der entgegengesetzten
Glieder, von denen vielmehr die schliessenden an Länge gebührend
überragen. Oder jener Satz: πολίτου γάρ &crı δικαίου | μὴ διὰ τὰς
ἰδίας ἔχθρας | εἰς τὰς κοινὰς κρίςεις Kadıcravan | τοὺς τὴν πόλιν
μηδὲν ἀδικοῦντας || ἀλλὰ τοὺς εἰς τὴν πατρίδα τι παρανομοῦντας |
ἰδίους ἐχθροὺς εἶναι νομίζειν | καὶ τὰ κοινὰ τῶν ἀδικημάτων |
κοινὰς καὶ τὰς popäceıc ἔχειν τῆς πρὸς αὐτοὺς diapopäc.t) Wir
haben hier ein Beispiel dessen, was die Rhetoren ἀντιμετάθεεις
oder ἀναςτροφή nennen, indem bei dem Gegensatze dieselben
Begriffe mit den gleichen Ausdrücken in umgekehrtem Verhält-
9891; I. 9, 38. Vgl. ferner: $ 49 (εἰ δὲ dei..) 15. 16, 113; $ 72
Is. 4, 119 u. 9, 62; $ 95 (εἰ γὰρ καὶ μυθωδέετερον xt.) Isokr. 4, 28; 188
(ἐκπέπληγμαι ἐπὶ τοῖς... εἰ λελήθαςιν) Is. 4, 170 und 5, 42 (θαυμάζω τῶν...
&). 3) Die sich hier findenden gröberen Anstösse, wie 8 8 Afg. 13 Ende.
15 οἱ fcacı, gehen anf Textesverderbnivs zurück. 8) 9 10. 486
106 Lykurgos. Epideiktischer Stil in Satzbau und Figuren.
niss wiederkehren.') Isokratisch ist das nicht eben, wie auch die
Wiederholung des κοινός in den beiden letzten Gliedern nicht
nach der Gewohnheit des Isokrates ist?); aber die Symmetrie des
ganzen Baues ist tadellos, und auch der Wechsel des Subjekts
in den Schlussgliedern nicht übermässig hart. — In einem anderm
Theile der Rede: τοῖς ἰδίοις κινδύνοις | κοινὴν ἄδειαν ἅπαει τοῖς
Ἕλληει κτώμενοι || οὐκ ἐπὶ τῇ δόξῃ μέγα φρονοῦντες | ἀλλ᾽ ἐπὶ τῷ
ταύτης ἄξια πράττειν | τῶν μὲν Ἑλλήνων προςτάτας | τῶν δὲ
βαρβάρων δεςπότας ἑαυτοὺς καθιςτάντες || οὐ γὰρ λόγῳ τὴν ἀρετὴν
ἐπετήδευον | ἀλλ᾽ ἔργῳ mäcıv ἐπεδείκνυντο, eine Anhäufung zwei-
gliedriger Perioden, wie sie auch Isokrates hat; die Ordnung
darin wird freilich hier bei Lykurg sehr vermisst.) An einer
andern Stelle, wo er gleichfalls die Thaten der Vorfahren preist,
reiht er fünf parallele Glieder aneinander, davon vier auf -cav,
drei unter diesen auf -ncav endigend; gleich darauf kommt noch-
mals ein -ncav.‘) Im ganzen ist auch bei epideiktischer Färbung
der Gedanken kein übermässiger Figurenschmuck, am wenigsten
in dem Enkomion der bei Chaironeia Gefallenen; aber hier und
anderwärts haben die Satzfügungen nicht das gefällige Ebenmass
und den schönen Aufbau wie im Prooemium. Auch stärkere
Anstösse sind nicht selten: ἐγὼ τοίνυν τοςοῦτον ἀφέετηκα τοῦ
ἀδίκως τὴν εἰςαγγελίαν --- ποιήςαςθαι, ὅτον ἐγὼ μὲν ἐβουλόμην τοῖς
ἰδίοις κινδύνοις --- τὸν ἔλεγχον γενέςθαι, οὑτοεὶ δὲ --- οὐχ ὑπέμεινεν
ἀλλ᾽ ἔφυγε, wo der zuerst eingeschlagene Gang schon von dcov
ἐγὼ μὲν an völlig verlassen wird.) Oder: ἃ δὴ κατέγνωεται μὲν ---
κατεψήφιεται δὲ —, ὁμολογεῖται δὲ παρὰ τῷ δήμῳ τῆς μεγίετης
1) Alex. m. εχημ. p. 37 Sp.; Tiber. m. cynu. p. 70, dieser mit dem Bsp.
Dem. 19, 97 (Thl. III, 1, 146). 2) Vgl. etwa Isokr. Hel. 48 περὶ κάλλους
— κάλλους. --- Ich hebe sonst noch aus dem Prooem. hervor: 8 3f. τρία —
ἰοχύει, ankündigende Aufzählung und entsprechende Ausführung, wobei
jedoch die Reihenfolge gewechselt wird, mit gutem Grunde, indes nicht
ganz ohne Härte. Ferner 15 εὖ γὰρ icre xr&., schön gebauter Satz mit
cucrpoph. 8) $ 104, vgl. Is. Pan. 80f., Euag. 48f. (Thl. II, 166), 4)
$ 72f. — Andre Beispiele des Homoioteleuton: $ 5. 20 (beide Male mehr
zufällig). 76 (ἐπιώρκηκεν — ἠδίκηκεν — ἠςέβηκεν, auch hier wenig Ab-
sicht). 140: ἐν μὲν τούτοις ἔςτιν ἰδεῖν τὴν ἀρετὴν τῶν ἐπιδεδωκότων, ἐν
ἐκείνοις δὲ τὴν εὐπορίαν μόνον τῶν δεδαπανηκότων. 6) 8 30.
Lykurgos. Rednerischer Stil in Satzbau und Figuren. 107
ἄξια εἶναι τιμωρίας, τούτοις ὑμεῖς ἐναντία ψηφιεῖςθε; “A bezieht
sich auf das Verbrechen, τούτοις auf die Urtheile.‘) — Ein andrer
Vorwurf, den man gegen Lykurg erhoben hat, betrifft die Ein-
förmigkeit seiner Wendungen: dass er wiederholentlich an eine
den Richtern gestellte Frage einen Satz mit äpa anhängt, der des
Redners Folgerung bei Bejahung der Frage enthält?), oder dass
er häufiger als irgend ein Andrer mit einem angehängten εἰκότως
und einem dieses Urtheil begründenden Satz mit γάρ fortleitet.°)
Eigentlich rednerischer Stil mit den dazu gehörigen
Figuren findet sich in der ganzen Rede nur zweimal: in einem
Abschnitte der Beweise und dann nahe am Schluss; die spärlichen
sonstigen Beispiele von gehäufter Frage‘), von Anaphora, Asyn-
deton u. dgl.) kommen kaum in Rechnung. Im ersteren jener
Abschnitte“) bringt Lykurg gegenüber einem Einwurfe, der sehr
lebendig und drastisch vorgeführt wird, zuvörderst ein Epicheirem
in grossentheils aufgelöstem Stile, mit wiederholten Fragen und
Antworten; es stehen zwei dreitheilige Systeme entsprechend
einander gegenüber, doch ist der Redner nicht überall zu rechter
Glätte gelangt.”) Er fährt fort: τί γὰρ ἔδει npopäcewv ἢ λόγων
ἢ «κήψεως; ἁπλοῦν τὸ δίκαιον, ῥάδιον τὸ ἀληθὲς, βραχὺς ὁ ἔλεγχος.
Dreifacher Ausdruck im ersten wie im zweiten Satze; das Asyn-
deton nicht feferlich, wie man gemeint hat, sondern höchst
1) $ δά. — Sonstige Anakoluthien: 42 (τὸν δῆμον -- οὗτος). 48 (τὸν
οὐδὲ --, wo nicht die letzte, sondern die weiter zurückliegende Con-
struktion fortgeführt wird). 60 (τὰς πόλεις — ἀνάςτατον). 100 (τά τ᾽ ἄλλ᾽
ὧν — καὶ προείλετο, vgl. Rehdantz 8. 153). 119 (von καὶ οὐκ an). 2)
Rehdantz zu $ 145 (27. 54. 78. 145). 8) Ders. 5. 188f. (neunmal in dieser
Rede), 4) $ 77f., lebhaft besonders 78 Ende: εἶτα τοῦτον οὐκ dmo-
κτενεῖτε —; τίνας οὖν τιμωρήςετθε; τοὺς ἕν τι τούτων ἡμαρτηκότας; Ferner
138, mit zweimal wiederholter gedoppelter Anaphora (ὁπότε od. ὅτε ἐκεῖνοι —
τί ὑμᾶς mpochkeı —; gefälliger wäre es, wenn statt mpochkeı nachher syno-
nyme Ausdrücke genommen wären, vgl. Is. Paneg. 183f. — Selbstfrage in
der Erzählung 86. 6) Anaphora mit ἔρημος 38, mit ἐγώ fig. 102 (mit
οὗτος und τίς 7. 39; über 138 8. die vorige Anm.). Asyndeton 79. 142.
150, an letzterer St. am meisten rednerisch, aber nicht durchgeführt. —
Sehr häufig dagegen ist das Polysyndeton, so gleich im Eingang (s. oben
8. 102). Hypophora 135, s. oben 8.97,1. 6)$ 31-35. 7) 8.832: κατὰ
φύειν τοίνυν -- θεράπαιναι, allzu lang ausgedehnt, und die eig. Antwort
erst am Schluss des Satzes; entsprechend nachher einfach τοὺς δικαςτάς.
108 Lykurgos. Pathos.
rednerisch. Auch die weitere Ausführung ist asyndetisch ange-
knüpft: ei μὲν ὁμολογεῖ τὰ ἐν τῇ εἰςαγγελίᾳ ἀληθῆ καὶ ὅεια εἶναι,
τί οὐ τῆς ἐκ τῶν νόμων τιμωρίας τυγχάνει; εἰ δὲ μή φηςι ταῦτα
ἀληθῆ εἶναι, τί οὐ παραδέδωκε τοὺς οἰκέτας καὶ τὰς θεραπαίνας;
Und so setzt sich dieser lebendige Stil noch eine Weile fort.)
Mächtiger indes und pathetischer ist die Stelle des Epiloges.?)
Καὶ αὐτίκα μάλ᾽ ὑμᾶς ἀξιώςει ἀκούειν αὑτοῦ ἀπολογουμένου κατὰ
τοὺς νόμους᾽ ὑμεῖς δ᾽ ἐρωτᾶτ᾽ αὐτὸν ποίους; οὖς ἐγκαταλιπὼν
ᾧχετο. καὶ ἐᾶςαι αὑτὸν οἰκεῖν ἐν τοῖς τείχεει τῆς πατρίδος᾽ ποίοις;
ἃ μόνος τῶν πολιτῶν οὐ ευνδιεφύλαξεν. καὶ ἐπικαλέςεται τοὺς
θεοὺς εῴώεοντας αὑτὸν ἐκ τῶν κινδύνων τίνας; οὐχ ὧν τοὺς νεὼς
καὶ τὰ ἕδη καὶ τὰ τεμένη προύδωκεν; καὶ δεήςεται καὶ ἱκετεύςει
ἐλεῆςαι αὑτόν᾽ τίνων; οὐχ οἷς τὸν αὐτὸν ἔρανον εἰς τὴν cwrnpiav
εἰςενεγκεῖν οὐκ ἐτόλμηςεν; Ῥοδίους ἱκετευέτω" τὴν γὰρ ἀςφάλειαν
ἐν τῇ ἐκείνων πόλει μᾶλλον ἢ ἐν τῇ -ἑαυτοῦ πατρίδι ἐνόμιςεν εἶναι.
Die Ordnung lässt hier vielleicht zu wünschen übrig‘), und die
Wortstellung ist hie und da nicht recht rednerisch5); aber dennoch
ist die Stelle ungeheuer wirkungsvoll, und der schöne Parallelis-
mus sowie die Abrundung des Ganzen durch Erweiterung des
letzten Systemes augenfällig. Es’ folgt eine mehrfache Hypophora
mit einem auch sonst von den Rednern gebrauchten Motive®),
und dann der Abschluss in folgender Weise: οὗ γὰρ μόνον νῦν
οἱ φεύγοντες κατέρχονται, ὅταν ὃ ἐγκαταλιπὼν τὴν πόλιν καὶ
φυγὴν αὐτὸς ἑαυτοῦ καταγνοὺς καὶ οἰκήκας ἐν Μεγάροις ἐπὶ
προςτάτου πλείω πέντ᾽ ἢ ἕξ ἔτη ἐν τῇ χώρᾳ καὶ ἐν τῇ πόλει ἀνα-
«τρέφηται, ἀλλὰ καὶ ὃ μηλόβοτον τὴν ᾿Αττικὴν ἀνεῖναι) φανερᾷ
τῇ ψήφῳ καταψηφιςάμενος, οὗτος ἐν ταύτῃ τῇ χώρᾳ εύνοικος ὑμῶν
1) 9 86 ist zu interpungiren: ἀλλ᾽ οὐδὲν τούτων ἔπραξεν. ἀλλὰ κατα-
μεμαρτυρηκὼς --- ἀξιώτει — ψηφίςαςθαι; (Hypophora). καὶ πῶς κτέ. 2)
8 143—145, 3) Corrupte und vielleicht noch nicht völlig emendirte
Stelle. - Die Hdschr.: καὶ &äcere (ἐᾶςαι Reiske) αὐτὸν οἰκεῖν — πατρίδος
ποιηςάμενοι (ποίοις; ἃ μόνος derselbe) τ. πολ. οἷς (oder οὖς, getilgt von
Bekker) οὐ ευνδιεφύλαξε. 4) Das zweite System: καὶ ἐᾶςαι κτέ., scheint
nicht gerade an diese Stelle zu gehören, unmittelbar hinter ἀξιώςει ἀκούειν.
5) ἀξιώςει ἀκούειν αὑτοῦ ἀπολογουμένου κατὰ τοὺς νόμους, gleichsam an-
fügende Wortstellung (vgl. oben 8. 37 zu Hypereides); ebenso &äcaı xr£.,
ἐπικαλέςεται wre. 6) [Andok.] 4, 39 (Rehd.); Hyp. Dei. p. 17 m. Ausg.,
Epitaph. col. XI, 48; 7) Baiter's Conjektur für εἶναι; vgl. fr. 17 8.
Lykurgos. Ethos. 109
virverau') Hier ist etwas von jener bei Demosthenes beliebten
Paronomasie, wo einem eigentlich nicht anwendbaren Ausdrucke,
wie hier οἱ φεύγοντες κατέρχονται, durch die Kraft der Rede
gleichsam Gewalt angethan wird?); vollends gewaltsam, aber nicht
ohne Anschein der Begründung, ist die Identificirung von Leokrates’
That mit der Abstimmung der Thebaner im Jahre 404, als über
das Schicksal des besiegten Athen berathen wurde.®) Nach einer
solchen Leistung kann man nicht gering von der Kraft der
lykurgischen Beredsamkeit denken; auch der Satz aus der Rede
gegen Lysikles, den Diodor mittheilt‘), athmet eine grimmige
Leidenschaft gegen alle Feigheit und Schwäche: ἐετρατήγεις ὦ
Λυείκλεις, καὶ χιλίων μὲν πολιτῶν. τετελευτηκότων, διςχιλίων δ᾽
αἰχμαλώτων γεγονότων, τροπαίου δὲ κατὰ τῆς πόλεως ἑςτηκότος,
τῆς δ᾽ Ἑλλάδος ἁπάςης δουλευούεης, καὶ τούτων ἁπάντων τεγενη-
μένων «οὔ ἡγουμένου καὶ crpamyoüvroc, τολμᾷς ζῆν καὶ τὸ τοῦ
ἡλίου φῶς ὁρᾶν καὶ εἰς τὴν ἀγορὰν ἐμβάλλειν, ὑπόμνημα τετονὼς
αἰςχύνης καὶ ὀνείδους τῇ πατρίδι;
Lykurg hat überhaupt manches von dem, wodurch ein Redner
wirkt, in bedeutendem Masse; wenn er nicht alles hat, so gilt
dies auch von Demosthenes. Ausser seinen Pathos ist auch das
Ethos wesentlich, da, wie Dion sagt, eine gewisse Schlichtheit
und Biederkeit des Charakters sich bei ihm ausprägt; hierzu trägt
gerade die Figurenlosigkeit nicht am wenigsten bei.°) Denn ob-
gleich auch für Figuren des Gedankens, wie für die Paraleipsis,
Beispiele aus ihm angeführt werden‘), so ist doch in unsrer Rede
1) γένηται die Hdschr. (wegen ἀναςτρέφηται); yevhceran oder γίγνεται
wird geschrieben. 2) Vgl. Abth. III, 1, 148. 8) Die φανερὰ ψῆφος ist
1.8 That, die bei allgemeiner Nachahmung diese Folge haben musste, nicht
etwa, wie Rehdante meint, seine Erzählung in Rhodes ($ 18). Mit Recht
aber bezieht R. gegen Mütaner das ὁ καταψηφις. direkt auf Leokrates. 4)
Fag. 75 Ὁ. Diod. 16, 88. 5) Dion XVII, 11, 8. oben $. 98, Anm, 3.
Das ἐλαφρότερος, welches er von L. im Vergleich mit Hypereides und
Aischines gebraucht, hat zum Gegensatz etwa ἐπαχθέςτερος (A. Schüfer II,
302, 2), dies aber geht auf hervortretende rednerische Kunst. 6) Fıg.
105 bei Bautil. 2 $ 11. — Die andern Figuren, für welche er citirt wird
(Symathroesmos, frg. 101; epibole, frg. 102; epiploce, 103; merismos, 104;
parrhesia, 106), kommen bis auf die letste auf eine Art von Häufung
hinaus, wie sie ja dem Charakter seiner Beredsamkeit ganz gemäss ist.
110 Lykurgos. Ethos.
nicht einmal die Apostrophe an den Angeklagten, wie in der
angeführten Stelle der Lysiklea, irgend angewandt. Es konnte
ja der Redner dem Einflusse der damals herrschenden Weise der
Beredsamkeit sich nicht entziehen, aber zu den Bildnern dieser
Weise gehört er nicht, und es mangelt die δεινάτης, die in der
Beherrschung aller Mittel und in den überraschenden und plötz-
lich überwältigenden Wendungen besteht. Auch für das Ethos
selber wendet er keine weitere Kunst an, als dass er seine Ge-
sinnungen und Grundsätze, z. Bsp. bezüglich des Verfahrens beim
Anklagen, mit Nachdrück ausspricht, und dadurch das ihm von
vornherein schon entgegengebrachte Vertrauen neu bestärkt.!)
Schlichtes Ethos aber, in Nachahmung der Sinnesweise des
ἰδιώτης, ist bei Lykurg nicht zu suchen, da er selber den Staats-
mann nicht verleugnen konnte und für Andere nicht schrieb.?)
Neigung und Begabung trifft bei ihm zusammen: er stellte sich
nur solche Aufgaben, für die er auch befähigt war, und für
andre als die er sich stellte, war er auch nicht begabt. Wo es
galt freimüthig zu reden, sittlichen Ernst zu zeigen und zu wecken,
da war er am Platze; aber um weich zu stimmen, oder um subtil
über Mein und Dein zu erörtern, fehlte ihm alles. Nur die Be-
haglichkeit seiner Erzählungen, besonders der von Kodros und
der von den Frommen in Katana, hat etwas schlichtes und naives,
und sie sind es auch, welche in den sonst einförmig hohen Ton
seiner Rede einige Abwechselung bringen.°) Völlig fremd aber
ist ihm, wie schon Dionysios hervorhebt, alles was den Ernst
der Rede stören könnte, also damit die sämmtlichen Vorzüge,
die den Hypereides so beliebt machten.‘) Bei ihm ist sogar eine
1) 8 11. 9) Hermog. 1. ο.: ὁ N. πολιτικὸς μέν ἐςτιν, εἴπερ τις ἕτερος,
πλὴν Icwc τοῦ κατ᾽ ἀφέλξιαν ἤθους ἕνεκα, d. h. er hat die für den πολιτ.
λόγος (die Rede) unerlässlichen Eigenschaften der ςαφήνεια, des ἦθος und
des πιθανόν, ausgenommen etwa das κατ᾽ ἀφέλειαν ἦθος, während er das
κατ᾽ ἐπιείκειαν ἦθος besitzt. Vgl. bei Hermog. ὁ. 11 Afg. 8. 410, 10 Sp. —
‚Als Kunstredner bezeichnet L. sich selbst $ 31 (Schäfer II, 301, 7). 3)
Vgl. Rehdantz Einl. S. 5. 4) Dionysios V. C. V, 3: ὁ A. &crı διαπαντὸς
αὐξητικὸς καὶ διηρμένος καὶ ceuvöc, καὶ ὅλως κατηγορικὸς καὶ φιλαλήθης καὶ
παρρηςιαςτικός" οὐ μὴν ἀςτεῖος, οὐδ᾽ ἡδύς, ἀλλ᾽ ἀναγκαῖος (ἃ. h. er leistet
hier nicht mehr als das Nothdürftige, vgl. das. II, 11 und ἀναγκαίως Ὁ.
Hermog. 414, 1 Sp.).
Hegesippos. Lebensumstände. 111
geringe ironische oder spöttische Färbung nur ausnahmsweise
vorhanden.') Immer wird dieser Redner mehr Achtung vor
seinem Charakter und vor der Mächtigkeit seiner sittlichen Ge-
fühle, als Bewunderung vor seiner rednerischen Begabung ein-
flössen; insofern bildet Aischines den entschiedenen Gegensatz,
während die höhere Vereinigung bei Demosthenes zu suchen ist.
Neben Demosthenes, Lykurgos und Hypereides zählte die
patriotische Partei noch manche andere Sprecher, und unter
diesen auch solche, von denen einzelne Reden erhalten blieben.
Wir besitzen noch eine Demegorie von Hegesippos und eine
andere von einem Unbekannten; beide Werke, die wohl von ihren
Verfassern in Nachahmung des von Demosthenes gegebenen
Beispieles alsbald herausgegeben waren, geriethen wegen der
Aehnlichkeit in Sinnesart und Inhalt frühzeitig unter die demo-
sthenischen Schriften, und haben sich auf diese Weise gerettet.
Hegesippos von Sunion, der schon von alten Kritikern
ermittelte Verfasser der Rede über Halonnesos, ist eine viel er-
wähnte und auch den späteren Alten noch wohlbekannte Per-
sönlichkeit. Er war Sohn eines Hegesias und Bruder jenes
Hegesandros, den Aischines in der Rede gegen Timarchos ver-
lästert.?) Wie es scheint, war es in Athen eine gemeine Rede,
dass Hegesandros in seiner Jugend dem Redner Leodamas, dem
Isokrateer, in unsittlicher Weise sich hingegeben habe°); ‚auch
den Hegesippos bringt eine Anekdote zu Leodamas in freund-
schaftliche Beziehung, indem er, als dieser gegen Chabrias den
oropischen Prozess führte, dem Platon mit Sokrates’ Schicksal
gedroht habe, wenn er es wage für seinen Freund Chabrias auf-
zutreten.t) Demosthenes soll eben damals, 366 oder wenig später®),
1) Wie $ 78 z. Ende. 2) Seeurkunden XIV c. 69: Ἡγηείππου
(ουνι(ῶς). Genauer die neue Urkunde (Mitth. d. arch. Inst. 1879 $. 198.)
II A 36: Ἡγήειππος Ἡγηείου (ζουνιε(ύο). — Aisch. 1, 64. 71. 110; das. 68:
Διοπείθει τῷ Couviet, δημότῃ ὄντι τοῦ Hyncavöpov. Dagegen das gefälschte
Zeugniss das. 68: Ἡ. Διφίλου (τειριεύς. 3) Aisch. 1, 70: τὰς πρὸς τὸν
Λεωδάμαντα πράξεις τὰς περιβοήτους, ἃς ὑμεῖς ἅπαντες Icre, vgl. 69. 64. 111.
4) Diog. II, 34 (Κρωβύλος ὁ cukopdvrnc, 8. u). 6) A. Schäfer Dem. I,
94; oben Abth. III, 1 8. 12.
112 Hegesippos. Politische Thätigkeit.
an der Rede des zugleich augeklagten Kallistratos sich begeistert
haben; vielleicht war Hegesippos etwas älter, wie er denn auch
schon um 357 den Volksbeschluss des Kallippos, in welchem
Kardia als unabhängig anerkannt wurde, gerichtlich anfocht.!)
Hegesandros aber, nach Aischines der Liebhaber des spätestens 391
geborenen Timarchos, müsste ganz beträchtlich älter als Demo-
sthenes gewesen sein, wenn auf solche Beschuldigungen des
Aischines irgend welcher Verlass wäre.?) Hegesippos lebte noch
325, wo er nach den Seeurkunden eine Zahlung für eine Bürg-
schaft leistete, die er während des zweiten Krieges mit Philipp
nebst Andern für die Chalkidier übernommen®); auch in dem
dritten demosthenischen Briefe (323) wird unter den Namen der
bis dahin verstorbenen Patrioten der seinige nicht genannt.
Seine Thätigkeit im Staatsleben, welche wir übrigens nicht
sehr weit herab verfolgen können, erscheint nicht unbedeutend,
und zwar der des Hypereides in Art und Richtung verwandt.*)
Er gehörte zu den, entschiedensten Gegnern Philipps, und fand
daher als Gesandter bei diesem eine sehr ungnädige Aufnahme.)
Für seine Rechtlichkeit und für die Reinheit seines Privatlebens
ist es ein gutes Zeugniss, dass Aischines ihn nicht anders als
mit dem Spitznamen Krobylos zu beschimpfen weiss, der ihm
wegen seiner gezierten Haartracht gegeben war, und der bei
Aischines und auch bei manchen Späteren den eigentlichen Namen
ganz verdrängt.°) Die Komödie verspottete den Redner wegen
1) Halonn. 42f.; A. Schäfer I, 144. 3) 8. u. Cap. II zu Aischines. —
361 ging Hegesandros als Schatzmeister des Timomachos nach dem Helles-
pont, Aisch. 1, 56; nach seiner Rückkehr trat er als Volksredner auf, das.
64. A. Schäfer vermuthet in ihm den älteren Bruder, II, 311, 4 8)
Seeurkunden XIV c 69. 4) Der Bruder Hegesandros begann als Gegner
des Aristophon, gleichwie Hypereides, Aisch. 1, 64; oben 8. 6. Vgl.
über beide Brüder A. Schäfer II, 811 6) Ἡτής. τὸν μιςοφίλιππον, Schol.
Aesch. 1, 64. Gesandtschaft bei Philipp (343) Dem. 19, 331; Schäfer II,
8608. 6) Aisch. 1, 64. 71. 110; 3, 118; Plut. Dem. 17 und Mor. 187E;
Diog. III, 24. — Schol. Aesch. 1, 64: Κρωβύλον καλεῖ τὸν ἀδελφὸν τοῦ
‘Hicävdpou τὸν΄ ἩΤήειππον τὸν μιςοφίλιππον, καθὰ αὐτὸς ἤλειφε τὴν κεφαλὴν
καὶ ἐφιλοκάλει τὰς τρίχας. Nach einem andern Scholion das. erhielt er den
Beinamen διὰ τὴν πανουργίαν. Vgl. noch Harpokr. v. xp. — Das Appellat.
κρωβύλος Thuk. I, 6 von der Haartracht der alten Athener.
Hegesippos. Rede über Halonnesos. 113
seiner Hässlichkeit.') — Es ist nun nicht ganz auszumachen, ob
Werke von ihm unter seinem Namen vorlagen. Angeführt wer-
den nur Apophthegmen, doch ist das eine davon so umfangreich
und in Ausdruck und Färbung so eigenthümlich und ganz in
Hegesippos’ Art, dass man eine geschriebene Rede als.ursprüng-
liche Quelle vermuthen möchte.?) Dazu beriefen sich die Kritiker,
welche ihm die Rede über Halonnesos beilegten, auch darauf,
dass der Charakter derselben der Weise des Hegesippos ent-
spreche.?)
Die erhaltene Rede, die siebente in der Sammlung demo-
sthenischer Staatsreden, befand sich darin schon zu der Zeit,
als die elfte Rede gegen Philipp’s Brief gefertigt wurde; in dieser
nämlich ist sie ebenso wie die echten Werke des Demosthenes
ausgenutzt.‘) Von. Kallimachos war sie, nach dem zu Anfang in
ihr behandelten Punkte, unter dem Titel περὶ ‘AAovviicou ver-
zeichnet, an dessen Stelle Dionysios und Libanios die passendere
Bezeichnung πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν καὶ τοὺς mpecßeıc τοὺς παρὰ
Φιλίππου, oder kürzer πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν τὴν Φιλίππου, setzen
möchten.°) Ein Zweifel an dem demosthenischen Ursprung kommt
dem Dionysios anscheinend nicht in den Sinn, wiewohl er die
ungeheure Verschiedenheit von den übrigen Philippischen Reden
selbst hervorhebt.°) Gründlicher untersuchten Andere, vielleicht
Caecilius, die auch den Hegesippos als wirklichen Verfasser aus
1) Schol. Aesch. 1, 71: ἐκωμῳδήθη ὡς αἰςχρὸς τὴν ὄψιν καὶ περὶ τὰ
Φωκικὰ ἡμαρτηκώς (zu dem letzteren vgl. A. Schäfer I, 456, 2). 3) 8.
Sauppe 0. A. II, 368. Ein kurzes Apophthegma Theophrastos bei Plut.
Dem. 17; das längere Cramer Anecd. Paris. I, 166 und Plut. Apophth.
187E. Ein Apophthegma des Iphikrates das. 187B stammt nachweislich
aus der Rede πρὸς Ἁρμόδιον, frg. 8 Sauppe O. A. II, 180. 8) Liban.
Hypoth.: πεφωράκαεί τινες ὄντα Ἡγηείππου (τὸν λόγον) καὶ ἀπὸ τῆς ἰδέας
τῶν λόγων (τοιαύτῃ τὰρ κέχρηται) καὶ ἀπὸ τῶν πραγμάτων. 4) Vgl.
Abth. III, 8. 347; Weil Harangues p. 420. δὴ Dionys. Dem. c. 18: ὁ
πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν καὶ τοὺς πρέεβεις τοὺς παρὰ Φιλίππου ῥηθεὶς λόγος, ὃν
ἐπιγράφει Καλλίμαχος ὑπὲρ ‘AAovvicov, Ders. ad Amm. I, 10: τὴν ὀγδόην
τῶν Φιλιππικῶν δημηγοριῶν διέθετο πρὸς τοὺς Φιλίππου πρέςεβεις (ungenaue
Bezeichnung). Liban. Hypoth. init.: Οὗτος ὁ λόγος ἐπιγράφεται μὲν περὶ
᾿Ἁλοννήςου, τάχα δὲ ὀρθότερον ἐπιγράφειν ,πρὸς τὴν ἐπιτολὴν τὴν Φιλίππου“,
6) Vgl. de Dem. 1. ο. und c. 9; ad Amm. 1. 6.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 3. 8
114 Hegesippos. Rede über Halonnesos.
den in der Rede erwähnten persönlichen Beziehungen des Sprechers
ermittelten.) Libanios, der ihre Beweisführung wiedergiebt, ge-
denkt des Einwandes, dass mit Bezug auf Halonnesos der Sprecher
dieselbe Forderung erhebe, mit welcher Aischines den Demosthenes
verspotte. Es heisst nämlich in der Rede, dass Philipp die Insel
den Athenern nicht einfach geben und schenken, sondern zurück-
geben müsse, als etwas ihnen zukommendes (δοῦναι --- ἀποδοῦναι,
λαβεῖν --- ἀπολαβεῖν), und dies bezeichnet Aischines und ebenso
Komödiendichter der Zeit als eine lächerliche Silbenstecherei des
Demosthenes.?) Es ist aber nicht Silbenstecherei, sondern ein
wohlmotivirtes Verlangen, welches nicht nur ein einzelner Redner,
sondern die ganze Partei vertreten musste. Dass also das Werk
von Hegesippos und nicht von Demosthenes herrührt, leidet
keinen Zweifel.®) "
Der Sprecher erwähnt in der Rede, dass er als Gesandter
in Makedonien gewesen sei; es ist dies die Gesandtschaft wegen
der Abänderungen des Friedensvertrages, gemäss einem von
Hegesippos selber beantragten Volksbeschlusse.*) Philipp hatte
damals, im Jahre 343, alles abgelehnt und die Verhandlungen
abgebrochen; 342 aber kam er unaufgefordert darauf zurück und
schickte eine Gesandtschaft mit einem Schreiben, in welchem er
sich über alle streitigen Punkte der Reihe nach äusserte, unter
Anklagen wider die ihm feindlichen Redner und insbesondere
wider Hegesippos.®) Letzterer entgegnete mit der vorliegenden
1) 8, Libanios Hypoth. Das Hauptargument die Anklage gegen Kal-
lippos ($ 48). L. bezieht sich auf die πρεςβύτεροι als Quelle; schon Voemel
(Proleg. in orat. de H. p. 23) vermuthete, dass Caecilius zu verstehen sei. —
Vgl. Phot. p. 491a 2; Harp. v. Ἡγήειππος; Schol. Dem. p. 264, 6 Da.
2) Aisch. 3, 83: ‘AAövvncov ἐδίδου: ὁ δ᾽ ἀπηγόρευε μὴ λαμβάνειν, εἰ δίδωςιν,
ἀλλὰ μὴ ἀποδίδωει, περὶ «υλλαβῶν διαφερόμενος. Antiphanes b. Athen. VI,
223E und Plut. Dem. 9. 8) Vgl. besonders die gründliche Untersuchung
von Voemel in den Prolegomena in or. de Hal.; auch Winiewski Comment.
in or. de cor. p. 130ff. 4) $ 2: ἔλεγε δὲ καὶ πρὸς ἡμᾶς τοιούτους λόγους,
ὅτε πρὸς αὐτὸν Enpecßebcapev; über den Volksbeschluss 19. A. Schäfer II,
8558, 6) Dass Philipp den Heges. mit Namen genannt (A. Schäfer 8.
407, 3), ist mir nicht wahrscheinlich; aus den Stellen der Rede ($ 88. 19.
24f.) folgt dies keineswegs, und in dem erhaltenen späteren Schreiben Ph.'s
kommt kein Name vor. Vgl. Th. III, 1, 348.
Hegesippos. Rede über Halonnesos. 115
Rede und beantragte zugleich die ablehnende Antwort auf des
Königs Vorschläge, welchen Antrag das Volk genehmigte.) Die
allgemeine Zeitbestimmung auf das Jahr des Pythodotos (Ol. 109, 2
343/2) giebt Dionysios; genauer haben die Neueren den Anfang
von 342 ermittelt.*)
Der Bau der Rede ist der denkbar einfachste. In einem
ganz kurzen Prooemium protestirt Hegesippos gegen Philipp’s
Versuche, die patriotischen Redner beim Volke zu verdächtigen;
es war nämlich in dem Schreiben ähnliches gegen dieselben ge-
sagt, wie vorher Python in Athen vorgebracht hatte und wie
wir in dem späteren ‘Briefe lesen.) Die Prothesis verheisst
Erwiderung erstlich auf den Brief, sodann auf die Reden der
Gesandten; gleichwohl lässt nachher der Redner den zweiten
Theil ohne weiteres weg, wohl als im ersten schon mit erledigt,
indem die Gesandten kaum andern Auftrag hatten als den Brief
zu erläutern, und ein Redner wie Python diesmal nicht unter
ihnen war. In der Prothesis aber musste etwas recht vollstän-
diges verheissen werden. Denselben Anschein nun von Vollstän-
digkeit sucht der Redner, indem er weiterhin Philipps Schreiben
Punkt für Punkt in derselben Folge erörtert, so dass die Rede
in ebenso viel Theile zerfällt, wie in der Vorlage Artikel vor-
handen waren. Den Anfang macht die Streitfrage über Halonnesos,
mit dem Angebote Philipps, darüber ein Schiedsgericht erkennen
zu lassen‘); dann spricht er über den Vorschlag eines Handels-
vertrages, drittens über die Wacht gegen die Seeräuber.5) Weiter
kommt das Schreiben und der Redner auf die von den Athenern
gemäss einem Anerbieten Philipp’'s beschlossenen Abänderungen
des Friedensvertrages: die eine lehnt der König jetzt ab, indem
darin indirekt der Besitz von Amphipolis ihm entzogen wurde;
hierüber ist Hegesippos am ausführlichsten.°) Die andre Ver-
besserung, die Freiheit und Selbständigkeit der bei dem Vertrage
nicht betheiligten Hellenen betreffend, nimmt Philipp angeblich.
an, handelt aber in der That dem entgegen.”) Der König leugnet
1) $ 46; Epist. Phil. $ 18 und dazu Wei. 2) Dionys, Amm. I, 10;
A. Schäfer II, 404, 1. 3) $ 31; ep. Phil. 19. 4) 8.3 --θ; 7-8. 6)
9-18; 14- 11. 6)18-20. Ὁ) 80-- 83.
8"
110 Hegesippos. Rede über Halonnesos.
sodann, den Athenern irgendwelche nachher nicht eingelöste
Versprechungen gemacht zu haben; bezüglich der nach Abschluss
des Friedens genommenen Plätze in Thrakien erbietet er sich
zu einem Schiedsgericht; die Kriegsgefangenen habe er sämmtlich
zurückgegeben.!) Schliesslich noch ein Abschnitt über den
thrakischen Chersones, dessen Grenzen Philipp thatsächlich ver-
schiebt; dazu verlangt er in dem Briefe, dass die Athener ihre
Streitigkeiten mit Kardia einem Schiedsgerichte unterwerfen sollen.
Die Erörterung darüber läuft aus in einen das Ganze abschliessen-
den heftigen Angriff auf Philipp’s athenische Parteigänger, die
sich über diesen Brief beifällig geäussert haben.?) Alsdann kündigt
Hegesippos das jetzt von ihm zu stellende Psephisma an, welches
auf den Brief und die Reden der Gesandten die Antwort enthalten
soll; man kann diesen Satz als Epilog fassen.?)
Es liegt hier eine Demegorie ganz andrer Art vor, als es ,
die philippischen Reden des Demosthenes sind; nämlich sie ist
solchen diplomatischen Aktenstücken genau angebildet, wie der
hier bekämpfte Brief Philipps war und wie der vorhandene ist“)
Demosthenes liess sich in diese, mit Nothwendigkeit vielfach
kleinlichen Erörterungen nicht gern ein‘), am wenigsten in seinen
herausgegebenen Werken; gleichwohl mussten sie geführt werden,
und hier fiel die Aufgabe dem Hegesippos zu. Der Brief klang
freundlich und billig; denn es kam dem Könige darauf an, die
Athener hinzuhalten und einzuschläfern; der patriotischen Redner
Sache war es, nachzuweisen, dass die Freundschaft nur Schein,
und dass ein wirkliches und ernst gemeintes Zugeständniss nicht
gemacht wurde. So hatte auch vorher betreffis der Abänderungen
des Friedensvertrages, welche Philipp durch Python anbot, Hege-
sippos den König beim Worte genommen, und jetzt zeigte es
sich, was sich freilich von vornherein von selber verstand, dass
jener keineswegs gewillt war, etwas von dem Gewonnenen preis-
zugeben. Dieser Sachverhalt wird in der Rede sehr gut darge-
legt‘); wenn aber dann bei den rechtlichen Erörterungen über
1) 88—35; 36—37; 38. 2) 89— 46. 3) 46. 4) A. Schäfer II,
411: „sie trägt mehr den Charakter der Streitschrift eines Advokaten, als
der Rede eines Staatsmannes“. δ) Vgl. Cor. 70-79. 6) Gegen Spengel's
Hegesippos. Rednerischer Charakter. 117
Amphipolis Hegesippos spitzfindig wird, so war ihm hierin Philipp
vorangegangen, und es war das von beiden Seiten unvermeidlich,
sobald man eine reine Machtfrage als Rechtsfrage behandelte.!)
Bezüglich des Chersones konnte der Redner noch weniger triftiges
vorbringen. Nach Lage der Dinge wird man überhaupt wenig
vermissen, was von seinem Standpunkte aus gesagt werden konnte?),
so dass er seiner Aufgabe recht wohl gewachsen erscheint.
Was die Form betrifft, so findet Dionysios in der Rede
genau den lysianischen Charakter: sie sei von Anfang bis zu
Ende knapp und dünn, und ermangle des Schmuckes und der
Redegewalt.‘) Ungünstiger urtheilt Libanios, welcher den Aus-
druck als niedrig und gewöhnlich, die Composition als zerfahren
bezeichnet, und besonders jenes Kraftwort am Schlusse tadelt,
dass die Athener die Verräther übel umbringen müssten, falls
sie das Gehirn in den Schläfen und nicht niedergetreten in den
Fersen trügen. Das sei, sagt Libanios, nicht Freimuth, sondern
zügellose Schmähung, und dazu im Ausdruck über die Massen
gewöhnlich.*) Wollte Hegesippos einen effektvollen Schluss —
abgünstige .Kritik (Demegorien 8. 45) vgl. Weil Harangues 8. 237, 5. Wie
Spengel Weidner Philol. XXVII, 8.246. 1) Ueber 8 24f. vgl. Weil z.
St.; wenn Spengel 1. c. in $ 26f. eine allen Glauben übersteigende Sophistik
findet, und den H. darum als Rabulisten und Narren bezeichnet, so hat er
eben die Argumentation gar nicht verstanden. Phil. hatte etwa gesagt:
„indessen anch nach der Formel ἑκατέρους ἔχειν τὰ ἑαυτῶν bliebe Amphi-
polis doch mein; denn es ist durch den Friedensvertrag mein Eigenthum
geworden“. 2) Schäfer II, 411f. vermisst bezüglich des von Ph. gefor-
derten Sohiedsgerichts die Ausführung, dass ein geeigneter, nämlich partei-
loser Schiedsrichter sich gar nicht finden. lasse. 8) Dionys. Dem. 18 (vgl.
9): ὅλος ἐςτὶν ἀκριβὴς καὶ λεπτός, καὶ τὸν Λυςιακὸν χαρακτῆρα ἐκμέμακται
εἰς ὄνυχα" ἐξαλλαγῆς δὲ ἢ ςεμνολογίας ἢ δεινότητος, ἢ τῶν ἄλλων τινός, ἃ
τῇ Δημοςθένους δυνάμει παρακολουθεῖν πέφυκεν, ὀλίγην ἐπίδειξιν ἔχε. 4)
Liban. Hypoth.: δηλοῖ δὲ ἡ φράεις καὶ ἡ τῆς cuvßecewc ἁρμονία, πολὺ τὸν
Δημοκθενικὸν πεφευγυῖα τύπον, ἀνειμένη τε καὶ διαλελυμένη παρὰ τὴν ἰδέαν
τούτου τοῦ ῥήτορος. καὶ μὴν καὶ τὸ ἐπὶ τέλει ῥηθὲν οὐ μικρὸν μαρτύριον
τοῦ νόθον εἶναι τὸν λόγον, ,εἴπερ ὑμεῖς τὸν ἐγκέφαλον ἐν τοῖς κροτάφοις καὶ
μὴ ἐν ταῖς πτέρναις καταπεπατημένον Popeire (8 46). ὁ μὲν γὰρ Δημ. εἴωθε
παρρηείᾳ χρῆεθαι, τοῦτο δὲ ὕβρις ἐςτὶ καὶ λοιδορία μέτρον οὐκ Exouca. εὐτέλειά
τε αὐτῷ δεινὴ mpöcecrı κατὰ τὴν ἑρμηνείαν κτέ. Vgl. über dieselbe Stelle
π. ὕψους 88, 1; Hermog. π. ἰδ. p. 299 Sp. (welcher nicht tadelt), und für
die Entstehung des Ausdrucks und ähnliche Wendungen die von Voemel
Proleg. 14f. augeführten Stellen,
118 Hegesippos. Rednerischer Charakter,
den Demosthenes in der Regel verschmäht!) —, so brauchte er
in der That nicht bis zu solcher Derbheit zu gehen; indes ist
ausserdem nichts ähnliches in der Rede, sondern der Ausdruck
ist in hohem Grade rein und gut, zuweilen auch, mit den ein-
fachsten Mitteln, kräftig und energisch oder anschaulich und
packend. So von den athenischen Verräthern: οἵ οὐκ αἰςχύνονται
Φιλίππῳ ζῶντες καὶ οὐ τῇ αὑτῶν πατρίδι, oder bezüglich der
früheren Verheissungen Philipps und ihrer schlechten Erfüllung:
— — δῆλον ὡς προκεχειριςμένων καὶ ἑτοίμων ὄντων τῶν
ἀταθῶν, ἃ ἐμέλλομεν πείςεεθαι τῆς εἰρήνης τενομένης. γενομένης
δὲ τῆς εἰρήνης, ἃ μὲν ἥμεῖς ἐμέλλομεν ἀγαθὰ πείςεεθαι, ἐκποδών
ecrı xt&.?) Aber eben diese Stelle zeigt auch einen Mangel der
Rede, welcher den allgemeinen Tadel des Libanios begründet.
Während nämlich die Verbindung von Synonyma, zur Kräftigung
des Ausdrucks, gemäss dem knappen Charakter nur selten ist?),
so ist desto häufiger die Wiederholung der gleichen Ausdrücke,
und nicht bloss in der Weise wie in den angeführten Worten,
wo dies immerhin der Anschaulichkeit dient.*) Hegesippos ist
weder um klassische Kürze noch um klassische Mannichfaltig-
keit bemüht; er ist überhaupt Kunstredner in viel geringefem
Masse auch als Hypereides, dessen Art sonst der seinigen am
nächsten steht. Schon die Häufigkeit der figura etymologica hat
etwas wenig Künstlerisches: ἔλεγε δὲ τούτους τοὺς λόγους --- ὑπὸ
τῶν ἐνθάδε διδαςκάλων προδεδιδαγμένος --- τῶν Ünocxecewv ὧν
1) 8. oben III, 1,191. 2) 817; 881, Vgl. noch 6: ὅτι ᾿Αθηναῖοι
τὰ ἐν τῇ θαλάττῃ χωρία ἀγαπῶςι «παρὰ τοῦ Μακεδόνος λαμβάνοντες, ähn-
lich 7 (τὸν ἐκ ΤΤέλλης ὁρμώμενον). 31 τοὺς δὲ μήθ᾽ ἡμετέρους ὄντας μήτε
Φιλίππου ευμμάχους ἐν μέεῳ κεῖςθαι καὶ ὑπὸ τῶν κρειττόνων ἀπόλλυκθαι. ---
$ 16 ὧν οὐδὲν προτιμᾷ ist aus der Komödie zu belegen (Arist. Plut. 883);
eigenthümlich 18 εἰς ὑποδοχὴν τοῦ... (vgl. Dem. Epist. III, 34), 10 πολλάκις
πανταχόςε Beßaubcacdor (nach cod. 8... Heges. gebraucht auch ςφετερίζεςθαι
($ 41; Dem. Cor. 71); nicht unwürdig des Dem. findet Weil $ 23 τῷ Φιλο-
κράτους ψηφίεματι τῷ ἀπολλύντι ᾿Αμφίπολιν, gleich καθ᾽ ὃ ὑμεῖς ἀπιύλ-
λυτε ’A. ($ 34). Eine Besonderheit ist noch der Gebrauch von μόνος 8 19:
μόνον τοῦτο οὐχ οἷόν θ᾽ ὑμῖν Zcrıv ἀμνημονῆςαι, vgl. 36. 8) Vgl. Voemel
p- 10 ($ 30. 31. 32. 33; auch 29 ἐψηφίςαντο καὶ ὠμολογήκαάν und einiges
andre lässt sich hierher ziehen). 4) Das Beispiel wird als ἀναςτροφή (Thl.
ΠΙ, 1, 146) eitirt von Tiberius m. cynp. III, 70 Sp. Achulich ist διαφέρεςθε.
διαφέρονται 8 417.
Hegesippos. Rednerischer Charakter. 119
.
διατελεῖ ὑπιςχνούμενος — τοὺς αἰχμαλώτους dcor ἐν τῷ πολέμῳ
ἑάλωςαν.}) Ferner wird in einer Stelle von etwa 12 Zeilen?)
siebenmal γράφειν, eberso oft ψήφιεςμα, wieder ebenso oft &vvo-
μος oder παράνομος gebraucht, nicht ohne Wiederholungen auch
im Gedanken: ἐγὼ δὲ παράνομον μὲν οὐδὲν ἐτόλμηςα τράψαι,
neben dem folgenden: τῷ δὲ Φιλοκράτους ψηφίεματι οὐκ ἦν παρά-
νόμον τἀναντία γράφειν. Anderwärts: ὑμεῖς δὲ τὸ μὲν ψήφιςμα
τοῦτ᾽ ἐψηφίςαςθε, eine Hervorhebung des vom Redner Zugestan-
denen, die der Sinn nicht verlangte; zweimal geschieht dies in
dem Satze: καὶ τοῦτό γ᾽ ἀληθῆ λέγουςιν᾽ ἔγραψε γάρ. So will
er auch häufig unnöthiger Weise noch verdeutlichen: ὅρκων
ὀμωμοςμένων, οὖς Φίλιππος τοῖς oikodcıv ἐν Ποτειδαίᾳ ὦὥμοςεν
(sowohl Φίλιππος als οἱ κατοικοῦντες ἐν TT. kommt in demselben
Satze schon vor), und wiederum: τὸν τόπον τοῦτον, οὗ ἦςαν οἱ
λῃςταί, τὸν ὄντα ἡμέτερον, wo für den Sinn τὸν. τόπον τοῦτον
genug νῶν.) Der Klarheit und Evidenz wird die Knappheit
und künstlerische Vollendung geopfert. — Im grossen hält die
Behandlung die Mitte zwischen Gedrängtheit und ungehöriger
Breite; über den Handelsvertrag freilich thäte uns ein Commentar
noth. Betreffend Halonnesos wird ein kunstvoller epicheire-
matischer Beweis geführt.°) Um eine engere Verbindung der
Abschnitte kümmert sich dieser Redner nicht; die meisten fangen
einförmig mit περὶ δὲ an.®)
Die Composition zeigt ebenfalls keine Sorgfalt; insbesondere
ist der Hiatus unbeschränkt zugelassen. Der Satzbau ist weder
epideiktisch noch rednerisch, aber bei aller Lässigkeit doch durch-
aus nicht ungewandt noch unangenehm, mit dem des Hypereides
am meisten vergleichbar, nur dass der schöne Fluss desselben
mangelt. Die Sätze sind meistens einfach, erreichen indes durch
1) $ 38 (vorher schon τούτους τοὺς λόγους --- — λέγειν). 33. 38; andre
Beispiele Voemel p. 11f. ($ 2. 20 λόγος. 14 φυλακή. 16 dmöcroloc, δαπάνη.
18 ἐπανόρθωκις. 80 ἐπανόρθωμα. 26 ψήφιεμα. 41 ἐπιοτολή. 2) $ 238,
vgl. 87. Ancrdl. 8) 8. 36. 484. 4) 8 10. 4. -- Sonstige Weitschweißig-
keiten Τῇ, (οἱ dixacral, οἷς ἂν ἐπιτρέψητε, οἱ κύριοι τῆς ψήφου --- ὅταν ταῦτα
διαπράττηφθε — εἴ τε περὶ τῶν κτέ). 36 (ἀλλὰ πολλοὶ καὶ xte.). 866. (ὥςπερ.
δὲ ταῦτα κτέ). 41 (πρὸς Kapdiavoic). 44 (ἐπειδὴ δ᾽ ὑμεῖς κτέ). 6) 8 34;
Voemel p. 11. 6) $ 14. 18. 30. 33. 36. 39.
ν
120 Hegesippos. Rednerischer Charakter.
Einschiebung, Fortführung, Anhängung mitunter eine ausser-
ordentliche Länge‘); auch Anakoluthien kommen vor.) Die
Häufigkeit des anaphorischen οὗτος nach vorangeschobenem Re-
lativsatze liefert eine bestimmt charakterisirende Manier.°) Die
Wortstellung, im allgemeinen einfach, ist hie und da auch mehr
verschränkt.*) An Figuren ist die Rede auffallend arm, mit Aus-
nahme der Ironie, von der nach der Meinung Mancher sogar em
zu reichlicher Gebrauch gemacht wird.’) Sie erhöht die Färbung,
welche auch so schon das Ganze trägt, nämlich die der attischen
Feinheit des Geistes, um nicht zu sagen Anmuth‘); andre Figuren
würden zu einem Schwunge und einer Erhebung gehören, welche
dem Hegesippos zumal hier fern liegt. Stellenweise ist die Ironie
und der Spott gegen Philipp ganz ausgezeichnet”); wider die
athenischen Parteigänger desselben wird zuweilen, wenn auch
nur kurz, mit Ernst und nachdrücklicher Schärfe geredet, und
ich kann auch die Paronomasie nicht frostig finden, auf welche
die eine dieser Stellen hinausläuft: τὰς παρ᾽ ἐκείνου δωρεὰς λαμ-
βάνοντες οἴονται οἴκαδε λαμβάνειν („ihren heimischen Besitz zu
mehren“), τὰ οἴκοι nwAoüvtec.?) Im ganzen offenbart sich zwar
keine hohe Gesinnung noch leidenschaftlicher Patriotismus, aber
doch redlicher und ungeheuchelter Eifer für die Grösse und Ehre
Athens, ähnlich wie bei Hypereides°), und ein natürlicher, immer-
1) So ist der Abschnitt 30—32 beinahe ein einziger Satz. Vgl. ferner
τ, (noch zum Schluss ein wiederholendes Anhängsel, εἴ γε περὶ τῶν xre.).
3) $ 7. 38 μὲν ohne Entsprechen; 41 πρὸς Καρδιανούς erst vorangestellt
und dann im Fortgange noch einmal gesetzt. 8) Voemel p. 18, der $ 7.
17. 19 (2 Beisp.). 38. 39. 45 (αὐτούς) eitirt; 8. ausserdem 1. 3. 22. 29. 4)
Rednerische Hyperthesis δ: ὑπὸ τῶν τἀνταῦθα διοικήςειν, ὡς ἂν αὐτὸς ἐκεῖνος
βούληται, καὶ πρὶν ὑπεχημένων, καὶ νῦν δὲ πραττόντων. 6) Voemel p. 18,
der auch die Bemerkung des Ducas zu $ 44 citirt. 8. $ 16. 26. 28. 32.
86. 38. 44. 46. — Andre Figuren: Paronomasie 17, 8. unten. Ethopoeie
20. Selbstfrage 6. Asyndeton mangelt ($ 9. 17 nicht wohl za rechnen).
Anaphora mit ἄλλος 35. Ausgang mehrerer Glieder auf das gleiche Wort
(unbeabsichtigt) 21. 29. 44. 6) Voemel p. 17 will die Anmuth nur im
Beginn der Rede anerkennen, wie dies Dionysioe Dem. 13 bei den
Iysianischen Reden thue. Aber Dion. findet gerade darin einen Unterschied
zwischen Demosth. (den er hier für den Vf. hält) und Lysias, dass bei jenem
die Anmuth bleibe, s. ebend. 7) Besonders $ 35. 8) $ 17; eine andre
Stelle gegen die ath. Parteigänger 45. 9) A. Schäfer II, 411: „wir ver-
Rede über die Verträge mit Alexandros. 121
hin derber Freimuth. Zu diesem Charakter stimmen auch die
sonstigen Reste Hegesipp’s: „freilich nicht bloss Krieg beantrage
ich, sondern auch frühzeitigen Tod und schwarze Gewänder und
öffentliche Bestattungen und Grabreden, falls ihr nicht Possen
- treiben, sondern die Hellenen befreien und die ererbte Führer-
schaft zurückgewinnen wollt“!) Die Rücksichtslosigkeit und
Derbheit dieser Stelle sticht sehr ab von der Haltung und Würde,
die Demosthenes in seinen Staatsreden auch bei der stärksten
mappncia bewahrt. — Wiederum, als die Verbündeten eine Fest-
setzung der Beiträge für den Krieg verlangten, sagte Hegesippos:
„der Krieg lässt sich nicht mit abgemessenen Rationen futtern“.?)
Das ist natürliche Redegabe ohne Schulung und Sorgfalt: wo es
Noth thut, ist der rechte Ausdruck ohne Mühe da; insgemein
wird der erste beste genommen.
Weit nachstehend nach Inhalt und Form ist die andre pseudo-
demosthenische Staatsrede, „über die Verträge mit Alexander“
(περὶ τῶν πρὸς ᾿Αλέξανδρον ευνθηκῶν, Demosth. R. XVIL). Diese
hat daher schon Dionysios als unecht erkannt; die Späteren
rathen auf Hegesippos oder Hypereides als Verfasser, nach ober-
flächlichen und völlig trügerischen Aehnlichkeiten.°) Der Inhalt
ist eine Aufforderung zum Kriege gegen Alexander, wozu die
Zeitumstände günstig seien‘), und was auch durch das Recht
nicht verwehrt werde; denn die Makedonier hätten die Verträge
missen die Hoheit und den Adel der Gesinnung, welcher die demostkenischen
Reden durchdringt“. Noch ungünstiger Spengel Demeg. 8. 41f., der aber
doch das. und 50f. den aufrichtigen Patriotismus anerkennt. 1) Fre. 1
Sauppe: οὐ μόνον γε πόλεμον, ἀλλὰ καὶ θανάτους ἀώρους καὶ μέλανα ἱμάτια
καὶ δημοείας ταφὰς καὶ λόγους ἐπιταφίους, εἴ τε βούλεεθε μὴ χηρεῖν, ἀλλὰ
τοὺς Ἕλληνας ἐλευθερῶςαι καὶ κτήςαεθαι πάλιν αὖ τὴν πατρῴαν ἡγεμονίαν
(so nach Cramer Anecd. Par. I, 166; bei Plutarch Apophth. 187E ist
namentlich der Schluss von ei an verschieden). Für die Form des Satzes
u. des Gedankens vgl. Halonn. 8. 46. 2) Frg. 2 8. (ὧς οὐ τεταγμένα
αἰτεῖται πόλεμος). 8) Dionys. Dem. 57: εἰ μέντοι ἔνιοι ψευδεπίγραφοί elcı
λόγοι ἀηδεῖς καὶ φορτικαὶ καὶ ἄγροικοι xarackeval, ὧς .. καὶ ἐν τῷ περὶ τ.
mp. Ἂλ. ευνθηκῶν κτέ. 8. ausserdem Harp. v. προβολάς, Liban. argum.,
Schol. p. 254Dd. 4) 8 9: νυνὶ δ᾽ ὅτ᾽ εἰς ταὐτὸν τὸ δίκαιον ἅμα καὶ ὁ
καιρὸς καὶ τὸ ευμφέρον ευνδεδράμηκεν, ἄλλον ἄρα τινὰ χρόνον ἀναμενεῖτε τῆς
ἰδίας ἐλευθερίας ἅμα καὶ τῆς τῶν ἄλλων Ἑλλήνων ἀντιλαβέςθαι; vgl. 80.
122 Rede über die Verträge mit Alexandros.
gebrochen. Leider sagt der Sprecher über diese Zeitumstände
gar nichts näheres, und daher der Zweifel der Neueren, ob das
Jahr 335 und die Zeit vor der Erhebung Thebens, oder 330,
wo sich Agis im Peloponnes erhob, anzunehmen sei.!) Mir
scheint in der Rede das Bestehen Thebens sogar vorausgesetzt?),
während andrerseits 330 irgend eine Hinweisung auf das Schick-
sal dieser Stadt zu erwarten wäre?), und die vorkommenden
Thatsachen, anderweitig leider nicht erwähnt, lassen sich sämmt-
lich in der Zeit um und vor 335 unterbringen.‘) Die Makedonier
“haben zwar den Besitz der Seehegemonie, nämlich kraft der
Verträge, aber ihre wirkliche Macht zur See wird als unbedeu-
tend im Vergleich zur attischen bezeichnet), während doch im
Jahre 330 dem Alexander ausser der eignen Flotte auch die der
ehemals persischen Küstenländer zu Gebote stand. Nirgends
werden in der Rede der Perserkrieg und seine ungeheuern Er-
folge irgendwie berührt. Wir haben also an derselben eine wich-
tige Urkunde für die griechische und insbesondere athenische
Bewegung in Alexanders erster Zeit, in welche sie übrigens schon
von den Scholien gesetzt wird.°)
Der Sprecher, welcher sich selbst als älteren Mann be-
zeichnet”), richtet sich im Prooemium wider die Redner der
1) 336 Boehnecke F. I, 628f.; mit ihm Grote XII, 21, 1; Spengel
Demeg. 8. 110f.; Weil Harang. 8. 464. Dagegen Droysen (Alex. 2. Aufl.
1, 242, 2; II, 277, 1) Sommer 333 oder zw. 333 u. 330; A. Schäfer (III,
191) 330. 23) $ 25: ἕως Av ἐξῇ τῶν κατὰ θάλατταν καὶ μόνοις ἀναμφις-
βητήτως εἶναι κυρίοις, τοῖς γε κατὰ Τῆν πρὸς τῇ ὑπαρχούςῃ δυνάμει ἔςτι
προβολὰς ἑτέρας ἰςχυροτέρας εὑρέεθαι, ἄλλως τε καὶ πεπαυμένων ὑπὸ τῆς
τύχης τῶν δορυφορουμένων ὑπὸ τῶν τυραννικῶν crparomedwv (die make-
donisch gesinnten Machthaber in den Städten), καὶ τῶν μὲν ἐφθαρμένων,
τῶν δ᾽ ἐξεληλεγμένων οὐδενὸς ἀξίων ὄντων. Mit mpoßoAdc vgl. Dem. Cor.
301. An die Thebaner ausschliesslich ist hier nicht gedacht; aber sie ge-
hören wesentlich dazu. 8) Spengel 1. c.; Weil p. 466. 4) 8. betreffs
der Söhne des Philiades ($ 4) und der Tyrannen von Lesbos ($ 7) Weil
p. 464 und zu $ 7. Die Tyrannen von Eresos, von denen es hier nur heisst,
dass Alexander sie vertrieben, büssten 332 mit dem Tode, Sauppe Comment.
de duabus inscriptionibus lesbiacis (1871) p. 19. 5) 8. 9 36 (oben Anm. 2)
u. 22: ὃ παρ᾽ ἐλάχιξτον ἐποίητεν αὐτοὺς ἀφαιρεθῆναι δικαίως τὴν κατὰ
θάλατταν ἡγεμονίαν. 6) Schol. p. 256Dd.: εἴρηται ἐν ἀρχῇ τῆς κατὰ
᾿Αλέξανδρον καταςτάςεως. 7) 30: διαβεβαιωκαίμην ἄν, ὡς τοῦθ᾽ ἡλικίας ἔχων.
- Rede über die Verträge mit Alexandros. 123
Friedenspartei, welche vor einem Bruche der beschworenen Ver-
träge warnen. Er nun seinerseits will aus den Verträgen selber
zeigen, wer sie gebrochen habe.') Dieser Nachweis von einzelnen
Vertragsverletzungen seitens der Makedonier bildet das streng
innegehaltene Thema der Rede, die sich somit auf das δίκαιον
beschränkt, das cuup£pov dagegen als ausgemacht voraussetzt.?)
Sie zerfällt ähnlich der Rede über Halonnesos in eine Anzahl
lediglich aneinander gereihter Stücke: die einzelne Thatsache in
ihrem Widerspruch mit den Verträgen wird constatirt, etwaige
Einwände abgewiesen, die Folgerung gezogen. Der erste Ver-
tragsbruch ist die Wiedereinsetzung der Tyrannen in Messene,
der zweite der Umsturz der Verfassung bei den Pelleneern, ein
dritter die Zurückführung des verbannten „Ringmeisters“ nach
Sikyon; es wird jedesmal hervorgehoben, dass die Verträge die
Athener als Theilnehmer sogar verpflichten, gegen die Urheber
dieser Rechtswidrigkeiten, d. i. die Makedonier, zum Kriege zu
schreiten.®) Ein vierter Punkt ist, dass die Makedonier die ver-
bürgte freie Schiffahrt durch Aufbringung der Fahrzeuge aus
dem Pontos gestört haben, endlich ein fünfter der Versuch eines
makedonischen Befehlshabers, mit-einer Triere in den Peiraieus
einzulaufen.‘) Der nicht scharf abgeschiedene Epilog fasst kurz
zusammen und fügt noch ein allgemeines Argument hinzu: es
seien ja im Vertrage die Verpflichtungen von dem Willen der
Einzelnen, an dem gemeinsamen Frieden theilzunehmen, abhängig
gemacht; also sei man frei.) Der Sprecher erbietet sich schliess-
lich, den Krieg gegen die Uebertreter der Verträge zu bean-
tragen.)
Die Aehnlichkeit mit der Rede des Hegesippos, welchen die
vom Scholiasten ausgezogenen Kritiker auch hier als Verfasser
annahmen?), besteht ausser dem Hervorgehobenen in den gelegent-
891-2 2) Nur 24f. wird dafür ein Beweis versucht. Die Be-
zeichnungen τὸ δίκαιον und τὸ ευμφέρον $ 1. 2. 9 und noch oft in der
Rede. 8) 3—9; 10—14 (Anhang über das Treiben der cövedpor 18);
16—18. 4) 19—25; 26-29. 6) 30, 8. Weil 5. ἃ, St. 6) 30 Ende.
7) Schol. p. 254: ἀμφοτέρους τούτους (VII und XVII) ἀναφέρουειν εἰς
Ἡτήειππον.
124 Rede über die Verträge mit Alexandros.
lichen scharfen Ausfällen wider die makedonische Partei, nicht
ohne Berührung auch der Ausdrücke.') Während aber der Redner
gegen diese inneren Feinde und gegen den makedonischen
„Iyrannen“?) deklamirt, vernachlässigt er über Gebühr die Argu-
mentation; nicht ein allzu grosses Streben nach Klarheit ist sein
Fehler, was bei Hegesippos der Fall, sondern umgekehrt Dunkel-
heit und Mangel der Ausführung°), und anderswo der Schärfe
und der strengen Gedankenfolge.‘) Auch sind die vorgelegten
fünf Punkte sämmtlich wenig geeignet, als Vorwand des Krieges
zu dienen, und man kann den Redner meist aus seinen eignen
Worten widerlegen.°) Schlimmer noch ist der in den Scholien
erhobene Vorwurf: es sei kein rechter Freimuth in der Rede,
sondern alles liege gleichsam unter einer Verhüllung; der Sprecher
zeige Lust zum Kriege und zugleich auch Scheu davor.°) So war
seine Meinung gewiss nicht, da er ja den Antrag stellen will:
aber es ist eine gewisse Mattigkeit in dem Ganzen und eine
greisenhafte Aengstlichkeit, die auf äusserliche Rechtmässigkeit
Gewicht legt und eben darum am Kleinen und Einzelnen haftet.
Wohl ist manches kräftig in Anlage und Ausführung, und an
harten und kühnen Ausdrücken und Auslassungen ist Ueberfluss”);
aber das Ganze ist der gewaltigen Aufgabe, die der‘ Redner sich
stellt, Krieg gegen Alexander zu erregen, völlig unangemessen.
Wenn nun schon hiernach niemand in dem Verfasser den
1) Διδάςκαλοι 29, vgl. Heges. 23. 2) ὁ τύραννος 8.29. Gewöhnliche
Bezeichnung ὁ Μακεδών; der Name Alexandros $ 48:3 8) Vgl. $ 14. 16.
24. 30; wenig ausgeführt 15 von οἱ δὲ tocourou an. Harter und unklarer
Uebergang 23 (οἱ νεόπλουτοι die Gegner in Athen, während bis dahin von
den Maked. die Rede war. 4) So schon im Prooemium $ 17. dei τοίνυν
κτέ.; der ἐξεταςμός muss das Recht der einen oder der andern Partei er-
geben, dazu passt aber nicht die Diejunktion iv’ ἢ «re. $ 2. Das Epicheirem
88. ist namentlich im 1. Theile ($ 3) ungebührlich erweitert. Besser 10f.
Ganz unlogisch 16 extr. (καὶ rocoury). Zu 24 Weil: largumentation est
extrömement subtile, mais elle n'est pas m&me spöcieuse. 5) A. Schäfer
III, 190; Weil p. 462. 6) Schol. p. 254f.: τό τ᾽ ἦθος τοῦ λόγου τὴν
mappnclav οὐκ ἔχει καθαρὰν τὴν Annocdevichv — — ὅλον δὲ τὸ εἶδος τοῦ
λόγου «χεδὸν ὑπὸ κἀλυμμά τι κεῖται --- παρρηςιάζεται γὰρ καὶ οὐ παρρηειά-
ζεται, καὶ παρακαλεῖ πρὸς πόλεμον καὶ δέδοικε τὸν περὶ τούτου λόγον κτέ,
Vgl. dazu Weil p. 468. ?) So ist wirksam eingeleitet das Epicheirem
3f.; kräftig $ 12 ὡς καὶ τῆς ἐπιορκίας αὐτοκράτορος ὄντος ἐκείνου. Weil. c.
Rede über die Verträge mit Alexandros. 125
kecken und frischen Hegesippos erkennen wird, so ist in der
Form ein fast noch grösserer Gegensatz zwischen beiden. Denn
in dieser Rede ist nicht etwa lysianische Einfachheit, sondern,
nach Dionysios, plumper Schmuck), indem der Verfasser nach
kräftigen Ausdrücken sucht, und dabei wohl manchmal glücklich
trifft?), aber im ganzen der-Rede ein unfeines Gepräge giebt.
Er will offenbar gewichtig und nicht gewöhnlich sprechen; darum
vermeidet er auch Hegesippos’ einförmige Wiederholungen der
gleichen Ausdrücke und dessen Weitschweifigkeiten®); aber seine
Begabung und Bildung reichte für den höheren Stil nicht zu.
Die Scholien rügen als undemosthenisch: TupavwviZovrec. (wie
φιλιππίζοντες, von den Anhängern des τύραννος), νεόπλουτοι,
BdeAupevceran‘); man kann dem noch eine Menge befremdender
Worte und Wendungen zur Seite stellen: πεπαυμένων ὑπὸ τῆς
τύχης τῶν dopupopounevwv ὑπὸ τῶν τυραννικῶν «τρατοπέδων (vom
Ende makedonisch gesinnter Machthaber), κατεγνώκαςιν ἀδιήγητόν
τινα τῆς πόλεως ἔκλυςειν καὶ μαλακίαν, oder νομίζετε τὸν καιρόν
ποτ᾽ ἰςχύειν καὶ ἄνευ τοῦ δικαίου τὸ ευμφέρον πράττειν (ἰεχύειν
8. v. ἃ. ἱκανὸν εἶναι προτρέψαι), und wiederum: ἐναποχρῶνται τῇ
ὑμετέρᾳ ῥᾳθυμίᾳ τῇ οὐδὲ τῶν δικαίων ἀπολαύειν πειρωμένῃ.")
Χρῆςθαι ist überhaupt Lieblingswort des Verfassers: χρῆςθαι τῷ
εὐμφέροντι, τῷ δικαίῳ, ταῖς ὁμολογίαις und so fort.*) — Wegen
der erstangeführten, angeblich unattischen Ausdrücke wollten
einige Alte die Rede dem.Hypereides zuweisen, weil auch bei
diesem Unattisches vorkomme’); aber mit Recht sagt Schäfer, dass
1) φορτικαὶ καὶ ἄγροικοι κατακκευαί, Dion. Dem. δ. 3) Welle.
Dahin gehört 38: ὥςπερ ἐν ᾿Αβδηρίταις ἢ Μαρωνείταις, ἀλλ᾽ οὐκ ἐν ᾿Αθη-
ναίοις πολιτευόμενοι. 8) Zu tadeln in beiderlei Beziehung $ 4. 2
Ebenso Liban. Hypoth. --- 9. 1, 38. 11. 6) $ 36 (νεῖ. 13). 39. 9. 38.
Ausserdem: δουλεύειν ἀντὶ („gleich“) τῶν ἀργυρωνήτων 8, οὕτω περιβοήτως
ἀνῃρηκόει τοὺς ὅρκους ὅ, ὑπεράτοπος 8, ἡγεῖςθαι τῶν ςυνθηκῶν „zu Anfang
stehen“ das., τῶν καθ᾽ ὑμῶν πεπλουτηκότων 11, ταραχὴ ἄτοπος 18, u. 8. f.
8) Λόγῳ καταχρῆεθαι 1, Xp. τῷ ευμφέροντι 2, ἔθει 4, τῷ δικαίῳ 6, πολεμίῳ
das. u. 11, ἀποχρ. ὀνόμαει 18; ferner 17. 38. 24. 29 (zweimal). 80, 0)
Liban. Hyp.: τῷ Ὑπερείδου χαρακτῆρι μᾶλλον mpocxupel, τά τε ἄλλα καὶ
λέξεις τινὰς ἔχει κατ᾽ ἐκεῖνον μᾶλλον εἰρημένας ἢ τὸν Δημ., οἷον νεόπλουτοι
καὶ βδελυρεύςεται. Schol. BY Däf. p. 254: τινὲς Ὑπερίδου λέγουειν εἶναι
τὸν λόγον καὶ οὐ Annocdevouc. Phot. p. 491 a 33.
126 Polyeuktos von Sphettos.
kein Funke von dem Geist und Feuer des Hypereides in diesem
Sprecher sei'), und dazu ist ja der Grundcharakter des Stils ver-
schieden: hier geschraubt und künstlich, dort zwanglos und
natürlich. — Der Hiaten sind etwas weniger als bei Hegesippos?);
der Satzbau ist unschön und ohne allen Fluss, vielfach in anti-
thetischer Form, aber ohne rechte Schärfe und Strenge. Die
Mattigkeit der Haltung und den völligen Mangel an belebenden
Figuren heben schon die Scholien heryor°); auch Ironie ist
selten.*) Hie und da ist Paronomasie oder Parechese: διακελευό-
μενοι τὸ δίκαιον οὐ δικαίως διαφυλάττειν, oder: ὡς ἀδικήματος
ὄντος τοῦ (00?) πολιτεύματος, von der Τυταμπῖβ.5) Endlich tadeln
die Alten die Uebergänge und Einführungen der Hauptstücke:
es ist darin nicht Einförmigkeit wie bei Hegesippos, aber sie
haben etwas schleppendes und wenig rednerisches.°) Und so
muss das Gesammturtheil sein, dass diese Rede vor der über
Halonnesos zwar eine gewisse Bemühung des Verfassers voraus-
hat, dass aber diese durch die Talentlosigkeit desselben mehr als
aufgewogen wurde.
Nur Bruchstücke sind erhalten von Polyeuktos dem Sphettier,
welcher ungleich dem Kydantiden Polyeuktos, dem Gegner des
Hypereides in Euxenippos’ Prozess, seine Thätigkeit der höheren
Politik und den patriotischen Interessen mit grossem Eifer zu-
wandte”), so dass nach Thebens Zerstörung Alexander auch
1) A. Schäfer ΠῚ, 192. 3) Z. Bsp. im Pro. nor 2 gröbere, ebensoviel
$ 10—14; im ganzen auf 30 Paragraphen etwa 45, während Heges. $ 1-30
sich gegen 63 finden. 8) Schol. p. 254, 12 Dd.: τοῦ πολιτικοῦ λόγου καὶ
τοργότης καὶ τραχύτης καὶ τὰ τμητικά, ἐν τούτῳ δὲ πολὺ τὸ ἀναβεβλημένον,
εἶτα οὐδὲ τὸ πνεῦμα φαμὲν Δημοεθενικόν, ἀλλ᾽ ἀεθενὲς καὶ ἄτονον καὶ ἀτελές.
— Hypophora 7, aber sehr unlebendig. 4) ὃ 14. 31. 6) 34. 1. 6)
Schol.: αἱ elcarwyal τῶν κεφαλαίων ὕπτιαι καὶ ἱςτορικαί, siehe $ 10 ἐπ᾽
ἄλλο δὲ δίκαιον ἔρχομαι τῶν κατὰ τὰς ευνθήκας, 16 ἔτι δ᾽ ἕτερον δείξω τὸ
λελυκὸς τὰς ευνθήκας, 26 mit Recapitulation; besser 19, doch dafür minder
klar. 7) Ueber den Kydantiden s. o. 8. 54f.; da Hypereides col. 32 und
34 (vgl. 871) von dievem sagt, dass er seine patriotische Gesinnung nie
durch Thaten kundgegeben, auch keinen der maked. Parteigänger angeklagt
habe, so kann insbesondere der ΤΤόλύευκτος, der gegen die Ehren .des
Demades auftrat (8. u), nur der Sphettier sein. — TI. ὁ ζφήττιος Plut.
Polyeuktos von Sphettos. 127
seine Auslieferung forderte.!) Demosthenes ehrt ihn, wo er seiner
als eines Mitgesandten im Peloponnes (im J. 343) gedenkt, mit
dem ganz ausserordentlichen Prädikate ὁ BeArıcroc ἐκεινος(5); 68
scheint, dass eine enge Freundschaft zwischen beiden bestand,
wie denn auch Polyeuktos den Demosthenes im harpalischen
Prozesse, wo Hypereides abtrünnig wurde, nicht verliess.°) Kurz
darauf, beim Ausbruche des lamischen Krieges, war er wieder
Gesandter im Peloponnes‘), und es ist sehr wohl möglich, dass
auch er ein Opfer dieser unglücklichen Erhebung wurde. — Seine
Bedeutung mag grösser gewesen sein, als es nach den seltenen
Erwähnungen seines Namens scheint.) Plutarch gibt einen
Ausspruch von ihm über Demosthenes und Phokion, dass jener
der grösste Redner, dieser der mächtigste im Sprechen sei.°)
Derselbe erzählt, dass Phokion, als Polyeuktos einst bei grosser
Hitze eine Kriegsrede gegen Philipp hielt, und wegen seiner
Wohlbeleibtheit schwitzte und keuchte und häufig Wasser zu sich
nahm, spottend gesagt habe: „Es verlohnt sich wahrlich, diesem
Rathgeber folgend den Krieg zu beschliessen; denn wie wird’s
dem erst unter Schild und Panzer ergehen, wo er beim Halten
einer wohlmeditirten Rede beinahe erstickt“??)
Aus Polyeuktos’ Schriften stammt eine Notiz über Diogenes
den Kyniker®); namentlich kennen wir nur die Rede gegen die
Phok. 5. 9. Dem. 10. Ueber ihn Ruhnken H. cr. p. 80ff.; Boehnecke I,
643; A. Schäfer II, 809. 1) A. Schäfer ΠΙ, 1218. 2) Dem. Phil. Γ,
72; Pseudopl. Vit. X orr. S41E. 3) Deinarch. 1, 100 Apostrophe an
Demosth. und Pol., über die Art rechter Volksführer. Nicht klar ist, ob
er etwa mit unter den Bestochenen angezeigt war, Schäfer III, 296, 3;
H. Haupt ΒΒ. Mus. 1879, 8. 386, 4; indes wurde er dann doch nicht ver-
urtheilt, da er gleich darauf wieder als ἐπίτιμος erscheint, 8, ἃ, f. Anm.
4) Vit. X orr. 8460; Schäfer III, 336. 6) Etwas geringschätzig wird er
Plut. Dem. 13 neben Hypereides u. Moirokles unter den ῥήτορες genannt,
denen Pl. die grossen Staatemänner wie Kimon u. Perikles gegenüberstellt,
— Kurze Erwähnung bei Liban. IV, 252. 265 R. 6) Plut. Dem. 10 u. a. $t.;
». Abth. III, I, 64. Ὁ) Plut. Phok. 9. — Die Reden des Deinarchos und
Hypereides gegen Polyeuktos ist kein Anlass auf den Sphettier zu be-
ziehen, Sauppe Ὁ. A. II, 298. 326. 8) Diog. VI, 28 (frg. 4 8): βακτηρίᾳ
δ᾽ ἐπηρείςατο (Diog.) äcdevncac, ἔπειτα μέντοι καὶ διὰ παντὸς ἐφόρει, οὐ μὴν
ἐν äcreı, ἀλλὰ καθ᾽ ὁδόν, ὥς pncıv Ὀλυμπιόδωρος ὁ ᾿Αθηναίων προςτάτης
(über diesen 8. Paus. I, 26) καὶ ΤΙολ. ὁ ῥήτωρ καὶ Aucaviac ὁ Alcxpluvoc.
128 Polyeuktos von Sphettos.
Ehren des Demades, aus der auch ein etwas grösseres Fragment
erhalten ist.') Als nämlich ein gewisser Kephisodotos den schimpf-
lichen Antrag stellte, dem Demades, welcher zweimal Alexander’s
Zorn von Athen abgewandt hatte, eine Erzbildsäule auf dem
Markte und Speisung im Prytaneion zu gewähren, erhob dagegen
Lykurg mit Polyeuktos’ Unterstützung die Klage der Gesetz-
widrigkeit.?) Die Rede des letzteren wird ungenau κατὰ Δημάδου
betitelt, ebenso wie insgemein die von Lykurg gehaltene Haupt-
rede.®) Im Epiloge warf Polyeuktos die Frage auf, was denn
die Bildsäule für eine Haltung haben sollte, und wusste mit den
verschiedenen Beantwortungen dieser Frage zugleich das zu
recapituliren, womit er die Unwürdigkeit des Geehrten vorher
belegt hatte. „Soll er etwa den Schild vorhalten? aber den hat
er ja in der Schlacht bei Chaironeia .weggeworfen. So soll er
den Schnabel eines Schiffes in der Hand haben? was für eines
Schiffes? etwa desjenigen seines Vaters? Oder eine Rolle? In
der Anzeigen und Meldeklagen aufgezeichnet stehen? Nun wahr-
haftig, so soll er dastehen wie er zu den Göttern betet, Er, der
der Stadt übelgesinnt ist und was euer aller Interesse zuwider
ist erfleht hat?“*) Diese lebendige und feine Art der Rede
erinnert zumeist an Hypereides. Der von Aristoteles angeführte
Witz gegen den gelähmten Speusippos, er könne nicht Ruhe halten,
wiewohl ihn das Schicksal ἐν nevrecupivyw νότῳ (der Ausdruck
nach ξύλον πεντεεύριγγον, dem bekannten Straf- und Fesselungs-
1) Apsines Sp. Rh. Gr. I, 387 (fig. 1 8.). 2) Apa. 1. c.; Deinarch.
1, 101; Schäfer III, 176f.; oben 8. 81 und 86. 3) Sauppe Ο. A. II p. 273
vergleicht die Bezeichnung von Aischines’ 3. Rede als κατὰ Annocdvauc.
4) Ape. 1. ο.: — — ὡς TI. ἐν τῷ κατὰ Δημάδου. ἐγράφη μὲν γὰρ ψήφιςμα
χαλκῆς εἰκόνος τῷ Δημάδῃ" ὁ δὲ κατηγορῶν τοῦ ψηφίςματος, dca ἣν αὐτῷ
διὰ πλειόνων εἰρημένα εἰς τὴν καταςκευὴν τοῦ ὅτι μὴ ἦν ἄξιος τῆς τιμῆς ἡ
τυχεῖν ταύτης, ταῦτα κεφαλαιωδῶς ἀνέμνηςεν ὑποτυπῶν τὸ «χῆμα τοῦ ἀν-
δριάντος. τί γάρ pna εχῆμα ἕξει; τὴν ἀςπίδα προβεβλήςεται; ἀλλὰ
ταύτην τε ἀπέβαλεν ἐν τῇ περὶ Χαιρώνειαν μάχῃ. ἀλλὰ ἀκροςτό-
λιον νεὼς ἕξει; ἔπειτα πυνθάνεται ποίας; ἢ τῆς τοῦ πατρός; ἀλλὰ
βιβλίον; ἐν ᾧ φάεεις καὶ elcayreAlaı ἔςονται (Hiatus!) γετραμμέναι;
ἀλλὰ νὴ Δία «τήτεται προςευχόμενος τοῖς θεοῖς; κακόνους ὧν τῇ
πόλει καὶ τἀναντία mäcıv ὑμῖν ηὐγμένος; ἀλλὰ τοῖς ἐχθροῖς
ὑπηρετῶν; Das letzte Kolon stellt 8. um hinter θεοῖς, wo es aber nicht
besser passt.
Aischines. Quellen für sein Leben. 129
werkzeuge) festgelegt, könnte bei einem Komiker stehen.!) Wir
müssen bedauern, dass uns von dem geistreichen Redner nicht
mehr erhalten ist.?)
Zweites Capitel.
Redner der makedonischen Partei: Aischines, Demades u. A.
Bekannt ist die Aufstellung Quintilian’s, dass zum Charakter
des Redners vor allem gehöre, dass er ein vir bonus sei; unmög-
lich könne Schlechtigkeit des Menschen und Vollkommenheit des
Redners sich in derselben Person zusammenfinden. Inwieweit
diese Sätze Wahrheit enthalten, muss sich uns jetzt zeigen; denn
unter den Rednern der makedonischen Partei, zu denen, wir nun-
mehr übergehen, waren die Ehrenmänner selten, dagegen die
offenkundigen Schurken häufig, und doch haben gerade solche
den Ruf der grössten Beredsamkeit hinterlassen. Gewiss mun
kann sich die hervorragendste Anlage für die Beredsamkeit bei
sittlich verworfenen Leuten finden; Studium dagegen und Fleiss
schon weniger, und auch wenn dieses hinzukäme, so würde ein
solcher Mann doch noch kein vollkommener Redner sein. Denn
nur wer selber Ueberzeugungen besitzt, kann solche in Andere
hineintragen, und wäre der Verstellung auch dieses möglich, so
ist doch klar, dass derselbe Mann, wenn er wirkliche Ueber-
zeugungen besässe, noch ungleich mächtiger wirken müsste, dass
folglich die Schlechtigkeit des Menschen der Wirksamkeit des
Redners Eintrag thut. Ich glaube nun in der That, dass der
Satz des Quintilian sich an der Betrachtung der jetzt zu be-
handelnden Redner, und zunächst des Aischines, aufs beste
erhärten lässt. Denn wenn ich auch weit entfernt bin, den
Aischines unter die sittlich Verworfenen zu zählen, so hat er doch
1) Aristot. Rhet. III, 10 (frg. 38). 2) Sauppe gibt ihm als frg. 2
(der Rede gegen Demades) das namenlose Frg. bei Herodian m. εχημ. p- 99
Sp., Alex. m. cn. 37 Sp., welches gegen Demades gerichtet ist und im
Tone recht gut für P. passt. Der Sprecher muss im J. 888 mit Demades
zusammen Gesandter bei Philipp gewesen sein.
Blase, attische Boredsamkeit. ΠῚ, 2. 9
180 Aischines. Herkunft.
auf die Bezeiehnung eines vir bonus ebensowenig Anspruch, und
68. wird sich zeigen, dass gerade dieser sittliche Mangel ihn zumeist
gehindert hat, ein wahrhaft grosser Redner zu werden.
Quellen für das Leben des Aischines sind zuvörderst seine
eignen Reden, demnächst die des Demosthenes; auf diese Quellen
geht auch in den erhaltenen Lebensbeschreibungen das Meiste
zurück. Von letzteren ist die älteste die des sogenannten Plutarch;
es folgen die des ‚Philostratos in den Bioı copıcrWv'), die eines
Rhetors Apollonios, die eines ungenannten Rhetors; dann zwei
des Photios, wovon die eine nach Plutarch?); endlich zwei Artikel
bei Suidas.) Von älteren Gewährsmännern wird Caecilius citirt*);
mit ihm, ἃ. h. wohl ursprünglich von ihm, Demetrios, Idomeneus
und Hermippos°); anderswo noch Demochares der Neffe des
Demosthenes.®) — Geboren war Aischines laut seinem eignen
Zeugniss im Jahre 390 oder 389, also etwa 6 Jahre vor Demo-
sthenes”); sein Vater war Atrometos aus dem Gau der Kotho-
kiden, seine Mutter Glaukothea, die Tochter des Glaukos von
Acharnai.?) Soviel, und damit die Thatsache einer echt attischen
Herkunft, können wir dem Aischines unbedenklich glauben, und
es wäre naiv, die Carikaturen der demosthenischen Krangrede,
den zum Atrometos umgetauften Schulmeistersklaven Tromes und
die gemeine Hetäre Empusa-Glaukothea, für Ernst und nicht
für Spott zu nehmen; denn in der Gesandtschafterede weiss
Demosthenes von alledem noch nichts.°) Die der Carikatur zu
Grunde liegende und sie wirksam machende Wahrheit ist, dass
Aischines und seine Brüder Philochares und Aphobetos!") Empor-
1) Philostr. Βίοι cop. I, 18. 3) Phot. Cod. 61 und 264, letzterer
Artikel nach Pl. 8) Werthlos sind die beiden Deklamationen des Libanios
gegen A., IV p. 976. und 10008. R. 4) Plut. 840B; Schol. Acsch. 3, 1.
6) Schol. 1. c., wo Δημήτριος ὁ Φαληρεύς; vgl. unten. Idomeneus berichtete
auch über den Ausgang des Gesandtschaftsprozesses, Plut. Dem. 15, vgl.
Plut. Vit. Aesch. 8400. 6) Plut. 840D; Anonym.; Harp. v. Ἴςχανδρος.
7) Aisch. 1, 49: Ecrıv ἡμῖν (ihm und dem Misgolas) τουτὶ πέμπτον καὶ
terrapaxocröv ἔτος. Die Rede fällt Anfang 846. 8) Aisch. 2, 78. 147.
Γλαυκοθέα .Dem. 18, 180. 284; 19, 281. Davon ist Γλαυκίς (Apollon. Vit.
A ὡς ἔνιοι Mauxldoc) Abkürzung. Κοθωκίδης Dem. 18, 180. — A. Schäfer
1, 1918: 9) Dem. 18, 129f.; A. Schäfer 1. c. 10) Φιλοχάρης ὁ πρε-
Aischines. Herkunft. 131
kömmlinge waren, deren Herkunft und Erziehung mit ihren nach-
maligen hohen Würden einen starken Contrast bildete. Denn
ehe die Söhne die Familie hoben, war Atrometos Schulmeister
gewesen, Glaukothea Winkelpriesterin!); noch früher, in den
Jahren nach dem Ausgange des peloponnesischen Krieges, hatte
der 437 geborene Vater als Söldner in Asien gedient‘), nach
Aischines in Folge seiner Verbannung durch die Dreissig. Die
weitere Aussage, dass er unter den Wiederherstellern der Demo-
kratie gewesen, verträgt sich freilich: hiermit schlecht.?) Offenbar
war Atrometos ein rüstiger und kräftiger Mann, weshalb er
auch, wie Aischines sagt, ursprünglich hatte Athlet werden wollen,
ehe er im dekeleischen Kriege sein Vermögen verlor.‘) Sonstige
Verdienste um den Staat hat der Sohn von ihm oder den weiteren
Vorfahren nicht aufzuweisen, und es liegt hierin ein nicht un-
wesentlicher Unterschied zwischen der Herkunft des Demosthenes
und der des Aischines, indem jenes Familie dem Staate doch
etwas gewesen war, wenngleich nur vermöge ihres Besitzes durch
Trierarchien und ähnliche Leistungen.°) Es ergab sich daraus
«βύτατος ἀδελφὸς ἡμῶν — ᾿Αφόβητος ὁ νεώτατος ἀδελφὸς ἡμῶν Aisch. 2,
149. Also Ph. der älteste der drei, Aph. der jüngste. Schäfer 8, 198. 1)
Dem. 19, 281 τὸν ᾿Ατρομήτου τοῦ γραμματιςτοῦ καὶ Γλαυκοθέας τῆς τοὺς
θιάςους cuvayobenc, ἐφ᾽ οἷς ἑτέρα τέθνηκεν ἱέρεια (Ninos, cf. Schol.). Vgl.
200. 249; 18, 258f. 366. A. widerspricht dem nie; also ist auch kein
Raum für die Vermuthung (Schäfer I, 199 und darnach Weidner Aesch.
R. gg. Ktesiph. Einl. 2), dass Gl. ein ererbtes Priesterthum verwaltet habe.
Unberechtigt ist ea auch, wenn Weidner den Vater als Lehrer der vor.
nehmen athenischen Jugend bezeichnet. 2) Aisch. 2, 78. 147. Alter
zur Zeit des Gesandtschaftsprozesses (843) 94 Jahre, $ 147; mit 95 Jahren
starb er, 8, 191. — Dass die Mutter 348 nicht mehr gelebt, liegt in 2,
148 nicht, sondern vielmehr das Gegentheil; A. führt sie aus Rücksichten
der Wohlanständigkeit nicht mit vor, vgl. $ 146 τὰ πλεῖςτα καὶ καλῶς
ἔχοντα. 3) 2, 18: ἔφυγε μὲν ἐπὶ τῶν τριάκοντα, ευγκατήγαγε δὲ τὸν
δῆμον. 147: (ουμβέβηκεν αὐτῷ) ἐκπετόντι ὑπὸ τῶν τριάκοντά ςτρατεύεςθαι
μὲν ἐν τῇ ᾿Αείᾳ, ἀριςτεύειν δ᾽ ἐν τοῖς κινδύνοις... ευγκατάγειν δὲ τὸν δῆμον.
148: ἡ ἐμὴ μήτηρ ἔφυγε μετὰ τοῦ αὑτῆς ἀνδρὸς εἰς Κόρινθον. Vgl. 8, 191.
Die Verbannung geschah etwa vermöge der allgemeinen Austreibung des
Demos aus der Stadt. Dass Atr. damals schon verheiratet gewesen, scheint
Schäfer (8. 198) im Hinblick auf das Alter der Kinder mit Recht unglaub-
würdig. 4) 2, 141. 5) Verdienstlosigkeit der Familie des A. Dem. 19,
282. Der von A. hervorgehobene Zusammenhang seiner Phratria mit dem
. 9"
182 Aischines. Bildungsgang.
ein engerer Zusammenhang mit dem Interesse Äthens, das früh-
geweckte Bewusstsein, dem Gemeinwesen etwas leisten zu können
und zu sollen; das konnte der Sohn des Söldners nicht so haben.
Ungünstiger noch war es, dass Aischines in Dürftigkeit aufwuchs;
denn seine Bildung blieb somit auf die gewöhnliche Jugend-
bildung beschränkt, und wurde weder durch Philosophie, wie bei
Lykurgos und Hypereides, noch wie bei Demosthenes durch
Rhetorik ergänzt. Der Nachricht des Demetrios, angeblich des
Phalereers, dass er Zuhörer des Isokrates (oder Sokrates) und
des Platon gewesen, widersprach schon Caecilius mit Berufung
auf Idomeneus und Hermippos.!) Nun vermuthete freilich der-
selbe Caecilius, dass er die Unterweisung des Redners Leodamas
von Acharnai genossen habe, wohl auf Grund einer Stelle, wo
Aischines die Beredsamkeit desselben lobt?); er scheint aber selber
auf diese Vermuthung oder auf diese Unterweisung nicht viel
gegeben zu haben, da er bei der Widerlegung des Demetrios
hervorhebt, dass Aischines’ rednerischer Charakter keine Kunst,
sondern nur Naturanlage und etwas Uebung zeige. Unbekannt
ist es, wer ihm den Gorgianer Alkidamas zum Lehrer gab; es
Geschlechte der Eteobutaden (2, 147 ἐκ φρατρίας A τῶν αὐτῶν βωμῶν
᾿Ετεοβουτάδαις μετέχει, ὅθεν ἡ τῆς ᾿Αθηνᾶς τῆς Tlokddoc ἐςτὶν ἱέρεια) hat
gar wenig auf sich. — Richtig Plut. 840A: οὔτε κατὰ γένος τῶν ἐπιφανῶν
οὔτε κατὰ mepiouclav χρημάτων. 1) Schol. Aesch. 2, 1: ὅτι μαθητὴς
ἐγένετο, bc μὲν Δημήτριος ὁ Φαληρεύς φηει, ζωκράτους τοῦ φιλοςόφου, εἶθ᾽
ὕκτερον τοῦ Ἰλάτωνος: ὡς δὲ Καικίλιος καὶ Ἰδομενεὺς καὶ Ἕρμιππος ἱετο-
Ροῦειν, οὐκ ἤκουςε τούτων τῶν ἀνδρῶν μαθήςεως χάριν. Dem Phalereer
ist ein so kolossaler Irrthum nicht zuzutrauen, dem Magnesier eher. Nun
liegt es nahe, eine Verwechselung (seitens des Scholiasten) mit Isokrates
anzunehmen (Schäfer 280, 1); vgl. Plut. 840A: ἀκροατής, ὡς μέν τινες
λέγουειν, "Icoxpdrovc καὶ ἸΤλάτωνος, ὡς δὲ Καικίλιος Λεωδάμαντος (Plat. und
Isokr. auch nach Philostrat. I, 18, 3; dagegen nennt Apollonios den
Sokrates); doch füllt alsdann auf, dass in der weiteren Ausführung des
Scholions, die ohne Frage auf Caecilius zurückgeht, nur von Platon geredet
wird. Möglich, dass dem C. sowohl über Sokrates und Platon als über
Isokrates Angaben vorlagen, die er eämmtlich bestritt. Vgl. noch (betreffs
des Platon) Phot. cod. 61; Schol. Assch. 1, 4; A. Hug Aeschines u. Plato,
Rh. Mus. XXIX (1874) 8. 484—444. 2) Plut. 1. 6.; Aisch. 3, 188; A.
Schüfer 8. 230, der hervorhebt, wie Caecilius einen äbnlichen Schluss be-
zöglich des Thukydides und Antiphon machte.
Aischines. Thätigkeit als Schauspieler. 133
ist dies ein Schluss aus dem Stil, und ein sehr unberechtigter.')
Zum Redner also bildete er sich, wie wir das auch bei alten
Biographen lesen, durch den praktischen Staatsdienst, und er
spricht auch selber wiederholt von seiner Naturanlage, dagegen
von der Kunst des Demosthenes?); jedoch suchte er späterhin
durch. Lesen von Büchern nachzuholen, was er in dem Alter,
wo man sonst den Umgang der Philosophen und Rhetoren suchte,
versäumt hatte.?) Damals hatte er sich, in der Art seines Vaters,
theils den Uebungen des Gymnasions, theils seinen militärischen
Pflichten gewidmet, welche letztere er auch nachmals als Hoplit
in rühmlicher Weise erfüllte.*) Sein Brüder Philochares erwählte
sich sogar den militärischen Beruf, wiewohl er sich auch, worüber
Demosthenes spottet, in untergeordneten Gattungen der Malerei
versuchte®); Aischines aber und Aphobetos zogen es vor, ihren
Unterhalt durch Schreiberdienste bei den Behörden zu gewinnen.*)
Zwischendurch jedoch wurde Aischines tragischer Schauspieler,
und zwar war er Tritagonist im Dienste der berühmtesten Tragöden
jener. Zeit, eines Theodoros und Aristodemos.”) Er hatte also
1) Said, Alcy, 1: μαθητὴς κατὰ τὴν ῥητορικὴν ᾿Αλκιδάμαντος τοῦ Ἐλαΐτου.
Phot. οοᾶ. 61: διακοῦςαι δὲ αὐτὸν ἸΤλάτωνος καὶ ᾿Αλκιδάμαντί (so Ruhnken
hist. erit. or. gr. p. 63 für ᾿Ανταλκίδᾳ) φαςι μαθητεῦκαι, καὶ εἶναί τι καὶ
ἑκατέρου δεῖγμα διὰ τῶν Αἰεχίνου λόγων, τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων καὶ τὴν
«εμνότητα τῶν πλαςμάτων. 3) Plut. p. 840E: οἱ δὲ εἶπον μηδὲ naßnreücal
τινι τὸν Αἰεχίνην, ἀλλ᾽ ἐκ τῆς ὑπογραμματείας ἀρθῆναι ἐν τοῖς δικαςτηρίοις
τότε διάγοντα. Anonym. Vita: ἀναγινώςκοντα ψηφιςμάτων ὁμοῦ καὶ νόμων
ἔμπειρον γενόμενον ἐπιθέεθαι τῷ βήματι, καὶ τῶν κατ᾽ αὐτὸν διενεγκεῖν ὄντα
εὐφυᾶ. Θαϊηξ. II, 17, 12: dieunt.. ἀΐοοτθ homines et qui non didicerint.
Ad cuius rei confirmationem afferant, Demadem remigem et Aeschinen
hypocriten oratores fuisse. Falso; nam .. hos sero potius quam nunquam
didieisse quis dixerit. Quamquam A. ab initio versatus sit in litteris, quas
pater eius etiam docebat. Aisch. 2, 41. 3, 228; Schäfer 8, 231. Es mag
dies auch Dionysios’ Meinung gewesen sein, vgl. Dion. Dem. 35. Vet.
censura V,5. 8) A.Hugl.c. 4)Plut. p. 840A: νέος δ᾽ ὧν καὶ ἐρρω-
μένος τῷ αὐματι περὶ τὰ γυμνάκια ἐπόνει, vgl. Schäfer 8, 212, 1. Mili-
tärische Dienste: Aisch, 2, 167ff., Schäfer 212f. 5) Dem. 19, 237; Aisch.
2, 149; Schäfer 208. 6).Dem. 18, 261: ἐπειδὴ εἰς τοὺς δημότας ἐνεγρά-
φης —, εὐθέως τὸ κάλλιςτον ἐξελέξω τῶν ἔργων, γραμματεύειν καὶ ὑπηρετεῖν
τοῖς ἀρχιδίοις, vgl. 19, 300. 237. 249 u. a. St., Schäfer 8, 229, 2. Ὄ
Dem. 19, 246: οὔτε Θεόδωρος οὔτ᾽ ᾿Αριτόδημος —, οἷς οὗτος τὰ τρίτα
λέγων διετέλεςεν. Ausführlich Schlfer 8. 2188.
134 Aischines. Politische Thätigkeit.
gewiss Talent für die Bühne, jedoch kein so hervorragendes, dass
er es weiter als bis zum Tritagonisten gebracht, und dass er auf
die Dauer bei diesem Berufe geblieben wäre. Der Spott, mit
dem Demosthenes in der Kranzrede seinen Gegner wegen seiner
Bühnenlaufbahn überschüttet, ist carikirend wie Anderes in dieser
Rede; aber auch in der früheren lesen wir, dass jener von den
Zuschauern übel behandelt sei und darum schliesslich dies Gewerbe
aufgegeben habe.') Thatsächlich muss insbesondere ein Vorfall
auf der Bühne von Kollytos sein, den die Kranzrede und genauer
Demosthenes’ Neffe Demochares erwähnt: Aischines, welcher den
auf Pelops’ Verfolgung 'begriffenen Oinomaos spielte, stürzte
dabei hin und musste (wie bei der Ausstattung des tragischen
Schauspielers begreiflich) vom Chormeister Sannion aufgerichtet
werden.°) Aischines selber schweigt sich über sein Bühnenleben
wie über seine Schreiberdienste aus, und mit gutem Grunde: denn
weder brachten die letzteren Ehre, da sie ja um Sold geschahen
und somit von den unbesoldeten Ehrenämtern weit geschieden
waren, noch war der Stand eines Schauspielers an und für sich
geachtet, so hoch auch, gleichwie bei uns, ein grosser Schauspieler
in Ruhm und Ansehen steigen konnte. Ihre nachmalige Grösse
verdankten er und seine Brüder den leitenden Staatsmännern
Aristophon und Eubulos. Denn als Aischines sich nun wieder
zu seiner alten Beschäftigung zurückwandte, schloss er sich zuerst
an Aristophon an, den er unter anderm bei einer mittelbar gegen
Eubulos’ Politik gerichteten Anklage unterstützte, sodann aber,
nachdem sich Aristophon um das Jahr 352 vom öffentlichen
Leben zurückgezogen, an Eubulos, der ihm nachmals im Ge-
sandtschaftsprozesse durchgeholfen hat.) Die Angabe in einem
1) Dem. 19, 387: ὅτε μὲν τὰ Ouecrou καὶ τῶν ἐπὶ Τροίᾳ κάκ᾽ ἠγωνίζετο,
ἐξεβάλλετ᾽ αὐτὸν καὶ ἐξεουρίττετ᾽ ἐκ τῶν θεάτρων καὶ μόνον οὐ κατελεύετε
οὕτως ὥςτε τελευτῶντα τοῦ τριταγωνιςτεῖν ἀποςτῆνα. 38) Dem. 18, 180:
ὃν ἐν Κολλυτῷ ποτ᾽ Olvönaov κακῶς ἐπέτριψας. Anonym. Vita: Δημοχάρης
δὲ ὁ ἀδελφιδοῦς Annochtvouc — φηεὶν Ἰςχάνδρου τοῦ τραγῳδοποιοῦ (falsch;
1. war Schauspieler) τριταγωνιςτὴν γενέςθαι τὸν A. καὶ ὑποκῤινόμενον Οἰνό-
μαον διώκοντα ἸΤέλοπα αἰςχρῶς πεςεῖν καὶ ἀναςτῆναι ὑπὸ Cavviwvoc τοῦ
xopodidackdAou, vgl. Harpoer. 9. Ἴςχανδρος, A. Schäfer 8. 223, der wohl
ohne Grund es befremdlich findet, dass Demosth. diesen Vorfall erst in der
späteren Rede erwähnt. 3) Allgemein Dem. 18, 162 von Arist, und Eub.:
Aischines. Politische Thätigkeit. 135
der apokryphen Briefe des Aischines; dass er mit 33 Jahren seine
politische Thätigkeit angefangen habe, d. h. um 357"), kann inso-
fern ungefähr richtig sein, dass sein Schauspielerleben dieser
Zeit vorauslag, wiewohl Demosthenes in der Gesandtschaftsrede
dasselbe als jüngstvergangen bezeichnet?); aber die Rednerbühne
betrat er nach unsrer Kenntniss zuerst 348, nach Olynths Zer-
störung, um den Antrag des Eubulos auf Zusammenberufung
eines hellenischen Congresses zu empfehlen.) Von öffentlichen
Aemtern, die er bekleidet, kennen wir nur das des vom Volke
erwählten Staatsschreibers, welches ebenso auch sein Bruder‘
Aphobetos führte.‘) Letzterer aber wurde sogar zum obersten
Finanzverwalter auf 4 Jahre erwählt, wie sich annehmen lässt
350 als Nachfolger des Eubulos, der nach dem Gesetze nur einmal
dies Amt bekleiden durfte und darum ähnlich wie später Lykurg
nachher seine Vertrauten vorschob.5) Ausserdem wurde Aphobetos
als Gesandter zum Grosskönige geschickt, und Philochares war
im Jahre 343 zum dritten Male in einer Folge Stratege.°) Aber
weder im Guten noch im Bösen haben sich die beiden Brüder
irgend hervorgethan; es waren gewiss anstellige und anständige
Leute”), nur keine Staatsmänner noch überhaupt anders als mittel-
mässig begabt. Aischines war bedeutender, aber für die grosse
Politik, der er sich mit jener Volksrede zugewandt hatte, weder
οὖς cd ζῶντας μὲν ὦ κίναδος κολακεύων παρηκολούθεις, vgl. Anonym. Vit.,
Phot. cod. 61, Schäfer 8. 228. — Dem. 19, 391 zu Eubulos von A.: ὃς
ἡνίκ᾽ ἔκρινεν ᾿Αριτοφῶν @rAdvıxov καὶ di ἐκείνου τῶν «οἱ πεπραγμένων
κατηγόρει, ευγκατηγόρει μετ᾽ ἐκείνου «οὐ καὶ τῶν ἐχθρῶν τῶν «ὧν εἷς
ἐξητάζετο. 1) Aisch. Epist. 12, 1: ἐγὼ προςῆλθον τῷ πολιτεύεεθαι τετονὼς
ἔτη τρία καὶ τριάκοντα. 2) Dem. 19, 300: τὰ τελευταῖα δ᾽ ἔναγχος ἐν
χορηγίοις ἀλλοτρίοις ἐπὶ τῷ τριταγωνιςτεῖν ἀγαπητῶς παρατρεφόμενον. 8)
Schäfer II, 1668. (Dem. 19, 10f. 302#. 810). 4) Dem. 19, 249: τὸ
τελευταῖον ὑφ᾽ ὑμῶν γραμματεῖς χειροτονηθέντες δύ᾽ ἔτη διετράφηςαν ἐν τῇ
θόλῳ. D. h. der eine in einem Jahr, der andre in einem andern. — Ueber
die Folge der verschiedenen Abschnitte in A.'s Laufbahn s. A. Schäfer
229,2. 5) Aisch. 2, 149; Schäfer 8. 176f. 6) Aisch. 1. c.; Dem. 19,
237. Die Gesandtschaft zum Grosskönige möchte Schäfer I, 487, 1 um 351
setzen. Zur Zeit des Prozesses des Ktesiphon war Aphobetos noch am
Leben, Dem. 18, 318: εὺ δ᾽ ὅμοιος Αἰεχίνῃ; ὁ δ᾽ ἀδελφὸς ὁ cöc; ἄλλος δέ
τις τῶν νῦν ῥητόρων; 7) Doch verdächtigt Dem. den Lebenswandel des
Aphob., 19, 286. 287.
186 Aischines, Politische Thätigkeit.
von Natur geeignet, noch durch seine früheren Beschäftigungen
vorgebildet, und man würde ihn auch als Redner kaum kennen,
ohne sein Zerwürfniss mit Demosthenes.') Er war niemals leiten-
der Staatsmann, überhaupt keiner der stehenden Redner, sondern
trat nur dann und wann hervor?), indem augenscheinlich das
Interesse für ein gemächliches Leben ebenso stark in ihm wie
das politische Interesse war.°) Zu zweien Malen hat seine Thätig-
keit die Geschicke Athens wesentlich mit bestimmt: bei Gelegen-
heit des philokratischen Friedens und dessen was sich daran
‘anschloss, und sodann 7 Jahre später, wo er als Pylagore den
heiligen Krieg gegen die Lokrer zu Stande brachte. Als Ge-
sandter wurde er 348 in Folge seiner Rede in den Peloponnes
geschickt, bekanntlich ohne Erfolg, dann 346 zu dreien Malen
zu Philipp, und zu demselben 338 nach der Schlacht, doch war
der damals geschlossene Friede nicht sowohl sein als des Demades
Werk. Dagegen die Vertretung Athens bei den Amphiktyonen
in dem Rechtsstreit um das delische Heiligthum, zu der. er ur-
sprünglich vom Volke gewählt war, wurde ihm durch den Areopag
entzogen und dem Hypereides übertragen. Gesetzgeberisch thätig
war Aischines nur einmal, etwas nach 338, indem er Demosthenes’
trierarchisches Gesetz sei es verbesserte sei es verdarb; wir wissen
das Nähere nicht.t) Auch als Ankläger war er zur Zeit des
Gesandtschaftsprozesses ‘erst einmal aufgetreten, nämlich gegen
Timarchos, was so zu sagen ein Akt der Nothwehr war.°) Hernach
bereitete er, kurz vor dem Ausbruch des zweiten Krieges mit
Philipp, eine Eisangelie gegen Demosthenes vor, aus der nichts
wurde, weil inzwischen sein Einverständniss mit dem Spion
Anaxinos von Oreos herauskam®); hiermit war ihm die Lust zu
Anklagen gegen Demosthenes für alle Zeit vergangen, und nur
indirekt wagte er später ihn zu befehden, indem er den Ktesiphon
1) Richtig G. Grote ΧΙ, 366 von A.: this able orator, immortalized as
the rival of Demosthene. 2) Dem. 18, 198. 307f., und die nichts-
sagende Erwiderung Aisch. 3, 216. 218. - 8) Philostr. V. 8. I, 18: ὁ A.
φιλοπότης τε ἐδόκει καὶ ἡδὺς καὶ ἀνειμένος καὶ πᾶν τὸ ἐπίχαρι ἐκ Διονύςου
ἡρηκώς κτέ. 4) Dem. 18, 812; A. 8, 222; Schäfer II, 498, 4. δ)
Aisch. 1, 1: οὐδένα πώποτε τῶν πολιτῶν οὔτε τραφὴν γραψάμενος οὔτ᾽ ἐν
εὐθύναις λυπήκας, vgl. 3, 182. 6) Aisch. 8, 223; Schäfer II, 461f.
Aischines. Vermögensumstände. 137
anklagte. Er selber hatte ausser dem Gesandtschaftsprozess
keinen weiteren zu bestehen; vor Klagen wegen Gesetzwidrigkeit
hütete er sich dadurch, dass er mit Ausnahme des trierarchischen
Gesetzes kaum Anträge stellte‘), sondern sich beschied, der
gelegentliche unverantwortliche Berather des Volkes zu sein.
Ueber Aischines’ Familienverhältnisse wissen wir soviel, dass
er zur. Zeit seines Prozesses mit einer Tochter des Philodemos
von Paiania verheiratet war und von dieser drei kleine Kinder,
nämlich zwei Söhne und eine Tochter hatte.) Von seinen Ver-
mögensumständen schweigt er selber ganz; aus Demosthenes
erhellt, dass er damals Grundbesitzer war, im olynthischen Ge-
biete oder in dem des gleichfalls von Philipp eroberten Pydna,
welcher Besitz ihm, nach Demosthenes, jährlich 30 Minen ein-
brachte.) In der Krauzrede lesen wir, dass er Landgüter habe
in der eingezogenen thebanischen Feldmark*), und ebendaselbst,
dass er von seinem känderlos verstorbenen Schwager Philon über
5 Talente geerbt, sowie von den reichen Leuten, denen er durch
Verhunzung des trierarchischen Gesetzes geholfen, eine Belohnung
von 2 Talenten erhalten habe.) Letzteres ist unerweislich; aber
der Grundbesitz muss als thatsächlich angenommen werden, da
Aischines selbst durch sein Schweigen über eine so belastende
Beschuldigung ein stummer Zeuge dafür ist; denn wenn er wider-
legen kann, und sei es auch nur etwas Kleines, da pflegt er nicht
zu schweigen. Er hatte aber von diesem Besitze für den Staat
nicht zu steuern, und freiwillig hat er, wie Demosthenes sagt,
nicht einmal in Zeiten der grössten Bedrängniss, wo Alle gaben,
1) Dem. 18, 189: οὐδ᾽ ἔςτιν οὔτε μεῖζον οὔτ᾽ ἔλαττον ψήφιςμ᾽ Αἰεχίνῃ
περὶ τῶν ευμφερόντων τῇ πόλει, mit Bezug auf die Zeit des 2. Krieges mit
Philipp; aber wir wissen auch aus keiner andern Zeit von einem solchen.
3) Aisch. 2, 152. 179; 3, 120; Schäfer I, 206f. 8) Dem. 19, 145: ἐν τῇ
τῶν ἀπολωλότων cunuäxuv χώρᾳ κτήματα καὶ τεωργίαι παμπληθεῖς, Φιλο-
κράτει μὲν τάλαντον ἔχουται πρότοδον, τούτῳ δ᾽ Αἰεχίνῃ τριάκοντα μνᾶς, was
sodann mit Zeugnissen von Olynthiern belegt wird. Hierauf wird man auch
das yewpyeic $ 314 beziehen. — Schol. Aesch. 1, 3: καὶ γὰρ εἶχεν ἀγρὸν
ὁ A. ἐν Τύδνῃ τῆς Μακεδονία. 4) 18, 41: κτήματ᾽ ἔχων ἐν τῇ Βοιωτίᾳ
καὶ γεωργῶν τἀκείνων (Θηβαίων. δ) 18, 312. — Ich erwähne kurz, dass
nach [Aisch.] Br. 5, 6 er ein Haus in Kollytos und ein Grundstück in
Halai hatte,
188 Aischines. Letzte Lebenszeit.
irgend welche Summe gespendet.') Sein eignes Schweigen ist
auch hier wieder beweiskräftig genug.
Aischines’ politische Laufbahn schliesst mit dem Prozesse
gegen Ktesiphon; denn da er nicht den fünften Theil der Stimmen
erhielt und folglich nicht nur in eine Busse von 1000 Drachmen,
sondern auch in die beschränkte Atimie verfiel, nicht wieder eine
solche Klage anstellen zu dürfen, so verliess er die Heimat, um
nicht seinen gehassten Gegner triumphirend und sich missachtet
zu sehen. Nach den apokryphen Briefen wandte er sich, ver-
zichtend auf die Hülfe des Alexander, dessen Gastfreund er sich
doch in der Rede gegen Ktesiphon zu sein berühmt, sofort nach
Rhodos, und kaufte sich auf dem dieser Insel gegenüberliegenden
Festlande ein kleines Landgut?); aber hierfür ist weder Gewähr
noch Wahrscheinlichkeit. Alexander war damals unerreichbar
im innersten Asien; Aischines ging also, wie wir bei den Bio-
graphen lesen, nach Ephesos, um dort dem König zu erwarten,
der ihm eine ehrenvolle Heimkehr bereiten konnte. Aber Alexander
kam nicht wieder, und nach seinem Tode wurde es in Asien so
unruhig, dass Aischines vorzog, nach dem geschützteren Rhodos
zu gehen; von da wandte er sich später nach Samos und starb
kurze Zeit darnach.°) Der Nachricht, dass er auf Rhodos eine
1) Dem. 18, 312: οὐδ᾽ ὅθ᾽ ἅπαντες ὅτοι πώποτ᾽ ἐφθέγξαντ᾽ ἐπὶ τοῦ
βήματος, εἰς cwrnplav ἐπεδίδοςαν, καὶ τὸ τελευταῖον "Apıcrövikoc τὸ ευνειλεγ-
μένον εἰς τὴν ἐπιτιμίαν (nach der Zerstörung Thebens, Schäfer ΠῚ, 125),
οὐδὲ τότ᾽ οὔτε παρῆλθες οὔτ᾽ ἐπέδωωκας οὐδέν. 3) [Aisch.] Br. 12, 7ff.;
vgl. Br. 9; geht otwa darauf Philostr. V 8.1, p. 5K.: Καρίᾳ ἐνομιλήτας
καὶ Pöbw? 8) Plut. 840CD: ἔφυγεν εἰς τὴν Ῥόδον, ‚a δραχμὰς ὑπὲρ τῆς
ἥττης οὐ βουληθεὶς καταθέεθαι. οἱ δ᾽ ἀτιμίας αὐτῷ προςτιμηθῆναι λέγουειν
οὐ θέλοντι ἐξελθεῖν τῆς πόλεως, καὶ ἐλθεῖν εἰς "Epecov ὡς ᾿Αλέξανδρον. τοῦ
δὲ τελευτήςαντος ταραχῆς οὔεης ἀπάρας εἰς τὴν Ῥόδον ἐνταῦθα «χολὴν κατα:
«τηκάμενος ἐδίδαεκεν. --- ἔπειτα πλεύτας εἰς Cäpov καὶ διατρίβων ἐπὶ τῆς
νήτου ὀλίγον ὕςτερον ἐτελεύτηςεν. Es sind hier zwei Berichte vereinigt, ein
kurzer und ein genauerer; jener findet sich ausserdem bei Buid. Alcx. 1. 2,
dieser bei Philostratos, Photios cod. 61 (wo Alexander erwähnt, Ephesos
ausgelassen ist) und Anönym.: ἀτιμωθέντα δ᾽ ἀπᾶραι εἰς τὴν "Aclav καὶ
ἐλθεῖν εἰς "Epecov οἰηθέντα κατάξειν αὐτὸν εἰς ᾿Αθήνας ᾿Αλέξανδρον πυθό-
μενον δὲ τετελευτηκέναι τὸν βακιλέα καὶ ταραχὴν εἶναι τῶν διαδεχομένων
καταφυγεῖν εἰς Ῥόδον. Phot. cod. 264 hat die Stelle des Plut. um das, was
zwischen den beiden Erwähnungen von Rhodos steht, verstümmelt. —
Aischines. Charakter als Staatsmann. 139
Rednerschule gegründet habe, steht eine andre gegenüber, wonach
er sich dessen weigerte und schliesslich auf den Beruf seines
Vaters zurückkam'); was an jener wahr sein kann, ist später zu
untersuchen.
Was nun den Charakter, und zwar zunächst den poli-
tischen Charakter des Aischines betrifft, so lässt sich das Urtheil
dahin zusammenfassen: ‘er hatte von den vier Eigenschaften,
welche Perikles bei Thukydides vom Staatsmann fordert, nur
eine einzige, nämlich die Redegabe, dagegen weder staatsmännische
Einsicht, noch Patriotismus, noch Unbestechlichkeit.?) Vergebens
suchen wir bei ihm nach irgend welcher leitenden Idee, und es
ist ganz unberechtigt, wenn man in neuerer Zeit diesen Mangel
darauf zurückgeführt hat, dass er die Gedanken, die er gehabt,
nicht habe aussprechen dürfen, um nicht die Eitelkeit des Volkes
zu verletzen.°) Seine Gönner Aristophon und Eubulos hatten ein
näheres Verhältniss zu Theben erstrebt; Aischines reizte, wie er
selber erzählt, den Philipp gegen die Thebaner auf, und macht
dem Demosthenes das βοιωτιάζειν zum Vorwurf.t) Also stand er
auf Seiten der Gegner jener Politik? Aber als Philipp seinen
Rathschlägen nicht gefolgt war, und im Gegentheil die Thebaner
gross gemacht hatte, wandte er sich nicht etwa vom Könige ab,
sondern nahm nicht einmal Anstand, seine und der Thebaner
Siegesfeier in Delphi mitzubegehen. So war er also philippisch
gesinnt? So unfraglich dies ist, so liefert uns das noch nicht
die. gesuchte staatsmännische Idee, man müsste denn das laisser
aller als eine solche bezeichnen. Ist er doch soweit entfernt,
den Standpunkt zu vertreten, dass bei der Schwäche und dem
Plutarch Dem. 6. 24: ἐκεῖνος μὲν οὖν εὐθὺς ἐκ τῆς πόλεως ᾧχετ᾽ ἀπιὼν καὶ
περὶ Ῥόδον καὶ Ἰωνίαν «οφιετεύων κατεβίωτεν. --- Weidner Einl. 8. 7 folgt
der ersten Angabe des Pseudopl. und bemerkt: „die Nachricht, dass A.
sich nach Ephesos gewandt und später erst Rhodus aufgesucht habe, stützt
sich auf keine glaubwärdige Quelle“. — A. Schäfer III, 265f. 1) Erstere
Nachricht Plut. Vit. 1. c., Phot., Philostr., auch Plut. Demosth. 1. c.;
letztere Anonym. Vit. 2) 8. Thuk. II, 60 (τνῶναί τε τὰ δέοντα καὶ
ἑρμηνεῦςαι ταῦτα, φιλόπολίς τε καὶ χρημάτων xpelcwv). - 8) Weidner zur
Rede gg. Ktesiph. $ 260. 4) Aisch. 2, 114ff. 103#. (106 von Dem.: καὶ
γὰρ πρὸς τοῖς ἄλλοις κακοῖς βοιωτιάζει).. Ueber Eub. und Arist. Dem. 18, 162.
140 Aischines. Charakter als Staatsmann.
verfallenen Zustande Athens der Anschluss an Makedonien die
beste Politik sei, dass er vielmehr in der Rede gegen Ktesiphon
den Demosthenes als Helfershelfer des Philipp und Freund Alexanders
zu verdächtigen sucht. Dies die äussere Politik; um die innere
Verwaltung hat er sich überhaupt fast nie gekümmert, und die
einzige Idee, die er in Bezug darauf vorzutragen pflegt, ist die,
dass auf Ordnung, Zucht, Gesetzlichkeit alles ankomme.!) — Patrio-
tismus, falls dazu’der begeisterte Wunsch die Vaterstadt frei und
gross zu sehen gehört, mangelte zu jener Zeit gar Vielen, und
darunter sehr achtbaren Leuten, 2. Bsp. dem Phokion.?) Dass
Aischines keinen besass, geht erstlich aus seinen Handlungen
oder vielmehr Unterlassungen hervor, wie das Demosthenes gegen
ihn hervorhebt?): „welche Bundesgenossenschaft für die Stadt ist
durch dich zu Stande gekommen? welcher Hülfszug oder Erwerb
von Freundschaft oder Ehre? welche Gesandtschaft, welcher Dienst,
durch den die Stadt höher in Ansehen steht? was in den heimi-
schen oder den hellenischen und ausländischen Angelegenheiten,
womit du dich befasst, ist besser geworden? was für Dreirudrer?
was für Geschosse? was für Schiffshäuser? welche Ausbesserung
der Mauern? welche Reiterei? was überhaupt ist der Nutzen von
dir? welche, sei es den Bemittelten sei es den Unbemittelten
zu Gute kommende, dem gemeinen Interesse dienende Erleichterung
der Lasten? Gar keine. Aber, mein Bester, wenn schon hiervon
nichts, so doch freiwillige Schenkung‘) und redlicher Eifer. Wo?
wann?“ Diese Fragen fordern Antwort und finden keine, und
doch hätte sie selbst an Phokion niemand auch nur zu stellen
gewagt. Aber noch mehr, Aischines zeigt nicht einmal Verständ-
niss dafür, wenn ihm“jemand unpatriotisches Benehmen vorwirft.
Mit vollstem Recht rügt es Demosthenes, dass jener an Philipps
delphischem Siegesfeste theilnahm, die Spenden und Gebete mit-
machte, den Päan mitsang, nachdem so eben über Athens Ver-
bündete, die Phokier, ein so furchtbares Gericht ergangen war.5)
1) Aisch. 1, 48: 3, 2. u. 8. w. 2) Grote XII, 867. 8) Dem.
18, 8110 4) Εὔνοιά γε καὶ προθυμία. Dass εὔνοια diesen Sinn hatte,
zeigen Stellen wie Dem. 19, 282; 8, 25; in der Stelle der Kranzrede (vgl.
das Folgende) möchte Wortspiel sein. δ) Dem. 19, 1286.
Aischines. Charakter als Staatsmann. a
᾿
Aischines leugnet nichts, entschuldigt nichts, sondern findet alles
in der Ordnung: „wenn ich, während unsre Stadt aufrecht stand
und kein gemeinsames Unglück die Bürger betroffen hatte, den
Päan mitsang, wo der Gott geehrt wurde, die Athener aber keine
Schande hatten, so war das Frömmigkeit und kein Unrecht“.!)
Während er also sich gar nicht scheute, um Philipps willen etwas
zu thun, was den Athenern missfallen konnte, so nahm er sich
um so sorgfältiger in Acht, um der Athener willen seine „Gast-
freunde“ Philipp und Alexander zu verletzen; auf diese Rücksicht
führt Demosthenes es zurück, dass nach Thebens Zerstörung
Aischines allein unter allen Rednern dem Staate keine Schenkung
machte, während ein Aristonikos das zur Wiedererlangung der
Ehrenrechte bei Freunden gesammelte Geld dahingab.*) War das
doch auch sein ganzer Stolz, diese „Gastfreundschaft“ mit den
mächtigen Makedonenkönigen; „er der mir Alexanders Gastfreund-
schaft zum Vorwurf macht,“ sagt er von Demosthenes in der Rede
gegen Ktesiphon.®) Besser aber ist nie jemandem geantwortet
worden, als wie Demosthenes auf diese Aeusserung entgegnet:
„ich dir die Gastfreundschaft Alexanders? woher in aller Welt
hättest -du die bekommen? Weder einen Gastfreund Philipps noch
einen Freund Alexanders nenne ich dich, so verrückt bin ich
nicht; oder man müsste auch die Schnitter und die, welche sonst
etwas um Lohn thun, Freunde und Gastfreunde derer nennen,
die sie gedungen haben“.‘) Wir kommen hiermit auf den vierten
Punkt, auf die Unbestechlichkeit. Es wäre auch das schon ein
sittlicher Vorwurf, wenn Aischines aus ungeheuchelter Bewunderung
vor den makedonischen Königen sich so benommen hätte; denn
1) Aisch. 2, 168: εἰ δ᾽ ὀρθῆς ἡμῖν τῆς πατρίδος οὔςης καὶ τῶν πολιτῶν
κοινῇ μηδὲν ἀτυχούντων ευνῇδον μετὰ τῶν ἄλλων ευμπρέεβεων τὸν παιᾶνα,
ἡνίκα ὁ θεὸς μὲν ἐτιμᾶτο, ᾿Αθηναῖοι δὲ μηδὲν ἠδόξουν, εὐτέβουν ἀλλ᾽ οὐκ
ἠδίκουν, καὶ δικαίως ἂν «ῳζοίμην. 3) Dem. 18, 312f. (φυλάττων τὸ μηδὲν
ἐναντίον γενέεθαι παρὰ coD τούτοις οἷς ἅπαντα πολιτεύε. 8) Aisch. 8, 66:
ὁ τὴν ξενίαν. ἐμοὶ προφέρων τὴν ᾿Αλεξάνδρου. Während des zweiten Krieges
hatte er freilich jegliches Verhältnis zu Ph. feierlich abgeleugnet, trat
aber nach der Schlacht alsbald als Gastfreund und Freund desselben hervor
und liess sich als Gesandter zu ihm abordnen, Dem. 18, 284 vgl. 286.
4) Dem. 18, 51.
142 Aischines. Charakter als Staatsmann.
ἢ
von allem Stolze des freien Republikaners abgesehen, welcher
Stolz damals wohl schon den meisten Athenern fehlte, hätte ihn
die Selbstachtung zurückhalten müssen, sich eines Verhältnisses
zu rühmen, welches bei der ungeheuren Ungleichheit auf beiden
Seiten augenscheinlich kein Freundschafts-, sondern ein Dienst-
verhältniss war.!) Er muss unter allen Umständen als der eitle
Emporkömmling erscheinen, der voll Staunen zu dem Reichthum
und Glanz des grossen Königs emporschaut, und sich der Strahlen
freut, die von da auf ihn selbst herabfallen. In der That war
er, wie Demosthenes schildert, nach seiner Rückkehr aus Make-
donien auf einmal vornehm geworden: „er hat die Brauen empor-
gezogen, und wenn jemand von dem gewesenen Schreiber Aischines
spricht, so setzt das gleich Feindschaft und er behauptet geschmäht
zu sein, er der vordem das Rathhaus anbetete“.?) Aber was soll
uns glauben machen, dass Aischines in der That an der Ehre
genug hatte, dagegen das freigebig dargebotene Gold des Königs
uneigennützig verschmähte? Es wäre das ja ausserordentlich
seltsam; indes man könnte versuchen es zu glauben, wenn Aischines
es uns versicherte. Leider thut er das nicht, und zwar obgleich
Demosthenes in der Gesandtschaftsrede das Gegentheil behauptet
hatte. Dieser erzählt, dass Philipp den einzelnen Gesandten als-
bald reiche Geldgeschenke geschickt habe, und dass er dann eine
weitere Summe allen gemeinsam unter dem Titel Gastgeschenk
übermittelte.) Warum schweigt der Angeklagte davon? Ferner,
was jenen Landbesitz betrifft, soll man etwa meinen, dass Aischines
sein in Athen erworbenes Geld vortheilhaft in pydnäischen
Ländereien angelegt habe? Wenn aber nicht, so möchte doch
wohl von Bestechung zu reden sein, es sei denn dass jemand
diesen Namen auf den Fall beschränkt, wo durch förmlichen Con-
trakt für eine bestimmte Leistung eine bestimmte Summe gegeben
wird. Hier nun liegt die Leistung als Thatsache vor, und das
1) Richtig Dem. 18, 284: ἐκ ποίας γὰρ imc ἢ δικαίας προφάτεως
Αἰοχίνῃ τῷ Γλαυκοθέας τῆς τυμπανιετρίας ξένος ἢ φίλος ἢ γνώριμος ἦν
Φίλιππος; 2) Dem. 19, 814: τὰς ὀφρῦς ἀνέςπακε, κἂν 6 γετραμματευκὼς
Αἰεχίνης εἴπῃ τις, ἐχθρὸς εὐθέως καὶ κακῶς Pncv ἀκηκοέναι — -- ὁ τέως
προςκυνῶν τὴν θόλον. 3) Dem. 19, 167.
Aischines. Charakter als Staatsmann. 143
Geben von der andern Seite ebenso; .nur den Nachweis kann
Demosthenes nicht führen, dass zwischen dem Geben und der
Leistung ein ursächlicher Zusammenhang bestehe. Wenn dies
Fehlen des Contrakts jemandem zur Ehrenrettung des Aischines
genügt, so kann ich nichts weiter sagen. Aber, wendet man
ein, das athenische Gericht«sprach ihn ja frei, „hatte also keine
Momente dafür, dass Aischines in verrätherischer Weise ge-
handelt, zu finden vermocht“.‘) Mir scheint zunächst eine Frei-
sprechung, bei der es sich um 30 Stimmen handelte, ganz und
gar nichts zu bedeuten. Ich sehe aber überhaupt keinen Grund
anzunehmen, dass das öffentliche Gewissen, welches auch bei uns
manchmal in erstaunlicher Weise schläft, in dem damaligen Athen
so sehr rege gewesen wäre, und in.diesem Falle war ja dem
Gewissen durch die eben erfolgte Verurtheilung des Philokrates
bereits einige Genüge geschehen, so dass der Heliast, bei dem
wir eine rigorose Moral und einen glühenden Patriotismus nicht
voraussetzen dürfen, der Fürsprache des Eubulos ohne Gewissens-
bedenken nachgab.?) Sodann will man durch Darlegung: der
politischen Erwägungen, von welchen Ed#bulos und die andern
Vertreter des philokratischen Friedens geleitet wurden, die An-
nahme einer stattgehabten Bestechung ausschliessen.) Gewiss
war Eubulos nicht bestochen, aber dass Philokrates bestochen
war, ist so sicher wie irgend etwas, da er ja mit den Gaben j
des Königs in Athen öffentlich prunkte*); jene Annahme kann
also gar nicht ausgeschlossen werden. Aischines aber hatte in
den entscheidenden Momenten mit Philokrates gemeinsam ge-
handelt, wie er das in Bezug auf die Durchsetzung des Friedens-
entwurfer selber sagt: „der Friede, der durch mich und Philo-
1) W. Hartel, Demosth. Studien II, 116. 9) Wie die Denkweise des
attischen Geschworenen von damals wirklich war, zeigt Dem. 19, 3316:
ὑμῶν δ᾽ ἕκαετος πρῶτον μὲν οὔτε τὸν εὖ ποιοῦντα τὴν πόλιν αὑτὸν εὖ ποιεῖν
ἡγεῖται οὔτε τὸν κακῶς κακῶς, ἀλλ᾽ ἕτερ᾽ ἐςτὶν ἑκάςτῳ προυργιαίτερα, ὑφ᾽
ὧν παράγεκθε πολλάκις, ἔλεος φθόνος ὀργὴ, Xaplcacdaı τῷ δεηθέντι, ἄλλα
μυρία. 8) Hartell.c. 8. 948 4) Dem. 19, 114 u. a. St.; Schäfer II,
292. Es ist nicht correkt, wenn Haztel 8. 136 nur sagt, dass die Schuld
des Ph. mehr ausser Frage zu stehen scheine.
144 Aischines. Unwahrhaftigkeit.
krates zu Stande gekommen ist“.!) Nun wendet ja Demosthenes
auf ihn die euripideischen Verse parodirend an, die Aischines
vorher gegen Timarchos benutzt hatte: ὅςτις δ᾽ ὁμιλῶν ἥδεται
(καὶ ταῦτα npecßevwv) Φιλοκράτει, οὐπώποτ᾽ ἠρώτηςα, Yırvückwv
ὅτι ἀργύριον εἴληφ᾽ οὗτος, ὥςπερ Φιλοκράτης ὁ ὁμολογῶν.) Um
die volle Berechtigung dieses Schlusses einzusehen, muss man
sich nur lebhaft in die Lage zu versetzen suchen. Aischines sah,
wie sein College für die Philipp geleisteten Dienste aus dürftigen
Umständen plötzlich zu Wohlstand und Ueppigkeit kam. Seine
eignen bisherigen Umstände waren gleich dürftig; er betheiligte
sich an allem, was Philokrates für Philipp that; der gegen jenen
freigebige König konnte gegen ihn nicht karg sein. Und da
hätte Aischines nicht nehmen sollen? Weshalb? aus Abscheu
vor dem Gelde? oder aus Abscheu vor der Bestechlichkeit? Aber
dies letztere Gefühl war in ihm so wenig stark, dass er sich öffent-
lich, gleichwie angeführt, zu der Gemeinschaft mit dem Bestech-
lichen zu bekennen kein Bedenken trug, und dass er von Leuten,
die wegen dieses Verbrechens zum Tode verurtheilt waren, mit
der äussersten Schomung redet: „die Aermsten waren ausser
Stande gewesen, Alter und Armuth zusammen zu ertragen, die
grössten Uebel die es gibt“.) Woher also bei ihm die Kraft oder
die Möglichkeit, der Versuchung zu widerstehen?
Was also von Aischines’ tugendsamer Entrüstung über die
Beschuldigung des Verraths, welche Demosthenes gegen ihn er-
hoben‘), zu halten sei, ist hieraus ersichtlich; er ist als Politiker,
nach einem demosthenischen Ausdruck, ὕπουλοςδ), ἃ. i. unlauter
und heuchlerisch, und ich wüsste nicht, warum diese Art mehr
1) A. 1, 174: τὴν εἰρήνην τὴν δι᾽ ἐμοῦ καὶ Φιλοκράτους τεγενημένην.
2) Dem. 19, 245, 3) A. 1, 88: ἐκεῖνοι μέν γε οἱ ταλαίπωροι οὐ δυνάμενοι
γῆρας ἅμα καὶ πενίαν ὑπενεγκεῖν, τὰ μέγιςτα τῶν ἐν ἀνθριύποις κακῶν, ταύ-
ταις ἐχρήςαντο ταῖς ευμφοραῖς, vgl. L. Schmidt Rh. Mus. XV, 225. 4
Aisch. 2, 146: ἐπὶ πολλοῖς μὲν οὖν ἔγωγε τῶν κατηγορημένων ἠγανάκτηκςα,
μάλιςτα δ᾽ ἡνίκα ἠτιᾶτό μ᾽ εἶναι προδότην᾽ ἅμα γὰρ ταῖς αἰτίαις ταύταις
φανῆναί με δεῖ θηριώδη καὶ τὴν ψυχὴν äcropyov καὶ πολλοῖς ἑτέροις ἁμαρτή-
μαι πρότερον ἔνοχον. A. scheint den Begriff mpodocia merkwürdig eng zu
fassen, sehr viel enger als das Attische Gesetz. 6) Dem. 18, 307, von
As ἡουχία.
Aischines. Unwahrhaftigkeit. 145
"Schonung oder Achtung verdiente, als die in ihrer Schlechtigkeit
ehrlichen und offenen Leute, wie Philokrates und Demades. Es
ist aber überhaupt die Unlauterkeit und Unwahrhaftigkeit bei
Aischines ein hervorstechender Charakterzug, so sehr, dass seine
Angaben weniger Glauben als die irgend eines andern attischen
Redners verdienen. Um dies darzulegen, genügt eine Prüfung
seiner ersten Rede, gegen Timarchos. Die auf &raipncıc und
πορνεία, also unsittliche Hingabe an Männer, lautende Haupt-
anklage wird folgendermassen spezialisit. Zuerst habe ihn
Misgolas, ein berüchtigter Päderast, bei sich im Hause gehabt,
dann’ ein gewisser Antikles, drittens der öffentliche Sklave Pitta-
lakos, viertens Hegesandros von Sunion, Hegesippos’ Bruder.
Aischines fügt hinzu, dass er alsdann sein väterliches Vermögen
durchgebracht habe; ferner habe er alle möglichen Aemter be-
kleidet und sich darin stets unredlich und schlecht bewiesen.
Den Misgolas nun versucht der Redner zur Zeugenaussage zu
bringen, jedenfalls ohne Erfolg; zuvor aber muss er wegen des
jugendlichen Aussehens des Mannes die Richter darauf aufmerk-
sam machen, dass manche Menschen viel jünger erscheinen als
sie sind, zu denen auch Misgolas gehöre; derselbe sei nämlich
ein Altersgenosse von ihm und stehe im 45. Jahre.!) Wenn
Aischines hiermit die Wahrheit sagt, woran man stark versucht
ist zu zweifeln, so war Misgolas 390/89 geboren. Timarchos aber
sass nach einer andern Stelle der Rede 361/0 im Rathe?), war
also geboren 391 oder früher. Und da soll er den Lüsten des
jüngeren Misgolas gedient und in dessen Hause gelebt haben?
Wie völlig unwahrscheinlich dies sei, können wir von Aischines
selber lernen, der so bemüht ist die Altersverhältnisse umzu-
kehren.°) Ferner mussten doch für den Aufenthalt in Misgolas’
Hause anderweitige Zeugen aufzutreiben sein. Der Ankläger gibt
1) Aisch. 1,49. 3) $ 109. 8) 8 49 (nach dem oben Angeführten):
διὰ τί οὖν ταῦτα προλέγω; ἵνα μὴ ἐξαίφνης ἰδόντες αὐτὸν Baupäcnre καὶ
ποιοῦτόν τι τῇ διανοίᾳ ὑπολάβητε" ,,ὦ Ἡράκλεις, ἀλλ᾽ οὗτός γε τούτου (Tim.)
οὐ πολὺ διαφέρει“. ἅμα μὲν γὰρ ἡ φύεις ἐςτὶ τοιαύτη τοῦ ἀνθρώπου (Misg.),
ἅμα δ᾽ ἤδη μειρακίῳ ὄντι αὐτῷ (Tim.) ἐπληείαζεν. Vorher 42: διαιτώμενος
παρὰ Micyöäg .. πρεςβυτέρῳ ἑαυτοῦ, καὶ παρ᾽ ἀκολάςτῳ περὶ ταῦτα ραῖος
ὧν. -- Vgl. auch $ 162 (ὁ mpecßurepoc).
Blass, attische Beredsamkait. III; 2. 10
146 Aischines. Unwahrhaftigkeit.
auch vor, solche zu haben, fasst aber sogleich die Möglichkeit
ins Auge, dass niemand Zeugniss ablegen wolle: „denn ich kann
ja“, sagt er, „weder meine Freunde als Zeugen stellen noch die
Feinde jener noch die welche weder mich noch sie kennen,
sondern bin auf ihre Freunde angewiesen“.!) Diese angebliche
Zwangslage ist völlig unverständlich. In der That hatte der
Ankläger, wie Demosthenes hervorhebt, überhaupt keine Zeugen
für Timarchos’ &raipncıc?), und alles was den Misgolas betrifft,
scheint hiernach reiner Schwindel zu sein: Aischines wählte einen
Namen, von dem im Bewusstsein aller Hörer das betreffende
Laster unzertrennlich war.?) Bezüglich des Antikles wird ein
Beweis gar nicht versucht; derselbe sei von Athen abwesend.
Zu Pittalakos muss der Angeklagte notorisch eine Beziehung
gehabt haben, da auch Demosthenes davon redet ohne abzuleugnen‘),
und ehrenvoll war dieser Umgang gewiss nicht, aber war er von
der Art, wie Aischines ihn darstellt? Von Beweisen dafür gibt
er nicht einen Schatten. Wir lesen nun weiter, dass während
Timarchos bei Pittalakos war, Hegesandros vom Hellespont zurück-
gekehrt sei, wo er Schatzmeister des Feldherrn Timomachos ge-
wesen; damit fand Timarchos einen neuen Verehrer, der ihn dem
Pittalakos alsbald abspenstig machte.°) Aber die Rückkehr des
Timomachos fällt Anfang 360°); damals war der Angeklagte
über dreissig Jahre alt und sass im Rathe; ist also das Weitere
denkbar? Ausserdem widerspricht Aischines sich selbst, indem
er nachher, um eine pikante, übrigens unbezeugte Geschichte
1) 47: γέγραφα μαρτυρίαν τοῖς εἰδόει Τίμαρχον ἐκλιπόντα τὴν πατριίψαν
οἰκίαν καὶ διαιτώμενον παρὰ Μιςγόλᾳ, πρᾶγμα οἶμαι χαλεπὸν ἐξεργάζεεθαι
ἐπιχειρῶν" οὔτε γὰρ ἐμὲ δεῖ τοὺς ἐμαυτοῦ φίλους μάρτυρας παραεχέςθαι οὔτε
ποὺς τούτων ἐχθροὺς οὐδὲ τοὺς μηδετέρους ἡμῶν Τιγνώεκοντας, ἀλλὰ
τοὺς τούτων φίλους. ἂν δ᾽ ἄρα καὶ τούτους melcwcı μὴ μαρτυρεῖν wre. 2)
Dem. 19, 243. 120, vgl. auch Aisch, $ 98. — Das Zeugnis des Phaidros
(8 50 vgl. 48) betrifft einen einzelnen, bedeutungslosen Vorfa). 8) 8. die
Stellen der Komiker bei Athen. VIII, c. 21f. 4) Dem. 19, 346 lässt den
A. sagen: εἶτα τὸν εἰς τοὺς ὄρνεις elcıövra καὶ μετὰ Πιτταλάκου περιιόντα,
καὶ τοιαῦτ᾽ εἰπὼν, ἀγνοεῖτ᾽ ἔφη ποῖόν τιν᾽ ἡγεῖςθαι δεῖ; 6) Aisch. 8 δότι;
bes. 57: τοῦτον (Tim.) ἐκεῖ (bei Pittal.) πρῶτον ἰδὼν ἤςθη τε καὶ ἐπεθύμηςε
καὶ ἐβουλήθη ὡς αὑτὸν ἀναλαβεῖν. Erst lange darnach wird Tim. ἔξωρος,
$ 96. 6) Schäfer I, 136.
Aischines. Sittlicher Charakter. 147
einzuführen, angibt, dass in demselben Jahre, wo Timarchos
Rathsherr, Hegesandros Schatzmeister der Göttin gewesen sei;
dann konnte derselbe aber nicht von Athen abwesend sein.!)
Der Ankläger macht nun einen Versuch, von Hegesandros ein
Zeugniss zu gewinnen, natürlich ohne Erfolg; hingegen sagt ein
gewisser Glaukon aus, dass er dem Pittalakos gegen Hegesandros
die Freiheit vindieirt habe, und noch andre Zeugen treten auf,
deren Aussagen vermuthlich ebensoviel bewiesen wie diese.?) —
Bei der Anklage wegen Vermögensverschwendung ist Aischines
anscheinend sehr gründlich: er beweist mit Zeugen, dass Ver-
mögen vorhanden gewesen sei, und behauptet mit aller Zuversicht,
dass jetzt nichts da sei.) Dagegen in Bezug auf die Amts-
führungen ist wieder ein ungeheures Missverhältniss zwischen
Anschuldigungen und Beweisen: nur ein einziges Zeugniss wird
hier beigebracht, laut dessen Timarchos eine erhobene Anklage
für Geld im Stiche gelassen.‘) — Und dies ist diejenige Sache,
bei welcher Aischines nach allgemeiner Ansicht wesentlich im
Rechte war; die Unwahrheiten in den andern Reden aufzuzählen
ist hiernach nicht mehr nöthig.
Aber was auch immer dieser Redner in Erfindungen und
Entstellungen sich hat zu Schulden kommen lassen: mir flösst
das alles nicht entfernt den Widerwillen ein wie die erheuchelte
Sittlichkeit, namentlich der ersten Rede. Darüber ausführlicher
zu reden ist um so mehr nöthig, als über die Timarches noch
jüngst das Urtheil ausgesprochen ist: „sie bewege sich in einer
schmutzigen Sache ohne die geringste Frivolität, erhebe sich an
Stellen zu wahrhaft grossartigem Schwunge und zu Gnomen mit
tief sittlichem Inhalt, und habe in Ton und Gedanken mit Lykurg’s
—_ δ
Ὁ) $ 110, vgl. Schäfer II, 311, 1, welcher die meines Bedünkens durch
nichts erforderte Vermuthung aufstellt, es möchte jenes ein früherer Feld-
zug des Timom. sein. A. redet offenbar von dem’ des Jahres 361/0, und von
einem früheren weiss niemand etwa. 2) $ 66. 8) $ 96. Ueber die
Zeit der Veräusserung stimmen die Aussagen des Redners nicht überein,
vgl. $ 95f. mit 103. Auch lauten die Zeugnisse nach 99 dahin, dass dem
T. dies von seinem Vater hinterlassen sei; aus 108 aber geht hervor, dass
jener längere Zeit unter Vormundschaft stand. 4) $ 106—115; das
Zeugniss 115.
10*
148 Aischines. Sittlicher Charakter.
Leokratea Aehnlichkeit“.') Da hiernach auch der dünnste Schleier
nicht für Alle durchsichtig ist, so muss man auch diesen weg-
ziehen.?) Bekanntlich unterscheidet Platon in der griechischen
Knabenliebe drei Arten: eine auf die Seele gerichtete und die
körperliche Befleckung verabscheuende, sodann die rein sinnliche,
der es nur auf die Befriedigung des thierischen Triebes ankommt,
und drittens eine aus diesen beiden gemischte, also von laster-
hafter Ausschweifung nicht freie. Die erste lässt er zu, die beiden
andern will er nicht dulden.°) Wenn nun ein Vertreter der ersten
als Ankläger des Lasters aufträte, so könnten wir ihm die Be-
rechtigung zugeben, obgleich auch sein Standpunkt nicht von
Allen würde gebilligt werden. Thut aber dasselbe ein Vertreter
der dritten, also ein Päderast, so finden jene Verse Anwendung:
Quis coelum terris non misceat et mare coelo, si fur displiceat
Verri, homieida Miloni? Aischines aber war Päderast nach seinen
eignen Geständnissen; denn er ging in den Gymnasien umher und
machte schönen Knaben den Hof, er hatte zahlreiche Liebschaften
und aus Anlass derselben gelegentlich Schlägereien, er hatte auch
Liebesgedichte gemacht, und sieht voraus, dass ihm Timarchs
Vertheidiger diese Gedichte vorhalten werden, mit einigen Ver-
fälschungen, wie er βαρύ.) Die Gedichte mochten an einzelnen
Stellen etwas zu deutlich werden; aber wenn er hier auch ab-
leugnet, so ist doch das Merkmal der Schlägereien 'ausreichend,
um seine Liebe als sinnlich zu qualifiziren.°) Wollte er diesen
1) E. Rosenberg Philolog. XXXV 8, 198. 2) A. Schäfer hat dasselbe
vor mir gesagt, was ich zu sagen habe (II, 317f.); vgl. auch A.Hug Rh. Mus.
XXIX, 442: „diese Heuchelei, die um so widerwärtiger ist, als mit Aus-
nahme vielleicht von Pseudodem. c. Neaeram keine Rede des griech. Alter-
thums sich so sehr im Schmutze wälzt wie die unsre“. 3) Plat. Leg.
VIII, p. 881. 4) Aisch. 1, 135f. von einem Vertheidiger des T.: &mepw-
τῶν εἰ οὐκ αἰςχύνομαι αὐτὸς μὲν ἐν τοῖς yupvacloıc ὀχληρὸς ὧν καὶ πλείςτων
ἐραςτὴς γετονιύς, τὸ δὲ πρᾶγμα εἰς ὄνειδος καὶ κινδύνους καθιοτάς -- --
(486) ἐγὼ δ᾽ οὔτε ἔρωτα δίκαιον ψέγω -- οὔτ᾽ αὐτὸς ἐξαρνοῦμαι μὴ οὐ
γεγονέναι ἐρωτικὸς καὶ ἔτι καὶ νῦν εἶναι, τάς τ᾽ ἐκ τοῦ πράγματος γιγνομένας
πρὸς ἑτέρους φιλονικίας καὶ μάχας (oben 186 λοιδοριῶν καὶ πληγῶν) οὐκ
ἀρνοῦμαι μὴ οὐχὶ ευμβεβηκέναι μοι. περὶ δὲ τῶν ποιημάτων κτέ. Vgl. auch
3, 216 von Demosth.: τὰς ἐν τοῖς γυμναείοις μετὰ τῶν νεωτέρων ἐμοῦ δια-
τριβὰς καταμέμφεται. 6) Vgl. Becker Charikles (hsggb. von H. 6611) II, 262.
Aischines. Sittlicher Charakter. 149
Verdacht ausschliessen, so konnte er ja das mit leichtester Mühe
thun; aber er führt fort: „ich behaupte, dass die Liebe zu den
Schönen und Sittsamen eine humane und gutgeartete Seele
anzeigt, hingegen das schamlose Treiben dessen, der sich für
Geld jemanden miethet, einen ausgelassenen und ungebildeten
Charakter offenbart“.') Das ist genau der Standpunkt des Pausanias
im platonischen Symposion: nicht das unnatürliche Laster an sich
noch die Hingabe dazu ist das Schimpfliche, sondern erst die
Motive machen die an sich neutrale Sache zu etwas schönem oder
schlechtem.?) Nun ist es immer noch etwas ganz anderes, wenn
Pausanias von seinem Standpunkte aus die nur auf sinnlichen
Genuss gerichtete πάνδημος ᾿Αφροδίτη in einer Tischrede schilt,
und wenn Aischines als Vertreter desselben Standpunktes den
Timarchos vor Gericht verklagt und zeitlebens unglücklich machen
will, weil er angeblich für Geld sich hingegeben. Denn dass
von einem Beweise hierfür auch nicht entfernt die Rede ist, ver-
steht sich nach den obigen Darlegungen von selber. Und doch
verliert so die Anklage auch juristisch allen Halt. Das Gesetz,
indem es vom ἑταιρεῖν' sprach, machte keine beschränkenden
Zusätze wie etwa jıc8o0°), und einmal in der Rede scheint auch
Aischines von der correkten Auffassung auszugehen, indem er
das Widernatürliche an Timarchos’ Vergehen hervorhebtt); diese
selbe Auffassung müssen auch die verurtheilenden Richter gehabt
haben. Aber indem der Ankläger übrigens den Begriff des ἑταιρεῖν
so beschränkt, wie er es um seiner selbst willen thun musste,
und dem Timarchos ferner auch ein gewerbsmässiges πεπορνεῦςθαι
1) 8 181: ὁρίζομαι δὲ τὸ μὲν ἐρᾶν τῶν καλῶν καὶ cwppöywv φιλανθρώπου
πάθος καὶ εὐγνώμονος ψυχῆς, τὸ δὲ ἀκελγαίνειν ἀργυρίου τινὰ μιςθούμενον
ὑβριςτοῦ καὶ ἀπαιδεύτου ἀνδρὸς ἔργον εἶναι ἡγοῦμαι, καὶ τὸ μὲν ἀδιαφθόρως
ἐρᾶεθαί φημι καλὸν εἶναι, τὸ δ᾽ ἐπαρθέντα μιςθῷ πεπορνεῦςθαι αἰςχρόν. 2)
Vgl. A. Hug 1. c., der A.’s Auffassung geradezu auf die Rede des P. zurück-
führt. 3) 8. $ 19. 29. Was die Meinung des Gesetzgebers war, kann
durch das von A, $ 139 angeführte anderweitige Gesetz: δοῦλον ἐλευθέρου
παιδὸς μήτ᾽ ἐρᾶν μήτ᾽ ἐπακολουθεῖν, nicht zweifelhaft gemacht werden. Und
dass das Wort &raıpeiv nicht den Begriff des Gewerbsmässigen enthält
(Becker 1. c. 8. 272), zeigen die Stellen Aisch, $ 51; Andok. 1, 100. 4)
Aisch. 1, 185: τὸν ἄνδρα μὲν καὶ ἄρρενα τὸ ςῶμα, γυναικεῖα δ᾽ ἁμαρτήματα
ἡμαρτηκότα... τῷ παρὰ φύειν ἑαυτὸν. ὑβρίςαντι.
160 Aischines. Sittlicher Charakter.
zur Last legt, so hätte er in der That den Beweis liefern müssen,
den nach seiner Anführung die Vertheidiger von ihm verlangten,
dass nämlich jener förmliche Contrakte gemacht, sowie dass er
die Hurensteuer gezahlt habe'); andernfalls konnte Timarchos
immer sagen, dass er ἐρώμενος gewesen. Da nun Aischines keinen
Beweis der Art hat, so schiebt er dem Angeklagten den Beweis
für ein sittenreines Leben zu?), und einen solchen konnte dieser
wiederum nicht liefern.
Indessen wir haben es hier noch nicht mit den Mängeln
der Timarchea zu thun, sondern ‚mit Aischines’ Sittlichkeit. Was
ihm Andre zutrauten, zeigt ein Bruchstück des Deinarchos, der
den Pytheas aus dem Umgange mit ihm verdächtigt°); andrer-
seits können wir es ihm glauben, dass er wenigstens in der Zeit,
aus der seine Reden stammen, kein öffentliches Aergerniss durch
seinen Wandel gab, sich stets mässig und ehrbar zeigte, keinen
kostspieligen Lüsten fröhnte.‘) Somit hält er sich berechtigt,
des Timarchos Unersättlichkeit in sinnlichen Genüssen zu schelten®),
und eine Glanzstelle der Rede ist jene, wo er aus dieser uner-
sättlichen Gier nach Genuss, statt von den Rachegöttinnen der
Tragödie, den Antrieb zu den schwersten Verbrechen herleitet.*)
Nun ist jene Selbstbeherrschung, die das Mass und den Anstand
stets zu wahren weiss, etwas recht löbliches; aber sie ist mit
innerer Sittlichkeit nicht dasselbe, und sie wird widerwärtig, wenn
sie sich gleichwohl an die Stelle derselben setzen will. Aischines
1) $ 1008. 119. 3) 1306. 8) Dein. κατὰ ΤΤυθέου frg. 18 8.: πάλιν
παρ᾽ Alcxlvnv ἀποφοιτήτας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι xpucoxoeiv ἐμάνθανεν
(sprächwörtlich), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον αὐτῷ πράττειν ἢ mäcgev. 4)2,
146: τοῦ μὲν οὖν ἐμοῦ βίου καὶ τῆς καθ᾽ ἡμέραν διαίτης ὑμᾶς δοκιμαςτὰς
ἱκανοὺς εἶναι νομίζω. 152: ποίᾳ κρατηθεὶς ἡδονῇ; ἢ τί πώποτ᾽ ἄςχημον
ἕνεκα χρημάτων πράξας; 4: τῶν cecwppovnpevwv ἐν τῷ βίῳ μοι, vgl. δ.
168; 8, 218. 5) 1, 42: ἔπραξε ταῦτα δουλεύων ταῖς αἰςχίεταις ἡδοναῖς,
ὀψοφαγίαις καὶ πολυτελείαις δείπνων καὶ αὐλητρίει καὶ ἑταίραις καὶ κύβοις
καὶ τοῖς ἄλλοις, ὑφ᾽ ὧν οὐδενὸς δεῖ κρατεῖςθαι τὸν τενναῖον καὶ ἐλεύθερον,
vgl. 65. 95f.; 3, 110. 6) $ 190: μὴ τὰρ οἴεςθ᾽ ὦ ᾿Αθηναῖοι τὰς τῶν
ἀτυχημάτων ἀρχὰς ἀπὸ θεῶν, ἀλλ᾽ οὐχ ὑπ᾽ ἀνθρώπων ἀκελγείας τίγνεςθαι,
μηδὲ τοὺς ἠςεβηκότας καθάπερ ἐν ταῖς τραγῳδίαις Tlorväc ἐλαύνειν καὶ κολάζειν
δᾳεὶν ἡμμέναις: ἀλλ᾽ αἱ προπετεῖς τοῦ «ματος ἡδοναὶ καὶ τὸ μηδὲν ἱκανὸν
ἡγεῖςθαι, ταῦτα πληροῖ τὰ λῃςτήρια, ταῦτ᾽ εἰς τὸν ἐπακτροκέλητα ἐμβιβάζει,
ταῦτά ἐςτιν ἑκάςτῳ ΤΙοινὴ κτέ.
Aischines. Sittlicher Charakter. 151
aber erhebt den Anspruch, durch diese Klage und durch die
sittlichen Mahnungen seiner Rede sich ein „ewig denkwürdiges“
Verdienst erworben zu haben), und das obgleich nicht nur die
rein persönlichen Beweggründe zu der Klage so offenkundig
vorliegen, dass er sich im Eingange der Timarchea zu denselben
ohne weiteres bekennt?), sondern ausserdem das, was hier seinen
sittlichen Unwillen erregt, längst vergessene alte Geschichten
waren, und er übrigens in der Rede das Laster und die Laster-
haften ebenso sorgfältig zu schonen beflissen ist, wie er früher
den Timarchos geschont und ungestört gelassen hatte.®) Von
Misgolas, den er zum Zeugen gewinnen möchte, sagt er: „im
übrigen ein Ehrenmann, an dem man in keiner Hinsicht etwas
aussetzen könnte, aber auf diese Sache (die Päderastie) seltsam
versessen“.‘) Von denen, die sich gleich dem Timarchos vergangen,
erklärt er nur solche nennen zu wollen, an deren Feindschaft
ihm nichts liege, und nachdem er drei genannt, „vergisst er ab-
sichtlich“ die Uebrigen, da er nicht jeden einzelnen in bitterer
Weise namentlich hervorziehen wolle.) Wiederum etwas später:
„ein gewisser Bürger, dessen Namen ich nicht nennen will —
denn ich scheue es mich zu verfeinden — soll durch Contrakt
sich zur Buhlschaft verdungen haben“.®) Aber noch mehr: in
echter Humanität und Toleranz weist er den Päderasten einen
Weg, auf dem auch sie zu ihrem Vergnügen kommen können:
„sagt ihnen,“ mahnt er die Richter, „dass sie sich an die Metöken
und Fremden halten mögen, damit sie ihren Wunsch erreichen
und doch ihr keinen Schaden davon habt“.”) Also hier gibt er
die Metöken und Fremden .der Verführung Preis; anderswo in
der Rede wundert er sich, dass Solon die Misshandlung (ὕβρις)
1) 2, 180: ὅτοι μὲν ὑμῶν πατέρες εἰεὶ παίδων —, ἀναμνηςθέντες ὅτι
τὴν τῆς ς«ωφρσεύνης παράκληςιν διὰ τῆς περὶ Τίμαρχον κρίςεως ἀειμνήςτως
αὐτοὺς παρακέκληκα, vgl. 1, 111. 2) 8 1--8. 8) Dies letztere macht
Demosthenes mit allem Reoht gegen ihn geltend, 19, 285f. 4) 8 4:
ἀνὴρ τὰ μὲν ἄλλα καλὸς κἀταθὸς, καὶ οὐδαμῇ ἄν τις αὐτὸν μέμψαιτο, περὶ
δὲ τὸ πρᾶγμα τοῦτο δαιμονίως ἐςπουδακὼς κτέ. δὴ 8 1ὅ8. 6) 5 166.
7) 196: τοὺς δὲ τῶν νέων ὅςτοι ῥᾳδίως ἁλίςκονται θηρευτὰς ὄντας εἰς τοὺς
ξένους καὶ τοὺς μετοίκους τρέπεςθαι κελεύετε, ἵνα μήτ᾽ ἐκεῖνοι τῆς προαιρέςεως.
ἀποςτερῶνται μήθ᾽ ὑμεῖς βλάπτηςθε.
152 Aischines. Sittlicher Charakter.
auch gegen Sklaven verboten, was nach seiner Meinung in einer
Fürsorge für diese unmöglich seinen Grund haben kann.!) Von
hier aus werden wir auch beurtheilen können, wie es sich mit
Aischines’ Schuld oder Unschuld in dem bekannten Fall mit der
olynthischen Frau verhalte.?) Nicht nur er selbst ist über den
Vorwurf des Demosthenes ungeheuer entrüstet°), sondern seine
und Eubulos’ ganze Partei, soweit sie unter den Richtern vertreten
war, bezeigte dem Ankläger bei dieser Erzählung laut ihren Un-
willen. Aber gerade dieser Aufwand von Entrüstung und Lärm
muss den Verdacht erregen, dass es auf die Vertuschung einer
schlimmen Sache angekommen sei; denn bei derartigen Schänd-
lichkeiten konnten die Athener, wie das Ende des Paches beweist,
sich ausserordentlich empfindlich zeigen. In der That ist es mir
so wenig wie A. Schäfer zweifelhaft, dass jenes Gastmahl der
athenischen Gesandten und bei demselben die Misshandlung einer
olynthischen Kriegsgefangenen wirklich stattgefunden; als Haupt-
thäter nennt Demosthenes den Aischines und Phrynon, welchem
letzteren er ausserdem vorwirft, dass er sich dem Philipp durch
Zusendung seines hübschen Sohnes empfohlen habe.) Es kommt
nun wirklich wenig darauf an, ob Aischines nur zuliess oder
selbst aufforderte; weshalb aber hätte er nach seiner Denkweise
derartiges nicht zulassen sollen? Handelte es sich doch nur um
eine Olynthierin, die gewesene Frau eines von Philipps Feinden
und gegenwärtig Sklavin, und man war in Makedonien, nicht
1) 8 17: ἴτως Av οὖν τις θαυμάκειεν ---, τί δήποτ᾽ ἐν τῷ νόμῳ τῷ τῆς
ὕβρεως προςεγράφη τοῦτο τὸ ῥῆμα, τὸ τῶν δούλων. τοῦτο δ᾽ ἐὰν «κοπῆτε —
εὑρήςετε ὅτι τοῦτο πάντων ἄριςτ᾽ ἔχει: οὐ γὰρ περὶ τῶν οἰκετῶν ἐςπούδατεν
ὁ νομοθέτης κτέ. Man vergleiche Demosthenes’ Behandlung derselben Be-
stimmung, der darin einen besondern Ruhm der athenischen Humanität er-
blickt, Mid. 48ff. 2) Dem. 19, 196ff. m. d. Scholien; Aisch. 2, 4f. 168 Β΄;
A. Schäfer II, 384#. 8) 8 5: εἰ γάρ τις ἢ τῶν ἔξωθεν περιεςτηκότων
πέπειςται —, ἢ τῶν δικαζόντων ὑμῶν, ὡς ἐγὼ τοιοῦτόν τι διαπέπραγμαι μὴ
μόνον εἰς ἐλεύθερον «ὦμα, ἀλλὰ καὶ εἰς τὸ τυχὸν, ἀβίωτον εἶναί μοι τὸν
λοιπὸν βίον νομίζω. Ueber das Zeugniss des Aristophanes (164 8.) 8. unten
zu Rede Π. --- Weil zu Dem. 19, 198 macht mit Recht geltend, dass der
Gesandte Iatrokles, auf welchen D. seine Kenntniss des Vorfalls zurück-
führt, zwar sich hütet für ihn zu zeugen, ebensowenig aber, wie aus As
Stillschweigen hervorgeht, ihn Lügen straft. 4) Dem. 19, 380, 233 (mit
Zeugen).
Aischines. Sittlicher Charakter. 153
unter-den Augen des athenischen Volkes. Wieviel von Unreinheit
und Gemeinheit in der Seele dieses ehrbaren Mannes steckte, der
so gewaltige Anstrengungen machen muss um das Wort „huren“
über die keuschen Lippen zu bringen!), das beweisen die Stellen
seiner Rede gegen Timarch, wo er durch geflissentlich angebrachte
Zweideutigkeiten die schlechtesten Gefühle seiner Zuhörer zu
kitzeln sucht. Ich will diesen Schmutz nicht weiter aufrühren?),
auch nicht den seiner Schmähungen gegen Demosthenes, welche
um so schändlicher erscheinen, als er auch nicht einmal den
Versuch eines Beweises macht?), und ziehe aus allem Vorstehenden
das Ergebniss, dass Aischines auch in sittlicher Beziehung ὕπουλος
war, auswendig ehrbar und würdevoll, inwendig nichts besser
als die Masse, vielmehr insofern schlechter, als er tugendhaft
scheinen will.
Demosthenes macht ihm eben aus den Anklagen, die er an-
gestellt, noch einen andern Vorwurf, dass er seine Beredsamkeit,
statt für das Interesse des Staats, zur Befriedigung seiner Rach-
sucht zu verwenden pflege.‘) So allgemein hingestellt, möchte
der aus zwei Fällen, soweit wir wissen?), abgezogene Vorwurf
unzutreffend erscheinen; bedenken wir indes, dass Aischines von
niemandem ausser von Timarch und Demosthenes jemals ange-
klagt worden ist, und sehen wir dann, mit welchem intensiven
Hass er gegen diese beiden loszieht, einem Hasse, der doch
augenscheinlich in beiden Fällen nur in der persönlichen Kränkung
1) Aisch. 1, 52: οὐκέτι “φαίνεται δήπου μόνον ἡταιρηκὼς, ἀλλὰ καὶ (μὰ
τὸν Διόνυτον οὐκ οἶδ᾽ ὅπως δυνήτομαι περιπλέκειν ὅλην τὴν ἡμέραν) καὶ
πεπορνευμένος. Andere Belege derselben Prüderie $ 877. 51 (παρρηειάζεται).
55 (ἃ γὰρ οὗτος ἔργῳ πράττων οὐκ ἠςχύνετο, ταῦτ᾽ ἐγὼ λόγῳ «αφῶς ἐν
ὑμῖν εἰπὼν οὐκ ἂν ἐδεξάμην ζῆν). 70. 76 (-- ἡδονάς τινας παρακκευάζειν
τοῖς τὸ ἀργύριον mpoavaklckoucıv; οὐ γὰρ ἔχω μὰ τὸν Δία τὸν Ὀλύμπιον,
τίνα τρόπον εὐφημότερον μνηςθῶ τῶν col καταγελάςτως πεπραγμένων ἔργων).
Mit den Worten πορνεύεςθαι u. 8. w. geht es übrigens weiterhin ganz glatt
beraus. — Höchst sittsam auch 53 von Würfelbuden: ἤδη γὰρ οἶμαί τινας
ὑμῶν ἑωρακέναι ἃ λέγω, εἰ δὲ μὴ, ἀλλ᾽ ἀκηκοέναι γε. 2) Stellen: 61. 70.
74, 79 (Schol. κακέμφατον). 808. 1618: 8) 2,28. 88, 127; 8, 1625. 4)
Dem. 18, 277. 307f. 6) Es könnten allerdings damals bereits noch andre
Fälle ‚vorgelegen haben; namentlich $ 307 passt auf Timarch u. Ktesiphon
nicht gut.
154 Αἰδοβίωθα. Sittlicher Charakter.
wurzelt, so können wir den Vorwurf der Rachsucht nicht fern-
halten, und müssen die Bezeichnung yuvaıxeioc τὴν ὀργήν, die er
auf Demosthenes anwendet, ihm selber zurückgeben.!) Freilich
mochte seitens der Menge ihn deshalb kaum ein Tadel treffen;
diese vielmehr musste sein Verhalten loben, da er so sorgsam
den Feindschaften aus dem Wege ging und ungereizt weder als
Ankläger auftrat noch schmühte, ausser etwa erklärte Gegner
seiner Partei, wie den Hegesandros und den Feldherrn Diopeithes.?)
Aber dass man auch damals eine höhere Moral haben konnte,
zeigt das Beispiel des Demosthenes, von dessen Ruhme es ein
nicht geringer Theil ist, dass er seinen Feinden ein so schlechter,
namentlich so wenig zäher Feind war, und Privatfeindschaft und
persönlichen Hess beim Staatsmann als vielleicht nothwendige,
jedenfalls aber möglichst zu beschränkende Uebel behandelt. Bei
ihm sehen wir ein durchaus gross und edel angelegtes Gemüth;
bei seinem Gegner ist das noch kein Beweis für ein solches,
wenn er die Liebe zu seinen Angehörigen betheuert, und wenn
er den ‚Demosthenes deshalb, weil er unmittelbar nach dem Tode
seiner einzigen Tochter Festkleider wegen Philipps Ermordung
anlegte, einen schlechten Vater und somit auch schlechten Bürger
schilt.°) Denn hier zeigt er nur, wie völlig fremd das antike
patriotische Gefühl ihm selber war‘); Familiengefühl aber hatten
nahezu Alle. Auszeichnend ist an ihm lediglich die Vorsicht und
Behutsaınkeit, die auch nicht als Feigheit ausgelegt werden dart.
Hielt er doch der Anklage des Demosthenes Stand und ergriff
nicht die Flucht wie Philokrates, der freilich sich vorher allzu
unvorsichtig und frech benommen hatte, um jetzt einen günstigen
Ausgang erwarten zu können. Aischines aber hatte sich öffentlich
weit weniger compromittirt; er wusste, dass er an Eubulos einen
1) A. 2, 179 m. d. Schol. 2) 1, 668. 69f. 96 (Heges.); 62 (Diop.).
Vgl. A. Schäfer II, 319. — Dagegen sucht er sich bei Andern durch Lob
zu empfehlen, wie $ 81 bei dem Arsopagiten Autolykos, und $ 156f. bei
einer ganzen Reihe gewesener oder gegenwärtiger Schönheiten, was bezüg-
lich der letzteren noch eine andre Seite hat, vgl. was er selbst 187 hinau-
fügt: ἔτι δ᾽ εἰπεῖν ἔχων πολλοὺς παύτομαι, ἵνα μὴ δοκῶ τὸν ἔπαινον θεραπείᾳ
τινὶ κατ᾽ αὐτῶν ποιεῖςθα. 8) Aisch. 2, 1464, 159; 3, 1΄ 4) Vgl.
Plut. Dem. 22; Consol. ad Apoll. c. 88.
Aischines. Geistesbildung. 155
mächtigen Beistand hatte, und ferner war er, namentlich seit
Timarchos’ Prozess, in den Augen vieler Urtheilslosen eine Person
von moralischem Gewicht und Ansehen, was in Athen ausser-
ordentlich viel ausmachte. So wenig also in seinem Standhalten
ein Beweis von besonderm sittlichen Muth zu sehen ist, was er
selber freilich beansprucht#), so ist doch in dieser einen Hinsicht
an ihm nichts auszusetzen. Er war auch ein tüchtiger Hoplit,
und hatte die physische Grundlage dazu, einen gesunden und
wohlausgebildeten Körper.) Gross soll er nicht gewesen sein°);
seine Züge werden uns in der bekannten Statue aus Herculanenm
und in mehreren damit übereinstimmenden Büsten wiedergegeben.
Es ist ein volles Gesicht mit reichlichem Bartwuchs, edel in den
Formen, jedoch nicht ohne einen Ausdruck von Sinnlichkeit, sehr
contrastirend mit den ernsten und herben Zügen des Demosthenes.*)
Dass er im 45. Jahre schon stark ergraut war, bezeugt er selbst.°)
Uebrig bleibt noch, Aischines’ Geistesbildung zu betrachten,
ob hier wenigstens sich etwas echtes zeigt. Auch dem ober-
flächlichsten Leser muss auffallen, wie häufig er von der Bildung
und dem Anstande redet, und gerade mit Bezug auf sich selbst,
und wiederum von dem ungebildeten und unanständigen Benehmen
1) Aisch. 2, 181: μόνος ὑπομείνας τὸν τῶν cukopavrüv θόρυβον, ὃν ἤδη
πολλοὶ τῶν τὰς ψυχὰς ἐν τοῖς πολέμοις λαμπρῶν οὐχ ὑπέετηταν. 3) Plot.
Vit. 8404: ἐρρωμένος τῷ cuparı. Auch A.’s Spott gegen Ὀδιβοβίμθηθα'
Weichlichkeit (1, 181; 3; 255) zeigt, dass er selbst der durch Gymnastik
erworbenen εὐεξία τοῦ cuparoc sich bewusst war; vgl. auch 1,189. 8)
Schol. zu Dem. 18, 129 (wo A. als ὁ καλὸς ἀνδριάς bezeichnet wird): μικρὸς
γὰρ ἣν ὁ A. τὸ εὦμα (andre Erklärung Β. Anecd. 394); Schol. bavar. 18,
242 (abrorpayırdc πίθηκος) = Suid. v. τραγικὸς πίθηκος. --- Dem. 18, 242
nennt ihn ἀνθριυπιον. 4) Visconti Iconogr. gr. I, pl. 29; Welcker Akad.
Kunstmuseum 2. Ausg. 8. 48f.; A. Schäfer II, 292f.; Christodor. "Exppacıc
Υ. 1858. Ausführlich Fr. Passow Vermischte Schriften S. 74: „das (vati-
kanische) Brustbild zeigt ihn als einen athletisch kräftigen, sehr fleischigen
Mann; steif durch erkünstelten Anstand, offnen, lebenslustigen und genuss-
fähigen Angesichts ohne irgend etwas eigenthümlich hervortretendes, aber
bequeme und gefällige Uebereinstimmung aller Züge, in denen die Mühen
und Stirme reines Lebens keine Spur hinterlassen haben; die breite Unter-
lippe unedel wegwerfend. Nur das Profil von Stim und Nase würdig und
fest, die Wölbung der Augenknochen vorzüglich schön und im Aufblicke
tragische Erhebung“. 5) A. 1, 49.
156 Aischines. Geistesbildung.
keiner Gegner. „Ich habe für Misgolas ein Zeugniss aufgesetzt,
welches der Wahrheit gemäss, aber mit Bildung und Feinheit
abgefasst ist, wie ich mir schmeichle.“') Oder in derselben Rede:
„da ihr den Achilleus und Patroklos erwähnt und den Homer
und andere Dichter, gleich als seien die Richter von aller Bil-
dung unberührt, ihr aber feine Leute und auf Grund eurer Kennt
nisse berechtigt auf das gemeine Volk herabzusehen, so wollen
auch wir etwas hiervon sagen, damit ihr seht, dass wir auch
einmal etwas gehört und gelernt haben“.?) Und ebendaselbst
gegen Demosthenes: „nämlich es ist dies ausser allem andern
auch ein ganz unfeiner und unerzogener Mensch. Denn dass er
den Philipp in taktloser Weise schmäht, ist zwar ungebildet und
unpassend, indes doch ein geringerer Verstoss als der gleich an-
zuführende“®), worauf dann Demosthenes’ Schmähreden gegen den
jungen Alexander gerügt werden. Vor allem aber die Stelle am
Schluss der Ktesiphontea: „Ich nun, o Erde und Sonne und
Tugend und Einsicht und Bildung, durch welche wir das Schöne
und Schlechte unterscheiden, habe meine Pflicht gethan und ge-
sprochen“.*) Bei solchen Worten ist es, als ob uns der Mann
leibhaftig vor Augen träte, mit seiner Salbung und Würde, mit
seinen gewählten und berechneten Bewegungen und Mienen, die
freilich wohl mehr dem Schauspieler als dem Redner anstanden.
Demosthenes nun fertigt ihn mit seinen Ansprüchen auf Bildung
aufs allergründlichste ab, indem er eben auf jenen pathetischen
Epilog erwidert: „wie hättest du das Recht das Wort Bildung
in den Mund zu nehmen, während doch von denen, die in Wahr-
1) 1, 46 (ἀληθῆ μὲν οὐκ ἀπαίδευτον δέ, ὡς ἐγὼ ἐμαυτὸν πείθω. 2)
1, 141 (ἀνηκόων παιδείας — εὐεχήμονές τινες — περιφρονοῦντες Icropig τὸν
δῆμον -- ὅτι καὶ ἡμεῖς τι ἤδη ἠκούςαμεν καὶ ἐμάθομεν. 8) 1, 166f.
(ἄμουςός τις καὶ ἀπαίδευτος ἄνθρωπος, τῷ λόγῳ πλημμελεῖν, ἀμαθὲς καὶ
ἄκαιρον. 4) 8, 260. — Andre Stellen (8. auch Schäfer I, 209#.): 1, 132
(aus dem Munde der Gegner) δεινῆς ἀπαιδευείας ἀρχήν. 181 ἀπαίδευτος
(vom Päderasten). 142 τοῖς πεπαιδευμένοις τῶν ἀκροατῶν. 186 ἀπαίδευτος.
2, 39 δεινῶς ἀςχημονεῖν. 118 ἀπαιδευεία, 151f. ἀςχημονεῖν u. ἄσχημον. 168
ἀπαιδευεία. 8, 111 οὐδεμιᾶς παιδείας μετεεχηκώς. 130 ἀπαίδευτος. 170 τὴν
παιδείαν τὴν τοῦ ῥήτορος. 308 ἐκ παιδείας. 238 ἀπαιδεύτως. 241 ἀπαιδευκία.
346 ἄνθρωπος ἀςχημονῶν τῷ βίῳ.
Aischines. Geistesbildung. 157
heit solche haben, auch nicht Einer über sich derartiges sagen,
vielmehr auch wo ein Andrer es von ihm sagte erröthen würde,
"die hingegen, welche nichts davon mitbekommen haben, aber aus.
Stumpfsinn den Anspruch erheben, es erreichen den Hörern durch
ihre Worte Ohrenschmerzen zu machen, nicht aber so wie sie
wünschen zu scheinen“.!) Wer wollte leugnen, dass diese Rüge
trifft? Aischines hat sich auch hier nur den Schein angeeignet,
und man wäre in grösster Verlegenheit, die Art seiner Bildung
näher zu bezeichnen. Er kannte von Jugend auf die Dichter,
die Tragiker vollends von seinem Schauspielerleben her; so kramt
er denn auch namentlich in der Timarchea ein derartiges Wissen
aus, eingestandenermassen um das Vorhandensein desselben zu
beweisen.?) Aber deshalb zu meinen, dass er aus den alten
Dichtern wie etwa Lykurg sich geistig genährt und seine Lebens-
anschauungen gewonnen hätte, wäre ein vollkommener Irrthum;
denn namentlich das religöse Element fehlt bei ihm gänzlich,
falls man nicht etwa das aus religiösem Glauben herleiten will,
was er über die Gottverhasstheit des Demosthenes und dessen
böse τύχη sagt.°) Er spricht vielmehr gelegentlich wie ein rechter
Aufgeklärter: „die Todten merken nichts von dem, was man
ihnen hier erweist“*); „nicht die Rachegöttinnen jagen den Menschen
und züchtigen ihn mit brennenden Fackeln, wie in der Tragödie,
sondern eines jeden böse Lüste sind seine Rachegöttin“.°)
Das lautet sehr schön, ist aber nichts weniger als althellenisch
gedacht. Wiederum, dass er nicht etwa eine philosophische Bil-
dung aus der Akademie oder sonstwoher hatte, ist schon aus der
einen Stelle klar, wo er die Hinrichtung des „Sophisten“ Sokrates
ohne jegliche Missbilligung erwähnt.°) Wenn er aber, wie erwiesen
1) Dem. 18, 128. 3) 1, 141 (s. oben). Die einzelnen Citate sind:
Homer (Nias) 1, 142f. [1, 128 Ὅ. ἐν τῇ Ἰλιάδι, aber die Worte finden
sich nicht.] 3, 281. — Hesiod (Ἔργα) 1,129 — 2, 144; 2, 168 — 3, 186. —
Euripides 1, 128 (unbekannte Tragödie). 161 (Stheneboia nach dem Schol.).
152 (Phoinix). — Ob Aischines wie Lykurg den Tyrtaios, und wie Demo-
sthenes die Elegien Solons gekannt hat? 3) 2, 168; 3, 130-136; 167f.;
vgl. auch 1, 188. 4)1,14: τελευτήκαντα δέ, ἡνίκα ὁ μὲν εὐεργετούμενος
οὐκ alcddveran ὧν εὖ πάεχει, τιμᾶται δὲ ὁ νόμος καὶ τὸ θεῖον. 6) 1, 190f.
6) Aisch. 1, 118: ἔπειθ᾽ ὑμεῖς — (ζωκράτην μὲν τὸν «οφιςτὴν ἀπεκτείνατε,
158 Aischines. Geistesbildung.
scheint, das Platonische Symposion kannte und benutzte, so hat
er sich doch lediglich an die Reden des Phaidros und Pausanias
gehalten, und alles tiefere ist für ihn nicht vorhanden gewesen. !)'
Es bliebe also noch eine Bildung aus Geschichtswerken und
sonstigen Denkmälern der Vergangenheit. Aber es ist nicht eine
Spur davon, dass er etwa den Thukydides gekannt hätte, aus dem
Demosthenes schöpfte. Dafür ist ihm freilich Andokides’ Friedens-
rede in die Hände gefallen, und aus dieser hat er eine seiten-
lange, höchst gelehrt aussehende Stelle historischen Inhalts, unter
Conservirung und Vermehrung der Irrthümer, für. seine Gesandt-
schaftsrede abgeschrieben, übrigens ohne jede Andeutung, dass
er entlehne.?) Ferner hatte er sich für seine erste Rede vor
Philipp unter anderm über die Geschichte von Amphipolis instruirt,
und für die spätere, sowie für die, welche er vor den Amphiktyonen
angeblich im Zorn extemporirte, über die alte Geschichte der
Amphiktyonie und den heiligen Krieg zu Solons Zeiten; mit
dieser Gelehrsamkeit prunkt er nochmals vor dem athenischen
Gericht.°) Anderes hat er sich für die Ktesiphontes zusammen-
gesucht: die Epigramme der Hermen für die Kämpfer von Eion,
das Epigramm für die Kämpfer von Phyle, das Ehrendekret für
dieselben; ferner spricht er von Kleophon’s Demagogie, von Archinos’
Anklage gegen Thrasybulos, von dem Psephisına gegen Arthmios.*)
ὅτι Κριτίαν ἐφάνη πεπαιδευκώς. Das Wort copıcrhc gebraucht A. in
schlimmem Sinne (1, 125), PiAdcopoc in gutem (141). 1) A. Hug Rh.
Mus. XXIX, 489. — Aus unbekannter Quelle, aber doch geständiger-
massen nicht aus sich, hat er seine Weisheit über die verschiedenen Ver-
fassungen (1, 4 οὐκ ἀγνοῶ δ᾽ ὅτι ἃ μέλλω ἐν πρώτοις λέγειν φανεῖςθε καὶ
ἑτέρων πρότερον ἀκηκοότες xre.); der Scholiast zieht aus der Abweichung
von Platon den Schluss, dass er dessen Schüler nicht gewesen sein könne.
2) Andok. 3, 3—12; Aisch. 2, 172-176. Vgl. A. Hug 1. c: 488f., der
mit Recht dem Versuche widerspricht, Κίμωνα τὸν Μιλτιάδου And. $ 3 und
Κίμωνος τοῦ M. Aisch. $ 172 statt des überlieferten Μιλτιάδην τὸν (bez.
Μιλτιάδου τοῦ) Κίμωνος in den Text zu bringen. Neu hinzugekommen ist
namentlich der Verstos A. 174: εἰρήνην ἔτη τριάκοντα ἠγάγομεν, Hug
1. c. nach Krüger hist.-philol. Studien II, 249. — Den Andok. scheint A.
auch in den Prooemien der R. II u. III zu benutzen, 8. u. 3) 8. 2, 31
(26—32). 115f.; 3, 107—121. 4) 3, 1884. 190. 187; 160. 195. 258. —
Dem. 18, 209 rügt dies als ein Hereinziehen von ungehörigen Dingen. —
Aischines. Werke. 159
Aber letztere alte Urkunde hat Demosthenes hervorgezogen, und
ihm wird Aischines ebenso wie Deinarchos die Kenntniss davon
verdanken'); die Epigramme der Hermen wurden schon von den
Vertheidigern des leptineischen Gesetzes vorgelegt?); und was
überhaupt soll man von der historischen Einsicht dessen halten,
dem die ganze athenische Geschichte, wie er sie dem Andokides
entnimmt, nur zur Erhärtung des Satzes dient, dass der Demos
sich beim Frieden immer am besten befunden, und dass die Kriege
stets nur in der Gier der Demagogen ihren Grund gehabt hätten?
Andokides hat mit dieser historischen Uebersicht, so voll sie von
Fehlern steckt, immerhin genügend bewiesen, was er zu beweisen
hatte, nämlich dass in Friedenszeiten niemals jemand die Demo-
kratie angetastet; Aischines aber, die „Dohle“, die sich mit fremden
Federn schmückt?), benutzt sie ganz allgemein zur Empfehlung
einer abstrakten Friedenspolitik. Wir haben in ihm den Typus
des ὀψιμαθής, der hier und da etwas Glänzendes gefunden zu
haben meint, ohne dach irgendwo wirkliche Einsicht und gründ-
liche Bilduug zu besitzen.
Die Werke des Aischines sind an Umfang sehr gering, und
das nicht durch Schuld der Ueberlieferung, sondern weil es ihm
nicht beliebt hat mehr zu schreiben. Nur eine, schon von
den Alten als untergeschoben erkannte Rede ist verloren gegangen,
der Δηλιακός, den vorgeblich Aischines für den Rechtsstreit um
das delische Heiligthum verfasst hatte.‘) Die drei echten Reden
Aus den andern Reden vgl. 1, 180f. 182%; 2, 75ff. (ähnliche Zusammen-
stellung wie 172#.). 1) E. Müller Ausgew. R. des Dem. 8, 413. 3)
Dem. 20, 112. 3) Schol. Dem. 18, p. 269, 18: ἀλλὰ μὴ cmepmoAsyoc]
τινές φαειν οὕτω καλεῖςθαι τὸν κολοιόν, ὡς ἀλλοτρίοις πτεροῖς προεχρώμενον᾽
καὶ δὴ καὶ 6 A. οὐδὲν ἴδιον ἔχει, τοῖς δὲ τῶν ἄλλων λόγοις προςεκέχρητο,
αὐτὸς ἀπαίδευτοι. ὧν (5, Fab. Αθδορ. 300). 4) Phit. Vit. 840Ε: ὁ γὰρ
ἐπιγραφόμενος Δηλιακὸς οὐκ Ecrıv Αἰεχίνου. ἀπεδείχθη μὲν γὰρ ἐπὶ τὴν
xpicıv — ευνήγορος, οὐ μὴν εἶπε τὸν λόγον. Vgl. Apollon. v. 64 West.;
Philostr. Vit. 8. I, 18, 4, der die Rede wegen ihrer Schwäche (φαύλως
αὕτως) dem A. abspricht; Phot. cod. 61, dem sie nicht mehr vorlag; nach
ihm hatte Caecilius dies Urtheil gefällt, zugleich aber anf einen andern
gleichzeitigen Aischines von Athen als Verfasser gerathen. Etwa den Alcx.
Ἐξλευείνιος, dem man eine Techne beilegte (Apollon. Vit. v. 34ff. West., Diog.
160 Aischines. Angebliche Briefe.
sind augenscheinlich zur Empfehlung seiner Person und Politik
von ihm herausgegeben; da sie sämmtlich Gerichtsreden sind, so
hatte das vollends nichts auffallendes. Muster für Andre sollten
sie nicht sein; denn eine Schule bilden zu wollen ist wenigstens
in Athen diesem Redner nicht eingefallen. Ausser den Reden
haben wir noch eine Sammlung von Briefen, schon dem Philo-
stratos bekannt!), aber ganz ohne Frage unecht.*) Photios gibt
ihre Zahl auf 9 an°); wir haben 12, die theils an Einzelne, wie
den Philokrates und den vom Redner angeklagten Ktesiphon,
theils an Rath und Volk der Athener gerichtet sind; die voraus-
gesetzte Zeit ist wohl bei allen die nach 330. Da sie auf einander
vielfache Beziehungen haben, so werden sie wohl sämmtlich von
einer Hand sein*); der Verfasser war durchaus nicht unbewandert,
doch lässt er sorglos die stärksten Anachronismen zu.°) Die
demosthenischen Briefe lagen ihm vor, und zwar nicht bloss die
echten: der elfte Brief ist deutlich gegen den ersten demosthenischen
gerichtet, der 12. nimmt auf den 3. namentlichen Bezug, der 7. ist
ein Seitenstück zu dem 4., mit unzweideutigem Anklange.°) Von
Interesse ist besonders der elfte, an die Athener, in welchem mit
soviel Verständniss von dem bevorstehenden Kriege (dem lamischen)
abgerathen wird, dass ich hier eine Rede bei einem Historiker
als Quelle annehmen möchte.”) Wir finden bei diesem Sophisten
UI, 64)? Die Conjektur des Caec. wäre ausserordentlich unverständig. —
8. auch Max. Plan. Schol. Hermog. V, 482 W. 1) Philostr. I, 18, 4:
ἔςτι δὲ καὶ τέταρτον αὐτοῦ φρόντιεμα, ἐπιςτολαί, οὐ πολλαὶ μέν, εὐπαιδευείας
δὲ μεςταὶ καὶ ἤθου. 2) Vgl. Westermann de epist. script. Gr. pars II,
Ρ. 4; Gr. Bereds. $ 69, 6; Taylor praefat. 3) Phot. cod. 61: τρεῖς τὰρ
μόνους αὐτοῦ φαεὶ γνηείους εἶναι, καὶ ἐννέα ἐπιςτολάς" διὸ τοὺς μὲν λόγους
αὐτοῦ τινὲς Χάριτας ὠνόματαν, Μούκας δὲ τὰς ἐπιςτολάς. Ebenso cod 264.
4) Vgl. z. Β. I, 4 (ἄεθμα) mit IX, 1; ΠΙ, 2 mit VII, 2; IV (der wie schon
Taylor bemerkt auf V folgen sollte) mit V; IV, 2 (Μελανώπου) mit VII u.
XII, 16; VIII m. XII, 11 (δυοῖν γνωρίμων); IX m. XII, 11; XI, 4 (τεθνεῶτοῦ)
mit XII, 5. — Westermann denkt an verschiedene Verfasser. 5) Z. Bap.
XI, 3: ἕτοιμος ἤδη... φεύγειν .. πρὸς τὸν ἐν Tiepcac καὶ Μήδοις Bacıkda.
ZI, 9: καὶ μὴν οὐδὲ πρὸς Θηβαίους... ψχόμην παρ᾽ ὑμῶν (nach seiner Ent-
fernung aus Athen). 6) Vgl. ep. XI, 2 δι’ &meroAlv; 11 päckovcı δεῖν
ὑμᾶς ὁμονοεῖν; XIT, 14 (das. 9ff. dentlicher Gegensatz gegen Dem. II, 17fF.);
VII, 4 Afg. zu vgl. mit [Dem.] IV, 2 Afg. 7) Für eine Rede, nicht
Brief, scheint ursprünglich geschrieben $ 8 αὐτοὶ Τὰρ εἰδήτομεν ἃ χρὴ
Aischines, Würdigung im Alterthum. 161
die realistische Staatsklugheit, die wir in Aischines’ eignen
Werken vergebens suchen; freilich auch nur in diesem einen
Briefe, während die andern sich mit Politik nicht abgeben. Nach
der sich zeigenden Lokalkenntniss könnte man auf Rhodos als
Ort der Entstehung schliessen‘); die Zeit kann erst die des ent-
“ .wickelten Atticismus sein, da die Form nicht übel nachge-
bildet ist. .
Soviel möge über diese untergeschobenen Erzeugnisse ge-
nügen: wir haben es nun mit dem Redner selbst und zunächst
mit seiner Würdigung bei Zeitgenossen und bei der Nachwelt
zu thun. Von den ersteren ist Demosthenes der Einzige, der hier
etwas bietet, und da ist es merkwürdig, dass während Aischines
mehrentheils von den gekünstelten Worten, den studirten Anti-
thesen, überhaupt der rhetorischen Kunst seings Gegners spricht?),
Demosthenes bei jenem fast stets nur die schöne und wohlgeübte
Stimme und den fliessenden und ungehemmten Vortrag als Mittel
seiner Erfolge hervorhebt. In Bezug auf die Reden selbst ist es
eine gewisse Fülle mannichfachen Stoffes sowie Feierlichkeit und
Würde, was er gelegentlich erwähnt); denn der Vorwurf des
erheuchelten Gefühls und des schauspielermässigen Bejammerns‘)
geht auf den Staatsmann mehr als auf den Redner. Er erkennt
aber an, dass Aischines nicht nur als grosser Redner gelte, sondern
auch in der That durch seine Begabung und durch seine sorg-
same Uebung Bedeutendes für den Staat zu leisten wohl im
Stande wäre.) Auch Aischines selber lässt sich von Demosthenes
in angeführten Aeusserungen desselben eine glückliche Natur-
anlage bezeugen‘), und dass man ihn’ im Volke für ‚einen der
πράττειν. Aus einem Historiker könnten auch die Notizen XII, 8 ge-
nommen sein. 1) XI, 8; IX; vgl. auch IV (X zeigt Kenntniss von Ge-
bräuchen in Troas). 2) Vgl. Abth. III, 1, 8. 64ff. 8) Dem. 18, 308
εὐνειλοχὼς ῥήματα καὶ λόγους. 19, 285 ceuvoloyet, “καὶ λογάρια δύετηνα
μελετήςας καὶ φωνακκήςας οὐκ οἴει κτέ., vgl. das. 243. 340. 246. 250; 18,
188 (ceuvoAöyoc). 209. — Spott auf seine Begier zu reden 19, 254 vgl.
Aisch. 2, 59. 4) 18, 381. 6) 19, 339f.; 18, 242 ch δεινότης; 309
ταύτης τῆς μελέτης καὶ τῆς ἐπιμελείας, Alcxlvn, εἴπερ ἐκ ψυχῆς δικαίας
ἐγίγνετο — τοὺς καρποὺς ἔδει γενναίους καὶ καλοὺς καὶ mäcıv ὠφελίμους εἶναι.
6) Aisch. 2, 41: τὴν φύειν μου μακαρίζων. 8, 228: ἀφομοισὶ τάρ μου τὴν
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2.
162 Aisehines. Würdigung im Alterthum.
tüchtigsten Redner hielt, zeigt seine Wahl zum Sprecher in der
delischen Sache. — Urtheile von Späteren begegnen nicht vor
der Zeit des Attieismus.!) Cicero hat bekanntlich, um zu zeigen,
was wirkliche attische Beredsamkeit sei, Aischines’ Ktesiphontea
und Demosthenes’ Kranzrede zusammen übersetzt herausgegeben,
und allgemeine Lobsprüche auch für den ersteren mangeln weder
in der erhaltenen Vorrede hierzu noch in andern Schriften.?)
Bestimmter redet Cicero wohl von der rhetorischen Kunst und
der Fülle der Behandlung, von den gewählten Gedanken, von
der Kraft der Worte®); sodann charakterisirt er den Aischines
als den klangvollen Redner, und anderswo als den glatten und
im Ausdruck glänzenden.*) — Dionysios von Halikarnass hatte
ihm in dem Werke über die Attischen Redner eine besondre,
uns leider verlorene Abhandlung gewidmet, indem er ihn sowie
Demosthenes und Hypereides, welchen letzteren er bald vor
bald nach Aischines nennt, als die Vollender der Beredsamkeit
ansieht.) Er rühmt an ihm eine ausserordentlich glänzende
Naturanlage®), und in dem ᾿Αρχαίων xpicıc betitelten Auszuge
steht folgendes ausführlichere Urtheil: „Aischines ist nicht so
kraftvoll wie Demosthenes, doch in der Wahl der Worte zugleich
würdevoll und redegewaltig; nicht eben kunstgemäss, aber von
φύειν ταῖς (ζειρῆειν — — καὶ δὴ καὶ τὴν τῶν λόγων ἐμπειρίαν (diesem
mildernden Ausdruck für Beredsamkeit gebraucht auch Demosth. von der
seinigen, 18, 277) καὶ τὴν φύειν μου γεγενῆςθαι ἐπὶ βλάβῃ τῶν ἀκουόντων.
1) Früheste Erwähnung bei Agatharchides Phot. cod. 250 p. 447 a 24 (be-
lobende Anführung aus or. III). 2) Vgl. de opt. gen. orat. 14. 17. de
orat. II, 94. III, 213. Brut.’36. 285. 290. de republ. IV, 13. de fin. V, δ.
3) Tuscul. III, 63: itaque et A. in Demosthenem invehitur, quod is septimo
die post filiae mortem hostias immolavisset (Aisch. 3, 77f.); ab quam rhe-
torice, quam copiose, quas sententias conligit, quae verba contorquet!
4) de orat. III, 28: gravitatem Isocrates, subtilitatem Lysias, acumen
Hyperides, sonitum Aeschines, vim Demosthenes habnit. — Or. 110:
Demosthenes — nihil Lysiae subtilitate cedit, nihil drgutiis et awumine
Hyperidi, nihil levitate Aeschini et splendore verborum. δ) Dionye. m.
τ᾿ ἀρχ. ῥητ. praef. 4; Isae. 20 (beide Mal A. nach Hyp.); Dinarch. 1 (vor
Hyp., wie auch in der Ἄρχ. xpicıd). Vgl. die folgende Anm. 6) Dion.
Dem. 35: ἀνὴρ λαμπροτάτῃ φύκει περὶ λόγους χρηςάμενος, ὃς οὐ πολὺ ἂν
ἀπέχειν δοκεῖ (lückenhaft), {καὶ τῶν ἄλλων ῥητόρων [καὶ] μετὰ Δημο-
«θένην “μηδενὸς δεύτερος ἀριθμεῖεθαι.
Aischines. Würdigung im Alterthum. 183
der Natur mit leichtem Fluss der Rede ausgestattet; ferner sehr
anschaulich, gewichtig drängend, mächtig in den Steigerungen,
bitter; gefällig erscheinend bei oberflächlichem Lesen, aber scharf
und schneidig bei näherer Prüfung“.!) Bemerkenswerth ist, dass
der griechische Rhetor so wenig wie Cicero von Nachahmern
des Aischines redet, während sie doch solche des Thukydides,
Lysias, Hypereides, Demosthenes erwähnen. Es mochte eben schon
der geringe Umfang seiner Werke die Bildung einer ihm folgen-
den attieistischen Sekte hindern, und noch mehr der Mangel des
bestimmten, bei jenen Andern so ausgeprägt vorhandenen Kunst-
typus. — Caecilius von Kalakte sodann hatte nicht nur unter
den zehn Rednern den Aischines behandelt, sondern auch eine
besondre Vergleichung desselben mit Demosthenes verfasst.) In
einer auf ihn zurückzuführenden Stelle wird zur Widerlegung
der Meinung, dass Aischines Platon’s Schüler gewesen, Folgendes
gesagt: „er habe nichts von dem platonischen Charakter, weder
das Sorgfältige und Reinliche des Ausdrucks noch das Kunstvolle
und Rhythmische, sondern seine Redeweise habe eine gewisse
Schlaffheit, und sei einerseits kunstlos und ohne Wahl und leicht
in ein schmutziges und dem Redner wenig anstehendes Schimpfen
gerathend, andererseits habe sie etwas Glückliches und Gewandtes,
wie es aus natürlicher Begabung und einer geringen Uebung
hervorgehe“.®) — Ich schliesse hier ein Urtheil bei Photios an,
1) Ἄρχ. np. V, δ: ὁ δ᾽ A. ἀτονώτερος μὲν τοῦ Δημ., ἐν δὲ τῇ τῶν
λέξεων ἐκλογῇ πομπικὸς ἅμα καὶ δεινός" καὶ οὐ πάνυ μὲν ἔντεχνος, τῇ δὲ
παρὰ τῆς Pücewe εὐχερείᾳ κεχορηγημένος: καὶ «φόδρα ἐναργὴς καὶ βαρὺς καὶ
αὐξητικὸς καὶ πικρός, καὶ ἡδὺς μὲν αὐτόθεν ἐντυχόντι, cpodpdc δ᾽ ἐξετακθείς.
— Sonst haben wir bei D. nur die nichtssagende Erwähnung ad Amm. I,
2; in der Schrift περὶ cuvO. war für A. so wenig wie für Lysias u. Hy-
pereides Platz. 2) Suid. v. Kaıx. (εύγκριεις Annochtvovc καὶ Αἰεχίνου).
3) Schol. zu Apollon. Vita und zu or. Il, 1: gad γὰρ (Caecilius Idomeneus
Hermippos; φηεὶ v. 1.) ὡς ὅτι οὐδὲν τοῦ χαρακτῆρος τοῦ ΤΙλατωνικοῦ «ῴζει,
οὔτε τὸ ἀκριβὲς καὶ καθαρὸν καὶ ἀπέριττον καὶ εὔρυθμον, ἀλλὰ κεχηνυῖά
πώς ἐστιν αὐτοῦ ἡ ἰδέα τοῦ λόγου, καὶ ἄτεχνος μὲν καὶ προπετὴς καὶ εὐχερῶς
(εὐχερὴς v. 1.) ἐπὶ τὸ λοιδορεῖν αἰεχρῶς καὶ ἀπρεπῶς ῥήτορι ἐξαγομένη,
&xovca δέ τι εὐφυὲς καὶ εὐάγωγον καὶ οἷον ἂν γένοιτό τινι ἐκ Pücewc καὶ
μελέτης ἀφανοῦς. Für καὶ ἀπέριττον schreibt man nach Reiske οὔτε τὸ
&r., aber so kommt kein Gegensatz heraus, und es wird doch irgendwie
jener Gegensatz von Eigenschaften ausgedrückt gewesen sein, den Dion.
11*
164 Aischines. Würdigung im Alterthum.
welches Dionysios’ und Caecilius’ Kunstsprache zeigt: „Seine
Rede ist wie von selbst entsprungen und vom Augenblick ein-
gegeben, und lässt nicht so sehr die Kunst als die Naturanlage
des Mannes bewundern. — — Denn im Ausdruck ist er schlicht
und deutlich, und in der Composition (d. i. im Periodenbau) weder
allzu kraftlos wie Isokrates, noch eingezwängt und zusammen-
geschnürt wie Lysias, vielmehr steht er an Schwung und Kraft
dem Demosthenes durchaus nicht nach. Figuren des Gedankens
und der Worte gebraucht er nicht so, dass er kunstvoll zu reden
schiene, sondern eben nur, wie es die vorliegende Sache durchaus
erfordert. Darum trägt auch seine Rede einen gewissen Anschein
von Gradheit und Ehrlichkeit, und schickt sich trefflich für das
Sprechen vor einer Volksmenge und für Privatsachen; denn er
ist auch in den Beweisen und Gedanken keineswegs gedrängt
noch allzu mühsam“), '
Diejenigen Rhetoren, vor Caeeilius und vielleicht auch nach
ihm, welche den Aischines zum Schüler Platon’s oder des Alki-
damas machten, führten als Beweis eine Aehnlichkeit des Stils
mit diesen beiden an, in der Grossartigkeit des Ausdrucks und
der Feierlichkeit der gesammten Haltung.°) — Von einem Sophisten
Dem. ο. 5—7 im Platonischen Stile findet. Darnach habe ich übersetzt;
eine Conjektur möchte ich nicht wagen. ὀ 1) Phot. eod. 61 p. 20 Ὁ Bk.:
&rı δ᾽ ὁ λόγος αὐτῷ ὥςπερ αὐτοφυὴς καὶ αὐτοεχέδιος, οὐ τοτοῦτον διδοὺς
τὴν τέχνην ἀποθαυμάζειν τοῦ ἀνδρὸς ὅτον τὴν φύειν. καὶ γὰρ ὅκα δεινότητος
ἔχεται, ταῦτα ἔςτιν εὑρεῖν παρὰ τοῖς λόγοις αὐτοῦ, καὶ ἃ φύτεως μᾶλλόν ἐετι
δείγματα. (Dieser Satz steht mit dem vorigen in Widerspruch u. scheint
entstellt.) περί τε τὰρ τὴν ὀνομαείαν ἐςτὶν ἀφελὴς καὶ εὔτημος, καὶ περὶ
τὴν τῶν λόγων εύνθεειν οὔτε ἄγαν ἄτονος ὥςπερ Ἰκοκράτης, οὔτε πεπιεςμένος
καὶ cuvecpiyu&voc ὥςπερ Λυείας (zu verstehen nach cod. 265 p. 492 a 10f.;
das dort gegebene Urtheil über die demosthen. Rede ὑπὲρ Carüpou scheint
von demselben Verfüsser wie das vorliegende), πνεύματι δὲ καὶ τόνῳ οὐδὲν
Anpocdtvouc ἀπολείπει. «χήματι δὲ κέχρηται διανοίας τε καὶ λέξεως οὐ πρὸς
πὸ δοκεῖν τι οὺν τέχνῃ λέγειν, ἀλλὰ πρὸς τὸ ἀναγκαιότατον τοῖς ὑποκειμένοις
πράγμαειν. (Die διατύπωεις bei A. häufig, Tiber. p. 79, 28 anscheinend
aus Cnecil.) διὸ καὶ ἀπάνουργός πὼς ὁ λόγος εἶναι δοκεῖ, καὶ ὡς τὰς ἐν
πλήθει ῥητορείας καὶ τοὺς ἰδιωτικοὺς λόγους μάλιετα ἐμπρέπων καὶ γὰρ
οὐδὲ ἐπιχειρήμαειν οὐδὲ ἐνθυμήμαει ευνεχής τις καὶ λίαν ἐκβεβιαεμένο, 2)
Phot. das. (p. 208 40#.): τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων καὶ τὴν ςεμνότητα τῶν
πλαςμάτων.
Aischines. Würdigung im Alterthum. 165
Dionysios, etwa dem Pergamener mit dem Zunamen Attikos in
der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts, oder auch dem Milesier unter
Hadrian, erzählt Photios, dass er einst beim Lesen der Anfangs-
worte der Timarchea: οὐδένα πώποτε οὔτε γραφὴν γραψάμενος
οὔτ᾽ ἐν εὐθύναις λυπήςας, ausgerufen habe: „o hättest du doch
viele angeklagt, hättest du doch viele angefeindet, damit du mehr
Reden hinterlassen hättest!“!) Ueberhaupt "hatte der Redner
seine Bewunderer, die auch für seine drei Reden den Namen
„die drei Grazien“ erfanden.?) — Nach Quintilian ist er mehr
ausgeführt und ebenso kühner und erhabener als Lysias oder
Hypereides°); im Vergleich zu Demosthenes sei er reicher und
breiter und scheine auch grossartiger, je mehr er an Knappheit
nachstehe; doch habe er mehr Fülle als Kraft.*) Dion Chryso-
stomos bezeichnet als höchste Muster den Demosthenes und
Lysias, doch empfiehlt er dem Anfänger mehr noch den Hypereides
und Aischines, weil sie leichter und fasslicher, und dabei nicht
minder schön im Ausdruck seien.) Der Rhetor Theon findet
den Aischines fähig grosse Stoffe zu behandeln, wie den Lysias
kleine, und den Demosthenes sowohl diese wie jene.) Am un-
günstigsten lautet das Urtheil des Hermogenes, der ihn schon
in der Reihenfolge nicht nur dem Lysias Isaios Hypereides sowie
dem Isokrates, sondern sogar dem Deinarchos nachstellt. „Aischines,“
sagt er, „hat zwar die nothwendigen Eigenschaften des Redners
(also besonders auch Deutlichkeit) so gut wie nur irgend ein
andrer, ist aber sophistisch und gebläht, und strebt sehr nach
1) Das. b 98 2) Das. a 6f.: διὸ τοὺς μὲν λόγους αὐτοῦ τινὲς
Χάριτας ὠνόμακαν ---, Μούκας δὲ τὰς ἐπιςτολάς. 3) Quint. XI, 10, 23
(latior et audentior et excelsior). 4) Quint. X, 1, 77: plenior A. et
magis fusus et grandiori similis, quo minus strictus est; carnis tamen plus
habet, minus lacertorum. — Vgl. noch Gell. N. A. XVII, 3, 1: A., vel
acerrimus prudentissimusque oratorum, qui apud contiones Atheniensium
foruerunt. 5) Dion XVIIL, 11: — — πλὴν οὐκ ἂν ἐγώ «οι ςυμβουλεύεαιμι
τὰ πολλὰ τούτοις ἐντυγχάνειν, ἀλλ᾽ Ὑπερείδῃ τε μᾶλλον καὶ Αἰεχίνῃ τούτων
γὰρ ἁπλούετεραί τε αἱ δυνάμεις καὶ εὐληπτότεραι al κατακκευαί, καὶ τὸ κάλλος
τῶν ὀνομάτων οὐδὲν ἐκείνων λειπόμενον. 6) Theon progymn. II, 72 Sp.:
ἵνα δυνηθῶμεν μὴ μόνον τὰ μεγάλα προβλήματα καλῶς λέγειν ὡς Α., μηδὲ
τὰ μικρὰ ὡς Auclac, ἀλλὰ καὶ πρὸς ἀμφότερα παραςκευὴν ἔχωμεν ὡς Δημο-
εθένης.
166 Aischines. Würdigung im Alterthum:
Grossartigkeit und nach schmückenden Figuren, wiewohl er von
sonstigem sorgfältigen Schmuck wenig hat, vielmehr nachlässiger
und auch unkräftiger ist. Das in billiger Denkweise bestehende
Ethos hat er nicht wenig, aber er ist minder naturwahr, und
entbehrt darum trotz reichlicher Heftigkeit und Herbigkeit manch-
mal aller Kraft, weil seine Rede nicht mit Ueberzeugung noch
mit wirklicher Ergriffenheit herauskommt. Aus demselben Grunde
ist sie auch nicht eben lebhaft noch beweglich. Verborgene
Redegewalt hat er in nicht geringem Masse, offen hervortretende
nach dem Gesagten nur in nothdürftigem“.') — Desto mehr Ge-
fallen hat an ihm Philostratos: er rühmt seine Klarheit, seine
zugleich zierliche und würdevolle Redeweise, die mit Redegewalt
verbundene Anmuth, und findet ihn in allem unnachahmlich.?)
Isidor von Pelusion charakterisirt ihn mit den Bezeichnungen
„deutlich und klar“®); Klarheit, Reinheit und Lieblichkeit werden
in einem kurzen Urtheil bei Photios hervorgehoben.*) Bei den
sonstigen Rhetoren wird Aischines verhältnissmässig oft genannt
und zu Beispielen benutzt. Einen Commentar zu ihm schrieb
Didymos und in späterer Zeit Aspasios von Byblos und Andre);
1) Hermog. m. ib. p. 413 Sp.: 6 δ᾽ A. πολιτικὸς μέν ἐςτιν εἴπερ ἕτερός
τις, ςοφιςτικὸς δὲ καὶ γαῦρος καὶ τῷ μεγέθει μετὰ τοῦ κατὰ cyfina κάλλους
πλεονάζων (unten p. 416 μεγέθει... κατὰ τὸν A. «οφιςτικῷ)" οὐ τὰρ δὴ τοῦ
μετὰ παντὸς (δὴ μετὰ m. τοῦ!) ἐπιμελοῦς, ἐπεὶ τούτου γε αὐτῷ τοῦ (xal?)
xöchou βραχύ τι μέτεετι, καὶ δι᾽ ὀλίγου μέν ἐςτιν ἐπιμελής, ἀμελέςτερος δὲ
καὶ ἀτονώτερός mw. τῷ δὲ ἠθικῷ τῷ κατ᾽ ἐπιείκειαν χρώμενος οὐκ ὀλίγῳ
τοῦ τύπου τοῦ ἀληθοῦς ἧττον μετέχει, διὸ καίτοι πολλῇ τῇ «φοδρότητί τε
καὶ τραχύτητι χρώμενος ἔετιν οὔ τόνον οὐδένα ἔχει, διὰ τὸ μὴ πεποιθότως
@. 1. πεπονθότως, vgl. p. 380, 22, doch auch das. 29. 378, 8) μηδὲ ἀληθινῶς
προφέρεεθαι τὸν λόγον (erläutert p. 380). ταὐτὸ δὲ αἴτιον καὶ τοῦ μὴ πάνυ
γοργὸν μηδὲ εὐκίνητον εἶναι (vgl. dazu p. 479, 4, über die Verbindung von
γοργότης und ἀληθινὸς λόγος). δεινότης δὲ ἡ κατὰ μέθοδον μέν ἐςτιν οὐκ
ὀλίγη παρ᾽ αὐτῷ, ἡ δὲ φαινομένη τε ὁμοῦ καὶ odca ἀναγκαίως ἐκ τῶν προ-
εἰρημένων. 3) Philostr. I, 18, 3: ἀκροατὴς δὲ TMärwvöc τε καὶ Ἰτοκρά-
τοὺς γενόμενος πολλὰ καὶ παρὰ τῆς ἑαυτοῦ φύτεως ἠγάγετο. capnvelac τε
γὰρ φῶς ἐν τῷ λόγῳ καὶ ἁβρὰ ςεμνολογία καὶ τὸ ἐπίχαρι εὺν δεινότητι, καὶ
καθάπαξ ἡ ἰδέα τοῦ λόγου κρείττων ἢ μιμήτει ὑπαχθῆνα. 8) Isidor. Pelus.
Epist. IV, 91 (τὸ «αφὲς καὶ τὸ λευκόν. 4) Phot, cod. 264: ἔςτι δὲ τοῖς
λόγοις αὑτοῦ Ἰλυκύς τε καὶ καθαρὸς καὶ εὐκρινὴς καὶ τῇ τῶν ὀνομάτων
«ἀφηνείᾳ ceuvuvöpevoc. Dies bei Plut. sich nicht findende Urtheil könnte
von Ph. selber sein. 5) Westermann Gr. Bereds. $ 59, 8; Ferd. Schulz
Aischines. Rede gegen Timarchos. 167
die erhaltenen Scholier sind die reichhaltigsten, die es zu einem
Redner gibt.
Ehe wir nun versuchen, selbst von Aischines’ Beredsamkeit
ein allgemeines Bild zu entwerfen, scheint es angemessen, von
den einzelnen Reden eine Uebersicht zu geben, damit auch von
dieser Seite her das Material bereit liege.
Die Rede κατὰ Τιμάρχου (περὶ ἑταιρήςεως) ") steht in der
ganzen Redenliteratur, einschliesslich soweit wir sehen auch der
verlorenen, einzig da; denn wenn auch manchmal gegen einen
Redner eine solche Beschuldigung vorgebracht wird, gleichwie
von Demosthenes gegen Androtion?), so scheint es doch sehr
selten zu einem förmlichen Gerichtsverfahren deswegen gekommen
zu sein.?) Einerseits war die Beweisführung nicht leicht, andrer- ᾿
seits war auch eine grosse Gehässigkeit damit verbunden, wenn
jemand alte Geschichten, bei denen weder er selbst noch der
Staat benachtheiligt worden war, mit dem Zwecke hervorzog,
einen Gegner zeitlebens und unwiderruflich mundtodt zu machen.
Es gab nämlich ein Gesetz, δοκιμαεία ῥητόρων betitelt, welches
die menopveunevor ἢ ἡταιρηκότες, ferner die welche ihr Vermögen
durchgebracht, oder ihre militärischen Pflichten nicht erfüllt hatten,
oder sich gegen ihre Eltern schlecht zeigten, von der Redner-
bühne ausschloss; betraten sie dieselbe doch, so stand Jedem
gegen sie die Anmeldung einer Dokimasie bei den Thesmotheten
zu.‘) Neben diesem Gesetze, auf welches Aischines seine Klage
stützt, erwähnt derselbe noch eines zweiten, welches die fraıpnxö-
τες mit völliger Atimie in Bezug auf alle staatlichen und religiösen
Funktionen belegte, und für die Uebertretung dieses Verbotes
‚Aesch. p. 251. Didymos wird citirt Schol. or. III, 122; Harp. v. Oucriov
u. an a. St.; Aspasios Schol. I, 83; ausserdem Apollonios (doch wohl der
Vf. der Vita des Aisch.) Schol. 1, 56; Apsines Schol. zu 3, 106; Dionysios
zu 3, 180. 189 (tadelnde Kritik von Ausdrücken); Markellinos zu 2, 6.
1) In Hdschr. u. Citaten nur κατὰ Τιμ.; doch argum. 2: περὶ ἑταιρήτεως
&mıypdperan ὁ λόγος. 2) Dem. 22, 21 δ. 8) Kleon verklagte einen gewissen
Gryttos, Aristoph. Ritter 877. Darauf dass solche Prozesse unerhört waren,
geht auch das ἀγῶνας καινούς Dem. 19, 120. 4) Genau mitgetheilt von
Aisch. 1, 28ff.; dasselbe Gesetz wird bezeichnet Dem. 22, 21. 23. 29.
168 Aischines. Rede gegen Timarchos.
eine γραφὴ ἑταιρήςεως und die schwersten Strafen statuirte.!)
Natürlich aber war eine solche γραφή noch viel schwerer als
eine δοκιμαςία durchzuführen. — Timarchos nun, Arizelos’ Sohn
von Sphettos, war schon seit langer Zeit ein sehr thätiger Staats-
mann und Volksredner, der indes in die auswärtige Politik, wie
es scheint, erst unmittelbar vor dem Frieden mit Philipp einge-
griffen hatte, indem er namentlich einen Rathsbeschluss schrieb,
der auf die Ausführung von Waffen oder Schiffsgeräth zu Philipp
die Todesstrafe setzte.?) Mit Timarchos sass in diesem Jahre
Demosthenes im Rathe, und hier mögen sich die Beiden genähert
haben, da ja dem damals noch ziemlich einsam stehenden Demo-
sthenes jeder Beistand willkommen sein musste. So schob er
ihn denn auch als Ankläger gegen Aischines vor, ähnlich wie
früher den Apollodor als Antragsteller in Sachen der Theorika.
Die Annahme A. Schäfer’s nämlich, dass Demosthenes von Anfang
an Hauptankläger, und Timarchos nur Mitunterzeichner gewesen?),
1) Aisch. 1, 19#.; der Text des Gesetzes $ 21 als Einlage. Das Verbot
des Betretens der Tempel ($ 21, von A. selbst nicht erwähnt) wird be-
stätigt durch Demosth. 22, 73. 2) Dem. 19, 286. Vielleicht hat er sich
auch an den auf Eubulos’ Antrag ausgeschickten Gesandtschaften (848/7)
betheiligt, A. 1, 120. 3) A. Schäfer II, 263f. 313. 369£., gegen Franke
proleg. in or. in T. 8. XXXI und prol. in Dem. or. de FL. 8. 4f., nach
welchem T. ursprünglich alleiniger Anklöger gewesen. H. Weil plaidoy.
polit. de D. 217, 1 tritt im wesentlichen Franke bei, doch lässt er den
D. von Anfang an mitunterzeichnen. Dass nun die argumenta (A. arg. 1,
Dem. or. XIX arg. 2) sowie die Scholien (Ὁ. $ 2, A. $ 3. 20. 168) gemein-
schaftliche Klage angeben, ist nach meiner Meinung gar nicht beweisend,
und die Stelle Dem. 19, 257, ἠτίμωςεν ὑπάκουςαντά τιν᾽ αὐτοῦ κατήγορον,
worauf Sch. sich namentlich stützt, scheint nicht einmal unverdorben, jeden-
falls aber braucht das ὑπακούςαντα nicht mit G. H. Schäfer so gedeutet
zu werden, als bezeichne es den, der auf Wunsch eines Andern (hier des
D.) an der Anklage theilnahm. Es kann auch bedeuten: „der auf die
öffentliche Aufforderung hin, bei der Rechenschaftsablage etwaige Anklagen
vorzubringen, sich einstellte“. Vollends ohne Beweiskraft ist das. $ 2:
τὸν μὲν ἀνήρηκε τῶν ἐπὶ τὰς εὐθύνας ἐλθόντων, τοῖς δ᾽ ἀπειλεῖ περιιών. --
Gegen Schäfer spricht, dass Aisch. den Dem. oft genug als Genossen des
T. bei der Vertheidigung, nie aber als solchen bei der Anklage noch als
seinen eignen Ankläger erwähnt, vgl. $ 1. 3. 20, u. ferner 168, wo es von
D. nur heisst: ὡς γὰρ τὰς ἐμὰς εὐθύνας βλάπτων, ἃς ὑπὲρ τῆς mpecßelac
μέλλω διδόναι, pncl με κτέ. Vgl. auch D. 19, 340. 284.
Aischines. Rede gegen Timarchos. 169
bürdet jenem den ganz unbegreiflichen Fehler auf, dass er seiner
Anklage ohne Noth und Nutzen eine gefährliche Blösse gegeben;
denn Timarchos’ Name konnte zum Erfolge doch nichts beitragen.
Hingegen zum förmlichen Vorschieben eines Andern mochte den
Demosthenes schon das bewegen, dass Aischines doch sein College
gewesen war; er hätte freilich eine solche Scheu früher über-
winden sollen. Denn da Timarchos in seinem Jünglingsalter sich
durch Schönheit, keineswegs aber zugleich durch sittsames Leben
ausgezeichnet hatte, so haftete an ihm der Ruf der Buhlschaft!),
und darauf hin meldete Aischines die Dokimasie gegen ihn in
der Volksversammlung an?), womit der Rechenschaftsprozess vor-
läufig hinausgeschoben war. Die Behauptung des Anklägers
lautete, dass Timarchos, als einer der sich zur Unzucht feilge-
boten (nemopveunevoc) und sein väterliches Erbe durchgebracht
habe, unbefugter Weise öffentlich rede.’) Die Gerichtsverhand-
lung fand im folgenden Jahre, nachdem Timarchos Rathsmann
gewesen, und zwar bald nach der Mitte dieses Jahres statt, also
Anfang 345.*) Wie Aischines nicht ohne Selbstgefälligkeit er-
wähnt, hatte sich nicht nur von Bürgern, sondern auch von
1) Vgl. ausser der Rede des A., der sich so sehr auf die φήμη stützt,
Dem. 19, 283: εἰ δέ τις ὧν ἐφ᾽ ἡλικίας ἑτέρου βελτίων τὴν ἰδέαν, μὴ προ-
Ἰδόμενος τὴν ἐξ ἐκείνης τῆς ὄψεως ὑποψίαν, ἰταμώτερον τῷ μετὰ ταῦτ᾽ ἐχρή-
«ατο βίῳ, τοῦτον ὡς πεπορνευμένον κέκρικεν. Ein anderweitiges Zugeständ-
nisse $ 361 ἐπιπλήττων τι καὶ λοιδορούμενος τῇ τοῦ Τιμάρχου προπετείᾳ, mit
Bezug auf T.’s freies und anstandsloses Benehmen als Volksredner, wovon
A. $ 26. 33 spricht. — A. eitirt $ 157 den Vers eines Komikers: μεγάλους
πόρνους Τιμαρχώδεις; unsre Reste der Komödie bieten keine weiteren Be-
lege. 2) A. 1, 80. 3) A. $ 119: τετόλμηκα dvrıypdyacdaı πεπορνευ-
μένῳ Τιμάρχῳ μὴ ἐξεῖναι δημηγορεῖν. $ 154: τίνα ποτ᾽ ἐςτὶν ἃ ἀντιγέγραμ-
μαι; [μὴ] δημηγορεῖν Τίμαρχον πεπορνευμένον καὶ τὴν πατρῴαν οὐείαν κατ-
εδῃδοκότα, 4) A. Schäfer II, 316; Aisch. $ 80 ὅτε ἐβούλευε πέρυειν
(mepucıv fehlt in codd. df, kann aber nicht mit Weidner getilgt werden). —
Der Schol. zu $ 169 schliesst aus dieser Stelle, dass die Verhandlung vor
A.s 3. Gesandtschaft stattgehabt; dagegen A. Schäfer mit Berufung auf
116. — Διαψηφίςεις in den Demen (Olymp. 108, 3 846): $ 77ff. 86. 114f.;
die Gerichtsverhandlungen über die Appellationen noch nicht alle erledigt. —
Ländliche Dionysien (um die Zeit des Wintersolstitiums) unlängst (πρῴην)
gefeiert, $ 157. — Hinsichtlich der für die Verhandlung zugemessenen Zeit
stehen Aisch. ($ 109 πρὸς μικρὸν μέρος τῆς ἡμέρας) und Dem. (19, 120
πρὸς διαμεμετρημένην τὴν ἡμέραν) in Widerspruch.
170 Aischines. Rede gegen Timarchos.
Fremden eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden'); der Skandal
und der Redner waren in der That der Mühe werth.
Die Anklage beginnt mit einem ethisch gehaltenen, zwie-
fach getheilten Prooemium, in welchem zunächst die Motive
. dargelegt, sowie die Sache verhüllt bezeichnet, alsdann die Schuld
an dem Prozesse auf den Angeklagten abgewälzt wird, letzteres
augenscheinlich mit Benutzung eines Gemeinplatzes.) Das
Folgende, eine weit ausgeholte Darlegung über Verfassungen,
über die Bedeutung der Gesetze in der Demokratie, über Solon’s
Fürsorge für die sittliche Zucht?), ist eine schon der Hauptrede
angehörige‘) Einleitung (ἔφοδος). Dann die Prothesis: er will
zuerst die Gesetze über die Sittenzucht darlegen, alsdann Timar-
chos’ Leben darnach prüfen.) Diesen Abschnitt über die Gesetze
fasst Hermogenes als mpoxarackeun, wie sie sich gleichermassen
in Demosthenes’ Midiana finde°); indes für eine solche ist die
Darlegung viel zu ausgedehnt, und man wird besser mit den
Scholien eine Vereinigung von Erzählung und Beweis, unter
Voranschiebung eines Theils des letzteren, annehmen.”?) Die Rede
gewinnt so von Anfang an eine gewisse hohe Haltung und Feier-,
lichkeit, was bei einem Beginnen mit der Erzählung nicht mög-
lich war.°) Aischines bringt nun die Gesetze in drei Abtheilungen:
über die Zucht der Knaben, über die der Jünglinge und über die
der andern Altersklassen, d. i. die Zucht in den Volksversamm-
lungen; erst in der 3. Abtheilung kommt das Gesetz, auf Grund
dessen er klagt, und in der zweiten ein wenigstens auf den Fall
1) A. 1, 117, mit dem bescheidenen Zusatze: οὖς μὴ νομίςητε ἐμὲ
Bewpricovrac ἥκειν, ἀλλ᾽ ὑμᾶς εἰςομένους kr 8) $ 1-2; 3 (Schol. dei-
τερον προοίμιον). Mit 3 Afg.: τοῦ μὲν οὖν ὅλου ἀγῶνος φανήςεται οὔθ᾽ ἡ
πόλις αἰτία οὖτα Τιμάρχῳ 008°... ἀλλ᾽ αὐτὸς οὗτος αὑτῷ, vgl. Dem. Tim.
1: τοῦ μὲν ἀγῶνος — τοῦ παρόντος οὐδ᾽ ἂν αὐτὸν οἶμαι Τιμοκράτην εἰπεῖν
ὡς αἴτιός &erıv ἄλλος τις αὐτῷ πλὴν αὐτὸς αὑτῷ, und Deinarch πρὸς Ἄντι-
φάνην περὶ τοῦ ἵππου (Dion. Din. 18): Τοῦ μὲν ἀγῶνος ὦ ἄνδρες, — Ver-
hällung (περιπλοκή) in $ 2: Hermog. μεθ. δεῖν. p. 432 Sp. 3) 8 4--τ.
4) Vgl. $ 4: οὐκ ἀγνοῶ δ᾽ ὅτι ἃ μέλλω ἐν πρώτοις λέγειν κτέ., Gegensatz
προειρῆςθαι $ 3 Ende. Fälschlich zieht das argum. 1 dies noch zıma Pro-
oemiam. 6) αὶ 8. Zweck εὐμάθεια ($ 8. 6) Hermog. m. ebp. p. 204f.
7) Schol. $ 8, vgl. Anonym. Τέχνη Ip. 442 Sp. 8) Vgl. Hermog. μεθ.
δεῖν. p. 441.
Aischines. Rede gegen Timarchos. 171
anwendbares; die erste und auch vieles sonst ist überschüssiges,
dem Prunke dienendes Beiwerk.!) Nachdem nun dieser ganze
Theil mit einem zugespitzten Enthymem abgeschlossen?), beginnt
die Erzählung, eingeleitet mit einer ehrbaren Prodiorthose®) und
mit einer zwiefachen παράλειψις, durch die dem Timarchos von
vornherein eine Masse nicht näher zu erwähnender Vergehungen
aufgebürdet wird.‘) Aischines erzählt dann zuerst über das Ver-
hältniss zu Misgolas, und‘ bevorwortet sehr umständlich, aber
geschickt, die schliesslich folgende Spiegelfechterei eines Zeugen-
beweises.’) Hiermit wäre eine &raipncıc erwiesen; die πορνεία
soll jetzt erwiesen werden, insofern der Angeklagte noch mit
vielen Andern dasselbe gethan.°) Ueber das Verhältniss zu Antikles
geht der Redner rasch hinweg; um so ausführlicher und mit
sichtlichem Behagen wird über die Buhlschaften mit Pittalakos
und mit Hegesandros berichtet, und auch hier der Versuch eines
Zeugenbeweises angehängt, dessen Missglücken der Redner durch
heftige Steigerungen und durch die Darlegung, wie schwierig ein
solcher Beweis und wie er schliesslich auch nicht nöthig sei, zu
verdecken weiss.”) Diesen Mangel der ganzen Anklage soll auch
das Folgende ersetzen: παραδείγματα dafür, dass man etwas weiss
ohne es zu sehen, und ferner dafür, dass Urtheile ohne Zeugen-
beweis gefällt werden, auf Grund der Notorietät; eine solche ist
aber auch hier vorhanden, wie Aischines mit einer langen und
stark gewürzten Erzählung über einen Vorgang in der Volksver-
sammlung darlegt.°) Er gibt noch weitere Beispiele solcher Ver-
urtheilungen, und entwickelt dann, dass überhaupt, wenn man -
stets Zeugnisse verlange, alle derartigen Sünder, ja alle Arten
von Verbrechern leicht durchkommen würden; auch. der Areopag
urtheile häufig ohne Rücksicht auf das Fehlen oder Vorhanden-
1) 8 9—17; 18—21; 22—35. Erinnerung an die bereits in der Pro-
thesis gemachte Eintheilung $ 18. 22. 2) $ 36, gemäss der rhetorischen
Vorschrift (Anaxim. p. 227, 1; 281, 21 Sp). 3)8 37-38. 4) ὶ 39;
40. 5) 41—43; 44- 60. Ueber das Substantielle dieser'und der weiteren
Beschuldigungen 8. oben 8. 145. 6) 51—52. 7) ὅ8-- 64; Beweis u.
8. f. 66— 73. 8) 74— 76; 77— 85. — 8 74 Anfang: «κέψαςθε δὲ καὶ ἐκ
παραδειγμάτων; 77 ἐκ πολιτικῶν τινων παραδειγμάτων; ebenso auch 92
παραδείγματι.
112 Aischines. Rede gegen Timarchos,
sein von Zeugnissen.') — Nach diesen zum Theil äusserst
schmutzigen Darlegungen wendet sich der Redner zum zweiten
Anklagepunkte, dass Timarchos auch sein Vermögen durch-
gebracht; es sei dies geschehen, als er durch Buhlschaft sich
nichts mehr habe erwerben können.?) Die Erzählung wird also
noch etwas fortgesetzt, und alsdann ein umständlicher Zeugen-
beweis gebracht. Eine weiter ausholende Darlegung über die
Familienverhältnisse führt noch zu der besondern Beschuldigung,
dass er einen alten blinden Oheim schändlich vernachlässige.®)
Ebenso niederträchtig und gierig hat er sich auch in seinen
zahlreichen Aemtern gezeigt, sowohl wo er allein stand als wo
er Collegen hatte, sowohl in Loosämtern wie in Wahlämtern‘);
diese den Schluss der ganzen Anklage machenden Ausführungen
gehen über die Klagschrift hinaus. — Der’ Redner recapitulirt
nun, und erklärt dann, dass noch zwei. Theile seiner Anklagerede
übrig seien, die Vorwegnahme der Vertheidigung (npodı-
ἤήγηεις τῆς ἀπολογίας) und die Ermahnung der Bürger zur Tugend.°)
Zunächst werde man, da die Anklage auf Hurerei laute, den
Nachweis der gezahlten Hurensteuer fordern, eine unwürdige
Vertheidigung und dazu ganz verkehrt.‘) Zweitens verdächtige
man das Gerücht (die φήμη) als unzuverlässigen Zeugen; wogegen
Aischines die Göttin Φήμη mit Berufung auf die Dichter als
untrüglich erhebt.”) Ferner werde, sagt er, auch ein Stratege
auftreten und der schmählicher Weise zum Verbrechen gemachten
Schönheit und der Liebe zu derselben eine Lobrede halten, auch
τ den Ankläger an seinen eignen Lebenswandel und an seine ero-
tischen Gedichte erinnern.®) Hier nun gibt Aischines seine
Theorie über anständige Liebe und unanständige Buhlschaft, unter
Berufung auf die Gesetze und auf Dichter wie Homer und
1) 86-88; 89 - 91; 92— 98. 3) Eingeleitet wird dieser Theil so,
als sollte hier schon τὰ πρὸς τὸν ἀντίδικον folgen. 3) 94— 97; 98— 100
(Zeugenbeweis); 101—104; 105 Einwand und Abschluss. 4) 106—108;
109—112 (collegialische Aemter); 118 --- 116 (xeıporovnrat). Die Eintheilung
der Aemter tritt erst $ 109 hervor; denn das zuerst 107 angeführte eines
Logisten ist ein collegialisches. 5) 116—118. 6) 119—124. Der
Beweis 123f. trifft übrigens den Einwand gar nicht. 7)125—131. 8)
132— 136.
Aischines. Rede gegen Timarchos. 173
Euripides.!) Schliesslich, als Beleg für den Unterschied, eine
Menge Namen von gewesenen und auch von gegenwärtigen
ἐρώμενοι, und dagegen einige von πεπορνευμένοι. ἡ Hierauf wird
noch ein weiteres Argument der Vertheidigung, dass &raipncıc
nicht ohne Contrakt statthabe, zurückgewiesen und lächerlich
gemacht; dabei geht es nochmals tief und mit rechtem Behagen
in den Schmutz hinein.°) Endlich aber werde Demosthenes, den
der Redner hier nicht mehr wie vorher als Beirath, sondern als
persönlichen Fürsprecher des Timarchos einführt, von der Sache
ganz abspringen und von Philipp und Alexander reden. Aischines
bekennt sich als Lobredner Philipps, verweilt aber nicht auf
diesem bedenklichen Gebiete, und stellt nach einem abschweifen-
den Angriff auf Demosthenes, der mit seinen sophistischen Künsten
die ürgsten Verbrechen veranlasst habe, den Richtern den Triumph
desselben vor Augen, wenn es ihm gelungen sein würde sie so
von der Sache abzuziehen und den Ankläger zum Angeklagten zu
machen.‘) — Der Rest der Rede ist Epilog, eine Ermahnung
nicht sowohl der Bürger zur Tugend, wie der Würde halber
angekündigt war, als der Richter zu strenger Bestrafung. Mit
dem Vorhergehenden ist ziemlich enge Verbindung, ohne Abschluss
und Prothesis, die zur Verständlichkeit hier nicht erforderlich
waren. Er schilt den Missbrauch, dass man den Angeklagten
selber anklagen lasse’); dann hält er das Beispiel der Lake-
dämonier vor, welche keine unsittlichen Menschen als Rathgeber
dulden, und das der alten Athener und des Gesetzgebers Solon
mit ihrer Strenge gegen sittliche Vergehen.°) Loser in sich ge-
fügt ist die weiter folgende Reihe von Steigerungen und sonstigen
Argumentationen und Mahnungen’); noch wendet sich der Redner
gegen die verschiedenen Gruppen von Fürsprechern, und endet
dann mit einem kurz gefassten Schlusswort.®)
Der Anklagerede zufolge wollte für Timarchos eine ganze
1) 186 persönlich; 137—140; 141— 150 (Homer); 161 -- 154 (Euripides,
mit Anwendung auf Tim.). — Ueber die hier erkennbare Benutzung des
Platon. Symposion 8. oben 8, 168, 1. 2) 155—159. 8) 160-66. 4)
166—176. 6) 177-179. 6) 180-181; 182—184. 7) 185—192
8) 198---1θ6; 196.
114 Aischines. Rede gegen Timarchos.
Reihe von Fürsprechern auftreten: Demosthenes!), Hegesandros
und sein Bruder Hegesippos), dann jener Feldherr und so fort,
und in der That konnte es dem Timarchos bei seiner grossen
politischen Thätigkeit an Verbindungen nicht fehlen. Aber was
Demosthenes betrifft, so macht A. Schäfer darauf aufmerksam,
dass er in der Gesandtschaftsrede auf Einzelnheiten der Timarchea
und auch auf die gesammte Anklage in solcher Weise eingehend
erwidert, als hätte er früher dazu noch nicht Gelegenheit gehabt.?)
Ueberhaupt mied er es ja, seitdem er als Staatsmann zu Bedeu-
tung und Ansehen gekommen war, vor Gericht sich als Für-
sprecher zu zeigen‘); er macht auch dem Eubulos seine beab-
sichtigte Fürsprache für Aischines zum Vorwurf, und erklärt es
für eine schlimme und dazu ganz neue Unsitte, dass Staats-
männer ihren Einfluss bei der Rechtspflege geltend machten.5)
Unmöglich konnte er so sprechen, wenn er selbst kurz zuvor
für Timarchos seinen Einfluss und seine Beredsamkeit eingesetzt
hatte. — Spätere wollten wissen, dass der Angeklagte sich zum
Prozesse gar nicht gestellt, sondern sich erhängt habe, welches
letztere sich aus Demosthenes leicht widerlegt; aber seiner bürger-
lichen Existenz und Thätigkeit machte die erfolgte Verurtheilung
ein Ende.) Als rhetorisches Werk betrachtet, hatte die Anklage-
rede diesen Triumph in der That verdient‘); denn sie war
durchaus geeignet zu überreden und zu bestimmen, und ferner
1) Dem. erscheint als Berather des T. $ 94, 119. 123. 125, als Für-
sprecher 166— 176. Die Stelle $ 175 wird von D. selbst eitirt (19, 242
ἀπολογήςεται δὲ Any. ὑπὲρ αὐτοῦ κτέ.), ohne weiteres Eingehen auf das
Thatsächliche dieser Fürsprache. 8) $ τι. 3) A. Schäfer II, 321;
Dem. 19, 241-— 246; 250f.; 283— 287. 4) Abth. III, 1, 8. 30. δ)
Dem. 19, 296f. (μή por cwZecdw μηδ᾽ ἀπολλύεθω μηδείς, ἂν ὁ δεῖνα ἢ ὁ
δεῖνα βούληται, ἀλλ᾽ ὃν ἂν τὰ πεπραγμένα «ᾧζῃ καὶ τοὐναντίον, τούτῳ τῆς
προκηκούςης ψήφου παρ᾽ ὑμῶν ὑπαρχέτω τυγχάνειν. τοῦτο γάρ ἐςτι δημοτι-
κόν. ἔτι τοίνυν κτέ.). 6) Plut. Vit. Aesch. 841A: ὁ δὲ (Tim.) ἐκλιπὼν
τὸν ἀγῶνα αὑτὸν ἀνήρτητεν, ὥς πού pncı Δημοςθ. (wie Schäfer vermuthet
nach Dem. 19, 2 τὸν μὲν ἀνήρηκε). — Wohl aus gleicher Quelle genauer
Argum. 1 zur R. gg. T.: ἔνιοι μὲν οὖν Pacıv, ὡς ἀπήγξατο ὁ T. τὴν κρίειν
οὐχ ὑπομείνας, οἱ δὲ, ὅτι ἁλοὺς ἠτιμώθη, ὡς Δημ. ἐν τῷ περὶ παραπρ. (257
u. sonst, Schäfer ]. c. Anm. 4, der für das Erhängen Anm. 5 weitere Be-
lege bringt). 7) Charakteristik bei Gellius XVIII, 3, 1: oratione aneva
criminosaque et virulenta, qua Timarchum graviter insigniterque accusabat.
Aischines. Rede gegen Timarchos. 175
kann man den Timarchos kaum bedauern, noch in Abrede stellen,
dass seine Verurtheilung ein nützliches Exempel war. Die früher
erörterte Unglaubhaftigkeit der einzelnen Beschuldigungen, sowie
die juristische und die sittliche Haltlosigkeit der Anklage steht
mit diesem Urtheil nicht in Widerspruch.
Noch ist über das Verhältniss der aufgezeichneten Rede zu
der vor Gericht gehaltenen etwas zu sagen. Demosthenes näm-
lich in seinen Erwiderungen nimmt nicht nur auf solches Bezug,
was auch wir lesen, sondern erwähnt auch Gedanken als von
Aischines vorgebracht, von denen jetzt nicht eine Spur ist: „es
sei gar nichts zu hoffen von einer Stadt, die keine Sehnen wider
die Verbrecher habe, noch von einem Staatswesen, in welchem
Nachsicht und Stimmenbettel mehr vermöchten als die Gesetze;
wenn die Richter Timarchos’ alter Mutter und seinen kleinen
Kindern ihr Mitleid schenkten und darum Gesetze und Verfassung
preisgäben, so würden sie niemanden finden, der mit ihnen selber
Mitleid habe“.!) Demnach war hier so wenig wie in den andern
Fällen, wo wir controliren können, die gesprochene Rede mit
der geschriebenen ganz identisch. Auch dann, wenn sich die von
Demosthenes angezogene Stelle vorfindet, ist doch keine solche
Uebereinstimmung, wie sie sein würde, wenn derselbe aus der
herausgegebenen Rede schöpfte; vielmehr citirt er offenbar aus
dem Gedächtniss.?) Man darf indes nicht folgern, dass die
Herausgabe erst nach dem Gesandtschaftsprozess stattgefunden
habe; denn ob die Rede damals geschrieben zu haben war oder
nicht, war dem Demosthenes gleichgültig, der sie gehört hatte.
Dass aber jene ersteren Gedanken sich jetzt nicht finden, werden
wir nach der Analogie anderer Fälle so erklären. Aischines
hatte seine Rede vorher schriftlich ausgearbeitet, wie das bei
der Ktesiphontea klar hervortritt; doch war der Epilog weniger
ausgeführt, und hier fügte er daher vor Gericht Manches ex-
temporirend hinzu. Dies wurde indes nicht etwa nachlıer im
1) Ὁ. 19, 283. 2) Vgl. D. 242 mit A. 176; 243f. A. 198f.; 245 A.
168. (besonders ungenau). Die anderen Stellen (Ὁ. 246 A. 94. 125. 175;
D. 251 A. 366) tragen für diese Frage nichts aus,
176 Aischines. Rede von der Gesandtschaft.
Manuskripte nachgetragen, sondern dasselbe wesentlich heraus-
gegeben wie es war, gleichwie es Demosthenes mit seiner Ge-
sandtschaftsrede gemacht hat.) ”
Nachdem Timarchos” Anklage gegen Aischines beseitigt war,
musste Demosthenes sich entschliessen, selber einzutreten, und
wenn es auch jenem gelang, die Verhandlung darüber noch Jahre
hinauszuziehen, so wuchs doch der Einfluss und die Bedeutung
der patriotischen Partei so sehr, dass im Jahre 343 sowohl
Hypereides eine Meldeklage gegen Philokrates einbringen und
glänzend durchführen konnte, als auch Aischines endlich sich zur
Rechenschaft stellen musste.?) Dass der Prozess wirklich statt-
fand, und die beiden Gegenreden nicht bloss geschrieben, sondern
in der That gehalten sind, ist bei der "demosthenischen Rede
dargelegt.°) Auch die des Aischines führt den Titel περὶ (τῆς)
napanpecßeiac.t)
Die Vertheidigung steht zu der Anklage auch in ihrem Bau
im stärksten Gegensatz. So verwickelt die demosthenische Rede
angelegt ist, so einfach und kunstlos scheint die Anlage hier,
und diese Einfachheit passt aufs beste zu dem ganzen Ver-
theidigungssystem, indem der Angeklagte sich überhaupt als
ἰδιώτης darstellt, viel zu harmlos und zu klein für die ungeheuern
und folgenschweren Verräthereien, die ein ebenso redegewandter
wie gewissenloser Feind ihm zur Last legt. — Das lose gefügte
Prooemium, mit der Bitte um geneigtes Gehör beginnend,
riehtet sich nacheinander gegen eine Anzahl von Aeusserungen
1) Vgl. Abth. ΠΙ, 1, 320f. — Eine entgegengesetzte Annahme findet
sich im Argum. 2: δοκοῦςι δέ μοι ol λόγοι μετὰ τὰς δίκας γράφεεθαι, vgl.
A. Schäfer II, 321, 3. 3) Der lange Aufschub wird von D. auf die Ränke
des A. zurückgeführt (Ὁ. $ 103. 258), und wir dürfen ihm um so mehr
glauben, als A. nie das Gegentheil sagt, während es doch in seinem Inter-
esse lag, ein geflissentliches Zögern des Anklägers, welches Hartel Dem.
Studien II, 135 annimmt, hervorzuheben und auszubeuten. Der Vortheil
des Angeklagten bei dem längeren Hinausziehen ist sehr klar (Dem. $ 3).
Doch macht A. Schäfer I, 360 mit Recht geltend, dass unmittelbar nach
Tim.'s Prozesse auch für Ὁ. die Zeit nicht günstig war. 8) 8. 1Π,1
8. 308£. 4) Zuweilen wird sie auch schlechthin als ἀπολογία citirt, Harp.
100, 30; Apsines Rh. Gr. I, 408 Sp.
Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 177
und Beschuldigungen des Demosthenes: derselbe hat die Richter
aufgefordert den Angeklagten nicht anzuhören; ihm Bestechlich-
keit vorgeworfen; er hat die Lügengeschichte von der olynthischen
Frau vorgebracht, worüber Aischines im allerhöchsten Masse
empört ist; hat endlich behauptet, dass die erfolgte Verurtheilung
des Philokrates die des Aischines nach.sich ziehen müsse, während
doch jener im Bewusstsein seiner Schuld sich dem Gerichte ent-
zogen, er dagegen seiner Unschuld bewusst sich gestellt hat.')
Nachdem er so für sich Wohlwollen und Vertrauen, gegen den
Ankläger Missgunst und Unwillen eingeflösst, begründet er in
einer ἔφοδος die von ihm einzuhaltende Ordnung. Die Anklage,
sagt er, sei voll von Widersprüchen; denn bald werde von Philo-
krates’ und Eubulos’ Schuld geredet, bald er selbst für das Grösste
verantwortlich gemacht, bald erscheine wieder Philipp als Ur-
heber; somit wolle er, was das Einfachste, mit den Verhandlungen
über den Frieden und mit der Wahl der Gesandtschaft seine
Erzählung beginnen.?) Diese Ankündigung ist sichtlich zwei-
deutig; was er aber meint und will, ist gerade das, was Demo-
sthenes ihm mit allem Grund verwehrt hat. Denn während die
- abzulegende Rechenschaft die zweite Gesandtschaft betrifft, und
der behauptete Verrath mit den Friedensverhandlungen nach der
ersten anhebt, so beschränkt nun Aischines vorläufig seine Er-
zählung geradezu auf die erste Gesandtschaft und die Verhand-
lungen vorher und unmittelbar nachher, soweit nämlich letztere
von der Anklage unberührt gelassen waren; die incriminirten
Handlungen bespricht er dann nicht mehr erzählend, sondern
widerlegend, und somit einzeln und ohne Zusammenhang, aus-
genommen die zweite Gesandtschaftsreise, wo er wieder erzählt.
Er hat nämlich vor allem das Bedürfniss, von der Gemeinschaft
mit dem jetzt verurtheilten Philokrates, zu welcher er in der
1) Die Scholien unterscheiden drei Prooemien ($ 1—3; 4—5; 6), und
erwähnen, dass Einige $ 5 zum 3. Prooemium machten, und Marcellinus
8 6 als προκατακκευή fassc. 2) $ 7—11. — Sowohl in diesem Abschnitt
wie im Prooemium erinnert Einzelnes an Prooemien andrer Redner, nament-
lich an das von Andokides’ Mysterienrede: vgl. $ 6 mit And. 3; 7
ἀπορῶ δὲ xr&. mit And. 8; ansserdem 7 Afg. mit And. 70.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 12
118 Aischines. Rede von der Gesandtschaft.
Timarchea sich noch unverhohlen bekannte, sich völlig loszulösen,
und sie vielmehr dem Demosthenes zur Last zu legen. So erzählt
er denn zunächst, wie durch diese Beiden. die Friedensverhand-
lungen ins Werk gesetzt seien‘); die weitere, ungeheuer breite
Erzählung?) zeigt erst am Schlusse wieder jene Tendenz, und
dient im übrigen theils zur Selbstempfehlung — gibt er doch
von seiner Rede vor Philipp einen umständlichen Auszug —,'
"theils zur Blossstellung des Demosthenes, der als boshafter Tölpel
erscheint. Aischines weiss selbst, dass er nicht zur Sache redet;
denn bald belobt er die Richter, dass sie ihn so ruhig anhören,
bald bittet er, noch eine kleine Weile auszuhalten, ehe er auf
die eigentlichen Hauptanklagen komme.?) Zum Beginne der
Widerlegung hebt er nun ganz richtig hervor, dass die Anklage
mit seiner bei den Friedensverhandlungen gehaltenen Rede an-
hebe*); freilich erkennt er, wie sich bald zeigt, nur eine Rede an,
während er in der That zwei gehalten. Er widerlegt zunächst
eine hyperbolische Aeusserung des Demosthenes, dass bei dieser
Rede die hellenischen Gesandtschaften noch zugegen gewesen;
er bringt dagegen urkundliche Beweise, und verdächtigt dabei
noch ferner die damalige Thätigkeit des angeblich so patriotischen
Gegners.®) Gleich bündig scheint die Widerlegung der Beschuldigung,
dass er am zweiten Tage ganz anders als am ersten gesprochen; was
indes der Redner hier behauptet, dass am zweiten Tage über-
haupt nicht geredet sei, widerlegt sich aus seiner eignen späteren
Darstellung in der Ktesiphontea. Fortgesetzte Verdächtigung
des Demosthenes geht auch hier nebenher.) Was er nun aber
in der That geredet, will er offen darlegen: er schildert dazu mit
starker Uebertreibung die damalige Nothlage Athens, und be-
kennt, unter solchen Umständen vor eigensinnigem Trotz gewarnt
1) 8 12—19. 2) 20-21 Reise, mit beiläufiger Widerlegung einer
Angabe des Ὁ. (Ὁ. $ 13), 22—39 Verhandlungen in Maked. (Bevorwortung
mit abschweifenden gemeinen Ausfüllen auf D. 22—24; Rede des A. vor
Philipp 25—38); Rückreise 40—43; Verhandlungen nach der Rückkehr
45— 56. 3) 8 24. 44. 4) $ 56. 5) 67-62, gegen Dem. $ 16
ἐφεςτηκότων ἔτι τῶν πρέεβεων καὶ ἀκουόντων, οὖς «re. (das die Hyperbel
deutlich zeigende ἔτι steht nur in einem Theile der Häschr., scheint mir
aber echt). 6) $ 68—69 (Dem. 188), vgl. A. 3, Ταῦ,
Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 179
zu haben, wie ihn die Vorfahren namentlich nach Lysandros’
Siege zum Verderben der Stadt gezeigt!) Aischines bekennt
damit genug und mehr als genug. Noch greift er zurück auf
seine ‘während des Krieges gehaltene Gesandtschaftsrede in
Arkadien, welche Demosthenes zu dieser Volksrede in Gegensatz
gestellt hatte?); alsdann wendet er sich gegen die den Kerso-
bleptes und die Phokier betreffenden Beschuldigungen, d. h. zu-
nächst nur gegen die ersteren, denn das am meisten ihn Be-
lastende schiebt er der Zeitfolge gemäss noch weit zurück. Er
zeigt, dass Demosthenes selbst den Gesandten des Kersobleptes
von der Eidesleistung auf den Frieden ausgeschlossen, und ereifert
sich über eine Aeusserung des Gegners, die wir freilich jetzt
nicht lesen, dass Aischines persönlich den Gesandten von den
Eidesopfern weggetrieben.?) Soweit ist nun wesentlich noch
nichts widerlegt, und auch wenn er sodann urkundlich nachweist,
dass Kersobleptes vor der Abreise der athenischen Gesandten
von Philipp bezwungen worden sei‘), so wird dadurch die Saum-
seligkeit derselben, die doch hiervon nichts, sondern nur von der
Gefahr wussten, weder entschuldigt noch erklärt. Ausser der
Reihe liefert er eine kurze, aber hinlängliche Widerlegung jener
Beschuldigung, dass er die dritte Gesandtschaftsreise ohne Geheiss
des Volkes angetreten; er wendet sich nun zu der zweiten Ge-
sandtschaft, über die er gegenwärtig Rechenschaft abzulegen
hat.) Hier beginnt wieder die Erzählung, anscheinend weil
die Sache dies so verlangt, in der That aber, um die Aufmerk-
samkeit abzuziehen; denn nicht was er in Makedonien geredet,
sondern die Meldung nach der Rückkehr war ihm hauptsächlich
vorgeworfen. Darum auch hier wieder, nachdem er über die
Hinreise erzählt und dabei Demosthenes wie früher lächerlich
gemacht hat‘), unterbrechend die Bitte an die Richter um ge-
duldiges Gehör.?) Sowohl seine Rede im Kreise der Gesandten
und Demosthenes’ Erwiderung, als auch die von ihnen beiden an
1) $ 69-73 (Nothlage); ΤΆ -- ΤΊ (78 Abschweifung). 4) 79-80
(Dem. 10f. 311). 3) 8 81—85; 86; 87—88 aöfncıc. 4) 89-9. 5)
94-- 96. 6) 97—100. 7) 102.
12*
180 Aischines, Rede von der Gesandtschaft.
Philipp gerichteten Ansprachen werden mit grosser Umständ-
lichkeit wiedergegeben); bezüglich des Weiteren aber wird wohl-
welslich nicht mehr erzählt, sondern von neuem stückweise
widerlegt. Was er in der Erzählung darlegt, dass er sich be-
müht habe den Philipp zu bestimmen, bei der bevorstehenden
Ordnung der mittelgriechischen Angelegenheiten nicht die Partei
der Thebaner zu ergreifen, mag alles wahr sein, hilft aber nichts
zur Entlastung des Redners. Denn eben das, was man darnach
zu seinen Gunsten annehmen könnte: er sei im guten Glauben
gewesen, als habe er den Philipp überredet, müsste er doch
selber sagen; er hütet sich aber überhaupt, auch nur mit einem
Worte dem Könige zu nahe zu treten, sondern zeigt gegenüber
diesem auch in Noth und Gefahr die gewissenhafte- Rücksicht-
nahme, die Demosthenes an der ganzen makedonischen Partei
in Bezug auf ihren Herrn hervorgehoben hatte.?) — Was nun
die Widerlegungen betrifft, so ist ganz kurz die der Haupt-
beschuldigung wegen der falschen Meldung, etwas länger die
jenes Vorwurfs, dass er und Philokrates den Demosthenes ver-
hindert hätten das Volk aufzuklären®); alsdann bestreitet er mit
grosser Zuversicht die Behauptung,‘ dass er mit Philipp eine
geheime Zusammenkunft gehabt und dabei das Schreiben des
Königs verfasst, habe.*) Dass er nun aber am Verderben der
Phokier schuld sei, sucht er mit allen Mitteln zurückzuweisen:
er zeigt aus Urkunden, dass der phokische Tyrann sich keines-
wegs auf die Athener verlassen habe, behauptet ferner, dass
auch die allgemeine Erwartung dahin gegangen sei, Philipp werde
sich gegen die Thebaner wenden, und wälzt dann alle Schuld
auf Demosthenes ab, der das Volk zurückgehalten habe, gemäss
der Einladung Philipps bewaffnet nach Phokis auszurücken.
Schliesslich lässt er, als stärksten Beweis, phokische und böo-
tische Fürsprecher auftreten.) — Angehängt sind hier noch
einige weitere, mehr nebensächliche Widerlegungen, die man
1) 101—107 (Verhandlungen unter den Gesandten); 108—112 (Dem.
vor Philipp); 113117 (As Rede); 118 Abschluss. 2) Dem. 225f. —
Auch $ 123 spricht A. nur. hypothetisch von etwaigen Tüuschungen seitens
des Ph. 3) 119-120; 121—123. 4)124—129. 65) 180- 148,
Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 181
schon zum Epiloge rechnen kann. Demosthenes hat gesagt,
dass dieselbe φήμη, auf die Aischines gegen Timarchos sich be-
rufen, jetzt gegen ihn zeuge; er hat ihn Verräther gescholten,
was ihm Gelegenheit wird, seine Angehörigen und Verwandten
einzeln den Richtern vorzuführen, die Unterpfänder, die er bei
seiner Reise nach Makedonien daheim zurückgelassen.‘) Nun
kommt er auf die Geschichte von der olynthischen Frau, und
lässt einen Olynthier Aristophanes bezeugen, dass Demosthenes
ihn für 1000 Drachmen zum falschen Zeugniss in dieser Sache -
habe dingen wollen; dazu bezeugen noch zwei namhafte Athener,
dass sie dies von Aristophanes gehört haben.?) Wir haben also
zu wählen zwischen zwei Annahmen, dass Demosthenes dies
vergeblich versucht, und dass dem Aischines dasselbe gelungen
sei. Im allgemeinen waren falsche Zeugen dazumal ein gang-
barer und kaum sehr theurer Artikel.) Nachdem der Angeklagte
sich über die schändlichen Tücken des Gegners gehörig ereifert‘),
macht er gleichsam innehaltend eine Art von Recapitulation?),
kommt aber bald wieder auf Einzelnes in der bisherigen Weise:
auf seine Theilnahme an Philipp’s Siegesfeier in Delphi, auf
seinen Wechsel in der Politik, auf seine Kriegsdienste, deren
Demosthenes verächtlich gedacht hatte, und mit denen er sich
nun selbst empfiehlt.%) Von hier scheint er zu den Bitten und
dem pathetischen Epiloge”) überzugehen, biegt aber sogleich
aus und bringt das Stück aus Andokides mit eigner Fortsetzung,
um aus der Geschichte der Stadt seine Friedenspolitik zu
rechtfertigen.) Dann erst kommen die wohlausgeführten
1) 144—145; 146— 152. 2) 163-155. Die Zeugen Δερκύλος Αὐτο-
κλέους Αγνούειος und ’Apıcrelöne Εὐφιλήτου Κηφιειεύς sind auch aus In-
schriften bekannt. 8) Von den erkanften Zeugen seines Gegners spricht
Dem. $ 216; davon, dass er selbst sich keine phokischen Mitkläger habe
dingen wollen, $ 80. Olynthische Zeugen für Anderes hat er, $146. 4)
186158. 5) 169: dich’ ἅμα μὲν ὑμᾶς, ἅμα δ᾽ ἐμαυτὸν (indem er etwas
vergessen haben möchte) εἰς ἀνάμνητιν τῶν κατηγορημένων (also nicht
seiner Vertheidigung) ἀγαγεῖν βούλομα. 6) 162—163; 164— 166; 167—
170. Τὴ 171: ἀπαγτείλας τοίνυν πρῶτος τὴν τῆς πόλεως νίκην — πρώτην
ταύτην ὑμᾶς ἀπαιτῶ χάριν κτέ. 8) 172—177, zuletzt über die Gegen-
wart; von da kommt er 178 auf seinen Prozess und gibt eine Reihe all-
182 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
Bitten'), an die sich das auch hier scharf geschiedene Schluss-
wort und darin die Aufrufung der Fürsprecher anfügt.?)
Was immer zu dem für Aischines günstigen, wenn auch
nicht sehr ehrenvollen Ausgange des Prozesses die Fürsprache
des Eubulos und Phokion mitwirkte: man wird anerkennen
müssen, dass auch seine eigne Rede einen solchen Ausgang
herbeizuführen wohlgeeignet war. A. Schäfer sowohl wie Lord
Brougham erklären sie für sein bestes Werk, und das, obwohl
ersterer daneben hervorhebt, dass die Klageschrift des Demo-
sthenes in keinem Punkte widerlegt sei.°) Nämlich die beiden
andern Reden leiden an dem Grundmangel, dass die moralische
und staatsmännische Qualifikation des Redners für die hier über-
nommenen Aufgaben nicht zureichte, während in der Gesandt-
schaftsrede er nichts grösseres scheinen will, als er wirklich war.
Die noch übrige dritte Rede, κατὰ Κτηειφῶντος (mapa-
νόμων), dreizehn Jahre später als die zweite im Jahre 330 ge-
halten, ist die längste der drei, fast ebenso lang wie die demo-
sthenische Gegenrede, auf die ich wegen der näheren Umstände
des Prozesses verweise‘) ® .
Das ausgedehnte Prooemium der Rede wird mit Recht
schon in der Hypothesis als allzu tragisch und mehr einem Epi-
loge ähnlich. getadelt,°) Aischines beginnt mit einem Hinweise
auf die Zurüstungen der Gegner, indem er sich an einen viel-
gemein zusammenfassender Enthymemen. Die Entlehnung aus Andokides
(s. oben $. 168) merkt schon der Schol. zu 175 an. 1) 179-182. 9)
188-184, 8) A. Schäfer II, 383. Lord Brougham Works VII, 202 (his
masterpieoe). 4) 8. Abth. II, 1, 8. 364f. 5) Hypoth. p. 862: μέμ-
ψαιτο δ᾽ ἄν τις τὸ προοίμιον ὡς τραγικὸν καὶ περιττὸν καὶ ἐπιλόγῳ μᾶλλον
ἐοικός, vgl. Ρ. 868: ὅρα δὲ πῶς ἐπιλογικῶς ἤρξατο ἀπὸ ευνηγόρων ἐκβολῆς,
ὥςπερ καὶ Δημοςθένης (or. 19). Schol. zu $ 1 (παράταξις): δοκεῖ δὲ τραγι-
κωτέρᾳ κεχρῆεθαι εὐθὺς ἐν ἀρχῇ τῇ μεταφορᾷ, unter Vergleichung des dem
Sinne nach ähnlichen Anfangs der demosth. Gesandtschaftsrede. ἸΤαράταξις
hat auch der Redner Philinos, 8. d. folg. Anm. — Die αὔξηεις im Pro-
oemium erwähnt und begründet Hermogenes μεθ. dev. p. 441 Sp. — Tpa-
γικώτερον fand man äuch das Prooemium (ἃ, h. $ 41) der Timarchen,
Hypoth. 1 or. I.
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 183
benutzten Gemeinplatz anlehnt!); nach dieser vorläufigen διαβολή
schildert er mit neuem Anfang, zum Zweck der Steigerung des
vorliegenden Falles, die in den Versammlungen des Rathes und
des Volkes eingerissene Zuchtlosigkeit, bei welcher gegen die
Uebermacht und Willkür der Redner nur’ noch ein Schutz für
die Demokratie bleibe, die Klagen wegen Gesetzwidrigkeit. Er
belehrt die Richter, mit denselben Worten wie in der Timarchea,
über die verschiedenen Verfassungen; er ermahnt auf das dring-
lichste, die für die Demokratie wesentliche Geltung der Gesetze
trotz aller Beeinflussungen, die man versuche, getreulich zu
hüten, und mit der Aufhebung widergesetzlicher Dekrete und
der Bestrafung ihrer Urheber heute einen Anfang zu machen.?)
— Da der Redner von Aufhebung spricht, so scheint das Pro-
oemium bereits im Jahre 336 gleich nach Einbringung der
Klage verfasst), was sicher der Fall ist bei den folgenden
Stücken. 330 nämlich war das gesetzlich nur auf ein Jahr
gültige Probuleuma längst von selber ungültig geworden, und
es ist eine durch keine Andeutung der beiden Redner gestützte
Vermuthung, dass Ktesiphon 330 seinen unter Anklage stehenden
Antrag zum zweitenmale vom Rathe hätte genehmigen lassen.)
— Die Prothesis, die hier keine deutliche Partition enthält,
ist im Prooemium beiläufig schon gegeben’); der Redner wendet
1) $ 1 Anfang: τὴν μὲν παραςκευὴν ὁρᾶτε ὦ ἄ. ’A., vgl. Andok. 1,
1: τὴν μὲν mapackeunv ὦ ἄ. — ἐπίεταςθε; Lys. 19, 2: τὴν μὲν map. —
ὁρᾶτε; ebenso Lys. πρὸς Νικίαν frg. 190 8. bei Clem. Alex. Strom. 6 p. 626
Sylb., wo noch aus Kratinos angeführt wird: τὴν μὲν mapackeunv Icwc
yıyvuckere, und ferner ein ähnlicher Anfang des Redners Philinos, 8. u.
zu Ende dieses Capitels. — Vgl. auch das bei Aisch. Folgende mit And.
8.5. 2) $ 3. --8 (8 λύετε τὰς παρανόμους γνώμας xre). — $ 9 μετρίως
μοι ἐλπίζω προειρῆςθαι, vgl. or. 1, 8. 8) Das Präsens und der Plural
γνώμας könnten freilich auch mit Rücksicht darauf gewählt sein, dass ein
Aöcaı τὴν γνώμην nicht mehr nöthig war. Auch könnte der sebr schlechte
logische Zusammenhang im ganzen $ 8 auf Ueberarbeitung seitens des
Redners hinweisen. 4) Vgl. III, 1, 866, 2; J. Baerwinkel de lite Ctesi-
phontea (Lpz. 1878) S. 118 5) $ 8 ἐὰν ἐξελέγξωμεν Κτησιφῶντα καὶ
παράνομα γεγραφότα καὶ ψευδῆ καὶ ἀςύμφορα τῇ πόλει. Davon geht ψευδῆ
allerdings auf das dem Dem. gespendete Lob (vgl. $ 50) u. somit auf den
zweiten (dritten) Theil der Beweisführung; doch ist das nicht weiter hervor-
gehoben.
184 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
sich nun zur Darlegung der übertretenen Gesetze, welche ver-
wehren einen Rechenschaftspflichtigen zu bekränzen. Er
entwickelt in erzählender Form, gegen was für Missbräuche
man das Gesetz erlassen, und schildert, welche Winkelzüge nun
doch gegen dasselbe "versucht würden, während Ktesiphon es
sogar ganz offen und unverhüllt übertreten hat.!) Im Jahre 330
wäre nun hier alsbald der Nachweis nöthig gewesen, dass Demo-
sthenes zur Zeit der Antragstellung rechenschaftspflichtig war;
doch in der That folgt hierüber noch nichts, sondern die Ab-
fertigung eines „zweiten Einwandes“?), nämlich dass Demosthenes’,
Vorsteherschaft beim Mauerbau nicht als Amt (ἀρχή), sondern
als eine blosse Geschäftsführung (ἐπιμέλεια καὶ διακονία) auf-
zufassen sei. Es scheint also, dass vor diesem Stücke ursprüng-
lich die Beantwortung eines ersten Einwandes stand; dass mit
der Entfernung desselben nicht auch die Uebergangsformel ge-
ändert wurde, ist keine schlimmere Nachlässigkeit, als wenn
gleich darauf und nachher noch öfter von Demosthenes’ Amts-
führung das Präsens stehen geblieben ist.) Hierauf hat Kirch-
hoff zuerst hingewiesen, und daraus gezeigt, dass die betreffenden
Abschnitte nothwendig schon im Jahre 336 verfasst sein müssen, .
was dann bezüglich des einleitenden Berichtes über das Gesetz
auch ohne bestimmtes Anzeichen anzunehmen sein wird.) —
Demosthenes stützt sich thatsächlich nicht auf den von Aischines
zunächst bekämpften Einwand°), sondern darauf, dass es für die
Schenkung, für welche er belobt werde, eine Rechenschaft über-
haupt nicht gebe. Gegen dieses Argument richtet sich ein
weiterer, ebenfalls der alten Ausarbeitung angehöriger Abschnitt
1). 9-12. 2) 13—16. — $ 18: λέξουει δὲ — καὶ ἕτερον λόγον
ὑπεναντίον τῷ ἀρτίως εἰρημένῳ, ὡς ἄρα κτέ. Es hilft nichts, wenn Weidner
mit codd. el das καὶ tilgt. Schol. zu 18: οὐδένα προεῖπε τῶν ἀντιδικούντων
Aöyov- πῶς φηεὶ δὲ καὶ ἕτερον; Die Rückbezichung auf $ 11 (εὕρηνται
κρείττονες λόγοι τῶν νόμων) ist augenscheinlich; aber das Dazwischen-
stehende passt: nicht. 3) 14: ἔστι δ᾽ ὁ A. τειχοποιός, 17: λέξει τὰρ
οὕτως" τειχοποιός εἰμι. 28: ἀπὸ πολλῶν ὧν ἔχεις. Kirchhoff Abh. ἃ.
Berl. Akad. 1875, 8. 64f. 4) $ 12: γέγραφε μεταξὺ Δημοςθένην ἄρχοντα
«τεφανοῦν liess sich auch 330 richtig sagen. 6) Dem. 18, 111: τοζούτου
γὰρ δέω λέγειν ὡς οὐκ εἰμὶ ὑπεύθυνος, ὃ νῦν οὗτος διέβαλλε καὶ διωρίζετο.
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 185
der Anklagerede: es wird aufs breiteste gezeigt, dass die Rechen-
schaftspflicht nach den Gesetzen ganz unbeschränkt sei; also
hätte Demosthenes warten sollen, bis er ordnungsgemäss nach-
gewiesen, dass er wirklich geschenkt und nicht unterschlagen.')
— In der neuen Bearbeitung ist nun hier zunächst der Nach-
weis eingeschoben, dass Demosthenes damals in der That Be-
amter war, und zwar sowohl als Vorsteher des Theorikon, als
welcher er nach damaliger Einrichtung eine Masse der ver-
schiedensten. Funktionen auf sich vereinigte, wie als Bauherr.?)
Ersteres Amt kommt nur in dieser Einlage und weder vorher
noch nachher vor, was wieder Kirchhoff bemerkt hat; dagegen
spricht Demosthenes in der Vertheidigung zunächst von diesem
Amte und dann erst von der Funktion eines Bauherrn.°) Ich
denke nun nicht mit Kirchhoff, dass Aischines den 330 ganz
unerlässlichen Abschnitt erst nach der Verhandlung, mit Rück-
sicht auf die Vertheidigung, eingeschaltet habe, sondern stelle
mir die Sache so vor. Der Ankläger bezog sich ursprünglich
nur auf die Funktion, anlässlich deren Demosthenes die Schen-
kung gethan; denn dass er gleichzeitig auch zur Theorikenkasse
geschenkt habe, scheint spätere Erdichtung.*) Da aber das
Gesetz die Bekränzung einer ἀρχὴ ὑπεύθυνος verbot, und die
Qualifizirung jener Funktion als einer ἀρχή nur mit Sophismen
sich machen liess), so glaubte er schliesslich doch, das gleich-
1) 1728. 2) 34; 25—26 (adEnac); 27 (τειχοποιόο). --- A. βαρύ $ 25,
dass die Vorsteher des Theorikon diese Funktionen bis auf Hegemon’s
Gesetz gehabt hätten, und zugleich $ 26, dass D. sie damals gehabt; wenn
er also nicht lügt, so ist dies Gesetz nach 336 erlassen. Dies gegen
v. Halm Ber. ἃ. Akad. z. München 1875, 8, 4, 3; vgl. gegen denselben
auch Baerwinkel 1. c. 8.26. 8) Dem. 18, 113, 4) Es steht dies in
dem gefälschten Psephisma D. 18, 118, und daraus, wie es scheint, bei
Pseudoplut. Dem. p. 846. Vgl. Kirchhoff 1. c. 8, 65 Anm.; Weil Plaidoy.
polit. de D. k, 389; Dionys. ad Amm. I, 12. 5) Aisch. $ 31 ἀπαγορεύει
νόμος ἀρχὴν ὑπεύθυνον μὴ crepavoüv, während er. $ 11 das Wort ἀρχή
beim Citiren unterdrückt. Ueber die vom Redner hier angewandten So-
phismen vgl. v. Halm 1. c. 8. 4. Wäre A. bier im Rechte, so würden
wir bei ihm vor allem andem den Nachweis finden, dass D. sich für diese
Funktion einer Dokimasie unterzogen, und dass er hinterdrein dem Staate
Rechenschaft abgelegt; nun aber behauptet er so etwas nicht 'einmal.
186 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
zeitig von Demosthenes bekleidete unzweifelhafte Amt mit herein-
ziehen zu müssen. Ktesiphon seinerseits scheint bei seinem An-
trage die Auffassung gehabt zu haben, dass die Funktion kein
Amt sei, das wirkliche Amt aber mit der Schenkung und also
auch der Bekränzung nichts zu thun habe; da indes die letztere
Rechtfertigung dem Gesetze gegenüber nicht zu halten, die
erstere aber unzureichend war, so verzichtete Demosthenes auf
beide, und deckte nun diesen Punkt so gut es ging ander-
weitig. — Aischines knüpft in der neuen Redaktion an die Fest-
stellung, dass Demosthenes Bauherr gewesen, noch eine zweite
Widerlegung des Einwandes, dass dies keine ἀρχή; wir ersehen
aus dem hier gegebenen indirekten Beweise lediglich, wie miss-
lich es mit der Behauptung des Anklägers in diesem Stücke be-
stellt ist.!) Dann eine wieder der ersten Ausarbeitung angehörige
Recapitulation des vor der Einlage Dargelegten.?) Er führt nun
noch ein zweites übertretenes Gesetz vor, welches die Aus-
rufung des Kranzes im Theater untersagt.) Dies παράνομον
hatte er, wie es scheint, im Jahre 336 noch gar nicht entdeckt;
denn er spricht vorher in der Rede gar nicht davon.t) Ich habe
nun schon früher meine Ansicht im Einklange mit Kirchhoff
dahin ausgesprochen, dass Aischines dasselbe nur durch Ver-
stümmelung eben des von ihm angezogenen Gesetzes zu Wege
bringt, von dem er den Zusatz weglässt: πλὴν ἐάν τινας ὃ
δῆμος ἢ ἣ βουλὴ ψηφίεηται.) Da nun aber seine Behauptung,
dass etwas thatsächlich häufig Vorkommendes®) absolut ungesetz-
lich sei, jeden befremden musste, so schiebt er den Gegnern den
Einwand. unter, dass das hier Verbotene durch ein anderes
1) 8. 28—30. 2) $ 31; hier wieder Präsens ἔχει, und keine Er-
wähnung der Vorsteherschaft beim Theorikon. 3)32—34. 4) 89:
περὶ μὲν οὖν τῆς ὅλης κατηγορίας -- — περὶ δ᾽ αὐτῶν τῶν νόμων, οἱ κεῖνται
περὶ τῶν ὑπευθύνων, παρ᾽ οὖς τὸ ψήφ. τοῦτο τυγχάνει γεγραφὼς Κτηςιφῶν.
6) ΠΙ, 1, 369, 4; Kirchhoff 8, 63, der freilich auf die Frage allzuwenig
eingeht; gegen ihn Baerwinkel 8. 66. 6) Ὁ. 18, 120; v. Halm 8. 7f. —
Belege für eine solche Ausrufung aus den att. Inschriften: 1, 59 (Ol. 92, 3).
II, 10° (96, 4). [wahrsch. auch 85]. 251 (zwischen 118, 2 u. 120, 1). 254
(dieselbe Zeit; Ausrufung an den Panathenäen). 300 (121, 2). 311. 312
(123, 3) u. ef.
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 187
Gesetz, das dionysische, 'erlaubt sei; nämlich auch in diesem
Gesetze war bei dem Verbote der Ausrufung von Kränzen im
Theater hinzugesetzt: ἐὰν μὴ ψηφίςηται ὁ δῆμος. Gegen diesen
Einwand richtet nun Aischines eine endlos lange Argumentation:
ein derartiger Widerspruch sei von vornherein unmöglich; die
Stelle beziehe sich auf die von auswärtigen Staaten verliehenen
Kränze, von denen freilich nicht eine Silbe dastand; der Beweis
wird daher indirekt und aus Indieien geführt.!) — Nun bleibt
dem Redner noch der dritte, wie er selbst sagt, wichtigste
Theil seiner Beweisführung: dass die Motivirung der Bekränzung
aus Demosthenes’ patriotischem Wirken thatsächlich unwahr
sei, also auch darum der Antrag widergesetzlich, da alle Gesetze
(d. h. nicht etwa ein einzelnes bestimmtes) Unwahrheiten in
öffentliche Dekrete einzutragen untersagten.?) Nachdem er in
der Form der παράλειψις über Demosthenes’ Privatleben einiges
gesagt’), schiebt er bezüglich der politischen Thätigkeit des
Gegners demselben unter, dass er sie nach vier Zeitabschnitten
eintheilen wolle: bis zum philokratischen Frieden, bis zum Wieder-
ausbruch des Krieges, bis zur Schlacht bei Chaironeia, bis zur
Gegenwart; er selber will sich nun ebenfalls an diese Eintheilung
und Ordnung halten.) Was den ersten Zeitabschnitt be-
trifft, so beschuldigt er den Demosthenes, dass er im Einver-
nehmen mit Philokrates und mit diesem von Philipp bestochen
die Stadt beim Friedensschlusse in dreifacher Hinsicht geschädigt,
ausserdem den makedonischen Gesandten aufs ärgste geschmeichelt
habe.5) Indem er zu der zweiten Zeit übergeht, erklärt er
zunächst, warum Demosthenes nach dem Frieden zum Gegner
Philipps geworden; dann beschuldigt er ihn, den neuen Krieg
1) 85—48; vgl. v. Halm 8. 8.8, Derselbe vermuthet auch (8. 15f.),
was schon von Spengel geäussert worden, dass A. den ganzen Abschnitt
über das dionysische Gesetz erst nach der Verhandlung zugefügt habe, vgl.
Kirchhoff I. c. Ich meine aber, dass dies Blendwerk gerade vor Gericht
unentbehrlich war. 2) 49—50; es soll also auch dies ein παράνομον sein.
Gegen des Redners Intention Schol. zu $ 54: μετέρχεται ἐπὶ τὸ δίκαιον
κεφάλαιον ἐντεῦθεν, mAnpuicac τὸ νομικόν; vgl. Hypoth. p. 352f.; correkt
das. p. 849. 8) 51-53. 4)54—57. 6) 58—61 weitläufige Prodior-
thosis und Prothesis; 62— 75; 76 (κολακεία); 77— 78 Abschweifung.
188 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
hervorgerufen zu haben.!) Und wenn sich nun jener dagegen
auf das durch ihn zu Stande gebrachte Bündniss mit Euböa und
Theben berufe, auf die „ehernen und stählernen Mauern“, mit
denen er das Land befestigt, so gibt Aischines zuvörderst betreffs
des euböischen Bündnisses eine weitausgeholte und sehr breite
Darstellung, wonach Demosthenes lediglich der bezahlte Helfers-
helfer seines Freundes Kallias von Chalkis war, und die Inter-
essen Athens schnöde preisgab.?) Augenscheinlich ist hier eine
Nebenabsicht die Verdächtigung des Kallias und seines Bruders
Taurosthenes, für die Demosthenes gerade damals, worauf mehr-
fach hingewiesen wird, das Bürgerrecht beantragt hatte®); leider
wissen wir anderweitig nicht, wann dies geschah.‘) Auffällig ist
aber, dass nicht nur in der Einführung des Abschnittes die
„ehernen Mauern“ auf einen Ausdruck der Kranzrede hinweisen®),
sondern auch bald darauf ganz unverkennbar eine andre Stelle
derselben Rede nachgeahmt ist‘), welche Erscheinungen sich bei
dem späteren, in jener Einführung mitangekündigten Abschnitt
über das thebanische Bündniss wiederholen. Dazu kommt, dass
1) 79—81; 82—83. 2) 84 Hypophora; 85— 102; Anhang 103— 105
über die Bestechung, eingeleitet wie der Anhang zum 1. Abschnitt 76 mit
ὑπόλοιπον δέ μοί dcr. 8) 85: Καλλίου καὶ Taupocdevouc, oc οὗτος νυνὶ
μιςθὸν λαβὼν ᾿Αθηναίους εἶναι τολμᾷ. γράφειν. 86: Καλλίας, dv Δημ, μιςθαρ-
γῶν ἐνεκωμίαζε (in der Volksversammlung; man beachte, dass über der-
gleichen Anträge zweimal abzustimmen war, Dem. 59, 89£.). 87: Taup. ὁ
γυνὶ πάντας δεξιούμενος καὶ mpocreüv. 4) Die Sache erwähnen Hyper.
Dem. col. 17; Dein. 1,44. δ) $ 84: ναὶ, ἀλλὰ χαλκοῖς καὶ ἀδαμαντίνοις
τείχεαν ὡς αὐτός φηςι τὴν χώραν ἡμῶν ἐτείχιςε, Cor. 2991. (300 τούτοις
ἐτείχικα τὴν χώραν). Vgl. A. Schäfer III B 8. 76. 6) $ 85 von dem
euböischen Feldzuge gegen die Thebaner: — — κύριοι τῆς Εὐβοίας γενό-
μένοι, καὶ τάς τε πόλεις αὐτὰς καὶ τὰς πολιτείας ἀπέδοτε ὀρθῶς καὶ δικαίως
τοῖς παρακαταθεμένοις, οὐχ ἡγούμενοι δίκαιον εἶναι τὴν ὀργὴν ἀπομνημονεύειν
ἐν τῷ πιςτευθῆναι. Cor. 100: τὸ καταςτάντες κύριοι καὶ τῶν «ωμάτων καὶ
τῶν πόλεων ἀποδοῦναι ταῦτα δικαίως —, μηδὲν ὧν ἠδίκηςθε ἐν οἷς ἐπιςτεύ-
θητε ὑπολογιςάμενοι, Dem. erwidert hier auf eben diesen Abschnitt des A.;
man kann daher die Berührung ableiten, die zwischen A. $ 85 (Θεμίςωνος
u. s. w.) und Ὁ. 99 stattfindet, zumal da die Uebelthaten der Euböer gegen
Athen in der wirklich gehaltenen Rede des A. nach D.'s Zeugniss ($ 95) in
der That erörtert waren. Aber dass D. den Gegner je ausgeschrieben
hätte, was bei der ersterwähnten Stelle der Fall sein müsste, kann ich
nicht annehmen.
Pr}
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 189
nach Ausweis der demosthenischen Erwiderung Aischines mit
den Euböern zusammen auch die Byzantier und das Bündniss
mit diesen verdächtigt hatte, wovon wir jetzt nicht das Geringste
lesen.!) Es scheint also, dass er bei der Herausgabe der Rede
in diesem Abschnitte Manches theils umformte theils strich,
lezteres vielleicht, wie schon A. Schäfer vermuthet, mit Rück-
sicht auf die Stimmung in den hellenischen Gemeinden, bei denen
er damals sich aufhielt. — Für den dritten Zeitabschnitt
lautet die erste Anklage auf Gottlosigkeit gegen das delphische
Heiligthum., Der Redner verbreitet sich über den alten Krieg
gegen Kirrha und die Consekration des Gebietes dieser Stadt,
über den Frevel der Amphisseer, die es bebauten, und zwar
unter Bestechung des Demosthenes, dass er dazu schwiege, dann
vollends ausführlich über sein eignes Auftreten in Delphi, und
wie Demosthenes die Athener von dem heiligen Kriege gegen
Amphissa zurückgehalten habe.?) Nachdem er so nicht minder
sich selbst vertheidigt?) wie jenen angeklagt, bringt ihn seine
fromme Stimmung noch zu Abschweifungen über Demosthenes’
weiterhin gezeigte Gottlosigkeit‘), und über das ans Wunder-
bare grenzende Walten des Schicksals, welches in der Gegenwart
alle Machtverhältnisse umgekehrt, die Makedonier, die Befreier
des delphischen Heiligthums, so hoch erhoben, hingegen unter
den andern Staaten auch Athen so erniedrigt habe, und dies
seitdem der gottverhasste Demosthenes es leite.5) Dieser letzte
Abschnitt ist sicher erst 330 geschrieben‘); was weiter folgt,
dass das thebanische Bündniss den Zeitumständen und nicht der
Beredsamkeit des Demosthenes, wie jener sich rühme, zu ver-
danken 8617), könnte noch späteren Ursprungs sein, da nicht nur
auf demosthenische Behauptungen Bezug genommen wird®),
1) Ὁ. 95. 238. 240f.; A. Schäfer III B 76f., der auch A. $ 256 anzieht
(ὅταν φῇ Βυζαντίους μὲν ἐκ τῶν χειρῶν mpecßevcac ἐξελέςθαι τοῦ Φιλίππου);
diese Stelle setze eine frühere Darlegung der Sache in der Rede voraus.
2) 106 Prothesis für diesen und z. Th. den nüchsten Abschnitt; 107— 129.
3) Vgl. D. $ 140. 4) 130—131. 5) 182— 136. 6) Vgl. 132. 133.
7) 187—141. 8) 137: ὃς τολμᾷ λέγειν βλέπων εἰς τὰ mpöcwra τὰ ὑμέτερα,
ὡς ἄρα Θηβαῖοι τὴν ευμμαχίαν ὑμῖν ἐποιήςαντο — διὰ τὰς Δημοςθένους
δημηγορίας.
190 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
sondern auch eine gewisse Berührung mit einer anderweitigen
Stelle der Kranzrede stattfindet.') Alsdann wirft Aischines dem
Gegner vor, dass er in dem Bundesvertrage Athen benachtheiligt,
den Krieg eigenmächtig und verkehrt geleitet, den von Philipp
angebotenen Frieden verhindert habe.?) Dann kommt er auf die
Schlacht, und sucht in aller Weise zu zeigen, wie ungehörig und
unsinnig es sein würde, den Urheber solchen Unglückes zu be-
kränzen.’) — Der vierte Zeitabschnitt wird am kürzesten
behandelt; die Hauptbeschuldigung ist, dass Demosthenes sich
insgeheim mit Alexander vertragen, und darum alle Gelegenheiten,
Krieg mit ihm anzufangen, verabsäumt habe.*) Man rügt hier
mit Recht, dass Aischineg solche Dinge, die später als Ktesiphon’s
Antrag fallen, überhaupt mit hereinzieht; wenn er indes nur die.
Wahrheit sagte, so würde ich dies leicht verzeihen. — Den Schluss
des ganzen Haupttheiles bildet der Nachweis, dass Demosthenes
die für einen volksfreundlichen Staatsmann, als welchen er sich
ausgiebt, unerlässlichen Eigenschaften nicht besitze; hier werden
namentlich auch die Antecedentien der Familie durchgenommen,
ausser jenem, was über das eigene Privatleben des Gegners noch
zu sagen war.’) — Alles Nachfolgende wird man als Epilog im
weitesten Sinne rechnen.°) Der Redner ergeht sich über das
Unwesen der massenhaft und masslos ertheilten Ehrenbezeugungen,
und hält dagegen die ganz verschiedene Sitte der Vorfahren,
unter Vergleichung des Demosthenes .mit den nie bekränzten
1) A. 188f.: καίτοι πολλὰς μὲν πρότερον mpecßelac ἐπρέεβευςαν εἰς
Θήβας οἱ μάλιςτ᾽ οἰκείως ἐκείνοις διακείμενοι, πρῶτος μὲν Θραεύβουλος -- —
(139) ἀλλ᾽ ὅμως οὐδεὶς πώποτ᾽ αὐτοὺς ἐδυνήθη προτρέψαεθαι εἰς τὴν
ὑμετέραν φιλίαν. D. $ 129: καίτοι πολλοὶ παρ᾽ ὑμῖν ὦ ἄ. ᾿Α. yerdvan
ῥήτορες ἔνδοξοι καὶ μεγάλοι πρὸ ἐμοῦ, Καλλίετρατος — -- Θραεύβουλος,
ἕτεροι μυρίοι" ἀλλ᾽ ὅμως οὐδεὶς πώποτε τούτων διὰ παντὸς ἔδιυκεν ἑαυτὸν
wre. Dazu kommt, dass A. die hier dargelegte Behauptung nachher noch
einmal kaum minder ausführlich bringt, 237—239. — Nicht zuviel Gewicht
möchte ich darauf legen, dass Dem.'s Worten eben bezüglich des damaligen
Krieges: τὰ πολλὰ ψηφίεματα, ἃ νῦν οὗτος διέευρε ($ 218), bei A. nichts
genau entspricht, vgl. A. Schäfer 1. c. 8.76. 3) 8 141-144; 146-47;
148 — 151. 3) 153 — 158. 4) 159 — 167. 5) 168 -- 176 (Schol. παρ-
&«Bacıd. 6) Die Scholien freilich lassen den Epilog erst bei 230 be-
ginnen.
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 191.
alten Staatsmännern, und mit Beispielen von Ehrenerweisungen,
wie sie damals als solche galten.!) Hierauf ein augenscheinlich
erst nach der Verhandlung eingeschobenes Stück, eine Erwiderung
auf das in der Kranzrede angezogene Beispiel des Faustkämpfers
Philammon.?) — Mit guter Vermittelung fügt sich eine neue
Gedankenreihe an, die an das im Prooemium Gesagte erinnert;
er zeigt, wie streng man bei Klagen wegen gesetzwidrigen
Antrages ehemals gewesen, und redet gegen die durch Fürsprecher
versuchte Beeinflussung.°) Alsdann schreibt er die Weise der
Vertheidigung vor: wenn ja die Richter dem Ktesiphon gestatten
wollen, den Demosthenes als Beistand aufzurufen, so möge dieser
sich vor allem an die Gesetzesfrage und überhaupt an die Ord-
nung der Anklage ‚halten; wobei dann Aischines Gelegenheit
findet, kurz zu recapituliren.‘) Angefügt ist hier noch eine
Ausschliessung des Mitleids.’) Der Verdächtigung von Ktesiphon’s
Person ist sodann ein kurzer Abschnitt gewidmet‘); ein recht
langer dient zur Abwehf der Beschuldigungen, die Demosthenes
gegen Aischines selber vorbringen werde.’) Zum Theil, wenn
auch nicht durchweg®), ist dies eben das, was wir in der Kranz-
rede wirklich lesen; ein Stück geht offenbar auf die nachträg-
liche Ueberarbeitung zurück.’) Der merkwürdigste Fall aber ist,
dass es heisst, Demosthenes wolle Aischines’ Beredsamkeit mit
1) 177—188. 2) 189 (angeführt καίτοι πυνθάνομαί γ᾽ αὐτὸν μέλλειν
λέγειν, ὡς οὐ δίκαια ποιῶ κτέ.), vgl. Dem. 319; Schäfer 1. c. 8.76. 3)
190— 200 (ἐκβολὴ cuvnräpwv). 4) 301 -- 206 (202 ἵνα καὶ ὑπομνήςω Öpäc).
5) 301 --212. 6) 213 — 214. 7) 215— 229. 8) Bei Dem. nicht
wiederzufinden 216: τὰς ἐν τοῖς γυμναείοις μετὰ τῶν νεωτέρων μου δια-
τριβὰς καταμέμφεται; das.: λέγων ὡς ἐγὼ τὴν γραφὴν οὐχ ὑπὲρ τῆς πόλεως
ἐγραψάμην, ἀλλ᾽ ἐνδεικνύμενος ᾿Αλεξάνδρῳ, vgl. 217. 319. 9) 3261.
(Gleichniss vom Arzt), vgl. Ὁ. $ 243; A. Schäfer 8. 75. — Sch. vermuthet
auch (8. 76), dass der ganze Abschnitt 221—229 hinterdrein umgearbeitet
sei; namentlich sehe die Darstellung der Sache des Anaxinos und die An-
apielung auf Antiphon $ 3986. ganz wie eine Vertheidigung gegen Dem.
132—137 aus, Er hebt aber dann selbst das Bedenkliche solcher Muth-
nassungen hervor, da doch A. auf die einzelnen Vorwärfe grossentheils
gefasst sein musste, u. z. Bsp. über seine ficuxia (D. $ 307) sich schon vor
Gericht wirklich ausgesprochen hatte; denn auf diese Stelle ($ 218) nimmt:
umgekehrt D. $ 82 Bezug. Jedoch die nochmalige Behandlung dieses selben
Punktes 8 220 (ἐπιτιμᾷς δέ μοι xt&.) möchte von der Umarbeitung herrühren,
"192 Aischines. Rede gegen Ktesiphon.
dem Gesange der Sirenen vergleichen; dies nämlich kommt in
der Kranzrede keineswegs vor, scheint aber doch wirklich gesagt
und nur in die herausgegebene Rede nicht aufgenommen zu sein,
während Aischines nach dem Gehörten auch diese Stelle ein-
schob.!) — Der nicht geringe Rest des Epilogs?) lässt eine
Ordnung nur allzusehr vermissen. Wir finden Zusammenfassungen?),
mannichfache Enthymeme gegen die Bekränzung, Mahnungen,
auf der Hut für die Demokratie zu sein“), Nachweis, dass nicht
Demosthenes das Verdienst an dem thebanischen Bündniss
habe®), erneute Aufforderung an Ktesiphon, sich selber zu ver-
theidigen.°) Unmittelbar vor dem Schlusse ruft Aischines im
höchsten Aufschwunge als seine Fürsprecher die alten Staats-
männer Athens aus dem Grabe herauf, einen Solon, Aristeides,
Themistokles, und dann kommt, mit dem eigentlichen Schluss-
wort, der merkwürdige Fall von der Höhe grossartiger Bered-
samkeit zu der Tiefe schlechter Deklamation: „ich nun, o Erde
und Sonne und Tugend und Einsicht“ und wie es weiter lautet, ein
Fall, der nach Lord Brougham’s Meinung aus der von ihm ge-
missbilligten Attischen Sitte, nicht in vollem Pathos eine Rede
zu schliessen, herzuleiten ist.) Aber man wird ebenso richtig
1) A. 228f.; Schäfer 8. 19. 2) 230-269. Die Scholien fassen nur
dies Stück als Epilog, und theilen es in 10 τόποι. 3) $ 230 (noch in
demselben Paragraphen ‚abgebrochen; von Apsines Τέχνη p. 390 nach un-
genauer Erinnerung vollständiger gegeben); 236f.; auch 36δέ, 4) 233—
235; 249. 5) 237— 239, und nochmals kurz 256. 6) 3415 ὭἼ
$ 260; Lord Brongham Works VIL, 184f.: But A. was obliged to compose
himself after this burst; and he added the two sentences, one of which
has ever been deemed both extravagant and absurd (nur Weidner z. St.
findet die Apostrophe „volksthümlich“) — —, and the other (καὶ el μὲν
καλῶς καὶ ἀξίως xt.) becomes still more feeble than it naturally would
have been, by immediately following that lofty but clumsy flight. The
result is a total failure — one of the most remarkable in the history of
rhetoric — an attempt which is violent and overstrained, rather than ve-
hement, yet heary withal and cold, bearing the character of the worst
deelamation, and sucoeeded by a mean commonplace, withont any felicity
whatever, either of conception or execution. This failure — this sudden
reverse of fortune — this total defeat in the very moment of the most
prodigious success — ἃ transition from one of the grandest triumphs of
the art of oratory to nearly the most signal discomfiture upon record etc.
Aischines. Charakter als Redner. 193
sagen, dass die heroische Maske des Patrioten dem Aischines
schlechterdings nicht sitzen wollte, so sorgfältig er sie sich ange-
passt und so geschickt er sie bisher bewahrt hatte; am Ende
fällt sie doch, und der Schauspieler kommt zum Vorschein.
Der gänzliche Misserfolg dieser Rede, die dem Ankläger
nicht einmal zu dem fünften Theil der Stimmen verhalf, erscheint
auch nach dem rednerischen Verdienst des Werkes nicht unge-
recht. Dena so kräftig und mächtig manches ausgeführt ist, so
mangelt doch fast durchweg eins, das Ueberzeugende der Be-
weisführung: je gehäuftere Schlechtigkeit aller Art dem Demo-
sthenes zur Last gelegt wird, desto mehr fordert man gründliche
Erörterung und reichliche Belege,-und um solche ist der Redner
hier viel weniger als in der Gesandtschaftsrede bemüht. Die
letzte zur Sache gehörige Urkunde wird vor der Mitte der Rede
beigebracht.) Am gründlichsten behandelt Aischines die Ge-
setzesfrage; aber gerade bei diesem Theile füllt auf, dass er sich
so wenig darum gekümmert hat, das schon 336 Geschriebene
mit dem 330 Hinzugefügten zu verschmelzen, während die nach-
folgenden Abschnitte der Rede, wiewohl sie an mehreren Stellen
noch nach der Verhandlung überarbeitet sind, doch keine allzu
sichtlichen Spuren davon zeigen.
Es bleibt nun noch übrig, den allgemeinen rednerischen
Charakter und das Verdienst des Aischines genauer darzulegen.
Hinsichtlich der Gattung seiner Reden vergleicht er sich unter
den Zeitgenossen mit Lykurgos, unter den Früheren mit Ando-
kides; denn auch diese beiden haben nur δημόειοι λόγοι, und
zwar aus eigner Person, verfasst. Andokides’ Schriftstellerei mag
der des Aischines auch an Umfang ungefähr gleichgekommen
sein; waren doch beide nur gelegentlich Staatsmänner, und ferner
keine gelernten und geschulten Redner, weshalb eben sie sich
mit der Logographie für Andre nicht abgaben. Aischines scheint
die Verwandtschaft mit Andokides selber herausgefühlt zu haben,
da er ja gerade ihn vielfach benutzt?); übrigens macht das
1) 8 194. 2) 8. oben 8. 158, Anın. 2.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 18
194 Aisohines. Ausdruck.
Talent einen ungeheuren Unterschied. — Wenn er nun mit den
genannten Rednern und auch mit Demosthenes sich leicht ver-
gleichen und gegen sie abmessen lässt, so ist dies einem Lysias
oder Hypereides gegenüber dadurch erschwert, dass die Gattung,
in der diese beiden ihre Stärke hatten, der des Aischines ent-
gegengesetzt ist.!) Gegen Demosthenes und auch Hypereides ist
er dadurch etwas in Nachtheil, dass seine Werke uns vielfach
entstellt überliefert sind, und dass keine Musterhandschrift uns
hilft, die Glosseme und die sonstigen Verunstaltungen zu be-
seitigen.?)
Gleichwohl, um hiermit zu beginnen, ist soviel hinlänglich
sicher, dass Aischines’ Ausdruck von der Classieität, der Durch-
arbeitung und Sorgfalt, der gedrungenen Knappheit des Demo-
sthenes in der That weit entfernt war. So trägt er keine Scheu,
öfters auch auf geringem Raume dieselben Ausdrücke einfach zu
wiederholen, wie in der ersten Rede bei der Classifikation der
einschlägigen Gesetze: πρῶτον μὲν... περὶ τῆς «ωφροςύνης τῶν
παίδων τῶν ὑμετέρων .. ἔπειτα δεύτερον περὶ τῶν μειρακίων, τρίτον
δ᾽ ἐφεξῆς περὶ τῶν ἄλλων ἡλικιῶν, und gleich darauf in der Pro-
thesis: πρῶτον μὲν... τοὺς νόμους οἱ κεῖνται περὶ τῆς εὐκοςμίας
τῶν παίδων τῶν ὑμετέρων, ἔπειτα δεύτερον τοὺς περὶ τῶν μειρακίων,
τρίτον δ᾽ ἐφεξῆς τοὺς περὶ τῶν ἄλλων ἡλικιῶν.) So schreibt
kein Stilkünstler. Wiederum in dieser Rede: ΤΤιττάλακος ἄνθρωπος
δημόειος οἰκέτης τῆς πόλεως --- — πρὸς ἄνθρωπον δημόειον οἰκέτην.
τῆς πόλεως, und in der Ktesiphontea: τὸ δοκεῖν μὲν ἀληθῆ λέγειν,
ἀρχαῖα δὲ καὶ λίαν ὁμολογούμενα --- --- μὴ δοκεῖν ψευδῆ λέγειν,
ἀλλὰ παλαιὰ καὶ λίαν προωμολογημένα, und däselbst: ὅτι παρὰ
τοῦτο Φίλιππος οὐκ ἦλθεν ἡμῶν ἐπὶ τὴν χώραν, ὅτι οὐκ ἦν αὐτῷ
καλὰ τὰ ἱερά --- — εἰ γὰρ ὁ μὲν κρατῶν οὐκ ἦλθεν εἰς τὴν τῶν
κρατουμένων χώραν, ὅτι οὐκ ἦν αὐτῷ καλὰ τὰ ἱερά.) Mit grösserem
1) Vgl. Theon Progymn. VI, 12 Sp. (oben 8. 165,6). 2) Esist Weidner's
Verdienst, eine gründlichere Methode in der Verwerthung der stark aus-
einandergehenden handschriftlichen Ueberlieferung angebahnt zu haben.
8) 1, 1. 8. 4) 1,54. 3,53. 131. Vgl. noch 1, 81 (τοῖς ἀκούουει). Bif.
(ὁ τὰρ... τοῦτο πράττων .. αὐτῷ μοι δοκεῖ τούτῳ ἔνοχος εἶναι. 2, 98
(οὐδὲν ἀληθές). 8, 8 (λαχόντες προεδρεύειν.. 300,2 (ὅταν δ᾽ ὑπερπηδήςας
Aischines. Ausdruck. 195
Abstande findet sich derartiges noch häufiger: cewacde μεγάλην
ῥώμην (Ἡγηςάνδρου καὶ) Τιμάρχου zweimal innerhalb einer Seite,
und sogar ein ganzes Enthymem wird in der Timarchea wörtlich
an einer späteren Stelle nochmals gebracht.!) Doch solche
Nachlässigkeiten, auch wenn sie auffallen, werden doch nicht so
leicht unangenehm empfunden, und dasselbe gilt auch von einer
gewissen Breite, die namentlich bei Erzählungen zuweilen her-
vortritt: καταπλεῖ δεῦρο ἐξ “EAAncnövrou Ἡτγήςανδρος, περὶ οὗ
«πάλαι εὖ οἶδ᾽ ὅτι θαυμάζετε διότι οὐ μέμνημαι" οὕτως ἐναργές
&crıv ὃ ἐρῶ. οὗτος ὁ Ἡγήςανδρος ᾿ ἀφικνεῖται, ὃν ὑμεῖς κάλλιον
ἴετε ἢ ἐγώ. ἔτυχε δὲ τότε ευμπλεύεας εἰς «Ἑλλήσποντον ταμίας
Τιμομάχῳ ---, καὶ ἧκε δεῦρο κτέ,, so dass die Ankunft dreimal
angegeben wird.?) Aber ein schlimmerer Fehler ist die Unklar-
heit, die nicht nur in den Beweisführungen, worauf ich später
komme, sondern auch in Erzählungen und sonst gar nicht selten
begegnet. So in der Timarchea: ὡς τοίνυν ἐκέκτητο ὁ πατὴρ
αὐτοῦ ἀργύριον οὐκ ὀλίγον, ὃ οὗτος ἠφάνικε, τοῦθ᾽ ὑμῖν ἐπιδείξω.
φοβηθεὶς γὰρ τὰς λειτουργίας ἀπέδοτο ἃ ἦν αὐτῷ κτήματα ἄνευ
τῶν ἀρτίως εἰρημένων 5), wo keineswegs alsbald klar ist, wer der
Verkäufer ist, Timarchos oder sein Vater; auch kommt Aischines
nicht einmal darauf zurück, dass folglich der Vater, den er meint,
viel baares Geld besessen haben müsse. In derselben Rede erzäht
er, dass ein gewisser Demophilos vorgekommene Bestechungen
τὴν δικαίαν ἀπολογίαν κτέ). 2018. (δικαίας ἀπολογίας --- δικαίως ἀπολογεῖ-
«θαι — δικαίαν ἀπολογίαν. 1) 1, 58. 62; das. 86. 177 (ἐὰν μὲν γὰρ κο-
λάζητε... κύριοι δ᾽ οὐκέτι)λ. Vgl. noch 1, 65/45 (ἐπειδὴ ἐν δικατηρίῳ ἐςμέν).
85/80 (βοᾶτε τὴν ἐπωνυμίαν τῶν ἔργων ὧν εύνιςτε αὐτῷ). 3, 18/202 (οὐ
mpocdtxeche κακοῦργον «οφιετὴν ... ἀναιρήςειν). 34/204 (οὐ τοὺς νόμους μόνον
κτέ.). 66/78 (μικαλέξανδρος καὶ μιςοφίλιππος). 131/152 (ἀθύτων ... κίνδυνον).
141/239 (ὁ δὲ κομίζων ... χρεία ευμμάχων). 176/190 (ἵνα δὲ un... ὑποθέςεωρ).
213/215 (περὶ δὲ .. εἰπεῖν. 214/246 (πονηρίαν καὶ mopvoßocklav). 246/247
(εὖ γὰρ ἴετε ὦ &. ᾿Α). (Wiederholungen zwischen verschiedenen Reden:
1, 4 vgl. 8, 6; 1, 175 vgl. 3, 198.) 2) 1, 55f., vgl. 141 (ἐπειδὴ γὰρ...
λόγους nach dem Gesagten ganz überflüssig); 2, 13f. (viel unnöthiges in
der Erzählung, so 18 ἐπειδὴ δ᾽ ἐπανῆλθε δεῦρ᾽ ὁ Kmapav ἀπὸ τῆς πρε-
«βείας, ἀπήγγειλε πρὸς ὑμᾶς ὑπὲρ ὧν ἐπέμφθη, καὶ πρὸς τούτοις ὅτι wre,
wofür ἐπανελθὼν δ᾽ ὁ Kr. ἀπήγγειλε πρὸς ὑμεῖς ὅτι genügt hätte). 83f.
(ῥηθέντων δὲ τῶν λόγων τούτων ἃ. 5. w): 8) 1, 101.
185
196 Aischines. Ausdruck.
denuneirt habe, auf welches Verbrechen sowohl für den Geber
wie für den Empfänger Todesstrafe gesetzt sei; in der That seien
die Schuldigen zum Tode verurtheilt worden. Dass dies von den
Bestochenen gilt, nieht von denen die bestochen hatten, merkt
man erst an dem, was er hinzufügt, um das Vergehen als gering
gegenüber dem des Timarchos darzustellen.‘) In andrer Weise
unklar ist in der Ktesiphontea: ἔπειτ᾽ ἀπέρχεςθε ἐκ τῶν ἐκκληςιῶν
οὐ βουλευςάμενοι, ἀλλ᾽ ὥςπερ ἐκ τῶν ἐράνων, τὰ περιόντα νειμά-
μενοι. Wenn er die Beschlussfassungen über zu vertheilende
Theorika meint, so hat der Tadel in dem Zusammenhange gar
keine Stelle; sind aber die Ueberschüsse metaphorisch zu ver-
stehen, als der Rest von Macht, den die Redner dem Volke übrig
lassen, so ist der Ausdruck für den Gedanken der möglichst un-
klare. — Anderswo ist das Gemeinte wohl klar, aber der Mangel
an Logik auffallend, wie von Ktesiphon’s Antrag: οὐ τοὺς νόμους
μόνον ὑπερβὰς ἀλλὰ καὶ τὸν τόπον nereveykWv?), als ob nicht
auch die Ausrufung im Theater, statt in der Volksversammlung,
ein παράνομον sein sollte. Und dies wird noch obendrein an einer
späteren Stelle wörtlich wiederholt.*) Oder aber der Ausdruck ist
auffällig incorrekt: τὴν εἰρήνην τοὺς τῶν ὅπλων ἡγεμόνας, ἀλλὰ
μὴ τοὺς πρέεβεις ἀπαιτεῖτε (die Verantwortung für den Frieden).
— Τὴν μὲν ἐν Πλαταιαῖς... πεζομαχίαν .. ζηλοῦν κελεύων .., τὴν
δ᾽ εἰς (ικελίαν crpareiav φυλάττεεθαι (die Nachahmung dieses
Feldzuges). — Ὃς τοῦ βουλευτηρίου καὶ τῶν dnnociwv γραμμάτων
καὶ τοῦ χρόνου καὶ τῶν ἐκκληςιῶν καταψεύδεται (lügt, wo doch
dies wider ihn zeugt).°) Und so lassen sich alle die Fehler, die
1) 1, 868: Vollständig unklar ist die Erzählung 114f., ebenso die $
172. 2) 8, 301. Vgl. 1, 177 (era. . παραδείγματος). 192 (οὐχ ὁ λόγος,
ἀλλ᾽ ὁ καιρός). 193 (Ecraı .. ἀναιεχυντῇ). 2, 146 (ἃ δ᾽ ἐςτὶ τοῖς κτέ.). 159
(ἀλλ᾽ οἶμαι .. τῷ κρινομένῳ), 182 (διὰ τὰς ἐμὰς ἡδονὰς κάκιον οἰκεῖ). 8, 4
(καὶ τὰς κρίςεις τὰς μὲν... κρίνουςι). 250 (καὶ ἐφ᾽ οἷς ἐςτιν wre). 8) 8, 84.
4) 8, 204. — Vgl. 2, 88: τὴν ψυχὴν ἢ τὴν οὐείαν ἢ τὴν ἐπιτιμίαν τινὸς
ἀφελόμενος, ἐξ ὧν αὑτοὺς ἀνηρήκαεί τινες (860 dass eine Blutschuld entsteht,
worauf es dem Redner ankommt), οἱ δὲ καὶ δημοείᾳ ἐτελεύτηςαν. 170:
μάπω ευνήγορον, Av μὴ τούτοις ευνδοκῇ (noch nicht als Fürsprecher, was
er überhaupt ohne Genehmigung der Richter nicht sein wird. ὀ 6) 2,
73. 76. 92. Vgl. 96 ἐπὶ ταύτην (τὴν mpecßelov) ἥκεις τὴν ἐπὶ τοὺς ὅρκους,
statt ἐπὶ τὰς ὑπὲρ ταύτης εὐθύνας. 138 ἐν ἣ (πρεεβείᾳ) ευναγορεύων μοι
Aischines., Ausdruck. 197
wir z. Bsp. an den pseudodemostRenischen Reden für Apollodoros
rügen, bei Aischines wiederfinden, nur nicht in demselben Grade
vorhanden, und ferner reichlich aufgewogen durch Vorzüge, deren
jene entbehren. Er schreibt, wie es der Augenblick ihm eingiebt,
und ist Dank seinem Talente um Worte nie verlegen; bei der
reichen Fülle derselben kommt es ihm auf das Einzelne so sehr
nicht an, und im ganzen ist er doch deutlich soweit er es sein
will. So rühmen ihn auch die Alten nicht nur als deutlich!),
sondern auch als leicht verständlich, und daher für den Anfänger
besser als Lysias geeignet?); mit Recht, insofern bei diesem
sowohl die Knappheit als das künstlerische Bestreben das Ver-
ständniss etwas erschwert, Aischines dagegen weder an sich noch
an seine Leser hohe Anforderungen stellt.
Bisher war nur von den „nothdürftigen Vorzügen“ (ἀναγκαῖαι
ἀρεταί) des Ausdrucks die Rede, als Correktheit, Deutlichkeit,
Kürze, die an und für sich noch keinen grossen Redner machen;
Aischines hat aber auch von den „hinzutretenden Vorzügen“
(ἐπίθετοι ἀρ.) viele, und diese müssen bei ihm jene, soweit die-
selben minder vorhanden, ersetzen. Die Alten rühmen das
Glänzende, Würdevolle, auch das Kraftvolle seines Ausdruckes,
während sie die Correktheit und Reinheit ihm absprechen®); und
in der That ist das eigentliche Streben des Redners viel mehr
darauf gerichtet, durch schöne Worte zu bezaubern und einzu-
nehmen, als durch einfache und deutliche zu belehren. In der
ersten und zweiten Rede ist der Ausdruck noch mehr ungekünstelt
als in der dritten, in welcher Aischines, der Grösse der Sache
φαίνει. --- Dionysios tadelte nach den Scholien 3, 180 τὰ εώματα mapa-
καταθέμενοι (alte Corruptel für παραθέμενοι) u. 189 ἐςτὶν ὁ ἀγὼν -- — πρὸς
αὐτὴν τὴν ἀρετήν. 1) Πολιτικὸς εἴπερ ἕτερός τις Hermog. p. 418; περὶ
τὴν ὀνομακίαν εὔτημος Phot. cod. 61; capnvelac φῶς Philostr. I, 18, 8; =.
auch Isidor. Epist. IV, 91, Phot. cod. 264. 2) Dion XVIN, 11 (oben
8. 165, δ. 8) Splendor verborum, Cie. Orat. 110; ἐν τῇ τῶν λέξεων ἐκλογῇ
πομπικὸς ἅμα καὶ δεινός, Dion. Ἄρχ. xp. Υ͂, δ; τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων,
Phot. 20 8 40; copıcrixdc καὶ γαῦρος καὶ τῷ μεγέθει .. πλεονάζων, Hermog.
p- 418; his (Lys. Hyp.) latior et audentior et excelsior, Quint. XII, 10, 38;
sehr bezeichnend ἁβρὰ ςεμνολογία Philostr. 1. c. Dagegen (Caecil.) bei
Schol. or. II, 1: οὐδὲν τοῦ χαρακτῆρος τοῦ Πλατωνικοῦ «ᾧζει, οὔτε τὸ
ἀκριβὲς καὶ καθαρόν κτέ.
198 Aischines. Ausdruck.
entsprechend, alle seine Mittel aufbieten zu müssen glaubte. Und
diese Mittel sind nicht gering, sondern er beherrscht das ganze Gebiet
des Ausdruckes, den mehr poetischen -sowohl wie den kräftigen
und volksmässigen. Zu dem letzteren gehören z. Bsp. die Be-
theuerungs- und Beschwörungsformeln, die Aischines, der feine
Mann, zwar nicht so häufig wie Demosthenes, aber doch häufiger
als andere Redner und ferner mit viel Mannichfaltigkeit anwendet:
μὰ τὸν Aıövucov, νὴ τὸν TToceidw, μὰ τὸν Ἡρακλέα und so fort.!)
Ferner Steigerungen mit δεινῶς: δεινῶς ἀεχημονεῖν, ἀγνοεῖν Ἶ),
oder mit καὶ μάλα: καὶ μάλα εἰδότως , und durch Zusammen-
setzung mit ὑπέρ: ὑπεραιεχύνεεθαι, ὑπερεκθεραπεύειν, ὑπερκατα-
veAacroc*), was alles der gewählter schreibende Demosthenes
entweder gar nicht oder doch nur selten sich gestattet. Volks-
mässig ist auch τὰς ἐξ ἀνθρώπων nAnydc?); aus der Komödie
genommen die in der Gesandtschaftsrede zusammengestellten Aus-
drücke für einen geriebenen Schurken: ὅ,τι μὲν οὖν nor’ ἦν ὁ
κέρκωψ ἢ τὸ καλούμενον παιπάλημα ἢ τὸ παλίμβολον ἢ τὰ τοιαῦτα
ῥήματα, οὐκ ἤδέιν πρότερον), sprüchwörtlich Eurybatos und
Phrynondas und wiederum Pataikion, als Typen der Verworfen-
heit.) Im Schimpfen mangelt dem Aischines die Originalität
seines Gegners; er bringt es nur zu Bezeichnungen wie κίναιδος,
ἀνδρόγυνος, κίναδος, θηρίον.) Unanständige Worte mag er nicht;
aber obscöne Andeutungen zu machen und mit Zweideutigkeiten
zu kitzeln geht ihm um so leichter von Statten, und er begibt
1) 1, 52 (mit Bedacht gewählt). 73. 88. 3, 212. Ferner μὰ (νὴ) Δία,
πρὸς τοῦ Διός 1, 69. 79. 98. 3, 172. 217; μὰ τὸν Δία τὸν Ὀλύμπιον 1, 75.
3, 255; πρὸς (τοῦ) Διὸς καὶ (τῶν ἄλλων) θεῶν 1, 70. 87. 8, 156; νὴ τὸν
Δία (τὸν ’OA) καὶ τὸν ᾿Απόλλω 1, 81. 88. 108; νὴ τοὺς θεοὺς 2, 180; πρὸς
θεῶν, 1, 16. 8, 61; μὰ (νὴ) τ. θ. τοὺς Ὀλυμπίους 8, 183, 228. Die erste
Rede hat also davon am meisten, die zweite fast nichts, Ausrufungen mit
Nennung von Göttern: ὦ Ἡράκλεις 1, 49. 3, 21; ὦ γῆ καὶ θεοὶ καὶ δαίμονες
καὶ ἄνθρωποι ὅτοι κτέ. 8, 137. 2) 2, 39. 102; vgl. δεινῶς ἐεχετλίαςεν 2,
δῖ, ὃ. θεραπεύειν 3, 116, δεινὴ ἀπαιδευεία 1, 132; ὃ. Avacguvria 2, 57; dar-
μονίως ἐςπουδακώς 1, 41. 3) 1, 111; καὶ μ. φιλεταίρως 1, 110. 4)1,
33 und 8, 151; 2, 154; 3, 192. Ὑπεραγανακτεῖν 1, 60; ὑπερεπαινεῖν 3, 97.
Aehnliches in psendodemosth. Reden, vgl. Abth. III, 1, 496. 5) 1, 59.
6) 2,40. Τὴ 3, 187.189. 8) κίναιδος 1, 181. 2, 151; ἀνδρ. 2, 127;
ὦ κίναδος 3, 167; θηρίον 2, (20). 34. 3, 182. Κάθαρμα 3, 211 (Ὁ. 19, 198).
Aischines, Ausdruck. 199
sich so tief in den Schmutz hinein, dass es schon die Alten
rügen.‘) — Wiederum findet sich bei ihm eine ziemliche Anzahl
von solchen Worten und Metaphern, die als eigentlich poötisch
im allgemeinen von den Rednern gemieden werden: xnkeiv,
ἐρεθίζειν, ἄρδην, ὀδυνᾶςθαι), ferner βουθυτεῖν, ἀείμνηςτος, ἀκλε-
ἐςτάτα; πανύετατος, θεοβλάβεια, ξενοκτόνος ), und von Metaphern
διαζυγέντες ἐμοῦ, ἰαςόμενοι τὸ δωροδόκημα, ἣ τύχη ευνεκλήρωςέν
με ἀνθρώπῳ εὐκοφάντῃ, ἔναυλον ἦν ἔτι τότε mäcıv.‘) Aischines
geht trotz seiner Vertrautheit mit der Tragödie nicht so weit,
gleich dem Andokides ausgesprochen tragische Ausdrucksweisen
aufzunehmen; aber man merkt es dennoch, dass er von der Bühne
und nicht von der gerichtlichen Praxis hergekommen. Der
sophistische Putz und Pomp, den ihm Hermogenes zum Vorwurf
macht, beruht grossentheils im Ausdrucke, freilich nicht nur in
einzelnen hervorstechenden Worten, sondern weit mehr noch in
den Wendungen und in dem gesammten Tone, indem es ja auch
innerhalb des gebräuchlichen Ausdruckes genug schöne und wohl-
klingende Worte giebt. Ich führe folgende Beispiele von καλλιλογία
an: ceciyntar μὲν τὸ κάλλιετον καὶ CWEPPOVECTATOV κήρυγμα τῶν Ev
τῇ πόλει" „ric ἀγορεύειν βούλεται τῶν ὑπὲρ πεντήκοντα ἔτη Yeyo-
νότων xr&“ (ςεείγηται halb poetisch).°) Anderswo: ἐκεῖνοι μὲν
μεγάλων κακῶν ευμβάντων Ecwcav τὴν πόλιν, τὸ. κάλλιετον ἐκ
παιδείας ῥῆμα φθεγξάμενοι, μὴ μνηεικακεῖν (mehr geziert als klar).°)
Ferner: καὶ τούτων τῶν ποιημάτων (der Verse von der φήμη)
τοὺς μὲν εὐςχημόνως βεβιωκότας εὑρήςετε ἐπαινέτας ὄντας΄ πάντες
γὰρ οἱ δημοείᾳ φιλότιμοι παρὰ τῆς ἀγαθῆς φήμης ἡγοῦνται τὴν
δόξαν κομιεῖςθαι᾽ οἷς δ᾽ αἰςχρός Ecrıv ὁ βίος, οὐ τιμῶει τὴν θεὸν
1) (Caec.) Ὁ. Schol. or. II, 1 (εὐχερῶς ἐπὶ τὸ λοιδορεῖν αἰςχρῶς καὶ ἀπρεπῶς
ῥήτορι ἐξαγομένη). Vgl. εὔταρκον κτέ. 1, 41; χρήςιμος 61; ὑπερήφανα τὰ
ἐπιτάγματα ἐπιτάττειν 10; τετρυπημένη 19; gehäufte Zweideutigkeiten 82#f.;
widerlich auch 74f.; ferner gegen Dem. 2, 23. 88. 127. 149, 3, 162. 174.
2) 1, 191. 8, 229 (2349); 2, 37. 177; 3, 98. 186. 143. 145. 168; 1, 58. 8)
3, 77; 2,180. 8, 148. 180; 1, 168; 3,245; 8, 188; 3, 224. Vgl. ἀνίατος 3,
114; τῶν ἀνιάτων καὶ ἀνηκέςτων 3, 166; ἀθύτων καὶ ἀκαλλιερήτων 3, 131.
152; πόλις dcrureltwv 8, 188; ἑλκοποιεῖς 8, 208, u. 8. w. 4) 2, 179; 8,
69; 2, 183; ὃ, 190. 6) 3, 4. Τί ceciynran δόμος ᾿Αδμήτου Eur. Alc. 78.
6) 3, 208.
200 Aischines, Ausdruck.
ταύτην᾽ κατήγορον γὰρ αὐτὴν ἀθάνατον ἔχειν hyodvrau.!) Unleug-
bar ist dies wirklich sehr schön und anmuthig gesagt, aber es
ist kaum noch rednerischer Stil. Würdevoll und feierlich beginnt
in der Ktesiphontea die Schilderung der grossen Umwälzungen
der Gegenwart: τοιγάρτοι τί τῶν AveAnicrwv καὶ ἀπροςδοκήτων
ἐφ᾽ ἡμῶν οὐ γέγονεν; οὐ γὰρ βίον γε ἡμεῖς ἀνθρώπινον βεβιώκάμεν,
ἀλλ᾽ εἰς παραδοξολογίαν τοῖς ἐςομένοις μεθ᾽ ἡμᾶς ἔφυμεν. ἡ Weder
hier noch im Folgenden wird der reine attische Geschmack ver-
misst; den Satz über Theben setzt Agatharchides bei. Photios
den Künsteleien des Asianers Hegesias rühmend entgegen: Θῆβαι
δὲ Θῆβαι, πόλις ἀςτυγείτων, μεθ᾽ ἡμέραν μίαν ἐκ mecne τῆς "EAAG-
doc ἀνήρπαεται.᾽) Dennoch ist der Unterschied von Demosthenes
klar; denn die entsprechende Darlegung der Kranzrede über das
gegenwärtig waltende Verhängniss‘) ist nicht entfernt so aus-
geführt und giebt nicht mehr als zum Beweise nothwendig,
während Aischines sich frei ergeht und es kaum zu fassen ist,
zu was für einem Beweise das Einzelne dienen solle. Das ist
was Quintilian sagt: plenior Aeschines (als Dem.) et magis fusus
et grandiori similis, quo minus strietus est; carnis tamen plus
habet, minus lacertorum.°)
“ Doch es sind nicht allein schöne Worte, mit denen Aischines
zu wirken sucht, es sind auch kräftige und nachdrückliche Worte
und überhaupt eine nicht gewöhnliche Redeweise, wodurch dann
ebenfalls sein Stil eine gewisse Grösse erhält. Ich nehme einen
Satz aus der dritten Rede. Οὕτω δὲ ταῖς αἰτίαις ἐνέφραξας τὰς
κατὰ cavrod τιμωρίας, ὥςτε τὸν κίνδυνον εἶναι μὴ col τῷ ἀδική-
cavrı, ἀλλὰ τοῖς ἐπεξιοῦςει, πολὺν μὲν τὸν ᾿Αλέξανδρον καὶ Φίλιππον
ἐν ταῖς διαβολαῖς φέρων, αἰτιώμενος δέ τινας ἐμποδίζειν τοὺς τῆς
πόλεως καιρούς, ἀεὶ τὸ παρὸν λυμαινόμενος, τὸ δὲ μέλλον κατ-
ἐπαγγελλόμενος.) Es sind hier Metaphern mit ἐμφράττειν, ἐμπο-
δίζειν, auch φέρειν, Metonymie in τὸν ᾿Αλέξανδρον statt τὸ
1)1, 186. 3) 8, 182. 8) 188; Agatharchides b. Phot. p. 447 a
348. (ἄριετα τῆς μὲν ἀπωλείας τὸ τάχος τῇ μεταφορᾷ «ημήνας, τοὺς κινδύνους
δ᾽ ἐφικτὰς ἐκ τοῦ τὸν πεπονθότα τοῖς ἀκούουει δεικνύειν ὅμορον ὑπάρχοντα.
4) Dem. 18, 2705. 6) Quint. X, 1, 77. 6) 3, 338.
Aischines. Ausdruck. 201
᾿Αλεξάνδρου ὄνομα, auch in πολὺ statt πολλάκις), sodann das
ungewöhnliche Compositum xarenayy&Akecdaı?) und das starke
Wort λυμαίνεεθαι. So pflegt selbst Demosthenes nicht zu schreiben,
dem Aischines aber sind, zumal in dieser Rede, alle diese Mittel
des künstlichen Ausdruckes sehr geläufig, und schon die Alten
tadelten es als „tragisch“, dass er zu Beginn des Prooemiums
die Metapher τὴν παράταξιν von der gegnerischen Zurüstung
gebrauche.®) Seine Sprachgewandtheit ist überall zu bewundern,
das Mass wird man manchmal vermissen, sowohl in Bezug auf
die Häufigkeit solcher Ausdrücke als auf ihre Stärke. Und diese
Sorglosigkeit des Redners ist um so wunderbarer, als er wieder-
holt dem Demostlienes eine Neigung zu seltsamen Phrasen vor-
rückt, und fast stets, wenn er denselben redend einführt, ihn
sich ‘möglichst absonderlich ausdrücken lässt.) Wir sehen also
klärlich, dass nicht etwa sein Kunstgeschmack an der Redeweise
des Gegners Anstoss nahm, sondern dieselbe ihn mit Bewunderung
und Eifersucht erfüllte, so dass er einerseits jenen durch Carikatur
herunterzureissen, andrerseits selbst es ihm gleichzuthun suchte,
ähnlich dem was wir von Isokrates’ Gegnern bei diesem lesen.°)
Beispiele von Aischines’ Kühnheiten sind: ἣ πόλις ἡμῶν Muovvricou
(ein Seeräubernest) καὶ τῆς τῶν λῃςτῶν δόξης ἀνεπίμπλατο (wegen
der Gewaltthütigkeiten gegen Kauffahrer).®) — Μὴ .. τρόπαιον
1) So auch 1, 166 πολὺς ὁ Φίλιππος ἔεται. 3) Bei A. noch $ 306.
1, 117. 173 (Weidner 2. 88). 3) 3, 1 mit Schol. (8. oben 8. 182, 5; es
heisst dann weiter: πολιτικώτερον δ᾽ ὑπὸ Δημοτθένους εἰρῆςθαι τὸ αὐτὸ
νόημα ἐν- τῷ τῆς mapampecßelac — — „öcn μὲν ὦ ἄνδρες ᾿ΑΘ. «πουδὴ καὶ
παραγτελία yerovev“). 4) Vgl. Abth. III, 1, 66. In der ersten Rede ist
noch weniger von dieser Tendenz zu merken (vgl. $ 119. 125f. 168); in den
beiden andern 8. 2, 21 (πηγὰς λόγων — ἀπορράψειν τὸ Φιλίππου «τόμα
ὁλοεχοίνῳ ἀβρόχῳ). 49 (ἀποδιατρίβωει τὴν ὑπερόριον λαλιὰν ἀγαπῶντες ἐν τοῖς
οἰκείοις πράγμαειν, $ 60", wird dann D.'s ευντομία nachgemacht). 84 (οὐδὲ
σιτνιύκκειν κτέ.), 106, 110 (ὅτι πρῶτος ἐπιςτομίςαι τοὺς τὴν εἰρήνην ἐκ-
κλείοντας). 111 (καταδὺς εἰς τὸ cxöroc). (122. 128 die Tendenz weniger
deutlich). 3, 55 (ἐγκαλύπτωμαι wre). TIf. 84 (χαλκοῖς καὶ ἀδαμαντίνοις
relyecv, Carikatur von Ὁ. Cor. 299f., 8. oben 8, 188, δ). 146 (διαδικατίαν
ἔφη γράψειν τῷ βήματι πρὸς τὸ crparhriov). 160 (ἐπιλαβόμενος τῶν τριχῶν).
159 (εἰρηνοφύλακα). 160. 164. 166. 207 (ὑπ᾽ αὐτῆς τῆς ἀληθείας διηριθμη-
μένους). 309. 256 (ἐκ τῶν χειρῶν ἐξελέεθαι). 5) Isokr. 12, 16f. 166.
263. 6) 2, 72 (τῆς Muowv. verm. Franke).
202 Aischines. Ausdruck.
ἵςτατε ἀφ᾽ ὑμῶν αὐτῶν Ev τῇ τοῦ Διονύεου ὀρχήετρᾳ (durch Demo-
sthenes’ Bekränzung), und’ αἱρεῖτε παρανοίας ἐναντίον τῶν Ἑλλή-
νων τὸν δῆμον τὸν ᾿Αθηναίων.) --- Ἐπειςάξει γὰρ (Dem.) τὸν
γόητα καὶ βαλαντιοτόμον καὶ διατετμηκότα τὴν πολιτείαν Ἶ, d. h. er
wird, wie in einem neuen Epeisodion, seine Gaukelkünste zeigen,
mit denen er den Staat in Parteien zerspaltet. — Wo möglich
noch härter: οὐ cuAAaßövrec ὡς λῃςτὴν τῶν πραγμάτων, ἐπ᾽
ὀνομάτων διὰ τῆς πολιτείας πλέοντα, τιμωρήςεεθε); Dazu kommt
seine Neigung zu hyperbolischem Ausdruck: εἴ πού τις ἔςτι κακία
κατ᾽ ἀνθρώπους, ἂν μὴ πρωτεύοντα περὶ ταύτην ἀποδείξω Δημο-
«θένην, θανάτου τιμῶμαι, in der Gesandtschaftsrede‘), und mit
: Ueberschreitung alles Masses in der Ktesiphontea: τὴν μιαρὰν
κεφαλὴν ταύτην καὶ ὑπεύθυνον, ἣν οὗτος παρὰ πάντας τοὺς νόμους
γέγραφε «τεφανῶςαι, μυριάκις κατατέτμηκε καὶ τούτων μιςθοὺς
εἴληφε τραύματος. ἐκ προνοίας τραφὰς γραφόμενος, καὶ κατα-
κεκονδύλιςται, ὥςτ᾽ αὐτὸν οἶμαι τὰ τῶν κονδύλων ἴχνη τῶν Μειδίου
ἔχειν ἔτι φανερά), wo auch das κατατέτμηκε nur auf einen einzigen
Fall geht. Mit solchen plumpen Schmähungen konnte freilich
Aischines den ganz anders gearteten Angriffen des Demosthenes
nicht die Spitze bieten. Oder aber die Hyperbel ist leer und
frostig, wie in derselben Rede von einem demosthenischen Volks-
beschluss: μακρότερον μὲν τῆς Ἰλιάδος, κενότερον δὲ τῶν λόγων
οὖς εἴωθε λέγειν, καὶ τοῦ βίου ὃν βεβίωκε, mectöv δ᾽ ἐλπίδων οὐκ
ἐςομένων καὶ «τρατοπέδων οὐδέποτε cuAkeynconevwv®), denn mit
dem κενότερον u. 5. ἢ, ist gar nichts gesagt, und was der Redner
ausdrücken wollte, liegt auch in dem weiter folgenden necröv
κτέ. mit hinreichend starker, sogar von Härte nicht freier Be-
zeichnung. — Es bestätigt sich also überall, was die Alten sagen,
dass Aischines’ Stil der eines Naturalisten sei, unberührt von
der sorgsam glättenden Feile des Kunstredners. Sein natürliches
Talent macht ihn einen Lykurgos übertreffen; aber ein Hypereides,
der dasselbe Talent hat, ist ihm durch seinen durchgebildeteren
Geschmack: überlegen. Aus Isokrates borgt Aischines wohl einmal
1) 8, 166. 93,20. 8) 8, 38. 4) 3, 169. 6) 8,212. 6)
3, 100. — Ein andres Beispiel von Hyperbel 8, 166: ὁ ᾿Αλέξανδρος ἔξω τῆς
ἄρκτου καὶ τῆς οἰκουμένης ὀλίγου δεῖν mäcnc μεθειςτήκει.
Aischines. Composition. 203
eine Phrase‘); aber im allgemeinen ist ihm das Muster desselben
fremd geblieben, was sich auch in der Art zeigt, wie er die
Fülle der Rede anstrebt. Denn jene Verbindungen von Synonyma,
wie sie bei Isokrates und Demosthenes so häufig: ckoneiv καὶ
φιλοτοφεῖν, εἰπεῖν καὶ διηγήςαςθαι , also die doppelte Bezeichnung
von Begriffen, die in sich keine besondere Stärke haben, wendet
Aischines nicht eben an, und überhaupt werden Synonyma von
ihm nur in der ersten Rede etwas öfter verbunden°); dagegen
liebt er sehr die Verbindung des positiven und negativen Aus-
drucks (ςχῆμα κατ᾽ ἄρειν καὶ θέειν), gleichwie Herodot und Anti-
phon.‘) So zu Anfang der ersten Rede: οὐ χαλεπὸν ἀλλὰ καὶ
πάνυ ῥάδιον --- ὅταν εὐνομῆςθε καὶ μὴ καταλύηςθε ὑπὸ τῶν παρα-
γνομούντων, und in den andern: μὴ παραλιπεῖν ἀλλ᾽ εἰπεῖν — οὐ
κακῶς ἀλλ᾽ ὡς οἷόν τε ἄριετα — οὐκ ἐκ δημοκρατίας ἀλλ᾽ ἐξ᾽
ἑτέρας πολιτείας --- μηδεὶς οὖν ὑμῶν τοῦτ᾽ ἀγνοείτω, ἀλλὰ ςαφῶς
ἕκαετος ἐπιςτάςθω, und künstlicher: καὶ ταῦτ᾽ οὐκ ἐγὼ μὲν κατη-
γορῶ ἕτεροι δὲ παραλείπουειν, ἀλλὰ κἀγὼ λέγω καὶ πάντες ἐπι- -
τιμῶειν καὶ ὑμεῖς cüvıcre®), wo Demosthenes das κἀγὼ λέγω aus-
gelassen haben würde.®) Ferner hat er eine grosse Vorliebe für
die dem Isokrates völlig fremde figura etymologica, durch welche
ebenfalls eine gewisse Fülle zu entstehen pflegt: τοὺς νόμους oüc
ἐνομοθέτηςε, παράνομον πολιτείαν πολιτευόμενοι, dencıv ἰςχυρὰν
ἐδεήθη.
In Bezug auf Composition zählt Aischines nicht zu denen,
1) 3, 182 ὁ τῶν ἹΤερεῶν βρειλεύς, ὁ τὸν "Alu διορύξας, ὁ τὸν Ἑλλής-
ποντον ζεύξας (la. 4, 89). 2) Vgl. Abth. II, 125f.; II, 1, 988: 8)
1, 137 φιλανθρώπου καὶ εὐγνώμονος ψυχῆς, das. ὅτον διέςτηκε καὶ ὡς πολὺ
διαφέρει, 189 φρουρὰν καὶ φυλακήν, 141 ἠκούςαμεν καὶ ἐμάθομεν, das. ἀγα-
θοὺς καὶ χρηςτοὺς ποιητάς, u. 8. f, --- Demosthenisch 3, 165: τί ποτ᾽ ἀνερεῖ,
ἢ τί φθέγξεται; 4) Mätzuer zu Ant. p. 167; Rehdantz Dem. Index p. 161.
5) 1, 8. δ, 3, 48. 155. 3, 220. 6. 144. Vgl. noch 1, 182 (διεφθαρμένην καὶ
τὴν ἡλικίαν οὐ καλῶς διαφυλάξαςαν, 186 (zwei Beisp.), 2, 43 ἀναιςθήτως
ἐχόντων καὶ τὴν ἐπιβουλὴν οὐ προορωμένων, 68 οὐκ ἐν Μακεδονίᾳ ἀλλ᾽
᾿Αθήνηκιν, 8, 199 u. 5. 6) Vgl. Dem. 9, 27. 67. 18, 3886, Τ7) Α. 8,
2. 7. 2, 43; mehr Beisp. Weidner zu 3, 2 (über Demosth. Rehdantz 1. c.
S. 231). — Der isokratische Plural von Abstrakten ist bei A. selten: τὰς
ἀληθείας 1, 47; κακοήθειαι 166; τὰς εὐβουλίας 2, 75; εἰς ἡγεμόνων ἀλαζονείας
71, φυλακάς τινας καὶ ἀγρυπνίας 111.
204 Aischines. Satzbau.
welchen der Hiat ganz gleichgültig war; vielmehr hat er in allen
Reden auf diesen Punkt geachtet, und in der zweiten sogar
ziemlich sorgfältig. Von schweren Hiaten, d. h. solchen die nach
demosthenischem Princip ausgeschlossen sind, finden sich in
derselben durchschnittlich nicht zwei auf der Seite, und manche
davon lassen sich aus den Handschriften sofort beseitigen.') Die
erste Rede hat allerdings Stellen, die von Hiaten voll sind?),
und auch bei der dritten steigt die Durchschnittszahl auf etwa 4.
Insbesondere erkennt man die Achtsamkeit des Redners bei
einzelnen Hyperbata, durch die er den Hiat zu umgehen sucht:
τοὺς εἰς τὸν μέλλονθ᾽ αὑτῷ χρόνον ἀντεροῦντας, statt — χρόνον
αὑτῷ ἀντεροῦντας, oder αὐτίκα δ᾽ ὑμέτερος ἐγὼ θεατής, statt ἐγὼ
ὑμέτερος; im allgemeinen nämlich pflegt Aischines Hyperbata
nicht mit Fleiss anzuwenden.‘) — Der Satzbau ist wohl durch-
weg gewandt und flüssig, jedoch ohne die demosthenische cucrpopn
und ebensowenig in Isokrates’ Weise künstlerisch°), auch nicht
einmal immer angenehm wie bei Hypereides, indem namentlich
die ungeheuren Anhäufungen oft lästig fallen. So im Prooemium
1) Hiaten auf 8. 64—73 Fr.: $ 1 δέομαι ὑμῶν .. ᾿Αθηναῖοι ἐθελῆται
(der erste nicht sehr schwer; beim zweiten kann Panse sein). 3 (πολὺ
ägecrävaı (enge Verbindung). Das. ὁ δὴ ἀπογνοὺς ναὶ. vor Bk., Franke;
ὅ γε ἀπ. eikl Bk. Weidner. 7 δέομαι ὑμῶν wie $ 1. Das. εὐνοίᾳ ἀκούοντες.
12 ἥλω ὑπὸ Ancrüv. 14 eicher ἡ γραφὴ εἰς. Das. ἀποφεύγει 6. 15 Crpop-
βίχου υἱός. Das. οἰκεῖοι ἐδέοντο Pause. 16 Φιλίππου ἄνευ. 19 ευμπρεεβεύῃ
ὁ ᾿Αριςτόδημος Franke aus agmdf; 6 ’A. cuump. Becker Weidner aus eikl. 21
ökocxolvy ἀβρόχῳ (Worte des Demosthenes). 28 Εὐρυδίκη ἡ μήτηρ ἡ ch
mit Pause. Das. ἔζη υἱόν, πόλει οἰκείως, γεγενῆςθαι ἀδελφῷ, φίλῳ ἡμῖν
(φίλον e, φίλων di, ersteres möglich, wenn man auch ἀδελφόν schriebe).
31 ἐρρήθη ὡς. 88 ᾿Αμύντας ἀπέςτη ὁ Φιλίππου πατήρ, Pause vor der Ap-
position wie 28. 84 πρὸς τοὺς ἑταίρους αὐτοῦ ἐξηγγέλθη ἡ, aber αὐτοῦ
schwankt in der Stellung und ist ganz überflüssig, und für ἐξηγγέλθη haben
ekl ἐξηγγέλ()ετο, woraus Bk. Weidner ἐξήγγελτο. Das. ἐκπίπτει ἐκ τοῦ
λόγου, doch fehlt ἐκ in a und ist’entbehrlich.. 2) Wie 8 3. 10f. 8)
2, 183; 1, 196. 4) Vgl. etwa 1, 192 el μὲν δώςει τῶν ἐπιτηδευμάτων
Τίμαρχος δίκην, wo auf Tip. Nachdruck fällt. 3, 8 (Schluss des Pro-
oemiums) δίκαια... καὶ ευμφέροντα ὑμῖν αὐτοῖς ψηφιεῖςθε καὶ πάςῃ τῇ πόλει.
11 πολλοὶ γὰρ πάνυ τῶν ὑπευθύνων. 228 τῆς γὰρ αἰτίας αἰςχρὸν τὸν αἰτιώ-
μενόν ἐςτι τὸ ἔργον μὴ ἔχειν ἐπιδεῖξαι. 341 τοὺς καθ᾽ ἑαυτῶν ἐπαίνους ἐὰν
λέγωκιν, doch nach agmn ἐάν vor τοὺς. U. s. ἢ, 6) Hermogenes (p. 418)
spricht dem A. κάλλος und ἐπιμέλεια im allgemeinen ab.
Aischines. Satzban. 205
‘der Ktesiphontea'): ἐπειδὴ δὲ πάντα τὰ πρότερον ὡμολογημένα
“καλῶς ἔχειν νυνὶ καταλέλυται, καὶ γράφουεί τέ τινες ῥᾳδίως παρα--
νόμους γνώμας καὶ ταῦτα ἕτεροί τινες [τὰ ψηφίεματα] ἐπιψηφίζουειν,
οὐκ ἐκ τοῦ δικαιοτάτου τρόπου λαχόντες προεδρεύειν, ἀλλ᾽ ἐκ
mopackeufic καθεζόμενοι, ἂν δέ τις τῶν ἄλλων βουλευτῶν ὄντως
λάχῃ κληρούμενος προεδρεύειν καὶ τὰς ὑμετέρας χειροτονίας ὀρθῶς
ἀνατορεύῃ, τοῦτον οἱ τὴν πολιτείαν οὐκέτι κοινήν, ἀλλ᾽ ἰδίαν αὑτῶν
ἡγούμενοι ἀπειλοῦειν elcayyekeiv, καταδουλούμενοι τοὺς ἰδιώτας καὶ
δυναςτείας αὑτοῖς περιποιοῦντες, καὶ τὰς κρίςεις τὰς μὲν ἐκ τῶν
νόμων καταλελύκαει, τὰς δ᾽ ἐκ τῶν ψηφιεμάτων μετ᾽ ὀργῆς κρίνουειν,
ceciynraı μὲν τὸ κάλλιετον καὶ ςωφρονέετατον κήρυγμα τῶν ἐν τῇ
πόλει, τίς ἀγορεύειν βούλεται τῶν ὑπὲρ πεντήκοντα ἔτη τεγονότων
xA“; der Satz geht noch eine gute Weile fort. Es ist hier eine
solche Anhäufung der verschiedenartigsten Thatsachen, dass ein
eigentliches Verständniss gar nicht mehr stattfindet, und was das
Schlimmste, die Gliederung des Ganzen in Vorder- und Nachsatz
entspricht keineswegs einem logischen Verhältniss von Ursache
und Wirkung, sondern Aischines sagt ungefähr: „da alle guten
Einrichtungen abgekommen sind und die Redner es völlig zucht-
los treiben, so hat die gute Sitte aufgehört, und gegen die Zucht-
losigkeit der Redner ist nicht mehr anzukommen“. Und wenn
er dann weiter fortfährt: unter diesen Umständen ist die einzige
noch übrige Schutzwehr die Klage παρανόμων, so ist doch laut
jener Vordersätze auch diese Schutzwehr nicht mehr vorhanden,
oder was bedeuten sonst die Worte τὰς κρίςεις τὰς ἐκ τῶν νόμων
καταλελύκαςι΄᾽ Ich glaube, mit der Bezeichnung „Bombast“ ist
über jenen Satz nicht zu hart geurtheill. — Auch masslose
Häufungen von Partieipien finden sich, wie in den pseudodemo-
sthenischen Reden für Apollodor und bei Deinarchos. So in der
Gesandtschaftsrede, wo er die von Iphikrates dem makedonischen
Königshause erwiesenen Wohlthaten anführen will: ᾿Αμύντου γὰρ
νεωςτὶ τετελευτηκότος ---, TTepdixkou δὲ καὶ Φιλίππου παίδων ὄντων,
Εὐρυδίκης δὲ τῆς μητρὸς αὐτῶν προδεδομένης ὑπὸ τῶν δοκούντων
αὐτοῖς εἶναι φίλων, ΤΠΤαυςανίου δ᾽ ἐπὶ τὴν ἀρχὴν αὐτῶν κατιόντος,
1), 8, 81.
206 Aischines. Satzbau.
φυγάδος μὲν ὄντος, τῷ καιρῷ δ᾽ icxdovroc, πολλῶν δ᾽ αὐτῷ cun- ᾿
πραττόντων, ἔχοντος δὲ κτέ.; es werden noch drei weitere Parti-
eipialsätze angereiht, ehe der Redner zum Nachsatz und zu
Iphikrates kommt.') Man könnte hierin epideiktischen Stil sehen
und isokratische Sätze vergleichen?), wenn nur Aischines sonst
im geringsten epideiktischen Satzbau anstrebte. So aber fügt er
an so lange es ihm beliebt®), und schiebt ein was und wieviel
ihm beliebt: ἂν δὲ καὶ τούτους reicwcı μαρτυρεῖν --- ὡς οὐκ οἴομαί
re’ εἰ δὲ μή, ἀλλ᾽ οὐχ ἅπαντας --- ἐκεῖνό γε οὐδέποτε δυνήςονται,
oder: τούτῳ τῷ δόγματι ευνειπεῖν ὁμολογῶ, καὶ πάντες οἱ ἐν τῇ
προτέρᾳ τῶν ἐκκληςιῶν δημηγοροῦντες" καὶ ὁ δῆμος ἀπῆλθε τοιαύτην
τινὰ δόξαν εἰληφώς, ὡς ἔεται μὲν fi εἰρήνη --- περὶ δὲ ευμμαχίας
οὐκ ἄμεινον εἴη διὰ τὴν τῶν «Ἑλλήνων παράκληειν βουλεύεςθαι ---
ἔεται δὲ κοινῇ μετὰ τῶν Ἑλλήνων ἁπάντων.) Zu Anfang dieses
Satzes ist Anakoluthie, indem πάντες sich an ὁμολογῶ nicht
anschliesst.%) Durch Verirrung entsteht eine solche z. Bsp. an
einer Stelle der Ktesiphontea, wo Aischines darlegen will, dass
Demosthenes in Bezug auf das thebanische Bündniss sich drei-
fach gegen die Stadt vergangen.°) Πρῶτον μὲν — diesem ent-
1) 2, 208. — Aehnliche Gebäude mit mAayıacuöc 2, 140f. 3, 195;
sonst mit Partieipien 1, 171f. 2, 176f. (8, 9 mässig). 3, 86f.; auch 3, 60f.,
wo Wiederaufnahme ἐὰν ταῦθ᾽ ὑμῖν «αφῶς ἐπιδείξω (wie schon in dem vor-
hergehenden kleineren Satze ὅςτις οὕτω διάκειται). — 8, 60f. endlose
Vordersätze mit verb. finit. (wie in ἃ. angef. St. 3, 8); nachher Zusammen-
fassung: τοιαύτης δ᾽ ἐμπιπτούςης ταραχῆς. — Ausnahmsweise gut gebaut
ist die grosse Periode 3, 86. 2) Wie Panegyr. 938. 3) Beispiele
von durch Anfügung ausgesponnenen Sätzen: 1, 171f. 173f. 2, 168. 116.
167. (καὶ). 180f. (schlecht gebaut; vor αἰτῶ ist Komma zu setzen, da ein
Asyndeton hier nicht sein kann). 3, 35f. (καὶ). 125f. 165 (δὲ). 171f. (καὶ).
226f. (δὲ). 255 (καί; mässiger). 257f. 4) 1,48; 3, 71. Vgl. ähnliche
starke Unterbrechungen 2, 5 (cxedöv δ᾽ ol mAeicran). 70 (mponpnnat . . ὑπο-
«τειλαίμην; der Satz ist durch den Einschub und durch Anfügung masslos
ausgedehnt). 84 (καὶ ταῦτα). 87 (καὶ τοῦτο ὑμῖν, auch schon vorher οὐχ
ἑαυτοῦ... mpocdiopodnan). 114 (τοῦτο δ᾽ ἦν... ευνήθροιςτο). 8, 44 (οὐδὲ
γὰρ und wieder οὐ γὰρ). 56 (ὁρῶ δὲ). 141 (ὡς αὐτὰ... λέγειν). 148 (οὐ
γὰρ). Verwirrend, wenn auch ohne harte Unterbrechung der Construction,
ist die Einfügung 1, 180 οὖς ἐκεῖνοι . . cwppövwv; nachher muss mit Wieder-
holung aufgenommen werden, vgl. 1, 52. 5) Es nützt nichts, mit
Dobree ἐγὼ hinter ὁμολογῶ einzuschieben. 6) 8, 141f.
Aischines. Figuren. Ὁ 207
spricht eine Seite später δεύτερον δέ. Nun kommt in der Aus-
führung dieses Ersten bald wieder ein πρῶτον μὲν, dem kurz
darauf τοῦτο δὲ προλαβών zu entsprechen scheint; dem ist aber
nicht so, sondern das regelrechte δεύτερον δέ stellt sich, freilich
nach geraumer Weile, ein. Soweit ist es dem Redner gelungen,
das Entsprechen zu wahren, freilich durchaus nicht auch die
Deutlichkeit; aber indem er nun gleich nach προλαβών wieder
ein μέν behufs der Zusammenstellung zweier Thatsachen setzt,
verliert er sich in der Ausführung der ersten, und statt die zweite
mit δέ zu bringen, geht er mit δεύτερον δέ auf den zweiten
Theil der vorigen Unterabtheilung ein.!) — In der Regel jedoch
ist die Fügung bei Aischines weder verwirrt noch unförmlich,
sondern bei aller Lockerheit doch angenehm und graziös, etwa
wie in lysianischen Privatreden, nur dass sie nicht so einfach
und schlicht zu sein pflegt.?) Denn auch wo in kurzen unver-
bundenen Sätzen erzählt wird®), trägt dies doch mehr den
Charakter rednerischer Gedrängtheit als den der Schlichtheit,
nicht anders als wie bei Demosthenes.*)
Reich entwickelt ist bei Aischines der Figurengebrauch,
nebst dem Ausdruck die Hauptstärke seiner Rede. Genau ge-
nommen gilt dies freilich nur von der Ktesiphontes, während in ὖ
Bezug auf die früheren Werke das Urtheil bei Photios nicht
ganz unzutreffend ist: er wende Figuren nur in nothdürftigem
Masse an, nicht aber so, dass man rednerische Kunst daran
merke.°) — Zu gorgianischen Figuren führt ihn manchmal
seine Neigung zu zierlicher und feiner Redeweise, so in der
Timarchea: ἀφελὼν τὰ ὀνόματα, διεξιὼν δὲ τὰ ἐπιτηδεύματα
1) Ebenso steht μέν ohne nachfolgendes δέ 1, 91 (ἂν μὲν ὁμολογώει).
148 (τὸν μὲν ἔρωτα). 2,29 (πρῶτον μέν; es folgt zwar καὶ πάλιν, aber die
damit eingeführte Thatsache ist durchaus nicht entsprechend). 168 (μεταξὺ
μὲν). In andrer Weise anakoluthisch 1, 99. 3, 191. 241. 2) Vgl. Photios
p- 20 Ὁ 13: A.'s Satzfügung halte die Mitte zwischen der Breite des Isokr.
und der Knappheit des Lysia. 8) 8, 62, vgl. 68. 71. 4) Vgl. Dem.
24, 11. δὴ Phot. p. 20 b 17. — Hermogenes (π. id. p. 418 Sp.) hebt
einerseits ein Uebermass des κατὰ ςχῆμα κάλλος hervor (welches κάλλος nach
H. nicht nur durch die gorgianischen Figuren, sondern auch durch Anaphora
und manche andre bewirkt wird), andrerseits spricht er dem A. die rechte
Lebendigkeit (roprömn.) ab.
208 Aischines, Figuren.
αὐτῶν καὶ τὰ cWpara γνώριμα καταςτήςω, oder bei jenem in
dieser Rede sogar zweimal vorkommenden Enthymem: ἐὰν μὲν
γὰρ κολάζητε τοὺς ἀδικοῦντας, &covran ὑμῖν οἱ νόμοι καλοὶ καὶ
κύριοι, ἐὰν δ᾽ ἀφιῆτε, καλοὶ μόνον (oder μέν), κύριοι δ᾽ οὐκέτι.)
Mit der Parechese des ersteren Beispiels vergleicht sich aus der
Ktesiphontea: ὧν τὰ «ώματα οὐχ ἑόρακεν, τούτων τὰ ὀνόματα
λέγει, was in der That mehr Klang als Bedeutung hat?); ferner
daselbst: οὐ γὰρ τὸν τρόπον ἀλλὰ τὸν τόπον μετήλλαξεν —
οἰόμενον ῥήμαει τοὺς νόμους ἀναιρήτειν --- οὐκ οἰκεῖς ὡς δοκεῖς
ἐν Πειραιεῖ, ἀλλ᾽ ἐξορμεῖς ἐκ τῆς πόλεως ὅ), welche letzteren beiden
Beispiele minder auffällig und auch der Weise des Demosthenes
nicht zuwider sind, während das erste einen für diese Stelle
wenig angemessenen Witz enthält. Ebenso unpassend ist das in
demselben Zusammenhange vorkommende Homoioteleuton: οὐ τὸ
δυςτύχημα (dass Dem. sein einziges Kind verloren) öveıdizw,
ἀλλὰ τὸν τρόπον ἐξετάζω.4) Spielende Wiederholung derselben
Worte, wie in dem andern Satze der Timarchea, zeigt sich in
folgender Stelle der zweiten Rede°): ἃ μὲν εἶδον, ὡς εἶδον ὑμῖν
ἀπήγγελλον, ἃ δ᾽ fikouca ὡς ἤκουςα. τίνα οὖν ἦν ἑκάτερα τούτων,
ἅ τ᾽ εἶδον & τ᾽ fikovca περὶ Κερεοβλέπτου; εἶδον μὲν κτέ.; die
Ausführung des ἤκουςα folgt leider nicht, ein Beweis, dass die
Figur nicht aus der Sache entstanden, sondern gesucht war. Die
Ktesiphontea hat auch jene demosthenische Paronomasie, wo ein
Wort einmal im eigentlichen und dann in einem uneigentlichen
Sinne steht: ὥςπερ dv ὑμῶν Exacroc αἰεχυνθείη τὴν τάξιν λιπεῖν
ἣν ἂν ταχθῇ ἐν τῷ πολέμῳ, οὕτω καὶ νῦν αἰεχύνθητε ἐκλιπεῖν τὴν
1) 1,198. 86 τ 177. 2) 8, 99 (οὐδεὶς ἑόρ. Cobet; οὐχ ἑ. οὐδεὶς
Weidner in der neuesten Ausgabe). 3) 3,78. 16 = 202. 209. Vgl. 7
παράνομον πολιτείαν πολιτευόμενοι; 82 Aopicxov καὶ Ἐρτίεκην καὶ Mupricknv
καὶ Γάνος καὶ Γανιάδα (Spott). 167 (ῥήματα ἢ θαύματα, desgl.). 384 (τολ-
μηρῶν ἅμα καὶ πονηρῶν). 4) 3,78. Dieselbe Figur 88 extr. 180. 142
extr. 148 extr. 152 (ἀχρηςτότατε — θαυμαειώτατε). 218 extr. 223. 2, 27
mehrfach. 51 extr. 66 (εὐδοξήτων — ὠφελήςων, ἐξενέγκακθαι --- μιςεῖςθαι)
ἃ. 8. f. Natürlich ist sie nicht stets als beabsichtigt anzunehmen. ὃ) 2,
81. Vgl. 1,175 extr. = 8, 198, 2, 145 (dnnocig). 171 (μιςόδημος — puco-
mövnpod). 8, 168 (ἐξαπατηθήςετθε — οὐκ ἐξαπατηθήςεςθε). 176 (εἰς τὸ ἱερὸν
τοῦ Διονύςου τὸν τὰ ἱερὰ διὰ δειλίαν προδεδωκότα, dies rednerisch kräftig).
Aischines. Figuren. 209
τάξιν ἣν τέταχθε ὑπὸ τῶν νόμων 1); hierin liegt rednerische Kraft,
wiewohl die demosthenische Gewalt in keinem der Beispiele
erreicht wird. Im ganzen wendet Aischines diese Figuren, zu
denen besonders auch die Antithese gehört, mit Mass und mit
einem gewissen Geschmack an; doch trifft sehr häufig der Tadel
sophistischen Putzes, und den Antithesen fehlt vielfach die Schärfe.
Geziert ist der Satz im Epilog der dritten Rede?): ei μὲν καλῶς
— κατητόρηκα, εἶπον ὡς ἐβουλόμην, εἰ δ᾽ ἐνδεεετέρως, ὡς ἐδυνάμην,
und zwar nicht bloss hinsichtlich des Homoioteleuton; ungenaue
Antithese bei derselben Geziertheit im Epilog der zweiten: ἐγὼ
γὰρ τοῦ μὲν μηδὲν ἀδικεῖν ὑμᾶς κύριος ἦν, τοῦ δὲ μὴ ἔχειν αἰτίαν
ἣ τύχη, und mehr noch in den letzten Worten dieser Rede: ὃ μὲν
οὖν ἐμὸς λόγος εἴρηται, τὸ δὲ «ὦμα τοὐμὸν ἤδη napadidwcıv ὑμῖν
καὶ ἐγὼ καὶ ὁ νόμος. Denn hier ist auch im Gedanken gar
kein rechter Gegensatz; übrigens der zweite Theil nicht einmal
sachlich zutreffend; denn es folgte keineswegs jetzt die Ab-
stimmung, sondern, wie wir eben vorher vernommen haben,
zunächst die Synegorien. Die Manier ist dieselbe auch im Epilog
der 'Timarchea.*) Gern vereinigt sie sich mit einer gesuchten
Kürze, während Kürze sonst gar nicht in dieses Redners Art
liegt; so in der Ktesiphontea über Demosthenes: περὶ δ᾽ εὐγνω-
μοεύνην καὶ λόγου δύναμιν πῶς πέφυκε; δεινὸς λέγειν, κακὸς βιῶναι,
und gleich darauf: ἔπειτα τί ευμβαίνει τῇ πόλει; οἱ μὲν λόγοι
καλοί, τὰ δ᾽ ἔργα φαῦλα, und dann nachher in der Zusammen-
fassung: dewpeit’ αὐτοῦ μὴ τὸν λόγον ἀλλὰ τὸν βίον, καὶ «κοπεῖτε
μὴ τίς φηειν εἶναι ἀλλὰ τίς Ecrıv.d) Die Kraft der Rede wird
durch alles augenfällig Gesuchte, also auch durch eine solche
1) 8, 7; vgl. 168 (πλοῖον ἀνατρέψῃ — τὴν πόλιν ἀνατετροφότα). 159
(τάξιν ἔλιπε, hier steht der Ausdruck nur einmal und wird das andre Mal
ergänzt). 160 (αἷμα). 179f. (ἀγώνων — ἀγωνοθέτας). 199 (κανών). 232
(κριταί, sehr verwandt mit 179f., doch ohne eigentliche Metapher). Ueber
Demosth. s. Abth. III, 1, 143. 2) 8,360. 3) 2, 188f. Vgl. 181 τὴν
μὲν τύχην κτέ. 119 ἐγὼ γὰρ wre. 1, 81 φύτει μὲν μὴ καλῶν, τούτῳ δὲ
πεπραγμένων. 107 πλεῖςτα μὲν κτέ. 8,10 extr. οὐ περὶ τοῦ παρόντος ἀδι-
κήματος, ἀλλ᾽ ὑπὲρ τῆς αἰςχύνης τοῦ δήμου. 4) 1, 196 νῦν μὲν οὖν κτέ.
δ) 8, 114. 176. Vgl. 2,128. 3, 167. 188. 208 extr. 218. 240.
Blass, sitische Beredsamkeit. ILL, 2. 14
210 Aischines. Figuren.
Kürze, nicht gemehrt sondern beeinträchtigt; Demosthenes wusste
wohl, weshalb er nicht so schrieb.!) -
Unter den rednerisch kräftigen Figuren des Aischines
nenne ich zuerst die Anaphora, die in der Ktesiphontea häufig,
in den früheren Reden freilich weniger vertreten ist.?) Hiervon
zugleich und von der Antistrophe, wo das wiederholte Wort
den Schluss der Kola bildet, ist ein bei den Alten berühmtes
“Beispiel jene Stelle): und’ ἐν ἀρετῇ τοῦθ᾽ ὑμῶν μηδεὶς καταλο-
yızecow, ὃς ἂν ἐπανερομένου Κτηςιφῶντος, ei καλέεῃ Δημοςθένην,
πρῶτος ἀναβοήςῃ ,κάλει κάλει“. ἐπὶ ςαυτὸν καλεῖς, ἐπὶ τοὺς νόμους
καλεῖς, ἐπὶ τὴν δημοκρατίαν καλεῖς. Es ist hier zugleich noch
Asyndeton und ferner Apostrophe, und in dem vorhergehenden
Satze höchst lebendige Ethopoeie; somit das Ganze von ausser-
ordentlicher Kraft, die indes noch grösser sein würde, wenn
nicht kurz vorher eine ähnliche Stelle vorgekommen wäre‘):
ὅςτις μὲν οὖν ἐν τῇ τιμήςτει τὴν ψῆφον αἰτεῖ, mv ὀργὴν τὴν
ὑμετέραν παραιτεῖται" ὅςτις δ᾽ ἐν τῷ πρώτῳ λόγῳ τὴν ψῆφον
αἰτεῖ, ὅρκον αἰτεῖ, νόμον αἰτεῖ, δημοκρατίαν αἰτεῖ, ὧν οὔτε
αἰτῆεαι οὐδὲν ὅειον οὐδενὶ οὔτ᾽ αἰτηθέντα ἑτέρῳ δοῦναι. Das
αἰτεῖν ist hier in der That bis zum Ueberdruss wiederholt. Ein
Trikolon, wie in dieser Stelle mit αἰτεῖ und in jener mit καλεῖς,
findet sich dazwischen nochmals, wenn auch mit Parechese statt
1) Und doch will A., wie es scheint, auch mit dieser cuvroula den
Dem. nachahmen; er findet wenigstens dieselbe an ihm zu verspotten, d. h.
in der That zu bewundern, 8. 2, 5Off. 2) Gewöhnlichere Bsp.: 1,32
(τούτους). 65 (mic). 106 (οὐ). 117 (πολλοὺς — πολλοὺς — οὐκ öMyouc).
105 (ri). 191 (ταῦτα). 2,19 (τίη). 111 (We). 3,12 (πρίν). 24 (ἄρχων). 26
(ἦρχον). 64 (ἅμα). 71 (&craı, aber durchbrochen, 8. oben 8. 206, 4). 97
(πάντας). 102 (τάλαντον). 119 (ὁρᾶτε). 121 (ποίᾳ — ποίᾳ — ποίοις —
τίνα). 124 (moAöc). 180 (οὐ πρὸ —, dann noch mehrmals οὔ). 137 (od διὰ).
147 (xuplc). 187 (πρεςβύτας — mpecßiridac). [162 οὗτος — οὗτος — διὰ
τούτου zufällig]. 167 (ὁμολογῶ und wiederum cd γὰρ ἄν). 209 (ποῖος). 210
(ric). 386 (od). 244 (ὅτι)... 3) 3, 202, citirt Dionys. Comp. p. 49 (τρίκωλον
ἐν τοῖς πάνυ ἐπαινούμενον), Demetr. m. &pp. $ 268 (als Bap. der δεινότης,
die hier durch drei vereinigte Figuren, Anaphora, Asyndeton und Homoio-
teleuton, entstehe), Hermog. p. 346, 20 (κομματικὸν Kar’ &mavapopdv), Alex.
m. «χημ. p. 80, 11 (τυμπλοκή oder εύνθεεις, als Vereinigung von Ansphora
und Antistrophe) u. 8. w. 4) $ 198; Alex. 30, 4 (ἀντιετροφή) und andre
Rhetoren. — Antistr. ἀγανακτεῖ — ἀγανακτεῖ 3, 147.
Aischines. Figuren. 211
Wiederholung: κλέπτεις τὴν ἀκρόαειν, βλάπτεις τὴν πόλιν, κατα-
λύεις τὴν δημοκρατίαν. So wenig weiss Aischines Mass zu
halten; er lässt sich von der Figur beherrschen, statt dass er
sie und die andern Mittel beherrscht, und zugleich zeigt sich in
der Wiederholung eine gewisse Armuth. Aehnlich in der Ge-
sandtschaftsrede: nachdem er einmal eine Art von gedoppelter
Anaphora gebraucht: οὐκ ἤρεςκέ rıcı τῶν ῥητόρων A εἰρήνη"
ἔπειτα οὐ τότε ἀντιλέγειν. αὐτοὺς ἐχρῆν --- ---; ἐπλούτουν τινὲς
- --΄ ἔπειτα οἱ μὲν «re, so kehren im Folgenden diese mehr-
theiligen Parallelismen immer wieder.?)
Beispiele des Asyndetons, welches Aischines namentlich
in der letzten Rede sehr häufig anwendet, sind im Vorstehenden
schon gegeben; es kommt in allen Formen vor, zwischen Worten,
Gliedern, Sätzen.?) Nicht minder auch das Polysyndeton, zur
Veranschaulichung des Gehäuften oder auch für die Würde der
Rede dienend: τῆς δὲ τῶν ῥητόρων ἀκοςμίας οὐκέτι κρατεῖν δύ-
1) 8.300. 3) 2, 161; wiederum 164 ἐπολεμεῖτε --- καὶ μετὰ ---" κατ-
ηγάγετε -- καὶ πάλιν — ἐπολεμήκατε -- καὶ πάλιν --.- 166 τὸν δ᾽
ἀγαθὸν εὐμβουλον τί χρὴ ποιεῖν; οὐ τῇ --; τὸν δὲ πονηρὸν κατήγορον
τί χρὴ λέγειν; οὐ τοὺς --; τὸν δὲ ἐκ Pücewc προδότην πῶς χρὴ θεωρεῖν;
ἄρα τ᾽ οὐχ —; Das χρή passt hier das zweite Mal schlecht genug. 165f.:
ἔτραψας ---- τοῦτον --. εἰςῆλθες ---- ταύτην --- προύλαβες ---" τοῦτον --.
— Ein anderes Bsp. eines solchen Parallelismus 1197.: ἐγὼ γὰρ —. τοῦτο
οὐκ ἀπαγγεῖλαι, ἀλλ᾽ ὑποςχέςθαι μέ pnav. ἔλεγον δὲ ---. ταῦτα οὐ dinyhcacdaı
μέ pncv, ἀλλ᾽ ἐπηγγέλθαι κτέ. Ferner 2, δ1. aus dem Munde des Demo-
sthenes, u. 8. f. 3) Zwischen Worten am seltensten: 1, 105 lebendig
(zwei lange Aufzählungen, das eine Mal jedes Wort negirt). 2, 116 ohne
rednerische Bedeutung. 8, 94 ὁρώντων φρονούντων βλεπόντων. Zwischen
Kola oder Kommata: 1, 82. 71. 108. 191. 196. 2, 111. 116. 157 (an allen
8 St. in fingirten Reden des Demosthenes). 184. 3, 8. 12 (πρὶν λόγον πρὶν
εὐθύνας δοῦναι). 48. 112 (feierlich pathetisch). 119 (ebenso; zweimal mehr-
faches Asynd.). 121. 132 (an beiden St. desgl. pathetisch). 187 (οὐ, v. 1.
οὐδὲ). 188. (Aufzählung). 157 (bewegt.). 166f. (verspottende Nachahmung
von Dem.’s Pathos). 174 (kurze Zusammenfassung, zweimaliges Asynd.).
209f. (ähnl. wie 166). 237. 244. Insgemein ist zugleich Anaphora od. eine
ähnliche Figur. — Zwischen Sätzen: 1, 62 (&crı τις, einfache Einleitung
einer Erzählung). 108f. 2, 51f. (Rede des Demosth.; anaphorischer Paral-
lelismus). 107 (Rede des D.). 119f. (mit Anaph.). 161. 164— 166 mehrfach
desgl., auch 182. 3, 21. 23. $2f. (gedrängte Erzählung). 68. 71 (desgl.).
82. 88. 120. 180 (Anaph.). 162. 171 u. 188 (wie 1, 62). 235 u. 246 (ana-
phorisch). 258f. — Also bei weitem die wenigsten Bsp. in der 2. Rede.
14*
212 . Aischines. Figuren.
vavran οὔθ᾽ οἱ νόμοι οὔθ᾽ οἱ πρυτάνεις οὔθ᾽ οἱ πρόεδροι οὔθ᾽ ἣ
προεδρεύουςα φυλή, und weiterhin in demselben Prooemium: οὖς
alcxuvönevor καὶ τῶν ὅρκων οὖς ὠμόςατε μεμνημένοι καὶ τῶν
νόμων, ἐὰν ἐξελέγξωμεν Κτηειφῶντα καὶ παράνομα γράψαντα καὶ
ψευδῆ καὶ ἀεύμφορα τῇ πόλει, λύετε κτέ.; der Redner geht dann
in ein für diesen Redetheil etwas auffälliges asyndetisches Trikolon
über.!) — Schliesslich ist unter den Figuren der Worte noch die
Epanadiplosis zu erwähnen, die indes nur in der dritten Rede
und auch hier selten vorkommt: Θῆβαι δὲ Θῆβαι πόλις ἀετυ-
veitwv.?)
Auch in den Figuren des Gedankens wetteifert Aischines
nicht ganz ohne Erfolg. mit Demosthenes. So hat er von der
Frage nicht bloss die gewöhnlicheren Formen, sondern auch
fortlaufende Systeme von !Frage und Antwort, mit denen eine
hohe Lebendigkeit erreicht wird, wie bei der- Vorlegung der
Gesetze in der Timarchea°): τίνας δ᾽ οὐκ ᾧετο δεῖν λέγειν; τοὺς
αἰεχρῶς βεβιωκότας" τούτους οὐκ ἐᾷ δημητορεῖν. καὶ ποῦ τοῦτο
δηλοῖ; „dorinacia“ φηεὶ „entöpwv' ἐάν τις λέγῃ ἐν τῷ δήμῳ τὸν
πατέρα τύπτων ἢ τὴν μητέρα --- ---“, τοῦτον οὐκ ἐᾷ λέγειν. νὴ
Δία καλῶς τ᾽ ὡς Erb φημι. διὰ τί; ὅτι εἴ τις οὖς ἐξ Tcou δεῖ
τιμᾶν τοῖς θεοῖς, εἰς τούτους ἐςτὶ φαῦλος, τί ποτε φηεὶν ὑπ᾽ αὐτοῦ
nelcovran οἱ ἀλλότριοι καὶ ἣ πόλις ὅλη; Und zo geht es noch
weiter fort, in lebendiger Wechselbeziehung nicht bloss zwischen
dem Redner und dem Hörer, sondern auch dem mit Ethopoeie
vorgeführten Gesetzgeber; ähnlich auch sonst, wo Gesetze zu
erläutern sind‘), genau in der Weise wie Demosthenes dies thut.
Oder es wird eine Argumentation in Fragen und Antworten
aufgelöst: πῶς διῴκηκε τὴν ἑαυτοῦ οὐείαν; κατεδήδοκε τὰ πατρῷα
- —. χαίρει δὲ τῷ ξυνών; Ἡγηςάνδρῳ. ὁ δ᾽ Ἡγήςανδρος ἐκ τίνων
ἐςτὶν ἐπιτηδευμάτων; ἐκ τούτων, ἃ τὸν πράξαντα οἱ νόμοι ἀπ-
ατορεύουει μὴ δημητορεῖν. ἐγὼ δὲ τί λέγω κατὰ Τιμάρχου, καὶ τίνα
ποτ᾽ ἐςτὶν ἃ ἀντιγέγραμμαι; δημηγορεῖν Τίμαρχον πεπορνευμένον
καὶ τὴν πατρίψαν οὐείαν κατεδηδοκότα. ὑμεῖς δὲ τί ὀμωμόκατε;
1) 8, 4. 8. Andre Beisp. des Polysynd. %, 8. 54. 92; 8, 52. 76. 109. 120.
144. 180. 217. 224. 2) 3,133. Ausserdem 75 (καλόν). 194 (οὐχὶ... οὐχ
οὕτω). 8) 1, 38, 4) 1,14f. 19. 22f. 88. 8, 16. 20. 176.
Aischines. Figuren. 213
ὑπὲρ αὐτῶν wngielcdaı ὧν ἂν fi δίωξις ἢ.) Auch förmlicher
Dialog kommt vor, wie in der Ktesiphontea, wo zur Veranschau-
lichung der früheren Ehrenbezeigungen auf das Bild von der
marathonischen Schlacht in der Stoa Poikile hingewiesen wird: — —
τίς ὀὖν ὃ crparnyöc; οὑτωεὶ μὲν ἐρωτηθέντες ἅπαντες ἀποκρίναιςθ᾽
ἂν ὅτι Μιλτιάδης" ἐκεῖ δ᾽ οὐκ ἐπιγέγραπται. πῶς; οὐκ ἤτηςε τὴν᾽
δωρεὰν ταύτην; ἤτηςεν, ἀλλ᾽ ὁ δῆμος οὐκ ἔδωκεν Kre.?) — Aber
selten ist bei Aischines die eigentliche Hypophora, die bei
Demosthenes so häufig derartige Systeme von Fragen und Ant-
worten hervorruft; denn auf das dialektische Gefecht versteht er
sich wenig, und so bezeichnen ihn die Alten nicht ganz mit
Unrecht als unlebendig, ja als monoton und einschläfernd.°) Die
Hypophora dient ihm gelegentlich zu Uäbergängen: ναὶ ἀλλὰ
δημοτικός 2crıv‘), und ist hier mitunter, was auch bei Demo-
sthenes vorkommt, erstarrte Form: ἀλλὰ περὶ μὲν τὰς KAnpwräc
ἀρχάς ἐετι τοιοῦτος, περὶ δὲ τὰς“ χειροτονητὰς βελτίων 5), denn als
wirklicher Einwurf hätte dies wenig Sinn. Aber nicht einmal
die schon den älteren Rednern geläufige mehrfache Hypophora
bei Zusammenfassungen ist erheblich vertreten.°) Sehr stark
dagegen die Apostrophe, die sowohl der Lebendigkeit als dem
Pathos dient: ὦ πρὸς μὲν τὰ μεγάλα καὶ cmoudaia τῶν ἔργων
ἁπάντων ἀνθρώπων ἀχρηςτότατε, πρὸς δὲ τὴν ἐν τοῖς λόγοις
1) 1, 1δ4; vgl, 8, 178. 8) 8, 186, vgl. 20: οὐκ ἄρα φιλοτιμοῦνται;
πάνυ γε, ἀλλ᾽ κτέ., 21: ὦ Ἡράκλεις, ὑπολάβοι τις ἄν, ὅτι ἦρξα, μὴ ἀπο-
dnuncw; ἵνα γε μὴ προλαβὼν χρήματα κτέ., 22: καὶ πῶς ὅ τε μὴ λαβὼν κτέ.
8) Hermogenes p. 418; Prolegom. zu Platon ὁ. 15 (VI, p. 210 Herm.): (die
dialektische Form dient auch dazu, dass wir Acht geben) καὶ μὴ ἑνὸς ὄντος
ἀεὶ τοῦ διδάςκοντος οἷον ἀπονυςτάξωμεν, καὶ πάθωμεν, ὅπερ A. 6 ῥήτωρ
παριὼν διὰ τὸ εἷς εἶναι καὶ ὁ αὐτὸς ὁ λέγων ἀπ᾽ ἀρχῆς ἄχρι τέλους πέπονθεν.
οὗτος γὰρ ἐν βήματι ὧν καὶ λέγων διὰ τὸ μὴ προςδιαλέγεςθαι καὶ ἐρωτᾶν καὶ
ἐρωτᾶςθαι οὐ διήγειρεν τοὺς ἀκροατάς, ἀλλ᾽ εἰς ὕπνον κατηνέχθηςαν οἵ δικά-
ζοντες" ὅπερ ἑωρακὼς 6 ῥήτωρ (Demosth.?) φηςὶ πρὸς αὐτούς: ,Ὑένοιτο
ὑμᾶς ὄναρ χρηςτὸν ἑωρακέναι περὶ τῆς δίκης“, A. Schäfer I, 232. 4) 8,
168; ebenso mit ναὶ ἀλλά 8, 22. 28. 84; mit γάρ 2,162. δ) 1, 118; ἅδη-
lich schon 109: ἀλλ᾽ ἴτως καθ᾽ αὑτὸν μὲν ἄρχων φαῦλος ἦν, μετὰ πλειόνων
δ᾽ ἐπιεικής. πόθεν; οὗτος ὦ ἄ. ᾿Α. βουλευτὴς ἐγένετο κτέ., also mit nach-
folgender rednerischer Frage und dann lebendigem asyndetischem Anfang;
Frage folgt auch 113. 6) 3, 230 (nicht über zwei Systeme); das. 255
wird schon nach dem ersten System die Figur aufgegeben.
214 ΄ Aischines. Figuren,
τόλμαν θαυμαςιύτατε, ἐπιχειρήςεις αὐτίκα μάλα βλέπων εἰς τὰ
τούτων πρόεωπα λέγειν, ὧς δεῖ ce ἐπὶ ταῖς τῆς πόλεως ευμφοραῖς
crepavoücdaıt); mit geziertem Paromoion und weiterhin mit
pathetischer Frage, an die sich eine zweite entsprechende an die
Richter anschliesst. Selten ist die pathetische Exelamation:
᾿ὦ τῆ καὶ θεοὶ καὶ δαίμονες καὶ ἄνθρωποι ὅςοι βούλεςθε ἀκούειν
τἀληθῆ 2), eine affektirte Steigerung des bei Demosthenes üblichen
ὦ τῆ καὶ θεοί, jedoch von Aischines selbst noch weit überboten
mit der Anrufung abstrakter Begriffe am Schlusse derselben
Ktesiphontea: ὦ τῆ καὶ ἥλιε καὶ ἀρετὴ καὶ εύνεεις καὶ παιδεία,
äh διαγιγνώεκομεν τὰ καλὰ καὶ τὰ aicxp&, was in der That nicht
mehr den Typus attischer Beredsamkeit hat.?) Gehen wir aber
etwas in dieser Rede zurück, so haben wir eine vortreffliche
Prosopopoeie der früheren grossen Männer Athens, welche der
Redner einzeln gleichsam als seine Fürsprecher vor Augen führt,
und nachdem er so den Solon und Aristeides hat reden lassen,
fügt er noch kühner hinzu: Θεμιςτοκλέα δὲ καὶ τοὺς ἐν Μαραθῶνι
τελευτήςαντας καὶ τοὺς ἐν Πλαταιαῖς καὶ αὐτοὺς τοὺς τάφους
τῶν προγόνων οὐκ οἴεεθε «τενάξειν, εἰ ὃ μετὰ τῶν βαρβάρων ὁμο-
λοτῶν τοῖς Ἕλληειν ἀντιπράττειν «τεφανωθήςεται“); Es fehlt hier
nur Eins: der wirkliche Affekt, der sich auch in den Zuhörern
kaum erzeugen liess; denn wenn man immerhin die Perser als
nationale Feinde ansah, 80 war man doch weit entfernt, die Sache
des Makedonierkönigs als eine hellenische zu empfinden. Indes
dieser Tadel trifft mehr den Politiker Aischines als den Redner:
als solcher ist er gerade in diesen schildernden Figuren: der
1) 3, 162 (Text nach Sauppe). Andre Bsp. 53. 56. 181. 163, 166. 200.
202 (Apostr. an den einzelnen Richter). 242f. u. 8. f. 2) 8, 187. Ὦ
Ἡράκλεις in der Ethopoeie (ὦ Ἡ. ὑπολάβοι τις ἂν xre) 8, 21 vgl. 1, 49.
3) 3, 260, vgl. oben 8. 192. 4) 961 -- 3869 (Alex. m. cxnp. p. 19 als Bap.
der προςωποποιῖα), ausserordentlich gelobt von Lord Brougham p. 184: so
fine a peroration is perhaps not in any language to be found. Für den
letzten Satz konnte als Vorbild dienen Dem. Aristokr. 210, wo indes die
Kühnheit erheblich geringer ist, vgl. oben III, 1, 154f.; auch das bei A.
vorhergehende Heraufeitiren Verstorbener (ὑπολάβετε ὁρᾶν ἐπὶ τοῦ βήματος
οὗ νῦν ἑςτηκὼς ἐγὼ λέγω ἀντιπαρατεταγμένους xr&) wird von Dem. als zu
tragisch nie angewandt. — In kurzer u. matter Ausführung findet sich noch
&. 3, 244 etwas ähnliches.
Aischines. Figuren. 215
Prosopopoeie, Ethopoeie, Diatyposis und so fort, unzweifelhaft be-
deutend und nicht minder reich als Demosthenes. Er versteht
sich auf jegliche Nachahmung, die verspottende besonders: so sagt
er von Anwälten des Timarchos: ὄψεςθε ὅτι καὶ μάλα ἐπιετρεφῶς
καὶ ῥητορικῶς — αὐτίκα μάλα δεῦρο ἀναπηδήςαντες ταῦτα μὲν
εἶναι πολλῆς ἀβελτερίας φήτουειν, ἃ ἐγὼ λέγω, ἀξιώςεουει δὲ κτέ,,
und wiederum: ἀναβήςεται --- καὶ τῶν crparnyWv τις, ὡς ἀκούω,
ὑπτιάζων καὶ καταςκοπούμενος ἑαυτόν, ὡς ἐν παλαίετραις καὶ δια-
τριβαῖς τεγτονώς᾽ ὃς ἐπιχειρήςει diacupeiv τὴν ὅλην Zvcracıv τοῦ
ἀτῶνος, οὐ κρίειν ἐξευρηκέναι με φάεκων, ἀλλὰ δεινῆς ἀπαιδευείας
ἀρχήν κτέ.) Nicht nur die Reden sind hier ethisch gefärbt,
sondern auch die Art des Auftretens charakteristisch angegeben,
und so macht es Aischines auch sonst, namentlich mit Bezug
auf Demosthenes: cp6dpa ckußpwrrdcac ὃ χρηςτὸς οὗτος Annocdevnc
ἀπολωλεκέναι μ᾽ ἔφη τὴν πόλιν, in der zweiten Rede, und ebenda:
ἀνακροτήςας ὃ Cicupoc ὅδε τὰς χεῖρας ,ταῦτα μέντοι“ ἔφη ,,ὦ
Κτηειφῶν οὔτ᾽ ἂν εὑ wre“, und wieder: τερατευςάμενος ὥςπερ εἴωθε ,
τῷ «χήματι καὶ τρίψας τὴν κεφαλὴν --- ἀμφοτέρων ἔφη θαυμάζειν.
Direkt erzählte Rede ist häufiger als bei Demosthenes; Aischines
ist auch in dieser Hinsicht schlichter und zwangloser.°) Für
diejenige Ethopoeie, wo geständigermassen ein Phantasiestück
gegeben wird, ist ein Beispiel aus der ersten Rede: ὑπολάβεθ᾽
ὁρᾶν εἰςεληλυθότα (den Dem.) ἀπὸ τοῦ δικαςτηρίου οἴκαδε, καὶ
ςεμνυνόμενον ἐν τῇ τῶν μειρακίων διατριβῇ, καὶ διεξιόντα ὡς εὖ
τὸ πρᾶγμα ὑφείλετο τῶν δικαςτῶν᾽ «ἀπαγαγὼν γὰρ αὐτοὺς ἀπὸ
τῶν περὶ Τίμαρχον αἰτιῶν ἐπέετηςα φέρων᾽ ἐπὶ τὸν κατήγορον καὶ
Φίλιππον καὶ Φωκέας κτλ.) Ferner jene Apostrophe an Timarch:
τόλμηςον γὰρ εἰς τοὺς δικαςτὰς βλέψας εἰπεῖν ἃ mpochkeı λέγειν
ἀνδρὶ εώφρονι τὰ περὶ τὴν ἡλικίαν ,ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι, τέθραμμαι
1)1, τι. 185. 3) 3, 88. 48. 49. Sonstige Schilderungen des Dem. und
Reden desselben 1, 94. 126. 2, 106f. 108. 153. 167. 3, 99. 149. 164. 166f.
207. 209. Einwurf des Dem. direkt gegeben 3, 17; indirekt 54f. Reden
des A. selbst direkt wiedergegeben 2, 28f. (hier dir. Rede in die dir. Rede
eingeschaltet). 33. 103#. 117. 3, 119ff. (vorher 117 dir. Rede des Amphisseers).
Ferner sehr dramatische Erzählung mit dir. Rede 1, 81ff. 110£., auch 181.
8) Vgl. III, 1,166. 4) 1, 116, eitirt Alex. m. cxnp. p. 21 als Beispiel der
ἠθοποιῖα.
216 Aischines. Figuren.
μὲν ἐκ παιδὸς καὶ μειρακίου παρ᾽ ὑμῖν, οὐκ, ἀφανεῖς δὲ διατριβὰς
διατρίβω, ἀλλ᾽ ἐν ταῖς ἐκκληείαις μεθ᾽ ὑμῶν δρῶμαι κτλ." 1); die hier
fingirte Rede ist erheblich länger, als es der gedrungeneren und
mehr rednerischen Weise des Demosthenes entspricht. Es gehören
dahin ferner die Antworten, die den Richtern 2ur Abwehr
gegnerischer Ausflüchte in den Mund gelegt werden: ἐκεῖνο.
αὐτῷ ὑποβάλλετε᾽ ,οὐκοῦν ἐχρῆν ce ὦ Anuöchevec xre.“, wo weiterhin
Aischines unter dieser Maske eine Verdächtigung vorbringt, die
er vielleicht aus eigner Person zu äussern nicht wagte.?) Mit
Diatyposis schildert er fingirte Gerichtsverhandlungen auf
Grund eines förmlichen, von dem einen Theil nicht eingehaltenen
Buhlkontraktes: — — οὐκοῦν ὁ πρεςβύτερος, ἀποδοθέντος τοῦ
ὕδατος αὐτῷ καὶ λόγου, κατηγορῶν μετὰ ςπουδῆς, βλέπων δηλονότι
πρὸς ὑμᾶς, λέξαι" ,,ἐἐμιεθωςάμην ὦ ᾿Αθηναῖοι Τίμαρχον ἑταιρεῖν
ἐμαυτῷ κατὰ τὸ γραμματεῖον τὸ παρὰ Δημοςεθένει κείμενον κτέ.“;
die schmutzige Ausmalung scheint mit vielem Behagen zu ge-
schehen.) Ferner führt er mit derselben Figur die Scene vor
Augen, wie der Herold im Theater die Bekränzung des Demo-
sthenes auszurufen sich anschickt, und lässt in den Zuschauern
dieses Aktes Erinnerungen an ehemalige Ausrufungen ganz
andrer Art aufsteigen, in der That mit sehr grosser rednerischer
Kraft.) Auch die berühmte Stelle über Thebens Untergang
gehört ebendahin: νομίςαθ᾽ ὁρᾶν ἁλιςκομένην τὴν πόλιν, τειχῶν
καταςκαφάς, ἐμπρήςεις οἰκιῶν, ἀγομένας γυναῖκας καὶ παῖδας εἰς
δουλείαν, πρεςβύτας ἀνθρώπους, πρεεβύτιδας γυναῖκας, ὀψὲ μετα-
μανθάνοντας τὴν ἐλευθερίαν, κλαίοντας, ἱκετεύοντας ὑμᾶς, ὀργιζο-
μένους οὐ τοῖς τιμωρουμένοις, ἀλλὰ τοῖς τούτων αἰτίοις, ἐπιςκή-
πτοντας μηδενὶ τρόπῳ τὸν τῆς Ἑλλάδος ἀλειτήριον «ςτεφανοῦν, ἀλλὰ
καὶ τὸν δαίμονα καὶ τὴν τύχην τὴν εὐμπαρακολουθοῦςαν τῷ ἀνθρώπῳ
1) 1, 121; vgl. 3, 211 (dies Bsp. bei Tiber. π. cynp. p. 63, ἠθοπ)).
2) 8, 38, vgl. die Bemerkung des Tiber. 1. c. über die Ethop.: ὅταν φεύ-
Yovrec τὸ προςκρουςτικὸν τῶν ἐπιτιμήζεων ὡς ὑφ᾽ ἑτέρων προσώπων γινο-
μένας elchywuev. 8. ausserdem 8, 208. 3) 1, 1628. Minder ausgeführte
Diatyp. das. 74. 78. 79; ganz kurz aber doch lebendig 49. 80 init. 130.
4) 3, 153#., citirt Alex. m. «χημ. Ρ. 25 (diarum); der Scholiast nennt es
Adwkonarta, — Vgl. auch Tier. p. 79: καὶ πάλιν ἡ diar. ἐπὶ τὴν θέαν ἄγει
τῶν οὐχ ἑωραμένων, ὡς παρ᾽ Αἰςχίνῃ πολλὰ ἂν εὕροι τις,
Aischines, Figuren. 217
QpuAdkacdoı.t) Freilich wird schon von ἱκετεύοντας an statt des
wirklichen Vorgangs plötzlich ein phantastischer dargestellt, aber
auch das, wenn man einmal den Standpunkt des Redners sich
gefallen lässt, mit bedeutender Wirkung.
Mit Demosthenes gemein hat Aischines auch die Para-
leipsis, die sich in verschiedenartigen Beispielen findet?); von
: der Aposiopese dagegen kommt nur die schwächere Form vor:
οὕτω γὰρ κέχρηται καὶ τῷ ἑαυτοῦ εώματι καὶ παιδοποιίᾳ, ὥςτ᾽
ἐμὲ μὴ βούλεεθαι λέγειν ἃ τούτῳ πέπρακται), nicht auch jene
lebensvolle, wo der Redner mitten im Aussprechen des Gedankens
plötzlich stockt und zurückzieht. Dass es überhaupt nicht Aischines’
Sache ist, in der Rede die momentanen Bewegungen der Seele
lebendig und wahr darzustellen, hat schon Hermogenes ausge-
sprochen und mit einer Stelle der zweiten Rede belegt, wo ein
ımassloser Zornausbruch vorher entschuldigt wird: ἄρ᾽ οὖν ὦ
᾿Αθηναῖοι doint’ ἄν μοι cuyyvuunv, εἰ κίναιδον αὐτὸν προςειπὼν
καὶ μὴ καθαρεύοντα τῷ εώματι κτέ.) Denn eben durch die
Ankündigung und Prodiorthose offenbart sich jener Ausbruch
als vorher überlegt, und statt Eindruck zu machen, erregt er
Widerwillen. Aber nicht anders macht es Aischines in der
Timarchea®): ἄρά ye προαχθήςομαί τι capecrepov εἰπεῖν ἢ κατὰ
τὴν ἐμαυτοῦ φύειν; und dann der Ausdruck πρὸς τὸν πόρνον
πεπορνεῦςθαι und andere? mehr, was viel besser entschuldigt
wäre, wenn, wie an ähnlichen Stellen bei Demosthenes, die Ent-
1) 3, 157 (Theon Progymn. p. 63; ὑποτύπωςις Schol). 3) 1, 39. 52.
109 (vorausgeschickte allgemeine Andeutung über das, was er nicht be-
handelt). 3, if. (vorausgeschickte ziemlich genaue Erzählung des angeb-
Jich Uebergangenen). 225 (am Schluss angehängte kurze Erwähnung). 237
(vorausgeschickte kurze Erinnerung). 8) 8, 174, vgl. 139. 4) 2, 88;
Hermog. π. ἰδ. p. 380 Sp.: ἐὰν δ᾽ &mıenunvn, ὥςπερ ὁ A., οἷον δότε μοι
εἰπεῖν κίναιδον αὐτόν, οὐχ ὁμοίως Een πιθανὸς --" οὐ γὰρ πεπονθότος ἐςτί
τὴν ψυχὴν οὐδ᾽ ἐμπαθῶς ἔχοντος τὸ ἐπιςημαίνεεθαι, οὐδ᾽ οἷον ἐξεςτηκότος
ὑπὸ τοῦ πάθους, οὐδ᾽ ἀγνοοῦντος ἃ λέγει, ἀλλὰ νήφοντος καὶ γινώςκοντος
ταῦτα καὶ ἐπεκκεμμένου κτλ. Daher dann allgemein von A. p. 418: τοῦ
τύπου τοῦ ἀληθοῦς ἧττον μετέχει κτέ. (oben 8. 166, 1. 6) 1, 10. Besser
2, 22: οὐκ ὧν ἐπιχιώριος, εἰρήςεται γάρ, οὐδ᾽ ἐγγενής. Frostig wirkt auch
die διαπόρηεις 8, 197: πότερα τἀληθὲς εἴπω ἢ τὸ fdicrov ἀκοῦται; τὸ ἀληθὲς
ἐρῶ κτέ,
218 Aischines. Pathos und Ethos.
schuldigung nachher käme. — Oder man nehme jene Epidior-
those: οὐκοῦν δεινὸν ὦ ’A., εἴ τις κατ᾽ ἀνδρὸς πολίτου, οὐχ ἑαυτοῦ,
ἀλλ᾽ ὑμετέρου, τοῦτο γὰρ προςδιορθοῦμαι, τολμᾷ τηλικαῦτα κατα-
ψεύδεςθαι;}) Auch hier ist durch den reflektirten Zusatz: τοῦτο
γὰρ προςδιορθοῦμαι, das Pathos der Stelle merklich gebrochen,
und überhaupt ist die Epidiorthose, so lebensvoll sie an sich ist,
doch hier nicht ganz am Platze, und zeigt mehr Bosheit als
innerliche Empörung.
"Im allgemeinen ist Aischines als pathetischer Redner
minder glücklich wie als ethischer, und wenn uns seine dritte
Rede weit weniger vorzüglich scheint als die zweite, so hängt
dies wesentlich damit zusammen, dass er in letzterer mehr inner-
halb seiner Natur bleibt und einfach spricht, in jener dagegen
über sich selbst hinauszugehen und mit Demosthenes’ mächtiger,
herzerschütternder Weise zu wetteifern sucht. Was hatte denn
Aischines für politische Leidenschaft? wofür war er begeistert?
Der Schauspieler freilich, der in ihm war, oder wenn man will
der Künstler der Rede, copirt stellenweise das wirkliche Gefühl
in bewunderungswürdiger Weise; aber doch nicht so, dass der
Einsichtige lange getäuscht würde: denn mit dem Grundtone der
Rede will die aufgetragene Farbe nicht recht harmoniren, und
man merkt das Studirte und Absichtliche. Nach jener Schilderung
von Thebens Untergang und der hieräus mit vollem Pathos ge-
zogenen Lehre: οὔτε πόλις γὰρ οὔτ᾽ ἰδιώτης ἀνὴρ οὐδεὶς 'πώποτε
καλῶς ἀπήλλαξε Δημοςθένει ευμβούλῳ χρηςάμενος, kommt sofort
ein höchst nüchternes und gesuchtes Enthymem: ὑμεῖς δ᾽ ὦ ᾿Αθ.
οὐκ aicxuvecde, ei ἐπὶ μὲν τοὺς πορθμέας τοὺς εἰς ζαλαμῖνα πορ-
" θμεύοντας νόμον ἔθεςθε, ἐάν τις αὐτῶν ἄκων ἐν τῷ πόρῳ πλοῖον
ἀνατρέψῃ, τούτῳ μὴ ἐξεῖναι πάλιν πορθμεῖ τενέςθαι ---, τὸν δὲ
τὴν Ἑλλάδα καὶ τὴν πόλιν ἄρδην ἀνατετροφότα, τοῦτον ἐάςετε
πάλιν ἐπευθύνειν τὰ κοινά; Ὑ Auch das kann ich nicht wirklich
1) 2, 87. — Andre Beispiele von Epidiorthose, die indes alle ohne
sonderliche rednerische Lebendigkeit sind, 1, 51. 3, 106 (ὁ τρίτος τῶν
καιρῶν, μᾶλλον δ᾽ ὁ πάντων πικρότατος xpövoc). 118. 2) 8, 158; ganz
ähnlich 244: οὖς (die bei Chair. Gefallenen) νομίζεθ᾽ ὁρᾶν «χετλιάζοντας,
εἰ οὗτος crepavwenceran. καὶ γὰρ ἂν εἴη δεινὸν ὦ ’A., εἰ τὰ μὲν ξύλα καὶ
Aischines. Pathos und Ethos. 219
pathetisch finden, wenn in die Prosopopoeie am Schlusse der
Ktesiphontes ein mit historischer Gelehrsamkeit lang ausgeführtes
Enthymem über Arthmios von Zeleia eingeflickt und dem von
den Todten heraufbeschworenen Aristeides in den Mund gelegt
wird.t) Durchaus nicht freier von Tadel sind die Stellen der
zweiten Rede, wo Aischines ins Pathos geräth; aber es sind zum
Glück nur wenige. Indem er sich über Demosthenes’ schänd-
liche Verleumdung bezüglich der olynthischen Frau entrüstet,
ruft er aus?): ἐάςετ᾽ οὖν αὐτὸν, τὸ τοιοῦτον αὑτοῦ προςτρόπαιον,
μὴ γὰρ δὴ τῆς πόλεως, ἐν ὑμῖν ἀναςτρέφεςεθαι; und dann schon
nüchterner und mässiger in seiner Forderung: καὶ τὴν μὲν
ἐκκληςίαν xadaipere, ἐν δὲ τοῖς ψηφίομαςι διὰ τούτου τὰς εὐχὰς
ποιήςετε καὶ ςτρατιὰν ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν ἐκπέμψετε; Dabei fallen
ihm Verse des Hesiod ein: καὶ μὴν ὅ τε Ἡείοδος λέγει" πολλάκι
δὴ ξύμπαςα πόλις κακοῦ ἀνδρὸς ἀπηύρα u. 8. w. Sind Citate
pathetisch? Aber ‚nun wieder eine grosse Kraftanstrengung: ἕν
δὲ πρὸς τοῖς εἰρημένοις εἰπεῖν ἔτι βούλομαι. εἰ γάρ που τις ἔςτι
κακία κατ᾽ ἀνθρώπους, ἂν μὴ πρωτεύοντα περὶ ταύτην ἀποδείξω
Δημοεθένην, θανάτου τιμῶμαι. Weiter freilich kann er, wie. er
sagt, seiner gegenwärtigen Gefahr wegen seinem „Zone“ sich
nicht hingeben, sondern muss an die eigene Vertheidigung denken.)
Gewiss thut er wohl daran, es mit‘dem gewaltsamen Pathos
nicht weiter zu versuchen und wieder den ἰδιώτης hervorzukehren,
dessen Ethos er in der gesammten Haltung der Rede durch-
scheinen lässt und an vielen einzelnen Stellen mit grosser Wir-
kung ausprägt. So bei der Vorführung seiner Kinder: ἐμοὶ δὲ
ὦ ’A. — τρεῖς παῖδές eicı —' οὖς ἐγὼ δεῦρο ἥκω μετὰ τῶν ἄλλων
κομίζων ἑνὸς ἐρωτήματος ἕνεκα καὶ τεκμηρίου πρὸς τοὺς δικαςτάς, ᾧ
νῦν ἤδη χρήςομαι. ἐρωτῶ γὰρ ὦ ’A., εἰ δοκῶ ἂν ὑμῖν πρὸς τῇ πατρίδι
τοὺς λίθους καὶ τὸν εἰδηρὸν —, ἐάν τῳ ἐμπετόντα ἀποκτείνῃ, ὑπερορίζομεν,
καὶ ἐάν τις αὑτὸν διαχρήτηται, τὴν χεῖρα τὴν τοῦτο πράξαςαν χωρὶς τοῦ
εὦματος θάπτομεν, Δημοεθένην δὲ κτέ. (wieder pathetisch). Das Zusammen-
suchen von Entbymemen tritt hier allzu deutlich hervor. 1) 8, 268;
etwas ähnliches schon 153f. 8) 3, 168. 8) Achnlich missgläckt sind
auch die ‘andern hierher gehörigen Stellen der Rede: 22f. ist der Aus-
bruch, mitten in behaglicher Erzählung, durchaus unmotivirt; 87£. z. Th.
schon erörtert (oben 8. 218, 1), ausserdem auch hier künstliches Enthymen.
220 Aischines. Pathos und Ethos.
καὶ τῇ τῶν φίλων ευνηθείᾳ καὶ ἱερῶν καὶ τάφων πατρῴων
μετουςείᾳ τούτους τοὺς πάντων ἀνθρώπων ἐμοὶ φιλτάτους προδοῦναι
Φιλίππῳ, καὶ περὶ πλείονος τὴν ἐκείνου φιλίαν τῆς τούτων εωτηρίας
nomcacdaı. ποίᾳ κρατηθεὶς ἡδονῇ; ἢ τί πώποτε ἄσχημον ἕνεκα
χρημάτων πράξας; οὐ τὰρ fi Μακεδονία χρηςτοὺς ἢ κακοὺς ποιεῖ,
ἀλλ᾽ ἣ φύεις᾽ οὐδ᾽ ἐςμὲν ἕτεροί τινες ἥκοντες ἀπὸ τῆς πρεεβείας,
ἀλλ᾽ οἵους ἐξεπέμψατε.) Aehnlich eindrucksvoll und wirklich
rührend nahe am Schlusse der Rede: πῶς δ᾽ οὐκ οἰκτρὸν βλέπειν
ἐχθροῦ πρόεςωπον ἐπεγγελῶντος καὶ τοῖς ὠςὶ τῶν ὀνειδῶν ἀκοῦκαι;
ἀλλ᾽ ὅμως τετόλμηται᾽ δέδοται τὸ cWpa τῷ κινδύνῳ. παρ᾽ ὑμῖν
ἐτράφην, ἐν ταῖς ὑμετέραις διατριβαῖς βεβίωκα, und wie es weiter
geht.?) Aber auch das Ethos seines Zeugen Aristophanes von
Olynth zeichnet Aischines vortrefilich in der Antwort, die er
denselben auf Demosthenes’ Bestechungsversuche geben lässt:
ὅτι τῆς μὲν φυγῆς καὶ τῆς παρούςτης ἀπορίας αὑτῷ οὐ κακῶς, ἀλλ᾽
ὡς οἷόν τε ἄριετα «τοχάζοιτο, τοῦ δὲ τρόπου πλεῖετον εἴη διημαρ-
τηκώς: οὐδὲν γὰρ ἂν τοιοῦτον πρᾶξαι. Dieser Biederkeit des
Redners und seiner Genossen tritt nun die mit allem Fleiss ge-
schilderte Boshaftigkeit des Demosthenes gegenüber, und in der
Ausprägung dieses Gegensatzes liegt die eigentliche Stärke der
Vertheidigung. In der Timarches dagegen besteht das Ethos in
der affektirt ehrbaren Haltung und in der humanen Schonung,
die auch eben das Laster, worum es sich handelt, gern übersieht,
ausser bei Timarchos und dessen Parteigenossen; auf uns kann
diese Weise nur abstossend wirken, während sie manchem Athener
imponiren mochte.) Auch in der dritten Rede ist das Prooemium
voll sittlicher Würde und Ehrbarkeit; eine andere Art Ethos
1) 152. 8) 182. Vgl. noch für A.'s Ethos $ 4f. 88. 146. 181 u.a. f.
Mehr pathetisch wird an das Mitleid appellirt $ 179, doch ist die Stelle
nicht sehr ausgeführt, gemäss der allgemeinen attischen Sitte, welche die
commigeratio beschränkt. 3) $ 166. Vgl. 149 über seinen Bruder:
᾿Αφόβητος δ᾽ obrocl — mäpecrı καταφρονῶν τῶν «ὧν λοιδοριῶν: τὸ γὰρ
ψευδὲς ὄνειδος οὐ περαιτέρω τῆς ἀκοῆς ἀφικνεῖται. 119: ἀδελφοὶ, οἱ δια-
ζυγέντες ἐμοῦ ζῆν οὐκ ἂν mpo@loıvro. 4) Vgl. oben 8. 154. Ehrbarkeit
8 37f. 51. 62. 55. 10. 14 Afg. 76; Schonung (ἐπιείκεια) 41. 58 extr. 107 extr.
112. 158f. 166. 195. — Der gebildete, feine Mann zeigt sich z. Bsp. 1668,
der Patriot 120 (auch sonst würdiges Ethos). 169. — Hermog. 1. c.: τῷ
ἠθικῷ τῷ κατ᾽ ἐπιείκειαν χρώμενος οὐκ ὀλίγῳ.
Aischines. Pathos und Ethos, 221
zeigt sich, wo der Redner Demosthenes’ gegenwärtige Stellung
zu Alexander mit scheinbarer Aufrichtigkeit verdächtigt: ὑμεῖς
μὲν τοῦτον οὐ mpoddore —' οὗτος δ᾽ ὑμᾶς νῦν προδέδωκεν, εἴπερ
ἀληθῆ ἐετιν ἃ λέγεται. ὡς γάρ φαειν οἱ Πάραλοι καὶ οἱ πρεεβεύ-
cavreg πρὸς ᾿Αλέξανδρον, καὶ τὸ πρᾶγμα εἰκότως πιςτεύεται, ἔςτι
τις ’Apıcriwv Πλαταϊκὸς u. 8. f.!) Der ganze Abschnitt ist ein
Meisterstück von hinterlistiger Verdächtigung, während sonst
Aischines offen angreift, verleumdet, schmäht; aber er versteht
es überhaupt, den Ton zu wechseln und ein mannigfaches Colorit
hervorzubringen, und bald mit schlichtem oder würdigem Ethos,
bald mit Spott und Ironie, bald ernst und gewichtig zu reden.
Z. Bsp. nachdem er Demosthenes’ Schmeichelei gegen die make-
donischen Gesandten dargelegt, führt er abschweifend fort:?)
οὗτος τοίνυν ὃ τηλικοῦτος τὸ μέγεθος κόλαξ (nachdrücklich) πρῶτος
διὰ τῶν καταςκόπων τῶν παρὰ Χαριδήμου πυθόμενος τὴν Φιλίππου
τελευτὴν τῶν μὲν θεῶν εὐυμπλάςας ἑαυτῷ ἐνύπνιον κατεψεύςατο,
ὡς οὐ παρὰ Χαριδήμου τὸ πρᾶγμα πεπυςμένος, ἀλλὰ παρὰ τοῦ
Διὸς καὶ τῆς ᾿Αθηνᾶς, οὖς μεθ᾽ ἡμέραν ἐπιορκῶν νύκτωρ φηεὶν
ἑαυτῷ διαλέγεςθαι καὶ τὰ μέλλοντα ἔςεεθαι προλέγειν (karikirender
Spott zugleich mit scharfem und bitterem Angriff), ἑβδόμην
δ᾽ ἡμέραν τῆς θυγατρὸς αὐτῷ τετελευτηκυίας --- ἐβουθύτει καὶ παρη-
νόμει, τὴν μόνην ὁ δείλαιος καὶ πρώτην αὐτὸν πατέρα προςειποῦςαν
ἀπολέςας (Ethos mit Hohn gemischt). καὶ οὐ τὸ δυετύχημα
ὀνειδίζω, ἀλλὰ τὸν τρόπον ἐξετάζω. ὁ τὰρ μιςότεκνος καὶ πατὴρ
πονηρὸς οὐκ ἄν ποτε γένοιτο δημαγωγὸς χρηςτός (ethisch, und so
geht es noch weiter). Was Aischines in Caricatur leisten kann,
hat er besonders in der zweiten’ Rede gezeigt; aber auch in den
andern ist dies eine gegen Demosthenes mit Vorliebe benutzte
Waffe: er sucht das Grosse seines Feindes und das Gewaltige
in der Beredsamkeit desselben auf alle Weise ins Lächerliche zu
ziehen.®) Des eigentlichen Witzes entbehrte auch Aischines,
trotz der dcreia, die er hie und da vorbringt. So sagt er von
Demosthenes: οὗ τὴν γλῶτταν ὥςπερ τῶν αὐλῶν ἐάν τις ἀφέλῃ,
τὸ λοιπὸν οὐδέν &crı, was Demades von den Athenern gebraucht
1) 8, 1618. 3) 8, 77f. 8) Vgl. oben 8. 201.
222 Aischinee. Vortragsweise. ᾿
haben soll!); mit Bezug auf Timarchos, der auf Andros Amtmann
gewesen, preist er das Glück Athens, dass diese Insel damals
keinen Käufer gefunden.?) Ein dritter Witz ist in den Hand-
schriften, wie einige Neuere meinen, schlecht überliefert: ὁ γὰρ
ἄνθρωπος (Demosthenes, der für die von Demomeles ihm beige-
brachte Kopfwunde und für Meidias’ Ohrfeigen Geld genommen)
οὐ κεφαλὴν ἀλλὰ πρόςοδον κέκτηται, was man emendirt: οὐ
κεφαλὴν ἀλλὰ κεφάλαιον, οὐδὲ πρόςωπον ἀλλὰ πρόςοδον κέκτηται.)
Nachdem ich so die in der Form liegenden Eigenthümlich-
keiten von Aischines’ Beredsamkeit erörtert, ist hier der geeignete
Ort, von seiner Vortragsweise zu reden, durch die er nicht
minder als sein Gegner ausserordentlich zu wirken wusste, wenn
auch der Charakter des Vortrags ein ganz verschiedener- war.
Aischines war von Natur mit einem vortrefflichen Organ aus-
gestattet, an welchem Demosthenes, der jenen augenscheinlich
darum beneidet, sowohl die ungemeine Stärke wie die Deutlich-
keit hervorhebt‘); er hatte dasselbe sowohl als Schauspieler
geübt und geschult, als auch stellte er später, wie der Gegner
andeutet, vor jeder rednerischen Leistung die nöthigen Stimm-
übungen an?), um capüc καὶ ἀπνευςτί, also auch ohne alle
störenden Stockungen und Pausen, die schönen und wohlgewählten
Worte zu den Ohren des Volkes zu bringen. Nun verträgt ja
1) 8, 229; Stob. Flor. 4, 69: Any. τοὺς ᾿Αθηναίους εἴκαζεν αὐλοῖς, ὧν
εἴ τις ἀφέλοι τὴν yAlrrav, τὸ λοιπὸν οὐδέν ἐςτι. 2)1,108. 8) 8,212,
so emendirt von Weidner nach Vorgang von Toup und Westermann. Doch
eitirt schon der Biograph des Dem. p. 306, 98 W. die Stelle in der Fassung
unserer Handschriften. 4) Die Stellen bei A. Schäfer I, 215, 3. — Ὁ. 19,
206: τίνα δὲ (sc. τῶν ἐν τῇ πόλει φήςαιτ᾽ Av) φθέγγεςθαι ueyıcrov ἅπάντων
καὶ capecrar’ ἂν εἰπεῖν ὅ, τι βούλοιτο τῇ φωνῇ; Αἰεχίνην old’ ὅτι τουτονί.
18, 259 μέτα φθέγγεςθαι, 19, 216 καλὸν καὶ μέγα PO., 199 λαμπρᾷ τῇ φωνῇ,
18, 818 λαμπροφωνότατος (ὑπέρλαμπρον ist Steigerung von μέγα 18, 289;
Gegens. zu λαμπρὰ φωνή ib τυφλὴ καὶ νεφιύδης Aristot. π. ἀκουςτ. Ρ. 800
a 14, ἀκαφής 801 b 21); 18, 391 ἐπάρας τὴν φωνὴν καὶ γεγηθὼς καὶ λαρυγ-
γίζων (ἃ. i. πλατύνειν τὴν φωνὴν καὶ μὴ κατὰ φύειν φθέγγεςθαι ἀλλ᾽ ἐπι-
τηδεύειν περιεργότερον τῷ λάρυγγι χρῆςθαι, Harp. v. Aapı), vgl. 19, 336;
18, 280 ὁ τόνος τῆς φωνῆς (starke u. laute Stimme); allgem. 19, 337.
δ) 18, 308: πεφωναεκηκὼς καὶ cuveiloxc ῥήματα καὶ λόγους ευνείρει τούτους
«αφῶς καὶ ἀπνευςτί, vgl. 280; 19, 255. 886 τὴν ἄλλως ἐνταῦθ᾽ ἐπαρεῖ τὴν
φωνὴν καὶ πεφωνακκηκὼς ἔεται.
Aischines. Vortrageweise. 223
der grösste Theil seiner Rede einen mehr gleichmässig feierlichen
und würdevollen Vortrag, und dass er insgemein einen solchen
anwandte, geht aus seinen Bemerkungen über Demosthenes’
pathetischen Diskantton hervor‘); auch macht sein Gegner ihm
zum Vorwurf, dass er des Unglücks bei Chaeronea ohne alle
Affektion der Stimme, mit vollem und hellem Tone Erwähnung
gethan.?) Aber wenn er gar keine Modulation gehabt hätte, so
wäre er auch nicht einmal zum Tritagonisten tauglich gewesen,
und in der That spricht Demosthenes von dem δακρύειν τῇ φωνῇ,
welches Aischines hätte leisten können, wenn man ihm die Grab-
rede auf die Gefallenen übertragen hätte.) Aehnliches gilt nun
auch von seinem Geberdenspiel. Er missbilligt Demosthenes’
leidenschaftliche Gestikulationen, vollends Timarchos’ Unanstän-
digkeit‘), rühmt dagegen die Weise der solonischen und über-
haupt der alten Zeit, wo die Redner beim Sprechen beide Hände
unter dem Mantel behielten.°) Aber wenn Demosthenes in der
Erwiderung auf letztere Stelle sagt, jener habe diese Haltung
des Solon nachgeahmt*), so ist das von momentaner Nachahmung
zu verstehen, welche. die Sache deutlich machen sollte, keines-
wegs von gewohnheitsmässiger; eine solche wird durch Aischines’
eigene Worte ausgeschlossen: „was wir jetzt alle gewohnheits-
mässig thun, dass wir die Hand beim Sprechen auswärts haben“. ἢ)
1) ὀξεῖα φωνή, A. 2, 157; vgl. Abth. II, 1, 8. 174. 3) D. 18, 291:
τῶν ευμβεβηκότων τότε τῇ πόλει μνηςθεὶς οὐχ ὡς Av εὔνους καὶ δίκαιος
πολίτης ἔςχε τὴν γνώμην, οὐδ᾽ ἐδάκρυςεν —, ἀλλ᾽ ἐπάρας τὴν φωνὴν καὶ
γεγηθὼς καὶ λαρυγγίζων κτέ. 8) Ὁ. 18, 281: τῇ φωνῇ δακρύειν ὑποκρι-
νόμενον τὴν ἐκείνων τύχην. 4) 8. die Stellen Abth. ΠῚ, 1, 176. 6)
A. 1, 25: οὕτως Acav ςώφρονες οἱ ἀρχαῖοι ῥήτορες — ὥςτε ὃ νυνὶ πάντες
ἐν ἔθει πράττομεν, τὸ τὴν χεῖρα ἔξω ἔχοντες λέγειν, τότε τοῦτο pacd τι
ἐδόκει εἶναι, καὶ εὐλαβοῦντο αὐτὸ πράττειν κτέ. 6) D. 18, 262: τοῦτο
μὲν τοίνυν (τὸ «χῆμα) εἶπε τοῖς δικαςταῖς καὶ ἐμιμήτατο᾽ ὃ δὲ τοῦ ςχήματος
ἣν τούτου πολλῷ τῇ πόλει λυκιτελέςτερον, τὸ τὴν ψυχὴν τοῦ CöAwvoc ἰδεῖν
καὶ τὴν διάνοιαν, ταύτην οὐκ ἐμιμήτατο. Zu εἶπε musste ἐμιμήςατο um
der Antithese willen zugesetzt werden; ein ähnliches Bedürfnis lag auch
252 vor: ob λέγειν elcw τὴν χεῖρ᾽ ἔχοντ᾽ Αἰεχίνη δεῖ, οὔ, ἀλλὰ πρεςβεύειν
εἴςτω τὴν χεῖρ᾽ ἔχοντα. ch δ᾽ ἐκεῖ προτείνας — ἐνθάδε ςεμνολογεῖ, καὶ
λογάρια δύετηνα μελετήςας καὶ pwvackhıcac κτέ.; also sowie der Zwang auf-
hört, ist von dem εχῆμα nicht mehr die Rede. Dies gegen A. Schäfer I,
336, 4. Τὴ 1, 36 (. οὐ).
224 Aischines. Anlage der Reden.
Soviel indes ist klar, dass er nicht lebhaft gestikulirte, sondern
etwa so, wie er es von seinen Herrscherrollen her gewohnt war),
und dass er nach nichts mehr als nach feierlichem Anstand
strebte”), so dass auch in dieser Hinsicht eine Rede von ihm
den Athenern etwas recht erbauliches gewesen sein muss. Auch
uns wird seine Haltung in der bekannten Statue veranschaulicht,
welche in Bezug auf die Hände begreiflicherweise die solonische
Geberde hat.
Wenn nun hiermit die Schilderung des Redners Aischines
abgeschlossen wäre, so möchte im ganzen das Lob den Tadel
weit überwiegen: es ist bei ihm eine nicht nur anmuthige, sondern
auch kraftvolle Beredsamkeit°), mit welcher die grossen Stoffe
zwar nicht in durchaus grossartiger, aber doch in zweckmässiger
und würdiger Weise behandelt werden. Aber es kommt für die
Beurtheilung nicht allein auf die Form an; genügt nun Aischines
auch in den Gedanken und in deren Ausführung und Vertheilung?
Was zunächst die Oekonomie betrifft, so hat die Analyse der
Reden gezeigt, dass er die rhetorische Technik kennt und be-
herrscht, und dass er versteht zweckmässig anzulegen und dabei
einfach und fasslich zu erscheinen. Nach dem Prooemium folgt
in den ersten Reden eine längere, zur Prothesis hinführende
Einleitung, eine ἔφοδος wenn man will. Die Prothesis ist genau
eintheilend in der ersten Rede, unbestimmter gefasst in den
andern, ganz wie es jedesmal der Fall verlangt; denn auch in
der Ktesiphontea war es zweckmässig und dem ganzen Prooemium
entsprechend, die Erörterung von Demosthenes’ Politik noch nicht
deutlich anzukündigen, sondern die Gesetzesfrage vorwalten zu
lassen. Erzählung und Beweis hat Aischines nirgends regelrecht
geschieden. So steht in der Timarchea ein grosser Theil des
letzteren vor jeder Erzählung; über die sekundären Anklage-
punkte wird nach völliger Erledigung der Hauptanklage erzählt.
Gesondert aber ist hier die Vorwegnahme der Vertheidigung,
welchen Redetheil somit auch Aischines als einen für sich be-
1) A. Schäfer 8. 225 („das absichtliche Vermeiden der lebhaften Hand-
bewegungen“). 2) Dem. 19, 38 κατέβη μάλα «εμνῶς. 8) Dionys. Ἄρχ.
κρίεις: ἡδὺς μὲν αὐτόθεν ἐντυχόντι, cpodpdc δ᾽ kerachelc.
Aischines. Anlage der Reden. 225
stehenden anerkennt. In der Ktesiphontea jedoch ist auch dieser
mit in die Hauptmasse eingemischt: z. Bsp. betreffs des ersten
der verletzten Gesetze wird zuvörderst über Entstehung und
Uebertretungen berichtet, und sodann gegen die Einwände ge-
kämpft. In der zweiten Rede ist natürlich Beweis und Wider-
legung eins und dasselbe, die Eigenthümlichkeit der Behandlung,
aber besteht darin, dass der Redner die Zeitfolge im ganzen
genau innehält, und nun da erzählt, wo es nichts zu widerlegen
giebt, hingegen, wo dies letztere nothwendig, die Erzählung ab-
bricht. Dies hat den Anschein der‘ grössten Einfachheit und
Kunstlosigkeit; er rügt auch selber an der Anklage des Demo-
sthenes, dass sie nicht das nacheinander Geschehene ebenso be-
handelt habe'); aber nichts ist schlauer berechnet als diese Ein-
fachheit. Ein gleicher Gegensatz ist auch zwischen den Reden
über den Kranz: es war vollkommen naturgemäss und einfach
und zugleich durchaus zweckmässig und berechnet, dass Aischines
von den Gesetzen zuerst handelte und dann auf die politische
Thätigkeit kam, während für die Vertheidigung das ‚umgekehrte,
künstlichere Verfahren das geeignete war.?) Indes hatte letztere
für ihre Ordnung an der Klageschrift einen Anhalt: hier nämlich
war, im Anschluss an die Worte des Dekrets, die Falschheit
des gespendeten Lobes eher als die Gesetzübertretungen bezüg-
lich der -Bekränzung erwähnt.®) In der Timarchea, deren Anlage
entschieden künstlicher, sorgt der Redner für das leichte Ver-
ständniss durch genaue Ankündigung neuer Abschnitte, und
überhaupt hat er den Anschein der Einfachheit auch hier zu
wahren verstanden. Beim Epilog, der sich von dem Vorher-
gehenden nicht scharf abzuscheiden pflegt, ist er um eine be-
stimmte Ordnung und gesonderte Ausführung der einzelnen
Theile und Gedanken nicht eben bemüht; besonders in der
Ktesiphontea bildet sich so eine grosse, unförmliche Anhäufung.
1) 2, 96: «οἱ μὲν γὰρ ἁρμόττει καὶ mäcı τοῖς ψευδομένοις μεταφέρειν
τοὺς χρόνους, ἐμοὶ δ᾽ ἐφεξῆς λέγειν. 8) A. rühmt seine Behandlung, die
er zugleich der Vertheidigung vorschreiben will, $ 203f. — Vgl. Quintil.
VII, 1,2 u. a. St. d. Ehetoren, s. Abth. III, 1, 868,3. 8) D. 18, 5ef.
m. ἃ, Schol.; A. Schäfer III, 230.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 15
226 Aischines. Ausführung. Verknüpfung.
Eine Neigung abzuschweifen zeigt sich auch wohl schon vor
dem Epiloge'); doch ist der Redner, so lange es die Darlegung
der eigentlichen Sache gilt, immer auf die Uebersichtlichkeit be-
dacht. — Hinsichtlich der ‘Ausführung ist in den Epilogen oft
zu wenig geschehen?), worin sich wieder die Vernachlässigung
„dieses Theiles zeigt; vorher dagegen thut der Redner manchmal
zu viel und mengt Ungehöriges hinein. Was für eine Berührung
hat es mit dem Fall der Ktesiphontea, dass in den Volksver-
sammlungen nicht mehr die Aeltesten zuerst sprechen, worüber
im Prooemium dieser Rede gehandelt wird?) oder wozu werden
in der Timarchea die Gesetze über die Zucht der Knaben, über
ὕβρις u. 8. w. vorgelegt, die doch alle den Angeklagten nicht
treffen?*) Zur Belehrung über die Sache dient das nicht, freilich
den Zwecken des Redners dient es, so gut wie das viele nicht
zur Sache Gehörige in seiner Vertheidigungsrede; es verbreitet
nämlich so zu sagen einen Nebel um die Dinge, der dieselben
theils grösser, theils minder deutlich erscheinen lässt. Aber wenn
irgend etwas, so ist dies eine Ausartung der Beredsamkeit. —
Die Vermittelung und Verknüpfung der Abschnitte ist zuweilen
recht gut. So, nachdem er Demosthenes’ politische Thätigkeit im
einzelnen bis zur Gegenwart beleuchtet und abrundend eine kurze
Zusammenfassung hinzugefügt hat?), schafft er sich durch den Ein-
wurf, dass jener doch volksfreundlich sei, einen Weg, um auf des
Gegners Privatcharakter zu gelangen, der mit dem Ideal eines
Volksfreundes im Widerspruch steht. Auch dieser Abschnitt
erhält eine ähnliche Abrundung®), und nun wird in sehr graziöser
und anscheinend rein extemporirender Weise an eine gerade
geschehene Erwähnung der Bekränzung angeknüpft: ἐπεὶ δὲ
«τεφάνων ἀνεμνήςθην καὶ δωρεῶν, ἕως ἔτι μέμνημαι, προλέγω ὑμῖν
ἄνδρες ’A.?); es folgt die Darlegung über das gegenwärtige Un-
1) So 2, 22f.; 778; 96—96; 8, 77— 78; 180-181; 182—186. 2) 8.
2. Bsp. 1, 186—189, wo eine Masse Enthymeme so zu sagen im Roh-
zustande aufeinander gehäuft sind. 3) 3, 2 und 4. 4) 8. oben 8. 170.
5) $ 167. Diese Abrundung entspricht der rhetorischen Vorschrift (Anaxim.
e. 32 u. sonst); es gehört dahin auch der Abschluss mit Enthymemen und
Gnomen (Anaxim. das.), wie 1, 36; 8, 18. 106 u... f. 6) 9 116. 7)
9. 177 (Art adrocxediov, Tiber. m. cxnu. Ρ. 66 Sp.).
Aischines. Behandlung der Sachen. 227
wesen der massenhaften Ehrengaben und über die entgegengesetzte
Sitte der Vorfahren. Das Letzte, was hier der Redner erwähnt,
ist das Ehrendekret für die Kämpfer von Phyle und das den-
selben von Staatswegen gesetzte Epigramm; da nun in diesem
Epigramme von dem Sturze der ἀδίκοις θεςμοῖς (ἃ. i. παρὰ τοὺς
νόμους) ἄρξαντες die Rede ist, so ist dies der Uebergang zu
Entwickelungen über die frühere Strenge bei den Klagen παρα-
νόμων. Vor dem Epigramme freilich hat Aischines nachmals
eine Erwiderung auf ein Wort des Demosthenes eingeschoben,
und sich behufs der Rückkehr von dieser Abschweifung derselben
Formel bedient, die schon den Abschluss des Abschnittes über
den Privatcharakter eingeleitet hatte: ἵνα δὲ μὴ ἀποπλανῶ ὑμᾶς
ἀπὸ τῆς ὑποθέςεως); somit ist doch die Schönheit der Ver-
webung beeinträchtigt. Meist aber gibt er sich auch von vorn-
herein nicht eben Mühe ordentlich zu vermitteln, so weit das
nicht die Deutlichkeit verlangt; namentlich in den Epilogen
kommen sehr schroffe Uebergänge vor.°) — Doch wenden wir
uns nun zu den Sachen selbst und zu dem Geist, der sich in
diesen Reden ausspricht. Es mangelt dem Aischines durchaus
nicht an Begabung, Gedanken und Argumente mannigfacher Art
zu ersinnen, auch nicht an Betriebsamkeit, von auswärts und aus
fremden Schriften zusammenzutragen, was ihm für seine Zwecke
geeignet schien®); nur so konnten ja seine Reden zu diesem
Umfange anwachsen. Gern spricht er in allgemeinen Sentenzen
und Ausführungen, die zur Würde und Feierlichkeit wesentlich
beitragen: so handelt er mehrfach von den verschiedenen Ver-
fassungen, anderswo von der φήμη); als Beispiele von Gnomen
gebe ich: Οὕτω γὰρ καθαρὸν χρὴ τὸν βίον εἶναι τοῦ cWppovoc
ἀνδρός, ὥςτε μὴ ἐπιδέχεςθαι δόξαν αἰτίας πονηρᾶς. Τὸ γὰρ ψευδὲς
ὄνειδος οὐ περαιτέρω τῆς ἀκοῆς ἀφικνεῖται. ᾿Ανὴρ τὰρ ἰδιώτης ἐν
1) 190. 3) 190, vgl. 176. 8) Mangelhafte Uebergänge z. Bep. 1,
28. 6 (— καλῶς ἔχειν. «κέψαςθε γὰρ). 88, 2, 78f. 143f. 1408, 162. 8, 229f.
240f. — Wenig künstlerisch u. dazu einförmig 8, 218. 216 (περὶ δὲ Krncı-
φῶντος — βραχέα βούλομαι εἰπεῖν. Περὶ δὲ τῶν εἰς ἐμαυτὸν λοιδοριῶν
βραχέα βούλομαι προειπεῖν. 4) 8. oben 8. 168, 6) 1, 4--ὅ; 3,6; 1,
127—129; 5: auch 3, 168 .-- 110; 1, 1231. u. 8. ἢ,
16*
228 Aischines. Behandlung der Sachen.
πόλει δημοκρατουμένῃ νόμῳ καὶ ψήφῳ βαειλεύει.) Ferner sind
nicht selten die παραδείγματα, sei es aus der allgemeinen Er-
fahrung, sei es bestimmte Vorkommnisse einer näheren oder
entfernteren Zeit; in beiderlei Art macht er in der Timarchea
klar, dass man etwas wissen und demgemäss urtheilen könne
auch ohne den Augenschein und ohne bestinnmtes Zeugniss.?)
Die Beispiele aus allgemeiner Erfahrung oder auch freier Er-
dichtung, die Vergleichungen, erfordern offenbar mehr Geist, weil
sie entfernter zu liegen pflegen; daher der Wettkampf in Ver-
gleichungen und Zurückweisungen von solchen, der in den Reden
gegen und für Ktesiphon geführt wird. Aischines, indem er den
Demosthenes des Einverständnisses mit Philipp bezichtigen will,
schickt der paradoxen Darlegung einen Vergleich voraus: manch-
mal, wenn man zu gemeinsamer Abrechnung zusammenkomme,
bringe man falsche Vorstellungen über den Stand der Rechnung
mit, füge sich aber bereitwillig, wenn das Ergebniss sich anders
herausstelle, und so müssten die Richter auch hier es machen.?)
Demosthenes in seiner Erwiderung ergreift zunächst das Zuge-
ständniss, dass also gegenwärtig er selber für einen Patrioten,
somit der Gegner für einen Anhänger Philipp’s gelte; im übrigen
verspottet er den „klugen Vergleich“; denn die politischen
Leistungen, sagt er, liessen sich nicht wie Rechensteine be-
handeln.) Anderswo entgegnet Demosthenes mit einem Ver-
gleiche: Aischines hat nämlich eine förmliche Aufzählung der
für einen patriotischen Staatsmann nöthigen Eigenschaften ge-
geben und es damit bis zu fünf gebracht®); darauf jener: der
11,48; 2, 149; 8, 288. Vgl. 1, 9 (οἷς &erıv κτέ). 18 (ἐκ γὰρ τοῦ
πράττεςθαι). 24 (τιμᾶν τὸ γῆρας, εἰς ὃ πάντες ἀφιξόμεθα, ἐὰν ἄρα δια-
γενώμεθα, unnütze und matte ςεμνολογία). 42 (ὑφ᾽ ὧν oüdevöc). 2, 161
(εἰρήνη γὰρ). 166 (οὐ γὰρ mpocdtxeran δίκαιος ἔρως πονηρίαν). 8, 16 (χρὴ
γὰρ). 88 (οὐ τὰρ τὸ). 186 Afg. 147 extr. 170 (καλὸν γὰρ). 118 (οὐδεὶς
γὰρ) u.s.f. 2)1, 14-- 98 (das Wort παράδειγμα $ 74. 77 α. 5. ἢ). Ueber
die Eintheilung der mapad. vgl. Arist. Rh. II, 19 p. 97 Sp.: ἕν μὲν mapa-
δείγματος εἶδος τὸ λέγειν πράγματα προγεγενημένα, ἕν δὲ τὸ αὐτὸν ποιεῖν.
τούτου δ᾽ ἕν μὲν παραβολὴ, ἕν δὲ λόγοι (Fabeln). 8) Α. 8, ὅθ. 4)
D. 18, 227#. (εἶτα «οφίζεται καί φηςι προκήκειν — — [228] ἐκ γὰρ αὐτοῦ
τοῦ copoO τούτου παραδείγματος, auch 388 παραδείγματα πλάττων von
Aisch). 6) Α. 8, 1688. Eine arge Gedankenlosigkeit ist es, dass er dem
Aischines. Behandlung der Sachen. 229
Ankläger stelle sich, gleich als ob er an einer nach Contrakt
- angefertigten Bildsäule nicht alles im Contrakte Aufgezählte vor-
finde.!) Nämlich dem Demosthenes ist sowohl die Systematik
antipathisch, als auch die Affektation von Geist. Seinerseits ver-
gleicht er den Aischines mit einem Arzte, der nach dem Tode
des Patienten mit seinem guten Rathe kommt?); hierauf erwidert
der Andre in. der Form der Vorwegnahme?), und stellt der
Frage: τίς ἂν εἴη τοιοῦτσς ἰατρὸς «re. eine entsprechende ent-
gegen: cauröv δ᾽ οὐκ Avrepwräc, τίς ἂν εἴη δημαγωγὸς τοιοῦτος,
ὅςτις τὸν μὲν δῆμον θωπεῦςκαι δύναιτο --- --- τοὺς δ᾽ εὖ φρονοῦν-
τας κωλύοι διαβάλλων ἐυμβουλεύειν --- --- ἐπερωτῴη δὲ τοὺς
εὐκοφαντηθέντας ἐκ τῆς πολιτείας En’ ἐκείνων τῶν καιρῶν, ὅτ᾽ ἐνῆν
εῴζεςθαι, διὰ τί αὐτὸν οὐκ ἐκώλυςαν ἐξαμαρτάνειν κτέ.) Das ist
echt rednerisch in der Form und gut im Gedanken, und theil-
weise gut ist auch die Antwort auf ein anderes παράδειγμα des
Demosthenes, der eine Vergleichung mit den grossen Staats-
männern der Vorzeit sich nicht gefallen lassen will, indem ja
auch Philammon der Faustkämpfer sich nicht den grossen Faust-
kämpfern früherer Zeiten, sondern nur den gegen ihn aufge-
tretenen habe überlegen zeigen müssen, um den Kranz in
Olympia zu erhalten.?) Aber, sagt Aischines, die Athleten kämpfen
wohl gegen einander, der Staatsmann dagegen, der bekränzt
werden will, hat es mit der Tugend selbst zu thun und diese
aufzuweisen.°) Indem er aber dann hinzufügt: μὴ οὖν ἡμῖν, ὡς
Tloraıkiwvoc (ein sprichwörtlicher Schuft) ἄμεινον merokiteucaı,
τοῦτο διέξιθι, gibt er sich eine schlimme Blösse: denn Demo-
sthenes hat unter den Zeitgenossen, mit denen er verglichen sein
will, an erster Stelle den Ankläger selber aufgeführt.‘) — Im
ἀνὴρ ὀλιγαρχικός unbesehens die fünf entgegengesetzten Eigenschaften zu-
weist (τὸν δ᾽ ὀλιγ. πάντα dei τἀναντία τούτων ἔχειν 170), also auch Feigheit!
1) D. 18,12%. 2)D. 18, 248. 8) Vgl. oben 8. 191,9. 4) A. 3, 296--
227. 5) D. 18, 319. 6) A. 3; 189. Der Ausdruck freilich ist äusserst
hart (vgl. Dionysios i. ἃ. Schol.): τοῖς μὲν πύκταις ἐςτὶν ὁ ἀγὼν πρὸς ἀλλή-
λους, τοῖς δ᾽ dEiodcı «τεφανοῦςθαι πρὸς αὐτὴν τὴν ἀρετήν, ἧς καὶ ἕνεκα
«τεφανοῦνται. 7) Gute Antwort auch 2, 145 über die φήμη, gegen Ὁ.
19, 243f., der selbst wieder auf A. 1, 127ff. sich bezieht. — Andre Ver-
gleiche des A.: 3, 7 (kurz). 179 (Fiktion). 199f,: ὥςπερ γὰρ ἐν τῇ τεκτονικῇ,
280 Aischines, Behandlung der Sachen.
allgemeinen versteht sich Aischines auf das Gefecht der Rede
wenigstens insofern, als er einzelne überraschend geschickte Hiebe
führt; es zeigt sich bei ihm hie und da wirkliche δεινότης, wie
gegen Timarch!): „wenn der Prozess ohne Anklage und Ver-
theidigung geführt würde: so weiss ich gewiss, ihr würdet ver-
urtheilen. Und wenn ihr mich fragt: was weisst denn du, was
wir thun würden? so ahtworte ich: ich weiss es, weil ihr es
mir selbst anvertraut habt. Wann und wo das geschah, daran
will ich euch erinnern“. Er führt dann Aeusserungen der Volks-
stimme über Timarchos an. Anderswo in derselben Rede:
„erwägt diese Sache nicht aus der gegenwärtigen, sondern aus
der vergangenen Zeit. Denn was in der Vergangenheit über
Timarch gesagt ist, wurde um der Wahrheit willen gesagt;
was dagegen heute wird gesprochen werden, um dieses Prozesses
willen und um euch zu täuschen. Gebt also eure Stimme der
längeren Zeit und der ‘Wahrheit“.?) Aber trotz allem, was von
der Art angeführt werden mag, muss man doch aussprechen,
dass Aischines zum eigentlichen Beweisen weder die Fähigkeit,
noch die Neigung hat, und dies ist der schlimmste Vorwurf, der
seine Beredsamkeit trifft. In derselben Timarchea behandelt ein
Abschnitt den Einwand, dass bei der Anklage auf πορνεία der
"Nachweis der gezahlten Hurensteuer nöthig sei.®) Der Redner
hebt nun erstlich mit vollem Rechte hervor, dass dies eine un-
würdige Vertheidigung sei; dann aber, indem er den Einwand
stillschweigend mit einem andern vertauscht, nämlich dass Timar-
chos den Nachweis des Ortes, des mopveiov, fordere, bringt er
dagegen ein längeres Epicheirem, indem er mit Induktion be-
ὅταν εἰδέναι βουλώμεθα τὸ ὀρθὸν καὶ τὸ μὴ, τὸν κανόνα προςφέρομεν, ᾧ
διαγιγνώεκεται, οὕτω καὶ ἐν ταῖς γραφαῖς τῶν παρανόμων παράκειται κανὼν
τοῦ δικαίου τουτὶ τὸ cavidıov, τὸ ψήφιςμα καὶ οἱ παραγεγραμμένοι νόμοι.
Genau freilich ist die Anwendung nicht: nur die νόμοι sind der κανών, das
ψήφ. das zu Prüfende. — Ferner 231 (Fiktion). 1) 1, 198. 2) 1, 93.
Vgl. auch 1, 46 (εἰ γὰρ ὁ μὲν πράξας wre). 67 (διὰ τί οὖν κτέ). 72f. 86,
nach der oben angeführten Stelle (79) und der an diese sich schliessenden
Erzäblang: ταύτην ἐγὼ ὑπολαμβάνω τὴν μαρτυρίαν μεμαρτυρῆεθαι ὑμῖν ὑπὸ
τοῦ δήμου τοῦ ᾿Αθηναίων, ὃν ἁλῶναι ψευδομαρτυριῶν οὐχὶ καλῶς ἔχει. οὐκοῦν
ἄτοπον κτέ. 8) 1, 119-134.
Aischines. Behandlung der Sachen. 231
weist, dass solche Benennungen wie πορνεῖον nicht an dem Orte
haften, sondern wechseln nach den jeweiligen Bewohnern und ihrer
Beschäftigung; so habe denn Timarchos viele Orte zu mopveia ge-
macht. Aischines ist augenscheinlich stolz auf diese geistreiche Aus-
führung '); aber wo ist hier etwas von Widerlegung jenes so bündigen
Einwandes? Konnte ein Richter, der diesen scharf gefasst hatte, sich
überzeugt fühlen, dass derselbe unberechtigt sei??) — Ein andres
Beispiel der Logik des Redners®): wenn die Notorietät des Ver-
gehens, sagt er, nicht genügen, sondern es auf Zeugnisse an-
kommen soll, so können die grössten Uebelthäter entrinnen. Tic
τὰρ ἢ τῶν λωποδυτῶν .. ἢ τῶν ἀνδροφόνων ἢ τῶν τὰ μέγιετα
μὲν ἀδικούντων, λάθρᾳ δὲ τοῦτο πραττόντων δώςει δίκην; καὶ γὰρ
τούτων οἱ μὲν᾽ ἐπ᾿ αὐτοφώρῳ ἁλόντες, ἐὰν μὲν ὁμολογῶςει, παρα-
χρῆμα θανάτῳ ζημιοῦνται, οἱ δὲ λαθόντες καὶ ἔξαρνοι γενόμενοι
κρίνονται ἐν τοῖς δικαςτηρίοις" εὑρίεκεται γὰρ (oder δὲ) ἣ ἀλήθεια
ἐκ τῶν εἰκότων. Hier ist im einzelnen die Verwirrung aller Be-
griffe ganz heillos, und darum auch der Satzbau verwirrt; nicht
besser aber steht es mit dem gesammten Argument; denn gerade
nur durch die besondere Beschaffenheit dieses Vergehens der
Eraipncıc wird ein Zeugenbeweis dafür erschwert, wie der Redner
selbst vorher dargelegt hat. — Auch in der Gesetzeserklärung
ist Aischines nichts weniger als scharf und klar. Er will be-
weisen, dass das attische Gesetz die Knabenliebe gestatte, und
gebraucht dafür wieder ein Epicheirem mit Induktion.‘) Der
Gesetzgeber, sagt er, hat den Sklaven das verboten, was Be-
schäftigung der Freien sein sollte, also z. Bsp. die gyinnastischen
Uebungen. Nun wird den Sklaven auch untersagt, ἐλευθέρου
παιδὸς μήτ᾽ ἐρᾶν μήτ᾽ ἐπακολουθεῖν; folglich sollen die Freien
das ἐβυπ.") Weiter: ἀκύρου δ᾽ οἶμαι καὶ ἀδυνάτου ἔτι ὄντος (scil.
τοῦ παιδὸς) κρῖναι τὸν ὄντως εὔνουν καὶ μὴ, τὸν ἐρῶντα «ωφρο-
1) $ 138: ἃ μέλλω λέγειν ἀκούκας εἰςαῦθις οὐ χρήςῃ τοιούτῳ λόγῳ, ἂν
cwgpovfic. 8) Manchmal weiss der Redner den Einwand gleich bei der
Einführung zu entstellen: $ 94. 125f. (168). Auch in der besprochenen
Stelle zu Afg. ist Carikatur: Δημοςθένης ἢ τοὺς νόμους φηεὶν ὑμᾶς ἐξ-
ἀλείφειν δεῖν, ἢ τοῖς ἐμοῖς λόγοις οὐκ εἶναι προςεκτέον. 8) 1, 90 4)
1, 138: 5) Plut. Solon 1 adoptirt diese Erklärung.
282 Aischines. Behandlung der Sachen.
νίζει, καὶ τοὺς τῆς φιλίας λόγους εἰς τὴν Ppovoücav καὶ πρεεβυ-
τέραν ἡλικίαν ἀναβάλλεται" τὸ δ᾽ ἐπακολουθεῖν καὶ ἐφορᾶν φρουρὰν
καὶ φυλακὴν ςωφροεύνης ἡγήςατο εἶναι μεγίετην. Das ist höchst
unklar gesagt; die wirklich staunenswerthe Exegese ist aber
diese: das ἐπακολουθεῖν ist den Sklaven verboten, also den
Freien zugewiesen; demnach sollen diese nur von Weitem folgen,
nicht mit den Knaben reden und ihnen Liebeserklärungen machen;
damit sollen sie warten, bis jene herangereift sind.!) — Jedoch
die erste Rede, aus der ich bisher die Beispiele entnehme, ist
in Bezug auf die gesammte Beweisführung immerhin die stärkste
der drei; das Argument der Notorietät, worauf sich der Redner
stützt, weiss er geschickt zur Geltung zu bringen. Von der Ktesi-
phontea aber urtheilt ein neuerer Herausgeber, der sonst dem
Aischines mehr als billig gewogen ist?): sie sei mit Demosthenes’
Vertheidigung verglichen ein armseliges kümmerliches Mach-
werk, welches überall den widerlichen Eindruck gehässiger Syko-
phantie zurücklasse. Ferner der Franzose Croiset?): Aischines
scheine zu fürchten, dass seine Zuhörer zu viel nachdenken möchten,
und suche darum durch fremdartige Vorurtheile, wie durch die
abergläubische Furcht vor der τύχη und.durch unbestimmten
Verdacht, die Geister mit Finsterniss zu umhüllen und das helle
Licht auszuschliessen. In .der That ist dasjenige, was über das
Schicksal gesagt wird“), ebenso unbestimmt und nebelhaft wie
der von Aischines entworfene Charakter des Demosthenes: Be-
stechung und immer wieder Bestechung; andre Motive kennt der
Ankläger nicht.) Und wie über die Massen leichtfertig er es
mit den Beweisen für seine Anschuldigungen nimmt, haben wir
bei der Analyse der Rede gesehen.°) Aber die ersten Abschnitte,
1) Ein Seitenstück ist $ 148 die Exegese einer homerischen Stelle.
3) Weidner R. gg. Ktes. Einl. 8. δ. 3) M. Croiset, des id6es morales
dans l’loquence politique de D., p. 235f.: d’autres, comme Eschine dans
le discours contre Ct., semblent craindre que leurs auditeurs ne röflchissent
trop, et par des preoccupations 6trangeres, telles que la crainte super-
stitieuse de la fortune ou les soupgons vagues, ils remplissent les esprite
de t6nöbres, de peur que 18 lumiere ne #’y fasse trop complötement. 4)
A. 3, 130—136 und sonst. δ) A. Schäfer III, S. 230. 6) 8. oben
8. 198.
Aischines. Behandlung der Sachen. 233
in denen die Gesetzesfrage behandelt wird, sind doch wohl von
besserer Art? Aischines hat darin theilweise Recht, aber es
kommt jetzt weder hierauf noch auf das Gegentheil an, sondern
darauf, ob er es verstanden hat, seine Darstellung, zutreffend oder
nicht, den Richtern klar zu machen und die entgegengesetzte "
anscheinend oder wirklich zu widerlegen. Demosthenes nun
kritisirt die betreffenden Abschnitte so: „die Ausführungen, die
jener in gründlichem Durcheinander über die verletzten Gesetze
vorbrachte, habt ihr wahrhaftig nicht verstehen können und ich
konnte es grösstentheils auch nicht“'), und diese Kritik ist im
wesentlichen zutreffend. Aischines holt in seinen Beweisführungen
grossentheils so weit aus, dass damit die Klarheit nicht bestehen
kann, und die wiederholt angewendete Methode des indirekten
Beweises ist doch nicht etwa deutlicher und einfacher als die
entgegengesetzte, bedürfte vielmehr zur Verständlichkeit noch
grösserer Sorgfalt und Präcision, um die sich der Redner keines-
wegs bemüht.?) Was aber von vornherein noch von lichtvoller
Darlegung da war, hat er durch die Umarbeitung, die er mit
diesem Theile vor der Gerichtsverhandlung vornahm, gründlich
verwüstet. Ueber das Prooemium der Rede führe ich wieder
Croiset an°): „Aischines spricht allgemeine Sätze aus, die im
Grunde nichts als eine mehr oder weniger glänzende Wieder-
holung des oft Gesagten sind, ohne irgend etwas tief Persön-
liches im Gedanken“. Das heisst, die Darlegung ermangelt der-
jenigen Anschaulichkeit, welche aus eigner Beobachtung der
Wirklichkeit hervorgeht; es ist etwas Phrasenhaftes darin, was
1) D. 18, 111: τῶν μὲν οὖν λόγων, οὖς οὗτος ἄνω καὶ κάτω διακυκῶν
ἔλεγεν περὶ τῶν παραγετραμμένων νόμων, οὔτε μὰ τοὺς θεοὺς ὑμᾶς οἶμαι
μανθάνειν οὔτ᾽ αὐτὸς ἠδυνάμην ευνεῖναι τοὺς πολλούς. 8) Niemand wird
der Entwickelung in $ 384. dies nachrühmen können, zumal da in dem
Abschnitt 18f. eine mehrfach abweichende Darstellung vorangegangen ist.
Wenn aber A. diese jetzt auser Acht lässt, waram hebt er dann $ 30 nicht
nochmals hervor, dass Dem. die ἡγεμονία δικαςτηρίων gehabt habe? nur so
ergab sich die Schlussfolgerung. 8) Oroiset 1. c. p. 243, mit Bezug auf
3, 6f.: E. 6nonce des propositions generales, qu’on peut admettre ou
rejeter, mais qui ne sont en somme qu’une redite plus on moins brillante,
sans rien de profond6ment personnel dans 18 pensee, Gegensatz dazu ist
Demosthenes, vgl. Abth. III, 1 8. 188.
284 Aischines. Verhältniss zur asianischen Beredsamkeit.
auch bei dem Hörer keine Anschauung und darum keinen tiefen
Eindruck zulässt. — Ich verzichte darauf, Einzelnes an dieser
Rede oder an der zweiten zu rügen'); es bedarf keiner Hervor-
hebung, dass auch die letztere sich nicht durch scharfen Beweis
ausseichnet. Bedeutendes Talent dagegen zeigt Aischines hier
und überall für die Erzählung?), sodass sich wegen dieses Vor-
zuges und jenes Mangels wieder der Vergleich mit Andokides
aufdrängt. Beide Redner hatten keine technische Vorbildung ge-
nossen, noch auch durch die Praxis der Logographie sich ge-
schult: das Erzählen nun versteht man durch das Talent allein,
der Kampf dagegen bedarf der Uebung, auch wenn dazu die An-
lage vorhanden ist, Dies letztere ist ja bei Aischines in gewissem
Masse der Fall; indes hätte er, um ein wahrhaft grosser Redner
zu werden, doch in mehrfacher Beziehung anders geartet sein
müssen. Weshalb ist er im Pathos in der That viel schwächer
als er es sein möchte? Weil er kein tiefes Gemüth und keine
starken Leidenschaften hatte. Weshalb ist er so ungenügend in
der ersten und wesentlichsten Aufgabe des Redners, dem docere?
Weil er in seinem Denken nicht das Bedürfniss hatte, einen
Gegenstand wirklich zu durchdringen, sondern mit oberflächlicher
Berührung und mit dem Scheine sich begnügte. Wenn aber dies
Trachten nach dem Scheine ein sittlicher Mangel ist, so ist ja
klar, dass er kein grosser Redner wurde, weil er kein vir bonus
war. Für eine der Aufgaben des Redners, wie dieselben die
spätere Technik definirt, genügt er allerdings in hervorragendem
Masse, nämlich für das delectare. Aber ist denn das noch die
echte, unverdorbene Beredsamkeit, ‚wenn an die Stelle klarer
und sachgemässer Darlegung amüsante Erzählung und ein Kling-
klang von schönen Worten tritt? Vielmehr haben die Alten
einen ganz richtigen Blick gezeigt, indem sie den Aischines zum
Ahnherrn der sophistischen Deklamation und der rhodischen
Beredsamkeit machten, wenn auch die historische Begründung
dafür etwas mangelhaft ἰδὲ. Eben darauf muss auch das Lob
1) Vgl. 2, 2 Afg. 38 extr. 44 extr. 80. 81, 116. 123; 3, 20 extr. 146.
170 extr. (oben 8, 228, 5). 261. (überall Unklarheit oder mangelhafte Logik).
2) In der 1. Rede s. besonders $ 688. 81}: 3) Die Nachrichten von A.'s
Aischines. Verhältniss zur asianischen Beredsamkeit. 235
gehen, ‚welches ihnı Philostratos wegen seiner Fähigkeit zu ex-
temporirter Rede spendet!); denn bei den Deklamationen wurde
extemporirt, übrigens aber führt nichts darauf, dass Aischines
sich, dieser Fertigkeit beflissen hätte. Angenommen nun, dass
er seine letzten Lebensjahre nicht in reiner Unthätigkeit und
Abgeschiedenheit verbrachte, sondern seine Talente zu zeigen
und zu verwerthen suchte, so ist in der That nicht wohl ersicht-
lich, in welcher andern Weise als in der des Deklamirens dies
hätte geschehen sollen. Politische Thätigkeit war ihm nicht
möglich, die Logographie zuwider; in der Theorie unterrichten
konnte er nicht; zur Deklamation dagegen hatte er alle Anlage.
Soll man nun das ‘Podiaxdv didackakeiov, die Schule die er nach
Suidas auf Rhodos stiftete”), als eine Deklamatorenschule fassen ?
Denn die Zurückführung der rhodischen Beredsamkeit auf ihn
ist eine künstliche Construktion®), um so unhaltbarer, als die
uns bekannten rhodischen Redner, ein Apollonios und Molon,
von Aischines durch eine Zeit von fast zwei Jahrhunderten ge-
trennt sind, und als diese Redner keineswegs ihn, sondern den
Hypereides als ihr Muster verehrten. Soviel steht fest, dass bei
Aischines sich erhebliche Ansätze zu der entarteten Beredsamkeit
zeigen, welche sich in der folgenden Zeit in Athen und weiter-
letzten Schicksalen und Beschäftigungen 8. oben 8. 138. — Die Deklamation
über fingirte Fälle, wie sie von den Asianern und dann allgemein von
Griechen und Römern betrieben wurde, wird auf A. zurückgeführt von
Philostr. V. 8. I, Ρ. 6 Κ.: ἦρξε δὲ τῆς μὲν ἀρχαιοτέρας (copicrific) Γοργίας —,
τῆς δὲ δευτέρας Αἰεχίνης 6 ᾿Ατρομήτου, τῶν μὲν ᾿Αθήνηει πολιτικῶν ixmechv,
Καρίᾳ δ᾽ ἐνομιλήτας καὶ Ῥόδῳ. Jedoch nach Quintil. II, 4, 41f. stand nur
das fest, dass diese Uebungen um jene Zeit aufgekommen waren; vielfach
wurde Demetrios der Phalereer 818 der Erfinder bezeichnet. — Rhodische
Bereds., Quintil. X, 10, 18f.: (Rhodii) neque Attice pressi neque Asiane
sont abundantes, ut aliquid gentis habere videantur, aliquid auctoris.
Aeschines enim, qui hunc exilio delegerat locum, intulit eo studia Athe-
narum, quae velut sata quacdam coelo terrague degenerant, saporem illum -
Atticum peregrino miscnerunt. 1) Philostr. V. 8.1, 18, 3 p. 24K.: τὸν
δὲ αὐτοεχέδιον λόγον ξὺν εὐροίᾳ καὶ θείως διατιθέμενος τὸν ἔπαινον τοῦτον
(se. τὸ θείως λέγειν) πρῶτος ἠνέγκατο. τὸ γὰρ θείως λέγειν οὕπω μὲν ἐπ-
exwplace «οφιςτῶν «πουδαῖς, dm’ Αἰεχίνου δὲ ἤρξατο θεοφορήτῳ ὁρμῇ ἀπο-
εχεδιάζοντος. ‘Daraus Suid. v. Alcxlvnc. 2) Suid. Alcg.: «χολήν τ᾽ ἐκεῖ
προκκατέλιπε τὸ "Pod. didack. κληθέν. 8) Vgl. A. Schäfer IIT, 267.
286 Demades. Lebensumstände,
hin in Asien entwickelte: man liess die technische Vorbildung
fallen, übte dagegen durch Deklamation die Zungenfertigkeit;
schöne Worte und geistreiche Gedanken wurden gesucht, das
Sachliche und die Belehrung der Hörer vernachlässigt.
Der zweite bedeutende Redner der makedonischen Partei,
Demades, fände strenggenommen in unsrer Darstellung keinen
Platz, weil er nichts schriftliches hinterlassen hat. Indessen ist
es wohl angezeigt, bei ihm eine Ausnahme zu machen, einmal
des ausserordentlichen Ruhmes wegen, den seine Beredsamkeit
gefunden, sodann wegen der Werke, die unter seinem Namen,
wenn auch nicht von ihm, vorhanden waren und zum Theil
noch sind.
Demades (Δημάδης d. i. Δημεάδης) Demeas’ Sohn von Paiania!)
war wenigstens nicht sehr viel jünger als sein Gaugenosse De-
mosthenes, trotzdem dass des letzteren politische Bedeutung er-
heblich früher begann. In einer Anekdote aus der Zeit kurz
vor Demades’ Tode, der 320 erfolgte, wird er als Greis be-
zeichnet?), und sein unehelicher Sohn Demeas, der mit ihm starb,
hatte Prozesse geführt und gehabt und soll auch als Volks-
redner aufgetreten sein, wobei er mit Hypereides in Streit kam.)
— Demades’ Vater war Schiffer, Besitzer eines Fährbootes wie
es scheint, und bei diesem Gewerbe und ohne höhere Bildung
1) Name des Vaters und Gaues inschriftlich festgestellt, s. A. Schäfer
1Il, 19, 3, der das. Anm. 1 auch die früheren Schriften über Dem. anführt.
2) Plut. Phok. 1: ὥςτ᾽ ᾿Αντίπατρον εἰπεῖν ἐπ᾿ αὐτοῦ γέροντος ἤδη γεγονότος,
ὅτι καθάπερ ἱερείου διαπεπραγμένου γλῶττα καὶ κοιλία μόνον ἀπολείπεται
(vgl. Mor. 188E. 525C.). Auch Hypereid. c. Dem. c. 19 (οἱ νέοι τοὺς ὑπὲρ
ἑξήκοντα ἔτη cwppoviZoucıv) wird auf Demades mit zu beziehen sein, der
col. 21 mit Demosth.‘ zusammen genannt wird; jedoch darf man natürlich
für jenen noch weniger als für diesen die Stelle als authentisches genaues
Zeugnias fassen. 8) Rede unter Hypereides’ Namen, jedoch angezweifelt,
“κατὰ Δημέου ξενίαο, “8. oben 8. 19 (auch Hyp.’'s Rede πρὸς τὴν Δημέου
ἡ γραφήν anscheinend gegen denselben); Apophth. des Hyp. bei Athen. XHI
591F u. 8. w., in m. Ausg. p. 82; A. Schäfer III, 20, 5, der ausserdem die
angeblich von Demosthenes dem Demades gemachte Beschuldigung heran-
zieht, dass er seinen Sohn (838) an Philipp verkuppelt habe (Tzetz. Chil:
6, 16f., Maxim. Plan. Rh. Gr. V, 377, Suid. Δημάδηρ). — Lhardy (de De-
made p. 43) setzt als spätesten Termin für die Geburt Ol. 100, 1 (380),
Demades. Politische Thätigkeit. 237
wuchs er selber auf.') Seine politischen Anfänge sind unbekannt;
zu Einfluss gelangte er erst, als Philipp ihn nach der Schlacht
bei Chaironeia, bei welcher er gefangen wurde, zum Friedens-
unterhändler erkor. Nachdem er dies Werk zur Zufriedenheit
des Königs und des Volkes vollendet hatte, war er ein gemachter
Mann, neben Demosthenes der Leiter des Staates während der
ganzen Zeit bis zum Tode Alexanders?), und das obwohl er
selber gar kein Hehl daraus machte, dass er erkauft sei und
käuflich bleibe.°) Niemals zuvor hatte Athen einen so gänzlich
von aller Scham und sittlichen Scheu freien Demagogen gehabt;
doch nachdem das Volk gelernt hatte sich vor einem fremden
Machthaber zu beugen und von dessen Gunst und Gnade Sicher-
heit und Vortheile zu erhoffen, so waren hierzu Werkzeuge und
Vermittler nöthig, und diese musste man nehmen wie man sie
fand. Die Besänftigung Alexanders nach der Zerstörung Thebens
brachte dem Demades sogar die höchsten bürgerlichen Ehren,
die Speisung im Prytaneion und ein Standbild auf dem Markte“),
und andrerseits vermochte weder die Schuldigsprechung im har-
palischen Prozess, noch die Reaktion nach dem Tode Alexanders
ihn zu verderben: dass er durch die letztere zeitweilig die Ehren-
rechte verlor, wird ihn nicht viel gekümmert haben. Nicht lange,
so war er wieder mächtig und schrieb gegen Demosthenes und
Sauppe (Ztschr. f. AW. 1835 nr. 77) sogar 98, 1 (888); vgl. auch Wester-
mann das, 1837 nr. 26. Indes das Beweismaterial, dessen sich nam. Sauppe
bedient, ist nicht zuverlässig. Suidas’' Nachricht, dass Ὁ. gegen die Olyn-
thier gesprochen, gründet sich wohl auf die gefülschten Reden (8. u.); die
Anekdote bei Plut. Dem. 7 (ἄνθρωποι ναῦται; Demades wird nicht einmal
ausdrücklich genannt) hat in den Einzelnheiten gar keine Gewähr. — Die
ältesten bekannten Psephismen des Ὁ, (abgesehen von dem Friedensschlusse
ἃ. J. 338) sind von Ol. 110, 4 (37/6), 8. C.I. A. Π, 125. 127. 1) 8. die
Stellen bei Schäfer ΠῚ, 19, 4. Von dem Schiffe seines Vaters spricht ver-
ächtlich Polyeuktos (oben 8. 128); wäre Ὁ, selbst jemals Schiffsinhaber ge-
wesen, so würde dort von seinem eignen die Rede sein. 3) So werden
beide öfters zusammen genannt: Hyper. 1 col. 21, Dein. 1, 7. 11. 45. 89.
104; 2, 15; Pytheas ἔμ. 4 8. 3) Ausser den Apophthegmen 8. Dein. 1,
104: προειρηκὼς ἐν τῷ δήμῳ τὸν ἑαυτοῦ τρόπον καὶ τὴν ἀπόνοιαν, καὶ
ὁμολογῶν λαμβάνειν καὶ λήψεεθα. 4) Nach Kephisodotos’ Antrag, trotz der
Gegenbestrebungen des Lykurg und Polyeuktos, 8. oben 8. 81 und 128.
288 Demades. Rednerische Grösse.
dessen Genossen das Todesurtheil. Aber auch er selbst fand
wenige Jahre später durch dieselben Makedonier den Tod'), und
er hinterliess in Athen kein Andenken; vielmehr, während dem
Demosthenes und Lykurgos nach ihrem Tode Standbilder gesetzt
wurden, so wurde das des Demades nunmehr zu dem niedrigsten
Gebrauche eingeschmolzen.?) Denn nicht aus Hochachtung und
Dankbarkeit hatte er es erhalten, sondern aus Schmeichelei gegen
ihn und gegen Makedonien®); solche Denkmäler der eignen Schande
pflegt man zu beseitigen, sobald man kann. Indes, mochte der
Mann noch so schlecht und unwerth sein, gewissenlos im Er-
werben, lasterhaft im Gebrauchen, er war dennoch ein ganz
hervorragendes Talent, ingeniose nequam, wie Sauppe mit einem
von Velleius entlehnten Ausdrucke ihn bezeichnet‘) Er muss
die Menschen gründlich gekannt haben, und wie fein er sie zu
nehmen wusste, zeigt gleich sein erster Verkehr mit Philipp,
dem er, statt mit offner Schmeichelei, vielmehr mit anscheinen-
dem Freimuth entgegentrat°); dazu kam seine ungemeine Rede-
gabe, die ihm vielleicht den ersten Preis in der Beredsamkeit
hätte sichern können, wenn er gewollt hätte und wenn ΘΓ ein
andrer Charakter gewesen wäre. Theophrast wenigstens soll
gesagt haben, dass Demosthenes wohl ein Athens würdiger
Redner, Demades aber grösser als Athen sei, und ähnlich
urtheilten Andre, dass seine Begabung 'alles Studium des Demo-
sthenes zu Schanden zu machen vermöge.°) Aber von dieser
1) Pint, Demosth. c. 31 u. a. St.; 8. Droysen Gesch. der Diadochen
2. Aufl. I, 176f. 8) Plut. Moral. 820F: τοὺς — Δημάδου (ἀνδριάντα)
xarexıbvevcav εἰς äuldac. 8) Das Skandalöse dieser Ehrenerweisung hebt
auch Dein. 1, 101 hervor: περιεῖδες (an Demosth. gerichtet) αὐτὸν ἐν τῇ
ἀγορᾷ χαλκοῦν «ταθέντα καὶ τῆς ἐν πρυτανείῳ ειτήςεως κεκοινωνηκότα τοῖς
«Ἁρμοδίου καὶ ᾿Αριςτογείτονος ἀπογόνοι. 4) Sauppe Ο. A. II, 312 (Vellei.
2, 68 von C. Curio). Eine geistvolle Charakteristik des D. gibt Droysen
Disdochen (2. Aufl.) I, 174. 6) 8. die Apophthegmen bei. Stob. Flor. δά,
41; Sext. Emp. c. Mathem. 1 $ 295; Diod. 16, 87 (Sauppe frg. 30—32;
A. Schäfer III, 4). 6) Plut. Dem. 10: τὸν Δημάδην πάντες ὡμολόγουν
τῇ φύτει χρώμενον ἀνίκητον εἶναι καὶ παραφέρειν αὐτοςχεδιάζοντα τὰς τοῦ
Δημοτθένους «κέψεις καὶ mapackevdc. Das. die Aeusserung des Theophr.
(aus Ariston von Chios): ἐρωτηθέντα ὁποῖός τις αὐτῷ φαίνεται ῥήτωρ 6
Anuocd., εἰπεῖν, Ἄξιος τῆς πόλεως“. ὁποῖος δὲ Δημάδης: ,Ὑπὲρ τὴν πόλιν“.
Demades. Untergeschobene Reden. Ὁ 239
rednerischen Grösse ist nur die Erinnerung und Ueberlieferung,
nicht die Anschauung geblieben, und somit hat bei der Nach-
welt Demosthenes ohne Kampf über diesen Nebenbuhler gesiegt.
Denn dass Demades keine aufgezeichneten Reden hinterlassen,
bezeugen Cicero und Quintilian mit aller Bestimmtheit!), und so
wird auch bei keinem Schriftsteller guter Zeit etwas anderes als
Apophthegmen und einzelne geistreiche Gedanken und Wen-
dungen, wie sie z. Bsp. auch von Perikles umliefen, von Demades
eitirt. Indes der Ruf des Mannes machte, dass ihm noch in
später Zeit, jedenfalls nach Quintilian, eine ganze Reihe von
Reden untergeschoben wurden, von denen eine oder zwei Suidas
nennt, nicht weniger als 14 ein in einer Florentiner Handschrift
gefundenes Verzeichniss®); benutzt freilich hat unsres Wissens
diese Werke niemand als Ioannes Tzetzes.?) Sowohl bei Suidas
als auch in der Handschrift, und zwar in dieser an erster Stelle,
kommt die Rede ὑπὲρ τῆς δωδεκαέτίας vor, von welcher der erste,
kleinere Theil samımt Excerpten aus dem Uebrigen sich bis auf
uns erhalten hat“); in der Anführung des Suidas: ἀπολογιςμὸς
πρὸς Ὀλυμπιάδα τῆς ἑαυτοῦ δωδεκαετίας, möchte zugleich der
Titel einer andern Rede enthalten sein.°) Die weiterhin daselbst
angeführte Schrift: icropia (also nicht Rede) περὶ Δήλου καὶ τῆς
vevecewc τῶν Λητοῦς παίδων, war wohl von einem andern De-
mades verfasst‘) Die dreizehn in der Handschrift noch ge-
nannten Reden sind meist deutlich Gegenstücke zu einzelnen
1) Cie. Brat. 36: cuius nulla exstant scripta (gl. Orat. 90 fertur).
Quint, II, 17, 18: neque enim orationes seribere est ausus. XII, 10, 49:
ideoque in agendo clarissimos quosdam nihil posteritati — reliquisse, ut
Periclem, ut Demadem. 2) Veröffentlicht von F. Schöll, Hermes III,
Ρ. 2778. — Soid. v. Ann. 8) Io. Tzetzes Chil. VI, 16ff. 112, (fr. 16.
16 8). 4) Die Exoerpte aus der Rede sind von H. Haupt Hermes XIII,
. 489. aus einem cod. Palatinus herausgegeben. Es sind 67 Nummern, die
ersten 9 aus dem erhaltenen Stücke. Zwei Citate des Tzetzen finden sich
hier theilweise wieder (nr. 18 und 48). 6) Ruhnken, dem Sauppe zu-
stimmt, streicht πρὸς Ὀλυμπιάδα hier u. setzt weiter unten nach τελευτᾷ
δὲ die Worte κατ᾽ Ὄλυμπ. fie ein (Hist. crit. p. 72). 6) So H. Diels,
Rh: Mus. N. F. XXIX, 8. 408 Anm., der demselben Mythographen das Frg.
81 8. (bei Schol. Hes. Theog. 914) über den Raub der Persephone zu-
schreibt. \
940 Demades. Erhaltene angebliche Rede.
demosthenischen oder pseudodemosthenischen Demegorien: πρὸς
τὴν εἰς Ὄλυνθον βοήθειαν, πρὸς Xeppovncitac (Demosth. R. VIII),
ὑπὲρ Φιλίππου ὡς οὐ χρὴ πολεμεῖν (gegen Dem. IX?), πρὸς τοὺς
Ὀλυνθίων πρέεβεις, ἐναντίος ἉἉλονηείταις (gegen [Dem.] VII),
κατὰ τῆς εἰς Ὄλυνθον βοηθείας (also im ganzen drei olynthische
Reden), πρὸς Δημοςθένην πρὸς τὸν κατὰ Φιλίππου (Dem. 12),
πρὸς τὸν κατὰ τῆς εἰρήνης (Dem. V? wonach περὶ statt κατὰ zu
schreiben wäre)'), ἐναντίος τοῖς ἐν Μεςςήνῃ (Dem. VI), ὑπὲρ τῆς
Φιλίππου µAfic ([Dem.] XI), πρὸς τὸν ὑπὲρ τῆς ευντάξεως
([D.] XIH), κατὰ ευμμάχων, κατὰ Ἁρπάλου.) Einzelne dieser
Titel sind so unsinnig, dass man an spätbyzantinischen Ursprung
auch der Reden denken möchte; indes was Tzetzes aus der Rede
gegen die Halonesiten (ἐναντιούμενος “AAovncitaıc) mittheilt, zeigt
doch, dass in der Rede die Situation wesentlich richtig gefasst
war.t) Sonst bringt Tzetzes aus ihr ‘plumpe Schimpfereien auf
Demosthenes, bei denen man die Benutzung des Aischines er-
kennt. Der Titel ὑπὲρ τῆς (ἑαυτοῦ) δωδεκαετίας ist nicht wohl
anders als von' zwölfjähriger Wirksamkeit im Staate zu ver-
stehen; von Demetrios dem Phalereer gab es eine Schrift περὶ
τῆς dexaeriac®), deren Titel klärlich diesen Sinn hat, Es stand
wohl in der Rede, dass der Sprecher nunmehr zwölf Jahre thätig
gewesen sei. Jedenfalls lässt die Art des Titels nicht zu, die
Rede in die byzantinische Zeit herabzurücken, was auch nach
dem sonstigen Sachbestande sich nicht empfiehlt. Die fingirte
Situation ist, dass der Redner in Alexanders späteren Zeiten
(326?) sich gegen irgendwelche schwere Anklage gerichtlich
verantwortet. Wir lesen ein langes, grossentheils in Gemein-
plätzen sich ergehendes Prooemium°); dann folgt eine Vor-
erzählung, wenn man will, über des Redners sonstige Thätigkeit
1) Schöll fasst die Rede als ein Gegenstück zu der pseudodemosth.
περὶ τῶν πρὸς ᾿Αλέξανδρον cuvß., und weist ihr einige Citate bei Tzetzes
zu, die indes, wie sich nun herausstellt, der R. ὑπὲρ τ. δωδεκ. angehören
(Haupt 8. 494f., dessen Zweifel bezüglich des Citats VI, 114, mir un-
motivirt scheinen). 2) Nach Schöll der rhodischen Rede des Demosth.
entgegengesetat. 8) Psendodemosth. Rede περὶ τοῦ μὴ ἐκδοῦναι Ἅρπαλον,
Dion. Dem. 57, Thl. III, 1, 8. 68f. 4) Chil. VI, 118. (frg. 16 8).
6) Diog. L. V, 81. 6)$ 1-6.
Demades. Erhaltene angebliche Rede. 241
im Staate, die von den Gegnern ebenfalls angegriffen ist.!) Hier
rechtfertigt er, nach einigen Bemerkungen über seine Anfänge,
zuerst seine Friedensvermittelung nach Chaironeia, zweitens die
gleiche Thätigkeit nach Alexanders Thronbesteigung?); drittens
kommt er auf den thebanischen Aufstand, doch bricht hier unser
Fragment bald ab.?) Die Excerpte betreffen noch auf eine ge-
raume Strecke hin diesen letzten Zeitpunkt; erst nahe am Schlusse
wird ihr Inhalt allgemeiner.‘) Falls aus allen Theilen in gleich
starkem Masse excerpirt ist, so hatte das Ganze etwas mehr als
den halben Umfang von Deinarch’s erster Rede. Es zeigt sich
nirgends besonderes Wissen, indes kommen auch keine geschicht-
lichen Verstösse vor.) Der Stil ist poetisch durch Metaphern,
Umschreibungen, kühne Personificationen und so fort, und
wiederum auch durch zahlreiche künstliche Antithesen glänzend;
der Hiat ausser der Pause ist streng gemieden.°) Man sieht, es
soll der -geistreiche Demades sein, welcher redet; darum ist jeder
Gedanke verschnörkelt und jede Gelegenheit zu brillanten Phrasen
erhascht; wirklich haben sich die Neueren vielfach täuschen
lassen und an die Echtheit geglaubt, bis Sauppe dem ein Ende
machte”) Vollends ist durch die Excerpte die späte Nach-
ahmung klar geworden: nicht nur rein sophistische Schön-
rednerei, sondern auch offenbare Benutzung des Demosthenes und
anderer Redner liegt vor, so dass jeder Zweifel an der Unechtheit
schwinden muss.®) Ich möchte die Rede etwa in die Zeit des
Herodes Attikos setzen; betrügliche Absicht war bei dem Verfasser
gewiss nicht, sondern die sich zu üben oder sein Talent zu zeigen,
wofür es ein dankbarer Vorwurf schien, aus dem Charakter des
Demades heraus und in dessen Ausdrucksweise zu deklamiren.°)
1) Vgl. die Anlage der Kranzrede. 2) 7—8; 9—10; 11-16. 8)
16—17. 4) Noch nr. 49f. beziehen sich anf die Zeit von Thebens Zer-
störung; doch sind vorher zahlreiche Abschweifungen. 6) Falle mit
Recht $ 7 von Lhardy und Kiessling γεγονὼς -- Δημάδου πατρός in Y. —
Δημέου m. emendirt ist. 6) Verstösse dagegen nur $ δ. 6. 9; Exc. 19.
20. 38. 45. 48. Vgl. Benseler Hiat. p. 198. 7) Sauppe 0. A. II, 312£.
8) Vgl. Haupt 1. c. 8. 495f. Sophistisch namentlich nr. 84. 9) 80 Scholl
1. 6. 8. 281f., der für alle Reden des Pseudo-Demades mit Recht dies
annimmt; Haupt 8. 496.
Blass, attische Beredsamkeit, III, 2. 16
242 Demades. Art seiner Beredsamkeit.
Auf die andern unechten Reden zeigt sich keine Bezugnahme;
der Verfasser scheint vielmehr anzunehmen, dass Demades erst
seit Chaironeia als Demosthenes’ Gegner aufgetreten sei.)
᾿ Wir wenden uns jetzt von diesem Trugbilde zu denjenigen
Resten, die besseren Anspruch haben uns eine Anschauung von
der wahren Art dieses Redners zu geben, nämlich zu den durch
Andre aufgezeichneten einzelnen Aussprüchen desselben. Es mag
frühzeitig eine Sammlung von Δημάδεια, wie sie genannt wer-
den?), gemacht sein, gleichwie zu Rom schon der: ältere Cato
Apophthegmen sammelte, und auch Cato’s eigene dicta bald ihren
Sammler fanden’); C. Gracchus eitirt ein Witzwort des Demades,
und Cicero’s Bemerkung, dass derselbe zufolge der Tradition vor
allen andern Attikern witzig gewesen sei, wird sich auf diese
traditionellen Aussprüche beziehen.‘) Unser Besitz an solchen ist
neuerdings aus einer Wiener Handschrift nicht unerheblich ver-
mehrt worden); man zählt jetzt über 40, theils Aeusserungen
vor dem Volke oder vor Gericht, theils aus dem Verkehr mit
Einzelnen, z. Bsp. mit Philipp‘); selbstverständlich ist manches
von sehr zweifelhafter Gewähr.) Von vormherein nun ist
1) 9. 9: ἐνταῦθα (nach der Schlacht) ἐπιοτὰς τοῖς πράγμαειν ἔγραψα τὴν
εἰρήνην. Von früherer Thätigkeit wird nichts gemeldet, obwohl doch die
Absicht ist, das Stastsleben des Redners vollständig darzulegen. 3)
Demetr. m. ἕρμ. $ 282, der augenscheinlich (vgl. καὶ ἀλλαχοῦ που $ 386) eine
Sammlung benutzt. 8) Vgl. H. Jordan M. Catonis quae exstant p. CV sq.
4) 6. Gracchus b. Gellins XI, 10 (fr. 29 8.). Cic. Orat. 90: Demades praeter _
ceteros fertur (facetus), δ) H. Diels, Δημάδεια, Rh. Mus. XXIX, 1078.
6) Zu der Sammlung bei Sauppe (ir. 3-56) beiierke ich Folgendes. Fr. 2
(bei Anonym. Seguerii p. 51) scheint mir so gut ein für sich überliefertes
Diktum wie nr. VII bei Diels (8. denkt an eine vollständige Rede). Fr. 3
(Arist. Rhet. 2, 24) ist kein eigentliches Diktum. 16. 16 (bei Tzetzes) sind
aus den unechten Reden. 19. 20. 21 (bei Antonius Meliss.) sind Gnomen,
vielleicht ebenfalls aus jenen Reden. — Ansgelassen sind die Apophthegmen
19—22 Lhardy, wovon nr. 22 (Plat. Phok. 30) eine recht charakteristische
Aeusserung gegen seinen Sohn enthält (Sauppe hat Privatgespräche nicht
aufnehmen wollen); 19. 20. 21 (Ael. V. H. XIV, 10; Plot. Phok. 20, Mor.
626B) sind Wechselreden mit Phokion. 7) Frg. 8 8. scheint von Hy-
pereides auf D. übertragen, desgl. nr. I Diels; mit 23 vgl. Aisch. 8, 229
(oben 8. 221f.), mit 12 Demosth. bei Dein. 1, 94; 4, 1 gehört dem Perikles.
Ueber 5 vgl. A. Schäfer III, 160, 2, über 29 dena. I, 219.
Demades. Art seiner Beredsamkeit. 243
charakteristisch, dass von Demades so viel dergleichen sich sammeln
liess, dagegen von Demosthenes so wenig; es weist dies auf
eine ganz verschiedene Art der Beredsamkeit. Bekanntlich ist
Demosthenes nicht geistreich; man meinte sogar, dass er über-
haupt mehr durch Studium und Fleiss als durch Genie gross
sei. Jedenfalls sind die genialen Gedanken und genialen Aus-
drucksweisen nicht seine Sache, sondern er bedurfte der Zeit,
um etwas zu durchdringen, und eines gewissen Raumes, um es
darzulegen.!) Demades hatte das Genie, aber nicht den Charakter;
statt mit mühsamem Studium, verbrachte er seine Zeit mit Trunk
und Ausschweifung, und bildete schon in seiner äusseren Er-
scheinung mit seinem dicken Bauch, in den nach seiner eignen
Erklärung alle Erträgnisse seiner politischen Thätigkeit hinein-
gegangen waren, einen völligen Gegensatz zu Demosthenes.?)
Selbstverständlich also waren seine Reden extemporirt?), und
wirkten nicht sowohl durch die Kunst des Ganzen als durch
einzelne schlagende Stellen. Hatte er doch auch bei niemandem
die Rhetorik gelernt, sondern sein Lehrmeister war, wie er selber
sagte, die Rednerbühne Athens gewesen.‘) Den grossen Haufen
wusste er um so besser zu nehmen, je näher er demselben durch
Herkunft und Bildung stand; man muss indes nicht meinen,
1) 8. Thl. III, 1 8. 187£. 2) Pytheas bei Athen. IT, 44F: ἀλλὰ τοὺς
νῦν δημαγωγοὺς ὁρᾶτε, Δημοςθένη καὶ Δημάδην, ὡς ἐναντίως τοῖς βίοις
διάκεινται. ὁ μὲν γὰρ ὑδροποτῶν καὶ μεριμνῶν τὰς νύκτας, ὥς φαειν, ὁ δὲ
πορνοβοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ τὴν ἡμέραν Exdernv προγάςτωρ ἡμῖν ἐν
ταῖς ἐκκληείαις ἀνακυκλεῖται. Demades nr. VIII Diels: ἐρωτώμενος --- τί εἴη
πεποιηκὼς τὰ ἐκ Μακεδονίας χρήματα, διαναβαλόμενος καὶ ἐπιδείξας τήν τε
κοιλίαν καὶ τὰ αἰδοῖα" „ri ἂν τούτοις ἱκανὸν γένοιτο"; Vgl. Psendoplut. περὶ
äcxhcewe (Rh, Mus. XXVII, 527); Plut. Mor. 5250 (εἰς τὴν ταςτέρα ἐδη-
μαγώγει). 8) adrocxedıdZovra, Plut. Dem. 10. 4) Stob. Flor. 29, 91
(fr. 22 8): A. ἐρωτηθείς, τίς αὐτοῦ διδάεκαλος γεγονὼς εἴη, Τὸ τῶν ᾿Αθη-
ναίων, ἔφη, βῆμα, ἐμφαίνων ὅτι ἡ διὰ τῶν πραγμάτων ἐμπειρία κρείττων
πάκης «οφικτικῆς διδακκαλίας ἐςτί. Vgl. Sext. Emp. adv. math. 2, $ 16; Rh.
Gr. W. IV, 898. (ὁ ἀπὸ τῆς κώπης ἀνίπτοις ποεὶ (xepci) κατὰ τὴν παροιμίαν
ἐπὶ τὸ βῆμα πηδήτας Δημάδης, das Sprichwort ist ἀπὸ κώπης ἐπὶ βῆμα),
u. a. 86., Lhardy p. 21f. — Quintil. II, 17, 12 spricht sich zweifelnd aus
(Demaden neque non didieisse certum sit, et continua dicendi exercitatio
ὁ. 4. 8). — Ὑπὲρ x. bubex. $ 8 wird hervorgehoben, dass or sich nicht
mit Logographie befasst; habe.
16*
244 Demades. Art seiner Beredsamkeit.
dass er gänzlich ungebildet gewesen, indem vielmehr in seinen
Aussprüchen wiederholt homerische Verse und mythologische
Anspielungen begegnen.!) Wäre uns eine seiner Reden in wört-
licher Naeltschrift erhalten, so würden wir wohl vor allem
zweierlei vermissen, einmal die Kunst, die Glätte, die Strenge
und Sorgfalt in der Oekonomie und im Ausdruck, und sodann
die Gründlichkeit, die Ausprägung eigner Ergriffenheit, vollends
das Pathos; suchte er sich doch auch wohl kaum den Schein zu
geben, als sei es ihm in tiefster Seele um das Wohl des Staates
zu thun. Darnach glaube ich nicht, dass wir eine solche Rede
den demosthenischen vorziehen würden, bei denen doch niemand
die Abwesenheit jener geistreichen Spitzen als einen Mangel
wirklich empfindet.?) Dieselben liegen nun bei Demades theils
mehr im Gedanken, theils im Ausdruck. Im Gedanken zum
Beispiel bei seiner Aeusserung über den Eid: man müsse bei
Eiden wie bei allen andern Dingen das Nützlichste erwählen;
nun sehe er, dass der welcher einen Meineid schwöre, sofort das
streitige Objekt habe, dagegen der, welcher schwören lasse,
klärlich sein Eigenthum einbüsse.®) Hier macht die Frivolität
selbst die Spitze; anderswo eine überraschende Antithese, wie
wenn er zu dem Tragöden sagt: „das scheint dir etwas grosses,
wenn du durch Schreien ein Talent verdient hast? Ich habe,
damit ich schwiege, 10 Talente vom Könige bekommen“.*) Oder
wie er seinen Gesinnungswechsel rechtfertigt: mit sich selbst
habe er sich oft in Widerspruch gesetzt, niemals aber mit dem
1) Frg. 8. 2. 9. 81. 32. Diels VII. ΧΙ. Dass er nicht γραμματικός ge-
wesen, hebt Sext. Emp. adv. math. 1, $ 295 hervor, eitirt aber dabei selbst
ein Apophthegma von ihm, welches homerische Verse enthält. 2) Auch
Quintil. II, 17, 12f. betrachtet die ausserordentliche rednerische Grösse des
Demades nicht als etwas völlig Ausgemachtes. 3) Frg. 6 8. bei Diod.
Sic. exe. ταῦ, 710,38 p. 34 Dd.: ὅτι δεῖ τὸ Aucrekkcrarov ὥςπερ ἐπὶ
τῶν ἄλλων οὕτω καὶ ἐπὶ τῶν ὅρκων alpeicdnı- ὁρᾶν δὲ τὸν ἐπιορκήςαντα
παραχρῆμα ταῦτ᾽ ἔχοντα περὶ ὧν ὥμοτεν, τὸν δὲ ὁρκίζοντα φανερῶς τὸ ἴδιον
ἀπολλύντε. 4) Frg. 29 8. (θ. Gracchus bei Gell, XI, 10): in terra Graecia,
quo in tempore graecus tragoedus gloriae sibi ducebat talentum magnum
ob unam fabulam datum esse, homo eloquentissimus civitatis suae Demades
ei respondisse dieitur: Mirum tibi videtur, si tu loquendo talentum quae-
sisti? Ego ut tacerem, decem talenta a rege accepi.
Demades. Art seiner Beredsamkeit. 245
Nutzen des Staates.!) Ausserordentlich fein ist die Art, wie er
sich einmal durch das Erzählen einer Fabel, wozu er sich von
dem »nruhigen Volke Erlaubniss geben liess, ferneres Gehör ver-
schaffte. „Demeter, eine Schwalbe und ein Aal gingen eines
Weges zusammen. Als sie nun an einen Fluss kamen, flog die
Schwalbe auf, der Aal tauchte unter.“ Hier schwieg er, und
als man ihm zurief: „Und Demeter?“ erwiderte er: „Die ist
böse auf euch, weil ihr über eure Staatsangelegenheiten nichts
hören wollt, dagegen Fabeln zuhört“.?) Das Witzige besteht,
ausser in dieser schliesslichen Wendung, in der ungeheuern Ein-
fältigkeit der Fabel; die Geschichte von des Esels Schatten, die
Demosthenes zu ähnlichem Zwecke vorgetragen haben soll, steht
in letzterer Beziehung nach, liefert aber eine vorzügliche Schluss-
wendung.) — Bei denjenigen Aussprüchen, wo mehr der Aus-
druck die Spitze schafft, ist der Vergleich und die Metapher ein
Hauptmittel, entsprechend der bereits von Aristoteles für die
äcteia aufgestellten Theorie.) Demades erinnert hier an Perikles,
durch die Kühnheit und durch die lebhafte Farbe seiner Bilder,
bei denen er weder das Poetische scheute, noch das Gewöhnliche®);
es ist dies Zusammentreffen nicht zu verwundern, da beide Redner
genial, beide von rhetorischer Technik unberührt waren. So
nannte Demades den Trompeter den öffentlichen Hahn der Athener,
die Mauer das Gewand der Stadt, die Epbeben den Frühling
derselben‘), dies letzte ähnlich wie Perikles, der in der Leichen-
rede sagte, dass der Verlust der Gefallenen für die Stadt dasselbe
1) Frg. 18 8. (Plut. Dem. 18): αὑτῷ μὲν αὐτὸν τἀναντία πολλάκις elpn-
κέναι, τῇ δὲ πόλει μηδέποτ. 2) Fr. 32 8. (Aesop. fab. 178 Cor). 8)
Demosth. frg. 16 8. (Suid. 2, 2 p. 1839 Bernh. und andre Autoren). Der
Schluss: ὑπὲρ μὲν ὄνου «κιᾶς ἀκούειν, ὦ ἄνδρες, ἐπιθυμεῖτε, ἀνθρώπου δὲ
κινδυνεύοντος ὑπὲρ ψυχῆς οὐδὲ φωνῆς dvexecde; 4) Arist, Rhet. ΠΙ, 10
p- 138ff. Sp.; p. 139 heisst es: dei ἄρα τούτων «τοχάζεςθαι τριῶν, μετα-
φορᾶς Avrıdecewc ἐνεργείας (d. i. Anschaulichkeit). 6) Ueber Perikles s.
Thl. I, 8. 865, 6) Frg. 4 8. (Athen. III, 99 D): Any. ἔλεγε τὴν μὲν
Αἴγιναν εἶναι λήμην τοῦ Πειραιῶς (von Perikles auf D. übertragen, 5. Arist.
Rh. III, 10 p. 189 Sp.), τὴν δὲ (άμον ἀπώρυγα (andre Hdschr. ἀπορρῶγα)
τῆς πόλεως, ἔαρ δὲ τοῦ δήμου τοὺς ἐφήβους, τὸ δὲ τεῖχος ἐςθῆτα τῆς πόλεως,
τὸν δὲ ςαλπιγκτὴν κοινὸν ᾿Αθηναίων ἀλέκτορα.
246 Demades. Art seiner Beredsamkeit.
sei, wie wenn man den Frühling aus dem Jahre wegnähme.!)
Ferner bezeichnete er die Theorika ale den Leim der Demo-
kratie®); den Demosthenes verglich er mit den Schwalben, die
weder schlafen lassen noch (wie der Hahn) aufwecken können;
ebenso lasse jener der Stadt keine Ruhe und führe sie doch auch
zu keiner würdigen Unternehmung.°) In Aeusserungen wie diese
letzten steckt nicht bloss Geist, sondern auch politischer Ver-
stand; dasselbe gilt, wenn er zur Entschuldigung seiner Politik
von sich sagte, dass er die Trümmer des Staatsschiffs lenket),
und derber noch: „nicht die vormalige, seekämpfende Stadt habe
ich überkommen, sondern ein altes Weib, das weiche Schuhe an
hat und seinen Gerstenbrei schlürft“, unter Anspielung auf die
öffentlichen Schmausereien, welche damals die Staatsgelder ver-
schlangen.5) Ein andrer Vergleich: „die makedonische Macht,
nachdem sie den Alexander verloren, gleicht dem geblendeten
Kyklopen“.®) Der Rhetor Demetrios, welcher die beiden letzten
Beispiele anführt, hebt neben der Metapher und Allegorie auch
die Emphase und drittens die Hyperbel als wesentlich für die
Δημάδεια hervor: „Alexander ist nicht todt, ihr Männer von
Athen: der Erdkreis würde nach dem Leichnam riechen“, worin
Alexanders Macht emphatisch und hyperbolisch bezeichnet sei.')
1) Arist. Rh. ΠῚ, 10 p. 189 Sp; Thl. 1, 8.36. 3) Frg. 18 8. (Plt.
Mor. p. 1011 B): κόλλαν ὀνομάζων τὰ θεωρικὰ τῆς δημοκρατία. 3) Diels
IV (vgl. Gomperz Ber. ἃ, Wiener Akad. LXXXIIT p. 574): ὁ αὐτὸς Δημο-
«θένην ὅμοιον ἔφηςε ταῖς χελιδόει᾽ καὶ γὰρ ἐκεῖναι οὔτε καθεύδειν ἐῶςιν οὔτε
γρηγορεῖν (müsste: heissen ἐγείρειν) δύνανται, καὶ Δημοεθένης οὔτε ἡουχίαν
ἄγειν ἐᾷ οὔτε ἄξιον τῆς πόλεως οὐδὲν ἐπιβάλλεται. 4) Plut. Mor. 808,
als Beispiel der für die Volksrede geeigneten Metapher: τὰ ναυάγια λέγων
πολιτεύεςθαι τῆς πόλεως, vgl. Phok. 1: ἔλεγε ευγγνώμης ἄξιος εἶναι πολι-
τευόμενος τὰ ναυάγια τῆς πόλεως (fr. 11 8.). δ) Frg. 10 Ὁ. Demetr. π᾿
ἕρμ. $ 285 (vgl. Phot. Lex. p. 896, 5. Suid. 2 p. 110 B.): καὶ ἀλλαχοῦ mov‘
„möhv (ergänze παρέλαβον, vgl. Phot. Suid.) od τὴν ἐπὶ τῶν προγόνων, τὴν
γαύμαχον, ἀλλὰ γραῦν, cavddlıa ὑποδεδεμένην καὶ πτιεάνην Bopoücav“, mit
hinzugefügter Erklärung. 6) Frg. 9, das. $ 284: ἔοικε γὰρ ἡ Μακεδονικὴ
δύναμις, ἀπολωλεκυΐα τὸν ᾿Αλέξανδρον, τῷ Κύκλωπι τετυφλωμένῳ. 7) Frg-
7, dns. $ 382: δεινὰ δὲ καὶ τὰ Δημάδεια, καίτοι ἴδιον καὶ, ἄτοπον τρόπον
ἔχειν δοκοῦντα᾽ ἔςτι δὲ αὐτῶν ἡ δεινότης ἔκ τε τῶν ἐμφάκεων τιτνομένη
καὶ ἐξ ἀλληγορικοῦ τινος παραλαμβανομένου καὶ τρίτον ἐξ ὑπερβολῆς. οἷόν
ἐςτι τὸ" „ob τέθνηκεν ᾿Αλέξανδρος, ὦ &. ᾿Α." ὦζε γὰρ ἂν ἡ οἰκουμένη τοῦ
‚Aristogeiton. 247
Emphatisch ist auch -jenes Wort an die kriegslustigen Athener:
der Friede werde nie ohne schwarze Gewänder geschlossen.!)
Einfacher und doch nicht ohne eigenthümliche Anschaulichkeit
und Zuspitzung ist die Warnung, als es sich um die göttlichen
Ehren Alexanders handelte: „Seht euch vor, dass ihr nicht,
während ihr den Himmel hütet, die Erde verliert“.?) Es ist nicht
zu verkennen, wie ungeheuer wirkungsvoll solche Worte auch
ohne weitere lange Rede sein mussten; hätte Demades nur die
“Gesinnung und das ernste Streben gehabt, so hätte sich Athen
keinen besseren Leiter dss Volkes wünschen können. Denn auch
zum Staatsmann besass er die grundlegenden Erfordernisse, näm-
lich sowohl die Kenntniss der Menschen und der Verhältnisse,
als Geschick im Betreiben und Handeln. Und wenn die Art
seiner Beredsamkeit nicht eigentlich kunstgemäss, sondern halb- "
poetisch ist?), so ist doch schliesslich das Genie an keine Kunst-
. regel gebunden, und in der Beredsamkeit insbesondere kann das
nicht verkehrt genannt werden, was thatsächlich zum Ziele führt
und die Menschen überwältigt und leitet.
Die sonstigen Gegner der patriotischen Partei, die hier zu
besprechen sind, waren dem Demades höchstens an Schlechtig-
keit ebenbürtig. Dies gilt zunächst von Aristogeiton Kydi-
machos’ Sohne‘), nach Deinarch dem schlechtesten Menschen
νεκροῦ". τὸ μὲν γὰρ ὧζεν ἀντὶ τοῦ ἠςθάνετο ἀλληγορικὸν καὶ ὑπερβολικὸν
ἅμα: τὸ δὲ τὴν οἰκουμένην αἰςθάνεεθαι ἐμφαντικὸν τῆς δυνάμεως τῆς ᾿Αλεξάν-
ὅρου" καὶ ἅμα δέ τι ἐκπληκτικὸν ἔχει ὁ λόγος ἠθροιςμένον ἐκ τῶν τριῶν.
1) Frg. 25 (Plut. Mor. p. 126E): μηδέποτε χειροτονεῖν εἰρήνην ἄνευ μελάνων
ἱματίων. 3) Fre. 12 (Val. Max. VII, 3, 10): videte ne dum coelum
eustoditis, terram amittatis, gleich Diels II: δέδια ὦ ἄνδρες, ὡς μὴ τοῦ
οὐρανοῦ φθονοῦντες ᾿Αλεξάνδρῳ crävruv ἢ τούτων (corrupt) ἀφαιρεθῆτε [καὶ]
ὑπ᾽ αὐτοῦ. Deinarch (1, 94) legt eine ähnliche Asusserung dem Demo-
sthenes bei: ὡς οὐ δεῖ τὸν δῆμον ἀμφιςβητεῖν τῶν ἐν τῷ οὐρανῷ τιμῶν
᾿Αλεξάνδρῳ (Schäfer II, 290, 2). 8) Demetr. 1. c. $ 286: τῆς Δημαδείου
δεινότητος — ἐχούεης τι ἐπιςφαλὲς καὶ οὐκ εὐμίμητον μάλα" ἔνεςτι γάρ τι
καὶ ποιητικὸν τῷ εἴδει, εἴγε ποιητικὸν ἡ ἀλληγορία καὶ ὑπερβολὴ καὶ ἔμφακεις"
ποιητικὸν δὲ μικτὸν κωμῳδίᾳ. 4) Suidas: "Apıcroyefrwv, Κυδιμάχου ἢ
Aucpdxov, ᾿Αθηναῖος, ῥήτωρ, μητρὸς δὲ ἀπελευθερικῆς. Der Name Kydim.
Dein. II, 8; die unebenbürtige Herkunft des A. von Mutterseite auch [Dem.]
25, 67: τὴν μητέρα αὐτοῦ ὀφλοῦςαν ämocraclou dmedocde, während Dein.
248 Arietogeiton.
nicht bloss in Athen, sondern überhaupt!), der übrigens kaum
als Staatsmann, sondern als Sykophant zu zählen ist?), so dass
ihm auch eine makedonische Gesinnung nicht wohl beigelegt
werden kann. Wir lesen in den Reden gegen ihn, dass sein
Vater zum Tode verurtheilt wurde und nach Eretria flüchtete,
woselbst er starb?); es muss dies zu einer Zeit gewesen sei,
wo Eretria nicht mit Athen im Bunde stand, wohl in den nächsten
Jahren vor 340. Denn die Thätigkeit des Aristogeiton, welcher
beschuldigt wird, dass er den Vater im Elend habe verkommen
lassen‘), fällt soweit bekannt grösstentheils in die Zeit nach
Chaironeia; er mag um 370 geboren sein. Das Letzte, was wir
von ihm wissen, ist seine Verwickelung in die harpalischen
Prozesse, indem der Areopag auch ihn unter den Bestochenen
angegeben hatte, und zwar mit der vergleichsweise geringen Summe
von 20 Minen. Damals wurde die deinarchische Rede gegen
ihn gehalten; indes die Richter, deren Zorne grössere Opfer _
gefallen waren, sprachen ihn zu grossem Aergerniss aller an-
ständigen Leute frei.°) Es stimmt zu dem Gesagten, dass in der
Rede zwar die Schlechtigkeit des Angeklagten als alt und ein-
gewurzelt®), indes keineswegs er selbst als Greis dargestellt wird.
Dass ihn schliesslich die Athener hingerichtet hätten, sagt nur
Suidas.?) — Unter den attischen Rednern wird Aristogeiton bereits
von Quintilian genannt®); Hermogenes charakterisirt seine Rede-
weise°); Citate aus einzelnen Reden finden sich bei Harpokration,
davon schweigt und auch der sog. Demosthenes keine Folgerungen gegen
A.'s Bürgerthum zieht. 1) Dein. II, 1; ähnlich spricht auch der sog.
Demosthenes. Vgl. Plut. Phok. 10 u. a. St. 3) ΡΙαξ 1. ὁ. (A. τοῦ cuxo-
φάντου); Suid. ’A. 2; Walz Rh. Gr. III, 610. — [Dem.] 25, 36ff. lässt ihn
eich damit empfehlen, dass er dem Volke als Ankläger nützen könne; 8.
auch 37: ἑπτὰ γραφὰς κέκρικάς με, τοῖς ὑπὲρ Φιλίππου τότε πράττουει (also
nicht etwa Φιλίππῳ) cavröv μιςθώκας, κτέ. Kriegerische Reden des A. Plut.
Phok. 10. 8) Dein. II, 8; vgl. [Dem.] 25, 5. 4) Dein. 2, 8 u. sonst;
[Dem.] 25, 54; vgl. A. Schäfer III B 118f., wo auch die andern Schändlich-
keiten A.'s zusammengestellt sind. 6) Dem. epist. 8, 87. 42 (τῆς "Apıcro-
γείτονος κρίςεως ἀναμνηςθέντες ἐγκαλύψακθε). 6) πονηρίαν .. ἐγκαταγε-
γηρακυῖαν καὶ γεγευμένην τῶν εἰθιεμένων τιμωριῶν, Dein. II, 8. 7) Suid.
Ἀρικτογ.: ἐφονεύθη δὲ ὑπὸ ᾿Αθηναίων. 8) Quint. XII, 10, 22: transeo
plurimos, Lycurgum, Aristogitona et his priores Isaeum, Antiphontem. 9)
Hermog. m. ἰδ. A p. 299 Sp.; B p. 396.
Aristogeiton. 249
Athenaeus und Andern. Ein Verzeichnis seiner Reden giebt
Suidas: ᾿Απολογία πρὸς Δημοεθένην τὸν ετρατηγόν, πρὸς Λυκοῦργον,
κατὰ Τιμοθέου, κατὰ Τιμάρχου, κατὰ Ὑπερείδου, κατὰ Θραεύλλου,
Ὀρφανικός, Zu Anfang ist hier eine augenscheinliche Verderb-
nisst); für die Rede gegen Lykurgos gibt Photios den Titel
vollständiger so: ἀπολογία πρὸς τὴν ἔνδειξιν Λυκούργου καὶ Δημο-
εθένους, und zwar hebt er "hervor, dass sich Aristogeiton darin
auch gegen Demosthenes’ Rede (XXV) eingehend verantworte.?)
Da nun diese unecht und nie gehalten ist, so scheint die Folgerung
unsusweichlich, dass auch Aristogeiton’s Vertheidigung eine
Fälschung, richtiger eine Uebungsrede war: es müsste denn der
falsche Demosthenes Aristogeiton's Angaben über ‚die Anklage
verwerthet haben. Aber schon 'an und für sich hat Demosthenes’
Betheiligung an dieser Sache gar keine Wahrscheinlichkeit, und
es tritt nicht einmal deutlich hervor, dass er der Sprecher sei.’) — -
Die Rede κατὰ Τιμάρχου kennt schon Harpokration‘), und Suidas
erwähnt anderswo, dass Timarchos’ Wahl zum ἐπίτροπος in Folge
Ton Aristogeiton’s Einsprache cassirt worden sei.°) Nach einem
Citate bei Tzetzes®) handelte es sich wohl um ein Aufsichtsamt
in einer Bundesgenossenstadt, wie Timarchos es auf Andros be-
kleidete; wäre aber diese Cassation Thatsache, wie kommt es
dann, dass Aischines in seiner unbedingt später fallenden Timarchea
sie nicht erwähnt? Oder hat etwa Suidas den Erfolg der Klage
selbst hinzugedichtet? Denn wenn dieselbe vielmehr abgewiesen
wurde, so ist Aischines’ Stillschweigen weniger befremdlich.
Immerhin wird hiermit auch diese Rede verdächtig, und was
"daraus eitirt wird, ist nicht geeignet den Verdacht zu entfernen.
1) Kiessling (de Lycurgi et Hyperidis frg. p. 21) vermuthet: πρὸς
Λεωκθένην τὸν crp., πρὸς Aux.; Bernhardy: πρὸς Λεωςθ. τ. crp., πρὸς An-
μοςθένην, πρὸς Aux.; Walz (Rh. Gr. VII, p. 1021): πρὸς Δημ., πρὸς Λεωςθ.
τ᾿ crp., πρὸς Λυκ. oder πρὸς Δημ. [r. crp.], πρὸς Avx.; nach Sauppe (0. A.
II, 309) stand in der Quelle: πρὸς Annocd. καὶ Λυκ., κατὰ Τἰμοθέου τοῦ
crparnyo0. 2) Phot. Bibl. 491 a 36 Bk., 8. Thl. ΠΙ, 1 8. 360,1. 8)
Vgl. Thl. III, 1 8. 36. 360f. 4) Harp. vv. Αὐτοκλείδης und Θέρεανδρος.
5) Suid. 2, 2 p. 1127: ἐπίτροπος δὲ αἱρεθεὶς ᾿Αριςτογείτονος ἀντειπόντος
ἐκωλύθη. 6) Arist. frg. 2 8. (Tzetzes Chil. 6, 104): πάλιν κατὰ Τι-
μάρχου δὲ καὶ Annocdevouc λέγει" ἄρχοντα ämocreMere τὸν Τίμαρχον κτλ. ---
Vgl. Sauppe p. 810. — T. auf Andros Aisch. 1, 107. .
250 Aristogeiton.
Denn es wurde schon hier Lykurg mit Demosthenes zusammen-
gestellt, dazu gerade die Personen als verrufene Päderasten ge-
nannt, die auch Aischines als solche anführt.') — Bruchstücke
haben wir auch von der Rede gegen Hypereides, κατὰ ‘Y. mapa-
νόμων, wie der Titel genauer lautete?); es ist dies die bekannte
Anklage gegen das Psephisma, welches Hypereides nach der
Schlacht von Chaironeia schrieb, und welches er dann so beredt
vertheidigte.) Aus der Anklagerede eitirt Tzetzes wieder mass-
lose Schimpfereien gegen Lykurg und Demosthenes, sammt
wundersamen und auch aus Aristogeiton’s Munde unmöglichen
Anschuldigungen wider dieselben‘); diese Excerpte müssen an
die ganz ähnlichen erinnern, die derselbe Tzetzes aus Pseudo-
Demades bringt. Aber andrerseits tragen die wörtlichen An-
führungen aus dieser Rede, welche wir als Beispiel des αὐτοςχέδιον
bei einem Scholiasten des Hermogenes lesen, durchaus nicht den
Anschein späterer Nachahmung.’) War etwa die hier: benutzte
Rede eine echte, dagegen die, aus der Tzetzes schöpft, eine davon
verschiedene unechte? Unser Material ist zu dürftig zur Ent"
1) Frg. 2 (s. die vorige Anm.): — — ἀλλ᾽ οὐ Λυκούργῳ φίλος μὲν, τῷ
δέ γε Δημοεθένει (Timarchos)- ὧν yäp τοῖς ἄλλοις βδελυρὸς ἐκεῖνος (Lyk.)
μικεῖ τοῦτον, ὁ Δημοτθένης δὲ φιλεῖ. — Frg. 8 Ὁ. Harp. Αὐτοκλείδης (ühn-
lich v. Otpcavbpoc): Αὐτοκλείδης. Alcxivnc κατὰ Τιμ. „Knöwviönv καὶ Αὐτο-
κλείδην καὶ Θέρεανδρον"“. οὗτοι παιδεραςταὶ «φοδροί, ὡς καὶ Ἄρ. κατὰ Τι-
μάρχου. 3) Tzetzes Chil. VI, 98 (fr. 6 8); 8. auch fr. 6. 8) Vgl. oben
8.9. 4) Taetues 1. c.: ἐν τῷ τῶν παρανόμων γὰρ κατὰ τοῦ Ὑπερείδου
"Αριςτογείτων οὑτωςὶ τάδε κατ᾽ ἔπος λέγει" κνώδαλα τὰ ἐξάγιςτα τῶν τρι-
«αλιτηρίων, ὁ Annocdevnc ἅμα τε καὶ ὁ Λυκοῦργος, λέγω. καὶ πάλιν Διο-
πείθη δὲ τὸν ζουνιέα λέγει ἐκ τῆς πρὸς τὸν Ἑλλήςποντον cucrdenc ναυμαχίας
ὠνήκαςθαι αἰχμάλωτον Λυκοῦργον, Δημοςθένην᾽ οὗτοι δὲ τὸ ἀργύριον ἐκείνῳ
οὐκ ἐδίδουν, ἀλλὰ πρὸς δικαςτήριον εἵλκυταν μᾶλλον τοῦτον. καὶ ἐκινδύνευε
θανεῖν ὁ ἄνθρωπος ἐκ τούτων, εἰ μὴ ευνηγωνίςαντο Δημέας Καλλικλῆς τε.
Also Lykurg und Demosth. wären in einer Seeschlacht gefangen worden,
dann von Diopeithes in guter Absicht gekauft, und hätten nun, statt jenem
den Kaufpreis zu ersetzen, ihn als ἀνδραποδιςτής verklagt? Ueber die See-
schlacht weiss A. Schäfer II, 483, 3 nichts anderweitig beizubringen. δ)
Frg. 5 8. bei. Gregor. Cor. VII, 1272 W.: „mepl μὲν οὖν τοῦ παρανόμου
ἱκανὰ καὶ τὰ εἰρημένα ἐν τῷ παρόντι: Av μή τι Ücrepov ἀναμνηςθῶμ, εἶτα
μετ᾽ ὀλίγα ὥςπερ ἀναμνηςθεὶς πάλιν φηςίν᾽ „ol τΤὰρ ἐπιβουλεύοντες τῇ δημο-
κρατίᾳ Acuxlac μὲν odenc κατὰ τὴν πόλιν καὶ τοῦ δήμου ἀθορύβως καὶ ἀςφαλῶς
πολιτευομένου ἀναγκάζονται μηδὲν παρακινεῖν, ἀλλ᾽ ἐπακολουθεῖν τοῖς νόμοις.
Aristogeiton. 251
scheidung. — Die Reden gegen Timotheos!) und Thrasyllos
sowie der Ὀρφανικός sind anderweitig nicht bekannt, dagegen
wird noch erwähnt eine Rede κατὰ Δημοςθένους und eine κατὰ
Φρύνης, letztere von Athenaeus unmittelbar neben der gleich-
betitelten Rede des Euthias.?) Wider Demosthenes zu sprechen
hatte Aristogeiton reichlich Gelegenheit, zumal wenn er denselben,
wie das der falsche Demosthenes sagt, siebenmal durch eine
Schriftklage und ausserdem zweimal bei der Rechenschaft an-
klagte®); die Rede wird charakterisirt als grossentheils mit
Schmähungen angefüllt.t) Aehnlich schildert Hermogenes Ari-
stogeiton’s Stil überhaupt: eine Art der scheinbaren, nicht wirk-
lichen Redegewalt sei auch das, wenn man, wie Aristogeiton zu
thun pflege, vor den Beweisen oder ganz ohne Noth und Ver-
anlassung sich in heftigen und masslosen Schmähungen ergehe.)
Nun ist es klar, dass ein späterer Nachahmer leicht in diese
Manier verfiel, wie wir das in der That bei Pseudo-Demades
sehen; aber auch der wahre Aristogeiton: kann nicht wohl anders
als so geredet und geschrieben haben. Urtheilt doch Hermogenes
nicht wesentlich anders auch über die deinarchischen Reden, die
keine Nachahmungen sind.°) So muss denn dahingestellt bleiben,
inwieweit die dem Aristogeiton beigelegten Werke in Rhetoren-
schulen entstanden waren, in denen nachweislich die Figur dieses
Redners häufig zu Uebungen diente”) Zu erwähnen ist noch,
1) Nach Rehdantz (de Iphier. Chabr. Timoth. p. 191) gegen den Feld-
herrn T. gerichtet. 2) Athen. XIII 591E (Frg. 7 8): Ἄρ. δ᾽ ἐν τῷ κατὰ
Φρύνης τὸ κύριον αὐτῆς Pncıv εἶναι ὄνομα Μνηςαρέτην. 8) [Dem.] 26, 37.
4) Anonym. ad Hermog. VII, p. 1021 W.: ἀκόςμητον μὲν λόγον καλεῖ τὸν
τραχύτητος μόνον ἀνάπλεων, οἷα δὴ πολλὰ παρὰ τῷ ᾿Ἄρ. ἔςτιν ἐν τῷ κατὰ
Δημοεθένους, Sauppe identificirt die Rede obne gentigenden Grund mit der
gegen Timarchos. 6) Hermog. p. 896 Sp.: καὶ μὴν καὶ τὸ πρὸ τῶν dmo-
δείξεων λοιδορίαις ἢ «φοδρότηειν εἰκῇ κεχρῆεθαι, ἢ ἔνθα ὅλως μηδενὸς τοιούτου
δεῖ, καθάπερ εἴωθεν ᾿Αρ. ποιεῖν, φαινομένη τίς ἐςτιν, οὐ μὴν odca δεινότης. —
Vgl. p. 299: ὁ δὲ Ἄριςτ, τοι ἄφθονα παρέξεται νὴ Δία (scil. παραδείγματα
τῆς ἀπαραμυθήτου paxurnroc), εἰ βούλοιο καὶ παρ᾽ ἐκείνου λαβεῖν τὰ παρα-
δείγματα, πολλὰ δὲ τοιαῦτα καὶ παρὰ τῷ Acıvapxy. — A. roher Empiriker
wie Hegemon und Pytheas, Schol. Hermog. W. Rh. Gr. IV, 39. 6) 8,
ἃ. vorige Anm. ᾿ 7) Vgl. W. Rh. Gr. IV, 90. 472. 708. VII, 781. IX, 492.
498. 497. — Verwerfend änssert sich über alle Reden des Aristog. v. Wiln-
mowitz-Möllendorf, Ind. lect. Greifswald 1879/80 p. 11.
252 Pythens.
dass nach Pseudoplutarch einige Reden des Deinarchos von
Manchen dem Aristogeiton zugeschrieben wurden.!) — Das an-
scheinend echte Fragment zeigt vollen und kräftigen, dazu
wohlgewählten Ausdruck, nicht zu strengen Satzbau, Freiheit in
Bezug auf den Hiatus. Der Sprecher geberdet sich als Wächter
der Gesetze und der Demokratie wider die Anschläge mächtiger
Redner; eben um solcher Sprache und Haltung willen wurde
Aristogeiton, nach Pseudo-Demosthenes, von Einigen als „Hund
des Volkes“ bezeichnet.)
Ein bedeutenderer, jedoch den Späteren minder bekannter
Redner derselben Art war Pytheas; bei den Werken, die seinen
Namen trugen, ist eine Entstehung aus späterer Nachahmung
von vornherein mehr ausgeschlossen. Gleichwie der bedeutend
ältere Demades, war er aus niederem Stande und wuchs in
Dürftigkeit und ohne höhere Bildung auf; sein Vater war Müller,
seine Mutter bezeichnete man, wie es scheint, als eine Ausländerin
von Aigina.®) Als junger Mensch soll sich Pytheas einmal an
Aischines angeschlossen und zu demselben ein schimpfliches Ver-
hältniss gehabt haben“); jedoch steht fest, dass sein erstes Auf-
treten als Redner ein entschieden patriotisches war, weswegen’
auch die heftigsten Angriffe seitens der Makedonenfreunde über
ihn ergingen.5) Namentlich wurde er wegen erschlichenen Bürger-
thumes verklagt, in welcher Sache es eine deinarchische Rede
κατὰ TTußeou ξενίας gab; indes wurde er freigesprochen, und ihm
damit, wie Demosthenes nachmals sagt, zur allgemeinen Schande
1) Plut. Dein. 860E, vgl. unten Cap. II. 3) [Dem.] 25, 40. Anders
und wohl aus Missverständniss Suid. "Ap.: ἐπεκαλεῖτο κύων διὰ τὴν ἀναίδειαν
αὐτοῦ. 3) 8υϊά, ΤΙυθ.: υἱὸς δ᾽ ἦν μυλωθροῦ. --- Dein. κατὰ ΤΤυθ. ξενίας
fr. 1. 8.: γυνὴ Alyıvala. Da aus derselben Rede ᾿Αρχιδάμιος πόλεμος eilirk
wird (fr. 8), so vermuthet Sauppe (p. 327 Anm.), dass die Mutter nach der
Behauptung des Pytheas die Tochter oder Enkelin eines der attischen
Kleruchen auf Aigina war. 4) Dein. κατὰ Τυθέου περὶ τῶν κατὰ τὸ
ἐμπόριον elcayy. fr. 13 (Harpoer. v. xpucoxoeiv): πάλιν παρ᾽ Αἰεχίνην ἀπο-
φοιτήςας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι xpucoxoeiv ἐμάνθανεν (sprüchwörtliche
Redensart, 8. Harp. und Bekk. Anecd. 816, 8), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον
αὐτῷ πράττειν ἢ πάεχειν (vgl. Aisch. 8, 162). 5) 8. d. folg. Anm.
Pytlieas. 253
das Bürgerrecht geschenkt.!) In die Zeit seiner patriotischen
Thötigkeit gehört auch seine Anklage gegen einen gewissen
Simmias, welche von Lykurg unterstützt wurde; da Hypereides
die Vertheidigung schrieb, so wird sich der Prozess nicht auf
auswärtige Politik bezogen haben.?) In den Volksversammlungen
hatte der kecke Sprecher mit Phokion Streit®); entschieden wider-
setzte er sich den göttlichen Ehren Alexanders, und auf den
Zuruf, wie er als so junger Mensch über so wichtige Dinge zu
reden wage, antwortete er: „Und doch ist Alexander, den ihr
zum Gott erklären wollt, ‘jünger als“ich“.‘) Hiernach war der
Redner etwas vor 356 geboren, und gehörte noch zu Anfang
d. J. 324 zur patriotischen Partei, von welcher er indes nun
alsbald abfiel. Nämlich da die Gegner sahen, dass die Athener
diesen „Affen“, welchen sie nach Deinarchos’ Vergleich sich
hielten®), trotz aller seiner Niederträchtigkeiten*ihnen nicht preis-
geben wollten, so gingen sie auf seine Intentionen ein und
kauften ihn. Nun leistete er ihnen schon in den harpalischen Pro-
1) Dem. Epist, 3, 29£.: καὶ μὴν οὐδὲ τὸν Τυθέαν παραλείψω, τὸν μέχρι
τῆς παρόδου δημοτικόν, μετὰ ταῦτα δ᾽ ἕτοιμον εἰς τὰ καθ᾽ ὑμῶν πάντα. τίς
γὰρ οὐκ οἷδε τοῦτον, ὅτε μὲν τὴν ὑπὲρ ὑμῶν τάξιν ἔχων εἰς τὸ πολιτεύεςθαι
παρήει, ὡς δοῦλον (als einer, der von Rechtswegen Sklave sein müsste)
ἐλαυνόμενον καὶ γραφὴν ξενίας φεύγοντα καὶ μικροῦ πραθέντα (wenn er hier
verurtheilt wäre) ὑπὸ τούτων, οἷς νῦν ὑπηρετῶν τοὺς κατ᾽ ἐμοῦ λόγους
ἔχραφεν᾽ ἐπειδὴ δ᾽ ἃ κατηγόρει τότε τῶν ἄλλων, νῦν αὐτὸς πράττει, εὐπο-
Ρροῦντα μὲν οὕτως, ὥςτε δύ᾽ ἔχειν ἑταίρας, αἱ μέχρι φθόης καλιὺς ποιοῦςαι
προπεπόμφαειν αὐτόν πέντε τάλαντα δ᾽ ὀφλόντα ῥᾷον ἐκτεῖται ἢ πέντε
δραχμὰς ἀνέχεςθαι πρότερον᾽ πρὸς δὲ τούτοις παρ᾽ ὑμῶν τοῦ δήμου οὐ μόνον
τῆς πολιτείας μετειληφότα, ὃ κοινὸν ὄνειδός ἐςτιν ἁπάντων, ἀλλὰ καὶ θύονθ᾽
ὑπὲρ ὑμῶν τὰς πατρίους θυείας τὰς ἐν Δελφοῖς; 2) Rede des Hyp. ὑπὲρ
Cıppiov πρὸς ΤΤυθέαν καὶ Λυκοῦργον. 8) Plut. Phok. 21: πρὸς δὲ ΤΤυθέαν
ἀρχόμενον τότε πρῶτον ἐντυγχάνειν τοῖς ᾿Αθηναίοις, ἤδη δὲ λάλον ὄντα καὶ
Θραεύν „Od εἰωπήςεις": ἔφη καὶ ταῦτα νεώνητος ὧν τῷ δήμῳ“; — Θραεὺς
«φόδρα auch Suid. Τυθ. 4) Plut. Mor. p. 187F. 804B (vgl. 7840): TT.
ἔτι μειράκιον ὧν παρῆλθεν ἀντερῶν τοῖς περὶ ᾿Αλεξάνδρου γραφομένοις yn-
φίομαειν: εἰπόντος δέ τινος" (ὺ νέος ὧν τολμᾷς λέγειν περὶ τηλικούτων; Καὶ
μὴν ᾿Αλέξανδρος, εἶπεν, ὃν ψηφίζεςθε θεόν, ἐμοῦ νεώτερός ἐςτιν. Auf Ps
Jugend geht auch seine eigne Aensserung bei Ael. V. Η. XIV, 28. δ)
Dein. κατὰ TI. περὶ τῶν κατὰ τὸ ἐμπ. fr. 2 8.: ἀλλ᾽ οἶμαι ὥςπερ οἱ τοὺς
καλλίας (ἃ. i. πιθήκους) ἐν τοῖς οἴκοις τρέφοντες. In denselben Zusammen-
hang gehörte vielleicht auch fr. 8 κοβαλεία.
204 Pytheas.
zessen treffliche Dienste, indem er als einer der vom Volke er-
wählten Ankläger gegen Demosthenes auftrat!), und, nach dessen
Behauptung, auch für andere Anklöger Reden gegen ihn schrieb.?)
Der Sturz des Demosthenes und der reiche makedonische Sold
machten den Pytheas zum grossen Mann: er brachte als Abge-
ordneter des Volkes in Delphi die althergebrachten Opfer dar;
eine Verurtheilung zu fünf Talenten Busse verschlug ihm jetzt
weniger als ehedem die Erlegung von 5 Drachmen; er hielt sich
zwei Hetären zugleich, die, wie Demosthenes sich ausdrückt, ihn
glücklich bis zur Schwindsucht beförderten.°) Das dauerte so
lange, bis mit Alexanders Tode die Reaktion kam; jetzt wurde
er in eine Busse verurtheilt, die er nicht bezahlen konnte. Er
entkam aus dem Gefängniss- nach Makedonien‘), und wirkte darauf
in Antipatros’ Diensten im Peloponnes, um die Staaten vom
Anschluss an den hellenischen Bund zurückzuhalten; vor den
Arkadiern soll er mit Demosthenes zusammengetroffen und in
Wortwechsel gerathen sein.) Nach dem Ende des lamischen
Krieges kehrte er nach Athen heim‘); aber wir hören aus der
späteren Zeit nichts von ihm; vielleicht dass die Schwindsucht,
die Folge seines lüderlichen Lebens, ihm einen frühen Tod zuzog.
Von den Reden des Pytheas werden drei namentlich eitirt:
gegen Adeimantos, Vertheidigung gegen die Endeixis, gegen
Demosthenes.‘) Die Endeixis scheint ähnlich gewesen zu sein
wie die von Lykurg gegen Aristogeiton gerichtete: nämlich dass
1) Vit. X orat. p. 8460. 2) Oben 8. 253, Anm. 1. 3) Ebend,, vgl. A.
Schäfer III, 318. 4) Suid. Τυθ.: φυγών τε ᾿Αθήνηθεν ἐκ τοῦ decuwrnplov
διὰ ὄφλημα εἰς Μακεδονίαν ἦλθεν, εἶτα ἐπανῆκε πάλιν. 6) Plut. Dem. 27:
Πυθέας μὲν οὖν ὁ ῥήτωρ καὶ Καλλιμέδων ὁ Κάραβος ἐξ ᾿Αθηνῶν φεύγοντες
᾿Αντιπάτρῳ mpoceyevovro καὶ μετὰ τῶν ἐκείνου φίλων καὶ mpecßewv περιιόντες
οὐκ εἴων ἀφίεταςθαι τοὺς Ἕλληνας -- —. Ἐν δ᾽ ᾿Αρκαδίᾳ καὶ λοιδορίαν τοῦ
ἸΤυθέου καὶ τοῦ Δημοςθένους γενέεθαι πρὸς ἀλλήλους εἴρηκεν ὁ Φύλαρχος ἐν
ἐκκληκίᾳ, τοῦ μὲν ὑπὲρ τῶν Μακεδόνων, τοῦ δ᾽ ὑπὲρ τῶν Ἑλλήνων λέγοντος.
λέγεται δὲ τὸν μὲν ΤΙ. εἰπεῖν, ὅτι καθάπερ οἰκίαν, εἰς ἣν ὄνειον εἰςφέρεται
γάλα, κακόν τι πάντως ἔχειν νομίζομεν, οὕτω καὶ πόλιν ἀνάγκη voceiv, εἰς
ἣν ᾿Αθηναίων mpecßela παραγίνεται" τὸν δὲ Δ. «τρέψαι τὸ παράδειγμα φή-
cavra, καὶ τὸ γάλα τὸ ὄνειον ἐφ᾽ ὑγιείᾳ καὶ τοὺς ᾿Αθηναίους ἐπὶ cwrnpig
παραγίνεεθαι τῶν νοςούντων. A. Schäfer III, 886, 3, 336f. 6) Suid. 1. c.
7) 8. Sauppe O. A. II, 811.
Pytheas. 255
er vor dem Volke rede, während er noch Staatsschuldner sei.")
Eine Rede κατὰ Δημοςθένους benutzt Dionysios, doch bezeichnet
er den Pytheas nur vermuthungsweise als Verfasser?), sei es nun
dass gar kein Name, oder dass ein andrer, oder dass mehrere
überliefert waren. Jedenfalls hatte schon Gorgias, laut Rutilius
Lupus’ Uebersetzung, eine gegen Demosthenes gerichtete Rede
des Pytheas gekannt®); vielleicht gab es eine solche, die er selber
im harpalischen Prozesse gehalten und in der seine Person her-
vortrat, und eine andere, die nach Dionysios’ Meinung von ihm
für einen der andern Ankläger verfasst war, da ja Demosthenes
selbst ihn als den Redenschreiber in dieser Sache bezeichnet.
Wir können diesen Reden einiges als Apophthegma Angeführte
zuweisen‘); dagegen nicht das einzige etwas längere griechische
Fragment, in welchem zwar von Demosthenes die Rede ist, aber
ohne feindliche Tendenz.’) Rutilius hat noch eine zweite Stelle
aus ihm, die einer Prozessrede wegen Gewaltthätigkeiten anzu-
gehören‘), und somit einen weiteren Beleg dafür zu liefern scheint,
1) Harp. v. ἀγραφίου citirt für seine Erläuterung dieser Klagfarm die
Rede des sog. Demosthenes gegen Theokrines, die des Lykurg gegen Ari-
stogeiton und die des Pytheas πρὸς τὴν ἔνδειξιν. Also ist kein Grund zu
Sauppe’s Vermuthung, dass dies die Vertheidigung gegen die γραφὴ ξενίας
sei. 2) Dionys. Isae. c. 4: δηλοῖ δὲ τοῦτο τῶν ἀρχαίων τις ῥητόρων ἐν
τῇ Δημοκθένους κατηγορίᾳ, Τυθέας ὡς ἐμοὶ δοκεῖ. 8) Rut. L. I, 11 (fr.
5 8): quid contra tot res tamqne eridentes dicere potes, Demosthenen?
Cognitum enim est, rempublicam venalem habnisse, cognitum est. Auf
den harpelischen Prozess bezieht schon Ruhnken die Rede. 4) Frg. 68.
(= 45), 7, 8; letzteres (Suid. 2, 1 p. 1296B.) aus dem Historiker Duris,
6) Frg. 4 8. (Athen. II p. 44F): ἀλλὰ τοὺς νῦν δημαγωγοὺς ὁρᾶτε, Δημο-
«θένη καὶ Δημάδην, ὡς ἐναντίως τοῖς βίοις διάκεινται. ὁ μὲν γὰρ ὑδροποτῶν
καὶ μεριμνῶν τὰς νύκτας, ὥς φαειν, ὁ δὲ πορνοβοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ
πὴν ἡμέραν ἑκάςτην προγάςτωρ ἡμῖν᾽ ἐν ταῖς ἐκκληείαις ἀνακυκλεῖται. Dies
passt sehr gut in eine Selbstvertheidigung: mein Lebenswandel, sagte er
etwa, wird ohne Grund angefochten; denn von Alters her haben die Staate-
männer ihr Privatleben so eingerichtet wie es jedem passte, und darum
sehr verschieden; so zeigt es sich ja auch jetzt. 6) Frg. 9 bei Rut. L.
1, 14: ille hunc pone constrietum trahebat, hie antem vociferabatur; con-
curgus vero non mediocris, cum tantum non omnes opitulari vellent, sed
nemo auderet; neque ibi magistratus aderat nec eircumspicientes, quo Po-
tissimum confageremus, reperiebamus: sed uno tempore nos et praesens
et futurum malum perturbabat:. Nam praesens tempus acerbitatis erat
plenum, reliquum vero timoris. — Frg. 10 (bei Stob. Flor. 106, 55, guo-
256 . Menesaichmos.
dass sich Pytheas, trotz seines Mangels an ordentlicher rhetorischer
Bildung, mit Logographie befasste. — Seine rednerische Manier
charakterisirt Suidas als frech und zusammenhangslos; deshalb
sei er auch nicht in den Kanon gelangt.') Wir mögen uns seine
Reden in der Art der erhaltenen deinarchischen vorstellen, bei
denen die Zusammenhangslosigkeit ebenfalls besonders charakte-
ristisch ist; jedoch wird Pytheas urkräftiger und geistvoller
gewesen sein. Man nehme, was er von Demades sagt: mopvo-
βοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ τὴν ἡμέραν ἑκάςτην προγάςτωρ
ἡμῖν ἐν ταῖς ἐκκληςίαις ἀνακυκλεῖται "), oder von Demosthenes, dass
seine Reden nach Lampendochten röchen®), und wiederum, dass
er den ganzen Isaios und dessen Redekünste in sich hineinge-
schluckt habe.“) Ein Beleg der Frechheit ist die von dem Historiker
Duris ihm zugeschriebene Aeusserung: „dem Demosthenes allein
in Athen sei es nicht erlaubt das heilige Feuer anzublasen“,
nämlich weil er keinen reinem Mund habe.°) Eine gewisse Aus-
malung und gesuchter Schmuck von Antithesen zeigt sich in
einem der Fragmente bei Rutilius®); in dem andern erinnert die
Figur der Epanalepse wieder an Deinarchos.”) Nach allem scheint
Pytheas eine Art verwildertes Genie gewesen zu sein.
Ueber die sonstigen Redner der Partei kann ich mich kurz
fassen. Menesaichmos®°), Lykurg’s Gegner und Nachfolger im
Finanzamt, hatte nichts, was seinen Namen trug, hinterlassen;
nur nach Vermuthung weist ihm Dionysios einige deinarchische
misch; Lemma Ὀουθέου oder Οὐθέου) gehört wohl einem Philosophen P.,
8. Phot. p. 114 Ὁ 16 ΒΚ. 1) Said. Τυθ.: οὐκ ἐκρίθη μετὰ τῶν λοιπῶν
ῥητόρων, ὡς θρατὺς καὶ διεςπαςμένος, vgl. W. Rh. Gr. IV, 894. 9) Frg. 4
(oben 8. 265, Anm. δ). Das Frg. hat keinen Hiat ausser der Pause, was indes
Zufall sein kann. 8) Frg. 6 (= 2): ἐλλυχνίων ὄζων. Erwiderung des
D. darauf Plut. Dem. 8. 4) Dionys. Inne. 4: τὸν Ἰκαῖον ὅλον καὶ τὰς τῶν
λόγωγ ἐκείνου τέχνας ceciricran (ἐπιςεείτιςται} vgl. das Apophth. des Kephi-
sodotos bei Ar. Rh. II, 10 p. 189 Sp). 5) Frg. 8 (Suid. 2, 1, p. 1296B.);
vgl. Aisch. 2,23. 88. 6) Rat. I, 14 (oben 8. 265, Anm. 6), 7) Rat. I, 11
(oben 8. 266, Anm, 8). 8) Nach H. Haupt (Rh. Mus. 1879, 8. 388) gehörte
M. mit Hypereides u. A. zur radikalen Fraktion der patriotischen Partei;
daher seine Wahl an Lykurg's Stelle. Derselbe Gelehrte hält ihn auch für
den Sprecher der deinarchischen Reden; 8. darüber unten C. III.
Kallikrates. Philinos. 257
Reden zu. Zwei davon hatte er in eignen Sachen gehalten; eine
dritte, für Hermias, möchte Dionysios entweder ihm, oder dem
Demokleides, oder einem andern Redner dieses Schlages beilegen;
Deinarchos könne etwas so wässeriges, frostiges und kraftloses,
wie diese drei Reden, nicht geschrieben haben.!) Den Demokleides
kennen wir anderweitig als einen Gegner von Demosthenes’
Neffen Demochares; von Reden unter seinem Namen wissen wir
nichts.?) — Eine deinarchische Rede κατὰ Δημοςθένους παρανόμων
war in den pergamenischen Verzeichnissen einem gewissen, schon
dem Dionysios unbekannten Kallikrates zugeschrieben.) —
Somit bleibt nur noch Philinos, der anscheinend ein Anhänger
des Eubulos und Gegner des Lykurgos in der. Finanzverwaltung
war.t) Er bekämpfte jenen Antrag des Lykurg, wonach Bild-
säulen der drei grossen Tragiker im Theater aufgestellt wurden;
die Rede wird unter dem entstellten Titel ἡ πρὸς Σοφοκλέους καὶ
Εὐριπίδου εἰκόνας angeführt.) Ausserdem gaben ihm Einige die
sonst Hypereides’ Namen tragende Rede κατὰ Δωροθέου, die eine
Anklage wegen Misshandlung enthielt‘), und ferner die Kpokwvı-
δῶν διαδικατία πρὸς Kopwvidac, deren Verfasser nach Andern
1) Dion. Dein. 11: ἀφαιροῦμαι δὲ καὶ τοὺς ὑπὲρ Mev. λόγους ἀμφοτέρους
αὐτοῦ -- -- διά τε τὸν χαρακτῆρα, ὑδαρὴς γὰρ καὶ κεχυμένος καὶ ψυχρός,
καὶ ὅτι ὁ λέγων αὐτὸς ὧν οὐκ ἄδοξος, καὶ μετὰ Λυκοῦργον τὴν διοίκηςιν τῶν
δημοκίων χρημάτων παραλαβών, ἐξηταςμένος τε πολλάκις, ὡς αὐτὸς ἐν τοῖς
λόγοις περὶ ἁπάντων μηνύει, καὶ ἐν ἰδίοις καὶ ἐν δημοκίοις ἀγῶειν, οὐκ ἂν
ἣν ἀδύνατος, ὥςτε Δεινάρχῳ λογογράφῳ χρῆςθαι. — Das.: Ἑρμίᾳ — ἀπο-
λογία" --- — μᾶλλον αὐτὸν ἄν τις θείη Δημοκλείδου, ἢ Μενεκαίχμου, ἢ τῶν
ἄλλων τῶν τοιούτων τινός. Vgl. Sauppe O. A. II, 343; A. Schäfer ΠῚ, 275.
2) Vgl. Sauppe 1. c. 3) Dion. 1. e.: κατὰ Δημ. παρανόμων᾽ — οὗτος ἐν
ποῖς Tlepyapnvoic πίναξι φέρεται ὡς Καλλικράτους" ἐγὼ δὲ εἰ μὲν ἐκείνου
ἐςτὶν οὐκ οἶδα" οὐδὲ γὰρ ἐνέτυχον τῶν Καλλικράτους οὐδενί. 4) Sym-
pathie für Eubulos scheint sich in Frg. 8 8. (p. 819) auszusprechen (Harp.
v. θεωρικά). δ) Harp. 1. c.: Φιλῖνος ἐν τῇ πρὸς κτέ. Dass diese Rede
gegen Lyk.'s bekannten Antrag gerichtet. war, hat schon H. Valesius ge-
sehen; man hat darnach Αἰσχύλου vor ζοφοκλ. einsetzen wollen, doch wider-
spricht Meier (Lycurgea p. XXXVID): der auf Aeschylos bezügliche Theil
des Antrages scheine von Ph. nicht bekämpft worden zu sein. Der Titel
ist aber auch sonst nicht in Ordnung; denn was soll man bei τῇ ergänzen?
6) Ὑπερ. ἢ Φιλῖνος ἐν τῷ κατὰ Awp., Harp. v. ἐπὶ κόρρης. Die übrigen
Schriftsteller (Pollux, Fragm. Cantabr., Miller Melang. p. 400) nennen nur
den Hypereides.
Blass, attische Beredsamkeit TIL, 2. 1
208 Sinken der Beredsamkeit.
Lykurgos war.!) In beiden Fällen hat die Urheberschaft des
Philinos, eben wegen seiner sonstigen Unbekanntheit, die grössere
Wahrscheinlichkeit. Schliesslich wird noch von ihm ein Reden-
anfang eitirt, der sich eng mit den Eingängen von Demosthenes’
Gesandtschaftsrede und von Aischines’ Ktesiphontea berährt.?) —
Der Hist ist in den Fragmenten ausser der Pause vermieden,
der Ausdruck hie und da künstlicher.?)
Drittes Oapitel.
Deinarchos. Ausgang der attischen Beredsamkeit.
Die Blütezeit der attischen Beredsamkeit geht mit Alexander’s
Tode und den sich an diesen unmittelbar anschliessenden Ereig-
nissen zu Ende: als Demosthenes, Hypereides, Lykurgos todt,
Aischines schon länger entfernt, dazu nun auch die attische Frei-
heit und Demokratie dahin war, fehlten sowohl die Männer als
die äusseren Bedingungen, welche die Kunst der Rede auf der
gleichen Höhe hätten erhalten können. Funfzehn Jahre lang,
von 322—307, bestand mit geringer Unterbrechung die Oligarchie
unter Antipatros’ und Kassandros’ Oberherrschaft, und Munichia
hatte: makedonische Besatzung; die letzten zehn dieser Jahre
regierte, als Kassandros’ Verweser, Demetrios von Phaleron zu
Athen, dessen materiellen Wohlstand er ebenso hob, wie er die
sittliche Kraft vollends ruinirte. Dies zeigte sich, als i. J. 307
an die Stelle des Phalereers der Städtebelagerer Demetrios einzog;
denn wiewohl nun die Freiheit scheinbar zurückgegeben und die
alte Demokratie hergestellt wurde, so hat doch weder vorher
noch nachher die Stadt sich jemals einer schmachvolleren Knecht-
1) Unter Lyk’s Namen Harp. v. θεοίνια. Κυννίδαι. Craußuvidar. mpoc-
χαιρητήρια; anders derselbe v. Κοιρωνίδαι und Athen. X, 425B, s. oben
8. 84, 1. Ueber die deinarchische Rede gleichen Titels 8. unten Cap. III.
2) Clem. Alex. Strom. 6 p. 626B (fr. 4 S): den μὲν ὦ ἄ. ὃ. «πουδὴ καὶ
παράταξις τεγένηται περὶ τὸν ἀγῶνα τουτονί, οὐδέν᾽ ὑμῶν ἀγνοεῖν ἡγοῦμαι.
Das Wort παράταξις hat anch Aischines (παραγγελία Demosth.); 8." oben
8.182, δι 8) Δι’ ächeveav τῶν ἰδίων (— πενίαν) fr. 8; παράταξις fr. 4.
Hiaten sind auch nicht in den Resten der Rede gegen Dorotheos.
Sinken der Beredsamkeit. 259
schaft unterworfen. Mit der Schlacht bei Ipsos, also seit dem
Jahre 301, kam wieder einiger Aufschwung, und die Stadt hat
unter der Leitung würdiger Führer, eines Olympiodoros, Demochares,
Chremonides, nicht unrühmlich gegen den Städtebelagerer und
gegen dessen Sohn Antigonos gekämpft; aber auch wenn der
Erfolg günstiger gewesen wäre, so war doch eine leitende Stellung
für Athen in der veränderten Welt nicht mehr möglich, und das
Volk selbst nieht dazu befähigt. Auch in andern Beziehungen
schwand die Energie und die schaffende Kraft: weder hat Athen
nach Menandros einen Dichter, noch nach Epikur einen Philo-
sophen hervorgebracht, sondern es vermochte nichts, als die
fremden Talente an sich zu ziehen und so sich als Sitz der
Philosophenschulen zu behaupten. Dies Nachlassen der Er-
zeugungskraft hat freilich schon früher sich gezeigt: die bedeu-
tendsten Schüler des Isokrates waren keine Athener, und ebenso
weder Aristoteles, noch einer der Jünger desselben. Die epi-
kureische Philosophie aber ist in ihrer ganzen Art selber das
deutlichste Anzeichen des Verfalls; denn sie trieb weder zur
politischen Thätigkeit an, noch zur Pflege der Wissenschaft,
noch zu der irgendwelcher Kunst, sondern sie bewahrte und
empfahl gegenüber allem, was mit Mühe verbunden schien, eine
durchaus ablehnende Haltung. Das Schreiben erklärte Epikur
alsdann für mühelos, wenn man um das häufig wechselnde Ge-
schmacksurtheil sich gar nicht kümmre und lediglich Deutlichkeit
bezwecke‘): ein Prineip, nach welchem bisher in Hellas kein
Schriftsteller verfahren hatte. Mit der Rhetorik insbesondere
befassten sich die Epikureer nur, um ihre Werthlosigkeit und
Entbehrlichkeit darzuthun. Wenn dies das letzte Wort ist, welches
die einheimische attische Philosophie in dieser Sache geredet, so
kann es nicht wundern, wenn die attische Beredsamkeit schon
1) Dionys. Comp. p. 188f.: Ἐπικουρείων δὲ χορόν, οἷς obdEy μέλει
τούτων, παραιτούμεθα. τὸ γὰρ , οὐκ ἐπιπόνου τοῦ γράφειν ὄντος“, ὡς αὐτὸς
"Enix. λέγει, „role μὴ «ςτοχαζομένοις τοῦ πυκνὰ μεταπίπτοντος κριτηρίου“,
πολλῆς ἀργίας ἣν καὶ «καιότητος ἀλεξιφάρμακον. — Diog. X, 18: «αφὴς ἦν
οὕτως, ὡς καὶ ἐν τῷ περὶ ῥητορικῆς ἀξιοῖ μηδὲν ἄλλο ἢ «αφήνειαν ἀκκεῖν.
Vgl. Griech. Bereda. S. 52.
17*
260 Deinarchos.
in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts völlig ausging,
d. h. aufhörte etwas anderes und besseres zu sein, als die in
irgend welcher sonstigen griechischen Stadt geübte Beredsamkeit,
Denn auch die politische Bedeutung Athens sank gleichzeitig auf
eine ähnlich niedrige Stufe, grossentheils aus gleichen Ursachen,
und der politische Verfall wirkte wieder mit für den der Bered-
samkeit, so dass für das Ausgehen derselben die Gründe deutlich
vorliegen. Ebendieselben aber sind auch in der vorhergehenden
Zeit, dem Ende des vierten Jahrhunderts, für ihr Sinken mass-
gebend, daneben indes noch andere, in der Entwickelung der
Beredsamkeit selber liegende. Denn falls Demosthenes und seine
Genossen das Höchste in dieser Kunst geleistet hatten, so war
für ihre Nachfolger nur zweierlei übrig, entweder die Nach-
ahmung, wobei ein Zurückbleiben hinter dem Vorbilde unver-
meidlich war, oder aber die Befolgung einer zwar originalen,
aber nothwendig minder vorzüglichen Manier. Thatsächlich ist
beides erfolgt: als Nachahmer stellt sich dar Deinarchos, als
Urheber einer neuen Manier Demetrios von Phaleron. Die
rednerische Thätigkeit des einen wie des andern reicht im wesent-
lichen nicht über das Ende des 4. Jahrhunderts herab, und es
ist daher nicht falsch, die gesammte Geschichte der Attischen
Beredsamkeit mit diesem Endpunkte zu begrenzen, wenngleich
einzelne minder bedeutende Vertreter der Kunst, wie Demochares
und Charisios, noch in den ersten Decennien des dritten Jahr-
hunderts thätig waren. In den Kanon ist weder einer von diesen
gelangt noch Demetrios, wohl aber Deinarchos, bei dem man
noch reinen Atticismus fand, und unter seinem Namen sind daher
auch auf uns drei Reden gekommen. Freilich, ob dieselben von
Deinarchos oder von irgend einem Andern verfasst sind, lässt
sich gegenwärtig gar nicht mehr ermitteln. Sicher ist, dass alle
drei einen Verfasser haben; Dionysios lässt als solchen den
Deinarchos gelten, aber Demetrios von Magnesia sprach diesem
die bedeutendste der drei Reden mit aller Bestimmtheit ab;
wem soll man folgen? Von Deinarchos’ Schreibart giebt uns
kein anderweitiges, zweifelloses Werk desselben eine Anschauung;
denn auch die Fragmente sind äusserst unbedeutend, und auf
Deinarchos. Dionysios’ Schrift über ihn. 261
die pseudodemosthenische Rede gegen Theokrines, die Dionysios
ihm gleichfalls beilegt, hat er ja auch keinen unbestrittenen
Anspruch. Nun besitzen wir allerdings in Dionysios’ Werke eine
Beschreibung seiner Eigenthümlichkeiten; aber dieselbe läuft
darauf hinaus, dass er Nachahmer war, und zwar nicht stets
desselben Musters, dass er also strenggenommen gär keine Eigen-
thümlichkeit hatte. Somit fehlen zur Lösung des Problems alle
Mittel.
Die Schrift des Dionysios über Deinarchos, unsere und schon
der späteren Alten Hauptquelle, führt sich ein als Anhang zu
den Abhandlungen über Lysias, Isokrates und die übrigen grossen
Attiker.!) Deinarchos habe unter diesen keine Stelle gefunden,
da er weder Erfinder, noch Vollender einer besondern Weise der
Beredsamkeit sei?); gleichwohl sei sein Ruf so gross, und seine
hinterlassenen Werke so bedeutend, dass es sich verlohne auch
ihn in Betracht zu ziehen. Aber die Schrift des Rhetors ist etwas
ganz anderes als jene früheren Abhandlungen: nämlich eine
Untersuchung über Deinarchos’ wirkliches Eigenthum, über welches
bisher die grösste- Unsicherheit herrschte; auf diese, am Schluss
erfolgende Sonderung der ‘echten und unechten Reden bezieht
sich alles, was vorher über Lebenszeit und rednerischen Charakter
dargelegt wird: Somit. ist die Schrift mehr philologisch’ als
rhetorisch, wesentlich gleichartig mit jenen verlorenen, welche
Dionysios über die echten und unechten Reden des Lysias,
Demosthenes u. s. ν΄. verfasste.®) — Vorgänger hatte er für alle
den Deinarch betreffenden Fragen so gut wie gar keine: einen
kurzen Artikel des Demetrios von Magnesia, aus dem Werke
περὶ ὁμωνύμων, theilt er wörtlich mit, zum Belege, dass auch
bei den gelehrtesten Schriftstellern nichts brauchbares zu finden
sei.t) Caecilius muss in dem Werke über die zehn Redner auch
den Deinarchos behandelt haben, natürlich nach Dionysios. Aus
der späteren Zeit haben wir Biographien von dem sogenannten
Plutarch und von Photios°), dazu einen Artikel bei Suidas;
1) Dionys. Dein. c. 1 Αἴ. 3) Ueber die eüperal und τελειωταί nach
Dionysios’ Eintheilung vgl. ΤῊ]. III, 1 8. 1. 3) Vgl. Griech. Bereda.
S. 207f. 4) Dion. Dein. c. 1. 5) Phot. cod. 267.
262 ᾿ Deinarchos. Leben.
fast alles in denselben ist direkt oder indirekt aus Dionysios
abgeleitet.
Deinarchos war der Sohn des Sostratos, aus Korinth ge-
bürtig!); so ist auch der letzte attische Redner kein Einheimischer
gewesen. Was wir über sein Leben erfahren, geht wesentlich
auf die Rede gegen Proxenos zurück, welche Deinarchos als
Greis in eigner Sache. gehalten hat.?) Ebendiese daselbst sich
findende Altersbezeichnung°) ermöglicht dem Dionysios auch eine
annähernde Bestimmung des Geburtsjahres; denn da die Klage
01. 122,1 v. Chr. 292/1 fällt, so berechnete er von da rückwärts
das 70. Jahr, und setzte so die Geburt Ol. 104,4 361/0.*) Weiter
deutet er an, dass Deinarchos wegen der damals blühenden
Rhetoren- und Philosophenschulen nach Athen gekommen°); dem-
nach als junger Mann, um 342. Wenn dagegen Pseudoplutarch
ihn zur Zeit ‘von Alexander’s Uebergang nach Asien (334) hin-
kommen lässt‘), so kann dies in der Rede gegen Proxenos nicht
gestanden haben; andernfalls würde es Dionysios sicher als Echt-
heitskriterium, zur Ausscheidung der vor diesen Termin fallenden
Reden, benutzen. Als Lehrer Deinarch’s nennt derselbe .den
1) Dion. e. 2: A. ὁ ῥήτωρ. υἱὸς μὲν ἣν Cwerpdrou, Κορίνθιος δὲ τὸ
γένος. Eigne Klageschrift des Dein. gegen Proxenos Dion. c. 8: Δείναρχος
Cwerpdrov Κορίνθιος. Dennoch steht bei Pseudoplut.: A. ζωκράτους ἢ
Cwerpärou, ὡς μέν τινες ἐγχώριος, ὡς δέ τιει (Dionya.) δοκεῖ Κορίνθιος. 2)
8. Dion. 6. 8.: 8) Vgl. in dem Frg. der Rede Ὁ, Rut. L. II, 16: nunc in
seneotute. 4) C. 4: τίθεμεν δὴ αὐτὸν EBdounkocröv ἔχοντα ἔτος ἀπὸ τῆς
φυγῆς κατελθεῖν, ὡς καὶ αὐτός φηει, γέροντα αὑτὸν ἀποκαλῶν (vgl. c. 8).
Die Klage erfolgte bald nach D.’'s Rückkehr aus der Verbannung; diese
Rückkehr setzt Ὁ. unter den Archonten Philippos (ἃ. i. 122, 1, 8. Droysen
Diadoch. 2. Aufl. II, 8. 278), was er c. 3 Ende aus Philochoros belegt.
In der Stelle des letzteren steht allerdings bloss, dass Wunderzeichen zu
Anfang des Jahres geschahen, die man richtig auf die Rückkehr von Ver-
bannten gedeutet habe. Doch ist kein Grund, an der Zeitbestimmung zu
zweifeln. 6) 0. 2: ἀφικόμενος δὲ εἰς ᾿Αθήνας, καθ᾽ ὃν χρόνον ἤνθουν αἵ
τε τῶν φιλοτόφων καὶ ῥητόρων διατριβαὶ, Θεοφράςτῳ τε cuverevero καὶ An-
μητρίῳ τῷ Φαληρεῖ. 6) Plat. X or. 860 Β: ἀφικόμενος εἰς ᾿Αθήνας ἔτι
νέος, καθ᾽ ὃν χρόνον ᾿Αλέξανδρος ἐπὶ τὴν ᾿Αείαν διέβαινε (so Wyttenbach
nach Photios; die Hdschr. lassen dieß. aus; ἐπήει τὴν ᾿Αζίαν Xyl. Westerm),
κατοικήςας αὐτόθι ἀκροατὴς μὲν ἐγένετο Θεοφράετου τοῦ διαδεξαμένου τὴν
"Apıcror&Aovc διατριβήν, ὠμίλητε δὲ καὶ Δημητρίῳ τῷ Φαληρεῖ. — Adler
Din. vit. p. 15 lässt hiernach den D. 886 nach Athen kommen.
Deinarchos. Leben. ὁ 263
Theophrastos und den Demetrios von Phaleron; doch war letzterer
selbst ein Schüler des Theophrast und ferner jünger als Deinarchos.
Theophrast zählte zu den ältesten Schülern des Aristoteles und
hatte in Athen vielleicht schon zu Philipps Zeiten eine eigene
Schule, während Aristoteles in Makedonien war; es mochte dieselbe
eine Fortsetzung. der von Aristoteles im Gegensatze zu Isokrates
begründeten, und somit vorwiegend eine rhetorische sein.!) Bei
dieser Annahme begreift es sich leichter, dass Deinarchos nicht
der Philosophie, sondern der Logographie sich zuwandte. Wir
finden ihn nachmals mit Demetrios sowohl wie mit Theophrastos
eng verbunden; das Schülerverhältniss mag’erst aus dieser That-
sache von Dionysios erschlossen sein. Den Beginn der logogra-
phischen Thätigkeit setzt der Rhetor nach Vermuthung in
Deinarch’s 26. Lebensjahr, d. i. nach dem Obigen Ol. 111,1 336/5°);
τ er sei allmählich zu Ansehen gekommen, besonders als nach dem
Untergang der grossen Redner ihm kein ebenbürtiger Neben-
buhler blieb.°) So konnte er in den 15 Jahren der Oligarchie,
von 322—307, nicht geringe Reichthümer erwerben, ja er hatte
auch, vermöge seines Talents und seiner Verbindung mit den
Machthabern, eine nicht unbedeutende politische Stellung, wiewohl
er Metöke war und blieb.*) Als nun aber 307 Demetrios
Poliorketes die Demokratie herstellte, erfolgten Eisangelien wider
die Begründer und Anhänger des gestürzten Regiments, und
darunter auch wider Deinarchos.°) Dieser fürchtete, dass sein
1) Ueber Ar.’s Schule vgl. Thl. II, 8. 60. Theophrast's Leistungen für
die Rhetorik sind bekannt. 20.4 8) C. 2: εὐφυὴς δὲ περὶ τοὺς
πολιτικοὺς λόγους γενόμενος, ἀκμαζόντων ἔτι τῶν περὶ Annochtvnv, ἤρξατο
λόγους γράφειν, καὶ προήει κατὰ μικρὸν εἰς δόξαν᾽ μάλιςτα δὲ ἤκμαςε μετὰ
τὴν ᾿Αλεξάνδρου τελευτὴν, Δημοςθένους μὲν καὶ τῶν ἄλλων ῥητόρων φυγαῖς
ἀϊδίοις καὶ θανάτοις περιπεςόντων, οὐδενὸς δ᾽ ὑπολειπομένου μετὰ τοὺς ἄνδρας
ἀξίου λόγου. 4) Ebend.: καὶ dierelecev ἐτῶν πεντεκαίδεκα χρόνον λόγους
ευγγράφων τοῖς βουλομένοις, ἕως Käccavdpoc τὴν πόλιν κατεῖχεν, vgl. die
folgenden Anm. — Er selbst sagt von eich (bei Rutil. L. II, 16): olim in
adulescentia sedulo omnem gloriam sectabar — — facile multis opitulabar ἡ
— pro republica fortiter arma capiebam. — Dass D. Metöke geblieben,
war nach D. c. 3 in der R. gegen Proxenos bezeugt (es liegt schon in dem
Κορίνθιος der γραφή, oben 8. 262, Anm. 1). 6) C. 2: ἐπὶ δ᾽ ᾿Αναξικράτους
ἄρχοντος, ἐφ᾽ od κατέλυςαν τὴν ἐν τῇ Mouvuxig φρουρὰν ὑπὸ Kaccdvdpou
264 Deinarchos. Leben.
Reichthum zur Verurtheilung anlocken möchte, und so wagte er
es nicht sich dem Gerichte zu stellen und wurde mit dem Phalereer
und Andern abwesend zum Tode verurtheilt, während man die, ἰ
welche sich stellten, freisprach.‘) Er hatte sich nach Chalkis
begeben, und hier weilte er 15 Jahre lang, hoffend, dass Theo-
phrastos und andere Freunde ihm beim Könige Demetrios die
Erlaubniss zur Rückkehr auswirken würden.?) In der That wurde
er im Jahre 292 nebst Andern begnadigt, da sie dem Könige
gegen die jetzt ihm feindlichen Demokraten nützlich sein konnten.°)
In Athen kam er alsbald zu einem Prozess, dem ersten in seinem
Leben.‘) Er war nämlich in dem Landhause seines athenischen
Freundes Proxenos eingekehrt, und verlor daselbst seine aus
Chalkis mitgebrachten Schätze, 285 Goldstateren und dazu Silber-
geräth im Werthe von 20 Minen. Als der an den Augen schwache
Greis seinen Gastfreund anging, ihm beim Nachsuchen behülflich
zu sein, bezeigte derselbe so wenig Lust dazu, dass er in Dei- |
narchos den vielleicht nicht so unbegründeten Verdacht erregte,
dass er der Urheber des Verschwindens sei.’) Der Erfolg der
eingereichten, auf Schädigung im Werthe von 2 Talenten lauten-
den Klage‘) ist unbekannt; ebenso Deinarchos’ weitere Schick-
ν καταςταθεῖςαν ol περὶ ᾿Αντίγονον καὶ Δημήτριον βακιλεῖς, αἰτίαν ἔχων ἅμα
τοῖς ἐπιφανεετάτοις ᾿Αθηναίοις, καίτοι ξένος αὐτὸς ὧν, καταλῦςαι τὸν δῆμον,
vgl. die c. 8 mitgetheilte Stelle des Philochoros. - 1) Dion. führt fort: ' |
ὁρῶν ἠρεθιεμένους τοὺς ᾿Αθηναίους, καὶ μάλιςτα τῷ πλουτεῖν ἑαυτὸν ὑφορώώ-
μένος, μὴ διὰ τοῦτο᾽ πάθῃ τι δεινόν, εἰςελθεῖν μὲν εἰς δικαςτήριον οὐχ ὑπ-
ἐμεινεν, ἐξελθὼν δὲ τῆς πόλεως καὶ ἐλθὼν εἰς Χαλκίδα κτέ., vgl. Philoch. 1. c.
2) Dion.: ἐλθὼν εἰς Χαλκίδα τὴν ἐν Εὐβοίᾳ, τὸν ἀπ᾽ ᾿Αναξικράτους χρόνον
ἕως Φιλίππου, πεντεκαιδεκαετῆ γενόμενον, ἐκεῖ διέτριψεν, εἴ τις αὐτῷ γένοιτο
διὰ Θεοφράετου καὶ τῶν ἄλλων φίλων κάθοδος περιμένων. 8) Ο. 8: ευγχω-
Ρήκαντος δὲ τοῦ βαειλέως ner’ ἄλλων φυγάδων κἀκείνῳ κατελθεῖν. Vgl.
Droysen Diad. 2. Aufl. IL, 273. 4) Dion. c. 8: αὐτὸς οὐδεπώποτε πρό-
τερον εἰς δικαςτήριον παρελθών, aus dem Prooemium der Rede, 8. das.
weiter unten. 5) Dion. c.3. 6) Aufschrift der γραφή: Aelv. Cwcrp.
Κορ. TIpok&vw, ᾧ εὐνειμι, βλάβης ταλάντων δύο. Die Höhe des τίμημα fällt
auf: nach dem gewöhnlichen Curse des Stater (= 20 Silberdrachmen) er-
geben sich nur 77 Minen, und auch nach dem höchsten überhaupt be-
kannten (28 Dr., 8. [Demosth.] ὁ. Phorm. $ 28) immer erst 99 Minen 80 Dr.
Hingegen für den im Gesetze als Busse vorgeschriebenen doppelten Betrag
des Schadens ist die Summe zu niedrig.
Deinarchos. Werke. 265
sale und die Zeit seines -Todes!), worüber Dionysios gar nichts
sagt, offenbar weil für die Kritik der Reden dies nicht in Be-
tracht kam, und begreiflicherweise jede Ueberlieferung fehlte.
Ueber die Anzahl der Reden Deinarch’s lauteten die Angaben
verschieden; zu der des Demetrios von Magnesia, welcher von
über 160 sprach, bemerkt Dionysios, dass damit kein Andrer,
also namentlich nicht die alexandrinischen und pergamenischen
Pinakographen, übereinstimme.?) Dem Dionysios selbst lagen
kaum über 100 vor. Er gibt nun ein Verzeichniss, in welchem
zunächst, jedenfalls im Anschluss an die Pinakographen, zwischen
öffentlichen und Privatreden geschieden ist; alsdann aber hat er
in jeder dieser Abtheilungen die nach seiner Untersuchung un-
echten Reden ausgesondert. So entstehen 4 Klassen, von denen
die letzte, die der ἰδιωτικοὶ ψευδεπίγραφοι, uns nur zum geringeren
Theile überliefert ist. Die ψευδεπίγραφοι sind jedesmal nach
den verschiedenen Kriterien der Unechtheit geordnet. Erstlich
scheidet Dionysios diejenigen Reden aus, deren Abfassungszeit
vor Ol. 111 (336,5) fällt, in welchem Jahre nach seiner Annahme
Deinarchos anfangen konnte, Reden zu schreiben; dann zweitens
die aus der Zeit seiner Verbannung (307—292); denn nach Chalkis
werde doch niemand gefahren sein, um sich eine Rede zu be-
stellen.°) Die dritte Kategorie bilden diejenigen, welche wegen
ihrer Tendenz, oder wegen der Beschaffenheit des Falls, für
Deinarchos ungeeignet, oder für einen andern Redner besser ge-
eignet schienen; die vierte die, deren rednerischer Charakter
widerstritt. Offenbar nun war es ein reiner Glücksfall, wenn
eine thatsächlich unechte Rede einem der drei ersten Kriterien
1) Was Suidas über seinen Tod sagt, beruht auf Verwechselung mit
einem gleichnamigen Korinther, den Antipatros zum Verweser des Pelo-
ponnes ernannte (Plut. Phok. 33 u. a. St., Adler Din. vit. p. 7f.). Dieser
D. wird es auch sein, welcher den Demades bei Antip. verklagte, Plut.
Dem. 31 (so Adler, während Droysen Diad, 2. Aufl. I, 176, 1 sich zweifelnd
ausspricht). 2) Demetr. Ὁ. Dion. c. 1: τοὺς μὲν ἄλλους αὐτοῦ λόγους,
«χεδόν που ὑπὲρ ἑξήκοντα καὶ ἑκατὸν ὄντας. Dazu Dion. 6. 2: πλῆθος
λότων εἶπεν οὐδενὶ τῶν .. εὐμφωνον. --- Der von Studemund Herm. II, 434
hergestellte Index des Nachlasses der zehn Redner gibt dem D. gar 410
Reden. Suidas hat γράψας κατὰ μέν τινας λόγους τοὺς πάντας ρξ΄, κατὰ δὲ
τὸ ἀληθέετερον μόνους ξ΄ (8. unten). 8) C. 4 extr.
266 Deinarchos. Werke.
unterlag; das vierte aber war bei Deingrchos leider sehr schwer
anzuwenden. Dionysios verwitft einige Reden wegen ihrer Frostig-
keit und Mattheit, eine andere wegen ihres sophistischen Charakters;
auch allzu grosse Uebereinstimmung mit Demosthenes oder Hy-
pereides konnte ihm ein Grund sein, das Werk einem dieser
Redner zu geben); aber alles Mittelgut bleibt dem Deinarchos,
der doch nicht der einzige mittelmässige Redner war. So wird
zwar unter den ausgeschiedenen Reden wenig oder nichts echtes,
aber unter den tibriggelassenen ohne Zweifel eine Menge unechtes
sein; denn wenn schon nach jenen Kriterien unter 47 öffentlichen
Reden 18 ausgeschieden wurden, so kann die Aufschrift Acıväpxou
nicht als irgend welche Beglaubigung gelten. — Ich gebe nun
den Pinax des Dionysios wieder, mit Bezeichnung der hervor-
tretenden Unterabtheilungen. Bei den echten öffentlichen Reden
ist keine solche zu bemerken; Volksreden sind nicht darunter,
und auch unter den unechten nur wenige. Noch wird bei andern
Schriftstellern eine Anzahl Titel angeführt, die wir bei Dionysios
vermissen, und die keineswegs alle mit dionysianischen identifi-
eirt, oder in der unvollständig erhaltenen vierten Klasse unter-
gebracht werden können. Es scheint kaum möglich, dass dem
Dionysios etwas entgangen wäre; eher wird in der recht schlechten
bandschriftlichen Ueberlieferung das Verzeichniss hie und da
Lücken erhalten haben.
1. Δημόειοι λόγοι γνήειοι.
*1. Κατὰ Πολυεύκτου βαειλεύειν λαχόντος δοκιμαεία.
*2. Κατὰ Πολυεύκτου ἐκφυλλοφορηθέντος ὑπὸ τῆς βουλῆς
ἔνδειξις.
*3. Κατὰ Πολυεύκτου περὶ τοῦ γεωφανίου. Die Anfangs-
worte nach Dionysios: περὶ μὲν αὐτῆς τῆς μηνύςεως; darmach
war wohl die Rede nicht die erste der in dem Prozess gehaltenen,
indem der Redner erklärte, dass über die eigentliche Sache schon
geredet sei.
*4. Περὶ τοῦ yewpaviou ἐπίλογος.
*4*,. Κατὰ Πολυεύκτου ἀπόφαεις, Harp. v. παραγγελία. Die
1) Vgl. 6. 6--8,
Deinarchos. Werke. 267
Rede wird von Sauppe mit 2) identifieirt; eher liesse sich Iden-
tität mit 3) annehmen, vgl. die Anfangsworte. A. Schäfer (III,
290,1) denkt an eine besondere Rede, gehalten in dem von Dein.
1,58 f. erwähnten Prozess, bei dem es sich um eine änöpacıc des
Areopags gegen den Kydantiden P. handelte, über Zusammen-
künfte desselben mit Verbannten in Megara. Dann wäre bei
Dion. eine Lücke, wie sie durch die Wiederkehr der Worte κατὰ
TToX. leicht entstehen konnte.
*4b, Κατὰ Πολυεύκτου δωροδοκίας. Harpokr. v. δώρων γραφή
hebt bezüglich der Terminologie für die Anklage der Bestech-
lichkeit hervor, dass ein Redetitel des Dein. laute κατὰ TToX.
δωροδοκίας, während derselbe Redner anderswo die Bezeichnung
δώρων γραφή gebrauche. Damach ist die Identifieirang mit 2)
(Sauppe) nicht wohl zulässig, zumal da Harp. selbst zweimal A.
ἐν τῷ κατὰ TT. ἐκφυλλοφορ. (τῇ x. Π. Exp. ἐνδείξει) citirt.
*5. Κατὰ Πυθέου ξενίας.
*6. Κατὰ Πυθέου περὶ τῶν κατὰ τὸ ἐμπόριον (εἰςαγγελία).
*7. Κατὰ Τιμοκράτους.
*8. Κατὰ Λυκούργου εὔθυναι.
*9. Cuvnyopia Aicxivn κατὰ Δεινίου. Harp. meistens ähnlich;
einmal jedoch (v. παραφρυκτωρεῖν) ἐν τῇ κατὰ A. ἐνδείξει.
*10. Κατὰ Φορμιείου ἀςεβείας. Die Gegenrede wohl von
Hypereides, oben 8. 20.
*11. Κατὰ KoAkaicxpov περὶ τῶν τιμῶν. Wessen Ehren K.
beantragt hatte, ist uns wohl nur durch Schuld der Handschriften
unbekannt,
*12. Τυρρηνικός. .
*13. Κατὰ Διονυείου τοῦ ἐπὶ τῆς διοικήςεως.
*14. Καθ᾿ Ἱμεραίου εἰςαγγελτικός.
*15. Κατὰ Πιςτίου εἰςαγγελία. Der Sprecher ist identisch
mit dem der Rede κατὰ Δημοςθένους, s. das. 8 52 ἢ, wo auch
der Fall näher gekennzeichnet wird.
*16. Kar’ ’Ayacırkdouc εἰςαγγελία Zeviac.!) Vgl. Hyper. f.
Euxen. c. 19, 20.
1) Kar’ "Ay. Meursius; Hdschr. κατὰ πιεικλέους. Das ξενίας zieht Sauppe
268 Deinarchos. Werke.
17. ΚΑΤᾺ BEOKPINOY ENAEIZIC. Demosth. or. LVIII; Dion.
fügt hinzu: τοῦτον Καλλίμαχος ἐν τοῖς Annochevouc φέρει.
*18. Κατὰ (τεφάνου παρανόμων.᾽) Harp. (v. ΤΤαιανιεῖς) κατὰ
(τ. περὶ τοῦ ὀχετοῦ.
519. Κατὰ Καλλιςθένους Ἶ εἰςαγγελία. So auch Harp. meistens;
einmal jedoch (v. βουλαία) ἐν τῇ κατὰ K. ἐνδείξει.
520. Διαδικαςία Φαληρέων πρὸς Φοίνικας ὑπὲρ τῆς ἱερωςύνης
τοῦ. ἸΤοςειδῶνος.
520». Κροκωνιδῶν διαδικατία. Harpokr. zweimal. Von Sauppe
mit II, 6 identifizirt; 8. u. zu dieser Rede.
*21. Πρὸς τὴν Κηφιςοφῶντος ἀπογραφήν. . Anderweitig
«nicht erwähnt.
"22. “O ücrepoc. Desgl.
*23. ᾿Απολογία διαμαρτυρίας πρὸς τὴν Xöpnroc....‘) Desgl.
*24. Εἰςαγγελία κατὰ Φειδιάδου γραμματέως. Desgl.
25. ΚΑΤΑ ®IAOKAEOYC ΠΕΡΙ ΤΩ͂Ν ΑΡΠΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein. or. III.
*26. Κατὰ “Ayvwvidou?) περὶ τῶν «Ἁρπαλείων. Sonst nicht
erwähnt.
*27. Kar’ ᾿Αριςτονίκου περὶ τῶν ᾿Αρπαλείων. Desgl.
28. ΚΑΤΑ AHMOCBENOYCTTEPI ΤΩ͂Ν ἈΡΠΠΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein. or.I.
29. KAT’APICTOFEITONOCTTEPI ΤΩ͂Ν ΑΡΙΤΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein.or.II.
IL Ψευδεπίγραφοι δημόειοι.
a. Aelter als Deinarchos’ Blütezeit.
ἮΙ, Κατὰ Θεοδώρου εὐθυντικός. Ol. 108,1 348/7.%) — Sonst
nicht erwähnt; doch eitirt Harp. (v.. Aourpopöpoc) eine Rede κατὰ
zu den dahinterstehenden Anfangsworten der Rede: ξενίας οὐδένα πώποτε
οἶμαι (nicht wahrscheinlich), 1) ἸΤαρανόμων Sylburg; ἰατανόμων Hdschr.
Nach Sauppe gehört das Wort wieder zu dem Redeanfang: παράνομον
ὑπάρχει ποῦ νόμου δεδωκότος ὦ ἄνδρες (ebensowenig wahrscheinlich). 2)
Καλλιςθ. Meursius für Κλειςθένου, 3) So Sauppe für Κηφιςῶντο. 4)
Häschr. πρὸς τὴν χάριτος" εἰκαγγελία κατὰ κτλ., danach liest man ge-
wöhnlich: — Χάρητος elcayyeMav κατὰ Φ. Ὑρ., als sei dies eine Rede.
Fälschlich habe ich Griech. Bereds. 8, 210, 4 die Lücke nach elcayr. an-
genommen. 5) So Reiske für Γνωδίου. 6) Dion. sagt: εἴρηται ἐπὶ
Θεοφίλου τῇ Θεμιςτοκλέους (ἢ Θεμ. 8715.) ἄρχοντος, μετὰ Θέελλον ἄρχοντα
(Θέλλον ἀνιόντα Häschr.) ἐνιαυτῷ τρίτῳ. Der Zusammenhang scheint für
τῇ ©. zu fordern τοῦ πρὸ Θεμιετοκλ.
Deinarchos. Werke. 269
Θεοδότου, welche mit dieser, indessen auch mit der R. κατὰ
Θεοδώρου ψευδομαρτυριῶν (unten II, 27) ‚jdentisch sein kann
(Sauppe p. 338).
*2. Κατὰ Knpöxwv. Ol. 108,4 oder 109,1, 8454. oder 344/3.
Anderweitig nicht erwähnt. Nach Meier-Schömann (Α. Ρ. 8. 568,32)
müsste der Titel πρὸς Κήρυκας lauten. ᾿
*3, Κατὰ Mocxiwvoc, ἀπογραψαμένου αὐτὸν Νικοδίκου. Gleich-
zeitig. mit der vorigen. Von Harp. einmal (ohne den Zusatz εἰ
γνήσιος) erwähnt.
ἘΔ," Κατὰ Μενεκλέους ἀπαγωγῆς. Aelter als die demosthenische
Rede gegen Boiotos (also vor Ol. 108,1 348). — Anderweitig
nicht erwähnt,
ὅδ. Διαδικαεία ᾿Αθμονεῦει περὶ τῆς μυρρίνης καὶ τῆς μίλακος.
01.:109,4 841,0. --- Desgl.
b.. Während Deinarchos’ Verbannung gehalten.
*6. Aradıcacia τῆς ἱερείας τῆς Δήμητρος πρὸς τὸν ἱεροφάντην.
Harp. einmal (ἐν τῇ περὶ τῆς ἱερείας διαδ., εἰ yvncıoc).!) Dass Harp.
daneben dieselbe Rede unter dem Titel Κροκωνιδῶν διαδικ. citire,
wie Sauppe annimmt (8. oben I, 205), könnte man leichter zu-
lassen, wenn die Möglichkeit dieser doppelten Bezeichnung ersicht-
lich wäre. Die Rede des Lykurg oder Philinos: Κροκωνιδῶν
diadıracia πρὸς Kopwvidac (auch kurz als Kpoxwv. dıad. angeführz?)),
wird von Schömann°) und Sauppe als Gegenrede gefasst; doch
müsste alsdann doch der Titel Κσιρωνιδῶν διαδ. πρὸς Kpokwvidac
lauten. Wurde etwa diese Rede von Einigen dem Deinarchos
beigelegt?
*7. Κατὰ Τιμοκράτους εἰςαγγελτικὸς δήμου καταλύςεως. An-
klagerede gegen einen Parteigenossen des Deinarchos. — Sonst
nicht erwähnt.
*8. Κατὰ (πουδίου. --- Sonst nicht erwähnt.
*9. Διαδικαςία Εὐδανέμων πρὸς Κήρυκας ὑπὲρ τοῦ ἱκανῶς. ---
Desgleichen.
1) Ausserdem Pollux VII, 69 A. ἐν τῇ τῆς ἱερείας (lepäc Häschr.) δοκι-
pacg. 8) Vgl. oben 8, 85 und 267. 8) Schömann Alt. Proc. 8. 668,
der indes sich zweifelnd ausdrückt.
210 Deinarchos, Werke.
*10. ’Arrıxöc. — Desgl.; Gesandtschaftsrede in Athen ge-
halten?
ec. Nach Tendenz, oder nach Beschaffenheit des Falles,
für Dein. ungeeignet, oder für einen andern Redner besser
geeignet.
*11. Αἰτωλικός, Gesandtschaftsrede vor den Aitolern, für die
verbannten Demokraten Athens, während der Oligarchie gehalten. _
Sonst nicht erwähnt.
*12. Διφίλῳ δημηγορικὸς αἰτοῦντι δωρεάς. Nach Dion.’s
Meinung von Demosthenes, da dieser auch das Ehrendekret für
Diphilos geschrieben, und da er am Schlusse der Rede als Für-
sprecher aufgerufen werde.!) — Desgl.
d. Wegen des rednerischen Charakters dem Deinarchos
abzusprechen. .
*13. Ἑρμίᾳ ἐμπορίου ἐπιμελητῇ περὶ τῶν κατηγορηθέντων
ἀπολογία. Nach Dion. eher für Demokleides, oder Menesaichmos,
oder einen andern Redner dieses Schlages passend. — Sonst
nicht erwähnt.
*14. Ὑπὲρ Mevecaixuou περὶ τῆς Δήλου @uciac. Nach Dion.
von Menesaichmos selbst.*) — Sonst nicht erwähnt; Gegenrede
von Lykurg (oben 8. 85).
® *15. Ὑπὲρ Μενεςαίχμου πρὸς Περικλέα καὶ Δημοκράτην. Von
Dion. ebenso beurtheilt. — Sonst nicht erwähnt.
*16. Ὑπὲρ τοῦ μὴ ἐκδοῦναι “Ἁρπαλον ᾿Αλεξάνδρῳ. Sicher
Demegorie; ob identisch mit der pseudodemosthenischen Rede
dieses Titels (Dein. Dem. c. 57; ΤῊ]. III, 1 8. 53 £.)? — Sonst
nicht erwähnt.
*17. Δηλιακός. Scheint gar keine Rede gewesen zu sein,
sondern die Schrift eines älteren, aus Delos gebürtigen Deinar-
chos.®) — Sonst nicht citirt.
1) 8. Thl. II, 1 8. δά u. 528. 2) Vgl. oben 8. 257, 1. 38) Ὁ.
sagt: οὗτος οὐ τοῦ ῥήτορος, ἀλλ᾽ ἑτέρου τινὸς ευγγραφέως ἐςτίν᾽ δηλοῖ δ᾽
ἐκ τοῦ τρόπου καὶ τοῦ χαρακτῆρος, ἀρχαϊκὸς ὧν καὶ περιτρέχων τὴν τοπικὴν
Δήλου καὶ Λέρου (?) icroplav. Den Delier D. erwähnt Demetrios Magn. bei
Dion. c. 1, als poetischen und prosaischen Schriftsteller, älter als der
Redner. 8. Adler 1. c. p. 27f.
Deinarchos. Werke. 271
*18. Κατὰ Δημοςθένους παρανόμων. Im Pinax von Pergamon
einem Kallikrates beigelegt. — Desgl.
II. Ἰδιωτικοὶ γνήσιοι.
8. Βλάβης.
*1. Κατὰ Προξένου βλάβης, ὃν αὐτὸς ὑπὲρ αὑτοῦ εἶπεν.
Eben darum ist die Rede vorangestellt, und mit ihr ihre ganze
Klasse.
*2. Κατὰ Κηφιςοκλέους καὶ τῶν οἰκείων βλάβης. Bei dem
Scholiasten des Aristides (p. 190 .ΕἾ.) πρὸς Κηφιςοκλέα.
58. Πρὸς Φανοκλέα βλάβης ἀπολογία. Sonst nicht erwähnt.
*4. Πρὸς Λυεικράτην ") ὑπὲρ Νικομάχου, βλάβης. Vorher c. 5
giebt D. den Titel κατὰ Λυςικράτους ὑπὲρ Ν.; Harp. (v. κρᾶςτις)
πρὸς Λυεικράτην. "
*5. Cuvnropia ἸΠαρμένοντι ὑπὲρ ἀνδραπόδου βλάβης. Sonst
nicht erwähnt.
b. Κλοπῆς.
*6. Κατὰ Tloceıdinnou κλοπῆς.
©. ᾿Αποκτακίου.
*7., Κατὰ Ἡδύλης ἀποεταείου.
*3. "Anocraciov πρὸς ᾿Αρχέετρατον. Bei Harpokr. (v. ἀπο-
ψηφίζονται) κατ᾽ ᾿Αρχεςτράτου.
ἃ. Ἐπικληρικοί.
*9. Cuvnropia Ἡγελόχῳ ὑπὲρ ἐπικλήρου. Bei Harp. (v.
ληξιαρχικὸν γραμματεῖον) steht A. ἐν τῇ α΄ καθ᾽ Ἡγελόχου cuv-
nropig ὑπὲρ ἐπικλήρου.
9". Ὁ öcrepoc. 8. Harp. ]. c.
*10. Ἐπικληρικὸς ὑπὲρ τῆς Ἰοφῶντος
. θυγατρὸς. Sonst nicht erwähnt.
*11. Ὁ ὕστερος.
*12. Διαμαρτυρία ὡς οὐκ εἰεὶν ἐπίδικοι αἱ ᾿Αριςτοφῶντος
θυγατέρες. Bei Harpokr. (v. ἐπίκληρος und διαμαρτυρία) διαμ.
περὶ τοῦ μὴ ἐπίδικον εἶναι τὴν ᾿Αριετοφῶντος θυγατέρα.
1) So Sanppe für Νικοκράτην, welche Corruptel durch Νικομάχου ver-
anlasst ist. 2) Doch cod. A Aucınpdrouc,
212 Deinarchos. Werke.
6. Ὀρφανικοί,
*13. Κατὰ Πεδιέως κακώςεως παιδὸς ὀρφανοῦ. — Sonst
nicht erwähnt.
£. Κληρικοί.
*14. Διαμαρτυρία περὶ τοῦ Evinmou!) κλήρου πρὸς Χάρητα.
— Desgl.
*15. Ὑπὲρ τοῦ MvncıxA&ouc κλήρου. — Desgl., ausser bei
Dion. selbst (e.-5).
g. Ὕβρεως (aixlac). .
*16. Κατὰ Προξένου ὕβρεως. --- Sonst nicht erwähnt.
*17. CAnokoyio) πληγῶν; richtiger nach Dion. zu betiteln:
ἀπολογία ὕβρεως Ἐπιχάρει πρὸς Pılwradnv.?) — Desgl.
*18. Κατὰ Κλεομέδοντος αἰκίας. -
18". Ὁ ücrepoc. Das Vorhandensein einer zweiten Rede ist
sichergestellt durch Euseb. Praep. ev. X, 3 p. 466 Viger.: A. &v
τῷ a’ κατὰ Κλεομ. αἰκ., und durch Frg. 2 8. (Ammon. π. διαφ.
ME. p. 91 Valck.), welches augezscheinlich, wie auch Sauppe
annimmt, Anfang dieser Rede ist.
h. Besitzstreitigkeiten (mit Ausschluss der Erbschaftssachen).
*19. Πρὸς Διοςκουρίδην περὶ νειύς.5) Bei Harp. (v. παρουεία)
ἐν τῷ ὑπὲρ τῆς νεώς.
*20. Ἐρανικὸς πρὸς τοὺς ἸΠατροκλέους 2) παῖδας. Bei Harp.
(σ. ἄλογοι ἐρανιεταί und πληρωτής) κατὰ τῶν TI. παίδων ἐρανικός.
+21. Πρὸς ᾿Αμεινοκράτην διαδικαςία περὶ καρπῶν χωρίου. —
Sonst nicht erwähnt.
*22. «Πρὸς ᾿Αντιφάνην» περὶ τοῦ ἵππου. Das bei Dion. aus-
gefallene πρὸς ’A. aus Harp. v. öxeiov (ἐν ἀπολογίᾳ πρὸς ’A. π. τ. 1).
*23. Ὁ ücrepoc. Sonst nicht erwähnt.
*24. Aucıckeidn?) κατὰ Adou ὑπὲρ ἀνδραπόδων. Bei Galenos
(vol. 18, 2 p. 237 K.) ἐν τῷ πρὸς Δάωνα.
1) So Reiske für. . ἔτι ἡπου, wie der corrigirte Florentinus hat. 2)
Gewöhnlich liest man die Stelle: κατὰ TIpoE. ὕβρεως: ‚ÜBpierhc ἐςτιν ὦ
ἄνδρες πληγῶν“. ἔδει δ᾽ ἐπιγεγράφθαι: ᾿Απολοτία ὕβρεως. Ἐπιχάρει πρὸς
Φιλ. κτλ 8) So Sauppe für νεῶν. 4) So Hudson für προκλέως; auch
bei Harp. haben an beiden Stellen einige Hdschr. TIpoxAouc. Die Emen-
dation wird mit Unrecht bezweifelt von A. Schäfer III, 299,2. 5) Aucıxdeldou
Deinarchos. Werke. 273
i. Vermischte Reden, die z. Th. den vorstehenden Klassen
einzuordnen waren.
*25. Παραγραφὴ πρὸς Bubrnv.!) — Sonst nicht erwähnt.
*26. Κατὰ Θεοδώρου ψευδομαρτυριῶν. --- Desgleichen, doch
8. zu II, 1.
*27. ᾿Αγάθωνι cuvnyopia. — Desgl., ausser bei Dion. selbst
c. 5, woselbst ἐν τῷ περὶ τῆς ᾿Αγάθωνος διαμαρτυρίας.
*28. ᾿Αποςταείου ἀπολογία Αἰςχύλῳ πρὸς Ξενοφῶντα. —
Diog. Laert. II, 52 eitirt die Rede für Angaben über die Familie
des Sokratikers Xenophon. Wäre aber dieser der Gegner, wie
Sauppe annimmt, so wäre die Rede unecht, und dies könnte dem
Dionysios nicht entgangen sein. Also ist es ein gleichnamiger
Enkel, vgl. ΤῊ]. II, 5. 450.
*29. Κατὰ Καλλίππου") μεταλλικός. Auch Harp. (v. ὑπο-
νομεύοντες) κατὰ Κι; wohl identisch die R. πρὸς τὴν Καλλίππου
παραγραφήν (ders. v. ὁμοερκές), da auch dies Citat sich auf Berg-
werkssachen zu beziehen scheint.?)
*30. Ὑπὲρ υἱοποιήτου; besserer Titel nach Dionys.: ὑπὲρ
Θεοδώρου, ὃν ἐποιήςατο υἱὸν ’Apxepüv. — Sonst nicht erwähnt.
*31. Περὶ τοῦ ᾿Αρχεφῶντος κλήρου. Die Wiederholung des
Namens Archephon (30) ist auffällig. — Desgl.
IV. ᾿Ιδιωτικοὶ ψευδεπίγραφοι.
a. Aelter als Deinarchos’ Blütezeit.
Ἧι, Πρὸς Πεδιέα παραγραφή. Ol. 107, 1 352/1. — Sonst
nicht erwähnt. .
*2. TIpöc MeArncavdpov ὑπὲρ τῆς τριηραρχίας. Ol. 104, 4
361/0. — Desgl.
*3. TIPOC BOIRNTON ὙΠῈΡ TOY ONOMATOC. Demosth.
or. XXXIX. Nach Dion. aus Ol. 106, 4 352 (in der That wohl
aus 108, 1 348); schon deshalb seien diejenigen offenbar im
Häschr.; Sauppe zieht dies zu den Anfangsworten der vorigen Rede: Ἐβου-
λόμην ἂν ὦ ἄνδρες Aucıkleibou. 1) Βοιωτόν Reiske. 2) Κατὰ Φιλίππου
Häschr.; aber der Anfang der Rede lautet: ὅτι μὲν ὦ ἄνδρες Κάλλιππος;
dazu kommen die Erwähnungen bei Harpokr. 3) Auch Sauppe (8. 338)
ist für Identität.
Dlass, attische Beredsamkeit. III, 2. 18
214 Deiuarchos. Werke.
Unrecht, welche diese Rede dem Demosthenes nähmen und dem
Dein. zuwiesen.
*4. TIPOC MANTIGEON ΠΕΡῚ TIPOIKOC. Dem. or. XL. Nach
D. zwei bis drei Jahre später als die vorige (ich denke aus
347); sie müsse von dem gleichen Verfasser sein. Es ist nicht
klar, ob sie vor Dion. überhaupt schon dem Demosthenes zuge-
wiesen war. Vergl. ΤῊ]. II, 1 8. 450.
*5. ᾿Αθηνάδῃ cuvnyopia περὶ τῆς
cxediac πρὸς ᾿Αμύντιχον.
*6. Ὁ ὕστερος.
*7. Πρὸς Μίκυθον μεταλλικός. Ol. 109, 4"341/0. — Desgl.
*8. (ζατύρῳ πρὸς Χαρίδημον ἐπιτροπῆς ἀπολογία. Aus dem-
selben Jahre; nach „Kritikern“ bei Photios (p. 491 Ὁ Bk.) demo-
sthenischen Ursprungs, während Kallimachos sie dem Deinar-
chos gebe.
*9. Ὑπὲρ ἀντιδόςεως πρὸς Meyaxkeidnv.!) Um 01.105, 4 356.
Sprecher Isokrates’ Adoptivschn Aphareus, der für seinen Vater
diesen Prozess erfolgreich führte. Vergl. ΤῊ]. II,.S. 65 f. Dion.
wird die Rede dem Aph. selbst gegeben haben, vgl. de Isoer.
e. 18; das Verzeichniss bricht mitten in der Erörterung über sie
ab. — Ausser bei Dion. nicht erwähnt.
π᾿
Hierzu kommen noch folgende anderweitig erwähnte, nicht
näher bestimmbare Reden:
ἯΙ, Κατὰ Δημοκλέους. Bekk. Anecd. p. 113, 7.
*2. Ὑπὲρ Εὐθυγένους. Cramer Anecd. Oxon. I p. 52, 10.
*3. Κατὰ Λεωχάρους. Suid. 1, 1 p. 1217, 22 Bernh.
*4. Πρὸς τοὺς Λυκούργου παῖδας. Harpokr. v. ἀπονομή.
Scheint Privatrede in Bergwerkssachen.
*5. Κατὰ Mevecaixnou, Suid. 2,2 p. 394 Bernh. Anscheinend
Privatrede?); sonst wäre eine Identificirung mit II, 14 oder 15
naheliegend.
*6. Κατὰ Τιμάρχου. Priscian. XVIII, c. 26. Es ist nicht klar,
1) 80 Suppe; 6. d. Μεγακλείδῃ Hdschr. 2) Das Fragment lautet:
al τὰρ ἀπὸ τῶν κοινῶν ἔχθραι καὶ πραγματεῖαι αἴτιαι τῶν ἰδίων διαφορῶν
καθεςτήκαειν.
Um Ol. 109, 2 3432. —
Sonst nicht erwähnt.
Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten. 275
ob gegen den bekannten Timarchos, gegen den es eine gleich-
betitelte Rede unter Aristogeiton's Namen gab: "]
Dionysios zählt somit, wie seine Schrift jetzt vorliegt, im
ganzen 60 echte Reden und 27 unechte auf; selbstverständlich
waren ehemals von den letzteren sehr viel mehr verzeichnet, da
mit der ersten Kategorie von idıwrıkoi weuderiypapor oder noch
innerhalb derselben die Schrift für uns abbricht. Aber auch die
Zahl der echten Reden scheint durch Schuld der Handschriften
verringert, und in der That wird sie, wenn auch bei Suidas auf 60,
doch bei Pseudoplutarch und Photios auf 64 angegeben, wovon,
wie hinzugesetzt wird, einige dem Aristogeiton von gewissen
Kritikern beigelegt würden.?) Vielleicht war es Caecilius, der in
einer Nachprüfung von Dionysios’ Arbeit noch Einiges als Werk
des Aristogeiton entfernte.°) Sechs der aufgezählten Reden sind
auf uns gekommen, drei unter Deinarchös’ Namen, drei unter
dem des Demosthenes; die ersteren und eine der letzteren stehen
bei Dionysios unter den echten. Bevor wir aber auf diese Reden,
soweit sie hier zu besprechen sind, näher eingehen, ist noch
zusammenzustellen, was über Deinarchos’ allgemeinen Charakter
bei den Alten sich gesagt findet. .
Dionysios motivirt die Abfassung seiner Schrift damit, dass
dieser Redner bei Vielen ein gewisses Ansehen gefunden habe‘),
und in der That wird er von Cicero unter den noch echt attischen
Redern mehrfach erwähnt‘), von Gorgias öfters ceitirt®), von
1) Vgl. oben 8. 249. 3) Psendoplut. p. 850E: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ καὶ
λόγοι γνήειοι ξδ΄. τούτων ἔνιοι παραλαμβάνονται ὡς "Apıcroyelrovoc. Phot.
cod. 267: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ δ΄ καὶ ξ΄, οὖς οἱ πλεῖςτοι τῶν κριτικῶν Yunclovc
τιθέαειν᾽ ec δὲ οἵ τινας ἐξ αὐτῶν εἰς ᾿Αριςτογείτονα Ὑπερείδῃ cuvarpdcavra
μεταφέρουειν. (Die von mir Din. p. XIV adn. vorgebrachte Conjektur
nehme ich zurück.) Suid. hat: γράψας κατὰ μέν τινας (Demetr. Magn.)
λόγους τοὺς πάντας ρξ΄, κατὰ δὲ τὸ ἀληθέετερον (Dion.) μόνους ξ΄, τοὺς
πάντας δικανικοὺς, ὧν οἱ μέν εἰςι δημότιοι, οἱ δὲ ἰδιυυτικοί. 8) Welche Reden
dies waren, lässt sich nicht ermitteln. Die von Adler 1. c. p. 43 adn. 40 ge-
äussere Vermuthung ist ohne Beweis geblieben. 4) Dion. c.1: ὁρῶν καὶ
τοῦτον τὸν ἄνδρα παρὰ πολλοῖς ἠξιωμένον ὀνόματος ἐπὶ δεινότητι λόγων. 5)Cic.
de orat. 2, 94; Brut. 36; an beiden Stellen im Gegensatz zu der nachfolgen-
den, entartenden Generation. 6) Ὁ. ist bei Rutil. Lupus (Gorgias) mit 4
Beispielen vertreten (s. die Statistik Gr. Bereds. 8. 98).
18*
276 Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten.
Demetrios dem Magnesier sehr gelobt. Andrerseits bemerkt
letzterer, dass nur die Rede gegen Demosthenes, die gar nicht
von ihm sei, ihn allgemeiner bekannt gemacht habe'); auch
kommt sein Name bei Dionysios ausserhalb der besondern Schrift
nirgends vor, und in der Folgezeit fast nur bei Hermogenes, der
ein nicht ungünstiges Urtheil fällt.?) — Das recht phrasenhafte®)
des Demetrios kommt darauf hinaus, dass Deinarchos dem Hy-
pereides in der Anmuth kaum nachstehe, und dass seine Sprache
sich von der demosthenischen nur durch die geringere Bitterkeit
und Kraft unterscheide.‘) Bei Dionysios erscheint er als jeder
Originalität entbehrend, und in der Wahl seines Musters sich
nicht gleich bleibend: in manchen Reden stelle er den Charakter
des Lysias dar, in andern zahlreicheren den des Hypereides; bei
weitem am häufigsten jedoch habe er den Demosthenes nach-
geahmt. Es seien nun zwischen ihm und jenen Rednern solche
Unterschiede, wie sieüberall zwischen Urbild und Copie sich
zeigten, indem die eigentlichsten Vorzüge des ersteren von letzterer
nicht erreicht würden; so vermisse man bei Deinarchos im Ver-
gleich mit Demosthenes, unter dessen Nachahmern er der glück-
lichste sei, doch die Kraft der Worte, die Mannichfaltigkeit und
die hohe Kunst der Figuren, die Neuheit und das Unerwartete
der Gedanken, ferner die Meisterschaft in Bau und Anordnung,
und ganz besonders das Mass und die Angemessenheit. Natür-
lich sei dies nicht so zu verstehen, als fände sich von dem allen
nie etwas bei ihm; es sei nur im allgemeinen eine gröbere
Wiedergabe des demosthenischen Charakters, weshalb er auch
von Einigen nicht unpassend der bäurische Demosthenes
genannt sei, besonders wegen der mangelhaften Oekonomie.°)
1) Demetr. Ὁ. Dion. e. 1: τοςοῦτον «κότος ἐπιπεπόλακεν, ὥςτε τοὺς μὲν
ἄλλους αὐτοῦ λόγους — ἀγνοεῖν ευμβέβηκε, τὸν δὲ μὴ τραφέντα ὑπ᾽ αὐτοῦ
μόνον ἐκείνου νομίζετθαι. 4) Hermog. π. ἰδ. p. 413 Sp. (vgl. p. 399).
3) Dion. 6. 2: ὀνόματα μόνον κοινὰ καὶ mepırp£xovra ἐςπούδατε. 4)
Ῥοπιοίσ. 1. c.: ἔςτι τοίνυν οὗτος — οὐδὲν ἀπολείπων τῆς Ὑπερείδου χάριτος,
ber’ εἰπεῖν „al νύ κεν ἢ παρέλαςςεν“ (Hom. Il. 28, 382). — — ἡ δὲ λέξις
ἐςτὶ τοῦ Δ. κυρίως ἠθικὴ, πάθος xıvobca, cxedöv τῇ πικρίᾳ μόνον καὶ τῷ
πόνῳ τοῦ Δημοεθενικοῦ χαρακτῆρος λειπομένη, τοῦ δὲ πιθανοῦ καὶ κυρίου
μηδὲν ἐνδέουςα. δ) Dion. ο. 5—8; bes. c. 8: τούτων (unter den Nach-
Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten. 277
Bestimmter tritt ejn Bild des Deinarchos bei Hermogenes hervor,
der einen ähnlichen Beinamen anführt: „der Demosthenes aus
Gerste“ (kpidıvoc A.), wobei also das barbarische Bier und der
Wein den Gegensatz bilden. Nämlich er gleiche dem Demosthenes
durch die grosse Herbigkeit, Heftigkeit und Lebendigkeit, welche
letztere wir in Hermogenes’ Sinne wesentlich in den Figuren zu
suchen haben; doch sei die Redegewalt bei ihm mehr eine schein-
bare, indem (wie sich aus andern Stellen ergänzen lässt) die
heftigen Angriffe nicht immer am Orte, noch auf Grund von
Beweisen geschühen. Der Ausdruck trage weniger zu der Heftig-
keit und Herbigkeit bei: sie beruhe in den unverhüllt und unge-
mildert vorgebrachten Gedanken, und ganz besonders in den
Figuren und der Composition. Schmuck und zierliche Redeweise
erstrebe er minder; Deutlichkeit und Natürlichkeit seien vor-
handen.’) Im ganzen weist ihm: Hermogenes die fünfte Stelle
ahmern des Demosth.) äpıcrov ἄν τις θείη τὸν Aelv. τενέςθαι᾽ λείπεται δὲ
Δημοεθένους κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων τῇ δεινότητι, κατὰ δὲ τὴν
εύνθεειν τῇ ποικιλίᾳ τῶν «χημάτῳων καὶ τῇ ἐξαλλαγῇ, κατὰ δὲ τὴν eüpecıv
τῶν ἐπιχειρημάτων τῷ μὴ καινὰ καὶ παράδοξα λαμβάνειν, ἀλλὰ φανερὰ καὶ
ἐν τῷ μέεῳ κείμενα, κατὰ δὲ τὴν οἰκονομίαν τῇ τάξει καὶ ταῖς ἐξεργαείαις
τῶν ἐπιχειρημάτων καὶ ταῖς προκατακκευαῖς καὶ ταῖς ἐφόδοις καὶ τοῖς ἄλλοις
τεχνικοῖς παραγγέλμακιν, ἃ περὶ ταύτην ἐςτὶ τὴν ἰδέαν" μάλιςτα δ᾽ αὐτοῦ
λείπεται τῇ ευμμετρίᾳ καὶ τῷ καιρῷ πρέποντι (verdorben, doch der Sinn
klar, vgl. de Dem. c. 84). λέγω δὲ ταῦτα οὐκ ἐν τῷ καθόλου τρόπῳ, ὡς
μηδὲν τούτων κατορθοῦντος, ἀλλ᾽ ἐν τῷ κοινοτέρῳ καὶ ὡς ἐπὶ τὸ πολύ. δι᾽
αὐτὸ γὰρ τοῦτο καὶ ἄγροικόν τινες Δημοεθένην ἔφακαν εἶναι, διὰ τὸ ἐλλιπὲς
τῆς οἰκονομίας ταύτην περὶ αὐτοῦ τὴν δόξαν λαβόντες" τὸ γὰρ ἄγροικον
(scil. οὧμα) τοῦ πολιτικοῦ (d. i. urbanus) cuWnaroc οὐ μορφῇ, κατακκευῇ δὲ
καὶ διαθέςει τινὶ τῆς μορφῆς διήνεγκε. 1) Hermog. Ρ. 418: ὁ δὲ A. πο-
λιτικὸς ὧν οἷα «αφὴς καὶ ἀληθὴς καὶ πιθανὸς πολὺ τὸ «φοδρὸν ἔχει καὶ τὸ
πραχὺ κατά τε τὴν ἔννοιαν καὶ τὴν μέθοδον, κατὰ δὲ αὐτὴν τὴν λέξιν ἧττόν
ἔτι cpodpöc. κατὰ μέντοι τὰ περὶ τὴν λέξιν, οἷον εχήματα κῶλα ευνθήκας
ἀναπαύτεις ῥυθμούς, καὶ πάνυ «φοδρός τε καὶ τραχύς ἐετι. διὸ καὶ ἧττον
ὁ ἐπιμελὴς ὁ λόγος αὐτῷ, γοργὸς δὲ καὶ δεινὸς οὐ μετρίως, μᾶλλον δὲ εἶναι
δοκεῖ ἢ Ecrı δεινὸς διὰ τὸ τῆς τοιαύτης μᾶλλον μετέχειν δεινότης. (Vgl.
p. 896 über Aristogeiton’s φαινομένη δεινότης, und p. 299, nach einer Be-
merkung über die τραχύτης desselben Redners: πολλὰ δὲ τοιαῦτα καὶ παρὰ τῷ
Aeıväpxy.) καθόλου τε ὁ ἀνὴρ ἐμφαινόμενον ἔχει πολὺ τὸ Δημοςθενικὸν διὰ τὸ
πραχὺ καὶ γοργὸν καὶ «φοδρόν, ὥςτ᾽ ἤδη τινὲς καὶ προςπαίζοντες αὐτὸν οὐκ
ἀχαρίτως κρίθινον Δημοεθένην εἰρήκαειν. (Vgl. den Ausdruck hordearius
rhetor Suet. rhet. c. 3.) — Das kurze Urtheil bei Pseudoplut. 860 (vgl.
278 Deinarchoe. Rede gegen Demosthenes.
nach Demosthenes zu, indem er ihn namentlich vor Aischines
und Lykurgos bevorzugt. Leider erwähnt er nie einzelne Reden,
welche wir als diesem Urtheile zu Grunde liegend betrachten
könnten; doch werden wir kaum irren, wenn wir zumeist an die
Rede gegen Demosthenes denken, auf welche die Schilderung in
der That vollkommen passt.
Was nun die einzelnen erhaltenen Reden und zunächst die
eben genannte betrifft, so ist derselben die Zeit und der Gegen-
stand mit Hypereides’ Demosthenika gemeinsam, ihr Sprecher
aber weder genannt noch sicher zu ermitteln. Wir kennen unter
den zehn für die harpalischen Prozesse bestellten Anklägern
ausser Hypereides noch folgende: Pytheas Menesaichmos Himeraios
Stratokles Prokles’); von diesen hatte Stratokles, wie aus unsrer
Rede hervorgeht, die Verhandlung eröffnet, ihm folgte der
Sprecher des Deinarch.’) Derselbe sagt über sich sehr wenig:
dass er von geringen Anfängen emporgekommen sei®), dass ihn
der Areopagite Pistias durch falsche Anzeige in einen Prozess
gebracht, er aber den Angeber vermittelst einer Eisangelie zur
Strafe gezogen habe‘); die eicayrekia κατὰ Tlıcriou ist unter den
nach Dionysios echten Reden des Deinarchos. Ferner gehörte
der Sprecher nicht zu den offenkundigen Anhängern der Make-
donier.°) Nün kann es Menesaichmos®) nicht wohl sein: denn
Phot. p. 496 b 88. ΒΚ. bietet nichts neues: ζηλωτὴς δ᾽ ἐγένετο Ὑπερείδου
A ὥς τινες Δημοεθένους διὰ τὸ παθητικὸν καὶ «φοδρόν᾽ (καὶ) τῶν «χημάτων
δ᾽ αὐτοῦ μιμητὴς ὑπάρχε. 1) Zehn Ankläger Dein. 2, 6; Stratokles Ὁ. 1,
1. 20. 21; die andern Namen Pseudopl. Dem. 8460. 9) 8 18: πολλῶν
δ᾽ ὑπὸ (τρατοκλέους εἰρημένων καὶ τῶν πλείςτων προκατειλημμένων κατ-
nropnudrwv -- ὑπόλοιπον ἡμῖν — κοινῇ mäcıv ὑμῖν παρακελεύεςθαι, πρῶτον
μὲν τοῖς λοιποῖς ἡμῖν ευὐγγνώμην ἔχειν «re, 8. Mätzner p. 89. 8) δ. 1,
53: διὰ τὴν ἀςθένειαν τὴν τότε καὶ τὴν ἐρημίαν τὴν ἐμήν. 4) 8 4858;
48 heisst es: ἀγῶνα ἀπολογούμενος ὑπὲρ ἐμαυτοῦ, wohl ohne Zweifel eben-
falls eine Eisangelie. 5) 8. 8 101: πολλῶν ὄντων καὶ δεινῶν καὶ παρα-
νόμων ὧν Δημάδης γέγραφε, das. τινὰ πρᾶξιν ὧν ἐκεῖνος (Demades) προ-
ἑλόμενος κατὰ τοῦ δήμου πεπολίτευται, ferner 108: ὑμεῖς δ᾽ ἐν τοῖς ἔξω τὰς
ἐλπίδας ἔχετε, ἁμιλλώμενοι ταῖς κολακείαις πρὸς τοὺς ὁμολογοῦντας ὑπὲρ
᾿Αλεξάνδρου πράττειν wr&., 32 Lob des Charidemos. Vgl. H. Haupt, Rh.
Mus. 1879 8. 386, 5. 6) Auf diesen rieth A. G. Becker (Demosth. als
Staatsmann und Redner I, 8. 120); auch H. Haupt 1. ὁ. 8. 383 ist für M.,
für den ja auch andre Reden von Dein. verfasst seien.
Deinarchos. Rede gegen Demosthonen. 919
die in dessen Sachen gehaltenen, angeblich deinarchischen Reden
weist Dionysios ihm selber zu, und würde demnach auch die
Rede κατὰ TTıcriou nicht dem Deinarchos belassen, da doch in
derselben die Persönlichkeit des Sprechers nothwendig hervor-
treten musste. Pytheas’ Rede gegen Demosthenes war unter
seinem Namen vorhanden.!) Dagegen Himeraios, der Bruder des
Demetrios von Phaleron, könnte immerhin, wie man vermuthet
hat?), der Sprecher sein; denn eben die Rede καθ᾽ Ἱμεραίου
eicayyeAtıköc, die im Verzeichniss von Deinarch’s Werken der
κατὰ TTıcriov unmittelbar vorangeht, könnte sich auf den durch
Pistias veranlassten Prozess beziehen, und der somit hervortretende
Parteiwechsel des Logographen brauchte dem Dionysios kein
“Grund für kritischen Zweifel zu sein. Himeraios’ politische
Stellung ergibt sich daraus, dass er nach dem lamischen Kriege
mit Hypereides und Andern von Antipatros umgebracht wurde;
seine und seines Bruders Anfänge waren keine glänzenden ge-
wesen°), so dass hier alles stimmt. Der Bruder stand mit Deinarch
in Verbindung‘); da indes die Abfassung der Rede durch diesen
Logographen fraglich ist, so können alle daraus abgeleiteten
Argumente nichts entscheiden. Prokles aber (wenn der Name
riehtig überliefert ist®)) und die vier uns nicht genannten, die
jedenfalls sämmtlich mit kürzerer oder längerer Ansprache auf-
getreten sind‘), haben insofern geringere Ansprüche, als die
1) 8. oben 8. 255. 2) Pluygers de Demade p. 58. 60 (s. Westermann
Zischr. f. AW. 1837 or. 26); Sauppe Philol. III, 642. 3) 8. unten bei
Demetrios. 4) Dies macht Sauppe 1. c. als Argument geltend; gegen ihn
hebt A. Schäfer III, 298, 3 hervor, dass Him. doch wohl selbst beredt ge-
wesen sein müsse, woraus indes lediglich folgen würde, dass er nicht nur
Sprecher, sondern auch Verfasser war. δ) ΤΤροκλέους Hdschr. des Plut.
u. Photios, vertheidigt von A. Schäfer III, 299, 2; ΤἸΤατροκλέους Wester-
mann; (τρατοκλέους nach Ruhnken (der indes die Vermuthung zurück-
gezogen) Sauppe 1. c. 6) Sauppe freilich nimmt an, dass bei Plut. die
vollständige Liste derer vorhanden sei, die wirklich gegen Dem. gesprochen.
Aber gegen Aristogeiton traten allem Anschein nach sämmtliche zehn
cuvhyopor auf, s. Dein. 2, 6f., und dass die Athener zehn Reden oder An-
sprachen in der gleichen Sache vertragen konnten, zeigt sich doch in der
allgemeinen Sitte der Bestellung von so viel cuvhropoı (auch zur Ver-
theidigung, Hyper. Euxen. col. 26). Vgl. Schäfer III, 298, 3, der wenigstens
für Demosthenes’ Prozess durchaus daran festhält, dass alle gesprochen.
280 Deinarchos. Rede gegen Demosthenes.
zweite Stelle und eine so lange Rede sich für einen unbedeutenden
Sprecher nicht zu schicken scheinen, und unter diesen kaum ein
bedeutender Mann gewesen sein wird.
Ueber die von Stratokles gehaltene Hauptrede erfahren wir
. soviel, dass sie über die Anzeige des Areopag und die derselben
vorangegangenen Volksbeschlüsse mit der Ausführlichkeit ge-
handelt hatte, die den Anschein einer gründlichen Behandlung
der Sache wahrte; ausserdem aber auch über anderes, was von
diesem Falle weit ablag, so über die thebanische Katastrophe
und Demosthenes’ Mitschuld an derselben.!) Dass der Angeklagte
die 20 Talente genommen, wurde als durch den Areopag ermittelt
vorausgesetzt, formell nicht mit Unrecht, indem ja Demosthenes
selbst jene Untersuchung gegen sich beantragt und für den Fall,
dass der Areopag eine Schuld fände, die härteste Strafe sich
zuerkannt hatte. Wenn nun schon der Hauptredner so verfuhr,
so kann es nicht wundern, dass die Deuterologie vollends über
Harpalos und über Demosthenes’ Einverständniss mit ihm so gut
wie nichts enthält, ja auch der Name Harpalos ausserordentlich
selten darin vorkommt.) — Nach kurzer Charakterisirung des
Falles legt der Sprecher dar, welche Aufgabe ihm und den
übrigen Anklägern nach Stratokles’ Rede noch bleibe, nämlich
die, den Zorn der Richter noch weiter zu erregen, weshalb auch
etwaige Wiederholungen des von jenem schon Behandelten zu
entschuldigen seien. Nachdem er schon hier zu strenger Be-
strafung ermahnt, entwickelt er in einer Art von Erzählung aufs
allerkürzeste den Verlauf der Sache, von dem die Untersuchung
anordnenden Volksbeschluss bis zu der Anzeige, und hebt hervor,
dass diese von Demosthenes jetzt bestritten werde; damit ist
1) $ 1: πολλῶν δ᾽ ὑπὸ Crp. εἰρημένων καὶ τῶν πλείςτων προκατειλημμένων
κατηγορημάτων, καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς dmopdcewc τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου
βουλῆς δικαίας καὶ ἀληθεῖς ἀποδείξεις εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν ἀκόλούθων τού-
τοῖς (τρατοκλέους εἰρηκότος καὶ τὰ ψηφίςματα ἀνεγνωκότος ἤδη τὰ περὶ
τούτων. $ 20. 21 ὥςπερ καὶ (τρατοκλῆς εἶπεν (bezüglich des durch Dem.'s
Schuld unterbliebenen Hülfszuges der Arkadier nach Theben). Wort des
Str. über Thebons Zerstörung, Agatharchides b. Photios p. 447 a 17 (vgl.
unten 8.288. 3) 8 1. 4, 16. 61. 68. 89. 112.
Deinarchos. Rede gegen Demostbenes. 281
die Einleitung abgeschlossen!) Was nun folgt, also die Stelle
des beweisenden Theils vertritt, ist nichts als eine fortgesetzte
Reihe von Abschweifungen. Indem der Redner ‚die Wahrhaftig-
keit der Anzeige vertheidigt, erklärt er, dass der Areopag an
den ihm jetzt widerfahrenden Anfechtungen insofern selbst schuld
sei, als er früher den Demosthenes in Sachen der persischen
Gelder geschont habe.?) Dann ist er auf einmal bei dem Rühmen
des Angeklagten von seinen Verdiensten, und vergleicht dieselben
mit denen des Timotheos, welche diesen doch nicht vor der Ver-
urtheilung geschützt hätten.) Ein neuer Abschnitt erörtert, auf
Grund von Stratokles’ Darlegungen, wie Demosthenes an dem
Unglücke Thebens wesentlich schuld sei.‘) Dann berührt der
Redner andere, noch ältere Sünden des Angeklagten, legt dar,
dass er alle, die sich mit ihm irgend einliessen, durch das ihm
anhaftende böse Geschick zu Grunde gerichtet hat, dass irgend-
welcher Nutzen von ihm für den Staat schlechterdings nicht zu
hoffen ist.°) Ein Gegenstück bilden die Thaten der früheren
Staatsmänner, insbesondere die durch Kephalos, Thrasybulos und
Andere herbeigeführte Befreiung Thebens von den Spartanern.*)
Weiter schildert er, wie Demosthenes aus den von ihm bean
tragten Gesetzen und Dekreten sich unablässig bereichert habe,
was als Argument für den gegenwärtigen Fall verwerthet wird’),
und legt schliesslich dar, dass er dem Fluche verfallen sei, der
über die ungetreuen Redner in jeder Volksversammlung ver-
kündet werde.°) — Es folgt, als neuer Haupttheil, die Abfertigung
von Einwänden. Wenn Demosthenes dem Sprecher vorwirft,
dass er selbst früher eine gegen ihn ergangene Anzeige des
Areopag gerichtlich bekämpft habe, so lag jener Fall ganz anders,
indem ein einzelner Areopagit, der dafür hat büssen müssen, der
Urheber der Verdächtigung war.) Ebenso unbegründet ist die
Hereinziehung andrer Fälle, in denen solche, die vom Areopag
.
1) $ 1—3 Prooemium; 4—6 Erzählung. 2) 7-9; 10-11. 8)
11-17 (mit dem vorigen Abschnitte äusserlich eng verbunden. 4)
18-27. δ) 28-- 86, 6) 81--406, 1) 41--46. 8) 46- 41. 9) 48--
68 (mit dem folgenden Stücke eng verbunden).
282 Deinarchos. Rede gegen Demosthenes.
angezeigt waren, vom Gerichte freigesprochen wurden: der Redner
weist eingehend nach, wie überall die durch den Areopag ge-
schehene thatsächliche Feststellung nicht umgestossen wurde,
sondern nur eine mildere Beurtheilung durch die Richter statt-
fand.’) Demosthenes aber hat selbst die Untersuchung gegen
sich und ebenso früher gegen andere Uebelthäter dem Areopag
übertragen.?) Es sind diese Darlegungen die einzigen in der
ganzen Rede, die durch Sachlichkeit und Gründlichkeit befriedigen.
Daran schliesst sich der lange Epilog, beginnend mit hoch-
pathetischer Ermahnung, den Verbrecher nicht entrinnen zu lassen;
es wird dann hingewiesen auf den Fall, dass nun Alexander
gemäss Demosthenes’ eignem Volksbeschlusse die Gelder zurück-
fordere, wo entweder ohne die Beihülfe der unterschlagenen Summen
Krieg geführt, oder dieselben aus den Beisteuern des Volkes
ersetzt werden müssten.°) Ganz locker eingefügt ist ein Abschnitt
über den entscheidenden Einfluss, den gute und schlechte Volks-
führer auf das Schicksal der Staaten haben, was an der Ge-
schichte Thebens und Athens dargelegt wird.) Dann bespricht
der Redner einzelne Psephismen des Demosthenes: das nach der
Schlacht bei Chaironeia, mit welchem er sich als Gesandten ins
sichere Ausland beorderte, ferner über die fehlenden harpalischen
Gelder und über die Aufbewahrung der Schätze für Alexander.?)
Den Bitten und Schwindeleien des Angeklagten ist kein Gehör
zu schenken: er hat den Staat heruntergebracht, Ränke über
Ränke gesponnen, kein einziges thatsächliches Verdienst aufzu-
weisen. Auch das Orakel warnt die Stadt vor den Führern, und
wie unzuverlässig Demosthenes ist, zeigt sich darin, dass er wider
seinen‘ angeblichen Gegner Demades niemals thatsächlich etwas
unternommen hat; er ist vielmehr ebensosehr ein Schmeichler
der auswärtigen Machthaber wie dieser.°) Der Redner legt dann
noch dringend den Richtern ihre Pflicht ans Herz”), schliesst
1)54-60. 2)61-63. 3) 64-71. 4) 72-77. δ) 78-82;
83 — 88; 89 — 90. 6) 91—98; 99 -- 104. Das Orakel (von Dodona) ist
schon $ 78 einmal vorgelegt (vgl. Demosth. 19, 297#.). 7) 106 — 107.
Nach Finke (Quaest. Dinarch., Greifswald 1873, p. 53) beginnt hier der
Epilog.
Deinarchos. Rede gegen Aristogeiton. 283
die Rührungsversuche des Angeklagten und etwaige Fürsprachen
aus!), und endet mit einem kurzen Schlusswort.?)
Die zweite Rede, gegen Aristogeiton, hat unzweifelhaft
denselben Verfasser, wahrscheinlich also auch den gleichen
Sprecher, und nur das ist streitig, ob dieser nicht etwa in diesem
Prozesse an erster Stelle redete. Aristogeiton kam vor Gericht,
nachdem Demosthenes, Demades, Philokles bereits verurtheilt
waren°); die Beweise gegen alle Angeklagten waren die näm-
lichen; demnach musste gegen Aristogeiton, wie überhaupt gegen
fast alle nach Demosthenes Vorgeführten, von Anfang an in der
Weise einer Deuterologie gesprochen werden, woraus sich die
Anlage dieser Rede, auch wenn sie die erste war, hinreichend
erklärt.) Nun heisst es aber in ihr bald nach dem Anfang:
„erwartet nicht von mir Auseinandersetzungen zu hören, da die
Verbrechen offenbar sind“), und dann: „wenn jeder von uns
zehn Anklägern nach kurzer Rede heruntersteigt“.*) Es ist also
auf eine vorhergehende Hauptrede nicht im mindesten Bezug
genommen, und somit bin ich geneigt, eben unsere Rede als die
erste zu betrachten. — Aristogeiton war vom Areopag mit der
geringen Summe von 20 Minen angezeigt.’) Seine Bedeutungs-
losigkeit war auch für die Richter mehr bestimmend als seine
notorische Schlechtigkeit, und da der Opfer genug gefallen waren,
so sprachen sie ihn frei, was möglicherweise nicht ungerecht,
aber schlechterdings nicht consequent war.®)
Das Prooemium der Rede beginnt in angemessener Weise
mit einer Charakterisirung des Falls: Aristogeiton, der schlechteste
aller Menschen, streitet gegen den Areopag. Der Redner fordert
dann dringend zu einem Todesurtheil auf, welches hier allein am
1) Ἐκβολὴ ἐλέου 108— 141; Exß. cuvnyöpwv 112—113. 2) 114. 8)
$ 15 (Demosth. u. Demades); über Philokles 8. u. 8. 285, δ. 4) Dies
gegen Mätzner 8, 164. 6) 8 5: μὴ τῶν map’ ἐμοῦ λόγων ἀκούειν ζητή-
εῆτε, φανερῶν ὑμῖν γεγενημένων τῶν ἀδικημάτων κατὰ τῶν ὑπὸ τῆς βουλῆς
ἀποπεφαςμένων. (Dagegen $ 11 ebenso richtig παρ᾽ ἡμῶν.) 6) 8 δ:
ἐὰν μὲν ἡμεῖς ol κατήγοροι δέκα ὄντες τὸ ὕδωρ ἀναλώςωμεν ἅπαν -- — ἐὰν
δ᾽ ἕκακτος ἡμῶν — βραχέα“ εἰπὼν καταβῇ. Damit vergleiche man I, 1f.
Ἴ 91. 8) Demosth. Epist. 8, 87. 42f.; oben 5. 248.
284 Deinarchos. Rede gegen Philokles.
Platze sei; zu Ende des Prooemiums bezeichnet er das vorliegende
Verbrechen.!) Aber an Stelle näherer Darlegungen und Be-
weise zur Sache tritt dann hauptsächlich die Ausführung, dass
dergleichen hier nicht nöthig, sei.?) So verbreitet er sich nun
über die Antecedentien des Angeklagten und zeigt daraus, dass
derselbe keine Schonung verdiene?); weiter legt er dar, wie ver-
kehrt und den weisen Einrichtungen der Vorfahren zuwiderlaufend
es wäre, wenn das Volk sich diesen Rathgeber aufbewahren ᾿
wollte.*) Es folgt eine dringende Ermahnung, hier ein Beispiel
aufzustellen, um alle Bestechlichen zu schrecken; das alte Dekret
gegen Arthmios von Zeleia wird auch von diesem Redner, wie
von Demosthenes und dann von Aischines, verwerthet.5) Hier
bricht die Rede ab, so schroff, dass die Verstümmelung offenbar
und längst erkannt ist. Es konnte immerhin mit wenigen Zeilen
geschlossen werden‘), ebensogut aber der Epilog, der, wenn man
so will, fast die ganze Rede einnimmt, noch ziemlich lange sich
fortspinnen; doch wird jedenfalls die Rede auch in ihrer Voll-
ständigkeit kurz genug gewesen sein.
Ein ähnliches Werk ist die dritte Rede, gegen Philokles.
Der hier Angeklagte war das Jahr zuvor, Ol. 113, 4 325/4, der
Stratege gewesen, welchem die Wacht von Munichia und den
Schiffswerften anvertraut war, und hatte sich anheischig gemacht,
das Einlaufen des Harpalos und seiner Flotte in den Hafen zu.
hindern?); als aber nun jener mit einem Schiffe erschien, hatfe
er ihn eingelassen, und darum kam nun ganz vornehmlich auf
ihn der Verdacht der Bestechung. Philokles beantragte, gleichwie
Demosthenes und wohl gleichzeitig mit diesem, dass der Areopag
gegen ihn speziell untersuche, indem er sich den Tod als Strafe
ἡ 81-4. — $ 4: ὃς map’ Ἁρπάλου λαβεῖν χρήματα ἐτόλμηςεν, ὃν
ἤκθεθ᾽ ἥκειν καταληψόμενον τὴν πόλιν ἡμῶν. 2) 6---τ. — Nach ἀπο-
πεφαςμένων $ 5f. folgt in allen Hdschr. ein Satz, der nichts ist als eine
aus verschiedener Redaktion herrührende andre Fassung von $ 8 Anfang;
man hat ihn mit Recht getilgt. 3) 8-13. 4)14—10. 5) 20-26
(Demosth. 9, 42; 19, 271; Aisch. 3, 258). 6) Dies nimmt Mätzner an
(P. 164). Τὴ $1 (erparnyöc ἐπὶ τὴν Μουνιχίαν καὶ τὰ νεώρια).
Deinarohos. Rede gegen Philokles. 285
setzte'); das Ergebniss war, dass er mit einer nicht näher be-
kannten Summe dem Volke als bestochen angezeigt wurde, und
das zu dreien Malen?), vermuthlich indem der Areopag seine
Liste nach und nach vervollständigt, den Philokles aber gleich
zuerst darauf gesetzt hatte.‘) Eben darum wurde auch zuerst
gegen ihn das gerichtliche Verfahren vom Volke angeordnet‘);
indes kam nicht er als der erste vor Gericht, sondern es gingen
mehrere andere Verurtheilungen vorher.) Auch er stellte sich
zur Verhandlung‘); er wurde wie Demosthenes zu einer Geld-
busse verurtheilt, die seiner politischen Laufbahn wenigstens
zunächst ein Ende machte.’) Die Gerechtigkeit dieses Urtheils
unterliegt dem stärksten Zweifel, und gerade die Rede gegen ihn
liefert die Argumente für seine Unschuld. Philokles war reich;
er hatte keine Söhne; er hatte den Ruf eines Ehrenmannes; er
genoss das Vertrauen des Volkes in solchem Masse, dass ihm
ausser andern Würden mehr als zehnmal die eines Strategen
übertragen war.°) In der Politik war er einer der entschieden-
1) δ 2 γράψας καθ᾽ ἑαυτοῦ ψήφιςμα καὶ θανάτου τιμηςάμενος κτέ., vgl.
5.16.21. 2) $ 1: οὐχ ἅπαξ ἀλλὰ τρὶς ἐξεληλεγμένος ὑπὸ τῆς ἐξ ’A. m. B.,
vgl. 16 μόνος τῶν πονηρῶν πάντων τρὶς οὐχ ἅπαξ ἀποπέφανται κτέ. — Ob die
Summe 16 T. betrug? 8. Dein. 1, 89 (ἕτερος δὲ πεντεκαίδεκα), A. Schäfer
ΤΙ, 297, 1. 3) A. Schäfer III, 816, 2 macht aus der dreimaligen An-
zeige ein dreimaliges Verhör, was mir nicht zulässig scheint. 4) $ 14:
ἑωρακότες τὸν δῆμον ἅπαντα κατήγορον τούτου γεγενημένον καὶ προκεχειρι-
κότα πρῶτον τῶν ἄλλων ἐπὶ τὸ τὴν τιμωρίαν ἐν ὑμῖν δοῦναι (vgl. dazu
Meier Allgem. Litteraturztg. 1848 8. 468). — $ 1 heisst es: ἐξεληλεγμένος --
ὡς ὑμεῖς ἅπαντες Icre καὶ νῦν ἐν τῷ δήμῳ ἠκούετε, mit grobem Hiatus und
schwer zu erklären; ist zu lesen νῦν ἐνταῦθ᾽ ἡμῶν ἀκούετεΡ Die Rede wäre
dann sicher Deuterologie. — Ausserdem hatte das Volk dem Ph. die
Würde eines Aufsehers der Epheben aberkannt, wozu er nach seiner Stra-
tegie erwählt war, 8. $ 18. δ) Vgl. 14: (dei) ἀκολούθως ταῖς πρότερον
κεκριμέναις (ἀποφάκεειν) ... (Lücke; etwa καὶ ταύτην κρίνειν)" αἰςχρὸν γὰρ
ἀπειπεῖν τιμωρουμένους ἐςτὶ κτέ. Eben hieraus geht auch hervor, dass
Aristogeiton’s Prozess und Freisprechung noch nicht stattgefunden hatte.
6) Vgl. $ 8. 4; dass 16 τοῦ νῦν ἐκλελοιπότος τὴν κρίειν verdorben sei, ist
lüngst erkannt. 7) Demosth. Epist. 3, 31f.: ὅταν τῶν δημοτικῶν τοὺς
μὲν ἡ Kaßnkouca μοῖρα... παραιρῆται —, τοὺς δ᾽ ὑμεῖς προῆςθε, ὥςπερ
Χαρίδημον καὶ Φιλοκλέα καὶ ἐμέ. Ein Todesurtheil kaun man darnach nicht
annehmen; zwischen diesem und einer Geldstrafe stand den Richtern die
Wahl, $ 5. 8) $ 18: odclav ἔχων πολλὴν καὶ παίδων ἀρρένων οὐκ ὄντων
286 Deinarchos. Rede gegen Philokles,
sten Patrioten und Gegner Makedoniens'), weshalb auch Demo-
sthenes in dem bald nachher geschriebenen dritten Briefe ihn
unter die lautersten Volksfreunde zählt.”) Dass er aber von
Harpalos Geld genommen, war weder vom Areopag mit Beweisen
belegt?), noch giebt sich der Ankläger im geringsten mit solchen
ab, obgleich doch Philokles’ Fall eigenthümlich genug und in
.ganz anderm Masse als z. Bsp. der des Aristogeiton einer Be-
weisführung zugänglich war. Eis scheint also, dass der Areopag,
um gegenüber Alexander die Schuld vom Volke abzuwälzen,
zunächst den Philokles als geeignetstes Opfer ersehen hatte, nicht
sowohl weil bei diesem eine Bestechung zumeist erwiesen war,
sondern weil seine wenigstens passive Mitwirkung bei Harpalos’
Aufnahme in die Stadt am offenkundigsten vorlag. Unsere
Anklagerede aber mag deswegen als eine der Deuterologien gelten,
weil für die Hauptrede das Absehen von jeglicher Erörterung
des speciellen Vergehens gar zu skandalös wäre; als ein eigent-
licher Beweis kann freilich dies nicht gelten.‘)
Das Prooemium kennzeichnet in aller Breite den Fall und
seine erschwerenden Umstände, zu denen auch der gehört, ‘dass
der Angeklagte sich zu stellen gewagt hat, und hebt hervor,
dass es sich hier nicht um Schuld oder Unschuld, sondern nur
um den Grad der Strafe handeln könne; der Ankläger verlangt
natürlich die Todesstrafe.°) Das Folgende ist alsbald Steigerung,
indem z. Bsp. aus diesem Verbrechen auf geheime frühere, sowie
auf solche geschlossen wird, die Philokles der Mann gewesen
wäre bei Gelegenheit zu begehen.°) Auch nach diesen letzteren
sollen die Richter die Strafe bemessen, und um so mehr zürnen,
weil er ein solches Vertrauen des Volkes genossen hat und so
αὐτῷ, καὶ οὐδενὸς ἄλλου δεόμενος ὧν ἂν ἄνθρωπος μέτριος δεηθείη, das.
ἐξήλεγξεν αὑτοῦ τὴν προςποίητον καλοκαγαθίαν ὅτι ψευδὴς ἦν, $ 6 πάλαι
τοιοῦτος ὧν ἐλάνθανεν ὑμᾶς, 19 Ermahnung μὴ δουλεύειν ταῖς δόξαις.
Die Aemter 12. 1) 8 18: οἷς πρότερον ἔφη διαφέρεεθαι, πρὸς τούτους
ἔταξεν αὑτόν (vgl. 1, 1). 22: φιλεῖν ὑμᾶς φάεκοντες καὶ πράττειν ὑπὲρ τῶν
τῆς πόλεως ἀγαθῶν. 2) Bei Demosth. 1. c. heisst es weiter: ὧν ἑτέρους
εὐνουςτέρους οὐδ᾽ αὐτοὶ νομίζετε. 3) Hyper. Dem. col. 9, 188: 4)
Mätzner p. 166 hält die R. zweifellos für Denterologie. Vgl. oben 8, 285,
Anm.4 5)$1-5. 6)6-10.
Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen. 287
viel geehrt worden ist.!) Dann wird unter anderm, mit denselben
Worten wie in der ersten Rede, das Beispiel des Timotheos vor-
geführt, wie derselbe sich vorher verdient gemacht, und wie er
dennoch nachher bestraft wurde.?) Die schwungvollen Ermahnungen
des letzten Abschnittes®) weisen deutlich auf den Schluss, und
wenn daher, wie es den Anschein hat, auch hier am Ende etwas
abgefallen ist, so kann das nicht viel gewesen sein.‘) Die Rede
erreicht nicht einmal den Umfang der zweiten.
Um nun den Charakter der drei, im wesentlichen gleich-
artigen Reden darzulegen, beginnen wir mit den Entlehnungen
fremden Gutes. Eine beträchtliche Anzahl Stellen der ersten
Rede sind augenscheinlich im Anschluss an Aischines’ Ktesiphontea
geschrieben, so jedoch, dass der Redner in der Form meistens
seine Selbständigkeit wahrt und auch Thatsachen frei hinzu-
fügt, sei es nun aus sonstigem Wissen, wovon er nicht wenig
aufweist, sei es aus Phantasie und Erfindung.) Ich mag ihm
also deswegen noch nicht, wie A. Schäfer thut‘), Mangel an
Originalität vorwerfen, auch nicht wegen derjenigen Stellen, wo
wir mehr wörtliche Entlehnung aus Aischines und Andern con-
statiren; die Sache zwar ist gewiss charakteristisch, aber die
11-14. 2) 16-18; zu 17—18 vgl. 1, 1 3)19—22. 4)
Die Züricher bemerken: videntur quaedam deesse; Mätzner p. 165: epilogo
caret oratio, qui temporum iniuria videtur intercidisse. δ) Aufzählung
der Stellen bei Westermann Quaest. Dem. III, 120; doch sind darunter
viele, wo lediglich die gleichen Sachen berührt werden, und zwar solche,
die der Vf. nicht erst aus Aisch. wusste. So $ 10. 18f. A. 156. 173. 209.
239f. (persisches Gold); 12 A. 148. (theban. Bündniss); 42 A. 222 (trie-
rarchisches Gesetz des D.); 44 A. 85 (Taurosthenes); 74. 78. 79 A. 168
(οὗτος ὁ δημοτικός von Dem.); 111 A. 173. 169. Dagegen die Bezeichnung
des Dem. als (κύθης (15. A. 172) wird aus A. genommen sein; desgl. was
D. über die böse τύχη des Dem. sagt (30—33. 77. 91. 93. A. 114. 135.
157); hier stimmen auch Ausdrücke wie ὁ τῆς Ἑλλάδος ἀλειτήριος 77. A.
157 überein. Vgl. ferner 24 A. 188 (8. unten); 28 A. 62. 71; 34f. A. 164f.
(die Fügung erinnert an A. 163f.; offenbar entlehnt ist 35 &mcroktv...
ἐκ τῶν δακτύλων ἀναψάμενος περιεπορεύετο, aus A. 164 τὰς ἐπιςτολὰς ἃς
ἐξηρτημένος ἐκ τῶν δακτύλων περιῴεις; ferner die Thatsachen 84 meist aus
A. 165); 48 extr. A. 309; 99 A. 184 (ἐδάφους); auch die Epiloge sind ähn-
lich (ἐγὼ μὲν οὖν .. βεβοήθηκα Ὁ. 114 A. 260). — Vgl. Finke Quaest,
Dinarchene (Greifswald 1873) 8. 67. 6) A. Schäfer III, 309.
288 Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen.
Fälle nicht zahlreich genug. Ein Enthymem hat er aus Lysias!),
eine Antithese aus Isokrates, letztere mit sehr genauem Anschluss?);
weit auffälliger aber ist die Stelle über Thebens Zerstörung.°)
Tlaidec καὶ τυναῖκες αἱ Θηβαίων ἐπὶ τὰς «κηνὰς τῶν βαρβάρων
διενεμήθηςαν — damit ist zu vergleichen, was Agatharchides bei
Photios aus Demosthenes anführt: παῖδας δὲ καὶ γυναῖκας τῶν
ἡγηςαμένων τῆς Ἑλλάδος ἐπὶ τὰς «κηνὰς τῶν βαρβάρων διένειμε
(Alexandros).*) Der Redner fährt fort: πόλις ἀςτυγείτων καὶ εύμμαχος
ἐκ μέτης τῆς Ἑλλάδος ἀνήρπαεται, nach Aischines’ Ktesiphontea:
Θῆβαι δὲ Θῆβαι, πόλις ἀετυγείτων, μεθ᾽ ἡμέραν μίαν ἐκ μέεης τῆς
Ἑλλάδος ἀνήρπαςται.5) Dann: ἀροῦται καὶ ςπείρεται τὸ Θηβαίων
ἄςτυ τῶν κοινωνηςάντων ὑμῖν τοῦ πρὸς Φίλιππον πολέμου, während
es bei Stratokles nach Agatharchides hiess: ἀροῦται καὶ ςπείρεται
τὸ Θηβαίων ἄςτυ τῶν cuvaywviıcanevwv ὑμῖν τὸν πρὸς Φίλιππον
πόλεμον. Das Seltsamste ist die Uebereinstimmung zwischen
Deinarchos und Agatharchides, indem dieser auch die Stelle des
Aischines mit anführt. Demnächst erregt die Benutzung des
Stratokles Verwunderung; denn da dessen vorhergegangene Rede
in demselben Zusammenhange von Deinarch zweimal eitirt ist
(ὥεπερ καὶ (τρατοκλῆς elmev)®), so ist durchaus wahrscheinlich,
dass er jene Worte eben in dieser harpalischen Rede gebraucht
hatte.) Ist nun der Verfasser der unsrigen ein Logograph, dessen
Werk nach der Ablieferung an den Besteller keine weiteren
Veränderungen erfahren konnte, so muss dieser Logograph geradezu
1) $ 27: μόνως γὰρ οὕτως — καὶ τοὺς ἄλλους moihcere βελτίους, ἐὰν
τοὺς ἐνδόξους τῶν πονηρῶν ἐξελέγξαντες κολάτητε ---. τοὺς μὲν γὰρ τυχόντας
τῶν κρινομένων, ὅταν ἁλῶκιν, οὐδεὶς οἶδεν οὐδὲ ζητεῖ πυθέεθαι τί πεπόν-
Bacıv: τοὺς δ᾽ ἐνδόξους πάντες πυνθάνονται κτέ. Lys. 6. Aleib. I, 12
(schon von Μδέαπου' verglichen): ἐὰν μὲν τοίνυν τοὺς ἀγνῶτας κολάζητε,
οὐδεὶς ἔςται τῶν ἄλλων βελτίων' οὐδεὶς τὰρ εἴςεται τὸν ὑφ᾽ ὑμῶν κατα-
ψηφιςθέντα- ἐὰν δὲ τοὺς ἐπιφανειτάτους τῶν ἐξαμαρτανόντων τιμωρῆτθε,
πάντες πεύεονται, ὥςτε τούτῳ παραδείγματι χρώμενοι βελτίους Ecovran οἱ
πολῖται. Auch das bei D. Folgende berührt sich mit Lys. 18. 3) D. 20:
τοῖς μὲν cumacı μετὰ ᾿Αλεξάνδρου. διὰ τοὺς καιροὺς ἀκολουθεῖν ἠναγκάζοντο,
ταῖς δ᾽ εὐνοίαις μετὰ Θηβαίων — ἦταν. Isokr. Plat. 16 (schon Ὁ. Mätzner):
τοῖς μὲν «ὠμαει μετ᾽ ἐκείνων ἀκολουθεῖν ἠναγκάζονεο, ταῖς δ᾽ εὐνοίαις μεθ᾽
ὑμῶν ἦταν. 8) 8.34. 4) Phot. 447 a ΒΚ. ὃὅ) Aisch. 8, 138, 0)
8.30. 31. Τὴ A. Schäfer III, 800, 4; Sauppe O. A. II, 842.
Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen. 289
mit Stratokles zusammen gearbeitet haben, oder aber mit dem-
selben identisch sein.') Die Phrase des Stratokles wird mit
Epanalepse nachdrücklich wiederholt: ἀροῦται, φημὶ, καὶ crreiperan,
also auf sie ein Hauptgewicht gelegt.
Eine auffällige Uebereinstimmung zeigt die Rede gegen Demo-
sthenes auch mit der pseudodemosthenischen gegen Theokrines,
die ja von Dionysios demselben Deinarchos beigelegt wird. In
ersterer heisst es von Demosthenes und den scheinbar mit diesem
verfeindeten Demagogen: (ὅταν) διηλλαγμένοι πρὸς αὑτοὺς ἐν μὲν
ταῖς ἐκκληείαις λοιδορῶνται καὶ προςκρούωνται ἀλλήλοις ἐξεπίτηδες,
ἰδίᾳ δὲ ταὐτὰ πράττωειν ἐξαπατῶντες ὑμᾶς τοὺς ῥᾷετα
πειθομένους τοῖς τούτων λόγοις"), und in letzterer ebenfalls von
Demosthenes und seinen Feinden: οὐ γὰρ ὀλιγάκις ἑωράκατ᾽ αὐτοὺς
ἐπὶ μὲν τῶν δικαςτηρίων καὶ τοῦ βήματος ἐχθροὺς εἶναι φάςκοντας
ἀλλήλοις, ἰδίᾳ δὲ ταὐτὰ πράττοντας καὶ μετέχοντας τῶν λημμα-
των, καὶ τοτὲ μὲν λοιδορουμένους κτέ., und dann: τὰς τοιαύτας
προφάςεις δὁρῶειν ὑμᾶς ἀποδεχομένους, ὥςτε τί κωλύει ταύταις
αὐτοὺς χρωμένους ἐξαπατᾶν ὑμᾶς πειρᾶςθαι;") Hierzu kommen
noch einige andere, geringere Berührungen zwischen der Theokrinea
und diesen Reden‘), wobei man eher Zufall annehmen kann, indes
1) Dass Str. Verfasser, vermuthete Wesseling (zu Diod. XI, p. 585);
dagegen Ruhnken zu Rutil. I, 9, der indes nichts entscheidendes vorbringt.
— Ich bemerke, dass noch eine andre Phrase über Theben aus Dein. selbst
angeführt wird (Apsin. Rh. Gr. I p. 897 Sp.): περιπέτονται δὲ τὸ τῶν ταλαι-
πώρων äcru Θηβαίων χελιδόνες. Vgl. Mätzner p. 88; Sauppe O. A. II, 339.
3) 8. 99. 8) [Dem.] 58, 40; vgl. auch 44 mit Dein. 10. 4)D.I,6,
τουτὶ γάρ &crıv ὑπερβολὴ τοῦ πράγματος, Th. 86 τοῦτο γάρ &crıv ὑπερβολή.
D. I, 1Ἱ οὐ τηλικαύτας τὸν δῆμον αἰτήςας δωρεὰς ὥςτε τῶν νόμων εἶναι
κρείττων, Th. 47 τῶν δὲ νόμων μὴ φροντίζειν, ἀλλ᾽ ἀξιοῦν αὑτῷ τηλικαύτην
δωρεὰν δεδόεθαι παρ᾽ ὑμῶν ὅτην οὐδ᾽ αἰτῆςαι τετόλμηκεν οὐδείς. D. I, 48
τῷ ψεύδεςθαι καὶ μηδὲν ὑγιὲς λέγειν, Th. 36 ψεύςατθαι καὶ μηδὲν ὑγιὲς
εἰπεῖν. D. I, 50 Th. 49 ὦ μιαρὸν εὺ θηρίον (an ähnlicher Stelle der Rede,
in den Widerlegungen). Ὁ. II, 3 οὐ γὰρ dh... mpocdoxäre, Th. 22 οὐ γὰρ
δὴ προςδοκᾶν dei, 27 οὐ γὰρ dh... ὑπολήψεεθε. Ὁ. ebend. λέγουσιν bei An-
führung einer Sentenz, Th. 39 φακί ebenso. D. II, 8 ὁ xpncröc οὗτος υἱός,
Th. 82 ὁ xp. οὗτος, Ὁ. II, 16 πρὸς τὴν πόλιν προτελήλυθε, Th. 30 mp. τ᾿
π. προτελθών. Ὁ. II, 11 ἀξίως δ᾽ ὑμῶν αὐτῶν καὶ τῆς τοῦ κρινομένου πο-
νηρίας xoAdcat’ αὐτόν, Th. 68 ἀξίως τῆς πονηρίας τετιμώρηςθε. Vgl. Rohde-
wald (Progr. Burgsteinfurt 1818) 8. 33f.; Leop. Schmidt Rh. Mus. XV (1860)
Bla, attische Beredsamkeit. III, 2.
290 Deinarchische Reden. Entlehnungen.
doch nicht dies überall zu thun braucht, da die um 341 ge-
schriebene Rede so gut wie z. Bsp. Aischines’ Ktesiphontea dem
Verfasser der unsrigen vertraut sein konnte. Denn auch die
andern Werke des Aischines scheint er zu kennen'), und von
den demosthenischen z. Bsp. die Kranzrede und die Leptinea?);
er ist. ein vielgeschäftiger Sammler ähnlich wie Aischines. Bei
der Theokrinea aber könnten wir dann mit Dionysios die Identität
des Verfassers annehmen, wenn sich auch in der gesammten
Anlage und Schreibart Aehnlichkeit zeigte; da dies jedoch nicht
der Fall®), so ist auch hier die .gleiche Erklärung wie bei den
sonstigen Berührungen mit fremden Werken anzuwenden.
Aus dem Vorstehenden geht wohl genügend ‚hervor, wie
wenig Grund in diesen Entlehnungen liegt, um diese Reden für
Werke eines nachahmenden Sophisten anzusehen, wozu in früherer
Zeit wohl Einige neigten.*) Vollends bedeutungslos ist dafür,
dass der Verfasser einmal für die dritte Rede die erste ausschreibt,
nach der allgemeinen Weise der griechischen Redner.) ' Wir
8. 236#., der auch darauf aufmerksam macht, dass Rückverweisungen auf
schon Gesagtes sich in der Theokr. wie in diesen Reden mehrfach finden:
D. I, 46 ὅπερ καὶ πρότερον εἶπον, II, 10 ἅπερ ἀρτίως εἶπον, das. 24. III,
16; Theokr. 13 ὅπερ ἀρτίως εἶπον, 26 zweimal. Indes vgl. auch Hyper.
Lye. c. 6, 6 (Eux. 18, 2. 35, 15; c. Dem. 20, 26); Lysias 3,9. 1) Vgl.
1, 91 mit A. 1, 127 (πολλοὺς καὶ παντοδαποὺς καὶ οὐδέποτε τοὺς abrouc);
1, 30 mit A. 2, 166; 1, 171f. (8. Mätzuer).. 2) Bei 1, 96 ist augenschein-
lich (s. Mätzner) das Muster Dem. 18, 311 (vgl. auch 19, 282); bei 1, 53
Dem. 20, 147 (Gebauer de paratact. et hypotact. argum. ex contrario formis
p- 250. 253); ebenso bei 1, 68 Dem. 20, 38 (Finke 1. c. 8. 71, der indes
Zufall annimmt); das Beispiel des Arthmios (2, 348.) wohl nach Dem. 9,
42. 8) Vgl. Schmidt 1. c., der besonders die Partieipienhäufungen des
D. und seine langen Anreihungen τὶ καί oder οὐδέ in der Theokr. ver-
misst; ebenso fehle umgekehrt bei Dein. der in der Th. beliebte dat. ethic.
(A. Schäfer ΠῚ B 279, 4 n. G. H. Schäfer). 83. indes D. 1, 1. — Nicht
vorhanden ist die stilistische Aehnlichkeit, die Schm. mit Bezug auf die
Wiederholung schon gesetzter Wörter findet (Th. 16 extr. 33 u. 8. St., zu
denen Ὁ. I, 10 δίκην ἀξίαν δόντος, 11, 8 τὸν αὑτοῦ πατέρα, II, 25 γρά-
ψαντες keine Analoga bilden). 4) So Westermann Qu. Ὁ. III, 118, 138,
der fälschlich Missverständnisse aeschineischer Stellen bei D. findet, 8.
Mätzner p. 136. 5) 1, 14f. vgl. 3, 17f. (Timotheos); 8. ausserdem
(Westerm. 1. ο. 8. 128) 2, 17. 1, 60, wo indes die Aehnlichkeit ganz
geringfügig.
Deinarchische Reden. Behandlung der Sachen. 291
haben hier echte Erzeugnisse der spätdemosthenischen Zeit, und
es zeigt sich in ihnen in lehrreicher Weise das damals eintretende
Sinken und Entarten der Beredsamkeit,. wiewohl mehr in sach-
licher Hinsicht als in Bezug auf Geschmack und attische Form.
Nämlich, was bei diesen Reden zumeist mit der früheren Weise
contrastirt, ist die Abwesenheit jedes regelrechten Beweises!),
und daneben die Ordnungslosigkeit: der Sprecher bringt vor,
was ihm eben auf die Zunge kommt, unbekümmert darum, ob
nicht dies erst später zu sagen war, und ob nicht etwas anderes
zuvor gesagt werden musste; da ihm die Worte glatt abgehen,
so gebraucht er sein Talent. So entsteht denn freilich nicht eine
Anklagerede, sondern eine Schmährede, und es bezeugt sich
zugleich der Verfall des Kunstsinns und der der Sittlichkeit; denn,
wenn ja auch der Sykophant zu allen Zeiten gleich schlecht war,
so musste doch auf die Art seines Auftretens der allgemeine
Stand der Sittlichkeit von wesentlichem Einfluss sein. Einen
ganz ähnlichen Charakter hatten die Aristogeiton’s Namen tragenden
Reden, die Hermogenes las?), und ferner, was besonders zu be-
achten, die des Römers Cassius Severus, mit dem die Kunst-
kenner den Verfall der römischen Beredsamkeit beginnen liessen.
Von ihm heisst es im Dialogus des Tacitus: er habe zuerst die
Ordnung in den Sachen verschmäht; er könne seine Waffen nicht
regelrecht gebrauchen; es sei kein Kampf bei ihm, sondern
wüstes Balgen.) So ist auch bei Deinarchos wohl noch das
Schema einer Rede gewahrt, soweit dies die Deuterologie ver-
langte; aber innerhalb der einzelnen Theile ist so zu sagen
weder Wahl noch Ordnung.‘) In den Epilogen lässt sich ja
1) Hierfür gibt freilich L. Schmidt 1. c. 8. 227 ff. eine eigenthümliche
Erklärung: der Zweck, den man gehabt habe, wenn man dem Areopag
eine Untersuchung übertrug, sei immer der gewesen, die Heimlichkeit zu
wahren, und aus diesem Grunde, weil die harpalische Sache ein Staats-
geheimniss war, hätten auch die Ankläger geglaubt darüber schweigen zu
müssen. Ich kann diese Meinung nicht theilen; so viel wie Hypereides
hätte aber Deinarch jedenfalls über die Sache sagen können und müssen.
2) 8. ο. 8. 251. 3) Tac. Dial. c. 19: Cassium Severum, quem primum
affirmant flexisse ab illa vetere atque direeta dicendi via. — c. 26; primus
enim contempto ordine reram, — ipsis etiam quibus utitur armis incom-
positüs —, non pugnat sed rixatur. 4) Als Ausnahme kann man u. &
19*
290 Deinarchische Reden. Entlehnungen.
doch nicht dies überall zu thun braucht, da die um 341 ge-
schriebene Rede so gut wie z. Bsp. Aischines’ Ktesiphontes dem
Verfasser der unsrigen vertraut sein konnte. Denn auch die
andern Werke des Aischines scheint er zu kennen‘), und von
den demosthenischen z. Bsp. die Kranzrede und die Leptinea®);
er ist. ein vielgeschäftiger Sammler ähnlich wie Aischines. Bei
der Theokrinea aber könnten wir dann mit Dionysios die Identität
des Verfassers annehmen, wenn sich auch in der gesammten
Anlage und Schreibart Aehnlichkeit zeigte; da dies jedoch nicht
der Fall?), so ist auch hier die.gleiche Erklärung wie bei den
sonstigen Berührungen mit fremden Werken anzuwenden.
Aus dem Vorstehenden geht wohl genügend ‚hervor, wie
wenig Grund in diesen Entlehnungen liegt, um diese Reden für
Werke eines nachahmenden Sophisten anzusehen, wozu in früherer
Zeit wohl Einige neigten.‘) Vollends bedeutungslos ist dafür,
dass der Verfasser einmal für die dritte Rede die erste ausschreibt,
nach der allgemeinen Weise der griechischen Redner.°) Wir
8. 236ff., der auch darauf aufmerksam macht, dass Rückverweisungen auf
schon Gesagtes sich in der Theokr. wie in diesen Reden mehrfach finden:
D. I, 46 ὅπερ καὶ πρότερον εἶπον, II, 10 ἅπερ ἀρτίως εἶπον, das. 24. ΠῚ,
16; Theokr. 18 ὅπερ ἀρτίως εἶπον, 26 zweimal. Indes vgl. auch Hyper.
Lye. c. 6, 6 (Eux. 18, 2. 35, 15; 6. Dem. 20, 26); Lysias 3,9. 1) Vgl.
1, 91 mit A. 1, 127 (πολλοὺς καὶ παντοδαποὺς καὶ οὐδέποτε τοὺς abrouc);
1, 30 mit A. 2, 166; 1, 171f. (s. Mätzuer). 2) Bei 1, 96 ist augenscheio-
lich (8. Mätzner) das Muster Dem. 18, 311 (vgl. auch 19, 282); bei 1, 53
Dem. 20, 147 (Gebauer de paratact. et hypotact. argum. ex contrario formis
p- 250. 368); ebenso bei 1, 68 Dem. 20, 38 (Finke 1. c. 8. 71, der indes
Zufall annimmt); das Beispiel des Arthmios (2, 348.) wohl nach Dem. 9,
42. 3) Vgl. Schmidt 1. ο., der besonders die Participienhäufungen des
D. und seine langen Anreihungen mit καί oder οὐδέ in der Theokr. ver-
misst; ebenso fehle umgekehrt bei Dein. der in der Th. beliebte dat. ethic.
(A. Schäfer III B 279, 4 n. G. H. Schäfer). 8. indes D. 1, 1. — Nicht
vorhanden ist die stilistische Aehnlichkeit, die Schm. mit Bezug auf die
Wiederholung schon gesetzter Wörter findet (Th. 16 extr. 33 u. a. St., zu
denen D. I, 10 δίκην ἀξίαν δόντος, II, 8 τὸν αὑτοῦ πατέρα, III, 25 γρά-
ψαντες keine Analoga bilden. 4) So Westermann Qu. D. III, 118. 123,
der fälschlich Missverständnisse aeschineischer Stellen bei Ὁ, findet, 8.
Mätzner p. 136. δὴ) 1, 14f. vgl. 3, 17f. (Timotheos); 8. ausserdem
(Westerm. 1. ο. 8. 123) 2, 17. 1, 60, wo indes die Aehnlichkeit gans
geringfügig.
Deinarchische Reden. Behandlung der Sachen. 291
haben hier echte Erzeugnisse der spätdemosthenischen Zeit, und
es zeigt sich in ihnen in lehrreicher Weise das damals eintretende
Sinken und Entarten der Beredsamkeit,. wiewohl mehr in sach-
licher Hinsicht als in Bezug auf Geschmack und attische Form.
Nämlich, was bei diesen Reden zumeist mit der früheren Weise
contrastirt, ist die Abwesenheit jedes regelrechten Beweises!),
und daneben die Ordnungslosigkeit: der Sprecher bringt vor,
was ihm eben auf die Zunge kommt, unbekümmert darum, ob
nicht dies erst später zu sagen war, und ob nicht etwas anderes
zuvor gesagt werden musste; da ihm die Worte glatt abgehen,
so gebraucht er sein Talent. So entsteht denn freilich nicht eine
Anklagerede, sondern eine Schmährede, und es bezeugt sich
zugleich der Verfall des Kunstsinns und der der Sittlichkeit; denn,
wenn ja auch der Sykophant zu allen Zeiten gleich schlechit war,
so musste doch auf die Art seines -Auftretens der allgemeine
Stand der 'Sittlichkeit von wesentlichem Einfluss sein. Einen
ganz ähnlichen Charakter hatten die Aristogeiton’s Namen tragenden
Reden, die Hermogenes las?), und ferner, was besonders zu be-
achten, die des Römers Cassius Severus, mit dem die Kunst-
kenner den Verfall der römischen Beredsamkeit beginnen liessen.
Von ihm heisst es im Dialogus des Tacitus: er habe zuerst die
Ordnung in den Sachen verschmäht; er könne seine Waffen nicht
regelrecht gebrauchen; es sei kein Kampf bei ihm, sondern
wüstes Balgen.°) So ist auch bei Deinarchos wohl noch das
Schema einer Rede gewahrt, soweit dies die Deuterologie ver-
langte; aber innerhalb der einzelnen Theile ist so zu sagen
weder Wahl noch Ordnung.‘) In den Epilogen lässt sich ja
1) Hierfür gibt freilich L. Schmidt 1. c. 8. 227ff. eine eigenthümliche
Erklärung: der Zweck, den man gehabt habe, wenn man dem Areopag
eine Untersuchung übertrug, sei immer der gewesen, die Heimlichkeit zu
wahren, und aus diesem Grunde, weil die harpalische Sache ein Staatg-
geheimniss war, hätten auch die Ankläger geglaubt darüber schweigen zu
müssen. Ich kann diese Meinung‘ nicht theilen; so viel wie Hypereides
hätte aber Deinarch jedenfalls über die Sache sagen können und müssen.
2)8.0.8.251. 3) Ταῦ. Dial. c. 19: Cassium Severun, quem primum
afiırmant Rexisse ab illa vetere atque directa dicendi via. — c. 36: primus
enim contempto ordine rerum, — ipsis etiam quibus utitur armis incom-
positus —, non pugnat sed rixatur. 4) Als Ausnahme kann man u. 8.
19*
292 Deinarchische Reden. Behandlung der Form.
bereits Aischines in ähnlicher Weise gehen, und eine andere
Aehnlichkeit zwischen beiden Reduern besteht in der Zusammen-
häufung mannichfachen .Stoffes und in einem gewissen Prunken
mit Kenntnissen '), während die eigentliche staatsmännische Bildung
und Einsicht ihnen abgeht. Niemals bringt Deinarch einen Ge-
danken vor, der nicht so zu sagen an der Oberfläche gelegen
hätte.*) Eigenthümlich ist ibm, dass er oft geradezu in der
Rede abbricht und einen ganz neuen Anfang macht: τοιούτων —
εὐμβούλων καὶ ἡγεμόνων ὥφελον τυχεῖν οἱ πολεμήςαντες τῇ πόλει,
καὶ μηδεπώποτε βελτιόνων. Οὐκ ἀναμνήςεςθε ὦ ἄνδρες τὰς τῶν
πρεςβυτέρων πράξεις, οἱ κτέ. 5), es ist weder im Gedanken- noch
in der Form der geringste Zusammenhang. Besonders in der
ersten Rede ist es auffallend, wie der Redner die einzelnen Ab-
schnitte von einander loszulösen sich befleissigt.*) — Gleichwohl
musste derselbe Verfasser bei andern Stoffen nothwendig anders,
d. h. geordneter und geregelter, schreiben, und dass er dazu wohl
im Stande war, zeigt der Abschnitt in der Demosthenika, wo er
die Einwände widerlegt, mit gross angelegten Epicheiremen und
überhaupt nach bester Methode.°) Die Entartung der Beredsam-
keit ging eben aus Nachlässigkeit hervor, keineswegs aus Un-
vermögen.
Ungleich weniger Anlass zum Tadel bietet die Form der
Reden. Hier zeigt sich sogar eine gewisse Sorgfalt darin, dass
der grobe Hiatus grösstentheils vermieden ist, so dass in der
ersten Rede nach Abzug der Hiaten, die sich irgendwie ent-
schuldigen lassen oder bei denen auch aus andern Gründen
Corruptel anzunehmen ist, wenig über 40 Fälle übrig bleiben,
und in den beiden andern Reden nur 7 beziehentlich 4.°) Das
anführen, dass die Beweise in R. I wirkungsvoll mit der Darlegang
schliessen, dass D. dem Fluche verfallen sei, $ 47. 1) Vgl. oben 8. 158f.
u 227. 2) Eine besondre Probe seiner Staatsweisheit ist 1, 72f. 3)
1, 36f. 4) 8.8 (9f). 178. 27f. 401, 46. 68f. TIE. 77. 886 90f. 1048.
1078.; 2, Af.; 3, δὲ. 5) 1, 48—63; Epicheiremen 50ff, δε, 61,1
ἐξελεγχθῆ ὁτιοῦν. (6 ζητεῖ ἡ verdächtig). 5 αὐτοὶ οἱ ᾿Αρεοπαγῖται εἶπον.
(das. ἡ βουλὴ ὦ verdächtig; desgl. πατρίδι αὐτῆς. 8 ἀποφήνῃ cou ἡ lies
ἀπ. © ἡ. 18 κατορθῶςαι αὐτῷ ἃ Pause vor ἃ ebenso das. bei δήμου ἃ).
30 «τρατηγοῦ αὐτῶν ᾿Αςτύλου ὠνίου ὄντος. (22 Ἑλλάδι αἴτιος Pause?) 23
Deinarchische Reden. Ausdruck. 293
αι der Verbalendungen betrachtete der Verfasser als elisionsfähig,
wie noch die Schreibungen παρακρούονθ᾽ ὑμᾶς, γενήςεςθ᾽ αὐτόν
in der besten Handschrift zeigen.!) Gewiss geht auch von den
zunächst zu belassenden Hiaten ein guter Theil auf Verderbniss
zurück. — Im Ausdruck sind einzelne störende Wiederholungen,
wie gleich zu Anfang der ersten Rede: ἐὰν ἐξελεγχθῇ ὁτιοῦν
εἰληφὼς παρ᾽ Ἁρπάλου — φανερῶς ἐξελήλεγκται δῶρα εἰληφὼς
παρὰ τούτων οἷς ἐναντία πράττειν ἔφη τὸν ἄλλον χρόνον, d.h.
von den Makedoniern und zwar von Harpalos, so dass auch
gerade der zu Ende angewandte Wechsel wegen der entstehenden
Unklarheit tadelnswerth ist. Ferner im nächsten Satze: πολλῶν
δ᾽ ὑπὸ (τρατοκλέους εἰρημένων --- καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς ἀπο-
φάκεως τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλῆς -- εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν
ἀκολούθων τούτοις (τρατοκλέους εἰρηκότος.) Incorrekt gesagt ist
anderswo: οὐδὲ λογιςάμενος ὅτι τὸ κινδυνεύειν καὶ τὸ γράφειν
ὑπὲρ τῆς πόλεως ἐπιεφαλές Ecrıv.®) Indessen ist doch der
Ausdruck im ganzen sowohl klar als kräftig, und letzteres ohne
allzu grosse Härte und ohne poetische Färbung. Es begegnen
hie und da neue Wörter: ἣ ᾿ελλὰς ἠςμένει μεταβολήν, μετοιωνί-
cacde τὰς τῆς πόλεως πράξεις, πονηρία ἐγκαταγεγηρακυῖα, ἀργυρί-
θανάτῳ ἐζημιώςατε (die Worte scheinen Glossem). (26 κἀκεῖνοι ὡς bereite
beseitigt). 30 "Apıcräpxou οἰκίαν — Δημοεθένει ἐχρήτατο. (84 οἵα ἐπ᾿ Αἰγός
verdorben.) 86 Πειραιᾶ ὁδόν. 39 ἐξεβλήθη ὁ (lies ἐξεβέβληθ᾽ 6). ἡ ὑμετέρα
ἄξια. 40 ἐκεῖνοι ficav ἐκεῖνοι ὦ ᾿Αθηναῖοι ἄξιοι. U. 8. f.; ich führe nur noch
61 an: ἐὰν ἀποφήνῃ ἡ, wo hiernach nicht mit Mätzner ἐάν τ᾿ ἀπ. ἡ,
sondern wie $ 8 ἐὰν ἀποφήνῃ τ᾿ ἡ zu schreiben ist, — In der 3. Rede:
8.1 δήμῳ ἠκούετε (vgl. oben-8. 285, Anm. 4). (3 δεῖξαι ἑαυτόν mit αἱ,
doch besser 1, 104 δεῖξαι τὸ mpdcumov.) 12 crparnyoo ἐποίηςεν. 16 οὐκ
αὐτόπται ἐςτέ. 22 ὦ ᾿Αθηναῖοι ἀκριβῶς (warum nicht ὦ ἄνδρες) , 1) 1,
40. 2, 3 Cod. Oxoniensie, dessen relative Vorzüglichkeit sich auch darin
zeigt, dass er öfter einen Hiat beseitigb als einführt. 3) Vgl.1,92
κοινὰ — κοινήν. 40 εἰλημμένοι δῶρα εἰληφότες, ähnlich 58 extr. ΤΊ ἀνδρῶν
ἀταθῶν καὶ ευμβούλων «πουδαίων wiederholt aus 16. 2, 22 ἢ χρήματα λαμ-
βάνειν --- ἢ φοβεῖεθαι τὸ λαμβάνειν ὡς τῆς τιμωρίας τοῖς ληφθεῖειν ἀξίας
γενηςομένης τῶν ἀδικημάτων. 8, 8 καταφρονήκας -- karameppövnke. — Leer
tautologisch 1, 16: dv... ἡ ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλὴ — ἀποπέφαγκε χρήματ᾽
ἔχειν καθ᾽ ὑμῶν, καὶ ὃς ἀποπέφανται μιεθαρνῶν καὶ δωροδοκῶν κατὰ τῆς
πόλεως καὶ ταῦτα ἐξελήλεγκται. Mehr Bsp. der Wiederholung 5. Ὁ. Vogel,
in Dinarchum (Lpz. 1877) 8, 57f. 8) 1, 89.
294 Deinarchische Reden. Ausdruck.
ζεςθαι d. i. xpnnariZecdon?), häufiger Metaphern: μεταπεςούςης τῆς
τύχης, πονηρία yeyeuuevn τῶν εἰθιεμένων πονηριῶν, δευςοποιὸς
πονηρία (waschecht), ἐκκαθαίρειν τὴν δωροδοκίαν ἐκ τῆς πόλεως,
δουλεύειν ταῖς δόξαις (sich vor grossen Namen beugen), und
mehrfach παρακατατίθεεθαι παρακαταθήκη im verschiedener An-
wendung.?) Hyperbolisch ist: ämacav ἐπεληλυθὼς τὴν οἰκουμένην
(von Demosthenes’ Gesandtschaften), oder: κινδυνεύειν περὶ τοῦ
ἐδάφους τῆς πόλεως, dies letztere nach Aischines.’) Von groben
Wörtern ist θηρίον, gesteigert μιαρὸν θηρίον, in jeder der drei
Reden vorhanden*); dagegen offne oder versteckte Obscönitäten
finden sich nicht. Schwurformeln sind mit Mass angewandt’)
Hervortretend ist das Streben nach Fülle des Ausdruckes, wozu
namentlich sehr häufig Synonyma verbunden werden: καὶ ταῦθ᾽
ὑμεῖς ὁρῶντες καὶ ἐπιςτάμενοι πολὺ βέλτιον ἢ ἐγὼ οὐ λογίζεεθε, οὐ
«κοπεῖςθε πρὸς ὑμᾶς αὐτοὺς κτέ.5); ausserdem dienen dazu Um-
schreibungen: παρὰ τὴν Μητέρα τῶν θεῶν, ἣ πάντων τῶν ἐν
τοῖς γράμμαςι δικαίων φύλαξ τῇ πόλει καθέετηκεν, oder gleich
darauf: (αἱ ceuval θεαὶ) τῇ τούτου (des Areopags) ἀληθείᾳ ευνοίκους
ἑαυτὰς εἰς τὸν λοιπὸν χρόνον κατέετηςαν. 7) Uebervoll ist: οἱ πολλῶν
καὶ μεγάλων κινδύνων καταλαμβανόντων τὴν πόλιν ἀξίως τῆς
1) 1, 84. 29 u. 92. 2,3. 1,40. 2) 1,65; 3, 8. 4. δ; 8, 19; παρα-
καταθήκη 1, 9, παρακατατίθ. 1, 71. 81. 8, 16, Vgl. 1, 29 τὸν ἐπὶ τοῖς...
ἀτυχήμαειν ἐπιγεγραμμένον (Aisch. 3, 167). 2, 4 ἐκκόπτειν τὰς προφάκεις,
23 ὁ φόβος ὁ map’ ὑμῶν τοὺς ὁρμῶντας ἐπὶ τὰ καθ᾽ ὑμῶν ἥκοντα χρή-
ματα ἀνείργει καὶ ποιεῖ πολλάκις ἀπὸ τοῦ λήμματος ἀποςτρέφειν. Finke
1. ο. 8, 9f. 3) 1, 13. 99 (Aisch, 8, 184. 4) 1, 10. 50. 3, 10. 8,
19. Κάθαρμα 1, 16. 5) νὴ, μὰ Δία 1, 40. 77. 2,8. νὴ τὸν A. τὸν
Curnpa 3, 15. μὰ τὸν Ἡρακλέα 2, 3. πρὸς Διός 1, 48. πρὸς τῆς ᾿Αθη-
νᾶς 1, 45. πρὸς θεῶν 1, 68. — Dazu ὦ Ἡράκλεις 1, 7. ὦ δέςποινα ᾿Αθηνᾶ
καὶ Ζεῦ (ζῶτερ (Art Gebet) 1, 36. 6) 1, 88. Vgl. aus dem Pro-
oemium von I: $ 1 δικαίας καὶ ἀληθεῖς. 3 δωροδοκίας καὶ πονηρίας. 4 δια-
βολῇ καὶ κινδύνῳ, 5 τὴν ἀλήθειαν καὶ τὴν πίςτιν --- τὴν ἰςχὺν καὶ τὴν...
δύναμιν — αἰτία μοχθηρὰ καὶ κίνδυνος. 6 καλῶς καὶ ευμφερόντως --- αἰτίαι
καὶ προκλήςεις καὶ curopavriaı — τὸ δίκαιον καὶ τἀληθές (diese Verbindung
auch $ 11. δ4. 7)1, 86. 87. Τὰ... δίκαια gebraucht der Redner gern:
τὰ κοινὰ τῆς πόλεως ämdenc δίκαια 1, 2, τὰ ἐν τῇ πόλει ὃ. 1, 111. 8, 8.
16; vgl. auch τὰ τῆς πόλεως «ωτήρια 1, 9. — Ich erwähne hier den Ge-
brauch der fig. etymologiea: 1, 2 ἀγωνιζομένοις ἀγῶνα, 10 ζήτηειν ζητεῖν,
mpodoclac ἣν οὗτος προδέδωκεν, 52 μαρτυρίαν ἣν ... παρεεχόμην μαρτυρου-
μένην τοῖς dixacraic. Andre Bap. b. Vogel 1. c. 8. 56.
Deinarchische Reden. Satzbau. 295
πατρίδος καὶ τῆς ἑαυτῶν ἐλευθερίας καὶ τῆς δόξης τῆς δικαίας
ὑπὲρ τῶν τοῦ δήμου ευμφερόντων Exıydüveucav!), epideiktisch was
von Charidemos gesagt wird: χρήσιμος ὑμῖν οὐ λόγοις ἀλλ᾽ ἔργοις
βουλόμενος τενέεθαι, καὶ τοῖς ἰδίοις τοῖς ἑαυτοῦ κινδύνοις ὑμῖν καὶ
τοῖς ἄλλοις Ἕλληςι βουλόμενος τὴν cwrnpiav παρακκευάκαι.
Im ganzen ist hiernach der Ausdruck ein solcher, dass man
eine gewisse Nachahmung der demosthenischen Manier erkennen
kann, und das Gleiche gilt auch von Composition und Satzbau,
nur dass bei ersterer Demosthenes’ rhythmisches Prineip nicht
beachtet, und beim letzteren die Nachahmung sehr viel weniger
glücklich ist. Gewandtheit und Fülle mangelt dem Verfasser
nicht, aber er übertreibt die letztere, und führt masslose Gebäude
auf, durch lange Anreihung wie auch durch Einschub.®) Ganz
besonders missbraucht er die Partieipialconstruktion.‘) Die
äussersten Beispiele lassen sich eben der Länge wegen nicht mit-
theilen’); es genüge ein Satz aus dem Prooemium der ersten
Rede. ἸΠολλῶν δ᾽ ὑπὸ Crpatorkkouc εἰρημένων, καὶ τῶν πλείςτων
προκατειλημμένων κατηγορημάτων, καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς ἀπο-
φάςεως τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλῆς δικαίας καὶ ἀληθεῖς ἀποδείξεις
εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν ἀκολούθων τούτοις (τρατοκλέους εἰρηκότος
καὶ τὰ ψηφίεματα ἀνεγνωκότος ἤδη τὰ περὶ τούτων, ὑπόλοιπον
ἡμῖν ὦ ἄ. d., καὶ ταῦτ᾽ ἀγωνιζομένοις ἀγῶνα τηλικοῦτον ἡλίκος
οὐδὲ πώποτε γέγονεν ἐν τῇ πόλει, κοινῇ πᾶςιν ὑμῖν παρακελεύεεθαι,
πρῶτον μὲν τοῖς λοιποῖς ἡμῖν ευγγνώμην ἔχειν, ἂν τῶν αὐτῶν
ἐνίοις περιπίπτωμεν --- οὐ γὰρ ἵν᾽ ἐνοχλῶμεν ὑμᾶς, ἀλλ᾽ ἵνα μᾶλλον
ὀργίζηςθε παροξυνόμενοι, δὶς περὶ τῶν αὐτῶν ἐροῦμεν --- ἔπειτα
μὴ προΐεςθαι τὰ κοινὰ τῆς πόλεως ἁπάςης δίκαια, μηδὲ τὴν κοινὴν
cwrnpiav ἀντικαταλλάξαςθαι τῶν τοῦ κρινομένου λόγων. Abgesehen
von den vielen Partieipialsätzen und den Wiederholungen sind
hier auch die Zwischensätze störend, wiewohl eine Anakoluthie
durch dieselben nicht herbeigeführt wird.°) Der erste Satz der
1) 1, 81. 2)1,32. 8) Vgl. über den Satzbau dieser Reden Finke
8. 4181, Vogel 8. 418. 4) Vgl. L. Schmidt Rh. Mus. XV, 386; δ)
Der ungeheuerlichste Satz steht 1, 18—21. 6) Eine solche 1, 18ff. ge-
ringer; stärker 39. (64f.9). 3, 18f., wo ich nicht mit Mätzuer u. A. den
Ausfall einer Apodosis nach ψευδὴς ἣν 18 extr. annehmen kann; es wird
296 Deinarchische Reden. Figuren.
dritten Rede enthält sogar 16 Participien, die zum Theil von
einander abhängen: τοὺς εἰδότας ὑμᾶς ἐξεληλεγμένον ἑαυτὸν ἅπαει
τούτοις ἔνοχον γεγενημένον, oder einander untergeordnet sind:
ἐψευςμένος ἁπάντων ᾿Αθηναίων ἐναντίον, φάςκων κωλύςειν Ἅρπαλον
καταπλεῦςαι, crparnyöc ὑφ᾽ ὑμῶν ἐπὶ τὴν Μουνιχίαν κεχειροτονη-
μένος; wiederum sechs sind durch καί aneinander angereiht, und
so liebt es überhaupt der Redner, auch wo er in einfacher con-
struirten Sätzen schreibt, doch durch Anreihung die Construktion
möglichst lange fortzuführen.') Genau demosthenisch ist die
ganze Schreibart nicht, sondern insofern individuell, als bei
Demosthenes ein viel rascherer Wechsel atattfindet, und die Auf-
lösung und die kurzen Sätze einen sehr breiten Raum einnehmen,
während in unsern Reden fast nur die Widerlegungen in der
ersten?) freier und leichter componirt sind. Auch die Wortstellung
ist anders als bei Demosthenes, nämlich einfacher und ohne viel
Hyperbata.°) — Bei den Anreihungen stellen sich nun alsbald
Figuren ein: das Asyndeton wie das Polysyndeton‘), und
damit verbunden sehr häufig die Anaphora. Auffällig und gar
nicht demosthenisch ist die Anaphora des Relativs, die Deinarchos
sehr liebt: (πόλιν) εἰς ἣν Enpecßeucev —, ἧς ὁμόςπονδοε --- γέγονεν,
ἣν αὐτός Pncı εύμμαχον ὑμῖν ποιῆςαιδ), während er andere Wörter
als Pronomina oder Partikeln sehr selten anaphorisch wieder-
holt.°) Insgemein fehlt dabei die verbindende Conjunktion; von
vielmehr mit 19 Afg. die Construktion gewechselt. — S. über die Ana-
kolutha Vogel 3. 618: 1) Beispiele 1, 61 μόνος cd ἠξίωκας --- καὶ ἔγρα-
ψας -- καὶ... ἐποιήτω. 62f. ἔγραψας --- καὶ παρέδωκας καὶ ἐνεχείριςας —
καὶ τεθνᾶςι -- ἐδέθη — ἐςτρέβλωςας — ἐξέβαλες (Asynd.., 2) 1, 4884.
3) Gern wird ein etwas längeres Attribut durch Zwischensetzung des Nomens
zertrennt: 1, 11 τὴν περὶ τῶν νῦν ἀποπεφαςμένων ζήτηειν χρημάτων, 67
τὸ τὴν φυλακὴν ἔχον ευνέδριον τῆς πόλεως, u. a. Bap-, 8. Vogel 8. 22, und
über sonstige Hyperbata 8. 39f. 4) Dass letzteres sehr selten vorkomme
(Finke 8, 32), ist nicht richtig; ausser 1, 14. 92. III, 2 8. z. Bsp. 1, 41.
θά α. 85. δὴ 1, 8. 24; ausserdem 1, 7. 9. (15 ὃν... καὶ ὃς... ὃς... ὁ) 46.
109; 8, 18; verwandt auch die Anaph. des ὅτε 1, 75. 6) Διὰ τί 1, 8.
doppelte Anaph. ἐγὼ .. οὐκ, ἀλλὰ 12. ὑμεῖς 28. οὗτος 28. οὐκ 808. 838.
ποῖος 41. ὑπὲρ 65. τότε 18. τὸν 77. ἐπειδὴ δὲ 811, ταὐτὸ, ὁ αὐτός 86.
τίς οὕτως 93. Formen von ποῖος u. τίς 96. πῶς 99. οὐ 100. ποῦ und οὐκ
Ecrıv 102. μόνος 104, οὐ 114. ἔπειτα 2, 11. οὐ 12. τούτου κατέγνωκεν
Deinarchische Reden. Figuren. 297
sonstigen Beispielen des Asyndetons gebe ich aus der ersten
Rede: καὶ... ὀλίγαις ἡμέραις ἐξεβέβληθ᾽ ὁ Λακεδαιμονίων φρούραρχος,
ἠλευθέρωντο Θηβαῖοι, διεπέπρακτο ἣ πόλις ἣ ὑμετέρα ἄξια τῶν
προγόνων, wo entsprechende Verbalformen die Glieder beginnen.')
Die Rede gewinnt somit eine energische Färbung und eine grosse
Lebendigkeit, wenn auch mitunter die letztere etwas erzwungen
erscheint; denn die belebenden Figuren werden bei diesem Redner
der Verfallzeit zur Manier, was sich nirgends so wie bei der
Epanalepsis zeigt. Diese nämlich findet sich in der ersten
Rede mindestens neunmal, d. i. häufiger als in der Kranzrede,
die weit über die doppelte Länge hat. So gleich hinter dem
eben angeführten Trikolon: ἐκεῖνοι ἧςαν ἐκεῖνοι ὦ ᾿Αθηναῖοι ἄξιοι
εὐμβουλοι. Gemissbraucht wird auch die Frageform, die sich
zuweilen ganze Seiten lang fortsetzt, indem ein langes in diese
Form gebrachtes Enthymen: das andere ablöst?); Stellen, wo
kurze Fragen gehäuft sind, finden sich nur selten.) Bemerkens-
werth ist darunter in der ersten Rede°): ἔγραψας εὺ τοῦτο
Anuöcdevec; ἔγραψας, οὐκ Ecrıv ἀντειπεῖν. ἐγένετο ἡ βουλὴ κυρία
«οὔ προςτάξαντος; ἐγένετο. τεθνᾶςι τῶν πολιτῶν ἄνδρες; τεθνᾶει.
κύριον ἦν τὸ τὸν ψήφιεμα κατ᾽ ἐκείνων; ἀδύνατον ἀντειπεῖν. Der
Redner will darlegen, dass was für Andere Recht gewesen, auch
für Demosthenes Recht sein müsse; der erste Theil dieser Dar-
legung nun ist in sehr gelungener Weise in die Form eines
Verhörs gekleidet, mit Apostrophe an den Angeklagten und
in parallelen unverbundenen Systemen aus Frage und Antwort, ἡ
20 (nachher τούτου xara—, oöroc). τίς 21. νῦν πρῶτον 8, 6. τὸν 7.
οὗτος 10. 1) 1, 39, vgl. 63. 24. 73 u. 8. f. — Das Asynd. bei einzelnen
Worten mangelt (Finke 8. 31); hingegen ist sehr häufig das asyndetische
Anfangen eines nenen Gedankens (beim Beginn von grösseren Abschnitten
oben S. 292, 4; ausserdem z. Bsp. 1, 22f. ἄρ᾽ ὑμῖν δοκεῖ — — ἀκούςονται
τὴν κρίειν — θεωρήςουειν ὑμᾶς [zwei parallele Sätze] — ὑμεῖς ἐςτε —). —
Asyndeton in rascher Erzählung (rgl. Abth. III, 1,148) 1, 58. 2) 1,40;
ausserdem 10 δίκαια, 24 ἀροῦται καὶ cmeiperar (das. auch φημί in eigenth.
Weise wiederholt), 27 μόνως, 28 μιτθωτός, 29 μὴ ἀφῆτε, 46 πολλοί, (67
τίνας und 68 ἐὰν mehr eine Wiederaufnahme,) 72 ἐγένετο (die Stelle kri-
tisch streitig), 76 τότε, 86 μή, 2, 24 καλῶς, 3, 22 ἀκριβῶς. 8) 80 1,
66—70; 2, 9—15. Vgl. Finke 8. 15; Vogel 8. 6af. 4) 1, 35. 83. 96.
100. δ) 1, 88, vgl. Finke 8. 14f.
298 Deinarchische Reden. Figuren.
die zugleich meist eine Art von Anaphora enthalten. Er fährt
dann fort: λέγε δὴ πάλιν ὃ Δημοεθένης κατὰ Δημοεθένους ἔγραψεν.
προςέχετε ὦ ἄνδρες, also mit zweimaligem Wechsel der Anrede,
und nach der Verlesung weiter: ἧ βουλὴ εὕρηκε Δημοεθένην. τί
dei πολλῶν λόγων; ἀποπέφαγκεν ὦ ᾿Αθηναῖοι. τὸ μὲν τοίνυν δίκαιον
ἦν ὑφ᾽ ἑαυτοῦ κεκριμένον εὐθὺς ἀποθνήεκειν" ἐπειδὴ δὲ κτέ.Ἶ) —
Für die Hypophora gebe ich ein Beispiel aus derselben Rede,
in welchem auch Ethopoeie, Apostrophe, Asyndeton und Ana-
phora vereinigt sind): (περιέρχεται Δημοςθένης λέτων) ὡς , ἐγὼ
Θηβαίους ὑμῖν ἐποίηςα ευμμάχους“. οὔκ, ἀλλὰ τὸ κοινῇ εὐυμφέρον
ἀμφοτέραις ἐλυμήνὠω ταῖς πόλεειν ὦ Δημόςθενες. ἐγὼ παρέταξα
πάντας εἰς Χαιρώνειαν.“ οὔκ, ἀλλὰ ἔλιπες μόνος αὐτὸς τὴν ἐκεῖ
τάξιν. ,ἐγὼ πολλὰς ὑπὲρ ὑμῶν ἐπρέεβευςα πρεεβείας.“ ἐφ᾽ οἷς οὐκ
οἶδα κτέ. -- Während also die belebenden Figuren stark entwickelt
und oft glücklich angewandt sind, so sind andrerseits solche,
welche mehr dem Schmucke dienen, nur in geringem Masse vor-
handen. Parechese ist in folgendem Beispiel: ἐν μὲν ταῖς
πολεμικαῖς. πράξεειν ἄπιετον τεγενημένον, ἐν δὲ ταῖς κατὰ τὴν
πόλιν οἰκονομίαις ἄχρηςτον. Künstlicher noch ist folgende
Zusammenfassung am Schlusse eines Abschnittes, die mit ihrer
prägnanten Zuspitzung an Aischines’ Weise erinnert: τοιοῦτος
οὗτος, ἐν μὲν ταῖς παρατάξεειν olkoupöc, ἐν δὲ τοῖς οἴκοι μένουει
πρεςεβευτής, ἐν δὲ τοῖς npecßevraic δραπέτης ἐςτίν.) Man
kann hier eine Art von Klimax finden, nämlich in der Form,
“ wenn auch eine Steigerung im Sinne nicht damit verbunden ist.)
1) Andre charakteristische Bsp. der Frage 1, 7 «οὔ κατέψευεται καὶ An-
μάδου; mit spottender Verwunderung (demosthen. Beispiele s. ΠῚ, 1 8.
152); 72#. wiederholte Frage u. Antwort in parallelen Systemen, bei der
Feststellung des Satzes, dass das Glück der Staaten von der Beschaffen-
heit ihrer Leiter abhänge. 2) 1, 12. Sonst ist die Hypophora nicht
häufig: 1, 7 (ναί, κατέψευςται γὰρ ἡ βουλὴ Annochevouc); 2, 6. mehr-
fache Hypophora, vgl. Abth. III, 1, 151. Die Ethopoeie ähnlich $ 102.
3) 1, 97. Vgl. über diese Figur und die verwandten Finke 8. 22. 4)
$ 82; vgl. oben 8, 209 (Aischines). 5) Klimax finden die Rhetoren auch
in jener homerischen Stelle (Il. B, 105): Ἥφαιοτος μὲν δῶκε Διὶ Kpo-
νίωνι ἄνακτι, αὐτὰρ ἄρα Ζεὺς δῶκε διακτόρῳ ᾿Αργειφόντῃ, Ἑρμείας δὲ ἄναξ
wre, 8. Alex. m. cxnp. ΠῚ, 31 Sp. Bei D. ist schon 81f. ein ganz ähnlicher
Deinarchische Reden. Figuren. Pathos. 299
Eine damals bereits beliebte Art des Schmuckes, welche auch
Lykurgos und Aischines haben, ist die halbpoetische Personi-
fication, dem Pathos des Epiloges dienend. So will der Redner
das von Philokles beanspruchte Mitleid den Häfen und Schiffs-
werften zugewendet wissen, welche jener verrathen haben wärde'),
und ausgeführter heisst es im Epilog der ersten Rede: πολὺ γὰρ
ἂν δικαιότερον ἐλεήςαιτε τὴν χώραν ---, ἣ τοὺς ἐξ ἑαυτῆς γεγενη-
μένους ὑμᾶς ἱκετεύει, παραςτηςαμένη τὰ ὑμέτερα τέκνα καὶ γυναῖκας,
τιμωρήςαςθαι τὸν προδότην καὶ εῴζειν ἑαυτήν. --- Was endlich
diejenigen Figuren des Gedankens betrifft, die auf einer gewissen
schlauen Berechnung des Redners beruhen, als Paraleipsis, Un-
schlüssigkeit über den zu wählenden Ausdruck, vorherige oder
nachherige Entschuldigung, so mangeln auch diese bei Deinarchos
nicht, sind indes nicht sehr hervortretend.°)
Wir sehen also, wie dieser Redner in der gesammten Form
innerhalb der Grenzen der echten attischen Beredsamkeit bleibt,
und insbesondere sich nicht sehr weit von dem demosthenischen
Typus entfernt, An diesen erinnert auch der herbe und schneidige
Charakter des Ganzen, die ungemilderte Bitterkeit gegen die
Angeklagten, die häufig angewandte Ironie‘), schliesslich, wenn
man will, das Pathos, welches wenigstens angestrebt wird.°)
Freilich wendet Demosthenes diese Färbungen mit Mass und am
Orte an, unser Redenschreiber dagegen, zumal in den kleineren
Reden, schon vom Prooemium ab und ohne den gehörigen
Klimax. — Rednerische Paronomasie ἐπιτάττειν — τάξις 1, 71. Auch
künstlichere Antithesen sind selten. 1) 3,14. 2)1, 108. Ueber De-
mosthenes’ Weise vgl. II, 1, 154. — Διατύπωεις 1, 36. 8) Paraleipsis
1, 35. 94 (ἐῶ Yüp..); Art dtamöpncıc mit Paral. 1, 98 δι᾿ ἥντινα δήποτ᾽
αἰτίαν ἢ τύχην, ἐῶ γὰρ τοῦτο νῦν (erinnernd an demosth. Stellen wie Cor.
261 ὁπωςδήποτε, ἐῶ γὰρ τοῦτό γε); προδιόρθωεις 1, 55; 3, ὅ; ἐπιδιόρθ. 1,
10. 15. 91, u. in anderer Weise (mit μᾶλλον δέ) 2, 1. 4) So 1, 69 Afg.
181. 81 u. 8. f. (vgl. Finke 8. 18f.; Vogel S. 64). 81f. nicht üble Ver-
spottung des Dem, mit der Figur des Klimax (oben 8. 298, 4); gut eingeleitet
ist auch 89 die Gegenüberstellung von D.'s Psephisma, wonach die Schätze
des H. für Alexander aufbewahrt werden sollten, und der constatirten
Plünderung derselben durch ihn u. Andre: οὕτως οὖν, ὦ äpıcre, εἰπέ μοι,
φυλάξομεν, ἐὰν cu wre. 6) Mit besonders hochgeschraubtem Pathos setzt
der Epilog der 1. Rede $ 64 ein.
800 Verlorene deinarchische Reden.
Wechsel; dadurch und durch die mangelnde Ordnung und Ueber-
sichtlichkeit ist er so ermüdend und am Ende wirkungslos. Ethos
kann man in diesen Anklagereden eines cuvijiyopoc nicht viel
erwarten.
Vergleichen wir nun den dargelegten Charakter mit den
Schilderungen, die Hermogenes und Dionysios von der Beredsam-
keit des Deinarchos geben, so zeigt sich auch mit den Angaben
des Dionysios, welcher nicht nach unsern Reden allein oder vor-
wiegend sein Urtheil bildete, eine solche Uebereinstimmung, dass
sich gegen die Autorschaft des Deinarchos gar nichts einwenden
lässt. Aber es werden einen solchen Charakter, wie ihn Dionysios
schildert, auch manche andere Redner der Zeit gehabt haben;
denn wer die pathetische demosthenische Weise nachahmte, und
dabei weder allzuviel Talent noch übergrossen Fleiss besass,
kam immer auf diesen Typus heraus. — Aus den verlorenen
Reden, die ja eigentlich ebenfalls jede für sich zu betrachten
sind, ergibt sich so gut wie nichts für unsere Frage; Demetrios
freilich muss in gewissen, ihm besonders zusagenden Reden einen
solchen Unterschied von derjenigen gegen Demosthenes gefunden
haben, dass er deswegen die letztere dem Deinarchos absprach.')
In der Rede gegen Pytheas kamen besonders viele originelle
Wendungen und Vergleiche vor: ἐμπεπηδηκότων τῶν ῥητόρων
ὥςπερ ἀπρότων (andere Lesart war παρνόπων) εἰς τὸ ἐμπόριον,
von Sykophanten, die sich schaarenweise auf die Kaufleute stürzten;
ferner ὥςπερ οἱ τοὺς καλλίας (d. i. πιθήκους) ἐν τοῖς οἴκοις τρέ-
φοντες, mit Bezug auf das Volk, welches sich diesen gemeinen
Sprecher hielt, und dann von Pytheas’ Jugendzeit: πάλιν παρ᾽
Alcxivnv ἀποφοιτήςας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι Xpucoxoeiv ἐμάνθανεν
(sprüchwörtlich), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον αὐτῷ πράττειν ἢ πά-
cxeıv.?2) — Eine der Reden gegen Polyeuktos war nach Dionysios
vom Prooemium ab ganz und gar in Demosthenes’ Weise ge-
1) Demetr. Ὁ. Dionys. ὁ. 1: νομίςειεν ἄν τις εὐήθεις εἶναι τοὺς ὑπο-
λαβόντας, τὸν λόγον τὸν κατὰ Δ. εἶναι τούτου: πολὺ γὰρ ἀπέχει τοῦ χαρα-
κτῆρος. 9) Harpokr. ἀπρότων; Suid. 2, 1 p. 42 Bernh.; Harp. xpucoyoeiv
(Sauppe „VI fr. 1. 2. 18). Im Zusammenhange mit fr. 2 stand vielleicht 8
(κοβαλεία).
Verlorene deinarchische Reden. 301
schrieben‘); uns wird aus κατὰ ἸΤολυεύκτου unter anderm an-
geführt: ἀνθρώπου καὶ μιεθωτοῦ καὶ πάντα τὰ ἐγκύκλια ἀδική-
ματα ἠδικηκότος.) — Aus der Rede gegen Kallisthenes lesen
wir: μαρτύρομαι τὴν “Ecriav τὴν Boukalav, ganz ähnlich dem hoch-
pathetischen Ansatz in der Demosthenika: μάρτυρομαι τὰς ςεμνὰς
θεὰς ὦ &. ᾿Α, καὶ τὸν τόπον ὃν ἐκεῖναι κατέχουει u. 8. f.?) — Die
erste Rede gegen Kleomedon über Misshandlung enthielt sehr
vieles, was wörtlich aus der demosthenischen Rede gegen Konon
übertragen war); die zweite begann mit einem Segenswunsche
für Richter und Gesetzgeber, gleichwie die pseudodemosthenische
gegen Phainippos und noch zwei unter den deinarchischen.’) —
Aus der Rede gegen Proxenos, die sicher echt war, haben wir
in Uebersetzung eine figurirte Stelle des pathetischen Epilogs,
mit vier parallelen Antithesen, wiederholter gedoppelter Anaphora,
dazu Asyndeton®); die beigefügte Klageschrift, die Dionysios
erhalten hat, scheint merkwürdig incorrekt stilisirt.”) — Noch
ist zu erwähnen, dass nach Harpokration Deinarchos öfter nicht-
attische Ausdrücke gebrauchte®), und dass in irgendwelcher Rede
1) Dion. e. 5 extr.: προοιμιάζεται γὰρ ὁμοίως ἐκείνιν (Dem.), καὶ δι᾽
ὅλου τοῦ λόγου παραπλήςιος μεμένηκ. 2) Priscian. 18 c. 23 (1, 8 Sauppe).
Aus den Reden x. TT. wird ferner eitirt: ἀρχαιρεειάζειν „I 2, παλίμβολος u.
makıvaiperoc ‚Il 3. 4 8. 3) Harp. BovAala („XVII, 1 8.); Dein. 1,-64.
4) Euseb. praep. evang. X, 3 p. 466: ἢ ὡς A. ἐν τῷ a’ κατὰ Κλεομ. αἰκίας
πολλὰ μετενήνοχεν αὐτοῖς ὀνόμαειν ἐκ τοῦ Anpoctvouc κατὰ Κ, αἰκίας. δ)
Frg. ΠΧ, 2 Ὁ. Ammon. π. διάφ. A. p. 91: πολλὰ κἀγαθὰ ὦ ἄ. d. γένοιτο ὑμῖν
καὶ τῷ νομοθετήςαντι ἐξεῖναι κτέ. (vgl. oben 3. 272); [Dem.] 42, 1: πολλὰ
κἀγαθὰ γένοιτ᾽ ὦ &. d. πρῶτον μὲν ὑμῖν ἅπαειν, ἔπειτα δὲ καὶ (ζόλωνι τῷ
γομοθετήςαντι κτέ.; mit πολλὰ καὶ ἀγαθὰ γένοιτο begannen die deinarch.
Reden κατὰ ἸΤολυεύκτου δοκιμαεία und ἀποςταείου πρὸς ᾿Αρχέοτρατο. 6)
Rot. L. II, 16: Din., cum de se ipse diceret: Olim in adulescentia
sedulo omnem gloriam sectabar; at nune in senectute summum me ambi-
tionum invasit odium. Tune facile"multis opitulabar; nunc iam me ipsum
tueri non possum. Tum e. 4. s. „ 7) Dion. c. 3: ἔβλαψέ με Πρόξενος,
ὑποδεξάμενος εἰς τὴν οἰκίαν τὴν ἑαυτοῦ τὴν ἐν ἀγρῷ, ὅτε πεφευγὼς ᾿Αθήνη-
θεν κατήειν ἐκ Χαλκίδος, χρυείου μὲν «τατῆρας ὀγδοήκοντα καὶ διακοείους καὶ
πέντε (wovon abhängig?), οὖς ἐκόμιτα ἐκ Χαλκίδος εἰδότος TIpokevou καὶ
eicAABov ἔχων εἰς τὴν οἰκίαν αὐτοῦ, ἀργυρώματα δὲ οὐκ ἔλαττον elkocı μνῶν
ἄξια, ἐπιβουλεύεας τούτοις (dies letzte Stück schliesst sich wieder eng an
ἔβλαψέ pe an). 8) Harp. ἐκαλίςτρουν: καὶ οὗτος (Dein.) γὰρ ξενικοῖς ὀνό-
pacı χρῆται. ᾿
802 Stratokles.
eine ziemlich ausführliche Schilderung des thebanischen Unglücks
vorkam, woraus die Phrase citirt wird: περιπέτονται δὲ τὸ τῶν
ταλαιπώρων äctu Θηβαίων χελιδόνες.) --- Uns bleibt nichts übrig,
als diese verlorenen Reden, soweit Dionysios sie anerkennt, und
ebenso auch die drei erhaltenen unter dem Namen des Deinarchos
zu belassen. HE
Von den übrigen Rednern der Diadochenzeit, die eine ähn-
liche Richtung in der Beredsamkeit verfolgten, ist Stratokles
bereits gelegentlich erwähnt, als Hauptankläger des Demosthenes
im harpalischen Prozesse, und wiederum als derjenige, welcher
i. J. 307 das Ehrendekret für Lykurgos beantragte. Er war der
Sohn des wohlhabenden Euthydemos von Diomeia, der zum
euböischen Feldzuge 348 eine Triere schenkte?); von ihm selbst
hören wir aus der Zeit vor 324 nichts; doch da er damals gleich
so sehr hervortritt, so können wir seine Geburt wenigstens nicht
nach 350 setzen.?) Auch er hatte sich wohl wie Himeraios der
patriotischen Partei angeschlossen‘), und es ist nicht Partei-
wechsel, was man ihm vorwerfen kann; denn während der
Oligarchie, die auf den lamischen Krieg folgte, ist nie von ihm
die Rede, dagegen wird er auf einmal ein leitender Staatsmann,
1) Apeines Rh. Gr. I p. 397 Sp. vergleicht diese Schilderung des Ὁ.
mit der ἀθρόα dhAwcıc dieses Unglücks bei Aeschines (8, 188); letztere
Weise sei nicht so zur Erregung des Mitleids geeignet. 2) (τρατοκλῆς
Εὐθυδήμου Διομειεύς in den Volkabeschlüssen; über die Identität dieses Str.
mit dem Redner, die A. Schäfer III, 300 in Abrede stellt, 8. C. Curtius
Philolog. XXIV, 93ff. Der Vater Εὐθύδημος ὁ τοῦ (τρατοκλέους Dem. Mid.
167. 3) Bedeutend älter war er nach Droysen (Diad. 2. Aufl. II, 176),
der ihn, wie auch A. Schäfer 299, 2, mit dem bei Dem. Pantain. 48 er-
wähnten Str. identificirt (πεπιςτευκὼς --- τοῖς ευνεςτῶζιν μεθ᾽ ἑαυτοῦ μάρτυει,
τῷ τ᾽ ἀκαθάρτῳ καὶ μιαρῷ Προκλεῖ, τῷ μεγάλῳ τούτῳ, καὶ Crparorldi τῷ
πιθανωτάτῳ πάντων ἀνθρώπων καὶ πονηροτάτῳ). Die Rede ist etwa aus d.
J. 345; dieser Str. kann also nicht nach, 370 geboren sein. Der Sohn des
Euthyd. aber hat noch 294/38 oder 398,2 einen Volksbeschluss beantragt
(©. I. A. II, 302). — Droysen hält auch den Str., der bei Chaironeis
Stratege war, für dieselbe Person. 4) Daher im lamischen Kriege (nach
Droysen I, c. 8. I, 68; anders Schäfer 8. 348, 3) seine Frechheit, den
Athenern eine zur See erlittene Niederlage als Sieg zu melden und Fest-
lichkeiten zu beantragen, Plut. Demetr. 11, praec. ger. reip. c. 3; für einen
Gegner dieses Krieges war das nicht möglich.
Stratokles. 303
sowie i. J. 307 durch Demetrios Poliorketes die Demokratie und
die sogenannte Freiheit hergestellt war. Von nicht wenigen
Volksbeschlüssen des Stratokles aus diesem und den folgenden:
Jahren sind inschriftliche Reste erhalten, darunter auch von dem
für Lykurg verfassten‘); andere sind von den Athenern ver-
nichtet worden, diejenigen nämlich, mit denen er dem Demetrios
in einer nicht dagewesenen Weise die niederträchtigsten Huldigungen
dargebracht hatte.?) Die Rednerbühne war damals für ihn, wie
er selbst sagte, eine goldene Ernte°); weshalb auch Demochares,
als jemand den Stratokles um seiner Anträge willen für verrückt
erklärte, erwiderte: „er wäre aber verrückt, wenn er nicht ver-
rückt wäre“, d. h. wenn er um seines augenscheinlichen Vortheils
willen nicht auch den Verrückten. spielen wollte‘) In seinem
Privatleben war er zügellos und üppig°) — wie hätte er des
Erntesegens nicht geniessen sollen? —, kurz in allem ein Staats-
mann gleichen Schlages wie Pytheas und Demades, nämlich
schamlos, ohne Gewissen und Grundsätze, und dabei doch nicht
ohne Talent und Geist und ein nicht schlechter Redner.°) Wir
kennen ausser der gegen Demosthenes keine einzelne Rede von
ihm; ein Fragment bei Rutilius Lupus’) weist auf die Zeit, wo
man nach dem Sturze des Phalereers sich mit Neuordnung der
Verfassung und mit Bestrafung der oligarchisch Gesinnten be-
schäftigte, und scheint aus einer Anklagerede gegen einen solchen
1) 8. 6.1. A. II, 240. 238b (a. 307/6). 247 (306/5). 263. 264 (803).
266—267 (aus derselben Zeit). 302 (294,8 0. 398,2). 2) 8. Plut. Demetr.
10—12. 24. 26; Droysen II, 119. 183. 191. Die Vernichtung dieser Volks-
beschlüsse geschah im Jahre 200, aus Erbitterung gegen Philipp Demetrior’
Sohn, 8. Liv. XXXI, 44; Köhler C. I. A. II, 156; ebenso sind auch auf
sonstigen Urkunden die auf D. bezüglichen Stellen und die Namen der
Phylen ᾿Αντιγονίς und Δημητριάς vielfach ausgelöscht, C. I. A. 306. 816
af. 3) Plut. Mor. 798E: ὡς ol περὶ (τρατοκλέα καὶ Δρομοκλείδην
ἐπὶ τὸ χρυςοῦν θέρος, τὸ βῆμὰ μετὰ παιδιᾶς οὕτως ὀνομάζοντες, ἀλλήλους
παρεκάλουν. 4) Plut. Demetr. 34: εἰπόντος δέ τινος --- μαίνεςθαι τὸν (τρ.
τοιαῦτα γράφοντα, Δημοχάρης ὁ Λευκονοεύς „Malvorro μέντἂν“ εἶπεν „el
μὴ μαίνοιτο“", πολλὰ γὰρ ὁ Crp. ὠφελεῖτο διὰ τὴν κολακείαν. 5) Vgl. die
Anekdote bei Plut. c. 12 (Hetäre Phylakion); Athen. XIII, 696}. 6)
Ueber seinen Charakter Grauert Anal. p. 330f.; Droysen II, 176. 0)
Ratil. L. I, 9.
.
804 Demochares.
zu sein. Citirt wird es für die Figur der κοινότης oder ευμπλοκή,
d. i. der Vereinigung von Anaphora und Antistrophe: Quaeritis
. novam rationem administrandae reipublicae: at reperire meliorem
quam a maioribus accepistis non potestis. Quaeritis maximis
sumtibus faciendis quomodo ne tributa conferatis; at consiliis
captis aerarii opes quas cupitis augere non potestis. Quaeritis,
quemadmodum scelere contaminatis hominibus parcatis; at igno-
scendo nocentibus innocentium salutem custodire non potestis.
Der studirte Figurenschmuck vergleicht sich mit Deinarchos’
Weise; wie weit man schliesslich die Künstlichkeit in diesen
Figuren trieb, zeigt ein Fragment des Redners Kleochares von
Myrleia, der ein Freund des greisen Demochares und ein grosser
Verehrer des Demosthenes war: Δημοςθένης ὑπέετη Φιλίππῳ"
Anuocdevovc πένης μὲν ὁ βίος, μεγάλη δ᾽ ἣ παρρηεία᾽ Anno-
«θένει πολλῶν διδομένων οὐδὲν οὔτε πλῆθος οὔτε κάλλος ἄξιον
ἐφάνη προδοείας: Δημοςθένην ᾿Αλέξανδρος ἐξήτει" τὸ διὰ τί παρ᾽
αὑτοῖς λογίζεεθε" ἀδίκως τ᾽ ἀπέθανες ὦ Annöcdevec.!) Hier ist
das Polyptoton bis zur völligen Durchdeklinirung entwickelt; die
Stelle ist zugleich der älteste Beleg für die bewusste Unter-
scheidung der fünf Casus und für die üblich gewordene An-
ordnung derselben. — Stratokles’ sonstige Fragmente sind un-
bedeutend?); jedoch das eben angeführte und das über Theben
mögen genügen, um seine Stellung in der Attischen Beredsam-
keit einigermassen zu kennzeichnen. Ausser von Gorgias und
Agatharchides, der seine Worte über Theben als Gegenstück zu
Hegesias’ verdorbener Manier hinstellt°), wird er von den Späteren
als Redner nicht erwähnt. ᾿
Einen ehrenvollen Namen in der Geschichte hat Demosthenes’
Neffe Demochares, der Sohn des Laches von Leukono&, einer
1) Herodian m. cxnu. III, 97 Sp.; 8. über Kl. Griech. Bereda. 8, 34.
2) Rut. L. II, 20 (Taxis); vielleicht auch Cic. Brut. 42f.: quoniam quidem
concessum est rhetoribus ementiri in historis —; ut enim tu nune de Corio-
lano, sic Clitarchus, sie Stratocles de Themistocle finzit 6. q. 8. Nämlich
von einem Historiker Str. ist durchaus nichts bekannt. 8. Sauppe Ὁ. A.
II, 342f. 8) Phot. 447 a Bk.; oben 8. 288.
Demochares. 505
der letzten unabhängig gesinnten Staatsmänner Athens!) Seine
Mutter, die Schwester des Demosthenes, war um 2 Jahre jünger
als dieser und zur Zeit des Prozesses gegen Aphobos (364/3)
- noch nicht vermählt?); doch wird der Bruder, nachdem er
einigermassen zu Geldmitteln gekommen war, mit der Vermählung
nicht lange gezögert haben. Seine Wahl traf, wie das in Athen
sehr üblich war, einen Verwandten, nämlich den Sohn seiner
Mutterschwester, die mit Demochares von Leukonoö verheiratet
war; dieser Demochares hatte allein von der Verwandtschaft
sich des Demosthenes gegen seine ungetreuen Vormünder thätig
angenommen.°) Die Geburt des jüngeren Demochares werden
wir nicht sehr viel vor 350 ansetzen“); denn das Früheste, was
von ihm berichtet wird, ist, dass er 322, bei der Berathung über
den Frieden mit Antipatros, mit dem Schwert an der Seite auf-
getreten sei und gegen die Annahme der schimpflichen Be-
dingungen gesprochen habe.°) Ferner fällt das von ihm be-
antragte Ehrendekret für Demosthenes in das Jahr 280/79, und
das für ihn selbst, welches sein Sohn Laches schrieb, 271/0;
kurz vor letzterem Jahre also muss er gestorben sein.°) Seine
Gesinnung zeigt sich am besten in dem Urtheil, welches er in
seinem Geschichtswerke über die Staatsverwaltung des Phalereers
Demetrios fällte: derselbe habe in solchen Dingen seine Ehre
gesucht, auf die etwa ein Zöllner und ein Handwerker stolz sein
möchte, nämlich in der Wohlfeilheit der Lebensmittel und in
seltsamen Schauspielen bei Festlichkeiten; hingegen darüber,
dass seine Vaterstadt auf alle Ehre in Hellas verzichtend dem
Kassandros unterthänig war, habe er gar keine Scham empfunden.)
1) Die Nachrichten über ihn sind zusammengestellt bei C. Müller Frg.
Histor. Gr. II, 4468. S. auch Grauert Anal. 331ff. 2) Demosth. c.
Aphob. 1, 4. 6bf. 3) Ebend. 14f. 4) Nach C. Müller 1. c. fällt sie
etwa zwischen 355 u. 350. δ) Plut. Vit. X or. 847CD. 6) 8. die
Deckrete (aus 125, 1 und 127, 2) das. p. 850. 7) Polyb. XI, 18, 9f.:
οὗ (Demetr.) κεῖνος οὐ τὴν τυχοῦςαν πεποίηται κατηγορίαν ἐν ταῖς Icroplaıc,
φάκσκων αὐτὸν γεγονέναι τοιοῦτον προςτάτην τῆς πατρίδος καὶ ἐπὶ τούτοις
cemvövecdan κατὰ τὴν πολιτείαν, ἐφ᾽ οἷς ἂν καὶ τελώνης ςεμνυνθείη (καὶ
βάναυοος. ἐπὶ γὰρ τῷ πολλὰ καὶ λυςιτελῶς πωλεῖςθαι κατὰ τὴν πόλιν, καὶ
δαψιλῆ τὰ πρὸς τὸν βίον ὑπάρχειν πᾶειν, ἐπὶ τούτοις φηεὶ μεγαλαυχεῖν αὐτόν"
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 20
806 Demochares.
Ebenso entrüsteten ihn die Ehren, die man nachher dem Demetrios
Poliorketes erwies'), und er selbst bewahrte allen auswärtigen
Machthabern gegenüber seine Unabhängigkeit wenigstens soweit,
als das in damaligen Zeiten für einen Staatsmann überhaupt
möglich war.®) Ein rühmliches Zeugniss legt’ für ihn Polybios
ab, der den Timsios scharf darüber tadelt, dass derselbe einem
obskuren Komiker obscöne Schmähungen gegen Demochares
nachgesprochen habe.?) Nach Polybios war er auch Stratege
gewesen, und anderswo wird ihm kriegerisches Verdienst nach-
gerühmt‘); dies also unterscheidet ihn von seinem Oheim, der
sein bewundertes und verehrtes Vorbild war.)
Ueber Demochares’ Schriften sagt Cicero, er habe sowohl
eine Anzahl Reden hinterlassen, als auch die Geschichte seiner
Zeit beschrieben.°) Von letzterem Werke wird das 20. und 21.
Buch eitirt, über Ereignisse der Jahre 304 und 302°); da er
aber auch noch den Tod des Agathokles (289) erwähnte, so
καὶ διότι κοχλίας αὐτομάτως βαδίζων προηγεῖτο τῆς πομπῆς αὐτῷ, εἰαλον
ἀναπτύων, εὺν δὲ τούτοις ὄνοι διεπέμποντο διὰ τοῦ θεάτρου" διότι δὲ πάντων
τῶν τῆς Ἑλλάδος καλῶν ἡ πατρὶς παρακεχωρηκυῖα τοῖς ἄλλοις ἐποίει Καεάν-
ὄρῳ τὸ mpocrartönevov, ἐπὶ τούτοις αὐτὸν οὐκ αἰςχύνετθαί pnciv. ἢ
Democh, b. Ath. VI, 262F. 3688, 2) Freundschaftlich stand er mit
Antigonos Gonatas, s. ἃ, Anekdote Ὁ. Diog. VII, 14, wonach er sich gegen
den Stoiker Zenon erbot sich für ihn bei Ant. zu verwenden; dagegen das.
IV, 41 (Geburtstagsfeier des Halkyoneus) ist keineswegs, was Droysen an-
nimmt, von D. die Rede. 3) Polyb. XII, 18, der $ 7 den Komiker
Archedikos.als einzigen Zeugen des Tim. nennt; dagegen Ὁ. Suid. v. ᾧ τὸ
ἱερὸν πῦρ οὐκ &ecrı Quchcar wird die Stelle des letzteren so eitirt, dass
die Schmühung auf den Redner Demokleides- zurückgeführt wird. — Dass
D. Nebenbuhler des Philosophen Arkesilaos bei dem schönen Kleochares
gewesen (Diog. IV, 41), ist in dieser Fassung wenig glaublich, da Ark.
erst um 315 geboren war, die Sache also in Dem.’s höheres Alter fallen
würde. 4) Polyb. 1. c. $ 5; Plot. Vit. X or. p. 8470: ἀνὴρ καὶ κατὰ
πόλεμον ἀγαθὸς καὶ κατὰ τοὺς πολιτικοὺς λόγους οὐδενὸς χείρων. Die ihm
gesetzte Statue stellte ihn mit dem Schwerte an der Seite dar, nach Plut.
1. c. wegen jener Volksrede nach dem Iamischen Kriege. 5) Vgl. seinen
Bericht über Demosthenes’ Tod (Plut. Dem. 30): οἴεεθαί φηςιν αὐτὸν οὐχ
ὑπὸ φαρμάκου, θεῶν δὲ τιμῇ καὶ προνοίᾳ τῆς Μακεδόνων ὠμότητος ἐξαρ-
παγῆναι ευντόμως καταςτρέψαντα καὶ ἀλύπως. 6) Cie. Brut. 286: et
orationes seripsit aliquot (Gegensatz die multae orationes des Charisius) et
earım rerum historiam, quae erant Athenis ipsius tempore gestae, non tam
historico quam oratorio genere perscripsit. 7) Athen. VI, 252F. 3688.
Demochares. 307
muss es noch erheblich länger und ferner ganz oder zum Theil
im Alter von ihm verfasst gewesen sein.') Von seinen Reden
ist nur eine einzige bekannt, ὑπὲρ ζοφοκλέους πρὸς Φίλωνα, mit
welcher er seine feindselige Stellung zur Philosophie an den
Tag legte. Nämlich nach dem Sturze des Phalereers und der
Oligarchie beantragte ein gewisser Sophokles, dass kein Philosoph
ohne besondere Erlaubniss des Rathes und Volkes in Athen solle
lehren dürfen; der Antrag war besonders gegen Theophrast ge-
richtet, dessen Verbindung mit den gestürzten Machthabern
offenkundig war. Dagegen erhob aber Philon, ein Schüler des
Aristoteles, die Klage wegen Gesetzwidrigkeit, und bewirkte trotz
Demochares’ Vertheidigung, dass der Beschluss vernichtet und
der Urheber zu fünf Talenten Strafe verurtheilt wurde.?) In
dieser Rede nun führte Demochares aus, dass die Philosophen-
schüler sich aller Orten als Feinde der Volksfreiheit erwiesen
hätten; er griff Aristoteles’ Verbindung mit Philipp unter den
stärksten Verleumdungen an; er äusserte über Sokrätes, den ja
Platon als auch im Kriege tüchtig verherrlicht hatte, dass man
ebensogut aus Saturei eine Lanzenspitze, wie aus einem Sokrates
einen tadellosen Krieger machen könne.?) Bei dieser Stellung
gegen die Philosophen war gleichwohl Demochares, wie aus einer
Anekdote erhellt, dem Stoiker Zenon freundlich gesinnt, ähnlich
wie früher Theopomp den einen Antisthenes anerkannt hatte.t)
Auch müsste er in einigen Schriften die philosophische Litteratur-
form des Dialoges angewandt haben, da eine Nachricht über
Aischines aus seinen Dialogen eitirt wird.°)
1) Luc. Macrob. c. 10; C. Müller 1. 6. p. 448. 3) Ath. XII, 610F;
Diog. V, 38; Pollux IX, 42 (wo der Antragsteller Cop.. ᾿Αμφικλείδου
Cowvieic genannt wird). Ueber die Zeit des Gesetzes (307/6 od. 8066) vgl.
C. Müller p. 447; Sauppe O. A. II, 841; Zeller Philos. d. Gr. 3. Aufl. II,
2 8. 808, 3. 8) Athen. XI, 608"; Euseb. praep. ev. XV, 2 p. 791 Vig.;
Ath. V, 3160 (vgl. 187D): ὥςπερ ἐκ θύμβρας οὐδεὶς Av δύναιτο Karackevdcar
λόγχην, οὐδ᾽ ἐκ ζωκράτους crparı'ıenv ἄμεμπτον. 4) Diog. VII, 14: An-
μοχάρους δὲ τοῦ Λάχητος ἀςπαζομένου αὐτὸν καὶ φάςκοντος λέγειν καὶ γρά-
φεῖιν ὧν ἂν χρείαν ἔχῃ πρὸς ᾿Αντίγονον (Gonatas, 8. das. $ 16), ὡς ἐκείνου
πάντα παρέξοντος, ἀκούςας οὐκέτ᾽ αὐτῷ ευνδιέτριψε. — Ueber Theopomp u.
Antisthenes Thl. IT, 382. 6) Harpokr. Ἴςχανδρος: δοκεῖ δ᾽ αὐτῷ (Isch.)
εὐνυποκρινόμενος ’A. ὁ ῥήτωρ ἐν KoMurip xarameceiv, καθά pncı Δημοχάρης
20"
137
808 Demochares.
Ueber die rednerische und schriftstellerische Eigenthümlich-
keit und das Verdienst des Demochares sind wir wenig unter-
richtet. Pseudoplutarch sagt, er habe als Redner niemandem
nachgestanden'), ἃ. h. doch zu seiner Zeit; denn sonst wird er von
niemandem gelobt und in nachchristlicher Zeit nur in sachlichem
Interesse noch eitirt, während allerdings Gorgias einige Beispiele
für Figuren aus ihm entnommen hatte, gleichwie aus Demetrios,
Stratokles und vielen noch Späteren.?) Cicero erwähnt ihn unter
den attischen Rednern der nachdemosthenischen Zeit, wo die
Beredsamkeit weichlicher geworden sei°); anderswo aber stellt er
Charisios und Demochares als Gegensätze hin und bezeichnet
ersteren als Nachahmer des Lysias, während letzterer, der als
Schwestersohn des Demosthenes angeführt wird, doch augen-
scheinlich damit als dessen Nachahmer gekennzeichnet ist.‘)
Und in der That ist es gar nicht möglich, dass Demochares,
der unter der Leitung seines Oheims herangebildet war und
denselben sö verehrte, irgend ein anderes Muster sich erwählt
oder eigne abweichende Wege mit Bewusstsein bevorzugt hätte;
vielmehr konnte der Gegensatz zwischen Oheim und Neffen nur
auf geringerer Fähigkeit und Sorgfalt des letzteren und auf den
unbewusst aufgenommenen Einflüssen der Zeit beruhen. Auch
weist nichts in den erhaltenen Resten auf verdorbenen Geschmack:
ἐν τοῖς διαλόγοις. Vgl. Anonym. vit. Aesch. p. 269 W. — Indes Plut. vit. X
or. 840D sagt: ἐγένετο δ᾽ (Aisch.) εὔφωνος, ὡς δῆλον ἔκ re ὧν pc Δημο-
«θένης καὶ ἐκ τοῦ Δημοχάρους λόγου, und ἔκ τε τοῦ Δημοχάρους λόγου
(statt Δημοεθένους) verlangt A. Schäfer (J. 7. 1870, 6267.) auch bei Harpokr.
v. ἐπωπτευκότων; Democh. werde die einzelnen Abschnitte seiner Denk-
würdigkeiten λόγοι überschrieben haben. 1) Plut. Vit. X Or. 8410 (oben
8. 806, Anm. 4). 2) Rut. Lup. I, 9. 20; Sauppe 8. 342. Ueber. fr. 2 8. vgl.
Haase de fragmento Rutilio Lupo a C. Schoepfero supposito, Ind. lect.
Breslau 1866. 3) Cic. de orat. IT, 95: (nach Demosth.’s Tode) alia quac-
dam dicendi molliora ac remissiora genera viguerunt. inde Demochares,
quem aiunt sororis filium fuisse Demostheni; tum Phalereus ille Demetrius
omnium istorum mea sententia politissimus, aliique horum similes ex-
stiterunt. Hier erscheint allerdings Democh. als gleichartig mit Demetrios.
4) Cie. Brut. 286: et quidem duo fuerunt per idem tempus dissimiles inter
se, sed Attici tamen: quorum Charisius multarum orationum, quas scribe-
bat aliis, cum cupere videretur imitari Lysiam; Demochares autem, qui
fuit Demostheni sororis filius, et orationes scripsit 6. q. 8. (oben 8. 306,
Anm. 6). Ueber Charisios 8. u. 8. 8188. B
Demochares. 309
weder finden sich schmückende Metaphern, noch gesuchte Zer-
stückelung in kleine Sätze, noch verweichlichte Rhythmen.
Interessant wäre zu wissen, ob Demochares das rhythmische
Princip des Demosthenes befolgt hat!); dass er den groben
Hiatus zumal in dem Geschichtswerke vermied, ist jedenfalls
anzunehmen.°) Cicero sagt von diesem Werke, dass es nicht
sowohl in der Weise der Historiker als in rednerischer geschrieben
sei®); ἃ. h. es hatte nicht den gleichmässigen, behaglichen, breit-
fiessenden Stil der Geschichtschreiber aus Isokrates’ Schule,
sondern einen mehr pathetisch bewegten und wechselvollen, wie
ihn Cicero für die Rede fordert‘) Aus den Fragmenten lässt
sich nichts dafür ersehen; dieselben erscheinen im allgemeinen
nicht besonders gut stilisirt, und leiden namentlich an Wortfülle
und Wiederholungen°); andererseits mangelt nicht die Kraft der
Gedanken und des .Ausdrucks. Von Figuren wird bei Rutilius
eine asyndetische Häufung einzelner Worte (cuvaßpoıcndc) eitirt.®)
1) In den beiden Fig. Ὁ. Ath. V, 253 kommen folgende Häufungen von
Kürzen vor: Ὀξυθέμιδος. — Δημήτριον ἀπὸ τῆς (dieser Anfang des 2. Frg.
scheint von Athenaeus der Verständlichkeit wegen frei ergänzt: ἐπανελθόντα
δὲ [τὸν Δημ. ἀπὸ τῆς Λευκάδος καὶ Κερκύρας] εἰς τὰς ᾿Αθήνας [οἱ ᾿Αθηναῖοι]
ἐδέχοντο κτέ.). προςόδια. θεὸς ἀληθινός (Citat). διάφορος. δεόμενοι. Mehr
Hänfungen finden sich in dem indirekt gegebenen Citate bei Polyb. XII,
13, 9, sowie in dem Redefragment Ath. XI, 508F, wo die Wiedergabe
wenig genau scheint. Kein Bsp. hat der kurze Satz über Sokrates; der in-
direkt citirte Plut. Dem. 30 nur Μακεδόνων. 2) Hiaten in den Frg. b.
Ath. V: ἐπ᾽ αὐτοῦ ᾿Αθηναίων. ᾿Αθηναῖοι ἐδέχοντο (oben Anm. 1). ein ἐκ.
αὐτοῦ ἱκέτευον. Bei Polyb. u. Plutarch ist natürlich kein Hiatus; in dem
Frg. Athen. XI πόλει ἐπέμενε.Ό. 3) Cie. Brut, 286. 4) Vgl. Cic. de orat.
II, 64. ' Orat. 37. 66. 207. 5) Ath. V, 3680: mpocöbdıa .. ner’ ὀρχήςεως
καὶ ψδῆς ἀπήντων αὐτῷ, καὶ ἐφιςτάμενοι κατὰ τὰς ὁδοὺς (Meineke für τοὺς
ὄχλους) δον ὀρχούμενοι καὶ ἐπάδοντες ὡς κτέ. --- Ath. ΧΙ, 509A (vgl. über
dieses Frg. oben Anm. 1): κριθεὶς δὲ καὶ ἁλοὺς καὶ ἀδοξήςας ἐν μὲν τῇ πόλει
ἐπέμενε παλαιὸς καὶ γεγηρακὼς, ἀτίμως δὲ καὶ ἀδόξως διαζῶν. Hier ist auch
die Antithese sehr schlecht; 253A entspricht einem μέν ein καί. — Ver-
bindungen von je 3 Wörtern durch καί (Polysyndeton) begegnen 263 AC
auffallend häufig. Im Wortgebrauch füllt 253C οἰνοχοοῦντες at. «πένδοντες
auf, etwa wegen des gleichen Ausgangs mit θυμιῶντες καὶ «τεφανοῦντες
gewählt? 6) Rut. Lup. I, 2: nam quis haec simul universa perpeti
possit, timorem morbum gsenectutem contumeliam inopiam vim? quarum
8. 4. 8.
810 Glaukippos. Demetrios von Phaleron.
Auch Hypereides hatte in Athen einen Nachfolger seiner,
Bestrebungen, nämlich seinen Sohn Glaukippos, von dem unter
andern Reden eine gegen den jüngeren Meidias über die von
diesem für Phokion beantragten Ehren vorhanden war, voll von
bitteren Schmähungen gegen den letzteren.') Die Zeit dieser
Verhandlung ist nach A. Schäfer 304, wo dann freilich zu ver-
wundern ist, dass der Ankläger nicht durchdrang und der Freund
des Antipatros seine Statue dennoch erhielt. Näheres wissen wir
von Glaukippos nicht; wir wenden uns daher jetzt zu denjenigen
Rednern, welche eine neue, originale Manier einführten, und
insofern weit höheres Interesse beanspruchen können als die
bisher behandelten Nachahmer. Als Begründer der neuen Bered-
samkeit gilt Demetrios Phanostratos’ Sohn von Phaleron?),
dessen Bruder Himeraios als einer der Ankläger des Demosthenes
oben erwähnt ist. Demetrios war zu seiner Zeit weitaus der am
vielseitigsten gebildete Athener®), weder als Staatsmann, noch
als Gelehrter, noch als Schriftsteller unbedeutend, wiewohl auch
nicht gross in irgend einer dieser Beziehungen. Er war aus der
Schule des Theophrast hervorgegangen, den er ebenso wie
Deinarchos noch bei Aristoteles’ Lebzeiten gehört hatte; denn
schon 324, zur Zeit von Harpalos’ Ankunft in Athen, begann
seine politische Thätigkeit‘), wonach wir seine Geburt um die
Mitte des Jahrhunderts ansetzen können.) Von unangesehener
Herkunft‘), kam er durch Antipatros und Kassandros im Staate
empor, denen er diente, obwohl Antipatros seinen Bruder um-
1) Plut. Phok. 4, von A. Schäfer Philol. IX, 168#. combinirt mit Vit.
X or. 8608, wo von Hypereides: γραψάμενος δὲ καὶ τὴν Φωκίωνος δωρεάν,
ἣν εἶπε Μειδίας Μειδίου ᾿Αναγυράειος ἐπὶ Ξενίου (Εὐξενίππου Sch., d. i. 118,
4) ἄρχοντος --- ἡττήθη. — Von Gl. das. 848D: ῥήτορα καὶ λόγους ευττρά-
ψαντα. 3) Diog. Υ͂, c. 5, $ 164. gibt besonders Nachrichten über ihn.
Von Neueren vgl. Ostermann, de Dem. Phal. vita etc. part. I Hersfeld 1847.
p. II Fulda 1857 (mir nicht; zugänglich), und darnach Zeller Philos. d. Gr.
U, 2 (8. Aufl.) 8. 897. 8) Eruditissimus horum omnium engt von ihm
Cicero (Brut, 37), im Vergleich mit den früheren attischen Rednern. 4)
Diog. Υ͂, 75: ἄρξαεθαι δ᾽ αὐτὸν τῆς πολιτείας φηεὶ Δημήτριος ὁ Μάγνης ἐν
τοῖς Ὁμωνύμοις, ὁπότε φυγὼν ᾿Αλέξανδρον εἰς ᾿Αθήνας ἧκεν Ἅρπαλος. 5)
So Ostermann und Zeller. 6) Diog. 1. 6. οὐκ εὐγενὴς div; unklar ist was
76 über die Verbindung mit Konon hinzugefügt wird.
Demetrios von Phaleron. 311
gebracht hatte; sei es nun dass Ehrgeiz, oder die bei Theophrast.
eingesogene politische Ueberzeugung ihn zu der Partei der
Makedonier und Oligarchen führte. Mehr als zehn Jahre lang,
von 318—307, regierte er Athen als Kassandros’ Verweser;
gestürzt fand er schliesslich in Aegypten bei Ptolemaios Soter
ehrenvolle Aufnahme, und erwarb sich dort namentlich um die
Gründung der alexandrinischen Bibliothek grosse Verdienste.
Die Thronbesteigung des Philadelphos (283), gegen dessen Nach-
folge er gewirkt hatte, wurde ihm verderblich: er wurde als
Gefangener an einen entfernten Ort Aegyptens geschickt und
starb daselbst. Betreffs seiner Wirksamkeit in Athen, die uns
hier zumeist interessirt, ist nicht in Abrede zu stellen, dass sie
für das materielle Wohlbefinden und die äussere Ordnung sehr
erspriesslich war; ebensowenig aber, dass alle idealeren Bestrebungen
dabei vollständig fehlten.‘) Nicht nur in seiner äusseren Stellung
war Athen aufs schimpflichste erniedrigt, sondern auch im
Inneren geschah wohl für das augenblickliche Vergnügen etwas,
aber nichts für dauernden Schmuck der Stadt?), wenn man nicht
etwa der Intention nach die 360 Statuen als solchen rechnen
will, die dem Demetrios nach Volksbeschluss errichtet wurden,
mit seinem Sturze aber natürlich wieder verschwanden. Noch
mehr belastend ist, dass dieser Philosoph zwar strenge Luxus-
gesetze gab, selbst aber ungeheuern Tafelluzus trieb, dass er sich
das Haar färbte und das Gesicht schminkte, endlich auch Lieb-
schaften aller Art pflegte, zu denen sich — ein redender Beweis
für die sittliche Verkommenheit der damaligen Athener — die
Knaben bei seinen Spaziergängen mit allen Buhlkünsten ihm
wetteifernd aufdrängten.?) Soviel fehlte daran, dass die zur
Herrschaft gekommene Philosophie etwa nach dem platonischen
1) Vgl. die Stelle des Demochares oben 8. 305, 7. Andre urtheilen schr
günstig: Strabo IX, p. 398; Diog. V, 77; Cic. de leg. ΠΙ, 14 u. 5. w. Von
Neueren 8. Droysen Diad. II, 106, 2) Nach Cic. offic. II, 60 tadelte er
auch den Perikles, weil er soviel Geld auf die Propyläen verwandte. Hin-
gegen wirft Duris (Ath. XIL,.c. 60) dem D. selber vor, er habe von den
1200 Tal, Einkünften, die Athen unter ihm hatte, das Meiste für seinen
eignen Luxus verschwendet! 3) 8. Duris und Karystios b. Athen. XI,
6. 60; Phaedr. Fab. VI, 1.
812 Demetrios. Schriften.
Ideal die Bürger besser gemacht hätte; bei dieser hoffähigen und
eleganten Philosophie war vielmehr das corrumpere et corrumpi
einziges Ergebniss. Man nannte den Regenten Λαμπετώ, xapı-
ToßA&papoc!), oder wie der schmeichelnde Dichter Kastorion von
Soloi hAıönoppoc?), wegen seines immer heiteren und glänzenden
Gesichts und seines liebreizenden Blickes.
Betrachten wir nun auch den Schriftsteller. Seine Schriften
waren nach Diogenes noch zahlreicher als die der andern gleich-
zeitigen Peripatetiker°); uns ist auch das Verzeichniss derselben
nur unvollständig erhalten‘), und die Fragmente sind verhält-
nissmässig äusserst gering. Ein grosser Theil der Schriften war
historisch-antiquarischen Inhalts, andere betrafen die Dichter,
während er sich mit Naturkunde nicht befasste; von der Philo-
sophie behandelte er die Ethik und Politik, erstere in einer ,
Reihe von Einzelschriften wie περὶ χάριτος, περὶ μεγαλοψυχίας,
περὶ τύχης.) Auch zwei Bücher Rhetorik werden aufgezählt,
und einiges was für die Beredsamkeit in Anspruch zu nehmen
ist: eine Gesandtschaftsrede (mpecßeuriköc), eine Rechtfertigungs-
schrift über seine zehnjährige Verwaltung (περὶ τῆς dekaeriac),
dann die entsprechende Anklage gegen die Athener (Ἀθηναίων
καταδρομή), ferner eine Vertheidigung des Sokrates und Anderes
mehr.) Es sind dies grösstentheils keine wirklich gehaltenen
Reden; doch wird auch von solchen, Demegorien sowohl wie Ver-
theidigungen, noch manches vorhanden gewesen sein.”) Polybios
1) Diog. V, 76. 8) Duris Ὁ, Ath.l.c. 8) Diog. V, 80: πλήθει
δὲ βιβλίων καὶ ἀριθμῷ crixwv cxedöv ἅπαντας παρελήλακε τοὺς κατ᾽ αὐτὸν
περιπατητικούς, εὐπαίδευτος ὧν καὶ πολύπειρος παρ᾽ ὁντινοῦν. 4) Das.
80—81. 8. ausser der Abhandlung von Ostermann Herwig, üb. Dem. Ph.
Schriften, Rinteln 1850 (mir nicht zugänglich). 5) Diog. fährt $ 80
fort: ὧν τὰ μέν ἐςτιν Icropınd, τὰ δὲ πολιτικά, τὰ δὲ περὶ ποιητῶν, τὰ δὲ
ῥητορικά, δημηγοριῶν τε καὶ πρεεβειῶν, ἀλλὰ μὴν καὶ λόγων Alcurmeiuv
cuvaywyal καὶ ἄλλα πλείω. 6) Sauppe Ο. A. II, 344f. zieht manches wohl
mit Unrecht: dazu, wie den ᾿Αρταξέρξης, Ὁμηρικός, ’Apıcrelönc. — Dass die
Schrift Δημητρίου περὶ ἑρμηνείας mit ihm nichts zu thun hat, ist längst
erkannt. — Ich erwähne nach Westermann Gr. Ber. $ 74, 14, dass laut
einer Notiz im Giorn. Arcad. Sett. 1820 p. 339. A. Mai in einem Cod.
palimps. des Aristides auf der vatikanischen Bibliothek Einiges von ihm
gefunden haben wollte. 7) Vgl. die citirte Stelle des Diogenes; auf
Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 313
las und schätzte ihn‘); auch Cicero erwähnt ihn gerade als
Redner oft mit vielem Lobe?); desgleichen weiss ihn Quintilian
zu würdigen.) Sonst freilich ist er in der Kaiserzeit wenigstens
bei den Rhetoren fast vergessen, indem ja der Atticismus ihn
aus der Reihe der Klassiker gestrichen hatte.*) Wie er nun nach
dem Inhalte seiner Schriften halb als Philosoph, halb als Staats-
mann erscheint, so wird die Form derselben von Diogenes, der
ihn unter den Philosophen bringt, durch die beigemischte
rednerische Kraft charakterisirt), und umgekehrt von Cicero,
der ihn als Redner fasst, durch die Lieblichkeit, welche die
Schule des Theophrastos zeige, während man die rednerische
Kraft vermisse.‘) Er sei, sagt derselbe, nicht aus einem Soldaten-
zelte auf den Kampfplatz getreten, sondern aus den schattigen
Hallen des Theophrast; nicht die Waffenübung, sondern die
Palästra habe ihn für den Redekampf vorgebildet; daher habe
auch seine Rede bei den Zuhörern nur ein gewisses angenehmes
Gefühl, keinen Stachel, wie das Eupolis von Perikles sage, hinter-
lassen können.”) Cicero schreibt es sogar den Attieisten nach,
dass bei Demetrios nicht mehr die natürliche Anmuth der echten
Attiker, sondern geschminkte Reize seien; er sei der erste, welcher
die Beredsamkeit verweichlicht habe.°) Anderswo indes ist er
gerichtliche Reden (Vertheidigungen) weist Anonym. Techn. Sp. Rh. Gr.
I, 442. 1) Polyb. eitirt ihn X, 24, 7 (Ausspruch über Heereswesen),
ΧΧΙΧ 6° (περὶ τῆς τύχης ὑπόμνημα), ΧΧΧΥ͂Ι 1P 2. 2) 8. die Stellen
unten; als philosophischer Schriftsteller kommt er vor de-fin. V, 54; de
leg. III, 14; auch führt Cie. mehrfach Nachrichten aus ihm an. 8)
Quint. X, 1, 80: φαίπ etiam Phaleren illum Demetrium, quanquam is
primus inclinasse eloquentiam dicitur, multum ingenii habuisse et facundiae
fateor, vel ob hoc memoria dignum, quod est ultimus fere ex Atticis, qui
diei possit orator. Vgl. indes daneben X, 1, 33. 4) Nur Demetr. π᾿
pp. $ 289 u. Anonym. 1. 6. benutzen ihn. 5) Diog. V, 82: χαρακτὴρ
δὲ φιλότοφος, εὐτονίᾳ ῥητορικῇ καὶ δυνάμει κεκραμένος. 6) Cic. de off.
1, 1, 8: disputator subtilis, orator parum vehemens, duleis tamen, ut
Theophrasti discipulum possis agnoscere. Orat. 91: hoc in genere ner-
vorum vel minimum, suavitatis autem est vel plurimum. 7) Ders. Brut.
37: non tam armie institutus quam palaestra; itaque delectabat Athenienses
magis quam inflammabat; processerat enim in solem et pulverem non ut
e militeri tabernaonlo, sed ut e Theophrasti doctissimi hominis um-
braculis, e. q. 8. 8) Das. 86: ut opinio mes fert, sucus ille et sanguis
814 Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller.
mit dem Urtheile der Atticisten nicht eben einverstanden: es
scheint ihm aus Demetrios’ Reden Athen selbst zu duften!), und
er sieht in ihm geradezu das Muster für jenen mittleren rednerischen
Charakter, der ebensoweit von der Knappheit eines Lysias, wie
von der Macht eines Demosthenes absteht.?) „Seine Rede,“ sagt
er, „gleitet sanft und still dahin, und wird, wie von Sternen,
von Metaphern und Metonymien erhellt und geschmückt; die
Metapher nämlich ist bei ihm sehr häufig, die Metonymie aber
bei keinem andern häufiger. Hierzu kommen alle möglichen
Figuren der Worte, auch viele des Gedankens; es finden sich
reich ausgeführte Gemeinplätze; kurz es sind so viele Reize, dass
man, wenn nicht ein Demosthenes unmittelbar danebengestellt
wird, seinen Beifall nicht versagen kann“.’) — Nach diesen
Schilderungen lässt sich annehmen, dass Demetrios als Redner
im ganzen und grossen denselben Stil wie als philosophischer
Schriftsteller hatte, und darin zunächst liegt die Entartung, dass
die in der peripatetischen Schule ausgebildete reichgeschmückte
Schreibart, die wir bei den Philosophen nicht nur billigen,
sondern auch bewundern, von Demetrios in die praktische Rede
hineingetragen wurde.*) Gleichwie er sich eines glänzenden und
heiteren Aussehens befliss, so auch einer schimmernden und
anmuthvollen Rede; dem Demosthenes wäre eine solche ebenso
unmöglich gewesen, wie dem ἡλιόμορφος Demetrios die äusserlich
incorruptus nsque ad hanc aetatem oratorum fait, in qua naturalis inesset,
non facatus nitor. (37) Phalerens enim successit eis — — (38) hie primus
inflexit orationem et eam mollem teneramque reddidit e. q. 8. (vgl.
Quint. 1. 6. inclinasse eloquentiam). 1) Orat. 285, im Streit mit den
Atticisten. 2) Orat. 918. 8) Das.: (92) in qua (forma orationie) multi
oruerunt apud Graecos, sed Phalereus Ὁ, meo iudieio praestitit ceteris,
euius oratio cum sedate placideque labitur, tum illustrant eam quasi stellae
quaedam tralata verba atque immutata. — — (94) haec (diese Tropen)
frequentat Phalereus suntque dulcissima, et quartquam tralatio est apud
eum multa, tamen immutationes nusquam crebriores. (95) in idem genus
orationis — verborum cadunt lumina omnia, multa etiam sententiarum;
laetae eruditaeque disputationes ab eodem explicabuntur et loci communes
sine contentione dicentur, e. 4. 8. 4) Vgl. Quint. X, 1, 33: memineri-
mus — — nec versicolorem illam, qua D. Ph, dicebatur uti, vestem bene
ad forensem pulverem facere.
Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 315
herbe demosthenische Weise. Wir haben nun aus den Abhand-
lungen einige Fragmente, die im allgemeinen sowohl das Urtheil
des Cicaro wie das des Diogenes bestätigen.') Es ist nämlich
in dem einen der längeren Stücke in der That rednerisches
Leben: zum Dialog entwickelte mehrfache Hypophora, und dies
wiederholt und in parallelen Systemen; dabei Anaphora, Asyndeton,
rhetorische Frage; kühne Personifikation daneben; für eine Ab-
handlung ist der Figuren beinahe zu viel.) Der Satzbau ist
natürlich hier ganz aufgelöst; hingegen in dem andern der
längeren Fragmente, welches Polybios aus der Schrift περὶ τύχης
anführt°), bildet der Schriftsteller sehr schöne und reiche
Perioden, und dies mochte in den Abhandlungen eine gewöhn-
liche Schreibart sein. Aber in den Reden muss er allzu lange
Perioden gemieden haben; wenigstens tadelte er die Länge der-
selben bei Isokrates, als schlecht geeignet für den Vortrag.‘)
Dies ist also der Anfang zu jener Zerstückelung der Rede in
kleine Sätze, wie sie durch den Asianer Hegesias geschah. —
Der Ausdruck bietet in allen unsern Resten nichts sehr auffälliges,
auch kein Uebermass an Tropen, noch grosse Kühnheit darin;
man kann etwa aus dem letztgenannten Stücke anführen: ἣ πρὸς
τὸν βίον ἡμῶν ἀεύνθετος („keine Verträge schliessend“) τύχη,
was zugleich Compositum; Μακεδόνας εἰς τὴν ΠΠερεῶν εὐδαιμονίαν
eicoıkicaca, und gleich darauf: διότι καὶ τούτοις ταῦτα τἀγαθὰ
κέχρηκεν. Alle Ausdrücke dieser merkwürdigen Stelle, in welcher
Demetrios den einstigen Untergang des makedonischen Reiches
1) Polyb. X, 22, 7; XXIX 6°; XXXVI, 1b, 2; Stob. Flor. 8, 20 (aus
ἃ. Schrift περὶ xäpıroc?); Plut. Cons. ad Apoll. c. 6; Rutil. Lup. I, 1 (περὶ
χάριτοςῦ); I, 16 (περὶ μεγαλοψυχίας). Den Reden kann man nichts mit
überwiegende Wahrscheinlichkeit zuweisen. 2) Stob. 8, 20: αὐτίκα γὰρ
εἰ τῷ πολεμοῦντι καὶ παρατεταγμένῳ mapacraiev ἤ τ᾽ ἀνδρία καὶ ἡ δειλία,
πόκον ἂν oleche διαφόρους εἰπεῖν λόγους; ἄρ᾽ οὐχ ἡ μὲν ἀνδρία μένειν κελεύοι
καὶ τὴν τάξιν διαφυλάττειν; ἀλλὰ βαλοῦειν' ὑπόμενε. ἀλλὰ Tpwöhconar-
καρτέρει. ἀλλ᾽ ἀποθανοῦμαι' ἀπόθανε μᾶλλον ἢ λίπῃς τὴν τάξιν. ἀτενὴς
οὗτος ὁ λόγος καὶ «κληρός. ἀλλ᾽ ὁ τῆς δειλίας κτέ. Auch das Fragment bei
Rot. II, 16 ist stark figurirt, durch Antitheton, anaphorische Systeme
(nobis — nos —; nobis — nos —), Asyndeton. 8) Polyb. XXIX, 65.
4) Philodem. x. ῥητορ. IV, 17: πονηρὸν γὰρ εἰς ὑπόκριειν αἱ μακραὶ περί-
obor, ὡς καὶ παρὰ τῷ Φαληρεῖ κεῖται περὶ τῶν Ἰκοκράτους.
816 Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller.
vorausverkündigt, sind schön und wohlgewählt; dagegen jenes
erstere Stück hat bei seiner leichteren und lebhafteren Fügung
auch auffällige Idiotismen des Ausdrucks.‘) Aus einem kleineren
Fragmente hebe ich das in klassischer Zeit nirgends nachweis-
bare γικήματα hervor?), welches sich vergleicht mit Ausdrücken
des Epikur, die Kleomedes als Beweise verdorbenen Ge-
schmackes anführt: capxöc εὐςταθῆ καταςτήματα, ἱερὰ ἀνακραυ-
τάςματα, λίπαςμα, ἐλπίεματα.) Indes bei Demetrios zeigt sich
eine an sich fehlerhafte Geschmacksrichtung doch erst in der
Composition der Worte. Diese nämlich ist nicht bloss sorgfältig,
was sich in der ziemlich strengen Meidung des Hiatus zeigtt),
sondern in Bezug auf den Rhythmus und speziell auf die Clausel
wenigstens in dem Fragmente aus περὶ τύχης entschieden manierirt,
Εἰ γὰρ λάβοιτε μὴ χρόνον ἄπειρον | μηδὲ γενεὰς πολλάς, |
ἀλλὰ πεντήκοντα μόνον ἔτη ταυτὶ τὰ πρὸ ἡμῶν) | γνοίητ᾽ ἂν
ὡς τὸ τῆς τύχης χαλεπὸν ἐνταῦθα | nevmkocröv τὰρ ἔτος
οἴεςθ᾽ ἂν | ἢ Πέρεας ἢ βαειλέα τὸν Περεῶν | ἢ Μακεδόνας
ἢ βαειλέα τὸν Μακεδόνων | εἴ τις θεῶν αὐτοῖς προὔλετε τὸ
μέλλον | πιςτεῦςαί ποτ᾽ ἂν ὡς εἰς τοῦτον τὸν καιρόν | Περεῶν
μὲν οὐδ᾽ ὄνομα λειφθήςεται τὸ παράπαν | οἱ mächc cxedöv τῆς
οἰκουμένης ἐδέεποζον | Μακεδόνες δὲ πάεης kparhcoucıv, | ὧν
οὐδ᾽ ὄνομα πρότερον ἦν; Die Mehrzahl der Clauseln lässt
sich hier auf die Grundform -u--v zurückführen, woraus durch
Auflösung der Längen wu__-v und -uw_.© hervorgeht, dazu
mit Verlängerung einer Senkung w - w - Ὁ; mit diesem katalek-
tisch-kretischen Ausgange wechselt hie und da der akatalektische
-vwwu.. Auch im weiteren Verlauf der Stelle ist jener erstere
Ausgang noch herrschend.°) Also, während Demosthenes ein räcı
1) Nicht nur νὴ Δία, sondern auch das obscöne περαίνειν. 2) Polyb.
XXXVI, 1°, wo ausserdem die gleichfalls nicht alten Verbalsubstantive
ἔνεταεις und ἀποτεύξεις vorkommen. 8) Kleomedes π. μετεώρων B c. 1
p- 112f. Bake. — Pollux VI, 183 tadelt bei Hypereides ἀναιςχύντημα, oben
8.27. ° 4) In dem Frg. aus περὶ τύχης ist kein Hiatus und keine harte
Elision; Pol. XXXVI 1® 2 doxoüc εἶναι, τἀναντί᾽ ἀπεργάζεται; Stob. 8, 20
ist der Hiat ausser bei elisionsfühigen Vokalen auch in der Pause, sowie
ei καί, μή, ἡ zugelassen. 5) Emendation für das ταύτῃ πρὸ ἡ. des
Codex. 6) Es fügen sich in diese Form: καινοποιοῦςα, πᾶςιν ἀνθρώποις,
Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 317
καὶ πάςαις und Cicero ein balneatori oder esse videatur zwar gern
hat, aber doch nicht masslos häufen mag'), so glaubte Demetrios
nicht minder wie Hegesias und die Asianer seine Rede dadurch
über die Prosa noch mehr zu erheben, dass er statt der regel-
losen ῥυθμοί der höheren Lyrik die stichische Composition der
μέτρα nachahmte. Wie verfehlt und ermüdend eine solche Gleich-
förmigkeit beim Redner sei, hebt Cicero mit vollem Recht
hervor?); aber darin besteht eben die Verderbniss des Geschmacks
bei jenen Männern, dass sie dies nicht fühlten. Auch die Wort-
stellung erscheint bei Demetrios hie und da etwas verkünstelt:
yvoint’ ἂν ὡς τὸ τῆς τύχης χαλεπὸν ἐνταῦθα, statt Tvoint’ ἂν
ἐνταῦθα ὡς re.) Insofern aber zeigt er besseren Geschmack als
Hegesias, dass er den kräftigeren kretischen Rhythmus, nicht
wie jener den Ditrochäus bevorzugte‘); denn diese letztere Schluss-
form scheint geradezu den verrufenen Sotadeen nachgebildet zu
sein. — In Bezug auf die Oekonomie der Reden hören wir, dass
Demetrios bei Vertheidigungen es sich erlaubte, die Erzählung
erst im Epilog oder gar nach demselben zu bringen; es sei das,
sagt der dies mittheilende Rhetor, in dem Falle angemessen, wo
die Richter durch die Ankläger besonders stark eingenommen
seien.) Eine solche Umkehrung der natürlichen Ordnung und
ein so unberechtigtes Ueberwiegen des Pathetischen scheint den
philosophischen Redner und Verfasser einer Rhetorik in bedenk-
liche Gemeinschaft mit Deinarchos zu bringen. Zum Rühren
mochte Demetrios nach seiner weichlichen und sentimentalen
τἀγαθὰ κέχρηκεν, (βουλεύ)γηται περὶ αὐτῶν; von andrer Art sind: ἀεύν-
θετος τύχη, ἐνδεικνυμένη, εἰςοικίςαςα. --- In dem Frg. XXXVI 1b haben wir
μὲν δοκοῦντ᾽ εἶναι, νικήματα ποιεῖ μείζω, ἀςχήμων δὲ καὶ φαύλη, neben eben-
sovielen Ausgängen von andrer Art. Stob. 8, 20 zeigt sich keine Manier;
doch ist der kretische Rhythmus z. Bap. in πολύ τε κἀνταῦθα τὸ μεταξύ
wohl nicht ungesucht. 1) Gleichwohl wurde letzterer mit diesen Clauseln
arg verspottet, s. Quint. IX, 4, 64; Tacit. Dial. c. 28. 3) Cie. Orat.
213: in orationis numero nihil est tam vitiosum, quam si semper est idem.
8) Den gleichen Fehler bei Hegesias hebt Dionys. Comp. p. 27#f. hervor;
8. Gr. Bereds. 8. 28f. 4) Das. 29f. 6) Anonym. Techn. Sp. Rh. Gr. I,
442 (aus Alexandros Numenios’ 8. und Neokles): παρὰ μὲν οὖν Δημητρίῳ
τῷ Φαληρεῖ ἐν ἐπιλόγοις καὶ μετ᾽ ἐπίλογον κεῖςθαι dıymcıv' ἁρμόζειν γὰρ τὸ
τοιοῦτο, ὅταν «φοδρότερον ὑπὸ τῶν κατηγόρων καταληφθῶςειν οἱ δικαεταί.
318 Charisios.
Art, die auch in den Fragmenten zuweilen hervortritt!), besonders
geschickt sein; das Pathos des Anklägers und das des patriotischen
Staatsmannes ging ihm jedenfalls ab. — Endlich bezeichneten
ihn Einige als Erfinder jener Deklamation über Rechtsfälle mit
typischen Figuren, welche den Asianern und den Späteren zur
Uebung diente; doch stand nach Quintilian eigentlich nur soviel
fest, dass die Sache zu seiner Zeit aufgekommen.?) Also man
sah den Demetrios gewissermassen als Urheber der asianischen
Beredsamkeit an, und glaubte deshalb auch die mit dieser ver-
bundene Art von Deklamation auf ihn zurückführen zu können.
Nun ist allerdings zwischen Demetrios und dem ersten
Asianer Hegesias immer noch ein bedeutender Unterschied. Jener
hatte noch nicht, was diesen besonders kennzeichnet, die Ab-
neigung gegen jeden periodischen Satzbau; ebensowenig finden
sich bei ihm die in geschmacklosester Weise gekünstelten
Ausdrücke und Wendungen des Asianers°®); vielmehr, wenn man
vom Rhythmus absieht, ist nichts zu tadeln, als die für den
Redner fehlerhafte Neigung das Ohr zu kitzeln. Vielleicht ist
man aber noch in Athen auf dem verkehrten Wege bereits weiter
vorgeschritten. Nämlich Hegesias, der weit entfernt war seine
asianische Manier als solche der attischen als etwas besseres
entgegenzustellen, bezeichnete als sein Muster unter den Attikern
neben dem Lysias den Charisios*), welcher nach Cicero zugleich
mit Demochares thätig war, also zu Ende des 4. Jahrhunderts
und zu Anfang des dritten.°) Charisios war sehr fruchtbar als
1) 8. das Frg. aus περὶ τύχης, und das bei Plut. Consol. ad Apoll. c. 6.
2) Quintil. II, 4, 41: fietas ad imitationem fori consiliorumgue materias
apud Graecos dicere circa Demetrium Phalerea institutum fere constat. An
ab ipso id genus exereitationis sit inventum —, parum comperi; sed ne hi
quidem, qui hoc fortissime affirmant, ullo satis idoneo auctore nituntar.
Ueber Aischines’ Ansprüche auf diese Erfindung s. oben 8. 234. 3) 8.
Gr. Bereds. 8. 27#. 4) Cie. Brut. 286: at Charisi vult Hegesias esse
similis, isque se ita putat Atticum, ut veros illos prae se paene agrestes
putet. — Orat. 226: quam (comprehensionem, Periode) perverse fugiens
Hegesias, dum ille quoque (wie die römischen Atticisten, die C. bekämpft)
imitari Lysiam vult, saltat incidens particulas, 5) Brut. 1. ὁ.
Charisios. 319
Logograph für Andere‘); manche wollten als Verfasser seiner
Reden den Dichter Menandros ansehen, was wieder auf dieselbe
Zeit führt.?) Leider haben wir von diesem Redner nicht ein
Wort im Original; einige Andeutungen des Cicero und drei
übersetzte Stellen bei Rutilius Lupus®) befähigen kaum zu einem
Urtheil. Cicero sagt, es scheine als habe er dem Lysias ähnlich
sein wollen, und stellt ihn in Gegensatz zu dem Demostheniker
Demochares‘); die heue Richtung also, in der Hegesias ihm
folgte, befand in der Abwendung von dem Wege des Demosthenes,
und in der wenigstens vorgeblichen Rückkehr zu dem des altes
Lysias. Was aber diesen Leuten an letzterem gefiel, war nicht
etwa die Einfachheit und Schlichtheit des Ausdruckes und der
Gedanken, und"ebenso wenig die mangelnde Glätte der Com-
position; denn auch Hegesias mied den Hiatus, und von jener
Einfachheit war schon Charisios soweit entfernt, dass er, um
auf die Gefühle der Richter za wirken, den personifieirten Staat
auftreten zu lassen und dies Bild aufs breiteste auszuführen sich
nicht scheute.°) Also, was in der That Cicero andeutet®), die
Einfachheit des Satzbaues war die Eigenschaft des Lysias, die
ihn dem Hegesias empfahl, und nach dem über Demetrios Ge-
sagten ist es ganz glaublich, dass schon Charisios eine gewisse
1) Das. (multarum orationum, quas scribebat aliis). 2) Quint. X, 1,
70: nec nihil profeeto viderunt, qui orationes, quae Charisii nomine
eduntur, a Menandro scriptas putant. Sed mihi longe magis orator pro-
bari in opere suo videtur (ἃ. i. er zeigt sein rednerisches Talent in seinen
Komödien viel besser). 3) Rut. L. I, 10; IT, 6. 16. Das zweite Frg. ist
augenscheinlich aus einem λόγος dnuöcıoc (Anklagerede in einer die Frei-
heit des Volkes betreffenden Sache, aus d. J. 307?). 4) Cie. Brut. 286:
duo fuerunt per idem tempus dissimiles inter se, sed Attici tamen, quoram
Ch. multarım orationum, quag seribebat aliis, cum cupere videretur imitari
Lysiam (d. h. doch nicht bloss in Bezug auf die Logographie und die
Menge der Reden, woran allerdings zunächst zu denken ist), Demochares
autem 6. q. 8. Vgl. oben 8. 308. 5) Rut. L. II, 6: existimate quaeso
rempublicam hic adesse, et pro vestra libertate supplicem vobis 'accidere,
simul et liberos vestros, matres familias amplexam tenere, parentes vestros,
aetate confectos ad se applicare, redigere vobis in memoriam, qualem se a
maioribus acceperitis, obseerare e. q. 8. Die Stelle erinnert an Dein. 1,
108, ist aber ungleich ausgeführter und kühner. 6) Orat. 226 (oben
8. 318, Anm. 4).
820 Ausgänge der Attischen Beredsamkeit. Rückblick.
Manier in der Meidung der Periode zeigte. In zweien seiner
Fragmente sind lauter ganz kurze Sätze, was freilich zum Theil
durch die Figur des Polyptoton, beziehungsweise der gehäuften
Antithese motivirt erscheint; in dem dritten ist der grosse Satz
nur durch die einfachste Anreihung so ausgezogen.!) — Ganz
verdorben kann Charisios’ Manier nicht. gewesen sein, da Cicero
keinen Tadel gegen ihn hat?), und da man es wagen konnte in
einem Menandros den Verfasser dieser Reden zu sehen.
Dies also sind die Ausgänge der attischen Beredsamkeit,
wnd zugleich die Anfänge einer neuen Art, die von da ab Jahr-
hunderte lang in grosser äusserlicher Blüte stand, aber. weder
in Athen ihren eigentlichen Sitz, noch von dieser Stadt ihren
Namen hatte. Wir würden das Mass unserer’ Aufgabe über-
schreiten, wenn wir über den jetzt erreichten Punkt hinausgehen
wollten, der ebenfalls schon in einem Grenzgebiete liegt; was
also noch erübrigt, ist ein Rückblick auf die gesammte bisher
dargestellte Entwickelung. ᾿
Die Geschichte der attischen Beredsamkeit ist nicht zum
wenigsten darum interessant und lehrreich, weil sie einen so
durchaus regelrechten und naturgemässen Verlauf genommen
hat. Dasselbe ist mit Bezug auf andere Zweige der griechischen
Litteratur oft gesagt worden; der Grund der Erscheinung ist
der, dass die Entwickelung nirgends durch von aussen kommende
Einflüsse gestört und abgelenkt wurde. Ganz anders ist es bei
der Geschichte der römischen Litteratur und auch speziell der
römischen Beredsamkeit, die gerade in der Zeit ihrer Blüte den
allerstärksten und zwar unter sich ganz verschiedenartigen
griechischen Einflüssen unterlag. Die römische Beredsamkeit ist
auch insofern gegen die attische in Nachtheil, als wir jedenfalls
1) Letzteres Frg. oben 8.319, Anm. 5; ein andres (Rut. I, 10) lautet: Pater
hie tuus nune denique est, üt egestatem tuam debere alere videatur?
„Patrem nunc appellas, quem prius egentem anxilio tuo ut alienum de-
seruisti? Patri tu filius es ad potiundas opes, cnius ad senectutem violan-
dam erudelissimus hostis fuisti? Nimirum nullo consilio liberos procreamus.
Nam maiorem parte ex illis doloris et contumeliae capimus. 3) Er will
ihn vielmehr Br. 1. ὁ. durchaus als Attiker gerechnet wissen.
Rückblick. 321
ausser Stande sind irgend welche Entwickelung in ihr genügend
zu erkennen und nachzuweisen, weil dieser ganze Litteraturzweig
für uns wesentlich durch einen Mann vertreten wird. In Griechen-
land hat njemals Demosthenes ein so erdrückendes -Uebergewicht
gehabt; somit sind von einer grossen Anzahl attischer Redner
aus den verschiedensten Zeiten Werke auf uns gekommen. Nun
ist allerdings die Entwickelung, die sich in diesen Werken dar-
stellt, keine so ganz einfache und einheitliche; vielmehr gehen
die sophistische und die praktische Beredsamkeit nebeneinander
her, und namentlich letztere, wird von ersterer förtwährend be-
einflusst. Beide Gattungen wurden aus Sieilien nach Athen ein-
geführt, die eine durch Gorgias, die andere durch Teisias, und
zwar brachte letzterer speziell die gerichtliche Beredsamkeit,
weil es hierfür ungleich mehr als für die Demegorie einer Technik
zu bedürfen schien. Nämlich bei dieser praktischen Beredsam-
keit ist der Inhalt das eigentlich Kunstmässige, hingegen bei
der sophistischen die Form. So sind die Anfänge der beiden
Gattungen geschieden, aber eine gewisse Vermischung musste
bald eintreten, weil die praktischen Redner der von den Sophisten
geschaffenen Kunstform nicht entrathen konnten, und die Sophisten
den Bedürfnissen der Praxis Rechnung zu tragen hatten, für die
sie doch bilden wollten. Häufig ist derselbe Mann ein Meister
in beiden Gattungen, wenn auch gemäss seiner besondern Anlage
in der einen mehr als in der andern; so Lysias und Isokrates.
Hinsichtlich des Inhalts nun ist eine Weiterentwickelung nur in
geringerem Masse vorhanden: bereits eine isokratische Gerichts-
rede wie der Trapezitikos zeigt die grösstmögliche Meisterschaft
in der Behandlung des Falles. Was sich hauptsächlich entwickelt,
ist die Form, und zwar auch allgemein die Form für die Prosa,
indem die Geschichtschreibung in dieser Hinsicht sich in fort-
dauernder Abhängigkeit von der Rhetorik und speziell der
Sophistik befindet. Als Gorgias in Athen auftrat, fand er keine
attische Prosa vor, die sich von der gewöhnlichen Rede unter-
schieden hätte; was er schuf, war ein Mittleres zwischen gewöhn-
licher Rede und Poösie, und zwar letzterem Extrem noch stark
angenähert, jedoch in Hinsicht auf Composition und Figuren
Blase, attische Beredsamkeit. III, 2, 21
822 Rückblick.
nicht ohne spezifische Eigenthümlichkeiten. Antiphon, der Ur-
heber der gerichtlichen Logographie, kann diesen Stil nur mit
bedeutender Ermässigung des Poötischen übernehmen, doch hat
er dagegen so wenig wie Thukydides einen principiellen Wider-
spruch. Anders die auf Gorgias folgenden Rhetoren, Thrasymachos
und Lysias. Ersterer bildet einen mittleren, spezifisch prosaischen,
namentlich auch für die höhere praktische Beredsamkeit brauch-
baren Ausdruck aus, und entwickelt zugleich die prosaische
Periode, von der bei Gorgias erst die Anfänge vorliegen. Lysias
aber geht im Ausdruck an das Extrem der, gewöhnlichen Rede
ganz nahe heran, und wird so der Meister in der gerichtlichen
Privatrede, während für die höhere praktische Beredsamkeit und
für die sophistische, von welcher letzteren er ausgeht, sein Stil
zu dünn ist. Nun bildet Isokrates, auf Thrasymachos’ Wegen
gehend, den Stil der höheren Gattungen und insbesondere die
Periode in einer Weise aus, dass für epideiktische Rede und
Geschichtschreibung ein Fortschritt nicht mehr stattfinden kann:
diese Entwickelung ist hiermit zu Ende, und ein prosaischer
Normalstil geschaffen, der erst mit dem Asianismus theilweise
aufgegeben wird. Hingegen für die praktische Rede ist dieser
selbe Stil nicht so geeignet, weil er unlebendig ist und sich
nicht für den Vortrag schickt. Einigermassen nun entwickelt
bereits Isaios einen mehr agonistischen Stil, doch hindert diesen
Redner ‘die Niedrigkeit seiner Aufgaben. Derselbe zeigt auch
schon etwas von der rednerischen δεινότης, ἃ. i. der Gewandtheit,
Sicherheit, Verschlagenheit im Redekampf. Bei seinem Schüler
Demosthenes aber ist sowohl die δεινότης wie das rednerische
Leben in höchster Vollendung da, und zugleich vereinigt er alle
brauchbaren Errungenschaften der epideiktischen Rede, so dass
er auch den höchsten Aufgaben der praktischen Beredsamkeit
gerecht werden kann. Eine Steigerung über das hiermit Geleistete
ist nieht mehr möglich; auch Demosthenes’ Zeitgenossen können
nicht in seiner Weise mit ihm wetteifern, sondern nur durch eine
verschiedene Form der Beredsamkeit, die der Iysianischen ähnelt,
und die sich für manche, namentlich geringere Vorwürfe besser
schickt als die an und für sich weit höher stehende demosthenische
Nachträge zu Abth. I. Gorgias. ᾿ 323
Art. Nachdem nun aber somit innerhalb dieser Generation für
alle die verschiedenen Aufgaben der praktischen Beredsamkeit
die geeignetste Form gefunden und dargestellt ist, muss noth-
wendig wieder ein Sinken eintreten, und zugleich ist auch die
politische Geschichte Athens zu Ende. Ohne Thatkraft aber und
ohne Freiheit wird keine Beredsamkeit.
Nachträge zu Abth. I. I. II, 1.
(Vorbemerkung. Es kann nicht meine Absicht sein, an dieser Stelle
‚ auf alles dasjenige einzugehen, was z. Bsp. bezüglich der älteren Redner
seit dem J. 1868 neu an die Oeffentlichkeit getreten ist. Ich beschränke
mich vielmehr auf solche Fragen, wo nach meiner jetzigen Ansicht die
frühere Darstellung entschieden unrichtig oder ungenügend ist, und trage
ausserdem Belegstellen und sonstige kleinere Ergänzungen und Berich- _
tigungen 'nach.)
Abth. I (Gorgias bis Lysias).
8. 17, Z. 88; 61, 3f. Der Vers des Epicharm: τόκα μὲν
ἐν τήνοις ἐγὼν ἦν, τόκα δὲ παρὰ τήνοις ἐγών, ist nach Ahrens
Dial. II, 268. 571f. von Aristoteles u. Demetrios missverstanden:
τῆνος — τῆνος heisst „dieser — jener“.
8.20, 2. 9; 27, Z. 88. Für die Anekdote von Protagoras
und Euathlos ist bekanntlich die Quelle Aristoteles (im ζοφιετής),
5. Diog. VII, 54: xarnyöpnce δ᾽ αὐτοῦ (Protag.) ΤΤυθόδωρος TTo-
λυζήλου —, ᾿Αριετοτέλης δ᾽ Εὔαθλόν φηςι. Als historisch werden
wir die Anekdote dennoch nicht nehmen; sie mag schliesslich,
wie man vermuthet hat, auf Protagoras’ eigner Schrift Δίκη ὑπὲρ
μιςθοῦ beruhen und ein Witz von diesem sein.
8. 34. Suidas u. Περικλῆς hat: πρῶτος γραπτὸν λόγον
ἐν δικαςτηρίῳ εἶπεν, τῶν πρὸ αὐτοῦ cxediaZövrwv. Aehnliche
Notizen über das,. was jemand zu der Beredsamkeit neu hinzu-
gebracht, 8. das. u. TTpwrayöpac (πρῶτος δ᾽ οὗτος xre.). Γοργίας
(οὗτος πρῶτος xre.). ᾿Αντιφῶν (ἦρξε τοῦ δικανικοῦ χαρακτῆρος
μετὰ Γοργίαν). Κέφαλος (ὃς πρῶτος κτέ:). Θραεύμαχος (ὃς πρῶ-
τος περίοδον καὶ κῶλον κατέδειξε κτέ.). Wie diese letzte Notiz,
so mögen auch die übrigen schliesslich auf Aristoteles oder Theo-
21*
824 Nachträge zu Abth. I. Gorgias.
phrast zurückgehen. Nun hat Cicero Brut. 46 aus Aristoteles:
nam antea neminem solitum via nec arte, sed accurate tamen et
descripto plerosque dicere (vor dem Aufkommen der rhetorischen
Technik). Man ändert hier in descripte (8. 5, 26), wohl nicht
mit Recht. Denn es ist nichts unglaubliches, dass man schon
von Perikles ab die Reden vorher schriftlich aufzuzeichnen an-
fing, nämlich behufs der Einübung, ohne darum an spätere Ver-
öffentlichung zu denken. Von Perikles’ Sorgfalt im Reden be-
richtet Plutarch Per. c. 8: περὶ τὸν λόγον εὐλαβὴς ἦν, ὥςτε ἀεὶ
πρὸς τὸ βῆμα βαδίζων εὔχετο τοῖς θεοῖς μηδὲ ῥῆμα μηδὲν ἐκ-
πεςεῖν ἄκοντος αὐτοῦ πρὸς τὴν προκειμένήν χρείαν ἀνάρμοετον.
Mit der Veröffentlichung machte Antiphon den Anfang, Diodor
b. Clem. Alex. Str. I, 365: πρῶτον δικανικὸν λόγον εἰς Exdocıv
γραψάμενον (8. 8. 84).
8. 45, Z. 2ff. Nach Apollodor in den Xpovırd (bei Diog.
VIII, 58) wurde Gorgias 109 Jahre alt (ebenso Olympiodor
3. J. Suppl. XIV, S. 112).
8. 45, 2. 19#.; 54, 10f. Die Epigramme auf der wieder-
entdeckten Basis der Statue, welche dem Gorgias in Olympia
gesetzt war, lauten folgendermassen (s. Archaeol. Ztg. XXXV,
8. 43): ΄
Χαρμαντίδου Γορτίας Λεοντῖνος.
Τὴμ μὲν ἀδελφὴν Δηϊκράτης τὴγ Γοργίου ἔσχεν,
ἐκ ταύτης δ᾽ αὐτῶς) γίγνεται Ἱπποκράτης,
Ἱπποκράτους δ᾽ Εὔμολπος, ὃς εἰκόνα τήνδ᾽ ἀνέθηκεν,
διςςῶν, παιδείας καὶ φιλίας, ἕνεκα.
Γοργίου ἀεκῆςαι ψυχὴν ἀρετῆς ἐς ἀγῶνας
οὐδείς πω θνητῶν καλλίον᾽ ηὗρε τέχνην"
οὗ καὶ ᾿Απόλλωνος τυάλοις εἰκὼν ἀνάκειται,
οὐ πλούτου παράδειγμ᾽, εὐςεβείας δὲ τρόπων.
Vgl. dazu M. Fränkel A. Ζ. 1. 6. — Eumolpos bezeichnet sich in
dem ersten Epigramme V. 4 als Schüler des Gorgias. Im zweiten
rühmt er ihn nicht schlechtweg als Bildner zur Tugend, was gar
nicht in G.’s Sinne gewesen wäre (8. 8. 46. 49), sondern für die
Kämpfe der Tugend, ἃ. h. die Redekämpfe; die Ausdrücke sind
Nachträge zu Abth. I. Gorgias. 325
von der Gymnastik entlehnt und erinnern an die Parallele, welche
Isokrates (Antid. 180ff.) zwischen dieser und der „Philosophie“
durchführt. — Bezüglich der delphischen Statue des G. geht aus
den letzten Versen bestimmt hervor, dass er selbst sie geweiht
hatte. Ueber diese Statue Plin. H. N. XXXII, 4, 83: hominum
Primus et auream statuam et solidam LXX ceirciter olympiade
G. Leontinus Delphis in templo posuit sibi, tantus erat docendae
artis oratoriae quaestus. Die Zahl LXX (οΎ ist nach H. Diels
(Rh. Mus. XXXI, 40) von Plinius aus q = 90 verlesen. Dass
die Statue nur vergoldet gewesen sei, ist auch Fränkels An-
sicht. Vgl. noch Valer. Max. VIII, 15 ext. 2, Dion Chrys. II,
Ρ. 1168.
8. 46, 2. 18. Gorgias’ Schrift über die Natur war nach
Olympiodor (J. J. Suppl. XIV, 112) Olymp. 84 (444) verfasst,
was durchaus glaublich erscheint, vgl. Susemihl J. J. 1877, 8,
795; Abth. II, 222.
8. 52, Z. 108. 60, 14ff. Es ist nicht richtig, wenn ich als
Gorgias’ Dialekt den altattischen bezeichne; denn attisch war
von jeher πράττω, διττός. Aber diese, den meisten übrigen
Hellenen sehr fremdartig klingenden Formen verschmähten so-
wobl die Tragiker als (nach ihrem Vorbild) der erste Kunstredner,
der dann seinerseits wieder, wie es scheint, für Antiphon und
Thukydides massgebend wurde. Dagegen Thrasymachos und Lysias
mieden auch insofern das Poetische, dass sie πράττω u. 8. w.
schrieben. Vgl. v. Wilamowitz-Möllendorf, Philologenvers. Wies-
baden 1879 8. 39; Susemihl J. J. 1877, 8. 799. -
8. 53, Z. 18. (Definition d. Rhet.). So schon L. Spengel, d.
Rhet. d. Aristoteles, 8. 4.
8. 53, 94. Dass unter den τέχναι τινές, welche Dionysios
dem Gorgias beilegt, Sammlungen von Musterstücken (Gemein-
plätzen) oder sogar epideiktische μελέται zu verstehen seien,
vertritt Bake (Schol. hypomn. III, 148... Ich möchte solche
Uebungsreden, wie die Helena und der Palamedes sind, von der
Bezeichnung τέχναι unbedingt ausschliessen; dagegen jene Samm-
lungen mögen recht wohl so heissen, wiewohl von Gorgias auch
eine theoretische Schrift bekannt ist, περὶ καιροῦ (bezüglich
826 Nachträge zu Abth. I. Gorgias.
deren ich meine. Z. 20ff. geäusserte Vermuthung zurticknehme,
vgl. v. Morawski Ztschr. f. d. österr. Gymn. 1879, 163).
8. 54f. (Zeit von Gorgias’ Reden). Der Πυθικὸς λόγος
soll Anlass zur Widmung der Statue in Delphi geworden sein
(Philostr. V. S. p. 14); hiernach könnte man diese Rede um Ol.
90 (420) setzen, vgl. oben zu 8. 45, 19. — Die Zeit des Olym-
pikos habe ich bereits Abth. II, 232f. auf 392 bestimmt. Der
zu Athen vorgetragene Epitaphios fällt nach Susemihl (I. e. 8.
7198) zwischen 426—420, in welcher Zeit Gorgias zum zweiten
und letzten Mal in Athen anwesend gewesen sei. In der That
mochte die Zeit gleich nach dem Frieden des Nikias für eine
solche Rede, in der die Siege über Hellenen beklagt wurden,
nicht ungünstig sein.
8. 57, 18. Die Stelle Aristot. Rh. III, 17 wird ausführlich
besprochen von Vahlen Herm. X, 455ff.; derselbe will zu Ende
des Satzes ἢ τοιόνδε ἐετίν (mit cod. Par.). Das ganze Beispiel
aber ‘ist nach ihm rein fingirt, nicht etwa dem Gorgias ent-
nommen. Ich wage auch jetzt nicht das Gegentheil zu behaupten,
halte aber daran fest, dass es ein Beispiel ist, nicht wie V. an-
nimmt zwei (Achilleus u. die Mannhaftigkeit; er vergleicht‘ II,
22 p. 13962 25 Bk., 104 Sp.).
8. 60, Z. 12. Aıccä findet sich auch im Epigramme des
Eumolpos (oben z. 5. 45, 19).
8. 65ff. ‚(Erhaltene Reden des Gorgias). Meine ge-
änderte Ansicht über die Echtheitsfrage habe ich bereits Abth.
II, 221f. 314 Anm. dargelegt, und finde mich in der Ueber-
zeugung,.dass die Reden echt seien, bei jeder neuen Prüfung
“ mehr bestärkt. Die Gegengründe, die ich Abth. I, T1f. zusammen-
stelle, sind sämmtlich schwach, und andrerseits war eine so in
alle Einzelnheiten durchgeführte Nachahmung der alten gor-
gianischen Manier einem späteren Rhetor kaum möglich, zumal
da die Reden in ihrer Art wirklich vollkommene Kunstwerke
(oder Kunststücke) sind. — Citirt wird die Helena unter Gorgias’
Namen im Lex. Vind. p. 149 (8. Fuhr Rh. Mus. XXX, 582). Auf
die Berührung derselben Rede ($ 9) mit Aristot. Post. ο. 14
(p. 1453 Bk.) macht C. Reinhardt aufmerksam (Commentationes
Nachträge zu Abth. I. Polos. Likymnios. 327.
in honorem F. Buecheleri, H. Useneri [Bonn 1873]; ein Beweis
ergibt sich daraus nicht. — Schätzbar sind die Beiträge,
die von Morawski in seinen „Bemerkungen zu den attischen
Rednern“ (Ztschr. f. ἃ. österr. Gymn. 1879, 161ff.) zu Gunsten
der Echtheit aus sprachlichen Beobachtungen liefert. Nämlich
die anerkannt echte Rede des Alkidamas, des Schülers des
Gorgias, hat wiederholentlich εὔπορος für „leicht“ (8. 19. 24. 34.
6. 13), ebenso Gorg. Palam. 30. 35. Hel. 11; ferner hat A. mapa-
διδόναι für „verschaffen, bewirken“ (8 26. 27. 28. 33), ähnlich
Gorg. Hel. 18. Mor. vergleicht auch A. 5 (κτῆσιν) mit Hel. 18;
8. ferner Alk. 27 (τέρψιν ἔχει) u. Hel. 5; A. das. ἀνδριάντων ---
ἀταλμάτων --- yerpapuevwv ζώων u. Hel. 18. — Auch der Aus- .
zug aus der Schrift περὶ pücewc bei Sext. Emp. adv. math. VII,
65—87 (p. 2088. ΒΚ.) hat sprachliche Berührungen mit unsern
Reden: so steht 77ff. p. 206f.. φρονεῖεθαι für „gedacht, vor-
gestellt werden“, vgl. Hel. 17 (ἐν τῷ φρονήματι [wo freilich X
pr. ἐν τῷ νοήματι]; auch vorher τοῦ παρόντος φρονήματος „Be-
sinnung, Bewusstsein“).
8.75, Anm. 1. Hermogenes kennt den Polos wie den Menon
nur aus Platon; mit π. id. p. 395 ist zu vergleichen p. 404: καὶ
τῶν ye τοῦ ἸΤώλου λόγων ἐν Topyig τινὲς τῆς φαινομένης εἰεὶ
καὶ οὐκ οὔεης δεινότητος.
8. 76, If. Dass Likymnios mit den von Aristoteles ge-
rügten Kunstausdrücken seineg Techne einen bestimmten Sinn
verband, kann nicht zweifelhaft sein; aber er gab keine Definition
und Erklärung, und so waren sie bereits dem Aristoteles unver-
ständlich. — In der Anm. ist das Citat aus Spengel zu berich-
tigen (p. 90).
8. 76, Z. 15. Die Identität des Rhetors Likymnios mit
dem Dithyrambiker aus Chios möchte doch sehr wahrscheinlich
sein, vgl. Spengel Cuvay. p. 91, der an Agathon, Empedokles,
Euenos erinnert. Es weisen darauf die poetischen Kunstausdrücke
ἡ der Techne (ἐπούρωεις, ὄζοι), und die Charakterisirung des Di-
thyrambikers bei Aristoteles (Rh. III, 12) als ἀναγνωετικός, d. h.
mehr zum Lesen geeignet als zur Aufführung. Denn ein solcher,
mehr gefeilter und glatter als lebendiger Stil ergab sich bei
828 Nachträge zu Abth. I. Antiphon.
einem rhetorisch gebildeten Manne sehr leicht. — Lyrische Frg.
des L. Bergk P. L. II, p. 1251f.
5. 83, Anm. 6. Auch $uid. v. ᾿Αλκιβιάδης von diesem: φιλό-
copoc καὶ ῥήτωρ, μαθητὴς πρῶτον ζωφίλου (Copikov ΑΒΕ Med.),
εἶτα (ζωκράτους. Ist Soph. hier als Lehrer der Rhetorik gedacht?
8.968. (Schriften desSophisten Antiphon). Vgl. Sauppe
de Antiphonte sophista, Ind. lect. Göttingen 1867. — Eine ᾿Αλή-
θεια (8. 97 extr.) gab es auch von Antisthenes (Diog. VI, 1. 16);
ferner unter dem Namen des Simmias von Theben eine Schrift
περὶ ἀληθείας (Diog. II, 124). Sauppe p. 8. — Einen ἸΠολιτικός
(8. 101f., bes. 102, 5) erwähnt Diog. II, 121 von Kriton dem
Sokratiker, VIII, 6 von Pythagoras (vgl. Suid. II, 2 p. 544B);
Antisthenes schrieb περὶ νόμου ἢ περὶ πολιτείας (Diog. VI, 16).
Sauppe p. 15. Wenn aber v. Wilamowitz-Möllendorf (Herm. XI,
296) den TToA. des Antiphon mit den λοιδορίαι ᾿Αλκιβιάδου iden-
tifieirt und somit dem Redner, nicht dem Sophisten zuweist, so
ist der dafür erbrachte Beweis nicht zureichend. Denn frg. 120:
ὅτι δὴ τὰ (ὅτ᾽ ἄν τι codd., ὃς δὴ τὰ Sauppe p. 16) πράγματα τὰ
ἑαυτοῦ ἢ τὰ τῶν φίλων κατηρίετηκεν, hat den Typus allgemeiner
Darlegung, nicht der λοιδορία gegen einen Einzelnen, und wenn
Alkibiades die Sitte des verschwenderischen dpıcräv aufgebracht
hatte, wie v. W. darlegt, so war es doch eben Sitte geworden,
upd auf diese konnte der Sophist Antiphon so gut wie der Redner
Bezug nehmen. .
8. 104f. Dionysios erwähnt den Antiphon noch Ars Rhet.
XI, 10 (neben Lysias Demosthenes Aischines).
8. 154 (Fall der 3. Tetralogie des Antiphon). Vgl.
L. Philippi, der Areopag und die Epheten, $. 24ff., der meine
Auffassung bekämpft. Ich muss einräumen, dass βούλευςις hier
nicht Gegensatz zu χειρὶ &pydcacdaı, sondern s. v. a. πρόνοια ist.
Aber Phil. geht zu weit, wenn er behauptet (8. 26f.), dass Rede
und Gegenrede sich in dem Streite über das Vorhandensein der
πρόνοια, d. i. der Absicht zu tödten, bewege. Der Gesetzgeber,
wenn er von πρόνοια sprach, verband damit gewiss diesen Sinn;
aber der Kläger des Antiphon muss die πρόνοια anders drehen
(τ 4), indem er eine auf das Tödten gerichtete Absicht nicht
Nachträge zu Abth. I. Antiphon. 329
behaupten kann. Die Vertheidigung stellt dies richtig (ὃ 4f.);
aber das Fehlen der Absicht zu tödten ist durchaus nicht ihr
Hauptargument. Das attische Recht hatte, wie mir scheint, hier
eine Lücke; denn absichtliche Körperverletzung mit tödtlichem
Ausgange ist nicht φόνος Exovcıoc und auch nicht ἀκούειος, wurde
aber jedenfalls praktisch unter erstere Rubrik gebracht, und so
muss sich der Vertheidiger bei Antiphon in der Hauptsache andre
Stützen nehmen. :
8. 177. 185f. (Forum für Antiphon’s Reden κατὰ τῆς
μητρυιᾶς und περὶ τοῦ xopeuroö). Philippi l.c. 8. 888. 31.
legt dar, dass sowohl die 1. wie die 6. Rede nicht vor dem
Areopag, sondern vor den Richtern am Palladion gehalten seien;
denn für βούλευεις (Veranstaltung der Tödtung im Gegensatz zu
eigenhändiger Vollbringung) sei dies das Forum gewesen, und
die Form der Anrede in beiden Reden (ὦ ἄνδρες) passe nicht
für den Areopag, der stets (Lys. or. III. IV. VII. κατὰ Λυειθέου)
ὦ βουλή angeredet werde. Ich kann aus der ersten Rede dem
nichts entgegenstellen; den Schluss der 6. aber, den ich als Be-
weis für den Areopag ansah (8 51 ὑμᾶς εἰδότες εὐςεβεετάτους
τῶν Ἑλλήνων dixacräc καὶ δικαιοτάτους), bezieht Ph. mit Andern
auf die Epheten, und findet in der Inschrift C. I. A. I, 61 (v.
J. 409/8) ein urkundliches Zeugniss dafür, dass wirklich zur Zeit
der Rede noch Epheten und nicht Heliasten am Palladion ge-
richtet hätten. Für die Zeit nach Eukleides gesteht er aber
selbst das Gegentheil zu, und doch wird in der Makartatea (8. 57)
dasselbe Gesetz, welches auf jener Inschrift vorliegt, als damals
gültig angeführt; formell also sassen immer noch Epheten (οἱ
πεντήκοντα καὶ εἷς οἱ ἐφέται Mak. 1. c.). Indes wäre es nicht
so unmöglich, dass der Redner dennoch, wenn auch Heliasten
sassen, diesem Gerichtshof den alten Ruhm noch gäbe, und so
will ich in Bezug auf das Forum der Rede nicht mehr streiten.
8. 191f. (Schluss von Antiphon’s 6. Rede). Philippi
1. e. 8. 32f. spricht die Vermuthung aus, dass der Schlusssatz
8 51 (ποῖον oüv...diopocäpevor) von einem Späteren nach dem
Muster von $ 48 extr. 49 zugefügt sei, nachdem der echte Schluss
der Rede verloren gegangen. Ich kann dem nicht zustimmen,
880 Nachträge zu Abth. 1, Thukydides. Thrasymachos.
trotz der immerhin auffälligen Wiederholungen aus der vorher-
gehenden Stelle; denn nicht in diesen allein, sondern überall und
in jeder Beziehung hat der Satz genau die Färbung der übrigen
Rede, und zeigt schlechterdings keine verschiedene Hand. Ist
überhaupt eine Verstümmelung der Rede geschehen? passte hier
ein Epilog mit langen Bitten, bei diesem Stande der Sache; der
den Triumph des Sprechers unzweifelhaft erscheinen lässt? Bei
Isaios’ fünfter Rede, deren Fall ich 8. 192 vergleiche, nehme
ich jetzt keine Verstümmelung an (s. Abth. II, 511). Bei Anti-
phon kommt hinzu, dass der Sprecher noch ein zweites Mal das
Wort hatte, was einen Epilog eher entbehrlich erscheinen lässt
(vgl. Demosthenes gg. Onetor I). Jedenfalls war mit einem kurzen
Schlusswort aller Form genügt; ein solches pflegen allerdings die
Attiker gerade den kräftigen und pathetischen Ausgängen, wie
der vorliegende ist, noch anzufügen. (An Verstümmelung glaubt
auch L. Spengel, Münch. G. Anz. VII, 352.)
8. 235, 1ff. (Reden der Plataeer und Thebaner bei
Thukydides). Richtiger ist es, mit ο. 57 den Epilog der Rede
der Platäer beginnen zu lassen; von hier ab ist nicht mehr
δικαιολογία, sondern ἔλεος; 59, 3—4 Zusammenfassung. In der
Rede der Thebaner ist c. 67 Epilog: 1—3 ἐκβολὴ ἐλέου, 4—5
Zusammenfassung.
8. 243, Anm. 7. Die Geschichte von Timokreon möchte
Thrasymachos auf sich selbst und seine unerschöpfliche Er-
findungsgabe angewandt, nicht etwa in einem der Muster-
prooemien beiläufig erzählt haben, wozu schwer Gelegenheit war.
Nach Athenaeus’ Worten allerdings müsste man letzteres an-
nehmen: Op. δὲ 6 Χαλκηδόνιος Ev τινι τῶν προοιμίων τὸν
Τιμοκρέοντά φηειν ὡς μέγαν Bacıkda ἀφικόμενον καὶ ξενιζόμενον
παρ᾽ αὐτῷ πολλὰ ἐμφορεῖεθαι. πυθομένου δὲ τοῦ βαειλέως, ὅ,τι
ἀπὸ τούτων ἔργάζοιτο, εἶπε ἸἹΠΤερεῶν ἀναριθμήτους ευγκόψειν. καὶ
τῇ ὑςτεραίᾳ πολλοὺς καθ᾽ ἕνα νικήςας μετὰ τοῦτο ἐχειρονόμηεε.
πυνθανομένου δὲ τὴν πρόφαςειν ἀπολείπεεθαι ἔφη τοςαύτας, εἰ
mpocior τις, πληγάς.
8. 245, 68. (Thrasymachos’ R. ὑπὲρ Λαριςςαίων). Das
Verhältniss der Thessaler zu Archelaos von Makedonien ist das
Nachträge zu Abth. I. Thrasymachos. 331
Thema auch in der erhaltenen Deklamation des Herodes Attikos;
hier redet ein Thessaler zu’ den Thessalern. Wir werden nicht
irren, wenn wir eine Rede des Thrasymachos oder auch des
Kritias (den Herodes besonders liebte) als Muster oder doch An-
lass für diese Deklamation ansehen. Kritias hat ja längere Zeit
in Thessalien gelebt.
8. 245, Anm. 3. Die Stelle Dionys. Dem. 3: h μὲν οὖν
Θραευμάχου λέξις, ἣ λοιπή τις ἦν ὄντως τῆς μεςότητος (so cod.
Ambr. bei L. Sadee, de D. Hal. seriptis rhetorieis, Diss. Strass-
burg 1878, p. 219), ist in λοιπή augenfällig verdorben: Sadde
vermuthet mit grosser Wahrscheinlichkeit πηγή, unter Vergleichung
von p. 590, 6 (de Isae. c. 3).
8. 247 (Mittlerer Stil des Thrasymachos). Der voll-
ständig durchgeführte Atticismus (im Gegensatz zu Gorgias’
Weise) zeigt sich in πράττοντες (Frg.b. Dion.); vewrepoicı (ebendas.
marg. Ambros. bei Sadee 1. c. p. 111) ist altattisch und den
Rednern sonst fremd. Somit zeigt sich auch im Dialekt eine
Art necörnc.
8. 249 extr. Worin das Uebermass des Rhythmischen
bei Thrasymachos bestehe, deutet Cicero Orat. 40 an, wo von
Isokrates: cum coneisus ei Thrasymachus minutis numeris
videretur et Gorgias, qui tamen primi traduntur arte quadam verba
vinzisse, vgl. 8 39: quorum (Thrasym., Gorgias, Theodoros u. 8. ἢ)
satis arguta multa, sed ut modo primumque nascentia, minuta
et versiculorum similia quaedam nimiumque depicta. Vgl.
Abth. II, 136. Aber den Nachweis, dass Thr.'s Kola (dies sind
die numeri $ 40) wirklich allzu kurz gewesen, und somit den
Rhythmus in seiner Wiederkehr allzu deutlich gezeigt hätten,
müssen wir schuldig bleiben; bei Gorgias ist ja die Thatsache
leicht zu constatiren. Helena 1: Köcnoc πόλει μὲν evavdpia |
«ματι δὲ κάλλος | ψυχῇ δὲ ςοφία | πράγματι δ᾽ ἀρετή | λόγῳ δ᾽
ἀλήθεια | τὰ δ᾽ ἐναντία τούτων ἀκοςμία. Frg. Epitaph.: ὑβριεταὶ
εἰς τοὺς ὑβριςτάς | κόςμιοι εἰς τοὺς κοςμίους | ἄφοβοι εἰς τοὺς
ἀφόβους | δεινοὶ ἐν τοῖς δεινοῖς. Das.: Διὸς μὲν ἀγάλματα | αὑτῶν
δ᾽ ἀναθήματα (mötrisch gleich, was sich auch in den vorher-
gehenden Beispielen mehrfach finden lässt).
882 Nachträge zu Abth. I. Theodoros. Kritias. Andokides.
8. 250, Anm. 1. Meine Herstellung wird zum Theil bestätigt
durch den Cod. Ambros. (bei Sadee 1. c. 8. 111), der das zweite
εἴωθεν ri δῆτα auslässt. Ausserdem hat derselbe: — — καὶ νομίζειν
ἔχειν τί (z. schr. τι) τοιοῦτον, ὡς μηδὲν ἔτι τοιοῦτον ἔςται, was
richtig scheint und eine bemerkenswerthe Paronomasie enthält
(τι τοιοῦτον --- ἔτι τοιοῦτον).
8. 251 (Δημητορικός des Thrasymachos). Wenn der
Redner vorausschickt, mit Bezug auf die väterliche Verfassung
und das Uebrige, dass die streitenden Parteien im.Grunde dasselbe
wollten, so scheint seine Meinung in der Verfassungsfrage die
zu sein, dass die von den Demokraten hochgehaltene πάτριος
πολιτεία in der That eine Aristokratie gewesen sei; er deutet
weiterhin auch an, dass er einen historischen Nachweis führen
wolle. Somit vergleicht sich Isokrates’ Areopagitikos. -
8. 253, Z. 10 δ Die τέχναι des Theodoros, von denen
Dionysios spricht, sind nach Bake (Schol. hypomn. II, 78) die
μελέται und sonstigen Musterstücke: ein Urtheil über stilistisches
Verdienst, wie es Ὁ. dort giebt (οὔτε ἐν ταῖς τέχναις ἀκριβῆ),
könne nicht auf ein Compendium gegründet werden. Es wird
in der That wohl auf Prooemiensammlungen u. dgl. Bezug ge-
nommen, und diesen die stilistische ἀκρίβεια abgesprochen.
Vgl. oben zu 8. 58, 9.
8. 259, Anm. 3. Hier die Autorität des Lykurg anzufechten
ist kein Grund: das Κριτίου εἰπόντος ist aus der von ihm vor-
gelegten Urkunde.
8. 267, Ζ. 18. 21. Das ἀληθινόν, welches Hermogenes dem
Kritias beilegt, ist die Natürlichkeit im Ausdrucke des unmittel-
baren Gefühls, die durch keine sichtliche Reflexion verdorben
ist. Es ist dies ein Theil des ἦθος (Hermog. p. 350); die andern
Theile desselben, die ἐπιείκεια und ἀφέλεια (Biederkeit und
Schlichtheit), findet der, Rhetor bei Kr. wenig.
8. 270, Z. 88. Bei Kerkyra hat wohl kein Andokides
befehligt. C. I. Att. I, 179: ετρατηγοῖς ἐς Κόρ[κυραν τοῖς δευτέρ]οις
ἐκπλέουει, TARUKWVI. non eeneenenene ένει Κοιλεῖ, Apakovrı — —.
Also möchte das ᾿Ανδοκίδης ὁ Λεωγόρου bei Thuk. I, 51 ver-
dorben sein: die Namen Drakontides und Andokides sind ziem-
Nachträge zu Abth. I. Andokides. 333
lich ähnlich. Vgl. Kirchhoff .C. I. A. I, p. 59; Müller-Strübing
Aristoph. 8. 600 ff, Classen zu Thuk. im krit. Anh. S. 272;
C. Fuhr Animadv. in orat. Att. (Bonn 1877) 8. 18, 1.
8.278, 13f. (Zeit von Andokides’ zweiter Rede). Nach
Philippi (J. J. Bd. OXIX, 1879, 8. 686) lässt sich die Rede
frühestens 407 ansetzen; denn die $ 12 erwähnten glücklichen
Seetreffen der Jahre 411 und 410 lägen allem Anschein nach
schon weiter zurück (τὴν πόλιν — Zcwcav ἐν τῷ τότε χρόνῳ).
Ich habe hiergegen nichts wesentliches einzuwenden.
8. 279, 16#f. Der choregische Sieg des Andokides, an den
Dionysien mit einem Knabenchore errungen, wird auch erwähnt
in der von der pandionischen Phyle gesetzten Inschrift C. I.
Att. II, 558.
8. 282f. (Zeit von Andokides’ Friedensrede). Carl
Fuhr (Animadversiones in orat. Atticos, Diss. Bonn 1877, 8. 18.)
bekämpft entschieden meine Zeitbestimmung (erste Hälfte d. J. 390),
und setzt seinerseits die Rede in den Winter 392/1. Ich muss
zugeben, dass die Stelle $ 20, wonach die Böoter 4 Jahre Krieg
geführt hatten, sich sehr viel besser auf 392/1 als auf 390 beziehen
lässt. Das von mir aus $ 27 entnommene Argument erkennt
Fuhr an; dasselbe ist aber nur gegen 391, nicht gegen 392
beweiskräftig, und lässt sich sogar gegen 390 wenden; denn die
Worte (οἱ ᾿Αργεῖοι) τὴν χώραν οὐ παρέχουειν ἐμπολεμεῖν waren
nicht mehr ganz richtig, nachdem Agesilaos 391 das Gebiet von
Argos verheert hatte. Weshalb aber Friedensverhandlungen 392
begonnen wurden, und weshalb sie zu keinem Ziele führten,
weiss Fuhr 5. 17ff. gut ‘darzulegen: er sieht den Grund, was
die Athener betrifft, in den von Xenophon Hell. IV, 8, 16. 17 8.
20 berichteten Ereignissen.
8.293 (Wortstellung bei Andokides). W. Francke, de
Andoc. orat. quae est de pace (Halle 1876), S. 7ff. macht darauf
aufmerksam, dass die Wortstellung bei Andokides mitunter eine
freiere ist. 1, 64 ἀλλὰ μᾶλλον αὐτὸ τὸ ἔργον πολλῷ, an einer
auch sonst augenscheinlich gezierten Stelle. 1, 30 ἐν οἷς ὑμῶν
σὐδέν με dei δεόμενον οὐδὲ παραιτούμενον εωθῆναι (mit Unrecht
früher von mir beanstandet). 2, 28 τὰς τῶν ἐξαπατηςάντων ὑμᾶς
384 Nachträge zu Abth. I. Andokides.
ἀκύρους ἔθετε βουλάς. 1, 112 καὶ ἣ βουλὴ ἐπειδὴ ἦν πλήρης. 8, 1
ἣ νῦν οὖςα πολιτεία μὴ καταλυθῇ. 8, 86 τείχη καὶ νῆες el γενή-
covraı τῇ πόλει. Das. 15 u. 5. w. Indes sind solche Stellungen
immer nur etwas ausnahmsweise vorkommendes; in der Regel
ist die Wortstellung so einfach wie möglich.
8.295f. (Wortspiele bei Andokides). Ein drittes Bei-
spiel ist 1, 124: ευνῴκει (Kallias) — — τῇ μητρὶ καὶ τῇ θυγατρί
(der T. des Ischomachos und ihrer Mutter), ἱερεὺς ὧν τῆς μητρὸς
καὶ τῆς θυγατρός (Demeter und Kore).
8. 301, 88. Das von Andokides und Lysias benutzte
Musterprooemium wird auch von Isokrates Antid. 178. in freier
᾿ Weise verwerthet (vergl. Abth. II, 5. 283); mit Isokr. $ 17 stimmt
wieder überein Lys. frg. ine. 269. Aber auch schon Kratinos
in der Πυτίνη (aufgeführt 423) benutzte dasselbe Stück, s. frg.
Tlur. 4 bei Clem. Alex. Str. VI. p. 265 8.: τὴν μὲν παραςκευὴν
icwc yıyvibckere. — Ich sehe nun nicht, wer ausser Antiphon
Verfasser sein könnte; von diesem gab es ja eine Prooemien-
sammlung für gerichtliche Reden (8. 103), welche, wie man hier-
nach schliessen wird, schon vor 423 entstanden und bekannt
war. Es liesse sich einwenden, dass wenn dies in Antiphon’s
Prooemien stand, der von Clemens ausgeschriebene Porphyrius
auch hieraus eitiren würde, da er doch alle die Schriftsteller, die
die betreffende Stelle gemeinsam haben, zusammenbringen will.
Indes ist ihm auch die lysianische Rede über Aristophanes’ Güter
(8 2) entgangen; in der Prooenıiensammlung aber wird der Satz
und das Stick auch nicht gerade zu Anfang gestanden haben.
8, 324f. Gegen die Echtheit von Andokides’ Friedens-
rede hat sich Benseler (Hiat. p. 173.) dprch die grössere Selten-
heit des Hiatus einnehmen lassen. Ich sehe hierin nur einen
Beweis, dass auch And. auf die Dauer dem Einflusse der Kunst-
redner nicht ganz entzogen blieb, vgl. v. Morawski Bemerk.
2. ἃ. att. R,, Ztschr. f. ἃ. österr. Gymn. 1879, 5, 402. — Ueber
die sonstige stilistische Aehnlichkeit dieser Rede mit den übrigen
handelt eingehend W. Francke (oben z. 8. 293); auch v. Morawski
1. 6. bringt Einiges bei. Die Echtheit scheint gegenwärtig all-
gemein zugestanden. ᾿
Nachträge zu Abth. I. Lysias 335
8. 330, Ζ. 3. Meine Vermuthung zu Plut. Alk. 13 ist augen-
scheinlich falsch; denn φέρεται καὶ λόγος τις κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου. ὑπὲρ
Φαίακος γεγραμμένος (statt καὶ Φαίακος der Hdschr.) gibt einen
unzulässigen Hiatus. Ebenso falsch ist ὑπὸ Φαίακος (Xylander).
Der Sinn verlangt indes etwas derartiges: es ist gesagt, dass
Alkibiades im Streite lag mit Nikias und Phaiax; dann, dass des
letzteren Beredsamkeit nicht sonderlich geachtet war; somit muss
nun wohl folgen: φέρεται δὲ καὶ λόγος τις κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου τῷ
Φαίακι γεγραμμένος (vgl. ὁ. 12: λόγος Ἰςοκράτει γέγραπται περὶ
τοῦ ζεύγους). Φαίακος ohne καὶ will Gravenhorst (Quaestiones
Andoeideae, Helmstedt 1878, S. 6); καὶ Φαίακι ist Valckenaer’s
Conjektur.
8.333 (Lysias älter als Isokratös). Vergl. dafür die
Stelle Plut. Vit. Lys. 836 C (Abth. II, 8. 10, Anm. 3). Τροέλαβε
τοῖς ἔτεειν (scil. Ἰςοκράτους) heisst: „ging an Jahren voraus“;
Byzantiner sagen auch ἐν τοῖς προλαβοῦει d. i. „im Vorhergehenden,
vorher Gesagten“ (Schol. Ar. Pac. 251).
8. 342f., Anm. 4 (Eunomos). Vgl. Abth. II, 114, Anm. 4.
5. 8488. (Schriften des Lysias). Die Rede κατὰ Λυειθέου
(ar. 36, 8. 352) war τραύματος ἐκ προνοίας, s. das Citat in den
von J. Sakkelion herausgegebenen λέξεις einer patmischen Hdschr.
(Bulletin de corresp. hellönique I, p. 153): ἐν τῷ κατὰ A. τραύ-
ματος ἐκ np.’ „Kol κατέλαβον αὐτὸν γῆν ἐν θυΐᾳ Tpißovra δοίδυκι
λιθίνιμ“. — Ebend. wird aus Λυςίας πρὸς ᾿Αλκιβιάδην ὑετέρῳ
(8. 359) eitirt: ,ἔρρε εἰς ὄλεθρόν τε καὶ ἼΑβυδον, ὡς ἀπειρηκὼς
ἤδη τοι τυγχάνω λοιδορούμενος“. Εἰς ἼΑβυδον bezieht sich auf die
Erzählung, die Athenaeus XIII 574 D XII 534 F aus Lysias
κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου mittheilt; aus dem neuen Fragmente ergiebt sich
nun, dass in der That die Reden, wie Athen. sagt (ἐν τῷ κατ᾽
αὐτοῦ λόγῳ), gegen den hier angeredeten älteren Alkibiades
gerichtet waren. Zugleich ist kein Grund mehr, wegen des κατὰ
bei Athen., welches durch das neue Citat nicht bestätigt wird,
die von jenem benutzte Rede von der anderweitig bekannten
πρὸς ᾿Αλκ. περὶ οἰκίας zu unterscheiden. Letztere wird mit dem
Zusatze ei γνήςιος eitirt. Die Zeit muss das Jahr 408 sein;
denn vor die sieilische Expedition wird man nicht zurückgehen
886 Nachträge zu Abth. I. Lysias.
wollen. — Zu den Reden βλάβης (8. 360) kommt hinzu: πρὸς
Εὐθύδημον ὑπὲρ (d. i. περὶ) τοῦ παιδὸς τοῦ διαφθαρέντος τὸν
ὀφθαλμόν. In den λέξεις 1. 6. p. 150 wird als Anfang dieser
Rede eitirt: „Kal ἐξ αὐτῶν τῶν μαρτυριῶν, ὦ ἄνδρες dıkacral, ἃς
οὗτοι παρέεχοντο, πειράςομαι ὑμῖν ἀποδεῖξαι“. Also Vertheidigung,
und ferner Bagatellrede; denn sonst konnte nicht so ohne
Prooemium angefangen werden (vgl. 8. 397). Dann aber wird
man unter dem παῖς einen Sklaven verstehen, und die Klage als
Schädigungsklage auffassen. — Κατὰ (τρατοκλέους ἐξούλης (nr. 108
8. 360) war vielleicht zwischen Lysias und Isaios streitig, 8.
Abth. II, S. 460, oder es ist diese Rede nur durch Corruptel bei
Harpokr. auf Lysias’ Namen gekommen, Sauppe O. A. II, 241. —
Κατὰ Καλλιφῶντος (nr. 144 8. 363) scheint gleichfalls dem Isaios
zu gehören, Sauppe I. c. p. 237. — Frg. 261 (8. 365, Z. 3) ist
aus dem Ἐρωτικὸς €, nach den patmischen λέξεις 1. c. p. 153,
wo das Frg. folgendermassen lautet: ᾧμην ἔγωγε τοςαύτῃ φιλίᾳ
εὐυνηρμόςθαι τὴν ἐμὴν καὶ τὴν chv εὔνοιαν, ὥςτε μηδ᾽ ἂν τὴν
Ἐμπεδοκλέους ἔχθραν ἐμποδὼν τενέεθαι ἡμῖν. Da nun frg. 260,
welches ganz ähnlichen Inhalts ist, aus einer ἐπιςτολή eitirt
wird, so trete ich jetzt Sauppe bei, welcher die &pwrixoi mit
einem Theile der ἐπιςτολαί identifieirt (vgl. 8. 364). Bei Dionysios
(Lys. ce. 1.3), wo die ἐπιετολικοί von den &pwrıxoi bez. ἑταιρικοί getrennt
werden, sind unter den ersteren die Briefe nicht erotischen Inhalts
zu verstehen; Suidas lehrt uns allerdings, dass es von solchen nur
einen gab, daneben sechs erotische, nämlich fünf an Jünglinge
und eine ἑταιρική (πρὸς Μετάνειραν, nr. 166). Darnach ist das
Verzeichniss so aufzustellen: 165 πρὸς TToAuxpdrnv “κατ᾽ Ἐμπέδου
(falls dies die &mıcr. πραγματική des Suidas " ist). 166 πρὸς
Μετάνειραν. 167 πρὸς ᾿Αεύβαρον. 168—171 Ἐρωτικοὶ ΒΓΔΕ (falls
die ἐπ. ἑταιρική nicht als ἐρωτικός gezählt wurde). Einer dieser
ἐρωτικοί ist der von Platon erhaltene. Bei Harpokration v.
ἀπατορεύειν: Avciac ἐρωτικῷ, ist die Zahl ausgefallen. — Die
Gesammtzahl der bekannten Reden ist hiernach 172, wenn man
nämlich κατὰ (τρατοκλέους und κατὰ Καλλιφῶντος entfernt.
8. 8688. (Erhaltene Sammlung lysianischer Reden).
Die Reden III. IV sind τραύματος ἐκ προνοίας; wie kommt es
Nachträge zu Abth. I. Lysias. 337
nun, dass die gleichartige Rede gegen Lysitheos (oben zu 8. 352)
nicht erhalten ist? Entweder also war φόνου und τραύμ. ἐκ πρ.
nicht geschieden, und jene Rede hatte vor unsrer ersten ihren
Platz, oder.es sind vor III, wo der Palatinus ungehöriger Weise
den Epitaphios und noch fünf andere Reden anderer Verfasser
bringt, lysianische Reden ausgefallen. Eine Lücke ist hier in
unserer Ueberlieferung jedenfalls; denn von der letzten jener
fünf Reden, der des Demades, ist nur der Anfang da. Auch
zwischen III. und IV. ist Lücke, da letztere R. zu Anfang ver-
stümmelt ist; aber diese beiden, inhaltlich nahe verwandten Stücke
werden doch wohl zusammen gestanden haben. — Die Rede
gegen Eratosthenes, ὃν αὐτὸς εἶπε Auciac, stand gewiss zu Beginn
des ganzen Corpus (S. 370, Z. 16), ebenso wie unter Deinarchs
Privatreden die R. κατὰ Προξένου voranstand, ὃν αὐτὸς εἶπεν
ὑπὲρ αὑτοῦ (Dionys. Dein. ο. 13).
8. 8126. (Τέχναι ῥητορικαί des Lysias). Aehnlich wie
Spengel auch Bake (Schol. hypomn. III, 78f.), der exercitationes
epidieticae versteht. Vergl. oben zu 53, 9; 253, 10.
8.380 (Schlichter Stil des Lysias). Lysias’ Prineip, wie
er es selbst formulirte, wird gewesen sein, dass man die ποιητικὰ
ὀνόματα zu meiden habe. Sokrates im Phaidros sagt von seiner
eignen ersten Gegenrede: τὰ νῦν γὰρ οὐκέτι πόρρω διθυράμβων
φθέγγομαι (p. 288 D), und von der Palinodie: τά τε ἄλλα καὶ
τοῖς ὀνόμαειν ἠναγκαςμένη ποιητικοῖς τιςὶ διὰ Φαῖδρον εἰρῆςθαι
(257 A). Platon also war sich seines Gegensatzes zu Lysias in
dieser Fassung bewusst.
8.395, 2ff. Ein Epicheirem hat Lysias XXV, 8—14; ebenso
XXXI, 5ff. Vgl. 5. 376, Anm. 2; Volkmann Rhetorik 8. 155.
8. 391, Ζ. 11. Mit der Prothesis begann auch die R. πρὸς
Εὐθύδημον, oben zu 8. 360.
-8. 414, Z.1ff. (Hiatus bei Lysias). Nach Benseler (Hiat.
p. 175—185) ist der schwere Hiat in folgenden Reden unserer
Sammlung seltener: II. VIII. IX. XIV. XVI. XXI. XXIV. XXV.
XXVIM. XXIX. XXXIIL XXXIV (8. bes. p. 183). Also zunächst
in den epideiktischen Reden, dem Epitaphios und Olympiakos,
zu denen auch der Erotikos bei Platon kommt (B. a 183; der-
Blass, attische Beredsamkeit, III, 2.
888 Nachträge zu Abth. I. Lysias.
selbe p. 184 spricht sich nicht ganz correkt aus). In dem Frag-
mente des Olympiakos ist nur ein schwerer Hiat ausser der
Pause: πολλοῦ ἀξίου $ 3; auch leichte innerhalb des Gliedes sind
nicht häufig. Aehnlich im Epitaphios. Immerhin kann auch in
diesen Reden die Kritik nicht darauf ausgehen wollen, alle Hiate
zu beseitigen. Wohl aber kann dies geschehen bezüglich der
achten Rede, die den schweren Hiat auch in der Pause augen-
scheinlich vermeidet. Einzelne der in dieser Rede vorhandenen
lassen sich sehr leicht beseitigen (vgl. B. p. 183); für εὖνοι
ὄντες $ 19 steht in d. Hdschr. εὔνους ὄντες, welche Form des
Nomin. pl. sich auf attischen Inschriften vom Ende des 4. Jahrh.
ab mehrfach findet (C. I. Att. II, 270. 315. 326). Wirklich über-
liefert sind nur 4 schwere Hiaten. ausser der Pause (8. 5. 7. 15. 16)
und ebensoviele in derselben ($ 4/5. 8. 10. 19). Es ist dies unbe-
dingt ein Argument gegen die Echtheit (8. 658), zugleich aber
auch ein Argument gegen die neuerdings mehrfach vorgebrachte
Hypothese, dass wir die Rede nur in einen Auszuge besässen. —
Zwischen den beiden Reden gegen Alkibiades (XIV. XV) ist in
Bezug auf den Hiatus keineswegs ein erheblicher Unterschied,
wie es nach B.’s Aufstellung scheint: in XV zähle ich 18 schwere
Hiaten, und in dem an Länge entsprechenden letzten Stück von
XIV sind es 13. — Im allgemeinen zeigt sich, dass Lysias das
von Andern aufgestellte Hiatusprineip weder völlig anerkannte
noch durchaus verwarf; er trug ihm nach Umständen mehr oder
weniger Rechnung (vgl. Abth. II, 132).
8.416, Anm. 4. Den Erotikos bei Platon behandelt auch
Hermogenes. als lysianisch, s. π. id. p. 331 Sp.
8. 422, Z. 108. Einzelne tropische oder doch gewählte Aus-
drücke finden sich im Erotikos: voceiv 231 D, ταῦτα μνημεῖα
καταλειφθῆναι τῶν μελλόντων Zcechaı (dies nicht ohne Härte) 233A,
ἀνιαρά 233 B, das. τὴν mapoücav ἡδονὴν θεραπεύων. --- Die:gor-
‚gianischen Redefiguren, insbesondere die auffälligen Anklänge, sind
auf einzelne Stellen beschränkt: 231 B. D. 232 C. Ὁ. E. 233 C
u. 5. f£ In dem Hauptbeispiele 234 A ist die grössere Länge
des letzten Gliedes (422, Z.5 v. u.) nur in dem einen der Systeme
vorhanden.
Nachträge zu Abth. I. Lysias. 339
8. 424, Anm. 2. Was das πολίτου in $ 3 des Olympiakos
betrifft (worüber Frohberger Ausgew. R. d. L., kleinere Ausg,
8.10 Anm. 66), so lautet die ganze Stelle so: ἐγὼ δ᾽ ἥκω οὐ
μικρολογηςόμενος οὐδὲ περὶ τῶν ὀνομάτων μαχούμενος. ἡγοῦμαι
γὰρ ταῦτα μὲν ἔργα εἶναι copıcrWv λίαν ἀχρήετων καὶ cpödpa βίου
δεομένων, ἀνδρὸς δ᾽ ἀγαθοῦ καὶ πολίτου πολλοῦ ἀξίου περὶ τῶν
μεγίετων ευμβουλεύειν, ὁρῶν κτέ. Bezeichnet sich der Sprecher
hier wirklich geradezu als ἀνὴρ ἀγαθὸς καὶ πολίτης πολλοῦ ἄξιος
oder ist nicht vielmehr dies der Sinn: „wer aber ein wackerer
Mann und ein verdienstvoller Bürger sein will, der muss“ u. s. w.?
Das Wort πολίτου ist auch wegen des Anklanges an copıcrüv
gewählt, indem πολ. πολλοῦ ἀξίου und cop. λίαν ἀχρήςτων einen
Gegensatz bilden. Endlich, da zu den Hellenen über panhellenische
Angelegenheiten geredet wird, so kommt es nur darauf an, ob
jemand Bürger von Hellas ist, durchaus nicht auf das Bürger-
recht in einer besondern Stadt. Vgl. Isokr. Paneg. 81: ἴδια μὲν
ἄετη τὰς αὑτῶν πόλεις ἡγούμενοι, κοινὴν δὲ πατρίδα τὴν Ἑλλάδα
νομίζοντες εἶναι.
8. 438, 4ff. Die Phrase des Epitaphios 8 66: πατρίδα τὴν
ἀρετὴν ἡγούμενοι, vergleicht sich mit Isokr. Archid. 43: πατρίδα
τὴν ἐλευθερίαν vonicavrec, ist aber viel härter.
8. 439 (Entstehungszeit des Epitaphios). 8 68f. heisst
es von den Athenern, die bei Korinth fochten: δυςτυχήςαντες δὲ
βέβαιον τὴν δουλείαν τοῖς ἐν τῇ TTeAonovvicw κατέλιπον [βέβαιον ᾿
ἂν falsche Conjektur Markland’s]. ἐκείνοις μὲν οὖν οὕτω diakeı-
μένοις ὅ (re) βίος οἰκτρὸς καὶ ὁ θάνατος εὐκτός. Dies beweist,
scheint mir, Abfassung nach dem antalkidischen Frieden, und
vor der Schlacht bei Leuktra. Dann aber ist kein Grund, nicht
an die erstere Grenze recht nahe heranzugehen, ausser wenn sich
wirklich beweisen lässt, dass dieser Redner Isokrates’ Panegyrikos
benutzt hat, und nicht umgekehrt Isokrates den Epitaphios (vgl.
8. 432; Abth. II, 5. 240). Nun sind die meisten Berührungen
der Art, dass sich über die Priorität des einen oder des andern
Redners nichts erkennen lässt. Aber die Phrase Isokr. $ 89:
ὥςτε τῷ crparomedw πλεῦςαι μὲν διὰ τῆς ἠπείρου, πεζεῦςαι δὲ διὰ
τῆς θαλάττης, τὸν μὲν Ἑλλήσποντον ζεύξας, τὸν δ᾽ "Adw διορύξας,
32"
840 Nachträge zu Abth. I. Lysias.
wird von dem Redner selbst durch das vorausgeschickte (mpiv
ἐξεῦρε καὶ cuvnväykacev), ὃ πάντες θρυλοῦςειν als eine entlehnte
bezeichnet, und die Fassung des Epitaphios $ 29: ὁδὸν μὲν διὰ
τῆς θαλάττης ἐποιήςατο, πλοῦν δὲ διὰ τῆς τῆς ἠνάγκαςε τενέεθαι,
ζεύξας μὲν τὸν Ἑλλήςποντον, διορύξας δὲ τὸν ”Adw, ist so augen-
fällig schlechter, dass man nicht begreift, weshalb der Verfasser,
falls er aus Isokrates entlehnte, nicht ganz entlehnte. Ferner
tadelt Isokrates $ 97 anscheinend diejenigen, welche in der Be-
schreibung der Schlacht bei Salamis sich bei den κραυγαΐ und
παρακελεύςεις aufhielten. Der Epit. hat $ 38: ἀκούοντες .. παρα-
κελευςμοῦ δ᾽ ἀμφοτέρων καὶ κραυγῆς τῶν διαφθειρομένων. Wird
dies wirklich deswegen erwähnt, weil Isokrates die Erwähnung
als unnütz bezeichnet hatte? Somit pflichte ich jetzt Le Beau
und den Alten bei, welche den Isokrates hier als den Nachahmenden
ansehen. Denn wenn Sauppe (Nachr. ἃ. Gött. Ges. d. W. 1864,
8. 199.) zu erweisen sucht, dass die ἀγῶνες ἐπιτάφιοι, deren
die pseudolysianische R. ebenso wie der Menexenos gedenkt, erst
gegen Ende des 4. Jahrhunderts eingerichtet seien, so stützt sich
dieser Beweis auf Thukydides’ Leichenrede, lässt also die Mög-
lichkeit offen, dass etwa während des korinthischen Krieges diese
Einrichtung erfolgte.
8.447, 2. 6ff. Den Beweis dafür, dass die Rede gegen
Epikrates (XXVII) verstümmelt sei, sucht M. Hentschel zu
führen (Quaest. de Lysiae or. Epieratea, Diss. Leipzig 1874
8. 51ff). Er vergleicht den Anfang: κατηγόρηται μὲν ὦ ἄ. ’A.
Ἐπικράτους ἱκανά, mit XI, 81: κατηγόρηται δὴ Ἐρατοςθένους καὶ
τῶν τούτου φίλων (vgl. auch Andok. 1, 29). — Zur Evidenz scheint
die Sache nicht zu’ bringen.
8.467 (Zeit der Rede gegen die Kornhändler). C. Fuhr
(Animadversiones in orat. Att. p. 16f. adn.) versteht unter den
cmovdai in 8 14 der Rede den Vertrag der Böoter Korinther und
Perser. Das geht aber nicht an; denn dies ist eine ευμμαχία,
und die sonstige nähere Bezeichnung durfte nicht fehlen. Ferner
vermuthet er, dass die Theuerung, die nach $ 8 im vorhergehenden
Winter gewesen war, nicht vor der Besetzung Aigina’s durch
die Lakedämonier (389) entstanden sein möchte. Wenn aber
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 341
unter jenen cmovdai der Antalkidische Frieden zu verstehen, und
die Rede 387 oder etwas später zu setzen ist, so erklärt sich
die Theuerung des vorhergehenden Winters (388/7) vortrefflich
aus Xenoph. Hellen. V, 1, 28: ὃ δὲ ᾿Ανταλκίδας.. ἐκράτει τῆς
θαλάττης, ὥςτε καὶ τὰς ἐκ τοῦ Πόντου ναῦς ᾿Αθήναζε μὲν ἐκώλυε
καταπλεῖν, εἰς δὲ τοὺς ἑαυτῶν ξυμμάχουξ κατῆγεν.
8. 503, Ζ. 118. S. die Berichtigung oben zu 8. 359.
S. 518f. (Schluss der Rede für Mantitheos). Den Ver-
lust des Epiloges nimmt Volkmann an (Rhetor. 8. 222). Aber
sollte es Zufall sein, dass .die jetzigen Schlussworte auf die be-
vorstehende Entscheidung in der That, wenn auch versteckt,
Bezug nehmen? Denn das: οὐ γὰρ ἕτεροι περὶ αὐτῶν κριταί
eicıv, ἀλλ᾽ ὑμεῖς, ist doch eine Art Verbeugung vor der Souveränität
des Rathes, wenn es auch nicht direkt mit Bezug auf diesen
gesagt ist.
S. 532, Z. 5ff. (Gemeinplatz in der XIX. Rede). Gerade
das über die διαβολή Gesagte (8 5f.), was Westermann streichen
will (Quaest. Lysiacae ps. II, Lpz. 1864, p. 6), findet sich zum
Theil wieder bei Isokrates Antid. $ 18; vgl. auch Anaximenes
Rhet. c. 29 p. 216, 17 Sp. (Frohb.).
Abtheilung II (Isokrates und Isaios).
8. 11. Auch Protagoras wird als Isokrates’ Lehrer genannt,
Suid. v. Τήρωταγ. ᾿
8. 14, Z..12ff. Die Stelle Antid. $ 161 habe ich nicht richtig
erklärt: das ὅτε ἠρχόμην mAncıdZeiv tıciv, parallel und gleichbe-
deutend mit dem vorhergehenden ὅτε ἐπαμύνειν ἠρχόμην τοῖς
ἰδίοις, bezieht sich nicht auf Isokrates’ Unterricht bei Gorgias,
sondern auf den Unterricht Andrer bei Isokrates. Wir haben
somit keinen Anhalt zur Bestimmung der Zeit, wo jener erstere
Unterricht statthatte, ausser Cicero’s Worten (Orat. 176): I. cum
audisset in Thessalia adulescens senem iam Gorgiam. Doch
scheint mir das adulescens (griechisch νέος, falls C. hier dem
Aristoteles so genau folgt) nicht so erheblich, um von der auf-
gestellten Chronologie abzugehen.
8. 16f. (Isokrates’ Schule auf Chios). H. Usener im
842 Nachträge zu Abth. II. Isokrates,
Rh. Mus. 1880, 8. 145 vertritt die Richtigkeit der Tradition, dass
I. zuerst auf Chios eine Schule gehabt; den befremdlichen Aus-
druck bei Pseudoplutarch: ἐπὶ Χίου, rechtfertigt er mit ἐπὶ τῆς
vncov das. Vit. Aesch. 840 D, ἐπὶ τῆς ᾿Αττικῆς Marcell. Vita
Thucyd. 30. 32. Usener setzt diesen Aufenthalt auf Chios etwa
394 (392)—390; doch ist die Zeitbestimmung für den Trapezitikos,
auf die er sich dabei stützt (spätestens 392), nicht recht haltbar
(8. unten zu 8. 210). Es ist mir unmöglich, auf die gesammten
Combinationen Us hier einzugehen; die Schule auf Chios beruht
auf der sehr ungewissen Glaubwürdigkeit einer vereinzelten
Tradition (ὡς gaci τινες Pseudopl.).
8. 19f. (Androtion). ’Avdporiwv ”Avdpwvoc Γαρτγήττιος, 5.
die Inschrift Rh. Mus. XXXII (1878) S. 418ff, und dazu A. Schäfer
das. 8. 429f. Dieser von A. geschriebene Volksbeschluss ist datirt
von Ol. 108, 2 346; damals also war’ A. noch in Athen thätig;
seine Geburt ist nach den anderweitigen Daten (Dem. Andr. 66;
Ὁ. 1. A.II, 27, wo er als ἐπιετάτης aufgeführt wird, vor 376 nach
Köhler) nicht nach 410 zu setzen. Ist er also der Verfasser der
Atthis, so wird, wie Schäfer 1. c. hervorhebt, Plutarch’s Angabe,
dass er diese als Verbannter in Megara geschrieben, insofern
befremdlicher, als die Verbannung ihn in bohem Lebensalter be-
troffen haben müsste. Unbedingt unrichtig ist die von mir
gegebene Begründung der Verbannung; denn ob Timokrates’
Gesetz fiel oder nicht, hatte auf Androtion’s Schicksal, wie sich
die Dinge schliesslich gestaltet hatten, gar keinen Einfluss (II,
1, 8. 244f.), und wir sehen ja auch nun den Andr. noch lange
nachher in Thätigkeit.
8. 44, Z. 188. Mit der Bemerkung im Euagor. $ 10f. ver-
gleicht sich Platon ‚Rep. X, 601 B: ἐπεὶ γυμνωθέντα τε τῶν τῆς
Houvcıkfic χρωμάτων τὰ τῶν ποιητῶν, αὐτὰ ἐφ᾽ αὑτῶν Aeyöueva,
οἶμαί ce εἰδέναι οἷα φαίνεται. τεθέαται γάρ που. Ἔγωγ᾽ ἔφη.
Οὐκοῦν, ἦν δ᾽ ἐγὼ, ἔοικε τοῖς τῶν ὡραίων προεςώποις, καλῶν δὲ
μή, οἷα γίγνεται ἰδεῖν, ὅταν αὐτὰ τὸ ἄνθος προλίπῃ; Der Gedanke
ist derselbe, der Ausdruck ist bei Platon sehr viel geistreicher.
8. 51, Anm. 2. Ebenso Hypoth. der Rede πρὸς Νικοκλέα,
wo 20 Tal. als Lohn für diese Rede angegeben sind; für den
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 343
Euagoras sollen es dann 30 gewesen sein (Hypoth. Euag.). Als
Quelle wird in ersterer Hypoth. Hermippos genannt, der sich
seinerseits auf einen gewissen Euandros beziehe.
8. 53, Z. 11 und 18. Die Rede gegen Lakritos fällt vielmehr
eher um 351 (Abth. III, 1,.8. 503); somit wäre L’s Unterricht
bei I. um 360 anzusetzen.
8. ὅδε Python von Byzanz war nach Einigen der Ver-
fasser des bekannten, vor Alexander 324 zu Susa aufgeführten
Satyrdrama’s Agen; daneben nannte man Python von Katana
und den König selbst als Verfasser. S. Athen. II, 50 F. XII,
586 Ὁ. 595 E; Droysen Alexand. (2. Aufl.) II, 244, der dem Python
nach der Ath. XII, 550 F berichteten Anekdote den nöthigen Witz
schon zutraut.
8. 60, Anm. 2. Es ist also ungenau, wenn Dionysios (ad
Ammae. I, c. 7 Ende) von Aristoteles sagt: ὃ δὲ κατὰ τοὺς αὐτοὺς
χρόνους (wo Demosthenes seine staatsmännische Laufbahn begann)
᾿ ἔτι cuviv Πλάτωνι, καὶ διέτριψεν ἕως ἐτῶν ἑπτὰ καὶ τριάκοντα,
οὔτε cxoAfic ἡγούμενος, οὔτ᾽ ἰδίαν πεποιηκὼς αἵρεειν.
85. 64, 2. 98. Nicht unbedenklich ist auch der von Isokrates
Hel. 42 ausgesprochene Grundsatz: εἵλετο (Alexandros) τὴν οἰκει-
ότητα τὴν Ἑλένης —, οὐ πρὸς τὰς ἡδονὰς ἀποβλέψας, καίτοι Kai
τοῦτο τοῖς εὖ Ppovoücı πολλῶν αἱρετώτερόν ἐςτι. In den
späteren Reden findet sich keine derartige Aeusserung.
8. 968. (Techne des Isokrates). Für die Frage bezüg-
lich der Techne des I. wird das Material erheblich gemehrt, sowie
ınan dem 30. Briefe unter den Epistulae Socraticorum sein Recht
giebt und ihn als echtes Werk des Speusippos anerkennt. Es
ist diese Anerkennung neuerdings, ich erinnere mich nicht von
wem, beiläufig ausgesprochen; ich hatte 5. 81, Anm. 4 verkehrter
Weise dem Leo Allatius, der die Sache vorlängst aus Diog. L.
IV, 5 und Athen. XI, 506 E erkannt, gegenüber Orelli’s Bestrei-
tung keinen Glauben geschenkt. Diogenes zählt unter Speusippos’
Schriften Briefe an Dion, Dionysios, Philippos auf; Karystios von
Pergamon bei Athen. berichtet: Cr. πυνθανόμενος Φίλιππον
βλαςφημεῖν περὶ Πλάτωνος εἰς ἐπιςτολὴν ἔγραψέ τι τοιοῦτον „Ücrep
ἀγνοοῦντας τοὺς ἀνθρώπους ὅτι καὶ τὴν ἀρχὴν τῆς βαειλείας
844 Nachträge zu Abth. II. Isokrates.
Φίλιππος διὰ ἸΤλάτωνος Ecxev“, womit zu vergleichen $ 12 des
Briefes: πυνθάνομαι δὲ «ai Θεόπομπον παρ᾽ ὑμῖν μὲν εἶναι πάνυ
ψυχρόν, περὶ δὲ Πλάτωνος βλαςφημεῖν, καὶ ταῦτα ὥςπερ οὐ
Πλάτωνος τὴν ἀρχὴν τῆς ἀρχῆς ἐπὶ Περδίκκα (co) καταςκευάςαντος.
Das stimmt so genau, wie man bei einem Citiren aus dem
Gedächtnisse (ἔγραψέ τι τοιοῦτον) verlangen kann; das bei Karystios
Folgende ist nicht mehr Citat aus Speusippos, wie bereits Allatius
sah. — Orelli’s Gegenargument beruht auf Missverständniss, als
sei in den Schlussworten eine Abfassung in Aegypten angegeben,
während doch nur der durch die Einnahme Aegyptens in Athen
entstandenen. Theuerung des Papyrus gedacht wird. Diese Stelle
gibt für den Brief eine Zeitbestimmung auf 340 (vgl. A. Schäfer
I, 4811); der Krieg zwischen Athen und Philipp ist nämlich
offenbar noch nicht ausgebrochen; 339 starb Speusippos. — Nun
ist aber ausser Karystios noch ein zweiter Zeuge für die Echt-
heit vorhanden, Kaineus bei Diog. IV, 2, wo von Speusippos:
καὶ πρῶτος παρὰ Ἰςοκράτους τὰ καλούμενα ἀπόρρητα ἐξήνεγκεν,
ὥς φηει Καινεύς. Denn diese von Kyprianos arg missverstandene,
von mir für unbrauchbar erachtetete Stelle erklärt sich voll-
ständig, wenn wir sie auf die Mittheilungen dieses Briefes und
vielleicht noch anderer ähnlicher aus Isokrates’ Techne beziehen.
Die Stellen lauten: ($ 4) τὸν ἐν ταῖς τέχναις ἀποφαινόμενον
ἐκ τῆς προγόνίων οἰκειότητος) εὔνους δεῖν ποιῆςαι τοὺς ἀκροατάς.
— (8 10) καὶ φηεὶ μὲν ἐν ταῖς τέχναις mpochkeiv οἰκεῖα καὶ
γνώριμα τὰ παραδείγματα φέρειν, ὀλιγωρήςας δὲ τῆς τέχνης κτέ.
(8 9: ὃ τὰ παλαιὰ καινῶς καὶ τὰ καινὰ παλαιῶς ἐπαγγελλόμενος
διδάςκειν λέγειν scheint auf Paneg. $ 8 zu beruhen, vgl. indes
Sauppe O. A. II, 224). Es kannte also Speusippos eine technische
Schrift, in der nach ihm Isokrates seine Theorie niedergelegt
hatte; an der Identität dieser Schrift mit der von Späteren
benutzten isokratischen Techne ist kein Grund zu zweifeln, und
völlig untergeschoben kann sie darnach nicht gewesen sein (8. 98).
Ebensowenig aber war sie von Isokrates herausgegeben; vielmehr
sollte die Theorie ein ἀπόρρητον der Schule bleiben. Wie nun
doch bereits bei Lebzeiten des Meisters Speusippos diese Kennt-
niss bekam, lässt sich natürlich nicht ermitteln. —. Die angeführten
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 345
einzelnen Vorschriften sind an sich nicht erheblich. — Der Brief
bildet ein sehr interessantes, freilich auch sehr unerfreuliches
Aktenstück zur Geschichte des Streites zwischen Isokrates und
den Platonikern (vgl. 8. 35). Der ausgesprochene Zweck ist die
Empfehlung eines Historikers Antipatros, eines Magneten von
Geburt; der eigentliche Zweck, vermittelst dieses Historikers und
seiner treffllich in Philipps Interesse verwendbaren Alterthums-
forschungen den Isokrates und Theopompos beim Könige aus-
zustechen. Man hatte in der Akademie, im Beisein des Antipatros,
Isokrates’ Philippos durchgenommen; da hatte es sich nun gezeigt,
wieviel herrliche Dinge der „Sophist“ ($ 9) aus Unwissenheit
oder Böswilligkeit nicht angeführt. Herakles war, behufs der
Einweihung in die Mysterien, von einem Athener adoptirt worden;
also besass Philipp von seinem Urahn her das attische Bürger-
recht. Ferner hat Herakles das Gebiet von Amphipolis, Pallene,
das Land von Torone in rechtmässigem Kriege für seine Nach-
kommen erworben; die Athener, Chalkideer u. s. f. besetzten
nachher diese Landschaften ganz mit Unrecht. Wenn so ein
Athener an Philipp schreibt, so muss er und das damalige Athen
freilich in unsrer Achtung sehr sinken, Isokrates indessen steigen;
denn nie und nirgends hat dieser so ehrlos geschmeichelt. — Die
Stelle Isokr. Phil. 12 (8. 37, Anm. 5) bezieht bereits Sp. auf
Platon, 8. $ 2 οὔτε Πλάτωνος ἐν τοῖς πρὸς ck πεμφθεῖει λόγοις
Amecxnraı (λόγοις statt λόγῳ wegen des Hiatus, den Sp., hierin
Isokrateer, ausser etwa bei kai und oi sehr streng vermeidet). —
Ueber Isokrates’ icropia, ἃ. h. Mangel an geschichtlicher Kennt-
niss, wird besonders $ 11 gespottet (vgl. 8. 45). — Auf Anderes
komme ich noch unten (zu 8. 268. 288. 373. 419).
8. 102, Z. 108. Auch das ἀφορίζεεθαι eines Theiles beim
Uebergang zu einem neuen, wovon Anaximenes öfter spricht
(Anaxim. c. 32 p. 221, 26 Sp. τὸ μέρος δριςάμενοι, mit dem Bei-
spiele ὥς μὲν δίκαιόν Ecrıv ἡμᾶς βοηθεῖν Cupaxoucioic, ἐκ τῶν
εἰρημένων ἱκανῶς ἀποδεδεῖχθαι νομίζω), ist bereits isokratische
Vorschrift, 5. Antidos. 58: ἀφοριςάμενος δὲ τὸν λόγον τὸν περὶ
τῶν τοιούτων εὐεργεειῶν, mit Bezug auf Paneg. 51: ἵνα δὲ μὴ
δοκῶ — —, ταῦτα μὲν εἰρήεθω μοι κτέ.
846 Nachträge zu Abth. II. Isokrates,
8.103, Ζ. 1 v.u. Ueber etwaige Entlehnungen des I. aus
Thukydides handelt mit grosser Besonnenheit C. Fuhr, Rh. Mus.
XXXIII, 592f., auf Grund von J. Strange’'s Zusammenstellungen
(J. J. Suppl. ΠΙ, 453). Ein sicheres Resultat ergibt sich nicht. —
Vgl. übrigens oben zu I, 439.
8.133f. (Wiederholung der Schlusssilbe eines Wortes
im Anfang des folgenden). Die Regel hat, wie es auch dem
Wortlaute gemäss ist, auf einsilbige Wörter keine so strenge
Anwendung, am wenigsten auf den Artikel. Beispiele: αὐτὰς τὰς
Euag. 10. αὐταῖς ταῖς das. ΓΔ. ποιημάτων τῶν 11. τούτοις τοῖς 18.
πάντων τῶν 29. ταύτης τῆς 80. 70. ἀρετὴν τὴν 38. ἀρετῆς τῆς 62.
τούτοις τοῖς 50. τοῦτον τὸν 55. ταύτην τὴν 71. ἅπαντα τὰ 72.
τούτων τῶν 18. — Ἂν ἄνευ Panath. 14 nach Γ; in der v. fehlt
ἄν, ist aber für den Sinn nothwendig. — Epist. VII, 9 ὑπὲρ ὧν
δὲ δέομαι (ὑπὲρ δ᾽ ὧν läge nahe). Aber XVI, 46 hat für δὲ deduc-
τυχηκὼς der Urb. δὲ npodeducr. — Archid. 85 ἀνορθώςομεν μὲν
nach Bekker’s Conjektur, wäbrend die Hdschr. μὲν auslassen; es
scheint in der That unentbehrlich. — Ist aber das einsilbige
Wort mit einem andern verwachsen, so müsste doch die Regel
streng zur Geltung kommen. Gleichwohl steht ὁμοίως ὥςπερ
Symm. 134 (ὁμοίως περ TE, was Corruptel; OA in der Antid. haben
eine ganz andere Fassung der Stelle). — Ἐπειδὴ δ᾽ ἤκουςαν
Paneg. 92 fällt nicht unter die Regel. — ὥςτε τετμῆςθαι Archid. 66
ist Conjektur von Bekker (Hdsch. ὡς); οὔτε τελείαν Panath. 9
desgl. von Baiter (οὐ Hdschr., was man halten kann, wenn man
das folgende οὔτε in οὐδὲ ändert). — καίτοι τοιούτων Paneg. 162
nach TE (vulg. καὶ, was nicht angeht; τοςούτων brächte eine
andere Schwierigkeit, da καὶ τοςούτου folgt, vgl. 8. 166).
8. 1868. Was ich über den Rhythmus bei Isokr. neu zu
bemerken habe, werde ich anlässlich des Demosthenes zu III, 1,
8. 1168 beibringen.
8. 142 (Wortstellung bei Isokrates). Der Gegensatz der
isokratischen Regelmässigkeit zu der Weise eines Aristoteles
oder Hegesias, und wiederum zu der eines Demosthenes, ‚liegt
allerdings zu Tage; doch habe ich zu wenig "imitirt. Paneg. 3
ἀλλ᾽ ἱκανὸν vonicac ἄθλον ἔςεεθαί μοι τὴν δόξαν, statt ἀλλὰ vonicac
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. ΄ 841
ἱκανὸν &. κτέ.; das. 45 καὶ φιλίας εὑρεῖν πιςτοτάτας καὶ ευνουείαις
ἐντυχεῖν παντοδαπωτάταις; solche Beispiele, bei denen der Hiatus
durchaus nicht im Spiele ist, finden sich auch in dieser Rede
eine Menge. — Für die Nachstellung von εἰ oder ἐάν gebe ich
folgende. 3, 63 καὶ ταῦτ᾽ ἂν ποιῆτε (Hiat). 5, 9 yirvecdan, ταύτας
ei (Hiat). 6, 42 τοὺς μὲν οὖν παλαιοὺς κινδύνους εἰ διεξιοίην (εἰ
διεξέλθοιμι κινδύνους © vulg.). 47 ἐπεὶ καὶ τῶν περὶ Θήβας πρα-
χθέντων εἰ μνηςθεῖμεν (Hiat). 75 καὶ ταῦτ᾽ ἐὰν ToAuncwpev (Hiat).
12, 67 τοιαῦτα δὲ καὶ περὶ τῆς εἱςπράξεως τῶν φόρων ἤν τι λέγωειν,
ἕξομεν εἰπεῖν (Hiat). Des Satzbaues wegen war eine solche
verschränktere Stellung nothwendig 5, 6 τὸ δὲ πλῆθος ἡμῶν εἴ
τις διδάξειεν; auch 6, 51 ὧν ἡμεῖς δέδοικα μὴ τἀναντία πράττοντες
φανῶμεν war durch die relativische Anknüpfung bedingt.
8. 146, 4ff. Von Isokrates’ Perioden sagt Plutarch (Mor.
350 D): er pflege μόνον οὐ κολαπτῆρει καὶ ξυςτῆρει τὰς περιόδους
ἀπολεαίνειν καὶ ῥυθμίζειν.
8. 161, 984. In der Antidosis finden sich vereinzelt solche
Zusammenstellungen von Formen desselben Wortes: οὐδεὶς οὐδέν
87, πάντας πάντα 217 (πάντα fehlt in ©). Auch der Demonikos
hat πολλὰ πολλῶν, 8 .19. — Etwas anders schon ist Areopag.
74 πολλάκις ἤδη καὶ πρὸς πολλούς; Nikokl. 45 τοὺς πλείετους
ἂν εὕροιμεν mAeicra nur Γ,, die andern Hdsch. μάλιςτα. --- Panath.
198 τῆς δὲ χρηςίμης ἐπὶ mäcı καὶ πάντας (καὶ τῆς Γ) δυναμένης
"ὠφελεῖν. — Arch. 24: παρὰ τῶν αὐτῶν καὶ τὸν αὐτὸν τρόπον καὶ
ταῖς μαντείαις χρηςάμενοι ταῖς αὐταῖς, ähnl. 25. Nik. 44 τούτων
ἕνεκα καὶ ταῦτα διανοηθείς. -- Zu Ζ. 15 ist zu bemerken, dass
Hel. 52 ευνεξώρμηςαν καὶ ευνεξέπεμψαν vorzuziehen scheint (8. m.
Ausg.). Vergl. auch φιλοπολέμως καὶ φιλοκινδύνως Symm. 97.
8. 164, 10. Lang fortgesetztes Homoioteleuton Paneg. ἡ
122: (— xareermcav — — |) — ἐποίηςαν || — ἀπέετηκαν | —
ἀπῴκηκςαν |; — ἐεώθηκαν | ---ἐξέδοςαν.
5. 165f. (Anaphora und Polyptoton). Τοιοῦτος ἦν
καὶ τοιοῦτον εἶχε TTvurayöpav τὸν υἱὸν τὸν αὑτοῦ ευνατωνιετήν.
Aber Phil. 67 εἰς τοςοῦτον προῆλθον καὶ τοςαῦτα διεπράξαντο
ist nach ΓΕ geändert (τηλικαῦτα). -- Phil. 108: μόνος γὰρ τῶν
Ἑλλήνων οὐχ ὁμοφύλου γένους ἄρχειν ἀξιώςας μόνος καὶ δια-
88 Nachträge zu Abth. II. Isokrates.
φυγεῖν ἠδυνήθη τοὺς κινδύνους κτέ. — Euag. 41: ei καλῶς τὴν
αὑτοῦ gYpövncıv παρακςκευάςειεν, καλῶς αὑτῷ καὶ τὴν βαειλείαν
ἕξειν Γ᾽ vulg., aber ὁμοίως καλῶς ΔΕ, und darnach vermutheten
schon die Züricher Herausgeber ὁμοίως. --- Lochit. 10: δὶς ἤδη...
καὶ dic. — Nicht eigentliche Anaphora ist Hel. 48: ei τοὺς θεοὺς
εἰδὼς περὶ κάλλους φιλονικοῦντας αὐτὸς κάλλους κατεφρόνηεεν,
und Nik. 51: ὅςοι γὰρ ἂν ὑμῶν περὶ πλεῖετα τῶν ἐμῶν χρηείμους
αὑτοὺς παράεχωειν, οὗτοι πλεῖετα τοὺς οἴκους τοὺς αὑτῶν ὠφε-
Ancovcıv, man ist an beiden Stellen zu ändern versucht (vgl.
Nik. 45, oben zu $. 161).
8. 166, 1838. Die Hypophora findet sich auch als erstarrte
Formel des Uebergangs, wie zuweilen bei Demosthenes (Abth.
II, 1, 8. 152); so Trapez. 49: ἀλλὰ γὰρ icwc περὶ τούτων μόνον
ἀλλ᾽ οὐ καὶ περὶ τῶν ἄλλων ἐναντί᾽ αὐτὸς αὑτῷ καὶ λέγων καὶ
πράττων φανερός ἐςτιν.
S. 161, Z. 198: Das Asyndeton bei anfangendem οὗτος
oder τοιοῦτος findet sich auch schon in den älteren Reden:
Paneg. 82 (τοιαύταις). 106 (τοιαῦτα). Nik. 44 (τούτων). Areop. 42
(ταῦτα). --- Τρίτον ohne δέ bei einer Aufzählung Symm. 135
(TE, Antid.; τρίτον δ᾽ vulg.); ebenso ἔπειτα... ἔτι (Γ, ἔτι δὲ vulg.)..
τέταρτον Panath. 31f.
8.168, 4. Ironie zeigt sich auch Paneg. 152 οὐ καταιεχύνουει
τὴν ἐκεῖ maideucıv (Rauchenstein vergleicht Dem. 18, 261); Epist.
VI, 14 τοὺς μὲν οὖν ταύτην ἔχοντας τὴν διάνοιαν ζηλῶ τῆς ῥᾳθυμίας. ᾿
5. 186, Ζ. ὅ v.u. Aehnlich wie Hieronymos urtheilt Demetrios
von Phaleron bei Philodemos π. ῥητ. IV, 17: πονηρὸν γὰρ εἰς
ὑπόκριειν αἱ μακραὶ περίοδοι, ὡς καὶ παρὰ τῷ PaAnpei κεῖται περὶ
τῶν Ἰκοκράτους.
8.193, Ζ. 15ff. Klassisch ist die Bemerkung Lord Brougham's
(Edinb. Rev. XXXVI p. 513) über den Panegyrikos: Isocrates,
we learn, was fifteen years in completing his prineipal oration:
Yet, so far was he from loading this his favourite daughter,
patch by patch, with gorgeous apparel, so as to bring her out,
at last, in a full birthday suit of magnificent decoration, that one
would rather think, from the perfect absence of all glitter, he
had spent the time in undressing her.
Nachträge σὰ Abth. II. Isokrates, 349
8. 203, Sf. So bereits Usener Rh. Mus. XXV (1870) 8,603, .
der somit in der Stelle ein Zeugniss des Aristoteles für die
Echtheit beider Reden, des Amartyros und der gegen Kallimachos,
erblickt. .
8. 210, 8 (Zeit des Trapezitikos). Die Angabe des
Diodor, dass Satyros von Bosporos Ol. 96, 4 (393/2) gestorben
sei, wird sehr bedenklich durch das von A. Schäfer Rh. Mus.
XXXII, S. 418ff. behandelte Psephisma des Androtion. Aus
diesem ergibt sich nämlich, dass Leukon, Satyros’ Nachfolger,
bis gegen Ende 108, 1 (Sommer 347) regierte, nicht, wie Diodor
(XVI, 31) angibt, bis 106,-4 354/3; hatte er also vierzig Jahre
lang regiert, wie der Historiker sagt, so fällt Satyros’ Tod 98, 1/2
387. 8. Schäfer 1. c. 3. 426, der nun freilich (wegen Lysias 16, 4)
auch die 14 Jahre Regierungszeit, die Diodor dem Satyros beilegt,
in 19 ändern muss. Den Trapezitikos möchte Sch. in das Jahr
des antalkidischen Friedens (387) herabrücken, da nach 8 δ1
der Seeverkehr keiner Störung mehr zu unterliegen scheine.
Aber dies Argument beweist zu viel; denn was $ 51 ἢ, und vollends
was 19f. erzählt wird, zeigt, dass schon längere Zeit vor der
Prozessverhandlung freier Seeverkehr, war; man müsste also unter
387 herabgehen. Demnach ist es gerathener, als terminus ante
quem nun das Jahr 391 oder 390 aufzustellen, da in ersterem
(Diod. XIV, 97) die -Lakedämonier wieder eine Seemacht aus-
rüsteten. — Die neue Inschrift scheint auch zu zeigen, dass unsere
Rede nicht ganz gegen Ende von Satyros’ Regierung fallen
kann. Denn Z. 20ff. heisst es: ἐπειδὴ δὲ τὰς δωρειὰς dıddacıv
᾿Αθηναίοις (Spartokos und Pairisades), äcnep ζάτυρος καὶ Λεύκων
ἔδοςαν, εἶναι (παρτόκωι καὶ Παιριςάδει τὰς δωρειάς, ἃς ὁ δῆμος
ἔδωκε ζατύρωι καὶ Λεύκωνι. Derartig aber scheint nach $ 57
der Rede das Verhältniss zwischen Satyros und den Athenern
zur Zeit noch nicht gewesen zu sein (vgl. über die zwischen
Leukon und Athen ausgetauschten δωρεαί Demosth. Lept. 29f.).
8. 212, Anm. 5. Berührungen des Trapezitikos mit andern
isokrat. Werken finden sich noch folgende. Tr. 45 δοκεῖτε δέ
μοι — ἄριετ᾽ ἂν γνῶναι — ἀναμνηςθέντες — εὑρήςετε τὰρ —,
vgl. Lochit. 9: ἡγοῦμαι δ᾽ ὑμᾶς οὕτως ἂν ἀξίως ὀρτγιςθῆναι --- εἰ
850 Nachträge zu Abth. II. Isokrates.
διεξέλθοιτε — eüpncere γὰρ —, und Epist. VII, 9: οὕτω δ᾽ ἄν
nor δοκεῖτε κάλλιςτα βουλεύςαςθαι —, εἰ crewaıcde — εὑρήςετε
γὰρ —. Femer Tr. 84: περὶ μὲν οὖν τούτων οὐκ οἶδ᾽ ὅ τι δεῖ
πλείω λέγειν, vgl. Epist. II, 24. VIII, 8. — Trap. 10: πανταχόθεν
δέ μοι TOCOUTWV κακῶν προςπεπτωκότων τίν᾽ OolecdE με γνώμην
ἔχειν, ᾧ γ᾽ ὑπῆρχε —, vgl. Aigin. 22: καίτοι τίν᾽ οἴεεθέ με γνώμην
ἔχειν τοταύτης μοι μεταβολῆς τοῦ βίου τεγενημένης; ὃς τὸν μὲν
ἄλλον χρόνον κτέ., und Plat. 48. — Auch in diesen Berührungen
liegt keine geringe Gewähr der Echtheit.
8. 215, 11f. (Zeit des Aiginetikos). Die Rede kann auch
nicht in die Kriegszeit nach 389 fallen; denn in diesem Jahre
wurde von Aigina aus das Kaperwesen gegen Athen durch die
Spartaner organisirt, und der bisherige freie Verkehr zwischen
beiden Orten hörte auf (Xenoph. Hellen. V, 1, 1, wo ἐπιμιξίᾳ
χρωμένων τὸν πρόςεθεν χρόνον τῶν AlyıynrWv πρὸς τοὺς ᾿Αθη-
ναίους). Freier Verkehr aber musste statthaben, wenn Isokrates
für einen in Aigina geführten Prozess eine Rede schrieb (vgl.
8. 218, 6ff.). — In die Zeit nach dem antalkidischen Frieden herab-
zugehen liegt wohl kein Grund vor (das. Z. 15ff.).
8. 222, Z. 1f. Vgl. oben zu I, 46.
8. 224, Z. 23ff. Sauppe’s Ausspruch vom Charidemos des
sog. Lukian: frigidissimi exemplaris (Isokrates’ Helena) inepta
repetitio, steht Epist. crit. p. 51.
8. 230ff. (Zeit des Panegyrikos). Meine Bestreitung der
von Engel zuerst aufgestellten Ansicht, dass der Paneg. spätestens
384 herausgegeben und dann nach der Herausgabe von Isokrates
noch erweitert sei, kann ich nicht mehr durchaus aufrecht erhalten.
Schon 8. 232, Anm. 2 bemerke ich: „Wäre freilich Diod. XV, 9:
(ὃ Κυπριακὸς πόλεμος) διετῆ χρόνον τὸν ἐπὶ mäcı ευνεχῶς πολε-
μηθείς, gleichfalls aus Ephoros abgeschrieben, so stände die Sache
wesentlich anders“. Es hat aber alle Wahrscheinlichkeit, dass
auch dies aus Ephoros stamme. Auch steht die Erzählung vom
kyprischen Kriege bei Diodor keineswegs so isolirt, dass man
sie beliebig in eine andere Zeit rücken könnte, wie etwa die
Nachricht vom Tode eines pontischen Fürsten oder des Euagoras
selbst (oben zu 8. 210, unten zu 246). Vielmehr steht das weiterhin
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 351
c. 9 und dann das c. 18 Erzühlte in ursächlichem Zusammen-
hang mit dem kyprischen Kriege, und die Erzählung enthält
Bezugnahmen auf den Zustand in Hellas, welche auf .385 und
die folgenden Jahre passen, nicht aber auf die Zeit von 380 und
später (vgl. auch c. 19 Afg.). Endlich_wird im Panegyrikos selbst
einmal der kyprische Krieg als der Vergangenheit angehörig
erwähnt, $ 153: τοὺς δὲ μεθ᾽ αὑτῶν εἰς Κύπρον cTpateucauevouc
μᾶλλον ἢ τοὺς αἰχμαλώτους ὕβριζον. Was aber die von mir
früher gegen Diodor geltend gemachte Stelle des Panegyrikos
betrifft (8 141), so beruht dies Argument auf dem Postulate,
dass des Redners Worte streng zu fassen seien. Es ist dies aber
kein allgemeingültiger Satz, weder für Isokrates noch für einen
andern Redner. Das Gleiche gilt von der andern Stelle, Euag. 64,
wo dem Kriege mit dem Perserkönige eine zehnjährige Dauer
beigelegt wird; es wird hier die Zeit des Krieges mit den
kyprischen Fürstenthümern mit hinzugerechnet, was Paneg. 141
(ἤδη μὲν ἕξ ἔτη διατέτριφεν, vom Perserkönige) nicht geschehen
konnte. 8, Rauchenstein 5. 23 Anm. Ist dem nun so, dann haben
wir im Panegyrikos einen Paragraphen (141), der eine frühere
Zeit voraussetzt als die übrige Rede; denn nicht nur der Abschnitt
125—132, den Engel ausscheidet, sondern auch die oben benutzte
Stelle $ 153 weist auf die spätere Zeit. Entweder nun hat
Isokrates diese Diskrepanz zugelassen, weil bei einer schriftlich
eireulirenden, nicht etwa wirklich gehaltenen Rede wenig darauf
ankam, auf welchen Zeitmoment für die Abfassung das Einzelne
wies, oder er hat den $ 141 zur Tilgung bestimmt. Scheidet
man diesen aus, so entsteht keine Lücke, die Beweisführung wird
. allerdings um ein gutes Argument schwächer.
8. 2421. (Zeit des Plataikos). Nach [Demosth.] 59, 36
wurde der ὕςτερος πόλεμος gegen Sparta unter Asteios und
Alkisthenes (Ol. 101, 4. 102, 1) geführt; doch ergibt sich aus
[Dem.] 49, 6, dass Timotheos’ Ausfahrt im ὕετερος πόλεμος bereits
unter Sokratides (101, 3) im Monat Munichion, d. h. April 373,
stattfand. Da nun nach dem Plataikos und auch nach Diodor
Plataia während des vorhergehenden „kurzen Friedens“ zerstört
wurde, so kann Pausanias’ Angabe, der die Zerstörung unter
352 Nachträge zu Abth. II. Isokrates.
Asteios setzt, nicht richtig sein. Wir haben sie Ende 374 oder
Anfang 373 anzusetzen, die Rede demnach 373. (Vgl. G. Busolt,
d. zweite athen. Bund, im 7. Supplementb. d. Jahrb. f. cl. Phil.
8. 785.)
8. 2408. (Zeit der Reden für Nikokles). Wenn der
kyprische Krieg bereits 385 zu Ende ging, so ist Diodor’s Ansatz
bezüglich des Todes des Euagoras vollends unhaltbar. Aber es
ist keineswegs sicher, dass Nikokles unmittelbar folgte, und
nicht etwa erst Nikokreon, in dessen Interesse Euagoras ermordet
war. Die Ansätze für die einzelnen Reden mögen ungefähr
richtig sein; aber beweisen lässt sich kaum etwas. — Der persön-
liche Verkehr des I. mit Nikokles (8. 247. 85. 50) wird übrigens
eher in Athen als in Kypros stattgehabt haben, vor dem
Regierungsantritte des Letzteren.
8. 257, Z. 5f. Die Benutzung des Demonikos in der
Techne des Anaximenes ist doch in der That sehr fraglich, und
für eine Zeitbestimmung der ersteren Schrift (8. 419) nicht zu
verwenden. . ᾿
8. 265, 4ff. Benutzung des Archidamos zeigt sich auch
Dem. Timokr. 6 (Abth. II, 1, 8. 245, 3); hiernach sind für jene
Rede die zeitlichen Gränzen 356 und 353.
8.268ff. (Briefe an Archidamos, Dionysios, die Söhne
Iasons). Für die Frage, wie es zugeht, dass die Briefe 1.
VI IX in der vorliegenden Gestalt gänzlich unvollständig und
nichts als Prooemien sind, ist sehr wichtig die Stelle des
Speusippos Epist. Soer. XXX 8 13 (vgk oben zu 8. 96): ἀπ-
€cramke δέ «τοι (Philipp) λόγον, ὃν τὸ μὲν πρῶτον ἔγραψεν
(ἔγραφεν cod. Paris.) ᾿Αγησιλάῳ, μικρὰ (δὲ διαςκευάςας ὕετερον
ἐπώλει (δὲ πάλιν Paris.) τῷ (ικελίας τυράννῳ Διονυείῳ, τὸ δὲ
τρίτον τὰ μὲν ἀφελὼν τὰ δὲ προςθεὶς ἐμνήετευςεν ᾿Αλεξάνδρῳ τῷ
Θετταλῷ, τὸ δὲ τελευταῖον νῦν πρὸς c& YAicxpwc αὐτὸν ἀπηκόντιςεν
(ἐπηκόντ. Hdschr.). Man setze für Agesilaos, zu dem Isokrates
keine Beziehung gehabt haben kann ($. 818, Anm. 5), dessen
Sohn Archidamos, für den Alexandros dessen Nachfolger, die
Söhne Iasons, und ändere die Zeitfolge: so hat man die drei
anscheinend verstümmelten Briefe, und man sieht nun alsbald,
Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 353
dass auch dem Speusippos davon nicht mehr als uns vorlag.
Denn das yAicxpwc ἀπηκόντιςεν zeigt, dass die Reden an die
vorher genannten Fürsten nach Sp.’s Auffassung nicht abgeschickt
waren; eben darauf weist auch das Imperfektum ἐπώλει (und
ἔγραφεν) und das Verbum μνηςτεύειν. Diese Auffassung konnte
aber der Schreiber nicht haben, falls vollständige Redeg an die
Genannten vorlagen. Dass hinwiederum diese Prooemien wirklich
veröffentlicht waren, zeigt sich darin, dass Isokrates den Brief an
Dionysios, wo er ihn ausschreibt, ausdrücklich eitirt, Phil. 81. —
Ob nun aber in der That die Reden vollständig verfasst und an
die betreffenden Persönlichkeiten abgeschickt waren, oder nicht,
darüber kann der nur oberflächlich unterrichtete Rival des Isokrates
kein gültiger Zeuge sein. Da es dem Verfasser mit seinen patrio-
tischen Bestrebungen unzweifelhaft Ernst war, so sieht man
nicht, warum er es unterlassen haben sollte, den Dionysios und
Archidamos wirklich im Interesse von Hellas anzugehen; aber
zur Veröffentlichung schienen sich nur die Eingänge zu eignen,
da das Uebrige grösstentheils dem Panegyrikos entlehnt sein
musste, und Isokrates die Scheu, sich vor allem Publikum in
grossem Massstabe zu wiederholen, nicht so leicht überwand
(vgl. Phil. 84). Der Brief an die Söhne Iasons gibt zunächst
eine Antwort auf eine Einladung, die Isokrates doch in der
That beantworten musste; das alsdann angekündigte Thema ist
allerdings nicht mit dem des Panegyrikos identisch, aber es
lassen sich auch andere Gründe denken, weshalb Isokrates das
Weitere nicht herausgab. — Sind nun aber diese Briefe so ver-
öffentlicht, so gewinnt auch betreffs der Reden XVI. und XX.
die Annahme an Wahrscheinlichkeit, dass nicht die Hand-
schriften, sondern der Wille des Verfassers Ursache ihrer Un-
vollständigkeit ist.
8. 270, Anm. 6. In der Stelle Epist. I, 8 wird das richtige
Λακεδαιμόνιοι von den Hdsch. ΓΕ geboten.
8.272, Z. 88: Ich habe übersehen, dass die Mörder des
Alexandros eben die Söhne "Iasons sind. Ihre Namen sind
Teisiphonos, Lykophron und Peitholaos; den ersteren nennt
Xenophon als Herrscher Thessaliens zur Zeit der Ahfaseung der
Blase, attische Beredsamkeit. III, 2,
864 Nachträge zu Abth. I. Alkidamas. Lykophron. Anaximenes.
Hellenika (VI, 4, 37). Der Brief fällt also sehr bald nach
Alexandros’ Ermordung.
8. 288, Z. 6, Das Gleiche bezeugt Speusippos (oben zu
8. 96), der überdies andeutet, dass die Rede dem Philippos durch
Isokrates von Apollonia überbracht und vorgelesen sei. 8.8 14:
μὴ θαυμάζειν δέ (seil. ἀξιοῖ ’Icoxp.), el καί πως ἀναγνοὺς ὁ TTovrıköc
μωλύτερον καὶ φαυλότερον ποιοῖ φαίνεςθαι τὸν λόγον. Es geht
dies auf Phil. 8 26f.: ἐπειδὰν .. ἀναγιγνώςκῃ τις αὐτὸν ἀπιθάνως
καὶ μηδὲν ἦθος ἐνεημαινόμενος ἀλλ᾽ ὥςπερ ἀπαριθμῶν, εἰκότως
οἶμαι φαῦλος εἶναι δοκεῖ τοῖς ἀκούουειν. ἅπερ καὶ τὸν νῦν ἐπιδει-
κνύμενον μάλιςτ᾽ ἂν βλάψειεν καὶ φαυλότερον φαίνεςεθαι ποιήεειεν.
Selbstverständlich dachte sich Isokrates, als er dies schrieb, nicht
seinen gleichnamigen Schüler als.den Vorleser; dass indes dieser
wirklich bei Philipp gewesen, zeigt bei Sp. noch 8 11: τὸν
ἸΤοντικὸν μαθητὴν ---, οὗ εὺ πολλοὺς τεθεαμένος copıcräc βδελυρώ-
τερον οὐχ ἑώρακας. War er etwa Ueberbringer und Vorleser des
späteren Briefes (Epist. II)? Insoweit konnte Sp. leicht ver-
mischen; das Ueberbringen aber und das Vorlesen lässt sich,
falls ersteres durch einen rhetorisch Gebildeten geschah, nicht
wohl trennen.
8. 303, Anm. 3. Κλέομμις ist ὑποκοριςτικόν von Κλεομένης,
Sauppe de duabus inser. Lesbiacis (Göttingen 1870) p. 6.
8. 318, 2.9. Wenn Alkidamas’ Messeniakos durch Isokrates’
Archidamos hervorgerufen wurde, was ebensogut möglich ist
wie das Gegentheil (8. 8, 322), so fällt er natürlich nicht
viel vor 350.
8. 328, Z. 9. ΤΤροςάντης steht auch Isokr. Symm. 14.
8. 335. Ueber Lykophron vgl. die gegen Boehnecke
"gerichtete Abhandlung von Vahlen, Rh. Mus. XXI, 143ff. — Den
von Aristoteles Rh. III, 3 aus diesem Sophisten eitirten Ausdruck
ἀκτὴ crevonöpoc bezieht J. E. Sandys offenbar richtig auf die
skironische Küste, vgl. das. aus demselben Lykophron: (Ckipwv)
civvic ἀνήρ. 8. The Rlıetoric of Arist,, with a commentary
by E. M. Cope, edited by J. E. Sandys (Cambridge 1877),
vol. II. p. 37.
8.361, Z. 9£. Für 341 wäre eher 343 zu setzen; denn augen-
Nachträge zu Abth. II. Theopompos. Isokrates v. Apollonia. Isaios. 355
scheinlich geht die Stelle des Anaximenes auf die Befreiung von
Syrakus 343, nicht etwa auf die Schlacht am Krimesos.
8.373, Z. 1. Aus dem Briefe des Speusippos (oben zu
8. 96) geht hervor, dass Theopompos um 340 sich bei Philipp
aufhielt und von diesem unterstützt wurde, sowie dass er schon
damals sich allgemein unbeliebt gemacht hatte. 8. 8 12: πυνθά-
vona δὲ καὶ Θέοπομπον παρ᾽ ὑμῖν μὲν εἶναι πάνυ ψυχρόν (d. h.
ein frostiger Schmeichler), περὶ δὲ Πλάτωνος βλαςφημεῖν (vgl.
8. 376), καὶ ταῦτα ὥςπερ οὐ ἸΤλάτωνος τὴν ἀρχὴν τῆς ἀρχῆς ἐπὶ
TTepdixka <cor> καταςκευάςαντος --- —. ἵν᾽ οὖν Θεόπομπος παύςηται
τραχὺς ὦν, κέλευςον ᾿Αντίπατρον (8. ο. zu 8.96) παραναγνῶναι τῶν
Ἑλληνικῶν πράξεων αὐτῷ, καὶ γνώςεται Θεόπομπος δικαίως μὲν ὑπὸ
πάντων ἐξαλειφόμενος, ἀδίκως δὲ τῆς παρὰ ςοῦ χορηγίας τυγχάνων.
8.419, Z. 6. Dass der jüngere Isokrates die Schule seines
Meisters nach dessen Tode wirklich übernahm, kann Speusippos’
Brief nicht bezeugen; doch mag der Angabe des Suidas noch
sonstige Tradition zu Grunde liegen. «- Ausser der Verfeindung
dieses Isokrates mit Speusippos scheint auch eine solche mit
Philipp aus diesem Briefe hervorzugehen. S. die oben zu 8. 288
angeführten Aeusserungen, die Sp. nicht wohl thun konnte, wenn ἢ
er nicht eines Anklanges bei Philipp sicher war. Dazu stimmt
dann das Z. Tff. Gesagte.
8. 462. Den Reden des Isaios ist hinzuzufügen (unter nr. 44)
die R. πρὸς Ἐπικράτην, die in den λέξεις der Patmischen Häschr.
Bull. de corr. hell. I, 151 eitirt wird (s. zu Abth. I, 348). Das
Citat lautet: οὐ τοίνυν μόνον ὦ ἄνδρες δικαςταὶ ταύτην τὴν μαρ-
τυρίαν παρέξομαι, ἀλλὰ καὶ ἐκμαρτυρίαν ἑτέραν Μυρωνίδου, ὃς ἦν
τῶν δημοτῶν πρεεβύτατος.
8. 523, Z. 7. Der Anfang der Rede kehrt wieder in der des
Deinarchos πρὸς ᾿Αμεινοκράτην (Dionys. Dein. 12): ἐπὶ τούτοις
(wohl ἐπὶ τοῖς τηιούτοις 2. schr.) ὦ ἄνδρες ἀνάγκη ἐετί.
Abtheilung III, 1 (Demosthenes).
8. 1855 (Technische Vorbildung des Demosthenes).
Dionysios ad Amm. I, c. 2 sagt: (ἵνα μὴ τοῦθ᾽ ὑπολάβωειν, ὅτι
— —) οὔτ᾽ αὐτὸς ὁ Any. — Tocoüroc ἂν ἐγένετο τοῖς Ἰςοκράτους
28}
356 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes.
τε καὶ Ἰςαίου κοεμούμενος παραγγέλμαειν, ei μὴ τὰς ᾿Αριςτοτέλους
τέχνας ἐξέμαθεν. Dies stimmt zu der sonstigen Ueberlieferung.
Ὁ. fährt fort e. 3: οὐκ ἔςτ᾽ ἔτυμος λόγος οὗτος —, οὐδ᾽ ἐκ
τῶν ᾿Αριετοτέλους τεχνῶν --- οἱ Δημοςθένους λόγοι ευνετάχθηςαν,
ἀλλὰ καθ᾽ ἑτέρας elcaywyäc τινας, ὑπὲρ ὧν ἐν ἰδίᾳ δηλώςω γραφῇ
τὰ δοκοῦντά μοι. πολὺς τὰρ ὃ περὶ αὐτῶν λόγος, ὃν οὐ καλῶς
εἶχεν ἑτέρας γραφῆς ποιῆται πάρεργον. Das kann nicht auf die
Genannten, Isokrates und Isaios, gehen, sondern der Rhetor hat
offenbar eine eigene, von der gewöhnlichen Ueberlieferung ab-
weichende, und darum einer weitläuftigen Begründung bedürfende
Meinung. Soll man rathen — denn angedeutet wird nichts —,
so kommt man auf die bei Plut. Dem. 5 Pseudopl. 844 C Suid.
Dem. 1 überlieferte Nachricht, 8. 8. 16 Anm. 2. Von mündlicher
Unterweisung spricht hier D. nicht, sondern von einem Lernen
“ aus Handbüchern.
8. 18, Anm..3. Dass das ἀκούω Phil. Γ 47 durchaus eine
Zurückführung auf Hörensagen enthalte, ist nicht richtig; vgl.
Plat. Phaedr. 268C: ἐκ βιβλίου ποθὲν ἀκούςας.
8. 19, 10. Eine Benutzung des thukydideischen Epitaphios
scheint Lept. 87 vorzuliegen: ei γὰρ ὧν ἔργῳ πεποίηκεν Exacroc
ὑμᾶς εὖ, τούτων ἐκ λόγου xpicıc γίγνεται, καὶ τὰ καλῶς πραχθένθ᾽
ὑπ᾽ ἐκείνων, ἂν ὑφ᾽ ἡμῶν μὴ καλῶς ῥηθῇ τῷ λόγῳ, μάτην τοῖς
πονήςαειν εἴργαςται, πῶς οὐ δεινὰ πάεχουειν, wozu Weil Thuk.
I, 35 vergleicht: ἐμοὶ δ᾽ ἂν ἀρκοῦν ἐδόκει εἶναι ἀνδρῶν ἀγαθῶν
ἔργῳ γενομένων ἔργῳ καὶ δηλοῦςθαι τὰς τιμάς -- — καὶ μὴ ἐν
ἑνὶ ἀνδρὶ πολλῶν ἀρετὰς κινδυνεύεςεθαι εὖ τε καὶ χεῖρον εἰπόντι
πιςτευθῆναι. Auch 8 76: πολλή τ᾽ aicxuvn λέγοντος ἐμοῦ ταῦτ᾽
ἐλάττω φανῆναι τῆς ἐν ἑκάετῳ νῦν περὶ αὐτοῦ δόξης ὑπαρχούεης,
berührt sich im Gedanken mit Th.]. 6.: ὅ τε γὰρ ξυνειδὼς καὶ
εὔνους ἀκροατὴς τάχ᾽ ἄν τι ἐνδεεςτέρως πρὸς ἃ βούλεταί τε καὶ
ἐπίεταται νομίςειε δηλοῦςθαι (Weil). ᾿
8.49 (Klassen der demosth. Reden). In F und Bavar.
(8. Voemel Cont. p. 200. 191) sind folgende Klassen ausdrück-
lich unterschieden: Φιλιππικοί, ευμβουλευτικοί, δημόειοι (scil.
“δικανικοί), ἐπιτροπικοί, παραγραφικοί, ἰδιωτικοί (seil. ἁπλῶς). Also
alle Privatreden von XXXIX ab haben in Ermangelung einer
Nachträge zu Abtb. III, 1. Demosthenes, 357
bestimmteren Bezeichnung den Gattungsnamen, ähnlich wie dies
bei den Demegorien XII — XVII der Fall ist.
8. 64, Anm. 2. Die Anekdote wird von Plutarch auch Praee.
reip. ger. p. 803E berichtet, in ähnlicher Fassung wie Dem. 10.
8. 65, Ζ. 12ff. Den metrischen Eid erwähnt auch Pseudo-
plut. Dem. 845B: προελθὼν δὲ πάλιν εἰς τὰς ἐκκληςίας vewrept-
κῶς τινα λέγων διεεύρετο, ὡς κωμῳδηθῆναι αὐτὸν ὑπ᾽ ᾿Αντιφάνους
καὶ Τιμοκλέους, μὰ γῆν μὰ κρήνας μὰ ποταμοὺς μὰ νάματα“,
ὀμόςας δὲ τοῦτον τὸν τρόπον ἐν τῷ δήμῳ θόρυβον ἐκίνηςεν. A.
Schäfer (Ztschr. f. Alterth. 1848 8. 258f.) macht darauf auf-
merksam,-dass hinter Τιμοκλέους eine Lücke sein müsse, in der
Demetrios eitirt war (etwa ζὥμνυ δὲ, ὡς A. ὁ Φαληρεύς pncvd);
dies zeigt namentlich Photios p. 493 b 12. Darnach ist der Vers
μὰ γῆν κτλ. nicht mit Recht von Meineke unter die Fragmente
des Timokles gesetzt (Frg. Com. III, 613). — Weiter berichtet
Pseudoplut.: ὥμνυε δὲ καὶ τὸν ᾿Αςκληπιὸν προπαροξύνων ᾿Αςκλή-
πιον, καὶ παρεδείκνυεν αὑτὸν ὀρθῶς λέγοντα" εἶναι γὰρ τὸν θεὸν
ἤπιον. καὶ ἐπὶ τούτῳ πολλάκις ἐθορυβήθη. cxoAdcac δ᾽ Εὐβουλίδῃ
τῷ διαλεκτικῷ Μιληςίῳ ἐπηνωρθώςατο πάντα (vgl. 8. 17, 1 und
die dort eitirte Stelle Diog. II, 108, mit der sich wieder Plu-
tarch Dem. 9 in den auf die Erzählung vom Eide folgenden
Worten berührt; man sieht durchweg, dass bei Plut. und Pseudopl.
die gleiche Quelle in verschiedener Weise ®xcerpirt ist). — Viel
Verlass ist auf alle diese Anekdoten nicht.
8.99. (Rhythmisches Gesetz des Demosthenes). Bereits
Rh. Mus. XXXIII S. 508 habe ich das Gesetz oder die Regel
unter eine einfache Formel gebracht, wie sie Dem. selbst etwa
haben konnte: τρεῖς βραχείας μὴ τιθέναι παρ᾽ ἀλλήλας, ἐὰν μή
ποτε ἄλλως ἀδύνατον ἧ δηλῶκαι, ἢ διαίρεεις (Pause) fi τις (nach
Anaxim. c. 25 gebildet). Im allgemeinen deckt sich die hier ge-
gebene Einschränkung mit der 5, 102 ausgeführten Spezialisirung
der statthabenden Ausnahmen; es kann indes Fälle geben, wo
Beides sich trennt, und da würde ich jetzt nach jener Fassung
mich entscheiden. Also ἵνα δὲ μὴ (μηδὲ) Lept. 78. Nausim. 24
möchte ich nicht ferner anfechten; denn wie liess sich dies ver-
meiden? Ebenso οὔτε πρότερον οὔθ᾽ ὕετερον (F. L. 94. 274), u.
808 Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes.
a. m. — Sodann habe ich nicht genug hervorgehoben, dass wenn
die Häufung in einem Worte stattfindet, es ganz gleichgültig
ist, ob andre nebenstehende Worte noch weitere Kürzen liefern;
denn wenn auch der Redner dies letztere beseitigte, die Ausnahme
blieb doch. Hiermit erledigen sich die Beispiele, die F. Rühl
Rh. Mus. XXXIV S. 602 mir aus der Kranzrede entgegenhält.
— Aus meinem Verzeichnisse der in der Kranzrede sich finden-
den Verstösse ($. 1088) sind nach dem’ Gesagten und nach andern
Erwägungen folgende zu streichen: 42 ἐπάνειμι δὴ πάλιν | ἐπὶ
τὰς ἀποδείξεις ὡς τὰ τούτων ἀδικήματα | τῶν νυνὶ παρόντων Trpay-
μάτων τέγον᾽ αἴτια. 87 χάρακα βαλόμενος (vgl. δεκάκις. ἀποθανών
Chers. 37). 136 ἀδικοῦντα Φίλιππον ἐξήλεγξα | φανερῶς οὕτως
ὥςτε κτέ. (Rhetoren eitiren ἐξ. τὸν Φίλιππον, 5. Voemel). 171 ὁ
δύναμις ἐν Ἐλατείᾳ. 119 τὸ τότε γενόμενον. [197 öcov | ἐγὼ
μὲν, wegen μέν Pause nach 8. 106?) 201 τίει δ᾽ ὀφθαλμοῖς πρὸς
Διός | ἑωρῶμεν ἂν τοὺς «re; das eingeschobene πρὸς Διός ver-
langt nach sich Pause. 205 ὑπὲρ τοῦ μὴ ταύτην ἐπιδεῖν δουλεύ-
ουςαν | ἀποθνήεκειν ἐθελήςει. 284 οὔτε ‘Pödoc οὔτε, nach gewöhn-
licher attischer Prosodie. 246 ἰδεῖν τὰ πράγματ᾽ ἀρχόμενα | καὶ
προαιςθέςθαι | καὶ προειπεῖν τοῖς ἄλλοις. 816 προτέρων vulg. u.
Aristides, Es bleiben hiermach in der Rede noch gegen 28 Ver-
stösse, (Ti κακῶν οὐ παρέχων Aristog. I, 50 nach cod. F, zu 108,
Anm. 6 hinzuzufügen. ®- Cor. 178 πράγματι παραινῶ] παραινῶ tilgt
van Herwerden Herm. XII, 484, zu 104, Anm. 2. — 317 vermuthet
dasselbe wie ich auch Weil, zu 103 Anm. 4.) — Vgl. jetzt auch
M. Bodendorff, das rhythm. Gesetz des Demosthenes, Progr. Königs-
berg i./Pr. 1880.
8. 104E. (unregelmässige Stellung der Conjunction).
Vgl. G. Gebauer de hypotactieis et paratacticis argumenti ex
contrario formis 3. 114ff,, woraus ich noch folgende Beispiele
entnehme. Meid. 190 διὰ τούτων δ᾽, Androt. 70 ἐπὶ τοῖς «τεφάνοις
δέ. Chers. 8 τῷ Διοπείθει δέ. Lept. 62 ἐπὶ τῷ δ᾽ ἀφελέεθαι. Ch.
12 ἐπὶ τοῦτο δέ. Cor. 821 ἐν παντὶ δὲ καιρῷ. - Cor. trier. 20 διὰ
τοὺς d’ οἰομένους nach SFQ. Cor. 112 τῆς χάριτος μὲν. Nausim.
26 τῇ περὶ τἄλλα δὲ cwppocuvn.
8. 105ff, (Abgrenzung des antiken Kolons). Die unend-
Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 359
liche Mannichfaltigkeit der Fälle lässt hier in der That kaum
irgendwo eine feste Regel zu. So bei Aufzählungen mit oder
ohne Conjunktion (8. 107. 112) ist zwar besonders ein letztes
zusammenfassendes Glied zur Abtrennung geeignet (F. L. 228
ἔλεος φθόνος ὀργὴ χαρίςαςθαι τῷ δεηθέντι | ἄλλα μυρία, 8. 112,
Anm. 4 hinzuzufügen), aber auch sonst kann nach Umständen
Trennung wie Verbindung sein. F. L. 15: ὡς οὔτε τῶν προ-
γόνων ὑμᾶς μεμνῆςθαι δέοι | οὔτε τῶν τὰ τρόπαια... λεγόντων
ἀνέξεεθαι (so nach Prise. ΧΥ͂ΙΠ, 188 zu schr., wo ἀνέξεςθε; die
Hdschr. des Dem. ἀνέχεςθαι). das. 126. 227 (οὔτε). 76: πέντε
τὰρ ἡμέραι γεγόναειν μόναι | ἐν αἷς οὗτος ἀπήγγειλε τὰ ψευδῆ |
ὑμεῖς ἐπιςτεύςατε | οἱ Φωκεῖς κτέ. Aristog. I, 24: ἣ ςωφροούνη |
ἣ πρὸς τοὺς τονέας... αἰςχύνη | ἣ εὐταξίας So habe ich auch
Cor. 246 vor καί jetzt getrennt (oben zu 8. 99).
8. 114E. Γένοιτο τὸ μέλλον kann man nicht als dem Iso-
krates widerstrebend bezeichnen (oben zu II, 133). Eher τοῦ
ἐνιαυτοῦ τούτου Ol. T, 5, καὶ καιρῶν B, 2.
8. 116, 98. (Verse bei Demosth.). Hexameter Prooem.
46: οὐ γὰρ ἂν ὑμετέραν κακίαν οὐδεὶς ἔτι κρίναι. Trimeter Cor.
248: διὰ τῶν ἐμῶν ψηφιςμάτων ἐγίγνετο (allerdings ein schlechter).
— Phil. Γ 20 (ἐὰν δὲ ληρεῖν καὶ τετυφῶςθαι δοκῶ) habe ich schon
8. 546 emendirt (ἂν); Cor. 160 ἀλλὰ κενῇ προφάςει ταύτῃ κατεχρῶ
καὶ ψευδεῖ wurde nicht als Hexameter vorgetragen, 8. unten 8. 367.
8. 1168. (Rhythmus bei Demosthenes). Meine Dar-
stellung erscheint insofern ungenügend, als die versähnlichen
Stücke doch schliesslich nicht häufig genug vorkommen, um der
ganzen Rede einen gewissen Rhythmus geben zu können. Das
„chythmische Gesetz“ aber schafft überhaupt keinen Rhythmus,
“da dieser weder durch gehäufte Kürzen noch durch gehäufte
Längen ausgeschlossen, viel weniger also durch Meidung solcher
Häufungen hervorgebracht wird. Dagegen ohne Entsprechen ist
überall kein Rhythmus, weder in der Poesie noch in der Prosa,
und der prosaische Rhythmus, falls er überhaupt existirt, kann
sich von dem poetischen nur durch die geringere Strenge des
Entsprechens unterscheiden. Es gibt nun ein rhythmisches Ent-
sprechen zwischen Gliedern, und wiederum zwischen den Theilen
860 Nachträge zu Abth, III, 1. Demosthenes.
eines Gliedes, ferner sowohl in Bezug auf die Länge als auf
die prosodische Zusammensetzung, so dass auch Glieder oder
Theile ungleicher Länge, wenn sie gleichförmig etwa auf einen
Kretikus ausgehen, dadurch etwas Rhythmisches haben. Diese
Art des Rhythmus, wo die Ausgänge gleich gebildet sind, eignet
der nachdemosthenischen griechischen und auch der römischen
Beredsamkeit (vgl. Abth. III, 2, S. 316f.); dagegen dem Demo-
sthenes und Isokrates ist sie im ganzen offenbar fremd. In der
isokratischen Techne war vorgeschrieben (Abth. II, 105): ὃ λόγος
μὴ λόγος ἔετω ξηρὸν γάρ᾽ μηδὲ ἔμμετρος᾽ καταφανὲς γάρ᾽ ἀλλὰ
μεμίχθω παντὶ ῥυθμῷ, μάλιετα ἰαμβικῷ ἢ τροχαϊκῷ. Das heisst
doch nicht etwa: die einzelnen Glieder sollen aus Iamben, Tro-
chäen u. 8. f. gemischt sein — denn das wurde ξηρὸς λόγος —,
sondern: grössere Stücke, in denen dieser Rhythmus deutlich
hervortritt, sollen mit einander abwechseln. Isokrates’ Schüler
Ephoros (Abth. II, 404) warnte vor dem Spondeus und Tri-
brachys, d. i. doch nicht vor einzelnen Füssen dieser Art —
denn Demosthenes’ Regel kannte er nicht —, sondern vor einer
Folge von solchen; die nachfolgende Empfehlung des Daktylus
und Päan ist also ebenso zu verstehen. Uebrigens warnte er
sowohl vor der ἄρρυθμος λέξις wie vor der ἔνρυθμος (= ἔμμετρος
Isokr.). Zu gering sind die Reste von Theodektes’ Theorie (II,
415); Aristoteles’ Vorschriften sind theils ähnlich} theils kommen
sie auf eine bestimmte Manier des Anfangs und der Clausel hinaus.
Ueberall aber wollen diese Techniker mehr die beste Art des
prosaischen Rhythmus lehren, als den prosaischen Rhythmus über-
haupt; was in letzterer Hinsicht angedeutet wird, beschränkt sich
auf das Entsprechen zwischen den einzelnen Theilen (Versfüssen)
des Kolon. Mit den gewöhnlichen Versfüssen kommen wir aWer bei
der isokratischen und demosthenischen Praxis nicht durch. —
Weiterhin zeigen sich bei Cicero Spuren einer Ausmessung der
Kola nach Füssen, was wir später bei Lachares und Kastor (Rh.
Gr. W. III, 1198.) wiederfinden; die Stelle ist Orat. 213: me
stante C. Carbo .. dixit his verbis: „o Marce Druse | patrem
appello“; haec quidem duo binis pedibus ineisim; deinde mem-
* bratim „tu dicere solebas | sacram esse rem publicam“; haec
Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes. 361
item membra ternis. Er misst also: o Marie Druse; patrem
appellö; tu dilcere sollehas; sacram esise rem |publicam. Der Ver-
merk der Länge geschieht deswegen, um die ersten Stücke als
ineisa (κόμματα), die letzteren als membra (κῶλα) zu kenn-
zeichnen; Cicero hatte also die Regel, dass ein aus 2 Füssen
bestehendes Redestück ein κόμμα sei, ein längeres ein Kolon.
Das hatten ihn Griechen gelehrt, und wohl kaum Hermagoras
und seine Schule, die ‘sich hauptsächlich mit der inventio ab-
gaben, sondern Aeltere; schliesslich kann diese ganze Art der
Ausmessung auf die Isokrateer zurückgehen. Mit ihr aber musste
doch ein immerhin unbewusstes Streben verbunden sein, zwischen
den Kola und den Theilen eines Kolons ein gewisses Verhältnis
und Entsprechen herzustellen — wie dasselbe bei den von Cicero
angezogenen Redestücken in der- That vorhanden ist —, und so
gelangen wir auf eine andre Art von Rhythmus, bei dem es
nicht auf die Versfüsse, sondern auf das Verhältniss zwischen
den Stücken der Rede ankommt. Ich nehme nun zur Probe, ob
hier die Praxis stimmt, den Anfang des isokratischen Euagoras,
zerlegt in Kola und Theile von solchen, letzteres gemäss der Zu-
sammengehörigkeit der Worte.
Ὁρῶν ὦ Νικόκλεις | τιμῶντά ce τὸν τάφον τοῦ πατρός
οὐ μόνον τῷ πλήθει | καὶ τῷ κάλλει | τῶν ἐπιφερομένων.
ἀλλὰ καὶ χοροῖς | καὶ μουεικῇ | καὶ γυμνικοῖς ἀγῶειν
ἔτι δὲ πρὸς τούτοις | ἵππων τε καὶ τριήρων ἁμίλλαις
5 καὶ λείποντ᾽ οὐδεμίαν | τῶν τοιούτων ὑπερβολήν.
᾿ Bis hierher, wo der Sinn einen gewissen Abschluss findet,
beginnen alle Kola mit einer sei es katalektischen sei es akata-
lektischen Tripodie, 1 und 5 mit einer iambischen (anapästischen),
die andern mit einer trochäischen. Der Rest lässt sich überall
als Pentapodie messen (bei 5 mit den Ikten auf τῶν, οὐ, των).
Im ganzen also hat jedes Kolon acht Füsse.
Ἡτγηςάμην Εὐαγόραν | εἴ τις ἐςτὶν αἴςθηεις
τοῖς τετελευτηκόειν | περὶ τῶν ἐνθάδε γιγνομένων
εὐμενῶς μὲν ἀποδέχεεθαι | καὶ ταῦτα | καὶ χαίρειν ὁρῶντα
τήν τε περὶ αὑτὸν ἐπιμέλειαν | καὶ τὴν chv μεγαλοπρέπειαν
362 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes.
10 πολὺ δ᾽ ἂν ἔτι πλείω χάριν ἔχειν | ἢ τοῖς ἄλλοις änacıv
εἴ τις δυνηθείη | περὶ τῶν ἐπιτηδευμάτων αὐτοῦ | καὶ τῶν κιν-
ἀξίως διελθεῖν | τῶν ἐκείνῳ πεπραγμένων. [δύνων
6—10 messen sich als aus je 2 Tetrapodien zusammen-
gesetzt, also im ganzen wieder achtfüssig (10 die Ikten auf ἢ,
ἄλ, λοις). Bei 11 u. 12 geht eine Tripodie voran, eine Penta-
podie folgt; 11 ist noch um eine Dipodie verlängert, so dass
dies einzige Kolon eine die andern überragende Länge hat.
Εὑρήςομεν γὰρ τοὺς φιλοτίμους | καὶ μεταλοψύχους τῶν ἀνδρῶν
οὐ μόνον ἀντὶ τῶν τοιούτων | ἐπαινεῖςθαι βουλομένους
15 ἀλλ᾽ ἀντὶ τοῦ ζῆν ἀποθνήεκειν | εὐκλεῶς | αἱρουμένους
καὶ μᾶλλον περὶ τῆς δόξης | A τοῦ βίου | «πουδάζοντας
καὶ πάντα ποιοῦντας | ὅπως ἀθάνατον | τὴν περὶ αὑτῶν μνήμην
καταλείψουειν.
14. 15. 16 ebenso wie 6ff.; auch 13, wenn man, anders als
bisher geschehen, auf den Wortaccent keine Rücksicht nimmt;
andernfalls mässe man hier 4 + 5 Füsse. 17 besteht aus 2
Hexapodien.
Αἱ μὲν οὖν δαπάναι | τῶν μὲν τοιούτων οὐδὲν | ἐξεργάζονται
τοῦ δὲ πλούτου εημεῖόν eicıv
20 οἱ δὲ περὶ τὴν μουεικὴν | καὶ τὰς ἄλλας ἀγωνίας ὄντες
οἱ μὲν τὰς δυνάμεις τὰς αὑτῶν | οἱ δὲ τὰς τέχνας ἐπιδειξάμενοι
«φᾶς αὐτοὺς | ἐντιμοτέρους | κατέετηςαν
ὃ δὲ λόγος εἰ καλῶς διέλθοι | τὰς ἐκείνου πράξεις
ἀείμνηςτον ἂν | τὴν ἀρετὴν τὴν Εὐαγόρου | παρὰ näcıv ἀνθρώ-
ποις ποιήεειεν.
Hier ist in Bezug auf die Gesammtlänge wenig Entsprechen,
und es ist auch gut so; denn davon hatten wir beinahe schon
zu viel. 18 = 17 Ὁ ὁ (von ὅπως an); 20. 21 lassen sich als zehn-
füssig messen; 23 hat 4 + 3, 24 3 - 4 + 5 Füsse.
Es kann wohl nicht geleugnet werden, dass ich hier Rhyth-
mus aufgewiesen habe, und zwar solchen der für die Prosa an-
gemessen ist, und dass wenn derartiges in Isokrates’ Sinne lag
und von seinen Schülern wahrgenommen wurde, 'mit Grund jener
seine Prosa als εὔρυθμος rühmen, diese, wie Naukrates, die Ein-
Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 363
führung des Rhythmus in die Prosa ihrem Meister zu besonders
hohem Verdienste anrechnen konnten (Cic. de orgt. IN, 173: idque
princeps I. instituisse fertur, ut inconditam antiquorum dicendi
consuetudinem delectationis atque aurium causa, quemadmodum
seribit diseipulus eius Naucrates, numeris adstringeret). Andern-
falls weiss ich nichts, wodurch dies Lob gerechtfertigt oder er-
klärt werden könnte.
Ich wende mich zu Demosthenes, bei dem, wie ich schon
II, 1, 115 sagte, der Rhythmus bei weitem deutlicher hervor-
tritt. Ich wähle zunächst eine Stelle aus der Kranzrede, den
Katalog der Verräther von Hellas, in welchem die Eintheilung
schlechterdings unzweifelhaft ist ($ 295). Θετταλοὺς Adoxoc
Κινέας Θραεύδαος (so SL pr. A für Opacvdaoc oder Θραεύλαος).
Vier kretische oder päonische Wörter: denn Δάοχος steht für
Δάοχος Anioxoc; zu Opacudäoc für Opacudaioc vgl. thessal. Γεν-
νάος = Tevvaioc, lesbisch ᾿Αλκᾶος für ᾿Αλκαῖος. --- Weiter: ’Ap-
κάδας Κερκιδᾶς Ἱερώνυμος Εὐκαμπίδας. Zwei Kretiker beginnen
auch hier; das ganze Glied dem ersten annähernd gleich, indem
ein Kretiker durch die nach ihm leicht eintretende Pause den
Umfang einer trochäischen oder iambischen Dipodie erreicht. Ist
doch sogar die Responsion von - v - und - u _ o bei Aristophanes
gestattet (Westphal Metrik II, 850). — (3) ᾿Αργείους Müprıc Te-
Aedäuoc Mvaceac | (4) Ἠλείους Εὐξίθεος Κλεότιμος ᾿Αρίεταιχμος.
᾿Αργείους — Ἠλείους; ᾿Αργείους Müprıc ähnl. Ἠλείους Εὐξίθεος;
man kann beides als Tripodie rechnen. Der Rest der Kola (Tri-
podie) respondirt noch besser. — (5) Mecenviouc οἱ Φιλιάδου" |
τοῦ θεοῖς ἐχθροῦ" | παῖδες Νέων καὶ Θραςύλοχος. Hier sind a und
ὁ genau gleich: __u__ w u -; liest'man θεοῖς einsilbig, so zer-
fällt das Ganze in 5 Dipodien. — (6) Cıkuwviouc "Apicrparoc
Ἐπιχάρης | (7) Κορινθίους Aeivapxoc Anuäperoc. Deutliches Ent-
sprechen der Peptapodien auch in den Theilen. (Δημάρετος SLA
Καὶ a. Hdschr. für Δημάρατος; vgl. auch Plut. Timol. 21.) —
(8) Μεγαρέας Πτοιόδωρος Ἕλιξος Πέριλλος | (9) Θηβαίους Τιμόλαος
Θεογείτων ᾿Ανεμοίτας. Wieder deutliches Entsprechen: Μεγαρέας
ähnl. Θηβαίους, Πτοιόδωρος = Τιμόλαος (Τιμόλας SL Polybios
XVII, 14, gegen den böotischen Dialekt), der Rest zerfällt jedes-
364 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes.
mal in gleiche Bestandtheile, dort zweimal )__, hier zweimal
w._. ..— (10) Εὐβοέας" Ἵππαρχος" Κλείταρχος" Cweicrparocd, Hier
"ist b= c, auch da (Eißoäc? Eußoräc?) unter sich und mit jenen
ähnlich. — Es ist wohl unmöglich, an dieser Stelle einen beab-
sichtigten Rhythmus zu verkennen, und derselbe wurde dem Redner
nicht einmal leicht, da er hauptsächlich nur durch die Anordnung
der Namen sich schaffen liess. Aber er war auch besonders
nöthig, um des Memorirens so vieler Eigennamen willen (vgl.
Aristot. Rhet. III, 9 τὰ μέτρα μνημονεύουει πάντες μᾶλλον τῶν
χύδην). — Es folge eine zweite Stelle derselben Rede, 8 148,
(1) Τὸν γὰρ ἐν ᾿Αμφίεεῃ πόλεμον" | (2) δι᾽ ὃν εἰς Ἐλάτειαν ἦλθε
Φίλιππος | καὶ δι᾿ ὃν ἡρέθη" | τῶν ᾿Αμφικτυόνων | ἡγεμών" | (8)
ὃς ἅπαντ᾽ ἀνέτρεψε τὰ τῶν “Ἑλλήνων, Zunächst ist b= f, aber
auch a hat dieselbe Form mit Abzug der Anakrusis und der
Schlusssilbe; ce ähnlich wie ἃ. — Weiter: (4) οὗτός &crıv\6
εὐγκαταςκευάςας" | καὶ πάντων" | εἷς ἀνὴρ" | τῶν μεγίετωνλ αἴτιος
κακῶν" | (5) Καὶ τότ᾽ εὐθὺς \ ἐμοῦ διαμαρτυρομένου" | καὶ βοῶντοςλ ἐν
τῇ ἐκκληείᾳ“ | (6) πόλεμονλ εἰς τὴν ᾿Αττικὴν | εἰςάγεις" | Αἰςχίνην |
πόλεμονλ ᾿Αμφικτυονικόνἁ | (7) οἱ μὲν ἐκ παρακλήςεως | ευγκαθή-
μενοι | (8) οὐκ εἴων με λέγειν" | (9) οἱ δ᾽ ἐθαύμαζον" | καὶ κενὴν" |
αἰτίαν" | διὰ τὴνλ ἰδίαν ἔχθραν" | ἐπάγεινλ μ᾽ ὑπελάμβανον αὐτῷ |. Ich
habe hier das Entsprechen durch Wiederltolung des gleichen Buch-
stabens angedeutet; schräg liegende Trennungsstriche bezeiclinen
entsprechende Cäsuren innerhalb der einzelnen Stücke. — Das
Folgende gebe ich in andrer Weise:
(8 144) 1 “Ἥτις δ᾽ ἣ φύειςλ ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι | γέτονεν τούτων)
( τῶν πραγμάτων;
Καὶ τίνος εἵνεκαλ ταῦτα cuveckevächn
καὶ πῶς ἐπράχι
2 ((.. ταῦτα ευνεςκευάςθη καὶ πῶς ἐπράχθη)
8 (iv ἐπακούςατ᾽ ἐπειδὴ τότ᾽ ἐκωλύθητε,
4 καὶ γὰρ εὖ πρᾶγμα | ευντεθὲν ὄψεςθε
ὅ καὶ μεγάλ᾽ ὠφελήςξεθε | πρὸς ἱετορίαν τῶν κοινῶν
6 καὶ ὅεη δεινότης | ἦν ἐν τῷ Φιλίππῳ | θεάςεεθε.
Ich hebe, bevor ich in den Beispielen weitergehe, zweierlei
hervor. Erstlich, dass es nicht zu verlangen ist, dass ein solcher
. 2
Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 365
Rhythmus in jedem Stücke einer jeden Rede sich finde; denn
das war kaum zu leisten, und wofern er sich nur in vielen
Theilen und auf bedeutende Strecken hin findet, so genügt das,
um das wenigstens bis zu einem gewissen Grade bewusste Streben
des Redners sicher zu erkennen. Sodann, wenn man diesen
Rhythmus finden will, so hat man die einzelnen Stücke der Sätze,
die πόδες und κῶλα, so zu scheiden, wie es’die natürliche Struk-
tur in Hinsicht auf Sinn und Bedeutung verlangt. Denn dem
entsprechend musste doch vorgetragen werden; ein πούς also,
dessen Anfang und Ende zwischen eng zusammengehörige Wörter
oder sogar mitten in ein Wort fiel, konnte sich als solcher gar
nicht fühlbar machen. Ist jedoch die natürliche Zusammen-
gehörigkeit nicht. klar, Rhythmus aber sonst an der Stelle als
vorhanden erwiesen, so lässt sich auch umgekehrt die fragliche
Eintheilung durch diesen feststellen, also noch anderweitiger
Nutzen aus derselben für das bessere Verständniss des Redners
gewinnen. Für die Eintheilung innerhalb des Kolon ist noch
zu bemerken, dass bei Hyperbata sich leicht ein Einschnitt vor
dem zweiten der getrennten Wörter einstellt, damit dasselbe mit
dem ersten in Gedanken verknüpft und nicht fälschlich mit dem
nächstvorhergehenden unzusammengehörigen verbunden werde.
So in der letztangeführten Stelle 1 nach ᾿Αθηναῖοι, 4 nach πρᾶγμα.
Um nun hier die Sache durch weitere Beispiele noch sicherer
zu stellen, ist es vielleicht nützlich gerade in der letztbehandelten
Stelle weiter zu gehen, um zu zeigen, dass dort der Rhythmus
nicht etwa auf den Raum von 2 Paragraphen beschränkt ist,
(8 145) ((. ἦν ἐν τῷ Φιλίππῳ \Bedcecde)
1 (bir ἦν τοῦ πρὸς ὑμᾶςλ πολέμου πέρας |- οὐδ᾽ ἀπαλ-
Γ᾿ λατὴ Φιλίππῳ
2 ‚ei μὴλ Θηβαίους καὶ λ Θετταλοὺς |
(ἐχθροὺς λποιήςειενλ τῇ πόλει
3 ,ἀλλὰ καίπερλλ ἀθλίωοδ καὶ κακῶς" | τῶν crparnyüv® |
(, τῶν ὑμετέρων" | πολεμούντων αὐτῷ
4 \öuwc ὑπ᾽ αὐτοῦλ τοῦ πολέμου καὶ τῶν λῃςτῶν
μυρί᾽ ἔπαςχεν κακά
δ (οὔτε γὰρ ἐξήγετο |
866 Nachträge za Abth. III, 1. Demosthenes.
ὧν ἐκ τῆς χώρας γιγνομένων οὐδέν
6 λοὔτ᾽ εἰςήγεθ᾽ ὧν ἐδεῖτ᾽ αὐτῷ
(146) 1 ἦν δ᾽ οὔτ᾽ ἐν, τῇ θαλάττῃ λ κρείττων ὑμῶν ἢ)
8 λοὔτ᾽ εἰς τὴν ᾿Αττικὴνλ ἐλθεῖν δυνατός
9 »κμήτε Θετταλῶνλ ἀκολουθούντων
10 (une Θηβαίων. \ duevrwv
11 cuveßaıvev δ᾽ αὐτῷ
12 τῷ πολέμῳ κρατοῦντι
οὺς ὁποιουςδήποθ᾽ ὑμεῖς |
ξεπέμπετε ςτρατηγούς
18 (ἐῶ τὰρλ τοῦτό τε
14 (οὐτῇ λτῇ φύςειλ τοῦ τόπου
καὶ τῶν ὑπαρχόντωνλ ἑκατέροις )
κακοπαθεῖν,
Das Weitere gebe ich wieder in fortlaufendem Drucke.
(8 147) Ei μὲν οὖν τῆς ἰδίας Ever’ ἔχθρας" ἢ τοὺς Θετταλοὺς ἢ
τοὺς Θηβαίους" | ευμπείθοι βαδίζειν ἐφ᾽ ὑμᾶς" | οὐδέν᾽ ἡγεῖτο προς-
ἐξεινλαὑτῷ τὸν νοῦν" || ἂν δὲ τὰς ἐκείνων κοινὰςλ προφάςεις λαβὼν"
(κοινὰς αἰτίας A. Aristid. Walz Ι͂, 349) | ἡτεμὼν᾽ | αἱρεθῇ" ||
μᾶλλον ἤλπιζεν || τὰ μὲν mapaxpovcecda? | τὰ δὲ πείςειν (τὰ δὲ
οἷςτιει δήποτε verdorben Arist. 1. c.) | τί οὖν; ἐπιχειρεῖ" | θεάςαςθ᾽
ὡς εὖ“ || πόλεμον ποιῆςαι τοῖς ᾿Αμφικτύοειν" | καὶ περὶ τὴν Πυ-
λαίαν ταραχήν" || εἰς γὰρ ταῦτ᾽ εὐθὺς | αὐτοὺς ὑπελάμβανενἑ | αὑτοῦ
δεήςεςθαιδ || (148) Εἰ μὲν τοίνυν τοῦτο | ἢ τῶν παρ᾽ αὑτοῦλ πεμ-
πομένωνλ ἱερομνημόνων" | ἢ τῶν ἐκείνου \ εὐμμάχωνλ εἰςηγοῖτό τις ἢ
ὑπόψεςθαι \ τὸ πρᾶγμ᾽ ἐνόμιζεν' | καὶ τοὺς Θηβαίους) “καὶ τοὺς
Θετταλοὺςξ | καὶ πάνταςλ φυλάξεεθαι' | ἂν δ᾽ ᾿Αθηναῖος au καὶ παρ᾽
ὑμῶνε | τῶν ὑπεναντίωνλ ὃ τοῦτο ποιῶν" | εὐπόρως Anceıv'\ ὅπερ
cuveßn® || (149) ἸΤῶς οὖν ταῦτ᾽ α ἐποίηςεν' || μιςθοῦταιλ τουτονί ||
οὐδενὸς δὲ προειδότος οἶμαι τὸ πρᾶγμ᾽ οὐδὲ φυλάττοντος || ὥςπερ
1) κρείττων τότε oder τότε κρείττων die Hdschr. ausser wenigen, wo
τότε fehlt; was soll das Wort? Philipp wurde nie den Athenern zur See
überlegen.
2) ὑπόψεςθαι... Θηβαίους, καὶ τοὺς Gert... φυλάξεεθαι auch wieder
gleich b. — Der nach rechts liegende schräge Strich drückt Entsprechen
innerhalb eines Stückes ans.
Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 367
εἴωθεν τὰ τοιαῦτα παρ᾽ ὑμῖν Yirvecdar | προβληθεὶς πυλάγορος
oöroc\ καὶ τριῶν ἢ τεττάρων" | χειροτονηςάντων \ αὐτὸν ἀνερρήθηϊ ||
ὡς δὲ τὸ τῆς πόλεωςλ ἀξίωμα λαβὼν' | ἀφίκετ᾽ eic\ τοὺς ᾿Αμφικτύ-
ονας" || πάντα τἄλλ᾽ ἀφεὶς καὶ παριδίών" ἐπέραινεν ἐφ᾽ οἷςλ ἐμι-
«θώθηξ || καὶ λόγουςλ εὐπροεώπους“ | καὶ μύθουςλ ὅθεν ἣ Kıppata
χώραλ KaßıepWen (ohne Haupteäsur) | cuvBeic καὶλ διεξελθών ||
ἀνθρώπους ἀπείρους λόγων" | καὶ τὸ μέλλον οὐ προορωμένους" |
τοὺς ἱερομνήμονας" || (150) πείθει ψηφίςαςθαιδ | περιελθεῖν I τὴν
xupav? | ἣν οἱ μὲν ᾿Αμφιεςεῖς «φῶν αὐτῶν οὔςανδ | γεωρτεῖν
&pacavd || οὗτος δὲ τῆς ἱερᾶς [χώρας] | ἠτιᾶτ᾽ εἶναιδ || οὐδεμίαν
δίκην τῶν Λοκρῶνλ ἐπαγόντων ἡμῖν" | οὐδ᾽ ἃ νῦν οὕτοςλ προ-
φαείζεται λέγων οὐκ ἀληθῆ | γνώςεςθε δ᾽ ἐκεῖθεν || οὐκ ἐνῆνλ
ἄνευλ τοῦ προςκαλέςαςθαι δήπου | τοῖς Λοκροῖςλ δίκην λ κατὰ τῆς
πόλεως τελέςαςθαι! " τίς οὖν ἐκλήτευςεν ἡμᾶςλ ἐπὶ ποίαςλ ἀρχῆς" ||
εἰπὲ τὸν εἰδότα | δεῖξον | ἀλλ᾽ οὐκ ἂν ἔχοις ἀλλὰ κενῇ προφάςει
ταύτῃ λ κατεχρῶ καὶ \ ψευδεῖ" | (161) Περιιόντων τοίνυν \ τὴν \
χώραν" | τῶν ᾿Αμφικτυόνων | κατὰ τὴν ὑφήτγηειν \ τὴν \ τούτου ||
προςπεςόντες οἷ Λοκροὶλ μικροῦ κατήκοντιςαν᾽ (ἅπαντας κατ. oder
κατ. ἅπ. die Hdschr., aber 8 pr lässt ἅπ. weg) ᾿ τινὰς δὲ καὶ
ευνήρπαςανλ τῶν ἱερομνημόνων" || ὡς δ᾽ ἅπαξ ἐκ τούτων ἐγκλήματα |
καὶ πόλεμος πρὸς τοὺς ᾿Αμφιςςεῖς ἐταράχθηξ || τὸ μὲν πρῶτονλ ὃ
Κόττυφος αὐτῶν" | τῶν ᾿Αμφικτυόνωνἑ | ἤγαγε crparıdvd || ὡς δ᾽ οἱ
μὲν οὐκ ἤλθονδ || οἱ δ᾽ ἐλθόντεςλ οὐδὲν ἐποίουν || εἰς τὴν ἐπιοῦςαν
πυλαίαν' | ἐπὶ τὸν Φίλιππον εὐθὺςλ ἡγεμόν᾽ ἦγον oi® | Kareckeva-
«μένοιλ καὶ πάλαι πονηροίξ | τῶν Θετταλῶνλ καὶ τῶν ἐν ταῖς ἄλλαις
πόλεεινϑ | (152) καὶ προφάςειςλ εὐλόγους εἰλήφεςανϑξ | ἢ γὰρ αὐτοὺς
εἰςφέρειν" | καὶ ξένους τρέφειν ἔφαςαν δεῖν᾽ || καὶ ζημιοῦν ἃ τοὺςλ
μὴλ ταῦταλ ποιοῦνταςϑ | ἢ κεῖνον aipeicdand || τί δεῖ τὰ πολλὰ λέ-
γεινὰ || ρέθη \ γὰρλ ἐκλ τούτωνλ ἥγεμώνϑ || καὶ μετὰ ταῦτ᾽. εὐθέως" |
δύναμιν ευλλέξας καὶ παρελθὼν | ὡς ἐπὶ τὴνλ Κιρραίαν' ᾿ ἐρρῶ-
dar \ φράςας πολλὰ | Κιρραίοιςλ καὶ Λοκροῖς" || τὴν Ἐλάτειαν κατα-
λαμβάνει" | (168) εἰ μὲν οὖν μὴ μετέγνωςαν" | εὐθέωςλ ὡς τοῦτ᾽
εἴδον Io οἵ Θηβαῖοι | καὶ μεθ᾽ ἡμῶν ἐγένοντο [ ὥςπερ χειμάρρους
avi | ἅπαν τοῦτο τὸ πρᾶγμ᾽ ἃ | εἰς τὴν πόλιν εἰςέπεςενἁ || νῦν δὲ τό
γ᾽ ἐξαίφνης | ἔπεεχον αὐτὸν ἐκεῖνοιδ || μάλιετα μὲν ὦ ἄνδρες ᾿Αθη-
ναῖοι' [-θεῶν τινὸς εὐνοίᾳ πρὸς ünäc || εἶτα μέντοι καὶ | ὅςον καθ᾽
868 Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes.
ἕν᾽ ἄνδρα, καὶ δι᾽ ἐμέ | δὸς δέ poı τὰ δόγματα ταῦτα“ | καὶ τοὺς
χρόνους ἐν oic! | Exacra πέπρακται | iv’ εἰδῆθ᾽ ἡλίκα πράγμαθ᾽ |
N μιαρὰ κεφαλὴ | ταράξας᾽ αὕτη | δίκην οὐκ Zdweev? | λέγε μοι
τὰ δόγματαξ ||. τ᾿
Ich denke, dass hiernach weitere Beispiele nicht vonnöthen
sind, um so weniger als ich solche bereits in einem bei der
Philologenversammlung zu Trier (1879) gehaltenen Vortrage ge-
geben habe. Die rhythmische Gleichheit oder Aehnlichkeit bindet
theils die verschiedenen Theile eines Kolons (aa..|bb..), theils
mehrere Kola (aja|..|bjb.., auch aabjech, u. 8. w.); oft auch
werden dadurch die Kola gleichsam verkettet (ab]bejcd). Darin
kann weder Zwang noch Regel sein; Freiheit ist von dem Be-
griffe des prosaischen Rhythmus unzertrennlich.
8. 175, Z. 1f. Quintilian XI, 3, 158 sagt: in hac cunctatione
(ehe man beginnt zu sprechen) sunt quaedam non indecentes, ut
appellant scaenici, morae: caput mulcere, manum intueri e. 4. s.
Diese Bedeutung hat das τρίβειν τὴν κεφαλήν auch bei dem von
Aischines 2, 49 erzählten Auftreten des Demosthenes.
. 8.185, Anm. 2. In der Lesart des Augustanus 1 und andrer
Häschr. F. L. 16: ἐφεετηκότων ἔτι τῶν πρέεβεων καὶ ἀκουόντων,
tritt noch deutlicher hervor, dass hier nicht eine unwahre Be-
hauptung des D., sondern lediglich eine rednerische Hyperbel
vorliegt, mit dem Sinne: während ganz kurz vorher noch hel-
lenische Gesandtschaften dagewesen waren. Für das ἔτι spricht
auch der Rhythmus der Stelle einigermassen: καὶ ταῦθ᾽ ὁ cyxe-
τλιος / κἀναιδὴς οὗτος" | ἐτόλμα λέγειν | ἐφεςτηκότων /| ἔτι τῶν πρέ-
cBewv v/ κἀκουόντων" | οὖς ἀπὸ τῶν “Ελλήνων μετεπέμψαςθε" | ὑπὸ
τούτου πειεθέντες ὅτ᾽ οὔπω πεπρακὼς αὑτὸν Av |. — Zur Sache
vgl. A. Schäfer II, 161. 205.
8. 203, Z. 3ff. Gemeinplatz ist auch Aph. II, 5, wie sich
aus der Vergleichung mit [Dem.] Apatyr. 36 zeigt; s. Ernst Rich.
Schulze Prolegom. in Dem. qu. f. or. adv. Apat. (Diss. Leipzig
1878) 8. τοῦ.
8.219, Z. 1f. Die Worte Dem. 51, 8 5 καὶ τῶν dnnociwv
ἔλαβον οὐδέν fallen dort durch den rhythmischen Verstoss auf;
sollte aus der 50. Rede interpolirt sein? Fehlen kann allerdings
Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 369
das Stück nicht; in Ordnung aber ist auch vorher nicht alles,
da τὰ «κεύη... ἀνήλωςα eine arge Anakoluthie enthält.
5. 222, Anm. 3. Ebenso wie Harpokr. citirt Priscian XVII, $ 126.
8. 239f. (Erfolg der Leptinea). V. Thumser, de eivium
Ath. muneribus eorumque immunitate (Wien 1880) 8. 143 be-
streitet meine Behauptung, dass Leptines’ Gesetz wirklich in Kraft
getreten, die Atelien also abgeschafft seien. Er beruft sich auf
C.1. A. II, 421, wo einem Miltiades von Marathon die ἀτέλεια
τῶν eficayouevwv verliehen wird, auf das. 131. 144, kleine Frag-
mente, die Köhler zwischen Ol. 106 und 111 ansetzt (die Leptinea
ist 106, 2 gehalten), auf 224, wo Ζ. 8f.: — — ὧν τὴν ἀτέλειαν
— — | -- --δ]ὲ un’ &[ä]v d& —, endlich auf das Dekret für die
Söhne Leukon’s (Schäfer Rh. Mus. XXXII] 418), denen die dem
Leukon verliehenen Gaben, also auch die Atelie, bekräftigt werden.
Wo ist nun hier ein Beweis, dass die von Leptines abgeschaffte
Atelie von Liturgien noch später gegeben wäre? Denn dass
das Gesetz es nur mit dieser Atelie zu thun hatte, ist auch
Thumser’s Meinung. In dem kleinen Fragmente 224 ist vorher
(Z. 5) von dem Schutzgelde die Rede; dass nicht vollständige
Atelie (dt. ἁπάντων) gegeben wurde, scheint aus Z. 9 hervor-
zugehen. — Die bosporanischen Fürsten hatten jedenfalls die
Atelie von Zöllen (8. 235). ᾿
8.289, Z. 5ff. Nach Unger’s Untersuchung‘ (Philol. XXXIV,
50) wurden die Nemeen immer .im Sommer, und zwar jedes 2.
und 4. Olympiadenjahres gefeiert, während des 1. attischen
Monats. Also sind die anderweitigen Erklärungsversuche, die
ich Anm. 3 mache, völlig unnütz: Demosthenes hatte als Raths-
herr die Architheorie, und die Reihenfolge Mid. 114 ist correkt.
— Mit Unger stimmt wesentlich auch Bergk überein: Poötae
lyriei ed. quarta I, p. 15ff. — 85, Weil Plaidoyers politiques de
D. 1,93, 2..
8. 308, Ζ. 8. Die Zahl 344 ist Druckfehler für 343.
8. 357, Anm. 1. Vgl. auch Epitaph. 23 mit Leokr. 50.
8. 364, Anm. 5. Zu den bei Schäfer 1. c. angeführten Be-
rührungen kommt noch die von Aristog. II $ 23 mit Lyk.
Leokr. 82.
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 24
370 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. Zusatz zu III, 2.
S. 451, Z. 16. Der Tyrann hiess nicht Κάμμης, sondern
Καμμῦς, und es ist [Dem.] 40, $ 37 Καμμῦ τῷ τυραννοῦντι Μυτι-
Anvnc zu schreiben. 8. Sauppe de duabus inser. Lesb. (Göttingen
1870) 8. 5 Anm.
8. 513, Z. 108: E. R. Schulze in der zu 8. 203 citirten
Dissertation $. 43 macht darauf aufmerksam, dass der Sprecher
der Rede gegen Apaturios als seine Zeugen die Zeit und das
Gesetz: bezeichnet (8 23. 27), also das 8 22 gegebene Ver-
sprechen, erst durch Zeugen, dann aus τεκμήρια zu beweisen, in
seiner Weise hält (τεκμήριον $ 28). Es ist das freilich ein ziem-
lich grober Sophismus; die Bürgschaft des Aristokles ($ 22) wird
darnach gar nicht bewiesen.
Zusatz zu III, 2, 5. 312, Z. 18f.
Demetrios’ Schrift περὶ τῆς δεκαετίας heisst b. Strabo IX
Ρ. 398 ὑπομνήματα, sie hatte also nicht die Form einer Rede.
Inhaltsverzeichniss.
Abtheilung I (Gorgias bis Lysias).
Beite
1. Einleitung . 222222. ἐν ν νιν νιν ννν ων 1
U. Gorgias und seine Schule . 2. 2222222 44
III. Antiphon. Leben, Schriften, allgemeiner Charakter als
Rhetor und Redner . 222222222... εν 19
IV. Antiphon. Fortsetzung: einzelne Reden 0... . —. 136
Υ͂. Thukydiden. 2 00a een 195
VI. Thrasymachon, Theodoros. Kiliae 6... 00 340
VII Andokides
VII. Lysias, Leben und Schriften... 2. 222222... 881
IX. Lysias. Fortsetzung: Gesammtcharakter . . . . . ... . 372
X. Lysias. Fortsetzung: Sophistische Werke . . . . . . . 414
XI. Lysias. Fortsetzung: Volksrede und Anklagereden in
Staatssachen 2 2 222 2 oneeeeeenn 441
XII. Lysias. Fortsetzung: Vertheidigungsreden in Staatssachen 494
XIM. Lysias, Fortsetzung: die Reden gegen Eratosthenes, Ago-
ratos, Andokidee .. 2. . . 0. νιν νιν 539
» XIV. Lysias,
Register... 2 2222er
Zusätze B
Abtheilung II (Isokrates und Isaios).
Cap. I. Einleitung. Isokrates: Leben und Persönlichkeit .... . 1
» ΠῚ Isokrates’ Charakter als Rhetor und Redner. . . . . . . 93
» III. Isokrates’ einzelne Werke... .. . ..τὉτν νων 195
» TV. Isokrates’ Nebenbuhler: Antisthenes, Alkidamas, Poly-
krates, Zoilos, Anaximenes und andere... . . . . 304
» V. Schüler des Isokrates. Platon und Xenophon.. . . . . . 369
» VI. Isaios .
Register . 222222220:
Zusatee. 2200
Abtheilung III, Abschnitt 1 (Demosthenes).
Cap. I. Einleitung. Demosthenes’ Toben, sein pestalicher Charakter
und seine Schriften... . . .
Il. Demosthenes’ Charakter als Redner.
812 ᾿ Inhaltsverzeichniss.
Seite
Cap. III. Aelteste Privatreden. Staatsreden bis zum ersten Frieden
mit Philipp. 2 2 2 oe 199
» IV. Staatsreden nach dem ersten Frieden mit Philipp. Briefe 299
» Υ̓͂. Spätere Privatreden des Demosthenes. Psendodemo-
sthenische Privatreden ... 2.2222 2200. 398
Anhang 2222er 528
Inhaltsverzeichniss. . .. 222020 563
Abtheilung III, Abschnitt 2 (Demosthenes’ Genossen und Gegner).
Cap. I. Redner der patriotischen Partei ausser Demosthenes: Hy-
pereides, Lykurgos, Hegesippos u. A... 2... - - 1
» IL. Redner dermakedonischen Partei: Aischinen, Demades u. A. 129
» I. Deinarchos. Ausgang der attischen Beredsamkeit . . . . 258
Nachträge zu Abth. I. II. II, ı
Zusate zu ΠΙ, 2.2.2000 nee
Register... 2.2200 νι νιν νιν ννον νἴνν νιν κνομν
|
|
Register.
(Abth. III, Abschn. 1 ist mit III oder ΠῚ A, Abschn. $ mit ΠῚ Β bezeichnet.)
A,
Abgrenzung (öpıcuöc) Π 866. IILB 345.
Agathon ἃ. Tragik er I 76ff.
Aischines a. Arkadien, Sch. des Iso-
krates II 56.
Aischines Atrometos’ 8. von Athen
IIIB 129—236. Ihm untergescho-
bene Rede (AnAtaxöc) 159. Unechte
Briefe 160f.
R. I κατὰ Τιμάρχου 161-- 116. 145—
168. 156ff. 204. 220. 294 8. 230f.
R. II m. τ. mapanpecßelac 176—182.
158f. 204. 211. 2185. 225. 234.
R. III. κατὰ KrnapWvroc 182—198.
156. 158f. 197f. 200ff. 204 ff. 207.
209. 214. 2188 220f. 2248
228f. 232ff.
Aischines ἃ. Sokratiker II 316f.
Alkidamas II 317—335. Gegner des
Isokrates 43f. 47. Angeblich Lehrer
des Aischines IIIB 132f. Technische
Schriften angeblich von Demosth.
benutzt ΠΙᾺ 16 vgl. B 356. — R.
gegen die Sophisten II 325—329.
Jdysseus (unecht) 331—835. 348f.
Messeniakos 264f. 318. 322. IITB
354. Museion II 321f. Enkomion
auf die Nais 318. 322. auf die
Philosophie (?) 323. 327 Anm. auf
den Tod 323.
Amyklas Sch. des Platon Il 418.
Anskoluthie Ὁ. Antiphon I 125f. 180.
bei Thukydides 2i0f. Ὁ. Andokides
294f. 311. b. Lysias 418. untersagt v.
Isokrates II 106. von Anaximenes
358. findetsich dennoch bei ersterem
168. Ὁ. Isaios 497. häufig Ὁ. Platon
428. 437. selten b. Demosthenes III
A 137. mehrfach Ὁ. Hypereides. B
86. b. Lykurg 106f.Hegesippos120.
Aischines 206f, Deinarchos 295.
Anaphora, bei Gorgias I 62. bei An-
tiphon 131 ff. selten bei Thuky-
dides 215. üblich bei Andokides
296. bei Lysias 406. bei Isokrates
sehr beschränkt II 165f. IIIB 347f,
desgl. b. Theopomp II 394. bei
Anaximenes 368. üblich bei Xeno-
phon 443; desgl. bei Isnios 482.
bei Demosthenes DI 144f. selten
bei Hypereides B 39f. bei Lykurg
107. häufiger bei Aischines 210.
mehr noch bei Deinarch 296.
Anastrophe (iger) bei Demosthenes
ΠῚ 146. b. Hypereides B 41. Ly-
kurg 105.
Anaxagoras Sch. des Isokraten II 56.
Anaximenes II 349—369. Techne
363—365. IIIB 854f. Helena II
222. 352. Trikaranos 351. 374. 422,
ob, Vf. der Rede gegen Phryne 861.
Andckides 1288-831. IIIB 332 ff.
benutzt von Aischines 158. 177, 2.
188, 1. 198. — Rede πρὸς τοὺς
ἑταίρους 1 386. ευμβουλευτικός das.
(m. 7. ἐνδείξεως 384).
R. I περὶ τῶν uvernplwv 300—313.
279 ff. 291. 298.
R. II περὶ τῆς ἑαυτοῦ καθόδου
814--818. 218, 295. 298. ΠΙΒ 333.
R. ΠῚ m. 7. εἰρήνης I 319—326.
281 ff. 292. 298. 668. IIIB 838 ἢ,
[R. IV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου] 826--- 881,
Androtion Sch. des Isokrates II 19f.
III 33. 868. B 342. Demosthenische
Rede gegen ihn A 226#.
τὰ πρὸς τὸν ἀντίδικον (ἔλεγχος, προ-
xardAnyıc) besonderer Redetheil
bei Theodoros 1 253. hingegen nicht
bei Isokrates II 108. 173. wohl
aber bei Alkidamas 326. bei Ana-
zimenes 359. Isaios 486. 495. 511.
374
529. 532. Demosthenes III 190.
Lykurgos B 97. Aischines 224f.
Deinarchos 281f. 292.
Antikles Sch. des Isokrates II 19.
ἀντιπαραβολή im Epilog b. Isokrates
11 267. 281 (vgl. 60 Anm. δ). Ὁ.
Isaios 515. 518. 526f. Ὁ. Demo-
sthenes ΠῚ 297. 318. Ὁ. Lykurg
B 92.
Antiphon I 79—19. IIIB 203.
328. nach Caecilius Lehrer des
Thukydides I, 85f. 201. II 432.
R. I κατὰ τῆς μητρυιᾶς I 177—184.
113. IIIB 329.
II—IV Terpakorlac I 1318.
Τετραλ. α΄ 140148. 111.
Τετραλ. β΄ 148— 154. 111.
Τετραλ. γ' 154—162. 111.
ΠΙΒ 828.
Υ͂ περὶ τοῦ Ἡρῴδου φόνου!63 ---
177. 113. 127.
VI περὶ τοῦ χορευτοῦ 184—195.
113. ΠῚΒ 829.
Antiphon d. Sophist I 968. IIIB 328.
᾿Αλήθεια I 97f. m. ὁμονοίας 99 ff.
ἸΤολιτικός 101f. IIIB 328.
Antisthenes II 304—316. Gegner
des Isokr. 42, von Theopomp 8%
lobt 882. Aias und Odysseus (echt)
310—316. Orestes 308. 316. Rede
gegen ἃ. Amartyros 201. 308.
Antistrophe (Figur) b. Demosthenes
III 145. b. Aischines B 210.
Aphareus Adoptivsohn und Sch. des
Isokrates II 52. 64ff. 66. 90£. IIIB
274.
‚Apollodoros Pasion’s $. nicht Reden-
schreiber III 482 ff.
‚Aposiopesis Ὁ. Demosth. III 158f. Ὁ.
Aischines B 217. fehlend b. ἃ,
Aelteren (Antiphon) I 134.
ἐξ ἀποςτάςεως (Figur) b. Gorgias 163.
Kritias 266. Isokrates II 167. Isaios
482. Demosthenes III 148. Aischines
B 211. Deinarchos 292. 297, 1.
Apostrophe bei Gorgias(?) I, 62. bei
Lysias 408. fast ganz fehlend bei
Isokrates II 168. üblich bei De-
mosthenes ΠῚ 150. 154. kaum je
bei Lykurg B 110. häufig bei
Aischines 213 ἢ, bei Deinarchos 297f.
Archinos II 18. Epitaphios ebend. u.
432.
Aristogeiton 1IIB 247—252. Reden
gegen ihn IITA 860-364. Β 9. 19.
81. 86. 283—284.
. Aristoteles von Sikelien, Gegner des
Isokrates II 59.
Register.
Aristoteles von Stagiros. Gegner
des Isokrates II 59. 109. 300.
419f. IIIB 848. Verhältniss zu
Theodektes II 412f. Rhetorik 61.
III. Buch ders. echt 142f. Anm. 9.
Vergleich mit Anaximenes’ Rhetorik
861 #. — Seine Theorie des pro-
saischen Rhythmus II 136. ΠῚ 120.
B 360. der Periode II 143ff. der
Figuren 160 ff. — Urtheil über Al-
kidamas 323. ignorirt Demosthenes
112. III 66. desgl. den Thukydides
Π 818. Urtheit über Platon 424.
insbes. dessen Phaidros 438. —
Eigne Dialoge 426. meidet wo er
sorgfältig schreibt den Hiat 130.
427f. zuweilen künstlich in der
Wortstellung 142. Periodik 429.
Asianische Beredsamkeit II 136. 193.
II 117. B 235f. 317. 318. 320.
Asklepiades von Tragilos Sch. des
Isokrates II 53.
Astydamas ἃ. Jüngere, Sch. des Iso-
krateg II 52.
Asyndeton bei Gorgias und den Gor-
gianern I 68. 69f. 78. selten bei
Äntiphon 1821. fast nie b. Thuky-
dides 215. oft bei Kritias 266.
bei Andokides 295f. 311. sel-
ten Ὁ. Lysias 407. äusserst be-
schränkt b. Isokrates II 167. IIIB
348. desgl. b. Anaximenes 368.
üblich bei Xenophon 443. Ὁ. Isaios
482. stark verwandt von Demosthe-
nes III 1418 wieder seltener b.
Hypereides B 89 ff. Lykurg 107.
mangelnd b. Hegesippos 120, Anm.
δ. häufig bei Aischines 211. Dein-
archos 296f.
Attischer Dialekt seit Gorgias Schrift-
sprache für die Prosa I 52. 1II B 325.
Autokrator Sch. des Isokrates II 55.
8.
Lord Brougham über Demosthenes
UI 72. 74f. 177. 180ff. 186ff. 194.
196 ff. 261, Anm. 2. 299, Anm. 2.
379. üb, Alschines (Ktesiphonten) B
192. 214, Anm. 4. über Isokrates
‚(Paneg.) 348.
σ.
Caecilius v. Kalakte über Antiphon
1 81. 91. 105ff. über Lysias 345.
382. üb. Isokrates II 95. 111f. Isaios
465. Demosthenes IIl 6. 52. 70. 269.
B 118. Lykurgos B 73. Aischines
130. 132. 169 Anm. 4. 163,
Register.
Cassius Severus (röm. Redner) III B
291.
Charisios IIIB 318—320,
Charmantides Sch. des Isokrates II 19.
Cicero über Thukydides I 227. über
Lysias 378. schätzte den Isokrates
118. hat sich vielfältig nach
demselben gebildet 194f. Urtheil
über Isokr. 111. 120f. 187f. über
Demosth. III 68. 161. 163. 172. mit
demselben verglichen 70£. 180£. 187.
188. 194. Urtheil über Hypereides
B 23. über Aischines 162. — Seine
Behandlung der Clausel II 136.
ΠΙΒ 317. seine Ausmessung der
Kola 360f.
Clausel, Theorie ders. II 186. 137 f.
549. III 117f. 120. Behandlung Ὁ.
Isokrates II 140f. b. Alkidamas 330.
Ὁ. Demosthenes ΠΙᾺ 1118. Hyper-
eides Β 33. Demetrios 8165, Hege-
sias u. d. Asianern 317.
Ὁ.
Deinarchos IIIB 360--802. 365.
+Rede I κατὰ Annocdevouc 278—
283. 292.
ἘΠῚ κατ᾽ ’Apıcroyeltovoc 283— 284.
292. 299.
ὙΠῚ κατὰ Φιλοκλέους 284—287. 292.
299.
gegen Pytheas 800.
gegen Polyeuktos 300£.
gegen Kallisthenes 301.
gegen Kleomedon 301.
gegen Proxenos 262. 264. 301.
δεινότης (Bedegowalt), versteckte des
Lysias 1 8917. ofiner hervortretend
seit Isaios II 466. 4887, IIIB 322.
bei Demosthenes A 161f. Ὁ. Hy-
pereides B 41. mangelnd Ὁ. Lykurg
110. Ὁ. welchem Hermogenesschein-
bare ὃ. findet 94f., gleichwie Ὁ.
Gorgias u. 8. Schülern I 75, 1. Ὁ.
Aristogeiton IIIB 251. bei Dein-
archos 277.
Demades IIIB 236—247. — Unechte
Rede m. τῆς δωδεκαετίας 240f.
sonstige unechte Reden 239£. Apo-
phthegmen 242.
Demetrios von Phaleron IILB 310—
318. über Isokrates 315. 348. über
Demosth. A 6. 22f. 65. 175. B 367.
Beurtheilung des D. bei Demo-
chares B 306.
Demochares IIIB 304—309.
Demon von Paiania, Sch. des Demo-
sthenes? ΠῚ 34. Sprecher u. viell.
375
Verfasser d. Rede gegen Zenothe-
mis 483—439.
Demophilos 8. des Ephoros II 398.
Demosthenes IILA. B 866- 870.
Rede I Ὄλυνθ. A 268—281. 103.
134. 140.
IL Ὄλυνθ. B 268—281.
II ’OAuv8.7268—281.139.192.
IV κατὰ Φιλίππου A 261— 268.
85. 116. 130. 140. 143. 190.
V π. τ. εἰρήνης 299— 303. 108.
191
VI κατὰ Φιλίππου B 303 -- 808,
89. 180.
{{1| ὑπὲρ Αλοννήου] ΠΙΒ 113”
—121. A 38,
VIIL m. 7. ἐν Xeppovticy A 324—
330. 89. 134. 144f. 149f.
164. 180. 192.
IX κατὰ Φιλίππου Γ 330—337.
89. 130ff. 159. 162. 176;
192. 541—560.
ἃ κατὰ Φιλ. A] 387---846. 68.
Ἱ πρὸς τ᾿ ἐπὶκτολήν] 881
[XI Fr u δ τάξει 338. 862
--8ὅθ0.
XIV m. τ. ευμμοριῶν 240—244.
84. 129. 185.
XV m. τ. Ῥοδίων ἐλευθ. 265—
268.93. 118.177. 1865. 191.
XVI ὑπὲρ Μεγαλοπολιτῶν 251—
254. 120. 185. 192,
[XVII π. τ᾿ πρὸς ᾿Αλέξ: ευνθ.} IILB
131---136.
XVII m. τ. crepdvou A 364—383.
77. 80. 89#f. 92. 103f. 1058.
117. 118f. 120. 135ff. 141.
153f. 165f. 170. 178. 186.
190. 192. 195. B 225. 363 ff.
XIX m. 7. mapampecßelac A 308
—324. 37. 76. 83f. 108.
180. 165. 167. 179. 184.
190. B 369.
ΧΧ πρὸς Λεπτίνην A 231—240.
38. 98. 118. 121. 128.
161. 169. 177. 180. 189.
192. 195. B 356. 369.
κατὰ Μειδίου A 287—299.
36f. 63. 76. 83. 95f. 130.
1858. 166. 167. 179.B 369.
XXI κατ᾽ ᾿Ανδροτίωνος A 226—
231. 33. 128. 138. 168. 185.
190.
XXIII κατ᾽ ᾿Αριςτοκράτους 254—
261.38.115f. 128.130. 154£.
161. 169. 171. 179. 1815.
1891.
ΧΧΙ
376° Register.
XXIV κατὰΤιμοκράτους344--961.
33. 76f. 99. 130. 148. 156.
168. 178, ‚te.
[ΧΧΥ͂. XXVI κατ᾽ ’Apıcroyefrovoc
AB] 360—364. 62f. B 369.
KXVIL. IT κατ᾽ ᾿Αφόβου AB
A 199— 205. 82. 97. 125ff.
137 f. 147. 168. 169. Β 368.
ΧΧΙΧ πρὸς "Apoßov A 906-911.
00.
62. 1
XRX. ΧΧΧῚ πρὸς Ὀνήτορα AB
211—214. 100.
[RXXIL πρὸς Ζηνόθεμιν] 488— au.
[XxxIn πρὸς Anaroon] δ11--
516. Β 810.
ΕΙ͂ΧΧΙ πρὸς Φορμίωνα] 515-520.
ΧΧΥ͂ πρὸς Λάκριτον] 603 -- 807.
ΧΧΥ͂Ι ὑπὲρ Φορμίωνος 404-- 409.
126. 161. 169. 181.
XXXVII πρὸς ΤΙανταίνετον 419—
428. 121.
ΧΧΧΎΠΙ πρὸς Ναυίμαχον 488. 457,
ΧΧΧΙΧ πρὸς Βοιωτὸν π. τ. ὀνό-
ματος 416---419. 169.
[XL np. Βοιωτὸν m. προικὸς
unp.] 450456. Β 370.
XLI πρὸς moudlav A 219— 222.
Eu Apdc Φαίνιππον] 446-450.
ΠΠῚ πρὸς Μακάρτατον] 489—
491. 11 410.
[XLIV πρὸς Λεωχάρην] ΠῚ δ01---
xLv KardCrepdvov Α.409--416.
82. 82. 85. 146.
LVI κατὰ (τεφάνου Β] 472---476.
[XLVIT κατ᾽ Εὐέργου καὶ Maß]
484--489.
[XLYIL κατ᾽ ᾿Ὀλυμπιοδώρου] 497—
[XLIX πρὸς Τιμόθεον] 463—467.
FE πρὸς Τολυκλέα] 468. -ἀτῶ,
Im. 7. crep. τῆς τριηραρχ.
214— 219. 83.-97. 100. 121.
127. 138. B 368f.
[LU πρὸς Κάλλιππον] A 465—
459.
[LIIL np. Nıxöcrpatov] 459—463.
LIV κατὰ Κόνωνος 399-404.
80. 82. 164. 167. 169.
LV πρὸς Καλλικλέα 222226.
83. B 369.
[LVI κατὰ Atovucodupou] A 520
—525.
- ΨΥΠ πρὸς Εὐβουλίδην 427—433.
[LVIN τὰ εοκρίνου] 440--ἀ46.
[LIX Be Nenipac] A 476—482.
[LX Ἐπιτάφιος] 366—858. 62f.
B 3. 369.
[ΠΧ Ἐρωτικός] A 868—360. 62.
ἹΠροοίμια 281—287. 75.
++ 'EmcroAn I 394—397.
Ἐπιοτολὴ II. III 883—393.42.78f.
"Ἐπιςτολὴ IV] 393394.
Pro 397.
ἘΠ Ἐπιςτολὴ VI 397. -
Dislogische Gattung in der Mitte
zwischen Prosa und Poesie II 434 ἢ,
Beeinflussung ders. durch die iso-
krat. Prosa 426. 428ff.
dıamöpncıc (Figur) bei Demosthenes
II 169. b. Hypereides B 39. Dein-
archos 299, 3.
dlacupuöc, darin Hypereides ausge-
zeichnet IIIB 42.
διατύπωςις (Figur) Ὁ. Demosthenes
III 156f. Aischines B 216f.
Dichter, Studium und Erklärung ders.
bei den Sophisten I 24. II 43f.
IIIB 342. II 307f. 312. 334. 340.
345f. 347#. 352. 420. studirt von
Demosth. II 18. von Lykurg B
76f. inwieweit von Aischines 157.
— Dichtereitate bei Demosth. A
18. 171. 317. bei Lykurg B 76. 94f.
‚Aischines 157. 172f.
Diodotos Sch. des Isokrates II 55.
"über Antiphon 104f. über
lides 202 ff. 224ff. 280f. 238.
über Andokides (Friedensrede) 288.
über Lysias 332f. 345. 374. 378—
398 u. 8. f. über Isokrates II 9.
95. 111. 112. 121. 180f. 188. u. a. f.
üb. 5 So
430. 436
381f.388f. üb. Platoı
1 72. 96. über Isaios]]
. Demosth. ΠΙᾺ.
Ei E Fo Dat uet Bass.
üb. Hypereides B 23. 25f. Lykurgos
93. 98. die (nach ihm demosthe-
nische) Rede des Hegesippos 113.
Aischines 162f. Deinarchos 261—
276. 300. — Verehrer der „Philo-
sophie“ des Isokrates II 38. 382.
Theorie über die Arten der Com-
‚position I 119f. II 129. 146. IIT 114.
Diophantos Sch. des Isokrates II 51.
Dioskurides Sch. des Isokrates II 56.
Direkt erzählte Rede selten bei Iso-
krates II 168. desgl. b. Demosth.
ΠῚ 155. häufig in pseudodemosth.
Privatreden 458. 462. 471. 489.
Register. 377
auch Ὁ. Andokides 1292. Ὁ. Aischi-
nes III B 216.
διςςοί für δύο b. Gorgias I 60. 70.
IIIB 326.
Duris von Samos über Theopomp u.
Ephoros II 379.
εἴδη (ἰδέαι) der Rede, t. t. des Iso-
krates 100f. 109.
εἰκός bei Korax 1 19. 'Teisias 21f.
(wicht bei Gorgias 51). bei Aga-
thon 78. bei Antiphon 111. wenig
bei Thukydides 232. in der Theorie
ἃ. Isokr. IT 103. ἃ. Anaximenes 356.
Empedokles I 17f.
Enkomion, umfasst b. d. Alten Lob-
und Tadelrede II 219. gepflegt von
Gorgias 1 56f. 65. von Isokrates II
24. 1185. insbes. von ihm zuerst
das Enkomion auf Zeitgenossen 260.
Nachfolger darin 376. 445 u. 5. f.
— Theorie desselben bei Isokr. u. A.
101.103.104.359. Behandlung 175.
181. 262.
ἐνετατικοί und λυτικοί II 349.
ἐπανάληψις (ἐπαναδίπλωςις) bei Gor-
gias ? ? 1.62. mangelnd bei Anti-
phon 134. desgl. bei Isokrates II
165. angewandt von Demosthenes
III 147. 154. bei Hypereides nicht
nachzuweisen B 40. auch bei Ai-
schines selten 212. gemissbraucht
von Deinarchos 297.
ἔφοδος 8. προκαταςκευή.
Ephoros II 896-- 410. Schrift περὶ
λέξεως 897. 399. 408. ΠΙΒ 860.
Urtheil üb. d. Musik II 44.
Epichares Sch. des Demosthenes? III
34. Sprecher und viell. Verfasser
ἃ. Rede gegen Theokrines 441. 444.
Epicharmos I 17. 61. IIIB 323.
Epicheirem noch sehr selten bei
Lysias I 395. ΠῚ B 337. auch bei
Thukydides I 232. verwandt von
Isokrates II 103 Anm. 173. 203 f.
von Alkidamas 327. von Isaios 489.
519.523.537.(Demosthenes Il 178f.)
Hypereides Β 50f. Lykurg 97.
Aischines 230f. Deinarchos 292.
Epidiorthosis (Figur) Ὁ. Demosthenes
III 160. Ὁ, Aischines.B 218.
Epilog, Theorie b. Isokrates II 108.
b. Änaximenes 861. 369. Epilogen-
eammlung des Antiphon I 103. des
Thrasymachos (ἔλεοι u. 8. w.) 244.
des Kephalos ? III 2. Behandlung
Ὁ. Antiphon 112, b. Thukydides
234ff. ΠΙΒ 330. Ὁ. Thrasymachos
251. Andokides 298. Lysias 398.
Isokrates 174ff. 446f. Alkidamas
826. Isaios 488. Demosthenes III
168. 191f. Hypereides B 52f. Ly-
kurg 91f. 96f. Aischines 225f. De-
metrios 317. — Die commiseratio
des Epilogs nach attischer Sitte
stark beschränkt III 1668. B 220
Anm. 2.
Episoden b. Isokrates II 102. 177. 281.
291. b. Theopomp 382. 387. b. Ly-
kurg IIIB 96.
Erzählung (Redetheil), Theorie bei
Isokrates II 102. Ὁ. Anaximenes 358.
Behandlung b. Antiphon 1109. 112.
Ῥ. Andokides 293. 298. Lysias 386f.
396ff. Isokrates II 173. 175. Isaios
475. 486. 495. 499 ἢ. u. 5. ἢ,
sthenes III 190f. Hypereides 3
Lykurg 90. 98. Aischines 234f. De-
metrios 317.
ἐςχηματιςμένοι λόγοι II 118. 297.
Ethopoeie s. Prosopopoeie.
Ethos b. Antiphon noch mangelhaft
I 1868, besser bei Andokides 293.
vorzüglich bei Lysias 386f. man-
gelnd bei Isokrates II 188f. 190f.
198. 208. 217. auch Isaios darin
dem Lysias nachstehend 472f.
485. 500f. u. 5. f. Demosthenes
auch im Ethos Meister ΠῚ 168ff.
(über pseudodemosth. Reden 494 ff.
499.) doch wie Lysias so Hypereides
darin noch vorzüglicher 168f. B43ff.
vorhanden auch bei Lykurg B 109f.
Aischines darin glücklicher als im
Pathos 218 ff.
Euenos von Paros I 254.
Eunomos Sch. des Isokrates II 18.
Eupolis’ Autolykos II 308 Anm.
εὑρεταί und τελειωταί in der Bered-
samkeit nach Dionysios III 1.
Eurhythmie der Kola und Perioden
11 145 δ. bei Isokrates 146—154.
156f. Ὁ. Alkidamas 880. Ὁ. Hyper-
eides ΠῚΒ 33f. Vgl. Symmetrie.
Euripides I 41f.
Exklamation (Figur) bei Antiphon I
134. Ὁ. Demosthenes III 79. 168.
Ὁ. HypereidesB 39. Ὁ. Aischines 214.
F.
Figuren, gorgianische, in der
Theorie des Isokrates, Aristoteles,
Anaximenes II 106. 160. 358. Mass-
loser Gebrauch bei Gorgias und
den Gorgianern I 604. 69. Taf. 176,
e
818
gebraucht auch von Antiphon 127 ff.
180, v. Thukydides 211ff. weni;
bei Andokides 293f.295f. 310. fa}
334. über Thrasymachos I 248.
ΠΙΒ 832. häufig bei Lysias I 392.
404ff. Gebrauch bei Isokrates u. 8,
Schülern II 161ff. 184. 258. 393.
408. IILB 347. bei Antisthenes II
315. Alkidamas 330. Anaximenes
367f. Platon 437. inwieweit bei
Xenophon 4485. 447. sehr be-
schränkt in d. modernen praktischen
Beredsamkeit (Isaios) 475. 480f.
doch von Demosthenes in eigenth.
Weise mannigfach verwertet ΠῚ
137ff. stark gebraucht in Hyperei-
des’ Epitaphios 381 weniger von
Lykurg 105f. nicht wenig von
‚Aischines 207 ff. in geringem Masse
yon Deich 298. — Belebende
(rednerische) Figuren in Gorgias’
Palamedes I 005 wenig bei Änti-
phon 134. bei Thukydides 214f.
mehr b. Andokides 296f. b. Lysias
406ff. beschränkt bei Isokrates II
165 ff. ebenso bei Alkidamas 880.
b. Anaximenes 368. b. Theopomp
394. häufig bei Xenophon 443.
desgl. bei Isaios 482 f. reich ent-
wickelt bei Demosthenes III 144 ff.
nicht so bei Hypereides B 39ff.
desgl. bei Lykurg 1018. viel bei
Aischines 2i0off. werden bei den
Rednern der Verfallzeit (Deinarch)
zur Manier 297. 304. 816. —
Figuren des Gedankens nach
Caecilius noch fast gar nicht bei
Antiphon I 106f. 134. wenig ent-
wickelt auch bei Lysias 386. bei
Isokrates II 167f. anders schon bei
Isaios 465. 482f. vollends bei De-
mosthenes ΠῚ 1608. weniger bei
Hypereides B 408. Ὁ. Lykurg 109.
viel Ὁ. Aischines 219 δ΄. z. Th. nicht
horvortretend bei Deinarch 209. —
τῷ etymologica Ὁ. Hegesippos
118. Ὁ, Alkchinee 208. δὲ Beinhreh
Fr 294 Anm. ΜΝ 8
vage (Figur) bei Gorgias I 69. bei
Antiphon 133. auffallend selten bei
Thukydides 214f. mehr bei Ando-
kides296f.324. Lysias408. Isokrates
II 166. 480. Theopomp 394. bei
Isaios 478ff. 482. mannichfach bei
* Demosthenes ΠῚ 150#. über Hyper-
eides 8. B 898. über Lykurg 107f.
Aischines 212f. gemissbraucht bei
Deinarch 297.
Register.
σ.
Gemeinplätze des Protagoras I 26f.
des Gorgias 50f. des Antıphon 110f.
IIIB 334. des Thrasymachos I 348.
bei Andokides 298. 301f. IIIB 334.
wenig bei Lysias I 372f. ΠΙΒ 334.
341. bei Isokrates II 104, 2. 213.
283. IIIB 334. 341. ihr Gebrauch
von Alkidamas gemissbilligt Π 321,
1. finden sich nicht selten bei Isaios
458. 494, 6. 521f. Anm. 523. IIIB
366. desgleichen bei Demosthenes
II 523. ΠῚ 74ff. 200. 207. 212}.
u.a. ἢ, B 368. b. Hypereides nicht
nachzuweisen B_53. τόποι κοινοί
(allgemeine Ausführungen) des Ly-
kurg 96. fremde Gemeinplätze bei
Aischines? 183, 1. Philinos 258.
Deinarch 301. 355.
Geschichtsschreibung u. Geschichts-
forschung, Verhältnis des Isokra-
tes dazu II 468, IIIB 345. Isokr.
an der Entartung derselben nicht
schuld II 58f. 409f. — Unterschied
des Prunkredners und des Ge-
schichtsschreibers nach Ephoros
und Timaios 46. 409.
Glankippos 8.desHypereidesIITB310.
Gorgias 144— 72. ΠῚ B324ff. 331. Leh-
rer ἃ. Isokrates II 14. IIIB 341. ἃ.
Alkidamas 318 f. — Helena (echt)
1 65—72. II 221f. 224f. ΠΠΒ 326f.
Palamedes (echt) I 66—72. II 314,
1. IIIB 326f. — ἸΤυθικός 1 δά.
ΠΙΒ 826. Ὀλυμπικός I 54f. II 2382 ἢ,
ΠΙΒ 826. Ἐπιτάφιος 1 55f. II 236.
IB 826. — Schrift περὶ καιροῦ
153. ΠΙΒ 326f. περὶ pucewc 1 46.
71. II 222. ΠΙΒ 325. 327.
H.
Hegesias von Magnesia, Uebermass
und Einförmigkeit im Rhythmus
II 186. IB 317. überkünstelte
Wortstellung II 141f. mied den
Hiatus II 549. IIIB 319. Abneigung
gegen die Periode IIIB 816. 319.
sein Vorbild unter den Attikern
neben Lysias Charisios I 378. III
67. B 318. ι
Hegesippos ΠΙΒ 111—121.
Hermogenes, Urtheil über Antiphon
den Sophisten I 96f. A. den Red-
ner 107. über Kritias 264ff. Ando-
kides 290. Lysias 378f. Isokrates
II 112. 138. 190f. über Theopomp
und Ephoros 383. 405. üb. Platon
Register.
441. ΠῚ 71. üb. Isaios II 463. 479,
3. über Demosthenes III 71. 161f.
171f. Hypereides B 24. 26. 41. Ly-
kurgos 93. 94f. 99. Aischines 165f.
217. Deinarchos 277f. 300.
Herodes Attikos Verehrer des Kritias
1264. wegwerfendes Urtheil über
Andokides 288. die erhaltene De-
klamation des Η. nach Thrasy-
machos oder Kritias gearbeitet
DIR, 330£. .
Herodot abschätzig von Theopomp
beurtheilt II 378. Verhältniss zu
Theopomp 387. zu Xenophon 442.
— einfache Wortstellung I 122.
λέξις elpouevn Ὁ. ihm I 124. cxfina,
κατ᾽ ἄραν καὶ θέειν ΠῚ Β 203. ein-
fche Art d. Gedankenverkaüpfung
168.
Hiatus, Meidung desselben gelehrt
von Isokrates und Anaximenes II
106. 130f. 367f., welches Gesetz
indes die spätere Rhetorik nicht
anerkennt 130. die Redner zuerst
gleichgültig gegen den Hiat, so
Gorgias 1 63 (doch vgl. 70. II 131).
Antiphon 120. desgl. Thukydides
2158 Aber Thrasymachos 1 250.
Andokides II 132. IIIB 334. Lysias
1 a13f. II ı31f. IIIB 337f. wird
streng gemieden von Isokrates II
132f. (über d. R. gegen Euthynus
132. 204. üb. d. Trapezitikos 182.
211. 213. ἃ. R. an Demonikos 257),
desgl. von Alkidamas 320. 327.
von Theopomp und Ephoros 392.
407. im Briefe des Philippos III
348. von Platon in den späteren
Schriften II 426f. (vgl. 437). von
Speusippos ΠΙΒ 345. von Aristo-
teles wo er sorgfältig schreibt IL
427f. überhaupt drang das Gesetz
im 4. Jahrhundert in der Kunst-
prosa völlig durch und blieb lange
in Kraft 549. — Selten ist der
Hiat auch schon Wei Antisthenes
314. Ὁ. Anaximenes 367f. dem Xe-
nophon gleichgültig 443, vgl. indes
448. Isnios schwankt in den ein-
zelnen Reden 455. 481. Demosthe-
nes’ Hiatusgesetz III 918. Hyper-
eides gleichgültig gegen ihn B 33.
ebenso Hegesippos 119. d. Vf. der
R. üb. d. Verträge mit Alex. 126
(wie auch die Vf. vieler pseudo-
demosth.Privatreden A 398f.. .f.).
nicht so Lykurg B 103f. Aischines
379
203f. Deinarchos 292f. Demochares
309. Demetrios 316.
Hieronymos aus Arkadien, Sch. des
Isokrates II 56.
Hieronymos d. Peripatetiker üb. Iso-
krates II 111. 136. 186f.
Himeraios viell. Sprecher der dein-
arch. Reden IIIB 2188.
Hippias v. Elis I 31ff. Π 64, Anm. 6.
Honorare der Sophisten I 27. 48. II
21. 63. 457.
Hypereides IIIB 1—72.
‚de I κατὰ Anuocdevouc 6468.
12. 25. 30. 42. 46ff.
II ὑπὲρ Λυκόφρονος 89-64.
25. 44f. 46. 58.
1Π ὑπὲρ Εὐξενίππου 54—58.
25. 28f. 86Γ. 43. 46f. 51. 68.
IV Ἐπιτάφιος 68—72. 8. 15.
25. 30f. 33f. 38f. 43. 48. 58.
πρὸς ᾿Αριςτογείτονα 9. 30. 41. A
59,1
Δηλιακός B 8. 81. 48.
κατὰ Δημάδου 10. 52.
ὑπὲρ τ. Λυκούργου παίδων 14. 406.
52.
ὑπὲρ Φρύνης 4. 28. 42. 48.
* ὑπέρθεεις bei Demosth. ΠῚ 123. bei
Hegesippos B 120, 4.
Hypophora bei Gorgias I 69. bei An-
phon 188. Thukydides 215. Ando-
kides 296f. 824. Lysias 407 f. Iso-
krates Π 166. Xenophon 443. Isaios
482. Demosthenen 11508. Hyper-
eides B 39f. Lykurgos 108. Aischi-
nes (selten) 213. Deinarchos 298. als
Form des Uebergangs zuw. erstarrt
III 152. B 213. 348.
1.
ἰδέαι s. εἴδη.
Ironie in d. Theorie des Anaximenes
II 857. mangelnd bei Antiphon I
134. bei Thukydides solten"T 218.
desgl. bei Isokrates II 168. 291f.
Anm. 4. IIIB 348. bei Lykurg ΠΙΒ
111. bei Hegesippos reichlich 120.
auch b. Deinarchos 299.
Isaios II 452—541. IIIB 365. Leh-
rer des Demosthenes 456f. III 14ff.
Rede I m. τ. Κλεωνύμου κλήρου II
494—497. 481. 487.
U π. τ. Μενεκλέους κλ. 497—
502. 467. 474. 481.
ΠΙ π. τ. Πύρρου κλήρου 502—
506. 488. 490ff.
IV m. τ. Νικοςτράτου κλ. 506—
508. 483.
880
Υ͂ n. τ. Δικαιογένους κλ. 508—
513. 467.480.484.488,3.490.
VI π. τ. Φιλοκτήμονος κλ. 518
—516. 414}. 486.
VII π. τ. ᾿Απολλοδώρου κλ. 516
—520. 467. 479. 489.
VIII π. τ. Κίρωνος κλ. 520—526.
414. 4188. 481. 484. 481.
ΙΧ π. τ. ᾿Αςτυφίλου κλ. 525—
528. 475. 487.
X m. τ. ᾿Αριςτάρχου κλ. 528—
529. 475.
ΧΙ m. τ. ‘Ayvlou κλ. 529534.
467. 470. 481. 484. 487. 491.
493.
ΧΠ ὑπὲρ Εὐφιλήτου 634—537..
πρὸς ‘Ayvößeov δδ1--ὅ89, 460. 481.
πρὸς "Apıcroyelrova x. "Apxımmov
540f. 459. 486.
πρὸς τ. δημότας 539. 460. 472. 481.
Reden gegen Diokles 4607. 621 Anm.
ὑπὲρ Εὐμάθους 539. 455. 461.
Isokrates von Apollonia Il 418—
419. TILB 354 f. Reden 418f. 96. ob
Vf. der R. an Demonikos 256. 259.
419.
Isokrates v. Athen II 8—304. IIIB
341—354. (zweifelhafte) Techne II
908. ΠΙΒ 848 δ᾽ rhetorisches Sy-
stem II 98—108. 61. 8681. ΠῚΒ
345. R. über Amphipolis 84. 388,
Enkomion auf Gryllos 42. 94. 260.
unechte Reden 95f. 419. Briefe ΤΙ ἢ.
127f. IB 362. Apophthegmen II
* 92f. 20. 21. 371.
Rede [I πρὸς Δημόνικον] 254—259.
126 f. 163. 365. 419. ΠῚ Β
352.
IT πρὸς Νικοκλέα II 248— 251.
173. 177. IILB 342. 362.
III NioxAfic II 251—254. 77f.
193. IILB 362.
IV ΤΤανηγυρικός II 228—242.
25. 48. 68. 79f. 123. 164.
169f. 171. 178f. 180. 183.
IIIB 8894. 348. 860.
Υ Φίλιππος IT 287—292. 70.
84f. 123. 158. 171. 182.193.
III 350. B 354.
VI ᾿Αρχίδαμος II 263—268. 80.
163. 169. 1718. 175. 318. 322.
365. IILB 362.
VI ’Apeomayırıxöc II 279—281.
δῖ. 175. 177. 179.
VIEL m. τ. εἰρήνης 273278. 88.
163. 172f. 176.179. 182. 186.
ΙΧ Εὐαγόρας 260—263. 123.
177.181. IIIB 348.352. 361f.
Register.
Χ Ἑλένη 221—225. 24f. 31.
40. 153. 163. 110. 177. 338.
IIIB 360.
XI Βούειρις II 225—228. 24f.
178. 338.
XII Tlavaßnvaiköc 292 — 299.
8δῖ. 127. 158. 169. 172. 177.
XII κατὰ τῶν copıcrbv 218—
au 21ff. 28. 30. 88. 176.
zıv ἡλαταικός 242—245.81.163.
175. ΠΠΒ 851.
XV ᾿Αντίδοςις II 282—287. 40.
1151.
ΧΥ͂Ι π. τ. ζεύγους 204—209. 163.
169. 174. Π1Β 868.
XVII Τραπεζιτικός II 209 — 214.
132. 174. IIIB 349f.
XVII πρὸς Καλλίμαχον II 195—
199. 174. ΠΙΒ 349.
XIX Alyıynrıköcl1214— 218.174.
179. IILB 360.
XX κατὰ Λοχίτου II 199— 201.
174. IIIB 358.
XXI πρὸς Εὐθύνουν II 201—204.
132. 1Π8 349.
Ἐπιετολ..1 πρὸς Διονύειον II, 270f.
IIIB 362f.
II πρὸς Φίλιππον Π 299.
85. IIIB 864.
[III πρὸςφίλιππον Π800.89.
IV πρὸς ᾿Αντίπατρον 301f.
Υ πρὸς ᾿Αλέξανδρον 300. 71.
VI πρὸς τ. Ἰάζονος παῖδας
751. MB 3828.
VII πρὸς Τιμόθεον Π 805 ἢ,
ΥΙΠ πρὸςτ. Μιτυληναίων ἄρχ.
808,
ΙΧ πρὸς ᾿Αρχίδαμον 368--
270. 82. 128. 168, 169.
ΠΙΒ 863.
K
Kallikrates ΠῚΒ 257. 271.
Kallippos Sch. des Isokrates II 18.
Rede gegen ihn ΠῚ 4685.
Kallistratos ΠῚ 11. 470. B 112.
Kanon der Historiker II 352. bei
Cicero, Dionysios, Hermogenes u. A.
381. 406.
Kaukalos Br. des Theopomp II 371.
Kephalos ΠῚ 1f.
Kephisodoros Sch. des Isokrates
ΠῚ 419-421.
Elearchos v. Herakleia Sch. ἃ. Iso-
krates II 54. 302.
Klearchos von Soloi (Peripatetiker)
549.
Register. 381
Kleochares von Myrleis angeblich
Geliebter des Demochares IB 304.
306, 3. Urtheil über Isokrates
und Demosthenes II 111. 187. III
67. Polyptoton bei ihm B 304.
Klimax bei Demosthenes ΠῚ 146. in
andrer Weise bei Deinarchos B 298.
Kokkos Sch. des Isokrates II 52.
Kolon, d. Name blich von Iso-
krates gebraucht II 106. 142, dem
ΝΞ wahrsch. fremd 364.
Abgrenzung des K. bei Demosthenes
III 105ff. B 368f. Ausmessung der
Kola nach Füssen 360f.
Kommatische (aufgelöste) Composi-
tion bei Isaios und Demosthenes
II 478f. ΠΙ 133f. bei Hypereides
B 37. Lykurgen 107f. dem Isokra-
tes u. d. epideiktischen R. fremd
U 159. in andrer Weise bei Thu-
kydides I 220f. bei Andokides 311.
Lysias 412f.
Komödie I 42f.
Korax I 18—20.
Krates v. Tralleis, Isokrateer II 67.
549.
Kritias I 256-268. ΠῚΒ 332.
κύκλος (Figur) bei Demosthenes ΠῚ
KypricherKrieg des EuagorasI1230ff.
1 246. ΠΙΒ 360f.
L
Lakritos von Phaselis Sch. des Iso-
krates II 53f, ΠῚ B 848. Rede gegen
ihn ΠΙᾺ δ05
Leodamas von Acharnai Sch. des
Isokrates II 51f. Verbindung dess.
mit Hegesippos und dessen Bruder
Hegesandros IILB 111. Lehrer des
Aischines nach Oaecilins II 52.
1ΠΒ 132. seine Beredsamkeit das.
ἃ. ΠΙ θ4, cuvfiropocim leptineischen
Prozess 232.
Likymnios I 76—76. IIIB 327.
LyKophron d. Sophist II 896-336.
Lykurgos ΠΙΒ 72—111. R. gegen
Leokrates87—92.55f. Redengegen
Lycophron 55. ὅθε. δι: 8AE,
Aristogeiton A 360. B 81.
86. gegen Kephisodotos (Demades)
81. 86. 97, 6. 128. 237, 4. gegen
Lysikles 81. 85. 101. 109f.
Lysias I 331—660. 663. IIIB 336—
341. — Werke 1343—368, ΠΙΒ 335
—337. Erhaltene Redensammlung
1 8085. ΠΙΒ 336f.
Rede I m. τ. Ἐρατοςθένους φόνου
1576—583. 412.
[II Ἐπιτάφιος] 429—439. 11240.
433. 434f. 1IIB 337f. 339 £.
III πρὸς Ciuwva I 683—589.
IV π. τραύματος ἐκ προν. 590
—595. 401.
IV ὑπ. Καλλίου 596—598.
VI κατ᾽ ᾿Ανδοκίδου] 566—576.
In. τ᾿ «ηκοῦ 598—606.
[VII κακολογιῶν] 666—660. IIIB
338.
[IX ὑπ. τ. ττρατιώτου 1 006—
611. ΠῚΒ 3
X κατὰ Θεομνήκτου ΑἹ θ11--
619. 401.
[XI κατὰ Θεομνήετου Β] 611.
XII κατὰ Ἐρατοςθένους 689---
658.407.411.413. 8 887.
XII κατ᾽ ᾿Ατοράτου I δ68--δῦθ,
400. 418.
+XIV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου AA83—492.
406. II 207. ΠΙΒ 3378.
+XV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου B I 492—
494. 1ΠΒ 881.
ΧΥ͂Ι ὑπὲρ Μαντιθέου 1 516—521.
HIB 881. 341.
XVIL δημοείων ἀδικ. 1 627-631.
XVII π᾿ τ. τ. Νικίου &d. 531-- δῶ9,
. 11 207.
XIX m. τ. ᾿Αριςτοφάνους xp. I
629-539. IILB 884. 341.
[XX ὑπὲρ Πολυοτράτου] 1001—
508. ΠῚ
XXI ἀπολ. unpodontac 1 494--
"501.
XXI κατὰ τ. εἰτοπωλῶν I 466—
410. 118 337. 340f.
XXIII κατὰ ΤΙαγκλέωνος I 631—
635. 397.
XXIV ὑπ. τ. ἀδυνάτου 648-655.
4015. 118 881.
ΧΧΥ͂ δήμου καταλ. ἀπολ. I 608—
515. ΠΠῚΒ 337.
XXVI κατὰ Εὐάνδρου I 470-477.
400.
ΧΧΥΠ κατ Ἐπὶ ᾿ξπικράτους 446-448.
ΧΧΥ͂ΠΙ κατ᾽ ἐγοκλέους 448. 468,
1Π8 337.
ΧΧΙΧ κατὰ Φιλοκράτους I 468--
456. ΠΠΒ 337.
XXX κατὰ Νικομάχου 1 460---40ὅ.
ΧΧΧΙ κατὰ Φίλωνος 477 — 488.
406, 411.
ΧΧΧΙ κατὰ Διογείτονος 619-627,
405. 407.
382
XXXII Ὀλυμπιακός 423—429. 401.
414. II 184. IIIB 337£. 339.
XXXIV m. τ. μὴ καταλῦεαι re. I
441—444. IILB 881.
Ἐρωτικός Ὁ. Platon [416—423. 339.
374f. ΠΙΒ 3808.
πρὸς Alcxivnv I 644—648. 402.
πρὸς ᾿Αρχεβιάδην 642-644. 397.
ap. τ. Ἱπποκράτους παῖδας 641 f.
[für Iphikrates] 335f. 849 ἢ,
κατὰ Kıynclou 636—637.
[ὑπ. Νικίου] 439. 338. 367.
ὑπ. ζωκράτους 341f. II 337.
κατὰ Telcıdoc 1 637—639.
ὑπ. Φερενίκου 639—641.
Briefe 415. 364f. IIIB 336.
Technische Schriften I 372. IIIB
337.
Lysitheides Sch. d. Isokrates II 18.
III 466 ff.
=.
Mathematik, Würdigung ders. bei
Isokrates II 351.
Mausolos, Leichenspiele dess. II 68.
372. 411. 418.
μὴν (Partikel), Gebrauch’ bei Xeno-
phon II 447. 451.
Menandros d. Dichter als Vf. der
Reden des Charisios bezeichnet
IB 8198.
Menesaichmos IIIB 256f. deinarch.
Reden für ihn das. u. 270. nicht
Sprecher der vorhandenen Reden
des Deinarchos 278f. Gegner des
Lykurg 81. 85.
Metapher, der Name schon b. Isokr.
II 106. bei Anaximenes 357.
Metrodoros Sch. des Isokrates II 56.
μικτοὶ λόγοι des Isokrates II 101. 288.
Musik, von Isokr. nicht genug ge-
würdigt II 44. gering geschätzt von
Ephoros das.
Mythen, Studium und Sammeln ders.
von Isokrates geringgeschätzt II
45. betrieben von Polykrates '337.
Isokrates’ Kritik der M. 38ff. durch
Ephoros von der Geschichte ge-
schieden 399, vgl. indes 4018.
N.
Naukrates von Erythrai Sch. d.
Isokrates II 416—418. IIIB 362f.
Neanthes Sch. des Philiskos II 423.
Neugebildete Worte (ὀνόματα καινά)
von Isokr. unterschieden II 105.
Vorschriften über die Nenbildung
in Antiphons Techne I 115.
Register.
Nikokles K. von Salamis, Sch. des
Isokrates II 50f. 246f. IIIB 352.
Normalstil ἃ. Prosa, unter isokrat.
Einfluss entwickelt II 369. 426.
0.
Onetor Sch. des Isokrates II 18. ΠῚ
14. Reden des Demosthenes gegen
ihn 211 ff.
Originalität (kaıvörnc) nach Isokrates
Erfordernis £.d. Prunkrede II 103f.
ΗΣ 221. aber auch 240. IIIB 3391.
II 291. 298.
P.
παραδείγματα, Theorie nach Aristo-
teles ΠῚ 181. B 228, 2. n. Anaxi-
menes II 356. Gebrauch Ὁ. Demo-
sthenes A 181f. Ὁ. Aischines 228 f.
Paränese Art d. Prunkrede II 101.
248. Theorie u. Behandlung bei
Isokr. 102. 104. 113. 168. 175f.
παράλειψις (Figur) bei den älteren
Rednern selten I 106, 3. III 157, 4
(Isokrates). üblich b. Demosthenes
ἯΠῸ 157£. üb. Hypereides β. B 39.
Lykurgos 109. Aischines 217. Dein-
archos 299.
Parechese, Parisose, Paromoion, Par-
onomasie s. Figuren (gorgian.). —
Rednerische Paronomasie bei De-
mosthenes ΠῚ 143. bei Lykurg 109.
bei Aischines 208f.
Participialconstruction in missbräuch-
licher Häufung Ὁ. Aischines IIIB
205. in pseudodemosth. Reden A
482. Ὁ. Deinarchos Β 296f.
Pathos Ὁ. Antiphon I 136. b. Thu-
kydides 298 ἢ. Thrasymachos 261.
Andokides darin schwächer 293. 297.
desgl. Lysias 391. ebenso Isokrates
II 186. 189. 217. 245. 267. anders
schon Is:
darin Demosthenes III 168. nicht so
HypereidesB46f.nichtunbedeutend
darin Lykurg 108f. Aischines im
Pathos meist wenig glücklich 218f.
auch nicht Deinarchos 299 f.
Perikles I 33—37. ΠῚΒ 323f. Be-
urtheilung Ὁ. Isokrates II 16. b.
Theopomp 385. b. Ephoros 402f.
Vorbild des Demosthenes III 2
30. 35f. 38. 41. Unterschiede zwi-
schen beiden 39f. 188.
Periode, d. Name angeblich von
Isokrates gebraucht Il 106, Her-
484. 500. 512. Meister ἡ
Register.
kunft desselben 650. Theorie d.P.
nach Aristoteles 142ff. b. Anaxi-
menes 145. 367. allgemein bei d.
Alten I 121ff. 219. 384.
Personifikation lebloser Dinge bei
Lykurg ΠῚ Β 99. b. Deinarchos 299.
Demetrios 315. vgl. Prosopopoeie.
Phaiax 1 40. fingirter Sprecher der
Rede κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου ἴον auch
Vf.) 829 ff. IIIB 886.
Philinos IIIB 257f.
Philippos, erhaltener Brief desselben
(Demosth. or. XII) III 348—352.
Philiskos v. Milet, Sch. d. Isokrates
II 422}.
Philomelos (von Paiania) Sch. des
Isokrates II 17.
Philonides (von Melite) Sch. des Iso-
pi krates u Fi Phil h
'hilonikos ἃ. megarische Philoso]
üb. Isokrates II 111. 184. Ῥ
Philosophie des Isokrates II 26. 36 ff.
98. 181. 284. des Alkidanıas 318.
des Theopomp 382. 409. — Demo-
sthenes der Philosophie fremd III
17. auch Aischines B 161. Demo-
chares sogar feindlich A 12. B 307.
Pindar verglichen mit Isokrates II
192f. 550.
micreıc (Redetheil) in der Theorie ἃ.
Isokrates 1 396. II 103. nach Ana-
zimenes 356f. 359. Behandlung
Ὁ, Antiphon I 1088, 112. Ὁ. Ando-
kides 292f. 298. Lysias 8968. b.
Isokrates II 118. Ὁ. Isaios 486f.
bei Demosthenes III 190£. Hyper-
eides 50f. Lykurg 97. bei Aischines
224f. Deinarchos 291.
Platon II 424—441. Beurtheilung
des Lysias I 374ff. (verglichen mit
demselben 382). Verhältniss zu Iso-
krates II 27 ff. 172f. IIIB 346. an-
gefeindet von Antisthenes II 306f.
von Zoilos 345. von Theopomp 816.
382. v. Kephisodoros421. Demosth.
nicht sein Schüler ΠῚ 11f. 172 (ver-
glichen mit dems. II 441. III 71. 96.
179£). wohl aber Hypereides B 3
und Lykurg 75. Verhältniss des
Aischines zu ihm 132. 158. —
meidet in den späteren Schriften
den Hiatus II 130. 426f. Eigen-
thümlichkeit im Rhythmus III 100.
— Menexeno's II 430—441. IIIB
340.nachgeahmtim'pseudodemosth.
Epitaphios A 366. Äpologie Π 430.
nachgeahmt in Isokrates’ Antidosis
40. 282. 286. in Hypereides’ Epi-
383
taphios IIIB 3, 4. 53. 70f. Phai-
dros 1 8148. s17#. II 27E. 426.
430. 436. 438. Euthydemos 31f.
Gorgias I 50. II 33. Gesetze Phile-
bos, Timaios, Kritias, Sophistes,
Politikos (Hiatus) 426f. Kritias
(Sat ἢ 429.
Pluralis von Abstrakta b. Isokrates
II 125. b..Alkidamas 329, 3. Ὁ.
Anaximenes 367. Theopomp 390, 4.
b. Demosthenes ΠῚ 851. Lykurg B
101. selten b. Aischines 208, 7.
πολιτικοὶ λόγοι, Begriff Ὁ. Isokrates
II 99. b. Anaximenes 354. Anders
Ὁ. Hermogenes 190. 441. — TIokı-
τικὰ ὀνόματα Ὁ. Isokrates 105.
Polos I 72—75. ΠῚΒ 327.
Polyeuktos d. Kydantide, Anklüger
des Euxenippos ΠΙΒ 54f. deinar-
chische R. gegen ihn 267.
Polyeuktos von Sphettos IIIB 126
—129, Rede gegen Domades 128. —
Urtheil über Demosth. und Phokion
A64.B 127. .
Polykrates II 336—344. 225. viell.
Verf. des dem Alkidamas beige-
legten Odysseus 343f.
Polyptoton b. Lysias I 406. b. Iso-
krates II 166. Ὁ. Theopomp 394.
zur Durchdeklinirung entwickelt Ὁ.
Kleochares IIIB 304.
Polysyndeton Ὁ. Lysias I 407. Ὁ. Iso-
krates II 166. Isaios 482. Demosth.
ΠΙ 149. 154. Lykurg B 107,5 v;
102f. Aischines 211f. Deinarchı
296.
Prodikos I 29—31. Lehrer des Iso-
krates II 11. 125. Verhältniss zu
Antisthenes 306. 315.
προκατακκευή, ἔφοδος (Redetheil) Ὁ.
Antiphon I 111. Ὁ, Isokrates 252.
Ὁ. Isaios 485f. 488. 503. 540. Ὁ.
Demosthenes 191. ὃ. Hypereides
IB 49f. (&podoc). b. Aischines
170. 177. 224 (&Q.).
Prooemium, in der Theorie des Iso-
krates II 102. nach Anaximenes
808. — Prooemiensammlung des
Antiphon I 103. IIIB 334. des
Thrasymachos 1 243. des Kritias
263. 267. des Kephalos? III 2. er-
haltene des Demosthenes 75. 281—
287. — Behandlung d. Prooemiums:
Enripides 142. Antiphon 111. Thu-
kydides 234ff. Andokides 298. 319.
Lysias 896. IIIB337.1442f. (Deme-
gone). Isokrates 173. 1767. 261. 265.
enophon i. ἃ. Reden 4441.
384
silaos 446, Isaios 487f. 490, De-
mosthenes 189. Hypereides B 56.
62. 68. Lykurg 89f. Hegesippos
115. Aischines 224. 170. 116. 182f.
Deinarchos 280f. 283f. 286. —
Prooemien der einzelnen Bücher
des Ephoros IT 401.
Prosopopoeie, Ethopoeie (Figuren) Ὁ.
Andokides I 297. Isokrates II 168.
Isaios 483. Demosthenes III 154 ff.
Hypereides B 40f. Aischines 210.
214ff. Deinarchos 298f. Charisios
319.
Protagoras 123—29. Π18 323. als Leh-
rer ἃ. Isokrates bezeichnet IIIB 341.
Prothesis b. Euripides I 42. b. Thu-
kydides 234. Andokides 298. Lysias
397. Isokrates II 171. 173. 175.
Isaios 487. Demosthenes III 190.
Hypereides B 62, 4. 65. 68. L,
Κατα 90. Hegesippos 115. Aischi-
nes 224.
Prunkrede (A. Zmideirixöc) in der
Theorie des Isokr. II 101. 108.
105f. Charakter im Gegensatz zu
der prakt. Rede I 58. 113f. II
112. 159. 165. 181}. 1918.
Psaon von Plataiai Isokrateer 11 423.
Pytheas ΠΙΒ 252—256.
Python von Byzanz (Ainos) Sch. des
Isokrates II 56f. ΠῚΒ 343.
R.
Reinheit, Erfordernis des Ausdrucks
nach Isokrates II 105 (ähnlichen
Sinnes ἀκρίβεια). Vorzug des Lysias
1399f. des Isokrates II 121f. 126.
b. Theopomp von den Alten ver-
misst 389. 391. auch Ὁ. Platon v.
Dionysios 438. b. Xenophon am
igsten vorhanden 442f. inwie-
weit bei Isaios 468f. b. Demosthe-
nes ΠῚ 79. 83. vermisst auch bei
Hypereides 25ff. 31f. in andrer
Weise bei Lykurg verletzt 99 £.
dem Hegesippos eher zuzusprechen
118. dem Aischines mit Recht ab-
gesprochen 196 ff. 201f. über Dein-
arch 293f. 301.
Rhodische Redner, Verehrer u. Nach-
ahmer des Hypereides III 61. B
22. — Aischines angeblich Stifter
der rhod. Rednerschule 284 ἢ,
Rhythmus in der Kunstprosa, Theorie
1 119. II 105. 129. 135. 320. 404,
415. 417. IIB 359f. Rh. bei Thu-
kydides I 216; künstlich zuerst Ὁ.
Thrasymachos 249, 1Π 120, B 331.
Register.
weiter ausgebildet von Isokrates Il
135—141. ΠῚ 100. B361f. b. Alki-
damas 330. Ὁ. Theopomp u. Ephoros
392. 408. in seiner Vollendung b.
Demosthenes ΠῚ 115 ff. B 359-368.
in andrer Art bei Platon A 100.
einigermassen bei Hypereides B
31. 33. manierirt von Demetrios ab
316f. — Rhythmisches Gesetz des
'Demosthenes A 99ff. B 367f. 359.
ob von Demochares beobachtet 309.
8.
Schwurformeln in der älteren Bered-
samkeit (Isokrates, Lysias) kaum
vorkommend, mehr schon bei Isaios,
sehr reichlich b. Demosthenes ΠῚ
79. 168. nicht viel bei Hypereides
B 40. sehr selten Ὁ. Lykurg 101.
ziemlich viel b. Aischines 198.
mässig Ὁ. Deinarchos 294.
Sibyrtios Sch. des Theodektes II 414.
Sokrates, Einfluss auf Isokrates II
11f. 173. 251 Anm. auf Xenophon
442. — Reden gegen und für ihn
(Polykrates, Lysias u. s. w.) 1 841 ἢ,
II 387. 339. 416. IIIB 813. Sokr.
ὁ copıcrhc Ὁ. Aischines IIB 157.
Urtheil d. Demochares über ihn 807.
Sophisten I 13f. 23#.
Speusippos, Brief an Philipp II 81, 5.
1ΠΒ 343ff. 362f. 854. 366.
Sprichwörter, Sammlung von solchen
durch Aristoteles, was Kephisodoros
tadelte II 421. von der Prankrede
wird das Spr. gemieden, Demo-
sthenes wendet es nicht häufig an
III 81}. oft Hypereides B 27. über
Aischinea s. 198. üb. Lykurg 101.
cc für rr bei den Tragikern und alt-
attischen Prosaikern (nicht im
altattischen Dialekt) ΠῚ Β 325. ins-
besondere bei Gorgias I 60. 70.
Antiphon 114f. Thukydides 205.
nicht mehr bei Thrasymachos ΠῚΒ
331.
«τάςεις, Name angeblich b. Naukrates
U 417. Theorie nicht viel älter als
Hermagoras ebend.
Stegreif, R. aus d. St. von Alkidamas
geübt und empfohlen II 819. 321.
v. Gorgias 1 49. II 47. auch Anaxi-
menes darin ausgezeichnet 861.
angeblich Aischines IIIB 234 f.
Isokrates dazu unfähig II 47.
Steigerung (aöEncıc), Theorie Ὁ. Ana-
ximenes Π 355. Steigerungen des
Gorgias (Gemeinplätze) I 50f. des
Register.
Thrasymachos (ὑπερβάλλοντεο) 243.
— αὔξ. Ὁ. Lysias (schwächer) 391.
b. Isokrates II 181. 197. 200. 252f.
261f. b. Theopomp 394. b. Isaios
484, 3. 6522. Hypereides i. d. St.
schwächer ΠῚΒ 48. Lykurg des-
wegen gerühmt 98.
Stilgattungen (χαρακτῆρες) des Theo-
phrast I 379#f. IT 119. III 69. Gross-
artige Stilg. von Gorgias eingeführt
1, 58. Vertreter ders. auch Anti-
bnon 113ff. und Thukydides 204 ff.
ittlere Stilgattung des Thrasy-
machos I 246ff. IITB 331. vollen-
det von Isokrates II 119. Schlichter
Stil des Lysias I 379f. IIIB 337.
des Andokides I 290.
Stratokles IIIB 302—304. 278. 280.
288f. Ehrendekret f.Lykurg 73.308.
Straton Sch. des Isokrates II 57.
Symmetrische Struktur der Rede bei
Demosthenes ΠῚ 118, 528—562.
Symmetrie bei den in Isokrates'
Antidosis citirten Stellen andrer
Reden II 284f, Anm. 8. 8. auch
Eurhythmie.
Symploke (Figur) Ὁ. Demosth. ΠῚ 146.
cöv von Isokr. ganz gemieden II 127.
ευνήγοροι in Athen I 38ff. Demosth.
fast nie cuvniropoc ΠῚ 29f. 34f.
desto öfter Hypereides Β 48:
Synonyma, Scheidung derselben von
Prodikos gelehrt 129 ff. bei Thuky-
dides 213f. Ὁ. Isokrates II 125f. Ὁ.
Antisthenes 315. — Verbindungen
von Synon. bei Antiphon I 118.
Lysias 402. Ὁ. Isokrates II 128. 165.
Ὁ. Alkidamas 828. Ὁ. Theopomp
u. Ephoros 390. 406. b. Demosth.
(sehr häufig) ΠῚ 93#f. Ὁ. Hypereides
B 32. Lykurg 102f. (selten Ὁ. He-
‚gesippos 118). bei Aischines (nicht
oft) 208. Ὁ. Deinarch 294.
werpogh im Satzbau nach Theophrast
von Thrasymachos eingeführt I 246.
248f. nach Dionysios vonLysias 384.
der Prunkrede (Isokr.) fremd Π 159.
weiter ausgebildet bei Isaios 476 ff.
Ὁ. Demosthenes ΠῚ 127 ff.
τ.
Teisias (falsche Schreibung Tıiclac)
1 20-23. Lehrer des Lysias 338.
des Isokrates II 11.
Theodektes Sch. d. Isokrates II 410—
416. Rede „Sokrates“ 337. 416.
Theodektes 8, d. vor. II 414. viell.
Verf. des Alexandros 342.
Blass, attische Beredsamkeit. TIL, 2.
385
Theodoros I 251—254. IIIB 332.
Theokritos von Chios II 56. 351. 373.
Theophrastos, s. Schule in Athen IIIB
263. Lehrer des Deinarchos das. des
Demetrios 310. 313. — Aufstellung
der Stilgattungen in der Kunstprosa
1 246 u. s. w. (8. 'Stilgattungen).
Würdigung des Thrasymachos I
245f. über Lysias 377. 439f. Be-
urtheilung ἃ. Isokrates Il 110. 119.
136. 146. hat den Demosth. u. die
prakt. Beredsamkeit noch wenig ge-
würdigt 113. 119. III 66f. (8. aber
auch 64). Urtheil üb. Herodot und
‚Thukydides II 378, 3. üb. ἃ, gor-
gianischen Figuren 162.
Theopompos II 370—396. III 16.
B 355. Sieger Ὁ. d. Leichenspielen
des Mausolos 68. 372. 411. 418.
Feindschaft mit Anaximenes 351.
374. Würdigung des Demosthenes
III 35. 39. 42f. Eukomion des Phi-
lippos II 876. Schrift gegen Platon
376. Briefe an Alexandros 376. 389.
Schr. περὶ τῶν ἐκ Δελφῶν cuAn-
θέντων χρημ. 376. 392. Schr.m. εὐςε-
βείας nicht von ihm 376f., Anm. 7.
Theramenes Lehrer des Isokr. II 12.
Thrasymachos I 240—251. IIIB
830—332.
Thukydides1195—239. Verhältnis
zu Äntiphon I 85f. 201. 11 489. ob
von Isokrates benutzt III Β 346. von
Demosthenes studirt u. nach Inhalt
u. Form verwerthet III 18f. 84f. 93.
123. 129. 132. 194. IIIB 356. aus-
geschrieben vom Vf.d. R. [ἢ Neaira
419. von Theopomp abschätzig be-
urtheilt II 378. Vergleich mit Theo-
pomp 878. 386f. 396. — Reden I
227— 239. Epitaphios I 233. ΠῚ 431.
434f. R. der Platäer u. Thebaner I
222. 223f. 234f. 239. IIIB 330. II
245. R. des Hermokrates u. Athe-
‚oras I 235. Dialog d. Athener
u. Melier 237f.
Timaios von Tauromenion Sch. des
Philiskos I 423. Vergleich zwischen
ἃ Prunkrede u. ἃ. Geschichtsschrei-
bung 409. Aeusserung über Demo-
chares v. Polybios gerügt III B 306.
Timolaos v. Larissa Sch. des Anaxi-
menes II 350.
Timotheos Konon's 8. Sch. ἃ. Isokr.
II 4985. (IIL235, 4). pseudodemosth.
Rede gegen ihn ΠῚ 4688. Aristo-
geiton κατὰ Τιμοθέου B 249. 261.
Tisias-s. Teisias.
25
386
τυ.
Umschreibung d. einfachen Ausdrucks
b. Antiphon I 115 f. Thukydides
208f. Lysias 402. häufig bei Alki-
damas II 324. 328. auch bei Theo-
pomp 390. Ὁ. Ephoros 406. De-
mosthenes ΠῚ 88, Hypereides B 88 ἢ,
Lykurg 100f. Deinarch 294.
Vv
Verflechtung paralleler Erzählungen
Ὁ, Isokrates IL 180.
Vergleichungen b. Perikles I 36f. Ὁ.
Demosthenes III 88f. 90. 165.
Hypereides B 30f. 47. Ὁ. Aischines
228ff. Ὁ. Demades 245f.
Verknüpfung d. Gedanken n. Isokr.
für die Prunkrede nothwendig ΠῚ
102. auch von Anaximenes vorge-
schrieben 366 f. von Isokr. meist
sehr kunstvoll gehandhabt 168#.
287. 550. desgl. von Platon(Menex.)
435. mangelhaft Ὁ, Alkidamas 327.
üb. Isaios 487. 499f. Demosthenes
ΠῚ 189. Hypereides (musterhaft) B
62. Lykurg 97. Aischines 226f. von
Deinarch wie mit Fleiss vernach-
29.
Verse in der Prosa zu meiden II 106.
135f. 408. finden sich dennoch zu-
weilen Ὁ. Tsokrates 1801. Ὁ. Epho-
.Demosthenes 8. II1 116.
gegen Neaira III 481.
Vortrag des Perikles 137. des Kleon
u. a. Volkaredner 40f. des Demosth.
UI 173f2. vgl. 21, B 368. des Hy-
’pereides B 48. Lykurg 94. des
Aischines 222ff.
w.
Wiederholung derselben Silbe (am
Ende eines Wortes u. am Anfang
des folgenden) nach Isokr. fehler-
haft 11105. inwieweit von ihm ver-
mieden 1331. IIIB 346. v. Demosth.
UI 114f. B 369. — Wiederholung
derselben Worte (auch in der Ana-
phora, Epanalepsis u. 8. w.) f. die
ΟΝ als fehlerhaft betrachtet
U 165. Nachlässige Wiederholung
derselben Ausdrücke Ὁ. Ephoros407.
Register.
Hypereides IIIB 32. Ὁ. Lykurg 108.
stärker Ὁ. Hegesippos 1181. desgl.
b. Aischines 194. auch Deinarchos
293. — Rednerische Wiederholung
(des Gedankens und auch des Aus-
Irucks) Ὁ. Isaios II 490ff. 496. 505.
Ὁ. Demosthenen ΠῚ 1951. b. Lykurg
96.
Witz dem Demosthenes abgehend ΠῚ
168. auch dem Aischines B 221.
dem Hypereides besonders beigelegt
ΠῚΒ 48. noch mehr dem Demades
Wortfolge II 129. Vorschriften bei
Anaximenes darüber 357. Thukyd.
- darin sehr kühn I 217f. nicht so
Thrasymachos 250. üb. Andokides
“ IIB 888. Ὁ. Isokrates meist natür-
lich u. regelmässig II 141f. IIIB
346f. ähnlich Ὁ. Alkidamas II 330.
Ὁ. Anaximenes 367. Ὁ. Theopomp u.
Ephoros 392.408. freier b. Antisthe-
nes 314f. in d. Rede gegen Palame-
des 334. b. Isaios 481. vielfach kühn
b. Demosthenes III 120ff. üb. pseu-
dodemosth. Reden 462. 467. 482, 2.
üb. Hypereides B37f. Lykurg 104.
108. Äischines 204. Deinarchos 29
hie und da verkünstelt Ὁ. Demetrios
317. vollends b. Hegesias 317, 3. II
141f. (wo auch über Aristoteles).
Σ.
Ἐένα ὀνόματα i. d. Theorie des Iso-
krates II 108.
Xenophon I 441- 469, Verhältniss
sokr. 449. 11. 42. L. Breiten-
bach über seine Art des Schrift-
stellerns 452, 3. — Agesilaos
446-452, Hellenika (II VII) v.
isokrat. Stil beeinflusst 448f. An-
fang der Memorab. nicht gegen
Polykrates gerichtet 339£. m. πόριυν
277. 4491. Schr. üb. Theognis viell.
dem Antisthenes gehörig 307, 4.
Xenophon ἃ. Jüngere II 449ff. 296.
IIB 273.
Zoilos Sch. des Polykrates II 344——
349. technische Sehriften angeblich
von Demosthenes benutzt III 16.
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