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Full text of "Die attische Beredsamkeit ..."

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DIE 


ATTISCHE BEREDSAMKEIT. 


DRITTE ABTHEILUNG 


ZWEITER ABSCHNITT: 


DEMOSTHENES’ GENOSSEN UND GEGNER. 


DARGESTELLT 
von 


FRIEDRICH BLASS, 


DE. PHIL., A. Ὁ, PROF. D. CLASS, PHILOLOGIE ZU KIEL. 


& 


LEIPZIG, 
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 
1880. 


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Vorwort. 


Mit dem hier erscheinenden 4. Bande beschliesse ich das 
1868 begonnene Werk. Das letzte Capitel dieses Bandes berührt 
sich eng mit dem ersten meines 1864 erschienenen Buches: die 
griechische Beredsamkeit in dem Zeitraum ‘von Alexander bis auf 
Augustus; die damalige Behandlung des Sinkens der attischen Bered- 
samkeit erschien mir jetzt vielfach ungenügend, und es war auch 
gar nicht möglich, solche Männer wie Deinarchos und Demetrios 
von der gegenwärtigen Darstellung auszuschliessen. Dagegen über 
die nachfolgenden Asianer wie Hegesias habe ich nichts wesent- 
lich neues vorzubringen, und sie sind dort nach Massgabe ihrer 
Bedeutung eingehend genug behandelt. Eine Darstellung der 
sophistischen Redekunst der Kaiserzeit habe ich nie beabsichtigt. 


Kiel, im Mai 1880. 


2, Google 


Dig 


Erstes Oapitel. 


Redner der patriotischen Partei ausser Demosthenes: Hypereides, 
Lykurgos, Hegesippos u. A. 


Demosthenes war nicht der Einzige, welcher in jener Zeit 
als Redner und Redenschreiber Ruf’ und Namen erlangte, noch 
wurde ihm der Preis ohne Kampf und Wetteifer zu Theil; viel- 
mehr gab es neben ihm eine nicht geringe Anzahl bedeutender 
Männer, die im Staate theils seine patriotischen Bestrebungen 
unterstützten, theils denselben entgegenwirkten. Unter den 
ersteren ist der ausgezeichnetste Redner Hypereides, den im 
Alterthum Manche noch über Demosthenes stellten, der aber 
nachmals so wenig vom Glücke begünstigt worden ist, dass es 
noch fast bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts unmög- 
lich war, sich ein nur einigermassen deutliches Bild von seiner 
Beredsamkeit zu machen. Denn weder waren irgend grössere 
Reste von ihm vorhanden, noch solche ausführliche Darstellungen 
seines Kunstcharakters, wie sie Dionysios für Lysias, Isaios und 
andre Redner gibt. Jetzt ist wenigstens ein geringer Theil seiner 
Werke auf die allerunerwartetste Weise ans Tageslicht gekommen, 
und wir können beurtheilen, wie geartet dieser Redner war, wenn- 
gleich noch nicht, wie bedeutend. 

Für die Lebensumstände des Hypereides ist unsre Haupt- 
quelle die hier ganz besonders ordnungslose Compilation des so- 
genannten Plutarch, deren Material wie gewöhnlich aus Dionysios 
und Caecilius stammen wird.!) Diese letzteren schöpften wohl 


1) Dionysios περὶ τῶν ἀρχαίων ῥητόρων (ύνταξις B über Demosth. 
Hyper. Aischines, angekündigt π. τ. dpx. ῥητ. 4, Isae. 20; als vollendet er- 
wähnt Deinarch. 1. 8. meine Dissert. de Dionysii Hal. scriptis rhet. p. 11; 
H. Hager Quaest. Hyperidene (Lpz. 1870) p. 6. — Caecilius m. τ. χαρακτῆρος 
τῶν ι΄ ῥητόρων, Buid. Κεκίλιος. --- Ausser Plut. Phot. cod. 266, bis auf eine 
Notiz (p. 496 10 84) nach Pl., und zwei kurze Artikel bei Snidas. 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 1 


2 Hypereides. Persönliche Umstände. 


zumeist aus Hermippos, der den Hypereides unter Isokrates’ 
Schülern behandelt hatte.!) 

Die Form des Namens Ὑπερείδης, nicht Ὑπερίδης, wie sich 
oft geschrieben findet, ist jetzt vollkommen sichergestellt; er 
wird im Attischen als Patronymikum deklinirt, wiewohl er auch 
dorisch Ὑπερείδης lautet und darnach aus ὑπέρ und εἶδος zu- 
sammengesetzt ist.?) Der Redner war der Sohn eines Glaukippos 
vom Demos Kollytos; sein Grossvater hiess Dionysios.’) Die 
Familie gehörte wohl wie die des Demosthenes dem mittleren 
Stande an: Hypereides hatte ein ererbtes Haus in der Stadt und 
ein Erbbegräbniss vor dem’ Reiterthore.*) Da sein Sohn Glau- 
kippos um 340 schon erwachsen war, und Hypereides selbst 
bereits um 360 Reden in Staatsprozessen verfasste, so kann er 
nicht wohl jünger als Demosthenes gewesen sein.°) Seine Lauf- 


1) Plut. 849B; genauer Ath. VIII 3420 “€. ἐν τρίτῳ περὶ τῶν Ἰςοκράτους 
μαθητῶν. 8) 8. Sauppe O. A. II, 275; frg. Egger XII (8. 1 m. Ausg.) 
YITTEPEIAOY, und auf einem andern, nachträglich in London gefundenen 
Frg. (8. Hermes X, 8. 24) ebenfalls als Titel YTTEPEILAOY. — Ὑπερείδης 
Γλαυκίππου Κολλυτεύς die Seeinschriften XIIIC v. 102; XIVD 246. — Ὑπερ- 
εἰδης Nom., Ὑπερείδους Gen. dorische Inschr. von Thera C. I. 2448 (das. 
2463® Thera Ὑπερίδης gemäss der späteren Entartung des Εἰ). Attisch 
Ὑπερείδῃ Dem. 18, 134; Ὑπερείδου [Dem.] 58, 86; Lykurg. $ 36. — 
[Herodian.] Cram. An. Ox. III, 249: εἰ καὶ map’ οὐδέτερον μάλιςτα εὖγ- 
κεῖται τὸ εἶδος, ὅμως οὐ mpockfiyeran τὸ ς (im Genet.), ἐπειδὴ τύπον ἔχει 
πατρωνυμικοῦ Ὑπερείδης, ὡς ᾿Ατρείδης καὶ TinAelönc. Anders allerdings 
Herodian. ed. Lenz II, 435. 696: Ὑπερίδης von ὕπερος, und dieses von ὑπέρ 
(vgl. Luc. Demon. 48). 8) Plut. p. 848D: Ὑ. Γλαυκίππου μὲν ἣν πατρὸς τοῦ 
Διονυκίου, τῶν δὲ δήμων KoMureuc. Der Name des Grossvaters stammt wohl 
aus dem p. 8490 citirten Diodoros ἐν γ΄ περὶ μνημάτων. — Suid. 1: υἱὸς 
Γλαυκίππου τοῦ ῥήτορος, ol δὲ ΤΤυθοκλέους; vgl. dagegen die Seeinschriften. 
Ὑ. Κλεάνδρου Cpfirrioc in den gefälschten Urkunden der R, vom Kranz. 4) 
Plut. 8490 (Ἱππάδες πύλαι); Ath. XIII, 5900 (marpıpa οἰκία — ἐν ἄςτει). --- 
Dass Suid. I. c. den Vater als Redner bezeichnet, ist wohl Verwechselung mit 
dem Sohne Glaukippos (Plut. 848D). 5) Plut. 849F ὑπὲρ αὑτοῦ καὶ τοῦ 
παιδὸς ἐπέδωκε δύο τριήρεις; es war dies nach Pl. zum Zuge nach Euboia, 
d. i. nach Schüfer II, 463 dem des J. 340 nach Eretria; dagegen Wester- 
mann und Hager 8. 17 ff. verstehen den vom Jahre 357; Girard Etudes sur 
Yeloquence Attique p. 92 nimmt d. J. 349 an. Sicher ist, dass H. 339 auf 
einer geschenkten Triere den Zug nach Byzanz mitmachte, und dass 867 
eine Schenkung für den Sohn nicht geschehen sein kann. — Von den 
Reden des H. ist die älteste unsers Wissens die gegen Autokles, 360, 8, 


Hypereides. Bildung. 3 


bahn ist gleich der des letzteren die eines Redners von Beruf; 
mithin wird er auch entsprechenden Unterricht genossen haben, 
wozu es ihm an Mitteln nicht fehlte, und darum ist gegen die 
auf Hermippos zurückgehende Angabe, dass er Isokrates’ Schüler 
gewesen, ein Zweifel nicht gerechtfertigt.') Bestätigend ist die 
epideiktische Manier des Epitaphios, bei der indes andrerseits 
doch auch hervortritt, dass der Redner kein eigentlicher Iso- 
krateer war, sondern ähnlich wie Isaios und Lykurgos nur soviel 
aus dem Unterrichte sich aneignete, wie er für seine praktischen 
Zwecke gebrauchen konnte.?) Daneben aber hatte er nach dem 
Zeugnisse des Chamaileon auch den Platon gehört?), sei es wie 
Lykurgos vor dem Unterrichte bei Isokrates, oder nachher. Auch 
hier bestätigt der Epitaphios, welcher ausser dem pseudo- 
demosthenischen die einzige Rede dieser Gattung ist, worin auf 
die Unsterblichkeit der Seele sich ein Hinweis findet.‘) Viel 
mehr als diesen Glauben hat indes Hypereides dem Platon kaum 
verdankt; denn seine Denkweise ist noch weniger philosophisch 
als die des Lykurg, und in seinem Lebenswandel nahm er sich 


Schäfer I, 140. — Dass er jünger als Dem. gewesen, folgert Schäfer (II, 298, 
1) aus der Reihenfolge der Lebensbeschreibungen bei Plutarch (Aesch. Lyk. 
Dem. Hyp.); aber das ist kaum ein beweisendes Argument. 1) Plut. 848 
ἀκροατὴς δὲ TTAdrwvoc γενόμενος τοῦ φιλοτόφου ἅμα Λυκούργῳ (so cod. 
Paris. E und aus Conj. Blume st. Λυκούργου) καὶ Ἰςοκράτους τοῦ ῥήτορος; 
vgl. Suid. 1. Ferner Plut. Isocr. 887D ὡς δέ τινές φαει καὶ Ὑ. καὶ Ἰκαῖος 
(seil. ἐμαθήτευςαν αὐτῷ); Cic. de or. II, 94; Philostr. V. 8.1, 17, 4; Anon. 
V. Isoer. p. 366, 98 W.; oben Thl. II 8. 52. Ueber Hermippos oben 
8. 2, 1. — Die Sache wird bezweifelt von Hager 3.12. 2) Vgl.die Fassung 
bei Plut. V. Isoer. 8) Diog. III, 46: ἔνιοι δὲ καὶ Θεόφραςτον ἀκοῦςαί 
φαειν αὐτοῦ" καὶ Ὑ. τὸν ῥήτορα Χαμαιλέων φηεί; dazu Plut. Said. 1. c. 
4) Epitaph. frg. Stobae. (p. 67 m. Ausg): εἰ μέν &crı τὸ ἀποθανεῖν ὅμοιον 
τῷ μὴ γενέεθαι, ἀπηλλαγμένοι εἰεὶ vocwy —- εἰ δ᾽ ἔςτιν αἴτθηεις ἐν ἅδου καὶ 
ἐπιμέλεια παρὰ τοῦ δαιμονίου, ὥςπερ ὑπολαμβάνομεν εἶναι κτέ. Die Fassung 
im ereten Theile des Gegensatzes erinnert an Eurip. Tro. 636: τὸ μὴ 
γενέτθαι τῷ θανεῖν ἴτον λέγω, das Ganze an Plat. Apol. 400: δυοῖν γὰρ 
θάτερόν ἐςτι τὸ τεθνάναι" ἢ γὰρ οἷον μηδὲν εἶναι μηδ᾽ αἴςθηειν μηδε- 
μίαν μηδενὸς ἔχειν τὸν τεθνεῶτα, ἢ κατὰ τὰ λεγόμενα -- —. καὶ εἴ γε μη- 
δεμία αἴεθηείς ἐςτι κτέ., es wird dargelegt, dass der Tod in beiden Fällen 
ein Glück sei. — Auch ἐπιμέλεια παρὰ τοῦ δαιμονίου bei H. erinnert an 
Platon (das. p. 41D), und demselben (41A f.) scheint auch die Unterwelts- 
scene col. XII £. nachgebildet. 


1* 


4 Hypereides. Lebenswandel. 


wenigstens nicht einen Platon oder Antisthenes zum Vorbilde. 
Er selbst macht sich in seiner Rede gegen Demosthenes über 
diesen lustig, dass er zu dem Weintrinken der jungen Leute 
immer so sauer gesehen habe'), und seinerseits bot er durch sein 
Leben den Komikern Stoff. So liess Timokles in einer Stelle, 
in welcher die von Harpalos Bestochenen aufgezählt wurden, bei 
Nennung des Hypereides den Mitunterredner sagen: „der wird 
unsre Fischhändler reich machen; ist er doch ein Fischfresser, 
gegen den die Möwen Syrer sind“, mit Anspielung auf die reli- 
giöse Scheu der Syrer vor Fischnahrung.?) Hermippos berichtete, 
jedenfalls auch nach einem Komiker, dass er allmorgentlich seinen 
Spaziergang über den Fischmarkt gemacht habe°); der Komiker 
Philetairos rügte auch seine Leidenschaft für Würfelspiel.*) Mehr 
noch wird sein Leben mit Hetären getadelt: nach Idomeneus, 
dem man freilich nicht allen Skandal glauben darf, hielt er sich 
gleichzeitig in seinem Hause in der Stadt die Myrrhine, vor 
welcher der Sohn Glaukippos hatte ausziehen müssen, im Pei- 
raieus die Aristagora, auf seinem Gute in Eleusis die Thebanerin 
Phila, die er für 20 Minen losgekauft und freigelassen hatte, 
und die er später zur Hausverwalterin machte.°) Thatsache ist, 
dass er die Phryne gegen die auf Gottlosigkeit lautende Anklage 
des Euthias persönlich vertheidigte, wobei er seine Leidenschaft 
für diese Frau unumwunden eingestand; die Rede für Phryne 


1) Bei Athen. X 424D: ei μέν τις ἀκρατέετερον ἔπιεν, ἐλύπει ce, und bei 
Prise. XVII c. 36: τοὺς νεωτέρους ---, οὖς ὕβριζες καὶ ἐλοιδοροῦ ἀκρατοκώ- 
θωνας ἀποκαλῶν. Schäfer II, 305 erinnert auch an die Sentenz des H. bei 
Stob. App. flor. p. 41 (frg. 209 m. Ausg): Y. ὁ ῥήτωρ ἔφη μὴ δύναςθαι 
καλῶς ζῆν, μὴ μαθὼν τὰ καλὰ τὰ ἐν τῷ βίῳ. 2) Bei Ath. VII, 341E: 
A. ὅ τ᾽ ἐν λόγοιει δεινὸς Ὑπερείδης ἔχει. B. τοὺς ἰχθυοπώλας οὗτος ἡμῶν 
πλουτιεῖ, ὀψοφάγος ὥςτε τοὺς λάρους εἶναι Cüpovc. Vgl. eine andre Stelle 
des Tim. das. 3424. 8) Atb. VIII, 3420: καὶ ὁ Ἕρμ. δέ φηειν --- ἑωθινὸν 
τὸν Ὑ. ποιεῖςθαι νῦν τοὺς περιπάτους ἐν τοῖς ἰχθύειν, vgl. Plut. 8490. 4) 
Ath. 342A: Φιλέταιρος δ᾽ ἐν ᾿Αςκληπιῷ τὸν Ὑ. πρὸς τῷ ὀψοφαγεῖν καὶ 
κυβεύειν αὐτόν φητ. δ) Athen. XI, 6900: ἐκ τῆς πατρῴας οἰκίας τὸν 
υἱὸν ἀποβαλὼν (ἐκβαλὼν nach Plut. 849D) Γλαύκιππον Μυρρίνην τὴν πολυ- 
τελεςτάτην ἑταίραν ἀνέλαβε, καὶ ταύτην μὲν ἐν ἄςτει εἶχεν, ἐν Πειραιεῖ δὲ 
>Apıcrayöpav, Φίλαν δ᾽ ἐν Ἐλευεῖνι, ἣν πολλῶν ὠνηςάμενος χρημάτων εἶχεν 
ἐλευθεριύςας (ἐν Ἐλ. δ᾽ ἐν τοῖς ἰδίοις κτήμαει ©. τὴν Θηβαίαν, eikocı μνῶν 
λυτρωκάμενος Plut.), Ücrepov δὲ καὶ οἰκουρὸν αὐτὴν ἐποιήςατο, ὡς Ἰδ. icropei. 


Hypereides. Thätigkeit als Anwalt. 5 


war erhalten und berühmt, und die bei der Synegorie unum- 
gängliche Motivirung des Auftretens konnte darin nicht anders 
als so geschehen.!) Die bekannte Anekdote freilich, dass er, als 
sonst nichts half, durch die enthüllte Schönheit der Angeklagten 
eine neue Art der Bestechung erfolgreich ausgeübt hätte, fand 
in der Rede jedenfalls keine Stütze, und hat ausserdem nicht 
nur kein gleichzeitiges Zeugniss für sich, sondern auch alte ab- 
weichende Versionen, bei denen Hypereides ausser Spiel bleibt, 
gegen sich.?) — Zu der grossartigen Verschwendung, welche ein 
solches Leben mit sich brachte, gehörten nun auch grossartige 
Mittel, die sich Hypereides wohl hauptsächlich aus seiner Thätig- 
keit als Anwalt und Staatsmann verschaffte. Vielleicht aus 
eigner Erfahrung sagt er in der Rede gegen Demosthenes, dass 
dieser und Demades für Ehrendekrete und dergleichen jeder an 
60 Talente bezogen hätten?), und Vertheidigungsreden wie die 
für Euxenippos und Lykophron, beides vermögende Leute, blieben 
auch nicht ohne reichen Lohn. Nach dem Biographen war diese 
Thätigkeit eines Rechtsanwalts die zuerst von ihm ergriffene‘), 
die er indes, wie das Beispiel der Rede für Euxenippos lehrt, 
auch in makedonischer Zeit noch beibehielt: der fischströmende 
Hypereides bewässerte, wie Timokles sagt, für Lohn des Spenders 
Felder.’) In der Rede für Euxenippos berühmt er sich, einen 


1) Athen. das. Ὁ: ἐν τῷ ὑπὲρ Φρύνης λόγῳ Ὑ. ὁμολογῶν ἐρᾶν τῆς 
γυναικός; Plut. 849E: Φρύνῃ τῆ ἑταίρᾳ äceßeiv κρινομένῃ ευνεξητάτθη ... 
(ἐρῶν τῆς γυναικός oder dergl. scheint ausgefallen)" αὐτὸς γὰρ τοῦτο ἐν 
ἀρχῇ τοῦ λόγου δηλοῖ. Vgl. frg. 116 (203 8). 3) Ath. XIII 690Ε: ὁ δὲ 
Ὑ. cuvayopedwv τῇ Φρ., ὡς οὐδὲν ἤνυε λέγων ἐπίδοξοί τε Acav οἱ δικαςταὶ 
καταψηφιούμενοι, παραγαγὼν αὐτὴν εἰς τοὐμφανὲς καὶ περιρρήξας τοὺς 
xırwvickouc Ὑυμνά τε τὰ «τέρνα ποιήτας, τοὺς ἐπιλογικοὺς οἴκτους ἐκ τῆς 
ὄψεως αὐτῆς &meppnröpeuce κτέ., vgl. Plut. 849D. Vielleicht ist Hermippos 
Quelle, den Athen. unmittelbar vorher zu dieser Sache citirt. — Hingegen 
der Komiker Poseidippos Athen. 691 E: Φρύνη πρὸ ἡμῶν γέγονεν ἐπιφανε- 
«τάτη πολὺ τῶν ἑταιρῶν" καὶ γὰρ εἰ νεωτέρα τῶν τότε χρόνων ei, τόν τ᾽ 
ἀγῶν᾽ ἀκήκοας. βλάπτειν δοκοῦτα τοὺς βίους μείζους βλάβας τὴν ἡλιαίαν εἶχε 
περὶ τοῦ «ματος, καὶ τῶν δικαςτῶν καθ᾽ ἕνα δεξιουμένη μετὰ δα- 
κρύων διέεωςε τὴν ψυχὴν μόλις. Wäre das über Η. Erzählte wahr, so 
würden die Komiker davon reden, und Ath. aus ihnen Stellen mittheilen. 
Vgl. meine Ausg. des Η. 8. ΧΧΥ͂ΠΙ 8) Ο. Dem. col. XXI, 13. 4) 
Plut. 848E: τὸ δὲ πρῶτον μιςθοῦ δίκας ἔλεγε. 6) Timokles Ath. VII 


6 Hypereides. Thätigkeit als Ankläger. 


Privatmann niemals angeklagt zu haben, wohl aber für solche 
bisweilen als Fürsprecher aufgetreten zu sein');. doch zeigen die 
überlieferten Redentitel, dass er für anderweitige Sprecher auch 
Anklagereden gegen Privatleute verfasste.) Wählerisch und 
delikat war er in der Uebernahme nicht; allein sechs Reden 
sind für oder gegen Hetären: zwei gegen Aristagora, wohl die- 
selbe die nach Idomeneus seine Geliebte war, sodann gegen De- 
metria, für Mikka, gegen Timandra, für Phryne. Von den poli- 
tischen Reden scheint die älteste die gegen den Feldherrn Autokles 
wegen Verraths (360); einer der Ankläger in diesem Prozesse 
war der aus Demosthenes bekanııte Apollodoros.°) Sodann be- 
langte Hypereides persönlich den mächtigen Aristophon von Azenia, 
der als Stratege auf Keos sich mannichfache Bedrückungen er- 
laubt hatte; über die Form der Klage lässt sich nichts aus- 
machen. Hypereides berühmt sich selbst, dass nur zwei Stimmen 
zur Verurtheilung gefehlt hätten.‘) Ferner erwähnt er seiner An- 
klage wider den angesehenen Redner Diopeithes von Sphettos, 
über welche sonst nichts bekaunt ist); auch von der Rede finden 


3424: τόν τ᾽ ἰχθυόρρουν ποταμὸν Ὑπερείδην πέρα, ὃς ἠπίαις Pwvalcıv 
ἔμφρονος λόγου — — (zwei verdorbene Verse) μιςθωτὸς ἄρδει πεδία τοῦ 
δεδιωκότο. 1) Eux. col. 38: ἰδιώτην οὐδένα πώποτε ἐν τῷ βίῳ ἔκρινα, 
ἤδη δέ rıcı καθ᾽ ὅτον ἐδυνάμην ἐβοήθητα. 8) Kar’ "Apıcraröpac λόγοι β΄, 
κατὰ Δημητρίας, κατὰ Μαντιθέου u. 8. f. Ohne Grund betrachten Girard 
(8. 100) u. A. die Klage gegen Aristagora als von Hyp. selbst geführt; 
wäre dem so, so hätten wohl die Alten auch aus diesen Reden Belege für 
des Redners Sittenlosigkeit entnommen. 3) Sauppe O. A. II, 284f.; A. 
Schäfer I, 140£. 4) Eux. 38, 38: τίνας οὖν κέκρικα καὶ εἰς ἀγῶνα καθ- 
ἕξτακα; ᾿Αριςτοφῶντα τὸν ᾿Αζηνιέα, ὃς ἰεχυρότατος ἐν τῇ πολιτείᾳ γεγένηται, 
καὶ οὗτος ἐν τούτῳ τῷ δικαςτηρίῳ παρὰ δύο ψήφους ἀπέφυγεν. — Schol. 
Aesch. 1, 64: κεκωμῴδηται ὁ. Ἂ. -- -- καὶ ὡς «τρατηγήτας ἐν Key καὶ διὰ 
φιλοχρηματίαν πολλὰ κακὰ ἐργακάμενος τοὺς ἐνοικοῦντας, ἐφ᾽ ᾧ γραφεὶς ὑπὸ Ὑ. 
παρανόμων ἑάλω (παρ᾽ ὀλίγον ἑάλω Meier, indem παρανόμων sich aus dem 
Vorhergehenden leicht einschleichen konnte). Dass die Klage Eisangelie 
gewesen, wie Schäfer und Hager annehmen (Dem. u. 8. Ζ. 1, 189; 1. c. 
14£), folgt aus Eax. 1. c. keineswegs, vgl. Böhnecke Dem. Lyk. Hyp. 
8. 49, 2, der gewichtige Gründe dagegen bringt. Die Zeit ist bald nach 
oder kurz vor dem Bundesgenossenkriege,. Schäfer 1. c. 8. 160; Girard p. 174. 
5) Eux. c. 39, 4: Διοπείθη τὸν (φήττιον, ὃς δεινότατος δοκεῖ (ἐδόκει Sauppe) 
εἶναι τῶν ἐν τῇ πολιτείᾳ. Die Klage blieb erfolglos; andernfalls würde 
Hyp. seinen Sieg nicht verschweigen. 


Hypereides. Politische Thätigkeit. - ἡ 


sich keine Spuren. Am genauesten bespricht er seine Eisangelie 
wider Philokrates den Hagnusier; er theilt den Wortlaut der 
Klagschrift mit: dass Philokrates als Redner nicht zum Besten 
des Volkes spreche, indem er Geld nehme von den Widersachern 
des Volkes, wofür zum Belege fünf bis sechs von jenem bean- 
tragte Volksbeschlüsse angefügt waren.!) Eine Rede des Hy- 
pereides gegen Philokrates wird nirgends erwähnt, und in der 
That fand keine eigentliche Gerichtsverhandlung statt, sondern 
der geflüchtete Angeklagte wurde abwesend zum Tode verurtheilt 
(343).2) Dieser glückliche Erfolg in einem Prozesse von ganz 
hervorragender Bedeutung muss das Ansehen des Redners sehr 
gehoben haben; zugleich nahm derselbe damit in dem grossen 
Kampfe um die hellenische Freiheit die Stellung ein, die er nach- 
mals stets behauptet hat, Seine Feindschaft gegen Eubulos, das 
Haupt der Friedenspartei, zeigte er noch. nach dessen Tode 
durch Anfechtung der für ihn beantragten Ehren.?) 

Aus jener Zeit des unsicheren Friedens schreibt sich auch 
die Verbindung mit Demosthenes.‘) Beide ergänzten einander 
trefflich: Demosthenes war der weitschauende Staatsmann, dessen 
Bestreben es war die Leitung des Volkes zu gewinnen, und der 
nur ungern diesen Erfolg durch Uebernahme von einzelnen Ge- 
schäften und namentlich von Anklagen gefährdete; hingegen war 
für derartiges niemand mehr als der ebenso kühne wie gewandte 


1) Eux. 1. ο. 7—40, 17. 2) Thl. III, 1, 320; Schäfer II, 343, welcher 
irrig die von Dem. 19, 116 ff. erzählte, in der Volksversammlung spielende 
Scene auf eine Gerichtsverhandlung bezieht. 3) R. περὶ τῶν Εὐβούλου 
δωρεῶν, 8. Schol. Aesch. 2, 8: οὗ ἀποθανόντος Ὑ. περὶ τῶν τιμῶν λόγον 
ἔγραψε. Sauppe O. A. II, 293; Schäfer I, 191. 379, welche beide meinen, 
dass es sich um den Fortbestand von Ehren gehandelt habe, die dem Eub. 
bei Lebzeiten für sich und seine Nachkommen verliehen waren. Aber 
der Ausdruck δωρεά, auf den sich Sauppe stützt, wird in Demochares' 
Psephisma bei Plut. 860 Ε von Ehren für den verstorbenen Demosthenes 
gebraucht; vgl. ähnliche Bsp. das. 861 0. F (Lykurg). 8608, — Die Zeit 
ist ungewiss; E. lebte noch 343, wird dagegen in der Kranzrede ($ 162) als 
verstorben erwähnt, Schäfer I, 189. — Pause. I, 29, 10 erwähnt das Grab 
des E. im Kerameikos; von andern Ehren für ihn, besonders von einem 
Standbilde, hören wir nichts. 4) Zusammen werden sie genannt [Dem.] 
58, 35, vgl. oben III, 1, 441, 3. 


8 Hypereides. Politische Thätigkeit. 


Hypereides geeignet. Einen Beweis grossen Vertrauens sowohl 
auf seine Gesinnung wie auf seine Redegewalt empfing er, als 
für den vor den Amphiktyonen zu führenden Rechtsstreit über 
die Verwaltung des delischen Heiligthums, welche die von Philipp 
aufgereizten Delier für sich beanspruchten, der Areopag selber, 
vom Volke mit der Wahl beauftragt, unter Beseitigung des vom 
Volke ursprünglich bestimmten Aischines den Hypereides zum 
Gesandten und Sprecher ernannte‘) Es fällt dies etwas nach 
dem Gesandtschaftsprozess des Aischines, bei welchem der Sache 
noch keine Erwähnung geschieht.°) Hypereides, gegen den der 
olynthische Verräther Euthykrates die Sache der Delier führte, 
‘wusste mit seiner „delischen Rede“ sogar vor diesem wenig ge- 
neigten Gerichtshofe das Recht Athens erfolgreich zu vertreten. 
Auf einen andern Auftrag, zwischen den Thasiern und Maroniten 
über den Besitz von Stryme einen Vergleich herbeizuführen, be- 
zieht sich wohl die Rede „an die Thasier“, die auch in diese 
Friedenszeit gehören wird.°) Hingegen seine chiische und rho- 
dische Rede (Xıaxöc, ‘Podiaxöc) scheinen bezweckt und erreicht 
zu haben, dass die Chier und Rhodier sich an der Vertheidigung 
von Byzanz gegen Philipp’s Angriff betheiligten.‘) Aber nicht 
bloss mit seiner Redegabe, auch mit seinem Vermögen diente er 
der Sache des Vaterlandes: für den Zug nach Euboea sammelte 
er durch freiwillige Schenkungen vierzig Trieren, wovon er selbst 
zu allererst für sich und seinen Sohn je eine Triere gab.) So- 
dann nahm er an dem Hülfszuge nach Byzanz auf seiner ge- 


1) Plut. 850A; Dem. 18, 134; Schäfer II, 347. 2) Man bezieht darauf 
(Schäfer 348, 3) Dem. 19, 209: τὸ τελευταῖον Icre δήπου mmpuonv ἐν ΤΤειραιεῖ, 
ὅτε αὐτὸν οὐκ elüte πρεεβεύειν, βοῶντα ὡς elcarreket με καὶ γράψεται καὶ 
ἰοὺ ἰού. Aber Ὁ. würde doch das durch den Areopag gegen A. gefüllte Prä- 
judiz nicht so dürr erwähnt, sondern gründlichst verwertet haben; ebenso 
auch die noch etwas früher fallende Geschichte mit Antiphon (Cor. 132 ἢ, 
Sch. 8. 346). 8) Kiessling Lyc. frg. p. 216 δ᾽; Schäfer I, 136, 6. Er- 
wäbnt wird die Sache in Philipp’s Brief $ 17. 4) Böhnecke Forschungen 
I, 461, 3; Schäfer II, 452, 1; Hager 8. 24. -- Plut. p. 850A: ἐπρέεβευςε 
δὲ καὶ πρὸς Podlovc. 6) Plut. 849F: Φιλίππου δὲ πλεῖν ἐπ᾿ Εὐβοίας 
παρεκκευαςμένου, καὶ τῶν "AB. εὐλαβῶς ἐχόντων, τετταράκοντα τριήρεις 
ἥθροιςεν ἐξ ἐπιδόςεως, καὶ πρῶτος ὑπὲρ αὑτοῦ καὶ τοῦ παιδὸς ἐπέδωκε δύο 
τριήρεις, Vgl. oben 8. 2, 5. 


Hypereides. Politische Thätigkeit. 9 


schenkten Triere Andreia persönlich theil, und obwohl er wegen 
dieser Trierarchie für dieses und das, nächste Jahr von sonstigen 
Liturgien gesetzlich frei war, so leistete er doch alsbald nach 
seiner Rückkehr eine Choregie.') Freilich blieb er den Ersatz 
für die unbrauchbar gewordene Triere dem Staate bis zum Jahre 
326 schuldig.) — Das Beantragen der Volksbeschlüsse übernahm 
in dieser Zeit hauptsächlich Demosthenes, als das eigentliche 
Haupt der Partei und jetzt leitender Staatsmann; von Hypereides 
kennen wir aus der Zeit vor der Schlacht bei Chaironeia nur 
ein Psephisma, worin er für Demosthenes einen goldenen Kranz 
beantragte, in Folge jener glücklichen Gefechte, denen so bald 
die traurige Niederlage folgte. Diondas erhob dagegen die Klage, 
erhielt aber nicht den fünften Theil der Stimmen.?) Die Schlacht 
machte Hypereides so wenig wie Lykurgos mit, weil er in diesem 
Jahre im Rathe sass und darum vom Heerdienst frei wart); 
somit fiel es ihm auch zu, auf die Kunde von dem Unglück den 
berühmten Volksbeschluss zu beantragen, welcher zur Verthei- 
digung der Stadt die äussersten Massregeln anordnete: Wieder- 
einsetzung der mit Atimie Belegten, Rückberufung der Ver- 
bannten, Freilassung der Sklaven. Gegen Aristogeiton, welcher 
das Psephisma gerichtlich anfocht, vertheidigte er sich mit den 
oft überlieferten Worten: „die Waffen der Makedonier standen 
mir im Lichte, dass ich die Gesetze nicht sehen konnte“, und: 
„nicht ich habe das Dekret geschrieben, die Schlacht bei Chai- 
roneia that es“; und der Ankläger wurde auch diesmal abge- 
wiesen.) Es gehört dieser Zeit auch wohl die kythnische Rede 
(Kußviaxöc) des Hypereides an, indem die Athener von den 

1) Seeurkunden XIIIC: ἐπὶ Θεοφράςτου ἄρχοντος τῶν μετὰ Φωκίωνος 
καὶ Κηφιςοφῶντος πλευςαςῶν ἐπιδόειμος τριήρης ᾿Ανδρεία ᾿Αλκαίου ἔργον, 
πριήραρχος Ὑ. — Plut. 848 Ε: τριήραρχός τε αἱρεθείς, ὅτε Βυζάντιον 
ἐπολιόρκει Φίλιππος, κατὰ τὸν ἐνιαυτὸν τοῦτον ὑπέττη χορητγῆκαι, τῶν ἄλλων 
λειτουργίας dc ἀφειμένων. 2) Vgl. Boeckh Seeurkunden 8. 396 f. 
3) Plut. 848E: ἔγραψε δὲ καὶ Δημοςθένει τιμάς, καὶ τοῦ ψηφίςματος ὑπὸ 
Aubvba παρανόμων γραφέντος ἀπέφυγε, vgl. Dem. 18, 222. Sauppe O. A. 
11, 291; Schäfer IT, 529. 4) Luc. Paras. 42, vgl. Lyc. Leoer. 87, woraus 
der Grund seines Zurückbleibens mit Wahrscheinlichkeit von Schäfer II, 


531 geschlossen ist. 6) Plut. 848}; Lycurg. Leoer. 36f.; Sauppe O. A. 
II, 280 £,; Schäfer II, 8#. 


10 Hypereides. Politische Thätigkeit. 


nächsten Inseln und Städten, wie Andros, Keos, Troizen, und 
so hiernach auch von Kythnos, in ihrer Bedrängniss sich Hülfe 
erbaten.') — Nach Abschluss des Friedens hatte natürlich die 
makedonische Partei, an ihrer Spitze der Friedensvermittler 
Demades, vorherrschenden Einfluss, und so weit ging Demades’ 
Frechheit, dass er für Philipp's Werkzeug Euthykrates, den die 
Athener mit den andern.Verräthern von Olynth in die Acht er- - 
klärt hatten, Aufhebung derselben und die Würde eines Proxenos 
beantragte.?) Aber dagegen erhob Hypereides gerichtlichen Ein- 
spruch; seine Rede gegen Demades war der bittersten Schmähungen 
voll®), und wahrscheinlich doch war der Erfolg der Ehre Athens 
entsprechend. 

Es ist übrigens nicht zu verkennen, dass auch damals, in 
den letzten Jahren Philipps und den ersten des Alexander, Hy- 
pereides neben Demosthenes und Lykurg immer die zweite und 
dritte Rolle gehabt hat. Nicht jener, sondern Demosthenes hatte 
die unaufhörlichen gerichtlichen Angriffe seitens der makedonischen 
Partei zu bestehen, und merkwürdig genug, nicht einmal unter 
den Rednern und Feldherrn, deren Auslieferung Alexander nach 
der Zerstörung Thebens forderte, scheint sich Hypereides be- 
funden zu haben.‘) Er spricht auch von den persischen Sub- 
sidiengeldern, die kurz vor der thebanischen Erhebung in De- 


1) Lye. $ 42: (ὁ dNnoc) ἐδεῖτο τῶν ἐξ "Ανδρου καὶ Κέω καὶ Τροιζῆνος 
καὶ Ἐπιδαύρου ἐπικουρίαν αὑτῷ peramuyacdaı, darnach und nach dem In- 
halte des Fragments (120 m. A.; 188 8.) hat Bochnecke Forschungen I, 664 
den Gegenstand der Rede bestimmt. 2) Suidas Δημάδης 3: Εὐθυκράτη 
τὸν Ὀλύνθιον ἀτιμωθέντα παρ᾽ ᾿Αθηναίοις (vgl. Dem. 19, 287) ἐψηφίςατο 
ἐπίτιμον εἶναι καὶ πρόξενον ᾿Αθηναίοις, Duss der Prozess noch bei Philipp’s 
Lebzeiten stattfand, folgt aus Hyp. frg. 79 (80 8). Vgl. Schäfer III, 70. 
3) Plut. Moral. 8100. 4) Plut. Demosth. c. 28 zählt nach den mAdicror 
καὶ δοκιμώτατοι τῶν ευγγραφέων acht Namen anf, während Idomeneus und 
Duris zehn angäben; unter den zehn bei Suid. v. ᾿Αντίπατρος, und den 9 
bei Arrian I, 10, 4 Genaunten befindet sich Hyp., dagegen nicht unter den 
8 des Plutarch. Boehnecke F. 641 #. und Hager p. 29 δ. pflichten dem 
Arrian bei, zumal da die Zahl 10 auch bei Diodor XVII, 16 und Plot. 
Phoc. 9, und Hypereides als mit bezeichnet Plut. Phoc. 17 angegeben wird; 
aber mit Recht bemerkt Schäfer ΠῚ, 127 f., dass die Zahl 8 wahrschein- 
licher ist als 10, und ansserdem konnte Hyp. leicht fälschlich hinzugefügt, 
schwer mit Unrecht ausgelassen werden. 


Hypereides. Politische Thätigkeit. ΠῚ 


mosthenes’ Hände gelangt waren, als von einer lediglich diesen 
betreffenden Sache, und giebt ihm Unterschlagung des Geldes 
und Verrath der Thebaner schuld'); somit sieht es aus, als 
hätte man dem Charakter des Hypereides nicht genug getraut, 
um ihn bei solchen Dingen mit ins Geheimniss zu ziehen, und 
als wäre eine sehr enge Freundschaft zwischen ihm und Demo- 
sthenes nie gewesen. Indes entdeckte er den Verrath desselben 
erst lange nachher; denn bei den Verhandlungen über die Aus- 
lieferung trat er für die Parteigenossen ein und widerrieth das 
ehrlose Zugeständniss?); ebenso widersetzte er sich mit Demo- 
sthenes der späteren Forderung des Königs, ihm Schiffe zum 
Perserkriege zu stellen.) Dem makedonischen Golde war er 
immerdar unzugänglich, und soll selber einmal zu den Athenern, 
als seine bitteren Worte dieselben verdrossen, gesagt haben: 
„erwägt nicht, ob ich bitter bin, sondern ob ich unbezahlt 
bitter bin“,*) 

Als gewandten Sprecher, dem man gern schwierige Sachen 
anvertraute, finden wir den Hypereides in der folgenden Zeit mit 
einer Gesandtschaft nach Elis beauftragt, um die Eleer zu be- 
wegen, die dem Athener Kallippos, Sieger im Pentathlon Ol. 
112 332, wegen Erschleichung des Sieges auferlegte Geldbusse 
zu erlassen. Aber hier richtete der Redner nichts aus, und die 
Athener, welche Kallippos’ Sache zu der ihrigen machten, be- 
quemten sich nach längerem Sträuben zum Zahlen.) — Dann, 

1) Hyp. I c. 21, 19; 14, 12 (χρήματα δοθέντα ἐκ τῆς [’Aciac αὐ]τὸς 
«αὐτῷ ἰδίᾳ mepımoincäpevod. — Was Plut. p. 848E von Hyp. sagt: δόξας 
κεκοινιυνηκέναι τῶν ΤΙερεικῶν χρημάτων Ἐφιάλτη (vgl. 847F über Demosth.), 
geht auf eine frühere Zeit (am 840), 8. A. Schäfer II, 461. 2) Plut. 
848D: καὶ περὶ τῶν crparnyWv (es fehlt doch wohl καὶ τῶν ῥητόρων, wie- 
wohl Girard p. 120 eine Erklärung findet) ὧν ἥτει (Ἀλέξ) παρ᾽ ᾿Αθηναίων 
ἀντεῖπε, καὶ περὶ τῶν τριήρων. Girard p. 176 bezieht auf diese (sonst nie 
erwähnten) Reden die Stelle des Livius IX, 18, bei der man aber auch an 
Demosthenes’ Rede ὑπὲρ τῦιν ῥητόρων denken kann, Sauppe O. A. II, 252; 
oben III, 1, 8. 59. 3) Plut. 1. 6. vgl. 847C; Phok. 21; Diodor XVII, 22 
(αἴ παρ᾽ ᾿Αθηναίων νῆες ευμμαχίδες elkocı), wonach die Opposition in der 
That erreichte, was zu erreichen möglich war. 4) Plut. Phoc, 10: φαεὶν 
Ὑπερείδην ποτὲ εἰπεῖν πρὸς τὸν δῆμον" μὴ «κοπεῖτε μόνον, εἰ πικρός, ἀλλ᾽ 


εἰ mpoixd εἰμι πικρό. 6) Paus. Υ͂, 31, δ; Plut. 850B: ἐπέμφθη δὲ καὶ 
πρὸς Ἠλείους ἀπολογητόμενος ὑπὲρ Καλλίππου τοῦ ἀθλητοῦ ἔχοντος αἰτίαν 


12 Hypereides. Politische Thätigkeit. 


als um 324 der Staat noch einmal es unternahm eine Kolonie 
zu gründen, nahe dem Ausgange des adriatischen Meeres und 
zum Schutze des dortigen Handels gegen die etruskischen Kaper, 
hat Hypereides in dieser Angelegenheit die Rede „über die See- 
wacht gegen die Tyrrhener“ gehalten.!) 

Gegenüber Makedonien begnügte sich Athen in dieser Zeit 
eine würdige und selbständige Haltung zu bewahren. In der 
Rede für Euxenippos rühmt sich Hypereides, den Beschwerden 
der Olympias darüber, dass Athen in Dodona, ihrem väterlichen 
Besitz, ohne ihre Erlaubniss das Cultusbild der Dione neu her- 
gerichtet hatte, zu zweien Malen in der Volksversammlung ent- 
gegengetreten zu sein.?) Als Freund des Feldherrn Chares soll 
er den Athenern gerathen haben, das unter dessen Befehl am 
Tainaron stehende Söldnercorps beisammen zu erhalten®), und 
gewiss pflegte er stets die Hoffnung auf eine günstige Gelegen- 
heit, etwas gegen die makedonische Uebermacht zu unternehmen. 
In der That hatte Alexander’s Rückkehr aus Indien wieder grössere 
Bewegungen im Gefolge. Der Athener Verhalten gegenüber den 
königlichen Befehlen an die Hellenen, ihm göttliche Ehre zu er- 
weisen und ihre Verbannten aufzunehmen, und ebenso gegenüber 
dem nach Athen flüchtenden Harpalos, wurde wesentlich durch 
Demosthenes geleitet; aber dessen vorsichtige Politik billigte 
Hypereides nicht, sondern wandte sich offen gegen ihn und 
betrieb seinen Sturz. Demosthenes’ Lobredner im Alterthum 


φθεῖραι τὸν ἀγῶνα, καὶ ἐνίκηςε (das letzte verdorben oder irrthümlich). 
Hyp.'s Rede ὑπὲρ Καλλίππου πρὸς Ἠλείους Sauppe O. A. II, 294. 1) Boeckh 
Seeurk. 8. 457 ff; frg. περὶ τῆς φυλακῆς τῶν Τυρρηνῶν. Darauf bezieht sich 
auch wohl die R. περὶ τοῦ ἸΤολύευκτον crparnyeiv, Sauppe O. A. II, 299. — 
Dass H. kurz zuvor, in der Zeit der grossen Theuerung, freiwillig zum 
Getreidekauf beigesteuert hätte (Schäfer II, 463, 1), ist Seeurk. XIIIC mit 
nichten bezeugt: er liess sich auf die Busse für verspäteten Ersatz der 
Triere Zahlungen Anderer zur Getreidekasse in Anrechnung bringen, vgl. 
Boeckh 8. 442f. und 3296. 2)Hyp. Eux. col.35. 3) Plut. 848E: ευνεβούλευςε 
«δὲ καὶ τὸ ἐπὶ Ταινάρῳ ξενικὸν μὴ διαλῦςαι, οὗ Χάρης ἡγεῖτο, εὐνόως πρὸς 
τὸν crparnyöv διακείμενος. 8, Schäfer III, 280, 1, der die Sache nicht 
weiter aufzuklären weiss, und nicht abgeneigt ist, mit Westermann eine 
Verwechselung mit Leosthenes’ Söldnercorps, welches nachmals von Athen 
mit Geld unterstützt wurde, anzunehmen. 


Hypereides. Auftreten in der harpalischen Sache. 13 


schmähen darum jenen als treulos und als Verräther an der 
Freundschaft); Hypereides selber in den Resten seiner Rede 
kehrt den Vorwurf gegen Demosthenes: „diese Freundschaft hast 
du selbst aufgelöst, als du Gold gegen das Vaterland nahmest 
und untreu wurdest, und dich selbst zum Gespötte machtest, 
mit Schande aber auch die bedecktest, die in den früheren 
Zeiten deine Bestrebungen getheilt hatten. Wir könnten jetzt 
glänzend und angesehen sein beim Volke, und guter Ruf würde 
uns für unser übriges Leben begleiten, aber das alles hast du 
zu nichte gemacht.“?) Mit diesem Golde meint er nicht etwa die 
20 Talente des Harpalos, noch ist der Zwist erst durch die an 
dessen Schätzen fehlenden Gelder entstanden, sondern Demosthenes 
wird hier und anderswo in der Rede der Bestechung durch Alexan- 
der bezichtigt: in dessen Interesse habe er es unterlassen, mit 
Harpalos gemeinschaftliche Sache zu machen, die Unzufriedenheit 
der Hellenen über die königlichen Forderungen, die Missstimmung 
der Satrapen, die ihre Soldtruppen entlassen sollten, zu benutzen 
und alle zu einem gemeinsamen Kriege zu vereinigen, und habe 
statt dessen durch die Festnehmung des Harpalos mit Einem 
Schlage alles Widerstrebende wieder unter Alexanders Herrschaft 
gebeugt.®) Der Redner spricht jedenfalls aus Ueberzeugung, und 
es haftet somit an ihm kein Vorwurf gewissenlosen Treubruchs 
gegen Demosthenes; ebenso hatte er sich von Harpalos unbe- 
stochen erhalten‘), und keine Besorgniss vor Entdeckung eigner 
Schuld machte ihn zum Ankläger. Zum Unglück waren Nau- 
sikles und Lykurgos kurz zuvor gestorben, welche zwischen den 
widerstreitenden Ansichten der Parteigenossen hätten vermitteln 

1) Luce, Demosth. 81: τὸν ämcrov Ὑ., τὸν ἄφιλον δημοκόλακα, τὸν 
οὐδὲν αἰςχρὸν νομίςαντα κολακείᾳ τοῦ πλήθους εὐκοφαντῆςαι Δημοςθένην, 
οὐδ᾽ αὑτὸν εἰς ταῦτα παραεχεῖν διάκονον ἐφ᾽ οἷς αὐτοὶ μετενόηςαν οἷς ἐχαρί- 
Zero. Vgl. Plut. 848E. 8) Hyp. Dem. XVII: [ταύτην τὴν φιλίαν διέ]- 
Aucac αὐϊτός, ὅτε χρ]υείοίν κα]τὰ τῆς πατρίδος ἔλα[β]ες καὶ [merleßaro[0], 
κ[αὶ] κατά[πτυετῆον μ[ἐ]ν cau[röv] ἐποίηςας, κατή[ εχυν]ας δὲ τ[ο]ὺ[ς] ἐκ τῶν 
[ἔμπροςθε]ν χρόνων [τῶν αὐτῶν τί cor προ[ελομέ]νοίυς. κ]αὶ ἐξὸν [ἡμῖν] 
λαμπροτάτοις [εἶναι] παρὰ τῷ δήμῳ [καὶ τὸ]ν ὑπόλοιπον [βίον ὑ]πὸ δόξης 
xpndräc πα]ραπεμφθῆν[αι, ἅπα]ντα ταῦτα ἀνέτρεψατ]. 8) 8. das. col. 


XIV 4) Plut, 848F, 8. d. folgende Anm. Dagegen nennt ihn unter 
den Bestochenen Timokles Ὁ. Ath. VIII, 342A; s. A, Schäfer III, 292. 


14 Hypereides. Wirken für den lamischen Krieg. 


können.!) Ohne Zweifel war Demosthenes’ Ansicht die richtige, 
indem ein Aufstand gegen Alexander nur ein verderbliches Ende 
hätte nehmen können, und auch insofern war Hypereides’ Ver- 
halten höchst unpolitisch, als der Sturz des Demosthenes ledig- 
lich der makedonischen Partei zu Gute kommen konnte. Es tritt 
also hier vollends klar hervor, wie hoch als Staatsmann und 
Charakter der stets besonnene und feste Demosthenes über dem 
hitzigen Hypereides stand.*) 

Letzterer hatte sich in der harpalischen Sache zu einem der 
zehn Staatsanwälte vom Volke bestellen lassen), und gewiss 
trug sein Auftreten zu dem verhängnissvollen Ausgange ganz 
besonders bei. Nach Demosthenes’ Flucht war er nun alleiniges 
Haupt der patriotischen Partei, und als solches nahm er sich in 
einer Rede der Söhne des Lykurgos an, welche in Folge von 
Menesaichmos’ niederträchtigen Beschuldigungen gegen den Vater 
ins Gefängniss geworfen waren.‘) Dem übermüthigen Treiben der 
Makedonenfreunde machte die ungeheure Kunde von Alexanders 
Tode plötzlich ein Ende. Für die nun folgende Erhebung der 
Hellenen, den sogenannten lamischen Krieg, ist Hypereides von 
allen Rednern am meisten thätig gewesen, wiewohl der eigent- 
liche Urheber und Leiter, an dessen Leben aller Erfolg sich 
knüpfte, nicht er, sondern Leosthenes war. Der Redner hat es 
selber anerkannt, wie dieser nicht etwa bloss ausführte, was 
andre gerathen und betrieben, sondern auch durch seinen Rath 
zuerst die Stadt bestimmte, den gefährlichen Krieg aufzunehmen. °) 
ΠῚ ἢ Plat. 848E: φίλος δ᾽ ὧν τοῖς περὶ Δημοςθένην καὶ Ναυκικλέα καὶ 
Λυκοῦργον οὐκ ἐνέμεινε μέχρι τέλους, ἀλλ᾽ ἐπεὶ Ναυεικλῆς μὲν καὶ Λυκοῦργος 
ἐτεθνήκεζαν, A. δ᾽ ὡς παρ᾽ Ἁρπάλου δωροδοκήςας ἐκρίνετο, προχειριςθεὶς ἐξ 
ἁπάντων (μόνος γὰρ ἔμεινεν ἀδωροδόκητος) κατηγόρητεν αὐτοῦ. 2) H. 
Haupt (d. Vorgeschichte des harpal. Processes, Rh. Mus. 1879 8. 377 ff.) 
führt das Zerwürfniss zwischen Hyp. und Dem. bis ins Jahr 330 zurück, 
wo D. den Aufstand des Agis ohne Unterstützung liess; damals hätte sich 
unter den Patrioten eine radikale Partei unter Hyp.'s Führung gebildet. 
Die Beweise hierfür sind indes nicht ganz zureichend. 3) Hyp. Dem. 31, 
8: τὸ μὲν κατηγορεῖν ἐν τῷ δικαςτηρίῳ — (ἡ πόλις) ἡμῖν προςέταξε τοῖς 
ἡρημένοις κατηγόροις, vgl. Deinarch. 1, 51; 2, 6. 4) Rede ὑπὲρ τῶν 
Λυκούργου παίδων, frg. 121 (189 8). Vgl. oben IIT, 1, 884. 5) Hyp. 
Epit. 3, 14: τῆς τε γὰρ mpompecewc εἰςηγητὴς τῇ πόλει ἐγένετο, καὶ τῆς 
«τρατείας ἡγεμὼν τοῖς πολίταις κατέςτη. 


Hypereides. Wirken für den Iamischen Krieg. 15 


„Indem Leosthenes erkannte,“ sagt er, „dass unsre Stadt eines 
Mannes, und ganz Hellas einer Stadt bedürfe, die die Führung 
zu übernehmen im Stande sei, gab er sich selbst der Vaterstadt, 
und die Stadt den Hellenen zur Erlangung der Freiheit hin.) 
"Hand in Hand mit ihm wirkte als Zweiter Hypereides daheim 
und draussen®): aus der Volksversammlung wird von seinem 
Streite mit Phokion berichtet”); als Gesandter ging er nach dem 
Peloponnes‘), wo sich auch der flüchtige Demosthenes an den 
Versuchen, die Bürgerschaften zu gewinnen, betheiligte, und bei 
diesem Anlass sich mit Hypereides versöhnte. Dieser soll den 
Gesandten des Antipatros, welche denselben als brav rühmten, 
geantwortet haben: „aber wir brauchen keinen braven Herrn“.°) 
Er wurde auch nach Ablauf des ersten Kriegsjahres zum Lob- 
redner der Gefallenen, unter denen zum Unglück Leosthenes war, 
erwählt‘); auf die Freude und die Hoffnung, ‚die sich in dieser 
Grabrede ausspricht, sollte leider nur zu bald die bittere Ent- 
täuschung folgen. Nur eine nicht bedeutende Niederlage, und 
das Bundesheer, dem mit Leosthenes gleichsam die Seele ent- 
rissen war, löste sich auf, indem die einzelnen Städte eilten 


1) Das. V, 36 f.: Λεωςθένης γὰρ ὁρῶν — τὴν μὲν πόλιν ἡμῶν δεομένην 
ἀνδρός, τὴν δ᾽ Ἑλλάδα πᾶςαν πόλεως, ἥτις προςτῆναι δυνήςεται τῆς ἡγεμονίας, 
ἐπέδωκεν ἑαυτὸν μὲν τῇ πατρίδι, τὴν δὲ πόλιν τοῖς Ἕλληειν εἰς τὴν ἐλευθερίαν. 
2) Plut. 849F: ἐκοινώνηςε δὲ καὶ Λεωςθένει τοῦ Λαμιακοῦ πολέμου. Plut. 
Moral. 846D: οἱ δὲ βίοις χρώμενοι διαφόροις --- ευνεργοῦειν ἀλλήλοις μᾶλλον, 
ὡς -- Ὑπ. καὶ Λεωςθένη. 8) Plut. Phoc. 38. Fragmente der Rede, 
welche Dexippos anlässlich der Berathung über die Aufnahme des Krieges 
dem H. in den Mund legte, s. bei Müller Frg. Hist. III, 669. 4) Justin. 
XIII, 5; Plut. Dem, 27; Vit. 849B (an falsche Stelle gerathen): ουμβαλὼν 
Annocdeveı καὶ περὶ τῆς διαφορᾶς ἀπολογηςάμενος. 6) Plut. 850A. Die- 
selbe Antwort wird bei Stob. Flor. 18, 81 dem Hippokrates in den Mund 
gelegt, als er zu Xerxes eingeladen wurde. 6) Vit. 849F; Diod. ΧΥ͂ΠΙ, 
13: ὁ δῆμος τῶν ’AQ. τὸν ἐπιτάφιον ἔπαινον εἰπεῖν mpockrakev Ὑ. τῷ npw- 
τεύοντι τῶν ῥητόρων τῇ τοῦ λόγου δεινότητι καὶ τῇ κατὰ τῶν Μακεδόνων 
ἀπεχθείᾳ: κατ᾽ ἐκεῖνον γὰρ τὸν καιρὸν ὁ μὲν κορυφαῖος τῶν ᾿Αθήνηςει ῥητόρων 
AnpocBevnc ἐπεφεύγει κτλ. Das letzte ist falsch; Sauppe Phil. III, 648 ist 
der Ansicht, dass Dem. vor Errichtung des Altars des Zeus Soter am Jahres- 
schlusse noch nicht ἐπίτιμος gewesen sei; Schäfer indes (III, 337, 2) findet 
es unglaublich, dass man seine Wiedereinsetzung auch nur um einen Tag 
verschoben und ihm nicht das Geld sofort überwiesen hätte. Dass man hier 
den Hyp. wählte, war in der That natürlich. 


16 Hypereides. Tod. 


jede für sich mit Antipatros ihren Frieden zu machen. Auch in 
den Athenern war nicht mehr die alte Kraft, die noch nach 
Chaironeia zu verzweifelten Anstrengungen befähigt hatte: man 
nahm alles an, und diejenigen Redner, deren Auslieferung ver- 
langt wurde, mussten schleunigst flichten und wurden abwesend. 
zum Tode verurtheilt. Und vor der Gewaltthätigkeit der make- 
donischen Herren und ihrer Häscher schützte kein Asyl. So 
wurden Hypereides und mit ihm Aristonikos von Marathon und 
Himeraios, Demetrios des Phalereers Bruder, nach Einigen auf 
Aigina im Heiligthum des Aiakos, nach Andern im Tempel der 
Demeter zu Hermione, von Archias dem „Flüchtlingsjäger“ er- 
griffen und dem Antipatros nach Kleonai zugeführt, der sie hin- 
richten und ihre Leichen unbegraben hinwerfen liess, am 9. 
Pyanepsion (5. Oct.) 322.!) Dem Hypereides soll vorher die 
Zunge ausgeschnitten sein; nach einer andern Version hätte er 
sich dieselbe auf der Folter abgebissen, um nichts aussagen zu 
können. Die das Andenken der für die Freiheit Gestorbenen 
liebevoll pflegende Tradition berichtet auch, dass sein Neffe 
Alphinus, oder nach andern Glaukippos sein Sohn, durch Ver- 
mittelung eines Arztes Philopeithes sich den Leichnam verschafft, 
und die Gebeine in Athen in dem Erbbegräbniss beigesetzt habe, 
heimlich, denn der Volksbeschluss, der ihn und seine Genossen 
zum Tode der Verräther verurtheilte, verwehrte ihnen auch ein 
Begräbniss in heimischer Erde.?) Diodoros der Perieget sah und 
beschrieb das Denkmal; späterhin war es zerstört.) Die Familie 


1) Plut. p. 849 A—C erzählt zuerst, dass er im Tempel des Poseidon 
(Verwechselung mit Demosth.) ergriffen und nach Korinth gebracht sei, und 
dass er sich die Zunge ausgebissen habe, dann nach Hermippos, er sei 
nach Makedonien geführt und ihm die Zunge ausgeschnitten (letzteres 
auch von Lueian Enc. Dem. 31, Plut. Dem. ὁ. 28, Suid. Ὑπ. 1 berichtet); 
drittens, die Hinrichtung sei auf die angegebene Weise in Kleonai erfolgt 
(0 Plut. 1. c. und Phoc. 29). Aigina als Ort der Ergreifung Plut. Dem. 
1. c., Hermione Suidas. 2) Hermippos b. Plut. 8490 (Ἀλφίνουν ἀνεψιὸν 
ὄντα αὐτῷ, ἢ ὥς τινες Γλαύκιππον τὸν υἱόν, wie ich nach Suidas, der dies 
dem Sohne beilegt, emendire; die Hdschr. Γλαυκίππου τινὸς τὸν υἱόν oder 
Γλαυκίππου τῶν υἱῶν. 8) Plut. 8490: — θάψαι ἅμα τοῖς τονεῦει πρὸ 
τῶν Ἱππάδων πυλῶν, ὥς pncı Διόδωρος ἐν τῷ τρίτῳ περὶ μνημάτων. νυνὶ 
δὲ κατερήριπται τὸ μνῆμα καὶ Ecrıv ἄδηλον. Wegen des Zusatzes vgl. vit. 


Hypereides. Andenken in Athen. 17 


wurde durch den Sohn Glaukippos, der ebenfalls Redner war, 
und durch dessen Sohn Alphinus in Athen fortgepflanzt.!) Auf- 
fällig und bedeutsam ist es, dass, während dem Demosthenes und 
Lykurgos, freilich erst lange nach ihrem Tode, die höchsten 
öffentlichen Ehren zuerkannt wurden, von Ehren des Hypereides 
niemand etwas weiss, noch Pausanias von ihm, gleichwie von 
jenen beiden die Statuen und von Leosthenes ein Gemälde?), 
irgend ein Denkmal zu Athen anführt. Ohne Zweifel hat er 
schon wegen seines ausschweifenden Privatlebens minder hoch 
in der allgemeinen Achtung gestanden, und andrerseits musste 
ihm seine Anklage gegen Demosthenes, die entschuldigt, aber 
kaum gerechtfertigt werden kann, die Zuneigung Vieler ent- 
ziehen.®) Die Hauptsache aber ist, dass Hypereides nie leitender 
Staatsmann gewesen ist, und dass seine thatsächlichen Verdienste, 
so achtungswerth sie sind, doch mit denen eines Demosthenes und 
Lykurgos nicht zu vergleichen waren. Auch bei Lebzeiten ist 
ihm, soweit wir wissen, nie ein Kranz zuerkannt worden; denn 
wenn er auch als Staatsmann unbestechlich, kühn und furchtlos 
der Sache des Vaterlandes gedient hat, so muss er doch dieses 
Lob mit vielen andern theilen, über die ihn hauptsächlich nur 
seine Beredsamkeit erhob. Lediglich diejenigen, welche diese be- 
wunderten und über die demosthenische stellten, können es ge- 
wesen sein, die nach Photios jenes dem Demosthenes gesetzte 
Epigramm: Εἴπερ icnv γνώμην ῥώμῃ, Anuöchevec, εἶχες, οὔποτ᾽ 
ἂν Ἑλλήνων ἦρξεν ”Apnc Μακεδών, auf Hypereides übertragen 
wissen wollten, indem sie, nicht zum Vortheil auch des Vers- 
masses, den Schluss der ersten Zeile in Ὑπερείδης εἶχεν um- 
änderten.) 


Lye. 842E (καὶ εἰς ἡμᾶς ἔτι «ῳζόμεναι von dessen, Denkmal), vit. Isoer. 
8880 (νῦν οὐ εῴζονται); oben Abth. II, 8.91. 1) Plut. 8480: Ecxe δ᾽ 
υἱὸν ὁμώνυμον τῷ πατρὶ Γλαύκιππον, ῥήτορα καὶ λόγους ευγτράψαντα, οὗ πάλιν 
᾿Αλφίνους ἐγένετο. 8. unten Cap. I. 3) Pau. I, 8, ἢ; 1, 8. 8) Die 
Anekdote Plut. 849E, er habe, noch befreundet mit Dem., insgeheim eine 
Rede wider diesen verfasst, für den Fall, dass derselbe einmal sein Feind 
werde, zeigt wenigstens die allgemeine Meinung von H.’s Unbeständigkeit 
in der Freundschaft. 4) Photios cod. 266 p. 495b: — — εἰεὶ δὲ οἵ καὶ 
τὴν νικῶςαν ἔθεντο ψῆφον Ὑπερείδῃ (in der Beredsamkeit gegenüber 
Blass, attische Beredsamkeit. III, 3, 3 


18 Hypereides. Redensammlung. 


Die Gesammtzahl der unter Hypereides’ Namen vorhandenen 
Reden wird auf 77 angegeben, von welchen die Kritik 52 als 
echt gelten liess.') Ich gebe auch hier von den uns bekannten 
Reden ein nach Klassen geordnetes Verzeichnis. 


A. Ἐπιδεικτικοὶ λόγοι. 
1. ΕΠΙΤΑΦΙΟΓ. Oft angeführt. 


B. Aöyoı πρεεβευτικοὶ καὶ δημηγορικοί. 

*2. Δηλιακός. Harp. siebenmal; Plut. Vit. 849 Εἰ; 8. oben 8. 8. 

*(3. πρὸς Θαείους.) Vgl. oben 8. 8. 

*4. ὑπὲρ Καλλίππου πρὸς Ἠλείους. Harpoer. zweimal; vgl. 
Plut. Vit. 850B; oben 8. 11. 

*(5. Kußviaxöc.) Oben 5. 9. 

*(6. “Podiaxöc.) Vgl. Plut. Vit. 850A; oben 8. 8. 

*(7. Χιακός.) Einmal citirt bei Schol. Arist. Av. 880, wo 
die Hdschr. ἐν τῷ χαλκῷ bieten; daraus ἐν τῷ Χιακῷ Boeckh. 
Vgl. oben ebend. . 


*8. περὶ τοῦ TToAbeuktov crparnyeiv. Harp. zweimal. De- 
megorie? 

*9, περὶ τῆς φυλακῆς τῶν Τυρρηνῶν. Harp. zweimal. De- 
megorie? 

-*(10. Πλαταϊκός.) Nur bei Plut. Mor. 350B erwähnt; Inhalt 
ganz unklar. . 

*(11. Περὶ τῶν [ῥητόρων καὶ ) Plut. Vit. 848D, sonst nir- 

τῶν] crparny&v?) gends erwähnt; vgl. oben 

*(12. Περὶ τῶν τριήρων Ὁ) 8. 11. 

*(13. Ὑπὲρ Χάρητος περὶ τοῦ ἐπὶ Ταινάρῳ ξενικοῦ) Nie 
eitirt; 8. Plut. Vit. 848E; oben 5. 12.5 

*[14. ὑπὲρ “Agmökou.] Pollux X, 159 (ei μὴ ψευδής). 


Demosth.). ἀλλὰ καὶ τὸ ἐπίγραμμα ὅ τινες ἐπιτράφουει τῇ τοῦ Δημ. «τήλῃ, 
εἰς ἐκεῖνον μεταφέρουει, τὸ ὄνομα μόνον ἀμειψάμενοι. τράφουει Τὰρ κτέ. 
1) ΡΙαξ, p. 849D: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ λόγοι οζ΄, ὧν τνήκιοί elcı vB’ (ebenso 
Phot. 1. 6). Suidas sagt: εἰεὶ δ᾽ οἱ πάντες λόγοι αὐτοῦ νε΄, wo Bernhardy 
vB’ ändern will; dagegen Hager 8. 41. — Der Index Studemund’s (Hermes 
1867 8.434) legt dem H. 170 Reden bei. 2) Von den zwei Volks- 
reden gegen die Gesandten der Olympias über das dodonkische Heiligthum 


Hypereides. Redensammlung. 19 


C. Δικανικοὶ λόγοι. 
1. Δικ. δημόειοι. 

15. ΚΑΤΑ AHMOCBENOYC ὙΠῈΡ ΤΩΝ ΑΡΠΆΛΕΙΩΝ. Oft 
angeführt. 

(16. ὙΠῈΡ AYKO®PONOC ATTOAOTIA.) Eisangelie. 

(17. ὙΠῈΡ EYZENITITTOY EICAFTEAIAC ATTOAOFIA TIPOC 
TTOAYEYKTON.) Nie erwähnt; doch 8. Harpokr. v. ᾿Αγαεικλῆς 
(Eux. c. 19). 

*18. κατ᾽ Αὐτοκλέους mpodociac. Harp. siebenmal. 

*(19. κατὰ Διοπείθους δ) Nie eitirt, die Anklage erwähnt 
Hyp. Euxen. col. XXXIX. 

*(20. κατὰ Φιλοκράτους ὃ) Nie citirt; 5. Hyp. ebend.; oben 8. 7. 

*(21. κατὰ ’Apıcropwvroc) Angeblich παρανόμων, Schol. 
Aesch. 1, 64; s. oben 8. 6. 


Tlapavönwv. 

*22. Πρὸς ’Apıcroyeitova. Theon; Harpoer. sechsmal. 8. 
oben 8. 9. - 

*23. κατὰ Δημάδου παρανόμων. Harp. achtmal; Athenaeus. 
8. oben 8. 10. 

*(24. πρὸς Aubvday.) 

*25. περὶ τῶν Εὐβούλου δωρεῶν. Harp. dreimal. S. oben 8. 7. 

*[26. κατὰ Μειδίου παρανόμων. 8. Plut. Vit. 850B. Die 
Rede gehört nach A. Schäfer Hyp.’s Sohne Glaukippos an; vgl. 
Plut. Phok. 4, unten Cap. III. 


*(27. ὑπὲρ τῶν Λυκούργου παίδων.) Oben 8. 14. 

328. κατὰ Πολυεύκτου περὶ τοῦ διαγράμματος. Harp. siebenmal. 

*29. πρὸς Πολύευκτον. Harp. zweimal.') Identität mit der 
vorigen Rede vermuthet A. Schäfer II, 306, 4. 


*[30. κατὰ Δημέου Zeviac] Harp. viermal, worunter zwei- 
mal εἰ τνήειος. 
*[31. ὑπὲρ dnnoromrou.] Harp. einmal εἰ γνήειος. 


(Hyp. Euxen. c. 35, Hager 8. 42) wissen wir vollends nicht, ob sie heraus- 
gegeben waren. 1) Ὑπὲρ Tfolveökrou πρὸς ᾿Αλέξανδρον hat H. gesprochen 
(Eax. c. 26, Hager 1. c.), doch ist auch von dieser Rede keine Spur. 

q* 


20 Hypereides. Redensammlung. 


*32. 33. κατ᾽ ’Apıcrayöpac ἀπροεταείου a’. Athen., Theon, 
Harp. elfmal. 

*34. ὑπὲρ Φρύνης dceßeioc. Athen., Harp. viermal. 

*35. ὑπὲρ Φορμιείου. Nach Meier der Deinarchischen Rede 
κατὰ ®. dceßeiac entgegengesetzt. Harp. einmal. 


*[36. κατὰ Πατροκλέους προαγωτγείας.] Ath. zweimal, wovon 
einmal ei γνήειος; Harp. zweimal ei γνήειος. 


*37. πρὸς τὴν Δημέου γραφήν. Harp. einmal. 
588, 89. ᾿ ὑπὲρ Χαιρεφίλου περὶ τοῦ ταρίχους a’ß. Athen, 
Harp. achtmal. 
II Δικανικοὶ ἰδιωτικοί. 
1. Αἰκίας. 
*[40. κατὰ Δωροθέου.] Harp.: Ὑπ. ἢ Φιλῖνος ἐν τῷ x. Δ. 
*41. κατὰ Μαντιθέου αἰκίας. Athen. zweimal; Harp. dreimal. 


2. Ἐπιτροπικοὶ καὶ ὀρφανικοί. 
*42. Kar’ ᾿Αντίου ὀρφανικός. Harp. viermal. 
*43. Πρὸς Χάρητα ἐπιτροπικός.. Harp. einmal. 


3. Κληρικοί. 

*44. 45. Περὶ τοῦ Ἱππέως κλήρου a’ß. Harp. dreimal. 

*46. Περὶ τοῦ TTuppdvdpou κλήρου Dem H. zugeschrieben 
durch Sauppe’s Conjektur bei Harp. v. κακώςεως. 

4. ᾿Αντιδόςεως. 

*47. πρὸς Παεικλέα περὶ &vrıdöcewc. Pollux einmal; Identität 
mit der folgenden Rede vermuthet Schäfer TI, 306, 4. 

548, Κατὰ Παεικλέους. Harp. zweimal. Nach den Frg. auf 
Trierarchie bezüglich; dieselbe Sache wie in der vorigen Rede 
nimmt auch Sauppe an. 

5. ’Anocraciou. 
*49. κατὰ Δημητρίας ἀποςταείου. Harp. einmal. 


6. Sonstige Eigenthums- und Vermögensklagen. 
*50. Πρὸς ᾿Απελλαῖον περὶ τοῦ θηςαυροῦ. Harp. viermal. 
*51. πρὸς Ἐπικλέα περὶ οἰκίας. Harp. zweimal. . 


Hypereides. Redensammlung. 21 


*(52. περὶ τῶν ὁρίων.) 
*(53. περὶ ὀχετοῦ.) 


*54. 55. κατ᾽ ᾿Αθηνογένους a’ß. Harp. sechsmal. Vielleicht 
über Vermögensschädigung (frg. 2). 


II.- Unbestimmbar. 

*56. ὑπὲρ ᾿Ακαδήμου. Harp. einmal. 

*57. Kar’ ᾿Αρχεςτρατίδου. Harp. achtmal. Ein Prozess gegen 
(πρὸς) Archestr. wird f. Lyk. col. 2 erwähnt. 

*58. πρὸς Δάμιππον. Harp. einmal. 

559. κατὰ Κόνωνος. Harp. zweimal. 

*(60. ὑπὲρ Κρατίνου.) 

*(61. πρὸς Λυείδημον.) 

*(62. ὑπὲρ Μίκκας.) 

*63. ὑπὲρ Ξενίππου. Harp. einmal. Vielleicht identisch mit 
der folgenden Rede (Schaefer II, 306, 9,4 da aus 63 μεταγειτνιώγ, 
aus 64 μουνυχιών eitirt wird. 

*64. 65. ὑπὲρ Zevopikou a’ß. Harp. viermal. Für die zweite 
Rede zeugt nur das Citat v. Kepaneic: ἐν τῷ 0. Ξ. α΄, wo codd. 
BC ὑπὲρ Ξενοφῶντος λὰ (Aöry?) bieten. 

*66. πρὸς Πάγκαλον. Harp. einmal. 

*67. ὑπὲρ (ιμμίου πρὸς Πυθέαν καὶ Λυκοῦργον. Harp. einmal. 

*(68. εὐνηγορικός.) Ὶ 

*(69. πρὸς Τιμάνδραν.) 

*70.. πρὸς Ὑγιαίνοντα. Harp. zweimal. 

*71. κατὰ Φιλιππίδου. Athenaeus. 


Nicht genügend festgestellt ist das Vorhandensein von 11. 
12. 13: 19. 20; 46 ist nur durch Vermuthung dem Hypereides 
beigelegt; Identität ist möglich besonders bei 47 und 48, 63 und 
64, so dass 63 gesicherte Reden bleiben. Davon werden aus- 
drücklich als unecht oder streitig bezeichnet 14. 30. 31. 36. 40, 
wozu noch 26 kommt, also. im ganzen 6 Reden, während die 
Geesammtzahl der νόθοι 25 war. Der Zusatz ei γνήειος wird eben 
auch hier häufig fehlen, wo er stehen sollte. — Was die Ver- 
theilung in die Klassen betrifft, so war Hypereides so wenig 


22 Hypereides. Würdigung im Alterthum. 


Epideiktiker wie Demosthenes, nur dass er seinen Epitaphios 
herausgab, Demosthenes nicht. Wesentlich unterscheidend ist 
für beide Redner die Art, wie die symbuleutische Gattung ver- 
treten ist: was von Hypereides’ echten Reden sicher dazu gehört 
und unzweifelliaft herausgegeben war, ist auswärts in Folge be- 
stimmten Auftrags gehalten, wobei manchmal die Gesandtschafts- 
rede in die Prozessrede übergeht. Dies stimmt zu dem, was oben 
über die verschiedene Anlage beider Politiker gesagt ist; doch 
war es überhaupt wenig Sitte, athenische Demegorien heraus- 
zugeben. Unter den gerichtlichen Reden scheinen die δημόειοι 
zu überwiegen, wie umgekehrt bei Demosthenes die ἰδιωτικοί. 
Hypereides scheute sich nicht so, wie dieser, sein staats- 
männisches Ansehen durch Betheiligung an hervorragenden Pro- 
zessen zu beeinträchtigen, und hatte auch wohl nicht die Studien 
gemacht, die den Demosthenes und dessen Lehrer Isaios für 
schwierige privatrechtliche Fälle empfahlen. 

Der Ruhm des Hypereides als Redner, schon zu seiner Zeit 
bedeutend'), war vollends im späteren Alterthum ausserordent- 
lich, so dass er von Manchen über Demosthenes gestellt wurde.?) 
Wir kennen als seine Verehrer und Nachahmer die’ rhodischen 
Redner, die um das Ende des 2. Jahrhunderts vor Chr. lebten, 
einen Molon, Aristokles, Artamenes, Philagrios; ihre Nach- 
ahmung führte sie freilich, nach Dionysios, nicht zu der Anmuth 
ihres Musters, sondern zu der gewöhnlichen und minder edeln 
Ausdrucksweise, die auch an Hypereides getadelt wird.) In 


-1) 8. die Frg. des Timokles Ὁ. Ath. VIII, 341F; 342A. — 2) Plut. 
p- 8490: πάντων δὲ κατὰ τὴν δημηγορίαν (dies jedenfalls ungenau) δι- 
ἐνεγκεῖν λέγεται, τέτακται δὲ ὑπ᾽ ἐνίων πρὸ Δημοςθένους, vgl. Phot. cod. 
266 p. 4960. — Ich bemerke hier, dass Didymos, wie zu Dem. Aisch. 
Isaios, so auch zu H. Commentare schrieb (Harp. v. ὀξυθύμια, A. ἐν τῷ ὑπο- 
μνήματι εἰς τὸν κατὰ Δημάδου), und dass Aelins Harpoeration ὑποθέςτεις τῶν 
λόγων Ὑ. verfasste (Suid. v. ‘Apr. 2; nach Kiessling Lyc. fragm. p. 144 ist 
Gaius Harp., der nach Suidas Harp. 1 περὶ τῶν Ὕπερ. καὶ Auciov λόγων 
schrieb, mit jenem identisch und hiess G. Aelius). 8) Dionys. Din. 8: οἱ 
μὲν Ὑπ. μιμούμενοι, διαμαρτόντες τῆς χάριτος ἐκείνης καὶ τῆς ἄλλης δυνάμεως 
αὐχμηροί τινες ἐγένοντο, οἷοι γεγόναςι Ῥοδιακοὶ ῥήτορες, οἱ περὶ ᾿Αρταμένην 
καὶ ᾿Αριςτοκλέα καὶ Φιλάγριον καὶ Μόλωνα. Αὐχμηρός wird de Thuc. 61 mit 
ἀκόςμητοςα. ἰδιωτικός verbunden, Gegensatz ποιητικός. Vgl. Griech. Bereds. 8.93. 


Hypereides. Würdigung im Alterthum. 23 


dieser Zeit war überhaupt das Kunsturtheil noch nicht so ab- 
geklärt, wie in der augusteischen, wo es kaum mehr möglich 
war, Demosthenes’ unbedingte Ueberlegenheit zu bestreiten; vorher 
dagegen erfreuten sich insbesondere in Rom bei den Rednern, 
die sich selbst als Attiker bezeichneten, Lysias und Hypereides 
der grössten, und fast einer ausschliesslichen Gunst.') Diese 
beiden nämlich zeigten in ihrer Einfachheit und Natürlichkeit 
den stärksten Gegensatz zur asianischen Beredsamkeit, und er- 
schienen somit als die geeignetsten Vertreter des attischen Prin- 
eips. "Lysias nun liess sich schon der Geringfügigkeit seiner 
Stoffe wegen nicht füglich mit Demosthenes vergleichen; bei Hy- 
pereides aber waren die Stoffe grossentheils dieselben wie hei 
diesem, und daher mochten in ihm manche jener Römer und 
der gleichgerichteten Griechen wirklich das Ideal aller Bered- 
samkeit erblicken. 

Indes auch bei den andern Schriftstellern beider Nationen 
Yat Hypereides eine nicht geringe Geltung. Cicero erwähnt ihn 
nicht selten und immer mit Auszeichnung, zuweilen auch neben 
Demosthenes als Beispiel eines vollendeten Attikers.?) Bei dem 
gleichzeitigen Demetrios von Magnesia wird auf seine Anmuth 
als auf etwas anerkannt Vollendetes Bezug genommen.’) Von 
den jüngeren römischen Rednern hat Messalla Corvinus die Rede 
für Phryne sogar übersetzt.‘) Dionysios sodann, dessen besondre 
Schrift über ihn leider verloren gegangen, erkannte neben und 
nächst Demosthenes in ihm und Aischines die Höhe der Bered- 
samkeit.’) Das ausführlichste und schönste Urtheil über ihn 
haben wir in der Schrift περὶ ὕψους: „wenn man,“ heisst es 


1) 8. ebend. 8, 99. 180 #. Betrefis des Hyp. vgl. Cie. Brut. 67 (ron 
den röm. Attikern): Lysise volunt esse et Hyperidae, 8. auch 68. 285. 
2) Vgl. de orat. I, 58: Hyp. aut Demosthenem, perfectos iam homines in 
dicendo et perpolitos; Academ. I, 10: oratores laudari video, si qui e nostris 
Hyp. sunt aut Demosthenem imitati; ebenso beide zur ‚Bezeichnung der 
Höhe der Beredsamkeit Brut. 138. 3) Demetr. bei Dionys. Din. 1, von 
Deinarchos: οὐδὲν ἀπολείπων τῆς Ὑπερείδου χάριτο. 4) Quint, X, 5, 2, 
vgl. I, δ, 61. δ) Dionys. Isae. c. 20 Ende, über jene drei: ἡ γὰρ δὴ 
πελειοτάτη ῥητορικὴ καὶ τὸ κράτος τῶν ἐναγωνίων λόγων ἐν τούτοις τοῖς 
ἀνδράειν ἔοικεν εἶναι. 


24 Hypereides. Ungünstiges Schicksal seiner Werke. 


dort, „nach der Zahl, nicht nach der Grösse der Vorzüge zu 
urtheilen hätte, so würde Hypereides durchaus dem Demosthenes 
voranzustellen sein, indem er, wie ein Pentathle, in allem 
beinahe der Erste ist“.') Quintilian’s Lob hat den Zusatz, dass 
er für geringere Sachen, wenn nicht brauchbarer, doch mehr an- 
gemessen sei.) Dion Chrysostomps, nachdem er .das höchste 
Lob dem Demosthenes und Lysias gespendet, empfiehlt doch 
dem Jünger der Beredsamkeit mehr als jene den Hypereides und 
Aischines, welche einfacher und fasslicher seien.) Hermogenes 
gibt ihm unter den vorzüglichsten der zehn Redner eine "Stelle, 
allerdings die letzte, indem er auch Lysias und Isaios noch vor- 
zieht; sein specielles Urtheil enthält von Tadel mehr als von 
Lob.*) Rühmend gedenkt seiner Philostratos, als des ausgezeich- 
netsten Schülers des Isokrates.°) Im ganzen scheint ihn doch 
die spätere, auf reinen Atticismus übertriebenes Gewicht legende 
Kaiserzeit auch dem Lysias entschieden nachgestellt zu haben: 
so nahm Longinus wohl diesen und den Isokrates, nicht aber 
den Hypereides in seinen Kanon der Musterschriftsteller auf.®) 
Gleichwohl las noch Photius verschiedene seiner Reden’), und 
dass allein von den attischen Zehn dieser Redner bis vor kurzem 
ganz verloren war, ist jedenfalls als Zufall anzusehen. Es fehlt 
auch nicht an Nachrichten über Hypereideshandschriften, welche 
hie und da, z. Bsp. in der Ofener Bibliothek des Matthias Cor- 
vinus, vorhanden gewesen sein sollen), und immerhin mag eines 
Tages ein derartiger Fund gemacht werden, der uns den Redner 
noch besser, als die Aegyptischen Papyrus, kennen lehrt. 


1) ΤΙ. ὕψους c. 34: εἰ δ᾽ ἀριθμῷ, μὴ τῷ μεγέθει κρίνοιτο τὰ κατορθώ- 
ματα, οὕτως ἂν καὶ Ὑ. τῷ παντὶ προέχοι Δημοςθένους: ἔςτι γὰρ αὐτοῦ πολυ- 
φωνότερος καὶ πλείους ἀρετὰς ἔχιυν καὶ «χεδὰν ὕπακρος ἐν πᾶειν, ὡς ὁ 
πένταθλος kr. 3) Quint, X, 1, 77: duleis in primis et acutus H., sed 
minoribus eausis, ut non dixerim utilior, magis par. Vgl. von Römern 
noch Taeit. Dial. c. 25; Plin. Epist. I, 20, 4. 3) Dion Chr. XVIIT, 11. 
4) Hermog. m. ἰδ; B pag. 411 Sp. (382 W.). 5) Philoste. V. Soph. I, 
17, 4: ἐλλογιμώτατος (τῶν Ἰς. μαθητῶν) Ὑ. ὁ ῥήτωρ, Θεόπομπον γὰρ — 
καὶ --- Ἔφορον οὔτ᾽ ἂν διαβάλοιμι οὔτ᾽ ἂν θαυμάςαιμ. 6) Spengel Rh. 
Gr. I, 884, 7) Cod. 266: ἀνεγνώεθηςαν Ὑ. λόγοι διάφορο. 8) 8. Kiens- 
ling Lyc. fragm. p. 140, und die sehr genauen Angaben bei Hager 1. c. 
p- 1 vgl. 16. 


Hypereides. Ausdruck. 2ὅ 


Wir müssen nämlich nicht meinen, als könnten wir nun, 
nach diesen Entdeckungen, des Hypereides Verdienst vollständig 
würdigen. Der Epitaphios ist eine schöne Probe seines Talents, 
aber an einem Gegenstande, der für dasselbe etwas zu gross 
und hoch war; die Reden für Lykophron und gegen Demo- 
sthenes sind arg zertrümmert, und auch ihre Stoffe sind für den 
Verfasser weit eher ungünstig als günstig zu nennen. Es bleibt 
die Rede für Euxenippos, die von den Alten nie erwähnt wird, 
also gewiss nicht unter den übrigen hervorragend war. Hätten 
wir die Reden gegen Demades, gegen Aristogeiton, für Phryne, 
so würde Hypereides uns wohl noch bedeutend grösser erscheinen, 
und den Aischines vielleicht ganz verdunkeln. Nur mit Demo- 
sthenes selbst kann kein Wetteifer sein. Denn wie der Mensch 
dem Menschen, so stand auch der Redner dem Redner an Grösse 
nach, und dazu kommt, dass Demosthenes die Vorzüge der 
epideiktischen und die der praktischen Rede vereinigt, Hypereides 
aber, bei welchem Fleiss und Studium geringer, im allgemeiuen 
nur die letzteren Vorzüge hat. 

Für die Würdigung seiner einzelnen Auszeichnungen und 
Besonderheiten sind Dionysios’ erhaltene Urtheile, so kurz sie 
sind, dennoch zur Führung am geeignetsten. Bezüglich des 
Ausdrucks sagt der Rhetor, dass Hypereides in der Wahl der 
Worte dem Lysias nachstehe; anderswo aber rühmt er die Kraft 
seines Ausdrucks und lässt ihn im Schmuck desselben den Lysias 
übertreffen; wiederum lesen wir, dass die rhodischen Redner 
durch verkehrte Nachahmung des Hypereides, d. h. durch An- 
nahme und Uebertreibung seiner Fehler, gewöhnlich geworden 
seien!) Die Vereinigung dieser Urtheile ist nicht schwer. 
Lysias’ Ausdruck zeichnet sich durch Reinheit und durch strenge 
Vermeidung des Poötischen aus, Vorzüge, welche sich, nach 

1) Dionys. Dein. 6: ὁ δ᾽ Ὑπερείδης κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων 
ἡττᾶται Λυείου, vorher wird an L. die ςαφήνεια τῶν ὀνομάτων hervor- 
geboben. — Ebend. 7: τῆς μὲν λέξεως τὸ icxupöv. — Vet. Cens. V, 6: τῇ 
τῆς Ppdcewc karackeufi Λυκίαν ὑπερηρκώς. -- Κατακκευὴ τ. pp. künstlicher 
Ausdruck, vgl. de Lys. 8 ποιητικὴ καταςκευή, de Isae. 7 ἀκατάςκευον von 


Lysias, Diog. L. VII, 69 (Lehre der Stoiker): xarackeun ἐςτι λέξις ἐκ- 
πεφευγυῖα τὸν ἰδιιυτιςμόν. — Ueber die Rhodier de Din. 8, oben 8, 22. 


26 Hypereides. Ausdruck. 


Dionysios, höchstens noch bei Isokrates in ähnlichem Masse 
wiederfinden, welche indes nicht in der Weise Vorzüge sind, dass 
alles ihnen entgegengesetzte fehlerhaft wäre. Man kann vielmehr, 
wie Demosthenes gethan, durch Aufnahme poötischen und ‚wie- 
derum idiotischen Ausdrucks trotz der Beeinträchtigung der Rein- 
heit doch eine höhere stilistische Vorzüglichkeit erlangen als die 
des Lysias ist, insofern die Rede dadurch auf. der andern Seite, 
an Grösse, Erhabenheit, Kraft, mehr gewinnt als sie auf jener 
einbüsst. . So ist auch Hypereides’ Rede durch derartigen Aus- 
“ druck kräftiger und rednerischer als die lysianische; auch Grösse 
und Erhabenheit spricht ihm Hermogenes in bedeutendem Masse 
zu, freilich eine solche, die sich schroff abhebe und hart er- 
scheine.!) Denn der Grundcharakter ist bei ihm, gleichwie bei 
Lysias, Einfachheit und Natürlichkeit, womit sich die stellen- 
weise eintretende Erhabenheit nicht recht harmonisch zu mischen 
schien. Hermogenes bemerkt weiter, dass die Sorgfalt für Schön- 
heit und Putz der Rede bei ihm auffallend gering sei, weswegen 
er Einigen auch ein minder fähiger Redner scheine; insbesondere 
nehme er oft die Worte ohne Wahl und ohne Rücksicht auf 
Mustergültigkeit, wofür der Rhetor als Beispiele μονώτατος, ya- 
λεάγρα, ἐκκοκκύζειν, ἐςετηλοκόπηται, ἐπήβολος giebt?) Letzteres 
Wort (μήτε πόλεως μήτε πολιτείας ἐπηβόλους d. 1. ἐγκρατεῖς nach 
anderweitigem Citat?)) erschien ‘wenn nicht po&tisch doch ver- 
altet, ἐςτηλοκόπηται (gleich ἐετηλίτευται, auf einer Schandsäule 
verzeichnet sein)‘) als ein in harter Weise neugebildetes Com- 
positum; μονώτατος (übrigens auch bei Lykurg) ist den Komikern 
entlehnt?); ebenso κοκκύζειν (krähen wie ein Hahn; feiner ist 


1) Hermog. r. id. B 411 Sp.: ὁ δ᾽ Ὑ. τὸ μὲν ἐπιμελὲς ἥκιςτα ἔχει, διὸ 
καὶ ἧττον δυνατὸς εἶναί πως δοκεῖ" μέγεθος δὲ αὐτῷ ἐςτιν ὑπέρογκον, 
«κληρὸν δὲ τοῦτο καὶ οὐ κεκραμένον, ὥςτε μὴ (Spengel mit dem Monac. 
ὥςτε καὶ) «φόδρα εὖ τῷ ἠθικῷ καὶ καθαρῷ κεκρᾶςθαι. Vgl. p. 415 von 
Antiphon: μεγέθει χρῆται --- καλῶς πως ευνυφαςμένῳ᾽ καὶ οὐ κατὰ τὸν Ὑ. 
διεετηκότι τῶν ἄλλων. 2) 8. den Anfang der zuerst eitirten Stelle, und 
weiterbin Z. 23: ἴδιον δὲ Ὑπερείδου τὸ καὶ ταῖς λέξεειν ἀφειδέςτερόν πως καὶ 
ἀμελέςτερον χρῆςθαι, ὥςπερ ὅταν μονώτατος λέγῃ wre. 8) Frg. 81 (88 8). 
4) Frg. 388 (262), Pollux VIII, 73. 5) Lykurg $ 88. 89; Arist. Equ. 862. 
Plut. 182. ᾿ 


Hypereides. Ausdruck. 27 


ἄδειν)᾽; auch γαλεάγρα (Marderfalle, jedenfalls übertragen ge- 
braucht) hielt man für gewöhnlich und der Würde des Staats- 
redners nicht entsprechend.?) Aehnlich tadelt Phrynichos der 
Attieist ἐγκάθετος für „untergeschoben“ und ἐμπυριςμός statt 
ἐμπρηςμός, Pollux δουλίς Sklavin, ἀναιςχύντημα, ἀκρατοκώθωνας, 
γωθρεύεςθαι, Libanios erklärt gewisse Ausdrücke der Rede über 
die Verträge mit Alexander, wie νέοπλουτος und βδελυρεύτεται, 
für mehr dem Hypereides zukommend als demosthenisch.°) So 
ist demnach auch Dionysios zu verstehen, wenn er den Redner 
in der Wahl der Worte dem Lysias nachstellt. 

Beispiele von Ausdrücken, die aus der Komödie oder dem 
gemeinen Leben entnommen sind, lassen sich noch mehr an- 
führen: Κρόνος für alter Narr, ὀβολοςτάτης Wucherer, θεραπόν- 
τιον, ἀνδραπόδια, ἐποφθαλμιᾶν für ἐπιθυμεῖν“); ebendahin gehört 
auch der häufige Gebrauch von Sprichwörtern: μὴ κινεῖν κακὸν 
εὖ κείμενον, ἀφεὶς τὴν ὑπέραν τὸν πόδα διώκει.) In den Reden 
gegen Hetären waren auch anschauliche Schilderungen des He- 
tärenlebens, zum Ekel feinfühlender Kritiker, nicht gespart*), 


1) Pollux V, 89: Ὑπ. καὶ Δημοςθένης ἐπ᾽ ἀλεκτρυόνων τὸ κοκκύζειν 
εἶπον, doch steht Dem. gg. Kon. 9. ἄδειν. 2) Vgl. Ath. XIV, 6160; 
Pollux X, 155; oben III, 1, 8. 59, 1. 3) Phrynich. p. 333 Lob.: £yx., 
οὕτως Y. ἀπερριμμένως, δέον δοκιμώτερον χρήςᾳςθαι τῷ θετὸς ἢ εἰςποίητος 
ἢ ὑπόβλητος (frg. 69, 60 8.). -- p. 386: ἐμπυριςμός: οὕτως Ὑ. ἠμελημένως, 
δέον ἐμπρηςμὸς λέγειν (vgl. Poll. IX, 166; Hyp. ἔ Lykophr. p. 21 m. A.). — 
Pollux III, 74: ἡ δὲ δουλὶς Ὑπερείδῃ εἰρημένον φαῦλόν ἐςτιν (fr. 237, 
266 8... VI, 188: οὐ πάνυ ἐπαινῶ — οὐδὲ τὸ παρ᾽ Ὑ. ἀναιςχύντημα (fr. 
225, 264 8... (Abstrakta auf -μα werden überhanpt damals häufiger, vgl. 
νίκημα Demetr. Phal. b. Polyb. XXXVI, 19; καταςτήματα u. a. dgl. Epikur 
Ὁ. Kleomedes .B c. 1 p. 112f.) VI, 25: ἀκρατοκώθωνας ὟὙ. (c. Dem, p. 17 m. 
A)" οὐ μὴν ἐπαινῶ τοὔνομα. IX, 137. — Liban. Ὑπόθ. Dem. XVII. 4) Frg. 
252 (279), 157 (181), 102 (116), 226 (255), 258 (286). ’OßoAocrareiv hat indes 
auch Lysias, fr. 186. 201. — Vgl. H. Hager, de graecitate Hyperidea 
(Curtius Stud. II 8. 99), der die Abweichungen des H. vom Sprach- 
gebrauche der andern Redner alphabetisch aufführt und nach Möglichkeit 
aus Komikern oder Späteren belegt. 6) Πρὸς "Apıcroyelrova fr. 34; ὑπὲρ 
Χαιρεφ. fr. 183 (211); vgl. noch 3 (κατ᾽ ᾿Αθηνογ.), 60 (61) κατ᾽ Αὐτοκλ.; 
Lykophr. VI, 22 ff. — Ueber Demosthenes’ Verfahren 8. Abth. III, 1 8. 81. 
6) Demetr. m. ἑρμ. $ 302: καθάπερ ὁ τῆς Τιμάνδρας κατηγορῶν ὡς πεπορ- 
νευκυίας τὴν λεκανίδα καὶ τοὺς ὀβολοὺς καὶ τὴν ψίαθον καὶ πολλήν τινα 
τοιαύτην δυςφημίαν ἑταιρῶν κατήραςε τοῦ δικαςτηρίου, als Beleg des 


28 Hypereides. Ausdruck. 


ferner populäre Spitznamen bekannter Buhlerinnen erwähnt!), 
und was sonst dieser Redner wider den strengen Anstand der 
Gerichtsverhandlung, den ein Aischines scheinbar so ängstlich 
wahrt, sorglos gesündigt hat. Indessen bleibt auch Demosthenes 
sogar in der Kranzrede nicht immer würdig, und es mag über- 
haupt dazumal bereits ein freierer Ton herrschend gewesen sein, 
so dass, was Lysias sich höchstens bei niederen Sprechern, wie 
in den Reden für den Invaliden und gegen Aischines, gestattete, 
auch im Munde sonst ernster Männer nicht mehr unschicklich 
schien. Die Rede gewinnt dadurch an Frische und Naturwüchsig- 
keit, Eigenschaften, die an sich der praktischen Beredsamkeit 
wohl anstehen; auch hält Hypereides Mass und lässt nie die 
Urbanität noch den gebildeten Geschmack vermissen, sondern 
nur hier und da die Schule. Zum Belege, wieweit der Redner 
in freierem Ausdruck geht und wieviel er von solchem zulässt, 
gebe ich das Hauptsächlichste, was in der Rede .für Euxenippos 
als minder klassisch oder doch als ungewöhnlich auffällt. (Col. 18) 
Θαυμάζω εἰ μὴ προείετανται ἤδη ὑμῖν ai τοιαῦται εἰςαγγελίαι, 
ähnlich im pseudodemosthenischen Epitaphios.?) — (19) Ὑπ- 
akovcavra εἰς τὸ δικαςτήριον, brachylogisch aber verständlich. — 
(20) Τὸ κεφάλαιον τοῦ ἀγῶνος, die Hauptsache und Hauptfrage 
bei dem Prozess, zum Ueberfluss durch καὶ τὴν ἀντιγραφήν noch 
erläutert. — (21) Ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται, anschauliche 
Redeweise für „ist für dies Verbrechen die Behörde“. — (22) 
Τὴν ταχίετην αὐτὴν (die Klage) δεῖ εἶναι ἐν τῷ δικαςτηρίῳ, etwas 
gar zu einfach und dünn.?) --- (24) Πολύευκτος οὕτως ἐςτὶν ἀν- 
dpeioc — spottend: zeigt seine Tapferkeit an dem harmlosen 
Euxenippos, wie nachher (37): εἰς τοὺς ἰδιώτας νεανιεύεςθαι. --- 
(28) Ψήφιεμα αὐτοτελές, ein Antrag, den Polyeuktos allein gleich 


χαρακτὴρ ἄχαρις, der Ausartung des δεινὸς x. (ἐπειδάν τις αἰςχρὰ καὶ 
dücpnra ἀναφανδὸν λέγῃ). Die St. ist von Sauppe nach Hemsterhuis auf 
H.'s Rede πρὸς Τιμ. bezogen. 1) Frg. 28 (29): καὶ πάλιν τὰς ᾿Αφύας 
καλουμένας τὸν αὐτὸν τρόπον ἐκαλέκατε. 3) [Dem.] 60, 14. 8) Schneide- 
win Ausg. p. XIX: tenuior et quotidiani sermonis humilitati proprior elocutio; 
er vergleicht noch 41, 1 (αἰτίας ἥκεις φέριυν κατ᾽ αὐτοῦ); 36, 27 (8. u.); 
26, 1 τοιούτῳ πράγματι οὐ κέχρηκαι. 


Hypereides. Ausdruck. 29 


fertig macht, ohne die nöthige Anfrage.!) — (31) Ἐφόδιον ἑαυτῷ 
εἰς τὸν ἀγῶνα τὸ ἐκείνης (der Olympias) ὄνομα παραφέρων, fast 
nur aus der späteren Gräcität bekannte, übrigens anschauliche 
Metapher, die der Redner sehr liebt.?) — Micoc καὶ ὀργὴν αὐτῷ 
(dem Angeklagten) ευλλέξειν παρὰ τῶν δικαςτῶν, gleichfalls 
höchst anschaulich. --- (82) Μιςεῖς Ὀλυμπιάδα, prägnant für 
„geberdest dich als hasstest du“, gleichwie in einem Fragmente 
ἀκμάζεις für „spielst den Jugendkräftigen“.’) — (36) ἐν ἀδικήματι 
ψηφίςηςθε εἶναι. — (37) τὰς τραγῳδίας, hochhinaufgeschraubte 
Anklagen, wiederkehrend in der Rede für Lykophron.*) — (39) 
Τὴν eicayrekiav δοῦναι (einreichen). — (41) τῶν κατηγορηθέντων 
τὸ μὴ λαβὸν ἀπολογίαν ὑπὸ τῇ ὀργῇ τῶν δικαςτῶν καταλείπεται, 
wieder eine höchst anschauliche Wendung. — Und so zeigt über- 
haupt Hypereides’ Ausdruck eine sichere und gewandte Hand- 
habung der Sprache, wobei man nichts von mühsamem Suchen 
und Feilen merkt: alles’ ergibt sich zwanglos, und zwar mit 
grösster Fülle der verschiedensten Wendungen. So in jenen 
parallelen Sätzen derselben Rede’): ἀςεβεῖ τις περὶ τὰ ἱερά" 
γραφαὶ (τράψαι Sauppe) ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα. φαῦλός 
ἐετι πρὸς τοὺς ἑαυτοῦ γονεῖς (auch dies eine etwas eigenthüm- 
liche Wendung)‘ ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται. παράνομά τις 
ἐν τῇ πόλει γράφει: θεεμοθετῶν ευνέδριόν Ecrıv. ἀπαγωγῆς 
ἄξια ποιεῖ ἀρχὴ τῶν ἕνδεκα xadecrnke. Auch Klarheit ist 
diesem Stile in vorzüglichem Masse eigen, und dabei entbehrt 
er nicht der Kraft, wie wenn der Redner gegen Demosthenes 
sagt, mit mehrfach kühnem, aber doch durchaus klarem Aus- 
druck: καὶ ἐξὸν ἡμῖν λαμπροτάτοις εἶναι παρὰ τῷ δήμῳ καὶ τὸν 
ὑπόλοιπον βίον ὑπὸ δόξης χρηςτῆς παραπεμφθῆναι, πάντα ταῦτα 


1) οὐκ αὐτοτελῶς (erklärt ὡς ἔτυχεν) ἀλλ᾽ ἀκριβῶς Lya. fr. 101. 3) 
Bubington vergleicht [Dem.] πρὸς Φορμίωνα 86. — Hyper. Dem. col. 88, 
17: ἐἸφόδι.. .; Epitaph. 10, 41: παῖδες ἐφόδιον εἰς τὴν πρὸς τὸν δῆμον 
εὔνοιαν τὴν τῶν -- -- (ἃ. Gefallenen) ἀρετὴν ἕξουειν. — 8. auch das 
namenlose Frg. b. Herodian m. cxnu. Ρ. 98, 10 8ρ.: παραπέμπει γὰρ ἡμᾶς 
ἡ Umic- αὕτη δ᾽ ἀτυχούντων ἐετὶν ἐφόδιον (παραπέμπειν wie hier steht 
6. Dem. cool. 18. 8) Frg. 136 (147) (Lysias frg. 188. 4) Lyk. col. 10. 
6) Eux. 21. \ 


80 Hypereides. Ausdruck. 


Averpeyoc.') Sehr eigenthümlich, aber äusserst anschaulich und 
kraftvoll in der Rede gegen Aristogeiton: ἐπεςκότει μοι τὰ Ma- 
κεδόνων ὅπλα, und: οὐκ ἐγὼ τὸ ψήφιςμα ἔγραψα, ἣ δ᾽ ἐν Χαιρωνείᾳ 
μάχη), und gegen Demades mit Bezug auf ein Ehrendekret: περὶ 
οὗ πολλῷ ἂν δικαιότερον Ev τοῖς ὀξυθυμίοις (Plätze auf den 
Kreuzwegen, wo man die Fegopfer verbrannte) ἣ ςτήλη «ςταθείη 
ἢ ἐν τοῖς ὑμετέροις ἱεροῖς, was die Grammatiker durch ähnliche 
Wendungen bei Komikern erläutern.°) Etwas hart war in der- 
selben Rede ®pımndecroc von dem durch die Verräther kraftlos 
gemachten Hellas.‘) Aber nicht bloss Metaphern, auch aus- 
geführte Vergleiche fanden sich, so ebendaselbst ein Vergleich 
der Redner mit den Schlangen: verabscheut würden die Schlangen 
insgesammt, während aber die Vipern die Menschen stächen, 
gäbe es andre Schlangen, durch welche die Vipern selber ver- 
tilgt würden.’) 

Für den Tadel des Hermogenes, dass die Grösse und Er- 
hebung des Stils manchmal mit der Schlichtheit des Uebrigen 
unangenehm contrastire, haben wir allerdings auch Belege. In 
der Rede gegen Demosthenes gebraucht Hypereides, wenn richtig 
ergänzt ist, die homerische Phrase ἐπὶ γήρως ὀδῷ, ohne Milderung 
oder Zurückführung auf den Dichter; jedenfalls wird dieselbe von 
Pollux aus ihm citirt.°) In derselben Rede: (6 δῆμος) αὐτὸς ὑπὸ 
τῆς τύχης ἀφαιρεθεὶς τὸν «τέφανον, ἡμῶν ὃν ἔδωκεν οὐκ ἀφείλετο. 
Das Bild ist motivirt, indem Demosthenes wirklich Kränze 
empfangen hatte, indess werden doch nicht diese bezeichnet, 
sondern die überhaupt den Rednern widerfahrene Ehre und Liebe, 
und der gesammte Ausdruck ist entschieden poötisch. Anderes 
bietet der Epitaphios, an welchen gerade deshalb, weil er eine 
Prunkrede, ein ganz besonders strenger Massstab gelegt werden 


1) Dem. col. 18. Zu παραπεμφθ. vgl. das namenlose Frg. Ὁ. Herodian 

(oben 3. 39, 3). 2)Frg.31. 32. 3)Frg. 82 (83) bei Harp. 8. v. ὀξυθύμια. 

4) Frg. 86 (86. δ) 83 (84): εἶναι δὲ τοὺς ῥήτορας ὁμοίους τοῖς ὄφεει" 

. πούς τε γὰρ ὄφεις μιεητοὺς μὲν εἶναι πάντας, τῶν δὲ ὄφεων αὐτῶν τοὺς μὲν 

ἔχεις τοὺς ἀνθριύπους ἀδικεῖν, τοὺς δὲ παρείας αὐτοὺς τοὺς ἔχεις κατεεθίειν. 

6) Dem. col. 19, 18, vgl. Pollux II, 16: λέγοιτο δ᾽ ἂν καθ᾽ Ὑ. καὶ ἐπὶ 
τήρως οὐδῷ. 7) Col. 24. 


Hypereides. Ausdruck. 31 


kann. Von der Schlichtheit und Knappheit, die im allgemeinen 
auch diese Rede im Verhältniss zu Demosthenes charakterisirt, 
hebt sich nicht wenig ab jener Vergleich Athens mit der Sonne: 
ὥςπερ γὰρ ὃ ἥλιος πᾶςαν τὴν οἰκουμένην ἐπέρχεται, τὰς μὲν ὥρας 
διακρίνων εἰς τὸ πρέπον καὶ καλῶς πάντα καθιςτάς, τοῖς δὲ εὐφροςει 
καὶ ἐπιεικέτι τῶν ἀνθρώπων ἐπιμελούμενος καὶ τενέςεως τῆς 
τροφῆς .... καὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων τῶν εἰς τὸν βίον χρηείμων᾽ 
οὕτως καὶ ἣ πόλις ἡμῶν διατελεῖ τοὺς μὲν κακοὺς κολάζουςα, τοὺς 
δὲ δικαίους ῥυομένη u. 8. f.!) So wenig wie für dies ausgeführte 
Bild, fände man in der isokratischen Prunkrede eine Parallele zu 
der bildlichen Redeweise: ἐπὶ τοῖς ὑπὸ Λεωςθένους Tedeicıv θεμελίοις 
οἰκοδομοῦειν οἱ νῦν τὰς ὕετερον πράξεις, oder zu πόνους πόνων 
διαδόχους ποιούμενοι, welches den Tragikern abgeborgt ist und 
noch den Rhythmus der Tragödie bewahrt); auch nicht für die 
halbpoetischen Epitheta: &oxvov παρεῖχε τόλμαν, εὐδοξίαν ἀγή- 
ρατον und im Gegensatz dazu γῆρας θνητόν d. i. das Alter von 
Sterblichen.*) Derartiges zeigt jedesmal, gleichwie .die ähnlichen 
Erscheinungen bei Andokides und Xenophon), den Mangel einer 
strengen Regelung durch die Schule. Es schmückt auch mehr 
die Rede als dass es sie eigentlich erhebt, indem die Klarheit 
und Einfachheit des Gedankens und des übrigen Ausdrucks die 
Erhabenheit nicht recht zulässt. Auch im Deliakos, welcher ein 
Mittleres zwischen praktischer und epideiktischer Rede gewesen 
zu sein scheint“), war der Redner bei der Erörterung göttlicher 
Dinge keineswegs erhaben, wohl aber schmuckvoll in der Weise 
eines Dichters und Fabelerzählers.”) 

Die Reinheit im engsten Sinne, nämlich die dialektische und 
grammatische Correktheit, erscheint gleichfalls zuweilen verletzt: 
so findet sich ἀπολαύςομεν und xaßecraxa in den Reden, κάθῃ 


1) Epit. co. 4 3) Ὁ. Ὁ 3) 10, 31. Vgl. κακὸν κακῷ διάδοχον, 
Eurip. Andr. 802, ähnlich Hec. 688. 4) 8, 16 vgl. 10, 10 (προθυμία ᾿ 
ἀοκνοτάτη Thuc. I, 74); frg. Ὁ. Stob., ἴῃ τα. A. Ρ. 66f. 6) ΤῊ. 1, 2908; 
I, 4454: 6) Girard p. 189. 7) Hermog. m. id. A p. 288 Sp.: παρὰ 
μέντοι τοῖς ῥήτορειν ἥκιετα (scil. «εμνὰς ἐννοίας περὶ θεῶν ἂν εὕροις)" ἐπεὶ 
καὶ τὰ ἐν Δηλιακῷ τοῦ Ὑ. ποιητικῶς μᾶλλον καὶ μυθικῶς εἴρηται. Vgl. π. 
ὕψους 6. 84: τὰ μὲν περὶ τὴν Λητὼ ποιητικώτερα, τὸν δ᾽ ἐπιτάφιον ἐπι- 
δεικτικῶς — διέθετο. 


82 Hypereides. Ausdruck. 


(= κάθηκαι), ῥᾳδιώτερος oder ῥᾳδιέετερος in den Fragmenten.!) — 
Anstössig ist hie und da auch die Wiederholung des gleichen 
Ausdrucks: ἀνάγκη γὰρ πρῶτον μὲν ὀρεωκόμον καὶ προηγητὴν 
ἀκολουθεῖν τῷ ζεύγει, ὃ ἦγεν τὴν γυναῖκα, ἔπειτα δὲ παῖδας 
τοὺς προπέμποντας αὐτὴν ἀκολουθεῖν καὶ Διώξιππον (das Ver- 
bum ist neu gesetzt, weil die Accusative auch von ἦγεν abhängen 
könnten)‘ καὶ γὰρ οὗτος ἠκολούθει διὰ τὸ χήραν Exdidocdan 
αὐτήν, gleich darauf in der Zusammenfassung wieder εὐνακο- 
Aou8ouvrwy.?). Hierin liegt eine gewisse Sorglusigkeit, keines- 
wegs aber Ungeschick; Wiederholungen und Weitschweifigkeiten, 
die auf letzteres zurückgingen, hat Hypereides nicht.) Wenn 
er nicht ganz den Eindruck von lysianischer Knappheit macht, 
so liegt das zumal in den praktischen Reden mehr an solchen 
Erweiterungen, die den Satzbau berühren, als an Häufungen der 
"Worte. Denn auch die Verbindungen von Synonyma kommen 
nicht übermässig oft vor; τὸ μὲν κατηγορεῖν ἐν τῷ δικαςτηρίῳψ καὶ 
ἐξελέγχειν τοὺς εἰληφότας τὰ χρήματα καὶ δεδωροδοκηκότας κατὰ 
τῆς πατρίδος steht in einem pathetischen Epiloge.‘) Anschau- 
lichkeit hat er nicht bloss, wie oben dargelegt, in den einzelnen 
Worten und Wendungen, sondern auch durch kleine Züge, welche 


er in die Erzählung einstreut, wie von Demosthenes: καθήμενος. 


κάτω ὑπὸ τῇ κατατομῇ, οὗπερ εἴωθε καθίζειν, ἐκέλευε .....Beov 
τὸν χορευτὴν ἐρωτῆςαι τὸν “Ἅρπαλον κτέ., oder in einem Frag- 
ment: καὶ τῷ «κέλει με ἠρέμα ἔκρουςεν.") 


1) IV, 11; III, 38; fr. 118; 89; vgl. Hager de graecit. Hyp. 1. ὁ. Die 
Kritik hat manches derartige angefochten; ἀκουςόντων IV, 13 fällt jeden- 
falls dem Schreiber zur Last. 3)11|, 4{, 8) Vgl. Girard p. 160: les 
m&mes mots sont r&pet6s sans. scrupule, et parfois, sans aller pour cela 
jusqu’& la lourdeur, 1’6erivain en met plus que ne l’exigerait la claire in- 
telligence de sa pens6e. Mais peut-ötre 6tait-ce la condition de ce naturel 
et de cette gräce abandonnee, que devaient moins admettre les rägles d’une 
rhötorique inflexible, mais qui frappaient ei vivement les meilleurs juges 
et auxguels ils ne croyaient pas que les caleuls d'un art savant fussent 
$trangers. 8. noch I, 14, 2 (φανερὸν — pavepüc), II, 9 (βοηθεῖν), III, 28, 
14. 19 (τοῦ νόμου), τ. 8. w. 4)}1, 31. Vgl. III, 31 μῖςος καὶ ὀργήν, 32 
μὴ τὰ δίκαια μηδὲ τὰ mpochkovra; obdenumore ἀνέοτης οὐδὲ λόγον περὶ 
αὐτῶν ἐποιήςω, 88 κοςμίως καὶ μετρίως, u. 5. f. 6)1, 3; frg. 208 (232). 
Vgl. noch ΠΙ, 84: — — καὶ εἰς τὰς ὁδοὺς ἀπαντῶντες ὅταν προείωκιν. 


Hypereides. Composition. 33 


Ich gehe über zu der Composition des Redners, welche 
Dionysios als schlicht und kunstlos charakterisirt; ebenso be- 
merkt der Verfasser περὶ ὕψους, dass Hypereides alle Vorzüge 
des Demosthenes mit Ausnahme seiner Composition nachgeahmt 
habe.!) Zuvörderst kümmert er sich um den Hiatus in den 
praktischen Reden gar nicht und in der epideiktischen nur inso- 
weit, dass derselbe etwas seltener erscheint?); diese eine That- 
sache beweist zur Genüge, dass Hypereides nicht als eigentlicher 
Isokrateer und Kunstredner zu zählen ist. In andern Beziehungen 
indes zeigt ‘er doch in dieser Rede, dass auch er von Isokrates 
etwas gelernt. Es mangelt nicht ein gewisser Rhythmus, insbe- 
sondre am Schluss der Kola und Perioden: ἀλλ᾽ ἐπὶ τῇ τῶν 
νόμων micreı γενέεθαι (Epitriten), und bald darauf am Schluss 
einer andern Periode: εἰς τὸ τοὺς ἄλλους καλῶς ζῆν (desgl.), und 
wiederum: πῶς τούτους οὐκ εὐτυχεῖς κρίνειν δίκαιον.) Ebenso 
ist der Satzbau durchweg periodisch, und ferner wohlabgemessen 
und rhythmisch durch schönes Verhältniss der Theile. Die 
Glieder sind meist von einer würdevollen Länge, wozu der Redner 
den Ausdruck in verschiedener Weise erweitert und voll macht, 
ohne in unangenehme Breite zu gerathen. Z. Bsp. in jenen 
Satze‘): ἀλλὰ μὴν τήν τε περὶ ἸΤύλας καὶ Λαμίαν μάχην Yevo- 
μένην --- weder γενομένην noch καὶ Λαμίαν war nöthig. Οὐχ 
ἧττον αὐτοῖς ἔνδοξον γενέεθαι ευμβέβηκεν --- Umschreibung des 
Verbums. Dann in kürzerem Gliede, aber mit langen und 
schweren Worten: ἧς ἐν Βοιωτοῖς ἠγωνίςαντο, wofür τῆς ἐν B. 
dasselbe gesagt hätte. Οὐ μόνον τῷ μαχομένους γικᾶν ᾿Αντίπατρον΄ 
καὶ τοὺς ευμμάχους — es genügte οὐ μόνον τῷ νικᾶν, da die 
Schlacht schon früher erzählt ist. ᾿Αλλὰ καὶ τῷ τόπῳ, τῷ ἐνταυθοῖ 
γεγενῆεθαι τὴν μάχην, fast tautologisch. Der ganze Gedanke 
liess sich einfach so ausdrücken: ἀλλὰ μὴν ἥ γε περὶ TTükac μάχη 
οὐχ ἧττον τῆς ἐν Βοιωτοῖς ἔνδοξος αὐτοῖς ἐγένετο, διὰ τὸ ἐνταυθοῖ 


1) Dionys. Dein. 7: τῆς δὲ ευνθέςεως τὸ ἁπλοῦν. --- m. ὕψ. ο, 84: πρὸς 
τῷ πάντα ἔξω τε τῆς ευνθέτεως μιμεῖεθαι τὰ Δημοςθένεια κατορθώματα. 
2) Z. Bsp. sind in col. VI. nur folgende Hiaten (ausser solchen mit καί): 
(20) Βοιωτίᾳ. ἐντεῦθεν, (24) βάρβαροι ἐπορεύθηκαν, (36) ἡγούμενοι ἐςεμνύνοντο. 
3) 0. X, 80. 86; ΧΙ, 12. 4)C. VII, 11. 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 3. 3 


84 Hypereides. Satzban. 


γεγενῆςθαι. Ausser diesen fünf Gliedern werden der αὔξηςις dieser 
zweiten Schlacht noch vier weitere gewidmet, also im ganzen 9; 
in ebenso vielen war vorher von der ersten gehandelt.) Deut 
licher Parallelismus ist auch in folgenden Perioden: τὸν μὲν γὰρ 
ἄλλους τινὰς ἀνθρώπους ἐγκωμιάζοντα | οἱ πολλαχόθεν εἰς μίαν 
πόλιν ευνεληλυθότες oikoücıv | γένος ἴδιον ἕκαςτος ευνειςενεγκά- 
μενος | τούτων μὲν δεῖ κατ᾽ ἄνδρα γενεαλογεῖν ἕκαετον [|περὶ δὲ 
᾿Αθηναίων ἀνδρῶν τοὺς λόγους ποιούμενον | οἷς ἣ κοινὴ γένεεις 
αὐτόχθοειν οὖειν | ἀνυπέρβλητον τὴν εὐγένειαν ἔχει | περίεργον ἡγοῦ- 
μαι εἶναι ἰδίᾳ τὰ γένη ἐγκωμιάζειν. Nicht so streng in Bezug auf 
die Zahl der Glieder, aber in andrer Weise augenfällig gemacht 
ist der Parallelismus in einem späteren Abschnitte, wo zuerst die 
Heroen, die Troja erobert, und sodann die Helden der Perser- 
kriege mit Leosthenes verglichen werden.) Von den ersteren 
heisst es: ὧν οὗτος ἀδελφὰς πράξεις Everncäpevoc | τοςοῦτον δι- 
ἤνεγκεν | ὥςτε οἱ μὲν μετὰ mäcne τῆς Ἑλλάδος | μίαν πόλιν εἷλον | 
ὃ δὲ μετὰ τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος μόνης | πᾶςαν τὴν τῆς Εξὐρώπης καὶ 
τῆς ᾿Αείας ἄρχουςαν δύναμιν ἐταπείνωςεν, von den letzteren: ὧν 
οὗτος τοζοῦτον ὑπερέεχεν ἀνδρείᾳ καὶ φρονήεει | dcov οἱ μὲν ἐπελ- 
θοῦςαν τὴν τῶν βαρβάρων δύναμιν ἠμύναντο | ὃ δὲ μηδ᾽ ἐπελθεῖν 
ἐποίητεν. Jedem dieser entsprechenden Sätze ist mit καὶ ein 
zweiter nicht minder entsprechend angefügt, dort κἀκεῖνοι μὲν --- 
ὃ δὲ —, hier κἀκεῖνοι μὲν --- οὗτος δὲ —. Von Isokrates unter- 
scheidet sich Hypereides darin, dass seine Sätze viel einfacher 
gebaut sind und nicht so lange sich fortspinnen, vielmehr durch 
nicht zu selten eintretende merkliche Ruhepunkte das Folgen 
erleichtert wird. 

In den praktischen Reden, also der ungeheuren Mehrzahl 
seiner Werke, zeigt der Redner den von den Alten ihm zuge- 
schriebenen Satzbau, der in seiner Zwanglosigkeit und seinem 
ungehemmten Flusse das Ergebniss von natürlicher Begabung, 
nicht von Mühe und Studium ist. Es ist ein gewaltiger Ab- 
stand zwischen ihm und Lysias; denn er hat an den Errungen- 


1) VII, 2—17 (μέτα δ᾽ αὐτοῖς --- κινδυνεύειν προχείρως). 2) C. IV, 
88 --Υ͂, 18. 8) 0. XI, 19 δ΄; XIV, 6 ἢ 


Hypereides. Satzban. 35 


schaften des Zeitalters in Bezug auf entwickelten Satzbau voll- 
kommen Theil; wiederum auch .ein Gegensatz zu Demosthenes; 
denn dieser hemmt und regelt, wo Hypereides der Rede freien 
Lauf lässt, und baut mit Kunst Gefüge, die sich nicht sofort, 
sondern erst hinterdrein durchschauen lassen, während bei 
Hypereides der Satzbau nicht minder durchsichtig als der Aus- 
druck ist. Durch die einfachsten Anknüpfungen, wie mit καί und 
δέ oder dem Relativum, pflegt er den Gedanken fortzuführen, 
so lange wie ihm eben beliebt und ihm noch etwas einfällt; denn 
das Ganze sich vorher zu überlegen und zu einer Einheit straff 
zusammenzuziehen, ist ihm meist zu mühselig. Aber die Grösse 
der Gefüge und die elegante Gewandtheit, die nie um einen gra- 
ziösen und hübschen Abschluss des Angefangenen verlegen ist, 
machen dennoch seinen Satzbau zu etwas ganz anderem als der 
lysianische ist. Als Beispiel diene zunächst der Anfang der 
Euxenippea. Der erste Satz ist kurz und einfach, wiewohl 
rednerisch geschlossen: ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ ἄ. ὃ. | ὅπερ καὶ πρὸς τοὺς 
παρακαθημένους ἀρτίως ἔλεγον | θαυμάζω εἰ μὴ προείετανται ἤδη 
ὑμῖν αἱ τοιαῦται εἰςαγγελίαι. Dann aber ein überlanges unge- 
gliedertes Satzstück: τὸ μὲν γὰρ πρότερον εἰςηγγέλλοντο παρ᾽ 
ὑμῖν Τιμόμαχος καὶ Aewedevnc καὶ Καλλίετρατος καὶ Φίλων ὁ ἐξ 
᾿Αναίων καὶ Θεότιμος ὃ (ηςτὸν ἀπολέςεας καὶ ἕτεροι τοιοῦτοι, 
an welches mit καὶ eine weitere Ausführung angeknüpft wird*): 
καὶ οἱ μὲν αὐτῶν ναῦς αἰτίαν ἔχοντες προδοῦναι | οἱ δὲ πόλεις 
᾿Αθηναίων | ὃ δὲ ῥήτωρ ὧν λέγειν μὴ τὰ ἄριετα τῷ δήμῳ. Die 
Fortführung des Gedankens, ohne eigentliche Ruhepause, ge- 
schieht wieder mit καί, übrigens in einer ziemlich wohlgeglie- 
derten und geschlossenen Fügung: καὶ οὔτε τούτων πέντε ὄντων 
οὐδεὶς ὑπέμεινε τὸν ἀγῶνα | ἀλλ᾽ αὐτοὶ ᾧχοντο φεύγοντες ἐκ τῆς 
πόλεως | οὔτ᾽ ἄλλοι πολλοὶ τῶν εἰεαγγελλομένων | ἀλλ᾽ ἦν «πάνιον 
ἰδεῖν | ἀπ᾽ εἰςαγγελίας τινὰ κρινόμενον | ὑπακούςαντα εἰς τὸ δικα- 
«τήριον, und jetzt endlich der Abschluss für den ersten Theil 


1) Sauppe (Gött. Gel. Anz. 1870 p. 259.) will dies καί streichen, mit 
Unrecht... Der Redner sagt: früher wurden solche hervorragende Leute wie 
Timomachos — — und andre derartige angeklagt, und die einen unter 
dieser die andern unter jener schweren Beschuldigung. 

3* 


36 ᾿ Hypereides. Satzban. 


des Gedankens: οὕτως ὑπὲρ μεγάλων ἀδικημάτων καὶ περιφανῶν 
ai εἰςαγγελίαι τότε ἦταν. Neben völliger Durchsichtigkeit ist 
dieser Satzbau auch weder kunstlos noch ungefällig; auch die 
Breite stört nicht, wiewohl doch statt der sechs Glieder von καὶ 
οὔτε ab zwei genügt hätten. Nachlässiger gebaut ist folgender 
Satz derselben Rede!): ei γὰρ ταῦτα ἦν ἀληθῆ ἃ κατηγορεῖς, οὐκ 
ἂν εὺ μόνος ἤδεις, ἀλλὰ καὶ οἱ ἄλλοι πάντες οἱ ἐν τῇ πόλει, 
ὥςπερ καὶ περὶ τῶν ἄλλων dcor τι ὑπὲρ ἐκείνων ἢ λέγουειν ἢ 
πράττουειν, οὐ μόνον αὐτοί, ἀλλὰ καὶ οἱ ἄλλοι ᾿Αθηναῖοι ἴςαειν, 
καὶ τὰ παιδία τὰ ἐκ τῶν διδαςκαλείων, καὶ τῶν ῥητόρων τοὺς παρ᾽ 
ἐκείνων μιεθαρνοῦντας καὶ τῶν ἄλλων τοὺς ξενίζοντας τοὺς ἐκεῖθεν 
ἥκοντας καὶ ὑποδεχομένους καὶ εἰς τὰς ὁδοὺς ὑπαντῶντας ὅταν 
προείωει, καὶ οὐδαμοῦ ὄψει οὐδὲ παρ᾽ ἑνὶ τούτων Εὐξένιππον κατ- 
ἀριθμούμενον" εὺ δ᾽ ἐκείνων μὲν οὐδένα κρίνεις οὐδ᾽ εἰς ἀγῶνα 
καθίετης, οὖς πάντες Tcocı ταῦτα πράττοντας, κατ᾽ Εὐξενίππου δὲ 
κολακείαν κατηγορεῖς, οὗ ὁ βίος τὴν αἰτίαν οὐ παραδέχεται. Hier 
ist alles regelrecht bis ᾿Αθηναῖοι Tcacıv, nun aber schiebt der 
Redner erst καὶ τὰ παιδία τὰ ἐκ τ. ὃ. steigernd ein, und dann, als 
hätte er das voraufgehende περὶ τῶν ἄλλων «re. nun vergessen, 
wiederholt er diesen Begriff als Objekt zu icacıv und führt ihn 
weitläufig aus, kurz, geht nach jener Wendung in der neuen 
Richtung ungehemmt vorwärts. Und um nun auf Euxenippos 
und den Ankläger Polyeuktos zu kommen, bedient er sich wieder 
einfacher Anhängung: καὶ οὐδαμοῦ ὄψει —, cd δ᾽ ἐκείνων —, 
während Demosthenes etwa so fortgefahren hätte: ἄρ᾽ οὖν ἑώρα- 
xac καὶ παρ᾽ Evi τούτων Εὐξένιππον καταριθμούμενον; εἶτα ἀντὶ 
τοῦ ἐκείνους κρίνειν, ος πάντες Tcacı ταῦτα πράττοντας, κατ᾽ 
Εὐξενίππου κολακείαν κατηγορεῖς κτέ. Aber diese mehr zusammen- 
gefasste und energische Weise war dem Hypereides nicht bequem. — 
Anakoluthien wie in dem angeführten Satze finden sich auch 
sonst zuweilen: τὰς ἀποφάτεις ταύτας --- πάςας ὁμοίως ἣ βουλὴ 
πεποίηται --- καὶ οὐδεμιᾷ προεγέγραφεν διὰ τί Exacrov ἀποφαίνει, 
ἀλλ᾽ ἐπὶ κεφαλαίου γράψαςεα ὁπόςον κτέ.3), wo das Partieipium 
sich an πεποίηται anschliesst, mit Vernachlässigung des dazwischen 


1) Col. 838, 19. 2) Dem. c. 9. 


Hypereides. Wortstellung. 37 


stehenden Satzes; oder noch viel stärker: ὧν οὐδεμία δήπου τῶν 
αἰτιῶν τούτων οὐδὲν κοινωνεῖ τῷ — νόμῳ, wo man verschiedentlich 
hat emendiren wollen.') 

Neben den langausgezogenen Sätzen einer fliessenden Bered- 
samkeit finden sich indes auch Beispiele eines entgegengesetzten, 
mehr gelösten Stils. Oft kommt es dem Redner darauf an, die 
Glieder einer Schlusskette auseinanderzuhalten, damit jedes Moment 
für sich erwogen werde; dann also eine Reihe kurzer, scharf- 
getrennter Sätze.) Anderswo tritt um der Lebendigkeit willen 
sogar völlige Auflösung ein, wie in jener Stelle der Euxenippea°): 
ἀςεβεῖ τις περὶ τὰ ἱερά᾽ γραφαὶ ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα wre, 
oder mit Fragen und Antworten in dem Fragment gegen Aristo- 
geiton®): ἔγραψας τοὺς δούλους ἐλευθέρους εἶναι; ἔγραψα, ἵνα μὴ 
οἱ ἐλεύθεροι δουλεύωειν u. 8. f. 

Zur Composition gehört endlich noch die Wortstellung, 
in welcher Hypereides wiederum ungleich einfacher und durch- 
sichtiger als Demosthenes ist. Im Epitaphios ist dieselbe epideik- 
tisch regelmässig wie bei Isokrates; was an Transpositionen 
vorkommt, wie ἄοκνον παρεῖχε τόλμαν, τὴν οἰκουμένην ὑπήκοον 
änacav εἶναι), findet sich ähnlich und etwa ebenso oft auch bei 
diesem. In den praktischen Reden reilien sich vielfach die Worte 
innerhalb der einzelnen Satzglieder ähnlich lose aneinander wie 
die Glieder selbst in der alten λέξις εἰρομένη, statt durch künst- 
lichere Stellung zur Einheit zusammengefasst zu sein. Man ver- 
gleiche folgende Beispiele: οὐκ ἠςχυνόμην τοιούτους λόγους λέγων 
περὶ γυναικὸς ἐλευθέρας πάντων ἀκουόντων, oder: ὃ δῆμος προς- 
ἕταξεν Εὐξενίππῳ τρίτῳ αὐτῷ ἐγκατακλιθῆναι εἰς τὸ ἱερόν, und 


1) Eux. 6. 19, 26; Sanppe will ἀλλ᾽ οὐδεμία, Patakis καὶ ὅμως οὐδεμία. --- 
Vgl. noch Eux. 44, 18—45, 18, Epit. δ, 38--38. 2) Dem. c. 28: τὸ 
δίκαιον ὦ A. δ. ἁπλοῦν ὑπολαμβάνω ἡμῖν εἶναι πρὸς Δημοςθένη. ὥςπερ γὰρ 
ἐπὶ τῶν ἰδίων ἐγκλημάτων πολλὰ διὰ προκλήςεων κρίνεται, οὕτως καὶ τουτὶ 
τὸ πρᾶγμα κέκριται. «κέψαςθε γὰρ ὦ ἄνδρες dixacral obrwel. ἠτιάςατό ce 
ὦ A. ὁ δῆμος εἰληφέναι elkocı τάλαντα ἐπὶ τῇ πολιτείᾳ καὶ τοῖς νόμοις, ταῦτα 
εὺ ἔξαρνος ἐγένου wre. Aehnlich scharf getrennt, wenn auch zum Theil in 
grössern Sätzen, Eux. c. 35f.; 27f.; besonders 29, 6. 8) Eax. 21, 21f. 
4) Frg. 31. 32 (vollständiger nur in latein. Uebersetzung erhalten. 5) 
Epit. 8, 16; 9, 5. 


38 Hypereides. Figuren. 


wiederum: ἠτιάςκατό ce ὦ Anuöchevec ὁ δῆμος εἰληφέναι eikocı 
τάλαντα ἐπὶ τῇ πολιτείᾳ καὶ τοῖς νόμοις.) Der Eindruck der 
Klarheit und Einfachheit, den Hypereides’ Rede auf uns macht, 
beruht zu einem nicht geringen Theile auf dieser Stellung der 
Worte. Natürlich hat der Redner hie’ und da auch stärkere 
Transpositionen: τίς γὰρ οὕτως &criv τῶν ἐν τῇ πόλει ἀλόγιετος, 
oder: λαθεῖν γὰρ τὸ πλῆθος τὸ ὑμέτερον οὐκ ἔνι οὔτε πονηρὸν 
ὄντα οὐδένα τῶν ἐν τῇ πόλει οὔτε ἐπιεικῆ, ἀλλ᾽ ὃ παρεληλυθὼς 
χρόνος μάρτυς ἐςτὶν ἑκάςκτῳ τοῦ τρόπου ἀκριβέετατος. Ὁ Aber 
auch in diesem letzten Beispiele, wenngleich ἀκριβέετατος mit 
Nachdruck am Ende steht und ebenso λαθεῖν und ἐπιεικῆ durch 
ihre Stellung Gewicht empfangen, ist dennoch nichts demo- 
sthenisches: ὃ παρεληλυθὼς χρόνος — μάρτυς ἐςτὶν --- ἑκάςτῳ — 
τοῦ τρόπου — ἀκριβέετατος bietet dem Hörer bei jeder kleinen 
Pause etwas leidlich vollständiges, und οὐδένα τῶν ἐν τῇ πόλει 
scheint auch desbalb so eingeschoben, um die Vervollständigung 
der Construktion möglichst bald zu geben. So auch kurz darauf: 
ἐςτεφάνωμαι δ᾽ ὑπό τε τῶν ἱππέων πάντων ἀνδραγαθίας ἕνεκα 
καὶ ὑπὸ τῶν ευναρχόντων. 

Von den schmückenden Figuren eines Gorgias und Isokrates 
ist in den praktischen Reden kaum eine Spur; auch in jener 
Stelle der Euxenippea: πόρους φαεὶ τούτους πορίζειν, ἀπορίαν 
ἐν τῇ πόλει παρακςκευάζοντες"), ist die Parechese zufällig, das 
Wortspiel aber aus dem Gedanken selber mit völliger Natürlich- 
keit entsprungen. Ganz anders im Epitaphios, wo der Redner 
nur eben Mass hält, gleichwie auch Isokrates das thut, aber doch 
aufs augenfälligste den Schmuck der Antithesen, Parisosen, Par- 
omoiosen sucht. Ich greife nur einige Beispiele heraus. "Ana τὰρ 
εἰς τὸν τόπον ἀθροιεθήςονται καὶ τῆς τούτων ἀρετῆς uVNCONCOVTal. 
᾿Αγάλματα δὲ καὶ βωμοὺς καὶ ναοὺς τοῖς μὲν θεοῖς ἀμελῶς τοῖς 
δ᾽ ἀνθρώποις ἐπιμελῶς ευντελούμενα. Τὸ ζῆν ἀνήλωςαν εἰς τὸ 
τοὺς ἄλλους καλῶς ζῆν. ”Ap’ οὐ διὰ τὴν τῆς ἀρετῆς ἀπόδειξιν 
εὐτυχεῖς μᾶλλον [ἢ διὰ τὴν τοῦ ζῆν ἀπόλειψιν ἀτυχεῖς 

1) Lye. 5, 19; Eux. 27, 22; Dem. 38, 1%, 2) Lyc. 4, 14; 13, 68. — 


Ἐάν ist nachgestellt Eux. 38, 1ff. (τῶν ῥητόρων ἐάν τις, crparnyöc ἐάν 
mc. 8) Lyk. 18, 21. 4) Eux. 46, 16. 


Hypereides. Figuren. 39 


νομιςτέον. Frostig ist das Spiel mit den verschiedenen Bedeu- 
tungen von γεγονέναι in folgendem Satze?): πῶς (τούτους κρίνειν 
δίκαιον) ἐκλελοιπέναι τὸν βίον, ἀλλ᾽ οὐκ ἐξ ἀρχῆς τεγονέναι 
καλλίω yevecıv τῆς πρώτης ὑπαρξάςτης; τότε μὲν γὰρ παῖδες ὄντες 
ἄφρονες ἦςαν, νῦν δ᾽ ἄνδρες ἀγαθοὶ τετόναειν. --- Das Mass- 
halten zeigt sich zum Beispiel darin, dass das Homoioteleuton 
nicht leicht über. zwei Glieder hinaus fortgesetzt, überhaupt 
keineswegs immer angestrebt, sondern oft eher vermieden wird: 
καὶ ξενικὴν μὲν δύναμιν ευςτηςάμενος, τῆς δὲ πολιτικῆς ἡγεμὼν 
καταςτάς, wo τενόμενος ebenso zu Gebote stand.°) 

Von sonstigen Figuren hat der Epitaphios mehrfach die 
Hypophora in der bei Lysias so beliebten, bei Isokrates*) aller- 
dings wenig üblichen Form, wo ein allgemeiner Satz mit ange- 
schlossener theilender Ausführung in Frageform umgesetzt ist: 
statt „zu jeder Zeit werden wir ihrer gedenken, sowohl beim 
Glück der Stadt, als beim Glück der Einzelnen“, die Frage: τίς 
καιρὸς ἐν ᾧ οὐ μνημονεύςομεν —, mit doppelter Hypophora: 
πότερον οὐκ ἐν τοῖς τῆς πόλεως ἀταθοῖς; — ἀλλ᾽ οὐκ ἐν ταῖς 
ἰδίαις εὐπραξίαις; ") Oder auch zusammen mit den Figuren des 
Zweifels (dianöpncıc) und der Uebergehung (παράλειψις): ἀπορῶ 
πόθεν ἄρξωμαι --- πότερα.. διεξέλθω; ἀλλ᾽ εὔηθες εἶναι ὑπολαμβάνω 
—. ἀλλὰ... ἐπιμνηςθῶ ---; ἀλλὰ κτέ.) Nicht aus Isokrates zu belegen 
ist die asyndetische Häufung von Fragen mit Anaphora: τίς 
καιρὸς — τίς τόπος, wo jener δέ eingesetzt hätte”); ganz den 
älteren Redern fremd ist die Figur des Ausrufs: ὦ καλῆς μὲν 
καὶ παραδόξου τόλμης xte.®) Auch jenes andre Asyndeton hätte 
sich wohl Gorgias, aber nicht Isokrates gestattet: διὰ τούτους 
πατέρες ἔνδοξοι, μητέρες περίβλεπτοι τοῖς πολίταις Yeyövacıv“ 
ἀθελφαὶ" γάμων --- τεύξονται᾽ παῖδες ἐφόδιον --- Eoucıv.?) Die 
Anaphora dagegen, ausser mit τίς, ist wie bei Isokrates gemieden. 

Kaum grössere Fülle und Freiheit des Figurengebrauchs 


1) Epit, VIII, 30; IX, 19; X, 86. 16. 2) Das. ΧΙ, 14, 3) Col. VI, 
11. — IV, 13 haben wir die Ausgänge: xoAdZouca — ῥ[υομένη] --- φυλάτ- 
τουκα — παραςκευάζουςα. 4) 8. Thl. II, 8. 166. δ) ΧΙ, 29ff., und in 
unmittelbarem Anschluss von neuem Ζ. 48. 6) IV, 26 (vgl. Is. 15, 140). 
7) XI, 20., vgl. Th. 111... 8) ΧΙΥ͂, 84. 9) Χ, 37, vgl. Thl. I, 69f. 


40 Hypereides. Figuren. 


zeigt sich insgemein in den praktischen Reden, in denen Hypereides 
an die Mannigfaltigkeit und den Reichthum des Demosthenes 
nicht von ferne hinanreicht. Nicht einmal Asyndeta sind irgend 
häufig; die Anaphora sehr selten; Polyptoton, Epanalepsis, auch 
Paraleipsis, Aposiopese und so fort aus unsern Resten gar nicht 
zu belegen; gerade die Figuren, in denen Demösthenes’ Rede- 
gewalt und Kunst zum Ausdruck kommt, fehlen dem leichteren 
und schlichteren Hypereides insgemein gänzlich. Reichlicher sind 
die verschiedenen Arten der Hypophora sowie die der Frage 
vertreten, wodurch Leben und Bewegung in die Rede kommt; 
auch die Ethopoeie findet sich. Ich gebe für alles einige Belege. 
Ἐχρῆν ce — μὴ τοὺς ἰδιώτας κρίνειν —, ἀλλὰ τῶν ῥητόρων ἐάν 
τις ἀδικῇ, τοῦτον κρίνειν, «τρατηγὸς ἐάντις μὴ τὰ δίκαια πράττῃ, 
τοῦτον elcayyeAlcıv!), ein Parallelismus in rednerischer, nicht 
epideiktischer Weise mit Asyndeton und Anaphora des τοῦτον, 
zu vergleichen mit dem schon mehrfach angeführten: dceßei τις 
περὶ τὰ ἱερά: γραφαὶ ἀςεβείας πρὸς τὸν βαειλέα. φαῦλός Ecrı πρὸς 
τοὺς ἑαυτοῦ γονεῖς᾽ ὁ ἄρχων ἐπὶ τούτου κάθηται κτέ. Ferner: 
ἀλλὰ νὴ Δία αὐτὸς τοιούτῳ πράγματι οὐ κέχρηςαι. ἀλλ᾽ ὅτ᾽ ἔφευγες 
κτέ., Hypophora zur Einführung eines neuen Arguments; νὴ 
Δία, τὰ γὰρ πεπραγμένα αὐτῷ δεινά &crı —, ὡς εὺ λέγεις ἐν τῇ 
κατηγορίᾳ, und wiederum: ναί, δεινὰ γὰρ ἐποίηςε περὶ τὴν φιάλην, 
Hypophora mit Ethopoeie, insofern der Gegner redend eingeführt 
wird, jedesmal als Uebergang zu einem neuen Theil benutzt.?) 
Νὴ Δία und μὰ Δία, die einfachsten Formen der Betheuerung 
nächst ναί, kommen auch sonst noch vor‘); andere kräftigere 
Betheuerungen, die bei Demosthenes so zahlreich und verschieden- 
artig sind, finden wir nicht. — Ἵνα... ἀπαντῶειν αὐτοῖς οἵ dikacrai‘ 
τί ταῦθ᾽ ἡμῖν λέγετε, kleine Ethopoeie.) Eine grössere in dem 
Fragmente der Rede für die Söhne Lykurg’s°): τίνα picoucıv οἱ 


1) Eux. 37f. 2) Eux. 21, 21. Vergl. noch 38, 23 f., Selbstfrage mit 
asyndetisch gefügter Antwort. 3) Eux. 26, 1; 27, 14; 31, 9; Dem. frg. 
p. 17 m. A. Rest einer mehrfachen Hypophora. 4) Dem. 27, 6 εἰ νὴ 
Δία κατὰ Δημοςθένους μόνου τῶν ἐν τῇ πόλει κτέ., Eux. 37, 24 καὶ νὴ Δία 
καὶ düvacaı, das. 20, 15 οὐ μὰ Δία οὐχ ὥςπερ κτέ. 5) Eux, 41, 12 und 
fast ebenso Lyk. fr. 1. 6) Frg. 121 (139). 


Hypereides. Figuren. 41 


παριόντες αὐτοῦ τὸν τάφον; οὗτος ἐβίω μὲν «ωφρόνως, ταχθεὶς δὲ ἐπὶ 
τῇ διοικήςει τῶν χρημάτων εὗρε πόρους, ψκοδόμηςε δὲ τὸ θέατρον, 
τὸ Wdelov, τὰ νεώρια, τριήρεις ἐποιήςατο, λιμένας. τοῦτον ἣ πόλις 
ἡμῶν ἠτίμωςεν καὶ τοὺς παῖδας ἔδηςεν αὐτοῦ. Ein anderes Frag- 
ment enthält sogar eine ziemlich kühne Prosopopoeie, indem die 
Natur persönlich eingeführt wird.!) — Hermogenes, der mehr 
Reden des Hypereides las als wir, urtheilt, dass Bewegung und 
Lebendigkeit der Figuren bei diesem Redner sehr gering sei?); 
daneben aber, dass sich bei ihm, wenngleich selten, auch die 
offen hervortretende Redegewalt (δεινότης) finde, die den meisten 
andern Rednern ganz fremd und sogar bei Demosthenes nicht 
häufig sei.) Er meint Stellen wie jene aus der Rede gegen 
Aristogeiton, wo der Redner ein mit ihm vom Ankläger ange- 
stelltes Verhör fingirt: „Du hast beantragt, dass die Sklaven frei 
würden? — Ich beantragte so, damit nicht die Freien in Sklaverei 
kämen. — Du hast beantragt, dass die Verbannten zurückkehrten ? — 
Ich beantragte so, damit niemand in die Verbannung getrieben 
würde. — Du hast beantragt, dass die der Ehrenrechte Beraubten 
dieselben zurückerhielten? — Ich beantragte so, damit alle ein- 
müthigen Sinnes für das Vaterland kämpften. — Und die Gesetze, 
die dies verboten, hast du nicht gelesen? — Ich konnte nicht, 
weil die Waffen der Makedonier mir im Lichte standen.““) Hier 
sind allerdings viele Figuren vereinigt: Ethopoeie, Asyndeton, 
mehrfache Anaphora des ἔγραψας und ἔγραψα, ferner umdrehende 
Wiederholung von Ausdrücken (d&vactpopn)?): δούλους ἐλευθέρους 
εἶναι — ἐλεύθεροι douAeuwcıv, und was man sonst noch hier 
finden mag. Insgemein sind die Waffen des Redners nicht so 
gewaltig; auch Dionysios, der ihm dem Lysias gegenüber grössere 
Kraft zuspricht, hebt doch als charakteristisch das Fehlen alles 


1) Frg. 215 (244) bei Rutil. Lupus unter Prosopopoeia. 8) Hermog. 
Ρ. 411 Sp.: xivncıc δὲ καὶ γοργότης cxnudrwv πάνυ ὀλίγη παρὰ τούτῳ. 
3) Ebend.: παρὰ δὲ Ὑ. κἀκείνην εὕροι τις ἂν τὴν, δεινότητα, A καὶ φαίνεται 
καὶ Ecrı, οὐχὶ τὴν κατὰ μέθοδον μόνον, cmaviwc μέντοι, ὅπου γε καὶ παρὰ 
τῷ Δημ. «πάνιον τοῦτο. 4) Frg. 31 (32) bei Rutil. Lupus I, 19, ergänzt 
nach den griech. Anführungen einzelner Stücke. 5) Vgl. Tiber. m. cynp. 
ΠῚ, 70, 21 Sp. 


42 Hypereides. Gesammteharakter der Form. 


Tragischen und Uebertriebenen hervor'), und ferner hat er gerade 
darin eine Hauptstärke, hoch emporgeschraubte und pathetische 
Reden des Gegners durch Verspottung (diacupuöc)?) herunterzu- 
ziehen und zu Schanden zu machen. So hatte Euthias, indem 
er die Phryne des Religionsfrevels anklagte, die Richter dadurch 
mit religiösem Schauder zu erfüllen gesucht, dass er die schreck- 
lichen Qualen der Gottlosen in der Unterwelt ausmalte; kühl 
entgegnet Hypereides: „was kann denn die Angeklagte dafür, 
wenn dem Tantalos in der Unterwelt ein Stein über dem Kopfe 
schwebt?“ — Im harpalischen Prozess beklagte sich Demosthenes 
entrüstet über den Areopag, der ihn angezeigt, ohne Beweise 
seiner Schuld und” nähere Umstände des Verbrechens anzugeben; 
Hypereides entgegnet: καὶ cuxopavreic τὴν βουλήν, προκλήςεις 
προτιθεὶς καὶ ἐρωτῶν ἐν ταῖς προκλήςεειν᾽ πόθεν ἔλαβες τὸ χρυείον; 
καὶ τίς ἦν cor ὁ δούς; καὶ ποῦ; τελευτῶν δ᾽ ἴεως ἐρωτήςεις καὶ 
ὅ, τι &xpricw λαβὼν τῷ χρυείῳ᾽ ὥςπερ τραπεζιτικὸν λόγον παρὰ τῆς 
βουλῆς ἀπαιτῶν. — Verhöhnt werden auch die Anklagen, die 
Polyeuktos gegen Euxenippos vorgebracht hatte‘): ἑτέρας αἰτίας 
ἥκεις φέρων κατ᾽ αὐτοῦ, λέγων, ὡς Φιλοκλεῖ τὴν θυγατέρα ἐδίδου 
καὶ Δημοτίωνος δίαιταν ἔλαβεν, und im Eingange dieser selben 
Rede die absonderlichen jetzt üblichen Eisangelien°): Aroyvidnc 
μὲν καὶ ᾿Αντίδωρος — eicayyeAkovrar ὡς πλέονος μιςθοῦντες τὰς 
αὐλητρίδας ἢ ὃ νόμος κελεύει, ᾿Αγαεικλῆς δ᾽ ὁ ἐκ Πειραιέως ὅτι 
εἰς “ἉΑλιμουείους ἐνεγράφη, Εὐξένιππος δ᾽ ὑπὲρ τῶν ἐνυπνίων ὧν 
φηςειν ἑωρακέναι. Die Fälle waren wohl alle etwas ernster; aber 
der Redner hebt geschickt nur das an ihnen hervor, was sie in 
lächerlicher Weise alltäglich und klein erscheinen lässt. 

Wir können hiernach einigermassen die beredte Schilderung 
würdigen, welche der Verfasser πὲρὶ ὕψους von Hypereides ent- 
wirft.‘) „Während er,“ heisst es dort, „mit Ausnahme der Com- 


1) Dionys. Dein. 5: Ὑπερείδου — ταῖς xarackevalc γενναιοτέρου πως 
ὄντος τῶν Λυειακῶν, und 0. 7: τῆς Karackeufic τὸ μὴ τραγικὸν μηδὲ ὀγκῶδες. 
2) Alexand. m. ἐχημ. III, 26 Sp., der die beiden folgenden Beispiele an- 
führt. 8) Dem. c. VI. 4)Eux. 41. 6) Col. 19. 6) TI. ὕψους c. 
34: ὁ μέν γε Ὑ. πρὸς τῷ πάντα ἔξω γε τῆς ευνθέξεως μιμεῖθαι τὰ Δημο- 
«θένεια κατορθώματα καὶ τὰς Λυκιακὰς ἐκ περιττοῦ περιείληφεν ἀρετάς τε καὶ 


Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 43 


position alle Auszeichnungen des Demosthenes nachahmt, hat er 
zum Ueberfluss noch die Vorzüge und Reize des Lysias sich 
angeeignet. Denn er ergeht sich auch in schlichter behaglicher 
Rede, wo es angemessen ist, und sagt nicht alles immerfort in 
Einem Tone wie Demosthenes; das Ethische verbreitet unge- 
künstelte Lieblichkeit über seinen Stil; dazu ist er witzig im 
höchsten Masse, gebildet in seinem Spott, gewandt in der Ironie; 
es sind feine und urbane Spässe eingestreut; wir finden geschickte 
Verhöhnung und reichliche Spitzen in der Art der Komiker mit 
wohltreffendem Scherz, und unbeschreiblich ist die mit allem dem 
verbundene Anmuth. Weiter versteht er trefflich zu rühren, und 
ist für behagliche Fabelerzählung und für flüssige Schilderung 
äusserst gewandt und biegsam: so hat er die Erzählung von der 
Leto in der Weise eines Dichters, den Epitaphios in der des 
Prunkredners, wie kaum ein Andrer, abzufassen gewusst.“ Der 
Rhetor schildert nun, wie Demosthenes diese Vorzüge sämmtlich 
entbehre: „hätte er die artige kleine Rede gegen Athenogenes 
oder die für Phryne zu schreiben versucht, so würde er den 
Hypereides noch besser zur Geltung gebracht haben“. Aber wenn 
somit dieser den Demosthenes durch die Zahl seiner Vorzüge 
weit übertrifft, so sind doch dieselben, heisst. es weiter, „ohne 
Grösse und die eines Nüchternen, so dass sie unkräftig sind und 
den Hörer ünerschüttert lassen; denn niemand, wenn er den 


χάριτας. καὶ γὰρ λαλεῖ μετὰ ἀφελείας, ἔνθα χρή, καὶ οὐ πάντα ἑξῆς καὶ 
μονοτόνως ὡς ὁ Δ. λέγει, τό τε ἠθικὸν ἔχει μετὰ γλυκύτητος ἡδὺ λιτῶς 
ἐφηδυνόμενον (verdorben)- ἄφατοί τε περὶ αὐτόν elcıv ἀςτεϊεμοί, μυκτὴρ πο- 
λιτικώτατος, } εὐγένεια, τὸ κατὰ τὰς εἰριυνείας εὐπάλαιετρον, «κώμματα οὐκ 
äuovca οὐδ᾽ ἀνάγωγα κατὰ τοὺς ᾿Αττικοὺς ἐκείνους ἀλλ᾽ ἐπικείμενα (ver- 
dorben), διαευρμός τε ἐπιδέξιος καὶ πολὺ τὸ κωμικὸν καὶ μετὰ παιδιᾶς εὐςτόχου 
κέντρον, ἀμίμητον δὲ: εἰπεῖν τὸ ἐν mäcı τούτοις ἐπαφρόδιτον᾽ οἰκτίςαςθαί τε 
προςφυέετατος, ἔτι δὲ μυθολογῆςαι κεχυμένως καὶ ἐν ὑγρῷ πνεύματι διεξ- 
odedcal τι εὐκαμπὴς ἄκρως" ὥςπερ ἀμέλει τὰ μὲν περὶ τὴν Λητὼ ποιητικώτερα, 
τὸν δ᾽ ἐπιτάφιον ἐπιδεικτικῶς ὡς οὐκ οἵδ᾽ εἴ τις ἄλλος διέθετο. ὁ δὲ Δ. 
ἀνηθοποίητος ἀδιάχυτος -- — τό τέ τοι περὶ Φρύνης ἢ ᾿Αθηνογένους λογίδιον 
ἐπιχειρήςας γράφειν ἔτι μᾶλλον ἂν Ὑπερείδην ευνέετηςεν. ἀλλ᾽ ἐπειδήπερ, 
οἶμαι, τὰ μὲν θατέρου καλά, καὶ εἰ πολλά, ὅμως ἀμεγέθη καὶ οἷα νήφοντος 
ἀργὰ καὶ τὸν ἀκροατὴν ἠρεμεῖν ἐῶντα᾽ οὐδεὶς γοῦν Ὑ. ἀναγινώςκων φοβεῖται" 
ὁ δὲ ur. 


44 Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 


Hypereides liest, empfindet Furcht“, und so kann sich doch weder 
er noch ein andrer Redner mit Demosthenes messen. — In diesem 
ausführlichen Urtheil ist das, was die übrigen Alten, ausser 
Hermogenes und Dionysios, über den Redner gelegentlich be- 
merken?), schon mit enthalten; zur Erläuterung einzelner Punkte 
diene Folgendes. Wo Hypereides das Ethos eines schlichten 
Privatmanns nachahmt, wie in der Rede für Lykophron, zeigt 
sich weit weniger Redverisches beigemischt, als das bei Demo- 
sthenes und auch Isaios der Fall; man wird schon nach dieser 
einen Probe mit Hermogenes urtheilen, dass Hypereides wie 
Lysias von Natur schon ethisch war und mehr noch durch Kunst 
das Ethos wirksam darzustellen wusste.) Es gehört dahin eine 
gewisse Keckheit, die sich im Gedanken wie im Ausdruck mit- 
unter zeigt: so wenn Lykophron seinen Ausfall gegen Ariston 


mit den Worten schliesst: — — ὅπως ἂν ἧ ἀθάνατος cukopävınc, 
und nachher die Widerlegung einer speziellen Beschuldigung: 
καὶ ταῦτα δοκεῖ ἂν ὑμῖν ἢ ..... ἐκεῖνος ὁ μαινόμενος ποιῆςαι ἢ 


Μαργίτης ὃ πάντων ἀβελτερώτατος;  Μαυβίογμαῖε für schlichtes 
Ethos ist der Epilog der Rede, wo der Angeklagte sich auf das 
Zeugniss seines vergangenen Lebens und auf die Vertrauens- 
beweise beruft, die er von der Bürgerschaft erhalten, und sodann 
die Richter bittet, die Fürsprachen seiner Freunde anzuhören, 
„indem ich ja euer. Mitbürger bin, dazu ein Laie und nicht 
gewohnt zu reden, und indem ich nun in Gefahr stehe und be- 
droht bin nicht allein mit dem Tode — denn das ist das 
Geringste nach richtiger Schätzung — sondern damit, "dass ich 
über die Grenze geschafft und nach dem Tode nicht einmal im 


1) Cie. Orat. 90: e quibns (Atticis) tamen non omnes faceti. Lysias 
satis et Hyp., Demades praeter ceteros fertur e. q. 8. — Ebend. 110 als 
charakteristisch für H.: argutiae et acumen; letzteres („Feinheit‘, synonym 
mit subtilitas und bezeichnend für das genus tenue) auch de orat. III, 28. — 
Quintil. X, 1, 77: duleis inprimis et acutus H., sed minoribus eausis, ut 
non dixerim utilior, magis par. — XII, 10, 22: H. plus (quam Lysias) in- 
Aulsit voluptati. — Die χάρις des H. Demetr. Magnes Ὁ. Dionys. Dein. 1; 
Dionys. Vet. Cens. V, 6. 2) Hermog. m. ἰδ. II p. 371 Sp.: gücaı γὰρ οἱ 
ἄνδρες (Lys. und H.) ἠθικώτεροι (als Demosth.), ταῖς δὲ μεθόδοις καὶ μᾶλλον. 
3) Lyk. c. 8, 2; 6, 21. 


Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 45 


Vaterlande begraben werde“. Dann der Schluss von fast naiver 
Einfachheit: „wenn ihr es also erlaubt, so rufe ich jemanden auf 
mir beizustehen. Tritt her, Theophilos, und sprich für mich was 
du weisst; die Richter erlauben es“. — In der Rede für Euxenippos, 
wo Hypereides selber spricht, kann natürlich ein solches Ethos 
nicht sein; aber die Haltung des Redners, wenn sie auch den 
gewiegten und sachverständigen Staatsmann zeigt, ist doch fern 
von aller affektirten Würde und Förmlichkeit, vielmehr manchmal 
überraschend zwanglos und frei, wie wenn er zum Schluss mit 
einer Apostrophe an den Angeklagten sagt: „Ich nun, Euxenippos, 
habe dir beigestanden so gut ich konnte. Uebrig bleibt dir, die 
Richter zu bitten, dann deine Freunde aufzurufen und deine Kinder 
vorzuführen“. Das in der Rede noch einmal vorkommende: „ich 
habe beigestanden so gut ich konnte),“ gehört zu der Ver- 
kleinerung der eignen Vorzüge, die nach Hermogenes ebenso wie 
die Mässigung gegenüber dem Gegner dazu dient, den Anschein 
eines biederen Ethos hervorzubringen.?) Dass er aber dem An- 
kläger Polyeuktos sich als Muster vorhält, insofern er seine 
Anklagen nie gegen Privatleute gerichtet habe, sondern immer 
gegen Staatsmänner?), ist eine -Selbstempfehlung hinsichtlich der 
Gesinnung und des Strebens, nicht der Fähigkeit und Macht; 
auch ist alles so eingeführt und vorgetragen, dass die gegen die 
mächtigen Redner misstrauisch gestimmten Richter durch die 
von Hypereides wider dieselben errungenen Erfolge nur angenehm 
berührt werden konnten. Dem Polyeuktos aber, welchem er als 
der überlegene und auch wohl ältere Staatsmann gegenübertritt, 
gesteht er gleichwohl die Befähigung bereitwillig zu‘); der Tadel 
gegen den Missbrauch derselben ist gelind und urban, wenn auch 
gelegentlich nicht ohne Ernst und Nachdruck und mit gebührender 
Blossstellung eines sykophantischen Verfahrens?), und alle nicht 


1) καθ᾽ Bcov ἐδυνάμην ἐβοήθητα, Eux. 88, 21. 3) Hermog. p. 371f. 
Sp. 8) Col. 38f. 4) 37, 22: ἐπείπερ προήρηςαι πολιτεύεςθαι, καὶ νὴ 
Δία καὶ düvacaı, vgl. 27, 88: 5) Vgl. 81, 18f.; 40f., bes. 41, 386: καὶ 
τὸ πάντων δεινότατον τῶν ἐν τῷ λόγῳ λετομένων ὑπὸ «οὔ, ὃ cd ᾧου λαν- 
θάνειν ὧν ἕνεκα λέγεις, od λανθάνων, ὁπότε παραφθέγγοιο ἐν τῷ λόγῳ πολ- 
λάκις, ὡς πλούειός ἐςτιν Εὐξ. κτέ. 


46 Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 


zur Sache gehörigen Persönlichkeiten sind vermieden. Polyeuktos 
war allerdings, als Freund des Lykurg, eine Art Parteigenosse 
und schon darum zu schonen; wo die Persönlichkeit von anderer 
Art und zur Schonung kein Grund war, hat es Hypereides an 
scharfen Angriffen nicht fehlen lassen. Der oben genannte 
Ariston, einer der Ankläger des Lykophron, wird als Sykophant 
von Beruf dem Gelächter und dem Hasse preisgegeben: das mit 
seiner Sykophantie verdiente Geld gebe er einem Theomnestos, 
der dafür Sklaven einhandle und jenem für den Kopf täglich 
einen Obol zahle, also ihn wie einen Räuber in Kost und Lohn 
habe.') Hier spricht ein bedrängter Privatmann; aber auch des 
Redners eigne Angriffe auf Demades geben dem Plutarch Aerger- 
niss, der sie mit Demosthenes’ und Aischines’ Schmähungen gegen- 
einander zusammenstellt.‘) Doch hat Hypereides selbst das 
Schimpfen für das grösste Zeichen von Mangel an Bildung er- 
klärt?), und in der Rede gegen Demosthenes ist bei aller Bitter- 
keit und Schonungslosigkeit der Angriffe doch nie eine Verletzung 
des guten Tons, weder in der Art von Aischines’ giftigen Aus- 
fällen noch von Deinarch’s plumpen Schimpfreden, sondern er 
bewahrt Haltung und Würde eines Staatsmanns und zieht auch 
Demosthenes’ Privatleben nie herein. Wenn wir nun aber in 
dieser Rede grosse Kraft und Leidenschaft erwarten, so wird 
diese Erwartung nicht ganz gerechtfertigt. Der Eingang scheint 
genau so zwanglos wie in der Euxenippea gewesen zu sein: „ich 
meinerseits muss mich wundern, dass mit Demosthenes allein so 
viele Umstände gemacht werden, wo doch durch Gesetze und 
Volksbeschlüsse seine Sache längst entschieden ist“4), und dies 
zwanglos eingeleitete Thema des ersten Theils wird sodann zwar 
recht fein und geistreich, aber nicht im mindesten kräftig und 

1) Lyk. ὁ. I. 3) Plut. Mor. 810D: αἱ δὲ λοιδορίαι τοῖς πολιτικοῖς 
ἥκιςτα πρέπουειν. ὅρα δὲ τὰ πρὸς Αἰεχίνην ὑπὸ Δημ. εἰρημένα, καὶ τὰ πρὸς 
ποῦτον ὑπ᾽ Αἰεχίνου, καὶ πάλιν ἃ πρὸς Δημάδην εἶπεν Ὑ., εἰ ζόλων ἂν 
εἶπεν ἢ ἸΤερικλῆς ἢ Λυκοῦργος ὁ Λακεδαιμόνιο, 8) Dionys. Antioch. ep. 
79 (Hercher Epistologr. p. 273): ὁ Γλαυκίππου δὲ πάντων ἀπαιδευτότατον 
ἔφη τὸ λοιδορεῖν (nachgewiesen von T(ournier) Rev. de philol. I, 308. 4) 


᾿Αλλ᾽ ἐγὼ ὦ ἄ. δ... θαυμάζω .. εἰ νὴ Δία κατὰ Anpochevovc μόνου τῶν ἐν 
τῇ πόλει κτέ., col. 27 vgl. fig. Ε. Υ͂ (8. 19). 


Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 41 


redegewaltig ausgeführt. Ernster und schwungvoller wird die 
Rede nachher, und an einer Stelle, wo er den ihm gemachten 
Vorwurf des Treubruchs auf Demosthenes zurückschleudert, sogar 
leidenschaftlich und mächtig"); sonst aber, auch wo er am 
ernstesten spricht und am meisten Eindruck macht, ist es doch 
vielmehr das Ethos als das Pathos wodurch er wirkt. So wo 
er nach Schilderung der treuen Anhänglichkeit, die das Volk 
dem Demosthenes bewiesen, fortfährt: „da sich nun also das Volk 
gegen uns gezeigt, sollten wir nicht billig in allem ihm zu 
Diensten sein und wenn nöthig auch für dasselbe sterben ?“®) Auch 
im Epilog, obschon hier unter anderem an die Gräber der Ahnen 
erinnert wird®), ist der Grundcharakter dennoch kein anderer. 
Jene Vergleichung, mit der er das Mitleid zurückweist: „der An- 
geklagte würde mit Unrecht jammern, gleichwie die Seeräuber, 
die auf der Folter weinen und klagen, da es ihnen doch freige- 
standen hätte das Fahrzeug gar nicht zu besteigen“t), ist bei 
aller Bitterkeit doch mehr auf das Lächeln der Zuhörer als auf 
Erregung ihres Zornes berechnet, indem ein anschauliches Bild 
aus dem gemeinen Leben, welches auf den vorliegenden tragischen 
Fall augenscheinlich passt, ihnen vorgeführt wird. Oder er hält 
dem Demosthenes höhnend vor, wie er jetzt auf niemandes Hülfe 
Anspruch machen könne: „willst du etwa die Jüngeren zum 
Beistand aufrufen, die du in deinem Uebermuth schmähtest und 
Helden im Weinsaufen (ἀκρατοκώθωνας) nanntest?“5) Wirksam 
ist auch dies, um das Mitleid auszuschliessen; aber es ist das 
die von Dionysios dem Hypereides zugeschriebene Art von Rede- 
gewalt, welche bei scheinbarer Einfachheit besteht.°) Wie er den 
Polyeuktos in der andern Rede mit wohlwollender Miene und 


1) Col. 18, 8. ο. 8. 18. 2) 0. 34. 8) 82, 19. 4) ὁ. 88, 18f: 
οὗτος δ᾽ ἂν ὀδυρόμενος οὐ δίκαια ποιήςειεν, ὥςπερ καὶ οἱ Ancral ol ἐπὶ τοῦ 
τροχοῦ κλαίοντες, ἐξὸν αὐτοῖς μὴ ἐμβαίνειν εἰς τὸ πλοῖον. οὕτω δὴ καὶ Δ. 
τί προςῆκον κλαιήςει; ἐξῆν γὰρ αὐτῷ μὴ λαμβάνειν.... δ) Frg. b. Priseian. 
XVII ο. 36, 8. 17. 6) Dionys, Vet. Cens. V, 6: δοκῶν ἁπλοῦς, οὐκ 
ἀπήλλακται δεινότητος. Hermogenes p. 411 findet ihn hierin dem Lys. Isaios 
Dem. nachstehend: δεινότης δ᾽ ἡ κατὰ μέθοδον Zcrı μὲν καὶ παρὰ mäcı τοῖς 
ἄλλοις ῥήτορειν καὶ παρὰ τούτῳ, ἔλαττον δ᾽ ἢ κατὰ τὴν παρὰ τῷ Λυκίᾳ τε 
καὶ Ἰκαίῳ, καὶ ἔτι τῷ — Δημοτθένει, 


48 Hypereides. Gesammtcharakter der Form. 


mit grösster Mässigung der Angriffe doch völlig in den Augen 
der Richter zu Schanden macht!), so zieht er auch den Demo- 
sthenes von seiner Höhe herunter und lehrt durch sein Beispiel 
die Richter, denselben, wenn nicht mit Hass und Zorn, so doch 
ohne Schonung zu behandeln. Dionysios fügt hinzu, dass 
Hypereides selten es verstehe eine Sache zu steigern?), und damit 
und mit der ganzen Art des Redners, wie wir sie kennen, steht 
völlig im Einklang die Notiz des Biographen, dass er ohne Aktion 
gesprochen habe.) Wir müssten dasselbe auch ohne positive 
Nachricht annehmen; denn für diese Reden passt nur ein 
familiärer Ton und eine graziös nachlässige Haltung, dagegen 
weder Demosthenes’ Leidenschaftlichkeit, noch die Feierlichkeit 
des Aischines. Auch im Epitaphios ist wohl Schwung und 
Begeisterung, wie dies einer Lobrede zukommt, und auch eine - 
gewisse Wärme und Theilnahme des Gemüths, aber doch nirgends 
tiefe Ergriffenbeit der Seele. Wenn Hypereides einmal direkt 
mit Demosthenes zu wetteifern schien, wie in der Schilderung 
der Volksbestürzung zu Athen, so war nach dem Urtheil ein- 
sichtiger Rhetoren die Behandlung des letzteren die eingehendere 
und vorzüglichere.‘) Was jenen überhaupt ganz besonders von 
Demosthenes’ Grossartigkeit entfernt und der Knappheit eines 
Lysias nähert, ist der geringe Umfang seiner Reden: die gegen 
Demosthenes zum Beispiel hatte allem Anschein nach nicht viel 
über ‘die halbe Länge der von Deinarchos in gleicher Sache 
geschriebenen.°) Dem Hypereides mangelte, um grosse Stoffe 
grossartig und allseitig zu behandeln, zwar nicht der Geist und 


1) Sehr gut ist dies geschildert von Girard 8. 153. 2) Dionye. 1. 
6.: ὁ δ᾽ Ὑ. εὔςτοχος μέν, «πάνιον δ᾽ αὐξητικός. 3) Plut. 850A: λέγεται 
δ᾽ ἄνευ ὑποκρίςεως δημηγορῆςαι, καὶ μόνον διηγεῖτθαι τὰ πραχθέντα, καὶ 
τούτοις οὐκ ἐνοχλεῖν τοὺς δικαττάς, wo das der ersten Notiz Hinzugefügte, 
abgerissen und unklar wie es ist, eine Verwerthung kaum zulässt. 4) 
Theon Prog. II, p. 69 Sp.: καὶ Δημοςθένης δὲ μᾶλλον Ὑπερείδου (ἐξείργα- 
craı) τὴν γεγενημένην ᾿Αθηναίοις ταραχήν, ὅτε ἧκεν Ecmepac κτέ., von den 
Neueren mit Recht auf die R. gegen Aristogeiton bezogen. Vgl. p. 70: 
ἔςτι δὲ καὶ --- ὅλους λόγους ἀλλήλοις ἀντιπαραβάλλειν «κοποῦντα τὸ ἄμεινον 
ἐξειργαςμένον, οἷον Δημοεθένους πρὸς τοὺς Ὑπερείδου. 5) ΤΤ. ὕψ. ο. 84: τό γέ 
τοι περὶ Φρύνης --- λογίδιον. Doch hat es auch Berechtigung, wenn ihn Plinius 
(Ep. I, 20, 4) in dieser Hinsicht mit Demosth. zu Lysias in Gegensatz atellt. 


Hypereides, Behandlung und Anordnung der Sachen. 49 


die Erfindungsgabe, wohl aber jener Schwung und jene Ergriffen- 
heit, welche in den Gegenstand eindringen macht und ein rasches 
Abspringen nicht zulässt; seine Art ist mehr oberflächlich und 
darum, wie Dion der Rhetor βαρὺ"), fasslicher als die demo- 
sthenische, und wiederum war er zu gesund und naturwüchsig, 
um, wie Aischines und Deinarchos, seine Beredsamkeit mit einer 
grossartigeren Form zu umkleiden, als wie sie auf dieselbe passte. 
Somit hat er zwar nicht auf die erste Stelle, gewiss aber auf die 
nächste nach. Demosthenes wenigstens unter den Zeitgenossen 
den bestbegründeten Anspruch: es sind so viele und so ein- 
nehmende Vorzüge bei ihm, die vorhandenen Mängel sind so 
wenig merklich, die störenden Fehler so unbedeutend, dass er 
dem Aischines unbedingt voranzustellen ist, und Lykurgos gar 
nicht wetteifern kann.?) 

Und doch ist ein grosser Theil von Hypereides’ Vorzügen 
bisher noch gar nicht erwähnt, diejenigen nämlich, die in der Be- 
handlung und Anordnung der Sachen beruhen, in welchem 
Stücke ihm Dionysios ganz besondres Lob zuerkennt. Gleichwie 
er, sagt derselbe, durch den Schmuck des Ausdrucks den Lysias 
übertroffen hat, so übertrifft er alle in der Schlauheit der Be- 
handlung.°) Insbesondere lobt der Rhetor, dass er beständig die 
eigentliche Frage im Auge behalte‘), und ferner die Geschick- 
lichkeit in mannichfacher Anlage und Disposition. Auf künstliche 
Weise bahne er sich den Weg durch vorbereitende Erörterungen, 
die er vor der Erzählung einschiebe (ἔφοδοι); die Erzählung selbst 
sei knapp und wohlbemessen, und er erzähle bald in natur- 
gemässer Folge, bald auch indem er beim Letzten beginne und 


1) Dion XVII, 11: τούτων γὰρ (des H. und Aesch.) ἁπλούςτεραί re 
al δυνάμεις καὶ εὐληπτότεραι αἱ xarackeval, καὶ τὸ κάλλος τῶν ὀνομάτων 
οὐδὲν ἐκείνων λειπόμενον. 2) Vgl. Schäfer Dem. a. 8. Z. II, 808; Girard 
8. 1378. 3) Dionys. Vet, Cens. V, 6: τῇ μὲν τῆς Ppdcewc καταςκευῇ 
Λυείαν ὑπερηρκώς, τῇ δὲ τῆς... (etwa οἰκονομίας) πανουργίᾳ πάντας. Vgl. 
de Din. 5: τοῦ Ὑπερείδου (χαρακτῆρος) ταῖς τε οἰκονομίαις ἀκριβεετέρου καὶ 
ταῖς Karackevoic γενναιοτέρου πως ὄντος τῶν Λυειακῶν. 4) Vet. Cena.: 
ἔτι δὲ τοῦ κρινομένου διαπαντὸς ἔχεται, καὶ ταῖς ἀνάγκαις τοῦ πράγματος 
πέφυκε (verdorben), καὶ ευνέτει πολλῇ κεχορήγηται. Din. c. 7 unter den 
Kennzeichen des H.: τῶν πραγμάτων τὸ εὔκαιρον. 
ΒΙκ 88, attische Beredsamkeit, IIT, 2. 4 


50 Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen. 


nun zum Ersten rückwärts gehe; der Beweis werde nicht nur 
wie bei Lysias in Enthymemen geführt, sondern auch breiter in 
grossen Epicheiremen.!) Eine derartige künstliche Disposition 
hebt Dionysios auch an Isaios im Gegensatze zu Lysias hervor.?) 
Leider können wir, da der Epitaphios seine besondern Kunst- 
gesetze hat, sonst aber nur eine Rede vollständig vorliegt, 
weder alles von dem Rhetor Bemerkte belegen, noch selbst viel 
hinzufügen. Die &podoc indes findet oder fand sich in allen drei 
Gerichtsreden, und auch von Epicheiremen haben wir Beispiele, 
wo der Redner entweder einen allgemeinen Satz voranstellt und 
daraus für den vorliegenden Fall die Schlüsse zieht, oder die 
einzelnen Momente, aus denen sich das Resultat ergibt, erst 
gesondert vorführt und dann zu seinem Schlusse zusammenfasst. 
In der Rede für Lykophron will er aus dem vergangenen Leben 
des Angeklagten die Beschuldigung des Ehebruchs widerlegen®); 
statt nun einfach ihn sagen zu lassen: „wiewohl ich 50 Jahre 
alt bin, hat mich niemand bisher so bezichtigt, und diesem 
Laster ergibt man sich nicht erst als älterer Mann“, schickt er 
einen allgemeinen Satz voraus: „bei Verbrechen, die in jedem 
Lebensalter begangen werden können, muss man die besondre 
vorliegende Anklage prüfen; dass aber jemand Ehebruch treibe 
von funfzig Jahren ab, ist nicht anzunehmen, sondern entweder 
ist er vorlängst ein Ehebrecher gewesen, oder die Beschuldigung 
ist falsch“. Nun die Anwendung: „ich nun bin niemals irgend 
einer schimpflichen Handlung bezichtigt worden u. 8. f.“, also 
gleich verallgemeinert und in eine Schilderung seiner ganzen 
Vergangenheit übergehend. — Ein Auseinanderlegen der einzelnen 
thatsächlichen Momente ist z. Bsp. in jener Stelle der Rede gegen 
Demosthenes‘): „was hier Rechtens ist,“ sagt der Redner, „liegt 
ganz klar vor. Denn wie in Privatprozessen vieles durch frei- 


1) Vet. Cens.: τούτου ζηλωτέον μάλιςτα τῶν dınyhcewv τὸ λεπτὸν καὶ 
εὐμμετρον, ἔτι δὲ καὶ τὰς ἐφόδους, (αἷς) ἐπὶ τὰ πράγματα βαδίζει. Din. 6: 
ὁ δὲ Ὑ. κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων ἡττᾶται Λυκίου, κατὰ δὲ τὸν 
πραγματικὸν τόπον διαφέρει. διηγεῖται δὲ πολλαχῶς, ποτὲ μὲν κατὰ φύειν, 
ποτὲ δὲ ἀπὸ τοῦ τέλους ἐπὶ τὴν ἀρχὴν πορευόμενος" πιςτοῦται δ᾽ οὐ κατ᾽ 
ἐνθύμημα μόνον, ἀλλὰ καὶ κατ᾽ ἐπιχείρημα πλατύνων. 2) Isae. c. 8, 8. 
ΤᾺ]. II 8. 485 ff, 8) Lyk. col. 12. 4) Dem. ὁ. 28. 


Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen. 51 


williges Anerbieten (mpöxAncıc) entschieden wird, so ist auch 
diese Sache schon entschieden. Das Volk hatte den D. beschul- 
digt, Geld genommen zu haben. Er leugnete und stellte ein 
Anerbieten, indem er die Sache dem Urtheil des Areopags über- 
trug“. Das Weitere fehlt, lässt sich aber leicht hinzudenken. 
Verwandte Stellen der Euxenippea, wo die Handlung des An- 
geklagten und wiederum das gerichtlich verurtheilte Psephisma 
des Polyeuktos mit Auseinanderlegung des Einzelnen geprüft 
wird, laufen in sehr geschickt gefasste Dilemmen aus.') Ein 
᾿ Epicheirem findet sich auch im Epiloge dieser Rede: „Polyeuktos 
hat den Euxenippos angeklagt, dass er nicht zum Besten des 
Volkes rede, indem er sich von den Gegnern des Volkes be- 
stechen lasse. Wenn er nun damit auswärtige Gegner meinte, 
so könnte er sagen, dass man sich an das Werkzeug halten 
müsse, weil man jene nicht in der Gewalt habe. Nun aber sagt 
er, dass es Athener seien, von denen er sich habe bestechen 
lassen. Warum also wendet er sich nicht wider die Gegner des 
Volkes selbst, sondern macht dem Euxenippos zu schaffen?“?) 
Minder kunstvoll, aber mit gleichem Gedanken, könnte es heissen: 
„Polyeuktos müsste sich an die Gegner des Volkes selber halten, 
die er ja in der Stadt voraussetzt und die also nicht etwa, wie 
es auswärtige Feinde wären, ihm unerreichbar sind; dass er nun 
dies nicht gethan, beweist, dass er selbst an die Sache nicht 
glaubt“. Aber wieviel schlagender und eindringlicher kommit bei 
Hypereides nach den Prämissen, welche aufmerksam machen, 
spannen, den Hörer das Ganze mitdenken lassen, die Folgerung 
am Schluss! Die gelungenste Schlussfolgerung der Rede ist aber 
jene, womit er dem Ankläger das Unmotivirte seiner Anklage zu 
Gemüthe führt: „wärest du damals freigesprochen, so hätte 
Euxenippos nicht gelogen (statt: du würdest ihn nicht verfolgt 
haben); da es sich aber so getroffen hat, dass du verurtheilt 
wurdest, so muss nun Euxenippos sterben?“®) — So ist denn 
Hypereides in diesem Stücke allerdings dem Lysias weit über- 


1) Eux. 27, 19#.; 29, 68. 2) Eux. 47, 18. 8) Eux. 30, 22; vgl. 
darüber Schneidewin Ausg. 3. XVI: quo non extat illustrius exemplum 
sarcasmi. B 


4* 


52 Hypereides. Behandlung und Anordnung der Sachen. 


legen, mag man seine grössere logische Durchbildung nun auf 
Isokrates’ Unterricht, oder auf den des Platon, oder auf den 
allgemeinen Fortschritt der Zeit zurückführen. Weit höher als 
jener steht er auch durch die einheitliche Composition der Reden, 
durch die Glätte und überaus gewandte Leichtigkeit der Ueber- 
gänge"), durch das wohlbemessene Verhältniss, in dem alle Theile 
der Rede zu einander stehen.?) Belege sind alsbald bei der Be- 
sprechung der einzelnen Reden zu geben, ebenso auch für die 
Art, wie er die einzelnen Redetheile behandelt. Hier führe ich 
noch die ebenso neue als wirksame Form der Recapitulation an, 
die er in der Rede gegen Demades, in Sachen des Olynthiers 
Euthykrates, gebrauchte.) „Was Demades,“ sagte er, „vor- 
gebracht hat, enthält nicht die wahren Gründe für die Proxenie; 
ich aber will, wenn er (Euthykrates) ja euer Proxenos werden 
soll, ein Dekret vorlegen mit Angabe dessen, warum er diese 
Ehre empfängt“. Nun liess er ein förmliches Psephisma ver- 
lesen: „es sei beschlossen, dass er Proxenos werde, weil er das 
Interesse des Philippos mit Wort und That vertritt, weil er als 
Reiterbefehlshaber die Reiter der Olynthier an Philippos verrieth, 
weil er durch diese Handlung Urheber des Verderbens der Chal- 
kidier wurde“ und so weiter; alles was er dem Euthykrates in 
der ganzen Rede zur Last gelegt hatte, kam so hier am Schluss 
noch einmal vor. Anders in der Rede für die Söhne des Lykurg: 
die recapitulirende Aufzählung der Verdienste des verstorbenen 
Vaters wurde den an seinem Grabe Vorübergehenden in den 


1) Unvermittelt ist allerdings der Uebergang L. 8, 88: 2) Girard 
p. 168: un plaidoyer de Lys., ce n'est la plupart du temps qu’une suite 
de morceaux bien faite et, pour ainsi dire, isoles,entre eux, tant il semble 
peu se preoccuper de les unir par des transitions. Il n’en persuadait pas 
moins, et cette absence apparente de combinaison artificielle pouvait m&me 
ΤῪ aider. Mais il y a dans H. un art plus savant et des effets d’ensemble 
qui sont d’un ordre sup6rieur. Das Weitere, speziell über die R. f. Euxenip- 
pos handelnd, ist unten noch anzuführen. 3) Frg. 79 (80) bei Apeines 
Rhet. Sp. I, p. 388: ἔτι δὲ dvanvncopev διὰ ψηφίεματος elcpopäc, ὡς ὁ 
Ὑ. -- —. διὰ τούτων κεφαλαιωδῶς ἀναμιμνήςκει τῶν παρ᾽ ὅλην τὴν Kar- 
nroplav εἰρημένων ὑπ᾽ αὐτοῦ. Vgl. p. 886: ἔνιοι μὲν οὖν ἐπὶ τέλους εἰεὶν 
αὐτῇ (τῇ ἀνακεφ.) κεχρημένοι, ὡς καὶ ἐν τῇ κατηγορίᾳ τῇ Δημάδου ἐποίηςεν 
ὁ Ὑ. 


Hypereides. Originalität. 53 


Mund gelegt.') Und so wird gewiss Hypereides in seinen ver- 
schiedenen Reden sehr mannichfaltig in Bezug auf den Eingang, 
den Schluss, überhaupt die gesammte Anlage gewesen sein; mit 
Fleiss freilich variirte er nicht, und daher die starken Aehnlich- 
keiten im Bau der vorhandenen Reden, wodurch natürlich die 
Trefflichkeit einer jeden nicht im mindesten beeinträchtigt wird. 

Bezüglich der Erfindung, des andern Theiles des πραγματι- 
κὸν μέρος, ist noch die-Originalität des Redners kurz zu er- 
örtern. Porphyrios gibt ihm Schuld, dass er in der Rede gegen 
Diondas, über die Bekränzung des Demosthenes, und in der über 
die Ehren des Eubulos den Demosthenes ausgeschrieben habe?); 
für jene Rede bot die Leptinea einigen Stoff, für diese die Ari- 
stokratea.°) Im Epitaphios ist an einer Stelle, wo der Redner 
die hier Gepriesenen über die Streiter vor Troja erhebt, die Ent- 
lehnung aus Isokrates’ Euagoras augenscheinlich‘); die Be- 
rührungen mit dem pseudolysianischen Epitaphios, mit Lykurg°), 
mit der platonischen Apologie®) sind entweder zufällig oder doch 
mehr oberflächlich. Dagegen zeigen die Reden für Euxenippos 
und für Lykophron, dass Hypereides so wenig wie Demosthenes 
und andre Redner Bedenken trug, sich selbst zu wiederholen, 
wiewohl eine wörtliche Uebereinstimmung längerer Stellen, die 
man auf ausgearbeitete Gemeinplätze, oder auf Ausschreiben aus 
der einen Rede in die andre zurückzuführen hätte, allerdings 
nicht vorkommt.?) 


1) Frg. 121 (189), bei Apsines p. 381. 2) Euseb. P. E. X, 3 p. 466 
ed. Viger.: μηνύω καὐτὸς Y. τὸν καλὸν, πολλὰ παρὰ Δημ. κεκλοφότα, Ev 
τε τῷ πρὸς Διώνδαν λόγῳ κἀν τῷ περὶ τ. Εὐβ. δωρεῶν. 8) Lept. 106— 
115; Aristokr. 1968. 4) Epit. ο. 18: οἱ μὲν μετὰ πάτης τῆς Ἑλλάδος μίαν 
πόλιν εἷλον, ὁ δὲ μετὰ τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος μόνης (nicht ganz zutreffend!) 
πᾶςαν τὴν τῆς Εὐρώπης καὶ τῆς "Aclac äpxoucav δύναμιν ἐταπείνωτεν. --- 
Isokr. Euag. 65: οἱ μὲν Τὰρ μεθ᾽ Amdenc τῆς Ἑ. Τροίαν μόνην εἷλον, ὁ δὲ 
μίαν πόλιν ἔχων πρὸς ämacav τὴν ᾿Αείαν ἐπολέμητεν. Weniger nahe steht 
Paneg. 88. 6) C. 4, 11 (τοῖς δὲ ἰδίοις κινδύνοις κα]! δαπάναις κοινὴν 
ἄδει]αν τοῖς Ἕλληςι παραςκευάζουςα), vgl. Lykurg. $ 104. — C. 10, 19 (διὰ 
τὴν ἰδίαν ἀρετὴν τὴν κοινὴν ἐλευθερίαν τοῖς Ἕλληειν ἐβεβαίωςαν), vgl. [Lys.] 
Epit. 44. 6) Vgl. oben 8. 8, 4, und unten zu cool. 18, 10. 7) Vgl. 
Lykophr. fr. 1, 6ff, mit Eux. 41, 12ff.; Lykophr. 8, 20—9, 11 mit Eux. 
25, 5 — Ende. 


54 Hypereides. Rede für Euxenippos. 


Bei der nun folgenden Besprechung der einzelnen Reden be- 
ginnen wir mit der allein vollständig erhaltenen, der Verthei- 
digung für Euzenippos gegen Polyeuktos’ Eisangelie 
(ὑπὲρ Εὐξενίππου εἰςαγγελίας ἀπολογία πρὸς TToAbeuktov)'), deren 
Rechtsfall in Kürze dieser ist. Das Gemeinland des von Phi- 
lippos nach der Schlacht von Chaironeia den Athenern über- 
wiesenen Oropos war unter die zehn Phylen so vertheilt worden, 
dass von den fünf in Frage kommenden Hügeln (Berghalden) 
je zwei Phylen zusammen einen erhielten. Wegen des der Aka- 
mantis und der Hippothontis zugefallenen Hügels erhob sich 
einige Zeit darauf das Bedenken, dass derselbe heiliges Land, 
nämlich dem Amphiaraos zugehörig sei), und das Volk beauf- 
tragte nebst zwei Andern den Euxenippos, einen begüterten, 
schon älteren Mann, der sich übrigens mit Politik nie befasst 
hatte®), vom Amphiaraos durch Incubation in seinem Tempel ein 
Orakel über die Sache einzuholen. Die Antwort in dem Traume, 
den Euxenippos hatte oder doch meldete, war den beiden Phylen- 
nicht ungünstig.‘) Gleichwohl stellte Polyeuktos der Kydantide, 


1) So die Ueber- und Unterschrift der Rede und desgl. das Inhaltever- 
zeichniss des Pap., s. Hermes X, 8.24. 2) Ὡς πρότερον τοὺς ὁριςτὰς 
ποὺς πεντήκοντα ἐξελόντας αὐτὸ τῷ θεῷ καὶ ἀφορίςαντας, wie es in Poly- 
euktos’ Psephisma hiess, col. 29. Wahrscheinlich sollte dies vor langer 
Zeit einmal geschehen sein, indem die Athener Or. ja auch früher in Besitz 
gehabt hatten; denn waren diese öpıcrai erst 338 thätig gewesen, so konnte 
weder zweifelhaft sein, was sie entschieden hatten (A. Schäfer J. J. 68, 
8. 30), noch Pol. fälschlich vorgeben, dass sie das Land dem Gotte ge- 
weiht (Comparetti Einleit. p. 35), noch eine wirklich von den öpıcrat ge- 
schehene, vom Volke aber unberücksichtigt gelassene Widmung (Sauppe 
Gött. Gel. Anz. 1870 5, 288) erst nach so langer Zeit die religiösen Be- 
denken eines Lykurg erregen. 8) ἰδιώτης, πρεςβύτερος, col. 27, 9; 
πλούειος, 42, 4. 4) So Comparetti nach Preller, Sächs. Gesellsch. ἃ. 
Wiss, VI (1864) p. 207f., ebenso Laves Progr. Lyck 1864, Sanppe 1. c., 
gegen Schneidewin und A. Schäfer, nach denen das Orakel den Phylen ent- 
gegen war. Hyp., der den Traum für wahr halten muss, sagt von P.'s 
Psephisma (col. 28, 25): ψ. — ἔγραψας κατὰ δυοῖν φυλαῖν --- ἀδικώτατον, 
d. h. zu ungerechter Benachtheiligung zweier Phylen, ist also der Ansicht, 
dass das fragliche Land nicht heilig sei; demnach konnte der Traum nicht 
das Gegentheil besagen. -Compar. 8,42 beruft sich auch auf 28, 10: el δὲ, 
ὥςπερ νυνὶ λέγεις, ἡγοῦ αὐτὸν καταψεύςαςθαι τοῦ θεοῦ, somit konnte das 
Pseph. mit dem Traume nicht wohl übereinstimmen; freilich liegt auch 


Hypereides. Rede für Euxenippos. 55 


ein jüngerer Politiker, der mit Lykurg mehr oder weniger 
befreundet war, von Hypereides aber in seinen vielen Händeln 
bald Unterstützung bald Opposition erfuhr‘), einen Antrag beim 
Volke, dass die Phylen ihren Antheil an den Gott abgeben, aber 
von den andern acht entschädigt werden sollten. Der Antrag fiel 
vor Gericht, und Polyeuktos wurde zu 25 Drachmen Geldstrafe 
verurtheilt, indem, wie man vermuthen kann, das Ansehen des 
Lykurgos, der jenem wohl schon hier zur Seite stand, zwar den 
Antrag gegenüber dem Interesse eines so grossen Theils der 
Bürgerschaft nicht zu halten, wohl aber die Strafe auf ein Mini- 
mum zu beschränken vermochte. Nun belangte Polyeuktos den 
Euxenippos, auf dessen Traum sich jedenfalls die Gegner des 
Antrags mit gestützt hatten, vermittelst einer Eisangelie, weil er 
nicht dem Volke zum Besten rede, bestochen von den Wider- 
sachern des Volks, nämlich weil er, von den interessirten Phylen 
bestochen, das Traumgesicht erlogen habe. Der Ankläger be- 
diente sich der Formel des über die Eisangelien bestimmenden 
Gesetzes, freilich mit Unterdrückung des Zusatzes „als Redner“ 
(ἐάν τις — ῥήτωρ ὧν μὴ λέτῃ τὰ Apıcra τῷ δήμῳ τῷ "AB. Kre.); 
Hypereides hält ihm mit vollem Rechte entgegen, dass auf einen 
Privatmann wie Euxenippos das Gesetz gar keine Anwendung 
finde.?) Aber nicht minder formwidrig ist die Eisangelie gegen 
Lykophron, der als Ehebrecher der xaräAucıc τοῦ δήμου be- 
schuldigt wurde, und ebenso die des Lykurg gegen Leokrates, 
wo der Ankläger das Verlassen der Stadt in Noth und Gefahr 


darin, dass P. erst jetzt mit der Behauptung, dass E. gelogen, hervortrat, 
und der Traum kann darnach auch nicht geradezu befohlen haben, das 
Land den Phylen zu belassen. TIpöc τὸ ἐνύπνιον 28, 17 ist daher weder 
„gegen“ noch „gemäss dem Traume“, sondern „auf den Traum hin“; H. 
wirft dem P. vor, dass er es bei diesem einen Orakel sein Bewenden 
haben liess, und nicht in Delphi ein sichereres einholte. 1) Dass dieser 
P. nicht der Sphettier ist, hat Schneidewin aus 26, 5, wonach er zur 
aigeischen Phyle gehörte, erwiesen; dass der P. der Rede πρὸς TToA. der 
Kydantide ist, scheint aus Harp. v. Kud. hervorzugehen. Comparetti 8, 58 
macht indes geltend, dass wir aus den Seeurkunden auch einen TT. Καλλι- 
κράτους Ἑετιαιόθεν kennen, der der gleichen Phyle angehörte. — Ueber 
H.'s Verhältniss zu ihm orr. XLVII—XLIX, Eux. c. 26. 2) 8. 0. 47 
39. 22. 


56 Hypereides. Rede für Euxenippos. 


unter die Formel desselben Gesetzes zwängt: ἐάν τις πόλιν τινὰ 
προδῷ ἢ ναῦς ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν crparıdv. Der strenge Lykurg, 
der auch den Lykophron mit anklagte und gegen Euxenippos 
vor Gericht auftrat‘), interpretirte in allen diesen Fällen das 
Gesetz mehr nach dem Geiste als nach dem Buchstaben, und 
mehr nach seinem eignen Geiste als nach dem des Gesetzes. 
Seinem religiösen Sinne erschien die Rückgabe an den Gott als 
unbedingte Pflicht, und die Handlungsweise des Euxenippos, der 
wohl nicht ganz gewissenhaft geträumt hatte, als jener strengsten 
Strafe würdig, die das Gesetz über die Eisangelie vorschrieb, 
nämlich der Todesstrafe mit Hinauswerfung des Leichnams über 
die Grenze. Hypereides’ Denkungsart war eine ganz andere; was 
und wer bei den Richtern überwogen hat, wissen wir nicht. Die 
Rede fällt nach dem Tode des Alexandros von Epeiros (330), und 
vor jenem des Lykurg (324), also in die letzte Zeit des Hypereides.?) 

Da Hypereides, welcher persönlich des unberedten Euzxenippos’ 
Sache führte, nach einem andern Vertheidiger mit einer Deutero- 
logie auftritt?), so war ein förmliches und ausgeführtes Pro- 
oemium nicht nöthig, und dieser Theil enthält daher lediglich 
eine Verkleinerung oder auch Verspottung (diacupnöc) des Recht- 
falls, analog der Steigerung in dem Prooemium eines Anklägers.*) 
Der Anfang selbst: ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ &. d., ὅπερ καὶ πρὸς τοὺς παρα- 
καθημένους ἀρτίως ἔλεγον, θαυμάζω κτέ., hat durchaus den 
Schein des Improvisirten: was dem Redner sich im Moment 
vorher aufgedrängt hatte, damit beginnt er. Aus dem Prooemium 
leitet er glatt über zum ersten Theil, einer ἔφοδος oder προ- 
xarackeuf, über die Ungesetzlichkeit der Klagform und zweitens 


1) 0.26, 18. 3) Comparetti 8. 59, 8. col. 386—37, wonach Olym- 
pias als Herrin des molossischen Landes sich darüber beschwerte, dass die 
Athener das Cultusbild der Dione in Dodona neu ausgeschmückt hatten. 
3) So alle Neueren ausser Comparetti (8. 53#.). Die Worte 28, 19: ὅπερ 
ὁ πρότερος ἐμοῦ λέγων εἶπεν, lassen keine andere Erklärung zu, und wenn 
Comp. darauf Gewicht legt, dass in der Rede nur auf die Anklage des Pol., 
nicht auf Lykurg’s Deuterologie Bezug genommen wird, so bleibt doch diese 
Schwierigkeit auch bei seiner Annahme, da bei öffentlichen Prozessen, wie 
er selbst anführt, erst nach abgeschlossener Anklage die Vertheidigung 
folgte. 4) C. 18—20, 2. 


Hypereides. Rede für Enxenippos 57 


über die sonstige Unbilligkeit des Anklägers, welcher den An- 
geklagten auch des allgemeinen Rechtes der Aufrufung von Für- 
sprechern zu berauben gesucht hat.!) Nun schliesst sich, mit 
geschicktem Uebergang mittelst einer Hypophora, die eigent- 
liche Beweisführung an, d. h. nicht etwa ein Nachweis von 
Euxenippos’ Wahrhaftigkeit und Unschuld, sondern von Polyeuktos’ 
Verkehrtheit, welcher, statt seine Zweifel über den Traum durch 
Erkundigung in Delphi aufzuklären, gleich einen Volksbeschluss 
beantragte, und diesen in so widerspruchsvoller Fassung, dass 
derselbe deswegen, nicht etwa durch Euxenippos’ Schuld, vom 
Gerichte cassirt wurde.?) — Der folgende Punkt, durch eine neue 
Hypophora angeschlossen, liegt ausserhalb der eigentlichen Sache: 
Polyeuktos hatte es dem Euxenippos zum Verbrechen gemacht, 
dass er, wohl in irgend welcher amtlichen Eigenschaft, es zuge- 
lassen hatte, dass Olympias die Statue der Hygieia mit einer 
neuen Schale schmückte. Der Redner ficht auch hier das Ver- 
fahren des Anklägers an, der ganz an unrechter Stelle seinen 
Patriotismus zeige; ausserdem gehöre Euxenippos keineswegs zu 
den doch stadtbekannten Freunden und Schmeichlern der Make- 
donier.) Aber auch unpolitisch sei Polyeuktos’ Verfahren; denn 
die Beschwerden der Olympias wegen der Ausschmückung des 
dodonäischen Tempels durch die Athener müssten ja begründet 
erscheinen, wenn die Athener jener das Gleiche in Athen zu 
thun verwehren wollten.*) Der letzte Abschnitt vor dem Epiloge, 
eine Art παρέκβαεις, entspricht der ἔφοδος: Polyeuktos sollte, 
wie Hypereides es selber gethan, die Redner mit Eisangelien zur 
Verantwortung ziehen, nicht harmlose Privatleute®); höchst un- 
billig ist es auch, dass er seine Rede mit allerhand gar nicht 
zur Sache gehörigen Verdächtigungen gefüllt hat, vollends aber 
seine versteckten Hinweise auf den Reichthum des Angeklagten, 
womit er die Richter in sykophantischer Weise hat ködern 
wollen.°) Hypereides parirt hier sehr geschickt durch eine Be- 
lobung der athenischen Richter, die ihre grossherzige Gesinnung 

1) 20, 3—25, 5 (Gesetz); 25, 627, 14 (Fürsprecher). 2) 27, 14— 


31,8. 8) 81, 9—23; 31, 38- 84, 26. 4) 86, 1-37, 17. 6) 37, 
11--40, 24, entspr. 18, 6) 40, 34- 42, 22, entepr. Fb. 


58 Hypereides. Rede für Euxenippos. 


noch kürzlich mehrfach bewiesen hätten, indem sie Sykophantien 
gegen reiche Leute und besonders Grubenbesitzer mit Schande 
durchfallen liessen, und schliesst, wie beim vorigen Theil, mit 
einer Beleuchtung vom Standpunkte des Staatsmanns: nicht durch 
Confiskationen, sondern im Gegentheil durch ungestörte Ent- 
wiekelung der Industrie würden die Staatseinkünfte gemehrt.') — 
Der Epilog enthält zunächst die Bitte, die mit einem neuen, 
besonders feinen und kräftigen Argument gestützt wird®); sodann 
zweitens, was der Redner noch bestimmter als Schlusswort kenn- 
zeichnet, die Aufforderung an die Richter, sich vor der Ab- 
stimmung Gesetz, Klagschrift und Richtereid vorlesen zu lassen 
und darnach allein zu urtheilen®); endlich eine kurze Apostrophe 
an Euxenippos‘), ebenso zwanglos wie es der Eingang ge- 
wesen war. 

Hypereides’ Rede ist somit nicht sowohl eine Widerlegung 
der Anklage, deren Thatsachen bereits von dem andern Für- 
sprecher erörtert waren, als gleichsam eine Begutachtung des 
Falls und des von Polyeuktos eingehaltenen Verfahrens von 
Seiten eines rechtskundigen, erfahrenen und auch in der höheren 
Politik bewährten Mannes. Der Ton ist daher stellenweise nicht 
ohne Gewicht und Würde, wie da wo der Redner über die syko- 
phantischen Klagen spricht), aber doch von Anfang bis zu Ende 
ohne jede Leidenschaft. Polyeuktos’ Rede mag in Lykurg’s Art, 
voll hochgesteigerten Pathos gewesen sein; Hypereides weiss mit 
seiner kühlen und sarkastischen Art jenes Pathos völlig zu 
Schanden zu machen. Die Anlage der Rede ist gerundet und 
fast symmetrisch, die Uebergänge äusserst glatt; nirgends Ueber- 
fülle der Behandlung, sondern zierliche Knappheit im Ganzen wie 
in den einzelnen Theilen. So ist denn der Rede von den Neueren 
mit Recht einstimmiger Beifall und grosses Lob zu Theil ge- 
worden. ®) 


1) 42, 22—46, 23. 2) 46, 23—48, 20, vgl. oben 8.51, 2. 3) 48, 
20—49, 14. 4) 49, 15-22. 6) 45, 26ff. die Gnome: ἔςτι γὰρ οὐχ 
οὗτος Apıeroc πολίτης, ὅετις μικρὰ δοὺς πλείω βλάπτει τὰ κοινά, -- — ἀλλ᾽ 
ὅτῳ; μέλει καὶ τῶν εἰς τὸν ἔπειτα χρόνον ὠφελίμων τῇ πόλει καὶ τῆς ὁμονοίας 
τῶν πολιτῶν καὶ τῆς δόξης τῆς ὑμετέρας. 6) 8. besonders Girard 8. 168f.: 


Hypereides. Rede für Lykophron. 59 


Lykurgos stand dem Hypereides auch bei der Eisangelie 
wider Lykophron gegenüber, für welchen die zweite Rede des 
Papyrus: ἀπολογία ὑπὲρ Λυκόφρονος), verfasst ist. Leider 
besitzen wir zusammenhängend bloss den zweiten Theil, in dem 
Arden’schen Stücke der Handschrift, und von dem ersten Theile, 
unter den Harris’schen Fragmenten, drei nicht bedeutende Trümmer, 
wozu noch drei kurze Citate bei Pollux kommen. 

Der in dem Erhaltenen mehrfach, indes nie mit Namen, 
vorkommende „Ankläger“, der die Hauptrede gehalten und die 
Eisangelie eingereicht hatte?), ist gewiss nicht, wie man anfäng- 
lich annahm, Lykurgos, sondern eher Ariston, über den sich der 
Angeklagte im’ Anfange des zusammenhängenden Stückes mit 
grosser Bitterkeit auslässt.°) Lykurgos hatte allerdings laut 
unsrer Rede in der Volksversammlung, als die Eisangelie einge- 
reicht wurde, gegen Lykophron gesprochen‘), und es gab von 
ihm zwei Reden κατὰ Λυκόφρονος, von denen also die eine damals 
vor dem Volke, die andre vor Gericht gehalten sein wird.°) 
Aber die- letztere war nur Synegorie, wie uns ‘denn auch gesagt 
wird, dass der Ankläger Fürsprecher aufgerufen habe‘); die Art 


tout se tient dans le plaidoyer pour E., et en möme temps la proportion 
des developpements est irr£prochable. L’intelligence du sujet, l&-propos 
dans Vexpression des id6es, le bonheur des transitions, et en general le 
merite d'un agencement ingenienx, nous y trouvons toutes ces qualitde — — 
Π εὟ 8 chez lui ni temps d’arrt ni longueurs. L’interet reste constamment 
&veille. On croit entendre 18 vive improvisation d’un homme qui est tou- 
jours ἃ son aise en parlant et n'a jamais besoin de reprendre haleine. 
1) So in der Unterschrift der Rede und-im Inhaltsverzeichniss der Rolle, 
falls nicht in letzterem noch etwas hinzugefügt war; die Ueberachrift der 
Rede haben wir nicht. Die Alten citiren ὑπὲρ Λυκόφρονος. 3) ὁ κατ- 
ἤγορος, ο. 11, 38; 16, 11. 8) 8: meine Ausg. 8. XXXV, und darnach er- 
gänzt auch Sauppe in der Recension derselben (Gött. Gel. Anz. 1870 8. 258) 
col. 8, 18 οἷον καὶ "Alplerwv] obroc ἐνεχείρηςε ποιεῖν ἐν τῇ κατηγορίᾳ, wo 
ich ἀρτίως geschrieben hatte. 4) Ο. 8, 10: ἐμοὶ γὰρ οἱ οἰκεῖοι ἐπέετειλαν 
γράψαντες τήν τε εἰςαγγελίαν καὶ τὰς αἰτίας ἃς ἐν τῇ ἐκκληκίᾳ ἠτιάςαντό με, 
ὅτε τὴν elcaryeMav ἐδίδοταν, ἐν αἷς ἦν γεγραμμένον ὅτι Λυκοῦργος λέγει κτέ. 
5) Anders Meier zu Kiessling’s Lykurg p. ΟΧΧΥ͂Π (und mit ihm Sauppe u. 
Schäfer): die zweite Rede sei nach der Schuldigeprechung über das Straf- 
mass gehalten. Aber der Prozess ist ἀτίμητος. Vgl. Bochnecke Dem. Lyk. 
Hyp. 8. 46#., der selbst die Meinung aufstellt, L. habe die eine R. für 
einen Mitkläger verfasst. 6) C. 15, 16. 


60 Hypereides. Rede für Lykophron. 


und Weise, wie Hypereides dem „Ankläger“ begegnet, passt nicht 
zu dem Ansehen und zu der Würde eines Lykurg, und dieser hat 
auch in Euxenippos’ Falle sich mit einer Synegorie begnügt.!) 
Zusammen mit Ariston (’Apicrwv οὗτος) wird noch ein gewisser 
Theomnestos geschmäht.?) 

Ueber den Inhalt der Klage lässt sich, bei dem Verluste des 
Haupttheils, nur soviel sagen. Der Angeklagte wurde des Ehe- 
bruchs mit einer angesehenen Athenerin, der Schwester des 
Athleten Dioxippos und jetzigen Frau eines Charippos, be- 
zichtigt°); das Verhältniss sollte während der ersten Ehe der- 
selben angefangen, und ein nach dem Tode dieses ersten Mannes 
geborenes Kind das des Lykophron sein. Der "Ehemann hatte 
ein Testament hinterlassen, in welchem für den Fall, dass das 
Kind bei der Geburt oder nachher stürbe, über die Erbschaft 
verfügt wart), und soviel scheint klar, dass der Streit über die 
Erbfolge Anlass zu der Eisangelie wurde. Dieselbe stempelte 
das Treiben des Lykophron, der als gewohnheitsmässiger Ehe- 
brecher bezeichnet wurde®), als „Umsturz der Verfassung“ (κατά- 
Avcıc τοῦ δήμου), weil Umsturz aller Sitten und Gesetze.) Der 
Angeklagte befand sich, als die Klage eingereicht wurde, auf 
Lemnos, wohin er vor drei Jahren als Hipparch gesandt war; 
das Amt war ihm auf ein zweites Jahr verlängert, und er war 
freiwillig noch ein drittes dageblieben, um den von den Ein- 
wohnern geschuldeten Sold für die Reiter mit mehr Musse und 
Bequemlichkeit der Pflichtigen zu erheben.”) Jenes Verhältniss 
also, und auch die zweite Verheirathung der Frau, während deren 


1) Vgl. 11, 22: τούτῳ μὲν οὖν ἔξεςτιν --- καὶ λέγειν 8, τι ἂν βούληται 
καὶ καταψεύδεςθαι, ferner 6. 10. 3) Ο. 3. 8) μοιχεύειν 12, 34; εἰςαγγελίαν 
δέδωκας ὑπὲρ ὧν γραφαὶ πρὸς τοὺς θεςμοθέτας ἐκ τῶν νόμων εἰείν 10, 12. — 
Diox. 5, 4 vgl. 6, 1; Char. 3, 22; 11, 12. Der frg. 3 mehrfach genannte 
Euphemos ist nach 11, 19 der κύριος der Frau (älterer Bruder des Diox.?), 
nicht der erste Mann, wie man angenommen. — Hohe Mitgift (1 Talent) 
11, 17. 4) Frg. 3 col. H. 87: πῶς οὐκ ἄτοπον, el μέν τι ἔπαθεν τὸ 
παιδίον ἢ Yırvönevov ἢ καὶ Ücrepov, ταύταις ταῖς διαθήκαις ἰςχυρίζεςθαι ἂν 
αὐτούς. 5) Col. 10, 208. 6) Ο. 10, 6: ἐμὲ μὲν αἰτιᾷ ἐν τῇ εἰςαγγελίᾳ 
καταλύειν τὸν δῆμον παραβαίνοντα τοὺς νόμους, vgl. Lykurg gg. Lyk. frg. 
70. Ἢ 0. 14 vgl. 8, 10. 


Hypereides. Rede für Lykophron. 61 


Lykophron in Athen anwesend war, liegt wenigstens an drei 
Jahre rückwärts. — Der über 50 Jahre zählende') Angeklagte 
hatte früher nie Händel gesucht noch gehabt, dagegen eifrig der 
Rosszucht obgelegen; sein Verhalten hatte ihm Kränze und die 
Wahl zum Phylarchen und dann zum Hipparchen eingebracht.?) — 
Was die Zeit betrifft, so bietet einen Anhalt erstlich die Er- 
wähnung des Dioxippos, welcher mit Alexander nach Asien 
ging®), drei Jahre vor unsrer Rede aber noch in Athen anwesend 
war; sodann aber der wiederholte Hinweis auf die völlige Ge- 
fahrlosigkeit einer Eisangelie für den Ankläger, während schon 
gleich nach der Schlacht von Chaironeia, wie aus Demosthenes 
zu schliessen, in dem Fall, dass dem Ankläger nicht ein Fünftel 
der Stimmen zufiel, ihn die Busse von 1000 Drachmen traf, 
welche nach Pollux an Stelle der ursprünglichen Straflosigkeit 
späterhin eingeführt war.‘) Darnach möchte unsre Rede in die 
Zeit des zweiten Krieges mit Philipp gehören.°) 

Was aus den beiden Reden des Lykurg erhalten ist, zeigt, 
dass derselbe Lykophron’s Verbrechen, ähnlich wie das des 
Leokrates, in jeder Weise zu steigern suchte. Es fand sich ein 
Gemeinplatz gegen die Ehebrecher: sie seien, hiess es darin, 


1) Ο. 12,26. 2) 18f. — Boehnecke's Identifikation dieses Lyk. mit 
dem Tyrannen von Pherae hat mit Recht nirgends Zustimmung gefunden. 
3) Schneidewin p. 63, vgl. Diod. XVII, 100. 4) εἰςαγγελίαν δέδωκας — 
ἵνα — ἀκίνδυνος εἰείης εἰς τὸν ἀγῶνα, c. 10, 16, vgl. 7, 4. — Pollux VII, 
52: ὅτι δὲ ὁ εἰςαγγείλας καὶ οὐχ ἑλὼν ἀζήμιος ἦν, Ὑ. ἐν τῷ ὑπὲρ Λυκ. 
φηκιν, vgl. 53, wo Pollux aus Theophrastos anführt, dass auch hier die 
Busse von 1000 Dr. eintrat, und dann hinzusetzt: ἔοικε δὲ τοῦτο διὰ τοὺς 
ῥᾳδίως εἰςαγγέλλοντας Ücrepov προςγεγράφθαι. — Dem. 18, 250: ἐν ταῖς 
elcayreMaıc, ὅτ᾽ ἀπεψηφίζεεθέ μου καὶ τὸ μέρος τῶν ψήφων τοῖς διώκουειν 
οὐ μετεδίδοτε. — Siehe Hager 8. 684: 5) Hager setzt sie einige Jahre 
früher, indem er die Sendung des L. nach Lemnos, die nach meiner An- 
sicht nichte aussergewöhnliches war (8. Philol. Anzeiger 1870 8. 143) und ἢ 
gar keine Schlüsse auf die Zeit verstattet, gleich nach der Eroberung 
Olynths erfolgt sein lässt. Noch früher Schäfer (Jahn's Jahrb. 1853 8. 2881), 
aus ähnlichen unsicheren Bestimmungen und weil Theon (Progymn. p. 63 
Sp.) angibt, dass Dem. für seine Rede gg. Meidias u. a. τὰ Λυκίου καὶ 
Λυκούρτου ἐκ τῶν τῆς ὕβρεως λόγων benutzt habe; es sei also (doch 
höchstens nach Theon’s Meinung) der Prozess älter als die Midiana. Vgl. 
hiergegen Meier p. OXXVIII; Boehnecke 8. 60. 


62 Hypereides. Rede für Lykophron. 


schlimmer als die Menschendiebe, die uns nur unsrer Sklaven 
berauben, und doch mit dem Tode bestraft werden. Ferner 
erinnerte der Redner an das Vergehen des Peisistratiden Hipparchos 
und seine Bestrafung; sogar in die Urzeiten Athens scheint er 
zurückgegangen zu sein.) Aueh die Eisangelie selbst bezeichnet 
Hypereides als sehr tragisch abgefasst.?) Was nun der An- 
geklagte solch gewaltiger Anklage entgegensetzte, können wir 
bei dem Verluste des Haupttheils und der grössten Masse der 
Rede leider wenig würdigen. Im Prooemium beschwor er die 
Richter, seine Vertheidigung ruhig und wohlwollend anzuhören.) 
Sodann war auch hier eine npoxatackeun oder ἔφοδος: über 
die Ungesetzlichkeit der Klagform und die Unbilligkeit des Klägers, 
der das Auftreten von Fürsprechern für den Angeklagten hatte 
verwehren wollen, also genau wie in der Euxenippea.‘) Von der 
Erzählung haben wir keinen Rest, sehr wenig von den Be- 
weisen zur eigentlichen Sache); wo das zusammenhängende 
Stück beginnt, finden wir den Sprecher schon bei Exkursen und 
sekundären Argumenten. Der längere heftige Ausfall gegen 
Ariston und Theomnestos beschloss wohl die Abwehr der jetzigen 
Anklage); alsdaun kehrt sich der Sprecher wider eine angeb- 
lich in der Volksversammlung vorgebrachte Beschuldigung: er 
sei, als die Frau dem Charippos zugeführt wurde, dem Braut- 
zuge gefolgt und habe sie ermahnt, ihm treu und ihrem Manne 
nicht zu Willen zu sein.) Es soll dies Lykurg auf Grund von 
Berichten der Angehörigen gesagt haben; der Angeklagte kennt 
den Vorgang in der Volksversammlung nur aus Briefen seiner 
Verwandten. Nun gibt er eine schlagende Widerlegung dieser 


1) Theon Progymn. p. 68 Sp.; Lyk. frg. 68. 61. 63f. 67. 90.10, 
20: (ἵνα) ἐξῇ «οἱ τραγῳδίας γράψαι εἰς τὴν elcapr. olacmep νῦν τέγραφας, 
8) Frg. I. 4) Fıg. II Anfang, abgeschlossen mit Ζ. Tf.: ἵνα δὲ μὴ πρὸ 
τοῦ πράγματος πολλοὺς λόγους Avakıkw, ἐπ᾿ αὐτὴν τὴν ἀπολογίαν πορεύ- 
couaı. Vorher hätte seine Stelle das von Pollux IX, 156 erhaltene kl. 
Fragment (8. 21 m. Ausg). Die am Schluss von frg. II angekündigte 
Bitte an die Richter (ἐκεῖνο maparrncänevoc, mpWrov....) wird sich auf die 
Anordnung bezogen haben (vgl. fr. I, 3), also Prothesis gewesen sein. δ) 
Frg. II. 6) Col. 1—8, 3. Der Uebergang zum Folgenden ist hier nicht 
weiter vermittelt. 7) 3, 4—6, 26. 


Hypereides. Rede für Lykophron. 63 


Geschichte und führt so den Richtern indirekt zu Gemüthe, dass 
auch was ein Lykurg sagt und vertritt, nicht Wahrheit zu sein 
braucht, und dass es mit der gesammten jetzigen Anklage nicht 
besser bestellt sein möchte.‘) Eine mit Triumph vorgebrachte 
Frage: „glaubt ihr, dass so (wie Charippos gehandelt haben soll) 
“... der Rasende gehandelt haben könnte oder Margites der 
dümmste aller Menschen?“, schliesst diesen Abschnitt und damit 
die Beweisführung ab. Nun folgt, entsprechend der προκαταςκευή 
und demnach mit ähnlicher Anlage der Rede wie die der 
Euxenippea ist, eine allgemeine Ausführung (mapexßacıc): über 
die bevorzugte Stellung der Ankläger vor den Angeklagten, über 
die hinterlistige Taktik der ersteren, nicht zur Sache gehörige 
Verdächtigungen mit einzumischen, über ihr Bestreben, die Für- 
sprecher dem Angeklagten zu entziehen und so weiter. Auch die 
Ungesetzlichkeit der Klagform kommt wieder vor, und zum Schluss 
weiss der Sprecher dem Bombast der Eisangelie, die von den 
durch ihn unglücklich gemachten und nun unvermählt alternden 
Frauen sprach, geschickt die einfache Thatsache gegenüberzu- 
stellen, dass diese Frau sofort einen neuen Gatten fand, und 
zwar unter reichster Ausstattung.) — Der Epilog?) ist wieder 
zwiefach getheilt: zuerst beruft sich der Sprecher auf das Zeug- 
niss seines früheren Lebens, welches bei einer derartigen Be- 
schuldigung gegen einen älteren Mann besonders gewichtig sein 
müsse, und erzählt von seiner Rosszucht und von seinen Ehren 
und Aemtern‘); das eigentliche Schlusswort sodann?) enthält 
eine Bitte an die Richter, ihm das Aufrufen von Fürsprechern 
zu gestatten, mit kurzer, aber rührender Schilderung seiner Noth 
und Gefahr. 

Das ungünstigere Urtheil, welches man über die Rede im 
Vergleich zur Euxenippea gefällt hat“), rührt wohl grossentheils 


1) Darum auch 6, 2 von dieser Sache: old με οὗτοι αἰτιῶνται elpn- 
κέναι, während 3, 7: ἀφ᾽ ὧν ἐν τῷ δήμψ τὸ πρῶτον αὐτοὶ εὐθὺς Arı- 
ἀςαντο. 3) C. 6, 36---11, 21. 8) Uebergang dazu (11, 22ff.) ganz 
ähnlich wie in der Euxenippea (46, 38). 4) 11, 22-15, 11. 6) 15, 
12—16, 36. 6) Schäfer J. 7. 1863 8. 297, („kurz Worte und wenig mehr 
als Worte“). Auch Girard p. 145 f. findet, dass die Rede malgre les qua- 
lites incontestables qu’on y remargue, ne prösente rien, ni dans le ton ni 


64 Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 


von ihrer mangelhaften Erhaltung her. Was wir besitzen, zeigt 
in der Form die sonst bekannten Vorzüge des Redners und ist 
auch zweckmässig erfunden und geschiekt componirt, nur dass 
auf die Stimmung der Richter, nicht auf den Erweis der Unschuld 
des Lykophron, alles in diesen Theilen berechnet ist. Höchst 
wahrscheinlich war derselbe auch wirklich schuldig, und was für 
den Anwalt noch ungünstiger, es war hier unmöglich, die Sache 
zu verkleinern und ins Lächerliche zu ziehen. 

Von der ersten Rede des Papyrus, gegen Demosthenes 
über die harpalischen Gelder (κατὰ Δ. ὑπὲρ τῶν “Aprakeiwv)?), 
ist es schwer genug den Entwurf zu zeichnen, und es bedarf dazu 
vor allem der Conjektur, um das Dutzend grösserer Trümmer mit 
einander in Verbindung oder doch in Beziehung zu setzen.®) Mir 
scheint vom ersten Theile der Rede verhältnissmässig mehr erhalten 
als vom letzten, und dem entsprechend sind noch geringer die 
Harris’schen Reste der daran sich schliessenden Rede für Lykophron. 

Da die Hauptrede in der Anklage von Stratokles gehalten 
war, dem dann der Sprecher der deinarchischen Rede und viel- 
leicht noch Andre vor Hypereides folgten, so konnte dieser seine 
Rede in ähnlich zwangloser Weise wie die für Euxenippos an 
die so eben gehörte anschliessen (ἀλλ᾽ ἔγωγε ὦ 4. d....)?), und 
sich alsbald mitten in: die Sache, den formellen Theil derselben 
wenigstens, versetzen. Er spricht sein Erstaunen aus, dass man 
mit Demosthenes so viele Umstände mache‘); in der That sei 
die Sache längst entschieden, indem der Areopag, dessen Urtheil 
der Angeklagte angerufen, denselben schuldig befunden habe.°) 
Gleichwohl will sich Demosthenes nicht fügen und fordert vom 
Areopag nähere Nachweise; Hypereides verspottet sein Gebahren‘), 
lobt das billige und durchaus nicht eigenmächtige Verfahren des 


dans ’expression, qui paraisse assez fort pour en (von Lykurg’s, Reden) 
balancer Veffet. 1) So das Inhaltsverzeichniss der Rolle, 8. Hermes X, 
24. 83) Vgl. meinen im Hermes X, 34f dargelegteh Versuch einer Re- 
construetion. 8) Frg. Egg. V (8. 19 m. Ausg), welches mit IlIn Egg. 
combinirt werden kann. 4) Frg. ΠΙ8 Egg. u. XXIH. (col. 27). 5) 
Ib Egg. u. 8. w., c0l. 38. 6) Fre. ΠΕ. (col. 7); hieran schliesst sich 
ἴτε. IVE. (8. 19). 


Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 65 


Areopags'), und macht dann die Richter noch darauf aufmerk- 
sam, dass, wenn sie demselben betreffs des Demosthenes nicht 
Glauben schenken, sie auch den übrigen Angezeigten nichts 
werden anhaben können.?) So weit die ἔφοδος; es folgt nun 
die Prothesis für den Haupttheil: da die Thatsache der Be- 
stechung durch die Anzeige festgestellt ist, so will jetzt der Redner 
zunächst darthun, weshalb und wofür Demosthenes das Geld 
bekommen.?) Hierauf die Erzählung: wie Demosthenes, als 
Philoxenos’ Gesandte die Auslieferung des Harpalos forderten, 
dem widersprach und den Beschluss fassen liess, dass der Flücht- 
ling in Gewahrsam genommen und die Gelder desselben am 
nächsten Tage auf der Burg niedergelegt würden; Harpalos 
musste sofort die Summe angeben, und Demosthenes berichtete 
darnach dem Volke, dass es 700 Talente seien. Als nun aber 
andern Tags die Gelder übernommen wurden, fand sich nur die 
Hälfte vor, und dazu schwieg Demosthenes stille.*) Dies nun ist 
dem Hypereides ein erster Beweis für seine Schuld; er sucht 
dann: weiter zu zeigen, wie Harpalos, der so vielen kleineren 
Rednern mitgab, doch den Leiter des Staats, auf dessen Antrag 
er verhaftet war, und der nachher auf seine Bewachung nicht 
Acht hatte und nach dem Entrinnen die Wächter nicht zur Ver- 
antwortung zog, zu allererst erkauft haben müsse.°) Das erste 
Versprechen des Redners ist hiermit erfüllt; weiter folgt, was 
vielleicht auch schon in der Prothesis angekündigt war, eine 
Abwehr der Entschuldigungen und Beschuldigungen gegen 
Andre.°)‘ Anfänglich nämlich sagten Demosthenes und seine 
Freunde, er habe das Geld allerdings genommen, aber als Ersatz 
von Vorschüssen für die Theorikenkasse, womit er also das Volk 
beschuldigte”); jetzt dagegen klagt er den Areopag an, derselbe 


1) Col. 8, bis Ζ. 31. 2) 8, 27—10, 38. 8) 10,23—1, 10; hier 
ist die Zusammengehörigkeit sicher. Die Worte lauten: ἐγὼ δ᾽ ὅτι μὲν 
ἔλαβες τὸ χρυείον ἱκανὸν οἶμαι εἶναι cnuelov τοῖς diacratc τὸ τὴν βουλὴν 
cov καταγνῶναι, [ἢ τὸ πρᾶγμα ἐ]πέτρεψας, [τίνων δὲ ἕνεκα ἔλαβες... κτέ. 
4) 1, 10-- 8, 35. 6) Ὁ. 8, 56---4, 19. Ein unmittelbarer Anschluss von 
e. 8 an die vor ὃ. 4 voraufgehende, in Trümmern erhaltene Columne ist 
ziemlich wabrscheinlich. 6) C.1,3: ἔτι δὲ τί]ειν αἰτίαις, vgl. 6, 9 αἶτι- 
μενος, B, 20: τοῖς κατὰ τοῦ πλήθους τοῦ ὑμετέρου λόγοις. 7) 4, 20-5 Ende. 

Blass, attische Beredsamkeit. ΠῚ, 3. [2 


60 Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 


betreibe dem Alexander zu Gefallen seinen Sturz.') Dies wird 
dem Redner Anlass, in einem zweiten Abschnitt des Haupt- 
theils, und zwar grösstentheils erzählend, darzuthun, dass 
Demosthenes im Gegentheil in Alexanders Solde stehe; darum 
habe er nicht nur früher die Thebaner preisgegeben und das aus 
Asien zu ihrer Unterstützung gesandte Geld sich zugeeignet, 
sondern auch die neue Erhebung der Hellenen, die Harpalos ins 
Werk setzen wollte und zu der alles bereit war, durch jenes 
Verhaftung mit .einem Schlage unmöglich gemacht.?) Während 
das Volk ihm stets. die grösste Treue und Anhänglichkeit bewies, 
hat er verrätherisch hin und her geschwankt: in der Zeit, wo 
der Areopag untersuchte, war er bald kriegerisch, wenn er näm- 
lich eine nahe Anzeige seitens desselben befürchtete, bald, wenn 
die Anzeige wieder hinausgeschoben war, sprach er für die gött- 
lichen Ehren Alexanders, für ein Standbild desselben und so 
fort.) Bei jenem wie bei Olympias hatte er seine geheimen 
Abgesandten.‘) Und während er sich selbst so wetterwendisch 
und einem Euripos ähnlich gezeigt, wagt er jetzt ihm, dem 
Hypereides, Bruch der Freundschaft vorzurücken. Demosthenes 
hat diese Freundschaft gelöst durch seinen Verrath am Vaterlande 
und seinen Parteiwechsel, womit er sich und seine ehemaligen 
Genossen entehrt hat; jetzt schämt er sich nicht, als Mann von 
über sechzig Jahren sich von jungen Menschen wegen Bestech- 
lichkeit verklagen zu lassen.°) Billig müssen ihm wegen solch 
massloser Gier die Richter zürnen; ehemals, als man streng gegen 
derartige Verbrecher war, da gedieh der Staat.) — Wir befinden 
uns hier augenscheinlich schon im Epiloge, nämlich bei einer 
adEncıc der erwiesenen doppelten Schuld; davon finden sich nun 
weitere Reste. Hypereides entwickelt, wie die Bestechlichkeit der 
Staatsmänner schon Philipp zum Herrn von Hellas gemacht 

1)0.6. 3) C.14—16; das Frg. kann anf c. 6, wo am Schluss etwa 
8 Zeilen fehlen, unmittelbar gefolgt sein. 8) C. 23—26. Am Ende von 
16 fehlen etwa 6 Zeilen, doch wird die Lücke grösser sein. 4) C. 17, 
10— 19, vgl. Harp. v. ’Apıcriwv. Vorher fehlen in c. 17 10 Zeilen, von 26 
kann nur der Anfang einigermassen ergänzt werden. Grösser braucht man 


die Lücke zwischen beiden Frg. nicht anzunehmen. 5) 17, 20-19, 6. 
6) 19, 6— 90. 


Hypereides. Rede gegen Demosthenes. 67 


hebe!); ferner, wie das Verbrechen der von Harpalos bestochenen 
Redner und Strategen viel sehwerer und auch von den Gesetzen mit 
härterer Strafe belegt sei als das der Privatleute, die von jenem 
Geld erhalten; da das Volk in seiner Gutmüthigkeit den Rednern 
so vielen Gewinn verstatte, der gesetzlich nicht erlaubt sei, so 
sei es empörend, wenn sie sich damit nicht begnügten, sumal 
da sie selber bei den Privatleuten geringe Vergehen mit er 
barmungsloser Strenge heimsuchten.?) Auch sei den Schuldigen 
zu Anfang durch öffentliche Verkündigung Straflosigkeit ver- 
heissen, wenn sie das Genommene erstatteten; da sie dies dennoch 
nicht gethan, bleibe nichts als strenge Bestrafung übrig.) Es 
folgt nun eine Ermahnung an die Richter, begründet durch 
den Hinweis auf den Krieg, der der Stadt drohe, wenn sie die 
königlichen Gelder nicht.zurückgeben könne); mögen die Richter 
jetzt ihr Amt so gut wie der Areopag und die Ankläger erfüllen.®) 
An die pathetische Mahnung schliesst sich die Abweisung der 
Bitten und Thränen des Angeklagten, der selber an Seinem Un- 
glück schuld ist.) Auch seine früheren Wohlthaten, die er nicht 
Fremden, sondern dem eignen Vaterlande erwiesen, dürfen ihm 
nicht zu Gute kommen.?) Sein Fürsprecher sein, spottet der 
Redner, wird ja niemand wollen, da er sich allen, den Jungen 
wie den Alten, widerwärtig gemacht hat.%) — Es scheint, dass 
der Epilog in dieser Rede etwa denselben Raum wie der eigent- 
liche Haupttheil einnahm°); gleichwohl wird ungleich mehr zur 

1) Col. 13 frg. X H.; vorber fehlt mindestens eine Columne, von der 
noch Reste hinter col. 19 (frg. IITH.) erhalten sind; auch in frg. XH. zeigen 
sich Buchstaben der vorhergehenden Col., zu der noch frg. XXH. (8. 19) 
gehört. Die letztbehandelten 8 Frg. (col. 23—26; 17—19; 18) haben eine 
etwas hellere Färbung des Papyrus; das letzte bes. nach linke zu. 3) 
C. 20— 22; anch hier fehlt vorher mindestens eine Columne. 8) Ο. τι, 
1--14; auf diesem Frg. (IIH.) sind links noch Reste einer vorhergehenden 
Columne. Vielleicht fehlt noch mehr. 4) 11, 15—12 Ende; dazu 30, 
welche Col. unmittelbar gefolgt sein kann. 6) C. 31-32. 68) 32, 
24—Ende; 88. 7)C.29 (Frg. Bab. ID. 8) Frg. Ὁ. Priseian. XVIH, c. 25 
(8. 17); dazu auch wohl frg. H. XXIV (8. 19). 9) Eingang und ἔφοδος 
7 Columnen; Erzählung und.Beweis etwa 17, wovon noch nicht 7 das. vor- 
liegende Verbrechen der Bestechung durch Harp. behandeln; der Rest 
wenigstens noch wieder 17, Im ganzen 41 oder darüber, während die 


Euzenippea nur 32 hat. 
δ᾽ 


68 Hypereides. Epitaphios. 


Sache gesprochen als bei Deinarchos. Ueber das rednerische Ver- 
dienst des Werkes sind wir nicht vollständig zu einem Urtheil 
befähigt; doch scheint die Rede der Vorzüge des Hypereides, 
nach Massgabe des Gegenstandes, in keiner Hinsicht zu ent 
behren. 


Nächst der Euxenippea am besten erhalten ist der Epi- 
taphios, und seiner Bedeutung und seinem Werthe nach be- 
zeichnet der Franzose Girard nicht mit Unrecht denselben als 
die wichtigste Entdeckung, die seit einem Jahrhundert in der 
griechischen Litteratur gemacht sei.!) Es ist die einzige wirklich 
gehaltene Rede dieser Gattung, die wir besitzen, und trotz der 
festen Formen,"die sich in anderthalb Jahrhunderten für diese 
athenischen Festreden gebildet hatten, doch ein Werk von hoher 
Eigenthümlichkeit und im wesentlichen durchaus originell. 

Das nicht eben lange Prooemium bewegt sich in der Ent- 
wiekelung des Gegensatzes zwischen der zu haltenden Rede und 
den zu preisenden Thaten; in diesem Theile war nicht füglich 
etwas inhaltlich neues zu leisten, und so ist dieser Inhalt des 
Eingangs dem Hypereides namentlich mit Thukydides und dem 
sogenannten Lysias gemeinsam.?). Neu dagegen ist die in der 
nun folgenden Prothesis gemachte Eintheilung: der Redner will 
loben die Stadt wegen ihres grossherzigen Entschlusses, die ge- 
fallenen Krieger wegen der in der Ausführung bewiesenen Tapfer- 
keit, den Feldherrn Leosthenes sowohl wegen des von ihm 
veranlassten Entschlusses als wegen der von ihm geleiteten Aus- 
führung.) Nach dieser äusserst kunstgerechten Theilung, an die 
sich übrigens der Redner durchaus nicht sklavisch bindet, be- 
handelt er summarisch den Preis der Stadt, unter Zurück- 
weisung der sonst, mit Ausnahme des Thukydides, in allen unsern 
Leichenreden vorkommenden Verherrlichung der alten Kriege; 


1) Girard $. 181, der dieser Rede einen besondern Abschnitt (p. 181— 
233).gewidmet hat. Ausserdem vgl. namentlich Sauppe Philol. ΠΙ, p. 5if. 
(Disposition und Urtheil. 2) C.I, 1—II, 1; die ersten beiden Columnen 
sind höchst wahrscheinlich zu einer einzigen zu verbinden, so dass das 
Pro. nur eine umfasst. 8) II, 1—19. 


Hypereides. Epitaphios. 69 


denn die des gegenwärtigen liegt ihm am Herzen.’) Aus gleichem 
Grunde wird von dem Lobe der gefallenen Krieger und 
ihres Feldherrn der erste, von Andern zum Ueberdruss schon 
behandelte Theil, über ihre edle Abkunft und treffliche Er- 
ziehung, der Sache nach kurz erörtert, der Form nach sogar 
von der Erörterung ausgeschlossen?); es folgen nun die Thaten, 
wobei von Leosthenes ausgegangen wird.?) Der Redner er- 
zählt also, wie dieser für das Werk der hellenischen Befreiung 
sich selbst seiner Stadt, und seine Stadt den Hellenen dargeboten 
habe; wie er darauf zuerst in Boeotien, dann an den Thermo- 
pylen siegte und den Antipatros in Lamia einschloss; wie er 
weiter die Thessalier, Phokier, Aitoler zu Bundesgenossen gewann. 
Dem Geschicke freilich erlag auch er; aber der nach seinem Tode 
errungene Sieg ist ebenfalls als sein Verdienst zu rechnen.‘) — 
Was nun bisher, fährt der Redner fort, über Leosthenes gesagt 
ist, dient ebenso auch zum Preise der gefallenen Krieger?); 
er verknüpft also wieder seinen zweiten und dritten Theil, spricht 
aber in der nun folgenden Steigerung von den Kriegern. Nach 
kurzer Verherrlichung ihres grossherzigen Opfers verwerthet er 
die Oertlichkeit der erzählten beiden Schlachten: die eine wurde 
nahe den Ruinen von Theben, die andere nahe dem Versammlungs- 
platze der Amphiktyonen geliefert.°) Ein weiteres dankbares 
Motiv ist die Entwickelung dessen, was im Falle der Niederlage 
geschehen wäre; der Redner verdeutlicht dies durch Schilderung 
der bisher schon vorhandenen unwürdigen Knechtschaft.”) 
Drittens werden die ausserordentlichen Beschwerden und Ent- 
behrungen dieses Feldzugs dargelegt.°) Nun erhebt sich das Lob 
zu einer Glücklichpreisung*) des Leosthenes'°) und seiner Ge- 


1) IH, 19-30 Abweisung des ausführlichen Lobes; 30—IV, 21 Ver- 
gleichung Athens mit der Sonne. 2) IV, 21—26 Uebergang; 26—V, 28 
Lob der Abkunft (-- 18) und Erziebung. 3) V, 28—36 Uebergang und 
Prothesis. 4) V, 36— VII, 14. δ) VII, 14—30. 6) VII, 30— VIII, 
2 (Opfertod); VI, 2—17 (Schl. in Böotien); VIII, 17—32 (Schl. b. Ther- 
mopylai); 32—43 (zusammenfassende Lobsprüche). 7) VIII, 48—IX, 34. 
8) IX, 34—X, 9. 9) Aristot, Rhet. I, 9 1861} 33: εὐδαιμονιεμὸς δὲ καὶ μακα- 
ριεμὸς αὑτοῖς μὲν ταὐτά, τούτοις δ᾽ (ἔπαινος, ἐγκώμιον) οὐ ταὐτά᾽ ἀλλ᾽ ὥςπερ 
ἡ εὐδαιμονία τὴν ἀρετήν, οὕτως ὁ εὐδαιμονιεμὸς περιέχει ταῦτα. 10) Derselbe 


το Hypereides. Epitapbios. 


fährten, wie sie in dieser Ausführlichkeit in keiner der andern 
Grabreden wiederkehrt. Sie haben das schönste Gut, nämlich 
die Unabhängigkeit, den Ueberlebenden erworben.) Ihre An- 
gehörigen sind durch sie in Ehren und für die Zukunft versorgt.?) 
Ihnen selber ist der Tod Anfang zu einem höheren Leben in der 
Erinnerung der Nachwelt geworden.?) An jedem Orte, zu jeder 
Zeit werden wir ihrer gedenken; bei den Aelteren, bei ihren 
Altersgenossen, bei den Jüngeren werden sie in Ehren stehen; 
Dichter und Redner werden sie bei den Hellenen feiern.) Nun 
schildert Hypereides auch den Empfang und die Genossenschaft, 
welche Leosthenes im Hades gefunden haben wird: er nennt 
die Kämpfer vor Troja, die der Perserkriege, endlich den Harmodios 
und Aristogeiton, und weiss dabei eine Vergleichung mit allen 
diesen anzustellen, welche natürlich zum Vortheil der jetzigen 
Helden ausfällt.5) Während diese Vergleichung mit den Heroen 
längst zum stehenden Apparate der Lobreden gehörte, ist die 
Unterweltsscene, die recht plastisch eingeleitet wird, eine Neuerung 
des Hypereides, vermuthlich der platonischen Apologie entlehnt.°) 
Sie berührt denjenigen frostig, der nicht an den Ernst des 
Redners glaubt”); zu einem solchen Misstrauen indessen ist eigent- 
lich kein Grund vorhanden. Der Papyrus bricht ab in einem 
Ausruf über die Heldentugend der Gefallenen, mit welchem jeden- 
falls das Enkomion abschloss; dass ein paränetischer Theil noch 
folgte, wie bei Platon und Thukydides, möchte ich bezweifeln, 
da von der Nacheiferung seitens der Jüngeren schon die Rede 
gewesen ist®), und da auch bei dem sogenannten Lysias und dem 
falschen Demosthenes dieser Theil ausfällt. Unerlässlich dagegen 
war die Tröstung der Ueberlebenden, die uns in der That auch 
von Stobaeus ziemlich vollständig überliefert wird. Im wesent- 
lichen ist sie eine wiederholte Glücklichpreisung der Todten, die, 
wie zum Abschluss gesagt wird, entweder von allen Uebeln be- 
freit sind, oder aber, wenn unser Glaube wahr, im Hades sich 


wird hier, als beim Beginn eines neuen Abschnitts, wieder genannt (X, 
19). 1)X,19-39%. 9) Χ, 81- ΧΙ, 1. 8) ΧΙ, 8- 39. 4) ΧΙ, 29— 
43; ΧΙ, 48 -- ΧΙ, 20%; ΧΙ, 30 -- ΧΠῚ, 6. 6) XII, 6--ΧΙΥ͂, 84. 6) 
Vgl. Plat. Apol. p. 41. 7) Sauppe Philol. II, p. 52. 8) XII, 198 


Hypereides. Epitaphios. τι 


der besondern Fürsorge der Gottheit erfreuen müssen. Auch hier 
scheint Platon’s Apologie dem Redner Vorbild gewesen zu 
sein.') — Eine Aufforderung an die Anwesenden, zum Beschluss 
der Feier nunmehr die Todtenklage zu erheben, wird, gleichwie 
überall in den Grabreden, das Letzte gewesen sein.*) 

Unter den vielen trefflichen Gedanken und Ausführungen, 
die der vorhin erwähnte Girard über dies Werk und über die 
ganze Gattung der Grabreden bietet, ist nicht am wenigsten ver- 
dienstlich der Hinweis, dass die Rede, worin die letzte hellenische 
Freiheitsbestrebung ihren beredten Ausdruck gefunden, zugleich 
selber den Beweis für das unwiederbringliche Schwinden des 
alten republikanischen Bürgersinnes liefert.?) Denn die fast aus- 
schliessliche Verherrlichung des einen Bürgers Leosthenes, dessen 
Name von Anfang bis zu Ende die Rede durchzieht, wäre vordem 
in Athen bei einer solchen Feier unmöglich gewesen, indem man 
stets dem Volke als Ganzem, nicht dem einzelnen Manne alle 
Ehre gab. Indes hat ja Hypereides lediglich der veränderten 
Wirklichkeit sich angepasst; denn der lamische Krieg war that- 
sächlich nicht das Werk Athens, sondern des Leosthenes und 
seines Söldnerheeres. — Im übrigen verdient die Rede jene Lob- 
sprüche, die ihr im Alterthum gespendet sind); denn als eine 
Prunkrede ist sie voll Kunst und Schönheit: in der gerundeten 
und fein bemessenen Composition, in der mühelosen Glätte der 
Uebergänge, in der trefflichen Periodik, im ganzen auch im Aus- 
druck, wiewohl man hier, wegen der Uebergriffe in das poetische 
Gebiet, einen Anfang zur Entartung der attischen Beredsamkeit 
finden kann. Sonst kommt Hypereides an die isokratische Kunst 
nahe genug heran, nur dass die Knappheit namentlich der Be- 
handlung mehr an Lysias erinnert. Der epideiktische Prunk, der 
nicht gespart ist, wird freilich den modernen Leser immer etwas 
abstossen oder doch kalt lassen); doch ist eigentliche Frostigkeit, 
also blosses Spiel und Kunst der Worte ohne entsprechend be- 


8.0.83 YSauppel.e. 9.5. ὠΒ8) Θἰτατὰ 8. 218 8. 4) 
ΤΙ. ὕψους ο. 84: τὸν ἐπιτάφιον ἐπιδεικτικῶς, ὡς οὐκ οἵδ᾽ εἴ τις ἄλλος, διέθετο. 
Plat. Vit. 849: ἐπὶ τοῖς mecodav εἶπε τὸν ἐπιτάφιον θαυματίως. δ) 
Schäfer Dem. III, 344; bei weitem härter Sauppe p. 52. 


72 Lykurgos. Quellen für sein Leben. 


deutenden Gedanken, oder der Gedanken ohne entsprechendes 
Gefühl, nur hie und da zu rügen.') Das aber hat die Rede vor 
den isokratischen voraus, dass etwas von dem Leben und der 
unmittelbaren Empfindung der praktischen Rede in sie überge- 
gangen ist; wurde sie doch nicht wie jene bloss zum Lesen ge- 
schrieben.?) Hypereides begleitet mit Theilnahme die Siegeslauf- 
bahn des Leosthenes, mit Wärme schildert er die zuvor drohende . 
schreckliche Knechtschaft und preist das Glück der jetzt wieder 
gesicherten Freiheit, so dass man zwar nicht hingerissen, aber 
doch erhoben und wohlthuend berührt wird.°) Soviel ist aller- 
dings richtig: gerade weil es keine blosse Kunstrede gleich den 
isokratischen ist, und weil Hypereides, der zum Kriege selbst 
mitgerathen, während des noch andauernden Freiheitskampfes zu 
seinen Mitbürgern spricht, würde man der begeisterten Empfindung 
und der feurigen Ermahnung etwas mehr und der epideiktischen 
Gemeinplätze etwas weniger wünschen. ° Aber hier sehen wir 
deutlich die Grenze, die dem mit feinem Gefühl und flüssiger 
Beredsamkeit, nicht aber mit mächtiger Leidenschaft und idealer 
Grösse des Charakters ausgerüsteten Hypereides von der Natur 
gesteckt war.‘) 


Der zweite aus der Zahl der patriotischen Staatsmänner, 
welcher der Aufnahme unter die Zehn gewürdigt wurde, Lykurgos, 
überragt den Hypereides durch staatsmännische Bedeutung ebenso 
sehr, wie er an rednerischer Begabung von ihm übertroffen wird; 
als sittlicher. Charakter aber hatte niemand unter den damaligen 
Rednern solches Ansehen und Vertrauen wie er. 

Ein Leben des Lykurgos, wohl weniger in der Weise eines 
Historikers als in der des Lobredners, verfasste schon bald nach 
jenes Tode der Isokrateer Philiskos°); eine allgemeine Würdigung 


1) V8l.0.8.39. 2)Girardp. 135: ce qui fait precissment le prix singulier 
de ce morceau, e’est que sous 18 parure brillante qui convenait ἃ un discours 
de e6r6monie, on sent la vie d’un disconrs d’action. 3) Vgl. Schäfer 1. c. 
4) Mit Recht Sauppe 1. ο.: „Hyp- entbehrte bei allen sonstigen Vorzügen doch 
der Kraft zu tieferer Darstellung grosser und ernster Gedankenkreise, der 
geistigen Gewalt, die ergreift und erschüttert“. Nicht anders aber urtheilt auch 
der Vf. περὶ ὕψους in der oben angeführten Stelle (8. 8. 48). 5) Olympiodor 


Lykurgos. Herkunft, 18 


giebt der dritte demosthenische Brief, dem im Alterthum Hy- 
pereides’ Rede für Lykurg’s Söhne zur Seite stand. Eine Auf- 
zählung der wesentlichsten politischen Verdienste enthält das von 
Stratokles für ihn verfasste Ehrendekret, aus dem Jahre 307; 
wir haben davon sowohl inschriftliche Reste, als auch eine Copie, 
die der Lebensbeschreibung des sogenannten Plutarch beiliegt.') 
Für diese Lebensbeschreibung, die einzige erhaltene, wenn man 
von Photios’ Bearbeitung derselben?) und von Suidas’ kurzem 
Artikel absieht, offenbart sich in eben dieser Belegung mit Ur- 
kunden Caecilius als eine Quelle, gleichwie bei Antiphon und 
bei Demosthenes.°) 

Lykurgos, Lykophron’s Sohn vom Demos der Butaden, ge- 
hörte allein unter den damaligen hervorragenden Staatsmännern 
einem altangesehenen und altbegüterten Geschlechte an. Als 
Ahnherr desselben galt Butes, ein Abkömmling oder Bruder 
des Erechtheus, und das Geschlecht hiess zum Unterschiede von 
den andern Gaugenossen Eteobutaden, echte Kinder des Butes.*) 


zum Gorgias 615D (J. 7. Suppl. XIV 396): ὁ Φιλίοκος τὸν βίον τράφων. τοῦ 
λυκ. φηεὶν κτέ. Vgl. Thl. II, 8. 422f. 1) Ueber das Verhältnis dieser 
Copie zu dem Steine s. C. Curtius Philol, XXIV 888, Wir haben danach 
die Urkunde bei Plot. in einer abgekürzten Form, in der sie Krateros im 
Metroon vorgefunden (8. 111); aus Krateros hat sie Caecilius, aus diesem 
der Compilator entnommen. Aber auch unsre Inschrift scheint kein 
officielles, sondern ein Privatexemplar (8. 91). Das Dekret ist aus dem 
J. des Anaxikrates datirt; A. Schäfer verstebt den Archon von 126, 2 79 
(e. Philol. IX 166); dagegen zeigt C. Curtius 1. c., dass der von 118, 2 807 
zu verstehen, und dass der Antragsteller Stratokles von dem berüchtigten 
Demagogen und Schmeichler des Demetrios keineswegs, wie Schäfer meinte, 
verschieden ist. 2) Diese Auffassung, dass Ph. nur als Texteszeuge für 
Psendopl. in Betracht kommt, den er im wesentlichen so las wie wir, ist 
auch durch Ballheimer, de Photi vitis X or. (Bonn 1877) nicht widerlegt 
worden. Β. meint, dass Ph. eine andre, originalere Form dieser Biogra- 
phien benutzt habe. — L.'s Leben steht bei Photios S. 496f. 3) Von 
Neueren vgl. Nissen de Lyc. orat. vita et rebus gestis, Kiel 1833. M. H. 
E. Meier Commenter zu der Vita des Pseudopl., in Kiessling’s L. fragmenta 
(Halle 1847). A. Schäfer II, 3988. Rehdantz Ausgabe 8. 18: 4) Vater 
u. Demos in Pseph. 852 A. — Plat. 841 AB: Aux. πατρὸς μὲν ἣν Λυκόφρονος 
τοῦ Λυκούργου —, τῶν δήμων δὲ Βουτάδης, γένους τῶν Ἐτεοβουταδῶν. 
848: κατῆγον δὲ τὸ γένος ἀπὸ Βούτου καὶ (80 Sauppe, codd. ἀπὸ τούτων 


714 ᾿ Lykurgos. Herkunft. 


Es besass erblich die Aemter der Priesterin der Athena Polias 
und des Priesters des Poseidon Erechtheus, und so wurde letzteres 
auch von Lykurg geführt!), dessen gläubige Ergebenheit und 
thätige Fürsorge für die väterliche Religion sich bei diesen engen 
Beziehungen zu den ältesten attischen Culten leicht begreift.?) 
Nicht minder hatte er treue Anhänglichkeit an die heimische 
Demokratie von seinen Vätern ererbt, unter denen der Grossvater 
Lykurgos zu den Opfern der Dreissig zählte. Nach dem Ehren- 
dekret hatte ein Lykurgos und ein noch älterer Ahnherr Lyko- 
medes öffentliches Begräbniss im Kerameikos erhalten; nach dem 
Biographen war Lykurgos der Grossvater Hellenotamias gewesen, 
was wohl das Vermögen eines Bürgers der ersten Steuerklasse 
voraussetzt.°) ‘Von Lykophron, dem Vater des Redners, wird 
nichts gemeldet. — Die Alten nehmen an, dass Lykurg älter als 
Demosthenes gewesen‘), wonach man seine Geburt um 390 an- 
setzen mag; es scheint nämlich nicht, als habe er bei seinem 
324 erfolgten Tode in hohem Alter gestanden. — Sein Bildungs- 


καὶ) Ἐρεχθέως τοῦ Γῆς καὶ Ἡφαίετου. Schol. Aesch. 2, 147; Harp. v. 
Βούτης und Ἐτεοβουτάδαι. 1) Plut. 848 Ε; Harp. v. Ἐτεοβουτάδαι; 
Schäfer 8. 298. 299, 3. 2) Meier p. VII; U. Köhler Herm. I, 320. 
3) Pseph. 862A (vgl. das erste Frg. des Steines): παραλαβὼν παρὰ τῶν 
ἑαυτοῦ προγόνων οἰκείαν ἐκ παλαιοῦ τὴν πρὸς τὸν δῆμον εὔνοιαν (soweit 
auch der Stein) + + καὶ οἱ πρόγονοι οἱ Λυκούργου Λυκομήδης (Διομήδης 
codd., von Pinzger nach 848E verbessert) re καὶ Λυκοῦργος καὶ ζῶντες 
ἐτιμῶντο ὑπὸ τοῦ δήμου, καὶ τετελευτηκόςιν αὐτοῖς δι᾽ ἀνδραγαθίαν ἔδωκεν 
ὁ δῆμος dnpoclac ταφὰς ἐν Κεραμεικῷ, daraus Vit. 848. — Vit. 8418: 
Λυκούργου, ὃν ol τριάκοντα τύραννοι ἀπέκτειναν, αἰτίου αὐτῷ τῆς ἀναιρέτεως 
γενομένου ᾿Αριςτοδήμου Βατῆθεν, ὃς καὶ ἑλληνοταμίας γενόμενος ἔφυγεν ἐν 
τῇ δημοκρατίᾳ. Man hat längst gesehen, dass ἑλληνοτ. γεν. von Lyk., nicht 
von Arist, gilt; aber ἔφυγεν ἐν τῇ dnu. passt; besser auf Aristodemos. Ueber 
die Hellenotamien Boeckh St. I, 243; Meier $. V. — Unter dem im Keram. 
bestatteten Lyk. vermuthet Schäfer 8, 299 einen Grossvater des von den 
Dreissig getödteten; jener wäre gegen die Thraker am Strymon gefallen 
(«. Schol. Aesch. 2, 31); vgl. auch Meier 8, LXXVI. 4) Liban. Hypoth. 
[Dem.] Aristog.: ol δὲ (se. φαείν), ἐπειδὴ κατὰ τὸν τῆς ἡλικίας χρόνον τὴν 
πρωτολογίαν (gegen Aristogeiton bei der von L. und Dem. unternommenen 
Klage) ἔλαβε Λυκ. wre. Auch geht bei Pseudopl. seine Biographie der des 
Dem. voran, Sch. 298, 1. — Sein ältester Sohn Habron wurde 334 oder 
330 ὁ ἐπὶ τῇ διοικήςει, wozu jedenfalls ein gewisses Alter gehörte, C. I. 
Att. II, 167, Rehdantz 8. 7, 28. 


Lykurgos. Bildung. 75 


gang war nach der Biographie, dass er zuerst den Platon hörte, 
nachher zu Isokrates überging; und zwar ist die Verbindung mit 
Platon ausser anderem durch das Zeugniss des gleichzeitigen 
Philiskos sicher gestellt, der auf die dort erlangte Bildung die 
grossen Erfolge des Mannes im Staatsleben zurückführt.') In- 
dessen ist Lykurg nie Philosoph gewesen, wovon seine Schriften 
Spuren zeigen müssten?): er empfing von der Akademie ähnlich 
wie Hypereides allgemeine Anregung, zumal moralische, worauf 
auch Philiskos hindeutet. Nachmals soll er dem Philosophen 
Xenokrates gegen die Zollpächter, die denselben rücksichtslos 
wegen nicht bezahlten Metökenzinses zur Strafe ziehen wollten, 
sehr energisch beigestanden haben; hiernach erkannte Lykurgos 
die abstrakte Gleichheit vor dem Gesetze so wenig an wie 
Demosthenes, welcher im dritten Briefe eine solche Auffassung 
so entschieden bekämpft.°) Theilweise wenigstens kann man auch 
Lykurg’s Hinneigung für die Spartaner, die sich in seiner Rede 
kundgibt, auf die Akademie zurückführen; andrerseits mochte die 
Familientradition den aristokratischen Lykurgos anders stimmen 
als den echt bürgerlichen Demosthenes.*). Der Unterricht bei 
Isokrates, den wohl gleichwie für Hypereides Hermippos bezeugte°), 
hat nichts unwahrscheinliches, indem Lykurgos, der sich zu der 
Laufbahn eines Staatsmannes und Redners rüstete, nach seiner 
ganzen Art weder die zehn Minen noch die Mühe gescheut 


1) Pseudoplat. 841B: ἀκροατὴς δὲ yevönevoc Πλάτωνος — ταπρῶτα 
ἐφιλοτόφηςεν, εἶτα καὶ Ἰκοκράτους — γνώριμος γενόμενος ἐπολιτεύςατο ἐπι- 
φανῶς κτέ. — Olympiod. 1. c.: ὁ Φιλίεκος — φηεὶν ὅτι μέγας γέγονε A. 
καὶ πολλὰ κατώρθωτεν, ἃ οὐκ Ecrı δυνατὸν κατορθῶκαι τὸν μὴ äxpoacduevov 
τῶν λόγων Πλάτωνος. Diog. III, 46 bei der Aufzählung von Platon’s 
Schülern: καὶ Λυκοῦργον ὁμοίως ἸΤολέμων ἱετορεῖ. 2) Unplatonisch ist 
die Sentens L.’s bei Stob. Fl. 9, 106 (frg. 97): ζηλωτὸν ἴοως ὁ πλοῦτος" 
τίμιον μέντοι καὶ θαυμαςτὸν ἡ δικαιοεύνη. 8) Pseudopl. 842B; Plut. 
Flamin. 12; scharfe Kritik dieser Erzählung Meier 8. XLV ff., der indes in 
seinem Zweifel zu weit geht. — Der Metök, der das Schutzgeld nicht be- 
zahlte, wurde verkauft. — Dem. Epist. 8, 11. 4) Leokr. 105 — 109; 
138: — — ἀλλὰ καὶ Λακεδαιμόνιοι. καὶ μή μοι ἀχθεςθῆτε — εἰ πολλάκις 
μέμνημαι τῶν ἀνδρῶν τούτων" καλὸν γάρ ἐςτιν ἐκ πόλεως εὐνομουμένης 
παραδείγματα περὶ τῶν δικαίων λαμβάνειν. Schäfer 8. 800. Ueber Dem. 
Thl. ΠῚ, 1 8.12. 6) Pseudoplut. 844 Β; Zosim. νἱξ, Isoer. p. 256W.; Thl. 
IL, 62, 4; Meier p. VIIE. 


76 Lykurgos. Bildung. 


haben wird.!) Darum wurde er dennoch so wenig wie Hypereides 
und Isaios zum Isokrateer, weil das praktische Interesse bei ihm 
überwog; die Verschiedenheit’also, welche zwischen seiner Schreib- 
art und der isokratischen besteht, kann nichts gegen jene Ueber- 
lieferung beweisen, dagegen die mannichfache Aehnlichkeit und 
Benutzung, welche daneben hervortritt, ihr zur Bestätigung 
dienen. Natürlichen Redefluss hatte er nicht, so dass auch ihm 
wie dem Demosthenes es schwer wurde, ohne Vorbereitung zu 
sprechen; aber er wandte ausserordentlichen Fleiss an und 
studirte Tag und Nacht; seine Lagerstätte machte er möglichst 
wenig bequem, um das Aufwachen zu erleichtern.) An Umfang 
und an Fülle das Zusammengetragenen standen daher seine Reden, 
so viel wir sehen, den demosthenischen nicht allzuweit nach. 
Er hatte Diehter und auch wohl prosaische Schriftsteller fleissig 
gelesen, und bringt Citate aus den ersteren auch aus dem Ge- 
dächtniss vor. Voran standen ihm Homer und die Tragiker; 
aber auch ‚weiter abliegende Werke wie die des Tyrtaios kannte 
und schätzte er.°) Wenn der moralische und gnomische Gehalt 
der Dichtungen Hauptsache für ihn zu sein scheint‘), so ent- 
spricht dies der allgemeinen Auffassung von der Bedeutung der 


1) Vgl. die Anekdote bei Psendopl. 8420: ἐγκαλοῦντος δ᾽ αὐτῷ τινος, 
ὅτι μιςθοὺς copıcraic δίδωςι περὶ λόγους διατρίβων, ἀλλ᾽ εἴ τίς γ᾽ ἐπαγγέλ- 
λοιτο, ἔφη, τοὺς υἱοὺς ἀμείνους αὐτῷ ποιήςειν, οὐ χιλίας ἀλλὰ τὰ ἡμίεη τῆς 
odclac προΐετθαι. Das Ungereimte wenigstens dieser Fassung erörtert Meier 
p- LI. 2) Pseudopl. 8420: ἐμελέτα δὲ καὶ νυκτὸς καὶ ἡμέρας, οὐκ εὖ 
πρὸς τὰ αὐτοεχέδια πεφυκιώς, κλινιδίου αὐτῷ ὑποκειμένου, ἐφ᾽ ᾧ μόνον ἦν 
κῴδιον καὶ mpockepdAarov, ὅπως ἐγείροιτο ῥᾳδίως καὶ μελετῴψη. Vgl. Achn- 
liches von Dem. Thl. I, 1 8. 26. Schäfer erinnert auch an Lyk. fg. 108 
(Lob des Fleisses). 3) Es werden in der Leokr. citirb: $ 92 4 Trimeter 
ohne Namen; 100 fcıc aus Euripider’ Erechthens (Verlesung), 103 Hom. 
1. Ο 494—499, 107 Elegie des Tyrtaios (Verlesung), 109 Epigramme auf 
die Kämpfer von Thermopylai und Marathon, 132 zwei namenlose Trimeter. 
4) Vgl. $ 102, wo L. in der Bevorzugung des Homer bei den Panathenäen 
einen Beweis dafür sieht, dass die alten Athener τὰ xdMıcra τῶν ἔργων 
προῃροῦντο, und begründend hinzufügt: οἱ μὲν γὰρ νόμοι διὰ τὴν cuvroplav 
οὐ διδάεκουειν ἀλλ᾽ ἐπιτάττουτιν ἃ δεῖ ποιεῖν, οἱ δὲ ποιηταὶ μιμούμενοι τὸν 
ἀνθρώπινον βίον, τὰ κάλλιςτα τῶν ἔργων ἐκλεξάμενοι, μετὰ λόγου καὶ ἀπο- 
δείξεως τοὺς ἀνθρώπους ευμπείθουειν, ferner $ 100. 101. 104. 106 #. — Achn- 
liche Auffassung bekundet z. Bsp. Aristoph. Ran. 1006— 1066. 


Lykurgos. Bildung. 77 


Poesie: er hatte seine religiösen und sittlichen Anschauungen 
aus den alten Dichtern entnommen und genährt, und wird von 
der Aufklärung so wenig berührt gewesen sein, wie dies für 
einen Mann seiner Stellung damals irgend möglich war.!) Sein 
Interesse für die alte Tragödie bekundet namentlich jenes viel- 
besprochene Gesetz, womit er die Errichtung von Erzstatuen 
der drei grossen Tragiker im Theater und die Anfertigung eines 
Staatsexemplars ihrer Werke verordnete, an welches die Schau- 
spieler fortan gebunden sein sollten.?) Hier traf freilich Lykurg’s 
Interesse für die Dichter mit seinem religiösen zusammen; denn 
auch sonst sorgte er durch Gesetze für die würdige Ausstattung 
der Feste, wie des Topffestes mit einem Wettstreit von Komödien.®) 
— Mit prosaischen Schriften, von den isokratischen abgesehen, 
findet sich in der erhaltenen Rede keine nachweisliche Berührung; 
indes sind für die Fülle der erwähnten historischen Thatsachen 
weder die mündliche Ueberlieferung noch die Volksbeschlüsse und 
sonstigen Urkunden, deren manche mitgetheilt werden, eine aus- 
reichende Quelle.) Dass dem Redner vielfache historische Irr- 
thümer begegnen, z. Bsp. wenn er den spartanischen Feldherrn 
bei Salamis Eteonikos nennt°), erklärt sich aus dem herrschenden 
unhistorischen Sinne, beweist aber, dass gelehrtes Studium Lykurg’s 
Sache noch weniger als die des Demosthenes war.°) Waren doch 
auch seine Bestrebungen nicht sowohl der äusseren Politik, für 


1) Vgl. für 1,.᾿8 religiöse Anschauungen 8 79. 91 ff. 94ff. 2) Pseudopl. 
841F; Paus. 1, 21, 1. 2. Der Antrag wegen der Statuen des Soph. und 
Eur. (doch auch des Aischylos) wurde vergeblich angefochten von Philinos, 
dessen Rede πρὸς Cop. καὶ Εὐριπίδου εἰκόνας Harpokr. v. θεωρικά citirt, 
Sauppe 0. A. II, 819; Meier p. XXXVII; unten Cap. III. Ueber das Staate- 
exemplar der Tragödien vgl. O. Korn, de publico Aesch. Soph. Eur. fabu- 
laram exemplari, Dissert. Bonn 1863. 3) Pseudopl. 841E, 8424. 4) 
Die von L. erwähnten historischen Thatsachen sind zusammengestellt und 
erörtert von Rehdantz Ausg. 8. 165—186. Urkunden $ 77 (Eid der Epheben). 
81 (angebl. Eid der Hellenen bei Plataiai). 114. 118. 120. 122. 125. 146 
(ettische Psephismen u. s. ἢ), 129 spartanisches Gesetz über Feigheit, bei 
dem man wissen möchte, woher es L. nimmt. — Historisches und Sagen- 
haftes, welches in den verlorenen Reden berührt war, 8. frg. 32. 40. 45. 
63. 65. 67. 77. 86. 88. δὴ $ 70; Anderes 71. 72. 128 (der Verräther Pau- 
sanias König von Sparte) u. 0. f. 6) Ueber Dem. 8. ΤῈ]. II, 1 8. 11. 


18 Lykurgos. Politische Thätigkeit. 


welche historische Studien nöthig waren, als der inneren Ver- 
waltung zugekehrt. Unterscheidend von Demosikeres ist der 
Mangel an juristischem Interesse; dem wenn ihm die Gesetze 
seiner Vaterstadt auch beimnnt sein mussten, so legt er doch 
auf den Buchstaben derselben so wenig Werth, dass er in der 
Rede gegew Leokrates den νόμος eicayyeArıxöc, auf den die Klage 
gegrfindet war, nicht einmal verlesen lässt, geschweige denn 
dieses oder ein andres Gesetz erläutert, wie Demosthenes und 
Aischines zu thun pflegen. Auch war ja dies Gesetz auf den 
Fall gar nicht anwendbar, so wenig wie auf die des Lykophron 
und Euzenippos, gegen welche Personen Lykurgos gleichfalls auf- 
trat; aber es ist dies bei ihm nicht bewusste Verdrehung noch 
unredliche Sophistik, sondern eine ihm berechtigt erscheinende 
Deutung nach dem Geiste, wobei er seine eigene strenge und 
hohe Auffassung dem Gesetzgeber unterschiebt.') 

Die eingreifendste politische Thätigkeit Lykurgs fällt in den 
letzten Theil seines Lebens, von dem J. 338 ab, wo er das Amt 
eines Schatzmeisters der öffentlichen Einkünfte übernahm, welches 
er fortan drei vierjährige Zeiträume hindurch, zuerst unter eignem 
Namen, dann unter fremdem führte.?) In derselben Zeit, seit 
dem Unglück von Chaironeia, war er nach Demosthenes’ Zeugniss 
entgegen seiner früheren Gewohnheit zugleich in der auswärtigen 
Politik thätig, uud zwar so hervortretend, dass Alexander nach 
der Zerstörung Thebens auch seine Auslieferung forderte.?) Aller- 


1) Vgl. oben 8. 55f. 3) Pseph. 862B: γενόμενος τῆς κοινῆς προτόδου 
ταμίας τῇ πόλει ἐπὶ τρεῖς mevraernpldac. Vit. 841B wird hinzugesetzt: τὸ 
μὲν πρῶτον αἱρεθεὶς αὐτός, ἔπειτα τῶν φίλων ἐπιγραψάμενός τινα αὐτὸς 
ἐποιεῖτο τὴν διοίκησιν, διὰ τὸ φθάται νόμον εἰςενεγκεῖν, μὴ πλείω πέντε ἐτῶν 
διέπειν τὸν χειροτονηθέντα ἐπὶ τὰ δημόεια χρήματα. Das Gesetz war gewiss 
nicht von L. selbst gegeben (Meier p. XVI), und vielleicht nicht einmal zu 


seiner Zeit, Schäfer 1, 176, 4. Vgl. dens. 8. 188, 3 (Anfangstermin);.-U. , 


Köhler Herm. I, 321. 8) Dem. Epist. II, 2: ἐκεῖνος γὰρ ἑαυτὸν ἐν τῷ 
περὶ τὴν dioincıv μέρει τάξας τῆς πολιτείας τὸ κατ᾽ ἀρχὰς καὶ περὶ τῶν 
Ἑλληνικῶν καὶ ευμμαχικῶν οὐδὲν εἰωθὼς γράφειν, ὅτε καὶ τῶν δημοτικῶν 
εἶναι προςποιουμένων οἱ πολλοὶ κατέλιπον ὑμᾶς, τότε ταῖς τοῦ δήμου προ- 
αἱρέςεειν προτένειμεν ἑαυτόν — — (4) καὶ μετὰ ταῦτ᾽ ἀόκνως καὶ λέγων καὶ 
πράττων ἃ mpochkev ἣν φανερός, ἐφ᾽ οἷς εὐθὺς ἐξῃτεῖτο, ὡς ἅπαντες Icacıv. 
Vgl. Pseph. 868 ΟὉ (Steininschr. frg. 3). 


Lykurgos. Politische Thätigkeit. 79 


dings hatte er schon 343 an einer Gesandtschaft theilgenommen, 
deren Zweck es war, die Staaten des Peloponnes von Philipp ab- 
zubringen!), und seine Gesinnung war jedenfalls immer auf Seiten 
der Partei gewesen, deren Gegner Eubulos auch der seinige in 
Finanzsachen war; aber in den Vordergrund trat er erst, als mit 
dem Glückswechsel viele vorgebliche Patrioten umschlugen und 
es hier der zuverlässigen Männer bedurfte. Bis dahin, also die 
längste Zeit seines Lebens, hatte er sich wohl vorwiegend mit 
einzelnen Finanzmassregeln beschäftigt, die er gegen Eubulos 
durchzubringen suchte, und daneben mit sonstigen Anträgen und 
Gesetzen. Von letzteren zählt die Biographie fünf namentlich 
auf.?) Die hauptsächlichsten Ergebnisse seiner Finanzleitung 
sind in dem Ehrendekrete verzeichnet; sie sind so glänzend, dass 
Boeckh dem Lykurg das Lob eines echten Finanzkünstlers giebt, 
fast des einzigen, den das Alterthum hervorgebracht habe.°) Gross- 
artig sind insbesondere auch seine öffentlichen Bauten, nachdem 
in der vorhergehenden Zeit nichts als die von Demosthenes ver- 
spotteten Tünchungen, Quellenfassungen u. dgl. fertig gebracht 
war; der Beaufsichtigung der Arbeiten widmete er sich persön- 
lich mit unermüdlicher Ausdauer.‘) Trotz vielfacher Anfeindung 
ging er aus allen Prüfungen und Rechensehaftsablagen siegreich 
hervor®), und erst nach seinem Tode und nach Demosthenes’ 
Sturz erreichten es die Feinde, dass wegen angeblicher Verun- 
treuungen Lykurg’s seine Kinder vorübergehend als Staatsschuldner 
in Haft gelegt wurden. Kränze wurden ihm bei Lebzeiten viele 
zu Theil, die höchsten Ehren freilich, das Standbild auf dem 
Markte und die erbliche Speisung im Prytaneion, erst nach seinem 
Tode°), da kein einzelnes Verdienst Lykurg’s so hervorragend 
1) Dem. Phil. T 72 (doch fehlt sein Name in C u. a. Hdschr.); 
Pseudopl. 841E. 2) Pseudopl. 841E—842B; Pseph. 852 A: νόμους πολ- 
λοὺς καὶ καλοὺς ἔθηκε τῇ πατρίδι. 8) Boeckh St. 1 6698Η: 4) Pseudopl. 
8410. 5) Pseph. 862D (vgl. Steininschr.): διδοὺς εὐθύνας πολλάκις τῶν 
πεπολιτευμένων (τε καὶ τῶν διῳκημένων) ἐν ἐλευθέρᾳ καὶ δημοκρατουμένῃ τῇ 
πόλει διετέλεςεν ἀνεξέλεγκτος καὶ ἀδωροδόκητος τὸν ἅπαντα χρόνον, vgl. 
862B; Dem. Epist. III, 6. 8; Pseudopl. 842F. 848. 6) Pseph. 8628: 
δόξας δὲ ἅπαντα ταῦτα δικαίως διψκηκέναι πολλάκις ἐςτεφανώθη ὑπὸ τῆς 


πόλεως, Umgenau setzt Pseudopl. 848 hinzu: καὶ εἰκόνων ἔτυχεν, δ. 
Meier p. LXVIIE. 


80 Lykurgos. Thätigkeit als Ankläger. 


gewesen war, dass es dem Neide und der Macht der Gegner 
diese Ehren für den Lebenden hätte abgewinnen können. Sein 
ausserordentlicher Ruf von Rechtlichkeit bewirkte, dass viele 
Private ihm bedeutende Gelder anvertrauten, damit er davon dem 
Staate Vorschüsse machen könnte.!) Derselbe Ruf gab ihm nun 
auch in allen Rechtsfragen einen solchen Einfluss, dass, wie 
Demosthenes sagt, die Athener oftmals nach Lykurg’s blossem 
Wort entschieden?), und dass vor Gericht niemandes Anklage 
mehr als die seine zu fürchten war.) Es versteht sich, dass 
er weder Redenschreiber war noch bezahlter Fürsprecher; wir 
wissen überhaupt kaum von einer Vertheidigung, die er ge- 
führt‘); aber Anklagen hat er oft erhoben und wohl noch 
öfter unterstützt, so dass hier ein entschiedener Gegensatz 
zu Demosthenes’ Weise hervortritt.5) Freilich auch dieser, bei 
seiner weicheren Natur, konnte zum scharfen Ankläger und 
Rächer werden, wenn ein Hauptinteresse des Staates in den 
Dingen, denen er sein Leben gewidmet hatte, in Frage kam‘), 
und dem Lykurg war die innere Zucht und Wohlfahrt dasselbe, 
wie dem Demosthenes die Freiheit und Macht des Staates nach 
aussen. Privatfeindschaften aber hat auch Lykurg unsres Wissens 
nie verfolgt.‘) Ihn machte das hohe Pflichtgefühl, welches ihn 
selber leitete, ungewöhnlich bitter gegen alle Beweise entgegen- 
gesetzter Gesinnung bei Andern, so dass er nicht nur die Ge- 
hässigkeit der Anklage auf sich nahm, sondern auch in den 
beantragten Strafen stets bis an die äusserste Grenze ging.®) 


1) Paeph. 852B; Pseudopl. 841C, vgl. U. Köhler Herm. I, 314. 3) 
Dem. Ep. II, 6: οὕτω δ᾽ ἐπιςτεύετ᾽ αὐτῷ καὶ δημοτικὸν παρὰ πάντας 
᾿ἡγεῖςθε, ὥςτε πολλὰ τῶν δικαίων ἐν τῷ φῆςαι Λυκοῦργον ἐκρίνετε καὶ τοῦθ᾽ 
ὑμῖν ἐξήρκει, daraus Pseudopl. 841E, der dies, wohl nicht in Dem.’s Sinne, 
auf Gerichtsverhandlungen bezieht. 3) Vgl. Hjpereid. Euxen. col. 26, 
18#. 4) Demosth. frg. 66 8. bei Rutil. 2, 4: atque ego illum, indices, 
arbitror Lycurgum laudatorem producturum 6. 4. s.; Schäfer II, 302, 3. 
6) Diod. XVI, 88: οὗτος τὰρ (Lyk.) τῶν τότε ῥητόρων μέγιςτον ἔχων 
ἀξίωμα, --- — βίον δ᾽ ἐζηκὼς ἐπ᾽ ἀρετῇ περιβόητον, πικρότατος ἦν κατήγορος. 
Cie. Brut. 130 (vgl. ad Att. I, 18, 3): M. Brutus magnum fuit, Brate, de- 
decus generi vestro, qui — accusationem factitaverit, ut Athenis Lycurgus. 
8. auch Ammian. Mare. XXX, 39 (Meier Opusc. II, 8807). 6) Vgl. Thl. 
II, 1, 8. 34. 7) Vgl. Leokr. $ öf. 8) Daher Pseudopl. 841DE: 


Lykurgos. Thätigkeit als Ankläger. 81 


Die Achtung vor ihm wurde dadurch bei den Athenern nicht 
vermindert, sondern im Gegentheil, wie Schäfer sagt, zur Ehr- 
furcht erhöht.) Von einzelnen Anklagen führe ich an: gegen 
den Areopagiten Autolykos, der nach der Schlacht von Chaironeia 
seine Angehörigen wider den Volksbeschluss ausser Landes ge- 
schafft hatte?); gegen den Feldherrn Lysikles, der wohl vor den 
andern an der Niederlage schuld zu sein schien°); beide wurden 
mit dem Tode bestraft, welchem Schicksale Leokrates, den Lykurg 
wegen eben damals durch Verlassen des Landes bewiesener Feig- 
heit im achten Jahre nachher belangte, nur mit Stimmengleich- 
heit entging. Einen reichen Grubenbesitzer Diphilos verklagte 
er, weil er die nach den Gesetzen zu schonenden Mittelpfeiler 
in den Bergwerken weggebrochen hatte; auch ihn traf Todes- 
strafe, und von seinem confiseirten Vermögen spendete Lykurg 
jedem Bürger eine halbe Mine.) Ferner belangte er den Aristogei- 
ton, welcher trotz unbezahlter Schulden an den Staat die bürger- 
lichen Rechte ausübte, und das in nichtswürdiger Weise zum 
Verderben Unschuldiger®); er war Ankläger des Menesaichmos 
in Sachen des delischen Tempels, desselben Redners, der später 
sein Nachfolger im Finanzamt wurde und sich durch Anfeindungen 
gegen ihn und gegen seine Kinder zu rächen suchte. Vergeblich 
erhob er Klage gegen Kephisodotos’ Antrag, wonach dem Demades 
die höchsten bürgerlichen Ehren zuerkannt wurden.°) Sodann 


ἔκχε δὲ καὶ --- τῶν κακούργων τὴν εύλληψιν, οὖς ἐξήλατεν ἅπαντας, ὡς καὶ 
τῶν «οφιετῶν ἐνίους λέγειν, Λυκοῦργον οὐ μέλανι, ἀλλὰ θανάτῳ χρίοντα τὸν 
κάλαμον κατὰ τῶν πονηρῶν, οὕτω ευγγράφειν. Die Verwirrungen in dieser 
Stelle zeigt Meier p. XXXIIf. — Lykurg’s Denkweise über anscheinend 
kleine Vergehungen zeigt sich Leokr. 64ff. (Schäfer S.. 808, 4). N) 
Schäfer S. 303. 2) Pseudoplut. 843D: γραψάμενος δ᾽ Αὐτόλυκον τὸν 
᾿Ἀρεοπαγίτην “καὶ Λυεικλέα τὸν ςτρατηγὸν καὶ Δημάδην τὸν Δημέου καὶ 
Mevecaıyuov ἄλλους τε πολλοὺς καὶ πάντας εἶλεν -- — ὁ δ᾽ εὐθύνας (corrupt)” 
᾿Αριςτογείτονα καὶ Λεωκράτην καὶ Αὐτόλυκον δειλίας (Hdschr. δουλείας). Harp. 
v. Αὐτόλ.; Lyk. 8. 68: Αὐτολύκου μὲν ὑμεῖς κατεψηφίεαςθε --- καὶ ἐτιμωρή- 
cacde. Todesstrafe wird nirgends ausdrücklich bezeugt, ist aber nach dem 
Zusammenhange bei Lyk. (vgl. $ 52) unbedenklich anzunehmen (Sauppe 
0. A. II, 261). 3) Diod. XVI, 88; Meier p. OXXX. 4) Pseudopl. 
848D; Meier p. LXXIVf. 6) 8. Liban. ὑπόθ. [Dem.] 6. Aristog. 6) 
Rede κατὰ Κηφ. ὑπὲρ τῶν Δημάδου τιμῶν, 5. u. im Verzeichnisse. 
Blase, attische Βοσοἀφατηϊοίε, III, 2. 6 


82 Lykurgos. Lebenswandel und Sinnesart. 


unterstützte er die Anklage gegen Euxenippos wegen erlogenen 
Traumorakels, und noch bedeutender war seine Rolle bei dem 
Prozess des Lykophron wegen Ehebruchs. Zwischen Hypereides 
und Lykurg ist in der Auffassung solcher Vergehen ein voll- 
kommener Gegensatz, ebenso wie auch der Lebenswandel beider 
entgegengesetzt war. Denn Lykurg war trotz seines grossen Ver- 
mögens so spartanisch einfach und abgehärtet, dass er im Sommer 
und Winter dasselbe Gewand trug, und die Fussbekleidung für 
gewöhnlich verschmähte!); diese Abhärtung und die makellose 
Reinheit seiner Sitten wirkten wesentlich zu der allgemeinen 
Achtung mit, wie überhaupt die Athener bei aller Leichtlebig- 
keit doch das Wissen von dem Besseren und den Respekt davor 
nie verloren hatten. Sie liessen sich auch manche Aeusserung 
schroffen Freimuths von dem aristokratischen Manne gefallen: 
vor der zuchtlos lärmenden und ihn nicht anhörenden Volksver- 
sammlung soll ereinmal ausgerufen haben: „o kerkyräische Peitsche, 
wieviele Talente wärest du werth!“?) — Bezeichnend für ihn ist 
auch jene Aeusserung, als es sich um die göttlichen Ehren 
Alexanders handelte: „was wäre das für ein Gott, vor dessen 
Tempel man sich beim Herausgehen besprengen müsste?“) — 
Als ihm von dem Volke vorgerückt wurde, dass er einen Syko- 
phanten mit Geld abgekauft, sagte er: „Nun, ich freue mich, dass 
in soviel Jahren meines Staatslebens mir eher ein ungerechtes 
Geben als ein ungerechtes Nehmen nachgewiesen ist“.‘) 

1) Pseudopl. 842C: εὔπορος δ᾽ ὧν ἱμάτιον ἕν καὶ ταὐτὸ ἐφόρει τοῦ 
χειμῶνος καὶ τοῦ θέρους καὶ ὑποδέδετο ταῖς ἀναγκαίαις ἡμέραις, Hyper. fr. 
189: τίνα φήτουειν οἱ παριόντες αὐτοῦ τὸν τάφον; οὗτος ἐβίω μὲν «ωφρόνως 
κτέ. Auch Plaut. Bacch. 2, 1, 8 sprichwörtlich für einen sittenstrengen 
Mann (ut Lycurgus mihi quidem videtur posse hic ad nequitiam adducier), 
8. Meier Opuse. 2, 880f. — Gesetz L.'s, welches den Frauen untersagte bei 
der Prozession nach Eleusis sich eines Wagens zu bedienen, Pseudopl. 
842A, angeblich von des Antragstellers eigner Frau übertreten, worauf er 
den Ankläger mit Geld abfand, vgl. Meier’s begründete Kritik dieser 
Geschichte p. XLIVf. 2) Psendopl. 8420: ἣν δὲ καὶ mappnciacrhc διὰ 
τὴν εὐγένειαν᾽ ᾿Αθηναίων τέ τοι wre. 8) Das. D; Meier p. LI. 4) 
Pseudopl. 842B (8. o. Anm. 1), Plut. Comp. Nic. et Crass. 1; Moral. 
641F; Meier p. XLIVf. Sobald man mit Meier das Apophthegma aus der 


Verbindung mit jener Anekdote über L.’s Frau loslöst, bleibt kein Grund, 
den Redner zu tadeln. 


Lykurgos. Tod. Werke. 83 


Lykurg’s Tod erfolgte an einer Krankheit, i. J. 324 vor den 
harpalischen Prozessen, weniger zu seinem Unglück als zu dem 
des Demosthenes und des Staates.!) Gleichwie Eubulos und 
früher Perikles erhielt er ein öffentliches Begräbniss im Keramei- 
kos, wo noch Pausanias sein Denkmal sah.) Er hinterliess von 
der Kallisto, der Tochter Habron’s von Bate, drei Söhne, den 
Habron, Lykurgos und Lykophron; gleichwohl pflanzte sich das 
Geschlecht im Mannesstamm nur durch Adoption noch eine 
Generation weiter fort.°) 


Unter den Werken Lykurg’s sind eine‘ besondere Klasse 
seine Psephismen und Gesetze, von denen gemäss dem Ehren- 
dekret des Stratokles eine Gesammtabschrift auf der Akropolis 
aufgestellt wurde‘); er soll sich bei ihrer Abfassung der Beihülfe 
eines Olynthiers Eukleides bedient haben.) Auch uns ist noch 
einzelnes inschriftlich erhalten.°) Reden besass man nach dem 
Biographen von ihm nur 15, deren Titel bis auf einen, den 
Neuere durch Theilung zu gewinnen versucht haben, Suidas 
überliefert.) Ausserdem werden noch einige andere Titel in 


1) τελευτᾷ νόςῳ, Suid. Λυκ.. Er lebte noch, als man über Alexander's 
göttliche Ehren verhandelte (324); dass er vor den harp. Prozessen starb, 
bezeugt Pseudopl. Hyp. 848EF. 2) Pseudopl. 842E; Pausan. I, 29, 15; 
Meier p. LIX δ΄. 8) Die Genealogie Pseudopl. 842F—848B; Meier p. 
LXVf. Dass Habron der älteste Sohn, ergibt sich klar aus 848E (vgl. 
843A), so dass 848) ἀποθανόντος Λυκούργου ὁ πρεςβύτατος τῶν παίδων 
Λυκόφρων ἠμφιεβήτηςε τῆς δωρεᾶς nichte als gedankenlose Folgerung aus 
der Einleitung des Pseph. ist, s. R. Schöll Hermes VI, 52. So auch Nissen 
Ῥ. 99; anders freilich Meier 1. c., C. Curtius Philol. XXIV, 91f. 4) Pseph. 
.862E. 5) Pseudopl. 842C: elchverxe δὲ καὶ ψηφίςματα, Εὐκλείδῃ τινὶ 
Ὀλυνθίψ χριύμενος ἱκανωτάτῳ περὶ τὰ ynpicuara. 6) Cultgesetze L.'s aus 
ol. 111, 2 Ende (884) C. I. Att. II, 162 (168). Psephismen 168 (888,2). ΄ 
173 (8851). 176 (830/29). 180. 180°. 202. 7) Pseudopl. 8430: φέρονται 
δὲ τοῦ ῥήτορος λόγοι δεκαπέντε (vgl. Phot. 496 Ὁ 41), die gew. Formel, bei 
der hier der sonstige Zusatz ὧν elcı yvncıoı — fehlt. Suid. Aux.: λόγοι δ᾽ 
αὐτοῦ elcı γνήειοι ol cwZönevor κατὰ "Apıcroyelrovoc. κατὰ Αὐτολύκου. 
κατὰ Λεωκράτους. κατὰ Λυκόφρονος β΄. κατὰ Λυεικλέους. κατὰ Μενεκαίχμου 
(soweit alphabetisch). κατὰ Δημάδου. (b) ᾿Απολογία πρὸς τὸν αὐτὸν ὑπὲρ 
τῶν εὐθυνῶν (von Pinzger, Kiessling, Sauppe in zwei Titel: ἀπολ. πρὸς r. 
a. und ὑ, τ. εὖθ., zerlegt). πρὸς ’Icxuplav. πρὸς τὰς μαντείας (alpha- 
betisch). (0) περὶ τῆς διοικήςτεως. περὶ τῆς ἱερείας. περὶ τῆς ἱερωεύνης 

6* 


84 Lykurgos. Werke. 


Citaten angeführt, und da nun Suidas sagt, dass er die echten 
Reden aufzähle, der Biograph aber die Gesammtzahl der unter 
Lykurg’s Namen gehenden anzugeben scheint, so ist es wohl das 
Richtigste, einen Titel ausser jenen vierzehn als den einer an- 
gezweifelten Rede gelten zu lassen, die übrigen aber durch 
Identifieirung oder auf anderm Wege zu entfernen. Und in der 
That fügt Harpokration bei einer von Suidas nicht erwähnten 
Rede hinzu, dass Einige sie dem Philinos zuschrieben; diese also 
möchte ich nicht identifieiren.') Suidas lässt dem Redenverzeich- 
nisse folgen: „Briefe und einiges andere“?), ohne dass wir über 
diese Schriften sonst etwas erführen. Unter den Reden ist eine 
Demegorie, ausser etwa der ersten Rede gegen Lykophron?), 
nicht ‘nachzuweisen; vollends mangeln Privatreden. Was über- 
haupt vorlag, wird der Verfasser zu eigner Rechtfertigung oder 
zu Andrer.Besserung, durchaus nicht etwa als Proben seiner 
Kunst, vor und nach veröffentlicht haben. Nach dem Inhalte 
ordnen sich die Reden folgendermassen. 


I In eigner Sache. . 

*]. ᾿Απολογιςμὸς ὧν πεπολίτευται (Harp.), wohl identisch 
mit πρὸς Δημάδην ὑπὲρ τῶν εὐθυνῶν (Buid.). Sauppe Οἱ, Α.Π 
Ρ. 259 vgl. p. 272 Anm. (zu frg. 102). 

*2. TTepi τῆς διοικήςτεως (Harp. Suid.). Sauppe p. 262. Zeit 
01. 112, 3 (330), s. Köhler Herm. I, 819 ἢ. — Unter Deinarchos’ 
Namen .gab es eine Rede κατὰ Λυκούργου εὔθυναι. 


(alphabetisch). Bei dieser Anlage des Verzeichnisses ist doch wohl die Zer- 
legung nicht räthlich., — Ich verstehe nicht, wie Rehdantz 8, 2, 8 die 
Zahl fünfzehn zu gering finden und deshalb die Angabe des anonymen. 
Pinax (Studemund Herm. II, 446) bevorzugen kann (69 oder 50 oder 8 

* Reden nach den verschiedenen Häschr.). 1) Harp. v. Κοιρωνίδαι: ἔςτι 
Λυκούργῳ λόγος οὕτως ἐπιτραφόμενος' Κροκωνιδῶν διαδικατία πρὸς Κοιρω- 
νίδας, ὃν ἔνιοι Φιλίνου νομίζουειν, und nachher: ὁ τὸν λόγον γεγραφώς, 
ὅςτις ποτ᾽ ἐςτί, bei Athen. X 4268 geradezu unter Philinos’ Namen eitirt. 
Nach Sauppe O. A. II, 266f. identisch mit περὶ tfic'iepweuvnc, wegen der 
anscheinenden Zusammengehörigkeit der Citate frg. 68 (προχαριςτήρια, A. 
π᾿ τ᾿ iep., Suid) und frg. 60 (mpocxapnrhpia, A. ἐν τῇ Κρ. διαδ., Harp.). 
Ueber Deinarch’s Rede Kpox. διαδ. 8. unten Cap. III. 2) ’Emcrokal καὶ 
ἄλλα τινά. 3) 8.0.8. 59, 56. — U. Köhler Herm. II, 26 scheint die Rede 
m. τῆς dioichcewc als Demegorie zu fassen. 


Lykurgos. Werke. 85 


II. In Religionssachen. 

*3. Κατὰ Mevecaixnov eicayyeAia (Harp. Suid.), auch Δηλια- 
xöc genannt (Λέξεις einer patmischen Handschrift, s. J. Sakkelion 
Bulletin de corresp. hellen. I, 8. 149)!). Dass die R. gegen M. 
sich auf Sachen des delischen Tempels bezog, und dass als 
Gegenrede die pseudodeinarchische ὑπὲρ Mev. περὶ τῆς Δήλου 
θυσίας anzusehen ist, hatte schon Sauppe p. 270 erschlossen. — 
Den Menes. kennen wir sonst erst aus Alexanders späterer Zeit. 

*4. Περὶ τῆς ἱερείας (Harp. Suid.). Sauppe p. 264. 

*5. Περὶ τῆς ἱερωεύνης (Suid. im Verzeichnisse und u. προ- 
xapıcrapıa). Von Sauppe p. 266f. mit der folgenden R. identi- 
fieirt, 8. oben 8. 84, 1. 

*6. [Kpoxwvıdüv διαδικαεία πρὸς Kopwvidac]. Harp. vier- 
mal ohne den Zusatz ei yviicıoc, doch 8. a. a. Ὁ. die Zeugnisse 
für die Autorschaft des Philinos. 

*7. TIpdc τὰς μαντείας oder περὶ τῶν μαντειῶν (Buid.).?) 
Inhalt gänzlich unklar: Sauppe 269. 


III. In Sachen des Staats und der Sitte. 

8. ΚΑΤΑ AENKPATOYC EICATTENIA (Harp. Suid.). Jahr 
331/0. 

*9. Kar’ Αὐτολύκου (Harp. Suid.). Sauppe p. 261. Eicayrekia? 
Wohl 3838. 

*10. Κατὰ Λυεικλέους (Harp. Suid.). Sauppe p. 269. Rechen- 
schaftsprozess? Jahr 338. 

*11. *12. Κατὰ Λυκόφρονος elcayyekia AB (Harp. Suid.). 
Sauppe p. 267. S. oben 8. 59 zu Hypereides’ Gegenrede. Etwa 340. 


1) Es heisst dort unter εἰρεειώνη: — — τοῦτο δὲ λοιμοῦ γενομένου καὶ 
xphcavroc τοῦ θεοῦ ἐποίουν. Ἐν τῷ Δηλιακῷ: καὶ θαλλὸν μέγαν κοςμή- 
cavrec (lies -rac) ἁπάντων, ὧν κατ᾽ ἐκείνους τοὺς καιροὺς αἱ ὧραι φέρουειν, 
ἀνατιθέναι ἔμπροεθεν τῶν θυρῶν, εἰρεςιώνην ὀνομάςαντας, ἀπαρχὰς ποιηςα- 
μένους τῶν γινομένων πάντων ἐκ τῆς γῆς, ὅτι τὴν ἀφορίαν ἡμῶν τῆς χώρας 
ἱκετηρία ἡ παρὰ τῷ ᾿Απόλλωνι τεθεῖςα ἔπαυςε. Dazu vgl. man Et. M. p. 
808, 84 (frg. Lyc. 88 8.): — — Λυκοῦργος δέ φηειν, ἀφορίας γενομένης 
᾿Αθηναίοις τοῦτο ἐπιτελεεθῆναι κατὰ χρηςμόν, οἷον ἱκετηρίας. 2) Περὶ τ. 
μ. Suid. v. καυχᾷ. 


86 Lykurgos. Werke, 


*13. Kar’ ᾿Αριετογείτονος ἔνδειξις (Harp. Suid.). Sauppe p. 259. 
Zeit Alexandere.!) 


”14. Κατὰ Δημάδου (Suid. Athenae. Schol. Aristoph.), nach . 


Kiessling und. Sauppe παρανόμων. Dass dies richtig, zeigt der 
genauere Titel in den Λέξεις der patmischen Häschr. (l. c. 8. 
1494): κατὰ Κηφιςοδότου ὑπὲρ (d. i. περὶ) τῶν Δημάδου τιμῶν. 
Somit ist die R. κατὰ Κηφιςοδότου (Harp. einmal) mit κατὰ Δη- 
μάδου zu identificiren, nicht aber, wie Pinzger und Sauppe wollten, 
durch Annahme einer Lücke bei Harpokr. einem andern Ver- 
‘fasser zu geben. Ungenau.ist es, wenn bei Plut. p. 843D unter 
den von Lykurg Angeklagten Demades genannt wird. — Die 
Zeit bestimmt sich auf etwa 334 (vgl. A. Schäfer III 8. 176£.). — 
Kephisodotos ist unbekannt; die Anklage wurde von Polyeuktos 
unterstützt, dessen Rede ebenfalls κατὰ Δημάδου betitelt wird, 
s. u. zu Polyeuktos. Dass L’s Rede die Hauptrede war, folgt 
aus frg. 91, welches schon Sauppe hierher gezogen hat. 


IV. Unbestimmt. 
*15. Πρὸς Ἰεχυρίαν (Suid.), oder κατ᾽ ’Icxupiov (Harp.). 
(*16. Κατὰ Δεξίππου ei γνήειος, Harp.). Sauppe p. 182 
emendirt wohl mit Sicherheit Λυκοῦργος in Auciac.?). 
(*17. Kat’ Αὐτοκλέους). Offenbar verderbtes Citat.°) 


Von diesen Reden hatte Photios, als er der Vollständigkeit 
halber seinen Artikeln über die andern Redner einen solchen über 
Lykurgos hinzufügte, noch keine gelesen‘); uns ist ausser Frag- 
menten, die fast alle sehr geringen Umfangs sind, nur die Leo- 
kratea erhalten. — Auffallen muss, dass keine Rede nachweislich 
älter als 340 ist, vielmehr die irgend bestimmbaren alle, mit Aus- 
nahme der beiden gegen Lykophron, sogar nach Chaironeia fallen; 
darnach hat Lykurg hauptsächlich erst im höheren Alter und als 


angesehener Staatsmann Reden veröffentlicht. -- Wir suchen nun _ 


1) 8. ΤῊ]. II, 1,8. 361, 4. 3) Harp. v. εύνδικοι. Vgl. Thl. 1, 362. 
3) Said, μηλόβοτος χώρα; wenige Zeilen vorher (v. MnAößıoc) wird Ὕπερ. 
“ἂν τῷ κατ᾽ Αὐτοκλέους eitirt. Man hat Λυκικλέους, Αὐτολύκου, aber wuch 
noch Anderes vermuthet. Starke Achnlichkeit hat Leokr. 146. 4) Phot. 
p- 496 Ὁ 38: Λυκούργου --- οὕπω παρέεχεν ἡμῖν ὁ χρόνος λόγους ἀναγνῶναι. 


Lykurgos. Rede gegen Leokraten. 87 


zuerst von der erhaltenen Rede eine Uebersicht zu gewinnen, 
alsdann mit Hülfe dieses Materials und der Urtheile der Alten 
ein Bild von der Beredsamkeit des Lykurgos zu entwerfen. 
Leokrates, ein athenischer Bürger von guter Herkunft und 
nicht ohne Vermögen!), hatte auf die erste Kunde von der Schlacht 
bei Chaifoneia sich mit seiner Habe und mit seiner Buhlerin 
nach Rhodos eingeschifft, woselbst angekommen er lügenhafte 
Nachrichten von der Einnahme der Stadt und der Belagerung 
‘des Peiraieus verbreitete.?) Nicht lange darauf, da sich alles als 
erfunden herausstellte, entfernte er sich von Rhodos und liess 
sich dann, wohl nach Beilegung des Krieges, in Megara als 
Metök nieder; in Athen nämlich war es dem Autolykos und 
Andern, die ähnlich wie er gehandelt, allzu schlimm ergangen. 
So verkaufte er denn auch, auf die Heimkehr verzichtend, sein 
Haus und seine Fabriksklaven an seinen Schwager; ja auch seine 
Familienheiligthümer liess er sich nach Megara schicken.®) Er 
wohnte daselbst mehr als 5 Jahre‘), und trieb von da aus 
Handel nach Epirus, Leukas und Korinth°); schliesslich wurde 
ihm auch dieser Wohnort verleidet®), und er entschloss sich 
endlich, sechs Jahre nach seiner Flucht”), nach Athen heimzu- 
kehren. Aber sein. Vertrauen auf die lange seither verflossene 
Zeit war eitel: Lykurg belangte ihn mit einer Eisangelie wegen 
Verrathes, und die Sache kam im Jahre 331/0, kurz vor dem 
Prozesse des Ktesiphon, vor das Heliastengericht.) Der That- 


1) Bildsäule des Vaters im T. des Zeus Soter, $ 186. Vermögens- 
umstände: Haus u. Sklaven für 1 Talent verkauft, $ 22; letztere, welche 
χαλκοτύποι waren (58), wiederverkauft zu 35 Minen, wonach es nicht sehr 
viele gewesen sein können, vgl. Boeckh Sth. I, 97; der Preis des Hauses 
ist nicht gering, das, 94f. — Leokr. lebte von der Fabrik, daneben be- 
theiligte er sich an der Zollpacht; Handel hatte er vor der Flucht nie ge- 
trieben, 58.19. 3) 9 1684. 8) 21—26. 4) $ 21: ᾧκει ἐν Μεγάροις 
πλείω ἢ πέντε ἔτη. 66 πέντε ἔτη. 146 πλείω πέντ᾽ ἢ ἕξ ἔτη 6) 36. 
6) L. stellt es so dar, als hätten ihn weder die Megarer noch Andre bei 
sich leiden wollen, $ 183: τοιγαροῦν οὐδεμία πόλις αὐτὸν elace παρ᾽ αὑτῇ 
μετοικεῖν, ἀλλὰ μᾶλλον τῶν ἀνδροφόνων ἤλαυνεν, vgl. 184. Τὴ $ 56: ἕξ 
ἔτη ευνεχῶς ἀποδημήςας, Ueber $ 45 8. die flgd. Anm. 8) Auf die Zeit 
des Prozesses beziehe ich 45: ὧν (der bei Chair. Gefallenen) οὗτος οὐδὲ 
τὰς θήκας παριὼν ἠςχύνθη, ὀγδόῳ ἔτει τὴν πατρίδα αὐτῶν προςαγορεύων, 


88 Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 


bestand, wie ihn Lykurg mittheilt, war wohl zweifellos, und 
Leokrates’ Ausrede, dass er sich auf eine Kaufmannsfahrt be- 
geben, schlechterdings nicht stichhaltig'), die moralische Schuld 
also festgestellt. Aber weder war die für die Anklage benutzte, 
in der Rede indes nie angeführte Stelle des νόμος εἰςαγγελτικός: 
„wenn jemand eine Stadt verräth oder Schiffe oder Länd- oder 
Seetruppen“?), auf das blosse Verlassen der Stadt in Kriegs- 
läuften eigentlich anwendbar, noch bestand ein eignes Gesetz 
darüber, wie der Ankläger selber zugiebt?), noch auch konnte 
dem nach Leokrateg’ Flucht ergangenen Volksbeschluss, welcher 
das Benehmen derjenigen, die sich zur Vertheidigung nicht stellten, 
als Verrath qualificirte‘), rückwirkende Kraft beigelegt werden. 
Und jener erste Volksbeschluss, den. Leokrates wohl bei der Ab- 
fahrt schon kannte, wonach die Strategen nach ihrem Gutbefinden 
die Wachposten mit Athenern und Metöken besetzen sollten, war, 
eine Anweisung an die Behörde, ohne jede Strafandrohung für 
die säumigen Wehrpflichtigen.°) Lykurg sucht auch nicht eben 
nach solchen formellen Stützen, sondern, indem er den Gesetzen 
ausser dem Namen Verrath auch noch andere, nach seiner Meinung . 
zwar sämmtlich anwendbare, aber die Sache nicht umfassende 
entnimmt, fordert er die Richter auf, für diese noch nicht dage- 
wesene Complikation von Vergehen durch ihr Urtheil die Gesetz- 
gebung zu ergänzen.°) Leokrates aber musste seinerseits sich 


indem eine solche Verwechselung zwischen der gegenwärtigen Zeit und der 
Zeit der Heimkehr dem Redner wohl zuzutrauen ist. A. Schäfer (III, 199) 
verlängert den Aufenthalt auf Rhodos auf etwa 2 Jahre, im Widerspruch 
mit $ 58 und 21. — Aischin. 3, 252: ἕτερος δ᾽ ἰδιώτης ἐκπλεύςας εἰς Ῥόδον, 
ὅτι τὸν φόβον ἀνάνδρως ἤνεγκε, πρῴην ποτὲ eicnrr&ßn καὶ Icaı αὐτῷ al 
ψῆφοι ἐγένοντο: εἰ δὲ μία μόνον ueremecev, ὑπεριώριετ᾽ ἄν. 1) 55—58. 
2) ἐάν τις πόλιν τινὰ (andre Quellen wohl richtiger φρούριον) προδῷ ἢ ναῦς 
ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν crparıdv, Hyp. Eux. col. XXIII; Hager Quaest, Hyp. 
(Lpz. 1870) 8.54. 8) 8 8f. 4) 8 53. 6) $ 16; vgl. Rehdantz 8. 13f., 
der nicht mit Recht, wie mir scheint, vom Redner erwartet, dass er sich 
„auf dieses Psephismu stütze, falls es bei L.'s Flucht schon erlassen ge- 
wesen, und da er sich nicht darauf stützt, die Flucht als früher annimmt. 
— Gänzlich unzutreffend ist die Begründung der Anklage, wie sie die 
ὑπόθ. der Rede gibt. 6) 8—9, bes. 9: ὅτα δὲ μὴ cpöbpa περιείληφεν (ὁ 
vönoc) ἑνὶ ὀνόματι mpocayopeücac, μείζων δὲ τούτων τις ἠδίκηκεν, ämacı δ᾽ 
ὁμοίως ἔνοχός ἐςτιν, ἀναγκαῖον τὴν ὑμετέραν κρίειν καταλείπεεθαι παράδειγμα 


Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 89 


auf den Wortlaut des Gesetzes berufen und die Anklage als 
ausser Verhältniss zu der geringen und bedeutungslosen Sache 
darstellen, gleichwie Hypereides in dem Falle des Euxenippos 
thut.!) Bei seiner Lebensstellung mangelte es ihm nicht an an- 
gesehenen und redegewandten Rechtsbeiständen?), während der 
Ankläger soviel wir sehen allein war, und es ist ein glänzender 
Beweis sowohl für Lykurg’s grossen Einfluss als auch für das 
in den Athenern noch lebendige patriotische Gefühl?), dass den- 
noch :Leokrates, der harmlose Privatmann, so lange nach den 
Ereignissen, ungeachtet aller Bitten und: Thränen, nur mit 
knappster'Noth vor der Todesstrafe eines Landesverräthers sich 
rettete. Denn wie Aischines bezeugt, es ergab sich Stimmen- 
gleichheit, und eine anders fallende Stimme hätte bewirkt, dass 
er hingerichtet und sein Leichnam über die Grenze geworfen 
wäre.‘) 

Die Anklagerede beginnt mit einem langen und ausgeführten 
Prooemium. Zuerst ein feierliches Gebet an Athene und die 
andern Götter, entsprechend der Gerechtigkeit der Anklage den 
Erfolg zu geben; dann die bei ähnlichen Reden den Anfang 
machende Begründung des Auftretens und Entfernung gehässigen 
Scheins: das Vorhandensein von Anklägern ist dem Staate heil- 
sam und nothwendig, und diese Anklage geschieht um des Staates 
willen, ohne alle persönlichen Motive.) Der dritte Abschnitt, 
welcher die Grösse und Schwere des Falles darlegt, soll die Auf- 
merksamkeit der Richter erwecken); der vierte, worin er erklärt, 
dass er sich aller falschen oder ausserhalb der Sache liegenden 
Verdächtigungen enthalten werde”), entspricht dem zweiten und 
gewinnt dem Sprecher das Wohlwollen. Soweit schreitet alles 
in vortrefflicher Ordnung und Verbindung fort; etwas lose ist 
dann noch ein fünfter, wiederum dem dritten entsprechender Ab- 


τοῖς ἐπιγιγνομένοις. $ 147 findet er in L.'s Handlung die Verbrechen. προ- 
doclac, δήμου καταλύτεως, dceßelac, τοκέων xakicewc, λειποταξίου und 
derpatelac. 1) 8 59M., 62, 81. 3) $ 59. 68. 68. 186. 1886. 8) 
A. Schäfer ΠΙ, 201f. 4) Aisch. 8, 252, 8. oben 8. 87f.,8. 5) 1-2; 
3-6. 6) 7-10; 10 extr.: διὸ dei ὦ ἄ. προςέχειν τούτῳ τῷ ἀγῶνι. 
1) 11-- 18, 


90 Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 


schnitt angehängt, dass die Person des Angeklagten keine unbe- 
deutende, sondern im Gegentheil eine weitherum bei den Hellenen 
bekannte ist!) — Die Erzählung, zu welcher durch Bitte und 
eine Art von Prothesis des Nächsten der Uebergang geschieht‘), 
zerfällt in drei Abschnitte: über die Flucht, über die Ansiedelung 
in Megara und den Verkauf des athenischen Besitzes, endlich 
über die Ausführung der Familienheiligthümer und den Getreide- 
“handel, in welchem der Redner ein neues Verbrechen sieht, da 
kein Athener anderswohin als nach Athen Getreide verschiffen 
durfte. Hierauf abschliessend eine Recapitulation.°) Lykurg hat 
nun die Zeugenbeweise für die beiden ersten Abschnitte denselben 
sofort angefügt‘); für die Handlungen des dritten hat er keine 
Zeugen, gibt aber nun den alles umfassenden Schlussbeweis. 
Er hat nämlich von Leokrates die Auslieferung der mitwissenden 
Sklaven gefordert; durch Ablehnung der Proklesis hat sich jener 
selbst als schuldig bekannt, und wird sich also durchaus‘ mit 
Unrecht jetzt über Sykophantie beklagen.°) Weiter sind noch 
drei Stücke hier angehängt: eine Steigerung des Vergehens aus 
den Umständen, in denen jener die Stadt verliess; ein ab- 
schweifendes Enkomion der bei Chaironeia Gefallenen, um auch 
durch den Gegensatz das Verbrechen um so hassenswerther er- 
scheinen zu machen; endlich die Vorführung schon abgeurtheilter 
Präcedenzfälle und eines einschlägigen Psephisma.°) An den 
hiermit trefflich abgeschlossenen Beweis fügt sich als neuer Theil 
die Vorwegnahme der Einwendungen. Deren werden an dieser 
Stelle vier gebracht: dass die Fahrt eine Handelsfahrt gewesen; 
dass der Begriff „Verrath“ nur auf solche anwendbar sei, denen 
irgend etwas von der Stadt anvertraut gewesen; dass die Hand- 
lung keine schlimmen Folgen habe nach sich ziehen können; 
zuletzt, dass ja auch zu Xerxes’ Zeiten die gesammte Bürger- 
schaft die Stadt verlassen habe’) Die Beantwortung dieses 


1) 14--1δ. 3) 16 Αἴ. 8) 16—20; 21-24; 25-277. 4) 19-- 
20 (davon 20 Bevorwortung für das Auftreten der Zeugen, 8. Rehdantz z. 
St); 28-24. 5) 38-- 80, und mit neuem, nicht gut vermittelten Anfang 
81- 86. 6) 86- 46; 46—51; δ5- δ4ά. 7) 55—58; 59— 62; 68—67; 
68— 74. ᾿ 


Lykurgos. Rede gegen Leokrates. 9 


letzten Einwandes gibt dem Redner Anlass, die glänzenden 
Thaten jener Vorfahren als Gegensatz zu Leokrates’ Feigheit zu 
schildern. — Wührend nun das Bisherige, die Hälfte der ganzen 
Rede, gute Ordnung und strengen Bau nicht vermissen lässt, 
so ist es anders mit der zweiten Hälfte, dem Epilog im weiteren 
Sinne, wozu der letzte Abschnitt schon eine Ueberleitung war. 
Die Hauptmasse des Epilogs, etwa die ersten vier Fünftel‘), ent- 
hält Beleuchtung und Steigerung des Vergehens durch Dichter- 
stellen, geschichtliche Beispiele und dergleichen, und zwar stehen 
voran die Bilder patriotischer Gesinnung -und edler Thaten, dann 
folgen die Beispiele von Strafen gegen Verräther.?) Dort beginnt 
der Redner mit dem althergebrachten Eide der Epheben, den 
Leokrates, wenn er ihn schwor, gebrochen; hierauf spricht er 
über die Bedeutung des Eides im allgemeinen und über den der 
Hellenen bei Plataiai; weiter erzählt er die That des Kodros.°) 
Ein neuer Einwand des Leokrates schiebt sich ein: der An- 
geklagte würde, wenn schuldbewusst, sich nicht gestellt haben. 
Der Redner aber erklärt dies daraus, dass ihn die Götter ver- 
blendeten, um ihn zu verderben, und bringt zum Belege für 
dies Verfahren der Götter eine‘ Dichterstelle und die Erzählung 
von dem Ende des Kallistratos.‘) Es folgt die Geschichte von 
dem frommen Sohne in Katana, wie die Götter die Pietät be- 
lohnten; dann die von Erechtheus, der seine Tochter für das 
Land opferte, und dazu aus Euripides’ Erechtheus die patriotische 
Rede der Mutter des Mädchens.’) Von Euripides geht der Redner 
auf Homer über, aus dem er eine patriotische Ermahnung Hektors 
mittheilt; von da auf die alten Athener, welche der Lehre des 
von ihnen hochgeehrten Dichters entsprechende Thaten voll- 
brachten; weiter auf Tyrtaios, den sie nach dem Orakel den 
Lakedämoniern zum Führer gaben; auch von diesem wird eine 
Elegie eingelegt, und endlich die poetischen Citate mit den Epi- 
grammen auf die Kämpfer von Thermopylai und Marathon ge- 
schlossen.) Nun kommen zweitens die Strafexempel, mit Urkunden 


1) 76-134. 3) 75—110; 111-134. 8) 76-78; 79—82; 83—89. 
4) W—98. 6) 94—97; 98—101. 6) 102—110. 


92 Lykurgos. Würdigung bei den Alten. 


belegt: gegen Phrynichos und seine Vertheidiger, gegen Hipparchos 
Charmos’ Sohn und so weiter; hieran schliesst sich das aus An- 
dokides bekannte Psephisma des Demophantos.') Auch die Spar- 
taner, fährt Lykurg fort, dachten nicht anders: sie haben den 
Pausanias getödtet und auf Feigheit im Felde Todesstrafe gesetzt.?) 
Nachdem er nun durch eine hieran geknüpfte Steigerung von 
Leokrates’ Vergehen diesen ganzen Abschnitt geschlossen®), wendet 
er sich gegen die verschiedenen Klassen von Fürsprechern‘), 
und ermahnt dann die Richter, den Verräther ihrer eignen nächsten 
Angehörigen gebührend zu bestrafen, der von Niemgndem Rück- 
sicht und Mitleid verdient.) Zum Schluss übergehend, schildert 
er mit neuer Mahnung das Verbrechen des Leokrates in seinem 
ganzen Umfange‘), und stellt dann im eigentlichen Epiloge 
(mit ἀντιπαραβολή) die Bedeutung der Freisprechung und die der 
Verurtheilung gegenüber.) 

Wir werden bedauern, dass uns von Lykurg nicht mehr als 
diese eine Rede erhalten ist; jedoch ein scharfes Bild von der 
Art seiner Beredsamkeit können‘ wir auch aus ihr gewinnen, in 
Uebereinstimmung mit dem, was die Alten davon berichten und 
urtheilen. Von Zeitgenossen haben wir bloss Hypereides’ Be- 
merkung, dass Lykurg ausser seinem moralischen Gewichte auch 
in der Rede niemandem nachstehe°); wörtlich als Kunsturtheil 
ist das natürlich nicht zu nehmen. Dass sich der Redner später- 
hin im Ansehen erhielt, beweisen die Erwähnungen bei Cicero®), 


1) 111—127 (Andok. 1, 96f). 9128-130. 8) 181- 184. 4) 
135 Freunde (136f. eingeschaltet über L.'s verstorbenen Vater, der den 
Sohn selbst verdammen würde); 138 bezahlte Fürsprecher; 139f. solche die 
sich auf ihre Liturgien berufen. 5) 141— 148. 6) $ 146—148, ein- 
geleitet mit der Formel: βούλομαι δ᾽ ἔτι βραχέα πρὸς ὑμᾶς εἰπὼν καταβῆναι 
(vgl. Rehdantz 8. 161). — Es ist hier die Recapitulation, die in andrer 
Form nicht möglich war. 7) 149-160; 149 Afg. wird an das Prooemium 
$ 11 wieder angeknüpft. 8) Hyp. Eux. c. 26: οὔτε τῷ λέγειν οὐδενὸς 
τῶν ἐν τῇ πόλει καταδεέςτερον ὄντα, παρὰ τούτοις τε μέτριον καὶ ἐπιεικῆ 
δοκοῦντα εἶναι. (Aehnlich Pseudopl. 849 Ε': ἐτελεύτηςεν ἐπιεικὴς νομιςθεὶς ---- 
καὶ ἐν λόγοις ἐπαινεθεί.) 9) Cic. de orat. II, 94 (neben Demosth. Hyp. 
Aisch. Deinarchos); Brut. 36: huic (Dem.) Hyperides proxumus et Aeschines 
fait et Lycurgus et Dinarchus et — Demades (darnach Tacit. Dialog. c. 251. 
Freilich beweist keine Stelle, dass Cie. den L. gelesen. 


Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit. 98 


die Citate bei Rutilius Lupus d. i. dem jüngeren Gorgias!), und 
nicht nur unter die Zehn wurde er aufgenommen, sondern auch 
Dionysios hat ihn, wenn nicht in dem Werke über die Attischen 
Redner, so doch in dem über die Nachahmung als einen der 
mustergültigen Vertreter der Beredsamkeit besprochen. Im ganzen 
freilich erwähnen ihn die Rhetoren selten genug.?) Dion Chry- 
sostomos empfiehlt nach Demosthenes, Lysias, Hypereides und 
Aischines auch ihn zum Studium, wegen seiner Einfachheit und 
Biederkeit®); Hermogenes lobt ihn nicht sehr und gibt ihm unter 
den Zehn den vorletzten Platz.) Sein Kunsturtheil ist das aus- 
führlichste; demnächst kommt das im Auszuge erhaltene des 
Dionysios®); zuletzt die Empfehlung bei Dion. 

Unzweifelhaft will Lykurg Kunstredner sein, und zwar ist 
es das isokratische Muster, dem er besonders nachstrebt; andrer- 
seits aber-war weder seine Natur eine künstlerische, noch auch 
seine Absicht in der Art, wie das bei Demosthenes der Fall, auf 
Vollendung und Meisterschaft gerichtet, und so bleibt er gleich- 
sam auf halbem Wege stehen und begnügt sich damit, dass er 
die grosse Masse der praktischen Redner an Sorgfalt und Aus- 
arbeitung bedeutend hinter sich lässt.%) Die epideiktische Rede 
mit ihrer Feierlichkeit und Würde war seiner Natur weit mehr 
gemäss als die leidenschaftliche Erregtheit oder die behagliche 
Leichtigkeit, welche die praktische Rede in ihren verschiedenen 


1) L. wird sechsmal citirt (Dem. 9 Mal, Lysias 8 Mal u. 8. w., 8. Griech. 
Bereds. 8. 98, 1). 2) Dionys. nur noch’ad Amm. I, 2, neben Hyp. und 
Aisch.; Quintilian nur XII, 10, 22 neben Aristogeiton, Isaios, Antiphon. 
Von Commentaren über ihn kennen wir nur solche des Didymos (Harp. v. 
«τρωτήρ u. ἃ. 8. St., Westermann Gr. Ber. $ 55, 16). 3) Dion Chrys. 
XVII, 11: ἀλλὰ καὶ Λυκούργῳ cunßoukebca ἂν ἐντυγχάνειν «οι, ἐλαφρο- 
τέρῳ τούτων (Hyper. u. Aisch.) ὄντι καὶ ἐμφαίνοντί τινα ἐν τοῖς λόγοις 
ἁπλότητα καὶ γενναιότητα τοῦ τρόπο. 4) Hermog. π. ἰδ. Β p. 416 Sp. — 
Photios’ Bemerkung (cod. 268 z. Afg.): Λυκούργου — οὐδενὸς τῶν ἄλλων, 
ὅκα τε τελεῖν εἰς ῥήτορας καὶ δημαγωγούς, τὸ ἔλαττον φερομένου, hat nicht 
viel zu bedeuten. 6) Dion. Vet. Cens. V, 3. 6) Havet l’Antidosis 
d’Isoer. p. 248 (s. Rehdantz 9. 5, 21) bezieht mit auf Lyk. die Worte des 
Isokr. Ant. 281: εὑρήςετε τῶν ἐν τῷ παρόντι πολιτευομένων τοὺς πλείςτην 
ἐπιμέλειαν τῶν λόγων ποιουμένους βελτίςτους ὄντας τῶν ἐπὶ τὸ βῆμα παρ- 
τόντων. Freilich ist die Antid. schon 868 herausgegeben. — Falsch ist es, 
wenn Hermog. 1. 6. ihm die ἐπιμέλεια völlig abspricht. 


94 Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit. 


Gestaltungen zeigte; wiewohl über seinen Vortrag nichts über- 
liefert ist, so dürfen wir doch annehmen, dass Lykurg sich einiger- 
massen der idealen Ruhe und Hoheit des perikleischen Vortrages 
näherte. Nicht zu unterschätzen aber ist die ethische Bedeutung, 
welche seine Reden besonders empfahl und empfiehlt. Die Leokratea 
ist nicht bloss ein Denkmal der damaligen Redekunst, sondern 
auch ein Denkmal der patriotischen Gesinnung, die in Athen 
noch lebte, und diesen Gehalt in ihr hat schon Melanchthon in 
der Vorrede zu seiner Ausgabe hervorgehoben.‘) Von hier aus 
betrachtet, erscheinen auch die Abschweifungen und fremdartigen 
Einlagen nicht so als verfehlt, wie wenn man vom rhetorischen 
Standpunkte urtheilt. So wird ja freilich aus der Erzählung von 
dem frommen Sohne in Katana, oder aus der Elegie' des Tyrtaios, 
für Leokrates’ Sache höchstens mit Gewalt etwas gewonnen; hin- 
gegen Demosthenes, wenn er gegen Aischines eine solonische 
Elegie und eine Rede aus der Antigone vorbringt, thut dies 
erstlich motivirt, da jener zuerst den Solon und die Tragiker 
herbeigezogen hatte; sodann weiss er zumal Kreon’s Rede aufs 
schlagendste für den vorliegenden Fall zu verwerthen. Dennoch 
aber findet Hermogenes nicht mit Recht in dieser Weise des 
Lykurgos, die auch in den andern Reden hervortrat, diejenige 
δεινότης, welche bloss im Scheine besteht.?) Das trifft bei Aischines’ 
ähnlichem Verfahren zu; dem Lykurg aber liegt nichts ferner 
als prunken zu wollen, sondern er will seine Hörer bessern und 
erheben, und z. Bsp. mit der Erzählung vom frommen Sohne, 
wie er selber sagt, die Jüngeren unter den Zuhörern anleiten ihre 
Eltern zu ehren.?) Er hat also keine derartigen Nebenzwecke 

1) Schäfer ΠῚ, 201, 1 (Oratio Lyeurgi contra Leoeraten, desertorem 
patriae, duleissime de officiis patriae debitis disserens. — Viteb. M.D.XLV.) 
Vgl. auch Sauppe Verhandl. d. Philologenvers. in Dresden (1844) 8. 128. 
8) Hermog. p. 416: χρῆται δὲ πολλαῖς πολλάκις καὶ ταῖς παρεκβάςεειν ἐπὶ 
μύθους καὶ ἱετορίας καὶ ποιήματα φερόμενος, ἃ δὴ τῆς φαινομένης ἐςτὶ καὶ 
αὐτὰ δεινότητος. 3) 8 95: εἰ γὰρ καὶ μυθωδέςτερόν Zerıv, ἀλλ᾽ ἁρμόςει 
καὶ ὑμῖν Amacı τοῖς νεωτέροις ἀκοῦςαι. --- Die Abschweifung über die Ge- 
fallenen von Chair. motivirt er zuerst mit Bezug auf die vorliegende Sache, 
dann aber auch daraus, dass man den für den Staat Gefallenen das Lob, 


welches ihr einziger Lohn sei, bei den Prozessen des Staates zu spenden 
die Pflicht habe ($ 46). Vgl. noch 88. 98. 107f. 


Lykurgos. Charakter seiner Beredsamkeit. ‘95 


im Auge, die seinem Berufe als Staatsmann fremd wären, wohl 
aber solche, die zu dem augenblicklich durch die Rede zu 
Erreichenden nicht gehören, und dies ist allerdings ein wesent- 
licher Unterschied von der Weise des echten Redners und Künstlers. 
Dichtereitate zumal müssen den reinen Charakter des Werkes 
trüben und eine Disharmonie der Theile hervorbringen; sie scheinen 
auch wesentlich erst durch Aischines und Lykurg aufgekommen 
zu sein, und zwar finden sie sich bei diesem noch mehr als bei 
jenem.‘) Den gleichen Tadel des Sophistischen und auf den 
Schein Berechneten erhebt Hermogenes gegen manche von Lykurg’s 
Steigerungen, die ihm nicht am Platze zu sein schienen.?) Der 
Redner geht hier gern ins Allgemeine: so fand sich ein Gemein- 
platz gegen die Ehebrecher in den Reden gegen Lykophron?); 
in der Leokratea gehört dahin die allgemeine Erhebung der 
Wichtigkeit des Eides, und ferner jene Stelle, wo Lykurg in 
aller Breite und mit Beispielen ausführt, dass das Verlassen einer 
Stadt durch ihre Bewohner gleichsam der Tod der Stadt sei.‘) 
Weit zahlreicher noch sind die Gnomen und die allgemeinen 
Belehrungen. „Drei Dinge sind es, welche die Demokratie und 
die Wohlfahrt des Staates hauptsächlich behüten und erhalten,“ 
und dann die Ausführung. Ebenfalls im Prooemium: „Zwei Dinge 
sind es, wodurch die Jüngeren unterwiesen werden“.®) Indessen 
diese Weise ist wohl bei Aischines, der sie ebenfalls hat, nicht 
aber bei Lykurg als sophistisch zu bezeichnen: wenn zwei das- 
selbe thun, so ist es noch nicht dasselbe. Demosthenes aber, 


1) Vgl. Rehdantz Lyk. 5. 188f. Vorher nur ein Bap. bei Lysias 
(Harpokr. v. Kapkivoc, drei Trimeter des Karkiuos). Die Technologie 
darüber Hermog. π. μεθ. deiv. p. 460 Sp., nach welchem der Gebrauch statt- 
haft ist entweder κατὰ κόλληειν (mit ganz engem Anschluss an das vom 
Redner Gesagte) oder κατὰ mapydlav. 2) Hermog. p. 416: ὅθέν φημὶ καὶ 
τοῦτον τὴν φαινομένην, οὐ μὴν odchv ὡς ὄντως δεινότητα ἔχειν. τροπικώ- 
Tepor τάρ elcıv οἱ λόγοι μᾶλλον αὐτοῦ καὶ καταδρομὴν ἔχοντες Ecrıv οὗ κατὰ 
τῶν ἀποδεδειγμένων (? μήπω ἀποδεδειγμ. nach p. 395, 28?) πραγμάτων. 
3) Frg. 68 bei Theon Prog. p. 68 Sp., vgl. p. 61 (fr. 69) und fr. 72 bei 
Athen. VI, 267A, wonach ebenda auch ein τόπος gegen die ὕβρις vor- 
gekommen zu sein scheint. 4) $ 79; 60f. 5) 8 3£,; 10. Vgl. ausser- 
dem bes. 6. 64. 92. 94. 102. 180. 188. 188, 146; frg. 24. 96—101. 108. 
Rehdantz zu $ 79. 


96 Lykurgos. Oekonomie der Rede. 


wenn er einmal allgemein spricht, hält sich stets nahe an die 
einzelne vorliegende Sache und lässt dieser das Allgemeine dienen; 
die Absicht des Lehrens liegt ihm fern, und der dazu gehörige 
feierliche Ton widerstrebt ihm, während derselbe bei Lykurg der 
Haltung des Ganzen und dem Charakter und der Würde des 
Redenden gemäss ist. Das aber haben beide gemeinsam, dass 
ihre Gedanken und Reflexionen nie über die Fassungskraft ein- 
facher Hörer hinausgehen. — Die Originalität lässt auch Lykurg 
nicht vermissen, trotzdem dass er hier und da namentlich aus 
Isokrates’ Panegyrikos Gedanken und Wendungen entlehnt.!) 
Ebensowenig kann man Armuth in der Erfindung rügen; denn 
dass dieselben Grundgedanken sich wiederholen?), ist vielen 
demosthenischen Reden nicht minder eigen und nicht im geringsten 
ein Fehler, und wenn die Leokratea ungleich diesen schliesslich 
ermüdet und endlos gedehnt erscheint, so liegt das vielmehr an 
der Gleichförmigkeit des Tones mit seiner Feierlichkeit und seinem 
Mangel an Frische. Die Oekonomie und Ausarbeitung bietet eher 
dem Tadel Raum. Denn trotz der Länge des Ganzen sind doch 
die einzelnen Gedanken manchmal, besonders in den letzten Theilen 
der Rede, allzu wenig ausgeführt®), und die Oekonomie und Dis- 
position ist schon von der Mitte ab minder sorgfältig. In der 
“ersten Hälfte nämlich sind auch die vorkommenden Abschweifungen: 
das Lob der Gefallenen von Chaironeia und weiterhin das der 
Vorfahren‘), nicht nur mässig im Umfange, sondern auch so 
wohl motivirt wie nur irgend eine Episode bei Isokrates. Doch 
hört auch nachher nicht etwa alle Ordnung auf, wie bei Deinarch, 
sondern es fügen sich die einzelnen Stücke insgemein zu Gruppen 
Zusammen, die auch unter sich in logischer Verbindung stehen. 
Nur der Anfang des Epilogs, bis zu den Dichterstellen hin, ist 
auffallend ordnungslos, und nachher bei der Ausschliessung der 


1) 8. 48 vgl. Paneg. 92, Arch. 100; $ 50 vgl. Paneg. 119 und [Lys.] 
Epitaph. 60; $ 108 (τὴν ἀρετὴν τοῦ πλήθους περιγιγνομένην — ταῖς μὲν 
τύχαις οὐχ ὁμοίαις ἐχρήςαντο) augenscheinlich nach Paneg. $ 91f.; ebenso 
8 70 (ἀμφοτέρων mepıyerövacı wre.) nach Paneg. 72. 2) Die Worte „Ver- 
rath“ u. „verrathen“ kommen in der Rede 72 Mal vor, Rehd. zu $ 78. 
8) 8. 8. 30 extr. 97. 186. 188. 140 extr. 146. 4) $ 46—51; 69-74. 


Lykurgos. Steigerung. ΄ 97 


Fürsprecher schiebt sich die Erwähnung von Leokrates’ Vater 
störend ein, so dass sogar eine angefangene mehrfache Hypo- 
phora ohne Fortsetzung bleibt.!) — Die Verbindung und Ver- 
webung der Abschnitte untereinander ist in der ersten Hälfte 
meistens recht gut, z. Bsp. zwischen der Steigerung des Vergehens 
aus den Umständen und dem Lobe der Gefallenen?), so dass 
man sieht, wie Lykurg auch in dieser Hinsicht dem Muster des 
Isokrates nachstrebte. Aber weiterhin kommen sogar ganz unver- 
mittelte Sprünge vor, z. Bsp. von der Zurückweisung der Für- 
sprecher zu der Mahnung, streng zu richten.) Auch im einzelnen 
lässt manchmal die Folge und Vermittelung der Gedanken die 
logische Strenge vermissen.‘) — Hinsichtlich des rhetorischen 
Schema’s des Ganzen fällt auf, dass, entgegen der Theorie und 
Praxis des Isokrates°), die Vorwegnahme der Einwendungen einen 
besondern Theil bildet, gleichwie überhaupt-dem Isokrates in 
dieser Hinsicht keiner der späteren Praktiker gefolgt zu sein 
scheint. Kunstgriffe in der Anordnung wendet Lykurg nicht an, 
sondern gleicht in der Regelmässigkeit und Geradheit derselben 
einem alten Redner wie Lysias.°) Sein Beweisverfahren hat die 
kunstvollere und ausgeführtere Weise der neueren Beredsamkeit?), 
nur dass überhaupt die Beweise einen geringen Raum einnehmen, 
einen um so grösseren dagegen die Steigerungen. Dies liegt nicht 
nur an der Beschaffenheit dieses Falles, der einen künstlichen 
Beweis nicht erheischte, sondern auch an der Natur des Redners, 


1) $ 136#.; dem πότερον διὰ τὴν πρὸς αὑτοὺς φιλίαν entspricht logisch 
doch nur διὰ τὰς λειτουργίας, was aber erat 189 kommt. Den Vater führt 
L. hier ein, weil er auch an die Fürsprache von Verwandten denkt, 8. 138. 
Ag. 3) 8 45f. Recht gut auch der Uebergang zwischen 59. und 63ff. 
(zweiter und dritter Einwand); dagegen mangelhaft 27/8; 801. 3) 9 140/1; 
140 schliesst recht abgebrochen. Vgl. auch 74/5 (Uebergang zum Epilog; 
der Schluss von 74 ist auffällig kurz und kraftlos); 89/90; 97/08. 4) Vgl. 
ΤΊ (der Satz καίτοι κτέ, nicht an richtiger Stelle). 106 (τίς γὰρ οὐκ οἶδε 
wre). 126 (καὶ διὰ τοῦτο κτέ). Auch 48 dürfte οὐχ ἡττηθέντες noch 
nicht stehen. 5) Abth. II, 8. 108. 173. 6) Für die Disposition bei L. 
ist noch zu vgl. frg. 91 (R. gegen Kephisodotor); die Eintheilung ist die- 
selbe wie in Demosthenes' Aristokraten. 7) Vgl. 39 --- 86 (mehrfaches 
Epicheirem). 60ff. (ausführliche xoracxeun mit Beispielen). 64—67 (Art 
Induktion, vgl. frg. 96). Epicheirem auch 3f. 
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 7 


9 Lykurgos. Steigerungen. 


von dem Dionysios gerade die Steigerungen von Verbrechen 
(δεινώςεις) zur Nachahmung empfiehlt.') Lykurg steigert überall 
und in jeder Weise: während der Erzählung aus dem, was 
Leokrates bei seiner Flucht vor Augen hatte und was ihn also 
hätte rühren müssen®); nachher ausführlich aus der damaligen 
Noth der Stadt und wiederum durch das Gegenbild von Aufopferung, 
welches die Kämpfer von Chaironeia boten; späterhin bei den 
einzelnen Beispielen bestrafter Verräther durch Vergleichung, 
wobei er nie um geeignete Momente verlegen ist. Es versteht 
sich, dass diese Vergleichung nicht objektiv geschieht, und es 
erscheint sogar. recht unzutreffend, wenn die Ueberläufer nach 
Dekeleia deswegen weniger als Leokrates verbrochen haben sollen, 
weil sie doch im Lande blieben®); äber ich möchte derartiges 
nicht mit Rehdantz Sophistik und Pfiffigkeit nennen‘), wo ja 
von Absicht zu berücken nicht die Rede sein kann. Manchmal 
häuft er steigernde Enthymeme in grosser Zahl aufeinander‘), 
wie es überhaupt vielfach seine Weise ist, die einzelnen Argumente 
in kurzer Fassung aneinander zu reihen, gleich dem Lysias und 
den andern alten Rednern.°) Gewiss machte die Kraft der deivwcıc, 
wie Rehdantz sagt, den Lykurg zu einem gefährlichen Ankläger”), 
gerade so wie den Hypereides das entgegengesetzte Vermögen, 
hochpathetische und tragische Anklagen ins Lächerliche zu ziehen, 
zu glücklicher Vertheidigung befähigte. 

Hypereides und Lykurg zeigen nun auch in der Form der 
Rede einen entschiedenen Gegensatz. Bei diesem ist der Grund- 
charakter Feierlichkeit und Würde®), bei jenem behagliche Lässig- 
keit; Hypereides fehlt, nach den Alten, dadurch, dass sein Ausdruck 


1) Dionys. Vet. Cens. V, 3: ὁ Λ. &crı διὰ παντὸς αὐξητικός -- — τούτου 
χρὴ ζηλοῦν μάλιςτα τὰς δεινώςει. 2) $ 17: οὔτε τοὺς λιμένας τῆς πόλεως 
ἐλεῶν, ἐξ ὧν ἀνήγετο, οὔτε τὰ τείχη κτέ., vgl. 21 οὐδὲ τὰ ὅρια xre.; ferner 
351. 8) $ 121: ἔπειτα ἐκεῖνοι μὲν τοὺς ἐν αὐτῇ τῇ χώρᾳ μεταςτάντας 
οὕτως ἐκόλαζον, ὑμεῖς δὲ τὸν ἐκ τῆς πόλεως καὶ τῆς χώρας ἐν τῷ πολέμῳ 
φυγόντα -- οὐκ ἀποκτενεῖτε; 4) Rehdantz 3, δ. 6) Vgl. $ 59f. 138. 
6) Vgl. 5bf. 146f.; nicht viel anders auch 49. 7) Rehdantz zu $ 128. — 
Dionya. 1. c.: ὅλως κατηγορικός. 8) Dionys. 1. c.: ὁ ΔΛ. ἔστι διὰ παντὸς 
αὐξητικὸς καὶ διηρμένος (Hdschr. falsch διῃρημένος, schon Taylor und Becker 
emendirten, 8. Nissen p. 8, 217) καὶ ceuvöc. 


Lykurgos. Ausdruck. 99 


öfters wenig gewählt und mehr ‘gewöhnlich als klassisch ist, an 
Lykurgos tadelt Hermogenes, dass er die übertragene Redeweise 
in unzulässigem Masse anwende und dadurch hart und uneben 
werde.!) Bei seiner starken Beschäftigung mit den Dichtern lag 
es ihm nur allzu nahe, über die isokratischen Normen des pro- 
saischen Ausdruckes hinauszugehen; die strenge Sorgfalt des 
Demosthenes wendete er nicht an, und hatte schliesslich auch 
keinen so feinen Kunstgeschmack. Das Stärkste von allem sind 
die Personifikationen lebloser Dinge: ij μὲν χώρα τὰ δένδρα 
cuveßääkero (εἰς τὴν τῆς πόλεως cwrnpiav), οἱ δὲ τετελευτηκότες 
τὰς θήκας, οἱ δὲ νεὼ τὰ ὅπλα.) Und am Schluss des Epiloges: 
νομίζοντες οὖν ἱκετεύειν ὑμῶν τὴν χώραν καὶ τὰ δένδρα, δεῖςθαι 
τοὺς λιμένας τὰ νεώρια [καὶ] τὰ τείχη τῆς πόλεως, ἀξιοῦν δὲ καὶ 
τοὺς νεὼς καὶ τὰ ἱερὰ βοηθεῖν αὑτοῖς.) Nicht einmal Deinarchos 
wagt so viel: dieser führt bloss das Land bittend ein, für die 
Häfen und Werfte nimmt er selber das Mitleid in Anspruch, 
ähnlich wie Lykurg an einer früheren Stelle sagt: οὔτε τοὺς 
λιμένας τῆς πόλεως ἐλεῶν, οὔτε τὰ τείχη τῆς πατρίδος αἰεχυ- 
vönevoc*) Nicht durchaus geschmackvoll sind auch kühn meta- 
phorische Bezeichnungen wie im Folgenden: μόνοι τῶν ἁπάντων 
τὴν τῆς Ἑλλάδος ἐλευθερίαν ἐν τοῖς ἑαυτῶν «ώμαειν εἶχον --- — 
cuveräpn γὰρ τοῖς τούτων cupacıy ἣ τῶν ἄλλων Ἑλλήνων 
ἐλευθερία, von den bei Chaironeia Gefallenen, übrigens nach dem 
Vorbilde von Epideiktikern°), und,sodann gleich darauf: ὥετε -- 
οὐκ ἂν alcxuvdeinv εἰπὼν crepavov τῆς πατρίδος εἶναι τὰς ἐκείνων 
ψυχάς.) Wenn hier das Epideiktische und Schwungrvolle der 
ganzen Stelle einigermassen entschuldigt, so ist in einem andern 
Beispiele eine vorhergehende Vergleichung zwischen dem einzelnen 
Menschen und dem Staate mildernd: ei γὰρ dei τὴν ἀλήθειαν 
εἰπεῖν, πόλεώς ἐετι θάνατος ἀνάςτατον yevechaı, wo ausserdem, 


1) Hermog. p. 416: πολὺ δὲ τὸ τραχὺ καὶ «φοδρὸν (so vod. Monac., 


γαῖα. «κληρόν) ἔχει — — τῇ δὲ λέξει καὶ πολὺ τραχύτερός ἐςτι (als Dei- 
marchos) -- -- τροπικώτεροι τάρ εἰειν ol λόγοι μᾶλλον αὐτοῦΊΉ 3) 8 44. 
8) 8 160. 4) Deinarch, 1, 109. 8, 18; Lyk. $ 17; Rehdantz zu $ 160. 


δ) $ 50 ([Lys.] 2, 60; auch Dem. Epit. 23, dieser wohl nach Lyk., s. Reb- 
dantz z. St). 6) Sehr viel reiner im Geschmack Hyp. Epit. col. 8: τὴν 
εὐδοξίαν ἀπὸ τῶν πράξεων ἴδιον «τέφανον τῇ πατρίδι περιέθηκαν. 

1: 


100 Lykurgos. Ausdruck. 


gleichwie an jener Stelle das οὐκ ἂν aicxuvdeinv, das vorausge- 
schickte ei γὰρ dei «re. als Prodiorthose dient.') Immerhin gehört 
Lykurg nach dem Angeführten nicht mehr zu den reinsten Ver- 
tretern der Attischen Beredsamkeit?); überhaupt hat von denen, 
die in Alexanders Zeit herabgehen, nur Demosthenes die Klassi- 
eität auch in diesen seinen späten Werken ungetrübt bewahrt. — 
Von sonstigen Metaphern führe ich an: ἐπὶ γήρως ὀδῷ, wenn 
dies nicht vielmehr als poetisches Wort zu rechnen; τὰς ὁδοὺς 
τῶν ἀδικημάτων ἐνέφραξαν, πεπειραμένοι καὶ εἰδότες τὰς ἀρχὰς 
καὶ τὰς ἐφόδους τῶν τὸν δῆμον προδιδόντων, wo also die Metapher 
sorgsam festgehalten wird; τῶν ὅρκων καὶ τῆς πίετεως ἣν δόντες 
οἱ πατέρες ὑμῶν ὅμηρον τοῖς θεοῖς τῆς κοινῆς εὐδαιμονίας τῆς 
πόλεως μετεῖχον; ferner: οἷς (den Bürgern) τὸν αὐτὸν ἔρανον 
εἰς τὴν εωτηρίαν εἰςενεγκεῖν οὐκ ἐτόλμηςεν, es lässt sich noch viel 
hinzufügen.°) Dazu zahlreiche Composita: ἀείμνηςτος, περίφοβος, 
περιβόητος, ἀοίκητος, ἰςόθεος, εὐκλεής, ἀκλεής, ἀνελέητος und 
andere mehr oder weniger poetische‘); nicht gewöhnlich sind 
auch solche wie ἀναπόδεικτος und εὔδηλος.") Ferner feierliche‘ 
Wörter wie αἰών, welches sogar viermal vorkommt, oder καλύ- 
πτεῖν von der die Todten bedeckenden Erde, und in den Frag- 
menten ἠρία für τάφοι. In einem Fragmente findet sich die 

1) $ 61; vorher 60: ὥςπερ τὰρ ἀνθριυπῳ ζῶντι μὲν ἐλπὶς — τελευτήςαντι 
δὲ —, οὕτω καὶ περὶ τὰς πόλεις κτέ, (Vgl. auch 149.) — Von da bis zu 
Hegesias’ Phrase τὴν πόλιν ἀπέκτεινεν (Phot. 4418 10) ist doch noch ein 
weiter Schritt. 2) Vgl. Rehdantz zu $ 150: „beide Stellen (diese und 
Aisch. 3, 260) ein Beweis, wie der hellenische Geist von masshaltender 
Schönheit in hohles Pathos herabzusinken anfängt“. 3) $ 40 (auch Hy- 
pereides, 8. 0. 8. 30, 6). 124 (vgl. Hyper. fr. 206, welches mir eher dem L. 
zu gehören scheint). 127 (vgl. 117). 148. Andre Bsp. uneigentlichen Aus- 
drucks: κανών 9. dvapndZecdaı 31. ὑγρότης 33. χωρία das. ἄθλα 46. 49. 
μεταπίπτειν 50. 60. τροφεῖα ἀποδοῦναι 53. ἥξει... ἐπ᾿ ἐκεῖνον τὸν λόγον 
φερόμενος 59. ὅρους πήξαντες 78, (ἴχνος 80, 8. Rehd.). πολεμεῖν 116 (vgl. 
πολέμιος fr. 96). ἀκόλουθος 120. 127. ὑπεύθυνος 129. 148. 4) 7 (auch 
110). 40. 69. 60 (ἄνοικος fr. 62). 88. 91 (εὔκλεια 82). 148. Ferner ἀθῷος 
79, ἐπίςημος 128, ἐξαίρετος χάρις 140, μηλόβοτος 145, φιλότεκνος 101, 
φιλοψυχεῖν 130, ὁμογνωμόνως 97 u. 8. f. 5) 129. 116, vgl. Rehdantz z. 
ἃ. St. Mıcöönpoc und μιςαθήναιος 39, φιλόπολις und φιλοπράγμων 3. 6) 
Αἰών 7. 62. 106. 110 (gegen Rehd. bemerke ich, dass auch Dem. Cor. 199. 


203 es hat). 89. fr. 16 (vgl. Leokr. 109, wo man ἠρία durch Conjektur hat 
herstellen wollen). Καυχᾶςθαι fr. 78. 


Lykurgos. Ausdruck. 101 


poetische Periphrase τὸ τοῦ ἡλίου φῶς ὁρᾶν, gleichsam als 
Steigerung des voraufgehenden ζῆν, und ebendaselbst von dem 
Feldherrn Lysikles: ὑπόμνημα γεγονὼς aicxuvnc καὶ ὀνείδους τῇ 
πατρίδι, gleichwie ähnlich vun Leokrates gesagt wird: τῆς Te 
πατρίδος ὄνειδος καὶ πάντων ὑμῶν yeyevnnevov.!) Mehr noch 
poetisch: τοὺς ταῖς διανοίαις μὴ πτήξαντας τὸν τῶν ἐπιόντων 
φόβον), mit Metapher und ungewöhnlicher Construktion. Pathe- 
tisch starker Ausdruck: ἐκπέπληγμαι ἐπὶ τοῖς —, statt θαυμάζω. 
Zu derselben Feierlichkeit und Würde gehört andrerseits, dass 
idiotische, sei es kräftige oder auschauliche Worte und Wendungen 
nur selten vorkommen, wie etwa περιφθειρομένους und in derselben 
Schilderung διπλᾶ τὰ ἱμάτια ἐμπεπορπημένους“); zweimal findet 
sich das auch an Hypereides gerügte μονώτατος.) Von Sprich- 
wörtern wird nur ein einziges aus Lykurg citirt°); Schwurformeln 
sind ausserordentlich selten’); eine Anrufung der Götter als 
blosse Exklamation (wie ὦ γῆ καὶ θεοί) kommt gar nicht vor, 
während ein feierliches Gebet gleich zu Anfang steht und von’ 
heiligen Dingen auffallend oft gesprochen wird.*) Man merkt 
daran eben den Priester. 

In vielen Dingen ist auch der Einfluss der epideiktischen 
Rede im Sprachgebrauch und in den Wendungen nicht zu ver- 
kennen. Es gehört dahin der nicht seltene Gebrauch des Pluralis 
von abstrakten Substantiven: εὔνοιαι, φόβοι, αἱ παρὰ τῶν θεῶν 
ἐπικουρίαι9); ferner, was noch mehr an Isokrates erinnert, die 
Verbindungen wie τὰ κοινὰ τῶν ἀδικημάτων, τὰ καλὰ τῶν ἔργων, 
οἱ ποιητοὶ τῶν πατέρων...) Aber auch ganze Wendungen stammen 


1) Frg. 75; Leokr. 5 (vgl. Rehd. z. St). 2) $ 50. Κατεπτηχυίας in 
eig. Sinne 40. 8) $ 188. 4) $ 40 (περιφθ. Inokr. Epist. 9, 10). Da- 
gegen ὠρυομένας das. ist eine auffallend schlechte Conjektur von Rehdantz. 
δ) $ 88, 89 (Hyp. fr. 283 Bl. 262 8.), vgl. Rehd. 5, 152. — Aus den Frag-" 
menten vgl. 2 ἐδωλιάται (curkaßicaı). 86 cmorroxoAuußnral. 92 veupoppd- 
φους. 98 κτηματίτην (τὸν κτήματα πολλὰ ἔχοντα. 6) Frg. 21 τοὺς ἑτέρους 
τραγῳδοὺς ἀγωνιεῖται Ὁ. Harp. 7) νὴ τὴν ᾿Αθηνᾶν $ 75, νὴ Δία 140. 
8) Rehdanta zu $ 94 (das Wort θεός 88 πιδ], 2mal θεῖον, 24mal ἱερός, Smal 
öcıoc). Vgl. auch fr. 5 ([Dem.] Aristog. I 97): Aux. τὴν ᾿Αθηνᾶν Zuaprüpero 
καὶ τὴν μητέρα τῶν θεῶν. 9) 48. 37 u. 48. 128, Vgl. εὐλογίαι 46, 
εὐτυχίαι 18, ἀτυχίαι 188, χάριτες 20. 189, φιλοτιμίαι 140 (Rehdantz 
pP. 189). 10) 9ὶ 6. 111. 48, vgl. 102. 104. 108. 110. 188, 18 (Behdanta zu - 


102 Lykurgos. Ausdruck. 


aus diesem Schriftsteller: τοιαύταις χρώμενοι γνώμαις als Ueber- 
leitung (τ. διανοίαις xp. Isokrates), ὥςπερ χρηςμοὺς καταλιπεῖν, 
νῦν δὲ περιέςτηκεν εἰς τοῦτο, εἰ γὰρ καὶ μυθωδέετερόν Ecrıv!), so 
vertraut scheint insbesondere der Panegyrikos dem Lykurg ge- 
wesen zu sein. Epideiktisch ist auch die Verbindung von Syno- 
nyma: χρὴ τοίνυν, ὥςπερ τοὺς ἀγαθοὺς ἐπαινεῖτε καὶ τιμᾶτε, 
οὕτω καὶ τοὺς κακοὺς μιςεῖν τε καὶ κολάζειν, ἄλλως τε καὶ 
Λεωκράτην, ὃς οὔτ᾽ Edeicev οὔτ᾽ ἠςχύνθη ünäc.?). Ueberhaupt 
zeigt sich vielfach eine gewisse Fülle, wodurch die Feierlichkeit 
gehoben und das Pathos unterstützt wird. So gleich zu Anfang 
der Rede: δικαίαν ὦ ἄνδρες καὶ εὐςεβῆ καὶ ὑπὲρ ὑμῶν καὶ ὑπὲρ 
τῶν θεῶν τὴν ἀρχὴν τῆς κατηγορίας Λεωκράτους τοῦ κρινομένου 
ποιήςομαι. εὔχομαι γὰρ τῇ ᾿Αθηνᾷ καὶ τοῖς ἄλλοις θεοῖς καὶ τοῖς 
ἥρωςι τοῖς κατὰ τὴν πόλιν καὶ τὴν χώραν ἱδρυμένοις --- —. In 
Demosthenes’ Kranzrede entspricht dieser ganzen Masse von 
Worten ein einziges Kolon: dem ersten Satze das πρῶτον μὲν ὦ 
ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι, dem Rest εὔχομαι τοῖς θεοῖς mäcı καὶ πάκαις. 
Es sind bei Lykurg keine leeren Worte, sondern jedes einzelne 
ist wohlerwogen, sinnvoll und ernst gemeint; aber die ganze Art 
der Beredsamkeit ist feierlicher und weniger gedrungen als es 
Demosthenes liebt. Er führt fort: εἰ μὲν εἰςήγγελκα Λεωκράτη 
δικαίως καὶ κρίνω τὸν προδόντα αὐτῶν καὶ τοὺς νεὼς καὶ τὰ ἕδη 


111, Mätzner zu $ 6, Schneider zu [Isokr.] Demon. 42, Sandys zu ders. 
Rede 50). Kühner τὰ τῆς pücewc οἰκεῖα καὶ ἀναγκαῖα 181, vgl. Dem. c. 
Steph. 1, 53f. 1) $ 72 (ähnlich 48), Isokr. Paneg. 82; $ 92, Is. Paneg. 
171; 8 3, Is. 7, 81. 8, 59 (Mätzner z. St.); $ 95, Paneg. 28. Vgl. noch in 
8 Τῷ ἡγεμόνες nareerncav, ναυμαχοῦντες ἐνίκηςαν, ἅπαςαν δὲ τὴν --- κακῶς 
ποιοῦντες περιέπλευςαν, alles aus Paneg. 119; das. Φοινίκην δ᾽ — ἐπόρθηςαν 
Euag. 62. Anderes, was auch dem Gedanken nach entlehnt ist, 8. oben 8. 
96, Anm. 1; Nachahmung in der Satzanlage unten 8. 104. 3) 8 τὰ. 
Andre Bap.: διαφυλάττει καὶ διαςῴζει. 8, ἀκλεοῦς καὶ ἀδόξου 91, ἀποβλέπον- 
τας καὶ θεωροῦντας 100, μεγαλοψυχίαν καὶ γενναιότητα das., οἰκεῖα καὶ 
ἀναγκαῖα und μέγιςτα καὶ «πουδαιότατα 181 u. s.f. Die Verbindungen indes, 
die für Is. (und Demosth.) eigentlich charakteristisch sind, wie ὁρᾶν καὶ 
καταμανθάνειν, ἐνθυμηθῆναι καὶ Aoyicacdar, ckomeiv καὶ PiAocopelv (8. ΤῊ]. 
II, 128, III, 1, 98,), sind nicht in Lykurg’s Art. 3) Vgl. Rehdantz 
zu $ 1. Feierlicher, aber mit gutem Grunde, ist in der Kranzrede das 
Gebet $ 141. 


Lykurgos. Composition. 103 


καὶ τὰ τεμένη καὶ τὰς ἐν τοῖς νόμοις τιμὰς καὶ Buciac!) τὰς ὑπὸ 
τῶν ὑμετέρων προγόνων παραδεδομένας, ἐμὲ μὲν κτέ. Im ganzen 
kommt in diesen Einleitungsgebet die Partikel καί 25mal und 
noch zweimal μήτε vor, und zwar ohne dass eigentliche Synonyma 
verbunden wären; der Redner geht auf die Erschöpfung der 
Sache aus. Eine unkünstlerische Breite, die in Tautologien und 
unnützen Zusätzen bestände, kann man ihm nicht vorwerfen, 
gleichwie er auch eine einförmige Wiederholung der gleichen 
Worte im ganzen meidet.?) Er ist überhaupt weder ein schlechter 
noch ein nachlässiger Stilist, und was in der Rede als unklassisch 
oder sprachwidrig auffällt, gleichwie ganz zu Ende τῆς ὑπὲρ 
τῶν νόμων καὶ τοῦ δήμου cwrnpiac, muss insgemein auf Rechnung 
der anerkannt schlechten Ueberlieferung gesetzt werden, wie denn 
dort die Verbesserung τιμωρίας schon von’ Reiske gefunden 
ἰδέ. Man darf an Lykurg in Bezug auf Correktheit höhere 
Ansprüche als an Hypereides stellen; aber die Begabung für 
mannichfaltigen Ausdruck und die Beherrschung der Sprache ist 
bei diesem, während jener trotz aller Mühe wenig von Schönheit, 
noch weniger von Anmuth des Stiles erreicht. 

In der Composition ist zunächst der Hiat dem Lykurg 
durchaus nicht gleichgültig; so kommen in den 15 88 des Pro- 
oemiums nur folgende schwerere Hiaten innerhalb des Kolons 
‚vor: ςωθῆναι αὐτόν, ὦ ᾿Αθηναῖοι eldubc, ἐνδέχεεθαι εὑρεῖν, δεῖ ὑμᾶς, 
ἑνὶ ὀνόματι, δεῖ ὦ ἄνδρες, αἴτιοι ὑμεῖς, τούτου ὅ;,τιδ), also im 
ganzen acht, von denen wohl noch mancher bloss durch die 


1) So nach cod. Oxon.; vulgo ohne τιμὰς xal., 2) Bsp. solcher Wieder- 
holung $ 54 τῆς μεγίετης ἄξια εἶναι τιμωρίας vgl. 53; Τ1 κατέλευςαν; 885, 
δικαίως u. τεθνειύς (rec). 3) Rehdantz freilich vertheidigt diese und 
andre Härten; er beruft sich für τῆς ὑπὲρ — cwrnplac auf [Dem.] Aristog. 
1, 12, und darauf, dass die Redner gern mit einer vox fausta schlössen. 
Aber doch nicht eine Anklagerede! vgl. $ 187. Bondeiv ὑπὲρ — $ 138, 
ἱκετεύειν τινός 143 u. 150 (R. zu 188 und 8, 160) kann man sich gefallen 
lassen; für jenes ist die Meidung des Hiatus und der Parallelismus der 
Grund. 4) Vgl. Mätzner p. 816. 6) 8 3. ὅ. 8. 9. 9. 10. 12. 14. --- 8 δ 
liegt nahe ὦ ἄνδρες, $ 14 περὶ τούτου δ᾽ ὅ,τι. Die Histen mit dem aı der 
Verbalendungen bilden eine besondere Art, Thl. III, 1, 8, 98. — Hiaten 
zwischen Kola in demselben Abschnitt: $ 2. 3 je zwei Bsp. 4. 4-5. 10. 
11. 14—15. 15, also zehn. 


104 Lykurgos. Satzbau. 


Ueberlieferung verschuldet ist. Auch nachher finden sich ganze 
Seiten ohne einen einzigen schweren Hiat'), und ein andrer 
Beweis der Sorgfalt liegt in der oftmals aus dieser Rücksicht, 
wie man glauben muss, eigenthümlich gewählten Wortstellung: 
οὐ μόνον αὐτῷ, διὰ τὴν πρᾶξιν ὀργίζεεθαι ταύτην ἀλλὰ κτέ., wo 
sogar am Ende des Kolons der Hiat nicht zugelassen ist; oder: 
τοιταροῦν τοιαύταις χρώμενοι γνώμαις | ἐνενήκοντα μὲν κτέ., ferner: 
χρήςαντος δ᾽ αὐτῷ τοῦ θεοῦ | τὴν θυγατέρ᾽ εἰ θύςειε κτέ.  ἘΕΐπ 
prineipieller Unterschied zwischen Lykurg und Isokrates scheint 
darnach nicht zu sein, sondern nur ein solcher der grösseren oder 
geringeren Sorgfalt. Die Wortstellung bietet sonst wenig auffälliges: 
im Grunde ist sie einfach, manchmal nachdrücklich, hie und da 
auch wenig schön, wie an einer-der eben angeführten Stellen: 
ἄξιον δ᾽ Ecriv | οὐ “μόνον αὐτῷ διὰ τὴν πρᾶξιν ὀργίζεεθαι ταύτην 
ἀλλὰ καὶ διὰ τὸν λόγον τοῦτον, wo ausser dem nicht angenehmen 
ähnlichen Ausgange auch die betonten und unbetonten Satztheile 
nicht gehörig gemischt sind.°) — In der Satzfügung tritt wieder 
der Einfluss des Isokrates sehr hervor. Gleich im. Prooemium 
haben wir einen ganz nach diesem Muster angelegten Bau: ἐβου- 
λόμην δ᾽ ἄν, ὥςπερ ὠφέλιμόν Ecrı τῇ πόλει εἶναι τοὺς Kpivov- 
τας --, οὕτω καὶ φιλάνθρωπον αὐτὸ παρὰ τοῖς πολλοῖς ὑπει- 
λῆφθαι' νῦν δὲ περιέετηκεν εἰς τοῦτο, ὥςτε κτέ., womit man 
‘ vergleiche aus Isokrates: ἠβουλόμην δ᾽ ἄν, ὥςπερ προκεῆκόν, 
ἐςτιν ἐπαινεῖεθαι τὴν ἀρετήν, οὕτω καὶ πρόχειρον εἶναι πεῖςαι 
τοὺς ἀκούοντας ἀςκεῖν αὐτήν᾽ νῦν δὲ κτέ., und: νῦν δ᾽ ἐνταῦθα 
τὰ πράγματα περιέετηκεν, ὥςτε κτέ.2) --- Bald darauf: ἅπαντας 
μὲν οὖν χρὴ νομίζειν μεγάλους εἶναι τοὺς δημοείους ἀγῶνας, μάλιετα 
δὲ τοῦτον κτέ., wie bei Isokrates: ἁπάντων μὲν οὖν ἐφρόντιζον 
τῶν πολιτῶν, μάλιςτα δὲ τῶν νεωτέρων.5) — In einem späteren 
Abschnitte; ἑτέρωθι μὲν γὰρ ἀτυχῶν | οὔπω δῆλον εἰ διὰ ταῦτα 
1) 80 8. 38. 24 ed. Scheibe ($ 70 Mitte — 18). 8, 28 (89 --- 92). 30 
(97—100). 86 (109—112). 47 (146 -- 148. 23) $ 58. 72. 99. Vgl. auch 
56 κατεγνώκει θ᾽ αὑτοῦ προδεδωκέναι, statt x. αὗτ. mpod. τε. 3) 8 δδ, 
vgl. Rehdantz zu 51. Nuchdrückliche Stellung z. Bsp. ὄνειδος $ 5 (8. Rehd.). 
8 οὕτω — δεινόν. 9 παρεῖςθαι (s. R.). Hart 98: τὸ γὰρ τῶν νόμων τοῖς 
ἠδικηκόει τυχεῖν τιμωρία ἐςτίν.. 4) $ 3; laokr. 8, 86. 59. Diese Parallele 
und auch die meisten der folgenden nach Mätzuer. 5) 8 7; In. 7, 48. 


Lykurgos. Epideiktischer Stil in Satzbau und Figuren. 105 


δίκην δίδωειν | ἐνταῦθα δὲ παρ᾽ οἷς προύδωκεν | φανερόν Ecrıv 
ὅτι τῶν αὐτοῦ (hier) παρανομημάτων ὑπέχει ταύτην τὴν δίκην, 
wozu zu stellen aus dem Euagoras: ἔπειτ᾽ ἐκ μὲν τῆς Κύρου 
«τρατηγίας | οὔπω δῆλον ὅτι καὶ τοὺς Εὐαγόρου κινδύνους ἂν 
ὑπέμεινεν | ἐκ δὲ τῶν τούτῳ «πεπραγμένων | ἅπαει φανερὸν ὅτι 
ῥᾳδίως ἂν κἀκείνοις τοῖς ἔργοις ἐπεχείρηςεν.) Die Glätte und 
Coneinnität dieses letzten isokratischen Satzes wohnt dem ent 
sprechenden des Lykurg nicht bei; auch in dieser Hinsicht erstrebt 
er mehr als er erreicht. Das Prooemium indessen ist im ganzen 
ein wohlausgearbeitetes Muster epideiktischen Stiles®); so steht 
gleich nach dem Eingangssatze eine ausserordentlich lange und 
vielfältig erweiterte, jedoch vollkommen glatte und wohlgebaute 
Fügung. Mit dem epideiktischen Bau muss sich nothwendig ein 
gewisses Mass epideiktischer Figuren verbinden; jedoch meidet 
Lykurg alles zu auffällige und gezierte. Beispiele aus dem Pro- 
oemium sind: δύο γάρ ἐξτι τὰ παιδεύοντα τοὺς νέους | ἥ τε τῶν 
ἀδικούντων τιμωρία | καὶ ἣ τοῖς ἀνδράει τοῖς ἀγαθοῖς διδομένη 
δωρεά || πρὸς ἑκάτερον δὲ τούτων ἀποβλέποντες | τὴν μὲν διὰ 
τὸν φόβον φεύγουει | τῆς δὲ διὰ τὴν δόξαν ἐπιθυμοῦςι5), mit 
ziemlich genauem Entsprechen des Einzelnen und auch mit An- 
klängen, doch ohne völlige Gleichheit der entgegengesetzten 
Glieder, von denen vielmehr die schliessenden an Länge gebührend 
überragen. Oder jener Satz: πολίτου γάρ &crı δικαίου | μὴ διὰ τὰς 
ἰδίας ἔχθρας | εἰς τὰς κοινὰς κρίςεις Kadıcravan | τοὺς τὴν πόλιν 
μηδὲν ἀδικοῦντας || ἀλλὰ τοὺς εἰς τὴν πατρίδα τι παρανομοῦντας | 
ἰδίους ἐχθροὺς εἶναι νομίζειν | καὶ τὰ κοινὰ τῶν ἀδικημάτων | 
κοινὰς καὶ τὰς popäceıc ἔχειν τῆς πρὸς αὐτοὺς diapopäc.t) Wir 
haben hier ein Beispiel dessen, was die Rhetoren ἀντιμετάθεεις 
oder ἀναςτροφή nennen, indem bei dem Gegensatze dieselben 
Begriffe mit den gleichen Ausdrücken in umgekehrtem Verhält- 


9891; I. 9, 38. Vgl. ferner: $ 49 (εἰ δὲ dei..) 15. 16, 113; $ 72 
Is. 4, 119 u. 9, 62; $ 95 (εἰ γὰρ καὶ μυθωδέετερον xt.) Isokr. 4, 28; 188 
(ἐκπέπληγμαι ἐπὶ τοῖς... εἰ λελήθαςιν) Is. 4, 170 und 5, 42 (θαυμάζω τῶν... 
&). 3) Die sich hier findenden gröberen Anstösse, wie 8 8 Afg. 13 Ende. 
15 οἱ fcacı, gehen anf Textesverderbnivs zurück. 8) 9 10. 486 


106 Lykurgos. Epideiktischer Stil in Satzbau und Figuren. 


niss wiederkehren.') Isokratisch ist das nicht eben, wie auch die 
Wiederholung des κοινός in den beiden letzten Gliedern nicht 
nach der Gewohnheit des Isokrates ist?); aber die Symmetrie des 
ganzen Baues ist tadellos, und auch der Wechsel des Subjekts 
in den Schlussgliedern nicht übermässig hart. — In einem anderm 
Theile der Rede: τοῖς ἰδίοις κινδύνοις | κοινὴν ἄδειαν ἅπαει τοῖς 
Ἕλληει κτώμενοι || οὐκ ἐπὶ τῇ δόξῃ μέγα φρονοῦντες | ἀλλ᾽ ἐπὶ τῷ 
ταύτης ἄξια πράττειν | τῶν μὲν Ἑλλήνων προςτάτας | τῶν δὲ 
βαρβάρων δεςπότας ἑαυτοὺς καθιςτάντες || οὐ γὰρ λόγῳ τὴν ἀρετὴν 
ἐπετήδευον | ἀλλ᾽ ἔργῳ mäcıv ἐπεδείκνυντο, eine Anhäufung zwei- 
gliedriger Perioden, wie sie auch Isokrates hat; die Ordnung 
darin wird freilich hier bei Lykurg sehr vermisst.) An einer 
andern Stelle, wo er gleichfalls die Thaten der Vorfahren preist, 
reiht er fünf parallele Glieder aneinander, davon vier auf -cav, 
drei unter diesen auf -ncav endigend; gleich darauf kommt noch- 
mals ein -ncav.‘) Im ganzen ist auch bei epideiktischer Färbung 
der Gedanken kein übermässiger Figurenschmuck, am wenigsten 
in dem Enkomion der bei Chaironeia Gefallenen; aber hier und 
anderwärts haben die Satzfügungen nicht das gefällige Ebenmass 
und den schönen Aufbau wie im Prooemium. Auch stärkere 
Anstösse sind nicht selten: ἐγὼ τοίνυν τοςοῦτον ἀφέετηκα τοῦ 
ἀδίκως τὴν εἰςαγγελίαν --- ποιήςαςθαι, ὅτον ἐγὼ μὲν ἐβουλόμην τοῖς 
ἰδίοις κινδύνοις --- τὸν ἔλεγχον γενέςθαι, οὑτοεὶ δὲ --- οὐχ ὑπέμεινεν 
ἀλλ᾽ ἔφυγε, wo der zuerst eingeschlagene Gang schon von dcov 
ἐγὼ μὲν an völlig verlassen wird.) Oder: ἃ δὴ κατέγνωεται μὲν --- 
κατεψήφιεται δὲ —, ὁμολογεῖται δὲ παρὰ τῷ δήμῳ τῆς μεγίετης 


1) Alex. m. εχημ. p. 37 Sp.; Tiber. m. cynu. p. 70, dieser mit dem Bsp. 
Dem. 19, 97 (Thl. III, 1, 146). 2) Vgl. etwa Isokr. Hel. 48 περὶ κάλλους 
— κάλλους. --- Ich hebe sonst noch aus dem Prooem. hervor: 8 3f. τρία — 
ἰοχύει, ankündigende Aufzählung und entsprechende Ausführung, wobei 
jedoch die Reihenfolge gewechselt wird, mit gutem Grunde, indes nicht 
ganz ohne Härte. Ferner 15 εὖ γὰρ icre xr&., schön gebauter Satz mit 
cucrpoph. 8) $ 104, vgl. Is. Pan. 80f., Euag. 48f. (Thl. II, 166), 4) 
$ 72f. — Andre Beispiele des Homoioteleuton: $ 5. 20 (beide Male mehr 
zufällig). 76 (ἐπιώρκηκεν — ἠδίκηκεν — ἠςέβηκεν, auch hier wenig Ab- 
sicht). 140: ἐν μὲν τούτοις ἔςτιν ἰδεῖν τὴν ἀρετὴν τῶν ἐπιδεδωκότων, ἐν 
ἐκείνοις δὲ τὴν εὐπορίαν μόνον τῶν δεδαπανηκότων. 6) 8 30. 


Lykurgos. Rednerischer Stil in Satzbau und Figuren. 107 


ἄξια εἶναι τιμωρίας, τούτοις ὑμεῖς ἐναντία ψηφιεῖςθε; “A bezieht 
sich auf das Verbrechen, τούτοις auf die Urtheile.‘) — Ein andrer 
Vorwurf, den man gegen Lykurg erhoben hat, betrifft die Ein- 
förmigkeit seiner Wendungen: dass er wiederholentlich an eine 
den Richtern gestellte Frage einen Satz mit äpa anhängt, der des 
Redners Folgerung bei Bejahung der Frage enthält?), oder dass 
er häufiger als irgend ein Andrer mit einem angehängten εἰκότως 
und einem dieses Urtheil begründenden Satz mit γάρ fortleitet.°) 

Eigentlich rednerischer Stil mit den dazu gehörigen 
Figuren findet sich in der ganzen Rede nur zweimal: in einem 
Abschnitte der Beweise und dann nahe am Schluss; die spärlichen 
sonstigen Beispiele von gehäufter Frage‘), von Anaphora, Asyn- 
deton u. dgl.) kommen kaum in Rechnung. Im ersteren jener 
Abschnitte“) bringt Lykurg gegenüber einem Einwurfe, der sehr 
lebendig und drastisch vorgeführt wird, zuvörderst ein Epicheirem 
in grossentheils aufgelöstem Stile, mit wiederholten Fragen und 
Antworten; es stehen zwei dreitheilige Systeme entsprechend 
einander gegenüber, doch ist der Redner nicht überall zu rechter 
Glätte gelangt.”) Er fährt fort: τί γὰρ ἔδει npopäcewv ἢ λόγων 
ἢ «κήψεως; ἁπλοῦν τὸ δίκαιον, ῥάδιον τὸ ἀληθὲς, βραχὺς ὁ ἔλεγχος. 
Dreifacher Ausdruck im ersten wie im zweiten Satze; das Asyn- 
deton nicht feferlich, wie man gemeint hat, sondern höchst 


1) $ δά. — Sonstige Anakoluthien: 42 (τὸν δῆμον -- οὗτος). 48 (τὸν 
οὐδὲ --, wo nicht die letzte, sondern die weiter zurückliegende Con- 
struktion fortgeführt wird). 60 (τὰς πόλεις — ἀνάςτατον). 100 (τά τ᾽ ἄλλ᾽ 
ὧν — καὶ προείλετο, vgl. Rehdantz 8. 153). 119 (von καὶ οὐκ an). 2) 
Rehdantz zu $ 145 (27. 54. 78. 145). 8) Ders. 5. 188f. (neunmal in dieser 
Rede), 4) $ 77f., lebhaft besonders 78 Ende: εἶτα τοῦτον οὐκ dmo- 
κτενεῖτε —; τίνας οὖν τιμωρήςετθε; τοὺς ἕν τι τούτων ἡμαρτηκότας; Ferner 
138, mit zweimal wiederholter gedoppelter Anaphora (ὁπότε od. ὅτε ἐκεῖνοι — 
τί ὑμᾶς mpochkeı —; gefälliger wäre es, wenn statt mpochkeı nachher syno- 
nyme Ausdrücke genommen wären, vgl. Is. Paneg. 183f. — Selbstfrage in 
der Erzählung 86. 6) Anaphora mit ἔρημος 38, mit ἐγώ fig. 102 (mit 
οὗτος und τίς 7. 39; über 138 8. die vorige Anm.). Asyndeton 79. 142. 
150, an letzterer St. am meisten rednerisch, aber nicht durchgeführt. — 
Sehr häufig dagegen ist das Polysyndeton, so gleich im Eingang (s. oben 
8. 102). Hypophora 135, s. oben 8.97,1. 6)$ 31-35. 7) 8.832: κατὰ 
φύειν τοίνυν -- θεράπαιναι, allzu lang ausgedehnt, und die eig. Antwort 
erst am Schluss des Satzes; entsprechend nachher einfach τοὺς δικαςτάς. 


108 Lykurgos. Pathos. 


rednerisch. Auch die weitere Ausführung ist asyndetisch ange- 
knüpft: ei μὲν ὁμολογεῖ τὰ ἐν τῇ εἰςαγγελίᾳ ἀληθῆ καὶ ὅεια εἶναι, 
τί οὐ τῆς ἐκ τῶν νόμων τιμωρίας τυγχάνει; εἰ δὲ μή φηςι ταῦτα 
ἀληθῆ εἶναι, τί οὐ παραδέδωκε τοὺς οἰκέτας καὶ τὰς θεραπαίνας; 
Und so setzt sich dieser lebendige Stil noch eine Weile fort.) 
Mächtiger indes und pathetischer ist die Stelle des Epiloges.?) 
Καὶ αὐτίκα μάλ᾽ ὑμᾶς ἀξιώςει ἀκούειν αὑτοῦ ἀπολογουμένου κατὰ 
τοὺς νόμους᾽ ὑμεῖς δ᾽ ἐρωτᾶτ᾽ αὐτὸν ποίους; οὖς ἐγκαταλιπὼν 
ᾧχετο. καὶ ἐᾶςαι αὑτὸν οἰκεῖν ἐν τοῖς τείχεει τῆς πατρίδος᾽ ποίοις; 
ἃ μόνος τῶν πολιτῶν οὐ ευνδιεφύλαξεν. καὶ ἐπικαλέςεται τοὺς 
θεοὺς εῴώεοντας αὑτὸν ἐκ τῶν κινδύνων τίνας; οὐχ ὧν τοὺς νεὼς 
καὶ τὰ ἕδη καὶ τὰ τεμένη προύδωκεν; καὶ δεήςεται καὶ ἱκετεύςει 
ἐλεῆςαι αὑτόν᾽ τίνων; οὐχ οἷς τὸν αὐτὸν ἔρανον εἰς τὴν cwrnpiav 
εἰςενεγκεῖν οὐκ ἐτόλμηςεν; Ῥοδίους ἱκετευέτω" τὴν γὰρ ἀςφάλειαν 
ἐν τῇ ἐκείνων πόλει μᾶλλον ἢ ἐν τῇ -ἑαυτοῦ πατρίδι ἐνόμιςεν εἶναι. 
Die Ordnung lässt hier vielleicht zu wünschen übrig‘), und die 
Wortstellung ist hie und da nicht recht rednerisch5); aber dennoch 
ist die Stelle ungeheuer wirkungsvoll, und der schöne Parallelis- 
mus sowie die Abrundung des Ganzen durch Erweiterung des 
letzten Systemes augenfällig. Es’ folgt eine mehrfache Hypophora 
mit einem auch sonst von den Rednern gebrauchten Motive®), 
und dann der Abschluss in folgender Weise: οὗ γὰρ μόνον νῦν 
οἱ φεύγοντες κατέρχονται, ὅταν ὃ ἐγκαταλιπὼν τὴν πόλιν καὶ 
φυγὴν αὐτὸς ἑαυτοῦ καταγνοὺς καὶ οἰκήκας ἐν Μεγάροις ἐπὶ 
προςτάτου πλείω πέντ᾽ ἢ ἕξ ἔτη ἐν τῇ χώρᾳ καὶ ἐν τῇ πόλει ἀνα- 
«τρέφηται, ἀλλὰ καὶ ὃ μηλόβοτον τὴν ᾿Αττικὴν ἀνεῖναι) φανερᾷ 
τῇ ψήφῳ καταψηφιςάμενος, οὗτος ἐν ταύτῃ τῇ χώρᾳ εύνοικος ὑμῶν 

1) 9 86 ist zu interpungiren: ἀλλ᾽ οὐδὲν τούτων ἔπραξεν. ἀλλὰ κατα- 
μεμαρτυρηκὼς --- ἀξιώτει — ψηφίςαςθαι; (Hypophora). καὶ πῶς κτέ. 2) 
8 143—145, 3) Corrupte und vielleicht noch nicht völlig emendirte 
Stelle. - Die Hdschr.: καὶ &äcere (ἐᾶςαι Reiske) αὐτὸν οἰκεῖν — πατρίδος 
ποιηςάμενοι (ποίοις; ἃ μόνος derselbe) τ. πολ. οἷς (oder οὖς, getilgt von 
Bekker) οὐ ευνδιεφύλαξε. 4) Das zweite System: καὶ ἐᾶςαι κτέ., scheint 
nicht gerade an diese Stelle zu gehören, unmittelbar hinter ἀξιώςει ἀκούειν. 
5) ἀξιώςει ἀκούειν αὑτοῦ ἀπολογουμένου κατὰ τοὺς νόμους, gleichsam an- 
fügende Wortstellung (vgl. oben 8. 37 zu Hypereides); ebenso &äcaı xr£., 


ἐπικαλέςεται wre. 6) [Andok.] 4, 39 (Rehd.); Hyp. Dei. p. 17 m. Ausg., 
Epitaph. col. XI, 48; 7) Baiter's Conjektur für εἶναι; vgl. fr. 17 8. 


Lykurgos. Ethos. 109 


virverau') Hier ist etwas von jener bei Demosthenes beliebten 
Paronomasie, wo einem eigentlich nicht anwendbaren Ausdrucke, 
wie hier οἱ φεύγοντες κατέρχονται, durch die Kraft der Rede 
gleichsam Gewalt angethan wird?); vollends gewaltsam, aber nicht 
ohne Anschein der Begründung, ist die Identificirung von Leokrates’ 
That mit der Abstimmung der Thebaner im Jahre 404, als über 
das Schicksal des besiegten Athen berathen wurde.®) Nach einer 
solchen Leistung kann man nicht gering von der Kraft der 
lykurgischen Beredsamkeit denken; auch der Satz aus der Rede 
gegen Lysikles, den Diodor mittheilt‘), athmet eine grimmige 
Leidenschaft gegen alle Feigheit und Schwäche: ἐετρατήγεις ὦ 
Λυείκλεις, καὶ χιλίων μὲν πολιτῶν. τετελευτηκότων, διςχιλίων δ᾽ 
αἰχμαλώτων γεγονότων, τροπαίου δὲ κατὰ τῆς πόλεως ἑςτηκότος, 
τῆς δ᾽ Ἑλλάδος ἁπάςης δουλευούεης, καὶ τούτων ἁπάντων τεγενη- 
μένων «οὔ ἡγουμένου καὶ crpamyoüvroc, τολμᾷς ζῆν καὶ τὸ τοῦ 
ἡλίου φῶς ὁρᾶν καὶ εἰς τὴν ἀγορὰν ἐμβάλλειν, ὑπόμνημα τετονὼς 
αἰςχύνης καὶ ὀνείδους τῇ πατρίδι; 

Lykurg hat überhaupt manches von dem, wodurch ein Redner 
wirkt, in bedeutendem Masse; wenn er nicht alles hat, so gilt 
dies auch von Demosthenes. Ausser seinen Pathos ist auch das 
Ethos wesentlich, da, wie Dion sagt, eine gewisse Schlichtheit 
und Biederkeit des Charakters sich bei ihm ausprägt; hierzu trägt 
gerade die Figurenlosigkeit nicht am wenigsten bei.°) Denn ob- 
gleich auch für Figuren des Gedankens, wie für die Paraleipsis, 
Beispiele aus ihm angeführt werden‘), so ist doch in unsrer Rede 


1) γένηται die Hdschr. (wegen ἀναςτρέφηται); yevhceran oder γίγνεται 
wird geschrieben. 2) Vgl. Abth. III, 1, 148. 8) Die φανερὰ ψῆφος ist 
1.8 That, die bei allgemeiner Nachahmung diese Folge haben musste, nicht 
etwa, wie Rehdante meint, seine Erzählung in Rhodes ($ 18). Mit Recht 
aber bezieht R. gegen Mütaner das ὁ καταψηφις. direkt auf Leokrates. 4) 
Fag. 75 Ὁ. Diod. 16, 88. 5) Dion XVII, 11, 8. oben $. 98, Anm, 3. 
Das ἐλαφρότερος, welches er von L. im Vergleich mit Hypereides und 
Aischines gebraucht, hat zum Gegensatz etwa ἐπαχθέςτερος (A. Schüfer II, 
302, 2), dies aber geht auf hervortretende rednerische Kunst. 6) Fıg. 
105 bei Bautil. 2 $ 11. — Die andern Figuren, für welche er citirt wird 
(Symathroesmos, frg. 101; epibole, frg. 102; epiploce, 103; merismos, 104; 
parrhesia, 106), kommen bis auf die letste auf eine Art von Häufung 
hinaus, wie sie ja dem Charakter seiner Beredsamkeit ganz gemäss ist. 


110 Lykurgos. Ethos. 


nicht einmal die Apostrophe an den Angeklagten, wie in der 
angeführten Stelle der Lysiklea, irgend angewandt. Es konnte 
ja der Redner dem Einflusse der damals herrschenden Weise der 
Beredsamkeit sich nicht entziehen, aber zu den Bildnern dieser 
Weise gehört er nicht, und es mangelt die δεινάτης, die in der 
Beherrschung aller Mittel und in den überraschenden und plötz- 
lich überwältigenden Wendungen besteht. Auch für das Ethos 
selber wendet er keine weitere Kunst an, als dass er seine Ge- 
sinnungen und Grundsätze, z. Bsp. bezüglich des Verfahrens beim 
Anklagen, mit Nachdrück ausspricht, und dadurch das ihm von 
vornherein schon entgegengebrachte Vertrauen neu bestärkt.!) 
Schlichtes Ethos aber, in Nachahmung der Sinnesweise des 
ἰδιώτης, ist bei Lykurg nicht zu suchen, da er selber den Staats- 
mann nicht verleugnen konnte und für Andere nicht schrieb.?) 
Neigung und Begabung trifft bei ihm zusammen: er stellte sich 
nur solche Aufgaben, für die er auch befähigt war, und für 
andre als die er sich stellte, war er auch nicht begabt. Wo es 
galt freimüthig zu reden, sittlichen Ernst zu zeigen und zu wecken, 
da war er am Platze; aber um weich zu stimmen, oder um subtil 
über Mein und Dein zu erörtern, fehlte ihm alles. Nur die Be- 
haglichkeit seiner Erzählungen, besonders der von Kodros und 
der von den Frommen in Katana, hat etwas schlichtes und naives, 
und sie sind es auch, welche in den sonst einförmig hohen Ton 
seiner Rede einige Abwechselung bringen.°) Völlig fremd aber 
ist ihm, wie schon Dionysios hervorhebt, alles was den Ernst 
der Rede stören könnte, also damit die sämmtlichen Vorzüge, 
die den Hypereides so beliebt machten.‘) Bei ihm ist sogar eine 

1) 8 11. 9) Hermog. 1. ο.: ὁ N. πολιτικὸς μέν ἐςτιν, εἴπερ τις ἕτερος, 
πλὴν Icwc τοῦ κατ᾽ ἀφέλξιαν ἤθους ἕνεκα, d. h. er hat die für den πολιτ. 
λόγος (die Rede) unerlässlichen Eigenschaften der ςαφήνεια, des ἦθος und 
des πιθανόν, ausgenommen etwa das κατ᾽ ἀφέλειαν ἦθος, während er das 
κατ᾽ ἐπιείκειαν ἦθος besitzt. Vgl. bei Hermog. ὁ. 11 Afg. 8. 410, 10 Sp. — 
‚Als Kunstredner bezeichnet L. sich selbst $ 31 (Schäfer II, 301, 7). 3) 
Vgl. Rehdantz Einl. S. 5. 4) Dionysios V. C. V, 3: ὁ A. &crı διαπαντὸς 
αὐξητικὸς καὶ διηρμένος καὶ ceuvöc, καὶ ὅλως κατηγορικὸς καὶ φιλαλήθης καὶ 
παρρηςιαςτικός" οὐ μὴν ἀςτεῖος, οὐδ᾽ ἡδύς, ἀλλ᾽ ἀναγκαῖος (ἃ. h. er leistet 
hier nicht mehr als das Nothdürftige, vgl. das. II, 11 und ἀναγκαίως Ὁ. 
Hermog. 414, 1 Sp.). 


Hegesippos. Lebensumstände. 111 


geringe ironische oder spöttische Färbung nur ausnahmsweise 
vorhanden.') Immer wird dieser Redner mehr Achtung vor 
seinem Charakter und vor der Mächtigkeit seiner sittlichen Ge- 
fühle, als Bewunderung vor seiner rednerischen Begabung ein- 
flössen; insofern bildet Aischines den entschiedenen Gegensatz, 
während die höhere Vereinigung bei Demosthenes zu suchen ist. 


Neben Demosthenes, Lykurgos und Hypereides zählte die 
patriotische Partei noch manche andere Sprecher, und unter 
diesen auch solche, von denen einzelne Reden erhalten blieben. 
Wir besitzen noch eine Demegorie von Hegesippos und eine 
andere von einem Unbekannten; beide Werke, die wohl von ihren 
Verfassern in Nachahmung des von Demosthenes gegebenen 
Beispieles alsbald herausgegeben waren, geriethen wegen der 
Aehnlichkeit in Sinnesart und Inhalt frühzeitig unter die demo- 
sthenischen Schriften, und haben sich auf diese Weise gerettet. 

Hegesippos von Sunion, der schon von alten Kritikern 
ermittelte Verfasser der Rede über Halonnesos, ist eine viel er- 
wähnte und auch den späteren Alten noch wohlbekannte Per- 
sönlichkeit. Er war Sohn eines Hegesias und Bruder jenes 
Hegesandros, den Aischines in der Rede gegen Timarchos ver- 
lästert.?) Wie es scheint, war es in Athen eine gemeine Rede, 
dass Hegesandros in seiner Jugend dem Redner Leodamas, dem 
Isokrateer, in unsittlicher Weise sich hingegeben habe°); ‚auch 
den Hegesippos bringt eine Anekdote zu Leodamas in freund- 
schaftliche Beziehung, indem er, als dieser gegen Chabrias den 
oropischen Prozess führte, dem Platon mit Sokrates’ Schicksal 
gedroht habe, wenn er es wage für seinen Freund Chabrias auf- 
zutreten.t) Demosthenes soll eben damals, 366 oder wenig später®), 


1) Wie $ 78 z. Ende. 2) Seeurkunden XIV c. 69: Ἡγηείππου 
(ουνι(ῶς). Genauer die neue Urkunde (Mitth. d. arch. Inst. 1879 $. 198.) 
II A 36: Ἡγήειππος Ἡγηείου (ζουνιε(ύο). — Aisch. 1, 64. 71. 110; das. 68: 
Διοπείθει τῷ Couviet, δημότῃ ὄντι τοῦ Hyncavöpov. Dagegen das gefälschte 
Zeugniss das. 68: Ἡ. Διφίλου (τειριεύς. 3) Aisch. 1, 70: τὰς πρὸς τὸν 
Λεωδάμαντα πράξεις τὰς περιβοήτους, ἃς ὑμεῖς ἅπαντες Icre, vgl. 69. 64. 111. 
4) Diog. II, 34 (Κρωβύλος ὁ cukopdvrnc, 8. u). 6) A. Schäfer Dem. I, 
94; oben Abth. III, 1 8. 12. 


112 Hegesippos. Politische Thätigkeit. 


an der Rede des zugleich augeklagten Kallistratos sich begeistert 
haben; vielleicht war Hegesippos etwas älter, wie er denn auch 
schon um 357 den Volksbeschluss des Kallippos, in welchem 
Kardia als unabhängig anerkannt wurde, gerichtlich anfocht.!) 
Hegesandros aber, nach Aischines der Liebhaber des spätestens 391 
geborenen Timarchos, müsste ganz beträchtlich älter als Demo- 
sthenes gewesen sein, wenn auf solche Beschuldigungen des 
Aischines irgend welcher Verlass wäre.?) Hegesippos lebte noch 
325, wo er nach den Seeurkunden eine Zahlung für eine Bürg- 
schaft leistete, die er während des zweiten Krieges mit Philipp 
nebst Andern für die Chalkidier übernommen®); auch in dem 
dritten demosthenischen Briefe (323) wird unter den Namen der 
bis dahin verstorbenen Patrioten der seinige nicht genannt. 
Seine Thätigkeit im Staatsleben, welche wir übrigens nicht 
sehr weit herab verfolgen können, erscheint nicht unbedeutend, 
und zwar der des Hypereides in Art und Richtung verwandt.*) 
Er gehörte zu den, entschiedensten Gegnern Philipps, und fand 
daher als Gesandter bei diesem eine sehr ungnädige Aufnahme.) 
Für seine Rechtlichkeit und für die Reinheit seines Privatlebens 
ist es ein gutes Zeugniss, dass Aischines ihn nicht anders als 
mit dem Spitznamen Krobylos zu beschimpfen weiss, der ihm 
wegen seiner gezierten Haartracht gegeben war, und der bei 
Aischines und auch bei manchen Späteren den eigentlichen Namen 
ganz verdrängt.°) Die Komödie verspottete den Redner wegen 


1) Halonn. 42f.; A. Schäfer I, 144. 3) 8. u. Cap. II zu Aischines. — 
361 ging Hegesandros als Schatzmeister des Timomachos nach dem Helles- 
pont, Aisch. 1, 56; nach seiner Rückkehr trat er als Volksredner auf, das. 
64. A. Schäfer vermuthet in ihm den älteren Bruder, II, 311, 4 8) 
Seeurkunden XIV c 69. 4) Der Bruder Hegesandros begann als Gegner 
des Aristophon, gleichwie Hypereides, Aisch. 1, 64; oben 8. 6. Vgl. 
über beide Brüder A. Schäfer II, 811 6) Ἡτής. τὸν μιςοφίλιππον, Schol. 
Aesch. 1, 64. Gesandtschaft bei Philipp (343) Dem. 19, 331; Schäfer II, 
8608. 6) Aisch. 1, 64. 71. 110; 3, 118; Plut. Dem. 17 und Mor. 187E; 
Diog. III, 24. — Schol. Aesch. 1, 64: Κρωβύλον καλεῖ τὸν ἀδελφὸν τοῦ 
‘Hicävdpou τὸν΄ ἩΤήειππον τὸν μιςοφίλιππον, καθὰ αὐτὸς ἤλειφε τὴν κεφαλὴν 
καὶ ἐφιλοκάλει τὰς τρίχας. Nach einem andern Scholion das. erhielt er den 
Beinamen διὰ τὴν πανουργίαν. Vgl. noch Harpokr. v. xp. — Das Appellat. 
κρωβύλος Thuk. I, 6 von der Haartracht der alten Athener. 


Hegesippos. Rede über Halonnesos. 113 


seiner Hässlichkeit.') — Es ist nun nicht ganz auszumachen, ob 
Werke von ihm unter seinem Namen vorlagen. Angeführt wer- 
den nur Apophthegmen, doch ist das eine davon so umfangreich 
und in Ausdruck und Färbung so eigenthümlich und ganz in 
Hegesippos’ Art, dass man eine geschriebene Rede als.ursprüng- 
liche Quelle vermuthen möchte.?) Dazu beriefen sich die Kritiker, 
welche ihm die Rede über Halonnesos beilegten, auch darauf, 
dass der Charakter derselben der Weise des Hegesippos ent- 
spreche.?) 

Die erhaltene Rede, die siebente in der Sammlung demo- 
sthenischer Staatsreden, befand sich darin schon zu der Zeit, 
als die elfte Rede gegen Philipp’s Brief gefertigt wurde; in dieser 
nämlich ist sie ebenso wie die echten Werke des Demosthenes 
ausgenutzt.‘) Von. Kallimachos war sie, nach dem zu Anfang in 
ihr behandelten Punkte, unter dem Titel περὶ ‘AAovviicou ver- 
zeichnet, an dessen Stelle Dionysios und Libanios die passendere 
Bezeichnung πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν καὶ τοὺς mpecßeıc τοὺς παρὰ 
Φιλίππου, oder kürzer πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν τὴν Φιλίππου, setzen 
möchten.°) Ein Zweifel an dem demosthenischen Ursprung kommt 
dem Dionysios anscheinend nicht in den Sinn, wiewohl er die 
ungeheure Verschiedenheit von den übrigen Philippischen Reden 
selbst hervorhebt.°) Gründlicher untersuchten Andere, vielleicht 
Caecilius, die auch den Hegesippos als wirklichen Verfasser aus 


1) Schol. Aesch. 1, 71: ἐκωμῳδήθη ὡς αἰςχρὸς τὴν ὄψιν καὶ περὶ τὰ 
Φωκικὰ ἡμαρτηκώς (zu dem letzteren vgl. A. Schäfer I, 456, 2). 3) 8. 
Sauppe 0. A. II, 368. Ein kurzes Apophthegma Theophrastos bei Plut. 
Dem. 17; das längere Cramer Anecd. Paris. I, 166 und Plut. Apophth. 
187E. Ein Apophthegma des Iphikrates das. 187B stammt nachweislich 
aus der Rede πρὸς Ἁρμόδιον, frg. 8 Sauppe O. A. II, 180. 8) Liban. 
Hypoth.: πεφωράκαεί τινες ὄντα Ἡγηείππου (τὸν λόγον) καὶ ἀπὸ τῆς ἰδέας 
τῶν λόγων (τοιαύτῃ τὰρ κέχρηται) καὶ ἀπὸ τῶν πραγμάτων. 4) Vgl. 
Abth. III, 8. 347; Weil Harangues p. 420. δὴ Dionys. Dem. c. 18: ὁ 
πρὸς τὴν ἐπιςτολὴν καὶ τοὺς πρέεβεις τοὺς παρὰ Φιλίππου ῥηθεὶς λόγος, ὃν 
ἐπιγράφει Καλλίμαχος ὑπὲρ ‘AAovvicov, Ders. ad Amm. I, 10: τὴν ὀγδόην 
τῶν Φιλιππικῶν δημηγοριῶν διέθετο πρὸς τοὺς Φιλίππου πρέςεβεις (ungenaue 
Bezeichnung). Liban. Hypoth. init.: Οὗτος ὁ λόγος ἐπιγράφεται μὲν περὶ 
᾿Ἁλοννήςου, τάχα δὲ ὀρθότερον ἐπιγράφειν ,πρὸς τὴν ἐπιτολὴν τὴν Φιλίππου“, 
6) Vgl. de Dem. 1. ο. und c. 9; ad Amm. 1. 6. 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 3. 8 


114 Hegesippos. Rede über Halonnesos. 


den in der Rede erwähnten persönlichen Beziehungen des Sprechers 
ermittelten.) Libanios, der ihre Beweisführung wiedergiebt, ge- 
denkt des Einwandes, dass mit Bezug auf Halonnesos der Sprecher 
dieselbe Forderung erhebe, mit welcher Aischines den Demosthenes 
verspotte. Es heisst nämlich in der Rede, dass Philipp die Insel 
den Athenern nicht einfach geben und schenken, sondern zurück- 
geben müsse, als etwas ihnen zukommendes (δοῦναι --- ἀποδοῦναι, 
λαβεῖν --- ἀπολαβεῖν), und dies bezeichnet Aischines und ebenso 
Komödiendichter der Zeit als eine lächerliche Silbenstecherei des 
Demosthenes.?) Es ist aber nicht Silbenstecherei, sondern ein 
wohlmotivirtes Verlangen, welches nicht nur ein einzelner Redner, 
sondern die ganze Partei vertreten musste. Dass also das Werk 
von Hegesippos und nicht von Demosthenes herrührt, leidet 
keinen Zweifel.®) " 

Der Sprecher erwähnt in der Rede, dass er als Gesandter 
in Makedonien gewesen sei; es ist dies die Gesandtschaft wegen 
der Abänderungen des Friedensvertrages, gemäss einem von 
Hegesippos selber beantragten Volksbeschlusse.*) Philipp hatte 
damals, im Jahre 343, alles abgelehnt und die Verhandlungen 
abgebrochen; 342 aber kam er unaufgefordert darauf zurück und 
schickte eine Gesandtschaft mit einem Schreiben, in welchem er 
sich über alle streitigen Punkte der Reihe nach äusserte, unter 
Anklagen wider die ihm feindlichen Redner und insbesondere 
wider Hegesippos.®) Letzterer entgegnete mit der vorliegenden 


1) 8, Libanios Hypoth. Das Hauptargument die Anklage gegen Kal- 
lippos ($ 48). L. bezieht sich auf die πρεςβύτεροι als Quelle; schon Voemel 
(Proleg. in orat. de H. p. 23) vermuthete, dass Caecilius zu verstehen sei. — 
Vgl. Phot. p. 491a 2; Harp. v. Ἡγήειππος; Schol. Dem. p. 264, 6 Da. 
2) Aisch. 3, 83: ‘AAövvncov ἐδίδου: ὁ δ᾽ ἀπηγόρευε μὴ λαμβάνειν, εἰ δίδωςιν, 
ἀλλὰ μὴ ἀποδίδωει, περὶ «υλλαβῶν διαφερόμενος. Antiphanes b. Athen. VI, 
223E und Plut. Dem. 9. 8) Vgl. besonders die gründliche Untersuchung 
von Voemel in den Prolegomena in or. de Hal.; auch Winiewski Comment. 
in or. de cor. p. 130ff. 4) $ 2: ἔλεγε δὲ καὶ πρὸς ἡμᾶς τοιούτους λόγους, 
ὅτε πρὸς αὐτὸν Enpecßebcapev; über den Volksbeschluss 19. A. Schäfer II, 
8558, 6) Dass Philipp den Heges. mit Namen genannt (A. Schäfer 8. 
407, 3), ist mir nicht wahrscheinlich; aus den Stellen der Rede ($ 88. 19. 
24f.) folgt dies keineswegs, und in dem erhaltenen späteren Schreiben Ph.'s 
kommt kein Name vor. Vgl. Th. III, 1, 348. 


Hegesippos. Rede über Halonnesos. 115 


Rede und beantragte zugleich die ablehnende Antwort auf des 
Königs Vorschläge, welchen Antrag das Volk genehmigte.) Die 
allgemeine Zeitbestimmung auf das Jahr des Pythodotos (Ol. 109, 2 
343/2) giebt Dionysios; genauer haben die Neueren den Anfang 
von 342 ermittelt.*) 

Der Bau der Rede ist der denkbar einfachste. In einem 
ganz kurzen Prooemium protestirt Hegesippos gegen Philipp’s 
Versuche, die patriotischen Redner beim Volke zu verdächtigen; 
es war nämlich in dem Schreiben ähnliches gegen dieselben ge- 
sagt, wie vorher Python in Athen vorgebracht hatte und wie 
wir in dem späteren ‘Briefe lesen.) Die Prothesis verheisst 
Erwiderung erstlich auf den Brief, sodann auf die Reden der 
Gesandten; gleichwohl lässt nachher der Redner den zweiten 
Theil ohne weiteres weg, wohl als im ersten schon mit erledigt, 
indem die Gesandten kaum andern Auftrag hatten als den Brief 
zu erläutern, und ein Redner wie Python diesmal nicht unter 
ihnen war. In der Prothesis aber musste etwas recht vollstän- 
diges verheissen werden. Denselben Anschein nun von Vollstän- 
digkeit sucht der Redner, indem er weiterhin Philipps Schreiben 
Punkt für Punkt in derselben Folge erörtert, so dass die Rede 
in ebenso viel Theile zerfällt, wie in der Vorlage Artikel vor- 
handen waren. Den Anfang macht die Streitfrage über Halonnesos, 
mit dem Angebote Philipps, darüber ein Schiedsgericht erkennen 
zu lassen‘); dann spricht er über den Vorschlag eines Handels- 
vertrages, drittens über die Wacht gegen die Seeräuber.5) Weiter 
kommt das Schreiben und der Redner auf die von den Athenern 
gemäss einem Anerbieten Philipp’'s beschlossenen Abänderungen 
des Friedensvertrages: die eine lehnt der König jetzt ab, indem 
darin indirekt der Besitz von Amphipolis ihm entzogen wurde; 
hierüber ist Hegesippos am ausführlichsten.°) Die andre Ver- 
besserung, die Freiheit und Selbständigkeit der bei dem Vertrage 
nicht betheiligten Hellenen betreffend, nimmt Philipp angeblich. 
an, handelt aber in der That dem entgegen.”) Der König leugnet 


1) $ 46; Epist. Phil. $ 18 und dazu Wei. 2) Dionys, Amm. I, 10; 
A. Schäfer II, 404, 1. 3) $ 31; ep. Phil. 19. 4) 8.3 --θ; 7-8. 6) 
9-18; 14- 11. 6)18-20. Ὁ) 80-- 83. 
8" 


110 Hegesippos. Rede über Halonnesos. 


sodann, den Athenern irgendwelche nachher nicht eingelöste 
Versprechungen gemacht zu haben; bezüglich der nach Abschluss 
des Friedens genommenen Plätze in Thrakien erbietet er sich 
zu einem Schiedsgericht; die Kriegsgefangenen habe er sämmtlich 
zurückgegeben.!) Schliesslich noch ein Abschnitt über den 
thrakischen Chersones, dessen Grenzen Philipp thatsächlich ver- 
schiebt; dazu verlangt er in dem Briefe, dass die Athener ihre 
Streitigkeiten mit Kardia einem Schiedsgerichte unterwerfen sollen. 
Die Erörterung darüber läuft aus in einen das Ganze abschliessen- 
den heftigen Angriff auf Philipp’s athenische Parteigänger, die 
sich über diesen Brief beifällig geäussert haben.?) Alsdann kündigt 
Hegesippos das jetzt von ihm zu stellende Psephisma an, welches 
auf den Brief und die Reden der Gesandten die Antwort enthalten 
soll; man kann diesen Satz als Epilog fassen.?) 


Es liegt hier eine Demegorie ganz andrer Art vor, als es , 


die philippischen Reden des Demosthenes sind; nämlich sie ist 
solchen diplomatischen Aktenstücken genau angebildet, wie der 
hier bekämpfte Brief Philipps war und wie der vorhandene ist“) 
Demosthenes liess sich in diese, mit Nothwendigkeit vielfach 
kleinlichen Erörterungen nicht gern ein‘), am wenigsten in seinen 
herausgegebenen Werken; gleichwohl mussten sie geführt werden, 
und hier fiel die Aufgabe dem Hegesippos zu. Der Brief klang 
freundlich und billig; denn es kam dem Könige darauf an, die 
Athener hinzuhalten und einzuschläfern; der patriotischen Redner 
Sache war es, nachzuweisen, dass die Freundschaft nur Schein, 
und dass ein wirkliches und ernst gemeintes Zugeständniss nicht 
gemacht wurde. So hatte auch vorher betreffis der Abänderungen 
des Friedensvertrages, welche Philipp durch Python anbot, Hege- 
sippos den König beim Worte genommen, und jetzt zeigte es 
sich, was sich freilich von vornherein von selber verstand, dass 
jener keineswegs gewillt war, etwas von dem Gewonnenen preis- 
zugeben. Dieser Sachverhalt wird in der Rede sehr gut darge- 
legt‘); wenn aber dann bei den rechtlichen Erörterungen über 


1) 88—35; 36—37; 38. 2) 89— 46. 3) 46. 4) A. Schäfer II, 
411: „sie trägt mehr den Charakter der Streitschrift eines Advokaten, als 
der Rede eines Staatsmannes“. δ) Vgl. Cor. 70-79. 6) Gegen Spengel's 


Hegesippos. Rednerischer Charakter. 117 


Amphipolis Hegesippos spitzfindig wird, so war ihm hierin Philipp 
vorangegangen, und es war das von beiden Seiten unvermeidlich, 
sobald man eine reine Machtfrage als Rechtsfrage behandelte.!) 
Bezüglich des Chersones konnte der Redner noch weniger triftiges 
vorbringen. Nach Lage der Dinge wird man überhaupt wenig 
vermissen, was von seinem Standpunkte aus gesagt werden konnte?), 
so dass er seiner Aufgabe recht wohl gewachsen erscheint. 
Was die Form betrifft, so findet Dionysios in der Rede 
genau den lysianischen Charakter: sie sei von Anfang bis zu 
Ende knapp und dünn, und ermangle des Schmuckes und der 
Redegewalt.‘) Ungünstiger urtheilt Libanios, welcher den Aus- 
druck als niedrig und gewöhnlich, die Composition als zerfahren 
bezeichnet, und besonders jenes Kraftwort am Schlusse tadelt, 
dass die Athener die Verräther übel umbringen müssten, falls 
sie das Gehirn in den Schläfen und nicht niedergetreten in den 
Fersen trügen. Das sei, sagt Libanios, nicht Freimuth, sondern 
zügellose Schmähung, und dazu im Ausdruck über die Massen 
gewöhnlich.*) Wollte Hegesippos einen effektvollen Schluss — 


abgünstige .Kritik (Demegorien 8. 45) vgl. Weil Harangues 8. 237, 5. Wie 
Spengel Weidner Philol. XXVII, 8.246. 1) Ueber 8 24f. vgl. Weil z. 
St.; wenn Spengel 1. c. in $ 26f. eine allen Glauben übersteigende Sophistik 
findet, und den H. darum als Rabulisten und Narren bezeichnet, so hat er 
eben die Argumentation gar nicht verstanden. Phil. hatte etwa gesagt: 
„indessen anch nach der Formel ἑκατέρους ἔχειν τὰ ἑαυτῶν bliebe Amphi- 
polis doch mein; denn es ist durch den Friedensvertrag mein Eigenthum 
geworden“. 2) Schäfer II, 411f. vermisst bezüglich des von Ph. gefor- 
derten Sohiedsgerichts die Ausführung, dass ein geeigneter, nämlich partei- 
loser Schiedsrichter sich gar nicht finden. lasse. 8) Dionys. Dem. 18 (vgl. 
9): ὅλος ἐςτὶν ἀκριβὴς καὶ λεπτός, καὶ τὸν Λυςιακὸν χαρακτῆρα ἐκμέμακται 
εἰς ὄνυχα" ἐξαλλαγῆς δὲ ἢ ςεμνολογίας ἢ δεινότητος, ἢ τῶν ἄλλων τινός, ἃ 
τῇ Δημοςθένους δυνάμει παρακολουθεῖν πέφυκεν, ὀλίγην ἐπίδειξιν ἔχε. 4) 
Liban. Hypoth.: δηλοῖ δὲ ἡ φράεις καὶ ἡ τῆς cuvßecewc ἁρμονία, πολὺ τὸν 
Δημοκθενικὸν πεφευγυῖα τύπον, ἀνειμένη τε καὶ διαλελυμένη παρὰ τὴν ἰδέαν 
τούτου τοῦ ῥήτορος. καὶ μὴν καὶ τὸ ἐπὶ τέλει ῥηθὲν οὐ μικρὸν μαρτύριον 
τοῦ νόθον εἶναι τὸν λόγον, ,εἴπερ ὑμεῖς τὸν ἐγκέφαλον ἐν τοῖς κροτάφοις καὶ 
μὴ ἐν ταῖς πτέρναις καταπεπατημένον Popeire (8 46). ὁ μὲν γὰρ Δημ. εἴωθε 
παρρηείᾳ χρῆεθαι, τοῦτο δὲ ὕβρις ἐςτὶ καὶ λοιδορία μέτρον οὐκ Exouca. εὐτέλειά 
τε αὐτῷ δεινὴ mpöcecrı κατὰ τὴν ἑρμηνείαν κτέ. Vgl. über dieselbe Stelle 
π. ὕψους 88, 1; Hermog. π. ἰδ. p. 299 Sp. (welcher nicht tadelt), und für 
die Entstehung des Ausdrucks und ähnliche Wendungen die von Voemel 
Proleg. 14f. augeführten Stellen, 


118 Hegesippos. Rednerischer Charakter, 


den Demosthenes in der Regel verschmäht!) —, so brauchte er 
in der That nicht bis zu solcher Derbheit zu gehen; indes ist 
ausserdem nichts ähnliches in der Rede, sondern der Ausdruck 
ist in hohem Grade rein und gut, zuweilen auch, mit den ein- 
fachsten Mitteln, kräftig und energisch oder anschaulich und 
packend. So von den athenischen Verräthern: οἵ οὐκ αἰςχύνονται 
Φιλίππῳ ζῶντες καὶ οὐ τῇ αὑτῶν πατρίδι, oder bezüglich der 
früheren Verheissungen Philipps und ihrer schlechten Erfüllung: 
— — δῆλον ὡς προκεχειριςμένων καὶ ἑτοίμων ὄντων τῶν 
ἀταθῶν, ἃ ἐμέλλομεν πείςεεθαι τῆς εἰρήνης τενομένης. γενομένης 
δὲ τῆς εἰρήνης, ἃ μὲν ἥμεῖς ἐμέλλομεν ἀγαθὰ πείςεεθαι, ἐκποδών 
ecrı xt&.?) Aber eben diese Stelle zeigt auch einen Mangel der 
Rede, welcher den allgemeinen Tadel des Libanios begründet. 
Während nämlich die Verbindung von Synonyma, zur Kräftigung 
des Ausdrucks, gemäss dem knappen Charakter nur selten ist?), 
so ist desto häufiger die Wiederholung der gleichen Ausdrücke, 
und nicht bloss in der Weise wie in den angeführten Worten, 
wo dies immerhin der Anschaulichkeit dient.*) Hegesippos ist 
weder um klassische Kürze noch um klassische Mannichfaltig- 
keit bemüht; er ist überhaupt Kunstredner in viel geringefem 
Masse auch als Hypereides, dessen Art sonst der seinigen am 
nächsten steht. Schon die Häufigkeit der figura etymologica hat 
etwas wenig Künstlerisches: ἔλεγε δὲ τούτους τοὺς λόγους --- ὑπὸ 
τῶν ἐνθάδε διδαςκάλων προδεδιδαγμένος --- τῶν Ünocxecewv ὧν 

1) 8. oben III, 1,191. 2) 817; 881, Vgl. noch 6: ὅτι ᾿Αθηναῖοι 
τὰ ἐν τῇ θαλάττῃ χωρία ἀγαπῶςι «παρὰ τοῦ Μακεδόνος λαμβάνοντες, ähn- 
lich 7 (τὸν ἐκ ΤΤέλλης ὁρμώμενον). 31 τοὺς δὲ μήθ᾽ ἡμετέρους ὄντας μήτε 
Φιλίππου ευμμάχους ἐν μέεῳ κεῖςθαι καὶ ὑπὸ τῶν κρειττόνων ἀπόλλυκθαι. --- 
$ 16 ὧν οὐδὲν προτιμᾷ ist aus der Komödie zu belegen (Arist. Plut. 883); 
eigenthümlich 18 εἰς ὑποδοχὴν τοῦ... (vgl. Dem. Epist. III, 34), 10 πολλάκις 
πανταχόςε Beßaubcacdor (nach cod. 8... Heges. gebraucht auch ςφετερίζεςθαι 
($ 41; Dem. Cor. 71); nicht unwürdig des Dem. findet Weil $ 23 τῷ Φιλο- 
κράτους ψηφίεματι τῷ ἀπολλύντι ᾿Αμφίπολιν, gleich καθ᾽ ὃ ὑμεῖς ἀπιύλ- 
λυτε ’A. ($ 34). Eine Besonderheit ist noch der Gebrauch von μόνος 8 19: 
μόνον τοῦτο οὐχ οἷόν θ᾽ ὑμῖν Zcrıv ἀμνημονῆςαι, vgl. 36. 8) Vgl. Voemel 
p- 10 ($ 30. 31. 32. 33; auch 29 ἐψηφίςαντο καὶ ὠμολογήκαάν und einiges 
andre lässt sich hierher ziehen). 4) Das Beispiel wird als ἀναςτροφή (Thl. 


ΠΙ, 1, 146) eitirt von Tiberius m. cynp. III, 70 Sp. Achulich ist διαφέρεςθε. 
διαφέρονται 8 417. 


Hegesippos. Rednerischer Charakter. 119 
. 


διατελεῖ ὑπιςχνούμενος — τοὺς αἰχμαλώτους dcor ἐν τῷ πολέμῳ 
ἑάλωςαν.}) Ferner wird in einer Stelle von etwa 12 Zeilen?) 
siebenmal γράφειν, eberso oft ψήφιεςμα, wieder ebenso oft &vvo- 
μος oder παράνομος gebraucht, nicht ohne Wiederholungen auch 
im Gedanken: ἐγὼ δὲ παράνομον μὲν οὐδὲν ἐτόλμηςα τράψαι, 
neben dem folgenden: τῷ δὲ Φιλοκράτους ψηφίεματι οὐκ ἦν παρά- 
νόμον τἀναντία γράφειν. Anderwärts: ὑμεῖς δὲ τὸ μὲν ψήφιςμα 
τοῦτ᾽ ἐψηφίςαςθε, eine Hervorhebung des vom Redner Zugestan- 
denen, die der Sinn nicht verlangte; zweimal geschieht dies in 
dem Satze: καὶ τοῦτό γ᾽ ἀληθῆ λέγουςιν᾽ ἔγραψε γάρ. So will 
er auch häufig unnöthiger Weise noch verdeutlichen: ὅρκων 
ὀμωμοςμένων, οὖς Φίλιππος τοῖς oikodcıv ἐν Ποτειδαίᾳ ὦὥμοςεν 
(sowohl Φίλιππος als οἱ κατοικοῦντες ἐν TT. kommt in demselben 
Satze schon vor), und wiederum: τὸν τόπον τοῦτον, οὗ ἦςαν οἱ 
λῃςταί, τὸν ὄντα ἡμέτερον, wo für den Sinn τὸν. τόπον τοῦτον 
genug νῶν.) Der Klarheit und Evidenz wird die Knappheit 
und künstlerische Vollendung geopfert. — Im grossen hält die 
Behandlung die Mitte zwischen Gedrängtheit und ungehöriger 
Breite; über den Handelsvertrag freilich thäte uns ein Commentar 
noth. Betreffend Halonnesos wird ein kunstvoller epicheire- 
matischer Beweis geführt.°) Um eine engere Verbindung der 
Abschnitte kümmert sich dieser Redner nicht; die meisten fangen 
einförmig mit περὶ δὲ an.®) 

Die Composition zeigt ebenfalls keine Sorgfalt; insbesondere 
ist der Hiatus unbeschränkt zugelassen. Der Satzbau ist weder 
epideiktisch noch rednerisch, aber bei aller Lässigkeit doch durch- 
aus nicht ungewandt noch unangenehm, mit dem des Hypereides 
am meisten vergleichbar, nur dass der schöne Fluss desselben 
mangelt. Die Sätze sind meistens einfach, erreichen indes durch 


1) $ 38 (vorher schon τούτους τοὺς λόγους --- — λέγειν). 33. 38; andre 
Beispiele Voemel p. 11f. ($ 2. 20 λόγος. 14 φυλακή. 16 dmöcroloc, δαπάνη. 
18 ἐπανόρθωκις. 80 ἐπανόρθωμα. 26 ψήφιεμα. 41 ἐπιοτολή. 2) $ 238, 
vgl. 87. Ancrdl. 8) 8. 36. 484. 4) 8 10. 4. -- Sonstige Weitschweißig- 
keiten Τῇ, (οἱ dixacral, οἷς ἂν ἐπιτρέψητε, οἱ κύριοι τῆς ψήφου --- ὅταν ταῦτα 
διαπράττηφθε — εἴ τε περὶ τῶν κτέ). 36 (ἀλλὰ πολλοὶ καὶ xte.). 866. (ὥςπερ. 
δὲ ταῦτα κτέ). 41 (πρὸς Kapdiavoic). 44 (ἐπειδὴ δ᾽ ὑμεῖς κτέ). 6) 8 34; 
Voemel p. 11. 6) $ 14. 18. 30. 33. 36. 39. 


ν 


120 Hegesippos. Rednerischer Charakter. 


Einschiebung, Fortführung, Anhängung mitunter eine ausser- 
ordentliche Länge‘); auch Anakoluthien kommen vor.) Die 
Häufigkeit des anaphorischen οὗτος nach vorangeschobenem Re- 
lativsatze liefert eine bestimmt charakterisirende Manier.°) Die 
Wortstellung, im allgemeinen einfach, ist hie und da auch mehr 
verschränkt.*) An Figuren ist die Rede auffallend arm, mit Aus- 
nahme der Ironie, von der nach der Meinung Mancher sogar em 
zu reichlicher Gebrauch gemacht wird.’) Sie erhöht die Färbung, 
welche auch so schon das Ganze trägt, nämlich die der attischen 
Feinheit des Geistes, um nicht zu sagen Anmuth‘); andre Figuren 
würden zu einem Schwunge und einer Erhebung gehören, welche 
dem Hegesippos zumal hier fern liegt. Stellenweise ist die Ironie 
und der Spott gegen Philipp ganz ausgezeichnet”); wider die 
athenischen Parteigänger desselben wird zuweilen, wenn auch 
nur kurz, mit Ernst und nachdrücklicher Schärfe geredet, und 
ich kann auch die Paronomasie nicht frostig finden, auf welche 
die eine dieser Stellen hinausläuft: τὰς παρ᾽ ἐκείνου δωρεὰς λαμ- 
βάνοντες οἴονται οἴκαδε λαμβάνειν („ihren heimischen Besitz zu 
mehren“), τὰ οἴκοι nwAoüvtec.?) Im ganzen offenbart sich zwar 
keine hohe Gesinnung noch leidenschaftlicher Patriotismus, aber 
doch redlicher und ungeheuchelter Eifer für die Grösse und Ehre 
Athens, ähnlich wie bei Hypereides°), und ein natürlicher, immer- 


1) So ist der Abschnitt 30—32 beinahe ein einziger Satz. Vgl. ferner 
τ, (noch zum Schluss ein wiederholendes Anhängsel, εἴ γε περὶ τῶν xre.). 
3) $ 7. 38 μὲν ohne Entsprechen; 41 πρὸς Καρδιανούς erst vorangestellt 
und dann im Fortgange noch einmal gesetzt. 8) Voemel p. 18, der $ 7. 
17. 19 (2 Beisp.). 38. 39. 45 (αὐτούς) eitirt; 8. ausserdem 1. 3. 22. 29. 4) 
Rednerische Hyperthesis δ: ὑπὸ τῶν τἀνταῦθα διοικήςειν, ὡς ἂν αὐτὸς ἐκεῖνος 
βούληται, καὶ πρὶν ὑπεχημένων, καὶ νῦν δὲ πραττόντων. 6) Voemel p. 18, 
der auch die Bemerkung des Ducas zu $ 44 citirt. 8. $ 16. 26. 28. 32. 
86. 38. 44. 46. — Andre Figuren: Paronomasie 17, 8. unten. Ethopoeie 
20. Selbstfrage 6. Asyndeton mangelt ($ 9. 17 nicht wohl za rechnen). 
Anaphora mit ἄλλος 35. Ausgang mehrerer Glieder auf das gleiche Wort 
(unbeabsichtigt) 21. 29. 44. 6) Voemel p. 17 will die Anmuth nur im 
Beginn der Rede anerkennen, wie dies Dionysioe Dem. 13 bei den 
Iysianischen Reden thue. Aber Dion. findet gerade darin einen Unterschied 
zwischen Demosth. (den er hier für den Vf. hält) und Lysias, dass bei jenem 
die Anmuth bleibe, s. ebend. 7) Besonders $ 35. 8) $ 17; eine andre 
Stelle gegen die ath. Parteigänger 45. 9) A. Schäfer II, 411: „wir ver- 


Rede über die Verträge mit Alexandros. 121 


hin derber Freimuth. Zu diesem Charakter stimmen auch die 
sonstigen Reste Hegesipp’s: „freilich nicht bloss Krieg beantrage 
ich, sondern auch frühzeitigen Tod und schwarze Gewänder und 
öffentliche Bestattungen und Grabreden, falls ihr nicht Possen 
- treiben, sondern die Hellenen befreien und die ererbte Führer- 
schaft zurückgewinnen wollt“!) Die Rücksichtslosigkeit und 
Derbheit dieser Stelle sticht sehr ab von der Haltung und Würde, 
die Demosthenes in seinen Staatsreden auch bei der stärksten 
mappncia bewahrt. — Wiederum, als die Verbündeten eine Fest- 
setzung der Beiträge für den Krieg verlangten, sagte Hegesippos: 
„der Krieg lässt sich nicht mit abgemessenen Rationen futtern“.?) 
Das ist natürliche Redegabe ohne Schulung und Sorgfalt: wo es 
Noth thut, ist der rechte Ausdruck ohne Mühe da; insgemein 
wird der erste beste genommen. 


Weit nachstehend nach Inhalt und Form ist die andre pseudo- 
demosthenische Staatsrede, „über die Verträge mit Alexander“ 
(περὶ τῶν πρὸς ᾿Αλέξανδρον ευνθηκῶν, Demosth. R. XVIL). Diese 
hat daher schon Dionysios als unecht erkannt; die Späteren 
rathen auf Hegesippos oder Hypereides als Verfasser, nach ober- 
flächlichen und völlig trügerischen Aehnlichkeiten.°) Der Inhalt 
ist eine Aufforderung zum Kriege gegen Alexander, wozu die 
Zeitumstände günstig seien‘), und was auch durch das Recht 
nicht verwehrt werde; denn die Makedonier hätten die Verträge 


missen die Hoheit und den Adel der Gesinnung, welcher die demostkenischen 
Reden durchdringt“. Noch ungünstiger Spengel Demeg. 8. 41f., der aber 
doch das. und 50f. den aufrichtigen Patriotismus anerkennt. 1) Fre. 1 
Sauppe: οὐ μόνον γε πόλεμον, ἀλλὰ καὶ θανάτους ἀώρους καὶ μέλανα ἱμάτια 
καὶ δημοείας ταφὰς καὶ λόγους ἐπιταφίους, εἴ τε βούλεεθε μὴ χηρεῖν, ἀλλὰ 
τοὺς Ἕλληνας ἐλευθερῶςαι καὶ κτήςαεθαι πάλιν αὖ τὴν πατρῴαν ἡγεμονίαν 
(so nach Cramer Anecd. Par. I, 166; bei Plutarch Apophth. 187E ist 
namentlich der Schluss von ei an verschieden). Für die Form des Satzes 
u. des Gedankens vgl. Halonn. 8. 46. 2) Frg. 2 8. (ὧς οὐ τεταγμένα 
αἰτεῖται πόλεμος). 8) Dionys. Dem. 57: εἰ μέντοι ἔνιοι ψευδεπίγραφοί elcı 
λόγοι ἀηδεῖς καὶ φορτικαὶ καὶ ἄγροικοι xarackeval, ὧς .. καὶ ἐν τῷ περὶ τ. 
mp. Ἂλ. ευνθηκῶν κτέ. 8. ausserdem Harp. v. προβολάς, Liban. argum., 
Schol. p. 254Dd. 4) 8 9: νυνὶ δ᾽ ὅτ᾽ εἰς ταὐτὸν τὸ δίκαιον ἅμα καὶ ὁ 
καιρὸς καὶ τὸ ευμφέρον ευνδεδράμηκεν, ἄλλον ἄρα τινὰ χρόνον ἀναμενεῖτε τῆς 
ἰδίας ἐλευθερίας ἅμα καὶ τῆς τῶν ἄλλων Ἑλλήνων ἀντιλαβέςθαι; vgl. 80. 


122 Rede über die Verträge mit Alexandros. 


gebrochen. Leider sagt der Sprecher über diese Zeitumstände 
gar nichts näheres, und daher der Zweifel der Neueren, ob das 
Jahr 335 und die Zeit vor der Erhebung Thebens, oder 330, 
wo sich Agis im Peloponnes erhob, anzunehmen sei.!) Mir 
scheint in der Rede das Bestehen Thebens sogar vorausgesetzt?), 
während andrerseits 330 irgend eine Hinweisung auf das Schick- 
sal dieser Stadt zu erwarten wäre?), und die vorkommenden 
Thatsachen, anderweitig leider nicht erwähnt, lassen sich sämmt- 
lich in der Zeit um und vor 335 unterbringen.‘) Die Makedonier 
“haben zwar den Besitz der Seehegemonie, nämlich kraft der 
Verträge, aber ihre wirkliche Macht zur See wird als unbedeu- 
tend im Vergleich zur attischen bezeichnet), während doch im 
Jahre 330 dem Alexander ausser der eignen Flotte auch die der 
ehemals persischen Küstenländer zu Gebote stand. Nirgends 
werden in der Rede der Perserkrieg und seine ungeheuern Er- 
folge irgendwie berührt. Wir haben also an derselben eine wich- 
tige Urkunde für die griechische und insbesondere athenische 
Bewegung in Alexanders erster Zeit, in welche sie übrigens schon 
von den Scholien gesetzt wird.°) 

Der Sprecher, welcher sich selbst als älteren Mann be- 
zeichnet”), richtet sich im Prooemium wider die Redner der 


1) 336 Boehnecke F. I, 628f.; mit ihm Grote XII, 21, 1; Spengel 
Demeg. 8. 110f.; Weil Harang. 8. 464. Dagegen Droysen (Alex. 2. Aufl. 
1, 242, 2; II, 277, 1) Sommer 333 oder zw. 333 u. 330; A. Schäfer (III, 
191) 330. 23) $ 25: ἕως Av ἐξῇ τῶν κατὰ θάλατταν καὶ μόνοις ἀναμφις- 
βητήτως εἶναι κυρίοις, τοῖς γε κατὰ Τῆν πρὸς τῇ ὑπαρχούςῃ δυνάμει ἔςτι 
προβολὰς ἑτέρας ἰςχυροτέρας εὑρέεθαι, ἄλλως τε καὶ πεπαυμένων ὑπὸ τῆς 
τύχης τῶν δορυφορουμένων ὑπὸ τῶν τυραννικῶν crparomedwv (die make- 
donisch gesinnten Machthaber in den Städten), καὶ τῶν μὲν ἐφθαρμένων, 
τῶν δ᾽ ἐξεληλεγμένων οὐδενὸς ἀξίων ὄντων. Mit mpoßoAdc vgl. Dem. Cor. 
301. An die Thebaner ausschliesslich ist hier nicht gedacht; aber sie ge- 
hören wesentlich dazu. 8) Spengel 1. c.; Weil p. 466. 4) 8. betreffs 
der Söhne des Philiades ($ 4) und der Tyrannen von Lesbos ($ 7) Weil 
p. 464 und zu $ 7. Die Tyrannen von Eresos, von denen es hier nur heisst, 
dass Alexander sie vertrieben, büssten 332 mit dem Tode, Sauppe Comment. 
de duabus inscriptionibus lesbiacis (1871) p. 19. 5) 8. 9 36 (oben Anm. 2) 
u. 22: ὃ παρ᾽ ἐλάχιξτον ἐποίητεν αὐτοὺς ἀφαιρεθῆναι δικαίως τὴν κατὰ 
θάλατταν ἡγεμονίαν. 6) Schol. p. 256Dd.: εἴρηται ἐν ἀρχῇ τῆς κατὰ 
᾿Αλέξανδρον καταςτάςεως. 7) 30: διαβεβαιωκαίμην ἄν, ὡς τοῦθ᾽ ἡλικίας ἔχων. 


- Rede über die Verträge mit Alexandros. 123 


Friedenspartei, welche vor einem Bruche der beschworenen Ver- 
träge warnen. Er nun seinerseits will aus den Verträgen selber 
zeigen, wer sie gebrochen habe.') Dieser Nachweis von einzelnen 
Vertragsverletzungen seitens der Makedonier bildet das streng 
innegehaltene Thema der Rede, die sich somit auf das δίκαιον 
beschränkt, das cuup£pov dagegen als ausgemacht voraussetzt.?) 
Sie zerfällt ähnlich der Rede über Halonnesos in eine Anzahl 
lediglich aneinander gereihter Stücke: die einzelne Thatsache in 
ihrem Widerspruch mit den Verträgen wird constatirt, etwaige 
Einwände abgewiesen, die Folgerung gezogen. Der erste Ver- 
tragsbruch ist die Wiedereinsetzung der Tyrannen in Messene, 
der zweite der Umsturz der Verfassung bei den Pelleneern, ein 
dritter die Zurückführung des verbannten „Ringmeisters“ nach 
Sikyon; es wird jedesmal hervorgehoben, dass die Verträge die 
Athener als Theilnehmer sogar verpflichten, gegen die Urheber 
dieser Rechtswidrigkeiten, d. i. die Makedonier, zum Kriege zu 
schreiten.®) Ein vierter Punkt ist, dass die Makedonier die ver- 
bürgte freie Schiffahrt durch Aufbringung der Fahrzeuge aus 
dem Pontos gestört haben, endlich ein fünfter der Versuch eines 
makedonischen Befehlshabers, mit-einer Triere in den Peiraieus 
einzulaufen.‘) Der nicht scharf abgeschiedene Epilog fasst kurz 
zusammen und fügt noch ein allgemeines Argument hinzu: es 
seien ja im Vertrage die Verpflichtungen von dem Willen der 
Einzelnen, an dem gemeinsamen Frieden theilzunehmen, abhängig 
gemacht; also sei man frei.) Der Sprecher erbietet sich schliess- 
lich, den Krieg gegen die Uebertreter der Verträge zu bean- 
tragen.) 

Die Aehnlichkeit mit der Rede des Hegesippos, welchen die 
vom Scholiasten ausgezogenen Kritiker auch hier als Verfasser 
annahmen?), besteht ausser dem Hervorgehobenen in den gelegent- 


891-2 2) Nur 24f. wird dafür ein Beweis versucht. Die Be- 
zeichnungen τὸ δίκαιον und τὸ ευμφέρον $ 1. 2. 9 und noch oft in der 
Rede. 8) 3—9; 10—14 (Anhang über das Treiben der cövedpor 18); 
16—18. 4) 19—25; 26-29. 6) 30, 8. Weil 5. ἃ, St. 6) 30 Ende. 
7) Schol. p. 254: ἀμφοτέρους τούτους (VII und XVII) ἀναφέρουειν εἰς 
Ἡτήειππον. 


124 Rede über die Verträge mit Alexandros. 


lichen scharfen Ausfällen wider die makedonische Partei, nicht 
ohne Berührung auch der Ausdrücke.') Während aber der Redner 
gegen diese inneren Feinde und gegen den makedonischen 
„Iyrannen“?) deklamirt, vernachlässigt er über Gebühr die Argu- 
mentation; nicht ein allzu grosses Streben nach Klarheit ist sein 
Fehler, was bei Hegesippos der Fall, sondern umgekehrt Dunkel- 
heit und Mangel der Ausführung°), und anderswo der Schärfe 
und der strengen Gedankenfolge.‘) Auch sind die vorgelegten 
fünf Punkte sämmtlich wenig geeignet, als Vorwand des Krieges 
zu dienen, und man kann den Redner meist aus seinen eignen 
Worten widerlegen.°) Schlimmer noch ist der in den Scholien 
erhobene Vorwurf: es sei kein rechter Freimuth in der Rede, 
sondern alles liege gleichsam unter einer Verhüllung; der Sprecher 
zeige Lust zum Kriege und zugleich auch Scheu davor.°) So war 
seine Meinung gewiss nicht, da er ja den Antrag stellen will: 
aber es ist eine gewisse Mattigkeit in dem Ganzen und eine 
greisenhafte Aengstlichkeit, die auf äusserliche Rechtmässigkeit 
Gewicht legt und eben darum am Kleinen und Einzelnen haftet. 
Wohl ist manches kräftig in Anlage und Ausführung, und an 
harten und kühnen Ausdrücken und Auslassungen ist Ueberfluss”); 
aber das Ganze ist der gewaltigen Aufgabe, die der‘ Redner sich 
stellt, Krieg gegen Alexander zu erregen, völlig unangemessen. 

Wenn nun schon hiernach niemand in dem Verfasser den 

1) Διδάςκαλοι 29, vgl. Heges. 23. 2) ὁ τύραννος 8.29. Gewöhnliche 
Bezeichnung ὁ Μακεδών; der Name Alexandros $ 48:3 8) Vgl. $ 14. 16. 
24. 30; wenig ausgeführt 15 von οἱ δὲ tocourou an. Harter und unklarer 
Uebergang 23 (οἱ νεόπλουτοι die Gegner in Athen, während bis dahin von 
den Maked. die Rede war. 4) So schon im Prooemium $ 17. dei τοίνυν 
κτέ.; der ἐξεταςμός muss das Recht der einen oder der andern Partei er- 
geben, dazu passt aber nicht die Diejunktion iv’ ἢ «re. $ 2. Das Epicheirem 
88. ist namentlich im 1. Theile ($ 3) ungebührlich erweitert. Besser 10f. 
Ganz unlogisch 16 extr. (καὶ rocoury). Zu 24 Weil: largumentation est 
extrömement subtile, mais elle n'est pas m&me spöcieuse. 5) A. Schäfer 
III, 190; Weil p. 462. 6) Schol. p. 254f.: τό τ᾽ ἦθος τοῦ λόγου τὴν 
mappnclav οὐκ ἔχει καθαρὰν τὴν Annocdevichv — — ὅλον δὲ τὸ εἶδος τοῦ 
λόγου «χεδὸν ὑπὸ κἀλυμμά τι κεῖται --- παρρηςιάζεται γὰρ καὶ οὐ παρρηειά- 
ζεται, καὶ παρακαλεῖ πρὸς πόλεμον καὶ δέδοικε τὸν περὶ τούτου λόγον κτέ, 


Vgl. dazu Weil p. 468. ?) So ist wirksam eingeleitet das Epicheirem 
3f.; kräftig $ 12 ὡς καὶ τῆς ἐπιορκίας αὐτοκράτορος ὄντος ἐκείνου. Weil. c. 


Rede über die Verträge mit Alexandros. 125 


kecken und frischen Hegesippos erkennen wird, so ist in der 
Form ein fast noch grösserer Gegensatz zwischen beiden. Denn 
in dieser Rede ist nicht etwa lysianische Einfachheit, sondern, 
nach Dionysios, plumper Schmuck), indem der Verfasser nach 
kräftigen Ausdrücken sucht, und dabei wohl manchmal glücklich 
trifft?), aber im ganzen der-Rede ein unfeines Gepräge giebt. 
Er will offenbar gewichtig und nicht gewöhnlich sprechen; darum 
vermeidet er auch Hegesippos’ einförmige Wiederholungen der 
gleichen Ausdrücke und dessen Weitschweifigkeiten®); aber seine 
Begabung und Bildung reichte für den höheren Stil nicht zu. 
Die Scholien rügen als undemosthenisch: TupavwviZovrec. (wie 
φιλιππίζοντες, von den Anhängern des τύραννος), νεόπλουτοι, 
BdeAupevceran‘); man kann dem noch eine Menge befremdender 
Worte und Wendungen zur Seite stellen: πεπαυμένων ὑπὸ τῆς 
τύχης τῶν dopupopounevwv ὑπὸ τῶν τυραννικῶν «τρατοπέδων (vom 
Ende makedonisch gesinnter Machthaber), κατεγνώκαςιν ἀδιήγητόν 
τινα τῆς πόλεως ἔκλυςειν καὶ μαλακίαν, oder νομίζετε τὸν καιρόν 
ποτ᾽ ἰςχύειν καὶ ἄνευ τοῦ δικαίου τὸ ευμφέρον πράττειν (ἰεχύειν 
8. v. ἃ. ἱκανὸν εἶναι προτρέψαι), und wiederum: ἐναποχρῶνται τῇ 
ὑμετέρᾳ ῥᾳθυμίᾳ τῇ οὐδὲ τῶν δικαίων ἀπολαύειν πειρωμένῃ.") 
Χρῆςθαι ist überhaupt Lieblingswort des Verfassers: χρῆςθαι τῷ 
εὐμφέροντι, τῷ δικαίῳ, ταῖς ὁμολογίαις und so fort.*) — Wegen 
der erstangeführten, angeblich unattischen Ausdrücke wollten 
einige Alte die Rede dem.Hypereides zuweisen, weil auch bei 
diesem Unattisches vorkomme’); aber mit Recht sagt Schäfer, dass 


1) φορτικαὶ καὶ ἄγροικοι κατακκευαί, Dion. Dem. δ. 3) Welle. 
Dahin gehört 38: ὥςπερ ἐν ᾿Αβδηρίταις ἢ Μαρωνείταις, ἀλλ᾽ οὐκ ἐν ᾿Αθη- 
ναίοις πολιτευόμενοι. 8) Zu tadeln in beiderlei Beziehung $ 4. 2 
Ebenso Liban. Hypoth. --- 9. 1, 38. 11. 6) $ 36 (νεῖ. 13). 39. 9. 38. 
Ausserdem: δουλεύειν ἀντὶ („gleich“) τῶν ἀργυρωνήτων 8, οὕτω περιβοήτως 
ἀνῃρηκόει τοὺς ὅρκους ὅ, ὑπεράτοπος 8, ἡγεῖςθαι τῶν ςυνθηκῶν „zu Anfang 
stehen“ das., τῶν καθ᾽ ὑμῶν πεπλουτηκότων 11, ταραχὴ ἄτοπος 18, u. 8. f. 
8) Λόγῳ καταχρῆεθαι 1, Xp. τῷ ευμφέροντι 2, ἔθει 4, τῷ δικαίῳ 6, πολεμίῳ 
das. u. 11, ἀποχρ. ὀνόμαει 18; ferner 17. 38. 24. 29 (zweimal). 80, 0) 
Liban. Hyp.: τῷ Ὑπερείδου χαρακτῆρι μᾶλλον mpocxupel, τά τε ἄλλα καὶ 
λέξεις τινὰς ἔχει κατ᾽ ἐκεῖνον μᾶλλον εἰρημένας ἢ τὸν Δημ., οἷον νεόπλουτοι 
καὶ βδελυρεύςεται. Schol. BY Däf. p. 254: τινὲς Ὑπερίδου λέγουειν εἶναι 
τὸν λόγον καὶ οὐ Annocdevouc. Phot. p. 491 a 33. 


126 Polyeuktos von Sphettos. 


kein Funke von dem Geist und Feuer des Hypereides in diesem 
Sprecher sei'), und dazu ist ja der Grundcharakter des Stils ver- 
schieden: hier geschraubt und künstlich, dort zwanglos und 
natürlich. — Der Hiaten sind etwas weniger als bei Hegesippos?); 
der Satzbau ist unschön und ohne allen Fluss, vielfach in anti- 
thetischer Form, aber ohne rechte Schärfe und Strenge. Die 
Mattigkeit der Haltung und den völligen Mangel an belebenden 
Figuren heben schon die Scholien heryor°); auch Ironie ist 
selten.*) Hie und da ist Paronomasie oder Parechese: διακελευό- 
μενοι τὸ δίκαιον οὐ δικαίως διαφυλάττειν, oder: ὡς ἀδικήματος 
ὄντος τοῦ (00?) πολιτεύματος, von der Τυταμπῖβ.5) Endlich tadeln 
die Alten die Uebergänge und Einführungen der Hauptstücke: 
es ist darin nicht Einförmigkeit wie bei Hegesippos, aber sie 
haben etwas schleppendes und wenig rednerisches.°) Und so 
muss das Gesammturtheil sein, dass diese Rede vor der über 
Halonnesos zwar eine gewisse Bemühung des Verfassers voraus- 
hat, dass aber diese durch die Talentlosigkeit desselben mehr als 
aufgewogen wurde. 


Nur Bruchstücke sind erhalten von Polyeuktos dem Sphettier, 
welcher ungleich dem Kydantiden Polyeuktos, dem Gegner des 
Hypereides in Euxenippos’ Prozess, seine Thätigkeit der höheren 
Politik und den patriotischen Interessen mit grossem Eifer zu- 
wandte”), so dass nach Thebens Zerstörung Alexander auch 


1) A. Schäfer ΠῚ, 192. 3) Z. Bsp. im Pro. nor 2 gröbere, ebensoviel 
$ 10—14; im ganzen auf 30 Paragraphen etwa 45, während Heges. $ 1-30 
sich gegen 63 finden. 8) Schol. p. 254, 12 Dd.: τοῦ πολιτικοῦ λόγου καὶ 
τοργότης καὶ τραχύτης καὶ τὰ τμητικά, ἐν τούτῳ δὲ πολὺ τὸ ἀναβεβλημένον, 
εἶτα οὐδὲ τὸ πνεῦμα φαμὲν Δημοεθενικόν, ἀλλ᾽ ἀεθενὲς καὶ ἄτονον καὶ ἀτελές. 
— Hypophora 7, aber sehr unlebendig. 4) ὃ 14. 31. 6) 34. 1. 6) 
Schol.: αἱ elcarwyal τῶν κεφαλαίων ὕπτιαι καὶ ἱςτορικαί, siehe $ 10 ἐπ᾽ 
ἄλλο δὲ δίκαιον ἔρχομαι τῶν κατὰ τὰς ευνθήκας, 16 ἔτι δ᾽ ἕτερον δείξω τὸ 
λελυκὸς τὰς ευνθήκας, 26 mit Recapitulation; besser 19, doch dafür minder 
klar. 7) Ueber den Kydantiden s. o. 8. 54f.; da Hypereides col. 32 und 
34 (vgl. 871) von dievem sagt, dass er seine patriotische Gesinnung nie 
durch Thaten kundgegeben, auch keinen der maked. Parteigänger angeklagt 
habe, so kann insbesondere der ΤΤόλύευκτος, der gegen die Ehren .des 
Demades auftrat (8. u), nur der Sphettier sein. — TI. ὁ ζφήττιος Plut. 


Polyeuktos von Sphettos. 127 


seine Auslieferung forderte.!) Demosthenes ehrt ihn, wo er seiner 
als eines Mitgesandten im Peloponnes (im J. 343) gedenkt, mit 
dem ganz ausserordentlichen Prädikate ὁ BeArıcroc ἐκεινος(5); 68 
scheint, dass eine enge Freundschaft zwischen beiden bestand, 
wie denn auch Polyeuktos den Demosthenes im harpalischen 
Prozesse, wo Hypereides abtrünnig wurde, nicht verliess.°) Kurz 
darauf, beim Ausbruche des lamischen Krieges, war er wieder 
Gesandter im Peloponnes‘), und es ist sehr wohl möglich, dass 
auch er ein Opfer dieser unglücklichen Erhebung wurde. — Seine 
Bedeutung mag grösser gewesen sein, als es nach den seltenen 
Erwähnungen seines Namens scheint.) Plutarch gibt einen 
Ausspruch von ihm über Demosthenes und Phokion, dass jener 
der grösste Redner, dieser der mächtigste im Sprechen sei.°) 
Derselbe erzählt, dass Phokion, als Polyeuktos einst bei grosser 
Hitze eine Kriegsrede gegen Philipp hielt, und wegen seiner 
Wohlbeleibtheit schwitzte und keuchte und häufig Wasser zu sich 
nahm, spottend gesagt habe: „Es verlohnt sich wahrlich, diesem 
Rathgeber folgend den Krieg zu beschliessen; denn wie wird’s 
dem erst unter Schild und Panzer ergehen, wo er beim Halten 
einer wohlmeditirten Rede beinahe erstickt“??) 

Aus Polyeuktos’ Schriften stammt eine Notiz über Diogenes 
den Kyniker®); namentlich kennen wir nur die Rede gegen die 


Phok. 5. 9. Dem. 10. Ueber ihn Ruhnken H. cr. p. 80ff.; Boehnecke I, 
643; A. Schäfer II, 809. 1) A. Schäfer ΠΙ, 1218. 2) Dem. Phil. Γ, 
72; Pseudopl. Vit. X orr. S41E. 3) Deinarch. 1, 100 Apostrophe an 
Demosth. und Pol., über die Art rechter Volksführer. Nicht klar ist, ob 
er etwa mit unter den Bestochenen angezeigt war, Schäfer III, 296, 3; 
H. Haupt ΒΒ. Mus. 1879, 8. 386, 4; indes wurde er dann doch nicht ver- 
urtheilt, da er gleich darauf wieder als ἐπίτιμος erscheint, 8, ἃ, f. Anm. 
4) Vit. X orr. 8460; Schäfer III, 336. 6) Etwas geringschätzig wird er 
Plut. Dem. 13 neben Hypereides u. Moirokles unter den ῥήτορες genannt, 
denen Pl. die grossen Staatemänner wie Kimon u. Perikles gegenüberstellt, 
— Kurze Erwähnung bei Liban. IV, 252. 265 R. 6) Plut. Dem. 10 u. a. $t.; 
». Abth. III, I, 64. Ὁ) Plut. Phok. 9. — Die Reden des Deinarchos und 
Hypereides gegen Polyeuktos ist kein Anlass auf den Sphettier zu be- 
ziehen, Sauppe Ὁ. A. II, 298. 326. 8) Diog. VI, 28 (frg. 4 8): βακτηρίᾳ 
δ᾽ ἐπηρείςατο (Diog.) äcdevncac, ἔπειτα μέντοι καὶ διὰ παντὸς ἐφόρει, οὐ μὴν 
ἐν äcreı, ἀλλὰ καθ᾽ ὁδόν, ὥς pncıv Ὀλυμπιόδωρος ὁ ᾿Αθηναίων προςτάτης 
(über diesen 8. Paus. I, 26) καὶ ΤΙολ. ὁ ῥήτωρ καὶ Aucaviac ὁ Alcxpluvoc. 


128 Polyeuktos von Sphettos. 


Ehren des Demades, aus der auch ein etwas grösseres Fragment 
erhalten ist.') Als nämlich ein gewisser Kephisodotos den schimpf- 
lichen Antrag stellte, dem Demades, welcher zweimal Alexander’s 
Zorn von Athen abgewandt hatte, eine Erzbildsäule auf dem 
Markte und Speisung im Prytaneion zu gewähren, erhob dagegen 
Lykurg mit Polyeuktos’ Unterstützung die Klage der Gesetz- 
widrigkeit.?) Die Rede des letzteren wird ungenau κατὰ Δημάδου 
betitelt, ebenso wie insgemein die von Lykurg gehaltene Haupt- 
rede.®) Im Epiloge warf Polyeuktos die Frage auf, was denn 
die Bildsäule für eine Haltung haben sollte, und wusste mit den 
verschiedenen Beantwortungen dieser Frage zugleich das zu 
recapituliren, womit er die Unwürdigkeit des Geehrten vorher 
belegt hatte. „Soll er etwa den Schild vorhalten? aber den hat 
er ja in der Schlacht bei Chaironeia .weggeworfen. So soll er 
den Schnabel eines Schiffes in der Hand haben? was für eines 
Schiffes? etwa desjenigen seines Vaters? Oder eine Rolle? In 
der Anzeigen und Meldeklagen aufgezeichnet stehen? Nun wahr- 
haftig, so soll er dastehen wie er zu den Göttern betet, Er, der 
der Stadt übelgesinnt ist und was euer aller Interesse zuwider 
ist erfleht hat?“*) Diese lebendige und feine Art der Rede 
erinnert zumeist an Hypereides. Der von Aristoteles angeführte 
Witz gegen den gelähmten Speusippos, er könne nicht Ruhe halten, 
wiewohl ihn das Schicksal ἐν nevrecupivyw νότῳ (der Ausdruck 
nach ξύλον πεντεεύριγγον, dem bekannten Straf- und Fesselungs- 

1) Apsines Sp. Rh. Gr. I, 387 (fig. 1 8.). 2) Apa. 1. c.; Deinarch. 
1, 101; Schäfer III, 176f.; oben 8. 81 und 86. 3) Sauppe Ο. A. II p. 273 
vergleicht die Bezeichnung von Aischines’ 3. Rede als κατὰ Annocdvauc. 
4) Ape. 1. ο.: — — ὡς TI. ἐν τῷ κατὰ Δημάδου. ἐγράφη μὲν γὰρ ψήφιςμα 
χαλκῆς εἰκόνος τῷ Δημάδῃ" ὁ δὲ κατηγορῶν τοῦ ψηφίςματος, dca ἣν αὐτῷ 
διὰ πλειόνων εἰρημένα εἰς τὴν καταςκευὴν τοῦ ὅτι μὴ ἦν ἄξιος τῆς τιμῆς ἡ 
τυχεῖν ταύτης, ταῦτα κεφαλαιωδῶς ἀνέμνηςεν ὑποτυπῶν τὸ «χῆμα τοῦ ἀν- 
δριάντος. τί γάρ pna εχῆμα ἕξει; τὴν ἀςπίδα προβεβλήςεται; ἀλλὰ 
ταύτην τε ἀπέβαλεν ἐν τῇ περὶ Χαιρώνειαν μάχῃ. ἀλλὰ ἀκροςτό- 
λιον νεὼς ἕξει; ἔπειτα πυνθάνεται ποίας; ἢ τῆς τοῦ πατρός; ἀλλὰ 
βιβλίον; ἐν ᾧ φάεεις καὶ elcayreAlaı ἔςονται (Hiatus!) γετραμμέναι; 
ἀλλὰ νὴ Δία «τήτεται προςευχόμενος τοῖς θεοῖς; κακόνους ὧν τῇ 
πόλει καὶ τἀναντία mäcıv ὑμῖν ηὐγμένος; ἀλλὰ τοῖς ἐχθροῖς 
ὑπηρετῶν; Das letzte Kolon stellt 8. um hinter θεοῖς, wo es aber nicht 
besser passt. 


Aischines. Quellen für sein Leben. 129 


werkzeuge) festgelegt, könnte bei einem Komiker stehen.!) Wir 
müssen bedauern, dass uns von dem geistreichen Redner nicht 
mehr erhalten ist.?) 


Zweites Capitel. 
Redner der makedonischen Partei: Aischines, Demades u. A. 


Bekannt ist die Aufstellung Quintilian’s, dass zum Charakter 
des Redners vor allem gehöre, dass er ein vir bonus sei; unmög- 
lich könne Schlechtigkeit des Menschen und Vollkommenheit des 
Redners sich in derselben Person zusammenfinden. Inwieweit 
diese Sätze Wahrheit enthalten, muss sich uns jetzt zeigen; denn 
unter den Rednern der makedonischen Partei, zu denen, wir nun- 
mehr übergehen, waren die Ehrenmänner selten, dagegen die 
offenkundigen Schurken häufig, und doch haben gerade solche 
den Ruf der grössten Beredsamkeit hinterlassen. Gewiss mun 
kann sich die hervorragendste Anlage für die Beredsamkeit bei 
sittlich verworfenen Leuten finden; Studium dagegen und Fleiss 
schon weniger, und auch wenn dieses hinzukäme, so würde ein 
solcher Mann doch noch kein vollkommener Redner sein. Denn 
nur wer selber Ueberzeugungen besitzt, kann solche in Andere 
hineintragen, und wäre der Verstellung auch dieses möglich, so 
ist doch klar, dass derselbe Mann, wenn er wirkliche Ueber- 
zeugungen besässe, noch ungleich mächtiger wirken müsste, dass 
folglich die Schlechtigkeit des Menschen der Wirksamkeit des 
Redners Eintrag thut. Ich glaube nun in der That, dass der 
Satz des Quintilian sich an der Betrachtung der jetzt zu be- 
handelnden Redner, und zunächst des Aischines, aufs beste 
erhärten lässt. Denn wenn ich auch weit entfernt bin, den 
Aischines unter die sittlich Verworfenen zu zählen, so hat er doch 


1) Aristot. Rhet. III, 10 (frg. 38). 2) Sauppe gibt ihm als frg. 2 
(der Rede gegen Demades) das namenlose Frg. bei Herodian m. εχημ. p- 99 
Sp., Alex. m. cn. 37 Sp., welches gegen Demades gerichtet ist und im 
Tone recht gut für P. passt. Der Sprecher muss im J. 888 mit Demades 
zusammen Gesandter bei Philipp gewesen sein. 

Blase, attische Boredsamkeit. ΠῚ, 2. 9 


180 Aischines. Herkunft. 


auf die Bezeiehnung eines vir bonus ebensowenig Anspruch, und 
68. wird sich zeigen, dass gerade dieser sittliche Mangel ihn zumeist 
gehindert hat, ein wahrhaft grosser Redner zu werden. 

Quellen für das Leben des Aischines sind zuvörderst seine 
eignen Reden, demnächst die des Demosthenes; auf diese Quellen 
geht auch in den erhaltenen Lebensbeschreibungen das Meiste 
zurück. Von letzteren ist die älteste die des sogenannten Plutarch; 
es folgen die des ‚Philostratos in den Bioı copıcrWv'), die eines 
Rhetors Apollonios, die eines ungenannten Rhetors; dann zwei 
des Photios, wovon die eine nach Plutarch?); endlich zwei Artikel 
bei Suidas.) Von älteren Gewährsmännern wird Caecilius citirt*); 
mit ihm, ἃ. h. wohl ursprünglich von ihm, Demetrios, Idomeneus 
und Hermippos°); anderswo noch Demochares der Neffe des 
Demosthenes.®) — Geboren war Aischines laut seinem eignen 
Zeugniss im Jahre 390 oder 389, also etwa 6 Jahre vor Demo- 
sthenes”); sein Vater war Atrometos aus dem Gau der Kotho- 
kiden, seine Mutter Glaukothea, die Tochter des Glaukos von 
Acharnai.?) Soviel, und damit die Thatsache einer echt attischen 
Herkunft, können wir dem Aischines unbedenklich glauben, und 
es wäre naiv, die Carikaturen der demosthenischen Krangrede, 
den zum Atrometos umgetauften Schulmeistersklaven Tromes und 
die gemeine Hetäre Empusa-Glaukothea, für Ernst und nicht 
für Spott zu nehmen; denn in der Gesandtschafterede weiss 
Demosthenes von alledem noch nichts.°) Die der Carikatur zu 
Grunde liegende und sie wirksam machende Wahrheit ist, dass 
Aischines und seine Brüder Philochares und Aphobetos!") Empor- 


1) Philostr. Βίοι cop. I, 18. 3) Phot. Cod. 61 und 264, letzterer 
Artikel nach Pl. 8) Werthlos sind die beiden Deklamationen des Libanios 
gegen A., IV p. 976. und 10008. R. 4) Plut. 840B; Schol. Acsch. 3, 1. 
6) Schol. 1. c., wo Δημήτριος ὁ Φαληρεύς; vgl. unten. Idomeneus berichtete 
auch über den Ausgang des Gesandtschaftsprozesses, Plut. Dem. 15, vgl. 
Plut. Vit. Aesch. 8400. 6) Plut. 840D; Anonym.; Harp. v. Ἴςχανδρος. 
7) Aisch. 1, 49: Ecrıv ἡμῖν (ihm und dem Misgolas) τουτὶ πέμπτον καὶ 
terrapaxocröv ἔτος. Die Rede fällt Anfang 846. 8) Aisch. 2, 78. 147. 
Γλαυκοθέα .Dem. 18, 180. 284; 19, 281. Davon ist Γλαυκίς (Apollon. Vit. 
A ὡς ἔνιοι Mauxldoc) Abkürzung. Κοθωκίδης Dem. 18, 180. — A. Schäfer 
1, 1918: 9) Dem. 18, 129f.; A. Schäfer 1. c. 10) Φιλοχάρης ὁ πρε- 


Aischines. Herkunft. 131 


kömmlinge waren, deren Herkunft und Erziehung mit ihren nach- 
maligen hohen Würden einen starken Contrast bildete. Denn 
ehe die Söhne die Familie hoben, war Atrometos Schulmeister 
gewesen, Glaukothea Winkelpriesterin!); noch früher, in den 
Jahren nach dem Ausgange des peloponnesischen Krieges, hatte 
der 437 geborene Vater als Söldner in Asien gedient‘), nach 
Aischines in Folge seiner Verbannung durch die Dreissig. Die 
weitere Aussage, dass er unter den Wiederherstellern der Demo- 
kratie gewesen, verträgt sich freilich: hiermit schlecht.?) Offenbar 
war Atrometos ein rüstiger und kräftiger Mann, weshalb er 
auch, wie Aischines sagt, ursprünglich hatte Athlet werden wollen, 
ehe er im dekeleischen Kriege sein Vermögen verlor.‘) Sonstige 
Verdienste um den Staat hat der Sohn von ihm oder den weiteren 
Vorfahren nicht aufzuweisen, und es liegt hierin ein nicht un- 
wesentlicher Unterschied zwischen der Herkunft des Demosthenes 
und der des Aischines, indem jenes Familie dem Staate doch 
etwas gewesen war, wenngleich nur vermöge ihres Besitzes durch 
Trierarchien und ähnliche Leistungen.°) Es ergab sich daraus 


«βύτατος ἀδελφὸς ἡμῶν — ᾿Αφόβητος ὁ νεώτατος ἀδελφὸς ἡμῶν Aisch. 2, 
149. Also Ph. der älteste der drei, Aph. der jüngste. Schäfer 8, 198. 1) 
Dem. 19, 281 τὸν ᾿Ατρομήτου τοῦ γραμματιςτοῦ καὶ Γλαυκοθέας τῆς τοὺς 
θιάςους cuvayobenc, ἐφ᾽ οἷς ἑτέρα τέθνηκεν ἱέρεια (Ninos, cf. Schol.). Vgl. 
200. 249; 18, 258f. 366. A. widerspricht dem nie; also ist auch kein 
Raum für die Vermuthung (Schäfer I, 199 und darnach Weidner Aesch. 
R. gg. Ktesiph. Einl. 2), dass Gl. ein ererbtes Priesterthum verwaltet habe. 
Unberechtigt ist ea auch, wenn Weidner den Vater als Lehrer der vor. 
nehmen athenischen Jugend bezeichnet. 2) Aisch. 2, 78. 147. Alter 
zur Zeit des Gesandtschaftsprozesses (843) 94 Jahre, $ 147; mit 95 Jahren 
starb er, 8, 191. — Dass die Mutter 348 nicht mehr gelebt, liegt in 2, 
148 nicht, sondern vielmehr das Gegentheil; A. führt sie aus Rücksichten 
der Wohlanständigkeit nicht mit vor, vgl. $ 146 τὰ πλεῖςτα καὶ καλῶς 
ἔχοντα. 3) 2, 18: ἔφυγε μὲν ἐπὶ τῶν τριάκοντα, ευγκατήγαγε δὲ τὸν 
δῆμον. 147: (ουμβέβηκεν αὐτῷ) ἐκπετόντι ὑπὸ τῶν τριάκοντά ςτρατεύεςθαι 
μὲν ἐν τῇ ᾿Αείᾳ, ἀριςτεύειν δ᾽ ἐν τοῖς κινδύνοις... ευγκατάγειν δὲ τὸν δῆμον. 
148: ἡ ἐμὴ μήτηρ ἔφυγε μετὰ τοῦ αὑτῆς ἀνδρὸς εἰς Κόρινθον. Vgl. 8, 191. 
Die Verbannung geschah etwa vermöge der allgemeinen Austreibung des 
Demos aus der Stadt. Dass Atr. damals schon verheiratet gewesen, scheint 
Schäfer (8. 198) im Hinblick auf das Alter der Kinder mit Recht unglaub- 
würdig. 4) 2, 141. 5) Verdienstlosigkeit der Familie des A. Dem. 19, 
282. Der von A. hervorgehobene Zusammenhang seiner Phratria mit dem 
. 9" 


182 Aischines. Bildungsgang. 


ein engerer Zusammenhang mit dem Interesse Äthens, das früh- 
geweckte Bewusstsein, dem Gemeinwesen etwas leisten zu können 
und zu sollen; das konnte der Sohn des Söldners nicht so haben. 
Ungünstiger noch war es, dass Aischines in Dürftigkeit aufwuchs; 
denn seine Bildung blieb somit auf die gewöhnliche Jugend- 
bildung beschränkt, und wurde weder durch Philosophie, wie bei 
Lykurgos und Hypereides, noch wie bei Demosthenes durch 
Rhetorik ergänzt. Der Nachricht des Demetrios, angeblich des 
Phalereers, dass er Zuhörer des Isokrates (oder Sokrates) und 
des Platon gewesen, widersprach schon Caecilius mit Berufung 
auf Idomeneus und Hermippos.!) Nun vermuthete freilich der- 
selbe Caecilius, dass er die Unterweisung des Redners Leodamas 
von Acharnai genossen habe, wohl auf Grund einer Stelle, wo 
Aischines die Beredsamkeit desselben lobt?); er scheint aber selber 
auf diese Vermuthung oder auf diese Unterweisung nicht viel 
gegeben zu haben, da er bei der Widerlegung des Demetrios 
hervorhebt, dass Aischines’ rednerischer Charakter keine Kunst, 
sondern nur Naturanlage und etwas Uebung zeige. Unbekannt 
ist es, wer ihm den Gorgianer Alkidamas zum Lehrer gab; es 


Geschlechte der Eteobutaden (2, 147 ἐκ φρατρίας A τῶν αὐτῶν βωμῶν 
᾿Ετεοβουτάδαις μετέχει, ὅθεν ἡ τῆς ᾿Αθηνᾶς τῆς Tlokddoc ἐςτὶν ἱέρεια) hat 
gar wenig auf sich. — Richtig Plut. 840A: οὔτε κατὰ γένος τῶν ἐπιφανῶν 
οὔτε κατὰ mepiouclav χρημάτων. 1) Schol. Aesch. 2, 1: ὅτι μαθητὴς 
ἐγένετο, bc μὲν Δημήτριος ὁ Φαληρεύς φηει, ζωκράτους τοῦ φιλοςόφου, εἶθ᾽ 
ὕκτερον τοῦ Ἰλάτωνος: ὡς δὲ Καικίλιος καὶ Ἰδομενεὺς καὶ Ἕρμιππος ἱετο- 
Ροῦειν, οὐκ ἤκουςε τούτων τῶν ἀνδρῶν μαθήςεως χάριν. Dem Phalereer 
ist ein so kolossaler Irrthum nicht zuzutrauen, dem Magnesier eher. Nun 
liegt es nahe, eine Verwechselung (seitens des Scholiasten) mit Isokrates 
anzunehmen (Schäfer 280, 1); vgl. Plut. 840A: ἀκροατής, ὡς μέν τινες 
λέγουειν, "Icoxpdrovc καὶ ἸΤλάτωνος, ὡς δὲ Καικίλιος Λεωδάμαντος (Plat. und 
Isokr. auch nach Philostrat. I, 18, 3; dagegen nennt Apollonios den 
Sokrates); doch füllt alsdann auf, dass in der weiteren Ausführung des 
Scholions, die ohne Frage auf Caecilius zurückgeht, nur von Platon geredet 
wird. Möglich, dass dem C. sowohl über Sokrates und Platon als über 
Isokrates Angaben vorlagen, die er eämmtlich bestritt. Vgl. noch (betreffs 
des Platon) Phot. cod. 61; Schol. Assch. 1, 4; A. Hug Aeschines u. Plato, 
Rh. Mus. XXIX (1874) 8. 484—444. 2) Plut. 1. 6.; Aisch. 3, 188; A. 
Schüfer 8. 230, der hervorhebt, wie Caecilius einen äbnlichen Schluss be- 
zöglich des Thukydides und Antiphon machte. 


Aischines. Thätigkeit als Schauspieler. 133 


ist dies ein Schluss aus dem Stil, und ein sehr unberechtigter.') 
Zum Redner also bildete er sich, wie wir das auch bei alten 
Biographen lesen, durch den praktischen Staatsdienst, und er 
spricht auch selber wiederholt von seiner Naturanlage, dagegen 
von der Kunst des Demosthenes?); jedoch suchte er späterhin 
durch. Lesen von Büchern nachzuholen, was er in dem Alter, 
wo man sonst den Umgang der Philosophen und Rhetoren suchte, 
versäumt hatte.?) Damals hatte er sich, in der Art seines Vaters, 
theils den Uebungen des Gymnasions, theils seinen militärischen 
Pflichten gewidmet, welche letztere er auch nachmals als Hoplit 
in rühmlicher Weise erfüllte.*) Sein Brüder Philochares erwählte 
sich sogar den militärischen Beruf, wiewohl er sich auch, worüber 
Demosthenes spottet, in untergeordneten Gattungen der Malerei 
versuchte®); Aischines aber und Aphobetos zogen es vor, ihren 
Unterhalt durch Schreiberdienste bei den Behörden zu gewinnen.*) 
Zwischendurch jedoch wurde Aischines tragischer Schauspieler, 
und zwar war er Tritagonist im Dienste der berühmtesten Tragöden 
jener. Zeit, eines Theodoros und Aristodemos.”) Er hatte also 


1) Said, Alcy, 1: μαθητὴς κατὰ τὴν ῥητορικὴν ᾿Αλκιδάμαντος τοῦ Ἐλαΐτου. 
Phot. οοᾶ. 61: διακοῦςαι δὲ αὐτὸν ἸΤλάτωνος καὶ ᾿Αλκιδάμαντί (so Ruhnken 
hist. erit. or. gr. p. 63 für ᾿Ανταλκίδᾳ) φαςι μαθητεῦκαι, καὶ εἶναί τι καὶ 
ἑκατέρου δεῖγμα διὰ τῶν Αἰεχίνου λόγων, τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων καὶ τὴν 
«εμνότητα τῶν πλαςμάτων. 3) Plut. p. 840E: οἱ δὲ εἶπον μηδὲ naßnreücal 
τινι τὸν Αἰεχίνην, ἀλλ᾽ ἐκ τῆς ὑπογραμματείας ἀρθῆναι ἐν τοῖς δικαςτηρίοις 
τότε διάγοντα. Anonym. Vita: ἀναγινώςκοντα ψηφιςμάτων ὁμοῦ καὶ νόμων 
ἔμπειρον γενόμενον ἐπιθέεθαι τῷ βήματι, καὶ τῶν κατ᾽ αὐτὸν διενεγκεῖν ὄντα 
εὐφυᾶ. Θαϊηξ. II, 17, 12: dieunt.. ἀΐοοτθ homines et qui non didicerint. 
Ad cuius rei confirmationem afferant, Demadem remigem et Aeschinen 
hypocriten oratores fuisse. Falso; nam .. hos sero potius quam nunquam 
didieisse quis dixerit. Quamquam A. ab initio versatus sit in litteris, quas 
pater eius etiam docebat. Aisch. 2, 41. 3, 228; Schäfer 8, 231. Es mag 
dies auch Dionysios’ Meinung gewesen sein, vgl. Dion. Dem. 35. Vet. 
censura V,5. 8) A.Hugl.c. 4)Plut. p. 840A: νέος δ᾽ ὧν καὶ ἐρρω- 
μένος τῷ αὐματι περὶ τὰ γυμνάκια ἐπόνει, vgl. Schäfer 8, 212, 1. Mili- 
tärische Dienste: Aisch, 2, 167ff., Schäfer 212f. 5) Dem. 19, 237; Aisch. 
2, 149; Schäfer 208. 6).Dem. 18, 261: ἐπειδὴ εἰς τοὺς δημότας ἐνεγρά- 
φης —, εὐθέως τὸ κάλλιςτον ἐξελέξω τῶν ἔργων, γραμματεύειν καὶ ὑπηρετεῖν 
τοῖς ἀρχιδίοις, vgl. 19, 300. 237. 249 u. a. St., Schäfer 8, 229, 2. Ὄ 
Dem. 19, 246: οὔτε Θεόδωρος οὔτ᾽ ᾿Αριτόδημος —, οἷς οὗτος τὰ τρίτα 
λέγων διετέλεςεν. Ausführlich Schlfer 8. 2188. 


134 Aischines. Politische Thätigkeit. 


gewiss Talent für die Bühne, jedoch kein so hervorragendes, dass 
er es weiter als bis zum Tritagonisten gebracht, und dass er auf 
die Dauer bei diesem Berufe geblieben wäre. Der Spott, mit 
dem Demosthenes in der Kranzrede seinen Gegner wegen seiner 
Bühnenlaufbahn überschüttet, ist carikirend wie Anderes in dieser 
Rede; aber auch in der früheren lesen wir, dass jener von den 
Zuschauern übel behandelt sei und darum schliesslich dies Gewerbe 
aufgegeben habe.') Thatsächlich muss insbesondere ein Vorfall 
auf der Bühne von Kollytos sein, den die Kranzrede und genauer 
Demosthenes’ Neffe Demochares erwähnt: Aischines, welcher den 
auf Pelops’ Verfolgung 'begriffenen Oinomaos spielte, stürzte 
dabei hin und musste (wie bei der Ausstattung des tragischen 
Schauspielers begreiflich) vom Chormeister Sannion aufgerichtet 
werden.°) Aischines selber schweigt sich über sein Bühnenleben 
wie über seine Schreiberdienste aus, und mit gutem Grunde: denn 
weder brachten die letzteren Ehre, da sie ja um Sold geschahen 
und somit von den unbesoldeten Ehrenämtern weit geschieden 
waren, noch war der Stand eines Schauspielers an und für sich 
geachtet, so hoch auch, gleichwie bei uns, ein grosser Schauspieler 
in Ruhm und Ansehen steigen konnte. Ihre nachmalige Grösse 
verdankten er und seine Brüder den leitenden Staatsmännern 
Aristophon und Eubulos. Denn als Aischines sich nun wieder 
zu seiner alten Beschäftigung zurückwandte, schloss er sich zuerst 
an Aristophon an, den er unter anderm bei einer mittelbar gegen 
Eubulos’ Politik gerichteten Anklage unterstützte, sodann aber, 
nachdem sich Aristophon um das Jahr 352 vom öffentlichen 
Leben zurückgezogen, an Eubulos, der ihm nachmals im Ge- 
sandtschaftsprozesse durchgeholfen hat.) Die Angabe in einem 

1) Dem. 19, 387: ὅτε μὲν τὰ Ouecrou καὶ τῶν ἐπὶ Τροίᾳ κάκ᾽ ἠγωνίζετο, 
ἐξεβάλλετ᾽ αὐτὸν καὶ ἐξεουρίττετ᾽ ἐκ τῶν θεάτρων καὶ μόνον οὐ κατελεύετε 
οὕτως ὥςτε τελευτῶντα τοῦ τριταγωνιςτεῖν ἀποςτῆνα. 38) Dem. 18, 180: 
ὃν ἐν Κολλυτῷ ποτ᾽ Olvönaov κακῶς ἐπέτριψας. Anonym. Vita: Δημοχάρης 
δὲ ὁ ἀδελφιδοῦς Annochtvouc — φηεὶν Ἰςχάνδρου τοῦ τραγῳδοποιοῦ (falsch; 
1. war Schauspieler) τριταγωνιςτὴν γενέςθαι τὸν A. καὶ ὑποκῤινόμενον Οἰνό- 
μαον διώκοντα ἸΤέλοπα αἰςχρῶς πεςεῖν καὶ ἀναςτῆναι ὑπὸ Cavviwvoc τοῦ 
xopodidackdAou, vgl. Harpoer. 9. Ἴςχανδρος, A. Schäfer 8. 223, der wohl 
ohne Grund es befremdlich findet, dass Demosth. diesen Vorfall erst in der 
späteren Rede erwähnt. 3) Allgemein Dem. 18, 162 von Arist, und Eub.: 


Aischines. Politische Thätigkeit. 135 


der apokryphen Briefe des Aischines; dass er mit 33 Jahren seine 
politische Thätigkeit angefangen habe, d. h. um 357"), kann inso- 
fern ungefähr richtig sein, dass sein Schauspielerleben dieser 
Zeit vorauslag, wiewohl Demosthenes in der Gesandtschaftsrede 
dasselbe als jüngstvergangen bezeichnet?); aber die Rednerbühne 
betrat er nach unsrer Kenntniss zuerst 348, nach Olynths Zer- 
störung, um den Antrag des Eubulos auf Zusammenberufung 
eines hellenischen Congresses zu empfehlen.) Von öffentlichen 
Aemtern, die er bekleidet, kennen wir nur das des vom Volke 
erwählten Staatsschreibers, welches ebenso auch sein Bruder‘ 
Aphobetos führte.‘) Letzterer aber wurde sogar zum obersten 
Finanzverwalter auf 4 Jahre erwählt, wie sich annehmen lässt 
350 als Nachfolger des Eubulos, der nach dem Gesetze nur einmal 
dies Amt bekleiden durfte und darum ähnlich wie später Lykurg 
nachher seine Vertrauten vorschob.5) Ausserdem wurde Aphobetos 
als Gesandter zum Grosskönige geschickt, und Philochares war 
im Jahre 343 zum dritten Male in einer Folge Stratege.°) Aber 
weder im Guten noch im Bösen haben sich die beiden Brüder 
irgend hervorgethan; es waren gewiss anstellige und anständige 
Leute”), nur keine Staatsmänner noch überhaupt anders als mittel- 
mässig begabt. Aischines war bedeutender, aber für die grosse 
Politik, der er sich mit jener Volksrede zugewandt hatte, weder 


οὖς cd ζῶντας μὲν ὦ κίναδος κολακεύων παρηκολούθεις, vgl. Anonym. Vit., 
Phot. cod. 61, Schäfer 8. 228. — Dem. 19, 391 zu Eubulos von A.: ὃς 
ἡνίκ᾽ ἔκρινεν ᾿Αριτοφῶν @rAdvıxov καὶ di ἐκείνου τῶν «οἱ πεπραγμένων 
κατηγόρει, ευγκατηγόρει μετ᾽ ἐκείνου «οὐ καὶ τῶν ἐχθρῶν τῶν «ὧν εἷς 
ἐξητάζετο. 1) Aisch. Epist. 12, 1: ἐγὼ προςῆλθον τῷ πολιτεύεεθαι τετονὼς 
ἔτη τρία καὶ τριάκοντα. 2) Dem. 19, 300: τὰ τελευταῖα δ᾽ ἔναγχος ἐν 
χορηγίοις ἀλλοτρίοις ἐπὶ τῷ τριταγωνιςτεῖν ἀγαπητῶς παρατρεφόμενον. 8) 
Schäfer II, 1668. (Dem. 19, 10f. 302#. 810). 4) Dem. 19, 249: τὸ 
τελευταῖον ὑφ᾽ ὑμῶν γραμματεῖς χειροτονηθέντες δύ᾽ ἔτη διετράφηςαν ἐν τῇ 
θόλῳ. D. h. der eine in einem Jahr, der andre in einem andern. — Ueber 
die Folge der verschiedenen Abschnitte in A.'s Laufbahn s. A. Schäfer 
229,2. 5) Aisch. 2, 149; Schäfer 8. 176f. 6) Aisch. 1. c.; Dem. 19, 
237. Die Gesandtschaft zum Grosskönige möchte Schäfer I, 487, 1 um 351 
setzen. Zur Zeit des Prozesses des Ktesiphon war Aphobetos noch am 
Leben, Dem. 18, 318: εὺ δ᾽ ὅμοιος Αἰεχίνῃ; ὁ δ᾽ ἀδελφὸς ὁ cöc; ἄλλος δέ 
τις τῶν νῦν ῥητόρων; 7) Doch verdächtigt Dem. den Lebenswandel des 
Aphob., 19, 286. 287. 


186 Aischines, Politische Thätigkeit. 


von Natur geeignet, noch durch seine früheren Beschäftigungen 
vorgebildet, und man würde ihn auch als Redner kaum kennen, 
ohne sein Zerwürfniss mit Demosthenes.') Er war niemals leiten- 
der Staatsmann, überhaupt keiner der stehenden Redner, sondern 
trat nur dann und wann hervor?), indem augenscheinlich das 
Interesse für ein gemächliches Leben ebenso stark in ihm wie 
das politische Interesse war.°) Zu zweien Malen hat seine Thätig- 
keit die Geschicke Athens wesentlich mit bestimmt: bei Gelegen- 
heit des philokratischen Friedens und dessen was sich daran 
‘anschloss, und sodann 7 Jahre später, wo er als Pylagore den 
heiligen Krieg gegen die Lokrer zu Stande brachte. Als Ge- 
sandter wurde er 348 in Folge seiner Rede in den Peloponnes 
geschickt, bekanntlich ohne Erfolg, dann 346 zu dreien Malen 
zu Philipp, und zu demselben 338 nach der Schlacht, doch war 
der damals geschlossene Friede nicht sowohl sein als des Demades 
Werk. Dagegen die Vertretung Athens bei den Amphiktyonen 
in dem Rechtsstreit um das delische Heiligthum, zu der. er ur- 
sprünglich vom Volke gewählt war, wurde ihm durch den Areopag 
entzogen und dem Hypereides übertragen. Gesetzgeberisch thätig 
war Aischines nur einmal, etwas nach 338, indem er Demosthenes’ 
trierarchisches Gesetz sei es verbesserte sei es verdarb; wir wissen 
das Nähere nicht.t) Auch als Ankläger war er zur Zeit des 
Gesandtschaftsprozesses ‘erst einmal aufgetreten, nämlich gegen 
Timarchos, was so zu sagen ein Akt der Nothwehr war.°) Hernach 
bereitete er, kurz vor dem Ausbruch des zweiten Krieges mit 
Philipp, eine Eisangelie gegen Demosthenes vor, aus der nichts 
wurde, weil inzwischen sein Einverständniss mit dem Spion 
Anaxinos von Oreos herauskam®); hiermit war ihm die Lust zu 
Anklagen gegen Demosthenes für alle Zeit vergangen, und nur 
indirekt wagte er später ihn zu befehden, indem er den Ktesiphon 


1) Richtig G. Grote ΧΙ, 366 von A.: this able orator, immortalized as 
the rival of Demosthene. 2) Dem. 18, 198. 307f., und die nichts- 
sagende Erwiderung Aisch. 3, 216. 218. - 8) Philostr. V. 8. I, 18: ὁ A. 
φιλοπότης τε ἐδόκει καὶ ἡδὺς καὶ ἀνειμένος καὶ πᾶν τὸ ἐπίχαρι ἐκ Διονύςου 
ἡρηκώς κτέ. 4) Dem. 18, 812; A. 8, 222; Schäfer II, 498, 4. δ) 
Aisch. 1, 1: οὐδένα πώποτε τῶν πολιτῶν οὔτε τραφὴν γραψάμενος οὔτ᾽ ἐν 
εὐθύναις λυπήκας, vgl. 3, 182. 6) Aisch. 8, 223; Schäfer II, 461f. 


Aischines. Vermögensumstände. 137 


anklagte. Er selber hatte ausser dem Gesandtschaftsprozess 
keinen weiteren zu bestehen; vor Klagen wegen Gesetzwidrigkeit 
hütete er sich dadurch, dass er mit Ausnahme des trierarchischen 
Gesetzes kaum Anträge stellte‘), sondern sich beschied, der 
gelegentliche unverantwortliche Berather des Volkes zu sein. 
Ueber Aischines’ Familienverhältnisse wissen wir soviel, dass 
er zur. Zeit seines Prozesses mit einer Tochter des Philodemos 
von Paiania verheiratet war und von dieser drei kleine Kinder, 
nämlich zwei Söhne und eine Tochter hatte.) Von seinen Ver- 
mögensumständen schweigt er selber ganz; aus Demosthenes 
erhellt, dass er damals Grundbesitzer war, im olynthischen Ge- 
biete oder in dem des gleichfalls von Philipp eroberten Pydna, 
welcher Besitz ihm, nach Demosthenes, jährlich 30 Minen ein- 
brachte.) In der Krauzrede lesen wir, dass er Landgüter habe 
in der eingezogenen thebanischen Feldmark*), und ebendaselbst, 
dass er von seinem känderlos verstorbenen Schwager Philon über 
5 Talente geerbt, sowie von den reichen Leuten, denen er durch 
Verhunzung des trierarchischen Gesetzes geholfen, eine Belohnung 
von 2 Talenten erhalten habe.) Letzteres ist unerweislich; aber 
der Grundbesitz muss als thatsächlich angenommen werden, da 
Aischines selbst durch sein Schweigen über eine so belastende 
Beschuldigung ein stummer Zeuge dafür ist; denn wenn er wider- 
legen kann, und sei es auch nur etwas Kleines, da pflegt er nicht 
zu schweigen. Er hatte aber von diesem Besitze für den Staat 
nicht zu steuern, und freiwillig hat er, wie Demosthenes sagt, 
nicht einmal in Zeiten der grössten Bedrängniss, wo Alle gaben, 


1) Dem. 18, 189: οὐδ᾽ ἔςτιν οὔτε μεῖζον οὔτ᾽ ἔλαττον ψήφιςμ᾽ Αἰεχίνῃ 
περὶ τῶν ευμφερόντων τῇ πόλει, mit Bezug auf die Zeit des 2. Krieges mit 
Philipp; aber wir wissen auch aus keiner andern Zeit von einem solchen. 
3) Aisch. 2, 152. 179; 3, 120; Schäfer I, 206f. 8) Dem. 19, 145: ἐν τῇ 
τῶν ἀπολωλότων cunuäxuv χώρᾳ κτήματα καὶ τεωργίαι παμπληθεῖς, Φιλο- 
κράτει μὲν τάλαντον ἔχουται πρότοδον, τούτῳ δ᾽ Αἰεχίνῃ τριάκοντα μνᾶς, was 
sodann mit Zeugnissen von Olynthiern belegt wird. Hierauf wird man auch 
das yewpyeic $ 314 beziehen. — Schol. Aesch. 1, 3: καὶ γὰρ εἶχεν ἀγρὸν 
ὁ A. ἐν Τύδνῃ τῆς Μακεδονία. 4) 18, 41: κτήματ᾽ ἔχων ἐν τῇ Βοιωτίᾳ 
καὶ γεωργῶν τἀκείνων (Θηβαίων. δ) 18, 312. — Ich erwähne kurz, dass 
nach [Aisch.] Br. 5, 6 er ein Haus in Kollytos und ein Grundstück in 
Halai hatte, 


188 Aischines. Letzte Lebenszeit. 


irgend welche Summe gespendet.') Sein eignes Schweigen ist 
auch hier wieder beweiskräftig genug. 

Aischines’ politische Laufbahn schliesst mit dem Prozesse 
gegen Ktesiphon; denn da er nicht den fünften Theil der Stimmen 
erhielt und folglich nicht nur in eine Busse von 1000 Drachmen, 
sondern auch in die beschränkte Atimie verfiel, nicht wieder eine 
solche Klage anstellen zu dürfen, so verliess er die Heimat, um 
nicht seinen gehassten Gegner triumphirend und sich missachtet 
zu sehen. Nach den apokryphen Briefen wandte er sich, ver- 
zichtend auf die Hülfe des Alexander, dessen Gastfreund er sich 
doch in der Rede gegen Ktesiphon zu sein berühmt, sofort nach 
Rhodos, und kaufte sich auf dem dieser Insel gegenüberliegenden 
Festlande ein kleines Landgut?); aber hierfür ist weder Gewähr 
noch Wahrscheinlichkeit. Alexander war damals unerreichbar 
im innersten Asien; Aischines ging also, wie wir bei den Bio- 
graphen lesen, nach Ephesos, um dort dem König zu erwarten, 
der ihm eine ehrenvolle Heimkehr bereiten konnte. Aber Alexander 
kam nicht wieder, und nach seinem Tode wurde es in Asien so 
unruhig, dass Aischines vorzog, nach dem geschützteren Rhodos 
zu gehen; von da wandte er sich später nach Samos und starb 
kurze Zeit darnach.°) Der Nachricht, dass er auf Rhodos eine 


1) Dem. 18, 312: οὐδ᾽ ὅθ᾽ ἅπαντες ὅτοι πώποτ᾽ ἐφθέγξαντ᾽ ἐπὶ τοῦ 
βήματος, εἰς cwrnplav ἐπεδίδοςαν, καὶ τὸ τελευταῖον "Apıcrövikoc τὸ ευνειλεγ- 
μένον εἰς τὴν ἐπιτιμίαν (nach der Zerstörung Thebens, Schäfer ΠῚ, 125), 
οὐδὲ τότ᾽ οὔτε παρῆλθες οὔτ᾽ ἐπέδωωκας οὐδέν. 3) [Aisch.] Br. 12, 7ff.; 
vgl. Br. 9; geht otwa darauf Philostr. V 8.1, p. 5K.: Καρίᾳ ἐνομιλήτας 
καὶ Pöbw? 8) Plut. 840CD: ἔφυγεν εἰς τὴν Ῥόδον, ‚a δραχμὰς ὑπὲρ τῆς 
ἥττης οὐ βουληθεὶς καταθέεθαι. οἱ δ᾽ ἀτιμίας αὐτῷ προςτιμηθῆναι λέγουειν 
οὐ θέλοντι ἐξελθεῖν τῆς πόλεως, καὶ ἐλθεῖν εἰς "Epecov ὡς ᾿Αλέξανδρον. τοῦ 
δὲ τελευτήςαντος ταραχῆς οὔεης ἀπάρας εἰς τὴν Ῥόδον ἐνταῦθα «χολὴν κατα: 
«τηκάμενος ἐδίδαεκεν. --- ἔπειτα πλεύτας εἰς Cäpov καὶ διατρίβων ἐπὶ τῆς 
νήτου ὀλίγον ὕςτερον ἐτελεύτηςεν. Es sind hier zwei Berichte vereinigt, ein 
kurzer und ein genauerer; jener findet sich ausserdem bei Buid. Alcx. 1. 2, 
dieser bei Philostratos, Photios cod. 61 (wo Alexander erwähnt, Ephesos 
ausgelassen ist) und Anönym.: ἀτιμωθέντα δ᾽ ἀπᾶραι εἰς τὴν "Aclav καὶ 
ἐλθεῖν εἰς "Epecov οἰηθέντα κατάξειν αὐτὸν εἰς ᾿Αθήνας ᾿Αλέξανδρον πυθό- 
μενον δὲ τετελευτηκέναι τὸν βακιλέα καὶ ταραχὴν εἶναι τῶν διαδεχομένων 
καταφυγεῖν εἰς Ῥόδον. Phot. cod. 264 hat die Stelle des Plut. um das, was 
zwischen den beiden Erwähnungen von Rhodos steht, verstümmelt. — 


Aischines. Charakter als Staatsmann. 139 


Rednerschule gegründet habe, steht eine andre gegenüber, wonach 
er sich dessen weigerte und schliesslich auf den Beruf seines 
Vaters zurückkam'); was an jener wahr sein kann, ist später zu 
untersuchen. 

Was nun den Charakter, und zwar zunächst den poli- 
tischen Charakter des Aischines betrifft, so lässt sich das Urtheil 
dahin zusammenfassen: ‘er hatte von den vier Eigenschaften, 
welche Perikles bei Thukydides vom Staatsmann fordert, nur 
eine einzige, nämlich die Redegabe, dagegen weder staatsmännische 
Einsicht, noch Patriotismus, noch Unbestechlichkeit.?) Vergebens 
suchen wir bei ihm nach irgend welcher leitenden Idee, und es 
ist ganz unberechtigt, wenn man in neuerer Zeit diesen Mangel 
darauf zurückgeführt hat, dass er die Gedanken, die er gehabt, 
nicht habe aussprechen dürfen, um nicht die Eitelkeit des Volkes 
zu verletzen.°) Seine Gönner Aristophon und Eubulos hatten ein 
näheres Verhältniss zu Theben erstrebt; Aischines reizte, wie er 
selber erzählt, den Philipp gegen die Thebaner auf, und macht 
dem Demosthenes das βοιωτιάζειν zum Vorwurf.t) Also stand er 
auf Seiten der Gegner jener Politik? Aber als Philipp seinen 
Rathschlägen nicht gefolgt war, und im Gegentheil die Thebaner 
gross gemacht hatte, wandte er sich nicht etwa vom Könige ab, 
sondern nahm nicht einmal Anstand, seine und der Thebaner 
Siegesfeier in Delphi mitzubegehen. So war er also philippisch 
gesinnt? So unfraglich dies ist, so liefert uns das noch nicht 
die. gesuchte staatsmännische Idee, man müsste denn das laisser 
aller als eine solche bezeichnen. Ist er doch soweit entfernt, 
den Standpunkt zu vertreten, dass bei der Schwäche und dem 


Plutarch Dem. 6. 24: ἐκεῖνος μὲν οὖν εὐθὺς ἐκ τῆς πόλεως ᾧχετ᾽ ἀπιὼν καὶ 
περὶ Ῥόδον καὶ Ἰωνίαν «οφιετεύων κατεβίωτεν. --- Weidner Einl. 8. 7 folgt 
der ersten Angabe des Pseudopl. und bemerkt: „die Nachricht, dass A. 
sich nach Ephesos gewandt und später erst Rhodus aufgesucht habe, stützt 
sich auf keine glaubwärdige Quelle“. — A. Schäfer III, 265f. 1) Erstere 
Nachricht Plut. Vit. 1. c., Phot., Philostr., auch Plut. Demosth. 1. c.; 
letztere Anonym. Vit. 2) 8. Thuk. II, 60 (τνῶναί τε τὰ δέοντα καὶ 
ἑρμηνεῦςαι ταῦτα, φιλόπολίς τε καὶ χρημάτων xpelcwv). - 8) Weidner zur 
Rede gg. Ktesiph. $ 260. 4) Aisch. 2, 114ff. 103#. (106 von Dem.: καὶ 
γὰρ πρὸς τοῖς ἄλλοις κακοῖς βοιωτιάζει).. Ueber Eub. und Arist. Dem. 18, 162. 


140 Aischines. Charakter als Staatsmann. 


verfallenen Zustande Athens der Anschluss an Makedonien die 
beste Politik sei, dass er vielmehr in der Rede gegen Ktesiphon 
den Demosthenes als Helfershelfer des Philipp und Freund Alexanders 
zu verdächtigen sucht. Dies die äussere Politik; um die innere 
Verwaltung hat er sich überhaupt fast nie gekümmert, und die 
einzige Idee, die er in Bezug darauf vorzutragen pflegt, ist die, 
dass auf Ordnung, Zucht, Gesetzlichkeit alles ankomme.!) — Patrio- 
tismus, falls dazu’der begeisterte Wunsch die Vaterstadt frei und 
gross zu sehen gehört, mangelte zu jener Zeit gar Vielen, und 
darunter sehr achtbaren Leuten, 2. Bsp. dem Phokion.?) Dass 
Aischines keinen besass, geht erstlich aus seinen Handlungen 
oder vielmehr Unterlassungen hervor, wie das Demosthenes gegen 
ihn hervorhebt?): „welche Bundesgenossenschaft für die Stadt ist 
durch dich zu Stande gekommen? welcher Hülfszug oder Erwerb 
von Freundschaft oder Ehre? welche Gesandtschaft, welcher Dienst, 
durch den die Stadt höher in Ansehen steht? was in den heimi- 
schen oder den hellenischen und ausländischen Angelegenheiten, 
womit du dich befasst, ist besser geworden? was für Dreirudrer? 
was für Geschosse? was für Schiffshäuser? welche Ausbesserung 
der Mauern? welche Reiterei? was überhaupt ist der Nutzen von 
dir? welche, sei es den Bemittelten sei es den Unbemittelten 
zu Gute kommende, dem gemeinen Interesse dienende Erleichterung 
der Lasten? Gar keine. Aber, mein Bester, wenn schon hiervon 
nichts, so doch freiwillige Schenkung‘) und redlicher Eifer. Wo? 
wann?“ Diese Fragen fordern Antwort und finden keine, und 
doch hätte sie selbst an Phokion niemand auch nur zu stellen 
gewagt. Aber noch mehr, Aischines zeigt nicht einmal Verständ- 
niss dafür, wenn ihm“jemand unpatriotisches Benehmen vorwirft. 
Mit vollstem Recht rügt es Demosthenes, dass jener an Philipps 
delphischem Siegesfeste theilnahm, die Spenden und Gebete mit- 
machte, den Päan mitsang, nachdem so eben über Athens Ver- 
bündete, die Phokier, ein so furchtbares Gericht ergangen war.5) 


1) Aisch. 1, 48: 3, 2. u. 8. w. 2) Grote XII, 867. 8) Dem. 
18, 8110 4) Εὔνοιά γε καὶ προθυμία. Dass εὔνοια diesen Sinn hatte, 
zeigen Stellen wie Dem. 19, 282; 8, 25; in der Stelle der Kranzrede (vgl. 
das Folgende) möchte Wortspiel sein. δ) Dem. 19, 1286. 


Aischines. Charakter als Staatsmann. a 


᾿ 
Aischines leugnet nichts, entschuldigt nichts, sondern findet alles 
in der Ordnung: „wenn ich, während unsre Stadt aufrecht stand 
und kein gemeinsames Unglück die Bürger betroffen hatte, den 
Päan mitsang, wo der Gott geehrt wurde, die Athener aber keine 
Schande hatten, so war das Frömmigkeit und kein Unrecht“.!) 
Während er also sich gar nicht scheute, um Philipps willen etwas 
zu thun, was den Athenern missfallen konnte, so nahm er sich 
um so sorgfältiger in Acht, um der Athener willen seine „Gast- 
freunde“ Philipp und Alexander zu verletzen; auf diese Rücksicht 
führt Demosthenes es zurück, dass nach Thebens Zerstörung 
Aischines allein unter allen Rednern dem Staate keine Schenkung 
machte, während ein Aristonikos das zur Wiedererlangung der 
Ehrenrechte bei Freunden gesammelte Geld dahingab.*) War das 
doch auch sein ganzer Stolz, diese „Gastfreundschaft“ mit den 
mächtigen Makedonenkönigen; „er der mir Alexanders Gastfreund- 
schaft zum Vorwurf macht,“ sagt er von Demosthenes in der Rede 
gegen Ktesiphon.®) Besser aber ist nie jemandem geantwortet 
worden, als wie Demosthenes auf diese Aeusserung entgegnet: 
„ich dir die Gastfreundschaft Alexanders? woher in aller Welt 
hättest -du die bekommen? Weder einen Gastfreund Philipps noch 
einen Freund Alexanders nenne ich dich, so verrückt bin ich 
nicht; oder man müsste auch die Schnitter und die, welche sonst 
etwas um Lohn thun, Freunde und Gastfreunde derer nennen, 
die sie gedungen haben“.‘) Wir kommen hiermit auf den vierten 
Punkt, auf die Unbestechlichkeit. Es wäre auch das schon ein 
sittlicher Vorwurf, wenn Aischines aus ungeheuchelter Bewunderung 
vor den makedonischen Königen sich so benommen hätte; denn 


1) Aisch. 2, 168: εἰ δ᾽ ὀρθῆς ἡμῖν τῆς πατρίδος οὔςης καὶ τῶν πολιτῶν 
κοινῇ μηδὲν ἀτυχούντων ευνῇδον μετὰ τῶν ἄλλων ευμπρέεβεων τὸν παιᾶνα, 
ἡνίκα ὁ θεὸς μὲν ἐτιμᾶτο, ᾿Αθηναῖοι δὲ μηδὲν ἠδόξουν, εὐτέβουν ἀλλ᾽ οὐκ 
ἠδίκουν, καὶ δικαίως ἂν «ῳζοίμην. 3) Dem. 18, 312f. (φυλάττων τὸ μηδὲν 
ἐναντίον γενέεθαι παρὰ coD τούτοις οἷς ἅπαντα πολιτεύε. 8) Aisch. 8, 66: 
ὁ τὴν ξενίαν. ἐμοὶ προφέρων τὴν ᾿Αλεξάνδρου. Während des zweiten Krieges 
hatte er freilich jegliches Verhältnis zu Ph. feierlich abgeleugnet, trat 
aber nach der Schlacht alsbald als Gastfreund und Freund desselben hervor 
und liess sich als Gesandter zu ihm abordnen, Dem. 18, 284 vgl. 286. 
4) Dem. 18, 51. 


142 Aischines. Charakter als Staatsmann. 
ἢ 


von allem Stolze des freien Republikaners abgesehen, welcher 
Stolz damals wohl schon den meisten Athenern fehlte, hätte ihn 
die Selbstachtung zurückhalten müssen, sich eines Verhältnisses 
zu rühmen, welches bei der ungeheuren Ungleichheit auf beiden 
Seiten augenscheinlich kein Freundschafts-, sondern ein Dienst- 
verhältniss war.!) Er muss unter allen Umständen als der eitle 
Emporkömmling erscheinen, der voll Staunen zu dem Reichthum 
und Glanz des grossen Königs emporschaut, und sich der Strahlen 
freut, die von da auf ihn selbst herabfallen. In der That war 
er, wie Demosthenes schildert, nach seiner Rückkehr aus Make- 
donien auf einmal vornehm geworden: „er hat die Brauen empor- 
gezogen, und wenn jemand von dem gewesenen Schreiber Aischines 
spricht, so setzt das gleich Feindschaft und er behauptet geschmäht 
zu sein, er der vordem das Rathhaus anbetete“.?) Aber was soll 
uns glauben machen, dass Aischines in der That an der Ehre 
genug hatte, dagegen das freigebig dargebotene Gold des Königs 
uneigennützig verschmähte? Es wäre das ja ausserordentlich 
seltsam; indes man könnte versuchen es zu glauben, wenn Aischines 
es uns versicherte. Leider thut er das nicht, und zwar obgleich 
Demosthenes in der Gesandtschaftsrede das Gegentheil behauptet 
hatte. Dieser erzählt, dass Philipp den einzelnen Gesandten als- 
bald reiche Geldgeschenke geschickt habe, und dass er dann eine 
weitere Summe allen gemeinsam unter dem Titel Gastgeschenk 
übermittelte.) Warum schweigt der Angeklagte davon? Ferner, 
was jenen Landbesitz betrifft, soll man etwa meinen, dass Aischines 
sein in Athen erworbenes Geld vortheilhaft in pydnäischen 
Ländereien angelegt habe? Wenn aber nicht, so möchte doch 
wohl von Bestechung zu reden sein, es sei denn dass jemand 
diesen Namen auf den Fall beschränkt, wo durch förmlichen Con- 
trakt für eine bestimmte Leistung eine bestimmte Summe gegeben 
wird. Hier nun liegt die Leistung als Thatsache vor, und das 


1) Richtig Dem. 18, 284: ἐκ ποίας γὰρ imc ἢ δικαίας προφάτεως 
Αἰοχίνῃ τῷ Γλαυκοθέας τῆς τυμπανιετρίας ξένος ἢ φίλος ἢ γνώριμος ἦν 
Φίλιππος; 2) Dem. 19, 814: τὰς ὀφρῦς ἀνέςπακε, κἂν 6 γετραμματευκὼς 
Αἰεχίνης εἴπῃ τις, ἐχθρὸς εὐθέως καὶ κακῶς Pncv ἀκηκοέναι — -- ὁ τέως 
προςκυνῶν τὴν θόλον. 3) Dem. 19, 167. 


Aischines. Charakter als Staatsmann. 143 


Geben von der andern Seite ebenso; .nur den Nachweis kann 
Demosthenes nicht führen, dass zwischen dem Geben und der 
Leistung ein ursächlicher Zusammenhang bestehe. Wenn dies 
Fehlen des Contrakts jemandem zur Ehrenrettung des Aischines 
genügt, so kann ich nichts weiter sagen. Aber, wendet man 
ein, das athenische Gericht«sprach ihn ja frei, „hatte also keine 
Momente dafür, dass Aischines in verrätherischer Weise ge- 
handelt, zu finden vermocht“.‘) Mir scheint zunächst eine Frei- 
sprechung, bei der es sich um 30 Stimmen handelte, ganz und 
gar nichts zu bedeuten. Ich sehe aber überhaupt keinen Grund 
anzunehmen, dass das öffentliche Gewissen, welches auch bei uns 
manchmal in erstaunlicher Weise schläft, in dem damaligen Athen 
so sehr rege gewesen wäre, und in.diesem Falle war ja dem 
Gewissen durch die eben erfolgte Verurtheilung des Philokrates 
bereits einige Genüge geschehen, so dass der Heliast, bei dem 
wir eine rigorose Moral und einen glühenden Patriotismus nicht 
voraussetzen dürfen, der Fürsprache des Eubulos ohne Gewissens- 
bedenken nachgab.?) Sodann will man durch Darlegung: der 
politischen Erwägungen, von welchen Ed#bulos und die andern 
Vertreter des philokratischen Friedens geleitet wurden, die An- 
nahme einer stattgehabten Bestechung ausschliessen.) Gewiss 
war Eubulos nicht bestochen, aber dass Philokrates bestochen 
war, ist so sicher wie irgend etwas, da er ja mit den Gaben j 
des Königs in Athen öffentlich prunkte*); jene Annahme kann 
also gar nicht ausgeschlossen werden. Aischines aber hatte in 
den entscheidenden Momenten mit Philokrates gemeinsam ge- 
handelt, wie er das in Bezug auf die Durchsetzung des Friedens- 
entwurfer selber sagt: „der Friede, der durch mich und Philo- 


1) W. Hartel, Demosth. Studien II, 116. 9) Wie die Denkweise des 
attischen Geschworenen von damals wirklich war, zeigt Dem. 19, 3316: 
ὑμῶν δ᾽ ἕκαετος πρῶτον μὲν οὔτε τὸν εὖ ποιοῦντα τὴν πόλιν αὑτὸν εὖ ποιεῖν 
ἡγεῖται οὔτε τὸν κακῶς κακῶς, ἀλλ᾽ ἕτερ᾽ ἐςτὶν ἑκάςτῳ προυργιαίτερα, ὑφ᾽ 
ὧν παράγεκθε πολλάκις, ἔλεος φθόνος ὀργὴ, Xaplcacdaı τῷ δεηθέντι, ἄλλα 
μυρία. 8) Hartell.c. 8. 948 4) Dem. 19, 114 u. a. St.; Schäfer II, 
292. Es ist nicht correkt, wenn Haztel 8. 136 nur sagt, dass die Schuld 
des Ph. mehr ausser Frage zu stehen scheine. 


144 Aischines. Unwahrhaftigkeit. 


krates zu Stande gekommen ist“.!) Nun wendet ja Demosthenes 
auf ihn die euripideischen Verse parodirend an, die Aischines 
vorher gegen Timarchos benutzt hatte: ὅςτις δ᾽ ὁμιλῶν ἥδεται 
(καὶ ταῦτα npecßevwv) Φιλοκράτει, οὐπώποτ᾽ ἠρώτηςα, Yırvückwv 
ὅτι ἀργύριον εἴληφ᾽ οὗτος, ὥςπερ Φιλοκράτης ὁ ὁμολογῶν.) Um 
die volle Berechtigung dieses Schlusses einzusehen, muss man 
sich nur lebhaft in die Lage zu versetzen suchen. Aischines sah, 
wie sein College für die Philipp geleisteten Dienste aus dürftigen 
Umständen plötzlich zu Wohlstand und Ueppigkeit kam. Seine 
eignen bisherigen Umstände waren gleich dürftig; er betheiligte 
sich an allem, was Philokrates für Philipp that; der gegen jenen 
freigebige König konnte gegen ihn nicht karg sein. Und da 
hätte Aischines nicht nehmen sollen? Weshalb? aus Abscheu 
vor dem Gelde? oder aus Abscheu vor der Bestechlichkeit? Aber 
dies letztere Gefühl war in ihm so wenig stark, dass er sich öffent- 
lich, gleichwie angeführt, zu der Gemeinschaft mit dem Bestech- 
lichen zu bekennen kein Bedenken trug, und dass er von Leuten, 
die wegen dieses Verbrechens zum Tode verurtheilt waren, mit 
der äussersten Schomung redet: „die Aermsten waren ausser 
Stande gewesen, Alter und Armuth zusammen zu ertragen, die 
grössten Uebel die es gibt“.) Woher also bei ihm die Kraft oder 
die Möglichkeit, der Versuchung zu widerstehen? 

Was also von Aischines’ tugendsamer Entrüstung über die 
Beschuldigung des Verraths, welche Demosthenes gegen ihn er- 
hoben‘), zu halten sei, ist hieraus ersichtlich; er ist als Politiker, 
nach einem demosthenischen Ausdruck, ὕπουλοςδ), ἃ. i. unlauter 
und heuchlerisch, und ich wüsste nicht, warum diese Art mehr 


1) A. 1, 174: τὴν εἰρήνην τὴν δι᾽ ἐμοῦ καὶ Φιλοκράτους τεγενημένην. 
2) Dem. 19, 245, 3) A. 1, 88: ἐκεῖνοι μέν γε οἱ ταλαίπωροι οὐ δυνάμενοι 
γῆρας ἅμα καὶ πενίαν ὑπενεγκεῖν, τὰ μέγιςτα τῶν ἐν ἀνθριύποις κακῶν, ταύ- 
ταις ἐχρήςαντο ταῖς ευμφοραῖς, vgl. L. Schmidt Rh. Mus. XV, 225. 4 
Aisch. 2, 146: ἐπὶ πολλοῖς μὲν οὖν ἔγωγε τῶν κατηγορημένων ἠγανάκτηκςα, 
μάλιςτα δ᾽ ἡνίκα ἠτιᾶτό μ᾽ εἶναι προδότην᾽ ἅμα γὰρ ταῖς αἰτίαις ταύταις 
φανῆναί με δεῖ θηριώδη καὶ τὴν ψυχὴν äcropyov καὶ πολλοῖς ἑτέροις ἁμαρτή- 
μαι πρότερον ἔνοχον. A. scheint den Begriff mpodocia merkwürdig eng zu 
fassen, sehr viel enger als das Attische Gesetz. 6) Dem. 18, 307, von 
As ἡουχία. 


Aischines. Unwahrhaftigkeit. 145 


"Schonung oder Achtung verdiente, als die in ihrer Schlechtigkeit 
ehrlichen und offenen Leute, wie Philokrates und Demades. Es 
ist aber überhaupt die Unlauterkeit und Unwahrhaftigkeit bei 
Aischines ein hervorstechender Charakterzug, so sehr, dass seine 
Angaben weniger Glauben als die irgend eines andern attischen 
Redners verdienen. Um dies darzulegen, genügt eine Prüfung 
seiner ersten Rede, gegen Timarchos. Die auf &raipncıc und 
πορνεία, also unsittliche Hingabe an Männer, lautende Haupt- 
anklage wird folgendermassen spezialisit. Zuerst habe ihn 
Misgolas, ein berüchtigter Päderast, bei sich im Hause gehabt, 
dann’ ein gewisser Antikles, drittens der öffentliche Sklave Pitta- 
lakos, viertens Hegesandros von Sunion, Hegesippos’ Bruder. 
Aischines fügt hinzu, dass er alsdann sein väterliches Vermögen 
durchgebracht habe; ferner habe er alle möglichen Aemter be- 
kleidet und sich darin stets unredlich und schlecht bewiesen. 
Den Misgolas nun versucht der Redner zur Zeugenaussage zu 
bringen, jedenfalls ohne Erfolg; zuvor aber muss er wegen des 
jugendlichen Aussehens des Mannes die Richter darauf aufmerk- 
sam machen, dass manche Menschen viel jünger erscheinen als 
sie sind, zu denen auch Misgolas gehöre; derselbe sei nämlich 
ein Altersgenosse von ihm und stehe im 45. Jahre.!) Wenn 
Aischines hiermit die Wahrheit sagt, woran man stark versucht 
ist zu zweifeln, so war Misgolas 390/89 geboren. Timarchos aber 
sass nach einer andern Stelle der Rede 361/0 im Rathe?), war 
also geboren 391 oder früher. Und da soll er den Lüsten des 
jüngeren Misgolas gedient und in dessen Hause gelebt haben? 
Wie völlig unwahrscheinlich dies sei, können wir von Aischines 
selber lernen, der so bemüht ist die Altersverhältnisse umzu- 
kehren.°) Ferner mussten doch für den Aufenthalt in Misgolas’ 
Hause anderweitige Zeugen aufzutreiben sein. Der Ankläger gibt 

1) Aisch. 1,49. 3) $ 109. 8) 8 49 (nach dem oben Angeführten): 
διὰ τί οὖν ταῦτα προλέγω; ἵνα μὴ ἐξαίφνης ἰδόντες αὐτὸν Baupäcnre καὶ 
ποιοῦτόν τι τῇ διανοίᾳ ὑπολάβητε" ,,ὦ Ἡράκλεις, ἀλλ᾽ οὗτός γε τούτου (Tim.) 
οὐ πολὺ διαφέρει“. ἅμα μὲν γὰρ ἡ φύεις ἐςτὶ τοιαύτη τοῦ ἀνθρώπου (Misg.), 
ἅμα δ᾽ ἤδη μειρακίῳ ὄντι αὐτῷ (Tim.) ἐπληείαζεν. Vorher 42: διαιτώμενος 
παρὰ Micyöäg .. πρεςβυτέρῳ ἑαυτοῦ, καὶ παρ᾽ ἀκολάςτῳ περὶ ταῦτα ραῖος 


ὧν. -- Vgl. auch $ 162 (ὁ mpecßurepoc). 
Blass, attische Beredsamkait. III; 2. 10 


146 Aischines. Unwahrhaftigkeit. 


auch vor, solche zu haben, fasst aber sogleich die Möglichkeit 
ins Auge, dass niemand Zeugniss ablegen wolle: „denn ich kann 
ja“, sagt er, „weder meine Freunde als Zeugen stellen noch die 
Feinde jener noch die welche weder mich noch sie kennen, 
sondern bin auf ihre Freunde angewiesen“.!) Diese angebliche 
Zwangslage ist völlig unverständlich. In der That hatte der 
Ankläger, wie Demosthenes hervorhebt, überhaupt keine Zeugen 
für Timarchos’ &raipncıc?), und alles was den Misgolas betrifft, 
scheint hiernach reiner Schwindel zu sein: Aischines wählte einen 
Namen, von dem im Bewusstsein aller Hörer das betreffende 
Laster unzertrennlich war.?) Bezüglich des Antikles wird ein 
Beweis gar nicht versucht; derselbe sei von Athen abwesend. 
Zu Pittalakos muss der Angeklagte notorisch eine Beziehung 
gehabt haben, da auch Demosthenes davon redet ohne abzuleugnen‘), 
und ehrenvoll war dieser Umgang gewiss nicht, aber war er von 
der Art, wie Aischines ihn darstellt? Von Beweisen dafür gibt 
er nicht einen Schatten. Wir lesen nun weiter, dass während 
Timarchos bei Pittalakos war, Hegesandros vom Hellespont zurück- 
gekehrt sei, wo er Schatzmeister des Feldherrn Timomachos ge- 
wesen; damit fand Timarchos einen neuen Verehrer, der ihn dem 
Pittalakos alsbald abspenstig machte.°) Aber die Rückkehr des 
Timomachos fällt Anfang 360°); damals war der Angeklagte 
über dreissig Jahre alt und sass im Rathe; ist also das Weitere 
denkbar? Ausserdem widerspricht Aischines sich selbst, indem 
er nachher, um eine pikante, übrigens unbezeugte Geschichte 


1) 47: γέγραφα μαρτυρίαν τοῖς εἰδόει Τίμαρχον ἐκλιπόντα τὴν πατριίψαν 
οἰκίαν καὶ διαιτώμενον παρὰ Μιςγόλᾳ, πρᾶγμα οἶμαι χαλεπὸν ἐξεργάζεεθαι 
ἐπιχειρῶν" οὔτε γὰρ ἐμὲ δεῖ τοὺς ἐμαυτοῦ φίλους μάρτυρας παραεχέςθαι οὔτε 
ποὺς τούτων ἐχθροὺς οὐδὲ τοὺς μηδετέρους ἡμῶν Τιγνώεκοντας, ἀλλὰ 
τοὺς τούτων φίλους. ἂν δ᾽ ἄρα καὶ τούτους melcwcı μὴ μαρτυρεῖν wre. 2) 
Dem. 19, 243. 120, vgl. auch Aisch, $ 98. — Das Zeugnis des Phaidros 
(8 50 vgl. 48) betrifft einen einzelnen, bedeutungslosen Vorfa). 8) 8. die 
Stellen der Komiker bei Athen. VIII, c. 21f. 4) Dem. 19, 346 lässt den 
A. sagen: εἶτα τὸν εἰς τοὺς ὄρνεις elcıövra καὶ μετὰ Πιτταλάκου περιιόντα, 
καὶ τοιαῦτ᾽ εἰπὼν, ἀγνοεῖτ᾽ ἔφη ποῖόν τιν᾽ ἡγεῖςθαι δεῖ; 6) Aisch. 8 δότι; 
bes. 57: τοῦτον (Tim.) ἐκεῖ (bei Pittal.) πρῶτον ἰδὼν ἤςθη τε καὶ ἐπεθύμηςε 
καὶ ἐβουλήθη ὡς αὑτὸν ἀναλαβεῖν. Erst lange darnach wird Tim. ἔξωρος, 
$ 96. 6) Schäfer I, 136. 


Aischines. Sittlicher Charakter. 147 


einzuführen, angibt, dass in demselben Jahre, wo Timarchos 
Rathsherr, Hegesandros Schatzmeister der Göttin gewesen sei; 
dann konnte derselbe aber nicht von Athen abwesend sein.!) 
Der Ankläger macht nun einen Versuch, von Hegesandros ein 
Zeugniss zu gewinnen, natürlich ohne Erfolg; hingegen sagt ein 
gewisser Glaukon aus, dass er dem Pittalakos gegen Hegesandros 
die Freiheit vindieirt habe, und noch andre Zeugen treten auf, 
deren Aussagen vermuthlich ebensoviel bewiesen wie diese.?) — 
Bei der Anklage wegen Vermögensverschwendung ist Aischines 
anscheinend sehr gründlich: er beweist mit Zeugen, dass Ver- 
mögen vorhanden gewesen sei, und behauptet mit aller Zuversicht, 
dass jetzt nichts da sei.) Dagegen in Bezug auf die Amts- 
führungen ist wieder ein ungeheures Missverhältniss zwischen 
Anschuldigungen und Beweisen: nur ein einziges Zeugniss wird 
hier beigebracht, laut dessen Timarchos eine erhobene Anklage 
für Geld im Stiche gelassen.‘) — Und dies ist diejenige Sache, 
bei welcher Aischines nach allgemeiner Ansicht wesentlich im 
Rechte war; die Unwahrheiten in den andern Reden aufzuzählen 
ist hiernach nicht mehr nöthig. 

Aber was auch immer dieser Redner in Erfindungen und 
Entstellungen sich hat zu Schulden kommen lassen: mir flösst 
das alles nicht entfernt den Widerwillen ein wie die erheuchelte 
Sittlichkeit, namentlich der ersten Rede. Darüber ausführlicher 
zu reden ist um so mehr nöthig, als über die Timarches noch 
jüngst das Urtheil ausgesprochen ist: „sie bewege sich in einer 
schmutzigen Sache ohne die geringste Frivolität, erhebe sich an 
Stellen zu wahrhaft grossartigem Schwunge und zu Gnomen mit 
tief sittlichem Inhalt, und habe in Ton und Gedanken mit Lykurg’s 
—_ δ 


Ὁ) $ 110, vgl. Schäfer II, 311, 1, welcher die meines Bedünkens durch 
nichts erforderte Vermuthung aufstellt, es möchte jenes ein früherer Feld- 
zug des Timom. sein. A. redet offenbar von dem’ des Jahres 361/0, und von 
einem früheren weiss niemand etwa. 2) $ 66. 8) $ 96. Ueber die 
Zeit der Veräusserung stimmen die Aussagen des Redners nicht überein, 
vgl. $ 95f. mit 103. Auch lauten die Zeugnisse nach 99 dahin, dass dem 
T. dies von seinem Vater hinterlassen sei; aus 108 aber geht hervor, dass 
jener längere Zeit unter Vormundschaft stand. 4) $ 106—115; das 
Zeugniss 115. 

10* 


148 Aischines. Sittlicher Charakter. 


Leokratea Aehnlichkeit“.') Da hiernach auch der dünnste Schleier 
nicht für Alle durchsichtig ist, so muss man auch diesen weg- 
ziehen.?) Bekanntlich unterscheidet Platon in der griechischen 
Knabenliebe drei Arten: eine auf die Seele gerichtete und die 
körperliche Befleckung verabscheuende, sodann die rein sinnliche, 
der es nur auf die Befriedigung des thierischen Triebes ankommt, 
und drittens eine aus diesen beiden gemischte, also von laster- 
hafter Ausschweifung nicht freie. Die erste lässt er zu, die beiden 
andern will er nicht dulden.°) Wenn nun ein Vertreter der ersten 
als Ankläger des Lasters aufträte, so könnten wir ihm die Be- 
rechtigung zugeben, obgleich auch sein Standpunkt nicht von 
Allen würde gebilligt werden. Thut aber dasselbe ein Vertreter 
der dritten, also ein Päderast, so finden jene Verse Anwendung: 
Quis coelum terris non misceat et mare coelo, si fur displiceat 
Verri, homieida Miloni? Aischines aber war Päderast nach seinen 
eignen Geständnissen; denn er ging in den Gymnasien umher und 
machte schönen Knaben den Hof, er hatte zahlreiche Liebschaften 
und aus Anlass derselben gelegentlich Schlägereien, er hatte auch 
Liebesgedichte gemacht, und sieht voraus, dass ihm Timarchs 
Vertheidiger diese Gedichte vorhalten werden, mit einigen Ver- 
fälschungen, wie er βαρύ.) Die Gedichte mochten an einzelnen 
Stellen etwas zu deutlich werden; aber wenn er hier auch ab- 
leugnet, so ist doch das Merkmal der Schlägereien 'ausreichend, 
um seine Liebe als sinnlich zu qualifiziren.°) Wollte er diesen 


1) E. Rosenberg Philolog. XXXV 8, 198. 2) A. Schäfer hat dasselbe 
vor mir gesagt, was ich zu sagen habe (II, 317f.); vgl. auch A.Hug Rh. Mus. 
XXIX, 442: „diese Heuchelei, die um so widerwärtiger ist, als mit Aus- 
nahme vielleicht von Pseudodem. c. Neaeram keine Rede des griech. Alter- 
thums sich so sehr im Schmutze wälzt wie die unsre“. 3) Plat. Leg. 
VIII, p. 881. 4) Aisch. 1, 135f. von einem Vertheidiger des T.: &mepw- 
τῶν εἰ οὐκ αἰςχύνομαι αὐτὸς μὲν ἐν τοῖς yupvacloıc ὀχληρὸς ὧν καὶ πλείςτων 
ἐραςτὴς γετονιύς, τὸ δὲ πρᾶγμα εἰς ὄνειδος καὶ κινδύνους καθιοτάς -- -- 
(486) ἐγὼ δ᾽ οὔτε ἔρωτα δίκαιον ψέγω -- οὔτ᾽ αὐτὸς ἐξαρνοῦμαι μὴ οὐ 
γεγονέναι ἐρωτικὸς καὶ ἔτι καὶ νῦν εἶναι, τάς τ᾽ ἐκ τοῦ πράγματος γιγνομένας 
πρὸς ἑτέρους φιλονικίας καὶ μάχας (oben 186 λοιδοριῶν καὶ πληγῶν) οὐκ 
ἀρνοῦμαι μὴ οὐχὶ ευμβεβηκέναι μοι. περὶ δὲ τῶν ποιημάτων κτέ. Vgl. auch 
3, 216 von Demosth.: τὰς ἐν τοῖς γυμναείοις μετὰ τῶν νεωτέρων ἐμοῦ δια- 
τριβὰς καταμέμφεται. 6) Vgl. Becker Charikles (hsggb. von H. 6611) II, 262. 


Aischines. Sittlicher Charakter. 149 


Verdacht ausschliessen, so konnte er ja das mit leichtester Mühe 
thun; aber er führt fort: „ich behaupte, dass die Liebe zu den 
Schönen und Sittsamen eine humane und gutgeartete Seele 
anzeigt, hingegen das schamlose Treiben dessen, der sich für 
Geld jemanden miethet, einen ausgelassenen und ungebildeten 
Charakter offenbart“.') Das ist genau der Standpunkt des Pausanias 
im platonischen Symposion: nicht das unnatürliche Laster an sich 
noch die Hingabe dazu ist das Schimpfliche, sondern erst die 
Motive machen die an sich neutrale Sache zu etwas schönem oder 
schlechtem.?) Nun ist es immer noch etwas ganz anderes, wenn 
Pausanias von seinem Standpunkte aus die nur auf sinnlichen 
Genuss gerichtete πάνδημος ᾿Αφροδίτη in einer Tischrede schilt, 
und wenn Aischines als Vertreter desselben Standpunktes den 
Timarchos vor Gericht verklagt und zeitlebens unglücklich machen 
will, weil er angeblich für Geld sich hingegeben. Denn dass 
von einem Beweise hierfür auch nicht entfernt die Rede ist, ver- 
steht sich nach den obigen Darlegungen von selber. Und doch 
verliert so die Anklage auch juristisch allen Halt. Das Gesetz, 
indem es vom ἑταιρεῖν' sprach, machte keine beschränkenden 
Zusätze wie etwa jıc8o0°), und einmal in der Rede scheint auch 
Aischines von der correkten Auffassung auszugehen, indem er 
das Widernatürliche an Timarchos’ Vergehen hervorhebtt); diese 
selbe Auffassung müssen auch die verurtheilenden Richter gehabt 
haben. Aber indem der Ankläger übrigens den Begriff des ἑταιρεῖν 
so beschränkt, wie er es um seiner selbst willen thun musste, 
und dem Timarchos ferner auch ein gewerbsmässiges πεπορνεῦςθαι 


1) 8 181: ὁρίζομαι δὲ τὸ μὲν ἐρᾶν τῶν καλῶν καὶ cwppöywv φιλανθρώπου 
πάθος καὶ εὐγνώμονος ψυχῆς, τὸ δὲ ἀκελγαίνειν ἀργυρίου τινὰ μιςθούμενον 
ὑβριςτοῦ καὶ ἀπαιδεύτου ἀνδρὸς ἔργον εἶναι ἡγοῦμαι, καὶ τὸ μὲν ἀδιαφθόρως 
ἐρᾶεθαί φημι καλὸν εἶναι, τὸ δ᾽ ἐπαρθέντα μιςθῷ πεπορνεῦςθαι αἰςχρόν. 2) 
Vgl. A. Hug 1. c., der A.’s Auffassung geradezu auf die Rede des P. zurück- 
führt. 3) 8. $ 19. 29. Was die Meinung des Gesetzgebers war, kann 
durch das von A, $ 139 angeführte anderweitige Gesetz: δοῦλον ἐλευθέρου 
παιδὸς μήτ᾽ ἐρᾶν μήτ᾽ ἐπακολουθεῖν, nicht zweifelhaft gemacht werden. Und 
dass das Wort &raıpeiv nicht den Begriff des Gewerbsmässigen enthält 
(Becker 1. c. 8. 272), zeigen die Stellen Aisch, $ 51; Andok. 1, 100. 4) 
Aisch. 1, 185: τὸν ἄνδρα μὲν καὶ ἄρρενα τὸ ςῶμα, γυναικεῖα δ᾽ ἁμαρτήματα 
ἡμαρτηκότα... τῷ παρὰ φύειν ἑαυτὸν. ὑβρίςαντι. 


160 Aischines. Sittlicher Charakter. 


zur Last legt, so hätte er in der That den Beweis liefern müssen, 
den nach seiner Anführung die Vertheidiger von ihm verlangten, 
dass nämlich jener förmliche Contrakte gemacht, sowie dass er 
die Hurensteuer gezahlt habe'); andernfalls konnte Timarchos 
immer sagen, dass er ἐρώμενος gewesen. Da nun Aischines keinen 
Beweis der Art hat, so schiebt er dem Angeklagten den Beweis 
für ein sittenreines Leben zu?), und einen solchen konnte dieser 
wiederum nicht liefern. 

Indessen wir haben es hier noch nicht mit den Mängeln 
der Timarchea zu thun, sondern ‚mit Aischines’ Sittlichkeit. Was 
ihm Andre zutrauten, zeigt ein Bruchstück des Deinarchos, der 
den Pytheas aus dem Umgange mit ihm verdächtigt°); andrer- 
seits können wir es ihm glauben, dass er wenigstens in der Zeit, 
aus der seine Reden stammen, kein öffentliches Aergerniss durch 
seinen Wandel gab, sich stets mässig und ehrbar zeigte, keinen 
kostspieligen Lüsten fröhnte.‘) Somit hält er sich berechtigt, 
des Timarchos Unersättlichkeit in sinnlichen Genüssen zu schelten®), 
und eine Glanzstelle der Rede ist jene, wo er aus dieser uner- 
sättlichen Gier nach Genuss, statt von den Rachegöttinnen der 
Tragödie, den Antrieb zu den schwersten Verbrechen herleitet.*) 
Nun ist jene Selbstbeherrschung, die das Mass und den Anstand 
stets zu wahren weiss, etwas recht löbliches; aber sie ist mit 
innerer Sittlichkeit nicht dasselbe, und sie wird widerwärtig, wenn 
sie sich gleichwohl an die Stelle derselben setzen will. Aischines 

1) $ 1008. 119. 3) 1306. 8) Dein. κατὰ ΤΤυθέου frg. 18 8.: πάλιν 
παρ᾽ Alcxlvnv ἀποφοιτήτας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι xpucoxoeiv ἐμάνθανεν 
(sprächwörtlich), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον αὐτῷ πράττειν ἢ mäcgev. 4)2, 
146: τοῦ μὲν οὖν ἐμοῦ βίου καὶ τῆς καθ᾽ ἡμέραν διαίτης ὑμᾶς δοκιμαςτὰς 
ἱκανοὺς εἶναι νομίζω. 152: ποίᾳ κρατηθεὶς ἡδονῇ; ἢ τί πώποτ᾽ ἄςχημον 
ἕνεκα χρημάτων πράξας; 4: τῶν cecwppovnpevwv ἐν τῷ βίῳ μοι, vgl. δ. 
168; 8, 218. 5) 1, 42: ἔπραξε ταῦτα δουλεύων ταῖς αἰςχίεταις ἡδοναῖς, 
ὀψοφαγίαις καὶ πολυτελείαις δείπνων καὶ αὐλητρίει καὶ ἑταίραις καὶ κύβοις 
καὶ τοῖς ἄλλοις, ὑφ᾽ ὧν οὐδενὸς δεῖ κρατεῖςθαι τὸν τενναῖον καὶ ἐλεύθερον, 
vgl. 65. 95f.; 3, 110. 6) $ 190: μὴ τὰρ οἴεςθ᾽ ὦ ᾿Αθηναῖοι τὰς τῶν 
ἀτυχημάτων ἀρχὰς ἀπὸ θεῶν, ἀλλ᾽ οὐχ ὑπ᾽ ἀνθρώπων ἀκελγείας τίγνεςθαι, 
μηδὲ τοὺς ἠςεβηκότας καθάπερ ἐν ταῖς τραγῳδίαις Tlorväc ἐλαύνειν καὶ κολάζειν 
δᾳεὶν ἡμμέναις: ἀλλ᾽ αἱ προπετεῖς τοῦ «ματος ἡδοναὶ καὶ τὸ μηδὲν ἱκανὸν 


ἡγεῖςθαι, ταῦτα πληροῖ τὰ λῃςτήρια, ταῦτ᾽ εἰς τὸν ἐπακτροκέλητα ἐμβιβάζει, 
ταῦτά ἐςτιν ἑκάςτῳ ΤΙοινὴ κτέ. 


Aischines. Sittlicher Charakter. 151 


aber erhebt den Anspruch, durch diese Klage und durch die 
sittlichen Mahnungen seiner Rede sich ein „ewig denkwürdiges“ 
Verdienst erworben zu haben), und das obgleich nicht nur die 
rein persönlichen Beweggründe zu der Klage so offenkundig 
vorliegen, dass er sich im Eingange der Timarchea zu denselben 
ohne weiteres bekennt?), sondern ausserdem das, was hier seinen 
sittlichen Unwillen erregt, längst vergessene alte Geschichten 
waren, und er übrigens in der Rede das Laster und die Laster- 
haften ebenso sorgfältig zu schonen beflissen ist, wie er früher 
den Timarchos geschont und ungestört gelassen hatte.®) Von 
Misgolas, den er zum Zeugen gewinnen möchte, sagt er: „im 
übrigen ein Ehrenmann, an dem man in keiner Hinsicht etwas 
aussetzen könnte, aber auf diese Sache (die Päderastie) seltsam 
versessen“.‘) Von denen, die sich gleich dem Timarchos vergangen, 
erklärt er nur solche nennen zu wollen, an deren Feindschaft 
ihm nichts liege, und nachdem er drei genannt, „vergisst er ab- 
sichtlich“ die Uebrigen, da er nicht jeden einzelnen in bitterer 
Weise namentlich hervorziehen wolle.) Wiederum etwas später: 
„ein gewisser Bürger, dessen Namen ich nicht nennen will — 
denn ich scheue es mich zu verfeinden — soll durch Contrakt 
sich zur Buhlschaft verdungen haben“.®) Aber noch mehr: in 
echter Humanität und Toleranz weist er den Päderasten einen 
Weg, auf dem auch sie zu ihrem Vergnügen kommen können: 
„sagt ihnen,“ mahnt er die Richter, „dass sie sich an die Metöken 
und Fremden halten mögen, damit sie ihren Wunsch erreichen 
und doch ihr keinen Schaden davon habt“.”) Also hier gibt er 
die Metöken und Fremden .der Verführung Preis; anderswo in 
der Rede wundert er sich, dass Solon die Misshandlung (ὕβρις) 


1) 2, 180: ὅτοι μὲν ὑμῶν πατέρες εἰεὶ παίδων —, ἀναμνηςθέντες ὅτι 
τὴν τῆς ς«ωφρσεύνης παράκληςιν διὰ τῆς περὶ Τίμαρχον κρίςεως ἀειμνήςτως 
αὐτοὺς παρακέκληκα, vgl. 1, 111. 2) 8 1--8. 8) Dies letztere macht 


Demosthenes mit allem Reoht gegen ihn geltend, 19, 285f. 4) 8 4: 
ἀνὴρ τὰ μὲν ἄλλα καλὸς κἀταθὸς, καὶ οὐδαμῇ ἄν τις αὐτὸν μέμψαιτο, περὶ 
δὲ τὸ πρᾶγμα τοῦτο δαιμονίως ἐςπουδακὼς κτέ. δὴ 8 1ὅ8. 6) 5 166. 


7) 196: τοὺς δὲ τῶν νέων ὅςτοι ῥᾳδίως ἁλίςκονται θηρευτὰς ὄντας εἰς τοὺς 
ξένους καὶ τοὺς μετοίκους τρέπεςθαι κελεύετε, ἵνα μήτ᾽ ἐκεῖνοι τῆς προαιρέςεως. 
ἀποςτερῶνται μήθ᾽ ὑμεῖς βλάπτηςθε. 


152 Aischines. Sittlicher Charakter. 


auch gegen Sklaven verboten, was nach seiner Meinung in einer 
Fürsorge für diese unmöglich seinen Grund haben kann.!) Von 
hier aus werden wir auch beurtheilen können, wie es sich mit 
Aischines’ Schuld oder Unschuld in dem bekannten Fall mit der 
olynthischen Frau verhalte.?) Nicht nur er selbst ist über den 
Vorwurf des Demosthenes ungeheuer entrüstet°), sondern seine 
und Eubulos’ ganze Partei, soweit sie unter den Richtern vertreten 
war, bezeigte dem Ankläger bei dieser Erzählung laut ihren Un- 
willen. Aber gerade dieser Aufwand von Entrüstung und Lärm 
muss den Verdacht erregen, dass es auf die Vertuschung einer 
schlimmen Sache angekommen sei; denn bei derartigen Schänd- 
lichkeiten konnten die Athener, wie das Ende des Paches beweist, 
sich ausserordentlich empfindlich zeigen. In der That ist es mir 
so wenig wie A. Schäfer zweifelhaft, dass jenes Gastmahl der 
athenischen Gesandten und bei demselben die Misshandlung einer 
olynthischen Kriegsgefangenen wirklich stattgefunden; als Haupt- 
thäter nennt Demosthenes den Aischines und Phrynon, welchem 
letzteren er ausserdem vorwirft, dass er sich dem Philipp durch 
Zusendung seines hübschen Sohnes empfohlen habe.) Es kommt 
nun wirklich wenig darauf an, ob Aischines nur zuliess oder 
selbst aufforderte; weshalb aber hätte er nach seiner Denkweise 
derartiges nicht zulassen sollen? Handelte es sich doch nur um 
eine Olynthierin, die gewesene Frau eines von Philipps Feinden 
und gegenwärtig Sklavin, und man war in Makedonien, nicht 

1) 8 17: ἴτως Av οὖν τις θαυμάκειεν ---, τί δήποτ᾽ ἐν τῷ νόμῳ τῷ τῆς 
ὕβρεως προςεγράφη τοῦτο τὸ ῥῆμα, τὸ τῶν δούλων. τοῦτο δ᾽ ἐὰν «κοπῆτε — 
εὑρήςετε ὅτι τοῦτο πάντων ἄριςτ᾽ ἔχει: οὐ γὰρ περὶ τῶν οἰκετῶν ἐςπούδατεν 
ὁ νομοθέτης κτέ. Man vergleiche Demosthenes’ Behandlung derselben Be- 
stimmung, der darin einen besondern Ruhm der athenischen Humanität er- 
blickt, Mid. 48ff. 2) Dem. 19, 196ff. m. d. Scholien; Aisch. 2, 4f. 168 Β΄; 
A. Schäfer II, 384#. 8) 8 5: εἰ γάρ τις ἢ τῶν ἔξωθεν περιεςτηκότων 
πέπειςται —, ἢ τῶν δικαζόντων ὑμῶν, ὡς ἐγὼ τοιοῦτόν τι διαπέπραγμαι μὴ 
μόνον εἰς ἐλεύθερον «ὦμα, ἀλλὰ καὶ εἰς τὸ τυχὸν, ἀβίωτον εἶναί μοι τὸν 
λοιπὸν βίον νομίζω. Ueber das Zeugniss des Aristophanes (164 8.) 8. unten 
zu Rede Π. --- Weil zu Dem. 19, 198 macht mit Recht geltend, dass der 
Gesandte Iatrokles, auf welchen D. seine Kenntniss des Vorfalls zurück- 
führt, zwar sich hütet für ihn zu zeugen, ebensowenig aber, wie aus As 


Stillschweigen hervorgeht, ihn Lügen straft. 4) Dem. 19, 380, 233 (mit 
Zeugen). 


Aischines. Sittlicher Charakter. 153 


unter-den Augen des athenischen Volkes. Wieviel von Unreinheit 
und Gemeinheit in der Seele dieses ehrbaren Mannes steckte, der 
so gewaltige Anstrengungen machen muss um das Wort „huren“ 
über die keuschen Lippen zu bringen!), das beweisen die Stellen 
seiner Rede gegen Timarch, wo er durch geflissentlich angebrachte 
Zweideutigkeiten die schlechtesten Gefühle seiner Zuhörer zu 
kitzeln sucht. Ich will diesen Schmutz nicht weiter aufrühren?), 
auch nicht den seiner Schmähungen gegen Demosthenes, welche 
um so schändlicher erscheinen, als er auch nicht einmal den 
Versuch eines Beweises macht?), und ziehe aus allem Vorstehenden 
das Ergebniss, dass Aischines auch in sittlicher Beziehung ὕπουλος 
war, auswendig ehrbar und würdevoll, inwendig nichts besser 
als die Masse, vielmehr insofern schlechter, als er tugendhaft 
scheinen will. 

Demosthenes macht ihm eben aus den Anklagen, die er an- 
gestellt, noch einen andern Vorwurf, dass er seine Beredsamkeit, 
statt für das Interesse des Staats, zur Befriedigung seiner Rach- 
sucht zu verwenden pflege.‘) So allgemein hingestellt, möchte 
der aus zwei Fällen, soweit wir wissen?), abgezogene Vorwurf 
unzutreffend erscheinen; bedenken wir indes, dass Aischines von 
niemandem ausser von Timarch und Demosthenes jemals ange- 
klagt worden ist, und sehen wir dann, mit welchem intensiven 
Hass er gegen diese beiden loszieht, einem Hasse, der doch 
augenscheinlich in beiden Fällen nur in der persönlichen Kränkung 


1) Aisch. 1, 52: οὐκέτι “φαίνεται δήπου μόνον ἡταιρηκὼς, ἀλλὰ καὶ (μὰ 
τὸν Διόνυτον οὐκ οἶδ᾽ ὅπως δυνήτομαι περιπλέκειν ὅλην τὴν ἡμέραν) καὶ 
πεπορνευμένος. Andere Belege derselben Prüderie $ 877. 51 (παρρηειάζεται). 
55 (ἃ γὰρ οὗτος ἔργῳ πράττων οὐκ ἠςχύνετο, ταῦτ᾽ ἐγὼ λόγῳ «αφῶς ἐν 
ὑμῖν εἰπὼν οὐκ ἂν ἐδεξάμην ζῆν). 70. 76 (-- ἡδονάς τινας παρακκευάζειν 
τοῖς τὸ ἀργύριον mpoavaklckoucıv; οὐ γὰρ ἔχω μὰ τὸν Δία τὸν Ὀλύμπιον, 
τίνα τρόπον εὐφημότερον μνηςθῶ τῶν col καταγελάςτως πεπραγμένων ἔργων). 
Mit den Worten πορνεύεςθαι u. 8. w. geht es übrigens weiterhin ganz glatt 
beraus. — Höchst sittsam auch 53 von Würfelbuden: ἤδη γὰρ οἶμαί τινας 
ὑμῶν ἑωρακέναι ἃ λέγω, εἰ δὲ μὴ, ἀλλ᾽ ἀκηκοέναι γε. 2) Stellen: 61. 70. 
74, 79 (Schol. κακέμφατον). 808. 1618: 8) 2,28. 88, 127; 8, 1625. 4) 
Dem. 18, 277. 307f. 6) Es könnten allerdings damals bereits noch andre 
Fälle ‚vorgelegen haben; namentlich $ 307 passt auf Timarch u. Ktesiphon 
nicht gut. 


154 Αἰδοβίωθα. Sittlicher Charakter. 


wurzelt, so können wir den Vorwurf der Rachsucht nicht fern- 
halten, und müssen die Bezeichnung yuvaıxeioc τὴν ὀργήν, die er 
auf Demosthenes anwendet, ihm selber zurückgeben.!) Freilich 
mochte seitens der Menge ihn deshalb kaum ein Tadel treffen; 
diese vielmehr musste sein Verhalten loben, da er so sorgsam 
den Feindschaften aus dem Wege ging und ungereizt weder als 
Ankläger auftrat noch schmühte, ausser etwa erklärte Gegner 
seiner Partei, wie den Hegesandros und den Feldherrn Diopeithes.?) 
Aber dass man auch damals eine höhere Moral haben konnte, 
zeigt das Beispiel des Demosthenes, von dessen Ruhme es ein 
nicht geringer Theil ist, dass er seinen Feinden ein so schlechter, 
namentlich so wenig zäher Feind war, und Privatfeindschaft und 
persönlichen Hess beim Staatsmann als vielleicht nothwendige, 
jedenfalls aber möglichst zu beschränkende Uebel behandelt. Bei 
ihm sehen wir ein durchaus gross und edel angelegtes Gemüth; 
bei seinem Gegner ist das noch kein Beweis für ein solches, 
wenn er die Liebe zu seinen Angehörigen betheuert, und wenn 
er den ‚Demosthenes deshalb, weil er unmittelbar nach dem Tode 
seiner einzigen Tochter Festkleider wegen Philipps Ermordung 
anlegte, einen schlechten Vater und somit auch schlechten Bürger 
schilt.°) Denn hier zeigt er nur, wie völlig fremd das antike 
patriotische Gefühl ihm selber war‘); Familiengefühl aber hatten 
nahezu Alle. Auszeichnend ist an ihm lediglich die Vorsicht und 
Behutsaınkeit, die auch nicht als Feigheit ausgelegt werden dart. 
Hielt er doch der Anklage des Demosthenes Stand und ergriff 
nicht die Flucht wie Philokrates, der freilich sich vorher allzu 
unvorsichtig und frech benommen hatte, um jetzt einen günstigen 
Ausgang erwarten zu können. Aischines aber hatte sich öffentlich 
weit weniger compromittirt; er wusste, dass er an Eubulos einen 


1) A. 2, 179 m. d. Schol. 2) 1, 668. 69f. 96 (Heges.); 62 (Diop.). 
Vgl. A. Schäfer II, 319. — Dagegen sucht er sich bei Andern durch Lob 
zu empfehlen, wie $ 81 bei dem Arsopagiten Autolykos, und $ 156f. bei 
einer ganzen Reihe gewesener oder gegenwärtiger Schönheiten, was bezüg- 
lich der letzteren noch eine andre Seite hat, vgl. was er selbst 187 hinau- 
fügt: ἔτι δ᾽ εἰπεῖν ἔχων πολλοὺς παύτομαι, ἵνα μὴ δοκῶ τὸν ἔπαινον θεραπείᾳ 
τινὶ κατ᾽ αὐτῶν ποιεῖςθα. 8) Aisch. 2, 1464, 159; 3, 1΄ 4) Vgl. 
Plut. Dem. 22; Consol. ad Apoll. c. 88. 


Aischines. Geistesbildung. 155 


mächtigen Beistand hatte, und ferner war er, namentlich seit 
Timarchos’ Prozess, in den Augen vieler Urtheilslosen eine Person 
von moralischem Gewicht und Ansehen, was in Athen ausser- 
ordentlich viel ausmachte. So wenig also in seinem Standhalten 
ein Beweis von besonderm sittlichen Muth zu sehen ist, was er 
selber freilich beansprucht#), so ist doch in dieser einen Hinsicht 
an ihm nichts auszusetzen. Er war auch ein tüchtiger Hoplit, 
und hatte die physische Grundlage dazu, einen gesunden und 
wohlausgebildeten Körper.) Gross soll er nicht gewesen sein°); 
seine Züge werden uns in der bekannten Statue aus Herculanenm 
und in mehreren damit übereinstimmenden Büsten wiedergegeben. 
Es ist ein volles Gesicht mit reichlichem Bartwuchs, edel in den 
Formen, jedoch nicht ohne einen Ausdruck von Sinnlichkeit, sehr 
contrastirend mit den ernsten und herben Zügen des Demosthenes.*) 
Dass er im 45. Jahre schon stark ergraut war, bezeugt er selbst.°) 

Uebrig bleibt noch, Aischines’ Geistesbildung zu betrachten, 
ob hier wenigstens sich etwas echtes zeigt. Auch dem ober- 
flächlichsten Leser muss auffallen, wie häufig er von der Bildung 
und dem Anstande redet, und gerade mit Bezug auf sich selbst, 
und wiederum von dem ungebildeten und unanständigen Benehmen 


1) Aisch. 2, 181: μόνος ὑπομείνας τὸν τῶν cukopavrüv θόρυβον, ὃν ἤδη 
πολλοὶ τῶν τὰς ψυχὰς ἐν τοῖς πολέμοις λαμπρῶν οὐχ ὑπέετηταν. 3) Plot. 
Vit. 8404: ἐρρωμένος τῷ cuparı. Auch A.’s Spott gegen Ὀδιβοβίμθηθα' 
Weichlichkeit (1, 181; 3; 255) zeigt, dass er selbst der durch Gymnastik 
erworbenen εὐεξία τοῦ cuparoc sich bewusst war; vgl. auch 1,189. 8) 
Schol. zu Dem. 18, 129 (wo A. als ὁ καλὸς ἀνδριάς bezeichnet wird): μικρὸς 
γὰρ ἣν ὁ A. τὸ εὦμα (andre Erklärung Β. Anecd. 394); Schol. bavar. 18, 
242 (abrorpayırdc πίθηκος) = Suid. v. τραγικὸς πίθηκος. --- Dem. 18, 242 
nennt ihn ἀνθριυπιον. 4) Visconti Iconogr. gr. I, pl. 29; Welcker Akad. 
Kunstmuseum 2. Ausg. 8. 48f.; A. Schäfer II, 292f.; Christodor. "Exppacıc 
Υ. 1858. Ausführlich Fr. Passow Vermischte Schriften S. 74: „das (vati- 
kanische) Brustbild zeigt ihn als einen athletisch kräftigen, sehr fleischigen 
Mann; steif durch erkünstelten Anstand, offnen, lebenslustigen und genuss- 
fähigen Angesichts ohne irgend etwas eigenthümlich hervortretendes, aber 
bequeme und gefällige Uebereinstimmung aller Züge, in denen die Mühen 
und Stirme reines Lebens keine Spur hinterlassen haben; die breite Unter- 
lippe unedel wegwerfend. Nur das Profil von Stim und Nase würdig und 
fest, die Wölbung der Augenknochen vorzüglich schön und im Aufblicke 
tragische Erhebung“. 5) A. 1, 49. 


156 Aischines. Geistesbildung. 


keiner Gegner. „Ich habe für Misgolas ein Zeugniss aufgesetzt, 
welches der Wahrheit gemäss, aber mit Bildung und Feinheit 
abgefasst ist, wie ich mir schmeichle.“') Oder in derselben Rede: 
„da ihr den Achilleus und Patroklos erwähnt und den Homer 
und andere Dichter, gleich als seien die Richter von aller Bil- 
dung unberührt, ihr aber feine Leute und auf Grund eurer Kennt 
nisse berechtigt auf das gemeine Volk herabzusehen, so wollen 
auch wir etwas hiervon sagen, damit ihr seht, dass wir auch 
einmal etwas gehört und gelernt haben“.?) Und ebendaselbst 
gegen Demosthenes: „nämlich es ist dies ausser allem andern 
auch ein ganz unfeiner und unerzogener Mensch. Denn dass er 
den Philipp in taktloser Weise schmäht, ist zwar ungebildet und 
unpassend, indes doch ein geringerer Verstoss als der gleich an- 
zuführende“®), worauf dann Demosthenes’ Schmähreden gegen den 
jungen Alexander gerügt werden. Vor allem aber die Stelle am 
Schluss der Ktesiphontea: „Ich nun, o Erde und Sonne und 
Tugend und Einsicht und Bildung, durch welche wir das Schöne 
und Schlechte unterscheiden, habe meine Pflicht gethan und ge- 
sprochen“.*) Bei solchen Worten ist es, als ob uns der Mann 
leibhaftig vor Augen träte, mit seiner Salbung und Würde, mit 
seinen gewählten und berechneten Bewegungen und Mienen, die 
freilich wohl mehr dem Schauspieler als dem Redner anstanden. 
Demosthenes nun fertigt ihn mit seinen Ansprüchen auf Bildung 
aufs allergründlichste ab, indem er eben auf jenen pathetischen 
Epilog erwidert: „wie hättest du das Recht das Wort Bildung 
in den Mund zu nehmen, während doch von denen, die in Wahr- 


1) 1, 46 (ἀληθῆ μὲν οὐκ ἀπαίδευτον δέ, ὡς ἐγὼ ἐμαυτὸν πείθω. 2) 
1, 141 (ἀνηκόων παιδείας — εὐεχήμονές τινες — περιφρονοῦντες Icropig τὸν 
δῆμον -- ὅτι καὶ ἡμεῖς τι ἤδη ἠκούςαμεν καὶ ἐμάθομεν. 8) 1, 166f. 
(ἄμουςός τις καὶ ἀπαίδευτος ἄνθρωπος, τῷ λόγῳ πλημμελεῖν, ἀμαθὲς καὶ 
ἄκαιρον. 4) 8, 260. — Andre Stellen (8. auch Schäfer I, 209#.): 1, 132 
(aus dem Munde der Gegner) δεινῆς ἀπαιδευείας ἀρχήν. 181 ἀπαίδευτος 
(vom Päderasten). 142 τοῖς πεπαιδευμένοις τῶν ἀκροατῶν. 186 ἀπαίδευτος. 
2, 39 δεινῶς ἀςχημονεῖν. 118 ἀπαιδευεία, 151f. ἀςχημονεῖν u. ἄσχημον. 168 
ἀπαιδευεία. 8, 111 οὐδεμιᾶς παιδείας μετεεχηκώς. 130 ἀπαίδευτος. 170 τὴν 
παιδείαν τὴν τοῦ ῥήτορος. 308 ἐκ παιδείας. 238 ἀπαιδεύτως. 241 ἀπαιδευκία. 
346 ἄνθρωπος ἀςχημονῶν τῷ βίῳ. 


Aischines. Geistesbildung. 157 


heit solche haben, auch nicht Einer über sich derartiges sagen, 
vielmehr auch wo ein Andrer es von ihm sagte erröthen würde, 
"die hingegen, welche nichts davon mitbekommen haben, aber aus. 
Stumpfsinn den Anspruch erheben, es erreichen den Hörern durch 
ihre Worte Ohrenschmerzen zu machen, nicht aber so wie sie 
wünschen zu scheinen“.!) Wer wollte leugnen, dass diese Rüge 
trifft? Aischines hat sich auch hier nur den Schein angeeignet, 
und man wäre in grösster Verlegenheit, die Art seiner Bildung 
näher zu bezeichnen. Er kannte von Jugend auf die Dichter, 
die Tragiker vollends von seinem Schauspielerleben her; so kramt 
er denn auch namentlich in der Timarchea ein derartiges Wissen 
aus, eingestandenermassen um das Vorhandensein desselben zu 
beweisen.?) Aber deshalb zu meinen, dass er aus den alten 
Dichtern wie etwa Lykurg sich geistig genährt und seine Lebens- 
anschauungen gewonnen hätte, wäre ein vollkommener Irrthum; 
denn namentlich das religöse Element fehlt bei ihm gänzlich, 
falls man nicht etwa das aus religiösem Glauben herleiten will, 
was er über die Gottverhasstheit des Demosthenes und dessen 
böse τύχη sagt.°) Er spricht vielmehr gelegentlich wie ein rechter 
Aufgeklärter: „die Todten merken nichts von dem, was man 
ihnen hier erweist“*); „nicht die Rachegöttinnen jagen den Menschen 
und züchtigen ihn mit brennenden Fackeln, wie in der Tragödie, 
sondern eines jeden böse Lüste sind seine Rachegöttin“.°) 
Das lautet sehr schön, ist aber nichts weniger als althellenisch 
gedacht. Wiederum, dass er nicht etwa eine philosophische Bil- 
dung aus der Akademie oder sonstwoher hatte, ist schon aus der 
einen Stelle klar, wo er die Hinrichtung des „Sophisten“ Sokrates 
ohne jegliche Missbilligung erwähnt.°) Wenn er aber, wie erwiesen 


1) Dem. 18, 128. 3) 1, 141 (s. oben). Die einzelnen Citate sind: 
Homer (Nias) 1, 142f. [1, 128 Ὅ. ἐν τῇ Ἰλιάδι, aber die Worte finden 
sich nicht.] 3, 281. — Hesiod (Ἔργα) 1,129 — 2, 144; 2, 168 — 3, 186. — 
Euripides 1, 128 (unbekannte Tragödie). 161 (Stheneboia nach dem Schol.). 
152 (Phoinix). — Ob Aischines wie Lykurg den Tyrtaios, und wie Demo- 
sthenes die Elegien Solons gekannt hat? 3) 2, 168; 3, 130-136; 167f.; 
vgl. auch 1, 188. 4)1,14: τελευτήκαντα δέ, ἡνίκα ὁ μὲν εὐεργετούμενος 
οὐκ alcddveran ὧν εὖ πάεχει, τιμᾶται δὲ ὁ νόμος καὶ τὸ θεῖον. 6) 1, 190f. 
6) Aisch. 1, 118: ἔπειθ᾽ ὑμεῖς — (ζωκράτην μὲν τὸν «οφιςτὴν ἀπεκτείνατε, 


158 Aischines. Geistesbildung. 


scheint, das Platonische Symposion kannte und benutzte, so hat 
er sich doch lediglich an die Reden des Phaidros und Pausanias 
gehalten, und alles tiefere ist für ihn nicht vorhanden gewesen. !)' 
Es bliebe also noch eine Bildung aus Geschichtswerken und 
sonstigen Denkmälern der Vergangenheit. Aber es ist nicht eine 
Spur davon, dass er etwa den Thukydides gekannt hätte, aus dem 
Demosthenes schöpfte. Dafür ist ihm freilich Andokides’ Friedens- 
rede in die Hände gefallen, und aus dieser hat er eine seiten- 
lange, höchst gelehrt aussehende Stelle historischen Inhalts, unter 
Conservirung und Vermehrung der Irrthümer, für. seine Gesandt- 
schaftsrede abgeschrieben, übrigens ohne jede Andeutung, dass 
er entlehne.?) Ferner hatte er sich für seine erste Rede vor 
Philipp unter anderm über die Geschichte von Amphipolis instruirt, 
und für die spätere, sowie für die, welche er vor den Amphiktyonen 
angeblich im Zorn extemporirte, über die alte Geschichte der 
Amphiktyonie und den heiligen Krieg zu Solons Zeiten; mit 
dieser Gelehrsamkeit prunkt er nochmals vor dem athenischen 
Gericht.°) Anderes hat er sich für die Ktesiphontes zusammen- 
gesucht: die Epigramme der Hermen für die Kämpfer von Eion, 
das Epigramm für die Kämpfer von Phyle, das Ehrendekret für 
dieselben; ferner spricht er von Kleophon’s Demagogie, von Archinos’ 
Anklage gegen Thrasybulos, von dem Psephisına gegen Arthmios.*) 


ὅτι Κριτίαν ἐφάνη πεπαιδευκώς. Das Wort copıcrhc gebraucht A. in 
schlimmem Sinne (1, 125), PiAdcopoc in gutem (141). 1) A. Hug Rh. 
Mus. XXIX, 489. — Aus unbekannter Quelle, aber doch geständiger- 
massen nicht aus sich, hat er seine Weisheit über die verschiedenen Ver- 
fassungen (1, 4 οὐκ ἀγνοῶ δ᾽ ὅτι ἃ μέλλω ἐν πρώτοις λέγειν φανεῖςθε καὶ 
ἑτέρων πρότερον ἀκηκοότες xre.); der Scholiast zieht aus der Abweichung 
von Platon den Schluss, dass er dessen Schüler nicht gewesen sein könne. 
2) Andok. 3, 3—12; Aisch. 2, 172-176. Vgl. A. Hug 1. c: 488f., der 
mit Recht dem Versuche widerspricht, Κίμωνα τὸν Μιλτιάδου And. $ 3 und 
Κίμωνος τοῦ M. Aisch. $ 172 statt des überlieferten Μιλτιάδην τὸν (bez. 
Μιλτιάδου τοῦ) Κίμωνος in den Text zu bringen. Neu hinzugekommen ist 
namentlich der Verstos A. 174: εἰρήνην ἔτη τριάκοντα ἠγάγομεν, Hug 
1. c. nach Krüger hist.-philol. Studien II, 249. — Den Andok. scheint A. 
auch in den Prooemien der R. II u. III zu benutzen, 8. u. 3) 8. 2, 31 
(26—32). 115f.; 3, 107—121. 4) 3, 1884. 190. 187; 160. 195. 258. — 
Dem. 18, 209 rügt dies als ein Hereinziehen von ungehörigen Dingen. — 


Aischines. Werke. 159 


Aber letztere alte Urkunde hat Demosthenes hervorgezogen, und 
ihm wird Aischines ebenso wie Deinarchos die Kenntniss davon 
verdanken'); die Epigramme der Hermen wurden schon von den 
Vertheidigern des leptineischen Gesetzes vorgelegt?); und was 
überhaupt soll man von der historischen Einsicht dessen halten, 
dem die ganze athenische Geschichte, wie er sie dem Andokides 
entnimmt, nur zur Erhärtung des Satzes dient, dass der Demos 
sich beim Frieden immer am besten befunden, und dass die Kriege 
stets nur in der Gier der Demagogen ihren Grund gehabt hätten? 
Andokides hat mit dieser historischen Uebersicht, so voll sie von 
Fehlern steckt, immerhin genügend bewiesen, was er zu beweisen 
hatte, nämlich dass in Friedenszeiten niemals jemand die Demo- 
kratie angetastet; Aischines aber, die „Dohle“, die sich mit fremden 
Federn schmückt?), benutzt sie ganz allgemein zur Empfehlung 
einer abstrakten Friedenspolitik. Wir haben in ihm den Typus 
des ὀψιμαθής, der hier und da etwas Glänzendes gefunden zu 
haben meint, ohne dach irgendwo wirkliche Einsicht und gründ- 
liche Bilduug zu besitzen. 


Die Werke des Aischines sind an Umfang sehr gering, und 
das nicht durch Schuld der Ueberlieferung, sondern weil es ihm 
nicht beliebt hat mehr zu schreiben. Nur eine, schon von 
den Alten als untergeschoben erkannte Rede ist verloren gegangen, 
der Δηλιακός, den vorgeblich Aischines für den Rechtsstreit um 
das delische Heiligthum verfasst hatte.‘) Die drei echten Reden 


Aus den andern Reden vgl. 1, 180f. 182%; 2, 75ff. (ähnliche Zusammen- 
stellung wie 172#.). 1) E. Müller Ausgew. R. des Dem. 8, 413. 3) 
Dem. 20, 112. 3) Schol. Dem. 18, p. 269, 18: ἀλλὰ μὴ cmepmoAsyoc] 
τινές φαειν οὕτω καλεῖςθαι τὸν κολοιόν, ὡς ἀλλοτρίοις πτεροῖς προεχρώμενον᾽ 
καὶ δὴ καὶ 6 A. οὐδὲν ἴδιον ἔχει, τοῖς δὲ τῶν ἄλλων λόγοις προςεκέχρητο, 
αὐτὸς ἀπαίδευτοι. ὧν (5, Fab. Αθδορ. 300). 4) Phit. Vit. 840Ε: ὁ γὰρ 
ἐπιγραφόμενος Δηλιακὸς οὐκ Ecrıv Αἰεχίνου. ἀπεδείχθη μὲν γὰρ ἐπὶ τὴν 
xpicıv — ευνήγορος, οὐ μὴν εἶπε τὸν λόγον. Vgl. Apollon. v. 64 West.; 
Philostr. Vit. 8. I, 18, 4, der die Rede wegen ihrer Schwäche (φαύλως 
αὕτως) dem A. abspricht; Phot. cod. 61, dem sie nicht mehr vorlag; nach 
ihm hatte Caecilius dies Urtheil gefällt, zugleich aber anf einen andern 
gleichzeitigen Aischines von Athen als Verfasser gerathen. Etwa den Alcx. 
Ἐξλευείνιος, dem man eine Techne beilegte (Apollon. Vit. v. 34ff. West., Diog. 


160 Aischines. Angebliche Briefe. 


sind augenscheinlich zur Empfehlung seiner Person und Politik 
von ihm herausgegeben; da sie sämmtlich Gerichtsreden sind, so 
hatte das vollends nichts auffallendes. Muster für Andre sollten 
sie nicht sein; denn eine Schule bilden zu wollen ist wenigstens 
in Athen diesem Redner nicht eingefallen. Ausser den Reden 
haben wir noch eine Sammlung von Briefen, schon dem Philo- 
stratos bekannt!), aber ganz ohne Frage unecht.*) Photios gibt 
ihre Zahl auf 9 an°); wir haben 12, die theils an Einzelne, wie 
den Philokrates und den vom Redner angeklagten Ktesiphon, 
theils an Rath und Volk der Athener gerichtet sind; die voraus- 
gesetzte Zeit ist wohl bei allen die nach 330. Da sie auf einander 
vielfache Beziehungen haben, so werden sie wohl sämmtlich von 
einer Hand sein*); der Verfasser war durchaus nicht unbewandert, 
doch lässt er sorglos die stärksten Anachronismen zu.°) Die 
demosthenischen Briefe lagen ihm vor, und zwar nicht bloss die 
echten: der elfte Brief ist deutlich gegen den ersten demosthenischen 
gerichtet, der 12. nimmt auf den 3. namentlichen Bezug, der 7. ist 
ein Seitenstück zu dem 4., mit unzweideutigem Anklange.°) Von 
Interesse ist besonders der elfte, an die Athener, in welchem mit 
soviel Verständniss von dem bevorstehenden Kriege (dem lamischen) 
abgerathen wird, dass ich hier eine Rede bei einem Historiker 
als Quelle annehmen möchte.”) Wir finden bei diesem Sophisten 


UI, 64)? Die Conjektur des Caec. wäre ausserordentlich unverständig. — 
8. auch Max. Plan. Schol. Hermog. V, 482 W. 1) Philostr. I, 18, 4: 
ἔςτι δὲ καὶ τέταρτον αὐτοῦ φρόντιεμα, ἐπιςτολαί, οὐ πολλαὶ μέν, εὐπαιδευείας 
δὲ μεςταὶ καὶ ἤθου. 2) Vgl. Westermann de epist. script. Gr. pars II, 
Ρ. 4; Gr. Bereds. $ 69, 6; Taylor praefat. 3) Phot. cod. 61: τρεῖς τὰρ 
μόνους αὐτοῦ φαεὶ γνηείους εἶναι, καὶ ἐννέα ἐπιςτολάς" διὸ τοὺς μὲν λόγους 
αὐτοῦ τινὲς Χάριτας ὠνόματαν, Μούκας δὲ τὰς ἐπιςτολάς. Ebenso cod 264. 
4) Vgl. z. Β. I, 4 (ἄεθμα) mit IX, 1; ΠΙ, 2 mit VII, 2; IV (der wie schon 
Taylor bemerkt auf V folgen sollte) mit V; IV, 2 (Μελανώπου) mit VII u. 
XII, 16; VIII m. XII, 11 (δυοῖν γνωρίμων); IX m. XII, 11; XI, 4 (τεθνεῶτοῦ) 
mit XII, 5. — Westermann denkt an verschiedene Verfasser. 5) Z. Bap. 
XI, 3: ἕτοιμος ἤδη... φεύγειν .. πρὸς τὸν ἐν Tiepcac καὶ Μήδοις Bacıkda. 
ZI, 9: καὶ μὴν οὐδὲ πρὸς Θηβαίους... ψχόμην παρ᾽ ὑμῶν (nach seiner Ent- 
fernung aus Athen). 6) Vgl. ep. XI, 2 δι’ &meroAlv; 11 päckovcı δεῖν 
ὑμᾶς ὁμονοεῖν; XIT, 14 (das. 9ff. dentlicher Gegensatz gegen Dem. II, 17fF.); 
VII, 4 Afg. zu vgl. mit [Dem.] IV, 2 Afg. 7) Für eine Rede, nicht 
Brief, scheint ursprünglich geschrieben $ 8 αὐτοὶ Τὰρ εἰδήτομεν ἃ χρὴ 


Aischines, Würdigung im Alterthum. 161 


die realistische Staatsklugheit, die wir in Aischines’ eignen 
Werken vergebens suchen; freilich auch nur in diesem einen 
Briefe, während die andern sich mit Politik nicht abgeben. Nach 
der sich zeigenden Lokalkenntniss könnte man auf Rhodos als 
Ort der Entstehung schliessen‘); die Zeit kann erst die des ent- 

“ .wickelten Atticismus sein, da die Form nicht übel nachge- 
bildet ist. . 

Soviel möge über diese untergeschobenen Erzeugnisse ge- 
nügen: wir haben es nun mit dem Redner selbst und zunächst 
mit seiner Würdigung bei Zeitgenossen und bei der Nachwelt 
zu thun. Von den ersteren ist Demosthenes der Einzige, der hier 
etwas bietet, und da ist es merkwürdig, dass während Aischines 
mehrentheils von den gekünstelten Worten, den studirten Anti- 
thesen, überhaupt der rhetorischen Kunst seings Gegners spricht?), 
Demosthenes bei jenem fast stets nur die schöne und wohlgeübte 
Stimme und den fliessenden und ungehemmten Vortrag als Mittel 
seiner Erfolge hervorhebt. In Bezug auf die Reden selbst ist es 
eine gewisse Fülle mannichfachen Stoffes sowie Feierlichkeit und 
Würde, was er gelegentlich erwähnt); denn der Vorwurf des 
erheuchelten Gefühls und des schauspielermässigen Bejammerns‘) 
geht auf den Staatsmann mehr als auf den Redner. Er erkennt 
aber an, dass Aischines nicht nur als grosser Redner gelte, sondern 
auch in der That durch seine Begabung und durch seine sorg- 
same Uebung Bedeutendes für den Staat zu leisten wohl im 
Stande wäre.) Auch Aischines selber lässt sich von Demosthenes 
in angeführten Aeusserungen desselben eine glückliche Natur- 
anlage bezeugen‘), und dass man ihn’ im Volke für ‚einen der 


πράττειν. Aus einem Historiker könnten auch die Notizen XII, 8 ge- 
nommen sein. 1) XI, 8; IX; vgl. auch IV (X zeigt Kenntniss von Ge- 
bräuchen in Troas). 2) Vgl. Abth. III, 1, 8. 64ff. 8) Dem. 18, 308 
εὐνειλοχὼς ῥήματα καὶ λόγους. 19, 285 ceuvoloyet, “καὶ λογάρια δύετηνα 
μελετήςας καὶ φωνακκήςας οὐκ οἴει κτέ., vgl. das. 243. 340. 246. 250; 18, 
188 (ceuvoAöyoc). 209. — Spott auf seine Begier zu reden 19, 254 vgl. 
Aisch. 2, 59. 4) 18, 381. 6) 19, 339f.; 18, 242 ch δεινότης; 309 
ταύτης τῆς μελέτης καὶ τῆς ἐπιμελείας, Alcxlvn, εἴπερ ἐκ ψυχῆς δικαίας 
ἐγίγνετο — τοὺς καρποὺς ἔδει γενναίους καὶ καλοὺς καὶ mäcıv ὠφελίμους εἶναι. 
6) Aisch. 2, 41: τὴν φύειν μου μακαρίζων. 8, 228: ἀφομοισὶ τάρ μου τὴν 
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 


162 Aisehines. Würdigung im Alterthum. 


tüchtigsten Redner hielt, zeigt seine Wahl zum Sprecher in der 
delischen Sache. — Urtheile von Späteren begegnen nicht vor 
der Zeit des Attieismus.!) Cicero hat bekanntlich, um zu zeigen, 
was wirkliche attische Beredsamkeit sei, Aischines’ Ktesiphontea 
und Demosthenes’ Kranzrede zusammen übersetzt herausgegeben, 
und allgemeine Lobsprüche auch für den ersteren mangeln weder 
in der erhaltenen Vorrede hierzu noch in andern Schriften.?) 
Bestimmter redet Cicero wohl von der rhetorischen Kunst und 
der Fülle der Behandlung, von den gewählten Gedanken, von 
der Kraft der Worte®); sodann charakterisirt er den Aischines 
als den klangvollen Redner, und anderswo als den glatten und 
im Ausdruck glänzenden.*) — Dionysios von Halikarnass hatte 
ihm in dem Werke über die Attischen Redner eine besondre, 
uns leider verlorene Abhandlung gewidmet, indem er ihn sowie 
Demosthenes und Hypereides, welchen letzteren er bald vor 
bald nach Aischines nennt, als die Vollender der Beredsamkeit 
ansieht.) Er rühmt an ihm eine ausserordentlich glänzende 
Naturanlage®), und in dem ᾿Αρχαίων xpicıc betitelten Auszuge 
steht folgendes ausführlichere Urtheil: „Aischines ist nicht so 
kraftvoll wie Demosthenes, doch in der Wahl der Worte zugleich 
würdevoll und redegewaltig; nicht eben kunstgemäss, aber von 


φύειν ταῖς (ζειρῆειν — — καὶ δὴ καὶ τὴν τῶν λόγων ἐμπειρίαν (diesem 
mildernden Ausdruck für Beredsamkeit gebraucht auch Demosth. von der 
seinigen, 18, 277) καὶ τὴν φύειν μου γεγενῆςθαι ἐπὶ βλάβῃ τῶν ἀκουόντων. 
1) Früheste Erwähnung bei Agatharchides Phot. cod. 250 p. 447 a 24 (be- 
lobende Anführung aus or. III). 2) Vgl. de opt. gen. orat. 14. 17. de 
orat. II, 94. III, 213. Brut.’36. 285. 290. de republ. IV, 13. de fin. V, δ. 
3) Tuscul. III, 63: itaque et A. in Demosthenem invehitur, quod is septimo 
die post filiae mortem hostias immolavisset (Aisch. 3, 77f.); ab quam rhe- 
torice, quam copiose, quas sententias conligit, quae verba contorquet! 
4) de orat. III, 28: gravitatem Isocrates, subtilitatem Lysias, acumen 
Hyperides, sonitum Aeschines, vim Demosthenes habnit. — Or. 110: 
Demosthenes — nihil Lysiae subtilitate cedit, nihil drgutiis et awumine 
Hyperidi, nihil levitate Aeschini et splendore verborum. δ) Dionye. m. 
τ᾿ ἀρχ. ῥητ. praef. 4; Isae. 20 (beide Mal A. nach Hyp.); Dinarch. 1 (vor 
Hyp., wie auch in der Ἄρχ. xpicıd). Vgl. die folgende Anm. 6) Dion. 
Dem. 35: ἀνὴρ λαμπροτάτῃ φύκει περὶ λόγους χρηςάμενος, ὃς οὐ πολὺ ἂν 
ἀπέχειν δοκεῖ (lückenhaft), {καὶ τῶν ἄλλων ῥητόρων [καὶ] μετὰ Δημο- 
«θένην “μηδενὸς δεύτερος ἀριθμεῖεθαι. 


Aischines. Würdigung im Alterthum. 183 


der Natur mit leichtem Fluss der Rede ausgestattet; ferner sehr 
anschaulich, gewichtig drängend, mächtig in den Steigerungen, 
bitter; gefällig erscheinend bei oberflächlichem Lesen, aber scharf 
und schneidig bei näherer Prüfung“.!) Bemerkenswerth ist, dass 
der griechische Rhetor so wenig wie Cicero von Nachahmern 
des Aischines redet, während sie doch solche des Thukydides, 
Lysias, Hypereides, Demosthenes erwähnen. Es mochte eben schon 
der geringe Umfang seiner Werke die Bildung einer ihm folgen- 
den attieistischen Sekte hindern, und noch mehr der Mangel des 
bestimmten, bei jenen Andern so ausgeprägt vorhandenen Kunst- 
typus. — Caecilius von Kalakte sodann hatte nicht nur unter 
den zehn Rednern den Aischines behandelt, sondern auch eine 
besondre Vergleichung desselben mit Demosthenes verfasst.) In 
einer auf ihn zurückzuführenden Stelle wird zur Widerlegung 
der Meinung, dass Aischines Platon’s Schüler gewesen, Folgendes 
gesagt: „er habe nichts von dem platonischen Charakter, weder 
das Sorgfältige und Reinliche des Ausdrucks noch das Kunstvolle 
und Rhythmische, sondern seine Redeweise habe eine gewisse 
Schlaffheit, und sei einerseits kunstlos und ohne Wahl und leicht 
in ein schmutziges und dem Redner wenig anstehendes Schimpfen 
gerathend, andererseits habe sie etwas Glückliches und Gewandtes, 
wie es aus natürlicher Begabung und einer geringen Uebung 
hervorgehe“.®) — Ich schliesse hier ein Urtheil bei Photios an, 


1) Ἄρχ. np. V, δ: ὁ δ᾽ A. ἀτονώτερος μὲν τοῦ Δημ., ἐν δὲ τῇ τῶν 
λέξεων ἐκλογῇ πομπικὸς ἅμα καὶ δεινός" καὶ οὐ πάνυ μὲν ἔντεχνος, τῇ δὲ 
παρὰ τῆς Pücewe εὐχερείᾳ κεχορηγημένος: καὶ «φόδρα ἐναργὴς καὶ βαρὺς καὶ 
αὐξητικὸς καὶ πικρός, καὶ ἡδὺς μὲν αὐτόθεν ἐντυχόντι, cpodpdc δ᾽ ἐξετακθείς. 
— Sonst haben wir bei D. nur die nichtssagende Erwähnung ad Amm. I, 
2; in der Schrift περὶ cuvO. war für A. so wenig wie für Lysias u. Hy- 
pereides Platz. 2) Suid. v. Kaıx. (εύγκριεις Annochtvovc καὶ Αἰεχίνου). 
3) Schol. zu Apollon. Vita und zu or. Il, 1: gad γὰρ (Caecilius Idomeneus 
Hermippos; φηεὶ v. 1.) ὡς ὅτι οὐδὲν τοῦ χαρακτῆρος τοῦ ΤΙλατωνικοῦ «ῴζει, 
οὔτε τὸ ἀκριβὲς καὶ καθαρὸν καὶ ἀπέριττον καὶ εὔρυθμον, ἀλλὰ κεχηνυῖά 
πώς ἐστιν αὐτοῦ ἡ ἰδέα τοῦ λόγου, καὶ ἄτεχνος μὲν καὶ προπετὴς καὶ εὐχερῶς 
(εὐχερὴς v. 1.) ἐπὶ τὸ λοιδορεῖν αἰεχρῶς καὶ ἀπρεπῶς ῥήτορι ἐξαγομένη, 
&xovca δέ τι εὐφυὲς καὶ εὐάγωγον καὶ οἷον ἂν γένοιτό τινι ἐκ Pücewc καὶ 
μελέτης ἀφανοῦς. Für καὶ ἀπέριττον schreibt man nach Reiske οὔτε τὸ 
&r., aber so kommt kein Gegensatz heraus, und es wird doch irgendwie 
jener Gegensatz von Eigenschaften ausgedrückt gewesen sein, den Dion. 

11* 


164 Aischines. Würdigung im Alterthum. 


welches Dionysios’ und Caecilius’ Kunstsprache zeigt: „Seine 
Rede ist wie von selbst entsprungen und vom Augenblick ein- 
gegeben, und lässt nicht so sehr die Kunst als die Naturanlage 
des Mannes bewundern. — — Denn im Ausdruck ist er schlicht 
und deutlich, und in der Composition (d. i. im Periodenbau) weder 
allzu kraftlos wie Isokrates, noch eingezwängt und zusammen- 
geschnürt wie Lysias, vielmehr steht er an Schwung und Kraft 
dem Demosthenes durchaus nicht nach. Figuren des Gedankens 
und der Worte gebraucht er nicht so, dass er kunstvoll zu reden 
schiene, sondern eben nur, wie es die vorliegende Sache durchaus 
erfordert. Darum trägt auch seine Rede einen gewissen Anschein 
von Gradheit und Ehrlichkeit, und schickt sich trefflich für das 
Sprechen vor einer Volksmenge und für Privatsachen; denn er 
ist auch in den Beweisen und Gedanken keineswegs gedrängt 
noch allzu mühsam“), ' 
Diejenigen Rhetoren, vor Caeeilius und vielleicht auch nach 
ihm, welche den Aischines zum Schüler Platon’s oder des Alki- 
damas machten, führten als Beweis eine Aehnlichkeit des Stils 
mit diesen beiden an, in der Grossartigkeit des Ausdrucks und 
der Feierlichkeit der gesammten Haltung.°) — Von einem Sophisten 


Dem. ο. 5—7 im Platonischen Stile findet. Darnach habe ich übersetzt; 
eine Conjektur möchte ich nicht wagen. ὀ 1) Phot. eod. 61 p. 20 Ὁ Bk.: 
&rı δ᾽ ὁ λόγος αὐτῷ ὥςπερ αὐτοφυὴς καὶ αὐτοεχέδιος, οὐ τοτοῦτον διδοὺς 
τὴν τέχνην ἀποθαυμάζειν τοῦ ἀνδρὸς ὅτον τὴν φύειν. καὶ γὰρ ὅκα δεινότητος 
ἔχεται, ταῦτα ἔςτιν εὑρεῖν παρὰ τοῖς λόγοις αὐτοῦ, καὶ ἃ φύτεως μᾶλλόν ἐετι 
δείγματα. (Dieser Satz steht mit dem vorigen in Widerspruch u. scheint 
entstellt.) περί τε τὰρ τὴν ὀνομαείαν ἐςτὶν ἀφελὴς καὶ εὔτημος, καὶ περὶ 
τὴν τῶν λόγων εύνθεειν οὔτε ἄγαν ἄτονος ὥςπερ Ἰκοκράτης, οὔτε πεπιεςμένος 
καὶ cuvecpiyu&voc ὥςπερ Λυείας (zu verstehen nach cod. 265 p. 492 a 10f.; 
das dort gegebene Urtheil über die demosthen. Rede ὑπὲρ Carüpou scheint 
von demselben Verfüsser wie das vorliegende), πνεύματι δὲ καὶ τόνῳ οὐδὲν 
Anpocdtvouc ἀπολείπει. «χήματι δὲ κέχρηται διανοίας τε καὶ λέξεως οὐ πρὸς 
πὸ δοκεῖν τι οὺν τέχνῃ λέγειν, ἀλλὰ πρὸς τὸ ἀναγκαιότατον τοῖς ὑποκειμένοις 
πράγμαειν. (Die διατύπωεις bei A. häufig, Tiber. p. 79, 28 anscheinend 
aus Cnecil.) διὸ καὶ ἀπάνουργός πὼς ὁ λόγος εἶναι δοκεῖ, καὶ ὡς τὰς ἐν 
πλήθει ῥητορείας καὶ τοὺς ἰδιωτικοὺς λόγους μάλιετα ἐμπρέπων καὶ γὰρ 
οὐδὲ ἐπιχειρήμαειν οὐδὲ ἐνθυμήμαει ευνεχής τις καὶ λίαν ἐκβεβιαεμένο, 2) 
Phot. das. (p. 208 40#.): τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων καὶ τὴν ςεμνότητα τῶν 
πλαςμάτων. 


Aischines. Würdigung im Alterthum. 165 


Dionysios, etwa dem Pergamener mit dem Zunamen Attikos in 
der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts, oder auch dem Milesier unter 
Hadrian, erzählt Photios, dass er einst beim Lesen der Anfangs- 
worte der Timarchea: οὐδένα πώποτε οὔτε γραφὴν γραψάμενος 
οὔτ᾽ ἐν εὐθύναις λυπήςας, ausgerufen habe: „o hättest du doch 
viele angeklagt, hättest du doch viele angefeindet, damit du mehr 
Reden hinterlassen hättest!“!) Ueberhaupt "hatte der Redner 
seine Bewunderer, die auch für seine drei Reden den Namen 
„die drei Grazien“ erfanden.?) — Nach Quintilian ist er mehr 
ausgeführt und ebenso kühner und erhabener als Lysias oder 
Hypereides°); im Vergleich zu Demosthenes sei er reicher und 
breiter und scheine auch grossartiger, je mehr er an Knappheit 
nachstehe; doch habe er mehr Fülle als Kraft.*) Dion Chryso- 
stomos bezeichnet als höchste Muster den Demosthenes und 
Lysias, doch empfiehlt er dem Anfänger mehr noch den Hypereides 
und Aischines, weil sie leichter und fasslicher, und dabei nicht 
minder schön im Ausdruck seien.) Der Rhetor Theon findet 
den Aischines fähig grosse Stoffe zu behandeln, wie den Lysias 
kleine, und den Demosthenes sowohl diese wie jene.) Am un- 
günstigsten lautet das Urtheil des Hermogenes, der ihn schon 
in der Reihenfolge nicht nur dem Lysias Isaios Hypereides sowie 
dem Isokrates, sondern sogar dem Deinarchos nachstellt. „Aischines,“ 
sagt er, „hat zwar die nothwendigen Eigenschaften des Redners 
(also besonders auch Deutlichkeit) so gut wie nur irgend ein 
andrer, ist aber sophistisch und gebläht, und strebt sehr nach 


1) Das. b 98 2) Das. a 6f.: διὸ τοὺς μὲν λόγους αὐτοῦ τινὲς 
Χάριτας ὠνόμακαν ---, Μούκας δὲ τὰς ἐπιςτολάς. 3) Quint. XI, 10, 23 
(latior et audentior et excelsior). 4) Quint. X, 1, 77: plenior A. et 
magis fusus et grandiori similis, quo minus strictus est; carnis tamen plus 
habet, minus lacertorum. — Vgl. noch Gell. N. A. XVII, 3, 1: A., vel 
acerrimus prudentissimusque oratorum, qui apud contiones Atheniensium 
foruerunt. 5) Dion XVIIL, 11: — — πλὴν οὐκ ἂν ἐγώ «οι ςυμβουλεύεαιμι 
τὰ πολλὰ τούτοις ἐντυγχάνειν, ἀλλ᾽ Ὑπερείδῃ τε μᾶλλον καὶ Αἰεχίνῃ τούτων 
γὰρ ἁπλούετεραί τε αἱ δυνάμεις καὶ εὐληπτότεραι al κατακκευαί, καὶ τὸ κάλλος 
τῶν ὀνομάτων οὐδὲν ἐκείνων λειπόμενον. 6) Theon progymn. II, 72 Sp.: 
ἵνα δυνηθῶμεν μὴ μόνον τὰ μεγάλα προβλήματα καλῶς λέγειν ὡς Α., μηδὲ 
τὰ μικρὰ ὡς Auclac, ἀλλὰ καὶ πρὸς ἀμφότερα παραςκευὴν ἔχωμεν ὡς Δημο- 
εθένης. 


166 Aischines. Würdigung im Alterthum: 


Grossartigkeit und nach schmückenden Figuren, wiewohl er von 
sonstigem sorgfältigen Schmuck wenig hat, vielmehr nachlässiger 
und auch unkräftiger ist. Das in billiger Denkweise bestehende 
Ethos hat er nicht wenig, aber er ist minder naturwahr, und 
entbehrt darum trotz reichlicher Heftigkeit und Herbigkeit manch- 
mal aller Kraft, weil seine Rede nicht mit Ueberzeugung noch 
mit wirklicher Ergriffenheit herauskommt. Aus demselben Grunde 
ist sie auch nicht eben lebhaft noch beweglich. Verborgene 
Redegewalt hat er in nicht geringem Masse, offen hervortretende 
nach dem Gesagten nur in nothdürftigem“.') — Desto mehr Ge- 
fallen hat an ihm Philostratos: er rühmt seine Klarheit, seine 
zugleich zierliche und würdevolle Redeweise, die mit Redegewalt 
verbundene Anmuth, und findet ihn in allem unnachahmlich.?) 
Isidor von Pelusion charakterisirt ihn mit den Bezeichnungen 
„deutlich und klar“®); Klarheit, Reinheit und Lieblichkeit werden 
in einem kurzen Urtheil bei Photios hervorgehoben.*) Bei den 
sonstigen Rhetoren wird Aischines verhältnissmässig oft genannt 
und zu Beispielen benutzt. Einen Commentar zu ihm schrieb 
Didymos und in späterer Zeit Aspasios von Byblos und Andre); 


1) Hermog. m. ib. p. 413 Sp.: 6 δ᾽ A. πολιτικὸς μέν ἐςτιν εἴπερ ἕτερός 
τις, ςοφιςτικὸς δὲ καὶ γαῦρος καὶ τῷ μεγέθει μετὰ τοῦ κατὰ cyfina κάλλους 
πλεονάζων (unten p. 416 μεγέθει... κατὰ τὸν A. «οφιςτικῷ)" οὐ τὰρ δὴ τοῦ 
μετὰ παντὸς (δὴ μετὰ m. τοῦ!) ἐπιμελοῦς, ἐπεὶ τούτου γε αὐτῷ τοῦ (xal?) 
xöchou βραχύ τι μέτεετι, καὶ δι᾽ ὀλίγου μέν ἐςτιν ἐπιμελής, ἀμελέςτερος δὲ 
καὶ ἀτονώτερός mw. τῷ δὲ ἠθικῷ τῷ κατ᾽ ἐπιείκειαν χρώμενος οὐκ ὀλίγῳ 
τοῦ τύπου τοῦ ἀληθοῦς ἧττον μετέχει, διὸ καίτοι πολλῇ τῇ «φοδρότητί τε 
καὶ τραχύτητι χρώμενος ἔετιν οὔ τόνον οὐδένα ἔχει, διὰ τὸ μὴ πεποιθότως 
@. 1. πεπονθότως, vgl. p. 380, 22, doch auch das. 29. 378, 8) μηδὲ ἀληθινῶς 
προφέρεεθαι τὸν λόγον (erläutert p. 380). ταὐτὸ δὲ αἴτιον καὶ τοῦ μὴ πάνυ 
γοργὸν μηδὲ εὐκίνητον εἶναι (vgl. dazu p. 479, 4, über die Verbindung von 
γοργότης und ἀληθινὸς λόγος). δεινότης δὲ ἡ κατὰ μέθοδον μέν ἐςτιν οὐκ 
ὀλίγη παρ᾽ αὐτῷ, ἡ δὲ φαινομένη τε ὁμοῦ καὶ odca ἀναγκαίως ἐκ τῶν προ- 
εἰρημένων. 3) Philostr. I, 18, 3: ἀκροατὴς δὲ TMärwvöc τε καὶ Ἰτοκρά- 
τοὺς γενόμενος πολλὰ καὶ παρὰ τῆς ἑαυτοῦ φύτεως ἠγάγετο. capnvelac τε 
γὰρ φῶς ἐν τῷ λόγῳ καὶ ἁβρὰ ςεμνολογία καὶ τὸ ἐπίχαρι εὺν δεινότητι, καὶ 
καθάπαξ ἡ ἰδέα τοῦ λόγου κρείττων ἢ μιμήτει ὑπαχθῆνα. 8) Isidor. Pelus. 
Epist. IV, 91 (τὸ «αφὲς καὶ τὸ λευκόν. 4) Phot, cod. 264: ἔςτι δὲ τοῖς 
λόγοις αὑτοῦ Ἰλυκύς τε καὶ καθαρὸς καὶ εὐκρινὴς καὶ τῇ τῶν ὀνομάτων 
«ἀφηνείᾳ ceuvuvöpevoc. Dies bei Plut. sich nicht findende Urtheil könnte 
von Ph. selber sein. 5) Westermann Gr. Bereds. $ 59, 8; Ferd. Schulz 


Aischines. Rede gegen Timarchos. 167 


die erhaltenen Scholier sind die reichhaltigsten, die es zu einem 
Redner gibt. 


Ehe wir nun versuchen, selbst von Aischines’ Beredsamkeit 
ein allgemeines Bild zu entwerfen, scheint es angemessen, von 
den einzelnen Reden eine Uebersicht zu geben, damit auch von 
dieser Seite her das Material bereit liege. 

Die Rede κατὰ Τιμάρχου (περὶ ἑταιρήςεως) ") steht in der 
ganzen Redenliteratur, einschliesslich soweit wir sehen auch der 
verlorenen, einzig da; denn wenn auch manchmal gegen einen 
Redner eine solche Beschuldigung vorgebracht wird, gleichwie 
von Demosthenes gegen Androtion?), so scheint es doch sehr 
selten zu einem förmlichen Gerichtsverfahren deswegen gekommen 
zu sein.?) Einerseits war die Beweisführung nicht leicht, andrer- ᾿ 
seits war auch eine grosse Gehässigkeit damit verbunden, wenn 
jemand alte Geschichten, bei denen weder er selbst noch der 
Staat benachtheiligt worden war, mit dem Zwecke hervorzog, 
einen Gegner zeitlebens und unwiderruflich mundtodt zu machen. 
Es gab nämlich ein Gesetz, δοκιμαεία ῥητόρων betitelt, welches 
die menopveunevor ἢ ἡταιρηκότες, ferner die welche ihr Vermögen 
durchgebracht, oder ihre militärischen Pflichten nicht erfüllt hatten, 
oder sich gegen ihre Eltern schlecht zeigten, von der Redner- 
bühne ausschloss; betraten sie dieselbe doch, so stand Jedem 
gegen sie die Anmeldung einer Dokimasie bei den Thesmotheten 
zu.‘) Neben diesem Gesetze, auf welches Aischines seine Klage 
stützt, erwähnt derselbe noch eines zweiten, welches die fraıpnxö- 
τες mit völliger Atimie in Bezug auf alle staatlichen und religiösen 
Funktionen belegte, und für die Uebertretung dieses Verbotes 


‚Aesch. p. 251. Didymos wird citirt Schol. or. III, 122; Harp. v. Oucriov 
u. an a. St.; Aspasios Schol. I, 83; ausserdem Apollonios (doch wohl der 
Vf. der Vita des Aisch.) Schol. 1, 56; Apsines Schol. zu 3, 106; Dionysios 
zu 3, 180. 189 (tadelnde Kritik von Ausdrücken); Markellinos zu 2, 6. 
1) In Hdschr. u. Citaten nur κατὰ Τιμ.; doch argum. 2: περὶ ἑταιρήτεως 
&mıypdperan ὁ λόγος. 2) Dem. 22, 21 δ. 8) Kleon verklagte einen gewissen 
Gryttos, Aristoph. Ritter 877. Darauf dass solche Prozesse unerhört waren, 
geht auch das ἀγῶνας καινούς Dem. 19, 120. 4) Genau mitgetheilt von 
Aisch. 1, 28ff.; dasselbe Gesetz wird bezeichnet Dem. 22, 21. 23. 29. 


168 Aischines. Rede gegen Timarchos. 


eine γραφὴ ἑταιρήςεως und die schwersten Strafen statuirte.!) 
Natürlich aber war eine solche γραφή noch viel schwerer als 
eine δοκιμαςία durchzuführen. — Timarchos nun, Arizelos’ Sohn 
von Sphettos, war schon seit langer Zeit ein sehr thätiger Staats- 
mann und Volksredner, der indes in die auswärtige Politik, wie 
es scheint, erst unmittelbar vor dem Frieden mit Philipp einge- 
griffen hatte, indem er namentlich einen Rathsbeschluss schrieb, 
der auf die Ausführung von Waffen oder Schiffsgeräth zu Philipp 
die Todesstrafe setzte.?) Mit Timarchos sass in diesem Jahre 
Demosthenes im Rathe, und hier mögen sich die Beiden genähert 
haben, da ja dem damals noch ziemlich einsam stehenden Demo- 
sthenes jeder Beistand willkommen sein musste. So schob er 
ihn denn auch als Ankläger gegen Aischines vor, ähnlich wie 
früher den Apollodor als Antragsteller in Sachen der Theorika. 
Die Annahme A. Schäfer’s nämlich, dass Demosthenes von Anfang 
an Hauptankläger, und Timarchos nur Mitunterzeichner gewesen?), 


1) Aisch. 1, 19#.; der Text des Gesetzes $ 21 als Einlage. Das Verbot 
des Betretens der Tempel ($ 21, von A. selbst nicht erwähnt) wird be- 
stätigt durch Demosth. 22, 73. 2) Dem. 19, 286. Vielleicht hat er sich 
auch an den auf Eubulos’ Antrag ausgeschickten Gesandtschaften (848/7) 
betheiligt, A. 1, 120. 3) A. Schäfer II, 263f. 313. 369£., gegen Franke 
proleg. in or. in T. 8. XXXI und prol. in Dem. or. de FL. 8. 4f., nach 
welchem T. ursprünglich alleiniger Anklöger gewesen. H. Weil plaidoy. 
polit. de D. 217, 1 tritt im wesentlichen Franke bei, doch lässt er den 
D. von Anfang an mitunterzeichnen. Dass nun die argumenta (A. arg. 1, 
Dem. or. XIX arg. 2) sowie die Scholien (Ὁ. $ 2, A. $ 3. 20. 168) gemein- 
schaftliche Klage angeben, ist nach meiner Meinung gar nicht beweisend, 
und die Stelle Dem. 19, 257, ἠτίμωςεν ὑπάκουςαντά τιν᾽ αὐτοῦ κατήγορον, 
worauf Sch. sich namentlich stützt, scheint nicht einmal unverdorben, jeden- 
falls aber braucht das ὑπακούςαντα nicht mit G. H. Schäfer so gedeutet 
zu werden, als bezeichne es den, der auf Wunsch eines Andern (hier des 
D.) an der Anklage theilnahm. Es kann auch bedeuten: „der auf die 
öffentliche Aufforderung hin, bei der Rechenschaftsablage etwaige Anklagen 
vorzubringen, sich einstellte“. Vollends ohne Beweiskraft ist das. $ 2: 
τὸν μὲν ἀνήρηκε τῶν ἐπὶ τὰς εὐθύνας ἐλθόντων, τοῖς δ᾽ ἀπειλεῖ περιιών. -- 
Gegen Schäfer spricht, dass Aisch. den Dem. oft genug als Genossen des 
T. bei der Vertheidigung, nie aber als solchen bei der Anklage noch als 
seinen eignen Ankläger erwähnt, vgl. $ 1. 3. 20, u. ferner 168, wo es von 
D. nur heisst: ὡς γὰρ τὰς ἐμὰς εὐθύνας βλάπτων, ἃς ὑπὲρ τῆς mpecßelac 
μέλλω διδόναι, pncl με κτέ. Vgl. auch D. 19, 340. 284. 


Aischines. Rede gegen Timarchos. 169 


bürdet jenem den ganz unbegreiflichen Fehler auf, dass er seiner 
Anklage ohne Noth und Nutzen eine gefährliche Blösse gegeben; 
denn Timarchos’ Name konnte zum Erfolge doch nichts beitragen. 
Hingegen zum förmlichen Vorschieben eines Andern mochte den 
Demosthenes schon das bewegen, dass Aischines doch sein College 
gewesen war; er hätte freilich eine solche Scheu früher über- 
winden sollen. Denn da Timarchos in seinem Jünglingsalter sich 
durch Schönheit, keineswegs aber zugleich durch sittsames Leben 
ausgezeichnet hatte, so haftete an ihm der Ruf der Buhlschaft!), 
und darauf hin meldete Aischines die Dokimasie gegen ihn in 
der Volksversammlung an?), womit der Rechenschaftsprozess vor- 
läufig hinausgeschoben war. Die Behauptung des Anklägers 
lautete, dass Timarchos, als einer der sich zur Unzucht feilge- 
boten (nemopveunevoc) und sein väterliches Erbe durchgebracht 
habe, unbefugter Weise öffentlich rede.’) Die Gerichtsverhand- 
lung fand im folgenden Jahre, nachdem Timarchos Rathsmann 
gewesen, und zwar bald nach der Mitte dieses Jahres statt, also 
Anfang 345.*) Wie Aischines nicht ohne Selbstgefälligkeit er- 
wähnt, hatte sich nicht nur von Bürgern, sondern auch von 


1) Vgl. ausser der Rede des A., der sich so sehr auf die φήμη stützt, 
Dem. 19, 283: εἰ δέ τις ὧν ἐφ᾽ ἡλικίας ἑτέρου βελτίων τὴν ἰδέαν, μὴ προ- 
Ἰδόμενος τὴν ἐξ ἐκείνης τῆς ὄψεως ὑποψίαν, ἰταμώτερον τῷ μετὰ ταῦτ᾽ ἐχρή- 
«ατο βίῳ, τοῦτον ὡς πεπορνευμένον κέκρικεν. Ein anderweitiges Zugeständ- 
nisse $ 361 ἐπιπλήττων τι καὶ λοιδορούμενος τῇ τοῦ Τιμάρχου προπετείᾳ, mit 
Bezug auf T.’s freies und anstandsloses Benehmen als Volksredner, wovon 
A. $ 26. 33 spricht. — A. eitirt $ 157 den Vers eines Komikers: μεγάλους 
πόρνους Τιμαρχώδεις; unsre Reste der Komödie bieten keine weiteren Be- 
lege. 2) A. 1, 80. 3) A. $ 119: τετόλμηκα dvrıypdyacdaı πεπορνευ- 
μένῳ Τιμάρχῳ μὴ ἐξεῖναι δημηγορεῖν. $ 154: τίνα ποτ᾽ ἐςτὶν ἃ ἀντιγέγραμ- 
μαι; [μὴ] δημηγορεῖν Τίμαρχον πεπορνευμένον καὶ τὴν πατρῴαν οὐείαν κατ- 
εδῃδοκότα, 4) A. Schäfer II, 316; Aisch. $ 80 ὅτε ἐβούλευε πέρυειν 
(mepucıv fehlt in codd. df, kann aber nicht mit Weidner getilgt werden). — 
Der Schol. zu $ 169 schliesst aus dieser Stelle, dass die Verhandlung vor 
A.s 3. Gesandtschaft stattgehabt; dagegen A. Schäfer mit Berufung auf 
116. — Διαψηφίςεις in den Demen (Olymp. 108, 3 846): $ 77ff. 86. 114f.; 
die Gerichtsverhandlungen über die Appellationen noch nicht alle erledigt. — 
Ländliche Dionysien (um die Zeit des Wintersolstitiums) unlängst (πρῴην) 
gefeiert, $ 157. — Hinsichtlich der für die Verhandlung zugemessenen Zeit 
stehen Aisch. ($ 109 πρὸς μικρὸν μέρος τῆς ἡμέρας) und Dem. (19, 120 
πρὸς διαμεμετρημένην τὴν ἡμέραν) in Widerspruch. 


170 Aischines. Rede gegen Timarchos. 


Fremden eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden'); der Skandal 
und der Redner waren in der That der Mühe werth. 
Die Anklage beginnt mit einem ethisch gehaltenen, zwie- 
fach getheilten Prooemium, in welchem zunächst die Motive 
. dargelegt, sowie die Sache verhüllt bezeichnet, alsdann die Schuld 
an dem Prozesse auf den Angeklagten abgewälzt wird, letzteres 
augenscheinlich mit Benutzung eines Gemeinplatzes.) Das 
Folgende, eine weit ausgeholte Darlegung über Verfassungen, 
über die Bedeutung der Gesetze in der Demokratie, über Solon’s 
Fürsorge für die sittliche Zucht?), ist eine schon der Hauptrede 
angehörige‘) Einleitung (ἔφοδος). Dann die Prothesis: er will 
zuerst die Gesetze über die Sittenzucht darlegen, alsdann Timar- 
chos’ Leben darnach prüfen.) Diesen Abschnitt über die Gesetze 
fasst Hermogenes als mpoxarackeun, wie sie sich gleichermassen 
in Demosthenes’ Midiana finde°); indes für eine solche ist die 
Darlegung viel zu ausgedehnt, und man wird besser mit den 
Scholien eine Vereinigung von Erzählung und Beweis, unter 
Voranschiebung eines Theils des letzteren, annehmen.”?) Die Rede 


gewinnt so von Anfang an eine gewisse hohe Haltung und Feier-, 


lichkeit, was bei einem Beginnen mit der Erzählung nicht mög- 
lich war.°) Aischines bringt nun die Gesetze in drei Abtheilungen: 
über die Zucht der Knaben, über die der Jünglinge und über die 
der andern Altersklassen, d. i. die Zucht in den Volksversamm- 
lungen; erst in der 3. Abtheilung kommt das Gesetz, auf Grund 
dessen er klagt, und in der zweiten ein wenigstens auf den Fall 


1) A. 1, 117, mit dem bescheidenen Zusatze: οὖς μὴ νομίςητε ἐμὲ 
Bewpricovrac ἥκειν, ἀλλ᾽ ὑμᾶς εἰςομένους kr 8) $ 1-2; 3 (Schol. dei- 
τερον προοίμιον). Mit 3 Afg.: τοῦ μὲν οὖν ὅλου ἀγῶνος φανήςεται οὔθ᾽ ἡ 
πόλις αἰτία οὖτα Τιμάρχῳ 008°... ἀλλ᾽ αὐτὸς οὗτος αὑτῷ, vgl. Dem. Tim. 
1: τοῦ μὲν ἀγῶνος — τοῦ παρόντος οὐδ᾽ ἂν αὐτὸν οἶμαι Τιμοκράτην εἰπεῖν 
ὡς αἴτιός &erıv ἄλλος τις αὐτῷ πλὴν αὐτὸς αὑτῷ, und Deinarch πρὸς Ἄντι- 
φάνην περὶ τοῦ ἵππου (Dion. Din. 18): Τοῦ μὲν ἀγῶνος ὦ ἄνδρες, — Ver- 
hällung (περιπλοκή) in $ 2: Hermog. μεθ. δεῖν. p. 432 Sp. 3) 8 4--τ. 
4) Vgl. $ 4: οὐκ ἀγνοῶ δ᾽ ὅτι ἃ μέλλω ἐν πρώτοις λέγειν κτέ., Gegensatz 
προειρῆςθαι $ 3 Ende. Fälschlich zieht das argum. 1 dies noch zıma Pro- 
oemiam. 6) αὶ 8. Zweck εὐμάθεια ($ 8. 6) Hermog. m. ebp. p. 204f. 
7) Schol. $ 8, vgl. Anonym. Τέχνη Ip. 442 Sp. 8) Vgl. Hermog. μεθ. 
δεῖν. p. 441. 


Aischines. Rede gegen Timarchos. 171 


anwendbares; die erste und auch vieles sonst ist überschüssiges, 
dem Prunke dienendes Beiwerk.!) Nachdem nun dieser ganze 
Theil mit einem zugespitzten Enthymem abgeschlossen?), beginnt 
die Erzählung, eingeleitet mit einer ehrbaren Prodiorthose®) und 
mit einer zwiefachen παράλειψις, durch die dem Timarchos von 
vornherein eine Masse nicht näher zu erwähnender Vergehungen 
aufgebürdet wird.‘) Aischines erzählt dann zuerst über das Ver- 
hältniss zu Misgolas, und‘ bevorwortet sehr umständlich, aber 
geschickt, die schliesslich folgende Spiegelfechterei eines Zeugen- 
beweises.’) Hiermit wäre eine &raipncıc erwiesen; die πορνεία 
soll jetzt erwiesen werden, insofern der Angeklagte noch mit 
vielen Andern dasselbe gethan.°) Ueber das Verhältniss zu Antikles 
geht der Redner rasch hinweg; um so ausführlicher und mit 
sichtlichem Behagen wird über die Buhlschaften mit Pittalakos 
und mit Hegesandros berichtet, und auch hier der Versuch eines 
Zeugenbeweises angehängt, dessen Missglücken der Redner durch 
heftige Steigerungen und durch die Darlegung, wie schwierig ein 
solcher Beweis und wie er schliesslich auch nicht nöthig sei, zu 
verdecken weiss.”) Diesen Mangel der ganzen Anklage soll auch 
das Folgende ersetzen: παραδείγματα dafür, dass man etwas weiss 
ohne es zu sehen, und ferner dafür, dass Urtheile ohne Zeugen- 
beweis gefällt werden, auf Grund der Notorietät; eine solche ist 
aber auch hier vorhanden, wie Aischines mit einer langen und 
stark gewürzten Erzählung über einen Vorgang in der Volksver- 
sammlung darlegt.°) Er gibt noch weitere Beispiele solcher Ver- 
urtheilungen, und entwickelt dann, dass überhaupt, wenn man - 
stets Zeugnisse verlange, alle derartigen Sünder, ja alle Arten 
von Verbrechern leicht durchkommen würden; auch. der Areopag 
urtheile häufig ohne Rücksicht auf das Fehlen oder Vorhanden- 


1) 8 9—17; 18—21; 22—35. Erinnerung an die bereits in der Pro- 
thesis gemachte Eintheilung $ 18. 22. 2) $ 36, gemäss der rhetorischen 
Vorschrift (Anaxim. p. 227, 1; 281, 21 Sp). 3)8 37-38. 4) ὶ 39; 
40. 5) 41—43; 44- 60. Ueber das Substantielle dieser'und der weiteren 
Beschuldigungen 8. oben 8. 145. 6) 51—52. 7) ὅ8-- 64; Beweis u. 
8. f. 66— 73. 8) 74— 76; 77— 85. — 8 74 Anfang: «κέψαςθε δὲ καὶ ἐκ 
παραδειγμάτων; 77 ἐκ πολιτικῶν τινων παραδειγμάτων; ebenso auch 92 
παραδείγματι. 


112 Aischines. Rede gegen Timarchos, 


sein von Zeugnissen.') — Nach diesen zum Theil äusserst 
schmutzigen Darlegungen wendet sich der Redner zum zweiten 
Anklagepunkte, dass Timarchos auch sein Vermögen durch- 
gebracht; es sei dies geschehen, als er durch Buhlschaft sich 
nichts mehr habe erwerben können.?) Die Erzählung wird also 
noch etwas fortgesetzt, und alsdann ein umständlicher Zeugen- 
beweis gebracht. Eine weiter ausholende Darlegung über die 
Familienverhältnisse führt noch zu der besondern Beschuldigung, 
dass er einen alten blinden Oheim schändlich vernachlässige.®) 
Ebenso niederträchtig und gierig hat er sich auch in seinen 
zahlreichen Aemtern gezeigt, sowohl wo er allein stand als wo 
er Collegen hatte, sowohl in Loosämtern wie in Wahlämtern‘); 
diese den Schluss der ganzen Anklage machenden Ausführungen 
gehen über die Klagschrift hinaus. — Der’ Redner recapitulirt 
nun, und erklärt dann, dass noch zwei. Theile seiner Anklagerede 
übrig seien, die Vorwegnahme der Vertheidigung (npodı- 
ἤήγηεις τῆς ἀπολογίας) und die Ermahnung der Bürger zur Tugend.°) 
Zunächst werde man, da die Anklage auf Hurerei laute, den 
Nachweis der gezahlten Hurensteuer fordern, eine unwürdige 
Vertheidigung und dazu ganz verkehrt.‘) Zweitens verdächtige 
man das Gerücht (die φήμη) als unzuverlässigen Zeugen; wogegen 
Aischines die Göttin Φήμη mit Berufung auf die Dichter als 
untrüglich erhebt.”) Ferner werde, sagt er, auch ein Stratege 
auftreten und der schmählicher Weise zum Verbrechen gemachten 
Schönheit und der Liebe zu derselben eine Lobrede halten, auch 
τ den Ankläger an seinen eignen Lebenswandel und an seine ero- 
tischen Gedichte erinnern.®) Hier nun gibt Aischines seine 
Theorie über anständige Liebe und unanständige Buhlschaft, unter 
Berufung auf die Gesetze und auf Dichter wie Homer und 


1) 86-88; 89 - 91; 92— 98. 3) Eingeleitet wird dieser Theil so, 
als sollte hier schon τὰ πρὸς τὸν ἀντίδικον folgen. 3) 94— 97; 98— 100 
(Zeugenbeweis); 101—104; 105 Einwand und Abschluss. 4) 106—108; 
109—112 (collegialische Aemter); 118 --- 116 (xeıporovnrat). Die Eintheilung 
der Aemter tritt erst $ 109 hervor; denn das zuerst 107 angeführte eines 
Logisten ist ein collegialisches. 5) 116—118. 6) 119—124. Der 
Beweis 123f. trifft übrigens den Einwand gar nicht. 7)125—131. 8) 
132— 136. 


Aischines. Rede gegen Timarchos. 173 


Euripides.!) Schliesslich, als Beleg für den Unterschied, eine 
Menge Namen von gewesenen und auch von gegenwärtigen 
ἐρώμενοι, und dagegen einige von πεπορνευμένοι. ἡ Hierauf wird 
noch ein weiteres Argument der Vertheidigung, dass &raipncıc 
nicht ohne Contrakt statthabe, zurückgewiesen und lächerlich 
gemacht; dabei geht es nochmals tief und mit rechtem Behagen 
in den Schmutz hinein.°) Endlich aber werde Demosthenes, den 
der Redner hier nicht mehr wie vorher als Beirath, sondern als 
persönlichen Fürsprecher des Timarchos einführt, von der Sache 
ganz abspringen und von Philipp und Alexander reden. Aischines 
bekennt sich als Lobredner Philipps, verweilt aber nicht auf 
diesem bedenklichen Gebiete, und stellt nach einem abschweifen- 
den Angriff auf Demosthenes, der mit seinen sophistischen Künsten 
die ürgsten Verbrechen veranlasst habe, den Richtern den Triumph 
desselben vor Augen, wenn es ihm gelungen sein würde sie so 
von der Sache abzuziehen und den Ankläger zum Angeklagten zu 
machen.‘) — Der Rest der Rede ist Epilog, eine Ermahnung 
nicht sowohl der Bürger zur Tugend, wie der Würde halber 
angekündigt war, als der Richter zu strenger Bestrafung. Mit 
dem Vorhergehenden ist ziemlich enge Verbindung, ohne Abschluss 
und Prothesis, die zur Verständlichkeit hier nicht erforderlich 
waren. Er schilt den Missbrauch, dass man den Angeklagten 
selber anklagen lasse’); dann hält er das Beispiel der Lake- 
dämonier vor, welche keine unsittlichen Menschen als Rathgeber 
dulden, und das der alten Athener und des Gesetzgebers Solon 
mit ihrer Strenge gegen sittliche Vergehen.°) Loser in sich ge- 
fügt ist die weiter folgende Reihe von Steigerungen und sonstigen 
Argumentationen und Mahnungen’); noch wendet sich der Redner 
gegen die verschiedenen Gruppen von Fürsprechern, und endet 
dann mit einem kurz gefassten Schlusswort.®) 

Der Anklagerede zufolge wollte für Timarchos eine ganze 


1) 186 persönlich; 137—140; 141— 150 (Homer); 161 -- 154 (Euripides, 
mit Anwendung auf Tim.). — Ueber die hier erkennbare Benutzung des 
Platon. Symposion 8. oben 8, 168, 1. 2) 155—159. 8) 160-66. 4) 
166—176. 6) 177-179. 6) 180-181; 182—184. 7) 185—192 
8) 198---1θ6; 196. 


114 Aischines. Rede gegen Timarchos. 


Reihe von Fürsprechern auftreten: Demosthenes!), Hegesandros 
und sein Bruder Hegesippos), dann jener Feldherr und so fort, 
und in der That konnte es dem Timarchos bei seiner grossen 
politischen Thätigkeit an Verbindungen nicht fehlen. Aber was 
Demosthenes betrifft, so macht A. Schäfer darauf aufmerksam, 
dass er in der Gesandtschaftsrede auf Einzelnheiten der Timarchea 
und auch auf die gesammte Anklage in solcher Weise eingehend 
erwidert, als hätte er früher dazu noch nicht Gelegenheit gehabt.?) 
Ueberhaupt mied er es ja, seitdem er als Staatsmann zu Bedeu- 
tung und Ansehen gekommen war, vor Gericht sich als Für- 
sprecher zu zeigen‘); er macht auch dem Eubulos seine beab- 
sichtigte Fürsprache für Aischines zum Vorwurf, und erklärt es 
für eine schlimme und dazu ganz neue Unsitte, dass Staats- 
männer ihren Einfluss bei der Rechtspflege geltend machten.5) 
Unmöglich konnte er so sprechen, wenn er selbst kurz zuvor 
für Timarchos seinen Einfluss und seine Beredsamkeit eingesetzt 
hatte. — Spätere wollten wissen, dass der Angeklagte sich zum 
Prozesse gar nicht gestellt, sondern sich erhängt habe, welches 
letztere sich aus Demosthenes leicht widerlegt; aber seiner bürger- 
lichen Existenz und Thätigkeit machte die erfolgte Verurtheilung 
ein Ende.) Als rhetorisches Werk betrachtet, hatte die Anklage- 
rede diesen Triumph in der That verdient‘); denn sie war 
durchaus geeignet zu überreden und zu bestimmen, und ferner 


1) Dem. erscheint als Berather des T. $ 94, 119. 123. 125, als Für- 
sprecher 166— 176. Die Stelle $ 175 wird von D. selbst eitirt (19, 242 
ἀπολογήςεται δὲ Any. ὑπὲρ αὐτοῦ κτέ.), ohne weiteres Eingehen auf das 
Thatsächliche dieser Fürsprache. 8) $ τι. 3) A. Schäfer II, 321; 
Dem. 19, 241-— 246; 250f.; 283— 287. 4) Abth. III, 1, 8. 30. δ) 
Dem. 19, 296f. (μή por cwZecdw μηδ᾽ ἀπολλύεθω μηδείς, ἂν ὁ δεῖνα ἢ ὁ 
δεῖνα βούληται, ἀλλ᾽ ὃν ἂν τὰ πεπραγμένα «ᾧζῃ καὶ τοὐναντίον, τούτῳ τῆς 
προκηκούςης ψήφου παρ᾽ ὑμῶν ὑπαρχέτω τυγχάνειν. τοῦτο γάρ ἐςτι δημοτι- 
κόν. ἔτι τοίνυν κτέ.). 6) Plut. Vit. Aesch. 841A: ὁ δὲ (Tim.) ἐκλιπὼν 
τὸν ἀγῶνα αὑτὸν ἀνήρτητεν, ὥς πού pncı Δημοςθ. (wie Schäfer vermuthet 
nach Dem. 19, 2 τὸν μὲν ἀνήρηκε). — Wohl aus gleicher Quelle genauer 
Argum. 1 zur R. gg. T.: ἔνιοι μὲν οὖν Pacıv, ὡς ἀπήγξατο ὁ T. τὴν κρίειν 
οὐχ ὑπομείνας, οἱ δὲ, ὅτι ἁλοὺς ἠτιμώθη, ὡς Δημ. ἐν τῷ περὶ παραπρ. (257 
u. sonst, Schäfer ]. c. Anm. 4, der für das Erhängen Anm. 5 weitere Be- 
lege bringt). 7) Charakteristik bei Gellius XVIII, 3, 1: oratione aneva 
criminosaque et virulenta, qua Timarchum graviter insigniterque accusabat. 


Aischines. Rede gegen Timarchos. 175 


kann man den Timarchos kaum bedauern, noch in Abrede stellen, 
dass seine Verurtheilung ein nützliches Exempel war. Die früher 
erörterte Unglaubhaftigkeit der einzelnen Beschuldigungen, sowie 
die juristische und die sittliche Haltlosigkeit der Anklage steht 
mit diesem Urtheil nicht in Widerspruch. 

Noch ist über das Verhältniss der aufgezeichneten Rede zu 
der vor Gericht gehaltenen etwas zu sagen. Demosthenes näm- 
lich in seinen Erwiderungen nimmt nicht nur auf solches Bezug, 
was auch wir lesen, sondern erwähnt auch Gedanken als von 
Aischines vorgebracht, von denen jetzt nicht eine Spur ist: „es 
sei gar nichts zu hoffen von einer Stadt, die keine Sehnen wider 
die Verbrecher habe, noch von einem Staatswesen, in welchem 
Nachsicht und Stimmenbettel mehr vermöchten als die Gesetze; 
wenn die Richter Timarchos’ alter Mutter und seinen kleinen 
Kindern ihr Mitleid schenkten und darum Gesetze und Verfassung 
preisgäben, so würden sie niemanden finden, der mit ihnen selber 
Mitleid habe“.!) Demnach war hier so wenig wie in den andern 
Fällen, wo wir controliren können, die gesprochene Rede mit 
der geschriebenen ganz identisch. Auch dann, wenn sich die von 
Demosthenes angezogene Stelle vorfindet, ist doch keine solche 
Uebereinstimmung, wie sie sein würde, wenn derselbe aus der 
herausgegebenen Rede schöpfte; vielmehr citirt er offenbar aus 
dem Gedächtniss.?) Man darf indes nicht folgern, dass die 
Herausgabe erst nach dem Gesandtschaftsprozess stattgefunden 
habe; denn ob die Rede damals geschrieben zu haben war oder 
nicht, war dem Demosthenes gleichgültig, der sie gehört hatte. 
Dass aber jene ersteren Gedanken sich jetzt nicht finden, werden 
wir nach der Analogie anderer Fälle so erklären. Aischines 
hatte seine Rede vorher schriftlich ausgearbeitet, wie das bei 
der Ktesiphontea klar hervortritt; doch war der Epilog weniger 
ausgeführt, und hier fügte er daher vor Gericht Manches ex- 
temporirend hinzu. Dies wurde indes nicht etwa nachlıer im 


1) Ὁ. 19, 283. 2) Vgl. D. 242 mit A. 176; 243f. A. 198f.; 245 A. 
168. (besonders ungenau). Die anderen Stellen (Ὁ. 246 A. 94. 125. 175; 
D. 251 A. 366) tragen für diese Frage nichts aus, 


176 Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 


Manuskripte nachgetragen, sondern dasselbe wesentlich heraus- 
gegeben wie es war, gleichwie es Demosthenes mit seiner Ge- 
sandtschaftsrede gemacht hat.) ” 


Nachdem Timarchos” Anklage gegen Aischines beseitigt war, 
musste Demosthenes sich entschliessen, selber einzutreten, und 
wenn es auch jenem gelang, die Verhandlung darüber noch Jahre 
hinauszuziehen, so wuchs doch der Einfluss und die Bedeutung 
der patriotischen Partei so sehr, dass im Jahre 343 sowohl 
Hypereides eine Meldeklage gegen Philokrates einbringen und 
glänzend durchführen konnte, als auch Aischines endlich sich zur 
Rechenschaft stellen musste.?) Dass der Prozess wirklich statt- 
fand, und die beiden Gegenreden nicht bloss geschrieben, sondern 
in der That gehalten sind, ist bei der "demosthenischen Rede 
dargelegt.°) Auch die des Aischines führt den Titel περὶ (τῆς) 
napanpecßeiac.t) 

Die Vertheidigung steht zu der Anklage auch in ihrem Bau 
im stärksten Gegensatz. So verwickelt die demosthenische Rede 
angelegt ist, so einfach und kunstlos scheint die Anlage hier, 
und diese Einfachheit passt aufs beste zu dem ganzen Ver- 
theidigungssystem, indem der Angeklagte sich überhaupt als 
ἰδιώτης darstellt, viel zu harmlos und zu klein für die ungeheuern 
und folgenschweren Verräthereien, die ein ebenso redegewandter 
wie gewissenloser Feind ihm zur Last legt. — Das lose gefügte 
Prooemium, mit der Bitte um geneigtes Gehör beginnend, 
riehtet sich nacheinander gegen eine Anzahl von Aeusserungen 


1) Vgl. Abth. ΠΙ, 1, 320f. — Eine entgegengesetzte Annahme findet 
sich im Argum. 2: δοκοῦςι δέ μοι ol λόγοι μετὰ τὰς δίκας γράφεεθαι, vgl. 
A. Schäfer II, 321, 3. 3) Der lange Aufschub wird von D. auf die Ränke 
des A. zurückgeführt (Ὁ. $ 103. 258), und wir dürfen ihm um so mehr 
glauben, als A. nie das Gegentheil sagt, während es doch in seinem Inter- 
esse lag, ein geflissentliches Zögern des Anklägers, welches Hartel Dem. 
Studien II, 135 annimmt, hervorzuheben und auszubeuten. Der Vortheil 
des Angeklagten bei dem längeren Hinausziehen ist sehr klar (Dem. $ 3). 
Doch macht A. Schäfer I, 360 mit Recht geltend, dass unmittelbar nach 
Tim.'s Prozesse auch für Ὁ. die Zeit nicht günstig war. 8) 8. 1Π,1 
8. 308£. 4) Zuweilen wird sie auch schlechthin als ἀπολογία citirt, Harp. 
100, 30; Apsines Rh. Gr. I, 408 Sp. 


Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 177 


und Beschuldigungen des Demosthenes: derselbe hat die Richter 
aufgefordert den Angeklagten nicht anzuhören; ihm Bestechlich- 
keit vorgeworfen; er hat die Lügengeschichte von der olynthischen 
Frau vorgebracht, worüber Aischines im allerhöchsten Masse 
empört ist; hat endlich behauptet, dass die erfolgte Verurtheilung 
des Philokrates die des Aischines nach.sich ziehen müsse, während 
doch jener im Bewusstsein seiner Schuld sich dem Gerichte ent- 
zogen, er dagegen seiner Unschuld bewusst sich gestellt hat.') 
Nachdem er so für sich Wohlwollen und Vertrauen, gegen den 
Ankläger Missgunst und Unwillen eingeflösst, begründet er in 
einer ἔφοδος die von ihm einzuhaltende Ordnung. Die Anklage, 
sagt er, sei voll von Widersprüchen; denn bald werde von Philo- 
krates’ und Eubulos’ Schuld geredet, bald er selbst für das Grösste 
verantwortlich gemacht, bald erscheine wieder Philipp als Ur- 
heber; somit wolle er, was das Einfachste, mit den Verhandlungen 
über den Frieden und mit der Wahl der Gesandtschaft seine 
Erzählung beginnen.?) Diese Ankündigung ist sichtlich zwei- 
deutig; was er aber meint und will, ist gerade das, was Demo- 
sthenes ihm mit allem Grund verwehrt hat. Denn während die 
- abzulegende Rechenschaft die zweite Gesandtschaft betrifft, und 
der behauptete Verrath mit den Friedensverhandlungen nach der 
ersten anhebt, so beschränkt nun Aischines vorläufig seine Er- 
zählung geradezu auf die erste Gesandtschaft und die Verhand- 
lungen vorher und unmittelbar nachher, soweit nämlich letztere 
von der Anklage unberührt gelassen waren; die incriminirten 
Handlungen bespricht er dann nicht mehr erzählend, sondern 
widerlegend, und somit einzeln und ohne Zusammenhang, aus- 
genommen die zweite Gesandtschaftsreise, wo er wieder erzählt. 
Er hat nämlich vor allem das Bedürfniss, von der Gemeinschaft 
mit dem jetzt verurtheilten Philokrates, zu welcher er in der 


1) Die Scholien unterscheiden drei Prooemien ($ 1—3; 4—5; 6), und 
erwähnen, dass Einige $ 5 zum 3. Prooemium machten, und Marcellinus 
8 6 als προκατακκευή fassc. 2) $ 7—11. — Sowohl in diesem Abschnitt 
wie im Prooemium erinnert Einzelnes an Prooemien andrer Redner, nament- 
lich an das von Andokides’ Mysterienrede: vgl. $ 6 mit And. 3; 7 
ἀπορῶ δὲ xr&. mit And. 8; ansserdem 7 Afg. mit And. 70. 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 12 


118 Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 


Timarchea sich noch unverhohlen bekannte, sich völlig loszulösen, 
und sie vielmehr dem Demosthenes zur Last zu legen. So erzählt 
er denn zunächst, wie durch diese Beiden. die Friedensverhand- 
lungen ins Werk gesetzt seien‘); die weitere, ungeheuer breite 
Erzählung?) zeigt erst am Schlusse wieder jene Tendenz, und 
dient im übrigen theils zur Selbstempfehlung — gibt er doch 
von seiner Rede vor Philipp einen umständlichen Auszug —,' 


"theils zur Blossstellung des Demosthenes, der als boshafter Tölpel 


erscheint. Aischines weiss selbst, dass er nicht zur Sache redet; 
denn bald belobt er die Richter, dass sie ihn so ruhig anhören, 
bald bittet er, noch eine kleine Weile auszuhalten, ehe er auf 
die eigentlichen Hauptanklagen komme.?) Zum Beginne der 
Widerlegung hebt er nun ganz richtig hervor, dass die Anklage 
mit seiner bei den Friedensverhandlungen gehaltenen Rede an- 
hebe*); freilich erkennt er, wie sich bald zeigt, nur eine Rede an, 
während er in der That zwei gehalten. Er widerlegt zunächst 
eine hyperbolische Aeusserung des Demosthenes, dass bei dieser 
Rede die hellenischen Gesandtschaften noch zugegen gewesen; 
er bringt dagegen urkundliche Beweise, und verdächtigt dabei 
noch ferner die damalige Thätigkeit des angeblich so patriotischen 
Gegners.®) Gleich bündig scheint die Widerlegung der Beschuldigung, 
dass er am zweiten Tage ganz anders als am ersten gesprochen; was 
indes der Redner hier behauptet, dass am zweiten Tage über- 
haupt nicht geredet sei, widerlegt sich aus seiner eignen späteren 
Darstellung in der Ktesiphontea. Fortgesetzte Verdächtigung 
des Demosthenes geht auch hier nebenher.) Was er nun aber 
in der That geredet, will er offen darlegen: er schildert dazu mit 
starker Uebertreibung die damalige Nothlage Athens, und be- 
kennt, unter solchen Umständen vor eigensinnigem Trotz gewarnt 


1) 8 12—19. 2) 20-21 Reise, mit beiläufiger Widerlegung einer 
Angabe des Ὁ. (Ὁ. $ 13), 22—39 Verhandlungen in Maked. (Bevorwortung 
mit abschweifenden gemeinen Ausfüllen auf D. 22—24; Rede des A. vor 
Philipp 25—38); Rückreise 40—43; Verhandlungen nach der Rückkehr 
45— 56. 3) 8 24. 44. 4) $ 56. 5) 67-62, gegen Dem. $ 16 
ἐφεςτηκότων ἔτι τῶν πρέεβεων καὶ ἀκουόντων, οὖς «re. (das die Hyperbel 
deutlich zeigende ἔτι steht nur in einem Theile der Häschr., scheint mir 
aber echt). 6) $ 68—69 (Dem. 188), vgl. A. 3, Ταῦ, 


Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 179 


zu haben, wie ihn die Vorfahren namentlich nach Lysandros’ 
Siege zum Verderben der Stadt gezeigt!) Aischines bekennt 
damit genug und mehr als genug. Noch greift er zurück auf 
seine ‘während des Krieges gehaltene Gesandtschaftsrede in 
Arkadien, welche Demosthenes zu dieser Volksrede in Gegensatz 
gestellt hatte?); alsdann wendet er sich gegen die den Kerso- 
bleptes und die Phokier betreffenden Beschuldigungen, d. h. zu- 
nächst nur gegen die ersteren, denn das am meisten ihn Be- 
lastende schiebt er der Zeitfolge gemäss noch weit zurück. Er 
zeigt, dass Demosthenes selbst den Gesandten des Kersobleptes 
von der Eidesleistung auf den Frieden ausgeschlossen, und ereifert 
sich über eine Aeusserung des Gegners, die wir freilich jetzt 
nicht lesen, dass Aischines persönlich den Gesandten von den 
Eidesopfern weggetrieben.?) Soweit ist nun wesentlich noch 
nichts widerlegt, und auch wenn er sodann urkundlich nachweist, 
dass Kersobleptes vor der Abreise der athenischen Gesandten 
von Philipp bezwungen worden sei‘), so wird dadurch die Saum- 
seligkeit derselben, die doch hiervon nichts, sondern nur von der 
Gefahr wussten, weder entschuldigt noch erklärt. Ausser der 
Reihe liefert er eine kurze, aber hinlängliche Widerlegung jener 
Beschuldigung, dass er die dritte Gesandtschaftsreise ohne Geheiss 
des Volkes angetreten; er wendet sich nun zu der zweiten Ge- 
sandtschaft, über die er gegenwärtig Rechenschaft abzulegen 
hat.) Hier beginnt wieder die Erzählung, anscheinend weil 
die Sache dies so verlangt, in der That aber, um die Aufmerk- 
samkeit abzuziehen; denn nicht was er in Makedonien geredet, 
sondern die Meldung nach der Rückkehr war ihm hauptsächlich 
vorgeworfen. Darum auch hier wieder, nachdem er über die 
Hinreise erzählt und dabei Demosthenes wie früher lächerlich 
gemacht hat‘), unterbrechend die Bitte an die Richter um ge- 
duldiges Gehör.?) Sowohl seine Rede im Kreise der Gesandten 
und Demosthenes’ Erwiderung, als auch die von ihnen beiden an 


1) $ 69-73 (Nothlage); ΤΆ -- ΤΊ (78 Abschweifung). 4) 79-80 
(Dem. 10f. 311). 3) 8 81—85; 86; 87—88 aöfncıc. 4) 89-9. 5) 
94-- 96. 6) 97—100. 7) 102. 

12* 


180 Aischines, Rede von der Gesandtschaft. 


Philipp gerichteten Ansprachen werden mit grosser Umständ- 
lichkeit wiedergegeben); bezüglich des Weiteren aber wird wohl- 
welslich nicht mehr erzählt, sondern von neuem stückweise 
widerlegt. Was er in der Erzählung darlegt, dass er sich be- 
müht habe den Philipp zu bestimmen, bei der bevorstehenden 
Ordnung der mittelgriechischen Angelegenheiten nicht die Partei 
der Thebaner zu ergreifen, mag alles wahr sein, hilft aber nichts 
zur Entlastung des Redners. Denn eben das, was man darnach 
zu seinen Gunsten annehmen könnte: er sei im guten Glauben 
gewesen, als habe er den Philipp überredet, müsste er doch 
selber sagen; er hütet sich aber überhaupt, auch nur mit einem 
Worte dem Könige zu nahe zu treten, sondern zeigt gegenüber 
diesem auch in Noth und Gefahr die gewissenhafte- Rücksicht- 
nahme, die Demosthenes an der ganzen makedonischen Partei 
in Bezug auf ihren Herrn hervorgehoben hatte.?) — Was nun 
die Widerlegungen betrifft, so ist ganz kurz die der Haupt- 
beschuldigung wegen der falschen Meldung, etwas länger die 
jenes Vorwurfs, dass er und Philokrates den Demosthenes ver- 
hindert hätten das Volk aufzuklären®); alsdann bestreitet er mit 
grosser Zuversicht die Behauptung,‘ dass er mit Philipp eine 
geheime Zusammenkunft gehabt und dabei das Schreiben des 
Königs verfasst, habe.*) Dass er nun aber am Verderben der 
Phokier schuld sei, sucht er mit allen Mitteln zurückzuweisen: 
er zeigt aus Urkunden, dass der phokische Tyrann sich keines- 
wegs auf die Athener verlassen habe, behauptet ferner, dass 
auch die allgemeine Erwartung dahin gegangen sei, Philipp werde 
sich gegen die Thebaner wenden, und wälzt dann alle Schuld 
auf Demosthenes ab, der das Volk zurückgehalten habe, gemäss 
der Einladung Philipps bewaffnet nach Phokis auszurücken. 
Schliesslich lässt er, als stärksten Beweis, phokische und böo- 
tische Fürsprecher auftreten.) — Angehängt sind hier noch 
einige weitere, mehr nebensächliche Widerlegungen, die man 


1) 101—107 (Verhandlungen unter den Gesandten); 108—112 (Dem. 
vor Philipp); 113117 (As Rede); 118 Abschluss. 2) Dem. 225f. — 
Auch $ 123 spricht A. nur. hypothetisch von etwaigen Tüuschungen seitens 
des Ph. 3) 119-120; 121—123. 4)124—129. 65) 180- 148, 


Aischines. Rede von der Gesandtschaft. 181 


schon zum Epiloge rechnen kann. Demosthenes hat gesagt, 
dass dieselbe φήμη, auf die Aischines gegen Timarchos sich be- 
rufen, jetzt gegen ihn zeuge; er hat ihn Verräther gescholten, 
was ihm Gelegenheit wird, seine Angehörigen und Verwandten 
einzeln den Richtern vorzuführen, die Unterpfänder, die er bei 
seiner Reise nach Makedonien daheim zurückgelassen.‘) Nun 
kommt er auf die Geschichte von der olynthischen Frau, und 
lässt einen Olynthier Aristophanes bezeugen, dass Demosthenes 
ihn für 1000 Drachmen zum falschen Zeugniss in dieser Sache - 
habe dingen wollen; dazu bezeugen noch zwei namhafte Athener, 
dass sie dies von Aristophanes gehört haben.?) Wir haben also 
zu wählen zwischen zwei Annahmen, dass Demosthenes dies 
vergeblich versucht, und dass dem Aischines dasselbe gelungen 
sei. Im allgemeinen waren falsche Zeugen dazumal ein gang- 
barer und kaum sehr theurer Artikel.) Nachdem der Angeklagte 
sich über die schändlichen Tücken des Gegners gehörig ereifert‘), 
macht er gleichsam innehaltend eine Art von Recapitulation?), 
kommt aber bald wieder auf Einzelnes in der bisherigen Weise: 
auf seine Theilnahme an Philipp’s Siegesfeier in Delphi, auf 
seinen Wechsel in der Politik, auf seine Kriegsdienste, deren 
Demosthenes verächtlich gedacht hatte, und mit denen er sich 
nun selbst empfiehlt.%) Von hier scheint er zu den Bitten und 
dem pathetischen Epiloge”) überzugehen, biegt aber sogleich 
aus und bringt das Stück aus Andokides mit eigner Fortsetzung, 
um aus der Geschichte der Stadt seine Friedenspolitik zu 
rechtfertigen.) Dann erst kommen die wohlausgeführten 


1) 144—145; 146— 152. 2) 163-155. Die Zeugen Δερκύλος Αὐτο- 
κλέους Αγνούειος und ’Apıcrelöne Εὐφιλήτου Κηφιειεύς sind auch aus In- 
schriften bekannt. 8) Von den erkanften Zeugen seines Gegners spricht 
Dem. $ 216; davon, dass er selbst sich keine phokischen Mitkläger habe 
dingen wollen, $ 80. Olynthische Zeugen für Anderes hat er, $146. 4) 
186158. 5) 169: dich’ ἅμα μὲν ὑμᾶς, ἅμα δ᾽ ἐμαυτὸν (indem er etwas 
vergessen haben möchte) εἰς ἀνάμνητιν τῶν κατηγορημένων (also nicht 
seiner Vertheidigung) ἀγαγεῖν βούλομα. 6) 162—163; 164— 166; 167— 
170. Τὴ 171: ἀπαγτείλας τοίνυν πρῶτος τὴν τῆς πόλεως νίκην — πρώτην 
ταύτην ὑμᾶς ἀπαιτῶ χάριν κτέ. 8) 172—177, zuletzt über die Gegen- 
wart; von da kommt er 178 auf seinen Prozess und gibt eine Reihe all- 


182 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


Bitten'), an die sich das auch hier scharf geschiedene Schluss- 
wort und darin die Aufrufung der Fürsprecher anfügt.?) 

Was immer zu dem für Aischines günstigen, wenn auch 
nicht sehr ehrenvollen Ausgange des Prozesses die Fürsprache 
des Eubulos und Phokion mitwirkte: man wird anerkennen 
müssen, dass auch seine eigne Rede einen solchen Ausgang 
herbeizuführen wohlgeeignet war. A. Schäfer sowohl wie Lord 
Brougham erklären sie für sein bestes Werk, und das, obwohl 
ersterer daneben hervorhebt, dass die Klageschrift des Demo- 
sthenes in keinem Punkte widerlegt sei.°) Nämlich die beiden 
andern Reden leiden an dem Grundmangel, dass die moralische 
und staatsmännische Qualifikation des Redners für die hier über- 
nommenen Aufgaben nicht zureichte, während in der Gesandt- 
schaftsrede er nichts grösseres scheinen will, als er wirklich war. 


Die noch übrige dritte Rede, κατὰ Κτηειφῶντος (mapa- 
νόμων), dreizehn Jahre später als die zweite im Jahre 330 ge- 
halten, ist die längste der drei, fast ebenso lang wie die demo- 
sthenische Gegenrede, auf die ich wegen der näheren Umstände 
des Prozesses verweise‘) ® . 

Das ausgedehnte Prooemium der Rede wird mit Recht 
schon in der Hypothesis als allzu tragisch und mehr einem Epi- 
loge ähnlich. getadelt,°) Aischines beginnt mit einem Hinweise 
auf die Zurüstungen der Gegner, indem er sich an einen viel- 


gemein zusammenfassender Enthymemen. Die Entlehnung aus Andokides 
(s. oben $. 168) merkt schon der Schol. zu 175 an. 1) 179-182. 9) 
188-184, 8) A. Schäfer II, 383. Lord Brougham Works VII, 202 (his 
masterpieoe). 4) 8. Abth. II, 1, 8. 364f. 5) Hypoth. p. 862: μέμ- 
ψαιτο δ᾽ ἄν τις τὸ προοίμιον ὡς τραγικὸν καὶ περιττὸν καὶ ἐπιλόγῳ μᾶλλον 
ἐοικός, vgl. Ρ. 868: ὅρα δὲ πῶς ἐπιλογικῶς ἤρξατο ἀπὸ ευνηγόρων ἐκβολῆς, 
ὥςπερ καὶ Δημοςθένης (or. 19). Schol. zu $ 1 (παράταξις): δοκεῖ δὲ τραγι- 
κωτέρᾳ κεχρῆεθαι εὐθὺς ἐν ἀρχῇ τῇ μεταφορᾷ, unter Vergleichung des dem 
Sinne nach ähnlichen Anfangs der demosth. Gesandtschaftsrede. ἸΤαράταξις 
hat auch der Redner Philinos, 8. d. folg. Anm. — Die αὔξηεις im Pro- 
oemium erwähnt und begründet Hermogenes μεθ. dev. p. 441 Sp. — Tpa- 
γικώτερον fand man äuch das Prooemium (ἃ, h. $ 41) der Timarchen, 
Hypoth. 1 or. I. 


Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 183 


benutzten Gemeinplatz anlehnt!); nach dieser vorläufigen διαβολή 
schildert er mit neuem Anfang, zum Zweck der Steigerung des 
vorliegenden Falles, die in den Versammlungen des Rathes und 
des Volkes eingerissene Zuchtlosigkeit, bei welcher gegen die 
Uebermacht und Willkür der Redner nur’ noch ein Schutz für 
die Demokratie bleibe, die Klagen wegen Gesetzwidrigkeit. Er 
belehrt die Richter, mit denselben Worten wie in der Timarchea, 
über die verschiedenen Verfassungen; er ermahnt auf das dring- 
lichste, die für die Demokratie wesentliche Geltung der Gesetze 
trotz aller Beeinflussungen, die man versuche, getreulich zu 
hüten, und mit der Aufhebung widergesetzlicher Dekrete und 
der Bestrafung ihrer Urheber heute einen Anfang zu machen.?) 
— Da der Redner von Aufhebung spricht, so scheint das Pro- 
oemium bereits im Jahre 336 gleich nach Einbringung der 
Klage verfasst), was sicher der Fall ist bei den folgenden 
Stücken. 330 nämlich war das gesetzlich nur auf ein Jahr 
gültige Probuleuma längst von selber ungültig geworden, und 
es ist eine durch keine Andeutung der beiden Redner gestützte 
Vermuthung, dass Ktesiphon 330 seinen unter Anklage stehenden 
Antrag zum zweitenmale vom Rathe hätte genehmigen lassen.) 
— Die Prothesis, die hier keine deutliche Partition enthält, 
ist im Prooemium beiläufig schon gegeben’); der Redner wendet 


1) $ 1 Anfang: τὴν μὲν παραςκευὴν ὁρᾶτε ὦ ἄ. ’A., vgl. Andok. 1, 
1: τὴν μὲν mapackeunv ὦ ἄ. — ἐπίεταςθε; Lys. 19, 2: τὴν μὲν map. — 
ὁρᾶτε; ebenso Lys. πρὸς Νικίαν frg. 190 8. bei Clem. Alex. Strom. 6 p. 626 
Sylb., wo noch aus Kratinos angeführt wird: τὴν μὲν mapackeunv Icwc 
yıyvuckere, und ferner ein ähnlicher Anfang des Redners Philinos, 8. u. 
zu Ende dieses Capitels. — Vgl. auch das bei Aisch. Folgende mit And. 
8.5. 2) $ 3. --8 (8 λύετε τὰς παρανόμους γνώμας xre). — $ 9 μετρίως 
μοι ἐλπίζω προειρῆςθαι, vgl. or. 1, 8. 8) Das Präsens und der Plural 
γνώμας könnten freilich auch mit Rücksicht darauf gewählt sein, dass ein 
Aöcaı τὴν γνώμην nicht mehr nöthig war. Auch könnte der sebr schlechte 
logische Zusammenhang im ganzen $ 8 auf Ueberarbeitung seitens des 
Redners hinweisen. 4) Vgl. III, 1, 866, 2; J. Baerwinkel de lite Ctesi- 
phontea (Lpz. 1878) S. 118 5) $ 8 ἐὰν ἐξελέγξωμεν Κτησιφῶντα καὶ 
παράνομα γεγραφότα καὶ ψευδῆ καὶ ἀςύμφορα τῇ πόλει. Davon geht ψευδῆ 
allerdings auf das dem Dem. gespendete Lob (vgl. $ 50) u. somit auf den 
zweiten (dritten) Theil der Beweisführung; doch ist das nicht weiter hervor- 
gehoben. 


184 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


sich nun zur Darlegung der übertretenen Gesetze, welche ver- 
wehren einen Rechenschaftspflichtigen zu bekränzen. Er 
entwickelt in erzählender Form, gegen was für Missbräuche 
man das Gesetz erlassen, und schildert, welche Winkelzüge nun 
doch gegen dasselbe "versucht würden, während Ktesiphon es 
sogar ganz offen und unverhüllt übertreten hat.!) Im Jahre 330 
wäre nun hier alsbald der Nachweis nöthig gewesen, dass Demo- 
sthenes zur Zeit der Antragstellung rechenschaftspflichtig war; 
doch in der That folgt hierüber noch nichts, sondern die Ab- 
fertigung eines „zweiten Einwandes“?), nämlich dass Demosthenes’, 
Vorsteherschaft beim Mauerbau nicht als Amt (ἀρχή), sondern 
als eine blosse Geschäftsführung (ἐπιμέλεια καὶ διακονία) auf- 
zufassen sei. Es scheint also, dass vor diesem Stücke ursprüng- 
lich die Beantwortung eines ersten Einwandes stand; dass mit 
der Entfernung desselben nicht auch die Uebergangsformel ge- 
ändert wurde, ist keine schlimmere Nachlässigkeit, als wenn 
gleich darauf und nachher noch öfter von Demosthenes’ Amts- 
führung das Präsens stehen geblieben ist.) Hierauf hat Kirch- 
hoff zuerst hingewiesen, und daraus gezeigt, dass die betreffenden 
Abschnitte nothwendig schon im Jahre 336 verfasst sein müssen, . 
was dann bezüglich des einleitenden Berichtes über das Gesetz 
auch ohne bestimmtes Anzeichen anzunehmen sein wird.) — 
Demosthenes stützt sich thatsächlich nicht auf den von Aischines 
zunächst bekämpften Einwand°), sondern darauf, dass es für die 
Schenkung, für welche er belobt werde, eine Rechenschaft über- 
haupt nicht gebe. Gegen dieses Argument richtet sich ein 
weiterer, ebenfalls der alten Ausarbeitung angehöriger Abschnitt 


1). 9-12. 2) 13—16. — $ 18: λέξουει δὲ — καὶ ἕτερον λόγον 
ὑπεναντίον τῷ ἀρτίως εἰρημένῳ, ὡς ἄρα κτέ. Es hilft nichts, wenn Weidner 
mit codd. el das καὶ tilgt. Schol. zu 18: οὐδένα προεῖπε τῶν ἀντιδικούντων 
Aöyov- πῶς φηεὶ δὲ καὶ ἕτερον; Die Rückbezichung auf $ 11 (εὕρηνται 
κρείττονες λόγοι τῶν νόμων) ist augenscheinlich; aber das Dazwischen- 
stehende passt: nicht. 3) 14: ἔστι δ᾽ ὁ A. τειχοποιός, 17: λέξει τὰρ 
οὕτως" τειχοποιός εἰμι. 28: ἀπὸ πολλῶν ὧν ἔχεις. Kirchhoff Abh. ἃ. 
Berl. Akad. 1875, 8. 64f. 4) $ 12: γέγραφε μεταξὺ Δημοςθένην ἄρχοντα 
«τεφανοῦν liess sich auch 330 richtig sagen. 6) Dem. 18, 111: τοζούτου 
γὰρ δέω λέγειν ὡς οὐκ εἰμὶ ὑπεύθυνος, ὃ νῦν οὗτος διέβαλλε καὶ διωρίζετο. 


Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 185 


der Anklagerede: es wird aufs breiteste gezeigt, dass die Rechen- 
schaftspflicht nach den Gesetzen ganz unbeschränkt sei; also 
hätte Demosthenes warten sollen, bis er ordnungsgemäss nach- 
gewiesen, dass er wirklich geschenkt und nicht unterschlagen.') 
— In der neuen Bearbeitung ist nun hier zunächst der Nach- 
weis eingeschoben, dass Demosthenes damals in der That Be- 
amter war, und zwar sowohl als Vorsteher des Theorikon, als 
welcher er nach damaliger Einrichtung eine Masse der ver- 
schiedensten. Funktionen auf sich vereinigte, wie als Bauherr.?) 
Ersteres Amt kommt nur in dieser Einlage und weder vorher 
noch nachher vor, was wieder Kirchhoff bemerkt hat; dagegen 
spricht Demosthenes in der Vertheidigung zunächst von diesem 
Amte und dann erst von der Funktion eines Bauherrn.°) Ich 
denke nun nicht mit Kirchhoff, dass Aischines den 330 ganz 
unerlässlichen Abschnitt erst nach der Verhandlung, mit Rück- 
sicht auf die Vertheidigung, eingeschaltet habe, sondern stelle 
mir die Sache so vor. Der Ankläger bezog sich ursprünglich 
nur auf die Funktion, anlässlich deren Demosthenes die Schen- 
kung gethan; denn dass er gleichzeitig auch zur Theorikenkasse 
geschenkt habe, scheint spätere Erdichtung.*) Da aber das 
Gesetz die Bekränzung einer ἀρχὴ ὑπεύθυνος verbot, und die 
Qualifizirung jener Funktion als einer ἀρχή nur mit Sophismen 
sich machen liess), so glaubte er schliesslich doch, das gleich- 


1) 1728. 2) 34; 25—26 (adEnac); 27 (τειχοποιόο). --- A. βαρύ $ 25, 
dass die Vorsteher des Theorikon diese Funktionen bis auf Hegemon’s 
Gesetz gehabt hätten, und zugleich $ 26, dass D. sie damals gehabt; wenn 
er also nicht lügt, so ist dies Gesetz nach 336 erlassen. Dies gegen 
v. Halm Ber. ἃ. Akad. z. München 1875, 8, 4, 3; vgl. gegen denselben 
auch Baerwinkel 1. c. 8.26. 8) Dem. 18, 113, 4) Es steht dies in 
dem gefälschten Psephisma D. 18, 118, und daraus, wie es scheint, bei 
Pseudoplut. Dem. p. 846. Vgl. Kirchhoff 1. c. 8, 65 Anm.; Weil Plaidoy. 
polit. de D. k, 389; Dionys. ad Amm. I, 12. 5) Aisch. $ 31 ἀπαγορεύει 
νόμος ἀρχὴν ὑπεύθυνον μὴ crepavoüv, während er. $ 11 das Wort ἀρχή 
beim Citiren unterdrückt. Ueber die vom Redner hier angewandten So- 
phismen vgl. v. Halm 1. c. 8. 4. Wäre A. bier im Rechte, so würden 
wir bei ihm vor allem andem den Nachweis finden, dass D. sich für diese 
Funktion einer Dokimasie unterzogen, und dass er hinterdrein dem Staate 
Rechenschaft abgelegt; nun aber behauptet er so etwas nicht 'einmal. 


186 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


zeitig von Demosthenes bekleidete unzweifelhafte Amt mit herein- 
ziehen zu müssen. Ktesiphon seinerseits scheint bei seinem An- 
trage die Auffassung gehabt zu haben, dass die Funktion kein 
Amt sei, das wirkliche Amt aber mit der Schenkung und also 
auch der Bekränzung nichts zu thun habe; da indes die letztere 
Rechtfertigung dem Gesetze gegenüber nicht zu halten, die 
erstere aber unzureichend war, so verzichtete Demosthenes auf 
beide, und deckte nun diesen Punkt so gut es ging ander- 
weitig. — Aischines knüpft in der neuen Redaktion an die Fest- 
stellung, dass Demosthenes Bauherr gewesen, noch eine zweite 
Widerlegung des Einwandes, dass dies keine ἀρχή; wir ersehen 
aus dem hier gegebenen indirekten Beweise lediglich, wie miss- 
lich es mit der Behauptung des Anklägers in diesem Stücke be- 
stellt ist.!) Dann eine wieder der ersten Ausarbeitung angehörige 
Recapitulation des vor der Einlage Dargelegten.?) Er führt nun 
noch ein zweites übertretenes Gesetz vor, welches die Aus- 
rufung des Kranzes im Theater untersagt.) Dies παράνομον 
hatte er, wie es scheint, im Jahre 336 noch gar nicht entdeckt; 
denn er spricht vorher in der Rede gar nicht davon.t) Ich habe 
nun schon früher meine Ansicht im Einklange mit Kirchhoff 
dahin ausgesprochen, dass Aischines dasselbe nur durch Ver- 
stümmelung eben des von ihm angezogenen Gesetzes zu Wege 
bringt, von dem er den Zusatz weglässt: πλὴν ἐάν τινας ὃ 
δῆμος ἢ ἣ βουλὴ ψηφίεηται.) Da nun aber seine Behauptung, 
dass etwas thatsächlich häufig Vorkommendes®) absolut ungesetz- 
lich sei, jeden befremden musste, so schiebt er den Gegnern den 
Einwand. unter, dass das hier Verbotene durch ein anderes 


1) 8. 28—30. 2) $ 31; hier wieder Präsens ἔχει, und keine Er- 
wähnung der Vorsteherschaft beim Theorikon. 3)32—34. 4) 89: 
περὶ μὲν οὖν τῆς ὅλης κατηγορίας -- — περὶ δ᾽ αὐτῶν τῶν νόμων, οἱ κεῖνται 
περὶ τῶν ὑπευθύνων, παρ᾽ οὖς τὸ ψήφ. τοῦτο τυγχάνει γεγραφὼς Κτηςιφῶν. 
6) ΠΙ, 1, 369, 4; Kirchhoff 8, 63, der freilich auf die Frage allzuwenig 
eingeht; gegen ihn Baerwinkel 8. 66. 6) Ὁ. 18, 120; v. Halm 8. 7f. — 
Belege für eine solche Ausrufung aus den att. Inschriften: 1, 59 (Ol. 92, 3). 
II, 10° (96, 4). [wahrsch. auch 85]. 251 (zwischen 118, 2 u. 120, 1). 254 
(dieselbe Zeit; Ausrufung an den Panathenäen). 300 (121, 2). 311. 312 
(123, 3) u. ef. 


Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 187 


Gesetz, das dionysische, 'erlaubt sei; nämlich auch in diesem 
Gesetze war bei dem Verbote der Ausrufung von Kränzen im 
Theater hinzugesetzt: ἐὰν μὴ ψηφίςηται ὁ δῆμος. Gegen diesen 
Einwand richtet nun Aischines eine endlos lange Argumentation: 
ein derartiger Widerspruch sei von vornherein unmöglich; die 
Stelle beziehe sich auf die von auswärtigen Staaten verliehenen 
Kränze, von denen freilich nicht eine Silbe dastand; der Beweis 
wird daher indirekt und aus Indieien geführt.!) — Nun bleibt 
dem Redner noch der dritte, wie er selbst sagt, wichtigste 
Theil seiner Beweisführung: dass die Motivirung der Bekränzung 
aus Demosthenes’ patriotischem Wirken thatsächlich unwahr 
sei, also auch darum der Antrag widergesetzlich, da alle Gesetze 
(d. h. nicht etwa ein einzelnes bestimmtes) Unwahrheiten in 
öffentliche Dekrete einzutragen untersagten.?) Nachdem er in 
der Form der παράλειψις über Demosthenes’ Privatleben einiges 
gesagt’), schiebt er bezüglich der politischen Thätigkeit des 
Gegners demselben unter, dass er sie nach vier Zeitabschnitten 
eintheilen wolle: bis zum philokratischen Frieden, bis zum Wieder- 
ausbruch des Krieges, bis zur Schlacht bei Chaironeia, bis zur 
Gegenwart; er selber will sich nun ebenfalls an diese Eintheilung 
und Ordnung halten.) Was den ersten Zeitabschnitt be- 
trifft, so beschuldigt er den Demosthenes, dass er im Einver- 
nehmen mit Philokrates und mit diesem von Philipp bestochen 
die Stadt beim Friedensschlusse in dreifacher Hinsicht geschädigt, 
ausserdem den makedonischen Gesandten aufs ärgste geschmeichelt 
habe.5) Indem er zu der zweiten Zeit übergeht, erklärt er 
zunächst, warum Demosthenes nach dem Frieden zum Gegner 
Philipps geworden; dann beschuldigt er ihn, den neuen Krieg 


1) 85—48; vgl. v. Halm 8. 8.8, Derselbe vermuthet auch (8. 15f.), 
was schon von Spengel geäussert worden, dass A. den ganzen Abschnitt 
über das dionysische Gesetz erst nach der Verhandlung zugefügt habe, vgl. 
Kirchhoff I. c. Ich meine aber, dass dies Blendwerk gerade vor Gericht 
unentbehrlich war. 2) 49—50; es soll also auch dies ein παράνομον sein. 
Gegen des Redners Intention Schol. zu $ 54: μετέρχεται ἐπὶ τὸ δίκαιον 
κεφάλαιον ἐντεῦθεν, mAnpuicac τὸ νομικόν; vgl. Hypoth. p. 352f.; correkt 
das. p. 849. 8) 51-53. 4)54—57. 6) 58—61 weitläufige Prodior- 
thosis und Prothesis; 62— 75; 76 (κολακεία); 77— 78 Abschweifung. 


188 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


hervorgerufen zu haben.!) Und wenn sich nun jener dagegen 
auf das durch ihn zu Stande gebrachte Bündniss mit Euböa und 
Theben berufe, auf die „ehernen und stählernen Mauern“, mit 
denen er das Land befestigt, so gibt Aischines zuvörderst betreffs 
des euböischen Bündnisses eine weitausgeholte und sehr breite 
Darstellung, wonach Demosthenes lediglich der bezahlte Helfers- 
helfer seines Freundes Kallias von Chalkis war, und die Inter- 
essen Athens schnöde preisgab.?) Augenscheinlich ist hier eine 
Nebenabsicht die Verdächtigung des Kallias und seines Bruders 
Taurosthenes, für die Demosthenes gerade damals, worauf mehr- 
fach hingewiesen wird, das Bürgerrecht beantragt hatte®); leider 
wissen wir anderweitig nicht, wann dies geschah.‘) Auffällig ist 
aber, dass nicht nur in der Einführung des Abschnittes die 
„ehernen Mauern“ auf einen Ausdruck der Kranzrede hinweisen®), 
sondern auch bald darauf ganz unverkennbar eine andre Stelle 
derselben Rede nachgeahmt ist‘), welche Erscheinungen sich bei 
dem späteren, in jener Einführung mitangekündigten Abschnitt 
über das thebanische Bündniss wiederholen. Dazu kommt, dass 


1) 79—81; 82—83. 2) 84 Hypophora; 85— 102; Anhang 103— 105 
über die Bestechung, eingeleitet wie der Anhang zum 1. Abschnitt 76 mit 
ὑπόλοιπον δέ μοί dcr. 8) 85: Καλλίου καὶ Taupocdevouc, oc οὗτος νυνὶ 
μιςθὸν λαβὼν ᾿Αθηναίους εἶναι τολμᾷ. γράφειν. 86: Καλλίας, dv Δημ, μιςθαρ- 
γῶν ἐνεκωμίαζε (in der Volksversammlung; man beachte, dass über der- 
gleichen Anträge zweimal abzustimmen war, Dem. 59, 89£.). 87: Taup. ὁ 
γυνὶ πάντας δεξιούμενος καὶ mpocreüv. 4) Die Sache erwähnen Hyper. 
Dem. col. 17; Dein. 1,44. δ) $ 84: ναὶ, ἀλλὰ χαλκοῖς καὶ ἀδαμαντίνοις 
τείχεαν ὡς αὐτός φηςι τὴν χώραν ἡμῶν ἐτείχιςε, Cor. 2991. (300 τούτοις 
ἐτείχικα τὴν χώραν). Vgl. A. Schäfer III B 8. 76. 6) $ 85 von dem 
euböischen Feldzuge gegen die Thebaner: — — κύριοι τῆς Εὐβοίας γενό- 
μένοι, καὶ τάς τε πόλεις αὐτὰς καὶ τὰς πολιτείας ἀπέδοτε ὀρθῶς καὶ δικαίως 
τοῖς παρακαταθεμένοις, οὐχ ἡγούμενοι δίκαιον εἶναι τὴν ὀργὴν ἀπομνημονεύειν 
ἐν τῷ πιςτευθῆναι. Cor. 100: τὸ καταςτάντες κύριοι καὶ τῶν «ωμάτων καὶ 
τῶν πόλεων ἀποδοῦναι ταῦτα δικαίως —, μηδὲν ὧν ἠδίκηςθε ἐν οἷς ἐπιςτεύ- 
θητε ὑπολογιςάμενοι, Dem. erwidert hier auf eben diesen Abschnitt des A.; 
man kann daher die Berührung ableiten, die zwischen A. $ 85 (Θεμίςωνος 
u. s. w.) und Ὁ. 99 stattfindet, zumal da die Uebelthaten der Euböer gegen 
Athen in der wirklich gehaltenen Rede des A. nach D.'s Zeugniss ($ 95) in 
der That erörtert waren. Aber dass D. den Gegner je ausgeschrieben 
hätte, was bei der ersterwähnten Stelle der Fall sein müsste, kann ich 
nicht annehmen. 


Pr} 
Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 189 


nach Ausweis der demosthenischen Erwiderung Aischines mit 
den Euböern zusammen auch die Byzantier und das Bündniss 
mit diesen verdächtigt hatte, wovon wir jetzt nicht das Geringste 
lesen.!) Es scheint also, dass er bei der Herausgabe der Rede 
in diesem Abschnitte Manches theils umformte theils strich, 
lezteres vielleicht, wie schon A. Schäfer vermuthet, mit Rück- 
sicht auf die Stimmung in den hellenischen Gemeinden, bei denen 
er damals sich aufhielt. — Für den dritten Zeitabschnitt 
lautet die erste Anklage auf Gottlosigkeit gegen das delphische 
Heiligthum., Der Redner verbreitet sich über den alten Krieg 
gegen Kirrha und die Consekration des Gebietes dieser Stadt, 
über den Frevel der Amphisseer, die es bebauten, und zwar 
unter Bestechung des Demosthenes, dass er dazu schwiege, dann 
vollends ausführlich über sein eignes Auftreten in Delphi, und 
wie Demosthenes die Athener von dem heiligen Kriege gegen 
Amphissa zurückgehalten habe.?) Nachdem er so nicht minder 
sich selbst vertheidigt?) wie jenen angeklagt, bringt ihn seine 
fromme Stimmung noch zu Abschweifungen über Demosthenes’ 
weiterhin gezeigte Gottlosigkeit‘), und über das ans Wunder- 
bare grenzende Walten des Schicksals, welches in der Gegenwart 
alle Machtverhältnisse umgekehrt, die Makedonier, die Befreier 
des delphischen Heiligthums, so hoch erhoben, hingegen unter 
den andern Staaten auch Athen so erniedrigt habe, und dies 
seitdem der gottverhasste Demosthenes es leite.5) Dieser letzte 
Abschnitt ist sicher erst 330 geschrieben‘); was weiter folgt, 
dass das thebanische Bündniss den Zeitumständen und nicht der 
Beredsamkeit des Demosthenes, wie jener sich rühme, zu ver- 
danken 8617), könnte noch späteren Ursprungs sein, da nicht nur 
auf demosthenische Behauptungen Bezug genommen wird®), 


1) Ὁ. 95. 238. 240f.; A. Schäfer III B 76f., der auch A. $ 256 anzieht 
(ὅταν φῇ Βυζαντίους μὲν ἐκ τῶν χειρῶν mpecßevcac ἐξελέςθαι τοῦ Φιλίππου); 
diese Stelle setze eine frühere Darlegung der Sache in der Rede voraus. 
2) 106 Prothesis für diesen und z. Th. den nüchsten Abschnitt; 107— 129. 
3) Vgl. D. $ 140. 4) 130—131. 5) 182— 136. 6) Vgl. 132. 133. 
7) 187—141. 8) 137: ὃς τολμᾷ λέγειν βλέπων εἰς τὰ mpöcwra τὰ ὑμέτερα, 
ὡς ἄρα Θηβαῖοι τὴν ευμμαχίαν ὑμῖν ἐποιήςαντο — διὰ τὰς Δημοςθένους 
δημηγορίας. 


190 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


sondern auch eine gewisse Berührung mit einer anderweitigen 
Stelle der Kranzrede stattfindet.') Alsdann wirft Aischines dem 
Gegner vor, dass er in dem Bundesvertrage Athen benachtheiligt, 
den Krieg eigenmächtig und verkehrt geleitet, den von Philipp 
angebotenen Frieden verhindert habe.?) Dann kommt er auf die 
Schlacht, und sucht in aller Weise zu zeigen, wie ungehörig und 
unsinnig es sein würde, den Urheber solchen Unglückes zu be- 
kränzen.’) — Der vierte Zeitabschnitt wird am kürzesten 
behandelt; die Hauptbeschuldigung ist, dass Demosthenes sich 
insgeheim mit Alexander vertragen, und darum alle Gelegenheiten, 
Krieg mit ihm anzufangen, verabsäumt habe.*) Man rügt hier 
mit Recht, dass Aischineg solche Dinge, die später als Ktesiphon’s 
Antrag fallen, überhaupt mit hereinzieht; wenn er indes nur die. 
Wahrheit sagte, so würde ich dies leicht verzeihen. — Den Schluss 
des ganzen Haupttheiles bildet der Nachweis, dass Demosthenes 
die für einen volksfreundlichen Staatsmann, als welchen er sich 
ausgiebt, unerlässlichen Eigenschaften nicht besitze; hier werden 
namentlich auch die Antecedentien der Familie durchgenommen, 
ausser jenem, was über das eigene Privatleben des Gegners noch 
zu sagen war.’) — Alles Nachfolgende wird man als Epilog im 
weitesten Sinne rechnen.°) Der Redner ergeht sich über das 
Unwesen der massenhaft und masslos ertheilten Ehrenbezeugungen, 
und hält dagegen die ganz verschiedene Sitte der Vorfahren, 
unter Vergleichung des Demosthenes .mit den nie bekränzten 


1) A. 188f.: καίτοι πολλὰς μὲν πρότερον mpecßelac ἐπρέεβευςαν εἰς 
Θήβας οἱ μάλιςτ᾽ οἰκείως ἐκείνοις διακείμενοι, πρῶτος μὲν Θραεύβουλος -- — 
(139) ἀλλ᾽ ὅμως οὐδεὶς πώποτ᾽ αὐτοὺς ἐδυνήθη προτρέψαεθαι εἰς τὴν 
ὑμετέραν φιλίαν. D. $ 129: καίτοι πολλοὶ παρ᾽ ὑμῖν ὦ ἄ. ᾿Α. yerdvan 
ῥήτορες ἔνδοξοι καὶ μεγάλοι πρὸ ἐμοῦ, Καλλίετρατος — -- Θραεύβουλος, 
ἕτεροι μυρίοι" ἀλλ᾽ ὅμως οὐδεὶς πώποτε τούτων διὰ παντὸς ἔδιυκεν ἑαυτὸν 
wre. Dazu kommt, dass A. die hier dargelegte Behauptung nachher noch 
einmal kaum minder ausführlich bringt, 237—239. — Nicht zuviel Gewicht 
möchte ich darauf legen, dass Dem.'s Worten eben bezüglich des damaligen 
Krieges: τὰ πολλὰ ψηφίεματα, ἃ νῦν οὗτος διέευρε ($ 218), bei A. nichts 
genau entspricht, vgl. A. Schäfer 1. c. 8.76. 3) 8 141-144; 146-47; 
148 — 151. 3) 153 — 158. 4) 159 — 167. 5) 168 -- 176 (Schol. παρ- 
&«Bacıd. 6) Die Scholien freilich lassen den Epilog erst bei 230 be- 
ginnen. 


Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 191. 


alten Staatsmännern, und mit Beispielen von Ehrenerweisungen, 
wie sie damals als solche galten.!) Hierauf ein augenscheinlich 
erst nach der Verhandlung eingeschobenes Stück, eine Erwiderung 
auf das in der Kranzrede angezogene Beispiel des Faustkämpfers 
Philammon.?) — Mit guter Vermittelung fügt sich eine neue 
Gedankenreihe an, die an das im Prooemium Gesagte erinnert; 
er zeigt, wie streng man bei Klagen wegen gesetzwidrigen 
Antrages ehemals gewesen, und redet gegen die durch Fürsprecher 
versuchte Beeinflussung.°) Alsdann schreibt er die Weise der 
Vertheidigung vor: wenn ja die Richter dem Ktesiphon gestatten 
wollen, den Demosthenes als Beistand aufzurufen, so möge dieser 
sich vor allem an die Gesetzesfrage und überhaupt an die Ord- 
nung der Anklage ‚halten; wobei dann Aischines Gelegenheit 
findet, kurz zu recapituliren.‘) Angefügt ist hier noch eine 
Ausschliessung des Mitleids.’) Der Verdächtigung von Ktesiphon’s 
Person ist sodann ein kurzer Abschnitt gewidmet‘); ein recht 
langer dient zur Abwehf der Beschuldigungen, die Demosthenes 
gegen Aischines selber vorbringen werde.’) Zum Theil, wenn 
auch nicht durchweg®), ist dies eben das, was wir in der Kranz- 
rede wirklich lesen; ein Stück geht offenbar auf die nachträg- 
liche Ueberarbeitung zurück.’) Der merkwürdigste Fall aber ist, 
dass es heisst, Demosthenes wolle Aischines’ Beredsamkeit mit 


1) 177—188. 2) 189 (angeführt καίτοι πυνθάνομαί γ᾽ αὐτὸν μέλλειν 
λέγειν, ὡς οὐ δίκαια ποιῶ κτέ.), vgl. Dem. 319; Schäfer 1. c. 8.76. 3) 
190— 200 (ἐκβολὴ cuvnräpwv). 4) 301 -- 206 (202 ἵνα καὶ ὑπομνήςω Öpäc). 
5) 301 --212. 6) 213 — 214. 7) 215— 229. 8) Bei Dem. nicht 
wiederzufinden 216: τὰς ἐν τοῖς γυμναείοις μετὰ τῶν νεωτέρων μου δια- 
τριβὰς καταμέμφεται; das.: λέγων ὡς ἐγὼ τὴν γραφὴν οὐχ ὑπὲρ τῆς πόλεως 
ἐγραψάμην, ἀλλ᾽ ἐνδεικνύμενος ᾿Αλεξάνδρῳ, vgl. 217. 319. 9) 3261. 
(Gleichniss vom Arzt), vgl. Ὁ. $ 243; A. Schäfer 8. 75. — Sch. vermuthet 
auch (8. 76), dass der ganze Abschnitt 221—229 hinterdrein umgearbeitet 
sei; namentlich sehe die Darstellung der Sache des Anaxinos und die An- 
apielung auf Antiphon $ 3986. ganz wie eine Vertheidigung gegen Dem. 
132—137 aus, Er hebt aber dann selbst das Bedenkliche solcher Muth- 
nassungen hervor, da doch A. auf die einzelnen Vorwärfe grossentheils 
gefasst sein musste, u. z. Bsp. über seine ficuxia (D. $ 307) sich schon vor 
Gericht wirklich ausgesprochen hatte; denn auf diese Stelle ($ 218) nimmt: 
umgekehrt D. $ 82 Bezug. Jedoch die nochmalige Behandlung dieses selben 
Punktes 8 220 (ἐπιτιμᾷς δέ μοι xt&.) möchte von der Umarbeitung herrühren, 


"192 Aischines. Rede gegen Ktesiphon. 


dem Gesange der Sirenen vergleichen; dies nämlich kommt in 
der Kranzrede keineswegs vor, scheint aber doch wirklich gesagt 
und nur in die herausgegebene Rede nicht aufgenommen zu sein, 
während Aischines nach dem Gehörten auch diese Stelle ein- 
schob.!) — Der nicht geringe Rest des Epilogs?) lässt eine 
Ordnung nur allzusehr vermissen. Wir finden Zusammenfassungen?), 
mannichfache Enthymeme gegen die Bekränzung, Mahnungen, 
auf der Hut für die Demokratie zu sein“), Nachweis, dass nicht 
Demosthenes das Verdienst an dem thebanischen Bündniss 
habe®), erneute Aufforderung an Ktesiphon, sich selber zu ver- 
theidigen.°) Unmittelbar vor dem Schlusse ruft Aischines im 
höchsten Aufschwunge als seine Fürsprecher die alten Staats- 
männer Athens aus dem Grabe herauf, einen Solon, Aristeides, 
Themistokles, und dann kommt, mit dem eigentlichen Schluss- 
wort, der merkwürdige Fall von der Höhe grossartiger Bered- 
samkeit zu der Tiefe schlechter Deklamation: „ich nun, o Erde 
und Sonne und Tugend und Einsicht“ und wie es weiter lautet, ein 
Fall, der nach Lord Brougham’s Meinung aus der von ihm ge- 
missbilligten Attischen Sitte, nicht in vollem Pathos eine Rede 
zu schliessen, herzuleiten ist.) Aber man wird ebenso richtig 


1) A. 228f.; Schäfer 8. 19. 2) 230-269. Die Scholien fassen nur 
dies Stück als Epilog, und theilen es in 10 τόποι. 3) $ 230 (noch in 
demselben Paragraphen ‚abgebrochen; von Apsines Τέχνη p. 390 nach un- 
genauer Erinnerung vollständiger gegeben); 236f.; auch 36δέ, 4) 233— 
235; 249. 5) 237— 239, und nochmals kurz 256. 6) 3415 ὭἼ 
$ 260; Lord Brongham Works VIL, 184f.: But A. was obliged to compose 
himself after this burst; and he added the two sentences, one of which 
has ever been deemed both extravagant and absurd (nur Weidner z. St. 
findet die Apostrophe „volksthümlich“) — —, and the other (καὶ el μὲν 
καλῶς καὶ ἀξίως xt.) becomes still more feeble than it naturally would 
have been, by immediately following that lofty but clumsy flight. The 
result is a total failure — one of the most remarkable in the history of 
rhetoric — an attempt which is violent and overstrained, rather than ve- 
hement, yet heary withal and cold, bearing the character of the worst 
deelamation, and sucoeeded by a mean commonplace, withont any felicity 
whatever, either of conception or execution. This failure — this sudden 
reverse of fortune — this total defeat in the very moment of the most 
prodigious success — ἃ transition from one of the grandest triumphs of 
the art of oratory to nearly the most signal discomfiture upon record etc. 


Aischines. Charakter als Redner. 193 


sagen, dass die heroische Maske des Patrioten dem Aischines 
schlechterdings nicht sitzen wollte, so sorgfältig er sie sich ange- 
passt und so geschickt er sie bisher bewahrt hatte; am Ende 
fällt sie doch, und der Schauspieler kommt zum Vorschein. 

Der gänzliche Misserfolg dieser Rede, die dem Ankläger 
nicht einmal zu dem fünften Theil der Stimmen verhalf, erscheint 
auch nach dem rednerischen Verdienst des Werkes nicht unge- 
recht. Dena so kräftig und mächtig manches ausgeführt ist, so 
mangelt doch fast durchweg eins, das Ueberzeugende der Be- 
weisführung: je gehäuftere Schlechtigkeit aller Art dem Demo- 
sthenes zur Last gelegt wird, desto mehr fordert man gründliche 
Erörterung und reichliche Belege,-und um solche ist der Redner 
hier viel weniger als in der Gesandtschaftsrede bemüht. Die 
letzte zur Sache gehörige Urkunde wird vor der Mitte der Rede 
beigebracht.) Am gründlichsten behandelt Aischines die Ge- 
setzesfrage; aber gerade bei diesem Theile füllt auf, dass er sich 
so wenig darum gekümmert hat, das schon 336 Geschriebene 
mit dem 330 Hinzugefügten zu verschmelzen, während die nach- 
folgenden Abschnitte der Rede, wiewohl sie an mehreren Stellen 
noch nach der Verhandlung überarbeitet sind, doch keine allzu 
sichtlichen Spuren davon zeigen. 


Es bleibt nun noch übrig, den allgemeinen rednerischen 
Charakter und das Verdienst des Aischines genauer darzulegen. 
Hinsichtlich der Gattung seiner Reden vergleicht er sich unter 
den Zeitgenossen mit Lykurgos, unter den Früheren mit Ando- 
kides; denn auch diese beiden haben nur δημόειοι λόγοι, und 
zwar aus eigner Person, verfasst. Andokides’ Schriftstellerei mag 
der des Aischines auch an Umfang ungefähr gleichgekommen 
sein; waren doch beide nur gelegentlich Staatsmänner, und ferner 
keine gelernten und geschulten Redner, weshalb eben sie sich 
mit der Logographie für Andre nicht abgaben. Aischines scheint 
die Verwandtschaft mit Andokides selber herausgefühlt zu haben, 
da er ja gerade ihn vielfach benutzt?); übrigens macht das 


1) 8 194. 2) 8. oben 8. 158, Anın. 2. 
Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 18 


194 Aisohines. Ausdruck. 


Talent einen ungeheuren Unterschied. — Wenn er nun mit den 
genannten Rednern und auch mit Demosthenes sich leicht ver- 
gleichen und gegen sie abmessen lässt, so ist dies einem Lysias 
oder Hypereides gegenüber dadurch erschwert, dass die Gattung, 
in der diese beiden ihre Stärke hatten, der des Aischines ent- 
gegengesetzt ist.!) Gegen Demosthenes und auch Hypereides ist 
er dadurch etwas in Nachtheil, dass seine Werke uns vielfach 
entstellt überliefert sind, und dass keine Musterhandschrift uns 
hilft, die Glosseme und die sonstigen Verunstaltungen zu be- 
seitigen.?) 

Gleichwohl, um hiermit zu beginnen, ist soviel hinlänglich 
sicher, dass Aischines’ Ausdruck von der Classieität, der Durch- 
arbeitung und Sorgfalt, der gedrungenen Knappheit des Demo- 
sthenes in der That weit entfernt war. So trägt er keine Scheu, 
öfters auch auf geringem Raume dieselben Ausdrücke einfach zu 
wiederholen, wie in der ersten Rede bei der Classifikation der 
einschlägigen Gesetze: πρῶτον μὲν... περὶ τῆς «ωφροςύνης τῶν 
παίδων τῶν ὑμετέρων .. ἔπειτα δεύτερον περὶ τῶν μειρακίων, τρίτον 
δ᾽ ἐφεξῆς περὶ τῶν ἄλλων ἡλικιῶν, und gleich darauf in der Pro- 
thesis: πρῶτον μὲν... τοὺς νόμους οἱ κεῖνται περὶ τῆς εὐκοςμίας 
τῶν παίδων τῶν ὑμετέρων, ἔπειτα δεύτερον τοὺς περὶ τῶν μειρακίων, 
τρίτον δ᾽ ἐφεξῆς τοὺς περὶ τῶν ἄλλων ἡλικιῶν.) So schreibt 
kein Stilkünstler. Wiederum in dieser Rede: ΤΤιττάλακος ἄνθρωπος 
δημόειος οἰκέτης τῆς πόλεως --- — πρὸς ἄνθρωπον δημόειον οἰκέτην. 
τῆς πόλεως, und in der Ktesiphontea: τὸ δοκεῖν μὲν ἀληθῆ λέγειν, 
ἀρχαῖα δὲ καὶ λίαν ὁμολογούμενα --- --- μὴ δοκεῖν ψευδῆ λέγειν, 
ἀλλὰ παλαιὰ καὶ λίαν προωμολογημένα, und däselbst: ὅτι παρὰ 
τοῦτο Φίλιππος οὐκ ἦλθεν ἡμῶν ἐπὶ τὴν χώραν, ὅτι οὐκ ἦν αὐτῷ 
καλὰ τὰ ἱερά --- — εἰ γὰρ ὁ μὲν κρατῶν οὐκ ἦλθεν εἰς τὴν τῶν 
κρατουμένων χώραν, ὅτι οὐκ ἦν αὐτῷ καλὰ τὰ ἱερά.) Mit grösserem 


1) Vgl. Theon Progymn. VI, 12 Sp. (oben 8. 165,6). 2) Esist Weidner's 
Verdienst, eine gründlichere Methode in der Verwerthung der stark aus- 
einandergehenden handschriftlichen Ueberlieferung angebahnt zu haben. 
8) 1, 1. 8. 4) 1,54. 3,53. 131. Vgl. noch 1, 81 (τοῖς ἀκούουει). Bif. 
(ὁ τὰρ... τοῦτο πράττων .. αὐτῷ μοι δοκεῖ τούτῳ ἔνοχος εἶναι. 2, 98 
(οὐδὲν ἀληθές). 8, 8 (λαχόντες προεδρεύειν.. 300,2 (ὅταν δ᾽ ὑπερπηδήςας 


Aischines. Ausdruck. 195 


Abstande findet sich derartiges noch häufiger: cewacde μεγάλην 
ῥώμην (Ἡγηςάνδρου καὶ) Τιμάρχου zweimal innerhalb einer Seite, 
und sogar ein ganzes Enthymem wird in der Timarchea wörtlich 
an einer späteren Stelle nochmals gebracht.!) Doch solche 
Nachlässigkeiten, auch wenn sie auffallen, werden doch nicht so 
leicht unangenehm empfunden, und dasselbe gilt auch von einer 
gewissen Breite, die namentlich bei Erzählungen zuweilen her- 
vortritt: καταπλεῖ δεῦρο ἐξ “EAAncnövrou Ἡτγήςανδρος, περὶ οὗ 
«πάλαι εὖ οἶδ᾽ ὅτι θαυμάζετε διότι οὐ μέμνημαι" οὕτως ἐναργές 
&crıv ὃ ἐρῶ. οὗτος ὁ Ἡγήςανδρος ᾿ ἀφικνεῖται, ὃν ὑμεῖς κάλλιον 
ἴετε ἢ ἐγώ. ἔτυχε δὲ τότε ευμπλεύεας εἰς «Ἑλλήσποντον ταμίας 
Τιμομάχῳ ---, καὶ ἧκε δεῦρο κτέ,, so dass die Ankunft dreimal 
angegeben wird.?) Aber ein schlimmerer Fehler ist die Unklar- 
heit, die nicht nur in den Beweisführungen, worauf ich später 
komme, sondern auch in Erzählungen und sonst gar nicht selten 
begegnet. So in der Timarchea: ὡς τοίνυν ἐκέκτητο ὁ πατὴρ 
αὐτοῦ ἀργύριον οὐκ ὀλίγον, ὃ οὗτος ἠφάνικε, τοῦθ᾽ ὑμῖν ἐπιδείξω. 
φοβηθεὶς γὰρ τὰς λειτουργίας ἀπέδοτο ἃ ἦν αὐτῷ κτήματα ἄνευ 
τῶν ἀρτίως εἰρημένων 5), wo keineswegs alsbald klar ist, wer der 
Verkäufer ist, Timarchos oder sein Vater; auch kommt Aischines 
nicht einmal darauf zurück, dass folglich der Vater, den er meint, 
viel baares Geld besessen haben müsse. In derselben Rede erzäht 
er, dass ein gewisser Demophilos vorgekommene Bestechungen 


τὴν δικαίαν ἀπολογίαν κτέ). 2018. (δικαίας ἀπολογίας --- δικαίως ἀπολογεῖ- 
«θαι — δικαίαν ἀπολογίαν. 1) 1, 58. 62; das. 86. 177 (ἐὰν μὲν γὰρ κο- 
λάζητε... κύριοι δ᾽ οὐκέτι)λ. Vgl. noch 1, 65/45 (ἐπειδὴ ἐν δικατηρίῳ ἐςμέν). 
85/80 (βοᾶτε τὴν ἐπωνυμίαν τῶν ἔργων ὧν εύνιςτε αὐτῷ). 3, 18/202 (οὐ 
mpocdtxeche κακοῦργον «οφιετὴν ... ἀναιρήςειν). 34/204 (οὐ τοὺς νόμους μόνον 
κτέ.). 66/78 (μικαλέξανδρος καὶ μιςοφίλιππος). 131/152 (ἀθύτων ... κίνδυνον). 
141/239 (ὁ δὲ κομίζων ... χρεία ευμμάχων). 176/190 (ἵνα δὲ un... ὑποθέςεωρ). 
213/215 (περὶ δὲ .. εἰπεῖν. 214/246 (πονηρίαν καὶ mopvoßocklav). 246/247 
(εὖ γὰρ ἴετε ὦ &. ᾿Α). (Wiederholungen zwischen verschiedenen Reden: 
1, 4 vgl. 8, 6; 1, 175 vgl. 3, 198.) 2) 1, 55f., vgl. 141 (ἐπειδὴ γὰρ... 
λόγους nach dem Gesagten ganz überflüssig); 2, 13f. (viel unnöthiges in 
der Erzählung, so 18 ἐπειδὴ δ᾽ ἐπανῆλθε δεῦρ᾽ ὁ Kmapav ἀπὸ τῆς πρε- 
«βείας, ἀπήγγειλε πρὸς ὑμᾶς ὑπὲρ ὧν ἐπέμφθη, καὶ πρὸς τούτοις ὅτι wre, 
wofür ἐπανελθὼν δ᾽ ὁ Kr. ἀπήγγειλε πρὸς ὑμεῖς ὅτι genügt hätte). 83f. 
(ῥηθέντων δὲ τῶν λόγων τούτων ἃ. 5. w): 8) 1, 101. 
185 


196 Aischines. Ausdruck. 


denuneirt habe, auf welches Verbrechen sowohl für den Geber 
wie für den Empfänger Todesstrafe gesetzt sei; in der That seien 
die Schuldigen zum Tode verurtheilt worden. Dass dies von den 
Bestochenen gilt, nieht von denen die bestochen hatten, merkt 
man erst an dem, was er hinzufügt, um das Vergehen als gering 
gegenüber dem des Timarchos darzustellen.‘) In andrer Weise 
unklar ist in der Ktesiphontea: ἔπειτ᾽ ἀπέρχεςθε ἐκ τῶν ἐκκληςιῶν 
οὐ βουλευςάμενοι, ἀλλ᾽ ὥςπερ ἐκ τῶν ἐράνων, τὰ περιόντα νειμά- 
μενοι. Wenn er die Beschlussfassungen über zu vertheilende 
Theorika meint, so hat der Tadel in dem Zusammenhange gar 
keine Stelle; sind aber die Ueberschüsse metaphorisch zu ver- 
stehen, als der Rest von Macht, den die Redner dem Volke übrig 
lassen, so ist der Ausdruck für den Gedanken der möglichst un- 
klare. — Anderswo ist das Gemeinte wohl klar, aber der Mangel 
an Logik auffallend, wie von Ktesiphon’s Antrag: οὐ τοὺς νόμους 
μόνον ὑπερβὰς ἀλλὰ καὶ τὸν τόπον nereveykWv?), als ob nicht 
auch die Ausrufung im Theater, statt in der Volksversammlung, 
ein παράνομον sein sollte. Und dies wird noch obendrein an einer 
späteren Stelle wörtlich wiederholt.*) Oder aber der Ausdruck ist 
auffällig incorrekt: τὴν εἰρήνην τοὺς τῶν ὅπλων ἡγεμόνας, ἀλλὰ 
μὴ τοὺς πρέεβεις ἀπαιτεῖτε (die Verantwortung für den Frieden). 
— Τὴν μὲν ἐν Πλαταιαῖς... πεζομαχίαν .. ζηλοῦν κελεύων .., τὴν 
δ᾽ εἰς (ικελίαν crpareiav φυλάττεεθαι (die Nachahmung dieses 
Feldzuges). — Ὃς τοῦ βουλευτηρίου καὶ τῶν dnnociwv γραμμάτων 
καὶ τοῦ χρόνου καὶ τῶν ἐκκληςιῶν καταψεύδεται (lügt, wo doch 
dies wider ihn zeugt).°) Und so lassen sich alle die Fehler, die 


1) 1, 868: Vollständig unklar ist die Erzählung 114f., ebenso die $ 
172. 2) 8, 301. Vgl. 1, 177 (era. . παραδείγματος). 192 (οὐχ ὁ λόγος, 
ἀλλ᾽ ὁ καιρός). 193 (Ecraı .. ἀναιεχυντῇ). 2, 146 (ἃ δ᾽ ἐςτὶ τοῖς κτέ.). 159 
(ἀλλ᾽ οἶμαι .. τῷ κρινομένῳ), 182 (διὰ τὰς ἐμὰς ἡδονὰς κάκιον οἰκεῖ). 8, 4 
(καὶ τὰς κρίςεις τὰς μὲν... κρίνουςι). 250 (καὶ ἐφ᾽ οἷς ἐςτιν wre). 8) 8, 84. 
4) 8, 204. — Vgl. 2, 88: τὴν ψυχὴν ἢ τὴν οὐείαν ἢ τὴν ἐπιτιμίαν τινὸς 
ἀφελόμενος, ἐξ ὧν αὑτοὺς ἀνηρήκαεί τινες (860 dass eine Blutschuld entsteht, 
worauf es dem Redner ankommt), οἱ δὲ καὶ δημοείᾳ ἐτελεύτηςαν. 170: 
μάπω ευνήγορον, Av μὴ τούτοις ευνδοκῇ (noch nicht als Fürsprecher, was 
er überhaupt ohne Genehmigung der Richter nicht sein wird. ὀ 6) 2, 
73. 76. 92. Vgl. 96 ἐπὶ ταύτην (τὴν mpecßelov) ἥκεις τὴν ἐπὶ τοὺς ὅρκους, 
statt ἐπὶ τὰς ὑπὲρ ταύτης εὐθύνας. 138 ἐν ἣ (πρεεβείᾳ) ευναγορεύων μοι 


Aischines., Ausdruck. 197 


wir z. Bsp. an den pseudodemostRenischen Reden für Apollodoros 
rügen, bei Aischines wiederfinden, nur nicht in demselben Grade 
vorhanden, und ferner reichlich aufgewogen durch Vorzüge, deren 
jene entbehren. Er schreibt, wie es der Augenblick ihm eingiebt, 
und ist Dank seinem Talente um Worte nie verlegen; bei der 
reichen Fülle derselben kommt es ihm auf das Einzelne so sehr 
nicht an, und im ganzen ist er doch deutlich soweit er es sein 
will. So rühmen ihn auch die Alten nicht nur als deutlich!), 
sondern auch als leicht verständlich, und daher für den Anfänger 
besser als Lysias geeignet?); mit Recht, insofern bei diesem 
sowohl die Knappheit als das künstlerische Bestreben das Ver- 
ständniss etwas erschwert, Aischines dagegen weder an sich noch 
an seine Leser hohe Anforderungen stellt. 

Bisher war nur von den „nothdürftigen Vorzügen“ (ἀναγκαῖαι 
ἀρεταί) des Ausdrucks die Rede, als Correktheit, Deutlichkeit, 
Kürze, die an und für sich noch keinen grossen Redner machen; 
Aischines hat aber auch von den „hinzutretenden Vorzügen“ 
(ἐπίθετοι ἀρ.) viele, und diese müssen bei ihm jene, soweit die- 
selben minder vorhanden, ersetzen. Die Alten rühmen das 
Glänzende, Würdevolle, auch das Kraftvolle seines Ausdruckes, 
während sie die Correktheit und Reinheit ihm absprechen®); und 
in der That ist das eigentliche Streben des Redners viel mehr 
darauf gerichtet, durch schöne Worte zu bezaubern und einzu- 
nehmen, als durch einfache und deutliche zu belehren. In der 
ersten und zweiten Rede ist der Ausdruck noch mehr ungekünstelt 
als in der dritten, in welcher Aischines, der Grösse der Sache 


φαίνει. --- Dionysios tadelte nach den Scholien 3, 180 τὰ εώματα mapa- 
καταθέμενοι (alte Corruptel für παραθέμενοι) u. 189 ἐςτὶν ὁ ἀγὼν -- — πρὸς 
αὐτὴν τὴν ἀρετήν. 1) Πολιτικὸς εἴπερ ἕτερός τις Hermog. p. 418; περὶ 
τὴν ὀνομακίαν εὔτημος Phot. cod. 61; capnvelac φῶς Philostr. I, 18, 8; =. 
auch Isidor. Epist. IV, 91, Phot. cod. 264. 2) Dion XVIN, 11 (oben 
8. 165, δ. 8) Splendor verborum, Cie. Orat. 110; ἐν τῇ τῶν λέξεων ἐκλογῇ 
πομπικὸς ἅμα καὶ δεινός, Dion. Ἄρχ. xp. Υ͂, δ; τὸ μέγεθος τῶν ὀνομάτων, 
Phot. 20 8 40; copıcrixdc καὶ γαῦρος καὶ τῷ μεγέθει .. πλεονάζων, Hermog. 
p- 418; his (Lys. Hyp.) latior et audentior et excelsior, Quint. XII, 10, 38; 
sehr bezeichnend ἁβρὰ ςεμνολογία Philostr. 1. c. Dagegen (Caecil.) bei 
Schol. or. II, 1: οὐδὲν τοῦ χαρακτῆρος τοῦ Πλατωνικοῦ «ᾧζει, οὔτε τὸ 
ἀκριβὲς καὶ καθαρόν κτέ. 


198 Aischines. Ausdruck. 


entsprechend, alle seine Mittel aufbieten zu müssen glaubte. Und 
diese Mittel sind nicht gering, sondern er beherrscht das ganze Gebiet 
des Ausdruckes, den mehr poetischen -sowohl wie den kräftigen 
und volksmässigen. Zu dem letzteren gehören z. Bsp. die Be- 
theuerungs- und Beschwörungsformeln, die Aischines, der feine 
Mann, zwar nicht so häufig wie Demosthenes, aber doch häufiger 
als andere Redner und ferner mit viel Mannichfaltigkeit anwendet: 
μὰ τὸν Aıövucov, νὴ τὸν TToceidw, μὰ τὸν Ἡρακλέα und so fort.!) 
Ferner Steigerungen mit δεινῶς: δεινῶς ἀεχημονεῖν, ἀγνοεῖν Ἶ), 
oder mit καὶ μάλα: καὶ μάλα εἰδότως , und durch Zusammen- 
setzung mit ὑπέρ: ὑπεραιεχύνεεθαι, ὑπερεκθεραπεύειν, ὑπερκατα- 
veAacroc*), was alles der gewählter schreibende Demosthenes 
entweder gar nicht oder doch nur selten sich gestattet. Volks- 
mässig ist auch τὰς ἐξ ἀνθρώπων nAnydc?); aus der Komödie 
genommen die in der Gesandtschaftsrede zusammengestellten Aus- 
drücke für einen geriebenen Schurken: ὅ,τι μὲν οὖν nor’ ἦν ὁ 
κέρκωψ ἢ τὸ καλούμενον παιπάλημα ἢ τὸ παλίμβολον ἢ τὰ τοιαῦτα 
ῥήματα, οὐκ ἤδέιν πρότερον), sprüchwörtlich Eurybatos und 
Phrynondas und wiederum Pataikion, als Typen der Verworfen- 
heit.) Im Schimpfen mangelt dem Aischines die Originalität 
seines Gegners; er bringt es nur zu Bezeichnungen wie κίναιδος, 
ἀνδρόγυνος, κίναδος, θηρίον.) Unanständige Worte mag er nicht; 
aber obscöne Andeutungen zu machen und mit Zweideutigkeiten 
zu kitzeln geht ihm um so leichter von Statten, und er begibt 


1) 1, 52 (mit Bedacht gewählt). 73. 88. 3, 212. Ferner μὰ (νὴ) Δία, 
πρὸς τοῦ Διός 1, 69. 79. 98. 3, 172. 217; μὰ τὸν Δία τὸν Ὀλύμπιον 1, 75. 
3, 255; πρὸς (τοῦ) Διὸς καὶ (τῶν ἄλλων) θεῶν 1, 70. 87. 8, 156; νὴ τὸν 
Δία (τὸν ’OA) καὶ τὸν ᾿Απόλλω 1, 81. 88. 108; νὴ τοὺς θεοὺς 2, 180; πρὸς 
θεῶν, 1, 16. 8, 61; μὰ (νὴ) τ. θ. τοὺς Ὀλυμπίους 8, 183, 228. Die erste 
Rede hat also davon am meisten, die zweite fast nichts, Ausrufungen mit 
Nennung von Göttern: ὦ Ἡράκλεις 1, 49. 3, 21; ὦ γῆ καὶ θεοὶ καὶ δαίμονες 
καὶ ἄνθρωποι ὅτοι κτέ. 8, 137. 2) 2, 39. 102; vgl. δεινῶς ἐεχετλίαςεν 2, 
δῖ, ὃ. θεραπεύειν 3, 116, δεινὴ ἀπαιδευεία 1, 132; ὃ. Avacguvria 2, 57; dar- 
μονίως ἐςπουδακώς 1, 41. 3) 1, 111; καὶ μ. φιλεταίρως 1, 110. 4)1, 
33 und 8, 151; 2, 154; 3, 192. Ὑπεραγανακτεῖν 1, 60; ὑπερεπαινεῖν 3, 97. 
Aehnliches in psendodemosth. Reden, vgl. Abth. III, 1, 496. 5) 1, 59. 
6) 2,40. Τὴ 3, 187.189. 8) κίναιδος 1, 181. 2, 151; ἀνδρ. 2, 127; 
ὦ κίναδος 3, 167; θηρίον 2, (20). 34. 3, 182. Κάθαρμα 3, 211 (Ὁ. 19, 198). 


Aischines, Ausdruck. 199 


sich so tief in den Schmutz hinein, dass es schon die Alten 
rügen.‘) — Wiederum findet sich bei ihm eine ziemliche Anzahl 
von solchen Worten und Metaphern, die als eigentlich poötisch 
im allgemeinen von den Rednern gemieden werden: xnkeiv, 
ἐρεθίζειν, ἄρδην, ὀδυνᾶςθαι), ferner βουθυτεῖν, ἀείμνηςτος, ἀκλε- 
ἐςτάτα; πανύετατος, θεοβλάβεια, ξενοκτόνος ), und von Metaphern 
διαζυγέντες ἐμοῦ, ἰαςόμενοι τὸ δωροδόκημα, ἣ τύχη ευνεκλήρωςέν 
με ἀνθρώπῳ εὐκοφάντῃ, ἔναυλον ἦν ἔτι τότε mäcıv.‘) Aischines 
geht trotz seiner Vertrautheit mit der Tragödie nicht so weit, 
gleich dem Andokides ausgesprochen tragische Ausdrucksweisen 
aufzunehmen; aber man merkt es dennoch, dass er von der Bühne 
und nicht von der gerichtlichen Praxis hergekommen. Der 
sophistische Putz und Pomp, den ihm Hermogenes zum Vorwurf 
macht, beruht grossentheils im Ausdrucke, freilich nicht nur in 
einzelnen hervorstechenden Worten, sondern weit mehr noch in 
den Wendungen und in dem gesammten Tone, indem es ja auch 
innerhalb des gebräuchlichen Ausdruckes genug schöne und wohl- 
klingende Worte giebt. Ich führe folgende Beispiele von καλλιλογία 
an: ceciyntar μὲν τὸ κάλλιετον καὶ CWEPPOVECTATOV κήρυγμα τῶν Ev 
τῇ πόλει" „ric ἀγορεύειν βούλεται τῶν ὑπὲρ πεντήκοντα ἔτη Yeyo- 
νότων xr&“ (ςεείγηται halb poetisch).°) Anderswo: ἐκεῖνοι μὲν 
μεγάλων κακῶν ευμβάντων Ecwcav τὴν πόλιν, τὸ. κάλλιετον ἐκ 
παιδείας ῥῆμα φθεγξάμενοι, μὴ μνηεικακεῖν (mehr geziert als klar).°) 
Ferner: καὶ τούτων τῶν ποιημάτων (der Verse von der φήμη) 
τοὺς μὲν εὐςχημόνως βεβιωκότας εὑρήςετε ἐπαινέτας ὄντας΄ πάντες 
γὰρ οἱ δημοείᾳ φιλότιμοι παρὰ τῆς ἀγαθῆς φήμης ἡγοῦνται τὴν 
δόξαν κομιεῖςθαι᾽ οἷς δ᾽ αἰςχρός Ecrıv ὁ βίος, οὐ τιμῶει τὴν θεὸν 


1) (Caec.) Ὁ. Schol. or. II, 1 (εὐχερῶς ἐπὶ τὸ λοιδορεῖν αἰςχρῶς καὶ ἀπρεπῶς 
ῥήτορι ἐξαγομένη). Vgl. εὔταρκον κτέ. 1, 41; χρήςιμος 61; ὑπερήφανα τὰ 
ἐπιτάγματα ἐπιτάττειν 10; τετρυπημένη 19; gehäufte Zweideutigkeiten 82#f.; 
widerlich auch 74f.; ferner gegen Dem. 2, 23. 88. 127. 149, 3, 162. 174. 
2) 1, 191. 8, 229 (2349); 2, 37. 177; 3, 98. 186. 143. 145. 168; 1, 58. 8) 
3, 77; 2,180. 8, 148. 180; 1, 168; 3,245; 8, 188; 3, 224. Vgl. ἀνίατος 3, 
114; τῶν ἀνιάτων καὶ ἀνηκέςτων 3, 166; ἀθύτων καὶ ἀκαλλιερήτων 3, 131. 
152; πόλις dcrureltwv 8, 188; ἑλκοποιεῖς 8, 208, u. 8. w. 4) 2, 179; 8, 
69; 2, 183; ὃ, 190. 6) 3, 4. Τί ceciynran δόμος ᾿Αδμήτου Eur. Alc. 78. 
6) 3, 208. 


200 Aischines, Ausdruck. 


ταύτην᾽ κατήγορον γὰρ αὐτὴν ἀθάνατον ἔχειν hyodvrau.!) Unleug- 
bar ist dies wirklich sehr schön und anmuthig gesagt, aber es 
ist kaum noch rednerischer Stil. Würdevoll und feierlich beginnt 
in der Ktesiphontea die Schilderung der grossen Umwälzungen 
der Gegenwart: τοιγάρτοι τί τῶν AveAnicrwv καὶ ἀπροςδοκήτων 
ἐφ᾽ ἡμῶν οὐ γέγονεν; οὐ γὰρ βίον γε ἡμεῖς ἀνθρώπινον βεβιώκάμεν, 
ἀλλ᾽ εἰς παραδοξολογίαν τοῖς ἐςομένοις μεθ᾽ ἡμᾶς ἔφυμεν. ἡ Weder 
hier noch im Folgenden wird der reine attische Geschmack ver- 
misst; den Satz über Theben setzt Agatharchides bei. Photios 
den Künsteleien des Asianers Hegesias rühmend entgegen: Θῆβαι 
δὲ Θῆβαι, πόλις ἀςτυγείτων, μεθ᾽ ἡμέραν μίαν ἐκ mecne τῆς "EAAG- 
doc ἀνήρπαεται.᾽) Dennoch ist der Unterschied von Demosthenes 
klar; denn die entsprechende Darlegung der Kranzrede über das 
gegenwärtig waltende Verhängniss‘) ist nicht entfernt so aus- 
geführt und giebt nicht mehr als zum Beweise nothwendig, 
während Aischines sich frei ergeht und es kaum zu fassen ist, 
zu was für einem Beweise das Einzelne dienen solle. Das ist 
was Quintilian sagt: plenior Aeschines (als Dem.) et magis fusus 
et grandiori similis, quo minus strietus est; carnis tamen plus 
habet, minus lacertorum.°) 

“ Doch es sind nicht allein schöne Worte, mit denen Aischines 
zu wirken sucht, es sind auch kräftige und nachdrückliche Worte 
und überhaupt eine nicht gewöhnliche Redeweise, wodurch dann 
ebenfalls sein Stil eine gewisse Grösse erhält. Ich nehme einen 
Satz aus der dritten Rede. Οὕτω δὲ ταῖς αἰτίαις ἐνέφραξας τὰς 
κατὰ cavrod τιμωρίας, ὥςτε τὸν κίνδυνον εἶναι μὴ col τῷ ἀδική- 
cavrı, ἀλλὰ τοῖς ἐπεξιοῦςει, πολὺν μὲν τὸν ᾿Αλέξανδρον καὶ Φίλιππον 
ἐν ταῖς διαβολαῖς φέρων, αἰτιώμενος δέ τινας ἐμποδίζειν τοὺς τῆς 
πόλεως καιρούς, ἀεὶ τὸ παρὸν λυμαινόμενος, τὸ δὲ μέλλον κατ- 
ἐπαγγελλόμενος.) Es sind hier Metaphern mit ἐμφράττειν, ἐμπο- 
δίζειν, auch φέρειν, Metonymie in τὸν ᾿Αλέξανδρον statt τὸ 


1)1, 186. 3) 8, 182. 8) 188; Agatharchides b. Phot. p. 447 a 
348. (ἄριετα τῆς μὲν ἀπωλείας τὸ τάχος τῇ μεταφορᾷ «ημήνας, τοὺς κινδύνους 
δ᾽ ἐφικτὰς ἐκ τοῦ τὸν πεπονθότα τοῖς ἀκούουει δεικνύειν ὅμορον ὑπάρχοντα. 
4) Dem. 18, 2705. 6) Quint. X, 1, 77. 6) 3, 338. 


Aischines. Ausdruck. 201 


᾿Αλεξάνδρου ὄνομα, auch in πολὺ statt πολλάκις), sodann das 
ungewöhnliche Compositum xarenayy&Akecdaı?) und das starke 
Wort λυμαίνεεθαι. So pflegt selbst Demosthenes nicht zu schreiben, 
dem Aischines aber sind, zumal in dieser Rede, alle diese Mittel 
des künstlichen Ausdruckes sehr geläufig, und schon die Alten 
tadelten es als „tragisch“, dass er zu Beginn des Prooemiums 
die Metapher τὴν παράταξιν von der gegnerischen Zurüstung 
gebrauche.®) Seine Sprachgewandtheit ist überall zu bewundern, 
das Mass wird man manchmal vermissen, sowohl in Bezug auf 
die Häufigkeit solcher Ausdrücke als auf ihre Stärke. Und diese 
Sorglosigkeit des Redners ist um so wunderbarer, als er wieder- 
holt dem Demostlienes eine Neigung zu seltsamen Phrasen vor- 
rückt, und fast stets, wenn er denselben redend einführt, ihn 
sich ‘möglichst absonderlich ausdrücken lässt.) Wir sehen also 
klärlich, dass nicht etwa sein Kunstgeschmack an der Redeweise 
des Gegners Anstoss nahm, sondern dieselbe ihn mit Bewunderung 
und Eifersucht erfüllte, so dass er einerseits jenen durch Carikatur 
herunterzureissen, andrerseits selbst es ihm gleichzuthun suchte, 
ähnlich dem was wir von Isokrates’ Gegnern bei diesem lesen.°) 
Beispiele von Aischines’ Kühnheiten sind: ἣ πόλις ἡμῶν Muovvricou 
(ein Seeräubernest) καὶ τῆς τῶν λῃςτῶν δόξης ἀνεπίμπλατο (wegen 
der Gewaltthütigkeiten gegen Kauffahrer).®) — Μὴ .. τρόπαιον 


1) So auch 1, 166 πολὺς ὁ Φίλιππος ἔεται. 3) Bei A. noch $ 306. 
1, 117. 173 (Weidner 2. 88). 3) 3, 1 mit Schol. (8. oben 8. 182, 5; es 
heisst dann weiter: πολιτικώτερον δ᾽ ὑπὸ Δημοτθένους εἰρῆςθαι τὸ αὐτὸ 
νόημα ἐν- τῷ τῆς mapampecßelac — — „öcn μὲν ὦ ἄνδρες ᾿ΑΘ. «πουδὴ καὶ 
παραγτελία yerovev“). 4) Vgl. Abth. III, 1, 66. In der ersten Rede ist 
noch weniger von dieser Tendenz zu merken (vgl. $ 119. 125f. 168); in den 
beiden andern 8. 2, 21 (πηγὰς λόγων — ἀπορράψειν τὸ Φιλίππου «τόμα 
ὁλοεχοίνῳ ἀβρόχῳ). 49 (ἀποδιατρίβωει τὴν ὑπερόριον λαλιὰν ἀγαπῶντες ἐν τοῖς 
οἰκείοις πράγμαειν, $ 60", wird dann D.'s ευντομία nachgemacht). 84 (οὐδὲ 
σιτνιύκκειν κτέ.), 106, 110 (ὅτι πρῶτος ἐπιςτομίςαι τοὺς τὴν εἰρήνην ἐκ- 
κλείοντας). 111 (καταδὺς εἰς τὸ cxöroc). (122. 128 die Tendenz weniger 
deutlich). 3, 55 (ἐγκαλύπτωμαι wre). TIf. 84 (χαλκοῖς καὶ ἀδαμαντίνοις 
relyecv, Carikatur von Ὁ. Cor. 299f., 8. oben 8, 188, δ). 146 (διαδικατίαν 
ἔφη γράψειν τῷ βήματι πρὸς τὸ crparhriov). 160 (ἐπιλαβόμενος τῶν τριχῶν). 
159 (εἰρηνοφύλακα). 160. 164. 166. 207 (ὑπ᾽ αὐτῆς τῆς ἀληθείας διηριθμη- 
μένους). 309. 256 (ἐκ τῶν χειρῶν ἐξελέεθαι). 5) Isokr. 12, 16f. 166. 
263. 6) 2, 72 (τῆς Muowv. verm. Franke). 


202 Aischines. Ausdruck. 


ἵςτατε ἀφ᾽ ὑμῶν αὐτῶν Ev τῇ τοῦ Διονύεου ὀρχήετρᾳ (durch Demo- 
sthenes’ Bekränzung), und’ αἱρεῖτε παρανοίας ἐναντίον τῶν Ἑλλή- 
νων τὸν δῆμον τὸν ᾿Αθηναίων.) --- Ἐπειςάξει γὰρ (Dem.) τὸν 
γόητα καὶ βαλαντιοτόμον καὶ διατετμηκότα τὴν πολιτείαν Ἶ, d. h. er 
wird, wie in einem neuen Epeisodion, seine Gaukelkünste zeigen, 
mit denen er den Staat in Parteien zerspaltet. — Wo möglich 
noch härter: οὐ cuAAaßövrec ὡς λῃςτὴν τῶν πραγμάτων, ἐπ᾽ 
ὀνομάτων διὰ τῆς πολιτείας πλέοντα, τιμωρήςεεθε); Dazu kommt 
seine Neigung zu hyperbolischem Ausdruck: εἴ πού τις ἔςτι κακία 
κατ᾽ ἀνθρώπους, ἂν μὴ πρωτεύοντα περὶ ταύτην ἀποδείξω Δημο- 
«θένην, θανάτου τιμῶμαι, in der Gesandtschaftsrede‘), und mit 
: Ueberschreitung alles Masses in der Ktesiphontea: τὴν μιαρὰν 
κεφαλὴν ταύτην καὶ ὑπεύθυνον, ἣν οὗτος παρὰ πάντας τοὺς νόμους 
γέγραφε «τεφανῶςαι, μυριάκις κατατέτμηκε καὶ τούτων μιςθοὺς 
εἴληφε τραύματος. ἐκ προνοίας τραφὰς γραφόμενος, καὶ κατα- 
κεκονδύλιςται, ὥςτ᾽ αὐτὸν οἶμαι τὰ τῶν κονδύλων ἴχνη τῶν Μειδίου 
ἔχειν ἔτι φανερά), wo auch das κατατέτμηκε nur auf einen einzigen 
Fall geht. Mit solchen plumpen Schmähungen konnte freilich 
Aischines den ganz anders gearteten Angriffen des Demosthenes 
nicht die Spitze bieten. Oder aber die Hyperbel ist leer und 
frostig, wie in derselben Rede von einem demosthenischen Volks- 
beschluss: μακρότερον μὲν τῆς Ἰλιάδος, κενότερον δὲ τῶν λόγων 
οὖς εἴωθε λέγειν, καὶ τοῦ βίου ὃν βεβίωκε, mectöv δ᾽ ἐλπίδων οὐκ 
ἐςομένων καὶ «τρατοπέδων οὐδέποτε cuAkeynconevwv®), denn mit 
dem κενότερον u. 5. ἢ, ist gar nichts gesagt, und was der Redner 
ausdrücken wollte, liegt auch in dem weiter folgenden necröv 
κτέ. mit hinreichend starker, sogar von Härte nicht freier Be- 
zeichnung. — Es bestätigt sich also überall, was die Alten sagen, 
dass Aischines’ Stil der eines Naturalisten sei, unberührt von 
der sorgsam glättenden Feile des Kunstredners. Sein natürliches 
Talent macht ihn einen Lykurgos übertreffen; aber ein Hypereides, 
der dasselbe Talent hat, ist ihm durch seinen durchgebildeteren 
Geschmack: überlegen. Aus Isokrates borgt Aischines wohl einmal 
1) 8, 166. 93,20. 8) 8, 38. 4) 3, 169. 6) 8,212. 6) 


3, 100. — Ein andres Beispiel von Hyperbel 8, 166: ὁ ᾿Αλέξανδρος ἔξω τῆς 
ἄρκτου καὶ τῆς οἰκουμένης ὀλίγου δεῖν mäcnc μεθειςτήκει. 


Aischines. Composition. 203 


eine Phrase‘); aber im allgemeinen ist ihm das Muster desselben 
fremd geblieben, was sich auch in der Art zeigt, wie er die 
Fülle der Rede anstrebt. Denn jene Verbindungen von Synonyma, 
wie sie bei Isokrates und Demosthenes so häufig: ckoneiv καὶ 
φιλοτοφεῖν, εἰπεῖν καὶ διηγήςαςθαι , also die doppelte Bezeichnung 
von Begriffen, die in sich keine besondere Stärke haben, wendet 
Aischines nicht eben an, und überhaupt werden Synonyma von 
ihm nur in der ersten Rede etwas öfter verbunden°); dagegen 
liebt er sehr die Verbindung des positiven und negativen Aus- 
drucks (ςχῆμα κατ᾽ ἄρειν καὶ θέειν), gleichwie Herodot und Anti- 
phon.‘) So zu Anfang der ersten Rede: οὐ χαλεπὸν ἀλλὰ καὶ 
πάνυ ῥάδιον --- ὅταν εὐνομῆςθε καὶ μὴ καταλύηςθε ὑπὸ τῶν παρα- 
γνομούντων, und in den andern: μὴ παραλιπεῖν ἀλλ᾽ εἰπεῖν — οὐ 
κακῶς ἀλλ᾽ ὡς οἷόν τε ἄριετα — οὐκ ἐκ δημοκρατίας ἀλλ᾽ ἐξ᾽ 
ἑτέρας πολιτείας --- μηδεὶς οὖν ὑμῶν τοῦτ᾽ ἀγνοείτω, ἀλλὰ ςαφῶς 
ἕκαετος ἐπιςτάςθω, und künstlicher: καὶ ταῦτ᾽ οὐκ ἐγὼ μὲν κατη- 
γορῶ ἕτεροι δὲ παραλείπουειν, ἀλλὰ κἀγὼ λέγω καὶ πάντες ἐπι- - 
τιμῶειν καὶ ὑμεῖς cüvıcre®), wo Demosthenes das κἀγὼ λέγω aus- 
gelassen haben würde.®) Ferner hat er eine grosse Vorliebe für 
die dem Isokrates völlig fremde figura etymologica, durch welche 
ebenfalls eine gewisse Fülle zu entstehen pflegt: τοὺς νόμους oüc 
ἐνομοθέτηςε, παράνομον πολιτείαν πολιτευόμενοι, dencıv ἰςχυρὰν 
ἐδεήθη. 

In Bezug auf Composition zählt Aischines nicht zu denen, 


1) 3, 182 ὁ τῶν ἹΤερεῶν βρειλεύς, ὁ τὸν "Alu διορύξας, ὁ τὸν Ἑλλής- 
ποντον ζεύξας (la. 4, 89). 2) Vgl. Abth. II, 125f.; II, 1, 988: 8) 
1, 137 φιλανθρώπου καὶ εὐγνώμονος ψυχῆς, das. ὅτον διέςτηκε καὶ ὡς πολὺ 
διαφέρει, 189 φρουρὰν καὶ φυλακήν, 141 ἠκούςαμεν καὶ ἐμάθομεν, das. ἀγα- 
θοὺς καὶ χρηςτοὺς ποιητάς, u. 8. f, --- Demosthenisch 3, 165: τί ποτ᾽ ἀνερεῖ, 
ἢ τί φθέγξεται; 4) Mätzuer zu Ant. p. 167; Rehdantz Dem. Index p. 161. 
5) 1, 8. δ, 3, 48. 155. 3, 220. 6. 144. Vgl. noch 1, 182 (διεφθαρμένην καὶ 
τὴν ἡλικίαν οὐ καλῶς διαφυλάξαςαν, 186 (zwei Beisp.), 2, 43 ἀναιςθήτως 
ἐχόντων καὶ τὴν ἐπιβουλὴν οὐ προορωμένων, 68 οὐκ ἐν Μακεδονίᾳ ἀλλ᾽ 
᾿Αθήνηκιν, 8, 199 u. 5. 6) Vgl. Dem. 9, 27. 67. 18, 3886, Τ7) Α. 8, 
2. 7. 2, 43; mehr Beisp. Weidner zu 3, 2 (über Demosth. Rehdantz 1. c. 
S. 231). — Der isokratische Plural von Abstrakten ist bei A. selten: τὰς 
ἀληθείας 1, 47; κακοήθειαι 166; τὰς εὐβουλίας 2, 75; εἰς ἡγεμόνων ἀλαζονείας 
71, φυλακάς τινας καὶ ἀγρυπνίας 111. 


204 Aischines. Satzbau. 


welchen der Hiat ganz gleichgültig war; vielmehr hat er in allen 
Reden auf diesen Punkt geachtet, und in der zweiten sogar 
ziemlich sorgfältig. Von schweren Hiaten, d. h. solchen die nach 
demosthenischem Princip ausgeschlossen sind, finden sich in 
derselben durchschnittlich nicht zwei auf der Seite, und manche 
davon lassen sich aus den Handschriften sofort beseitigen.') Die 
erste Rede hat allerdings Stellen, die von Hiaten voll sind?), 
und auch bei der dritten steigt die Durchschnittszahl auf etwa 4. 
Insbesondere erkennt man die Achtsamkeit des Redners bei 
einzelnen Hyperbata, durch die er den Hiat zu umgehen sucht: 
τοὺς εἰς τὸν μέλλονθ᾽ αὑτῷ χρόνον ἀντεροῦντας, statt — χρόνον 
αὑτῷ ἀντεροῦντας, oder αὐτίκα δ᾽ ὑμέτερος ἐγὼ θεατής, statt ἐγὼ 
ὑμέτερος; im allgemeinen nämlich pflegt Aischines Hyperbata 
nicht mit Fleiss anzuwenden.‘) — Der Satzbau ist wohl durch- 
weg gewandt und flüssig, jedoch ohne die demosthenische cucrpopn 
und ebensowenig in Isokrates’ Weise künstlerisch°), auch nicht 
einmal immer angenehm wie bei Hypereides, indem namentlich 
die ungeheuren Anhäufungen oft lästig fallen. So im Prooemium 


1) Hiaten auf 8. 64—73 Fr.: $ 1 δέομαι ὑμῶν .. ᾿Αθηναῖοι ἐθελῆται 
(der erste nicht sehr schwer; beim zweiten kann Panse sein). 3 (πολὺ 
ägecrävaı (enge Verbindung). Das. ὁ δὴ ἀπογνοὺς ναὶ. vor Bk., Franke; 
ὅ γε ἀπ. eikl Bk. Weidner. 7 δέομαι ὑμῶν wie $ 1. Das. εὐνοίᾳ ἀκούοντες. 
12 ἥλω ὑπὸ Ancrüv. 14 eicher ἡ γραφὴ εἰς. Das. ἀποφεύγει 6. 15 Crpop- 
βίχου υἱός. Das. οἰκεῖοι ἐδέοντο Pause. 16 Φιλίππου ἄνευ. 19 ευμπρεεβεύῃ 
ὁ ᾿Αριςτόδημος Franke aus agmdf; 6 ’A. cuump. Becker Weidner aus eikl. 21 
ökocxolvy ἀβρόχῳ (Worte des Demosthenes). 28 Εὐρυδίκη ἡ μήτηρ ἡ ch 
mit Pause. Das. ἔζη υἱόν, πόλει οἰκείως, γεγενῆςθαι ἀδελφῷ, φίλῳ ἡμῖν 
(φίλον e, φίλων di, ersteres möglich, wenn man auch ἀδελφόν schriebe). 
31 ἐρρήθη ὡς. 88 ᾿Αμύντας ἀπέςτη ὁ Φιλίππου πατήρ, Pause vor der Ap- 
position wie 28. 84 πρὸς τοὺς ἑταίρους αὐτοῦ ἐξηγγέλθη ἡ, aber αὐτοῦ 
schwankt in der Stellung und ist ganz überflüssig, und für ἐξηγγέλθη haben 
ekl ἐξηγγέλ()ετο, woraus Bk. Weidner ἐξήγγελτο. Das. ἐκπίπτει ἐκ τοῦ 
λόγου, doch fehlt ἐκ in a und ist’entbehrlich.. 2) Wie 8 3. 10f. 8) 
2, 183; 1, 196. 4) Vgl. etwa 1, 192 el μὲν δώςει τῶν ἐπιτηδευμάτων 
Τίμαρχος δίκην, wo auf Tip. Nachdruck fällt. 3, 8 (Schluss des Pro- 
oemiums) δίκαια... καὶ ευμφέροντα ὑμῖν αὐτοῖς ψηφιεῖςθε καὶ πάςῃ τῇ πόλει. 
11 πολλοὶ γὰρ πάνυ τῶν ὑπευθύνων. 228 τῆς γὰρ αἰτίας αἰςχρὸν τὸν αἰτιώ- 
μενόν ἐςτι τὸ ἔργον μὴ ἔχειν ἐπιδεῖξαι. 341 τοὺς καθ᾽ ἑαυτῶν ἐπαίνους ἐὰν 
λέγωκιν, doch nach agmn ἐάν vor τοὺς. U. s. ἢ, 6) Hermogenes (p. 418) 
spricht dem A. κάλλος und ἐπιμέλεια im allgemeinen ab. 


Aischines. Satzban. 205 


‘der Ktesiphontea'): ἐπειδὴ δὲ πάντα τὰ πρότερον ὡμολογημένα 
“καλῶς ἔχειν νυνὶ καταλέλυται, καὶ γράφουεί τέ τινες ῥᾳδίως παρα-- 
νόμους γνώμας καὶ ταῦτα ἕτεροί τινες [τὰ ψηφίεματα] ἐπιψηφίζουειν, 
οὐκ ἐκ τοῦ δικαιοτάτου τρόπου λαχόντες προεδρεύειν, ἀλλ᾽ ἐκ 
mopackeufic καθεζόμενοι, ἂν δέ τις τῶν ἄλλων βουλευτῶν ὄντως 
λάχῃ κληρούμενος προεδρεύειν καὶ τὰς ὑμετέρας χειροτονίας ὀρθῶς 
ἀνατορεύῃ, τοῦτον οἱ τὴν πολιτείαν οὐκέτι κοινήν, ἀλλ᾽ ἰδίαν αὑτῶν 
ἡγούμενοι ἀπειλοῦειν elcayyekeiv, καταδουλούμενοι τοὺς ἰδιώτας καὶ 
δυναςτείας αὑτοῖς περιποιοῦντες, καὶ τὰς κρίςεις τὰς μὲν ἐκ τῶν 
νόμων καταλελύκαει, τὰς δ᾽ ἐκ τῶν ψηφιεμάτων μετ᾽ ὀργῆς κρίνουειν, 
ceciynraı μὲν τὸ κάλλιετον καὶ ςωφρονέετατον κήρυγμα τῶν ἐν τῇ 
πόλει, τίς ἀγορεύειν βούλεται τῶν ὑπὲρ πεντήκοντα ἔτη τεγονότων 
xA“; der Satz geht noch eine gute Weile fort. Es ist hier eine 
solche Anhäufung der verschiedenartigsten Thatsachen, dass ein 
eigentliches Verständniss gar nicht mehr stattfindet, und was das 
Schlimmste, die Gliederung des Ganzen in Vorder- und Nachsatz 
entspricht keineswegs einem logischen Verhältniss von Ursache 
und Wirkung, sondern Aischines sagt ungefähr: „da alle guten 
Einrichtungen abgekommen sind und die Redner es völlig zucht- 
los treiben, so hat die gute Sitte aufgehört, und gegen die Zucht- 
losigkeit der Redner ist nicht mehr anzukommen“. Und wenn 
er dann weiter fortfährt: unter diesen Umständen ist die einzige 
noch übrige Schutzwehr die Klage παρανόμων, so ist doch laut 
jener Vordersätze auch diese Schutzwehr nicht mehr vorhanden, 
oder was bedeuten sonst die Worte τὰς κρίςεις τὰς ἐκ τῶν νόμων 
καταλελύκαςι΄᾽ Ich glaube, mit der Bezeichnung „Bombast“ ist 
über jenen Satz nicht zu hart geurtheill. — Auch masslose 
Häufungen von Partieipien finden sich, wie in den pseudodemo- 
sthenischen Reden für Apollodor und bei Deinarchos. So in der 
Gesandtschaftsrede, wo er die von Iphikrates dem makedonischen 
Königshause erwiesenen Wohlthaten anführen will: ᾿Αμύντου γὰρ 
νεωςτὶ τετελευτηκότος ---, TTepdixkou δὲ καὶ Φιλίππου παίδων ὄντων, 
Εὐρυδίκης δὲ τῆς μητρὸς αὐτῶν προδεδομένης ὑπὸ τῶν δοκούντων 
αὐτοῖς εἶναι φίλων, ΤΠΤαυςανίου δ᾽ ἐπὶ τὴν ἀρχὴν αὐτῶν κατιόντος, 


1), 8, 81. 


206 Aischines. Satzbau. 


φυγάδος μὲν ὄντος, τῷ καιρῷ δ᾽ icxdovroc, πολλῶν δ᾽ αὐτῷ cun- ᾿ 
πραττόντων, ἔχοντος δὲ κτέ.; es werden noch drei weitere Parti- 
eipialsätze angereiht, ehe der Redner zum Nachsatz und zu 
Iphikrates kommt.') Man könnte hierin epideiktischen Stil sehen 
und isokratische Sätze vergleichen?), wenn nur Aischines sonst 
im geringsten epideiktischen Satzbau anstrebte. So aber fügt er 
an so lange es ihm beliebt®), und schiebt ein was und wieviel 
ihm beliebt: ἂν δὲ καὶ τούτους reicwcı μαρτυρεῖν --- ὡς οὐκ οἴομαί 
re’ εἰ δὲ μή, ἀλλ᾽ οὐχ ἅπαντας --- ἐκεῖνό γε οὐδέποτε δυνήςονται, 
oder: τούτῳ τῷ δόγματι ευνειπεῖν ὁμολογῶ, καὶ πάντες οἱ ἐν τῇ 
προτέρᾳ τῶν ἐκκληςιῶν δημηγοροῦντες" καὶ ὁ δῆμος ἀπῆλθε τοιαύτην 
τινὰ δόξαν εἰληφώς, ὡς ἔεται μὲν fi εἰρήνη --- περὶ δὲ ευμμαχίας 
οὐκ ἄμεινον εἴη διὰ τὴν τῶν «Ἑλλήνων παράκληειν βουλεύεςθαι --- 
ἔεται δὲ κοινῇ μετὰ τῶν Ἑλλήνων ἁπάντων.) Zu Anfang dieses 
Satzes ist Anakoluthie, indem πάντες sich an ὁμολογῶ nicht 
anschliesst.%) Durch Verirrung entsteht eine solche z. Bsp. an 
einer Stelle der Ktesiphontea, wo Aischines darlegen will, dass 
Demosthenes in Bezug auf das thebanische Bündniss sich drei- 
fach gegen die Stadt vergangen.°) Πρῶτον μὲν — diesem ent- 


1) 2, 208. — Aehnliche Gebäude mit mAayıacuöc 2, 140f. 3, 195; 
sonst mit Partieipien 1, 171f. 2, 176f. (8, 9 mässig). 3, 86f.; auch 3, 60f., 
wo Wiederaufnahme ἐὰν ταῦθ᾽ ὑμῖν «αφῶς ἐπιδείξω (wie schon in dem vor- 
hergehenden kleineren Satze ὅςτις οὕτω διάκειται). — 8, 60f. endlose 
Vordersätze mit verb. finit. (wie in ἃ. angef. St. 3, 8); nachher Zusammen- 
fassung: τοιαύτης δ᾽ ἐμπιπτούςης ταραχῆς. — Ausnahmsweise gut gebaut 
ist die grosse Periode 3, 86. 2) Wie Panegyr. 938. 3) Beispiele 
von durch Anfügung ausgesponnenen Sätzen: 1, 171f. 173f. 2, 168. 116. 
167. (καὶ). 180f. (schlecht gebaut; vor αἰτῶ ist Komma zu setzen, da ein 
Asyndeton hier nicht sein kann). 3, 35f. (καὶ). 125f. 165 (δὲ). 171f. (καὶ). 
226f. (δὲ). 255 (καί; mässiger). 257f. 4) 1,48; 3, 71. Vgl. ähnliche 
starke Unterbrechungen 2, 5 (cxedöv δ᾽ ol mAeicran). 70 (mponpnnat . . ὑπο- 
«τειλαίμην; der Satz ist durch den Einschub und durch Anfügung masslos 
ausgedehnt). 84 (καὶ ταῦτα). 87 (καὶ τοῦτο ὑμῖν, auch schon vorher οὐχ 
ἑαυτοῦ... mpocdiopodnan). 114 (τοῦτο δ᾽ ἦν... ευνήθροιςτο). 8, 44 (οὐδὲ 
γὰρ und wieder οὐ γὰρ). 56 (ὁρῶ δὲ). 141 (ὡς αὐτὰ... λέγειν). 148 (οὐ 
γὰρ). Verwirrend, wenn auch ohne harte Unterbrechung der Construction, 
ist die Einfügung 1, 180 οὖς ἐκεῖνοι . . cwppövwv; nachher muss mit Wieder- 
holung aufgenommen werden, vgl. 1, 52. 5) Es nützt nichts, mit 
Dobree ἐγὼ hinter ὁμολογῶ einzuschieben. 6) 8, 141f. 


Aischines. Figuren. Ὁ 207 


spricht eine Seite später δεύτερον δέ. Nun kommt in der Aus- 
führung dieses Ersten bald wieder ein πρῶτον μὲν, dem kurz 
darauf τοῦτο δὲ προλαβών zu entsprechen scheint; dem ist aber 
nicht so, sondern das regelrechte δεύτερον δέ stellt sich, freilich 
nach geraumer Weile, ein. Soweit ist es dem Redner gelungen, 
das Entsprechen zu wahren, freilich durchaus nicht auch die 
Deutlichkeit; aber indem er nun gleich nach προλαβών wieder 
ein μέν behufs der Zusammenstellung zweier Thatsachen setzt, 
verliert er sich in der Ausführung der ersten, und statt die zweite 
mit δέ zu bringen, geht er mit δεύτερον δέ auf den zweiten 
Theil der vorigen Unterabtheilung ein.!) — In der Regel jedoch 
ist die Fügung bei Aischines weder verwirrt noch unförmlich, 
sondern bei aller Lockerheit doch angenehm und graziös, etwa 
wie in lysianischen Privatreden, nur dass sie nicht so einfach 
und schlicht zu sein pflegt.?) Denn auch wo in kurzen unver- 
bundenen Sätzen erzählt wird®), trägt dies doch mehr den 
Charakter rednerischer Gedrängtheit als den der Schlichtheit, 
nicht anders als wie bei Demosthenes.*) 

Reich entwickelt ist bei Aischines der Figurengebrauch, 
nebst dem Ausdruck die Hauptstärke seiner Rede. Genau ge- 
nommen gilt dies freilich nur von der Ktesiphontes, während in ὖ 
Bezug auf die früheren Werke das Urtheil bei Photios nicht 
ganz unzutreffend ist: er wende Figuren nur in nothdürftigem 
Masse an, nicht aber so, dass man rednerische Kunst daran 
merke.°) — Zu gorgianischen Figuren führt ihn manchmal 
seine Neigung zu zierlicher und feiner Redeweise, so in der 
Timarchea: ἀφελὼν τὰ ὀνόματα, διεξιὼν δὲ τὰ ἐπιτηδεύματα 

1) Ebenso steht μέν ohne nachfolgendes δέ 1, 91 (ἂν μὲν ὁμολογώει). 
148 (τὸν μὲν ἔρωτα). 2,29 (πρῶτον μέν; es folgt zwar καὶ πάλιν, aber die 
damit eingeführte Thatsache ist durchaus nicht entsprechend). 168 (μεταξὺ 
μὲν). In andrer Weise anakoluthisch 1, 99. 3, 191. 241. 2) Vgl. Photios 
p- 20 Ὁ 13: A.'s Satzfügung halte die Mitte zwischen der Breite des Isokr. 
und der Knappheit des Lysia. 8) 8, 62, vgl. 68. 71. 4) Vgl. Dem. 
24, 11. δὴ Phot. p. 20 b 17. — Hermogenes (π. id. p. 418 Sp.) hebt 
einerseits ein Uebermass des κατὰ ςχῆμα κάλλος hervor (welches κάλλος nach 
H. nicht nur durch die gorgianischen Figuren, sondern auch durch Anaphora 


und manche andre bewirkt wird), andrerseits spricht er dem A. die rechte 
Lebendigkeit (roprömn.) ab. 


208 Aischines, Figuren. 


αὐτῶν καὶ τὰ cWpara γνώριμα καταςτήςω, oder bei jenem in 
dieser Rede sogar zweimal vorkommenden Enthymem: ἐὰν μὲν 
γὰρ κολάζητε τοὺς ἀδικοῦντας, &covran ὑμῖν οἱ νόμοι καλοὶ καὶ 
κύριοι, ἐὰν δ᾽ ἀφιῆτε, καλοὶ μόνον (oder μέν), κύριοι δ᾽ οὐκέτι.) 
Mit der Parechese des ersteren Beispiels vergleicht sich aus der 
Ktesiphontea: ὧν τὰ «ώματα οὐχ ἑόρακεν, τούτων τὰ ὀνόματα 
λέγει, was in der That mehr Klang als Bedeutung hat?); ferner 
daselbst: οὐ γὰρ τὸν τρόπον ἀλλὰ τὸν τόπον μετήλλαξεν — 
οἰόμενον ῥήμαει τοὺς νόμους ἀναιρήτειν --- οὐκ οἰκεῖς ὡς δοκεῖς 
ἐν Πειραιεῖ, ἀλλ᾽ ἐξορμεῖς ἐκ τῆς πόλεως ὅ), welche letzteren beiden 
Beispiele minder auffällig und auch der Weise des Demosthenes 
nicht zuwider sind, während das erste einen für diese Stelle 
wenig angemessenen Witz enthält. Ebenso unpassend ist das in 
demselben Zusammenhange vorkommende Homoioteleuton: οὐ τὸ 
δυςτύχημα (dass Dem. sein einziges Kind verloren) öveıdizw, 
ἀλλὰ τὸν τρόπον ἐξετάζω.4) Spielende Wiederholung derselben 
Worte, wie in dem andern Satze der Timarchea, zeigt sich in 
folgender Stelle der zweiten Rede°): ἃ μὲν εἶδον, ὡς εἶδον ὑμῖν 
ἀπήγγελλον, ἃ δ᾽ fikouca ὡς ἤκουςα. τίνα οὖν ἦν ἑκάτερα τούτων, 
ἅ τ᾽ εἶδον & τ᾽ fikovca περὶ Κερεοβλέπτου; εἶδον μὲν κτέ.; die 
Ausführung des ἤκουςα folgt leider nicht, ein Beweis, dass die 
Figur nicht aus der Sache entstanden, sondern gesucht war. Die 
Ktesiphontea hat auch jene demosthenische Paronomasie, wo ein 
Wort einmal im eigentlichen und dann in einem uneigentlichen 
Sinne steht: ὥςπερ dv ὑμῶν Exacroc αἰεχυνθείη τὴν τάξιν λιπεῖν 
ἣν ἂν ταχθῇ ἐν τῷ πολέμῳ, οὕτω καὶ νῦν αἰεχύνθητε ἐκλιπεῖν τὴν 


1) 1,198. 86 τ 177. 2) 8, 99 (οὐδεὶς ἑόρ. Cobet; οὐχ ἑ. οὐδεὶς 
Weidner in der neuesten Ausgabe). 3) 3,78. 16 = 202. 209. Vgl. 7 
παράνομον πολιτείαν πολιτευόμενοι; 82 Aopicxov καὶ Ἐρτίεκην καὶ Mupricknv 
καὶ Γάνος καὶ Γανιάδα (Spott). 167 (ῥήματα ἢ θαύματα, desgl.). 384 (τολ- 
μηρῶν ἅμα καὶ πονηρῶν). 4) 3,78. Dieselbe Figur 88 extr. 180. 142 
extr. 148 extr. 152 (ἀχρηςτότατε — θαυμαειώτατε). 218 extr. 223. 2, 27 
mehrfach. 51 extr. 66 (εὐδοξήτων — ὠφελήςων, ἐξενέγκακθαι --- μιςεῖςθαι) 
ἃ. 8. f. Natürlich ist sie nicht stets als beabsichtigt anzunehmen. ὃ) 2, 
81. Vgl. 1,175 extr. = 8, 198, 2, 145 (dnnocig). 171 (μιςόδημος — puco- 
mövnpod). 8, 168 (ἐξαπατηθήςετθε — οὐκ ἐξαπατηθήςεςθε). 176 (εἰς τὸ ἱερὸν 
τοῦ Διονύςου τὸν τὰ ἱερὰ διὰ δειλίαν προδεδωκότα, dies rednerisch kräftig). 


Aischines. Figuren. 209 
τάξιν ἣν τέταχθε ὑπὸ τῶν νόμων 1); hierin liegt rednerische Kraft, 
wiewohl die demosthenische Gewalt in keinem der Beispiele 
erreicht wird. Im ganzen wendet Aischines diese Figuren, zu 
denen besonders auch die Antithese gehört, mit Mass und mit 
einem gewissen Geschmack an; doch trifft sehr häufig der Tadel 
sophistischen Putzes, und den Antithesen fehlt vielfach die Schärfe. 
Geziert ist der Satz im Epilog der dritten Rede?): ei μὲν καλῶς 
— κατητόρηκα, εἶπον ὡς ἐβουλόμην, εἰ δ᾽ ἐνδεεετέρως, ὡς ἐδυνάμην, 
und zwar nicht bloss hinsichtlich des Homoioteleuton; ungenaue 
Antithese bei derselben Geziertheit im Epilog der zweiten: ἐγὼ 
γὰρ τοῦ μὲν μηδὲν ἀδικεῖν ὑμᾶς κύριος ἦν, τοῦ δὲ μὴ ἔχειν αἰτίαν 
ἣ τύχη, und mehr noch in den letzten Worten dieser Rede: ὃ μὲν 
οὖν ἐμὸς λόγος εἴρηται, τὸ δὲ «ὦμα τοὐμὸν ἤδη napadidwcıv ὑμῖν 
καὶ ἐγὼ καὶ ὁ νόμος. Denn hier ist auch im Gedanken gar 
kein rechter Gegensatz; übrigens der zweite Theil nicht einmal 
sachlich zutreffend; denn es folgte keineswegs jetzt die Ab- 
stimmung, sondern, wie wir eben vorher vernommen haben, 
zunächst die Synegorien. Die Manier ist dieselbe auch im Epilog 
der 'Timarchea.*) Gern vereinigt sie sich mit einer gesuchten 
Kürze, während Kürze sonst gar nicht in dieses Redners Art 
liegt; so in der Ktesiphontea über Demosthenes: περὶ δ᾽ εὐγνω- 
μοεύνην καὶ λόγου δύναμιν πῶς πέφυκε; δεινὸς λέγειν, κακὸς βιῶναι, 
und gleich darauf: ἔπειτα τί ευμβαίνει τῇ πόλει; οἱ μὲν λόγοι 
καλοί, τὰ δ᾽ ἔργα φαῦλα, und dann nachher in der Zusammen- 
fassung: dewpeit’ αὐτοῦ μὴ τὸν λόγον ἀλλὰ τὸν βίον, καὶ «κοπεῖτε 
μὴ τίς φηειν εἶναι ἀλλὰ τίς Ecrıv.d) Die Kraft der Rede wird 
durch alles augenfällig Gesuchte, also auch durch eine solche 


1) 8, 7; vgl. 168 (πλοῖον ἀνατρέψῃ — τὴν πόλιν ἀνατετροφότα). 159 
(τάξιν ἔλιπε, hier steht der Ausdruck nur einmal und wird das andre Mal 
ergänzt). 160 (αἷμα). 179f. (ἀγώνων — ἀγωνοθέτας). 199 (κανών). 232 
(κριταί, sehr verwandt mit 179f., doch ohne eigentliche Metapher). Ueber 
Demosth. s. Abth. III, 1, 143. 2) 8,360. 3) 2, 188f. Vgl. 181 τὴν 
μὲν τύχην κτέ. 119 ἐγὼ γὰρ wre. 1, 81 φύτει μὲν μὴ καλῶν, τούτῳ δὲ 
πεπραγμένων. 107 πλεῖςτα μὲν κτέ. 8,10 extr. οὐ περὶ τοῦ παρόντος ἀδι- 
κήματος, ἀλλ᾽ ὑπὲρ τῆς αἰςχύνης τοῦ δήμου. 4) 1, 196 νῦν μὲν οὖν κτέ. 
δ) 8, 114. 176. Vgl. 2,128. 3, 167. 188. 208 extr. 218. 240. 

Blass, sitische Beredsamkeit. ILL, 2. 14 


210 Aischines. Figuren. 


Kürze, nicht gemehrt sondern beeinträchtigt; Demosthenes wusste 
wohl, weshalb er nicht so schrieb.!) - 
Unter den rednerisch kräftigen Figuren des Aischines 
nenne ich zuerst die Anaphora, die in der Ktesiphontea häufig, 
in den früheren Reden freilich weniger vertreten ist.?) Hiervon 
zugleich und von der Antistrophe, wo das wiederholte Wort 
den Schluss der Kola bildet, ist ein bei den Alten berühmtes 
“Beispiel jene Stelle): und’ ἐν ἀρετῇ τοῦθ᾽ ὑμῶν μηδεὶς καταλο- 
yızecow, ὃς ἂν ἐπανερομένου Κτηςιφῶντος, ei καλέεῃ Δημοςθένην, 
πρῶτος ἀναβοήςῃ ,κάλει κάλει“. ἐπὶ ςαυτὸν καλεῖς, ἐπὶ τοὺς νόμους 
καλεῖς, ἐπὶ τὴν δημοκρατίαν καλεῖς. Es ist hier zugleich noch 
Asyndeton und ferner Apostrophe, und in dem vorhergehenden 
Satze höchst lebendige Ethopoeie; somit das Ganze von ausser- 
ordentlicher Kraft, die indes noch grösser sein würde, wenn 
nicht kurz vorher eine ähnliche Stelle vorgekommen wäre‘): 
ὅςτις μὲν οὖν ἐν τῇ τιμήςτει τὴν ψῆφον αἰτεῖ, mv ὀργὴν τὴν 
ὑμετέραν παραιτεῖται" ὅςτις δ᾽ ἐν τῷ πρώτῳ λόγῳ τὴν ψῆφον 
αἰτεῖ, ὅρκον αἰτεῖ, νόμον αἰτεῖ, δημοκρατίαν αἰτεῖ, ὧν οὔτε 
αἰτῆεαι οὐδὲν ὅειον οὐδενὶ οὔτ᾽ αἰτηθέντα ἑτέρῳ δοῦναι. Das 
αἰτεῖν ist hier in der That bis zum Ueberdruss wiederholt. Ein 
Trikolon, wie in dieser Stelle mit αἰτεῖ und in jener mit καλεῖς, 
findet sich dazwischen nochmals, wenn auch mit Parechese statt 


1) Und doch will A., wie es scheint, auch mit dieser cuvroula den 
Dem. nachahmen; er findet wenigstens dieselbe an ihm zu verspotten, d. h. 
in der That zu bewundern, 8. 2, 5Off. 2) Gewöhnlichere Bsp.: 1,32 
(τούτους). 65 (mic). 106 (οὐ). 117 (πολλοὺς — πολλοὺς — οὐκ öMyouc). 
105 (ri). 191 (ταῦτα). 2,19 (τίη). 111 (We). 3,12 (πρίν). 24 (ἄρχων). 26 
(ἦρχον). 64 (ἅμα). 71 (&craı, aber durchbrochen, 8. oben 8. 206, 4). 97 
(πάντας). 102 (τάλαντον). 119 (ὁρᾶτε). 121 (ποίᾳ — ποίᾳ — ποίοις — 
τίνα). 124 (moAöc). 180 (οὐ πρὸ —, dann noch mehrmals οὔ). 137 (od διὰ). 
147 (xuplc). 187 (πρεςβύτας — mpecßiridac). [162 οὗτος — οὗτος — διὰ 
τούτου zufällig]. 167 (ὁμολογῶ und wiederum cd γὰρ ἄν). 209 (ποῖος). 210 
(ric). 386 (od). 244 (ὅτι)... 3) 3, 202, citirt Dionys. Comp. p. 49 (τρίκωλον 
ἐν τοῖς πάνυ ἐπαινούμενον), Demetr. m. &pp. $ 268 (als Bap. der δεινότης, 
die hier durch drei vereinigte Figuren, Anaphora, Asyndeton und Homoio- 
teleuton, entstehe), Hermog. p. 346, 20 (κομματικὸν Kar’ &mavapopdv), Alex. 
m. «χημ. p. 80, 11 (τυμπλοκή oder εύνθεεις, als Vereinigung von Ansphora 
und Antistrophe) u. 8. w. 4) $ 198; Alex. 30, 4 (ἀντιετροφή) und andre 
Rhetoren. — Antistr. ἀγανακτεῖ — ἀγανακτεῖ 3, 147. 


Aischines. Figuren. 211 


Wiederholung: κλέπτεις τὴν ἀκρόαειν, βλάπτεις τὴν πόλιν, κατα- 
λύεις τὴν δημοκρατίαν. So wenig weiss Aischines Mass zu 
halten; er lässt sich von der Figur beherrschen, statt dass er 
sie und die andern Mittel beherrscht, und zugleich zeigt sich in 
der Wiederholung eine gewisse Armuth. Aehnlich in der Ge- 
sandtschaftsrede: nachdem er einmal eine Art von gedoppelter 
Anaphora gebraucht: οὐκ ἤρεςκέ rıcı τῶν ῥητόρων A εἰρήνη" 
ἔπειτα οὐ τότε ἀντιλέγειν. αὐτοὺς ἐχρῆν --- ---; ἐπλούτουν τινὲς 
- --΄ ἔπειτα οἱ μὲν «re, so kehren im Folgenden diese mehr- 
theiligen Parallelismen immer wieder.?) 

Beispiele des Asyndetons, welches Aischines namentlich 
in der letzten Rede sehr häufig anwendet, sind im Vorstehenden 
schon gegeben; es kommt in allen Formen vor, zwischen Worten, 
Gliedern, Sätzen.?) Nicht minder auch das Polysyndeton, zur 
Veranschaulichung des Gehäuften oder auch für die Würde der 
Rede dienend: τῆς δὲ τῶν ῥητόρων ἀκοςμίας οὐκέτι κρατεῖν δύ- 


1) 8.300. 3) 2, 161; wiederum 164 ἐπολεμεῖτε --- καὶ μετὰ ---" κατ- 
ηγάγετε -- καὶ πάλιν — ἐπολεμήκατε -- καὶ πάλιν --.- 166 τὸν δ᾽ 
ἀγαθὸν εὐμβουλον τί χρὴ ποιεῖν; οὐ τῇ --; τὸν δὲ πονηρὸν κατήγορον 
τί χρὴ λέγειν; οὐ τοὺς --; τὸν δὲ ἐκ Pücewc προδότην πῶς χρὴ θεωρεῖν; 
ἄρα τ᾽ οὐχ —; Das χρή passt hier das zweite Mal schlecht genug. 165f.: 
ἔτραψας ---- τοῦτον --. εἰςῆλθες ---- ταύτην --- προύλαβες ---" τοῦτον --. 
— Ein anderes Bsp. eines solchen Parallelismus 1197.: ἐγὼ γὰρ —. τοῦτο 
οὐκ ἀπαγγεῖλαι, ἀλλ᾽ ὑποςχέςθαι μέ pnav. ἔλεγον δὲ ---. ταῦτα οὐ dinyhcacdaı 
μέ pncv, ἀλλ᾽ ἐπηγγέλθαι κτέ. Ferner 2, δ1. aus dem Munde des Demo- 
sthenes, u. 8. f. 3) Zwischen Worten am seltensten: 1, 105 lebendig 
(zwei lange Aufzählungen, das eine Mal jedes Wort negirt). 2, 116 ohne 
rednerische Bedeutung. 8, 94 ὁρώντων φρονούντων βλεπόντων. Zwischen 
Kola oder Kommata: 1, 82. 71. 108. 191. 196. 2, 111. 116. 157 (an allen 
8 St. in fingirten Reden des Demosthenes). 184. 3, 8. 12 (πρὶν λόγον πρὶν 
εὐθύνας δοῦναι). 48. 112 (feierlich pathetisch). 119 (ebenso; zweimal mehr- 
faches Asynd.). 121. 132 (an beiden St. desgl. pathetisch). 187 (οὐ, v. 1. 
οὐδὲ). 188. (Aufzählung). 157 (bewegt.). 166f. (verspottende Nachahmung 
von Dem.’s Pathos). 174 (kurze Zusammenfassung, zweimaliges Asynd.). 
209f. (ähnl. wie 166). 237. 244. Insgemein ist zugleich Anaphora od. eine 
ähnliche Figur. — Zwischen Sätzen: 1, 62 (&crı τις, einfache Einleitung 
einer Erzählung). 108f. 2, 51f. (Rede des Demosth.; anaphorischer Paral- 
lelismus). 107 (Rede des D.). 119f. (mit Anaph.). 161. 164— 166 mehrfach 
desgl., auch 182. 3, 21. 23. $2f. (gedrängte Erzählung). 68. 71 (desgl.). 
82. 88. 120. 180 (Anaph.). 162. 171 u. 188 (wie 1, 62). 235 u. 246 (ana- 
phorisch). 258f. — Also bei weitem die wenigsten Bsp. in der 2. Rede. 

14* 


212 . Aischines. Figuren. 


vavran οὔθ᾽ οἱ νόμοι οὔθ᾽ οἱ πρυτάνεις οὔθ᾽ οἱ πρόεδροι οὔθ᾽ ἣ 
προεδρεύουςα φυλή, und weiterhin in demselben Prooemium: οὖς 
alcxuvönevor καὶ τῶν ὅρκων οὖς ὠμόςατε μεμνημένοι καὶ τῶν 
νόμων, ἐὰν ἐξελέγξωμεν Κτηειφῶντα καὶ παράνομα γράψαντα καὶ 
ψευδῆ καὶ ἀεύμφορα τῇ πόλει, λύετε κτέ.; der Redner geht dann 
in ein für diesen Redetheil etwas auffälliges asyndetisches Trikolon 
über.!) — Schliesslich ist unter den Figuren der Worte noch die 
Epanadiplosis zu erwähnen, die indes nur in der dritten Rede 
und auch hier selten vorkommt: Θῆβαι δὲ Θῆβαι πόλις ἀετυ- 
veitwv.?) 

Auch in den Figuren des Gedankens wetteifert Aischines 
nicht ganz ohne Erfolg. mit Demosthenes. So hat er von der 
Frage nicht bloss die gewöhnlicheren Formen, sondern auch 
fortlaufende Systeme von !Frage und Antwort, mit denen eine 
hohe Lebendigkeit erreicht wird, wie bei der- Vorlegung der 
Gesetze in der Timarchea°): τίνας δ᾽ οὐκ ᾧετο δεῖν λέγειν; τοὺς 
αἰεχρῶς βεβιωκότας" τούτους οὐκ ἐᾷ δημητορεῖν. καὶ ποῦ τοῦτο 
δηλοῖ; „dorinacia“ φηεὶ „entöpwv' ἐάν τις λέγῃ ἐν τῷ δήμῳ τὸν 
πατέρα τύπτων ἢ τὴν μητέρα --- ---“, τοῦτον οὐκ ἐᾷ λέγειν. νὴ 
Δία καλῶς τ᾽ ὡς Erb φημι. διὰ τί; ὅτι εἴ τις οὖς ἐξ Tcou δεῖ 
τιμᾶν τοῖς θεοῖς, εἰς τούτους ἐςτὶ φαῦλος, τί ποτε φηεὶν ὑπ᾽ αὐτοῦ 
nelcovran οἱ ἀλλότριοι καὶ ἣ πόλις ὅλη; Und zo geht es noch 
weiter fort, in lebendiger Wechselbeziehung nicht bloss zwischen 
dem Redner und dem Hörer, sondern auch dem mit Ethopoeie 
vorgeführten Gesetzgeber; ähnlich auch sonst, wo Gesetze zu 
erläutern sind‘), genau in der Weise wie Demosthenes dies thut. 
Oder es wird eine Argumentation in Fragen und Antworten 
aufgelöst: πῶς διῴκηκε τὴν ἑαυτοῦ οὐείαν; κατεδήδοκε τὰ πατρῷα 
- —. χαίρει δὲ τῷ ξυνών; Ἡγηςάνδρῳ. ὁ δ᾽ Ἡγήςανδρος ἐκ τίνων 
ἐςτὶν ἐπιτηδευμάτων; ἐκ τούτων, ἃ τὸν πράξαντα οἱ νόμοι ἀπ- 
ατορεύουει μὴ δημητορεῖν. ἐγὼ δὲ τί λέγω κατὰ Τιμάρχου, καὶ τίνα 
ποτ᾽ ἐςτὶν ἃ ἀντιγέγραμμαι; δημηγορεῖν Τίμαρχον πεπορνευμένον 
καὶ τὴν πατρίψαν οὐείαν κατεδηδοκότα. ὑμεῖς δὲ τί ὀμωμόκατε; 

1) 8, 4. 8. Andre Beisp. des Polysynd. %, 8. 54. 92; 8, 52. 76. 109. 120. 


144. 180. 217. 224. 2) 3,133. Ausserdem 75 (καλόν). 194 (οὐχὶ... οὐχ 
οὕτω). 8) 1, 38, 4) 1,14f. 19. 22f. 88. 8, 16. 20. 176. 


Aischines. Figuren. 213 


ὑπὲρ αὐτῶν wngielcdaı ὧν ἂν fi δίωξις ἢ.) Auch förmlicher 
Dialog kommt vor, wie in der Ktesiphontea, wo zur Veranschau- 
lichung der früheren Ehrenbezeigungen auf das Bild von der 
marathonischen Schlacht in der Stoa Poikile hingewiesen wird: — — 
τίς ὀὖν ὃ crparnyöc; οὑτωεὶ μὲν ἐρωτηθέντες ἅπαντες ἀποκρίναιςθ᾽ 
ἂν ὅτι Μιλτιάδης" ἐκεῖ δ᾽ οὐκ ἐπιγέγραπται. πῶς; οὐκ ἤτηςε τὴν᾽ 
δωρεὰν ταύτην; ἤτηςεν, ἀλλ᾽ ὁ δῆμος οὐκ ἔδωκεν Kre.?) — Aber 
selten ist bei Aischines die eigentliche Hypophora, die bei 
Demosthenes so häufig derartige Systeme von Fragen und Ant- 
worten hervorruft; denn auf das dialektische Gefecht versteht er 
sich wenig, und so bezeichnen ihn die Alten nicht ganz mit 
Unrecht als unlebendig, ja als monoton und einschläfernd.°) Die 
Hypophora dient ihm gelegentlich zu Uäbergängen: ναὶ ἀλλὰ 
δημοτικός 2crıv‘), und ist hier mitunter, was auch bei Demo- 
sthenes vorkommt, erstarrte Form: ἀλλὰ περὶ μὲν τὰς KAnpwräc 
ἀρχάς ἐετι τοιοῦτος, περὶ δὲ τὰς“ χειροτονητὰς βελτίων 5), denn als 
wirklicher Einwurf hätte dies wenig Sinn. Aber nicht einmal 
die schon den älteren Rednern geläufige mehrfache Hypophora 
bei Zusammenfassungen ist erheblich vertreten.°) Sehr stark 
dagegen die Apostrophe, die sowohl der Lebendigkeit als dem 
Pathos dient: ὦ πρὸς μὲν τὰ μεγάλα καὶ cmoudaia τῶν ἔργων 
ἁπάντων ἀνθρώπων ἀχρηςτότατε, πρὸς δὲ τὴν ἐν τοῖς λόγοις 


1) 1, 1δ4; vgl, 8, 178. 8) 8, 186, vgl. 20: οὐκ ἄρα φιλοτιμοῦνται; 
πάνυ γε, ἀλλ᾽ κτέ., 21: ὦ Ἡράκλεις, ὑπολάβοι τις ἄν, ὅτι ἦρξα, μὴ ἀπο- 
dnuncw; ἵνα γε μὴ προλαβὼν χρήματα κτέ., 22: καὶ πῶς ὅ τε μὴ λαβὼν κτέ. 
8) Hermogenes p. 418; Prolegom. zu Platon ὁ. 15 (VI, p. 210 Herm.): (die 
dialektische Form dient auch dazu, dass wir Acht geben) καὶ μὴ ἑνὸς ὄντος 
ἀεὶ τοῦ διδάςκοντος οἷον ἀπονυςτάξωμεν, καὶ πάθωμεν, ὅπερ A. 6 ῥήτωρ 
παριὼν διὰ τὸ εἷς εἶναι καὶ ὁ αὐτὸς ὁ λέγων ἀπ᾽ ἀρχῆς ἄχρι τέλους πέπονθεν. 
οὗτος γὰρ ἐν βήματι ὧν καὶ λέγων διὰ τὸ μὴ προςδιαλέγεςθαι καὶ ἐρωτᾶν καὶ 
ἐρωτᾶςθαι οὐ διήγειρεν τοὺς ἀκροατάς, ἀλλ᾽ εἰς ὕπνον κατηνέχθηςαν οἵ δικά- 
ζοντες" ὅπερ ἑωρακὼς 6 ῥήτωρ (Demosth.?) φηςὶ πρὸς αὐτούς: ,Ὑένοιτο 
ὑμᾶς ὄναρ χρηςτὸν ἑωρακέναι περὶ τῆς δίκης“, A. Schäfer I, 232. 4) 8, 
168; ebenso mit ναὶ ἀλλά 8, 22. 28. 84; mit γάρ 2,162. δ) 1, 118; ἅδη- 
lich schon 109: ἀλλ᾽ ἴτως καθ᾽ αὑτὸν μὲν ἄρχων φαῦλος ἦν, μετὰ πλειόνων 
δ᾽ ἐπιεικής. πόθεν; οὗτος ὦ ἄ. ᾿Α. βουλευτὴς ἐγένετο κτέ., also mit nach- 
folgender rednerischer Frage und dann lebendigem asyndetischem Anfang; 
Frage folgt auch 113. 6) 3, 230 (nicht über zwei Systeme); das. 255 
wird schon nach dem ersten System die Figur aufgegeben. 


214 ΄ Aischines. Figuren, 


τόλμαν θαυμαςιύτατε, ἐπιχειρήςεις αὐτίκα μάλα βλέπων εἰς τὰ 
τούτων πρόεωπα λέγειν, ὧς δεῖ ce ἐπὶ ταῖς τῆς πόλεως ευμφοραῖς 
crepavoücdaıt); mit geziertem Paromoion und weiterhin mit 
pathetischer Frage, an die sich eine zweite entsprechende an die 
Richter anschliesst. Selten ist die pathetische Exelamation: 
᾿ὦ τῆ καὶ θεοὶ καὶ δαίμονες καὶ ἄνθρωποι ὅςοι βούλεςθε ἀκούειν 
τἀληθῆ 2), eine affektirte Steigerung des bei Demosthenes üblichen 
ὦ τῆ καὶ θεοί, jedoch von Aischines selbst noch weit überboten 
mit der Anrufung abstrakter Begriffe am Schlusse derselben 
Ktesiphontea: ὦ τῆ καὶ ἥλιε καὶ ἀρετὴ καὶ εύνεεις καὶ παιδεία, 
äh διαγιγνώεκομεν τὰ καλὰ καὶ τὰ aicxp&, was in der That nicht 
mehr den Typus attischer Beredsamkeit hat.?) Gehen wir aber 
etwas in dieser Rede zurück, so haben wir eine vortreffliche 
Prosopopoeie der früheren grossen Männer Athens, welche der 
Redner einzeln gleichsam als seine Fürsprecher vor Augen führt, 
und nachdem er so den Solon und Aristeides hat reden lassen, 
fügt er noch kühner hinzu: Θεμιςτοκλέα δὲ καὶ τοὺς ἐν Μαραθῶνι 
τελευτήςαντας καὶ τοὺς ἐν Πλαταιαῖς καὶ αὐτοὺς τοὺς τάφους 
τῶν προγόνων οὐκ οἴεεθε «τενάξειν, εἰ ὃ μετὰ τῶν βαρβάρων ὁμο- 
λοτῶν τοῖς Ἕλληειν ἀντιπράττειν «τεφανωθήςεται“); Es fehlt hier 
nur Eins: der wirkliche Affekt, der sich auch in den Zuhörern 
kaum erzeugen liess; denn wenn man immerhin die Perser als 
nationale Feinde ansah, 80 war man doch weit entfernt, die Sache 
des Makedonierkönigs als eine hellenische zu empfinden. Indes 
dieser Tadel trifft mehr den Politiker Aischines als den Redner: 
als solcher ist er gerade in diesen schildernden Figuren: der 


1) 3, 162 (Text nach Sauppe). Andre Bsp. 53. 56. 181. 163, 166. 200. 
202 (Apostr. an den einzelnen Richter). 242f. u. 8. f. 2) 8, 187. Ὦ 
Ἡράκλεις in der Ethopoeie (ὦ Ἡ. ὑπολάβοι τις ἂν xre) 8, 21 vgl. 1, 49. 
3) 3, 260, vgl. oben 8. 192. 4) 961 -- 3869 (Alex. m. cxnp. p. 19 als Bap. 
der προςωποποιῖα), ausserordentlich gelobt von Lord Brougham p. 184: so 
fine a peroration is perhaps not in any language to be found. Für den 
letzten Satz konnte als Vorbild dienen Dem. Aristokr. 210, wo indes die 
Kühnheit erheblich geringer ist, vgl. oben III, 1, 154f.; auch das bei A. 
vorhergehende Heraufeitiren Verstorbener (ὑπολάβετε ὁρᾶν ἐπὶ τοῦ βήματος 
οὗ νῦν ἑςτηκὼς ἐγὼ λέγω ἀντιπαρατεταγμένους xr&) wird von Dem. als zu 
tragisch nie angewandt. — In kurzer u. matter Ausführung findet sich noch 
&. 3, 244 etwas ähnliches. 


Aischines. Figuren. 215 


Prosopopoeie, Ethopoeie, Diatyposis und so fort, unzweifelhaft be- 
deutend und nicht minder reich als Demosthenes. Er versteht 
sich auf jegliche Nachahmung, die verspottende besonders: so sagt 
er von Anwälten des Timarchos: ὄψεςθε ὅτι καὶ μάλα ἐπιετρεφῶς 
καὶ ῥητορικῶς — αὐτίκα μάλα δεῦρο ἀναπηδήςαντες ταῦτα μὲν 
εἶναι πολλῆς ἀβελτερίας φήτουειν, ἃ ἐγὼ λέγω, ἀξιώςεουει δὲ κτέ,, 
und wiederum: ἀναβήςεται --- καὶ τῶν crparnyWv τις, ὡς ἀκούω, 
ὑπτιάζων καὶ καταςκοπούμενος ἑαυτόν, ὡς ἐν παλαίετραις καὶ δια- 
τριβαῖς τεγτονώς᾽ ὃς ἐπιχειρήςει diacupeiv τὴν ὅλην Zvcracıv τοῦ 
ἀτῶνος, οὐ κρίειν ἐξευρηκέναι με φάεκων, ἀλλὰ δεινῆς ἀπαιδευείας 
ἀρχήν κτέ.) Nicht nur die Reden sind hier ethisch gefärbt, 
sondern auch die Art des Auftretens charakteristisch angegeben, 
und so macht es Aischines auch sonst, namentlich mit Bezug 
auf Demosthenes: cp6dpa ckußpwrrdcac ὃ χρηςτὸς οὗτος Annocdevnc 
ἀπολωλεκέναι μ᾽ ἔφη τὴν πόλιν, in der zweiten Rede, und ebenda: 
ἀνακροτήςας ὃ Cicupoc ὅδε τὰς χεῖρας ,ταῦτα μέντοι“ ἔφη ,,ὦ 
Κτηειφῶν οὔτ᾽ ἂν εὑ wre“, und wieder: τερατευςάμενος ὥςπερ εἴωθε , 
τῷ «χήματι καὶ τρίψας τὴν κεφαλὴν --- ἀμφοτέρων ἔφη θαυμάζειν. 
Direkt erzählte Rede ist häufiger als bei Demosthenes; Aischines 
ist auch in dieser Hinsicht schlichter und zwangloser.°) Für 
diejenige Ethopoeie, wo geständigermassen ein Phantasiestück 
gegeben wird, ist ein Beispiel aus der ersten Rede: ὑπολάβεθ᾽ 
ὁρᾶν εἰςεληλυθότα (den Dem.) ἀπὸ τοῦ δικαςτηρίου οἴκαδε, καὶ 
ςεμνυνόμενον ἐν τῇ τῶν μειρακίων διατριβῇ, καὶ διεξιόντα ὡς εὖ 
τὸ πρᾶγμα ὑφείλετο τῶν δικαςτῶν᾽ «ἀπαγαγὼν γὰρ αὐτοὺς ἀπὸ 
τῶν περὶ Τίμαρχον αἰτιῶν ἐπέετηςα φέρων᾽ ἐπὶ τὸν κατήγορον καὶ 
Φίλιππον καὶ Φωκέας κτλ.) Ferner jene Apostrophe an Timarch: 
τόλμηςον γὰρ εἰς τοὺς δικαςτὰς βλέψας εἰπεῖν ἃ mpochkeı λέγειν 
ἀνδρὶ εώφρονι τὰ περὶ τὴν ἡλικίαν ,ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι, τέθραμμαι 


1)1, τι. 185. 3) 3, 88. 48. 49. Sonstige Schilderungen des Dem. und 
Reden desselben 1, 94. 126. 2, 106f. 108. 153. 167. 3, 99. 149. 164. 166f. 
207. 209. Einwurf des Dem. direkt gegeben 3, 17; indirekt 54f. Reden 
des A. selbst direkt wiedergegeben 2, 28f. (hier dir. Rede in die dir. Rede 
eingeschaltet). 33. 103#. 117. 3, 119ff. (vorher 117 dir. Rede des Amphisseers). 
Ferner sehr dramatische Erzählung mit dir. Rede 1, 81ff. 110£., auch 181. 
8) Vgl. III, 1,166. 4) 1, 116, eitirt Alex. m. cxnp. p. 21 als Beispiel der 
ἠθοποιῖα. 


216 Aischines. Figuren. 


μὲν ἐκ παιδὸς καὶ μειρακίου παρ᾽ ὑμῖν, οὐκ, ἀφανεῖς δὲ διατριβὰς 
διατρίβω, ἀλλ᾽ ἐν ταῖς ἐκκληείαις μεθ᾽ ὑμῶν δρῶμαι κτλ." 1); die hier 
fingirte Rede ist erheblich länger, als es der gedrungeneren und 
mehr rednerischen Weise des Demosthenes entspricht. Es gehören 
dahin ferner die Antworten, die den Richtern 2ur Abwehr 
gegnerischer Ausflüchte in den Mund gelegt werden: ἐκεῖνο. 
αὐτῷ ὑποβάλλετε᾽ ,οὐκοῦν ἐχρῆν ce ὦ Anuöchevec xre.“, wo weiterhin 
Aischines unter dieser Maske eine Verdächtigung vorbringt, die 
er vielleicht aus eigner Person zu äussern nicht wagte.?) Mit 
Diatyposis schildert er fingirte Gerichtsverhandlungen auf 
Grund eines förmlichen, von dem einen Theil nicht eingehaltenen 
Buhlkontraktes: — — οὐκοῦν ὁ πρεςβύτερος, ἀποδοθέντος τοῦ 
ὕδατος αὐτῷ καὶ λόγου, κατηγορῶν μετὰ ςπουδῆς, βλέπων δηλονότι 
πρὸς ὑμᾶς, λέξαι" ,,ἐἐμιεθωςάμην ὦ ᾿Αθηναῖοι Τίμαρχον ἑταιρεῖν 
ἐμαυτῷ κατὰ τὸ γραμματεῖον τὸ παρὰ Δημοςεθένει κείμενον κτέ.“; 
die schmutzige Ausmalung scheint mit vielem Behagen zu ge- 
schehen.) Ferner führt er mit derselben Figur die Scene vor 
Augen, wie der Herold im Theater die Bekränzung des Demo- 
sthenes auszurufen sich anschickt, und lässt in den Zuschauern 
dieses Aktes Erinnerungen an ehemalige Ausrufungen ganz 
andrer Art aufsteigen, in der That mit sehr grosser rednerischer 
Kraft.) Auch die berühmte Stelle über Thebens Untergang 
gehört ebendahin: νομίςαθ᾽ ὁρᾶν ἁλιςκομένην τὴν πόλιν, τειχῶν 
καταςκαφάς, ἐμπρήςεις οἰκιῶν, ἀγομένας γυναῖκας καὶ παῖδας εἰς 
δουλείαν, πρεςβύτας ἀνθρώπους, πρεεβύτιδας γυναῖκας, ὀψὲ μετα- 
μανθάνοντας τὴν ἐλευθερίαν, κλαίοντας, ἱκετεύοντας ὑμᾶς, ὀργιζο- 
μένους οὐ τοῖς τιμωρουμένοις, ἀλλὰ τοῖς τούτων αἰτίοις, ἐπιςκή- 
πτοντας μηδενὶ τρόπῳ τὸν τῆς Ἑλλάδος ἀλειτήριον «ςτεφανοῦν, ἀλλὰ 
καὶ τὸν δαίμονα καὶ τὴν τύχην τὴν εὐμπαρακολουθοῦςαν τῷ ἀνθρώπῳ 


1) 1, 121; vgl. 3, 211 (dies Bsp. bei Tiber. π. cynp. p. 63, ἠθοπ)). 
2) 8, 38, vgl. die Bemerkung des Tiber. 1. c. über die Ethop.: ὅταν φεύ- 
Yovrec τὸ προςκρουςτικὸν τῶν ἐπιτιμήζεων ὡς ὑφ᾽ ἑτέρων προσώπων γινο- 
μένας elchywuev. 8. ausserdem 8, 208. 3) 1, 1628. Minder ausgeführte 
Diatyp. das. 74. 78. 79; ganz kurz aber doch lebendig 49. 80 init. 130. 
4) 3, 153#., citirt Alex. m. «χημ. Ρ. 25 (diarum); der Scholiast nennt es 
Adwkonarta, — Vgl. auch Tier. p. 79: καὶ πάλιν ἡ diar. ἐπὶ τὴν θέαν ἄγει 
τῶν οὐχ ἑωραμένων, ὡς παρ᾽ Αἰςχίνῃ πολλὰ ἂν εὕροι τις, 


Aischines, Figuren. 217 


QpuAdkacdoı.t) Freilich wird schon von ἱκετεύοντας an statt des 
wirklichen Vorgangs plötzlich ein phantastischer dargestellt, aber 
auch das, wenn man einmal den Standpunkt des Redners sich 
gefallen lässt, mit bedeutender Wirkung. 
Mit Demosthenes gemein hat Aischines auch die Para- 
leipsis, die sich in verschiedenartigen Beispielen findet?); von 
: der Aposiopese dagegen kommt nur die schwächere Form vor: 
οὕτω γὰρ κέχρηται καὶ τῷ ἑαυτοῦ εώματι καὶ παιδοποιίᾳ, ὥςτ᾽ 
ἐμὲ μὴ βούλεεθαι λέγειν ἃ τούτῳ πέπρακται), nicht auch jene 
lebensvolle, wo der Redner mitten im Aussprechen des Gedankens 
plötzlich stockt und zurückzieht. Dass es überhaupt nicht Aischines’ 
Sache ist, in der Rede die momentanen Bewegungen der Seele 
lebendig und wahr darzustellen, hat schon Hermogenes ausge- 
sprochen und mit einer Stelle der zweiten Rede belegt, wo ein 
ımassloser Zornausbruch vorher entschuldigt wird: ἄρ᾽ οὖν ὦ 
᾿Αθηναῖοι doint’ ἄν μοι cuyyvuunv, εἰ κίναιδον αὐτὸν προςειπὼν 
καὶ μὴ καθαρεύοντα τῷ εώματι κτέ.) Denn eben durch die 
Ankündigung und Prodiorthose offenbart sich jener Ausbruch 
als vorher überlegt, und statt Eindruck zu machen, erregt er 
Widerwillen. Aber nicht anders macht es Aischines in der 
Timarchea®): ἄρά ye προαχθήςομαί τι capecrepov εἰπεῖν ἢ κατὰ 
τὴν ἐμαυτοῦ φύειν; und dann der Ausdruck πρὸς τὸν πόρνον 
πεπορνεῦςθαι und andere? mehr, was viel besser entschuldigt 
wäre, wenn, wie an ähnlichen Stellen bei Demosthenes, die Ent- 


1) 3, 157 (Theon Progymn. p. 63; ὑποτύπωςις Schol). 3) 1, 39. 52. 
109 (vorausgeschickte allgemeine Andeutung über das, was er nicht be- 
handelt). 3, if. (vorausgeschickte ziemlich genaue Erzählung des angeb- 
Jich Uebergangenen). 225 (am Schluss angehängte kurze Erwähnung). 237 
(vorausgeschickte kurze Erinnerung). 8) 8, 174, vgl. 139. 4) 2, 88; 
Hermog. π. ἰδ. p. 380 Sp.: ἐὰν δ᾽ &mıenunvn, ὥςπερ ὁ A., οἷον δότε μοι 
εἰπεῖν κίναιδον αὐτόν, οὐχ ὁμοίως Een πιθανὸς --" οὐ γὰρ πεπονθότος ἐςτί 
τὴν ψυχὴν οὐδ᾽ ἐμπαθῶς ἔχοντος τὸ ἐπιςημαίνεεθαι, οὐδ᾽ οἷον ἐξεςτηκότος 
ὑπὸ τοῦ πάθους, οὐδ᾽ ἀγνοοῦντος ἃ λέγει, ἀλλὰ νήφοντος καὶ γινώςκοντος 
ταῦτα καὶ ἐπεκκεμμένου κτλ. Daher dann allgemein von A. p. 418: τοῦ 
τύπου τοῦ ἀληθοῦς ἧττον μετέχει κτέ. (oben 8. 166, 1. 6) 1, 10. Besser 
2, 22: οὐκ ὧν ἐπιχιώριος, εἰρήςεται γάρ, οὐδ᾽ ἐγγενής. Frostig wirkt auch 
die διαπόρηεις 8, 197: πότερα τἀληθὲς εἴπω ἢ τὸ fdicrov ἀκοῦται; τὸ ἀληθὲς 
ἐρῶ κτέ, 


218 Aischines. Pathos und Ethos. 


schuldigung nachher käme. — Oder man nehme jene Epidior- 
those: οὐκοῦν δεινὸν ὦ ’A., εἴ τις κατ᾽ ἀνδρὸς πολίτου, οὐχ ἑαυτοῦ, 
ἀλλ᾽ ὑμετέρου, τοῦτο γὰρ προςδιορθοῦμαι, τολμᾷ τηλικαῦτα κατα- 
ψεύδεςθαι;}) Auch hier ist durch den reflektirten Zusatz: τοῦτο 
γὰρ προςδιορθοῦμαι, das Pathos der Stelle merklich gebrochen, 
und überhaupt ist die Epidiorthose, so lebensvoll sie an sich ist, 
doch hier nicht ganz am Platze, und zeigt mehr Bosheit als 
innerliche Empörung. 

"Im allgemeinen ist Aischines als pathetischer Redner 
minder glücklich wie als ethischer, und wenn uns seine dritte 
Rede weit weniger vorzüglich scheint als die zweite, so hängt 
dies wesentlich damit zusammen, dass er in letzterer mehr inner- 
halb seiner Natur bleibt und einfach spricht, in jener dagegen 
über sich selbst hinauszugehen und mit Demosthenes’ mächtiger, 
herzerschütternder Weise zu wetteifern sucht. Was hatte denn 
Aischines für politische Leidenschaft? wofür war er begeistert? 
Der Schauspieler freilich, der in ihm war, oder wenn man will 
der Künstler der Rede, copirt stellenweise das wirkliche Gefühl 
in bewunderungswürdiger Weise; aber doch nicht so, dass der 
Einsichtige lange getäuscht würde: denn mit dem Grundtone der 
Rede will die aufgetragene Farbe nicht recht harmoniren, und 
man merkt das Studirte und Absichtliche. Nach jener Schilderung 
von Thebens Untergang und der hieräus mit vollem Pathos ge- 
zogenen Lehre: οὔτε πόλις γὰρ οὔτ᾽ ἰδιώτης ἀνὴρ οὐδεὶς 'πώποτε 
καλῶς ἀπήλλαξε Δημοςθένει ευμβούλῳ χρηςάμενος, kommt sofort 
ein höchst nüchternes und gesuchtes Enthymem: ὑμεῖς δ᾽ ὦ ᾿Αθ. 
οὐκ aicxuvecde, ei ἐπὶ μὲν τοὺς πορθμέας τοὺς εἰς ζαλαμῖνα πορ- 

" θμεύοντας νόμον ἔθεςθε, ἐάν τις αὐτῶν ἄκων ἐν τῷ πόρῳ πλοῖον 
ἀνατρέψῃ, τούτῳ μὴ ἐξεῖναι πάλιν πορθμεῖ τενέςθαι ---, τὸν δὲ 
τὴν Ἑλλάδα καὶ τὴν πόλιν ἄρδην ἀνατετροφότα, τοῦτον ἐάςετε 
πάλιν ἐπευθύνειν τὰ κοινά; Ὑ Auch das kann ich nicht wirklich 


1) 2, 87. — Andre Beispiele von Epidiorthose, die indes alle ohne 
sonderliche rednerische Lebendigkeit sind, 1, 51. 3, 106 (ὁ τρίτος τῶν 
καιρῶν, μᾶλλον δ᾽ ὁ πάντων πικρότατος xpövoc). 118. 2) 8, 158; ganz 
ähnlich 244: οὖς (die bei Chair. Gefallenen) νομίζεθ᾽ ὁρᾶν «χετλιάζοντας, 
εἰ οὗτος crepavwenceran. καὶ γὰρ ἂν εἴη δεινὸν ὦ ’A., εἰ τὰ μὲν ξύλα καὶ 


Aischines. Pathos und Ethos. 219 


pathetisch finden, wenn in die Prosopopoeie am Schlusse der 
Ktesiphontes ein mit historischer Gelehrsamkeit lang ausgeführtes 
Enthymem über Arthmios von Zeleia eingeflickt und dem von 
den Todten heraufbeschworenen Aristeides in den Mund gelegt 
wird.t) Durchaus nicht freier von Tadel sind die Stellen der 
zweiten Rede, wo Aischines ins Pathos geräth; aber es sind zum 
Glück nur wenige. Indem er sich über Demosthenes’ schänd- 
liche Verleumdung bezüglich der olynthischen Frau entrüstet, 
ruft er aus?): ἐάςετ᾽ οὖν αὐτὸν, τὸ τοιοῦτον αὑτοῦ προςτρόπαιον, 
μὴ γὰρ δὴ τῆς πόλεως, ἐν ὑμῖν ἀναςτρέφεςεθαι; und dann schon 
nüchterner und mässiger in seiner Forderung: καὶ τὴν μὲν 
ἐκκληςίαν xadaipere, ἐν δὲ τοῖς ψηφίομαςι διὰ τούτου τὰς εὐχὰς 
ποιήςετε καὶ ςτρατιὰν ἢ πεζὴν ἢ ναυτικὴν ἐκπέμψετε; Dabei fallen 
ihm Verse des Hesiod ein: καὶ μὴν ὅ τε Ἡείοδος λέγει" πολλάκι 
δὴ ξύμπαςα πόλις κακοῦ ἀνδρὸς ἀπηύρα u. 8. w. Sind Citate 
pathetisch? Aber ‚nun wieder eine grosse Kraftanstrengung: ἕν 
δὲ πρὸς τοῖς εἰρημένοις εἰπεῖν ἔτι βούλομαι. εἰ γάρ που τις ἔςτι 
κακία κατ᾽ ἀνθρώπους, ἂν μὴ πρωτεύοντα περὶ ταύτην ἀποδείξω 
Δημοεθένην, θανάτου τιμῶμαι. Weiter freilich kann er, wie. er 
sagt, seiner gegenwärtigen Gefahr wegen seinem „Zone“ sich 
nicht hingeben, sondern muss an die eigene Vertheidigung denken.) 
Gewiss thut er wohl daran, es mit‘dem gewaltsamen Pathos 
nicht weiter zu versuchen und wieder den ἰδιώτης hervorzukehren, 
dessen Ethos er in der gesammten Haltung der Rede durch- 
scheinen lässt und an vielen einzelnen Stellen mit grosser Wir- 
kung ausprägt. So bei der Vorführung seiner Kinder: ἐμοὶ δὲ 
ὦ ’A. — τρεῖς παῖδές eicı —' οὖς ἐγὼ δεῦρο ἥκω μετὰ τῶν ἄλλων 
κομίζων ἑνὸς ἐρωτήματος ἕνεκα καὶ τεκμηρίου πρὸς τοὺς δικαςτάς, ᾧ 
νῦν ἤδη χρήςομαι. ἐρωτῶ γὰρ ὦ ’A., εἰ δοκῶ ἂν ὑμῖν πρὸς τῇ πατρίδι 


τοὺς λίθους καὶ τὸν εἰδηρὸν —, ἐάν τῳ ἐμπετόντα ἀποκτείνῃ, ὑπερορίζομεν, 
καὶ ἐάν τις αὑτὸν διαχρήτηται, τὴν χεῖρα τὴν τοῦτο πράξαςαν χωρὶς τοῦ 
εὦματος θάπτομεν, Δημοεθένην δὲ κτέ. (wieder pathetisch). Das Zusammen- 
suchen von Entbymemen tritt hier allzu deutlich hervor. 1) 8, 268; 
etwas ähnliches schon 153f. 8) 3, 168. 8) Achnlich missgläckt sind 
auch die ‘andern hierher gehörigen Stellen der Rede: 22f. ist der Aus- 
bruch, mitten in behaglicher Erzählung, durchaus unmotivirt; 87£. z. Th. 
schon erörtert (oben 8. 218, 1), ausserdem auch hier künstliches Enthymen. 


220 Aischines. Pathos und Ethos. 


καὶ τῇ τῶν φίλων ευνηθείᾳ καὶ ἱερῶν καὶ τάφων πατρῴων 
μετουςείᾳ τούτους τοὺς πάντων ἀνθρώπων ἐμοὶ φιλτάτους προδοῦναι 
Φιλίππῳ, καὶ περὶ πλείονος τὴν ἐκείνου φιλίαν τῆς τούτων εωτηρίας 
nomcacdaı. ποίᾳ κρατηθεὶς ἡδονῇ; ἢ τί πώποτε ἄσχημον ἕνεκα 
χρημάτων πράξας; οὐ τὰρ fi Μακεδονία χρηςτοὺς ἢ κακοὺς ποιεῖ, 
ἀλλ᾽ ἣ φύεις᾽ οὐδ᾽ ἐςμὲν ἕτεροί τινες ἥκοντες ἀπὸ τῆς πρεεβείας, 
ἀλλ᾽ οἵους ἐξεπέμψατε.) Aehnlich eindrucksvoll und wirklich 
rührend nahe am Schlusse der Rede: πῶς δ᾽ οὐκ οἰκτρὸν βλέπειν 
ἐχθροῦ πρόεςωπον ἐπεγγελῶντος καὶ τοῖς ὠςὶ τῶν ὀνειδῶν ἀκοῦκαι; 
ἀλλ᾽ ὅμως τετόλμηται᾽ δέδοται τὸ cWpa τῷ κινδύνῳ. παρ᾽ ὑμῖν 
ἐτράφην, ἐν ταῖς ὑμετέραις διατριβαῖς βεβίωκα, und wie es weiter 
geht.?) Aber auch das Ethos seines Zeugen Aristophanes von 
Olynth zeichnet Aischines vortrefilich in der Antwort, die er 
denselben auf Demosthenes’ Bestechungsversuche geben lässt: 
ὅτι τῆς μὲν φυγῆς καὶ τῆς παρούςτης ἀπορίας αὑτῷ οὐ κακῶς, ἀλλ᾽ 
ὡς οἷόν τε ἄριετα «τοχάζοιτο, τοῦ δὲ τρόπου πλεῖετον εἴη διημαρ- 
τηκώς: οὐδὲν γὰρ ἂν τοιοῦτον πρᾶξαι. Dieser Biederkeit des 
Redners und seiner Genossen tritt nun die mit allem Fleiss ge- 
schilderte Boshaftigkeit des Demosthenes gegenüber, und in der 
Ausprägung dieses Gegensatzes liegt die eigentliche Stärke der 
Vertheidigung. In der Timarches dagegen besteht das Ethos in 
der affektirt ehrbaren Haltung und in der humanen Schonung, 
die auch eben das Laster, worum es sich handelt, gern übersieht, 
ausser bei Timarchos und dessen Parteigenossen; auf uns kann 
diese Weise nur abstossend wirken, während sie manchem Athener 
imponiren mochte.) Auch in der dritten Rede ist das Prooemium 
voll sittlicher Würde und Ehrbarkeit; eine andere Art Ethos 


1) 152. 8) 182. Vgl. noch für A.'s Ethos $ 4f. 88. 146. 181 u.a. f. 
Mehr pathetisch wird an das Mitleid appellirt $ 179, doch ist die Stelle 
nicht sehr ausgeführt, gemäss der allgemeinen attischen Sitte, welche die 
commigeratio beschränkt. 3) $ 166. Vgl. 149 über seinen Bruder: 
᾿Αφόβητος δ᾽ obrocl — mäpecrı καταφρονῶν τῶν «ὧν λοιδοριῶν: τὸ γὰρ 
ψευδὲς ὄνειδος οὐ περαιτέρω τῆς ἀκοῆς ἀφικνεῖται. 119: ἀδελφοὶ, οἱ δια- 
ζυγέντες ἐμοῦ ζῆν οὐκ ἂν mpo@loıvro. 4) Vgl. oben 8. 154. Ehrbarkeit 
8 37f. 51. 62. 55. 10. 14 Afg. 76; Schonung (ἐπιείκεια) 41. 58 extr. 107 extr. 
112. 158f. 166. 195. — Der gebildete, feine Mann zeigt sich z. Bsp. 1668, 
der Patriot 120 (auch sonst würdiges Ethos). 169. — Hermog. 1. c.: τῷ 
ἠθικῷ τῷ κατ᾽ ἐπιείκειαν χρώμενος οὐκ ὀλίγῳ. 


Aischines. Pathos und Ethos, 221 


zeigt sich, wo der Redner Demosthenes’ gegenwärtige Stellung 
zu Alexander mit scheinbarer Aufrichtigkeit verdächtigt: ὑμεῖς 
μὲν τοῦτον οὐ mpoddore —' οὗτος δ᾽ ὑμᾶς νῦν προδέδωκεν, εἴπερ 
ἀληθῆ ἐετιν ἃ λέγεται. ὡς γάρ φαειν οἱ Πάραλοι καὶ οἱ πρεεβεύ- 
cavreg πρὸς ᾿Αλέξανδρον, καὶ τὸ πρᾶγμα εἰκότως πιςτεύεται, ἔςτι 
τις ’Apıcriwv Πλαταϊκὸς u. 8. f.!) Der ganze Abschnitt ist ein 
Meisterstück von hinterlistiger Verdächtigung, während sonst 
Aischines offen angreift, verleumdet, schmäht; aber er versteht 
es überhaupt, den Ton zu wechseln und ein mannigfaches Colorit 
hervorzubringen, und bald mit schlichtem oder würdigem Ethos, 
bald mit Spott und Ironie, bald ernst und gewichtig zu reden. 
Z. Bsp. nachdem er Demosthenes’ Schmeichelei gegen die make- 
donischen Gesandten dargelegt, führt er abschweifend fort:?) 
οὗτος τοίνυν ὃ τηλικοῦτος τὸ μέγεθος κόλαξ (nachdrücklich) πρῶτος 
διὰ τῶν καταςκόπων τῶν παρὰ Χαριδήμου πυθόμενος τὴν Φιλίππου 
τελευτὴν τῶν μὲν θεῶν εὐυμπλάςας ἑαυτῷ ἐνύπνιον κατεψεύςατο, 
ὡς οὐ παρὰ Χαριδήμου τὸ πρᾶγμα πεπυςμένος, ἀλλὰ παρὰ τοῦ 
Διὸς καὶ τῆς ᾿Αθηνᾶς, οὖς μεθ᾽ ἡμέραν ἐπιορκῶν νύκτωρ φηεὶν 
ἑαυτῷ διαλέγεςθαι καὶ τὰ μέλλοντα ἔςεεθαι προλέγειν (karikirender 
Spott zugleich mit scharfem und bitterem Angriff), ἑβδόμην 
δ᾽ ἡμέραν τῆς θυγατρὸς αὐτῷ τετελευτηκυίας --- ἐβουθύτει καὶ παρη- 
νόμει, τὴν μόνην ὁ δείλαιος καὶ πρώτην αὐτὸν πατέρα προςειποῦςαν 
ἀπολέςας (Ethos mit Hohn gemischt). καὶ οὐ τὸ δυετύχημα 
ὀνειδίζω, ἀλλὰ τὸν τρόπον ἐξετάζω. ὁ τὰρ μιςότεκνος καὶ πατὴρ 
πονηρὸς οὐκ ἄν ποτε γένοιτο δημαγωγὸς χρηςτός (ethisch, und so 
geht es noch weiter). Was Aischines in Caricatur leisten kann, 
hat er besonders in der zweiten’ Rede gezeigt; aber auch in den 
andern ist dies eine gegen Demosthenes mit Vorliebe benutzte 
Waffe: er sucht das Grosse seines Feindes und das Gewaltige 
in der Beredsamkeit desselben auf alle Weise ins Lächerliche zu 
ziehen.®) Des eigentlichen Witzes entbehrte auch Aischines, 
trotz der dcreia, die er hie und da vorbringt. So sagt er von 
Demosthenes: οὗ τὴν γλῶτταν ὥςπερ τῶν αὐλῶν ἐάν τις ἀφέλῃ, 
τὸ λοιπὸν οὐδέν &crı, was Demades von den Athenern gebraucht 


1) 8, 1618. 3) 8, 77f. 8) Vgl. oben 8. 201. 


222 Aischinee. Vortragsweise. ᾿ 


haben soll!); mit Bezug auf Timarchos, der auf Andros Amtmann 
gewesen, preist er das Glück Athens, dass diese Insel damals 
keinen Käufer gefunden.?) Ein dritter Witz ist in den Hand- 
schriften, wie einige Neuere meinen, schlecht überliefert: ὁ γὰρ 
ἄνθρωπος (Demosthenes, der für die von Demomeles ihm beige- 
brachte Kopfwunde und für Meidias’ Ohrfeigen Geld genommen) 
οὐ κεφαλὴν ἀλλὰ πρόςοδον κέκτηται, was man emendirt: οὐ 
κεφαλὴν ἀλλὰ κεφάλαιον, οὐδὲ πρόςωπον ἀλλὰ πρόςοδον κέκτηται.) 

Nachdem ich so die in der Form liegenden Eigenthümlich- 
keiten von Aischines’ Beredsamkeit erörtert, ist hier der geeignete 
Ort, von seiner Vortragsweise zu reden, durch die er nicht 
minder als sein Gegner ausserordentlich zu wirken wusste, wenn 
auch der Charakter des Vortrags ein ganz verschiedener- war. 
Aischines war von Natur mit einem vortrefflichen Organ aus- 
gestattet, an welchem Demosthenes, der jenen augenscheinlich 
darum beneidet, sowohl die ungemeine Stärke wie die Deutlich- 
keit hervorhebt‘); er hatte dasselbe sowohl als Schauspieler 
geübt und geschult, als auch stellte er später, wie der Gegner 
andeutet, vor jeder rednerischen Leistung die nöthigen Stimm- 
übungen an?), um capüc καὶ ἀπνευςτί, also auch ohne alle 
störenden Stockungen und Pausen, die schönen und wohlgewählten 
Worte zu den Ohren des Volkes zu bringen. Nun verträgt ja 


1) 8, 229; Stob. Flor. 4, 69: Any. τοὺς ᾿Αθηναίους εἴκαζεν αὐλοῖς, ὧν 
εἴ τις ἀφέλοι τὴν yAlrrav, τὸ λοιπὸν οὐδέν ἐςτι. 2)1,108. 8) 8,212, 
so emendirt von Weidner nach Vorgang von Toup und Westermann. Doch 
eitirt schon der Biograph des Dem. p. 306, 98 W. die Stelle in der Fassung 
unserer Handschriften. 4) Die Stellen bei A. Schäfer I, 215, 3. — Ὁ. 19, 
206: τίνα δὲ (sc. τῶν ἐν τῇ πόλει φήςαιτ᾽ Av) φθέγγεςθαι ueyıcrov ἅπάντων 
καὶ capecrar’ ἂν εἰπεῖν ὅ, τι βούλοιτο τῇ φωνῇ; Αἰεχίνην old’ ὅτι τουτονί. 
18, 259 μέτα φθέγγεςθαι, 19, 216 καλὸν καὶ μέγα PO., 199 λαμπρᾷ τῇ φωνῇ, 
18, 818 λαμπροφωνότατος (ὑπέρλαμπρον ist Steigerung von μέγα 18, 289; 
Gegens. zu λαμπρὰ φωνή ib τυφλὴ καὶ νεφιύδης Aristot. π. ἀκουςτ. Ρ. 800 
a 14, ἀκαφής 801 b 21); 18, 391 ἐπάρας τὴν φωνὴν καὶ γεγηθὼς καὶ λαρυγ- 
γίζων (ἃ. i. πλατύνειν τὴν φωνὴν καὶ μὴ κατὰ φύειν φθέγγεςθαι ἀλλ᾽ ἐπι- 
τηδεύειν περιεργότερον τῷ λάρυγγι χρῆςθαι, Harp. v. Aapı), vgl. 19, 336; 
18, 280 ὁ τόνος τῆς φωνῆς (starke u. laute Stimme); allgem. 19, 337. 
δ) 18, 308: πεφωναεκηκὼς καὶ cuveiloxc ῥήματα καὶ λόγους ευνείρει τούτους 
«αφῶς καὶ ἀπνευςτί, vgl. 280; 19, 255. 886 τὴν ἄλλως ἐνταῦθ᾽ ἐπαρεῖ τὴν 
φωνὴν καὶ πεφωνακκηκὼς ἔεται. 


Aischines. Vortrageweise. 223 


der grösste Theil seiner Rede einen mehr gleichmässig feierlichen 
und würdevollen Vortrag, und dass er insgemein einen solchen 
anwandte, geht aus seinen Bemerkungen über Demosthenes’ 
pathetischen Diskantton hervor‘); auch macht sein Gegner ihm 
zum Vorwurf, dass er des Unglücks bei Chaeronea ohne alle 
Affektion der Stimme, mit vollem und hellem Tone Erwähnung 
gethan.?) Aber wenn er gar keine Modulation gehabt hätte, so 
wäre er auch nicht einmal zum Tritagonisten tauglich gewesen, 
und in der That spricht Demosthenes von dem δακρύειν τῇ φωνῇ, 
welches Aischines hätte leisten können, wenn man ihm die Grab- 
rede auf die Gefallenen übertragen hätte.) Aehnliches gilt nun 
auch von seinem Geberdenspiel. Er missbilligt Demosthenes’ 
leidenschaftliche Gestikulationen, vollends Timarchos’ Unanstän- 
digkeit‘), rühmt dagegen die Weise der solonischen und über- 
haupt der alten Zeit, wo die Redner beim Sprechen beide Hände 
unter dem Mantel behielten.°) Aber wenn Demosthenes in der 
Erwiderung auf letztere Stelle sagt, jener habe diese Haltung 
des Solon nachgeahmt*), so ist das von momentaner Nachahmung 
zu verstehen, welche. die Sache deutlich machen sollte, keines- 
wegs von gewohnheitsmässiger; eine solche wird durch Aischines’ 
eigene Worte ausgeschlossen: „was wir jetzt alle gewohnheits- 
mässig thun, dass wir die Hand beim Sprechen auswärts haben“. ἢ) 


1) ὀξεῖα φωνή, A. 2, 157; vgl. Abth. II, 1, 8. 174. 3) D. 18, 291: 
τῶν ευμβεβηκότων τότε τῇ πόλει μνηςθεὶς οὐχ ὡς Av εὔνους καὶ δίκαιος 
πολίτης ἔςχε τὴν γνώμην, οὐδ᾽ ἐδάκρυςεν —, ἀλλ᾽ ἐπάρας τὴν φωνὴν καὶ 
γεγηθὼς καὶ λαρυγγίζων κτέ. 8) Ὁ. 18, 281: τῇ φωνῇ δακρύειν ὑποκρι- 
νόμενον τὴν ἐκείνων τύχην. 4) 8. die Stellen Abth. ΠῚ, 1, 176. 6) 
A. 1, 25: οὕτως Acav ςώφρονες οἱ ἀρχαῖοι ῥήτορες — ὥςτε ὃ νυνὶ πάντες 
ἐν ἔθει πράττομεν, τὸ τὴν χεῖρα ἔξω ἔχοντες λέγειν, τότε τοῦτο pacd τι 
ἐδόκει εἶναι, καὶ εὐλαβοῦντο αὐτὸ πράττειν κτέ. 6) D. 18, 262: τοῦτο 
μὲν τοίνυν (τὸ «χῆμα) εἶπε τοῖς δικαςταῖς καὶ ἐμιμήτατο᾽ ὃ δὲ τοῦ ςχήματος 
ἣν τούτου πολλῷ τῇ πόλει λυκιτελέςτερον, τὸ τὴν ψυχὴν τοῦ CöAwvoc ἰδεῖν 
καὶ τὴν διάνοιαν, ταύτην οὐκ ἐμιμήτατο. Zu εἶπε musste ἐμιμήςατο um 
der Antithese willen zugesetzt werden; ein ähnliches Bedürfnis lag auch 
252 vor: ob λέγειν elcw τὴν χεῖρ᾽ ἔχοντ᾽ Αἰεχίνη δεῖ, οὔ, ἀλλὰ πρεςβεύειν 
εἴςτω τὴν χεῖρ᾽ ἔχοντα. ch δ᾽ ἐκεῖ προτείνας — ἐνθάδε ςεμνολογεῖ, καὶ 
λογάρια δύετηνα μελετήςας καὶ pwvackhıcac κτέ.; also sowie der Zwang auf- 
hört, ist von dem εχῆμα nicht mehr die Rede. Dies gegen A. Schäfer I, 
336, 4. Τὴ 1, 36 (. οὐ). 


224 Aischines. Anlage der Reden. 


Soviel indes ist klar, dass er nicht lebhaft gestikulirte, sondern 
etwa so, wie er es von seinen Herrscherrollen her gewohnt war), 
und dass er nach nichts mehr als nach feierlichem Anstand 
strebte”), so dass auch in dieser Hinsicht eine Rede von ihm 
den Athenern etwas recht erbauliches gewesen sein muss. Auch 
uns wird seine Haltung in der bekannten Statue veranschaulicht, 
welche in Bezug auf die Hände begreiflicherweise die solonische 
Geberde hat. 

Wenn nun hiermit die Schilderung des Redners Aischines 
abgeschlossen wäre, so möchte im ganzen das Lob den Tadel 
weit überwiegen: es ist bei ihm eine nicht nur anmuthige, sondern 
auch kraftvolle Beredsamkeit°), mit welcher die grossen Stoffe 
zwar nicht in durchaus grossartiger, aber doch in zweckmässiger 
und würdiger Weise behandelt werden. Aber es kommt für die 
Beurtheilung nicht allein auf die Form an; genügt nun Aischines 
auch in den Gedanken und in deren Ausführung und Vertheilung? 
Was zunächst die Oekonomie betrifft, so hat die Analyse der 
Reden gezeigt, dass er die rhetorische Technik kennt und be- 
herrscht, und dass er versteht zweckmässig anzulegen und dabei 
einfach und fasslich zu erscheinen. Nach dem Prooemium folgt 
in den ersten Reden eine längere, zur Prothesis hinführende 
Einleitung, eine ἔφοδος wenn man will. Die Prothesis ist genau 
eintheilend in der ersten Rede, unbestimmter gefasst in den 
andern, ganz wie es jedesmal der Fall verlangt; denn auch in 
der Ktesiphontea war es zweckmässig und dem ganzen Prooemium 
entsprechend, die Erörterung von Demosthenes’ Politik noch nicht 
deutlich anzukündigen, sondern die Gesetzesfrage vorwalten zu 
lassen. Erzählung und Beweis hat Aischines nirgends regelrecht 
geschieden. So steht in der Timarchea ein grosser Theil des 
letzteren vor jeder Erzählung; über die sekundären Anklage- 
punkte wird nach völliger Erledigung der Hauptanklage erzählt. 
Gesondert aber ist hier die Vorwegnahme der Vertheidigung, 
welchen Redetheil somit auch Aischines als einen für sich be- 


1) A. Schäfer 8. 225 („das absichtliche Vermeiden der lebhaften Hand- 
bewegungen“). 2) Dem. 19, 38 κατέβη μάλα «εμνῶς. 8) Dionys. Ἄρχ. 
κρίεις: ἡδὺς μὲν αὐτόθεν ἐντυχόντι, cpodpdc δ᾽ kerachelc. 


Aischines. Anlage der Reden. 225 


stehenden anerkennt. In der Ktesiphontea jedoch ist auch dieser 
mit in die Hauptmasse eingemischt: z. Bsp. betreffs des ersten 
der verletzten Gesetze wird zuvörderst über Entstehung und 
Uebertretungen berichtet, und sodann gegen die Einwände ge- 
kämpft. In der zweiten Rede ist natürlich Beweis und Wider- 
legung eins und dasselbe, die Eigenthümlichkeit der Behandlung, 
aber besteht darin, dass der Redner die Zeitfolge im ganzen 
genau innehält, und nun da erzählt, wo es nichts zu widerlegen 
giebt, hingegen, wo dies letztere nothwendig, die Erzählung ab- 
bricht. Dies hat den Anschein der‘ grössten Einfachheit und 
Kunstlosigkeit; er rügt auch selber an der Anklage des Demo- 
sthenes, dass sie nicht das nacheinander Geschehene ebenso be- 
handelt habe'); aber nichts ist schlauer berechnet als diese Ein- 
fachheit. Ein gleicher Gegensatz ist auch zwischen den Reden 
über den Kranz: es war vollkommen naturgemäss und einfach 
und zugleich durchaus zweckmässig und berechnet, dass Aischines 
von den Gesetzen zuerst handelte und dann auf die politische 
Thätigkeit kam, während für die Vertheidigung das ‚umgekehrte, 
künstlichere Verfahren das geeignete war.?) Indes hatte letztere 
für ihre Ordnung an der Klageschrift einen Anhalt: hier nämlich 
war, im Anschluss an die Worte des Dekrets, die Falschheit 
des gespendeten Lobes eher als die Gesetzübertretungen bezüg- 
lich der -Bekränzung erwähnt.®) In der Timarchea, deren Anlage 
entschieden künstlicher, sorgt der Redner für das leichte Ver- 
ständniss durch genaue Ankündigung neuer Abschnitte, und 
überhaupt hat er den Anschein der Einfachheit auch hier zu 
wahren verstanden. Beim Epilog, der sich von dem Vorher- 
gehenden nicht scharf abzuscheiden pflegt, ist er um eine be- 
stimmte Ordnung und gesonderte Ausführung der einzelnen 
Theile und Gedanken nicht eben bemüht; besonders in der 
Ktesiphontea bildet sich so eine grosse, unförmliche Anhäufung. 


1) 2, 96: «οἱ μὲν γὰρ ἁρμόττει καὶ mäcı τοῖς ψευδομένοις μεταφέρειν 
τοὺς χρόνους, ἐμοὶ δ᾽ ἐφεξῆς λέγειν. 8) A. rühmt seine Behandlung, die 
er zugleich der Vertheidigung vorschreiben will, $ 203f. — Vgl. Quintil. 
VII, 1,2 u. a. St. d. Ehetoren, s. Abth. III, 1, 868,3. 8) D. 18, 5ef. 
m. ἃ, Schol.; A. Schäfer III, 230. 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 15 


226 Aischines. Ausführung. Verknüpfung. 


Eine Neigung abzuschweifen zeigt sich auch wohl schon vor 
dem Epiloge'); doch ist der Redner, so lange es die Darlegung 
der eigentlichen Sache gilt, immer auf die Uebersichtlichkeit be- 
dacht. — Hinsichtlich der ‘Ausführung ist in den Epilogen oft 
zu wenig geschehen?), worin sich wieder die Vernachlässigung 
„dieses Theiles zeigt; vorher dagegen thut der Redner manchmal 
zu viel und mengt Ungehöriges hinein. Was für eine Berührung 
hat es mit dem Fall der Ktesiphontea, dass in den Volksver- 
sammlungen nicht mehr die Aeltesten zuerst sprechen, worüber 
im Prooemium dieser Rede gehandelt wird?) oder wozu werden 
in der Timarchea die Gesetze über die Zucht der Knaben, über 
ὕβρις u. 8. w. vorgelegt, die doch alle den Angeklagten nicht 
treffen?*) Zur Belehrung über die Sache dient das nicht, freilich 
den Zwecken des Redners dient es, so gut wie das viele nicht 
zur Sache Gehörige in seiner Vertheidigungsrede; es verbreitet 
nämlich so zu sagen einen Nebel um die Dinge, der dieselben 
theils grösser, theils minder deutlich erscheinen lässt. Aber wenn 
irgend etwas, so ist dies eine Ausartung der Beredsamkeit. — 
Die Vermittelung und Verknüpfung der Abschnitte ist zuweilen 
recht gut. So, nachdem er Demosthenes’ politische Thätigkeit im 
einzelnen bis zur Gegenwart beleuchtet und abrundend eine kurze 
Zusammenfassung hinzugefügt hat?), schafft er sich durch den Ein- 
wurf, dass jener doch volksfreundlich sei, einen Weg, um auf des 
Gegners Privatcharakter zu gelangen, der mit dem Ideal eines 
Volksfreundes im Widerspruch steht. Auch dieser Abschnitt 
erhält eine ähnliche Abrundung®), und nun wird in sehr graziöser 
und anscheinend rein extemporirender Weise an eine gerade 
geschehene Erwähnung der Bekränzung angeknüpft: ἐπεὶ δὲ 
«τεφάνων ἀνεμνήςθην καὶ δωρεῶν, ἕως ἔτι μέμνημαι, προλέγω ὑμῖν 
ἄνδρες ’A.?); es folgt die Darlegung über das gegenwärtige Un- 
1) So 2, 22f.; 778; 96—96; 8, 77— 78; 180-181; 182—186. 2) 8. 

2. Bsp. 1, 186—189, wo eine Masse Enthymeme so zu sagen im Roh- 
zustande aufeinander gehäuft sind. 3) 3, 2 und 4. 4) 8. oben 8. 170. 
5) $ 167. Diese Abrundung entspricht der rhetorischen Vorschrift (Anaxim. 
e. 32 u. sonst); es gehört dahin auch der Abschluss mit Enthymemen und 


Gnomen (Anaxim. das.), wie 1, 36; 8, 18. 106 u... f. 6) 9 116. 7) 
9. 177 (Art adrocxediov, Tiber. m. cxnu. Ρ. 66 Sp.). 


Aischines. Behandlung der Sachen. 227 


wesen der massenhaften Ehrengaben und über die entgegengesetzte 
Sitte der Vorfahren. Das Letzte, was hier der Redner erwähnt, 
ist das Ehrendekret für die Kämpfer von Phyle und das den- 
selben von Staatswegen gesetzte Epigramm; da nun in diesem 
Epigramme von dem Sturze der ἀδίκοις θεςμοῖς (ἃ. i. παρὰ τοὺς 
νόμους) ἄρξαντες die Rede ist, so ist dies der Uebergang zu 
Entwickelungen über die frühere Strenge bei den Klagen παρα- 
νόμων. Vor dem Epigramme freilich hat Aischines nachmals 
eine Erwiderung auf ein Wort des Demosthenes eingeschoben, 
und sich behufs der Rückkehr von dieser Abschweifung derselben 
Formel bedient, die schon den Abschluss des Abschnittes über 
den Privatcharakter eingeleitet hatte: ἵνα δὲ μὴ ἀποπλανῶ ὑμᾶς 
ἀπὸ τῆς ὑποθέςεως); somit ist doch die Schönheit der Ver- 
webung beeinträchtigt. Meist aber gibt er sich auch von vorn- 
herein nicht eben Mühe ordentlich zu vermitteln, so weit das 
nicht die Deutlichkeit verlangt; namentlich in den Epilogen 
kommen sehr schroffe Uebergänge vor.°) — Doch wenden wir 
uns nun zu den Sachen selbst und zu dem Geist, der sich in 
diesen Reden ausspricht. Es mangelt dem Aischines durchaus 
nicht an Begabung, Gedanken und Argumente mannigfacher Art 
zu ersinnen, auch nicht an Betriebsamkeit, von auswärts und aus 
fremden Schriften zusammenzutragen, was ihm für seine Zwecke 
geeignet schien®); nur so konnten ja seine Reden zu diesem 
Umfange anwachsen. Gern spricht er in allgemeinen Sentenzen 
und Ausführungen, die zur Würde und Feierlichkeit wesentlich 
beitragen: so handelt er mehrfach von den verschiedenen Ver- 
fassungen, anderswo von der φήμη); als Beispiele von Gnomen 
gebe ich: Οὕτω γὰρ καθαρὸν χρὴ τὸν βίον εἶναι τοῦ cWppovoc 
ἀνδρός, ὥςτε μὴ ἐπιδέχεςθαι δόξαν αἰτίας πονηρᾶς. Τὸ γὰρ ψευδὲς 
ὄνειδος οὐ περαιτέρω τῆς ἀκοῆς ἀφικνεῖται. ᾿Ανὴρ τὰρ ἰδιώτης ἐν 


1) 190. 3) 190, vgl. 176. 8) Mangelhafte Uebergänge z. Bep. 1, 
28. 6 (— καλῶς ἔχειν. «κέψαςθε γὰρ). 88, 2, 78f. 143f. 1408, 162. 8, 229f. 
240f. — Wenig künstlerisch u. dazu einförmig 8, 218. 216 (περὶ δὲ Krncı- 
φῶντος — βραχέα βούλομαι εἰπεῖν. Περὶ δὲ τῶν εἰς ἐμαυτὸν λοιδοριῶν 
βραχέα βούλομαι προειπεῖν. 4) 8. oben 8. 168, 6) 1, 4--ὅ; 3,6; 1, 
127—129; 5: auch 3, 168 .-- 110; 1, 1231. u. 8. ἢ, 
16* 


228 Aischines. Behandlung der Sachen. 


πόλει δημοκρατουμένῃ νόμῳ καὶ ψήφῳ βαειλεύει.) Ferner sind 
nicht selten die παραδείγματα, sei es aus der allgemeinen Er- 
fahrung, sei es bestimmte Vorkommnisse einer näheren oder 
entfernteren Zeit; in beiderlei Art macht er in der Timarchea 
klar, dass man etwas wissen und demgemäss urtheilen könne 
auch ohne den Augenschein und ohne bestinnmtes Zeugniss.?) 
Die Beispiele aus allgemeiner Erfahrung oder auch freier Er- 
dichtung, die Vergleichungen, erfordern offenbar mehr Geist, weil 
sie entfernter zu liegen pflegen; daher der Wettkampf in Ver- 
gleichungen und Zurückweisungen von solchen, der in den Reden 
gegen und für Ktesiphon geführt wird. Aischines, indem er den 
Demosthenes des Einverständnisses mit Philipp bezichtigen will, 
schickt der paradoxen Darlegung einen Vergleich voraus: manch- 
mal, wenn man zu gemeinsamer Abrechnung zusammenkomme, 
bringe man falsche Vorstellungen über den Stand der Rechnung 
mit, füge sich aber bereitwillig, wenn das Ergebniss sich anders 
herausstelle, und so müssten die Richter auch hier es machen.?) 
Demosthenes in seiner Erwiderung ergreift zunächst das Zuge- 
ständniss, dass also gegenwärtig er selber für einen Patrioten, 
somit der Gegner für einen Anhänger Philipp’s gelte; im übrigen 
verspottet er den „klugen Vergleich“; denn die politischen 
Leistungen, sagt er, liessen sich nicht wie Rechensteine be- 
handeln.) Anderswo entgegnet Demosthenes mit einem Ver- 
gleiche: Aischines hat nämlich eine förmliche Aufzählung der 
für einen patriotischen Staatsmann nöthigen Eigenschaften ge- 
geben und es damit bis zu fünf gebracht®); darauf jener: der 


11,48; 2, 149; 8, 288. Vgl. 1, 9 (οἷς &erıv κτέ). 18 (ἐκ γὰρ τοῦ 
πράττεςθαι). 24 (τιμᾶν τὸ γῆρας, εἰς ὃ πάντες ἀφιξόμεθα, ἐὰν ἄρα δια- 
γενώμεθα, unnütze und matte ςεμνολογία). 42 (ὑφ᾽ ὧν oüdevöc). 2, 161 
(εἰρήνη γὰρ). 166 (οὐ γὰρ mpocdtxeran δίκαιος ἔρως πονηρίαν). 8, 16 (χρὴ 
γὰρ). 88 (οὐ τὰρ τὸ). 186 Afg. 147 extr. 170 (καλὸν γὰρ). 118 (οὐδεὶς 
γὰρ) u.s.f. 2)1, 14-- 98 (das Wort παράδειγμα $ 74. 77 α. 5. ἢ). Ueber 
die Eintheilung der mapad. vgl. Arist. Rh. II, 19 p. 97 Sp.: ἕν μὲν mapa- 
δείγματος εἶδος τὸ λέγειν πράγματα προγεγενημένα, ἕν δὲ τὸ αὐτὸν ποιεῖν. 
τούτου δ᾽ ἕν μὲν παραβολὴ, ἕν δὲ λόγοι (Fabeln). 8) Α. 8, ὅθ. 4) 
D. 18, 227#. (εἶτα «οφίζεται καί φηςι προκήκειν — — [228] ἐκ γὰρ αὐτοῦ 
τοῦ copoO τούτου παραδείγματος, auch 388 παραδείγματα πλάττων von 
Aisch). 6) Α. 8, 1688. Eine arge Gedankenlosigkeit ist es, dass er dem 


Aischines. Behandlung der Sachen. 229 


Ankläger stelle sich, gleich als ob er an einer nach Contrakt 
- angefertigten Bildsäule nicht alles im Contrakte Aufgezählte vor- 
finde.!) Nämlich dem Demosthenes ist sowohl die Systematik 
antipathisch, als auch die Affektation von Geist. Seinerseits ver- 
gleicht er den Aischines mit einem Arzte, der nach dem Tode 
des Patienten mit seinem guten Rathe kommt?); hierauf erwidert 
der Andre in. der Form der Vorwegnahme?), und stellt der 
Frage: τίς ἂν εἴη τοιοῦτσς ἰατρὸς «re. eine entsprechende ent- 
gegen: cauröv δ᾽ οὐκ Avrepwräc, τίς ἂν εἴη δημαγωγὸς τοιοῦτος, 
ὅςτις τὸν μὲν δῆμον θωπεῦςκαι δύναιτο --- --- τοὺς δ᾽ εὖ φρονοῦν- 
τας κωλύοι διαβάλλων ἐυμβουλεύειν --- --- ἐπερωτῴη δὲ τοὺς 
εὐκοφαντηθέντας ἐκ τῆς πολιτείας En’ ἐκείνων τῶν καιρῶν, ὅτ᾽ ἐνῆν 
εῴζεςθαι, διὰ τί αὐτὸν οὐκ ἐκώλυςαν ἐξαμαρτάνειν κτέ.) Das ist 
echt rednerisch in der Form und gut im Gedanken, und theil- 
weise gut ist auch die Antwort auf ein anderes παράδειγμα des 
Demosthenes, der eine Vergleichung mit den grossen Staats- 
männern der Vorzeit sich nicht gefallen lassen will, indem ja 
auch Philammon der Faustkämpfer sich nicht den grossen Faust- 
kämpfern früherer Zeiten, sondern nur den gegen ihn aufge- 
tretenen habe überlegen zeigen müssen, um den Kranz in 
Olympia zu erhalten.?) Aber, sagt Aischines, die Athleten kämpfen 
wohl gegen einander, der Staatsmann dagegen, der bekränzt 
werden will, hat es mit der Tugend selbst zu thun und diese 
aufzuweisen.°) Indem er aber dann hinzufügt: μὴ οὖν ἡμῖν, ὡς 
Tloraıkiwvoc (ein sprichwörtlicher Schuft) ἄμεινον merokiteucaı, 
τοῦτο διέξιθι, gibt er sich eine schlimme Blösse: denn Demo- 
sthenes hat unter den Zeitgenossen, mit denen er verglichen sein 
will, an erster Stelle den Ankläger selber aufgeführt.‘) — Im 


ἀνὴρ ὀλιγαρχικός unbesehens die fünf entgegengesetzten Eigenschaften zu- 
weist (τὸν δ᾽ ὀλιγ. πάντα dei τἀναντία τούτων ἔχειν 170), also auch Feigheit! 
1) D. 18,12%. 2)D. 18, 248. 8) Vgl. oben 8. 191,9. 4) A. 3, 296-- 
227. 5) D. 18, 319. 6) A. 3; 189. Der Ausdruck freilich ist äusserst 
hart (vgl. Dionysios i. ἃ. Schol.): τοῖς μὲν πύκταις ἐςτὶν ὁ ἀγὼν πρὸς ἀλλή- 
λους, τοῖς δ᾽ dEiodcı «τεφανοῦςθαι πρὸς αὐτὴν τὴν ἀρετήν, ἧς καὶ ἕνεκα 
«τεφανοῦνται. 7) Gute Antwort auch 2, 145 über die φήμη, gegen Ὁ. 
19, 243f., der selbst wieder auf A. 1, 127ff. sich bezieht. — Andre Ver- 
gleiche des A.: 3, 7 (kurz). 179 (Fiktion). 199f,: ὥςπερ γὰρ ἐν τῇ τεκτονικῇ, 


280 Aischines, Behandlung der Sachen. 


allgemeinen versteht sich Aischines auf das Gefecht der Rede 
wenigstens insofern, als er einzelne überraschend geschickte Hiebe 
führt; es zeigt sich bei ihm hie und da wirkliche δεινότης, wie 
gegen Timarch!): „wenn der Prozess ohne Anklage und Ver- 
theidigung geführt würde: so weiss ich gewiss, ihr würdet ver- 
urtheilen. Und wenn ihr mich fragt: was weisst denn du, was 
wir thun würden? so ahtworte ich: ich weiss es, weil ihr es 
mir selbst anvertraut habt. Wann und wo das geschah, daran 
will ich euch erinnern“. Er führt dann Aeusserungen der Volks- 
stimme über Timarchos an. Anderswo in derselben Rede: 
„erwägt diese Sache nicht aus der gegenwärtigen, sondern aus 
der vergangenen Zeit. Denn was in der Vergangenheit über 
Timarch gesagt ist, wurde um der Wahrheit willen gesagt; 
was dagegen heute wird gesprochen werden, um dieses Prozesses 
willen und um euch zu täuschen. Gebt also eure Stimme der 
längeren Zeit und der ‘Wahrheit“.?) Aber trotz allem, was von 
der Art angeführt werden mag, muss man doch aussprechen, 
dass Aischines zum eigentlichen Beweisen weder die Fähigkeit, 
noch die Neigung hat, und dies ist der schlimmste Vorwurf, der 
seine Beredsamkeit trifft. In derselben Timarchea behandelt ein 
Abschnitt den Einwand, dass bei der Anklage auf πορνεία der 
"Nachweis der gezahlten Hurensteuer nöthig sei.®) Der Redner 
hebt nun erstlich mit vollem Rechte hervor, dass dies eine un- 
würdige Vertheidigung sei; dann aber, indem er den Einwand 
stillschweigend mit einem andern vertauscht, nämlich dass Timar- 
chos den Nachweis des Ortes, des mopveiov, fordere, bringt er 
dagegen ein längeres Epicheirem, indem er mit Induktion be- 


ὅταν εἰδέναι βουλώμεθα τὸ ὀρθὸν καὶ τὸ μὴ, τὸν κανόνα προςφέρομεν, ᾧ 
διαγιγνώεκεται, οὕτω καὶ ἐν ταῖς γραφαῖς τῶν παρανόμων παράκειται κανὼν 
τοῦ δικαίου τουτὶ τὸ cavidıov, τὸ ψήφιςμα καὶ οἱ παραγεγραμμένοι νόμοι. 
Genau freilich ist die Anwendung nicht: nur die νόμοι sind der κανών, das 
ψήφ. das zu Prüfende. — Ferner 231 (Fiktion). 1) 1, 198. 2) 1, 93. 
Vgl. auch 1, 46 (εἰ γὰρ ὁ μὲν πράξας wre). 67 (διὰ τί οὖν κτέ). 72f. 86, 
nach der oben angeführten Stelle (79) und der an diese sich schliessenden 
Erzäblang: ταύτην ἐγὼ ὑπολαμβάνω τὴν μαρτυρίαν μεμαρτυρῆεθαι ὑμῖν ὑπὸ 
τοῦ δήμου τοῦ ᾿Αθηναίων, ὃν ἁλῶναι ψευδομαρτυριῶν οὐχὶ καλῶς ἔχει. οὐκοῦν 
ἄτοπον κτέ. 8) 1, 119-134. 


Aischines. Behandlung der Sachen. 231 


weist, dass solche Benennungen wie πορνεῖον nicht an dem Orte 
haften, sondern wechseln nach den jeweiligen Bewohnern und ihrer 
Beschäftigung; so habe denn Timarchos viele Orte zu mopveia ge- 
macht. Aischines ist augenscheinlich stolz auf diese geistreiche Aus- 
führung '); aber wo ist hier etwas von Widerlegung jenes so bündigen 
Einwandes? Konnte ein Richter, der diesen scharf gefasst hatte, sich 
überzeugt fühlen, dass derselbe unberechtigt sei??) — Ein andres 
Beispiel der Logik des Redners®): wenn die Notorietät des Ver- 
gehens, sagt er, nicht genügen, sondern es auf Zeugnisse an- 
kommen soll, so können die grössten Uebelthäter entrinnen. Tic 
τὰρ ἢ τῶν λωποδυτῶν .. ἢ τῶν ἀνδροφόνων ἢ τῶν τὰ μέγιετα 
μὲν ἀδικούντων, λάθρᾳ δὲ τοῦτο πραττόντων δώςει δίκην; καὶ γὰρ 
τούτων οἱ μὲν᾽ ἐπ᾿ αὐτοφώρῳ ἁλόντες, ἐὰν μὲν ὁμολογῶςει, παρα- 
χρῆμα θανάτῳ ζημιοῦνται, οἱ δὲ λαθόντες καὶ ἔξαρνοι γενόμενοι 
κρίνονται ἐν τοῖς δικαςτηρίοις" εὑρίεκεται γὰρ (oder δὲ) ἣ ἀλήθεια 
ἐκ τῶν εἰκότων. Hier ist im einzelnen die Verwirrung aller Be- 
griffe ganz heillos, und darum auch der Satzbau verwirrt; nicht 
besser aber steht es mit dem gesammten Argument; denn gerade 
nur durch die besondere Beschaffenheit dieses Vergehens der 
Eraipncıc wird ein Zeugenbeweis dafür erschwert, wie der Redner 
selbst vorher dargelegt hat. — Auch in der Gesetzeserklärung 
ist Aischines nichts weniger als scharf und klar. Er will be- 
weisen, dass das attische Gesetz die Knabenliebe gestatte, und 
gebraucht dafür wieder ein Epicheirem mit Induktion.‘) Der 
Gesetzgeber, sagt er, hat den Sklaven das verboten, was Be- 
schäftigung der Freien sein sollte, also z. Bsp. die gyinnastischen 
Uebungen. Nun wird den Sklaven auch untersagt, ἐλευθέρου 
παιδὸς μήτ᾽ ἐρᾶν μήτ᾽ ἐπακολουθεῖν; folglich sollen die Freien 
das ἐβυπ.") Weiter: ἀκύρου δ᾽ οἶμαι καὶ ἀδυνάτου ἔτι ὄντος (scil. 
τοῦ παιδὸς) κρῖναι τὸν ὄντως εὔνουν καὶ μὴ, τὸν ἐρῶντα «ωφρο- 


1) $ 138: ἃ μέλλω λέγειν ἀκούκας εἰςαῦθις οὐ χρήςῃ τοιούτῳ λόγῳ, ἂν 
cwgpovfic. 8) Manchmal weiss der Redner den Einwand gleich bei der 
Einführung zu entstellen: $ 94. 125f. (168). Auch in der besprochenen 
Stelle zu Afg. ist Carikatur: Δημοςθένης ἢ τοὺς νόμους φηεὶν ὑμᾶς ἐξ- 
ἀλείφειν δεῖν, ἢ τοῖς ἐμοῖς λόγοις οὐκ εἶναι προςεκτέον. 8) 1, 90 4) 
1, 138: 5) Plut. Solon 1 adoptirt diese Erklärung. 


282 Aischines. Behandlung der Sachen. 


νίζει, καὶ τοὺς τῆς φιλίας λόγους εἰς τὴν Ppovoücav καὶ πρεεβυ- 
τέραν ἡλικίαν ἀναβάλλεται" τὸ δ᾽ ἐπακολουθεῖν καὶ ἐφορᾶν φρουρὰν 
καὶ φυλακὴν ςωφροεύνης ἡγήςατο εἶναι μεγίετην. Das ist höchst 
unklar gesagt; die wirklich staunenswerthe Exegese ist aber 
diese: das ἐπακολουθεῖν ist den Sklaven verboten, also den 
Freien zugewiesen; demnach sollen diese nur von Weitem folgen, 
nicht mit den Knaben reden und ihnen Liebeserklärungen machen; 
damit sollen sie warten, bis jene herangereift sind.!) — Jedoch 
die erste Rede, aus der ich bisher die Beispiele entnehme, ist 
in Bezug auf die gesammte Beweisführung immerhin die stärkste 
der drei; das Argument der Notorietät, worauf sich der Redner 
stützt, weiss er geschickt zur Geltung zu bringen. Von der Ktesi- 
phontea aber urtheilt ein neuerer Herausgeber, der sonst dem 
Aischines mehr als billig gewogen ist?): sie sei mit Demosthenes’ 
Vertheidigung verglichen ein armseliges kümmerliches Mach- 
werk, welches überall den widerlichen Eindruck gehässiger Syko- 
phantie zurücklasse. Ferner der Franzose Croiset?): Aischines 
scheine zu fürchten, dass seine Zuhörer zu viel nachdenken möchten, 
und suche darum durch fremdartige Vorurtheile, wie durch die 
abergläubische Furcht vor der τύχη und.durch unbestimmten 
Verdacht, die Geister mit Finsterniss zu umhüllen und das helle 
Licht auszuschliessen. In .der That ist dasjenige, was über das 
Schicksal gesagt wird“), ebenso unbestimmt und nebelhaft wie 
der von Aischines entworfene Charakter des Demosthenes: Be- 
stechung und immer wieder Bestechung; andre Motive kennt der 
Ankläger nicht.) Und wie über die Massen leichtfertig er es 
mit den Beweisen für seine Anschuldigungen nimmt, haben wir 
bei der Analyse der Rede gesehen.°) Aber die ersten Abschnitte, 


1) Ein Seitenstück ist $ 148 die Exegese einer homerischen Stelle. 
3) Weidner R. gg. Ktes. Einl. 8. δ. 3) M. Croiset, des id6es morales 
dans l’loquence politique de D., p. 235f.: d’autres, comme Eschine dans 
le discours contre Ct., semblent craindre que leurs auditeurs ne röflchissent 
trop, et par des preoccupations 6trangeres, telles que la crainte super- 
stitieuse de la fortune ou les soupgons vagues, ils remplissent les esprite 
de t6nöbres, de peur que 18 lumiere ne #’y fasse trop complötement. 4) 
A. 3, 130—136 und sonst. δ) A. Schäfer III, S. 230. 6) 8. oben 
8. 198. 


Aischines. Behandlung der Sachen. 233 


in denen die Gesetzesfrage behandelt wird, sind doch wohl von 
besserer Art? Aischines hat darin theilweise Recht, aber es 
kommt jetzt weder hierauf noch auf das Gegentheil an, sondern 
darauf, ob er es verstanden hat, seine Darstellung, zutreffend oder 
nicht, den Richtern klar zu machen und die entgegengesetzte " 
anscheinend oder wirklich zu widerlegen. Demosthenes nun 
kritisirt die betreffenden Abschnitte so: „die Ausführungen, die 
jener in gründlichem Durcheinander über die verletzten Gesetze 
vorbrachte, habt ihr wahrhaftig nicht verstehen können und ich 
konnte es grösstentheils auch nicht“'), und diese Kritik ist im 
wesentlichen zutreffend. Aischines holt in seinen Beweisführungen 
grossentheils so weit aus, dass damit die Klarheit nicht bestehen 
kann, und die wiederholt angewendete Methode des indirekten 
Beweises ist doch nicht etwa deutlicher und einfacher als die 
entgegengesetzte, bedürfte vielmehr zur Verständlichkeit noch 
grösserer Sorgfalt und Präcision, um die sich der Redner keines- 
wegs bemüht.?) Was aber von vornherein noch von lichtvoller 
Darlegung da war, hat er durch die Umarbeitung, die er mit 
diesem Theile vor der Gerichtsverhandlung vornahm, gründlich 
verwüstet. Ueber das Prooemium der Rede führe ich wieder 
Croiset an°): „Aischines spricht allgemeine Sätze aus, die im 
Grunde nichts als eine mehr oder weniger glänzende Wieder- 
holung des oft Gesagten sind, ohne irgend etwas tief Persön- 
liches im Gedanken“. Das heisst, die Darlegung ermangelt der- 
jenigen Anschaulichkeit, welche aus eigner Beobachtung der 
Wirklichkeit hervorgeht; es ist etwas Phrasenhaftes darin, was 


1) D. 18, 111: τῶν μὲν οὖν λόγων, οὖς οὗτος ἄνω καὶ κάτω διακυκῶν 
ἔλεγεν περὶ τῶν παραγετραμμένων νόμων, οὔτε μὰ τοὺς θεοὺς ὑμᾶς οἶμαι 
μανθάνειν οὔτ᾽ αὐτὸς ἠδυνάμην ευνεῖναι τοὺς πολλούς. 8) Niemand wird 
der Entwickelung in $ 384. dies nachrühmen können, zumal da in dem 
Abschnitt 18f. eine mehrfach abweichende Darstellung vorangegangen ist. 
Wenn aber A. diese jetzt auser Acht lässt, waram hebt er dann $ 30 nicht 
nochmals hervor, dass Dem. die ἡγεμονία δικαςτηρίων gehabt habe? nur so 
ergab sich die Schlussfolgerung. 8) Oroiset 1. c. p. 243, mit Bezug auf 
3, 6f.: E. 6nonce des propositions generales, qu’on peut admettre ou 
rejeter, mais qui ne sont en somme qu’une redite plus on moins brillante, 
sans rien de profond6ment personnel dans 18 pensee, Gegensatz dazu ist 
Demosthenes, vgl. Abth. III, 1 8. 188. 


284 Aischines. Verhältniss zur asianischen Beredsamkeit. 


auch bei dem Hörer keine Anschauung und darum keinen tiefen 
Eindruck zulässt. — Ich verzichte darauf, Einzelnes an dieser 
Rede oder an der zweiten zu rügen'); es bedarf keiner Hervor- 
hebung, dass auch die letztere sich nicht durch scharfen Beweis 
ausseichnet. Bedeutendes Talent dagegen zeigt Aischines hier 
und überall für die Erzählung?), sodass sich wegen dieses Vor- 
zuges und jenes Mangels wieder der Vergleich mit Andokides 
aufdrängt. Beide Redner hatten keine technische Vorbildung ge- 
nossen, noch auch durch die Praxis der Logographie sich ge- 
schult: das Erzählen nun versteht man durch das Talent allein, 
der Kampf dagegen bedarf der Uebung, auch wenn dazu die An- 
lage vorhanden ist, Dies letztere ist ja bei Aischines in gewissem 
Masse der Fall; indes hätte er, um ein wahrhaft grosser Redner 
zu werden, doch in mehrfacher Beziehung anders geartet sein 
müssen. Weshalb ist er im Pathos in der That viel schwächer 
als er es sein möchte? Weil er kein tiefes Gemüth und keine 
starken Leidenschaften hatte. Weshalb ist er so ungenügend in 
der ersten und wesentlichsten Aufgabe des Redners, dem docere? 
Weil er in seinem Denken nicht das Bedürfniss hatte, einen 
Gegenstand wirklich zu durchdringen, sondern mit oberflächlicher 
Berührung und mit dem Scheine sich begnügte. Wenn aber dies 
Trachten nach dem Scheine ein sittlicher Mangel ist, so ist ja 
klar, dass er kein grosser Redner wurde, weil er kein vir bonus 
war. Für eine der Aufgaben des Redners, wie dieselben die 
spätere Technik definirt, genügt er allerdings in hervorragendem 
Masse, nämlich für das delectare. Aber ist denn das noch die 
echte, unverdorbene Beredsamkeit, ‚wenn an die Stelle klarer 
und sachgemässer Darlegung amüsante Erzählung und ein Kling- 
klang von schönen Worten tritt? Vielmehr haben die Alten 
einen ganz richtigen Blick gezeigt, indem sie den Aischines zum 
Ahnherrn der sophistischen Deklamation und der rhodischen 
Beredsamkeit machten, wenn auch die historische Begründung 
dafür etwas mangelhaft ἰδὲ. Eben darauf muss auch das Lob 

1) Vgl. 2, 2 Afg. 38 extr. 44 extr. 80. 81, 116. 123; 3, 20 extr. 146. 


170 extr. (oben 8, 228, 5). 261. (überall Unklarheit oder mangelhafte Logik). 
2) In der 1. Rede s. besonders $ 688. 81}: 3) Die Nachrichten von A.'s 


Aischines. Verhältniss zur asianischen Beredsamkeit. 235 


gehen, ‚welches ihnı Philostratos wegen seiner Fähigkeit zu ex- 
temporirter Rede spendet!); denn bei den Deklamationen wurde 
extemporirt, übrigens aber führt nichts darauf, dass Aischines 
sich, dieser Fertigkeit beflissen hätte. Angenommen nun, dass 
er seine letzten Lebensjahre nicht in reiner Unthätigkeit und 
Abgeschiedenheit verbrachte, sondern seine Talente zu zeigen 
und zu verwerthen suchte, so ist in der That nicht wohl ersicht- 
lich, in welcher andern Weise als in der des Deklamirens dies 
hätte geschehen sollen. Politische Thätigkeit war ihm nicht 
möglich, die Logographie zuwider; in der Theorie unterrichten 
konnte er nicht; zur Deklamation dagegen hatte er alle Anlage. 
Soll man nun das ‘Podiaxdv didackakeiov, die Schule die er nach 
Suidas auf Rhodos stiftete”), als eine Deklamatorenschule fassen ? 
Denn die Zurückführung der rhodischen Beredsamkeit auf ihn 
ist eine künstliche Construktion®), um so unhaltbarer, als die 
uns bekannten rhodischen Redner, ein Apollonios und Molon, 
von Aischines durch eine Zeit von fast zwei Jahrhunderten ge- 
trennt sind, und als diese Redner keineswegs ihn, sondern den 
Hypereides als ihr Muster verehrten. Soviel steht fest, dass bei 
Aischines sich erhebliche Ansätze zu der entarteten Beredsamkeit 
zeigen, welche sich in der folgenden Zeit in Athen und weiter- 


letzten Schicksalen und Beschäftigungen 8. oben 8. 138. — Die Deklamation 
über fingirte Fälle, wie sie von den Asianern und dann allgemein von 
Griechen und Römern betrieben wurde, wird auf A. zurückgeführt von 
Philostr. V. 8. I, Ρ. 6 Κ.: ἦρξε δὲ τῆς μὲν ἀρχαιοτέρας (copicrific) Γοργίας —, 
τῆς δὲ δευτέρας Αἰεχίνης 6 ᾿Ατρομήτου, τῶν μὲν ᾿Αθήνηει πολιτικῶν ixmechv, 
Καρίᾳ δ᾽ ἐνομιλήτας καὶ Ῥόδῳ. Jedoch nach Quintil. II, 4, 41f. stand nur 
das fest, dass diese Uebungen um jene Zeit aufgekommen waren; vielfach 
wurde Demetrios der Phalereer 818 der Erfinder bezeichnet. — Rhodische 
Bereds., Quintil. X, 10, 18f.: (Rhodii) neque Attice pressi neque Asiane 
sont abundantes, ut aliquid gentis habere videantur, aliquid auctoris. 
Aeschines enim, qui hunc exilio delegerat locum, intulit eo studia Athe- 
narum, quae velut sata quacdam coelo terrague degenerant, saporem illum - 
Atticum peregrino miscnerunt. 1) Philostr. V. 8.1, 18, 3 p. 24K.: τὸν 
δὲ αὐτοεχέδιον λόγον ξὺν εὐροίᾳ καὶ θείως διατιθέμενος τὸν ἔπαινον τοῦτον 
(se. τὸ θείως λέγειν) πρῶτος ἠνέγκατο. τὸ γὰρ θείως λέγειν οὕπω μὲν ἐπ- 
exwplace «οφιςτῶν «πουδαῖς, dm’ Αἰεχίνου δὲ ἤρξατο θεοφορήτῳ ὁρμῇ ἀπο- 
εχεδιάζοντος. ‘Daraus Suid. v. Alcxlvnc. 2) Suid. Alcg.: «χολήν τ᾽ ἐκεῖ 
προκκατέλιπε τὸ "Pod. didack. κληθέν. 8) Vgl. A. Schäfer IIT, 267. 


286 Demades. Lebensumstände, 


hin in Asien entwickelte: man liess die technische Vorbildung 
fallen, übte dagegen durch Deklamation die Zungenfertigkeit; 
schöne Worte und geistreiche Gedanken wurden gesucht, das 
Sachliche und die Belehrung der Hörer vernachlässigt. 


Der zweite bedeutende Redner der makedonischen Partei, 
Demades, fände strenggenommen in unsrer Darstellung keinen 
Platz, weil er nichts schriftliches hinterlassen hat. Indessen ist 
es wohl angezeigt, bei ihm eine Ausnahme zu machen, einmal 
des ausserordentlichen Ruhmes wegen, den seine Beredsamkeit 
gefunden, sodann wegen der Werke, die unter seinem Namen, 
wenn auch nicht von ihm, vorhanden waren und zum Theil 
noch sind. 

Demades (Δημάδης d. i. Δημεάδης) Demeas’ Sohn von Paiania!) 
war wenigstens nicht sehr viel jünger als sein Gaugenosse De- 
mosthenes, trotzdem dass des letzteren politische Bedeutung er- 
heblich früher begann. In einer Anekdote aus der Zeit kurz 
vor Demades’ Tode, der 320 erfolgte, wird er als Greis be- 
zeichnet?), und sein unehelicher Sohn Demeas, der mit ihm starb, 
hatte Prozesse geführt und gehabt und soll auch als Volks- 
redner aufgetreten sein, wobei er mit Hypereides in Streit kam.) 
— Demades’ Vater war Schiffer, Besitzer eines Fährbootes wie 
es scheint, und bei diesem Gewerbe und ohne höhere Bildung 


1) Name des Vaters und Gaues inschriftlich festgestellt, s. A. Schäfer 

1Il, 19, 3, der das. Anm. 1 auch die früheren Schriften über Dem. anführt. 
2) Plut. Phok. 1: ὥςτ᾽ ᾿Αντίπατρον εἰπεῖν ἐπ᾿ αὐτοῦ γέροντος ἤδη γεγονότος, 
ὅτι καθάπερ ἱερείου διαπεπραγμένου γλῶττα καὶ κοιλία μόνον ἀπολείπεται 
(vgl. Mor. 188E. 525C.). Auch Hypereid. c. Dem. c. 19 (οἱ νέοι τοὺς ὑπὲρ 
ἑξήκοντα ἔτη cwppoviZoucıv) wird auf Demades mit zu beziehen sein, der 
col. 21 mit Demosth.‘ zusammen genannt wird; jedoch darf man natürlich 
für jenen noch weniger als für diesen die Stelle als authentisches genaues 
Zeugnias fassen. 8) Rede unter Hypereides’ Namen, jedoch angezweifelt, 
“κατὰ Δημέου ξενίαο, “8. oben 8. 19 (auch Hyp.’'s Rede πρὸς τὴν Δημέου 
ἡ γραφήν anscheinend gegen denselben); Apophth. des Hyp. bei Athen. XHI 
591F u. 8. w., in m. Ausg. p. 82; A. Schäfer III, 20, 5, der ausserdem die 
angeblich von Demosthenes dem Demades gemachte Beschuldigung heran- 
zieht, dass er seinen Sohn (838) an Philipp verkuppelt habe (Tzetz. Chil: 
6, 16f., Maxim. Plan. Rh. Gr. V, 377, Suid. Δημάδηρ). — Lhardy (de De- 
made p. 43) setzt als spätesten Termin für die Geburt Ol. 100, 1 (380), 


Demades. Politische Thätigkeit. 237 


wuchs er selber auf.') Seine politischen Anfänge sind unbekannt; 
zu Einfluss gelangte er erst, als Philipp ihn nach der Schlacht 
bei Chaironeia, bei welcher er gefangen wurde, zum Friedens- 
unterhändler erkor. Nachdem er dies Werk zur Zufriedenheit 
des Königs und des Volkes vollendet hatte, war er ein gemachter 
Mann, neben Demosthenes der Leiter des Staates während der 
ganzen Zeit bis zum Tode Alexanders?), und das obwohl er 
selber gar kein Hehl daraus machte, dass er erkauft sei und 
käuflich bleibe.°) Niemals zuvor hatte Athen einen so gänzlich 
von aller Scham und sittlichen Scheu freien Demagogen gehabt; 
doch nachdem das Volk gelernt hatte sich vor einem fremden 
Machthaber zu beugen und von dessen Gunst und Gnade Sicher- 
heit und Vortheile zu erhoffen, so waren hierzu Werkzeuge und 
Vermittler nöthig, und diese musste man nehmen wie man sie 
fand. Die Besänftigung Alexanders nach der Zerstörung Thebens 
brachte dem Demades sogar die höchsten bürgerlichen Ehren, 
die Speisung im Prytaneion und ein Standbild auf dem Markte“), 
und andrerseits vermochte weder die Schuldigsprechung im har- 
palischen Prozess, noch die Reaktion nach dem Tode Alexanders 
ihn zu verderben: dass er durch die letztere zeitweilig die Ehren- 
rechte verlor, wird ihn nicht viel gekümmert haben. Nicht lange, 
so war er wieder mächtig und schrieb gegen Demosthenes und 


Sauppe (Ztschr. f. AW. 1835 nr. 77) sogar 98, 1 (888); vgl. auch Wester- 
mann das, 1837 nr. 26. Indes das Beweismaterial, dessen sich nam. Sauppe 
bedient, ist nicht zuverlässig. Suidas’' Nachricht, dass Ὁ. gegen die Olyn- 
thier gesprochen, gründet sich wohl auf die gefülschten Reden (8. u.); die 
Anekdote bei Plut. Dem. 7 (ἄνθρωποι ναῦται; Demades wird nicht einmal 
ausdrücklich genannt) hat in den Einzelnheiten gar keine Gewähr. — Die 
ältesten bekannten Psephismen des Ὁ, (abgesehen von dem Friedensschlusse 
ἃ. J. 338) sind von Ol. 110, 4 (37/6), 8. C.I. A. Π, 125. 127. 1) 8. die 
Stellen bei Schäfer ΠῚ, 19, 4. Von dem Schiffe seines Vaters spricht ver- 
ächtlich Polyeuktos (oben 8. 128); wäre Ὁ, selbst jemals Schiffsinhaber ge- 
wesen, so würde dort von seinem eignen die Rede sein. 3) So werden 
beide öfters zusammen genannt: Hyper. 1 col. 21, Dein. 1, 7. 11. 45. 89. 
104; 2, 15; Pytheas ἔμ. 4 8. 3) Ausser den Apophthegmen 8. Dein. 1, 
104: προειρηκὼς ἐν τῷ δήμῳ τὸν ἑαυτοῦ τρόπον καὶ τὴν ἀπόνοιαν, καὶ 
ὁμολογῶν λαμβάνειν καὶ λήψεεθα. 4) Nach Kephisodotos’ Antrag, trotz der 
Gegenbestrebungen des Lykurg und Polyeuktos, 8. oben 8. 81 und 128. 


288 Demades. Rednerische Grösse. 


dessen Genossen das Todesurtheil. Aber auch er selbst fand 
wenige Jahre später durch dieselben Makedonier den Tod'), und 
er hinterliess in Athen kein Andenken; vielmehr, während dem 
Demosthenes und Lykurgos nach ihrem Tode Standbilder gesetzt 
wurden, so wurde das des Demades nunmehr zu dem niedrigsten 
Gebrauche eingeschmolzen.?) Denn nicht aus Hochachtung und 
Dankbarkeit hatte er es erhalten, sondern aus Schmeichelei gegen 
ihn und gegen Makedonien®); solche Denkmäler der eignen Schande 
pflegt man zu beseitigen, sobald man kann. Indes, mochte der 
Mann noch so schlecht und unwerth sein, gewissenlos im Er- 
werben, lasterhaft im Gebrauchen, er war dennoch ein ganz 
hervorragendes Talent, ingeniose nequam, wie Sauppe mit einem 
von Velleius entlehnten Ausdrucke ihn bezeichnet‘) Er muss 
die Menschen gründlich gekannt haben, und wie fein er sie zu 
nehmen wusste, zeigt gleich sein erster Verkehr mit Philipp, 
dem er, statt mit offner Schmeichelei, vielmehr mit anscheinen- 
dem Freimuth entgegentrat°); dazu kam seine ungemeine Rede- 
gabe, die ihm vielleicht den ersten Preis in der Beredsamkeit 
hätte sichern können, wenn er gewollt hätte und wenn ΘΓ ein 
andrer Charakter gewesen wäre. Theophrast wenigstens soll 
gesagt haben, dass Demosthenes wohl ein Athens würdiger 
Redner, Demades aber grösser als Athen sei, und ähnlich 
urtheilten Andre, dass seine Begabung 'alles Studium des Demo- 
sthenes zu Schanden zu machen vermöge.°) Aber von dieser 


1) Pint, Demosth. c. 31 u. a. St.; 8. Droysen Gesch. der Diadochen 
2. Aufl. I, 176f. 8) Plut. Moral. 820F: τοὺς — Δημάδου (ἀνδριάντα) 
xarexıbvevcav εἰς äuldac. 8) Das Skandalöse dieser Ehrenerweisung hebt 
auch Dein. 1, 101 hervor: περιεῖδες (an Demosth. gerichtet) αὐτὸν ἐν τῇ 
ἀγορᾷ χαλκοῦν «ταθέντα καὶ τῆς ἐν πρυτανείῳ ειτήςεως κεκοινωνηκότα τοῖς 
«Ἁρμοδίου καὶ ᾿Αριςτογείτονος ἀπογόνοι. 4) Sauppe Ο. A. II, 312 (Vellei. 
2, 68 von C. Curio). Eine geistvolle Charakteristik des D. gibt Droysen 
Disdochen (2. Aufl.) I, 174. 6) 8. die Apophthegmen bei. Stob. Flor. δά, 
41; Sext. Emp. c. Mathem. 1 $ 295; Diod. 16, 87 (Sauppe frg. 30—32; 
A. Schäfer III, 4). 6) Plut. Dem. 10: τὸν Δημάδην πάντες ὡμολόγουν 
τῇ φύτει χρώμενον ἀνίκητον εἶναι καὶ παραφέρειν αὐτοςχεδιάζοντα τὰς τοῦ 
Δημοτθένους «κέψεις καὶ mapackevdc. Das. die Aeusserung des Theophr. 
(aus Ariston von Chios): ἐρωτηθέντα ὁποῖός τις αὐτῷ φαίνεται ῥήτωρ 6 
Anuocd., εἰπεῖν, Ἄξιος τῆς πόλεως“. ὁποῖος δὲ Δημάδης: ,Ὑπὲρ τὴν πόλιν“. 


Demades. Untergeschobene Reden. Ὁ 239 


rednerischen Grösse ist nur die Erinnerung und Ueberlieferung, 
nicht die Anschauung geblieben, und somit hat bei der Nach- 
welt Demosthenes ohne Kampf über diesen Nebenbuhler gesiegt. 
Denn dass Demades keine aufgezeichneten Reden hinterlassen, 
bezeugen Cicero und Quintilian mit aller Bestimmtheit!), und so 
wird auch bei keinem Schriftsteller guter Zeit etwas anderes als 
Apophthegmen und einzelne geistreiche Gedanken und Wen- 
dungen, wie sie z. Bsp. auch von Perikles umliefen, von Demades 
eitirt. Indes der Ruf des Mannes machte, dass ihm noch in 
später Zeit, jedenfalls nach Quintilian, eine ganze Reihe von 
Reden untergeschoben wurden, von denen eine oder zwei Suidas 
nennt, nicht weniger als 14 ein in einer Florentiner Handschrift 
gefundenes Verzeichniss®); benutzt freilich hat unsres Wissens 
diese Werke niemand als Ioannes Tzetzes.?) Sowohl bei Suidas 
als auch in der Handschrift, und zwar in dieser an erster Stelle, 
kommt die Rede ὑπὲρ τῆς δωδεκαέτίας vor, von welcher der erste, 
kleinere Theil samımt Excerpten aus dem Uebrigen sich bis auf 
uns erhalten hat“); in der Anführung des Suidas: ἀπολογιςμὸς 
πρὸς Ὀλυμπιάδα τῆς ἑαυτοῦ δωδεκαετίας, möchte zugleich der 
Titel einer andern Rede enthalten sein.°) Die weiterhin daselbst 
angeführte Schrift: icropia (also nicht Rede) περὶ Δήλου καὶ τῆς 
vevecewc τῶν Λητοῦς παίδων, war wohl von einem andern De- 
mades verfasst‘) Die dreizehn in der Handschrift noch ge- 
nannten Reden sind meist deutlich Gegenstücke zu einzelnen 


1) Cie. Brat. 36: cuius nulla exstant scripta (gl. Orat. 90 fertur). 
Quint, II, 17, 18: neque enim orationes seribere est ausus. XII, 10, 49: 
ideoque in agendo clarissimos quosdam nihil posteritati — reliquisse, ut 
Periclem, ut Demadem. 2) Veröffentlicht von F. Schöll, Hermes III, 
Ρ. 2778. — Soid. v. Ann. 8) Io. Tzetzes Chil. VI, 16ff. 112, (fr. 16. 
16 8). 4) Die Exoerpte aus der Rede sind von H. Haupt Hermes XIII, 


. 489. aus einem cod. Palatinus herausgegeben. Es sind 67 Nummern, die 


ersten 9 aus dem erhaltenen Stücke. Zwei Citate des Tzetzen finden sich 
hier theilweise wieder (nr. 18 und 48). 6) Ruhnken, dem Sauppe zu- 
stimmt, streicht πρὸς Ὀλυμπιάδα hier u. setzt weiter unten nach τελευτᾷ 
δὲ die Worte κατ᾽ Ὄλυμπ. fie ein (Hist. crit. p. 72). 6) So H. Diels, 
Rh: Mus. N. F. XXIX, 8. 408 Anm., der demselben Mythographen das Frg. 
81 8. (bei Schol. Hes. Theog. 914) über den Raub der Persephone zu- 
schreibt. \ 


940 Demades. Erhaltene angebliche Rede. 


demosthenischen oder pseudodemosthenischen Demegorien: πρὸς 
τὴν εἰς Ὄλυνθον βοήθειαν, πρὸς Xeppovncitac (Demosth. R. VIII), 
ὑπὲρ Φιλίππου ὡς οὐ χρὴ πολεμεῖν (gegen Dem. IX?), πρὸς τοὺς 
Ὀλυνθίων πρέεβεις, ἐναντίος ἉἉλονηείταις (gegen [Dem.] VII), 
κατὰ τῆς εἰς Ὄλυνθον βοηθείας (also im ganzen drei olynthische 
Reden), πρὸς Δημοςθένην πρὸς τὸν κατὰ Φιλίππου (Dem. 12), 
πρὸς τὸν κατὰ τῆς εἰρήνης (Dem. V? wonach περὶ statt κατὰ zu 
schreiben wäre)'), ἐναντίος τοῖς ἐν Μεςςήνῃ (Dem. VI), ὑπὲρ τῆς 
Φιλίππου &microAfic ([Dem.] XI), πρὸς τὸν ὑπὲρ τῆς ευντάξεως 
([D.] XIH), κατὰ ευμμάχων, κατὰ Ἁρπάλου.) Einzelne dieser 
Titel sind so unsinnig, dass man an spätbyzantinischen Ursprung 
auch der Reden denken möchte; indes was Tzetzes aus der Rede 
gegen die Halonesiten (ἐναντιούμενος “AAovncitaıc) mittheilt, zeigt 
doch, dass in der Rede die Situation wesentlich richtig gefasst 
war.t) Sonst bringt Tzetzes aus ihr ‘plumpe Schimpfereien auf 
Demosthenes, bei denen man die Benutzung des Aischines er- 
kennt. Der Titel ὑπὲρ τῆς (ἑαυτοῦ) δωδεκαετίας ist nicht wohl 
anders als von' zwölfjähriger Wirksamkeit im Staate zu ver- 
stehen; von Demetrios dem Phalereer gab es eine Schrift περὶ 
τῆς dexaeriac®), deren Titel klärlich diesen Sinn hat, Es stand 
wohl in der Rede, dass der Sprecher nunmehr zwölf Jahre thätig 
gewesen sei. Jedenfalls lässt die Art des Titels nicht zu, die 
Rede in die byzantinische Zeit herabzurücken, was auch nach 
dem sonstigen Sachbestande sich nicht empfiehlt. Die fingirte 
Situation ist, dass der Redner in Alexanders späteren Zeiten 
(326?) sich gegen irgendwelche schwere Anklage gerichtlich 
verantwortet. Wir lesen ein langes, grossentheils in Gemein- 
plätzen sich ergehendes Prooemium°); dann folgt eine Vor- 
erzählung, wenn man will, über des Redners sonstige Thätigkeit 


1) Schöll fasst die Rede als ein Gegenstück zu der pseudodemosth. 
περὶ τῶν πρὸς ᾿Αλέξανδρον cuvß., und weist ihr einige Citate bei Tzetzes 
zu, die indes, wie sich nun herausstellt, der R. ὑπὲρ τ. δωδεκ. angehören 
(Haupt 8. 494f., dessen Zweifel bezüglich des Citats VI, 114, mir un- 
motivirt scheinen). 2) Nach Schöll der rhodischen Rede des Demosth. 
entgegengesetat. 8) Psendodemosth. Rede περὶ τοῦ μὴ ἐκδοῦναι Ἅρπαλον, 
Dion. Dem. 57, Thl. III, 1, 8. 68f. 4) Chil. VI, 118. (frg. 16 8). 
6) Diog. L. V, 81. 6)$ 1-6. 


Demades. Erhaltene angebliche Rede. 241 


im Staate, die von den Gegnern ebenfalls angegriffen ist.!) Hier 
rechtfertigt er, nach einigen Bemerkungen über seine Anfänge, 
zuerst seine Friedensvermittelung nach Chaironeia, zweitens die 
gleiche Thätigkeit nach Alexanders Thronbesteigung?); drittens 
kommt er auf den thebanischen Aufstand, doch bricht hier unser 
Fragment bald ab.?) Die Excerpte betreffen noch auf eine ge- 
raume Strecke hin diesen letzten Zeitpunkt; erst nahe am Schlusse 
wird ihr Inhalt allgemeiner.‘) Falls aus allen Theilen in gleich 
starkem Masse excerpirt ist, so hatte das Ganze etwas mehr als 
den halben Umfang von Deinarch’s erster Rede. Es zeigt sich 
nirgends besonderes Wissen, indes kommen auch keine geschicht- 
lichen Verstösse vor.) Der Stil ist poetisch durch Metaphern, 
Umschreibungen, kühne Personificationen und so fort, und 
wiederum auch durch zahlreiche künstliche Antithesen glänzend; 
der Hiat ausser der Pause ist streng gemieden.°) Man sieht, es 
soll der -geistreiche Demades sein, welcher redet; darum ist jeder 
Gedanke verschnörkelt und jede Gelegenheit zu brillanten Phrasen 
erhascht; wirklich haben sich die Neueren vielfach täuschen 
lassen und an die Echtheit geglaubt, bis Sauppe dem ein Ende 
machte”) Vollends ist durch die Excerpte die späte Nach- 
ahmung klar geworden: nicht nur rein sophistische Schön- 
rednerei, sondern auch offenbare Benutzung des Demosthenes und 
anderer Redner liegt vor, so dass jeder Zweifel an der Unechtheit 
schwinden muss.®) Ich möchte die Rede etwa in die Zeit des 
Herodes Attikos setzen; betrügliche Absicht war bei dem Verfasser 
gewiss nicht, sondern die sich zu üben oder sein Talent zu zeigen, 
wofür es ein dankbarer Vorwurf schien, aus dem Charakter des 
Demades heraus und in dessen Ausdrucksweise zu deklamiren.°) 


1) Vgl. die Anlage der Kranzrede. 2) 7—8; 9—10; 11-16. 8) 
16—17. 4) Noch nr. 49f. beziehen sich anf die Zeit von Thebens Zer- 
störung; doch sind vorher zahlreiche Abschweifungen. 6) Falle mit 
Recht $ 7 von Lhardy und Kiessling γεγονὼς -- Δημάδου πατρός in Y. — 
Δημέου m. emendirt ist. 6) Verstösse dagegen nur $ δ. 6. 9; Exc. 19. 
20. 38. 45. 48. Vgl. Benseler Hiat. p. 198. 7) Sauppe 0. A. II, 312£. 
8) Vgl. Haupt 1. c. 8. 495f. Sophistisch namentlich nr. 84. 9) 80 Scholl 
1. 6. 8. 281f., der für alle Reden des Pseudo-Demades mit Recht dies 
annimmt; Haupt 8. 496. 

Blass, attische Beredsamkeit, III, 2. 16 


242 Demades. Art seiner Beredsamkeit. 


Auf die andern unechten Reden zeigt sich keine Bezugnahme; 
der Verfasser scheint vielmehr anzunehmen, dass Demades erst 
seit Chaironeia als Demosthenes’ Gegner aufgetreten sei.) 
᾿ Wir wenden uns jetzt von diesem Trugbilde zu denjenigen 
Resten, die besseren Anspruch haben uns eine Anschauung von 
der wahren Art dieses Redners zu geben, nämlich zu den durch 
Andre aufgezeichneten einzelnen Aussprüchen desselben. Es mag 
frühzeitig eine Sammlung von Δημάδεια, wie sie genannt wer- 
den?), gemacht sein, gleichwie zu Rom schon der: ältere Cato 
Apophthegmen sammelte, und auch Cato’s eigene dicta bald ihren 
Sammler fanden’); C. Gracchus eitirt ein Witzwort des Demades, 
und Cicero’s Bemerkung, dass derselbe zufolge der Tradition vor 
allen andern Attikern witzig gewesen sei, wird sich auf diese 
traditionellen Aussprüche beziehen.‘) Unser Besitz an solchen ist 
neuerdings aus einer Wiener Handschrift nicht unerheblich ver- 
mehrt worden); man zählt jetzt über 40, theils Aeusserungen 
vor dem Volke oder vor Gericht, theils aus dem Verkehr mit 
Einzelnen, z. Bsp. mit Philipp‘); selbstverständlich ist manches 
von sehr zweifelhafter Gewähr.) Von vormherein nun ist 


1) 9. 9: ἐνταῦθα (nach der Schlacht) ἐπιοτὰς τοῖς πράγμαειν ἔγραψα τὴν 
εἰρήνην. Von früherer Thätigkeit wird nichts gemeldet, obwohl doch die 
Absicht ist, das Stastsleben des Redners vollständig darzulegen. 3) 
Demetr. m. ἕρμ. $ 282, der augenscheinlich (vgl. καὶ ἀλλαχοῦ που $ 386) eine 
Sammlung benutzt. 8) Vgl. H. Jordan M. Catonis quae exstant p. CV sq. 
4) 6. Gracchus b. Gellins XI, 10 (fr. 29 8.). Cic. Orat. 90: Demades praeter _ 
ceteros fertur (facetus), δ) H. Diels, Δημάδεια, Rh. Mus. XXIX, 1078. 
6) Zu der Sammlung bei Sauppe (ir. 3-56) beiierke ich Folgendes. Fr. 2 
(bei Anonym. Seguerii p. 51) scheint mir so gut ein für sich überliefertes 
Diktum wie nr. VII bei Diels (8. denkt an eine vollständige Rede). Fr. 3 
(Arist. Rhet. 2, 24) ist kein eigentliches Diktum. 16. 16 (bei Tzetzes) sind 
aus den unechten Reden. 19. 20. 21 (bei Antonius Meliss.) sind Gnomen, 
vielleicht ebenfalls aus jenen Reden. — Ansgelassen sind die Apophthegmen 
19—22 Lhardy, wovon nr. 22 (Plat. Phok. 30) eine recht charakteristische 
Aeusserung gegen seinen Sohn enthält (Sauppe hat Privatgespräche nicht 
aufnehmen wollen); 19. 20. 21 (Ael. V. H. XIV, 10; Plot. Phok. 20, Mor. 
626B) sind Wechselreden mit Phokion. 7) Frg. 8 8. scheint von Hy- 
pereides auf D. übertragen, desgl. nr. I Diels; mit 23 vgl. Aisch. 8, 229 
(oben 8. 221f.), mit 12 Demosth. bei Dein. 1, 94; 4, 1 gehört dem Perikles. 
Ueber 5 vgl. A. Schäfer III, 160, 2, über 29 dena. I, 219. 


Demades. Art seiner Beredsamkeit. 243 


charakteristisch, dass von Demades so viel dergleichen sich sammeln 
liess, dagegen von Demosthenes so wenig; es weist dies auf 
eine ganz verschiedene Art der Beredsamkeit. Bekanntlich ist 
Demosthenes nicht geistreich; man meinte sogar, dass er über- 
haupt mehr durch Studium und Fleiss als durch Genie gross 
sei. Jedenfalls sind die genialen Gedanken und genialen Aus- 
drucksweisen nicht seine Sache, sondern er bedurfte der Zeit, 
um etwas zu durchdringen, und eines gewissen Raumes, um es 
darzulegen.!) Demades hatte das Genie, aber nicht den Charakter; 
statt mit mühsamem Studium, verbrachte er seine Zeit mit Trunk 
und Ausschweifung, und bildete schon in seiner äusseren Er- 
scheinung mit seinem dicken Bauch, in den nach seiner eignen 
Erklärung alle Erträgnisse seiner politischen Thätigkeit hinein- 
gegangen waren, einen völligen Gegensatz zu Demosthenes.?) 
Selbstverständlich also waren seine Reden extemporirt?), und 
wirkten nicht sowohl durch die Kunst des Ganzen als durch 
einzelne schlagende Stellen. Hatte er doch auch bei niemandem 
die Rhetorik gelernt, sondern sein Lehrmeister war, wie er selber 
sagte, die Rednerbühne Athens gewesen.‘) Den grossen Haufen 
wusste er um so besser zu nehmen, je näher er demselben durch 
Herkunft und Bildung stand; man muss indes nicht meinen, 


1) 8. Thl. III, 1 8. 187£. 2) Pytheas bei Athen. IT, 44F: ἀλλὰ τοὺς 
νῦν δημαγωγοὺς ὁρᾶτε, Δημοςθένη καὶ Δημάδην, ὡς ἐναντίως τοῖς βίοις 
διάκεινται. ὁ μὲν γὰρ ὑδροποτῶν καὶ μεριμνῶν τὰς νύκτας, ὥς φαειν, ὁ δὲ 
πορνοβοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ τὴν ἡμέραν Exdernv προγάςτωρ ἡμῖν ἐν 
ταῖς ἐκκληείαις ἀνακυκλεῖται. Demades nr. VIII Diels: ἐρωτώμενος --- τί εἴη 
πεποιηκὼς τὰ ἐκ Μακεδονίας χρήματα, διαναβαλόμενος καὶ ἐπιδείξας τήν τε 
κοιλίαν καὶ τὰ αἰδοῖα" „ri ἂν τούτοις ἱκανὸν γένοιτο"; Vgl. Psendoplut. περὶ 
äcxhcewe (Rh, Mus. XXVII, 527); Plut. Mor. 5250 (εἰς τὴν ταςτέρα ἐδη- 
μαγώγει). 8) adrocxedıdZovra, Plut. Dem. 10. 4) Stob. Flor. 29, 91 
(fr. 22 8): A. ἐρωτηθείς, τίς αὐτοῦ διδάεκαλος γεγονὼς εἴη, Τὸ τῶν ᾿Αθη- 
ναίων, ἔφη, βῆμα, ἐμφαίνων ὅτι ἡ διὰ τῶν πραγμάτων ἐμπειρία κρείττων 
πάκης «οφικτικῆς διδακκαλίας ἐςτί. Vgl. Sext. Emp. adv. math. 2, $ 16; Rh. 
Gr. W. IV, 898. (ὁ ἀπὸ τῆς κώπης ἀνίπτοις ποεὶ (xepci) κατὰ τὴν παροιμίαν 
ἐπὶ τὸ βῆμα πηδήτας Δημάδης, das Sprichwort ist ἀπὸ κώπης ἐπὶ βῆμα), 
u. a. 86., Lhardy p. 21f. — Quintil. II, 17, 12 spricht sich zweifelnd aus 
(Demaden neque non didieisse certum sit, et continua dicendi exercitatio 
ὁ. 4. 8). — Ὑπὲρ x. bubex. $ 8 wird hervorgehoben, dass or sich nicht 
mit Logographie befasst; habe. 

16* 


244 Demades. Art seiner Beredsamkeit. 


dass er gänzlich ungebildet gewesen, indem vielmehr in seinen 
Aussprüchen wiederholt homerische Verse und mythologische 
Anspielungen begegnen.!) Wäre uns eine seiner Reden in wört- 
licher Naeltschrift erhalten, so würden wir wohl vor allem 
zweierlei vermissen, einmal die Kunst, die Glätte, die Strenge 
und Sorgfalt in der Oekonomie und im Ausdruck, und sodann 
die Gründlichkeit, die Ausprägung eigner Ergriffenheit, vollends 
das Pathos; suchte er sich doch auch wohl kaum den Schein zu 
geben, als sei es ihm in tiefster Seele um das Wohl des Staates 
zu thun. Darnach glaube ich nicht, dass wir eine solche Rede 
den demosthenischen vorziehen würden, bei denen doch niemand 
die Abwesenheit jener geistreichen Spitzen als einen Mangel 
wirklich empfindet.?) Dieselben liegen nun bei Demades theils 
mehr im Gedanken, theils im Ausdruck. Im Gedanken zum 
Beispiel bei seiner Aeusserung über den Eid: man müsse bei 
Eiden wie bei allen andern Dingen das Nützlichste erwählen; 
nun sehe er, dass der welcher einen Meineid schwöre, sofort das 
streitige Objekt habe, dagegen der, welcher schwören lasse, 
klärlich sein Eigenthum einbüsse.®) Hier macht die Frivolität 
selbst die Spitze; anderswo eine überraschende Antithese, wie 
wenn er zu dem Tragöden sagt: „das scheint dir etwas grosses, 
wenn du durch Schreien ein Talent verdient hast? Ich habe, 
damit ich schwiege, 10 Talente vom Könige bekommen“.*) Oder 
wie er seinen Gesinnungswechsel rechtfertigt: mit sich selbst 
habe er sich oft in Widerspruch gesetzt, niemals aber mit dem 


1) Frg. 8. 2. 9. 81. 32. Diels VII. ΧΙ. Dass er nicht γραμματικός ge- 
wesen, hebt Sext. Emp. adv. math. 1, $ 295 hervor, eitirt aber dabei selbst 
ein Apophthegma von ihm, welches homerische Verse enthält. 2) Auch 
Quintil. II, 17, 12f. betrachtet die ausserordentliche rednerische Grösse des 
Demades nicht als etwas völlig Ausgemachtes. 3) Frg. 6 8. bei Diod. 
Sic. exe. ταῦ, 710,38 p. 34 Dd.: ὅτι δεῖ τὸ Aucrekkcrarov ὥςπερ ἐπὶ 
τῶν ἄλλων οὕτω καὶ ἐπὶ τῶν ὅρκων alpeicdnı- ὁρᾶν δὲ τὸν ἐπιορκήςαντα 
παραχρῆμα ταῦτ᾽ ἔχοντα περὶ ὧν ὥμοτεν, τὸν δὲ ὁρκίζοντα φανερῶς τὸ ἴδιον 
ἀπολλύντε. 4) Frg. 29 8. (θ. Gracchus bei Gell, XI, 10): in terra Graecia, 
quo in tempore graecus tragoedus gloriae sibi ducebat talentum magnum 
ob unam fabulam datum esse, homo eloquentissimus civitatis suae Demades 
ei respondisse dieitur: Mirum tibi videtur, si tu loquendo talentum quae- 
sisti? Ego ut tacerem, decem talenta a rege accepi. 


Demades. Art seiner Beredsamkeit. 245 


Nutzen des Staates.!) Ausserordentlich fein ist die Art, wie er 
sich einmal durch das Erzählen einer Fabel, wozu er sich von 
dem »nruhigen Volke Erlaubniss geben liess, ferneres Gehör ver- 
schaffte. „Demeter, eine Schwalbe und ein Aal gingen eines 
Weges zusammen. Als sie nun an einen Fluss kamen, flog die 
Schwalbe auf, der Aal tauchte unter.“ Hier schwieg er, und 
als man ihm zurief: „Und Demeter?“ erwiderte er: „Die ist 
böse auf euch, weil ihr über eure Staatsangelegenheiten nichts 
hören wollt, dagegen Fabeln zuhört“.?) Das Witzige besteht, 
ausser in dieser schliesslichen Wendung, in der ungeheuern Ein- 
fältigkeit der Fabel; die Geschichte von des Esels Schatten, die 
Demosthenes zu ähnlichem Zwecke vorgetragen haben soll, steht 
in letzterer Beziehung nach, liefert aber eine vorzügliche Schluss- 
wendung.) — Bei denjenigen Aussprüchen, wo mehr der Aus- 
druck die Spitze schafft, ist der Vergleich und die Metapher ein 
Hauptmittel, entsprechend der bereits von Aristoteles für die 
äcteia aufgestellten Theorie.) Demades erinnert hier an Perikles, 
durch die Kühnheit und durch die lebhafte Farbe seiner Bilder, 
bei denen er weder das Poetische scheute, noch das Gewöhnliche®); 
es ist dies Zusammentreffen nicht zu verwundern, da beide Redner 
genial, beide von rhetorischer Technik unberührt waren. So 
nannte Demades den Trompeter den öffentlichen Hahn der Athener, 
die Mauer das Gewand der Stadt, die Epbeben den Frühling 
derselben‘), dies letzte ähnlich wie Perikles, der in der Leichen- 
rede sagte, dass der Verlust der Gefallenen für die Stadt dasselbe 


1) Frg. 18 8. (Plut. Dem. 18): αὑτῷ μὲν αὐτὸν τἀναντία πολλάκις elpn- 
κέναι, τῇ δὲ πόλει μηδέποτ. 2) Fr. 32 8. (Aesop. fab. 178 Cor). 8) 
Demosth. frg. 16 8. (Suid. 2, 2 p. 1839 Bernh. und andre Autoren). Der 
Schluss: ὑπὲρ μὲν ὄνου «κιᾶς ἀκούειν, ὦ ἄνδρες, ἐπιθυμεῖτε, ἀνθρώπου δὲ 
κινδυνεύοντος ὑπὲρ ψυχῆς οὐδὲ φωνῆς dvexecde; 4) Arist, Rhet. ΠΙ, 10 
p- 138ff. Sp.; p. 139 heisst es: dei ἄρα τούτων «τοχάζεςθαι τριῶν, μετα- 
φορᾶς Avrıdecewc ἐνεργείας (d. i. Anschaulichkeit). 6) Ueber Perikles s. 
Thl. I, 8. 865, 6) Frg. 4 8. (Athen. III, 99 D): Any. ἔλεγε τὴν μὲν 
Αἴγιναν εἶναι λήμην τοῦ Πειραιῶς (von Perikles auf D. übertragen, 5. Arist. 
Rh. III, 10 p. 189 Sp.), τὴν δὲ (άμον ἀπώρυγα (andre Hdschr. ἀπορρῶγα) 
τῆς πόλεως, ἔαρ δὲ τοῦ δήμου τοὺς ἐφήβους, τὸ δὲ τεῖχος ἐςθῆτα τῆς πόλεως, 
τὸν δὲ ςαλπιγκτὴν κοινὸν ᾿Αθηναίων ἀλέκτορα. 


246 Demades. Art seiner Beredsamkeit. 


sei, wie wenn man den Frühling aus dem Jahre wegnähme.!) 
Ferner bezeichnete er die Theorika ale den Leim der Demo- 
kratie®); den Demosthenes verglich er mit den Schwalben, die 
weder schlafen lassen noch (wie der Hahn) aufwecken können; 
ebenso lasse jener der Stadt keine Ruhe und führe sie doch auch 
zu keiner würdigen Unternehmung.°) In Aeusserungen wie diese 
letzten steckt nicht bloss Geist, sondern auch politischer Ver- 
stand; dasselbe gilt, wenn er zur Entschuldigung seiner Politik 
von sich sagte, dass er die Trümmer des Staatsschiffs lenket), 
und derber noch: „nicht die vormalige, seekämpfende Stadt habe 
ich überkommen, sondern ein altes Weib, das weiche Schuhe an 
hat und seinen Gerstenbrei schlürft“, unter Anspielung auf die 
öffentlichen Schmausereien, welche damals die Staatsgelder ver- 
schlangen.5) Ein andrer Vergleich: „die makedonische Macht, 
nachdem sie den Alexander verloren, gleicht dem geblendeten 
Kyklopen“.®) Der Rhetor Demetrios, welcher die beiden letzten 
Beispiele anführt, hebt neben der Metapher und Allegorie auch 
die Emphase und drittens die Hyperbel als wesentlich für die 
Δημάδεια hervor: „Alexander ist nicht todt, ihr Männer von 
Athen: der Erdkreis würde nach dem Leichnam riechen“, worin 
Alexanders Macht emphatisch und hyperbolisch bezeichnet sei.') 


1) Arist. Rh. ΠῚ, 10 p. 189 Sp; Thl. 1, 8.36. 3) Frg. 18 8. (Plt. 
Mor. p. 1011 B): κόλλαν ὀνομάζων τὰ θεωρικὰ τῆς δημοκρατία. 3) Diels 
IV (vgl. Gomperz Ber. ἃ, Wiener Akad. LXXXIIT p. 574): ὁ αὐτὸς Δημο- 
«θένην ὅμοιον ἔφηςε ταῖς χελιδόει᾽ καὶ γὰρ ἐκεῖναι οὔτε καθεύδειν ἐῶςιν οὔτε 
γρηγορεῖν (müsste: heissen ἐγείρειν) δύνανται, καὶ Δημοεθένης οὔτε ἡουχίαν 
ἄγειν ἐᾷ οὔτε ἄξιον τῆς πόλεως οὐδὲν ἐπιβάλλεται. 4) Plut. Mor. 808, 
als Beispiel der für die Volksrede geeigneten Metapher: τὰ ναυάγια λέγων 
πολιτεύεςθαι τῆς πόλεως, vgl. Phok. 1: ἔλεγε ευγγνώμης ἄξιος εἶναι πολι- 
τευόμενος τὰ ναυάγια τῆς πόλεως (fr. 11 8.). δ) Frg. 10 Ὁ. Demetr. π᾿ 
ἕρμ. $ 285 (vgl. Phot. Lex. p. 896, 5. Suid. 2 p. 110 B.): καὶ ἀλλαχοῦ mov‘ 
„möhv (ergänze παρέλαβον, vgl. Phot. Suid.) od τὴν ἐπὶ τῶν προγόνων, τὴν 
γαύμαχον, ἀλλὰ γραῦν, cavddlıa ὑποδεδεμένην καὶ πτιεάνην Bopoücav“, mit 
hinzugefügter Erklärung. 6) Frg. 9, das. $ 284: ἔοικε γὰρ ἡ Μακεδονικὴ 
δύναμις, ἀπολωλεκυΐα τὸν ᾿Αλέξανδρον, τῷ Κύκλωπι τετυφλωμένῳ. 7) Frg- 
7, dns. $ 382: δεινὰ δὲ καὶ τὰ Δημάδεια, καίτοι ἴδιον καὶ, ἄτοπον τρόπον 
ἔχειν δοκοῦντα᾽ ἔςτι δὲ αὐτῶν ἡ δεινότης ἔκ τε τῶν ἐμφάκεων τιτνομένη 
καὶ ἐξ ἀλληγορικοῦ τινος παραλαμβανομένου καὶ τρίτον ἐξ ὑπερβολῆς. οἷόν 
ἐςτι τὸ" „ob τέθνηκεν ᾿Αλέξανδρος, ὦ &. ᾿Α." ὦζε γὰρ ἂν ἡ οἰκουμένη τοῦ 


‚Aristogeiton. 247 


Emphatisch ist auch -jenes Wort an die kriegslustigen Athener: 
der Friede werde nie ohne schwarze Gewänder geschlossen.!) 
Einfacher und doch nicht ohne eigenthümliche Anschaulichkeit 
und Zuspitzung ist die Warnung, als es sich um die göttlichen 
Ehren Alexanders handelte: „Seht euch vor, dass ihr nicht, 
während ihr den Himmel hütet, die Erde verliert“.?) Es ist nicht 
zu verkennen, wie ungeheuer wirkungsvoll solche Worte auch 
ohne weitere lange Rede sein mussten; hätte Demades nur die 
“Gesinnung und das ernste Streben gehabt, so hätte sich Athen 
keinen besseren Leiter dss Volkes wünschen können. Denn auch 
zum Staatsmann besass er die grundlegenden Erfordernisse, näm- 
lich sowohl die Kenntniss der Menschen und der Verhältnisse, 
als Geschick im Betreiben und Handeln. Und wenn die Art 


seiner Beredsamkeit nicht eigentlich kunstgemäss, sondern halb- " 


poetisch ist?), so ist doch schliesslich das Genie an keine Kunst- 

. regel gebunden, und in der Beredsamkeit insbesondere kann das 
nicht verkehrt genannt werden, was thatsächlich zum Ziele führt 
und die Menschen überwältigt und leitet. 


Die sonstigen Gegner der patriotischen Partei, die hier zu 
besprechen sind, waren dem Demades höchstens an Schlechtig- 
keit ebenbürtig. Dies gilt zunächst von Aristogeiton Kydi- 
machos’ Sohne‘), nach Deinarch dem schlechtesten Menschen 


νεκροῦ". τὸ μὲν γὰρ ὧζεν ἀντὶ τοῦ ἠςθάνετο ἀλληγορικὸν καὶ ὑπερβολικὸν 
ἅμα: τὸ δὲ τὴν οἰκουμένην αἰςθάνεεθαι ἐμφαντικὸν τῆς δυνάμεως τῆς ᾿Αλεξάν- 
ὅρου" καὶ ἅμα δέ τι ἐκπληκτικὸν ἔχει ὁ λόγος ἠθροιςμένον ἐκ τῶν τριῶν. 
1) Frg. 25 (Plut. Mor. p. 126E): μηδέποτε χειροτονεῖν εἰρήνην ἄνευ μελάνων 
ἱματίων. 3) Fre. 12 (Val. Max. VII, 3, 10): videte ne dum coelum 
eustoditis, terram amittatis, gleich Diels II: δέδια ὦ ἄνδρες, ὡς μὴ τοῦ 
οὐρανοῦ φθονοῦντες ᾿Αλεξάνδρῳ crävruv ἢ τούτων (corrupt) ἀφαιρεθῆτε [καὶ] 
ὑπ᾽ αὐτοῦ. Deinarch (1, 94) legt eine ähnliche Asusserung dem Demo- 
sthenes bei: ὡς οὐ δεῖ τὸν δῆμον ἀμφιςβητεῖν τῶν ἐν τῷ οὐρανῷ τιμῶν 
᾿Αλεξάνδρῳ (Schäfer II, 290, 2). 8) Demetr. 1. c. $ 286: τῆς Δημαδείου 
δεινότητος — ἐχούεης τι ἐπιςφαλὲς καὶ οὐκ εὐμίμητον μάλα" ἔνεςτι γάρ τι 
καὶ ποιητικὸν τῷ εἴδει, εἴγε ποιητικὸν ἡ ἀλληγορία καὶ ὑπερβολὴ καὶ ἔμφακεις" 
ποιητικὸν δὲ μικτὸν κωμῳδίᾳ. 4) Suidas: "Apıcroyefrwv, Κυδιμάχου ἢ 
Aucpdxov, ᾿Αθηναῖος, ῥήτωρ, μητρὸς δὲ ἀπελευθερικῆς. Der Name Kydim. 
Dein. II, 8; die unebenbürtige Herkunft des A. von Mutterseite auch [Dem.] 
25, 67: τὴν μητέρα αὐτοῦ ὀφλοῦςαν ämocraclou dmedocde, während Dein. 


248 Arietogeiton. 


nicht bloss in Athen, sondern überhaupt!), der übrigens kaum 
als Staatsmann, sondern als Sykophant zu zählen ist?), so dass 
ihm auch eine makedonische Gesinnung nicht wohl beigelegt 
werden kann. Wir lesen in den Reden gegen ihn, dass sein 
Vater zum Tode verurtheilt wurde und nach Eretria flüchtete, 
woselbst er starb?); es muss dies zu einer Zeit gewesen sei, 
wo Eretria nicht mit Athen im Bunde stand, wohl in den nächsten 
Jahren vor 340. Denn die Thätigkeit des Aristogeiton, welcher 
beschuldigt wird, dass er den Vater im Elend habe verkommen 
lassen‘), fällt soweit bekannt grösstentheils in die Zeit nach 
Chaironeia; er mag um 370 geboren sein. Das Letzte, was wir 
von ihm wissen, ist seine Verwickelung in die harpalischen 
Prozesse, indem der Areopag auch ihn unter den Bestochenen 
angegeben hatte, und zwar mit der vergleichsweise geringen Summe 
von 20 Minen. Damals wurde die deinarchische Rede gegen 
ihn gehalten; indes die Richter, deren Zorne grössere Opfer _ 
gefallen waren, sprachen ihn zu grossem Aergerniss aller an- 
ständigen Leute frei.°) Es stimmt zu dem Gesagten, dass in der 
Rede zwar die Schlechtigkeit des Angeklagten als alt und ein- 
gewurzelt®), indes keineswegs er selbst als Greis dargestellt wird. 
Dass ihn schliesslich die Athener hingerichtet hätten, sagt nur 
Suidas.?) — Unter den attischen Rednern wird Aristogeiton bereits 
von Quintilian genannt®); Hermogenes charakterisirt seine Rede- 
weise°); Citate aus einzelnen Reden finden sich bei Harpokration, 
davon schweigt und auch der sog. Demosthenes keine Folgerungen gegen 
A.'s Bürgerthum zieht. 1) Dein. II, 1; ähnlich spricht auch der sog. 
Demosthenes. Vgl. Plut. Phok. 10 u. a. St. 3) ΡΙαξ 1. ὁ. (A. τοῦ cuxo- 
φάντου); Suid. ’A. 2; Walz Rh. Gr. III, 610. — [Dem.] 25, 36ff. lässt ihn 
eich damit empfehlen, dass er dem Volke als Ankläger nützen könne; 8. 
auch 37: ἑπτὰ γραφὰς κέκρικάς με, τοῖς ὑπὲρ Φιλίππου τότε πράττουει (also 
nicht etwa Φιλίππῳ) cavröv μιςθώκας, κτέ. Kriegerische Reden des A. Plut. 
Phok. 10. 8) Dein. II, 8; vgl. [Dem.] 25, 5. 4) Dein. 2, 8 u. sonst; 


[Dem.] 25, 54; vgl. A. Schäfer III B 118f., wo auch die andern Schändlich- 
keiten A.'s zusammengestellt sind. 6) Dem. epist. 8, 87. 42 (τῆς "Apıcro- 


γείτονος κρίςεως ἀναμνηςθέντες ἐγκαλύψακθε). 6) πονηρίαν .. ἐγκαταγε- 
γηρακυῖαν καὶ γεγευμένην τῶν εἰθιεμένων τιμωριῶν, Dein. II, 8. 7) Suid. 
Ἀρικτογ.: ἐφονεύθη δὲ ὑπὸ ᾿Αθηναίων. 8) Quint. XII, 10, 22: transeo 


plurimos, Lycurgum, Aristogitona et his priores Isaeum, Antiphontem. 9) 
Hermog. m. ἰδ. A p. 299 Sp.; B p. 396. 


Aristogeiton. 249 


Athenaeus und Andern. Ein Verzeichnis seiner Reden giebt 
Suidas: ᾿Απολογία πρὸς Δημοεθένην τὸν ετρατηγόν, πρὸς Λυκοῦργον, 
κατὰ Τιμοθέου, κατὰ Τιμάρχου, κατὰ Ὑπερείδου, κατὰ Θραεύλλου, 
Ὀρφανικός, Zu Anfang ist hier eine augenscheinliche Verderb- 
nisst); für die Rede gegen Lykurgos gibt Photios den Titel 
vollständiger so: ἀπολογία πρὸς τὴν ἔνδειξιν Λυκούργου καὶ Δημο- 
εθένους, und zwar hebt er "hervor, dass sich Aristogeiton darin 
auch gegen Demosthenes’ Rede (XXV) eingehend verantworte.?) 
Da nun diese unecht und nie gehalten ist, so scheint die Folgerung 
unsusweichlich, dass auch Aristogeiton’s Vertheidigung eine 
Fälschung, richtiger eine Uebungsrede war: es müsste denn der 
falsche Demosthenes Aristogeiton's Angaben über ‚die Anklage 
verwerthet haben. Aber schon 'an und für sich hat Demosthenes’ 
Betheiligung an dieser Sache gar keine Wahrscheinlichkeit, und 
es tritt nicht einmal deutlich hervor, dass er der Sprecher sei.’) — - 
Die Rede κατὰ Τιμάρχου kennt schon Harpokration‘), und Suidas 
erwähnt anderswo, dass Timarchos’ Wahl zum ἐπίτροπος in Folge 
Ton Aristogeiton’s Einsprache cassirt worden sei.°) Nach einem 
Citate bei Tzetzes®) handelte es sich wohl um ein Aufsichtsamt 
in einer Bundesgenossenstadt, wie Timarchos es auf Andros be- 
kleidete; wäre aber diese Cassation Thatsache, wie kommt es 
dann, dass Aischines in seiner unbedingt später fallenden Timarchea 
sie nicht erwähnt? Oder hat etwa Suidas den Erfolg der Klage 
selbst hinzugedichtet? Denn wenn dieselbe vielmehr abgewiesen 
wurde, so ist Aischines’ Stillschweigen weniger befremdlich. 
Immerhin wird hiermit auch diese Rede verdächtig, und was 
"daraus eitirt wird, ist nicht geeignet den Verdacht zu entfernen. 

1) Kiessling (de Lycurgi et Hyperidis frg. p. 21) vermuthet: πρὸς 
Λεωκθένην τὸν crp., πρὸς Aux.; Bernhardy: πρὸς Λεωςθ. τ. crp., πρὸς An- 
μοςθένην, πρὸς Aux.; Walz (Rh. Gr. VII, p. 1021): πρὸς Δημ., πρὸς Λεωςθ. 
τ᾿ crp., πρὸς Λυκ. oder πρὸς Δημ. [r. crp.], πρὸς Avx.; nach Sauppe (0. A. 
II, 309) stand in der Quelle: πρὸς Annocd. καὶ Λυκ., κατὰ Τἰμοθέου τοῦ 
crparnyo0. 2) Phot. Bibl. 491 a 36 Bk., 8. Thl. ΠΙ, 1 8. 360,1. 8) 
Vgl. Thl. III, 1 8. 36. 360f. 4) Harp. vv. Αὐτοκλείδης und Θέρεανδρος. 
5) Suid. 2, 2 p. 1127: ἐπίτροπος δὲ αἱρεθεὶς ᾿Αριςτογείτονος ἀντειπόντος 
ἐκωλύθη. 6) Arist. frg. 2 8. (Tzetzes Chil. 6, 104): πάλιν κατὰ Τι- 


μάρχου δὲ καὶ Annocdevouc λέγει" ἄρχοντα ämocreMere τὸν Τίμαρχον κτλ. --- 
Vgl. Sauppe p. 810. — T. auf Andros Aisch. 1, 107. . 


250 Aristogeiton. 


Denn es wurde schon hier Lykurg mit Demosthenes zusammen- 
gestellt, dazu gerade die Personen als verrufene Päderasten ge- 
nannt, die auch Aischines als solche anführt.') — Bruchstücke 
haben wir auch von der Rede gegen Hypereides, κατὰ ‘Y. mapa- 
νόμων, wie der Titel genauer lautete?); es ist dies die bekannte 
Anklage gegen das Psephisma, welches Hypereides nach der 
Schlacht von Chaironeia schrieb, und welches er dann so beredt 
vertheidigte.) Aus der Anklagerede eitirt Tzetzes wieder mass- 
lose Schimpfereien gegen Lykurg und Demosthenes, sammt 
wundersamen und auch aus Aristogeiton’s Munde unmöglichen 
Anschuldigungen wider dieselben‘); diese Excerpte müssen an 
die ganz ähnlichen erinnern, die derselbe Tzetzes aus Pseudo- 
Demades bringt. Aber andrerseits tragen die wörtlichen An- 
führungen aus dieser Rede, welche wir als Beispiel des αὐτοςχέδιον 
bei einem Scholiasten des Hermogenes lesen, durchaus nicht den 
Anschein späterer Nachahmung.’) War etwa die hier: benutzte 
Rede eine echte, dagegen die, aus der Tzetzes schöpft, eine davon 
verschiedene unechte? Unser Material ist zu dürftig zur Ent" 


1) Frg. 2 (s. die vorige Anm.): — — ἀλλ᾽ οὐ Λυκούργῳ φίλος μὲν, τῷ 
δέ γε Δημοεθένει (Timarchos)- ὧν yäp τοῖς ἄλλοις βδελυρὸς ἐκεῖνος (Lyk.) 
μικεῖ τοῦτον, ὁ Δημοτθένης δὲ φιλεῖ. — Frg. 8 Ὁ. Harp. Αὐτοκλείδης (ühn- 
lich v. Otpcavbpoc): Αὐτοκλείδης. Alcxivnc κατὰ Τιμ. „Knöwviönv καὶ Αὐτο- 
κλείδην καὶ Θέρεανδρον"“. οὗτοι παιδεραςταὶ «φοδροί, ὡς καὶ Ἄρ. κατὰ Τι- 
μάρχου. 3) Tzetzes Chil. VI, 98 (fr. 6 8); 8. auch fr. 6. 8) Vgl. oben 
8.9. 4) Taetues 1. c.: ἐν τῷ τῶν παρανόμων γὰρ κατὰ τοῦ Ὑπερείδου 
"Αριςτογείτων οὑτωςὶ τάδε κατ᾽ ἔπος λέγει" κνώδαλα τὰ ἐξάγιςτα τῶν τρι- 
«αλιτηρίων, ὁ Annocdevnc ἅμα τε καὶ ὁ Λυκοῦργος, λέγω. καὶ πάλιν Διο- 
πείθη δὲ τὸν ζουνιέα λέγει ἐκ τῆς πρὸς τὸν Ἑλλήςποντον cucrdenc ναυμαχίας 
ὠνήκαςθαι αἰχμάλωτον Λυκοῦργον, Δημοςθένην᾽ οὗτοι δὲ τὸ ἀργύριον ἐκείνῳ 
οὐκ ἐδίδουν, ἀλλὰ πρὸς δικαςτήριον εἵλκυταν μᾶλλον τοῦτον. καὶ ἐκινδύνευε 
θανεῖν ὁ ἄνθρωπος ἐκ τούτων, εἰ μὴ ευνηγωνίςαντο Δημέας Καλλικλῆς τε. 
Also Lykurg und Demosth. wären in einer Seeschlacht gefangen worden, 
dann von Diopeithes in guter Absicht gekauft, und hätten nun, statt jenem 
den Kaufpreis zu ersetzen, ihn als ἀνδραποδιςτής verklagt? Ueber die See- 
schlacht weiss A. Schäfer II, 483, 3 nichts anderweitig beizubringen. δ) 
Frg. 5 8. bei. Gregor. Cor. VII, 1272 W.: „mepl μὲν οὖν τοῦ παρανόμου 
ἱκανὰ καὶ τὰ εἰρημένα ἐν τῷ παρόντι: Av μή τι Ücrepov ἀναμνηςθῶμ, εἶτα 
μετ᾽ ὀλίγα ὥςπερ ἀναμνηςθεὶς πάλιν φηςίν᾽ „ol τΤὰρ ἐπιβουλεύοντες τῇ δημο- 
κρατίᾳ Acuxlac μὲν odenc κατὰ τὴν πόλιν καὶ τοῦ δήμου ἀθορύβως καὶ ἀςφαλῶς 
πολιτευομένου ἀναγκάζονται μηδὲν παρακινεῖν, ἀλλ᾽ ἐπακολουθεῖν τοῖς νόμοις. 


Aristogeiton. 251 


scheidung. — Die Reden gegen Timotheos!) und Thrasyllos 
sowie der Ὀρφανικός sind anderweitig nicht bekannt, dagegen 
wird noch erwähnt eine Rede κατὰ Δημοςθένους und eine κατὰ 
Φρύνης, letztere von Athenaeus unmittelbar neben der gleich- 
betitelten Rede des Euthias.?) Wider Demosthenes zu sprechen 
hatte Aristogeiton reichlich Gelegenheit, zumal wenn er denselben, 
wie das der falsche Demosthenes sagt, siebenmal durch eine 
Schriftklage und ausserdem zweimal bei der Rechenschaft an- 
klagte®); die Rede wird charakterisirt als grossentheils mit 
Schmähungen angefüllt.t) Aehnlich schildert Hermogenes Ari- 
stogeiton’s Stil überhaupt: eine Art der scheinbaren, nicht wirk- 
lichen Redegewalt sei auch das, wenn man, wie Aristogeiton zu 
thun pflege, vor den Beweisen oder ganz ohne Noth und Ver- 
anlassung sich in heftigen und masslosen Schmähungen ergehe.) 
Nun ist es klar, dass ein späterer Nachahmer leicht in diese 
Manier verfiel, wie wir das in der That bei Pseudo-Demades 
sehen; aber auch der wahre Aristogeiton: kann nicht wohl anders 
als so geredet und geschrieben haben. Urtheilt doch Hermogenes 
nicht wesentlich anders auch über die deinarchischen Reden, die 
keine Nachahmungen sind.°) So muss denn dahingestellt bleiben, 
inwieweit die dem Aristogeiton beigelegten Werke in Rhetoren- 
schulen entstanden waren, in denen nachweislich die Figur dieses 
Redners häufig zu Uebungen diente”) Zu erwähnen ist noch, 


1) Nach Rehdantz (de Iphier. Chabr. Timoth. p. 191) gegen den Feld- 
herrn T. gerichtet. 2) Athen. XIII 591E (Frg. 7 8): Ἄρ. δ᾽ ἐν τῷ κατὰ 
Φρύνης τὸ κύριον αὐτῆς Pncıv εἶναι ὄνομα Μνηςαρέτην. 8) [Dem.] 26, 37. 
4) Anonym. ad Hermog. VII, p. 1021 W.: ἀκόςμητον μὲν λόγον καλεῖ τὸν 
τραχύτητος μόνον ἀνάπλεων, οἷα δὴ πολλὰ παρὰ τῷ ᾿Ἄρ. ἔςτιν ἐν τῷ κατὰ 
Δημοεθένους, Sauppe identificirt die Rede obne gentigenden Grund mit der 
gegen Timarchos. 6) Hermog. p. 896 Sp.: καὶ μὴν καὶ τὸ πρὸ τῶν dmo- 
δείξεων λοιδορίαις ἢ «φοδρότηειν εἰκῇ κεχρῆεθαι, ἢ ἔνθα ὅλως μηδενὸς τοιούτου 
δεῖ, καθάπερ εἴωθεν ᾿Αρ. ποιεῖν, φαινομένη τίς ἐςτιν, οὐ μὴν odca δεινότης. — 
Vgl. p. 299: ὁ δὲ Ἄριςτ, τοι ἄφθονα παρέξεται νὴ Δία (scil. παραδείγματα 
τῆς ἀπαραμυθήτου paxurnroc), εἰ βούλοιο καὶ παρ᾽ ἐκείνου λαβεῖν τὰ παρα- 
δείγματα, πολλὰ δὲ τοιαῦτα καὶ παρὰ τῷ Acıvapxy. — A. roher Empiriker 
wie Hegemon und Pytheas, Schol. Hermog. W. Rh. Gr. IV, 39. 6) 8, 
ἃ. vorige Anm. ᾿ 7) Vgl. W. Rh. Gr. IV, 90. 472. 708. VII, 781. IX, 492. 
498. 497. — Verwerfend änssert sich über alle Reden des Aristog. v. Wiln- 
mowitz-Möllendorf, Ind. lect. Greifswald 1879/80 p. 11. 


252 Pythens. 


dass nach Pseudoplutarch einige Reden des Deinarchos von 
Manchen dem Aristogeiton zugeschrieben wurden.!) — Das an- 
scheinend echte Fragment zeigt vollen und kräftigen, dazu 
wohlgewählten Ausdruck, nicht zu strengen Satzbau, Freiheit in 
Bezug auf den Hiatus. Der Sprecher geberdet sich als Wächter 
der Gesetze und der Demokratie wider die Anschläge mächtiger 
Redner; eben um solcher Sprache und Haltung willen wurde 
Aristogeiton, nach Pseudo-Demosthenes, von Einigen als „Hund 
des Volkes“ bezeichnet.) 


Ein bedeutenderer, jedoch den Späteren minder bekannter 
Redner derselben Art war Pytheas; bei den Werken, die seinen 
Namen trugen, ist eine Entstehung aus späterer Nachahmung 
von vornherein mehr ausgeschlossen. Gleichwie der bedeutend 
ältere Demades, war er aus niederem Stande und wuchs in 
Dürftigkeit und ohne höhere Bildung auf; sein Vater war Müller, 
seine Mutter bezeichnete man, wie es scheint, als eine Ausländerin 
von Aigina.®) Als junger Mensch soll sich Pytheas einmal an 
Aischines angeschlossen und zu demselben ein schimpfliches Ver- 
hältniss gehabt haben“); jedoch steht fest, dass sein erstes Auf- 
treten als Redner ein entschieden patriotisches war, weswegen’ 
auch die heftigsten Angriffe seitens der Makedonenfreunde über 
ihn ergingen.5) Namentlich wurde er wegen erschlichenen Bürger- 
thumes verklagt, in welcher Sache es eine deinarchische Rede 
κατὰ TTußeou ξενίας gab; indes wurde er freigesprochen, und ihm 
damit, wie Demosthenes nachmals sagt, zur allgemeinen Schande 


1) Plut. Dein. 860E, vgl. unten Cap. II. 3) [Dem.] 25, 40. Anders 
und wohl aus Missverständniss Suid. "Ap.: ἐπεκαλεῖτο κύων διὰ τὴν ἀναίδειαν 
αὐτοῦ. 3) 8υϊά, ΤΙυθ.: υἱὸς δ᾽ ἦν μυλωθροῦ. --- Dein. κατὰ ΤΤυθ. ξενίας 
fr. 1. 8.: γυνὴ Alyıvala. Da aus derselben Rede ᾿Αρχιδάμιος πόλεμος eilirk 
wird (fr. 8), so vermuthet Sauppe (p. 327 Anm.), dass die Mutter nach der 
Behauptung des Pytheas die Tochter oder Enkelin eines der attischen 
Kleruchen auf Aigina war. 4) Dein. κατὰ Τυθέου περὶ τῶν κατὰ τὸ 
ἐμπόριον elcayy. fr. 13 (Harpoer. v. xpucoxoeiv): πάλιν παρ᾽ Αἰεχίνην ἀπο- 
φοιτήςας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι xpucoxoeiv ἐμάνθανεν (sprüchwörtliche 
Redensart, 8. Harp. und Bekk. Anecd. 816, 8), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον 
αὐτῷ πράττειν ἢ πάεχειν (vgl. Aisch. 8, 162). 5) 8. d. folg. Anm. 


Pytlieas. 253 


das Bürgerrecht geschenkt.!) In die Zeit seiner patriotischen 
Thötigkeit gehört auch seine Anklage gegen einen gewissen 
Simmias, welche von Lykurg unterstützt wurde; da Hypereides 
die Vertheidigung schrieb, so wird sich der Prozess nicht auf 
auswärtige Politik bezogen haben.?) In den Volksversammlungen 
hatte der kecke Sprecher mit Phokion Streit®); entschieden wider- 
setzte er sich den göttlichen Ehren Alexanders, und auf den 
Zuruf, wie er als so junger Mensch über so wichtige Dinge zu 
reden wage, antwortete er: „Und doch ist Alexander, den ihr 
zum Gott erklären wollt, ‘jünger als“ich“.‘) Hiernach war der 
Redner etwas vor 356 geboren, und gehörte noch zu Anfang 
d. J. 324 zur patriotischen Partei, von welcher er indes nun 
alsbald abfiel. Nämlich da die Gegner sahen, dass die Athener 
diesen „Affen“, welchen sie nach Deinarchos’ Vergleich sich 
hielten®), trotz aller seiner Niederträchtigkeiten*ihnen nicht preis- 
geben wollten, so gingen sie auf seine Intentionen ein und 
kauften ihn. Nun leistete er ihnen schon in den harpalischen Pro- 


1) Dem. Epist, 3, 29£.: καὶ μὴν οὐδὲ τὸν Τυθέαν παραλείψω, τὸν μέχρι 
τῆς παρόδου δημοτικόν, μετὰ ταῦτα δ᾽ ἕτοιμον εἰς τὰ καθ᾽ ὑμῶν πάντα. τίς 
γὰρ οὐκ οἷδε τοῦτον, ὅτε μὲν τὴν ὑπὲρ ὑμῶν τάξιν ἔχων εἰς τὸ πολιτεύεςθαι 
παρήει, ὡς δοῦλον (als einer, der von Rechtswegen Sklave sein müsste) 
ἐλαυνόμενον καὶ γραφὴν ξενίας φεύγοντα καὶ μικροῦ πραθέντα (wenn er hier 
verurtheilt wäre) ὑπὸ τούτων, οἷς νῦν ὑπηρετῶν τοὺς κατ᾽ ἐμοῦ λόγους 
ἔχραφεν᾽ ἐπειδὴ δ᾽ ἃ κατηγόρει τότε τῶν ἄλλων, νῦν αὐτὸς πράττει, εὐπο- 
Ρροῦντα μὲν οὕτως, ὥςτε δύ᾽ ἔχειν ἑταίρας, αἱ μέχρι φθόης καλιὺς ποιοῦςαι 
προπεπόμφαειν αὐτόν πέντε τάλαντα δ᾽ ὀφλόντα ῥᾷον ἐκτεῖται ἢ πέντε 
δραχμὰς ἀνέχεςθαι πρότερον᾽ πρὸς δὲ τούτοις παρ᾽ ὑμῶν τοῦ δήμου οὐ μόνον 
τῆς πολιτείας μετειληφότα, ὃ κοινὸν ὄνειδός ἐςτιν ἁπάντων, ἀλλὰ καὶ θύονθ᾽ 
ὑπὲρ ὑμῶν τὰς πατρίους θυείας τὰς ἐν Δελφοῖς; 2) Rede des Hyp. ὑπὲρ 
Cıppiov πρὸς ΤΤυθέαν καὶ Λυκοῦργον. 8) Plut. Phok. 21: πρὸς δὲ ΤΤυθέαν 
ἀρχόμενον τότε πρῶτον ἐντυγχάνειν τοῖς ᾿Αθηναίοις, ἤδη δὲ λάλον ὄντα καὶ 
Θραεύν „Od εἰωπήςεις": ἔφη καὶ ταῦτα νεώνητος ὧν τῷ δήμῳ“; — Θραεὺς 
«φόδρα auch Suid. Τυθ. 4) Plut. Mor. p. 187F. 804B (vgl. 7840): TT. 
ἔτι μειράκιον ὧν παρῆλθεν ἀντερῶν τοῖς περὶ ᾿Αλεξάνδρου γραφομένοις yn- 
φίομαειν: εἰπόντος δέ τινος" (ὺ νέος ὧν τολμᾷς λέγειν περὶ τηλικούτων; Καὶ 
μὴν ᾿Αλέξανδρος, εἶπεν, ὃν ψηφίζεςθε θεόν, ἐμοῦ νεώτερός ἐςτιν. Auf Ps 
Jugend geht auch seine eigne Aensserung bei Ael. V. Η. XIV, 28. δ) 
Dein. κατὰ TI. περὶ τῶν κατὰ τὸ ἐμπ. fr. 2 8.: ἀλλ᾽ οἶμαι ὥςπερ οἱ τοὺς 
καλλίας (ἃ. i. πιθήκους) ἐν τοῖς οἴκοις τρέφοντες. In denselben Zusammen- 
hang gehörte vielleicht auch fr. 8 κοβαλεία. 


204 Pytheas. 


zessen treffliche Dienste, indem er als einer der vom Volke er- 
wählten Ankläger gegen Demosthenes auftrat!), und, nach dessen 
Behauptung, auch für andere Anklöger Reden gegen ihn schrieb.?) 
Der Sturz des Demosthenes und der reiche makedonische Sold 
machten den Pytheas zum grossen Mann: er brachte als Abge- 
ordneter des Volkes in Delphi die althergebrachten Opfer dar; 
eine Verurtheilung zu fünf Talenten Busse verschlug ihm jetzt 
weniger als ehedem die Erlegung von 5 Drachmen; er hielt sich 
zwei Hetären zugleich, die, wie Demosthenes sich ausdrückt, ihn 
glücklich bis zur Schwindsucht beförderten.°) Das dauerte so 
lange, bis mit Alexanders Tode die Reaktion kam; jetzt wurde 
er in eine Busse verurtheilt, die er nicht bezahlen konnte. Er 
entkam aus dem Gefängniss- nach Makedonien‘), und wirkte darauf 
in Antipatros’ Diensten im Peloponnes, um die Staaten vom 
Anschluss an den hellenischen Bund zurückzuhalten; vor den 
Arkadiern soll er mit Demosthenes zusammengetroffen und in 
Wortwechsel gerathen sein.) Nach dem Ende des lamischen 
Krieges kehrte er nach Athen heim‘); aber wir hören aus der 
späteren Zeit nichts von ihm; vielleicht dass die Schwindsucht, 
die Folge seines lüderlichen Lebens, ihm einen frühen Tod zuzog. 

Von den Reden des Pytheas werden drei namentlich eitirt: 
gegen Adeimantos, Vertheidigung gegen die Endeixis, gegen 
Demosthenes.‘) Die Endeixis scheint ähnlich gewesen zu sein 
wie die von Lykurg gegen Aristogeiton gerichtete: nämlich dass 


1) Vit. X orat. p. 8460. 2) Oben 8. 253, Anm. 1. 3) Ebend,, vgl. A. 
Schäfer III, 318. 4) Suid. Τυθ.: φυγών τε ᾿Αθήνηθεν ἐκ τοῦ decuwrnplov 
διὰ ὄφλημα εἰς Μακεδονίαν ἦλθεν, εἶτα ἐπανῆκε πάλιν. 6) Plut. Dem. 27: 
Πυθέας μὲν οὖν ὁ ῥήτωρ καὶ Καλλιμέδων ὁ Κάραβος ἐξ ᾿Αθηνῶν φεύγοντες 
᾿Αντιπάτρῳ mpoceyevovro καὶ μετὰ τῶν ἐκείνου φίλων καὶ mpecßewv περιιόντες 
οὐκ εἴων ἀφίεταςθαι τοὺς Ἕλληνας -- —. Ἐν δ᾽ ᾿Αρκαδίᾳ καὶ λοιδορίαν τοῦ 
ἸΤυθέου καὶ τοῦ Δημοςθένους γενέεθαι πρὸς ἀλλήλους εἴρηκεν ὁ Φύλαρχος ἐν 
ἐκκληκίᾳ, τοῦ μὲν ὑπὲρ τῶν Μακεδόνων, τοῦ δ᾽ ὑπὲρ τῶν Ἑλλήνων λέγοντος. 
λέγεται δὲ τὸν μὲν ΤΙ. εἰπεῖν, ὅτι καθάπερ οἰκίαν, εἰς ἣν ὄνειον εἰςφέρεται 
γάλα, κακόν τι πάντως ἔχειν νομίζομεν, οὕτω καὶ πόλιν ἀνάγκη voceiv, εἰς 
ἣν ᾿Αθηναίων mpecßela παραγίνεται" τὸν δὲ Δ. «τρέψαι τὸ παράδειγμα φή- 
cavra, καὶ τὸ γάλα τὸ ὄνειον ἐφ᾽ ὑγιείᾳ καὶ τοὺς ᾿Αθηναίους ἐπὶ cwrnpig 
παραγίνεεθαι τῶν νοςούντων. A. Schäfer III, 886, 3, 336f. 6) Suid. 1. c. 
7) 8. Sauppe O. A. II, 811. 


Pytheas. 255 


er vor dem Volke rede, während er noch Staatsschuldner sei.") 
Eine Rede κατὰ Δημοςθένους benutzt Dionysios, doch bezeichnet 
er den Pytheas nur vermuthungsweise als Verfasser?), sei es nun 
dass gar kein Name, oder dass ein andrer, oder dass mehrere 
überliefert waren. Jedenfalls hatte schon Gorgias, laut Rutilius 
Lupus’ Uebersetzung, eine gegen Demosthenes gerichtete Rede 
des Pytheas gekannt®); vielleicht gab es eine solche, die er selber 
im harpalischen Prozesse gehalten und in der seine Person her- 
vortrat, und eine andere, die nach Dionysios’ Meinung von ihm 
für einen der andern Ankläger verfasst war, da ja Demosthenes 
selbst ihn als den Redenschreiber in dieser Sache bezeichnet. 
Wir können diesen Reden einiges als Apophthegma Angeführte 
zuweisen‘); dagegen nicht das einzige etwas längere griechische 
Fragment, in welchem zwar von Demosthenes die Rede ist, aber 
ohne feindliche Tendenz.’) Rutilius hat noch eine zweite Stelle 
aus ihm, die einer Prozessrede wegen Gewaltthätigkeiten anzu- 
gehören‘), und somit einen weiteren Beleg dafür zu liefern scheint, 


1) Harp. v. ἀγραφίου citirt für seine Erläuterung dieser Klagfarm die 
Rede des sog. Demosthenes gegen Theokrines, die des Lykurg gegen Ari- 
stogeiton und die des Pytheas πρὸς τὴν ἔνδειξιν. Also ist kein Grund zu 
Sauppe’s Vermuthung, dass dies die Vertheidigung gegen die γραφὴ ξενίας 
sei. 2) Dionys. Isae. c. 4: δηλοῖ δὲ τοῦτο τῶν ἀρχαίων τις ῥητόρων ἐν 
τῇ Δημοκθένους κατηγορίᾳ, Τυθέας ὡς ἐμοὶ δοκεῖ. 8) Rut. L. I, 11 (fr. 
5 8): quid contra tot res tamqne eridentes dicere potes, Demosthenen? 
Cognitum enim est, rempublicam venalem habnisse, cognitum est. Auf 
den harpelischen Prozess bezieht schon Ruhnken die Rede. 4) Frg. 68. 
(= 45), 7, 8; letzteres (Suid. 2, 1 p. 1296B.) aus dem Historiker Duris, 
6) Frg. 4 8. (Athen. II p. 44F): ἀλλὰ τοὺς νῦν δημαγωγοὺς ὁρᾶτε, Δημο- 
«θένη καὶ Δημάδην, ὡς ἐναντίως τοῖς βίοις διάκεινται. ὁ μὲν γὰρ ὑδροποτῶν 
καὶ μεριμνῶν τὰς νύκτας, ὥς φαειν, ὁ δὲ πορνοβοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ 
πὴν ἡμέραν ἑκάςτην προγάςτωρ ἡμῖν᾽ ἐν ταῖς ἐκκληείαις ἀνακυκλεῖται. Dies 
passt sehr gut in eine Selbstvertheidigung: mein Lebenswandel, sagte er 
etwa, wird ohne Grund angefochten; denn von Alters her haben die Staate- 
männer ihr Privatleben so eingerichtet wie es jedem passte, und darum 
sehr verschieden; so zeigt es sich ja auch jetzt. 6) Frg. 9 bei Rut. L. 
1, 14: ille hunc pone constrietum trahebat, hie antem vociferabatur; con- 
curgus vero non mediocris, cum tantum non omnes opitulari vellent, sed 
nemo auderet; neque ibi magistratus aderat nec eircumspicientes, quo Po- 
tissimum confageremus, reperiebamus: sed uno tempore nos et praesens 
et futurum malum perturbabat:. Nam praesens tempus acerbitatis erat 
plenum, reliquum vero timoris. — Frg. 10 (bei Stob. Flor. 106, 55, guo- 


256 . Menesaichmos. 


dass sich Pytheas, trotz seines Mangels an ordentlicher rhetorischer 
Bildung, mit Logographie befasste. — Seine rednerische Manier 
charakterisirt Suidas als frech und zusammenhangslos; deshalb 
sei er auch nicht in den Kanon gelangt.') Wir mögen uns seine 
Reden in der Art der erhaltenen deinarchischen vorstellen, bei 
denen die Zusammenhangslosigkeit ebenfalls besonders charakte- 
ristisch ist; jedoch wird Pytheas urkräftiger und geistvoller 
gewesen sein. Man nehme, was er von Demades sagt: mopvo- 
βοςκῶν καὶ μεθυςκόμενος κατὰ τὴν ἡμέραν ἑκάςτην προγάςτωρ 
ἡμῖν ἐν ταῖς ἐκκληςίαις ἀνακυκλεῖται "), oder von Demosthenes, dass 
seine Reden nach Lampendochten röchen®), und wiederum, dass 
er den ganzen Isaios und dessen Redekünste in sich hineinge- 
schluckt habe.“) Ein Beleg der Frechheit ist die von dem Historiker 
Duris ihm zugeschriebene Aeusserung: „dem Demosthenes allein 
in Athen sei es nicht erlaubt das heilige Feuer anzublasen“, 
nämlich weil er keinen reinem Mund habe.°) Eine gewisse Aus- 
malung und gesuchter Schmuck von Antithesen zeigt sich in 
einem der Fragmente bei Rutilius®); in dem andern erinnert die 
Figur der Epanalepse wieder an Deinarchos.”) Nach allem scheint 
Pytheas eine Art verwildertes Genie gewesen zu sein. 


Ueber die sonstigen Redner der Partei kann ich mich kurz 
fassen. Menesaichmos®°), Lykurg’s Gegner und Nachfolger im 
Finanzamt, hatte nichts, was seinen Namen trug, hinterlassen; 
nur nach Vermuthung weist ihm Dionysios einige deinarchische 


misch; Lemma Ὀουθέου oder Οὐθέου) gehört wohl einem Philosophen P., 
8. Phot. p. 114 Ὁ 16 ΒΚ. 1) Said. Τυθ.: οὐκ ἐκρίθη μετὰ τῶν λοιπῶν 
ῥητόρων, ὡς θρατὺς καὶ διεςπαςμένος, vgl. W. Rh. Gr. IV, 894. 9) Frg. 4 
(oben 8. 265, Anm. δ). Das Frg. hat keinen Hiat ausser der Pause, was indes 
Zufall sein kann. 8) Frg. 6 (= 2): ἐλλυχνίων ὄζων. Erwiderung des 
D. darauf Plut. Dem. 8. 4) Dionys. Inne. 4: τὸν Ἰκαῖον ὅλον καὶ τὰς τῶν 
λόγωγ ἐκείνου τέχνας ceciricran (ἐπιςεείτιςται} vgl. das Apophth. des Kephi- 
sodotos bei Ar. Rh. II, 10 p. 189 Sp). 5) Frg. 8 (Suid. 2, 1, p. 1296B.); 
vgl. Aisch. 2,23. 88. 6) Rat. I, 14 (oben 8. 265, Anm. 6), 7) Rat. I, 11 
(oben 8. 266, Anm, 8). 8) Nach H. Haupt (Rh. Mus. 1879, 8. 388) gehörte 
M. mit Hypereides u. A. zur radikalen Fraktion der patriotischen Partei; 
daher seine Wahl an Lykurg's Stelle. Derselbe Gelehrte hält ihn auch für 
den Sprecher der deinarchischen Reden; 8. darüber unten C. III. 


Kallikrates. Philinos. 257 


Reden zu. Zwei davon hatte er in eignen Sachen gehalten; eine 
dritte, für Hermias, möchte Dionysios entweder ihm, oder dem 
Demokleides, oder einem andern Redner dieses Schlages beilegen; 
Deinarchos könne etwas so wässeriges, frostiges und kraftloses, 
wie diese drei Reden, nicht geschrieben haben.!) Den Demokleides 
kennen wir anderweitig als einen Gegner von Demosthenes’ 
Neffen Demochares; von Reden unter seinem Namen wissen wir 
nichts.?) — Eine deinarchische Rede κατὰ Δημοςθένους παρανόμων 
war in den pergamenischen Verzeichnissen einem gewissen, schon 
dem Dionysios unbekannten Kallikrates zugeschrieben.) — 
Somit bleibt nur noch Philinos, der anscheinend ein Anhänger 
des Eubulos und Gegner des Lykurgos in der. Finanzverwaltung 
war.t) Er bekämpfte jenen Antrag des Lykurg, wonach Bild- 
säulen der drei grossen Tragiker im Theater aufgestellt wurden; 
die Rede wird unter dem entstellten Titel ἡ πρὸς Σοφοκλέους καὶ 
Εὐριπίδου εἰκόνας angeführt.) Ausserdem gaben ihm Einige die 
sonst Hypereides’ Namen tragende Rede κατὰ Δωροθέου, die eine 
Anklage wegen Misshandlung enthielt‘), und ferner die Kpokwvı- 
δῶν διαδικατία πρὸς Kopwvidac, deren Verfasser nach Andern 


1) Dion. Dein. 11: ἀφαιροῦμαι δὲ καὶ τοὺς ὑπὲρ Mev. λόγους ἀμφοτέρους 
αὐτοῦ -- -- διά τε τὸν χαρακτῆρα, ὑδαρὴς γὰρ καὶ κεχυμένος καὶ ψυχρός, 
καὶ ὅτι ὁ λέγων αὐτὸς ὧν οὐκ ἄδοξος, καὶ μετὰ Λυκοῦργον τὴν διοίκηςιν τῶν 
δημοκίων χρημάτων παραλαβών, ἐξηταςμένος τε πολλάκις, ὡς αὐτὸς ἐν τοῖς 
λόγοις περὶ ἁπάντων μηνύει, καὶ ἐν ἰδίοις καὶ ἐν δημοκίοις ἀγῶειν, οὐκ ἂν 
ἣν ἀδύνατος, ὥςτε Δεινάρχῳ λογογράφῳ χρῆςθαι. — Das.: Ἑρμίᾳ — ἀπο- 
λογία" --- — μᾶλλον αὐτὸν ἄν τις θείη Δημοκλείδου, ἢ Μενεκαίχμου, ἢ τῶν 
ἄλλων τῶν τοιούτων τινός. Vgl. Sauppe O. A. II, 343; A. Schäfer ΠῚ, 275. 
2) Vgl. Sauppe 1. c. 3) Dion. 1. e.: κατὰ Δημ. παρανόμων᾽ — οὗτος ἐν 
ποῖς Tlepyapnvoic πίναξι φέρεται ὡς Καλλικράτους" ἐγὼ δὲ εἰ μὲν ἐκείνου 
ἐςτὶν οὐκ οἶδα" οὐδὲ γὰρ ἐνέτυχον τῶν Καλλικράτους οὐδενί. 4) Sym- 
pathie für Eubulos scheint sich in Frg. 8 8. (p. 819) auszusprechen (Harp. 
v. θεωρικά). δ) Harp. 1. c.: Φιλῖνος ἐν τῇ πρὸς κτέ. Dass diese Rede 
gegen Lyk.'s bekannten Antrag gerichtet. war, hat schon H. Valesius ge- 
sehen; man hat darnach Αἰσχύλου vor ζοφοκλ. einsetzen wollen, doch wider- 
spricht Meier (Lycurgea p. XXXVID): der auf Aeschylos bezügliche Theil 
des Antrages scheine von Ph. nicht bekämpft worden zu sein. Der Titel 
ist aber auch sonst nicht in Ordnung; denn was soll man bei τῇ ergänzen? 
6) Ὑπερ. ἢ Φιλῖνος ἐν τῷ κατὰ Awp., Harp. v. ἐπὶ κόρρης. Die übrigen 
Schriftsteller (Pollux, Fragm. Cantabr., Miller Melang. p. 400) nennen nur 
den Hypereides. 

Blass, attische Beredsamkeit TIL, 2. 1 


208 Sinken der Beredsamkeit. 


Lykurgos war.!) In beiden Fällen hat die Urheberschaft des 
Philinos, eben wegen seiner sonstigen Unbekanntheit, die grössere 
Wahrscheinlichkeit. Schliesslich wird noch von ihm ein Reden- 
anfang eitirt, der sich eng mit den Eingängen von Demosthenes’ 
Gesandtschaftsrede und von Aischines’ Ktesiphontea berährt.?) — 
Der Hist ist in den Fragmenten ausser der Pause vermieden, 
der Ausdruck hie und da künstlicher.?) 


Drittes Oapitel. 
Deinarchos. Ausgang der attischen Beredsamkeit. 


Die Blütezeit der attischen Beredsamkeit geht mit Alexander’s 
Tode und den sich an diesen unmittelbar anschliessenden Ereig- 
nissen zu Ende: als Demosthenes, Hypereides, Lykurgos todt, 
Aischines schon länger entfernt, dazu nun auch die attische Frei- 
heit und Demokratie dahin war, fehlten sowohl die Männer als 
die äusseren Bedingungen, welche die Kunst der Rede auf der 
gleichen Höhe hätten erhalten können. Funfzehn Jahre lang, 
von 322—307, bestand mit geringer Unterbrechung die Oligarchie 
unter Antipatros’ und Kassandros’ Oberherrschaft, und Munichia 
hatte: makedonische Besatzung; die letzten zehn dieser Jahre 
regierte, als Kassandros’ Verweser, Demetrios von Phaleron zu 
Athen, dessen materiellen Wohlstand er ebenso hob, wie er die 
sittliche Kraft vollends ruinirte. Dies zeigte sich, als i. J. 307 
an die Stelle des Phalereers der Städtebelagerer Demetrios einzog; 
denn wiewohl nun die Freiheit scheinbar zurückgegeben und die 
alte Demokratie hergestellt wurde, so hat doch weder vorher 
noch nachher die Stadt sich jemals einer schmachvolleren Knecht- 


1) Unter Lyk’s Namen Harp. v. θεοίνια. Κυννίδαι. Craußuvidar. mpoc- 
χαιρητήρια; anders derselbe v. Κοιρωνίδαι und Athen. X, 425B, s. oben 
8. 84, 1. Ueber die deinarchische Rede gleichen Titels 8. unten Cap. III. 
2) Clem. Alex. Strom. 6 p. 626B (fr. 4 S): den μὲν ὦ ἄ. ὃ. «πουδὴ καὶ 
παράταξις τεγένηται περὶ τὸν ἀγῶνα τουτονί, οὐδέν᾽ ὑμῶν ἀγνοεῖν ἡγοῦμαι. 
Das Wort παράταξις hat anch Aischines (παραγγελία Demosth.); 8." oben 
8.182, δι 8) Δι’ ächeveav τῶν ἰδίων (— πενίαν) fr. 8; παράταξις fr. 4. 
Hiaten sind auch nicht in den Resten der Rede gegen Dorotheos. 


Sinken der Beredsamkeit. 259 


schaft unterworfen. Mit der Schlacht bei Ipsos, also seit dem 
Jahre 301, kam wieder einiger Aufschwung, und die Stadt hat 
unter der Leitung würdiger Führer, eines Olympiodoros, Demochares, 
Chremonides, nicht unrühmlich gegen den Städtebelagerer und 
gegen dessen Sohn Antigonos gekämpft; aber auch wenn der 
Erfolg günstiger gewesen wäre, so war doch eine leitende Stellung 
für Athen in der veränderten Welt nicht mehr möglich, und das 
Volk selbst nieht dazu befähigt. Auch in andern Beziehungen 
schwand die Energie und die schaffende Kraft: weder hat Athen 
nach Menandros einen Dichter, noch nach Epikur einen Philo- 
sophen hervorgebracht, sondern es vermochte nichts, als die 
fremden Talente an sich zu ziehen und so sich als Sitz der 
Philosophenschulen zu behaupten. Dies Nachlassen der Er- 
zeugungskraft hat freilich schon früher sich gezeigt: die bedeu- 
tendsten Schüler des Isokrates waren keine Athener, und ebenso 
weder Aristoteles, noch einer der Jünger desselben. Die epi- 
kureische Philosophie aber ist in ihrer ganzen Art selber das 
deutlichste Anzeichen des Verfalls; denn sie trieb weder zur 
politischen Thätigkeit an, noch zur Pflege der Wissenschaft, 
noch zu der irgendwelcher Kunst, sondern sie bewahrte und 
empfahl gegenüber allem, was mit Mühe verbunden schien, eine 
durchaus ablehnende Haltung. Das Schreiben erklärte Epikur 
alsdann für mühelos, wenn man um das häufig wechselnde Ge- 
schmacksurtheil sich gar nicht kümmre und lediglich Deutlichkeit 
bezwecke‘): ein Prineip, nach welchem bisher in Hellas kein 
Schriftsteller verfahren hatte. Mit der Rhetorik insbesondere 
befassten sich die Epikureer nur, um ihre Werthlosigkeit und 
Entbehrlichkeit darzuthun. Wenn dies das letzte Wort ist, welches 
die einheimische attische Philosophie in dieser Sache geredet, so 
kann es nicht wundern, wenn die attische Beredsamkeit schon 


1) Dionys. Comp. p. 188f.: Ἐπικουρείων δὲ χορόν, οἷς obdEy μέλει 
τούτων, παραιτούμεθα. τὸ γὰρ , οὐκ ἐπιπόνου τοῦ γράφειν ὄντος“, ὡς αὐτὸς 
"Enix. λέγει, „role μὴ «ςτοχαζομένοις τοῦ πυκνὰ μεταπίπτοντος κριτηρίου“, 
πολλῆς ἀργίας ἣν καὶ «καιότητος ἀλεξιφάρμακον. — Diog. X, 18: «αφὴς ἦν 
οὕτως, ὡς καὶ ἐν τῷ περὶ ῥητορικῆς ἀξιοῖ μηδὲν ἄλλο ἢ «αφήνειαν ἀκκεῖν. 
Vgl. Griech. Bereda. S. 52. 

17* 


260 Deinarchos. 


in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts völlig ausging, 
d. h. aufhörte etwas anderes und besseres zu sein, als die in 
irgend welcher sonstigen griechischen Stadt geübte Beredsamkeit, 
Denn auch die politische Bedeutung Athens sank gleichzeitig auf 
eine ähnlich niedrige Stufe, grossentheils aus gleichen Ursachen, 
und der politische Verfall wirkte wieder mit für den der Bered- 
samkeit, so dass für das Ausgehen derselben die Gründe deutlich 
vorliegen. Ebendieselben aber sind auch in der vorhergehenden 
Zeit, dem Ende des vierten Jahrhunderts, für ihr Sinken mass- 
gebend, daneben indes noch andere, in der Entwickelung der 
Beredsamkeit selber liegende. Denn falls Demosthenes und seine 
Genossen das Höchste in dieser Kunst geleistet hatten, so war 
für ihre Nachfolger nur zweierlei übrig, entweder die Nach- 
ahmung, wobei ein Zurückbleiben hinter dem Vorbilde unver- 
meidlich war, oder aber die Befolgung einer zwar originalen, 
aber nothwendig minder vorzüglichen Manier. Thatsächlich ist 
beides erfolgt: als Nachahmer stellt sich dar Deinarchos, als 
Urheber einer neuen Manier Demetrios von Phaleron. Die 
rednerische Thätigkeit des einen wie des andern reicht im wesent- 
lichen nicht über das Ende des 4. Jahrhunderts herab, und es 
ist daher nicht falsch, die gesammte Geschichte der Attischen 
Beredsamkeit mit diesem Endpunkte zu begrenzen, wenngleich 
einzelne minder bedeutende Vertreter der Kunst, wie Demochares 
und Charisios, noch in den ersten Decennien des dritten Jahr- 
hunderts thätig waren. In den Kanon ist weder einer von diesen 
gelangt noch Demetrios, wohl aber Deinarchos, bei dem man 
noch reinen Atticismus fand, und unter seinem Namen sind daher 
auch auf uns drei Reden gekommen. Freilich, ob dieselben von 
Deinarchos oder von irgend einem Andern verfasst sind, lässt 
sich gegenwärtig gar nicht mehr ermitteln. Sicher ist, dass alle 
drei einen Verfasser haben; Dionysios lässt als solchen den 
Deinarchos gelten, aber Demetrios von Magnesia sprach diesem 
die bedeutendste der drei Reden mit aller Bestimmtheit ab; 
wem soll man folgen? Von Deinarchos’ Schreibart giebt uns 
kein anderweitiges, zweifelloses Werk desselben eine Anschauung; 
denn auch die Fragmente sind äusserst unbedeutend, und auf 


Deinarchos. Dionysios’ Schrift über ihn. 261 


die pseudodemosthenische Rede gegen Theokrines, die Dionysios 
ihm gleichfalls beilegt, hat er ja auch keinen unbestrittenen 
Anspruch. Nun besitzen wir allerdings in Dionysios’ Werke eine 
Beschreibung seiner Eigenthümlichkeiten; aber dieselbe läuft 
darauf hinaus, dass er Nachahmer war, und zwar nicht stets 
desselben Musters, dass er also strenggenommen gär keine Eigen- 
thümlichkeit hatte. Somit fehlen zur Lösung des Problems alle 
Mittel. 

Die Schrift des Dionysios über Deinarchos, unsere und schon 
der späteren Alten Hauptquelle, führt sich ein als Anhang zu 
den Abhandlungen über Lysias, Isokrates und die übrigen grossen 
Attiker.!) Deinarchos habe unter diesen keine Stelle gefunden, 
da er weder Erfinder, noch Vollender einer besondern Weise der 
Beredsamkeit sei?); gleichwohl sei sein Ruf so gross, und seine 
hinterlassenen Werke so bedeutend, dass es sich verlohne auch 
ihn in Betracht zu ziehen. Aber die Schrift des Rhetors ist etwas 
ganz anderes als jene früheren Abhandlungen: nämlich eine 
Untersuchung über Deinarchos’ wirkliches Eigenthum, über welches 
bisher die grösste- Unsicherheit herrschte; auf diese, am Schluss 
erfolgende Sonderung der ‘echten und unechten Reden bezieht 
sich alles, was vorher über Lebenszeit und rednerischen Charakter 
dargelegt wird: Somit. ist die Schrift mehr philologisch’ als 
rhetorisch, wesentlich gleichartig mit jenen verlorenen, welche 
Dionysios über die echten und unechten Reden des Lysias, 
Demosthenes u. s. ν΄. verfasste.®) — Vorgänger hatte er für alle 
den Deinarch betreffenden Fragen so gut wie gar keine: einen 
kurzen Artikel des Demetrios von Magnesia, aus dem Werke 
περὶ ὁμωνύμων, theilt er wörtlich mit, zum Belege, dass auch 
bei den gelehrtesten Schriftstellern nichts brauchbares zu finden 
sei.t) Caecilius muss in dem Werke über die zehn Redner auch 
den Deinarchos behandelt haben, natürlich nach Dionysios. Aus 
der späteren Zeit haben wir Biographien von dem sogenannten 
Plutarch und von Photios°), dazu einen Artikel bei Suidas; 


1) Dionys. Dein. c. 1 Αἴ. 3) Ueber die eüperal und τελειωταί nach 
Dionysios’ Eintheilung vgl. ΤῊ]. III, 1 8. 1. 3) Vgl. Griech. Bereda. 
S. 207f. 4) Dion. Dein. c. 1. 5) Phot. cod. 267. 


262 ᾿ Deinarchos. Leben. 


fast alles in denselben ist direkt oder indirekt aus Dionysios 
abgeleitet. 

Deinarchos war der Sohn des Sostratos, aus Korinth ge- 
bürtig!); so ist auch der letzte attische Redner kein Einheimischer 
gewesen. Was wir über sein Leben erfahren, geht wesentlich 
auf die Rede gegen Proxenos zurück, welche Deinarchos als 
Greis in eigner Sache. gehalten hat.?) Ebendiese daselbst sich 
findende Altersbezeichnung°) ermöglicht dem Dionysios auch eine 
annähernde Bestimmung des Geburtsjahres; denn da die Klage 
01. 122,1 v. Chr. 292/1 fällt, so berechnete er von da rückwärts 
das 70. Jahr, und setzte so die Geburt Ol. 104,4 361/0.*) Weiter 
deutet er an, dass Deinarchos wegen der damals blühenden 
Rhetoren- und Philosophenschulen nach Athen gekommen°); dem- 
nach als junger Mann, um 342. Wenn dagegen Pseudoplutarch 
ihn zur Zeit ‘von Alexander’s Uebergang nach Asien (334) hin- 
kommen lässt‘), so kann dies in der Rede gegen Proxenos nicht 
gestanden haben; andernfalls würde es Dionysios sicher als Echt- 
heitskriterium, zur Ausscheidung der vor diesen Termin fallenden 
Reden, benutzen. Als Lehrer Deinarch’s nennt derselbe .den 


1) Dion. e. 2: A. ὁ ῥήτωρ. υἱὸς μὲν ἣν Cwerpdrou, Κορίνθιος δὲ τὸ 
γένος. Eigne Klageschrift des Dein. gegen Proxenos Dion. c. 8: Δείναρχος 
Cwerpdrov Κορίνθιος. Dennoch steht bei Pseudoplut.: A. ζωκράτους ἢ 
Cwerpärou, ὡς μέν τινες ἐγχώριος, ὡς δέ τιει (Dionya.) δοκεῖ Κορίνθιος. 2) 
8. Dion. 6. 8.: 8) Vgl. in dem Frg. der Rede Ὁ, Rut. L. II, 16: nunc in 
seneotute. 4) C. 4: τίθεμεν δὴ αὐτὸν EBdounkocröv ἔχοντα ἔτος ἀπὸ τῆς 
φυγῆς κατελθεῖν, ὡς καὶ αὐτός φηει, γέροντα αὑτὸν ἀποκαλῶν (vgl. c. 8). 
Die Klage erfolgte bald nach D.’'s Rückkehr aus der Verbannung; diese 
Rückkehr setzt Ὁ. unter den Archonten Philippos (ἃ. i. 122, 1, 8. Droysen 
Diadoch. 2. Aufl. II, 8. 278), was er c. 3 Ende aus Philochoros belegt. 
In der Stelle des letzteren steht allerdings bloss, dass Wunderzeichen zu 
Anfang des Jahres geschahen, die man richtig auf die Rückkehr von Ver- 
bannten gedeutet habe. Doch ist kein Grund, an der Zeitbestimmung zu 
zweifeln. 6) 0. 2: ἀφικόμενος δὲ εἰς ᾿Αθήνας, καθ᾽ ὃν χρόνον ἤνθουν αἵ 
τε τῶν φιλοτόφων καὶ ῥητόρων διατριβαὶ, Θεοφράςτῳ τε cuverevero καὶ An- 
μητρίῳ τῷ Φαληρεῖ. 6) Plat. X or. 860 Β: ἀφικόμενος εἰς ᾿Αθήνας ἔτι 
νέος, καθ᾽ ὃν χρόνον ᾿Αλέξανδρος ἐπὶ τὴν ᾿Αείαν διέβαινε (so Wyttenbach 
nach Photios; die Hdschr. lassen dieß. aus; ἐπήει τὴν ᾿Αζίαν Xyl. Westerm), 
κατοικήςας αὐτόθι ἀκροατὴς μὲν ἐγένετο Θεοφράετου τοῦ διαδεξαμένου τὴν 
"Apıcror&Aovc διατριβήν, ὠμίλητε δὲ καὶ Δημητρίῳ τῷ Φαληρεῖ. — Adler 
Din. vit. p. 15 lässt hiernach den D. 886 nach Athen kommen. 


Deinarchos. Leben. ὁ 263 


Theophrastos und den Demetrios von Phaleron; doch war letzterer 
selbst ein Schüler des Theophrast und ferner jünger als Deinarchos. 
Theophrast zählte zu den ältesten Schülern des Aristoteles und 
hatte in Athen vielleicht schon zu Philipps Zeiten eine eigene 
Schule, während Aristoteles in Makedonien war; es mochte dieselbe 
eine Fortsetzung. der von Aristoteles im Gegensatze zu Isokrates 
begründeten, und somit vorwiegend eine rhetorische sein.!) Bei 
dieser Annahme begreift es sich leichter, dass Deinarchos nicht 
der Philosophie, sondern der Logographie sich zuwandte. Wir 
finden ihn nachmals mit Demetrios sowohl wie mit Theophrastos 
eng verbunden; das Schülerverhältniss mag’erst aus dieser That- 
sache von Dionysios erschlossen sein. Den Beginn der logogra- 
phischen Thätigkeit setzt der Rhetor nach Vermuthung in 
Deinarch’s 26. Lebensjahr, d. i. nach dem Obigen Ol. 111,1 336/5°); 
τ er sei allmählich zu Ansehen gekommen, besonders als nach dem 
Untergang der grossen Redner ihm kein ebenbürtiger Neben- 
buhler blieb.°) So konnte er in den 15 Jahren der Oligarchie, 
von 322—307, nicht geringe Reichthümer erwerben, ja er hatte 
auch, vermöge seines Talents und seiner Verbindung mit den 
Machthabern, eine nicht unbedeutende politische Stellung, wiewohl 
er Metöke war und blieb.*) Als nun aber 307 Demetrios 
Poliorketes die Demokratie herstellte, erfolgten Eisangelien wider 
die Begründer und Anhänger des gestürzten Regiments, und 
darunter auch wider Deinarchos.°) Dieser fürchtete, dass sein 


1) Ueber Ar.’s Schule vgl. Thl. II, 8. 60. Theophrast's Leistungen für 
die Rhetorik sind bekannt. 20.4 8) C. 2: εὐφυὴς δὲ περὶ τοὺς 
πολιτικοὺς λόγους γενόμενος, ἀκμαζόντων ἔτι τῶν περὶ Annochtvnv, ἤρξατο 
λόγους γράφειν, καὶ προήει κατὰ μικρὸν εἰς δόξαν᾽ μάλιςτα δὲ ἤκμαςε μετὰ 
τὴν ᾿Αλεξάνδρου τελευτὴν, Δημοςθένους μὲν καὶ τῶν ἄλλων ῥητόρων φυγαῖς 
ἀϊδίοις καὶ θανάτοις περιπεςόντων, οὐδενὸς δ᾽ ὑπολειπομένου μετὰ τοὺς ἄνδρας 
ἀξίου λόγου. 4) Ebend.: καὶ dierelecev ἐτῶν πεντεκαίδεκα χρόνον λόγους 
ευγγράφων τοῖς βουλομένοις, ἕως Käccavdpoc τὴν πόλιν κατεῖχεν, vgl. die 
folgenden Anm. — Er selbst sagt von eich (bei Rutil. L. II, 16): olim in 
adulescentia sedulo omnem gloriam sectabar — — facile multis opitulabar ἡ 
— pro republica fortiter arma capiebam. — Dass D. Metöke geblieben, 
war nach D. c. 3 in der R. gegen Proxenos bezeugt (es liegt schon in dem 
Κορίνθιος der γραφή, oben 8. 262, Anm. 1). 6) C. 2: ἐπὶ δ᾽ ᾿Αναξικράτους 
ἄρχοντος, ἐφ᾽ od κατέλυςαν τὴν ἐν τῇ Mouvuxig φρουρὰν ὑπὸ Kaccdvdpou 


264 Deinarchos. Leben. 


Reichthum zur Verurtheilung anlocken möchte, und so wagte er 
es nicht sich dem Gerichte zu stellen und wurde mit dem Phalereer 
und Andern abwesend zum Tode verurtheilt, während man die, ἰ 
welche sich stellten, freisprach.‘) Er hatte sich nach Chalkis 
begeben, und hier weilte er 15 Jahre lang, hoffend, dass Theo- 
phrastos und andere Freunde ihm beim Könige Demetrios die 
Erlaubniss zur Rückkehr auswirken würden.?) In der That wurde 
er im Jahre 292 nebst Andern begnadigt, da sie dem Könige 
gegen die jetzt ihm feindlichen Demokraten nützlich sein konnten.°) 
In Athen kam er alsbald zu einem Prozess, dem ersten in seinem 
Leben.‘) Er war nämlich in dem Landhause seines athenischen 
Freundes Proxenos eingekehrt, und verlor daselbst seine aus 
Chalkis mitgebrachten Schätze, 285 Goldstateren und dazu Silber- 
geräth im Werthe von 20 Minen. Als der an den Augen schwache 
Greis seinen Gastfreund anging, ihm beim Nachsuchen behülflich 
zu sein, bezeigte derselbe so wenig Lust dazu, dass er in Dei- | 
narchos den vielleicht nicht so unbegründeten Verdacht erregte, 
dass er der Urheber des Verschwindens sei.’) Der Erfolg der 
eingereichten, auf Schädigung im Werthe von 2 Talenten lauten- 
den Klage‘) ist unbekannt; ebenso Deinarchos’ weitere Schick- 


ν καταςταθεῖςαν ol περὶ ᾿Αντίγονον καὶ Δημήτριον βακιλεῖς, αἰτίαν ἔχων ἅμα 
τοῖς ἐπιφανεετάτοις ᾿Αθηναίοις, καίτοι ξένος αὐτὸς ὧν, καταλῦςαι τὸν δῆμον, 
vgl. die c. 8 mitgetheilte Stelle des Philochoros. - 1) Dion. führt fort: ' | 
ὁρῶν ἠρεθιεμένους τοὺς ᾿Αθηναίους, καὶ μάλιςτα τῷ πλουτεῖν ἑαυτὸν ὑφορώώ- 
μένος, μὴ διὰ τοῦτο᾽ πάθῃ τι δεινόν, εἰςελθεῖν μὲν εἰς δικαςτήριον οὐχ ὑπ- 
ἐμεινεν, ἐξελθὼν δὲ τῆς πόλεως καὶ ἐλθὼν εἰς Χαλκίδα κτέ., vgl. Philoch. 1. c. 
2) Dion.: ἐλθὼν εἰς Χαλκίδα τὴν ἐν Εὐβοίᾳ, τὸν ἀπ᾽ ᾿Αναξικράτους χρόνον 
ἕως Φιλίππου, πεντεκαιδεκαετῆ γενόμενον, ἐκεῖ διέτριψεν, εἴ τις αὐτῷ γένοιτο 
διὰ Θεοφράετου καὶ τῶν ἄλλων φίλων κάθοδος περιμένων. 8) Ο. 8: ευγχω- 
Ρήκαντος δὲ τοῦ βαειλέως ner’ ἄλλων φυγάδων κἀκείνῳ κατελθεῖν. Vgl. 
Droysen Diad. 2. Aufl. IL, 273. 4) Dion. c. 8: αὐτὸς οὐδεπώποτε πρό- 
τερον εἰς δικαςτήριον παρελθών, aus dem Prooemium der Rede, 8. das. 
weiter unten. 5) Dion. c.3. 6) Aufschrift der γραφή: Aelv. Cwcrp. 
Κορ. TIpok&vw, ᾧ εὐνειμι, βλάβης ταλάντων δύο. Die Höhe des τίμημα fällt 
auf: nach dem gewöhnlichen Curse des Stater (= 20 Silberdrachmen) er- 
geben sich nur 77 Minen, und auch nach dem höchsten überhaupt be- 
kannten (28 Dr., 8. [Demosth.] ὁ. Phorm. $ 28) immer erst 99 Minen 80 Dr. 
Hingegen für den im Gesetze als Busse vorgeschriebenen doppelten Betrag 
des Schadens ist die Summe zu niedrig. 


Deinarchos. Werke. 265 


sale und die Zeit seines -Todes!), worüber Dionysios gar nichts 
sagt, offenbar weil für die Kritik der Reden dies nicht in Be- 
tracht kam, und begreiflicherweise jede Ueberlieferung fehlte. 
Ueber die Anzahl der Reden Deinarch’s lauteten die Angaben 
verschieden; zu der des Demetrios von Magnesia, welcher von 
über 160 sprach, bemerkt Dionysios, dass damit kein Andrer, 
also namentlich nicht die alexandrinischen und pergamenischen 
Pinakographen, übereinstimme.?) Dem Dionysios selbst lagen 
kaum über 100 vor. Er gibt nun ein Verzeichniss, in welchem 
zunächst, jedenfalls im Anschluss an die Pinakographen, zwischen 
öffentlichen und Privatreden geschieden ist; alsdann aber hat er 
in jeder dieser Abtheilungen die nach seiner Untersuchung un- 
echten Reden ausgesondert. So entstehen 4 Klassen, von denen 
die letzte, die der ἰδιωτικοὶ ψευδεπίγραφοι, uns nur zum geringeren 
Theile überliefert ist. Die ψευδεπίγραφοι sind jedesmal nach 
den verschiedenen Kriterien der Unechtheit geordnet. Erstlich 
scheidet Dionysios diejenigen Reden aus, deren Abfassungszeit 
vor Ol. 111 (336,5) fällt, in welchem Jahre nach seiner Annahme 
Deinarchos anfangen konnte, Reden zu schreiben; dann zweitens 
die aus der Zeit seiner Verbannung (307—292); denn nach Chalkis 
werde doch niemand gefahren sein, um sich eine Rede zu be- 
stellen.°) Die dritte Kategorie bilden diejenigen, welche wegen 
ihrer Tendenz, oder wegen der Beschaffenheit des Falls, für 
Deinarchos ungeeignet, oder für einen andern Redner besser ge- 
eignet schienen; die vierte die, deren rednerischer Charakter 
widerstritt. Offenbar nun war es ein reiner Glücksfall, wenn 
eine thatsächlich unechte Rede einem der drei ersten Kriterien 
1) Was Suidas über seinen Tod sagt, beruht auf Verwechselung mit 
einem gleichnamigen Korinther, den Antipatros zum Verweser des Pelo- 
ponnes ernannte (Plut. Phok. 33 u. a. St., Adler Din. vit. p. 7f.). Dieser 
D. wird es auch sein, welcher den Demades bei Antip. verklagte, Plut. 
Dem. 31 (so Adler, während Droysen Diad, 2. Aufl. I, 176, 1 sich zweifelnd 
ausspricht). 2) Demetr. Ὁ. Dion. c. 1: τοὺς μὲν ἄλλους αὐτοῦ λόγους, 
«χεδόν που ὑπὲρ ἑξήκοντα καὶ ἑκατὸν ὄντας. Dazu Dion. 6. 2: πλῆθος 
λότων εἶπεν οὐδενὶ τῶν .. εὐμφωνον. --- Der von Studemund Herm. II, 434 
hergestellte Index des Nachlasses der zehn Redner gibt dem D. gar 410 


Reden. Suidas hat γράψας κατὰ μέν τινας λόγους τοὺς πάντας ρξ΄, κατὰ δὲ 
τὸ ἀληθέετερον μόνους ξ΄ (8. unten). 8) C. 4 extr. 


266 Deinarchos. Werke. 


unterlag; das vierte aber war bei Deingrchos leider sehr schwer 
anzuwenden. Dionysios verwitft einige Reden wegen ihrer Frostig- 
keit und Mattheit, eine andere wegen ihres sophistischen Charakters; 
auch allzu grosse Uebereinstimmung mit Demosthenes oder Hy- 
pereides konnte ihm ein Grund sein, das Werk einem dieser 
Redner zu geben); aber alles Mittelgut bleibt dem Deinarchos, 
der doch nicht der einzige mittelmässige Redner war. So wird 
zwar unter den ausgeschiedenen Reden wenig oder nichts echtes, 
aber unter den tibriggelassenen ohne Zweifel eine Menge unechtes 
sein; denn wenn schon nach jenen Kriterien unter 47 öffentlichen 
Reden 18 ausgeschieden wurden, so kann die Aufschrift Acıväpxou 
nicht als irgend welche Beglaubigung gelten. — Ich gebe nun 
den Pinax des Dionysios wieder, mit Bezeichnung der hervor- 
tretenden Unterabtheilungen. Bei den echten öffentlichen Reden 
ist keine solche zu bemerken; Volksreden sind nicht darunter, 
und auch unter den unechten nur wenige. Noch wird bei andern 
Schriftstellern eine Anzahl Titel angeführt, die wir bei Dionysios 
vermissen, und die keineswegs alle mit dionysianischen identifi- 
eirt, oder in der unvollständig erhaltenen vierten Klasse unter- 
gebracht werden können. Es scheint kaum möglich, dass dem 
Dionysios etwas entgangen wäre; eher wird in der recht schlechten 
bandschriftlichen Ueberlieferung das Verzeichniss hie und da 
Lücken erhalten haben. 


1. Δημόειοι λόγοι γνήειοι. 

*1. Κατὰ Πολυεύκτου βαειλεύειν λαχόντος δοκιμαεία. 

*2. Κατὰ Πολυεύκτου ἐκφυλλοφορηθέντος ὑπὸ τῆς βουλῆς 
ἔνδειξις. 

*3. Κατὰ Πολυεύκτου περὶ τοῦ γεωφανίου. Die Anfangs- 
worte nach Dionysios: περὶ μὲν αὐτῆς τῆς μηνύςεως; darmach 
war wohl die Rede nicht die erste der in dem Prozess gehaltenen, 
indem der Redner erklärte, dass über die eigentliche Sache schon 
geredet sei. 

*4. Περὶ τοῦ yewpaviou ἐπίλογος. 

*4*,. Κατὰ Πολυεύκτου ἀπόφαεις, Harp. v. παραγγελία. Die 


1) Vgl. 6. 6--8, 


Deinarchos. Werke. 267 


Rede wird von Sauppe mit 2) identifieirt; eher liesse sich Iden- 
tität mit 3) annehmen, vgl. die Anfangsworte. A. Schäfer (III, 
290,1) denkt an eine besondere Rede, gehalten in dem von Dein. 
1,58 f. erwähnten Prozess, bei dem es sich um eine änöpacıc des 
Areopags gegen den Kydantiden P. handelte, über Zusammen- 
künfte desselben mit Verbannten in Megara. Dann wäre bei 
Dion. eine Lücke, wie sie durch die Wiederkehr der Worte κατὰ 
TToX. leicht entstehen konnte. 

*4b, Κατὰ Πολυεύκτου δωροδοκίας. Harpokr. v. δώρων γραφή 
hebt bezüglich der Terminologie für die Anklage der Bestech- 
lichkeit hervor, dass ein Redetitel des Dein. laute κατὰ TToX. 
δωροδοκίας, während derselbe Redner anderswo die Bezeichnung 
δώρων γραφή gebrauche. Damach ist die Identifieirang mit 2) 
(Sauppe) nicht wohl zulässig, zumal da Harp. selbst zweimal A. 
ἐν τῷ κατὰ TT. ἐκφυλλοφορ. (τῇ x. Π. Exp. ἐνδείξει) citirt. 

*5. Κατὰ Πυθέου ξενίας. 

*6. Κατὰ Πυθέου περὶ τῶν κατὰ τὸ ἐμπόριον (εἰςαγγελία). 

*7. Κατὰ Τιμοκράτους. 

*8. Κατὰ Λυκούργου εὔθυναι. 

*9. Cuvnyopia Aicxivn κατὰ Δεινίου. Harp. meistens ähnlich; 
einmal jedoch (v. παραφρυκτωρεῖν) ἐν τῇ κατὰ A. ἐνδείξει. 

*10. Κατὰ Φορμιείου ἀςεβείας. Die Gegenrede wohl von 
Hypereides, oben 8. 20. 

*11. Κατὰ KoAkaicxpov περὶ τῶν τιμῶν. Wessen Ehren K. 
beantragt hatte, ist uns wohl nur durch Schuld der Handschriften 
unbekannt, 

*12. Τυρρηνικός. . 

*13. Κατὰ Διονυείου τοῦ ἐπὶ τῆς διοικήςεως. 

*14. Καθ᾿ Ἱμεραίου εἰςαγγελτικός. 

*15. Κατὰ Πιςτίου εἰςαγγελία. Der Sprecher ist identisch 
mit dem der Rede κατὰ Δημοςθένους, s. das. 8 52 ἢ, wo auch 
der Fall näher gekennzeichnet wird. 

*16. Kar’ ’Ayacırkdouc εἰςαγγελία Zeviac.!) Vgl. Hyper. f. 
Euxen. c. 19, 20. 


1) Kar’ "Ay. Meursius; Hdschr. κατὰ πιεικλέους. Das ξενίας zieht Sauppe 


268 Deinarchos. Werke. 


17. ΚΑΤᾺ BEOKPINOY ENAEIZIC. Demosth. or. LVIII; Dion. 
fügt hinzu: τοῦτον Καλλίμαχος ἐν τοῖς Annochevouc φέρει. 

*18. Κατὰ (τεφάνου παρανόμων.᾽) Harp. (v. ΤΤαιανιεῖς) κατὰ 
(τ. περὶ τοῦ ὀχετοῦ. 

519. Κατὰ Καλλιςθένους Ἶ εἰςαγγελία. So auch Harp. meistens; 
einmal jedoch (v. βουλαία) ἐν τῇ κατὰ K. ἐνδείξει. 

520. Διαδικαςία Φαληρέων πρὸς Φοίνικας ὑπὲρ τῆς ἱερωςύνης 
τοῦ. ἸΤοςειδῶνος. 

520». Κροκωνιδῶν διαδικατία. Harpokr. zweimal. Von Sauppe 
mit II, 6 identifizirt; 8. u. zu dieser Rede. 

*21. Πρὸς τὴν Κηφιςοφῶντος  ἀπογραφήν. . Anderweitig 
«nicht erwähnt. 

"22. “O ücrepoc. Desgl. 

*23. ᾿Απολογία διαμαρτυρίας πρὸς τὴν Xöpnroc....‘) Desgl. 

*24. Εἰςαγγελία κατὰ Φειδιάδου γραμματέως. Desgl. 

25. ΚΑΤΑ ®IAOKAEOYC ΠΕΡΙ ΤΩ͂Ν ΑΡΠΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein. or. III. 

*26. Κατὰ “Ayvwvidou?) περὶ τῶν «Ἁρπαλείων. Sonst nicht 
erwähnt. 

*27. Kar’ ᾿Αριςτονίκου περὶ τῶν ᾿Αρπαλείων. Desgl. 

28. ΚΑΤΑ AHMOCBENOYCTTEPI ΤΩ͂Ν ἈΡΠΠΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein. or.I. 

29. KAT’APICTOFEITONOCTTEPI ΤΩ͂Ν ΑΡΙΤΑΛΕΙΩ͂Ν. Dein.or.II. 


IL Ψευδεπίγραφοι δημόειοι. 

a. Aelter als Deinarchos’ Blütezeit. 
ἮΙ, Κατὰ Θεοδώρου εὐθυντικός. Ol. 108,1 348/7.%) — Sonst 
nicht erwähnt; doch eitirt Harp. (v.. Aourpopöpoc) eine Rede κατὰ 


zu den dahinterstehenden Anfangsworten der Rede: ξενίας οὐδένα πώποτε 
οἶμαι (nicht wahrscheinlich), 1) ἸΤαρανόμων Sylburg; ἰατανόμων Hdschr. 
Nach Sauppe gehört das Wort wieder zu dem Redeanfang: παράνομον 
ὑπάρχει ποῦ νόμου δεδωκότος ὦ ἄνδρες (ebensowenig wahrscheinlich). 2) 
Καλλιςθ. Meursius für Κλειςθένου, 3) So Sauppe für Κηφιςῶντο. 4) 
Häschr. πρὸς τὴν χάριτος" εἰκαγγελία κατὰ κτλ., danach liest man ge- 
wöhnlich: — Χάρητος elcayyeMav κατὰ Φ. Ὑρ., als sei dies eine Rede. 
Fälschlich habe ich Griech. Bereds. 8, 210, 4 die Lücke nach elcayr. an- 
genommen. 5) So Reiske für Γνωδίου. 6) Dion. sagt: εἴρηται ἐπὶ 
Θεοφίλου τῇ Θεμιςτοκλέους (ἢ Θεμ. 8715.) ἄρχοντος, μετὰ Θέελλον ἄρχοντα 
(Θέλλον ἀνιόντα Häschr.) ἐνιαυτῷ τρίτῳ. Der Zusammenhang scheint für 
τῇ ©. zu fordern τοῦ πρὸ Θεμιετοκλ. 


Deinarchos. Werke. 269 


Θεοδότου, welche mit dieser, indessen auch mit der R. κατὰ 
Θεοδώρου ψευδομαρτυριῶν (unten II, 27) ‚jdentisch sein kann 
(Sauppe p. 338). 

*2. Κατὰ Knpöxwv. Ol. 108,4 oder 109,1, 8454. oder 344/3. 
Anderweitig nicht erwähnt. Nach Meier-Schömann (Α. Ρ. 8. 568,32) 
müsste der Titel πρὸς Κήρυκας lauten. ᾿ 

*3, Κατὰ Mocxiwvoc, ἀπογραψαμένου αὐτὸν Νικοδίκου. Gleich- 
zeitig. mit der vorigen. Von Harp. einmal (ohne den Zusatz εἰ 
γνήσιος) erwähnt. 

ἘΔ," Κατὰ Μενεκλέους ἀπαγωγῆς. Aelter als die demosthenische 
Rede gegen Boiotos (also vor Ol. 108,1 348). — Anderweitig 
nicht erwähnt, 

ὅδ. Διαδικαεία ᾿Αθμονεῦει περὶ τῆς μυρρίνης καὶ τῆς μίλακος. 
01.:109,4 841,0. --- Desgl. 

b.. Während Deinarchos’ Verbannung gehalten. 

*6. Aradıcacia τῆς ἱερείας τῆς Δήμητρος πρὸς τὸν ἱεροφάντην. 
Harp. einmal (ἐν τῇ περὶ τῆς ἱερείας διαδ., εἰ yvncıoc).!) Dass Harp. 
daneben dieselbe Rede unter dem Titel Κροκωνιδῶν διαδικ. citire, 
wie Sauppe annimmt (8. oben I, 205), könnte man leichter zu- 
lassen, wenn die Möglichkeit dieser doppelten Bezeichnung ersicht- 
lich wäre. Die Rede des Lykurg oder Philinos: Κροκωνιδῶν 
diadıracia πρὸς Kopwvidac (auch kurz als Kpoxwv. dıad. angeführz?)), 
wird von Schömann°) und Sauppe als Gegenrede gefasst; doch 
müsste alsdann doch der Titel Κσιρωνιδῶν διαδ. πρὸς Kpokwvidac 
lauten. Wurde etwa diese Rede von Einigen dem Deinarchos 
beigelegt? 

*7. Κατὰ Τιμοκράτους εἰςαγγελτικὸς δήμου καταλύςεως. An- 
klagerede gegen einen Parteigenossen des Deinarchos. — Sonst 
nicht erwähnt. 

*8. Κατὰ (πουδίου. --- Sonst nicht erwähnt. 

*9. Διαδικαςία Εὐδανέμων πρὸς Κήρυκας ὑπὲρ τοῦ ἱκανῶς. --- 
Desgleichen. 


1) Ausserdem Pollux VII, 69 A. ἐν τῇ τῆς ἱερείας (lepäc Häschr.) δοκι- 
pacg. 8) Vgl. oben 8, 85 und 267. 8) Schömann Alt. Proc. 8. 668, 
der indes sich zweifelnd ausdrückt. 


210 Deinarchos, Werke. 


*10. ’Arrıxöc. — Desgl.; Gesandtschaftsrede in Athen ge- 

halten? 

ec. Nach Tendenz, oder nach Beschaffenheit des Falles, 
für Dein. ungeeignet, oder für einen andern Redner besser 
geeignet. 

*11. Αἰτωλικός, Gesandtschaftsrede vor den Aitolern, für die 
verbannten Demokraten Athens, während der Oligarchie gehalten. _ 
Sonst nicht erwähnt. 

*12. Διφίλῳ δημηγορικὸς αἰτοῦντι δωρεάς. Nach Dion.’s 
Meinung von Demosthenes, da dieser auch das Ehrendekret für 
Diphilos geschrieben, und da er am Schlusse der Rede als Für- 
sprecher aufgerufen werde.!) — Desgl. 

d. Wegen des rednerischen Charakters dem Deinarchos 
abzusprechen. . 

*13. Ἑρμίᾳ ἐμπορίου ἐπιμελητῇ περὶ τῶν κατηγορηθέντων 
ἀπολογία. Nach Dion. eher für Demokleides, oder Menesaichmos, 
oder einen andern Redner dieses Schlages passend. — Sonst 
nicht erwähnt. 

*14. Ὑπὲρ Mevecaixuou περὶ τῆς Δήλου @uciac. Nach Dion. 
von Menesaichmos selbst.*) — Sonst nicht erwähnt; Gegenrede 
von Lykurg (oben 8. 85). 

® *15. Ὑπὲρ Μενεςαίχμου πρὸς Περικλέα καὶ Δημοκράτην. Von 
Dion. ebenso beurtheilt. — Sonst nicht erwähnt. 

*16. Ὑπὲρ τοῦ μὴ ἐκδοῦναι “Ἁρπαλον ᾿Αλεξάνδρῳ. Sicher 
Demegorie; ob identisch mit der pseudodemosthenischen Rede 
dieses Titels (Dein. Dem. c. 57; ΤῊ]. III, 1 8. 53 £.)? — Sonst 
nicht erwähnt. 

*17. Δηλιακός. Scheint gar keine Rede gewesen zu sein, 
sondern die Schrift eines älteren, aus Delos gebürtigen Deinar- 
chos.®) — Sonst nicht citirt. 


1) 8. Thl. II, 1 8. δά u. 528. 2) Vgl. oben 8. 257, 1. 38) Ὁ. 
sagt: οὗτος οὐ τοῦ ῥήτορος, ἀλλ᾽ ἑτέρου τινὸς ευγγραφέως ἐςτίν᾽ δηλοῖ δ᾽ 
ἐκ τοῦ τρόπου καὶ τοῦ χαρακτῆρος, ἀρχαϊκὸς ὧν καὶ περιτρέχων τὴν τοπικὴν 
Δήλου καὶ Λέρου (?) icroplav. Den Delier D. erwähnt Demetrios Magn. bei 
Dion. c. 1, als poetischen und prosaischen Schriftsteller, älter als der 
Redner. 8. Adler 1. c. p. 27f. 


Deinarchos. Werke. 271 


*18. Κατὰ Δημοςθένους παρανόμων. Im Pinax von Pergamon 
einem Kallikrates beigelegt. — Desgl. 


II. Ἰδιωτικοὶ γνήσιοι. 
8. Βλάβης. 

*1. Κατὰ Προξένου βλάβης, ὃν αὐτὸς ὑπὲρ αὑτοῦ εἶπεν. 
Eben darum ist die Rede vorangestellt, und mit ihr ihre ganze 
Klasse. 

*2. Κατὰ Κηφιςοκλέους καὶ τῶν οἰκείων βλάβης. Bei dem 
Scholiasten des Aristides (p. 190 .ΕἾ.) πρὸς Κηφιςοκλέα. 

58. Πρὸς Φανοκλέα βλάβης ἀπολογία. Sonst nicht erwähnt. 

*4. Πρὸς Λυεικράτην ") ὑπὲρ Νικομάχου, βλάβης. Vorher c. 5 
giebt D. den Titel κατὰ Λυςικράτους ὑπὲρ Ν.; Harp. (v. κρᾶςτις) 
πρὸς Λυεικράτην. " 

*5. Cuvnropia ἸΠαρμένοντι ὑπὲρ ἀνδραπόδου βλάβης. Sonst 
nicht erwähnt. 

b. Κλοπῆς. 

*6. Κατὰ Tloceıdinnou κλοπῆς. 

©. ᾿Αποκτακίου. 

*7., Κατὰ Ἡδύλης ἀποεταείου. 

*3. "Anocraciov πρὸς ᾿Αρχέετρατον. Bei Harpokr. (v. ἀπο- 
ψηφίζονται) κατ᾽ ᾿Αρχεςτράτου. 

ἃ. Ἐπικληρικοί. 

*9. Cuvnropia Ἡγελόχῳ ὑπὲρ ἐπικλήρου. Bei Harp. (v. 
ληξιαρχικὸν γραμματεῖον) steht A. ἐν τῇ α΄ καθ᾽ Ἡγελόχου cuv- 
nropig ὑπὲρ ἐπικλήρου. 

9". Ὁ öcrepoc. 8. Harp. ]. c. 

*10. Ἐπικληρικὸς ὑπὲρ τῆς Ἰοφῶντος 

. θυγατρὸς. Sonst nicht erwähnt. 

*11. Ὁ ὕστερος. 

*12. Διαμαρτυρία ὡς οὐκ εἰεὶν ἐπίδικοι αἱ ᾿Αριςτοφῶντος 
θυγατέρες. Bei Harpokr. (v. ἐπίκληρος und διαμαρτυρία) διαμ. 
περὶ τοῦ μὴ ἐπίδικον εἶναι τὴν ᾿Αριετοφῶντος θυγατέρα. 


1) So Sanppe für Νικοκράτην, welche Corruptel durch Νικομάχου ver- 
anlasst ist. 2) Doch cod. A Aucınpdrouc, 


212 Deinarchos. Werke. 


6. Ὀρφανικοί, 

*13. Κατὰ Πεδιέως κακώςεως παιδὸς ὀρφανοῦ. — Sonst 

nicht erwähnt. 
£. Κληρικοί. 

*14. Διαμαρτυρία περὶ τοῦ Evinmou!) κλήρου πρὸς Χάρητα. 
— Desgl. 

*15. Ὑπὲρ τοῦ MvncıxA&ouc κλήρου. — Desgl., ausser bei 
Dion. selbst (e.-5). 

g. Ὕβρεως (aixlac). . 

*16. Κατὰ Προξένου ὕβρεως. --- Sonst nicht erwähnt. 

*17. CAnokoyio) πληγῶν; richtiger nach Dion. zu betiteln: 
ἀπολογία ὕβρεως Ἐπιχάρει πρὸς Pılwradnv.?) — Desgl. 

*18. Κατὰ Κλεομέδοντος αἰκίας. - 

18". Ὁ ücrepoc. Das Vorhandensein einer zweiten Rede ist 
sichergestellt durch Euseb. Praep. ev. X, 3 p. 466 Viger.: A. &v 
τῷ a’ κατὰ Κλεομ. αἰκ., und durch Frg. 2 8. (Ammon. π. διαφ. 
ME. p. 91 Valck.), welches augezscheinlich, wie auch Sauppe 
annimmt, Anfang dieser Rede ist. 

h. Besitzstreitigkeiten (mit Ausschluss der Erbschaftssachen). 

*19. Πρὸς Διοςκουρίδην περὶ νειύς.5) Bei Harp. (v. παρουεία) 
ἐν τῷ ὑπὲρ τῆς νεώς. 

*20. Ἐρανικὸς πρὸς τοὺς ἸΠατροκλέους 2) παῖδας. Bei Harp. 
(σ. ἄλογοι ἐρανιεταί und πληρωτής) κατὰ τῶν TI. παίδων ἐρανικός. 

+21. Πρὸς ᾿Αμεινοκράτην διαδικαςία περὶ καρπῶν χωρίου. — 
Sonst nicht erwähnt. 

*22. «Πρὸς ᾿Αντιφάνην» περὶ τοῦ ἵππου. Das bei Dion. aus- 
gefallene πρὸς ’A. aus Harp. v. öxeiov (ἐν ἀπολογίᾳ πρὸς ’A. π. τ. 1). 

*23. Ὁ ücrepoc. Sonst nicht erwähnt. 

*24. Aucıckeidn?) κατὰ Adou ὑπὲρ ἀνδραπόδων. Bei Galenos 
(vol. 18, 2 p. 237 K.) ἐν τῷ πρὸς Δάωνα. 


1) So Reiske für. . ἔτι ἡπου, wie der corrigirte Florentinus hat. 2) 
Gewöhnlich liest man die Stelle: κατὰ TIpoE. ὕβρεως: ‚ÜBpierhc ἐςτιν ὦ 
ἄνδρες πληγῶν“. ἔδει δ᾽ ἐπιγεγράφθαι: ᾿Απολοτία ὕβρεως. Ἐπιχάρει πρὸς 
Φιλ. κτλ 8) So Sauppe für νεῶν. 4) So Hudson für προκλέως; auch 
bei Harp. haben an beiden Stellen einige Hdschr. TIpoxAouc. Die Emen- 
dation wird mit Unrecht bezweifelt von A. Schäfer III, 299,2. 5) Aucıxdeldou 


Deinarchos. Werke. 273 


i. Vermischte Reden, die z. Th. den vorstehenden Klassen 
einzuordnen waren. 

*25. Παραγραφὴ πρὸς Bubrnv.!) — Sonst nicht erwähnt. 

*26. Κατὰ Θεοδώρου ψευδομαρτυριῶν. --- Desgleichen, doch 
8. zu II, 1. 

*27. ᾿Αγάθωνι cuvnyopia. — Desgl., ausser bei Dion. selbst 
c. 5, woselbst ἐν τῷ περὶ τῆς ᾿Αγάθωνος διαμαρτυρίας. 

*28. ᾿Αποςταείου ἀπολογία Αἰςχύλῳ πρὸς Ξενοφῶντα. — 
Diog. Laert. II, 52 eitirt die Rede für Angaben über die Familie 
des Sokratikers Xenophon. Wäre aber dieser der Gegner, wie 
Sauppe annimmt, so wäre die Rede unecht, und dies könnte dem 
Dionysios nicht entgangen sein. Also ist es ein gleichnamiger 
Enkel, vgl. ΤῊ]. II, 5. 450. 

*29. Κατὰ Καλλίππου") μεταλλικός. Auch Harp. (v. ὑπο- 
νομεύοντες) κατὰ Κι; wohl identisch die R. πρὸς τὴν Καλλίππου 
παραγραφήν (ders. v. ὁμοερκές), da auch dies Citat sich auf Berg- 
werkssachen zu beziehen scheint.?) 

*30. Ὑπὲρ υἱοποιήτου; besserer Titel nach Dionys.: ὑπὲρ 
Θεοδώρου, ὃν ἐποιήςατο υἱὸν ’Apxepüv. — Sonst nicht erwähnt. 

*31. Περὶ τοῦ ᾿Αρχεφῶντος κλήρου. Die Wiederholung des 
Namens Archephon (30) ist auffällig. — Desgl. 


IV. ᾿Ιδιωτικοὶ ψευδεπίγραφοι. 
a. Aelter als Deinarchos’ Blütezeit. 

Ἧι, Πρὸς Πεδιέα παραγραφή. Ol. 107, 1 352/1. — Sonst 
nicht erwähnt. . 

*2. TIpöc MeArncavdpov ὑπὲρ τῆς τριηραρχίας. Ol. 104, 4 
361/0. — Desgl. 

*3. TIPOC BOIRNTON ὙΠῈΡ TOY ONOMATOC. Demosth. 
or. XXXIX. Nach Dion. aus Ol. 106, 4 352 (in der That wohl 
aus 108, 1 348); schon deshalb seien diejenigen offenbar im 


Häschr.; Sauppe zieht dies zu den Anfangsworten der vorigen Rede: Ἐβου- 
λόμην ἂν ὦ ἄνδρες Aucıkleibou. 1) Βοιωτόν Reiske. 2) Κατὰ Φιλίππου 
Häschr.; aber der Anfang der Rede lautet: ὅτι μὲν ὦ ἄνδρες Κάλλιππος; 
dazu kommen die Erwähnungen bei Harpokr. 3) Auch Sauppe (8. 338) 
ist für Identität. 

Dlass, attische Beredsamkeit. III, 2. 18 


214 Deiuarchos. Werke. 


Unrecht, welche diese Rede dem Demosthenes nähmen und dem 
Dein. zuwiesen. 

*4. TIPOC MANTIGEON ΠΕΡῚ TIPOIKOC. Dem. or. XL. Nach 
D. zwei bis drei Jahre später als die vorige (ich denke aus 
347); sie müsse von dem gleichen Verfasser sein. Es ist nicht 
klar, ob sie vor Dion. überhaupt schon dem Demosthenes zuge- 
wiesen war. Vergl. ΤῊ]. II, 1 8. 450. 

*5. ᾿Αθηνάδῃ cuvnyopia περὶ τῆς 

cxediac πρὸς ᾿Αμύντιχον. 

*6. Ὁ ὕστερος. 

*7. Πρὸς Μίκυθον μεταλλικός. Ol. 109, 4"341/0. — Desgl. 

*8. (ζατύρῳ πρὸς Χαρίδημον ἐπιτροπῆς ἀπολογία. Aus dem- 
selben Jahre; nach „Kritikern“ bei Photios (p. 491 Ὁ Bk.) demo- 
sthenischen Ursprungs, während Kallimachos sie dem Deinar- 
chos gebe. 

*9. Ὑπὲρ ἀντιδόςεως πρὸς Meyaxkeidnv.!) Um 01.105, 4 356. 
Sprecher Isokrates’ Adoptivschn Aphareus, der für seinen Vater 
diesen Prozess erfolgreich führte. Vergl. ΤῊ]. II,.S. 65 f. Dion. 
wird die Rede dem Aph. selbst gegeben haben, vgl. de Isoer. 
e. 18; das Verzeichniss bricht mitten in der Erörterung über sie 
ab. — Ausser bei Dion. nicht erwähnt. 

π᾿ 

Hierzu kommen noch folgende anderweitig erwähnte, nicht 
näher bestimmbare Reden: 

ἯΙ, Κατὰ Δημοκλέους. Bekk. Anecd. p. 113, 7. 

*2. Ὑπὲρ Εὐθυγένους. Cramer Anecd. Oxon. I p. 52, 10. 

*3. Κατὰ Λεωχάρους. Suid. 1, 1 p. 1217, 22 Bernh. 

*4. Πρὸς τοὺς Λυκούργου παῖδας. Harpokr. v. ἀπονομή. 
Scheint Privatrede in Bergwerkssachen. 

*5. Κατὰ Mevecaixnou, Suid. 2,2 p. 394 Bernh. Anscheinend 
Privatrede?); sonst wäre eine Identificirung mit II, 14 oder 15 
naheliegend. 

*6. Κατὰ Τιμάρχου. Priscian. XVIII, c. 26. Es ist nicht klar, 


1) 80 Suppe; 6. d. Μεγακλείδῃ Hdschr. 2) Das Fragment lautet: 
al τὰρ ἀπὸ τῶν κοινῶν ἔχθραι καὶ πραγματεῖαι αἴτιαι τῶν ἰδίων διαφορῶν 
καθεςτήκαειν. 


Um Ol. 109, 2 3432. — 
Sonst nicht erwähnt. 


Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten. 275 


ob gegen den bekannten Timarchos, gegen den es eine gleich- 
betitelte Rede unter Aristogeiton's Namen gab: "] 

Dionysios zählt somit, wie seine Schrift jetzt vorliegt, im 
ganzen 60 echte Reden und 27 unechte auf; selbstverständlich 
waren ehemals von den letzteren sehr viel mehr verzeichnet, da 
mit der ersten Kategorie von idıwrıkoi weuderiypapor oder noch 
innerhalb derselben die Schrift für uns abbricht. Aber auch die 
Zahl der echten Reden scheint durch Schuld der Handschriften 
verringert, und in der That wird sie, wenn auch bei Suidas auf 60, 
doch bei Pseudoplutarch und Photios auf 64 angegeben, wovon, 
wie hinzugesetzt wird, einige dem Aristogeiton von gewissen 
Kritikern beigelegt würden.?) Vielleicht war es Caecilius, der in 
einer Nachprüfung von Dionysios’ Arbeit noch Einiges als Werk 
des Aristogeiton entfernte.°) Sechs der aufgezählten Reden sind 
auf uns gekommen, drei unter Deinarchös’ Namen, drei unter 
dem des Demosthenes; die ersteren und eine der letzteren stehen 
bei Dionysios unter den echten. Bevor wir aber auf diese Reden, 
soweit sie hier zu besprechen sind, näher eingehen, ist noch 
zusammenzustellen, was über Deinarchos’ allgemeinen Charakter 
bei den Alten sich gesagt findet. . 

Dionysios motivirt die Abfassung seiner Schrift damit, dass 
dieser Redner bei Vielen ein gewisses Ansehen gefunden habe‘), 
und in der That wird er von Cicero unter den noch echt attischen 
Redern mehrfach erwähnt‘), von Gorgias öfters ceitirt®), von 


1) Vgl. oben 8. 249. 3) Psendoplut. p. 850E: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ καὶ 
λόγοι γνήειοι ξδ΄. τούτων ἔνιοι παραλαμβάνονται ὡς "Apıcroyelrovoc. Phot. 
cod. 267: φέρονται δ᾽ αὐτοῦ δ΄ καὶ ξ΄, οὖς οἱ πλεῖςτοι τῶν κριτικῶν Yunclovc 
τιθέαειν᾽ ec δὲ οἵ τινας ἐξ αὐτῶν εἰς ᾿Αριςτογείτονα Ὑπερείδῃ cuvarpdcavra 
μεταφέρουειν. (Die von mir Din. p. XIV adn. vorgebrachte Conjektur 
nehme ich zurück.) Suid. hat: γράψας κατὰ μέν τινας (Demetr. Magn.) 
λόγους τοὺς πάντας ρξ΄, κατὰ δὲ τὸ ἀληθέετερον (Dion.) μόνους ξ΄, τοὺς 
πάντας δικανικοὺς, ὧν οἱ μέν εἰςι δημότιοι, οἱ δὲ ἰδιυυτικοί. 8) Welche Reden 
dies waren, lässt sich nicht ermitteln. Die von Adler 1. c. p. 43 adn. 40 ge- 
äussere Vermuthung ist ohne Beweis geblieben. 4) Dion. c.1: ὁρῶν καὶ 
τοῦτον τὸν ἄνδρα παρὰ πολλοῖς ἠξιωμένον ὀνόματος ἐπὶ δεινότητι λόγων. 5)Cic. 
de orat. 2, 94; Brut. 36; an beiden Stellen im Gegensatz zu der nachfolgen- 
den, entartenden Generation. 6) Ὁ. ist bei Rutil. Lupus (Gorgias) mit 4 
Beispielen vertreten (s. die Statistik Gr. Bereds. 8. 98). 

18* 


276 Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten. 


Demetrios dem Magnesier sehr gelobt. Andrerseits bemerkt 
letzterer, dass nur die Rede gegen Demosthenes, die gar nicht 
von ihm sei, ihn allgemeiner bekannt gemacht habe'); auch 
kommt sein Name bei Dionysios ausserhalb der besondern Schrift 
nirgends vor, und in der Folgezeit fast nur bei Hermogenes, der 
ein nicht ungünstiges Urtheil fällt.?) — Das recht phrasenhafte®) 
des Demetrios kommt darauf hinaus, dass Deinarchos dem Hy- 
pereides in der Anmuth kaum nachstehe, und dass seine Sprache 
sich von der demosthenischen nur durch die geringere Bitterkeit 
und Kraft unterscheide.‘) Bei Dionysios erscheint er als jeder 
Originalität entbehrend, und in der Wahl seines Musters sich 
nicht gleich bleibend: in manchen Reden stelle er den Charakter 
des Lysias dar, in andern zahlreicheren den des Hypereides; bei 
weitem am häufigsten jedoch habe er den Demosthenes nach- 
geahmt. Es seien nun zwischen ihm und jenen Rednern solche 
Unterschiede, wie sieüberall zwischen Urbild und Copie sich 
zeigten, indem die eigentlichsten Vorzüge des ersteren von letzterer 
nicht erreicht würden; so vermisse man bei Deinarchos im Ver- 
gleich mit Demosthenes, unter dessen Nachahmern er der glück- 
lichste sei, doch die Kraft der Worte, die Mannichfaltigkeit und 
die hohe Kunst der Figuren, die Neuheit und das Unerwartete 
der Gedanken, ferner die Meisterschaft in Bau und Anordnung, 
und ganz besonders das Mass und die Angemessenheit. Natür- 
lich sei dies nicht so zu verstehen, als fände sich von dem allen 
nie etwas bei ihm; es sei nur im allgemeinen eine gröbere 
Wiedergabe des demosthenischen Charakters, weshalb er auch 
von Einigen nicht unpassend der bäurische Demosthenes 
genannt sei, besonders wegen der mangelhaften Oekonomie.°) 


1) Demetr. Ὁ. Dion. e. 1: τοςοῦτον «κότος ἐπιπεπόλακεν, ὥςτε τοὺς μὲν 
ἄλλους αὐτοῦ λόγους — ἀγνοεῖν ευμβέβηκε, τὸν δὲ μὴ τραφέντα ὑπ᾽ αὐτοῦ 
μόνον ἐκείνου νομίζετθαι. 4) Hermog. π. ἰδ. p. 413 Sp. (vgl. p. 399). 
3) Dion. 6. 2: ὀνόματα μόνον κοινὰ καὶ mepırp£xovra ἐςπούδατε. 4) 
Ῥοπιοίσ. 1. c.: ἔςτι τοίνυν οὗτος — οὐδὲν ἀπολείπων τῆς Ὑπερείδου χάριτος, 
ber’ εἰπεῖν „al νύ κεν ἢ παρέλαςςεν“ (Hom. Il. 28, 382). — — ἡ δὲ λέξις 
ἐςτὶ τοῦ Δ. κυρίως ἠθικὴ, πάθος xıvobca, cxedöv τῇ πικρίᾳ μόνον καὶ τῷ 
πόνῳ τοῦ Δημοεθενικοῦ χαρακτῆρος λειπομένη, τοῦ δὲ πιθανοῦ καὶ κυρίου 
μηδὲν ἐνδέουςα. δ) Dion. ο. 5—8; bes. c. 8: τούτων (unter den Nach- 


Deinarchos. Beurtheilung bei den Alten. 277 


Bestimmter tritt ejn Bild des Deinarchos bei Hermogenes hervor, 
der einen ähnlichen Beinamen anführt: „der Demosthenes aus 
Gerste“ (kpidıvoc A.), wobei also das barbarische Bier und der 
Wein den Gegensatz bilden. Nämlich er gleiche dem Demosthenes 
durch die grosse Herbigkeit, Heftigkeit und Lebendigkeit, welche 
letztere wir in Hermogenes’ Sinne wesentlich in den Figuren zu 
suchen haben; doch sei die Redegewalt bei ihm mehr eine schein- 
bare, indem (wie sich aus andern Stellen ergänzen lässt) die 
heftigen Angriffe nicht immer am Orte, noch auf Grund von 
Beweisen geschühen. Der Ausdruck trage weniger zu der Heftig- 
keit und Herbigkeit bei: sie beruhe in den unverhüllt und unge- 
mildert vorgebrachten Gedanken, und ganz besonders in den 
Figuren und der Composition. Schmuck und zierliche Redeweise 
erstrebe er minder; Deutlichkeit und Natürlichkeit seien vor- 
handen.’) Im ganzen weist ihm: Hermogenes die fünfte Stelle 


ahmern des Demosth.) äpıcrov ἄν τις θείη τὸν Aelv. τενέςθαι᾽ λείπεται δὲ 
Δημοεθένους κατὰ μὲν τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων τῇ δεινότητι, κατὰ δὲ τὴν 
εύνθεειν τῇ ποικιλίᾳ τῶν «χημάτῳων καὶ τῇ ἐξαλλαγῇ, κατὰ δὲ τὴν eüpecıv 
τῶν ἐπιχειρημάτων τῷ μὴ καινὰ καὶ παράδοξα λαμβάνειν, ἀλλὰ φανερὰ καὶ 
ἐν τῷ μέεῳ κείμενα, κατὰ δὲ τὴν οἰκονομίαν τῇ τάξει καὶ ταῖς ἐξεργαείαις 
τῶν ἐπιχειρημάτων καὶ ταῖς προκατακκευαῖς καὶ ταῖς ἐφόδοις καὶ τοῖς ἄλλοις 
τεχνικοῖς παραγγέλμακιν, ἃ περὶ ταύτην ἐςτὶ τὴν ἰδέαν" μάλιςτα δ᾽ αὐτοῦ 
λείπεται τῇ ευμμετρίᾳ καὶ τῷ καιρῷ πρέποντι (verdorben, doch der Sinn 
klar, vgl. de Dem. c. 84). λέγω δὲ ταῦτα οὐκ ἐν τῷ καθόλου τρόπῳ, ὡς 
μηδὲν τούτων κατορθοῦντος, ἀλλ᾽ ἐν τῷ κοινοτέρῳ καὶ ὡς ἐπὶ τὸ πολύ. δι᾽ 
αὐτὸ γὰρ τοῦτο καὶ ἄγροικόν τινες Δημοεθένην ἔφακαν εἶναι, διὰ τὸ ἐλλιπὲς 
τῆς οἰκονομίας ταύτην περὶ αὐτοῦ τὴν δόξαν λαβόντες" τὸ γὰρ ἄγροικον 
(scil. οὧμα) τοῦ πολιτικοῦ (d. i. urbanus) cuWnaroc οὐ μορφῇ, κατακκευῇ δὲ 
καὶ διαθέςει τινὶ τῆς μορφῆς διήνεγκε. 1) Hermog. Ρ. 418: ὁ δὲ A. πο- 
λιτικὸς ὧν οἷα «αφὴς καὶ ἀληθὴς καὶ πιθανὸς πολὺ τὸ «φοδρὸν ἔχει καὶ τὸ 
πραχὺ κατά τε τὴν ἔννοιαν καὶ τὴν μέθοδον, κατὰ δὲ αὐτὴν τὴν λέξιν ἧττόν 
ἔτι cpodpöc. κατὰ μέντοι τὰ περὶ τὴν λέξιν, οἷον εχήματα κῶλα ευνθήκας 
ἀναπαύτεις ῥυθμούς, καὶ πάνυ «φοδρός τε καὶ τραχύς ἐετι. διὸ καὶ ἧττον 
ὁ ἐπιμελὴς ὁ λόγος αὐτῷ, γοργὸς δὲ καὶ δεινὸς οὐ μετρίως, μᾶλλον δὲ εἶναι 
δοκεῖ ἢ Ecrı δεινὸς διὰ τὸ τῆς τοιαύτης μᾶλλον μετέχειν δεινότης. (Vgl. 
p. 896 über Aristogeiton’s φαινομένη δεινότης, und p. 299, nach einer Be- 
merkung über die τραχύτης desselben Redners: πολλὰ δὲ τοιαῦτα καὶ παρὰ τῷ 
Aeıväpxy.) καθόλου τε ὁ ἀνὴρ ἐμφαινόμενον ἔχει πολὺ τὸ Δημοςθενικὸν διὰ τὸ 
πραχὺ καὶ γοργὸν καὶ «φοδρόν, ὥςτ᾽ ἤδη τινὲς καὶ προςπαίζοντες αὐτὸν οὐκ 
ἀχαρίτως κρίθινον Δημοεθένην εἰρήκαειν. (Vgl. den Ausdruck hordearius 
rhetor Suet. rhet. c. 3.) — Das kurze Urtheil bei Pseudoplut. 860 (vgl. 


278 Deinarchoe. Rede gegen Demosthenes. 


nach Demosthenes zu, indem er ihn namentlich vor Aischines 
und Lykurgos bevorzugt. Leider erwähnt er nie einzelne Reden, 
welche wir als diesem Urtheile zu Grunde liegend betrachten 
könnten; doch werden wir kaum irren, wenn wir zumeist an die 
Rede gegen Demosthenes denken, auf welche die Schilderung in 
der That vollkommen passt. 

Was nun die einzelnen erhaltenen Reden und zunächst die 
eben genannte betrifft, so ist derselben die Zeit und der Gegen- 
stand mit Hypereides’ Demosthenika gemeinsam, ihr Sprecher 
aber weder genannt noch sicher zu ermitteln. Wir kennen unter 
den zehn für die harpalischen Prozesse bestellten Anklägern 
ausser Hypereides noch folgende: Pytheas Menesaichmos Himeraios 
Stratokles Prokles’); von diesen hatte Stratokles, wie aus unsrer 
Rede hervorgeht, die Verhandlung eröffnet, ihm folgte der 
Sprecher des Deinarch.’) Derselbe sagt über sich sehr wenig: 
dass er von geringen Anfängen emporgekommen sei®), dass ihn 
der Areopagite Pistias durch falsche Anzeige in einen Prozess 
gebracht, er aber den Angeber vermittelst einer Eisangelie zur 
Strafe gezogen habe‘); die eicayrekia κατὰ Tlıcriou ist unter den 
nach Dionysios echten Reden des Deinarchos. Ferner gehörte 
der Sprecher nicht zu den offenkundigen Anhängern der Make- 
donier.°) Nün kann es Menesaichmos®) nicht wohl sein: denn 


Phot. p. 496 b 88. ΒΚ. bietet nichts neues: ζηλωτὴς δ᾽ ἐγένετο Ὑπερείδου 
A ὥς τινες Δημοεθένους διὰ τὸ παθητικὸν καὶ «φοδρόν᾽ (καὶ) τῶν «χημάτων 
δ᾽ αὐτοῦ μιμητὴς ὑπάρχε. 1) Zehn Ankläger Dein. 2, 6; Stratokles Ὁ. 1, 
1. 20. 21; die andern Namen Pseudopl. Dem. 8460. 9) 8 18: πολλῶν 
δ᾽ ὑπὸ (τρατοκλέους εἰρημένων καὶ τῶν πλείςτων προκατειλημμένων κατ- 
nropnudrwv -- ὑπόλοιπον ἡμῖν — κοινῇ mäcıv ὑμῖν παρακελεύεςθαι, πρῶτον 
μὲν τοῖς λοιποῖς ἡμῖν ευὐγγνώμην ἔχειν «re, 8. Mätzner p. 89. 8) δ. 1, 
53: διὰ τὴν ἀςθένειαν τὴν τότε καὶ τὴν ἐρημίαν τὴν ἐμήν. 4) 8 4858; 
48 heisst es: ἀγῶνα ἀπολογούμενος ὑπὲρ ἐμαυτοῦ, wohl ohne Zweifel eben- 
falls eine Eisangelie. 5) 8. 8 101: πολλῶν ὄντων καὶ δεινῶν καὶ παρα- 
νόμων ὧν Δημάδης γέγραφε, das. τινὰ πρᾶξιν ὧν ἐκεῖνος (Demades) προ- 
ἑλόμενος κατὰ τοῦ δήμου πεπολίτευται, ferner 108: ὑμεῖς δ᾽ ἐν τοῖς ἔξω τὰς 
ἐλπίδας ἔχετε, ἁμιλλώμενοι ταῖς κολακείαις πρὸς τοὺς ὁμολογοῦντας ὑπὲρ 
᾿Αλεξάνδρου πράττειν wr&., 32 Lob des Charidemos. Vgl. H. Haupt, Rh. 
Mus. 1879 8. 386, 5. 6) Auf diesen rieth A. G. Becker (Demosth. als 
Staatsmann und Redner I, 8. 120); auch H. Haupt 1. ὁ. 8. 383 ist für M., 
für den ja auch andre Reden von Dein. verfasst seien. 


Deinarchos. Rede gegen Demosthonen. 919 


die in dessen Sachen gehaltenen, angeblich deinarchischen Reden 
weist Dionysios ihm selber zu, und würde demnach auch die 
Rede κατὰ TTıcriou nicht dem Deinarchos belassen, da doch in 
derselben die Persönlichkeit des Sprechers nothwendig hervor- 
treten musste. Pytheas’ Rede gegen Demosthenes war unter 
seinem Namen vorhanden.!) Dagegen Himeraios, der Bruder des 
Demetrios von Phaleron, könnte immerhin, wie man vermuthet 
hat?), der Sprecher sein; denn eben die Rede καθ᾽ Ἱμεραίου 
eicayyeAtıköc, die im Verzeichniss von Deinarch’s Werken der 
κατὰ TTıcriov unmittelbar vorangeht, könnte sich auf den durch 
Pistias veranlassten Prozess beziehen, und der somit hervortretende 
Parteiwechsel des Logographen brauchte dem Dionysios kein 
“Grund für kritischen Zweifel zu sein. Himeraios’ politische 
Stellung ergibt sich daraus, dass er nach dem lamischen Kriege 
mit Hypereides und Andern von Antipatros umgebracht wurde; 
seine und seines Bruders Anfänge waren keine glänzenden ge- 
wesen°), so dass hier alles stimmt. Der Bruder stand mit Deinarch 
in Verbindung‘); da indes die Abfassung der Rede durch diesen 
Logographen fraglich ist, so können alle daraus abgeleiteten 
Argumente nichts entscheiden. Prokles aber (wenn der Name 
riehtig überliefert ist®)) und die vier uns nicht genannten, die 
jedenfalls sämmtlich mit kürzerer oder längerer Ansprache auf- 
getreten sind‘), haben insofern geringere Ansprüche, als die 


1) 8. oben 8. 255. 2) Pluygers de Demade p. 58. 60 (s. Westermann 
Zischr. f. AW. 1837 or. 26); Sauppe Philol. III, 642. 3) 8. unten bei 
Demetrios. 4) Dies macht Sauppe 1. c. als Argument geltend; gegen ihn 
hebt A. Schäfer III, 298, 3 hervor, dass Him. doch wohl selbst beredt ge- 
wesen sein müsse, woraus indes lediglich folgen würde, dass er nicht nur 
Sprecher, sondern auch Verfasser war. δ) ΤΤροκλέους Hdschr. des Plut. 
u. Photios, vertheidigt von A. Schäfer III, 299, 2; ΤἸΤατροκλέους Wester- 
mann; (τρατοκλέους nach Ruhnken (der indes die Vermuthung zurück- 
gezogen) Sauppe 1. c. 6) Sauppe freilich nimmt an, dass bei Plut. die 
vollständige Liste derer vorhanden sei, die wirklich gegen Dem. gesprochen. 
Aber gegen Aristogeiton traten allem Anschein nach sämmtliche zehn 
cuvhyopor auf, s. Dein. 2, 6f., und dass die Athener zehn Reden oder An- 
sprachen in der gleichen Sache vertragen konnten, zeigt sich doch in der 
allgemeinen Sitte der Bestellung von so viel cuvhropoı (auch zur Ver- 
theidigung, Hyper. Euxen. col. 26). Vgl. Schäfer III, 298, 3, der wenigstens 
für Demosthenes’ Prozess durchaus daran festhält, dass alle gesprochen. 


280 Deinarchos. Rede gegen Demosthenes. 


zweite Stelle und eine so lange Rede sich für einen unbedeutenden 
Sprecher nicht zu schicken scheinen, und unter diesen kaum ein 
bedeutender Mann gewesen sein wird. 
Ueber die von Stratokles gehaltene Hauptrede erfahren wir 
. soviel, dass sie über die Anzeige des Areopag und die derselben 
vorangegangenen Volksbeschlüsse mit der Ausführlichkeit ge- 
handelt hatte, die den Anschein einer gründlichen Behandlung 
der Sache wahrte; ausserdem aber auch über anderes, was von 
diesem Falle weit ablag, so über die thebanische Katastrophe 
und Demosthenes’ Mitschuld an derselben.!) Dass der Angeklagte 
die 20 Talente genommen, wurde als durch den Areopag ermittelt 
vorausgesetzt, formell nicht mit Unrecht, indem ja Demosthenes 
selbst jene Untersuchung gegen sich beantragt und für den Fall, 
dass der Areopag eine Schuld fände, die härteste Strafe sich 
zuerkannt hatte. Wenn nun schon der Hauptredner so verfuhr, 
so kann es nicht wundern, dass die Deuterologie vollends über 
Harpalos und über Demosthenes’ Einverständniss mit ihm so gut 
wie nichts enthält, ja auch der Name Harpalos ausserordentlich 
selten darin vorkommt.) — Nach kurzer Charakterisirung des 
Falles legt der Sprecher dar, welche Aufgabe ihm und den 
übrigen Anklägern nach Stratokles’ Rede noch bleibe, nämlich 
die, den Zorn der Richter noch weiter zu erregen, weshalb auch 
etwaige Wiederholungen des von jenem schon Behandelten zu 
entschuldigen seien. Nachdem er schon hier zu strenger Be- 
strafung ermahnt, entwickelt er in einer Art von Erzählung aufs 
allerkürzeste den Verlauf der Sache, von dem die Untersuchung 
anordnenden Volksbeschluss bis zu der Anzeige, und hebt hervor, 
dass diese von Demosthenes jetzt bestritten werde; damit ist 


1) $ 1: πολλῶν δ᾽ ὑπὸ Crp. εἰρημένων καὶ τῶν πλείςτων προκατειλημμένων 
κατηγορημάτων, καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς dmopdcewc τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου 
βουλῆς δικαίας καὶ ἀληθεῖς ἀποδείξεις εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν ἀκόλούθων τού- 
τοῖς (τρατοκλέους εἰρηκότος καὶ τὰ ψηφίςματα ἀνεγνωκότος ἤδη τὰ περὶ 
τούτων. $ 20. 21 ὥςπερ καὶ (τρατοκλῆς εἶπεν (bezüglich des durch Dem.'s 
Schuld unterbliebenen Hülfszuges der Arkadier nach Theben). Wort des 
Str. über Thebons Zerstörung, Agatharchides b. Photios p. 447 a 17 (vgl. 
unten 8.288. 3) 8 1. 4, 16. 61. 68. 89. 112. 


Deinarchos. Rede gegen Demostbenes. 281 


die Einleitung abgeschlossen!) Was nun folgt, also die Stelle 
des beweisenden Theils vertritt, ist nichts als eine fortgesetzte 
Reihe von Abschweifungen. Indem der Redner ‚die Wahrhaftig- 
keit der Anzeige vertheidigt, erklärt er, dass der Areopag an 
den ihm jetzt widerfahrenden Anfechtungen insofern selbst schuld 
sei, als er früher den Demosthenes in Sachen der persischen 
Gelder geschont habe.?) Dann ist er auf einmal bei dem Rühmen 
des Angeklagten von seinen Verdiensten, und vergleicht dieselben 
mit denen des Timotheos, welche diesen doch nicht vor der Ver- 
urtheilung geschützt hätten.) Ein neuer Abschnitt erörtert, auf 
Grund von Stratokles’ Darlegungen, wie Demosthenes an dem 
Unglücke Thebens wesentlich schuld sei.‘) Dann berührt der 
Redner andere, noch ältere Sünden des Angeklagten, legt dar, 
dass er alle, die sich mit ihm irgend einliessen, durch das ihm 
anhaftende böse Geschick zu Grunde gerichtet hat, dass irgend- 
welcher Nutzen von ihm für den Staat schlechterdings nicht zu 
hoffen ist.°) Ein Gegenstück bilden die Thaten der früheren 
Staatsmänner, insbesondere die durch Kephalos, Thrasybulos und 
Andere herbeigeführte Befreiung Thebens von den Spartanern.*) 
Weiter schildert er, wie Demosthenes aus den von ihm bean 
tragten Gesetzen und Dekreten sich unablässig bereichert habe, 
was als Argument für den gegenwärtigen Fall verwerthet wird’), 
und legt schliesslich dar, dass er dem Fluche verfallen sei, der 
über die ungetreuen Redner in jeder Volksversammlung ver- 
kündet werde.°) — Es folgt, als neuer Haupttheil, die Abfertigung 
von Einwänden. Wenn Demosthenes dem Sprecher vorwirft, 
dass er selbst früher eine gegen ihn ergangene Anzeige des 
Areopag gerichtlich bekämpft habe, so lag jener Fall ganz anders, 
indem ein einzelner Areopagit, der dafür hat büssen müssen, der 
Urheber der Verdächtigung war.) Ebenso unbegründet ist die 
Hereinziehung andrer Fälle, in denen solche, die vom Areopag 


. 


1) $ 1—3 Prooemium; 4—6 Erzählung. 2) 7-9; 10-11. 8) 


11-17 (mit dem vorigen Abschnitte äusserlich eng verbunden. 4) 
18-27. δ) 28-- 86, 6) 81--406, 1) 41--46. 8) 46- 41. 9) 48-- 
68 (mit dem folgenden Stücke eng verbunden). 


282 Deinarchos. Rede gegen Demosthenes. 


angezeigt waren, vom Gerichte freigesprochen wurden: der Redner 
weist eingehend nach, wie überall die durch den Areopag ge- 
schehene thatsächliche Feststellung nicht umgestossen wurde, 
sondern nur eine mildere Beurtheilung durch die Richter statt- 
fand.’) Demosthenes aber hat selbst die Untersuchung gegen 
sich und ebenso früher gegen andere Uebelthäter dem Areopag 
übertragen.?) Es sind diese Darlegungen die einzigen in der 
ganzen Rede, die durch Sachlichkeit und Gründlichkeit befriedigen. 
Daran schliesst sich der lange Epilog, beginnend mit hoch- 
pathetischer Ermahnung, den Verbrecher nicht entrinnen zu lassen; 
es wird dann hingewiesen auf den Fall, dass nun Alexander 
gemäss Demosthenes’ eignem Volksbeschlusse die Gelder zurück- 
fordere, wo entweder ohne die Beihülfe der unterschlagenen Summen 
Krieg geführt, oder dieselben aus den Beisteuern des Volkes 
ersetzt werden müssten.°) Ganz locker eingefügt ist ein Abschnitt 
über den entscheidenden Einfluss, den gute und schlechte Volks- 
führer auf das Schicksal der Staaten haben, was an der Ge- 
schichte Thebens und Athens dargelegt wird.) Dann bespricht 
der Redner einzelne Psephismen des Demosthenes: das nach der 
Schlacht bei Chaironeia, mit welchem er sich als Gesandten ins 
sichere Ausland beorderte, ferner über die fehlenden harpalischen 
Gelder und über die Aufbewahrung der Schätze für Alexander.?) 
Den Bitten und Schwindeleien des Angeklagten ist kein Gehör 
zu schenken: er hat den Staat heruntergebracht, Ränke über 
Ränke gesponnen, kein einziges thatsächliches Verdienst aufzu- 
weisen. Auch das Orakel warnt die Stadt vor den Führern, und 
wie unzuverlässig Demosthenes ist, zeigt sich darin, dass er wider 
seinen‘ angeblichen Gegner Demades niemals thatsächlich etwas 
unternommen hat; er ist vielmehr ebensosehr ein Schmeichler 
der auswärtigen Machthaber wie dieser.°) Der Redner legt dann 
noch dringend den Richtern ihre Pflicht ans Herz”), schliesst 


1)54-60. 2)61-63. 3) 64-71. 4) 72-77. δ) 78-82; 
83 — 88; 89 — 90. 6) 91—98; 99 -- 104. Das Orakel (von Dodona) ist 
schon $ 78 einmal vorgelegt (vgl. Demosth. 19, 297#.). 7) 106 — 107. 
Nach Finke (Quaest. Dinarch., Greifswald 1873, p. 53) beginnt hier der 
Epilog. 


Deinarchos. Rede gegen Aristogeiton. 283 


die Rührungsversuche des Angeklagten und etwaige Fürsprachen 
aus!), und endet mit einem kurzen Schlusswort.?) 


Die zweite Rede, gegen Aristogeiton, hat unzweifelhaft 
denselben Verfasser, wahrscheinlich also auch den gleichen 
Sprecher, und nur das ist streitig, ob dieser nicht etwa in diesem 
Prozesse an erster Stelle redete. Aristogeiton kam vor Gericht, 
nachdem Demosthenes, Demades, Philokles bereits verurtheilt 
waren°); die Beweise gegen alle Angeklagten waren die näm- 
lichen; demnach musste gegen Aristogeiton, wie überhaupt gegen 
fast alle nach Demosthenes Vorgeführten, von Anfang an in der 
Weise einer Deuterologie gesprochen werden, woraus sich die 
Anlage dieser Rede, auch wenn sie die erste war, hinreichend 
erklärt.) Nun heisst es aber in ihr bald nach dem Anfang: 
„erwartet nicht von mir Auseinandersetzungen zu hören, da die 
Verbrechen offenbar sind“), und dann: „wenn jeder von uns 
zehn Anklägern nach kurzer Rede heruntersteigt“.*) Es ist also 
auf eine vorhergehende Hauptrede nicht im mindesten Bezug 
genommen, und somit bin ich geneigt, eben unsere Rede als die 
erste zu betrachten. — Aristogeiton war vom Areopag mit der 
geringen Summe von 20 Minen angezeigt.’) Seine Bedeutungs- 
losigkeit war auch für die Richter mehr bestimmend als seine 
notorische Schlechtigkeit, und da der Opfer genug gefallen waren, 
so sprachen sie ihn frei, was möglicherweise nicht ungerecht, 
aber schlechterdings nicht consequent war.®) 

Das Prooemium der Rede beginnt in angemessener Weise 
mit einer Charakterisirung des Falls: Aristogeiton, der schlechteste 
aller Menschen, streitet gegen den Areopag. Der Redner fordert 
dann dringend zu einem Todesurtheil auf, welches hier allein am 


1) Ἐκβολὴ ἐλέου 108— 141; Exß. cuvnyöpwv 112—113. 2) 114. 8) 
$ 15 (Demosth. u. Demades); über Philokles 8. u. 8. 285, δ. 4) Dies 
gegen Mätzner 8, 164. 6) 8 5: μὴ τῶν map’ ἐμοῦ λόγων ἀκούειν ζητή- 
εῆτε, φανερῶν ὑμῖν γεγενημένων τῶν ἀδικημάτων κατὰ τῶν ὑπὸ τῆς βουλῆς 
ἀποπεφαςμένων. (Dagegen $ 11 ebenso richtig παρ᾽ ἡμῶν.) 6) 8 δ: 
ἐὰν μὲν ἡμεῖς ol κατήγοροι δέκα ὄντες τὸ ὕδωρ ἀναλώςωμεν ἅπαν -- — ἐὰν 
δ᾽ ἕκακτος ἡμῶν — βραχέα“ εἰπὼν καταβῇ. Damit vergleiche man I, 1f. 
Ἴ 91. 8) Demosth. Epist. 8, 87. 42f.; oben 5. 248. 


284 Deinarchos. Rede gegen Philokles. 


Platze sei; zu Ende des Prooemiums bezeichnet er das vorliegende 
Verbrechen.!) Aber an Stelle näherer Darlegungen und Be- 
weise zur Sache tritt dann hauptsächlich die Ausführung, dass 
dergleichen hier nicht nöthig, sei.?) So verbreitet er sich nun 
über die Antecedentien des Angeklagten und zeigt daraus, dass 
derselbe keine Schonung verdiene?); weiter legt er dar, wie ver- 
kehrt und den weisen Einrichtungen der Vorfahren zuwiderlaufend 
es wäre, wenn das Volk sich diesen Rathgeber aufbewahren ᾿ 
wollte.*) Es folgt eine dringende Ermahnung, hier ein Beispiel 
aufzustellen, um alle Bestechlichen zu schrecken; das alte Dekret 
gegen Arthmios von Zeleia wird auch von diesem Redner, wie 
von Demosthenes und dann von Aischines, verwerthet.5) Hier 
bricht die Rede ab, so schroff, dass die Verstümmelung offenbar 
und längst erkannt ist. Es konnte immerhin mit wenigen Zeilen 
geschlossen werden‘), ebensogut aber der Epilog, der, wenn man 
so will, fast die ganze Rede einnimmt, noch ziemlich lange sich 
fortspinnen; doch wird jedenfalls die Rede auch in ihrer Voll- 
ständigkeit kurz genug gewesen sein. 


Ein ähnliches Werk ist die dritte Rede, gegen Philokles. 
Der hier Angeklagte war das Jahr zuvor, Ol. 113, 4 325/4, der 
Stratege gewesen, welchem die Wacht von Munichia und den 
Schiffswerften anvertraut war, und hatte sich anheischig gemacht, 
das Einlaufen des Harpalos und seiner Flotte in den Hafen zu. 
hindern?); als aber nun jener mit einem Schiffe erschien, hatfe 
er ihn eingelassen, und darum kam nun ganz vornehmlich auf 
ihn der Verdacht der Bestechung. Philokles beantragte, gleichwie 
Demosthenes und wohl gleichzeitig mit diesem, dass der Areopag 
gegen ihn speziell untersuche, indem er sich den Tod als Strafe 


ἡ 81-4. — $ 4: ὃς map’ Ἁρπάλου λαβεῖν χρήματα ἐτόλμηςεν, ὃν 
ἤκθεθ᾽ ἥκειν καταληψόμενον τὴν πόλιν ἡμῶν. 2) 6---τ. — Nach ἀπο- 
πεφαςμένων $ 5f. folgt in allen Hdschr. ein Satz, der nichts ist als eine 
aus verschiedener Redaktion herrührende andre Fassung von $ 8 Anfang; 
man hat ihn mit Recht getilgt. 3) 8-13. 4)14—10. 5) 20-26 
(Demosth. 9, 42; 19, 271; Aisch. 3, 258). 6) Dies nimmt Mätzner an 
(P. 164). Τὴ $1 (erparnyöc ἐπὶ τὴν Μουνιχίαν καὶ τὰ νεώρια). 


Deinarohos. Rede gegen Philokles. 285 


setzte'); das Ergebniss war, dass er mit einer nicht näher be- 
kannten Summe dem Volke als bestochen angezeigt wurde, und 
das zu dreien Malen?), vermuthlich indem der Areopag seine 
Liste nach und nach vervollständigt, den Philokles aber gleich 
zuerst darauf gesetzt hatte.‘) Eben darum wurde auch zuerst 
gegen ihn das gerichtliche Verfahren vom Volke angeordnet‘); 
indes kam nicht er als der erste vor Gericht, sondern es gingen 
mehrere andere Verurtheilungen vorher.) Auch er stellte sich 
zur Verhandlung‘); er wurde wie Demosthenes zu einer Geld- 
busse verurtheilt, die seiner politischen Laufbahn wenigstens 
zunächst ein Ende machte.’) Die Gerechtigkeit dieses Urtheils 
unterliegt dem stärksten Zweifel, und gerade die Rede gegen ihn 
liefert die Argumente für seine Unschuld. Philokles war reich; 
er hatte keine Söhne; er hatte den Ruf eines Ehrenmannes; er 
genoss das Vertrauen des Volkes in solchem Masse, dass ihm 
ausser andern Würden mehr als zehnmal die eines Strategen 
übertragen war.°) In der Politik war er einer der entschieden- 


1) δ 2 γράψας καθ᾽ ἑαυτοῦ ψήφιςμα καὶ θανάτου τιμηςάμενος κτέ., vgl. 
5.16.21. 2) $ 1: οὐχ ἅπαξ ἀλλὰ τρὶς ἐξεληλεγμένος ὑπὸ τῆς ἐξ ’A. m. B., 
vgl. 16 μόνος τῶν πονηρῶν πάντων τρὶς οὐχ ἅπαξ ἀποπέφανται κτέ. — Ob die 
Summe 16 T. betrug? 8. Dein. 1, 89 (ἕτερος δὲ πεντεκαίδεκα), A. Schäfer 
ΤΙ, 297, 1. 3) A. Schäfer III, 816, 2 macht aus der dreimaligen An- 
zeige ein dreimaliges Verhör, was mir nicht zulässig scheint. 4) $ 14: 
ἑωρακότες τὸν δῆμον ἅπαντα κατήγορον τούτου γεγενημένον καὶ προκεχειρι- 
κότα πρῶτον τῶν ἄλλων ἐπὶ τὸ τὴν τιμωρίαν ἐν ὑμῖν δοῦναι (vgl. dazu 
Meier Allgem. Litteraturztg. 1848 8. 468). — $ 1 heisst es: ἐξεληλεγμένος -- 
ὡς ὑμεῖς ἅπαντες Icre καὶ νῦν ἐν τῷ δήμῳ ἠκούετε, mit grobem Hiatus und 
schwer zu erklären; ist zu lesen νῦν ἐνταῦθ᾽ ἡμῶν ἀκούετεΡ Die Rede wäre 
dann sicher Deuterologie. — Ausserdem hatte das Volk dem Ph. die 
Würde eines Aufsehers der Epheben aberkannt, wozu er nach seiner Stra- 
tegie erwählt war, 8. $ 18. δ) Vgl. 14: (dei) ἀκολούθως ταῖς πρότερον 
κεκριμέναις (ἀποφάκεειν) ... (Lücke; etwa καὶ ταύτην κρίνειν)" αἰςχρὸν γὰρ 
ἀπειπεῖν τιμωρουμένους ἐςτὶ κτέ. Eben hieraus geht auch hervor, dass 
Aristogeiton’s Prozess und Freisprechung noch nicht stattgefunden hatte. 
6) Vgl. $ 8. 4; dass 16 τοῦ νῦν ἐκλελοιπότος τὴν κρίειν verdorben sei, ist 
lüngst erkannt. 7) Demosth. Epist. 3, 31f.: ὅταν τῶν δημοτικῶν τοὺς 
μὲν ἡ Kaßnkouca μοῖρα... παραιρῆται —, τοὺς δ᾽ ὑμεῖς προῆςθε, ὥςπερ 
Χαρίδημον καὶ Φιλοκλέα καὶ ἐμέ. Ein Todesurtheil kaun man darnach nicht 
annehmen; zwischen diesem und einer Geldstrafe stand den Richtern die 
Wahl, $ 5. 8) $ 18: odclav ἔχων πολλὴν καὶ παίδων ἀρρένων οὐκ ὄντων 


286 Deinarchos. Rede gegen Philokles, 


sten Patrioten und Gegner Makedoniens'), weshalb auch Demo- 
sthenes in dem bald nachher geschriebenen dritten Briefe ihn 
unter die lautersten Volksfreunde zählt.”) Dass er aber von 
Harpalos Geld genommen, war weder vom Areopag mit Beweisen 
belegt?), noch giebt sich der Ankläger im geringsten mit solchen 
ab, obgleich doch Philokles’ Fall eigenthümlich genug und in 
.ganz anderm Masse als z. Bsp. der des Aristogeiton einer Be- 
weisführung zugänglich war. Eis scheint also, dass der Areopag, 
um gegenüber Alexander die Schuld vom Volke abzuwälzen, 
zunächst den Philokles als geeignetstes Opfer ersehen hatte, nicht 
sowohl weil bei diesem eine Bestechung zumeist erwiesen war, 
sondern weil seine wenigstens passive Mitwirkung bei Harpalos’ 
Aufnahme in die Stadt am offenkundigsten vorlag. Unsere 
Anklagerede aber mag deswegen als eine der Deuterologien gelten, 
weil für die Hauptrede das Absehen von jeglicher Erörterung 
des speciellen Vergehens gar zu skandalös wäre; als ein eigent- 
licher Beweis kann freilich dies nicht gelten.‘) 

Das Prooemium kennzeichnet in aller Breite den Fall und 
seine erschwerenden Umstände, zu denen auch der gehört, ‘dass 
der Angeklagte sich zu stellen gewagt hat, und hebt hervor, 
dass es sich hier nicht um Schuld oder Unschuld, sondern nur 
um den Grad der Strafe handeln könne; der Ankläger verlangt 
natürlich die Todesstrafe.°) Das Folgende ist alsbald Steigerung, 
indem z. Bsp. aus diesem Verbrechen auf geheime frühere, sowie 
auf solche geschlossen wird, die Philokles der Mann gewesen 
wäre bei Gelegenheit zu begehen.°) Auch nach diesen letzteren 
sollen die Richter die Strafe bemessen, und um so mehr zürnen, 
weil er ein solches Vertrauen des Volkes genossen hat und so 


αὐτῷ, καὶ οὐδενὸς ἄλλου δεόμενος ὧν ἂν ἄνθρωπος μέτριος δεηθείη, das. 
ἐξήλεγξεν αὑτοῦ τὴν προςποίητον καλοκαγαθίαν ὅτι ψευδὴς ἦν, $ 6 πάλαι 
τοιοῦτος ὧν ἐλάνθανεν ὑμᾶς, 19 Ermahnung μὴ δουλεύειν ταῖς δόξαις. 
Die Aemter 12. 1) 8 18: οἷς πρότερον ἔφη διαφέρεεθαι, πρὸς τούτους 
ἔταξεν αὑτόν (vgl. 1, 1). 22: φιλεῖν ὑμᾶς φάεκοντες καὶ πράττειν ὑπὲρ τῶν 
τῆς πόλεως ἀγαθῶν. 2) Bei Demosth. 1. c. heisst es weiter: ὧν ἑτέρους 
εὐνουςτέρους οὐδ᾽ αὐτοὶ νομίζετε. 3) Hyper. Dem. col. 9, 188: 4) 
Mätzner p. 166 hält die R. zweifellos für Denterologie. Vgl. oben 8, 285, 
Anm.4 5)$1-5.  6)6-10. 


Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen. 287 


viel geehrt worden ist.!) Dann wird unter anderm, mit denselben 
Worten wie in der ersten Rede, das Beispiel des Timotheos vor- 
geführt, wie derselbe sich vorher verdient gemacht, und wie er 
dennoch nachher bestraft wurde.?) Die schwungvollen Ermahnungen 
des letzten Abschnittes®) weisen deutlich auf den Schluss, und 
wenn daher, wie es den Anschein hat, auch hier am Ende etwas 
abgefallen ist, so kann das nicht viel gewesen sein.‘) Die Rede 
erreicht nicht einmal den Umfang der zweiten. 


Um nun den Charakter der drei, im wesentlichen gleich- 
artigen Reden darzulegen, beginnen wir mit den Entlehnungen 
fremden Gutes. Eine beträchtliche Anzahl Stellen der ersten 
Rede sind augenscheinlich im Anschluss an Aischines’ Ktesiphontea 
geschrieben, so jedoch, dass der Redner in der Form meistens 
seine Selbständigkeit wahrt und auch Thatsachen frei hinzu- 
fügt, sei es nun aus sonstigem Wissen, wovon er nicht wenig 
aufweist, sei es aus Phantasie und Erfindung.) Ich mag ihm 
also deswegen noch nicht, wie A. Schäfer thut‘), Mangel an 
Originalität vorwerfen, auch nicht wegen derjenigen Stellen, wo 
wir mehr wörtliche Entlehnung aus Aischines und Andern con- 
statiren; die Sache zwar ist gewiss charakteristisch, aber die 


11-14. 2) 16-18; zu 17—18 vgl. 1, 1 3)19—22. 4) 
Die Züricher bemerken: videntur quaedam deesse; Mätzner p. 165: epilogo 
caret oratio, qui temporum iniuria videtur intercidisse. δ) Aufzählung 
der Stellen bei Westermann Quaest. Dem. III, 120; doch sind darunter 
viele, wo lediglich die gleichen Sachen berührt werden, und zwar solche, 
die der Vf. nicht erst aus Aisch. wusste. So $ 10. 18f. A. 156. 173. 209. 
239f. (persisches Gold); 12 A. 148. (theban. Bündniss); 42 A. 222 (trie- 
rarchisches Gesetz des D.); 44 A. 85 (Taurosthenes); 74. 78. 79 A. 168 
(οὗτος ὁ δημοτικός von Dem.); 111 A. 173. 169. Dagegen die Bezeichnung 
des Dem. als (κύθης (15. A. 172) wird aus A. genommen sein; desgl. was 
D. über die böse τύχη des Dem. sagt (30—33. 77. 91. 93. A. 114. 135. 
157); hier stimmen auch Ausdrücke wie ὁ τῆς Ἑλλάδος ἀλειτήριος 77. A. 
157 überein. Vgl. ferner 24 A. 188 (8. unten); 28 A. 62. 71; 34f. A. 164f. 
(die Fügung erinnert an A. 163f.; offenbar entlehnt ist 35 &mcroktv... 
ἐκ τῶν δακτύλων ἀναψάμενος περιεπορεύετο, aus A. 164 τὰς ἐπιςτολὰς ἃς 
ἐξηρτημένος ἐκ τῶν δακτύλων περιῴεις; ferner die Thatsachen 84 meist aus 
A. 165); 48 extr. A. 309; 99 A. 184 (ἐδάφους); auch die Epiloge sind ähn- 
lich (ἐγὼ μὲν οὖν .. βεβοήθηκα Ὁ. 114 A. 260). — Vgl. Finke Quaest, 
Dinarchene (Greifswald 1873) 8. 67. 6) A. Schäfer III, 309. 


288 Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen. 


Fälle nicht zahlreich genug. Ein Enthymem hat er aus Lysias!), 
eine Antithese aus Isokrates, letztere mit sehr genauem Anschluss?); 
weit auffälliger aber ist die Stelle über Thebens Zerstörung.°) 
Tlaidec καὶ τυναῖκες αἱ Θηβαίων ἐπὶ τὰς «κηνὰς τῶν βαρβάρων 
διενεμήθηςαν — damit ist zu vergleichen, was Agatharchides bei 
Photios aus Demosthenes anführt: παῖδας δὲ καὶ γυναῖκας τῶν 
ἡγηςαμένων τῆς Ἑλλάδος ἐπὶ τὰς «κηνὰς τῶν βαρβάρων διένειμε 
(Alexandros).*) Der Redner fährt fort: πόλις ἀςτυγείτων καὶ εύμμαχος 
ἐκ μέτης τῆς Ἑλλάδος ἀνήρπαεται, nach Aischines’ Ktesiphontea: 
Θῆβαι δὲ Θῆβαι, πόλις ἀετυγείτων, μεθ᾽ ἡμέραν μίαν ἐκ μέεης τῆς 
Ἑλλάδος ἀνήρπαςται.5) Dann: ἀροῦται καὶ ςπείρεται τὸ Θηβαίων 
ἄςτυ τῶν κοινωνηςάντων ὑμῖν τοῦ πρὸς Φίλιππον πολέμου, während 
es bei Stratokles nach Agatharchides hiess: ἀροῦται καὶ ςπείρεται 
τὸ Θηβαίων ἄςτυ τῶν cuvaywviıcanevwv ὑμῖν τὸν πρὸς Φίλιππον 
πόλεμον. Das Seltsamste ist die Uebereinstimmung zwischen 
Deinarchos und Agatharchides, indem dieser auch die Stelle des 
Aischines mit anführt. Demnächst erregt die Benutzung des 
Stratokles Verwunderung; denn da dessen vorhergegangene Rede 
in demselben Zusammenhange von Deinarch zweimal eitirt ist 
(ὥεπερ καὶ (τρατοκλῆς elmev)®), so ist durchaus wahrscheinlich, 
dass er jene Worte eben in dieser harpalischen Rede gebraucht 
hatte.) Ist nun der Verfasser der unsrigen ein Logograph, dessen 
Werk nach der Ablieferung an den Besteller keine weiteren 
Veränderungen erfahren konnte, so muss dieser Logograph geradezu 


1) $ 27: μόνως γὰρ οὕτως — καὶ τοὺς ἄλλους moihcere βελτίους, ἐὰν 
τοὺς ἐνδόξους τῶν πονηρῶν ἐξελέγξαντες κολάτητε ---. τοὺς μὲν γὰρ τυχόντας 
τῶν κρινομένων, ὅταν ἁλῶκιν, οὐδεὶς οἶδεν οὐδὲ ζητεῖ πυθέεθαι τί πεπόν- 
Bacıv: τοὺς δ᾽ ἐνδόξους πάντες πυνθάνονται κτέ. Lys. 6. Aleib. I, 12 
(schon von Μδέαπου' verglichen): ἐὰν μὲν τοίνυν τοὺς ἀγνῶτας κολάζητε, 
οὐδεὶς ἔςται τῶν ἄλλων βελτίων' οὐδεὶς τὰρ εἴςεται τὸν ὑφ᾽ ὑμῶν κατα- 
ψηφιςθέντα- ἐὰν δὲ τοὺς ἐπιφανειτάτους τῶν ἐξαμαρτανόντων τιμωρῆτθε, 
πάντες πεύεονται, ὥςτε τούτῳ παραδείγματι χρώμενοι βελτίους Ecovran οἱ 
πολῖται. Auch das bei D. Folgende berührt sich mit Lys. 18. 3) D. 20: 
τοῖς μὲν cumacı μετὰ ᾿Αλεξάνδρου. διὰ τοὺς καιροὺς ἀκολουθεῖν ἠναγκάζοντο, 
ταῖς δ᾽ εὐνοίαις μετὰ Θηβαίων — ἦταν. Isokr. Plat. 16 (schon Ὁ. Mätzner): 
τοῖς μὲν «ὠμαει μετ᾽ ἐκείνων ἀκολουθεῖν ἠναγκάζονεο, ταῖς δ᾽ εὐνοίαις μεθ᾽ 
ὑμῶν ἦταν. 8) 8.34. 4) Phot. 447 a ΒΚ. ὃὅ) Aisch. 8, 138, 0) 
8.30. 31. Τὴ A. Schäfer III, 800, 4; Sauppe O. A. II, 842. 


Charakter der deinarch. Reden. Entlehnungen. 289 


mit Stratokles zusammen gearbeitet haben, oder aber mit dem- 
selben identisch sein.') Die Phrase des Stratokles wird mit 
Epanalepse nachdrücklich wiederholt: ἀροῦται, φημὶ, καὶ crreiperan, 
also auf sie ein Hauptgewicht gelegt. 

Eine auffällige Uebereinstimmung zeigt die Rede gegen Demo- 
sthenes auch mit der pseudodemosthenischen gegen Theokrines, 
die ja von Dionysios demselben Deinarchos beigelegt wird. In 
ersterer heisst es von Demosthenes und den scheinbar mit diesem 
verfeindeten Demagogen: (ὅταν) διηλλαγμένοι πρὸς αὑτοὺς ἐν μὲν 
ταῖς ἐκκληείαις λοιδορῶνται καὶ προςκρούωνται ἀλλήλοις ἐξεπίτηδες, 
ἰδίᾳ δὲ ταὐτὰ πράττωειν ἐξαπατῶντες ὑμᾶς τοὺς ῥᾷετα 
πειθομένους τοῖς τούτων λόγοις"), und in letzterer ebenfalls von 
Demosthenes und seinen Feinden: οὐ γὰρ ὀλιγάκις ἑωράκατ᾽ αὐτοὺς 
ἐπὶ μὲν τῶν δικαςτηρίων καὶ τοῦ βήματος ἐχθροὺς εἶναι φάςκοντας 
ἀλλήλοις, ἰδίᾳ δὲ ταὐτὰ πράττοντας καὶ μετέχοντας τῶν λημμα- 
των, καὶ τοτὲ μὲν λοιδορουμένους κτέ., und dann: τὰς τοιαύτας 
προφάςεις δὁρῶειν ὑμᾶς ἀποδεχομένους, ὥςτε τί κωλύει ταύταις 
αὐτοὺς χρωμένους ἐξαπατᾶν ὑμᾶς πειρᾶςθαι;") Hierzu kommen 
noch einige andere, geringere Berührungen zwischen der Theokrinea 
und diesen Reden‘), wobei man eher Zufall annehmen kann, indes 


1) Dass Str. Verfasser, vermuthete Wesseling (zu Diod. XI, p. 585); 
dagegen Ruhnken zu Rutil. I, 9, der indes nichts entscheidendes vorbringt. 
— Ich bemerke, dass noch eine andre Phrase über Theben aus Dein. selbst 
angeführt wird (Apsin. Rh. Gr. I p. 897 Sp.): περιπέτονται δὲ τὸ τῶν ταλαι- 
πώρων äcru Θηβαίων χελιδόνες. Vgl. Mätzner p. 88; Sauppe O. A. II, 339. 
3) 8. 99. 8) [Dem.] 58, 40; vgl. auch 44 mit Dein. 10. 4)D.I,6, 
τουτὶ γάρ &crıv ὑπερβολὴ τοῦ πράγματος, Th. 86 τοῦτο γάρ &crıv ὑπερβολή. 
D. I, 1Ἱ οὐ τηλικαύτας τὸν δῆμον αἰτήςας δωρεὰς ὥςτε τῶν νόμων εἶναι 
κρείττων, Th. 47 τῶν δὲ νόμων μὴ φροντίζειν, ἀλλ᾽ ἀξιοῦν αὑτῷ τηλικαύτην 
δωρεὰν δεδόεθαι παρ᾽ ὑμῶν ὅτην οὐδ᾽ αἰτῆςαι τετόλμηκεν οὐδείς. D. I, 48 
τῷ ψεύδεςθαι καὶ μηδὲν ὑγιὲς λέγειν, Th. 36 ψεύςατθαι καὶ μηδὲν ὑγιὲς 
εἰπεῖν. D. I, 50 Th. 49 ὦ μιαρὸν εὺ θηρίον (an ähnlicher Stelle der Rede, 
in den Widerlegungen). Ὁ. II, 3 οὐ γὰρ dh... mpocdoxäre, Th. 22 οὐ γὰρ 
δὴ προςδοκᾶν dei, 27 οὐ γὰρ dh... ὑπολήψεεθε. Ὁ. ebend. λέγουσιν bei An- 
führung einer Sentenz, Th. 39 φακί ebenso. D. II, 8 ὁ xpncröc οὗτος υἱός, 
Th. 82 ὁ xp. οὗτος, Ὁ. II, 16 πρὸς τὴν πόλιν προτελήλυθε, Th. 30 mp. τ᾿ 
π. προτελθών. Ὁ. II, 11 ἀξίως δ᾽ ὑμῶν αὐτῶν καὶ τῆς τοῦ κρινομένου πο- 
νηρίας xoAdcat’ αὐτόν, Th. 68 ἀξίως τῆς πονηρίας τετιμώρηςθε. Vgl. Rohde- 
wald (Progr. Burgsteinfurt 1818) 8. 33f.; Leop. Schmidt Rh. Mus. XV (1860) 

Bla, attische Beredsamkeit. III, 2. 


290 Deinarchische Reden. Entlehnungen. 


doch nicht dies überall zu thun braucht, da die um 341 ge- 
schriebene Rede so gut wie z. Bsp. Aischines’ Ktesiphontea dem 
Verfasser der unsrigen vertraut sein konnte. Denn auch die 
andern Werke des Aischines scheint er zu kennen'), und von 
den demosthenischen z. Bsp. die Kranzrede und die Leptinea?); 
er ist. ein vielgeschäftiger Sammler ähnlich wie Aischines. Bei 
der Theokrinea aber könnten wir dann mit Dionysios die Identität 
des Verfassers annehmen, wenn sich auch in der gesammten 
Anlage und Schreibart Aehnlichkeit zeigte; da dies jedoch nicht 
der Fall®), so ist auch hier die .gleiche Erklärung wie bei den 
sonstigen Berührungen mit fremden Werken anzuwenden. 

Aus dem Vorstehenden geht wohl genügend ‚hervor, wie 
wenig Grund in diesen Entlehnungen liegt, um diese Reden für 
Werke eines nachahmenden Sophisten anzusehen, wozu in früherer 
Zeit wohl Einige neigten.*) Vollends bedeutungslos ist dafür, 
dass der Verfasser einmal für die dritte Rede die erste ausschreibt, 
nach der allgemeinen Weise der griechischen Redner.) ' Wir 


8. 236#., der auch darauf aufmerksam macht, dass Rückverweisungen auf 
schon Gesagtes sich in der Theokr. wie in diesen Reden mehrfach finden: 
D. I, 46 ὅπερ καὶ πρότερον εἶπον, II, 10 ἅπερ ἀρτίως εἶπον, das. 24. III, 
16; Theokr. 13 ὅπερ ἀρτίως εἶπον, 26 zweimal. Indes vgl. auch Hyper. 
Lye. c. 6, 6 (Eux. 18, 2. 35, 15; c. Dem. 20, 26); Lysias 3,9. 1) Vgl. 
1, 91 mit A. 1, 127 (πολλοὺς καὶ παντοδαποὺς καὶ οὐδέποτε τοὺς abrouc); 
1, 30 mit A. 2, 166; 1, 171f. (8. Mätzuer).. 2) Bei 1, 96 ist augenschein- 
lich (s. Mätzner) das Muster Dem. 18, 311 (vgl. auch 19, 282); bei 1, 53 
Dem. 20, 147 (Gebauer de paratact. et hypotact. argum. ex contrario formis 
p- 250. 253); ebenso bei 1, 68 Dem. 20, 38 (Finke 1. c. 8. 71, der indes 
Zufall annimmt); das Beispiel des Arthmios (2, 348.) wohl nach Dem. 9, 
42. 8) Vgl. Schmidt 1. c., der besonders die Partieipienhäufungen des 
D. und seine langen Anreihungen τὶ καί oder οὐδέ in der Theokr. ver- 
misst; ebenso fehle umgekehrt bei Dein. der in der Th. beliebte dat. ethic. 
(A. Schäfer ΠῚ B 279, 4 n. G. H. Schäfer). 83. indes D. 1, 1. — Nicht 
vorhanden ist die stilistische Aehnlichkeit, die Schm. mit Bezug auf die 
Wiederholung schon gesetzter Wörter findet (Th. 16 extr. 33 u. 8. St., zu 
denen Ὁ. I, 10 δίκην ἀξίαν δόντος, 11, 8 τὸν αὑτοῦ πατέρα, II, 25 γρά- 
ψαντες keine Analoga bilden). 4) So Westermann Qu. Ὁ. III, 118, 138, 
der fälschlich Missverständnisse aeschineischer Stellen bei D. findet, 8. 
Mätzner p. 136. 5) 1, 14f. vgl. 3, 17f. (Timotheos); 8. ausserdem 
(Westerm. 1. ο. 8. 128) 2, 17. 1, 60, wo indes die Aehnlichkeit ganz 
geringfügig. 


Deinarchische Reden. Behandlung der Sachen. 291 


haben hier echte Erzeugnisse der spätdemosthenischen Zeit, und 
es zeigt sich in ihnen in lehrreicher Weise das damals eintretende 
Sinken und Entarten der Beredsamkeit,. wiewohl mehr in sach- 
licher Hinsicht als in Bezug auf Geschmack und attische Form. 
Nämlich, was bei diesen Reden zumeist mit der früheren Weise 
contrastirt, ist die Abwesenheit jedes regelrechten Beweises!), 
und daneben die Ordnungslosigkeit: der Sprecher bringt vor, 
was ihm eben auf die Zunge kommt, unbekümmert darum, ob 
nicht dies erst später zu sagen war, und ob nicht etwas anderes 
zuvor gesagt werden musste; da ihm die Worte glatt abgehen, 
so gebraucht er sein Talent. So entsteht denn freilich nicht eine 
Anklagerede, sondern eine Schmährede, und es bezeugt sich 
zugleich der Verfall des Kunstsinns und der der Sittlichkeit; denn, 
wenn ja auch der Sykophant zu allen Zeiten gleich schlecht war, 
so musste doch auf die Art seines Auftretens der allgemeine 
Stand der Sittlichkeit von wesentlichem Einfluss sein. Einen 
ganz ähnlichen Charakter hatten die Aristogeiton’s Namen tragenden 
Reden, die Hermogenes las?), und ferner, was besonders zu be- 
achten, die des Römers Cassius Severus, mit dem die Kunst- 
kenner den Verfall der römischen Beredsamkeit beginnen liessen. 
Von ihm heisst es im Dialogus des Tacitus: er habe zuerst die 
Ordnung in den Sachen verschmäht; er könne seine Waffen nicht 
regelrecht gebrauchen; es sei kein Kampf bei ihm, sondern 
wüstes Balgen.) So ist auch bei Deinarchos wohl noch das 
Schema einer Rede gewahrt, soweit dies die Deuterologie ver- 
langte; aber innerhalb der einzelnen Theile ist so zu sagen 
weder Wahl noch Ordnung.‘) In den Epilogen lässt sich ja 

1) Hierfür gibt freilich L. Schmidt 1. c. 8. 227 ff. eine eigenthümliche 
Erklärung: der Zweck, den man gehabt habe, wenn man dem Areopag 
eine Untersuchung übertrug, sei immer der gewesen, die Heimlichkeit zu 
wahren, und aus diesem Grunde, weil die harpalische Sache ein Staats- 
geheimniss war, hätten auch die Ankläger geglaubt darüber schweigen zu 
müssen. Ich kann diese Meinung nicht theilen; so viel wie Hypereides 
hätte aber Deinarch jedenfalls über die Sache sagen können und müssen. 
2) 8. ο. 8. 251. 3) Tac. Dial. c. 19: Cassium Severum, quem primum 
affirmant flexisse ab illa vetere atque direeta dicendi via. — c. 26; primus 
enim contempto ordine reram, — ipsis etiam quibus utitur armis incom- 


positüs —, non pugnat sed rixatur. 4) Als Ausnahme kann man u. & 
19* 


290 Deinarchische Reden. Entlehnungen. 


doch nicht dies überall zu thun braucht, da die um 341 ge- 
schriebene Rede so gut wie z. Bsp. Aischines’ Ktesiphontes dem 
Verfasser der unsrigen vertraut sein konnte. Denn auch die 
andern Werke des Aischines scheint er zu kennen‘), und von 
den demosthenischen z. Bsp. die Kranzrede und die Leptinea®); 
er ist. ein vielgeschäftiger Sammler ähnlich wie Aischines. Bei 
der Theokrinea aber könnten wir dann mit Dionysios die Identität 
des Verfassers annehmen, wenn sich auch in der gesammten 
Anlage und Schreibart Aehnlichkeit zeigte; da dies jedoch nicht 
der Fall?), so ist auch hier die.gleiche Erklärung wie bei den 
sonstigen Berührungen mit fremden Werken anzuwenden. 

Aus dem Vorstehenden geht wohl genügend ‚hervor, wie 
wenig Grund in diesen Entlehnungen liegt, um diese Reden für 
Werke eines nachahmenden Sophisten anzusehen, wozu in früherer 
Zeit wohl Einige neigten.‘) Vollends bedeutungslos ist dafür, 
dass der Verfasser einmal für die dritte Rede die erste ausschreibt, 
nach der allgemeinen Weise der griechischen Redner.°) Wir 


8. 236ff., der auch darauf aufmerksam macht, dass Rückverweisungen auf 
schon Gesagtes sich in der Theokr. wie in diesen Reden mehrfach finden: 
D. I, 46 ὅπερ καὶ πρότερον εἶπον, II, 10 ἅπερ ἀρτίως εἶπον, das. 24. ΠῚ, 
16; Theokr. 18 ὅπερ ἀρτίως εἶπον, 26 zweimal. Indes vgl. auch Hyper. 
Lye. c. 6, 6 (Eux. 18, 2. 35, 15; 6. Dem. 20, 26); Lysias 3,9. 1) Vgl. 
1, 91 mit A. 1, 127 (πολλοὺς καὶ παντοδαποὺς καὶ οὐδέποτε τοὺς abrouc); 
1, 30 mit A. 2, 166; 1, 171f. (s. Mätzuer). 2) Bei 1, 96 ist augenscheio- 
lich (8. Mätzner) das Muster Dem. 18, 311 (vgl. auch 19, 282); bei 1, 53 
Dem. 20, 147 (Gebauer de paratact. et hypotact. argum. ex contrario formis 
p- 250. 368); ebenso bei 1, 68 Dem. 20, 38 (Finke 1. c. 8. 71, der indes 
Zufall annimmt); das Beispiel des Arthmios (2, 348.) wohl nach Dem. 9, 
42. 3) Vgl. Schmidt 1. ο., der besonders die Participienhäufungen des 
D. und seine langen Anreihungen mit καί oder οὐδέ in der Theokr. ver- 
misst; ebenso fehle umgekehrt bei Dein. der in der Th. beliebte dat. ethic. 
(A. Schäfer III B 279, 4 n. G. H. Schäfer). 8. indes D. 1, 1. — Nicht 
vorhanden ist die stilistische Aehnlichkeit, die Schm. mit Bezug auf die 
Wiederholung schon gesetzter Wörter findet (Th. 16 extr. 33 u. a. St., zu 
denen D. I, 10 δίκην ἀξίαν δόντος, II, 8 τὸν αὑτοῦ πατέρα, III, 25 γρά- 
ψαντες keine Analoga bilden. 4) So Westermann Qu. D. III, 118. 123, 
der fälschlich Missverständnisse aeschineischer Stellen bei Ὁ, findet, 8. 
Mätzner p. 136. δὴ) 1, 14f. vgl. 3, 17f. (Timotheos); 8. ausserdem 
(Westerm. 1. ο. 8. 123) 2, 17. 1, 60, wo indes die Aehnlichkeit gans 
geringfügig. 


Deinarchische Reden. Behandlung der Sachen. 291 


haben hier echte Erzeugnisse der spätdemosthenischen Zeit, und 
es zeigt sich in ihnen in lehrreicher Weise das damals eintretende 
Sinken und Entarten der Beredsamkeit,. wiewohl mehr in sach- 
licher Hinsicht als in Bezug auf Geschmack und attische Form. 
Nämlich, was bei diesen Reden zumeist mit der früheren Weise 
contrastirt, ist die Abwesenheit jedes regelrechten Beweises!), 
und daneben die Ordnungslosigkeit: der Sprecher bringt vor, 
was ihm eben auf die Zunge kommt, unbekümmert darum, ob 
nicht dies erst später zu sagen war, und ob nicht etwas anderes 
zuvor gesagt werden musste; da ihm die Worte glatt abgehen, 
so gebraucht er sein Talent. So entsteht denn freilich nicht eine 
Anklagerede, sondern eine Schmährede, und es bezeugt sich 
zugleich der Verfall des Kunstsinns und der der Sittlichkeit; denn, 
wenn ja auch der Sykophant zu allen Zeiten gleich schlechit war, 
so musste doch auf die Art seines -Auftretens der allgemeine 
Stand der 'Sittlichkeit von wesentlichem Einfluss sein. Einen 
ganz ähnlichen Charakter hatten die Aristogeiton’s Namen tragenden 
Reden, die Hermogenes las?), und ferner, was besonders zu be- 
achten, die des Römers Cassius Severus, mit dem die Kunst- 
kenner den Verfall der römischen Beredsamkeit beginnen liessen. 
Von ihm heisst es im Dialogus des Tacitus: er habe zuerst die 
Ordnung in den Sachen verschmäht; er könne seine Waffen nicht 
regelrecht gebrauchen; es sei kein Kampf bei ihm, sondern 
wüstes Balgen.°) So ist auch bei Deinarchos wohl noch das 
Schema einer Rede gewahrt, soweit dies die Deuterologie ver- 
langte; aber innerhalb der einzelnen Theile ist so zu sagen 
weder Wahl noch Ordnung.‘) In den Epilogen lässt sich ja 

1) Hierfür gibt freilich L. Schmidt 1. c. 8. 227ff. eine eigenthümliche 
Erklärung: der Zweck, den man gehabt habe, wenn man dem Areopag 
eine Untersuchung übertrug, sei immer der gewesen, die Heimlichkeit zu 
wahren, und aus diesem Grunde, weil die harpalische Sache ein Staatg- 
geheimniss war, hätten auch die Ankläger geglaubt darüber schweigen zu 
müssen. Ich kann diese Meinung‘ nicht theilen; so viel wie Hypereides 
hätte aber Deinarch jedenfalls über die Sache sagen können und müssen. 
2)8.0.8.251. 3) Ταῦ. Dial. c. 19: Cassium Severun, quem primum 
afiırmant Rexisse ab illa vetere atque directa dicendi via. — c. 36: primus 
enim contempto ordine rerum, — ipsis etiam quibus utitur armis incom- 
positus —, non pugnat sed rixatur. 4) Als Ausnahme kann man u. 8. 

19* 


292 Deinarchische Reden. Behandlung der Form. 


bereits Aischines in ähnlicher Weise gehen, und eine andere 
Aehnlichkeit zwischen beiden Reduern besteht in der Zusammen- 
häufung mannichfachen .Stoffes und in einem gewissen Prunken 
mit Kenntnissen '), während die eigentliche staatsmännische Bildung 
und Einsicht ihnen abgeht. Niemals bringt Deinarch einen Ge- 
danken vor, der nicht so zu sagen an der Oberfläche gelegen 
hätte.*) Eigenthümlich ist ibm, dass er oft geradezu in der 
Rede abbricht und einen ganz neuen Anfang macht: τοιούτων — 
εὐμβούλων καὶ ἡγεμόνων ὥφελον τυχεῖν οἱ πολεμήςαντες τῇ πόλει, 
καὶ μηδεπώποτε βελτιόνων. Οὐκ ἀναμνήςεςθε ὦ ἄνδρες τὰς τῶν 
πρεςβυτέρων πράξεις, οἱ κτέ. 5), es ist weder im Gedanken- noch 
in der Form der geringste Zusammenhang. Besonders in der 
ersten Rede ist es auffallend, wie der Redner die einzelnen Ab- 
schnitte von einander loszulösen sich befleissigt.*) — Gleichwohl 
musste derselbe Verfasser bei andern Stoffen nothwendig anders, 
d. h. geordneter und geregelter, schreiben, und dass er dazu wohl 
im Stande war, zeigt der Abschnitt in der Demosthenika, wo er 
die Einwände widerlegt, mit gross angelegten Epicheiremen und 
überhaupt nach bester Methode.°) Die Entartung der Beredsam- 
keit ging eben aus Nachlässigkeit hervor, keineswegs aus Un- 
vermögen. 

Ungleich weniger Anlass zum Tadel bietet die Form der 
Reden. Hier zeigt sich sogar eine gewisse Sorgfalt darin, dass 
der grobe Hiatus grösstentheils vermieden ist, so dass in der 
ersten Rede nach Abzug der Hiaten, die sich irgendwie ent- 
schuldigen lassen oder bei denen auch aus andern Gründen 
Corruptel anzunehmen ist, wenig über 40 Fälle übrig bleiben, 
und in den beiden andern Reden nur 7 beziehentlich 4.°) Das 


anführen, dass die Beweise in R. I wirkungsvoll mit der Darlegang 
schliessen, dass D. dem Fluche verfallen sei, $ 47. 1) Vgl. oben 8. 158f. 
u 227. 2) Eine besondre Probe seiner Staatsweisheit ist 1, 72f. 3) 
1, 36f. 4) 8.8 (9f). 178. 27f. 401, 46. 68f. TIE. 77. 886 90f. 1048. 
1078.; 2, Af.; 3, δὲ. 5) 1, 48—63; Epicheiremen 50ff, δε, 61,1 
ἐξελεγχθῆ ὁτιοῦν. (6 ζητεῖ ἡ verdächtig). 5 αὐτοὶ οἱ ᾿Αρεοπαγῖται εἶπον. 
(das. ἡ βουλὴ ὦ verdächtig; desgl. πατρίδι αὐτῆς. 8 ἀποφήνῃ cou ἡ lies 
ἀπ. © ἡ. 18 κατορθῶςαι αὐτῷ ἃ Pause vor ἃ ebenso das. bei δήμου ἃ). 
30 «τρατηγοῦ αὐτῶν ᾿Αςτύλου ὠνίου ὄντος. (22 Ἑλλάδι αἴτιος Pause?) 23 


Deinarchische Reden. Ausdruck. 293 


αι der Verbalendungen betrachtete der Verfasser als elisionsfähig, 
wie noch die Schreibungen παρακρούονθ᾽ ὑμᾶς, γενήςεςθ᾽ αὐτόν 
in der besten Handschrift zeigen.!) Gewiss geht auch von den 
zunächst zu belassenden Hiaten ein guter Theil auf Verderbniss 
zurück. — Im Ausdruck sind einzelne störende Wiederholungen, 
wie gleich zu Anfang der ersten Rede: ἐὰν ἐξελεγχθῇ ὁτιοῦν 
εἰληφὼς παρ᾽ Ἁρπάλου — φανερῶς ἐξελήλεγκται δῶρα εἰληφὼς 
παρὰ τούτων οἷς ἐναντία πράττειν ἔφη τὸν ἄλλον χρόνον, d.h. 
von den Makedoniern und zwar von Harpalos, so dass auch 
gerade der zu Ende angewandte Wechsel wegen der entstehenden 
Unklarheit tadelnswerth ist. Ferner im nächsten Satze: πολλῶν 
δ᾽ ὑπὸ (τρατοκλέους εἰρημένων --- καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς ἀπο- 
φάκεως τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλῆς -- εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν 
ἀκολούθων τούτοις (τρατοκλέους εἰρηκότος.) Incorrekt gesagt ist 
anderswo: οὐδὲ λογιςάμενος ὅτι τὸ κινδυνεύειν καὶ τὸ γράφειν 
ὑπὲρ τῆς πόλεως ἐπιεφαλές Ecrıv.®) Indessen ist doch der 
Ausdruck im ganzen sowohl klar als kräftig, und letzteres ohne 
allzu grosse Härte und ohne poetische Färbung. Es begegnen 
hie und da neue Wörter: ἣ ᾿ελλὰς ἠςμένει μεταβολήν, μετοιωνί- 
cacde τὰς τῆς πόλεως πράξεις, πονηρία ἐγκαταγεγηρακυῖα, ἀργυρί- 


θανάτῳ ἐζημιώςατε (die Worte scheinen Glossem). (26 κἀκεῖνοι ὡς bereite 
beseitigt). 30 "Apıcräpxou οἰκίαν — Δημοεθένει ἐχρήτατο. (84 οἵα ἐπ᾿ Αἰγός 
verdorben.) 86 Πειραιᾶ ὁδόν. 39 ἐξεβλήθη ὁ (lies ἐξεβέβληθ᾽ 6). ἡ ὑμετέρα 
ἄξια. 40 ἐκεῖνοι ficav ἐκεῖνοι ὦ ᾿Αθηναῖοι ἄξιοι. U. 8. f.; ich führe nur noch 
61 an: ἐὰν ἀποφήνῃ ἡ, wo hiernach nicht mit Mätzner ἐάν τ᾿ ἀπ. ἡ, 
sondern wie $ 8 ἐὰν ἀποφήνῃ τ᾿ ἡ zu schreiben ist, — In der 3. Rede: 
8.1 δήμῳ ἠκούετε (vgl. oben-8. 285, Anm. 4). (3 δεῖξαι ἑαυτόν mit αἱ, 
doch besser 1, 104 δεῖξαι τὸ mpdcumov.) 12 crparnyoo ἐποίηςεν. 16 οὐκ 
αὐτόπται ἐςτέ. 22 ὦ ᾿Αθηναῖοι ἀκριβῶς (warum nicht ὦ ἄνδρες) , 1) 1, 
40. 2, 3 Cod. Oxoniensie, dessen relative Vorzüglichkeit sich auch darin 
zeigt, dass er öfter einen Hiat beseitigb als einführt. 3) Vgl.1,92 
κοινὰ — κοινήν. 40 εἰλημμένοι δῶρα εἰληφότες, ähnlich 58 extr. ΤΊ ἀνδρῶν 
ἀταθῶν καὶ ευμβούλων «πουδαίων wiederholt aus 16. 2, 22 ἢ χρήματα λαμ- 
βάνειν --- ἢ φοβεῖεθαι τὸ λαμβάνειν ὡς τῆς τιμωρίας τοῖς ληφθεῖειν ἀξίας 
γενηςομένης τῶν ἀδικημάτων. 8, 8 καταφρονήκας -- karameppövnke. — Leer 
tautologisch 1, 16: dv... ἡ ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλὴ — ἀποπέφαγκε χρήματ᾽ 
ἔχειν καθ᾽ ὑμῶν, καὶ ὃς ἀποπέφανται μιεθαρνῶν καὶ δωροδοκῶν κατὰ τῆς 
πόλεως καὶ ταῦτα ἐξελήλεγκται. Mehr Bsp. der Wiederholung 5. Ὁ. Vogel, 
in Dinarchum (Lpz. 1877) 8, 57f. 8) 1, 89. 


294 Deinarchische Reden. Ausdruck. 


ζεςθαι d. i. xpnnariZecdon?), häufiger Metaphern: μεταπεςούςης τῆς 
τύχης, πονηρία yeyeuuevn τῶν εἰθιεμένων πονηριῶν, δευςοποιὸς 
πονηρία (waschecht), ἐκκαθαίρειν τὴν δωροδοκίαν ἐκ τῆς πόλεως, 
δουλεύειν ταῖς δόξαις (sich vor grossen Namen beugen), und 
mehrfach παρακατατίθεεθαι παρακαταθήκη im verschiedener An- 
wendung.?) Hyperbolisch ist: ämacav ἐπεληλυθὼς τὴν οἰκουμένην 
(von Demosthenes’ Gesandtschaften), oder: κινδυνεύειν περὶ τοῦ 
ἐδάφους τῆς πόλεως, dies letztere nach Aischines.’) Von groben 
Wörtern ist θηρίον, gesteigert μιαρὸν θηρίον, in jeder der drei 


Reden vorhanden*); dagegen offne oder versteckte Obscönitäten 
finden sich nicht. Schwurformeln sind mit Mass angewandt’) 
Hervortretend ist das Streben nach Fülle des Ausdruckes, wozu 
namentlich sehr häufig Synonyma verbunden werden: καὶ ταῦθ᾽ 
ὑμεῖς ὁρῶντες καὶ ἐπιςτάμενοι πολὺ βέλτιον ἢ ἐγὼ οὐ λογίζεεθε, οὐ 
«κοπεῖςθε πρὸς ὑμᾶς αὐτοὺς κτέ.5); ausserdem dienen dazu Um- 
schreibungen: παρὰ τὴν Μητέρα τῶν θεῶν, ἣ πάντων τῶν ἐν 
τοῖς γράμμαςι δικαίων φύλαξ τῇ πόλει καθέετηκεν, oder gleich 
darauf: (αἱ ceuval θεαὶ) τῇ τούτου (des Areopags) ἀληθείᾳ ευνοίκους 
ἑαυτὰς εἰς τὸν λοιπὸν χρόνον κατέετηςαν. 7) Uebervoll ist: οἱ πολλῶν 
καὶ μεγάλων κινδύνων καταλαμβανόντων τὴν πόλιν ἀξίως τῆς 


1) 1, 84. 29 u. 92. 2,3. 1,40. 2) 1,65; 3, 8. 4. δ; 8, 19; παρα- 
καταθήκη 1, 9, παρακατατίθ. 1, 71. 81. 8, 16, Vgl. 1, 29 τὸν ἐπὶ τοῖς... 
ἀτυχήμαειν ἐπιγεγραμμένον (Aisch. 3, 167). 2, 4 ἐκκόπτειν τὰς προφάκεις, 
23 ὁ φόβος ὁ map’ ὑμῶν τοὺς ὁρμῶντας ἐπὶ τὰ καθ᾽ ὑμῶν ἥκοντα χρή- 
ματα ἀνείργει καὶ ποιεῖ πολλάκις ἀπὸ τοῦ λήμματος ἀποςτρέφειν. Finke 
1. ο. 8, 9f. 3) 1, 13. 99 (Aisch, 8, 184. 4) 1, 10. 50. 3, 10. 8, 
19. Κάθαρμα 1, 16. 5) νὴ, μὰ Δία 1, 40. 77. 2,8. νὴ τὸν A. τὸν 
Curnpa 3, 15. μὰ τὸν Ἡρακλέα 2, 3. πρὸς Διός 1, 48. πρὸς τῆς ᾿Αθη- 
νᾶς 1, 45. πρὸς θεῶν 1, 68. — Dazu ὦ Ἡράκλεις 1, 7. ὦ δέςποινα ᾿Αθηνᾶ 
καὶ Ζεῦ (ζῶτερ (Art Gebet) 1, 36. 6) 1, 88. Vgl. aus dem Pro- 
oemium von I: $ 1 δικαίας καὶ ἀληθεῖς. 3 δωροδοκίας καὶ πονηρίας. 4 δια- 
βολῇ καὶ κινδύνῳ, 5 τὴν ἀλήθειαν καὶ τὴν πίςτιν --- τὴν ἰςχὺν καὶ τὴν... 
δύναμιν — αἰτία μοχθηρὰ καὶ κίνδυνος. 6 καλῶς καὶ ευμφερόντως --- αἰτίαι 
καὶ προκλήςεις καὶ curopavriaı — τὸ δίκαιον καὶ τἀληθές (diese Verbindung 
auch $ 11. δ4. 7)1, 86. 87. Τὰ... δίκαια gebraucht der Redner gern: 
τὰ κοινὰ τῆς πόλεως ämdenc δίκαια 1, 2, τὰ ἐν τῇ πόλει ὃ. 1, 111. 8, 8. 
16; vgl. auch τὰ τῆς πόλεως «ωτήρια 1, 9. — Ich erwähne hier den Ge- 
brauch der fig. etymologiea: 1, 2 ἀγωνιζομένοις ἀγῶνα, 10 ζήτηειν ζητεῖν, 
mpodoclac ἣν οὗτος προδέδωκεν, 52 μαρτυρίαν ἣν ... παρεεχόμην μαρτυρου- 
μένην τοῖς dixacraic. Andre Bap. b. Vogel 1. c. 8. 56. 


Deinarchische Reden. Satzbau. 295 


πατρίδος καὶ τῆς ἑαυτῶν ἐλευθερίας καὶ τῆς δόξης τῆς δικαίας 
ὑπὲρ τῶν τοῦ δήμου ευμφερόντων Exıydüveucav!), epideiktisch was 
von Charidemos gesagt wird: χρήσιμος ὑμῖν οὐ λόγοις ἀλλ᾽ ἔργοις 
βουλόμενος τενέεθαι, καὶ τοῖς ἰδίοις τοῖς ἑαυτοῦ κινδύνοις ὑμῖν καὶ 
τοῖς ἄλλοις Ἕλληςι βουλόμενος τὴν cwrnpiav παρακκευάκαι. 

Im ganzen ist hiernach der Ausdruck ein solcher, dass man 
eine gewisse Nachahmung der demosthenischen Manier erkennen 
kann, und das Gleiche gilt auch von Composition und Satzbau, 
nur dass bei ersterer Demosthenes’ rhythmisches Prineip nicht 
beachtet, und beim letzteren die Nachahmung sehr viel weniger 
glücklich ist. Gewandtheit und Fülle mangelt dem Verfasser 
nicht, aber er übertreibt die letztere, und führt masslose Gebäude 
auf, durch lange Anreihung wie auch durch Einschub.®) Ganz 
besonders missbraucht er die Partieipialconstruktion.‘) Die 
äussersten Beispiele lassen sich eben der Länge wegen nicht mit- 
theilen’); es genüge ein Satz aus dem Prooemium der ersten 
Rede. ἸΠολλῶν δ᾽ ὑπὸ Crpatorkkouc εἰρημένων, καὶ τῶν πλείςτων 
προκατειλημμένων κατηγορημάτων, καὶ περὶ μὲν αὐτῆς τῆς ἀπο- 
φάςεως τῆς ἐξ ᾿Αρείου πάγου βουλῆς δικαίας καὶ ἀληθεῖς ἀποδείξεις 
εἰρηκυίας, περὶ δὲ τῶν ἀκολούθων τούτοις (τρατοκλέους εἰρηκότος 
καὶ τὰ ψηφίεματα ἀνεγνωκότος ἤδη τὰ περὶ τούτων, ὑπόλοιπον 
ἡμῖν ὦ ἄ. d., καὶ ταῦτ᾽ ἀγωνιζομένοις ἀγῶνα τηλικοῦτον ἡλίκος 
οὐδὲ πώποτε γέγονεν ἐν τῇ πόλει, κοινῇ πᾶςιν ὑμῖν παρακελεύεεθαι, 
πρῶτον μὲν τοῖς λοιποῖς ἡμῖν ευγγνώμην ἔχειν, ἂν τῶν αὐτῶν 
ἐνίοις περιπίπτωμεν --- οὐ γὰρ ἵν᾽ ἐνοχλῶμεν ὑμᾶς, ἀλλ᾽ ἵνα μᾶλλον 
ὀργίζηςθε παροξυνόμενοι, δὶς περὶ τῶν αὐτῶν ἐροῦμεν --- ἔπειτα 
μὴ προΐεςθαι τὰ κοινὰ τῆς πόλεως ἁπάςης δίκαια, μηδὲ τὴν κοινὴν 
cwrnpiav ἀντικαταλλάξαςθαι τῶν τοῦ κρινομένου λόγων. Abgesehen 
von den vielen Partieipialsätzen und den Wiederholungen sind 
hier auch die Zwischensätze störend, wiewohl eine Anakoluthie 
durch dieselben nicht herbeigeführt wird.°) Der erste Satz der 


1) 1, 81. 2)1,32. 8) Vgl. über den Satzbau dieser Reden Finke 
8. 4181, Vogel 8. 418. 4) Vgl. L. Schmidt Rh. Mus. XV, 386; δ) 
Der ungeheuerlichste Satz steht 1, 18—21. 6) Eine solche 1, 18ff. ge- 
ringer; stärker 39. (64f.9). 3, 18f., wo ich nicht mit Mätzuer u. A. den 
Ausfall einer Apodosis nach ψευδὴς ἣν 18 extr. annehmen kann; es wird 


296 Deinarchische Reden. Figuren. 


dritten Rede enthält sogar 16 Participien, die zum Theil von 
einander abhängen: τοὺς εἰδότας ὑμᾶς ἐξεληλεγμένον ἑαυτὸν ἅπαει 
τούτοις ἔνοχον γεγενημένον, oder einander untergeordnet sind: 
ἐψευςμένος ἁπάντων ᾿Αθηναίων ἐναντίον, φάςκων κωλύςειν Ἅρπαλον 
καταπλεῦςαι, crparnyöc ὑφ᾽ ὑμῶν ἐπὶ τὴν Μουνιχίαν κεχειροτονη- 
μένος; wiederum sechs sind durch καί aneinander angereiht, und 
so liebt es überhaupt der Redner, auch wo er in einfacher con- 
struirten Sätzen schreibt, doch durch Anreihung die Construktion 
möglichst lange fortzuführen.') Genau demosthenisch ist die 
ganze Schreibart nicht, sondern insofern individuell, als bei 
Demosthenes ein viel rascherer Wechsel atattfindet, und die Auf- 
lösung und die kurzen Sätze einen sehr breiten Raum einnehmen, 
während in unsern Reden fast nur die Widerlegungen in der 
ersten?) freier und leichter componirt sind. Auch die Wortstellung 
ist anders als bei Demosthenes, nämlich einfacher und ohne viel 
Hyperbata.°) — Bei den Anreihungen stellen sich nun alsbald 
Figuren ein: das Asyndeton wie das Polysyndeton‘), und 
damit verbunden sehr häufig die Anaphora. Auffällig und gar 
nicht demosthenisch ist die Anaphora des Relativs, die Deinarchos 
sehr liebt: (πόλιν) εἰς ἣν Enpecßeucev —, ἧς ὁμόςπονδοε --- γέγονεν, 
ἣν αὐτός Pncı εύμμαχον ὑμῖν ποιῆςαιδ), während er andere Wörter 
als Pronomina oder Partikeln sehr selten anaphorisch wieder- 
holt.°) Insgemein fehlt dabei die verbindende Conjunktion; von 


vielmehr mit 19 Afg. die Construktion gewechselt. — S. über die Ana- 
kolutha Vogel 3. 618: 1) Beispiele 1, 61 μόνος cd ἠξίωκας --- καὶ ἔγρα- 
ψας -- καὶ... ἐποιήτω. 62f. ἔγραψας --- καὶ παρέδωκας καὶ ἐνεχείριςας — 
καὶ τεθνᾶςι -- ἐδέθη — ἐςτρέβλωςας — ἐξέβαλες (Asynd.., 2) 1, 4884. 
3) Gern wird ein etwas längeres Attribut durch Zwischensetzung des Nomens 
zertrennt: 1, 11 τὴν περὶ τῶν νῦν ἀποπεφαςμένων ζήτηειν χρημάτων, 67 
τὸ τὴν φυλακὴν ἔχον ευνέδριον τῆς πόλεως, u. a. Bap-, 8. Vogel 8. 22, und 
über sonstige Hyperbata 8. 39f. 4) Dass letzteres sehr selten vorkomme 
(Finke 8, 32), ist nicht richtig; ausser 1, 14. 92. III, 2 8. z. Bsp. 1, 41. 
θά α. 85. δὴ 1, 8. 24; ausserdem 1, 7. 9. (15 ὃν... καὶ ὃς... ὃς... ὁ) 46. 
109; 8, 18; verwandt auch die Anaph. des ὅτε 1, 75. 6) Διὰ τί 1, 8. 
doppelte Anaph. ἐγὼ .. οὐκ, ἀλλὰ 12. ὑμεῖς 28. οὗτος 28. οὐκ 808. 838. 
ποῖος 41. ὑπὲρ 65. τότε 18. τὸν 77. ἐπειδὴ δὲ 811, ταὐτὸ, ὁ αὐτός 86. 
τίς οὕτως 93. Formen von ποῖος u. τίς 96. πῶς 99. οὐ 100. ποῦ und οὐκ 
Ecrıv 102. μόνος 104, οὐ 114. ἔπειτα 2, 11. οὐ 12. τούτου κατέγνωκεν 


Deinarchische Reden. Figuren. 297 


sonstigen Beispielen des Asyndetons gebe ich aus der ersten 
Rede: καὶ... ὀλίγαις ἡμέραις ἐξεβέβληθ᾽ ὁ Λακεδαιμονίων φρούραρχος, 
ἠλευθέρωντο Θηβαῖοι, διεπέπρακτο ἣ πόλις ἣ ὑμετέρα ἄξια τῶν 
προγόνων, wo entsprechende Verbalformen die Glieder beginnen.') 
Die Rede gewinnt somit eine energische Färbung und eine grosse 
Lebendigkeit, wenn auch mitunter die letztere etwas erzwungen 
erscheint; denn die belebenden Figuren werden bei diesem Redner 
der Verfallzeit zur Manier, was sich nirgends so wie bei der 
Epanalepsis zeigt. Diese nämlich findet sich in der ersten 
Rede mindestens neunmal, d. i. häufiger als in der Kranzrede, 
die weit über die doppelte Länge hat. So gleich hinter dem 
eben angeführten Trikolon: ἐκεῖνοι ἧςαν ἐκεῖνοι ὦ ᾿Αθηναῖοι ἄξιοι 
εὐμβουλοι. Gemissbraucht wird auch die Frageform, die sich 
zuweilen ganze Seiten lang fortsetzt, indem ein langes in diese 
Form gebrachtes Enthymen: das andere ablöst?); Stellen, wo 
kurze Fragen gehäuft sind, finden sich nur selten.) Bemerkens- 
werth ist darunter in der ersten Rede°): ἔγραψας εὺ τοῦτο 
Anuöcdevec; ἔγραψας, οὐκ Ecrıv ἀντειπεῖν. ἐγένετο ἡ βουλὴ κυρία 
«οὔ προςτάξαντος; ἐγένετο. τεθνᾶςι τῶν πολιτῶν ἄνδρες; τεθνᾶει. 
κύριον ἦν τὸ τὸν ψήφιεμα κατ᾽ ἐκείνων; ἀδύνατον ἀντειπεῖν. Der 
Redner will darlegen, dass was für Andere Recht gewesen, auch 
für Demosthenes Recht sein müsse; der erste Theil dieser Dar- 
legung nun ist in sehr gelungener Weise in die Form eines 
Verhörs gekleidet, mit Apostrophe an den Angeklagten und 
in parallelen unverbundenen Systemen aus Frage und Antwort, ἡ 


20 (nachher τούτου xara—, oöroc). τίς 21. νῦν πρῶτον 8, 6. τὸν 7. 
οὗτος 10. 1) 1, 39, vgl. 63. 24. 73 u. 8. f. — Das Asynd. bei einzelnen 
Worten mangelt (Finke 8. 31); hingegen ist sehr häufig das asyndetische 
Anfangen eines nenen Gedankens (beim Beginn von grösseren Abschnitten 
oben S. 292, 4; ausserdem z. Bsp. 1, 22f. ἄρ᾽ ὑμῖν δοκεῖ — — ἀκούςονται 
τὴν κρίειν — θεωρήςουειν ὑμᾶς [zwei parallele Sätze] — ὑμεῖς ἐςτε —). — 
Asyndeton in rascher Erzählung (rgl. Abth. III, 1,148) 1, 58. 2) 1,40; 
ausserdem 10 δίκαια, 24 ἀροῦται καὶ cmeiperar (das. auch φημί in eigenth. 
Weise wiederholt), 27 μόνως, 28 μιτθωτός, 29 μὴ ἀφῆτε, 46 πολλοί, (67 
τίνας und 68 ἐὰν mehr eine Wiederaufnahme,) 72 ἐγένετο (die Stelle kri- 
tisch streitig), 76 τότε, 86 μή, 2, 24 καλῶς, 3, 22 ἀκριβῶς. 8) 80 1, 
66—70; 2, 9—15. Vgl. Finke 8. 15; Vogel 8. 6af. 4) 1, 35. 83. 96. 
100. δ) 1, 88, vgl. Finke 8. 14f. 


298 Deinarchische Reden. Figuren. 


die zugleich meist eine Art von Anaphora enthalten. Er fährt 
dann fort: λέγε δὴ πάλιν ὃ Δημοεθένης κατὰ Δημοεθένους ἔγραψεν. 
προςέχετε ὦ ἄνδρες, also mit zweimaligem Wechsel der Anrede, 
und nach der Verlesung weiter: ἧ βουλὴ εὕρηκε Δημοεθένην. τί 
dei πολλῶν λόγων; ἀποπέφαγκεν ὦ ᾿Αθηναῖοι. τὸ μὲν τοίνυν δίκαιον 
ἦν ὑφ᾽ ἑαυτοῦ κεκριμένον εὐθὺς ἀποθνήεκειν" ἐπειδὴ δὲ κτέ.Ἶ) — 
Für die Hypophora gebe ich ein Beispiel aus derselben Rede, 
in welchem auch Ethopoeie, Apostrophe, Asyndeton und Ana- 
phora vereinigt sind): (περιέρχεται Δημοςθένης λέτων) ὡς , ἐγὼ 
Θηβαίους ὑμῖν ἐποίηςα ευμμάχους“. οὔκ, ἀλλὰ τὸ κοινῇ εὐυμφέρον 
ἀμφοτέραις ἐλυμήνὠω ταῖς πόλεειν ὦ Δημόςθενες. ἐγὼ παρέταξα 
πάντας εἰς Χαιρώνειαν.“ οὔκ, ἀλλὰ ἔλιπες μόνος αὐτὸς τὴν ἐκεῖ 
τάξιν. ,ἐγὼ πολλὰς ὑπὲρ ὑμῶν ἐπρέεβευςα πρεεβείας.“ ἐφ᾽ οἷς οὐκ 
οἶδα κτέ. -- Während also die belebenden Figuren stark entwickelt 
und oft glücklich angewandt sind, so sind andrerseits solche, 
welche mehr dem Schmucke dienen, nur in geringem Masse vor- 
handen. Parechese ist in folgendem Beispiel: ἐν μὲν ταῖς 
πολεμικαῖς. πράξεειν ἄπιετον τεγενημένον, ἐν δὲ ταῖς κατὰ τὴν 
πόλιν οἰκονομίαις ἄχρηςτον. Künstlicher noch ist folgende 
Zusammenfassung am Schlusse eines Abschnittes, die mit ihrer 
prägnanten Zuspitzung an Aischines’ Weise erinnert: τοιοῦτος 
οὗτος, ἐν μὲν ταῖς παρατάξεειν olkoupöc, ἐν δὲ τοῖς οἴκοι μένουει 
πρεςεβευτής, ἐν δὲ τοῖς npecßevraic δραπέτης ἐςτίν.) Man 
kann hier eine Art von Klimax finden, nämlich in der Form, 
“ wenn auch eine Steigerung im Sinne nicht damit verbunden ist.) 


1) Andre charakteristische Bsp. der Frage 1, 7 «οὔ κατέψευεται καὶ An- 
μάδου; mit spottender Verwunderung (demosthen. Beispiele s. ΠῚ, 1 8. 
152); 72#. wiederholte Frage u. Antwort in parallelen Systemen, bei der 
Feststellung des Satzes, dass das Glück der Staaten von der Beschaffen- 
heit ihrer Leiter abhänge. 2) 1, 12. Sonst ist die Hypophora nicht 
häufig: 1, 7 (ναί, κατέψευςται γὰρ ἡ βουλὴ Annochevouc); 2, 6. mehr- 
fache Hypophora, vgl. Abth. III, 1, 151. Die Ethopoeie ähnlich $ 102. 
3) 1, 97. Vgl. über diese Figur und die verwandten Finke 8. 22. 4) 
$ 82; vgl. oben 8, 209 (Aischines). 5) Klimax finden die Rhetoren auch 
in jener homerischen Stelle (Il. B, 105): Ἥφαιοτος μὲν δῶκε Διὶ Kpo- 
νίωνι ἄνακτι, αὐτὰρ ἄρα Ζεὺς δῶκε διακτόρῳ ᾿Αργειφόντῃ, Ἑρμείας δὲ ἄναξ 
wre, 8. Alex. m. cxnp. ΠῚ, 31 Sp. Bei D. ist schon 81f. ein ganz ähnlicher 


Deinarchische Reden. Figuren. Pathos. 299 


Eine damals bereits beliebte Art des Schmuckes, welche auch 
Lykurgos und Aischines haben, ist die halbpoetische Personi- 
fication, dem Pathos des Epiloges dienend. So will der Redner 
das von Philokles beanspruchte Mitleid den Häfen und Schiffs- 
werften zugewendet wissen, welche jener verrathen haben wärde'), 
und ausgeführter heisst es im Epilog der ersten Rede: πολὺ γὰρ 
ἂν δικαιότερον ἐλεήςαιτε τὴν χώραν ---, ἣ τοὺς ἐξ ἑαυτῆς γεγενη- 
μένους ὑμᾶς ἱκετεύει, παραςτηςαμένη τὰ ὑμέτερα τέκνα καὶ γυναῖκας, 
τιμωρήςαςθαι τὸν προδότην καὶ εῴζειν ἑαυτήν. --- Was endlich 
diejenigen Figuren des Gedankens betrifft, die auf einer gewissen 
schlauen Berechnung des Redners beruhen, als Paraleipsis, Un- 
schlüssigkeit über den zu wählenden Ausdruck, vorherige oder 
nachherige Entschuldigung, so mangeln auch diese bei Deinarchos 
nicht, sind indes nicht sehr hervortretend.°) 

Wir sehen also, wie dieser Redner in der gesammten Form 
innerhalb der Grenzen der echten attischen Beredsamkeit bleibt, 
und insbesondere sich nicht sehr weit von dem demosthenischen 
Typus entfernt, An diesen erinnert auch der herbe und schneidige 
Charakter des Ganzen, die ungemilderte Bitterkeit gegen die 
Angeklagten, die häufig angewandte Ironie‘), schliesslich, wenn 
man will, das Pathos, welches wenigstens angestrebt wird.°) 
Freilich wendet Demosthenes diese Färbungen mit Mass und am 
Orte an, unser Redenschreiber dagegen, zumal in den kleineren 
Reden, schon vom Prooemium ab und ohne den gehörigen 


Klimax. — Rednerische Paronomasie ἐπιτάττειν — τάξις 1, 71. Auch 
künstlichere Antithesen sind selten. 1) 3,14. 2)1, 108. Ueber De- 
mosthenes’ Weise vgl. II, 1, 154. — Διατύπωεις 1, 36. 8) Paraleipsis 
1, 35. 94 (ἐῶ Yüp..); Art dtamöpncıc mit Paral. 1, 98 δι᾿ ἥντινα δήποτ᾽ 
αἰτίαν ἢ τύχην, ἐῶ γὰρ τοῦτο νῦν (erinnernd an demosth. Stellen wie Cor. 
261 ὁπωςδήποτε, ἐῶ γὰρ τοῦτό γε); προδιόρθωεις 1, 55; 3, ὅ; ἐπιδιόρθ. 1, 
10. 15. 91, u. in anderer Weise (mit μᾶλλον δέ) 2, 1. 4) So 1, 69 Afg. 
181. 81 u. 8. f. (vgl. Finke 8. 18f.; Vogel S. 64). 81f. nicht üble Ver- 
spottung des Dem, mit der Figur des Klimax (oben 8. 298, 4); gut eingeleitet 
ist auch 89 die Gegenüberstellung von D.'s Psephisma, wonach die Schätze 
des H. für Alexander aufbewahrt werden sollten, und der constatirten 
Plünderung derselben durch ihn u. Andre: οὕτως οὖν, ὦ äpıcre, εἰπέ μοι, 
φυλάξομεν, ἐὰν cu wre. 6) Mit besonders hochgeschraubtem Pathos setzt 
der Epilog der 1. Rede $ 64 ein. 


800 Verlorene deinarchische Reden. 


Wechsel; dadurch und durch die mangelnde Ordnung und Ueber- 
sichtlichkeit ist er so ermüdend und am Ende wirkungslos. Ethos 
kann man in diesen Anklagereden eines cuvijiyopoc nicht viel 
erwarten. 

Vergleichen wir nun den dargelegten Charakter mit den 
Schilderungen, die Hermogenes und Dionysios von der Beredsam- 
keit des Deinarchos geben, so zeigt sich auch mit den Angaben 
des Dionysios, welcher nicht nach unsern Reden allein oder vor- 
wiegend sein Urtheil bildete, eine solche Uebereinstimmung, dass 
sich gegen die Autorschaft des Deinarchos gar nichts einwenden 
lässt. Aber es werden einen solchen Charakter, wie ihn Dionysios 
schildert, auch manche andere Redner der Zeit gehabt haben; 
denn wer die pathetische demosthenische Weise nachahmte, und 
dabei weder allzuviel Talent noch übergrossen Fleiss besass, 
kam immer auf diesen Typus heraus. — Aus den verlorenen 
Reden, die ja eigentlich ebenfalls jede für sich zu betrachten 
sind, ergibt sich so gut wie nichts für unsere Frage; Demetrios 
freilich muss in gewissen, ihm besonders zusagenden Reden einen 
solchen Unterschied von derjenigen gegen Demosthenes gefunden 
haben, dass er deswegen die letztere dem Deinarchos absprach.') 
In der Rede gegen Pytheas kamen besonders viele originelle 
Wendungen und Vergleiche vor: ἐμπεπηδηκότων τῶν ῥητόρων 
ὥςπερ ἀπρότων (andere Lesart war παρνόπων) εἰς τὸ ἐμπόριον, 
von Sykophanten, die sich schaarenweise auf die Kaufleute stürzten; 
ferner ὥςπερ οἱ τοὺς καλλίας (d. i. πιθήκους) ἐν τοῖς οἴκοις τρέ- 
φοντες, mit Bezug auf das Volk, welches sich diesen gemeinen 
Sprecher hielt, und dann von Pytheas’ Jugendzeit: πάλιν παρ᾽ 
Alcxivnv ἀποφοιτήςας παρὰ τούτῳ δῆλον ὅτι Xpucoxoeiv ἐμάνθανεν 
(sprüchwörtlich), ἀλλ᾽ οὐ τὸ προκείμενον αὐτῷ πράττειν ἢ πά- 
cxeıv.?2) — Eine der Reden gegen Polyeuktos war nach Dionysios 
vom Prooemium ab ganz und gar in Demosthenes’ Weise ge- 


1) Demetr. Ὁ. Dionys. ὁ. 1: νομίςειεν ἄν τις εὐήθεις εἶναι τοὺς ὑπο- 
λαβόντας, τὸν λόγον τὸν κατὰ Δ. εἶναι τούτου: πολὺ γὰρ ἀπέχει τοῦ χαρα- 
κτῆρος. 9) Harpokr. ἀπρότων; Suid. 2, 1 p. 42 Bernh.; Harp. xpucoyoeiv 
(Sauppe „VI fr. 1. 2. 18). Im Zusammenhange mit fr. 2 stand vielleicht 8 
(κοβαλεία). 


Verlorene deinarchische Reden. 301 


schrieben‘); uns wird aus κατὰ ἸΤολυεύκτου unter anderm an- 
geführt: ἀνθρώπου καὶ μιεθωτοῦ καὶ πάντα τὰ ἐγκύκλια ἀδική- 
ματα ἠδικηκότος.) — Aus der Rede gegen Kallisthenes lesen 
wir: μαρτύρομαι τὴν “Ecriav τὴν Boukalav, ganz ähnlich dem hoch- 
pathetischen Ansatz in der Demosthenika: μάρτυρομαι τὰς ςεμνὰς 
θεὰς ὦ &. ᾿Α, καὶ τὸν τόπον ὃν ἐκεῖναι κατέχουει u. 8. f.?) — Die 
erste Rede gegen Kleomedon über Misshandlung enthielt sehr 
vieles, was wörtlich aus der demosthenischen Rede gegen Konon 
übertragen war); die zweite begann mit einem Segenswunsche 
für Richter und Gesetzgeber, gleichwie die pseudodemosthenische 
gegen Phainippos und noch zwei unter den deinarchischen.’) — 
Aus der Rede gegen Proxenos, die sicher echt war, haben wir 
in Uebersetzung eine figurirte Stelle des pathetischen Epilogs, 
mit vier parallelen Antithesen, wiederholter gedoppelter Anaphora, 
dazu Asyndeton®); die beigefügte Klageschrift, die Dionysios 
erhalten hat, scheint merkwürdig incorrekt stilisirt.”) — Noch 
ist zu erwähnen, dass nach Harpokration Deinarchos öfter nicht- 
attische Ausdrücke gebrauchte®), und dass in irgendwelcher Rede 


1) Dion. e. 5 extr.: προοιμιάζεται γὰρ ὁμοίως ἐκείνιν (Dem.), καὶ δι᾽ 
ὅλου τοῦ λόγου παραπλήςιος μεμένηκ. 2) Priscian. 18 c. 23 (1, 8 Sauppe). 
Aus den Reden x. TT. wird ferner eitirt: ἀρχαιρεειάζειν „I 2, παλίμβολος u. 
makıvaiperoc ‚Il 3. 4 8. 3) Harp. BovAala („XVII, 1 8.); Dein. 1,-64. 
4) Euseb. praep. evang. X, 3 p. 466: ἢ ὡς A. ἐν τῷ a’ κατὰ Κλεομ. αἰκίας 
πολλὰ μετενήνοχεν αὐτοῖς ὀνόμαειν ἐκ τοῦ Anpoctvouc κατὰ Κ, αἰκίας. δ) 
Frg. ΠΧ, 2 Ὁ. Ammon. π. διάφ. A. p. 91: πολλὰ κἀγαθὰ ὦ ἄ. d. γένοιτο ὑμῖν 
καὶ τῷ νομοθετήςαντι ἐξεῖναι κτέ. (vgl. oben 3. 272); [Dem.] 42, 1: πολλὰ 
κἀγαθὰ γένοιτ᾽ ὦ &. d. πρῶτον μὲν ὑμῖν ἅπαειν, ἔπειτα δὲ καὶ (ζόλωνι τῷ 
γομοθετήςαντι κτέ.; mit πολλὰ καὶ ἀγαθὰ γένοιτο begannen die deinarch. 
Reden κατὰ ἸΤολυεύκτου δοκιμαεία und ἀποςταείου πρὸς ᾿Αρχέοτρατο. 6) 
Rot. L. II, 16: Din., cum de se ipse diceret: Olim in adulescentia 
sedulo omnem gloriam sectabar; at nune in senectute summum me ambi- 
tionum invasit odium. Tune facile"multis opitulabar; nunc iam me ipsum 
tueri non possum. Tum e. 4. s. „ 7) Dion. c. 3: ἔβλαψέ με Πρόξενος, 
ὑποδεξάμενος εἰς τὴν οἰκίαν τὴν ἑαυτοῦ τὴν ἐν ἀγρῷ, ὅτε πεφευγὼς ᾿Αθήνη- 
θεν κατήειν ἐκ Χαλκίδος, χρυείου μὲν «τατῆρας ὀγδοήκοντα καὶ διακοείους καὶ 
πέντε (wovon abhängig?), οὖς ἐκόμιτα ἐκ Χαλκίδος εἰδότος TIpokevou καὶ 
eicAABov ἔχων εἰς τὴν οἰκίαν αὐτοῦ, ἀργυρώματα δὲ οὐκ ἔλαττον elkocı μνῶν 
ἄξια, ἐπιβουλεύεας τούτοις (dies letzte Stück schliesst sich wieder eng an 
ἔβλαψέ pe an). 8) Harp. ἐκαλίςτρουν: καὶ οὗτος (Dein.) γὰρ ξενικοῖς ὀνό- 


pacı χρῆται. ᾿ 


802 Stratokles. 


eine ziemlich ausführliche Schilderung des thebanischen Unglücks 
vorkam, woraus die Phrase citirt wird: περιπέτονται δὲ τὸ τῶν 
ταλαιπώρων äctu Θηβαίων χελιδόνες.) --- Uns bleibt nichts übrig, 
als diese verlorenen Reden, soweit Dionysios sie anerkennt, und 
ebenso auch die drei erhaltenen unter dem Namen des Deinarchos 
zu belassen. HE 

Von den übrigen Rednern der Diadochenzeit, die eine ähn- 
liche Richtung in der Beredsamkeit verfolgten, ist Stratokles 
bereits gelegentlich erwähnt, als Hauptankläger des Demosthenes 
im harpalischen Prozesse, und wiederum als derjenige, welcher 
i. J. 307 das Ehrendekret für Lykurgos beantragte. Er war der 
Sohn des wohlhabenden Euthydemos von Diomeia, der zum 
euböischen Feldzuge 348 eine Triere schenkte?); von ihm selbst 
hören wir aus der Zeit vor 324 nichts; doch da er damals gleich 
so sehr hervortritt, so können wir seine Geburt wenigstens nicht 
nach 350 setzen.?) Auch er hatte sich wohl wie Himeraios der 
patriotischen Partei angeschlossen‘), und es ist nicht Partei- 
wechsel, was man ihm vorwerfen kann; denn während der 
Oligarchie, die auf den lamischen Krieg folgte, ist nie von ihm 
die Rede, dagegen wird er auf einmal ein leitender Staatsmann, 


1) Apeines Rh. Gr. I p. 397 Sp. vergleicht diese Schilderung des Ὁ. 
mit der ἀθρόα dhAwcıc dieses Unglücks bei Aeschines (8, 188); letztere 
Weise sei nicht so zur Erregung des Mitleids geeignet. 2) (τρατοκλῆς 
Εὐθυδήμου Διομειεύς in den Volkabeschlüssen; über die Identität dieses Str. 
mit dem Redner, die A. Schäfer III, 300 in Abrede stellt, 8. C. Curtius 
Philolog. XXIV, 93ff. Der Vater Εὐθύδημος ὁ τοῦ (τρατοκλέους Dem. Mid. 
167. 3) Bedeutend älter war er nach Droysen (Diad. 2. Aufl. II, 176), 
der ihn, wie auch A. Schäfer 299, 2, mit dem bei Dem. Pantain. 48 er- 
wähnten Str. identificirt (πεπιςτευκὼς --- τοῖς ευνεςτῶζιν μεθ᾽ ἑαυτοῦ μάρτυει, 
τῷ τ᾽ ἀκαθάρτῳ καὶ μιαρῷ Προκλεῖ, τῷ μεγάλῳ τούτῳ, καὶ Crparorldi τῷ 
πιθανωτάτῳ πάντων ἀνθρώπων καὶ πονηροτάτῳ). Die Rede ist etwa aus d. 
J. 345; dieser Str. kann also nicht nach, 370 geboren sein. Der Sohn des 
Euthyd. aber hat noch 294/38 oder 398,2 einen Volksbeschluss beantragt 
(©. I. A. II, 302). — Droysen hält auch den Str., der bei Chaironeis 
Stratege war, für dieselbe Person. 4) Daher im lamischen Kriege (nach 
Droysen I, c. 8. I, 68; anders Schäfer 8. 348, 3) seine Frechheit, den 
Athenern eine zur See erlittene Niederlage als Sieg zu melden und Fest- 
lichkeiten zu beantragen, Plut. Demetr. 11, praec. ger. reip. c. 3; für einen 
Gegner dieses Krieges war das nicht möglich. 


Stratokles. 303 


sowie i. J. 307 durch Demetrios Poliorketes die Demokratie und 
die sogenannte Freiheit hergestellt war. Von nicht wenigen 
Volksbeschlüssen des Stratokles aus diesem und den folgenden: 
Jahren sind inschriftliche Reste erhalten, darunter auch von dem 
für Lykurg verfassten‘); andere sind von den Athenern ver- 
nichtet worden, diejenigen nämlich, mit denen er dem Demetrios 
in einer nicht dagewesenen Weise die niederträchtigsten Huldigungen 
dargebracht hatte.?) Die Rednerbühne war damals für ihn, wie 
er selbst sagte, eine goldene Ernte°); weshalb auch Demochares, 
als jemand den Stratokles um seiner Anträge willen für verrückt 
erklärte, erwiderte: „er wäre aber verrückt, wenn er nicht ver- 
rückt wäre“, d. h. wenn er um seines augenscheinlichen Vortheils 
willen nicht auch den Verrückten. spielen wollte‘) In seinem 
Privatleben war er zügellos und üppig°) — wie hätte er des 
Erntesegens nicht geniessen sollen? —, kurz in allem ein Staats- 
mann gleichen Schlages wie Pytheas und Demades, nämlich 
schamlos, ohne Gewissen und Grundsätze, und dabei doch nicht 
ohne Talent und Geist und ein nicht schlechter Redner.°) Wir 
kennen ausser der gegen Demosthenes keine einzelne Rede von 
ihm; ein Fragment bei Rutilius Lupus’) weist auf die Zeit, wo 
man nach dem Sturze des Phalereers sich mit Neuordnung der 
Verfassung und mit Bestrafung der oligarchisch Gesinnten be- 
schäftigte, und scheint aus einer Anklagerede gegen einen solchen 


1) 8. 6.1. A. II, 240. 238b (a. 307/6). 247 (306/5). 263. 264 (803). 
266—267 (aus derselben Zeit). 302 (294,8 0. 398,2). 2) 8. Plut. Demetr. 
10—12. 24. 26; Droysen II, 119. 183. 191. Die Vernichtung dieser Volks- 
beschlüsse geschah im Jahre 200, aus Erbitterung gegen Philipp Demetrior’ 
Sohn, 8. Liv. XXXI, 44; Köhler C. I. A. II, 156; ebenso sind auch auf 
sonstigen Urkunden die auf D. bezüglichen Stellen und die Namen der 
Phylen ᾿Αντιγονίς und Δημητριάς vielfach ausgelöscht, C. I. A. 306. 816 
af. 3) Plut. Mor. 798E: ὡς ol περὶ (τρατοκλέα καὶ Δρομοκλείδην 
ἐπὶ τὸ χρυςοῦν θέρος, τὸ βῆμὰ μετὰ παιδιᾶς οὕτως ὀνομάζοντες, ἀλλήλους 
παρεκάλουν. 4) Plut. Demetr. 34: εἰπόντος δέ τινος --- μαίνεςθαι τὸν (τρ. 
τοιαῦτα γράφοντα, Δημοχάρης ὁ Λευκονοεύς „Malvorro μέντἂν“ εἶπεν „el 
μὴ μαίνοιτο“", πολλὰ γὰρ ὁ Crp. ὠφελεῖτο διὰ τὴν κολακείαν. 5) Vgl. die 
Anekdote bei Plut. c. 12 (Hetäre Phylakion); Athen. XIII, 696}. 6) 
Ueber seinen Charakter Grauert Anal. p. 330f.; Droysen II, 176. 0) 
Ratil. L. I, 9. 


. 


804 Demochares. 


zu sein. Citirt wird es für die Figur der κοινότης oder ευμπλοκή, 
d. i. der Vereinigung von Anaphora und Antistrophe: Quaeritis 

. novam rationem administrandae reipublicae: at reperire meliorem 
quam a maioribus accepistis non potestis. Quaeritis maximis 
sumtibus faciendis quomodo ne tributa conferatis; at consiliis 
captis aerarii opes quas cupitis augere non potestis. Quaeritis, 
quemadmodum scelere contaminatis hominibus parcatis; at igno- 
scendo nocentibus innocentium salutem custodire non potestis. 
Der studirte Figurenschmuck vergleicht sich mit Deinarchos’ 
Weise; wie weit man schliesslich die Künstlichkeit in diesen 
Figuren trieb, zeigt ein Fragment des Redners Kleochares von 
Myrleia, der ein Freund des greisen Demochares und ein grosser 
Verehrer des Demosthenes war: Δημοςθένης ὑπέετη Φιλίππῳ" 
Anuocdevovc πένης μὲν ὁ βίος, μεγάλη δ᾽ ἣ παρρηεία᾽ Anno- 
«θένει πολλῶν διδομένων οὐδὲν οὔτε πλῆθος οὔτε κάλλος ἄξιον 
ἐφάνη προδοείας: Δημοςθένην ᾿Αλέξανδρος ἐξήτει" τὸ διὰ τί παρ᾽ 
αὑτοῖς λογίζεεθε" ἀδίκως τ᾽ ἀπέθανες ὦ Annöcdevec.!) Hier ist 
das Polyptoton bis zur völligen Durchdeklinirung entwickelt; die 
Stelle ist zugleich der älteste Beleg für die bewusste Unter- 
scheidung der fünf Casus und für die üblich gewordene An- 
ordnung derselben. — Stratokles’ sonstige Fragmente sind un- 
bedeutend?); jedoch das eben angeführte und das über Theben 
mögen genügen, um seine Stellung in der Attischen Beredsam- 
keit einigermassen zu kennzeichnen. Ausser von Gorgias und 
Agatharchides, der seine Worte über Theben als Gegenstück zu 
Hegesias’ verdorbener Manier hinstellt°), wird er von den Späteren 
als Redner nicht erwähnt. ᾿ 


Einen ehrenvollen Namen in der Geschichte hat Demosthenes’ 
Neffe Demochares, der Sohn des Laches von Leukono&, einer 


1) Herodian m. cxnu. III, 97 Sp.; 8. über Kl. Griech. Bereda. 8, 34. 
2) Rut. L. II, 20 (Taxis); vielleicht auch Cic. Brut. 42f.: quoniam quidem 
concessum est rhetoribus ementiri in historis —; ut enim tu nune de Corio- 
lano, sic Clitarchus, sie Stratocles de Themistocle finzit 6. q. 8. Nämlich 
von einem Historiker Str. ist durchaus nichts bekannt. 8. Sauppe Ὁ. A. 
II, 342f. 8) Phot. 447 a Bk.; oben 8. 288. 


Demochares. 505 


der letzten unabhängig gesinnten Staatsmänner Athens!) Seine 
Mutter, die Schwester des Demosthenes, war um 2 Jahre jünger 
als dieser und zur Zeit des Prozesses gegen Aphobos (364/3) 
- noch nicht vermählt?); doch wird der Bruder, nachdem er 
einigermassen zu Geldmitteln gekommen war, mit der Vermählung 
nicht lange gezögert haben. Seine Wahl traf, wie das in Athen 
sehr üblich war, einen Verwandten, nämlich den Sohn seiner 
Mutterschwester, die mit Demochares von Leukonoö verheiratet 
war; dieser Demochares hatte allein von der Verwandtschaft 
sich des Demosthenes gegen seine ungetreuen Vormünder thätig 
angenommen.°) Die Geburt des jüngeren Demochares werden 
wir nicht sehr viel vor 350 ansetzen“); denn das Früheste, was 
von ihm berichtet wird, ist, dass er 322, bei der Berathung über 
den Frieden mit Antipatros, mit dem Schwert an der Seite auf- 
getreten sei und gegen die Annahme der schimpflichen Be- 
dingungen gesprochen habe.°) Ferner fällt das von ihm be- 
antragte Ehrendekret für Demosthenes in das Jahr 280/79, und 
das für ihn selbst, welches sein Sohn Laches schrieb, 271/0; 
kurz vor letzterem Jahre also muss er gestorben sein.°) Seine 
Gesinnung zeigt sich am besten in dem Urtheil, welches er in 
seinem Geschichtswerke über die Staatsverwaltung des Phalereers 
Demetrios fällte: derselbe habe in solchen Dingen seine Ehre 
gesucht, auf die etwa ein Zöllner und ein Handwerker stolz sein 
möchte, nämlich in der Wohlfeilheit der Lebensmittel und in 
seltsamen Schauspielen bei Festlichkeiten; hingegen darüber, 
dass seine Vaterstadt auf alle Ehre in Hellas verzichtend dem 
Kassandros unterthänig war, habe er gar keine Scham empfunden.) 


1) Die Nachrichten über ihn sind zusammengestellt bei C. Müller Frg. 
Histor. Gr. II, 4468. S. auch Grauert Anal. 331ff. 2) Demosth. c. 
Aphob. 1, 4. 6bf. 3) Ebend. 14f. 4) Nach C. Müller 1. c. fällt sie 
etwa zwischen 355 u. 350. δ) Plut. Vit. X or. 847CD. 6) 8. die 
Deckrete (aus 125, 1 und 127, 2) das. p. 850. 7) Polyb. XI, 18, 9f.: 
οὗ (Demetr.) κεῖνος οὐ τὴν τυχοῦςαν πεποίηται κατηγορίαν ἐν ταῖς Icroplaıc, 
φάκσκων αὐτὸν γεγονέναι τοιοῦτον προςτάτην τῆς πατρίδος καὶ ἐπὶ τούτοις 
cemvövecdan κατὰ τὴν πολιτείαν, ἐφ᾽ οἷς ἂν καὶ τελώνης ςεμνυνθείη (καὶ 
βάναυοος. ἐπὶ γὰρ τῷ πολλὰ καὶ λυςιτελῶς πωλεῖςθαι κατὰ τὴν πόλιν, καὶ 
δαψιλῆ τὰ πρὸς τὸν βίον ὑπάρχειν πᾶειν, ἐπὶ τούτοις φηεὶ μεγαλαυχεῖν αὐτόν" 

Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 20 


806 Demochares. 


Ebenso entrüsteten ihn die Ehren, die man nachher dem Demetrios 
Poliorketes erwies'), und er selbst bewahrte allen auswärtigen 
Machthabern gegenüber seine Unabhängigkeit wenigstens soweit, 
als das in damaligen Zeiten für einen Staatsmann überhaupt 
möglich war.®) Ein rühmliches Zeugniss legt’ für ihn Polybios 
ab, der den Timsios scharf darüber tadelt, dass derselbe einem 
obskuren Komiker obscöne Schmähungen gegen Demochares 
nachgesprochen habe.?) Nach Polybios war er auch Stratege 
gewesen, und anderswo wird ihm kriegerisches Verdienst nach- 
gerühmt‘); dies also unterscheidet ihn von seinem Oheim, der 
sein bewundertes und verehrtes Vorbild war.) 

Ueber Demochares’ Schriften sagt Cicero, er habe sowohl 
eine Anzahl Reden hinterlassen, als auch die Geschichte seiner 
Zeit beschrieben.°) Von letzterem Werke wird das 20. und 21. 
Buch eitirt, über Ereignisse der Jahre 304 und 302°); da er 
aber auch noch den Tod des Agathokles (289) erwähnte, so 


καὶ διότι κοχλίας αὐτομάτως βαδίζων προηγεῖτο τῆς πομπῆς αὐτῷ, εἰαλον 
ἀναπτύων, εὺν δὲ τούτοις ὄνοι διεπέμποντο διὰ τοῦ θεάτρου" διότι δὲ πάντων 
τῶν τῆς Ἑλλάδος καλῶν ἡ πατρὶς παρακεχωρηκυῖα τοῖς ἄλλοις ἐποίει Καεάν- 
ὄρῳ τὸ mpocrartönevov, ἐπὶ τούτοις αὐτὸν οὐκ αἰςχύνετθαί pnciv. ἢ 
Democh, b. Ath. VI, 262F. 3688, 2) Freundschaftlich stand er mit 
Antigonos Gonatas, s. ἃ, Anekdote Ὁ. Diog. VII, 14, wonach er sich gegen 
den Stoiker Zenon erbot sich für ihn bei Ant. zu verwenden; dagegen das. 
IV, 41 (Geburtstagsfeier des Halkyoneus) ist keineswegs, was Droysen an- 
nimmt, von D. die Rede. 3) Polyb. XII, 18, der $ 7 den Komiker 
Archedikos.als einzigen Zeugen des Tim. nennt; dagegen Ὁ. Suid. v. ᾧ τὸ 
ἱερὸν πῦρ οὐκ &ecrı Quchcar wird die Stelle des letzteren so eitirt, dass 
die Schmühung auf den Redner Demokleides- zurückgeführt wird. — Dass 
D. Nebenbuhler des Philosophen Arkesilaos bei dem schönen Kleochares 
gewesen (Diog. IV, 41), ist in dieser Fassung wenig glaublich, da Ark. 
erst um 315 geboren war, die Sache also in Dem.’s höheres Alter fallen 
würde. 4) Polyb. 1. c. $ 5; Plot. Vit. X or. p. 8470: ἀνὴρ καὶ κατὰ 
πόλεμον ἀγαθὸς καὶ κατὰ τοὺς πολιτικοὺς λόγους οὐδενὸς χείρων. Die ihm 
gesetzte Statue stellte ihn mit dem Schwerte an der Seite dar, nach Plut. 
1. c. wegen jener Volksrede nach dem Iamischen Kriege. 5) Vgl. seinen 
Bericht über Demosthenes’ Tod (Plut. Dem. 30): οἴεεθαί φηςιν αὐτὸν οὐχ 
ὑπὸ φαρμάκου, θεῶν δὲ τιμῇ καὶ προνοίᾳ τῆς Μακεδόνων ὠμότητος ἐξαρ- 
παγῆναι ευντόμως καταςτρέψαντα καὶ ἀλύπως. 6) Cie. Brut. 286: et 
orationes seripsit aliquot (Gegensatz die multae orationes des Charisius) et 
earım rerum historiam, quae erant Athenis ipsius tempore gestae, non tam 
historico quam oratorio genere perscripsit. 7) Athen. VI, 252F. 3688. 


Demochares. 307 


muss es noch erheblich länger und ferner ganz oder zum Theil 
im Alter von ihm verfasst gewesen sein.') Von seinen Reden 
ist nur eine einzige bekannt, ὑπὲρ ζοφοκλέους πρὸς Φίλωνα, mit 
welcher er seine feindselige Stellung zur Philosophie an den 
Tag legte. Nämlich nach dem Sturze des Phalereers und der 
Oligarchie beantragte ein gewisser Sophokles, dass kein Philosoph 
ohne besondere Erlaubniss des Rathes und Volkes in Athen solle 
lehren dürfen; der Antrag war besonders gegen Theophrast ge- 
richtet, dessen Verbindung mit den gestürzten Machthabern 
offenkundig war. Dagegen erhob aber Philon, ein Schüler des 
Aristoteles, die Klage wegen Gesetzwidrigkeit, und bewirkte trotz 
Demochares’ Vertheidigung, dass der Beschluss vernichtet und 
der Urheber zu fünf Talenten Strafe verurtheilt wurde.?) In 
dieser Rede nun führte Demochares aus, dass die Philosophen- 
schüler sich aller Orten als Feinde der Volksfreiheit erwiesen 
hätten; er griff Aristoteles’ Verbindung mit Philipp unter den 
stärksten Verleumdungen an; er äusserte über Sokrätes, den ja 
Platon als auch im Kriege tüchtig verherrlicht hatte, dass man 
ebensogut aus Saturei eine Lanzenspitze, wie aus einem Sokrates 
einen tadellosen Krieger machen könne.?) Bei dieser Stellung 
gegen die Philosophen war gleichwohl Demochares, wie aus einer 
Anekdote erhellt, dem Stoiker Zenon freundlich gesinnt, ähnlich 
wie früher Theopomp den einen Antisthenes anerkannt hatte.t) 
Auch müsste er in einigen Schriften die philosophische Litteratur- 
form des Dialoges angewandt haben, da eine Nachricht über 
Aischines aus seinen Dialogen eitirt wird.°) 

1) Luc. Macrob. c. 10; C. Müller 1. 6. p. 448. 3) Ath. XII, 610F; 
Diog. V, 38; Pollux IX, 42 (wo der Antragsteller Cop.. ᾿Αμφικλείδου 
Cowvieic genannt wird). Ueber die Zeit des Gesetzes (307/6 od. 8066) vgl. 
C. Müller p. 447; Sauppe O. A. II, 841; Zeller Philos. d. Gr. 3. Aufl. II, 
2 8. 808, 3. 8) Athen. XI, 608"; Euseb. praep. ev. XV, 2 p. 791 Vig.; 
Ath. V, 3160 (vgl. 187D): ὥςπερ ἐκ θύμβρας οὐδεὶς Av δύναιτο Karackevdcar 
λόγχην, οὐδ᾽ ἐκ ζωκράτους crparı'ıenv ἄμεμπτον. 4) Diog. VII, 14: An- 
μοχάρους δὲ τοῦ Λάχητος ἀςπαζομένου αὐτὸν καὶ φάςκοντος λέγειν καὶ γρά- 
φεῖιν ὧν ἂν χρείαν ἔχῃ πρὸς ᾿Αντίγονον (Gonatas, 8. das. $ 16), ὡς ἐκείνου 
πάντα παρέξοντος, ἀκούςας οὐκέτ᾽ αὐτῷ ευνδιέτριψε. — Ueber Theopomp u. 
Antisthenes Thl. IT, 382. 6) Harpokr. Ἴςχανδρος: δοκεῖ δ᾽ αὐτῷ (Isch.) 


εὐνυποκρινόμενος ’A. ὁ ῥήτωρ ἐν KoMurip xarameceiv, καθά pncı Δημοχάρης 
20" 


137 


808 Demochares. 


Ueber die rednerische und schriftstellerische Eigenthümlich- 
keit und das Verdienst des Demochares sind wir wenig unter- 
richtet. Pseudoplutarch sagt, er habe als Redner niemandem 
nachgestanden'), ἃ. h. doch zu seiner Zeit; denn sonst wird er von 
niemandem gelobt und in nachchristlicher Zeit nur in sachlichem 
Interesse noch eitirt, während allerdings Gorgias einige Beispiele 
für Figuren aus ihm entnommen hatte, gleichwie aus Demetrios, 
Stratokles und vielen noch Späteren.?) Cicero erwähnt ihn unter 
den attischen Rednern der nachdemosthenischen Zeit, wo die 
Beredsamkeit weichlicher geworden sei°); anderswo aber stellt er 
Charisios und Demochares als Gegensätze hin und bezeichnet 
ersteren als Nachahmer des Lysias, während letzterer, der als 
Schwestersohn des Demosthenes angeführt wird, doch augen- 
scheinlich damit als dessen Nachahmer gekennzeichnet ist.‘) 
Und in der That ist es gar nicht möglich, dass Demochares, 
der unter der Leitung seines Oheims herangebildet war und 
denselben sö verehrte, irgend ein anderes Muster sich erwählt 
oder eigne abweichende Wege mit Bewusstsein bevorzugt hätte; 
vielmehr konnte der Gegensatz zwischen Oheim und Neffen nur 
auf geringerer Fähigkeit und Sorgfalt des letzteren und auf den 
unbewusst aufgenommenen Einflüssen der Zeit beruhen. Auch 
weist nichts in den erhaltenen Resten auf verdorbenen Geschmack: 
ἐν τοῖς διαλόγοις. Vgl. Anonym. vit. Aesch. p. 269 W. — Indes Plut. vit. X 
or. 840D sagt: ἐγένετο δ᾽ (Aisch.) εὔφωνος, ὡς δῆλον ἔκ re ὧν pc Δημο- 
«θένης καὶ ἐκ τοῦ Δημοχάρους λόγου, und ἔκ τε τοῦ Δημοχάρους λόγου 
(statt Δημοεθένους) verlangt A. Schäfer (J. 7. 1870, 6267.) auch bei Harpokr. 
v. ἐπωπτευκότων; Democh. werde die einzelnen Abschnitte seiner Denk- 
würdigkeiten λόγοι überschrieben haben. 1) Plut. Vit. X Or. 8410 (oben 
8. 806, Anm. 4). 2) Rut. Lup. I, 9. 20; Sauppe 8. 342. Ueber. fr. 2 8. vgl. 
Haase de fragmento Rutilio Lupo a C. Schoepfero supposito, Ind. lect. 
Breslau 1866. 3) Cic. de orat. IT, 95: (nach Demosth.’s Tode) alia quac- 
dam dicendi molliora ac remissiora genera viguerunt. inde Demochares, 
quem aiunt sororis filium fuisse Demostheni; tum Phalereus ille Demetrius 
omnium istorum mea sententia politissimus, aliique horum similes ex- 
stiterunt. Hier erscheint allerdings Democh. als gleichartig mit Demetrios. 
4) Cie. Brut. 286: et quidem duo fuerunt per idem tempus dissimiles inter 
se, sed Attici tamen: quorum Charisius multarum orationum, quas scribe- 
bat aliis, cum cupere videretur imitari Lysiam; Demochares autem, qui 
fuit Demostheni sororis filius, et orationes scripsit 6. q. 8. (oben 8. 306, 
Anm. 6). Ueber Charisios 8. u. 8. 8188. B 


Demochares. 309 


weder finden sich schmückende Metaphern, noch gesuchte Zer- 
stückelung in kleine Sätze, noch verweichlichte Rhythmen. 
Interessant wäre zu wissen, ob Demochares das rhythmische 
Princip des Demosthenes befolgt hat!); dass er den groben 
Hiatus zumal in dem Geschichtswerke vermied, ist jedenfalls 
anzunehmen.°) Cicero sagt von diesem Werke, dass es nicht 
sowohl in der Weise der Historiker als in rednerischer geschrieben 
sei®); ἃ. h. es hatte nicht den gleichmässigen, behaglichen, breit- 
fiessenden Stil der Geschichtschreiber aus Isokrates’ Schule, 
sondern einen mehr pathetisch bewegten und wechselvollen, wie 
ihn Cicero für die Rede fordert‘) Aus den Fragmenten lässt 
sich nichts dafür ersehen; dieselben erscheinen im allgemeinen 
nicht besonders gut stilisirt, und leiden namentlich an Wortfülle 
und Wiederholungen°); andererseits mangelt nicht die Kraft der 
Gedanken und des .Ausdrucks. Von Figuren wird bei Rutilius 
eine asyndetische Häufung einzelner Worte (cuvaßpoıcndc) eitirt.®) 


1) In den beiden Fig. Ὁ. Ath. V, 253 kommen folgende Häufungen von 
Kürzen vor: Ὀξυθέμιδος. — Δημήτριον ἀπὸ τῆς (dieser Anfang des 2. Frg. 
scheint von Athenaeus der Verständlichkeit wegen frei ergänzt: ἐπανελθόντα 
δὲ [τὸν Δημ. ἀπὸ τῆς Λευκάδος καὶ Κερκύρας] εἰς τὰς ᾿Αθήνας [οἱ ᾿Αθηναῖοι] 
ἐδέχοντο κτέ.). προςόδια. θεὸς ἀληθινός (Citat). διάφορος. δεόμενοι. Mehr 
Hänfungen finden sich in dem indirekt gegebenen Citate bei Polyb. XII, 
13, 9, sowie in dem Redefragment Ath. XI, 508F, wo die Wiedergabe 
wenig genau scheint. Kein Bsp. hat der kurze Satz über Sokrates; der in- 
direkt citirte Plut. Dem. 30 nur Μακεδόνων. 2) Hiaten in den Frg. b. 
Ath. V: ἐπ᾽ αὐτοῦ ᾿Αθηναίων. ᾿Αθηναῖοι ἐδέχοντο (oben Anm. 1). ein ἐκ. 
αὐτοῦ ἱκέτευον. Bei Polyb. u. Plutarch ist natürlich kein Hiatus; in dem 
Frg. Athen. XI πόλει ἐπέμενε.Ό. 3) Cie. Brut, 286. 4) Vgl. Cic. de orat. 
II, 64. ' Orat. 37. 66. 207. 5) Ath. V, 3680: mpocöbdıa .. ner’ ὀρχήςεως 
καὶ ψδῆς ἀπήντων αὐτῷ, καὶ ἐφιςτάμενοι κατὰ τὰς ὁδοὺς (Meineke für τοὺς 
ὄχλους) δον ὀρχούμενοι καὶ ἐπάδοντες ὡς κτέ. --- Ath. ΧΙ, 509A (vgl. über 
dieses Frg. oben Anm. 1): κριθεὶς δὲ καὶ ἁλοὺς καὶ ἀδοξήςας ἐν μὲν τῇ πόλει 
ἐπέμενε παλαιὸς καὶ γεγηρακὼς, ἀτίμως δὲ καὶ ἀδόξως διαζῶν. Hier ist auch 
die Antithese sehr schlecht; 253A entspricht einem μέν ein καί. — Ver- 
bindungen von je 3 Wörtern durch καί (Polysyndeton) begegnen 263 AC 
auffallend häufig. Im Wortgebrauch füllt 253C οἰνοχοοῦντες at. «πένδοντες 
auf, etwa wegen des gleichen Ausgangs mit θυμιῶντες καὶ «τεφανοῦντες 
gewählt? 6) Rut. Lup. I, 2: nam quis haec simul universa perpeti 
possit, timorem morbum gsenectutem contumeliam inopiam vim? quarum 
8. 4. 8. 


810 Glaukippos. Demetrios von Phaleron. 


Auch Hypereides hatte in Athen einen Nachfolger seiner, 
Bestrebungen, nämlich seinen Sohn Glaukippos, von dem unter 
andern Reden eine gegen den jüngeren Meidias über die von 
diesem für Phokion beantragten Ehren vorhanden war, voll von 
bitteren Schmähungen gegen den letzteren.') Die Zeit dieser 
Verhandlung ist nach A. Schäfer 304, wo dann freilich zu ver- 
wundern ist, dass der Ankläger nicht durchdrang und der Freund 
des Antipatros seine Statue dennoch erhielt. Näheres wissen wir 
von Glaukippos nicht; wir wenden uns daher jetzt zu denjenigen 
Rednern, welche eine neue, originale Manier einführten, und 
insofern weit höheres Interesse beanspruchen können als die 
bisher behandelten Nachahmer. Als Begründer der neuen Bered- 
samkeit gilt Demetrios Phanostratos’ Sohn von Phaleron?), 
dessen Bruder Himeraios als einer der Ankläger des Demosthenes 
oben erwähnt ist. Demetrios war zu seiner Zeit weitaus der am 
vielseitigsten gebildete Athener®), weder als Staatsmann, noch 
als Gelehrter, noch als Schriftsteller unbedeutend, wiewohl auch 
nicht gross in irgend einer dieser Beziehungen. Er war aus der 
Schule des Theophrast hervorgegangen, den er ebenso wie 
Deinarchos noch bei Aristoteles’ Lebzeiten gehört hatte; denn 
schon 324, zur Zeit von Harpalos’ Ankunft in Athen, begann 
seine politische Thätigkeit‘), wonach wir seine Geburt um die 
Mitte des Jahrhunderts ansetzen können.) Von unangesehener 
Herkunft‘), kam er durch Antipatros und Kassandros im Staate 
empor, denen er diente, obwohl Antipatros seinen Bruder um- 


1) Plut. Phok. 4, von A. Schäfer Philol. IX, 168#. combinirt mit Vit. 
X or. 8608, wo von Hypereides: γραψάμενος δὲ καὶ τὴν Φωκίωνος δωρεάν, 
ἣν εἶπε Μειδίας Μειδίου ᾿Αναγυράειος ἐπὶ Ξενίου (Εὐξενίππου Sch., d. i. 118, 
4) ἄρχοντος --- ἡττήθη. — Von Gl. das. 848D: ῥήτορα καὶ λόγους ευττρά- 
ψαντα. 3) Diog. Υ͂, c. 5, $ 164. gibt besonders Nachrichten über ihn. 
Von Neueren vgl. Ostermann, de Dem. Phal. vita etc. part. I Hersfeld 1847. 
p. II Fulda 1857 (mir nicht; zugänglich), und darnach Zeller Philos. d. Gr. 
U, 2 (8. Aufl.) 8. 897. 8) Eruditissimus horum omnium engt von ihm 
Cicero (Brut, 37), im Vergleich mit den früheren attischen Rednern. 4) 
Diog. Υ͂, 75: ἄρξαεθαι δ᾽ αὐτὸν τῆς πολιτείας φηεὶ Δημήτριος ὁ Μάγνης ἐν 
τοῖς Ὁμωνύμοις, ὁπότε φυγὼν ᾿Αλέξανδρον εἰς ᾿Αθήνας ἧκεν Ἅρπαλος. 5) 
So Ostermann und Zeller. 6) Diog. 1. 6. οὐκ εὐγενὴς div; unklar ist was 
76 über die Verbindung mit Konon hinzugefügt wird. 


Demetrios von Phaleron. 311 


gebracht hatte; sei es nun dass Ehrgeiz, oder die bei Theophrast. 
eingesogene politische Ueberzeugung ihn zu der Partei der 
Makedonier und Oligarchen führte. Mehr als zehn Jahre lang, 
von 318—307, regierte er Athen als Kassandros’ Verweser; 
gestürzt fand er schliesslich in Aegypten bei Ptolemaios Soter 
ehrenvolle Aufnahme, und erwarb sich dort namentlich um die 
Gründung der alexandrinischen Bibliothek grosse Verdienste. 
Die Thronbesteigung des Philadelphos (283), gegen dessen Nach- 
folge er gewirkt hatte, wurde ihm verderblich: er wurde als 
Gefangener an einen entfernten Ort Aegyptens geschickt und 
starb daselbst. Betreffs seiner Wirksamkeit in Athen, die uns 
hier zumeist interessirt, ist nicht in Abrede zu stellen, dass sie 
für das materielle Wohlbefinden und die äussere Ordnung sehr 
erspriesslich war; ebensowenig aber, dass alle idealeren Bestrebungen 
dabei vollständig fehlten.‘) Nicht nur in seiner äusseren Stellung 
war Athen aufs schimpflichste erniedrigt, sondern auch im 
Inneren geschah wohl für das augenblickliche Vergnügen etwas, 
aber nichts für dauernden Schmuck der Stadt?), wenn man nicht 
etwa der Intention nach die 360 Statuen als solchen rechnen 
will, die dem Demetrios nach Volksbeschluss errichtet wurden, 
mit seinem Sturze aber natürlich wieder verschwanden. Noch 
mehr belastend ist, dass dieser Philosoph zwar strenge Luxus- 
gesetze gab, selbst aber ungeheuern Tafelluzus trieb, dass er sich 
das Haar färbte und das Gesicht schminkte, endlich auch Lieb- 
schaften aller Art pflegte, zu denen sich — ein redender Beweis 
für die sittliche Verkommenheit der damaligen Athener — die 
Knaben bei seinen Spaziergängen mit allen Buhlkünsten ihm 
wetteifernd aufdrängten.?) Soviel fehlte daran, dass die zur 
Herrschaft gekommene Philosophie etwa nach dem platonischen 


1) Vgl. die Stelle des Demochares oben 8. 305, 7. Andre urtheilen schr 
günstig: Strabo IX, p. 398; Diog. V, 77; Cic. de leg. ΠΙ, 14 u. 5. w. Von 
Neueren 8. Droysen Diad. II, 106, 2) Nach Cic. offic. II, 60 tadelte er 
auch den Perikles, weil er soviel Geld auf die Propyläen verwandte. Hin- 
gegen wirft Duris (Ath. XIL,.c. 60) dem D. selber vor, er habe von den 
1200 Tal, Einkünften, die Athen unter ihm hatte, das Meiste für seinen 
eignen Luxus verschwendet! 3) 8. Duris und Karystios b. Athen. XI, 
6. 60; Phaedr. Fab. VI, 1. 


812 Demetrios. Schriften. 


Ideal die Bürger besser gemacht hätte; bei dieser hoffähigen und 
eleganten Philosophie war vielmehr das corrumpere et corrumpi 
einziges Ergebniss. Man nannte den Regenten Λαμπετώ, xapı- 
ToßA&papoc!), oder wie der schmeichelnde Dichter Kastorion von 
Soloi hAıönoppoc?), wegen seines immer heiteren und glänzenden 
Gesichts und seines liebreizenden Blickes. 

Betrachten wir nun auch den Schriftsteller. Seine Schriften 
waren nach Diogenes noch zahlreicher als die der andern gleich- 
zeitigen Peripatetiker°); uns ist auch das Verzeichniss derselben 
nur unvollständig erhalten‘), und die Fragmente sind verhält- 
nissmässig äusserst gering. Ein grosser Theil der Schriften war 
historisch-antiquarischen Inhalts, andere betrafen die Dichter, 
während er sich mit Naturkunde nicht befasste; von der Philo- 


sophie behandelte er die Ethik und Politik, erstere in einer , 


Reihe von Einzelschriften wie περὶ χάριτος, περὶ μεγαλοψυχίας, 
περὶ τύχης.) Auch zwei Bücher Rhetorik werden aufgezählt, 
und einiges was für die Beredsamkeit in Anspruch zu nehmen 
ist: eine Gesandtschaftsrede (mpecßeuriköc), eine Rechtfertigungs- 
schrift über seine zehnjährige Verwaltung (περὶ τῆς dekaeriac), 
dann die entsprechende Anklage gegen die Athener (Ἀθηναίων 
καταδρομή), ferner eine Vertheidigung des Sokrates und Anderes 
mehr.) Es sind dies grösstentheils keine wirklich gehaltenen 
Reden; doch wird auch von solchen, Demegorien sowohl wie Ver- 
theidigungen, noch manches vorhanden gewesen sein.”) Polybios 


1) Diog. V, 76. 8) Duris Ὁ, Ath.l.c. 8) Diog. V, 80: πλήθει 
δὲ βιβλίων καὶ ἀριθμῷ crixwv cxedöv ἅπαντας παρελήλακε τοὺς κατ᾽ αὐτὸν 


περιπατητικούς, εὐπαίδευτος ὧν καὶ πολύπειρος παρ᾽ ὁντινοῦν. 4) Das. 
80—81. 8. ausser der Abhandlung von Ostermann Herwig, üb. Dem. Ph. 
Schriften, Rinteln 1850 (mir nicht zugänglich). 5) Diog. fährt $ 80 


fort: ὧν τὰ μέν ἐςτιν Icropınd, τὰ δὲ πολιτικά, τὰ δὲ περὶ ποιητῶν, τὰ δὲ 
ῥητορικά, δημηγοριῶν τε καὶ πρεεβειῶν, ἀλλὰ μὴν καὶ λόγων Alcurmeiuv 
cuvaywyal καὶ ἄλλα πλείω. 6) Sauppe Ο. A. II, 344f. zieht manches wohl 
mit Unrecht: dazu, wie den ᾿Αρταξέρξης, Ὁμηρικός, ’Apıcrelönc. — Dass die 
Schrift Δημητρίου περὶ ἑρμηνείας mit ihm nichts zu thun hat, ist längst 
erkannt. — Ich erwähne nach Westermann Gr. Ber. $ 74, 14, dass laut 
einer Notiz im Giorn. Arcad. Sett. 1820 p. 339. A. Mai in einem Cod. 
palimps. des Aristides auf der vatikanischen Bibliothek Einiges von ihm 
gefunden haben wollte. 7) Vgl. die citirte Stelle des Diogenes; auf 


Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 313 


las und schätzte ihn‘); auch Cicero erwähnt ihn gerade als 
Redner oft mit vielem Lobe?); desgleichen weiss ihn Quintilian 
zu würdigen.) Sonst freilich ist er in der Kaiserzeit wenigstens 
bei den Rhetoren fast vergessen, indem ja der Atticismus ihn 
aus der Reihe der Klassiker gestrichen hatte.*) Wie er nun nach 
dem Inhalte seiner Schriften halb als Philosoph, halb als Staats- 
mann erscheint, so wird die Form derselben von Diogenes, der 
ihn unter den Philosophen bringt, durch die beigemischte 
rednerische Kraft charakterisirt), und umgekehrt von Cicero, 
der ihn als Redner fasst, durch die Lieblichkeit, welche die 
Schule des Theophrastos zeige, während man die rednerische 
Kraft vermisse.‘) Er sei, sagt derselbe, nicht aus einem Soldaten- 
zelte auf den Kampfplatz getreten, sondern aus den schattigen 
Hallen des Theophrast; nicht die Waffenübung, sondern die 
Palästra habe ihn für den Redekampf vorgebildet; daher habe 
auch seine Rede bei den Zuhörern nur ein gewisses angenehmes 
Gefühl, keinen Stachel, wie das Eupolis von Perikles sage, hinter- 
lassen können.”) Cicero schreibt es sogar den Attieisten nach, 
dass bei Demetrios nicht mehr die natürliche Anmuth der echten 
Attiker, sondern geschminkte Reize seien; er sei der erste, welcher 
die Beredsamkeit verweichlicht habe.°) Anderswo indes ist er 


gerichtliche Reden (Vertheidigungen) weist Anonym. Techn. Sp. Rh. Gr. 
I, 442. 1) Polyb. eitirt ihn X, 24, 7 (Ausspruch über Heereswesen), 
ΧΧΙΧ 6° (περὶ τῆς τύχης ὑπόμνημα), ΧΧΧΥ͂Ι 1P 2. 2) 8. die Stellen 
unten; als philosophischer Schriftsteller kommt er vor de-fin. V, 54; de 
leg. III, 14; auch führt Cie. mehrfach Nachrichten aus ihm an. 8) 
Quint. X, 1, 80: φαίπ etiam Phaleren illum Demetrium, quanquam is 
primus inclinasse eloquentiam dicitur, multum ingenii habuisse et facundiae 
fateor, vel ob hoc memoria dignum, quod est ultimus fere ex Atticis, qui 
diei possit orator. Vgl. indes daneben X, 1, 33. 4) Nur Demetr. π᾿ 
pp. $ 289 u. Anonym. 1. 6. benutzen ihn. 5) Diog. V, 82: χαρακτὴρ 
δὲ φιλότοφος, εὐτονίᾳ ῥητορικῇ καὶ δυνάμει κεκραμένος. 6) Cic. de off. 
1, 1, 8: disputator subtilis, orator parum vehemens, duleis tamen, ut 
Theophrasti discipulum possis agnoscere. Orat. 91: hoc in genere ner- 
vorum vel minimum, suavitatis autem est vel plurimum. 7) Ders. Brut. 
37: non tam armie institutus quam palaestra; itaque delectabat Athenienses 
magis quam inflammabat; processerat enim in solem et pulverem non ut 
e militeri tabernaonlo, sed ut e Theophrasti doctissimi hominis um- 
braculis, e. q. 8. 8) Das. 86: ut opinio mes fert, sucus ille et sanguis 


814 Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 


mit dem Urtheile der Atticisten nicht eben einverstanden: es 
scheint ihm aus Demetrios’ Reden Athen selbst zu duften!), und 
er sieht in ihm geradezu das Muster für jenen mittleren rednerischen 
Charakter, der ebensoweit von der Knappheit eines Lysias, wie 
von der Macht eines Demosthenes absteht.?) „Seine Rede,“ sagt 
er, „gleitet sanft und still dahin, und wird, wie von Sternen, 
von Metaphern und Metonymien erhellt und geschmückt; die 
Metapher nämlich ist bei ihm sehr häufig, die Metonymie aber 
bei keinem andern häufiger. Hierzu kommen alle möglichen 
Figuren der Worte, auch viele des Gedankens; es finden sich 
reich ausgeführte Gemeinplätze; kurz es sind so viele Reize, dass 
man, wenn nicht ein Demosthenes unmittelbar danebengestellt 
wird, seinen Beifall nicht versagen kann“.’) — Nach diesen 
Schilderungen lässt sich annehmen, dass Demetrios als Redner 
im ganzen und grossen denselben Stil wie als philosophischer 
Schriftsteller hatte, und darin zunächst liegt die Entartung, dass 
die in der peripatetischen Schule ausgebildete reichgeschmückte 
Schreibart, die wir bei den Philosophen nicht nur billigen, 
sondern auch bewundern, von Demetrios in die praktische Rede 
hineingetragen wurde.*) Gleichwie er sich eines glänzenden und 
heiteren Aussehens befliss, so auch einer schimmernden und 
anmuthvollen Rede; dem Demosthenes wäre eine solche ebenso 
unmöglich gewesen, wie dem ἡλιόμορφος Demetrios die äusserlich 


incorruptus nsque ad hanc aetatem oratorum fait, in qua naturalis inesset, 
non facatus nitor. (37) Phalerens enim successit eis — — (38) hie primus 
inflexit orationem et eam mollem teneramque reddidit e. q. 8. (vgl. 
Quint. 1. 6. inclinasse eloquentiam). 1) Orat. 285, im Streit mit den 
Atticisten. 2) Orat. 918. 8) Das.: (92) in qua (forma orationie) multi 
oruerunt apud Graecos, sed Phalereus Ὁ, meo iudieio praestitit ceteris, 
euius oratio cum sedate placideque labitur, tum illustrant eam quasi stellae 
quaedam tralata verba atque immutata. — — (94) haec (diese Tropen) 
frequentat Phalereus suntque dulcissima, et quartquam tralatio est apud 
eum multa, tamen immutationes nusquam crebriores. (95) in idem genus 
orationis — verborum cadunt lumina omnia, multa etiam sententiarum; 
laetae eruditaeque disputationes ab eodem explicabuntur et loci communes 
sine contentione dicentur, e. 4. 8. 4) Vgl. Quint. X, 1, 33: memineri- 
mus — — nec versicolorem illam, qua D. Ph, dicebatur uti, vestem bene 
ad forensem pulverem facere. 


Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 315 


herbe demosthenische Weise. Wir haben nun aus den Abhand- 
lungen einige Fragmente, die im allgemeinen sowohl das Urtheil 
des Cicaro wie das des Diogenes bestätigen.') Es ist nämlich 
in dem einen der längeren Stücke in der That rednerisches 
Leben: zum Dialog entwickelte mehrfache Hypophora, und dies 
wiederholt und in parallelen Systemen; dabei Anaphora, Asyndeton, 
rhetorische Frage; kühne Personifikation daneben; für eine Ab- 
handlung ist der Figuren beinahe zu viel.) Der Satzbau ist 
natürlich hier ganz aufgelöst; hingegen in dem andern der 
längeren Fragmente, welches Polybios aus der Schrift περὶ τύχης 
anführt°), bildet der Schriftsteller sehr schöne und reiche 
Perioden, und dies mochte in den Abhandlungen eine gewöhn- 
liche Schreibart sein. Aber in den Reden muss er allzu lange 
Perioden gemieden haben; wenigstens tadelte er die Länge der- 
selben bei Isokrates, als schlecht geeignet für den Vortrag.‘) 
Dies ist also der Anfang zu jener Zerstückelung der Rede in 
kleine Sätze, wie sie durch den Asianer Hegesias geschah. — 
Der Ausdruck bietet in allen unsern Resten nichts sehr auffälliges, 
auch kein Uebermass an Tropen, noch grosse Kühnheit darin; 
man kann etwa aus dem letztgenannten Stücke anführen: ἣ πρὸς 
τὸν βίον ἡμῶν ἀεύνθετος („keine Verträge schliessend“) τύχη, 
was zugleich Compositum; Μακεδόνας εἰς τὴν ΠΠερεῶν εὐδαιμονίαν 
eicoıkicaca, und gleich darauf: διότι καὶ τούτοις ταῦτα τἀγαθὰ 
κέχρηκεν. Alle Ausdrücke dieser merkwürdigen Stelle, in welcher 
Demetrios den einstigen Untergang des makedonischen Reiches 


1) Polyb. X, 22, 7; XXIX 6°; XXXVI, 1b, 2; Stob. Flor. 8, 20 (aus 
ἃ. Schrift περὶ xäpıroc?); Plut. Cons. ad Apoll. c. 6; Rutil. Lup. I, 1 (περὶ 
χάριτοςῦ); I, 16 (περὶ μεγαλοψυχίας). Den Reden kann man nichts mit 
überwiegende Wahrscheinlichkeit zuweisen. 2) Stob. 8, 20: αὐτίκα γὰρ 
εἰ τῷ πολεμοῦντι καὶ παρατεταγμένῳ mapacraiev ἤ τ᾽ ἀνδρία καὶ ἡ δειλία, 
πόκον ἂν oleche διαφόρους εἰπεῖν λόγους; ἄρ᾽ οὐχ ἡ μὲν ἀνδρία μένειν κελεύοι 
καὶ τὴν τάξιν διαφυλάττειν; ἀλλὰ βαλοῦειν' ὑπόμενε. ἀλλὰ Tpwöhconar- 
καρτέρει. ἀλλ᾽ ἀποθανοῦμαι' ἀπόθανε μᾶλλον ἢ λίπῃς τὴν τάξιν. ἀτενὴς 
οὗτος ὁ λόγος καὶ «κληρός. ἀλλ᾽ ὁ τῆς δειλίας κτέ. Auch das Fragment bei 
Rot. II, 16 ist stark figurirt, durch Antitheton, anaphorische Systeme 
(nobis — nos —; nobis — nos —), Asyndeton. 8) Polyb. XXIX, 65. 
4) Philodem. x. ῥητορ. IV, 17: πονηρὸν γὰρ εἰς ὑπόκριειν αἱ μακραὶ περί- 
obor, ὡς καὶ παρὰ τῷ Φαληρεῖ κεῖται περὶ τῶν Ἰκοκράτους. 


816 Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 


vorausverkündigt, sind schön und wohlgewählt; dagegen jenes 
erstere Stück hat bei seiner leichteren und lebhafteren Fügung 
auch auffällige Idiotismen des Ausdrucks.‘) Aus einem kleineren 
Fragmente hebe ich das in klassischer Zeit nirgends nachweis- 
bare γικήματα hervor?), welches sich vergleicht mit Ausdrücken 
des Epikur, die Kleomedes als Beweise verdorbenen Ge- 
schmackes anführt: capxöc εὐςταθῆ καταςτήματα, ἱερὰ ἀνακραυ- 
τάςματα, λίπαςμα, ἐλπίεματα.) Indes bei Demetrios zeigt sich 
eine an sich fehlerhafte Geschmacksrichtung doch erst in der 
Composition der Worte. Diese nämlich ist nicht bloss sorgfältig, 
was sich in der ziemlich strengen Meidung des Hiatus zeigtt), 
sondern in Bezug auf den Rhythmus und speziell auf die Clausel 
wenigstens in dem Fragmente aus περὶ τύχης entschieden manierirt, 
Εἰ γὰρ λάβοιτε μὴ χρόνον ἄπειρον | μηδὲ γενεὰς πολλάς, | 
ἀλλὰ πεντήκοντα μόνον ἔτη ταυτὶ τὰ πρὸ ἡμῶν) | γνοίητ᾽ ἂν 
ὡς τὸ τῆς τύχης χαλεπὸν ἐνταῦθα | nevmkocröv τὰρ ἔτος 
οἴεςθ᾽ ἂν | ἢ Πέρεας ἢ βαειλέα τὸν Περεῶν | ἢ Μακεδόνας 
ἢ βαειλέα τὸν Μακεδόνων | εἴ τις θεῶν αὐτοῖς προὔλετε τὸ 
μέλλον | πιςτεῦςαί ποτ᾽ ἂν ὡς εἰς τοῦτον τὸν καιρόν | Περεῶν 
μὲν οὐδ᾽ ὄνομα λειφθήςεται τὸ παράπαν | οἱ mächc cxedöv τῆς 
οἰκουμένης ἐδέεποζον | Μακεδόνες δὲ πάεης kparhcoucıv, | ὧν 
οὐδ᾽ ὄνομα πρότερον ἦν; Die Mehrzahl der Clauseln lässt 
sich hier auf die Grundform -u--v zurückführen, woraus durch 
Auflösung der Längen wu__-v und -uw_.© hervorgeht, dazu 
mit Verlängerung einer Senkung w - w - Ὁ; mit diesem katalek- 
tisch-kretischen Ausgange wechselt hie und da der akatalektische 
-vwwu.. Auch im weiteren Verlauf der Stelle ist jener erstere 
Ausgang noch herrschend.°) Also, während Demosthenes ein räcı 


1) Nicht nur νὴ Δία, sondern auch das obscöne περαίνειν. 2) Polyb. 
XXXVI, 1°, wo ausserdem die gleichfalls nicht alten Verbalsubstantive 
ἔνεταεις und ἀποτεύξεις vorkommen. 8) Kleomedes π. μετεώρων B c. 1 
p- 112f. Bake. — Pollux VI, 183 tadelt bei Hypereides ἀναιςχύντημα, oben 
8.27. ° 4) In dem Frg. aus περὶ τύχης ist kein Hiatus und keine harte 
Elision; Pol. XXXVI 1® 2 doxoüc εἶναι, τἀναντί᾽ ἀπεργάζεται; Stob. 8, 20 
ist der Hiat ausser bei elisionsfühigen Vokalen auch in der Pause, sowie 
ei καί, μή, ἡ zugelassen. 5) Emendation für das ταύτῃ πρὸ ἡ. des 
Codex. 6) Es fügen sich in diese Form: καινοποιοῦςα, πᾶςιν ἀνθρώποις, 


Demetrios. Charakter als Redner und Schriftsteller. 317 


καὶ πάςαις und Cicero ein balneatori oder esse videatur zwar gern 
hat, aber doch nicht masslos häufen mag'), so glaubte Demetrios 
nicht minder wie Hegesias und die Asianer seine Rede dadurch 
über die Prosa noch mehr zu erheben, dass er statt der regel- 
losen ῥυθμοί der höheren Lyrik die stichische Composition der 
μέτρα nachahmte. Wie verfehlt und ermüdend eine solche Gleich- 
förmigkeit beim Redner sei, hebt Cicero mit vollem Recht 
hervor?); aber darin besteht eben die Verderbniss des Geschmacks 
bei jenen Männern, dass sie dies nicht fühlten. Auch die Wort- 
stellung erscheint bei Demetrios hie und da etwas verkünstelt: 
yvoint’ ἂν ὡς τὸ τῆς τύχης χαλεπὸν ἐνταῦθα, statt Tvoint’ ἂν 
ἐνταῦθα ὡς re.) Insofern aber zeigt er besseren Geschmack als 
Hegesias, dass er den kräftigeren kretischen Rhythmus, nicht 
wie jener den Ditrochäus bevorzugte‘); denn diese letztere Schluss- 
form scheint geradezu den verrufenen Sotadeen nachgebildet zu 
sein. — In Bezug auf die Oekonomie der Reden hören wir, dass 
Demetrios bei Vertheidigungen es sich erlaubte, die Erzählung 
erst im Epilog oder gar nach demselben zu bringen; es sei das, 
sagt der dies mittheilende Rhetor, in dem Falle angemessen, wo 
die Richter durch die Ankläger besonders stark eingenommen 
seien.) Eine solche Umkehrung der natürlichen Ordnung und 
ein so unberechtigtes Ueberwiegen des Pathetischen scheint den 
philosophischen Redner und Verfasser einer Rhetorik in bedenk- 
liche Gemeinschaft mit Deinarchos zu bringen. Zum Rühren 
mochte Demetrios nach seiner weichlichen und sentimentalen 


τἀγαθὰ κέχρηκεν, (βουλεύ)γηται περὶ αὐτῶν; von andrer Art sind: ἀεύν- 
θετος τύχη, ἐνδεικνυμένη, εἰςοικίςαςα. --- In dem Frg. XXXVI 1b haben wir 
μὲν δοκοῦντ᾽ εἶναι, νικήματα ποιεῖ μείζω, ἀςχήμων δὲ καὶ φαύλη, neben eben- 
sovielen Ausgängen von andrer Art. Stob. 8, 20 zeigt sich keine Manier; 
doch ist der kretische Rhythmus z. Bap. in πολύ τε κἀνταῦθα τὸ μεταξύ 
wohl nicht ungesucht. 1) Gleichwohl wurde letzterer mit diesen Clauseln 
arg verspottet, s. Quint. IX, 4, 64; Tacit. Dial. c. 28. 3) Cie. Orat. 
213: in orationis numero nihil est tam vitiosum, quam si semper est idem. 
8) Den gleichen Fehler bei Hegesias hebt Dionys. Comp. p. 27#f. hervor; 
8. Gr. Bereds. 8. 28f. 4) Das. 29f. 6) Anonym. Techn. Sp. Rh. Gr. I, 
442 (aus Alexandros Numenios’ 8. und Neokles): παρὰ μὲν οὖν Δημητρίῳ 
τῷ Φαληρεῖ ἐν ἐπιλόγοις καὶ μετ᾽ ἐπίλογον κεῖςθαι dıymcıv' ἁρμόζειν γὰρ τὸ 
τοιοῦτο, ὅταν «φοδρότερον ὑπὸ τῶν κατηγόρων καταληφθῶςειν οἱ δικαεταί. 


318 Charisios. 


Art, die auch in den Fragmenten zuweilen hervortritt!), besonders 
geschickt sein; das Pathos des Anklägers und das des patriotischen 
Staatsmannes ging ihm jedenfalls ab. — Endlich bezeichneten 
ihn Einige als Erfinder jener Deklamation über Rechtsfälle mit 
typischen Figuren, welche den Asianern und den Späteren zur 
Uebung diente; doch stand nach Quintilian eigentlich nur soviel 
fest, dass die Sache zu seiner Zeit aufgekommen.?) Also man 
sah den Demetrios gewissermassen als Urheber der asianischen 
Beredsamkeit an, und glaubte deshalb auch die mit dieser ver- 
bundene Art von Deklamation auf ihn zurückführen zu können. 


Nun ist allerdings zwischen Demetrios und dem ersten 
Asianer Hegesias immer noch ein bedeutender Unterschied. Jener 
hatte noch nicht, was diesen besonders kennzeichnet, die Ab- 
neigung gegen jeden periodischen Satzbau; ebensowenig finden 
sich bei ihm die in geschmacklosester Weise gekünstelten 
Ausdrücke und Wendungen des Asianers°®); vielmehr, wenn man 
vom Rhythmus absieht, ist nichts zu tadeln, als die für den 
Redner fehlerhafte Neigung das Ohr zu kitzeln. Vielleicht ist 
man aber noch in Athen auf dem verkehrten Wege bereits weiter 
vorgeschritten. Nämlich Hegesias, der weit entfernt war seine 
asianische Manier als solche der attischen als etwas besseres 
entgegenzustellen, bezeichnete als sein Muster unter den Attikern 
neben dem Lysias den Charisios*), welcher nach Cicero zugleich 
mit Demochares thätig war, also zu Ende des 4. Jahrhunderts 
und zu Anfang des dritten.°) Charisios war sehr fruchtbar als 


1) 8. das Frg. aus περὶ τύχης, und das bei Plut. Consol. ad Apoll. c. 6. 
2) Quintil. II, 4, 41: fietas ad imitationem fori consiliorumgue materias 
apud Graecos dicere circa Demetrium Phalerea institutum fere constat. An 
ab ipso id genus exereitationis sit inventum —, parum comperi; sed ne hi 
quidem, qui hoc fortissime affirmant, ullo satis idoneo auctore nituntar. 
Ueber Aischines’ Ansprüche auf diese Erfindung s. oben 8. 234. 3) 8. 
Gr. Bereds. 8. 27#. 4) Cie. Brut. 286: at Charisi vult Hegesias esse 
similis, isque se ita putat Atticum, ut veros illos prae se paene agrestes 
putet. — Orat. 226: quam (comprehensionem, Periode) perverse fugiens 
Hegesias, dum ille quoque (wie die römischen Atticisten, die C. bekämpft) 
imitari Lysiam vult, saltat incidens particulas, 5) Brut. 1. ὁ. 


Charisios. 319 


Logograph für Andere‘); manche wollten als Verfasser seiner 
Reden den Dichter Menandros ansehen, was wieder auf dieselbe 
Zeit führt.?) Leider haben wir von diesem Redner nicht ein 
Wort im Original; einige Andeutungen des Cicero und drei 
übersetzte Stellen bei Rutilius Lupus®) befähigen kaum zu einem 
Urtheil. Cicero sagt, es scheine als habe er dem Lysias ähnlich 
sein wollen, und stellt ihn in Gegensatz zu dem Demostheniker 
Demochares‘); die heue Richtung also, in der Hegesias ihm 
folgte, befand in der Abwendung von dem Wege des Demosthenes, 
und in der wenigstens vorgeblichen Rückkehr zu dem des altes 
Lysias. Was aber diesen Leuten an letzterem gefiel, war nicht 
etwa die Einfachheit und Schlichtheit des Ausdruckes und der 
Gedanken, und"ebenso wenig die mangelnde Glätte der Com- 
position; denn auch Hegesias mied den Hiatus, und von jener 
Einfachheit war schon Charisios soweit entfernt, dass er, um 
auf die Gefühle der Richter za wirken, den personifieirten Staat 
auftreten zu lassen und dies Bild aufs breiteste auszuführen sich 
nicht scheute.°) Also, was in der That Cicero andeutet®), die 
Einfachheit des Satzbaues war die Eigenschaft des Lysias, die 
ihn dem Hegesias empfahl, und nach dem über Demetrios Ge- 
sagten ist es ganz glaublich, dass schon Charisios eine gewisse 


1) Das. (multarum orationum, quas scribebat aliis). 2) Quint. X, 1, 
70: nec nihil profeeto viderunt, qui orationes, quae Charisii nomine 
eduntur, a Menandro scriptas putant. Sed mihi longe magis orator pro- 
bari in opere suo videtur (ἃ. i. er zeigt sein rednerisches Talent in seinen 
Komödien viel besser). 3) Rut. L. I, 10; IT, 6. 16. Das zweite Frg. ist 
augenscheinlich aus einem λόγος dnuöcıoc (Anklagerede in einer die Frei- 
heit des Volkes betreffenden Sache, aus d. J. 307?). 4) Cie. Brut. 286: 
duo fuerunt per idem tempus dissimiles inter se, sed Attici tamen, quoram 
Ch. multarım orationum, quag seribebat aliis, cum cupere videretur imitari 
Lysiam (d. h. doch nicht bloss in Bezug auf die Logographie und die 
Menge der Reden, woran allerdings zunächst zu denken ist), Demochares 
autem 6. q. 8. Vgl. oben 8. 308. 5) Rut. L. II, 6: existimate quaeso 
rempublicam hic adesse, et pro vestra libertate supplicem vobis 'accidere, 
simul et liberos vestros, matres familias amplexam tenere, parentes vestros, 
aetate confectos ad se applicare, redigere vobis in memoriam, qualem se a 
maioribus acceperitis, obseerare e. q. 8. Die Stelle erinnert an Dein. 1, 
108, ist aber ungleich ausgeführter und kühner. 6) Orat. 226 (oben 
8. 318, Anm. 4). 


820 Ausgänge der Attischen Beredsamkeit. Rückblick. 


Manier in der Meidung der Periode zeigte. In zweien seiner 
Fragmente sind lauter ganz kurze Sätze, was freilich zum Theil 
durch die Figur des Polyptoton, beziehungsweise der gehäuften 
Antithese motivirt erscheint; in dem dritten ist der grosse Satz 
nur durch die einfachste Anreihung so ausgezogen.!) — Ganz 
verdorben kann Charisios’ Manier nicht. gewesen sein, da Cicero 
keinen Tadel gegen ihn hat?), und da man es wagen konnte in 
einem Menandros den Verfasser dieser Reden zu sehen. 

Dies also sind die Ausgänge der attischen Beredsamkeit, 
wnd zugleich die Anfänge einer neuen Art, die von da ab Jahr- 
hunderte lang in grosser äusserlicher Blüte stand, aber. weder 
in Athen ihren eigentlichen Sitz, noch von dieser Stadt ihren 
Namen hatte. Wir würden das Mass unserer’ Aufgabe über- 
schreiten, wenn wir über den jetzt erreichten Punkt hinausgehen 
wollten, der ebenfalls schon in einem Grenzgebiete liegt; was 
also noch erübrigt, ist ein Rückblick auf die gesammte bisher 
dargestellte Entwickelung. ᾿ 

Die Geschichte der attischen Beredsamkeit ist nicht zum 
wenigsten darum interessant und lehrreich, weil sie einen so 
durchaus regelrechten und naturgemässen Verlauf genommen 
hat. Dasselbe ist mit Bezug auf andere Zweige der griechischen 
Litteratur oft gesagt worden; der Grund der Erscheinung ist 
der, dass die Entwickelung nirgends durch von aussen kommende 
Einflüsse gestört und abgelenkt wurde. Ganz anders ist es bei 
der Geschichte der römischen Litteratur und auch speziell der 
römischen Beredsamkeit, die gerade in der Zeit ihrer Blüte den 
allerstärksten und zwar unter sich ganz verschiedenartigen 
griechischen Einflüssen unterlag. Die römische Beredsamkeit ist 
auch insofern gegen die attische in Nachtheil, als wir jedenfalls 


1) Letzteres Frg. oben 8.319, Anm. 5; ein andres (Rut. I, 10) lautet: Pater 
hie tuus nune denique est, üt egestatem tuam debere alere videatur? 
„Patrem nunc appellas, quem prius egentem anxilio tuo ut alienum de- 
seruisti? Patri tu filius es ad potiundas opes, cnius ad senectutem violan- 
dam erudelissimus hostis fuisti? Nimirum nullo consilio liberos procreamus. 
Nam maiorem parte ex illis doloris et contumeliae capimus. 3) Er will 
ihn vielmehr Br. 1. ὁ. durchaus als Attiker gerechnet wissen. 


Rückblick. 321 


ausser Stande sind irgend welche Entwickelung in ihr genügend 
zu erkennen und nachzuweisen, weil dieser ganze Litteraturzweig 
für uns wesentlich durch einen Mann vertreten wird. In Griechen- 
land hat njemals Demosthenes ein so erdrückendes -Uebergewicht 
gehabt; somit sind von einer grossen Anzahl attischer Redner 
aus den verschiedensten Zeiten Werke auf uns gekommen. Nun 
ist allerdings die Entwickelung, die sich in diesen Werken dar- 
stellt, keine so ganz einfache und einheitliche; vielmehr gehen 
die sophistische und die praktische Beredsamkeit nebeneinander 
her, und namentlich letztere, wird von ersterer förtwährend be- 
einflusst. Beide Gattungen wurden aus Sieilien nach Athen ein- 
geführt, die eine durch Gorgias, die andere durch Teisias, und 
zwar brachte letzterer speziell die gerichtliche Beredsamkeit, 
weil es hierfür ungleich mehr als für die Demegorie einer Technik 
zu bedürfen schien. Nämlich bei dieser praktischen Beredsam- 
keit ist der Inhalt das eigentlich Kunstmässige, hingegen bei 
der sophistischen die Form. So sind die Anfänge der beiden 
Gattungen geschieden, aber eine gewisse Vermischung musste 
bald eintreten, weil die praktischen Redner der von den Sophisten 
geschaffenen Kunstform nicht entrathen konnten, und die Sophisten 
den Bedürfnissen der Praxis Rechnung zu tragen hatten, für die 
sie doch bilden wollten. Häufig ist derselbe Mann ein Meister 
in beiden Gattungen, wenn auch gemäss seiner besondern Anlage 
in der einen mehr als in der andern; so Lysias und Isokrates. 
Hinsichtlich des Inhalts nun ist eine Weiterentwickelung nur in 
geringerem Masse vorhanden: bereits eine isokratische Gerichts- 
rede wie der Trapezitikos zeigt die grösstmögliche Meisterschaft 
in der Behandlung des Falles. Was sich hauptsächlich entwickelt, 
ist die Form, und zwar auch allgemein die Form für die Prosa, 
indem die Geschichtschreibung in dieser Hinsicht sich in fort- 
dauernder Abhängigkeit von der Rhetorik und speziell der 
Sophistik befindet. Als Gorgias in Athen auftrat, fand er keine 
attische Prosa vor, die sich von der gewöhnlichen Rede unter- 
schieden hätte; was er schuf, war ein Mittleres zwischen gewöhn- 
licher Rede und Poösie, und zwar letzterem Extrem noch stark 
angenähert, jedoch in Hinsicht auf Composition und Figuren 


Blase, attische Beredsamkeit. III, 2, 21 


822 Rückblick. 


nicht ohne spezifische Eigenthümlichkeiten. Antiphon, der Ur- 
heber der gerichtlichen Logographie, kann diesen Stil nur mit 
bedeutender Ermässigung des Poötischen übernehmen, doch hat 
er dagegen so wenig wie Thukydides einen principiellen Wider- 
spruch. Anders die auf Gorgias folgenden Rhetoren, Thrasymachos 
und Lysias. Ersterer bildet einen mittleren, spezifisch prosaischen, 
namentlich auch für die höhere praktische Beredsamkeit brauch- 
baren Ausdruck aus, und entwickelt zugleich die prosaische 
Periode, von der bei Gorgias erst die Anfänge vorliegen. Lysias 
aber geht im Ausdruck an das Extrem der, gewöhnlichen Rede 
ganz nahe heran, und wird so der Meister in der gerichtlichen 
Privatrede, während für die höhere praktische Beredsamkeit und 
für die sophistische, von welcher letzteren er ausgeht, sein Stil 
zu dünn ist. Nun bildet Isokrates, auf Thrasymachos’ Wegen 
gehend, den Stil der höheren Gattungen und insbesondere die 
Periode in einer Weise aus, dass für epideiktische Rede und 
Geschichtschreibung ein Fortschritt nicht mehr stattfinden kann: 
diese Entwickelung ist hiermit zu Ende, und ein prosaischer 
Normalstil geschaffen, der erst mit dem Asianismus theilweise 
aufgegeben wird. Hingegen für die praktische Rede ist dieser 
selbe Stil nicht so geeignet, weil er unlebendig ist und sich 
nicht für den Vortrag schickt. Einigermassen nun entwickelt 
bereits Isaios einen mehr agonistischen Stil, doch hindert diesen 
Redner ‘die Niedrigkeit seiner Aufgaben. Derselbe zeigt auch 
schon etwas von der rednerischen δεινότης, ἃ. i. der Gewandtheit, 
Sicherheit, Verschlagenheit im Redekampf. Bei seinem Schüler 
Demosthenes aber ist sowohl die δεινότης wie das rednerische 
Leben in höchster Vollendung da, und zugleich vereinigt er alle 
brauchbaren Errungenschaften der epideiktischen Rede, so dass 
er auch den höchsten Aufgaben der praktischen Beredsamkeit 
gerecht werden kann. Eine Steigerung über das hiermit Geleistete 
ist nieht mehr möglich; auch Demosthenes’ Zeitgenossen können 
nicht in seiner Weise mit ihm wetteifern, sondern nur durch eine 
verschiedene Form der Beredsamkeit, die der Iysianischen ähnelt, 
und die sich für manche, namentlich geringere Vorwürfe besser 
schickt als die an und für sich weit höher stehende demosthenische 


Nachträge zu Abth. I. Gorgias. ᾿ 323 


Art. Nachdem nun aber somit innerhalb dieser Generation für 
alle die verschiedenen Aufgaben der praktischen Beredsamkeit 
die geeignetste Form gefunden und dargestellt ist, muss noth- 
wendig wieder ein Sinken eintreten, und zugleich ist auch die 
politische Geschichte Athens zu Ende. Ohne Thatkraft aber und 
ohne Freiheit wird keine Beredsamkeit. 


Nachträge zu Abth. I. I. II, 1. 


(Vorbemerkung. Es kann nicht meine Absicht sein, an dieser Stelle 
‚ auf alles dasjenige einzugehen, was z. Bsp. bezüglich der älteren Redner 
seit dem J. 1868 neu an die Oeffentlichkeit getreten ist. Ich beschränke 
mich vielmehr auf solche Fragen, wo nach meiner jetzigen Ansicht die 
frühere Darstellung entschieden unrichtig oder ungenügend ist, und trage 
ausserdem Belegstellen und sonstige kleinere Ergänzungen und Berich- _ 
tigungen 'nach.) 
Abth. I (Gorgias bis Lysias). 

8. 17, Z. 88; 61, 3f. Der Vers des Epicharm: τόκα μὲν 
ἐν τήνοις ἐγὼν ἦν, τόκα δὲ παρὰ τήνοις ἐγών, ist nach Ahrens 
Dial. II, 268. 571f. von Aristoteles u. Demetrios missverstanden: 
τῆνος — τῆνος heisst „dieser — jener“. 

8.20, 2. 9; 27, Z. 88. Für die Anekdote von Protagoras 
und Euathlos ist bekanntlich die Quelle Aristoteles (im ζοφιετής), 
5. Diog. VII, 54: xarnyöpnce δ᾽ αὐτοῦ (Protag.) ΤΤυθόδωρος TTo- 
λυζήλου —, ᾿Αριετοτέλης δ᾽ Εὔαθλόν φηςι. Als historisch werden 
wir die Anekdote dennoch nicht nehmen; sie mag schliesslich, 
wie man vermuthet hat, auf Protagoras’ eigner Schrift Δίκη ὑπὲρ 
μιςθοῦ beruhen und ein Witz von diesem sein. 

8. 34. Suidas u. Περικλῆς hat: πρῶτος γραπτὸν λόγον 
ἐν δικαςτηρίῳ εἶπεν, τῶν πρὸ αὐτοῦ cxediaZövrwv. Aehnliche 
Notizen über das,. was jemand zu der Beredsamkeit neu hinzu- 
gebracht, 8. das. u. TTpwrayöpac (πρῶτος δ᾽ οὗτος xre.). Γοργίας 
(οὗτος πρῶτος xre.). ᾿Αντιφῶν (ἦρξε τοῦ δικανικοῦ χαρακτῆρος 
μετὰ Γοργίαν). Κέφαλος (ὃς πρῶτος κτέ:). Θραεύμαχος (ὃς πρῶ- 
τος περίοδον καὶ κῶλον κατέδειξε κτέ.). Wie diese letzte Notiz, 


so mögen auch die übrigen schliesslich auf Aristoteles oder Theo- 
21* 


824 Nachträge zu Abth. I. Gorgias. 


phrast zurückgehen. Nun hat Cicero Brut. 46 aus Aristoteles: 
nam antea neminem solitum via nec arte, sed accurate tamen et 
descripto plerosque dicere (vor dem Aufkommen der rhetorischen 
Technik). Man ändert hier in descripte (8. 5, 26), wohl nicht 
mit Recht. Denn es ist nichts unglaubliches, dass man schon 
von Perikles ab die Reden vorher schriftlich aufzuzeichnen an- 
fing, nämlich behufs der Einübung, ohne darum an spätere Ver- 
öffentlichung zu denken. Von Perikles’ Sorgfalt im Reden be- 
richtet Plutarch Per. c. 8: περὶ τὸν λόγον εὐλαβὴς ἦν, ὥςτε ἀεὶ 
πρὸς τὸ βῆμα βαδίζων εὔχετο τοῖς θεοῖς μηδὲ ῥῆμα μηδὲν ἐκ- 
πεςεῖν ἄκοντος αὐτοῦ πρὸς τὴν προκειμένήν χρείαν ἀνάρμοετον. 
Mit der Veröffentlichung machte Antiphon den Anfang, Diodor 
b. Clem. Alex. Str. I, 365: πρῶτον δικανικὸν λόγον εἰς Exdocıv 
γραψάμενον (8. 8. 84). 

8. 45, Z. 2ff. Nach Apollodor in den Xpovırd (bei Diog. 
VIII, 58) wurde Gorgias 109 Jahre alt (ebenso Olympiodor 
3. J. Suppl. XIV, S. 112). 

8. 45, 2. 19#.; 54, 10f. Die Epigramme auf der wieder- 
entdeckten Basis der Statue, welche dem Gorgias in Olympia 
gesetzt war, lauten folgendermassen (s. Archaeol. Ztg. XXXV, 
8. 43): ΄ 

Χαρμαντίδου Γορτίας Λεοντῖνος. 
Τὴμ μὲν ἀδελφὴν Δηϊκράτης τὴγ Γοργίου ἔσχεν, 
ἐκ ταύτης δ᾽ αὐτῶς) γίγνεται Ἱπποκράτης, 
Ἱπποκράτους δ᾽ Εὔμολπος, ὃς εἰκόνα τήνδ᾽ ἀνέθηκεν, 
διςςῶν, παιδείας καὶ φιλίας, ἕνεκα. 


Γοργίου ἀεκῆςαι ψυχὴν ἀρετῆς ἐς ἀγῶνας 
οὐδείς πω θνητῶν καλλίον᾽ ηὗρε τέχνην" 
οὗ καὶ ᾿Απόλλωνος τυάλοις εἰκὼν ἀνάκειται, 
οὐ πλούτου παράδειγμ᾽, εὐςεβείας δὲ τρόπων. 
Vgl. dazu M. Fränkel A. Ζ. 1. 6. — Eumolpos bezeichnet sich in 
dem ersten Epigramme V. 4 als Schüler des Gorgias. Im zweiten 
rühmt er ihn nicht schlechtweg als Bildner zur Tugend, was gar 
nicht in G.’s Sinne gewesen wäre (8. 8. 46. 49), sondern für die 
Kämpfe der Tugend, ἃ. h. die Redekämpfe; die Ausdrücke sind 


Nachträge zu Abth. I. Gorgias. 325 


von der Gymnastik entlehnt und erinnern an die Parallele, welche 
Isokrates (Antid. 180ff.) zwischen dieser und der „Philosophie“ 
durchführt. — Bezüglich der delphischen Statue des G. geht aus 
den letzten Versen bestimmt hervor, dass er selbst sie geweiht 
hatte. Ueber diese Statue Plin. H. N. XXXII, 4, 83: hominum 
Primus et auream statuam et solidam LXX ceirciter olympiade 
G. Leontinus Delphis in templo posuit sibi, tantus erat docendae 
artis oratoriae quaestus. Die Zahl LXX (οΎ ist nach H. Diels 
(Rh. Mus. XXXI, 40) von Plinius aus q = 90 verlesen. Dass 
die Statue nur vergoldet gewesen sei, ist auch Fränkels An- 
sicht. Vgl. noch Valer. Max. VIII, 15 ext. 2, Dion Chrys. II, 
Ρ. 1168. 

8. 46, 2. 18. Gorgias’ Schrift über die Natur war nach 
Olympiodor (J. J. Suppl. XIV, 112) Olymp. 84 (444) verfasst, 
was durchaus glaublich erscheint, vgl. Susemihl J. J. 1877, 8, 
795; Abth. II, 222. 

8. 52, Z. 108. 60, 14ff. Es ist nicht richtig, wenn ich als 
Gorgias’ Dialekt den altattischen bezeichne; denn attisch war 
von jeher πράττω, διττός. Aber diese, den meisten übrigen 
Hellenen sehr fremdartig klingenden Formen verschmähten so- 
wobl die Tragiker als (nach ihrem Vorbild) der erste Kunstredner, 
der dann seinerseits wieder, wie es scheint, für Antiphon und 
Thukydides massgebend wurde. Dagegen Thrasymachos und Lysias 
mieden auch insofern das Poetische, dass sie πράττω u. 8. w. 
schrieben. Vgl. v. Wilamowitz-Möllendorf, Philologenvers. Wies- 
baden 1879 8. 39; Susemihl J. J. 1877, 8. 799. - 

8. 53, Z. 18. (Definition d. Rhet.). So schon L. Spengel, d. 
Rhet. d. Aristoteles, 8. 4. 

8. 53, 94. Dass unter den τέχναι τινές, welche Dionysios 
dem Gorgias beilegt, Sammlungen von Musterstücken (Gemein- 
plätzen) oder sogar epideiktische μελέται zu verstehen seien, 
vertritt Bake (Schol. hypomn. III, 148... Ich möchte solche 
Uebungsreden, wie die Helena und der Palamedes sind, von der 
Bezeichnung τέχναι unbedingt ausschliessen; dagegen jene Samm- 
lungen mögen recht wohl so heissen, wiewohl von Gorgias auch 
eine theoretische Schrift bekannt ist, περὶ καιροῦ (bezüglich 


826 Nachträge zu Abth. I. Gorgias. 


deren ich meine. Z. 20ff. geäusserte Vermuthung zurticknehme, 
vgl. v. Morawski Ztschr. f. d. österr. Gymn. 1879, 163). 

8. 54f. (Zeit von Gorgias’ Reden). Der Πυθικὸς λόγος 
soll Anlass zur Widmung der Statue in Delphi geworden sein 
(Philostr. V. S. p. 14); hiernach könnte man diese Rede um Ol. 
90 (420) setzen, vgl. oben zu 8. 45, 19. — Die Zeit des Olym- 
pikos habe ich bereits Abth. II, 232f. auf 392 bestimmt. Der 
zu Athen vorgetragene Epitaphios fällt nach Susemihl (I. e. 8. 
7198) zwischen 426—420, in welcher Zeit Gorgias zum zweiten 
und letzten Mal in Athen anwesend gewesen sei. In der That 
mochte die Zeit gleich nach dem Frieden des Nikias für eine 
solche Rede, in der die Siege über Hellenen beklagt wurden, 
nicht ungünstig sein. 

8. 57, 18. Die Stelle Aristot. Rh. III, 17 wird ausführlich 
besprochen von Vahlen Herm. X, 455ff.; derselbe will zu Ende 
des Satzes ἢ τοιόνδε ἐετίν (mit cod. Par.). Das ganze Beispiel 
aber ‘ist nach ihm rein fingirt, nicht etwa dem Gorgias ent- 
nommen. Ich wage auch jetzt nicht das Gegentheil zu behaupten, 
halte aber daran fest, dass es ein Beispiel ist, nicht wie V. an- 
nimmt zwei (Achilleus u. die Mannhaftigkeit; er vergleicht‘ II, 
22 p. 13962 25 Bk., 104 Sp.). 

8. 60, Z. 12. Aıccä findet sich auch im Epigramme des 
Eumolpos (oben z. 5. 45, 19). 

8. 65ff. ‚(Erhaltene Reden des Gorgias). Meine ge- 
änderte Ansicht über die Echtheitsfrage habe ich bereits Abth. 
II, 221f. 314 Anm. dargelegt, und finde mich in der Ueber- 
zeugung,.dass die Reden echt seien, bei jeder neuen Prüfung 

“ mehr bestärkt. Die Gegengründe, die ich Abth. I, T1f. zusammen- 
stelle, sind sämmtlich schwach, und andrerseits war eine so in 
alle Einzelnheiten durchgeführte Nachahmung der alten gor- 
gianischen Manier einem späteren Rhetor kaum möglich, zumal 
da die Reden in ihrer Art wirklich vollkommene Kunstwerke 
(oder Kunststücke) sind. — Citirt wird die Helena unter Gorgias’ 
Namen im Lex. Vind. p. 149 (8. Fuhr Rh. Mus. XXX, 582). Auf 
die Berührung derselben Rede ($ 9) mit Aristot. Post. ο. 14 
(p. 1453 Bk.) macht C. Reinhardt aufmerksam (Commentationes 


Nachträge zu Abth. I. Polos. Likymnios. 327. 


in honorem F. Buecheleri, H. Useneri [Bonn 1873]; ein Beweis 
ergibt sich daraus nicht. — Schätzbar sind die Beiträge, 
die von Morawski in seinen „Bemerkungen zu den attischen 
Rednern“ (Ztschr. f. ἃ. österr. Gymn. 1879, 161ff.) zu Gunsten 
der Echtheit aus sprachlichen Beobachtungen liefert. Nämlich 
die anerkannt echte Rede des Alkidamas, des Schülers des 
Gorgias, hat wiederholentlich εὔπορος für „leicht“ (8. 19. 24. 34. 
6. 13), ebenso Gorg. Palam. 30. 35. Hel. 11; ferner hat A. mapa- 
διδόναι für „verschaffen, bewirken“ (8 26. 27. 28. 33), ähnlich 
Gorg. Hel. 18. Mor. vergleicht auch A. 5 (κτῆσιν) mit Hel. 18; 
8. ferner Alk. 27 (τέρψιν ἔχει) u. Hel. 5; A. das. ἀνδριάντων --- 
ἀταλμάτων --- yerpapuevwv ζώων u. Hel. 18. — Auch der Aus- . 
zug aus der Schrift περὶ pücewc bei Sext. Emp. adv. math. VII, 
65—87 (p. 2088. ΒΚ.) hat sprachliche Berührungen mit unsern 
Reden: so steht 77ff. p. 206f.. φρονεῖεθαι für „gedacht, vor- 
gestellt werden“, vgl. Hel. 17 (ἐν τῷ φρονήματι [wo freilich X 
pr. ἐν τῷ νοήματι]; auch vorher τοῦ παρόντος φρονήματος „Be- 
sinnung, Bewusstsein“). 

8.75, Anm. 1. Hermogenes kennt den Polos wie den Menon 
nur aus Platon; mit π. id. p. 395 ist zu vergleichen p. 404: καὶ 
τῶν ye τοῦ ἸΤώλου λόγων ἐν Topyig τινὲς τῆς φαινομένης εἰεὶ 
καὶ οὐκ οὔεης δεινότητος. 

8. 76, If. Dass Likymnios mit den von Aristoteles ge- 
rügten Kunstausdrücken seineg Techne einen bestimmten Sinn 
verband, kann nicht zweifelhaft sein; aber er gab keine Definition 
und Erklärung, und so waren sie bereits dem Aristoteles unver- 
ständlich. — In der Anm. ist das Citat aus Spengel zu berich- 
tigen (p. 90). 

8. 76, Z. 15. Die Identität des Rhetors Likymnios mit 
dem Dithyrambiker aus Chios möchte doch sehr wahrscheinlich 
sein, vgl. Spengel Cuvay. p. 91, der an Agathon, Empedokles, 
Euenos erinnert. Es weisen darauf die poetischen Kunstausdrücke 

ἡ der Techne (ἐπούρωεις, ὄζοι), und die Charakterisirung des Di- 
thyrambikers bei Aristoteles (Rh. III, 12) als ἀναγνωετικός, d. h. 
mehr zum Lesen geeignet als zur Aufführung. Denn ein solcher, 
mehr gefeilter und glatter als lebendiger Stil ergab sich bei 


828 Nachträge zu Abth. I. Antiphon. 


einem rhetorisch gebildeten Manne sehr leicht. — Lyrische Frg. 
des L. Bergk P. L. II, p. 1251f. 

5. 83, Anm. 6. Auch $uid. v. ᾿Αλκιβιάδης von diesem: φιλό- 
copoc καὶ ῥήτωρ, μαθητὴς πρῶτον ζωφίλου (Copikov ΑΒΕ Med.), 
εἶτα (ζωκράτους. Ist Soph. hier als Lehrer der Rhetorik gedacht? 

8.968. (Schriften desSophisten Antiphon). Vgl. Sauppe 
de Antiphonte sophista, Ind. lect. Göttingen 1867. — Eine ᾿Αλή- 
θεια (8. 97 extr.) gab es auch von Antisthenes (Diog. VI, 1. 16); 
ferner unter dem Namen des Simmias von Theben eine Schrift 
περὶ ἀληθείας (Diog. II, 124). Sauppe p. 8. — Einen ἸΠολιτικός 
(8. 101f., bes. 102, 5) erwähnt Diog. II, 121 von Kriton dem 
Sokratiker, VIII, 6 von Pythagoras (vgl. Suid. II, 2 p. 544B); 
Antisthenes schrieb περὶ νόμου ἢ περὶ πολιτείας (Diog. VI, 16). 
Sauppe p. 15. Wenn aber v. Wilamowitz-Möllendorf (Herm. XI, 
296) den TToA. des Antiphon mit den λοιδορίαι ᾿Αλκιβιάδου iden- 
tifieirt und somit dem Redner, nicht dem Sophisten zuweist, so 
ist der dafür erbrachte Beweis nicht zureichend. Denn frg. 120: 
ὅτι δὴ τὰ (ὅτ᾽ ἄν τι codd., ὃς δὴ τὰ Sauppe p. 16) πράγματα τὰ 
ἑαυτοῦ ἢ τὰ τῶν φίλων κατηρίετηκεν, hat den Typus allgemeiner 
Darlegung, nicht der λοιδορία gegen einen Einzelnen, und wenn 
Alkibiades die Sitte des verschwenderischen dpıcräv aufgebracht 
hatte, wie v. W. darlegt, so war es doch eben Sitte geworden, 
upd auf diese konnte der Sophist Antiphon so gut wie der Redner 
Bezug nehmen. . 

8. 104f. Dionysios erwähnt den Antiphon noch Ars Rhet. 
XI, 10 (neben Lysias Demosthenes Aischines). 

8. 154 (Fall der 3. Tetralogie des Antiphon). Vgl. 
L. Philippi, der Areopag und die Epheten, $. 24ff., der meine 
Auffassung bekämpft. Ich muss einräumen, dass βούλευςις hier 
nicht Gegensatz zu χειρὶ &pydcacdaı, sondern s. v. a. πρόνοια ist. 
Aber Phil. geht zu weit, wenn er behauptet (8. 26f.), dass Rede 
und Gegenrede sich in dem Streite über das Vorhandensein der 
πρόνοια, d. i. der Absicht zu tödten, bewege. Der Gesetzgeber, 
wenn er von πρόνοια sprach, verband damit gewiss diesen Sinn; 
aber der Kläger des Antiphon muss die πρόνοια anders drehen 
(τ 4), indem er eine auf das Tödten gerichtete Absicht nicht 


Nachträge zu Abth. I. Antiphon. 329 


behaupten kann. Die Vertheidigung stellt dies richtig (ὃ 4f.); 
aber das Fehlen der Absicht zu tödten ist durchaus nicht ihr 
Hauptargument. Das attische Recht hatte, wie mir scheint, hier 
eine Lücke; denn absichtliche Körperverletzung mit tödtlichem 
Ausgange ist nicht φόνος Exovcıoc und auch nicht ἀκούειος, wurde 
aber jedenfalls praktisch unter erstere Rubrik gebracht, und so 
muss sich der Vertheidiger bei Antiphon in der Hauptsache andre 
Stützen nehmen. : 
8. 177. 185f. (Forum für Antiphon’s Reden κατὰ τῆς 
μητρυιᾶς und περὶ τοῦ xopeuroö). Philippi l.c. 8. 888. 31. 
legt dar, dass sowohl die 1. wie die 6. Rede nicht vor dem 
Areopag, sondern vor den Richtern am Palladion gehalten seien; 
denn für βούλευεις (Veranstaltung der Tödtung im Gegensatz zu 
eigenhändiger Vollbringung) sei dies das Forum gewesen, und 
die Form der Anrede in beiden Reden (ὦ ἄνδρες) passe nicht 
für den Areopag, der stets (Lys. or. III. IV. VII. κατὰ Λυειθέου) 
ὦ βουλή angeredet werde. Ich kann aus der ersten Rede dem 
nichts entgegenstellen; den Schluss der 6. aber, den ich als Be- 
weis für den Areopag ansah (8 51 ὑμᾶς εἰδότες εὐςεβεετάτους 
τῶν Ἑλλήνων dixacräc καὶ δικαιοτάτους), bezieht Ph. mit Andern 
auf die Epheten, und findet in der Inschrift C. I. A. I, 61 (v. 
J. 409/8) ein urkundliches Zeugniss dafür, dass wirklich zur Zeit 
der Rede noch Epheten und nicht Heliasten am Palladion ge- 
richtet hätten. Für die Zeit nach Eukleides gesteht er aber 
selbst das Gegentheil zu, und doch wird in der Makartatea (8. 57) 
dasselbe Gesetz, welches auf jener Inschrift vorliegt, als damals 
gültig angeführt; formell also sassen immer noch Epheten (οἱ 
πεντήκοντα καὶ εἷς οἱ ἐφέται Mak. 1. c.). Indes wäre es nicht 
so unmöglich, dass der Redner dennoch, wenn auch Heliasten 
sassen, diesem Gerichtshof den alten Ruhm noch gäbe, und so 
will ich in Bezug auf das Forum der Rede nicht mehr streiten. 
8. 191f. (Schluss von Antiphon’s 6. Rede). Philippi 
1. e. 8. 32f. spricht die Vermuthung aus, dass der Schlusssatz 
8 51 (ποῖον oüv...diopocäpevor) von einem Späteren nach dem 
Muster von $ 48 extr. 49 zugefügt sei, nachdem der echte Schluss 
der Rede verloren gegangen. Ich kann dem nicht zustimmen, 


880 Nachträge zu Abth. 1, Thukydides. Thrasymachos. 


trotz der immerhin auffälligen Wiederholungen aus der vorher- 
gehenden Stelle; denn nicht in diesen allein, sondern überall und 
in jeder Beziehung hat der Satz genau die Färbung der übrigen 
Rede, und zeigt schlechterdings keine verschiedene Hand. Ist 
überhaupt eine Verstümmelung der Rede geschehen? passte hier 
ein Epilog mit langen Bitten, bei diesem Stande der Sache; der 
den Triumph des Sprechers unzweifelhaft erscheinen lässt? Bei 
Isaios’ fünfter Rede, deren Fall ich 8. 192 vergleiche, nehme 
ich jetzt keine Verstümmelung an (s. Abth. II, 511). Bei Anti- 
phon kommt hinzu, dass der Sprecher noch ein zweites Mal das 
Wort hatte, was einen Epilog eher entbehrlich erscheinen lässt 
(vgl. Demosthenes gg. Onetor I). Jedenfalls war mit einem kurzen 
Schlusswort aller Form genügt; ein solches pflegen allerdings die 
Attiker gerade den kräftigen und pathetischen Ausgängen, wie 
der vorliegende ist, noch anzufügen. (An Verstümmelung glaubt 
auch L. Spengel, Münch. G. Anz. VII, 352.) 

8. 235, 1ff. (Reden der Plataeer und Thebaner bei 
Thukydides). Richtiger ist es, mit ο. 57 den Epilog der Rede 
der Platäer beginnen zu lassen; von hier ab ist nicht mehr 
δικαιολογία, sondern ἔλεος; 59, 3—4 Zusammenfassung. In der 
Rede der Thebaner ist c. 67 Epilog: 1—3 ἐκβολὴ ἐλέου, 4—5 
Zusammenfassung. 

8. 243, Anm. 7. Die Geschichte von Timokreon möchte 
Thrasymachos auf sich selbst und seine unerschöpfliche Er- 
findungsgabe angewandt, nicht etwa in einem der Muster- 
prooemien beiläufig erzählt haben, wozu schwer Gelegenheit war. 
Nach Athenaeus’ Worten allerdings müsste man letzteres an- 
nehmen: Op. δὲ 6 Χαλκηδόνιος Ev τινι τῶν προοιμίων τὸν 
Τιμοκρέοντά φηειν ὡς μέγαν Bacıkda ἀφικόμενον καὶ ξενιζόμενον 
παρ᾽ αὐτῷ πολλὰ ἐμφορεῖεθαι. πυθομένου δὲ τοῦ βαειλέως, ὅ,τι 
ἀπὸ τούτων ἔργάζοιτο, εἶπε ἸἹΠΤερεῶν ἀναριθμήτους ευγκόψειν. καὶ 
τῇ ὑςτεραίᾳ πολλοὺς καθ᾽ ἕνα νικήςας μετὰ τοῦτο ἐχειρονόμηεε. 
πυνθανομένου δὲ τὴν πρόφαςειν ἀπολείπεεθαι ἔφη τοςαύτας, εἰ 
mpocior τις, πληγάς. 

8. 245, 68. (Thrasymachos’ R. ὑπὲρ Λαριςςαίων). Das 
Verhältniss der Thessaler zu Archelaos von Makedonien ist das 


Nachträge zu Abth. I. Thrasymachos. 331 


Thema auch in der erhaltenen Deklamation des Herodes Attikos; 

hier redet ein Thessaler zu’ den Thessalern. Wir werden nicht 

irren, wenn wir eine Rede des Thrasymachos oder auch des 

Kritias (den Herodes besonders liebte) als Muster oder doch An- 

lass für diese Deklamation ansehen. Kritias hat ja längere Zeit 
in Thessalien gelebt. 

8. 245, Anm. 3. Die Stelle Dionys. Dem. 3: h μὲν οὖν 
Θραευμάχου λέξις, ἣ λοιπή τις ἦν ὄντως τῆς μεςότητος (so cod. 
Ambr. bei L. Sadee, de D. Hal. seriptis rhetorieis, Diss. Strass- 
burg 1878, p. 219), ist in λοιπή augenfällig verdorben: Sadde 
vermuthet mit grosser Wahrscheinlichkeit πηγή, unter Vergleichung 
von p. 590, 6 (de Isae. c. 3). 

8. 247 (Mittlerer Stil des Thrasymachos). Der voll- 
ständig durchgeführte Atticismus (im Gegensatz zu Gorgias’ 
Weise) zeigt sich in πράττοντες (Frg.b. Dion.); vewrepoicı (ebendas. 
marg. Ambros. bei Sadee 1. c. p. 111) ist altattisch und den 
Rednern sonst fremd. Somit zeigt sich auch im Dialekt eine 
Art necörnc. 

8. 249 extr. Worin das Uebermass des Rhythmischen 
bei Thrasymachos bestehe, deutet Cicero Orat. 40 an, wo von 
Isokrates: cum coneisus ei Thrasymachus minutis numeris 
videretur et Gorgias, qui tamen primi traduntur arte quadam verba 
vinzisse, vgl. 8 39: quorum (Thrasym., Gorgias, Theodoros u. 8. ἢ) 
satis arguta multa, sed ut modo primumque nascentia, minuta 
et versiculorum similia quaedam nimiumque depicta. Vgl. 
Abth. II, 136. Aber den Nachweis, dass Thr.'s Kola (dies sind 
die numeri $ 40) wirklich allzu kurz gewesen, und somit den 
Rhythmus in seiner Wiederkehr allzu deutlich gezeigt hätten, 
müssen wir schuldig bleiben; bei Gorgias ist ja die Thatsache 
leicht zu constatiren. Helena 1: Köcnoc πόλει μὲν evavdpia | 
«ματι δὲ κάλλος | ψυχῇ δὲ ςοφία | πράγματι δ᾽ ἀρετή | λόγῳ δ᾽ 
ἀλήθεια | τὰ δ᾽ ἐναντία τούτων ἀκοςμία. Frg. Epitaph.: ὑβριεταὶ 
εἰς τοὺς ὑβριςτάς | κόςμιοι εἰς τοὺς κοςμίους | ἄφοβοι εἰς τοὺς 
ἀφόβους | δεινοὶ ἐν τοῖς δεινοῖς. Das.: Διὸς μὲν ἀγάλματα | αὑτῶν 
δ᾽ ἀναθήματα (mötrisch gleich, was sich auch in den vorher- 
gehenden Beispielen mehrfach finden lässt). 


882 Nachträge zu Abth. I. Theodoros. Kritias. Andokides. 


8. 250, Anm. 1. Meine Herstellung wird zum Theil bestätigt 
durch den Cod. Ambros. (bei Sadee 1. c. 8. 111), der das zweite 
εἴωθεν ri δῆτα auslässt. Ausserdem hat derselbe: — — καὶ νομίζειν 
ἔχειν τί (z. schr. τι) τοιοῦτον, ὡς μηδὲν ἔτι τοιοῦτον ἔςται, was 
richtig scheint und eine bemerkenswerthe Paronomasie enthält 
(τι τοιοῦτον --- ἔτι τοιοῦτον). 

8. 251 (Δημητορικός des Thrasymachos). Wenn der 
Redner vorausschickt, mit Bezug auf die väterliche Verfassung 
und das Uebrige, dass die streitenden Parteien im.Grunde dasselbe 
wollten, so scheint seine Meinung in der Verfassungsfrage die 
zu sein, dass die von den Demokraten hochgehaltene πάτριος 
πολιτεία in der That eine Aristokratie gewesen sei; er deutet 
weiterhin auch an, dass er einen historischen Nachweis führen 
wolle. Somit vergleicht sich Isokrates’ Areopagitikos. - 

8. 253, Z. 10 δ Die τέχναι des Theodoros, von denen 
Dionysios spricht, sind nach Bake (Schol. hypomn. II, 78) die 
μελέται und sonstigen Musterstücke: ein Urtheil über stilistisches 
Verdienst, wie es Ὁ. dort giebt (οὔτε ἐν ταῖς τέχναις ἀκριβῆ), 
könne nicht auf ein Compendium gegründet werden. Es wird 
in der That wohl auf Prooemiensammlungen u. dgl. Bezug ge- 
nommen, und diesen die stilistische ἀκρίβεια abgesprochen. 
Vgl. oben zu 8. 58, 9. 

8. 259, Anm. 3. Hier die Autorität des Lykurg anzufechten 
ist kein Grund: das Κριτίου εἰπόντος ist aus der von ihm vor- 
gelegten Urkunde. 

8. 267, Ζ. 18. 21. Das ἀληθινόν, welches Hermogenes dem 
Kritias beilegt, ist die Natürlichkeit im Ausdrucke des unmittel- 
baren Gefühls, die durch keine sichtliche Reflexion verdorben 
ist. Es ist dies ein Theil des ἦθος (Hermog. p. 350); die andern 
Theile desselben, die ἐπιείκεια und ἀφέλεια (Biederkeit und 
Schlichtheit), findet der, Rhetor bei Kr. wenig. 

8. 270, Z. 88. Bei Kerkyra hat wohl kein Andokides 
befehligt. C. I. Att. I, 179: ετρατηγοῖς ἐς Κόρ[κυραν τοῖς δευτέρ]οις 
ἐκπλέουει, TARUKWVI. non eeneenenene ένει Κοιλεῖ, Apakovrı — —. 
Also möchte das ᾿Ανδοκίδης ὁ Λεωγόρου bei Thuk. I, 51 ver- 
dorben sein: die Namen Drakontides und Andokides sind ziem- 


Nachträge zu Abth. I. Andokides. 333 


lich ähnlich. Vgl. Kirchhoff .C. I. A. I, p. 59; Müller-Strübing 
Aristoph. 8. 600 ff, Classen zu Thuk. im krit. Anh. S. 272; 
C. Fuhr Animadv. in orat. Att. (Bonn 1877) 8. 18, 1. 

8.278, 13f. (Zeit von Andokides’ zweiter Rede). Nach 
Philippi (J. J. Bd. OXIX, 1879, 8. 686) lässt sich die Rede 
frühestens 407 ansetzen; denn die $ 12 erwähnten glücklichen 
Seetreffen der Jahre 411 und 410 lägen allem Anschein nach 
schon weiter zurück (τὴν πόλιν — Zcwcav ἐν τῷ τότε χρόνῳ). 
Ich habe hiergegen nichts wesentliches einzuwenden. 

8. 279, 16#f. Der choregische Sieg des Andokides, an den 
Dionysien mit einem Knabenchore errungen, wird auch erwähnt 
in der von der pandionischen Phyle gesetzten Inschrift C. I. 
Att. II, 558. 

8. 282f. (Zeit von Andokides’ Friedensrede). Carl 
Fuhr (Animadversiones in orat. Atticos, Diss. Bonn 1877, 8. 18.) 
bekämpft entschieden meine Zeitbestimmung (erste Hälfte d. J. 390), 
und setzt seinerseits die Rede in den Winter 392/1. Ich muss 
zugeben, dass die Stelle $ 20, wonach die Böoter 4 Jahre Krieg 
geführt hatten, sich sehr viel besser auf 392/1 als auf 390 beziehen 
lässt. Das von mir aus $ 27 entnommene Argument erkennt 
Fuhr an; dasselbe ist aber nur gegen 391, nicht gegen 392 
beweiskräftig, und lässt sich sogar gegen 390 wenden; denn die 
Worte (οἱ ᾿Αργεῖοι) τὴν χώραν οὐ παρέχουειν ἐμπολεμεῖν waren 
nicht mehr ganz richtig, nachdem Agesilaos 391 das Gebiet von 
Argos verheert hatte. Weshalb aber Friedensverhandlungen 392 
begonnen wurden, und weshalb sie zu keinem Ziele führten, 
weiss Fuhr 5. 17ff. gut ‘darzulegen: er sieht den Grund, was 
die Athener betrifft, in den von Xenophon Hell. IV, 8, 16. 17 8. 
20 berichteten Ereignissen. 

8.293 (Wortstellung bei Andokides). W. Francke, de 
Andoc. orat. quae est de pace (Halle 1876), S. 7ff. macht darauf 
aufmerksam, dass die Wortstellung bei Andokides mitunter eine 
freiere ist. 1, 64 ἀλλὰ μᾶλλον αὐτὸ τὸ ἔργον πολλῷ, an einer 
auch sonst augenscheinlich gezierten Stelle. 1, 30 ἐν οἷς ὑμῶν 
σὐδέν με dei δεόμενον οὐδὲ παραιτούμενον εωθῆναι (mit Unrecht 
früher von mir beanstandet). 2, 28 τὰς τῶν ἐξαπατηςάντων ὑμᾶς 


384 Nachträge zu Abth. I. Andokides. 


ἀκύρους ἔθετε βουλάς. 1, 112 καὶ ἣ βουλὴ ἐπειδὴ ἦν πλήρης. 8, 1 
ἣ νῦν οὖςα πολιτεία μὴ καταλυθῇ. 8, 86 τείχη καὶ νῆες el γενή- 
covraı τῇ πόλει. Das. 15 u. 5. w. Indes sind solche Stellungen 
immer nur etwas ausnahmsweise vorkommendes; in der Regel 
ist die Wortstellung so einfach wie möglich. 

8.295f. (Wortspiele bei Andokides). Ein drittes Bei- 
spiel ist 1, 124: ευνῴκει (Kallias) — — τῇ μητρὶ καὶ τῇ θυγατρί 
(der T. des Ischomachos und ihrer Mutter), ἱερεὺς ὧν τῆς μητρὸς 
καὶ τῆς θυγατρός (Demeter und Kore). 

8. 301, 88. Das von Andokides und Lysias benutzte 
Musterprooemium wird auch von Isokrates Antid. 178. in freier 

᾿ Weise verwerthet (vergl. Abth. II, 5. 283); mit Isokr. $ 17 stimmt 

wieder überein Lys. frg. ine. 269. Aber auch schon Kratinos 
in der Πυτίνη (aufgeführt 423) benutzte dasselbe Stück, s. frg. 
Tlur. 4 bei Clem. Alex. Str. VI. p. 265 8.: τὴν μὲν παραςκευὴν 
icwc yıyvibckere. — Ich sehe nun nicht, wer ausser Antiphon 
Verfasser sein könnte; von diesem gab es ja eine Prooemien- 
sammlung für gerichtliche Reden (8. 103), welche, wie man hier- 
nach schliessen wird, schon vor 423 entstanden und bekannt 
war. Es liesse sich einwenden, dass wenn dies in Antiphon’s 
Prooemien stand, der von Clemens ausgeschriebene Porphyrius 
auch hieraus eitiren würde, da er doch alle die Schriftsteller, die 
die betreffende Stelle gemeinsam haben, zusammenbringen will. 
Indes ist ihm auch die lysianische Rede über Aristophanes’ Güter 
(8 2) entgangen; in der Prooenıiensammlung aber wird der Satz 
und das Stick auch nicht gerade zu Anfang gestanden haben. 

8, 324f. Gegen die Echtheit von Andokides’ Friedens- 
rede hat sich Benseler (Hiat. p. 173.) dprch die grössere Selten- 
heit des Hiatus einnehmen lassen. Ich sehe hierin nur einen 
Beweis, dass auch And. auf die Dauer dem Einflusse der Kunst- 
redner nicht ganz entzogen blieb, vgl. v. Morawski Bemerk. 
2. ἃ. att. R,, Ztschr. f. ἃ. österr. Gymn. 1879, 5, 402. — Ueber 
die sonstige stilistische Aehnlichkeit dieser Rede mit den übrigen 
handelt eingehend W. Francke (oben z. 8. 293); auch v. Morawski 
1. 6. bringt Einiges bei. Die Echtheit scheint gegenwärtig all- 
gemein zugestanden. ᾿ 


Nachträge zu Abth. I. Lysias 335 


8. 330, Ζ. 3. Meine Vermuthung zu Plut. Alk. 13 ist augen- 
scheinlich falsch; denn φέρεται καὶ λόγος τις κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου. ὑπὲρ 
Φαίακος γεγραμμένος (statt καὶ Φαίακος der Hdschr.) gibt einen 
unzulässigen Hiatus. Ebenso falsch ist ὑπὸ Φαίακος (Xylander). 
Der Sinn verlangt indes etwas derartiges: es ist gesagt, dass 
Alkibiades im Streite lag mit Nikias und Phaiax; dann, dass des 
letzteren Beredsamkeit nicht sonderlich geachtet war; somit muss 
nun wohl folgen: φέρεται δὲ καὶ λόγος τις κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου τῷ 
Φαίακι γεγραμμένος (vgl. ὁ. 12: λόγος Ἰςοκράτει γέγραπται περὶ 
τοῦ ζεύγους). Φαίακος ohne καὶ will Gravenhorst (Quaestiones 
Andoeideae, Helmstedt 1878, S. 6); καὶ Φαίακι ist Valckenaer’s 
Conjektur. 

8.333 (Lysias älter als Isokratös). Vergl. dafür die 
Stelle Plut. Vit. Lys. 836 C (Abth. II, 8. 10, Anm. 3). Τροέλαβε 
τοῖς ἔτεειν (scil. Ἰςοκράτους) heisst: „ging an Jahren voraus“; 
Byzantiner sagen auch ἐν τοῖς προλαβοῦει d. i. „im Vorhergehenden, 
vorher Gesagten“ (Schol. Ar. Pac. 251). 

8. 342f., Anm. 4 (Eunomos). Vgl. Abth. II, 114, Anm. 4. 

5. 8488. (Schriften des Lysias). Die Rede κατὰ Λυειθέου 
(ar. 36, 8. 352) war τραύματος ἐκ προνοίας, s. das Citat in den 
von J. Sakkelion herausgegebenen λέξεις einer patmischen Hdschr. 
(Bulletin de corresp. hellönique I, p. 153): ἐν τῷ κατὰ A. τραύ- 
ματος ἐκ np.’ „Kol κατέλαβον αὐτὸν γῆν ἐν θυΐᾳ Tpißovra δοίδυκι 
λιθίνιμ“. — Ebend. wird aus Λυςίας πρὸς ᾿Αλκιβιάδην ὑετέρῳ 
(8. 359) eitirt: ,ἔρρε εἰς ὄλεθρόν τε καὶ ἼΑβυδον, ὡς ἀπειρηκὼς 
ἤδη τοι τυγχάνω λοιδορούμενος“. Εἰς ἼΑβυδον bezieht sich auf die 
Erzählung, die Athenaeus XIII 574 D XII 534 F aus Lysias 
κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου mittheilt; aus dem neuen Fragmente ergiebt sich 
nun, dass in der That die Reden, wie Athen. sagt (ἐν τῷ κατ᾽ 
αὐτοῦ λόγῳ), gegen den hier angeredeten älteren Alkibiades 
gerichtet waren. Zugleich ist kein Grund mehr, wegen des κατὰ 
bei Athen., welches durch das neue Citat nicht bestätigt wird, 
die von jenem benutzte Rede von der anderweitig bekannten 
πρὸς ᾿Αλκ. περὶ οἰκίας zu unterscheiden. Letztere wird mit dem 
Zusatze ei γνήςιος eitirt. Die Zeit muss das Jahr 408 sein; 
denn vor die sieilische Expedition wird man nicht zurückgehen 


886 Nachträge zu Abth. I. Lysias. 


wollen. — Zu den Reden βλάβης (8. 360) kommt hinzu: πρὸς 
Εὐθύδημον ὑπὲρ (d. i. περὶ) τοῦ παιδὸς τοῦ διαφθαρέντος τὸν 
ὀφθαλμόν. In den λέξεις 1. 6. p. 150 wird als Anfang dieser 
Rede eitirt: „Kal ἐξ αὐτῶν τῶν μαρτυριῶν, ὦ ἄνδρες dıkacral, ἃς 
οὗτοι παρέεχοντο, πειράςομαι ὑμῖν ἀποδεῖξαι“. Also Vertheidigung, 
und ferner Bagatellrede; denn sonst konnte nicht so ohne 
Prooemium angefangen werden (vgl. 8. 397). Dann aber wird 
man unter dem παῖς einen Sklaven verstehen, und die Klage als 
Schädigungsklage auffassen. — Κατὰ (τρατοκλέους ἐξούλης (nr. 108 
8. 360) war vielleicht zwischen Lysias und Isaios streitig, 8. 
Abth. II, S. 460, oder es ist diese Rede nur durch Corruptel bei 
Harpokr. auf Lysias’ Namen gekommen, Sauppe O. A. II, 241. — 
Κατὰ Καλλιφῶντος (nr. 144 8. 363) scheint gleichfalls dem Isaios 
zu gehören, Sauppe I. c. p. 237. — Frg. 261 (8. 365, Z. 3) ist 
aus dem Ἐρωτικὸς €, nach den patmischen λέξεις 1. c. p. 153, 
wo das Frg. folgendermassen lautet: ᾧμην ἔγωγε τοςαύτῃ φιλίᾳ 
εὐυνηρμόςθαι τὴν ἐμὴν καὶ τὴν chv εὔνοιαν, ὥςτε μηδ᾽ ἂν τὴν 
Ἐμπεδοκλέους ἔχθραν ἐμποδὼν τενέεθαι ἡμῖν. Da nun frg. 260, 
welches ganz ähnlichen Inhalts ist, aus einer ἐπιςτολή eitirt 
wird, so trete ich jetzt Sauppe bei, welcher die &pwrixoi mit 
einem Theile der ἐπιςτολαί identifieirt (vgl. 8. 364). Bei Dionysios 
(Lys. ce. 1.3), wo die ἐπιετολικοί von den &pwrıxoi bez. ἑταιρικοί getrennt 
werden, sind unter den ersteren die Briefe nicht erotischen Inhalts 
zu verstehen; Suidas lehrt uns allerdings, dass es von solchen nur 
einen gab, daneben sechs erotische, nämlich fünf an Jünglinge 
und eine ἑταιρική (πρὸς Μετάνειραν, nr. 166). Darnach ist das 
Verzeichniss so aufzustellen: 165 πρὸς TToAuxpdrnv “κατ᾽ Ἐμπέδου 
(falls dies die &mıcr. πραγματική des Suidas " ist). 166 πρὸς 
Μετάνειραν. 167 πρὸς ᾿Αεύβαρον. 168—171 Ἐρωτικοὶ ΒΓΔΕ (falls 
die ἐπ. ἑταιρική nicht als ἐρωτικός gezählt wurde). Einer dieser 
ἐρωτικοί ist der von Platon erhaltene. Bei Harpokration v. 
ἀπατορεύειν: Avciac ἐρωτικῷ, ist die Zahl ausgefallen. — Die 
Gesammtzahl der bekannten Reden ist hiernach 172, wenn man 
nämlich κατὰ (τρατοκλέους und κατὰ Καλλιφῶντος entfernt. 

8. 8688. (Erhaltene Sammlung lysianischer Reden). 
Die Reden III. IV sind τραύματος ἐκ προνοίας; wie kommt es 


Nachträge zu Abth. I. Lysias. 337 


nun, dass die gleichartige Rede gegen Lysitheos (oben zu 8. 352) 
nicht erhalten ist? Entweder also war φόνου und τραύμ. ἐκ πρ. 
nicht geschieden, und jene Rede hatte vor unsrer ersten ihren 
Platz, oder.es sind vor III, wo der Palatinus ungehöriger Weise 
den Epitaphios und noch fünf andere Reden anderer Verfasser 
bringt, lysianische Reden ausgefallen. Eine Lücke ist hier in 
unserer Ueberlieferung jedenfalls; denn von der letzten jener 
fünf Reden, der des Demades, ist nur der Anfang da. Auch 
zwischen III. und IV. ist Lücke, da letztere R. zu Anfang ver- 
stümmelt ist; aber diese beiden, inhaltlich nahe verwandten Stücke 
werden doch wohl zusammen gestanden haben. — Die Rede 
gegen Eratosthenes, ὃν αὐτὸς εἶπε Auciac, stand gewiss zu Beginn 
des ganzen Corpus (S. 370, Z. 16), ebenso wie unter Deinarchs 
Privatreden die R. κατὰ Προξένου voranstand, ὃν αὐτὸς εἶπεν 
ὑπὲρ αὑτοῦ (Dionys. Dein. ο. 13). 

8. 8126. (Τέχναι ῥητορικαί des Lysias). Aehnlich wie 
Spengel auch Bake (Schol. hypomn. III, 78f.), der exercitationes 
epidieticae versteht. Vergl. oben zu 53, 9; 253, 10. 

8.380 (Schlichter Stil des Lysias). Lysias’ Prineip, wie 
er es selbst formulirte, wird gewesen sein, dass man die ποιητικὰ 
ὀνόματα zu meiden habe. Sokrates im Phaidros sagt von seiner 
eignen ersten Gegenrede: τὰ νῦν γὰρ οὐκέτι πόρρω διθυράμβων 
φθέγγομαι (p. 288 D), und von der Palinodie: τά τε ἄλλα καὶ 
τοῖς ὀνόμαειν ἠναγκαςμένη ποιητικοῖς τιςὶ διὰ Φαῖδρον εἰρῆςθαι 
(257 A). Platon also war sich seines Gegensatzes zu Lysias in 
dieser Fassung bewusst. 

8.395, 2ff. Ein Epicheirem hat Lysias XXV, 8—14; ebenso 
XXXI, 5ff. Vgl. 5. 376, Anm. 2; Volkmann Rhetorik 8. 155. 

8. 391, Ζ. 11. Mit der Prothesis begann auch die R. πρὸς 
Εὐθύδημον, oben zu 8. 360. 

-8. 414, Z.1ff. (Hiatus bei Lysias). Nach Benseler (Hiat. 
p. 175—185) ist der schwere Hiat in folgenden Reden unserer 
Sammlung seltener: II. VIII. IX. XIV. XVI. XXI. XXIV. XXV. 
XXVIM. XXIX. XXXIIL XXXIV (8. bes. p. 183). Also zunächst 
in den epideiktischen Reden, dem Epitaphios und Olympiakos, 
zu denen auch der Erotikos bei Platon kommt (B. a 183; der- 


Blass, attische Beredsamkeit, III, 2. 


888 Nachträge zu Abth. I. Lysias. 


selbe p. 184 spricht sich nicht ganz correkt aus). In dem Frag- 
mente des Olympiakos ist nur ein schwerer Hiat ausser der 
Pause: πολλοῦ ἀξίου $ 3; auch leichte innerhalb des Gliedes sind 
nicht häufig. Aehnlich im Epitaphios. Immerhin kann auch in 
diesen Reden die Kritik nicht darauf ausgehen wollen, alle Hiate 
zu beseitigen. Wohl aber kann dies geschehen bezüglich der 
achten Rede, die den schweren Hiat auch in der Pause augen- 
scheinlich vermeidet. Einzelne der in dieser Rede vorhandenen 
lassen sich sehr leicht beseitigen (vgl. B. p. 183); für εὖνοι 
ὄντες $ 19 steht in d. Hdschr. εὔνους ὄντες, welche Form des 
Nomin. pl. sich auf attischen Inschriften vom Ende des 4. Jahrh. 
ab mehrfach findet (C. I. Att. II, 270. 315. 326). Wirklich über- 
liefert sind nur 4 schwere Hiaten. ausser der Pause (8. 5. 7. 15. 16) 
und ebensoviele in derselben ($ 4/5. 8. 10. 19). Es ist dies unbe- 
dingt ein Argument gegen die Echtheit (8. 658), zugleich aber 
auch ein Argument gegen die neuerdings mehrfach vorgebrachte 
Hypothese, dass wir die Rede nur in einen Auszuge besässen. — 
Zwischen den beiden Reden gegen Alkibiades (XIV. XV) ist in 
Bezug auf den Hiatus keineswegs ein erheblicher Unterschied, 
wie es nach B.’s Aufstellung scheint: in XV zähle ich 18 schwere 
Hiaten, und in dem an Länge entsprechenden letzten Stück von 
XIV sind es 13. — Im allgemeinen zeigt sich, dass Lysias das 
von Andern aufgestellte Hiatusprineip weder völlig anerkannte 
noch durchaus verwarf; er trug ihm nach Umständen mehr oder 
weniger Rechnung (vgl. Abth. II, 132). 

8.416, Anm. 4. Den Erotikos bei Platon behandelt auch 
Hermogenes. als lysianisch, s. π. id. p. 331 Sp. 

8. 422, Z. 108. Einzelne tropische oder doch gewählte Aus- 
drücke finden sich im Erotikos: voceiv 231 D, ταῦτα μνημεῖα 
καταλειφθῆναι τῶν μελλόντων Zcechaı (dies nicht ohne Härte) 233A, 
ἀνιαρά 233 B, das. τὴν mapoücav ἡδονὴν θεραπεύων. --- Die:gor- 
‚gianischen Redefiguren, insbesondere die auffälligen Anklänge, sind 
auf einzelne Stellen beschränkt: 231 B. D. 232 C. Ὁ. E. 233 C 
u. 5. f£ In dem Hauptbeispiele 234 A ist die grössere Länge 
des letzten Gliedes (422, Z.5 v. u.) nur in dem einen der Systeme 
vorhanden. 


Nachträge zu Abth. I. Lysias. 339 


8. 424, Anm. 2. Was das πολίτου in $ 3 des Olympiakos 
betrifft (worüber Frohberger Ausgew. R. d. L., kleinere Ausg, 
8.10 Anm. 66), so lautet die ganze Stelle so: ἐγὼ δ᾽ ἥκω οὐ 
μικρολογηςόμενος οὐδὲ περὶ τῶν ὀνομάτων μαχούμενος. ἡγοῦμαι 
γὰρ ταῦτα μὲν ἔργα εἶναι copıcrWv λίαν ἀχρήετων καὶ cpödpa βίου 
δεομένων, ἀνδρὸς δ᾽ ἀγαθοῦ καὶ πολίτου πολλοῦ ἀξίου περὶ τῶν 
μεγίετων ευμβουλεύειν, ὁρῶν κτέ. Bezeichnet sich der Sprecher 
hier wirklich geradezu als ἀνὴρ ἀγαθὸς καὶ πολίτης πολλοῦ ἄξιος 
oder ist nicht vielmehr dies der Sinn: „wer aber ein wackerer 
Mann und ein verdienstvoller Bürger sein will, der muss“ u. s. w.? 
Das Wort πολίτου ist auch wegen des Anklanges an copıcrüv 
gewählt, indem πολ. πολλοῦ ἀξίου und cop. λίαν ἀχρήςτων einen 
Gegensatz bilden. Endlich, da zu den Hellenen über panhellenische 
Angelegenheiten geredet wird, so kommt es nur darauf an, ob 
jemand Bürger von Hellas ist, durchaus nicht auf das Bürger- 
recht in einer besondern Stadt. Vgl. Isokr. Paneg. 81: ἴδια μὲν 
ἄετη τὰς αὑτῶν πόλεις ἡγούμενοι, κοινὴν δὲ πατρίδα τὴν Ἑλλάδα 
νομίζοντες εἶναι. 

8. 438, 4ff. Die Phrase des Epitaphios 8 66: πατρίδα τὴν 
ἀρετὴν ἡγούμενοι, vergleicht sich mit Isokr. Archid. 43: πατρίδα 
τὴν ἐλευθερίαν vonicavrec, ist aber viel härter. 

8. 439 (Entstehungszeit des Epitaphios). 8 68f. heisst 
es von den Athenern, die bei Korinth fochten: δυςτυχήςαντες δὲ 
βέβαιον τὴν δουλείαν τοῖς ἐν τῇ TTeAonovvicw κατέλιπον [βέβαιον ᾿ 
ἂν falsche Conjektur Markland’s]. ἐκείνοις μὲν οὖν οὕτω diakeı- 
μένοις ὅ (re) βίος οἰκτρὸς καὶ ὁ θάνατος εὐκτός. Dies beweist, 
scheint mir, Abfassung nach dem antalkidischen Frieden, und 
vor der Schlacht bei Leuktra. Dann aber ist kein Grund, nicht 
an die erstere Grenze recht nahe heranzugehen, ausser wenn sich 
wirklich beweisen lässt, dass dieser Redner Isokrates’ Panegyrikos 
benutzt hat, und nicht umgekehrt Isokrates den Epitaphios (vgl. 
8. 432; Abth. II, 5. 240). Nun sind die meisten Berührungen 
der Art, dass sich über die Priorität des einen oder des andern 
Redners nichts erkennen lässt. Aber die Phrase Isokr. $ 89: 
ὥςτε τῷ crparomedw πλεῦςαι μὲν διὰ τῆς ἠπείρου, πεζεῦςαι δὲ διὰ 


τῆς θαλάττης, τὸν μὲν Ἑλλήσποντον ζεύξας, τὸν δ᾽ "Adw διορύξας, 
32" 


840 Nachträge zu Abth. I. Lysias. 


wird von dem Redner selbst durch das vorausgeschickte (mpiv 
ἐξεῦρε καὶ cuvnväykacev), ὃ πάντες θρυλοῦςειν als eine entlehnte 
bezeichnet, und die Fassung des Epitaphios $ 29: ὁδὸν μὲν διὰ 
τῆς θαλάττης ἐποιήςατο, πλοῦν δὲ διὰ τῆς τῆς ἠνάγκαςε τενέεθαι, 
ζεύξας μὲν τὸν Ἑλλήςποντον, διορύξας δὲ τὸν ”Adw, ist so augen- 
fällig schlechter, dass man nicht begreift, weshalb der Verfasser, 
falls er aus Isokrates entlehnte, nicht ganz entlehnte. Ferner 
tadelt Isokrates $ 97 anscheinend diejenigen, welche in der Be- 
schreibung der Schlacht bei Salamis sich bei den κραυγαΐ und 
παρακελεύςεις aufhielten. Der Epit. hat $ 38: ἀκούοντες .. παρα- 
κελευςμοῦ δ᾽ ἀμφοτέρων καὶ κραυγῆς τῶν διαφθειρομένων. Wird 
dies wirklich deswegen erwähnt, weil Isokrates die Erwähnung 
als unnütz bezeichnet hatte? Somit pflichte ich jetzt Le Beau 
und den Alten bei, welche den Isokrates hier als den Nachahmenden 
ansehen. Denn wenn Sauppe (Nachr. ἃ. Gött. Ges. d. W. 1864, 
8. 199.) zu erweisen sucht, dass die ἀγῶνες ἐπιτάφιοι, deren 
die pseudolysianische R. ebenso wie der Menexenos gedenkt, erst 
gegen Ende des 4. Jahrhunderts eingerichtet seien, so stützt sich 
dieser Beweis auf Thukydides’ Leichenrede, lässt also die Mög- 
lichkeit offen, dass etwa während des korinthischen Krieges diese 
Einrichtung erfolgte. 

8.447, 2. 6ff. Den Beweis dafür, dass die Rede gegen 
Epikrates (XXVII) verstümmelt sei, sucht M. Hentschel zu 
führen (Quaest. de Lysiae or. Epieratea, Diss. Leipzig 1874 
8. 51ff). Er vergleicht den Anfang: κατηγόρηται μὲν ὦ ἄ. ’A. 
Ἐπικράτους ἱκανά, mit XI, 81: κατηγόρηται δὴ Ἐρατοςθένους καὶ 
τῶν τούτου φίλων (vgl. auch Andok. 1, 29). — Zur Evidenz scheint 
die Sache nicht zu’ bringen. 

8.467 (Zeit der Rede gegen die Kornhändler). C. Fuhr 
(Animadversiones in orat. Att. p. 16f. adn.) versteht unter den 
cmovdai in 8 14 der Rede den Vertrag der Böoter Korinther und 
Perser. Das geht aber nicht an; denn dies ist eine ευμμαχία, 
und die sonstige nähere Bezeichnung durfte nicht fehlen. Ferner 
vermuthet er, dass die Theuerung, die nach $ 8 im vorhergehenden 
Winter gewesen war, nicht vor der Besetzung Aigina’s durch 
die Lakedämonier (389) entstanden sein möchte. Wenn aber 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 341 


unter jenen cmovdai der Antalkidische Frieden zu verstehen, und 
die Rede 387 oder etwas später zu setzen ist, so erklärt sich 
die Theuerung des vorhergehenden Winters (388/7) vortrefflich 
aus Xenoph. Hellen. V, 1, 28: ὃ δὲ ᾿Ανταλκίδας.. ἐκράτει τῆς 
θαλάττης, ὥςτε καὶ τὰς ἐκ τοῦ Πόντου ναῦς ᾿Αθήναζε μὲν ἐκώλυε 
καταπλεῖν, εἰς δὲ τοὺς ἑαυτῶν ξυμμάχουξ κατῆγεν. 

8. 503, Ζ. 118. S. die Berichtigung oben zu 8. 359. 

S. 518f. (Schluss der Rede für Mantitheos). Den Ver- 
lust des Epiloges nimmt Volkmann an (Rhetor. 8. 222). Aber 
sollte es Zufall sein, dass .die jetzigen Schlussworte auf die be- 
vorstehende Entscheidung in der That, wenn auch versteckt, 
Bezug nehmen? Denn das: οὐ γὰρ ἕτεροι περὶ αὐτῶν κριταί 
eicıv, ἀλλ᾽ ὑμεῖς, ist doch eine Art Verbeugung vor der Souveränität 
des Rathes, wenn es auch nicht direkt mit Bezug auf diesen 
gesagt ist. 

S. 532, Z. 5ff. (Gemeinplatz in der XIX. Rede). Gerade 
das über die διαβολή Gesagte (8 5f.), was Westermann streichen 
will (Quaest. Lysiacae ps. II, Lpz. 1864, p. 6), findet sich zum 
Theil wieder bei Isokrates Antid. $ 18; vgl. auch Anaximenes 
Rhet. c. 29 p. 216, 17 Sp. (Frohb.). 


Abtheilung II (Isokrates und Isaios). 

8. 11. Auch Protagoras wird als Isokrates’ Lehrer genannt, 
Suid. v. Τήρωταγ. ᾿ 

8. 14, Z..12ff. Die Stelle Antid. $ 161 habe ich nicht richtig 
erklärt: das ὅτε ἠρχόμην mAncıdZeiv tıciv, parallel und gleichbe- 
deutend mit dem vorhergehenden ὅτε ἐπαμύνειν ἠρχόμην τοῖς 
ἰδίοις, bezieht sich nicht auf Isokrates’ Unterricht bei Gorgias, 
sondern auf den Unterricht Andrer bei Isokrates. Wir haben 
somit keinen Anhalt zur Bestimmung der Zeit, wo jener erstere 
Unterricht statthatte, ausser Cicero’s Worten (Orat. 176): I. cum 
audisset in Thessalia adulescens senem iam Gorgiam. Doch 
scheint mir das adulescens (griechisch νέος, falls C. hier dem 
Aristoteles so genau folgt) nicht so erheblich, um von der auf- 
gestellten Chronologie abzugehen. 

8. 16f. (Isokrates’ Schule auf Chios). H. Usener im 


842 Nachträge zu Abth. II. Isokrates, 


Rh. Mus. 1880, 8. 145 vertritt die Richtigkeit der Tradition, dass 
I. zuerst auf Chios eine Schule gehabt; den befremdlichen Aus- 
druck bei Pseudoplutarch: ἐπὶ Χίου, rechtfertigt er mit ἐπὶ τῆς 
vncov das. Vit. Aesch. 840 D, ἐπὶ τῆς ᾿Αττικῆς Marcell. Vita 
Thucyd. 30. 32. Usener setzt diesen Aufenthalt auf Chios etwa 
394 (392)—390; doch ist die Zeitbestimmung für den Trapezitikos, 
auf die er sich dabei stützt (spätestens 392), nicht recht haltbar 
(8. unten zu 8. 210). Es ist mir unmöglich, auf die gesammten 
Combinationen Us hier einzugehen; die Schule auf Chios beruht 
auf der sehr ungewissen Glaubwürdigkeit einer vereinzelten 
Tradition (ὡς gaci τινες Pseudopl.). 

8. 19f. (Androtion). ’Avdporiwv ”Avdpwvoc Γαρτγήττιος, 5. 
die Inschrift Rh. Mus. XXXII (1878) S. 418ff, und dazu A. Schäfer 
das. 8. 429f. Dieser von A. geschriebene Volksbeschluss ist datirt 
von Ol. 108, 2 346; damals also war’ A. noch in Athen thätig; 
seine Geburt ist nach den anderweitigen Daten (Dem. Andr. 66; 
Ὁ. 1. A.II, 27, wo er als ἐπιετάτης aufgeführt wird, vor 376 nach 
Köhler) nicht nach 410 zu setzen. Ist er also der Verfasser der 
Atthis, so wird, wie Schäfer 1. c. hervorhebt, Plutarch’s Angabe, 
dass er diese als Verbannter in Megara geschrieben, insofern 
befremdlicher, als die Verbannung ihn in bohem Lebensalter be- 
troffen haben müsste. Unbedingt unrichtig ist die von mir 
gegebene Begründung der Verbannung; denn ob Timokrates’ 
Gesetz fiel oder nicht, hatte auf Androtion’s Schicksal, wie sich 
die Dinge schliesslich gestaltet hatten, gar keinen Einfluss (II, 
1, 8. 244f.), und wir sehen ja auch nun den Andr. noch lange 
nachher in Thätigkeit. 

8. 44, Z. 188. Mit der Bemerkung im Euagor. $ 10f. ver- 
gleicht sich Platon ‚Rep. X, 601 B: ἐπεὶ γυμνωθέντα τε τῶν τῆς 
Houvcıkfic χρωμάτων τὰ τῶν ποιητῶν, αὐτὰ ἐφ᾽ αὑτῶν Aeyöueva, 
οἶμαί ce εἰδέναι οἷα φαίνεται. τεθέαται γάρ που. Ἔγωγ᾽ ἔφη. 
Οὐκοῦν, ἦν δ᾽ ἐγὼ, ἔοικε τοῖς τῶν ὡραίων προεςώποις, καλῶν δὲ 
μή, οἷα γίγνεται ἰδεῖν, ὅταν αὐτὰ τὸ ἄνθος προλίπῃ; Der Gedanke 
ist derselbe, der Ausdruck ist bei Platon sehr viel geistreicher. 

8. 51, Anm. 2. Ebenso Hypoth. der Rede πρὸς Νικοκλέα, 
wo 20 Tal. als Lohn für diese Rede angegeben sind; für den 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 343 


Euagoras sollen es dann 30 gewesen sein (Hypoth. Euag.). Als 
Quelle wird in ersterer Hypoth. Hermippos genannt, der sich 
seinerseits auf einen gewissen Euandros beziehe. 

8. 53, Z. 11 und 18. Die Rede gegen Lakritos fällt vielmehr 
eher um 351 (Abth. III, 1,.8. 503); somit wäre L’s Unterricht 
bei I. um 360 anzusetzen. 

8. ὅδε Python von Byzanz war nach Einigen der Ver- 
fasser des bekannten, vor Alexander 324 zu Susa aufgeführten 
Satyrdrama’s Agen; daneben nannte man Python von Katana 
und den König selbst als Verfasser. S. Athen. II, 50 F. XII, 
586 Ὁ. 595 E; Droysen Alexand. (2. Aufl.) II, 244, der dem Python 
nach der Ath. XII, 550 F berichteten Anekdote den nöthigen Witz 
schon zutraut. 

8. 60, Anm. 2. Es ist also ungenau, wenn Dionysios (ad 
Ammae. I, c. 7 Ende) von Aristoteles sagt: ὃ δὲ κατὰ τοὺς αὐτοὺς 
χρόνους (wo Demosthenes seine staatsmännische Laufbahn begann) 
᾿ ἔτι cuviv Πλάτωνι, καὶ διέτριψεν ἕως ἐτῶν ἑπτὰ καὶ τριάκοντα, 

οὔτε cxoAfic ἡγούμενος, οὔτ᾽ ἰδίαν πεποιηκὼς αἵρεειν. 

85. 64, 2. 98. Nicht unbedenklich ist auch der von Isokrates 
Hel. 42 ausgesprochene Grundsatz: εἵλετο (Alexandros) τὴν οἰκει- 
ότητα τὴν Ἑλένης —, οὐ πρὸς τὰς ἡδονὰς ἀποβλέψας, καίτοι Kai 
τοῦτο τοῖς εὖ Ppovoücı πολλῶν αἱρετώτερόν ἐςτι. In den 
späteren Reden findet sich keine derartige Aeusserung. 

8. 968. (Techne des Isokrates). Für die Frage bezüg- 
lich der Techne des I. wird das Material erheblich gemehrt, sowie 
ınan dem 30. Briefe unter den Epistulae Socraticorum sein Recht 
giebt und ihn als echtes Werk des Speusippos anerkennt. Es 
ist diese Anerkennung neuerdings, ich erinnere mich nicht von 
wem, beiläufig ausgesprochen; ich hatte 5. 81, Anm. 4 verkehrter 
Weise dem Leo Allatius, der die Sache vorlängst aus Diog. L. 
IV, 5 und Athen. XI, 506 E erkannt, gegenüber Orelli’s Bestrei- 
tung keinen Glauben geschenkt. Diogenes zählt unter Speusippos’ 
Schriften Briefe an Dion, Dionysios, Philippos auf; Karystios von 
Pergamon bei Athen. berichtet: Cr. πυνθανόμενος Φίλιππον 
βλαςφημεῖν περὶ Πλάτωνος εἰς ἐπιςτολὴν ἔγραψέ τι τοιοῦτον „Ücrep 
ἀγνοοῦντας τοὺς ἀνθρώπους ὅτι καὶ τὴν ἀρχὴν τῆς βαειλείας 


844 Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 


Φίλιππος διὰ ἸΤλάτωνος Ecxev“, womit zu vergleichen $ 12 des 
Briefes: πυνθάνομαι δὲ «ai Θεόπομπον παρ᾽ ὑμῖν μὲν εἶναι πάνυ 
ψυχρόν, περὶ δὲ Πλάτωνος βλαςφημεῖν, καὶ ταῦτα ὥςπερ οὐ 
Πλάτωνος τὴν ἀρχὴν τῆς ἀρχῆς ἐπὶ Περδίκκα (co) καταςκευάςαντος. 
Das stimmt so genau, wie man bei einem Citiren aus dem 
Gedächtnisse (ἔγραψέ τι τοιοῦτον) verlangen kann; das bei Karystios 
Folgende ist nicht mehr Citat aus Speusippos, wie bereits Allatius 
sah. — Orelli’s Gegenargument beruht auf Missverständniss, als 
sei in den Schlussworten eine Abfassung in Aegypten angegeben, 
während doch nur der durch die Einnahme Aegyptens in Athen 
entstandenen. Theuerung des Papyrus gedacht wird. Diese Stelle 
gibt für den Brief eine Zeitbestimmung auf 340 (vgl. A. Schäfer 
I, 4811); der Krieg zwischen Athen und Philipp ist nämlich 
offenbar noch nicht ausgebrochen; 339 starb Speusippos. — Nun 
ist aber ausser Karystios noch ein zweiter Zeuge für die Echt- 
heit vorhanden, Kaineus bei Diog. IV, 2, wo von Speusippos: 
καὶ πρῶτος παρὰ Ἰςοκράτους τὰ καλούμενα ἀπόρρητα ἐξήνεγκεν, 
ὥς φηει Καινεύς. Denn diese von Kyprianos arg missverstandene, 
von mir für unbrauchbar erachtetete Stelle erklärt sich voll- 
ständig, wenn wir sie auf die Mittheilungen dieses Briefes und 
vielleicht noch anderer ähnlicher aus Isokrates’ Techne beziehen. 
Die Stellen lauten: ($ 4) τὸν ἐν ταῖς τέχναις ἀποφαινόμενον 
ἐκ τῆς προγόνίων οἰκειότητος) εὔνους δεῖν ποιῆςαι τοὺς ἀκροατάς. 
— (8 10) καὶ φηεὶ μὲν ἐν ταῖς τέχναις mpochkeiv οἰκεῖα καὶ 
γνώριμα τὰ παραδείγματα φέρειν, ὀλιγωρήςας δὲ τῆς τέχνης κτέ. 
(8 9: ὃ τὰ παλαιὰ καινῶς καὶ τὰ καινὰ παλαιῶς ἐπαγγελλόμενος 
διδάςκειν λέγειν scheint auf Paneg. $ 8 zu beruhen, vgl. indes 
Sauppe O. A. II, 224). Es kannte also Speusippos eine technische 
Schrift, in der nach ihm Isokrates seine Theorie niedergelegt 
hatte; an der Identität dieser Schrift mit der von Späteren 
benutzten isokratischen Techne ist kein Grund zu zweifeln, und 
völlig untergeschoben kann sie darnach nicht gewesen sein (8. 98). 
Ebensowenig aber war sie von Isokrates herausgegeben; vielmehr 
sollte die Theorie ein ἀπόρρητον der Schule bleiben. Wie nun 
doch bereits bei Lebzeiten des Meisters Speusippos diese Kennt- 
niss bekam, lässt sich natürlich nicht ermitteln. —. Die angeführten 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 345 


einzelnen Vorschriften sind an sich nicht erheblich. — Der Brief 
bildet ein sehr interessantes, freilich auch sehr unerfreuliches 
Aktenstück zur Geschichte des Streites zwischen Isokrates und 
den Platonikern (vgl. 8. 35). Der ausgesprochene Zweck ist die 
Empfehlung eines Historikers Antipatros, eines Magneten von 
Geburt; der eigentliche Zweck, vermittelst dieses Historikers und 
seiner treffllich in Philipps Interesse verwendbaren Alterthums- 
forschungen den Isokrates und Theopompos beim Könige aus- 
zustechen. Man hatte in der Akademie, im Beisein des Antipatros, 
Isokrates’ Philippos durchgenommen; da hatte es sich nun gezeigt, 
wieviel herrliche Dinge der „Sophist“ ($ 9) aus Unwissenheit 
oder Böswilligkeit nicht angeführt. Herakles war, behufs der 
Einweihung in die Mysterien, von einem Athener adoptirt worden; 
also besass Philipp von seinem Urahn her das attische Bürger- 
recht. Ferner hat Herakles das Gebiet von Amphipolis, Pallene, 
das Land von Torone in rechtmässigem Kriege für seine Nach- 
kommen erworben; die Athener, Chalkideer u. s. f. besetzten 
nachher diese Landschaften ganz mit Unrecht. Wenn so ein 
Athener an Philipp schreibt, so muss er und das damalige Athen 
freilich in unsrer Achtung sehr sinken, Isokrates indessen steigen; 
denn nie und nirgends hat dieser so ehrlos geschmeichelt. — Die 
Stelle Isokr. Phil. 12 (8. 37, Anm. 5) bezieht bereits Sp. auf 
Platon, 8. $ 2 οὔτε Πλάτωνος ἐν τοῖς πρὸς ck πεμφθεῖει λόγοις 
Amecxnraı (λόγοις statt λόγῳ wegen des Hiatus, den Sp., hierin 
Isokrateer, ausser etwa bei kai und oi sehr streng vermeidet). — 
Ueber Isokrates’ icropia, ἃ. h. Mangel an geschichtlicher Kennt- 
niss, wird besonders $ 11 gespottet (vgl. 8. 45). — Auf Anderes 
komme ich noch unten (zu 8. 268. 288. 373. 419). 

8. 102, Z. 108. Auch das ἀφορίζεεθαι eines Theiles beim 
Uebergang zu einem neuen, wovon Anaximenes öfter spricht 
(Anaxim. c. 32 p. 221, 26 Sp. τὸ μέρος δριςάμενοι, mit dem Bei- 
spiele ὥς μὲν δίκαιόν Ecrıv ἡμᾶς βοηθεῖν Cupaxoucioic, ἐκ τῶν 
εἰρημένων ἱκανῶς ἀποδεδεῖχθαι νομίζω), ist bereits isokratische 
Vorschrift, 5. Antidos. 58: ἀφοριςάμενος δὲ τὸν λόγον τὸν περὶ 
τῶν τοιούτων εὐεργεειῶν, mit Bezug auf Paneg. 51: ἵνα δὲ μὴ 
δοκῶ — —, ταῦτα μὲν εἰρήεθω μοι κτέ. 


846 Nachträge zu Abth. II. Isokrates, 


8.103, Ζ. 1 v.u. Ueber etwaige Entlehnungen des I. aus 
Thukydides handelt mit grosser Besonnenheit C. Fuhr, Rh. Mus. 
XXXIII, 592f., auf Grund von J. Strange’'s Zusammenstellungen 
(J. J. Suppl. ΠΙ, 453). Ein sicheres Resultat ergibt sich nicht. — 
Vgl. übrigens oben zu I, 439. 

8.133f. (Wiederholung der Schlusssilbe eines Wortes 
im Anfang des folgenden). Die Regel hat, wie es auch dem 
Wortlaute gemäss ist, auf einsilbige Wörter keine so strenge 
Anwendung, am wenigsten auf den Artikel. Beispiele: αὐτὰς τὰς 
Euag. 10. αὐταῖς ταῖς das. ΓΔ. ποιημάτων τῶν 11. τούτοις τοῖς 18. 
πάντων τῶν 29. ταύτης τῆς 80. 70. ἀρετὴν τὴν 38. ἀρετῆς τῆς 62. 
τούτοις τοῖς 50. τοῦτον τὸν 55. ταύτην τὴν 71. ἅπαντα τὰ 72. 
τούτων τῶν 18. — Ἂν ἄνευ Panath. 14 nach Γ; in der v. fehlt 
ἄν, ist aber für den Sinn nothwendig. — Epist. VII, 9 ὑπὲρ ὧν 
δὲ δέομαι (ὑπὲρ δ᾽ ὧν läge nahe). Aber XVI, 46 hat für δὲ deduc- 
τυχηκὼς der Urb. δὲ npodeducr. — Archid. 85 ἀνορθώςομεν μὲν 
nach Bekker’s Conjektur, wäbrend die Hdschr. μὲν auslassen; es 
scheint in der That unentbehrlich. — Ist aber das einsilbige 
Wort mit einem andern verwachsen, so müsste doch die Regel 
streng zur Geltung kommen. Gleichwohl steht ὁμοίως ὥςπερ 
Symm. 134 (ὁμοίως περ TE, was Corruptel; OA in der Antid. haben 
eine ganz andere Fassung der Stelle). — Ἐπειδὴ δ᾽ ἤκουςαν 
Paneg. 92 fällt nicht unter die Regel. — ὥςτε τετμῆςθαι Archid. 66 
ist Conjektur von Bekker (Hdsch. ὡς); οὔτε τελείαν Panath. 9 
desgl. von Baiter (οὐ Hdschr., was man halten kann, wenn man 
das folgende οὔτε in οὐδὲ ändert). — καίτοι τοιούτων Paneg. 162 
nach TE (vulg. καὶ, was nicht angeht; τοςούτων brächte eine 
andere Schwierigkeit, da καὶ τοςούτου folgt, vgl. 8. 166). 

8. 1868. Was ich über den Rhythmus bei Isokr. neu zu 
bemerken habe, werde ich anlässlich des Demosthenes zu III, 1, 
8. 1168 beibringen. 

8. 142 (Wortstellung bei Isokrates). Der Gegensatz der 
isokratischen Regelmässigkeit zu der Weise eines Aristoteles 
oder Hegesias, und wiederum zu der eines Demosthenes, ‚liegt 
allerdings zu Tage; doch habe ich zu wenig "imitirt. Paneg. 3 
ἀλλ᾽ ἱκανὸν vonicac ἄθλον ἔςεεθαί μοι τὴν δόξαν, statt ἀλλὰ vonicac 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. ΄ 841 


ἱκανὸν &. κτέ.; das. 45 καὶ φιλίας εὑρεῖν πιςτοτάτας καὶ ευνουείαις 
ἐντυχεῖν παντοδαπωτάταις; solche Beispiele, bei denen der Hiatus 
durchaus nicht im Spiele ist, finden sich auch in dieser Rede 
eine Menge. — Für die Nachstellung von εἰ oder ἐάν gebe ich 
folgende. 3, 63 καὶ ταῦτ᾽ ἂν ποιῆτε (Hiat). 5, 9 yirvecdan, ταύτας 
ei (Hiat). 6, 42 τοὺς μὲν οὖν παλαιοὺς κινδύνους εἰ διεξιοίην (εἰ 
διεξέλθοιμι κινδύνους © vulg.). 47 ἐπεὶ καὶ τῶν περὶ Θήβας πρα- 
χθέντων εἰ μνηςθεῖμεν (Hiat). 75 καὶ ταῦτ᾽ ἐὰν ToAuncwpev (Hiat). 
12, 67 τοιαῦτα δὲ καὶ περὶ τῆς εἱςπράξεως τῶν φόρων ἤν τι λέγωειν, 
ἕξομεν εἰπεῖν (Hiat). Des Satzbaues wegen war eine solche 
verschränktere Stellung nothwendig 5, 6 τὸ δὲ πλῆθος ἡμῶν εἴ 
τις διδάξειεν; auch 6, 51 ὧν ἡμεῖς δέδοικα μὴ τἀναντία πράττοντες 
φανῶμεν war durch die relativische Anknüpfung bedingt. 

8. 146, 4ff. Von Isokrates’ Perioden sagt Plutarch (Mor. 
350 D): er pflege μόνον οὐ κολαπτῆρει καὶ ξυςτῆρει τὰς περιόδους 
ἀπολεαίνειν καὶ ῥυθμίζειν. 

8. 161, 984. In der Antidosis finden sich vereinzelt solche 
Zusammenstellungen von Formen desselben Wortes: οὐδεὶς οὐδέν 
87, πάντας πάντα 217 (πάντα fehlt in ©). Auch der Demonikos 
hat πολλὰ πολλῶν, 8 .19. — Etwas anders schon ist Areopag. 
74 πολλάκις ἤδη καὶ πρὸς πολλούς; Nikokl. 45 τοὺς πλείετους 
ἂν εὕροιμεν mAeicra nur Γ,, die andern Hdsch. μάλιςτα. --- Panath. 
198 τῆς δὲ χρηςίμης ἐπὶ mäcı καὶ πάντας (καὶ τῆς Γ) δυναμένης 

"ὠφελεῖν. — Arch. 24: παρὰ τῶν αὐτῶν καὶ τὸν αὐτὸν τρόπον καὶ 

ταῖς μαντείαις χρηςάμενοι ταῖς αὐταῖς, ähnl. 25. Nik. 44 τούτων 
ἕνεκα καὶ ταῦτα διανοηθείς. -- Zu Ζ. 15 ist zu bemerken, dass 
Hel. 52 ευνεξώρμηςαν καὶ ευνεξέπεμψαν vorzuziehen scheint (8. m. 
Ausg.). Vergl. auch φιλοπολέμως καὶ φιλοκινδύνως Symm. 97. 

8. 164, 10. Lang fortgesetztes Homoioteleuton Paneg. ἡ 
122: (— xareermcav — — |) — ἐποίηςαν || — ἀπέετηκαν | — 
ἀπῴκηκςαν |; — ἐεώθηκαν | ---ἐξέδοςαν. 

5. 165f. (Anaphora und Polyptoton). Τοιοῦτος ἦν 
καὶ τοιοῦτον εἶχε TTvurayöpav τὸν υἱὸν τὸν αὑτοῦ ευνατωνιετήν. 
Aber Phil. 67 εἰς τοςοῦτον προῆλθον καὶ τοςαῦτα διεπράξαντο 
ist nach ΓΕ geändert (τηλικαῦτα). -- Phil. 108: μόνος γὰρ τῶν 
Ἑλλήνων οὐχ ὁμοφύλου γένους ἄρχειν ἀξιώςας μόνος καὶ δια- 


88 Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 


φυγεῖν ἠδυνήθη τοὺς κινδύνους κτέ. — Euag. 41: ei καλῶς τὴν 
αὑτοῦ gYpövncıv παρακςκευάςειεν, καλῶς αὑτῷ καὶ τὴν βαειλείαν 
ἕξειν Γ᾽ vulg., aber ὁμοίως καλῶς ΔΕ, und darnach vermutheten 
schon die Züricher Herausgeber ὁμοίως. --- Lochit. 10: δὶς ἤδη... 
καὶ dic. — Nicht eigentliche Anaphora ist Hel. 48: ei τοὺς θεοὺς 
εἰδὼς περὶ κάλλους φιλονικοῦντας αὐτὸς κάλλους κατεφρόνηεεν, 
und Nik. 51: ὅςοι γὰρ ἂν ὑμῶν περὶ πλεῖετα τῶν ἐμῶν χρηείμους 
αὑτοὺς παράεχωειν, οὗτοι πλεῖετα τοὺς οἴκους τοὺς αὑτῶν ὠφε- 
Ancovcıv, man ist an beiden Stellen zu ändern versucht (vgl. 
Nik. 45, oben zu $. 161). 

8. 166, 1838. Die Hypophora findet sich auch als erstarrte 
Formel des Uebergangs, wie zuweilen bei Demosthenes (Abth. 
II, 1, 8. 152); so Trapez. 49: ἀλλὰ γὰρ icwc περὶ τούτων μόνον 
ἀλλ᾽ οὐ καὶ περὶ τῶν ἄλλων ἐναντί᾽ αὐτὸς αὑτῷ καὶ λέγων καὶ 
πράττων φανερός ἐςτιν. 

S. 161, Z. 198: Das Asyndeton bei anfangendem οὗτος 
oder τοιοῦτος findet sich auch schon in den älteren Reden: 
Paneg. 82 (τοιαύταις). 106 (τοιαῦτα). Nik. 44 (τούτων). Areop. 42 
(ταῦτα). --- Τρίτον ohne δέ bei einer Aufzählung Symm. 135 
(TE, Antid.; τρίτον δ᾽ vulg.); ebenso ἔπειτα... ἔτι (Γ, ἔτι δὲ vulg.).. 
τέταρτον Panath. 31f. 

8.168, 4. Ironie zeigt sich auch Paneg. 152 οὐ καταιεχύνουει 
τὴν ἐκεῖ maideucıv (Rauchenstein vergleicht Dem. 18, 261); Epist. 


VI, 14 τοὺς μὲν οὖν ταύτην ἔχοντας τὴν διάνοιαν ζηλῶ τῆς ῥᾳθυμίας. ᾿ 


5. 186, Ζ. ὅ v.u. Aehnlich wie Hieronymos urtheilt Demetrios 
von Phaleron bei Philodemos π. ῥητ. IV, 17: πονηρὸν γὰρ εἰς 
ὑπόκριειν αἱ μακραὶ περίοδοι, ὡς καὶ παρὰ τῷ PaAnpei κεῖται περὶ 
τῶν Ἰκοκράτους. 

8.193, Ζ. 15ff. Klassisch ist die Bemerkung Lord Brougham's 
(Edinb. Rev. XXXVI p. 513) über den Panegyrikos: Isocrates, 
we learn, was fifteen years in completing his prineipal oration: 
Yet, so far was he from loading this his favourite daughter, 
patch by patch, with gorgeous apparel, so as to bring her out, 
at last, in a full birthday suit of magnificent decoration, that one 
would rather think, from the perfect absence of all glitter, he 
had spent the time in undressing her. 


Nachträge σὰ Abth. II. Isokrates, 349 


8. 203, Sf. So bereits Usener Rh. Mus. XXV (1870) 8,603, . 
der somit in der Stelle ein Zeugniss des Aristoteles für die 
Echtheit beider Reden, des Amartyros und der gegen Kallimachos, 
erblickt. . 
8. 210, 8 (Zeit des Trapezitikos). Die Angabe des 
Diodor, dass Satyros von Bosporos Ol. 96, 4 (393/2) gestorben 
sei, wird sehr bedenklich durch das von A. Schäfer Rh. Mus. 
XXXII, S. 418ff. behandelte Psephisma des Androtion. Aus 
diesem ergibt sich nämlich, dass Leukon, Satyros’ Nachfolger, 
bis gegen Ende 108, 1 (Sommer 347) regierte, nicht, wie Diodor 
(XVI, 31) angibt, bis 106,-4 354/3; hatte er also vierzig Jahre 
lang regiert, wie der Historiker sagt, so fällt Satyros’ Tod 98, 1/2 
387. 8. Schäfer 1. c. 3. 426, der nun freilich (wegen Lysias 16, 4) 
auch die 14 Jahre Regierungszeit, die Diodor dem Satyros beilegt, 
in 19 ändern muss. Den Trapezitikos möchte Sch. in das Jahr 
des antalkidischen Friedens (387) herabrücken, da nach 8 δ1 
der Seeverkehr keiner Störung mehr zu unterliegen scheine. 
Aber dies Argument beweist zu viel; denn was $ 51 ἢ, und vollends 
was 19f. erzählt wird, zeigt, dass schon längere Zeit vor der 
Prozessverhandlung freier Seeverkehr, war; man müsste also unter 
387 herabgehen. Demnach ist es gerathener, als terminus ante 
quem nun das Jahr 391 oder 390 aufzustellen, da in ersterem 
(Diod. XIV, 97) die -Lakedämonier wieder eine Seemacht aus- 
rüsteten. — Die neue Inschrift scheint auch zu zeigen, dass unsere 
Rede nicht ganz gegen Ende von Satyros’ Regierung fallen 
kann. Denn Z. 20ff. heisst es: ἐπειδὴ δὲ τὰς δωρειὰς dıddacıv 
᾿Αθηναίοις (Spartokos und Pairisades), äcnep ζάτυρος καὶ Λεύκων 
ἔδοςαν, εἶναι (παρτόκωι καὶ Παιριςάδει τὰς δωρειάς, ἃς ὁ δῆμος 
ἔδωκε ζατύρωι καὶ Λεύκωνι. Derartig aber scheint nach $ 57 
der Rede das Verhältniss zwischen Satyros und den Athenern 
zur Zeit noch nicht gewesen zu sein (vgl. über die zwischen 
Leukon und Athen ausgetauschten δωρεαί Demosth. Lept. 29f.). 
8. 212, Anm. 5. Berührungen des Trapezitikos mit andern 
isokrat. Werken finden sich noch folgende. Tr. 45 δοκεῖτε δέ 
μοι — ἄριετ᾽ ἂν γνῶναι — ἀναμνηςθέντες — εὑρήςετε τὰρ —, 
vgl. Lochit. 9: ἡγοῦμαι δ᾽ ὑμᾶς οὕτως ἂν ἀξίως ὀρτγιςθῆναι --- εἰ 


850 Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 


διεξέλθοιτε — eüpncere γὰρ —, und Epist. VII, 9: οὕτω δ᾽ ἄν 
nor δοκεῖτε κάλλιςτα βουλεύςαςθαι —, εἰ crewaıcde — εὑρήςετε 
γὰρ —. Femer Tr. 84: περὶ μὲν οὖν τούτων οὐκ οἶδ᾽ ὅ τι δεῖ 
πλείω λέγειν, vgl. Epist. II, 24. VIII, 8. — Trap. 10: πανταχόθεν 
δέ μοι TOCOUTWV κακῶν προςπεπτωκότων τίν᾽ OolecdE με γνώμην 
ἔχειν, ᾧ γ᾽ ὑπῆρχε —, vgl. Aigin. 22: καίτοι τίν᾽ οἴεεθέ με γνώμην 
ἔχειν τοταύτης μοι μεταβολῆς τοῦ βίου τεγενημένης; ὃς τὸν μὲν 
ἄλλον χρόνον κτέ., und Plat. 48. — Auch in diesen Berührungen 
liegt keine geringe Gewähr der Echtheit. 

8. 215, 11f. (Zeit des Aiginetikos). Die Rede kann auch 
nicht in die Kriegszeit nach 389 fallen; denn in diesem Jahre 
wurde von Aigina aus das Kaperwesen gegen Athen durch die 
Spartaner organisirt, und der bisherige freie Verkehr zwischen 
beiden Orten hörte auf (Xenoph. Hellen. V, 1, 1, wo ἐπιμιξίᾳ 
χρωμένων τὸν πρόςεθεν χρόνον τῶν AlyıynrWv πρὸς τοὺς ᾿Αθη- 
ναίους). Freier Verkehr aber musste statthaben, wenn Isokrates 
für einen in Aigina geführten Prozess eine Rede schrieb (vgl. 
8. 218, 6ff.). — In die Zeit nach dem antalkidischen Frieden herab- 
zugehen liegt wohl kein Grund vor (das. Z. 15ff.). 

8. 222, Z. 1f. Vgl. oben zu I, 46. 

8. 224, Z. 23ff. Sauppe’s Ausspruch vom Charidemos des 
sog. Lukian: frigidissimi exemplaris (Isokrates’ Helena) inepta 
repetitio, steht Epist. crit. p. 51. 

8. 230ff. (Zeit des Panegyrikos). Meine Bestreitung der 
von Engel zuerst aufgestellten Ansicht, dass der Paneg. spätestens 
384 herausgegeben und dann nach der Herausgabe von Isokrates 
noch erweitert sei, kann ich nicht mehr durchaus aufrecht erhalten. 
Schon 8. 232, Anm. 2 bemerke ich: „Wäre freilich Diod. XV, 9: 
(ὃ Κυπριακὸς πόλεμος) διετῆ χρόνον τὸν ἐπὶ mäcı ευνεχῶς πολε- 
μηθείς, gleichfalls aus Ephoros abgeschrieben, so stände die Sache 
wesentlich anders“. Es hat aber alle Wahrscheinlichkeit, dass 
auch dies aus Ephoros stamme. Auch steht die Erzählung vom 
kyprischen Kriege bei Diodor keineswegs so isolirt, dass man 
sie beliebig in eine andere Zeit rücken könnte, wie etwa die 
Nachricht vom Tode eines pontischen Fürsten oder des Euagoras 
selbst (oben zu 8. 210, unten zu 246). Vielmehr steht das weiterhin 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 351 


c. 9 und dann das c. 18 Erzühlte in ursächlichem Zusammen- 
hang mit dem kyprischen Kriege, und die Erzählung enthält 
Bezugnahmen auf den Zustand in Hellas, welche auf .385 und 
die folgenden Jahre passen, nicht aber auf die Zeit von 380 und 
später (vgl. auch c. 19 Afg.). Endlich_wird im Panegyrikos selbst 
einmal der kyprische Krieg als der Vergangenheit angehörig 
erwähnt, $ 153: τοὺς δὲ μεθ᾽ αὑτῶν εἰς Κύπρον cTpateucauevouc 
μᾶλλον ἢ τοὺς αἰχμαλώτους ὕβριζον. Was aber die von mir 
früher gegen Diodor geltend gemachte Stelle des Panegyrikos 
betrifft (8 141), so beruht dies Argument auf dem Postulate, 
dass des Redners Worte streng zu fassen seien. Es ist dies aber 
kein allgemeingültiger Satz, weder für Isokrates noch für einen 
andern Redner. Das Gleiche gilt von der andern Stelle, Euag. 64, 
wo dem Kriege mit dem Perserkönige eine zehnjährige Dauer 
beigelegt wird; es wird hier die Zeit des Krieges mit den 
kyprischen Fürstenthümern mit hinzugerechnet, was Paneg. 141 
(ἤδη μὲν ἕξ ἔτη διατέτριφεν, vom Perserkönige) nicht geschehen 
konnte. 8, Rauchenstein 5. 23 Anm. Ist dem nun so, dann haben 
wir im Panegyrikos einen Paragraphen (141), der eine frühere 
Zeit voraussetzt als die übrige Rede; denn nicht nur der Abschnitt 
125—132, den Engel ausscheidet, sondern auch die oben benutzte 
Stelle $ 153 weist auf die spätere Zeit. Entweder nun hat 
Isokrates diese Diskrepanz zugelassen, weil bei einer schriftlich 
eireulirenden, nicht etwa wirklich gehaltenen Rede wenig darauf 
ankam, auf welchen Zeitmoment für die Abfassung das Einzelne 
wies, oder er hat den $ 141 zur Tilgung bestimmt. Scheidet 
man diesen aus, so entsteht keine Lücke, die Beweisführung wird 
. allerdings um ein gutes Argument schwächer. 

8. 2421. (Zeit des Plataikos). Nach [Demosth.] 59, 36 
wurde der ὕςτερος πόλεμος gegen Sparta unter Asteios und 
Alkisthenes (Ol. 101, 4. 102, 1) geführt; doch ergibt sich aus 
[Dem.] 49, 6, dass Timotheos’ Ausfahrt im ὕετερος πόλεμος bereits 
unter Sokratides (101, 3) im Monat Munichion, d. h. April 373, 
stattfand. Da nun nach dem Plataikos und auch nach Diodor 
Plataia während des vorhergehenden „kurzen Friedens“ zerstört 
wurde, so kann Pausanias’ Angabe, der die Zerstörung unter 


352 Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 


Asteios setzt, nicht richtig sein. Wir haben sie Ende 374 oder 
Anfang 373 anzusetzen, die Rede demnach 373. (Vgl. G. Busolt, 
d. zweite athen. Bund, im 7. Supplementb. d. Jahrb. f. cl. Phil. 
8. 785.) 

8. 2408. (Zeit der Reden für Nikokles). Wenn der 
kyprische Krieg bereits 385 zu Ende ging, so ist Diodor’s Ansatz 
bezüglich des Todes des Euagoras vollends unhaltbar. Aber es 
ist keineswegs sicher, dass Nikokles unmittelbar folgte, und 
nicht etwa erst Nikokreon, in dessen Interesse Euagoras ermordet 
war. Die Ansätze für die einzelnen Reden mögen ungefähr 
richtig sein; aber beweisen lässt sich kaum etwas. — Der persön- 
liche Verkehr des I. mit Nikokles (8. 247. 85. 50) wird übrigens 
eher in Athen als in Kypros stattgehabt haben, vor dem 
Regierungsantritte des Letzteren. 

8. 257, Z. 5f. Die Benutzung des Demonikos in der 
Techne des Anaximenes ist doch in der That sehr fraglich, und 
für eine Zeitbestimmung der ersteren Schrift (8. 419) nicht zu 
verwenden. . ᾿ 

8. 265, 4ff. Benutzung des Archidamos zeigt sich auch 
Dem. Timokr. 6 (Abth. II, 1, 8. 245, 3); hiernach sind für jene 
Rede die zeitlichen Gränzen 356 und 353. 

8.268ff. (Briefe an Archidamos, Dionysios, die Söhne 
Iasons). Für die Frage, wie es zugeht, dass die Briefe 1. 
VI IX in der vorliegenden Gestalt gänzlich unvollständig und 
nichts als Prooemien sind, ist sehr wichtig die Stelle des 
Speusippos Epist. Soer. XXX 8 13 (vgk oben zu 8. 96): ἀπ- 
€cramke δέ «τοι (Philipp) λόγον, ὃν τὸ μὲν πρῶτον ἔγραψεν 
(ἔγραφεν cod. Paris.) ᾿Αγησιλάῳ, μικρὰ (δὲ διαςκευάςας ὕετερον 
ἐπώλει (δὲ πάλιν Paris.) τῷ (ικελίας τυράννῳ Διονυείῳ, τὸ δὲ 
τρίτον τὰ μὲν ἀφελὼν τὰ δὲ προςθεὶς ἐμνήετευςεν ᾿Αλεξάνδρῳ τῷ 
Θετταλῷ, τὸ δὲ τελευταῖον νῦν πρὸς c& YAicxpwc αὐτὸν ἀπηκόντιςεν 
(ἐπηκόντ. Hdschr.). Man setze für Agesilaos, zu dem Isokrates 
keine Beziehung gehabt haben kann ($. 818, Anm. 5), dessen 
Sohn Archidamos, für den Alexandros dessen Nachfolger, die 
Söhne Iasons, und ändere die Zeitfolge: so hat man die drei 
anscheinend verstümmelten Briefe, und man sieht nun alsbald, 


Nachträge zu Abth. II. Isokrates. 353 


dass auch dem Speusippos davon nicht mehr als uns vorlag. 
Denn das yAicxpwc ἀπηκόντιςεν zeigt, dass die Reden an die 
vorher genannten Fürsten nach Sp.’s Auffassung nicht abgeschickt 
waren; eben darauf weist auch das Imperfektum ἐπώλει (und 
ἔγραφεν) und das Verbum μνηςτεύειν. Diese Auffassung konnte 
aber der Schreiber nicht haben, falls vollständige Redeg an die 
Genannten vorlagen. Dass hinwiederum diese Prooemien wirklich 
veröffentlicht waren, zeigt sich darin, dass Isokrates den Brief an 
Dionysios, wo er ihn ausschreibt, ausdrücklich eitirt, Phil. 81. — 
Ob nun aber in der That die Reden vollständig verfasst und an 
die betreffenden Persönlichkeiten abgeschickt waren, oder nicht, 
darüber kann der nur oberflächlich unterrichtete Rival des Isokrates 
kein gültiger Zeuge sein. Da es dem Verfasser mit seinen patrio- 
tischen Bestrebungen unzweifelhaft Ernst war, so sieht man 
nicht, warum er es unterlassen haben sollte, den Dionysios und 
Archidamos wirklich im Interesse von Hellas anzugehen; aber 
zur Veröffentlichung schienen sich nur die Eingänge zu eignen, 
da das Uebrige grösstentheils dem Panegyrikos entlehnt sein 
musste, und Isokrates die Scheu, sich vor allem Publikum in 
grossem Massstabe zu wiederholen, nicht so leicht überwand 
(vgl. Phil. 84). Der Brief an die Söhne Iasons gibt zunächst 
eine Antwort auf eine Einladung, die Isokrates doch in der 
That beantworten musste; das alsdann angekündigte Thema ist 
allerdings nicht mit dem des Panegyrikos identisch, aber es 
lassen sich auch andere Gründe denken, weshalb Isokrates das 
Weitere nicht herausgab. — Sind nun aber diese Briefe so ver- 
öffentlicht, so gewinnt auch betreffs der Reden XVI. und XX. 
die Annahme an Wahrscheinlichkeit, dass nicht die Hand- 
schriften, sondern der Wille des Verfassers Ursache ihrer Un- 
vollständigkeit ist. 

8. 270, Anm. 6. In der Stelle Epist. I, 8 wird das richtige 
Λακεδαιμόνιοι von den Hdsch. ΓΕ geboten. 

8.272, Z. 88: Ich habe übersehen, dass die Mörder des 
Alexandros eben die Söhne "Iasons sind. Ihre Namen sind 
Teisiphonos, Lykophron und Peitholaos; den ersteren nennt 


Xenophon als Herrscher Thessaliens zur Zeit der Ahfaseung der 
Blase, attische Beredsamkeit. III, 2, 


864 Nachträge zu Abth. I. Alkidamas. Lykophron. Anaximenes. 


Hellenika (VI, 4, 37). Der Brief fällt also sehr bald nach 
Alexandros’ Ermordung. 

8. 288, Z. 6, Das Gleiche bezeugt Speusippos (oben zu 
8. 96), der überdies andeutet, dass die Rede dem Philippos durch 
Isokrates von Apollonia überbracht und vorgelesen sei. 8.8 14: 
μὴ θαυμάζειν δέ (seil. ἀξιοῖ ’Icoxp.), el καί πως ἀναγνοὺς ὁ TTovrıköc 
μωλύτερον καὶ φαυλότερον ποιοῖ φαίνεςθαι τὸν λόγον. Es geht 
dies auf Phil. 8 26f.: ἐπειδὰν .. ἀναγιγνώςκῃ τις αὐτὸν ἀπιθάνως 
καὶ μηδὲν ἦθος ἐνεημαινόμενος ἀλλ᾽ ὥςπερ ἀπαριθμῶν, εἰκότως 
οἶμαι φαῦλος εἶναι δοκεῖ τοῖς ἀκούουειν. ἅπερ καὶ τὸν νῦν ἐπιδει- 
κνύμενον μάλιςτ᾽ ἂν βλάψειεν καὶ φαυλότερον φαίνεςεθαι ποιήεειεν. 
Selbstverständlich dachte sich Isokrates, als er dies schrieb, nicht 
seinen gleichnamigen Schüler als.den Vorleser; dass indes dieser 
wirklich bei Philipp gewesen, zeigt bei Sp. noch 8 11: τὸν 
ἸΤοντικὸν μαθητὴν ---, οὗ εὺ πολλοὺς τεθεαμένος copıcräc βδελυρώ- 
τερον οὐχ ἑώρακας. War er etwa Ueberbringer und Vorleser des 
späteren Briefes (Epist. II)? Insoweit konnte Sp. leicht ver- 
mischen; das Ueberbringen aber und das Vorlesen lässt sich, 
falls ersteres durch einen rhetorisch Gebildeten geschah, nicht 
wohl trennen. 

8. 303, Anm. 3. Κλέομμις ist ὑποκοριςτικόν von Κλεομένης, 
Sauppe de duabus inser. Lesbiacis (Göttingen 1870) p. 6. 

8. 318, 2.9. Wenn Alkidamas’ Messeniakos durch Isokrates’ 
Archidamos hervorgerufen wurde, was ebensogut möglich ist 
wie das Gegentheil (8. 8, 322), so fällt er natürlich nicht 
viel vor 350. 

8. 328, Z. 9. ΤΤροςάντης steht auch Isokr. Symm. 14. 

8. 335. Ueber Lykophron vgl. die gegen Boehnecke 
"gerichtete Abhandlung von Vahlen, Rh. Mus. XXI, 143ff. — Den 
von Aristoteles Rh. III, 3 aus diesem Sophisten eitirten Ausdruck 
ἀκτὴ crevonöpoc bezieht J. E. Sandys offenbar richtig auf die 
skironische Küste, vgl. das. aus demselben Lykophron: (Ckipwv) 
civvic ἀνήρ. 8. The Rlıetoric of Arist,, with a commentary 
by E. M. Cope, edited by J. E. Sandys (Cambridge 1877), 
vol. II. p. 37. 

8.361, Z. 9£. Für 341 wäre eher 343 zu setzen; denn augen- 


Nachträge zu Abth. II. Theopompos. Isokrates v. Apollonia. Isaios. 355 


scheinlich geht die Stelle des Anaximenes auf die Befreiung von 
Syrakus 343, nicht etwa auf die Schlacht am Krimesos. 

8.373, Z. 1. Aus dem Briefe des Speusippos (oben zu 
8. 96) geht hervor, dass Theopompos um 340 sich bei Philipp 
aufhielt und von diesem unterstützt wurde, sowie dass er schon 
damals sich allgemein unbeliebt gemacht hatte. 8. 8 12: πυνθά- 
vona δὲ καὶ Θέοπομπον παρ᾽ ὑμῖν μὲν εἶναι πάνυ ψυχρόν (d. h. 
ein frostiger Schmeichler), περὶ δὲ Πλάτωνος βλαςφημεῖν (vgl. 
8. 376), καὶ ταῦτα ὥςπερ οὐ ἸΤλάτωνος τὴν ἀρχὴν τῆς ἀρχῆς ἐπὶ 
TTepdixka <cor> καταςκευάςαντος --- —. ἵν᾽ οὖν Θεόπομπος παύςηται 
τραχὺς ὦν, κέλευςον ᾿Αντίπατρον (8. ο. zu 8.96) παραναγνῶναι τῶν 
Ἑλληνικῶν πράξεων αὐτῷ, καὶ γνώςεται Θεόπομπος δικαίως μὲν ὑπὸ 
πάντων ἐξαλειφόμενος, ἀδίκως δὲ τῆς παρὰ ςοῦ χορηγίας τυγχάνων. 

8.419, Z. 6. Dass der jüngere Isokrates die Schule seines 
Meisters nach dessen Tode wirklich übernahm, kann Speusippos’ 
Brief nicht bezeugen; doch mag der Angabe des Suidas noch 
sonstige Tradition zu Grunde liegen. «- Ausser der Verfeindung 
dieses Isokrates mit Speusippos scheint auch eine solche mit 
Philipp aus diesem Briefe hervorzugehen. S. die oben zu 8. 288 
angeführten Aeusserungen, die Sp. nicht wohl thun konnte, wenn ἢ 
er nicht eines Anklanges bei Philipp sicher war. Dazu stimmt 
dann das Z. Tff. Gesagte. 

8. 462. Den Reden des Isaios ist hinzuzufügen (unter nr. 44) 
die R. πρὸς Ἐπικράτην, die in den λέξεις der Patmischen Häschr. 
Bull. de corr. hell. I, 151 eitirt wird (s. zu Abth. I, 348). Das 
Citat lautet: οὐ τοίνυν μόνον ὦ ἄνδρες δικαςταὶ ταύτην τὴν μαρ- 
τυρίαν παρέξομαι, ἀλλὰ καὶ ἐκμαρτυρίαν ἑτέραν Μυρωνίδου, ὃς ἦν 
τῶν δημοτῶν πρεεβύτατος. 

8. 523, Z. 7. Der Anfang der Rede kehrt wieder in der des 
Deinarchos πρὸς ᾿Αμεινοκράτην (Dionys. Dein. 12): ἐπὶ τούτοις 
(wohl ἐπὶ τοῖς τηιούτοις 2. schr.) ὦ ἄνδρες ἀνάγκη ἐετί. 


Abtheilung III, 1 (Demosthenes). 
8. 1855 (Technische Vorbildung des Demosthenes). 
Dionysios ad Amm. I, c. 2 sagt: (ἵνα μὴ τοῦθ᾽ ὑπολάβωειν, ὅτι 


— —) οὔτ᾽ αὐτὸς ὁ Any. — Tocoüroc ἂν ἐγένετο τοῖς Ἰςοκράτους 
28} 


356 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 


τε καὶ Ἰςαίου κοεμούμενος παραγγέλμαειν, ei μὴ τὰς ᾿Αριςτοτέλους 
τέχνας ἐξέμαθεν. Dies stimmt zu der sonstigen Ueberlieferung. 
Ὁ. fährt fort e. 3: οὐκ ἔςτ᾽ ἔτυμος λόγος οὗτος —, οὐδ᾽ ἐκ 
τῶν ᾿Αριετοτέλους τεχνῶν --- οἱ Δημοςθένους λόγοι ευνετάχθηςαν, 
ἀλλὰ καθ᾽ ἑτέρας elcaywyäc τινας, ὑπὲρ ὧν ἐν ἰδίᾳ δηλώςω γραφῇ 
τὰ δοκοῦντά μοι. πολὺς τὰρ ὃ περὶ αὐτῶν λόγος, ὃν οὐ καλῶς 
εἶχεν ἑτέρας γραφῆς ποιῆται πάρεργον. Das kann nicht auf die 
Genannten, Isokrates und Isaios, gehen, sondern der Rhetor hat 
offenbar eine eigene, von der gewöhnlichen Ueberlieferung ab- 
weichende, und darum einer weitläuftigen Begründung bedürfende 
Meinung. Soll man rathen — denn angedeutet wird nichts —, 
so kommt man auf die bei Plut. Dem. 5 Pseudopl. 844 C Suid. 
Dem. 1 überlieferte Nachricht, 8. 8. 16 Anm. 2. Von mündlicher 
Unterweisung spricht hier D. nicht, sondern von einem Lernen 
“ aus Handbüchern. 

8. 18, Anm..3. Dass das ἀκούω Phil. Γ 47 durchaus eine 
Zurückführung auf Hörensagen enthalte, ist nicht richtig; vgl. 
Plat. Phaedr. 268C: ἐκ βιβλίου ποθὲν ἀκούςας. 

8. 19, 10. Eine Benutzung des thukydideischen Epitaphios 
scheint Lept. 87 vorzuliegen: ei γὰρ ὧν ἔργῳ πεποίηκεν Exacroc 
ὑμᾶς εὖ, τούτων ἐκ λόγου xpicıc γίγνεται, καὶ τὰ καλῶς πραχθένθ᾽ 
ὑπ᾽ ἐκείνων, ἂν ὑφ᾽ ἡμῶν μὴ καλῶς ῥηθῇ τῷ λόγῳ, μάτην τοῖς 
πονήςαειν εἴργαςται, πῶς οὐ δεινὰ πάεχουειν, wozu Weil Thuk. 
I, 35 vergleicht: ἐμοὶ δ᾽ ἂν ἀρκοῦν ἐδόκει εἶναι ἀνδρῶν ἀγαθῶν 
ἔργῳ γενομένων ἔργῳ καὶ δηλοῦςθαι τὰς τιμάς -- — καὶ μὴ ἐν 
ἑνὶ ἀνδρὶ πολλῶν ἀρετὰς κινδυνεύεςεθαι εὖ τε καὶ χεῖρον εἰπόντι 
πιςτευθῆναι. Auch 8 76: πολλή τ᾽ aicxuvn λέγοντος ἐμοῦ ταῦτ᾽ 
ἐλάττω φανῆναι τῆς ἐν ἑκάετῳ νῦν περὶ αὐτοῦ δόξης ὑπαρχούεης, 
berührt sich im Gedanken mit Th.]. 6.: ὅ τε γὰρ ξυνειδὼς καὶ 
εὔνους ἀκροατὴς τάχ᾽ ἄν τι ἐνδεεςτέρως πρὸς ἃ βούλεταί τε καὶ 
ἐπίεταται νομίςειε δηλοῦςθαι (Weil). ᾿ 

8.49 (Klassen der demosth. Reden). In F und Bavar. 
(8. Voemel Cont. p. 200. 191) sind folgende Klassen ausdrück- 
lich unterschieden: Φιλιππικοί, ευμβουλευτικοί, δημόειοι (scil. 
“δικανικοί), ἐπιτροπικοί, παραγραφικοί, ἰδιωτικοί (seil. ἁπλῶς). Also 
alle Privatreden von XXXIX ab haben in Ermangelung einer 


Nachträge zu Abtb. III, 1. Demosthenes, 357 


bestimmteren Bezeichnung den Gattungsnamen, ähnlich wie dies 
bei den Demegorien XII — XVII der Fall ist. 

8. 64, Anm. 2. Die Anekdote wird von Plutarch auch Praee. 
reip. ger. p. 803E berichtet, in ähnlicher Fassung wie Dem. 10. 

8. 65, Ζ. 12ff. Den metrischen Eid erwähnt auch Pseudo- 
plut. Dem. 845B: προελθὼν δὲ πάλιν εἰς τὰς ἐκκληςίας vewrept- 
κῶς τινα λέγων διεεύρετο, ὡς κωμῳδηθῆναι αὐτὸν ὑπ᾽ ᾿Αντιφάνους 
καὶ Τιμοκλέους, μὰ γῆν μὰ κρήνας μὰ ποταμοὺς μὰ νάματα“, 
ὀμόςας δὲ τοῦτον τὸν τρόπον ἐν τῷ δήμῳ θόρυβον ἐκίνηςεν. A. 
Schäfer (Ztschr. f. Alterth. 1848 8. 258f.) macht darauf auf- 
merksam,-dass hinter Τιμοκλέους eine Lücke sein müsse, in der 
Demetrios eitirt war (etwa ζὥμνυ δὲ, ὡς A. ὁ Φαληρεύς pncvd); 
dies zeigt namentlich Photios p. 493 b 12. Darnach ist der Vers 
μὰ γῆν κτλ. nicht mit Recht von Meineke unter die Fragmente 
des Timokles gesetzt (Frg. Com. III, 613). — Weiter berichtet 
Pseudoplut.: ὥμνυε δὲ καὶ τὸν ᾿Αςκληπιὸν προπαροξύνων ᾿Αςκλή- 
πιον, καὶ παρεδείκνυεν αὑτὸν ὀρθῶς λέγοντα" εἶναι γὰρ τὸν θεὸν 
ἤπιον. καὶ ἐπὶ τούτῳ πολλάκις ἐθορυβήθη. cxoAdcac δ᾽ Εὐβουλίδῃ 
τῷ διαλεκτικῷ Μιληςίῳ ἐπηνωρθώςατο πάντα (vgl. 8. 17, 1 und 
die dort eitirte Stelle Diog. II, 108, mit der sich wieder Plu- 
tarch Dem. 9 in den auf die Erzählung vom Eide folgenden 
Worten berührt; man sieht durchweg, dass bei Plut. und Pseudopl. 
die gleiche Quelle in verschiedener Weise ®xcerpirt ist). — Viel 
Verlass ist auf alle diese Anekdoten nicht. 

8.99. (Rhythmisches Gesetz des Demosthenes). Bereits 
Rh. Mus. XXXIII S. 508 habe ich das Gesetz oder die Regel 
unter eine einfache Formel gebracht, wie sie Dem. selbst etwa 
haben konnte: τρεῖς βραχείας μὴ τιθέναι παρ᾽ ἀλλήλας, ἐὰν μή 
ποτε ἄλλως ἀδύνατον ἧ δηλῶκαι, ἢ διαίρεεις (Pause) fi τις (nach 
Anaxim. c. 25 gebildet). Im allgemeinen deckt sich die hier ge- 
gebene Einschränkung mit der 5, 102 ausgeführten Spezialisirung 
der statthabenden Ausnahmen; es kann indes Fälle geben, wo 
Beides sich trennt, und da würde ich jetzt nach jener Fassung 
mich entscheiden. Also ἵνα δὲ μὴ (μηδὲ) Lept. 78. Nausim. 24 
möchte ich nicht ferner anfechten; denn wie liess sich dies ver- 
meiden? Ebenso οὔτε πρότερον οὔθ᾽ ὕετερον (F. L. 94. 274), u. 


808 Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes. 


a. m. — Sodann habe ich nicht genug hervorgehoben, dass wenn 
die Häufung in einem Worte stattfindet, es ganz gleichgültig 
ist, ob andre nebenstehende Worte noch weitere Kürzen liefern; 
denn wenn auch der Redner dies letztere beseitigte, die Ausnahme 
blieb doch. Hiermit erledigen sich die Beispiele, die F. Rühl 
Rh. Mus. XXXIV S. 602 mir aus der Kranzrede entgegenhält. 
— Aus meinem Verzeichnisse der in der Kranzrede sich finden- 
den Verstösse ($. 1088) sind nach dem’ Gesagten und nach andern 
Erwägungen folgende zu streichen: 42 ἐπάνειμι δὴ πάλιν | ἐπὶ 
τὰς ἀποδείξεις ὡς τὰ τούτων ἀδικήματα | τῶν νυνὶ παρόντων Trpay- 
μάτων τέγον᾽ αἴτια. 87 χάρακα βαλόμενος (vgl. δεκάκις. ἀποθανών 
Chers. 37). 136 ἀδικοῦντα Φίλιππον ἐξήλεγξα | φανερῶς οὕτως 
ὥςτε κτέ. (Rhetoren eitiren ἐξ. τὸν Φίλιππον, 5. Voemel). 171 ὁ 
δύναμις ἐν Ἐλατείᾳ. 119 τὸ τότε γενόμενον. [197 öcov | ἐγὼ 
μὲν, wegen μέν Pause nach 8. 106?) 201 τίει δ᾽ ὀφθαλμοῖς πρὸς 
Διός | ἑωρῶμεν ἂν τοὺς «re; das eingeschobene πρὸς Διός ver- 
langt nach sich Pause. 205 ὑπὲρ τοῦ μὴ ταύτην ἐπιδεῖν δουλεύ- 
ουςαν | ἀποθνήεκειν ἐθελήςει. 284 οὔτε ‘Pödoc οὔτε, nach gewöhn- 
licher attischer Prosodie. 246 ἰδεῖν τὰ πράγματ᾽ ἀρχόμενα | καὶ 
προαιςθέςθαι | καὶ προειπεῖν τοῖς ἄλλοις. 816 προτέρων vulg. u. 
Aristides, Es bleiben hiermach in der Rede noch gegen 28 Ver- 
stösse, (Ti κακῶν οὐ παρέχων Aristog. I, 50 nach cod. F, zu 108, 
Anm. 6 hinzuzufügen. ®- Cor. 178 πράγματι παραινῶ] παραινῶ tilgt 
van Herwerden Herm. XII, 484, zu 104, Anm. 2. — 317 vermuthet 
dasselbe wie ich auch Weil, zu 103 Anm. 4.) — Vgl. jetzt auch 
M. Bodendorff, das rhythm. Gesetz des Demosthenes, Progr. Königs- 
berg i./Pr. 1880. 

8. 104E. (unregelmässige Stellung der Conjunction). 
Vgl. G. Gebauer de hypotactieis et paratacticis argumenti ex 
contrario formis 3. 114ff,, woraus ich noch folgende Beispiele 
entnehme. Meid. 190 διὰ τούτων δ᾽, Androt. 70 ἐπὶ τοῖς «τεφάνοις 
δέ. Chers. 8 τῷ Διοπείθει δέ. Lept. 62 ἐπὶ τῷ δ᾽ ἀφελέεθαι. Ch. 
12 ἐπὶ τοῦτο δέ. Cor. 821 ἐν παντὶ δὲ καιρῷ. - Cor. trier. 20 διὰ 
τοὺς d’ οἰομένους nach SFQ. Cor. 112 τῆς χάριτος μὲν. Nausim. 
26 τῇ περὶ τἄλλα δὲ cwppocuvn. 

8. 105ff, (Abgrenzung des antiken Kolons). Die unend- 


Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 359 


liche Mannichfaltigkeit der Fälle lässt hier in der That kaum 
irgendwo eine feste Regel zu. So bei Aufzählungen mit oder 
ohne Conjunktion (8. 107. 112) ist zwar besonders ein letztes 
zusammenfassendes Glied zur Abtrennung geeignet (F. L. 228 
ἔλεος φθόνος ὀργὴ χαρίςαςθαι τῷ δεηθέντι | ἄλλα μυρία, 8. 112, 
Anm. 4 hinzuzufügen), aber auch sonst kann nach Umständen 
Trennung wie Verbindung sein. F. L. 15: ὡς οὔτε τῶν προ- 
γόνων ὑμᾶς μεμνῆςθαι δέοι | οὔτε τῶν τὰ τρόπαια... λεγόντων 
ἀνέξεεθαι (so nach Prise. ΧΥ͂ΙΠ, 188 zu schr., wo ἀνέξεςθε; die 
Hdschr. des Dem. ἀνέχεςθαι). das. 126. 227 (οὔτε). 76: πέντε 
τὰρ ἡμέραι γεγόναειν μόναι | ἐν αἷς οὗτος ἀπήγγειλε τὰ ψευδῆ | 
ὑμεῖς ἐπιςτεύςατε | οἱ Φωκεῖς κτέ. Aristog. I, 24: ἣ ςωφροούνη | 
ἣ πρὸς τοὺς τονέας... αἰςχύνη | ἣ εὐταξίας So habe ich auch 
Cor. 246 vor καί jetzt getrennt (oben zu 8. 99). 

8. 114E. Γένοιτο τὸ μέλλον kann man nicht als dem Iso- 
krates widerstrebend bezeichnen (oben zu II, 133). Eher τοῦ 
ἐνιαυτοῦ τούτου Ol. T, 5, καὶ καιρῶν B, 2. 

8. 116, 98. (Verse bei Demosth.). Hexameter Prooem. 
46: οὐ γὰρ ἂν ὑμετέραν κακίαν οὐδεὶς ἔτι κρίναι. Trimeter Cor. 
248: διὰ τῶν ἐμῶν ψηφιςμάτων ἐγίγνετο (allerdings ein schlechter). 
— Phil. Γ 20 (ἐὰν δὲ ληρεῖν καὶ τετυφῶςθαι δοκῶ) habe ich schon 
8. 546 emendirt (ἂν); Cor. 160 ἀλλὰ κενῇ προφάςει ταύτῃ κατεχρῶ 
καὶ ψευδεῖ wurde nicht als Hexameter vorgetragen, 8. unten 8. 367. 

8. 1168. (Rhythmus bei Demosthenes). Meine Dar- 
stellung erscheint insofern ungenügend, als die versähnlichen 
Stücke doch schliesslich nicht häufig genug vorkommen, um der 
ganzen Rede einen gewissen Rhythmus geben zu können. Das 
„chythmische Gesetz“ aber schafft überhaupt keinen Rhythmus, 
“da dieser weder durch gehäufte Kürzen noch durch gehäufte 
Längen ausgeschlossen, viel weniger also durch Meidung solcher 
Häufungen hervorgebracht wird. Dagegen ohne Entsprechen ist 
überall kein Rhythmus, weder in der Poesie noch in der Prosa, 
und der prosaische Rhythmus, falls er überhaupt existirt, kann 
sich von dem poetischen nur durch die geringere Strenge des 
Entsprechens unterscheiden. Es gibt nun ein rhythmisches Ent- 
sprechen zwischen Gliedern, und wiederum zwischen den Theilen 


860 Nachträge zu Abth, III, 1. Demosthenes. 


eines Gliedes, ferner sowohl in Bezug auf die Länge als auf 
die prosodische Zusammensetzung, so dass auch Glieder oder 
Theile ungleicher Länge, wenn sie gleichförmig etwa auf einen 
Kretikus ausgehen, dadurch etwas Rhythmisches haben. Diese 
Art des Rhythmus, wo die Ausgänge gleich gebildet sind, eignet 
der nachdemosthenischen griechischen und auch der römischen 
Beredsamkeit (vgl. Abth. III, 2, S. 316f.); dagegen dem Demo- 
sthenes und Isokrates ist sie im ganzen offenbar fremd. In der 
isokratischen Techne war vorgeschrieben (Abth. II, 105): ὃ λόγος 
μὴ λόγος ἔετω ξηρὸν γάρ᾽ μηδὲ ἔμμετρος᾽ καταφανὲς γάρ᾽ ἀλλὰ 
μεμίχθω παντὶ ῥυθμῷ, μάλιετα ἰαμβικῷ ἢ τροχαϊκῷ. Das heisst 
doch nicht etwa: die einzelnen Glieder sollen aus Iamben, Tro- 
chäen u. 8. f. gemischt sein — denn das wurde ξηρὸς λόγος —, 
sondern: grössere Stücke, in denen dieser Rhythmus deutlich 
hervortritt, sollen mit einander abwechseln. Isokrates’ Schüler 
Ephoros (Abth. II, 404) warnte vor dem Spondeus und Tri- 
brachys, d. i. doch nicht vor einzelnen Füssen dieser Art — 
denn Demosthenes’ Regel kannte er nicht —, sondern vor einer 
Folge von solchen; die nachfolgende Empfehlung des Daktylus 
und Päan ist also ebenso zu verstehen. Uebrigens warnte er 
sowohl vor der ἄρρυθμος λέξις wie vor der ἔνρυθμος (= ἔμμετρος 
Isokr.). Zu gering sind die Reste von Theodektes’ Theorie (II, 
415); Aristoteles’ Vorschriften sind theils ähnlich} theils kommen 
sie auf eine bestimmte Manier des Anfangs und der Clausel hinaus. 
Ueberall aber wollen diese Techniker mehr die beste Art des 
prosaischen Rhythmus lehren, als den prosaischen Rhythmus über- 
haupt; was in letzterer Hinsicht angedeutet wird, beschränkt sich 
auf das Entsprechen zwischen den einzelnen Theilen (Versfüssen) 
des Kolon. Mit den gewöhnlichen Versfüssen kommen wir aWer bei 
der isokratischen und demosthenischen Praxis nicht durch. — 
Weiterhin zeigen sich bei Cicero Spuren einer Ausmessung der 
Kola nach Füssen, was wir später bei Lachares und Kastor (Rh. 
Gr. W. III, 1198.) wiederfinden; die Stelle ist Orat. 213: me 
stante C. Carbo .. dixit his verbis: „o Marce Druse | patrem 
appello“; haec quidem duo binis pedibus ineisim; deinde mem- 
* bratim „tu dicere solebas | sacram esse rem publicam“; haec 


Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes. 361 


item membra ternis. Er misst also: o Marie Druse; patrem 
appellö; tu dilcere sollehas; sacram esise rem |publicam. Der Ver- 
merk der Länge geschieht deswegen, um die ersten Stücke als 
ineisa (κόμματα), die letzteren als membra (κῶλα) zu kenn- 
zeichnen; Cicero hatte also die Regel, dass ein aus 2 Füssen 
bestehendes Redestück ein κόμμα sei, ein längeres ein Kolon. 
Das hatten ihn Griechen gelehrt, und wohl kaum Hermagoras 
und seine Schule, die ‘sich hauptsächlich mit der inventio ab- 
gaben, sondern Aeltere; schliesslich kann diese ganze Art der 
Ausmessung auf die Isokrateer zurückgehen. Mit ihr aber musste 
doch ein immerhin unbewusstes Streben verbunden sein, zwischen 
den Kola und den Theilen eines Kolons ein gewisses Verhältnis 
und Entsprechen herzustellen — wie dasselbe bei den von Cicero 
angezogenen Redestücken in der- That vorhanden ist —, und so 
gelangen wir auf eine andre Art von Rhythmus, bei dem es 
nicht auf die Versfüsse, sondern auf das Verhältniss zwischen 
den Stücken der Rede ankommt. Ich nehme nun zur Probe, ob 
hier die Praxis stimmt, den Anfang des isokratischen Euagoras, 
zerlegt in Kola und Theile von solchen, letzteres gemäss der Zu- 
sammengehörigkeit der Worte. 


Ὁρῶν ὦ Νικόκλεις | τιμῶντά ce τὸν τάφον τοῦ πατρός 
οὐ μόνον τῷ πλήθει | καὶ τῷ κάλλει | τῶν ἐπιφερομένων. 
ἀλλὰ καὶ χοροῖς | καὶ μουεικῇ | καὶ γυμνικοῖς ἀγῶειν 
ἔτι δὲ πρὸς τούτοις | ἵππων τε καὶ τριήρων ἁμίλλαις 

5 καὶ λείποντ᾽ οὐδεμίαν | τῶν τοιούτων ὑπερβολήν. 


᾿ Bis hierher, wo der Sinn einen gewissen Abschluss findet, 

beginnen alle Kola mit einer sei es katalektischen sei es akata- 
lektischen Tripodie, 1 und 5 mit einer iambischen (anapästischen), 
die andern mit einer trochäischen. Der Rest lässt sich überall 
als Pentapodie messen (bei 5 mit den Ikten auf τῶν, οὐ, των). 
Im ganzen also hat jedes Kolon acht Füsse. 

Ἡτγηςάμην Εὐαγόραν | εἴ τις ἐςτὶν αἴςθηεις 

τοῖς τετελευτηκόειν | περὶ τῶν ἐνθάδε γιγνομένων 

εὐμενῶς μὲν ἀποδέχεεθαι | καὶ ταῦτα | καὶ χαίρειν ὁρῶντα 

τήν τε περὶ αὑτὸν ἐπιμέλειαν | καὶ τὴν chv μεγαλοπρέπειαν 


362 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 


10 πολὺ δ᾽ ἂν ἔτι πλείω χάριν ἔχειν | ἢ τοῖς ἄλλοις änacıv 
εἴ τις δυνηθείη | περὶ τῶν ἐπιτηδευμάτων αὐτοῦ | καὶ τῶν κιν- 
ἀξίως διελθεῖν | τῶν ἐκείνῳ πεπραγμένων. [δύνων 
6—10 messen sich als aus je 2 Tetrapodien zusammen- 
gesetzt, also im ganzen wieder achtfüssig (10 die Ikten auf ἢ, 
ἄλ, λοις). Bei 11 u. 12 geht eine Tripodie voran, eine Penta- 
podie folgt; 11 ist noch um eine Dipodie verlängert, so dass 
dies einzige Kolon eine die andern überragende Länge hat. 
Εὑρήςομεν γὰρ τοὺς φιλοτίμους | καὶ μεταλοψύχους τῶν ἀνδρῶν 
οὐ μόνον ἀντὶ τῶν τοιούτων | ἐπαινεῖςθαι βουλομένους 
15 ἀλλ᾽ ἀντὶ τοῦ ζῆν ἀποθνήεκειν | εὐκλεῶς | αἱρουμένους 


καὶ μᾶλλον περὶ τῆς δόξης | A τοῦ βίου | «πουδάζοντας 
καὶ πάντα ποιοῦντας | ὅπως ἀθάνατον | τὴν περὶ αὑτῶν μνήμην 
καταλείψουειν. 


14. 15. 16 ebenso wie 6ff.; auch 13, wenn man, anders als 
bisher geschehen, auf den Wortaccent keine Rücksicht nimmt; 
andernfalls mässe man hier 4 + 5 Füsse. 17 besteht aus 2 
Hexapodien. 
Αἱ μὲν οὖν δαπάναι | τῶν μὲν τοιούτων οὐδὲν | ἐξεργάζονται 
τοῦ δὲ πλούτου εημεῖόν eicıv 

20 οἱ δὲ περὶ τὴν μουεικὴν | καὶ τὰς ἄλλας ἀγωνίας ὄντες 
οἱ μὲν τὰς δυνάμεις τὰς αὑτῶν | οἱ δὲ τὰς τέχνας ἐπιδειξάμενοι 
«φᾶς αὐτοὺς | ἐντιμοτέρους | κατέετηςαν 
ὃ δὲ λόγος εἰ καλῶς διέλθοι | τὰς ἐκείνου πράξεις 
ἀείμνηςτον ἂν | τὴν ἀρετὴν τὴν Εὐαγόρου | παρὰ näcıv ἀνθρώ- 

ποις ποιήεειεν. 

Hier ist in Bezug auf die Gesammtlänge wenig Entsprechen, 
und es ist auch gut so; denn davon hatten wir beinahe schon 
zu viel. 18 = 17 Ὁ ὁ (von ὅπως an); 20. 21 lassen sich als zehn- 
füssig messen; 23 hat 4 + 3, 24 3 - 4 + 5 Füsse. 

Es kann wohl nicht geleugnet werden, dass ich hier Rhyth- 
mus aufgewiesen habe, und zwar solchen der für die Prosa an- 
gemessen ist, und dass wenn derartiges in Isokrates’ Sinne lag 
und von seinen Schülern wahrgenommen wurde, 'mit Grund jener 
seine Prosa als εὔρυθμος rühmen, diese, wie Naukrates, die Ein- 


Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 363 


führung des Rhythmus in die Prosa ihrem Meister zu besonders 
hohem Verdienste anrechnen konnten (Cic. de orgt. IN, 173: idque 
princeps I. instituisse fertur, ut inconditam antiquorum dicendi 
consuetudinem delectationis atque aurium causa, quemadmodum 
seribit diseipulus eius Naucrates, numeris adstringeret). Andern- 
falls weiss ich nichts, wodurch dies Lob gerechtfertigt oder er- 
klärt werden könnte. 

Ich wende mich zu Demosthenes, bei dem, wie ich schon 
II, 1, 115 sagte, der Rhythmus bei weitem deutlicher hervor- 
tritt. Ich wähle zunächst eine Stelle aus der Kranzrede, den 
Katalog der Verräther von Hellas, in welchem die Eintheilung 
schlechterdings unzweifelhaft ist ($ 295). Θετταλοὺς Adoxoc 
Κινέας Θραεύδαος (so SL pr. A für Opacvdaoc oder Θραεύλαος). 
Vier kretische oder päonische Wörter: denn Δάοχος steht für 
Δάοχος Anioxoc; zu Opacudäoc für Opacudaioc vgl. thessal. Γεν- 
νάος = Tevvaioc, lesbisch ᾿Αλκᾶος für ᾿Αλκαῖος. --- Weiter: ’Ap- 
κάδας Κερκιδᾶς Ἱερώνυμος Εὐκαμπίδας. Zwei Kretiker beginnen 
auch hier; das ganze Glied dem ersten annähernd gleich, indem 
ein Kretiker durch die nach ihm leicht eintretende Pause den 
Umfang einer trochäischen oder iambischen Dipodie erreicht. Ist 
doch sogar die Responsion von - v - und - u _ o bei Aristophanes 
gestattet (Westphal Metrik II, 850). — (3) ᾿Αργείους Müprıc Te- 
Aedäuoc Mvaceac | (4) Ἠλείους Εὐξίθεος Κλεότιμος ᾿Αρίεταιχμος. 
᾿Αργείους — Ἠλείους; ᾿Αργείους Müprıc ähnl. Ἠλείους Εὐξίθεος; 
man kann beides als Tripodie rechnen. Der Rest der Kola (Tri- 
podie) respondirt noch besser. — (5) Mecenviouc οἱ Φιλιάδου" | 
τοῦ θεοῖς ἐχθροῦ" | παῖδες Νέων καὶ Θραςύλοχος. Hier sind a und 
ὁ genau gleich: __u__ w u -; liest'man θεοῖς einsilbig, so zer- 
fällt das Ganze in 5 Dipodien. — (6) Cıkuwviouc "Apicrparoc 
Ἐπιχάρης | (7) Κορινθίους Aeivapxoc Anuäperoc. Deutliches Ent- 
sprechen der Peptapodien auch in den Theilen. (Δημάρετος SLA 
Καὶ a. Hdschr. für Δημάρατος; vgl. auch Plut. Timol. 21.) — 
(8) Μεγαρέας Πτοιόδωρος Ἕλιξος Πέριλλος | (9) Θηβαίους Τιμόλαος 
Θεογείτων ᾿Ανεμοίτας. Wieder deutliches Entsprechen: Μεγαρέας 
ähnl. Θηβαίους, Πτοιόδωρος = Τιμόλαος (Τιμόλας SL Polybios 
XVII, 14, gegen den böotischen Dialekt), der Rest zerfällt jedes- 


364 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 


mal in gleiche Bestandtheile, dort zweimal )__, hier zweimal 

w._. ..— (10) Εὐβοέας" Ἵππαρχος" Κλείταρχος" Cweicrparocd, Hier 
"ist b= c, auch da (Eißoäc? Eußoräc?) unter sich und mit jenen 

ähnlich. — Es ist wohl unmöglich, an dieser Stelle einen beab- 

sichtigten Rhythmus zu verkennen, und derselbe wurde dem Redner 
nicht einmal leicht, da er hauptsächlich nur durch die Anordnung 
der Namen sich schaffen liess. Aber er war auch besonders 
nöthig, um des Memorirens so vieler Eigennamen willen (vgl. 

Aristot. Rhet. III, 9 τὰ μέτρα μνημονεύουει πάντες μᾶλλον τῶν 

χύδην). — Es folge eine zweite Stelle derselben Rede, 8 148, 

(1) Τὸν γὰρ ἐν ᾿Αμφίεεῃ πόλεμον" | (2) δι᾽ ὃν εἰς Ἐλάτειαν ἦλθε 

Φίλιππος | καὶ δι᾿ ὃν ἡρέθη" | τῶν ᾿Αμφικτυόνων | ἡγεμών" | (8) 

ὃς ἅπαντ᾽ ἀνέτρεψε τὰ τῶν “Ἑλλήνων, Zunächst ist b= f, aber 

auch a hat dieselbe Form mit Abzug der Anakrusis und der 

Schlusssilbe; ce ähnlich wie ἃ. — Weiter: (4) οὗτός &crıv\6 

εὐγκαταςκευάςας" | καὶ πάντων" | εἷς ἀνὴρ" | τῶν μεγίετωνλ αἴτιος 

κακῶν" | (5) Καὶ τότ᾽ εὐθὺς \ ἐμοῦ διαμαρτυρομένου" | καὶ βοῶντοςλ ἐν 
τῇ ἐκκληείᾳ“ | (6) πόλεμονλ εἰς τὴν ᾿Αττικὴν | εἰςάγεις" | Αἰςχίνην | 
πόλεμονλ ᾿Αμφικτυονικόνἁ | (7) οἱ μὲν ἐκ παρακλήςεως | ευγκαθή- 
μενοι | (8) οὐκ εἴων με λέγειν" | (9) οἱ δ᾽ ἐθαύμαζον" | καὶ κενὴν" | 
αἰτίαν" | διὰ τὴνλ ἰδίαν ἔχθραν" | ἐπάγεινλ μ᾽ ὑπελάμβανον αὐτῷ |. Ich 
habe hier das Entsprechen durch Wiederltolung des gleichen Buch- 
stabens angedeutet; schräg liegende Trennungsstriche bezeiclinen 
entsprechende Cäsuren innerhalb der einzelnen Stücke. — Das 

Folgende gebe ich in andrer Weise: 

(8 144) 1 “Ἥτις δ᾽ ἣ φύειςλ ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι | γέτονεν τούτων) 
( τῶν πραγμάτων; 
Καὶ τίνος εἵνεκαλ ταῦτα cuveckevächn 

καὶ πῶς ἐπράχι 
2 ((.. ταῦτα ευνεςκευάςθη καὶ πῶς ἐπράχθη) 
8 (iv ἐπακούςατ᾽ ἐπειδὴ τότ᾽ ἐκωλύθητε, 
4 καὶ γὰρ εὖ πρᾶγμα | ευντεθὲν ὄψεςθε 
ὅ καὶ μεγάλ᾽ ὠφελήςξεθε | πρὸς ἱετορίαν τῶν κοινῶν 
6 καὶ ὅεη δεινότης | ἦν ἐν τῷ Φιλίππῳ | θεάςεεθε. 
Ich hebe, bevor ich in den Beispielen weitergehe, zweierlei 
hervor. Erstlich, dass es nicht zu verlangen ist, dass ein solcher 


. 2 


Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 365 


Rhythmus in jedem Stücke einer jeden Rede sich finde; denn 
das war kaum zu leisten, und wofern er sich nur in vielen 
Theilen und auf bedeutende Strecken hin findet, so genügt das, 
um das wenigstens bis zu einem gewissen Grade bewusste Streben 
des Redners sicher zu erkennen. Sodann, wenn man diesen 
Rhythmus finden will, so hat man die einzelnen Stücke der Sätze, 
die πόδες und κῶλα, so zu scheiden, wie es’die natürliche Struk- 
tur in Hinsicht auf Sinn und Bedeutung verlangt. Denn dem 
entsprechend musste doch vorgetragen werden; ein πούς also, 
dessen Anfang und Ende zwischen eng zusammengehörige Wörter 
oder sogar mitten in ein Wort fiel, konnte sich als solcher gar 
nicht fühlbar machen. Ist jedoch die natürliche Zusammen- 
gehörigkeit nicht. klar, Rhythmus aber sonst an der Stelle als 
vorhanden erwiesen, so lässt sich auch umgekehrt die fragliche 
Eintheilung durch diesen feststellen, also noch anderweitiger 
Nutzen aus derselben für das bessere Verständniss des Redners 
gewinnen. Für die Eintheilung innerhalb des Kolon ist noch 
zu bemerken, dass bei Hyperbata sich leicht ein Einschnitt vor 
dem zweiten der getrennten Wörter einstellt, damit dasselbe mit 
dem ersten in Gedanken verknüpft und nicht fälschlich mit dem 
nächstvorhergehenden unzusammengehörigen verbunden werde. 
So in der letztangeführten Stelle 1 nach ᾿Αθηναῖοι, 4 nach πρᾶγμα. 
Um nun hier die Sache durch weitere Beispiele noch sicherer 
zu stellen, ist es vielleicht nützlich gerade in der letztbehandelten 
Stelle weiter zu gehen, um zu zeigen, dass dort der Rhythmus 
nicht etwa auf den Raum von 2 Paragraphen beschränkt ist, 
(8 145) ((. ἦν ἐν τῷ Φιλίππῳ \Bedcecde) 
1 (bir ἦν τοῦ πρὸς ὑμᾶςλ πολέμου πέρας |- οὐδ᾽ ἀπαλ- 
Γ᾿ λατὴ Φιλίππῳ 
2 ‚ei μὴλ Θηβαίους καὶ λ Θετταλοὺς | 
(ἐχθροὺς λποιήςειενλ τῇ πόλει 
3 ,ἀλλὰ καίπερλλ ἀθλίωοδ καὶ κακῶς" | τῶν crparnyüv® | 
(, τῶν ὑμετέρων" | πολεμούντων αὐτῷ 
4 \öuwc ὑπ᾽ αὐτοῦλ τοῦ πολέμου καὶ τῶν λῃςτῶν 
μυρί᾽ ἔπαςχεν κακά 
δ (οὔτε γὰρ ἐξήγετο | 


866 Nachträge za Abth. III, 1. Demosthenes. 


ὧν ἐκ τῆς χώρας γιγνομένων οὐδέν 
6 λοὔτ᾽ εἰςήγεθ᾽ ὧν ἐδεῖτ᾽ αὐτῷ 
(146) 1 ἦν δ᾽ οὔτ᾽ ἐν, τῇ θαλάττῃ λ κρείττων ὑμῶν ἢ) 
8 λοὔτ᾽ εἰς τὴν ᾿Αττικὴνλ ἐλθεῖν δυνατός 
9 »κμήτε Θετταλῶνλ ἀκολουθούντων 
10 (une Θηβαίων. \ duevrwv 
11 cuveßaıvev δ᾽ αὐτῷ 
12 τῷ πολέμῳ κρατοῦντι 
οὺς ὁποιουςδήποθ᾽ ὑμεῖς | 
ξεπέμπετε ςτρατηγούς 
18 (ἐῶ τὰρλ τοῦτό τε 
14 (οὐτῇ λτῇ φύςειλ τοῦ τόπου 
καὶ τῶν ὑπαρχόντωνλ ἑκατέροις ) 
κακοπαθεῖν, 


Das Weitere gebe ich wieder in fortlaufendem Drucke. 
(8 147) Ei μὲν οὖν τῆς ἰδίας Ever’ ἔχθρας" ἢ τοὺς Θετταλοὺς ἢ 
τοὺς Θηβαίους" | ευμπείθοι βαδίζειν ἐφ᾽ ὑμᾶς" | οὐδέν᾽ ἡγεῖτο προς- 
ἐξεινλαὑτῷ τὸν νοῦν" || ἂν δὲ τὰς ἐκείνων κοινὰςλ προφάςεις λαβὼν" 
(κοινὰς αἰτίας A. Aristid. Walz Ι͂, 349) | ἡτεμὼν᾽ | αἱρεθῇ" || 
μᾶλλον ἤλπιζεν || τὰ μὲν mapaxpovcecda? | τὰ δὲ πείςειν (τὰ δὲ 
οἷςτιει δήποτε verdorben Arist. 1. c.) | τί οὖν; ἐπιχειρεῖ" | θεάςαςθ᾽ 
ὡς εὖ“ || πόλεμον ποιῆςαι τοῖς ᾿Αμφικτύοειν" | καὶ περὶ τὴν Πυ- 
λαίαν ταραχήν" || εἰς γὰρ ταῦτ᾽ εὐθὺς | αὐτοὺς ὑπελάμβανενἑ | αὑτοῦ 
δεήςεςθαιδ || (148) Εἰ μὲν τοίνυν τοῦτο | ἢ τῶν παρ᾽ αὑτοῦλ πεμ- 
πομένωνλ ἱερομνημόνων" | ἢ τῶν ἐκείνου \ εὐμμάχωνλ εἰςηγοῖτό τις ἢ 
ὑπόψεςθαι \ τὸ πρᾶγμ᾽ ἐνόμιζεν' | καὶ τοὺς Θηβαίους) “καὶ τοὺς 
Θετταλοὺςξ | καὶ πάνταςλ φυλάξεεθαι' | ἂν δ᾽ ᾿Αθηναῖος au καὶ παρ᾽ 
ὑμῶνε | τῶν ὑπεναντίωνλ ὃ τοῦτο ποιῶν" | εὐπόρως Anceıv'\ ὅπερ 
cuveßn® || (149) ἸΤῶς οὖν ταῦτ᾽ α ἐποίηςεν' || μιςθοῦταιλ τουτονί || 
οὐδενὸς δὲ προειδότος οἶμαι τὸ πρᾶγμ᾽ οὐδὲ φυλάττοντος || ὥςπερ 


1) κρείττων τότε oder τότε κρείττων die Hdschr. ausser wenigen, wo 
τότε fehlt; was soll das Wort? Philipp wurde nie den Athenern zur See 
überlegen. 

2) ὑπόψεςθαι... Θηβαίους, καὶ τοὺς Gert... φυλάξεεθαι auch wieder 
gleich b. — Der nach rechts liegende schräge Strich drückt Entsprechen 
innerhalb eines Stückes ans. 


Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 367 


εἴωθεν τὰ τοιαῦτα παρ᾽ ὑμῖν Yirvecdar | προβληθεὶς πυλάγορος 
oöroc\ καὶ τριῶν ἢ τεττάρων" | χειροτονηςάντων \ αὐτὸν ἀνερρήθηϊ || 
ὡς δὲ τὸ τῆς πόλεωςλ ἀξίωμα λαβὼν' | ἀφίκετ᾽ eic\ τοὺς ᾿Αμφικτύ- 
ονας" || πάντα τἄλλ᾽ ἀφεὶς καὶ παριδίών" ἐπέραινεν ἐφ᾽ οἷςλ ἐμι- 
«θώθηξ || καὶ λόγουςλ εὐπροεώπους“ | καὶ μύθουςλ ὅθεν ἣ Kıppata 
χώραλ KaßıepWen (ohne Haupteäsur) | cuvBeic καὶλ διεξελθών || 
ἀνθρώπους ἀπείρους λόγων" | καὶ τὸ μέλλον οὐ προορωμένους" | 
τοὺς ἱερομνήμονας" || (150) πείθει ψηφίςαςθαιδ | περιελθεῖν I τὴν 
xupav? | ἣν οἱ μὲν ᾿Αμφιεςεῖς  «φῶν αὐτῶν οὔςανδ | γεωρτεῖν 
&pacavd || οὗτος δὲ τῆς ἱερᾶς [χώρας] | ἠτιᾶτ᾽ εἶναιδ || οὐδεμίαν 
δίκην τῶν Λοκρῶνλ ἐπαγόντων ἡμῖν" | οὐδ᾽ ἃ νῦν οὕτοςλ προ- 
φαείζεται λέγων οὐκ ἀληθῆ | γνώςεςθε δ᾽ ἐκεῖθεν || οὐκ ἐνῆνλ 
ἄνευλ τοῦ προςκαλέςαςθαι δήπου | τοῖς Λοκροῖςλ δίκην λ κατὰ τῆς 
πόλεως τελέςαςθαι! " τίς οὖν ἐκλήτευςεν ἡμᾶςλ ἐπὶ ποίαςλ ἀρχῆς" || 
εἰπὲ τὸν εἰδότα | δεῖξον | ἀλλ᾽ οὐκ ἂν ἔχοις ἀλλὰ κενῇ προφάςει 
ταύτῃ λ κατεχρῶ καὶ \ ψευδεῖ" | (161) Περιιόντων τοίνυν \ τὴν \ 
χώραν" | τῶν ᾿Αμφικτυόνων | κατὰ τὴν ὑφήτγηειν \ τὴν \ τούτου || 
προςπεςόντες οἷ Λοκροὶλ μικροῦ κατήκοντιςαν᾽ (ἅπαντας κατ. oder 
κατ. ἅπ. die Hdschr., aber 8 pr lässt ἅπ. weg) ᾿ τινὰς δὲ καὶ 
ευνήρπαςανλ τῶν ἱερομνημόνων" || ὡς δ᾽ ἅπαξ ἐκ τούτων ἐγκλήματα | 
καὶ πόλεμος πρὸς τοὺς ᾿Αμφιςςεῖς ἐταράχθηξ || τὸ μὲν πρῶτονλ ὃ 
Κόττυφος αὐτῶν" | τῶν ᾿Αμφικτυόνωνἑ | ἤγαγε crparıdvd || ὡς δ᾽ οἱ 
μὲν οὐκ ἤλθονδ || οἱ δ᾽ ἐλθόντεςλ οὐδὲν ἐποίουν || εἰς τὴν ἐπιοῦςαν 
πυλαίαν' | ἐπὶ τὸν Φίλιππον εὐθὺςλ ἡγεμόν᾽ ἦγον oi® | Kareckeva- 
«μένοιλ καὶ πάλαι πονηροίξ | τῶν Θετταλῶνλ καὶ τῶν ἐν ταῖς ἄλλαις 
πόλεεινϑ | (152) καὶ προφάςειςλ εὐλόγους εἰλήφεςανϑξ | ἢ γὰρ αὐτοὺς 
εἰςφέρειν" | καὶ ξένους τρέφειν ἔφαςαν δεῖν᾽ || καὶ ζημιοῦν ἃ τοὺςλ 
μὴλ ταῦταλ ποιοῦνταςϑ | ἢ κεῖνον aipeicdand || τί δεῖ τὰ πολλὰ λέ- 
γεινὰ || ρέθη \ γὰρλ ἐκλ τούτωνλ ἥγεμώνϑ || καὶ μετὰ ταῦτ᾽. εὐθέως" | 
δύναμιν ευλλέξας καὶ παρελθὼν | ὡς ἐπὶ τὴνλ Κιρραίαν' ᾿ ἐρρῶ- 
dar \ φράςας πολλὰ | Κιρραίοιςλ καὶ Λοκροῖς" || τὴν Ἐλάτειαν κατα- 
λαμβάνει" | (168) εἰ μὲν οὖν μὴ μετέγνωςαν" | εὐθέωςλ ὡς τοῦτ᾽ 
εἴδον Io οἵ Θηβαῖοι | καὶ μεθ᾽ ἡμῶν ἐγένοντο [ ὥςπερ χειμάρρους 
avi | ἅπαν τοῦτο τὸ πρᾶγμ᾽ ἃ | εἰς τὴν πόλιν εἰςέπεςενἁ || νῦν δὲ τό 
γ᾽ ἐξαίφνης | ἔπεεχον αὐτὸν ἐκεῖνοιδ || μάλιετα μὲν ὦ ἄνδρες ᾿Αθη- 
ναῖοι' [-θεῶν τινὸς εὐνοίᾳ πρὸς ünäc || εἶτα μέντοι καὶ | ὅςον καθ᾽ 


868 Nachträge σὰ Abth. III, 1. Demosthenes. 


ἕν᾽ ἄνδρα, καὶ δι᾽ ἐμέ | δὸς δέ poı τὰ δόγματα ταῦτα“ | καὶ τοὺς 
χρόνους ἐν oic! | Exacra πέπρακται | iv’ εἰδῆθ᾽ ἡλίκα πράγμαθ᾽ | 
N μιαρὰ κεφαλὴ | ταράξας᾽ αὕτη | δίκην οὐκ Zdweev? | λέγε μοι 
τὰ δόγματαξ ||. τ᾿ 

Ich denke, dass hiernach weitere Beispiele nicht vonnöthen 
sind, um so weniger als ich solche bereits in einem bei der 
Philologenversammlung zu Trier (1879) gehaltenen Vortrage ge- 
geben habe. Die rhythmische Gleichheit oder Aehnlichkeit bindet 
theils die verschiedenen Theile eines Kolons (aa..|bb..), theils 
mehrere Kola (aja|..|bjb.., auch aabjech, u. 8. w.); oft auch 
werden dadurch die Kola gleichsam verkettet (ab]bejcd). Darin 
kann weder Zwang noch Regel sein; Freiheit ist von dem Be- 
griffe des prosaischen Rhythmus unzertrennlich. 

8. 175, Z. 1f. Quintilian XI, 3, 158 sagt: in hac cunctatione 
(ehe man beginnt zu sprechen) sunt quaedam non indecentes, ut 
appellant scaenici, morae: caput mulcere, manum intueri e. 4. s. 
Diese Bedeutung hat das τρίβειν τὴν κεφαλήν auch bei dem von 
Aischines 2, 49 erzählten Auftreten des Demosthenes. 

. 8.185, Anm. 2. In der Lesart des Augustanus 1 und andrer 
Häschr. F. L. 16: ἐφεετηκότων ἔτι τῶν πρέεβεων καὶ ἀκουόντων, 
tritt noch deutlicher hervor, dass hier nicht eine unwahre Be- 
hauptung des D., sondern lediglich eine rednerische Hyperbel 
vorliegt, mit dem Sinne: während ganz kurz vorher noch hel- 
lenische Gesandtschaften dagewesen waren. Für das ἔτι spricht 
auch der Rhythmus der Stelle einigermassen: καὶ ταῦθ᾽ ὁ cyxe- 
τλιος / κἀναιδὴς οὗτος" | ἐτόλμα λέγειν | ἐφεςτηκότων /| ἔτι τῶν πρέ- 
cBewv v/ κἀκουόντων" | οὖς ἀπὸ τῶν “Ελλήνων μετεπέμψαςθε" | ὑπὸ 
τούτου πειεθέντες ὅτ᾽ οὔπω πεπρακὼς αὑτὸν Av |. — Zur Sache 
vgl. A. Schäfer II, 161. 205. 

8. 203, Z. 3ff. Gemeinplatz ist auch Aph. II, 5, wie sich 
aus der Vergleichung mit [Dem.] Apatyr. 36 zeigt; s. Ernst Rich. 
Schulze Prolegom. in Dem. qu. f. or. adv. Apat. (Diss. Leipzig 
1878) 8. τοῦ. 

8.219, Z. 1f. Die Worte Dem. 51, 8 5 καὶ τῶν dnnociwv 
ἔλαβον οὐδέν fallen dort durch den rhythmischen Verstoss auf; 
sollte aus der 50. Rede interpolirt sein? Fehlen kann allerdings 


Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. 369 


das Stück nicht; in Ordnung aber ist auch vorher nicht alles, 
da τὰ «κεύη... ἀνήλωςα eine arge Anakoluthie enthält. 

5. 222, Anm. 3. Ebenso wie Harpokr. citirt Priscian XVII, $ 126. 

8. 239f. (Erfolg der Leptinea). V. Thumser, de eivium 
Ath. muneribus eorumque immunitate (Wien 1880) 8. 143 be- 
streitet meine Behauptung, dass Leptines’ Gesetz wirklich in Kraft 
getreten, die Atelien also abgeschafft seien. Er beruft sich auf 
C.1. A. II, 421, wo einem Miltiades von Marathon die ἀτέλεια 
τῶν eficayouevwv verliehen wird, auf das. 131. 144, kleine Frag- 
mente, die Köhler zwischen Ol. 106 und 111 ansetzt (die Leptinea 
ist 106, 2 gehalten), auf 224, wo Ζ. 8f.: — — ὧν τὴν ἀτέλειαν 
— — | -- --δ]ὲ un’ &[ä]v d& —, endlich auf das Dekret für die 
Söhne Leukon’s (Schäfer Rh. Mus. XXXII] 418), denen die dem 
Leukon verliehenen Gaben, also auch die Atelie, bekräftigt werden. 
Wo ist nun hier ein Beweis, dass die von Leptines abgeschaffte 
Atelie von Liturgien noch später gegeben wäre? Denn dass 
das Gesetz es nur mit dieser Atelie zu thun hatte, ist auch 
Thumser’s Meinung. In dem kleinen Fragmente 224 ist vorher 
(Z. 5) von dem Schutzgelde die Rede; dass nicht vollständige 
Atelie (dt. ἁπάντων) gegeben wurde, scheint aus Z. 9 hervor- 
zugehen. — Die bosporanischen Fürsten hatten jedenfalls die 
Atelie von Zöllen (8. 235). ᾿ 

8.289, Z. 5ff. Nach Unger’s Untersuchung‘ (Philol. XXXIV, 
50) wurden die Nemeen immer .im Sommer, und zwar jedes 2. 
und 4. Olympiadenjahres gefeiert, während des 1. attischen 
Monats. Also sind die anderweitigen Erklärungsversuche, die 
ich Anm. 3 mache, völlig unnütz: Demosthenes hatte als Raths- 
herr die Architheorie, und die Reihenfolge Mid. 114 ist correkt. 
— Mit Unger stimmt wesentlich auch Bergk überein: Poötae 
lyriei ed. quarta I, p. 15ff. — 85, Weil Plaidoyers politiques de 
D. 1,93, 2.. 

8. 308, Ζ. 8. Die Zahl 344 ist Druckfehler für 343. 

8. 357, Anm. 1. Vgl. auch Epitaph. 23 mit Leokr. 50. 

8. 364, Anm. 5. Zu den bei Schäfer 1. c. angeführten Be- 
rührungen kommt noch die von Aristog. II $ 23 mit Lyk. 
Leokr. 82. 


Blass, attische Beredsamkeit. III, 2. 24 


370 Nachträge zu Abth. III, 1. Demosthenes. Zusatz zu III, 2. 


S. 451, Z. 16. Der Tyrann hiess nicht Κάμμης, sondern 
Καμμῦς, und es ist [Dem.] 40, $ 37 Καμμῦ τῷ τυραννοῦντι Μυτι- 
Anvnc zu schreiben. 8. Sauppe de duabus inser. Lesb. (Göttingen 
1870) 8. 5 Anm. 

8. 513, Z. 108: E. R. Schulze in der zu 8. 203 citirten 
Dissertation $. 43 macht darauf aufmerksam, dass der Sprecher 
der Rede gegen Apaturios als seine Zeugen die Zeit und das 
Gesetz: bezeichnet (8 23. 27), also das 8 22 gegebene Ver- 
sprechen, erst durch Zeugen, dann aus τεκμήρια zu beweisen, in 
seiner Weise hält (τεκμήριον $ 28). Es ist das freilich ein ziem- 
lich grober Sophismus; die Bürgschaft des Aristokles ($ 22) wird 
darnach gar nicht bewiesen. 


Zusatz zu III, 2, 5. 312, Z. 18f. 


Demetrios’ Schrift περὶ τῆς δεκαετίας heisst b. Strabo IX 
Ρ. 398 ὑπομνήματα, sie hatte also nicht die Form einer Rede. 


Inhaltsverzeichniss. 


Abtheilung I (Gorgias bis Lysias). 


Beite 
1. Einleitung . 222222. ἐν ν νιν νιν ννν ων 1 
U. Gorgias und seine Schule . 2. 2222222 44 
III. Antiphon. Leben, Schriften, allgemeiner Charakter als 
Rhetor und Redner . 222222222... εν 19 
IV. Antiphon. Fortsetzung: einzelne Reden 0... . —. 136 
Υ͂. Thukydiden. 2 00a een 195 
VI. Thrasymachon, Theodoros. Kiliae 6... 00 340 
VII Andokides 
VII. Lysias, Leben und Schriften... 2. 222222... 881 
IX. Lysias. Fortsetzung: Gesammtcharakter . . . . . ... . 372 
X. Lysias. Fortsetzung: Sophistische Werke . . . . . . . 414 
XI. Lysias. Fortsetzung: Volksrede und Anklagereden in 
Staatssachen 2 2 222 2 oneeeeeenn 441 


XII. Lysias. Fortsetzung: Vertheidigungsreden in Staatssachen 494 
XIM. Lysias, Fortsetzung: die Reden gegen Eratosthenes, Ago- 


ratos, Andokidee .. 2. . . 0. νιν νιν 539 
» XIV. Lysias, 
Register... 2 2222er 
Zusätze B 
Abtheilung II (Isokrates und Isaios). 

Cap. I. Einleitung. Isokrates: Leben und Persönlichkeit .... . 1 
» ΠῚ Isokrates’ Charakter als Rhetor und Redner. . . . . . . 93 
» III. Isokrates’ einzelne Werke... .. . ..τὉτν νων 195 
» TV. Isokrates’ Nebenbuhler: Antisthenes, Alkidamas, Poly- 

krates, Zoilos, Anaximenes und andere... . . . . 304 
» V. Schüler des Isokrates. Platon und Xenophon.. . . . . . 369 
» VI. Isaios . 
Register . 222222220: 
Zusatee. 2200 
Abtheilung III, Abschnitt 1 (Demosthenes). 
Cap. I. Einleitung. Demosthenes’ Toben, sein pestalicher Charakter 


und seine Schriften... . . . 
Il. Demosthenes’ Charakter als Redner. 


812 ᾿ Inhaltsverzeichniss. 


Seite 
Cap. III. Aelteste Privatreden. Staatsreden bis zum ersten Frieden 
mit Philipp. 2 2 2 oe 199 
» IV. Staatsreden nach dem ersten Frieden mit Philipp. Briefe 299 
» Υ̓͂. Spätere Privatreden des Demosthenes. Psendodemo- 


sthenische Privatreden ... 2.2222 2200. 398 
Anhang 2222er 528 
Inhaltsverzeichniss. . .. 222020 563 


Abtheilung III, Abschnitt 2 (Demosthenes’ Genossen und Gegner). 
Cap. I. Redner der patriotischen Partei ausser Demosthenes: Hy- 


pereides, Lykurgos, Hegesippos u. A... 2... - - 1 
» IL. Redner dermakedonischen Partei: Aischinen, Demades u. A. 129 
» I. Deinarchos. Ausgang der attischen Beredsamkeit . . . . 258 


Nachträge zu Abth. I. II. II, ı 
Zusate zu ΠΙ, 2.2.2000 nee 


Register... 2.2200 νι νιν νιν ννον νἴνν νιν κνομν 


| 
| 


Register. 


(Abth. III, Abschn. 1 ist mit III oder ΠῚ A, Abschn. $ mit ΠῚ Β bezeichnet.) 


A, 


Abgrenzung (öpıcuöc) Π 866. IILB 345. 

Agathon ἃ. Tragik er I 76ff. 

Aischines a. Arkadien, Sch. des Iso- 
krates II 56. 

Aischines Atrometos’ 8. von Athen 
IIIB 129—236. Ihm untergescho- 
bene Rede (AnAtaxöc) 159. Unechte 
Briefe 160f. 

R. I κατὰ Τιμάρχου 161-- 116. 145— 
168. 156ff. 204. 220. 294 8. 230f. 

R. II m. τ. mapanpecßelac 176—182. 
158f. 204. 211. 2185. 225. 234. 

R. III. κατὰ KrnapWvroc 182—198. 
156. 158f. 197f. 200ff. 204 ff. 207. 
209. 214. 2188 220f. 2248 
228f. 232ff. 

Aischines ἃ. Sokratiker II 316f. 

Alkidamas II 317—335. Gegner des 
Isokrates 43f. 47. Angeblich Lehrer 
des Aischines IIIB 132f. Technische 
Schriften angeblich von Demosth. 
benutzt ΠΙᾺ 16 vgl. B 356. — R. 
gegen die Sophisten II 325—329. 

Jdysseus (unecht) 331—835. 348f. 
Messeniakos 264f. 318. 322. IITB 
354. Museion II 321f. Enkomion 
auf die Nais 318. 322. auf die 
Philosophie (?) 323. 327 Anm. auf 
den Tod 323. 

Amyklas Sch. des Platon Il 418. 

Anskoluthie Ὁ. Antiphon I 125f. 180. 
bei Thukydides 2i0f. Ὁ. Andokides 
294f. 311. b. Lysias 418. untersagt v. 
Isokrates II 106. von Anaximenes 
358. findetsich dennoch bei ersterem 
168. Ὁ. Isaios 497. häufig Ὁ. Platon 
428. 437. selten b. Demosthenes III 
A 137. mehrfach Ὁ. Hypereides. B 
86. b. Lykurg 106f.Hegesippos120. 
Aischines 206f, Deinarchos 295. 


Anaphora, bei Gorgias I 62. bei An- 
tiphon 131 ff. selten bei Thuky- 
dides 215. üblich bei Andokides 
296. bei Lysias 406. bei Isokrates 
sehr beschränkt II 165f. IIIB 347f, 
desgl. b. Theopomp II 394. bei 
Anaximenes 368. üblich bei Xeno- 
phon 443; desgl. bei Isnios 482. 
bei Demosthenes DI 144f. selten 
bei Hypereides B 39f. bei Lykurg 
107. häufiger bei Aischines 210. 
mehr noch bei Deinarch 296. 

Anastrophe (iger) bei Demosthenes 
ΠῚ 146. b. Hypereides B 41. Ly- 
kurg 105. 

Anaxagoras Sch. des Isokraten II 56. 

Anaximenes II 349—369. Techne 
363—365. IIIB 854f. Helena II 
222. 352. Trikaranos 351. 374. 422, 
ob, Vf. der Rede gegen Phryne 861. 


Andckides 1288-831. IIIB 332 ff. 
benutzt von Aischines 158. 177, 2. 
188, 1. 198. — Rede πρὸς τοὺς 
ἑταίρους 1 386. ευμβουλευτικός das. 
(m. 7. ἐνδείξεως 384). 

R. I περὶ τῶν uvernplwv 300—313. 

279 ff. 291. 298. 

R. II περὶ τῆς ἑαυτοῦ καθόδου 
814--818. 218, 295. 298. ΠΙΒ 333. 

R. ΠῚ m. 7. εἰρήνης I 319—326. 
281 ff. 292. 298. 668. IIIB 838 ἢ, 

[R. IV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου] 826--- 881, 

Androtion Sch. des Isokrates II 19f. 
III 33. 868. B 342. Demosthenische 
Rede gegen ihn A 226#. 

τὰ πρὸς τὸν ἀντίδικον (ἔλεγχος, προ- 
xardAnyıc) besonderer Redetheil 
bei Theodoros 1 253. hingegen nicht 
bei Isokrates II 108. 173. wohl 
aber bei Alkidamas 326. bei Ana- 
zimenes 359. Isaios 486. 495. 511. 


374 


529. 532. Demosthenes III 190. 
Lykurgos B 97. Aischines 224f. 
Deinarchos 281f. 292. 
Antikles Sch. des Isokrates II 19. 
ἀντιπαραβολή im Epilog b. Isokrates 

11 267. 281 (vgl. 60 Anm. δ). Ὁ. 

Isaios 515. 518. 526f. Ὁ. Demo- 

sthenes ΠῚ 297. 318. Ὁ. Lykurg 

B 92. 

Antiphon I 79—19. IIIB 203. 
328. nach Caecilius Lehrer des 
Thukydides I, 85f. 201. II 432. 
R. I κατὰ τῆς μητρυιᾶς I 177—184. 

113. IIIB 329. 

II—IV Terpakorlac I 1318. 
Τετραλ. α΄ 140148. 111. 
Τετραλ. β΄ 148— 154. 111. 
Τετραλ. γ' 154—162. 111. 

ΠΙΒ 828. 
Υ͂ περὶ τοῦ Ἡρῴδου φόνου!63 --- 
177. 113. 127. 
VI περὶ τοῦ χορευτοῦ 184—195. 
113. ΠῚΒ 829. 

Antiphon d. Sophist I 968. IIIB 328. 
᾿Αλήθεια I 97f. m. ὁμονοίας 99 ff. 
ἸΤολιτικός 101f. IIIB 328. 

Antisthenes II 304—316. Gegner 
des Isokr. 42, von Theopomp 8% 
lobt 882. Aias und Odysseus (echt) 
310—316. Orestes 308. 316. Rede 
gegen ἃ. Amartyros 201. 308. 

Antistrophe (Figur) b. Demosthenes 
III 145. b. Aischines B 210. 

Aphareus Adoptivsohn und Sch. des 
Isokrates II 52. 64ff. 66. 90£. IIIB 
274. 

‚Apollodoros Pasion’s $. nicht Reden- 
schreiber III 482 ff. 

‚Aposiopesis Ὁ. Demosth. III 158f. Ὁ. 
Aischines B 217. fehlend b. ἃ, 
Aelteren (Antiphon) I 134. 

ἐξ ἀποςτάςεως (Figur) b. Gorgias 163. 
Kritias 266. Isokrates II 167. Isaios 
482. Demosthenes III 148. Aischines 
B 211. Deinarchos 292. 297, 1. 

Apostrophe bei Gorgias(?) I, 62. bei 
Lysias 408. fast ganz fehlend bei 
Isokrates II 168. üblich bei De- 
mosthenes ΠῚ 150. 154. kaum je 
bei Lykurg B 110. häufig bei 
Aischines 213 ἢ, bei Deinarchos 297f. 

Archinos II 18. Epitaphios ebend. u. 
432. 

Aristogeiton 1IIB 247—252. Reden 
gegen ihn IITA 860-364. Β 9. 19. 
81. 86. 283—284. 

. Aristoteles von Sikelien, Gegner des 
Isokrates II 59. 


Register. 


Aristoteles von Stagiros. Gegner 
des Isokrates II 59. 109. 300. 
419f. IIIB 848. Verhältniss zu 
Theodektes II 412f. Rhetorik 61. 
III. Buch ders. echt 142f. Anm. 9. 
Vergleich mit Anaximenes’ Rhetorik 
861 #. — Seine Theorie des pro- 
saischen Rhythmus II 136. ΠῚ 120. 
B 360. der Periode II 143ff. der 
Figuren 160 ff. — Urtheil über Al- 
kidamas 323. ignorirt Demosthenes 
112. III 66. desgl. den Thukydides 
Π 818. Urtheit über Platon 424. 
insbes. dessen Phaidros 438. — 
Eigne Dialoge 426. meidet wo er 
sorgfältig schreibt den Hiat 130. 
427f. zuweilen künstlich in der 
Wortstellung 142. Periodik 429. 

Asianische Beredsamkeit II 136. 193. 
II 117. B 235f. 317. 318. 320. 

Asklepiades von Tragilos Sch. des 
Isokrates II 53. 

Astydamas ἃ. Jüngere, Sch. des Iso- 
krateg II 52. 

Asyndeton bei Gorgias und den Gor- 
gianern I 68. 69f. 78. selten bei 
Äntiphon 1821. fast nie b. Thuky- 
dides 215. oft bei Kritias 266. 
bei Andokides 295f. 311. sel- 

ten Ὁ. Lysias 407. äusserst be- 
schränkt b. Isokrates II 167. IIIB 
348. desgl. b. Anaximenes 368. 
üblich bei Xenophon 443. Ὁ. Isaios 
482. stark verwandt von Demosthe- 
nes III 1418 wieder seltener b. 
Hypereides B 89 ff. Lykurg 107. 
mangelnd b. Hegesippos 120, Anm. 
δ. häufig bei Aischines 211. Dein- 
archos 296f. 

Attischer Dialekt seit Gorgias Schrift- 
sprache für die Prosa I 52. 1II B 325. 

Autokrator Sch. des Isokrates II 55. 


8. 

Lord Brougham über Demosthenes 
UI 72. 74f. 177. 180ff. 186ff. 194. 
196 ff. 261, Anm. 2. 299, Anm. 2. 
379. üb, Alschines (Ktesiphonten) B 
192. 214, Anm. 4. über Isokrates 

‚(Paneg.) 348. 


σ. 

Caecilius v. Kalakte über Antiphon 
1 81. 91. 105ff. über Lysias 345. 
382. üb. Isokrates II 95. 111f. Isaios 
465. Demosthenes IIl 6. 52. 70. 269. 
B 118. Lykurgos B 73. Aischines 
130. 132. 169 Anm. 4. 163, 


Register. 


Cassius Severus (röm. Redner) III B 
291. 


Charisios IIIB 318—320, 

Charmantides Sch. des Isokrates II 19. 

Cicero über Thukydides I 227. über 
Lysias 378. schätzte den Isokrates 

118. hat sich vielfältig nach 
demselben gebildet 194f. Urtheil 
über Isokr. 111. 120f. 187f. über 
Demosth. III 68. 161. 163. 172. mit 
demselben verglichen 70£. 180£. 187. 
188. 194. Urtheil über Hypereides 
B 23. über Aischines 162. — Seine 
Behandlung der Clausel II 136. 
ΠΙΒ 317. seine Ausmessung der 
Kola 360f. 

Clausel, Theorie ders. II 186. 137 f. 
549. III 117f. 120. Behandlung Ὁ. 
Isokrates II 140f. b. Alkidamas 330. 
Ὁ. Demosthenes ΠΙᾺ 1118. Hyper- 
eides Β 33. Demetrios 8165, Hege- 
sias u. d. Asianern 317. 


Ὁ. 
Deinarchos IIIB 360--802. 365. 
+Rede I κατὰ Annocdevouc 278— 
283. 292. 
ἘΠῚ κατ᾽ ’Apıcroyeltovoc 283— 284. 


292. 299. 
ὙΠῚ κατὰ Φιλοκλέους 284—287. 292. 
299. 


gegen Pytheas 800. 

gegen Polyeuktos 300£. 

gegen Kallisthenes 301. 

gegen Kleomedon 301. 

gegen Proxenos 262. 264. 301. 
δεινότης (Bedegowalt), versteckte des 

Lysias 1 8917. ofiner hervortretend 
seit Isaios II 466. 4887, IIIB 322. 
bei Demosthenes A 161f. Ὁ. Hy- 
pereides B 41. mangelnd Ὁ. Lykurg 
110. Ὁ. welchem Hermogenesschein- 
bare ὃ. findet 94f., gleichwie Ὁ. 
Gorgias u. 8. Schülern I 75, 1. Ὁ. 


Aristogeiton IIIB 251. bei Dein- 
archos 277. 
Demades IIIB 236—247. — Unechte 


Rede m. τῆς δωδεκαετίας 240f. 
sonstige unechte Reden 239£. Apo- 
phthegmen 242. 

Demetrios von Phaleron IILB 310— 
318. über Isokrates 315. 348. über 
Demosth. A 6. 22f. 65. 175. B 367. 
Beurtheilung des D. bei Demo- 
chares B 306. 

Demochares IIIB 304—309. 

Demon von Paiania, Sch. des Demo- 
sthenes? ΠῚ 34. Sprecher u. viell. 


375 


Verfasser d. Rede gegen Zenothe- 
mis 483—439. 
Demophilos 8. des Ephoros II 398. 
Demosthenes IILA. B 866- 870. 
Rede I Ὄλυνθ. A 268—281. 103. 
134. 140. 
IL Ὄλυνθ. B 268—281. 
II ’OAuv8.7268—281.139.192. 
IV κατὰ Φιλίππου A 261— 268. 
85. 116. 130. 140. 143. 190. 
V π. τ. εἰρήνης 299— 303. 108. 
191 


VI κατὰ Φιλίππου B 303 -- 808, 
89. 180. 

{{1| ὑπὲρ Αλοννήου] ΠΙΒ 113” 
—121. A 38, 

VIIL m. 7. ἐν Xeppovticy A 324— 
330. 89. 134. 144f. 149f. 
164. 180. 192. 

IX κατὰ Φιλίππου Γ 330—337. 
89. 130ff. 159. 162. 176; 
192. 541—560. 

ἃ κατὰ Φιλ. A] 387---846. 68. 

Ἱ πρὸς τ᾿ ἐπὶκτολήν] 881 


[XI Fr u δ τάξει 338. 862 
--8ὅθ0. 


XIV m. τ. ευμμοριῶν 240—244. 
84. 129. 185. 
XV m. τ. Ῥοδίων ἐλευθ. 265— 
268.93. 118.177. 1865. 191. 
XVI ὑπὲρ Μεγαλοπολιτῶν 251— 
254. 120. 185. 192, 
[XVII π. τ᾿ πρὸς ᾿Αλέξ: ευνθ.} IILB 
131---136. 
XVII m. τ. crepdvou A 364—383. 
77. 80. 89#f. 92. 103f. 1058. 
117. 118f. 120. 135ff. 141. 
153f. 165f. 170. 178. 186. 
190. 192. 195. B 225. 363 ff. 
XIX m. 7. mapampecßelac A 308 
—324. 37. 76. 83f. 108. 
180. 165. 167. 179. 184. 
190. B 369. 
ΧΧ πρὸς Λεπτίνην A 231—240. 
38. 98. 118. 121. 128. 
161. 169. 177. 180. 189. 
192. 195. B 356. 369. 
κατὰ Μειδίου A 287—299. 
36f. 63. 76. 83. 95f. 130. 
1858. 166. 167. 179.B 369. 
XXI κατ᾽ ᾿Ανδροτίωνος A 226— 
231. 33. 128. 138. 168. 185. 
190. 

XXIII κατ᾽ ᾿Αριςτοκράτους 254— 
261.38.115f. 128.130. 154£. 
161. 169. 171. 179. 1815. 
1891. 


ΧΧΙ 


376° Register. 


XXIV κατὰΤιμοκράτους344--961. 
33. 76f. 99. 130. 148. 156. 
168. 178, ‚te. 

[ΧΧΥ͂. XXVI κατ᾽ ’Apıcroyefrovoc 
AB] 360—364. 62f. B 369. 

KXVIL. IT κατ᾽ ᾿Αφόβου AB 

A 199— 205. 82. 97. 125ff. 

137 f. 147. 168. 169. Β 368. 

ΧΧΙΧ πρὸς "Apoßov A 906-911. 

00. 


62. 1 
XRX. ΧΧΧῚ πρὸς Ὀνήτορα AB 
211—214. 100. 


[RXXIL πρὸς Ζηνόθεμιν] 488— au. 


[XxxIn πρὸς Anaroon] δ11-- 
516. Β 810. 

ΕΙ͂ΧΧΙ πρὸς Φορμίωνα] 515-520. 
ΧΧΥ͂ πρὸς Λάκριτον] 603 -- 807. 
ΧΧΥ͂Ι ὑπὲρ Φορμίωνος 404-- 409. 

126. 161. 169. 181. 

XXXVII πρὸς ΤΙανταίνετον 419— 

428. 121. 
ΧΧΧΎΠΙ πρὸς Ναυίμαχον 488. 457, 


ΧΧΧΙΧ πρὸς Βοιωτὸν π. τ. ὀνό- 
ματος 416---419. 169. 
[XL np. Βοιωτὸν m. προικὸς 
unp.] 450456. Β 370. 
XLI πρὸς moudlav A 219— 222. 


Eu Apdc Φαίνιππον] 446-450. 

ΠΠῚ πρὸς Μακάρτατον] 489— 
491. 11 410. 

[XLIV πρὸς Λεωχάρην] ΠῚ δ01--- 


xLv KardCrepdvov Α.409--416. 
82. 82. 85. 146. 
LVI κατὰ (τεφάνου Β] 472---476. 
[XLVIT κατ᾽ Εὐέργου καὶ Maß] 
484--489. 
[XLYIL κατ᾽ ᾿Ὀλυμπιοδώρου] 497— 


[XLIX πρὸς Τιμόθεον] 463—467. 
FE πρὸς Τολυκλέα] 468. -ἀτῶ, 
Im. 7. crep. τῆς τριηραρχ. 
214— 219. 83.-97. 100. 121. 
127. 138. B 368f. 
[LU πρὸς Κάλλιππον] A 465— 
459. 


[LIIL np. Nıxöcrpatov] 459—463. 
LIV κατὰ Κόνωνος 399-404. 
80. 82. 164. 167. 169. 

LV πρὸς Καλλικλέα 222226. 

83. B 369. 
[LVI κατὰ Atovucodupou] A 520 
—525. 


- ΨΥΠ πρὸς Εὐβουλίδην 427—433. 


[LVIN τὰ εοκρίνου] 440--ἀ46. 


[LIX Be Nenipac] A 476—482. 
[LX Ἐπιτάφιος] 366—858. 62f. 
B 3. 369. 
[ΠΧ Ἐρωτικός] A 868—360. 62. 
ἹΠροοίμια 281—287. 75. 
++ 'EmcroAn I 394—397. 
Ἐπιοτολὴ II. III 883—393.42.78f. 
"Ἐπιςτολὴ IV] 393394. 
Pro 397. 
ἘΠ Ἐπιςτολὴ VI 397. - 
Dislogische Gattung in der Mitte 
zwischen Prosa und Poesie II 434 ἢ, 
Beeinflussung ders. durch die iso- 
krat. Prosa 426. 428ff. 
dıamöpncıc (Figur) bei Demosthenes 
II 169. b. Hypereides B 39. Dein- 
archos 299, 3. 
dlacupuöc, darin Hypereides ausge- 
zeichnet IIIB 42. 
διατύπωςις (Figur) Ὁ. Demosthenes 
III 156f. Aischines B 216f. 
Dichter, Studium und Erklärung ders. 
bei den Sophisten I 24. II 43f. 
IIIB 342. II 307f. 312. 334. 340. 
345f. 347#. 352. 420. studirt von 
Demosth. II 18. von Lykurg B 
76f. inwieweit von Aischines 157. 
— Dichtereitate bei Demosth. A 
18. 171. 317. bei Lykurg B 76. 94f. 
‚Aischines 157. 172f. 
Diodotos Sch. des Isokrates II 55. 


"über Antiphon 104f. über 


lides 202 ff. 224ff. 280f. 238. 
über Andokides (Friedensrede) 288. 
über Lysias 332f. 345. 374. 378— 
398 u. 8. f. über Isokrates II 9. 
95. 111. 112. 121. 180f. 188. u. a. f. 
üb. 5 So 
430. 436 


381f.388f. üb. Platoı 
1 72. 96. über Isaios]] 
. Demosth. ΠΙᾺ. 
Ei E Fo Dat uet Bass. 
üb. Hypereides B 23. 25f. Lykurgos 
93. 98. die (nach ihm demosthe- 
nische) Rede des Hegesippos 113. 
Aischines 162f. Deinarchos 261— 
276. 300. — Verehrer der „Philo- 
sophie“ des Isokrates II 38. 382. 
Theorie über die Arten der Com- 
‚position I 119f. II 129. 146. IIT 114. 
Diophantos Sch. des Isokrates II 51. 
Dioskurides Sch. des Isokrates II 56. 
Direkt erzählte Rede selten bei Iso- 
krates II 168. desgl. b. Demosth. 
ΠῚ 155. häufig in pseudodemosth. 
Privatreden 458. 462. 471. 489. 


Register. 377 


auch Ὁ. Andokides 1292. Ὁ. Aischi- 
nes III B 216. 

διςςοί für δύο b. Gorgias I 60. 70. 
IIIB 326. 

Duris von Samos über Theopomp u. 
Ephoros II 379. 


εἴδη (ἰδέαι) der Rede, t. t. des Iso- 
krates 100f. 109. 

εἰκός bei Korax 1 19. 'Teisias 21f. 
(wicht bei Gorgias 51). bei Aga- 
thon 78. bei Antiphon 111. wenig 
bei Thukydides 232. in der Theorie 
ἃ. Isokr. IT 103. ἃ. Anaximenes 356. 

Empedokles I 17f. 

Enkomion, umfasst b. d. Alten Lob- 
und Tadelrede II 219. gepflegt von 
Gorgias 1 56f. 65. von Isokrates II 
24. 1185. insbes. von ihm zuerst 
das Enkomion auf Zeitgenossen 260. 
Nachfolger darin 376. 445 u. 5. f. 
— Theorie desselben bei Isokr. u. A. 
101.103.104.359. Behandlung 175. 
181. 262. 

ἐνετατικοί und λυτικοί II 349. 

ἐπανάληψις (ἐπαναδίπλωςις) bei Gor- 
gias ? ? 1.62. mangelnd bei Anti- 
phon 134. desgl. bei Isokrates II 
165. angewandt von Demosthenes 
III 147. 154. bei Hypereides nicht 
nachzuweisen B 40. auch bei Ai- 
schines selten 212. gemissbraucht 
von Deinarchos 297. 

ἔφοδος 8. προκαταςκευή. 

Ephoros II 896-- 410. Schrift περὶ 
λέξεως 897. 399. 408. ΠΙΒ 860. 
Urtheil üb. d. Musik II 44. 

Epichares Sch. des Demosthenes? III 
34. Sprecher und viell. Verfasser 
ἃ. Rede gegen Theokrines 441. 444. 

Epicharmos I 17. 61. IIIB 323. 

Epicheirem noch sehr selten bei 
Lysias I 395. ΠῚ B 337. auch bei 
Thukydides I 232. verwandt von 
Isokrates II 103 Anm. 173. 203 f. 
von Alkidamas 327. von Isaios 489. 
519.523.537.(Demosthenes Il 178f.) 
Hypereides Β 50f. Lykurg 97. 
Aischines 230f. Deinarchos 292. 

Epidiorthosis (Figur) Ὁ. Demosthenes 
III 160. Ὁ, Aischines.B 218. 

Epilog, Theorie b. Isokrates II 108. 
b. Änaximenes 861. 369. Epilogen- 
eammlung des Antiphon I 103. des 
Thrasymachos (ἔλεοι u. 8. w.) 244. 
des Kephalos ? III 2. Behandlung 
Ὁ. Antiphon 112, b. Thukydides 


234ff. ΠΙΒ 330. Ὁ. Thrasymachos 
251. Andokides 298. Lysias 398. 
Isokrates 174ff. 446f. Alkidamas 
826. Isaios 488. Demosthenes III 
168. 191f. Hypereides B 52f. Ly- 
kurg 91f. 96f. Aischines 225f. De- 
metrios 317. — Die commiseratio 
des Epilogs nach attischer Sitte 
stark beschränkt III 1668. B 220 
Anm. 2. 

Episoden b. Isokrates II 102. 177. 281. 
291. b. Theopomp 382. 387. b. Ly- 


kurg IIIB 96. 

Erzählung (Redetheil), Theorie bei 
Isokrates II 102. Ὁ. Anaximenes 358. 
Behandlung b. Antiphon 1109. 112. 
Ῥ. Andokides 293. 298. Lysias 386f. 
396ff. Isokrates II 173. 175. Isaios 
475. 486. 495. 499 ἢ. u. 5. ἢ, 
sthenes III 190f. Hypereides 3 
Lykurg 90. 98. Aischines 234f. De- 
metrios 317. 

ἐςχηματιςμένοι λόγοι II 118. 297. 

Ethopoeie s. Prosopopoeie. 

Ethos b. Antiphon noch mangelhaft 
I 1868, besser bei Andokides 293. 
vorzüglich bei Lysias 386f. man- 
gelnd bei Isokrates II 188f. 190f. 
198. 208. 217. auch Isaios darin 
dem Lysias nachstehend 472f. 
485. 500f. u. 5. f. Demosthenes 
auch im Ethos Meister ΠῚ 168ff. 
(über pseudodemosth. Reden 494 ff. 
499.) doch wie Lysias so Hypereides 
darin noch vorzüglicher 168f. B43ff. 
vorhanden auch bei Lykurg B 109f. 
Aischines darin glücklicher als im 
Pathos 218 ff. 

Euenos von Paros I 254. 

Eunomos Sch. des Isokrates II 18. 

Eupolis’ Autolykos II 308 Anm. 

εὑρεταί und τελειωταί in der Bered- 
samkeit nach Dionysios III 1. 

Eurhythmie der Kola und Perioden 
11 145 δ. bei Isokrates 146—154. 
156f. Ὁ. Alkidamas 880. Ὁ. Hyper- 
eides ΠῚΒ 33f. Vgl. Symmetrie. 

Euripides I 41f. 

Exklamation (Figur) bei Antiphon I 
134. Ὁ. Demosthenes III 79. 168. 
Ὁ. HypereidesB 39. Ὁ. Aischines 214. 


F. 

Figuren, gorgianische, in der 
Theorie des Isokrates, Aristoteles, 
Anaximenes II 106. 160. 358. Mass- 
loser Gebrauch bei Gorgias und 
den Gorgianern I 604. 69. Taf. 176, 


e 


818 


gebraucht auch von Antiphon 127 ff. 
180, v. Thukydides 211ff. weni; 
bei Andokides 293f.295f. 310. fa} 
334. über Thrasymachos I 248. 
ΠΙΒ 832. häufig bei Lysias I 392. 
404ff. Gebrauch bei Isokrates u. 8, 
Schülern II 161ff. 184. 258. 393. 
408. IILB 347. bei Antisthenes II 
315. Alkidamas 330. Anaximenes 
367f. Platon 437. inwieweit bei 
Xenophon 4485. 447. sehr be- 
schränkt in d. modernen praktischen 
Beredsamkeit (Isaios) 475. 480f. 
doch von Demosthenes in eigenth. 
Weise mannigfach verwertet ΠῚ 
137ff. stark gebraucht in Hyperei- 
des’ Epitaphios 381 weniger von 
Lykurg 105f. nicht wenig von 
‚Aischines 207 ff. in geringem Masse 
yon Deich 298. — Belebende 
(rednerische) Figuren in Gorgias’ 
Palamedes I 005 wenig bei Änti- 
phon 134. bei Thukydides 214f. 
mehr b. Andokides 296f. b. Lysias 
406ff. beschränkt bei Isokrates II 
165 ff. ebenso bei Alkidamas 880. 
b. Anaximenes 368. b. Theopomp 
394. häufig bei Xenophon 443. 
desgl. bei Isaios 482 f. reich ent- 
wickelt bei Demosthenes III 144 ff. 
nicht so bei Hypereides B 39ff. 
desgl. bei Lykurg 1018. viel bei 
Aischines 2i0off. werden bei den 
Rednern der Verfallzeit (Deinarch) 
zur Manier 297. 304. 816. — 
Figuren des Gedankens nach 
Caecilius noch fast gar nicht bei 
Antiphon I 106f. 134. wenig ent- 
wickelt auch bei Lysias 386. bei 
Isokrates II 167f. anders schon bei 
Isaios 465. 482f. vollends bei De- 
mosthenes ΠῚ 1608. weniger bei 
Hypereides B 408. Ὁ. Lykurg 109. 
viel Ὁ. Aischines 219 δ΄. z. Th. nicht 
horvortretend bei Deinarch 209. — 
τῷ etymologica Ὁ. Hegesippos 
118. Ὁ, Alkchinee 208. δὲ Beinhreh 
Fr 294 Anm. ΜΝ 8 
vage (Figur) bei Gorgias I 69. bei 
Antiphon 133. auffallend selten bei 
Thukydides 214f. mehr bei Ando- 
kides296f.324. Lysias408. Isokrates 
II 166. 480. Theopomp 394. bei 
Isaios 478ff. 482. mannichfach bei 
* Demosthenes ΠῚ 150#. über Hyper- 
eides 8. B 898. über Lykurg 107f. 
Aischines 212f. gemissbraucht bei 
Deinarch 297. 


Register. 


σ. 


Gemeinplätze des Protagoras I 26f. 
des Gorgias 50f. des Antıphon 110f. 
IIIB 334. des Thrasymachos I 348. 
bei Andokides 298. 301f. IIIB 334. 
wenig bei Lysias I 372f. ΠΙΒ 334. 
341. bei Isokrates II 104, 2. 213. 
283. IIIB 334. 341. ihr Gebrauch 
von Alkidamas gemissbilligt Π 321, 
1. finden sich nicht selten bei Isaios 
458. 494, 6. 521f. Anm. 523. IIIB 
366. desgleichen bei Demosthenes 
II 523. ΠῚ 74ff. 200. 207. 212}. 
u.a. ἢ, B 368. b. Hypereides nicht 
nachzuweisen B_53. τόποι κοινοί 
(allgemeine Ausführungen) des Ly- 
kurg 96. fremde Gemeinplätze bei 
Aischines? 183, 1. Philinos 258. 
Deinarch 301. 355. 

Geschichtsschreibung u. Geschichts- 
forschung, Verhältnis des Isokra- 
tes dazu II 468, IIIB 345. Isokr. 
an der Entartung derselben nicht 
schuld II 58f. 409f. — Unterschied 
des Prunkredners und des Ge- 
schichtsschreibers nach Ephoros 
und Timaios 46. 409. 

Glankippos 8.desHypereidesIITB310. 

Gorgias 144— 72. ΠῚ B324ff. 331. Leh- 
rer ἃ. Isokrates II 14. IIIB 341. ἃ. 
Alkidamas 318 f. — Helena (echt) 
1 65—72. II 221f. 224f. ΠΠΒ 326f. 
Palamedes (echt) I 66—72. II 314, 
1. IIIB 326f. — ἸΤυθικός 1 δά. 
ΠΙΒ 826. Ὀλυμπικός I 54f. II 2382 ἢ, 
ΠΙΒ 826. Ἐπιτάφιος 1 55f. II 236. 
IB 826. — Schrift περὶ καιροῦ 
153. ΠΙΒ 326f. περὶ pucewc 1 46. 
71. II 222. ΠΙΒ 325. 327. 


H. 


Hegesias von Magnesia, Uebermass 
und Einförmigkeit im Rhythmus 
II 186. IB 317. überkünstelte 
Wortstellung II 141f. mied den 
Hiatus II 549. IIIB 319. Abneigung 
gegen die Periode IIIB 816. 319. 
sein Vorbild unter den Attikern 
neben Lysias Charisios I 378. III 
67. B 318. ι 

Hegesippos ΠΙΒ 111—121. 

Hermogenes, Urtheil über Antiphon 
den Sophisten I 96f. A. den Red- 
ner 107. über Kritias 264ff. Ando- 
kides 290. Lysias 378f. Isokrates 
II 112. 138. 190f. über Theopomp 
und Ephoros 383. 405. üb. Platon 


Register. 


441. ΠῚ 71. üb. Isaios II 463. 479, 
3. über Demosthenes III 71. 161f. 
171f. Hypereides B 24. 26. 41. Ly- 
kurgos 93. 94f. 99. Aischines 165f. 
217. Deinarchos 277f. 300. 
Herodes Attikos Verehrer des Kritias 
1264. wegwerfendes Urtheil über 
Andokides 288. die erhaltene De- 
klamation des Η. nach Thrasy- 
machos oder Kritias gearbeitet 
DIR, 330£. . 


Herodot abschätzig von Theopomp 
beurtheilt II 378. Verhältniss zu 
Theopomp 387. zu Xenophon 442. 
— einfache Wortstellung I 122. 


λέξις elpouevn Ὁ. ihm I 124. cxfina, 


κατ᾽ ἄραν καὶ θέειν ΠῚ Β 203. ein- 
fche Art d. Gedankenverkaüpfung 
168. 


Hiatus, Meidung desselben gelehrt 
von Isokrates und Anaximenes II 
106. 130f. 367f., welches Gesetz 
indes die spätere Rhetorik nicht 
anerkennt 130. die Redner zuerst 
gleichgültig gegen den Hiat, so 
Gorgias 1 63 (doch vgl. 70. II 131). 
Antiphon 120. desgl. Thukydides 
2158 Aber Thrasymachos 1 250. 

Andokides II 132. IIIB 334. Lysias 

1 a13f. II ı31f. IIIB 337f. wird 

streng gemieden von Isokrates II 

132f. (über d. R. gegen Euthynus 

132. 204. üb. d. Trapezitikos 182. 

211. 213. ἃ. R. an Demonikos 257), 

desgl. von Alkidamas 320. 327. 

von Theopomp und Ephoros 392. 

407. im Briefe des Philippos III 

348. von Platon in den späteren 

Schriften II 426f. (vgl. 437). von 

Speusippos ΠΙΒ 345. von Aristo- 

teles wo er sorgfältig schreibt IL 

427f. überhaupt drang das Gesetz 

im 4. Jahrhundert in der Kunst- 

prosa völlig durch und blieb lange 

in Kraft 549. — Selten ist der 

Hiat auch schon Wei Antisthenes 

314. Ὁ. Anaximenes 367f. dem Xe- 

nophon gleichgültig 443, vgl. indes 

448. Isnios schwankt in den ein- 

zelnen Reden 455. 481. Demosthe- 

nes’ Hiatusgesetz III 918. Hyper- 

eides gleichgültig gegen ihn B 33. 

ebenso Hegesippos 119. d. Vf. der 

R. üb. d. Verträge mit Alex. 126 

(wie auch die Vf. vieler pseudo- 

demosth.Privatreden A 398f.. .f.). 

nicht so Lykurg B 103f. Aischines 


379 


203f. Deinarchos 292f. Demochares 
309. Demetrios 316. 
Hieronymos aus Arkadien, Sch. des 
Isokrates II 56. 
Hieronymos d. Peripatetiker üb. Iso- 
krates II 111. 136. 186f. 
Himeraios viell. Sprecher der dein- 
arch. Reden IIIB 2188. 
Hippias v. Elis I 31ff. Π 64, Anm. 6. 
Honorare der Sophisten I 27. 48. II 
21. 63. 457. 
Hypereides IIIB 1—72. 
‚de I κατὰ Anuocdevouc 6468. 
12. 25. 30. 42. 46ff. 
II ὑπὲρ Λυκόφρονος 89-64. 
25. 44f. 46. 58. 
1Π ὑπὲρ Εὐξενίππου 54—58. 
25. 28f. 86Γ. 43. 46f. 51. 68. 
IV Ἐπιτάφιος 68—72. 8. 15. 
25. 30f. 33f. 38f. 43. 48. 58. 
πρὸς ᾿Αριςτογείτονα 9. 30. 41. A 
59,1 


Δηλιακός B 8. 81. 48. 

κατὰ Δημάδου 10. 52. 

ὑπὲρ τ. Λυκούργου παίδων 14. 406. 
52. 


ὑπὲρ Φρύνης 4. 28. 42. 48. 


* ὑπέρθεεις bei Demosth. ΠῚ 123. bei 


Hegesippos B 120, 4. 

Hypophora bei Gorgias I 69. bei An- 
phon 188. Thukydides 215. Ando- 
kides 296f. 824. Lysias 407 f. Iso- 
krates Π 166. Xenophon 443. Isaios 
482. Demosthenen 11508. Hyper- 
eides B 39f. Lykurgos 108. Aischi- 
nes (selten) 213. Deinarchos 298. als 
Form des Uebergangs zuw. erstarrt 
III 152. B 213. 348. 


1. 

ἰδέαι s. εἴδη. 

Ironie in d. Theorie des Anaximenes 
II 857. mangelnd bei Antiphon I 
134. bei Thukydides solten"T 218. 
desgl. bei Isokrates II 168. 291f. 
Anm. 4. IIIB 348. bei Lykurg ΠΙΒ 
111. bei Hegesippos reichlich 120. 
auch b. Deinarchos 299. 

Isaios II 452—541. IIIB 365. Leh- 
rer des Demosthenes 456f. III 14ff. 
Rede I m. τ. Κλεωνύμου κλήρου II 

494—497. 481. 487. 

U π. τ. Μενεκλέους κλ. 497— 
502. 467. 474. 481. 

ΠΙ π. τ. Πύρρου κλήρου 502— 
506. 488. 490ff. 

IV m. τ. Νικοςτράτου κλ. 506— 
508. 483. 


880 


Υ͂ n. τ. Δικαιογένους κλ. 508— 

513. 467.480.484.488,3.490. 

VI π. τ. Φιλοκτήμονος κλ. 518 
—516. 414}. 486. 

VII π. τ. ᾿Απολλοδώρου κλ. 516 
—520. 467. 479. 489. 
VIII π. τ. Κίρωνος κλ. 520—526. 

414. 4188. 481. 484. 481. 

ΙΧ π. τ. ᾿Αςτυφίλου κλ. 525— 
528. 475. 487. 

X m. τ. ᾿Αριςτάρχου κλ. 528— 
529. 475. 

ΧΙ m. τ. ‘Ayvlou κλ. 529534. 
467. 470. 481. 484. 487. 491. 
493. 

ΧΠ ὑπὲρ Εὐφιλήτου 634—537.. 
πρὸς ‘Ayvößeov δδ1--ὅ89, 460. 481. 
πρὸς "Apıcroyelrova x. "Apxımmov 

540f. 459. 486. 
πρὸς τ. δημότας 539. 460. 472. 481. 
Reden gegen Diokles 4607. 621 Anm. 
ὑπὲρ Εὐμάθους 539. 455. 461. 

Isokrates von Apollonia Il 418— 
419. TILB 354 f. Reden 418f. 96. ob 
Vf. der R. an Demonikos 256. 259. 
419. 

Isokrates v. Athen II 8—304. IIIB 
341—354. (zweifelhafte) Techne II 
908. ΠΙΒ 848 δ᾽ rhetorisches Sy- 
stem II 98—108. 61. 8681. ΠῚΒ 
345. R. über Amphipolis 84. 388, 
Enkomion auf Gryllos 42. 94. 260. 
unechte Reden 95f. 419. Briefe ΤΙ ἢ. 
127f. IB 362. Apophthegmen II 

* 92f. 20. 21. 371. 

Rede [I πρὸς Δημόνικον] 254—259. 
126 f. 163. 365. 419. ΠῚ Β 
352. 

IT πρὸς Νικοκλέα II 248— 251. 
173. 177. IILB 342. 362. 

III NioxAfic II 251—254. 77f. 
193. IILB 362. 

IV ΤΤανηγυρικός II 228—242. 
25. 48. 68. 79f. 123. 164. 
169f. 171. 178f. 180. 183. 
IIIB 8894. 348. 860. 

Υ Φίλιππος IT 287—292. 70. 
84f. 123. 158. 171. 182.193. 
III 350. B 354. 

VI ᾿Αρχίδαμος II 263—268. 80. 
163. 169. 1718. 175. 318. 322. 
365. IILB 362. 

VI ’Apeomayırıxöc II 279—281. 
δῖ. 175. 177. 179. 

VIEL m. τ. εἰρήνης 273278. 88. 

163. 172f. 176.179. 182. 186. 

ΙΧ Εὐαγόρας 260—263. 123. 

177.181. IIIB 348.352. 361f. 


Register. 


Χ Ἑλένη 221—225. 24f. 31. 
40. 153. 163. 110. 177. 338. 
IIIB 360. 

XI Βούειρις II 225—228. 24f. 
178. 338. 

XII Tlavaßnvaiköc 292 — 299. 

8δῖ. 127. 158. 169. 172. 177. 

XII κατὰ τῶν copıcrbv 218— 

au 21ff. 28. 30. 88. 176. 


zıv ἡλαταικός 242—245.81.163. 
175. ΠΠΒ 851. 
XV ᾿Αντίδοςις II 282—287. 40. 
1151. 
ΧΥ͂Ι π. τ. ζεύγους 204—209. 163. 
169. 174. Π1Β 868. 

XVII Τραπεζιτικός II 209 — 214. 
132. 174. IIIB 349f. 
XVII πρὸς Καλλίμαχον II 195— 
199. 174. ΠΙΒ 349. 

XIX Alyıynrıköcl1214— 218.174. 

179. IILB 360. 
XX κατὰ Λοχίτου II 199— 201. 
174. IIIB 358. 
XXI πρὸς Εὐθύνουν II 201—204. 
132. 1Π8 349. 
Ἐπιετολ..1 πρὸς Διονύειον II, 270f. 
IIIB 362f. 
II πρὸς Φίλιππον Π 299. 
85. IIIB 864. 
[III πρὸςφίλιππον Π800.89. 
IV πρὸς ᾿Αντίπατρον 301f. 
Υ πρὸς ᾿Αλέξανδρον 300. 71. 
VI πρὸς τ. Ἰάζονος παῖδας 
751. MB 3828. 
VII πρὸς Τιμόθεον Π 805 ἢ, 
ΥΙΠ πρὸςτ. Μιτυληναίων ἄρχ. 
808, 
ΙΧ πρὸς ᾿Αρχίδαμον 368-- 
270. 82. 128. 168, 169. 
ΠΙΒ 863. 


K 


Kallikrates ΠῚΒ 257. 271. 

Kallippos Sch. des Isokrates II 18. 
Rede gegen ihn ΠῚ 4685. 

Kallistratos ΠῚ 11. 470. B 112. 

Kanon der Historiker II 352. bei 
Cicero, Dionysios, Hermogenes u. A. 
381. 406. 

Kaukalos Br. des Theopomp II 371. 

Kephalos ΠῚ 1f. 

Kephisodoros Sch. des Isokrates 
ΠῚ 419-421. 

Elearchos v. Herakleia Sch. ἃ. Iso- 
krates II 54. 302. 

Klearchos von Soloi (Peripatetiker) 

549. 


Register. 381 


Kleochares von Myrleis angeblich 
Geliebter des Demochares IB 304. 
306, 3. Urtheil über Isokrates 
und Demosthenes II 111. 187. III 
67. Polyptoton bei ihm B 304. 

Klimax bei Demosthenes ΠῚ 146. in 
andrer Weise bei Deinarchos B 298. 

Kokkos Sch. des Isokrates II 52. 

Kolon, d. Name blich von Iso- 
krates gebraucht II 106. 142, dem 
ΝΞ wahrsch. fremd 364. 

Abgrenzung des K. bei Demosthenes 
III 105ff. B 368f. Ausmessung der 
Kola nach Füssen 360f. 

Kommatische (aufgelöste) Composi- 
tion bei Isaios und Demosthenes 
II 478f. ΠΙ 133f. bei Hypereides 
B 37. Lykurgen 107f. dem Isokra- 
tes u. d. epideiktischen R. fremd 
U 159. in andrer Weise bei Thu- 
kydides I 220f. bei Andokides 311. 
Lysias 412f. 

Komödie I 42f. 

Korax I 18—20. 

Krates v. Tralleis, Isokrateer II 67. 
549. 

Kritias I 256-268. ΠῚΒ 332. 

κύκλος (Figur) bei Demosthenes ΠῚ 


KypricherKrieg des EuagorasI1230ff. 
1 246. ΠΙΒ 360f. 


L 


Lakritos von Phaselis Sch. des Iso- 
krates II 53f, ΠῚ B 848. Rede gegen 
ihn ΠΙᾺ δ05 

Leodamas von Acharnai Sch. des 
Isokrates II 51f. Verbindung dess. 
mit Hegesippos und dessen Bruder 
Hegesandros IILB 111. Lehrer des 
Aischines nach Oaecilins II 52. 
1ΠΒ 132. seine Beredsamkeit das. 
ἃ. ΠΙ θ4, cuvfiropocim leptineischen 
Prozess 232. 

Likymnios I 76—76. IIIB 327. 

LyKophron d. Sophist II 896-336. 

Lykurgos ΠΙΒ 72—111. R. gegen 
Leokrates87—92.55f. Redengegen 
Lycophron 55. ὅθε. δι: 8AE, 

Aristogeiton A 360. B 81. 
86. gegen Kephisodotos (Demades) 
81. 86. 97, 6. 128. 237, 4. gegen 
Lysikles 81. 85. 101. 109f. 

Lysias I 331—660. 663. IIIB 336— 
341. — Werke 1343—368, ΠΙΒ 335 
—337. Erhaltene Redensammlung 
1 8085. ΠΙΒ 336f. 


Rede I m. τ. Ἐρατοςθένους φόνου 
1576—583. 412. 
[II Ἐπιτάφιος] 429—439. 11240. 
433. 434f. 1IIB 337f. 339 £. 
III πρὸς Ciuwva I 683—589. 
IV π. τραύματος ἐκ προν. 590 
—595. 401. 
IV ὑπ. Καλλίου 596—598. 
VI κατ᾽ ᾿Ανδοκίδου] 566—576. 
In. τ᾿ «ηκοῦ 598—606. 
[VII κακολογιῶν] 666—660. IIIB 
338. 


[IX ὑπ. τ. ττρατιώτου 1 006— 
611. ΠῚΒ 3 
X κατὰ Θεομνήκτου ΑἹ θ11-- 
619. 401. 
[XI κατὰ Θεομνήετου Β] 611. 
XII κατὰ Ἐρατοςθένους 689--- 
658.407.411.413. 8 887. 
XII κατ᾽ ᾿Ατοράτου I δ68--δῦθ, 
400. 418. 
+XIV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου AA83—492. 
406. II 207. ΠΙΒ 3378. 
+XV κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου B I 492— 
494. 1ΠΒ 881. 
ΧΥ͂Ι ὑπὲρ Μαντιθέου 1 516—521. 
HIB 881. 341. 
XVIL δημοείων ἀδικ. 1 627-631. 
XVII π᾿ τ. τ. Νικίου &d. 531-- δῶ9, 
. 11 207. 
XIX m. τ. ᾿Αριςτοφάνους xp. I 
629-539. IILB 884. 341. 
[XX ὑπὲρ Πολυοτράτου] 1001— 
508. ΠῚ 
XXI ἀπολ. unpodontac 1 494-- 
"501. 
XXI κατὰ τ. εἰτοπωλῶν I 466— 
410. 118 337. 340f. 
XXIII κατὰ ΤΙαγκλέωνος I 631— 
635. 397. 

XXIV ὑπ. τ. ἀδυνάτου 648-655. 
4015. 118 881. 

ΧΧΥ͂ δήμου καταλ. ἀπολ. I 608— 
515. ΠΠῚΒ 337. 

XXVI κατὰ Εὐάνδρου I 470-477. 


400. 
ΧΧΥΠ κατ Ἐπὶ ᾿ξπικράτους 446-448. 
ΧΧΥ͂ΠΙ κατ᾽ ἐγοκλέους 448. 468, 
1Π8 337. 
ΧΧΙΧ κατὰ Φιλοκράτους I 468-- 
456. ΠΠΒ 337. 
XXX κατὰ Νικομάχου 1 460---40ὅ. 


ΧΧΧΙ κατὰ Φίλωνος 477 — 488. 


406, 411. 
ΧΧΧΙ κατὰ Διογείτονος 619-627, 
405. 407. 


382 


XXXII Ὀλυμπιακός 423—429. 401. 
414. II 184. IIIB 337£. 339. 

XXXIV m. τ. μὴ καταλῦεαι re. I 
441—444. IILB 881. 

Ἐρωτικός Ὁ. Platon [416—423. 339. 

374f. ΠΙΒ 3808. 

πρὸς Alcxivnv I 644—648. 402. 

πρὸς ᾿Αρχεβιάδην 642-644. 397. 

ap. τ. Ἱπποκράτους παῖδας 641 f. 

[für Iphikrates] 335f. 849 ἢ, 

κατὰ Kıynclou 636—637. 

[ὑπ. Νικίου] 439. 338. 367. 

ὑπ. ζωκράτους 341f. II 337. 

κατὰ Telcıdoc 1 637—639. 

ὑπ. Φερενίκου 639—641. 

Briefe 415. 364f. IIIB 336. 

Technische Schriften I 372. IIIB 


337. 
Lysitheides Sch. d. Isokrates II 18. 
III 466 ff. 


=. 


Mathematik, Würdigung ders. bei 
Isokrates II 351. 

Mausolos, Leichenspiele dess. II 68. 
372. 411. 418. 

μὴν (Partikel), Gebrauch’ bei Xeno- 
phon II 447. 451. 

Menandros d. Dichter als Vf. der 
Reden des Charisios bezeichnet 
IB 8198. 

Menesaichmos IIIB 256f. deinarch. 
Reden für ihn das. u. 270. nicht 
Sprecher der vorhandenen Reden 
des Deinarchos 278f. Gegner des 
Lykurg 81. 85. 

Metapher, der Name schon b. Isokr. 
II 106. bei Anaximenes 357. 

Metrodoros Sch. des Isokrates II 56. 

μικτοὶ λόγοι des Isokrates II 101. 288. 

Musik, von Isokr. nicht genug ge- 
würdigt II 44. gering geschätzt von 
Ephoros das. 

Mythen, Studium und Sammeln ders. 
von Isokrates geringgeschätzt II 
45. betrieben von Polykrates '337. 
Isokrates’ Kritik der M. 38ff. durch 
Ephoros von der Geschichte ge- 
schieden 399, vgl. indes 4018. 


N. 


Naukrates von Erythrai Sch. d. 
Isokrates II 416—418. IIIB 362f. 

Neanthes Sch. des Philiskos II 423. 

Neugebildete Worte (ὀνόματα καινά) 
von Isokr. unterschieden II 105. 
Vorschriften über die Nenbildung 
in Antiphons Techne I 115. 


Register. 


Nikokles K. von Salamis, Sch. des 
Isokrates II 50f. 246f. IIIB 352. 
Normalstil ἃ. Prosa, unter isokrat. 
Einfluss entwickelt II 369. 426. 


0. 


Onetor Sch. des Isokrates II 18. ΠῚ 
14. Reden des Demosthenes gegen 
ihn 211 ff. 

Originalität (kaıvörnc) nach Isokrates 
Erfordernis £.d. Prunkrede II 103f. 
ΗΣ 221. aber auch 240. IIIB 3391. 
II 291. 298. 


P. 


παραδείγματα, Theorie nach Aristo- 
teles ΠῚ 181. B 228, 2. n. Anaxi- 
menes II 356. Gebrauch Ὁ. Demo- 
sthenes A 181f. Ὁ. Aischines 228 f. 

Paränese Art d. Prunkrede II 101. 
248. Theorie u. Behandlung bei 
Isokr. 102. 104. 113. 168. 175f. 

παράλειψις (Figur) bei den älteren 
Rednern selten I 106, 3. III 157, 4 
(Isokrates). üblich b. Demosthenes 
ἯΠῸ 157£. üb. Hypereides β. B 39. 
Lykurgos 109. Aischines 217. Dein- 
archos 299. 

Parechese, Parisose, Paromoion, Par- 
onomasie s. Figuren (gorgian.). — 
Rednerische Paronomasie bei De- 
mosthenes ΠῚ 143. bei Lykurg 109. 
bei Aischines 208f. 

Participialconstruction in missbräuch- 
licher Häufung Ὁ. Aischines IIIB 
205. in pseudodemosth. Reden A 
482. Ὁ. Deinarchos Β 296f. 

Pathos Ὁ. Antiphon I 136. b. Thu- 
kydides 298 ἢ. Thrasymachos 261. 
Andokides darin schwächer 293. 297. 
desgl. Lysias 391. ebenso Isokrates 
II 186. 189. 217. 245. 267. anders 
schon Is: 
darin Demosthenes III 168. nicht so 
HypereidesB46f.nichtunbedeutend 
darin Lykurg 108f. Aischines im 
Pathos meist wenig glücklich 218f. 
auch nicht Deinarchos 299 f. 

Perikles I 33—37. ΠῚΒ 323f. Be- 
urtheilung Ὁ. Isokrates II 16. b. 
Theopomp 385. b. Ephoros 402f. 
Vorbild des Demosthenes III 2 
30. 35f. 38. 41. Unterschiede zwi- 
schen beiden 39f. 188. 

Periode, d. Name angeblich von 
Isokrates gebraucht Il 106, Her- 


484. 500. 512. Meister ἡ 


Register. 


kunft desselben 650. Theorie d.P. 
nach Aristoteles 142ff. b. Anaxi- 
menes 145. 367. allgemein bei d. 
Alten I 121ff. 219. 384. 

Personifikation lebloser Dinge bei 
Lykurg ΠῚ Β 99. b. Deinarchos 299. 
Demetrios 315. vgl. Prosopopoeie. 

Phaiax 1 40. fingirter Sprecher der 
Rede κατ᾽ ᾿Αλκιβιάδου ἴον auch 
Vf.) 829 ff. IIIB 886. 

Philinos IIIB 257f. 

Philippos, erhaltener Brief desselben 
(Demosth. or. XII) III 348—352. 
Philiskos v. Milet, Sch. d. Isokrates 

II 422}. 

Philomelos (von Paiania) Sch. des 
Isokrates II 17. 

Philonides (von Melite) Sch. des Iso- 

pi krates u Fi Phil h 
'hilonikos ἃ. megarische Philoso] 
üb. Isokrates II 111. 184. Ῥ 

Philosophie des Isokrates II 26. 36 ff. 
98. 181. 284. des Alkidanıas 318. 
des Theopomp 382. 409. — Demo- 
sthenes der Philosophie fremd III 
17. auch Aischines B 161. Demo- 
chares sogar feindlich A 12. B 307. 

Pindar verglichen mit Isokrates II 
192f. 550. 

micreıc (Redetheil) in der Theorie ἃ. 
Isokrates 1 396. II 103. nach Ana- 
zimenes 356f. 359. Behandlung 
Ὁ, Antiphon I 1088, 112. Ὁ. Ando- 
kides 292f. 298. Lysias 8968. b. 
Isokrates II 118. Ὁ. Isaios 486f. 
bei Demosthenes III 190£. Hyper- 
eides 50f. Lykurg 97. bei Aischines 
224f. Deinarchos 291. 

Platon II 424—441. Beurtheilung 
des Lysias I 374ff. (verglichen mit 
demselben 382). Verhältniss zu Iso- 
krates II 27 ff. 172f. IIIB 346. an- 
gefeindet von Antisthenes II 306f. 
von Zoilos 345. von Theopomp 816. 
382. v. Kephisodoros421. Demosth. 
nicht sein Schüler ΠῚ 11f. 172 (ver- 
glichen mit dems. II 441. III 71. 96. 
179£). wohl aber Hypereides B 3 
und Lykurg 75. Verhältniss des 
Aischines zu ihm 132. 158. — 
meidet in den späteren Schriften 
den Hiatus II 130. 426f. Eigen- 
thümlichkeit im Rhythmus III 100. 
— Menexeno's II 430—441. IIIB 
340.nachgeahmtim'pseudodemosth. 
Epitaphios A 366. Äpologie Π 430. 
nachgeahmt in Isokrates’ Antidosis 
40. 282. 286. in Hypereides’ Epi- 


383 


taphios IIIB 3, 4. 53. 70f. Phai- 
dros 1 8148. s17#. II 27E. 426. 
430. 436. 438. Euthydemos 31f. 
Gorgias I 50. II 33. Gesetze Phile- 
bos, Timaios, Kritias, Sophistes, 
Politikos (Hiatus) 426f. Kritias 
(Sat ἢ 429. 

Pluralis von Abstrakta b. Isokrates 
II 125. b..Alkidamas 329, 3. Ὁ. 
Anaximenes 367. Theopomp 390, 4. 
b. Demosthenes ΠῚ 851. Lykurg B 
101. selten b. Aischines 208, 7. 

πολιτικοὶ λόγοι, Begriff Ὁ. Isokrates 
II 99. b. Anaximenes 354. Anders 
Ὁ. Hermogenes 190. 441. — TIokı- 
τικὰ ὀνόματα Ὁ. Isokrates 105. 

Polos I 72—75. ΠῚΒ 327. 

Polyeuktos d. Kydantide, Anklüger 
des Euxenippos ΠΙΒ 54f. deinar- 
chische R. gegen ihn 267. 

Polyeuktos von Sphettos IIIB 126 
—129, Rede gegen Domades 128. — 
Urtheil über Demosth. und Phokion 
A64.B 127. . 

Polykrates II 336—344. 225. viell. 
Verf. des dem Alkidamas beige- 
legten Odysseus 343f. 

Polyptoton b. Lysias I 406. b. Iso- 
krates II 166. Ὁ. Theopomp 394. 
zur Durchdeklinirung entwickelt Ὁ. 
Kleochares IIIB 304. 

Polysyndeton Ὁ. Lysias I 407. Ὁ. Iso- 
krates II 166. Isaios 482. Demosth. 
ΠΙ 149. 154. Lykurg B 107,5 v; 
102f. Aischines 211f. Deinarchı 
296. 

Prodikos I 29—31. Lehrer des Iso- 
krates II 11. 125. Verhältniss zu 
Antisthenes 306. 315. 

προκατακκευή, ἔφοδος (Redetheil) Ὁ. 
Antiphon I 111. Ὁ, Isokrates 252. 
Ὁ. Isaios 485f. 488. 503. 540. Ὁ. 
Demosthenes 191. ὃ. Hypereides 
IB 49f. (&podoc). b. Aischines 
170. 177. 224 (&Q.). 

Prooemium, in der Theorie des Iso- 
krates II 102. nach Anaximenes 
808. — Prooemiensammlung des 
Antiphon I 103. IIIB 334. des 
Thrasymachos 1 243. des Kritias 
263. 267. des Kephalos? III 2. er- 
haltene des Demosthenes 75. 281— 
287. — Behandlung d. Prooemiums: 
Enripides 142. Antiphon 111. Thu- 
kydides 234ff. Andokides 298. 319. 
Lysias 896. IIIB337.1442f. (Deme- 
gone). Isokrates 173. 1767. 261. 265. 

enophon i. ἃ. Reden 4441. 


384 


silaos 446, Isaios 487f. 490, De- 
mosthenes 189. Hypereides B 56. 
62. 68. Lykurg 89f. Hegesippos 
115. Aischines 224. 170. 116. 182f. 
Deinarchos 280f. 283f. 286. — 
Prooemien der einzelnen Bücher 
des Ephoros IT 401. 

Prosopopoeie, Ethopoeie (Figuren) Ὁ. 
Andokides I 297. Isokrates II 168. 
Isaios 483. Demosthenes III 154 ff. 
Hypereides B 40f. Aischines 210. 
214ff. Deinarchos 298f. Charisios 
319. 

Protagoras 123—29. Π18 323. als Leh- 
rer ἃ. Isokrates bezeichnet IIIB 341. 

Prothesis b. Euripides I 42. b. Thu- 
kydides 234. Andokides 298. Lysias 
397. Isokrates II 171. 173. 175. 
Isaios 487. Demosthenes III 190. 
Hypereides B 62, 4. 65. 68. L, 
Κατα 90. Hegesippos 115. Aischi- 
nes 224. 

Prunkrede (A. Zmideirixöc) in der 
Theorie des Isokr. II 101. 108. 
105f. Charakter im Gegensatz zu 
der prakt. Rede I 58. 113f. II 
112. 159. 165. 181}. 1918. 

Psaon von Plataiai Isokrateer 11 423. 

Pytheas ΠΙΒ 252—256. 

Python von Byzanz (Ainos) Sch. des 
Isokrates II 56f. ΠῚΒ 343. 


R. 


Reinheit, Erfordernis des Ausdrucks 
nach Isokrates II 105 (ähnlichen 
Sinnes ἀκρίβεια). Vorzug des Lysias 
1399f. des Isokrates II 121f. 126. 
b. Theopomp von den Alten ver- 
misst 389. 391. auch Ὁ. Platon v. 
Dionysios 438. b. Xenophon am 

igsten vorhanden 442f. inwie- 

weit bei Isaios 468f. b. Demosthe- 
nes ΠῚ 79. 83. vermisst auch bei 
Hypereides 25ff. 31f. in andrer 
Weise bei Lykurg verletzt 99 £. 
dem Hegesippos eher zuzusprechen 
118. dem Aischines mit Recht ab- 
gesprochen 196 ff. 201f. über Dein- 
arch 293f. 301. 

Rhodische Redner, Verehrer u. Nach- 
ahmer des Hypereides III 61. B 
22. — Aischines angeblich Stifter 
der rhod. Rednerschule 284 ἢ, 

Rhythmus in der Kunstprosa, Theorie 
1 119. II 105. 129. 135. 320. 404, 
415. 417. IIB 359f. Rh. bei Thu- 
kydides I 216; künstlich zuerst Ὁ. 
Thrasymachos 249, 1Π 120, B 331. 


Register. 


weiter ausgebildet von Isokrates Il 
135—141. ΠῚ 100. B361f. b. Alki- 
damas 330. Ὁ. Theopomp u. Ephoros 
392. 408. in seiner Vollendung b. 
Demosthenes ΠῚ 115 ff. B 359-368. 
in andrer Art bei Platon A 100. 
einigermassen bei Hypereides B 
31. 33. manierirt von Demetrios ab 
316f. — Rhythmisches Gesetz des 
'Demosthenes A 99ff. B 367f. 359. 
ob von Demochares beobachtet 309. 


8. 


Schwurformeln in der älteren Bered- 
samkeit (Isokrates, Lysias) kaum 
vorkommend, mehr schon bei Isaios, 
sehr reichlich b. Demosthenes ΠῚ 
79. 168. nicht viel bei Hypereides 
B 40. sehr selten Ὁ. Lykurg 101. 
ziemlich viel b. Aischines 198. 
mässig Ὁ. Deinarchos 294. 

Sibyrtios Sch. des Theodektes II 414. 

Sokrates, Einfluss auf Isokrates II 
11f. 173. 251 Anm. auf Xenophon 
442. — Reden gegen und für ihn 
(Polykrates, Lysias u. s. w.) 1 841 ἢ, 
II 387. 339. 416. IIIB 813. Sokr. 
ὁ copıcrhc Ὁ. Aischines IIB 157. 
Urtheil d. Demochares über ihn 807. 

Sophisten I 13f. 23#. 

Speusippos, Brief an Philipp II 81, 5. 
1ΠΒ 343ff. 362f. 854. 366. 

Sprichwörter, Sammlung von solchen 
durch Aristoteles, was Kephisodoros 
tadelte II 421. von der Prankrede 
wird das Spr. gemieden, Demo- 
sthenes wendet es nicht häufig an 
III 81}. oft Hypereides B 27. über 
Aischinea s. 198. üb. Lykurg 101. 

cc für rr bei den Tragikern und alt- 
attischen Prosaikern (nicht im 
altattischen Dialekt) ΠῚ Β 325. ins- 
besondere bei Gorgias I 60. 70. 
Antiphon 114f. Thukydides 205. 
nicht mehr bei Thrasymachos ΠῚΒ 
331. 


«τάςεις, Name angeblich b. Naukrates 


U 417. Theorie nicht viel älter als 
Hermagoras ebend. 

Stegreif, R. aus d. St. von Alkidamas 
geübt und empfohlen II 819. 321. 
v. Gorgias 1 49. II 47. auch Anaxi- 
menes darin ausgezeichnet 861. 
angeblich Aischines IIIB 234 f. 
Isokrates dazu unfähig II 47. 

Steigerung (aöEncıc), Theorie Ὁ. Ana- 
ximenes Π 355. Steigerungen des 
Gorgias (Gemeinplätze) I 50f. des 


Register. 


Thrasymachos (ὑπερβάλλοντεο) 243. 
— αὔξ. Ὁ. Lysias (schwächer) 391. 
b. Isokrates II 181. 197. 200. 252f. 
261f. b. Theopomp 394. b. Isaios 
484, 3. 6522. Hypereides i. d. St. 
schwächer ΠῚΒ 48. Lykurg des- 
wegen gerühmt 98. 

Stilgattungen (χαρακτῆρες) des Theo- 
phrast I 379#f. IT 119. III 69. Gross- 
artige Stilg. von Gorgias eingeführt 
1, 58. Vertreter ders. auch Anti- 
bnon 113ff. und Thukydides 204 ff. 

ittlere Stilgattung des Thrasy- 
machos I 246ff. IITB 331. vollen- 
det von Isokrates II 119. Schlichter 
Stil des Lysias I 379f. IIIB 337. 
des Andokides I 290. 

Stratokles IIIB 302—304. 278. 280. 
288f. Ehrendekret f.Lykurg 73.308. 

Straton Sch. des Isokrates II 57. 

Symmetrische Struktur der Rede bei 
Demosthenes ΠῚ 118, 528—562. 
Symmetrie bei den in Isokrates' 
Antidosis citirten Stellen andrer 
Reden II 284f, Anm. 8. 8. auch 
Eurhythmie. 

Symploke (Figur) Ὁ. Demosth. ΠῚ 146. 

cöv von Isokr. ganz gemieden II 127. 

ευνήγοροι in Athen I 38ff. Demosth. 
fast nie cuvniropoc ΠῚ 29f. 34f. 
desto öfter Hypereides Β 48: 

Synonyma, Scheidung derselben von 
Prodikos gelehrt 129 ff. bei Thuky- 
dides 213f. Ὁ. Isokrates II 125f. Ὁ. 
Antisthenes 315. — Verbindungen 
von Synon. bei Antiphon I 118. 
Lysias 402. Ὁ. Isokrates II 128. 165. 
Ὁ. Alkidamas 828. Ὁ. Theopomp 
u. Ephoros 390. 406. b. Demosth. 
(sehr häufig) ΠῚ 93#f. Ὁ. Hypereides 
B 32. Lykurg 102f. (selten Ὁ. He- 
‚gesippos 118). bei Aischines (nicht 
oft) 208. Ὁ. Deinarch 294. 

werpogh im Satzbau nach Theophrast 
von Thrasymachos eingeführt I 246. 
248f. nach Dionysios vonLysias 384. 
der Prunkrede (Isokr.) fremd Π 159. 
weiter ausgebildet bei Isaios 476 ff. 
Ὁ. Demosthenes ΠῚ 127 ff. 


τ. 

Teisias (falsche Schreibung Tıiclac) 
1 20-23. Lehrer des Lysias 338. 
des Isokrates II 11. 

Theodektes Sch. d. Isokrates II 410— 
416. Rede „Sokrates“ 337. 416. 
Theodektes 8, d. vor. II 414. viell. 

Verf. des Alexandros 342. 
Blass, attische Beredsamkeit. TIL, 2. 


385 


Theodoros I 251—254. IIIB 332. 

Theokritos von Chios II 56. 351. 373. 

Theophrastos, s. Schule in Athen IIIB 
263. Lehrer des Deinarchos das. des 
Demetrios 310. 313. — Aufstellung 
der Stilgattungen in der Kunstprosa 
1 246 u. s. w. (8. 'Stilgattungen). 
Würdigung des Thrasymachos I 
245f. über Lysias 377. 439f. Be- 
urtheilung ἃ. Isokrates Il 110. 119. 
136. 146. hat den Demosth. u. die 
prakt. Beredsamkeit noch wenig ge- 
würdigt 113. 119. III 66f. (8. aber 
auch 64). Urtheil üb. Herodot und 

‚Thukydides II 378, 3. üb. ἃ, gor- 
gianischen Figuren 162. 

Theopompos II 370—396. III 16. 
B 355. Sieger Ὁ. d. Leichenspielen 
des Mausolos 68. 372. 411. 418. 
Feindschaft mit Anaximenes 351. 
374. Würdigung des Demosthenes 
III 35. 39. 42f. Eukomion des Phi- 
lippos II 876. Schrift gegen Platon 
376. Briefe an Alexandros 376. 389. 
Schr. περὶ τῶν ἐκ Δελφῶν cuAn- 
θέντων χρημ. 376. 392. Schr.m. εὐςε- 
βείας nicht von ihm 376f., Anm. 7. 

Theramenes Lehrer des Isokr. II 12. 

Thrasymachos I 240—251. IIIB 
830—332. 

Thukydides1195—239. Verhältnis 
zu Äntiphon I 85f. 201. 11 489. ob 
von Isokrates benutzt III Β 346. von 
Demosthenes studirt u. nach Inhalt 
u. Form verwerthet III 18f. 84f. 93. 
123. 129. 132. 194. IIIB 356. aus- 
geschrieben vom Vf.d. R. [ἢ Neaira 
419. von Theopomp abschätzig be- 
urtheilt II 378. Vergleich mit Theo- 
pomp 878. 386f. 396. — Reden I 
227— 239. Epitaphios I 233. ΠῚ 431. 
434f. R. der Platäer u. Thebaner I 
222. 223f. 234f. 239. IIIB 330. II 
245. R. des Hermokrates u. Athe- 

‚oras I 235. Dialog d. Athener 
u. Melier 237f. 

Timaios von Tauromenion Sch. des 
Philiskos I 423. Vergleich zwischen 
ἃ Prunkrede u. ἃ. Geschichtsschrei- 
bung 409. Aeusserung über Demo- 
chares v. Polybios gerügt III B 306. 

Timolaos v. Larissa Sch. des Anaxi- 
menes II 350. 

Timotheos Konon's 8. Sch. ἃ. Isokr. 
II 4985. (IIL235, 4). pseudodemosth. 
Rede gegen ihn ΠῚ 4688. Aristo- 
geiton κατὰ Τιμοθέου B 249. 261. 

Tisias-s. Teisias. 


25 


386 
τυ. 


Umschreibung d. einfachen Ausdrucks 
b. Antiphon I 115 f. Thukydides 
208f. Lysias 402. häufig bei Alki- 
damas II 324. 328. auch bei Theo- 
pomp 390. Ὁ. Ephoros 406. De- 
mosthenes ΠῚ 88, Hypereides B 88 ἢ, 
Lykurg 100f. Deinarch 294. 


Vv 


Verflechtung paralleler Erzählungen 
Ὁ, Isokrates IL 180. 

Vergleichungen b. Perikles I 36f. Ὁ. 
Demosthenes III 88f. 90. 165. 
Hypereides B 30f. 47. Ὁ. Aischines 
228ff. Ὁ. Demades 245f. 

Verknüpfung d. Gedanken n. Isokr. 
für die Prunkrede nothwendig ΠῚ 
102. auch von Anaximenes vorge- 
schrieben 366 f. von Isokr. meist 
sehr kunstvoll gehandhabt 168#. 
287. 550. desgl. von Platon(Menex.) 
435. mangelhaft Ὁ, Alkidamas 327. 
üb. Isaios 487. 499f. Demosthenes 
ΠῚ 189. Hypereides (musterhaft) B 
62. Lykurg 97. Aischines 226f. von 
Deinarch wie mit Fleiss vernach- 

29. 

Verse in der Prosa zu meiden II 106. 
135f. 408. finden sich dennoch zu- 
weilen Ὁ. Tsokrates 1801. Ὁ. Epho- 

.Demosthenes 8. II1 116. 

gegen Neaira III 481. 

Vortrag des Perikles 137. des Kleon 
u. a. Volkaredner 40f. des Demosth. 
UI 173f2. vgl. 21, B 368. des Hy- 
’pereides B 48. Lykurg 94. des 
Aischines 222ff. 


w. 


Wiederholung derselben Silbe (am 
Ende eines Wortes u. am Anfang 
des folgenden) nach Isokr. fehler- 
haft 11105. inwieweit von ihm ver- 
mieden 1331. IIIB 346. v. Demosth. 
UI 114f. B 369. — Wiederholung 
derselben Worte (auch in der Ana- 
phora, Epanalepsis u. 8. w.) f. die 
ΟΝ als fehlerhaft betrachtet 
U 165. Nachlässige Wiederholung 
derselben Ausdrücke Ὁ. Ephoros407. 


Register. 


Hypereides IIIB 32. Ὁ. Lykurg 108. 
stärker Ὁ. Hegesippos 1181. desgl. 
b. Aischines 194. auch Deinarchos 
293. — Rednerische Wiederholung 
(des Gedankens und auch des Aus- 

Irucks) Ὁ. Isaios II 490ff. 496. 505. 
Ὁ. Demosthenen ΠῚ 1951. b. Lykurg 

96. 

Witz dem Demosthenes abgehend ΠῚ 
168. auch dem Aischines B 221. 
dem Hypereides besonders beigelegt 
ΠῚΒ 48. noch mehr dem Demades 


Wortfolge II 129. Vorschriften bei 
Anaximenes darüber 357. Thukyd. 

- darin sehr kühn I 217f. nicht so 
Thrasymachos 250. üb. Andokides 

“ IIB 888. Ὁ. Isokrates meist natür- 
lich u. regelmässig II 141f. IIIB 
346f. ähnlich Ὁ. Alkidamas II 330. 
Ὁ. Anaximenes 367. Ὁ. Theopomp u. 
Ephoros 392.408. freier b. Antisthe- 
nes 314f. in d. Rede gegen Palame- 
des 334. b. Isaios 481. vielfach kühn 
b. Demosthenes III 120ff. üb. pseu- 
dodemosth. Reden 462. 467. 482, 2. 
üb. Hypereides B37f. Lykurg 104. 
108. Äischines 204. Deinarchos 29 
hie und da verkünstelt Ὁ. Demetrios 
317. vollends b. Hegesias 317, 3. II 
141f. (wo auch über Aristoteles). 


Σ. 


Ἐένα ὀνόματα i. d. Theorie des Iso- 
krates II 108. 

Xenophon I 441- 469, Verhältniss 

sokr. 449. 11. 42. L. Breiten- 

bach über seine Art des Schrift- 
stellerns 452, 3. — Agesilaos 
446-452, Hellenika (II VII) v. 
isokrat. Stil beeinflusst 448f. An- 
fang der Memorab. nicht gegen 
Polykrates gerichtet 339£. m. πόριυν 
277. 4491. Schr. üb. Theognis viell. 
dem Antisthenes gehörig 307, 4. 

Xenophon ἃ. Jüngere II 449ff. 296. 
IIB 273. 


Zoilos Sch. des Polykrates II 344—— 
349. technische Sehriften angeblich 
von Demosthenes benutzt III 16. 


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