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From the
Fine Arts Library
Fogg Art Museum
Harvard University
/
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES
HERZOGTHUMS BRAUNSCHWEIG
IM AUFTRAGE
DES HERZOGLICHEN STAATS-MINISTERIUMS
HERAUSGEGEBEN
VON DER
HERZOGL BRAUNSCHWEIGISCHEN BAU-DIRECTION
ZWEITER BAND
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES KREISES BRAUNSCHWEIG
MIT AUSSCHLUSS DER STADT BRAUNSCHWEIG
BEARBEITET VON
PROFESSOR DR P. J. MEIER
HERZOGLICHEM MUSEUMS -IIISPEKTOR
MIT 14 TAFELN UND 153 TEXTABBILDUNGEN
WOLFENBUTTEL
VERLAG VON JULIUS ZWISSLER
1900
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DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES
HERZOGTHUMS BRAUNSCHWEIG
ZWEITER BAND
\
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES
HERZOGTHUMS BRAUNSCHWEIG
IM AUFTRAGE
DES HERZOGLICHEN STAATS -MINISTERIUMS
HERAUSGEGEBEN
VON DER
HERZOGL. BRAUNSCHWEIGISCHEN BAU-DIRECTION
ZWEITER BAND
DIE BAU- UND KUNSTDENKMALER
DES KREISES BRAUNSCHWEIG
MIT AUSSCHLUSS DER STADT BRAUNSCHWEIG
WOLFENBUTTEL
VERLAG VON JULIUS ZWISSLER
1900
DIE BAU- UND KUNSTDENKMÄLER
DES
KREISES BRAUNSCHWEIG
MIT AUSSCHLUSS DER STADT BRAUNSCHWEIG
BEARBEITET VON
Professor Dr. P. J. MEIER
HERZOGLICHEM MUSEUMS ■ INSPEKTOR
MIT 14 TAFELN UND 153 TEXTABBILDUNGEN
WOLFENBÜTTEL
VERLAG VON JULIUS ZWISSLER
1900
FA 110.11^ C-^^
HARVARD^.
RNe^ARFS
UBRARY
^pp 141969
Vorwort.
L/ie Anlage des I. Bandes der „Bau- und Kunstdenkmäler
des Herzogthums Braunschweig" hat sich im allgemeinen so
bewährt, dass sie im II. Bande bis auf wenige Aenderungen, die
für sich selbst sprechen mögen, beibehalten werden konnte. Die
Ausstellungen, die die bisher erschienenen Besprechungen des
I. Bandes — sämtlich übrigens in wohlwollendster Weise —
gebracht haben, sind sorgfäkig erwogen worden, auch wo ich
glaubte, ihnen schon wegen der Einheitlichkeit in der Anlage nicht
Folge geben zu dürfen. Selbst die Vollständigkeit in der Wieder-
gabe der Hausinschriften ist für diesen Band noch beibehalten
worden, wird aber in Zukunft auf die wichtigeren, bisher noch
nicht verzeichneten beschränkt werden. Ein sehr breiter Raum
ist ferner den Bauernhäusern gewidmet, an denen der Kreis
Braunschweig ganz besonders reich ist. Doch hoffe ich, keine
Gattung von ,, Denkmälern" vor den anderen bevorzugt zu
haben, möchte aber auf der anderen Seite ausdrückHch betonen,
dass ich keineswegs ausschliesslich oder auch nur im überwiegen-
den Masse die kunstgeschichtlich wichtigen Denkmäler im
Gegensatz zu den rein geschichtlichen verzeichnen wollte. Ist
man aber damit einverstanden, und hält man es ferner für richtig,
dass auch die untergegangenen Werke, soweit sie noch in
Nachrichten festzustellen sind, berücksichtigt werden, so muss
man auch die breitere Behandlung der Wüstungen mit in Kauf
nehmen, da diese zwar verschwundene, aber doch ausserordentlich
wichtige Denkmäler rein geschichtlicher Art sind, wie dies schon
Bd. I, S. VII. hervorgehoben war. Die Orte mit dem Sitze eines
Amtsgerichts mussten diesmal jedoch in gleiche alphabetische
Reihenfolge mit den anderen gestellt werden. Im übrigen ver-
weise ich auf das Vorwort zu Band I.
Die Zeichnungen für Band II sind zum grössten Theil
von Fräulein Winkelmann und Herrn cand. arch. Hans Fleck,
VI Vorwort.
die für Abbildung 42 jedoch auf Grund eigener Aufnahme von
Herrn Realschullehrer Lühmann angefertigt worden. Die Ab-
bildungen 46, 47, 50 — 55, 58, 62 — 64, 66 — 68, sowie die
Schlussbilder S. 120 und 245 sind der Schrift von Hans
Pfeifer, die Abbildung 45 der von Johannes Beste über das
Kloster Riddagshausen entnommen, die gleichfalls im Verlage
von Julius Zwissler erschienen sind. Die Lagepläne sind von
Herrn Forstaspirant Diekmann, die den Lichtdrucktafeln und
Netzhochätzungen zu Grunde liegenden photographischen Auf-
nahmen — abgesehen von Nr. 65, die ich Herrn Hofbildhauer
Sagebiel verdanke — wieder durch mich angefertigt worden.
Dank schulde ich für diesen IL Band wieder den Herren
Professor Ad. M. Hildebrand in Berlin, Pfarrer O. Borchert
in Göddekenrode, Professor Dr. Christian Scherer in Braun-
schweig, sodann für Nachweise der betr. Zimmermeister den
Herren Pastor Hayder in Wendeburg und cand. theol. Lachmund
in Thedinghausen , für Mittheilungen über Vorgeschichtliches
Herrn Dr. med. Haake, für solche über die Wüstungen Herrn
Postmeister a. D. Jungesbluth. Besonders gedenke ich auch
der steten Hilfsbereitschaft, die mir die Herren Stadtarchivare
Professor Dr. Hänselmann in Braunschweig und Archivrath
Dr. Zimmermann in Wolfenbüttel gewährten, und erwähnen
möchte ich ferner an dieser Stelle — sichtbarer, als es in Band 1
geschehen — , dass die geschichtlichen Theile des Buches bei dem
schmerzlich empfundenen Ausstehen von ürkundenveröffent-
lichungen aus dem Herzogl. Landeshauptarchiv nur dadurch mögHch
geworden sind, dass ich durch die Güte der Herzogl. Archiv-
verwaltung die ausführhchen handschriftlichen Regestenzusammen-
stellungen des verstorbenen Schulraths Dürre benutzen durfte.
Auch sonst habe ich mich überall wieder bei Behörden und
Privatpersonen der grössten Zuvorkommenheit zu erfreuen gehabt.
Braunschweig, den 19'. Juli 1900.
R J. MEIER.
Einleitung:.
Allgemeine Quellen und Literatur
s. Bd. I S. IX. — Dazu Kayser, Die reformatorischen Kirchen Visitationen in
den weltischen Landen 1542/44 (Göttingen 1S96).
Lage und Bodengestaltung.
Literatur s. Bd. 1 S. IX. Der Kreis Braunschweig liegt — abgesehen von der
Exklave Thedinghauseo — zwischen lOi* ii' und 10* 46' östl. Lange von Greenw.,
sowie gz* 11' und 52* 23' nördl. Breite und bildet mit den Kreisen Helm-
stedt und Wolfenbtittel, die sich östlich, bzw. unmittelbar südlich anschUessen,
die grössere Hälfte des Herzogthums. Nördlich und westlich grenzt dieser Theil
des Kreises an die Kreise Gifhom und Peine der preussischen Provinz Hannover.
Von letzterem umschlossen die kleine Exklave Oelsburg. Der weitab im Nord-
westen befindliche Amtsgerichtsbezirk Thedinghausea dagegen Hegt unter 9* östl.
Lange und $2" 58' nördl. Breite. Ausser diesem umfasst der Kreis Braunschweig
die gleichnamige Stadt, deren Denkmäler in einem besonderen Bande zu be-
handeln sind, sowie die Amtsgerichtsbezirke Riddagshausen und Vechelde und
enthalt I Stadt, l Flecken (der wieder aus 3 Dorfgemeinden besteht) und 93
Dörfer, von denen jedoch 8 zu 4 Dorfgemeinden vereinigt sind. Mit der süd-
östlichen Ecke berührt der Kreis den westl. Abhang des Elms, in den er mit
dem zu ihm gehörenden Wabethal e tief einschneidet. Abgesehen hiervon und von
der sehr geringen Erhebung des Nussberges zwischen der Stadt Braunschweig
und Ridd^ishausen (s. S. 128 f.), der indessen für die mittelalterlichen Kirchen
dieser G^end in seinem Rogen stein ein gutes Baumaterial geliefert hat,
treffen wir in dem Kreise nur Flachland an. Durchflossen wird der Haupttheil
desselben in wesentlich südnördl. Richtung von der Oker, die einst die Stadt
Braunschweig in zwei Theile schied, aber auch jetzt noch z. Th. die Grenze
der Amt^erichtsbezirke Riddagshausen und Vechelde bildet, mit der Einschrän-
kung jedoch, dass die am linken Ufer gelegehen, von der Landwehr der Stadt
Braunschweig umschlossenen „Pfahldörfer" zu Riddagshausen gehören. Ueber die
Bedeutung des Flusses als Gaugrenze s. unten S. XII f. Das Amt Riddagshausen
wird dann in seiner ganzen Lange von der Schimter durchzogen, die bei Beien-
rode und Thune jedesmal den nördlichsten Punkt ihrer beiden Bogen erreicht
VIII Einleitung.
und unweit der Grenze in preussischem Gebiet bei Walle in die Oker sich er-
giesst. Sie empfängt im Sandbeek und in der Wabe (bei Dibbesdorf, bzw. Querum)
zwei linke Bäche vom Elm her. Im Amte Vechelde bildet die vom Oderwald
bei Gr.-Flöthe (Kreis Goslar) kommende Fuse, ein linker Nebenfluss der Aller,
die östl. Grenze der Exklave Oelsburg, ihr fliesst gleichfalls erst auf preussischem
Gebiet von rechts her die Aue, im Unterlauf Erse genannt, zu, die beiWaten-
stedt (Kreis Wolfenbüttel) entspringt und das genannte Amt in seiner ganzen
Länge von S nach N durchzieht. Die Aue und Oker, sowie die Schunter und
Oker verbindet, bzw. verband je ein Kanal (aus dem XVIII. Jahrh.) zur Be-
förderung von Bauholz und Torf. Ein grösseres Bruch östlich bei Braunschweig
ist durch die Cistercienser von Riddagshausen in Teiche verwandelt worden.
Das ganze Gebiet ist stark von grösseren oder kleineren Waldungen durchsetzt,
dem Rest des grossen Harzwaldes, der sich einst bis Braunschweig ausdehnte
und gleich nördlich der Stadt in die Heide Waldungen überging. Das Amt The-
dinghausen liegt am linken unteren Weserufer und wird von der Eiter durch-
flössen, die das Wasser aus den ausgedehnten Brüchen von Hoya, Bruchhausen
usw. der Weser zuführt. Einige Ortschaften (Werder und Ahsen) waren aber ur-
sprünglich durch einen alten Weserarm vom Amte getrennt, zu dem sie ver-
muthlich beide — doch ist es nur von Werder bezeugt — erst später ge-
schlagen wurden. Vgl. S. 333. 348.
Siedlungskunde.
Literatur s. Bd. I S. Xf. — Dazu Förstemann, Altdeutsches Namensbuch. —
Rhamm, Der heutige Stand der deutschen Hausforschung, Globus LXXI (1897)
169 ff.
Ostfalen, Nordthüringen, Slaven. Die Oker bildet, wie bereits Bd. I
S. XI ausgeführt ist, die alte Stammgrenze zwischen Ostfalen im W und Nord-
thüringen im O. Mit Bezug auf das letztere gilt das aaO. Gesagte. An dem ge-
schlossenen wendischen Gebiet hat der Kreis keinen Antheil mehr. Auch ist die
Vermuthung, dass wir in Bortfeld, Zweidorf und den im Namen ein Wend-
führenden Dörfern nördlich und nordwestlich von Braunschweig eine wendische
Enklave zu erkennen hätten, in dieser Form sicher nicht richtig. Aber es scheint
doch, als wenn darin eine Spur von Wahrheit läge. Denn, wenn schon Völken-
rode (s. S. 307) in der Nachbarschaft von fraglos wendischen Rundlingen als
der Rest eines solchen angesehen werden würde, so hat Wendezelle (s. S. 3 19 f.)
ausgesprochen wendische Form, bei der nur die Grasgärten jetzt fehlen. Ge-
schichtliche Nachrichten lassen uns sonst freilich hier im Stich.
Ueber die Wasserburgen an 'der Schunter, die aaO. S. XVI als Bollwerke
gegen die andrängenden Slaven nachgewiesen sind, sei noch berichtigend oder
ergänzend bemerkt, dass ihre Reihenfolge im Kreise Braunschweig folgende ist:
Beienrode (2 „Ballwälle"), Kampen (i „Bollwall" nebst kleineren Anlagen
, ähnlicher Art), Wendhausen, Hondelage (ausnahmsweise am rechten Ufer
Einleitung. IX
auf einer Erhöhung), Ossenburg bei Dibbesdorf, ,, Borwall'* zwischen Dibbes-
dorf und Querum, Wenden (Kranenburg), Thune, Wahle-Scheverlingen-
burg (Kreis Gifhom), Neubrück, femer, dass die Anlage der Mundburg am
Einfluss der Oker in die Aller durch Bischof Bemward von Hildesheim (in der
Zeit von 993 bis 1002), wie der Transsumpt einer Urkunde Ottos III. (ÜB
Hochstift Hildesheim I Nr. 54) angiebt, in der That hauptsächlich als Schutz
der ganzen Gegend gegen die Slaven (contra perfidorum incursionem et vasta-
tionetn Sclavonim) aufzufassen ist; sie erfolgte, wenn nicht auf Befehl, so doch
auf Ersuchen des Kaisers und wurde auch mit Verleihung der betr. Grafschaft
belohnt. Die Bezeichnung dieser Art von Sperrforts als Bor-,^ Boll-, Baliwall
wird auf Burgwall zurückzuführen sein. Der Name Tun (Zaun) für eins von
ihnen (s. S. 205) scheint die ehemalige Befestigungsart anzudeuten. Inwieweit
die am rechten Ufer der unteren Oker liegenden Adelsburgen Schwülper imd
Meinersen mit der alten Schunterbefestigung zusammenhängen, entzieht sich
meiner Beurteilung.
Ortsnamen. Von den iii Ortsnamen, die der Kr. Braunschweig abzüglich
derer des Amtes Thedinghausen und der durch Klein- von den sonst gleich-
namigen unterschiedenen umfasst, endigen 5 (=41/2 0/0) auf -/Mi", je 6 (=51/8^/0)
auf -ingen und 'Stedt^ 18 (=i6®/o), davon 13 im Amte Riddagshausen, auf
'heim (meist in abgeschliffener Form, in Zusammensetzung mit Personennamen
oder Ortsbezeichnungen), 4 (= 3>/j ^j^ auf -büttel^ 3 (== 2 ®/o) ^yxi -hausen^ 13
(= 1 2 ^\^ auf 'dorf^ 1 9 (= 1 7 ®/q), davon 1 8 im einst waldreichen Amte Rid-
dagshausen, auf -rode, 22 (= 20 o/^) +11 (= 10 <*/o) sind nach der Orts-
beschaffenheit oder der Art der Ansiedlung gewählt und endigen auf -leghe
(== Wald), 'hörst ^ 'f^^y '^^* -kamp, -hagen, -lar^ -mar, thal, wedele gUnt^ tun,
'briickj bzw. -bürg, -hof, -thurtn, -zelle (?), 4 (= 3^3^/0) sind nicht weiter ein-
zuordnen. Von den Thedinghäuser Ortsnamen endigen 5 auf -heim (abgeschlif-
fen), je 3 auf 'Stedt und -hausen^ 1 auf -dorf^ während 7 nach der Ortsbeschaf-
fenheit oder der Ansiedlungsart gewählt sind.
Bauernhäuser. Die für den Kreis Helmstedt Bd. I S. XVII bestimmte
Grenze zwischen dem niedersächsischen und thüringischen Hause deckt sich im
Kreise Braunschweig im wesentlichen mit den Eisenbahnen nach Magdeburg
und Hildesheim (vgl. Andree, Braunschw. Volkskunde 136), nur hatten, bzw.
haben südlich davon Gardessen und Broitzem sächsische, nördlich davon Al-
vesse, Bodenstedt, Köchingen und Vallstedt thüringische, Bettmar und Lie-
dingen die sächsische, aber von der thüringischen beinflusste, Oelsburg und
Sonnenberg gemischte Bauart. Wichtig erscheint mir eine besondere Abart des
thüringischen Typus, die ich in Erkerode, Destedt, Melverode, Rautheim, Schulen-
rode, Sickte, Alvesse, Bettmar, Bodenstedt, Denstorf, Liedingen, Oelsburg, Siersse,
Timmerlah, Vallstedt, Wedtlenstedt feststellen konnte und die in dem Vortreten
der Wohnräume vor die Wirthschaftsräume besteht. In Ortschaften, die Ursprung-
X Einleitung.
lieh rein sächsischen Typus hatten, Iflsst sich das Eindringen des thüringischen
mehrfach beobachten.
Politische Geschichte.
Im wesentlichen deckt sich die politische Geschichte des Kreises Braunschweig
mit der des Kreises Helmstedt (s. Bd. I S. XVIII). Nur hat das Amt Kam-
pen, wie unten S. 54 f. näher dargelegt worden ist, seine eigene Geschichte
gehabt, und, wie dieses erst 1706 wieder ans Fürstenthum Wolfenbüttel ge-
kommen ist, so sind auch damals erst die vordem zum lüneburgischen Amte
Gifhom zählenden Ortschaften Bevenrode, Bienrode undWaggum jenem zu-
gelegt worden, während Schloss Brunsrode (s. S. 13) 1328 im Besitz der Lüne-
burger Linie erscheint, von dieser aber schon 1388 endgiltig an die Braun-
schweiger abgetreten wird. Ganz für sich steht der Amtsgerichtsbezirk Theding-
hausen. Er gehörte, wie es scheint, seit der Erwerbung des ganzen Eiterbruchs
um 1033, zum Erzstift Bremen, wurde 1643 von den Schweden erobert, im
Frieden von Münster 1648 nebst dem ganzen Erzstift und dem Bisthum Verden
säkularisirt und jenen zugesprochen, die beide Gebiete unter dem Namen Her-
zogthümer Bremen und Verden von Stade aus verwalten Hessen. Der Genuss
des Amtes Th. wurde dem Feldmarschall Arfvid Wirtenberg v. Debem, Graf zu
Nyburg, zu Theil. Eine Folge der Kämpfe um die Herzogthümer war die Ab-
tretung des Amtes Thedinghausen nebst Werder und wohl auch Ahsen (s. S. X)
im Celler Frieden 1679 an das Gesamthaus Braunschweig- Lüneburg. „Herzog
Ernst August gab hierauf 1681 seinen Antheil an Herzog Georg Wilhelm zu
Celle, und dieser entschädigte mit einem Theil davon Herzog Rudolf August
1703, so dass von dem ganzen, i Flecken und 18 Dörfer enthaltenden . . . .
Amte Thedinghausen der Flecken Th. mit 12 Dörfern der Fürstlichen Linie
abgetreten ist" (Hassel-Bege II 376). Vgl. auch die Literatur bei Theding-
hausen S. 333. — Mehrfach sind wir auch im Stande, die Besitzverhältnisse in der
vorwelfischen Zeit festzustellen. Wie gleichfalls S. 54 dargelegt ist, gehörte näm-
lich die Burg Kampen und eine Reihe anderer Ortschaften wahrscheinlich zum
AUodialbesitz der Grafen von Walbeck, und Wedtlenstedt (s. S. 315), sowie
vermuthlich Güter in Rühme (s. S. 180) zu dem der Grafen von Katelenburg.
Eine Erwerbung Herzogs Ottos des Erlauchten fand 888 in Lehre (s. S. 64) statt.
Ueber die älteren Besitzverhältnisse in Oelsburg s. S. 286.
Gau- und ältere kirchliche Eintheilung.
Literatur s. Bd. I S. XIX. — Dazu Lüntzel, Die ältere Diöcese Hildes-
heim 238. 29off. — Evang.-luth. Monatsblätter 1887, 21 ff. — Dettmer
ebd. 1895, 43 ff. — P. J. Meier, Zur ältesten Geschichte der Pfarrkirchen im
Bisthum Halberstadt (Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1898, 22yff.), — Die Oker,
die Ostfalen von Nordthüringen trennt, ist auch die Grenze des Derlingos und
des Gaus Ostfalen (Valen), bzw. eines Theiles desselben, des Leregaus, denen
Einleitung. XI
das ganze Gebiet der Amtsgerichtsbezirke Riddagshausea und Vechelde an-
gehört, während Thedinghausen im Largo (bzw. der Landschaft Steiringen)
liegt und kirchlich einen Theil der Bremer Dompropstei ausmachte (s. S. 344).
Für die zuerst genannten Aemter bildete die Oker auch in kirchlicher Be-
ziehung eine Grenze, die gleich dem Flusse selbst mitten durch die Stadt
Braunschweig lief; das Gebiet rechts der Oker gehörte zum Bisthum Halber-
stadt, das andere zum Bisthum Hildesheim. Wahrscheinlich hat in beiden
die Abtei Fulda, die in dieser Gegend zahlreiche Güter besass, die erste Mis-
sionsthätigkeit ausgeübt, dann sind in jenem, wie wir jetzt noch bestimmter
annehmen dürfen, durch den ersten Halberstädter Bischof Hildegrim L, den
Bruder des grossen Ludger, im Anfang des IX. Jahrh. jene 35 Pfarrkirchen ge-
gründet worden, in denen wir der Hauptsache nach die späteren, fast durchweg
dem hl. Stephan als dem Hauptheiligen des Bisthums geweihten Archidiakonats-
kirchen und alle späteren Pfarrkirchen ihre Mutter zu erkennen haben. Für den
Kreis Braunschweig gehören zu diesen, wenn sie auch nur mit einem Theil ihres
Sprengeis von ihm umfasst werden, i. Atzum (Kr. Wolfenbüttel) mit Wenden,
Rauth eim-Kl. -Schoppen stedt. Kl. -Stöckheim-Mel veröde. Mascherode, 2. Lucklum
(s. S. 73) mit Volkmarode, Hondelage, Veitheim, Wendhausen, Lehre, Brunsrode,
Flechtorf, [Hägerdorf], Hordorf, Erkerode, Sickte, Hötzum, Hemkenrode, Destedt,
Abbenrode, Gardessen, Kremlingen. Schulenrode, 3. Ochsendorf (Kr. Gifhorn)
mit Beienrode, 4. Meyne (Kreis Gifhorn) mit Bienrode, Bevenrode, Waggum.
Auch für den bischöflich hildesheimischen Theil des Kreises sind die ältesten
Gründungen in den Archidiakonatskirchen zu suchen. In Betracht kommen hier:
I. Denstorf, dessen Sprengel mit Wedtlenstedt, Oelper, Bortfeld, Timmerlah,
Sonnenberg, Lehndorf, Alvesse (s. jedoch S. 246), Wierthe, Watenbüttel — ur-
sprünglich wird auch Meerdorf, das als Riddagshäuser Besitz von der Archi-
diakonatsgewalt befreit gewesen sein muss, dazu gehört haben — , in seiner
ganzen Ausdehnung in den Kreis Braunschweig fällt, 2. Schmedenstedt (Kr.
Peine) mit Siersse, Duttenstedt, Woltorf, Liedingen, [Haslere], Bettmar, Vechelde,
Wähle, Köchingen und Wendeburg, das zwar nicht als zugehörig ausdrücklich
genannt wird, aber wegen seiner Zugehörigkeit zum Halbgericht Bettmar ver-
muthet werden muss, 3. Stöckheim (Kr. Wolfenbüttel) mit Rüningen, Broitzem,
4. Lengede (Kr. Peine) mit Vallstedt, Bodenstedt (s. auch S. 246), 5. Sol-
schen (Kr. Peine) mit Oelsburg.
Kirchliche Eintheilung der neueren Zeit.
Innerhalb der Generalinspektion Wolfenbüttel enthält jetzt die Specialinspektion
Ahlum (-Veitheim a/O) als Pfarren des Kreises Braunschweig: Veitheim a/0.,
Kremlingen, Destedt, Erkerode, Hötzum, Kl. -Stöckheim, zu denen aus der da-
mals aufgelösten Inspektion Queriim (s S. in) Mascherode, Rautheim,
Sickte herübergenommen sind, die Inspektion Thiede: Alvesse, Vallstedt, die
jetzt mit dieser vereinigte Inspektion Engelnstedt: Köchingen, Bodenstedt,
XII Einleitung.
innerhalb der Generalinspektion Braunschweig die gleichnamige Landinspek-
tion: Rüningen, die Inspektion Timmerlah, die früher nach Denstorf bzw.
dem Eichgericht genannt war: Bortfeld, Denstorf, Lehndorf, Oelper, Timmerlah,
Völkenrode, Wedtlenstedt, die Inspektion Kampen (-Lehre): Flechtorf, Hor-
dorf, Volkmarode, Lehre, Gardessen (das nebst Schandeiah 17 14 — 1754 nach
Königslutter gelegt war), Abbenrode, Brunsrode (das bis 17 14 zu Königslutter
gehört hatte), Bevenrode, und die früher zur Inspektion Quer um (s. oben) ge-
hörenden: Hondelage, Querum, Wenden, Wendhausen, während die früher zu
Kampen zählenden Dörfer Glentorf und Scheppau (Kr. Helmstedt) 18 18 zu
Königslutter gelegt sind, die Inspektion Wendeburg, die jetzt mit Timmer-
lah vereinigt ist: Wendeburg, Bettmar, Wähle, Meerdorf, Duttenstedt, Oelsburg.
Abgesehen von den vermerkten Aenderungen, die in Zusammenlegung mehrerer
Inspektionen und in der Auflösung der von Querum im Jahre 1887 bestanden,
geht diese Ordnung der Inspektionen auf die Schulordnung Karls I. von 1753
zurück, die an Stelle grösserer Bezirke zur leichteren Beaufsichtigung der Schulen
kleinere treten Hess. Denn nach der Kirchenordnung von 1569 kamen für den
Kreis Braunschweig nur die Specialinspektionen Salzdahlum, Sauingen mit
dem Eichgericht und Bar um in Betracht, die der Generalinspektion Wolfen-
büttel unterstanden, während die Inspektion Kampen erst durch den Anfall
dieses Gerichts an das Fürstenthum Wolfenbüttel (1706) aus der bereits 1527
reformierten lüneburgischen Inspektion Gifhorn gebildet und dann nebst der
Inspektion des Eichgerichts und der der Pfahldörfer der vorübergehend 1726,
dauernd 1755 zur Generalinspektion erhobenen Stadtinspektion Braun-
schweig unterstellt wurde. — Das Amt Thedinghausen steht für sich.
Gerichts- und Verwaltungsbezirke.
Literatur s. Bd. I S. XXI. — Dazu Lüntzel, Die ältere Diöcese Hildes-
heim. — G. Bode, Geschichte der Grafen von Wernigerode und ihrer Graf-
schaft (Ztschr. des Harzgeschichtsvereins 1871, iff. — v. Ompteda, Schloss
Thedinghausen u. s. Gebiet (Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1865,
151 ff.). — Es empfiehlt sich, wieder von der Ordnung auszugehen, die Hassel-
Bege um 1800 verzeichneten. Das ,, Fürstenthum" Wolfenbüttel, dem — mit
Ausnahme des Amtes Thedinghausen — der ganze Kreis Braunschweig ange-
hörte, besass I. im Residenzamte Wolfenbüttel den grössten Verwaltungs-
bezirk mit Obergerichtsbarkeit, und diesem waren als Untergerichte untergeord-
net I. die Landvogtei Bettmar mit Bettmar, Siersse, Köchingen, Liedingen,
Bodenstedt, Wähle, Wendeburg, Zweidorf, Woltorf, 2. die Vogtei Evessen
mit Hötzum, Sickte, 3. die Gografschaft Sauingen mit Alvesse, Vallstedt,
Wierthe, 4. das Amt Salzdahlum mit Kl. - Stöckheim, Melverode, Rautheim,
5. das Klostergericht (Vogtei) Riddagshausen mit dem Kloster, Neuhof,
Gliesmarode, Querum, KU-Schöppenstedt, Mascherode, Hondelage, 6. die
Klostervogtei Meerdorf, die nur noch Harvesse umfasste, 7. 8. die adligen
Einleitung. XIIl
Gerichte Niedersickte und Wendezelle. Weitere Obergerichte im Umfang des
Kreises waren femer II. Amt Lichtenberg mit Gografschaft Oelsburg, III.
Amt Eich, zugleich ein Untergericht bildend, mit Broitzem, Timmerlah, Gr.-
und KL-Gleidingen, Sonnenberg, Denstorf, Wedtlenstedt, Lamme, Bortfeld, Völ-
kenrode, Watenbüttel, IV. Amt Kampen mit 3 Gogerichten und 13, bzw. 14
Dörfern (s. S. $2. 55. 64. 183), V. Amt Neubrück mit Neubrück, Wenden,
Thime (s. auch S. 205), Bienrode, Waggum, Bevenrode, sodann die fürstlichen
Gerichte: VI. Wendhausen, VII, Vechelde mit V., Vechelade, Fürstenau,
Sophienthal, VIII. Veitenhof, die adligen Gerichte: IX. Brunsrode mit
Gr.- und Kl. -Brunsrode, X. Destedt mit D., Hemkenrode, Kremlingen, Schu-
lenrode, Erkerode, XI. Duttenstedt mit D., Essinghausen, XII. Veitheim
mit Veitheim a/0.. Kl. -Veitheim, XIII. das Komtureigericht Lucklum und
schliesslich XIV. das der Stadt Braunschweig zustehende Pfahlgericht mit
Lehndorf, Oelper, Rühme, Rüningen, Eisenbüttel, dem auch die verschiedenen
„Thürme" in der Landwehr angehörten. — Ueber die ältere Geschichte der dieser
späteren Gerichtsordnung vorangehenden mittelalterlichen Grafschaften innerhalb
des Kreises Braunschweig sind wir z. Th. durch die grundlegenden Untersuch-
ungen G. Bodes, die auch für Band I hätten benutzt werden müssen, unter-
richtet. Nach der Urkunde ÜB Hochstift Halberstadt I 77/8 gab Heinrich III.
im J. 1052 die Grafschaft des Grafen Luther im Nordthüringau und Derlingau,
sowie die des Grafen Bernhard in denselben Gauen, im Harzgau und Gau Bel-
xem an Bischof Burchard von Halberstadt, ohne Zweifel in der Weise, dass die
bisherigen Lehnsinhaber die Grafschaften nunmehr, statt vom Reiche, von der
Kirche zu Lehen empfingen. Die Grafen Luther und Bernhard sind aber die
Söhne eines älteren Luther, dessen Grafschaft im Anfang des XL Jahrh. mehr-
fach erwähnt wird, und in dem wir vermuthlich den 1033 bei Werben gefal-
lenen Grafen von Walbeck zu erkennen haben. Andererseits darf angenommen
werden, dass vom Grafen Bernhard die Grafen von Süpplingenburg, dagegen
vom Grafen Luther IL die Pfalzgrafen von Sommerschenburg abstammten, deren
Erbe theils ganz, theils in der Hauptsache später den Weifen zufiel. Genau in
derselben Weise und etwa zu gleicher Zeit, nämlich im Jahre 1051, verlieh
Heinrich III. dem Bisthum Hildesheim die Grafschaft des Grafen Bruno, seines
Sohnes Ludolf und wieder dessen Sohnes Ekbert, also die alte Grafschaft der
Brunonen, die sich über die Pfarrsprengel (d, h. die späteren Archidiakonate)
Schöningen, Watenstedt, Schoppen stedt, Lucklum, Atzum (im Nordthüringau und
Darlingau), Stöckheim, Denstorf (Gau Ostfalen), Ringelheim (Salzgau), Beden-
bostel (Gau Grete), Hankensbüttel (Gau Mulbege), Wienhausen (Gau Flutwide)
erstreckte, d. h. die Brunonen erhielten ihre alte Grafschaft jetzt gleichfalls aus
der Hand der Kirche wieder, die Grafschaft aber fiel später ebenso, wie die
der Grafen von Walbeck, den Weifen zu. Als weifische Afterlehnsinhaber, zum
mindesten eines grossen Theiles beider Grafschaften, erscheinen nun bereits seit
II 17 die Edelherren, die sich seit 1121 nach Wernigerode nannten. Der
XIV Einleitung.
Umfang ihrer Grafschaft lässt sich daran erkennen, dass Graf Konrad 1217
zu Sickte (s. S. 193 f.) ein Gericht abhält, das Harbke (bei Helmstedt) betrifft,
und Graf Gebhard 1247 eines zu Denstorf Über. Güter zu Berklingen bei
Schöppenstedt, bei dem als Vorsprach und Schöffen Leute aus Broitzem, Wedt-
lenstedt (Kr. Braimschweig), Biwende, Kneitlingen, Watzum (Kr. Wolfenbüttel),
Zilly (Kr. Halberstadt), Hasserode, Konenroth, Minsleben (Kr. Wernigerode) be-
theiligt waren. Man sieht, die verschiedenen Theile der Grafschaft waren zu
einem Ganzen in der Hand der Wernigeröder zusammengewachsen. Auch ver-
pfänden die Gebrüder von Wernigerode 1248 ihre Einkünfte aus der Grafschaft
über Broitzem und bezeugen 1260 den Verkauf von Gütern in Dobbeln. Die
beim Bisthum Halberstadt aber zu Lehen gehende Grafschaft traten die Wernige-
röder Grafen 1272 an Herzog Albrecht ab, und so sehen wir auch die Herzöge
1280 und 1283 über die Güter in Dobbeln und Dahlum richten. Das gleiche
haben wir etwa für dieselbe Zeit auch bezüglich der beim Bisthum Hildesheim
zu Lehen gehenden Grafschaft anzunehmen.
Aus dem letzteren Theil der Grafschaft ist dann später das Eichgericht her-
vorgegangen in dem oben angegebenen Umfang; nur werden 1544 noch die Pfahl-
dörfer Oelper, Lehndorf und Rüningen, die später dem Pfahlgericht der Stadt
Braunschweig unterstanden, hinzugerechnet. Im wesentlichen deckt sich dieser
Gerichtsbezirk mit dem Archidiakonatsbezirk Denstorf. Das herzogliche Eichge-
richt kam 15 19 als Pfandbesitz für 5000 fl. an die Stadt Braunschweig, die es
auch trotz der Bestimmungen des Vertrages von 1553 zwischen ihr und Hein-
rich d. J. behielt und sogar 1569 damit belehnt wurde, bis die Eroberung der
Stadt 1671 das Gericht ohne Entschädigung dem Herzog wieder zurückbrachte.
Der Sitz des Justizamtes blieb jedoch Braunschweig. — Die Landvogtei Bettmar
hatte auch den Namen Halbgericht, mit Rücksicht auf das andere Halbgericht
Dungelbeck (oder an der Pisser), das in hildesheimischem Gebiet lag. Die Tren-
nung der dem Grafen Ludolf von Peine gehörenden, im wesentlichen mit dem
Archidiakonat Schmedenstedt zusammenfallenden Grafschaft wird erfolgt sein,
als Heinrich d. L. dem abtrünnigen Lehnsmann 1192 die Burg Peine abgewann.
So lange aber die alte Gerichtsverfassung bestand (d. h. bis zur westfälischen
Zeit), wurde das Landgericht abwechselnd in Bettmar und Dungelbeck unter
Wahrung der alten Gebräuche abgehalten, während das Landgericht an Bettmar
gebunden war, und zwar wurde letzteres im Walde bei Bettmar bzw. Siersse
(s. S. 290) oder up der langen wisch abgehalten (vgl. Lüntzel, Aeltere Diöcese
Hildesheim 116). Die Vogtei war 1579 ^^^ erbaut und war noch 1813 — 1825
der Sitz des gleichnamigen Kreisgerichtes, das dann nach Vechelde verlegt
wurde (der Hof wurde 1825 verpachtet, 1842 veräussert). — Nach Sud. VI
2^-] (vor 1388) gehörten Wendhausen, Flechtorf, Wenden zur lüneburgischen
Vogtei Gifhom, Bienrode dagegen — und dies wird dann auch bei Waggum
und Bevenrode der Fall gewesen sein — 1327 zum Gericht Meine. — Im
übrigen vgl. über die verschiedenen Gerichte bei den einzelnen Ortschaften.
Einleitung. XV
Das Amt Thedinghausen, das wieder für sich betrachtet werden muss, hatte
in Lunsen seine alte Gerichtsstatte. Die Grafengewait stand nach v. Omptedas
Untersuchungen zuerst wohl den Billungern zu, kam 1062 oder spätestens 1092
an das Erzstift Bremen, wurde aber thatsächlich ausgeübt von den Edlen v.
Bruchhausen und (seit etwa 1 230) ihren Nachfolgern aus dem Hause Oldenburg,
die seitens des Erzstiftes, vielleicht sogar schon seitens der Billunger damit be-
afterlehnt waren. Bei der Theilung der Grafschaft in Alt- und Neubruch hausen
(um 1234) blieb das Gericlit und der Zoll ungetheilt Das Bestehen des Ge-
richtes lässt sich bis 1609 nachweisen, doch nimmt v. Ompteda aaO. 298 an,
dass die Ausübung der richterlichen Gewalt, wie z. B. 1565, so schon seit dem
Aussterben der Bruchhäuser Grafen (1388), wenn nicht bereits seit Erbauung des
Schlosses Thedinghausen (s. S, 347), durch dessen Beamte erfolgte. Der Gerichts-
sprengel deckte sich wieder im wesentlichen mit dem alten Pfarrsprengel Lunsen
(s. S. 344), der auch den jetzt hannoverschen Theil des Amtes Thedinghausen
umfasst; jedoch ist zu beachten, dass die Orte, die erst durch eine Aenderung
des Weserlaufes auf das linke Ufer des Flusses kamen, besonders Werder und
das hannoversche Ritzenbetgen, gewiss aber auch Ahsen (s. s. 5^3), erst bei der
Abtretung des Amtes an das Gesamthaus Braunschweig-Lüneburg diesem bei-
gelegt wurden. Es bildete seither ein , .wirkliches Juslizamt mit Ober- und Unter-
ge ri ch tsbarkeit' ' .
impen (s.S. 2, Nr. 1).
Nachträge und Berichtigungen.
S. 9. Zinnteller von 20 cm Dm., mit Dar-
stellung der Auferstehung im Spiegel und den
hochovsilen Medaillons der Apostel in ganzer
Figur auf dem Rande. XVII. Jahrhundert. Jetzt
im Vaterland. Museum zu Braunschweig.
S. 35, Z. 19 f. und S. 95, Z. I fF. Es handelt
sich nach gütiger Mittheilung von Herrn Dr.
Haake um vorgeschichtliche Wohngruben.
S. 50, Z. 6 lies XV statt XIV.
S. 100, Z. I. Vgl. auch Schiller, Die mittel-
alterliche Architektur Braunschweigs 6 2 ff,
S. 103, Z. 15. Es hat wohl auch ein Einfluss der
Burgkapelle in Braunschweig (vgl. Winter,
Die Burg Dankwarderode, Braunschweig 18S3),
auf die Kirche in Melverode stattgefunden.
S. 1 1 5 , Z. 4. Im W und O befanden sich je drei
Schalllöcher; von den letzteren ist das mittlere
breiter und im Stichbogen geschlossen, die an-
dern beiden noch mit spitzen Theilungsbogen
versehen. Als Theilungspfeiler dient bei einem
Fenster ein kleiner mittelalterlicher Grabstein
mit Kreuz im Kreis am breiteren Ende. Im S
ein Schallloch mit rundem Theilungsbogen und
schlichtem Pfeiler; im N fehlfen Schalllöcher.
S. 152, Z. 21 lies Bortfeld statt Broitzem.
S. 175. In der Aussen wand des sfldl. Seitenschiffs
haben sich noch die spätgotischen Konsolen (mit
Köpfen and Blattwerk) vom früheren Kreuz-
gang erhalten, Proben bei Pfeifer aaO. 68.
S. 185, Z. 8 von unten tilge die Klammem.
S. 336. Dem jetzigen Besitzer des Erbhofes,
Herrn Lillie, verdanke ich noch aus alteren Auf-
zeichnungen die Mittheilungen:
1. Dass das 260 Morgen umfassende Gut
1681 vom Drost v. Gerstenberg in Verden, bald
nach 1766 vom braunschw. Oberhauptmann
v. Ompteda, 1789 vom Drosi v. Hugo in
Thedinghausen und 1829 bei der Zwangsver-
steigerung vom Hausvogt Luders in Celle, dem
Urgrossvater des Herrn Lillie, gekauft wurde.
2. Dass der Burgmannssitz der Spaden süd-
lich vom Erbhof, zwischen den beiden Eiter-
armen gelegen habe, wo sich noch die Bezeich-
nungen Spadenkamp und Bärenburg (Name einer
wüsten Kothstelle) erhalten hätten.
Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Abbenrode.
Namensform stets dieselbe, mit der Bezeichnung prope Elmonem (1353),
or dem Elme (1393), by Destidde (1436), d. h. Rodung eines Abbo.
Geschichtliches. A. früher Pfarrdorf im Bann Lucklum, jetzt zur Inspektion
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Amugciicbtsbeiuli Riddagil
2 Amtsgerichtsbezirk Rtddagshausen.
Kampen(- Lehre) gehörig. Nach dem ältesten Corpus Bonorum von 1669 rührten
die Kirch- und Pfarrgüter von den v. Veitheim her, die auch die Kirche ge-
gründet haben sollen. Nach deren Erbauung war, der gleichen Angabe zufolge,
das Kirchenpatronat beim Bischof von Halberstadt, 1490 beim Walbecker Dom-
propst Wieprecht v. Barby, kam 161 7 durch Herzog Christian von Minden an
CeUe, 1706 an Wolfenbüttel und steht noch jetzt dem Landesherm zu. —
A. war das südlichste Dorf der Gografschaft Gardessen im Amte Kampen und
theilte dessen Geschichte (s. bei Kampen u. Einleitung). Im XHI. Jahrh. besass
das Stift Walbeck in A. 7 Hufen, die 161 7 von der Regierung eingezogen
wurden, im XIV. Jahrh. aber wird es als Besitz der v. Veitheim angegeben.
Im XIV. Jahrh. besitzen die Kirchhofs 3, 1401 die v. d. Hey de 4 Hufen, die
1408 an den Mathäuskaland übergehen. Der Zehnte wird 1393 als herzogl. Lehen
des Kreuzklosters bezeichnet, war aber von diesem als Afterlehen weiter vergabt.
Dorfanlage haufenförmig, am Nordabhang des Elms, mit südlicher Richtung
der Höfe, die Kirche, vor der uralte Linden stehen, liegt südlich hoch über
dem Dorfe. Flurkarte von G. C. Geitel 1773. — Damals 5 Ackerleute, 2 Halb-
spänner, 22 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 250, 1895: 336.
Die Peter-Paulskirche besteht aus rechteckigem Thurm imd rechteckigem
Schiff, dessen gerade schliessender Chor — jetzt mit dem Schiff einen Raum
bildend — einst gewölbt war. In der über den Thurm etwas vorspringenden
Südmauer des eigentlichen Schiffs zwei Paar kleine, verblendete Spitzbogenfenster
mit gemeinsamem Pfosten; von dem Paar links ist das eine Fenster durch eines
der in neuerer Zeit eingebrochenen grossen Rundbogenfenster zerstört worden.
In der mit dem Thurm bündigen Nordmauer der alte, gleichfalls verblendete
spitzbogige Eingang, dessen sich oben kreuzendes Profil den Birnenstab zwischen
Kehle und Kamies mit anschliessender Fase zeigt; hier mehrfach die beiden
Steinmetzzeichen fj und TT . Davor lag einst die Leichenhalle. Der Gesims-
eckstein besteht t/ aus '^ Kehle zwischen Schmiegen, das Dachgesims
darunter aus Platte und steiler Kehle. Auf dem Ostgiebel ein Kreuz von acht-
eckigem Durchschnitt und mit Naswerk. An der Nordostecke ein Stein mit der
Minuskelinschrift m cccc l xxiii, — Der mit Satteldach und achtseitiger Laterne
versehene rechteckige Thurm hat im O zwei, an den übrigen Seiten je eine
Schallöffnung im Stichbogen, mit meist gerader Wandung; im W der jetzige
Eingang zur Kirche. An der Ostseite bemerkt man die Dachschräge eines älteren
Schiffs, das mit dem Thurme dieselbe Mittelachse besass, während bei einer
späteren Erneuerung einfach die Südmauer herausgerückt worden ist. — Weitere
Erneuerungen der Kirche haben 1844/5 ^^^ ^^9^/7 stattgefunden.
[Das älteste Corpus Bonorum erwähnt eine Altarplatte mit Sepulcrum und
einen Altarschrein, femer in den Nischen der Sakristei die Figuren der
beiden Schutzpatrone Petrus und Paulus, im Osten einen Gekreuzigten
mit der Jahreszahl 1453 — angeblich wie am Ostgiebel, hier steht jedoch
1473- — i und an den Wänden die Bilder von Propheten].
Abbenrode — Beienrode. x
Grabstein des Pastors Joh. Jak. Bosse (geb. in Schöningen 1679, g^st.
1729), einst neben dem Altar, jetzt in die frühere nördliche Thür eingelassen.
Glocken, i. von 90 cm H. und Dm., an Stelle einer 1685 und nochmals
1697 geborstenen, 1697 von Heiso Meyer in Wolfenbüttel gegossen und mit dem
Namen des Pastors Rohdenbach, sowie dreier Einwohner, am Hals aber mit
derselben schönen Verzierung versehen, wie die Beierstedter Glocke des Meisters
von 1676 (s. Bd. I 337).
[2. Nach dem Corpus Bonorum kleine Glocke mit der Inschrift Heinrich
Bosselman (!) in Braunschweig me fusit (!) anno löjo, 1831 durch eine Glocke
J. H. Wickes in Braunschweig ersetzt].
[Alte Uhr, nach dem Corpus Bonorum 1650 vom Meister Thomas in
Braunschweig für 40 Thaler gekauft].
Kelche, i. aus Silber, von 24 cm H., von runder Form und ganz schlicht,
mit Braunschweiger Beschau (Löwe), einem D und dem Meisterzeichen L S ver-
sehen, 1723 durch den Pastor Bosse (s. oben) und dessen Frau gestiftet. — 2. aus
Zinn, von 18 cm H., barock profilirt, mit Helmstedter Beschau (gekreuzte Abt-
I P
Stäbe) und dem Meisterzeichen — in hochovaler Einfassung.
Oblatenschachteln, i. aus Silber, rund, von 9 i/a cm Dm., mit Braun-
schweiger Beschau, M und dem Meisterzeichen j^' in herzförmiger Einfassung. —
2. aus Zinn, rund, von 9 cm Dm., mit derselben Bezeichnung, wie der Zinnkelcli.
Aeltere Häuser fehlen fast ganz, da grosse Brände stattgefunden haben;
der von 1857 zerstörte drei Viertel des Dorfes. Erhalten nur No. 23, alte stroh-
gedeckte Köthe, an der Südseite mit weit vorspringendem Dach.
[Hausin Schrift. Die Inventarisation von 1878 verzeichnet den bekannten
Vers: Alles^ was mein Thun usw.; s. Bd I 166].
Beienrode.
Namensformen. Boden- (980. 1226. 1303), Bodden- (um 1480), Boygen-
(1482), Beyen- (1178. 1439) ''^^> ^^^^ ^^^ rothe, d. h. Rodung eines Bodo.
Geschichtliches. B. früher (z. B. noch 1439) Pfarrdorf im Bann Ochsendorf,
jetzt Filial von Flechtorf. Nach Angabe im Corpus Bonorum von 1750 bestand
damals noch ein Pfarrhaus in B. — Kaiser Otto schenkte dem Grafen Mamaco 980
das Dorf B., gelegen im Derlingon, in der Grafschaft des Markgrafen Dietrich.
1482 nennen die v. Veitheim B. ihr Dorf, 1597 nennt sich Heinrich v. Veitheim
auf B. Der Zehnte war halberstädisches Lehen der v. Meinersen (noch 13 n),
von diesen aber um 1226 an die v. Veitheim ausgethan, die noch 1559, aber jetzt
seitens des Herzogs, damit belehnt waren. Jedoch wird die Hälfte des Zehnten
1402 von den v. Honlege an das Kloster Riddagshausen auf Wiederkauf gegeben,
und dieses besitzt noch im XVII. Jahrh. den halben Korn- und den Fleisch-
zehnten. B. gehörte zur Gografschaft Lehre im Amte Kampen, dessen Geschichte
es theilte (s. dort und Einleitung). — Die Volkssage weiss von einem Kloster
S. Jürgen in B.
1*
A Amugeiichtsbeuik Riddi^bauien.
Dorfanlage unregelmassig, hoch am I. Schunterufer, die Kirche am äusserstea
nördlichen Rande, der zur Schunterniederung steil aböllt. Flurkarte von 1759.
Die Grenzkarte J. H. Halbaurs von 1726 (Herzog], Landeshauptarchiv) verzeichnet
westlich von B. am linken Schunterufer den mit Bäumen bestandenen „Ball-
wall" und östlich vom Dorfe zwischen mehreren Schunlerarmen den „kleinen
Ballwall". Beide bestehen jetzt nicht mehr. — 1759 10 Ackerleute und
13 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 192, 1895: 316.
Die Kirche (Abb. 3. 4) scheint stets nur aus dem grade schliessenden Landaus
(aussen 9.76x6.46 m) und dem quer vorgelegten Thurm (aussen 6.6iX3-59 m).
3. Kirche in Beieniodc.
dessen Seitenmauem in die des Schiffes einbinden, bestanden zu haben. Doch
hat in gothischer Zeit unter Beibehaltung der Grösse des Langhauses und unter
Einbindung auch der neuen Stein schichten in die Mauern des Thurmes eine be-
trächtliche Erhöhung der Schiffsmauem und des östl. Giebels stattgefunden, und
das neue Dach einen spitzeren Neigungswinkel erhalten. Die AufhOhung des
Giebels ist nicht allein auf der Innenseite an der dünneren Mauer, sondern auch
aussen daran zu erkennen, dass der Putz von der alten Mauer fast ganz ab-
gefallen ist. Die alte Dachschräge ist auch an der Ostseite des Thurmes er-
kennbar. Die Ecksteine der alten Theile bestehen am Langhaus und Thurm
aus Sandstein, die der neuen Theile aus Elmkalkstein. Die vergrfisserten Fenster
gehören der neueren Zeit an, im N sind die Spuren einer schiessschartenähnlichen
Oeffnung bemerkbar. Der spitzbogige Eingang mit Stichbf^ennische innen liegt
im S, vor ihm das sog. Leichenhaus (4.56X6,21 m), dessen Thfir innen mit
BeicDrode. j
Stichbogen, aussen gerade schliesst. In der Ostwand viereckige Piscina mit schrSger
Bank; der Ausgussstein ist gleichfalls aussen erhalten. In den Längswänden i
nach O zu je eine kleine viereckige Nische. Das Dachgesims wird durch
eine Kehle zwischen zwei, in gleicher Flucht liegenden Platten gebildet I
Der romanische Thurm fifihet sich in zwei Rundb<^en von je 1.95 m Spann-
weite nach dem Langhaus und enthalt im Glockenhaus nach O und W je zwei, nach
N und S je eine schlichte rundbogige SchallOffnung mit grader Laibung und im S
ausserdem drei Schiessscharten über einander, deren unterste das Erdgeschoss erhellt;
[
4- Inneres der Kirche in Beieniode.
ein grösseres Fenster im W ist neu. Der südliche Giebel (der nördliche ist ver-
putzt) ist aus kleinen rothbraunen Sandsteinen und aus Kalksteinquadern an den
Kanten in gothischer Zeit aufgeführt, die Nordostecke in Kalksteinquadem er-
neuert worden. Gothische breitgefaste Steinkreuze krönen die Giebel des Thurmes,
des Langhauses und der Vorhalle.
Ausstattung. Der Altar ist sehr hoch aufgemauert, die Sandsteinplatte mit
Platte und Schmiege an der Vorderseite entbehrt des Sepulcrums. Der jetzige
Altaraufsatz mit dem rohen Temperabild Christi am Oelberg (links die schlafen-
den Apostel, im Hintergrund Judas mit den Kriegsknechten, schliesslich die Sladt)
scheint nur die Predella einer grösseren Allarwand gebildet zu haben.
Die hölzerne Kanzel, deren Brüstung einst 5, jetzt 3 mit Blendarkaden ver-
sehene Seiten eines Achtecks bildet, ist laut einer Inschrift im J. 1800 über dem
6 Amtsgerichtsbezirk Riddagshauscn.
Altar angebracht und mit einer Prieche verbunden worden. Oflfenbar aus der
gleichen Zeit stammt ein Aquarellbild des Gekreuzigten in der vorderen Blendarkade.
Zur Brüstung der Prieche sind Tannenbretter mit Resten einer nicht schlechten
Darstellung des Abendmahls in Oel auf Kreidegrund, wohl von einem Altar-
aufsatz aus dem XVII. Jahrb., verwendet worden; erkennbar ist Christus mit
einigen Jüngern. Ebendaher scheint die Füllung eines verschlossenen Stuhles zu
gehören, auf der die linke Eckfigur mit Kanne erhalten ist.
Die Orgelprieche (Abb. 4) im W, aus Eichenholz, stammt vom J. 1592. Ein
mächtiger Schwellbalken ist in die beiden, sich gegen die Schiffswände lehnenden,
bis zur Oberkante der Brüstung gehenden Ständer eingelassen und wird von Knaggen
gestützt. Durch einen Oberständer wird die Brüstung in zwei ungleiche Hälften
zerlegt, von denen die eine mit 4, die andere mit 2 — bei Anlage einer nördl.
Prieche ist die eine von ihnen entfernt worden — Blendarkaden versehen ist.
Diese enthielten massige, auf Kreidegrund in Tempera gemalte Hüftbilder der
Tugenden, von links her in folgender Reihenfolge: Glaube (mit Kreuz und Kelch),
Hoffnung (mit Anker), Liebe (mit Kind), Gerechtigkeit (mit Wage und Schwert),
Geduld (mit Schaf). Von den Unterschriften lässt sich nur die letzte lesen: DU
Geduld überwindet [alles] und trägt Verlangen nach . . . Sowohl die Trennungs-, als
die Stützpilaster der Blendarkaden sind mit Längsvertiefungen, die Scheitel mit
Konsolen versehen. Die beiden vorderen Ständer zeigen an der Vorderseite zwei
Mal folgende Verzierung: eine senkrechte, in der Mitte von einem Querglied
unterbrochene, bezw. abwechselnd mit Schnur- und Knöchelmotiv gefüllte flache
Kehle wird von einer beiderseits abgesetzten Kehle begleitet, die oben halbkreis-
förmig läuft. Darüber zwei kreisförmige Verzierungen; die Ränder sind bei diesen,
wie bei der zuerst beschriebenen Verzienmg gekerbt. In der Höhe der Brüstung
laufen zwei gedrehte Schnüre, die durch Perlen und an den Rändern gekerbte
Querriegel unterbrochen werden, senkrecht am Ständer herauf, und in ähnlicher
Weise ist auch der Mittelständer der Brüstung verziert; nur fassen die Schnüre
hier eine Kehle ein und das Ganze wird oben und unten durch quergelegte
Schnüre abgeschlossen. Die zum südlichen Ständer gehörige Knagge hat als
Profil zwischen kleinen Dreiviertelstäben einen langgezogenen flachen Wulst und
geht unten und oben in eine Schmiege aus; an der profilirten Seite läuft in
der Mitte ein Perlstab hinab, die Vorderseite ist mit drei Kreisen, wie oben,
und einer Kehle versehen, die als Halbkreis um einen von ihnen herumläuft.
Die hinteren Ständer sind einfacher gehalten. Der Schwellbalken zeigt das in
der Holzarchitektur bis ins XVII. Jahrh. hinein übliche sich verschlingende Ast-
werk, dessen lancetförmige Mittelfelder in horizontaler Richtimg in stumpfem
Winkel gebrochen sind. Unter dem Oberständer und an den Enden schliessen
oder trennen viereckige Felder mit Kreisverzierungen (wie oben) und der (er-
habenen) Jahreszahl JSg2 das Astwerk ab"; an der Unterkante des Schwellbalkens
befindet sich die gedrehte Schnur, die mehrfach von Perlen und eingekerbten
Zwischengliedern abgetheilt wird.
Beienrode. 7
Vom Taufstein (49 cm h.) ist nur der Sockel erhalten, der von der vier-
eckigen Platte (66 cm im Geviert) mittels kehlförmiger Abfasung der Ecken zu
dem runden Auflager für die Schale übergeführt wird.
Opferstock (1.13 m h.) viereckig und aus einem Eichenbalken gefertigt,
unten mit Sockel versehen, der mittels Kamies in den eigentlichen Ständer über-
geht, dann mit dem rohen Medaillonbrustbilde Christi (in der L. die Weltkugel,
die R. erhoben) in flachem Relief auf ausgehobenem Grund geschmückt. Die
kleine Thür darüber ist mit starken Hespen befestigt und trägt die Inschrift
JEbling Moller und Lttdolf Steder A(elter) L(eute), Zwei eiserne Klammem hielten
den Block in sich und an der Wand fest; über, bezw. unter ihnen Anno — 1601,
Der Stock ist im allgemeinen weiss gestrichen, Sockel und Thtlr jedoch roth,
die Inschriften in entgegengesetzter Weise, Christus in natürlichen Farben auf
rothem Grund. Jetzt im Vaterländischen Museum zu Braunschweig.
Gestühl aus Eichenholz alt, aber schlicht.
Grabstein des Pastors Andreas Jacobi (geb. in Dassel 1635, Pastor in
Fiechtorf-Beienrode 1669 — 1704) liegt im Fussboden.
Die Eichenthür im Südeingang ist alt und mit eisernen Querbändem be-
schlagen, die nach oben und unten Ranken, in Schlangenköpfen endigend, aus-
senden (vgl. Abb. 4).
Glocken neu.
Kelch (20 cm h.) aus vergoldetem Silber mit rundem Fuss usw., am Knauf
mit Buckeln versehen, von 17 16. Braunschw. Beschau (Löwe), E und Meister-
bezeichnung GIB in breitovaler Einfassung auf Kelch und Patene.
Schlichte Deckelbüchse sechsseitig aus Zinn, mit braunschw. Beschau (zwei
Mal) und dem Meisterzeichen (S^^ '
2 Messingleuchter v^ß) (34 cm h.) gothisirend, mit Knauf und
drei Füssen.
Aeltere Häuser der sächsischen Art. Bei Nr. 6 von 1732 verbreitert sich
die Däle hinter dem vorderen Stall, die — neu untermauerten — Wohnungs-
raume haben höhere Wände und treten daher hinter den Wirthschaftsräumen
zurück. — Nr. 7 von 1726 ähnlich, nach der Danndorfer Abart (s. Bd. I 164),
Balkenköpfe und Füllhölzer sind viertelstabförmig gestaltet. Beide Häuser sind
jetzt mit Zi^eln gedeckt. — Einige Häuser aus den zwanziger Jahren des
XIX. Jahrh. haben in der Längsseite links von den Wohnräumen die Dälen-
einfahrt.
Hausinschriften. Nr. 6 (s. oben) 2. Cor. 5, 10 (sehr frei), dann den ganzen
Gesangbuchvers: ühsem Ausgang segne Gott usw., schliesslich Ach Gott wille uns
für Feuers Noth und für ewigen Tod in der letzten Noth am jüngsten Gericht
[behüten?]. Hilf uns allen ^ die hier wohnen^ lieber ... — Nr. 7 (s. oben) Wer
Gott vertraut^ Hat wohl gebaut, [Nach der Inventarisation von 1889 Alles j was
mein Thun usw. (s. Bd. I 166) von 1711.]
8 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Bevenrode.
Namensform stets dieselbe, d. h. Rodung eines Bevo. 1479 '^^^ ^^ ^^
Gross B. genannt.
Geschichtliches. B. früher Pfarrdorf im Bann Meine, jetzt zur Inspektion
Kampen(-Lehre) gehörig. Ein WilUkinus presbiter de B, exschemi 1348. DasPatronat
stand früher allein den v. Campen- Wedesbüttel (bzw. Grote-Wedesbüttel) zu; in-
folge der Vereinigung von Bienrode und Waggum als Filialen mit B. (1642, bzw.
nach der Reformation; s. jedoch bei S. 10 f.) wurde nach Angabe im Corpus Bono-
rum von 1750 durch Abt Dreissigmark ein wechselndes Patronat eingeführt, das
für Bienrode (nebst Bechtsbüttel) dem Kloster Riddagshausen, für Waggum (nebst
dem Querumer Pass) den v. Kissleben, dann den Grafen v. Walmoden, jetzt den
V. Kielmannsegg auf Uhry, für B. selbst der obengenannten Gutsherrschaft zu-
steht. Zu B. zählten früher (noch nach 1800) auch Wendebrück und Wendefurt,
d. h. die am rechten Schunterufer gelegenen Theile von Wenden, die jetzt zu
diesem gelegt sind. — B. gehörte früher zum Amte Neubrück. 3 Hufen besass
1231 die Kirche in Kl. Schöppenstedt, 3 Hufen nebst einem Hof und dem
Wald Berkstreke 13 18 die v. Nenndorf, einen Sattelhof und 2 Kothöfe um 1360
die V. Honlege, beide als herzogliche Lehen, 1504 gelangte das Dorf aus dem
Besitz der v. Campen in den des Aegidienklosters in Braunschweig.
Dorf anläge haufenförmig , am östl. Rande die Kirche. Flurkarte von Carl
Christoph Wilh. Fleischer 1758. — Damals 4 Ackerleute und 7 Kotsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: HO, 1895: 208.
Die Kirche besteht aus einem länglichen Chor (aussen 6.65 m lang) mit
8/3 Schluss (je 2.75 m), länglichem Schilf (aussen ii.io m 1., 8.14 m br.), das je
um 60 cm über jenen vorsteht, und einem Thurm (aussen 6.80 m br., 5.15 m
tief), ist aber in allen Theilen oben in regelmässigen Schichten von Elmstein
1863, bzw. 1876 erneuert, der Thurm sogar mit einem neuen Stockwerk in
Elmsteinquadem und mit grösseren Fenstern unter der Glockenstube versehen.
Die untersten alten Schichten bestehen z. Th. aus Findlingen. [Das frühere
„Leichenhaus" im N ist 1863 abgerissen.] In der nordöstlichen Innenwand des
Chors tiefe spitzbogige Nische mit abgesetzter Kante, in der südöstlichen eine
grössere und gleichfalls tiefe, aber viereckige Nische mit Ausguss und mit Haken
im Sturz, über ihr zwei wagerechte Rillen, die in runden Vertiefungen enden.
Der Ausgussstein mit tiefer Rille steht aussen weit vor imd ist an den beiden
unteren Ecken stark ausgekehlt. Eine dritte Nische an der Südwand beim Altar,
im Eselsrücken geschlossen. — In der südlichen Aussen wand ist die mittelalterliche
Altarplatte mit Sepulcrum eingemauert. [Nach dem Corpus Bonorum befand sich
je ein ,, gedoppeltes" Fenster hinterm Altar gegen Osten, gegen Mittag und
Mittemacht]. Die jetzigen Fenster sind neu. An den drei Aussenseiten des
Thurmes je eine rundbogige Doppelschallöffnung. Auf den Säulen (mit Würfel-
Bevenrode. q
kapital und Eckblattbasis) zum Ausgleich mit der Wandstärke ein Auflager;
nähere Betrachtung war unmöglich, da die Schallöfihimgen bis auf Schlitze jetzt
zugemauert sind. — An der Westseite des Thurmes, früher am , »Leichenhause''
ein Stein mit der erhabenen Minuskelinschrift in ausgehobenem Streifen corg et
eccle(sia) \ m ccccc\xx «/, darüber altes Steinkreuz, nach unten breiter werdend,
von achteckigem Durchschnitt und mit Naswerk. In der südlichen Thurmwand
Spur eines älteren Eingangs; der jetzige im W.
Beiderseits vom Altar einfache Grabsteine der Geistlichen Ludolf Sievers
(zu Bevenrode und Bienrode 1653 berufen, gest. 1691 im 75. Jahre) und Joh.
Heinr. Schumacher (1745 berufen, 1777 gest.).
In der Altarwand Oelbild des Gekreuzigten in Abendlandschaft (93 cm br.,
95 cm h., die oberen Ecken gerundet) und im Chor ein solches mit der Auf-
erstehung (links oben ein sitzender Engel, unten schlafende Krieger, 62 cm br.,
63 cm h.), beides etwas weichliche, aber nicht schlechte Arbeiten, die von einem
barocken Hochaltar aus der i . Hälfte des XVIII. Jahrhunderts herrühren.
[Alte Kanzel mit Bildschnitzereien ist im Corpus Bonorum genannt. — Desgl.
Taufe von 1566].
[Glocken sollen einst nach Angabe im Corpus Bonorum vier gewesen sein;
besonders erwähnt wird eine von Heinrich Borstelmann in Braunschweig aus
dem Jahre 1643.] Jetzt solche aus Gussstahl.
Uhr, nach Angabe im Corpus Bononun 1699 von Paul Kn irren in Braun-
schweig erworben.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 18 cm H., rund, mit flachem ge-
rilltem Knauf, XVI. Jahrhundert. — 2. aus Zinn, von 24 cm H., plump profilirt.
Der ovale Stempel zeigt Engel mit Palme und Krone, und daneben ICB 1738.
Taufbecken aus Zinn, von 27 cm Dm., 17 10 gestiftet. Braunschw. Beschau
p p
(Lowe) und hochovaler Stempel; neben undeutlicher Figur ^ .
Epitaph des Pastors Johann Hess von 1647, ^^ Eichenholz. In der
Mitte leidliches Oelbild in vlämischer Art In Landschaft vor dem Gekreuzigten
kniet links der Verstorbene mit drei Knaben, rechts die Frau (in Haube) mit
einer Tochter und einem Wickelkind; dieses, sowie zwei Knaben halten rothe
Kreuze in den Händen. Oben im Giebel das Brustbild Christi; am Architrav
abwechselnd kleine Nischen und Facetten mit verschiedenen Farben bemalt.
Der Rahmen mit goldenen Verzierungen in schmalen Feldern. Gutes seitliches
Barock- Hängewerk. Unten schwarze Kartusche in Barockumrahmung mit der
goldgemalten Inschrift (in Schwabacher Schrift): Im Jahr Christi /ÖQ ^^ ^
ehrwürdige und wohlgelahrte Johannes Hess^ PJarrherr allhier zu Bevenrode samt
dero ehrbare tugendsamen Frawen Magdalena Busmannin, seine ehliebe Hausfraw,
welche im Jahr JÖ^ in Gott selig verschieden. Sind auch samt ihren Kindern^ als
Johannes^ Christian ^ Margreta^ Elisbeth, Wulbrand und Sophia allhier beigesetzt
worden. Denen Gott eine sanfte Ruhe geben wolle. Unten 1647, Hess war 1642
to Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
durch den Abt von Riddagshausen nach Bienrode berufen worden, hatte aber
bereits 1648 in Christian Prätorius einen Nachfolger gefunden (s. jedoch unten).
Südöstlich vom Dorfe die Hünenburg oder der Hüneberg, einst zum Gut
der V. Campen gehörig, das 1870 an die umliegenden Gemeinden aufgetheilt
wurde. Der Hügel, auf dem ein Bergfried stand, ist 15 — 20 Fuss hoch und jetzt
fast kreisrund; doch ist bei der Separation viel Erde abgetragen worden. Nach
einem Lageplan in Bodes Kollektaneen Suppl. Bd. 70 (Stadtbibliothek in Braun-
schweig) zog sich vor der „grossen Burg" im SO sichelförmig die „kleine Burg"
unmittelbar anschliessend hin; in dieser wird ein äusserer Wall zu erkennen sein.
Die Burg lag inmitten eines Sumpfes, doch ist dieser nebst dem eigentlichen
Graben fast ganz beseitigt worden. Westlich vom Hügel lagen die Wirthschafts-
gebäude. Die Untersuchung des Regierungs- und Bauraths Brinckmann zu Braun-
schweig im Jahre 1892 förderte aber zahlreiche schmucklose Umenscherben,
sowie eine Lanzenspitze aus Feuerstein zu Tage, die beweisen, dass die Burg
bereits in vorgeschichtlicher Zeit bestand. Vgl. Braunschw. Magazin 1796 S. 457 f.
Protokolle der Generalversammlung des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine zu Blankenburg a/H. 1896, 119.
[Kl. Bevenrode.]
[Lütigen B, in der Nähe der Hünenburg gelegen. Die Einwohner des aus
4 Höfen bestehenden Dorfes sollen nach dem benachbarten Grassei (Kr. Gifhom),
auf dessen Flur das Behmer- oder Bererfeld den alten Namen bewahrt hat,
z. Th. auch nach Bevenrode gezogen sein. 6 Hufen waren um 1400 Besitz der
V. Ursleve und Stapel].
Bienrode.
Namens formen Ibanroth {10^ i . 1 066) j /danrot Ae (XI. Jahrh,), Ibenroth (12 11),
Bigenrode (1222. 1367), Bienroth (1248), Biedenrode (1400), nach Förstemann
und Andree eher zum Personennamen Ibba^ Ivo gehörig, als zu iba^ Eibe, wie
Dürre (Ztschr. f. Niedersachsen 1869, 73) will.
Geschichtliches. Bei der Abtrennung der nördl. Hälfte des Pfarrbezirks Atzum
und Gründimg der S. Magnipfarre im Dorfe Brunswiek 1031 wurde auch B. dieser
unterstellt. 12 11 jedoch erscheint B. als Filial von S. Magni und schon 1222
Weilandus als rector ecclesie in Ä, die somit selbständig geworden war. Das
Dorf Bechtsbüttel (Kr. Gifhom) ist bei B. eingepfarrt. Nach dem Corpus Bononmi
von Bevenrode soll B. selbst erst 1642 als Filial zu Waggum, bzw. Bevenrode
gelegt sein; doch wird im Kopialbuch von Riddagshausen als letzter Bienroder
Pastor noch der 1648 eingeführte Christian Prätorius (s. oben) genannt, und zu-
gleich angegeben, dass das Pfarrhaus verfallen, die Gemeinde klein geworden und
die Pfarre desshalb einem Lüneburger Prediger, dem Pastor Sienen in Bevenrode,
übertragen sei. — B. gehörte 1327 vor das Gericht zu Meine, später zum Amte
Neubrück. 131 1 ging das Dorf, bis dahin villa propria der v. Wenden, nebst
Bevenrode — Bienrode. 1 1
dem Patronat der dortigen Kirche und einer Mühle für 130 Mk. in den Besitz
des Klosters Riddagshausen über, das auch jetzt noch für B. mit den Patronen
für Bevenrode und Waggum abwechselnd das Besetzungsrecht in Bevenrode aus-
übt (s. S. 8). — 1327 erfolgte eine Verzichtleistung der v. Wenden auf ihr ehe-
maliges Eigenthum, und 1347 ging auch ein Gut der v. Marenhol tz in den Besitz
des Klosters über. Im XVII. Jahrh. erhielt dieses aus dem Dorfe etwa 20 Thaler
Zins. Die Mühle von B. wurde bei Verjagung Herzog Heinrichs d. J. ans Amt
Gifhorn gezogen, zahlte jedoch noch 3 Thir. 12 Gr. Zins ans Kloster, bis sie ans
Amt Gifhorn verkauft wurde.
Die Dorfanlage erinnert stark an einen wendischen Rundling. Die Kirche liegt
hoch am westl. Rande des Dorfes und der Schunterniederung. Flurkarte von
1754.— Einwohnerzahl ijgojy, 97, 1895: 355.
Die Kirche besteht aus einem einheitlichen Schiff mit geradem Schluss und
Thurm. Jenes stammt von 1843, ist aber später nochmals erneuert und dabei
mit gothischen Fenster- und Thüreinfassungen in Backstein versehen worden, die
gegen das Bruchsteinmauerwerk seltsam abstechen. Der romanische Thurm, aussen
von 6.25 m Br. und 5.25 m Tiefe und bis oben hin mit eingestreuten Findlings-
blöcken versehen, hat vierseitiges Pyramidendach und auf drei Seiten je zwei,
auf der Westseite aber eine rundbogige und gradwandige Schallöffnimg, an den
Pfosten mit Quadereinfassung. Jetzige Eingänge im O und W. Ein grosser Spitz-
bogen verbindet Thurm und Schiff. An der Ostseite des Thurmes Dachschräge
eines bedeutend kleineren Schiffes.
Von einem barocken Altar des XVHI. Jahrhunderts haben sich zwei massige
Oelbilder, der Gekreuzigte mit Maria, Johannes und der knieenden Magdalena
zwischen den Schachern in Landschaft und die Einsetzung des Abendmahls von
der Predella, erhalten.
Grabstein des Pastors Johannes Siberus (gest. 1629).
Glocken, i. von 78 cm H. und Dm. und von schöner Form, am Halse mit
ausserordentlich feinen Renaissancestreifen; der eine nur aus Bandwerk mit an-
gehängten Früchtegewinden, der andere zugleich mit nackten Knaben, die sich
rückwärts an das Band lehnen und Zweige in den Händen halten, sowie mit
phantastischen Thieren auf dem Band (Abb. 5). Unten in grossen lateinischen
Buchstaben von schöner Form -\-sanctus Albertus vocor. Thomas Bot, Wilhel-
tnus de Aelten me fecerunt 1^61, — 2. von 40 cm H. und 36 cm Dm., unten
sehr weit ausladend, mit der Minuskelinschrift m ccccc xx iar^ deren Theile
durch undeutliche Brakteatenabdrücke getrennt sind, und den Reliefs einer
langgestreckten Maria im Strahlenkranze und eines ebenso rohen, wie undeut-
lichen Reiters.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 21 cm H., Fuss und Knauf mit ge-
drehten Rokokoprofilen. Braunschw. Beschau (Löwe), K und Meisterbezeich-
nung GIB. Am Fuss: Zu diesem Kelch hat Gott/. Joh. Boden W(iitw)e 9 Thaler
geschenkt, Braunschweig, d. 75. 8ber 1746. — 2. aus Zinn, von 24 cra H., barock,
12 Amtsgcrichtsbnirk Riddagshausea.
mit demselben Stempel, wie der in Bevenrode (S. 9). — 3. aus Zinn, von 16 cm H.,
gleichfalls barock, 1633 gestiftet, die Patene mit Braunschw. Beschau (Löwe) und
Stempel: über Rose HD.
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 29 cm H. , barock profilirt, 1684
gestiftet.
Zwei Zinnvasen von 21 cm H,, 1710 gestiftet, ohne Stempel.
Lesepult mit eingeigtem Muster. XVIIL Jahrhundert.
Acltere Häuser. Nr. 8 hflbsches Einhaus, wohl noch aus dem XVI L Jahr-
hundert. Dalenthor nach links gerückt; die hnke Ständerreihe in der Flucht des
Thorpfostens und in der Dälenwand, doch ragen die Baiken soweit über diese
;. Schmuck von ein» Glocke in Bienrode.
nach links hinaus, dass sie von langen schrägen Streben gestützt werden müssen.
Auf der rechten Seite hat — vermuthlich infolge der Abtrennung eines Futter-
ganges von der Düle — eine Aendemng stattgefunden, so dass die StSnder jetzt
mitten im Stalle stehen. Zwischen Stall und Dachboden Bansenraum, nach der
Dale zu ganz ofTen. Die Wohnung ist abgetrennt. Das Dach geht beiderseits
tief hinab. An der Vorderseite im Kniestock zwei Reihen niedriger Fächer, die
unteren mit Fussbandem. Die Fächer sonst mit breitseitig gestellten Ziegeln ver-
setzt. — Mühle an der Schunter, nach thüringischer Art gebaut, stark verändert;
doch haben sich noch unversehrt erhalten die dicken Balkenköpfe mit abgesetzter
Rundung und Einkerbungen am Absatz, sowie die betrachtlich schmaleren Kn^-
gen. Diese sind flach auskehlt, werden aber in der Mitte von drei schnur-
artig verzierten Rundstäben zwischen zwei Absätzen quer getheilt, die ebenso, wie
die oben und unten abschliessenden Absätze gleichfalls eingekerbt sind. Ver-
Bienrode — Gr. Brunsrode.
13
muthlich stammen diese Glieder aus demselben Jahr 1593, wie eine Relieftafel
mit dem sechsfeldigen weifischen Wappen (mit drei Helmen) und der Bandinschrift:
Van Gottes Gnaden Ernst Hertzog zu Brunschweig (!) und Lunenburgk; zur Seite
je ein männlicher, bzw. weiblicher Hennenpfeiler, die besonders gearbeitet sind. —
[Zur Mühle gehörig eine 1897 abgerissene Scheune, ganz in der Grösse und
in dem Aussehen der sächsischen Einhäuser, nur dass sie niemals zum Wohnen
gedient hat und desshalb auch in der hinteren Sclmialseite ein Ausfahrtsthor
hatte. Der Balken der schrägen Vorschur und die Knaggen waren mit Quer-
und Kreuzschnitten versehen, deren Ränder eingekerbt waren; s. bei Oelper.].
Gr. Brunsrode.
Namens form. Brunes- oder Brunsrode (i 160 usw.), d. h. Rodung eines Bruno.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Kampen(-Lehre). Das Patronat war um 1226 und 1326 meinersensches Lehen der
V. Brunsrode, später im Besitz der v. Veitheim und ging nach Hassel-Bege erst
1 73 1 in den ^der v. Bülow (s. unten) über. — Die v. Brimsrode erscheinen als
Besitzer des Schlosses, das ursprünglich gleichfalls als meinersensches Lehen an-
zusehen ist, II 97 — 1362. Bereits seit 1328 gehört aber das Schloss den wei-
fischen Herzögen; damals wird es in dem Vertrage zwischen Herzog Otto, dem
Herrn der Altmark, und seinem gleichnamigen Vetter von Lüneburg von letzterem
als Pfand gesetzt und in den Jahren 1377, 1386 und 1388 gehört es zu den
Schlössern, mit denen die braunschweigische Linie des Herzogshauses seitens
der lüneburgischen abgefunden wird. Es hat also nicht die Geschichte des Amtes
Kampen mitgemacht. Das Schloss war durch die Herzöge 1355 an die
V. Marenholtz, 1372 — mit der Bestimmung, 20 Mk. daran zu verbauen — an
Siegfried v. Salder, 1395 zur Hälfte an die v. Gustedt verpfändet. 1507 ging
Schloss und Dorf an die v. Veitheim, ersteres weiter 1525 an die v. Aderum und
1577 an den Grossvogt Cappaun v. Zwickau über, dessen Frau es 1622 besass.
Wie Merian S. 62 angiebt, wurde es dann 1636 als Erbmannslehn an Julius
V. Bülow gegeben, dessen Nachkommen noch jetzt im Besitz des Rittergutes
sind. Das „im Umfange" des früheren Amtes Kampen gelegene adlige Gericht
mit höherer und niederer Gerichtsbarkeit umfasste nur Gr. und Kl. Brunsrode.
— Um II 60 besass der Edelherr Ekbert (v. Meinersen?) 3 Hufen vom Ludgeri-
kloster, das 1224 3 weitere Hufen vogteifrei erwarb. Um 122Ö hatten die
V. Meinersen 7 Hufen, 1274 2 Höfe an die v. Brunsrode ausgethan, um
1200 gehörten 2 Hufen dem Cyriakusstift, während 13 18 als herzogliche Lehen
9 Hufen und 2 Höfe im Besitz der v. Bervelde, 3 Hufen in dem der v. Honlege
genannt werden.
Dorf anläge. Das Dorf ist in seinem kleineren südöstl. Theil, an dessen äusserem
Rande auch das Rittergut liegt, unregelmässig angelegt, während im Nordwesten,
wo die beiden Dorfstrassen eine Häuserinsel mit Schule, Pfarre und einem Hof
14 Aintsgcrichlsbciirk Riddagshausen.
einschliessen, um dann zusammenzulaufen, die Höfe regelmäKsig aneinandergereiht
sind. In der nördlichen Reihe, etwas erhöht, liegt die Kirche. Flurkarte von
Oberstleutnant Joh. Christian Riecken 1760, 1762. — Damals 3 Ackerleute, 5 Halb-
spänner imd 15 Kötner. Einwohnerzahl 1790/93: 260, 1895: 386.
Die Kirche ist neuerdings völlig umgebaut worden, vom Thunn, dessen Mauern
im Untergeschoss die bedeutende Stärke von etwa 2 m haben, sind nur die unteren
zwei Drittel alt — aber gleichfalls neu aufgeputzt — , das Glockenhaus ganz
neu; ein Rundbogen verbindet die Kirche mit dem Thurm.
Glasmalereien, je in dem ersten Fenster von O her 4 kleine Scheiben
mit Wappen und Namen, bis auf die erste alle in grau. 1. Julius von Bulaw,
auf Essenrodt und Brunsrodt erbsess<n, 1 1 cm h. 8 cm br. — 2. Johan Herbort
von Bulow. Anno t'/oi. — J. Georg Joachim
von der Wensen. — 4. Christian Wilhelm von
Biilatv. — 5. Gertd Sehapfel 1665. — 6. -Bari-
ram Biers, — 7. Davidt Herckles. —
8. Ändreias Mölkr. Nr. 2 — 8 16 cm h.,
II cm br.
Glocken, i. von 87cmH. und 93 cm Dm.
mit hübschen Palmetten und Ranken am
Hals, dem Spruch Ps, 105, 4, sowie den
Namen des Patrons, Pastors usw. am Bauch
und der Meisterinschrift: Johan And.Jentseh
Fürst. Stuck Gieser gos mich in Braunschwetg
176J am Schlagring. — 2. iäi8 durch
J. H. Wicke in Braunschweig umgegossen.
— 3. Kleine Schlagglocke,
, „ , , . ^ „ , Kelche aus vergoldetem Silber. 1. Früh-
6. Kelch in Cir, BruDsroae.
gothisch, von 151/j cm H. und 13 bezw.
12 cm Dm. an Fuss und Schale. Auf den Fuss sind 5 kleine Medaillons auf-
gesetzt, die den Gekreuzigten und die vier Evangelistensymbole (samtlich be-
flügelt, den Engel des Matthäus mit einem Bein knieend) darstellen und auf
dem Grund blaue oder dunkelgrüne (erneuerte?) Smalte zeigen. Die rippenartigen,
durch Schnüre von einander getrennten Glieder des flachen Knaufs sind etwas
gedreht, die runden Zapfen desselben mit Jhesus (Majuskeln) auf blauem Smalte-
grund in Schnureinfassung versehen, der Ständer ober- und unterhalb des Knaufs
mit einer feinen Blattranke in getriebener Arbeit geschmückt; Patene mit Kreuz
und Vierpass (Abb. 6). — 2. von 22 '/i cm H., barock profihrt, mit achtfachem
Fuss und Stander, aber rundem Knauf. Der Fuss ist besonders reich gestaltet,
der Stander unter dem Knauf mit gesenkten, aufgesetzten Blattern verziert.
Braunschw. Beschau (Löwe), D und Meisterzeichen LS in ovaler Einfassung,
sowie das Wappen der v. Bülow. Der eingravirten Inschrift nach von der ver-
wittweten Frau Sabina Elisabeth v. Bülow 1730 gestiftet.
Gr. und Kl. Brunsrode.
15
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, ii^/g cm breit, 1696 gestiftet, mit ver-
schlungenem Namenszug, braunschw. Beschau und der gleichfalls verschlungenen '
Meisterbezeichnung G£ in runder Einfassung.
Lesepult mit eingesetzter Rosette in Holz.
[Grabstein des Pastors Joh. Theod. Münch, geb. 1684, gest. 1730, nach
der Inventarisation von 1879 vor einem Privathause.]
Das Gutshaus ist, wie MerianS. 62 (s. Abb. i)angiebt, „ein fest Schloss gewesen,
davon jetziger Zeit nur noch übrig die alte Mauern, so in die Vierkante zuge-
bauet, mit einem Wassergraben umbgeben, sampt einem starcken Thurm, so
acht Ellen dicke, und recht zwischen den Mauern inne stehet". Dieses Haus
soll zur Zeit Heinrichs des Jüngeren oder schon vorher wegen Räubereien, die
von dort aus verübt seien, zerstört worden sein. „Nachgehends ist nahe dabei
ein ander Wohnhaus aufgerichtet, wie der jetzige Augenschein mit mehrem noch
an den Tag giebt." Von diesem jüngeren Bau ist jetzt nur ein vermauertes Rund-
bogenportal im Renaissancestil mit einem gut gearbeiteten Löwenkopf als Schluss-
stein erhalten, sowie links davon das v. Bülowsche Wappen in Relief und die
Inschrift: Julius a Bulow, Julii filius, has sedes, portas toiosqtu muros suis sumptibus
exstruxit et in navum ex fundamento restituit ao. i6j6 (grosse latein. Buchstaben).
Auf der anderen Seite des Hauses noch ein Wappen mit G, H. A, v, BuIouk
Im übrigen ist das Gutshaus 1863 und 1896 völlig erneuert worden.
Aeltere Häuser* Langgestrecktes Gemeindehaus mit Strohdach, eigentlich
aus 4 Köthen zusammengesetzt, bei denen jedesmal die Däle mit dem Herd die
eine vordere Ecke, die bis hinten durchgehende Stube die andere einnimmt,
während ein kleiner Stall und eine Kammer im Hintergrund der Däle liegen.
— Zu dem neueren, mit Ziegeln gedeckten Einhaus Nr. 32 gehört eine grosse
Scheune mit Strohdach, das an der hinteren Schmalseite überhängt, und einer
Durchfahrt an der einen Längsseite. Dicht daneben eine ähnliche Scheune, deren
andere Längsseite zugleich die Ställe enthält. — [Nach der Inventarisation von
1879 hatte das alte strohgedeckte Pfarrhaus von 1723 die Inschrift:
Wären der Neider noch so viel,
So geschieht doch, was Gott haben will.
Wer bauet an die Strasse,
Muss die Narre reden lassen,]
Kl. Brunsrode.
Geschichtliches. 1318 waren 2 Höfe herzogl. Lehen der von Honlege.
Im übrigen theilte das Dorf sein Schicksal mit Gr. Brunsrode, dessen Filial es
nach der zweifelhaften Angabe bei Hassel -Bege (1802) und Venturini (1847*)
^war, bei dem es aber jedenfalls jetzt nur eingepfarrt ist.
Dorf anläge. Kleines Haufendorf, 1760 von 8 Halbspännerhöfen. Flurkarte
i6
Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
von Oberstleutnant Joh. Christian Riecken 1760, 1762. — Einwohnerzahl
1790/93: loi, 1895: lOI.
Aeltere Häuser. Nr. 13 (Abb. 7) Köthe in Form eines kleinen Einhauses,
jedoch nur mit schmaler Thür für die kleine Däle. Das Dach hängt an der Seite
vom über, Balkenköpfe und Füllhölzer hinten zeigen abgesetzte Rundung. Die
Kammerwand lag ursprünglich in gleicher Flucht mit der Stallwand.
Hausinschrift. Nr. 13 ühsem Ausgang segne Gott, unsem Eingang ....
Wer Gott vertraut. Wer sich verlässt
Hat wohlgebaut Auf Jesum Christ,
Im Himmel und auf Erden Dem soll der Himmel werden,
Destedt.
Namens form im Mittelalter stets Destede, -stidde, -stide, d. h. wohl Stätte
eines Dedo.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Ahlum(- Veitheim a/0). Das Patronat
ging aus dem Besitz der Grafen v. Wer-
nigerode als herzogl. Lehen in den
der v. Veltheim-D. über. Ein Ludolfus
pemer to D, erscheint 1339/40. Herzog
Magnus giebt 1348 der Kirche den
ihm von seinem Lehnsmann Heinrich
v. Veitheim verliehenen Zins von 8 fi
in D. selbst zu eigen (Sud. II 294).
— Das Gericht (d. h. wohl die Ein-
nahmen aus dem Gericht) über das
Dorf war 139 1 seitens des Herzogs
Friedrich an die v. Veitheim ver-
pfändet (Sud. VII 45). Das adlige
Gericht D. umfasste später ausser D. selbst Erkerode, Hemkenrode, Kremlingen und
Schulenrode und übte auch die höhere Gerichtsbarkeit aus. lieber die ältere Geschichte
der Burg imd ihre Besitzer ist so gut, wie nichts, bekannt. Aus dem Kirchenpatronat
der Grafen v. Wernigerode lässt sich vielleicht schliessen, dass ihnen, die in der
ganzen Gegend im XII. und XIII. Jahrh. nicht allein die Grafschaftsrechte be-
sassen, sondern auch reich begütert waren, früher auch die Burg gehörte. Doch
wird schon damals, wie es bis zur westfälischen Zeit der Fall war, das Schloss
mit dem Dorfe und fast dem ganzen Zubehör bischöflich halberstädtisches Lehen
gewesen sein (Hassel-Bege I 485). Seit wann D. den v. Veitheim (weisse Linie)
gehörte, wissen wir nicht. Wir erfahren nur, dass sich Heinrich v. Veitheim 1356
mit seinen Schlössern Harbke und D. auf 3 Jahre gegen jeden, mit Ausnahme
seines Herrn, des Herzogs Magnus, in den Dienst des Herzogs Wilhelm stellt;
die beiden Schlösser sollen diesem offen stehen, und in Kriegszeiten schickt der
i ' I I ■ I J ' ; I i mJW.
7. Haus Nr. 13 in KI. Brunsrode.
Kl. Brunsrode — Destedt (Geschichtliches, Kirche). 17
Herzog seinen Amtmann dorthin, unterstützt auch etwaige Bauten an den Burgen
(Sud. II 564). Die alte Burg D. aber ist 1430 (bzw. 1432) von den Braun-
schweigem genommen und zerstört worden, nachdem die abziehende Besatzung
die Gebäude in Brand gesteckt hatte. Wie Merian S. 74 angiebt, hatte später
der Fürst], Braunschw. Jägermeister Joachim v. Veitheim (um 1600) „das alte
Haus" an sich gebracht, doch zeigt der Stich bei Merian in Uebereinstimmung
mit seiner weiteren Angabe und der der Schlossinschrift (s. S. 19), dass die
Burg selbst Jahrhunderte lang in Trümmern liegen blieb; erst 1693 hat Joachim
Ludolf V. Veitheim an ihrer Stelle das jetzige Gebäude errichten lassen. Die
Theilung des Veltheimschen Besitzes und die Gründung der Unterburg war zu
Merians Zeiten bereits vollzogen; sein Stich zeigt imten im Dorf ein Herrschafts-
gebäude, das nur die Unterburg sein kann, und im Text erwähnt er, dass
mehrere v. Veitheim zum Hause und Gute gehört, und dass sich jeder einen
Ort zu seiner Wohnung herausgenommen und bebaut habe. Seit 1740 befinden
sich beide Rittergüter in einer Hand. — Ein Vorwerk ^er v. Veitheim in D.
wird 1466 erwähnt; damals war eben der Rittersitz unbewohnt. Als herzog-
liche Lehen waren 13 18 und 1344 3^/t Hufen an die v. Dalem, 1344 2 an die
«
V. Sampleben ausgethan, 1301 gingen 2 Hufen von den v. Wendhausen an die
V. Veitheim über.
Dorfanlage. Am nördl. Rande des Dorfes liegt östl. die Ober-, westl. in
tieferer Lage die Unterburg, an der zweimal im Winkel gebrochenen Haupt-
strasse, die beide verbindet, sowie an dem Wege, der sich von dieser in nordöstl.
Richtung abzweigt, in regelmässiger Reihe die Mehrzahl der Höfe. Flurkarte
von G. C. Geitel 1772. — Damals 3 Gross- und 43 Klein-Köther in D. Ein-
wohnerzahl: 1790/3: 426, 1895: 589.
Die Kirche ist ein Neubau, der gegen den früheren Bau weiter nach S ge-
rückt ist. Aus der alten, schlecht ausgeführten, mit drei Leichengewölben ver-
sehenen Kirche ist in den jetzigen Thurm die Inschrift aedificatum est hoc templum
a nohilissimo viro Joachimo a Veitheim 1601 (vgl. auch Merian a. a, O.), mit dem
Zusatz lapsum iSjg^ versetzt worden.
In den Neubau sind femer Übernommen worden:
Taufst ein von achtseitiger Form, mit gothisirenden Profilen, der Inschrift
H. y, VIS, M, V, W{= Heinrich von Veitheim, Sophie Magdalene v. d.Wense)/ jh
— / 1640 I — / und dem nebenstehenden Steinmetzzeichen. VC
Grabstein Heinrichs v. Veitheim und seiner Frau Elisabeth von 1577.
Die beiden Gatten sind in hohem Relief und hübscher Auffassung neben ein-
ander dargestellt, links der langbärtige Mann in voller Rüstung, die Rechte in
die Seite gestützt, die Linke am Schwertgriff, am Boden zwischen den Füssen
den Visirhelm, — rechts die Frau mit Haube und Halskrause, die Hände ge-
faltet. Am inneren Rande der sonst leeren Einfassung beim Mann die Wappen
der V. Veitheim, v. Bergen, v. d. Schulenburg, v. Metzrode, bei der Frau: der
V. Veitheim, v. Krummensee, v. Rochow, Gans Edle zu Putlitz (? fliegender Vogel).
Bau- n. Kunstdenkm. d. Hengt. Braunschwolg. II. 2
)g Amtsgerichtsbeiirk Riddigibiusen.
Die Platte, auf der die Gestalten stehen, wird von zwei Löwenköpfen mit ioni-
schem Kapital getragen, zwischen denen sich in erhabenen lateinischen Buch-
staben die Inschrift befindet: ano dni is77 den i6. Junii is der edle und eren-
veste Heinrich v. Veltem in Got selig entsla/en. Der Sele Got genedich si. A(men).
Elisebet v. Vätern s(tine) e(helidie) H(ausjrau). Rechts unten vertieft die KOnslIer-
bezeichnung H. W. Gute, malerisch aufgefasste Arbeit.
Desgl. der Anna v. Velt-
lieim, geb. V. Salder von 163 1.
Ganze Figur von vorn, mit ge-
falteten HSnden und mit Haube,
Radkragen sowie kurzem Man-
tel, in einer Kleeblattnische.
In den Ecken des Randes die
bezeichneten Wappen v. Salder,
die Fiinken, von Älvenileben, von
der Assehurgk. Am Rande femer
die vertiefte Inschrift Anna
V. Salder, F. v. V(eltkeim) j sfeinej
nachgelassene j Willibe, nata
ano 15^5 Dingsiages in den
Pfingsten, ano 1631 den] 26. Juli
Nachmittages ewischen 2 und
I J ist sie in Got s(elig) und
sanft eingeschlaffen, ihres Alters
66 Jahr und 2 Monden. Unten
Tafel mit dem ausgeschriebenen
Textwort Philip an / (V. 21
— 23.) Massige Arbeit.
Ausserdem Marmortafel mit
dem Medaillonbildniss
Carl Friedrichs v. Velt-
8. Kdch in DcMfdt. *'«'™ (1795-1868) in Relief.
Kelch (Abb. 8), aus ver-
goldetem Silber, von 29 cm H., lo>/, cm Dm. am Schalenrand und 20 cm Dm.
am Fuss, Dieser ist unten sechspassartig , geht aber nach oben in kreisrunden
Durchschnitt über. Der birnenförmige Knauf besteht aus drei, mit dem Rücken
gegeneinander gestellten karyatidenartigen Genien, die verhältnismässig kleine
Schale hat geschwungenes Profil. Fuss und Schale sind von weiss, blau und roth
emaillirten Ranken überzogen, in denen Edelsteine und — z. Th. mit diesen
wechselnd — je drei Smalteschtide angebracht sind; auf letzteren sind, in der
Auffassung des Barockstils dargestellt, am Fuss: die Verspottung Christi, die
Kreuzigung mit Johannes und zwei Frauen und die Auferstehung mit drei Kriegern
Destedt (Kirche, Schloss). ig
am Grabe, an der Schale: das Abendmahl, Christus am Oelberg und die Geisselung.
Mit dem Augsburger Pyr und der Meisterbezeichnung PS in rechteckiger, an den
Ecken abgerundeter Einfassung. Gute Arbeit aus dem Anfang des XVIII. Jahrh.
Nach Angabe des Corpus Bonorum von Frau Marie Sibylle v. Rantzau,^ geb.
V. Negendanck aus dem Hause Zierau, Oberhofmeisterin der regierenden Herzogin,
1716 geschenkt, mit der noch jetzt beobachteten Bestimmung, dass der werth-
voUe Kelch auf dem Schlosse aufzubewahren sei.
Oblatenschachtel aus vergoldetem Silber, von 6 cm H. und 9 cm Dm.,
mit Filigranarbeit und Edelsteinen, zu gleicher Zeit mit dem Kelch geschenkt.
Löffel aus vergoldetem Silber mit den Stempeln und SH.
Zwei Altarleuchter aus Messing, 36 cm h. und barock profilirt, mit der
Inschrift Joachim -}- LuAolff -|- von Veitheim, Helen -f- von Bibo + wen -\-
anno + i6'j2 +
Taufbecken aus Zinn, von 39 cm Dm., mit Braun seh w. Beschau
(Löwe) und nebenstehendem Meisterstempel (Kanne mit HR 34).
Desgl. von 32 cm Dm., mehrfach mit Schrägfalten verziert. Neben-
stehend die Meisterbezeichnung (Engel von vom, darüber lAF).
Henkelkanne aus Zinn, von 18 cm H., mit gleicher Verzierung.
Glocken: i. von 77 cm H. und 73 cm Dm. Am Hals ein Ornamentstreifen
und die Inschrift Gegossen von Johann Conrad Grefe in Braunschaveig lySi.
— 2. und 3. von auffallend niedriger Form, nämlich 45 cm H. und 76 cm Dm.,
bezw^. 30 cm H. und 51 cm Dm. Am Hals ein Ornamentstreifen, am Bauch
die Inschrift: Friedrich Ulrich von Veitheim und Helena Dorothea von Alvensleben^
sowie beider Wappen, am Schlagring C, L. Meyer g(oss) m(ich) z(u) Bfraun-
schweig) anno 1714.
Im Pfarrarchiv M es s buch der Diöcese Halberstadt, früher in Hemkenrode,
Foliodruck von 1 5 1 1 in gepresstem Schweinslederband.
DasSchloss auf der Oberburg ist ein Bau von 1693, der aus einem kellerartigen
Untergeschoss und zwei Obergeschossen besteht, von denen das untere im S durch
eine doppelte Freitreppe erreicht wird. Die hierher gerichtete Fassade wird durch
die risalitartig vorspringende, mit grossem Giebel gekrönte Mitte in drei fast gleich-
breite Theile geschieden, deren jeder mit vier ionischen, durch beide Stock-
werke gehenden Püaster ausgestattet ist. Im Mitteltheil drei, in den beiden anderen
je vier Fenster. Im Giebel das Wappen der v. Veitheim und v. Bibow in Relief, sowie
die Inschrift: Z>. T, O, M. Domus nobilis antiqua Destadium a dominis generosae
stirpis a Veitheim possessa, a Brutisvicensibus vero hostibus anno CID CCCCXXX
obsessay in tantas fuit angustias redacta, ut possessores Jugam meditantes satius esse
duxerint eam Vulcano, quam hosti tradere, tandem auspicio, cura et beneficentia genC'
rosi dominiy domini Joachimi Ludolphi a Velthei?n, elector, Brand, com, provinc, in
ducatu MagdeburgicOy et conjugis generosae dominae, dominae Helenae a Biboiv, in
2»
20 Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
sancti numinis gloriam et generosae stirpis memoriam denuo est exstructa anno
MDCXCIIL Sic igitur, qua stirpe olim periit, eadem nunc reaedificata floret. An
der Nordseite nach dem Garten zu breite Terrasse mit doppelter Freitreppe. An der-
selben Seite Stein mit Anno 1S4S (doch s. S. 19). — Das Treppenhaus ist schlicht,
von 'der alten Ausstattung nur im Oberstock der dreifenstrige, die Mitte des Ge-
bäudes einnehmende Saal und die beiden zunächst anschliessenden Räume erhalten.
Der Saal ist mit zwei Kaminen versehen. Ueber diesen, sowie an der Decke
reiche, aber schwere Barock Verzierungen in Stuck. Bei allen dreien befindet sich
in der Mitte ein schmuckloses, von einem Lorbeerkranz umrahmtes Oval, an das
sich die übrigen Verzierungen anschliessen. Aehnliche leere Felder auch an den
vier Ecken und den dazwischenliegenden Theilen der Decke. Die eigentlichen
Verzierungen bestehen aus dickem Blattwerk, Muscheln, Hörnern, Flügeln, Löwen-
häuten u. ä. In gleicher Weise sind auch die Decken der beiden anstossenden
Zimmer nach N ausgestattet.
Sonstige Ausstattung.
I. Gemälde.
A. Fürstliche Bildnisse.
I — 3. Massige Brust-, bzw. Kniebilder von Herzog Ludwig Rudolf, Her-
zogin Christine Luise(?), Sophie Dorothea (von 1726).
4. Ovales Brustbild (68 cm h., 53 cm br.) Herzog Ferdinand Albrechts IL
Wiederholung nach dem Kniestück in Lucklum (s. dort) und von demselben
Meister, wie dieses. Fälschlich für das Bildnis' Heinrich Adrians v. Veitheim aus-
gegeben.
5. Kniestück der Herzogin Philippine Charlotte. Die Dargestellte sitzt in
weissem Atlaskleid nach links und wendet dem Beschauer den Kopf zu. Die
Rechte hält ein Buch, die Linke ruht im Schoss, auf den ein Hündchen springen
will. Massiges Bild, mit der Bezeichnung R(osina) de Gase, geb, Lisiewska fct,
B. Bildnisse der Familie v. Veitheim.*)
6. Kniestück Sophias v. Bartensieben, geb. v. Veitheim. Die Dargestellte,
in schwarzem Kleide und mit Haube und Radkragen versehen, hat die Hände
übereinander gelegt und ist halb nach links gewendet. Links oben die Inschrift:
Hochedelgebohrne Frau Sophia von Veltheimb^ gebohren auf dem Hause Harpke,
Giinzel von Bartensieben s. nachgelasene JVittwe. Darunter das vierfeldige Wappen
der V. Veitheim. Günzel starb 1597, Sophia 161 3. In dieser Zeit entstand das
massige Bild. Die Grabsteine beider in Vorsfelde s. Bd. I 151 f.
7. Familienbildnis (1.41 m br., 1.12 m h.) des Hof Jägermeisters Georg Philipp
V. V. (1703 — 1758), seiner Frau Charlotte Katharina v. Lindheim aus Frank-
furt a. M. (1704 — 1784), seines Sohnes Joh. Friedrich, Braunschw. Kammer-
herrn imd Legationsraths (1731 — 1800), sowie zweier Töchter Luise Auguste
*) Soweit nicht die Bildnisse selbst mit dem Namen des Dargestellten bezeichnet sind, scheint mir
die übliche Benennung nicht stets begründet zu sein. Ueber Nr. 4 s. oben.
Destedt (Schloss nebst Ausstattung). 2 I
und Helene Charlotte. Im Freien am Rande eines Waldes ist etwa in der Mitte
des Bildes ein Kaffe tisch gedeckt, an dem links und rechts je eine jüngere Frau,
(die beiden Töchter) in ausgeschnittenen seidenen Kleidern von graublauer, bzw.
rosa Farbe, sitzen; eine dritte ältere, mit zarter Spitzenhaube und grauviolettem
Seidenkleid (die Mutter), die jenseits des Tisches sass, ist aufgestanden, um einem
Herrn in Jagduniform (dem Vater), der nach rechts auf sich bäumendem Schimmel
sitzt und in der Rechten den Dreimaster zimi Grusse senkt, eine Tasse zu reichen.
Von rechts her naht ein jüngerer Mann (Sohn) in Jagduniform und mit umge-
hängtem Gewehr, den Dreimaster in der Linken, seine Jagdbeute, einen Hasen, in
der Rechten emporhaltend. Hinter ihm ein Diener in grünem Tressenrock; er hebt
die R. verwundert hoch und trägt in der anderen einen dreibeinigen Ständer, auf
dem eine Bussole aus Messing befestigt zu sein scheint. Links im Vordergrund auf
der Erde ein flacher Korb mit Früchten und ein Theekessel über offenem Holz-
feuer, auf dem Tisch ausser Tassen eine vierbeinige Kaffekanne aus Metall, mit
Ausgusshahn, und eine Karaffe. lünks im Mittelgrunde hält ein Kutschwagen,
darüber hinaus blickt man in eine Landschaft südlicher Art mit Felsen, Wasser-
fall und Ruine. Treffliches Bild aus den 50er Jahren des XVHI. Jahrh. Taf. I.
8. Ovales Brustbild (67 cm h., 53 cm br.) Heinrich Adrians v. V. (1673
— 1709), mit der erneuerten Bezeichnung Gregorius Schünemann fecit i6gg
auf der Rückseite. Arbeit von mittlerer Güte.
9. Brustbild Otto Ludwigs v. V. auf Harpke und Ostrau, in Lockenperrücke
und Harnisch. Hinten mit alter Bezeichnung H. Rigaud f., aber nicht gut genug,
um als dessen eigenhändige Arbeit gelten zu können.
10. Brustbild der Helene Dorothee v. Alvensleben, Gemahlin Friedrich
Ulrichs V. V. (t 1732), gemalt in der handwerksmässigen Weise Gottfr. Knellers.
11. Brustbild (91 cm h., 74 cm br) Karl Augusts v. V., des Bruders von Georg
Philipp auf Nr. 7 (f 1781) und Generallieutenants in hannoverschen Diensten, von
freundlicher Miene im fleischigen Gesicht, mit hellgelber (Leder-) Weste, in die die
Linke gesteckt ist, und rother Uniform mit blauer Randeinfassung. Gutes Bild,
vennuthlich der englischen Schule in der Art Reynolds.
12. Kniestück (1.43 m h., 1.17 m br.) eines Herrn v. Schütz, Vaters der
Nr. 13 dargestellten Frau, in Weste und Rock von dunkelblauer Farbe mit
Spitzenmanschetten und -tuch, den Körper halb nach links, das Gesicht halb
nach rechts gewendet, in der Rechten den Dreimaster. Gutes Bild von realisti-
scher Auffassung, in trefllichem Rokokorahmen.
13. Brustbild (86 cm h., 72 cm br.) Johann Friedrichs v. V. (1731 — 1800)
und seiner ersten Frau Elisabeth v. Schütz-Warlitz. Die Frau in weissseidenem
Kleide sitzt nach rechts am Klavier, den Blick dem Beschauer zugewendet, der
Mann, in blauer Weste und rothem, goldbesticktem Rock, steht rechts hinter dem
Instrument, den Kopf etwas nach links gewandt. Arbeit von mittlerer Güte.
14. Brustbild (28 cm h., 23 cm br.) August Ferdinands v. V. (1741 — 1801)
in ovaler gemalter Einfassung, angeblich von Tischbein.
22 Amugcrichtsbeiirk Riddagiluiucii.
Ausserdem noch zahlreiche Min tat Urbilder und weniger werthvoUeOelbilder.
II. Zwei Globen and ein automatisches Rauchmännchen in Holz, dieses
aus dem Besitz des Helmstedter Professors Beireis, sowie verschiedene alte
Möbel, daninter eichene Truhe mit dem Wappen der v. Bortfeld.
III. Silbergefäsae.
I. Grosser Deckelhumpen, z. Th. vergoldet. (Abb. g. lo). Durchmesser
des Gefasses gleich der Hche (20 an). Das Gef^s selbst ist am oberen und
unteren Rande mit hübschem gravirtem Renaissance>Bandwerk verziert, zwbchen
dem sich Ranken in der Art Peier Flötners befinden. Das Muster wiederholt sich
3. Humpen in Destedl.
vier Mal, bei dem unteren dienen ein Vogel (zwei Mal), Steinbock und Hase als
Krönung. Auf dem Felde zwischen diesen Streifen, gleichfalls gravirt, (heraldisch)
nach rechts hin vier Familienwappen des Achaz v. Veitheim, durch UmschiiAen
bezeichnet: i, Ackalz von Veitheim 1578 und nochmals A V V, 2. de von Svigelde
und V S, 3. de von Oberhusen, 4. de von Ruienberg und V R, nach links hin:
I. Achats von Veitheim sein elige Haus/raw Margreta v. Salder, 2. de von der
Asseborg, 3. de von Steinberg, 4. de von Westfal. Der Fuss mit sich wiederholendem
Bandwerkmütiv in Relief. Inmitten des Deckels ein Medaillon, das — gleichfalls
gravirt — die Wappen der v. Veitheim und v. Salder, mit der Umschrift:
Aehatz von Veitheim, Margreta von Salder, vereinigt zeigt. Innen an derselben
Stelle punktirt die Wappen des [Johan?]nes v. AlvensUben und der G. v. Rauften-
berg, i6S3 nachtraglich angebracht. Am Rande des Deckels, in erhabener (ge-
triebener) Arbeit, von einem Schuppenrand eingefasst, drei Medaillons: I, Isaaks
Dewedl (AussuKong des Sch'ossej). 23
Opferung (der Engel greift in das gezückte Schwert, Isaak kniet am Altar; links
ein Gefäss mit aufsteigendem Dampf, dahinter im Gebüsch der Widder). —
2. Anbetung der Hirten (Maria betet das Kind an, rechts steht Joseph mit Fackel,
links im Hintergrunde die Hirten). — 3, Auferstehung (Christus steht von vom,
die R. segnend erhoben, in der L. den Doppelkreuzstab haltend, auf der
Platte seines Grabes, zu dessen Seiten sich je ein schlafender Krieger befindet).
Zwischen den Medaillons männliche und weibliche Masken mit seithch herab-
hängendem Schleier und, von beiden Seiten darauf zueilend, nackte Genien, der
eine mit zwei, der andere mit einem Füllhorn voller Früchte. Unten Bandwerk
und Vögel. Der Grund zwischen den Medaillons ist rauh. Der Griff des Deckels
ID. Deckel desselben Humpens in Destedt.
zeigt — an beiden Seiten völlig übereinstimmend — in Hochrelief die Gestalt
der sitzenden Caritas, mit einem Kind auf dem Schoss und zweien zur Seite.
Am Scharnier beiderseits ein Kinderkopf in Relief. Am gebogenen Henkel, jedes-
mal in Bandwerkeinfassung, i. Gestalt der Geduld mit Lamm, 2. weibliche Ge-
stalt ohne Beizeichen, 3. Kri^er in antiker Tracht. Die getriebenen Reliefs am
Deckel und Fuss sind steif und fast roh, die gegossenen Reliefs am Henkel und
Griif, sowie die Gravimngen gut, z, Th. vortrefflich. Eine Meisterbezeichnung fehlt,
vielleicht ist der Pokal in Braunschweig gearbeitet,
2. Mflnzhumpen (Abb. s. Nachtrag), von 15 cm H, und (am Gefäss selbst)
14'/« CO Dm. Der Körper mit ir eingesetzten Thalem, von denen 8 (mit Angabe
der Jahre 1539, 1541, bezw. ohne solche) von Kurfürst Job, Friedr, von Sachsen,
zwei (ohne Jahresbezeichnung) von Kurfürst Moritz von Sachsen, einer 1573 von
24
mlsgerichlibeilTk Kiddagsbau
Herzog Erich d. J. von Braunschweig-Kalenberg und einer 1548 von Mark-
graf Albrecht von Brandenburg geprägt sind. Dazwischen sind die bezeichneten
Wappen der van Boventen, von Weltser, van Donup, von Ripperdah, ausserdem
hier und am Fuss Rankenverzierungen gravi«. Die Mitte des Deckels nimmt ein
venetianischer Thaler (sog. Giustina) des Dogen Pascale Cicogna (1585 — IS95)
ein, am Rand des Deckels sind ausser Ranken gravirt die wieder bezeichneten
Wappen des Erasmus von Bemtigsen, der Maria
von Giitdäe, der Adelheid Ana von Amelunxen,
der Sophie Schelen. Zugleich hier und am
Deckelgriff die Jahreszahl 1625. Wie diese
vier Wappen die Ahnenprobe des Mannes sind,
so werden die am Körper der Frau desselben
angehören. Der Henkel ist mit einer Perlen-
reihe belegt. Der Beschaustempel zeigt Schwert
und Schlüssel gekreuzt (wohl Naumburger Be-
schau), der Meisterstempel ein K.
3. Gustav-Adolf-Pokal (Abb. ii),z.Th.
vergoldet, von 35 cm H. Am Fuss sind vier,
in durchbrochener Arbeit gegossene, ver-
goldete Waffeugruppen aufgelegt, Ständer und
Griff vertritt in rund plastischer Arbeit der
steigende schwedische Löwe mit Schwert imd
Schild und auf die hohe Schale sind vier
Reliefs von gleicher Ausführung, wie die
Wappen, und in barocker Einfassung aufge-
setzt, die je zwei Personifikationen der Tugen-
den darstellen, i . Gestalt mit Fackel und Buch
(Liebe?) und solche mit Rüstung und Zweig
(Weisheit), 2. Gestalt mit Schlange und Spiegel
(Klugheit), und solche in Rüstung, mit Säule
in beiden Händen (Stitrke), 3. Gestalt mit
u. GusuvAdolf-Pokal in Deitedt. offenem Buch und Kreuzstab (Glaube) und
solche mit Schwert und Wage (Gerechtigkeit),
4, Gestalt, aus einer Muschel in die andere giessend (Massigkeit) und solche
in Rüstung, mit Schwert (Tapferkeit). Die Figuren zeigen gewundene Haltung,
sind aber von guter Arbeit. Der Deckel tragt die nindpl astische Büste des
lorbeerbekränzten Königs Gustav Adolf in guter getriebener Arbeit; die Büste
wird durch drei geflügelte und in Ranken auslaufende weibliche Oberkörper
mit dem Sockel verbunden. Am Rande des Deckels freistehende gothisirende
Verzierung. Diese ist vergoldet, Kopf und Körper des Königs silbern ge-
lassen. Meister bezeichnung fehlt. Im Innern des Deckels silberner Schild mit
der Inschrift:
Destedt (Ausstattung des Schlosses). 25
Zu Ehren, Gedächtniss und Ruhmb
Dem grossmächtigsten Fürsten frumb^
Herrn Gustavo Adolphen löblich.
Der Schweden, Gothen und Wenden König,
Dem sieghaftesten Helden erkom
Und dem grossen Triumphatorn,
Der von Mittemacht kommen her.
Gestritten hat für Gottes Ehr,
Religion, Teutschlands Freyheit,
Mit grossem Glück und Tapferkeit,
Auch droh mit ritterlichem Muth
Vergossen sein königlighs Blut,
Doch in seim Todt des Feindes Macht
Mit herrlichem Sieg zu nicht gebracht.
Zu unsterblichem Ruhmb und Ehr,
Sein Seel bewahr der höchste Herr,
Die auf dem Schloss verwahrten Abendmahl sgeräthe sind S. 1 8 f. aufgeführt.
IV. Waffensammlung.
1. Jagdflinte, treffliche Arbeit von Hauschken in Wolfenbüttel. Der in Silber
tauschirte, Joh, S, Hauschken anno IJ2I bezeichnete Lauf zeigt unten in Eisen
geschnitten das ovale Bildnis Herzog August Wilhelms, am geschnitzten Kolben,
unter Messingdeckeln mit den betr. Namenszügen die Miniaturbilder des Herzogs
und seiner Gemahlin Elisabeth Sophie Marie, sowie an der Backenseite wilde
Thiere in Messing frei ausgeschnitten. Am Schlossblech gravirt eine Bärenjagd
und nochmals die Meisterbezeichnung S. Hauschken,
2. Degen mit silbertauschirtem, reich in Eisen geschnittenem Korb (Köpfe in
Laubwerk). Italieniscjie Arbeit gegen 1600.
V. Alte Gläser.
1. Böhmischer Deckelpokal von 32 cm H., in geschliffener und geschnittener
Arbeit. Die Darstellung zeigt in Laub- und Bandelwerk der sog. Prinz Eugen-
Zeit (um 1720) einen berittenen Jäger auf der Hirschjagd und die Inschrift: Ich
^in ein Jäger weit von fem, Schiesse Wild und Vogel gern,
2. Desgl. von 30 ^/j cm Höhe. Am Körper Schild mit den Wappen der
V. Münchhauseh, v. Veitheim, v. Alten (?), v. Arnim (?) und einem Herzschilde
mit vive le cousinage, zur Seite die bezeichneten Figuren der amitie und hymen,
darüber Band mit unis par nous, auf der Rückseite Saturn mit Inschrifttafel en
memoire des noces (nämlich Johann Friedrichs v. V. mit Margarethe Dorothee
Sidonie v. Münchhausen) celebres a Schwöbber le 21, et 2^^^ novembre iy66,
3 — 5. Desgl. von 44^/2 ^^^ H., mit Blatt- imd Bandelwerk am Fuss, Körper
und Deckel, sowie dem Wappen der v. Alfeld in Blatteinfassung. Dazugehörig
2 Gläser mit gleichem Wappen.
t
26 Amtsgerichtsbezirk Riddagshaasen.
6. Desgl. von 32^/2 cm H. mit Doppelknauf. Am Körper Kartusche in Laub-
und Bandelwerkeinfassimg mit der Darstellung einer nackten Frau im Himmel-
bett und eines Kavaliers, sowie der Inschrift: Das ist eine sehr grosse Fein, Wer
steht vorm Bett und darf nicht ^nein,
VI. Thongefässe.
1. Ein Satz von 3 chinesischen Vasen von 40^/1, bezw. 35 cm H., von der
Gruppe der sog. Rosafamilie (XVIII. Jahrb.), reich in Emailfarben bemalt, an der
Vorderseite mit Figuren.
2. Delfter Vasen, darunter 2 bauchige, langhalsige von 67^/2 cm H., mit
Figuren und Blattwerk nach chinesischer Art in blauer Farbe unter der
Glasur bemalt. Bezeichnung nebenstehend.
Die Anlage des durch amerikanische Bäume ausgezeichneten, berühmten
Parks rührt von Johann Friedrich v. Veitheim und seiner Frau Margarethe Doroth.
Sidonie v. Münchhausen her und ist beschrieben von Ribbentropp, Geschichte und
Beschreibung der Stadt Braunschweig II. Anlage S. 15 ff.
Alte Häuser. Nr. 41 (von 1623), nach N gerichtet, folgt dem Erkeroder
Typus (s. S. 29) soweit, als es die Wirthschaftsräume nebst der Däle hinter der
fünf Fächer breiten Wohnung zurücktreten lässtj jedoch liegt der Oberstock der
Wirthschaftsräume in einer Fluchtlinie mit dem der Wohnung, so dass er bei
jenen weit vorsteht imd von schlichten, abstehenden Knaggen getragen werden muss,
während er bei dieser nur wenig vorkragt und der Konsolen nicht bedarf. Die
Balkenköpfe zeigen abgesetzte Rundung, die Füllhölzer Kamies zwischen Platten,
die Unterkante der Schwellen abgesetzten Rundstab, der nach den Balkenköpfen
zu spitz zuläuft. In auffölliger Weise tritt der viertelstabförmig profilirte Holm
ziemlich weit vor. Im Oberstock starke Fussbänder. Das Innere ist völlig ver-
ändert, das Aeussere hübsch erneuert worden. — Nr. 30 hat dieselbe Schwell-
profilirung und starke Fussbänder, aber an Balkenköpfen und Füllhölzern einfache
Rundung. — Nr. 39 (von 1754) nach S gerichtet imd langgestreckt, hat steil ge-
rundete Balkenköpfe und Füllhölzer, sowie unter dem ganzen Oberstock Knaggen,
bestehend aus Schmiege, Rundstab, langem Karnies, Rundstab und gebrochener
Schmiege, mit Einkerbungen an der Vorderseite.
Hausinschriften. Nr. 89 (1754) Ps. 127, i und Joh. 3, 16. — Nr. 40.
Ach Gott, dies ganze Haus bewahr
Für Feuer, Schaden und aller Gefahr,
Mit Gnad und Segen über uns walt
Und uns Dein reines Wort erhalt.
An Gottes Segen Ist alles gelegen,
[Die Inventarisation von 1878 verzeichnet noch: Wo Glaube, da Liebe usw.
(1760). — Ich hebe meine Augen auf zu dem, der Himmel und Erde gemacht
hat. Wer Gott vertraut usw. — An einem Steinhaus von 1 790 homo plantat et
rigat, deus dat iturementum] .
Destedt (Ausuttung des Schlosses, alte Häuser), Dibbesdorf. 2 7
Dibbesdorf.
Namensformen. Thitbechtestorp (um 1226), Dibbekenstorp (1264), Dibbekes-
dorp (1302), d. h. Dorf eines Dietbrecht.
Geschichtliches. Das Dorf, das bereits 1260 zum Pfarrsprengel der Kirche in
Volkmarode gehörte, ging damals aus dem Besitz der Grafen v. Wernigerode in den
des Klosters Riddagshausen über. Doch scheinen die Ansprüche der Grafen nicht
gleich befriedigt worden zu sein, da sie das dortige praedium des Klosters 1325
verwüsteten und dann dafür Ersatz leisten mussten. Ansprüche eines Kanonikus
Arnold auf Erträge vom Dorfe, die ihm auf Lebenszeit zustanden, wurden für
die hohe Summe von 100 Bremer Mark abgelöst. Eine Einzelerwerbung von
2 Hufen fand 1265 statt, 1325 wird die grangia des Klosters in D. erwähnt.
Der Zehnte, der um 1226 als meinersensches Afterlehen Rötgers v. Kletlingen
erscheint, kam 1264 für 8 Mk. reinen Silbers ans Kloster. Nach Angabe im
Kopialbuch I des Klosters Riddagshausen (nach 1671) besass dieses dort
4 Ackerhöfe, Zins von Acker, Wiesen und Gärten, Holz, Mästung, Fischerei,
Fleischzehnten, Herrendienste und Landgericht; doch waren die beiden letzten
167 1 ans Amt Kampen abgetreten worden. Die Feldmark war nach Hassel-Bege
zehntfrei.
Dorf an läge haufenförmig, am linken Ufer der hier einst mehrarmigen
Schunter. Eine Stätte mit kleinem Hügel und alter Linde hiess der Lindenberg
(Inventarisation von 1879). Flurkarte von E. C. Heinemann 1754. — Damals
15 Höfe, und zwar zerfiel das Dorf nach Hassel-Bege in das Ackerdorf mit 5
und das Kotsassendorf mit 10 Höfen (s. auch Knoll-Bode). Einwohnerzahl
1790/3: 139, 1895: 222.
A eitere Häuser des sächsischen Typus. Nr. i, jetzt nicht mehr bewohnt.
Die Däle wird rechts hinter dem Stall breiter, verengert sich aber wieder hinten
links, da hier das Haus in sonst nicht üblicher Weise zum Ausgleich des Daches
schon unmittelbar hinter dem Stall zurücktritt und ebenso hoch wird, wie die
zweistöckige Wohnung. Im Obergeschoss befindet sich an der betreffenden Stelle
ein Vorplatz, auf den die Treppe und die Gallerie stossen. — Nr. 15 von 1770
ähnlich, nur tritt erst die Wohnung selbst hinter dem Stall zurück. Vorderseite
mit Kniestock. — Nr. 18 gleichfalls altes strohgedecktes, aber gänzlich zu
Wohnungen umgebautes Haus. — 1865 zerstörte ein Brand den grössten Theil
des Dorfes.
[An der Nordseite des Orts lag die sog. Ossenburg, einst ein kleiner Hügel
mit Grundmauern, der von 2 Schunterarmen umflossen wurde und als eine der
Schunterbefestigungen (s. Einleitung zu Bd. I S. XV J und zu Bd. H) anzusehen ist
(nach der Inventarisation von 1879). ^^® B^rg hat nach einer Angabe bei Knoll-
Bode der Familie v. d. Asseburg gehört.]
Eisen büttel s. bei Stadt Braunschweig.
28 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Erkerode-
Namens formen. Erikeroth und £rkerotA (j i J $)y Erkerode (1178), Erekerode
(1267), d. h. Rodung eines Erich.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucidum, jetzt in der Inspektion
Ahlum (-Veitheim a/0). Ludolf v. Peine verkaufte 1175 11 Hufen nebst der
Kapelle und 3 Mühlen an das Aegidienkloster in Braunschweig, in dessen Be-
sitz II 78 die Kirche nebst einem Hof imd Zubehör erwähnt wird (Rehtmeier,
Kirchenhist. Beilage zu I, 38) und, das noch 1267 2 Hufen, 1325 i Hufe und
I Hof erwarb. 1327 erscheint ein magister Bemardtis plehanus in E. Das Patronat
war später herzoglich, ging aber 1671 durch Tausch mit dem in Watzum in
den Besitz des Komturs (später des Besitzers) von Lucklum Über. — Im Anfang
des XIV. Jahrh. war die Deutschordenskommende dort bereits begütert, besass
auch 1369 und 147 1 den Zehnten. Herzog Friedrich verpfändete 1391 den
V. Veitheim „sein" Dorf E. mit Gericht und Zubehör für 2$ löth. Mark, 1559
war I Hof mit 2 Hufen herzogliches Lehen derselben.
Dorfanlage. Haufendorf, von der Wabe in mehreren Armen durchflössen;
die Höfe haben in der Regel die südliche Richtung. Die Kirche liegt flach in-
mitten der östl. Hälfte des Dorfes. Nördlich vom Dorf der einst mit Linden
bestandene Heerbeig, der alte Dingplatz, nordöstlich die Stätte „Wüste Kirche"
(s. S. 29). Flurkarte von Geitel aus dem J. 1772. — Damals 8 Gross-, 3 Klein-
köter und zahlreiche Brinksitzer usw. Einwohnerzahl 1790/3: 175, 1895: 353.
Die Kirche — vermuthlich S. Petri — , in der 15 16 ein Fromissenaltar
ausgestattet wurde, und die nach dem Corpus Bonorum von 1752 3 steinerne
Gewölbe besass, bestand früher nur aus einem grade schliessenden niedrigeren
Schiff" und dem damit bündigen, rechteckigen Thurm, hat aber in neuerer Zeit
eine östliche Apsis und zu gleicher Zeit grosse Rundbogenfenster erhalten. Im
S einst eine (1867 abgebrochene) gewölbte Vorhalle mit dem Eingang zur Kirche,
der jetzt in die Südseite des Thurmes verlegt ist. Der Thurm hat aufgehöhte
Giebel und auf jeder Seite der alten Glockenstube eine gradlaibige Schallöfihung
mit Stichbogen; jetzt hängen die Glocken im Dachstuhl.
Ueber dem Eingang zum Thurm (früher an der Vorhalle) ein ziemlich rohes
Relief der Kreuzigung, das vordem die Jahreszahl m cccc xcvii trug. Maria (mit
Schleier) imd Johannes stehen auf besonderen Sockeln nach vorn gewendet mit
gefalteten Händen da; darunter Gesims (Kehle zwischen Schmiegen).
[Das Corpus Bonorum von 1752 erwähnt einen hölzernen Taufengel, der das
Wasserbecken hielt].
Orgel mit barockem Blattwerk, aus dem XVIII. Jahrhundert, aus Lucklmn
stammend.
Messingleuchter von 22 cm H., reich in barockem Stil verziert, mit der
Inschrift M(eister) Jürgen Halwas Anno löjS-
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 19^/2 cm H., barock, sechstheilig.
Erkerode.
29
jedoch am Fuss mit ganz flachen Bogen; am Knauf ein wellenförmiger Grat,
an der Schale Lamm mit Kelch und Fahne gravirt. Braunschw. Beschau (Löwe)
und Meisterzeichen ZB in länglicher Vierpasseinfassung. — 2. aus Zinn, von
15 cm H., barock profilirt, rund imd mit sehr breitem Fuss, 1722 gestiftet und
mit dem Vers i. Joh. i, 7 versehen. Der Stempel zeigt die Figur der Gerechtig-
keit mit G — M. — Die dazu gehörige Patene hat einen anderen Stempel: Engel
mit einem Band, auf dem Englisch Zinn steht, daneben C — S.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, 9 cm br. , mit Wolfenbüttler Beschau
(Pferd vor Säule) und der Meisterbezeichnung « in herzförmiger Einfassung.
Gehenkelte Deckelkanne aus Zinn, ohne Knopf 23 cm h., 1734 gestiftet,
mit langem Hals und gedrungenem Bauch, sowie reich profilirter Tülle.
Messingtaufbecken von 1676, am Rand mit dem eingeschlagenen Bilde
eines Fisches.
Auf der Stätte „Wüste Kirche" (s. S. 28) sind nach der Angabe von
J. H. Gh. Schmidt, Braunschw. Magazin 1861, 316 bei der Separation 1861
Grundmauern, Mörtel, Dachziegel von sehr alter Form, stellenweise mit weisser
Oberfläche und Glasur versehen, aber auch Bruchstücke von Urnen gefunden wor-
den. Auch von dem Untersatz eines mittelalterlichen Taufsteins mit quadratischer
Platte, kreisrundem Wulst und übereck gestelltem, kurzem quadratischen Schaft
(mit abgeschrägten Ecken) in Privatbesitz, wird dies in der Inventarisation von
1878 — schwerlich mit Recht — behauptet.
[Nach der Inventarisation von 1878 hat auf dem Ruhmannschen Hofe bis in
die neuste Zeit ein Bergfried gestanden].
Aeltere Häuser. Nr. 22 (Abb. 12), jetzt Gastwirthschaft, nach S gerichtet,
wohl aus der i. Hälfte des XVH. Jahrhunderts. Die Wohnräume springen mit
vier Fächern gegen die ehemaligen Wirthschaftsräume (jetzt Gaststube) 80 cm
vor und kragen im Oberstock noch weitere 25 cm aus. Die Balkenköpfe sind
ganz schmucklos, die Schwelle (mit der Inschrift Arent Stichler^ Margreten Twalke-
meiers) leicht abgefast, die Füllhölzer unten flach gerundet imd hier umschichtig
gekerbt, die Knaggen bestehen aus drei grossen Viertelstäben, von denen die
beiden oberen geriefelt, der untere nur oben und unten kurze Längsschnitte zeigt.
Die Fächer imter den Fenstern mit Kreuzbändern. Das Über den Wirthschafts-
räumen weit vorspringende Dach ruht hier auf schlichten, freistehenden Stützen.
— Nr. 8. Kleines, aber sehr interessantes Haus mit Oberstock, wohl aus der-
selben Zeit. Auf der östlichen Schmalseite kragen die Balken 83 cm vor und
werden bis auf 30 cm durch Knaggen von geschwungener Form (kleiner Viertelstab,
langgezogener Kamies, Rundstab und zwei winklig an einanderstossende Schmiegen)
und so reicher Einzelausführung getragen, dass eine genaue Beschreibung nicht
möglich ist. Eins von ihnen weist durch ein Kreuz auf die Kommende Lucklum
hin. Die mittelste Knagge sitzt über einer niedrigen Rundbogen thür, die in
einen überirdischen, aber kellerartigen Raum (nach wahrscheinlicher Angabe
30 Amtsgcrichlsbeiirt RiddigihauKD.
einen Wildkeller der Kommende Lucklum) ffthrte. Jetzt ist jedoch eine mit dem
Oberstock bündige Wand vorgezogen, die nunmehr einen schmalen Gang her-
stellt. Im S lag der Schwellbalken, der unten nur ganz leicht gerundet ist, von
jeher auf der massiven Mauer des Erdgeschosses. Unter dem Dach hier wieder
Knaggen von ahnlicher Verzierung, wie oben. Alt sind auf dieser Seite nur fünf
Fächer, Im N fehlen die Knaggen. — Nr. lo massiv untermauert; auf der Rück-
seite nach der Wabe zu kragt der Unterstuck vor, Schwellbalken und Füllbretter sind
ganz schmal gefast, die Knaggen hier und unter dem Dach (auch auf der anderen
Seite) schlicht, aus Viertelstab, Karnies und Rundstab bestehend. — Nr. 2, altes
Ffarrwittwenhaus. Der Oberstock kragt nur wenig vor, so dass Knaggen fehlen.
Hrkerode — Essehof.
31
Die Balkenköpfe zeigen geneigte Facetten, die Füllhölzer zwei Rundstäbe, Leiste
und Kehle, der Schwellbalken breite Fase; unter den Fächern Kreuzbänder. —
Nr. 28 mit altem eisernen Ofen, der auf den Breitseiten das Wappen Christians
von Minden, bzw. Christus mit Kelch und Fahne, auf der Schmalseite König
David mit Harfe und die Jahreszahl 1622 zeigt. — [Nach der Inventarisation
von 1878 befanden sich an einem Hause reich ausgeschnittene Kopfbänder von
untenstehender Form (Abb. 13).
[Hausinschriften. Nach derselben Inventarisation an dem zuletzt erwähnten
Hause: IVer Gott vertraut usw. Dann: Es ist ein Elend jämmerlich um aller
Menschen Lehen vom Mutterleibe an bis in die Erde begraben werden^ die unser
aller Mutter ist. Zuletzt Sirach 40, 2]. — An einem Hause von 1684 Ps. 127, i,
dann An Gottes Segen Ist alles gelegen. M(eister) Joachim Klockenzuger.
Vorgeschichtliches. Nach der Inventarisation von 1878 sind
im und am Westhölzchen, östl. von E., durch H. Mülter-Erkerode
Urnen ausgegraben worden, die sich jetzt im Städtischen Museum
zu Braunschweig befinden : i . von stark sich nach unten ver-
jüngender kalathosartiger Form, 19V2 cm H. und 22 cm oberem
Dm., aus schwarzem Thon. Auf dem nach unten viertelstabförmig
vorspringenden Rand, von dem sich der Körper kehlartig absetzt,
ist durch Punktiren ein Muster aus rechtwinklig sich schneidenden 13. Knagge in
Linien hergestellt. — 2. Von 22 cm H. und 29 ^/j cm unterem Erkerode.
Dm., aus röthlichem Thon, stark ausgebaucht und mit kleinem
Rand. — 3. Von 1 1 V» cm H. und lö^/j cm oberem Dm., aus schwärzlichem
Thon, durch einen scharfgebogenen Absatz in eine kleinere Ober- und grössere
Unterhälfte getheilt, von denen jene durch mehrere rundumlaufende Linien
verziert ist. Ausserdem befinden sich aus E. im Stadt. Museum mehrere Korn-
quetscher und Thonwirtel, sowie ein Wirtel (von 3^/2 cm Dm.) aus grünem,
durchsichtigem Glas mit goldartiger Iris. Nach den Beobachtungen von Dr. Fuhse
gehören alle diese Gegenstände der Zeit des H. bis IH. nachchristlichen Jahr-
hunderts an.
[Ekthi.]
[Zu den 17 Ortschaften gehörig, die 1031 der neugegründeten Pfarrkirche
S. Magni im Dorfe Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt Braunschweig II i).
E. wird zuletzt in der betr. Urkunde genannt und muss daher im Süden der
Sta,dt gesucht werden. Vgl. Dürre, Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen
1869, 79.].
Essehof.
Namensformen. Eddesseim (11 78), Edessen oder -em (1294. 1326), Eddesse
(um 1300), d. h. Heim eines Eddo.
Geschichtliches. Das jetzige Dorf E. liegt auf der, 1477 und 1496 genannten
(wüsten) Dorfstelle zu Lutken Eddesse, Das frühere Dorf gehörte 11 78 und 1294
^2 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
dem Aegidienkloster in Braunschweig, dessen Besitz um 1300 bestimmter auf
20 freie Hufen mit Zehnten und Wald angegeben wird; 1326 ist der Fleisch-
und Feldzehnte beim Kloster, doch wird schlechthin der „Zehnte" 13 11 als halber-
städtisches Lehen der Edelherren v. Warberg aufgeführt. Auf dem Hof (vermuth-
lich des Aegidienklosters) zu E. fand 1334 eine Verhandlung zwischen den
V. Brunsrode und dem Kloster Riddagshausen statt. Man wird anzunehmen haben,
dass das Dorf Gross E., das sonst als solches nicht genannt wird, vom Aegidien-
kloster gelegt war. Wenigstens ist von einem Vorwerk desselben die Rede, das
1538 von der Regierung eingezogen und dem Amte Kampen beigelegt wurde
(Knoll-Bode 209). Zu letzerem gehörte ausser den Gografschaften Lehre und
Gardessen bis zur westfälischen Zeit auch die Gografschaft Essehof, die ausser E.
selbst noch Volkmarode, Dibbesdorf, Schapen, Hordorf und Weddel umfasste
und von dem Besitzer des in E. 1574 neu erbauten Hofes ausgeübt wurde.
Da aber in Urkunden von 1346 und 1348 (Sud. II 169. 245) zum Schlosse
Kampen die Gerichte Schandeiah, Lehre und Lappenberg gezählt werden und
das erstere offenbar mit dem zu Gardessen identisch ist — Schandeiah war
15 12 — 1706 aus dem Verbände des Amtes Kampen ausgeschieden, s. dort — ,
so haben wir in dem Gericht zum Lappenberg das spätere von Essehof zu er-
kennen. Als Theil des Amtes Kampen (s. dort) gehörte E. von 1348 bis 1706
zum Fürstentum Lüneburg.
Aeltere Häuser. Nr. 4 von 1791, Vordertheil von 1802, sächsisches Ein-
haus der Danndorfer Art (s. Bd. I 164), doch jetzt mit Ziegeldach und ab-
getrennter Wohnung. Balkenköpfe und Füllhölzer an den Wohnräumen mit ab-
gesetzter Rundung. — Nr. 7 und 10 strohgedeckte Köthen des thüringischen
Typus, die letztere stark verändert.
Dorfanlage haufenförmig. Flurkarte von G. J. Pape 1755. — Einwohner-
zahl 1790/3: 85, 1895: 158.
[Everikesbutli.]
[Nördlich bei der Stadt Braunschweig gelegen und zu den 17 Ortschaften
zählend, die 1031 der neu gegründeten Pfarrkirche S. Magni im damaligen Dorfe
Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt Braunschweig II i). Vgl. Dürre, Ztschr.
d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 77 f.].
Flechtorf-
Namens formen. Flegthorp {\02 2\ Flechthorpa {yaa iioo), F- oder Vlechtorpe
(13 18 u. sonst), nach Förstemann mit dhd, ßehtan (flechten), mit Bezug auf ge-
flochtene Zäune, zusammenhängend.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lucidum, jetzt in der Inspektion
Kampen (-Lehre); das Patronat ist herzoglich, gegen 1400 stand es Herzog
Friedrich zu. Ein Pfarrer Werner wird 13 17 genannt. — Das Michaeliskloster
in Hildesheim besass 1022, das Ludgerikloster in Helmstedt um 1 100 Güter in F.
Essehof — Flechto rf.
33
Als herzogl. Lehen besassen 131 8 die v. Bodenrode 7 Hufen und einen Hof,
1344 die V. Brunsrode 4 Hufen, 1434 die v. Leim und v. Campe die Mühle,
1490 die V. Garssenbüttel 9 Feuerstellen und einen Theil des Nordholzes.
1346 verpfänden die Herzöge Magnus L und H. u. a. die Hälfte ihres Vor-
werks F. (als Zubehör zur Burg Kampen) mit 4 Hufen, das Ludolf v. Wenden
gehört hatte, 1348 verkaufen sie mit der genannten Burg dieselben Güter an
ihre Lüneburger Vettern. (Sud. H 169. 245). Mit dem ganzen Amte Kampen
(s. dort) war auch F. 1348 bis 1706 lüneburgisch. Gegen 1400 zählte F. zur
Vogtei Gif hörn. — Der halbe Zehnte wird 13 11 als halberstädtisches Lehen der
V. Campe, der Zehnte um 1330, 1477 und 1484 als Besitz des Acgidienklosters
und wieder der halbe Zehnte 13 18, 1344, 1356/8 als herzogliches Lehen braun-
schweigischer Bürger erwähnt.
Dorfanlage unregelmässig, die Kirche am östl. Rande. Mit der Flechtorfer
Feldmark ist die Kattdorfer und Reins-
hager (s. dort) vereinigt. Flurkarte vom
Ingenieur Warmburg 1754. — Damals
2^ Höfe. Einwohnerzahl 1790/3: 350,
1895: 487.
Die Kirche ist ein rechteckiger flach-
gedeckter Bau mit grossen Rundbogen-
fenstem von 1806 (hergestellt 1893).
Der Thurm (Abb. 14; aussen 7.12 m br.,
5.00 m tief) dagegen stammt im wesent-
lichen aus der romanischen Periode. Die
Längsseiten sind in der Höhe des ersten
Stockwerks eingezogen, so dass der Thurm oben etwa quadratischen Grund-
riss erhält; die nördl. und südl. Obermauer wird durch zwei mächtige, mit den
Seitenmauem gleichzeitig ausgeführte Rundbogen von 0.82 m Stärke, die in
2.30 m H. vom unteren Fussboden ansetzen, getragen, und das Untergeschoss
des Thurmes durch sie in einen breiten Mittelraum von 2.20 m im Geviert
und zwei schmale SeitenrSume von 0.88 m abgetheilt. Pultdächer decken die
beiden Thurmausbauten. Um den Schub der Bogen auszuhalten, ist die westl.
und östl. Mauer des Thurmes im Untergeschoss im Gegensatz zu den beiden
anderen (0.70 m) sehr stark (1.40 m), wird aber in Scheitelhöhe des Bogens
entsprechend dünner. Den Zugang zur Kirche bildet ein Rundbogen von 1.72 mBr.
Das Glockenhaus hat im O und W je eine rundbogige, gradwandige, im N und S
je eine doppelte Schallöfihung, von denen die letzteren mit schlichtem Trennungs-
pfeiler, gemeinschaftlicher Nische und Stichbogen in allen Theilen versehen sind.
Zwei Stichbogenöffilungen im S in halber Thurmhöhe scheinen neueren Ursprungs
zu sein. Sonst besitzt der Thurm noch die üblichen Schiessscharten oder Schlitze
(im Erdgeschoss zwei). Das Dach des Thurmes hat Zwiebelform und ist nach
Angabe des Corpus Bonorum 1684 aufgesetzt worden. Nach der Dachschräge
Bau- tt. KuDstdenkm. d. Herzgt. Braunsctaweiir. II. Q
Ita^
*
»l
14. Flechtorf, Grundriss des Kirchthurms.
^A Amtsgerichtsbezirk Riddagshaasen.
an der Ostseite des Thurmes zu schliessen, hatte das alte Kirchenschiff mit dem
Thurm nicht die gleiche Achse, sondern war nach S gerückt. Nach dem Corpus
Bonorum hatte 1640 ein Neubau der Kirche, 1690 der Anbau eines Chors
stattgefunden.
Ueber dem Altar die Kanzel in antikisirendem Stil mit Pilastem zur Seite.
Glocken, i. neu. — 2. von 82 cm H. und 92 cm Dm., oben mit schöner
Blattverzierung und dem Spruch Ps. 95, 6, am Bauch mit dem Namen des
Amtmanns, des Pastors imd der „Kirchenjuraten", den Abdrücken der Vs. und
Rs. eines i ^/j Pfennigstücks des Herzogs Georg Wilhelm von 1691 und der
Meisterinschrift: Arendt Grete gos mich i6gj, — 3. von 59 cm Dm. aus dem
J. 1793, mit Meisterbezeichnung^ die jedoch wegen des hohen Standorts der
Glocke nicht festzustellen war. — Nach dem Corpus Bonorum von 1750 waren
ausser Glocke Nr. 2 noch solche von 1694 und 1697 vorhanden.
Kelche, i. von 15 cm H., aus vergoldetem Silber und in gothischen Formen,
mit rundem Fuss (von 12 1/2 cm Dm. gegen 10 cm Dm. der Schale) und rundem
Ständer, in den Rauten mit Naswerk eingravirt sind. Die radienförmig aus-
laufenden Glieder des Knaufs haben breite Stege und schrägabfallende Seiten-
wände. Auf den Fuss ist die Relieffigur des Gekreuzigten aufgesetzt; die Kreuz-
arme enden in spitzen Kleeblättern. Unter dem Fuss ist in Minuskeln hermäg
eingeritzt. Die Patene ist mit Vierpass versehen. — 2. von 21 cm H. aus ver-
goldetem Silber und in barocken Formen, Fuss usw. rund, Knauf mit Buckeln
und profilirtem Steg in der Mitte. Unten am Ständer ist gesenktes Blattwerk, auf
den Fuss die Relieffigur des Gekreuzigten (mit gravirtem Kreuz) aufgesetzt. 1697
gestiftet und mit Braunschw. Beschau (Löwe), sowie beistehendem Meister-
zeichen versehen; doch könnte das B auch ein anderer Buchstabe sein.
Ovale Oblatendose aus vergoldetem Silber, 12I/2 cm br., mit gekröntem
Namenszug, aus F und W^ zusammengesetzt, Braunschw. Beschau, einem B und
der Meisterbezeichnung LS in gezackter Einfassung.
1.2 Zinnleuchter (41 cm h.), barock profilirt, von 1716, mit undeutlichen
Stempeln.
2 gehenkelte Blumenvasen aus Zinn, 18 cm h. Der Meisterstempel zeigt
eine gekrönte Rose.
Aeltere Häuser. Ein Brand vernichtete 1729 nach Angabe des damals neu
angelegten Kirchenbuchs 26 Gebäude. Aus diesem Jahre stammen mehrere Ein-
häuser der Danndorfer Art (s. Bd. I 164 f.), eins von besonders grossen Ver-
hältnissen aus dem J. 1730. — Nr. 15 (von 1800) soll im wesentlichen aus
dem J. 1646 stammen. Die hinteren Räume sind etwas höher, obwohl auch die
vorderen, jetzt z. Th. gleichfalls für Wohnzwecke hergerichteten Wirthschaftsräume
einen Halbstock zeigen. Das Strohdach legt sich gleichmässig, jedoch mit einem
Knick am Trennungspunkt über beide Theile. — Nr. 20 erweist sich trotz starker
neuerer Aenderungen durch die geschweiften Knaggen imter dem überhängenden
Dach, durch das Vortreten des Oberstocks (die Unterkante des Schwellbalkens
Ficchtorf — Gardessen.
35
ist gefast, die Balkenköpfe unten gerundet) und besonders durch die Kreuz-
bänder unter den Fenstern gleichfalls als älter.
Hausinschriften. Nr. 13 (von 1730) Luc. 10, 42 und Ps. 37, 3. —
Nr. 15 (von 1800):
Dir^ Hüter meines Lebens^
Vertrau ich nicht vergebens^
Du Du kannst in Gefahren
Mich jeden Tag bewahren.
Die „Landwehr**, die das Fürsten thum Wolfenbüttel von dem Fürstenthum
Lüneburg schied, ist auf der Grenzkarte Halbaurs von 1726 (Herzogl. Landes-
hauptarchiv) verzeichnet; sie lief nur da, wo nicht die Schunter ein Ueberschreiten
der Grenze verhinderte.
Vorgeschichtliches. Nach Aufzeichnungen des Kantors Reiche vom J. 1865
(Städtisches Museum in Braunschweig) sind 1857 und 1864 am Schweinestalls-
berg Urnen mit Knochen und mit Stein als Deckel, in einem Fall auch mit
Metallstücken, anscheinend von einem Schwertgriif und einem Schmuck (aus ge-
wundenem Kupferdraht, mit einer Oese zum Auf hängen), sodann in den 50er Jahren
auf dem alten und südlich neben dem neuen Kirchhof, sowie auf diesem selbst
und am Hasenberg ein Gemisch von Urnenscherben und Knochen, vielfach in
fetter, in den Grandboden eingelassener Erdmasse gefunden worden.
[Fritherikeroth.]
[Wüstung östlich bei der Stadt Braunschweig, nach Knoll in der Wüstenmark
zwischen der Helmstedter und Rautheimer Strasse zu suchen, wird 103 1 unter den
1 7 Ortschaften aufgeführt, die damals der neu gegründeten Pfarrkirche S. Magni
im Dorfe Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt Braunschweig II i). Vgl. Dürre,
Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 78.]
Card essen.
Namens formen. Gerdessem (1226. 1344), Gardessen (13 15), d. h. Heim eines
Gerda (Koseform für Gerhard).
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Kämpen (-Lehre); ein Pfarrer Ernst wird 13 15 genannt. Die Kirche besass einen
Hof in Erkerode, der 13 15 gegen einen solchen in Lucklum vertauscht wurde.
Das Patronat stand früher dem Propst des Bonifatiusstifts in Halberstadt zu
(z. B. 1408), ist aber jetzt herzoglich. — G. gehörte zum Amte Kampen und
theilte dessen Geschichte (s. dort). Die Gografschaft G., die die Dörfer Boimstorf,
Rothenkamp (s. Bd. I 241. 261), Schandeiah, G. selbst und Abbenrode umfasste,
war infolge Ausscheidens von Schandeiah aus dem Fürstenthum Lüneburg (15 12)
aus der Gografschaft Schandeiah (s. dort u. S. 32) entstanden. 1344 und 1593
wird das Dorf nebst Gericht als herzogl. Lehen der v. Weferling bezeichnet,
die 131 1 und 1476 vom Bisthum Halberstadt auch mit dem Zehnten — dieser
3*
ß6 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
um 1226 meinersensches Lehen Balduins v. Wenden — belehnt waren, aber
1400 5^/2 Hufen und 2 Höfe an die v. Gustede verkauften.
Dorfanlage haufenförmig am Hünerbeek, am östl. Rande die Kirche und un-
mittelbar östlich anstossend die „Kieckelborch", der glaubhaften Volksüberlieferung
nach ein früherer Grenz wartthurm. Flurkarte von Hörn 1762. — Damals 17 Höfe.
Einwohnerzahl 1790/3: 178, 1895: 312.
Kirche neu. [Nach Angabe im Corpus Bonorum von 1750 befand sich an
dem alten Bau ein Stein mit der Jahreszahl 1472, am Altar ein solcher mit 148^^
— Ueber dem Altar alte Kopie der Rubensschen Kreuzabnahme im Dom
zu Antwerpen, Leinwandbild in Oel.
Untersatz des mittelalterlichen Taufsteins im Schulgarten. Das Verbindungs-
glied zwischen der viereckigen Platte unten und der kreisrunden Platte oben
besteht in einer abgestumpften Pyramide, die durch eine doppelte Kehle an den
vier Ecken im Durchschnitt der Kreisform genähert wird.
Glocke von 63 cm H. und Dm., zwischen zw-ei Omamentstreifen die Inschrift
Heinrich Borstelman in Braunschweig hat mich gegossen Anno 1647,
Kelch aus vergoldetem Silber, von 19 cm H., rund, doch am Fuss mit Ein-
schnitten, die an die alte Sechspassform erinnern, mit Braunschw. Beschau
(Löwe), einem N in viereckiger Einfassung und der Meisterbezeichnung ^ ,
1770 gestiftet.
Bemerkenswerthe alte Häuser fehlen jetzt. [Den Grundriss eines nach nieder-
sächsischer Art gebauten Hauses bei Pfeifer, „Dörfer u. Bauernhäuser im Herzogt.
Braunschweig" (1886) Bl. 10: Die Däle gleichmässig breit, Ställe beiderseits mit
Dälenfütterung, der Fohlenstall rechts von der Einfahrt vorgebaut, hinten zwei
seitliche Ausgänge, die Wohnräume in üblicher Weise angeordnet.]
[Hausinschriften. Nach der Inventarisation von 1878
Jesu^ mein Trost, Rath, Hülfe und Z[ier],
Mein Haus und Herz steht offen dir.
Ach komm, kehr mit deinem Segen ein.
So werd ich reich und selig sein.
und Wer Gott vertraut usw.]
Gliesmarode.
Namens formen. Glismoderoth ( 1 03 1 . 1 2 1 1 ), Glismederoth (1226), Lismoderoth
(1161), Rodung eines Glismod.
Geschichtliches. G. gehörte zu den 18 Dörfern, die 103 1 von der Pfarre
in Atzum getrennt und zu der neu gegründeten Pfarre S. Magni in Brunswick
gelegt wurden (s. S. 35). Den Zehnten, vorher Besitz des Archidiakons von
Atzum, erwarb das Kloster Riddagshausen schon 1150, 9^2 Hufen durch
Heinrich d. L. 1161. Die dortige grangia des Klosters wurde 1226 von der
S. Magnipfarre abgelöst, 1265 verzichtete Bertram d. J. v. Veitheim auf Güter,
Gardeäsen — Harderode.
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die sein Vater dem Kloster gegeben hatte. Nach dem Riddagshäuser Kopial-
buch I (nach 167 1) gehörte diesem das ganze Dorf nebst den Untergerichten
binnen des Dorfes und Zaunes, dem Zehnten von Garben und Fleisch, dem
Zins von Hof, Acker, Wiese und Garten in der Höhe von 53 Thlr. 7 Gr.,
der Jagd auf Flur und Moor, der Hude und Weide in, wie ausser der
Landwehr und auf dem Bülten. Die 3 Ackerleute hatten wöchentlich einmal
Spann-, die 7 Kotsassen zweimal Handdienste zu leisten. Wann der Kloster-
hof aufgelöst und das Land an Bauern, ausgethan wurde, wissen wir nicht; doch
s. Geschichtliches bei Riddagshausen.
„Bei den verschiedenen Belagerungen der Stadt wurde G. wiederholt in Mit-
leidenschaft gezogen. 1492 und 1550 brannten die Herzoglichen das Dorf und
den Thurm ab; 1600, 1602 und 1606 ward der Ort von den Bürgern ver-
wüstet. Der in letzterem Jahre verursachte Schaden war so bedeutend, dass
Herzog Heinrich Julius 1607 den Einwohnern eine öffentliche Sammlung zum
Wiederaufbau ihrer Höfe gestattete" (Knoll-Bode 210).
Dorfanlage haufenförmig. Alte Flurkarte fehlt. — Einwohnerzahl 1790/3:
106, 1895: 639.
Der Gliesmaroder „Thurm" gehörte zur Landwehr der Stadt Braunschweig
(s. dort), wurde 1763 veräussert und besteht jetzt nur noch dem Namen nach
in einer Wirthschaft.
[Hägerdorf.]
[Wohl Dorf eines Hager. — Lorenz v. Honlege verpfändet 1483 ausser
Hondelage selbst auch H. mit Wäldern und Zubehör an das Kloster Riddags-
hausen, sein Sohn Hans, ausser Stande, die Güter wieder einzulösen, tritt sie
diesem 15 10 ganz ab. Die Halberstädter Matrikel von 1400 führt noch die dortige
Kirche, die darnach Pfarrrechte besessen zu haben scheint, mit i Lot Abgaben
auf (Ztschr. d. bist. Vereins f. Niedersachsen 1862, 79), nach der Angabe der
Hondelager Flurbeschreibung von 1755 (s. Andree S. 54), soll das Dorf nebst
der Kapelle infolge seiner Zerstörung nach der Sievershäuser Schlacht 1553 wüst
geworden sein (s. jedoch bei Hondelage). Bei Hassel- Bege I 362 ist angegeben,
dass 4 Höfe in Hondelage (s. S. 40) noch um 1800 den ,,Hägerdörfer Acker-
lauten" gehörten, die allein die Flur des wüsten Dorfes bebauten. Die Wüstung
liegt zwischen Hondelage und Grassei (Kr. Gifhorn) nahe der Grenze. — Die
Inventarisation von 1878 verzeichnet hier ein Hünengrab.]
[Harderode-]
[Herdenrothe [\\b\\ Heredherode \md Herderode {i 2^07), Harderode {pxn 167 1),
d. h. Rodung eines Herdo oder Hardo.
Das Kloster Riddagshausen erwarb 1161 von Heinrich d. L. i Hufe, 1246
2 Höfe, 1305 2 Hufen und 1307 das beim Herzog zu Lehen gehende Dorf
ß8 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
mit den Wäldern Siebroch, Getela, Gemene usw. pebst dem Mühlen- und dem wüsten
Burgplatz für 70 Mk. reinen Silbers (ÜB Stadt Braunschweig II Nr. 596. 598).
Der Hofmeister von Quenun verwaltete 13 13 auch die Besitzungen in H. 1248
werden noch die cives de ff. genannt, 1322 das Dorf selbst als villula, 1325
als deserta bezeichnet. 13 lo, bzw. 1322 erwarb das Kloster auch den Zehnten
nebst dem Zehnthof. Nach dem Kopiale I (nach 1671) waren die Güter mit Aus-
nahme der Gehölze dem Kloster wieder abhanden gekommen. — Die Lage des Dorfes
ist zwischen Hondelage und Querum am rechten Ufer der Schimter zu suchen
— in einer Urkunde von 1322 wird ein Weg genannt, der von der Brücke
bei Mönke-Quernem zu den z. Th. klösterlichen Waldungen und in östl. Richtung
nach dem Dörfchen Harderode zu fahrt — , doch ist die oben erwähnte, zum
Dorf gehörige Burg, die bereits 1307 als solche nicht mehr bestand, vielleicht
in dem sog. Beulwall bei Querum (s. dort) am linken Ufer zu erkennen. Die
Feldmark ist zu der von Querum gelegt.]
Hemkenrode.
Namens formen. Meist Hemmekenrode^ ffemmerode (1348), to dem Hemmekenrod
(1466), d. h. Rodung eines Hemico oder Hemmo.
Geschichtliches. Filial von Destedt, zeitweilig Pfarrdorf. Herzog Magnus
giebt 1348 der Kirche den ihr durch Heinrich v. Veitheim geschenkten Zins von
8 /? im Dorfe zu eigen. — Das Gericht über H. war 139 1 durch Herzog
Friedrich an die v. Veitheim verpföndet. — 1329 kamen 2 Hufen von den
V. Sampleben ans Kloster Riddagshausen, 135 1 waren 51/a Hufen im Besitz der
Kahlen in Braunschweig. Der Zehnte gehörte 1466 den v. Veitheim.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche in der Mitte auf einem Hügel, der
nach W und N abfällt. Oestlich vom Ort der ,,Thieanger*'. Flurkarte von
Geitel 1772. — Damals 19 Höfe. Einwohnerzahl 1790/3: 130, 1895: 181.
Die romanisch -gothische Kirche besteht aus dem geraden, aussen mit dem
Schiff bündigen, innen aber durch die grössere Mauerstärke etwas engeren, ge-
wölbten Chor, dem flachgedeckten Schilf und dem rechteckigen Thurm, der
hinter der Breite des Schiffs einige Fuss zurückbleibt. Die Rippen des Chor-
gewölbes zeigen einen Steg zwischen je zwei gratig an einander stossenden Kehlen
und werden von kurzen Diensten abgefangen, die aus einem achteckigen und
einem unvermittelt daranschliessenden runden, unten schräg abgeschnittenen
Stück bestehen. Nach Osten in gemeinsamer Innennische drei schmale gothische
Fenster mit gekehlten Kanten und aussen wie innen in einer kamiesförmigen
Einfassung, die sich aussen im Rundbogen über die beiden seitlichen Fenster
und im Giebel über das mittlere legt. An der Stirnseite der Sohlbank in
Minuskeln äho dni tnccccxlvHL Gegen das lun eine Stufe tiefere Schiff schliesst
der Chor mit einem — wohl romanischen — Rundbogen ab, der im Norden
auf einem Kämpfer (Platte, Leiste, steile Kehle) ruht. Das Dachgesims ist ge-
kehlt. Die gothischen Fenster — ausser dem des Chors — sind 1878 an Stelle
Harderode — Hemkenrode.
39
von viereckigen eingesetzt worden. — Der Thurm steht, wie an der Fuge zu er-
kennen ist, im Osten auf der Giebelseite eines älteren Kirchenschiffs, vermuthlich
einer romanischen thurmlosen Kapelle. Oberhalb der Fuge erkennt man noch
die Schräge eines Daches, das niedriger war, als das jetzige. Die Glockenstube
öffnet sich nach N und S je in einer geradwandigen Doppelschallößhung, deren
halbrunde Bogen auf einem rechteckigen Theilungspfeiler (mit abgestumpften
Pyramiden als Kämpfer und Sockel) ruhen. Jetzt zum Schutz gegen den Regen
stark geschrägte Sohlbänke. Darunter im O, jetzt auf den Dachboden gehend,
kreisrunde Oefi&iung mit Quadereinfassung und abgeschrägter Aussenkante, innen
mit schräger Wandung, im W ähnliche, jedoch viereckige Oeffnung. Unten im
Süden Vierpassöffhung mit getreppten Ecken und gefasten Kanten (ausgeschnittene
Steinplatte). Der Thurm trägt ein Satteldach auf hochgeführten Giebeln und
eine Laterne. Die Giebelecksteine zeigen Platte, Rundstab, langgezogene Kehle
und Schmiege. — Vor die Nordseite des Thurms und des anschliessenden Theiles
des Kirchenschiffs legt sich eine gothische Vorhalle, jetzt in der Mitte der Front
mit einem reicheren gothischen Portal ausgestattet und nach dem Thurm zu
geöffnet, in dessen Ostwand der Eingang zum Schiff liegt. Früher war die spitz-
bogige Aussenthür der Vorhalle weiter nach Osten gerückt und führte gerade
gegenüber durch eine sehr kleine spätromanische Rundbogenthür (mit doppelter
Kehle an der Kante) unmittelbar in das Schiff. Daneben kleine Nische. Im nörd-
lichen Giebel der Halle zwei gothische Fenster mit gemeinsamer Innennische.
Das Dachgesims gekehlt, mit Giebelecksteinen. — Die Angabe im Corpus Bonorum,
1 799 sei der Thurm neu gebaut worden, kann nach dem Vorstehenden nur auf
eine Ausbesserung bezogen werden, wie solche 17 17 schon stattgefunden hatte.
Altarplatte weit ausladend, oben mit Sepulcrum, innen hohl und an der
Rückseite mit hölzerner Thür versehen. Von der Altarwand rührt ein sehr rohes,
spätes Bild, die Himmelfahrt Christi darstellend, her.
Mittelalterlicher Taufstein von 83 cm H., 95 cm oberem Dm. Die wuchtige
halbkugelförmige Schale zeigt am Rand eine nach oben gerichtete Kehle mit
kleiner Schmiege darunter. Der Sockel gleicht dem in Gardessen (s. S. 36).
Grabsteine, i. Des Pastors Georg Friedrich Röpken (geb. in Althaldensleben,
gest. 1758 im Alter von 71 Jahren) vor dem Altar. — 2. Des Pastors Ludwig
Andreas Wittekop zu Destedt-Hemkenrode (geb. 1751, gest. 181 1) aussen.
Glocke von 60 cm H. und Dm., aus dem Jahre 1720, mit Blattmuster am
Hals und Relief des Gekreuzigten am Bauch. Inschrift nicht festzustellen.
Messingleuchter von 38 cm H., barock profilirt, auf drei Kugelfüssen.
Kelche, i. aus Silber und innen vergoldet, rund, mit rohem, aufgesetztem
Crucifix ohne Kreuz, 17 17 gestiftet, mit Braunschw. Beschau (Löwe), D und
dem Meisterzeichen j^^ in Dreipasseinfassung. Die zugehörige Patene von 1728
mit gleicher Beschau, E imd der Meisterbezeichnung I C S in ovaler Einfassung. —
2. aus Zinn von 1647, rund, am Fuss mit ovalen Buckeln. Braunschw. Beschau
und Meisterzeichen HR in schildförmiger Einfassung.
AÖ AmtsgerichtAczirk Riddagshausen.
Oblaten schachte! aus Zinn, oval, von lo cm Br. Im Innern ovaler Stempel:
Engel mit Palme, darüber 1709, zur Seite DC — B. Als Deckel dient eine ovale
Patene mit schräg eingepresstem Rippenmuster am Rand.
Missale s. bei Destedt.
Bemerkenswerthe ältere Häuser fehlen.
[Haus in Schrift, in der Inventarisation von 1878
Hilf Goty wi get es nummer zu.
Das die mich nich gunnen, den ich ni du.
Doch glei müssen sie leden.
Das ich lebe {\t^^.]
Hondelagre,
Namensformen. Honlage (1178), Honlege (1322), Honlinge (1404), zu lä,
loh, loch = Gehölz.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Kampen(- Lehre). Die Pfarre bestand bereits 13 10, und 1347 war der Pfarrer
Johannes zugleich Dekan des Kalands zu Lucklum. Das Patronat ging 1504 aus
dem Besitz der v. Honlege in den des Klosters Riddagshausen über, dessen Abt
Herman III. (1503 — 1531) in H. für amtsmüde Aebte ein Haus erbaute. Gegen
1 700, zur Zeit des Pastors Gebhard, war die Pfarre in Wendhausen mit der in
H. vereinigt. — 1178 war hier das Aegidienkloster in Braunschweig begütert,
13 IG das Kloster Riddagshausen, das damals einen Streit mit den v. Honlege
über die Grenzen des Waldes Sicbrok beilegte und den Wald Girsberg (s. bei
Harderode) behielt, auch 1344 seine Grenzen durch Gräben sicherte. Ausser
den genannten Hölzern war um 1670 auch der Wald Getela beim Kloster.
Andere Hölzer besassen 1401 die Franciskaner, 14 18 die Pauliner in Braun-
schweig, 1463 die V. Bartensieben, um 1580 die Kalms. 1384 kam die eine
Hälfte des Dorfes, 15 10 durch Hans, den letzten Ritter v. Honlege, auch die
andere in den Besitz des Klosters, doch hatte Lorenz v. Honlege bereits 1483
nebst Hägerdorf auch H. für 2400 rh. fl. an dieses verpfändet, und sein Sohn
Hans verzichtete auf diese, seine Eigengüter nur, weil er sie nicht wieder ein-
zulösen vermochte. Das Dorf gehörte zur Klostervogtei Riddagshausen. 1560
wird das Dorf herzogl. Lehen der v. Veitheim genannt. — Das Adelsgeschlecht
der V. Honlege erscheint zuerst 1223 und starb 15 10 aus.
Dorfanlage. Grosses, unregelmässiges Haufendorf auf und an einem Hügel
am rechten Schunterufer. Auf der Höhe lag die Burg der v. Honlege, deren
Platz später von den 4 Hägerdorfer Ackerhöfen eingenommen wurde; über die
Bedeutung der Schunterbefestigungen s. Einleitung zu Bd. I S. XVI und zu Bd. IL
Am südl. Rande auf stark ansteigendem Gelände befindet sich die Kirche. Der
Lindenberg benannte Platz im Dorfe wird für die alte Dingstätte gehalten. Auf
der Flurkarte vom Ingenieurfähnrich v. Trew (1756) ist südwestl. von H. der
Hemkenrode — Hondelage (Kirche nebst Ausstattung). ^I
Flurname „Das Neue Dorf", nördl. der „Anger auf dem HegedorfiP* verzeichnet.
— 1756: 4 Acker-, 4 Halbspänner- , 21 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3:
315» 1895: 477-
Die gothische Kirche, nach v. Stromb'eck den hl. 11 000 Jimgfrauen, nach
einer Urkunde im ÜB Hochstifts Halberstadt IV 31 45a dem hl. Lambert geweiht
und 1404 mit einem Ablass versehen, besteht aus dem Thurm und einem ein-
heitlichen, mit diesem bündigen Schiff, dessen grader Schluss erst in den fünf-
ziger Jahren des XIX. Jahrh. durch einen */g Chorausbau beseitigt worden ist.
Im S sind 2 m über dem Boden zwei rundbogige Fenster des XVI/XVII. Jahrh.
von etwa 2 i/j m H. in Spuren erhalten , im N drei einzelne Spitzbogenfenster
von 40 cm Br. und etwa 1^/2 m H., die gleichmässig auf die Mauerlänge von
16 m vertheilt sind. Auf beiden Längsseiten erkennt man, dass das Schiff durch
eine besondere Mauer im W mit Eckquadem abgeschlossen war, dass dann aber
die östliche Thurmmauer auf diese aufgesetzt und noch später schliesslich die
Schiffsmauem um mehr als i m erhöht worden sind. Man bemerkt letztere Ver-
änderung auch deutlich am Ostgiebel. Die Rundbogenfenster im S können erst
nach dieser Erhöhung eingebrochen sein, die Spitzbogenfenster im N sind viel-
leicht älter. Das Dachgesims ist gekehlt, schliesst aber in viereckigem Durchschnitt.
Auf dem Ostgiebel ein gothisches Steinkreuz. An der Südostecke unmittelbar
unter dem Dachgesims die Minuskelinschrift anno domini m\cccc xlv sepa (=• septima)
ferjia p* (=pridie) Georgti (die Inschrift ist hier undeutlich, kann aber kaum
anders gelesen werden) mr (■=. martiris). — Der Thurm von rechteckigem Grund-
riss (aussen 8.75 m br., 6.95 m tief) hat vierseitiges Pyramidendach und spitz-
bogige Doppelschalllöcher in gemeinsamer innerer Stichbogennische und mit gefas-
ten Pfeilern, im W und O einst je zwei, im N und S noch jetzt je eins. Die
Glocken hängen jedoch jetzt auf dem Dachboden des Thurms. An der Ostseite
des Thurms zwei (I) ältere Dachschrägen. An der Südseite Stein mit der Minuskel-
inschrift anno dni m (folgt eine viereckige Verzierung) ccc Ixxxx iiii feria tercia pt
f=:postJ bti (== beati) Servacii epi /^= episcopi) e<f c. (= est completum). Die Jahres-
zahl 1445 21"^ Schiff muss auf dessen Erhöhung bezogen werden; wie jedoch das
Ineinandergreifen von Schiffs- und Thurmmauem beweist, muss das Schiff an sich
schon vor Erbauung des Thurms, (1394) bestanden haben. — [Eine Vorhalle
von 1480 erwähnt das Corpus Bonorum.] — Vgl. Harzzeitschr. 1877, 83 (Voges).
[Nach Angabe im Corpus Bonorum bestand die Decke der Kirche aus ge-
täfeltem Tannenholz, 1463 „mit allerlei altfränkischen Blumenzügen** bemalt].
[Im W einst P rieche aus Tannenholz mit biblischen Geschichten.]
Von dem spätgothischen bemalten Altarschrein befinden sich die Figuren
der mit gefalteten Händen auf einem Thron sitzenden geklönten Maria (76 cm h.)
und Johannes d. T. (73 cm h.) mit dem Lamm auf dem Arm und einem Thier-
kopf zwischen den Füssen als Rest des Mittelschreins, sowie die beiden Flügel
(je 1.39 m h., 0.89 m br.) im Städtischen Museum zu Braunschweig. Die Flügel
zeigen innen in 2 Reihen je 3 stark ergänzte Figuren der Apostel (durchschnitt-
42 Aoitsgerichtsbezirk Riddagshausen.
lieh 44 cm h.), in der gewöhnlichen Art des XV. Jahrb., auf den Aussenseiten
(von je 1.30 m H., 0.81 m Br.) dagegen in guter Ausführung gemalt die Anbetung
der drei Könige. Auf dem Flügel rechts sitzt Maria mit dem Kinde auf dem
Schoss vor einem Gebäude; links von ihr kniet ein König, in dessen mit Gold-
stücken gefülltes Kästchen das Kind greift, rechts von ihr wirft Joseph ein Bündel
Heu für Ochs und Esel in die Raufe. Auf dem Flügel links nahen die beiden
anderen Könige mit je einem Pokal in der Hand. Links von ihnen stehen 6 Be-
gleiter mit Schwert, z. Th. mit den Liliensceptem der Könige. Gesichtsausdruck,
Körperhaltung und Gewandbehandlung sind gut gelungen, die Landschaft ist je-
doch flüchtig ausgeführt. Temperamalerei auf grober, mit Kreidegrund versehener
und auf Eichenholz geklebter Leinwand, stark beschädigt.
[Die Kanzel über dem Altar hatte nach Angabe im Corpus Bonorum um
1729 ein GrafWelling gestiftet, der sich als Gesandter in Wendhausen (s. dort)
aufhielt; über der Kanzel ein geschnitztes Crucifix.]
Taufstein, nach Angabe im Corpus Bonorum, im Garten des Opfermanns.
Lebensgrosse, gut gearbeitete Holzfigur eines Taufengels, langbekleidet und
bemalt — der rechte Arm fehlt — , nach Angabe im Corpus Bonorum 1745 gestiftet.
Jetzt im Vaterland. Museum zu Braunschweig.
Reste eines bemalten Glasfensters aus dem XVL Jahrhundert, aus drei
Spitzbogen bestehend, von denen der mittlere ein Wappen mit einem dreiblättrigen
Zweig und als Helmzier einen Fittich zeigt, aus dem seitwärts eine Hand mit
Hammer heraussteht. Jetzt gleichfalls im Vaterland. Museum.
Die Inneneinrichtung ist bei der „Restauration** der Kirche in den fünfziger
Jahren beseitigt worden. Erhalten sind in ihr dagegen noch folgende Denkmäler.
Grabsteine, i. der Frau Margareta Bernd von 1610. Die Verstorbene
steht in flacher Rundbogennische, mit Umhang, Halskrause und Haube bekleidet,
die Hände gefaltet, in Vorderansicht; unter den Füssen eine Leiste. Am Rande
in grossen lateinischen Buchstaben die vertiefte Inschrift A, 1610 am ig, Janua.
ist in Gott seliglich entschlafen die erbare und tugendsame Frau Margreta^ Heinrich
Berndes, Hofmeister zu Honlage, ehliche Hausfrau^ eine fröhliche Auferstehung —
die Fortsetzung in kleineren Buchstaben an der Einfassung der Bogenzwickel —
von den Todten erwartende. Dann i. Joh. i, 7. Zuletzt Jochim Winter hiruf
gearbeit 5 Tag. Massige Arbeit in Flachrelief.
2. Der Frau Elsa Windruwe, geb. Helmholtz von 1610. Die Verstorbene
steht in ähnlicher Haltung und Kleidung, die jedoch an der Taille und den
Rändern von Rock und Mantel gemusterten Stoff" zeigt, in einer Nische mit
Kleeblattbogen. Am Rande die erhabene gothische Inschrift in ausgehobenem
Streifen ATo 1610 am 75. Martii frue zivischen [§] und 6 ist die erbare ud, tugend-
same Frawe Elsa Her Petri Windruven Abten d, Clos: Riddageshausen Hausehre^
nach dem [sie] mit ihrem lieben Ehm[ann] ? Jahr in der Eh gelebt, im Her s(elig)
endslave, eine frölich Auferstehung in Christo erwartend. Am Rande der Nische der
Spruch Matth. 9, 24. Gute Arbeit in Hochrelief.
Hondelage (Ausstattung der Kirche). ^^
3. Des Vitus Christian Gebhard, Pastors zu Hondelage- Wendhausen, geb.
in Harste 1646, gest. 1701; sein Vater war Andreas Gebhard, Pastor zu S. Martini
in Braunschweig. Er selbst wird in der Inschrift genannt vere bibliotheca atnhulans.
Oben sein Wappen: fönf Rosen aus einem Herz herauswachsend.
4. Des Eberhard König, 38 Jahre Pastors in Hondelage, 32 in Wendhausen,
geb. in Braunschweig 1662, gest. 1739. Der rohe Grabstein ist der Inschrift zu-
folge von seinen drei Kindern gesetzt.
5. Des „Monsieur** Philipp König, eines Sohnes von Nr. 4, Verwalters auf
dem Kloster Stötterlingenburg imd in Wendhausen, geb. 17 12, gest. 1733.
[Erwähnt werden femer im Corpus Bonorum Epitaphien des Pastors Hartwig
Flor und des Bürgers und Kürschners zu Braunschweig Heinrich Käseberg.]
Glocken von Wicke (18 10) und Zach (1861) in Braunschweig. [Nach dem
Corpus Bonorum war die grosse Glocke 1688 imigegossen, die kleine Maria-
Magdalenenglocke aber 15 10 von den vier Ackerleuten in Hägerdorf (s. S. 3 7)
aus der dortigen Kapelle bei ihrer Uebersiedlung nach Hondelage mitgenommen
worden; sie ist 1861 gleichfalls umgegossen.]
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 14 cm H., spätgothisch und von guter
Arbeit. Fuss und Ständer rund; jener mit der aufgesetzten Relieffigur des Ge-
kreuzigten (ohne Kreuz), dieser mit gekreuzten Blättern und gegittertem Grunde in
gravii:ter Arbeit. Der flache Knauf besteht aus sechs breiten und sechs schmalen
Rippen, von denen jene vorn einen menschlichen Kopf mit langen Haaren und
oben gravirtes Mass werk zeigen. Schale von ziemlich gradem, aber weit aus-
ladendem Profil. Patene mit Vierpass. — 2. von 12 cm H., barock, sechstheilig,
der Fuss mit Wulstprofil, der dicke Knauf in der Mitte mit wellenförmig ge-
wundenem Steg, oben und unten in Felder eingetheilt. Laut Inschrift unter dem
Fuss Stiftung des Pastors Werner Johann Geist von 1668. Mit Braunschw. Beschau
(Löwe) und Meisterzeichen aus O (oder C) und E zusammengesetzt, in schild-
artiger Einfassung. — 3. von 24 cm H., mit rundem Ständer, birnenförmigem
Knauf und einem Fuss, der vier grosse und vier kleine Ausbuchtungen zeigt.
Braunschw. Beschau und Meisterzeichen „ in schildartiger Einfassung. Dieser
Kelch war nach dem Corpus Bonorum 1749 von einem unbekannten Wohlthäter
gestiftet, ,,den Gott ohne sein Denken aus dem Staube erhoben und wunderbar
hervorgezogen hat".
Kleiner Löffel aus Silber, oben am Stil gerippt, mit zwei Stempeln, ^^^
von denen der eine H S, der andere das nebenstehende Zeichen hat.
[Altarleuchter aus Messing, nach Angabe im Corpus Bonorum mit CAM
bezeichnet und der Ueberlieferung nach von der ersten Gemahlin des Propstes
von Wendhausen geschenkt.]
Zwei Blumenvasen aus Zinn, von 23 cm H., 1745 gestiftet.
Taufbecken i. aus Messing, von 34 cm Dm. Im Grunde der Sündenfall in
getriebener Arbeit, rechts Thurm mit Thür. Die Umschrift wiederholt viermal das
j.^ Amtsgerichtsbezirk Riddagshauseü.
unverständliche RAHEWIShNB I^ einmal mit Einschub von HhNBE nach
dem RA. Am Rande ausser kleinen gepunzten Verzierungen zwei Mal das Zei-
^^^^ ^\7^ > vermuthlich ein Meisterstempel. — 2. aus Zinn. Der Stempel zeigt
einen ^^ Engel, der über eine Tafel voxX. Block [zinn] wegsieht; oben Johann W...
Aeltere Häuser. Neben nicht ganz jungen Bauten thüringischer Art, mit
der Front nach S, Einhäuser der Danndorfer Art (s. Bd. I 165) aus dem
XIX. Jahrhundert. — Alt Nr. i, mit Strohdach, Kniestock vorn und flacher
Vorschur, jetzt aber nicht mehr bewohnt. Der mächtige Fletbalken links von
5.90 m Spannweite, mit eingezapftem, kurzem Ständer und langgekehlten Knag-
gen, die in der Mitte einen Wulst zwischen zwei Kehlen, alles gegen ein-
ander abgesetzt, zeigen, deuten auf das XVII. Jahrhundert. 18 13 hat aber ein
Umbau stattgefunden. Vermuthlich dasselbe Haus, dessen Grundriss, Schnitt und
Details Pfeifer in ,, Dörfer und Bauernhäuser im Herzogth. Braunschweig" (1886)
Bl. 12 abgebildet hat. — [Die Inventarisation von 1878 führt eine Haus in -
Schrift an, die mit Wendeburg Nr. 63 (s. dort) übereinstimmt.
[Kl. Hondelage.]
[Nach KnoU-Bode 211 Wüstung bei dem jetzigen Hondelage.]
Hordorf.
Quellen usw.: Kopialbuch über die Urkunden und Akten des Pfarrarchivs,
verfasst 1710 von Christoph Dransfeld, seit 1692 Pastor in H. — Gerlich,
Chronik von H., 1892 — 1S97 unter Benutzung von Dransfelds Aufzeichnungen,
den Kirchenbüchern von 1647 — 1739, 1740 — 18 14 und dem Hauptrechnungs-
buch von 1637 — 173 1. Handschrift ebd. — Harzzeitschr. 1877, 84 (Voges).
Namensform im Mittelalter (z. B. 1299) stets Hordorpe, nach Andree zu ahd.
horo (= Sumpf) gehörig.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, später in der In-
spektion Gifhom, jetzt in der Inspektion Kampen (-Lehre). In der im ÜB
Höchst. Halberstadt fehlenden Siftungsurkunde der Kirche vom 14. Januar 1299
bezeugen der Propst Günther (v. Mansfeld), der Dekan Siegfried (v. Blanken-
burg) und das ganze Halberstädter Domkapitel, dass Bischof Hermann ecclesianty
quam Bruno de Brunsrode oh poenitentiam omnipoteniis dei ac gloriosae virginis
Mariae de novo in fundo suo proprio fundavit et dotavit in villa sua Hordorp^
quae ad parochiam in JVent/iusen pertinebat^ cum maturo consensu nostro et promo-
toribus (!) dictae ecclesiae in Wentkausen, videl. domini Friderici et Waltheri fratruni
nobilium de Dorstat ac domini Johannis de Drehnleue archidiaconi ibidem et con-
sensu domini Henrici plebani eiusdem et omnium^ quorum intererat, mere exemit
constituens eam perpetuo a parochia in Wenthausen parochiam specialem et distinctam
et ratificavit ordinationem et conventionem et civium predictarum villarum et pleba-
fiorum vide licet, ut cives in Hordorp sedecim solides denariorum Brunstncensium
Hondelage (Ausstattung der Kirche, Häuser) — Hordorf (Allgemeines, Kirche). ^c
phbano in W, et duos solidos ad eiusde?n ecclesiae luminaria singulis annis dare
vel comparare debeant in exemptionis praedictae recompensam et restaurarium. Bis
1299 war H. also ia Wendhausen eingepfarrt; damals aber gründete Bruno v. Bruns-
rode in seinem Dorfe H. eine der Jungfrau Maria (?) geweihte eigene Pfarr-
kirche, und zum Unterhalt ihres Pfarrers schenkte der frühere Wendhäuser
Pfarrer Heinrich 13 14 2 selbst gerodete Morgen Land. Auffallend ist nur, dass
sich Säulenkapitäle aus dem XII. Jahrh. in der Kirche erhalten haben (s. S. 46).
Das Patronat, das ohne Zweifel der Familie des Gründers bis zu ihrem Aus-
sterben zustand, ging später an die v. Veitheim über, deren Harbker Linie es
noch jetzt besitzt. — Das Dorf, das früher zum Amte Kampen, Gograf^haft
Essehof gehörte, wird 1367 als bischöflich merseburgisches Lehen der Herzöge
bezeichnet (Sud. III 311) und scheint daher ursprünglich Eigengut der Grafen
von Walbeck gewesen zu sein, das durch Bischof Thietmar von Merseburg an
dieses Hochstift gelangte (s. unten bei Kampen). 1332 kam ein Hof ans Kloster
Riddagshausen , 1468 gehörten 4 Höfe den v. Campe. Der Zehnte war 1335
Lehen der Edlen v. Dorstadt, 1334 durch die
V. Wendhausen Lehen der v. Honlege (auch
1337) und V. Garssenbüttel, 1560 der v. Veit-
heim, jedoch 1387 zur Hälfte herzogliches
Lehen braunschweigischer Bürger.
Dorfanlage haufenförmig, inmitten des
Dorfes flach gelegen die Kirche. Der Kirch- • ^ ^ * • * «,m
hof galt (z. B. 1622) als Versammlungsort der 15. Hordorf, Grundriss der Kirche.
Gemeinde. Flurkarte von S. G. F. Heim 1755.
— Im J. 1680 gab" es statt 16 nur 14 Hauswirthe, 1755 je 4 Ackerleute und
Halbspänner, sowie 8 Kotsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 162, 1895: 289.
Die Kirche (Abb. 15. 16), die nach Angabe v. Strombecks vielleicht der
Jungfrau Maria heilig war, besteht aus dem grade schliessenden, aussen fast
quadratischen Chor (im Lichten 5.80 m lang, 4.50 m breit), dem um 0.70 m
vorspringenden, kurzen Schiff (im Lichten 7.30 m lang, 7.50 m breit!), die beide
flach gedeckt sind, und dem breiten Thurm (Aussenmasse 7.80 m breit, 4.85 m
tief). Der Chor besass in der Ostwand ein dreifaches, in der Mitte höheres,
jetzt verblendetes Fenster (von 1.56, bzw. 1.39 m lichter Höhe), das innen mit
einer gemeinsamen, giebelförmig schliessenden und gleich den Fenstern selbst
schrägwandigen Nische versehen ist. Das Langhaus, dessen Mauern in den unteren
Schichten aus roh zugehauenen Findlingen bestehen, war im S mit zwei schmalen,
2.85 m über dem heutigen Erdboden ansetzenden, jetzt verblendeten Spitz-
bogenfenstern (aussen 1.35 m hoch, 0.50 m breit), im N mit einem solchen
Fenster und einer gleichfalls verblendeten Spitzbogen thür (135+0.82 m hoch,
1.33 m breit) versehen. Jetzt an jeder Seite ein neues grosses Rundbogenfenster.
Die Fenster mit Kalkstein-, die Thür nebst der Nordostecke des Langhauses mit
Rogensteinquadem , sonst Profile und Ecken aus Kalksteinquadern. Das Dach
46 Amtsgerichtsbeiiik Riddigshausen.
nebst der Ostwand des Langhauses (in Fachwerk) ist bei der Herstellung von
Kirche und Thurm 1687 erneuert worden; die unmittelbar auf einem Holm
liegenden Balkenköpfe sind gleich den Fallhölzern kamiesförmig profilirt, Dass
die Seitenmauem des Langhauses einst niedriger waren, erkennt man an den
tiefer hinab reichenden Quadern der östl. Thunnecken, Der Tburm war mit der
Kirche durch einen 4 m breiten, jetzt, wo der Eingang zur Kirche im Thurm
liegt, bis auf eine schmale ThOr zugemauerten Spitzbogen verbunden. Im Glocken-
haus an den Schmalseiten je ein, an den Breitseiten in gemeinsamer Stichbogen-
nische je zwei gothische Rundbogenfenster, die an den Kanten der Bogen,
16. Hoidorf, Ansicht der Kirche vou SO.
Pfosten und Theilungspfeiler ausgekehlt sind; die Kehle wird unten mittels
Schräge in die rechtwinklige Kante übergeführt. Sonst an den drei Seiten in
jedem Stockwerk ein Schlitz. Der spitzbogige Zugang (aus Rogenstein) zum Dach-
boden liegt in einer oben mit Bohlen geschlossenen schrägwandigen Nische mit
Quadern aus Kalkstein. An den Schmalseiten des Tiiurmes aufgemauerte Giebel
mit Eckquadem, die unten in Kehle zwischen Schmiegen profilirt sind und auf
Platte nebst Kehle aufsitzen. An der Nordwestecke des Thurmes das neben- ju
stehende Stein metzzeichen, das auch an der Kirche in Weddel 1 44 1 vorkommt. J.
Zwei einzeln erhaltene romanische Kapitale (Abb. 17) aus Kalkstein (Höhe
19 cm, obere Platte igi/» cm im Geviert, unterer Dm. ii cm) mit Blatt-. und
Volutenwerk in Kerbschnitt, im Kern auf die Würfelform zurückgehend und aus
Hordorf (Kirche ncbsl Ausstatlung). ^7
dem letzten Viertel des XII. Jahrh. stammend, sind die einzigen Zeugen eines
ehemaligen romanischen Baues; s. jedoch S. 45.
17. Hordorf, Romanische Kapiule.
Ad der modernen Kanzel über dem Altar die kleine rohe bemalte HolzHgur
des Gekreuzigten (Abb. 18, wohl XIV. Jahrh.) reit lang herabfallendem Lenden-
tuch und übereinander gestellten, übrigens ergänzten Füssen. Das Kreuz mit
Vierpassenden,
fg. Hardaif, Holifigur Cbriiii.
[Am alten Altar befand sich nach Angabe der Dransfeldschen Chronik die
Inschrift:
aS Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
regina cell laetare^ alleluja,
quia^ quem meruisti portare, alleluja,
resurrexit, sicut dixit, alleluja,
ora pro nobis deum, alleluja.
anno domini 1510.]
Taufstein von unförmiger Gestalt, mit achteckigem Ständer und runder
Schale, jetzt im Pfarrgarten.
An der Nordseite des Thurmes einfache Grabsteine: i. des Pastors Christoph
Dransfeld (geb. 1651, Rektors der Klosterschule in Königslutter 1675, Pastors
in Hordorf 1692, gest. 1728). — 2. der Gattin des Pastors Joh. Conr. Otto
Dransfeld, (geb. 1703) von 1729.
Glocken, i. [Die frühere, 1861 gesprungene und von Zach in Braunschweig
umgegossene Glocke von Friedrich Helmhold, Rothgiesser in Braunschweig, aus
dem J. 1656 trug nach Angabe des Corpus Bonorum die Namen des Pastors
Joh. Starke und der beiden Kirchenjuraten, sowie den Vers
Gott keinen grösseren Dienst man leist.
Als beten und thun^ was er uns heisst.]
2. von nur 17 cm H. (einschliesslich des Henkels) und 15 cm Dm.
Kelch aus vergoldetem Kupfer, von 17 cm H. und sechstheiliger Form, die
Zapfen mit gravirten Blumen. Wohl aus dem XVII. Jahrh.
Weinkanne aus Zinn, mit Braunschw. Stempel (Löwe) und nebenstehendem
Meisterzeichen: Herz, von kreuzweis gestellten Pfeilen durchbohrt und IPP.
Hötzum.
Namensformen. Hotsenem (1262), Hots- oder Hotzelem^ -um^ -en (XIII —
XIV. Jahrh.), Hötzelen (1344), Hoczlem (1374), Hockelsem (1400), auch Hortzelem^
Hoceltzem, d. h. Heim eines Ifozo,
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Ahlum (-Veitheim a/0). Das Patronat stand früher (z. B. 1405) dem Johanniter-
komtur von Süpplingenburg zu und ist jetzt herzoglich. — Das Dorf gehörte
bis auf die westfälische Zeit zum Residenzamt Wolfenbüttel, Vogtei Evessen. Das
Aegidienkloster erwarb 1223 2 und besass später 3, die Jakobskapelle in Braun-
schweig 1342 2 Hufen. Das dortige Marienhospital erwarb 1256 vom Hochstift
Halberstadt den halben Zehnten in Dorf und Flur und bis 1325 6 Hufen. Als her-
zogliche Lehen besassen 13 18 die v. Dalem 7, Johann v. Hotzelem 4^/2 Vogteihufen,
1344 die V. Weferlingen 3 Hufen — 1484 als Hötzelnsches Lehen bezeichnet — ,
die Schepenstidde eine nebst 2 Höfen, 1475 ^i® v. Wenden je 2 Hufen und Höfe.
Dorfanlage haufenförmig bis auf die regelmässig angelegte Reihe von Höfen
im N. In der Mitte die Kirche. Die Höfe sind ausser den eben genannten
nach S gerichtet. Ein Acker westl. von H. am Wege nach Salzdahlum heisst
Heidenkirchhof. Flurkarte von J. L. Warmburg 1751. — Damals 4 Acker-,
6 Halbspänner-, 20 Kothöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 226, 1895: 288.
Hordorf (Ausstillung der Kirche) — HOBam (Kirche nebn Aussunung). ^g
Die Kirche (vennuthlich S. Petri, s. S. 50) besass nach dem Corpus Bonorum
im Chor vier, im SchüF drei doppehe Fensler, von denen zwei gegen N lagen,
stammte also vermuthlich aus gothischer Zeit. Das jetzige Schiff, dem eine Vor-
halle vorgelegt war, scheint am Ende des XVIII. Jahrh. völlig neu errichtet oder
doch ganzlich umgebaut worden zu sein. Der gothische Thurm (6,78 m X 5.6z m
Aussenmasse) hat im N und S aufgemauerte Giebel mit Ecksteinen (Kehle
zwischen Schmiegen) und Kreuzen (mit Naswerk); im W etwa i i/j m unter dem
Dachgesims nochmals ein Gesims (WasserschrSge mit tiefer Kehle; vgl. Sickte).
Auf jeder Seite des Glockenhauses, sowie in den Giebeln eine Schaliöffnung mit
leichtem Knick, Fase und Stichbogennische; die Pfosten bestellen aus Quadern.
19. Hatium, nielloirtiges Rdief-
Unterhalb des zweiten Gesimses im W noch eine spitzbogige Oeffhimg mit Nas-
werk und leicht geschrägter Innennische, die mit Bohlen gedeckt ist. Im S des
Thurms fast in der Höhe des Dachgesimses des Schiffs verblendete Spitzbogen-
Öffnung (Thür?) von über l m H. Im N eine quadratrische und eine spitzbogige
kleinere Oeffnung, eine solche auch im O. An der Ostwand des Thurms zwei
altere Daclischragen für kleinere Schiffe. Im W jetzt der Eingang mit grossem
Fenster darüber.
[Den ehemaligen Altarschrein beschreibt das Corpus Bonorum folgender-
massen ; „Der Altar hat noch seinen alten Zierrath, welcher nach alter Zeit mit
echtem Golde verguldet. Die Mitte stellet vor, wie Christus mit seinen Jüngern
das Osterlamb halt. Der rechte Flügel stellet vor, wie Christus die Kelter tritt,
unter welcher ein Pabst mit Kardinalen und Bischöfen einen Kelch halt. Der
linke Flügel bildet vor, wie Christus sein Kreuz traget, unter welchem gleichfalls
der Pabst und Kardinäle stehen." Auf die Predella war eine Monstranz gemalt.]
50 Amt^erichlsbciirk Riddagsfaiusen.
[Die Kanzel ist nach der gleichen Angabe 1731 mit Bewilligung des Con-
sistoriums „ins Altar" verlegt worden.]
In der inneren Ostwand des Thurms ist die Schale eines Taufsteins (von
66 cm Dm. im Lichten) eingemauert.
In der nördlichen und östlichen Aussenwand der Kirche sind Steine mit niello*
artigen Darstellungen im gothtschen Stil des XIV, Jahrh. und von guter Arbeit
(Abb. 19. 20) eingemauert:
I. (einst in der Vorhalle) von 66 cm H. und i.oo m Br. Gruppe der kleinen
Kreuzigung, links mit Maria und Petrus (vermuthlich dem Hauptpatrone der
Kirche), rechts mit Johannes und Katharina (vermuthlich der Nebenpatronin);
10. Hctzum, nielloartig«! Relief.
Christus hat das Haupt auf die rechte Schulter gesenkt, die Hflflen mit einem
geknoteten Schurz bedeckt und die einwärts gerichteten Füsse gekreuzt. Das Kreuz
hat keinen Oberarm, doch eine niedrige Erhöhung mit unleserlicher Inschrift. Maria
mit Kopftuch und gefalteten Händen nach rechts, Petrus mit Schlüssel in der R.
und Buch in der L,, mit dem Körper nach 1., den bärtigen Kopf halb nach r.
gewandt, Johannes von vom, die Arme bis auf die Hände unter dem Gewände,
Katharina von vorn, mit Krone auf dem Haupt, dem gesenkten Schwert in der R.
und dem Rad in der L.
2. von 8ocmH. undja cmBr-, gleichfalls die kleine Kreuzigung, doch ohne
die Kirch enpatrone, darstellend, und in sehr viel breiteren Linien ausgeführt, auch
wohl später, als Nr. i. Christus mit Andeutung der Dornenkrone, die Beine
halb nach 1. gewandt, Maria und Johannes mit gefalteten Händen, der letztere
Hoaum (Auuuttung der Kirche, Hluscr). J I
mit Strahlen am Haupte. Ueber dem Querbalkeu des Kreuzes wieder nur die
hier schräg gestellte EihShung für die Inschrift.
Vgl, Voges Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins 1877, 83.
Glocken neu. [Eine altere Glocke war nach Angabe im Corpus Bonorum
1704 von Christian Ludw. Meyer in Braimschweig gegossen.]
Kelche, [i. Ein alter, in Privatbesitz Qberg^angener Kelch (von veigoldetem
Kupfer) trug nach dem Coipus Bonorum die Angabe, dass er 1587 vom Gold-
schmied Franz Eimke zu Braunschweig für 8 Thir. gekauft sei.] — 2. aus
vergoldetem Silber, von 26 cm H., mit rundem Puss, bimenfiüimigem Knauf und
aufgesetzten Blatterreihen am Fuss nnd Knauf. Um 1800. Ohne Zeichen. Da-
gegen die Patene mit Braunschw, Beschau (Löwe), einem R nnd der Meiater-
bezeictmung . in mehrfach gebogener und gebrochener Einfassung. — 3. aus
Zinn, von 13 cm H. und plumper Form. Der undeutliche, runde Stempel zeigt
einen Engel mit Palme und die Jahreszahl z/-^-
Runde Oblatenschachtel aus Zinn von 13 cm Dm., mit einem Delphin als
DeckelgrifT. Zwei Stempel: a. Sechs blättrige Rose mit Krone darüber und A — S
zur Seite. — b. Ein Engel halt einen hochovalen
Schild, über den er wegsieht; auf dem Schild steht
F(tmes) E(nglisches) Blocktinn i?33, zur Seite wieder
A— S.
Versilberte Zinnkanne, ohne Deckel 19 cm h.,
in Fonn eines Masskruges, Deckel und Tille erneuert.
Am Fuss und Rand ein breiter Perlstab. Zwei Wid-
mungen: Dorothea Junger 1635 und Ä. L. -^.—^'^''S-
I7J9- Am Henkel zwei Mal Braunschw. Be-jsffst
schau uud nebenstehendes Zeichen. ^\Mf^
Zwei brouzirte Messingleuchter, ohne Stachel n. Hoizum, Hoizarchitektur.
28 cm b., barock profilirt.
Schlichtes Taufbecken aus Zinn, von 32 cm Dm., 1723 gestiftet. Braunschw.
Beschau und Meisterstempel mit springendem Hirsch und der Jahreszahl ijio,
wie es scheint.
Aeltere Hauser. Nr. 35 von 1611 (Abb, 21). Die ganze Front liegt in einer
Flucht, ist aber rechts nicht mehr vollständig erhalten. Der Oberstock und das
Dach kragen vor und werden von Knaggen gestützt. Die BalkenkOpfe haben ab-
gesetzten Viertelstab mit Abplattung an den Seiten, die Knaggen langgezogenen
Kamies, oben mit kleinem Viertelstab, der oben und unten gekerbt ist, unten
mit Rundstab und Schmi^e, die beide senkrechte Einschnitte zeigen. Der Kamies
selbst ist durch einen querlaufenden Perlstab in zwei gleiche Hälften und jede
von diesen in vier senkrechte Streifen mit abwechselnd gedrehten Schnüren ge-
theilt. Füllhölzer fehlen. Die Saumschwelle, die daher an der Unterseite freiliegt,
tragt an der Vorderseite über, wie unter der Inschrift (s. S. 52) je eine doppelte
J2 Amljgerichlsbeiirk Riddigsbiusen.
Einfassung wiederam mit abwechselnd gedrehter Schnur, die stets unter einem
Ständer durch vier Perlen unterbrochen wird. An der Fensterbrüstung breite
Fusabänder. Die Knaggen unter dem Dach bestehen aus einer langgezogenen
Kehle, oben mit Platte, unten mit Schmiege, die beide mit Einkerbungen ver*
sehen sind. — Der Ballcen der einst geräumigen Däle wird durch Knaggen ge-
stützt, die denen des Aeusseren entsprechen, jedoch oben und unten einen
Rundstab mit senkrechter Riefelung und in der Mitte zwei quergestellte Reihen
von je vier Perlen zeigen. Im Hause alter Eichentisch mit reich gedrechselten
Füssen imd einer Platte aus Schiefer. — Nr, 19 von 1650 (Abb. 22). Alt
sind nur vier Fächer vom Oberstock, der vorkragt. Die Ralkenköpfe sind unten
einfach gerundet, die Knaggen aus flacher Kehle, Karnies, Rundstab und noch-
mals flacher Kehle zusammengesetzt imd am Karoies
durch drei Reihen doppelschwalbensch wanzartiger Ver-
tiefungen verziert. An jedem zweiten Ständer im Ober-
stock gebogene Fussbänder. — Nr. 24 aus zwei zeitlich
verschiedenen Theilen bestehend, von denen der rechte
aus dem Jahre 1 737 stammt. An diesem zeigen die Bal-
kenköpfe abgesetzte Rundung, die Knaggen Schmiege,
Rundstab, Kamies, Schmiege, während die ahnlichen
des Unken Theils den Rundstab unter dem Kamies
anordnen. — Bei Nr. 34 sind die Balkenköpfe schlicht ge-
rundet, die Füll holze r mit doppelt abgesetzter Rundung,
die Unterkante der Saumschwelle mit Schnurmotiv ver-
sehen. — [Ein Haus von 1613 besass eine Hausthür
22 Hötium Holzarcb'i kt ™'^ ^^^' ""'^ aussp ringenden Bogen am Sturz und einer
Kante, die durch schräge Einschnitte verziert war].
Hausinschriften. IVer Gott vertraut usw. [Haus von 1677], Nr. 10 (1778),
Nr. 32. Derselbe Spruch mit folgenden Sprüchen usw. vereint: Gott allein die Ehre.
Dwrch Henni Cremling von Sickte hat Anno 1611 Hinrick Merdorpf dits
Haus lassen au/richten. Elisabet Curlandes seine ehliche Frawe, geb<>m mit Namen
Hans, ist § Jahr, eine Tochter mit Namen Margreta, ist 3 Jahr alt damals
gewiesen], der Schluss fehlt, Nr. 35 (1611); Alle, die mich kennen, Den gebe Gott,
was sie mir gönnen, [Darum auf Dich] All Hoffnung ich usw. (s. Bd. I 272) und
Wer nicht zur Thür hineingehet .... Nr. 19 {1650);
Für Feur und Wassersnoth,
Für Pest und bösen schnellen Tod
Beküt uns lieber Herre Gott
Aus aller Notk.
(folgen die Namen der Erbauer und am Schluss PL, vermuthlich die Meister-
bezeichnung) Nr. 3 (i?o8) [und vermuthlich an einem zweiten nicht mehr be-
stehenden Hause]. — Der letzte Spruch allein, aber um den zweiten und vierten
Hotzum (Häuser) — Kampen. C7
Vers verkürzt findet sich auch Nr. 34. Ausserdem sind noch folgende Inschriften
zu verzeichnen: Nr. 16 (1705)
[Vielleicht: Dies Haus steht in Deiner Gewalt^
Deine reine Lehr] darin erhalt,
Lass es Krieg, Schuld und Brand verschonen,
Und Tugend lieben, die hier wohnen.
Uneinigkeit und Streit verhüte.
Den Rest hefehl ich Deiner Güte, —
Nr. 44 (die alte Schule von 17 19)
Deinen Segen, Herr, dieses Haus vermehr.
Dein reines Wort darinnen lehr
Und es ßir Krieg und Brand verschon.
Tugend lieben, die hier wohnen.
Die Altaristen Andreas Jahns, Hans Mehrdorf. — Nr. 7 (1726) Alles, was mein
Thun und Anfang ist. Das gescheh im Namen Herr Jesu Christ, — Nr. 2 1 Ich
habe nicht gebaut aus Hochmuth und Pracht, Sondern die grosse Noth hat mich
dazu gebracht, — Pfarrhaus (17 14)
Christe iuva, quos tu verbi facis esse ministros,
Ut veram monstrent hinc super astra viam,
Parvo par est ecclesia grano, Aedificata haec domus tempore Henrici Ludovici Hubleri
pastoris, Folgen die Namen derselben Altaristen. — Pfarrwittwenhaus (jetzt
Nr. 13) 5. Mos. IG, 18 ausgeschrieben, sowie wiederum die Namen der Alta-
risten und die gleiche Jahreszahl.
[Hün essen.]
[Namensformen. Huneshem (1160), Hunessen (121 1), Honeshem (1226),
Hünessen (1696) d. h. Heim eines Huno.
Geschichtliches. H. gehörte zu den 17 Ortschaften, die der 103 1 neu ge-
gründeten Pfarrkirche S. Magni im damaligen Dorf Brunswiek unterstellt wurden
(ÜB Stadt Braunschweig II i ). Das Kloster Riddagshausen kaufte 1 1 60 vom
Blasiusstift ein dortiges praedium gegen 4 & Einkünfte in verschiedenen Dörfern,
dazu auch den Zehnten in Höhe von 8 ß. Die grangia des Klosters wurde 1226
vom Pfarrrecht von S. Magni befreit. Die Lage der Wüstung lässt sich dadurch
genau bestimmen, dass der LUnischteich südwestl. von Riddagshausen noch An-
fang des XVII. Jahrh. als Hünischteich (Langerfeld, Abt Windruwe u. s. Zeit 12;
Knoll-Bode 218) bezeichnet wird, und der Ort nach Dürres Untersuchungen
(Ztschr. d. hist. Ver. f. Niedersachsen 1869, 78) in der That zwischen Gliesmarode
und Rautheim gelegen haben muss.
Kampen.
Namens formen, Hus to dem Campe (1346. 1367 und sonst), castrum Campe
(1326) oder Kampe (1345), slot, dat de Kamp het (1348), dat slot de Kamp
(1348), das hus de Camp (i 354/5)-
e^ Amtsgericbtsbezirk Riddagshausen.
Geschichtliches. Die BurgK. ist ohne Zweifel aus dem benachbarten Borwall,
(s. S. 58 f.) entstanden. Sie wird zuerst 1279 erwähnt, als Herzog Heinrich der
Wunderliche 70 stiftisch hildesheimsche Vasallen, die sich dorthin geflüchtet
hatten, festnahm (Havemann I 411). Dass K. nebst den Dörfern Hattorf (wohl
die Wüstung Kattorf, s. S. 59), Hordorf, Salzdahlum, Dettum und Schöppenstedt
bischöflich merseburgisches Lehen der Herzöge war, erfahren wir erst aus einer
Urkunde des Bischofs Friedrich von Merseburg von 1367 (Sud. III S. XXIX,
Nr. 311). Wahrscheinlich kamen aber diese imd andere Güter im Darlingau schon
ans Hochstift Merseburg, als Thietmar von Walbeck dort Bischof war (1009 bis
1018), gehörten also ehemals zu dem Allodialbesitz der Grafen v. Walbeck. —
1326 verzichtet Ritter Jordan v. Campe d. J. auf alles Recht, das ihm u. a.
wegen Verlustes des Schlosses zur Zeit seines Vaters gegen Bischof Otto von
Hildesheim zustand (Sud. I 423). 1346 war Aschwin v. Campe im Pfand-
besitz der Hälfte des Schlosses, die andere Hälfte aber mit Zubehör, bestehend
in den Dörfern Hattorf (= Kattorf, s. S. 59), Rothenkamp, dem Nordholz, der
Fischerei bei K., dem Vorwerk in Flechtorf und den Gerichten zu Lehre, Schandeiah
und zum Lappenberg (= Essehof, s. S. 32) — auch dieses alles nur zur Hälfte,
mit Aiisnahme allein des Lehrer Wolds und nur, wenn die Einlösung nidit
nach 2 Jahren stattfände, mit Einschluss desselben und Anweisung von jährlich
30 Mark feinen Silbers auf die Hebung aus der Stadt Helmstedt — , verpfänden
die Herzöge Magnus I. und IL an die Brüder Ludolf und Johann v. Honlege
(Sud. II S. XVIII, Nr. 169). Zwei Jahre später (1348) aber sehen sich die
Herzöge genöthigt, die ganze Burg nebst Zubehör, bei dem ausser den oben
erwähnten Gütern weiter noch genannt werden Boimstorf und die „Landwehren"
— der Lehrer Wold sollte jedoch gemeinsam besessen und verwaltet, und nur
das Einkommen daraus getheilt werden, — für 1250 löthige Lüneburger Mark
an die Lüneburger Vettern zu verkaufen. (Sud. II S. XXXI, Nr. 245). Zwar
bewilligten diese den ehemaligen Besitzern noch in demselben Jahre das Recht,
innerhalb der auf die nächsten 9 Jahre folgenden 100 Jahre und unter Ver-
gütung etwaiger Bau- und ähnlicher Kosten bis zur Höhe von lOO Mk., das
Pfandgut wieder einzulösen (Sud. II 256). Das scheint aber nicht geschehen zu
sein, obwohl bei dem Ehevertrag zwischen Herzog Ludwig, Magnus' Sohne, und
Mechtild von Lüneburg 1357 ausser Bahrdorf und Süpplingenburg (^bzw. Vors-
felde) auch K. als Mitgift bestimmt wird (Sud. II 50Ö). Allein bei dem Sühne-
vertrag zwischen den Braunschweiger und Lauenburger Herzögen 1377 (Sud. V 99),
sowie bei der Theilung zwischen den Söhnen Magnus IL, Friedrich und Bernhard,
1388, wurde zum Braunschweiger Theile unter andern lüneburgischen Schlössern,
z. B. Wendhausen, " Brunsrode und Thune, auch Kampen gelegt (Sud. VI 209),
und dies wiederholte sich 1428 und 143^2 (Erath 40. 56) bei den Theilungen
zwischen Bernhard I. und Wilhelm L, bzw. zwischen letzterem und seinem
Bruder Heinrich dem Friedfertigen. Dagegen traten die Brüder Heinrich d. Ä.
und Erich d. Ä. 1491 bzw. 15 12 u. a. auch K. wieder an die Lüneburger
Kampen (Geschichtliches). ce
Linie ab, und zwar ist damals das ganze spätere „Amt K.", das — abgesehen
von Schandeiah — die 13 Dörfer Volkmarode, Dibbesdorf, Essehof, Schapen,
Weddel, Hordorf, Lehre, Flechtorf, Beienrode, Boimstorf, Rotenkamp, Gardessen
und Abbenrode umfasste, der Wolfenbtittler Linie für lange Zeit entfremdet
worden (Erath 113 j0f.); nur Schandeiah, das erst in neuerer Zeit wieder mit dem
Amte vereinigt wurde, die Hälfte des Lehrer Woldes und die dortige Achtwort
wurden ausgenommen, auch ausdrücklich bedungen, dass die Dörfer Wendhausen,
Gr. und Kl. Brunsrode dem Gericht zu Kampen nicht unterständen. Erst g^en
Verzichtleistung auf Sachsen-Lauenburg 1 706 erhielt die Wolfenbüttler Linie das
Amt wieder zurück (Havemann IH 193). — Das Schloss K. ist auch nach 1348
wiederholt verpfändet worden, nämlich 1349 für 200 Mk. auf zwei Jahre an
Aschwin v. Salder, Propst in der Burg zu Braunschweig, und Hempe v. d.
Knesebeck, 1354 für 310 Mk. an die Stadt Braunschweig — die Einlösung sollte
erst nach zwei Jahren erfolgen, das Oeifnungsrecht und die Vertheidigungspflicht
des Herzogs ebenso bestehen bleiben, wie das Recht der Burgmannen; wollten
die Herzöge von Lüneburg vom Schloss aus Krieg führen, so sollte der Amtmann
dies der Stadt anzeigen und sie vor Schaden bewahren, andererseits würde aber
die Stadt das Schloss nicht gegen Herzog Magnus benutzen — , 1357 imter Er-
höhung der Pfandsumme auf 440 Mk. an dieselbe (Sud. II 316. 457, III 21).
Auch 1490 ist K. wieder im Pfandbesitz der Stadt, die sich erst 1494 ver-
pflichtet, das Schloss an die Lüneburger Herrschaft abzutreten. (Havemann I
740. 746). — 1377 werden unter den Schäden, die Herzog Otto dem Herzog
Albrecht von Lauenburg zugefügt hat, auch die erwähnt, die seitens der v. Honlege
von K. ausgingen (Sud. V 124). 15 19 in der hildesheimschen Stiftsfehde wurde
das Schloss durch die Herzöge Erich und Heinrich d. J. genommen. Burglehen
hatten in K. 1344 Hennig v. Volzum (auch 1369), die v. Uettesse, v. Dettum,
V. Hilgendorp, 1369 Joseph v. Volzum und Klaus v. Küblingen, 1374 der letztere
nebst seinem Bruder Kurt, 1383/5 Hebele, die Frau Wygers v. d. Campe als
Leibzucht (vordem Henning v. Volzum gehörig). 4 Hufen to dem Kampe waren
1369 herzogl. Lehen der v. Dorstadt. 1408 wird Rolef v. Garssenbüttel als
herzogl. Vogt auf K. erwähnt.
Die Einnahmen aus dem Amte K. betrugen 1682 usw. 4 121 Thlr., wurden
aber 1706 einschliesslich derer aus 3 Dörfern des Amtes Gifhorn auf 13000 Thlr.
geschätzt. — Die spätere Domäne K. ist in neuerer Zeit zu gleichen Theilen
an die Gemeinde Flechtorf verkauft, aufgeforstet und in kleinen Stücken ver-
pachtet worden.
K. machte früher ein eigenes, mit Ober- und Untergerichten versehenes Justiz-
amt aus, dessen Domanialstücke an den Haushalt zu K. verpachtet waren. Es
übte die Obergerichte über Scheppau aus imd bestand aus den 3 oben genannten
Gografschaften, wozu ausser dem Amthaus K. 14 Dorfschaften gehörten (Hassel-
Bege 1 457). Das Amthaus selbst nebst dem Vorwerk war nach Flechtorf ein-
gepfarrt und zählte zur Gografschaft Lehre.
^6 Amagerichtsbeiiik Riddigshauscn.
Das ehemalige Schloss liegt Flechtorf gegenüber auf einer kleinen, aber hohen
Insel zwischen zwei Schunterarmen, war jedoch, wie die Flechtorfer Flurkarte von
1754 zeigt, nochmals rings von Wassergräben umgeben, die freilich die Gebäude
nicht unmittelbar bespülten. Im S., auf dem linken Ufer, durch zwei Brücken
mit dem Schloss verbunden, befand sich das zu diesem gehörige Vorwerk und
westlich davon der Borwall (s. S. 58 f.). Das Schloss beschreibt Merian S. 67
folgen dermalsen : „Das Haus ist an allen vier Seiten zugebauet tmd hat in der
Mitte einen freien viereckigen Platz. Zwei Seiten davon hat Herzog Wilhelm d, J.
zu Braunschweig-Lüneburg christmilder Gedächtniss im Jahre 1585, die anderen
beiden aber dessen Sohn und Nachfahrer Herzog Ernst im Jahre 1596 aufbauen
lassen. Gestalt dieses Haus mit so viel Gemachem, einem Marstall und anderen
nothwendigen Nebengebauden dergestalt versehen, dass es zu einem fürstlichen
Ablager bequem." Der hier wiederholte Kupferstich Merians (Abb. 23) giebt die
1]. Schlou Kämpen, nach Meiiin.
nördliche Ansicht mit der Schunter und dem Thorhause im Vordergrund und
dem noch jetzt stehenden Notdflflgel, Die langgestreckte, aus Unter- und vor-
gekragtem Oberstock bestehende Hauplseite desselben ist in Fachwerk (Abb. 24)
aufgeführt Die Balkenköpfe zeigen an beiden Stockwerken unten einen Viertel-
stab, der durch mehrere scharfe Einschnitte nach oben hin abgetrennt und, wie
die eingeschnittenen Voluten der Nebenseiten zeigen, als aufgerolltes Band ge-
dacht ist. Die konsolen artigen Knaggen, die in den Formen der Steinarchitektur
gehalten sind, zeigen am Unterstock unter einem kleinen herumlaufenden
Gesims (Wulst, Leiste, Kehle) einen aufgerollten Viertelstab (s. oben) mit zwei
senkrechten Furchen und eine Reihe Knöpfe zwischen ihnen, dann eine Platte
mit Facette, darunter senkrechte Kehle mit zwei quergelegten Vertiefungen in
Rechteckform, ferner unter einem gesimsartigen wieder herumlaufenden Tren-
nungsprofil (Wulst und Leiste) ein kleeblattförmiges Hangeglied mit Knopf, und
an den Nebenseiten meist Renaissance -Band werk, am Oberstock dagegen unter
einem ahnlichen Gesims einen Kamies, der vom mit drei tief und quer liegenden
Facetten versehen ist und unten sich scharf gegen einen Viertelstab absetzt.
dana zwischen Platten
einen Wulst mit eigen-
thOmlichen Vertiefungen,
an den Nebenseiten ein
gesenktes, dreispitziges
Blatt, Die Saum-
schwelle tragt unter
einem flachen Wulst in
ausgehobenem Grund die
erhabene, unten ange-
führte Inschrift und zeigt
an der Unterkante eine
aus Hohlkehlen. Wül-
sten und Stegen gedrehte
Schnur (die Abbildung
zeigt fälschlich nur Hohl-
kehlen), die D a c h -
schwelle ist in Platte
(mit rechteckigen Facet-
ten in gemessener Ent-
fernung) und Kamies
profilirt und an der ab-
gefasten Unterkante mit
eingeschnittenem laufen-
den Hund verziert. Die
Füll holz er bestehen
am Unterstock aus Platte,
Kamies , Konsolenreihe
(Wulst und Kehle),
Schmiege (mit aufgesetz-
ten Kleeblättern, wie
unter den Konsolen),
Wulst und Kamies mit
Zwischenleisten, amOber-
stock aus einer Reihe
grösserer Konsol en (Wulst
und zwei scharf abgesetz-
te Kehlen), zwei kleine-
ren Wülsten und Kamies.
Besonders hervorzuheben
ist die in der benachbar-
ten Stadt Braunschweig
, Holiaicbitektur.
eß Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
nicht vertretene, pilasterartige Verzierung der Ständer im Oberstock. Das
Kapital besteht aus Platte, Eierstab und Kehle, der Sockel aus Kehle, Wulst
und Platte, der Schaft ist viermal gefurcht. Unter dem Pilaster in Höhe der
Fensterbrüstung noch ein hoher Untersatz, dessen oberes imd unteres, einst be-
sonders eingesetztes Profil an keiner Stelle mehr erhalten ist, und der selbst
eine von besonderem Profil herabhängende, bandartige Verzierung mit aufgelegtem
Blatt zeigt, die der tragenden Bedeutung dieses Gliedes nicht entspricht — Von der
ursprünglichen grossen Thürist nur der linke Pfosten mit der Nachbildung einer
Säule, die die Breite des Pfostens nicht ausfüllt, erhalten; diese hat ein lilien-
artiges Kapital ohne Belastung, trägt am Schaft oben drei Furchen, unten
Renaissance-Bandwerk und ist am Schaft mit Engelskopf und einer Scheibe (mit
undeutlichem Gegenstand) verziert. Der obere Balken der kleinenThÜristin ge-
schweifter Form ausgeschnitten, die Pfosten sind wieder pilasterartig gestaltet; das
jetzt fehlende Kapital war besonders eingesetzt, der Schaft ist gefurcht, der Sockel
in vertieftem rechteckigen Felde mit einer flachen, an den Schmalseiten oben und
unten abgeschrägten Wölbung versehen. Spuren eines alten rothen Anstrichs sind
vielfach erhalten. — Die in grossen lateinischen Buchstaben erhaben ausgeführte In-
schrift am Schwellbalken lautet: [Wer - Gott • vertrawjet • Hat • wolgebcnoet, (Schleife
als Trennungszeichen). Bei • Regirung • und • aus ■ Bevehlich • des • durchlauchtigen •
hochgebomen • Fürsten • Hern • Hern • Ernst • Hertzogen • zu - Braunschweigk • und •
Luneburgk • ist • dis • Haus • sambt • der • Mauer • von - Grund • auf • newe • gebawet •
und • aufgerichtet • den • 7 • Decembris • Anno • Domini • ißgä • — Wehr • Got •
vortrcnven • kan - Der - bleibet • woll • ein • Mann, — Der rechte Theil der Hoffassade
ist später in einfacherer Weise, z. Th. unter Verwendung älteren Holzwerkes — so
dient als Dachschwelle eine alte Saumschwelle mit einem astartigen Mittelsteg
und sich kreuzweis durchschneidendem Bandwerk — erneuert worden.
Die Aussenseite des Hauses (56^/2 m lang) ist im hohen Erdgeschoss, dessen
alte Fenster nicht mehr festzustellen sind, massiv aufgeführt; hier springt auf
zwei Kragsteinen aus Kalkstein ein alter Abtritt, in Ziegeln ausgeführt, heraus,
der oberhalb eines kamiesartigen Profils (Kalkstein) mit Quadersteinen schräg
abgedeckt ist. Das Obergeschoss besteht aus Fachwerk, dessen Balkenköpfe und
Knaggen unten die abgesetzte Rundung zeigen, während die Saumschwelle an
der Unterkante einfach abgefast ist. Schräge Windbretter. Die gleichen Formen
unter dem Dach. Die beiden anstossenden Flügel endigten in der Flucht des
nördlichen mit mehrgeschossigen Giebeln; der rechte auf der Abbildung besass
einen Erker. Aber auch aus dem Dach des Nordflügels stiegen 5 in Fachwerk
ausgeführte Giebel empor. In der Südostecke des Hofes erhob sich der achteckige,
mit geschweiftem Dach und Laterne versehene Treppenthurm.
Einige hundert Meter südwestl. von K., in der Nähe der Stelle, wo die beiden,
das Schloss umschliessenden Arme der Schunter sich wieder vereinigen, am linken
Ufer und auf einem nach S ansteigenden Gelände, lag der mit Bäumen bepflanzte
„BoUwall" (10 X 10 Ruthen gross), eine der Schunterbefestigungen (s. Einleitung
Kampen (Schloss) — Kaunum. cg
ZU Bd. I S. XVII und zu Bd. II). Der Flurname ,, unterm Pallwall" erinnert noch
an ihn. Ein Lageplan der Burg in Bodes Kollektaneen (Stadtbibliothek in Braun-
schweig) Suppl. Band 70 verzeichnet noch südwestl. von K. zwei ähnliche, aber
namenlose Anlagen von 10x8, bzw. 8x8 Ruthen Flächeninhalt.
[Kattorf.]
[Nach der Urkunde Sud. II 245 von 1348 gehörte das Dorf Kattorf zum
Schloss Kampen; in solchen von 1346 und 1367 (Sud. II 169, III 311) aber
ist dies Hattorf genannt, was jedenfalls mit dem gleichnamigen Dorf im Kr. Gifhom
nicht zu verwechßeln ist. Das Dorf wird 1367 als bischöflich merseburgisches
Lehen der Herzöge bezeichnet; s. S. 54. Bei Hassel -Bege I 461 f. wird an-
gegeben, die Wüstung läge „nicht weit vom Amthause" Kampen — die Flur-
karte von Flechtorf (1754) verzeichnet das „Kattdorfer Feld" am äussersten Süd-
ende der Feldmark — , und das zehntfreie Land der Lehrer Feldmark sei Eigen-
thum der aus Kattorf stammenden Kotsassen, die durch Eintausch ihrer gegen-
wärtigen Ländereien auf dem Lehrer Wold gegen ihre alten, die beste Länderei
des Amthauses Kampen ausmachenden zehntfrei geworden seien und die vordere
Reihe des Dorfes Lehre, die Krugreihe, angebaut hätten; das Dorf K. wäre „in
den Religionskriegen" — etwa im Schmalkaldischen Kriege? — wüst geworden.]
[Kaunum.]
[Namensformen. Cavenheim (1067/8), Choenhem (1146), Counis (1147),
Caunem (1148), Cmvnetn (1226), Caunutn (um 1680), jetzt Kaulen-Feld^ d. h. Heim
eines Kavo.
Geschichtliches. Athelold, Propst der Kirche zu Dankwarderode, übergab
durch die Hand des Markgrafen Ekbert d. Aelt. imd seines Sohnes dem älteren
Blasiusstift vor 1067/8 38*/» Hufen, die z. Th. auch in K. lagen (Dürre, Ztschr. d.
bist. Ver. f. Niedersachsen 1868, 5), und 1146 stattete Heinrich d. L. das neu
gegründete Kloster Riddagshausen mit dem damals schon wüsten Orte K. aus, den
er aber erst vom Blasiusstift gegen 3 anderwärts gelegene Hufen von zusammen
24 /? Zinsertrag eintauschen musste. 1 148 kam auch der Zehnte in K. ans Kloster
(Ztschr. d. Harzvereins 1872, 426). 1147 scheint dieses hier bereits €\Xi^ grangia^
die wenigstens in der Urkunde Eugens III. von diesem Jahre erwähnt wird, an-
gelegt zu haben, und diese wird auch noch in einer Urkunde von 1226 erwähnt,
durch die sie vom Pfarrrecht von S. Magni befreit wurde. Das Kopialbuch I des
Klosters (um 1680) S. 319. 323 sagt, dass die Wüstung den noch jetzt bestehen-
den Namen Kaulenfeld trug und fügt hinzu, die Aebte hätten den Braunschweigem
vergönnt, nach Meierrecht und gegen Zahlung des Korn- und Feldzinses dort
Aecker und Wiesen zu roden und einzurichten , dass aber die Bürger Hopfen-
gärten angelegt, sich unter einander Aecker und Wiesen verkauft hätten und nun
das Land als ihr volles Eigenthum ansähen; sie holten nur bei einem Verkaufe
die Zustinunung des Klosters ein und zahlten dafür 2^/0 des Preises. Das Kaulen-
6o Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
feld — auch am Kaulenteich und Kaulenbusch haftet der Name des Ortes —
liegt westl. vom Schöppenstedter Thurm und im östl. Winkel, den die Rautheimer
Strasse mit der Helmstedter Heerstrasse bildet. Wie es vielfach am Beginn der
Stadtflur geschieht, errichtete man auch hier unmittelbar vor der Wabe, die im
O mit ihrem Einschnitt die Stelle der Braunschweiger Landwehr vertrat, Kapellen,
von denen die der Barfüsser nördlich der Heerstrasse, die andere südlich von
ihr lag. Die letztere ist vielfach dem vermeintlichen ältesten Gotteshause des
späteren Klosters Riddagshausen (s. dort), der sog. Marienzelle, gleich gestellt wor-
den, in der That gehörte die Klus jedoch ursprünglich dem Aegidienkloster; als
Försterhaus bestand sie noch 1838 (KnoU-Bode 220). Bei der Abtragung des
etwas erhöhten Kaulenfeldes im Sommer 1889 fand man die Ueberbleibsel von
Grundmauern, Steine vom Nussberge und aus der Gegend von Rautheim, Feld-
steine, eine grosse Anzahl von Hohlziegeln verschiedener Form, diese z. Th. in
Lehm gebettet und in eine gewisse Ordnung gelegt, sowie Urnen und mittel-
alterliche Gefässe, die, mit Knochensplittern und Erde gefüllt, kaum 75 cm tief
im Erdboden standen (Handschriftliche Mittheilungen von Jungesbluth). Die Fund-
stücke werden in der Sammlung des Geschichtsvereins zu Wolfenbüttel aufbewahrt;
vermuthlich handelt es sich um Reste des klösterlichen Vorwerks.]
Kremlingen.
Namensformen. Cremlinge (1302), Cremnige (13 16), Kremlingh (13 18),
Cremmelinge (1344), Cremmeling (1349), d. h. Ort der Leute eines Kremo.
Geschichtliches. Pfarrdorf (mit Schulenrode als Filial), früher im Bann Lucklum,
jetzt in der Inspektion Ahlum (-Veitheim a/0.); ein Luthertus quondam plebanus
inK. wird 1302 genannt. Das Patronat steht den v. Veltheim-Destedt zu. I348giebt
Herzog Magnus der Kirche den ihm von seinem Lehnsmann Heinrich v. Veit-
heim geschenkten Zins — 8 /J von Gütern im Dorf — zu eigen. — Das Gericht
über das Dorf war 1391 seitens des Herzogs Friedrich an die v. Veitheim ver-
pfändet. Das Dorf gehörte zum adligen Gericht Destedt. — Je 2 Hufen kamen
1300 und 1350 ans Kloster Riddagshausen, 24 Hufen nebst Zehnten waren
13 II halberstädtisches Lehen der v. Bovenden, 4 Höfe und 21/j Hufen velt-
heimsches Lehen der v. Damm. Die Herzöge hatten als Lehen ausgethan je
2 bis 3 Hufen an die v. Dalem (1318 und 1344), Elze (1344), Schenks (1494),
V. Bortfeld (1507), 5 Hufen nebst 4 Kothöfen und dem Wirthshaus an die
V. Pawel (1474 — 1834), ein Vorwerk mit 9 Hufen an die v. Veitheim (1559),
das noch jetzt in deren Besitz ist. Doch waren die letzteren schon vordem im
Dorfe begütert, da sie 1386 den Zehnten nebst 4 Hufen und einem Hof ihrem
Lehnsherrn, dem Bischof von Halberstadt auflassen, der diese an das Kloster
Riddagshausen giebt.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche am nördlichen Rande, das veltheimsche
Vorwerk an der Südostecke. Nach der Inventarisation von 1879 dicht beim Ort
die „Zeugwiese**, die dort als ,,Thiech wiese" gedeutet wird. Flurkarte von
Kannuni — KtemliDgen (Kirthe). (n
G. C. Geitel 1772. — Damals 6 Ackerleute, je 2 Gross- und Kleinköter, zahl-
reiche Brinksitzer usw. Einwohnerzahl 1790/3: 300, 1895: 567.
Die Kirche (Abb. 25) besteht aus einem grade seh lies senden, gewölbten Chor
(von 7.50 m Br. und 5.20 m Tiefe im Lichten), einem damit bündigen, aber flach
gedeckten I^nghaus (von 8,65 m L.) und einem Thurm (von 7.50 m Br. und
5.06 m Tiefe im Aeusseren). Ein Rundbogen von 4.40 m Spannweite, der in
der Laibung einen Kampfer (Platte und
Schmiege) zeigt, trennt den um eine
Stufe erhöhten Chor vora Schiff und
scheint zu beweisen, dass dieses noch
der romanischen Zeit angehört, wahrend
jener in gothischer Zeit, wie so oft, ver-
breitert und im Osten grade gelegt ist. !"'i ' 1 t 1 M 1 1 ii M 111 ^^
Das Gewölbe im Chor ruht auf sechs- 25. Kremlingen, Gtundiiss d« Kirch«.
seitigen Konsolen, die oben mit Platte
versehen sind und unten spitz zulaufen. Die Rippen, die sich in einfachem Schiusa-
stein treffen, zeigen jederseits vom Mittebteg zwei Kehlen und eine Schräge.
Ausser einer vermauerten Stich bogenthür in der Nordwand des Chors ist keine
Spur der ursprünglichen Oeffnungen erhalten. Die heutigen grossen Fenster sind
mit gradem Sturz versehen, der Eingang (mit Korbbogen) liegt jetzt in der West-
seite des Thunns. Der um Chor und Schiff her-
umlaufende Sockel besteht aus einem Kamies, ]
der oben und unten ohne Absatz in die Mauer
übergeht, das Dachgesims aus Platte und steiler
Kehle. Auf dem östl. Giebel ein gothisches Kreuz
mit Naswerk, im Giebel eine viereckige und
darüber eine kleine, kreisrunde Lichtöffnung.
[Nach dem Corpus Bonorum von 1 746 war eine
Sakristei und ein Leichenhaus angebaut.]
Der spatromanische Thurm hat in der
Giockenstube auf den Schmalseiten je eine,
auf den Längsseiten je zwei rundbogige Dop-
pelschallöffnungen (Abb. 26). Die aus zwei
Platten zusammengesetzten Theilungsbogen sind
gegen den Hauptbogen eingerückt und ruhen
auf einem achteckigen, oben und unten in das j^^ Kirche
Viereck übergehenden Pfeiler. Die Sohlbank ist
spater schräg gelegt, die Höhe der Schallöff'nung dadurch verringert worden. Auf
dem Satteldach des Thurmes eine achtseitige Laterne.
Altarwand mit Kanzel aus dem Anfang des XIX. Jahrh. [Das Corpus
Bonorum von 1746 führt einen ,, Altaraufsatz mit allerhand Bildern von Heiligen,
gemahlt und vergoldet" auf.]
()2 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
In der östl. Aussenwand ein spätgothisches Kalksteinrelief von 92 cm im
Geviert mit einer guten Darstellmig der Kreuzigung mit Maria und Johannes,
sowie den kleineren knieenden Figuren der Stifter. In Minuskeln die Jahreszahl
m cccc l XX viiu Ueber dem Relief Wasserschräge mit Platte und Kehle.
Kelche, i. aus Silber und sechstheilig, von 18V2 cm H., mit rundem Ständer,
gravirter Masswerknachahmung am Knauf und langen Zapfen von rautenförmigem
Durchschnitt, die mit gravirten gothischen Blättern verziert sind. Beschau n|p
und Meisterzeichen RD. — 2. gleichfalls aus Silber und sechstheilig, von
18 cm H. Auf den Fuss ist ein Kruzifix von guter Arbeit und mit je drei
Perlen an den Kreuzenden aufgesetzt. An den weit vorstehenden Zapfen des
Knaufs IHESVS, Mit Braunschw. Beschau (Löwe), dem nebenstehen-
den Meisterzeichen, der Jahreszahl 1624, dem veltheimschen und münch-
hausenschen Wappen, sowie der Inschrift Heinrich von Veltheim, Catharina van
Munchhausen, Heinrich von Veitheims s, Witwe versehen. — 3. von
Zinn, 17 cm h., mit breiter Schale und barock profilirt. Braimschw.
Beschau und nebenstehendes Meisterzeichen, das eine Kanne
zwischen H — R und die Jahreszahl (16)34 zeigt.
Zwei barock profilirte Messingleuchter von 28 cm H.
Zwei gehenkelte Altarvasen aus Zinn von i6cmH., 1734 gestiftet, mit
Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und j. in ovaler Einfassung. — Zwei
desgl. von 22 cm H., 1813 gestiftet. Innen Braunschw. Beschau und ein rundes
Meisterzeichen, das zwei gekreuzte Anker und in den Winkeln die Buchstaben
FDK, sowie eine Jahreszahl (i7)7' zeigt.
[Das Corpus Bonorum führt zwei alte Messgewänder auf, das eine aus
rothem Samt mit goldenem, das andere aus braunem Taffet mit schwarzsamtenem
Kreuz],
Glocken, i. schmucklos, aber alt und von langgestreckter Form, 82 cm h.
imd 80 cm im Dm. — 2. von 62 cm H. und 65 cm Dm., mit Blattverzierungen
am Hals, Rippen ringsum am Bauch und der Inschrift Campana pulsu infelici
nuper rupta inutilis, nunc suasu pastoris L Fh, Cortrüm, sumptihus communitatis
Cremlingensis , artificio campanarii I, P, Greten de novo conflata^ sonitu sonoro
iterum ad sacra vocat officia. Anno domini MDCCLXV,
A eitere Häuser. Erhalten nur Nr. 3 mit kamiesartigen Knaggen unter dem
Oberstock und auf der Däle, doch ohne das Zurücktreten der Wirthschaftsräume.
Lehndorf.
Namens formen. Lenthorp, -dorpe (um 1060. 1240), Leendorp (13 11).
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denstorf, jetzt in der Inspektion
Timmerlah. 1245 schenkte Johann von Wöhlde dem Kreuzkloster in Braunschweig
das Kirchenpatronat, das es noch jetzt besitzt, und einen Hof in L. Seit der Re-
formation (1532) ist der Pfarrer von L. zugleich Prediger des Kreuzklosters. Zur
Kirche gehörten ausser dem Pfarrhof 4 Hufen, 1439 2 Höfe; 1389 befreit Her-
Krexnlingen (Ausstattung der Kirche) — Lehndorf. 63
zog Friedrich den Meier des zur Kapelle gehörenden Hofes auf Leibzeit des
Besitzers der Kapelle, Herwigs v. Uetze, von Bede, Bauergericht, Schoss, Dienst
und Pflicht (Sud. VI 244). — Das Dorf lag innerhalb der Landwehr der Stadt
Braunschweig und gehörte daher zu deren Pfahlgericht, das jetzt im Amtsgericht
Riddagshausen mit einbegriffen ist. — Um 1060 erwarb das Blasiusstift i Hufe. Zu
den erwähnten Erwerbungen des Jahres 1245 kaufte das Kreuzkloster 1249 auch
II Hufen von Johann von Wöhlde hinzu (Ztschr. d. Harzgeschichts Vereins i883,
143 f.), ein Besitz, der bis 1333 durch weitere 4I/2 Hufen noch vergrössert
wurde. 41/j Hufen besassen 1389 die v. Ursleben, 1386 5 Höfe ein braun-
schweigischer Bürger Namens Münzer. Den Zehnten erwarb 1347/8 das Blasius-
stift, 8/^ desselben war 1507 herzogl. Lehen der v. Bortfeld. — Im Dorf be-
fand sich ein der Familie v. Vasel gehöriger Schriftsassenhof. — Der Ort wurde
1492, 1550 und 1605 von den herzogl. Truppen abgebrannt; 1605 blieb weder
Kirche noch Pfarre geschont (KnoU-Bode 211).
Dorfanlage. Haufenförmig. Die Kirche lag ursprünglich, wie es scheint,
am Südrand des Ortes. Flurkarte von Joh. Jul. Christian Schmidt 1752. — Da-
mals I Acker-, 2 Halbspänner-, 22 Kotsassenhöfe. Einwohnerzahl: 1 790/93:
207, 1895: 913.
Die mit Dachreiter im W versehene Kirche ist stark erneuert und bietet
wenig bemerkenswertes. Rest der Thürwandung im N, Kehle als Dachgesims, im
S ein Stein mit der Minuskelinschrift anf, dni. m. cccc, \ xL renova / ta. — est
Ueber der Thür im O massiges Relief aus dem Anfang des XVI. Jahrh. mit
der kleinen Kreuzigung, Maria und Johannes neigen den Kopf nach der Mitte
zu und stützen ihn mit der Hand. Im Grunde blaue Farbe.
Kelche, i. aus vergoldetem Kupfer, von 15 cm H. und hübscher Form des
XVI. Jahrhunderts. Der Knauf ist birnenfömig gestaltet und ringsherum mit
birnenförmigen Erhöhungen verziert; er geht mittels eines Wulstes in den hübsch
profilirten Fuss über. Der Ständer oberhalb des Knaufes besteht aus zwei ge-
kehlten und einem wulstartigen Gliede dazwischen. Die Schale halbkugelförmig.
— 2. aus Silber und innen vergoldet, von 18 cm H. und runder Form. Am
birnenförmigen Knauf und am Fuss kleiner, unten an der Schale grosser Blätter-
kranz, z. Th. aufgesetzt, z. Th. getrieben. Mit Braunschw. Beschau (Löwe), S und
dem Meisterstempel ^°°°*" in länglicher, an den Ecken geschrägter Einfassung.
Anfang des XIX. Jahrh. — 3. aus Zinn, von 24 cm H., 1749 gestiftet, von
sehr plumper Form. Unter dem Fuss Braunschw. Beschau und ein Stempel, der
in schildartiger Einrahmung einen Baum und zu dessen Seiten .-.^^g zeigt.
Glocken, i. von 84 cm H., 88 cm Dm., aus einer Glocke von 1738 durch
Johann Peter Grete 1743 umgegossen; mit zahlreichen Namen. — 2. Schlag-
glocke von 82 cm H., 72 cm Dm., also sehr schlanker Form. Oben zwischen
den Henkeln Kreuze, am Kranz die Minuskelinschrift o . rex . gle ,vey ,cu .pace .
ano . äni .m.cccc.lxxxviü:, deren Worte durch erhabene Rosetten getrennt sind.
64 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Darunter Streifen mit abwärts gerichteten Eichenblättem. Am Bauch kleine Hoch-
reliefs: sitzende Maria mit Kind, und stehende, langbekleidete Figur.
Alte Häuser des mitteldeutschen Typus. Nr. 31 ist vielfach erneuert, zeigt
aber noch die starke Schwelle mit Fussbändem an dem etwa 40 cm vorgekragten
Oberstock, z. Th. auch noch die Knaggen, deren kehlartiges Profil von Quer-
gliedern (Rundstab zwischen abgesetzten Kehlen) unterbrochen wird.. Wohl noch
XVn. Jahrh. — Nr. 32 gleichfalls erneuert, aber doch noch dem XVIII. Jahr-
hundert angehörig. Der Schwellbalken ist drei Mal abgesetzt, Balkenköpfe und
FtiUhölzer steil gerundet. — Nr. 5, Köthe von 1621, noch ganz in ursprüng-
lichem Zustand, auch mit dem th. ganz, th. halb gewalmten Strohdach erhalten.
Man betritt an der Südseite, wo das Dach auf weit vorgekragten Balken mit
freistehenden Schrägstützen überhängt, eine Art von Flet, dessen Balken auf
schlichten Knaggen ruht; erst dahinter die bis an die hintere Längswand
stossende Däle mit Aufgang zum Oberstock und Ausgang nach hinten. Die linke
Schmalseite nehmen Stube und Küche, die vordere Längsseite zwei Kammern,
die Ecke rechts hinten der Kuhstall (am geschwungenen Aussenthürsturz die
Jahreszahl) mit Futtergang ein. Der Grundriss dieses Hauses [sowie zweier Häuser
der niedersächsichen Art und eines vierten, das die Däle in die Mitte der Wohn-
und Wirthschaftsräume verlegt] bei Pfeifer, Dörfer und Bauernhäuser im Herzogt.
Braunschweig (1886) Bl. 14.
Lehre-
Literatur. David Peckelius, Corpus Bonorum von 1673. — Dettmer,
Kurze Geschichte, zumeist kirchliche Chronik von Lehre (Handschrift).
Namensformen. Leri (888), Lere apud Schuntram (131 1), nach Arnold alt-
deutsche Bezeichnung für Wohn statte, wie in den Zusammensetzungen Goslar,
Wetzlar, nach Förstemann zu ahd. und alts. läri (leer); vgl. Andree, Braunschw.
Volkskunde 39.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Kampen(-Lehre) und Sitz derselben. Ein Pfarrer Johannes wird 1327 und
1366 genannt. Das Kirchenpatronat — nebst einem Freigut — war (z. B. 1484,
1593) herzogl. Lehen der v. Weferlingen, ist aber jetzt herzoglich. — Das Ge-
richt (Gografschaft) zu L., genannt to den b runers eiken und Zubehör zum
Amte Kampen (s. S. 54 f.), wird 1348 zuerst erwähnt, bestand aber noch bis zur
westfälischen Zeit und umfasste ausser L. selbst die Dörfer Flechtorf, Beienrode
imd das Amthaus Kampen. — Das Dorf theilte die Geschichte des Amtes Kampen
(s. dort), zu dem es gehörte. — 888 tritt das Kloster Korvey 2^» Hufen und
einige Liten an den Ludolfinger Grafen (später Herzog) Otto den Erlauchten ab
(Falke, traditiones Corbeienses 293, Dürre, Ortsnamen der traditiones Corb.
130), 1161 Heinrich d. L. 2 Hufen an das Cyriakusstift bei Braunschweig,
1298 der Deutschorden 2 Hufen an den Herzog. 1295 erwarb das Blasiusstift
3 Höfe. Die Holzmühle kam 1306, die Fischweide im Lehrer Teich 1325 ans
Lehndorf — Lehre (Allgemeines, Kirche). 65
Kloster Riddagshausen. — Der Zehnte war 13 11 bischöflich halberstädtisches
Lehen der Edlen v. Warberg, 1344 herzogl. Lehen der Elers, um 1369 der
Edlen v. Dorstadt und kam 1456 an den Gertrudskaland in Braunschweig. —
Schon „vor Alters" fand in L. ein Markt statt, der — später eingegangen — erst
in der Neuzeit wieder eingerichtet wurde.
1626 (S. 72), 1664 (S. 69), 1840, 1844, 1845 wurde L. durch grosse Brände
heimgesucht.
Dorfanlage haufenförmig, zwischen linkem Schunterufer und der Heerstrasse
Braunschweig — Fallersleben, auf deren östl. Seite früher nur wenige Häuser
standen. Auch die Kirche an der westl. Seite derselben. Flurkarte von G. F.
Pape 1754/5. — Der Lehrer Wold war einst ein mächtiger Waldbestand, ist aber
jetzt grösstentheils ein riesiger Anger von etwa 18000 Morgen; s. auch bei
Kampen S. 54. — 1754/5 n Ackerleute, 6 Bürgemeier, 4 Halbspänner, zahl-
reiche Kotsassen usw. Einwohnerzahl 1790/3: 482, 1895: 969.
Die Kirche (Abb. 27.28), angeblich s. crucis oder S. Laurentii^ ist ein nach
O zu zweimal abgesetzter Bau mit langer Apsis, einer südl. Vorhalle und einem un-
gewöhnlich breiten Thurm. Deutlich erkennt man noch die alte niedrige romanische
Anlage, die aus dem Langhaus (von etwa SVa m äusserer Länge), dem um 87 cm
eingezogenen Chorviereck (von 5.42 äuss. L.) und der vermutlich gleichfalls ein-
gezogenen Apsis bestand. An Stelle der letzteren trat in gothischer Zeit ein gleich-
falls halbrund schliessender, aber an Breite dem Chorviereck fast gleichkommender
und dementsprechend verlängerter Bau, dessen Alter sich annähernd durch ein
kleines spitzbogiges Fenster mit Naswerk (wohl XV. Jahrh.) im O bestimmen
lässt. Der Sockel des Chors zeigt eine Schräge. Nach einer Angabe im älteren
Corpus Bonorum von 1673 hat man die „niederträchtige, dunkle Kirche" im
J. 1649 D^it Unterstützung des Herzogs Christian Ludwig durch Meister „Chri-
stopher von Wedel" (Weddel) um 2 Ellen erhöhen lassen, jedoch in der Weise,
dass die neue Mauer aussen am Langhaus gegen die alte eingerückt erscheint.
Derselben Zeit gehören auch offenbar die hohen, innen mit Rundbogennische
versehenen Spitzbogenfenster an, deren je eins an jeder Seite der drei Ab-
theilungen der Kirche angebracht ist. Kleinere viereckige Fenster sind für die
Orgelprieche und den Raum unter ihr bestimmt. Ein gemeinsames Satteldach,
das über der Chorrundung polygonal endet, deckt die ganze Kirche. Es wird
von Quer- und über der Apsis von radial laufenden Stichbalken getragen, deren
mit einfacher Rundung versehene Köpfe durch verschieden starkes Vorspringen
(bis etwa i m) die einspringenden Winkel der Schiffsmauem auszugleichen suchen.
Die Füllhölzer zeigen Karniesprofil. Im Innern läuft an der Unterfläche der Balken
Jederseits eine Stuckleiste (Viertelstab zwischen kleinen Leisten) entlang, die Fel-
der zwischen ihnen sind in 2, in der Längsachse der Kirche laufenden Reihen
mit Facetten, Sternen, Fruchtrosetten oder Engelsköpfen (deren Flügel nach
innen gebogen und als Barockschnörkel gestaltet) in Stuck verziert. Arbeit des
Meisters Otto Horenbostel aus Celle vom J. 1649 (kostete 80 Thlr.) — An
Bau' ti. Kanstdenkin. d. Hengt. Braonschweisr. H. 5
66 Amttgerictittbeiiik Riddigshiasea.
der südlichen inneren Chorwand steht ein 52 cm br. Stein 15 cm aus der Wand
heraus, dem im N ein höher sitzender entspricht. Die Ecken zwischen Lang-
17. Lehie
Ansicht der Kirche.
haus und Chorviereck sind innen abgeschrägt. Die Thür im N nahe dem Thunn
zeigt Spitzbogen mit schlichter Fase, vor den gleichfalls schlichten Haupteingang
im S legt sich eine gothi-
sche Vorhalle mit Spitz-
bogenthör, deren Profil den
Bimenstab zwischen Kehle
und Kehle nebst Stab zeigt.
I^^l^
An der Thür obenstehende
Steimetzzeichen, deren
erstes an derselben Stelle
2g. Lehre, Grundriss der Kirche. >" BeierStcdt (s. Bdl I
335) vorkommt und uns
die Möglichkeit giebt, auch die Lehrer Vorhalle in die Zeit um 14S9 zu setzen.
Hier auch Langsrillen. Der schmiedeeiserne Beschlag am Griff und Klopfring
stammt aus dem XVI. oder XVII. Jahrh. Die Vorhalle selbst enthalt nur einen
Schlitz im O, ihr Obergeschoss ein Spitzbogenfenster. Das Dachgesims besteht
Lehre (Kirche nebst Ausstattang). 67
aus einer Kehle zwischen kleinen Schmiegen und einer steilen Kehle darunter.
Ein Kreuz mit abgefasten Kanten krönt den Giebel.
Der Thurm, der im Lichten 6.93 X 2.71 m misst, ist ähnlich, wie der in Beien-
rode, mit dem Schiff durch zwei Rundbogen von i .65 m Spannweite verbunden,
die in der Laibung einen Kämpfer aus Platte und Schmiege zeigen. Ein breiter
und hoher Rundbogen mit gleichem Kämpfer führte femer vom ersten Thurm-
geschoss zu einer Empore. Das Glockenhaus hat nach W vier, nach O drei,
nach N und S je zwei rundbogige, gradwandige Schalllöcher (von 0.60 m Br.
und einst 1.20 m H.), die aber später eine erhöhte imd nach aussen stark geneigte
Sohlbank erhielten; sie sind an den Pfosten von grossen, im Bogen von kleinen
Quadern eingefasst. Ausser den üblichen Schlitzen enthält der Thurm unten im
S noch eine quadratische, aber in den Ecken mit einspringenden Bogen ver-
sehene Oeffnung. Die Ecken des Thurmes bestehen gleich denen des Langhauses
aus gut zugerichteten Quadern von Kalkstein. Das gothische Dachgesims zeigt
Kehle zwischen Schmiegen. Das hohe Dach besteht ungewöhnlicher Weise aus
zwei vierseitigen Pyramiden, die oben durch einen überdeckten Gang aus Holz
mit einander verbunden sind und der Kirche ein stattliches Aussehen geben. —
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1877, 92. — Pfeifer, Ztschr. f.
Bauwesen XXXII (1882) 306 f.
Die heutige Ausstattung der Kirche stammt aus dem J. 1766.
[Der „Predigtstuhl" war nach dem älterem Corpus Bonorum 1649 durch den
Pastor Lasdorf errichtet worden.] Der Schalldeckel hat sich nach der früheren
Inventarisation noch erhalten.
Steinerner Taufstein von 70 cm Br. im Pfarrgarten. Der Ständer geht vom
viereckigen Sockel allmählich ins Achteck über, der Knauf ist reich profilirt, die
senkrecht aufsteigende Schale gleichfalls achteckig. An deren Rand die Inschrift
baptisterium hoc po[ni cujravit Bernhart Friederich Lasdorf pastor. Lehr, ao. i6jo.
[Der Taufstein wurde 1732 durch einen schwebenden Taufengel ersetzt.]
Grabsteine, i. Sehr rohes ovales Steindenkmal des Pastors Friedr.
Heinr. Kammerer (der Inschrift nach 1691 in Wolfenbüttel geboren, 1724
Pastor in Lehre, damals mit Kath. Elis. Rohten vermählt, 1739 gestorben) im
Innern an der südl. Chorwand.
2. Späte; fast ganz unleserliche Grabsteine, besonders von Pastoren (z. B.
des David Peckelius, s. S. 68) im Fussboden.
3. Roher Grabstein aussen an der N-Seite des Chors, von 1730, aber nach
einer älteren Vorlage. Der mit Kniehosen, grossem Radmantel und Halskrause,
sowie mit spitzem Kinnbart versehene Verstorbene steht baarhäuptig, mit stark
auswärts gerichteten Füssen in flacher Rimdbogennische; links neben dem Kopf
lyso, rechts spes mea Christus, Am Rande die Inschrift Anno //". . . d]en
22 Augusti [is]t Joachim Ulenhot seliger erschossen. Seines Alters 40 Jahr,
£>er Selen Got gnedich sei. Mat. 10, Der auf einer abgearbeiteten Stelle befind-
liche Schluss der Inschrift ESDORTIQ OLLENHOTS ist mir z. Th. unver-
5*
58 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Ständlich. [Nach der Angabe in der Flurbeschreibung von 1754 stand zum An-
denken an den Kotsassen und Krüger Olenhot, der das Vieh der Gemeinde
gegen die Räubereien der Soldaten zu retten versuchte, hinter dem neuen Kampe
ein Stein mit der Inschrift J, A, H. Olenhot, alhier erschossen, L. IS64 (!) d.
20 (!) August ZT.] Vermuthlich hat die Gemeinde 1730 für eine Erneuerung
des Grabsteins gesorgt
Oelbilder. i. Massige Copie des Abendmahls von Rubens, 1.75 m br.,
auf Leinwand.
2. Massiges Bildniss des David Peckelius Cellensis, verbi divini minister in hac
ecclesia Lehrana per annos jj, aetatis suae 72 ann, auf Eichenholz. Unten die
Inschrift Symb: qui seminant in lachrymis, cum exultatione metent (Ps. 126, 5). Auf
die Längsseite des breiten Rahmens waren Ranken gemalt. Von 1693.
3. Der Gekreuzigte in Landschaft, von pastosem Farbenauftrag und sehr
leuchtkräftigem Fleisch. Gutes Bild des XVIII. Jahrh. auf Leinwand (52 cm
br., 72 cm h.), in gleichzeitigem Rahmen.
[Ein Glasgemälde mit dem herzogl. Wappen und der Inschrift Chrisiiang
Ludovicus d, g, Hertzogk zu Braunsw, und Lüneb, wird im Corpus Bonorum von
1673 erwähnt.]
Glocken, i. von 75 cm H., 78 cm Dm. von 1674, am Hals mit der Meister-
inschrift M. Friedrich Helmhold me fecit und hübschen Verzierungen, am Bauch
mit den Namen des Amtmanns, Pastors (Peckelius) usw. versehen. — 2. [Nach
dem Corpus Bonorum von 1673 wurde 1649 von Heinrich Rittmeyer in
Braunschweig für 192 Thlr. 23 Gr. eine neue Glocke gekauft, die die Inschrift
trug: Zu Gottes Ehre in Lehre, Sie ist 1844 umgegossen worden.]
Die Wetterfahne, die bereits im Corpus Bonorum von 1673 erwähnt wird,
zeigt den steigenden Löwen.
Kelche, i. u. 2. von vergoldetem Silber und 22^ bzw. 19 cm H., sonst aber
völlig gleich; Fuss, Ständer und Knauf sechstheilig, der letzte mit flachen Buckeln
versehen. Braunschw. Beschau (Löwe), B und A R in ovaler Einfassung. Um 1 700.
3. von Zinn und 21 cm H., barock profilirt. Der ovale Meisterstempel zeigt
einen Engel von vom mit Fackel und Krone, undeutlicher Umschrift und 1730,
4. von Zinn und 15 cm H. Der gleichfalls ovale Stempel zeigt einen Engel,
der in der R, eine Krone hält, die L. in die Seite stemmt. Zur Seite P — R.
Taufbecken aus Zinn von 29 cm Dm. Der grosse ovale Stempel zeigt einen
fliegenden Engel mit Palme und Krone, sowie die Inschrift: oben fein Blockzinn^
unten IGD Kuhfues und 1763, Darunter ein Stempel mit London.
Klingelbeutel aus Sammt, mit einem Monogramm und der Jahreszahl Tyy^
in Goldstickerei.
Aeltere Häuser sind noch zahlreich vorhanden, besonders aus der Zeit un-
mittelbar nach dem grossen Brande vom 10. Mai 1664 (s. S. 69).
I. Das sächsische Einhaus des gewöhnlichen Typus mit der Wohnung
auf der hinteren Schmalseite tritt hier hauptsächlich in der Form auf, dass die
Lehre (Aasstattung der Kirche, Häuser).
69
eine Längsseite vor das Dälenthor und die andere Längsseite vortritt, und eine
Vorschur entsteht, die von dem schräglaufenden Dach geschützt wird, dass ferner
der breite vordere Stall der vorspringenden Längsseite auf der Däle schräg ver-
läuft, und dass schliesslich dort ein Halbstock als Bansenraum dient, hier das
Dach tief herabhängt, die Ständer also in der einen Längswand und den beiden
Innenwänden stehen. So Nr. 30 und 48 von 1664, Nr. 47 von 1665, Nr. 35 (mit
hübsch ausgeschnittenen Knaggen unter dem Dach der Vorschur) und 43 (mit
breitem Flet auf der einen Längsseite, dessen Oberstock von einem mächtigen
Balken mit Knaggen getragen wird). Bei Nr. 106 (von 1664), 2 (von 1702,
jetzt Scheune) und 57 (stark verändert) sind beide Längsseiten mit niedrigem
Halbstock versehen. Nr. 80 ist ganz verbaut. — Dieser Einhaustypus ist bis in
die neuere Zeit bewahrt worden.
29. Lehre, Grundriss der alten Schule.
IL Eine besondere Stellung nimmt trotz ihres Charakters als sächsisches Ein-
haus des gewöhnlichen Typus die alte Schule (Abb. 29), jetzt Nr. 10, ein, die
sowohl mit der Vorder-, als mit der linken Längsseite an der Strasse liegt.
Hinter den beiden Ställen, die beiderseits von der Däle den vorderen Theil
des Hauses einnehmen — an der einen ist noch ein Holzstall angebaut, der
andere hat einen besonderen Eingang neben dem Thor mit reich ausgeschnittenem
Balken — , liegt rechts eine Kammer, links ein sehr breites Flet mit dem seit-
lichen Ausgang und der Treppe zum Oberstock. Die hintere Hälfte des Hauses
zerfällt in zwei gleiche Theile, die Wohnstube mit der Kammer dahinter (links)
und die Küche mit der einstigen Schulstube (rechts), von denen die letzte von
der Küche aus betreten wird, lieber den Wirthschaftsräumen ein niedriger Halb-
stock, über den Wohnräumen ein völlig ausgebildeter Oberstock, von dem sich
das Strohdach schräg und unorganisch zu dem Halbstock senkt. Am Thorbalken
die Inschrift Anno 1664 d. 10, Mai brante alhi ab 70 Bamve mit der Schule,
aber folgede Jars ist diese nevwe Schule ivider erbauwet, da hir David Peckelius
JPastor u. Johan Sculze Custos gewesen.
^Ö Amtsgericlitsbezirk tliddagsliAuseii.
III. Nr. 46 — mit stark veränderter Einrichtung — kann gleichfalls nur als
eine Abart des gewöhnlichen Typus gelten, die aber sonst nur in den Dörfern
auf dem linken Ufer der Oker unterhalb der Stadt Braunschweig angetroffen
wird (s. besonders bei Wendeburg). £s besitzt nämlich nicht allein das breite
Flet auf der einen Längsseite, sondern lässt auch diese soweit vor die Dälenein-
fahrt und die andere Seite vortreten, dass vom eine sehr grosse viereckige Vor-
schur gebildet wird, deren Dach auf einem freistehenden Ständer ruht.
IV. Gänzlich verschieden von diesem Typus ist der von der mittleren
Weser (vgl. Bd. I 188. 249 f.), den Nr. 9 und 8 zeigen. Nr. 9 (jetzt Scheune)
stimmt in seiner ursprünglichen Anlage von 161 8 so vollkommen mit dem Hause
Nr. 27 in Glentorf (Bd. I 249) überein, dass für dieses die gleichzeitige Ent-
stehung durch denselben Meister sicher ist. Au der vorderen Giebelseite gehen
die Ständer durch den Unterstock und den Halbstock durch, dann kragt der
mit starken Fussbändem versehene Kniestock, dessen Stichbalken mittels mächtiger
Knaggen von doppelt geschwungener Form — eine von ihnen über dem Scheitel
des Thorbogens — gestützt werden, etwa i m vor. Im Jahre 181 1 hat man
jedoch die Hauswand bis zum Kniestock vorgerückt und die Fächer dann mit
Barnsteinen, z. Th. in Form einer Windmühle zugesetzt. Hinter der einstigen
geräumigen Stube vorn rechts lagen hinter einander Küche, Speisekammer, Kammer
und Pferdestall, die linke Längsseite wurde durch eine Reihe von Wirthschafts-
räumen eingenommen, die Hinterseite der Däle schloss ein quergelegter Kuhstall,
neben dem ein hinterer Ausgang liegt. Zum Oberstübchen vom rechts fuhrt eine
Treppe. Das Haus hat Ständer in beiden Dälenwänden und in der rechten
Aussenwand. Die ganze rechte Längsseite besitzt daher einen Zwischenstock, über
den das Dach mittels kleinerer, geschwungener Knaggen übersteht, auf der
anderen Längseite hing das Dach tief hinab, doch hat man später — vermuth-
lich gleichfalls 181 1 — die Wand hinausgerückt, das Dach flacher gelegt und
so auch hier einen Halbstock als Bansenraum geschaffen. Dabei wurden die
neuen Querbalken auf die alten aufgelegt, die neuen Sparren durch Stützen mit
den alten verbunden. Die alten Thürbalken haben eine doppelt geschwungene
Form. — Nr. 8 (Abb. 30. 31), wohl gleichfalls aus dem Anfang des XVII. Jahrh.,
imterscheidet sich dadurch von Nr. 9, dass die Stube vom rechts beträchtlich
vor die hinter ihr gelegenen Räume (Küche usw.) vorspringt, das Dach daher
dort tief herabhängt, während sich über diesen noch ein Halbstock hinzieht, und
der Raum über der Stube durch das schräge Dach beschränkt wird. Ausserdem
kragt schon der Oberstock der Vorderseite etwas vor — Balkenköpfe und Füll-
hölzer zeigen hier einen abgesetzten Viertelstab — und die Balken unter dem
Dach, deren Köpfe gleichfalls einen abgesetzten Viertelstab besitzen, werden durch
Knaggen gestützt, die in der Mitte drei Wülste — zwei davon mit Einkerbungen —
und zwei Kehlen mit einander wechseln lassen. Die oberen Füllungen des Halb-
stocks schliessen im Gardinenbogen und werden daher einst offen gewesen sein.
Dies alles, sowie der Umstand, dass eine Treppe zum Oberstock stets gefehlt
hat, lässt darauf schliessen, dass der Raum nur Wirthschaftsz wecken gedient hat,
Die linke Hälfte der Vorderseite mit dem Dälenthor tritt 1.84 m hinter die
, Ansicht dt» Haus« Kr. S.
rechte zurück, so dass hier eine schräge Vorschur gebildet wird. Die linke Längs-
seitc ist jetzt gleichfalls zum Wohnen ein-
gerichtet. Die hintere Schmalseile schliesst
ein quergelegter Stall ab, ein Ausgang
unmittelbar von der Dale scheint hier
stets gefehlt zu haben. Jetzt befindet
sich hier noch ein später Anbau.
V. Nr. 75 ist eine strohgedeckte
Köthe. — Zu Nr. 57 gehört ein Neben-
haus von 177g, das in der Weise quer-
getheilt ist, dass links eine Durchfahrt,
in der Mitte die Tenne, rechts Stalle
liegen. Eine ähnliche Tennendurchfahrt
gehört zu Nr. 35, eine solche, die
beiderseits von der Tenne Stalle besitzt,
*f/W 'fA V U-:^äiim4.
72 Amt^erichtsbnirk RiddagshuuscTi,
Hausinschriften s. S. 69 [An der Pfarrscheune von 1633 stand die Inschrift
Anno 1626 In der Fastnacht, ist wahr,
6j Bamo schöne gante und gar
Abgebrand seient, darunter fürwar
21 Wohnhäuser waren dar.
Da auch die slandne Scheune filr mir
Im Feuer mit au/gegangen alhier.
Wie ich wieder mit guten Sin
Von der Gemeinde hier bautet hin,
Gott behüte mich ßir Feuers Plagen,
So hat die Gemeinde nichts au klagen.
Anne 1633. Johannes Schmidt, Pastor.]
S. Leonhard s. bei Stadt Braunschweigr.
[Limbeki.]
[Namensformen. Limbeie {XII. jahrh.), Limbike, Limbech. Unter den 17 Ort-
schaften genannt, die 1031 der neugegründeten Pfarrkirche S. Magni im damal^n
Dorfe Brunswick unterstellt wurden (ÜB Stadt Braurschweig II 1). Da es in der
betr, Urkunde bei Rautheim aufgezählt wird, lag es nach Dürre (Ztschr. d. histor.
Vereins f. Niedersachsen 1869, 77) im Süden der Stadt, wo das 1674 erwähnte
Lemkenfeld, der Lerakenbusch und die Lemkenweide, Zubehör des A^dien-
klosters, lagen und der Lammchenkamp, wie der Anger am Lämmchenteich öst-
lich neben der Mascheroder Landstrasse noch nachweisbar sind.]
;i. Lucklum, Deulschordenskommende von NO, nacb Mcnan.
Lucklum.
Allgemeines.
Quellen und Literatur. Dürre, Regesten Bd. 13 aus 175 Original-Ur-
kunden und 2 Kopialbüchern des XVI. Jahrh., bzw. von 1719 (Herzogl. Lan-
de shauptarchiv in Wolfenbüttel). — Merian, Topographie von Braunschw.-
Lüneb. 143 f. mit Kupfer. — Geschichtliche Mittheilungen über die
dem Teutschen Orden angehörig gewesene Landkomturei L. u. die Verhaltnisse
Lehre — Lucklum (Allgemeines). j%
derselben zu den Herzogl. Braunschw. Landen u. dem Orden usw. von 1766 (Bodes
Kollectaneen Bd. 32 auf der Stadtbibliothek in Braunschweig). — Schroeder,
Entwurf und Beschreibung der Kommende L. von 1800; Repertorium über d.
Akten d. Deutschordensballei Sachsen (Herzogl. Landeshauptarchiv). — C. Bege,
Geschichte einiger der berühmtesten Burgen u. Familien d. Herzogt. Braunschweig
(Wolfenb. 1844) 120—134. — J. Voigt, Geschichte d. deutschen Ritterordens
in s. zwölf Balleien in Deutschland, 2 Bde. (Berlin 1857). — E. Jacobs, ÜB der
Kommende Langein (Geschichtsquellen d. Provinz Sachsen XV). — P. J. Meier,
d. Niederlassungen d. Brüder vom Deutschen Hause am Elm (Braunschw. Magazin
1898, 85 ff. 89 ff.)
Namensformen. Lucgenheim (1051), Liukenheim (1247), Lukkenem (1148.
1263. 1322 u. sonst), Luck-y Lukk-y Lukenum (1264. 1307. 1499 u. sonst),
Luckelum (14 19), Luckelem (15 14), Luckeim (1529), Luckeleyn (145 1), Lugkelen
(1533), Lucklum (1567 u. später), mit dem Zusatz apud Wevene (Wabe) aquam
(121 1), d. h. Heim, Niederlassung eines Lucko (Koseform zu Ludger).
Geschichtliches. L. ist Kirchdorf (Filial von Erkerode) mit Rittergut. —
Die Kirche in L. wird 1051 unter den publicae ecclesiarum parochiacy d. h. den
Pfarrsprengeln erwähnt, in denen die bisher unmittelbar beim Reiche zu Lehen
gehende Grafechaft der Brunonen lag; diese wird damals dem Bischof von Hildes-
heim zu Lehen gegeben, erscheint aber nach wie vor — jedoch jetzt als geist-
liches Lehen — in den Händen der bisherigen Inhaber (ÜB Höchst. Hildesheim
I 86. — Bode, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 187 1, 362 f. — P. J. Meier ebd.
1898, 227 ff.). Erst später, als in den ursprünglich ausgedehnten Pfarrsprengeln
mehrere Pfarrkirchen gegründet waren, und die Mutterkirchen unter diesen den
Vorrang einnahmen, wurde auch L. der Sitz eines Archidiakonats, das stets einem
Halberstädter Domherrn zustand, und ebenso, wie der alte Pfarrsprengel, mit
dem es sich im wesentlichen gedeckt haben wird, in einem langen schmalen
Streifen von der Asse bis über die Schunter hinausreichte. Als Mutterkirche für
diesen ganzen Bezirk gehört aber die Kirche in L., wie mit Sicherheit vermuthet
werden darf, zu jenen 35 Pfarrgründungen Bischof Hildegrims von Halberstadt
aus dem Anfang des IX. Jahrh., die, wie es scheint, sämtlich dem hl. Stephan
geweiht waren. Mit dem Patronat der Kirche war seitens des Hochstifts der
Scholastikus des Halberstädter Doms belehnt. Als Pfarrer und Priester in L.
"werden genannt Siegfried (12 14), Werner (um 1230), Jordan (1260. 1265), Hein-
rich V. Hoym (1288), Heidenreich v. Gommem (1283 — 13 n), Mey (1307),
Joh. Bredenbach (1438), von denen bereits Heinrich v. Hoym dem Deutsch-
ritterorden angehörte.
Im Jahre 13 14 theilt aber der Official der Halberstädter Kurie dem Archi-
presbiter und den Übrigen Pfarrern im Banne Lucklum mit, dass Bischof Albrecht
dem Orden der Deutschritter (s. S. 75) die bisherige Pfarrkirche in L. übergeben
und deren Verwandlung in eine Kapelle ohne Seelsorge gestattet habe, da es
in L. keine Pfarrkinder mehr gäbe; die bisher zur Pfarre gehörigen, einzeln
J^ Amtsgericbtsbezirk Riddagshaasen.
aufgeführten Bewohner in Hachiun sollten nach Evessen eingepfarrt werden —
wie dies noch jetzt der Fall ist — , und ebenso sollte der Sitz des Archidiako-
nats und die Procession am Himmelfahrtstage dorthin verlegt werden (ÜB
Höchst Halberstadt III 1927). Indessen ist das Archidiakonat stets (z. B. 1400)
noch nach dem ursprünglichen Sitze in L. genannt worden.
Bevor der Deutschordeu in L. sich niederliess und das ganze Dorf zu legen
begann, muss dieses von erheblicher Bedeutung gewesen sein. Mehrfach wird
nämlich die Lage eines Hofes am Markt (forum) in den Urkunden erwähnt, imd
im J. 1263 geht u. a. auch die Vogtei über diesen (advocatio fort) an die Deutsch-
ritter über; also besass das Dorf einen Marktplatz und Marktgerechtigkeit. Es
war ferner Sitz eines herzoghchen Gogerichts, dessen Inhaber uns seit der Mitte
des XIII. Jahrh. bekannt sind, und das 131 1 gleichfalls an den Orden überging,
dann der Sitz eines Kalands, der freilich erst für das Jahr 1347 bezeugt ist —
s. auch S. 40 — , aber bei den besonderen Verhältnissen in L. sicher schon
vor Legung des Dorfes bestanden haben muss, und schliesslich auch Sitz einer
Schule (porticus scholae), deren Lage dicht bei der Kirche allein schon zeigt, dass
sie auch ihrer Leitung nach unmittelbar mit dieser verbunden war. Ein nicht
minder starker Beweis für die frühere Bedeutung des Ortes ist auch die aus dem
XII. Jahrh. stammende Kirche (s. S. 79 f.), die über die Bedürfnisse einer ein-
fachen Dorfkirche nicht unerheblich hinausgeht.
121 1 wird das Dorf nebst 2 Mühlen — von denen die eine 1253 an die
V. Dalem, die andere 1277 an die v. d. Asseburg, 1283 an das A^idienkloster
kam — Eigentum des Klosters Riddagshausen genannt, das auch um 1220 noch
einige Hufen erwarb, ohne dass wir über den Verbleib dieses Besitzes mit Aus-
nahme der Mühlen näheres erfuhren, 1224 tauscht der Vogt Balduin v. Dalem
vom Halberstädter Liebfrauenstift eine Hufe in L. ein, 1240 kamen 2 Hufen an
S. Andreas in Hildesheim, 1305 waren 31/2 Hufen und 2 Höfe woldenbergisches
Lehen, und erheblichen Besitz hatte in L., wie wir gleich sehen werden, vor
allem das Hochstift Halberstadt. — Ein Ministerialengeschlecht v. Lucklum
erscheint im XIII. Jahrh. Vielleicht gehörte ursprünglich diesem der Hof mit der
Steinkemnate, der später dem Gograf Werner Werre als Wohnung gedient hat,
aber 1325 an den Orden überging. — Alle diese Verhältnisse wurden von Grund
aus umgestaltet durch den Einzug des Deutschritterordens in L.
Für die Gründung einer neuen Ordenskommende in Sachsen hatten die Deutsch-
ritter offenbar von Anfang an L. selbst ins Auge gefasst gehabt. Denn bereits
1260 (Bege 122, 7) nennen sich Komtur und Ritter nach L., wo man damals
bereits Grundbesitz hatte. Aber noch in demselben Jahre gelang es dem Orden,
das ehemalige Schloss Reitling (s. dort), ein halberstädtisches Lehen Ekberts d.
Ae. V. d. Asseburg, zu erwerben und die Erlaubniss zum Bau einer Ordens-
kapelle dort zu erhalten. So lange freilich, wie die Herstellung des wüsten
Schlosses noch nicht beendet war, wird die neue Kommende von Langein aus
verwaltet worden sein — denn der Komtur Beteke von L. (1260) ist, wie es scheint.
Lucklum (Geschichtliches). J^
kein anderer, als der gleichnamige Komtur von Langein — , aber in Reitling hat
dann der Komtur eine Zeit lang in der That und mit der Absicht, dass dies
dauernd der Fall sein sollte, seinen Sitz gehabt. Inzwischen hatte man jedoch
die Gelegenheit zu umfangreichen Erwerbungen in L. gehabt. 1260 giebt der
Orden 4 einst Bertram v. Veitheim gehörige Hufen in L., sowie eine Wiese und
curiam dotis in Z., /. e. residentiam plehani an Ritter Kuneman v. Jerxheim und
seine Frau Hedwig, auf beider Lebenszeit, empfängt aber von diesen 6 andere
dortige Hufen (Bege aaO.), und 1263 gelingt es ihm, den in L befindlichen,
sicherlich reich mit Ackerland ausgestatteten Hof (villicatio^ officium, ammecht des
Hochstifts Halberstadt (ÜB Höchst. Halberstadt H 10 13), den der genannte
Ekbert v. d. Asseburg 1242 dem stark verschuldeten Bischof unter Hinzulegung
seines eigenen Hofes auf Lebenszeit abgekauft hatte (ÜB aaO. II 714)1 sowie
die dortige Pfarre und die Vogtei über den Stiftshof, den Pfarrhof und den
Markt — mit dieser Vogtei war Ekbert seitens der Edlen v. Querfurt beafter-
lehnt — an sich zu bringen.
Durch diese Erwerbungen war aber der Schwerpunkt der neuen Kommende
nach L. verlegt worden, und da die nicht unbeträchtliche Entfernung zwischen
Reitling und L. (über 5 km) für die Bewirthschaftung lästig empfunden werden
musste, man auch seit 1263 in dem Lucklumer Hofe Ekberts v. d. Asseburg einen
geeigneten Sitz für den Komtur besass, so lag es nahe, die Kommende ganz
nach L. zu verlegen. Bodo v. Wanzleben nennt sich 1267 noch commendator
curie fratrum damus teutonice in Retlinge, aber 1275 commendator fratrum domus
teutanice in Luckenem und benutzt in diesem Jahre an Stelle des früheren Siegels
mit j' commendatoris in Retlinge ein neues mit s" commendatoris de Luc. Zwischen
1267 und 1275 hat also der Wechsel des Ordenssitzes stattgefunden. Und
gleich 1275 erwarb man weiter im Tausch gegen 14 Hufen in Veitheim a/0
5 Hufen in L. vom Hochstift Halberstadt, begann aber nunmehr allmählich alle
Höfe und Hufen in L. an sich zu bringen, das Dorf zu ,,legen". Diese voll-
ständige Umwälzung der Besitzverhältnisse in L., die man an der Hand der Ur-
kunden Schritt für Schritt verfolgen kann, war im wesentlichen bis zmn J. 13 14
— noch 1 3 1 1 waren 7 Hufen als halberstädtisches Lehen an verschiedene Ritter
ausgethan — abgeschlossen; denn damals musste die Pfarre (s. S. 73) von L. nach
Evessen verlegt werden, weil es dort keine Pfarrkinder mehr gab. Seit dieser
Zeit hat sich der Grundbesitz der Kommende bis in den Anfang des XIX. Jahrh.
so gut wie gar nicht mehr verändert, und wenn im J. 1772 für L. und Reitling
zusammen 1559 Morgen Ackerland, 2026 Morgen Waldung am Elm, zusammen
aber 4438 Morgen angegeben werden, so haben wir damit auch den Umfang
der Ordensbesitzungen in der Zeit um 1320. Nur hat freilich, als die ältere
Kommende Elmsburg vor 1433 (s. Bd. I 341 ff.) aufgegeben wurde, L. durch
Hinzufügung des dortigen Grundbesitzes eine erhebliche Vergrössenmg erfahren.
Im XVI. Jahrh. war ein grosser Theil des Lucklumer Besitzes (zusammen
3 7 Hufen) auf Meierrecht an 4 Ackerleute und 9 Kothsassen ausgethan, die aber
2 6 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
in Folge des 30jährigen Krieges fast sämtlich von L. fortzogen, so dass der Orden
die Aecker, wie es im Mittelalter geschehen war, wieder selbst bewirthschaften
musste. Die Einwohner Ls. bestanden nun bis zur Aufhebung des Ordens —
abgesehen vom Konvent — nur aus Bedienten, Handwerkern und Tagelöhnern
im Dienst der Kommende.
Wichtig für die Kommende war die Erwerbung des sog. Stephanshofes in
Braunschweig, den Herzog Albrecht d. Gr. auf Bitten des bisher damit belehnten
Ritters v. Honlege 1297 dem Orden Überliess. Er lag auf dem Gebiet des
jetzigen Schlossplatzes, unmittelbar nördlich an dem Grauenhof des Klosters
Riddagshausen, wurde aber 1678 gegen den jetzigen „Wilhelmsgarten**, imd dieser
wieder 1687 gegen ein Haus am Eiermarkt vertauscht.
An Erwerbungen und Besitzungen der Kommende seien noch folgende er-
wähnt. 1 3 1 3 wurden ihr alle Neubrüche und Gemeinheiten im Lucklumer Felde
zugesprochen, 1437 erscheint sie im Besitz des Zehnten zu Grassleben, Kl.
Hondelage, Wüstemark und Allerbüttel {^1%), 13 19 in dem des Kirchenpatronats
zu Volzum und 13 13 erwarb sie gegen Aufnahme des Herzogs Wilhelm in den
Orden das zuWatzum und Uehrde, von denen jenes 167 1 gegen das zu Erkerode
vertauscht wurde.
Die Erwerbung der vollen Gerichtsbarkeit über die eigenen Güter hat sich
nur allmählich vollzogen. 1280 wurden die Ritter vom Grafending befreit, 1295
zur Errichtung eines Halseisens ermächtigt und 13 11 gegen Zahlung von 105 Mk.
durch Herzog Albrecht nochmals mit der oberen und unteren Gerichtsbarkeit
betraut, ein Vorrecht, das auch die späteren Herzöge bestätigten, Rudolf August
jedoch 1678 nur imter Vorbehalt der Berufung.
Von einer Befestigung der Kommende hören wir im J. 1281 (Asseburger
ÜB I 415); damals verzichteten die Herzöge, nämlich Bischof Kon rad v. Verden
und die Söhne Albrechts d. Gr., Heinrich, Albert, Wilhelm, Otto, Konrad und
Lüder, dem Orden gegenüber auf jeden Einspruch sive pro muris seu pro sepibus
an pro fossatis. Und hieran schliessen sich die, wie es scheint, umfassenden Um-
bauten aus dem 2. Jahrzehnt des XIV. Jahrh. 13 13 erklärt sich Bischof Al-
brecht von Halberstadt mit dem bereits vollendeten Abbruch einiger Gebäude,
nämlich der porticus scholae und anderen Häusern auf dem Kirchhofe — dieser
lag nördlich an der Kirche — nachträglich für einverstanden und gestattet dem
Orden dort Neubauten aufzuführen, 13 16 aber ertheilt er ihm die Erlaubniss,
behufs der Vergrösserung einiger Kommendehäuser den Chor der ehemaligen
Pfarrkirche niederzureissen und bei der Aufführung eines für den Gebrauch der
Ritter bestimmten Hauses zugleich eine Stelle des Kirchhofs zur Anlage eines
Abtritts zu benutzen.
Die Kommende erreichte gegen 1320 den Höhepunkt ihrer Entwicklung, hielt
sich aber noch länger auf diesem und stand bei dem Herzogshause, das mehrere
seiner Glieder als Hochmeister oder Landkomture im Orden hatte, hoch in
Ehren. Nur Herzog Magnus hatte sich zwischen 1348 und 1355 der Schlösser
Tafel 111. Lucklum. Grabdenkmal des Komturs v. Priort,
Lucklum (Geschichtliches). 'i'i
L. und Elmsburg gewaltsam bemächtigt, musste sie aber 1364 gegen Verzicht-
leistung auf den vollen Schadenersatz, aber unter Anweisung auf die Abgaben
des Fleckens Schöppenstedt bis zur Höhe von 100 Mk. dem Orden wieder zu-
rückgeben (Sud. III S. XXVII Nr. 242/4). Andrerseits bestätigte Heinrich d. Ae.
1507 dem Orden nicht allein alle Rechte und Freiheiten, sondern entband ihn
auch von der Last bezüglich der Verpflegung von Jägern und Jagdhunden, der
Dienste mit Eggen, Pflügen und Wagen, sowie der eigenen Dienste des Kom-
turs; nur hatte das Ordenshaus 2 reisige Knechte mit Pferden gerüstet zu
halten imd dem Herzoge gleich der übrigen Ritterschaft Kost und Seelmessen
zu gewähren.
Die Kommende von L. hat dadurch unter den anderen Ordensniederlassungen
in Sachsen später eine besondere Stellung gewonnen, dass von dem Komtur in
L. Friedrich v, PoUentziek (Polenz, Pelenz) an, der 1437 bis 1471 als solcher
nachweisbar ist, eine ganze Reihe von Hauskomturen in L. zugleich Landes-
komture oder wenigstens Statthalter des Ordens in Sachsen, bisweilen auch Haus-
komture von Langein gewesen sind, und von Henning v. Brietzke (1605 — 1611)
ab ausnahmslos eine Vereinigung der sächsischen Landkommende mit der Luck-
lumer Hauskommende stattgefunden hat. Im XVII. Jahrh. haben die Komture
von L. oft auch noch weiteren Kommenden vorgestanden, und seit Friedr. Maxim.
V, Stain ist Langein dauernd von L. aus verwaltet worden.
Der innere Niedergang der Ordenskommende begann, als man die Ländereien
nicht mehr mit eigenen Kräften bewirthschaftete, sondern an Bauern auslieh und
unter starke Schuldenlast kam, der äussere aber mit den Niederlagen der Deutsch-
ritter in Preussen durch die Polen. Die Kommenden wurden schliesslich Ver-
sorgungsanstalten für adlige Herren, hatten aber in ihrer Eigenschaft als Adels-
vereinigungen noch immer grossen Einfluss. Dies konnte aber nicht verhindern,
dass die Kommenden , deren Leiter zu den Landständen der betr. Territorien
gehörten, seit dem Erstarken der Fürstenrechte im XVI. und XVIL Jahrh. ihre
alten Vorrechte der Steuerfreiheit usw. nicht mehr bewahren konnten. In L.
hatte man freilich unter Heinrich d. J. und Julius anstandslos den Treueid ge-
leistet und die geforderten Lasten (Türkensteuer und Landschatz) auf sich genom-
men oder sich doch nach nur kurzem Sträuben gefügt. Aber auf die Dauer waren
die doppelten Anforderungen seitens des Landesherren und des Deutschmeisters
nicht zu ertragen, und so weigerte sich der Komtur v. Lossau unter Zustimmung
des Deutschmeisters plötzlich, Heinrich Julius bei seinem Regierungsantritt die
Huldigung zu leisten, da der Orden seine Güter nicht vom Landesherrn, son-
dern vom Deutschmeister zu Lehen hätte und den Rossdienst dem Herzog nur
des Schutzes wegen leistete, wogegen sich der Herzog auf das Herkommen
berief. Als man auch die Türkensteuer versagte, griff* dieser trotz des in-
zwischen in Speier angehängten Processes zu Zwangsmassregeln, Hess das Getreide
der Kommende abmähen, ihre Schafe pfänden und traf beim Tode des Komturs
V. Lossau (März 1605) Anstalten, dass der Nachfolger ohne Huldigung nicht
jS Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
nach L. gelassen wurde. Der herzogl. Grossvoigt Amd v. Kniestedt belegte das
Haus mit einer Wache, bis Joachim v. Hopf korb 1611 die Huldigung leistete,
ja nach dessen Tode (1628) übernahm sogar die Regierung selbst die Verwal-
tung der Kommende und gab 1632 dem Amtmann in Wolfenbüttel Befehl, vom
Hause L. und dem Ordenshof in Braunschweig Besitz zu ergreifen. Da aber der
schwedische Oberst Hans Wulf v. d. Heide, der bereits Komtur der Johanniter-
kommende Süpplingenburg (s. Bd. I 286) war, auch Lucklum zu erhalten suchte,
ging der Orden jetzt endlich bereitwillig auf die Forderungen des Landes-
herm ein.
Als die Reformation 1542 durch den schmalkaldischen Bund zunächst vor-
übergehend im Herzogtum eingeführt wurde, trat ihr auch der Komtur bei, und
es wurde ein evangelischer Pastor und Lehrer nach L. berufen. Aber nicht ein-
mal nach der endgültigen Befestigung der neuen Lehre (1568) durften die jetzt
ausschliesslich evangelischen Ritter und Komture in L. in die Ehe eintreten.
Im 30jährigen Kriege hat L. wenig gelitten. Wie Merian S. 144 mittheilt,
hatten sich im J. 1626 Kaiserliche, die die Festung Wolfenbüttel belagerten, in
L. festgesetzt. Bei einem missglückten Handschlag auf sie seitens der Dänen
ging das Vorwerk in Flammen auf, aber das „Haus'S die Scheunen imd Stal-
lungen blieben unversehrt.
Die französische Fremdherrschaft bedeutete auch für die Kommende L. das
Ende ihres Bestehens. Der Orden wurde aufgehoben, die Kommende seibist 1809
an den Amtmann WahnschafTe verkauft; ein Versuch der wiederhergestellten recht-
mässigen Regierimg, das Gut auf dem Wege des Processes für sich zurückzu-
gewinnen, schlug fehl, und so ist dieses dann dauernd in Privatbesitz (jetzt der
Familie Frerich) geblieben. Die Aufnahme Ls. unter die Rittergüter erfolgte 1831.
Die Kommende.
Die Kommende umschliesst mit ihren vier Gebäudeflügeln einen nahezu
quadratischen Hof, dessen Haupteingang im W sich befindet, während ein kleinerer
Eingang im N die Verbindung mit dem grossen Wirthschaftshof herstellt. Sie
bewahrt also noch vollkommen den klosterartigen Charakter der mittelalterlichen
Anlage. Den Nordflügel bildet die geräumige Kirche des XII. Jahrh., die nach
Beseitigung ihres Chors 13 16 nach O zu in einem Kommendegebäude Fort-
setzung fand; im Anschluss daran werden dann die drei anderen Flügel gebaut
sein. Die Kommendemauer schloss ausser der Kommende selbst den grossen
Garten (jetzt Park) im S und O, sowie den gleichfalls von Gebäuden umgebenen
ersten Wirthschaftshof im NO ein, die noch weiter nach NO zu gelegenen
Wirthschaftsgebäude sind offenbar erst später aufgeführt worden. Die von O
kommende Wabe bildet zunächst die nördliche Grenze des grossen Gartens und
läuft dann in der Diagonale über den Wirthschaftshof. Westlich vor der Kommende
lag ein gleichfalls von der Mauer mit eingeschlossener Vorplatz, an dem sich
Lüeklum (GeMhichllieh«», Kirche). 79
der Marstall und die Wagenremise befanden. Flurkarte von Gerlach 1772. —
Einwohnerzahl 1790/5: 288, 1895: 367.
Die Kirche.
Die im wesentlichen romanische Kirche (Taf. II, Abb, 33), wahrscheinlich zuerst
dem h. Stephan geweiht und von Bischof Hildegrim als eine der 35 ältesten Pfarr-
kirchen im Bisthum Halberstadt gegründet (s. S. 73), muss später der Jungfrau
Maria, als der Patronin der Deutschordensritter, heilig gewesen sein.
Inneres. Die Kirche bildet einen einheitlichen Raum (von 17.50 m L. und
10.25 10 ßf. im Lichten) mit flacher Balkendecke und einer aussen gerade
schliessenden Ostwand und besitzt ein etwas breiteres Thurmgebaude (15,40 m
äussere Br., 7.00 Süssere Tiefe) im W, In der Mitte der östl. Innenwand eine
etwa 25 cm tiefe grosse Rundbogennische, in der ein Grabmal (s. S. 84 Nr. 5)
angebracht ist. Rechts und links davon tritt um 1.80 m die Einrahmung einer
;;. Luckluoi, HergcitcllKr Grundriss tier Kirche,
romanischen Apsis heraus. Doch ist nur die im S vollständig erhalten, die im
N dagegen nach der Kirche zu verblendet und in eine viereckige Wirthschafts-
kammer des Ostlich anstossenden Gebäudes verwandelt. Die Bogen der Apsiden
ruhen auf Kämpfern, die aus Platte, Wulst, Leiste und Kehle bestehen; nur ist
bei beiden Apsiden jedesmal der innere Kämpfer entfernt worden. Da bei der
Umwandlung der östl. Theile der Kirche (3. S. 76) die Abschlussmauer mit den
äusseren Apsidenmauern in eine Flucht gelegt wurde, die Apsiden aber etwa
3 m unterhalb der Schiffswand endeten, so mussCen diese im Innern oben gerade
schliessen; das Gesims besteht hier aus Platte und Kehle (s. das Innere Taf. II).
Die vier hoch Über dem Boden ansetzenden romanischen Fenster haben sich
nur im N erhalten; doch sind auch Spuren des ersten westl. Fensters im S wahr-
zunehmen. Im N, wo das Gelände in neuerer Zeit abgetragen ist, lag auch der
alte romanische Eingang. Bei der Umwandlung der Pfarrkirche in eine Ordens-
kapelle und der Anlage eines Burghofes im S der Kirche musste der Eingang
dorthin verlegt werden; dieser aber hat nebst den zwei sehr grossen Korbbogen-
8o Amtsgerichtsbezirk Rlddagsbausen.
fenstem erst später seine jetzige Gestalt erlangt. Zur Beleuchtung der Stühle
unter der nördl. Prieche (s. S. 82) sind hier — wohl zugleich mit deren Er-
bauung — kreisrunde Fenster eingebrochen worden.
Zum Untergeschoss des Thurms, das zwei längliche Kreuzgewölbe mit einem
Quergurt dazwischen zeigt, führten vom Schiff her einst zwei (jetzt vermauerte)
Rundbogen von 2.70 m Spannweite, die auf Kämpfern von reicher Profilirung
ruhen. In der Höhe der jetzigen Prieche befindet sich ganz in die nordwestl.
Ecke gerückt der Eingang zur Treppe, die in der 1.80 m starken Nordmauer
des Thurmes sich steil hinaufzieht, um oberhalb des zweiten Obergeschosses nach
einer Dreivierteldrehung nach links zu enden. Da sie ohne Zweifel gleich bei
der Errichtung des romanischen Thurms eingebaut worden ist, so hat man aus
ihrer ganzen Anlage zu schhessen, dass sowohl das Gewölbe des Untergeschosses,
wie die der beiden Obergeschosse gleichfalls von Anfang an beabsichtigt waren,
und die Treppe den Zweck hatte, ohne Berührung dieser drei Räume unmittel-
bar zum Glockenstuhl zu führen. Das für Wirthschaftszwecke dienende Unterge-
schoss hat jetzt einen Zugang von W her, die als Archiv benutzten Obergeschosse
solche von einer Treppe aus, die in dem südlich anschliessenden Flügel der
Komthureigebäude hinaufführt. Da die Kirche aber als Pfarrkirche des Fleckens
L. erbaut worden ist, also ursprünglich ohne Verbindung mit anderen Gebäuden
gestanden haben muss, so wird man anzunehmen haben, dass sich die Treppe
für die gewölbten Räume in der südlichen Thurmmauer befand, und wenn es
wahr ist, dass das Zehntkom auf den Böden der Dorfkirchen aufgestapelt zu
werden pflegte, und bedenkt, dass in L. als Archidiakonatssitz auch das Send-
kom für den Archidiakon aus dem ganzen Bezirk gesammelt worden sein wird,
aber die grosse Spannweite der Schiffsmauern eine schwere Belastung des Kirchen-
bodens unmöglich machte, so darf vermuthet werden, dass die oberen Gewölbe
des Thurms diesem Zweck dienen sollten.
Aeusseres. An der Nordseite der Kirche läuft ein attischer Sockel entlang,
der, im rechten Winkel gebrochen, um die später verblendete Thür herumlief —
jetzt ist hiervon nur der linke Ansatz unten erhalten — und sich auch, 17 cm
tiefer und oben durch einen kleinen Absatz, unten durch eine Schräge vermehrt,
rings um den Thurm herzog, indem er sich stets um dessen Lisenen verkröpfte.
Der Sockel an der südl. Schiffs wand mag im Boden stecken. Ein aus Platte und
Karnies bestehendes Dachgesims befindet sich nur im S. Der hier vorhandene
Giebeleckstein zeigt Kehle zwischen Schmiegen, dann, etwas eingerückt, einen
Kamies. Im Ostgiebel kleines kreuzförmiges Fenster, auf jenem ein Kreuz, dessen
Schenkel in kielbogenförmigem Vierpass auslaufen.
Während die Schiffsmauem aus Bruchstein vom Elm bestehen, ist der Thurm
bis zur Höhe des zweiten Obergeschosses, d. h. soweit er der romanischen Zeit
angehört, aus Quadern und in dem darüber befindlichen früheren gothischen,
sowie in dem jetzigen Glockeuhause weiter oben aus ziemlich regelmässig zuge-
richteten Steinen desselben Materials erbaut. In seinem romanischen Theil hat
I
Lucklum (Kirche). 3 I
der Thurm schlichte Ecklisenen, zwischen denen an den Schmalseiten je eine,
an der Westseite drei schmalere Lisenen (mit Kehle als Profil) hinauflaufen;
doch sind die letzteren später abgearbeitet worden. Die Fenster für die drei
romanischen Stockwerke sind in späterer Zeit viereckig erweitert worden. Das
ältere Glockenhaus, das sich ohne weiteres auf die romanischen Theile aufsetzt,
hat innen im N, W und S je eine breite Stichbogennische, die für zwei Theilungs-
bogen bestimmt war; wenn auch verblendet, sind diese doch im W noch mit je
einem halbkreisförmig ausgeschnittenen Deckstein versehen. Im O befinden sich
von den Ecken verhältnissraässig wenig entfernt, zwei gradwandige Rundbogen-
öfFnungen, die von je zwei Quadern mit ausgeschnittenem Halbkreis geschlossen
sind und wohl noch der romanischen Zeit angehören. Sämtliche Schallöffnungen
sind bei der Errichtung eines neuen Glockenhauses (17 14) geschlossen worden.
Dieses setzt sich nach unten durch ein antikisirendes Gesims ab und verengt sich
an den Breitseiten nach oben soweit, dass das Dach darüber die Form einer
flachen Pyramide von quadratischer Grundfläche erhält, aus der sich noch eine
achtseitige Laterne aus Holz mit Zwiebeldach erhebt. An den Schmalseiten be-
decken Pultdächer das Glockenhaus. Im O und W je zwei rundbogige Schall-
öffnungen. Auf die Erbauung dieses Theiles des Thurms bezieht sich eine In-
schrift an der Ostseite: Otto Dieterich a Biiloiv commendator provincialis incl(iti)
ord(inis) Teut(onici) ballet Sax(oniae) exstrui fecit anno MDCCXIV, darüber das
von Lorberzweigen umrankte v. bülowsche Komturwappen.
Der Grundriss, wie er in Abb. 33, in allem wesentlichen durchaus sicher, er-
gänzt werden konnte, gewährt uns eine nicht gewöhnliche Kirchenform, die in der
Mitte zwischen der Basilika und der einfachen Dorfkirche steht. Von der letz-
teren unterscheidet sie sich dadurch, dass das Langhaus beträchtlich breiter als
das Chorviereck ist und daher die Anlage von Nebenabsiden gestattet, von der
ersteren durch das Fehlen eines Querhauses und die Beschränkung auf ein, aber
sehr breites Schiff. Denn es ist bei der Vertheilung der Fenster und der Ver-
doppelung des Zugangs zum Thurm von der Kirche her vollkommen ausgeschlossen,
dass die Kirche in Lucklum etwa ähnlich, wie die in Melverode (s. S. 99 f.) zwei
Pfeilerreihen besessen hätte und eine dreischiffige Hallenkirche gewesen wäre.
Die Spannweite der Schiflsmauern war aber doch zu gross, um diesen Typus
wirklich lebensfähig zu machen. Trotzdem hat er sich noch weiter entwickelt.
Denn es kann jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen, dass die bisher ganz ver-
einzelt dastehende Kirche in Melverode dem Lucklumer Typus folgt, ihn jedoch
mit den Erfahrungen vereinigt, wie sie die Einwölbung des Braunschweiger Doms
und der Stiftskirche in Königslutter bietet. Aber z. B. auch die Marienkirche in
Gardelegen, die nicht mit A. Brinkmann (Bau- und Kunstdenkmäler der Prov.
Sachsen Heft XX S. 69), als Basilika mit Kreuzschifl* hergestellt werden darf, und
die Kirchen in Gommern, Sandau, Schönhausen (von 12 12), S. Lorenz in Loburg,
Oberkirche in Burg (ebd. XXI 98. 364. 374. 176. 50) stehen unter dem Ein-
fluss dieses Typus; nur hat die Weiterentwicklung nicht zur überwölbten Hallen-
BaD* u. Kanstdenkm. d. Herigt. Brauiucbweig:. 11. ß
82 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
form geführt, die für das XII. Jahrh. in Sachsen noch etwas gänzlich neues und
ungewohntes war, sondern zu einer basilikaartigen dreischiffigen Form, die ihre
Herkunft von dem Lucklumer Typus gleichwohl durch das Fehlen des Quer-
hauses und das Vorhandensein der Nebenapsiden verräth.
Ausstattung. Die Kanzel, das Gestühl, die Priechen und die kassettenartige
Holzdecke sind um 1 700 gleichzeitig ausgeführt und in übereinstimmender Weise
grau in grau bemalt worden.
Die aus dem Achteck gebildete, auf einem gewundenen Stamm ruhende
Kanzel befindet sich vor der südl. Apsis, von der aus auch der Zugang zu ihr ist,
und deren Bogen zur Hälfte ein bemaltes Holzgitter aus Barockranken schliesst.
In den Feldern der Brüstung sind folgende Darstellungen mit den dazugehörigen,
darüber und darunter angebrachten Inschriften aufgemalt: i. Emporfliegender
Rabe, alta petit vix o corve (!) und terrae comtnercia nescit. — 2. Brennende
Ampel, darunter ein Vogel, flatnmando nitescit und aliis^ non sibL — 3. Fliegende
Taube mit Oelzweig, fert gaudia cunctis und divinae nuntia pacis. — 4. Zwei
schwebende Flügel, portantem portant und quiescimus in sublimi, — 5. Brennende
Altarkerze, non quaeriU quae sua sunt und dum splendet, omnia splendent, — Der
hölzerne Schalldeckel ist mit barockem ausgeschnittenem Schnörkel- und Ranken-
werk geschmückt.
Im W und N Priechen, jene auf abgefasten Ständern mit Knaben von ge-
schwungener Form, diese auf Säulen von ovalem Durchschnitt und mit vergoldetem
Kompositakapitäl ruhend. Die Brüstung wird der Länge nach durch Pilaster,
die sich nach unten verjüngen und am Schaft mit einem Flechtband verziert
sind, der Höhe nach durch zwei Profile eingetheüt. Zwischen den Pilastem in
besonderer Einfassung wiederum, wie an der Kanzel, symbolische Darstellungen
mit Inschriften, z. B.: i. Schwimmende Arche Noah, /tac tibi sola salus und surgit
surgentibus undis. — 2. Uhr, pondus et ordo moventi und elapsas nuntiat horas,
— 3. Wage, pondere erigor und redde cuique suum, — 4. Perle in einer Muschel,
in die der Regen hineinströmt, a coelo pretium und coelo plena salum respuo, —
Auf einem Felde scheint die Hauptkirche in Wolfenbüttel dargestellt zu sein;
das wird darauf hindeuten, dass die Malereien von einem dortigen Meister aus-
geführt worden sind.
Am östl. Ende der Nordprieche ein völlig abgeschlossener „Stuhl" für den
Komtur, an dem — oberhalb der Fenster und auf der Thür — wiedenun Dar-
stellungen der obigen Art angebracht sind.
Das gleiche ist der Fall an der vorderen Brüstung der „Stühle" im S und W
unter beiden Priechen, z. B. i. Geflügelte Sanduhr, darauf ein Todtenkopf mit
brennender Kerze, vive memor leti, fugit hora und vita mortalium vigiliae, —
2. Erde in der Hand Gottes, in manu domini sunt fines terrae und non äormit,
qui custodiat.
Der unter der nördl. Prieche befindliche „Stuhl" für die Ordensritter
Lucklum (Ausstattung der Kirche). 83
zeigt an der Brüstung und an den hohen Seitenschranken Kreuze in eingelegter
Arbeit, an den Seiten- und den Trennungsschranken auch barockes Blattwerk.
Die kassettenartige Holzdecke ist mit Darstellungen verziert, die sich auf den
Himmel beziehen, z. B. i. Vom Meere zur Sonne emporfliegende Vögel, laeti
cum lutnine solis, — 2. Mond und Sterne, una milk praevaUt — 3. Der Sirius
in Hundsgestalt, nee ardentior nee ßdelior. — 4. Mondflnstemiss, orhata luce lu-
eidum obscurat. — 5. Wendekreis des Steinbocks, felices inchoat annos,
Grabdenkmäler, sämtlich im Innern.
1. Des Komturs Johann Daniel v. Priort (t 1684) an der südl. Seite über
der Thür, in Alabaster und von trefflicher Arbeit. (Tafel HL) Der Verstorbene
steht lebensgross und vollgerüstet in natürlicher Haltung vor einer Muschelnische;
.die R. ruht auf dem Helm, der nebst den Handschuhen von einer runden
Platte getragen wird, die zurückgenommene L. hält den Kommandostab. Eine
wirkliche. Ordensfahne ist neben der R. angebracht. Den Kopf bedeckt eine
Lockenperrücke. An der Aussenwand der Nische zwei Reihen bezeichneter und
leicht mit Farbe angegebener Wappen, I. die der väterlichen Ahnen: d, v. Priori,
d, V. Borge, d, v, Ribheek, d. v, Dierreck, d, v, Broseks, d. v. Kleist, d. v, Gört^
sehen, d. v. Barlen, II. die der mütterlichen Ahnen: d, v Bieren, d, v, Broseken,
d. V. Borgen, d. v, Kloien, d, v. Hahnen, d. v. Werden, d. v, Bredaw, d. v.
Tresehau. Zwei korinthische Säulen zur Seite der Nische tragen ein Gebälk mit
Stichbogen und darüber ein zweites, zugleich gebogenes und gebrochenes Gebälk.
Zur Seite reiches Schnörkelwerk mit Fruchtbündeln und Engelsköpfen. Unter dem
Sockel der Figur und zwischen den Säulenpostamenten der Helm und zwei
Schilde mit dem Komturkreuz bezw. dem priortschen Wappen, sowie allerlei
Kriegsgeräth. In der Attika über dem Gebälke das gevierte Komturwappen Priorts,
und über dem z. Th. gebogenen Gesims der Attika Kartusche (mit spes mea Chri-
stus in geschnörkelten Buchstaben), die von Knaben gehalten wird, und hinter
der Kriegsgeräth hervorsieht. Zu beiden Seiten Kriegergestalten in römischer
Tracht und mit auf den Boden gesetzten Schilden, auf dem zur Linken Namens-
zug des Komturs, auf dem zur Rechten Ordenskreuz. Ganz oben der gerüstete
hl. Georg zu Fuss, den Lindwurm durchbohrend. Diese drei Figuren im Gegen-
satz zu dem natürlich dastehenden Komtur von gedrehter und gewundener Stel-
lung. Ausser an den Wappen sind Farben auch an einzelnen anderen Theilen,
aber sehr sparsam angebracht. Das Ganze wird von zwei Holzsäulen toskanischer
Ordnung getragen.
2. Des Komturs Otto Dietrich v. Bülow von 17 18, auf der nördlichen
Prieche. Das in Oel ausgeführte Brustbild des Verstorbenen, in natürlicher Grösse
und dem Bilde im Rittersaal (s. S. 92, 4) ähnlich, doch weniger gut, ist inmitten
einer stattlichen Umrahmung aus weissem, grauem und röthlichem Marmor an-
gebracht. Korinthische Säulen mit je zwei Wandpfeilem dahinter tragen ein sich
verkröpfendes Gebälk mit gebrochenem Giebel. In diesem das gevierte Komtur-
wappen des Verstorbenen mit zwei Helmen; zu beiden Seiten eine bekränzte
6*
34 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Urne mit lodernder Flamme. Unter dem Bilde die Inschrifttafel von geschwungener
Form und in Blatteinfassung. Deo^ ecclesiae huic et piae tnetnoriae sacrum hoc esse
voluit summe reverenduSy perillustris ac generosissimus dominus, dominus Otto Die-
tericus de Bülow, archicommendator inclyti ordinis Teutonici per Saxoniam, Serenis-
simi ducis Hols: Gottorp . conciliarius intimus, commendator in Luckelum et Langebi,
natus anno s, r. MDCL V d, XXII Febr., denatus anno MDCC XXXII d,
XXIII may, quod sihi mortem in vita praemeditatus posuit anno MDCC XVIIL
— Die Inschrift Ist in die Schiefertafel eingehauen und dann mit weisser Masse
ausgefüllt; Todesjahr imd -tag dagegen nachträglich weiss aufgemalt worden.
3. Des Komturs Hildebr. Christophs v. Hardenberg von 1737 an der
Wand über der südl. Apsis. (Vgl. Tafel II.) Es besteht aus einem sargartigen
Theil, an dem die Inschrift angebracht ist, und einem abgestumpften Obelisk.
Jener ist mit Untersatz, an dem sich Todtenschädel befinden, sowie mit Kon-
solen an und Urnen über den Ecken versehen, dieser oben mit Helm, Schwert
und Kommandostab — die letzteren gekreuzt — , unten mit dem hardenbergi-
schen Komturwappen (nebst den entsprechenden Helmen), Kanonen, Pauken
und sonstigem Kriegsgeräth geschmückt. Die Verzierungen sind aus weissem, der
Obelisk aus schwarzem Marmor gearbeitet; aus letzterem bestehen sonst nur die
Profile des Sarges, alles übrige aus weissem Marmor. Die Inschrift lautet Hilde-
br and Christoph de Hardenberg, ordinis teutonici eques, baliviae superioris et fn/e-
rioris Saxoniae archicommendator, copiarum equestrium Germanicarum Magnat Bri-
tanniae regis summus praefectus, dominus in Hardenberg reliqua, natus XII^o Julii
MDCL XVII, obiit IV. aprilis MDCCXXXVIL
4. Des Landkomturs v. Stammer von 1774, über der nördl. Prieche, aus
weissem „sächsischen" Marmor in schlichten Formen und mit der Inschrift
Ekhard August von Stammer, Herr auf Ballenstedt und Asmusstedt, des hohen
teut sehen Ordens Ritter, Landcommenthur der Balley Sachsen, Commenthur zu
Lukklum und Langein, herzogt. Braunschw. Liineb. Ober- Stallmeister, gebor eti den
18. Okt. 170^, gestorben d. 24. Jul. 1774. Mit Gefahr des Lebens seinem Fürsten
getreu, voll Verdienst um das Beste seines Ordens, der rechtschaffendste Freund,
der Nothleidenden Vater war der, dessen Asche diese Urne dankbar weyhet sein
Freund und Nachfolger F, G. W. v. H(ardenberg). Nach Ribbentropp ein Werk
(Adam Friedrich) Oesers (17 17 — 1799).
5. Des letztgenannten Komturs von 1802. (Vgl. Tafel II). Innerhalb der
Nische in der Mitte der Ostwand abgestumpfte Reliefpyramide, bestehend aus
röthlicher Granitnachahmung in Stuck, von der sich in weissem Marmorstuck
unten die Reliefstele mit der Inschrift Gottl. Frider. Wilh. de Hardenberg^
restauratori provinciae provinciales super stites grati p(osuerunt) MDCCC II, dem
Helm, Schwert und Kommandostab — letztere gekreuzt — und einer Urne,
oben das trefflich gearbeitete Medaillonrelief des Verstorbenen auf grünmar-
morirter Platte abhebt.
Grabsteine im Fussboden vor dem Altar und z. Th. von diesem verdeckt.
Lucklum (Ausstattung der Kirche). 85
1. Adam Heinrichs v. d. Thann (s. S. 86. 93). Oben querovale Kartusche
mit Spruch, dann hochovaler, auf das Ordenskreuz gelegter Wappenschild in guter
Schnörkeleinfassung, unten die Inschrift [In] metnor(iam) Ada[mi] Hinr, a
Thanne , , , t[eutonic]i Sax(oniae), coadi(utoris) [co]mmefid(atoris) in Göttingen^
duc. Br. et Luneb, Cellis cons(Uiarii) int(imi) et mare(scalli) .... V. d. Thann wurde
1683 als Ritter eingekleidet, 1684 Komtur in Göttingen, 1687 Koadjutor der Bailei
Sachsen und starb 6/III 1689 als Geheimrat und Oberhofmarschall in Celle.
2. Dem Wappen nach eines v. Stein aus dem XVIII. Jahrb., mit der In-
schrift Sup lapide hoc duro lapis expers duritiei Conditur et facilem praebet nunc
vermibus escam,
3. Dem Wappen nach eines Ordensritters v. Bülow, vermuthlich des Kom-
turs Otto Dietrich v. Bülow (t 1732, s. S. 83), mit dem Spruch Phil, i, 21.
4. Joachim Werners v. Bülow, vermuthlich eines Sohnes von Nr. 3, mit
dem einfachen Geschlechtswappen und der Inschrift Z>. O, M, S. Juvenis generosus
ot>ttmae speü praecocis ingemi^ morum compositorum ad quodvis virtutum genus, do-
minus dn, Joachimus Wemerus de Bülow y natus anno MDCC II d. 6. ian,, iuven-
tute sua in mundo immundo munda et . . . peracta spem de ipso conceptam moriendo
fefellit et implevit perfectissime annis immaturis, maturo tamen animo /atum, prae-
maturavit mortem, anno MD ... d, ij sept. « . . . . persolvit, .... reddidit, tumulo
. . . exuvias mandavit, Siste gradum viator, luge et disce, quod prcumaturum terrae
invideat coelum,
5. Ausserdem ein Grabstein aus dem Anfang des XVI. Jahrb., mit der
Darstellung einer bärtigen Figur in langem Gewände, aus dessen Schlitz die
Hände heraussehen; die Minuskelinschrift am Rande und ein Wappenschild links
oben sind abgetreten.
Von den Glocken ist nur die eine von 88 cm H. und 91 cm Dm. aus dem
J. 1681 alt. Sie trägt am Hals dieselben schönen Omamentstreifen, wie die Beier-
stedter Glocke von 1676 (s. Bd. I 337 Nr. 2), am Schlagring die Meisterinschrift
Heiso Meyer gos mich zu Wolffenb. und am Bauch das Ordenswappen des Kom-
turs V. Priort, sowie die gleichfalls auf ihn bezügliche Inschrift I - D - VF.
L' C ' D B H ^ O • U' NS ' CZ'MLV'BT'O^R. Anno
1681 (=^ Jan Daniel v, Priort, Land^Comtur der Balleien Hessen, Ober- und
Nieder- Sachsen, Comtur zu Marburg, Lucklum und Bergen, Teutsch-Ordens-Ritter).
Kelche, i. von vergoldetem Silber, 21 cm h. und sechstheilig, mit IHESVS
an den Zapfen des Knaufs, dem gravirten Wappen der v. Hopf korb sowie
J(oachim) v(on) H(opfkorb) Lfandkomtur), Braunschw. Beschau (Löwe), dem
nebenstehendem Meisterzeichen und der Jahreszahl 1616 (unter dem Fuss).
2. von Zinn, 15 cm h., ohne Zeichen; die dazu gehörige Patene mit undeut-
lich eingedrücktem Zeichen: weibliche Figur mit Krone in der Rechten und der
Jahreszahl 9 — 6.
Schlichte, silberne Deckelkanne von 26 cm H. (ohne Knopf), mit Braunschw.
Beschau und dem Meisterzeichen AW.
86 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Henkelkanne aus Zinn, i6 cm h., mit gravirtem Ordenskreuz und der In-
schrift C(omturei) — Lfucklum) 1727 versehen. Der undeutliche Stempel zeigt
eine gekrönte Rosette mit C-W; vgl. bei Schulenrode.
Zinnkanne mit Schraubdeckel, 12 cm h., mit erhabenem Blattwerk am Henkel,
aber ohne Bezeichnung.
Ovales Taufbecken von Zinn, 48 bzw. 35 cm breit, mit dem von Genien
gehaltenen Ordens wappen in gravirter Arbeit. XVIII. Jahrh.
An einzelnen Kunstgegenständen in der Kirche sind noch zu erwähnen:
Gutes, aber beschädigtes Oelgemälde von 1.20m H., 0.74m Br., das die
hl. Magdalena, mit blauem Mantel bekleidet, vor dem Gekreuzigten in Landschaft
knieend darstellt. Auf der Nordprieche.
Gut in Lindenholz geschnitztes Kruzifix um 1700, Höhe des Corpus i m.
An der Wand über und neben dem Grabmal Priorts sind bemalte Wappen -
Schilde von Ordensrittern mit deren Namen und dem Datum ihres Eintritts
in den Orden angebracht worden; z. Th. sind es dieselben Ritter, deren meist
mit dem gleichen Datum versehene Bilder im Rittersaal hängen. Die Namen
jener Ritter, von denen die im Bildniss vertretenen (s. S. 91 ff.) mit * versehen
sind, sind folgende:
V. Bennigsen, Bethmann Franz (1652 ii/III).
— , Johann Levin (1686 6/VII).
♦v. Berenstein, Hans Abraham (1683 26/X).
V. Berns torf, Volrath (17 14 20/IX).
V. Bieberstein s. Marschall.
*v. Bothmer, Friedrich Albert August (1730 6/IX).
♦v. Bülow, Otto Dietrich (1690 lo/XI).
*v. Campen, Clamer Wilhelm (1738 24/XI).
V. Carlowitz, Siegmund Friedrich (1688 3/IV).
*z. Fürstenstein, Dietrich Diede (1733 7/IV).
♦Grote, August Wilhelm (1728 6/X).
V. Hannstein, Hans Christoph (1686 14/X).
♦v. Hardenberg, Gottlob Friedrich Wilhelm (1766 17/III).
*— , Hans Christoph (1732 8/V).
* — , Hildebrand Christoph (1689 lo/X).
— , August Georg Ulrich (1787 16/X).
v. Heimburg, Adolf Ludwig (1683 26/X).
V. Holle, Friedrich (1720 2/VII).
*Katt, Heinrich Christoph (1742 21/III).
Marschall v. Bieberstein, Johann Adolf (1691 5/IV).
"^v. Münchhausen, Philipp Otto (1780 i/II).
*v. Oinhausen, Johann Georg Moritz Graf (1733 7/IV).
V. Pickelsheim s. Spiegel.
*v. Priort, Jan Daniel (1639 22/IV).
Lucklum (Ausstattung der Kirche, Wohngebftude). 8?
*v. Reden, Heinrich Albert (1737 24/XI).
*— , Wilhelm (1689 lo/XII).
*v. Schmertzing, Friedrich Hannibal Freiherr (173Ö 17/IV).
*v. Schulenburg, Daniel Christoph Graf (1746 26/IV).
V. Seckendorf, Alexander Friedrich Wilhelm Freiherr (1783 28/XI). .
* — , Christoph Siegmund Freiherr (1741 5/IX).
* — , Wilhelm Siegmund Friedrich Freiherr (1738 14/IV).
Spiegel V. Pickelsheim, Friedrich Wilhelm Raban Ernst (1804 20/VI).
V. Spitznas, Wulf Ludewig (1661 lo/X).
*v. Stain, Friedrich Maximilian (1675 2/IX).
*— , Samson Freiherr (1686 8/ VIII).
*v. Stammer, Eckard August (1741 18/XI).
*v. Stein, Fried. Kari Freiherr (1766 9/XI).
*— , Kari Freiherr (1701 29/XII).
*v. und z. Stein, Johann Friedrich Freiherr (1775 25/VI).
*v. d. Thann, Adam Heinrich (1683 26/X).
V. Veitheim, Friedrich Wilhelm (1769 17/I).
*v. Winterfeld, Georg Levin (17 16 28/VI).
V. Wolframsdorf, Georg Friedrich (1688 3/IV).
V. Wöllwarth, August Friedrich Wilhelm (1795 12/V).
*v. Wolzogen u. Neuhaus, Friedrich Karl Ludwig (1777 ^9/1) Frei- u.
Edler Pannerherr.
Wohngebäude.
Merian giebt S. 143 an, dass diese „von Grund auf bis oben an ein ganz
festes, dickes, mit Gips und Kalk gemauertes und mit rothen Ziegeln gedecktes
Mauerwerk" gebildet, und dass sich in der Mitte des Hofes ein reich quellender
Brunnen befunden hätte. Der südliche Flügel der Wohngebäude weist noch
Spuren mittelalterlicher Bauart auf, nämlich, abgesehen von dem Keller, zwei
schmale gothische, jetzt verblendete Fenster mit Naswerk an der Aussenfront im
Oberstock und mehrere schlichte Spitzbogenthüren (innen mit Stichbogennischen),
die von dem hinter ihnen befindlichen Laufflur in kleine, unmittelbar am Hof
gelegene Vorgemächer fahren. Die Stärke der Wand, in der die Thüren liegen
(1.66 m), zeigt aber, dass sie einst dazu bestimmt waren, die Wand des Ober-
stockwerkes zu tragen. Vielleicht zog sich hier ein Kreuzgang mit gerader Balken-
decke entlang, der jetzt in die Vorgemächer abgetheilt ist, und bis zu dessen
Aussenwand später der Oberstock vorgezogen wurde. Die — übrigens einfache —
Stuckverzierung im Stil Ludwigs XIV. an der Decke und am Kamin des
oben in diesem Flügel gelegenen, die ganze Tiefe desselben einnehmenden
Rittersaales zeigt, dass diese Aenderung vor 1750 getroffen worden ist. Doch
finden sich hier sonst noch ganz schlichte Stuckverzierungen im Stil Ludwigs XVI.
über den Thüren und Kaminen. Der breite Haupteingang zum Hofe liegt im
8S Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
westl. Flügel und ist mit dem Wappen des Komturs Grote (1737 — 1753) ver-
sehen. Doch wird auch dieser Flügel, wie die beiden anderen, trotz seines gänz-
lich erneuerten Aussehens im Kern bis ins Mittelalter zurückgehen.
Im Rittersaal befindet sich die bedeutende, aus 56 Stück bestehende Samm-
lung von Bildnissen, die im wesentlichen Mitglieder des Herzogshauses, Gross-
komture und Ordensritter darstellen; auch die erste Abtheilung scheint von Anfang
an in L. gewesen zu sein, wenigstens hat sie Ribbentropp (vgl. Geschichte und Be-
schreibung d. Stadt Braunschweig Anhang zu II. S. 32) bereits 1796 dort gesehen.
I. Bildnisse von Herzögen und Herzoginnen, fast sämmtlich Kniestücke.
1. Anton Ulrich (geb. 1633, reg. 1685, bzw. 1704 — 1714), 1.38 m h. und
1.06 m br. Der Herzog steht von vom, in voller, reich ciselirter Rüstung und
mit seidengefüttertem Mantel, auf dem Kopfe eine lange blonde Lockenperrücke,
die Linke mit dem Kommandostab auf einen Tisch gestützt, die Rechte in die
Seite gestemmt. Hinten ein Vorhang.
2. Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg (verm. 1656, gest. 1704).
Gegenstück zu Nr. i. Die Herzogin steht gleichfalls von vom, in dunkelblauem
gelbgeblümtem, ausgeschnittenem und mit Spitzen besetztem Kleide; der roth
gefütterte Hermelinmantel wird nur am rechten Arm und unten sichtbar, wo sie
ihn mit der rechten Hand fasst. Mit dem linken Arm lehnt sie sich an einen
Tisch. Das Haar ist oben in kurzen Locken reich frisirt, eine lange Locke fällt
über die linke Schulter. Im Haar tragt sie Brillanten, an den Amien doppelte
Perlenschnur.
3. August Wilhelm (geb. 1662, reg. 1714 — 173 1), 138 m h. und 1.06 m
br. (Tafel IV). Der Herzog steht von vom, in voller Rüstimg und übergeworfe-
nem Hermelinmantel, dessen blaues Futter meist nach aussen gewendet ist. Die
unter dem Mantel verborgene Rechte hält den Kommandostab, die Linke im
Handschuh stützt sich auf eine steinere Tischplatte, die von den Falten des
Mantels und von dem Helm bedeckt wird. Auf dem Kopf eine weisse Locken-
perrücke, Über der Brust das blaue Band des dänischen Elefantenordens. Neben
dem Vorhang, von dem sich die Gestalt abhebt. Blick auf eine Landschaft mit
Bäumen und Wasserfall. Gutes Bild eines Nachahmers des Largilliere, gestochen
von J. W. Heckenauer.
4. Elisabeth Sophia Maria von Holstein-Norburg (verm. 1710, gest.
1767), zweite Gemahlin des vorigen. Gegenstück zu Nr. 3, aber nicht von dem-
selben Meister. (Tafel IV.) Die Herzogin sitzt von vorn im Lehnsessel, über den
der roth gefütterte Hermelinmantel gebreitet ist. Sie selbst trägt ein ausgeschnit-
tenes braunes Kleid mit Spitzenbesatz und ist quer über die Bmst, am oberen
Saiun des Kleides und an den Aermeln mit Brillanten geschmückt. Die Rechte
fasst den Hermelin, die Linke liegt im Schooss.
5. Ludwig Rudolf (geb. 1671, reg. 1707, bzw. 1731 — 1735), 1-37 m h.
und 1.05 m br. Der Herzog ist von vorn dargestellt. Unter dem Brustpanzer,
der durch eine goldene Schärpe abgeschlossen wird, sieht die weisse, reich nait
I
Lucklum (Bilder im Rittersaal des Wohnhauses). 80
Gold gestickte Weste hervor. Darüber trägt er einen rothen Samtrock gleichfalls
mit Goldstickerei, an dem der Stern zum dänischen Elefantenorden befestigt ist,
über dem Panzer auch das dazu gehörige blaue Band und an einer goldenen
Kette das Kreuz des Johanniterkomturs von Süpplingenburg. Die Rechte hält
den Feldhermstab, die Linke ist auf den Helm gelegt. Den Kopf deckt eine
weisse Lockenperrücke: Rechts hinter dem Herzog wird ein Mohr sichtbar, der
nach ihm hinschaut. Im Hintergrunde ein abgefeuertes Geschütz. Leidliches Bild,
auf der Rückseite bezeichnet Augustae Genitor und J(ohann) C(onrad) Eichler
(1680— 1748) pinxiL
6. Christine Luise von Oettingen (verm. 1690, gest. 1747), Gemahlin des
vorigen. Gegenstück zu Nr. 5. Die Herzogin sitzt auf einem Polsterstuhl mit
hoher Rückenlehne, über dessen Sitz der roth gefütterte Hermelinmantel gelegt
ist, und trägt ein blaues, reich mit Silber gesticktes, ausgeschnittenes Kleid,
über dem Kopf einen schwarzen Schleier, der mit einer Brillantenagraffe be-
festigt ist, und an den Armen Perlenschnüre. Die Rechte fasst den Mantel, die
Linke die Armlehne. Rechts neben der Herzogin ein Tisch mit rothem Kissen,
auf dem die Krone ruht. Links werden Säulen sichtbar. Auf der Rückseite Mater
Augustae, sonst wie Nr. 5 bezeichnet. Aehnliche Bilder des Herzogspaares von
demselben Maler sind in Braunschweig und Blankenburg mehrfach erhalten.
7. Ferdinand Albrecht II. (geb. 1680, reg. 1735), in jugendlichem Alter,
1.38 m h. und 1.06 m br. (Tafel V.) Der Herzog steht von vom in voller
Rüstung, den blauen, mit Hermelin besetzten Mantel umgelegt, auf dem Kopf
die weisse Lockenperrücke, in der Rechten den Kommandostab, die Linke auf
den Helm gelegt. Im Hintergrund links Kampf; neben einem gestürzten Schimmel
ein Türke. Von demselben Meister, wie Nr. 3.
8. Antoinette Amalie von Braunschweig - Blankenburg (geb. 1696, verm.
171 2, gest. 1762), Gemahlin des vorigen. Gegenstück zu Nr. 7. (Tafel V). Die
Herzogin sitzt im Freien von vom, die Linke auf einen Steinsockel mit Urne
stützend, die Rechte an die Bmst gelegt. Die Bekleidnng besteht in hellblauseide-
nem, weitem Gewand und roth gefüttertem Hermelinmantel. Links fast genau
derselbe Hintergmnd, wie bei Nr. 3. Von demselben Meister, wie dieses Bild.
9. Karl I. (geb. 1713, reg. 1735 — 1780), 1.38 m h. und 1.05 m br. Der
Herzog steht nach links gewendet und trägt blauen Waffenrock mit dem hell-
blauen Ordensband und dem Stern des dänischen Elefantenordens. Die Rechte
mit dem Marschallstab stützt sich auf einen Tisch, auf dem der Dreimaster liegt,
die Linke ist in die weisse Weste gesteckt. Massiges, oft wiederholtes Bild von
oder nach Joh. Georg Zieseniss (17 16 — 1777).
10. Philippine Charlotte von Preussen (geb. 1716, verm. 1733, gest.
1780), Gemahlin des vorigen, 1.38 m h., 1.08 m br. (Tafel VI). Die schon in
vorgerückten Jahren befindliche Herzogin sitzt in einem rothen, mit Spitzen und
Hermelinstücken besetzten Seidenkleide halb nach rechts gewandt auf einem
Polsterstuhl mit Rücklehne. Die Hände sind im Schooss gekreuzt, die Rechte
QO Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
hält zugleich den Fächer. Auf dem Kopf eine Spitzenhaube mit Brillantnadel,
in den Ohren Ringe aus Brillanten und Perlen, am rechten Arm eine vier-
fache Perlenschnur. Auf einem Tisch rechts liegt die mit Brillanten und Perlen
besetzte Königskrone. Links ein rother Vorhang; die Zimmerwand rechts ist in
Felder mit Einfassung und Mittelstück in Rokokostil eingetheilt. Vortreffliches
Bild in glattem Farbenauftrag.
11. Karl Wilhelm Ferdinand (geb. 1735, reg. 1780— 1806), 1.38 m h.
und i.ii m br. Der Herzog steht nach rechts gewendet, den Blick auf den Be-
schauer gerichtet, in blauem Waffenrock mit dem Stern des Hosenbandordens,
ledernem Beinkleid und Handschuhen, die Linke mit dem Dreimaster auf den
Stock gestützt, darauf die Rechte gelegt. Gutes Bild, nach Angabe des Schab-
kunstblattes von Ar de 11 von Zieseniss gemalt
12. Auguste (Friderike) von Wales (geb. 1737, verm. 1764, gest. 1813),
Gemahlin des vorigen, 1.40 m h. und 1.06 br. (Tafel VI.) Die Herzogin sitzt
in blauem, reich mit Hermelin und Spitzen besetztem ausgeschnittenen Kleide
nach links, den Blick dem Beschauer zugewendet, auf einem Polsterstuhl mit
Rücklehne. Den Kopf bedeckt eine Haube mit Spitzentuch, die Schultern ein
schwarzer Schleier. Die Rechte blättert in einem Buch, das auf dem Tische liegt,
die Linke ruht im Schooss. Hinter der Figur ein hohes Säulenpostament und
dunkler Vorhang, rechts hinten die mit ionischen Pilastem verzierte Wand eines
runden Zimmers. Treffliches Bild. Eine Wiederholung im Herzogl. Schloss, eine
Kopie im Landschaftsgebäude zu Braunschweig.
13. Ferdinand (geb. 1721, gest. 1792), 1.50 m h. und 1.09 m br. (Taf. VH.)
Der Herzog sitzt auf einem Altan nach links hin, dem Beschauer den Blick zu-
wendend. Er trägt bürgerliche Tracht, nämlich einen rothen Rock mit breitem
Samtkragen und zwei Reihen Knöpfen, auf dem u. a. der Stern des Hosen-
bandordens befestigt ist, kurzes Beinkleid von gleichem Stoff und hohe Stiefel.
Die Rechte ruht auf dem Knie, die Linke mit dem Stock auf einem steinernen
Postament, auf dem eine Urne mit dem springenden Pferd am Bauch und einer
Krone als Deckel steht, und der Dreimaster, der Kommandostab, sowie mehrere
Bücher liegen. Links im Hintergrunde erblickt man das Schloss und die Kirche
von Vechelde. Vortreffliches, öfter wiederholtes Bild von Zieseniss, gestochen
von Gl. Kohl.
Dazu kommen
14. Friedrich d. Gr. (geb. 1712) als Kind. Gutes Bild in ganzer Figur von
1.38 m H. und 1.09 m Br. Der Prinz steht nach links gewendet in blauem
Waffenrock mit Band und Stern des Schwarzen Adlerordens, die Rechte ausge-
streckt. Auf einem Tisch links liegen der Dreimaster und der Hermelinmantel.
15. Fälschlich auf Friedrich Wilhelm I. von Preussen bezogen, 1.42 m h.
und 1.08 m br. Der Dargestellte trägt unter dem dunkelblauen Waffenrock mit
Goldstickerei einen Panzer und über diesem das Band des Elefantenordens,
dessen Stern den Rock ziert. Auf dem Tische rechts Helm und Hermelinmantel.
Lucklum (Bilder im Rittersaal des Wohnhauses). qi
II. Bilder der Hoch- und Deutschmeister, abgesehen von Nr. lo gleich-
falls Kniestücke (1.38 m h., 1.05 — 1.18 m br.), wie es scheint, von einem
mittelmässigen Maier aus dem Ende des XVII. Jahrh. und fast sämtlich mit
deutschen oder lateinischen Namen, sowie Wappen versehen.
1. Heinrich (V.) von Bobenhausen (1572 — 1590), mit Barett auf dem
Kopf. Wappen durch Kreuz geviert, in i. 4. nochmals das Ordenskreuz, in 2. 3.
das Geschlechts Wappen.
2. Maximilan (I.), Erzherzog von Oesterreich (1590 — 1618). Oester-
reichisches Wappen, durch Ordenskreuz geviert. Das Bild ist beschnitten.
3. Karl (L), Erzherzog von Oesterreich (161 9 — 1624). Seine Rechte ruht
auf dem Kopf einer Dogge. Wappen wie bei Nr. 2.
4. Johann Eustachius von Westernach (1625 — 1627). Wappen, wie bei
Nr. I.
5. Johann Kaspar (I.) von Stadion (1627 — 164 1). Wappen, wie bei Nr. i.
6. Leopold Wilhelm, Erzherzog vonOesterreich(i64i — 1662). Wappen,
wie bei Nr. 2.
7. Karl Joseph, Erzherzog von Oesterreich (1662 — 1664), im Knaben-
alter. Wappen, wie bei Nr. 2.
8. Johann Kaspar (II.) v. Ampringen (1664 — 1684). Wappen, wie bei
Nr. I.
9. Unbekannter (angeblich Klemens August, Kurfürst von Köln, s.
bei Nr. 10) in Rüstung und Ordensmantel.
10. Erzbischof Klemens August von Köln (1723 —1761), als Hochmeister
des deutschen Ordens (seit 1732), 2.14 m h., 1.13 m br., in ganzer Figur, in
gelbem Rock mit blauen Aermeln, in Panzer und Ordensmantel. Die Rechte
stützt den Kommandostab auf den Tisch links, auf dem zugleich die Herzogs-
krone, der Hermelinmantel, die Bischofsmütze und ein Filzhut mit hochgesteckter
Krempe liegen. Etwas hart in den Schatten.
III. Bildnisse der Ordensritter, sämtlich 83 cm h., 66 cm br., hier in
alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Die mit Panzer und Ordensmantel dar-
gestellten Ritler sind bis auf wenige auch in den Wappenschilden der Kirche
vertreten (s. S. 86 f.) und dann mit * bezeichnet. Auch auf den Bildern sind die
Namen und Wappen, sowie auf einem Band darunter die Zeit der Einkleidung
— diese fast bei allen von derselben Hand — angegeben.
*i. Berenstein, Hans Abraham von und zu (1683 26/X). Grosser Kopf in
brauner Lockenperrücke.
*2. Bothmer, Friedr. Albr. Aug. v. (1730 6/IX).
3. Byern, Hans v. (eingekleidet 1590, Hauskomtur 1605). Der bis zur
Hüfte Dargestellte trägt kurzen weissen Bart und schwarzes Wams, die Linke
am SchwertgrifF. Rechts oben die verschnörkelten Buchstaben 0(f) HV B {=
Hans V. Byern) LA(?)B^ dann seines Alters 6^, anno 1624 und das ge vierte
Wappen.
02 Ajntsgerichtsbezirk Riddagshausen.
*4. Bülow, Otto Dietr. v. (1700). Gutes Bild in der Art Rigauds. Der Ritter
ist in grosser Lockenperrücke und blauem Mantel dargestellt. Der Tag der Ein-
kleidung ist nicht verzeichnet.
*5. Campen, Clamer Wilh. v. (1738 24/XI). Gutes Bild, vielleicht von Rusca.
6. Freudstein, Ludw. Herrn. Anstatt Freiherr Waldner v. (1758). Der
Ritter ist in blauer Uniform mit gelbem Futter und gelben Achselstücken, sowie
in weissem Mantel dargestellt.
*7. Fürstenstein, Dietrich Diede zum (1736 7/lV). Bez. Godefr: Boy
pinx, 1736; doch steht das Bild hinter den übrigen des Meisters sehr zurück.
*8. Grote, Aug. Wüh. (1728 6/X). Gutes Bild.
*9. Hardenberg, Gottlob Friedr.Wilh. (1766 17/ni). Gutes Bild, wohl von
demselben Meister, wie Nr. 23.
*io. Hardenberg, Hans Christoph v. (1735 ^AO- Gutes Bild, auf der Rück-
seite bez. Eques de Rusca (1701 — 1769) pinxit anno 1736.
*ii. Hardenberg, Hildebrand Christoph v. (1689 lopCII), Gutes Bild des
Ritters in mächtiger weisser Perrücke, auf der Rückseite bez. Joach. Kays er
/. 1726.
*I2. Katte, Heinr. Christoph (1741, ohne Angabe des Tages, doch s. S. 86).
In den Schatten schwer.
♦13. Münchhausen, Phil. Otto v. Das Bild wird ihm in L. zugeschrieben,
doch fehlt Name, Wappen und Zeitangabe (s. jedoch S. 86). Der Ritter ist mit
langem blonden Haar dargestellt.
♦14. Oinhausen, Joh. Georg Moritz, Graf v. (1733 2/IV). Gutes Bild, auf
der Rückseite bez. Godo/r, Boy ä Hannovre 173g*
*I5. Priort, Joh. Daniel v. Der Tag der Einkleidung fehlt, doch s. S. 86. Sehr
massiges Bild.
*i6. Reden, Heinr. Albr. v. (1738 24/XI). Wohl auch von Boy gemalt.
♦17. Reden, Wilh. v. (1689 lo/XII) Wohl von Kayser (s. Nr. 11) gemalt.
*i8. Schmertzing, Friedr. Hannibal Freiherr v. (1736 17/IV).
♦19. Schulenburg, Daniel Christoph Graf v. d. Datum der Einkleidung und
Name fehlt, doch s. S. 87. Gutes Bild. Links unten bez. Godo/r, Boy ä Han-
novre 1746.
*20. Seckendorf, Christoph Siegm. Freiherr v. Zeit der Einkleidung nicht
angegeben, nur /S7- • • 174 — , doch s. S. 87. Wohl von Boy.
♦21. Seckendorf, Wilh. Siegm. Friedr. Freiherr v. (1738 14/IV). Wohl von
demselben.
*22. Stammer, Eckard Aug. v. (174 — 18/XI, doch s. S. 87). Ganz gutes
Bild.
♦23. Stein, Friedr. Maxim. Freiherr v. (1675 22/IX). Der Ritter in grosser
Lockenperrücke. Wohl von demselben Maler, wie das Bild des Herzogs Anton
Ulrich (s. S. 87).
1%
o C
Lucklum (Wirthschaftsgebflude). q2
♦24. Stein, Samson Freiherr v. (1686 8/VIII). Unbedeutendes Bild.
♦25. Stein, Friedr. Karl Freiherr v. (1766 9/XI). Gutes Bild.
♦26. Stein, Karl Freiherr v. (1701 29/XII).
*27. Stein, Joh. Friedr. Freiherr von u. zu (1775 25/VI). Vorzügliches, bis-
her nicht bekanntes Bild Anton Graffs (1736 — 1813) auf der Rückseite be-
zeichnet Graff pinx: 1774^ (Tafel VII.)
♦28. Thanne, Adam Heinr. v. d. (1683 26/X), in Lockenperrücke.
♦29. Winter feld, Georg Levin v. (17 16 2 8/ VI). Sehr bestimmt in der Zeich-
nung.
♦30. Wolzogen, Friedr. Karl Ludw. Frei- und edler Panner-Herr v. W. und
Neuhauss (eingekleidet in Mergentheim 1777 19/I). Massiges Bild, auf der Rück-
seite bezeichnet F, Cur l and s pinx, anno 1780.
Für sich stehen:
31. Jugendliches Kniestück nach links in rother, goldgestickter Uniform mit
dem Grosskreuz des Ordens. Auf dem Tisch links liegt ein Kissen mit Krone
und kleinem' Dreimaster, nach dem die rechte Hand greift; rechts anf einem
Stuhl der weisse Ordensmantel mit grossem Kreuz. Links vom bezeichnet J. P,
Sauvage pinxit anno 1776. 1.47 m h., 1.22 m br.
32. Aehnlich, wie Nr. 31, nach vorn gewendet. Die Rechte mit Stab ist auf
den Tisch aufgestützt, links auf diesem liegt die Krone auf Kissen. 1.48 m h.,
1.2 1 m br. Ebenso bezeichnet, wie Nr. 31.
Ein Zimmer im ersten Stock des Westflügels enthielt auf Leinwandstreifen ge-
malt die z. Th. phantastischen Wappen der Grosskomture nebst ihren Namen
und Amtsjahren. Von den erhaltenen Stücken sind die von 1684 an erst nach dem
Regienmgsantritt des Kurfürsten Klemens August von Köln (1732), die älteren
zwischen 1587 und 1684 angefertigt worden.
Von sonstigen Kunstgegenständen des Gutshauses seien noch genannt:
Der knieende Saturn hebt ein Mädchen (die Wahrheit?) empor, das je einen
Lorbeerkranz auf dem Kopf, wie in der Linken trägt und mit der Rechten ihre
Brust presst, als sollte Milch herausspritzen. Marmorgruppe in •/4 Lebens-
grösse und von 1.32 m H. (ohne Sockel); bezeichnende Barockarbeit des XVIII.
Jahrhunderts.
Ueberfall eines Postwagens in der Kampagna, unvollendetes Oelge-
gemälde Rud. Hennebergs (1826 — 1876) von 2.08 m Br. und i.io m H.
Vgl. die dazu gehörige Kreidezeichnung im Herzogl Museum zu Braunschweig,
„Führer** (1897) S. 197, 3.
Wirthschaftsgebäude.
Merian sagt S. 143: „Sobald man von der Brücken kommt, geht man in den
Vorwerkshof, ganz weit umgriffen und mit Gebäuden, als schönen und hohen
langen Scheunen und Ställen, ganz von Steinen aufgemauert und mit Ziegeln ge-
deckt; welche von dem Herrn Land-Komtur Hans v. Lossau (1573 — 1605) sei.
Q^ Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Anno 1590 bis 1600 . . . hinwieder angerichtet." Die Scheune im W stammt
noch aus dieser Zeit, enthält aber unter einem Giebel und Gebälk, die von kon-
solartigen Pilastem getragen werden, das Wappen der v. Britzke, sowie die In-
schrift Anno JSgä hat Her Henning v, Britzke Comtnentor zu Lucklum diese
Scheune von Grundt auffgebawet; darnach muss dieser unter v. Lossau Haus-
komtur in L. gewesen sein. An der Scheune haben sich z. Th. auch noch die
Rundbogenthüren mit abgefasten Kanten und die Fenster mit geradem Sturz er-
halten.
Der berühmte englische Park in L. ist bei Ribbentropp, Geschichte u. Be-
schreibung der Stadt Braunschweig Bd. II, Anhang 26 ff. beschrieben; schon
Merian erwähnt einen schönen grossen Lust- und Baumgarten.
„Haus" und Vorwerk waren von einer hohen, mit Ziegelsteinen bedeckten
Mauer umgeben, die die Landkomture Hans v. Lossau und Joachim v. Hopf-
korb (1611 — 1628) haben aufführen lassen.
Ein Schulhaus und Armenhaus (für 9 Personen) gründete 1724 der Land-
komtur v. Bülow.
Grabanlagen. Vgl. J. H. Gh. Schmidt, Wanderung durch den Kalktuffbruch
bei L. (Braunschw. Magazin 1861, 313 ff. 321 ff.) — In umgekehrter geschicht-
licher Reihenfolge sind folgende Kirchhöfe und Grabanlagen benutzt worden:
I . seit 1 800 bis jetzt der Kirchhof nördl. von L. am Veltheimer Wege — hier
die Grabsteine der Komture Gottlob Friedr. Wilh. v. Hardenberg (t 1800)
imd Friedr. Wilh. v. Veitheim (t 1803). — 2. vermuthlich seit den baulichen
Veränderungen im O der Kirche und seit deren Verwandlung in eine Ordens -
kapelle ohne Pfarrrecht, also 13 13/4 bis 1800 der einst mit einer Kapelle, dem
sog. Tempel, ausgestattete Kirchhof östlich vom Wirthschaftshofe. — 3. wenig-
stens seit dem Bau der jetzigen Kirche (um 11 75 — 1313/4) der bei Anlage eines
neuen Weges an der Nordseite der Kirche entdeckte Begräbnissplatz. — 4. Ausser-
dem aber sind gelegentlich der Anlage von Tuffsteinbrüchen seit 1856 besonders
in der „Grossen Mühlenbreite" (nördl. von L. bis zum jetzigen Kirchhofe), sowie
vereinzelt in der „Kleinen Mühlenbreite" und im ,, Grossen Garten" südöstl.
beim Dorfe in einer Tiefe von i^/j — 2 Fuss, meist in Gruppen von 3 — 4 zahl-
reiche Skelettgräber, an den beiden letzten Orten dagegen hauptsächlich
Brandgräber aufgefunden worden. Abgesehen von 2 Gerippen des ,, Grossen
Gartens", die mit dem Kopf nach N lagen, war durchgeh ends die Richtung nach
W gewahrt. Ausser einigen Pferdeschädeln und einer eisernen Lanzenspitze (?)
fehlten Beigaben vollständig. Es scheint sich bei den Skelettgräbem um eine
sächsische Grabanlage zu handeln, die zeitlich mit der von Hohnsleben (s. Bd. I
349) zusammenfällt, also aus der Zeit unmittelbar nach Einführung der christ-
lichen Sitte des Begrabens an Stelle der heidnischen des Verbrennens durch
Karl d. Gr. — 5. Der unmittelbar vorhergehenden Periode, d. h. der Völker-
wanderungs- und altsächsischen Zeit gehören schliesslich die Brandgräber an.
Schmidt bespricht aaO. besonders die künstlichen, von W nach O gerichteten
Lucklum (Wirthschaftsgebäude, Grabanlagen) — Mascherode (Geschichtliches). qc
Vertiefungen, die sich zahlreich in der „Kl. Mühlenbreite** und dem „Gr. Garten**
gefunden haben und theils die Form eines Trichters (Höhe und oberer Durch-
messer 8 Fuss und mehr, unterer über 2 Fuss) mit senkrechter Einsenkung
(1^/2 Fuss) in den Tuffstein, theils die eines langen Grabens (4 X über 24 Fuss)
oder einer kürzeren Aushebung (z. B. 20X 16 Fuss bei 5 F. Tiefe, und diese
mit einer weiteren kleinen Einsenkung von i X i Fuss), theils schliesslich die
eines Gewölbes zeigen, aber fast sämtlich mit Asche, Kohlenspuren, kleinen
Elnochen und zahlreichen Urnenscherben gefüllt waren; einige Vertiefungen be-
sassen in einer Ecke einen von. Muschelkalksteinen fast kreisförmig umstellten
Raum mit ähnlicher Füllung*) und einer 3 — 4 Zoll tief ganz hart gebrannten
Bodenfiäche. Gefunden wurde in einer Vertiefung nur ein pfriemartig zugespitzter
Knochen und eine kleine gelbliche Urne. Ausserdem aber wurden in der ,,Kl.
Mühlenbreite'* über 30 Urnen ^/^ Fuss unter der Erde und nahe bei einander,
sowie im „Gr. Garten** zahlreiche Urnenbruchstücke blosgelegt, die jedoch so-
fort zerstört wurden. Das Herzogl. und das Städtische Museum besitzen aus den
Sammlungen Thiele, bzw. Mülter(-Erkerode) eine römische Bronzekanne, einst
mit einem Henkel (33 cm h. 26 cm grösster Dm.), einige kleinere und grössere
Urnen mit JRand und Ausbauchung, einen gehenkelten schalenartigen Deckel
(Durchmesser 32 und 8 cm), einen ganz flachen Thonlöffel, einen Kamm aus
drei Platten von Knochen (Griff in Form eines stumpfen Dreiecks mit Rand-
linien und Kreisverzierungen an den Nieten; Zähne nach den Ecken zu sich ver-
längernd), zwei 10^2 cm lange flache Gegenstände aus Knochen mit mehrfach
durchbohrtem Kopf, einen knöchernen Griff in Form eines gedrehten Stricks
(5 cm lang), 2 eiserne Messer (das eine mit gebogener Klinge), 2 dicke römische
Glasperlen (i^/g cm Dm.), zahlreiche Webegewichte aus Thon in Pyramidenform
und durchbohrt, Kornquetscher, Thonwirtel, einen Schleifstein, eine sehr sauber
gearbeitete, aber schlichte römische Bronzenadel. Eine wallnussgrosse Thonkugel
mit 3 rechtwinklig sich schneidenden Durchbohrungen und einer Füllung dafür
in Form eines Trompeten - Mundstückes beschreibt Schmidt S. 315. Man wird
anzunehmen haben, dass alle diese Gegenstände, deren Fundstätte des Näheren
unbekannt ist, den unter Nr. 5 erwähnten Gräbern entstammen.
Mascherode.
Namens formen. Marscheroth (1192 und 1251), Marsceroth, Marskeroth und
Maskerot {121g), Marsekenrode (13 15), Mascherode (1251); vgl. die Ortsnamen
Merseburg, Marsberg, Marschleben.
Geschichtliches. Pfarrdorf, einst im Banne Atzum, jetzt in der Inspektion
Ahlum (-Veitheim a/0.). Das Kloster Riddagshausen erwarb in M. 1192 2, 12 19
•) In einer Vertiefung fand sich auch ein Topf mit zahlreichen Brakteaten Herzog Ottos des Kindes
(1235— 1252).
q6 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
durch Tausch etwa i6 Hufen nebst dem Wald Colehult (1208 Colunge gen^dmt)
aus herzogl. Besitz, im gleichen Jahr vom Pfalzgraf Heinrich das Patronatsrecht
der Kirche, vom Bisthum Halberstadt die Kirche selbst, die ihm 1251 bestätigt
wurde. Noch jetzt steht dem Abte das Patronatsrecht zu. Ein Hofmeister Diet-
rich wird 1248, ein Klosterbruder Conradus 13 15, die grangia des Klosters in
M. 1335 genannt, doch beabsichtigte man eben damals, an Stelle des Klosterhofes
mit seinem Wirthschaftsbetrieb im Grossen, das Land wieder an Bauern auszuthun
(s. bei Riddagshausen). Die Ablösung des dem Archidiakon von Atzum vom
Klosterhof zustehenden Sendkoms erfolgte 131 7, eine Verpfändung der herzogl.
Hoheitsrechte, die noch 1432 bestätigt wurde, 1428. Ein Hof gehörte dem
fürstlichen Baumeister Paul Franke.
Dorfanlage haufenförmig, nur im O regelmässig, mit südlicher Richtung
der Höfe, die Kirche in der nördlichen Hälfte des Dorfes. Nach der Inventari-
sation von 1879 war M. einst rings von einer Mauer umgeben und besass ein
Schäfer- und ein Steinthor, von denen dieses einer Flur den Namen gegeben hat.
Südwestlich vom Dorf die ,,in den alten Höfen" genannte Stätte, vermuthlich
die Stelle der Wüstung Wendorf (s. dort). Flurkarte von G. C. Geitel 1770. —
Damals 8 Ackerleute, 2 Halbspänner, 14 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
213, 1895: 345.
Die Kirche besitzt ein langgestrecktes, gerade" schliessendes , und mit dem
Thurm bündiges Schiff, das vermuthlich in seinem westl. Theil noch der romani-
schen Zeit angehört und erst später nach O erweitert worden ist. Die jetzigen
grossen Fenster mit Stichbogen stammen aus dem XVIH. Jahrb., Spuren von
grossen Rundbogenfenstem der Renaissancezeit haben sich im S (hier eins) und,
wie es scheint, im O (hier zwei) erhalten. [Eine Vorhalle im S mit dem Ein-
gang zum Schiff erwähnt die Inventarisation von 1879.] Zum romanischen Thurm
führt von der Kirche aus ein 2.75 m br. Rundbogen mit Kämpfer (Platte und
Schmiege) in der Laibung.
Der Thurm (Aussenmasse 8.65 m Br., 5.00 m Tiefe) hat im N imd S etwas
eingerückte Giebel ohne Eckquadem und im Glockenhaus an diesen Seiten
je ein, an der Westseite zwei einzelne und an der Ostseite zwei gepaarte schlichte
Rundbogenfenster, deren Sohlbank schräg nach aussen läuft.
Vgl. Voges, Harzzeitschrift 1877, 93.
Taufst ein von 1641 aus Kalkstein. Auf dem quadratischen Sockel (von 59 cm)
mit Schräge ruht der achteckige, unten mittels Kehle ins Viereck übergehende
Ständer, der seinerseits eine runde Platte (Dm. 40 cm) trägt. Die gleichfalls
runde, mit kräftigem Gesims (Platte, Kehle mit Leisten) abschliessende Schale
(Dm. unter dem Gesims 55 cm) zeigt in länglichen Feldern vier Kartuschen in
Renaissance -Bandmotiven mit der Jahreszahl. Gesamthöhe 73 cm. Der gleich-
zeitige, reich und gut in Holz geschnitzte Deckel zeigt auf einer, von Voluten
getragenen oberen Scheibe die Rundfigur eines Knaben (im Kopf Ring zum Auf-
Mascherode (Kirche nebst Ausstauung). q7
ziehen des Deckels) mit Lamm. Taufstein und Deckel jetzt im Vaterländischen
Museum zu Braunschweig.
Opferstock (86 cm h.) aus Eichenholz in Form eines Kelches roh zugehauen,
jedoch an Sockel und Schale viereckig mit abgefasten Kanten und oben mit dem
viereckigen Kasten, sowie dem Einwurf aus Eisen versehen.
An einem neuen Kreuz ein wohl alter Corpus (von 17 cm H.) des XVI.
Jahrh. aus bemaltem Holz.
Grabsteine aussen an der Südmauer: i. Des Pastors Aug. Dan. Traeber
(geb. 1721, gest. 37 Jahr alt). — 2. Des Opfermannes Joh. Ausbüttel (gest.
'775)> ^^ einfacher Stele mit halbrundem Schluss bestehend.
Glocken, i. von 68 cm H. , 78 cm Dm. und schlanker Form, aber am
Schlagring beträchtlich ausgreifend; am Kranz vier Schnüre; sonst ohne Schmuck.
— 2. von 50 cm H., 45 cm Dm., am Kranz mit dem Spruch Ps. 48, 51 und
hübschen Ornamentstreifen, am Bauch mit den Namen des Pastors Curdt
Nordtman und der ,,Altaristen", am Schlagring mit der Meisterinschrift Michael
Appe gos mich zu Wolff, Anno löß^,
Kelche, i. aus vergoldetem Silber von 16 cm H. und gothischer Form,
Fuss usw. rund, Knauf mit gravirtem Masswerk, aber ohne Zapfen, Ständer oben
mit vndeber (?), unten mit maria hilf in Minuskeln. Am Fuss gravirtes Wappen
(drei von einem Mittelpunkt ausgehende Schlangenhälse, solche neben einander
auch am Helm) mit MA — PSF, sowie 16 — 36. Die Jahreszahl ist bei einer neuen
Verwendung des Kelches roh in 16^42 verändert, und dann die Inschrift hin-
zugefügt worden : Johan Linneman voreret disen kelch der Kirchen zu Mascero. Die
dazugehörige Patene mit der Inschrift Harman Hunholdt voreherdt dise Schussel
der Kirchen zu Mascerodi 1642.
2. aus vergoldetem Silber, von 24 cm H. und barocker • Form; Fuss usw.
sechstheilig und mit der Kreuzigungsgruppe in Silberrelief versehen, Knauf
mit Buckel, Ständer unten mit aufwärts gerichteten, aufgesetzten Blättern. Braun-
schweiger Beschau (Löwe) und Meisterzeichen NW. Der langen, unter dem Fuss
eingravirten Inschrift zufolge ist der Kelch für die einzeln aufgeführten Beiträge
von Gemeindegliedem in Höhe von 34 Thlrn. 1691 durch den damaligen Pastor
Joh. Heinr. Schmidt erworben, der alte Kelch aber für 10 Thlr. an Kl.-Schöp-
penstedt verkauft worden. Die Inschrift schliesst mit BW, fec.
Oblatenschachtel rund und von Silber (Dm. 9 1/2 cm), mit dem aufgesetzten
Crucifix (ohne Kreuz) und der Inschrift mors tua viia mea est, Johann Justs
Voigt A • o. ijoi. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterbezeich-
nung HB.
Aeltere Häuser. Nr. 21 von 1678, langgestreckt und nach O gerichtet.
Der Oberstock mit breiten Fussbändern springt etwa 30 cm vor. Die Balken-
köpfe sind mit einer kleinen, nach oben hin durch zwei Querschnitte geschie-
denen Rundung versehen, die Füllhölzer bestehen aus zwei grösseren Viertel-
stäben mit Rundstab dazwischen, die Knaggen zeigen Rundstab zwischen kleineren
Bau* a. Knnstdenkm. d. Herzet. Braunichweif;. II. "7
q8 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Stäben, langgestreckten Kamies, nochmals Rundstab zwischen kleinen gekerbten
Gliedern und lange Schmiege, die unten gleichfalls gekerbt ist. Die Rundstäbe
sind theils schräg, theils senkrecht geriefelt, der Kamies an der Vorderseite in
mannigfaltigen, schwer zu beschreibenden Formen verziert. Die in vertieftem
Streifen erhaben liegende Inschrift lautet Ernst Achilles^ Margretha Betgen, Anno
Christi i6y8 den XL Julius, M(eister) Heinrich Hünen, Wer Gott vertraut usw.
— Nr. 25 und Nr. 31 (von 1724) nach S gerichtet mit wenig vorgekragtem
Oberstock, gerundeten Balkenköpfen und Füllhölzem, sowie mit Fussbändem
im Oberstock. Schwel linschriften Wer Gott vertraut usw., bzw. Alles ^ was mein
Half und Anfang ist. Steht im Namen Herr Jesu Christ (s. Bd. I 166).
[Marquarderode.]
[Na mens formen. Marguarderoth {\0'^\\ Markwarderode {12^20), Markwerde-
rode (1317. 1381), Markerode, d. h. Rodung eines Marquard. — Der Ort wurde 103 1
mit 16 anderen zur neugegründeten S. Magni-Pfarre im Dorfe Brunswiek gelegt
(ÜB Stadt Braunschweig II i). 1320 gelangte die Hälfte des damals schon ver-
lassenen Dorfes, nämlich 7 Hufen nebst der halben Fischerei in der Schunter
aus dem Besitz der Grafen v. Reinstein in den des Klosters Riddagshausen, das
1559 dort einen Hopfengarten mit Wiesenplatz und immenthun zu Erbzins aus-
that. Das ,,Arkeroder" Feld im Nordosten der Stadt Braunschweig, zwischen Rühme
und Gliesmarode, bewahrt noch jetzt, wenn auch verstümmelt, den Namen der
Wüstung. Vgl. Dürre, Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 76.]
Melverode.
Namens formen. Meinolvesroth und Meinolverode (1244), Menolveroth, Meinel-
verode (1240), Melverode (1324. 1405), Meinolvingerod (1244), Melvingerodhe
(1292), Melmerode (1542), d. h. Rodung eines Meinolf, bezw. seiner Leute, der
Meinolfinger.
Geschichtliches. Filial zu Kl. Stöckheim, seit 1237 jedoch zeitweilig Sitz eines
Nonnenklosters, das in engster Beziehung zum Kloster Steterburg stand, dann
im XV. Jahrh. Dorf mit eigener Pfarre. Da die Kapelle des hl. Nicolaus ursprüng-
lich der Kirche in Kl.- Stöckheim als Tochter untergeben war, übertrug 1244
der Halberstädter Bischof Meinhard die cura ecclesie et ville, d. h. das Patronat
und die Kirche selbst, sowie die Seelsorge für das Dorf dem genannten Kloster
und verlieh der Kirche für das Fest des hl. Nicolaus und den Weihetag, der
auf den Tag des hl. Bonifatius fiel, einen Ablass (ÜB Höchst. Halberstadt II
740/1). Ablässe wurden auch 1300 und 1448 erteilt. 1324 verzichtete der Archi-
diakon von Atzum auf Grund jener Urkunde auf alle Ansprüche an die Kirche
und an das Dorf (ÜB aaO. III 2136). Die congregatio dominarum wird 1244, der
Chorus dominarum Mt'j erwähnt; 1276 befanden sich 20 Jungfrauen in M., auch
ist damals von 2 Altären die Rede. 1 405 dagegen gestattet Bischof Rudolf dem
Mutterkloster, die Pfarrkirche (!) in M. durch einen von diesem gewählten Priester
Mascherode — Muquarderade —Mel veröde (GeithichlUcbcs, Kirche). qq
versehen zu lassen (UBaaO. IV3224); damals kann also das Stift inM. nicht mehr
bestanden haben. Die Pfarre wird auch noch 1448 genannt. Bei der Kirchen-
visitation von 1542 wurde M., da der Melveröder Pfarrer kein besonderes Ein-
kommen besass, zu Mascherode, 1759 zu Rautheim gelegt, und 1768 das ur-
sprüngliche Filialverhältniss zu Kl.-Stöckheim wieder hergestellt. Das Kloster
Steterburg war bereits 1007 in M. begütert, 1166 kam '/j, 1186 1 Hufe dazu,
119t gehörten ihm in M. und Kl.-Slöckheim 4'/, Hufen (Abt Gerhards Chronik
von Steterbu^, MG SS XVI 201 ff.), um 1300 in M. ib'/s Hufen nebst drei
Worth und einer ausgeliehenen Mühle. 13 11 waren 3 Hufen halberstädtisches
)4. Melverode, LlngBchniil der Kirche.
Lehen der v. Ampleben, die den gleichfalls in ihrem Besitz befindlichen Zehnten
1327 ans Aegidienkloster abtraten. — 1584 — 1589 war den aus Braunschweig
vertriebenen Juden der Aufenthalt in M. angewiesen.
Dorfanlage — ausser einer Reihe an der Südseite — haufenförmig, mit
südlicher Richtung der Höfe. Kirche am östj. Rande des Dorfes flach gelegen.
Flurkarte von Warmburg 1752/3. — Damals 4 Ackerleute, 2 Halbspänner,
5 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 79, 1895: 295,
Kirche S. Nicolai. — Litteratur. Kallenbach, Atlas z. Geschichte der
deutschmittelalterlichen Baukunst {1844) Tf. IV 3 — 5. — Lotze, Kunsttopo-
graphie Deutschlands I 439. — Die mittelalterl. Baudenkmäler Niedersachsens
lOO Amlsgerichtsbciirk Kiddigshiuien.
III 77ff. mit Tf. 133 — 136 (0. Ahrens). — Ottc, roman. Baukunst 566». —
Schnaase, Geschichte d. bildenden Künste V 237 f. — Dehio u. v. Bezold,
kirchl. Baukunst d. Abendlandes I 509, Tf. 185, 8. 186, i. — Voges, Harz-
n- Mci
Zeitschrift 1877, Q4. — Braunschweigs Baudenkmäler, III. Serie Nr. 81.
82. — Brschw. Tageblau 1867 Nr. 318 (Dürre).
Die kunstgeschtchtlich wichtige Kirche (Taf. VIII. IX, Abb. 34 — 37) ist ein
dreischiffiger gewölbter Pfeilerbau in
Hallen form, mit Chorviereck, einer
Hauptapsis und zwei Nebenapsiden,
sowie einem Thurm von geringer Tiefe,
aber derselben Breite, wie das Lang-
haus, in dessen Mauern er einbindet
und zu dem auch sein gleichfalls ge-
wölbtes Untergeschoss gezogen ist.
In neres. Die ganze Länge des
Langhauses betragt nahezu 12 m,
die ganze Breite desselben 10. 13 m,
die des Mittelschiffs und Chorvier-
ecks 4, die der Seilenschiffe 2.35 m
(jedesmal die Pfeilerbreite nicht mit-
gerechnet), so dass zwischen den
Schiffen nicht ganz das übliche Vcr-
)6. Melvetode. Querschnin der Kirche. hsltniss der Basilika (2 r 1) herrscht.
Das um zwei Stufen erhöhte Chor-
viereck ist sowohl nach der Apsis, wie nach dem Langhaus durch je einen halb-
runden breiten Gurtbogen abgeschlossen. Von den diese stützenden Wandpfeilen»
Mdvcrade (Kirflie).
haben die an der Apsis als Profil des Sockels steile ausspringende Kehle, kleine
Schräge, gleichfalls steilen Wulst und Platte, als Profil des Kämpfers Platte und
zwei Wulste, die unter sich durch Leisten getrennt sind , diejenigen nach dem
Langhaus zu am Sockel ein ahnliches Proßl — nur statt der Schräge eine
Leiste — , am Kämpfer Platte, Leiste, Kehle, kleine Schmiege, Wulst und wieder
Leiste. Das Sockelprofil des Tri umphbogenp feilers findet sich auch an den Ncben-
apsideD, den westlichen Mittelpfeilem und den mittleren Wandpfeilern, das
Kampferprofil an den Nebenapsiden und den östlichen Miltelpfeilem. Die übrigen
Pfeiler weichen dagegen ab,
und zwar haben die östlichen
Mittelpfeiler attisches Socke I-
profil, die westlichen als Käm-
pfer Platte, Kamies, Wulst,
Leiste, die mittleren Wand-
pfeiler als solchen starke Platte
und zwei gratig abgesetzte
Kehlen (im N), bzw. kleine
Platte, Wulst, Leiste, steile
Kehle (im S), die beiden west-
lichen Wand p feiler, derenSockel
jetzt fehlt, als Kampfer starke
Platte, Leiste, steile Kehle. Die
Pfeiler in den inneren Ecken
der Chorapsis und die Mittel-
pfeiler haben Ecksaul en mit
steilen attischen Eckblatt-
sockeln; die Kapitale derselben
zeigen dort aufrechtstehende,
dickfleischige Blatter mit ge-
perlten Stegen, während hier
die Auskehlung der Pfeilerecken,
in die die Säulen gewisser-
massen eingebettet zu denken
sind, schiffskehienariig endigt, und das Kapital daher nicht zur vollen Entfaltung
gelangen kann, vielmehr in einigen Fallen aus Rippen oder Kehlen mit PerN
reihen dazwischen besteht (Abb. 37).
Von besonderem Interesse ist die eigenartige Etnwölbung des Langhauses. Ein
des Wölbens kundigerer Meister hätte, wenn der Grundriss einmal gegeben war,
Mittelschiff und Seitenschiffe durch Arkadenbogen von einander geschieden und
dann in den Seitenschiffen, wie unter dem Thurm spitzbogige Kreuzgewölbe von
länglichem Grundriss verwandt, wie dies zuerst bei der Abteikirche Marialaach
(1156) geschehen ist. Statt dessen ist in M. jedesmal der nördliche Pfeiler mit
, Profile und Slulenkipilile der Kim
I02 Anitsgerichtsbczirk Kiddigshiusen.
dem betr. südlichen durch einen runden Gurtbt^en verbunden, und es sind
in den beiden östlichen Jochen runde Tonnengewölbe quer durch die drei Schiffe
gelegt, in die die Kappen einschneiden, und zwar im Mittelschiff solche, die aus
der regelmassigen Kreislinie herausgehen und höher steigen, als die Gurte, ohne
jedoch geknickt zu werden, in den SeitenschifTen aber ausgesprochen spitzbogige.
Man kann daher nur bei den zwei östlichen Mittelschiffquadraten, sowie natüriich
)8. Melverode, KirchenihOr.
auch bei dem Chorvierecke, die samtlich quadratischen Grundriss haben, von
Kreuzgewölben sprechen. Im Gegensatz dazu hat man bei dem länglichen Joch
unter dem Thurm die Achse des Tonnengewölbes im Mittelschiff in die Längs-
achse der Kirche gelegt, so dass die Schildbogen im und W sitzen und die
Kappen von N und S einschneiden, während hier in den Seitenschiffen das
spitze Tonnengewölbe einen Schildbogen im N, sowie S hat und kappenförmig
in das Mittelschiffgewölbe einschneidet, um selbst von eben den Kappen der Sei-
tenschiffe durchbrochen zu werden, die auch in die beiden östlichen Haupttonnen-
Melverode (Kirche). IO3
gewölbe einschneiden. Entsprechend den Seitenschiffen sind auch die Neben-
apsiden spitzbogig eingewölbt. — Im S Nische, deren obere Ecken viertelstab-
artig einspringen. Eine andere mit mehrfach gebrochenem Bogen.
Fenster. Schlichte Rundbogenfenster mit schräger Laibung innen und aussen,
und zwar je eins in den Apsiden, in beiden Wänden des Chorvierecks imd den
zwei Langhausjochen, alle, ausser denen in den Apsiden, ziemlich dicht unter
dem Gewölbescheitel. Im Untergeschoss des Thurmes dagegen im N und S je
ein rautenförmiges Fenster.
Die Thür (Abb. 38) liegt in der Südwand des Thurms; sie ist zweimal ge-
treppt und an den Absätzen mit Ecksäulen geschmückt, die steile attische Eck-
blattsockel- und z. Th. Blatt-, z. Th. Pfeifenkapitäle mit gesenkten Bogen, wie
sie bei Würfelkapitälen üblich sind, zeigen. Der Sockel der Pfeilerabsätze selbst
besteht aus steiler Kehle, Leiste und Platte, der Kämpfer aus Platte, Wulst, Leiste
und Kehle. Das Tympanon ist schmucklos, das Ganze erneuert.
Aeusseres. Der um Schiff und Thurm herumlaufende Sockel dient zugleich
als Sockel für das Thürgewände und ist oben beschrieben. Ein Dachgesims fehlt
am Langhaus. An der Hauptapsis besteht es aus dickem Wulst, Leiste, Kehle
und zwei abgesetzten Leisten, am Chorviereck aus Platte, starkem Wulst, Leiste
und Kehle, an den ganz mit Quadern gedeckten Nebenapsiden aus Platte, Drei-
viertelstab und zurückspringender steiler Kehle. Der Eckgesimsstein an der Süd-
ostecke des Langhauses von undeutlicher Form. An der Hauptapsis unten spätere
spitzbogige Nische mit gefaster Einfassung, zur Aufnahme einer jetzt fehlenden
Heiligenfigur. Die Ostmauer des Langhauses setzt im Giebel stark ab.
Der Thurm, dessen Mauern im Untergeschoss die des Schiffs an Stärke über-
treffen, steigt in breiter ungegliederter Masse auf. Das erste Obergeschoss hat
im W drei, an den Schmalseiten je eine kleine viereckige Oeffnung von schräger
Laibung, die mit einer Eichenbohle gedeckt ist, und Öffnet sich nach dem Kir-
chenboden in einem grossen, spitzen Entlastungsbogen von 3.67 m Spannweite.
Den Zugang weiter zum Dachboden des Chors bildet eine kleine Thür mit Sturz
von Eichenholz. Die Glockenstube hat im O wieder zwei, im W eins jener vier-
eckigen Fenster, im N und S dagegen je eine grosse rundbogige Doppelschall-
öffnung mit eingerückten Theilungsbogen und einer Säule, die steilen attischen
Eckblattsockel und Blätterkapitäle zeigt. Im Giebel des Satteldachs Vierpass-
öfihung.
Die kunstgeschichtliche Bedeutung der Melveröder Kirche beruht zu-
nächst darin, dass sie eins der wenigen Beispiele für jene erweiterte Form einer
Dorfkirche ist, die wir in ihrer ursprünglichen Gestalt inLucklum (s.S. 79 ff.) kennen
lernten. Wie diese, lässt auch die Melveröder Kirche das Schiff soweit über das
Chorviereck hinausragen, dass an dessen Ostseite Platz für Nebenapsiden frei
wird. Sie unterscheidet sich aber schon im Grundriss von dieser dadurch, dass
sie das Untergeschoss des gleichfalls rechteckigen Thurms mit zur Kirche zieht,
also bei gleicher Breite im Ganzen kürzer ist. Aber ihr Hauptmerkmal, durch
I04 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
das sie sich nicht allein von der Lucklumer Kirche, sondern auch von allen an-
deren Weiterbildungen dieses Typus bestimmt unterscheidet, besteht in der Hallen-
form und der damit verbundenen Einwölbung. Erklärt sich diese sehr leicht aus
dem Einfluss des Braunschweiger Doms, der neben der Stiftskirche von Königs-
lutter das erste niedersächsische Beispiel des gebundenen romanischen Systems ist,
und dem der vom Dom abhängigen Braunschweiger Pfarrkirchen, so erscheint jene
unmittelbar aus dem einheitlichen Schiff von Lucklum entwickelt, dessen Spann-
weite von lo m von selbst auf Zwischen stützen hinführen musste. Dies zähe
Festhalten an dem zu Grunde liegenden Schema lässt sich erst voll würdigen,
wenn man den Typus der Marienkirche in Gardelegen (vgl. Bau- u. Kunst-
denkmäler d. Prov. Sachsen XX 62 ff.) heranzieht, die auf denselben Typus zu-
rückgeht, aber die ja auch noch in M. gewahrte Einheitlichkeit des Raumes zu
Gunsten der drei völlig basilikal gedachten, streng von einander geschiedenen
Schiffe opfert und somit sich nur noch durch den Mangel eines Querhauses
von der ausgebildeten städtischen Basilika unterscheidet. Nur unter diesem dop-
pelten Zwange, den der Lucklumer Grundriss und der Braunschweiger Gewölbe-
bau auf den Meister der Melveröder Kirche ausübten, lässt sich auch die oben
geschilderte Absonderlichkeit der Einwölbung einigermassen erklären. Sie hat ihm
offenbar viel Kopfzerbrechen gemacht, kann aber doch nicht als gelungen be-
zeichnet werden, weil sie die Schwierigkeiten bei Seite schiebt, ohne sie zu lösen.
Eine Weiterentwicklung der Melveröder romanischen Hallenkirche hat daher nicht
stattgefunden; vielmehr gehen nicht allein die späteren gothischen, sondern auch
die nur wenige Jahrzehnte jüngeren Braunschweiger Hallenbauten im Uebergang-
stil auf ganz andere Voraussetzungen zurück.
Eine genaue Zeitbestimmung auf Grund urkundlicher Angaben ist nicht
möglich. Aber alle Einzelformen gehören der letzten Entwicklung des rein ro-
manischen Stils an, wie er uns in der Stadt Braunschweig gegen 1200 und
etwas später entgegentritt. Dem Ende des XIL Jahrh. muss auch die Melve-
röder Kirche angehören, so verführerisch es auch sonst erscheinen möchte,
den Bau mit der Gründung eines Jungfrauen Stiftes 1237 ^^^ ^^^ Loslösung
der bis dahin von Kl. -Stöckheim abhängigen Kirche 1244 zusammenzu-
bringen; denn damals war bereits der Uebergangstil zur vollen Herrschaft ge-
langt.
Ausstattung. Reste von Wandmalereien sind im Chorquadrat und an den
Chorpfeilem aufgedeckt worden; doch sind nur die letzteren sichtbar, während
die anderen, weniger gut erhaltenen und einer Herstellung angeblich nicht mehr
fähigen Malereien verschalt sind. Vgl. Voges Harzzeitschrift 1877, 94: „Die
Wände des Chorquadrats haben drei Bilderreihen über einander. Der untere
Fries reicht bis an die Sohlbank des Fensters, der zweite bis zum Bogenansatze,
der dritte füllt den Raum zwischen Fenster und Gewölbe aus. An der nördl.
Wand sind noch drei Schiffe mit mehreren Gestalten zu erkennen." Damach
waren hier vermuthlich Legenden des hl. Nicolaus dargestellt. Unter dem Triumph-
Io6 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
zwei silberne Wappenschilde aufgesetzt, der eine herald, rechts oben mit Qua-
drat, das eine vierblättrige Rose auf rothem Grund zeigt, im übrigen gerauht,
der andere mit vertieft geschnittenem Negerkopf. Unter dem Fuss und der
Patene (mit Vierpass) 1^77 Kloster Steterburg.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 7 cm Dm., 1724 gestiftet, mit
Braunschw. Beschau (Löwe) und dem Meisterzeichen LS.
Altarleuchter aus Zinn, von 51 cm H., barock profilirt, der Fuss aus drei
konkaven Seiten gebildet, 1767 gestiftet, ohne Stempel.
Glocke neu.
Altes Haus thüringischer Art Ni; 29 (Abb. 39. 40), aus dem XVII. Jahrh.
Die Wohnung links springt in der Breite von vier Fächern etwa i ^/j Fuss vor,
Däle und Wirthschaftsräume liegen rechts davon. Die Wohnung bestand ursprüng-
lich aus einer Stube nach vom, die jetzt getheilt ist, und der Küche dahinter, doch
befindet sich auch hinler der Däle noch ein Zimmer. Der Oberstock der Woh-
nung kragt vor. Die Balkenköpfe, die an der Unterkante mit abgetheilter Run-
dung versehen sind, ruhen auf profilirten Konsolen (steiler Viertelstab, langge-
zogener Kamies, von einem quergelegten Rundstab unterbrochen). Die starke
Schwelle ist schlicht gehalten; die Ständer des Oberstocks mit Fussbändem. Ueber
die zurückliegenden Theile des Hauses fragen die Balken weit vor und werden
umschichtig von freiabstehenden Stützen getragen. Die Ställe haben den Zugang
nicht mehr von der Däle, sondern vom Hofe her. Vgl. bei Erkerode S. 29 f.
[Mortorp.]
[Der Ort wurde 1031 nebst 16 anderen der neugegründeten Pfarrkiche S.
Magni im Dorfe Brunswiek unterstellt (ÜB Stadt Braunschweig II 1). Nach einem
Güterregister von 1674 wurden 8 Hufen im Meerdorfer (d. h. Mordorfer) Felde
vom Klosterhof zu S. Aegidien bewirthschaftet. Da dieses aber nördlich der
Helmstedter Landstrasse keine Besitzungen hatte, so sucht es Knoll mit Recht
südlich davon, während Dürre ^Zlschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869,
78 f.) es mit dem Moorteich und Mooranger weiter nördlich in Verbindung
brachte. Der Yioi (curtis) M. gehörte dem Kloster bereits 1178 (Rehtmeier,
Kirchenhistorie, Beilagen I 38) und war bei Rautheim eingepfarrt.]
Neuhof.
Das Dorf bildet seit 1822 mit der Klosterdomäne Riddagshausen (s. dort)
eine Gemeinde. Wann es an Stelle des durch die Cistercienser im XII. Jahrh.
jigelegten** Dorfes Riddagshausen entstanden ist, wissen wir nicht. Nach dem Erb-
register des Abtes Windruwe von 1605 hatte das Kloster Gericht und Gerechtig-
keit in N. innerhalb des Dorfes und Grabens. N. wird damals als Freidorf be-
zeichnet und enthielt ein Vorwerk des Klosters mit grosser Viehwirthschaft und
2 Ackerhöfe. 1 607 ertheilte Herzog Heinrich Julius Erlaubniss zu einer Sammlung
für die 1606 von den Braunsch weigern schwer geschädigten Einwohner von N.
Melverode — Mortorp — Neuhof— Oclper (Geschichtliches). 107
Vgl. Langerfeldt, Abt Windruwe u. seine Zeit S. 3. 10 f. Aus dem einen Acker-
hof entstand durch Vereinigung mit solchen in Gliesmarode später ein Rittergut,
dessen Besitzer u. a. Propst v. Wendhausen (t 17 18), dann v. Hugo, um 1800
Gebser waren, das aber 1852 vom Staate angekauft und mit der Domäne vereinigt
wurde. Um 1800 befanden sich ausserdem i Acker- und 3 Kothhöfe im Dorfe.
Alte Bauernhäuser. Nr. 12 nach thüringischer Art. Ueber hohem Keller
das Unter-, dann oberhalb der Vorkragung das Obergeschoss; die einst hohe,
aber schmale Däle ist jetzt wagerecht abgetheilt. Balkenköpfe mit abgesetzter
Rundung, Knaggen mit steiler, durch zwei Rundstäbe unterbrochener Kehle,
Füllhölzer und Schwellbalken an der Unterkante breit gefast. Inschrift
Wer in sein eigen 00 sicht^
Der redet von andern böses tificht)
Nr. 6 Köthe mit Oberstock und Knaggen (Viertelstab, Karnies, Rundstab,
Schmiege) unter dem Dach. Ueber der Hausthür H(err) Brandan[us Daetrius],
Abt von Riddagshausen 1655 — 1662.
Oelper.
Namens formen. Elbere apud Bruneswic (1241. 1251), Eiber e an der Okere
(13 15), Elbere ohne nähere Bezeichnung (1302. 13 18), Olber (14 18), nach
Andree vielleicht mit ags. bearo = Wald zusammenhängend.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denstorf, jetzt in der Inspek-
tion Timmerlah. Ein Pfarrer Johannes in Oe. war 13 13 zugleich Kämmerer des
hl. Geist-Kalands, 13 16 und 1320 Propst des Kreuzklosters. Das Patronat be-
sassen die v. Gramm, dann die v. Bortfeld, jetzt ist es herzoglich. — Oe. ge-
hörte zu den sog. Pfahldörfern, über die die Stadt Braunschweig Gerichtshoheit
besass. — Die Vogtei war 13 18 herzogliches Lehen der v. Stöckheim, 1344
zur Hälfte der Pawel, die Fischerei 1322 Lehen der v. Bortfeld, dann z. Th.
des Herzogs, z. Th. der Elze in Braunschweig, 1355 z. Th. Besitz des Kreuz-
kloslers, z. Th. des Klosters Wöltingerode, 1571 jedoch ungetheilter Besitz des
Kreuzklosters, der Zehnte, früher halberstädtisches Lehen der v. Bortfeld, kam
zur einen Hälfte 1251 an das Blasiusstift, zur anderen 1277 ans Kloster Wöl-
tingerode und war noch im XVIII. Jahrh. in deren Besitz. 13 15 besass das
Blasiusstift in Oe. 13 Hufen, die 105 /S zinsten, 1327 die Dörings in Braun-
schweig 3 Hufen, 1440 ging ein Sattelhof mit 4 Hufen vom Kreuzkloster ans
Blasiusstift, 1442 von diesem an die Pawels über. Abgesehen von den Brink-
sitzerstellen an der Landwehr (s. S. 108), die zur Hälfte dem Blasiusstift, zur
Hälfte dem Stadtmagistrat in Braunschweig als Eigenthum gehörten, waren noch
im XVIII. Jahrh. fast sämtliche Höfe Pachtgüter des ersteren. Im XV. Jahrh.
wird öfter ein Grafenholz bei Oe. erwähnt.
Dorfanlage. Nach der Flurkarte des Ingenieurs Schmidt vom J. 1752 sprang
das Dorf in seiner ganzen, von SO nach NW gerichteten Länge vor die Linie
Io8 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
der hier 1376 begonnenen Landwehr vor, war aber auch an der SW- Seite durch
einen Arm derselben und an der NW- Seite durch Bollwerk und Thurm (1825
beseitigt) geschützt (s. bei Stadt Braunschweig), während im NO die Oker einen
besonderen Schutz unnöthig machte. Das ganze Dorf durchzog schon damals die
Heerstrasse nach Celle. Westlich von dieser mit Anlehnung an die Landwehr
liegen die Anwesen der Brinksitzer, die vormals Landwehrer hiessen, östlich
davon in regelmässiger Reihe, die Schmalseite — auch die der Einhäuser — nach
der Strasse gerichtet, ein Theil der Höfe. Eine zweite Dorfstrasse legt sich in
flachem Bogen nordöstlich vor die Heerstrasse, und hier liegen die Höfe zu
beiden Seiten nicht ganz so regelmässig. An der Nordostecke des Dorfes die
Mühle. — 1752 16 Grossköther, 22 Kleinköther, 18 Brinksitzer. Einwohner-
zahl 1790/3: 470, 1895: 1252.
Die Kirche ist neu.
Lebensgrosses Crucifix aus Holz und bemalt; leidliche Arbeit, wohl aus dem
XVII. Jahrh.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 20 cm H. und sechstheiliger Form.
Knauf mit gewelltem Mittelsteg und Buckeln, Schalenprofil leicht geschwungen.
Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterzeichen CM in ovaler Einfassung. 1671
gestiftet.
Desgl. von 25 cm H. und runder Form; der Knauf birnenförmig. Schale,
wie beim vorigen. Wolfenb. Beschau (Pferd vor Säule) und Meisterzeichen HB. —
Die zugehörige Patene mit Braunschw. Beschau, Jahreszeichen D und Meister-
zeichen Q E in Kleeblatteinfassung.
Desgl. von 11 cm H. und sechstheiliger Form; der Knauf kugelförmig, die
Schale steil. Braunschw. Beschau und Meisterzeichen LR in ovaler Einfassung.
Oblatenschachtel aus Silber, von runder Form und 12 cm. Dm. Wolfenb.
Beschau und Meisterzeichen HB. Der Inschrift nach 1682 zur Zeit des Pastors
Job. Conr. Held gestiftet von Job. Urban Müller, Fürstl. Braunschw.- Lüneb.
Kämmerer.
Desgl. von 4 cm Dm. Meisterzeichen q p in Kleeblatteinfassimg, aber klei-
ner, als oben. 17 19 gestiftet.
Löffel aus Silber, siebartig durchlöchert. Braunschw. Beschau, Jahreszeichen D
und das grössere Meisterzeichen ^^ .
Aeltere Häuser noch vielfach erhalten, aber nahezu alle umgebaut und mit
Ziegeldach versehen. Auch bei anscheinend neueren Häusern ziemlich oft grosse
seitliche Vorschur mit freistehendem Ständer (s. bei Lehre S. 70 und Zweidorf).
Nr. 18 (1655) ™i* schräger Vorschur, deren vorstehender Tragbalken von einer
abstehenden Strebe gestützt wird, die Kehle, langen Kamies, Rundstab und wieder
Karnies und Kehle zeigt. Die rechte Längsseite ist bei den Ställen niedrig, bei
der Wohnung mit Oberstock versehen, die linke gleichmässig hoch, mit vorhängen-
dem Dach, das von Knaggen (lange Kehle, von Rundstab zwischen Platten unter-
brochen) gestützt wird. Die Windbretter des Strohdachs endigen ausgezackt.
Oelper (Geschichtlich«, Kirche nebst Auutattang, Üttte Hluier).
iP9
Nr, 34 (1733, von M[eistfr] Feiers; s. bei Zweidorf) mit grosser Vorschur Über
freiem Stander (s. S. 108), vorstehender und etwas höherer Wohnung rechts, sowie
vorhangendem Dach über den Stallen hier.
Nr. 43. Der nach dem Scheitel zu gekehlte Thorbalken wird von grossen
Knaggen (Abb. 41) gestützt, die steile Kehle, Rundstab zwischen Platten und
als Hauptglied einen eckigen Kamies, dann aber wieder die obigen Glieder in
umgekehrter Reihenfolge zeigen. Die Kanten sind sämtUch gekerbt, die obere
Kehle mit diagonalen Rillen, der Kamies mit je einer Rille an den Rändern,
der untere Rundstab mit zahlreichen Rillen versehen. Auch die Unterseite des
Balkens ist, soweit sie noch nicht gekehlt ist, mit Quer- und Diagonal rillen ver-
ziert, deren Ränder gekerbt sind. Die rechte Längsseite ist hoch, das wenig
überhängende Dach und die verhältnissmässig dünnen Balken des beiderseitigen
Flets werden von Konsolen (Viertelstab, Kamies, Rundstab zwischen Platten,
Kehle, Schmiege) gestützt.
Bei Nr. 24 (1800) sind am Thorweg alte
Knaggen benutzt, deren Profil aus Viertelstab,
Kamies, Rundstab (in Form einer gedrehten
Schnur) und Schmiege besteht und an der gan-
zen Vorderseite (abgesehen vom Rundstab) mit
einem senkrechten Mittelstreifen grosser Perlen,
an der Schmi^e auch mit senkrechten Rillen
verziert ist.
Nr. 59 strohgedeckte Köthe.
Hausinschriften. Nr. 18 (1655) Es. 121, 8.—
Nr. 34 (1733) -^-^ -^«^ 1"^^"= '^'«« ^""l ^^ 4,. Oelper, Ktugge bei H.u« Nr. 4}.
die drin gehn ein und aus.
Oelper „Thurm" (s. S. 108), seit 1765 Wirthshaus in Privatbesitz, mit
hohem Erd- und einem Obergeschoss, die ganz in städtischer Weise verziert
sind (s. bei Rüningen). Ueber dem Erdgeschoss Balkenköpfe mit abgesetzter Run-
dung, Konsolen in antiker Weise geschweift und an der Vorderseite z. Th. mit
Renaissance-Band werk verziert, z, Th. in Form einer Kehle zwischen zwei senk-
rechten Reihen dicker Perlen profilirt, Füllhölzer mit Karnies, Wulst (gedrehter
Schnur, von Querstäben und dicken Perlen unterbrochen) und kleiner Konsolen-
reihe, der Schwellbalken erst mit sich kreuzenden Bändern (an den Kreuzungs-
stellen nagelartige Verzicnmg), dann mit Renaissance -Band werk, schliesslich mit
der Inschrift
Gott wolle aller Frommen Behüter sein,
DU zu diesem Hause gehen aus und ein.
B-G-A. — B-H-R. Anno 1642, alle diese Schwell Verzierungen mit einer ahn-
lichen Schnur Verzierung, wie sie die Füllhölzer haben, eingefasst.
1 lO Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
[Ossenrode.]
[Im J. 13 14 werden der Kirche in Hordorf (s. S. 45) 2 Joch Neubnich ge-
schenkt adiacentia loco dicto Ossenroth^ und dieser Name besteht noch heute als
Flurname in Hordorf. Ist hier etwa das Dorf Ösen- oder Asenroth zu suchen,
das 1 1 1 2 in der Stiftungsurkunde des Klosters Hamersleben als zur Grafschaft
der Gräfin Gertrud gehörig genannt wird und das G. Schmidt für Essenrode
hält? Vgl. Braunschw. Anzeigen 1757 Sp. 1683 f., Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins
1871, 363.]
[Ottenrode.]
[Namensformen. Ottonroth (1031), Ottenrothe (1161), Oddenrode (1265),
d. h. Rodung eines Otto. — Geschichtliches. O. gehört zu den 17 Dörfern, die
1031 bei Gründung der S. Magnipfarre in Brunswick dieser einverleibt wurden (ÜB
Stadt Braunschweig II i.) Das Kloster Riddagsbausen erwarb hier von Heinrich
d. L. 1161 12^« Hufen. Auch 1265 werden dortige Güter des Klosters erwähnt.
Die Lage der Wüstung lässt sich darnach bestimmen, dass sie in der Urkunde
von 103 1 zwischen der anderen Wüstung Marquarderode und Gliesmarode auf-
geführt, und nach einer Urkunde von 1296 der Nussberg als attiruns ad villam O.
bezeichnet wird. Dürre sucht daher (Ztschr. d. Hist. Ver. f. Niedersachsen 1869,
76 f.) den Ort „am nördl. Fusse des Berges, westl. von Gliesmarode etwa an
der Strasse, die von da zur Stadt führt."]
Querum.
Namensformen. Querunhem (1148), Qturnhem (1161), Qtiernhcim (1248),
Quernem (1248. 1283), zu quirn = Mühle, also soviel, als Mühlheim.
Geschichtliches. Pfarrdorf in der Inspektion Kampen (-Lehre). Das Kloster
Riddagsbausen erwarb 11 48 den Zehnten und 1161 8 Hufen, die den Kloster-
hof unter der Verwaltung eines Hofmeisters (beide zuerst 1248 bezeugt) bildeten.
Diesem war zugleich auch das Klostergut in Harderode (s. S. 3 7 f.) unterstellt (1313)-
Zum Unterschied von Dorp-Quernem (1323) hiess der Klosterhof Mönke-
Quernem (1302. 1307). Aus ihm entstand später der Pfarrhof. Die Hälfte des
eigentlichen Dorfes, das 1324 als villa deserta bezeichnet lÄird, gelangte aus dem
Besitz der v. Querum, die damit seitens der v. Wenden belehnt waren, nebst
dem Zehnten 13 18 gleichfalls ans Kloster, 1328 von den v. Bienrode die andere
Hälfte wie es scheint, 1346 alle Güter Ludolfs v. Querum für 150 braunschw. Mk.,
1347 ein Gut der v. Marenholtz, 132 1 die Fischerei bei Querum. Die gegenüber
dem Klosterhof liegende Schunterbrücke wurde 1248 mit Erlaubniss der Herren
V. Bienrode erbaut. Aus einer Urkunde von 1283 erfahren wir, dass das Kloster
die Absicht hatte, die bis dahin von ihm selbst bewirthschafteten Güter in Q.
an Bauern (saeculares agricolae) zu geben und vom Halberstädter Bischof die Er-
Ossenrode — Ottenrodc — Qperum. III
laubniss erhielt, für diesen Fall die Seelsorge über jene einem ihm genehmen
Priester aus der Nachbarschaft zu übertragen, und zwar wurde hierfür der Pfarrer
von S. Magni in Braunschweig in Aussicht genommen; sollte jedoch das Kloster
die Verwaltung seiner Güter wieder selbst übernehmen, so würde der Pfarrer
über die Konversen und Hörigen des Klosters keine Gewalt haben, diese viel-
mehr der Seelsorge des letzteren unterstehen. Da nun aber noch 1313 ein
Konverse Berthold Buz als Hofmeister in Q. erscheint, das Dorf auch später
keine Beziehungen zu S. Magni hat, so scheint jener Plan damals nicht aus-
geführt worden zu sein. Seit der Reformation jedoch wohnte der Prior von Rid-
dagshausen als Pfarrer in Q. Vgl. Langer fei d, Ztschr. d. Harzvereins 1886, 493.
Q. wurde bei der Vermehrung der Inspektionen 1753 zum Sitz einer solchen er-
hoben, bereits 1756 mit der Inspektion Wendhausen vereinigt, diese aber 1887
wieder aufgehoben. Sie umfasste nach 1 756 Wenden, Hondelage, Wendhausen — die
1887 zu Kampen (-Lehre) — und Q. selbst, Sickte, Rautheim mit Kl.-Schöppenstedt,
Mascherode — die zu Ahlum kamen — und lag bis 1783 in den Händen des Priors
von Riddagshausen, bis 1805 in denen braunschweigischer Stadtpfarrer, schliesslich
in denen verschiedener Geistlicher der Inspektion. Vgl. Evangel.-luther. Monats-
blätter 1887, 21 ff.. Beste, Geschichte d. braunschweig. Landeskirche 42of —
1606 war auch Q. von den Braunschweigem arg heimgesucht worden, so dass
Herzog Heinrich Julius 1607 eine Sammlung zu Gunsten desselben gestattete.
Dorfanlage haufenförmig, am l. Schunterufer. Flurkarte von E. C. Steine-
mann 1755. — Damals 3 Ackerleute, 2 Halbspänner, 7 Kothsassen. Einwohner-
zahl 1790/3: 218, 1895: 702.
Die Kirche ist ein Neubau in Backstein von 1864.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 12 cm H., sechstheilig, aber mit nmdem
Knauf. Auf der Patene Braunschw. Beschau (Löwe), H und, wie es scheint, die
Meisterbezeichnung GE (vgl. Wendeburg).
Bemerkenswerthe ältere Häuser fehlen.
„Bor wall**. Nordöstl. von Q. auf der Feldmark des Dorfes hat sich noch
eine der Seh Unterbefestigungen (s. Einleitung zu Bd. I S. XVI und zu Bd. II) er-
halten, die als die einzig noch vorhandene zur genauen Aufmessung des ganzen
Geländes durch Realschullehrer Lühmann (Abb. 42) Veranlassung gab. Vgl. auch
dessen Aufsatz im Braunschw. Magazin 1900. An einer Stelle, wo der etwa 2 m
hohe südliche Thalrand sich mehr als 300 m vom Fluss entfernt, ist in der
Niederung, unmittelbar neben dem alten, hier nach S zu einen kleinen Bogen
bildenden Bette ein länglich- runder Hügel, der sog. Borwall (von den Bewohnern
Qs. als „Burgwall** verstanden und einst von SO nach NW wohl 60 m lang) mit
Benutzung besonders von unbehauenen Rogensteinen des Nussberges und einem ziem-
lich bündigen, am Ort nicht anstehenden Sande bis zu einer Höhe von über 3 m
künstlich aufgeschüttet worden. Die Vertiefung, die ihn quer durchzieht, ist erst in
neuerer Zeit entstanden, noch später (1892/3) der südöstl. Rand abgetragen worden.
Abgesehen vom NO, wo, wie gesagt, die Seh unter einst unmittelbar an den
AmtSigcikbBbczick Riddigiluiu
Qjicrum — Raffthurm — Rcindageroth — Rautheim. 1 1 3
Hügel herantrat, war dieser — nach Ausweis der erhaltenen Reste und der
skizzenhaften Aufnahme W. Bethmanns von 1879 — rings von Wall und Wasser-
graben, z. Th. in doppelter, ja selbst dreifacher Linie umgeben. Das Gebiet
ringsum war offenbar sumpfig und schwer zugänglich. Mauerreste fehlen gänzlich,
dagegen sind im SO, vermuthlich als Reste eines über die Gräben führenden
Bohlenstegs, starke eichene Pfosten ausgegraben worden. Dass es sich hier viel-
leicht um den zur Feldmark der Wüstung Harderode gehörigen, 1307 erwähnten
und damals wüsten Burgplatz (locus castri quondam) handelt, ist bereits S. 38
gesagt. — Im benachbarten Scharenkampe südwestl. vom Borrwall sind im J.
1895 Thongefässe und Firstziegel gefunden worden, die auf ein mittelalterliches
Bauwerk hinweisen.
Raffthurm.
Thurm am Eingang der Peiner Strasse in die Landwehr der Stadt Braun-
schweig (s. dort), 1391 angelegt, jetzt nur noch Wirthshaus, das nebst einigen
Häusern einen Weiler bildet. — Das Kloster Dorstadt verkaufte 1228 ein allodium
Raht (I) und 1269 bona, que Raf appellantur für 12 Mk. ans Kreuzkloster in
Braunschweig (ÜB Stadt Braunschw. II Nr. *74. 237). Das unter einem Hofmeister
stehende dortige Vorwerk des Klosters, von dem aus auch die Besitzungen im
benachbarten Lamme bewirthschaftet wurden, bestand aus etwa 50 Morgen Acker,
20 Morgen Wald (RafTholz) sowie 30 Morgen Anger und gehörte zur Feldmark
von Lehndorf (Tunica, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1883, 144).
[Reindageroth.]
[Zu den 17 Ortschaften gehörig, die 1031 der neu gegründeten Pfarrkirche
S. Magni im Dorfe Brunswick unterstellt wurden (ÜB Stadt Braunschweig II i).
Der Ort muss südöstlich von der Stadt gesucht werden und wird von Dürre
(Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 79) vermuthlich richtig auf dem
Kamp in den worden (d. h. Hausstellen) angesetzt, der im Winkel zwischen der
Helmstedter Landstrasse, der Rautheimer Strasse und dem sog. Brotweg liegt.]
Rautheim.
Namensformen. Ruotnun (103 1), Rothem (1160. 1383), Roihen (1388),
Ronthen (um 1470), Rothna (1178), Rothne (1196. 1239. 1312), Rhotne (13Ö0),
Rotne (1220. 1269. 13 17), zu ahd. ruod, ndd. rödy rot, Rodung, daran gehängt
^um = -heinty also ein auf einer Rodung angelegter Ort.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Atzum, jetzt in der Inspektion
Ahlum (-Veitheim a/0.). 1031 wird R. zu der neugegründeten S. Magnipfarre im
Dorfe Brunswiek (ÜB Stadt Braunschweig II i) gelegt, um 1 1 50 aber erhielt es
durch Abt Goswin von S. Aegidien in Braunschweig eine eigene Kirche — wie es
scheint, noch als Filial von S. Magni — , die dann 1158 durch Abt Heinrich von
der Mutterkirche gelöst und mit Tauf- und Begräbnissrecht versehen (ÜB Stadt
Bau- n. Kunstdenkm. d. Herzgft Braunschweiff. II. Q
114 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Braunschw. II 1 1), auch 1179 durch Papst Alexander III. als Besitz des Aegidien-
klosters bestätigt wurde (ebd. II 21). Das Patronat ist jetzt herzoglich. Einen
Klosterhof besass S. Aegidien schon 11 78 in R. (erwähnt auch 1335), dazu
wurden 1300 2, 1301 i Hufe noch hinzuerworben. Die Halbspänncrhöfe 41
— 45 sind aus dem Klosterhof entstanden. Um 1220 besass das Cyriakusstift
7 Hufen, 1271 erwarb S. Blasien 12 Hufen; 2 Hufen werden 1270 als dessen
Labgut bezeichnet. Auch Kloster Riddagshausen gewann in R. allmählich grossen
Besitz, nämlich 1220 den — noch im XVIII. Jahrh. dem Kloster gehörigen —
Zehnten (vorher halberstädtisches Lehen Gunzelins v. Krosigk und von diesem
an Balduin v. Dalem weiter geliehen), 1231 und 1236 je i Hufe, 1239 für 130
Mk. ein Vorwerk Herzog Ottos d. K., 1269 für 50 Mk. einen Hof mit 3 Hufen,
1293 einen Hof, 1301 und 1383 je eine, 1351 3 Hufen (früher meinersensches
Lehen der v. Lucklum), 1467 einen Hof mit 2 Hufen für 200 rh. fl. auf Wie-
derkauf, 1490 in ähnlicher Weise für 150 rh. fl. die dem Herzog zustehenden
Dienste von 3 Klostermeiem. Die curia des Klosters wird 13 17 erwähnt; damals
wurde das dem Archidiakon von dieser zustehende Sendkom abgelöst. 11 72
vertauschte Kloster Steterburg i Hufe an die v. Dalem. Lehnsbesitz hatten in R.:
13 16 die de domo in Braunschweig 3, 1339 ^i® Stapel daselbst 4, 1344 die v.
Campe als herzogliches Lehen 4, 1507 die v. Bortfeld gleichfalls als herzogliches
Lehen 3 Hufen. Ausserdem werden 1352/3 4 Hufen als wemigerödisches Lehen
efwähnt. 1534 erwarben die Valebergs in Braunschweig 2 Ackerhöfe mit 9 Hufen.
Dorfanlage haufenförmig mit südlicher Richtung der Höfe. In der westlichen
Reihe der Höfe auf ansteigendem Gelände die Kirche. Ein Osterthor wird 1490
genannt. Flurkarte von G. C. Geitel 1769. — Damals i Ackermann, 14 Halb-
spänner, 23 Gross- und 10 Klein -Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 259.
1895: 754.
Die Kirche besteht aus Chor, Schiff und Thurm, Schon der Verfasser des
Corpus Bonorum von 1749, Pastor Krüger, erkannte an dem Gegensatz der
Langhausmauem ohne und der Chormauem mit Sockel (kleine Schräge und
Kehle), dass der gerade schliessende Chor — vermuthlich an Stelle eines ein-
gezogenen romanischen Chorvierecks mit Apsis, von dem der alte runde Ab-
schlussbogen noch erhalten ist, — trotz der gleichen Fluchtlinie erst später an
das Langhaus angesetzt ist; aus den (drei) Diensten in Gestalt von konsolen-
artigen, roh und holzförmig bearbeiteten Köpfen ist auf beabsichtigte oder einst
vorhanden gewesene Einwölbung des Chors zu schliessen. In der Ostwand des
Chors drei gleich hohe Spitzbogenfenster, innen und aussen mit gekehlter Lai-
bung und mit gemeinsamer Innennische. Sonst nur grosse neuere Rundbogen-
fenster. Das Dachgesims besteht aus einer tiefen Kehle, endet aber an den Ecken
stets in geschlossener viereckiger Form. Der südl. Eckstein des Chorgiebels be-
steht aus Schmiege, wagerechtem Glied und tiefer Kehle. Hier auch ein Stein
mit der Minuskelinschrift anno dni m cccc xiiL Die ältere Inventarisation verzeich-
net in der östl. Aussenwan4 auch das — jetzt wohl nur durch Putz verdeckte —
Rautheim (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 1 1 5
Relief einer geistlichen Figur mit hoher, spitzer Mütze, von derselben Arbeit,
wie die Konsolen im Chor. An den beiden Chorecken mehrmals das a^
nebenstehende Meisterzeichen. /^
Der Thurm Öffnet sich in einem Spitzbogen nach der Kirche. Die alten ro-
manischen Schalllöcher mit gerader Laibung sind bis auf die beiden im O ver-
blendet. Die aufgehöhten Giebel mit Ecksteinen, deren Profil aus Kehle zwischen
Schmiegen besteht. — Die Leichenhalle im S ist neu. — Das Material be-
steht aus Kalk- und Rogensteinen (vom Elm, bzw. Nussberg).
Barocker Altaraufsatz (Abb. 43) von Holz aus der i. Hälfte des XVH.
Jahrb., bestehend aus einer hohen Unterstaffel, dem Hauptgeschoss und einer
reichen Giebelbekrönung. i. Die erste ist von zwei bärtigen, mit Büchern ver-
sehenen Rundfiguren (Petrus und Paulus?), vor Muschelnischen, eingefasst und
mit einem guten Oelgemälde auf Holz (Abb. 44) geschmückt, dessen Schmal-
seiten Halbkreise (mit Engelsköpfen in den Zwickeln) bilden. Dargestellt ist ganz
in der Art des Dirk van Delen (1607 — 1671) — vgl. Herzogl. Gemälde-
sammlung Nr. 425 — mit dem Blick nach O eine geräumige gothische, aber fast
durchweg rundbogige Kirche, bestehend aus dem einschiffigen Chor (mit Renais-
sance-Altaraufsatz) , der Vierung mit Kuppel darüber, dem Querhaus, dem
hallenförmigen, aus drei Schiffen und drei Gewölbejochen bestehenden Langhaus
(mit Seitenschiffsemporen auf Gewölben und der gothischen Kanzel im N), einem
zweiten Querhaus (im N mit Zugang zur Wendeltreppe) und einem westl. Theil,
dessen Gewölbe nur von der Höhe der Emporengewölbe im Langhaus sind, also
wohl unter einer Orgelempore von wenigstens zwei Joch Tiefe gedacht werden
sollen, freilich, ohne dass hier, wie es die Konstruktion erfordert hätte, die Breite
des Mittelschiffs durch eine mittlere Pfeilerstellung unterbrochen worden wäre.
Dieser Theil der Kirche enthält im N eine Empore von Jochbreite auf Gewölben,
im S einen ähnlichen, aber nur 5 Stufen über dem Fussboden liegenden Einbau,
auf dem sich ein Grabmal mit der liegenden und die Hände faltenden Figur
des Verstorbenen aus Stein befindet ; an der Wand ist hier ein gespaltener Wappen-
schild mit zwei steigenden Löwen und einem weissen Pferd, sowie eine Fahne
mit dem gleichen Wappen, das vermuthlich das Grabmal als das eines braun-
schweigischen Fürsten bezeichnen soll, angebracht. Ganz vom in der Mitte der
Kirche ein reich verzierter, gothischer Taufkessel mit herabhängendem Deckel.
Fenster und Emporenbrüstungen sind mit reichem gothischen Masswerk verziert,
die Pfeiler in Säulenbündel mit gothischen Blattkapitälen aufgelöst. Neun männ-
liche Figuren sind auf das Mittelschiff und die Emporen vertheilt. — 2. Ueber
dem weitvorspringenden, auf reichen Konsolen ruhenden Gesims die Haupt-
staffel, die durch zwei Paar freistehender korinthischer, über dem Sockel reich
verzierter Säulen in drei Theile geschieden wird; in der Mitte ein schmales,
oben und unten abgerundetes, sehr massiges Oelbild mit der Darstellung Christi
am Oelberg, an den Seiten je eine reich verzierte Nische mit Rundfigur; die links
in priesterlicher Gewandung (Aron), die rechts den beiden Figuren der Unterstaffel
8*
Il5 AmtsgCTichUbciirk Riddagshxuscn.
gleich. An den Seiten der Hauptstaffel reiches Hängewerk in Schnörltelfonn. Das
Ober den Säulen verkröpfte Gebälk mit abstehenden, von Engelsköpfen geschmück-
ten Bügeln; an den Ecken die Rundfiguren, rechts eines bartigen Mannes, links
Johannes des Täufers, dazwischen ein gebogener und gebrochener Giebel, in
dessen Mitte auf einem Sockel die Taube im Strahlenkranz angebracht ist. Die
figürlichen und ornamentalen Schnitzereien sind vortrefflich ausgeführt.
4]. Riutheim, Hochalur der Kiiche.
Altarplatte mit Sepulcrum, sonst schlicht.
Kanzel von Holz aus dem Achteck, barocke Arbeit aus der Mitte des XVII,
Jahrh. Vor den Ecken der Brüstung ionische Säulen, in den Feldern halbrunde
Blendnischen mit den Gestalten der Evangelisten (Matthaus jetzt erloschen) in
massiger Oelmalerei. Barockes Schnörkelwerk an zahlreichen Stellen. Der Ständer
ist schlicht profilirt.
Riutheim (Auuuttung der Kirche).
117
Taufstein jetzt im Thunn; der Sockel (gegen 1300) mit kehlartiger Ueber-
fikhnmg der viereckigen Platte unten in die runde Platte oben; die achteckige,
innen runde Schale von roher spätgothischer Profiümng gehörte ursprünglich
nicht dazu.
Vgl. Voges Zeitschr. d. Harz-
geschich ts Vereins 1877, q6.
Grabsteine, i. Des Pastors
Gerding im Chor, mit der har-
ten und rohen, aber gut erhal-
tenen Darstellung des bärtigen
Verstorbenen in ganzer Figur;
die L. mit Bibel, die R. auf
die Brust gel^. In den oberen
Ecken Wappen mit Pelikan und
Eichbaum. Auf dem Rande die
Inschrift vir rtz'frendus, pius ac \
docfus du. Paulus Gerdingius, na- %
tus in Wesl/alia prope Osna- *
brugum anno MDLXXXV die ^
XXIV Xbris, in scholis palria, 1
Hildesiensi, Brunoviansi et Cel- %
lensi, inde in academia Julia bonis
arHfyts et studiis innutritus et in "j
SS. tfieologia eruditus. Prae/uil \
huu ealesiae annis XXXV et "^
simul Hotzheimensi VI et Rid- ^
dagshusanae XIII, (onventualis
Riäda. fuit annis XXX tempori-
bus di/ficillimis , raplnas multas
expertus et morbis varüs vexatus.
Tandem denatus anno MB CL V
die VIII novembris. — Vgl.
Brschw. Anzeigen 1750 St. 76.
2. Des Pastors Joh. Rudolf
Friedrich Krüger, gross tenlheils
abgeblättert, in der Leichenhalle.
2 Glocken 1865 von Zech in
Braunschweig aus einer Glocke von Heiso Meyer in Wolfen büttel aus dem Jahr
1681 umgegossen.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 2o'/i cm H., mit sechstheiligem Fuss usw.
Stander aus vier gekehlten, durch Zwischenglieder getrennten Gliedern, Knauf
unmittelbar unter der geschweiften Schale, bimförmig und mit Jesus in grossen.
/y"'^ ^ fuss die Inschrift Gasten Jenner
, ^/A ^'^x^/^i ^» C^^^/Z^fj Ehrefi^ zum Gebrauch
^.,^:<-*' .,r/^ 'a^uBSchw, Bcschau (Löwe) und Meister-
' yv / "^ iL iii ^^^^ i'^f/^Jte 17 • • und Engel auf dem Stempel.
" bc-u ^' fiiit^' ^ ff mit Deckel, Henkel und Tülle in roher Form,
^'-^ \,^ ji^ ^ ,0 cJ^ ^
/'' pe »*^^ ^hoy^^ Stempel zeigt die Figur der Gerechtigkeit von
^^^ a'fi^^' ^^ (i mit ßi^^s Blockzinn und A | N zu beiden Seiten.
'' "^ vj/j?/'^^ '^^ /. yfl^efüges mittelalterliches Kreuz als Grabstein.
/iof^^^ ,cr. ^r. 53 (Mühle, östlich vom Dorfe) von 1648 zeigt den
jiel^^^ ü5 (4 Fächer vorgezogen). An dem Wohntheile Balkenköpfe mit
^T^er^ püijdung, Knaggen steil und aus Viertelstab, Kamies, Rundstab, ge-
^^^^^ ^hxß^^^ "^^ mehrfachen, bisweilen gekerbten Leisten als Zwischen-
^^^ besteheod, Füllhölzer in der Mitte mit Wulst in Form einer dicken ge-
^ n Schnur. Starke Fussbänder. Am schlichten Schwellbalken ausser den An-
buchstaben von Namen renavatum est anno io8j, — Nr. 28 (nach S ge-
• htet) 2U verschiedenen Zeiten gebaut. Der Theil von 1 686, der vier Fächer breit
. . kragt im Oberstock (mit starken Fussbändem) vor. Die Balkenköpfe unten
entweder mit einer schlichten und grossen oder mit einer kleinen, mittels zweier
Riefen gegen oben abgesetzten Rundung. Die Knaggen zeigen Viertelstab, Platte,
lang gezogenen Kamies, kleinen, nach oben und unten durch eine Leiste be-
grenzten Wulst und steile Kehle, die Füllhölzer Platte, Wulst mit Flechtband,
Leiste und Viertelstab. Auf der Saumschwelle ausser dem üblichen Vers (s. unten)
1686 HG (wohl Bezeichnung des Baumeisters). — Nr. 23 (gleichfalls nach S
gerichtet), in einer Breite von zwei Fächern aus dem J. 1687 und Nr. 28 ähn-
lich, dem Haupttheil nach aber etwas später. Balkenköpfe schlicht gerundet,
Knaggen ähnlich, wie bei Nr. 28 profilirt, jedoch an der Vorderseite des Kar-
nies mit einer vertieft eingeschnittenen Blume oder mit einer senkrechten Reihe
von Perlen verziert. Die Knaggen des späteren Theils zeigen Schmiege, Rundstab,
lange steile Kehle, kleineren Rundstab und wieder Schmiege; an der Vorderseite
sind «die Rundstäbe schräg oder senkrecht geriefelt, die übrigen Glieder mit
mondsichelartigen Vertiefungen oder paarweisen Querstrichen verziert. — Nr. 50
von 1688. Balkenköpfe in Platte und Viertelstab zwischen je zwei Leisten, Füll-
hölzer (aus Tannenholz!) in Platte (mit Zickzackverzierung) und Kamies profilirt,
die Unterkante der Schwelle als Tau behandelt.
Hausinschriften. Wer Gott vertraut usw. bei Nr. 28 und 50 (s. oben). —
Bei Nr. 23 Alles y was mein Thun und Anfang ist, Ao. 1687, -^^^ gescheh im
Namen Jesu C. — Bei Nr. 28 an der jüngeren Schwelle JVo Gott nicht sei, baut
das Bus, Forchtet keine Müh, Folgen Namen, wie es scheint.
Rdutheim — Reinshagen — Keitliug. 1 1 g
[Reinshagen.]
[Fragliche Wüstung westlich von Flechtorf-Kampen (s. S. 33), wo ein ,,Reins-
häger Feld" liegt.]
Reitling^.
Quellen s. bei Lucklum S. 72 f. — Literatur. Braunschw. Anzeigen 175 1
Sp. 1093. 1753 St. 39. — Lühmann und Voges, Korrespondenzblatt d. deut-
schen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte 1898, 134 ff.
— Kahle und Lühmann, Karte der vorgeschichtl. Befestigungen am Reitling,
1898. — Voges, Braunschw. Magazin 1898, 122 f.
N am en s f o r m en. Rethlinge ( 1 2 60), Retlinge (1261. 1267), Retligge (Siegel der
gleichen Zeit), Reitling (1265), Retlinche (1266), zu reid (Rietgras, Rohr).
Geschichtliches. Am 18. August 1260 übereignet Bischof Volrad von Halber-
stadt den Deutschordensrittern fundum castri quandam in R, mit allem Zubehör,
Güter, die Ekbert der Ae. v. d. Asseburg bis dahin vom Hochstift zu Lehen
gehabt hatte,*) und gestattet 1261 dort ein oratotium oder eine Kapelle zu er-
richten, die unabhängig von jeder Pfarrkirche sein sollte (ÜB Höchst. Halber-
stadt II 1013. 1025). Wie bei Lucklum näher ausgeführt ist, hatte also die da-
mals neu gegründete Deutschordenskommende zuerst in R. ihren Sitz, nannte
sich auch bis 1267 fast ausschliesslich in Urkunden und Siegeln nach dieser
Burg. Die Verlegung der Kommende nach Lucklum wird uns zuerst durch eine
Urkunde von 1275 bezeugt. Seit dieser Zeit ist R. nur ein Vorwerk von Luck-
lum gewesen, mit dem es auch nach Aufhebung der Kommende vereinigt blieb.
Welche Bewandniss es mit der Angabe im Braunschw. Magazin 1753 Sp. 761
hat, dass die Burg auf einer Anhöhe nordöstlich von dem im Thale befindlichen
Vorwerk gelegen habe, und dass dort sichtbare Mauerreste den Namen R. be-
hauptet hätten, weiss ich nicht. Vielleicht ist der nordwestlich gelegene sog.
Wurtegarten gemeint. Jedenfalls war aber auch das Vorwerk befestigt. Auf der
Flurkarte von Lucklum (1772) erkennt man, dziss es aus einem Gebäudeviereck
um einen Hof herum bestand, dass es im O durch den „grossen Teich", im S
rmd W durch mehrfache Gräben und Wälle gesichert war, die erst im J. 1840
abgetragen worden sind.
Der vorgeschichtlichen Zeit gehörte dagegen vermuthlich ein 1895 gleichfalls
z. Th. abgetragener Wall mit tiefem Graben an, der etwa 700 m unterhalb des
Vorwerks das ganze Wabethal gegen W absperrte imd im S bis an den Kux-
wall heranreichte. Auf der vorerwähnten Flurkarte ist die Befestigung als Land-
graben (von 90 Geviertruthen) bezeichnet. Schon Bethmann erkannte, dass dieser
Wall — und dasselbe ist bei zwei anderen Wällen der Fall, die von der Wabe-
*) Am gleichen Tage, aber 2 Jahre später, wenn hier nicht ein Fehler in der Jahresangabe vor-
liegt, spricht dieser den Verzicht aus (Asseburger ÜB I 315). Die Urkunde von 1261 widerlegt
die Vermuthung (Braunschw. Magazin 1898, 87, 19)) dass die Üebergabe selbst erst 1262 erfolgt sei.
120 Amt^ericlitsbeiitk Riddagshiusen.
niederung nach S zu gleichfalls gegen den Kuxwall anlaufen — in Beziehung
steht zu den beiden mächtigen Wallburgen, die auf der Höhe des Elms auf dem
Burg- und Kuxberg noch vortrefflich erhalten sind. Nach Lühmanns Ausführungen
handelt es sich offenbar um ein geschlossenes Befestigungssystem. Doch kann
dessen Beschreibung erst in Band III gebracht werden , da die Burgstellen und
der Wurtgarten zum Kr. Wolfenbüttel (Evessen und Ampleben) gehören.
Oestl. vom Wurtgarten der ,,Hc'denkirchhof", auf dem Umenscherben ge-
funden worden sind. Systematische Ausgrabungen haben bisher noch nicht statt-
gehabt.
r Riddagshauscn,
-.id» »US der Vogelscl.ai
Riddagshausen.
Quellen und Literatur I. H. Dürre, Regesten Bd.9. io(Hdschr. im Landes-
hauptarchiv zu Wolfenbüttel), ausgezogen aus 950 Originalurkunden und 4 Kopial-
büchem VII B 73 — 76 (frühestens XVII. Jahrh.). Ein Kopialbuch wohl aus
dem Anfang des XIV. Jahrh. im Staatsarchiv in Magdeburg konnte leider nicht
benutzt werden. — Meibom, Chronicon Riddagsbusense (Helmstedt 1605, 4",
auch in Heinr, Joh. Meiboms rerum Germanicarum III 335ff.) mit Franz August
Knittels Beitragen zu Meibom in den Braunscliw. Anzeigen 1748 St. 6. 7. 32.
98, 1750 St. 66, 76, 1754 St. 4g, 1755 St. 5. 45, 82 und der Fortsetzung
zu Meibom ebd. 1757 St, 2. 21. 48. 57. 77. loi. — Merian, Topographie
der Lande Braunschweig-Lüneburg i76f. mit Kupferstich. — Tobias Olfens
Geschichtsbücher der Stadt Braunschweig, herausggb. von v. Vechelde (Braun-
schweig 1832) 30fiF. 54. 181. — Rethmeier, Der Stadt Braunschweig Kirchen-
hifltorie III 153. 191 f., Braunschw.-Lüneb. Chronik 900. 902 ff. 1528. — Ballen-
siedt. Beitrage z. Geschichte unsres Landes, II. Stück, Geschichte des Klosters
R. (zuerst erschienen Braunschw. Magazin 1792/3, dann als Buch Schöningen
1809). — Winter, Die Cistercienser I 49. 330 f., II 207 ff. — Langerfeldt,
Die Erwerbungen zum Kl. R. (1887), Die Grabstätten u. Gedenktafeln in der
Kloslerkirche R. (1887), Die Verheerungen im Kl. R. (r887), Abt Windruwe u.
seine Zeit (1888} — vorstehende Aufsätze als Manuskript gedruckt — , Ein
Klosterhaushalt vor 300 Jahren (Ztschr. d. Harzvereins 1886, 492 ff,), ferner Auf-
sätze Braunschw. Magazin 1862 Nr. 14, Braunschw. Anzeigen 1878 Nr. 235. —
Barth, Klosterkirche in R. Braunschw. Anzeigen 1882 Nr. 66 — 70. — Beste,
Das Kloster R. (Wolfenbüttel 1898).
IL Kallenbach, Atlas z. Gesch. d. deutsch mittelalt. Baukunst (1844) Tf. XXX
5. — Braunschw. Magazin 1848 St. 33. — Lübke, Deutsch. KunstbL II
122 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
(1851) 83 f. — Ahlburg, Die Klosterkirche in R. (aus Ztschr. f. Bauwesen, Berlin
i^S?)' — Schiller, Die mittelalterliche Architektur Braunschweigs (Braunschw.
1S52) 132 flf. mit Tafel. — Lotze, Kunsttopographie Deutschlands I 519 f. —
Dohme, Die Cistercienserkirchen Deutschlands während des Mittelalters (Leipzig
1869) loi flf. — Otte, Geschichte der romanischen Baukunst 291 (Fig. 131).
293. 568. — Schnaase, Geschichte der bildenden Künste V 328 ff. — Dohme,
Deutsche Baukunst 164 (Fig. 131). 171. — Dehio u. v. Bezold, Die kirch-
liche Baukunst d. Mittelalters I 534 und Taf. 195, 7. 199, 8. 9. — Pfeifer,
Das Kloster R. (Wolfenbüttel 1875, S», völlig umgearbeitet Wolfenbüttel 1896, 40).
Namensformen. Reddages- (1146. 1256. 1268), Ricdages- (i 147/9), Riddages-
(1160 und oft), Riddags- (1192), Retdages- (1278), Rid- oder Riddaghes- (1297.
1326/7), RiddacheS' (133 1) -husen^ später zu Riitershausen verderbt, Behausung
eines Ricdag.
Geschichtliches.
Die Klosterdomäne R. bildet zusammen mit Neuhof (s. S. 106) eine poli-
tische Gemeinde und ist gewissermassen Filial von Querum (s. S. iio). Doch
besteht die Absicht, R. zu einem selbständigen Pfarrdorf zu erheben.
Das Cistercienserkloster R. ist von Amelunxbom, der Tochter von Alten-
kampen, aus gegründet worden. Die erste Anlage erfolgte 1143 oder 11 44 und
schon im Juni 1145 konnte der Konvent seinen Einzug halten. Mit Recht hat
daher 1145 stets als Gründungsjahr im Kloster gegolten, wie auch eine früher
am Eingang befindliche Majuskelinschrift MCXLV^. fudat. abbia -|- R (abgebil-
det Braunschw. Anzeigen 1759, Sp. 1005) und die von Meibom aaO. S. 4 mit-
getheilten leoninischen Hexameter bezeugen:
Anni nongenti^ duo C, deca bis diw (jo X ^ X ^ = 40) pente ^= s)
Transierant ChristCy dum fundatus locus iste.
Als eigentlicher Gründer wird in einer Urkunde Heinrichs d. L. von 1146 ein
gewisser Ludolf bezeichnet, der nach anderen Nachrichten dann auch selbst ins
Kloster eintrat. Dass dieser der bekannten Ministerialenfamilie v. Wenden oder
Dalem angehörte, wie bereits Meibom S. 2 angiebt, geht mit Sicherheit aus
späteren Urkimden hervor; so sprechen die Brüder Balduin v. Dalem 1256 eine
Zuwendung aus ob antique devotionis et familiaritatis amicitiam, quam pater noster
Baldewinus et alii nostri parentes ad ecclesiam Ridd. habuerunt^ cuius dicti sunt
etiam fundatores. Aber wenn Meibom weiterhin sagt, dass das Kloster unter dem
Namen Marienzelle ursprünglich auf dem Kaulenfelde (im Winkel, den die Helm-
stedter Heerstrasse mit dem senkrecht abzweigenden Weg nach Rautheim bildet;
s. bei Kaunum, S. 60) gelegen habe und erst später an den jetzigen Ort ver-
pflanzt worden sei, der ihm auch die neue Benennung gegeben, so ist dies eine
leichtfertige Erfindung, die dadurch nicht besser wird, dass ihr die ebensowenig
begründete Angabe hinzuj;efügt wird, Ludolfs — sonst gänzlich unbekannter —
Bruder Riddag hätte seine Besitzungen in „Husen** der jungen Stiftung geschenkt.
Riddagshausen (Geschichtliches). I^ß
die nun dorthin verlegt worden sei und den neuen Namen Riddeigshausen er-
halten habe. Bereits im J. 1802 hat v. Schmidt-Phiseldeck aaO. den Beweis ge-
führt, dass alle diese Angaben in das Reich der Phantasie zu versetzen seien,
und man hätte nicht noch bis in die neueste Zeit hinein auf Bothos Chronicon
picturatum (Leibnitz, scriptores rerum Brunsvic. III 344) und Meibom zurück-
greifen sollen. Denn schon die Urkunden Heinrichs d. L. und des Halberstädter
Bischofs Rudolf von 1146 sprechen von den Brüdern in Riddagshausen, und
doch wird in der bischöflichen Urkunde Abt Robert als eiusdem cellae in R,
abbas und in dem päpstlichen Privileg vom 17. IX. 1147 als abbas de Cella s.
Mariae bezeichnet, auch werden in letzterem ausdrücklich der locus ipse, in quo
eaaem abbatia constructa est, und die grangia, que Counis (von dieser Wüstung
hat das Kaulenfeld den Namen) dicitur, unterschieden.
Die erste Ausstattung des Klosters durch Ludolf bestand in sechs Hufen in
R. selbst, die jener aber erst vom Aegidienkloster und von seinem Neffen er-
werben musste. In derselben Urkunde von 1146 jedoch, der wir dies entnehmen,
fügt Heinrich d. L. dieser Schenkung villam, que dicitur R, cum omnibus appen-
diciis und quendam desertae habitationis locum, quae dicitur Choenhem, predicte
ville contemiinum hinzu, diesen aber gleichfalls erst, nachdem er ihn vom Bla-
siusstift erworben hatte. Diese Güter sind es, die dem EUoster durch Papst
Eugen III (s. oben) bestätigt wurden. Die Erwerbung der Zehnten der Dörfer
R., Querum und Kaunum folgte dann sehr bald nach.
Aus diesen kleinen Anfängen erwuchs nun allmählich der stattliche Landbesitz
des Klosters, der im Folgenden meist nur soweit ausführlicher behandelt werden
soll, als es sich nicht um Ortschaften handelt, die in Band I (Kr. Helmstedt)
bereits besprochen sind oder in Band II besprochen werden. Man kann im all-
gemeinen bei jenem Landbesitz drei Gruppen unterscheiden, erstens die Gegend,
die in einem imgefähren Halbkreis mit Braunschweig im Mittelpunkt rechts von
der Oker liegt, dann die Schöninger Gegend und drittens die Landschaft zwischen
der Oker und Hildesheim.
1. Selbstverständlich versuchte das Kloster zunächst in der unmittelbaren
Umgegend Erwerbungen zu machen. So scheinen gleich im J. 1161, das eine
Schenkung Heinrichs d. L. von 33 Hufen zu verzeichnen hat, in Querum, Glies-
marode und Hünessen (s. S. iio. 36. 53) die — urkundlich freilich erst später
nachweisbaren — Klosterhöfe entstanden zu sein, denen ein solcher in Kaunum
noch vorausgegangen sein muss. Aber auch in Harderode (s. S. 37, auch 124),
Ottenrode und Wendorf (s. S. iio und bei Wendorf) erwarb man in jenem Jahre
Grundbesitz, der z. Th. wenigstens von den benachbarten, oben erwähnten
Klosterhöfen bewirthschaftet werden konnte. Dann folgte auf die Erwerbung von
2 Hufen in Mascherode (s. S. 95) 1192 eine solche von 16 dortigen Hufen
(nebst der Kirche), die einem 1248 zuerst erwähnten Hofmeister unterstanden.
Im XIII. Jahrh. gelang die Erwerbung der Dörfer KL- Schöppenstedt (seit 1231;
s. dort) und Dibbesdorf (1260; s. S. 27), in denen gleichfalls Klosterhöfe ent-
124 Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
Standen, während Scathorst (12 15; s. dort), wie es scheint, von Querum aus be-
wirthschaftet worden ist. Die Wüstungen Harderode und — zur Hälfte — Mar-
quarderode (s. S. 98) kamen seit 1307, bzw. im J. 1320, Hondelage zur Hälfte
1384, ganz nebst der Wüstung Hägerdorf (s. S. 37. 40) 15 10 ans Kloster, das
Dorf Bienrode (s. S. 10) aus dem Besitz der v. Wenden 131 1, das damals
wüste Dorf Bechtsbüttel , in dem noch im XVII. Jahrh. 3 Ackerleute Hofzins
ans Kloster zahlten, nebst der Kranenburg bei Wenden (s. dort), bis dahin her-
zogliche Lehen desselben Geschlechts, 14 18. Die Hälfte der Dörfer Sülfeld (nebst
dem abwechselnden Kirchenpatronat) und Hillekerode war bis 1367 Besitz des
Klosters, das Dorf Jelpke erscheint nebst Kirchlehen und Zubehör 1449 als sol-
ches, vermuthlich aber schon damals, wie es sicher 1 605 der Fall war, auf Grund
einer Verpfändung seitens der v. Veitheim.
In Ahlum (Kr. Wolfenbüttel) erwarb man 1239 7 Hufen und 1392 ebenso-
viel nebst I Meier- und 3 Kothhöfen von Herzog Friedrich, um von den Ein-
künften gutes Bier (die sog. Schüddekappe) für den Konvent in beiden Rem-
tern zn Advent und Fasten zu brauen; ein dortiger Klosterhof wird 1493 ge-
nannt und damals von Diensten für den Herzog auf ewige Zeiten entbunden.
Nach 1605 wird der „Meierhof" mit 7 Hufen als Besitz des Klosters erwähnt,
dieser war zwar 1657 wüst, ist dann aber bis in die Jetztzeit wieder Klosterhof
gewesen. Der Zehnte war 1253 und — über Neurodungen — 1280 in Besitz
des Klosters gekommen; er brachte unter Abt Lorbeer 137, unter Peter Win-
druwe 185 Scheffel, sank aber im dreissigjährigen Kriege ganz beträchtlich.
Einzeln mögen dann noch in diesem Gebiete als Besitzungen oder Erwer-
bungen des Klosters genannt werden: in Rautheim 1357 ein Klosterhof, in Ehmen
13 15 5 Höfe und 7 Worthe, in Vordorf 1428 i Hof mit 3 Hufen, in Hordorf
im XIV. Jahrh. 3 Höfe, die 1696 etwa 15 Thlr. zinsen, in Kremlingen 1621
2 Meierhöfe von 4, bzw. 3^/^ Hufen, die im XIV. Jahrh. erworben waren, in
Hachum 1233 4, bis 1295 dann noch 2 Hufen, in Gilzum im XIV. Jahrh.
3 Hufen, in Hedeper 122 1 3, dann bis 1253 8^8 Hufen, aus denen die 1696
erwähnten 2 Meierhöfe von je 6 Hufen bestanden, in Winnigstedt Grundbesitz, der
im XII. und XIII. Jahrh. meist wieder veräussert wurde, aber 1565 noch in 4
Hufen bestand, dazu 135 1 das Kirchlehen, in Wittmar 1381 5 Hufen.
IL Die Besitzungen des Klosters in der Gegend um Schöningen lagen
hauptsächlich in Offleben, Wobeck und Alversdorf, die hier gleichfalls eingehender
behandelt werden mögen, da für die betr. Angaben in Bd. I 358. 371. 333 f.
die Riddagshäuser Urkunden noch nicht benutzt werden konnten. In Offleben
lässt sich die Erwerbung von 45 Hufen, die zu einem Klosterhof vereinigt wur-
den, 1180 — 1252, des Zehnten 1244, der Kirche 1249, der Untergerichte 1387,
in Wobeck die Erwerbung von 72 Hufen 1258 — 1324 (der Klosterhof wird
seit 1303 genannt), der Kirche 1289, der Untergerichte 13 lO nachweisen. In
Alversdorf hatte das Kloster bereits 1190 7 Hufen und 1297 — 1317 wei-
tere 6V2 erworben; dazu kamen dann 1367 durch Tausch mit den Herzögen
Riddagshausen (Geschichtliches). 125
Wilhelm und Ludwig von Lüneburg 17 Hufen, früher Eigenthum des Klosters
Marienthal, das diese aber 1330 wieder verkauft hatte. Mit jenen 17 Hufen erwarb
Riddagshausen aber zugleich auch den Hof daselbst, den Herzog Magnus L zur
Burg umgewandelt hatte. In Schöningen selbst gewann das Kloster 1383 einen
Hof mit 4 Hufen, 1426 einen Sattelhof (nebst Kemnate, den späteren Schul-
hof; s. Bd. I 324) mit ebensoviel Hufen, bis 1441 dann noch weitere 5V2
Hufen. Und vom Klosterhof in Offleben werden wohl die Besitzungen in den
benachbarten Orten Hohnsleben (1244 5 Hufen nebst Holzrecht im Astbruch,
noch 1696 beim Kloster; 1292 Kirch enpatronat), Reinsdorf (1251 — 1317 11
Hufen) und der Wüstung Volkersdorf (1248 — 1286 16 ^/j Hufen nebst dem
Zehnten) mit bewirthschaftet worden sein, wie es bei i V2 Hufen in Esbeck und
6 Hufen Wald bei Kissleben (Möncheholz) noch im XVII. Jahr, thatsächlich der
Fall war.
Unter einer besonderen Verwaltung müssen dagegen die Klosterbesitzungen in
Gr.- und Kl.-Hötensleben gestanden haben; 1283 — 1292 waren es dort etwa 25
Hufen, bis 13 15 ausserdem noch 4*/2 Hufen und 1457 12 Hufen nebst freiem
Sattelhof und 2 freien Kothhöfen (für 500 rh. fl.), 1282 der Zehnte (halber-
städtisches Lehen der v. Esbeck für 470 Mk.; 1544 an Achaz v. Veitheim ver-
kauft), in unbekannter Zeit die Kirche. Ausserdem besass oder erwarb das
Kloster in der Schöninger Gegend in Dahlum 8 Hufen, früher herzogliches Lehen
der V. Wenden, seit 1203, in Dobbeln einen Meierhof mit 3 Hufen seit 1344,
bzw. 1363, in Watzum mehrere, zu einem Klosterhof vereinigte Hufen, der jedoch
1708 als wüst an die v. Weferiingen verkauft wurde, in Gevensleben wechseln-
den Besitz, dann seit 1271 4 Hufen, in Beierstedt 1230 — 1266 6 Hufen, die aber
im XVII. Jahrh. nicht mehr dem Kloster gehörten.
III. Im Gebiet westlich der Oker erwarb man den ersten Grundbesitz
(1160) in Harvesse (s. dort), das allmählich ganz mit Kirchlehen und Zehnten
Eigenthum des Klosters wurde, ihm folgte seit 1280 das benachbarte Meerdorf.
In Broitzem stiftete die Familie v. Bortfeld 127 1 3 Hufen als Memorie, die
noch im XVII. Jahrh. beim Kloster waren. Im Amte Salder ferner erwarb
das Kloster in Linde 1236 — 1242 6^/2 Hufen, in Gr.- Leben stedt 1234 — 1253
16 Hufen, in Kl.-Lebenstedt 1281 — 1291 den Zehnten, 1278 — 1311 25
Hufen, im Amte Steinbrück in Fartnsen 1258 — 1285 etwa 20 Hufen, im
Amte Peine in Kl.-Solschen um 1175 — 1251 22 Hufen (die dortige Kapelle
wurde 1341 seitens des Klosters mit 2 Hufen ausgestattet), in Bründeln 1257/8
17 Hufen von den Grafen von Wernigerode (proprietatem totius villae nostrae),
1261 — 1263 eine grangia der Kirche in Lühnde und die Güter der Gallus-
kirche, 1260 den Zehnten vom Bisthum Hildesheim (die curia des Klosters 1298
erwähnt; 1335 ertheilt der Hildesheimer Bischof dem Kloster die Erlaubniss
ibidem aedificia destruere et ad loca alia trabes et ligna deducere) im benachbarten
Klauen 1261 — 1281 17 V2 Hufen. Das Kloster hatte die in Bründeln und
Klauen gelegenen Güter 1505 für 2400, 1541 für weitere 400 fl. verpfändet.
126 Amtsgericfatsbezirk Riddagshausen.
Nach Angabe im Copiale I 300 gehörten Ende des XVII. Jahrh. zum Kloster-
gute in Bründeln 4 Ackerhöfe mit 24 Hufen, 3 Kothhöfe, der grosse Küchen-
oder Klosterhof, der Feld- und Fleischzehnte, das Gericht über das Dorf, in
Klauen 2 Meierhöfe zu je 5 Hufen und 2 Kothhöfe, in Kl.-Solchen 3 Meier-
höfe mit 18 Hufen, 3 Kothhöfe, der graue Hof oder Küchenhof und ein
Holz. In Hohen -Hameln schliesslich erwarb man 12 71 4 Hufen nebst dem
Zehnten, besass aber 16 12 nur noch einen Meierhof mit 2 Hufen (= 55
Morgen).
IV. Eine wichtige, aber weitab von den übrigen gelegene Erwerbung war die
des Dorfes ünseburg a/Bode. 1302 verkaufte Erzbischof Burchard von Magde-
burg das ganze Dorf mit der Mühle, zu der 51/j Hufen gehörten, und allem
sonstigen Zubehör, vor allem mit Gerichten und Zehnten, dem Burgwall —
ausser der hier befindlichen Kapelle — und 20 Hufen dem Kloster ftlr 1000 Mk.
Stendaler Silbers zunächst auf Wiederkauf, dem der Erzbischof aber 1305 ent-
sagte. Doch musste das Kloster noch erhebliche Summen aufwenden, um die
seitens des Erzstiftes mit Gütern in Ünseburg Belehnten abzufinden, so 1303
300 Stendaler Mk. zur Einlösung des Zehnten. 1307 erwarb das Kloster vom
Sebastiansstift in Magdeburg auch das Kirchenpatronat, das ihm heute noch zu-
steht, doch sollte die Kirche nicht eher von der Gewalt des Archidiakons und
Erzbischofs befreit werden, als bis das Klloster die Bauern zum Fortzug bewogen
und das Dorf zum Klostergut gemacht hätte. Dies scheint jedoch nicht ganz
erfolgt zu sein, da 1337 die länger nicht bebauten Aecker wieder an Bauern
gegeben werden sollten, und Erzbischof Otto erlaubte nun, dass der Abt die
Seelsorge durch einen oder mehrere Mönche bzw. Weltgeistliche ausüben Hess, ohne
doch der Synodalpflicht und der Archidiakonatspflicht zu unterliegen. Der im
schmalkaldischen Kriege erfolgte Verkauf des Dorfes an den sächsischen Land-
vogt Bernhard v. Mila (1542) scheint bald wieder rückgängig gemacht zu sein.
Winkeldorf bei Ünseburg erwarb man 1384 (als wüst 1502 bezeichnet) und
Rothenförde (gleichfalls wüst bei Ünseburg) wird 1502 als Eigenthum des Klosters
bezeichnet, in demselben Jahre auch i Klosterhof in Borne bei Magdeburg, der
aus 5 im J. 1303 erworbenen Hufen bestanden haben wird.
Als ländliche Pfarren, über die dem Kloster das Patronatsrecht zustand,
zählt Abt Windruwe (1586 — 16 15) in seinem neuen Erbregister auf: Riddags-
hausen (mit Neuhof, Gliesmarode, Querum), Meerdorf (mit Harvesse; der Pfarrer
damals in Wendeburg), Bienrode (mit Bechtsbüttel; jetzt zu Bevenrode gelegt),
Hondelage, Ünseburg, Offleben, Wobeck (jetzt Filial von Dobbeln), Mascherode
und Gr.Winnigstedt.
Die Untergerichte übte damals das Kloster in den meisten der genannten
Orte (ausser Ünseburg und Winnigstedt), dazu noch in den Dörfen Dibbesdorf
und Mönche-Schöppenstedt, die keine Pfarrkirche besassen, aus.
Riddagshausen (Geschichtliches). 12 J
Aber auch in den Städten der näheren, wie ferneren Umgegend fassten die
Riddagshäuser Mönche festen Fuss. Zuerst in Braunschweig. 1268 bezeugt der
Rath der Stadt (ÜB d. Stadt II Nr. 230/1), dass das Kloster von Johann
Stapel für 30 Mk. reinen Silbers einen Hof im Hagen neben dem Redingethor
(am Südende des Bohlwegs) gekauft habe, und befreit jenes gegen eine jährliche
Abgabe von 5 ß vom Wachtdienst, von Kollekten und ähnlichen Verpflichtungen,
die auf dem Hofe lagen, mit Ausnahme der einen, dass das Kloster in Zeiten
der Noth der Stadt bei Ausbesserung der Befestigimgen beizustehen habe. Durch
den weiteren Ankauf zweier benachbarter Höfe in den Jahren 1286 (von Ber-
tram v. Warle ÜB aaO. Nr 340) und 1337 (vom Kloster Marienthal) entstand
dann der umfangreiche Graue Hof, der eine Kapelle der Hll. Thomas und
Stephan, femer nach einer Urkunde von 1428 eine Wohnung für den Abt be-
sass und im XVI. Jahrh. ein neues Wohnhaus erhalten haben muss, aber da-
mals bereits an Bürger der Stadt auf Lebenszeit ausgethan, 1622 für 90 Jahre
an Herzogin Elisabeth und Herzog Friedrich Ulrich überlassen und 1681, nach
Ankauf eines neuen, mit gleichen Freiheiten bewidmeten Hauses am Steinweg,
für 1200 Thlr. an Rudolf August verkauft wurde, um schliesslich bis auf den
heutigen Tag den Grund und Boden für das Herzogl. Residenzschloss zu bilden.
Daneben aber werden in einer Urkunde von 138 1 zwei schon lange im Besitz
des Klosters befindliche Häuser erwähnt, die am Ritterbrunnen lagen und 1676
von Grund auf neu aufgeführt, auch mit Stallung und Boden zu des Klosters
Nothdurft versehen waren. Vgl. Dürre, Geschichte d. Stadt Braunschweig im
Mittelalter 550 f. 720.
1289 sodann erwarb das Kloster ein Haus in Hildesheim und 1297 wird
vom Kauf zweier Häuser dort für 65 Mk. — in beiden Fällen aber ohne Be-
freiung von der Kollekte (ÜB Stadt Hildesheim I 428. 512) — gesprochen, und
1305 erscheint ein Bruder Heinrich aus Riddagshausen als Provisor eines Hofes
in Magdeburg, der 15 16 auf Lebenszeit an Gurt v. Veitheim und später an
dessen Sohn Achaz gegeben wurde. Wie man sieht, entsprechen die Besitzungen
in den genannten drei Städten im allgemeinen den ländlichen Besitzimgen des
Klosters, insofern diese unweit Braunschweig und Hildesheim lagen oder, wie es
bei den Gütern um Schöningen und in Unseburg der Fall war, unmittelbar an
die von Magdeburg aus beeinflussten Gebiete angrenzten. Denn dass die Kloster-
höfe in den grossen Städten hauptsächlich den Zweck hatten, die Feldfrüchte
für einen späteren günstigen Verkauf aufzuspeichern, ersieht man aus den Bestim-
mungen über die Gründung eines Grauen Hofes seitens des Klosters Marienthal
in Helmstedt (s. Bd. I 83. 130; Winter, Cisterc. II 239).
Bekannt sind die Verdienste der Cistercienser um Hebung der Fischzucht,
und noch heute legen die Riddagshäuser Teiche dafür beredtes Zeugniss ab.
Zugleich aber war es auch das Bestreben der Mönche, im weiteren Umkreis alle
fischreichen Gewässer in ihren Besitz zu bekommen. Die erste nachweisbare Er-
128 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Werbung dieser Art geht ins Jahr 1255 zurück. Damals ist von einem feudum
in Bätjenrode a/Aller (westl. von Gifhom) die Rede, bald darauf von je einem
Hofe dort und im benachbarten Gielde^ deren comecia 1280 ans Kloster kam,
und über die den Herzögen Rechte zustanden, die diese 1265 abtraten. Viel-
leicht handelt es sich aber um dieselben Güter, auf die die Edlen von Meinersen
1260, bzw. 1265 verzichteten, und die bis dahin seitens dieser an die Herren v.
Dalem verafterlehnt waren. Die Hauptsache aber war bei diesen Erwerbungen die
Fischweide in der Aller. 1307 verzichtet Friedrich Horge, Gograf in Leiferde
(Kr. Gif hörn) auf sein Recht in aqtia et piscatura Betekenrode^ 13 18 und 1454
ist von einem Vertrage die Rede, der die Fischerei in der Aller bei Betekeu-
rode, Bockein und Haringsförde zwischen den Klöstern Riddagshausen und Bet-
tingerode regelt, und noch im XVH. Jahrh. zahlt der Meier im ersteren Ort für
die Fischerei jährlich 10 fl. ans Kloster. — Die Fischweide in der Oker zwischen
Leiferde und Eisenbüttel erwarb man 1293, die zwischen Eisenbüttel und Oelper
1383, die bei Veitheim (d. h. Veitenhof), die einerseits bis Oelper, andererseits
bis Watenbüttel reichte, 1341, bzw. 1355 — diese, die sog. cake^ 1485 nach
einem Streite nochmals seitens der v. Bortfeld an das Kloster verkauft und 1572
nebst den Wiesen beim Querumer Steg für 24 Mgr. auf 24 Jahre an den fürstl.
Sekretär Abel Ruck verschrieben — , die Fischweide in der Schunter bei Hon-
rode (wüst bei Walle) wird 1335 ^"^^ 1640 — damals für 7^/2 Mfl. Zins an
Joachim v. d. Streithorst gegeben — , die bei Marquarderode (wüst bei Rühme)
1320, die bei Querum 132 1, die bei Lehre, Zubehör zur dortigen Holzmühle
und 3 gurgusiia oder were enthaltend, 1335 genannt. Ausserdem gehörten zu
diesem Gebiet ein Laich teich von 30 Morgen bei Bechtsbüttel (Kr. Gifhom, im
XVn. Jahrh. erwähnt), der sog. Lehreteich (1335 für 100 Mk. erworben) und
ein Teich, der mit Erlaubniss Heinrichs d. J. 1528 bei Wendhausen gemeinsam
vom Kloster und von Gurt v. Veitheim angelegt wurde.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung namentlich für die umfassenden
Neubauten des Klosters im XHL Jahrh. war auch der Besitz des Nussberges
mit seinen Steinbrüchen, der zum — wüsten — Ottenrode (s. S. 1 10) gehörte und
wohl gelegentlich der Erwerbung von 12^/2 dortigen Hufen (d. h. vermuthlich
des ganzen Dorfes) in den Besitz des Klosters gelangt war; wenigstens spricht
eine herzogl. Urkunde des J. 1296 vom mons Notberch attinens ad villam Od-
denrode. Da aber auch die Stadt Braunschweig seit etwa 1200 umfassende Kir-
chenbauten vornahm, die in allem wesentlichen gleichfalls aus dem Rogenstein
des Nussberges aufgeführt wurden, so scheint sie sich damals — wir wissen
freilich nicht, in welcher Form — in den Besitz eines Theiles des Nussberges
gesetzt zu haben. 1278 werden nämlich die langen Streitigkeiten zwischen Stadt
und Kloster bezüglich des Berges in der Weise geschlichtet, dass keine Parthei
die fossae zu besonderen Zwecken füllen und ebnen, den Berg — einschliess-
lich des bisher von Alters her dem Kloster gehörenden Steinbruchs — vielmehr
einzig zum Brechen der Steine der Stadt ewig zur Verfügung stehen solle. Eine
kiddagsKausen (Geschichtliches). HC)
Ausnutzung des von Aeckern oder Hopfengärten besetzten Geländes sollte bei-
derseits nicht ausgeschlossen sein, aber für jeden so durchwühlten Morgen sei
dem Kloster eine Entschädigung zu zahlen, auch stände ihm das Zuwerfen sol-
cher Steinbrüche nach erfolgter Ausnutzung frei. Thatsächlich hörten die Streitig-
keiten damit jedoch noch nicht auf. Vielmehr spricht Herzog Albrecht 1296 dem
Kloster ausdrücklich das Recht zu, sowohl in dem schon lange ihm seitens der
Herzöge überwiesenen Nussberge, als an jedem sonst ihm gehörenden Ort Steine
zu brechen, untersagt aber jedem anderen, sofern er nicht vom Kloster selbst
die Erlaubniss hat, ein gleiches zu thun. In weiteren Verträgen zwischen Kloster
und Stadt in den Jahren 15 10 und 1565 wird dann näher bestimmt, dass jenem
die südliche, diesem die nördliche Hälfte des Berges gehören, und die Grenze
durch zwei Malsleine oder Malbäume angegeben werden solle. Vgl. Dürre, Ge-
schichte d. Stadt Braunschweig im Mittelalter 320. 365.
Aber auch umfangreiche Wälder gehörten zu dem Besitz des Klosters. Ich
erwähne nur das Hertogenlo bei Salzdahlum (1204), den Wald Colehult (oder
Colunge) bei Mascherode (12 19), den Antheil am Astbruch im Lappwalde (128 1/2),
den Etse bei Kissleben (1302), die Hölzer Girsberg, Getela, Sickbrok bei Har-
derode (1307), das Westholt bei Salzdahlum (1329), das Alekenia bei Alversdorf
(1367), schliesslich bei R. selbst die Buchhorst (zuerst 1542 erwähnt) und den
Mastbruch (früher Aslbruch genannt und bedeutend grösser, als jetzt).
In umfangreicher Weise ist das Kloster auch an den verschiedenen Sülzen
betheiligt gewesen, auf die man sehr grossen Werth legte. Mehrere Salzpfannen
besass man seit dem Ende des XIII. Jahrh. in Lüneburg — eine war 1288 für
625 Lübecker Mark, eine andere 1326 für 486 Mk. erworben worden — , in
Salzdahlum kaufte man 1269 — 1323 2^3 Pfannen, in Schöningen 1256 i/j opuSy
seit 13 17 noch mehrere Pfannen, in Salze bei Magdeburg gewann man 1301
durch eine Kapitalszahlung von 140 Stendaler Mark Antheil an der dortigen
Saline.
Zu gleicher Zeit mit dem Grundbesitz pflegte man den Zehnten über diesen
oder über die ganze Flur des betreffenden Dorfes, sowie über das Dorf selbst
zu erwerben, der eine ansehnliche Gesamtsumme gebildet haben muss.
Auf den hohen Aufschwung, den somit das Kloster in wirthschaftlicher Hinsicht
bis in den Beginn des XIV. Jahrhunderts nahm, folgte aber sehr bald ein starker
Rückschlag. Das Kloster hatte, wie wir gesehen haben, namentlich seit dem XIII.
Jahrh. alles Geld in Landerwerbungen angelegt, hatte aber dabei das Bestreben
gehabt, möglichst zusammenhängende Gütermassen zu schaffen und schliesslich
ganze Dörfer aufzukaufen, die nunmehr in Klostergüter umgewandelt und durch
Laienbrüder und Hörige bewirthschaftet wurden. Sei es nun aber, dass die
massenhaften Ankäufe und der Wirthschaftsbetrieb im Grossen schliesslich doch
die Kräfte des Klosters erschöpft hatten, oder dass die vorher reichlich dem
Orden zuströmenden und als Mönche oder Laienbrüder Aufnahme suchenden
Bau- u. Kunstdcnkm. d. Hengt. Braunscbwelg. II. 9
IXQ Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
frommen Männer nicht mehr genügend zu finden waren, auf der anderen Seite
aber die Hörigen zahlreich in die Städte zogen, soviel steht jedenfalls fest, dass
das Kloster wieder daran denken musste, sein Land an Bauern unter Meierrecht
auszuthun. Es erhellt dies besonders aus einer herzogl. Urkunde von 1335, in
der die Rede ist von der Bedrängniss und Armuth des Klosters, wie von dem
kläglichen Zustand der Aussenhöfe, und in der desshalb dem Abt die Erlaubniss
ertheilt wird, die Höfe in Wobeck, Mascherode und an anderen Orten des Her-
zogthums an Bauern, denen keine Lasten auferlegt werden sollten, zu verpachten
und wieder in Dörfer zu verwandeln, auch die bestehenden Gebäude abzubrechen
und deren Holz zu verkaufen oder sonst wegzuschaffen. Die letztere Erlaubniss
wird aber in demselben Jahre, fast mit denselben Worten seitens des Bischofs
von Hildesheim für den Klosterhof in Bründeln (s. S. 125) ertheilt, und 133 1
gestattet Bischof Albrecht von Halberstadt (ÜB d. Hochstifts IH Nr. 2227) dem
Kloster, in Kl.-Schöppenstedt, wo dieses bisher die Aecker selbständig bewirth-
schaftet, nunmehr jedoch an Bauern gegeben hätte, die Seelsorge, so lange dieser
Zustand dauere, durch einen Priester aus der Nachbarschaft ausüben zu lassen.
Also handelt es sich unzweifelhaft auch hier um die Absicht, den Grossgrund-
besitz zu zertrümmern und an freie Bauern auszuthun. Ferner wurde oben be-
reits darauf aufmerksam gemacht, dass für Uriseburg 1307 die Absicht bestand,
das Dorf zu „legen*^ dass aber 1337 die Aecker wieder an Bauern ausgegeben
werden sollten. Vorübergehend hatte die Noth, die zu diesen Massnahmen führte,
schon früher bestanden. Wenigstens trug man sich, wie S. 1 10 f. bereits bemerkt
ist, 1283 mit dem Gedanken, die selbst bewirthschafteten Güter in Quenun an
Bauern zu verpachten; hier scheinen aber die Schwierigkeiten zunächst wieder
beseitigt worden zu sein. Später jedoch erscheinen sämtliche, vom Kloster „ge-
legte" Dörfer wieder mit Bauern besetzt und die Klosterhöfe meist in Theil-
stücken an diese ausgethan. Nur in Ahlum, Wobeck, Off leben und Unseburg
bestehen auch jetzt noch die alten Höfe als Klosterdomänen.
Ausser der üblichen Güterbestätigung durch die Päpste (1147 durch Eugen III.,
1250 durch Innocenz IV.) und der Ertheilung kaiserlicher Schutzbriefe (durch
Otto IV. 1198, Rudolf 1279, Karl IV. 1377) hat das Kloster sich auch be-
sondere Vorrechte zu verschaffen gewusst, so das der freien Güterverfügung
für die, welche Mönche werden wollten (1260 durch Papst Alexander IV., 1333
durch Johann XXII.), und besonders das von Sixtus IV. 1482 ertheilte, das dem
Abt gestattete, sich der Mitra, des Ringes und anderer bischöflicher Abzeichen
zu bedienen, allen zum Kloster gehörigen, wenn ihm auch nicht mit vollem
Recht unterworfenen Kirchen die benedictio solemnis nach der Messe, Vesper und
Matutin zu ertheilen, den Mönchen und Laienbrüdem die niederen Grade zu
übertragen, Gewänder, Bücher und andere kirchliche Schmuckgegenstände zu
weihen, auch schliesslich mit rothem Wachs zu siegeln. 1483 wurde Abt Ebert
zum ersten Mal in Gegenwart der Aebte von Marienthal, Marienrode und Ame-
lunxborn durch den Hildesheiraer Suffraganbischof mit den bischöflichen Abzeichen
Riddagsbausen (Geschichtliches). 1 3 1
geschmückt. Gelegentlich seiner Inspektionsreise ertheilte dann Nicolaus von dies
dem Kloster 1451 besondere Indulgencien. Andererseits befreite Herzog Magnus
die Höfe und Güter des Klosters von der Verpflegung der Jäger und Jagdhunde —
und dieses Vorrecht wurde auch 1500 wiederholt — , 1501 aber Herzog Hein-
•
rieh d. Ae. dasselbe gegen leihweise Bezahlung von 2027 fl. von aller plege^
plichtj umpHcht, bede^ afflager^ Dienstfolge, Forderungen und sonstigen Gerechtig-
keiten, mit Ausnahme je einer jährlichen Fuhre nach Jena für Wein, nach Lüne-
burg für Fastenspeise und nach Einbeck für Bier, und 1522 verpfändete ihm
Heinrich d. J. den Landschatz in den dem Kloster gehörigen Dörfern Masche-
rode, Kl.-Schöppenstedt, Hondelage, Querum, Gliesmarode, Meerdorf, Wobeck,
OfTleben und Alversdorf.
Zur Gründung des Cistercienserklosters Isenhagen durch Agnes, die Wittwe
des Pfalzgrafen Heinrich, gab das Kloster 12 Konventualen und als deren Abt
den Bruder Dietmar. Die Gründung begann 1243 ^^^ war 1245 vollendet; als
jedoch die junge, wegen unfruchtbaren Bodens nicht gedeihende Wüstung durch
Feuer zerstört wurde, verlegte man 1259 das Kloster nach Backenrode bei Hil-
desheim (auch Betzingerode und zuletzt Marienrode genannt), während in Isen-
hagen Cisterciensemonnen einzogen; Auch das Kloster Wals hausen ist von Rid-
dagsbausen aus 1310 gegründet und 1320 mit dem vollen Konvent ausgestattet
worden.
Ein beredtes Zeichen für das Ansehen der Brüder war die grosse Zahl der
Memorienstiftungen und Grabstätten benachbarter Adelsgeschlechter im
Kloster, sowie das Streben einzelner Personen und ganzer Genossenschaften nach
Erwerbung der Bruderschaft desselben. In erster Linie war hier die Familie der
V. Dalem oder Wenden betheiligt, die sich als Gründerfamilie des Klosters
betrachten durfte (s. S. 122). 1278 erneuerte ein Balduin v. Dalem die lange vor-
her erfolgte Stiftung seines gleichnamigen Vaters (2 Hufen); andere Stiftungen
eines Balduin erfolgten 1301 und 1344. Heinrich v.^ Wenden stiftete aber nicht
nur 1304 eine Memorie, sondern auch 1305 eine Kapelle beim neuen Siechenhaus
(s. unten). Weitere Memorien kennen wir von Ludolf v. Wenden 13 15, Heinrich
imd Ludolf v. W., genannt de Krane ^ Luthards Söhnen, 1423 — fui ersteren
wurde 1442 eine ewige Lampe im Kreuzgang gestiftet; beide zusammen erwarben
1427 die Theilnahme an allen guten Werken — , Hans v. Dalem 1427. Eine be-
sonders reiche Stiftung machte femer Gebhardv. Bortfeld 1271; er hatte eine
Kapelle Johannes d. T. (s. S. 125. 152) aus eigenen Mitteln erbaut und stattete
sie nun mit 3 Hufen in Broitzem nebst Hof, Obstgarten und sonstigem Zubehör
aus; von den Erträgen dieses Gutes sollten zu seinem, seiner zwei Frauen und
seiner Eltern Seelenheil am Feste Allerheiligen ein Servitium von Wein, Fisch
und Weissbrod gegeben, an 8 Tagen des Jahres 32 Schock Brod den Armen
gereicht und eine ewige Lampe gespeist werden. Aus der Familie v. Garssen-
9*
mtsgerichtsbezirk Riddagshausetl.
büttel war Ludger 1295, Johann 13 17 im Kloster bestattet worden; 1328
schenkt nun Rudolf nebst seiner Frau Jutta zur Erwerbung einer Memorie Güter
in Hordorf, aus deren Einkünften in Höhe von 6 Mk. nach dem Tode der
Stifter 3 Mk. zu einem Servitium am Frohnleichnamstage, bestehend in i Quart
Wein, Weissbrod und einem Gericht Fische mit Sauerkraut, i Mk. zu einem
zweiten Servitium am Aschermittwoch (Goslarer Bier und ein Gericht Fische mit
Sauerkraut) und 2 Mk. für das gemeinsame Mahl des Konvents an den Ad-
ventssonntagen und den Festen der 1 2 lectiones verwendet werden sollten. Da das
betr. Gut aber inzwischen verwüstet und verbrannt, die Memorie daher verfallen
war, wurde sie 1357 durch Wittekind v. Garssenbüttel, Rudolfs Vetter, erneuert.
Es erwarben ferner Memorien aus der Familie v. Veitheim: Bertram d. Ae.
1269 (i Salzpfanne in Salzdahlum), Heinrich, zugleich für seine Eltern 1350(1
Hufe), Otraven für sich, seinen Vater Hans und seine 3 Frauen Heilwig, Arm-
gard, Fredeken, sowie für alle Glieder der eigenen Familie, wie der Familien v.
Landsberg, v. Münchhausen und v. Bülow, aus denen vermuthlich die Frauen
stammten, 1482, Kurt, Gottschalks Sohn für 1000 rh. fl. 1520, während Ludolf,
Hans' Sohn, 1444 ein ewiges Wachslicht für den hl. Leichnam auf dem Chor
vor dem Hochaltar stiftete (erneuert 1468); aus der Familie v. Hon lege: Bert-
hold 1306, Johannes, der sich zugleich ein Grab im Kreuzgang und die Bruder-
schaft des Klosters eni'arb, 13 10, Ludolf 1335, Berthold d. Ac. für sich, seine
Frau und seine Söhne Jan, Ludolf, Gerhard, die sämtlich in Riddagshausen be-
graben sind, vor 1366; aus der Familie der Edelherren v. Meinersen: Luthard,
Konrad und Burchard für ihre im Kloster begrabenen Eltern — vermuthlich
Luthard d. Ae., der 1305 sein Grab im Kloster gefunden hatte — 1325, der
erstere für sich selbst 1351 (3 Hufen in Rautheim und das Kirchlehen in Winnig-
stedt); im einzelnen sodann: Bischof Konrad von Halberstadt 1207, der Reichs-
truchsess Gunzelin v. Wolfenbüttel (nebst Theilnahme an allen guten Werken)
1234, Ludolf V. Salzdahlum 1286, Johann v. Gadenstedt 1291 und 1305 (2
Hufen in Meerdorf und 8 ^ Einkünfte), Bertram v. Sampleben 1302, Kune-
gunde, Mutter dreier Burchard v. d. Asseburg um 1303, Johann v. Quenim,
gen. Siengerd, 1328, Brand v. Hone 1374, Ilse v. Honlingen (für 900 fl.) 1446,
Hennig v. Bodendyke 1509 (i Fass Einbecker Bier für den Sommer, wenn an-
dere Biere nicht trinkbar sind); und schliesslich von Braunschweiger Bürgern:
Alexander von den 7 Thürmen 1294, Hennig, Sohn Ludolf Ylies 1375, Ludolf v.
Melchouwe, Johann Scachtsnider und Bernd Alstorpes 14 14. Herzog Albrecht aber
schenkte 13 14 2 Hufen, damit an den hohen Festen Lampen brennen konnten,
ein Ritter Berthold erwarb die Theilnahme an allen guten Werken und die Bruder-
schaft um 12 15, die v. Escherte besassen sie 1259 schon längere Zeit. Von den
Klöstern waren nach Meiboms Angabe Mitglieder der Bruderschaft: S. Aegidien,
Marienthal, Ballenstedt, Schöningen, Hamersleben, Michaelstein, und die Nonnen-
klöster Wöltingerode, Steterburg, Drübeck, Dorstadt, Stötterlingenburg, Heiningen,
Egeln, Neindorf, Kreuzkloster bei Braunschweig.
Riddagsliausen (Geschichtliches). I^^
Grabstätten im Kloster hatten ausser den erwähnten und denen, deren Steine
usw. noch erhalten sind (s. unten), nach urkundlichen En^'ähnungen noch ein Meze-
linus, Gemahl einer domina Heleburga vor 1161 und Bertram v. Warle 1290.
Bei der ersten Einführung der Reformation im November 1542 wurde be-
stimmt, dass die Seelsorge der Dörfer Kl.-Schöppenstedt, Gliesmarode und Querum
nach wie vor von R. aus besorgt werden sollte. Ebenfalls blieb damals, sowie
bei der endgiltigen Reformation im November 1568 unter dem hervorragenden
Abt Lorbeer (sein und seiner Frau Bildniss im Herzogl. Museum zu Braunschweig,
abgeb. bei Beste 2 4 f.) der Klosterhaushalt unangetastet. Der Abt und der Konvent
— ausser dem mit den pfarramtlichen Geschäften betrauten Prior, der nunmehr in
Querum wohnte — blieben in R. Dann wurde hier aber auch eine Klosterschule
eingerichtet, die 12 Zöglinge aufnehmen und für die höheren Stufen in Ame-
lunxborn und Marienthal (s. Bd. I S. 130 f.) vorbereiten sollte. Mit kurzer Unter-
brechung im J. 1655 blieb diese Schule bis 1690 (s. unten) bestehen. Jedoch
bereitete sich die Auflösung des Konvents in R. selbst dadurch vor, dass 1625
die Würde des Abtes zu einem geistlichen Nebenamt herabsank, und der erste
Theologe des Landes (zuerst Tuckermann, Konsistorialdirektor, Generalsuperin-
tendent und Oberhofprediger in Wolfenbüttel; s. S. 161) damit betraut wurde.
Tiefer griff — wenn wir von der kurzen Zeit der katholischen Reaktion 1629
bis 1632 absehen — in die bestehenden Verhältnisse die Klosterordnung Augusts
d. J. vom J. 1655 ein. Denn wenn selbst nach 1625 die Bewirthschaftung des
Klosters zunächst noch in der Hand eines besonderen Klosterverwalters gelegen
hatte, wurden damals die Klostergüter im Herzogthum der allgemeinen Kloster-
rathsstube unterstellt. Ausserdem aber wurden die Konventstellen fast ausschliess-
lich an ausserhalb des Klosters lebende Personen verliehen.
Am 27. September 1690 richtete dann Abt Pestorf an Stelle der eingehenden
Klosterschule ein Predigerseminar inR. ein, das aber 1809 aufgehoben und
auch bei seiner Erneuerung im J. 1836 dauernd nach Wolfenbüttel verlegt wurde.
Die Lage des Klosters dicht vor den Thoren der Stadt und seine treue Anhäng-
lichkeit an die Herzöge sind von den schwersten Folgen begleitet gewesen. Denn
in demselben Masse, wie es seit Heinrich d. Ae. als Stützpunkt für die Fürsten
bei ihren Unternehmungen gegen Braunschweig galt, wurde es von den Braun-
schweigern als Zielpunkt ihrer Rache gegen die Landesherren ausersehen. Die
erste Gelegenheit dazu bot sich im Kriege Heinrichs d. Ae. mit der Stadt 1492.
Die städtischen Söldner drangen ins Kloster ein, rissen die Monstranz vom Altar
und raubten alles, was von Gold und Silber war. Noch schlimmer erging es dem
Kloster im Schmalkaldischen Kriege. Am 21. Juli 1542 zogen die Bürger, sowie
das Heer der Bundesfürsten unter Führung Bernhards v. Mila nach R. und
überliessen sich hier ganz der rohen Lust am Zertrümmern. Die Plünderung
wiederholte sich aber bereits 1545 beim ersten Versuch Heinrichs d. J., sein
l^A Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Land dem Schmalkaldischen Bunde wieder zu entreissen, und dann seit 1547
mehrmals, am schlimmsten am 15/16. Juni 1550. Die Klageschrift des Klosters
vom 8. VII. 1551 (abgedr. bei Langerfeldt, Verheerungen im Kloster), die einen
Schadenersatz von 40 000 Gulden verlangt, gewährt uns einen furchtbaren Einblick
in die Verheerungen, von denen einfach nichts verschont blieb. Nicht allein dass
alles geraubt wurde, was. von Werth war und bei Seite geschafft werden konnte,
und alles zerschlagen, was sich überhaupt zerschlagen Hess, es wurde auch das
Bleidach abgedeckt, die Bibliothek vernichtet, die Wirthschaftsgebäude nieder-
gerissen und die Gewölbe des Kreuzgangs zum Einsturz gebracht. Ja man hat
sogar die Aussenstreben der Kirche abgebrochen und versucht, inwendig die
Pfeiler zu Falle zu bringen (s. Pfeifer aaO. Abb. S. 18).
Aber auch die Plünderungen durch die lutherischen Parteigänger GrafVolrad
von Mansfeld am 11. Oktober 1552 und Markgraf Albrecht von Brandenburg-
Kulmbach 1553 konnten nicht sobald vergessen werden. Die Noth des Klosters
war über alle Beschreibung gross, und es gelang nur der ungewöhnlichen Thatkraft
des Abtes Johannes Lorbeer (1567 — 1586), Ordnung in die zerrütteten Güter zu
bringen, die entfremdeten Besitzthümer zurückzugewinnen, die zerstreuten Ur-
kunden zu sammeln, aber auch die zerstörten Klostergebäude wieder aufzurichten
imd die stark beschädigte, ihres Daches beraubte Kirche wieder in Stand zu
setzen. Die Wände wurden sorgfältig gestrichen, die Kanzel künstlerisch ge-
schnitzt, Lesepulte und Gestühl geschmackvoll verziert. Das Geld dazu musste
gegen Verpfändung der Güter im Hildesheimischen erlangt werden. Lorbeers
Verdienst um die Ordnung im Kloster und die Ausschmückung der Kirche suchte
dann sein Nachfolger Peter Windruwe (1586 — 161 5) nachzuahmen. Er schmückte
den Hoch- und kleinen Altar mit picturae arteficiosae et elegantes^ errichtete auch
dem Abte Lorbeer ein prächtiges Gräbdenkmal. Aber ani 12. April 1606 begann
ein neues Unwetter sich über dem unglücklichen Kloster zu entladen, das in
nichts hinter dem von 1542 zurückstand. Der ebenfalls bei Langerfeldt abge-
druckte Bericht des Notars Ortlepp sagt u. a.: „Im Chore war der hohe Altar
zerschlagen und die Steine auseinandergeworfen. Die Altartafel aber, neben allen
anderen Altaromamenten , ist nach Braunschweig geschleppt. Den untern Altar
haben sie mit seinen Tafeln, Ornamenten, Leuchtern, Laken, Antipoden (!) beraubt
und .... zerschlagen, 15 kleine Nebenaltäre neben dem Chore zerschlagen und
zerbrochen, die Schränke in den steinernen Pfeilern vor dem hohen Altar zer-
schlagen und daraus die vergoldeten Kelche mit allem Ornat nach Braunschweig
geschleppt; . . . den Taufstein in Stücke zerschlagen, und das Taufbecken ge-
raubt. Die Orgel neben dem neuen Rückpositiv, auch den neuen schönen Pre-
digtstuhl henmtergerissen und nach der Stadt geschleppt" usw. „Alle Stühle,
Polpiten, Ornamente, hölzerne Epitaphien, die Gemälde und Bilder, auch Kaiser!.,
Königl., Fürstl., Adlige und andere stattliche Wappen zerschlagen, verbrannt und
verstreut." Thüren und Fenster wurden vernichtet, Pfeiler und Wände beschädigt,
die Gräber aufgerissen, das Kirchendach zum Einsturz gebracht. Der Abt Petrus
Kiddigihiusen (Geschichtliches).
Windniwe, unter dem 1610 der Gottesdienst in der Kirche wieder aufgenom-
men werden konnte, und besonders sein Nachfolgerin He in ricli Scheele {1615
— 1623) mussten die Ausstattung, die eben erst Abt Lorbeer besorgt hatte, noch-
Ii<5 Arntsg«iichtsb»irk Ritida gshauscn,
mals voUsiändig erneuern (s. S. 1 53 ff.). Der Dreissigjilhrige Kriegscheint dann aber
wenigstens keinen grösseren Schaden angerichtet zu haben. Aber noch 1671
und 1757 bei der Belagerung der Stadt durch Herzog Rudolf August, bzw. die
Franzosen unter Prinz Xaver von Sachsen war das Kloster der Stützpunkt des
feindlichen Heeres. — Zur Zeit der Fremdherrschaft (1809 — 1813) war R. eine
französische Domäne. — Einwohnerzahl einschliesslich Neuhof (s. S. 106)
1790/3: 296, 1895: 773.
Die Klosterkirche.
Vgl. Tafel X— XII, die Textabbildungen 45ff., sowie bei Pfeifer Tafel 1—4,
Textabbildungen S. 10, 12, 6i,
47. Riddugshausen, nordwestliche Ansicht der Klosterkirche.
Die der Jungfrau Maria geweihte Klosterkirche, unter Wiehes Leitung 1883
trefflich hergestellt, ist eine kreuzförmige gewölbte Pfeilerbasilika, die nach der
Cistercienserregel eines westlichen Thurmbaues ermangelt und geraden Chorschluss
hat, aber nicht allein einen sei tenschitfart igen Umgang um den Chor, sondern
noch, an diesen Umgang anschliessend, einen Kranz viereckiger Kapellen besitzt,
deren Pultdach sich gegen das des Umgangs in derselben Weise absetzt, wie
das Dach des letzteren gegen das des Chores. Das Querhaus enthalt 3, der
Chor ii/j, das Langhaus 4 Quadrate, doch sind die der Querflügel und des
Chors etwas zusammengedrückt, die 3 westlichen des Langhauses d^egen etwas
in die Länge gezogen, so dass nur die Vierung und das erste Quadrat des
Langhauses regelrechte Gestalt haben. — Masse. Aeussere Länge der ganzen
Tafel X. Riddagshausen. Inneres der Klosterkirche.
Riddagshausen (Klostcrkirclie]. t^^
Kirche 85 m. Breite des Mittelschiffs (die Pfeiler ausgeschlossen) 9.70 m, der
Seitenschiffe, des Chorumgangs und Tiefe der Cliorkapellen 3.30 m, Höhe von
der Oberkante der Pfeilersockel bis zum Kaffgesims 9.80 m, bis zum Gewölbe-
scheitel 19.10 m.
eres. Chor. Der hohe Chor liegt 2 Stufen über der Vierung, erhebt sich
L seinem hinteren Thei! nochmals um 3 Stufen und Öffnet sich nach dem
Umgang zu an der Ostseite in 2, an der Nord- und Südseite in je 3 hohen
Arkaden, die je nach Chor und Umgang zu im Bogen einmal getreppt sind und
mit dem weiteren Bogen auf den Pfeilern, mit dem engeren auf vorgesetzten Drei-
Kiddagshauscn ([nnem der Klosterkirche). I3<^
viertel -Säulen ruhen. Die im Kern genau quadratischen Pfeiler von 1.36 ra im
Geviert, gehen bis auf den Fussboden des Chors hinunter und endigen in einem
Sockel, der nur aus dickem Wulst und hoher Platte besteht; die Säulen stehen
dagegen mit ihrem Sockel auf einer i.ij m hohen Brüstung, die unter ihnen
76 cm dick ist und hier denselben Sockel hat, wie die Pfeiler, zwischen ihnen
aber nur 32 cm; ihre oberen Kanten sind gekehlt. Die Sockel der Säulen be-
stehen aus niedrigen Gliedern — Karnies und tiefer Kehle mit trennenden Schrä-
;o. Kiddagshausen, Slulenkapiill im Chor der Kloslerkirche.
gen, anstatt des Kamieses einmal Kehle zwischen 2 Wülsten, die oberste Schrag-
leisle fehlt öfter — und einem breit ausladenden kuchen förmigen Wulst (Pfeifer
S. 54). Die Eckblatter, die jedoch bei 6 Säulen fehlen, sind jedesmal doppelt
aufgerollt und haben in der Diagonale meist eine facettirte Rippe, wahrend sie an
einer SSule ausnahmsweise blattartig gebildet sind (4 Beispiele bei Pfeifer S. 54).
Der Kampfer, der gleichmassig um Pfeiler und Säulen lauft, besteht aus Platte,
Viertelstab, scharf dagegen absetzender und leicht vorgezogener Kehle, sowie
Wulst. An diese schliesst sich bei den Säulen eine Platte (bisweilen an der
I^O Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Unterkante noch gekehlt), von der in der Regel zur Rundung des Schaftes ein-
fach eine Kehle überführt (Pfeifer S. 53); zwischen Kapital und Schaft ein Ring
aus Leiste und Karnies. Die Kehle des Schaftes ist nun häufig mit hochstehen-
den und meist sehr reich ausgeführten Blättern des Uebergangstils geschmückt
(Abb. 50). Mehrfach aber ist sie ringsherum gleichmässig ausgehoben, so dass
sie mit einer kreisrunden Platte oben gegen den viereckigen Abakus stösst, und
die so entstehenden freien Ecken des letzteren sind dann mitunter mit Eck-
blättem oder Rosetten gefüllt. Etwas unterhalb der kreisrunden Platte ist in
diesem Fall meist ein Trennungsglied von verschiedener Gestalt angebracht. —
Ueber den Arkaden läuft ein Gesims, das aus Platte, vorgezogener Kehle und
Dreiviertelstab besteht.
Der Dreizahl der Arkaden entsprechen nur zwei Gewölbejoche, so dass die
Dienste des Quergurtes unmittelbar über dem Scheitel der mittleren Arkaden ab-
gekragt sind. Der Quergurt hat rechteckigen Durchschnitt, Diagonalrippen fehlen,
die Gewölbe haben rechteckige Grundform.
Die Quergurtdienste, die den gleichen Kämpfer wie die Arkadenpfeiler und
Knollenkapitäle (Pfeifer S. 53) haben, ruhen auf Blattkonsolen, doch verkröpft
sich auch das oben erwähnte Gesims um ihren Schaft.
Die Schildbogen sind gegen die Fensterwand abgesetzt und ruhen auf kui-zen,
ganz schlichten Winkelsäulen, die sonst in den Einzelformen mit den oben be-
schriebenen Säulen übereinstimmen.
Die Gewölbe des Chorumgangs entsprechen denen des Chors. Die hochge-
stelzten Quergurte von rechteckigem Schnitt ruhen auf Pfeiler vorlagen, die bezüg-
lich des Kämpfers und Sockels mit den Chorpfeilern stimmen und sich nur an
der äusseren Wand nach dem Schrägsockel der Kapellen richten, hier auch für
die Diagonalrippen kleine abgesetzte Kämpfer zeigen.
In der Nordwand eine Oeflhung zum Betreten des Dachbodens über den
Kapellen. Der ausnahmsweise rundbogig gestaltete Schluss zeigt Wulst und Kelile
als Profil, während die Pfosten nicht profilirt sind.
Die 14 Kapellen, mit schlichtem Kreuzgewölbe versehen, öffnen sich nur nach
dem Umgange hin in einem gestelzten Spitzbogen, der einmal abgesetzt ist
und auf einem Schrägsockel ruht. Die beiden Kapellen in der östlichen Ecke
haben 2 Joche, die beiden westlichen öffnen sich auch nach dem Querhaus.
Abgesehen vielleicht von den beiden letzteren und einer Kapelle der Ostseite
sind diese Räume sämtlich für das Lesen der Privatmessen bestimmt gewesen;
zu diesem Zweck haben die im Nordosten Wandnischen mit runden Kleeblatt-
bogen, in deren Sohlbank dreimal Vertiefungen für runde Schalen eingearbeitet
sind, die im Süden wenigstens in der Sohlbank des Fensters derartige Vertiefungen,
einmal mit AbfiussrÖhren. Auch haben wir vorzugsweise in ihnen die „15 kleinen
Nebenaltäre" anzuzetzen, von denen der oben erwähnte Bericht von 1606
spricht.
Die Abschlussbogen des Chorumgangs nach dem Querhaus zu sind wieder
Kidd:igshiusea (raneic9 der Kiotteibirche). 1 4 t
getreppt und zwar ruht der weitere Bogen auf einem Vorspninge des Vierungs-
pfeilers (s. dort) bzw. auf einer Blattkonsole, der engere Bogen auf 2 Dreiviertel-
säulen, von denen die eine — im N die südliche, im S die nördliche — bis
unten durchgeht (s. beim östl. Vierungspfeiler), die andere {sockellose) von einer
Blattkonsole abgefangen wird. Die Kapitale zeigen aufrechtstehende Blätter oder
Knollen; ihr Kampfer, der auch um die Konsole bzw. den Pfeil er vorsprung
herumläun, ist der oben beschriebene.
Die beiden Östlichen Vierungspfeiler bilden im Durchschnitt ein gteichsch enke-
liges Kreuz, dem nach allen 4 Seiten Drei viertel Säulen — unter sich sämtlich
von gleichmassiger Stärke — vorgelegt sind. Die Östliche Säule jedesmal trägt
][. Biddigshausen , Konsolen am nordwestlichen Vietungspfeilcr.
die Chorarkade, die nördliche im N bzw. die südliche im S den Abschluss-
bogen des Chorumganges, die beiden anderen die engeren Trennungs bogen
der Vierung, die gleichfalls getreppt sind. Da jedoch die Vierung von An-
fang an als einziger Theil der Kirche Diagonalrippen besass, so sind für deren
Aufnahme in den nord- bzw. südwestlichen Winkel der östlichen Vierungspfeiler
noch Säulen eingesetzt. Der oben beschriebene Pfeilersockel verkröpft sicli auch
um die Säulen, welche Eckblattbasen von gleicher Art wie die beim Chor be-
sitzen. In der Mitte ihrer Höhe haben die beiden westlichen Vierungspfeiler
genau denselben Durchschnitt, wie die östlichen. Jedoch sind nicht allein die
Säulen, die den westlichen Abschlussbc^en der Vierung, den östlichen der Seiten-
schiffe und die Diagonalrippen des Vierungsgewölbes tragen, sondern auch der
ganze Ffeilervorsprung unter dem Triumphbogen abgefangen, so dass der Zugang
von der Vierung zum Mittelschiff beiderseits je 76 cm breiter ist als der zum
142 Amtsgeiichnbeiirk Ridtligshiuien.
hohea Chor. Die Spulen werden von Blattkonsolen abgefangen, der Pfeilervor-
sprung von einem Kragstein, der in reichster und schönster Weise mit Blattwerk
verziert ist (Abb. 51).
Von den Dreiviertelsäulen, die die Abschlussbogen der Vierung tragen, sind
die im O und W skulpirt, und zwar meist mit au frech tstehenden BlSttem
{Abb. 52) — nur eine mit Knollen — die übrigen ganz schlicht gelassen; sie
;:. Riddigsliiusen, Kipiul des sUdOstl. Vierongipfeilers.
stimmen hierin, sowie bezüglich des Sockels völlig mit den Säulen des Chores
überein. Die Dienste für die Rippen des Vierungsgewölbes zeigen Knolienkapi-
täle — nur das im NW ist schlicht — und sind mittels reich profilirter Ringe
in die Pfeiler eingebunden. Kampfer und Sockel dieser Säulen — auch die ab-
gefangenen haben einen solchen — sind wieder die üblichen.
Die Diagonalrippen des Vierungsgewülbes zeigen einen Rundstab zwischen
Kehlen und treffen sich in einem einfachen Schlussstein. Die beiden Querllügei
stimmen dagegen sowohl bezüglich der Gewölbe wie bezüglich der Schildb<^en
Riddagshausen (Inneres der Klosteckirche). I^^
und Fenster mit dem Chor überein. Die Zugänge zum Dachboden des Chor-
umganges und der Seitenschiffe sind ganz schlicht.
Ein Stein mit 1683 in der Nordwand des nördlichen Querflügels wird sich
auf eine Ausbesserung beziehen.
Langhaus. Wie öfter in Cistercienserkirchen nahm der Chor auch hier noch
2 Arkaden des Langhauses, die aber deshalb etwas schmaler und niedriger sind
als die übrigen, ein. Sonst ist das Langhaus einheitlich gestaltet. Die Pfeiler
stimmen sowohl hinsichtlich der Masse, als der vorgelegten Säulen und der Ar-
kaden in allen Einzelheiten völlig mit denen im Chor überein — nur sind die
Kapitale durchweg von der schlichten Art — . Auch bei den Arkaden und dem
Gesims über ihnen ist dies — abgesehen von dem verschiedenen Abstand der
Pfeiler von einander, bei den beiden östl. Arkaden 3.66, bei den übrigen 4.81
gegen 3.1 1 m im Chor — der Fall. Die Fenster (s. S. 145) liegen wieder in einer
Nische, doch fehlen die Säulen unter den Schildbogen.
Abweichend vom Chor ist dagegen das Gewölbe des Mittelschiffs in aus-
gesprochen frühgothischen Formen ausgeführt. Die breiten Quergurte zeigen in
der Mitte den Bimenstab, seitwärts gratige Stäbe, die gegen den Kern des Pro-
fils und den Birnenstab durch Kehlen, z. Th. abgesetzten, geschieden sind; die
Diagonalrippen (Pfeifer S. 52) nur einen Bimenstab zwischen Kehlen und Vier-
telstäben. Die Rippen treffen sich in Schlusssteinen, die mit Blättern belegt sind,
nur der westliche zeigt innerhalb eines Blattkranzes Johannes d. T. von vorn,
wie er vor sich eine Schale mit dem kreuztragenden Lamm hält (Pfeifer S. 52).
Das Gewölbe ruht auf dreifachen Diensten, die bis unten durchgeführt sind und
von denen der mittlere — dem Quergurt entsprechend — stärker gebildet ist
und mittels Kehlen ohne Absatz in die Nebendienste übergeführt wird. Die
runden Kapitale sind wieder mit grossen Blättern belegt (Pfeifer S. 50), die
Kämpfer (aus Schmiege, Kehle, Wulst, Platte bestehend) achteckig gestaltet; . der
Sockel zeigt Kamies und flachen Viertelstab und ist auf einen polygonalen Unter-
satz gestellt.
In den östlichen Ecken des Langhauses ruhen die Rippen nur auf Konsolen,
die wieder die gothischen Blätter zeigen, in den westlichen Ecken auf kurzen
Diensten, die von Konsolen abgefangen werden. Von diesen Diensten ist nur
der südliche wieder mit Blättern — und Blüthen — belegt, während der nörd-
liche gleich der ihn tragenden Konsole zwar ähnliche, übrigens kleinere, Blätter
zeigt, solche aber nicht an naturalistischen Stengeln, sondern an starken, fleischi-
gen Blattrippen wachsen lässt, wie sie das französische Knollenkapitäl des Ueber-
gangstils kennt.
Obwohl nun dieses Kapital einen Zusammenhang zwischen den sonst in der
Kirche üblichen Formen des Uebergangstils und den gothischen Formen des Ge-
wölbes herstellt, ist dieses doch in sich einheitlich ausgeführt und nachträglich ein-
gezogen worden. Denn die Dienste binden nirgends in die hinter ihnen liegenden
Pfeiler ein. Andrerseits aber zeigt die paarweise Gruppirung der Fenster (s. S. 145),
AiulsgerichiibeiirlE Riddigsluiiiei].
dass eine Einwölbung von Anfang an
beabsichtigt war, auch sind die Fenster
selbst, wie die Schildbc^en, in denen
sie stehen, offenbar gleichzeitig mit
dem Chor ausgeführt. Es hat also eine
Erneuerung des Mittelschiffsgewölbes
in verhaitnissmässig früher Zeit statt-
gefunden. Das erste Gewölbe ist un-
zweifelhaft gratig gewesen und hat
nach allgemeiner Cistercienserregel die
balken förmigen Quergurte von kurzen
Diensten tragen lassen, um deren
Konsolen sich das Gurtgesims ebenso
verkröpfte, wie wir es noch jetzt ira
Chore sehen.
Das grosse Fenster in der West-
seite (s, S. 145) liegt in einem Schild-
bogen, der auf Blattkonsolen des Uebergangatiles ruht. Das Gurtgesims zieht
sich, zweimal im Winkel gebrochen, unter dem Fenster entlang.
Tafel XI. k iddiigshausen. Klosterkirche von Osten.
Tafel XII. Riddagshausen. Westportal.
Riddagshausen (Klosterkirche). Ij.c
Die auffallend schmalen Seitenschiffe zeigen die gleichen Formen, wie der
Chorumgang, nur bestehen die Träger der Gewölbegurte fast durchweg aus Säulen
der üblichen Art, die meist in Knöpfen in beträchtlicher Höhe über dem Fuss-
boden endigen, aber bei den beiden ersten Arkaden von O her, d. h., soweit
der Chor in das Langhaus sich erstreckte, von mehr oder weniger reich ver-
zierten Blattkonsolen, z. Th. von der Gestalt eines Füllhorns, in gleicher Höhe
abgefangen werden (Abb. 53. 54, Pfeifer S. 53). Die Konsolen zeigen mehrfach
noch Spuren alter Bemalung. Einige Säulen mit Knollenkapitälen. Die Zugänge
vom Querschiff aus gleichen denen des Chorumganges, nur sind beide Säulen
abgekragt. Im W je ein Schildbogen auf Blattkonsolen.
In der südwestlichen abgeschrägten Ecke des Langhauses Wendeltreppe zum
Dachboden des Mittelschiffs; der gerade Sturz der Thür ruht auf gekehlten
Kragsteinen, oben ein spitzbogiges Fenster.
Fenster. Im Osten, wie in jedem Joch der Nord- und Südseite des Chors
sowie an den Stirnwänden des Querhauses eine Gruppe von einem hohen und
zwei niedrigeren Fenstern, an den Ost- und Westwänden des letzteren je zwei
gleich hohe Fenster, die sämtlich in einer Art Blendarkade (s. S. 140) li^en.
Jedes Gewölbefeld des Chorumgangs und jede Kapelle hat ein Fenster, ebenso
die Gewölbefelder der Langhaus-Seitenschiffe — im N wegen der dortigen Vor-
bauten nur sechs, von denen später noch zwei zugesetzt, eins ganz beseitigt wor-
den ist — , während die des Langhauses gepaarte, wieder in einer Blendarkade
liegende Fenster besitzen. Alle diese Fenster haben aussen und innen schräge
Laibung. Das grosse Fensler der Westseite hat dagegen eine aussen und innen
getreppte, an den Kanten gefaste Laibung und ist in neuerer Zeit mit schlichtem
Masswerke versehen worden, das an die Stelle eines späten und schweren, im
Spitzbogen mit dem redenden Abtswappen Windruwes (Pfeifer S. 70) verzierten
Masswerkes getreten ist. Das Wappen wird durch einen geschachten Querbalken
getheilt, oben wachsender Doppeladler, unten Weinstock auf gekreuzten Abt-
stäben. Sämtliche Fenster zeigen den Spitzbogen.
Thüren i. Spitzbogige Thür im nördlichen Querhaus. Das Tympanon ruht
auf Kragsteinen, deren Form aus der Abbildung bei Pfeifer S. 46 ersichtlich ist,
wird von einem reichen Profil aus Kamiesen usw. eingefasst und zeigt auf einem
Steinhügel ein naturalistisches Kreuz, das in der Mitte mit Blättern kreuzweise
belegt ist. Die Ausseneinfassung der Thür ist mehrfach getreppt imd geht dann
in das Sockelprofil über, das um die ganze Thür herumläuft.
2. Vom Kreuzgang her führte eine jetzt vermauerte gothische Thür in die
Westwand des südlichen Querflügels. Das Gewände ist zweimal getreppt und an
den Kanten in einer Kehle zwischen schmalen Schmiegen profilirt. Die Einfas-
sung ist innen ähnlich profilirt und aussen mit naturalistischen Eichblättem be-
legt; sie ruht auf übereck gestellten Fialen. Zahlreiche Farbspuren lassen auf weit-
gehende frühere Bemalung schliessen.
3. Eine jetzt vermauerte spitzbogige Thür mit Karnies und Rundstab als Profil
Bau- u. Kunstdenkm. d. Herzogt. Braunschweig. II. IQ
1^6 Amtigcrichtsbeiirk Ridd>gshiu>cn.
führte vom Schlafsaal im Oberstock in das südliche Querhaus; die hälzeme Treppe
mit barocken Docken ist noch erhalten.
4, Thür in dem östlichen Theile des südlichen Seitenschiffs (Abb. 55), Das
ausnahmsweis rundbogige Tympanon ruht auf ahnlichen Kragsteinen, wie bei
Nr. I, die aber von Blatt- und Rankenwerk völlig überzogen sind, wird von
einem Kamies eingefasst und zeigt eine reich gearbeitete vierfache Rosette. Die
;;. Riddigshiusen, Sfidpoml der Kloiterkirchc.
Einfassung der Thür selbst besteht nach innen aus Rundstab zwischen abgesetz-
ten Kehlen, nach aussen aus dem Sockelprofil {s. S. 148), gliedert sich aber
im Halbkreis in 4 kleine, durch stehengebliebene Theile des Halbkreises von
einander getrennte Rundbogen, in deren äusseren Zwickeln Rosetten usw. an-
gebracht sind. Zahlreiche Spuren von grüner und rother Farbe.
5. Thür in dem westlichen Theile des nördlichen Seitenschiffs. Das Tympanon
ruht auf Kragsteinen derselben Form, wie bei Nr. 3, wird aber durch einen
Mittelstreifen in 2 Hlllften zerlegt, die mit je einer rothgemalten Rosette in
Riddagshausen (Klosterkirche). jAy
Relief verziert und von einem Profil (Kelile und Rundstab) begleitet sind. Die
ganze Thür wird erst von einem Rundstab zwischen Kehlen, dann von dem
wieder herumlaufenden Sockelprofil eingefasst, dessen innere Kante gekehlt ist.
6. In der Westwand das doppelthürige, dreifach getreppte Hauptportal (Taf. XII,
Pfeifer Taf. 5 u. S. 42). In den Ecken je 3 Vollsäulen mit Blatt- oder Ranken-
kapitälen, je einem Ring und einem Sockel, ähnlich dem der Säulen des Innern.
Die beiden äusseren SSulenpaare tragen den Wulst des Hauptbogens, das innere
in Gemeinschaft mit einer Mittelsäule, die das Knollenkapitäl zeigt, den Wulst
der beiden Theilungsbogen. Die ausspringenden Ecken des Gewändes sind ge-
kehlt und am unteren Abschluss mit Eckblättchen verziert, die entsprechenden
Glieder des Hauptbogens doppelt gekehlt. Die beiden Thüren schliessen aussen
ab in einem Profil, das einen Rundstab zwischen abgesetzten Kehlen zeigt und
die spitzen Theilungsbogen in 5 kleinen Rundbogen begleitet. Das ganze Portal
wird von einem gemeinsamen Profil eingefasst, das nach innen gekehlt, nach
aussen karniesarlig gestaltet ist und ohne Vermittlung in die Mauer übergeht. —
Zwischen Haupt- und Theilungsbogen eine kleeblattförmige Nische mit gefas-
ten Kanten, in der die Rundfigur der Maria mit dem Jesuskinde, gerade nach
vorn gekehrt, steht. Das Haupt bedeckt ein kurzer Schleier und eine zackige
Krone, das Gesicht ist ohne innere Empfindung, die Ohren völlig missverstanden.
Jederseits ßlllt eine Locke auf die Schultern. Das Untergewand li^gt eng an, das
Obergewand dagegen wird einerseits von der L., die zugleich den Knaben trägt,
gefasst und ist andrerseits über die R. gelegt, die in den Gürtel greift; durch
diese Haltung des Obergewandes wird erreicht, dass es am Unterkörper in
reichen Falten bis zu den Füssen herabhängt und sich am Boden bricht. Das
bekleidete Kind scheint stark ergänzt zu sein. Die Figur steht scheinbar auf
einer reichen Blattkonsole, die jedoch in der That vor der Figur angebracht ist.
Auf die Wand zu beiden Seiten waren Engel, Räuchergefässe schwingend, ge-
malt, die jetzt bis auf geringe Spuren erloschen sind. Auch die Architektur-
glieder waren z. Th. bemalt. (Vgl. Pfeifer aaO.)
7. Thür rechts vom Hauptportal, für die Laienbrüder bestimmt. Das schlichte
Tympanon wird von Kragsteinen getragen, deren Kanten gefast sind, und von
einem Spitzbogen eingefasst, der Wulst und Kehle als Profil zeigt und beide
unten mit Blattwerk abschliesst. Wulst und Blattwerk zeigen Spuren hellgrüner,
die Kehle und Laibung solche rothgelber bzw. purpurrother Farbe.
Anbauten. i.An die beiden ersten Joche des nördlichen Seitenschiffs (von O
gerechnet), die nach Ausweis der jetzt noch vorhandenen, aber verblendeten Fenster
und des Aussensockels einst gleichfalls freilagen, ist eine zweijochige, etwas vor
das Querhaus vorspringende Kapelle (die jetzige Winterkirche) angefügt worden,
vermuthlich die vor 127 1 durch Gebhard v. Bortfeld gebaute Kapelle Johannes
d. T. (s. S. 131. 152). Der Quergurt (von rechteckigem Durchschnitt, aber gefast)
ruht auf je einer Blattkonsole des Uebergangstils, deren Kämpfer mit denen der
Kirche völlig übereinstimmt. Die Kreuzgewölbe sind gratig. In der Ostwand eine
10*
1^8 Anitsgericbtsbezirk Riddagshausen.
jetzt vermauerte Nische mit Kleeblattschluss. In jedem Joch ein schlichtes spitz-
bogiges Fenster. Die Thür vom Querhaus her hat aussen geraden Sturz auf
Kragsteinen, innen stumpfwinkeligen Schluss. Die Thür im W stammt erst aus
neuester Zeit. Ein Pultdach deckt den Bau.
2. Sodann ist in gothischen Formen dem dritten Joch eine Kapelle, möglicher-
weise die Gründung des 13 12 verstorbenen Helmolds v. Peine (s. S. 171), an-
gefügt, die sich in hohem Spitzbogen nach dem Seitenschiff öffnet und mit einem
Giebeldach versehen ist, so dass der Raimi etwa die Höhe des Schiffes erreicht.
Der Kämpfer des Bogens, dessen Pfeiler abgefast ist, zeigt Kehle zwischen Platte
und Schmiege; die Fase läuft blattartig aus, der Sockel ist schlicht geschrägt. Die
Diagonalrippen des Gewölbes, die ein Kamiesprofil (mit breitem Steg) zwischen
Kehlen und Schmiegen besitzen, verlaufen in die Wand, treffen sich aber in
einem Schlussstein, der ein bartloses Gesicht mit offenem Munde und aus dem
Gesicht herauswachsend grosse Blätter zeigt. Ein hohes dreitheiliges Fenster mit
sehr einfachem Masswerk, dessen Kanten gekehlt sind, erhellt *den Raiun. Die
Pfosten haben Kapitale, die durch Profile (Viertelstab und Leiste) gebildet
werden. — Der entsprechende Theil des Seitenschiffs ist nach W zu abgeschlossen
und öffnet sich hier in einer Thür mit sich schneidendem Stabwerk, die zwei-
mal die Jahreszahl 1^68 trägt.
3. Bei der Thür Nr. 4 sind noch die Spuren einer mit der Giebelseite nach
N gerichteten Vorhalle und die zweier unmittelbar links anschliessender Gewölbe-
joche vorhanden, von denen auch die letzteren von Anfang an vorgesehen waren;
wenigstens fehlen die Seitenschiffsfenster da, wo das Pultdach jenes Anbaues sie
verdeckt haben muss, und ebenfalls jede Spur von Strebepfeilern.
Das Aeussere ist sehr schlicht gehalten. Das Querhaus hat nach N, das
Langhausmittelschiff nach W starke Strebepfeiler, die viermal getreppt sind und
an jedem Absatz mit einer einfachen schrägen Platte belegt sind. Kleinere Pfeiler
stützen auch das nördliche Seitenschiff und dessen Anbauten. Dagegen wurden
die Pfeiler im S zum grössten Theil erst durch* den Abbruch der Klosteigebäude
nöthig.
Der Sockel ist karniesartig gestaltet, das Dachgesims des Kapellenkranzes be-
steht aus Doppelkamies zwischen Platten, Rundstab und flacher Kehle, das aller
übrigen alten Theile des Baues in einfachem Kaniies zwischen Platten, Kehle
und Platte. Ein Kamies allein bildet den imteren Giebelabschluss an der Ostseite
des Chores und der Westseite von Mittel- und Seitenschiffen, ein Kamies mit
Platte die Schrägeinfassung der Giebel. Unter dem grossen Westfenster ein
Schachbrettfries. Das Dachgesims der Johanneskapelle besteht aus Platte, Schmiege,
Kehle und Wulst, der Giebel der gothischen Kapelle wird von einem Kehlprofil
eingerahmt, das von kleiner Schmiege und Platte eingefasst ist.
Der achtseitige Dachreiter aus Holz ist mit geschweiftem Dach und Laterne
versehen.
Riddagshausen (Klosterkirche). I^g
Im Ostgiebel der Kirche zwei runde Fenster mit Kehle und Wulst als Profil
— das eine zugleich mit Vierpass — , darüber hohe Doppelöffnung mit runden
8
10 II 1 2 1 3 14 15 16 17 18
19 20 21 22 25 24 25 26 27
28 29 30 31 32 33 34 3.;
XO© — ib"^**
36 37 38 39 40 41 42 43
44 45 46 47
56. Riddagshausen, Aeltere Steinmetzzeichen der Klosterkirche auf ^j^ verkleinert.
57. Riddagshausen, Jüngere Steinmetzzeichen der Klosterkirche auf ^j^ verkleinert.
Kleeblattbogen und einer Theilungssäule, die Knollenkapitäl und flache Eckblatt-
basis zeigt. Eine ähnliche Doppelöffnung wie im Ostgiebel auch im nördlichen
1^0 Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
Giebel des Querhauses; doch fehlt jetzt die Theilungssäule. Im Südgiebel des
Querhauses Rund Öffnung der obigen Art, im Westgiebel des Langhauses 2, in
den Halbgiebeln der Seitenschiffe je eine Vierpassöffnung mit geschrägten bzw.
gekehlten Kanten, Innennische im Stichbogen bzw. stumpfen Winkel.
Steinmetzzeichen. I. an den älteren Theilen im Uebergangstil (Abb. 56,
Pfeifer S. 49). Die Zeichen i — 3 kommen im Chor, 4 — 8 im Chor und Quer-
haus (8 ausserdem auch in einem Seitenschiflfefenster), 9 — 14 im Chor, Quer-
haus und an den Langhauspfeilem (13. 14 auch am Westportal und an der
Westseite), 16 am Chor, 15 am Chor und Querhaus, 17 an Fenstern von Mittel-
und Seitenschiff, am Haupt- und am nördl. Seitenschiffsportal, 18 — 21 im Quer-
«
haus, 22 — 35 im Querhaus und an den Pfeilern des Langhauses, 36 — 42 an
den letzteren (41. 42 auch an der Westseite), 43 — 45 an den Fenstern und am
Portal des nördl. Seitenschiffs, 46. 47 an der Westseite vor. — IL an den
Diensten der gothischen Gewölbe im Langhaus (Abb. 57).
Das Baumaterial besteht aus Rogenstein vom nahen Nussberg (s. S. iio.
118 ff.) und aus Elmkalkstein.
Das Aeussere der Kirche in seiner Schlichtheit wird nicht jeden befriedigen,
namentlich kann man dem Chor mit seinen gradlinigen Abstufungen kein Lob
zollen. Um so harmonischer wirkt das Innere mit seinen schönen Verhältnissen
und seinen nicht reichen, aber ungemein geschmackvollen Verzierungen, denen
die neue Vermalung in ihrer Zurückhaltung treflflich entgegenkommt. Bewunde-
rung verdient auch die äusserst sorgfältige Einzelausführung aller Schmucktheile.
Bauzeit. Die jetzige Kirche liegt genau an der Stelle des älteren Baus, wie
durch den östl. Flügel der Konventsgebäude mit seinen Formen aus der Zeit
um 1200 (s. unten) erwiesen wird. Diese ältere Kirche wird aber die aus der
ersten Zeit nach der Gründung des Klosters (1145) stammende gewesen sein,
lieber den Bau der jetzigen Kirche besitzen wir nur Meiboms glaubwürdige An-
gabe aus einer nicht mehr erhaltenen Quelle anno M CC LXXV — nicht
1278, wie seit Schillers Druckfehler allgemein behauptet wird — XVII KaL
Juliiy hoc est XV metisis Junii, die Vito martyri sacra dedicatum est templum Rid-
dagshusanum praesentibus multis viris religiosiSy ahbatibtis et prepositis. Diese bau-
geschichtliche Angabe ist nun fast stets dahin verstanden worden, dass es sich
um die erste Weihe für die ganze Kirche des XIII. Jahrh. handele,
gleichviel ob man anzunehmen hätte, dass damals erst der Bau im Uebergang-
stil vollendet und später noch das gothische Langhausgewölbe eingezogen worden
sei, oder vielmehr, dass man während der Ausführung des im Uebergang-
stil begonnenen Baus und vor dessen Vollendung bei der Einspannung des
Gewölbes zum neuen gothischen Stil gegriffen hätte. Für jene Annahme scheint
nun freilich der Umstand zu sprechen, dass die Weihe des Jahres 1275 mit
grossem Gepränge gefeiert ist, und dass, wie aus einer Urkunde de§ Jahres 1355
hervorgeht, die Kirchweih am S. Vitustag (15. Juni) überhaupt als die der
Kirche galt, die erst damals aus äusseren Gründen auf den Sonntag nach Mar-
Riddagshausen (Klosterkirche). I e I
tini verlegt wurde. Aber auch die Erneuerung des Gewölbes im gothischen Stil
war immerhin ein bedeutendes Werk, dessen Vollendung wohl eine grössere
Feier veranlassen konnte, und dann lag es sehr nahe, diese auf den. Tag der schon
längst üblichen Kirchweih zu legen. Wenn daher sonst gewichtige Gründe dafür
sprechen, dass das Jahr 1275 allein als das der Vollendung des neuen Gewölbes
anzusehen sei, so kann aus der Kirchweih am Vitustage kein bündiger Schluss
gezogen werden, und solche Gründe sind in der That vorhanden. Das Abkragen
der Dienste für die Quergurte nämlich, das nur bei den Cistercienserkirchen ganz
allgemein ist, kehrt als eine sehr bemerkenswerthe Ausnahme auch bei der
Magnikirche in Braunschweig wieder, deren Neubau in dem Ablassbrief des Kar-
dinallegats Hugo vom 28. Februar 1252 erwähnt wird, und der auch, wenn er
nicht 1252 bereits im Gang war, doch so rasch gefördert wurde, dass in einem
Ablassbrief von 1275 bereits vom Thurmbau die Rede sein konnte. Da nun
auch die einfache Kelchform der Kapitale bei beiden Kirchen dieselbe ist, so
muss angenommen werden, dass der Baumeister von S. Magni die Riddagshäuser
Klosterkirche des Uebergangstils bereits gekannt hat, dass diese also noch der
ersten Hälfte des XHI. Jahrh. angehört. Dazu kommt aber zweitens, dass sie
offenbar nicht in mehreren Absätzen, sondern in einem Zuge und in verhält-
nissmässig kurzer Zeit erbaut ist. Sehen wir nämlich zunächst von dem Mittel-
schiffgewölbe ab, so ist die Kirche geradezu ein Muster von Einheitlichkeit, und
dass es sich nicht allein um zähes Festhalten von Formen handelt, die vor
längerer Zeit aufgestellt waren, beweisen die Steinmetzzeichen (Abb. 56), die
bisher in diesem Sinn noch niemals benutzt worden sind. Zwar war es mir leider
nicht möglich, sie besonders an den hoch gelegenen Stellen vollständig zu sam-
meln — dies scheint auch bei der Herstellung und Neuvermalung der Kirche ver-
säumt zu sein — , aber auch so lässt sich eine geschlossene Bauausführung durch
sie nachweisen. Das Hakenkreuz (Abb. 56 Nr. 17) findet sich nämlich mehr-
mals an den Fenstern und an einem Schildbogen des Mittelschiffs, und wenn es
bei der Stellung der Haken allenfalls zweifelhaft erscheinen könnte, ob das im
Chor und sonst massenhaft auftretende Zeichen Nr. 15 damit identisch ist, so
kehrt Nr. 17 auch an Fenstern und Portal des nördlichen Seitenschiffs, sowie
am Westportal wieder — um davon ganz zu schweigen, dass das Hakenkreuz
in grösserer Ausführung (Nr. 16) auch am Sockel eines Chorpfeilers erscheint — ,
die Westseite aber steht durch die Zeichen Nr. 13. 14. 40 — 42 wieder in
engstem Zusammenhang mit den Osttheilen, bzw. den Pfeilern des Langhauses,
die ihrerseits auf Grund desselben Beweismittels sofort nach den Osttheilen
erbaut sein müssen. Da nun bei den reichen Mitteln, Über die die Cister-
cienser damals verfügten, der Annahme nichts im Wege steht, dass die Kloster-
kirche in zwei bis höchstens drei Jahrzehnten vollendet worden ist, so folgt aus
alledem, dass sich die Weihe des Jahres 1275 nicht auf die Kirche des Ueber-
gangstils beziehen, dass damit also nur die Weihe gemeint sein kann, die durch
die Neueinwölbung des Mittelschiffs nothwendig wurde; denn die Annahme, es
1^2 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
möchte bei der Fortführung des Langhausbaues ein Wechsel der Stilformen er-
folgt sein, wäre ebenso unrichtig, als die, dass das Langhaus ursprünglich flache
Balkendecke besessen hätte. Die eine wird durch die paarweise Stellung der Fenster
widerlegt, die andere durch die Thatsache, dass die jetzigen Dienste nicht ein-
binden und dass sie nicht allein von den Pfeilern, sondern auch von den
Fenstern und Schildbogen im Stil vollkommen abweichen; hier li^en ausge-
sprochene Formen des Uebergangstils, dort ausgesprochen gothische Formen
vor. Es ist also kein Zweifel möglich, dass das ursprüngliche Gewölbe — chro-
nikalische Aufzeichnungen des Klosters sind ja nicht erhalten — durch irgend
ein uns nicht bekanntes Ereigniss zum Einsturz gebracht und in verändertem
Stile erneuert worden ist.
Einen weiteren Grund für die Ansetzung des gothischen Mittelschifisgewölbes
ins Jahr 1275 liefert aber noch die dem nördlichen Seitenschiff vorgelegte Ka-
pelle im Uebergangstil. Da sie durch die Nische als ein ebenso für den Mess-
dienst bestimmter Raum erwiesen ist, wie die Kapellen des Chorumgangs, diese
also trotz ihrer grossen Anzahl dem herrschenden Bedürfniss nach solchen nicht
mehr genügt haben können, so muss zwischen dem Bau der Chorkapellen imd
dem der Nordkapelle trotz der verwandten Bauformen ein nicht ganz kleiner
Zeitraum gesetzt werden, und dies um so mehr, als durch den Anbau zwei
Fenster des ohnehin nicht sehr mit solchen ausgestatteten Seitenschiffs zugesetzt
werden mussten. Nun steht urkundlich fest (s. S. 131. 147), dass Gebhard v. Broit-
zem eine Kapelle Johannes d. T. aus eigenen Mitteln errichtet und nach ihrer
Vollendung im J. 1 2 7 1 sehr reichlich ausgestattet hat, und da zu jener Zeit der
Uebergangstil meist noch im Gebrauch war, so kann jene Kapelle nirgends anders,
als in jener zweijochigen Kapelle desselben Stils gesucht werden. Gewiss konnte
ein Bau aus den Mitteln eines einfachen Ritters nicht so rasch gefördert wer-
den, wie eine Erneuerung des Gewölbes durch das reiche Kloster selbst, und
so dürften wir uns nicht wundem, wenn an der Kapelle noch im Ueber-
gangstil gebaut worden ist, als man beim Mittelschififsgewölbe bereits früh-
gothische Formen verwandte. War aber die Johanneskapelle 1 2 7 1 fertig, so dür-
fen wir die Vollendung der Kirche selbst nicht über das Jahr 1250 herunter-
setzen, so dass deten Bau etwa das zweite Viertel des XIII. Jahrh. gefüllt haben
würde, eine Annahme, für die schon Kallenbach und Schnaase eingetreten sind.
Wichtig ist auch, dass wir nunmehr im J. 1275 einen festen Zeitpunkt für die
Einführung des frühgothischen Stils in der Gegend von Braunschweig gewonnen
haben und jetzt im Stande sind, die zahlreichen Bautheile dieses Stils in den
Braunschweiger Kirchen zeitlich genau zu bestimmen.
[Von dem ersten Kirchenbau des XII. Jahrh. scheinen nur einige Kämpfer
(Platte, Leiste, Wulst, das Untere nicht zu sehen) erhalten zu sein, die in der
Wendeltreppe und im Dachboden des südlichen Seitenschiffs vermauert sind.]
Kiddagshausen (Austattung der Klosterkirche). I^^
Ausstattung der Kirche.
Der Hochaltar (vgl. Taf. X), eine Stiftung des Abtes Dreissigmark (1732
— 1752) und 1735 dem Tischler Heinrich Siebenhaar, sowie dem Bildhauer
Heinr. Matthias Vetten für 400 Thlr. in Auftrag gegeben (vgl. Braunschw. An-
zeigen 1882 Nr. 68), besteht aus Fichtenholz und erhebt sich in zwei Stock-
werken zu einer beträchtlichen Höhe. Das untere steht auf einem Sockelimter-
bau und wird beiderseits von einem getreppten Pfeiler eingefasst, dem vorn und
in den Ecken je eine korinthische Säule vorgelegt ist, so dass sich das Gebälk
mehrfach verkröpft. Das obere, kleinere Stockwerk lässt den seitlichen Pfeilern je
ein korinthisches Säulenpaar vortreten. Die flachnischenartige Rückwand des
Unterstocks zeigt eine Reliefdarstellung des Abendmahls. Christus segnet den
Kelch, vor ihm steht ein Teller mit Oblaten; zwei Apostel sitzen diesseits des
Tisches. Körper und Gesichter sind leidenschaftlich bewegt und mit Fleiss, aber
auch mit einer gewissen Gleichförmigkeit durchgeführt. Das Relief füllt den
Raum nur schlecht, so dass Über den Figuren ein grosser Vorhang zur Ausfül-
lung dient. Auf dem Gebälk der vorgesetzten Säulen des Unterstocks die gleich-
falls heftig bewegten Rundfiguren der Evangelisten Markus und Matthäus (mit
ihren heiligen Thieren), im Begriff, in ein Buch zu schreiben. Lukas und Jo-
hannes in ähnlicher Haltung auf dem Gebälk der Säulen des Oberstocks; dessen
Hauptdarstellung bildet ein Relief der kleinen Kreuzigung, bei der Maria und
Johannes wieder stark bewegt sind. Das Ganze krönt die Figur des Auferstandenen
zwischen zwei Engeln in Wolken. Als Hintergrund dieses Reliefs dient ein Drei-
eck mit hebräischer Inschrift auf Strahlenkranz. Die seitlichen Eingänge zu dem
Raum hinter dem Altar zeigen einen durchbrochenen Aufsatz in Barockformen.
Das Chorgestühl, z. Th. aus Eichen-, z. Th. aus Tannenholz bestehend,
stammt nach Merians Angabe aus der Zeit des Abtes Heinrich Scheele (16 15
— 1623) und zerfällt in vier, jetzt an verschiedenen Stellen der Kirche aufgestellte
Theile, von denen zwei 4, bzw. 2 -)- 6, zwei je 3 Sitze enthalten. Der viersitzige
Stuhl scheint für den Abt bestimmt gewesen zu sein; er ist daher reicher aus-
gestattet. An der Rückwand über der Stuhllehne Blendarkaden, die in den
Zwickeln mit hübschen Ranken auf vertieftem Grund, an den Pfeilerschäften mit
Schuppen verziert sind. Als Trennungsglieder der Arkaden dienen Pfeiler, die
sich nach unten verjüngen und mit einfachen Intarsien geschmückt sind. Das Dach
ist mit Kassetten verziert, das Gebälk trägt in der Mitte einen hübschen Aufsatz,
eine Kartusche mit Bandwerkeinfassung; hier das getheilte Abtswappen: oben, wie
S. 145, der geschachte Balken schwarz-roth, der wachsende Doppeladler schwarz
auf gold, unten vom mit Schrägbalken und 3 Sternen im oberen Feld (weiss
auf roth), hinten die stehende Himmelskönigin, auf gold. Hinter dem Schilde
gekreuzte Abtstäbe, darüber Mitra.
154 Amtsgerichisbeiirk Riddigshausen.
Der Lettner (Abb. 58, Pfeifer S. 58), eine gleichzeitige Arbeit aus Eichen-
holz, Hchliesst die 31/j westlichen Quadrate des Langhauses als Laienraum ab,
so dass die Hälfte des vierten kürzeren (s. S. 136) noch mit zum Chor gerech-
net wird. Zu beiden Seiten des Laienaltars ein Zugang zum Chor, dessen Rund-
bogenöShung rechts und links jedesmal eine freistehende, am unteren Schaft reich
und schön mit Beschlagwerk, Frauenkopf und Gewandgehangen verzierte Säule
trägt, die auf besonderem, mit Blendarkaden versehenem Sockel steht. Der seit-
liche Abschluss erfolgt zu beiden Seiten durch zwei pilasterartige Gheder. Das
über den ganzen Lettner sich erstreckende Gebälk verkröpft sich oberhalb der
Säulen und Pilaster und zeigt hier reichverzierte, frei abstehende Böget. Die
58. RiddigshjQsid, Letiner in der Klo Stetkirche.
untere Brüstung des ganzen Lettners ist geschlossen und zeigt Blendarkaden, so-
wie Trennungspfeiler in reicher Ausführung. Der obere Theil besteht aus durch-
brochenen Füllungen in weicherem Holz, die, soweit sie der ursprünglichen An-
lage angehören, in verschlungenem Rankenwerk, in dem erneuerten Theil über
dem Altar dagegen in einem Vorhang und barockem Blattwerk im Stil der Zeit
Ludwigs XIV. bestehen.
Kanzel aus Eichen-, in den geschnitzten Theilen aus Lindenholz, von 1622
(Abb, 59. 60, bei Pfeifer S. 57. 59 und an zahlreichen Stellen seines Buches).
Die Thür ist gleich dem Lettner im oberen Felde von Rankenwerk durchbrochen,
seitlich mit je einem, sich nach unten verjüngenden Pilaster und oben mit einem
Aufsatz über dem Gebalk versehen, der innerhalb von Band- und Rankenwerk
Riddagstiiuun (Ausstillung der KlosterliircliE). 15^
eine Kartusche zeigt. Die Brüstung der Treppe und der aus */g gebildeten Kanzel
selbst ist in je 4 mit Hochreliefs verzierte Felder getheilt, die unter sich durch
Rundßguren geschieden sind. Von den Reliefs hatte sich ausser dem flach aus-
geführten Hintergrund nur die schöne Gruppe der Frauen von der Kreuzigung
;9. Kiddagshaasen, Kanzel der Klosterk[rche.
(Pfeifer S. 59) erhalten; jetzt sind die Rehefs von Sagebiel erneuert worden.
Vom Anfang der Treppe an sind es folgende: i. Erschaffung des Weibes, 2..
Sündenfall, 3. Maria Verkündigung, 4. Anbetung, 5. Jesus im Tempel, 6. Kreu-
zigung, 7. Kreuzabnahme, 8. Himmelfahrt. Die 4 Rundfiguren an der Treppe,
von denen die 2 unteren erneuert sind, stellen wohl die 4 grossen Propheten,
die 5 anderen an der Kanzel selbst — von denen 4 mit Büchern und unter
lc6 Amtsgcrkhisbeiirli Riddagsbiuieu.
diesen wieder I mit Schwert versehen sind — die Evangelisten und den Apostel
Paulus dar. An Gesims und Sockel jedes Feldes längliche Kartusche mit dem
bezeichneten Spruch Dan. am I2. Cap.^Q!. 3), dem Spruch JesaJa 52, 7 und
Henricus Abt des Klosters Riddagshausen. Anno dni 1622. Die Sockel der Figuren
mit Fratzen als Füllung, unterhalb der Figuren und Reliefs der Treppe Hange-
glieder, wahrend der schräg zusammenlaufende Kanzelfuss auf den einzelnen
Seiten reiches Flachomament, an den Ecken menschliche, in Pilasterform aus-
60. RiddigshmscD, Schilldeckel der Katucl.
laufende Figuren mit Fruchtgehangen ze^t. Der Kanzelfuss lauft unten in ein
Fruchtbündel aus und ruht mittels eines Kissens auf der Rundfigur des Moses,
der in der Rechten die Tafeln mit den 10 Geboten, in der Linken den Stab
hält. Am unteren Gebälk des achtseitigen Schalldeckels in Rollwerkeintassung der
bezeichnete Spruch Esa. $S (V. i). Unter dem Gebälk Hangeglieder, die mitt-
leren mit Troddel. Oben an jeder der freistehenden Ecken eine Rundfigur:
jugendlicher Apostel, Philippus mit Kteuzstab, Petrus mit Schlüssel, Andreas mit
Schragkreuz, Jakobus im Pilgergewand, Johannes mit Kelch. Am Gebälke unter
^K-AF
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). I<7
ihnen Bügel mit Masken, zwischen ihnen verschiedenartige Aufsätze mit mensch-
lichen Wesen, der eine im N mit dem Wappen des Abtes Heinrich Scheele:
H EN — A.BT
oben das übliche Abteiwappen, wie S. 153, unten Maria und j^^^_ ^ ina
Grunde. An den Kanten der Kuppel reich verzierte Bügel, auf denen musi-
cirende Engelknaben stehen; andere sitzen etwas höher auf den Seiten der Kup-
pel. Diese schliesst mit einem reich verzierten Gesims ab, oberhalb dessen die
Auferstehung des Herrn — der auf Tod (Skelett) und Teufel steht — in Gegen-
wart von 4 Kriegsknechten dargestellt ist. Sämtliche Figuren des Deckels sind
rund. Die Innendecke des Schalldeckels zeigt in der Mitte Christus neben Gott-
vater sitzend und ringsherum kassettenartige Felder mit Engelsköpfen. — Das
Ganze ist sehr wirkungsvoll, das Einzelne aber nur soweit, als es nicht barock
entartet ist. Auf dem untersten Feld der Treppenbrüstung die untenstehend nach-
gebildete Meisterbezeichnung ZK- m(e) f(ecit).
Am Kanzelpfeiler rohes Oelbild auf Holz (XVH. Jahrb.), rechts vom mit der
Darstellung der auch ausgeschriebenen Bibelstelle Weide meine Lämmer^ links
etwas zurück mit der Auferstehung.
Orgel (Pfeifer S. 56), nach Merlans Angabe gleich-
falls aus der Zeit des Abtes Heinrich Scheele, nach
Angabe in den Braunschw. Anzeigen 1882 Nr. 68 vom
T zL • TT 1 r~i ^ .. I- i_ ^ 61. Riddagshausen.
J. 1619, m Holz ausgeführt, ursprunglich am ersten Meisterbezeichnung der Kanzel.
südlichen Nebenpfeiler über dem Lettner angebracht,
seit der Herstellung der Kirche 1882 auf der Empore im nördlichen Seitenschift'
vor dem gothischen Kapellenbau, in stark veränderter Form. Auf den Seiten-
flächen links die Oelbilder: David mit der Harfe, die Vertreibung aus dem Pa-
radies und Abrahams Opfer, rechts Tubalkain, Jakob mit dem Engel ringend,
Jakobs Traum, an der Rückseite nach der Kapelle zu 6 Felder, die einst an der
vorderen Brüstung sassen : Moses vor dem feurigen Busch, Aufrichtung der ehernen
Schlange, Simson mit den Thorflügeln von Gaza, die Bundeslade inmitten von
Musikanten usw., unter denen sich zwei Männer in zeitgenössischer Tracht be-
finden, David und Goliath, Elias flucht den Kindern von Bethel; alles hand-
werksmässige Bilder der vlämisch-akademischen Richtung um 1600. Die Einrah-
mung erfolgt durch Blendarkaden, deren Pilaster mit Beschlagomament (weiss
auf blau) verziert sind. Statt der Trennungspilaster frei abstehende Bügel mit
bemaltem Beschlagornament. Ueber der Brüstung ein verschiebbares Gitter, dessen
Oeffnungen die Form eines Quadrates mit ausspringenden Halbkreisen haben,
während zwischen diesen runde Buckel oder quadratische Facetten, gleichfalls
bemalt, aufgesetzt sind.
Die Orgelempore an der Brüstung mit leeren Feldern, zwischen denen sich
nach unten verjüngende Pilaster mit hübschen Flachmustem oder Schuppen an-
gebracht sind.
Sog. Geschichtstafel (Abb. 62), im Mittelschiff an einem der südl. Pfeiler,
aus Kalkstein. Die eigentliche, quergetheilte Tafel ist seitwärts von ionischen, mit
158 Amlsgerifhisbeiirl! Rjddigshiuscn.
kurzem Gebalk und Aufsatz versehenen Säulen auf Konsolen, oben vom Gesims,
unten von einer vorspringenden Sockelplatte eingefasst. Der Aufsatz über dem
«1. Kiddagshausen, GeschUbisufel in dei Kiosicrkiiche.
Gesims besteht aus einer von Engeln gehaltenen Kartusche mit dem Abtswappen
des Abtes Windruwe (s. S. 145) und einer reichen Einfassung von Voluten- und
Eollwerk, auf dem drei allegorische Rundfiguren — die eine durch Kelch und
Riddngshausen (Ausstattung der Klosterkirche). ICq
Buch als Glauben bezeichnet — stehen. Der untere Abschluss wird durch eine
weitere Tafel in Renaissance-Einfassung mit Köpfen und Fruchtbündel hergestellt.
Die Inschrift ist in schönen Buchstaben eingehauen und hebt sich golden von
blauem Grunde ab; auch sonst dient Polychromie dazu, einzelne Zierglieder
herauszuheben. Am Fries Illustris et antiqui monasterii Riddagshusani fundatio,
iteratum excidium et renovatio. Auf der Doppeltafel Jehovae opt. max, sacrum.
Wandalicam referens Ridagus cognomine gentetn
114s Atque Ludolfus huic tecta dedere loco.
Dux Brunsvicensis Leo, quem dixere superbum,
1173 A Solymis rediens accumulavit opes.
Hie hene coenobium per multos floruit annoSy
Natio tuta fero donec ab hoste fuit,
1552 Quem male grassantem postquam Mans/eldia misit,
Marchia cumque fero traxit in arma ducem
Atque manus habuit vicina virago rapaces,
^550 Omnia coenobii disperiere bona,
Flamma nee abstinuit tectis. Fax hoste repulso
Ut rediit sacra haec est renovata domus.
Praestitit hoc magnis Johannes sumptibus abbas,
Cui reliquum nomen laurea bacca dedit.
Non tulit id Sathanas hostis pietatis acerbus.
Cum teniplo hanc Herum perdidit ille domum,
Quippe novo grassans vicina virago furore
1606 Intulit in sacros arma facesque lares,
Saeva prior clades, fuit haec dirissima: tot um
Vulcano misere depopulante locum.
Nee tantum hunCj sed vicinos simili impete pagos:
Consuluit tristi tunc sibi quisque fuga.
Vis causam sceleris? Nulla est, nisi forte benigne
Facta odiis pensare invidiaque placet.
Sed commissa tibi sint, o deus, omnia, per te
Nunc melior Ridagi est, quam fuit ante, domus
Praesulis auspicio Fetri, qui nobile ab uva
Omine cognomen conveniente gerit,
Johannes abbas posuit^ Fetrus successor renovavit et auxit.
Auf der unteren Tafel
Christe triumphator Satanae vindexque malorum,
Qui tua devastant tevipla scholisque nocent,
Hunc defende locum tibi sacrum, averte furorem
Barbaricum et pacis dulce tuere decus.
l6o Amtsgerichtsbeiirk Kiddi^;shiiisen.
Cum fiulli noceat, prosit magis omnibui aeque:
Quis velit imottfi noxius esse lari.
Atme redemptoris Christi MDCXIV, qui est a fundaliom CCCCLIX.
Spater aufgemalt renovatum i6^i.
[In dem Bericht über die Verwüstungen des J. l6o6 werden auch zahlreiche
forstliche, klösterliche und stadtische Wappen in der Kirche erwähnt,]
Taufstein (vgl. Tafel X; Pfeifer S. 55) aus Elmstein, Fuss und Ständer
C}. Riddigibiuscn, Holiepitaph des Ables TuckermaDH.
sechsseitig. Schale rund, jedoch mit St^en, die den Ecken des Sockeb ent-
sprechen. Die Felder an Sockel, Stander und Schale sind mit rohem Blattwerk
verziert, das an der Schale flacher gehalten ist und vielfach an romanische
Formen erinnert. An einer Seite des Standers die Inschrift J^/Z. z, (^ -^^^
Johann Lorbeer). Das den Taufstein umschlies sende, gleichfalls sechsseitige Gitter
besteht im Rahmen {Sockel, Eckpilaster und Gesims) aus Eichen-, in den durch-
brochenen Rankenfüllungen, wie beim Lettner, aus weicherem Holz. Der höl-
zerne Taufsteindeckel zeigt die Form eines doppelten Baldachins, der auf sechs
korinthischen, bzw. ebensoviel dockenartigen Säulen ruht. Im unteren Stock in
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). l6l
Rundfiguren die Taufe Christi mit der Taube über dem Haupte, in Gegenwart
von einer weiblichen und zwei männlichen Figuren; vor den Säulen sitzt hier
je eine männliche Figur mit Buch. Im oberen Stock thront — gleichfalls in
Rundfigur — Gott Vater, mit der Rechten segnend, in der Linken die Himmels-
kugel; vor den Säulen stehen weibliche Engel, einer mit Kreuz. Ganz oben
auf korinthischem Kapital die Figur des Glaubens mit Kelch und Hostie. In-
schriften: am unteren Gesims Matth. 28, 19, am mittleren Mark. lO, 16, am
oberen Matth. 3, 17, sämtlich ausgeschrieben.
Grabsteine und Grabdenkmäler.
I. Im hohen Chor.
I. Holzepitaph des Abtes Tuckermann und seiner Frau, von 1664
(Abb. 63). In der Mitte das ziemlich gute und offenbar getreue Oelgemälde (auf
Holz) des Abtes und seiner Frau, die vor einem grünen Vorhang auf Fliesen-
boden zu beiden Seiten eines plastisch ausgeführten Crucifixes betend knieen.
Gesims, pilasterartige Glieder und Sockel rahmen das Bild ein. In der Mitte
des ersten das Abtswappen (das obere Feld, wie S. 145, das untere mit
rothem Hirschkopf zwischen Abtstäben auf gold), an den Ecken des Gesimses
und des Sockels vier Familienwappen. (Herald.) rechts i. goldener Anker
mit silbernem Delphin auf roth, 2. quergetheiJt: oben wachsender Mann mit
Hacke und Blume auf gold, unten zv^ei mit den Spitzen zusammenstossende
Dreiecke mit quergelegtem Pfeil, gold auf grün, links 3. silb. Sparren mit drei
gold. Sternen auf blau, 4. wachsender Hirsch auf silber, darunter zweimal schräg
getheiltes Feld. Vor den Pilastem auf konsolenartigen Karluschen mit bezeichneten
und ausgeschriebenen Sprüchen auf jeder Seite drei Rundfiguren : links Bundeslade
(I. Sam. I4f V. 18), Aaron in hohenpriesterlicher Kleidung (IV. B, Mos. 16,
V. 46) y Moses mit den Gesetzestafeln (V. B. Mos. ö, V. 6), rechts Christus
in rothem Mantel, gefesselt (Joh. ig^ V. 5^, Johannes d. T. mit Lamm auf Buch
(Joh. I, V. 2 g), nacktes Christkind mit segnender Rechten und mit Weltkugel
(I, B. Mos. j, V. Iß). Ueber dem Gesims in Barockeinfassung Kartusche mit
dem Lamm Gottes in Relief und dem ausgeschriebenen Spruch Off. Joh. j,
V. T2, darüber Rundfigur Christi, den Zeigefinger der Linken erhebend. Auf
den Ecken des Gesimses, sowie auf dem reichbarocken seitlichen Hängewerk die
Rundfiguren der vier Apostel — zwei unbärtig, drei mit Büchern — in beten-
der oder mahnender Haltung. Am Sockel längliche Kartusche in Barockeinfas-
sung mit der Inschrift: Auf gnädigste Verwilligung des Durchlatuhtigsten Fürsten
und Herrn, Herrn Augusti, Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg etc. hat dem
hochehrwürdigen und hochgelehrten Herren Petro Tuckermannen, der heyl. Schrifft
Doctori^ des Fürstenthumb Wulffenhüttel Superintendenti gener alissimus, auch Con-
sistorial' und Kirchen - Rathe und Abte des Klosters Riddagshausen, so gebor, den
21, Oktober Ao ißSo utid selig im Herrn entschlafen den 27. May Ag i6ji,
gegemvärtiges Gedächt, austragend, ehel. herzl. Liebe ~ die Fortsetzung auf einer
Kartusche, die inmitten einer Barockeinfassung als unteres Hängeglied dient —
Bau* u. Kunxtdenkm. d. Herzgt. Hraunschweig'. IT. \ ]
t6i Amtsgerichtsbezirk kiddagsliauseti«
Anna Hildebrands^ so geboren den jo. November Ao IS9S und ihrem Ekeherrti
s^^ig g^ folget den jo. Juni löyS^ anhero setzen lassen Ao 1664. Die reichen Ba-
rockverzierungen sind schon ziemlich entartet, die figürlichen Theile roh gearbeitet.
1895 wiederhergestellt. — Vgl. über Tuckermann, der übrigens nebst seiner Frau
in der Katharinenkirche zu Braunschweig bestattet ist, Braunschw. Anzeigen 1757
Sp. 19 f.
2.. Grabmal des Abtes Philipp Ludwig Dreissigmark, von 1750. Kar-
tusche aus Zinn in reicher Rokokoeinfassung, in der oben über Todtengebein
ein triumphirender Knabe mit Krone und Palme, unten das Abtswappen (oben
wie S. 145, im Unterfeld Querast, hinter dem Schild Oberkörper einer Abts-
gestalt in Bischofsomat) angebracht ist. Auf der Kartusche die Inschrift: Mert-
torum, qui adstas, conscius, huc lugens verte oculos, hac terra immortalis cubat senex
magnus summeque venerabilis vir Philippus Ludovicus Dreissigmark^ seren. Brunov.
et Luneb, ducum a confessionibus et utrisque sacris consiliis, summus in aula Guelph,
sacerdos, Riddagskm. et coenobii et collegii abbas, ordinum htdus ducatus niembrum,
primus orphanotrophei Guelph, commissariuSy bono ecclesiae nascitur M DCLXXVI^
de qtM immortaliter meritus moritur MDCC L, muneribus dum inter/uit suis, la-
bore, meritis, opibus ad/uit, praefuit, profuit, revera fuit cinctusqtu donis hoc in
templo suis pragmaticus docuit theologus, donum ipse, dum superfuit, magnum atque
theodatum, Desideratissimo marito h(oc) m(onumentum) p(onendum) c(uravit) moestis-
slma vidua Emerentzia Lichtenstein. Vgl. über Dreissigmark Braunschw. Anzeigen
1757 St. 77.
3. Grabstein desselben, mit wenigen barocken Blattverzierungen, im Oval
die Inschrift: Allhier liegen begraben die Gebeine des hochverdienten Abtes Herrn
Phil. Ludw. Dreissigmark,
4. Grabmal des Abtes Jerusalem, von 1789. Auf einem viereckigen Sockel
mit Blattomament eine verzierte Deckelurne, Nachahmung von schwarzem und
weissem Marmor in Holz. An den drei Vorderseiten des Sockels die Inschrift:
Dem Andenken des seligen und würdigen Vicekonsistorialpräsidenten u. Abts Johann
Friedrich Wilhelm Jerusalem, geb. d, XXI I. Nov. MDCCIX, gest, d. IL Sept.
M DCC LXXXIX, setzt dies Grabmal Philipp ine Charlotte, venvittwete Herzogin
zu Braunsch, u. Lüneb,
Er war ein christlicher Philosoph, ein einsichtsvoller Lehrer vernünftiger Gottes-
Verehrung, der den jetztreg. Herzog und dessen Geschwister unterrichtete, geschickte
Gottesgelehrte bildete u, musterhaften Erziehungs - Entwurf ersann und ausführte.
Zur Aufklärung legte er den ersten Grund und durch seine Talente und Recht-
schaffenheit envarb er sich allgemeine Verehrung. Seine Verdienste werden unver-
gesslich bleiben, sein Andenken wird nie verlöschen und besonders mir, seiner Freun-
din, beständig werth und schätzbar bleiben.
5. Gutes Oelgemälde des Abtes Joh. Lukas Pestorf (s. S. 133; abgeb.
bei Beste S. 43), auf Leinwand. Ganze Figur mit brauner Lockenperrücke
und geistlichem Anzug, die Linke mit Buch auf die Stuhllehne, die Rechte auf
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). t6j
die Brust gelegt. Im Hintergrund grüner Vorhang und Bücherrück. Der ge-
geschnitzte Holzrahmen zeigt, z. Th. in freier Arbeit, reiche und geschmackvolle
Akanthusblätter, sowie Gewinde von Eichblättern. Unten Kartusche mit der auf
Leinwand gemalten Inschrift: Huc oculos lector intende in tabulam, humanae vitae
attende [fabujlam, Sistit haec effigies faciem utriusque et Lorherii et Windruvii
collapsam coenobii faciem olim renovantis, dum adumbrat Johannem Lucam Festorßum,
abbatem huius monasterii venerabilem, virum in academiis^ coenobiis, urbibus et aulis
summi luminis instar habitum, eruditione, prudentia et gravitate singulari praeditum,
in cathedrisy suggestibus et consistoriis omnium ora in se convertentem, cuius annos
facilius numereSy quam praeclare gestas dignitates piaque instiiuta. Celebrabit coeno-
bium Luccense, Alfelda, [Brjunszncum aulaque Guelphica, quantum in eo viro ha-
buerinty deplorat ducatus GuelphicuSy quam dignum ordinis sacri invigilans caput in
eo amiserity luget monasterium mortem huius praesulis, qui per solum quadriennium
rebus prae/uit, sed maximo coenobii ornamento, reducens sub principis auspiciis anti-
quum splendorem novumque addens, der unvollständige Schluss handelte von der
Gründung des Predigerseminars in R. (s. S. 133). 1895 wiederhergestellt. —
Vgl. über Pestorf Braunschw. Anzeigen 1757 St. 57.
II. Im Fussboden der Chorkapellen, sämtlich Grabsteine, von NW an.
6. Des Abtes Johann Lukas Pestorf, von 1693. Oben von Genien ge-
halten das Abts Wappen (oben wie S. 145, unten vor gekreuzten Abtstäben
Baum). Hinter dem Schild nochmals die Abtstäbe, über ihm Abtsmitra. In-
schrift: Intuere huius lapidis insignia signa viri virtute insignis latentis sub lapide^
si potest latere in vita et post fata. Celeberrimus est vir summe venerabilis Johannes
Lucas Festorßus, sereniss. ducum Brunsv, et Lun. prot-ecclesiastes aulicus^ supremus
ecclesiarum huius ducatus inspector consistorialis et abbas Riddagshusanus, Natus
Mellae in Westph, a. M DC XXXI IX et in multis academiis edoctus, docuit in
aulis et aliis suggestibus magnus theologus, orator gravissimuSy ecclesiam antistes et
consiliarius gubernavit intemerata iustitia, ingenti autoritate^ summa prudentia. Abbas
huius monasterii principum nostrorum auspiciis in eo ministerii seminarium instituit,
Sic inter abbates ?iostratium solus coelebs plurimos genuit ßlios, quibus abbas et in
abbate abba fuit, Fuit idetn vere Christianus, fidissimus deo, ßdelis principibus,
praeses afflictis, pater egentibus. Sed oculos de lapidel Vivus non tulit laudes neque
nunc feret lapis nee mortuus sub lapide. Mortuus proh dolor l a, M DCXCIII
7. Hieronymus v. Imhof, der Inschrift zufolge geboren 1606, Erzieher der
Prinzen Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht L, verheirathet 1652 mit Mar-
gare the v. Levezow, hatte fünf Kinder und starb 1668. Den Leichenstein be-
sorgte Rudolf Christian v. Imhof.
8. Franz Andreas Voigt, der Inschrift zufolge gewesener fürstl. Braun-
schweig-Lüneb. Kammerrath und fünfzigjähriger „Bedienter" des Klosters, geb.
1662, gest. 1737.
9. Johann August Voss, Sohn des Superintendenten und Priors Voss in
11»
I^A Amtsgerichtsbezirk Riddags^ausön.
Querum, geb. 1755 in Wendhausen, gest. 1766. Oben und unten barocke Blatt-
verzierungen.
10. Sidonie Marie Wideburg, geb. Voss, Frau des Priors und Pastors
zu Riddagshausen Justus Barthold Wideburg (s. Nr. 41), gest. in Querum 1751.
Oben und unten barocke Blattverzierungen und Todtensymbole.
11. Anna Vahldicks, Frau Joachim Schorrensehls, gewesenen Ober-
verwalters des Klosters Riddagshausen. Todesjahr verwischt.
12. Johann Justus Voigt, fürstl. Braunschw.-Lüneb. Kommissionsrath, geb.
1694, gest. 1739.
13. Katharina Zisichia, Gemahlin des Pastors Lorenz Nagel in Rohde,
später die seines Nachfolgers Kaspar Steigerthal, geb. 1600, gest. 1681.
^4. Abt Petrus Windruwe, von 1614. Die Gestalt des bärtigen, barhäup-
tigen Abtes in langem Rock, kurzem Mantel und Halskrause steht von vom in
einer rundbogigen Nische. Die gefalteten Hände halten Kreuzstab und Gebet-
buch. Ueber der Nische, von fliegenden Genien gehalten, das Abtswappen, wie
S. 145. Am Rande die Inschrift in grossen lateinischen Buchstaben: Anno do-
mini — 161 4, am 2ß \ Novembris ist der ehrwürdiger und hochachtbar Her Petrus
IVindruven^ 28 Jahr Abt in Riddageshausen, in Gott seliglich entsclaven (!) e(ine)
fröhliche Auferstehung in Christo Jesu erwartend. In den Zwickeln Gott sei mir
armen Sünder genedig.
15. Katharine Hedwig Osterwald, Wittwe des Verwalters Justus Voigt,
geb. 1638, gest. 1705. Das Wappen zeigt eine von "kreuzweis gestellten Federn
durchsteckte Krone, die Helmzier gepanzerte Arme, die einen Stern halten.
16. Abt Joachim Lutkemann, von 1655 (der Kopf abgeb. bei Beste S. 42).
Der Verstorbene, der ein gemustertes, mit vielen Knöpfen versehenes Unterge-
gewand, langen Talar, Klappkragen und Käppchen, sowie Schnurr- und spitzen
Kinnbart trägt und den rechten Zeigefinger zwischen linken Daum und Zeige-
finger nimmt, steht von vorn in einer Nische. Oben (herald.) rechts das reine
Abtswappen (s. S. 145), links das persönliche Doppelwappen: Hand mit Blumen-
kreuz, bzw. Gatter, beides als Helmzier wiederholt. Zwischen den Wappen
Engelskopf. Die doppelreihige Inschrift in grossen lateinischen Buchstaben steht
am Rande: Jochimus Lutkemann^ theol. doctor, ecclesiarum in ducatu Guelphico
superintendens generalissimus, abbas coenobii Riddageshusani^ vir eruditione insignis^
candore plenus^ zelo admirabilis, natus Demmin Fomer, M DCVIII d, XV, decembr,^
publice voce et scriptis docuit annos XVI, exacto nondum XLVII vitae anno relic-
taque optima cofiiuge et liberis VI super stitibus defunctus MDC LV d, XVI, octobr.
Ossa et cineres tegit h(oc) m(onumentum) , quod Dorothea Lewezowen marito dul-
cissimo p(osuit). Gute Arbeit, besonders des Kopfes. — Vgl. über Lutkemann
Braunschweig. Anzeigen 1757 Sp. oTJ ^.
17. Sophie Margarethe Wiedemanns, Frau des fürstl. Komschreibers
Gotthardt Hage . . . ., gest. 1669.
18. Joh. Schoppius, fürstl. Braunschw.-Lüneb. ObervervÄ^alter des Klosters.
Kiddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). 165
Die Wappen zeigen gekreuzte SchöpfFöffel (am Helm wiederholt) bzw. drei Blu-
men (am Helm Blume zwischen Hörnern).
IQ. Andreas Loder, stud. theol. aus Peine, gest. 166 1.
20. Sohn des Pastors Primarius in Vorsfelde Friedrich Wilh. Steinbeck,
gest. 1742.
21. Dorothee Christine, Frau des Priors und Pastors in Riddagshausen
Karl Joh. Heisen. Wappen von Genien gehalten.
22. Zwei Söhne des Kloster Verwalters Justus Voigt und seiner Frau Kathar.
Hedwig Osterwald (s. Nr. 15).
23. Zwei Kinder des Hauptmanns Georg Wilhelm Litius und seiner
Frau Marianne Karoline geb. Baronin v. Spiegel. (Gest. 1766.) Oben und
unten barockes Blattwerk.
24. Sohn (wie es scheint Student) der Tochter des Christoph Tobias
Widenburg. Der Grabstein ist errichtet vom fürstl. Braunschw.-Lüneb. Sekretär
Heinrich Andreas Koch.
25. Georg Bernhard Wiedeburg, geb. 1732, gest. 1746, gestiftet von
den Eltern Justus Barthold Wiedeburg, Prior und Pastor des Klosters, und Joh.
Marie Elisabeth geb. Krukenberg.
ni. Im nördl. Querhaus.
26. Epitaph des Kammerraths Franz Andreas Voigt und seiner
Frau Joh. Eleonore Gue (Abb. 64). Der hohe, reich profilirte Unterbau ist
in seinem mittleren geschweiften Theile (Kalkstein) mit Akanthusblättem, im
oberen sarkophagähnlich gestalteten (Sandstein) mit den beiden Inschrifttafeln
(Schiefer) versehen und trägt auf vorspringender Platte an den Ecken die
reich bewegten, aber massig ausgeführten Gestalten des Glaubens (auf den Anker
sich stützend) und der Liebe (mit zwei Kindern), in der Mitte vor einem mit
Wappen versehenen Aufbau sitzende Trauergestalt mit Schädel und Stunden-
glas. Darüber vor einem rothfarbigen Vorhang, über dem, diesen lüftend, eine
weibliche Gestalt mit Palme und ein Knabe mit Krone schweben, die nicht
üblen Oelbildnisse der Verstorbenen in weissen Marmorrahmen. Aus gleichem
Material die sämtlichen figürlichen Theile und die Wappen. Diese enthalten die
nebenstehende Hausmarke (auch am Helm), bzw. drei Rosen
(wachsender Wilder Mann als Helmzier).
Inschrift. Tafel links:
Fremder Wanderer in dem irdischen Irrthum, hemme ein wenig deinen Lauf und
betrachte allhier das Ehr- und Denkmal eines klugen Pilgrims^ des hochedelgeborefien
und hochgelehrten Herrti^
Herrn Franz Andreas Voigts
gewesetun hochfürstl. Braunschw, Luneb. Cammerraths utid ßo jährigen Haupt-Pacht-
inhaber aller Güter des Klosters Riddagshau, welcher den 2. April 1662 in den
Irrgarten dieser Welt versettze, daraus aber den 27. Februar 1737 im Herbst seines
Alters als reif zum Himmel durch die P/orte des Todes in das Paradies sei, über-
&
I 66 Amlsgerichlibczirk Riddagshauscn,
gangen ist, um alle die reifen Früchte seiner Tugenden einzusamlen. Gehe Wanderer,
eile und suche diesen herligen Weg und nimm auch die Tugend zur Fahrerin; doch
Tafel rechts:
Stehe noch jeteo ein wenig still, schaue und baue in deinem Herzen das ruhmvolle
Andenk, einer so klugen als getreuen Ehegattin, der hochedelgeborfien und hoch-
belobten Frauen Frau Johanna Eleonore Guen. Diese betrat die Schaubühne der
64. Riddagsbiusen, Epiuph des Ksmmemths Voigt.
götltichen Allmacht den 20. Januar 1674 und verliess selbige am 12. Desember
1732, nachdem sie ihrem vorbelobten Eheherrn in z7V0 Söhnen und z7Vo Enkeln den
Segen beglückter Ehe gezeiget, in einer Tochter und einer Enkelin aber das Eben-
bild ihrer Seltenheiten hinterlassen und demselben 42 Jahr die Last der Ehe Uieht
und die Bitterkeit des Lebens süss gemacht, auch in ihrem Leben niemanden, nur im
Tode allein, bitter gewesen, so dass der Welt an ihr eine Blume helder Früchte,
ein Muster vollkommener Frau und die Armuth den besten Trost verloren. Folge
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). 167
mein Leser diesem Beispiel und lebe so, 7vie du dereinst zu sterben gedenkest. — Das
Denkmal ist 1898 wiederhergestellt worden.
2*], Steinernes Epitaph des Landdrost Levin August v. Rhetz, von 1757
(Pfeifer S. 67). Ueber einem sarkophagähnlichen Gliede ein Obelisk, der in Ein-
fassung von Eichenblättern einen dreifach gespaltenen Wappenschild (i. Haus-
marke, wie bei Nr. 26, weiss auf blau, 2. gesenkter Pfeil roth auf gold, 3. wach-
sendes weisses Pferd, darunter dreimal schräg blau und gold getheilt) zeigt. Am
Unterbau zwei Inschrifttafeln
a. Dem Andenken des weiland herzogt, Braunschw, Lüneb. Landdrosten Levin
August von Rhetz, geb. den j. Juni lögj, gest. den 27. October I7S7* ^^ seiner
Ehegenossin Auguste Wilhelmine geb. von Voigts, geb. den i. März ijoj, gest. den
2. Mai 1772, wie auch deren Schwiegertochter Elisabeth Wilhelmine geb. von
Voigts, des weiland herzogt. Braunschw. Lüneb, Drosten Conrad Franz von Rhetz
Ehegenossin, geb. den 22. November 1726, gest. den 20. August 1780.
b. Nach dem Willen des am i. April 17^6 verstorbenen herzogt. Braunschw.
Lüneb, Generallieutenants August Wilhelm von Rhetz, gewidmet von dessen Erben
Johann Augiist Voigts von Rhetz, genannt von König. Zu beiden Seiten der letz-
teren Aschenkrüge.
28. Jul. Christoph Brandes, stud. phil. u. theol. in Helmstedt, geb. 1668
in Wolfenbüttel, 1691 im Kolleg des Klosters R. aufgenommen, gest. 1693. Der
Aufsatz zeigt die Wappenschilde, (herald.) rechts mit Ast, links mit drei Wein-
trauben auf getheiltem Felde. Barocke Ornamente mit Todtengebein. Denkmal
aus Sandstein, errichtet von der Mutter Anna Elisabeth Weinbach, Wittwe des
Barthold Eberhard Brandes.
IV. Im südl. Querhaus.
29. Denkmal des fürstl. Braunschw. -Lüneb. Hof-, Grenz- und Klosterraths
Job. Justus Voigt, geb. 1663, gest. 1724. Auf dem Gesims eines steinernen
Unterbaus, der mit aufgesetzten Marmor Ornamenten verziert war, erhebt sich ein
spitz zulaufender Aufbau, der vorn eine weisse Marmortafel mit langathmiger,
dunkelgefärbter Inschrift zeigt, seitwärts Eichengewinde von Marmor herabhängen
lässt und oben eine Kartusche mit dem voigtschen Wappen, wie S. 165, trägt.
Unten zur Seite und ganz oben sitzen Knaben aus Marmor und von guter Ar-
beit, leicht bekleidet, der untere rechts weist auf eine Tafel, die er in den
Händen hält. Der chronogrammatische Schluss der Inschrift so JVehre Deinen
VVanDeL bis an Die grVJt ohnsträJLICh enthält die Jahreszahl 1724.
V. Im Mittelschiff.
30. Grabmal (aus Sandstein) des Pastors Christian Probst, von 1610.
In flacher Rundbogennische kniet vor einem Krucifix nach rechts der bärtige
Verstorbene in Relief, mit Talar und Halskrause bekleidet. Hinter ihm ein zwei-
reihiges Schriftband mit Herr Jesu, in deine Hende befehle ich meinen Geist, Unter
dem Relief Tafel in einer Einfassung von Renaissance- Bandwerk mit dem aus-
geschriebenen Spruch Hiob am /p (V. 25). In den Zwickeln des Nischenbogens
l68 Amtsgerichtsbezirk Riddagsbausen.
Engelsköpfe. Am Rande die vertiefte Inschrift: Anno domini 1610 am 23. Martij
ist der ehrwürdiger und wohlgelahrter Herr Magister Christian Probst^ weiland
Prior und Pastor in Riddageshausen in Gott selig entslaffe^ eine fröhliche Auf-
erstehung in Christo erwartende. Oben ein Gesims mit Aufeatz, der in reichem
Renaissance-Bandwerk mit Fruchtgehängen einen Engelskopf zeigt. Gute Arbeit
mit reicher Bemalung. — Vgl. über Probst Meibom S. 120.
31. Grabdenkmal des Pastors Karl Johann Heisen, von 1740. Hoher
Aufbau aus Alabaster und Marmor. Im Haupttheil zwischen Pilastem Tafel mit
der Inschrift (wei3S auf schwarz), der zufolge der Verstorbene 1676 in Hannover
geboren, dann Kollegiat und 1706 bis 1740 Prior in Riddagshausen gewesen
ist und sechs Frauen gehabt hat. Am Unterbau das Wappen (oben Rosette,
unten Herz mit sprossenden Blumen) und geflügelte Sanduhr.
VI. Im südlichen Seitenschiff, soweit nichts anderes angegeben ist, Grab-
steine.
32. Eingeritzt die Darstellung zweier Personen, wie es scheint. Erkennbar ist
nur die rechts in langem Gewände und Kopftuch, vermuthlich die Frau der un-
deutlichen Person links. Ueben den Figuren auf Kämpfer aufsitzend geschwun-
gener gothischer Bogen, in den Zwickeln Wappen, herald, rechts quergetheilt,
oben mit Vogelklaue, unten schräg gegittert, links schräg gelegtes Wellenband (v.
Stammer?). Die vertiefte Randinschrift enthält als Anfangsbuchstaben Majuskeln
oder Antiqua, sonst Minuskeln Anno • dni • m j ccccxc, vi ■ des ■ anderen \ fridages in
der I Fasten dus von Veltcz — so glaube ich wenigstens die letzten beiden
Buchstaben, die nicht ganz deutlich sind, lesen zu müssen. Jedenfalls gehört der
Grabstein weder Ludolf v. Veitheim (t 1452, s. S. 171) an, noch ist er aus
Stücken verschiedener Grabsteine zusammengesetzt (vgl. Langer feldt, Grab-
stätten und Gedenktafeln S. 4).
33. Prior und Klosterpastor Autor Theodor Meier, geb. 1669, gesL
1706, und dessen Frau Dorothee Ilse Reinhardts, die den Grabstein er-
richtet hat. Oben hübsclie Bekrönung in Akanthusblättem und zwei Wappen,
(herald.) rechts mit gekreuzten Sensen über Todtenschädel (Helm mit drei Korn-
ähren), links mit fahnentragendem Lamm (Helm mit Kreuzstab zwischen Hörnern).
34. Prior und Pastor Johann Christoph Preitius, der langen lateini-
schen Inschrift zufolge 1680 Konrektor in Alfeld, 1683 Rektor in ZeUerfeld,
seit 1692 in Riddagshausen. Die Inschrift ist von Lorbeerzweigen eingerahmt,
»
der barocke Aufsatz mit zwei Wapf>en versehen: (herald.) rechts Wundmale Christi
(Helm mit Engelskopf), links Pflanze mit wachsendem Pferd (Pferd zwischen
Hörnern am Helm).
35. Ilse Margarethe Heise, geb. Mahnen, Frau von Nr. 31.
36. Magdalene Margarethe Heise, geb. Lamprecht, Frau desselben,
sie heirathete 1708 und starb im Kindbett.
37. Justus Voigt. Wappen (s. bei Nr. 22 und 15) mit der Unterschrift
Justus VoigtSy bzw. Cathar, Heidcivig OstenvaUts.
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). l6o
38. Johannes Sinderam, fürstl. Braunschw.-Lüneb. Oberverwalter und So-
phie Margarete Wiedemans.
39. Arg zertretener Stein des Abtes Johannes Lorbeer (t 1586). Der
Verstorbene steht in geistlicher Kleidung, ein Gebetbuch in der Hand, von
vorn in einer Nische. Links unten das Abtswappen, oben in den Zwickeln Ge-
nien, der eine die Tuba blasend. Nach Angabe in den Braunschw. Anzeigen vom
20. IX. 1895 Arbeit des Steinhauers Heinemann in Braunschweig^ dem dafür
57 fl. 12 gr. gezahlt wurden.
40. Johann Georg v. Löhneisen, von 1588 (Pfeifer S. 64). Die jugend-
liche, in Hoftracht gekleidete Figur steht von vom in einer Nische. In den
Ecken vier Wappen, i. der v. Löhneisen, 2. v. Wurmb (?), 4. v. Zengen (?), das
dritte Wappen ist zerstört. Von der zweireihigen erhabenen Randschrift ist nur
zu lesen Anno 1^88 an S. Stephans Tage, welch, war d, 26. Decemhris^ ist . , , .
Johan Georg Loneyssen s. Alters 7 Jahr «. 26 Wochen 2 Tage .... alhie zu
Rittershausen (!) zw, 3 [und 4 Uhr entschlafen] Der Seelen Gott gnädig und
barmherzig sei. Amen.
41. Justus Barthold Wiedeburg, fürstl. Braunschw.-Lüneb. Superintendent
und Prior des Klosters, geb. in Helmstedt 1693, gest. in Querum 1759. Im
barocken Aufsatz das Wappen (Lamm mit Fahne).
42. Sandsteingrabmal des Ludwig Dietrich Voigts, der Inschrift nach
Hofsekretärs des Herzogs August Wilhelm, geb. 1699 ^"^ Riddagshausen, gest.
1730. Den reichen architektonischen Aufbau beleben vier recht gut gearbeitete
Kinderfiguren, von denen die eine (mit Todtenschädel und weinender Gebärde)
unten am Fuss, zwei andere (mit Kreuz, bzw. fehlendem Gegenstand) seitwärts
angebracht sind, die vierte (mit Krone und Palme) das Ganze krönt. Ueber dem
ersten Knaben das voigtsche Wappen (s. bei Nr. 26),
VII. An der südlichen Aussenseite.
43. (Pfeifer S. 63.) Im Felde vertieft eingeritzt und das ganze Mittelfeld aus-
füllend Wappenschild (zwei Kleeblätter, darunter Messer) mit Helmschmuck (das
Wappenbild wiederholend). Am Rande, diesen aber nur zu einem kleinem Theile
füllend, die vertiefte Minuskelinschrift aho dni nicccc xl o(biit), der Name ist trotz
guter Erhaltung unleserlich.
VIII. An und vor der westlichen Aussenseite.
44. Johann Friedrich Rüdiger Voss, geb. 1715 in Holzminden, 1741
Pastor, 1753 Superintendent in Wendhausen, 1755 in Kissenbrück, 1760 in
Querum und Prior in Riddagshausen, gest. 1772. Er hatte der Inschrift zufolge
aus drei Ehen neun Kinder, von denen ihn fünf nebst seiner vierten Frau über-
lebten. Am oberen Aufsatz Krone, bezeichnet als das Ziel des Glaubens.
45. Dessen eine Ehefrau Sophie Magdalene geb. Cloxinin, geb. 1737,
gest. 1769.
46. Frau Marie Elisabeth Selig, geb. Suchlandt (geb. 1673, gest. 1757)
und deren Sohn Ernst Friedrich Selig (geb. 1703, gest. 1757), langjähriger
I ^O Amtsgerichtsbezirk RiddagshsLusen.
Gerichtsverwalter des Klosters, dann Oberamtmann des „Residenz- Amts" Wol-
fenbüttel. Oben das Wappen: Schrägast mit drei Blättern, am Helm Hund
zwischen zwei derartigen Aesten.
47. Frau des Pastors und Priors Johann Kesselhut, gest. 1676 in
Querum. Das Wappen zeigt Bäume und springenden Hirsch, die Helmzier wach-
sende Frau.
48. Pastor und Prior Karl Johann Heisen, geb. 1676, gest. 1740.
49. Pastor und Prior Johann Kesselhut, von 1680. Nach der langen,
grösstcntheils unleserlichen Inschrift in lateinischen Hexametern in Helmstedt ge-
boren und vor seiner Berufung nach Riddagshausen Prorektor und Rektor in
Gardelegen. Sein Wappen zeigt einen Pelikan.
[IX. Bei Meibom werden folgende Grabdenkmäler und -steine von Aebten
erwähnt :
50. Herwigs (v. Veitheim) von 1332 mit den Versen
Ahbas HerwicuSy ocii luxusque inimicus^
Pausat in hac tumba, mens ut speciosa columba,
Vivit cum Christo, quem iemplo adoravit in isto.
51. Lamberts von Baien (t 1553 6/XI, aber nicht in Riddaghausen be-
graben) mit der Inschrift
Praefuit hie quondam summo Lambertus honore
Abbas a Balven, vir pietatis amans,
Destruitur vivo, vivo reparatur eodem
Hie locus: heu saxum nunc pia membra tegit.
Nach Braunschw. Anzeigen 1747 Sp. 1654 war der Grabstein damals schon
verschollen.
52. Jodocus Oppermann (t 1567 30/IX, auf dem Chor begraben), das
Epitaph mit der Inschrift:
Deserit hospitium migrans mortale Jodocus,
Hospes in his terris regna patema petit,
Transit et incertum fortunae ludit amorem
Quasque ienet fallax respuit orbis opes.
Ante Deum aetemae felicia tempora lucis
Laetus agit, celebrans inclyta facta patris.
Tu quicunque hodie mortali vesceris aura,
Heu Vit am rapiet crastina forte dies!
Disce mori, transire puta, migrare memento:
Nam bene si mortis clauditur hora, sat est.
Ergo cavam aspiciens tumbam, dilecte viator,
Maxima de tumulo sit tibi cura tuo.
Tu quod es, ille fuit, quodque est, eris, aequus iniqua
Extincto laetum mente precare diem,
Dormit et in coelo sanctissima templa frequentat.
Riddagshausen (Ausstattung der Klosterkirche). I ^ I
Hacque tegi voluit membra Jodocus humo.
Quattuor huic domui sacratae praefuit annis^
Et sibi commissum quam bene rexit opus.
Molliter ut tacita requiescat corpus in uma^
Haec Uli posuit qui monumenta rogat.
Oppermanns Leichenstein war noch 1759 (^g^» Braunschw. Anzeigen 1759 Sp.
J007) gleich hinter dem kleinen Altar vorhanden; er zeigte die Gestalt des Ab-
tes und die ziemlich unleserliche Inschrift (in grossen lateinischen Buchstaben)
Anno domini ISS7 in vigiliae (!) omnium sanctorum obiit reverehdus Jodoc() Op-
permä abbas in Ridda, Cuius anima requiescat in pace, aetatis suae änö S4-
53. Johannes Lorbeer (t 1586 2^lX)j ein monumentum splendidum, das sein
Nachfolger Windruwe ihm im vestibulum templi nach W zu errichtet hatte.
Aus dem notariellen Bericht über die Zerstörungen von 1606 ersehen wir
noch das Vorhandensein folgender Grabdenkmäler oder -steine: 54. des Her-
zogs Franz, Bischofs von Minden (t 1529), 55. der v. Wenden, 56. v.
Veitheim, 57. v. Bortfeld, 58. v. Sampleben, 59. v. Oberg, 60. v. Ma-
renholtz, 61. v. Garssenbüttel, 62. v. Campen, 63. v. Honrodt, 64. v.
Streithorst, 65. v. Frondeck; aus einem Verzeichniss der Grabsteine von
1753 ausserdem, dass auch 66. von denen v. Hondelage, 67. v. Meinersen,
und 68. Bertram v. Werla (s. S. 133) solche einst vorhanden, damals aber
bereits der Zerstörung anheimgefallen gewesen seien. Erhalten waren aber damals
noch die Grabsteine 69. Johanns v. Asbeck (1557) imd 70. der Frau des
Abtes Lorbeer, geb. Brandes.
Schliesslich verzeichnet A. A. Beck unter Beigabe eines genauen Facsimiles
(Braunschw. Anzeigen 1759 St. 61) folgende Grabsteine:
71. Helmolds v. Peine mit einer Gestalt in mönchischer Tracht und der
Minuskelinschrift -}- Anno milesimo ■ trecentesimo • xii • i • die - aneti^. v(irginis) -
obiit • helmoldus - vir • genus (■=■ generosus oder strenuus?) • pide (=^ pridem) • miles
dictus de Peyne. fundator - huig • capelle • c[uius anima requiejscat. [i] p(ace) - s
(?) ■ a(men). Die Abbildung des Grabsteines nach einer alten Zeichnung bei
Pfeifer aaO. 62 giebt noch hinter anno\ domini, 1759 lag der Stein ,,ohnweit
der Kanzel (Mittagwärts)", und Helmold v. Peine wurde als Stifter des ,,am
nächsten Pfeiler bey seinem Grabmale ehedem belegenen Altars" betrachtet.
Nach Pfeifer S. 61 lag er jedoch „in der an das nördliche Seitenschiff angebauten
Kapelle" und ging ,,bei der letzten Wiederherstellung der Kirche verloren". Dar-
nach scheint der Stein — aber erst in neuerer Zeit — in eine der nördlichen
Kapellen versetzt worden zu sein. An sich ginge es sehr wohl an, die in der Grab-
inschrift erwähnte Kapelle mit dem gothischen Anbau am nördlichen Seitenschiff
(s. S. 148) in Zusammenhang zu bringen.
']2. Ludolfs V. Veitheim mit dem v. veltheimschen Wappen (nur drei
schwarze Querbalken im Schild und an den Büffelhömern des Helms) und der
lyz Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
Minuskelinschrift Anno Doniini . m • cccclii ydus - septebris • obüt Ludolphus - de • vel-
tum famulus c . z (?) • i(n) . p(ace) • a(men). Der Stein lag im nördlichen Seiten-
schiff unter der Treppe zur Prieche.
73. Reinhards Kondel (oder Rondel) mit dem „in ganzer geharnischter
Positur abgebildeten Kriegeshelden, der einen Federbusch [?] auf dem Haupte,
ein blosses Schwert in seiner rechten Hand, die linke aber in die Seite gesteuret
hatte; bey seinem linken Fusse stand in der Ecke ein Helm, und bey dem
Helm desselben Wapen, in welchem ein Querbalke zu sehen, in dessen [d. h.
des Wappens] beyden oberen Winkeln, 3 einwärts (nach der Mitte des Wapens)
gebogene rundliche Streifen befindlich sind. Das Feld des Schildes ist übrigens
oben und unten nach der Länge herab getheilet. Die Umschrift des Steins lautet
[in Minuskeln] also: Anno m • v". xxii • am avende der himelvart ehr, wart ghe-
schoten vor Gronau de edel un veste Renhart Kondel; dem God gnedig si.*' Der
Stein war nach Langer feldts Angabe noch 1864 vorhanden.]
Reste von mittelalterlichen Fussbodenfliesen abgeb. bei Pfeifer aaO. 54.
Glocken, i. von 1.04 m H. und 1.20 m Dm. mit Palmetten- und Blatt-
verzierungen am Halse. Die Inschrift, die nur z. Th. festzustellen war, besagt,
dass die Glocke im J. 1745 durch den Giesser Joh. Chr. Kreiteweiss in
Braunschweig aus einer älteren Glocke von 1649 umgegossen sei. — 2. von
90 cm H. und Dm. aus dem J. 1729. Inschrift war nicht festzustellen. — 3.
von 58 cm H. und 66 cm Dm., also ziemlich beträchtlicher Ausladung, ausser
Gebrauch. Zwischen mehreren Streifen die Inschrift Herman Wilcken zu Wol-
fenhüttel hat mich gosen ano MDC XI In Gottes Namen bin ich geflossen. Am
Bauch scharfe Flachreliefs mit der wohlgelungenen Darstellung der Verkündigung
und des hl. Georg zu Pferde im Kampf gegen den Drachen. Abgeb. bei Pfei-
fer aaO. 62.
Zwei Messingleuchter von 49 cm H., an deren drei einwärts gebogenen
Fussseiten je eine Muschel angebracht ist.
Altargefässe neu.
Hostientasche (Abb. 65), 20 cm h., 21 cm br., aus dem Anfang des XVI.
Jahrh., von grober Leinwand, aber auf beiden Seiten mit grüner Seide belegt.
Auf der Vorderseite dient diese als Untergrund einer trefflichen Seiden- und
Goldstickerei in Plattstich mit der Darstellung der Messe des hl. Gregor. Rechts
steht der Altar, oben mit weisser gefranzter Decke, an den Seiten mit buntem
Behang versehen, der aus blauen, hellbraunen und grünen, netzförmig übemähten
Streifen besteht. Auf dem Altar 2 Altarleuchter, Buch, Kelch, Patene und Hostie,
sowie die Figur Christi mit Ruthe und Geissei. Links davon kniet auf weissem,
mit gelb wieder netzförmig benähtem Teppich der Heilige, die Hände gefaltet;
die Dalmatica zeigt violette und hellbraune Längsstreifen, das innen blaue Plu-
viale Goldstickerei mit rothen •••, auch der Nimbus besteht aus Goldfäden.
Links ein Bischof und ein Kardinal, dem Papst bei der hl. Handlung bei-
Kiddagshaasen (Auislittung der Ktosterkicche). ij%
stehend, in Vorderansicht; der eine, dessen ÜEilniatica aus rothen und hellbraunen
Längsstreifen besteht, und dessen Pluviale blau ist, trägt in der Rechten die drei-
fache Papstkrone, der andere mit violettem Unte^ewand und hellbraunem, blau
gefüttertem Mantel das Messbuch. Im Hintergrund, der sonst mit kleinen Mes-
singplättchen bestickt ist, die Leidens werk zeuge Christi; heraldisch rechts und
links vom 2 VVappenschilde : i. zwei Gansehalse silbern auf biau, 2. brauner
Sparren auf silbernem, mit drei S belegtem Grund. Das Ganze ist von einer
Borde mit abwechselnd blauen und rothen Schtägstreifen eingefasst und an den
Ecken mit je einem goldbestickten, roth oder hellbraun eingefassten Knopfe
verseilen.
174 AmtsgericbtsbeiLrk RiddagshiuMO.
Die Gebäude ausser der Kirche.
[Die mittelalterlichen Klostergehaude, die sich um den quadratischen Klos-
terhof legten, sind in den fünfziger Jahren des XIX. Jahrh. wegen Baufälligkeit
abgebrochen worden. Doch ist der Grundriss der ganzen Anlage (Abb. 66) auf-
genommen worden, und von dem Ostflügel des Kreuzgangs, sowie der West-
mauer der daran stossenden Räume hat der Maler Tacke eine flüchtige, aber
sehr lehrreiche Skizze vor dem Abbruch angefertigt. Damach lagen die Zugänge
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66. Riddagsliausen, Giuudriss der Klostergeblude.
i) Kirclie, 2) Sakristei, ;) KapEielsaal, 4) Pulaioriuni, ^ Vorrium, dibioler Siipendiateabaus, (,) Vor-
tium, 7) Btudenaal, 8) Wjrmestube, 9) Refectorium, 10) Koche, ii) Vorrathirlume, 11) Laien-
refectorium, l )) Voriaum zum Kteuzgang, 1 4) Hör.
ZU Raum 3 {Kapitelsaal) und 4, sowie die Fenster zu 3 in reich profilirter portal-
ähnlicher und rundbogiger Einfassung aus der Zeit gegen 1 200, und zwar glie-
derte sich diese in 2 Eckuäulen, die aber als RundstSbe um den ganzen Bogen
herumliefen, und einem Pfeilerabsatz dazwischen; die Ecksaulen ruhten auf at-
tischen Sockeln, ein reichgegliederter weiterer Sockel, der auch an der Wand
und zurücktretend unter den Fenstern entlang lief, diente als gemeinsame Unter-
lage für Pfeiler und SSulen. Romanisch und etwa der Westwand gleichzeitig war
auch die Aussenwand des Kreuzgangs. Jeder zweite Pfeiler derselben war an den
Kanten mit doppelter Kehle und in der Laibung mit einem schmaleren, ebenso
kiddagsbäuseti (Rlostergebäude). I^^
profilirten Vorsatz versehen, der in der Breite offenbar den einst zwischen die
Pfeiler gestellten Säulen entsprach, aber zur Aufnahme der starken Obermauer ein
doppelkonsolenartiges Aufläger trug. In gothischer Zeit muss jedoch ein völliger
Umbau stattgefunden haben, der an die Stelle der Säulen schlichte Pfeiler setzte,
die Bogen spitz gestaltete und zur Aufnahme eines Gewölbes — wie es scheint
mit Blattwerk verzierte — achteckige Konsolen einliess. Ein solches wird aber
bereits in romanischer Zeit bestanden haben, da die Konsolen an der Wand
des Kapitelsaales usw. romanisch gewesen zu sein scheinen. Als einziger Ueber-
rest der Bauten dieser Zeit hat sich ein bei Pfeifer S. 68 abgebildetes Kapital
mit Akanthus-Doppelblättern erhalten. Als später (s. S. 134) die Gewölbe des
Kreuzgangs zum Einsturz gebracht waren, begnügte man sich mit einer Balken-
decke. — Der Ostfiügel des Konvents und des Kreuzgangs war demgemäss älter,
als der jetzige Bau der Kirche.] — Unter den gothischen Konsolen, die gleich-
falls den Konventsbauten entstammen, sind die mit farbigen Reliefdarstellungen
aus dem Marienleben bemerkenswerth (abgeb. bei Pfeifer S. 68).
[Ein besonderes Bibliotheksgebäude, das nach Meiboms Angabe (S. 67)
später die Schule und den kleinen Schlafsaal umfasste und nach Hassel einen
„Flügel des Klosters gegen den Klostergarten ausmachte" (also wohl das Ge-
bäude hinter 4 und 5 auf Abb. 66), hatte Abt Ebert aus Stein errichtet und
mit der Minuskelinschrift anno dni milesimo \ cccc^ l xxviii tpe (= tempore) doni
Ebberti abbatis versehen. Darüber hatte später Abt Windruwe die Inschrift Herr
Petrus Wein\trauben Abt des Closters Riddajgeshausen / anno i6ij angebracht.
Vgl. über die Inschriften Braunschw. Anzeigen 1759 Sp. 1003, über die Biblio-
thek selbst und deren Geschichte A. W. H(assel) ebd. 1758 St. 100.]
Südöstl. von den ehemaligen Konventsgebäuden liegt tief in dem angeschüt-
teten Boden eine zweijochige, rechteckige gothische Kapelle (im Lichten
8.80X5.60 m, vgl. Pfeifer S. 67), vermuthlich die Stiftung Heinrichs v. Wen-
den vom J. 1305 (s. S. 131). Der Quergurt und die Diagonalrippen, die ziemlich
tief auf Konsolen aufsitzen, zeigen birnenförmigen Stab zwischen Kamiesen und
Platten ; von den Schlusssteinen ist einer mit dem Relief des Lammes (mit Kreuz-
fahne) verziert. In der südl. Längs wand je ein spitzbogiges Fenster, im W einst
grosser und offener Zugang. Vielleicht schloss hier das Siechenhaus in ähnlicher
Weise an, wie dies bei der Georgskapelle in Helmstedt (s. Bd. I 80) der
Fall war.
Das Amtshaus ist ein ganz schlichtes, zweistöckiges Gebäude mit aufgehöhten
Giebeln auf dem Walmdach. Im Keller noch mittelalterliches Mauerwerk, das
dem ausspringenden Südwestbau (neben Raum Nr. 11 auf dem Lageplan) an-
gehörte. Der stattliche Treppenaufgang legt sich um ein offenes Quadrat herum.
Die Länge des in der Hauptachse gelegenen grossen und breiten Flurs wird
durch mehrere Arkadenstellungen aus Holz abgetheilt, im ersten Stock durch
vier, von denen jedoch eine als Stubenwand benutzt wird. Bemerkenswerth ist
der,, Rittersaal", der mit seinen 3 Fenstern an der südlichen Schmalseite des Ober-
176
Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Stocks liegt. In der Mitte jeder Seitenwand ein Kamin, darüber leere Kartusche
in hübscher Blatt- und Rankeneinfassung des XVII I. Jahrh. Die Wände zu
beiden Seiten des Kamins und des mittleren Fensters sind mit je einer gobelin-
artigen Malerei auf Leinwand, Kopien nach Le Bruns (1619 — 1690) Gemälden
zur Geschichte Alexanders d. Gr. im Louvre (gestochen besonders von Audran)
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in '/s Lebensgrösse geschmückt. An der Westwand i. König Porus wird ver-
wundet vor Alexander gebracht (die linke Hälfte des Le Brunsschen Bildes s. Nr.
5. 6.). — 2. Porus kämpft am Hydaspes von einem Elephanten herab. — An
der Ost wand. 3. Die Familie des Darius vor Alexander. — 4. Einzug des
Königs in Babylon. — An der Südwand. 5. Ein Reiter haut mit dem Schwert
auf gefesselte Gefangene ein, 6. ein zweiter schleppt einen solchen an den
Riddagshauxtp (Kloslergeblude). l^y
Schwanz des Pferdes gebunden hinter sich her (5. 6 aus der Begegnung Ale-
xanders mit Porus). — 7. Ueber den Tliüren Papageien auf Palmen usw.
Der Thorbau (vgl. Abb. 67. 68, bei Pfeifer S. 34 — 36) besteht aus einem
die Vorhalle enthaltenden Gebäude (a), das mit der Giebelseite nach der Strasse
steht, und dem dahinter quer vorgelegten eigentlichen Thorhaus (b). Von jenem
sind eigentlich nur die Lflngsmauem erhalten, die sich in je drei — jetzt ver-
blendeten — rundbogigen Arkaden nach einer Art Vorplatz üfTneten und da-
rüber eine Anzahl ziemlich grosser Rund bogen fenster besas-sen, deren Spuren
noch sichtbar sind, ohne dass es möglich wäre, ihre Zahl zu bestimmen. Die
nördl. Schmalseite der Vorhalle fehlt und von der südl. ist auch nur der untere
68. RiddigihauscD,
Nordliche Ansiclit des Thorgcbludes und der Tliorkipelle.
Theil erhalten, der sich mit Einfahrt (jetzt durch einen Balken gerade ge>
schlössen) und nindbogigem Eingang nach dem Thorhause Offnet. Die Vorhalle
scheint seiner jetzt fehlenden Theile bei der Verwüstung von 1606 (s. S. 134)
beraubt worden zu sein. Von den zahlreichen hier eingegrabenen Zeichen kön-
nen nur die in Abb. 69 wiedergegebenen als Stein metzzeichen gedeutet werden.
Vgl. auch Pfeifer S. 37. Das Thorhaus dahinter ist zweigeschossig, hat aber
nach W noch einen einstöckigen Flügel (c). Wie nach der Vorhalle, so öffnet
sich das Thorgebäude auch nach dem Klosterhof zu in Einfahrt und Eingang,
die beide den alten Rundbogen bewahrt haben. Ihre Pfosten sind oder waren
mit doppelter Kehle versehen. Ein hölzerner Ständer mit Knaggen, die aus Vier-
telstab, Kamics, Rundstab zwischen Leisten und wieder Viertelslab bestehen,
tragt den Unterzugsbalken für den in Fachwerk schlich! ausgeführten Oberstock
12
tyS Amtsgerichtsbezirk Riddagshauseti.
des Thors, der, nach aussen mittels einfacher Stützen stark vorgekragt, mit Fuss-
bändem und Windeluke versehen ist. Alle diese Theile scheinen den Herstel-
lungsarbeiten des XVII. Jahrh. anzugehören, Oestlich grenzt an die Thorhalle
ein kleiner, in dem ansteigenden Gelände halb kellerartig erscheinender, mit
Tonnengewölbe gedeckter Raum (d), vermuthlich die Pförtnerstube, deren Zu-
gang von der Thorhalle her noch in Spuren erkennbar ist. Das kleine romanische
Fenster nach dem Klosterhof ist erneuert. Jetzt schliesst noch weiter nach Osten
ein Tagelöhnerhaus an, von dem aus der Zugang zum Obergeschoss des Thor-
baus gewonnen wird; ursprünglich wird die Treppe im Thorbau selbst ge-
wesen sein.
Der westl. Flügel enthält ein Gemach, das vermuthlich zum vorübergehenden
Aufenthalt der Fremden bestimmt, nach der Thorhalle zu eine Rundbogenthür
(innen noch mit dem einen Loch für den Verschlussbalken) und ein Fenster,
nach dem Klosterhof
zu zwei kleine roma-
nische Fenster —
eins davon erneuert;
die Stelle des dritten
nimmt ein modernes
ein — besitzt. — Im
Osten der oben be-
schriebenen Vorhalle
(a), etwa 3 m davon
69. Riddags hausen, Steinmetzzeichen am Thorbau, . ,. ,. ^
^ ,. ... entfernt, hegt die für
auf '/4 verklemert. ' °
den Gottesdienst der
Frauen bestimmte Thorkapelle. Sie ist ein einschiffiger, aber zweijochiger Raum mit
geradem Schluss im O und einer, nahezu die ganze Breite und Höhe einnehmenden
Oeffnung im W. Die Kapelle lag also hier ursprünglich vollständig offen, da der
Zwischenbau (D) zwischen ihr und der Vorhalle erst später ausgeführt worden
ist. Das gratige Kreuzgewölbe ruht auf stark beschädigten, erst jetzt frei her-
gestellten Konsolen, deren Kämpfer Platte, Viertelstab, einspringende Kehle und
Rundstab zeigen; die für den reich profilirten Quergurt (Bimenstab, dann beider-
seits Rundstab, Kehle und Platte) waren gleichfalls abgeschlagen. In der Süd-
wand des Westjochs Zugang für die Mönche, aussen mit geradem Sturz auf
Kragsteinen, innen in stumpfem Winkel geschlossen, in der gleichen Wand des
Ostjochs eine kleeblattförmige Nische mit Rundstabkante. Im O i, im N und S
je 2 einpfostige, ziemlich grosse Spitzbogenfenster, von denen die im S ver-
blendet, die übrigen wieder hergestellt sind. Das östliche ist schlicht gehalten.
Die Theilungsbogen schliessen in Kleeblattform, der Hauptbogen ist ohne Ver-
zierung, die Pfosten nur breit gefast und mit schmalerem Steg versehen, das
Hauptgewände des Fensters, das schräg läuft, an der Kante mit Bimenstab
zwischen Kehlen. Der untere Theil des Fensters war zu Gunsten eines grossen
i
Riddagshausen (Klostergebäude). I^ö
Eingangsbogens zerstört, im alten oberen Theile an der Vorderseite, wie in der
Laibung altes gemaltes Muster des XIII. Jahrh. Die nördlichen Fenster haben
auch spitze Theilungsbogen, die schräg gewandet und von einem Dreiviertelstab
eingefasst sind. Dieser ist am Mittelpfosten als Säule gestaltet, die ein Kapital
von schmalen hochstehenden Blättern, einen mit Kehle und diamantirtem Gliede
versehenen Kämpfer und einen reichen, aus Kehlen, Viertelstäben usw. zusam-
mengesetzten Sockel zeigt, ruht aber auch an den Aussenseiten auf Sockel der-
selben Art. Der Hauptbogen öffnet sich in einem Kleeblatt, das oben in einer
geschweiften Spitze (Kielbogen) ausläuft und an den inneren Spitzen rundstab-
förmig gestaltet ist. Das Hauptgewände verläuft schräg, ist an der Kante mit
Birnstab zwischen Kehlen verziert und setzt gegen das Theilungsgewände mit
Kehle und Platte ab (die Abbildung bei Pfeifer S. 36 ist nicht genau). Im S
sind die Schmuckformen der Fenster zerstört. Den Aussensockel der Kapelle
bildet ein flacher Karnies. Von den Steinmetzzeichen der Abb. 70 sitzen die
beiden grossen am Ostfenster, das kleine an der südl. Nische. Der grosse Spitz-
bogen im W trägt einen schachtartig
gestalteten viereckigen Aufbau, der
oberhalb des Kapellendaches, zur
Aufnahme einer Glocke, als acht-
eckige Laterne gestaltet ist, hier auf
jeder Seite eine spitzbogige gefaste \JC^ T^
Oeffnung zeigt und oberhalb des ▼ ▼ 1
massiv in Stein aufgeführten, einmal 70. Riddagshausen, Steinmetzzeichen an der
geknickten Daches einen kuchen- Fraucukapelle, auf */* verkleinert.
förmigen Knopf trägt. Die Kapelle
wird z. Z. wieder hergestellt und soll zum Abendgottesdienst benutzt werden.
Der Raum zwischen Kapelle und Vorhalle ist jetzt durch einen ursprünglich
zweistöckigen Bau (D) von der Länge der Vorhalle eingenommen, der in der
nördlichen Schmalseite ein viereckiges Fenster mit gefasten Kanten und im Ober-
geschoss ein doppeltes Rundbogenfenster mit gemeinsamer Deckplatte, abgekan-
tetem Theilungspfeiler und Ecksäulen, in der Ostseite ein Fenster der ersten
Art, sowie ein Stück gothischen Dachgesimses zeigt. Ein profilirter Kragstein in
der äusseren Westwand der Kapelle diente wohl zur Aufnahme eines Lauf balkens
fQr den Oberstock von D. Ausserdem ist hier in neuerer Zeit ein grösseres
Fenster eingebrochen worden.
Von der ganzen Gebäudegruppe gehört das Thorhaus mit der nördlichen Vor-
halle noch dem Ende des XII. Jahrh. an, ist also mit der älteste bauliche Theil
des Klosters. Die Kapelle zeigt die Formen des Uebergangstils, ist aber wohl
jünger als die Kirche. Die von mir gesehenen Steinmetzzeichen der Kapelle habe
ich in der Kirche nicht gefunden. — Der Zwischenbau wird erst aus dem XV.
Jahrh. stammen, obwohl, wie es scheint, für das Doppelfenster ältere Werkstücke
benutzt sind.
12*
l8o Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Rühme.
Namensformen. Riudum {looy), Rtudun {lo^i), Rinden {^1211), Rudern (um
1300. 1361. 1400), Rüden {i^^o und sonst), Ruhme (seit dem XVI. Jahrb.), zu
ahd. hriod (= Ried), also Ried-heim, nach der Lage an der sumpfigen Schunter.
Vgl. Dürre, Ztschr. d. hist. Vereins f. Niedersachsen 1869, 74 — Andree 22,
Geschichtliches. R. gehörte zu den 17 Ortschaften, die 1031 der neu ge-
gründeten S. Magni - Pfarre im Dorfe Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt
Braunschweig II i), und ist in diesem Verhältniss dauernd geblieben. — 1007
erhielt das Kloster Steterburg durch Kaiser Heinrich IL auch in R. Güter, 1400
verkaufte die oben genannte Pfarre einen dortigen Hof, 1440 waren 2 Bauhöfe,
7 Hufen und die Schäferei mit 3 Kothhöfen katelnburgisches Lehen, 1475 2
Hufen und der Zehnte herzogl. Lehen der v. Wenden. — R. gehörte wegen
seiner Lage innerhalb der Landwehr der Stadt Braunschweig zu den Pfahldörfern
und unterstand dem Pfahlgericht. — Nach Knoli-Bode wurde auf dem Lap-
penberge (zwischen R. und Oelper) im Mittelalter ein Feldgericht abgehalten, zu
dem ausser R. selbst Veitenhof, Uetze, Walle, sowie die Wüstungen Honrode
und Marquarderode gehörten.
Dorfanlage. Kleines Haufendorf am linken Ufer der Schunter. Nordwestlich,
wo die hier von W nach O laufende Landwehr der Stadt Braunschweig (s. dort)
die Hamburger Heerstrasse schneidet, der Wendenthurm, seit 1777 ein Wirths-
haus in Privatbesitz. Flurkarte von 1764. — Damals je 2 Acker imd Halb-
spänner-, sowie 6 Kothhöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 113, 1895: 325.
Rüningen.
Namens formen. Runinge (1223 und sonst), Runinghe (1306), Runighe (1307),
Runingen (1349), zum Personennamen Run^ gehörig.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Stöckheim; ein Pfarrer Konrad
wird 1301 — 1321 erwähnt. Das Patronat stand im XIV. Jahrh. als herzogliches
Lehen den Schenken v. Neindorf, später den v. Sampleben zu. Bei deren Aus-
sterben und dem Heimfall des Kirchlehens 1588 entstand wegen der Neube-
setzung der Pfarre zwischen dem Herzog Julius, der die Mynsinger mit dem
Patronat belehnt hatte, und der Stadt Braunschweig ein jahrelanger Streit, der
zur Folge hatte, dass der Pastor von S. Michaelis seit 1595 aus freien Stücken
die Seelsorge in R. übernahm und später das Patronatsrecht — seit 1637 —
der V. Rautenberg, dann der v. Schwartzkoppen anerkannte, die nun aber auch
ihrerseits so lange an die Person des genannten Pastors gebunden gewesen sind,
bis im J. 1900 R. (als Pfarrdorf der Inspektion Timmerlah) wieder selbständig
gemacht ist. Im J. 1588 und 1679 — 1683 war R. in kirchlicher Hinsicht mit
Geitelde vereinigt. Vgl. das Corpus Bonorum, verfasst von Degering. — Das
Halsgericht wurde 1385 durch Herzog Friedrich den v. Ursleben für 10 Mk.
verpfändet, gehörte ihnen aber nebst der Vogtei noch 141 8. — Das Cyriakus-
Rahme — Raningen. 1 8 1
Stift in Braunschweig besass bzw. erwarb um 1170 2, um 1200 4^/2 + 2, 1226
3 Hufen in R. und vermeierte 1531 einen Hof mit 6 Hufen, das Blasiusstift
erwarb 1252 den halben Zehnten, 1270 2^/2 Hufen und besass 141 1 einen Hof
mit 3 Hufen, das Stift Steterburg 1303 4, 137 1 2 Hufen, die Kirche B.M.V.
erwarb 1495 4 Hufen, bisher herzogl. Lehen der Kahles, Kloster Dorstadt hatte
1478 2 Hufen ausgethan. Als herzogl. Lehen besassen dann die v. Neindorf
1344 ausser dem Patronat den halben Zehnten, 18 Hufen und die Mühle, die
V. Bortfeld 1507 2 Hufen. 6 (bzw. ^^1^) Hufen gehörten 1323 den Holtnickers,
1339 ^^^ Dörings, 1342 den Steffens, 1386 Tile von Evessen, 14 10 Heinrich
Semmenstedt, 4 Hufen 1370 als herlingsburgisches Lehen den Pawel, dann den
V. Evessen, 1396 als samplebensches, dann semmenstedtsches Lehen den Kodes,
1464 werden vermuthlich wieder dieselben 4 Hufen nebst einem Sattel- und
einem Kothhof als Besitz der v. Sampleben genannt. Den Korn- und Fleisch-
zehnten besassen im XVHL Jahrh. je zur Hälfte das Blasiusstift (s. oben) und
die V. Kälm. Ein — erst unlängst völlig beseitigter — Steinthurm auf einem Bau-
hof war 1464 — 1481 neindorfsches Lehen der v. Ursleben, dann der Kahles
und Homburgs. Ferner wird 1464 neben dem Schenkenholz (d. h. dem Holz
der Schenken v. Neindorf) der Burgwall und der Burghagen genannt; darnach
scheint in R. auch eine wirkliche Burg bestanden zu haben. — Ein herzoglicher
Ministerial Balduin von Runinge wird 1223 erwähnt, — R. war „Pfahldorf",
d. h. es lag innerhalb der Landwehr der Stadt Braunschweig und gehörte dess-
halb zu deren Pfahlgericht.
Dorfanlage haufenförmig, zwischen der Frankfurter Heerstrasse und der Oker.
An der Heerstrasse die Kirche, am nördl. Ausgang des Dorfes an der linken
Seite der Strasse der zur Landwehr der Stadt Braunschweig (s. dort) gehörige
Rüninger Thurm (s. S. 182). Die Landwehr begleitete die linke Seite der Strasse
in nördl. Richtung und bog dann, dem späteren Okergraben entlang, nordwest-
lich ab. Flurkarte von Schöneyan 1773. — Damals 6 Ackerleute, i Halbspänner,
14 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 260, 1895: 948.
Die Kirche ist neu.
Glocken, i. von i m H. und 91 cm. Dm. stammt aus dem Mittelalter, ist
aber nur mit Schnüren verziert. — 2. von 85 cm H. und 88 cm Dm. ist 1794
laut Inschrift am Schlagring von Joh. Heinr. Wicke in Braunschweig gegossen
worden und trägt ausserdem die Inschrift Zum bleibenden Denkmal des 6M^ Fe-
bruarius 1794, als dem erfreulichen Tage der glücklichen Zurückkunft des allge-
mein geliebten Landesvaters Carl Wilhelm Ferdinand aus dem so gefahrvollen
Frankenkriege i ist die Giessung dieser Glocke von der ihren guten Fürsten liebenden
Gemeinde zu Rieningen beschlossen und veranstaltet,
Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 21 cm H., sechstheilig, auch am
birnenförmigen Knauf; auf den Fuss ist das Relief des Gekreuzigten zwischen
Maria und Johannes aufgesetzt. Gestiftet 17 10. Braunschw. Beschau (Löwe), C
und Meisterzeichen S I in länglicher Vierpasseinfassung. — 2. von 13 cm H.
iSz Amtsgericbtsbczirk Riddagshausen.
und runder Form. Der kugelförmige Knauf ist durch tiefe S-Linien, der Ständer
unten durch einen übergreifenden, gesenkten Blätterkranz geschmückt.
Silberner Löffel mit gedrehtem, als Dreizack endigendem Stil, sowie Braim-
schweig. Beschau und schwer erkennbarem Stempel.
Der Rüninger Thurm gehörte zur Landwehr der Stadt Braunschweig (s. dort)
und wurde 1724 abgebrochen. Das jetzige, seit 1824 als Wirthshaus im Privat-
besitz befindliche Fachwerkgebäude stammt, wie der Oelper Thurm, aus dem
Jahre 1643 (s- S. 109 f.) und zeigt ähnliche Formen. Die Giebelseite liegt an
der Strasse nach Braunschweig, der Unterstock zeigt hier ziemlich hohe Unter-
mauerung. Die Balkenköpfe über diesem, wie auch unter dem Dach haben ab-
gesetzte Rundung, die konsolenartigen Knaggen oberhalb des Kamieses geriefelte
Schmiege, unterhalb einen ähnlich verzierten Rundstab und eine zweite Schmiege,
die Vorderseite zeigt meist in senkrechter Richtung zwischen zwei Kehlen eine
Perlreihe. Die Füllhölzer sind in Form einer Schiffskehle ausgeschnitten, welche
flache gedrehte Schnüre mit Perlen als Unterbrechimg aufweist. Die gleiche Ver-
zierung schmückt die Unterkante des Schwellbalkens, der sonst sich kreuzende
Bänder mit Zacken an den Schnittpunkten zeigt. Unterhalb der Fenster läuft,
um die Ständer sich verkröpfend und diese zerschneidend, eine Leiste aus
Schmiege, Rundstab (mit gedrehter Schnur und Perlen, wie oben) und Kehle
(mit I -förmigen Einschnitten). Der untere Theil der Ständer zeigt meist schmiede-
artige Belagverzierung, aber auch stilisirte Blumen, der obere in der Regel die
gedrehte, mit Perlen wechselnde Schnur, die oben halbkreisförmig läuft. Das in
dieser Weise eingeschlossene Feld ist in stets verschiedener Weise mit einzelnen
Perlen, I- Einschnitten, Kerben usw. verziert. An zwei Stellen laufen statt der
beschriebenen Verzierung vier senkrechte, aus der gedrehten Schnur mit je drei
Perlen in der Mitte bestehende Streifen am Ständer herauf. Die breiten Fuss-
bänder tragen flaches Rankenwerk. Die Knaggen unter der Dachschwelle unter-
brechen ihre flache Kehlung durch einen quergelegten Rundstab zwischen Kehlen
und sind oben wie unten an den Kanten gekerbt. Ueber der Thür das in Holz
geschnitzte und bemalte Wappen der Stadt Braunschweig mit dem steigenden
Löwen.
[Scathorst.]
[In der Regel versieht man darunter einen Wald apud Dippekestorp ultra
Scunthram; doch tritt Friedrich v. Volkmarode 12 15 villam meam Scathorst im
^/s cum silvis^ pratis usw. an das Kloster Riddagshausen ab und 1236 kommen
dieselben ^/s des Dorfes nebst Wald an das Bisthum Paderborn.]
Schandeiah.
Namensformen. Sconleghe oder -lege (um 1200. 1375). Scankghe (1344),
Schanleghe {\2^\\\ Schandesla^e (! um 1369), SchanMeve {1^42), Scaüingc (XIV.
Jahrb.), als Personennamen .Srö^Z/^^//*?, Scallinge, Sc/iat/mgc {i^og), ScanlagAc und
Rünjngen — Scailiorst— Schandeiah. 1 83
'leghe (13 10. 1316), zu ndd. lä, ahd. loh (Gehölz, besonders im offenen Felde),
irrthümlich auch zu -leve gestellt.
Geschichtliches. Filial zu Gardessen; der Patron der Kirche war noch im
XVIII. Jahrh. der Domprobst von Halberstadt. Doch wird dat kerklen to scal-
linge im XIV. Jahrh. unter den herzogl. Lehen der Edlen v. Dorstadt aufgeführt.
(Sud. VIII S. 184, 36). Die zum Amte Kampen (s. S. 55) gehörige Gografschaft
Seh», die ausser dem Orte selbst die Dörfer Boimstorf, Rothenkamp (s. Bd. I 241.
261), Abbenrode, Gardessen (s. II i. 35) umfasste, wurde 15 12 bei dem Aus-
scheiden Schs. aus dem Amte und dem Verbleib beim Fürstenthum Wolfenbüttel nach
Gardessen genannt und behielt diesen Namen auch, nachdem 1706 Amt Kam-
pen wieder an Wolfenbüttel kam und Seh. mit ihm vereinigt wurde. Um 1200
besass das Kloster Königslutter 12 Hufen in Seh., 1344 war das ganze Dorf
herzogl. Lehen der Muntmester und Bregen in Braunschweig, 1348 aber wurde
es unter Verzicht auf Beede und Dienst vom Herzog für 107 i/a Mk. an Bert-
hold V. Veitheim, 1397 unter den gleichen Bedingungen an Ludolf v. Veitheim,
Konrad v. Weferlingen und Rudolf v. Garssenbüttel verpfändet (Sud. II S. XXXI
Nr. 253. VIII 168) und 1433 (auch noch im XVI. Jahrh.) an die Stadt Braun-
schweig und von dieser wieder an Tile v. Broke. Die 9 Hufen dicti dat Oldedorp,
di^ 1359 durch die Johanniter dem Matthäuskaland in Braunschweig geschenkt
werden, sind wohl dieselben, die 1307 zu Kl. -Schandeiah (s. S. 185) gehörten.
— Der Zehnte war 131 1 und 1476 halberstädt Lehen der v. Weferlingen.
Dorf an läge haufenförmig; am östl. Rande die Kirche. Eine Landwehr schloss
Seh. gegen das Fürstenthum Lüneburg ab; auch ein Holzknick wird erwähnt.
Ein Platz im Dorf heisst der Lindenberg. Flurkarte von R. Haase 1755. —
Damals je 13 Halbspänner und Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 230,
1895: 574.
Kirche mit neuem Schiff und altem Thurm. Dieser ist gothisch, von recht-
eckiger Grundform, mit Giebeln im N und S, an der Ost- und Westseite mit
je zwei, an den anderen Seiten mit je einer spitzbogigen, mit Naswerk ver-
sehenen und an den Kanten gekehlten Schallöffnung; Dachgesims mit Kehle, aber
an den Ecken von viereckigem Durchschnitt. Die Eckquadern von besonders
scharfem Schnitt. Der Thurm enthält jetzt den hohen spitzbogigen Eingang und
eine Vorhalle aus neuerer Zeit.
Relief aus Kalkstein und von guter Arbeit, 90 cm h. und 70 cm br., stellt
den Gekreuzigten und, vor ihm knieend, den Stifter mit Rosenkranz in den
Händen dar; links im Grund ein leeres Schriftband. Bei Christus fehlen die
Beine, beim Stifter der Kopf.
2 Glocken von J. H. Wicke in Braunschweig, schwer zu erreichen.
Kelch von 25 cm H., aus vergoldetem Silber, Anfang des XIX. Jahrh. Der
Fuss mit geripptem Viertelstab, der birnenförmige Knauf, sowie die kamiesartig
r^
184 Amugerichlsb«zirk RiddigibiuMD.
profilirte Schale mit aufgelegten Blattern versehen. Braunschw. Beschau (Löwe)
und Meisterbezeichnung £ F O in langhch viereckiger Einfassung.
Messingleuchter von 28 cm H., gothisirend und mit drei Füssen.
Aeltere Häuser. I. Der niedersächsischen Art. Nr. 21 dem Kern
nach aus der Mitte des XVII. Jahrh. Die rechte Längsseite ist in neuerer Zeit
aufgehöht, die in ursprünglichem Zustand erhaltene linke besteht aus vier Reihen
sehr langer Fächer über einander und gleicht den Unterschied zwischen dem
etwas höheren Wohntheil und dem vorderen Theil durch mächtige, am Kopf
gekehlte Aufschieblinge aus; die mit abgesetzter Rundung versehenen Balkenköpfe
werden von Knaggen (Abb. 71) getragen, die das mittlere kamiesartige Glied
oben und unten durch je einen kleinen Rundstab und eine steile Kehle ein-
schliessen. Der Kamies und die untere Kehle sind mit I- Einschnitten versehen,
die Rundstabe schnurförmig verziert. Beiderseits hinter den Ställen einst 4 m
breites Flet, von einem 55 cm starken Balken Überspannt, dessen Unterkante
wieder das Schnutmotiv zeigt und der von Knaggen der
nebenstehenden Art unterstützt wird; jedoch finden sich
die I -Einschnitte nur an der oberen Kehle, wahrend
der Karnies vier senkrechte Riefeln zeigt. Die Dälen-
balken sind von mächtigem Durchmesser. Die Vorder-
seite mit der Vorschur scheint neueren Ursprungs. —
Nr. 32 mit tiefer Vorschur und rechts vom mit vorge-
bautem Stall. Linke Längsseite hoch, rechte Seite niedrig.
Hinten ein breites Flet. — Nr. 27 (nicht mehr bewohnt)
71. Sthanilelali, ^jj jg^ Jahreszahlen I7S4 an dem Schwellbalken des
Wohntheils, AO-s-i. (1651?) an dem anschliessenden
alteren Schwellbalken und lyii an der Thür der linken
(höheren) Längsseite. Fächer und Höhe des Wohntheils, wie bei Nr. 21. Die un-
deutliche Seh well Inschrift der Vorderseite scheint ähnlich, wie die Bd. I II5,
Z. 4 von unten (1678) mitgetheilte, gelautet zu haben. — Ein Haus im Grund-
riss und mit verzierter Knagge unter dem Fletbalken bei Pfeifer, Dörfer und
Bauernhäuser im Herzogt. Braunschweig (1886) Tf 10.
II. Von mitteldeutscher Art. Nr. 8, ein langes, stattliches Gebäude von
1734, mit wenig vorgekragtem Oberstock, mit Fussbändem an diesem und Ziegel-
steinen (z, Th, in Form von Besen und Herzen zusammengestellt) in den Fächern.
Die Balkenköpfe und Füllhölzer zeigen Viertelstab und Kehle, beide steil, mit
Zwischenglied, und dieses Profil kehrt auch an dem etwas späteren Anbau wieder.
Hausinschriften. An einem Einhause von 1755 [Darum auf Dick ÄU
Hoffnung ich] usw., wie Bd. I 272 (s. auch II 32), dann
Und wfniis gleich war Dennoch so bist
Dem Teufel sehr Du Jesu Christ,
Und aller IVelt suwieder. Der sie alle schlägt darnieäer.
Und wenn ich Dich nun habe . . . '755- —
Schandeiah — Kl.-Schandelah — Schapen — Kl.-Schapen — Kl.-Schöppenstedt. 185
Nr. 8 Psalm CXII, V. i — 4 ausgeschrieben, an dem späteren Theil i. Timoth.
V. 6—8.
[Kl.-Schandelah.]
[Die Wüstung wird 1307 und 1375 erwähnt. 1307 kamen 9 Hufen, burg-
gräfhch magdeburgisches Lehen, an das Marienhospital in Braunschweig, vgl.
S. 183 und ÜB Stadt Braunschweig II 604.]
Schapen.
Namensformen. Seepen {12^1, 1262), Seepene {\26^\ Seepem {\ ibj), Seapen
und Schapen (1326), nach Andree 40 mit Schöppenstedt verwandt.
Geschichtliches. Seit 1248 waren mehrere Hufen Besitz des Klosters Rid-
dagshausen, das dazu 1326 einen, 1448 drei Höfe, früher Besitz der Kirche zu
Brunsrode, bzw. der zu Schapen, erwarb. Darnach wäre
Seh. früher Kirchdorf gewesen, während es sonst stets
bei Volkmarode eingepfarrt war. Der Zehnte war 1 3 1 1
halberstädtisches, 1507 herzogliches Lehen der v. Bort-
feld.
Dorfanlage haufenförmig. Eine Stätte im Ort heisst
der Lindenberg. Nach Angabe des Amtsrichters Käuffer
befanden sich 1558 im Grevenhoep {^hop nach Lübben
in Ortsnamen „ringförmige Stelle'*), einer Wiese bei Seh.,
Befestigungen. Kopie der Flurkarte von 1754. — Damals
je 5 Halbspänner und Brinksitzer. Einwohnerzahl 72- Schapen, Grabstein.
1790/3: 103, 1895: 217.
Unweit Schapen (am Wege nach Hordorf, gegenüber dem km-Stein 2,3, Grab-
stein (Abb. 72), 73 cm aus der Erde ragend, in Gestalt einer runden Scheibe
von 59 cm Dm. die auf einem Pfeiler ruht. Die Vorderseite nimmt ein lateini-
sches Kreuz mit genasten Armen in flachem Relief ein.
[Kl.-Schapen.]
[Angebliche Wüstung im sog. Siekgarten. Vgl. Knoll-Bode 219.]
[Kk-Schöppenstedt.]
Namens formen. Parvum und minus Scepenstede (1231), Sceppenstide (1251),
Scheppenstide (1256), Schepenstede (1234), auch Mönche -Seh. genannt, zu Per-
sonennamen Sceppo, Scoppo gehörig.
Geschichtliches. Die Erwerbungen des Klosters Riddagshausen in Seh. be-
gannen erst mit dem J. 1231. Damals gingen 9^/2, drei Jahre später 12^/2 Hu-
fen in dessen Besitz über, 1231 aber auch die Kirche^ bis dahin plessisches
Lehen Friedrichs v. Esbeck, und mit ihr die reiche Ausstattung, die 4 Hufen
I 86 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshauseu.
im Orte selbst, 3 in Bevenrode, je 2 in Waggum und Schapen, je i in Weddel
und Schöningen, 1/2 in Mechtersen und einen Hof in Kl. -Seh. umfasste, dessen
Ertrag für Altarlichter bestimmt war. Die bis dahin, wie es scheint, mit Pfarr-
rechten versehene Kirche wurde nunmehr Kapelle. Später war Seh. Filial von
Mascherode, 1887 ist es zu Rautheim gelegt worden. Die Leistung des Send-
korns an den Archidiakon von Atzum wurde aber erst 13 17 abgelöst. 1248 er-
scheint zuerst ein Johannes als Hofmeister des Klosters Riddagshausen , damals
war also bereits eine Vereinigung der verschiedenen Höfe zu einem Klostergute
erfolgt. Bevor jedoch das Kloster hier festen Fuss fasste, besass das Cyriakus-
stift im J. 1226 5 Hufen. Das Dorf selbst wird 1367 als bischöflich-meree-
burgisches Lehen der Herzöge — vgl. bei Kampen S. 54 — bezeichnet, scheint
also zum Allodialbesitz der Grafen von Walbeck gehört zu haben, 1387 gilt es
unter dem Namen Mönche-Sch. als ein Dorf des Klosters Riddagshausen, und
1428 werden diesem seitens der Herzöge alle Hoheitsrechte, wie in Mascherode
und Alversdorf, so auch in Mönche-Sch. für 200 rh. fl. verpfändet, dieser Be-
sitz auch noch 1432 bestätigt. Seit 133 1 Hess das Kloster seine dortigen Güter
durch Bauern bewirthschaften und traf bezüglich der Seelsorge der letzteren die-
selben Bestimmungen, wie bei Querum (s. S. iii). Besondere Schwierigkeiten
verursachte die Erwerbung des Zehnten. Die Halberstädter Kirche als Eigen-
thümerin trat ihn bereits 1256 ab, die Inhaber desselben jedoch, Balduin v.
Wenden, bzw. Ludwig v. Neindorf, die seitens der Grafen von Anhalt damit
beafterlehnt waren, erst 1282. Aber auch das Stift Gandersheim und die Herren
V. Veitheim und Hohnhorst hatten Antheil am Zehnten, und so wurde noch
bis 1336 über ihn verhandelt, obwohl der Abt damals bezeugte, dass er den
Zehnten bereits mehr als 33 Jahre im Besitz gehabt habe.
Dorf an läge. Die älteren Höfe liegen in grosser Regelmässigkeit zu beiden
Seiten der west-östl. Dorfstrasse, die Wohnhäuser gleichfalls dicht an ihr. Man er-
kennt, dass das vom Kloster Riddagshausen ,, gelegte** Dorf in verhältnissmässig
später Zeit neu an Bauern aufgetheilt ist. In der nördl. Reihe die Kirche. Flur-
karte von H. Warmburg 1751. — Damals 3 Acker-, 2 Halbspänner-, 11 Koth-
höfe. Einwohnerzahl 1790/3: 167, 1895: 355.
Die Kirche, deren Schiff (mit südl. Leichenhaus aus Fach werk) westlich (!)
an den romanischen Thurm angebaut ist, ist bis auf diesen neueren Ursprungs.
Der Thurm ist quadratisch und hat auf den vier Seiten je zwei schlichte, gerad-
laibige Schallöffnungen; seine Giebel bestehen aus Fach werk, die übrigen Mauern
jedoch aus ziegeiförmigen Kalksteinen. Die Westmauer des Thurms ist entfernt,
sein Erdgeschoss mit zur Kirche gezogen; an der Ostwand ist die Dachschräge
des alten SchifTs erhalten.
Kleiner eichener Klappaltar mit geschnitztem Mittelstück und bemalten Flü-
geln, von 75 V« ^^ ^'f ^6 c"^ ßr., die Vorderseite in stumpfem Winkel ge-
brochen. Der Mittelschrein zeigte einst unter einem mit P'ialen, Krabben und
kleinen durchbrochenen Spitzbogen verzierten Eselsrücken drei bemalte Gestalten
Kl.-ScbOppenstcdt (Allgcnieiaes, Kirche und deren Ausstattung). 187
in Hochrelief aus Holz geschnitzt, von denen die seitlichen, wohl kleineren,
nicht mehr erhalten sind. In der Mitte Maria (von 58 cm H-) im Strahlen'
kränz, mit dem nackten Kinde auf dem linken Arm und einst mit dem Li
lienscepter in der rechten Hand, auf der unterwärts mit Menschenantlitz ver
sehenen Mondsichel stehend. Das Unterkleid ist blau, der Mantel, aussen
den, innen roth, schlägt merkwürdig wulstige Falten, Massige Arbeit.
Die beiderseits bemalten Flügel zeigen geöffnet links die hl, Barbara
(Abb. 73) von vom in dunkelgrünem, mit weissem Pelzwerk besetztem und
mit zionoberrothen Aermeln
versehenem Kleide, schmut-
zig violettem Mantel, sowie
einem aus grünem und
violettem Zeug bestehenden
Turban. Die Augen sind
gesenkt, die Rechte halt
einen Grashalm, die un-
natürlich gespreizte Linke
ein aufgeschlagenes Buch.
Links hinter ihr der Thurm
in romanischen Formen mit
mannlichen Figuren an der
Laterne, dann rechts an den
Thurm anschliessend eine
MauerbrOstung. Rechts die
hl. Katharina, halb nach
links gewandt in zinnober-
rothem Kleid mit rosa-
schillemden Aermeln und in
dunkelgrünem Mantel. Die
wieder stark gespreizte Rech- 7;. Kl.-Scboppensiedt, hl. Bubaia vom Flogelalur.
te legt sich auf die Quer-
stange des auf den Boden gesetzten Schwertes, die Linke mit au^estrecktem
Zeigefinger ist halb erhoben. Die Brüstung der anderen Tafel setzt sich hier
fort. Der Boden ist auf beiden mit Fliesen bel^, der Hintergrund golden und
gemustert.
Auf den Aussenseiten die Verkündigung (Abb. 74). Links der Enge
mit aussen grünen Flügeln in hellviolettem idealen Gewand, über das sich ein
langes schmales zinnoberrothes Band schlingt, den Zeigefinger der Rechten aus-
gestreckt, in der Linken den Stab, um den sich das Spruchband mit ave gracia
pkna dös Ucum (in Minuskeln mit rothen viereckigen Punkten zwischen den Worten
und an den leeren Stellen) windet. Maria mit langem blonden Haar, das am
Kopf durch ein rotlies Bandchen mit goldenem Verschluss zusammengehalten
l88 Atnl^trichtibezirk RiddagihiUKn,
wird, in röthlichem Kleide und blauem Mantel von schillerndem Stoffe, wendet
sich von dem Betpult rechts, das mit grünem Tuch belegt ist, halb nach dem
Engel um und scheint im Begriff, die Hände zu falten; die Augen sind gesenkt.
Rechts über ihr schwebt vor einem Strahlenkranz die Taube. Der Boden zeigt
wieder Fliesen, der Hintergrund ist rolhbraun. Die Ausführung in Tempera ist
gut und fleissig, die Gesichter sind hart gezeichnet, besonders an Augen, Kinn
74. Kl.-SchOppeniledi, Aussenseite d«s FlOgetalurs.
und Hals mit übertriebenen Falten versehen. Das Herzogl. Museum in Braun-
schweig besitzt einen ganz ähnlich gestalteten Altarschrein (Mittelalter!. Abtheil-
ung Nr. loi) von derselben Hand, beide aber sind zum mindesten dem grossen
Triptychon, Gemäldesammlung Nr. 33, dessen Meister man jetzt auch die Ma-
lereien im Rathhaus zu Goslar zuweist, auf das Engste verwandt. Wir werden
seine Werkstatt in Braunschweig zu, suchen haben. Der Altarschrein ist jetzt im
Vaterländischen Museum in Braunschweig.
[Nach dem Corpus Bonorum (begonnen 1652) ist 1654 ein neuer Altar ge-
Kl.-Schappen;tcitt (Kircbe und deren Ausiunung). i8q
setzt, alles im Innern neu eingerichtet, der Kirchboden 1655 — 1659 neu ge-
legt worden.]
Glocken. 1. von 62. cm H., 60 cm Dm., am Kranz mit Schnüren, sonst
aber schmucklos und von der gewohnlichen spät mittelalterlichen Form, — 2. von
48 cm H., 44 cm Dm., mit der Meisterinschrift Heinrich Abel A. C. 1674,
den Namen des Abtes Brandanus (Daetrius) zu Riddagshausen, des Pastors zu
Mascherode u. a., sowie dem Spruch Nehem. 13, 31.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 23 cm H., mit seclisth eiligem Fuss usw.;
auf diesen aufgesetzt das gut gearbeitete Relief des Gekreuzigten mit Kreuz, der
Knauf mit Anklangen an gothische Zapfen. Patene mit Weihekreuz. Braunschw.
7^ K1.-5ch0ppenstedi, alles Hius.
Beschau (Löwe), B und Meisterzeichen A R in ovaler Einfassung an beiden.
XVIII. Jahrh,
Ovale Oblatenbüchse aus Silber, 11 cm br„ mit aufgesetzter Kreuzigungs-
gnippe in Relief. Ebenso bezeichnet.
Vgl. Voges, Zlschr. d. Harzgeschichtsvereins 1877, 94 f.
Altes Haus Nr. 2 (Abb. 75) von thüringischer Anlage, etwa aus der Mitte
des XVII. Jahrh.; doch ist nur die linke Hälfte des Hauses — mit Däle und
Stube vorn, Küche und Kammer hinten — alt, während die rechte in späterer
Zeit erneuert worden ist. Abweichend von den meisten gleichzeitigen und gleich-
artigen Bauernhäusern dieser Gegend liegt die Vorderseite des ganzen Hauses
in einer Flucht. Der niedrige, mit Kreuzbändern an der Fensterbrüstung ver-
IQO Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
sehene Oberstock kragt vor und wird durch Knaggen, die aus Viertelstab und
einem langen Kamies bestehen, gestützt; Balkenköpfe und Füllhölzer sind unten
einfach gerundet, die Saumschwelle mit dem vertieft eingeschnittenen Spruch
Ps, CXXVII V. I versehen. Der Balken auf der Däle wird von Knaggen ge-
stützt, die sowohl oben wie unten am Karnies Rundstab und steile Kehle
zeigen. Die Stube des Erdgeschosses hat z. Th. noch die alten Schiebeläden.
Das Strohdach ist über der Schmalseite gewalmt. Ansicht und Grundriss sind
auch bei Andree S. 143 f. abgebildet, doch ist die hier angegebene Jahreszahl
1727 aus der Bezeichnung der Psalmstelle verlesen. ♦
[Hausinschrift von 1744 an Nr. 13: Der Segen des Herrn machet reich. Item
ora et labora, sali deo glorta.l
Westl. vom Ort, wo die Landwehr der Stadt Braunschweig (s. dort) die Helm-
städter Heerstrasse kreuzt, der Schöppenstedter „Thurm", jetzt Wirthshaus,
das von dem früheren Gebäude nur einen Stein mit dem steigenden Löwen der
Stadt in guter Arbeit und der Jahreszahl 1664 bewahrt hat.
Schulenrode.
Namens formen. Sculenrothe, bzw. -rode (1265. I3^^)> ^^ ^^ Schulenrode
(1477), ^^^ Schulenrode (1559).
Geschichtliches. Filial von Kremlingen. Nach der Dorfbeschreibung von
1772 stand das Haus Nr. 11 (von 1676) auf der Stelle des ehemaligen Pfarr-
hauses, auch giebt 1348 Herzog Magnus der Kirche zu Seh. den ihr von seinem
Lehnsmann Heinrich v. Veitheim geschenkten Zins von 8 /$? an 2 Höfen im
Dorfe zu eigen (Sud. II 294). Darnach scheint hier einst eine selbständige
Pfarre bestanden zu haben. Doch hielt man sich schon zur Zeit der ersten
Kirchenvisitation (1542) nur einen „Predicanten". 1391 war das Gericht über
Seh. seitens des Herzogs Friedrich an die v. Veitheim verpfändet. 1318 waren
8> 1559 10 Hufen herzogl. Lehen der v. Veitheim, 1474 — 1834 ^i^ ^^f mit
4 Hufen der v. Pawel.
Dorfanlage haufenförmig. Kopie der Flurkarte des Ingenieur -Leutnants
Geitel 1772. — Damals 2 Ackerleute, 3 Kothsassen, 13 Brinksitzer und An-
bauer. Einwohnerzahl 1790/3: 140, 1895: 153.
Die Kapelle, vermuthlich S, Georgii (s. S. 192), besteht aus dem älteren
gothischen Schiff und dem jüngeren, wohl dem XVI. Jahrh. angehörigen Chor
von gleicher Breite, aber geringerer Länge und geradem Schluss; der eine ist
an den anderen ohne einzubinden angebaut. Beide Theile trennt innen ein
grosser Rundbogen mit Kämpfer (Platte und Kehle) in der Laibung. Wahrschein-
lich bestand früher ein eingerückter romanischer Chor mit Apsis, von dem nur
dieser Rundbogen noch erhalten ist. Der jetzige Chor enthält im O und S ein
rundbogiges Doppelfenster in gemeinsamer Stichbogennische und mit leicht ge-
kehlten oder gefasten Kanten, im N ein einfaches dieser Art, das Schiff im N
Kl.-Schöppensledt (Hluscr) - Schulcnrode (Ges^hkblliches, Kapelle). lg[
und S je zwei spUzbogige Doppelfenster — die im N sind erneuert — in ge-
meinsamer Stich bogennische und mit gleichfalls gekehlten Kanten.
In der östl. Innenwand drei Nischen: I. eine im Winkel geschlossene, mit
eiserner Gitterthür, vor die sich noch eine Eisenlhür mit Querstange legt, 2. eine
kleine viereckige, 3. eine kleine spitzbogige, 4. in der südl. Innenwand ferner
eine kleine viereckige. Der Eingang im W ist erneuert.
Auf dem Westgiebel ein Dachreiter.
Der Altar zeigt Platte und Schmiege als Profil und enthalt hinten ein halb-
1U2 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
rundes, sich kegelförmig verengendes Loch. Der spätgothische Schnitzaltar
(Abb. 76), nach der Angabe bei Knoll-Bode von 1484, mit Predella und
zwei Flügeln, deren Aussenseiten ihre Malereien (vermuthlich die übliche Ver-
kündigung Mariae) gänzlich eingebüsst haben. Das Mittelstück zeigt unter fünf
mit Masswerk und Krabben versehenen Spitzbogen von geschwungener Form die
Anbetung der Könige, und zwar von rechts nach links i. die gekrönte Maria
mit dem Kind, sitzend, 2. einen baarhäuptigen König vor Christus knieend und
einen Kasten öffnend, darüber Ochse und Esel, 3. stehenden König, der sich
halb nach links wendet, mit Turban und Ciborium, 4. den Mohrenkönig mit
Hörn auf Untersatz, im Begriff, die Krone vom Haupte zu nehmen, 5. den hl.
Georg auf dem Lindwurm stehend, den die Lanze durchbohrt. Der Platz für
den Heiligen im Mittelstück zeigt, dass ihm ^er Hochaltar und somit die Ka-
pelle geweiht war. Die aufgeklappten Flügel enthalten in zwei Reihen über ein-
ander und unter ähnlichen Spitzbogen die zwölf Apostel mit den üblichen Bei-
zeichen. Die Predella in der Mitte mit gemaltem Christuskopf von J. H. Neu-
mann 1866 und zu dessen beiden Seiten unter Rundbogen mit Masswerk je
drei kleinere Heiligenfiguren, nach rechts hin Bischof mit einem Brett auf einem
senkrechten Stiel (sog. Dünnscheibe, ein Maurergeräth), Johannes d. T., hl. Do-
rothea mit Henkelgefäss (Korb?), nach links hin wieder Bischof (Beizeichen in
der rechten Faust fehlt jetzt), hl. Barbara mit Kelch, Heilige, deren Beizeichen
fehlt. Ueber den ganzen Schrein läuft eine Reihe gothischer Kreuze mit Nas-
werk. Hinten Oeffnung für die Hostie. Gute Arbeit. Ein Werk desselben Meisters
in Veitheim a/0. (s. dort).
Kanzel aus Holz, von 1570, aber gänzlich übermalt. Sie ruht auf dem alten
Taufstein, der von der quadratischen Sockelplatte durch Abschrägung ins Acht-
eck übergeht. Von der Inschrift ist nur zu lesen H, Johann / Machts \
W\ i6s8.
Alter Ausgussstein liegt auf dem Kirchhof.
Gothischer Kelch, von 16 cm H., aus vergoldetem Silber, rund. Auf die
Zapfen des Knaufs sind getriebene vierblättrige Blumen aufgesetzt, die Zwischen-
glieder mit gravirtem Masswerk, der Ständer mit gleichfalls gravirtem ave maria
bzw. ihes, maria (in Minuskeln) versehen, auf den Fuss der Gekreuzigte (ohne
Kreuz) aufgesetzt, der Fuss selbst mit einer Reihe übereck gestellter Quadrate (mit
Naswerk), von denen stets zwei eingeschlagen sind, verziert. Die Schale steil. Die
Patene mit getriebenem Vierpass und graviertem Kreuz. Anfang des XVI. Jahrh.
Kelch aus Zinn, von 18 cm H., einst der Kirche zu Cremlingen gehörig.
Braunschweiger Stempel (Löwe in Schildeinfassung von geschweifter Form) und
H
Meisterstempel, der eine Kanne mit (s. S. 19) zeigt. 1647 gestiftet.
3
R
4
Zwei Altarleuchter aus Zinn, 34 cm h^ hässlich-
barock profilirt. Von den zwei nebenstehenden Stempeln, zeigt
der eine in hochovaler Einfassung einen Engel mit CjB
und Wfol/enbüttel), der andere eine gekrönte Rose mit CB.
Schulenrode (Ausstattung der Kapelle, Hausinscfiriften) — Sickte (Allgemeines). i rt^
Taufbecken aus Zinn, von 33 cm Dm , mit der Inschrift Hans Gerke^ Ilse
Ties s. ehl. Haus/raw, zu Schulenrode in die Taufe verehret
Anno 16^4. Braunschw. Stempel (in Schildeinfassung von ge-
schweifter Form) und Meisterzeichen: Herz von gekreuzten
Pfeilen durchbohrt, darüber E • /*, beide nebenstehend.
Glocke alt, aber nicht erreichbar.
Aeltere Häuser von Bedeutung fehlen. Erwähnt sei nur, dass Nr. 9 nach
dem Erkeroder Typus die Wirthschaftsräume hinter die sechs Fächer breite
Wohnung zurücktreten lässt.
Hausinschriften. Nr. 12
Alle, die mir nichts gunnen und nichts geben,
Mü[ssen dennoch leiden, dass ich lebe], —
Nr. 16.(1724) Wo Gott nicht selber baut das Haus,
Da richtet keine Müh was aus.
Wo sie ausgehen oder ein,
Da lass sie Herr gesegnet sein, —
Nr. 5 Ps. 127, I. — Nr. i (1767) und Nr. 7 Wo Glaube, da Liebe, wo Liebe,
da Friede, wo Friede, da Segen, wo Segen, da Gott, wo Gott, da keine Noth. —
Nr. II (1778) Spr. Sal. XXXHI 3 (bezeichnet). — Nr. 6.
Mit Gott in einer jeden Sach
Den Anfang und das Ende mach.
Mit Gott geräth der Anfang wohl.
Am Ende man Gott danken soll,
Gott bewahre dieses Haus und meinen Nächsten und Nachbaren.
Nieder- und Ober-Sickte.
Namensformen. Ä/VM/ (888), Sicudi (1024), Xikt hi {lobo)^ Xicthe (um
(1160), Tsikthe {yxm 1200), Gicchenthe {iiif), Skithte und Seichte {1220), Tsicdhe
(1221), Zicthe (1239), Z,ickede (1264), Tzicte (1296. 1306. 1318. gegen 1400),
Tzichte (1300), Czicte (1327), Czichte (1400), mit dem Zusatz Superius Tz, (13 18)
oder N'edderen S, Förstemanns Deutung auf sik (See, Sumpf) von Andree wegen
des Zetacismus (Verwandlung des ursprünglichen K m Z) mit Recht zurückge-
wiesen. Vgl. auch Jahrbuch d. Vereins f. Niederdeutsche Sprache XII 68.
Geschichtliches. Nieder-S., das mit Ober-S. Kirche und Schule theilt, wäh-
rend jedes Dorf eine politische Gemeinde für sich bildet, war Pfarrdorf im
Bann Lucklum und gehört jetzt zur Inspektion Ahlum (-Veitheim a/0.). Das
Patronat war stets herzoglich, gegen 1400 stand es Herzog Friedrich zu. —
1 2 I 7 findet im Grafending des Grafen Konrad von Wernigerode iuxta Gicchenthe
die Belehnung der Edlen von Harpke mit ihrem Schlosse, das sie zu Lehen
aufgetragen hatten, durch Kaiser Otto IV. statt (Origines Guelf. III 835,
Bode, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1871, 352). Vermuthüch war die Ge-
richtsstätte dieser Grafschaft, die etwa von der Schunter bis nahe an den Harz
Bau- a. Kunstdenkm. d. Herzjrt. Brnnnfu:hwei(;. II. |^
104 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausetl.
reichte und die 1051 durch Kaiser Heinrich III. ans Hochstift Halberstadt, von
diesem aber als nunmehriges geistliches Lehen an ihre ehemaligen Besitzer und
von letzteren (d. h. später den Weifen) als Afterlehen wieder an die Grafen von
Wernigerode gegeben wurde, aber 1272 an die Weifen zurückkam, unter der
jetzt noch auf einem Tumulus stehenden sog. Kalandslinde am östl. Ausgang
von Ober-S. Ein Gericht der freien Bauern in S. bestand noch lange (vgl.
Bode aaO.). — 888 vertauschte das Kloster Corvey 2 Liten in S. an Otto den
Erlauchten; um 1060 kam i Hufe an das Blasiusstift, das 1160 4 /^ Zins, 1275
6, 1295 1/2, 1297 3^/3 Hufen erwarb und um 13 15 in beiden Dörfern von
131/j Hufen (1442 ist nur von 10 Hufen die Rede) 138 ^i Rente bezog; 1454
gehörten 2 Hufen zum Labgut des Stifts. Das Cyriakusstift besass um 1200 9^«
Hufen, 1543 einen Meierhof mit 4 Hufen, wohl den ehemaligen Sattelhof der
Grafen von Wernigerode (bis 1395), die Magnipfarre in Braunschweig ^1595 4
Hufen, die 1323 — 1327 erworben waren, aber 1648 ans Stift Steterburg kamen.
Der Matthäuskaland in Braunschweig erwarb 1404 einen Hof mit 3 Hufen (von
den V. Evessen), der Deutschorden in Lucklum 1298 2 Höfe und 3 Wiesen,
1308 und 13 13 je eine Hufe. Herzogliche Lehen besassen besonders 13 18 und
1353 die V. Stenbeke (5 Hufen mit einer Mühle), 1344 die Dörings (3 Hufen,
noch 1487), die v. Berklingen und v. Wendessen (6 Höfe mit 4 Hufen, die
letzteren allein 2 Höfe und 4 Hufen), 1507 die v. Bortfeld (4 Hufen); 3 Hufen
mit einer Mühle waren um 1226 meinersensches Lehen der v. Bodenstedt, 4
Hufen 13 12 samplebensches Lehen der Kronen, 3 Hufen und 2 Höfe halber-
städtisches Lehen der v. Veitheim. 1322 ging ein Hof mit 3 Hufen aus dem
Besitz der v. Wenden in den der Konradi über. — Der Zehnte zu Ober-S. war
148 1 — 1799 asseburgisches Lehen der v. Pawel. — Ein Edelherr Siegfried v.
S. erscheint urkundlich um 1239.
Dorfanlage. Sowohl das frühere grössere Nieder-, als das kleinere, nordöstl.
gelegene Ober-Sickte sind Haufendörfer von ganz unregelmässiger Anlage. Die
Verbindung zwischen beiden wird durch eine Strasse hergestellt, die in der Mitte
des XVIII. Jahrh. nur auf der östl. Seite mit Höfen besetzt war. Die Kirche
liegt im nordöstl. Winkel von Nieder-S., das Rittergut westlich davon. Die Höfe
haben zum grossen Theil südl. Richtung. Flurkarte von R. Hase 1751/2. —
Damals in Nieder-S. ausser dem Rittergute 3 Acker-, 7 Halbspänner-, 18 Koth-
höfe, in Ober-S. 3 Acker-, 2 Halbspänner-, 23 Kothhöfe. Einwohnerzahl
1790/3: 294, bzw. 278, 1895: 310, bzw. 776.
Die Kirche (Abb. 77) besteht aus einem gothischen Schiff von 20 m L. mit
^/g-Schluss (Breite der Chorseiten 4.20 m) und einem ursprünglich romanischen
Thurm von 8.80 m Br. und 5.80 m Tiefe (sämtlich Aussenmasse), der mit dem
Schiff gleich breit ist, ohne dass die Mauern einbinden. In den drei Seiten des
Chors hohe schräglaibige Spitzbogenfenster, nur ist das der Ostseite unter Be-
nutzung der alten Quadern in ein breites Fenster mit Korbbogen verwandelt
worden. Ein verblendetes Spitzbogenfenster auch in der südl. Schiffswand. Die
Nieder- und Obtr-SJckte (Allgemeines, ¥,
andeien Fenster sind neu. Ein aus kleiner Schräge
und Kamies bestehendet Sockel läuft um das ganze
Schiff herum und wird nur unterbrochen, wo sich
im S das alte, 1851 abgebrochene Leichenhaus, im
N der frühere Eingang befand. Im N auch ein Aus-
J
bau für die herrschaftliche Prieche. Das Dachgesims der Kirche zeigt grosse
Kehle zwischen Platte und Schmiege.
Der sockellose Thurm besteht in seinen romanfechen Theilen (wohl Anfang
des XIII. Jahrh.) aus Kalk- und Sand bmrh stein und besilKt im O zwei, im N
iqf) Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
und S je eine gekuppelte romanische SchallöfFnung. Die zwei im W sind unter
Verwendung der alten Werkstücke in gothischer Zeit höher gelegt, aber niedriger
gemacht worden. Die 1.3 1 m hohen Säulen (Abb. 78), die zunächst das übliche
Auflager aus Platte, Rundstab und langer Kehle tragen, haben meist Würfel-
kapitale, die jedoch z. Th. in besonderer Weise verziert sind; das eine zeigt
am unteren Theil schmale Stege, ein zweites am Uebergang beider Theile eine
Art Eckblätter, ein drittes unten die Kelchform. Eine solche erscheint auch an
einem weiteren Kapital, bei dem jedoch an Stelle des gesenkten Halbkreises
oben zwei eingezogene Bogen die Begrenzung des Würfels bezeichnen. Auch
die Sockel, die übrigens nicht stets zu den Kapitalen gehören, die in der Ab-
bildung über ihnen angebracht sind, haben, abgesehen vom gewöhnlichen attischen
Sockel oder einem in der Gestalt eines umgekehrten Würfelkapitäls, mehrfach be-
sondere Formen. Bei dem einen sitzt der runde Schaft, der etwas oberhalb des
Sockels einen Rundstab zeigt, ohne Vermittlung auf einem Würfel auf, dessen
Ecken ausgekehlt sind, der zweite besteht aus niedriger Platte, vorgezogener
Kehle und hoher Platte, die sämtlich von quadratischer Grundform sind und
den runden Schaft gleichfalls ohne Zwischenglied aufnehmen. Ein solches, in Ge-
stalt eines Rundstabes, ist bei dem dritten vorhanden, der selbst aus einem
Kamies und einer Platte besteht, die beide quadratisch sind. Ein vierter be-
sonders hoher zeigt über einer quadratischen Platte einen Wulst von runder
Grundform imd an den Ecken das übliche Eckblatt, darüber zwischen kleineren
Platten nebst Schrägen eine vorgezogene Kehle. — Einer späteren Zeit gehören
aber wieder die beiden Giebel und eine Wasserschräge (unten mit Kamies) an,
die ähnlich, wie in Hötzum, unter den westl. SchalUöchem entlang läuft. In dem
südl. Giebel eine rundbogige, im nördl. eine gerade geschlossene Oeffnung, sonst
nur die üblichen Schlitze. Auf den Giebeln Kreuze mit Naswerk. Die gothischen
Theile bestehen aus sorgfältig zugehauenen Kalksteinen. Das Dachgesims ist ge-
kehlt, aber an den Enden als volles Glied (vom drei Wülste, unten wagerechter
Kamies) gebildet. — Vgl. Voges, Harzzeitschrift 1877, 102.
Hufeisenartige P rieche, von Holzsäulen getragen und mit Blendarkaden ver-
sehen; die herrschaftliche Prieche im N ist kärglich ausgestattet. Beide werden
derselben Zeit angehören, wie die frühere Kanzel, die nach der Angabe im
Corpus Bonorum Namen und Wappen des Kanzlers Schrader (t 1672!) sowie
die Jahreszahl 16S6 (I) getragen haben soll.
An der südlichen Innenwand schlecht erhaltenes und weissgetünchtes Holz-
epitaph des Pastors Grosswald (nach Angabe im Corpus Bonorum von 1659,
in ausgeartetem Barock, doch mit wirkungsvollen Figuren in übertriebener Be-
wegung und in malerischer Auffassung, dem trefflichen Epitaph des Kanzlers
Heinrich Schrader in der Katharinenkirche zu Braunschweig aus dem gleichen
Jahre eng verwandt und ohne Zweifel gleich diesem von Andreas Scheller
in Braunschweig gearbeitet. Das Grabmal hat drei Stockwerke mit Säulen und
Gebälk. Zwischen den Sockeln der unteren Säulen sind die Figuren des Ver-
Nieder- und Ober-Sickte (Kirche nebst Ausstattung). 107
storbenen (daneben aetatis suae ß3 und i6^g) und seiner Frau, die einzig als
überlebend bezeichnet ist, sowie von je sechs Söhnen und Töchtern gemalt. Da-
runter Kartusche in Schnörkeleinfassung (mit Engelskopf), einst die jetzt über-
tünchte Inschrift enthaltend. In den einzelnen Stockwerken sind von unten her
in Relief dargestellt die grosse Kreuzigung (vom mit den würfelnden Kriegs-
knechten), die Auferstehung und die Himmelfahrt; von Christus sind nur die
Beine sichtbar. Zur Seite Hängewerk mit hübschen Engelsköpfen. Das Ganze von
einer Knabenfigur bekrönt.
Vor dem Eingang am Boden stark abgetretener Grabstein eines Helmstedter
Studenten v. Feinen, von 1662, mit zwei gut gearbeiteten, ein Wappen (ge-
krönter Löwenkopf im Schild und am Helm) haltenden Genien in Relief.
Glocken, i. von 77 cm H. und 85 cm Dm., mit der Inschrift: fabricavit
/. G. Kreiteweis Brunsvicae a, r. s. MDCC XXVI und den Reliefs des Ge-
kreuzigten, sowie des Apostels Petrus rechts und links von der Inschrift. — 2.
von 1.05 m H. und 1.08 m Dm., 1825 von J. H. Wicke in Braunschweig
umgegossen, mit der Inschrift vrvos voco, mortuos plango, incendia indico,
Lesepult mit gutem Crucifix, mit gravierten Zinneinlagen und barockem Blatt-
werk als Bekrönung.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 23 cm H., barock, mit Sechspassfuss
und Buckeln am Knauf. Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterbezeichnung AW
in rechteckiger Einfassung. — 2. aus Silber und nur inwendig vergoldet, von
22 cm H., mit rundem Fuss usw., birnenförmigem Knauf und reicher Blattver-
zierung, 1752 gestiftet. Vielleicht Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule?), dann B
K W
und Meisterbezeichnung .j, mit Einfassung in Form eines gesenkten Dreiecks.
Runde Oblatenschachtel aus Silber, von 9 cm Dm., von 1695. Braunschw.
Beschau und Meisterbezeichnung C I K in länglicher Einfassung mit abgerundeten
Ecken.
Zwei Zinnleuchter von 34 cm H., barock, am Fuss mit gedrehter Profi-
lirung, am Knauf mit vier Kinderköpfen.
Zinnkrug in der Form eines Bierkruges, mit Deckel und Henkel.
Der geräumige Kirchhof ist rings von einer Mauer umgeben.
Das Rittergut ist 1638 durch Zusammenlegung von zwei Ackerhöfen, einem
Halbspänner- und einem Kothhof vom Kanzler Heinrich Schrader gegründet
worden, kam dann um 1707 durch Kauf in den Besitz des Geh. Raths Urban
Dietrich v. Lüdecke, durch Heirath 1760 an die v. Hohnrodt, 1790 an die v.
Thielau und schliesslich 1830 durch Kauf an die v. Veitheim.
Das Gutshaus ist ein unbedeutender Bau aus dem Ende des XVII. Jahrb.,
mit Unter- und Obergeschoss, sowie mit wenig vortretendem, um ein halbes
Stockwerk erhöhtem Mitteltheil, der mit einem Giebel abschliesst und unten eine
jetzt in drei Arkaden sich öffnende Vorhalle enthält. Der durch i '/j Stockwerk
reichende Saal im Obergeschoss des Mitteltheils ist mit korinthischen Pilastern
:a.'J)«<^^
108 Amtsgerichtsbezirk Kiddagsluuseii.
und über dem Kamin mit barocker Stuckverzierung versehen. Im Hause befin-
den sich mehrere bemerkenswerthe Kunstwerke.
Oelgemälde. l. Sebastian Vrancx (1573 — 1Ö47), Reiterkampf mit Pul-
verexplosion, links hinten ein Wald, rechts Flusslandschaft und fliehende Reiter.
In der gewohnten Art des Meisters und bezeichnet mit dem üblichem SV auf
einem Schimmel. 1.37 m br. 1.07 m h.
2. Franz Francken d. J. (1581 — 1642), die Predigt Johannes d. T. Im
Vordergrunde rechts Frau mit Kind imd stehende Männer, in der Mitte sitzende
Gestalten, vom Rücken gesehen, über die hinweg man die ganze Schaar der
Zuhörer vor einem bewaldeten Hügel und zuhinterst Johannes selbst sieht; links
stehende Krieger und im Hintergrund Stadt an einem Gewässer. Gutes Bild.
35 cm h., 28 cm br.
3. Dirk Daelens II. (1659 — 1688), gute Landschaft. Links ein Wald mit
hohen Bäumen, aus dem ein Reiter einem anderen entgegensprengt; davor ein
gelagerter Hirt. Rechts Ausblick auf ein von Mauern umgebenes Schloss und
niedrige Höhenzüge; vom ein reitender
Hirt mit zwei Kühen und eine Strohhütte.
Mit nebenstehender Bezeichnung. 0.88 m
h., 1.57 m br.
4. Huchtenburg d. J. (?), massiges Reiterbild, sonst aber in der Art Jan
van Huchtenburgs, bez. J. V. H, yunior. 0.56 m h., 0.99 m br.
5. 6. P. V. Velden, massige Hafenstücke, von 1701, mit voller Bezeichnung
0.47 m h., 0.62 m br.
7. 8. Balthasar Denner (1685 — 1749), zwei Frauenbildnisse, aus dem Salz-
dahlumer Schloss stammend. 0.44 m h., 0.33 m br.
9. Johann Kupetzky (?) (1666 — 1740), gutes Brustbild eines Mannes in
Schlapphut, Hemd und rothem Wams mit blauem Futter; er hält eine lange
Kette in den Händen, i.ii m h., 0.83 m br.
10. Massiges Brustbild eines Achim v. Veitheim, von 1624. 0.97 m h.,
0.77 m br.
Hübsches Miniaturbild angeblich des Geh. Raths Schrader v. Schlie-
stedt, in rothem Rock mit weissem, roth gerändertem Ordensband und Ordens-
kreuz von lateinischer Form auf Strahlenkranz.
Unter den Möbeln des XVIII. Jahrh. befindet sich auch ein Schrank mit
eingelegter Arbeit und dem Pelikan wappen Urban Dietrich v. Lüdeckes. — Be-
merkenswerth sind ferner:
Zwei silberne Leuchter von 24 cm H. in geschmackvoller Rokokoarbeit, mit
Braunschw. Beschau (Löwe), einem E und der Meisterbezeichnung GIB ver-
sehen.
Achteckige Deckelvase von 63 cm H., in Braunschw. Faience und in asi-
atischer Art blau bemalt. Am Deckel und unter dem Fuss VH (= v. Hantel-
mann) bezeichnet.
Nieder- und Ober-Skkic (KunstgegenstlndE, lliuser). |Qg
Am Gartenhaus Sandsteinfigur einer sitzenden Venus mit grossem Del-
phin, in glücklicher Haltung, vermuthlich aus Salzdahlum stammend.
Am Hofeingang steigt die Einfassungsmauer zu dem höheren, mit Kugel
bekrönten Pfosten in einspringendem Bogen an; hier gelagerte weibliche allego-
rische Figuren aus Sandstein.
Aeltere Häuser des thüringischen Typus. Diese lassen in Sickte sämtlich
die mit vorkragendem Oberstock versehenen Wohnräume stark vortreten, so dass
das für Wohn- und Wirlhschaftsräume gemeinsame Dach hier weit überhangt;
vgl. Erkerode S. 29f.^Ober-S. Nr. 26 (Abb. 79; um 1668, s. unter den Haus-
inschriften) zeigt leichte Rundung des Balkenkopfes und ziemlich breite Abfasung
der Saumschwelle au der Unterkante. Füllhölzer fehlen. Die Knaggen werden
durch ein dreifaches Glied, nämlich zwei breite, an den Kanten gekerbte Stege
und einen Rundstab dazwischen (mit länglichen Ver-
tiefungen) in zwei ziemlich gleiche Theile geschie-
den, die als flache langgezogene Wülste gehalten
sind und vier mittels I Einschnitten hergestellte Reihen
flacher, länglicher Perlen zeigen. Den oberen Ab-
schluss bildet ein Viertelstab mit gekerbter Ober-
kante. Im Oberstock sehr breite Fussbander,
Schwellinschrift s. S. 200. — Nieder-S. Nr. 4 hat
vom eine zweimal getreppte Front, so dass hier
das Dach z. Th. schräg verläuft und von frei-
stehenden Stützen getragen wird, und lüsst die Stän-
der bis zum Dach durchgehen, so dass erst dieses
vorkragt. An die Ständer anschliessende Knaggen
finden sich nur an der Rückseite und an den Stellen j^, ober-Sickie HoUarchiiektur.
der Vorderseite, an denen es der Vorsprung des
Daches gestattet. Die Knaben sind ähnlich eingetheilt, wie die bei Ober-S.
Nr. 26, doch sind die Glieder neben dem Rundstab ebenso, wie die Haupt-
glieder gekehlt und letztere an ihrer oberen, bzw. unteren Kante gekerbt. Die
Rundung der Balkenköpfe wird nach oben hin durch zwei Quereinschnitte be-
grenzt. — Bei O.-S. Nr. 2 und 18 (dieses von 1667) besteht das Profil der Knaben
aus Vierlelstab (bei Nr. 2 an der Oberkante gekerbt), grossem Kamies, Rund-
stab und Schmiege. Auch Nr. 14, 15 und 32 sind ahnlich verziert und gleich
den anderen Häusern mit Fussbändem im Oberstock versehen. — Bei N.-S.
Nr. 14 sind die Balkenköpfe ganz schlicht gehalten, die aus einer langen Kehle
bestehenden Knaggen an der oberen und unteren Kante gekerbt. — N.-S. Nr. 10
hat an der Saumschwelle, wo die Inschrift (s. unten) aufhört, zwei sich stets
kreuzende Stabe als Verzierung.
Hausinschriften. N.-S. Nr. 10 (XVII. Jahrh.) Wer Gott vertraut usw. —
O.-S. Nr. 18 (1667) und 26 (um i6ö8; s. S. 200)
200 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
Für Feuer und Wassernoth
Und dem eivigen Tod
Behüte uns, lieber Herre Gott.
(Vgl. Hötzum S. 52). An Nr. 26 zugleich die Namen des Meisters, der Gesellen
und des Bauherrn M, Hans Kremling^ Hans Langebartels, Heinrich Kremling^
Hans Wadsar, Bamvherr Moritz Cremer. — O.-S. Nr. 28 (1668) Gott allein
die Ehre, Anno 1668, davor erst die Namen des Bauherrn und seiner ¥x2m Jürgen
Rüscher, . . . Kurland, dann wieder die der Zimmerleute [M.] Hans Kremling,
Hans Langebartels, Hans Hörstmann (?)... — O.-S. Nr. 4 (1711)
. . . leben,
So wird dir Gott reichen Segen geben. —
N.-S. Nr. I (17 19) und 12 (1718) Alles, was mein Thun und Anfang ist usw.
(s. II 53). — O.-S. Nr. 13 (nach der Inschrift das Haus des früheren Opfer-
manns Uhlenhut von 1722)
Dein Segen dieses Haus vertvalt.
Dein reines Wort darin erhalt.
Und es für Krieg und Brand verschon,
Tugend lieben ^ die hier wohnen;
Uneinigkeit und Streit verhüte.
Das andre befehl ich Deiner Güte
(vgl. Hötzum S. 53) — O.-S. Nr. 27 (1742), 11 (i743)» N.-S. Nr. 25(1743)
Mit Gott in einer jeden Sach usw. (s. Bd. I 115). — N.-S. Scheune zu Nr. 12
(1743), O.-S. Nr. 26 (1744) Mein Anfang und Ende Steht in Gottes Händen. —
[Haus von 1779 Wo sie ausgehen oder ein. Da lass Du sie gesegnet sein\. — O.-S.
Nr. I (Gastwirthschaft) Wer an den Weg baut, hat viele Meister. Der eine sagt, es
müsste so sein, der andere sagt, es müsste so sein. Ich will es so haben, Heinrich
Schrader,i82S. — Ausserdem die Gesangbuch verse N.-S. Nr. il (1756?) Unsem
Ausgang segne Gott usw. — O.-S. Nr. 20 In allen meinen Thaten usw. — [Wer
nur den lieben Gott lässt walten.]
Kl -Stöckheim.
Namensformen. Stockheym (1244), Stockem (1178. 1244), Stokkem (13 12),
sehr oft mit der näheren Bezeichnung Kapen- (um 1250), Capel-, Kappet-, Kapel-,
Kabel' (1272. 1306. 1401 und sonst) St., auch St. by Wostemarke (1304), by
Melverode (1406), nach Förstemann zu ahd. stoch (= Baumstamm), also Nieder-
lassung an einer Stelle des Waldes, wo die Wurzelstöcke gefällter Bäume stehen
geblieben waren. Die Bezeichnung Kapel- usw. hat schwerlich mit Kapelle etwas
zu thun, sondern mit Kavel = Loos. Vgl. Andree S. 58.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Atzum, jetzt in der Inspektion
Ahlum (-Veitheim a/0.) mit der Filiale Melverode (s. S. 98 f.). Ein Pfarrer
Siegfrid erscheint 1240. Das Patronat stand damals dem Probst des Kreuz-
klosters in Hildesheim (ÜB Stadt Braunschweig II 99), später dem Probst des
Sickte (Hausinschriften) — Kl.-Stöcklieim (Allgemeines, Kirche). 20I
Cyriakusstiftes, seit 1768 wegen Melverode abwechselnd diesem und dem Stift
Steterburg zu; an Stelle des ersteren trat 1809 der Landesherr. — 1007
und 1 1 66 besass das Stift Steterburg hier Güter, 1 1 9 1 und 1 2 1 8 zusammen mit
denen in Melverode 4^/3 Hufen und 4^« Worth, um 1220 erwarb es zu 7 äl-
teren Hufen 3 neue, 1290 die Fischerei in der Oker; um 1290 wird sein Be-
sitz auf 9 Hufen angegeben. Das Aegidienkloster, schon 1178 in St. begütert,
hatte 13 19 einen Hof, 1349 6 Hufen, das Kreuzkloster in Hildesheim 11 84
4 Hufen, verkaufte jedoch 1330 2 Höfe mit 3 Hufen, die 1406 und 1781 als
gadenstedtsches Lehen bezeichnet werden, an die v. Strombeck. Noch bis 1793
war V2 Kothhof und 2 Hufen klösterliches Lehen. Begütert waren hier auch die
Grafen von Wernigerode (1253 2 Hufen an die v. Uehrde gegeben, aber 1343
und noch 1593 1^/2 Hufen an die v. Ampleben verliehen). Als herzogl. Lehen
besassen die v. Ampleben um 1400 2, die v. Bortfeld 1507 4 Hufen. Der
Zehnte war 1304 und später halberstädtisches Lehen der v. Strombeck, denen
1401 auch der Rodezehnte vom Bischof gegeben wurde, wird aber 1344 als
herzogl. Lehen der v. Weferlingen, 1429, bzw. 1444 je zur Hälfte wieder als
weferlingsches Lehen der v. Strombeck und Zweidorf angegeben. Es liegt also
eine mehrfache Verafterlehnung vor.
Dorfanlage, unmittelbar am rechten Okerufer, haufenförmig, doch durch die
— der Regel nach — südliche Richtung der Höfe nicht so regellos. Die Kirche
am nördl. Ende des Dorfes hoch über der Oker, in der Südostecke das frühere
Gut des Kommissionsraths Lutterloh, daneben, ursprünglich über die Braun-
schweig- Wolfenbüttler Heerstrasse weggebaut, das ehemals fürstliche Weghaus von
1691. Flurkarte von G. C. Geitel 1767. — Damals 11 Höfe ausser dem lut-
terlohschen. Einwohnerzahl 1790/3: 219, 1895: 483.
Die Kirche bildet ausser dem fast quadratischen Thurm (aussen 5.95 m br.,
5.50 m tief) einen einheitlichen Raum von länglicher Form, an den im O —
vermuthlich spät — ein rechteckiger niedriger Ausbau für eine halbrunde Innen-
apsis angebaut ist. Eine Vorhalle im S und ein Anbau im N bestehen aus Fach-
werk. Die Fenster sind neu. Der romanische Thurm, der im N und S aufge-
mauerte Giebel mit Satteldach zeigt, öffnet sich in der Glockenstube nach S, N
und O in Doppelschallöffnungen — die im N erneuert — , nach W in einem
— jetzt vermauerten — kleinen und einfachen Rundbogenfenster. Die spät-
romanischen Theilungssäulen der grossen Oeffnungen haben attischen Eckblatt-
sockel und zierliche Würfelkapitäle, gleichfalls mit Eckblättem, die eingerückten
Theilungsbogen Kleeblattform und in der Mitte darüber eine Vierpassöffnung.
Ein kleiner Rundbogen verbindet Schiff und Thurm.
An der östlichen Aussen wand Stein, oben mit dem Relief der kleinen
Kreuzigung (Abb. 80) in ziemlich massiger Ausführung, das Kreuz mit kurzem
Oberschenkel und auf einer Erhöhung, Maria und Johannes von vom, unten mit
der vertieften Minuskelinschrift anno dni ■ m^ • cccc^ ■ / lix • (oder locxT) copletü • est •
204 Amt^crichisbezirk KiddigshnuHn.
1 783 gestiftet. Der eine mit ähnlichem Stempel wie die Patene aus Zinn (siehe
S. 203). — Zwei desgl. von reicher barocker Profilirung sind neu.
Im Pfarrgarten Taufstein aus der Mel veröder Kirche (abgebildet Mi ttelalterh
Baudenkmäler Niedersachsens III 81 f.). Der runde Sockel von attischer Form
steht auf viereckigem Untersatz, der Stander und die Schale sind rund und mit
halbbogenartig geschlossenen KannelUren versehen, am profilirlen Rand der Schale
in grossen lateinischen Buchstaben die Inschrift Anrto 1652 haben Hänrick Ol-
denbruch und dessen Haus/raw Anna Bartervwerpers diesen Taufsiein in dieser
Kirchen verehret.
Aeltere Häuser. Nr. 2, herrschaftliches Haus in Holzbau (XVIII. Jahrh.),
vermuthlich vom Kommisslonsrath Lutterloh (s. S. 20i) erbaut, im Hintergrund
Si. Kl.-Siöcklieim, Stuckvcnierung.
eines grossen, gegen die Landstrasse durch Mauer mit eisernem Gitterthor ab-
geschlossenen Gartens. Bemerkenswerth im Unterstock ein Kamin mit Stuckver-
zienmg und die ahnhchen Verzierungen im Mittelzimmer des Oberstocks. Die
hinteren Schrägecken werden hier durch einen Kamin und einen übereinstimmend
verzierten Schrank eingenommen (Abb. 82). Stuck Verzierungen zeigt auch ein
Pavillon an der Heerstrasse. — Zu den Seitengebäuden dieses Hauses gehört ein
altes Fachwerkhaus thüringischer Art mit hohem Unterbau und vorkragendem
Oberstock. Die Balkenköpfe haben abgesetzte Rundung, die Knaggen Viertelstab,
Kamies, Rundstab {z, Th. vom mit zwei Riefeln), steile Kehle und sind oben wie
unten eingekerbt, der starke Schwellbalken tragt die vertiefte Inschrift M. Jo-
hanis ercok (^) S. B. Wer Gott /ertrauwet. Hat wol gehauet. Anno 16^1 und
rechts daneben in vertieftem Felde die erhabene Meisterbezeichnung MHK, die
Ständer des Oberstocks mit breiten Fussbändem. Die Knaggen unter dem
Dach zeigen eine steile Kehle, die in der Mitte von Quergliedern (Rundstab
Kl.-Stöckheiin (Taufstein, Häuser) — Thune (Allgemeines). 205
zwischen abgesetzten Leisten) unterbrochen wird. — Nr. 33 wohl aus dem XVIII.
Jahrhundert, aus Tannenholz; nur die Knaggen unter dem Dach, im Profil mit
denen von Nr. 2 stimmefnd, aus Eichenholz. — Nr. 20 aus derselben Zeit.
Balkenköpfe und Füllhölzer gerundet, Schwelle gefast, unter den Fenstern des
Oberstocks Kreuzbänder; gleichfalls meist aus Tannenholz.
Thune.
Namensformen. De Tkun (1347), dat slot de Thun (1356. 1397), Tune
(1377), Thune (1386), Thun (1388) = Zaun, vermuthlich nach der ursprüng-
lichen Befestigungsart genannt; vgl. auch Glentorf (Bd. I 247) und Glinde (s. unten).
Geschichtliches. Nach Wenden (s. dort) eingepfarrt. Das Dorf scheint seinen
Namen erst von der Burg erhalten zu haben, die zu den Schunterbefestigungen
gehört hat (vgl. Einleitung zu Bd. I S. XVI und zu Bd. II). Da sie ursprüng-
lich der Lüneburger Herrschaft gehörte, so wird sie dieser bei der Erbtheilung
von 1267 zugefallen sein, kam aber 1388 durch den Vertrag von Uelzen — ge-
mäss den älteren Abmachungen von 1377 und 1386 — an die Braunschweiger
Linie (Sud. V 99. VI 143. 209), in deren zeitweiligem Pfandbesitz sie schon
vorher gewesen war (daraus gelöst 1347, Sud. II 225). Inhaber der Burg scheinen
die V. Wenden gewesen zu sein, 13 14 wird wenigstens ein Baldewinus de Wen-
den d(ictus) d(e) Thune genannt. 1356 aber verpfändet Herzog Wilhelm das
Schloss — für 75 Mk. und mit der Bestimmung, 25 Mk. auf dessen Bau zu
verwenden — wieder an einen Balduin v. Wenden, 1397 Herzog Friedrich —
für 300 Mk. nebst Gericht usw. — an verschiedene Ritter (Sud. II 568. VIII
162). 1387 wurde Th. von den v. Bartensieben niedergebrannt, 1469 durch die
Bürger Braunschweigs dem Ritter Friedrich v. Langeide abgenommen, 1492 aber
von Heinrich d. Ae. zerstört. I497 hatten die v. Harlinge die Burg inne,
doch scheint eine völlige Herstellung nicht erfolgt zu sein, da sie 1576 als wüst
beschrieben wird. „Ihre Zubehörungen, darunter die Gerichtsbarkeit über Thune
und Wenden, wurden dem Amte Neubrück zugelegt" (Knoll-Bode 221). Die
Stelle des Schlosses nahm später ein vom Burgemeier bewohnter Ackerhof ein.
,,Das jetzige Rittergut ist aus einem [anderen], dem Hofgerichtsassessor Schmerheim
gehörigen Ackerhofe [im Dorfe selbst] entstanden, den Herzog August 1639
wegen treuer Dienste seines Besitzers von aller Dienstpflicht und allen Schätz-
ungen befreite. 1693 wurde die Besitzung unter die Rittergüter des Landes auf-
genommen." (Knoll-Bode aaO.). Das Gut, das sich nacheinander im Besitz ver-
schiedener Familien befand, sollte 1896 in kleinen Stücken veräussert werden.
Dorfanlage haufenförmig. Der Ort liegt am rechten, die ehemalige Burg am
linken Schunterufer. Die Anwesen am 1. Ufer, nach Wenden zu, sind neueren
Ursprungs. Ein 16 Morgen haltender Acker südlich vom Dorf, unweit der Heer-
strasse nach Gifhom, wird auf der Flurkarte von 1754 (C. C. W. Fleischer und
H. O. L. Reiche) „auf dem Gropendorf* genannt und muss als Stelle einer
Wüstung gelten; vgl. auch Andree 53. — I754 ausser dem „adlich freien
2o6 Amlsgerichisbeiirk KiddagshauKil.
Gut" 4 Acker-, 2 HalbspSoner-, 9 Kothhöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 192,
1895: 351
Gutshof. Vor dem schlichlen Wohnhause die Sandsieinfiguren eines
Apollo mit Köcher und einer Venus (oder Flora?) mit Blumen, XVIII. Jahrh.
Im Garten zwei mächtige spatgothische Wasserspeier aus Elmstein, vielleicht
von der einstigen Burg herrührend. — Nach Angabe von Hassel-Bege I 470
befanden sich „gerade der Burg gegenüber auf einer der schönsten Anhohen im
Holze, dem Hellwinkel, die Ueberbleibsel eines zerstörten Gebäudes, wobei ein
fürsllicher Garten gelegen haben soll.
Aeltere Hauser. Nr. 1 1 ist ein treffliches Beispiel dafür, dass der alte Kern
auch bei mehrfachen Umbauten In neuerer 2eit doch oft erhalten blieb. Die
Hinterseite stammt von 1790, die Vorderseite von 1798, aber die Ständer
und Dalenwände gehen wohl noch in den Anfang des XVII. Jahrhunderts zu-
zurück, Rechts war nur eine Ständerreihe in der Dälenwand, links aber ausser
S). ThuDC, Kotislruklion der Dllenwind des Hauses Nr. i i.
einer solchen noch eine zweite einst in der Aussenwand, die jetzt mitten im
Stalle steht, also beweist, dass dessen Aussenwand in späterer Zeit weiter hinaus-
gerückt worden ist. Die beiden Dalenwände sind gleichaltrig, zeigen aber ver-
schiedene Konstruktionen. Nur rechts einst ein Flet von 4.70 m Breite, mit
einem 35 cm starken Balken. Die einzig erhaltene, aber jetzt vermauerte Knagge
rechts zeigt im Profil kleine Kehle und langen Karnies, hat aber offenbar audi
an der Vorderseite Verzierungen gehabt; denn links, wo die Knagge fehlt, er-
kennt man, dass die Unterseile des Fletbalkens in flacher Kehle zwischen je
zwei Platten profilirt ist, deren Kanten umschichtig eingekerbt sind. Rechts an
das Flet schliessen sich zwei sehr breite Fächer — das erste von 2.40 m, das
zweite allerdings durch eine Stallthür unten bis auf 1.58 m beschränkt — , die
durch angeblattete, auch über den sonst offenen Bansenraum laufende Schräg-
bänder gefestigt sind {vgl. Abb. 83). Im Gegensatz dazu wird die linke Dälen-
wand durch die Ständer in filnf gleiche Fächer von je 2.38 m Breite getheilt,
deren Querriegel (zugleich für die Decke des Stalls benutzt) von schlichten Knag-
Thune (Aeltcre Häuser)— Thuringesbutli — Veitenhof. ^07
gen gestützt werden; vermuthlich waren diese Fächer früher der DtUenfütte-
rung wegen ebenso offen, wie die Fächer des Bansenraumes darüber, während
dies auf der rechten Seite nicht der Fall gewesen zu sein scheint. Sämtliche
Ständer, Balkeö, Riegel und die profillosen Kopf bänder sind an den Kanten mit
drei Rillen versehen, zwischen denen Stege stehen geblieben sind. Das Dach ist
jetzt auf beiden Längsseiten tief, ursprünglich nur auf der rechten. — In-
schriften. Am Schwellbalken der Vorderseite
Alles ist an Gottes Segen
Und an seiner Huld gelegen
Ueher alles Geld und Gut.
Wer auf Gott sein Hoffnung setzet^
Der behält ganz unverletzet
Einen freien Heldenmuth^
an dem der Rückseite Wer Gott vertraut usw. — Nr. 15 von 1779, doch ist
die Däle mit beiderseitigem breitem Flet älter;, rechts nur eine Reihe Stän-
der in der Dälenwand. Die Wohnung an den Längsseiten ohne Oberstock;
doch ist das Dach hier trotzdem höher, als über den Ställen. — Nr. 7 von
1781, rechts mit hoher Längsseite, jedoch geht die Wohnung mit ihrem Ober-
stock noch höher hinauf. Inschrift Wer Gott vertraut usw. mit der Fortsetzung
Darum auf dich usw. (s. Bd. I 2J2), Schluss nicht zu entziffern. — Zu Nr. 7
gehörig Köthe in der Art eines . sächsischen Einhauses. Die Einfahrt auf die
kleine Däle ist ganz nach rechts gerückt, und die rechte Dälenwand — abge-
sehen von einem vorn • angebauten Stall — zugleich Aussen wand. Vorn links
Stube, dann Küche, zuletzt, die hintere Schmalseite einnehmend, einst Stall mit
Bansenraum, jetzt gleichfalls zum Wohnen eingerichtet. — Nr. 17, jetzt Gast-
wirthschaft, stark verändert, aber bemerkenswerth durch die stattliche Rück-
ansicht mit der zweistöckigen Wohnung, die noch über die einstigen Ställe der
an sich schon hohen linken Längsseite hinausragt.
[Thuringesbutli.]
[Auch Thuringesgibutle {loo'f), nach Andree 35 ,, auf einen Thüring deutend,
der nach sächsischer Art siedelte**. Doch würde die Erklärung, dass es sich um
eine sächsiche Gründung im Gebiet von (Nord-)Thüringen handelt, den
geschichtlichen Verhältnissen besser entsprechen; vgl. auch Bd. I S. XII. Im
Norden der Stadt Braunschweig, unweit Veitenhof gelegen und unter den 17
Ortschaften aufgeführt, die 103 1 der neugegründeten Pfarrkirche S. Magni im
damaligen Dorfe Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt Braunschweig II 1).
Vgl. Dürre, Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1869, 77 ff.]
Veiten hof.
Namens formen. Veletunnum (1007), Velittunnun (1031), Veleten (121 r.
1300), Veiten (1299. 1304), Velthen (1305. 1316), Velthem mit dem Zusatz
iuxta Brunswik (1311) oder Honrode (13 16. 1336), zu „Feld**, also = Feld heim.
Vgl. Veitheim a/0. S. 208.
208 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Geschichtliches. V. gehörte zu den 17 Dörfern, die 103 1 der neugegrün-
deten S. Magnipfarre im Dorfe Brunswiek unterstellt wurden (ÜB Stadt Braun-
schweig II i). — 1007 besass das Stift Steterburg hier Güter, die um 1250
als ein Hof mit 2 Hufen angegeben werden und um 1300 an die Stapel ver-
liehen waren. Der Zehnte, halberstädtisches Lehen, kam 1299 aus dem Besitz
der V. Wenden in den der Eliae, die ihn 1305 dem Marienhospital überwiesen
(ÜB aaO. II 559. 788); ihm schenkten auch die v. Wenden 1304 die molen-
wische apud curiam in V, Mit diesem Hof ist offenbar der des genannten Ho-
spitals, der Veitenhof, gemeint, in dem vielleicht schon damals der ganze Ort auf-
gegangen war. Denn 1296 übertrug ihm Herzog Albrecht die Gerichtsbarkeit
über die dortigen Güter des Blasiusstiftes (Dürre, Geschichte d. Stadt Braun-
schweig 582). Die Fischerei kam 1335 ans Kloster Riddagshausen (s. S. 128),
war aber nach Sud. V 223 gegen 1400 herzogl. Lehen Braunschweiger Bürger.
1750 überwies Karl I. den Veitenhof einer Kolonie Pfälzer, die bei der refor-
mirten Kirche in Braunschweig eingepfarrt sind und dem Waisenhaus B. M. V.
Erbpachtzins zu zahlen hatten. Vgl. Sack, Braunschw. Magazin 1850 Nr. 52.
Die Dorf an läge ist sehr regelmässig. Flurkarte von C. G. Geitel 1772. — Da-
mals 12 ganze Erbpachthöfe, ein halber, 3 Brinksitze. Einwohnerzahl 1790/3:
256, 1895: 885.
Veitheim a/O. und Klein-Veltheim-
Namensformen. Veltem, -um (1275), Veitheim (1308), Velthem (1397) mit
dem Zusatz apud Luckenem (1275), by der O (1358), vor der O (1395. i477)»
Nortv, (13 11); wegen der Deutung des Namens s. S. 207.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt Sitz der Inspek-
tion Ahluni; ein sacerdos H, de V, wird 12 14 genannt. Das Patronat stand gegen
1400 Herzog Friedrich zu, gehört aber seit dem Ende des XV. Jahrh. der Guts-
herrschaft. — V. ist vermuthlich nicht allein der Stammsitz der im XIII. Jahrh.
aussterbenden Grafen v. Veltheim-Osterburg, sondern auch der ihrer ehemaligen
Ministerialen v. Veitheim; vgl. v. Mülverstedt, Ztschr. d. Altmärk. Geschichts-
vereins 1892. Die Burg blieb jedoch zunächst nur bis 1490, bzw. 1494 in deren
Besitz, da Kurt v. Veitheim sie damals an die v. Honrodt veräusserle. Im Jahre
1557 belehnte Heinrich d. J. Ernst v. Honrodt, des verstorbenen Ludolfs Sohn,
in der Weise, wie Ludolf und vordem Kurt v. Veitheim das Lehen gehabt hätten,
mit der Burg V. nebst Gericht, Ungericht und geistlichen Lehen, sowie den
Hölzern Velimer Ohe, Fetaue, Kremlinge Hörn, Der in der betr. Urkunde sonst
noch angegebene Besitz der v. Honrodt hatte mit der Burg V. nichts zu thun.
Dagegen wissen wir, dass 1297 ein Hof mit 4 Hufen und dem Fischteich im
Walde Ohe, 1475 5 Hufen, 13 11 3 1/2 Hufen als halberstädtisches, 1318 6 Hufen,
^559 5 Höfe und lO^/s Hufen als herzogl. Lehen, 1484 auch der Zehnte im
Besitz der v. Veitheim waren, die auch 1 3 1 2 i ^^ Hufen von der Kommende
Lucklum erwarben. Von den 14 Hufen halberstädtischen Lehens, die 1275 von
Vclthcim a/0. und Klein-Veltheim (Allgemeines, Kirche). iO0
der Kommende Lucklum an das Hochstift Halberstadt abgetreten waren, kamen
7 nebst einem Meierhof, die an die v. Weferlingen und von diesen wieder an
verschiedene Patricierfamilien in Braunschweig gegeben waren, 1467 an Berthold
V. Honrodt d. J. Die 9 „Verndel" Landes, die 1533 im Besitz Ludolfs v. Hon-
rodt erscheinen, werden dieselben sein, die 1473 ^^ ^^s Blasiusstift gelangt waren.
Nach dem Aussterben der v. Honrodt im J. 18 14 bildete die Burg zunächst
noch die Leibzucht für die Wittwe Burchard Gottliebs v. Honrodt, die in zweiter
Ehe einen v. Warkotsch heirathete, kam dann aber wieder in den Besitz der
V. Veitheim. Als halberstädtisches Lehen waren 1 3 1 1 ferner 2 Hufen nebst dem
halben Zehnten an die Edlen v. Querfurt ausgethan, als herzogliche Lehen 1 3 1 6
und 1346 7 Hufen an die de domo, 13 18 ein Hof mit 4 Hufen an die v.
Hohnhorst, 1327 usw. 4 1/2 Hufen an die v. Uehrde, 1344 4 Hufen (nebst dem
halben Zehnten) an die Elers, 1474 — 1834 4 Kothhöfe und ein Holz, der Pott-
hof, an die Pawel in Biaunschweig. Die Deutschordenskommende Lucklum, die
bis 1275 (s- oben) in V. reich begütert war, aber auch noch 1298 Gut an die
v. Wendhausen gegeben hatte, erwarb 1302 3'/« Hufen und 3 Worth, 1478
einen Hof mit 2 Hufen. Das Blasiusstift (s. auch oben) erwarb 1291 i Hufe
und besass 147 1 2I/2, das Cyriakusstift erwarb 1308 von den v. Ursleben 4
Hufen herzogl. Lehens (noch 1542 in seinem Besitz), 141 1 von den v. Veitheim
2 Hufen, je 4 Hufen waren 1429 im Besitz von S. Jodocus, 1358 in dem von
S. Katharinen in Braunschweig, ein Viertel des Zehnten in dem v. S. Martini.
Im XVni. Jahrh. gehörte vermuthlich dasselbe Viertel den v. Honrodt, die an-
deren 8/4 waren Besitz der v. Veltheim-Destedt.
Dorfanlage von Veitheim a/0. haufenförmig mit vorherrschender südlicher
Richtung der Höfe. Die nordöstl. Ecke des Ortes nehmen das Schloss und die
östl. und nordöstl. (hier einst an Stelle des jetzigen Parkes) gelegenen, vom Schloss
durch breite Wassergraben getrennten Wirthschaftsräume ein. Im SW unmittelbar
an den Graben anstossend der ehemalige Kirchhof mit der Kirche. Westl. vom Ort
der Acker ,,Im grossen Thie*', östl. der „HeidenkirchhoP*. Kl. -Veitheim enthielt,
bzw. enthält den „adligen Garten", das adlige Försterhaus und die ziemlich regel-
DQässig angelegten, mit Land nicht ausgestatteten Anwesen von 1 1 Neuanbauem
oder Häuslingen. Flurkarte vom Oberst Joh. Christian Riecke 177 1/2. — Da-
mals in Veitheim a/0. 4 Ackerhöfe (einschl. des im v. honrodtschen Besitz be-
findlichen „Neuhofs"), 2 Halbspänner-, 22 Kothhöfe. Einwohnerzahl (einschl.
Kl- Veitheim) 1790/3: 410, 1895: 576.
Die dem Bischof Remigius geweihte Kirche ist, abgesehen vom Thurm, ein
Neubau des Jahres 1836, der im Jahre 1870 durch den Baurath Krähe in ro-
manisirendem Stil umgeändert und mit Querhaus, sowie halbrunder Apsis ver-
sehen worden ist. [Die alte Kirche schloss an das flachgedeckte Schiff einen
gleich breiten, aber überwölbten Chor, wie in Kremlingen (s. S. 61) usw., und
besass im Süden eine Eingangshalle und am Thurm ein Grabgewölbe.] — Der
Thurm, der jetzt den Eingang zur Kirche enthält, ist alt und zeigt unten im
Bau- u. Knnstdenkm. d. Herzgt. Braunschweigf. II. 1 ^
2IO Amtsgerkhtsteiirk Riddigihausen.
S und N je eine verblendete Spitzbogen öfifnung, toacht aber im übrigen modernen
Eindruck.
Auf dem neuen Altar ein aller Schrein aus der 2. Hälfte des XV. Jahrh.
(Abb. 84), aus Höh geschnitzt und reich bemalt. In der Mitte die Anbetung der hll.
drei Könige, Die gekrönte Maria mit dem nackten Kinde sitzt links in gemustertem
Untergewand und Mantel. Der eine König kniet und überreicht einen Kasten, der
Velihcim a/0. (Aassunuag der Kinde]. 2 1 1
zweite mit runder Büchse weist auf den Stern, der dritte jugendliche mit einem
Ciborium tritt eben hinzu. Im Hintergrund der schlafende Joseph, Rind und Esel,
Haus und eine Burg auf hohem Berg. Links und rechts davon auf niedrigem Socket,
von der Hauptscene nur durch eine dünne Stütze getrennt, je die grosse Ge-
stalt eines Bischofs in vollem Ornat, der zur Linken mit Buch, vermuthlich der
Schutzpatron der Kirche, der hl. Remigius, der andere mit Vortragekreuz, ver-
muthlich der hl. Bemward. Ueber der Hauptscene drei, über den Bischöfen je
ein gothischer Eselsbogen mit reicher Mass werk Verzierung; unter dem Ganzen
läuft ein Sockel, der eine ahnliche hübsche Verzierung mit Fisch blasenmuster auf
vertieftem Grund zeigt. Als oberer Abschluss dient eine frei gearbeitete Ver-
zierung mit Naswerk und Kreuzen. — Die geöffneten Flügel zeigen in je zwei
Reihen die Gestalten der zwölf Apostel,
jede unter einem reich geschmückten Esels-
bogen mit Trennungspfosten. In geschlos-
senem Zustande waren die Flügel vermuth-
lich mit der Verkündigung bemalt, die jetzt
einem gleichmässig blauen Anstrich ge-
wichen ist. Höhe des Altarschreins 1.14 m.
Gute Arbeit. Ein Werk desselben Meislers,
bei dem die Figur des Königs mit dem
Turban und die Gewandung des knieen-
den Königs wiederkehren, in Schulenrode
(s. S. 192).
Zwei gothische Messingleuchter mit
drei Knäufen, 36 cm h., mit dem ein-
fachen Wappen der v. Honrodt.
An der inneren Nordwand des Thurms
Kalksteinrelief mit der kleinen Kreu-
8;. Vellheimi/O., Grabstein der Binder
zigung, schwer zu sehen. Christoph und H.ns v. Hoi.rodt.
Grabsteine (aus Elmstein) an den
Aussenseiten des Thurms. i. Der Brüder Christoph und Hans v. Hon-
rodt, von 1531, 1.57 ra h., 1.03 m br. (Abb. 85). Die jugendlich Verstorbenen
sind in flachem Relief von massiger Ausführung, sowie in so vollkommen gleich-
massiger Haltung und Ausrüstung (Helm mit drei Sträussen federn, voller Rüstung,
Schwert und Streitaxt, letztere auf das eine gebogene Knie gestützt) einander
gegenüber dargestellt, dass der Ritter links das Schwert an der rechten Seite,
die Streitaxt in der Linken führt. In den unteren Ecken je ein geschweifter
Schild mit dem einfachen v. honrodtschen Wappen. Am flachen Rande die ver-
tiefte Inschrift (in lateinischen Buchstaben) Anrw 15JI im Dage der \ Hiindfalirl
Cristi (dies übergeschrieben) starbt de ehrenfest und erbar j Christofel und Han \
beid Gebroder von Honrode, Lvdelffs Sons . Sin zuleite uf j einen Dag be^rai'r.
Die Ziele si Got gtiedig. Amen.
W
2l2 AmtsgerichisbeiiTk R[ddigs1uusen.
2. Ernst V, Honrodts, des Erbauers der Burg und Bruders von Nr. i, von
1594, gute Arbeit von 2.30 m H., i.io m Br. (Abb. 86). Vor einer Nische,
deren verzierter Bogen von zwei dockenaitigen, mit Blattwerk verzierten S9ulen
auf hohem Sockel getragen wird, steht der barhäuptige voltgerUstete Ritter, etwas
nach rechts gewandt, den mit Federn besteckten Helm zwischen den Füssen,
das lange Schwert mit der Lin-
ken auf den Boden gestemmt,
die Rechte am Dolchgriff. In
den vier Ecken die besonders
reich gearbeiteten Wappen: i.
der V. Honrodt (vierfeldig), 2.
springenderWindhund mit Hals-
band, am Helm desgl. wach-
send (v. Damm?), 3. Pfau,
Helm mit Jungfraukopf, über
der nochmals Pfau, 4. drei
Vogelköpfe, Helm mit einem
solchen zwischen Säulen. Am
Rand die erhabene und sehr
schöne Inschrift, bei der mehr-
fach einzelne Buchstaben klein
in grössere eingesetzt sind.
Anno I5g4 den 12. Jan. \ ist
der edier, gestrenger und ern-
vesUr Ernst v. Honrode \ Lu-
dol/s sfeligj S(ohn) abends /
stvischen S und g Uhre in Got
seli£h enischlaffen.
3 . Der zweiten Gemahlin
des vorigen, Anna geb. v.
Schenk, von 1595, als Gegen-
stück zu Nr. 2, von demselben
Meister gearbeitet (Abb. 87).
8(j. Veliheim »/O., Grabstein Ernsis v. Honrodt, Die Verstorbene steht etwas
nach links gewendet mit ge-
falteteten Händen in langem, taillenlosem Gewände vor einer Nische, wie bei
Nr. 2. In den Ecken die Wappen der v. Schenk (Helm mit sechs Fahnchen
zwischen Biberschwänzen), v. Alvensleben, v. Reden und v. Trotha. Inschrift
Anno 7S9S '^'"n ^J- Aj>ril morgens / um6 S Uhr ist die edle und ehrentugentsame
Anna gehörnt j Schenckin, Ernst j von Honrode nachgelassene Widtwe in Got selig
4. Des Kanonikus von U . L . Fr. in Halberstadt, Georg v. Honrodts, eines
Vehheim >/0. (Ausstiltung der Kirclie, Schloss). 2I3
Sohnes von Nr. 2 und 3, von 1597, 2.40 m h., 1.13 m br. Der Verstor-
bene steht von vom, in weitarm eligem Gewände, in Krause und Barett, sowie
mit gefalteten, ein Buch haltenden Händen, in flacher Nische mit mehrfach
geschweiftem Bogen. In den Ecken die Wappen der v. Honrodt (geviert), v.
Schenk, v. Damm (?, s. S. 212) und v. Alvensleben. Am Rande die Inschrift
Anno isgj den 8 \ Feb. ist der
envirdiger und emvfster Her
Georg j V. Honrode Cang S. B.
M. virgis SU HalbersladI in Got
selig entschlaffen. Die Einfü-
gung kleinerer Buchstaben in
grössere lässt auf denselben
Meister, wie bei Nr. 2 und 3
schliessen.
Weitere Grabsteine s. un-
ten. — Vgl. Voges, Harz-
zeitschrift 1877, 105.
Glocken, i. Die grössere,
1836 von J. H. Wicke in
Braunschweig [an Stelle einer
Glocke Heiso Meyers in
Wolfenbüttel von 1663, aus
der Zeit Georg Friedrichs v.
Honrodt. Angabe des Corpus
Bonorum.] — 2. von 53 cm
H. und 56 cm Dm. mit der
Inschrift I- PGrete gos mich
in Braunschweig und dem Na-
men des Fastors usw. , nach
Angabe im Corpus Bonorum
1734 in Wolfenbüttel gegossen.
Kelch aus Silber und innen
vereoldet, von 23 cm H. und
* ^ ■^ 87. VehhcLm ü/O., Grabstein Annas v. Honrodt,
barocker Profilirung, mit Wol- geb. Schenk.
fenbüttler Beschau (Pferd vor
SSule) und dem M eis terzei dien ^ in geschweifter, schildförmiger Einfassung.
Das Schloss, aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrh. stammend, legt sich
mit seinen Nebengebäuden um einen rechteckigen Hof herum und ist auf allen
Seiten von Wassergräben umgeben. Während aber noch der Stich bei Merlan
(Abb. 88) auch auf der Ostaeite des Hofes und auf der östlichen Hälfte der
Südseite Gebäude erkennen' lässt, fehlen solche bereits auf der Flurkarte des
Dorfes aus dem Jahre 1771/2.
21^ AniUgericIiUbeiirk KiJtligshau&eD.
Der Nordflügel (Taf. XIII) besieht — von der Aussenseite gesehen — aus
dem zweistöckigen Haup^ebaude links und einem um etwa 3 m dahinter zu-
rückweichenden, jetzt einstöckigen und für Wirthschaftszwecke benutzten Hause
rechts, das aber zu Merlans Zelt mit seinem hohen Dach das Hauptgebäude
noch erheblich überragte, auch einen Dacherker und einen oberhalb des Dach-
gesimses achteckig gestalteten, mit Zwiebeldach versehenen Thurm an der Nord-
westecke besass. Ein Stein an der linken Ecke mit dem einfachen, helmlosen
Wappen der v. Honrodt und der Inschrift E(rmt) V(on) H(onrode} Anno t^SS
scheint die Erbauungszeit dieses Hauses im allgemeinen anzt^eben, wahrend ein
zweiter Stein an der rechten Ecke mit der Zahl iS79 sich vielleicht auf die Er-
richtung des Eckthurms bezieht. Ueber der letzteren Zahl und unter einem leicht
verzierten, auf der Schräge mit Kugein besetzten Giebel drei Sandstein tafeln mit
den Wappen des Erbauers Ernst v. Honrodt (geviert), sowie seiner zwei Frauen
Magdalena v. Dorstadt links (der Hund am Helm mit Fahnchen besteckt) und
Anna v. Schenk rechts (der Helm mit Fähnchen besteckt). Die stark verwitterte
Inschrift Ober den Wappen be-
sagt, dass Ernst v. Honrodt
das Haus von Grund aus er-
baut hat. Die kleinen Unter-
stockfenster mit einfachem Re-
naissanceprofil. Unten in der
Mitte des Gebäudes ein Blend-
stichb<^en.
Das jetzige Hauptgebäude
88. Veltheim i/O., .\nsLchl des Scbtosses nach Meiian. ...
Imks davon hat über dem Erd-
geschoss zwei Stockwerke und
ist durch zwei risalitartige, durch alle Geschosse durchgehende rechteckige Erker,
die unregelmässig über die Front vertheill sind, ausgezeichnet Zwischen diesen
auf mächtigen, nach unten Ireppenförmig verstärkten Wandpfeilem zwei halb-
runde Blendbc^en, in denen die Fenster des ersten Oberstocks vertieft liegen.
In beiden Obergeschossen sind die hohen Fenster paarweise in gemeinschaft-
lichen Innennischen mit Stichbogen und mit Zwischenpfosten angebracht. Ihr
Profil zeigt sich durchkreuzende Rundstübe und Kehle und wird theils mittels
Kehle, theils mittels liegender Konsolen in die Pfosten Übergeführt. Von den
Erkern, die jetzt mit Giebeln versehen sind, aber nach der Merianschen Abbil-
dung früher zwiebeiförmige Dächer trugen, ist der zur Linken in den Ober-
geschossen mit je drei Fenstern vorn und je einem an der Seite, der zur
Rechten im zweiten Stockwerk mit zwei Fenstern versehen, wahrend sich unten
der ehemalige Haupteingang zur Burg befindet, dessen Bekrönung bis zu den
zuletzt angeführten Fenstern hinaufgeht. Der Erker links zeigt an der Vorder-
seite zwischen den Obergeschossen eine Sandsteintafel mit dem einfeldigen v.
honrodtschen Wappen in Relief, sowie der Inschrift Ann. d. 156$ he/t Ernst
^ %
Veitheim a/O. (Schlossj. 2 1 5
von Honrode dit Hus gebo7vet und an der westlichen Schmalseite unter den Fen-
stern des ersten Obergeschosses einen ähnlichen Wappenschild und die ganz
ähnliche Inschrift Anno d, 1564 heft Ernst von Honrode dt (= dit?) [Hus?]
geb[au]vet. Die Jahreszahl iS^S^ sowie das unten abgebildete zweite Steinmetz-
zeichen finden sich an einem Fensterkreuz derselben Seite. Unter und über
den Fenstern Kranzgesimse, theils aus Platte mit Karnies, theils aus Schmiegen
mit Kehle in der Mitte bestehend, die einmal mit Astwerk gefüllt ist. Die
Nordostecke des Gebäudes im zweiten Stock nimmt ein grosser
Saal ein. Innen am Eckfenster hier die nebenstehenden Stein-
metzzeichen.
Das rundbogige Thor am Erker rechts ist in seiner jetzigen Gestalt laut In-
schrift am Schlussstein 1767 von A(nton) W(ilhelm) v, H(onrodt) erneuert worden,
die Bekrönung desselben ist jedoch mit der Errichtung des Hauses gleich-
zeitig. Sie besteht aus einem attikaartigen Gliede mit eingezogenem Abschluss
darüber und enthält zwischen zwei Pfeilern (mit Lorbeerstab als Füllung) fünf
Felder, von denen drei wiederum die erhabenen Wappen des Erbauers und
seiner beiden Frauen (s. S. 214), das vierte ein Fenster, das fünfte das neuer-
dings angebrachte veltheimsche Wappen enthält. Unter den gut gearbeiteten
Wappenschilden, auf Bändern, bzw. Streifen die vertieften Inschriften i. Amw
IS^S* I^ dissem Jahr hadt Ernst von Honrode dis Haus gebäumt, — 2, Mad-
dalena van Dorstat, Ernst va Honrodes elige Husfrow. — 3. Anna Schenken,
Ernst von Honrode seine ander Hausfrawe. Die dorstadtsche Tafel ist hier zur
Rechten angebracht, auch ist zu beachten, dass die Fahnen an der Helmzier
fehlen, und beim schenkschen Wappen die Helmzier drei Straussen federn zwischen
Biberschwänzen zeigen. In der Mitte über der Attika und wiederum zwischen
zwei Pfeilern, die auf Konsolen und dem sich verkröpfenden Gesims ruhen, ein roh
gearbeitetes Relief mit der Darstellung des Pelikans, die als erstes und viertes Feld
sowie als Helmzier in das honrodtsche Wappen gekommen ist. Zur Seite ein kar-
niesartig geschweiftes Profil. Den obersten Abschluss bildet ein Pfeiler der obigen
Art, der eine (neuere?) Kreuzblume trägt, und an den sich zwei gleichfalls rohe
Delphine — in den Winkeln Rosetten — anlehnen. Unter dem rechten Delphin
und an beiden Pfeilern der Attika, bzw. unter den beiden Schweifprofilen die-
selben Steinmetzzeichen, wie oben. Die Wappentafeln rühren jedoch von viel
tüchtigeren Steinmetzen, und zwar Nr. i und 2 von einunddemselben her; auch
bestehen diese aus (Velpker?) Sandstein, alle übrigen Theile aus Kalkstein vom
Elm. Rechts neben den Fenstern Stein mit einem geschweiften Schilde, der ein
gefusstes Schrägkreuz mit Punkten in den Winkeln zeigt, und mit einem Streifen
darunter, der, wie es scheint, die Jahreszahl A^ Iviii (= 1558) enthält. Das
Wappen kann sich wohl nur auf den Baumeister beziehen.
Aus demselben Jahre 1767, wie der Thoreingang, stammt wohl auch die auf
drei Bogen ruhende feste Brücke mit den beiden derben, kugeltragenden Säulen
an ihren Vorderecken, die einst nach aussen, jetzt aber in den Gutspark führt.
2l6 Aoitsgericliubezirk Kiddagsluusen.
Mit ihr ist in neuester Zeit eins der Zimmer des ersten Geschosses durch eine
Freitreppe verbunden worden.
Die westliche Giebelseite des Hauptgebäudes öffnet sich im ersten Stock in
einem kleinen viereckigen, im zweiten in drei hohen Fenstern mit gemeinsamer
Innennische. Der Giebel ist abgewalmt.
Auf der ahnlichen östlichen Giebelseite (Abb. 89) sind wiederum zwei — hier
ungleich grosse — Blendbogen mit einem starken Zwischenpfeiler angebracht.
Die unregelmässig vertheilten Fenster gleichen denen der Hauptseite. Ueber dem
einen Fenster des Erdgeschosses das gevierte, aber inschriftlose Wappen der v.
89. Velthcim a;'0,, Schloss, OMseJte.
Honrodt, über dem anderen (Doppel-) Fenster ein Stein mit der Jahreszahl
Anno ■ I - 5- 6- 8. zwischen zwei Wappen, von denen das links (vom Beschauer)
zerstört ist, das andere (veltheimsche?) in geschweifter Schildeinfassung an einem
mehrzackigen Stamm zwei hängende Lindenblatter zeigt,
l-inks springt ein machtiger, an den Nebenseiten breiterer Thurm vor, der
die Südostecke des Hauptgebäudes verdeckt und in einem Schwibbogen den
Burggraben überspannt; an der Ostseite zwei kurze und derbe Strebepfeiler,
Ueber dem Bogen drei Stockwerke, von denen das oberste etwas eingezogen ist.
In jedem derselben auf den drei Aussenseilen ein Fenster, die untersten ganz
schlicht, die mittleren an der Einfassung mit Ringeln in ausgehobenem Streifen
verziert, die obersten mit Astwei kein Fassung. Im Osten an der rechten Ecke
Vclthcim a/0. (Schloas ncbsl Ausstallung). ai7
Stein mit gevteitem, aber helmlosem Wappen, darüber jinno ■ ij • 6j, zur Seite
E(mst) V(on) Hfonrode)^ an der linken ein nebenbei abgebildeter
Stein, der auf der einen Seite die gleiche Jahreszahl, nach Süden
zu jedoch in zwei Abtheilungen die Anfangsbuchstaben HL der
Namen und die Hand werksz eichen der Baumeister zeigt. Das Dach
des Thurmes ist gewalmt.
Südlich neben dem Thurm verbindet eine Brücke Schloss- und Wirthschafts-
hof. — Die Hofseile des Nordflügels ist modemisirt.
Der SüdflUgel ist nur ip seiner westlichen Hälfte noch vorhanden; diese und
der Westflügel bestehen in einstöckigen Wirthschaftsgebauden. In letzterem eine
Durchfahrt, die aussen am Schlussstein des Thorbogens die Zahl 1760, an den
Seiten Steine mit Anton WilMm von Honrodt ij6o und Sophia Helena von
Luedeke ij6o zeigt. Eine wohl gleichzeitige steinere Brücke führt in drei Bogen
über den Burggraben; im übrigen entstammt auch dieser Flügel dem XVI.
Jahrhundert.
Im Innern des Schlosses, das in neuerer Zeit ganzlich umgestaltet ist,
werden folgende Oelgemaide, sämtlich auf Leinwand, aufbewahrt.
I. Kniestück des Herzogs Anton Ulrich, leidlich gutes BUd eines unbe-
kannten Hofmalers von 1.83 m H., 1.63 m Br. Der Herzog, in Rüstung und
blaugefüttertem Hermelinmantel, steht fast ganz in Vorderansicht, mit dem
rechten Arm an einen Sockel gelehnt. Die Rechte halt den Kommandostab, über
die Brust läuft das blaue Ordensband des dänischen Elephantenordens, rechts
hinter ihm steht der Helm, mit Straussen federn besteckt. Die Gestalt hebt sich
von einem Vorhang ab, links aber erblickt man Schloss Salzdahlum (den Uhr-
pavillon und den Mitteltheil des Hauptgebäudes).
z. Bild seiner Gemahlin Elisabeth Juliane in ganzer Figur, Gegenstück zum
vorigen und von demselben Meisler. Die Herzogin sitzt in blauem Kleide etwas
nach links gewandt auf einem mit dem Hermelin bedeckten Lehnsessel vor einem
dunklen Vorhang, Die Rechte fasst einen Zipfel des Mantels, die Linke ruht im
Schooss. Links wird wieder ein Flügel des Schlosses von Salzdahlum sichtbar.
3. Kniestück des Herzogs Ferdinand Albrecht II., ziemlich handwerks-
mässiges Bild Job. Conr. Eichlers, von 1.41 m H. und 1.09 m Br. Der
Herzog ist in gelber (Leder-?) Weste, in Panzer, rothem Rock mit blauem Or-
densband und mit Ordensstem (weisses Kreuz auf roth; beides wohl danischer
Elefantenorden) und in blaugefüttertem Hermelinmantel dargestellt. Die Rechte
mit dem Kommandostab ist aufgestützt.
4. Desgl. der Herzogin Antoinette Amalie, Gegenstück zum vorigen und
von demselben Maler. Die Dargestellte sitzt in ausgeschnittenem Kleid von
schmutzig violetter Farbe auf einem rothen Lehnsessel nach rechts, wendet aber
den Kopf dem Beschauer entgegen. Die Linke liegt auf der Krone, die Rechte
an der Brust.
2 1 8 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
5. u. 6. Massige Brustbilder Herzog Karls I. und seiner Gemahlin Philip-
pine Charlotte.
7. Kniestück Friedrichs d. Gr. in sehr jugendlichem Alter. Trefifliches
Bild in der Art Antoine Pesnes von 1.41 m H., 1.09 m Br. Der König steht
in Panzer und preussischem WafFenrock nach links, wendet aber den Kopf dem
Beschauer entgegen. Die Rechte zeigt in die Feme, wo ein Feldlager mit Wacht-
posten dargestellt ist. Ueber den Panzer läuft das Band des Schwarzen Adler-
ordens, dessen Stern den Waffenrock ziert. Links auf einem Tisch der rothge-
gefütterte Hermelinmantel und der federbesteckte Helm mit einem Kranz von
Eichenlaub.
8. Desgl. von dessen Gemahlin Elisabeth Christine, Gegenstück zum
vorigen. Die Königin sitzt in weissgesticktem Rosakleid und rothem, mit Kronen
bestreutem Hermelinmantel von vom. Links die Königskrone.
9. Desgl. des jugendlichen Herzogs Ludwig Ernst nach rechts, mit Kopf
nach vom, in Panzer, rothem, goldgesticktem Rock und dunkelblauem Hermelin.
Der Herzog trägt an rothem Ordensband ein schwarzes, gespaltenes Kreuz (sog.
Malteserkreuz). Die Rechte ruht auf dem Tisch, die Linke ist in die Seite ge-
stemmt. Gutes Bild von gleicher Grösse, wie die vorigen.
10. Desgl. der Juliane Marie, Königin von Dänemark, nach links, mit
Kopf nach vom, in rosafarbigem Atlaskleid und mit Blumen im Haar und in
der Linken. Im Hintergrund ein Park. Wohl von demselben Meister, wie Nr. 8,
in den Massen mit den vorigen stimmend.
7 — 10 in schöngeschnitzten Barockrahmen.
11. Desgl., nach falscher Angabe Herzog Karls L in mittleren Jahren (von
1.35 m H., i.io m Br.), halb nach rechts, in weisser, goldgestickter Weste, Pan-
zer und rothem, gleichfalls goldgesticktem Rock. Die Rechte hält den Kommando-
stab, die Linke ist ausgestreckt. Orden und Band, wie bei Nr. 3.
12. Desgl. einer fürstlichen Dame in weissem Atlaskleid, massiges Bild von
gleicher Grösse. Rechts auf Tisch Krone und Scepter.
13. Massiges Brustbild eines mir unbekannten Herzogs (82 cm h., 69 cm br.)
in preussischer Uniform und mit Ordensstern auf rothem Hermelinmantel. Die
Rechte ist ausgestreckt.
14. Desgl. einer fürstlichen Dame in blauem, weissgesticktem und ausgeschnit-
tenem Kleide sowie rothem Hermelin. Gegenstück zum vorigen.
Ausserdem sind von der früheren Ausstattung drei in Relief ausgeführte und
bemalte Wappen erhalten, I. der v. Honrodt (vierfeldig), — IL gleichfalls ge-
viert, in i und 4 drei Rosen silbern auf blau, in 2 Helm golden auf schwarz,
in 3 Löwe golden auf roth. — III. quergetheilt, oben gekrönter Löwe roth auf
Silber, unten Schrägbalken (blau auf silber) mit fünf goldenen Rosen belegt.
Rechts und links vom Parkthor sind zwei Grabsteine (aus Elmstein) aus der
Kirche angebracht.
i. Ludolfs V. Honrodt, Sohnes von Nr. 2 und 3 S. 212, von 1585. Reiche
Vcltli«im a/O. (Ausstiuung des Schlosses). 2I9
und nach einer guten Vorlage ausgeführte, aber hand werksmassige Arbeit von
2.13 m H., 1.03 m Br. (Abb. 90), Der Verstorbene steht in der reichen spa-
nischen Hoftracht seiner Zeit barhäuptig, mit dem hohen, federbesteckten Hut
in der linken Hand, die rechte am Schwertgriff, in missverständhch verdrehter
Stellung vor einer Nische. Oben in den Zwickeln Genien mit Stundenglas und
Schädel, sowie je einer Tafel, auf der hodie micki, bzw. (ras tibi steht. An, den
Pilastern, die am Kapital je einen
Engelskopf zeigen, auf kleinen Sockeln
links Relieffigur Christi mit der Welt-
kugel, rechts solche Johannes d. T.
mit Buch und darauf ruhendem
Lamm. Zu den Füssen des Ver-
storbenen angelehnt das vierfeldige
V, honrodtsche Wappen. Unter der
Darstellung vertieftes Feld in Band-
werkeinfassung, mit der vertieften In-
schrift Anno 1585 den 4. Decemb.
starb l der ehnvierdige edle und ekem-
vester j Ludolff von Honrode, Ernstes
Shone. Des j Sele Got Gnade, Am
Bogen der Nische entlang Christus ist
mein Lebenn, Sterben mein Gewien.
2. Gebhards v. Honrodt, Bru-
ders von Nr. i, von 1619, mittel-
mässige Arbeit von 2.25 m H., 1.15
m Br. Der Verstorbene steht von
vom, in voller Rüstung, mit breitem
Kragen und Schärpe, den federbe-
steckten Helm zwischen den Füssen,
den Kommandostab mit der Rechten
in die Hüfte gestemmt, die Linke
am Schwertgriff, in einer (lachen,
oben mehrfach gebogenen Nische, 90. VeitheEm a/0., Gnhstein Ludolfs v. Honrodt.
Oben in den Zwickeln und unten in
den Ecken der Nische die Wappen der v. Honrodt (geviert), v. Schenk, v. Damm
(?, s. S. 212) und V. Alvensleben. Am Rande die erhabene Inschrift Anno löig
den 10. Tag Octo j Ms ist der gestrenger und emvester Gebhart j von Honrode seines
Alters j S4 Jahr in Christo selichlich enischlaffen. Dessen Seife Gott gnädig sei].
Bemerkenswerthe ältere Hauser fehlen. 1825 sind zwölf Höfe durch Feuer
vernichtet worden. — Hausinschrift. Nr. 27
Allein auf Gott setz dein Vertraun,
Auf Menschen Hilf sollst du nicht baun. Der Schluss unleserlich.
2 20 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Vorgeschichtliches. Nach Knoll-Bode 222 befindet sich bei Kl.-Veltheim
ein Hünengrab, der sog. Heidenhügel.
Volkmarode.
Namens formen stets Volcmarode, Volcmerode u. ä., d. h. Rodung eines
Volkmar.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucklum, jetzt in der Inspektion
Kampen (-Lehre); eingepfarrt sind bei V. Dibbesdorf (schon 1260 bezeugt),
Essehof, Schapen und Weddel. Ein Pfarrer Johannes wird 1251 genannt. Die
Kirche vertauschte an das Kloster Riddagshausen 1448 u. a. i Hof in der
Wüstemark und 3 Höfe in Schapen gegen 3 Höfe in Weddel. Das Patronat,
das vorher den v. Bortfeld gehörte und jetzt dem Landesherrn zusteht, den
Zehnten und umfangreichen Grundbesitz, z. Th. halberstädtisches Lehen, erwarb
1302 das Aegidienkloster von den v. Biankenburg - Campe, v. Twelken und v.
Bortfeld, bzw. von Braunschweiger Bürgern, die damit beafterlehnt waren (ÜB
Stadt Braunschweig II 484 — 486. 491. 530). Um i8oo war die Feldmark zehnt-
frei. Das Dorf gehörte zur Gografschaft Essehof im Amte Kampen und theilte
die Geschichte des letzteren (s. S. 54 f.). — Ein Adelsgeschlecht von Volkma-
rode, dessen Burgsitz auf der 1302 urkundlich genannten borchstede oder dem
„Burgwall** (s. S. 223) zu suchen ist, wird seit dem Ende des XIL Jahrh. ge-/
nannt. — 1626 wurde das Dorf von den Dänen bis auf drei Häuser nieder-
gebrannt.
Dorfanlage haufenförmig auf der Höhe einer nach allen Seiten abfallenden
Erhebung; die Höfe liegen zum grössten Theil im Kreise um die Kirche. Flur-
karte de la Bergeries von 1754. — Damals 4 Halbspänner, 5 Kothsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 86, 1805: 207.
Die Kirche besteht aus einem langgestreckten Schiff mit geradem Schluss,
einer Vorhalle im S, einem zweigeschossigen Anbau im N und einem fast qua-
dratischen, hinter dem Schiff zurückweichenden Thurm (5.70 X 5-46 m aussen).
In der inneren Ostwand Spitzbogennischen mit Ausguss; die Kanten breit gefast.
Die Eckgesimssteine im O zeigen Kehle zwischen Schmiegen, das Dachgesims
darunter Platte und eingezogene Kehle. Das Dach war ursprünglich weniger steil.
Der mit Giebel und Steinkreuz, bis 1861 auch mit Kreuzgewölbe versehene An-
bau im N enthält unten die Sakristei, oben eine Prieche und den jetzigen Zu-
gang zur Kanzel, die stattliche Vorhalle im S hat dieselben Eckgesimssteine, wie
das Schiff, ist aber sicher jünger, wie dieses; an der linken Ecke Stein mit der
Jahreszahl m^ccccxvüi (Minuskeln), unten ein socher mit i/^gS. An der West-
ecke die nebenstehenden Steinmetzzeichen. Fenster und Thüren ent- T^ \/
stammen sämtlich der Erneuerung der Kirche aus dem Jahre 1861. *■ ^
Nach der Inventarisation von 1878 war jedoch im N die Wandung eines nmd-
bogigen Fensters zu sehen. — Der Thurm an der Südseite unten mit breitem
Fenster, dessen Deckstein in Gestalt zweier Dreiviertelkreise ausgeschnitten ist,
Volkmarode (AllgemeineS| Kirche).
221
dann an derselben Seite und im N kreuzförmige und schliesslich
einfache Schlitzen. Das Glockenhaus ist nach unten durch ein
Profil von rechteckigem Querschnitt geschieden und öffnet sich
mit je einer breiten, jetzt ungetheilten Schallöfihung im Spitz-
bogen. Das Dach des Thurms geht vom Viereck zur Kegel form
über. Nach Angabe im Corpus Bonorum von 1746 wurde die
Kirche 16 19 durch Kriegs volk verwüstet, so dass 24 Jahre im
Pfarrhaus gepredigt werden musste. [Die Vermalung des Innern
stammte von 1657, das Gestühl von 1663, die Wetterfahne mit
dem Löwen von 1669.]
Barocker Hochaltar in drei Staffeln. Unten zwischen Kon-
solen Oelbild mit der Darstellung des Abendmahls (,, Einer ist
unter Euch"), dann zwischen rohen korinthischen Säulen ein
solches mit der grossen Kreuzigung, oben schlieslich die Grab-
legung. In der Höhe der Säulen zwischen dem seitlichen Hänge-
werk die Rundfiguren: links des Moses, rechts Johannes d. T.
Oben zwei Engel mit Marterwerkzeugen, ganz oben der Auf-
erstandene. Die Malereien sind werthlos.
Grabsteine im Innern, i. Des Pastors Johannes Werden
(geb. 1590, nach 4 9 jähriger Wirksamkeit in V. gest. 1667 26/XI)
und seiner Tochter Dorothea Maria (geb. 1655, gest. 1667);
in der Mitte das Wappen (springender Widder im Schild und
am Helm) von barocken Ranken umgeben. Ausser den Lebens-
angaben die Inschrift
Das Mägdlein ist nicht todt,
Es schläft in Christi Wunden roth.
Uno sub saxo pater et dulcissima nata
Claudimur, inclusos cras bone Christe reduc, —
2. Der Wittwe von Nr. i (gest. 1689). — 3. Der Wittwe
des Pastors Dreissigmark, 40 Jahr lang Pastors in V. — 4.
Des Pastors Friedrich Krack (geb. 1676, gest. 1740) und seiner
Frau Sara Waar meld (gest. 17 10). Ausser den Lebensangaben
die Inschrift
Zwei Herzen ruhen hier, die Z7var der grosse Gott
Aus ihrer süssen Eh einander bald entnommen,
[Etwa Die aber wieder jetzt'] vereinigt durch den Tod
Und leben vor ihm dort ohne Ende mit den Frommen,
[Nach dem. Corpus Bonorum waren auch Bildnisse der
Pastoren Werden und Krack in der Kirche.]
Glocken, i. von 78 cm H. und 83 cm Dm., nach unten zu
breit ausladend, aus dem XIV. Jahrh. Die schöne Majuskel-
inschrift (Abb. 91) am Halse lautet Maria virgo bata (!J, vox
o
73
rC
V)
s
V
o
"o
>
0\
(^
222 Amtsgerichtsbezirk Kiddagshausen.
mea sit grata (so muss das letzte Wort gelesen werden). Als Trennungszeichen
dienen Abdrücke von kleinen Nordhäuser Kronen- und Stoiberger Hirschhom-
brakteaten des XIV. Jahrh., einer der letzteren auch in der Reihe darunter, die
sonst aus kleinen Rundbildern der Evangelistensymbole besteht. Die Glocke ist
vermuthlich in Nordhausen gegossen worden. — 2. von 75 cm H. und 85 cm
Dm. Am Halse zwischen Palmettenreihen Johannes Golvenrodt Amtmann^ Johanrus
Werden Pastor • Garten Hustede goss mich. AmSchlagringEsai. 2,3und^««^ 1651 •
Erhalt uns Herr bei deifiem Wort
In Fried und Ruh zu Volkmerod. —
Vgl. Voges, Harzzeitschrift 1877, 106.
Gothische Kelche aus vergoldetem Silber, i. von 15 cm H. und runder Form.
Der Knauf mit gravirtem Masswerk zwischen den Zapfen, auf "denen ihesus (in
Minuskeln) steht, der Ständer mit Vierblättern in Quadraten. Auf den Fuss auf-
gesetzt ein ovales Schild mit der kleinen Kreuzigung, sowie mit Stern und Mond-
sichel. Schale etwas gebaucht. — 2. von 13 cm H. und gleichfalls rund. Knauf
flach und rippenartig getheilt, Ständer oben und unten mit einer Reihe über-
eck gestellter gothischer Vierblätter zwischen Schnureinfassung. Schale steil profilirt.
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 35 cm H., barock profilirt, nach dem
Corpus Bonorum 1647 gestiftet.
[Zwei Blumenvasen aus Zinn, von 171 1.]
Taufbecken von Zinn. i. mit zwei Stempeln: gekrönte fünf blättrige Rose
zwischen C — B (wie S. 192) und Engel mit Schwert zwischen C — B (ähnlich,
wie S. 192, aber grösser und ohne W). — 2. gehenkelt, mit Braunschw. Be-
schau (Lowe) und undeutlichem Stempel, der einen Engel mit flatterndem Schleier
zwischen C — ? zeigt.
Im Chorfenster kleines ovales Glasbild mit der Darstellung des hl. Petrus in
einer Flusslandschaft, darunter Friedrich von Lechnichy Gerdrut Friedrich sein
Hausfraw 1646. [Andere Glasmalereien von 1647, z. Th. vom Fürstlich
Braunschw. - Lüneb. Kammersekretär Andreas Busch gestiftet, mit Wappen und
bildlichen Darstellungen sind bei dem Hagelwetter 1890 i/VII zerschlagen worden.
Lesepult aus Holz mit eingelegter Arbeit (Vase mit Tulpen) aus dem XVIII.
Jahrhundert.
Aeltere Häuser des Einhaustypus. Nr. i von 1780, jetzt nicht mehr be-
w^ohnt. Vom Kniestock, rechte Längsseite hoch, die einstige Wohnung tritt zu-
rück und reicht mit ihrem Oberstock noch höher hinauf. Am vorderen Balken
Wir sind hier Pilgrimme und Gäste
Und bauen unsre Häuser feste.
Wo wir eivig wünschen zu sein^
Bauen wir selten hinein.
Am Schwellbalken der Wohnung der Gesangbuchvers Unsern Eingang segne Gott
usw. — Nr. 4 ähnlich. Am vorderen Balken ausser dem Namen Alles^ was mein
Thun und Anfang ist usw. (s. S. 53), stark verderbt.
Volkmarodc (Ausstattung der Kirche, Häuser) — Waggum. 223
[Nach der Inventarisation von 1878/9 ist damals ein kleiner, mit Eichen be-
wachsener Hügel an der Landstrasse zwischen V. und Dibbesdorf abgetragen
worden, in dem sich ungemein dickes und festes Mauerwerk nebst Ziegeln be-
fand. Ueber dessen Alter und Bedeutung hat sich jedoch sicheres nicht fest-
stellen lassen. Vielleicht ist hier die S. 220 erwähnte Burgstätte zu suchen.]
Waggum.
Namensformen. Wagken (1007), Waggen (um 1195), Wacken (um 1250),
Wagghen (13 18), Wacgen (1384), Wackem (XIV. Jahrb.), d. h. Heim eines Wago,
Wacco.
Geschichtliches. Bis zur Reformationszeit Pfarrdorf im Bann Meine, später
mit Bevenrode niater combinata (s. S. 8). Ein Pfarrer Werner erwarb 13 18 für
seine Kirche einen Hof und eine Wiese. — Das Dorf kam 1706 nebst dem
Amte Kampen an die Braunschweiger Herrschaft. — Das Stift Steterburg besass
bereits* 1007 hier Güter, die um 1250 an die Slengerdes verliehen waren und
damals auf 3 Hufen nebst einem cor angegeben werden (ÜB Stadt Braunschweig
II 131). Je 2 Hufen werden 12 13, bzw. 1231 im Besitz des Stiftes Schever-
lingenburg (später des Blasiusstiftes) und der Kirche zu Kl.-Schöppenstedt genannt.
Einen Schäferhof besass seit 1330 das Kreuzkloster.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche am westl. Rande des Dorfes. Flurkarte
von Konr. Karl Andr. Schöneyan 1754. — Damals 9 Ackerleute und 7 Koth-
sassen. Einwohnerzahl 1790/3: 223, 1895: 365.
Die Kirche ist ausser dem Thurm ein Neubau des Jahres 1882 in Back-
stein. [Nach der Inventarisation von 1879 bildete die frühere Kirche einen ein-
heitlichen, gerade schliessenden Raum mit spitzbogigem Fenster im O, gleicher
Thür (mit gekehlten Pfosten) im S, zwei Nischen in der inneren Ost- und Süd-
wand — letztere spitzbogig und mit Haken im Scheitel — , Kehle zwischen
Schmiegen als Dachgesims und, vielleicht als Träger des einstigen Triumphbogens,
in der inneren Südwand über der Chorstufe, einem Kragstein, dessen Vorderseite
mit medusenhaftem Kopf in Relief versehen war. Auf dem Ostgiebel ein steiner-
nes Kreuz. Die Vorhalle im S war ein Fachwerkbau von 1634.]
Der Thurm, zu dessen Mauer, wie zu der des alten Schiffs, bis oben hinauf
zahlreiche Findlingsblöcke verwendet sind, zeigt auf jeder Seite des Glocken-
hauses eine Doppelschallöffnung mit gemeinsamer Innennische, von denen aber
nur die im O (mit gefasten Kanten) die alten Spitzbogen erhalten haben. Da-
rüber neuer Aufbau. Unten an der Westseite nielloartige Darstellung der kleinen
Kreuzigung mit Stifterfiguren und Minuskelinschrift (54 cm h., 42 cm br.), unter
einem etwas vorkragenden grossen Stein; die Inschrift ist unleserlich.
[Der Altar mit ausladender Platte war alt.]
Auf der zopfigen Kanzel stand eine Sanduhr in schmiedeeisernem, vergol-
detem Gestell von 1764, jetzt im Vaterländischen Museum zu Braunschweig.
224 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
[Taufstein wohl aus dem XVII. Jahrb., von plumper Form, unten an der
Schale mit dicken Rippen, die nach unten spitz zulaufen.]
Taufengel aus Holz, von guter Arbeit, mit Spruchband • Durch das Bad
der Wiedergeburt^ hing im Chor. Jetzt im Vaterländischen Museum.
Glocke 1650 von Hans Borstelmann gegossen.
Gothische Altarleuchter aus Messing, von 25 cm H.
Kelch aus Zinn, dem zu Bevenrode (S. 9) gleich.
[Uhr nach dem Corpus Bonorum 1707 von Paul Knirren in Braunschweig
geliefert.]
Alte Häuser. Nr. 13, Einhaus von 1755. Die Ständer liegen in den D3len-
wänden, das Dach geht bei den Ställen beiderseits tief hinab. Die Wohnung
mit Oberstock nach allen drei Seiten hat ihr Dach für sich. Inschrift. Allein
auf Gott setz Dein Vertraun usw. (s. Bd. I 364). — Nr. 9 Köthe, von 1766;
die Däle theilt das Haus quer durch in zwei Theile, links zwei Zimmer, rechts
die Ställe. Auf der Däle der Herd. Der niedrige Oberstock dient nur als Bansen-
raum. Anbau auf der hinteren Längsseite später. — Aehnlich die Köthe Nr. 8,
hier ist noch der auf dem Fussboden befindliche Herd mit herabhängendem
Kesselhaken erhalten. Thür mit geschweiftem Balken. — Auch Nr. 6 und 16
strohgedeckte Köthen. — [Pfeifer giebt in „Dörfer und Bauernhäuser im Her-
zogthum Braunschweig" Bl. 11 den Grundriss eines sehr alten Einhauses, das
zu beiden Seiten d€fr tiefen Vorschur den kleinen Schweine- und den grossen
Fohlenstall zeigt, von denen dieser rechtwinklig in die Däle vorspringt. Hinter
dem langen Kuhstall rechts seitlicher Ausgang und Kammer, hinter dem kür-
zeren Pferdestall links Milchkammer, an der hinteren Schmalseite Stube, Küche
und Leibzüchterstube; die Ställe noch mit der Dälenfütterung. — Die Inven-
tarisation von 1879 verzeichnet noch die Hausinschrift von 173 1 Unsem
Ausgang segne Gott usw.]
Weddel.
Namens form im Mittelalter stets Wedele oder Wedel, erst später mit Doppel-d,
nach Andree S. 39 f. soviel als Pass zwischen zwei Sümpfen oder Wohnort an
solcher Stelle.
Geschichtliches. W. ist bei Volkmarode eingepfarrt; die dortige Kirche (s.
S. 220) erwarb 1448 vom Kloster Riddagshausen, das selbst 1248 2 Hufen
vom Stift Königslutter, um 1300 dauernd den Zehnten und 141 1 einen Hof mit
einer Hufe erworben hatte, tauschweise 3 Höfe in W. Als Lehen der Edlen v.
Meinersen waren um 1226 der Zehnte an die v. Volkmarode, 2 Hufen an die
V. Brunsrode, 2 1/3 an die v. Garssenbüttel ausgethan. W. gehörte zur Gografschaft
Essehof im Amte Kampen und theilte dessen Geschichte (s. S. 54). — Bis 1678
bestand hier ein Jagdhaus der lüneburgischen Herzöge; es lag westl. von der
Kirche, die dazu gehörige „Küche** östl. Ein Sattelhof war um 1800 im Besitz
der V. Veltheim-Destedt.
Wäggum — Weddel. 225
Dorfaalage. Der Ort besteht im weseatlichen aus einer von W nach O lau-
fenden, beiderseits mit regelmässigen HOfen besetzten Strasse. Nordwest!, davon
die Kirche auf kleiner Erhöhung. Ein Platz im Dorfe heisst „Lindenberg". Flur-
karte von A. Haacke 1759 (vgl. auch Andree 108). — Damals 9 Acker-, 3
Halbspanner-, 18 KothhOfe. Einwohnerzahl 1790/3: 278, 1895: 547.
Die Kirche ist ein einheitlicher, langgestreckter, aber wohl aus verschiedenen
Zeiten stammender Bau mit geradem Chorschluss und bis 1895 mit einem westl.
Dachreiter, an dessen Stelle ein gothischer Thurm mit Pforte und Eingangshalle,
sowie einem besonderen kleinen Treppenthuim getreten ist. Im O zwei kleine
Spitzbogen fenster mit gemeinsamer Nische; einfache Fenster dieser Art Ai den
Längsseiten sind durch neue vier-
eckige ersetzt worden. Das Dach-
gesims besteht aus Platte und
steiler Kehle. Im S Vorhalle, die
jetzt zur Kapelle gemacht ist. Die
Süssere, in ein Fenster verwandelte
spitzbogige Thür mit einem Pro-
fil, das aus Stab zwischen Kehlen
nebst einem Wulst besteht. Die
innere SpitzbogenthOr ganz
schlicht. Am südöstlichen Gesims-
stein des SchUfs die Jahreszahl
mi:cct:xxxxi in Minuskeln, ^
darunter das neben- 1
stehende Steinmetzzeichen (vgl.
bei Hordorf S. 46), an der Süd-
ostecke der Vorhalle Stein mit
mcccclvm (Minuskeln). Im Osten
Ausgussstein mit Rille und unter
einem gothischen Gesims (Schräge, '»■ Weddel, Relief an der Kirche.
darunter Kehle zwischen Schmie-
gen) das gut gearbeitete und mit Farbspuren versehene Relief des Gekreu-
zigten zwischen Maria, und Johannes, sowie den kleinen knieenden Gestalten
der Stifter (r. der Mann, 1. die Frau), in Minuskeln oben inr-i, unten
p^el ■ fricke mccccxa- Das etwas beschädigte Relief selbst 85 cm h., 72 cm
br. (Abb. 92).
Reste eines mittelalterlichen Taufsteins im Schulgarten. — Im Gebrauch ein
achteck^er, reich profitirter Taufatein von plumper Form und mit der Inschrift
Curd Wyen von ■ Dibsdorf ■ Anno 1650.
Die drei Glocken sind neu. [Eine alte war nach Angabe im Corpus Bonorum
von Siegfried in Braunschweig 1669 gegossen; gemeint ist vielleicht dieselbe,
die nach der Inventarisation von 1879 die Inschrift trug
220 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Goit gieb Fried, Brod und Gesundheit Weddel,
Denn Dein Nam ist löblich und edel • 1660^
Zwei Altar 1 euch ter aus Zinn und von schwerer Form, 32 cm h. und 1654
gestiftet, mit Braunschw. Beschau (Löwe) und dem Zeichen IS.
Zwei gehenkelte Blumenvasen aus Zinn, von 21 cm H., 1799 gestiftet, mit
Braunschw. Beschau und einem runden Stempel, der den stehenden wilden
Mann zeigt, sowie mit dem Meisterzeichen ^ .
Taufbecken aus Zinn, von 30 cm Dm., 1764 gestiftet, mit grossem Stem-
pel, der einen Engel mit Schwert imd Wage, sowie eine bis auf die Buchstaben
GER und die Jahreszahl 1756 undeutliche Umschrift zeigt; darunter Stemp>el
mit London,
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1877, 107.
Aeltere Häuser. Nr. 11 ein besonders stattliches Einhaus, im Grundriss wie
sonst, an der Vorderseite mit tiefer Vorschur und einem Kniestock — am
Schwellbalken unleserliche Inschrift und, wie es scheint, die Jahreszahl 1655 — ,
an der linken Längsseite auch im Wirthschaftstheil von gleicher Höhe, wie im
Wohntheil, imd mit vier breiten Fächern über einander, an der rechten Längs-
seite, wo die Ständer in der Dälenwand sitzen, niedrig, an dem unterkellerten
Wohntheil mit etwas vorgekragtem Oberstock, dessen Balkenköpfe und Füllhölzer
die abgesetzte Rundung zeigen. Am Schwellbalken die Inschrift: In diesem 17 16
hat Wilhelm Pape und Margrete Grashofs dies Haus lassen bauen den 21, März •
L I (vermuthlich Anfangsbuchstaben des Zimmermeisters) und der Spruch Ps.
121, 8. Wichtig ist nun, dass die Deckbalken nicht, wie sonst, von einer Aussen-
wand über die Däle weg nach der entgegengesetzten Dälenwand gehen, sondern
der hohe Bansenraum über den Ställen der linken Längsseite seine besonderen
Deckbalken in der Höhe derjenigen über dem Wohntheil hat, während die Dälen-
balken i m tiefer in die Ständer eingezapft sind und durch Knaggen gestützt
werden. Unterhalb dieser Balken ist der Bansenraiun der linken Seite nach der
Däle zu offen. — Nr. 27 mit tiefer Vorschur und links von derselben mit Un-
terfahrt, über die das Dach ebenso, wie über den an der linken Längsseite an-
gebauten Schweinestall tief herabgezogen ist; sonst geht das Dach auf der rech-
ten Längsseite tiefer hinab, als auf der linken. Hinter dem breiten Pferdestall
links wird die Däle breiter. — Auch Nr. 34 (war verschlossen) und 26 sind
strohgedeckte Einhäuser. — Nr. 65 strohgedeckte Köthe. Eine T-förmige Däle
mit zwei Eingängen sondert die Wohnräume (Stube, Küche, Kammer) von den in
ihren Winkeln liegenden Wirthschaftsräumen. Ueber den ersteren kragt der niedrige
Oberstock etwas vor, Balkenköpfe und Füllhölzer wieder mit abgesetzter Run-
dimg. — [Pfeifer giebt in „Dörfer und Bauernhäuser des Herzogth. Braun-
schweig" Bl. 10 den Grundriss eines Einhauses, das rechts von der Vorschur
den Ziegen- und Schweine-, links den rechtwinklig tief in die Däle vorspringen-
den Kuhstall, dann auf der Däle rechts den Pferdestall mit DälenfÜtterung —
ursprünglich werden die beiden letzteren Ställe dem entgegengesetzten Zweck ge-
Weddel— Wenden . 22 J
dient haben — , seitlichen Ausgang und Kammer, links hinter dem Kuhstall den
Vorrathskeller, an der hinteren Schmalseite Stube, Küche, Kammer mit Speise-
kammer dahinter zeigt
Vorgeschichtliches. Südlich vom Dorfe, unweit des Eisenbahndammes und
in der Nähe der Feldmark von Kl.-Schöppenstedt sind 1898 Grabanlagen auf-
gedeckt worden. Dort fand man neben Wohngruben u. a. 2 spitzbauchige, kurz-
halsige Urnen aus bräunlichem Thon von 23 bzw. 19 cm H. und 29 bzw. 23
cm grösstem Dm. (die kleinere mit drei spitzen Buckeln), Bruchstücke einer
schwarzen Urne mit Schachbrett- und schräggestricheltem Bandmuster, einen rö-
mischen Bronzekessel (15 cm H., 38 cm grösster Dm.) von der Form einer
Halbkugel und mit eingezogenem Halse, sowie einem prächtigen, auf Weinblät-
tem aufsitzenden Henkel in Vollguss versehen (der zweite Henkel hat sich nicht
erhalten), 2 Bronze- und i Eisenfibel mit einfach gebogenem Bügeln sämtliche
Stücke, aus der Zeit gegen 150 n. Chr., im Herzogl. Museum; hier eine Anzahl
kleinerer Urnen aus der Zeit gegen 300 n. Chr. mit Thierknochen und Feuer-
steinmesser, z. Th. im Herzogl. Museum, z. Th. in der Sammlung des Dr. Haake
in Braunschweig.
Wenden.
Namensformen. Guinuihun (103 1), Winethen (um 1200), Wenethen (1250),
Wendhtn (Braunschw. Reimchronik), Wenden (1305, gegen 1400 usw.). Gegen-
über Förstemann, der den Namen S. 161 7 mit dem Volksstamm der Wenden
in Zusammenhang brachte, stellt ihn Andree 23 richtig zu Personennamen vom
Stamm Vand-y also soviel als Heim eines Weneto.
Geschichtliches. W. gehörte zu den 17 Ortschaften, die 103 1 der in
Bninswiek neu gegründeten S. Magnipfarre unterstellt wurden (ÜB Stadt Braun-
schweig II i), besass aber bereits vor 1341 — damals wird ein Pfarrer Johannes
erwähnt — eine eigene, zum Bann Atzum gehörige Pfarrkirche, deren Patronat
die V. Wenden nebst ihrem sonstigen dortigen Gut 1342 für 100 Mk. den Lü-
neburger Herzögen verkauften (Sud. II 8). Gegen 1400 stand das Patronat Her-
zog Friedrich zu (Sud. VI 237). Ueber die kirchlichen Verhältnisse von Wende-
furt und Wendebrück s.S. 8. Die Kirche erwarb 134 1 den Korn- und Fleischzehn-
ten in W. selbst, sowie das Heidfeld und den Zehnten in Thune. — Die Burg
in Wenden war bereits im XII. Jahrb., ohne Zweifel als herzogl. Lehen, im Be-
sitz des nach dieser oder nach Dahlum genannten Ministerialengeschlechts, das
beim Zusammenbruch der weifischen Macht die Treue gegen Heinrich d. L.
brach und daher 1192 mit Eroberung d&& Kastei Wendhen durch Pfalzgraf Hein-
rich und Verwüstung des Gebietes um Dahlum bestraft wurde (vgl. Gerhards
Chronik von Steterburg MG SS XVI 226 und Braunschw. Reimchronik in MG
DC II 511, 4089 fr.). Das der Lüneburger Linie gehörige Schloss war 13 17 fiir
250 Mk. an Heinrich v. Wenden, 134 1 für 200 Mk. an Ludger v. Garssen-
büttel und Burchard v. Weferlingen verpfändet (Sud. I 292. 704). Diese Burg
15*
!Z2o Amtsgerichtsbezirk tliddagshausen.
wird dieselbe sein, wie die Kranenburg (belegen bi Wenden up der Schunter), die
den V. Wenden als herzogl. Lehen gehörte, aber 141 8 nebst deren Gut zu
Bechtsbüttel für 60 Mk. ans Kloster Riddagshausen veräussert wurde. Ueber ihre
Lage ist mir nichts bekannt. Die Fischweide wird 1313» 1394 imd 1475 als herzogl.
Lehen der v. Wenden erwähnt, war aber schon 13 13 an Braunschweiger Bürger
ausgethan. Gegen 1400 gehörte W. zur Vogtei Gifhom. Die Mühle Eylardes-
butle bei W. wird 131 1 urkundlich erwähnt. Das Adelsgeschlecht, dessen Wap-
pen zwei schwarze Sparren auf goldenem, mit grünen Blättern bestreutem Felde
zeigte, starb 1599 aus. Vgl. Meibom, Chronicon Riddagshus. 43 fil und
Braunschw. Anzeigen 1747 St. 31.
Dorfanlage haufenförmig, die Kirche im östl. Theil des Dorfes. Flurkarte
von C. C. Fleischer 1754. — Damals 6 Acker-, i Halbspänner-, 10 Kothhöfe;
doch waren 2 (später 3} Ackerhöfe mit einem Kothhof zu einem Schriftsassenhof
vereinigt, von dem 1806 das Meiste wieder veräussert wurde. Einwohnerzahl
1790/3: 187, 1895: 707.
Die Kirche ist ein Neubau von 1846, der an die Stelle eines durch Rudolf
August 1693 errichteten Baus mit hölzernem Thurm getreten war.
Taufstein, erhalten im Pfarrhof die achtseitige Schale mit abgesetztem Rand.
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 34 cm H.
Glocken von Gussstahl.
Zwei Kelche aus Zinn, von 24 cm H., mit mehrfach getrepptem Fuss und
halbkugelförmiger Schale, 1 807 angeschafft. Kelche und Patenen mit einem Meister-
stempel, der in gewundener Einfassung einen Engel von vom, mit Palme und
Krone in den Händen, und die Buchstaben „__. zeigt
Ein desgl., von 9^/9 cm H., mit zwei kleinen Stempeln, die jedesmal unter
Krone eine Rosette, bzw. HH in rosettenartiger Einfassung zeigen.
Ovale Oblatenschachtel, aus Silber, von S^/j cm Br., 1697 gestiftet, mit
Braunschw. Beschau (Löwe) und einem Meisterstempel, der GE verschlungen
zeigt.
Löffel von vergoldetem Silber, siebartig durchbohrt, mit Braunschw. Beschau
und dem Meisterstempel LI? in länglicher Einfassung.
Zwei gehenkelte Blumenvasen aus lackirtem Zinn, von 12 cm H., 1696 ge-
stiftet, ohne Stempel.
Taufbecken aus Messing, von 39 cm Dm., mit der Darstellung der Ver-
kündigimg, wie in Königslutter (s. Bd. I 225), und am Rande eingepunzten
Kreuzen und Vögeln, sowie der Jahreszahl 1677.
Aeltere Häuser. Nr. 4 stattliches Einhaus des XVIII. Jahrb., mit Vorschur
imd Kniestock vom, einst mit zwei hohen Längsseiten, jetzt mit abgetreimter
Wohnung. Inschrift Wer Gott vertraut usw. Darum auf Gott usw. (s. Thune
S. 207). — Nr. 16 mit tiefer Vorschur und beträchtlich vorspringender Woh-
nung, deren Oberstock völlig ausgebaut ist. Freistehende Knaggen unter dem
Vorschurbalken mit einem Profil, das einen Steg zwischen zwei Kamiesen zeigt;
Wenden (Kirche nebst Ausstattung)— Wendhausen (Geschichtliches). 220
die Stallthüre in der Vorschur mit geschweiftem Balken. — Köthe zu Nr. 22 von
1732, nach thüringischer Art. Die querdurchgehende Wohndäle, in deren linker
Ecke hinten der Herd sich befindet, scheidet Stube imd Kammer links von zwei
Kammern rechts. Dann folgte nach rechts hin die Wirthschaflsdäle und Ställe.
Wendhausen.
Literatur. Beiss, Geschichte des Ortes W. (Braunschw. Schulblatt 1870,
22ofif., 1871, 103 ff. — C. Steinmann, Schloss W. (Braunschw. iSgo, Sonder-
abzug aus d. Braunschw. Anzeigen 1879 ^^' 240 f.).
Namensformen. Werut- (1183), Wened- {\2'i^y Wendhen- (um 1250), Wen-
den- (um 1300), Wenthusen (1273. 1328), auch Graten IV. (um 1369. 1434.
1437. 1675), vom Stamm Vand-^ also Behausung eines Weneto; vgl. S. 227.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lucidum, jetzt in der Inspektion
Kampen (-Lehre). Das Patronat gehörte 1299 den Edlen v. Dorstadt, wurde
aber gegen 1400 von Herzog Friedrich ausgeübt (Sud. VI 237) und wechselte
später meist mit dem Schloss den Besitzer. 1258 ist ein Pfarrer Gevehardus be-
zeugt, 1299 wurde Hordorf (s. S. 44 f.) von der Mutterkirche in W. gelöst. —
Das Schloss W. hatte Herzog Heinrich dem Wunderlichen von Grubenhagen (f
1322) gehört, muss also bei der ersten weifischen Erbtheilung von 1269 der
Braunschweiger Hälfte zugetheilt worden sein. Inhaber des Schlosses aber waren
gegen 1300 vermuthlich die Edlen v. Dorstadt, die damals wenigstens das Kir-
chenpatronat und später noch den Zehnten im Dorfe als herzogl. Lehen be-
sassen. Um nun zu verhüten, dass die zerstreuten Grubenhagener Besitzungep
in fremde Hände übergingen, so das Schloss W. in die des Bisthums Hildes-
heim, kauften die Herzöge der Lünebuiger Linie 1328 dem damaligen Inhaber
des Schlosses, Ritter v. Medem, dieses ab und erhielten dazu die Erlaubniss
ihrer Braunschweiger Vettern (Sud. I S. XXXVII, Nr. 445). Auf Grund des
Uelzener Vertrages von 1388 aber wurde das Schloss W. den Burgen beigefugt,
mit denen die Braimschweiger Linie abgefunden wurde (Sud. V 99. VI 143.
209), doch noch gegen 1400 zur Vogtei Gifhom gerechnet. Es war oft in frem-
dem Pfandbesitz, so 134 1 in dem der v. Garssenbüttel (die auch 1448 als Pfand-
und 1490, 1493 als Lehnsinhaber, sowie zugleich und noch 1542 als Besitzer
des Kirchenpatronats erscheinen), 1348 für 140 Mk. gleichzeitig in dem Johanns
V. Honlege, aber 1347 in dem des Herzogs Ernst, dann, nachdem Johann v.
Ampleben 135 1 200 Mk. zur Wiedereinlösimg gelobt hatte, 1353 fiir 50 Mk.,
aber ohne Kirchlehen in dem Ludolfs v. Hohnhorst (Sud. I 704. II 225. 282.
401. 444), 1491 nebst Mühle und dem Wald Wüstemark in dem der v. der Schu-
lenburg, 1401 und 15 19 (für 5000 Gulden) in dem der Stadt Braunschweig, die
schliesslich 1569 gegen Verzicht auf den Pfandbesitz des Gerichtes Asseburg u. a.
mit dem Schloss W. belehnt wurde (Havemann II 396). Infolge der Erobe-
rung Braunscliweigs im J. 1671 jedoch wieder in den Besitz des Landesherm
gelangt, wurde dieses nebst Dorf, Gericht usw. dazu ausersehen, dem verdienst-
230 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
vollen Geheimrath Philipp Ludwig Probst, später Probst v. Wendhausen genannt,
als Lohn für seine Thätigkeit namentlich bei Ordnung der Verhältnisse in der
Stadt Braunschweig in der Form eines erbUchen Lehens überwiesen zu werden.
Da die alte Burg erst 1552 durch Graf Volrad v. Mansfeld, dann in den Fehden
zwischen Heinrich Julius und der Stadt Braunschweig 1602 durch die städti-
schen Söldner genommen und verbrannt worden war, so wurde der noch jetzt
stehende Bau wohl. in der Hauptsache schon von dem Genannten 1688 (s. S. 234)
aufgeführt, aber unter Probsts Enkelschwiegersohn, dem bekannten Günstling
August Wilhelms, dem Grafen Detlev v. Dehn, 1733 (s. S. 233) noch reicher
ausgestattet. Auch die Anlage des Parks und die Vergrösserung des zum Schlosse
gehörigen Areals erfolgte bereits durch Probst; er erwarb 1686 „vom Kloster
Riddagshausen die Lehrer Teiche, und bald darauf etwa 100 Morgen des früher
von der Wense'schen Lehnslandes, 1 693 aber die vom Stifte Hildesheim relevirende
Feldmark und wüste Dorfstätte Klein- Wendhausen". Das glanzvolle Leben, das
namentlich unter Detlev v. Dehn seit 17 19 auf dem Schlosse W. geführt wurde,
hörte sofort mit dessen Sturz bei Antritt der Regierung Ludwig Rudolfs (1731)
auf. Dehn verliess das Land und verkaufte seine ganzen braunschweigischen
Besitzungen, darunter auch Schloss W., 1751 an Herzog Karl L, wurde aber
doch 1753 in dem von ihm gegründeten Erbbegräbniss zu W. (s. S. 231) an der
Seite seiner beiden Frauen beigesetzt. An Stelle des Gutes Hedwigsburg, das
1 769 veräussert werden musste, wurde damals W. zum fürstlichen, dem jeweiligen
Erbprinzen zur Verfügung stehenden Fideikommiss bestimmt, das beim Erlöschen
des Fürstenhauses dem Waisenhause B. M. V. zufallen sollte; in der That wurde
dieses beim Tode des Herzogs Wilhelm (1884) wenigstens durch eine namhafte
Summe abgefunden. Um 1800 wohnte neben dem Pächter des fürsU, Haushalts
auch der gemeinschaftliche Justizbeamte von Kampen, Wendhausen und Neubrück
auf dem Schlosse (Hassel-Bege I 477). In der Zeit der Fremdherrschaft als
Schenkung verwendet, aber 1813 von der Krone Westfalen angekauft, wurde W.
1814 wieder zum herzogl. Kammergute gezogen, jedoch 1836 an die Familie
Vieweg in Braunschweig verpachtet und 1873 ihr verkauft. — Um 1250 besass
das Stift Steterburg 2 Hufen in W., die um 1300 an die Mathias in Braun-
schweig ausgethan waren, 1434 besassen die v. Garssenbüttel einen Bau- und
einen Kothhof, 1493 wird ihr und der v. marenholtzische Lehnsbesitz näher be-
stimmt als Burglehn, ein zehntfreier Hof mit 2 Häusern, Fischerei, Hopfengarten,
ein halber Hof, ein Zehntel des Wendhäuser Holzes, das Kirchlehen; 1437 und
noch 1675 waren 2 Höfe in Gr.-W. und i Hof in Kl.-W. (1675 schon wüst)
V. campesches Lehen der Homburgs in Braunschweig. — Ein Adelsgeschlecht v.
Wendhausen erscheint im XHL und XIV. Jahrh.
Dorfanlage. Das Dorf nimmt die grössere östl., das Schloss die kleinere
westl. Hälfte einer langgestreckten, von 2 Schunterarmen gebildeten Insel ein.
Die Höfe liegen in ziemlicher Regelmässigkeit hauptsächlich an der westöstlichen
Dorfstrasse, die aber vor dem Schloss nach N und S in der Richtung auf die
Wendhausen (Geschichtliches, Kirche nebst Ausstattung). 23 I
Überbrückten Schunterarme sich gabelt. In der südl. Höfereihe liegt mit Pfarr-,
Wittwen- und Schulhaus auf ansteigendem Gelände die Kirche, an den Schunter-
brücken die Mühle imd der Krug, beides Zubehör zum Schloss. Flurkarte von /
G. J. Pape (1754) auf der Herzogl. Plankammer, eine zweite auf dem Landes-
hauptarchiv in Wolfenbüttel. — I754 3 Halbspänner, 23 Kothsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 322, 1895: 528.
Die Kirche S. Dionysii Areopagitae^ nach der älteren Inventarisation 1826
„restaurirt, d. h. schändlich verödet", springt mit dem Langhaus, dem im O eine
neue Apsis aus Fachwerk angefügt ist, beiderseits i m vor den Thurm (7.40 m
im Geviert) vor. An der Ostseite des Thurms hat sich die Dachschräge eines
älteren Schifis erhalten, zu dem auch ein in den Thurm einbindender gothischer
Dachgesimsstein (Kamies zwischen zwei Schmiegen) gehört haben muss. Ein
mächtiger, jetzt bis auf eine Thür zugesetzter Spitzbogen von 3.25 m Spannweite
verband das Schiff mit dem Thurm. Ueber dem neueren Eingang im W des
Thurms unter einem gothischen Gesims (Kehle zwischen Schmiegen) eine vier-
eckige Vertiefung, die vermuthlich von einem — nicht mehr vorhandenen —
Relief mit der kleinen Kreuzigvmg gefQllt gewesen ist, an der Südseite gleichfalls
unter einem Gesims (Schmiege und Kamies), aber mit diesem aus demselben
Stein gemeisselt in erhabenen Minuskeln die Jahreszahl m cccc locvttt, die sich auf
die Erbauung des Thurms beziehen wird. Im N, S und W je drei kleine Spitz-
bogenöffnungen unter einander. In der Höhe des Glockenhauses auf jeder Seite
ein spitzbogiges, mit Naswerk versehenes Doppelschallfenster, dessen gemeinsame
Innennische im Stichbogen geschlossen ist. Das Dachgesims besteht in steiler
Kehle, das Helmdach aus einer viereckigen, im Ansatz der Aufschieblinge ge-
knickten Pyramide.
[Das 1826 beseitigte Leichenhaus war nach dem Corpus Bonorum von 1746
im Jahre 1733 zum Erbbegräbniss der v. Dehn eingerichtet worden.]
[Nach Angabe am gleichen Ort wurde 1689 das imtere Thurmgeschoss zur
Kirche gezogen, der Eingang nach W verlegt und eine vollständige Neuausstattung
der Kirche, bestehend in Kanzel (z. Th. aus kostbaren Hölzern und mit den
1 2 Aposteln verziert; eine Figur im Städtischen Museum), Chorgitter und Gestühl,
beschafft, der sich 1702 ein neuer Altaraufsatz mit Passionsdarstellungen in
Schnitzwerk anschloss. Hiervon hat nichts die Herstellimg von 1826 überdauert.
Die Absicht Detlev v. Dehns, im J. 1733 die Kirche zu erweitem, unterblieb,
doch wurden neue Fenster angelegt und eine Prieche eingebaut.] — Vgl. Voges,
Harzzeitschrift 1877, 107.
Grabsteine an der südl. Aussenmauer. i. mit der Inschrift domUtorium ge-
nerös, familiae a Dehn instruendum curavit Conradus Detlevus sfancti) R(omani)
i(mperii) comes a Dehn ordin(is) Dannebrogfensis) eques, regis Daniae et Norvegiae
Status minister intimus primtis, fundi huius adquirens a. 0, r, M DCC XXXIIL Der
Rand ist ringsherum mit Todtengebein in Relief verziert.
2. für den königl. dänischen Staatsrath J. F. v. Schwartz, gest. 29. XI. 1807.
2XZ Amtsgcrichlsbciuk Riddagsbautcn.
Glocken, i. von 1.05 m H. und 0.98 m Dm., sehr alt, lang gezogen und
schmal, abei mit dem Schlagring weit ausholend, aussei einem doppelten Schnur-
motiv an den Henkeln ganz schlicht. — 2. von 55 cm H. und 60 cm Dm.,
1787 durch Joh. Heinr. Wicke in Braunschweig umgegossen, am Hals mit Pal-
mettenkranz geschmückt. — 3. Schlagglocke, war nicht zu erreichen.
Kelche, i. von 25 cm H. und aus Silber. Der Fuss, als Sechspass gestaltet,
trägt am Rand barockes Schnörkelwerk in getriebener Arbeit. Der Stander ist
gegen den Fuss etwas eingezogen, der Knauf mit hohen, aber schmuck- und in-
scbriftlosen Zapfen, die Schale in alter Weise mit fast geradliniger Wandung ver-
sehen. Braunschw. BeBchau (LCwe) und Meisterzeichen I R in ovaler Einfassung.
Das Corpus Bonorum giebt an, dass ein fQr
diesen Kelch bestimmtes Tudi die Jahreszahl
1682 zeigte, und der Kelch selbst aus den
BegrSbnisskosten eines Fähnrichs gestiftet
worden sein soll, der auf der Durchreise in
Wendhausen starb, — 2. von i6Vi cm H,
und aus veigoldetem Silber, nach Angabe im
Corpus Bononun 1748 gestiftet. Der Fuss von
geschweifter Form und mit Buckeln versehen,
Stander und Knauf rund. Braunschw. Beschau,
K und Meisterzeichen ^- . — 3. aus Zinn,
barock prohlirt, mit Braunschw. Beschau und
einem Meisterzeichen versehen, das H R und
die Zahl fiöi'Jö^ enthalt
Runde Oblatenschachtel aus Silber und z.
Th, vei^oldet, von 1 1 '/j cni Dm., oben auf dem
Deckel mit zwei, der Gräfin Ilse Luise v. Dehn,
geb. Stisser, bzw. ihrem Gemahl angehörenden
Wappen versehen: i. Grapen, darüber drei
5}. Wendhauien, AiMrleuchter. Stcme, 2. quergetheilt : oben nochmals quer-
getheilt mit Adler und steigendem Löwen, unten
mehrfach schr3ggetbeilt. Braunschw. Beschau und Meisterzeichen LS.
Zwei Altarleuchter aus Silber, 39 cm h. (Abb. 93). Der Fuss besteht aus
drei, einwärts gertmdeten Seiten, der Stander und die Schale sind reich profilirt,
alle Theile aber mit geschmackvollen Ranken- und Blattverzierungen im Stil der
Zeit Ludwigs XIV. geschmückt. Auf jeder Seite des Fusses ausserdem ein Engels-
kopf, an einem der breiten Stege zwischen den Seiten des Fusses das Wappen
des Schenkers, des schwedischen Gesandten Grafen Moritz v, VoUing mit der
Inschrift Af. G. v. V. und die Jahreszahl Anno IJ23. Braunschw. Beschau (Löwe),
Jahreszeichen B und Meisterstempel GIB. Auf dem Schloss aufbewahrt.
Zwei gehenkelte Altarvasen aus Silber, 28 cm h. und reich profilirt. Der
in Kehle imd abgesetzter Welle profiliite Körper ist mit senkrecht laufenden
n(A.,»
ung der Kirche, Scbloss).
233
LinieD geschmückt. Geschenk des Grafen v. Dehn. Braunschweiger Beschau,
Jahreszeichen D und qd i° Kleeblatteinfassung. Auf dem Schloss aufbewahrt.
Altardecke aus rothem, geblümtem Atlas mit Goldborde und weisses Laken
mit echten Brabanter Spitzen von Luise v. Dehn gestiftet. Ebendort.
Der Lageplan des Schlosses(Abb. 94) lässt ersehen, wie sowohl der Platz für
dieses selbst, als der anschliessende, aber durch einen Wassei^raben (mit Holz-
brücke) auch von jenem getrennte Schlossgarten rings von Gräben, die aus der
Schunter gespeist werden, umgeben ist. Das Schloss zeigt nach O gewendet vier
Seiten eines ungleichseitigen Vielecks, der Schlosshof verfolgt noch die äussersten
Seiten des Geb3udes eine Strecke, wird aber dann im W durch eine gerade
Linie abgeschlossen und an seinen freien Theilen durch eine Brüstung geschützt.
Das Schloss (Abb. 95)
enthältErd- undOber-
geschoss. Das Haupt-
eingangsthor im N, zu
dem eine gewölbte
steinerne Brücke
(mit geschmackvollen
schmiedeeisernen La-
temenstandem in der
Form gedrückter Vo-
luten) führt, ist im
Rundbogen geschlos-
sen, über den sich
ein doppelt gebroche-
nes Gesims legt. Im
Scheitel, von Voluten
und Blattianken ein-
gefasst, eine Kartusche
mit der Inschrift
Conrad Detlev s. R. i
Status minister inlimus.
94. Wendhi
, LagepliD des Schlosses und Parks.
'. comes a Dehn, ord. Darmebrog. eques reg. Dan. et Norveg.
capit. s. Blasii in Brtmsvic decan., eeeles. Gandersheini.
pimerna, haered(itarius) dynasta in Wendkausen et Riddagsh. f(ieri) /(ecit) a(nn)o.
r. CID 13 CC XXXIII. In den Zwickeln des Thorbogens gleichfalls Voluten und
Blattranken. Ueber dem Gesims halten zwei steigende Leoparden den auf ein
gefusstes Kreuz gelegten, mit Herzschild versehenen, sonst vierfeldigen, gegen
ftuher erweiterten v. dehnschen Wappenschild, um den sich noch eine Ordens-
kette, bestehend aus sich wiederholenden Kreuzen und GW schlingt, i. schwe-
bender Adler, zugleich quergetheilt, 2. quergetheilt, wachsendes Pferd unter Ba-
lustrade, 3. gespalten, steigender Hund und drei Lilien, 4. quergetheilt, wachsen-
der Löwe mit Pokal und Wellen. Auf den Füssen des- Kreuzes re-sti-tu-tum.
Dreüacher Helmschmuck: Saute von grossen Blattern, Adler, wachsender Löwe.
2X^ Amtsgerichiibciirk RiddigiluuMn.
Zu beiden Seiten des Wappens BlumeDumen. Ueber dem inneien Thorbogen
gekrönter, an den Seiten mit Blumengehangen veisehenei, quergetheilter Wappen-
schild Probsts V. Wendhausen. Flug und steigender Löwe, darunter die Inschrift
d • e>. m ■ a. Phil. Lud. de Waidhuim sem. ducum BnuuvU. et Lüneburg ndtUsUr
Status et caneellariui extnä /etil i6SS. Im östl, Winkel des Hofe schlichter Ein-
gang zum Treppenhaus. Die Fenster haben in beiden Geschossen eine schlichte
Einfassung, die unterhalb des Sturzes abgesetzt ist. Das Dachgesims besteht aus
Holz, — Die Ostseite, zu der eine zweite Brücke führte, war ursprünglich mit
einem auf zwei Doppelsäulen ruhenden Balkon und am Dache mit einem Tbünn-
chen geschmückt, die auf dem Lageplan im Archiv abgebildet, jetzt aber
9;. WendhauicD, Ansicbt des Schlosses von Noiden.
beseitigt sind. — Von der alten Inneneinrichtung haben sich noch die in
Stuck verzierten Kamine zweier Zimmer erhalten. Der eine ordnet über der
FeueröffnuDg ein sockelartiges Zwischenglied mit Spiegel in der Mitte imd Kon>
solen an den Seiten und darüber erst den hohen Aufsatz an, in dessen Mitte
ein Oelgemalde mit dem Brustbilde Probsts v, Wendhausen eingelassen ist. Die
Ranken-, Blatt- und Muschel Verzierungen zeigen einen sehr geschmackvollen
Barockstil aus den ersten Jahrzehnten des XVIII. Jahrb. Der zweite Kamin ist
mehrfach mit treppen förmigen Sockeln und EngelskCpfen versehen, hat auch das
alte Feuergestell bewahrt. — Auf der Brüstungsmauer im Hofe und im Garten
vertheilt zahlreiche Genien und Knaben, Personifikationen der Erdtheile, Jahres-
Zeiten, Monate usw., Sandsteinfiguren in massiger Ausführung.
Das Schloss enthalt ausser den bei der Kirche aufgeführten Altargerlthen eine
Anzahl bemerkensweither, erat in neuerer Zeit gesammelter Kunstgegenstande.
WendhiDKn (Scbloss nebst Atualittung). 235
I. Oelgemälde (nach den dargestellten Gegenständen geordnet):
1. Rebekka und Eliezar, auf Leinwand {60 cm h., 73 cm br., Abb, 96).
Rechts der Brunnen, aus dem eine farbige, mit einem Bein noch auf dem Rand
knieende Dienerin ein Gefäss eben herausgehoben hat; daneben ein zweites
Mädchen mit Gefäss. Links davon reicht Rebekka dem vom Pferde gestiegenen
Eliezar eine grosse Wasserkanne. Neben diesem zu Pferde oder Kameel die Be-
gleiter, femer Schafe und Hunde. Rechts in der Höhe sieht man durch die
236 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
Bäume hindurch auf ein Gebäude. Die Trachten sind fremdländisch, das Pferd
Eliezars trägt eine Decke mit quergetheiltem Wappen (oben drei Beile, unten
ein Bär), die Mehrzahl der Dargestellten blickt in auffallender Weise den Be-
schauer an. Interessantes, farbenreiches Bild, wohl deutsch aus dem XVIII. Jahrb.,
aber mit Anlehnung an Pieter Lastman.
2. Madonnenbild in halber Figur, auf Eichenholz (35 cm h., 29 cm br.).
Maria, in blauem Gewand, den Mantel über den Kopf gezogen, drückt mit beiden
Händen das sie mit der Rechten am Knie streichelnde Christkind an sich und
neigt den Kopf etwas nach derselben Seite. Die Augen der Maria sind stark
geschlitzt, die Nase ist lang. Aus dem Kopfe des Kindes ragen zwei paar nägel-
artige, aber mit gebogenem Kopf versehene Gegenstände heraus. Auf dem Grunde
$KR — lOI und IRS XRS. Wohl byzantinisirendes Bild der italienischen
Schule des XIV. Jahrh.
3. Kniestück der hl. Familie, auf Holz (1.03 m h., 0.73 m br.). Das Kind
mit Stieglitz, hinten Joseph. Dieser ist recht gut gemalt, Maria aber noch weniger,
als das Kind. Wohl mit Recht auf Jacob Jordaens (1593 — 1678) bezogen.
4. Christus heilt den Gichtbrüchigen, auf Eichenholz (0.74 m h., 1.06 m
br.). Die Figuren — ausser den Genannten die zwölf Apostel — sehr klein
links in waldiger' Landschaft. In der Mitte blickt man über einen See hinw^
auf eine Wiese mit Hirt und Schafherde, rechts im Walde ein Jäger. Bild der
vlämischen Schule, im Baumschlag etwas trocken, die Figuren jedoch besser und
vielleicht von Franz Franken d. J. (1581 — 1642).
5. Heilung des Besessenen, auf Leinwand (75 cm h., 60 cm br.). Die
Darstellung bildet nur die Staffage zu der reichen Architektur an einem Ge-
wässer. Spätitalienisch.
6. Figurenreiches Kreuzigungsbild, auf Eichenholz (1.15 m h., 1.59 m br.,
Abb. 97). Im Vordergrunde sind inmitten einer grossen Menge Krieger, Reiter
und Volkes bereits die Kreuze des Heilandes und des Schachers rechts au%e-
richtet; das des stark bewegten anderen Schachers wird eben aufgestellt. Zahl-
reiche einzelne oder zu Gruppen geordnete Figuren aus dem Volke und die um
den Mantel würfelnden Knechte beleben ausserdem den Vordergrund. Im Mittel-
grunde rechts sind die Frauen um die ohnmächtige Maria beschäftigt. Im Hin-
tergnmd rechts hohe Felslandschaft, links die häuser- und kirchenreiche, rings
ummauerte Stadt, mit einem von Schiffen belebten Hafen. Hinter der Stadt aiif-
steigender Berg. Der Himmel ist dunkelbraun gefärbt, nur der untere Streifen
unmittelbar über der Landschaft des Gegensatzes wegen hell gelassen. Gutes
Bild angeblich des Hieronymus v. d. Bosch, aber sicher ein David Vinck-
boons (1578 — 1629).
7. Pietä, auf Leinwand (0.96 m h., 1.27 m br., Abb. 98). Christus liegt vor
der jugendlichen Mutter, die den Blick nach oben rechts wendet und die Linke
in schmerzlicher Gebärde ausstreckt, während die Rechte am Haupt des Todten
liegt. Christi Rechte hängt herab, die Linke liegt im Schoss der Mutter. Links
Wendhausen (AussuRatig des Schloxes). 23,7
ein Engelknabe, aulTallend erweise mit umgehängtem Köcher, Vor Christus liegen
Muscheln am Boden. Der Hintergrund ist dunkel gehalten, die Gestalten heben
sich nur an den nackten Theilen deutlich ab. Treffliches Bild des XVII. Jahrh.,
wie mir scheint der viamischen, von späten Italienern beeinflussten Schule, van
Dyck nahestehend und nicht zu gering für ihn.
8. Jagd der Diana, auf Leinwand (o.go m h., 1.66 m br.). Das Wild flieht
vor den nachsetzenden Hunden ins Wasser, Diana steht im Begriff, ein Reh
258 Amtigtrichtabniik Riddagshauien,
mit dem Spiess zu durchbohren, eine Gefährtin bläst ins Hom, eine andere hält
die Hunde. Massiges Bild unter Rubens' Einfluss, die Landschaft besser, als
das FigDrliche.
9. Venus und Adonis, auf Leinwand (36 cm h., 45 cm br,). Venus sitzt fast
nackt rechts vor Gebüsch in bewegter Haltung, mit aufgestütztem Speer; rechts
neben ihr sitzender Amor mit Prunlcgefäss, links, von ihr aber at^ewandt, gleich-
Talls fast nackt, Adonis mit aufgestützter Keule. Ganz links vier tanzende Liebes-
98. Wendbiusen, OelgemlMe mit Durstdluag der PieU.
götter, von denen der eine zu Boden gefallen ist; diese sind sämtlich flügellos.
Gutes Bild, angeblich des Louis de Boulogne (1654 — 1733).
10. Bockshufiger Satyr in einer Landschaft, eine Nymphe verfolgend. Nach-
ahmer Rubens'. Leinwand.
11. Reitertreffen in der Tracht des Dreissigjährigen Krieges, auf Leinwand
(49 an h., 68 cm br.). In der Mitte gepanzerter Reiter nach rechts sprengend
und rückwärts nach Unks gegen einen vordringenden Krieger zu Fuss gewandt.
Diesseits der Gruppe ein gestOrztes Pferd, rechts weitere Reiter, Ganz gutes
Bild eines Malers oder Nachahmers der spatitalienischen Schule, den Farben
nach von den Venetianem abhangig, sicher kein Rugcndas, wie angi^eben wird.
12. Schäferscene in französischem Geschmack, auf Leinwand (S9 cra h., 67 cm
Wendhausen (Ausstattung des Schlosses). 259
br.). Rechts sitzt ein Mädchen, dem ein Jüngling etwas ins Ohr flüstert, und
auf das ein schwebender, fackeltragender Amor hinweist. Links Gruppe von
Männern und Mädchen, die auf das erste Mädchen blicken. Grelles Fackellicht.
Angeblich von Chr. W. E. Dietrich gemalt.
13. Gesellschaft beim Kartenspiel, auf Leinwand (60 cm h., 80 cm br.),
arg beschädigt. Angeblich von F. X. Falko (1727 — 1767).
14. Kniestück eines Offiziers in voller Rüstung, angeblich des dänischen
Feldmarschalls Schack', halb nach rechts, auf Leinwand (79 cm h.,63 cm br.). Die
etwa in den Fünfzigern stehende, mit dünnem Schnauzbart und langen braunen
Locken versehene Gestalt trägt ein Käppchen, Spitzenschal, reich gestickte Feld-
binde und Kommandostab in der Rechten, die Linke fasst den federbesteckten
Helm. Links rother Vorhang, rechts der Himmel. Etwas handwerksmässig, aber
fleissig gemalt und von nicht übler Wirkung.
15. Kopf eines jungen barhäuptigen Kriegers in greller Beleuchtung, auf Lein-
wand (57 cm h., 46 cm br.). Für Jacopo Tintoretto ausgegeben, aber viel-
mehr aus der Schule der italienischen Naturalisten.
16. Männliches Brustbild in weisser Perrücke und Spitzen. Studie auf Lein-
wand von Ziesenis (1716 — 1777).
17. Brustbild eines jungen Mannes von vorn, mit kreuzweis aufgelegten
Armen. Von Tischbein. Leinwand.
18. Weibliches Brustbild, auf Leinwand (78 cm h., 62 cm br.), in blauseide-
nem Gewand imd rothseidenem Ueberwurf, die Linke auf den Tisch, die Rechte
an die Brust gelegt. Rechts ein gespaltenes Wappen: steigender Löwen auf mit
Schindeln belegtem Grund und blätterloser Baum. Gutes Bild. Bez. T(homas)
von d, if Witt (1659 — 1733) 1732,
19. Landschaft, auf Eichenholz (32 cm h., 36 cm br.). Hohe, mit Gebäuden
besetzte Felsküste; ein mit Thurm bewehrtes Thor schliesst den Aufgang. Kleine
und grosse Schiffe — diese mehr nach hinten — beleben das Wasser. Links
vom ein Reiter in rothem Mantel mit drei anderen Männern. Auf der Rück-
seite ein geviertes Siegel mit drei Schrägbalken in i und 4, sowie Stern in 2
und 3, femer in alter Schrift Rabbege, Gilt, wohl mit Recht, für einen Jan
Asselyn (t 1660).
20.21. Zwei Landschaften, auf Holz (21 cmh., 2 7 cm br.). Grotten mit antiken
Ruinen und mit Gesindel darin. Angeblich Werke des K. Stopp (geb. 1620).
Z2, Winterlandschaft auf Leinwand (0.90 m h., 1.23 m br.). In der Mitte
eine Hallenkirche in holländischer Spätrenaissance, rechts davon Häuser, links
bis in den Vordergrund hinein Teich mit Schlittschuhläufern. Ben, J: Beersiranten (^)
i6j6. Gutes, aber stark beschädigtes Bild.
23. Seestück auf Leinwand (0.92 m h., 1.25 m br., Abb. 99). Rechts, sich in
das Bild hineinziehend, hohe Felsenküste mit Burg. Auf der bewegten See meh-
rere grosse Schiffe und ein Bot, im Vordergrund rechts soll ein vornehmer Herr
in einem andern Bot an eins der Schiffe gebracht werden. Die grossen Flaggen
240 Amtsgericbtsbeiiik RiddigshauKU.
der Schiffe zeigen die holländischen Farben, die kleinen Wimpel roth, weiss, roth.
Auf der Flagge des Schiffes links — wie ich glaubte lesen zu müssen — IV.
Vitringa und i6s3, doch lebte der Maler erst 1657 — 1721. Gutes Bild in der
Art des Ludolf Backhuysen.
24. Rindvieh usw. nebst gelagertem Hirt in Ruinen landachaft, auf Leinwand
(0.76 m h., 1.09 m br.). Von J. H. Roos.
25. zt. Zwei Bilder mit Geflflgel (Enten, bzw. Hühner), auf Leinwand
(1.05 m h., 0.97 m br.), angeblich vonFyt(i6ii — 1661), schlecht erhalten und
auch sonst nur von mittlerer Güle.
<ig. WcadbaujCD. Seenack, Oelgemllde von Vitiinga.
27. Stilllcben, auf Leinwand (58 cm h., 50 cm br.), aus Pokal, Silberschale,
Citronen, Weintrauben und Granaten zusammengesetzt. Gutes Bild, angeblich
des Neapolitaners Ruoppoli (f um 1685).
28. Desgl., auf Leinwand (81 cm h., 56 cm br.), mit Früchten. Angeblich
Werk des Neapolitaners Realfonso (um 1720).
29. Desgl., auf Leinwand (0.84 m h., 1.08 m br.), mit lebendem und todlem
Geflügel. Hollandische Schule.
30. 31. Zwei desgL auf Holz (39 cm h., 29 cm br.), mit Insekten und Am-
phibien. Von Otto Marceliis (1613 — 1673).
32 ff. Ausserdem zahlreiche Bilder des XIX. Jahrh., darunter Familienbildnissc
von Joh. Friedr. Matthäi.
Wcndhaiiscn (AununuDg da Schloases). 2^1
II. Kunstgewerbliche Gegenstände.
I. 2, Tischchen mit gedrechselten Beinen, die durch Stege mit einander
verbunden sind, darauf Schränkchen mit Doppeladler auf den beiden, von ba-
rockem Ziergiebel bekrönten Thüren.
3. Grosse Aufsatzkommode aus Mahagoni, mit vergoldeten Beschlagen und
mit hgUrlichen Intarsien an der Thür des AuCsatzschrankes und am Pult, die von
Muschel werk umrahmt
sind. Um 1750. 1
4. Schrank aus mat-
tem Nussbaumholz mit |
abgeschrägten Ecken und '
eingerücktem Aufsatz. An
den Schlagseiten und in
der Mitte der Vorder-
seite pilasterartige Fül-
lungen in Gestalt von
Fruchlgehangen. Die Fül-
lungen der Thüren sind
in der Mitte deckelartig
erhöht. Gegen 1700.
5. Kommod enartiger
Schrank aus Eichenholz,
mit Doppelthür und zwei
Schubladen. Die Fül-
lungen der Thüren mit
Renaissanceblatt- und
-rankenwerk; die Um-
rahmungen der Thüren,
die Aussen Seiten der
Schubladen usw. mit
Flech tban domamenten .
6. An einem modernen
Bett ist in die hintere
Längsseite eine recht- loo. Wendhausen, Fiienceo/en.
eckige Hochrelieftafel,
vermuthiich die Vorderwand einer alten Truhe, eingelassen. Dargestellt ist in
einer Landschaft die gelagerte Venus mit Amor, von Zeus in Gestalt eines paus-
artigen Satyrs belauscht; im Hintergrunde Hauser und Bäume. Die Umrahmung
besteht aus grottesken Mischgestalten, nackten Kindern, Masken, Fruchtbündeln
und Rollwerk. Das Figürliche etwas roh und ungeschickt, das Omamentale hin-
gegen gut.
7. Faiencoofen (Abb. 100), im Grundriss des Obergeschosses von der Form
Mgl. B»n>Ki.wHa:. II. 16
2^2 Amtsgerichtsbezirk Riddagshausen.
eines langgezogenen Achtecks, das hinten rechteckig an die Wand stösst. Jedes
Geschoss mit Sockel und oberem Abschluss, die beide profilirt und mit Ornamenten
bemalt sind. Die sechs äusseren Ecken sind pilasterförmig gestaltet und mit den
Personifikationen der zwölf Monate, die Felder zwischen ihnen mit Jagddarstel-
lungen in bunter Malerei auf weiss verziert. Im Obeigeschoss folgen die bezeich-
neten Monate Jenner^ Hornung^ Mertz, Aperell, Mey, Brachmonat von links nach
rechts, im Untergeschoss Heunmonat, Augstmonat^ Winmonat, Herhstmonat, Win-
termonat, Christmonat in umgekehrter Folge, und zwar bestehen die Personifika-
tionen in der Darstellung einer bezeichnenden Thätigkeit oder Persönlichkeit,
z. B. ist der Januar dargestellt durch einen alten Mann mit Flasche und Huhn auf
dem Teller, der Februar durch einen Narren, der März durch Krieger, der April
durch Sämann, der Mai durch Mädchen mit Henkeltopf am Arm und mit Blu-
men. Unter den Darstellungen die erklärenden Verse
Des Jahrs anfänner lehrt das offen holtz zv spalten,
Reitz Junge lüt Uffs Iss, Zum offen sitz die Alten. —
Der mertz das Jahr vermut. Man rüstet zun und gartten^
Fürt Krieger In das feld. Die Artzt der Krankenn Warten. —
Jetzt lach ein Alles an die lieblich Meyen Zeit
Die menschen und die thier, die tust (!) und Erd erfreutt.
Von den Jagddarstellungen seien folgende nebst den Versen beschrieben:
Mann mit vier Hunden an der Leine:
Lustig zum jagen mit begier
Sind die Hund, die Jreudigen Thier,
Weil man sie noch an kuppten Jührt,
Biss man das gwild recht hat gespuhrt.
Bauer einen Wolf mit Knüttel erschlagend, der sich im Netz gefangen hat:
Der Wolff dem Bauren trug davon
Vill schaaff, drum gibt er ihm den lohn.
Also muss man dem losen tropffen
Den Staub recht auss dem Wolff-beltz klopffen.
Jäger, einem Bären den Spiess in den Leib rennend:
Wer gegen einem starken Bären
Sich als ein Mann wil dapfer wehren,
Derselbig muss (sag ich ohn schertz)
Gwiiss haben ein Jrisch Jäger-hertz.
Der Ofen ruht auf hockenden Löwen. Vorn am oberen, mit Fruchtstücken be-
malten Abschluss Wappenschild: schräg getheilt, im Felde (herald.) rechts oben
Pfeil auf gelb, Feld links unten blau. Am Helm wachsender Mann in Schellen-
kappe, mit Pfeil in der Rechten. Auf dem Grunde HI L , i6^i, HH G .
Treffliche bezeichnete Arbeit des Winterthurers Hans Heinrich Graf.
8. Zweigeschossiger Kachelofen aus Faience, mit durchbrochener Bekrön ung,
an den umrahmenden Theilen mit Ranken und Blattwerk verziert, die weiss auf
Wendhausen (Ausstattung des Schlosses, ältere Heuser). 24X
blauem Grunde ausgespart sind, die Innenflächen bestehen aus grün glasirten
Kacheln.
9. Porzellanvase von birnenförmiger Gestalt, mit bunten Blumensträussen
und einzelnen Blumen bemalt. Bezeichnete Meissener Arbeit.
Das Wittwenhaus, eine Stiftung des Ehepaares v. Dehn für 12 arme Witt-
wen (1719/20), ist ein langer, einstöckiger Fachwerkbau südlich von der Kirche,
mit Giebel in der Mitte. In diesem grosse Stein tafel, oben mit demselben Wappen,
wie die Oblatenbüchse (s. S. 232), jedoch in umgekehrter Reihenfolge der Felder,
in Pilastereinfassung und mit Verzierungen im Stil der Zeit Ludwigs XIV. auf
Konsolen, unten mit der Inschrift in zwei Längsstreifen: d - -m ,s. aedem viduisXII
aere viribusque destitutis alendis fovendisque destinaiam generosissima domina dorn.
Ilsa Ludov. a Dehn nata bar, de Wendhausen haer(editaria) in Wendh., Schoe-
n(ingen) et Riddags., perillustris domini dorn. PhiL Ludov. Probst de Wendhausen,
duc, Br, et Lun. minist. Status primi et cancellarii^ haer, in Wendh,, Schön, et
Riddagsh, ob insignia in rempublicam bene merito (!) immortalis, ex filia unica
unica neptis, gentis splendor, sexus decus, pauperum nutrix, fundavit pie^ dodavit
largiter a • C, M DCCXIX die XXX mart, Ast — Ast praematura morte ante
erepta, quam fundatio coepta^ devotam animi intentionem haud immaturam perillustris
dominus dorn. Conr, Detlef a Dehn, duc. Br. et Lun. Status minister, capituli
Gandes. pincema, haer. in Wendh., Schoen. et Riddagh., maritus superstes, prosoceri
vestigia strenue premens atque coniugis suavissimae in feudo et allodio successor,
aedem sollerter exstruendo, viduas benigne inducendo, cultum domesticum rite prae-
scribendo, vitam moresque ad normam ordinando, etiam dotem liberaliter ampliando
obsen)avit religiöse, consummavit perfecte, adauxit egregie a. C. MDCC XXII die
Conradi II calend. decembr.
Aeltere Häuser des sächsischen Typus in der Danndorfer Art (s. Bd. I 164):
Nr. 12 wohl aus dem Anfang des XVII. Jahrb., mit schräger Vorschur auf
weit vorgezogenen Stützen, einem niedrigen Halbstock auf der ganzen linken
Längsseite (über den Ställen als Bansenraum benutzt) und einem breiten Flet
auf derselben Seite. Die Ständer liegen in den Dälenwänden und der linken
Aussenwand. Rechts geht das Dach über den Wirthschaftsräumen tief hinab, so
dass die auch hier mit Oberstock versehenen Wohnräume, um unter demselben
Dach liegen zu können, um i ^/^ m eingerückt sind. Die mit abgesetzter Run-
dung versehenen Balkenköpfe der linken Seite, sowie der Fletbalken werden
von Knaggen gestützt, die in der Mitte karniesartig gestaltet sind, dann nach
oben, wie nach unten je einen Wulst mit Schnurmotiv und eine Schmiege folgen
lassen und an der Vorderseite mit I -Vertiefungen verziert sind. Die Thürbalken
sind geschweift, die vier Reihen Fächer der Längsseiten sehr breit. Spuren des
Dälenfeuers sind noch vorhanden.
Nr. 74 ähnlich und gleichzeitig, doch liegen die Deckbalken der Wirthschafts-
räume niedriger, als die der Wohnräume, und das Dach hängt in der Dann-
16*
244
Amtsgericlitsbezirk Riddagshausen.
dorfer Art auf der linken Längsseite mittels freistehender, doppelt geschweifter
Knaggen stark über. Die tiefe Vorschur liegt im Gebäude selbst. Der Thürbalken
ist geschweift. — Aehnlich Nr. 28.
Nr. 21 mit tiefem Dach auf beiden Seiten und mit Ständern nur in den
Wänden der breiten Däle. Da die Wohnräume auf der r. Längsseite mit Ober-
stock versehen, aber gegen die Wirthschaftsräume nicht eingerückt sind, so ra^en
sie hier über diese hinaus und tragen ähnlich, wie einige Häuser in Glentorf
(s. Bd. I 250) ihr besonderes Dach, das jedoch gleiche Firsthöhe mit dem an-
deren Dach hat. Die linke Seite ohne Oberstock. Die Einfahrt ist stark nach
links gerückt, der breite vordere Stall rechts verläuft auf der Däle schräg. —
Die gleiche Dachbildung zeigen Nr. 17 (Oberstock der Wohnräume jedoch hier
links und ein Halbstock auf der ganzen rechten Seite) und Nr. 16.
Abgesehen von Nr. 2 1 ist bei allen oben besprochenen Häusern die Wohnung
neuerdings durch eine Fachwand ab-
getrennt worden. — Auch Nr. 20
und 67 (von 1797, im Innern stark
verändert) sind Einhäuser. EinGnmd-
riss auch bei Pfeifer, „Dörfer und
Bauernhäuser im Herzogth. Braun-
schweig" Bl. II — Nr. 30 (mit
Kammern über der Wohnung) und
Nr. 45 (von 1785) sind Köthen
thüringischer Art.
Nr. 53, die frühere strohgedeckte
Schule (Abb. loi), ist gleichfalls ein
sächsisches Einhaus, jedoch von grös-
serer Breite, als Tiefe (12-15 X
10-45 ™)> ^^^ mehr in der Art des
Typus der mittleren Weser (s. Bd. I 188. 249 f.). Links von der Däle, die vom
nur einen Eingang, keine Einfahrt, hinten aber noch einen Ausgang besitzt,
liegen nämlich die Wirthschaftsräume, rechts vom die — hier zum Unterricht
benutzte — Stube, dahinter die Küche. Nur befinden sich hinten neben dem
Ausgang statt eines quergebauten Stalles noch Stube und Kammer. Links, wo die
Ständer in der Dälenwand sitzen, geht das Dach tief hinab, hinten im Giebel
ein Oberstock, der sonst fehlt. Vermuthlich das „neue Schulhaus" von 1756.
Hausinschrift. Nr. 45 (von 1785) Wer Gott vertraut usw.
Alte Befestigungen. Nach der Inventarisation von 1878 befinden sich
nördlich von W. in der Nähe von alten Stauungsanlagen die Stätten „Brinken-
burg*S eine Erhöhung von i i/a m, die den Schunterbefestigungen ähnlich ist, und
„Horenburg** (der Name haftet noch an einer Wiese). Untersuchungen zur Fest-
stellung von deren Bedeutung sind noch nicht untemommen worden.
101. Wendhausen, alte Schule.
Wendhausea— Kl,-Wendhius«n— Wcndotf— Wulfihagen. 245
[Kl.-Wendhausen.]
[Die Wüstung, deren Stätte noch den alten Namen bewahrt hat, It^t im
Walde nördlich von (Gr.-) Wendhausen (s. S. 229}.]
[Wendorf.]
[Namensformen. Winetorp {i\6i\ Wenedorp iuxta Mascherode {in^i), Wint-
dorp Villa deserta prope Mascherode (1207), wohl von gleichem Stamm, wie Wen-
den und Wendhausen (s. S. 227. 229}.
Geschichtliches. Das Kloster Riddagshausen erwarb hier 1161 5 Hufen,
vermuthlich dieselben, die halberstädtisches Lehen der Edlen v. Hakeboin ge-
wesen waren und erst 11 92 endgiltig vom Hochstift Halberstadt ans Kloster
abgetreten wurden. Auch überwies diesem Bischof Konrad von Halberstadt 1207
den Zehnten von 12 Joch zur Stiftung einer Memorie für sich und seine Nach-
folger. Die Wüstung liegt auf Mascheröder Feldmark und hat noch in der Flur-
bezeichnung „In den alten Höfen" eine Spur von sich hinterlassen.]
[Wulfshagen.]
[Auch Wulwishagen, Wolveshagen (11 72), Wlveshaghen (1300). — 1172
vertauschte das Kloster Steterburg ein lange vernachlässigtes Gut in W. an
Werner v. Dalem (Chronik von Steterburg MG SS XVI 21 1). Im Anfang des
XIII. Jahrh. erwarb das Aegidienkl oster dort ausser Holzungen 41/j Hufen, die
es 1674 auf 6 vermehrt hatte, 1300 wird ein campus et sUva W. genannt. Die
Flurbezeichnung „Im Wolfshagen" liegt zwischen Mascherode und dem Lamm-
chenkamp (s. bei Limbeki S. 72). Vgl. Dürre, Ztschr. d. hist. Vereins f. Nieder-
sachsen 1869, 80.]
Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Alvesse.
Namensformen. Alvotesheim (1161), Alveth- oder Alveteshetm {1191. 1210.
1218), Alvedii- oder Alvtdessem (um 1226. 1279. \'^oz\ Alvedis- oder Aivedesstn
(um 1274. um 1250. 1316), Alvedesse {1335), spater Alvesse, d. h, Heim eines
Albod.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denslorf, doch wie es scheint
1353 im Bann Lenpede (vgl. Lüntzel, Aehere Diftcese Hildesheira 190. 300),
jetzt in der Inspektion Thiede (-Engel nstedt). Das Patronat stand der Gemeinde
zu, deren Wahl seitens des Patrons der Filiale Wierthe (s. dort), der Familie
V. Schwartzkoppen, anerkannt werden musste. Seit 1710 aber wechselt das Pa-
tronat für beide Kirchen. A. wurde Übrigens 1542 und 1568 von Vallstedt aus
besorgt, iiöl kam i Hufe vom Kloster Riddagshausen an das Cyriakusstift,
1191 besass solche das Stift Steterburg, das 1502 weitere 3 Hufen dazu erwarb.
Im XIII. Jabrh. waren der Zehnte (bzw. der halbe Zehnte) und ein Allod mit
4 Hufen meinersenschcs Leben der Hullnicker. — Ein adhges Geschlecht v. Al-
vesse wird 1147 — 1308 erwähnt.
Dorfanlage nur in der südl. Hälfte des Orts haufenförmig, sonst regelmässig,
die Höfe mit südlicher Richtung. Nordflstl. vom Dorf der Flurname ,,Ueber der
Klus". Flurkarte von H. D. Gerlach 1770. — Damals 4 Halbspänner, 18 Koth-
sassen. Einwohnerzahl 1790/3; 188, 1895: 324.
Kirche Neubau vom J. 1867. [Die alte Kirche war klein, der Chor niedriger
und schmaler, als das Schiff, ein Thurm fehlte. Abbruch 1864.]
[Glocke, 1683 von Heise Meyer in Wolfenbüttel gegossen, 1820 durch
Wicke in Braunschweig umgegossen.] — Schlagglocke schmucklos.
AlvcsK (Allgen
i, Kircbc nebst AusstiUung).
Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber, von
15 cm H. und runder Form. Der Knauf (ohne die
Zapfen) ist oben und unten schräg gedreht. Die
Zapfen zeigen gravirte Blumen. — Die zugehörige
Patene trägt Braunschw. Beschau (Löwe) und das
5. 62 abgebildete Meisterzeiche o HA.
Ovale Oblatenschachtel (Abb. 103) aus ver-
silbertem Messing, 1 2 cm br., am Deckel mit Blumen
und an dessen Rand mit schrägen Kundfalten, an
der Wandung des Körpers mit Blattranken verziert.
, Obtiienschaclilel.
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Gute getriebene Arbeit aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh. Jetzt im Herzogl,
Museum zu Braunschweig.
2 Altarleuchter aus Messing, 32 cm h., gothisirend und von gedrungener
Form. Stifterinschrift: Nans WiUken, Katrine Meigers sin /rmue, bzw. Härmen
Timpen for sich uit sine ar/en. löoj.
Aeltere HSuser zeigen die durchlaufende Profilirung. Nr. 10 (von 1613, aber
248 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
einfach) und Nr. 1 1 (geringe Vorkragung des Oberstocks mittels dicken Viertel-
stabes) Hessen früher, wie es scheint, die Wirthschaftsräume hinter der Wohnung
zurücktreten (s. bei Erkerode S. 29 f.). — Nr. 25 (1746) ist laut Inschrift vom
M(eister) H(einrich) W(estfahl), Nr. 19 (1769) vom M(eister) B. H. F. errichtet
worden. — Hausinschriften. Nr. 24
In deinen Schutz, o Gott, nimm Tag und Nacht dies Haus.
In deinem Schutz und Segen, keine Noth geht mit uns ein und aus.
und Spr. 10, 22. — Nr. 25 (1746) An Gottes Segen usw. — Nr. 19 (1769)
Gott ist mein Heil, Glück, Hilf und Trost,
Mein Hoffnung und Vertrauen,
Er hat [etwa aus Unglück mich erlösf],
Auf ihn will ich fest bauen.
Er hilfet mir aus aller Noth
Und steht mir bei im Leben,
Drum hab ich diese Zuversicht
Und bins berichtet,
Dass Gott verlässt die Seinen nicht, —
[Mit Gott ist dieser Bau vollbracht;
Er wollte ihn schützen Tag und Nacht
Für Sturm und Gewitterschlag.]
Bettmar.
Namensformen. Beth-, Betmere (1238. 13 11), Beth-^ Betmer (1344. 1391),
mit dem Zusatz in, an oder up der langen wisch (1240. 1404. 15 19), wohl aus
Personennamen Bedo, Beto und mer, mar = Siunpf, Teich zusammengesetzt.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Schmedenstedt, jetzt in der In-
spektion Wendeburg (-Timmerlah); das Patronat stand stets dem Herzog zu,
z. B. gegen 1400 Herzog Friedrich. Ein Volcmarus clericus de B. wird 1367
genannt. Die Ortschaften Siersse, Fürstenau und Sophienthal sind bei B. einge-
pfarrt. — B. war Sitz eines Landgerichts imd Freidings, wurde auch oft zu Tag-
fahrten der Herzöge und des Hildesheimer Bischofs (z. B. 1404 und 1405; Sud.
IX 251. 254. 257/8. X 26) erwählt. Näheres s. Einleitung. — Geistliche Stifter
hatten nur wenig Gnmdbesitz in B., als herzogl. Lehen besassen 13 18 die v.
Brunsrode 2i/a Hufen (1344 3 Hufen) und 3 Worth, 1344 die Dörings 3 Hufen,
1472 die V. Salder einen Hof mit 5 Hufen, 1536, bzw. 1544 einen Krug und
einen Meierhof mit 6 Hufen — doch verkauften diese 1606 2 Meierhöfe — ,
1536 die V. Steinberg 2 Höfe mit 5 Hufen. Der halbe Zehnte gehörte 1339
den Dörings. Ein Geschlecht v. Bettmar wird 1251 — 1365 erwähnt.
Dorfanlage haufenförmig mit meist südlicher Richtung der Höfe. Am östl.
Rande die Kirche, im W die ehemalige „Landvoigtei". Flurkarte von Boden
1753. — Damals 2 ganze und 4 getheilte Halbspänner-, 20 ganze und 17 ge-
theilte Kothhöfe, sowie 19 Brinksitze. Einwohnerzahl 1790/3: 692, 1895: 892.
Alvesse (iltcre Häuser) — Bettmar (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 249
Die Kirche besteht aus einem einheitlichen Schiff und dem Thurm. In der
inneren geraden Ostwand drei Nischen, im Stichbogen geschlossen, bzw. viereckig
und halbrund mit gefasten Kanten und einst mit Thür. Die Decke besteht aus
Holzwölbung und ist in der Mitte mit Rokokokartusche in Stuck versehen. In
der äusseren Ostwand Steinrahmen für ein nicht mehr erhaltenes Kreuzigungs-
relief und darüber Nische mit genastem Spitzbogenschluss; an diesem unleser-
liche Minuskeln und renovatum i6^g. Im Ostgiebel kleineres Spitzbogenfenster mit
gefasten Kanten. In der Nordseite, nahe dem Thurm, Spur eines schlichten spitz-
bogigen Eingangs und eines ähnlichen Fensters, wohl des Restes eines Fenster-
paares. Sonst geht die Nord wand, die zur Zeit meines Besuches frei von Putz
war, glatt bis zur Ostecke durch, ohne Spur eines eingerückten Chors. Eingang
(an der Südseite des Thurms) und Fenster sind jetzt im Stichbogen geschlossen.
An der Südwand Inschriftstein in Rokokoeinfassung Jerenu XXXI V, 23 benedicat
tibi dominus, habitaculum iustitiae mons sanciitatis, E^structum anno MDCCLXVI
cura past, G, ff, Weigdii, — Zum Thurm (aussen 8.63 m br., 6.00 m tief)
führt von der Kirche ein grosser, jetzt sehr tief liegender Rundbogen mit Kämpfer
(Platte und Schmiege) in der Laibung. Die Glockenstube öffnet sich nach W in
zwei gepaarten rundbogigen Schalllöchem mit Trennungspfosten, gemeinsamer
Innennische im Stichbogen und breitgefasten Aussenkanten, nach O in zwei, nach
N und S in je einem breiten, spitzbogigen Schallloch mit gleicher^ Y Y
Innennische, wie im W. An den östlichen Schalllöchem die neben- '^ I ^ ^ L
stehenden Steinmetzzeichen. Das Thurmdach zeigt achtseitige Zeltspitze.
Die Kanzel über dem Altar schlicht und aus Holz. Die Altarwand mit
korinthischen Säulen, die ein gebogenes und gebrochenes Giebelgesims tragen.
Glocken, i. von 1.03 m H. und 1.08 m Dm. Am Halse zwischen zwei
hübschen, z. Th. gothisir enden Palmettenstreifen zwei besonders eingefasste In-
schriftstreifen Sebastianus Bhulenius pastor, Bartholomaeus Niemann diaconus^ Hans
Lange ^ Burkhart Sunnenberg, Andreas Fischer ^ ffarman Vogeler und ffeinrich
Rüden Burgemeisters ^ Ludolfus Langen ludi moderator, Johannes Theder Stadt-
schreiber, Nach den Namen zu schliessen muss die Glocke ursprünglich in einer
Stadtkirche gehangen haben. Darunter Anno 1606 Heinrich Borstelman zu
Magdeburg me fecit. Soli deo gloria. Am Bauch grosses Relief des Gekreuzigten
zwischen Maria und Johannes. Ueber dem Kopf INRI, am Querholz M \ R,
oben Sonne und Mondsichel. Der Schlagring setzt kräftig ab. Die Glocke hat
hübsche Form. — 2. von 1.23 m H. und Dm. Am Kranz Blätterreihe, am Bauch
die Inschrift Dem heiligsten Gott zu Ehren und der christlichen Gemeinde zu
Bettmer zum besten ist diese Glocke umgegossen im Jahre Christi unsers Heylandes
170g, als Pastor war fferr Gerhardus Andreas Heilen, Vorsteher Curd Gremmels
und Julius Mannes. Christian Ludewig Meyer gos mich zu Braunschweig. —
3. Schlagglocke nicht zu erreichen.
Zwei Altarleuchter aus Zinn, von 36 cm H., mit reichen gedrehten Pro-
filen und der Stifterinschrift C v, K(alm) iy86.
2 50
Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Taufbecken aus Zinn, mit sechsmal geschweiftem Rand und derselben Inschrift.
Das frühere Amtshaus, auch „Landvoigtei" genannt (s. S. 248), jetzt im
Privatbesitz, ist ein schlichter Fachwerksbau.
Alte Häuser. I. In Bettmar vertritt Nr. 73 (1751) noch allein den — aller-
dings umgeänderten — Einhaustypus. Die Schmalseite im W enthält das grosse
Dälenthor (rechts von ihm in neuerer Zeit statt des Stalls eine Stube), die
sudl. Längsseite bildet aber nach Art des thüringischen Typus eine einheitliche
Mauer. S. bei Liedingen.
IL Von der gewöhnlichen langgestreckten Thüringer Art sind Nr. 80 (1754, der
Schwellbalken durch eine besonders grosse, ganz ausgestochene Inschrift — siehe
S. 251 — ausgezeichnet), Nr. 61 (1787), Nr. 24, 33, 37, 77 (durchlaufendes
Profil), Nr. 32 (unter dem Dach Konsolen, aus Kehle, Kamies, Rundstab und
Schmiege bestehend).
HL Die Hauptmasse der
Häuser in Bettmar ist aber
nach dem Erkeröder Typus
gebaut (s. S. 29f.). Unter ihnen
hat Nr. 51, nach O gerichtet
und noch mit Strohdach ver-
sehen, aber von ganz schlich-
ter Ausführung, auch noch die
alte Grundrisseintheilung (Abb.
105) bewahrt. Die Wohnung
tritt mit zwei sehr breiten
Fächern i m vor die VVirth-
Schaftsräume, deren ganze Länge nach vorn die Dale mit dem Eingang einnimmt,
während Stall und Kammer in gleicher Ausdehnung die Rückseite ausmachen.
Der für die Wohnung abgetheilte Streifen von 4 m Breite zerfallt in die nach
vorn gelegene Stube, die Küche mit abgesondertem Herdraum und die nach
hinten gelegene Stube. Zum Oberstock, so weit er bewohnbar ist, führt eine
Treppe mit Gallerie auf der Däle. Der später angebaute Theil rechts ist auf der
Abbildung durch Strichelung bezeichnet. — Denselben Typus zeigen Nr. 52
(1709, nach W gerichtet; die Wohnung springt mit vier Fächern vor), Nr. 30
(1744, drei breite Fächer), Nr. 31 (1749, zwei sehr breite Fächer, doch hat
das Haus jetzt neue Fluchtlinie; die Füllhölzer zeigen Wulst, Leiste und Kehle
als Profil, sonst alles schlicht), Nr. 63 (175), Nr. 71 (1764, mit Strohdach),
Nr. 84 (1768, vier Fächer, jetzt aber gleiche Fluchtlinie hergestellt; durchlaufen-
des Profil an der Wohnung), Nr. 89 (1774), Nr. 67 (1785, durchlaufendes
Profil an der Wohnung), Nr. 12 (1786, jetzt verändert; Profil, wie oben), Nr. 39
(1790, nach O gerichtet; vier Fächer, Profil, wie oben). Nr. 3 (1801, nach W
gerichtet, einst vier Fächer, jetzt verändert und massiv untermauert), Nr. 5 (drei
Fächer mit Kreuzbändern, Schwellbalken an der Unterkante nahe bei den
105. Bettmar, Grundriss des Hauses Nr. 51
Bettmar (alte Häuser, Hausinschiifteti) — Bodenstedt (Allgemeines). 25 1
Balkenköpfen gekerbt, Unterbau erneuert), Nr. 20 (vier Fächer, jetzt verändert),
Nr. 68 (verändert).
Als Zimmermeister haben sich genannt: Heinrich Westfahl, bei Nr. 31
(1749) M, H, W. F., Nr. 73 (1751) Meister Heinrich Westfahl, Nr. 80 (1754)
und Nr. 84 (1768) M If. JV. V, — Nr. 24 (1769) M H. f. B.
Hausinschriften. Nr. 52 (1709) die bezeichnete und ausgeschriebene Stelle
Ps. XXXIII 18. 19. — Nr. 73 (1751)
Unsem Ausgang segne Gott,
Unsem Eingang gleichemiassen. Dann gleich
Segne uns mit selgen Sterben
Und mach uns zum Himmelserben,
Nr. 80 (1754) An Gottes Segen Ist alles gelegen (dies auch Nr. 84 von 1768);
Lass dich, Herr Jesu Christ, durch meinge Bäht (!) beivegen.
Komm in mein Haus und Herz und bring mir deinen Segen. —
Alle Arbeit, Müh und Kunst
Ohne dich nichts richtet aus. —
Nr. 24 (1769) Ps. 139, ifF. — Nr. 61 (1787) Mein voriges hat lassen Gott
gehen in Feuer (dieses Wort verschrieben). — Nr. 39 (1790)
Dieses Haus ist nicht gebaut aus Lust und Pracht,
Sondern die grosse Noth hat mich dazu gebracht. —
Nr. 3 (1801) Ebr. 3, 4. — Nr. 33
Segne Vater dies Haus
Halts in treuen Gnaden.
Treibe, was seufzen bringt, heraus,
Lass es stellen ohne Schaden. —
Nr. 37 An Gottes Segen usw. Der Herr ist Sonne und Schild N. O-jgö.
Verzage flicht o Christ,
Der du im Unglück bist.
Vielmehr wirf dein Anliegen
Auf Gott, so kannst du liegen.
Auf Gott ist gut zu trauen
Und gut auf ihn zu bauen. —
Nr. 77 Alles, was mein Thun und Anfang ist usw. (s. S. I 166).
Bodenstedt.
Namensformen. Bonstad (1151), -stede, -stidde, -stet (XIV. Jahrh. 1542),
Bonenstidde (1344), Bohnstädt (XVII. Jahrh.), wohl Stätte eines Buno.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Thiede (-Engebisted t). Ein Hermannus presbiter ist 1365 zuerst bezeugt. Das
Patronat stand im Mittelalter dem Archidiakon von Lengede zu, 1542 dem Her-
zog Georg und ist dann herzoglich geblieben. — Begütert waren hier die hil-
desheimischen Klöster Moritzberg (1151) und S. Michael (132 1). Ein Hof mit
252 Amtsgericbtsbezirk Vechelde.
3 Hufen, gräflich reinsteinsches Lehen der Stephanis, wurde 13 15 vom Besitzer
zur Ausstattung des Simon -Judasaltars in der Katharinenkirche verwendet (ÜB
Stadt Braunschweig II 781; vgl. auch ebd. 901). Als herzogl. Lehen besassen
1344 die V. Uetze i^/j, 1366/8 die Dörings 3 Hufen. Der halbe Zehnte ge-
hörte als hildesheimsches Lehen vor 1428 den v. Wenden, 1434 den v. Uetze,
1556 den V. Salder.
Dorfanlage haufenförmig, mit vorherrschend südlicher Hofrichtung; die breite
Hauptstrasse theilt den Ort in eine westl. und östl. Hälfte. Am Aussenrand der
letzteren die Kirche. Flurkarte von J. G. Hahn 1751. — 1762 7 Halbspänner-
und 40 Kothhöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 406, 1895: 573.
Die Kirche S. Godehardi hat ein einheitliches Schiff mit geradem Schluss
und einen mit dem Schiff bündigen Thurm. [Nach Angabe im Corpus Bonorum
befand sich früher an der Nordseite des Thurms ein Stein mit der Jahreszahl
142 2, "] Die Mauern des Schiffs waren früher erheblich niedriger, wie die alte
Dachschräge am Thurm und die Aufmauerung des Ostgiebels beweisen. Der
Sockel des Thurms besteht aus Schräge, das Dachgesims aus Platte und Kehle,
das Dach hat Zeltform. Die Schalllöcher sind erneuert.
[Nach Angabe im Corpus Bonorum wurde die Kanzel 1702 über dem Altar
angebracht und um 1705 der Raumerspamiss wegen statt des Taufsteins ein
Taufengel verehrt. Auch wird dort das Bild des Kirchenheiligen Godehard
auf einem Kirchenfenster erwähnt.] Von der Altarwand hat sich ein rohes Bild
mit der Darstellung des Abendmahls erhalten.
Glocken, [i. Die alte Glocke, nach Angabe im Corpus Bonorum von Heiso
Meyer gegossen, trug die Inschrift
Herr, wenn ich schalle.
So gUh, dass alle.
Die es mögen hören.
Sich zu Dir kehren.
Sie wurde 1838 und nochmals 1873 umgegossen.] — 2. von 90 cm H. und
92 cm Dm., zeigt am Kranz schöne, scharfe Rankenverzierungen in barockem
Stil, am Bauch in grossen Buchstaben die Namen Henricus Hilsthorst, Henning
Wittneber f - b - l • Kammerdietier , Henning Lies, Christoph Lampe, Juraten, am
Schlagring die Meisterinschrift Heiso Meyer gos mich zu Wol/enb. Anno i6g8. —
Aussen zwei Schlagglocken.
Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und sechstheilig.
Am senkrechten Theil des Fusses als Verzierung senkrechte Striche. Aufgesetzt
ein kleines ReHef des Gekreuzigten mit gravirtem Erdboden. Der Ständer unten
mit Ornamenten, oben mit ave mari (beides gravirt). Auf den Zapfen IHESVS
in blauer Smalte, dazwischen am Knauf Masswerk. Profil der Schale steil.
Zwei desgl. aus Messing, am Ständer und Knauf barock profilirt, sonst schlicht,
von 1779.
Desgl. aus Zinn für Krankenkommunion, Fuss mit gedrehtem Profil. Der
Bodenstedt (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung, ältere Hfluser). 253
hochovale Stempel des Kelches zeigt stehenden Engel mit Palme
und Krone, sowie A | A, die zugehörige Patene von 1779 einen
gleichen, aber grösseren, zugleich mit der Jahreszahl 17 j 4 • ver-
sehenen, nebenstehend abgebildeten Stempel.
Runde Oblatenschachtel von 11 cm Dm. aus Silber, mit Mo-
nogramm und F,B.L. W • C, 1704, nach Angabe im Corpus Bonorum auf den
fürstl. Braunschw. Lüneb. Kammerdiener Hennig Wittneben bezüglich* Meister-
stempel LS; Beschauzeichen fehlt.
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 30 cm H. und gothisch profilirt. Laut
Inschrift 1590 gestiftet
[Die Inventarisation von i88i verzeichnet noch 2 Zinnleuchter von 20 cm
H. und gefälliger Form, mit Delphinen imter dem dreitheiligen Fuss, der In-
schrift Jacob Krön 1631 und 3 Wappen. — Ferner 2 Messingarmleuchter in
Form einer Doppelspirale, hinten in bärtigen Kopf auslaufend.]
Zwei Blumenvasen aus Faience, von 29 cm H. Die Henkel endigen in
Löwenköpfen mit Ring im Maule, der stark gekrümmte Bauch ist mit hübschen
Verzierungen in blauer Farbe, aber z. Th. mit Gold gehöht, versehen, welche eine
Kartusche mit An Gottes Segen Ist alles gelegen, bzw. In die Kirche zu Boden-
städt umschliessen. Bezeichnet VH und darunter T (v. Hantelmannsche
Faiencefabrik in Braunschweig). — Zwei desgl., von 21 cm H., mit roher
Bemalung, gleichfalls in blau, laut Inschrift 1709 gestiftet.
Taufbecken aus Messing, von 31 cm Dm. und flacher Schale. Am Rande
längliche Buckeln und Blumen in getriebener Arbeit.
Desgl. aus Zinn, von 31 cm Dm. Braunschw. Beschau;
der nebenstehend abgebildete Meisterstempel zeigt die Figur
A I A
des Glaubens mit Taube und Anker, sowie « (s. oben).
Alte Häuser. Nr. 29 (1751, mit vier Fächern vorgerückt), 42 (1773), 38
(1783, mit drei Fächern) und 44 zeigen noch jetzt oder zeigten, wie es scheint,
früher den Erkeröder Typus (s. S. 29); bei Nr. 44 sind die von der Wand ab-
Stehenden Streben unter dem Stalldach in der Form eines | zwischen Schmiegen
profilirt. Bei Nr. 49 sind in ähnlicher Weise statt der üblichen drei bis vier
Fächer doppelt so viel vorgerückt und mit durchlaufendem Profil (Wulst und
Kehle) versehen. Aehnlich Nr. 79. — Nr. 3 (1770) -hat gleiche Fluchtlinie und
gleichfalls durchlaufendes Profil.
Als Zimmermeister haben sich genannt: Scheune zu Nr. 9 (1791) M, J.
H. K. — Nr. 38 (1783) G WK. — Nr. 49 (17 . .) M. Hinrich Westfallen.—
Nr. 8 (1838) Zmstr, Brandes.
Hausinschriften. Scheune zu Nr. 9 (1791) An Gottes Segen usw. — Nr. 5
Unsem Ausgang segne Gott, Unsem Eingang gleichennassen usw. — Nr. 27 (1772)
Bis hierher hat mich Gott gebracht usw. (s. bei Liedingen, jedoch nur ein Vers);
Alles was mein Thun und Anfang ist usw. (s. I 166). — Nr. 42 (1773) Klage-
lieder 3, 32. — Nr. 3 (1770)
^ I
254 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Wenn MenschehJiilf scheint aus zu sein.
So stellt sich Gottes Hilfe ein.
Wenn niemand hilft, so hilf et er
Und macht mein Leiden nicht so schwer. —
Nr. 29 (1751) Wer Gott vertraut usw. — Nr. 49 (17..)
Alles, was wir Menschen haben.
Das sind alle von Gott geschenkete Gaben und
Ach Herr, segne und lass gedeen.
Was hier aus und ein thut gehen.
m
Bortfeld.
Literatur, Braunschw. Anzeigen 1882 Nr. 214. 219. 231.
Namens form stets Bortvelde, -velt, -felde, -feldhe, -feit.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denstorf, jetzt in der Inspektion
Tiramerlah; ein — ungenannter — Pleban ist zuerst 1308 bezeugt. Das Patronat,
das früher wohl den v. Bortfeld zustand, wechselte nach Angabe des Corpus
Bonorum, bzw. war streitig zwischen dem Herzog und den v. Gramm, gehörte
aber später letzteren, und zwar den Linien Sampleben (1897 ausgestorben) und
Gelber a/W. ausschliesslich. — 13 12 überträgt Herzog Albrecht dem Kreuzkloster
die diesem von Heinrich Harbordi geschenkten 5 1/3 Hufen nebst 3 Höfen, unter
Zustimmung der vom Herzog damit belehnten v. Bortfeld (ÜB Stadt Braun-
schweig II 721/2), 132 1 besass die Martinikirche i Hof (später 2 Hofe) und
2 Hufen; 1427 kamen 2 Höfe und 4 Hufen, 143 1 2 Hufen an die Andreas-
kirche. Sehr bedeutenden Grundbesitz hatten die Herzöge zu eigen, doch war
dieser seit wenigstens dem XIV. Jahrh. zu Lehen ausgethan; so besassen 13 18
die V. Bortfeld im ganzen 18, 1344 die v. Weferlingen (auch 1484) i ^/t, die
Molen verken oder v. d. Molen (1374 und später die Kruls) 4 Hufen nebst Bau-
hof und II Kothhöfe, 1374 (und noch 1404) Meister Ludolf von Vahlbeig
3^/a Hufen und 4 Höfe, 1490 die v. Garssenbüttel (1687 die Elers und Probst
von Wendhausen) je 2^/2 Höfe und Hufen. Der vierte Theil des Zehnten war
1426 (und noch 1554) hildesheimsches Lehen der v. Vechelde, ein zweites
Viertel 1438 kisslebensches Lehen der v. Strombeck, ein Sechstel 1329 im Besitz
der V. Hone in Braunschweig. — Das Adelsgeschlecht der v. Bortfeld, die ihren
Hof westlich bei der Kirche hatten, erscheint seit 1169 und starb 1685 aus. —
Die Angabe, dass die Einwohner von den Wenden abstammten, wird von KnoU-
Bode (bzw. Hoeck)226 und Andre e 378 widerlegt. Doch zeichnen sie sich gleich
denen von Wendeburg, Wendezelle und Zweidorf (s. dort) durch mancherlei alte
und abweichende Gebräuche aus. Ueber die ,,Glindbürger" s. bei Glinde.
Dorfanlage haufenförmig und sehr unregelmässig; die Kirche liegt auf er-
höhtem Gelände am ehemah'gen Nordrand des Ortes. Flurkarte von Schöneyan
1769. — Damals 37 Gross-, 14 Kleinköther (7+6 wüste Stellen nicht mit-
gerechnet), 29 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1790/3: 614, 1895: 973.
Bodenstedt (Hausid Schriften) — Bortfeld (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 255
Die Kirche besteht aus einem einheitlichen Schiff und dem Thurm (aussen
7.40 m br., 6.10 m tief). Ueber dem südl. Eingang zum Schiff ein Stein mit
der Inschrift Anno ij2i ist dies Gotteshaus über ^ Ellen breiter und 3 Ellen höher
gebauetj d. h. das Schiff ist damals nach S ausgerückt worden, während die alte
nördl. Mauer noch jetzt in der Fluchtlinie des Thurms liegt. Ein grosser Rund-
bogen mit Kämpfer (Platte und Schmiege) in der Laibung verbindet Schiff und
Thurm. Das Untergeschoss des Thurms ist mit Kreuzgewölbe versehen. In den
Raum über diesem führte von aussen her hoch in der Westwand eine jetzt ver-
mauerte Thür (mit Sturz auf Kragsteinen), deren Innennische später als zwei-
thüriger Schrank eingerichtet wurde. An der Westseite Stein mit Renovatum aa
anno 1688 und dem nebenstehenden Steinmetzzeichen. In der Glocken- vV
Stube auf jeder Seite eine Doppelschallöffnung, doch ist nur die im W und O
in ursprünglicher Erhaltung geblieben. Im W runde, im O spitze Theilungsbogen;
die einfach viereckigen Pfeiler tragen zu ihrem Ausgleich mit der starken Mauer
ein schlichtes Auflager (Platte und Schmiege), zur Aufnahme der Bogen in der
Laibung dient ein Kämpfer (Platte, Leiste, Kehle). Das Dachgesims des Thurms
besteht aus Platte und Kehle, das Zeltdach ist oben achtseitig.
Die barocke Kanzel aus Holz über dem Altar. Brüstung und Schalldeckel
sind viereckig, aber in den Ecken getreppt. Jene ist mit dem Kopfe Christi und
denen von Engeln verziert, hat reichprofilirten Sockel und unten Trauben als
Hängeglied. Ueber dem Schalldeckel ein Engel, der sich am Kreuz hält. Die
Altarwand unten mit dem leidlichen Oelbild des hl. Abendmahls (Christus reicht
das Brod, Johannes sitzt scheinbar auf dessen Schoss, die Köpfe sind ausdrucks-
voll, die Körper nur als Kniestücke gegeben), oben mit korinthischen Pilastem.
Holzgestell für das Taufbecken, in barockem Stil reich und geschmack-.
voll, auch mit Blattwerk verziert. Zwischen den geschweiften Füssen Engelsköpfe,
darüber ein ständerartiges Glied, das aus drei umgekehrten Konsolen besteht
und einen sechsseitigen Knauf trägt. Der obere, gleichfalls sechsseitige Theil des
Ständers greift kehlförmig nach oben aus und schliesst mit einem Eierstabprofil.
Am Knauf und oberen Ständer sind die Seiten im Grunde z. Th. mit engen
Querstrichen verziert, die auch an anderen Theilen des Gestells wiederkehren.
Hölzernes Epitaph mit dem rohen Bild des Gekreuzigten und eines vor ihm
knieenden bärtigen Mannes in schwarzer Tracht. Darüber ausgeschrieben der be-
zeichnete Spruch Gal. VI (V. 14), oben am Rand S. Ignatius amor meus cru-
cifixus est. Jetzt auf dem Kirchboden.
[Die Inventarisation von 1880 verzeichnet noch als gleichfalls auf dem Boden
befindlich und als ziemlich gut erhalten, auch der Aufbewahrung werth 3 weib-
liche und I männliche Figur aus bemaltem Holz und ^/g — i m hoch, darunter
auch eine Figur der Maria mit Kind; ferner einen Gekreuzigten ohne Kreuz.]
Am hölzernen Schacht für die Uhrgewichte ist — wie die beigeschriebene Jahres-
zahl wahrscheinlich macht — 1658, und zwar vermuthlich vom damaligen Pastor,
die Inschrift eingeschnitten worden
256 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Non haheo gense neque rinder,
nisi vil kleiner kinder,
qui clamitant den ganzen Dag:
pater, da nobis panem sat.
Die Glocken sind neu.
Kelch aus Silber und an den Verzierungen vergoldet, von 21 cm H. und
sechstheilig. Auf dem Fuss die Anfangsbuchstaben der Stiftemamen, in glariam
dei und anno 16^1, Knauf durch einen gewellten Mittelsteg quergetheilt und mit
Buckeln versehen, die steil geschwungene Schale mit gravirtem Lamm. Braunschw.
Beschau fehlt jetzt, Meisterbezeichnung AW in rechteckiger Einfassung.
Desgl. aus Silber und nur innen vergoldet, von 22 cm H. und runder Form.
Der Knauf ist birnenförmig, die leicht geschwungene Schale zeigt gravirt den
Gekreuzigten. Braunschw. Beschau (Löwe), Jahreszeichen H und Meisterzeichen
H C
j- in kleeblattförmiger Einfassung. Stark erneuert.
Desgl. aus Zinn, von 22 cm H., barock profilirt und von runder Form, aber
am Fussrand abwechselnd geschweift und polygonal. Der hochovale, an den Seiten
nicht ausgeprägte Stempel zeigt einen stehenden Engel.
Desgl. aus Zinn, von 18 cm H. und schhcht. Der schildförmige Stempel
zeigt einen schwebenden Engel mit Palme und Krone, darüber, bzw. darunter
D ' F ' L' Kahle, 1789,
Oblatenschachtel aus Silber, von rechteckiger Form (8X10 cm), aber an
den Ecken ausgekehlt. Der Deckel mit wulstartiger, gerippter Randverzierung und
dem aufgesetzten Relief des Gekreuzigten in guter, an das XVL Jahrh. erinnern-
der Arbeit. Braunschw. Beschau, Jahreszeichen H und Meisterstempel I C S in
ovaler Einfassung. 1737 gestiftet.
Silberner Löffel mit gleicher Meisterbezeichnung.
Seit 1898 dienen als Opferbecken in der Kirche zwei Zinnschalen von
18—19 cm Dm. (ohne Griffe) und mit gerade abstehenden durchbrochenen Griffen,
die einst als Hochzeitsbecken zur Aufnahme der Geldspenden dienten; das eine
mit Pfau, das andere mit springendem Pferde in gravirter Arbeit im Spiegel; die
hochovalen Meisterstempel zeigen ein Lamm mit Fahne und
J. W. H 1740 (nebenstehend), bzw. Gestalt der Gerechtigkeit
mit ^
A F
. . Ausserdem kleiner, bzw. grosser Braunschw. Stempel.
[Das Spielhaus von 1605, nach KnoU-Bode ein früheres Siechenhaus, aber
schon 16 10 für Versammlungen der Gemeinde und für Festlichkeiten bestimmt,
1867 abgebrochen, hatte die Form des sächsischen Einhauses. Aufbewahrt werden
von ihm auf dem Kirchboden der mächtige Balken des Dälenthors und ein
kürzerer Balken, wohl der Schwellbalken der Wohnung. Jener zeigt — als Fort-
setzung der Kehle der Knaggen — bis zum Scheitel des Thors eine geschweifte
Verzierung aus gedrehter Schnur und zu beiden Seiten vertheilt die zweireihige
Inschrift Also moste Christus liden unde veder upsta von do am drüden Dage unde
predigen taten sinen pote unde vorgegersungen (Luk. 24, 46 f., aber stark verderbt), idoj.
liori/eld (AussUUüng der KircKe, alte Häuser). iJJ
dieser zeigt die Inschrift Hans Bar tarn (vermuthlich der Zimmermeister) Anno
i6o^. An der oberen Seite des Thorbalkens Vertiefungen für die Hölzer des
Wellerwerks.]
Alte Häuser des sächsischen Einhaustypus. Nr. 85 (Vorderseite von 17011
= siebzehnhundert elf?), klein, aber trotz starker Veränderungen wichtig und
im Kern sehr alt. Die Wohnung liegt im Erdgeschoss auch an der rechten hohen
Längsseite in einer Flucht mit den Wirthschaftsräumen, doch springt der Ober-
stock mit drei Fächern weit vor. Die hier befindlichen Knaggen bestehen aus
flacher Kehle, die von einem Rundstab zwischen zwei Platten unterbrochen wird.
Die oberen, bzw. unteren Ränder der ganzen Kehle und der Platten sind gekerbt.
Die Balkenköpfe sind leicht gerundet, der Schwellbalken unten geschrägt und
an der ganzen senkrechten Seite mit einem flachen Profil versehen, das aus
Wulst, Kehle und Platten besteht. Der untere Theil der Ständer nebst den an-
schliessenden Fussbändem ist mit geschnitztem Fächeromament versehen. Am
schmalen, in Bortfeld Under der Lucht genannten Flet rechts — links war solches
nie vorhanden — Knaggen, die als Hauptglied in der Mitte einen Karnies, nach oben
und unten je drei gegen einander abgesetzte Platten haben und mit einem Viertel-
stab, bzw. Kehle mit kleiner Schmiege schliessen; die Ränder sind z. Th. gekerbt.
Nr. 49 (1684) früheres Pfarrwittwenhaus in Form eines kleinen Einhauses.
Auf der rechten Seite steht die Wohnung mit zwei Fächern vor; das Dach über
ihr mit Knaggen, wie imter dem Oberstock von Nr. 85. Das weit überragende
Dach über den Ställen mit freiabstehenden Streben. Flet, dessen Kopfbänder
gleich den obigen sind, nur an derselben Seite.
Nr. 83 (1724, von Joh. Peters, abgeb. Andree, Braunschw. Volkskunde
S. 133), mit stattlicher Vorderseite. Der Kniestock mit zwei Reihen niedriger
Fächer, von denen die untere mit Bohlen versetzt, die obere nur mit Kopfbändem
versehen, aber sonst oflen ist. Auf die Bohlen sind Bäume, Kreise u. ä. auf-
gemalt. Der Unterstock ist massiv erneuert, rechts und links sind neue Wirth-
schaftsräume angebaut. Beide Längsseiten sind hoch, auf der rechten ist die
gleichfalls erneuerte Wohnung vorgerückt und unter dem Dach mit Knaggen
(Viertelstab, langer Kamies, drei gegeneinander abgesetzte, an den Rändern
gekerbte Platten, gebrochene Schmiege) versehen. Links schmales, rechts einst
breites Flet mit gleichen Knaggen.
Nr. 50 (1726, von Joh. Peters). An der Vorderseite Kniestock, wie bei
Nr. 83, nur fehlt die Bemalung. Füllhölzer und Balkenköpfe sind gerundet. Beide
Längsseiten sind niedrig, die Wohnung steht auf der linken Seite vor, so dass
das Dach von hier nach den Wirthschaftsräumen zu schräg läuft und der obere
Schwellbalken der Wohnung, auf dem es ruht, weit vorspringt und von einer
Knagge (flache Kehle, zweimal von geriefeltem Rundstab zwischen zwei gekerbten
Platten unterbrochen) gestützt wird. Der Pferdestall verläuft schräg auf der schönen
Däle, das breite Flet auf beiden Seiten ist von Knaggen der obigen Art ver-
sehen, die Balken der Thüren sind hübsch geschweift.
Bau- tu Kunstdenkiii. d. Herzet. Braunschweig. II. '\J\
258 Atntsgerichtsbezirk Vechelde.
Nr. 2 1 (1723, von Henning Kurs), mit stattlicher Vorderseite. Kniestock
mit zwei Reihen Bohlenfächer. Balkenköpfe, Füllhölzer und Leiste mit abgesetzter
Rundung. Pferdestall schrSg auf der Däle. Kammerfach abgebaut. Inschrift siehe
unten. — Nr. 13 (1721, von Joh. Peters) mit ähnlicher Vorderseite, jedoch
nur einem Bohlenfach am Kniestock. Beide Längsseiten hoch, auf der linken
steht die Wohnung mit drei breiten Fächern vor. Die Füllhölzer und etwas vor-
stehenden Balkenköpfe unter dem Oberstock mit Wulst und doppelt dagegen
abgesetzter Kehle, Schwellbalken geschrägt. Unter dem Dach Knaggen (Viertel-
stab, langer Karnies, Rundstab, gebrochene Schmiege). Links breites, rechts sehr
schmales Flet mit ähnlichen Knaggen, bei denen jedoch drei gegeneinander ab-
gesetzte, an den Rändern gekerbte Platten die Stelle des Rundstabs vertreten. —
Nr. 71 mit schräger Vorschur und zwei niedrigen Längsseiten, nur gehen links
die letzten zwei Fächer höher hinauf, auch ist die Hinterseite, die — angeblich
eines alten, nicht mehr bestehenden Baumes wegen — zweimal im Winkel ge-
brochen ist, mit niedrigem Oberstock versehen. Das Dälenthor und die Thüren
bewegen sich noch in den alten hölzernen Angeln und Zapfen. Beiderseits breites
Flet mit Knaggen, wie bei Nr. 85, jedoch ohne Kerbung. — Nr. 90. Köthe
in der Art eines sächsischen Einhauses, doch nur mit kleinem Eingang in der
Vorderseite. Kleiner Oberstock. Vorn ein vorgebauter Stall mit schrägem Dach.
— Nr. 79 ähnlich. — Nr. 86 (1677, Gastwirthschaft). Das zweistöckige, im Ober-
geschoss mit Fussbändern und mit Walmdach versehene Wohnhaus ist quer zu
dem Wirthschaftshause gestellt. — Vgl. auch Braun seh weigs Baudenkmäler,
herausgeg. vom Verein von Freunden der Photographie HL Serie Nr. 144. 145.
Wegen Einzelheiten sind noch zu verzeichnen: Nr. 43 hat links breites,
rechts schmales Flet mit Knaggen, die als Hauptglied einen Karnies, dann nach
oben zahnschnittähnliche Platte und Viertelstab, nach unten drei gegeneinander
abgesetzte, an den Rändern gekerbte Platten und gebrochene Schmiege zeigen.
— Nr. 143 (1738, von Hans Recken) mit Vorschur und beiderseits ganz
schmalem Flet. — Nr. 84 (an der Thür des vorgebauten Stalls 16^4), mit
schräger Vorschur; der ihr Dach stützende Balken mit Konsolen von
beistehender Form. Beiderseits breites, an der rechten Seite etwas
schmaleres Flet, mit Knaggen, wie bei der Wohnung von Nr. 13. In
alter Weise sind die Stubenthüren mit bunten Blumen auf blauem Grunde be-
malt. — Nr. 70 (1751), mit Vorschur. Die abstehenden Knaggen unter dem
vorspringenden Dach von doppelt geschwungener Form. Die zum Hause gehörige
Scheune mit schräger Vorschur; der ihr Dach tragende Balken mit abstehender
grosser Knagge, die Karnies, zweimal flachen Wulst, Rundstab und Schmiege
zeigt. — Nr. 60 hat zum Steinsockel mehrere skulpirte Quadern von einem Bau
aus dem Anfang des XVII. Jahrh. verwendet.
Inschriften der Zimmermeister. Nr. 85(1711?) Gebaut Meister Henrich
Rere (?). < — Nr. 13. G(e)b(aut) Johann Peitters Anno 17 21 (erhabene Buch-
staben), Nr. 83 (1724) J(ohann) P(eiters) aus \V(endebutg) Zfimmernieisier)^
Bortfeld (alte Häuser, Hausinschriften) — Broitzem (Allgemeines). 2 5Q
Nr. 50 (1726) Z(immer) M(eister) J(ohann) P(eiters), — Nr. 21 (1723) Ge-
bauwet Meister Henning Kurs, — Nr. 79 (1737) Gebaut Meister H. O. — Nr.
M3 {}12fi) M(eister) Hans Recken, — S. auch „Spielhaus" S. 256.
Sonstige Hausinschriften. Haus ohne Nummer M-TB 165S TE-W-
MR- SB ■ H-NSR (am inneren Thorbalken der Vorschur; die vertieften Buch-
staben roth gefärbt). — Nr. 86 (1677) Mediocria prosunt. — Nr. 13 (1721)
Der Herr behüte mein Ausgang und Eingang (nach Ps. 121, 8). Wer Gott ver-
traut usw. (Dieser Vers auch Nr. 143 von 1738). Dann Ohne Gottes Segen ist
alle Arbeit umsonst (aufgemalt am äusseren Vorschurbalken von 1769). — Nr.
21 (1723) Ach, lieben Christen, seid getrost.
Wie thut ihr so verzagen.
Weil uns der Herr heimsuchen thut,
Lasst uns [noch (oder ihn^ nicht?] entsagen.
Die Strafe wir wohl verdienet han.
Solches bekennt ein jedermann.
Niemand darf sich ausschliessen. —
Nr. 83 (1724) Alles, was mein Thun und Anfang ist usw. (erhaben am Schwell-
balken der Vorderseite). — Nr. 79 (1737)
Mancher baut aus Lust und Fracht,
Mich aber hat die Noth dazu gebracht (erhaben).
Nr, 43 Ps. 121, 7. 8 (stark verschrieben). — S. auch „Spielhaus*' oben.
Ausstattung der Häuser. In den Häusern sind noch vielfach bunt bemalte,
mit aufgeleimten Holz Verzierungen versehene Bauerntruhen, meist aus dem 2.
Viertel des XIX. Jahrh., grosse Nassauer u. ä. Steinkrüge, wie sie bei den
Begräbnissfeierlichkeiten gebraucht wurden, alte Bauerntrachten usw. erhalten.
— Eine schöne Sammlung solcher Gegenstände, aber auch vorgeschicht-
licher Alterthümer beim Lehrer Lenz.
Broitzem.
Namens formen. Brotseim (11 78), Brotheseim (1187), Brothsem, Brotsem,
-zem, 'Cem (1234. 1291. 1302. 1289), Brosziem (1256), Broyzem, -tszem (1319.
1374), Brutzem (13 18. 1344), Brotzem (1542), Broesem (um 1274), Brotcedhe,
'Zede (1300. 13 15), nach Andree zu einem „noch nicht nachgewiesenen Per-
sonennamen" Broth gehörig; doch kommt ein Brozo vor.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Stöckheim, jetzt Filial zu Tim-
merlah; ein Lambertus de Brutzem clericus wird um 1250 genannt. Das Patronat
besassen (z. B. 1302. 1350) die Johanniter in Braunschweig, 1664 wurde der
Pastor vom dortigen Stadtmagistrat ernannt. Die Kirche in Stiddien galt 1302
als Tochter von B. — 1248 wird die comecia seitens der Grafen v. Wernigerode
an die dortigen Freien verpfändet (Scheid t, Adel 109), der Grafenschatz zu B.
1374 erwähnt (Sud. V S. 8, 14). — Um 11 70 und später besass das Cyriakus-
stift 5^/8, seit 1343 das Kreuzkloster 6 Hufen. Ein Gut des Aegidienklosters
17*
^ÖO Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
wird schon 1178 genannt; dazu kamen 1237 1/2, 1242 (von den v. Meinersen)
I Hufe, doch wurden 1291 3 Hufen an Herzog Wilhelm abgetreten. 1359 wird
der Besitz auf 4 Hufen angegeben, der Klosterhof noch 1473 erwähnt. Das
Blasiusstift erwarb 1256 3, 1297 1^/2, 1405 (von den v. Essen) 4 Hufen nebst
einem Hof und besass 1468 2 Hufen und einen Steinbruch. 1271 schenkten
die v. Bortfeld einen Hof mit 3 Hufen ans Kloster Riddagshausen (s. S. 131).
6 Hufen, die um 1276 meinersensches Lehen der Stapel waren, kamen 1303,
6 andere aus strombeckschen Besitz 1354 an die Johanniter, deren Gut 1460
an das Aegidienkloster und den Matthäuskaland eine Rente zahlte. Als herzogl.
Lehen sind 1318 4 Hufen im Besitz der v. Campe, 1344 vielleicht dieselben
4 Hufen nebst 3 Höfen in dem der Bregen und Muntmester, 1507 51/^ Hufen
in dem der v. Bortfeld. Ein herzogliches Lehnsgut, aus 3 ^a Hufen und 2 Höfen
bestehend, gehört 13 18 und um 1360 den Davidis, 1374 Detmar Muntmester,
dann Ludeke v. d. Hagen, 1492 usw. den v. Salder, die 1550 mit ihrem Vor-
werk und Kothhof die Symans belehnt hatten, 1681 als nunmehr bortfeldsches
Lehen den Ehlers, dann den Steinmanns. 1483 waren 3 Hufen veltheimsches
Lehen der Breier, 1534 kam ein Ackerhof mit 5 Hufen an die Vahlbergs. —
Der halbe Zehnte gehörte 12S9 den Pawels, die ihn auch 1478 — 1783 als
gadenstedtsches Lehen besassen, vermuthlich die andere Hälfte 1310U. 1316 den
v. Achem, 1403 den v. Strombeck, kam aber zu je einem Viertel 14 13 an das
Kreuzkloster und das Kloster Steterburg. Diese Vertheilung des Zehnten blieb bis
zu dessen Ablösung bestehen. — Ein Adelsgeschlecht v. Broitzem erscheint im
XHL und XIV. Jahrh.
Dorfanlage haufenförmig und langgestreckt; am Südrande die Kirche. Die
Landwehr der Stadt Braunschweig (s. dort) läuft von Rüningen aus den Aue-
Okerkanal entlang und geht, wie dieser, nördlich am Dorf vorbei. Hier auch,
wo die Landwehr die Heerstrasse schneidet, die Rothenburg (s. dort), jetzt
Wirthshaus. Flurkarte von J. C. Schmidt 1751. — Damals 9 Ackerleute, 2 Halb-
spänner, je 7 Gross- und Kleinköther. Einwohnerzahl 1790/3: 399, 1895: 1082.
Kirche. Das einheitliche Langhaus ist erneuert, zeigt aber noch das alte
Dachgesims (Kehle zwischen Schmiegen) und, nach der Inventarisation von 1880,
vermauerte spitzbogige Fenster. — Der spätgothische Thurm von rechteckigem
Grundriss (aussen 7 m br. und 4.70 m tief) zeigt in etwa ^/s Höhe ein Gurt-
gesims, das nur an der Ostseite fehlt und mit dem Gesims des Langhauses
übereinstimmt, während das Dachgesims des Thurms aus Platte und Kehle be-
steht. An der Westseite zwei spitzbogige Schal löfFnungen in gemeinsamer Innen-
nische; das eigenthümliche Mass werk erinnert an die Fischblase. Unter dem
Gurtgesims ein kleineres Fenster mit spitzem und zugleich geschweiftem Klee-
blattbogen. An der Nordseite eine Schallöffnung mit geschweiftem Spitzbogen,
dessen Kante gekehlt ist; ein ähnlicher Schlitz unter dem Gesims. Im O
wieder ein ähnliches Fenster, daneben aber ein spitzbogiges mit geschlossenem
Masswerk in Fischblasenmuster, im S ein einfaches Spitzbogenfenster mit dem ge-
BroilMm (Allgeiuuines, Kirche iiebsl Aussniluug)^Denstorf (Allgemeines). jöl
wohnlichen Naswerk und ein Schulz mit ein sp ringendem Spitzbogen. Vgl. Abb. lo6.
Ausserdem im N und S noch gerade geschlossene Schlitze. Sehr hohes und spitzes
Zeltdach. Der Zugang an der Westseite
ist 1797 hergestellt worden. Von den
beistehenden Steinmetz zeichen befinden '
sich Nr. I an der Nordwestseite des Chors, Nr. a — 6 an den Schlitzen, dem
Gurtgesims und den Eckquadern des Thurms, einige mehrmals.
Vgl. Voges, Ztschr. d. Harzgesch ich ts Vereins 1877, 76 f.
Abendmahlsgeräthe und Glocken sind neu.
Hausinschrift Nr. 48 (1800)
Die mir ni{hts gönnen und auch nickls geben.
Die müssen dock sehen, tiass ieh lebe.
Denstorf.
Namensformen. Tenes- (1051. 1057), Dennes- {i022. 1193. 1251), Dhens-
(1304. 1308), Dens- (1269 und sonst) -dorp, usw., d. h. Dorf eines Teno, Deno.
Geschichtliches. Pfarrdorf mit dem Sitz eines Archidiakonala, das in der
Hand des Hildesheimer Dompropstes zu liegen pfl<^te, jetzt zur Inspektion Tim-
merlah gehörig, mit den Filialen Gr.- u. Kl.-Gleidingen und Lamme. Das Patronat
stand dem Archidiakon zu und ist jetzt herzoglich. — Auf der Wiese bei D. war
die Gerichtsstatte einer Grafschaft, die die Brunonen, bzw. ihre Nachfolger, die
Weifen, erst vom Reiche, seit 1051 vom Stift Hildesheim zu Lehen trugen, mit der
sie ihrerseits aber im XII. Jahrh, und bis gegen Ende des XIII. Jahrh. die Grafen
vori Wernigerode beafterlehnt hatten. Näheres s, Einleitung. 1 496 wird die Vogtei
als Kloster Bergisches Lehen der v. d. Heyde, dann der v. Rautenberg bezeichnet.
— Das Michaeliskloster in Hildesheim, das schon 1022 in D. begütert war, be-
sass 1193 5 Hufen, das Kreuzkloster in Braunschweig trat 1269 3 ans dortige
Marienhospital ab, das Stift Steterburg kaufte 1316 {und 1318 je?) i Hof und
2 Hufen, 1443 6 Höfe und 3 Hufen, die 1318 herzogliches Lehen der Kegel,
später kegelsches Afterlehen der Salgen gewesen waren, das Thomasstift erwarb
1415 2 Hufen. Ausserdem besassen 2 Hufen 1318 die v. Lucklum, 1374 {als
2Ö2 Amtsgerichisbczirk Veclieldc.
herzog! . Lehen) Heinrich Schule, 1401 die v. d. Heyde. — Den Zehnten besass
noch im XVIII. Jahrh. der Archidiakon.
Dorfanlage haufenförmig, im O die Kirche. Flurkarte von G. C. Geitel 177 1- —
Damals 4 Ackerleute, 3 Halbspänner, 23 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
371, 1895: 489.
Die Kirche, nach dem Corpus Bonorum 1766 ausgebaut, 1786 neu vermalt,
besteht aus gerade schliessendem Chor, Langhaus und Thurm. Der Chor, der i m
beiderseits gegen das Schiff abgesetzt ist, zeigt im N und S nach dem Langhaus
zu in beträchtlicher Höhe über dem Boden je ein romanisches Fenster. Der Giebel
ist in späterer Zeit (1835?, s. unten) etwa 1^/2 m erhöht und zugleich steiler
gemacht worden. Im Dachboden trennt jetzt eine Fachwerkwand Schiff und Chor.
Ueber dem südl. Chorfenster in Stein zwei Wappen: i. der v. Wallmoden (bezeich-
net), 2. mit steigendem Löwen und am Helm mit wachsendem Löwen (Inschrift ver-
schmiert). Die jetzigen grossen Fenster und wohl auch die Eingänge in den Thurm
und den Chor, bzw. die Sakristei gehören einer Erneuerung der Kirche im J. 1835
an. Das Dachgesims besteht beim Schiff und Thurm aus Platte und Kehle. Der
First des Schiffes ragt über das Dachgesims des Thurmes hinaus, ist also sicher
nach dessen Erbauung erhöht worden; gleichwohl deutet die hohe Stelle der
romanischen Chorfenster darauf hin, dass die Mauern des Schiffs von Anfang an
ziemlich hoch gewesen sein müssen. Ein grosser Rundbogen verbindet Schiff und
Thurm. Der mit Zeltdach gedeckte Thurm (aussen von 9.06 m Br. und 6.08 m
Tiefe) hat in der Glockenstube nach W zwei, nach N und S je eine Doppel-
schallöffnung mit spitzen Theilungsbogen, abgekantetem Theilungspfeiler und ge-
meinsamer Stichbogennische. Im O ist der ursprüngliche Zustand bei der Er-
höhung des Kirchendachs verändert worden; jetzt befindet sich hier in der Hohe
der Glockenslube der Zugang zum Dachboden und beiderseits eine einfache
Schallöffnung. In der Südmauer des Thurms sind zwei grosse Steinkugeln ein-
gemauert.
Kanzel über dem Altar aus Holz, von 1789, die Altarwand mit korinthischen
Pilastem, die einen zugleich geschweiften und gebrochenen Giebel tragen; zwei
Thüren führen in den Raum dahinter.
An der Emporenbrüstung die gemalten und bezeichneten Wappen des
H(einrich) von Wallmoden und der A(nna) L(ude) von Gadenstedt Anno 1J12,
Orgel mit hübschen, z. Th. barocken, z. Th. Rokoko-Ornamenten als Eck-
und Hängeverzierung.
Christus figur vom Triumphkreuz, von 1.20 m H., aus Holz mit Farb-
spuren; die Arme fehlen. Wohl aus dem XVI. Jahrh.
Glocken, i. von 1.07 m H. und 1.20 m Dm. Am Kranz Palmetten- und
Rankenstreifen, am Bauch die Inschrift Regnante Carolo Brunsv, et Luneb, duce
sub moderamine Hermanni Adolphi Boden commiss(arii) prov(incialis), ut et Joh.
Henr, Warnecken super int. EichensiSy curantibus sacristis Jacob Meyer hoff ^ Zach.
Warnecken, Es. Raschen et p(ro) t (empöre) prcef, (=prae/ecto) Rust, Jürgen Raut-
Denstorf (Kirche nebsl Ausswilung, Jltert Hiuser). 263
mann el iur(ato) t'riedrkhs (die letzten drei Worte sind nachträglicli eingehauen),
sumptibus eid. Dsnstorff. et parochtanorum restaurata el refusa opere et arte Joh.
Conr. Greten Braunsv. a. s. M DCC LXKVI. Die ganze Glocke ist quer von
Rippen durchzogen, die zugleich die Trennungslinien der Inschrift bilden.
2. von 80 cm H. und 85 cm Dm. Am Kranz hübsches Rankenornament mit
KiDderköpfen. Am Bauch die Inschrift A. C. M DCC XLVIII regiianie Carolo
d. Brum. et Luneb. p. el p.p.p.f.a.q.d.s., curaiitibus Boddone Henrico Morgen-
stern i. V. /., s(erenissimi) d(ucis) Br. et Luneb. commiss. prav. el praef. Etchens.,
Joh. Cenrado Angersttin ministerfii) Eichens. semore (d. h. Superintendent) et
paü(ore) loc(iJ, collect(is) parockian(orum) sumptibus fusa a( restiluta oper ■ et arte
Joh, Petri Grete Bninsvic.
3. Schlu^locke neu,
Kelch aus vcrgoldetetem Silber, 23 cm li., scchsthi^ilig. Am senkrechjen Theil
des Fusses wechseln längliche Vierpässe und zwei senkrechte Striche in vertieftem
Muster. Aufgesetzt das Relief des Gekreuzigten mit Kreuz und Taube. Ein
herumlaufendes Band zeigt gravirt die Inschrift Suni ecelestae Denstorffensis, der
Grund 16 — ij. Am Fuss auch Sumitur e calice hoc benediclo sanguis Jesu; quod
bibis ort, fide siitne, beatus eris. Am Uebergang vom Fuss zum Stander sind ge-
senkte Biälter aufgelegt Auf den niedrigen Zapfen des Knaufs lEHS VS, zwischen
den Zapfen die üblichen Buckel. Die Schale hat leicht gerundetes Profil. _-_
Braunschw. Beschau (Löwe) und das nebenstehende Meisterzeichen. \iP.
Desgl. aus Zinn, 19 cm h., barock profilJrt, mit sehr breiter Schale. Stempel
mit dem Braunschw. Löwen und mit der Meisterbezeichnung: Herz mit drei
Blumen zwischen H — G in Kreisrund. ^„„^^
Descl. aus Zinn, i8 cm h., sehr einfach prolilirt. Dasselbe Zeichen , fiSME n
wie beim vorhergehenden, nur in ovaler Einfassung, nebenstehend. \2x
Ovale theil vergoldete Oblatenschachtel, von ii cm Br. Auf dem Deckel
der Gekreuzigte, im Hintergrund Häuser gravirt. Braunschw. Beschau, Wardein-
zeichen D und Meisterstempel ^ in Kleeblatteinfassung.
Zwei Zinnleuchter, 59 cm h., mit quadratischem Fuss und von
später Form, Nebenstehend der Stempel: schwebender Engel mit Palm-
zweig und Krone, sowie der Jahreszahl Ij8i, auf der Einfassung
Fein englisch Block j Zinn, I ■ G ■ Benecke.
Taufbecken aus Zinn, von z\ cm Dm,, mit demselben Stempel, wie der
grosse Kelch.
Alte Häuser, sowohl des sächsischen, wie des thüringischen Typus. Er-
wahnenswerth Nr. 18, Einhaus, stark umgebaut; die Wirthschaftsräume der 1.
Längsseite traten etwa 2 Fuss zurück; am Wohnungstheil hier der alte Schwell-
balken mit der Inschrift Wer Gott vertraut usw. Wolf Heinrieh Fresset,
Zimm(ermeister) in Gadensted (Kr. Peine). — Nr. 7 sehr schmales Einbaus, noch
mit Strohdach und Pferdeköpfen, wohl i. Hälfte des XVII. Jahrh, R. Längs-
seite geht tief herab, die I. ist hoch und mit Knaggen unter den Balkenköpfen
264 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
(nur eine noch erhalttin) versehen; sie bestehen aus Schmiege, Karniesprofil,
Wulst und Schmiege und zeigen an der oberen Schmiege sichelförmige Ver-
tiefungen, am Karnies in der Mitte einen senkrechten Streifen dicker Perlen,
auf den seitlichen Streifen kleine kreisrunde Vertiefungen, am Wulst wieder Perlen,
an dem oberen und unteren Rand Einkerbungen. — Nr. 11, in allen Theilen
mit Strohdach, besteht aus einer Scheune, die mit dem Giebel der Strasse zu-
gewendet bt, und dem sich hinten quer davorlegenden Wohnhaus, an dessen
hinterer Längsseite das Dach lief herabhangt. Das Innere war beim Besuch ver-
schlossen. — Nr. 35 schlichtes Haus des Erkeröder Typus (s. S. 29). — Nr. 33
erscheint jetzt als Einhaus mit Dülenthor auf der Längsseite, verdankt aber diese
■ Eigen thüml ich keit einem spateren Umbau.
[07. Duttenitedi, Mincithcil und linker FlDgel des Alurachieias,
Duttenstedt.
Namensformen. Duttenstedi (973), Dotiert- und Dutlensfede u. ä, (1279.
1329), d. h. Stätte eines Dotto, Duoto.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Schmedenstedt, jetzt in der In-
spektion Wendeburg (-Timmerlah) und Mutter von Essinghausen, längere Zeit
aber auch Filial von Steterdorf (Kr. Peine). Das Patronat stand dem jeweiligen
Besitzer des Rittergutes zu und wird jetzt von der preussischen Regierung aus-
geübt. — Das Riltei^ut soll seit dem XII. Jahrh. den v. Oberg gehört haben,
andererseits wird behauptet, dass die 1279 — 1372 erwähnten v. Duttenstedt auf
dem Edelhofe gesessen haben. Nach der Angabe der Dorfbeschreibung von 1777
waren Duttenstedt und Essinghausen hildesheimsches Lehen der v. Oberg, Das
Gut wurde aber schon vor dem Aussterben der v. Oberg (1861), nämlich 1846
DcDStorf (Alle Hiuser)— Dununslcdt (Allgemeines, Kirche nebsl Aujsutlung). 265
von der Krone Hannover erworben, 1856 zu den für das Krongut ausgeschie-
denen Domänen gelegt und 1896 durch die preussische R^ierung aufgetheilt. —
973 bestätigte Otto II. der Magdeburger Kirche ihre Güler in D., 1346 be-
sassen die de domo und Kilenberg 6 Hufen und ein Viertel des Zehnten, 1680
waren der halbe Zehnte und 2 Höfe obergsches Lehea der Detmer, im XVIII.
Jahrh. war der Zehnte stark zersplittert.
Dorfanlage haufenförmig, im der Adelshof und das von einem Wasser-
graben umgebene Schloss, daneben die Kirche. Ein Platz bei dieser hiess „An
der Linde", an der einst das Halseisen befestigt war (Invenlarisation von 1880).
Flurkarte von Schöneyan 1776. — Damals 3 Halbspanner und la Kothsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 242, 1895: 418.
loB, Duttensledt, Alurschrein bei geschlossenen FlOgeln.
Die stattliche Kirche ist ein Neubau von 1897/8. [Der frühere schlichte Bau
mit Dachreiter trug an der nördlichen Thür die Jahreszahl /ö// und enthielt
im westl. Theil das Erbbegräbniss der v. Oberg, sowie darüber eine Empore.]
Altarschrein (Abb. 107. 108) aus Holz, gute Arbeit aus dem Ende des
XVI, Jahrh.*), den Werken des Floris von der Mürtel (vgl. Mithoff, Künstler
und Werkmeister Niedersachsens 98 f.) verwandt und aus 2 Staffeln bestehend.
Die Hauptstaffel, mit Mitteltheil, sowie je 2 beweglichen und festen Flügeln, zeigt
geöffnet in farbigem Hochrelief das Abendmahl, zu den Seiten: Abrahams
Opfer und die Errichtung der ehernen Schlange, geschlossen die Tempera-
bilder der vier Evangelisten, i. Das Abendmahl findet in einem Renaissance-
*) Die Invenlirisation von 1 83o gjebt an, dass die Jibresulil lä^S aufgemalt gewesen sei; solche
ist nicht mehr sichtbar, auch konnte es sich nut um 1598 oder hDchstens 1608 handeln.
266 Amtsgenchtsbeztrk Vechelde.
saal statt, der ionische Pilaster, Balkendecke, Rundbogenfenster (mit Quader-
einfassung und einer gegen den Scheitel des Bogens stossenden Theilungssäule)
und kleinen Wandschrank zeigt. Christus, hinter dem ein grüner Vorhang an-
gebracht ist, segnet den Kelch, Johannes lehnt sich an seine linke Schulter, ein
zweiter bartloser Apostel hinter diesem und ein bärtiger zur Rechten Christi
sehen dem Vorgang aufmerksam zu, die übrigen Apostel ziehen sich an der
hinteren Längs- und den beiden Schmalseiten bis auf die vordere Längsseite hin,
wo rechts ein Jüngling sitzt, dem der Kelch gefüllt wird, links ein vom Rücken
Dargestellter und Judas, der sich mit dem Beutel in der Hand von Christus ab-
wendet. Hier auch vorn ein Hund, der aus einer Schüssel frisst. — 2. Isaak kniet,
vom Rücken gesehen, mit gefalteten Händen, Abraham, der, von vom gesehen,
das kurze Schwert bereits zum tödtlichen Streich schwingt, hält in der Bewegung
ob der Erscheinung eines Engels inne, der indess ruhig in den Wolken sitzend
ihm den schriftlichen Befehl Gottes vorzeigt. Links der kleine Widder, rechts
ein Kessel, aus dem die P'lamme emporschlägt. — 3. Im Zeltlager ist das Kreuz
mit der ehernen Schlange aufgerichtet, an dessen Fusse drei Todte in guter
Verkürzung dargestellt sind. Vorn links der gehörnte Moses in langem Gewände,
die Linke erhebend, rechts vor ihm zwei Kinder, die sich zärtlich umfassen, und
eine knieende Frau mit gefalteten Händen. Am Fries des Zahnschnittgebälkes
über dem Mitteltheil Christi sacrificium per/ectissimum, unter den Darstellungen
Johan. Cap, VI, bzw. Genesis 22, Cap. und Num. 21, Cap, — 4. Die mit Namens-
unterschrift versehenen Evangelisten der Aussenseiten sind mit Buch und dem
betr. Symbol in bewegter Stellung innerhalb je einer Blendarkade dargestellt, die
Beschlagwerk, Facetten und (im Scheitel) einen Kinderkopf zeigen. Für Mittel-
theil und Flügel dient ein gemeinsamer Sockel mit den Inschriften: links S.
Augustinus^ in der Mitte Sacramcntum pietatis in iudicium sibi sumit indignus; bene
enim esse non potest male accipienti, quod bonum, rechts Anno saltUiferi
(diese, sowie die oben erwähnten Inschriften gold auf blau) und ein gemein-
sames Gebälk mit drei Engelsköpfen am Fries (davon zwei mit seitlichem
Beschlagwerk), Zahnschnitt, kleiner Konsolenreihe und muschelverzierter Sima,
sowie, zum Ausgleich der zurückstehenden festen Flügel und des vorstehenden
geschlossenen Mitteltheils, mit Konsolen über den ersteren. — 5. Die in der Breite
des unteren Mitteltheils gehaltene Oberstaffel zeigt Christus auf dem Oelberg,
mit dem kelchtragenden Engel, den drei im Vordergrund schlafenden Jüngern
und dem die Kriegsknechte herbeirufenden Judas im Hintergrund, gleichfalls in
bemaltem Hochrelief, zur Seite je eine jetzt leere, einst aber für je eine Figur
bestimmte Rundbogennische mit Flechtband an Pilastern und Bogen, oben ein
Gebälk mit zwei Engelsköpfen und der Inschrift Matth. 26. Vigilate et orate.
Der obere Abschluss fehlt. Jetzt hergestellt und im Vaterländischen Museum zu
Braunschweig befindlich.
Holzepitaph der Anna v. Rautenberg von I566(?), roh in Tempera bemalt
In Landschaft der Gekreuzigte mit Adam zu den Füssen und Moses, sowie Jo-
Duiteniledt (Ausstauung der Kirche). 267
Hannes d. T. zur Seite; weiter zurück links der Sündenfall, rechts die Auf-
erstehung und ganz hinten zwei Berge, der links mit Moses, der die Schlange
im Zelllager aufrichtet, der rechts mit Maria, auf die sich die Taube senkt. Vorn
vor diesem Hintergrund knieend und betend die Verstorbene. Auf einer Tafel
in Güldschrift der bezeichnete Spruch Job ig (V. 35 — 27) und die Wappen der v.
Rautenberg und v. Bülow. Am Sockel gold auf blau die Minuskel Inschrift Anno
domini 1566 (oder 1560}) den Sonnavet na canlale ist die erbare und! veldogei-
Same Junfer Anna ihi Rutenberge Ziverdess seliger Dochter in Christo entslaffenn.
Der Gott gnedidt und barmherzig sy, Amen. HM (Monogramm des Meisters).
Grabsteine, i. im Thurm, aus dem Ende des XVI, Jahrb., stark verwittert,
einen von Oberg darstellend. Von den vier Wappen in den Ecken ist nur das
der V. Oberg noch zu erkennen. Minuskelinschrift unleserlich, — z. an der
Westseite der Kirche der der
Klara Hedwig v. Gaden-
stedt, geb. v. Oberg (der
Inschrift zufolge in Dutte nstedt
geb. 165725/IX. spater Stifts-
dame in Steterburg, 1697 mit
Bodo Friedrich v, Gadenstedt
vcrmUhlt, gest. 1741 im Alter
von 84 Jahren). Oben die Wap-
pen beider Familien, unten in
barockem Blattwerk Todlen*
gcbein mit Lorbeerkranz auf
dem Schädel.
Von den Särgen des Oberg-
schen Grabgewölbes sind
die Zinnbeschlage erhalten, bc- lot,. Dutiensiedi, Kelch,
sonders ovale Schilder mit An-
gaben über den betr. Verstorbenen, so von Rabanus Heinrich v. Oberg
(geb. 1656 30/VlII, verheiralhet 1710 21/II, gest. 1712 Z7/XI) mit den zu-
gehörigen Wappenschilden der V. Oberg und der v. d. Lippe, Bodo Christoph
Aschen v. Oberg (geb. in Duttenstedt 1710 12/XII, gest. ebd. 1773 5/V),
mit den Wappenschilden der v. Oberg und v. Hammerslein, und Heinrich
Ludwig Wilhelm Ernst Graf v. Oberg (gest. 1820); ferner Crucifixe und
Tafeln mit dem Leichentext.
Kelch aus vergoldetem Silber (Abb. 109), von 26 cm H. , sechstheilig mit
profitirtem Fuss und mit reicher geschmack votier Verzierung meist in Akantlius-
Ranken und -Blattwerk, sowie mit eingeschobenen Rosetten, am Knauf auch den
obergschen Rauten. Die Schale karniesartig. Der Inschrift zufolge gestiftet von
l-r(au) H(edwig) L(uise), W(ittwe} von Oberg, g(eb.) von Hammerstein Ad iji8.
Braunschw. Beschau (Lowe), B und Meisterzeichen LS in ovaler Einfassung. Die
208 Amtsgcrichtsbezirk Vechelde.
Patene trägt einen abweichenden Stempel desselben Meisters in mehrfach ge-
brochener Einfassung.
Aeltere bemerkenswerthe Häuser fehlen; auch das Gutshaus ohne Werth.
Vorgeschichtliches. In der Nähe von D. sind Urnen mit Bronzearmringen
gefunden worden; einer davon mit Gravierungen jetzt im Herzogl. Museum zu
Braunschweig.
[Erdburg s. bei Steinhof.]
Essinghausen.
Namensformen. Esekes-, Esekhusen (131 1. 1458), Eseckshussen (1542), d.h.
Behausung eines Eseco.
Geschichtliches. Filial von Duttenstedt. Das Blasiusstift verkauft 13 11 i
Hufe an die v. Rautenberg, 1 5 1 2 besass die Martinikirche Gut und Rente in E.
Das Dorf und den Zehnten hatten die v. Oberg als hildesheimsches Lehen.
Dorfanlage haufenförmig, aber nicht ganz regellos. Flurkarte von Schöneyan
1776. — Damals 10 Halbspänner, 9 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
169, 1895: 294.
Der „Galgenberg" war Gerichtsstätte der v. Oberg, auf der vor einiger Zeit
der Schandpfahl ausgegraben sein soll.
Kapelle ein Neubau. — Glocke von 1663.
Altes Einhaus. Nr. 8 der gewöhnlichen Art. Tiefe Vorschur, auf der rechten
Seite einst breites Flet, mit einem Balken von 52 cm Stärke, der von Knaggen
gestützt wird. Diese zeigen Viertelstab, langen Kamies, der nach unten abgesetzt
ist, dann vier durch tiefe Einschnitte von einander getrennte, schmiegenartige
Leisten, die an den Kanten abwechselnd gekerbt sind, und Schmiege. Die
gleichen Knaggen auch am Dälenthor. Linke Längsseite niedrig, rechte hoch.
Burg und Landgraben. Eine hohe Schanze, von quadratischer Form, mit
Wall und Graben, am Wall 90 Schritte im Geviert und von der Grabensohle
bis zur Wallkrone 3 ^/g m messend, liegt südöstlich von E. nahe der preussischen
Grenze. Dieser entlang ist ein längeres Stück des alten Landgrabens erhalten
(Inventarisation von 1880).
Fürstenau-
Geschichtliches. Die Stelle des jetzigen Dorfes nahm das alte Haslere
ein, das um 1400 eine selbständige, zum Bann Schmedenstedt gehörige Kapelle
besass — 1401 war rector capelle Johann v. Velteim, gegen 1400 stand das
Patronat Herzog Friedrich zu — , aber 1542 Filial von Siersse war. 13 18 waren
7 Hufen und 7 Worth — d. h. vermuthlich das ganze Dorf — herzogl. Lehen
der Scadewolt, 1344 der v. Uetze (Sud. I S. 169, 20. II S. 42, 4), die das
Dorf 1454 an die Pawels und Kalms verkauften. „Von der Familie Napp er-
Duttensledt— Erdburg — Hssinghausen — Fflrstenau — Gr.-Gleidingen. 269
warb 17 16 die Herzogin Sophie [d. h. Elisabeth Sophie Marie, Gemahlin von
August Wilhelm] den Hasslerhof [das ehemalige Haslere] und Hess dort ein Lust-
schloss anlegen, welches 17 19 den Namen Fürstenau erhielt. Zugleich stiftete sie
eine Kapelle und Schule. Bei ersterer war anfänglich ein eigener Prediger an-
gestellt, später wurde sie der Pfarre in Siersse und sodann der in Wähle bei-
gelegt. Durch Vertrag von 1742 ging das Gut in den Besitz des Herzogs Karl I.
über, doch verblieb der Herzogin die lebenslängliche Nutzniessung" (Knoll-
Bode 228). 1767 kam F. an Herzog Ferdinand. In der ersten Hälfte des
XIX. Jahrh. ist das Schloss abgebrochen worden, vor wenigen Jahren auch die
Kapelle.
Im XVIIl. Jahrh. bestanden hier ausser dem Schloss 4 Anwesen. — Ein-
wohnerzahl 1790/3: 65, 1895: 72.
[Kleine Glocke mit dem Namen der Herzogin Elisabeth Sophie Marie, dem
Pferd und der Jahreszahl 1726, sowie der Meisterbezeichnung S. H. Helmholtz
fudit me (nach der Inventarisation von 1881).]
Altes Haus. Nr. 3, jetzt Gastwirthschaft, ursprünglich Einhaus der gewöhn-
lichen Art von 1735. Schwellinschrift Alle, die hier gehen aus und ein, Lass Vir
Gott befohlen sein.
Gr.-Gleidingen,
Namensformen. Gledinge (um 1195), Gledinghe (um 1250), mit dem Zusatz
Suit-, Suder-, Sutgl. (IX. Jahrh. 1260. 1356, Groten Gledy 1570, und im Gegen-
satz zu dem gleichnamigen Dorfe im Kreise Hildesheim Ost-GL (13 14).
Geschichtliches. Bei Denstorf eingepfarrt und wohl erst spät mit einer
Kapelle versehen. — Begütert war hier in früher Zeit die Abtei Fulda und um
1195 das Cyriakusstift. Um 1250 besassen zwei v. Bortfeld je eine Hufe als
steterburgisches Lehen (ÜB Stadt Braunschweig II 131). Als herzogl. Lehen
waren ausgethan 13 18 6 Hufen an die v. Bortfeld, 1363 3^/2 an die Kirchhofs,
1398 4 nebst einem Meierhof (d. h. wohl dasselbe Gut) an die v. Schallinge,
und noch 1637 war dieses Gut, damals als Bauhof bezeichnet, daneben aber
eine Schäferei, 11 Höfe und 21 Hufen herzogl. Lehen. 1356 hatte Herzog
Magnus für 70 Mk. den v. Strombeck und Gustedt die Abgaben von 26 Hufen
nebst Vogtei, Pflicht und Diensten von denselben verpfändet (Sud. II 541). —
Der halbe Zehnte war 1353 hildesheimsches Lehen der v. Ursleben, dann Eigen-
thum der Andreaskirche, die andere Hälfte gehörte dem Kloster Wienhausen.
Dorfanlage haufenförmig, mit südl. Richtung der Höfe. Flurkarte von G. F.
Pape 1751. — Damals i Ackermann, 3 Halbspänner, 13 Kothsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 154, 1895: 272.
Die Kapelle ist ein schlichter, rechteckiger Bau mit Giebeln und viereckigem
Dachreiter im W. Ueber dem Eingang im W Stein mit der Inschrift Anno 1780,
die sich offenbar auf den ganzen Bau bezieht. Da auch die Ausstattung (s. S. 270)
270 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
z. Th. 1781 beschafft ist, so scheint ein älterer Bau durch Feuer zerstört wor-
den zu sein.
Glocke von 60 cm H. und 62 cm Dm. Zwischen hübschen gothisirenden
Zierleisten die Inschrift Heinrich Borstelmann in BraunscMveig hat mich ge-
gossen Anno 1644.
Kelch aus Silber, von 18 cm H. und sechstheilig. Am senkrechten Glied des
Fusses kreisrunde und längliche Vertiefungen. An den senkrecht gestellten Rauten
der Zapfen zwei sich rechtwinklig durchschneidende Stäbe auf gerautem Grunde
gravirt; am Knauf zwischen den Zapfen iiinde Buckel. Unter dem Fuss II. Juricn
Sinter Fastor, Tile Reinecken ^ Hinrich Dannep olderlute. Braunschw. Beschau
(Löwe) und Meisterzeichen HA wie S. 62. — Die zugehörige Patene mit
gleicher, Beschau, aber dem Zeichen AW in reckteckiger Einfassung.
Desgl. aus Zinn, von schwerfälliger Form und mit undeutlichem Stempel
(schwebender Engel).
Altarleuchter aus Zinn, 43 cm h., barock profilirt. Der grosse Stempel zeigt
im Felde einen schwebenden Engel und /7Ö7, auf den vier Bändern der Ein-
fassung Fein \ Block \ Zinn j H, E, F. Bartels. 1781 gestiftet.
Blumenvasen aus Zinn, von 23 cm H., gehenkelt, mit einem hochovalen
Stempel, der einen stehenden Engel mit Palmzweig und Krone, sowie HE ; F
B(artels) zeigt. Im gleichen Jahr gestiftet.
Hübscher Kronleuchter aus geschliffenem Glas.
[Das Corpus Bonorum von 1764 verzeichnet u. a. noch je 2 grosse und kleine
Messingleuchter von 1687, bzw. 1655 und 2 Zinnblumentöpfe von 1674.]
Rothe Damast- und gleichfarbige Samtdecke mit Goldborde, gleichfalls von
1781.
Nr. 15 altes Haus, mit der langen Hauptseite nach S. Unter dem Dach
Knaggen aus langer Kehle bestehend, die in der Mitte von flachem Rundstab
zwischen zwei vorstehenden Platten unterbrochen wird.
Nr. 16 mit Inschrift
Recht reden, denken und recht thun.
Erkennen Christum, Gottes Sohn,
Und wissen, wer derselbe ist.
In dem alle Tugend begriffen ist.
Die höchste Tugend in der Welt
Ist, wer Gottes Wort in Ehren hält
und liebt seinen Nächsten, als sich selbst, nicht falsch, sondern wahrhaftig. Dieses
Haus hat lassen bauen ...
Kl.-Gleidingen.
Namens formen. Gledinge apud Denstorpe (1296. 1304. 1326), Nortgl. {i^^^i.
1560), lütken Gledy (1570), s. auch bei Gr.-Gleidingen.
Geschichtliches. Bei dem nahen Denstorf eingepfarrt; dort auch die Schule.
Gr.-Gleidingen — Kl.-Gleidingen — Glinde. 2 71
— An das ßlasiusstift kamen 1296 2 Hufen nebst Vogtei von den v. Wefer-
lingen, 1304 6; an das Thomasstift 1334 10 Hufen vom Kloster Katlenburg,
1321 besass das Stift Steterburg 2 Hufen. Als herzogl. Lehen hatten seit 1351
die V. Evessen 6, 1475 ^^® ^* Wenden 3, 1560 die v. Veitheim 25 Hufen, als
schaumburgisches Lehen 1304 die v. Bortfeld, dann Johann Felix, seit 1326 die
V. Rautenberg und als Afterlehen die Salgen den halben Zehnten und 5 Hufen.
Mit diesen Gütern (genauer i Hof mit 4 1/2 Hufen) als einem Erbmannslehen
wurden nach dem Aussterben der v. Rautenberg (1652) die v. Haxthausen,
1 7 1 1 aber durch den Landgrafen Karl zu Hessen-Schaumburg die v. Wallmoden
belehnt (Dürre, Regesten d. Geschlechts v. W. Nr. 766). Dieser Schriftsassen-
hof der v. Wallmoden ist im Anfang des XIX. Jahrh. aufgetheilt worden. Den
Zehnten besassen im XVIH. Jahrh. zu '/j die v. Wallmoden, zu je ^'4 die v.
Gramm- Oelber und die Cleves in Braunschweig.
Dorfanlage haufenförmig, im O vormals der wallmodensche Hof. Flurkarte
von G. F. Pape 1751. — Damals ausser dem adeligen Hof 3 Ackerleute, 4
Halbspänner, i Kothsass. Einwohnerzahl 1790/3: 1 10, 1895: 129.
Erhalten nur ein altes Einhaus (Nr. i, von 1746) mit Vorschur, ganz ab-
gewalmtem Giebel an der Vorder-, aber stattlichem Oberstock an der Hinterseite
und mit hoher Wand an beiden Längsseiten. Die Däle wird links hinter dem
rechtwinklig vorspringenden Pferdestall breiter. Das Kammerfach erst in neuester
Zeit abgebaut.
[Glinde.]
[Literatur. Braunschw. Anzeigen 1882 Nr. 214. 219. 231.
Namensformen. Viiia in G. (13 18), da^ dorp to deme glinde (1339. 134 1.
'357- 1382. 1438), Villa G. (1344), von Brückner (Slav. Ansiedlungen in d.
Altmark 32) irrig mit slav. glina = Lehm zusammengebracht. Die richtige Deu-
tung (glind = Zaun, Einfriedigung, vgl. Glentorf Bd. I 247, Flechtorf, Thune
II 32. 205 ) gab C. H. F. Walther bei Andree 52.
Geschichtliches. Die Wüstung liegt zwischen Lamme, Bortfeld, Wedtlen-
stedt, wo sich noch die Flurnamen Glinder Busch, Bruch, Kirchhof und „In den
alten Höfen" erhalten haben; das Dorf hatte nach Hassel-Bege 11 Höfe und
II Hufen, während die Flurkarte von 1772 20 ehemalige Grundstellen angiebt;
die Einwohner zogen nach Bortfeld, wo sie unter dem Namen „Glindbürger"
bis zur Separation 1869/72 bezüglich ihrer Besitzungen auf der Glinder Feld-
mark eine eigene Gemeinde bildeten (Knoll-Bode 2 2y), Nach einer Angabe
aus der Zeit um 1770 soll der Ort ebenso wie Rischau (s. dort) ,,vor mehr als
200 Jahren in Kriegs-Läuften verheeret sein*'. Der Ort scheint bezüglich der
Kirche und Schule sich zu Wedtlenstedt gehalten zu haben, dessen Opfermann
bis zur Separation von den „G lindbürgern" gewisse Vergütungen bekam. — 2
Hufen gehörten 1339 dem Kloster Katlenburg, bzw. der Kirche zu Wedtlen-
stedt, später dem Thomashospital, 2 Höfe und 8 Hufen gaben Rente an das
272 Amtsgerichtsbezirk Vechetde.
Blasiusstift, und 13 18 waren die v. Stöckheim mit 2 Hufen seitens der Herzöge
belehnt. Das ganze Dorf war jedoch 1344 herzogl. Lehen Hermanns v. Wedtlen-
stedt, später zugleich Johanns v. Himstedt und 1357 seitens des Herzogs Magnus
nebst Gericht, Vogtei, Dienst, Beede und Zinsen für 18 Mk. an Dietrich v.
Damm und die Ehlers verpfändet.]
[Haslere s. bei Fürstenau S. 268 f.]
Harvesse.
Namens formen. Herewardessen (1160. 1323), Hertivardissem (1232), Her-
wardissen (13 16), Herewardissen (13 18), Heim eines Herward.
Geschichtliches. Das Kloster Riddagshausen erwarb 1 160 unter Zustimmung
Heinrichs des Löwen von Graf Ludolf v. Peine ein praedium mit Kirche und
Zubehör, 1232 vom Bisthum Hildesheim den Zehnten über den Klosterbesitz,
1242 wohl den ganzen Zehnten. Die dortige curia des Klosters wird 13 16 er-
wähnt, später muss der Hof wieder an Bauern ausgethan worden sein (vgl. S.
130), und zwar werden die Bauern zu H. bereits 13 18 (ÜB Stadt Braunschweig
II 847) erwähnt. Das Kopialbuch I des Klosters berichtet S. 465 aus dem J.
1696, dass H. ein freies Dorf des Klosters mit 4 Ackerleuten und 2 Kothsassen
war, die je 7, bzw. 2 Mfl. zahlten und an bestimmten Tagen Dienste zu leisten
hatten. Die klösterlichen Pachtgrundstücke sind 1841 zu Eigenthum überlassen
worden. Das Kloster hatte dort Untergericht und Jagd und bezog den Korn-,
Fleisch- und Immenzehnten. — Das Dorf ist FiUal von Wendeburg und gehörte
1389 zum „Burgfrieden" Neubrück.
Dorfanlage haufenförmig; der Ort liegt an der Aue. Flurkarte von Warm-
burg 1754. — Damals 4 Halbspänner, 3 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
113, 1895: 120.
Die Kirche ein Neubau. [Die alte Kirche hatte nach dem Corpus Bonorum
die Zahlen i^io an der Südwestecke, 161 4 über der Kirchen thür, und war ein
aus Steinen aufgeführter Bau von 47 X 29 Fuss, mit Dachreiter.]
[Kanzel nach demselben Zeugniss ,, schlecht und recht", mit den vier Evan-
gelisten an den Nebenseiten.]
[Taufstein von Holz, vermalt, mit einem „erhabenen aufgethürmten Deckel";
s. ebd.]
[Glocke nach dem Corpus Bonorum mit der Inschrift Anno 161 j gössen mich
Henrich Klemme^ Moritz Bertram in BrunswikJ]
Kelch aus Silber, von 21 cm H., sechstheilig, mit ziemlich kleiner Schale
von kelchförmigem Profil; auf dem Zapfen des Knaufs IHESVS, statt des
Masswerks rauh gemachte Zwischenfelder. Braunschw. Beschau (Löwe) und
Meisterzeichen LR in ovaler Einfassung.
Aeltere Häuser. Nr. 3 von 1793 und ein Haus von 1799 im Einhaus-
typus. Das letztere zeigt einen hohen Walmgiebel mit Bamsteinen in den Fächern,
Harvesstf — Köchingen (Allgemeines). ^yi
eine gefaste Schwelle, kamiesartige Füllhölzer und Balkenköpfe, die an der Unter-
kante mit Rundstab, an der Vorderseite mit einspringender, abgesetzter Kehle
versehen sind. Die Füllhölzer am Wohntheil haben beistehendes Profil. — Nr.
6, von Köthenform, ist das alte Schulhaus, das sicher noch aus dem XVII.
Jahrh. stammt. Die im rechten Winkel geknickte Däle hat sowohl auf der vorderen
südlichen Längsseite, als auf der östlichen Schmalseite einen Eingang; sie theilt
die Räume in eine grössere Hälfte, die die nördliche (Schulstube und Wirth-
Schaftsräume) und westliche Seite (Stube, Küche und wieder die Schulstube) voll-
ständig einnimmt, und eine kleinere (aus zwei Kammern bestehend) an der
südlichen. Im S, wie einst auch im W hängt das Dach über, die Balkenköpfe
sind gerundet, die frei abstehenden Knaggen zeigen Viertelstab, langen Karnies,
Schmiege und zwischen ihnen als Trennungsglieder Absätze.
[Hausinschriften nach der Inventarisation von 1881
jBöse f?J niemand das Gute dir und mir,
Gott allein die Ehre und niemand mehr (1722). —
Mit Gott gebaut dieses Haus;
Wenn er willy so muss ich daraus.
Und wem ers gönnt, dem wird ers geben.
Gott gebe mir das ewige Leben,
Ora et labora. 1750. M(eister) HR, —
So oft der Mensch geht durch die [Thür],
Soll er bedenken für und für,
Dass unser Heiland Jesus Christ
Die rechte Thür zum Himmel ist (1777).]
Köchingen.
Namensformen. Cogg- (1170. 1226), Goch- Mudi Koch- {\ 2^0, 1303. 1320),
Chog- (1307. 13 16), Coc- (XIV. Jahrh.) -inge und -inghe.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Schmedenstedt, jetzt in der
Inspektion Thiede (- Engeinsted t). Das Patronat war (z. B. 1490. 1542) herzogl.
Lehen der v. Garssenbüttel, stand aber im XVIII. Jahrh. dem Erbkämmerer
zu Wendezelle (v. Gramm) zu und wird jetzt wegen Liedingen abwechselnd von
den V. Gramm und dem Landesherrn ausgeübt. 1542 wurde die Pfarre von
Bodenstedt aus besorgt. — Das Gyriakusstift besass um 11 70 und 1200 3 Hufen,
das Blasiusstift erwarb 1240 1/2 Hufe vom Kloster Dorstadt, 1301 7 Hufen von
den V. Ursleben und 1258 von den v. Meinersen den halben Zehnten, 1298
von den v. Lebenstedt nochmals den halben Zehnten — um 1226 war Zehnt
und I Hufe meinersensches Lehen des Berthold Pil gewesen, 1374 aber ist
der, vermuthlich andere, halbe Zehnte herzogl. Lehen der v. Evessen und 1390
Eigenthum des Thomashospitals, das noch im XVIII. Jahrh. den Zehnten mit
dem Blasiusstift theilte — . Das Stift besass auch um 13 15 2 Allodien von
10 Hufen, die unter einem villicus standen und 1 30 ji? jährlich zinsten, verkaufte
Bau- u. Kiinstdenkui. d. Ylcr^gt. Braunschwcifr. II. Ig
^74 Amtsgericlitsbczirk Vcclielie.
aber 1546 den halben Zehnten und einen Meierhof an Johann Hamstidde. Das
Kloster Wöltingerode kaufte 1303 von den v. Uetze für 100 Mk. 4^, Hufen
und Höfe, die Martinikirche 13 16 für eine Altarstiftung von den v. Garssen-
büttel für 43 Mk. einen Hof mit 5 Hufen (ÜB Stadt Braunschweig II 800. 802,
vgl. auch 824. 896). Als herzogl. Lehen besassen 131 8 die v. Wenden i, 1490
die V. Garssenbüttel gleichfalls i, 1492 (und noch 171 7) die v. Salder 2 Hufen
nebst einem Hof, 1687 die Elers und später Probst v. Wendhausen 1^/2 Hufen,
2 Koth-, sowie je i Hopfen- und Grashof.
Dorfanlage haufenförmig, mit vorwiegend südlicher Richtung der Höfe. Flur-
karte von J. G. Hahn 1752. — Damals 9 Halbspänner und 8 Kothsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 227, 1895: 308.
Die Kirche ist ein rechteckiger Bau mit Dachreiter und Fachwerksanbau im
W. Das Dachgesims besteht aus Platte und Kehle, an deren Stelle aber an den
westl. Ecken eine kleinere und tiefere Kehle zwischen zwei Schmiegen (im S),
bzw. drei, gratig aneinanderstossende Kehlen (im N) angebracht sind; an ^
dem südl. Gesimsstein das nebenstehende Steinmetzzeichen. Der Haupt- J
eingang im W mit Stichbogen. Ueber der ThQr im O ein Stein mit der
Inschrift Atnplif. et renov, a. r. s. M DCC LXXVII sub past, J. F. Harbord. In
der inneren Ostwand Nische mit spätgothischem Eselsrücken und einer Eisen-
thür, die noch mit eisernen Bändern in Form eines Schräggitters beschlagen ist.
In der Mitte der gewölbten Holzdecke hübsche Rokokokartusche in Stuck.
Die barocke Kanzel über dem Altar aus Holz, an den vorderen Ecken der
Brüstung geschrägt, an deren unterem karniesartigen Profil mit Engelskopf in
Relief, am Schalldeckel mit Blatt- und Fruchtwerk versehen. Die Altarwand mit
dem massigen Oelbild des Abendmahls (Christus den Wein segnend) in kleinen
Figuren, und mit korinthischen Pilastern; in dem von ihnen getragenen, zugleich
gebogenen und gebrochenen Giebel das hebr. Zeichen für Jehovah im Strahlen-
kranz. Am seitlichen Hängewerk Blattwerk mit Köpfen. Zwei kleinere Thüren
führen in den Raum hinter der Wand.
[Der Taufstein war nach Angabe im Corpus Bonorum ein „ungeheuer
grosser Stein**.]
Glocke von 70 cm H. und 74 cm Dm. Am Kranze eine Reihe von palmet-
tenartigen Verzierungen, am Bauch die Inschrift Zur Ehre Gottes und zum Dunste
seiner Gemeinde in Köchingen ist diese Glocke verfertiget Anno 16^8, am Schlag-
ring Heiso Meyer gos mich zu Wolffenb,
Kelch aus Silber neu.
Desgl. aus Zinn von 20 cm H., achttheilig, aber mit birnenförmigem Knauf.
Der hochovale Stempel zeigt einen stehenden Engel von vom mit Palme und
Krone, sowie ^^^"r^lV (s- das Taufbecken S. 275).
Desgl. aus Zinn für Kranke. Die zugehörige Paten e hat den
nebenstehenden, gleichfalls hochovalen Stempel mit ähnlichem Engel,
R
17 40'
aber ^ ^
Kochingen (AussWUUng der Kirche)— Kl. -Kflc hingen.
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 31 cm H., gothisirend.
Taufbecken aus Zinn, in Form eines gestelzten, gerade abge-
schnittenen Halbkreises, mit Braunschw. Zeichen (Löwe) und neben-
stehendem ^fe ist erste mpel, der einen Blumentopf und A F • S(igmuiid)
K(raegelius) 1743 zeigt.
Desgl. aus Zinn, von runder, aber am Rand
geschweifter Form und 2 2 cm Dm. , mit den
nebenstehenden Stempeln: i. Engel blilt vor sich
eine Tafel mit E. Blockslim, darüber, bzw. da-
runter A F Sigmund / Krägelius und 1743. — 2.
Rose mit Krone darüber, herumgelegt zwei gekreuzte Blätterzweige.
Taufkanne aus Zinn, von 18 cm H,, mit schnabelförmigem Ausguss, ge-
schweifter Gestaltung des Randes und einem Henkel, der aus drei aneinander-
gesetzten Voluten besteht.
Messingkrone, in der unteren Reihe mit sechs, in der oberen mit drei
Leuchtern und zwischen den letzteren mit Ranken und Blumen. Der Inschrift
nach von C. F. Tappe p(astor) v(iid) J ■ E. Oldekopptn 1762 gestiftet.
Aeltere Hiluser und Hausinschriften. Nr. 7 strohgedeckte, aber umge-
baute Köthe. — Bei Nr. 1 (1804) und sonst durchlaufendes Profil (Wulst und
Kehle mit Zwischen leisten), jenes gebaut von M(eister) CA. Breymaiin und mit
der Inschrift:
Bis hieher hat mich Gott gebracht
Durch seine grosse Güte,
Bis hieher hat er Tag und Nacht
Bewahrt Herz und Gemilthe.
Bis hieher hat er mich geleit'i
Bis hieher hat er mich er/reut
Bis hieher mir geholfen.
Hilf fernerweit, mein treuster Hort,
Hilf mir zu allen Stunden
Hilf mir an allem wid jedem Ort,
Hilf mir durch Jesu Wunden.
Und so sag ich bis in den Tod:
Durch Jesum hilf Du mir, mein Gott.
[Kl.-Köchingen.]
\I'areum Cochlnge wird 1307 urkundlich erwähnt und hat sich noch in dem
nördlich von Küchingen nachweisbaren Flurnamen ,, Kleines DorP' erhalten.
1307 erwarb das Marienhospital einen doriigen Hof mit 3 Hufen, der frflher
herzogl. Lehen der Stapel gewesen war (ÜB Stadt Braunschweig II 595].
18*
576 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
[Koppelse.]
[Angebliche Wüstung unweit des Voigtbruchs bei Wendeburg; s. Knoll-
Bode 234 und bei Zweidorf.]
Lamme.
Namensformen. Laminari (IX. Jahrh.), Lamme seit etwa 1226.
Geschichtliches. Filial von Denstorf. — Das Kloster Fulda besass hier in
alter Zeit Güter. Das Blasiusstift erwarb 1271 i Hufe und bezog um 13 15 von
101/2 Hufen 75V1 ß Zins. 1315 kamen 4 Hufen und 2 Höfe, 1322 3, 1340
2 Hufen ans Kreuzkloster. Die Templer traten 1305 einen Hof mit 3 Hufen
an die v. Ursleben und v. Achim in Braunschweig ab, und gleichfalls 3 Hufen
besassen 13 13 die Blidelevendes. Seitens des Herzogs waren 13 18 die v. Has-
leve mit 4 Hufen belehnt. Den Zehnten besassen je zur Hälfte 1303 die Langes,
1323 und später die v. Alvelde, 1507 als herzogl. I^hen die v. Bortfeldt. Im
XVIII. Jahrh. erscheint wiederum der halbe Zehnte als gadenstedtsches Lehen
der v. Strombeck, die andere Hälfte nochmals getheilt im Besitz der Familien
Cleve und Gersten.
Dorfanlage haufenförmig, am westl. Rande die Kirche. Flurkarte v. J. J.
C. Schmidt 1764. — Damals 2 Ackerleute, 3 Halbspänner, 19 Kothsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 232, 1895: 408.
Die Kirche scheint vollständig neu zu sein und aus dem i. Drittel des XIX.
Jahrh. zu stammen. Das Schiff ist bis zum Thurm vorgezogen, hat hier nach N
imd S einen besonderen, etwas vorspringenden Giebel mit halbrundem Stich-
bogenfenster, schliesst hinten gerade und wird durch je drei Fenster an den
Längsseiten erhellt. Der Thurm öffnet sich im Glockenhaus mit je drei Schall-
löchern, die durch dorische Holzsäulen getrennt sind; auch das hölzerne Dach-
gesims des Thurms ahmt dorischen Stil nach. Das Ganze ist von guter Wirkung,
so wenig auch ein antikisirendes Gotteshaus zu der ländlichen Umgebung passt.
Ueber dem Altar massiges Oelbild, einst wohl die unterste Staffel eines ba-
rocken Aufsatzes aus der Zeit um 1700, mit der Darstellung des Abendmahles
(„Einer ist unter Euch**).
Glocke neu.
tm tPft Kelche, i. aus Silber, neu. — 2. aus Zinn, von 17 cm H.,
^gj^ fSSr 1 7 1 4 gestiftet, mit Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterstempel :
Baum zwischen ^° ^"^ ' , beide nebenstehend. — 3. aus Zinn, von 18 cm
H., von 1706, barock und mit gewaltiger Schale, aber ohne Zeichen.
Altarleuchter aus Rothguss, von 42 cm H., barock profilirt, 1671 gestiftet.
[Messingtaufbecken mit der Verkündigung und der bekannten gothischen
Umschrift; s. Bd. I 225 (Inventarisation von 1880).]
Wie in Bortfeld (s. S. 256 f.), bestand auch in L. ein Spielhaus.
[Ein altes Haus mit geschnitzten Fussbändern, profilirten Füllungen zwischen
den Balkenköpfen und der Inschrift
Koppelse — Lamme — Liedingen (Allgemeines, Kirche). 2 77
Ob du den Leuten gleich nicht gefällst^
Wenn du nur Gottes Gunst behältst.
In Gottes Namen fang alles an.
So wirds glücklich und wohl ergahn,
gleichfalls in der Inventarisation von 1880 erwähnt.]
Liedingen.
Namens formen. Lithingi (X. Jahrh.), Lidinge (1146. 1300) u. ä.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Schmedenstedt, doch verzog der
Pastor Gerhard Kamman, der 1650 sein Pfarramt angetreten hatte und 1671
starb, nach Köchingen, und von da ab sind die beiden Pfarren vereinigt ge-
blieben; das Patronat stand dem Dompropst von Hildesheim zu; s. jedoch bei
Köchingen. — Begütert waren hier in alter Zeit die Klöster Corvey (6 Hufen)
und Fulda. 1146 erwarb das Godehardikloster in Hildesheim 7, 1260 das Bla-
siusstift von den v. Dalem 3 1/2 Hufen. Als herzogl. Lehen besassen seit 1282
die Scadewald 2 Hufen (vordem AUodialbesitz), 1492 die v. Salder 2 Höfe mit
3 1/2 Hufen, 1536, bzw. 1538 die v. Steinberg und die v. Schwiecheldt je einen
Hof mit 2 Hufen, doch wird der Besitz der letzteren 1400 als hildesheimisches
Lehen bezeichnet. 1426 war gleichfalls ein Hof mit 2 Hufen gadenstedtsches
Lehen der v. Vechelde, 1476 ein. Hof mit i Hufe obergsches Lehen der v.
Broitzem. Die v. Strombeck wurden seitens der v. Campe 13 17 mit der einen
Hälfte, 1400 seitens des Stiftes Hildesheim mit der anderen Hälfte des Zehnten,
die 1362 den Veltstede gehört hatte (nebst einem Bauhof mit 4 Hufen), belehnt
und besassen diesen noch im XVI IL Jahrh.
Dorfanlage haufenförmig, inmitten des Ortes die Kirche. Flurkarte von J.
G. Hahn 1752. — Damals 8 Halbspänner, 27 Kothsassen. Einwohnerzahl
1790/3: 298, 1895: 362.
Die Kirche besteht aus dem einheitlichen Schiff und einem etwas eingerückten
Thurm von rechteckigem Grundriss. Nach Angabe im Corpus Bonorum von 1 749
ist die Kirche 161 5 durch die Braunschweiger beraubt, 1735 „neu erbaut oder
vielmehr vergrössert*' und — vermuthlich im gleichen Jahr — mit gewölbter
Holzdecke ausgestattet worden. An der Südseite ein Stein mit rohem Relief
in vertieftem Grunde, den Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes und den am
Kreuz knieenden Stifter darstellend. R. und 1. davon waren vielleicht noch an-
dere Figuren angebracht, die später beseitigt wurden. In der Hand des Stifters
ein Spruchband mit Misere {}) mei deus, am Rande die Inschrift Anno dni Mcccclxx,
alles in Minuskeln. Der Thurm besass im Untergeschoss ein Kreuzgewölbe, dessen
Kämpfer (aus Platte und Kehle) in den Ecken noch erhalten sind. In der
Glockenstube nach O und S je eine Schallöffhung, deren runder Kleeblattbogen
auf vorspringendem, aus Platte und Kehle bestehendem Kämpfer ruhen, an den
2yS AmUgerichisbeiirk VeclieUe.
anderen Seiten je eine Doppelschal ifttfnung, detcQ Rundbogen und Trennungs-
pfeiier an den Kanten gefast sind. Sämtliche Oeffnungen innen mit Stichbugen-
nische. Das Dachgesims des Thurms besteht aus Kehle zwischen SdimiegCD, der
Sockel aus SchrSge. Das Dach hat Zeltform.
An der Westseite eingemauert ein kleiner Stein (die oberen Ecken abgeschrägt)
mit der Reliefdarstellung des Gekreuzigten zwischen den Schachern, sowie
Maria und Johannes auf vertieftem Grunde. Wohl um 1500. Im Innern des
Thurms, einst aber an der Kirche, Stein mit der Inschrift J - Ch ■ Beermann,
Pastor Ab 17SS, Ch • H ■ Liiidhauer Aedituus, B ■ Ehlers Altarist, die sich auf
die Erneuerung der Kirche (s. S. 277) bezieht.
Die reich mit Reliefornamenten verzierte
Kanzel aus Holz mit der chronostichischen
Inschrift lesVs sfrlCht, Ja seeLLIg sItiD,
Die gottes Wort hören VnD beWahren {=
1736) und die Altarwand mit zwei gedreh-
ten, korinthischen Säulen, sowie den massigen
Oelbildem: „Christus segnet das Brod beim
Abendmahl" und ,, Christus auf dem Oelberg",
jetzt im Vaterlandischen Museum zu Braun-
schweig.
[lieber der Taufe hing nach Angabe im
Corpus Bonorum ein „Choridon" von Holz.]
[Die frühere Glocke hing nach dersol-
ben Angabe ursprünglich in Wilsrip in West-
friesland, war nach der darüber ausgestellten
Quittung ,,aus Herzog Augusti (!) Faktorei
zu Wulfenbüttel gegen Abgabe einer zer-
brochenen Glocke 1581 (!) erhandeil" und
trug neben zwei Adelswappen die Inschrift
Otho van Galama omk Juffr,nv Etz van Eitzma sin wyss (!), Franz IVible!: van
Lenvarden, l'nstor in Wilsrip, Fof-fo Peiters Karki'oigi.
Voco viz'os, ad sdcraque convoio pUbem,
Defmulos plango, gaudia concekbro. /S7o.]
Die jetzige Glocke von 1851. — Schlagglocke nicht zu erreichen.
Kelch aus vergoldetem Silber, von 27 cm H., sechstheilig und barock pro-
filirt. Der dreifache, gebuckelte Knauf vertritt auch den Stander, die Schale hat
Sech spass form. Brauiischw. Beschau (Löwe), Wardein zeichen K und Meister-
zeichen 2 '1 herzförmiger Einfassung. — Auch die zugehörige Patene hat
die Form eines Sechspasses.
Pokal aus vergoldetem Silber (Abb. 110), von 16V» cm H., als Kelch be-
nutzt. Der karnicsarlig profilirle Fuss ist mit Buckeln in Form spitzer Perlen,
der stabförmige Stander mit drei volulenariigen HangegUodern versehen, die
Liedingen (Ausstattung der Kirche, Alte Häuser). 279
oben in einem Kopf endigen, die sechspassartig gestaltete Schale hat geschwungenes
Profil und ist mit hübschen Fruchtgehängen in gravirter Arbeit verziert. Zwischen
Ständer einerseits und Schale und Fuss andererseits sind Silberplatten einge-
schoben, die in Röllchen zerschnitten sind. An der Schale zweimal kleiner run-
der Stempel mit M.
Kelch aus Zinn, von 20 cm H., mit dem gleich hohen Zinnkelch in Kö-
chingen (s. S. 274) genau übereinstimmend. — Die zugehörige Zinn-
Patene von 1680 zeigt Braunschw. Stempel und Meisterbezeichnung
NPF in Lorbeereinfassung, beide nebenstehend.
Desgl., von 15 cm H., ganz hübsch profilirt. Der Stempel zeigt einen stehen-
A I A
den Engel mit Palme und Krone von vom, sowie ' j •
Abendmahlskanne aus Zinn, von 20 cm H., ähnlich der in Köchingen (s.
dort), jedoch mit gerippter Tülle.
Zwei Altarleuchter aus Messing, 34 cm h., gothisirend, mit den Inschriften
Niclowes Eilers und sine fruwe Margrede Snoer heppen diesen Ltuhder gepcn in
die Ehrre Goddes Anno 1603 — dazwischen eingeschoben Christoph Mans Anno
1640 — bzw. Ilse Pekume^ Hans Nettermeier seinne nagelassen Wedwee had dissen
Luchder gegepen in die Ehre Goddes Anno 160J,
Blumenvasen aus Zinn, von 30 cm H., antikisirend. Der Stempel zeigt Engel
mit Palme und Krone, sowie H W / D. 1799 gestiftet.
Zwei Armleuchter aus Messing, deren Schale von einer Hand (an langer
Stange) gehalten wird, einst an der Kanzel, jetzt im Thurm.
Hochovale Wandleuchter aus Messingblech, barock getrieben, ausser Ge-
brauch.
Untersatz für Taufbecken aus Zinn. Braunschw. Stempel
und Meisterzeichen: Mondsichel, darüber AS, darunter 1722,
beide nebenstehend.
Alte Häuser. I. Den Einhaustypus der gewöhnlichen Art zeigt nur Nr. 49
(1777); jedoch ist die ganze linke, gegen S gerichtete Längsseite nach mittel-
deutscher Art mit durchlaufendem Profil (Wulst und Kehle) an den Balkenköpfen
und den etwas eingerückten Füllhölzern versehen, und der Oberstock hier eben-
falls ganz gleichmässig über der Wohnung und den Ställen durchgeführt. Das
Flet mit schlichten Knaggen, das Kammerfach erst kürzlich abgebaut. — H. Zahl-
reicher ist der mitteldeutsche Typus vertreten, und zwar meist in der Erkeroder
Abart (s. S. 29), nämlich bei Nr. 45 (Wohnung hat vier Fächer mit zwei Fen-
stern und durchlaufendes Profil, wie oben), 8 (1780) und 17 (ebenfalls mit vier
Fächern), 7 (Wohnung einst mit fünf Fächern vorstehend), dagegen nur ein
Haus von 1745, das Wohnung und Wirthschaftsräume in einer Fluchtlinie hat;
unter dem Dach Knaggen, aus Karnies, Rundstab und gebrochener Schmiege
bestehend. — Als Zimmermeister haben sich genannt bei dem zuletzt erwähnten
Haus (1745) M'H' Westph(al), bei Nr. 40 (1777) ifllW, bei Nr. 8 (1780)
M' H, ff, IVB. (wohl derselbe, wie bei Nr. 40, das B = bauwet).
28o Amtsgericlitsbezirk Vechelde.
Hausinschriften: Haus von 1745 mit dem chronostichischen Vers
Dieser baV Ist nVn geschehen^
herr^ erhöre Vnser flehen^
Lass Vns Deinen segen sehen^
bis Wir hier an lahren satt
In Deinen haV eingehen. —
Nr. 40 (1777) Was Gott thut, das ist wohlgethan usw. (Schwellbalken der Woh-
nung). — Nr. 8 (1780) Wer Gott vertraut usw. — Nr. 7 An Gottes Segen usw.
Der Name des Herrn sei gelobet. — Nr. 23
Gott segne dieses Haus und lass es sicJur stehn.
Bis [alles Feste] muss in dieser Welt vergehn.
Ich habe nicht gebaut aus Hochmuth und aus Pracht^
Sondern die Feuersfioth hat mich dazu gebracht.
Meerdorf.
Naraensformen. Meredorp (1146. 1151), Merthorpe, -dhorpe, -dorpe (1254.
1306 und sonst), genannt nach dem noch heute bestehenden mer^ d. h. Teiche
(s. S. 281).
Geschichtliches. Um 1150 besassen hier die Hildesheimer Klöster S. Mi-
chael — dieses noch 132 1 — und S. Godehard 2, bzw. 4 Hufen, um 1280
waren 3, bzw. i Hufe meinersensches Lehen der v. Uttesse und v. Walede,
13 18 3 Hufen herzogl. Lehen derWulfgrove und 1463 i Hufe schwiecheldtsches
Lehen der v. Kalm, aber seit 1280 und besonders 1286 beginnt das Kloster
Riddagshausen fast den ganzen Grundbesitz, der zum Dorfe gehörte, an sich zu
bringen. Bis zum Jahre 13 16 lässt sich die Erwerbung von etwa 70 Hufen
nachweisen, daran schloss sich noch 1372 die von 2 Hufen, 1452 auf Wieder-
kauf die von 3 Höfen, deren einer mit 4 Hufen ausgestattet war, 1686 die der
Windmühle. 1406 hatte der Bischof von Hildesheim unrechtmässiger Weise von
den herzoglichen Leuten und den Klostermeiem gleiche Abgaben verlangt. 15 12
überliess Herzog Heinrich d. Ae. nochmals für 300 fl., die er dem Kloster
schuldete, diesem das ganze Dorf, ohne andere Dienste, als lant/olginge und
lantschattinge zu fordern. Der Zehnte, früher hildesheimsches Lehen der Edlen
V. Diepenow und von diesen zu gleichen Theilen, wie es scheint, an die v. Bort-
feld und v. Wolfenbüttel verafterlehnt, war zur Hälfte bereits seit 1254 erworben,
die Vogtei 131 1; doch fand noch 1258 über den halben Zehnten ein Streit zwischen
dem Kloster und Wipert v. Uefingen, dem Lehnsinhaber, statt, den Burchard
V. Wülfenbüttel schlichtete (ÜB der v. d. Asseburg I S. 193. 205). — Das
Kirchenpatronat steht noch jetzt dem Kloster zu; seit der Einführung der Re-
formation, die in allen Kirchen des Klosters am S. Laurentiustage (10/ VIII)
1568 eingeführt wurde, bis 1591 war ausser Wendezelle und Harvesse auch
Meerdorf mit der Pfarre in Wendeburg vereinigt.
Dorfanlage z. Th. haufenfönnig, z. Th. regelmässig, ziemlich weit im N die
I
i
Liedingen (Hausinschrifteu) — Meerdorf (Allgemeines, Kirche). 28 1
Kirche, im S noch des Dorfes selbst das „Meer**. Flurkarte von Carl Schöneyan
1770. — Damals, abgesehen von Brinksitzern und Anbauem, 14 Haibspänner,
26 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 504, 1895: 730.
Die Kirche besteht nur aus flachgedecktem Schiff mit geradem Schluss und
nahezu quadratischem, gegen das Schiff zurücktretendem Thurm (Aussenmasse:
im W 6.82, im N und S 6.35 m). Sockel und Dachgesims bestehen bei beiden
aus einer Kehle. Das Schiff hat eine eigene Westwand, die nicht in den Thurm
einbindet, und auf die später dessen Ostwand aufgesetzt worden ist. Gleichwohl
ist der Thurm nicht wesentlich jünger, als das Schiflf. Das Kirchendach war ur-
sprünglich steiler, wurde aber bei einer Erhöhung der Schiffsmauem mit flacherer
Neigung versehen. In der Nordostecke eine gothische Konsole, die auf ehe-
malige Ein Wölbung — vermuthlich des einstigen Chortheils; s. auch unten —
schliessen lässt. In der inneren Ostwand selbst ein innen spitz-, aussen rund-
bogiges Fenster (früher Nische), dann nahe der Südostecke eine kleine viereckige
und darüber eine nur aus dem Spitzbogen bestehende Nische, diese mit gefaster
Kante. In der Südwand eine verblendete Spitzbogenthür mit Bimstabprofil und
der Rest (Sohlbank und linke Einfassung) eines ziemlich hoch sitzenden gothi-
schen Fensters. — Der Thurm hat im Glockenhatis auf jeder Seite eine spitz-
bogige Doppelschallöffnung mit schlichtem Theilungspfeiler und einer gemeinsamen
Innennische im Stichbogen; nur im östlichen Fenster ist eine gut gearbeitete
korinthisirende romanische Säule aus der Zeit um 1200 eingesetzt, deren Sockel
aus kleinem Rundstab und grossem Kamies darunter besteht und in beiden
Gliedern kreisrunden Durchschnitt hat. Im W ist zur Verblendung des einen
Fensters ein gothischer Schlussstein (s. oben) mit dem Relief eines Kopfes und
Rippenansätzen verwendet worden. Das Zeltdach geht aus dem Viereck ins
Achteck über. [Nach dem Corpus Bonorum von 1751 befand sich unter dem
Thurm ein sehr festes und wohlverwahrtes Kreuzgewölbe. Die Kirche war da-
mals innen ganz vermalt, doch waren die Farben bereits verblasst.]
[Der Altartisch war nach derselben Angabe aus Steinen aufgeführt und an
den Seiten mit den Bildnissen einiger Apostel, sowie mit lateinischen Sprüchen
versehen. — Der Aitarschrein bestand aus zwei Flügeln mit den vergoldeten
und aus Holz geschnitzten Gestalten der Evangelisten, Aposteln und anderen
Heiligen. Darüber ein Crucifix mit der Unterschrift Christi sacrificium per/ectis-
simum, Augustinus^
[Die Kanzel war wiederum nach dem Corpus Bonorum von guter Arbeit
und vermalt; an den Ecken standen die vier grossen Propheten, in den Feldern
waren die Evangelisten gemalt. Eine Inschrift besagte, dass der (Riddagshäuser)
Vogt in Meerdorf, Andreas Vogts, die Kanzel 1652 habe vermalen lassen.]
[Der Deckel über dem Taufstein war 1654 gemacht und mit Bildern von
Holz verziert.]
Prächtige Glocke, 1532 von Kord Mente gegossen und reich mit bild-
lichen Darstellungen und Inschriften verziert (Abb. iii — 113). Höhe der Krone
o
n
282 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
2 2, der Glocke selbst 85 — davon der Schlagring 18 Vi —
unterer Dm. 108 cm. Die Hauptinschrift am Kranz ist bei-
derseits eingefasst, und zwar reihen sich nach oben hin an:
Rosettenstreifen, einige Mal durch die von knieenden Engeln
gehaltene Vera Ikon unterbrochen, leere Streifen, Omament-
streifen mit gothischen Distelranken, nach unten hin wieder
Rosettenstreifen, einige Mal vom Lamm mit Fahne unter-
brochen, leere Streifen, gothisches, abwärts gerichtetes Blatt-
ornament mit Eulen. Die Inschrift, deren einzelne Worte von
Reliefs unterbrochen werden, und die aus reich verzierten An-
fangsbuchstaben (Abb. iii), sonst aber aus Minuskeln be-
steht, lautet Ach Godt Ladt Dych Erbarmen Der Unschuldychen
Unde Armen Dena (=^ die nach) Dyne Worde Doyth Vor
Langhen, Die Trennungsreliefs bestehen in Abdrücken von
Medaillons mit dem Kopf Papst Leos X. (1513 — 152 1) und
dem der Artemis (?), sowie in dem hl. Martin als Reiter, we
er sein Gewand zertheilt, einem Spielmann mit Fidel, dem hl.
Sebastian, an einen Baumstamm gebunden, Fisch oder Schlange,
sich in den Schwanz beissend, Eule, auf die andere Vögel zu-
fliegen; das Papstmedaillon, das nur einmal angebracht ist,
5* trennt den Anfang vom Ende, die anderen Reliefs sind ausser
r>
2. 9.^ dem Vogel mehrfach verwendet. Am Bauch sind die grossen
o V^5^^v/^ ^^^ hohen Reliefs eines Bischofs (S. Blasius ?, Abb. 112) mit Hörn
o- \ L--^ sA^ (?) und Krummstab, bzw. des hl. Martin (Abb. 113) in ähn-
Q ^"^ -y . lieber Darstellung, wie oben beschrieben, angebracht, offenbar
% iL \ der Schutzheiligen der Kirche. Jener trennt die Künstlerinschrift
Cordt Mente, dieser die Jahreszahl Anno xv^xxxUy zugleich
stehen aber vor und nach den einzelnen Worten die gleichen
Reliefs der obigen Art, zu denen noch ein Ritter, der vor sich
eine Frau auf dem Pferde hält^ hinzukommt. Die Henkel sind
mit Flechtbändern und bärtigen Köpfen geschmückt.
[Nach dem Corpus Bonorum befand sich in M. noch eine
grössere Glocke Heiso Meyers in Wolfenbüttel von 1664.]
Gothischer Leichenstein, etwa i^/g m h., oben mit kreis-
rundem Kopf, nach unten sich verbreiternd und auf der
einen Seite mit dem undeutlichen Relief des Verstorbenen in
Rittertracht, auf der anderen mit einem grossen Kreuz (mit
Naswerk geschmückt) auf dem Kirchhof wieder aufgerichtet.
Zwei Zinnleuchter für den Altar, von 42 cm H., reich
profilirt, meist in rokokoartig gewundener oder Wellen-Form.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 19 cm H., sechs-
theilig, mit langem, eingraviertem Weihekreuz und Ihesus auf
Mceidoif (AusBliHuiig: der Kirche, ;
den Zapfen des Knaufs. Braunscliw.
Beschau (Löwe) und Meisterzeichen
A W in viereckiger Einfassung. Nach
dem Corpus Bonorum 1652 vom
Vogt Andreas Vogt (s. S. 281) und
dessen Frau gestiftet, — 2. aus ver-
goldetem Silber, von 20 cm H.,
sechstheilig, mit ihesus in Minuskeln
auf den Zapfen, steiler Schale und
hohem Fuss. Braunschw. Beschau
und Meisterbezeichnung LR in ovaler
Einfassung. — 3. aus Zinn, von 16
cm II., rund, barock profilirt, mit
Braunschw. Beschau und Meister-
bezeichnung IW.
Bemerkens WC rthe altere Hauser
fehlen nahezu ganz; doch herrscht
auch bei neueren Bauten der sach-
sische Einhaustypus vor; besonders
gern werden Namen der Besitzer
und Jahreszahl in schön geschwunge-
nen Formen erhaben ausgeschult tun
oder farbig ausgeführt, z. B. bei Nr.
46 von 1796. — Ein Haus von
I 748 lüsst die Wohnlheile etwas vor-
treten und das Dach mittels frei-
stehender einfacher Knaggen über
die Wirthschaftsrüume überhängen.
Im Oberstock der Wohnung breite,
füllende Fussbander, an der rechten Längsseite
Balkenköpfe und Füllhölzer mit abgesetzter
Rundung. Die geräumige Däle wird hinter dem
Pferdestall breiter. Schwell Inschrift in ge-
schwungener Buch Stäben form A^h Gott, nimm
dieses Haus in Hut, Bntuihre es ßir Feuers
Gluth. — Nr. I ö stattliches Haus des Misch-
typus; s. bei Oelsburg S. 2Ö8.
Vorgeschichtliches. Am Mühlenberg südl.
von M. befindet sich ein grösseres Urnenfeld.
Die dort gefundenen Geßlsse gleichen in der
Form, Grösse, aber auch der zeitlichen Ent-
stehung (vor 300 n. Chr.) der kleineren Gat-
283
284 Amtsgctichtsbciiib Vcchelde.
tung der Urnen von Weddel (S. 227), Auch einige Steinkistengraber mit grösseren
Urnen sind nördlich bei M. selbst gefunden worden.
NeubrQck.
Namensformen. Caslrum Bruckhe (1321), hus to der brugghe {ii^o\ JVjen-.
Nigenbriigge, -bnuge (1444. 1515. 1389).
Geschichtliches. NeubrQck ist beim preussJschen Orte Didderse eingepfant,
wo sich auch die Schule befindet. „Der Ort ist um ein festes Schloss eatstandeo,
welches auf einem, früher den Edlen v, Meinersen gehörenden Werder erbant
war." 1321 erklärt Borchard v. Meinersen, die Insel mit der Burg als Eigenthum
der Herzoge auch dann anerken-
nen zu wollen, wenn er selbst
diese bisher zu eigen gehabt hatte.
„ 1 323 gehörte das Haus suBrtuglu
den Herzögen zu Lüneburg. Be-
reits 1340 befand sich dasselbe
im Ffandbesitze derer v. Maren-
boltz, denen es Herzog Otto 137J
vergeblich zu entreisseii versuchte.
1413 verpfändet Herzc^ Bern-
hard das Schloss der Si^dt Braun-
schweig, welche 1415 auch das
Marenhol tzsche Burglehen nebst
Zubehörungen . . . erwarb. . . .
Wahrend der Belagerung der Stadt
1492 nahm Herzog Heinrich d.
Ae. N. ein; die Stadt musste io
dem folgenden Friedens vertrage auf
ri4. NeubtQclt, Konsirutiion des h.uki Nr. 13. dessen Besitz verzichten. Von den
Herzögen wurde das Schloss wie-
derholt verpfändet, bis endlich Herzog Julius dasselbe 1576 wieder in Besitz nahm.
Fortan diente dasselbe ausschhesslich als Amtssitz" (Knoll-BodeS. 230). — 1796
überliess man den Einwolinem die Domanenlandereien pachtweise, 1846 kauf lieb,
Dorfanlage. Nach der Flurkarte von Karl Christoph Wilhelm Fleischer 1758
lag das Amt N. nebst der Amtsmühle unmittelbar an der Okerbrücke, war ab«
auch auf den anderen Seiten durch einen Okerarm geschützt. Westlich und nörd-
lich davon in häufen förmiger Anlage die Höfe der 6 Vorbürger und 5 Brink-
sitzer. Einwohnerzahl 1790/3: 134, 1895: 228.
[Amtshaus. Die Gebäude des Amtes lagen nach der erwähnten Flurkarte
um einen Hof herum, waren aber nach der Abbildung bei Merlan (bei S. 159)
einfache Fachwerkshäuser. Im Mittelalter scheint hier oder im Dorfe eine Ka-
pelle bestanden zu haben, nach der die ,, Kapellen wiese" benannt ist.]
Neubrück — Oelsburg. 285
Aeltere Häuser. Besonders wichtig Nr. 12 von 1660. Das strohgedeckte
Haus ist sowohl an beiden Längsseiten, als an der hinteren Schmalseite, wo
sonst ein Oberstock zu sein pflegt, niedrig, die Ständer stehen also in den bei-
den Dälenwänden, während die Aussenwände nur die Aufschieblinge zu tragen
haben. Ueber den Ställen ein niedriger und schräger Bansenraum, dessen Innen-
wand ebenso, wie es die der Ställe wohl einst war, nach der Däle zu offen ist.
Die Ständer stehen von einander 2 i/g m ab. Rechts und links hinter den Ställen
ein Flet von 3^/2 m Br. Die Knaggen unter dessen starkem Balken zeigen Vier-
telstab und langen, durch einen Rundstab unterbrochenen Kamies (Abb. 114).
Erhalten hat sich auch noch in der Mitte der Hinterwand die alte Herdstelle,
die sonst in dieser Gegend regelmässig mit den Wohnräumen in einer Flucht
liegt, doch ist der Herd aufgemauert, mit Rauch fang versehen und gegen die
Däle durch eine Zwischenwand abgetrennt. Der Russ an den Deckbalken der
Däle verräth aber noch den früheren Zustand. Das sog. Kammerfach hinter der
Däle zerfällt in zwei Stuben mit einer Kammer dazwischen. Das alte Dälenthor
trägt am schlichten Sturzbalken die Inschrift Faul Otten, Elisabeth Wanden 1660.
1795 ist dann eine Vorschur vorgesetzt, deren Balken die Inschrift trägt Mit
Gott gebauet das Vorderhaus, Wenn Gott will^ so muss ich daraus y folgen die
Namen der Erbauer und Jahreszahl. Links neben dem Haus kleines, gleichfalls
strohgedecktes Gebäude, das der Länge nach durch eine Wand in eine grössere
Hälfte (für Wagen usw.) und eine kleinere (für Schweineställe) getheilt wird. —
Aehnlich, wie Nr. 12, Nr. 3 von 1639 (nicht mehr bewohnt); doch hat die
Hinterseite den üblichen Oberstock und die Längsseiten grössere Höhe, daher
stehen die Ständer sowohl in den Dälenwänden, als in den einstigen Aussen-
wänden, an die jedoch später schräge Erweiterungen für die Ställe angebaut sind.
Beiderseits Flet von 2 1/4 m Br. ; die Knaggen zeigen kleine Schmiege und langen
eckigen Karnies, der in seiner unteren Hälfte von treppenförmig sich aufbau-
enden Platten mit gekerbten Rändern unterbrochen wird. Am alten Balken über
der Einfahrt Wer Got vertrawet, Ter hat wolgebawet — folgen Anfangsbuchstaben
der Erbauemamen — . Anno i6jg. Eine Vorschur ist auch hier später angefügt
worden. — Der Einhaustypus ist bis in die neuere Zeit bewahrt geblieben; er-
wähnenswerth an diesen Häusern ist, dass der Sturzbalken der Einfahrt nebst den
Knaggen einen Stichbogen bildet, der an der Unterseite in der Mitte durch eine
Gruppe von drei, sonst durch je zwei einzelne Rundstäbe unterbrochen wird. —
Doch ist auch der Mischtypus (s. bei Oelsburg S. 288) vertreten.
Oelsburgr.
Quellen und Literatur. Annales Steterburg. (MG SS XVI 199). —
H(eise), Braunschw. Anzeigen 1747 St. 69. — Lüntzel, Geschichte der
Diöcese u. Stadt Hildesheim I 340. II 201 ff. — Bode, Ztschr. d. Harzge-
schichtsvereins 1871, 4ofF. — Das Archiv des Stiftes, das 1747 noch vor-
handen war, ist verschollen.
286 Anitsgerichtsbezirk Vechelde.
Namens formen. Alispur c (um 1070), Alesburg, -burCj -burch, -borch (um
1135. 1146. 1152. 1186. 1201), Aisburg u. ä. (1194. 12 19, und sonst), Oles-
borch u. ä. (1195. 1303).
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Solschen, jetzt in der Inspektion
Wendeburg (-Timmerlah); ^m Johannes plebanus Wird 1258 genannt. Das Patronat
besassen — vermuthlich seit 1557 die v. Honrodt, während es jetzt dem Lan-
desherm zusteht. — Die Burg Ala, die 984 bei den Kämpfen um die Vor-
mundschaft für Otto III. zerstört wurde (Thietmar IV 3), ist von Wedekind
,, Noten" I 40 und anderen für Oe. ausgegeben worden, eine Annahme, die
durch V. Strombeck (Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1870, 928 ff.) mit Recht,
wie mir scheint, bestritten worden ist. Denn Ala gehörte damals dem Grafen
Ekbert dem Einäugigen, Oe. am Ende des X. Jahrh. dem Grafen Altmann, bzw.
seiner Gemahlin Hadwig, die aus Mangel an männlichen Nachkommen Oe. im
J. 1003 zu einem KoUegiatstift machte, während ihre Tochter Fredigunde nach
dem Tode der Mutter im J. 1007 die zweite Burg des Geschlechts, die Steter-
bnrg, zu einem Jungfrauenkloster bestimmte, in das sie selbst eintrat. Aber schon
Graf Altmann hatte die Anordnung getroffen, dass 2/3 seiner Erbgüter nebst
dem stulsate oder stulsidium genannten Gerichte dem Stifte Oe., das übrige
dem Kloster Steterburg gegeben werden sollten. Nach dem Chron. Hildens.
(MG SS VII 855) trat Heinrich d. L. sein Recht an der Propstei in Oe.
an Bischof Bernhard von Hildesheim (1130 — 1153) ab. Damals bestand bereits,
wie jetzt verschollene Urkunden erwiesen, eine Trennung in der Propstei, indem
der eine Theil der Chorherren der strengeren Augustinerregel folgte, der andere
freier lebte. Jedoch kann jener Antheil des Herzogs nicht im Besitz der w^eltlichen
Propstei bestanden haben, weil solche offenbar unter der prepositura in Alsborch
zu verstehen ist, deren Verleihung durch den Vertrag von 1267 (Sud. I 64) der
Lüneburger Linie zugesprochen wurde, also in herzoglichem Besitz dauernd ge-
blieben sein muss. Seit 1527 erscheinen die v. Honrodt auf Veitheim a/O. (s.
S. 208 f.) mit der weltlichen Propstei belehnt. Da aber der Herzog 1570 auch
über die geistliche verfügte, und diese später, nach Angabe des Corpus Bonorum
von 1749, gleichfalls im Besitz der v. Honrodt war, so nimmt man mit Recht
an, dass die geistliche Propstei bei Beendigung der Hildesheimer Stiftsfehde
(15 19, bzw. 1523) an die Weifen gelangte. Oe. bildete oft den Zankapfel
zwischen dem Herzog und dem Bischof. So bauten die Herzöge Heinrich und
Albrecht 1291 südwestlich von Oe. an der Fuse die Burg Lauenthal (auf der
Flur des Dorfes Adenstedt, bei der noch jetzt bestehenden Lauenthaler Mühle),
während Bischof Siegfried zum Schutz g^g^n diese in der Entfernung eines Pfeil-
schusses weiter unten an dem Flüsschen auf Oelsburgcr Flur die Papenburg
(s. S. 287) anlegte, von ihr aus die herzogliche Vcste eroberte und dann gleich-
zeitig beide Burgen wieder schleifte (vgl. MG aaO. 866). Im Anfang des XV.
Jahrhunderts war zwischen Herzog und Bischof ein Streit darüber entstanden, dass
jener die Bewohner von Oe. vor das Gericht Lichtenberg, dieser vor das Go-
i
Oelsburg (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 2Sy
gericht zu Solschen forderte (Sud. X 32. 116). — Die Vogtei über die Propstei-
güter war hildesheimsches Lehen der Grafen v. Wernigerode, die diese aber —
vermuthlich 1222 — in die Hände des Lehnsherrn zurückgaben. An die Stelle
des alten stulsidium trat mit der Gründung des Kollegiatstifts das Propstding,
„welches die Pröpste des Augustinerstifts und nach dessen Aufhebung die De-
chanten (Ortsprediger) — jährlich zweimal in der Kirche — abhielten** (Knoll-
Bode 231), — Als herzogliches Lehen besassen die v. Salder 1344, 1492 und
17 17 2 Höfe mit 4 Hufen, aber 1536 3 Meierhöfe mit 7 Hufen und 1554 5
Hufen. 1472 wird ein Hof mit 6 Hufen als saldersches Gut Cord Lowes, 1524
ein gleicher Besitz als rautenbergsches Lehen der Breier bezeichnet. Der Zehnte
über 15 Hufen war herzogl. Lehen der v. Oberg, der ,, Hauptzehnte" gehörte
im XVHL Jahrhundert den v. Breier. — Der Ort Neu- Oelsburg ist neueren
Ursprungs.
Dorfanlage haufenförmig, ziemlich in der Mitte die alte Kirche. Südwestl. vom
Orte, unmittelbar an der Fuse und fast am Ende der Dorfflur die 6 Mg. 100 R.
umfassende Papenburg (s. S. 286), deren doppelte Wall- und Grabenanlagen
nebst den Spuren eines Bergfrieds, wie es scheint, und eines Gebäudevierecks
um diesen im XVni. Jahrh. noch genau vermessen werden konnten. Flurkarte
vom Ingenieur-Hauptmann H. D. Gerlach 1770. — Damals 3 Ackerleute, 2
Halbspänner, 6 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 350, 1895: 436, dazu
in Neu-Oe. 518.
Die Kirche 5. Caecilie ist ein Neubau von 1899. [Der vorhergehende Bau
war ein unscheinbares Fachwerkshaus gleichfalls neuerer Zeit (in der Wetterfahne
18 18) mit Dachreiter. Ein noch älterer Bau wird im Corpus Bonorum von 1749
als Werk des Propstes v. Dudingen — sein Wappen, ein Mohrenkopf, befand
sich über der Thür — , aber als verfallen bezeichnet; an sie angebaut war ein
Leichenhaus.]
2 Glocken von langgestreckter Form, ohne Schmuck — nur Kranz und Schlag-
ring durch je 2 kleine Erhöhungen ausgezeichnet — und sehr alt. Ganze Höhe
70 (bzw. 60) cm, der Krone 19 (18), zwischen Schlagring und Krone 42 (37),
Durchmesser 57 (49), Wandstärke am Schlagring 5 (6) cm.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 22 cm H., rund und ganz schlicht-
aufgesetzt ein querovales Schild mit den gravirten Wappen von G, F. von Hmirodt
und A ' C. von Weferlingen 1666. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) mit
der Jahreszahl (16)63 ^^^ ^^^ Meisterzeichen WD. — 2. aus Zinn, von 15 cm
H., gleichfalls rund und schlicht, mit Braunschw. Beschau (Löwe) und
Stempel (beide nebenstehend): Lilie, darüber A — B.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, von 8^/3 cm Br., mit den Namen der
Stifter von 1696, Braunschw. Beschau und dem Meisterzeichen GE verschlungen
in Schildeinfassung.
Ovale Schüssel aus Zinn, von 13 cm Br., mit Klauenfü.ssen , sowie mit
Muschel- und Fächermuster an den Seiten und auf dem Deckel, der gleichfalls
288
Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
eine Schale bildet. Auf diesem die Inschrift Gott zu Ehren^ unter der Schüssel
die Stiftemamen und //öd. Im Innern von Schüssel und Deckel Stempel mit
London und zweimal hochovaler Stempel: Engel mit Palme, daneben C — M.
Aeltere Häuser. Nr. 25 lässt nach dem Erkeröder Typus (s. S. 29) die
•
Wirthschaftsräume hinter den Wohnräumen zurücktreten und das Dach weit
überhängen. — Nr. 4 von 1752 (Abb. 115). Typus, aus dem sächsischen und
thüringischen durch Mischung entstanden. Vgl. Andree, Ztschr. f. Ethnologie
XXVII (1895) 25. Das langgestreckte Gebäude mit Oberstock zerfällt der Länge
nach in die Wohn- (links) und Wirthschaftsräume (rechts); jeder Theil mit seiner
besonderen Däle. Die Wohnungsdäle geht bis zur Hinterwand durch; links von
ihr, die ganze Schmalseite einnehmend, zwei Zimmer nach vom, eins nach
hinten hinaus, zwischen beiden die Küche, rechts — über einem Keller und
daher einige Stufen (75 cm) höher — wieder zwei (kleinere) Räume nach vom,
eine Kammer nach hinten;
zwischen diesen der Keller-
hals und der Eingang zur
Wirtlischaftsdäle , die ihre
Thoreinfahrt in der Vorder-
seite des Hauses hat, aber
im rechten Winkel gebrochen
erscheint; rechts von ihr,
die andere Schmalseite des
Gebäudes einnehmend, Stäl-
le, desgl. an ihrer Hinter-
seite. Ueber den Wohn-
räumen niedriger Oberstock, über den Ställen Boden; die Wirthschaftsdäle geht
jedoch bis zum Dachboden durch. Vor beiden Dälen eine Vorschur. Vgl. den
ähnlichen Grundriss bei Pfeifer, ,, Dörfer und Bauernhäuser im Herzogthum
Braunschweig" Bl. 16. Die Fächer sind mit Ziegeln zugesetzt, die z. Th. drei-
eckige Facetten eingepresst zeigen. Der Schwellbalken ist unten leicht gefast,
Füllhölzer und Balkenköpfe gerundet. Unter dem Dach ein vorgenageltes Profil-
brett (Schmiege, Kamies und Kehle), am Dälenthor reich ausgeschnittene Knaggen.
Um das ganze Haus ziehen sich Schwellinschriften. Vorderseite (grosse
lateinische Buchstaben, erhaben in vertieftem Grund): Dem grossen Gott allein
Soll alle Ehre sein • Johann Behrent Hasemann, Ilse Annu Möckers • Anno 1752.
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115. Oelsburg, Grundriss des Htuses Nr. 4.
Jesu^ dem alle Ehr gebührt^
Zeig uns den Weg, der zu Dir führt,
Jesu leit ufis mit deiner Hand
Bis in das ewige Vaterland.
Ueber dem Dälenthor (in grossen und kleinen deutschen Buchstaben)
Gott heiiger Geist durch deine Lehr
Ermuntre mich, je mehr und mehr
Dem Guten nachzustreben.
Oelsburg (Aeltere Häuser, Hausinschriften) — Papenburg. 289
Hier muss ich endlich doch heraus, man kann nicht immer bleiben.
Dort aber in des Vaters Haus wird mich niemand vertreiben;
Die Stätte bleibet ewig.
Dann, wie im Anfang,
Dem wird Regen
Früh und spät ein rechter Segen,
Der den Acker fleissig bauet
Und dem höchsten Gott vertrauet^
An der rechten Schmalseite
Alle Zeit glücklich ist gefährlich
Alle Zeit traurig ist beschwerlich.
Der Rest verwittert.
An der Rückseite und linken Schmalseite
Dein Thun und Lassen Gott be/ehl. Mit Gott in einer jeden Sach
Mit Sorg und Schwermuth [gehst Du fehl]. Den Anfang und das Ende mach,
[Gott] sorget für uns allesamt. Mit Gott geräth der Anfang wohl.
Drum greife Du ihm nicht in sein Amt, Fürs Ende man Gott danken soll,*)
Wer nach dem Ewigen vor allen Dingen O Gott, mein Vater, mich regier,
tracht, Herr Jesu hilf mir und mich führ.
Der wird auch wohl mit dem, was zeitlich
ist, bedacht,
O heiiger Geist, mein Herz aufnahm,
Dass ich stets geh auf rechter Bahn,
Zuletzt Psalm 84, 2. 3. 9.
Nr. 8d. Köthe der gewöhnlichen Art von 1743, mit getrennten Wohn- und
Wirthschaftsräumen.
[Weitere Hausinschriften nach der Inventarisation von 1881. Wer den
Acker usw. (s. oben; doch der letzte Vers lauter Segen; 1798) — Hier muss
man endlich usw. (s. oben), dann
Mancher bauet aus Hochmuth und aus Pracht,
Mich aber hat die Noth dazu gebracht, —
Ei nun Herr, so steh uns bei auf Erden
Und bereit uns, dass wir würdig werden.
Zu schauen in Ewigkeit
Deine Herrlichkeit (1730). —
Ps. 20, 2, dann Wer nach dem Ewigen usw. (s. oben). — Bis hierher hat mich
Gott gebracht usw. An Gottes Segen Ist alles gelegen (1795). — Spr. 10, 22
(1722). — Soli deo gloria (1764).]
[Papenburg s. bei Oelsburg S. 286.]
*) Vgl. Bd. I 115.
Bau- u. Konstdenkm. d. Hangt. Bimunschweig. II. \^
290 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
[Rischau.]
[Literatur. Braunschw. Anzeigen 1882 Nr. 214. 219. 231.
Namens formen. Risschouwe, Rischowe, RischoWy Rischauwe (1363. 14 14.
143 1 usw.). Der Name bedeutet ein mit risch (Schilf, Binsen) versehenes sum-
pfiges Gelände.
Geschichtliches. R. lag am Ostrand des nach ihm benannten Holzes, rechts
vom Fussweg nach Bortfeld, wo sich noch die Flurbezeichnung „In den alten
Höfen" erhalten hatte. Die Einwohner von R. werden noch 1404, das Dorf
selbst 14 14 genannt. Nach den Vermessungsakten aus der Zeit um 1770 war
jedoch der Ort gleich Glinde (s. S. 271) „vor mehr als 200 Jahren in Kriegs-
läuften" verheert worden und die Einwohnerschaft nach Watenbüttel und Völ-
kenrode verzogen. R. umfasste nach der gleichen Quelle 18 Wohnstellen und
über 500 Morgen. Die Hälfte des Ackerlandes gehörte dem Blasiusstift, das
1830/41 ihr Eigenthumsrecht den früheren Pächtern abtrat. 1345 verkaufte Her-
zog Magnus zur Stiftung einer Seelmesse für Herzog Otto dem Blasiusstift für
80 Mk. u. a. 2 1/2 Pfd. Vogtpfennige von 8 Hufen und Höfen zu R. mit Beede,
Dienst, Pflicht, Gericht (ausser dem Halsgericht) usw.]
Rothenburg:.
Einst Bergfried dicht bei Broitzem am Uebergang der Landwehr der Stadt
Braunschweig (s. dort) über die Heeretrasse, im XIV. Jahrh. errichtet, 1381 durdi
Herzog Otto, 1550 durch Heinrich d. J. zerstört, jetzt Wirtlischaft. Vgl. S. 260.
Siersse.
Namens formen. Sigerdes-, Sygeräes-, Sigerdissen oder -sem (1182. 13 18. um
1470. um 1226), Sigerssen (1542), Siredes-, Sirdeshusen (um 1274), Siredhessen
(1276), Sirdes-, Sirdis-^ Syrdes-^ Syrdessen, -sin, -se (1318. 1320. 1335. 1346.
1406), Zier-, Tzierdisse (um 1357), d. h. Heim oder Behausung eines Sigerd.
Geschichtliches. Früher (noch 1542) Pfarrdorf im Bann Schmedenstedt,
jetzt Filial zu Bettmar. Das Patronat stand gegen 1400 Herzog Friedrich zu
(Sud. VI 237). — Das zuvor an die v. Gustede versetzte ammecht to S, ver-
pfändete Herzog Otto 1320 an Hoyer v. Woldenberg, Herzog Magnus 1347
nebst seinem Theil des Gogerichts an der Pisser, dem freien Gut, den freien
Leuten und ihren Besitzungen zwischen Fuse und Erse, sowie der Holzmark zu
S. an das Stift Hildesheim (Sud. I 339. II 235). Ueber das vor dem Syrdesses
hörne abgehaltenen Gogericht siehe Einleitung und bei Bettmar S. 248. — Als
herzogl. Lehen besassen 1318 die v. Ampleben 5 1/2 Hufen (noch gegen 1400
nebst der Vogtei; dasselbe Gut 1474 — 1832 die v. Pawel und 1392 [6 Hufen]
vermuthlich als Afterlehen Ludeman Dilige und Heinrich Gogreve zu Bettmar,
Sud. VII 73), 1357/8 die v. Rauten berg 7 Hufen (um 1274 meinersensches
Lehen der Yses, 1531 herzogl. Lehen der v. Walmoden), gegen 1400 Henning
Rischau — Rothenburg — Siersse (Allgemeines, Kirche, ältere Häuser). 20I
Kogel und nach ihm Konrad v. Brostidde 4 Hufen nebst 2 Theilen des dortigen
Meierhofes, vermuthlich dieselben, die 1345 die v. Rautenberg dem Herzog
Magnus resignirten und später nebst dem halben Zehnten und 2 Höfen Lampa-
dius, dann Schrader v. Schliestedt und die v. Bülow besassen, i Hof 1318 die
V. Haslere, 1557 (mit i ^/^ Hufen) die v. Honrode, i Hufe 1344 (auch 1484.
^593- ^^33) die V. Weferlingen, eine curia villici 13 18 die v. Velstede. Als
meinersensches Lehen hatten um 1226 die v. Langelege den Zehnten, um
1250 die V. Bortfeld einen Hof. Im XVIH. Jahrh. stand der Zehnte zur Hälfte
den V. Adenstedt, zur anderen Hälfte verschiedenen Personen zu, war aber an
die Bauern verpachtet.
Dorfanlage haufenförmig, in der Mitte die Kirche. — Im XVIII. Jahrh.
3 Halbspänner, 26 ganze, 14 halbe Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 40g,
X895: 58ß-
Die Kirche besteht aus einheitlichem, gerade schliessendem Schiff und fast
quadratischem Thurm (aussen 5.72 br., 5.50 m tief). An der Südseite Inschrift-
stein Diese Kirche ist Ad MDCC LXXXIII erbauet unter Aufsicht des Pastors
F, V, Kalm, doch wird es sich nur um einen Umbau gehandelt haben, bei dem
auch die Stichbogenfenster und -eingänge eingesetzt sind; über den letzteren noch
ein Fenster. Der beiderseits um 1.28 m hinter das Schifif zurücktretende Thurm hat
in der Glockenstube an drei Seiten je eine SchallöfFnung mit rundem Haupt-,
aber spitzen, eingerückten Theilungsbogen, die von schlichtem Pfeiler getragen
werden. Das Dachgesims des Thurms ist gekehlt, das Dach selbst endigt in
achtseitiger Zeltspitze.
Kanzel über dem Altar. Die Altarwand zeigt korinthische Pilaster und Säulen,
die ein gebogenes und gebrochenes Giebelgesims tragen. Die beiden, durch die
Altarwand gebildeten Räume zur Seite des östlichen Sakristeieingangs öffnen sich
im Untergeschoss in Thüren, im Obergeschoss in Fenstern mit Korbbogen.
Glocke von 91 cm H. und 99 cm Dm. Am Kranz Palmettenreihe, dann
Blumenornament. Am Bauch die Inschrift Dem heiligen Gott zu Ehren und der
christlichen Gemeinde zu Siersse zum besten iwn der Kirche eigenen Mitteln ist diese
Glocke gegossen, als war Herr Pastor Johann Peter Otto, Vorstehers Hans Behne
und Heinrich Fricken. /. K. Creiteweis gos mich in Braunschweig Anno 1740»
Ps. 150, 5. — Schlagglocken schlicht.
Alte Häuser. I. Des sächsischen Einhaustypus: Nr. 41 (1768), Nr.
57 (am Flet Konsolen, die Schmiege, Rundstab, gebrochene Schmiege, Rund-
stab und wieder Schmiege zeigen, unter dem Dach der Längsseite ähnliche, die
jedoch statt der Rundstäbe viereckige Querstäbe haben) und sonst, bis in die
neueste Zeit.
IL Des gewöhnlichen thüringischen Typus: Haus des Gemeindevor-
stehers (1799, mit durchlaufendem Profil), Nr. 12 (1790) usw.
HL Des Erkeroder Typus (s. S. 29): Nr. 43 (nach N gerichtet und mit
Strohdach und Pferdeköpfen; zwei breite Fächer stehen vor; unter dem vor-
19*
292 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
springenden Dach Konsolen, wie bei Nr. 41 an gleicher Stelle), Nr. 53 (ver-
ändert, aber noch mit Strohdach), Nr. 27 (nach O gerichtet; drei Fächer).
Als Zimmermeister haben sich genaxint Mr. /ürgen Sei Aard (J) VolzeJ^x.
41 (1768). — C. H. B, Z(immer) M(eister) Haus des Gemeindevorstehers (1799).
Hausinschriften. Nr. 41 (1768) Sir. i, 20. — Haus des Gemeindevor-
stehers
Gott^ des gleichen nicht zu finden^ Der so grosse Wunderzeichen.
Deine Macht ist nicht zu gründen^ Deines Armes Macht kann reichen
Wo ist solch ein Gott, wie Du, Von dem West zum Osten zu. —
Nr. 12 (1790)
Nie seufze jemand wider mich. Was er mit Recht verlangen kann
Mein ganzes Herz bestrebe sich Und immerfort mit Jedermann
Dem Nächsten gern zu geben, . . . nicht. —
Nr. 50 Von Gott will ich nicht lassen. — Nr. 27 Wer Gott vertraut usw.
Sonnen berg.
Namens formen. Sunnenborc (IX. Jahrb.), sonst stets Sunnen- (oder Sunen-)
-berc, 'berge, -berghe, -berg, -berch. Da das Dorf in der Ebene liegt, ist die En-
dung "bürg die ursprüngliche (vgl. auch unter „Dorfanlage"), also Burg eines
Sunno.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Denstorf, jetzt Filial zu Tim-
merlah. Als Pfarrer werden 134 1 ein Werner, 1428 ein Heinrich Vor, ein pro-
visor ecclesiae Conradus dictus Ambrosii 1349 genannt. Damals schenkte Herzog
Magnus der Nikolaikirche das Eigenthum einiger herzogj. Lehensgüter zur Stif-
tung von Altarlichtem (Sud. II 347). Das Patronat war 13 18 herzogl. Ldien
Sigfrid Skadewolts, stand aber gegen 1400 Herzog Friedrich zu (Sud. II S. 169,
20. VI Nr. 237). — Im IX. Jahrh. war hier das Kloster Fulda begütert. 1237
kamen 4 Hufen, früher herzogl. Lehen der Skadewolt, ans Blasiusstift, dessen
„Stiftshof** 13 15 und 1435 genannt wird und einem villicus unterstand, 13 13
I Hof mit 2 Hufen, früher herzogl. Lehen der v. Gandersheim, an den Hl. Geist-
kaland, 13 15 5 Hufen, i Hof und 3 Worth, bislang Eigenthimi derselben Fa-
milie, behufs Dotation des Matthiasaltars für 80 Mk. an das Cyriakusstift, das
schon um 1200 3 Hufen dort besass (ÜB Stadt Braunschweig II 724. 763.
766), 1379 5 Hufen nebst i Bauhof und 2 Kothhöfen, vordem (z. B. 1355 und
1374) herzogl. Lehen der v. Sonnenberg in Braunschweig, zur Stiftung einer
Seelmesse, ans Kreuzkloster. Als herzogl. Lehen besassen 13 18 die v. Wenden
2, die V. Brimsrode (auch 1344) 3, die v. d. Heyde (auch 1344) 5, die v.
Bortfeld 5 Hufen. Gleichfalls 5 Hufen — vielleicht dieselben — waren nebst
dem halben Zehnten 1390 asseburgisches Lehen der v. Evessen, dann der Dö-
rings und wenigstens bis 1483 der v. Vechelde; doch wird 1440 i Hof mit
4^/2 Hufen als asseburgisches Lehen der Brandes bezeichnet. Je i Hof mit einer
Siersse (Hausinschriften)' Sonnenberg (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 203
Hufe war 1429, 1440, 1515 wendensches Lehen der v. Vechelde, 1662, 1769
der V. Sonnenberg. Der Zehnte war im XVIII. Jahrh. je zur Hälfte im Besitz
der V. Vechelde (seit 142 1 als asseburgisches Lehen) und v. Hantelmann (seit
1434 als weferlingsches Lehen).
Dorfanlage haufenförmig mit südlicher Richtung der Höfe; in der äussersten
östl. Reihe der Höfe die Kirche. Im W des Ortes nach dem Dorfgrundriss Joh.
Jul. Christoph Schmidts von 1766 der „Thier-Hof", vielleicht ursprünglich der
Thie, im S die „ Burgstelle'*, von der sonst nichts weiter bekannt ist; s. jedoch
unter „Namensformen". — 1766 4 Ackerleute, 6 Halbspänner, 14 Kothsassen.
Einwohnerzahl 1790/3: 329, 1895: 315.
Die Kirche S. Nicolai bildet jetzt einen länglichen Raum, scheint aber
an Stelle des östl. Theils einen eingerückten Chor besessen zu haben. Nach An-
gabe im Corpus Bonorum hat 1756 ein „Ausbau" der Kirche stattgefunden.
— In der geraden Chorwand hübsches Relief einer kleinen Kreuzigung in
vertieftem Grund, am oberen Rand mit der Minuskelinschrift /'. n. r. /. m, ccccc, vtt.
Der mit dem Schiff bündige Thurm (aussen von 8.85 m Br., 5.15 m Tiefe)
trägt ein sehr spitzes Zeltdach und öfifnet sich in der Glockenstube im O und
W in je zwei, im S in einer doppelten, im N dagegen in einer einfachen
Schallöfifnung. Von jenen fünf hat die im S spitze, je eine im O und W runde
Kleeblattbogen, die beiden anderen einfache Spitzbogen. Die Kapitale der Thei-
lungssäulen bestehen meist aus einem allmählich nach oben anschwellenden ein-
fachen Schaft, der nach unten durch einen gratigen Ring, nach oben durch eine
quadratische Platte abgeschlossen ist; doch wird an zwei Säulen durch herab-
hängende Eckblätter ein Ausgleich zwischen Schaft und Platte herbeigeführt und,
diesen entsprechend, der Schaft des Kapitals unten mit einer Art spitzzulaufender
Blätter verziert. Der Fuss der Säulen besteht aus flachem, kuchenförmigem Wulst
und quadratischer Platte. Aus der Zeit g^en 1250. — An der Ostwand des
Thurms Spuren von zwei älteren Dachschrägen. Das Dachgesims des Thurms be-
steht aus Platte und Kehle. — Aussen über der Thür im Thurm rohes Relief
des Gekreuzigten, dessen Füsse, wohl nur aus Unbehilflichkeit, nebeneinander
gestellt sind. Das Ablaufprofil ist an der Unterseite mit einfachen Blättern be-
setzt.
Kronleuchter aus Messing, mit zwei Reihen von je sechs Leuchtern in Form
einer Doppelvolute, mit muschelartigen Lichtschalen, barock profilirtem Ständer
und einem Doppeladler. Unten am Knopf die eingravirte Inschrift Esaias Bran-
des p(ro) t(empore) Voigt des Eichgerichts hat diese Krone aus gutem Herzen frei-
willig in die Kirche allhier zum (!) Sonnenberge verehret im Jahr Christi i68g,
Glocken neu. Schlagglocke nicht zu erreichen.
Kelch aus Silber, nur innen vergoldet, von 29 cm H. und sechstheilig. Der
runde Knauf ist durch Steg in eine obere und eine untere Hälfte getheilt, der
Ständer gekehlt, die Schale leicht geschweift. Unter dem Fuss ^^Kirche zu Son-
2Q4 Amt^crichtsbciirk Vechcldc.
ntnberg A. (V. R. Pastor 17S9". Braunschw. Beschau (Löwe), Stempel mit Q und
Meisterbezeichnung w . j.« ■
Silberner, siebartiger Löffel mit Blumen in durchbrochener Arbeit und mit
gedrehtem Stil.
Zwei Altarleuchter aus 2inn (Abb. 116), von 50 cm H. Der auf 3 Klauen
ruhende Fuss besteht aus 3 nach innen gebogenen Seiten und breiten, ge-
schweiften Stegen dazwischen. Die Seiten sind reich und hübsch im Stil der Zeit
Ludwigs XIV. verziert, der Ständer barock profilirt, der Aussenrand der Schale
mit Schragrippen versehen, von II. Fridrichs ijst gestiftet.
Zwei desgl., von 22 cm H., mit quadratischem Fuss und KannelOren auf dem
Ständer, die oben und unten mit Stäben gefüllt sind.
Das Meisterzeichen stellt einen fliegenden Engel mit
Palme und Krone (?) dar und wird von 4 Bändern ein-
gerahmt mit der Inschrift Fein, j engl • Block j Zinn f I -
G. Denicke ■ 1791 gestiftet.
Zwei Henkelvasen aus Zinn, von 24 cm H. Wol-
fenbüttier Beschau (Pferd vor Säule) und hochovale
Meisterbezeichnung: in Perlschnurumrahmung undeutliche
Figur und IC— Q(?), vermuthüch das Zeichen I. C.
Querners in Wolfenbüttel, s. Bd. I 360. 1759 gestiftet
Aeltere Häuser. Nr. 13 strohgedeckte Köthe des
Thüringer Typus; unter dem Dach Knaggen, deren vom
geriefelter Haupttheil wenig geschweift, aber sowohl nach
oben als gegen die Schmiege unten durch einen um die
Knagge sich verkröpfenden (!) und an den Kanten ab-
geschrägten Rundstab — der obere ist gekerbt — ab-
geschlossen wird. Die Schmiege verbreitert sich nach
11 . onnen erg, i>t- y^t^jj^ — j^^_ jo Strohgedecktes Einhaus mit dem Dalen-
thor an der Längsseite, wie bei Oelsburg S. 288.
Sophienthal.
Gesciiichtliches. Im XVIII. Jahrb. bei Fürstenau eingepfurrt, jetzt Filial
\i3n Wähle. „Die Herzogin [Ehsabeth] Sophie [Marie] legte hier 1724 ein Lust-
schloss an, um welches bald mehrere Ansiedlungen entstanden, die zu Ehren
der Herzogin den Namen Sophienthal erhielten" (Knoll-Bode 232). 1767 kam
es in den Besitz des Herzogs Ferdinand; doch Hess nach Knoll-Bode der re-
gierende Herzog Karl das Schloss 1769 wieder abbrechen. — Im J. 1767 be-
slanden in S. 13 Feuerstellen, Einwohnerzahl 1790/3; 148, 1895: 246.
Kirche von 1889 an Stelle eines unscheinbaren Fachbaus.
[Von dem Lustschloss — gegenüber der Kreuzung der Wege nach Fürstenau
und Wendezelle — war nach der Inventarisation von 1881 nur noch Wall und
Sonnenberg — Sopbienthal — Sttinhof — Thiede — Timmerlah (Allgemeines). 295
Graben unvollständig erhalten. Eine Vertiefung bezeichnete noch die Stelle des
ehemaligen Goldfischteiches vor dem Schlosse.]
Stein hof.
Geschichtliches. 1326 schenkte Herzog Otto der Milde dem Kreuzkloster
den Steinhof, der bis 1893/4 Klosterhof blieb, damals aber als Berieselungsgut an
die Stadt Braunschweig abgetreten wurde. Eine Wiese bei St., genannt die Art-
oder Ertborg (s. S. 313), kam 1380 an den Hl. Geistkaland, 1523 gleichfalls ans
Kreuzkloster. Vgl. Tunica in d. Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1883, 146 fF.
[Thiede.]
[Auch Tiethe, Nach einer Urkunde von 13 16 wurde die streitige Flurgrenze des
damals noch bewohnten Ortes und des Dorfes Harvesse so bestimmt, dass sie
mit der öffentlichen Heerstrasse durch die Heide zusammenfiel. Andererseits wird
T. noch näher bezeichnet iuxta pontem, vor der Nyenbrügge (1407. 1442), und
Hassel -Bege geben an, dass die Flur von T. zu Didderse geschlagen wurde.
Darnach lässt sich die Lage der Wüstung genau bestimmen. 1576 war das Dorf,
das die Edlen v. Meinersen 1338 an die Herzöge verkauft und die v. Uetze um
1360 als herzogl. Lehen besessen hatten, wüst.]
Timmerlah.
Namens formen. Dinharloha (IX. Jahrh .), Timber-, Tymberlo (1158. 1 1 7 8),
-/dr (1284. 13 15 usw.), Tymmerla (1302. 1374), mit dem Zusatz iuxta Bruns-
wie (1258), nach Förstemann zu ahd. timbar y mhd. timber = dunkel, schattig,
und lä = Wald. Vgl. über das Holtding auf dem „Timmerlah" im Amte Salder
Ztschr. d. Harzgeschichtsvereins 1878, 47flf. (Langer fei dt).
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denstorf, jetzt mit dem Sitz
einer Inspektion. Das Patronat ist herzoglich. — Begütert war in T. schon im
IX. Jahrh. das Kloster Fulda und 11 78 das Aegidienkloster. Es besassen oder
erwarben sodann die Michaeliskirche 1157 i, das Stift Steterburg, das 1284 2
Höfe hatte, 1187 und um 1290 je i Hufe, die Martinikirche vom Kreuzkloster
in Hildesheim 3 Hufen (die Hermann Holtnickers Wittwe 1258 als Kloster-
zinshof gekauft hatte), das Marienhospital 1298 4 Hufen von den Stapel, 1300
2 durch eine Stiftung des Prokurators Konrad, 1302 von den Johannitern 3
Hufen, 1305 2, ehedem obergsches Lehen der Eliae, zur Ausstattung eines Al-
tars (ÜB Stadt Braunschweig II 432. 467. 501. 587), 1271 das Blasiusstift, das
um 13 15 9 Mk. Jahresrente bezog, 6 Hufen. Als herzogl. Lehen befanden sich
13 18 und 1344 2 Hufen mit einer Worth im Besitz der Meiboms, 1344 5
in dem der v. Timberlah, 1374 je 2 in dem der Notbergs und v. Veltstede
(schon um 1360), bzw. der Schules, um 1383 der Kogels und dann der Bro-
stidde, 1507 4 Hufen in dem der v. Bortfeldt. 6 Hufen gelangten 13 18 aus
dem Besitz der Johanniter an die Holtnicker und Dörings (ÜB aaO. S. 468, 26).
Ein Hof mit 3 Hufen war seit 1554 bis ins XVIII. Jahrh. weferlingsches Lehen
1
296 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Braunschweiger Bürger. Im XVIII. Jahrh. besassen den Zehnten zu */t die v.
Wisseis (1337 die v. Achem, 1345 usw. die v. Velstede und Notbergs), zu je
1/4 das Jodokushospital (seit 1461) und die v. Schwelenberg (seit 1474 als hil-
desheimsches Lehen). 13 15 ist 1/3 des Zehnten bei den Eliae.
Dorfanlage haufenförmig, mit südl. Richtung der Höfe, in der östl. Reihe
die Kirche. Flurkarte von H. C. Schmidt 1751. — 1772 je 5 Ackerleute und
Halbspänner, 10 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 278, 1895: 587.
Die Kirche ist neu bis auf den fast quadratischen Thurm aus romanischer
Zeit. Von den rundbogigen, geradlaibigen Schalllöchem sind nur die beiden auf
der Westseite unverändert erhalten, das Dachgesims (Platte und Kehle) nur im
O. Der Thurm wird verunstaltet durch eine mächtige zwiebeiförmige Haube vom
J. 1799.
Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber, 22 cm h„ mit rundem Fuss, aber
sechsseitigem Ständer. Am Knauf gravirtes Masswerk. Die Schale ist sehr hoch
und nur leicht geschweift, auf den Zapfen IJIESVS in blauer Smalte, am
Ständer oben dasselbe, unten 5 • MARIA, auf den Fuss aufgesetzt hübsches
Relief der Kreuzigung (das Kreuz selbst fehlt, unter den Figuren eine Ranke)
und zwei silberne Wappenschilde mit den Inschriften Curdt Ho [renn] und Do-
rotia V. Retems, s(eine) nfachgelassene) JVäfweJ, und das herald, linke — das
rechte zerstört — mit zwei gekreuzten astartigen Gegenständen und einem von
einer Hand gehaltenen Ast am Helm. — Die dazu gehörige Paten e mit ver-
tieftem Sechspass, hübschem gravirten Kreuz und der Inschrift Curat von Hören
sehlich undt Dorotea von Retten s, n, Wit, 16^0,
Kelch aus Silber, 20 cm h. und sechstheilig. Der Knauf ist durch gewellten
Steg getheilt und oben, wie unten mit barocken Buckeln versehen. Braunschw.
Beschau (Löwe) und das Meisterzeichen AB. — Die zugehörige Patene ist
1804 gestiftet worden.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, 14 cm br., mit hübschen Schrägfalten
am Rande des Deckels. Magdeburger Beschau (Jungfrau über Stadtthor, wie
Rosenberg, Goldschmiedezeichen Nr. 1062) und Meisterzeichen VG in herz-
förmiger Einfassung. 1795 gestiftet.
Silberner Löffel mit vergoldetem, gedrehtem Stil, die Schale in Form einer
Blume durchbrochen.
Zwei Altarleuchter aus Zinn, von 44 cm H., mit sehr plumpen, wulstartigen
Füssen. Meisterbezeichnung: schwebender Engel mit Tuch, auf dem Englisch
Blockzinn steht; über, bzw. unter dem Engel gerolltes Band mit Aug, Fric, \
Alberti, 1782 gestiftet.
Zwei gehenkelte Blumen vasen aus Zinn, von 32 cm H., gleichfalls 1782 gestiftet.
Aeltere Häuser giebt es nur wenig, da im XVII. und XVIII. Jahrh. viele
Brände stattgefunden haben. Nr. 25 und 30 Hessen einst die Wirthschaftsräume
hinter der Wohnung zurücktreten (s. Erkerode S. 29); bei Nr. 25 sind an den
Ständern des oberen Wohngeschosses — dem einzigen alten Theil — und ihren
Timmerlah (Kirche nebst Ausstattung) — Vallstedt (Allgemeines). 297
Fussbändern Fächer von gratigem Relief eingeschnitten. Die Schwellinschrift nennt
nur die Erbauer. — Nr. 16(1815) am Schwellbalken mit den Namen der Erbauer und
des Zfimmer-) M(eisier) Christian Brandes in schönen, erhabenen Buchstaben auf
vertieftem Grunde, sowie mit hübschen Sternen und ähnlichen Verzierungen.
Vallstedt.
Literatur. Braunschweig. Anzeigen 1758 St. 95 (Hassel). — Dürre, Ge-
schichte der Stadt Braunschweig 436 ff.
Namensformen. Vellez-, Velez-, Veled- (um 1200), Veit- (1317), VeU (1268.
1304. 1406), Wal' (1542) 'Stide, -stidde, -stede, zum Unterschied zur Wüstung
Kl.-V. (s. S. 302) auch maior (1200) oder groten V. genannt (1462. 1544), in
Personennamen auch noch Vele-, Velz-, Veliz-, Veilstede usw.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Lengede, jetzt in der Inspektion
Thiede (-Engelnstedt). Yatl Johannes plebanus wird 13 15 genannt. Das Patronat
stand dem Propst des Cyriakusstifts, später dem von S. Blasius und Cyriakus
zu und ist jetzt herzoglich. — Das Cyriakusstift besass um 1200 ein allodium
mit 23 Hufen und erwarb damals 20 Hufen dazu; 1226 waren 2 dortige allodia
desselben vogteifrei. Man erwarb femer 1327 einen Hof mit einer Hufe, 1329
je 7 Höfe und Hufen, 1360 einen Hof mit 3 Hufen, 1430 von den v. Gaden-
stede 2 Höfe, 13 17 aber für 320 Mk. von Herzog Albrecht die ganze Vogtei,
für deren Ausübung das Stift einen Richter (1423 Amtmann genannt) setzen
durfte, aber unter Vorbehalt des Blutbannes und unter der Bedingung, dass die
Bauern des Kapitels und der Kirche sich zum Echtgoding einzustellen hätten.
Auch versprach damals der Herzog, nach Möglichkeit die Anlage eines Berg-
frieds, Thurmes oder Erdwerkes in V. verhindern zu wollen (ÜB Stadt Braun-
schweig II 821/2). Von da ab hielt das Stift jährlich ein Meierding in V. ab.
Ein Vorwerk mit 7 Hufen (dieselben, die 1329 an das Cyriakusstift kamen?)
besassen 1268 die Kahles (ÜB aaO. S. loi, 21), 1322 erwarben sie als dor-
stadtsches Lehen ö^/^ Hufen, die 1327/8 zur Stiftung eines Altars in S. Blasius
verwendet wurden. Die genannte Familie aber besass damals noch 3 Kothhöfe
und erwarb 1350 3 Hufen. 3 Höfe mit 4 Hufen, die noch 171 7 herzogl. Lehen
der V. Salder waren, besassen seit 1430 (auch noch 1525) als Afterlehen die
v. Twedorpe. Die v. Velstide verzichteten 1439 auf ihr dortiges Gut, hatten
aber 1498 i Hufe als Lehen. — Der halbe Zehnte gehörte — ohne Zweifel
als hildesheimsches Lehen — den Edlen v. Dorstadt, die ihn 1305 an die v.
Adenstede in Braunschweig verpfändet, 1401 an die v. Hameln, 1464 — 1508
an die v. Vechelde verliehen hatten. 1525 bis 1800 besassen diese Hälfte die
v. Hantelmann, seit 1805 die Krone Preussen, seit 181 7 Hannover. Die andere
Hälfte gehörte im XVIII. Jahrh. zu gleichen Theilen den v. Broitzem (schon
1473 ^^s hildesheimsches Lehen) und v. Zweidorf, je ^/^ besassen 1350 die
Kahles, 1372 die Vimmelse. Im Besitz des Cyriakusstifls erscheint 133 1 der
Novalzehnt über 24 Morgen und 1518 ^/g Zehnt.
298 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Dorfanlage haufenförmig mit meist südl. Richtung der Höfe. Die „Gauwiese*'
wird 1331 erwähnt. Flurkarte von Joh. Gottfr. Hahn 1751. — 1406 ist von
43 Meiern des Cyriakusstifts und anderen herzogl. Unterthanen die Rede (Sud.
X S. 299, 15. 304, 42), 1751 waren in V. je 4 Ackerleute und Halbspänner,
71 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 656, 1895: 848.
Die Kirche S. Martini bildet jetzt einen einheitlichen Raum, zeichnete aber
vordem den Chor durch ein Gewölbe aus, dessen Spuren noch erkennbar sind.
Nach Angabe im Corpus Bonorum wurden die Aussenmauem der ganzen Kirche
1839 um 6 Fuss erhöht, damals auch die Fenster erneuert. In der südl. Innen-
wand des Chors Stichbogennische, in der geraden Ostwand die moderne Thür
zur Sakristei und ein langes, viereckiges Fenster zwischen zwei kleinen spitz-
bogigen mit gerader Wandung. In der Sohlbank des ersteren ein Stein mit den
Jahreszahlen 1443 (gleichfalls erst später eingehauen) und 16^2. Die spätere
Zahl bezieht sich auf eine Herstellung der Kirche nach der Zerstönmg durch
die Schweden, ihr wird auch die Form der Fenster angehören. In der Südwand
nahe beim Chor schmale Thür mit halbkreisförmigem Tympanon, desgleichen
eine spitzbogige mit Rund Stabprofil nahe der Südwestecke, beide jetzt vermauert.
— Der rechteckige romanische Thurm, von dessen Ein Wölbung im Untergeschoss
noch die Schildbogen und Kragsteine zu erkennen sind, und in dessen West-
seite sich jetzt der Haupteingang zur Kirche befindet, springt etwas vor das
Schiff vor und ist mit diesem durch einen grossen — jetzt bis auf einen schmalen
Zugang verblendeten — Rundbogen verbunden. Der Sockel des Thurms bildet
eine Schräge, das Dachgesims setzt sich — wie beim Schiff, wo es vielleicht bei
der Erhöhung der Mauer nur versetzt ist — aus Platte und Kehle zusammen.
Die Glockenstube öffnet sich nach O in einem grossen romanischen Schall-
loch, dessen 3 von Säulen getragene Rundbogen in gemeinsamer Rundbogen-
einfassung liegen, dessen Mittelbogen aber durch Stelzung um 46 cm über die
seitlichen hinausgehoben ist. In dem ähnlichen Fenster der Westseite fehlen jetzt
die Theilungsbogen; im N und S nur je eine Doppelschallöffnung, bei der einen
fehlt jetzt gleichfalls die Säule. Die Säulen im O haben hohe attische Basis ohne
Eckblätter, ihr Kapital wird von dem Schaft durch einen gratigen Ring getrennt
und mittels gekehlter Schrägen vom quadratischen Abakus zur Schaftrundung
übergeführt. Die Säule im S zeigt an der Eckblattbasis statt des oberen Wulstes
eine Platte, deren Ober- und Unterkante abgeschrägt ist, und hat ein sauberes
Würfelkapitäl mit abgesetztem Halbbogen. Das Dach hat die übliche Zeltform.
— An der Südwestecke des Thurms ein Stein mit der Minuskelinschrift Am -
dni • nt^ -c^c^c^c^ 'XX \ xt -1 • die ■ urbani i / cthvata est; gemeint ist wohl i(n)choata
est. Zwischen 1431 und 1443 (s. oben) scheint die Kirche eine Ausbesserung
oder einen Umbau erfahren zu haben, wobei aller Wahrscheinlichkeit nach,
wie so oft, besonders der eingerückte, halbrund geschlossene romanische Chor
dem jetzigen Chor hat weichen müssen. Unter dem Schallloch im N ein Stein
Vallstedt (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). 200
mit flacher runder Vertiefung (vermuthlich alter Ausgussstein), darunter ein kreis-
förmiger Stein mit eingeschriebenem Kreuz, femer eine kleine Kanonenkugel.
[Nach dem Corpus Bonorum sass in der Aussenmauer hinter dem Altar ein
Grabstein mit der Randschrift Anno dotnini 143g in die abte (soll wohl heissen
beate) Elisabeth (= 19. XI) obiit Hieronimus Kryge plebanus huius ecclesiae, cuius
anima reqtuescat in pace. amen,']
Altar mit alter Platte. Ueber ihm
Kanzel, aus Holz. Das z. Th. verkröpfte Gebälk der Rückwand, das in der
Mitte einen gleichzeitig gebrochenen und geschweiften Giebel trägt, ruht auf
zwei korinthischen Pilastem und zwei vorgeschobenen korinthischen Säulen mit
gedrehtem Schaft, die ihrerseits auf einem Sockel unterbau stehen. Ueber dem
Giebel ragt noch eine Attika heraus, an der die Figur des Gekreuzigten ange-
bracht ist. Engel mit Palmzweigen und in lebhafter Bewegung auf Christus hin-
weisend, sitzen auf den Giebelschrägen. Zu beiden Seiten der Altarwand reiches
barockes Hängewerk. Die Brüstung der Kanzel selbst ist an den Vorderecken
zweimal getreppt und hier mit je zwei Säulen der obigen Art versehen. An der
Vorderseite leeres Feld mit mehrfach gebrochener Einrahmung; ein ähnliches am
reich profilirten Sockel der Brüstung. Eine Bretterwand, in gleicher Flucht mit
der Altarwand und von zwei Thüren durchbrochen, trennt die Sakristei vom
Schiff. An einer Seite des Chors befanden sich die Stühle für die Kapitularen
von S. Cyriakus.
Kleiner Opferstock im Thurm, in Form eines Kastens, an der Vorderseite
mit zwei Blendarkaden, dorisirenden Pilastem und Zahnschnitt am Gesims.
Glocken, [i. Nach Angabe im Corpus Bonorum 1703 zu Zeiten des Pastors
Franz Detman aus einer geborstenen Glocke umgegossen und vergrössert, 1832
aber nochmals durch J. H. Wicke in Braunschweig umgegossen. — 2. Nach
derselben Angabe 1 7 1 1 zu Zeiten des Pastors MaSs vom braunschw. Stückgiesser
Christian Ludwig Meier für 449 Thlr. 12 Gr. gegossen, 1796 aber gleich-
falls durch Wicke umgegossen. — 3. Die alte ,, Seiger -Glocke" stammte von
1640.] — 4. Die jetzige, von 1.08 m H. und 1.12 m Dm., zeigt am Kranz
einen Blattstreifen, am Bauch den Spruch Kommt zum Hause des Herrn mit
Danken und zu seinen Vorhöfen mit Loben (nach Ps. 100, 4) und unter anderen
Namen den des Pastors Anton Andreas Rautenberg.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, von 26 cm H., sechstheilig mit ge.
schweifter Schale, am Fuss und Ständer reich profilirt, an dem durch einen Steg
quergetheilten Knauf, wie auch an anderen Stellen mit radial gestellten Rippen
verziert. Mit Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule), einem M und dem Mei-
I M
sterzeichen y in schildförmiger Einfassung, dem Goldschmied Voigt angehörig,
von dem — nach Angabe im Corpus Bonorum — der Kelch 1712 für 42 Thlr.
gekauft worden ist.
Desgl. gothisch (Abb. 117), von 17 cm H. und runder Form. Der Fuss
ist an seinem senkrechten Theil mit übereck gestellten und genasten Vierecken
300 Amtsgöichtsbtiitk Vechelde,
versehen und tragt eine kleine aufgesetzte Reliefgruppe, Christus am Kreuz
zwischen Petrus und Paulus (die auf Blattwerk stehen) darstellend; unter diesem
ein Todtenkopf, über Christus gerolltes Band mit inri. Stander mit flüchtig
gravirten Ranken, Zapfen mit ikefus (Minuskeln) in dunkler Smalte, Masswerk
zwischen diesen retiefartig, Profil der Schale steü. Nach dem Corpus Bonorum
Geschenk des in Vallstedt stehenden Obrist Meyer im Jahre 1636; doch
scheint der Kelch selbst betrachtlich älter zu sein. — Die zugehörige Patene mit
flüchtig, aber hübsch gravirtem Kreuz am Rande, sowie mit den Versen auf
der Rückseite Hunc calicem dux militiae Meterus ad aedem Sacram Valstali dedit,
existente magistro Fiedlero pastore. Dem compenset in axe (1). S d. May Aö i6j6.
— Eine zweite Patene von mittelalterlicher Form, mit stark vertieftem Vier-
pass, gravirten Blattern in den Zwickeln und gleichfalls gravirtem Kreuz auf
schräg gegittertem Grunde am Rande.
"lachtel aus Silber (Abb.
i der Wandung des Kör-
werk, auf dem Deckel mit
einer Art Pfingstrose —
diese in starkem Relief
— innerhalb von ähn-
lichem Blattwerk, ge-
triebene und zugleich
gravirte Arbeit. Mit
Braunschweiger Beschau
(Löwe) und dem neben-
■» stehenden Meister-
[17. Viiistedi, Kelch und ObUienbiichK. Zeichen. Der In-
schrift unter dem Fuss
zufolge Geschenk des Matthias Quidde 1690.
Kleiner Löffel aus Silber, dessen halbkugelförmige Schale siebartig in Gestalt
einer Blume durchbrochen ist
Zwei Altarleuchter aus Messing, von 30 cm H., gothisirend.
[„Altarplatte" (d. h, vermuthlich ein Lesepult) aus Nussbaum mit ein-
gelegtem Elfenbein, nach Angabe im Corpus Bonorum 1735 geschenkt.]
[Messingkrone, nach derselben Angabe 1652 in Wolfenbttttel gekauft]
Messingtaufbecken, von 50 cm Dm. Im Spiegel die Darstellung der Kund-
schafter des Josua mit der Weintraube in getriebener Arbeit. Der Grund der
Darstellung ist mit Bäumen gefüllt, der Raum unter dem gerade abgeschnittenen
Boden schuppenföimig verziert. Am Rande lancettförmige Erhöhungen und Punkte
(getrieben), beiderseits von Linien in der Form aneinandergereihter kleiner
Kreise (gravirt) eingefasst. Um die Darstellung herum die Inschrift Margaretha
Batst, B. Heinrich Bokelman e(heiiche) H(ausfrau) hat dieses der Kirchen ver-
ehret SU Falstiet 16^1. Jetzt im Herzc^l. Museum zu Braunschweig.
Vallstedt (Ausstattung der Kirche, ältere Häuser, Hausinschriften). 30 1
Alte Häuser. Die Häuser 63 (von 1771), 8, 31, 32, 87 (mit Strohdach
und Pferdeköpfen) lassen, wie Nr. 22 in Erkerode (s. S. 29 f.) den für die Wirth-
schaft bestimmten Theil hinter der meist die Breite von vier Fächern einneh-
menden Wohnung zurücktreten und das Dach dort überhängen. Bei
Nr. 3 1 unter dem Dach der Wohnung Knaggen (nebenstehend ab-
gebildet), die aus drei grösseren flachen Wülsten und aus zwischenge-
legten kleineren Rundstäben (2, bzw. i) zusammengesetzt und an den
Seitenkanten stark abgeschrägt sind; die frei abstehenden Knaggen
bei der Wirthschaft sind, wie fast immer, 'schlicht, die Balkenköpfe einfach ge-
rundet. Bei Nr. 32 ist die Schwelle des oberen Wohngeschosses unten geschrägt,
die Füllhölzer als starke Viertelstäbe gebildet, die Balkenköpfe an den Kanten
nur geschrägt. Bei Nr. 63 treten die Füllhölzer nur wenig hinter den Balken-
köpfen zurück, zeigen aber dasselbe, aus Wulst, Kehle und Platten zusammen-
gesetzte Profil, wie diese. Andere ältere Häuser haben nur eine Fluchtlinie. —
Am langgestreckten Hause Nr. 60 hübsche Thür, an der unteren Klappe mit
zwei Blendarkaden, an der oberen mit zwei Feldern, deren Einrahmung an den
Ecken mehrfach getreppt ist, an der unteren zugleich mit prächtigem Thürklopfer
aus Schmiedeeisen. Bei Nr. 1 1 über der Thür grosser braunschw. Helmschmuck
(Pferd vor Säule mit Stern, Federstrauss imd Sicheln) aus Holz.
Namen der Zimmermeister finden sich an folgenden Häusern: Nr. 11 (1751)
H. H. B. — Nr. 80 (1756) P. B. — Nr. 5 (1767) J(urgen) E(ngelhard)
Woltze. — Nr. 33 (1789) J. G. Breyman. — Nr. 34 (1795) J. L. W. Brey-
man. — Nr. 42 (1799) ? B. — Nr. 29 (181 1) und 25 (1817) Warmbold.
Hausinschriften. Nr. 11 (1751)
Ach Gott bewahre dieses Haus zu jeder Zeit in Gnaden^
Behüte es vor Noth und allem Feuersschaden,
Ja, wer hier ausgeht oder ^ein.
Den lass, Iferr, gesegnet sein. —
Nr. 80. Bis hierher hat mich Gott gebracht, Folgen die Namen der Erbauer und
lygy. An Gottes Segen Ist alles gelegen. Wer Gott vertraut usw. Folgen wieder
die Namen der Erbauer und I756\ dann
Dies Haus ist gebaut aus Noth und nicht aus Pracht;
Die grosse Noth hat mich dazu gebracht, —
Nr. 5 (1767)
Dies Haus ist nicht gebaut aus Hochmuth und Pracht^
Sondern, dann wie bei Nr. 80.
Was Gott thut, das ist wohlgethan usw. — Nr. 63 (1771)
Gott bewahre dieses Haus in allen Gnaden
Für Feuer und allen Schaden,
Folgen die Namen. — Nr. 6 (1776?) [Uhsern Eingang segne Gott usw.]. —
Nr. 60 (1782)
Wenn Menschenhilfe scheint auszugehn usw. (s. S. 254).
302 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Dann IVas tracht ich lang nach Menschengunst^
Die doch vergehet^ wie ein Dunst.
Es ist in dieser Welt kein Freund,
Der stets es gut mit einem meint,
Vers 3. An Gottes Segen
Wirf deine Zuflucht nur auf Gott, Ist alles gelegen.
Der kann wegnehmen deine Noth, Das Leben dieser Zeit
Such den zum Freund, der dir allein Ist eine Hand nur breit.
Mit seiner Hilf kann nützlich sein. Die allerbesten Tage
Ist nichts amb (?).*) —
Nr. 34 (1795) [Dies] Gebäu steht an der Strassen, Gott hat es mir gegönnt und
die Leute, die es nicht haben wollen, sollens mir wohl lassen. Dann Spr. 10, 22,
Namen der Erbauer und des Zimmermeisters (s. S. 301), schliesslich Der Name
des Herrn sei gelobet (Hiob 1,21) und gebenedeiet von nun an bis in Ewigkeit. —
Nr. 42 (1799) Hier wohne ich nur kurze Frist,
Weil dieses Haus nur irdisch ist.
Ein Haus, das unvergänglich ist,
Wünsch ich mir als ein wahrer Christ.
Dann Joh. 14, 2. 3. — Nr. 24. Am neuen Theil (1806) des langgestreckten
Hauses Heinrich Gebhard Reinecke Stiftsvoigt, halseigen an das Stift St. Ciriaci zu
Braunschweig. Wer Gott vertraut usw., am alten Theil (o. J.)
O lass dich, Herr Jesu Christ, durch mein Gebet beivegen.
Komm in dies Haus und Herz und bringe uns deinen Segen.
Alle Arbeit, MüJie und Fleiss ohn dich ist alles umsonst.
Wo du mit Gnaden bist, kommt Segen in dies Haus.
Unsern Eingang segne Gott usw. Die ganze Inschrift ist erhaben geschnitten. —
Nr. 69. Der Grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein Blut.
Das machet, dass ich fifide
Das ewge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
Ist nichts auf dieser Erd,
Was Christu[s mir gegeben,
Das ist der Liebe werth.] —
Nr. 32. Den Ein- uttd auch den Ausgang mein Lass Jesus stets gesegnet sein.
Namen der Erbauer. — Nr. 8 Ps. 119, 157.
[Kl.-Vallstedt.]
[Wüstung nördlich bei (Gr.-) Vallstedt, in der das Cyriakusstift um 1200 8
Hufen besass.]
•) Der Vers erfordert statt des sinnlosen atnb etwa als Noth und Plage.
Vallstedt (Hausinschriften) — Kl.-Vallstedt — Vechclade — Vcchelde (Allgemeines). 303
Vechelade.
Namen und Geschichtliches. „Am Ende des Dorfes Vechelde Hess die
Herzogin [Elisabeth] Sophie [Marie] 1723 eine Kolonie für arme Tagelöhner
anlegen .... Herzog Ferdinand, von 1767 — 1792 Gutsherr von Vechelde, wid-
mete der Kolonie seine besondere Fürsorge, so dass er vielfach für deren Be-
gründer gehalten wird" (Knoll-Bode 232). Auf der Flurkarte von 1724 heisst
die Ansiedelung die „Häuser auf der Vecheldschen Lage** {lä = Wald), 1755
Vechelage. Damais bestand diese aus 24 Häusern (mit etwas Garten, aber ohne
Land), die zwei nur einseitig besetzte, im Winkel gegen einander stossende
Strassen bildeten. : — V. ist bei Wedtlenstedt eingepfarrt; die Schule befindet sich
in Vechelde.
Aeltere Häuser. Nr. 17, 25, 6 (1800) nach Erkeroder Typus (s. S. 29 f.).
Die Wohnung springt mit drei Fächern vor. — Nr. 25 ist erbaut vom Z(immer)
M(eister) D ■ B.
Hausinschriften. Nr. 17
O Gottj nun dieses Haus bewahr
Vor Feuer y Schaden und Gefahr, HR (Name des Zimmermeisters?). —
Nr. 4 Ps. 37, 37 .(verändert).
Vechelde.
Namensformen. Vechtla (1145), Vechtelde {pm 1250. 1302. 1308), Vecledhc,
'de (1281. um 1302), Veichtelde (13 13), dat dorp to Vechtelde (1340), Vechelde
(1391), Vechilde (1393); auch mit dem Zusatz iuxta longum pontem (s. unten).
Die älteste Form weist auf eine Zusammensetzung mit -lä (Wald), während der
erste Bestandtheil /echt- nach Förstemann vielleicht soviel als fructus bedeutet.
Geschichtliches. Bis 12 19 im Pfarrverband von Wähle, dann Pfarrdorf im
Bann Schmedenstedt, seit der Reformation Filial von Wedtlenstedt. Doch be-
steht jetzt die Absicht, V. wieder selbständig zu machen. Ein Johannes capellanus
wird 1308, ein gleichnamiger rector ecclesiae 1332, ein Henricus Lafferde offi-
ciatus 1479 genannt. Das Kloster Steterburg bezeichnet schon um 1250 die
dortige Kirche als sein Lehen und behauptet diesen Besitz gegen die Ansprüche
der Johanniter in Braunschweig 1302, bekundet auch 1308, dass sein Kaplan
Johannes in V. 34 Morgen dort für die Kirche gekauft habe (ÜB Stadt Braun-
schweig II 131. 494. 618). Später gehörte das Patronat dem Landesherrn, bzw.
dem Inhaber des Schlosses. — 1313, 1340 und 139 1 war V. zur Abhaltung
eines placitum zwischen dem Herzog und dem Bischof von Hildesheim bestimmt.
Zur Besserung des Dammes bei V., dem pons longus, schrieb Bischof Siegfried
1281 einen 40tägigen Ablass aus (ÜB aaO. II 302). — Güter des Klosters
Beige (bei Magdeburg) werden 1145 erwähnt und 1209 auf 14 Hufen nebst
Wald, 1370 aber auf 28 Hufen nebst der Vogtei bestimmt, mit denen damals
die V. Vorsfelde und v. Rautenberg, seit 1496 die letzteren (nebst 9 Höfen,
304 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
der Taverne und der Vogtel) belehnt waren. Bei deren Aussterben 1629 kamen
diese Güter in den Besitz der Stadt Braunschweig. Begütert waren in V. femer
die Johanniter in Braunschweig, die um 1302 bekunden, dass ihr Meier dem
Marienhospitale, vermuthlich als Ertrag des Zehnten (s. unten), 2 & Geld und
3 Kor Spelt zu geben habe, aber ihre 6 Hufen 13 18 an die Holtnicker und
Dörings verpfändeten und sie 1328 zur Ausstattung eines Altars ihrer Kirche
verwendeten. 2 Hufen gehörten dem Blasiusstift, 4, vordem herzogliches Lehen
Beckendorfs, wurden mit in den Pfandbesitz der Stadt Braunschweig gegeben.
Die V. Vechelde besassen 1394 5 Hufen, darunter seit wenigstens 1374 3 als
bortfeldsches Lehen. Der Zehnte, früher hildesheimsches Lehen Braunschweiger
Bürger, war seit 1284 im Besitz des Marienhospitals.
Dorfanlage. Nach der Flurkarte von H. P. Westensee (1724) lag das Schloss
südlich von der Heerstrasse Braunschweig-Peine, der grösste Theil der Höfe dem
Schloss gegenüber an der Nordseite in grosser Regelmässigkeit. Vielleicht rührt
diese Anlage schon aus der Zeit um 1400 her, da Herzog Friedrich bei der
Verpfändung von Schloss und Dorf V. an die Stadt Braunschweig (1392) diese
ermächtigt hatte, das Dorf und die Mühle auf die Wiese bei dem Damm zu
verlegen nach eigenem Ermessen und zum Nutzen der Burg. Westlich des Flüss-
chens Aue nur zerstreute Anwesen. — Die ,,Unterthanen" wurden nach der
Dorfbeschreibung von 1755 vordem als Halbspänner bezeichnet, die jedoch wenig
oder gar kein Land hatten. Um 1800 war die gesamte Gutsländerei an sie ver-
pachtet. Einwohnerzahl 1790/3: 238, 1895: 1413.
Die Kirche war nach Angabe des Corpus Bonorum im 30jährigen Kriege
abgebrannt, so dass der Gottesdienst in die Burg verlegt werden musste. Als
diese 1695 abgerissen wurde, war inzwischen auf dem alten Platz der Kirche
durch Rudolf August eine neue erbaut worden, deren Einweihung im gleichen
Jahre stattfand. Diese Kirche ist ein schlichter viereckiger, aber im Chor sich
etwas verbreiternder Bau. Auf der Mitte des Daches eine achtseitige Laterne,
deren Wetterfahne die Jahreszahl i6g4 in den Ecken eines Kreuzes führt,
Kronleuchter aus Messinggestell, das von einerlangen Stange in drei Reihen
je sechs Zweige und von einem Reifen unten gebogene Arme ausgehen lässt.
Von allen diesen hängen geschliffene Glasprismen herab.
Glocke von 62 cm H. und 68 cm Dm., am Kranz mit sich wiederholendem
Blattomament, am Bauch mit dem verschlungenen Namenszug des Herzogs
Afugust) Wfilhelm) und der Jahreszahl 17 2 2^ am Schlagring mit der Inschrift
C. Z. Meyer g(oss) m(ich) z(u) Braunschweig, Die Glocke gehörte früher zum
Schlosse. [Die eigentliche Glocke der Dorfkirche barst 1767, wurde dann durch
J. P. Greten in Braunschweig umgegossen, besteht aber jetzt nicht mehr.]
Gothisirender Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und runder Form.
Auf den Fuss aufgesetzt das Relief des Gekreuzigten mit gravirtem Kreuz; der
Ständer mit gravirtem ave maria oben und gracia unten in Minuskeln, auf den
Vechelde (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung, Burg). 3o5
sehr kleinen Zapfen, gleichfalls in Minuskeln jhesus, dazwischen gravirtes Mass-
werk. Schale von steilem Profil.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, von i6 cm H. und sechstheiliger
Form. Der Knauf mit Mittelsteg und Buckeln, die Schale geschweift. Unter dem
Fuss Christof Veltberch^ Anna Wasmus Bruns der Kirchen zu Vechtl Äd 1641,
Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterzeichen L R.
Oblatenschachtel aus Silber, von 8 cm Dm. und runder Form. Innerhalb
einer Einfassung von Lorbeerzweigen RER (Namenszug der „Madame" Rosine
Elisabeth Rudolfine, zweiten Gemahlin des Herzogs Rudolf August) den 14. Juli 1 6g j.
Braunschweig. Besdhau und Meisterzeichen N W in rechteckiger, genaster Ein-
fassung.
Taufbecken aus Silber, von 25 cm Dm. und tiefer Schale. Mit dem ausge-
schriebenen Vers Matthäi am letzten und der gleichen Stifter- und Meisterbe-
zeichnung, wie die Oblatenschachtel.
Taufkanne aus Silber, von 18 cm H. (ohne den Deckelknopf). Mit der
gleichen Stifter- und Meisterbezeichnung, wie die Oblatenschachtel.
[Die Burg V, hatte Herzog Friedrich nach der von ihm 1392 ausgestell-
ten Urkunde Sud. VII 121 selbst gebaut, dar vore neyn slot en was. Da-
mals aber war sie nebst dem Dorf an die Stadt Braunschweig für 900 Mk. und
zunächst auf 6 Jahre verpfändet, mit der Bestimmung zugleich, dass diese 200
Mark am Schloss verbauen dürfte. Der Herzog versprach dabei, nach der Ein-
lösung in V. nicht Auflage noch Zoll zu erheben, das Schloss auch später nur
der Stadt zu verpfänden und keine Burg diesseits der Aue-Erse, vielmehr eine
solche, wenn nöthig, erst an derFuse zubauen, Sud. VII 120/1 (auch 195). Bei der
Belagerung der Stadt ergab sich die Burg 1492 an Heinrich d. Ae., wurde jener
aber wieder 1494 zurückgegeben, und der Pfandbesitz 1579 in ein Erbmanns-
lehen verwandelt, bis die Güter der Stadt bei ihrer Eroberung 1671 sämtlich
an den Landesherrn fielen (vgl. Knoll-Bode 224). Doch musste Rudolf Au-
gust die Burg erst den v. Ingersleben abkaufen, die also wohl seitens der Stadt
damit belehnt waren. Nun wurde sie 1695 zu einem ,,Lustschloss aptirt**, d. h. es
wurde unter Niederlegung des alten Baus ein ganz neues Schloss erbaut, das an
die bürgerliche Gemahlin des Herzogs, Madme. Rudolfine, 1712 an die damalige
Krbprinzessin Sophie, die es auch als Witlwe behielt, nach ihrem Tode 1767
an Herzog Ferdinand kam, aber 1804 dem Pädagogen Hundeiker in Gr.-Laf-
ferde zu seiner berühmten Erziehungsanstalt (18 19 aufgelöst) überwiesen wurde
und seit der Verlegung des Kreisgerichts von Bettmar nach V. 1825 als Ge-
richtsgebäude diente. Jetzt ist es durch einen Neubau ersetzt worden. — Nach
der Flurkarte von 1724 berührte das Schloss die Heerstrasse nur mit seiner
Nebenseite und war mit der Hauptseite nach O gerichtet, welcher der — bis
auf den Zugang zum Schlosshof im W geschlossene — Wirthschaftshof vorgelegt
war. Das Schloss selbst war im Viereck rings von Wassergräben umgeben, über
Bau- u. Kunstdenkm. d. Herzogt. Braunschweig. II. OQ
306 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
die im O die Hauptbrücke, im W ein schmaler Steg führte. Ein Ann der Aue,
die westlich am Schloss vorbeifiiesst, umgab den im S und O vom Schloss
liegenden ,,fürstl. Grasshof". — Nach dem Kupferstich von A. A. Beck (17 13
bis 1787) besass das Schloss Erd- und Obergeschoss und Hess rechts und links
in einer Breite und Tiefe von je 2 Fenstern einen Flügel mit gewalmtcm Dach
vorspringen, während der Mittelbau 5 Fenster Breite besass und über den drei
mittleren einen Giebel (mit dem springenden Pferd in barocker Blattumrahmung)
aufsteigen Hess. Die Ecken waren in Quadern ausgeführt, die geraden Fenster
am Mittelbau durch je einen ionischen Pilaster getrennt, an den Flügeln von je
einem solchen Pilasterpaar eingerahmt und an der Brüstung mit Gewandgehängen
versehen. Der Eingang war schlicht. Der Bau scheint im wesentlichen aus Fach-
werk' bestanden zu haben. Nach der Flurkarte von 1724 hat auch die Rückseite
des Schlosses 2 Flügel besessen. — Im Innern befand sich eine „feine Kapelle",
die MichaeHs 1720 geweiht worden war.] Erhalten ist von dem Schloss nur das
Gitterthor, das aber an die Strasse versetzt ist. Zwei freistehende Sandsteinpfeiler
tragen Urnen mit Frauenköpfen und Stierschädeln, an denen Gewandstücke auf-
gehängt sind. Die Gitter bestehen aus Lanzenwerk, sowie unten aus Voluten und
zeigen in der Mitte eine Kartusche mit F, Das Thor ist also erst durch Herzog
Ferdinand gesetzt worden.
Im früheren Schloss- und jetzigen Amtsgerichtspark:
Ueberlebcnsgrosse Sandsteingruppe aus dem XVIII. Jahrb., von ganz guter
Arbeit: Saturn hebt ein Mädchen (die Wahrheit) empor, zu seinen Füssen eine
geflügelte männliche Figur. Stark zerstört.
Steinerne Sonnenuhr, gleichfalls aus dem XVIII. Jahrhundert. Der viereckige
Sockel, mit Zeiger auf allen Seiten, trägt einen kurzen Säulenstumpf mit Kugel.
Denkmal auf den Abt Jerusalem aus Sandstein. Auf zweistufigem Unterbau
grosser viereckiger Würfel mit einspringenden Ecken, die wieder von Pilastem
gefüllt sind. Der Sockel trägt einen Obelisken und dieser wieder Kugel und ver-
goldete Sonnenscheibe, in der sich ein Dreieck mit Auge (das Zeichen der
Braunschw, Freimaurerloge) befindet. An der Vorderseite, von Eichen- und Pal-
menzweig eingerahmt, ein ovaler Schild mit siH^ouettenartigem Brustbild des Abtes.
Auf der linken Ecke des Würfels Urne mit Gewandstück, auf der rechten ein
aa%esch lagen es Buch mit Jerusalems Betrachtungen der vornehmsten Wahrheiten
der Religion, bedeckt mit Lorbeerkranz. An der Vorderseite des Würfels Bronze-
tafel mit der Inschrift Dieses Monument ist dem Andenken des unvergesslichen grossen
Sittenlehrers und christlichen Philosophen^ Herrn Johann Friedrich Wilhelm Jeru-
salemy geboren zu Osnabrück deti XXIIten November MDCCIX, gestorben den
Uten September M DCC LXXXIX, Abt des Klosters Riddagshausen, Probst des
Klosters St. Crucis, Vice-Präsident des fiirstL Consistorii und Curator des fürsiL
Collegii CaroUhi in Braunschweig, gewidmet, — Ausgebreitete Gelehrsamkeit^ IVelt-
und Herzenskunde y begleitet mit vieler Bescheidenheit und Sanftmut^ waren ein Theil
seiner vortrefflichen Eigenschaften und Geistesgaben, wodurch er in einem so hohen
Vechelde (Schloss) — Völkenrodc (Allgemeines, Kirche). ß07
Grad die Achtung aller Rechtschaffenen seifies Zeitalters weit und breit sich er-
warb. Seine Schriften haben hinlängliche Zeugnisse davon gegeben. Er war der
allerangenehmste Gesellschaf ter ^ sein Duldungsgeist war gross, sein Angedenken
wird in den entferntesten Zeiten der Welt einem jedweden, der recht denken und
recht wandeln wilU theuer und werth bleiben. Mir als dem Widmer dieses Monu-
ments wird er stets in unverändertem Andenken verbleiben, weil ich ausser der Be-
wunderung seiner grossen Verdienste um seine Zeitgenossen besondern Antheil an
seiner Wohlgeivogenheit hatte. Alles dieses bezeuget sein grosser Verehrer Ferdinand
H(erzog) z(u) B (raunschweig) u(nd) Lfüneburg),
Eine von i8 Linden beschattete Stelle im Park war der ursprüngliche Be-
gräbnissplatz des Herzogs Ferdinand (t 1792), dessen Gebeine einige
Jahre später in die Krypta des Braunschweiger Doms übergeführt wurden.
Aeltere Häuser von Bedeutung fehlen. — Hausinschrift. Nr. 16 (1789)
Tobias 4, 6.
Völkenrode.
Namens formen. Volkolderode (132 1), Völkenrode (um 1369 und sonst),
Volklingerode (1344, so auch eine Familie in Braunschweig genannt), Volkinge-
rode (14 14), mit dem Zusatz belegen bi dem Stene (d.h. dem Steinhof, 1487), d. h.
Rodung eines Volkold, bzw. seiner Leute.
Geschichtliches. Seit 1721 Pfarrdorf in der Inspektion Timmerlah, vordem
Tochter von Bortfeld, seit 1649 von Wendeburg. — Das Dorf ist 1344 her-
zogliches Lehen der v. Weferlingen, die es 1440 und 1446 an braunschweigische
Bürger verpfändeten. Das Halsgericht war um 1369 herzogl. Lehen Eggeling
Vrederkes, später der v. Weferlingen, der Zehnte zu 1/^ 1484, ganz seit 1554
liildesheimsches Lehen derselben. Im XVIII. Jahrh. war das Dorf zehntfrei.
Die Dorfanlage erinnert stark an einen wendischen Rundling, wenigstens
läuft ein grosser Theil der Höfe keilförmig auf einen Platz zu, der auf der Flur-
karte von J. M. Schüttelöffel nur zwei Zugänge besass. An diesen geschlossenen
Kreis von Höfen lehnen sich dann im O, S und SW weitere Höfe. Die Kirche
liegt am nördl. Rande des Dorfes. Nordwestl. von V. giebt die Flurkarte eine
4 Morgen 45 R. haltende „Burgstelle" an, die angeblich den v. Weferlingen
gehört hat. — 1772 21 Gross- und 3 Kleinkothsassen. Einwohnerzahl 1790/3:
280, 1895: 368.
Die Kirche ist ein schlichter, viereckiger Bau mit Walmdach, viereckigem
Dachreiter, aber achtseitiger Laterne, die ein unten geschweiftes, oben spitzes
Zeltdach trägt. An den Schmalseiten je ein, an den Längsseiten je drei Fenster
— an Stelle des mittleren im S jedoch der Eingang — , deren Korbbogen im
Scheitel und an den Kämpfern etwas vorspringende Quadern zeigen. Die Jahres-
zahl 1744 über der Thür bezieht sich ohne Zweifel auf den ganzen Bau, der
nach dem grossen Dorfbrande von 1743 nöthig gewesen sein wird.
20*
3o8 Amtjgetichbberitk Vtchelde.
Die Kanzel über dem Altar ist an den Kanten getreppt und gerundet, die
Hinterwand mit korinthischen Säulen, verkröpftem Gebalk und gebogenem Giebel
versehen. Ueber dem letzteren der Auferstandene mit segnender Rechten und
mit Kreuzstab in der Linken, über den Säulen kleine sitzende Engel mit Palmen.
Der ,, Marmoraltar" ist nach Angabe im Corpus Bonorum von 1763 vom Oberst
August Ludwig v. Weferlingen gestiftet worden, gewiss aber auch der ganze Auf-
bau. Der Altarraum ist nach der Kirche zu von einer durchbrochenen Holz-
brUstung abgeschlossen, an deren Schmalseiten Schrägbretter zum Knieen ange-
bracht sind. Vom halten zwei leicht gekleidete Engelknaben eine muschelartige
Schale zwischen sich, in der betr. anderen Hand einen aufgesetzten Wappen-
schild in Rokokoeinfassung, heraldisch rechts den der v. Weferlingen, links den
118. Völkenrode, Murschrink«.
der V. Gustedt. In die Schale wird bei der Taufe eine gleich gestaltete Tauf-
schüssel, für gewöhnlich aber ein Lesepult eingesetzt (Abb. ti8).
Kelch aus vergoldetem Silber, 20 cm h. und sechstheilig. Auf den Stander
sind unten gesenkte Blatter aufgesetzt, die Zapfen mit IHESVS, der Knauf
dazwischen mit den üblichen Buckeln versehen, die kleine Schale leicht gebogen.
Braunschw. Beschau (Löwe) und Meisterbezeichnung LR in ovaler Einfassung.
Desgl. (von 25 cm H.), doch sind die Relief- Blattkiänze am Knauf und unten
an der Schale nicht vergoldet und der Fuss usw. rund. Knauf und Stander sind
reich profilirt. Braunschw. Beschau, Wardein Stempel Q und Meisterbezeichnung
MANN '"^ rechteckiger Einfassung. Anfang des XIX. Jahrh.
Silberner Löffel mit Blume in siebartiger Arbeit.
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, 10 cm br.; der Deckel ist in der Mitte
herausgetrieben und an deren Rand mit Schrägrippen versehen, der Deckelrand
selbst leicht gewellt. Braunschw. Beschau und j g in Kleeblatteinfassung. 1 706
gestiftet.
Muschelförmige Taufschale (s. oben) aus Zinn, von 31 cm Br. mit der In-
V^ölkenrode (Ausstattung der Kirche, alte Häuser). ßOO
Schrift Cura pasior(is) J. C. Scherenberg Anno 174S* Braunschw. Stempel und
hochovaler, aber undeutlicher Meisterstempel mit 17..
Zinnbecken von 18 cm Dm., mit starker Vertiefung. Braunschw. Stempel
H F
und derselbe Meisterstempel, wie in Lamme, s. S. 276. Mit der Inschrift ^
17 17, also wohl früher in Wendeburg gebraucht.
Je zwei Zinnleuchter (reich profilirt) und Blumenvasen (gehenkelt und
mit gedrehten Rippen versehen) ohne Stempel.
Glocken nicht erreichbar.
Alte Häuser des Einhaus typus. Nr. 31 mit schlichter Vorder-, aber reich
entwickelter Rückseite. Die höher als die Wirthschaftsräume aufgeführte und vor
diese vorspringende Wohnung lässt den Oberstock sowohl auf der rechten Längs-
seite, als auf der Rückseite vorkragen, und zwar liegen die Deckenbalken hier
in der Längsachse des Hauses, so dass die Balkenköpfe der Längsseite nur
Stichbalken angehören. Die Schwellbalken greifen an der Ecke in einander ein,
die unten leicht gerundeten Balken ruhen auf Kopfbändem, deren Profil aus
Schmiege, langem Kamies, Rundstab und nochmals Schmiege bestehen, die Füll-
hölzer sind unten gefast. Auch der Giebel der Hinterseite ist über dem statt-
lichen Oberstock vorgekragt. Bei den Wirthschaftsräumen hängt das Dach über
und wird von ganz schlichten Streben gestützt. Beide Längswände sind hoch. —
Nr. 29 glich Nr. 31 in allem Wesentlichen, besonders in dem Vorstehen und
Höherragen der Wohnung, ist aber stark umgebaut und mit Ziegeldach versehen
worden. Am Dälenthor und an den Wirthschaftsräumen, wo das Dach vorsteht,
Kopfbänder von ähnlichem Profil, wie bei Nr. 31. — Nr. 32 (1701) schlicht
mit Kniestock vorn und stattlichem Oberstock hinten. Die rechte Längsseite ist
niedrig, die linke ist auch über dem Stall mit niedrigem Oberstock versehen.
Die Wohnung hat gleiche Fluchtlinie mit dem Stall. Rechts hinter dem schräg-
laufenden Pferdestall verbreitert sich die Däle. Der starke Balken am schmalen
Flet setzt sich noch ziemlich weit nach dem Dälenthor zu fort. Die Kopfbänder
haben wieder fast dasselbe Profil, wie bei Nr. 31, nur ist das oberste Glied ein
Viertelstab. — Nr. 28 (die alte Schule, einst, wie es scheint, von der Form
einer Köthe) und Nr. 2 (1743) lassen die Wohnung vortreten; Nr. 2 ist auf
beiden Längsseiten gleich hoch, lässt die Däle hinter dem schrägen Pferdestall
breiter werden und hat Kniestock an der Vorderseite; das Kammerfach ist ab-
gebaut. — Nr. 17 hat am Flet Kopfbänder ähnlich der Wendeburger Form Nr.
13 (s« S. 328); der Pferdestall springt mit rechtem Winkel in die Däle vor. —
Nr. 21 (17 18) schlicht, mit vorspringender Wohnung, niedriger rechter Längs-
seite und weit nach links gerücktem Dälenthor. — Bei einigen Häusern (Nr. 17
imd 9) grosse Vorschur mit Einzelständer, wie in Wendeburg (s. S. 324), doch
erst infolge späterer Veränderung.
Als Zimmermeister nennen sich: Nr. 32 (1701) gebauet v(} on) M(eister)
A(lbrecht) Slagman (s. S. 329). — Nr. 9 (17 18) Meistr. Härmen Gaurs. — -
Nr. 2 (1743) H(einrich) P(eters) (s. S. 329).
7 I o Amisgerichtsbetirk Vechelde.
Hausinschriften. Nr. 29 (1743) erhaben auf vertieftem Grunde
Alles mit Gott angefangen
Wird ein gutes Ende erlangen (Schwellbalken der Wohnung).
[Ich habe] mit Gott gebaut dieses Haus,
Wenn er wilU so muss ich daraus^
Und wem ers gönnte dem wird ers geben,
Gott gebe mir das etvige Leben (Schwel Ibalken d. Vorderseite). —
Nr. 2 (1743) An Gottes Segen Ist alles gelegen (Wohnung; so auch am inneren
Thorbalken bei Nr. 9 von 1718).
Gott wolle der Menschen Hüter sein^
Die aus diesem Hause gehen aus und ein (Thorbalken).
[Volkmarsdorfp]
[Zwischen Neubrück und dem preussischen Didderse gelegen und 1576 als
wüst bezeichnet. Das Kreuzkloster erhielt dort 2 Hufen von Herzog Albrecht.]
Wähle.
Namensformen. Walede (1141), Welethe (1181. 1201. 12 15), Walende (um
1203), Wolede (1219. 1335), Wolde (1313), Walde (um 1315), Woltha (1351).
auch Woeledhe und maior W, (1258), Familiennamen Walethe, Welede, Woledhe
(Xin./XIV. Jahrb.), zu -ithi gehörig.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Schmedenstedt , jetzt in der
Inspektion Wendeburg (-Timmerlah) ; ein sacerdos Ber wird um 1203 genannt.
Das Patronat gehörte 1297 zur Hälfte dem Cyriakusstift, seit 1300 ganz dem
Dekan desselben, seit dem Eingehen des Stifts dem Landesherrn. — Das Stift
besass 1226 i Hufe und erwarb 1297 7 von den v. Uttesse. 1227 kamen 3
Hufen an das Godehardikloster in Hildesheim, geringeren Grundbesitz hatten
auch das Kloster Lamspringe (1178) und das Blasiusstift (um 13 15). Als her-
zogliches Lehen besassen 1334 (auch 1484) die v. Weferlingen 16 Hufen (da-
von 1467 I Bauhof mit 4 Hufen Afterlehen der v. Vechelde, dagegen 1476 2
Höfe mit 15 Hufen der v. Evessen), 1450 die v. Vechelde i^/j, 1491 bis 1605
die V. Salder i Hof mit 3^/2 Hufen. — Der Zehnte, 1232 hildesheimsches
Lehen dortiger Bürger, kam zu je ^/s 1251 (von den v. Wedtlenstedt), bzw.
1258 an das Blasiusstift, das dauernd bis ins XVHL Jahrhundert in dessen Be-
sitz erscheint. Um 1400 und noch 1538 wird der Zehnte jedoch als hildes-
heimsches Lehen der v. Schwiecheldt bezeichnet.
Dorf anläge haufenförmig, mit südl. Richtung der Höfe. — Um 1750 14
Halbspänner, 10 Kothsassen. Einwohnerzahl 1790/3: 300, 1895: 459.
Die Kirche — vermuthlich S. Martini — besteht aus Chor, Schiff und
Thurm. Der gerade schliessende Chor ist gegen das Schiff um je 52 cm ein-
eingerückt und zeigt im N und S — hier aber nicht bis ans Schiff reichend —
liegenden Kamies und Platte als Sockel; das Schiff ist mit dem Thurm im S
Völkenrode (Hausinschriften) — VolkuiarsJorf — Wähle (Allgemeines, Kirche). 311
bündig, im N etwas breiter. In der östl. Innenwand grosse viereckige Nische,
in der südlichen eine kleine gleicher Art. Nach dem Corpus Bonorum trennte
ein grosser Rundbogen Chor und Schiff, jetzt ist der Bogen beseitigt und sind
die Ecken abgeschrägt. In der östlichen Aussen wand des Chors Relief des
Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes, auf vertieftem Grunde, in guter,
aber etwas harter Arbeit, mit verschmierter Inschrift, über der Thür im O die
Inschrift Restauratum ao. M DCC LXXIX superintendente Behorn et pastore C. J.
Hebel 177g* Die grossen Fenster sind neu. Ein grosser Rundbogen verbindet
Schiff und Thurm. Dieser — aussen 7.75 m br. und 6.45 m tief — hat im
Glockenhaus auf jeder Seite eine Doppelschallöffnung im Uebergangsstil mit run-
dem Haupt-, geschwungenen, kleeblattartigen Theilungsbogen und einer — nur
im S erhaltenen — Theilungssäule, die das Kapital kehlartig aus der Rundung
des Schaftes in das Quadrat der Platte übergehen lässt. Das Thurmgesims be-
steht aus Platte und vorgezogener Kehle, das Dach aus achtseitiger Zeltspitze.
Die Kanzel — seit 1779? — über dem Altar. [Nach Angabe im Corpus
Bonorum von 1750 befand sich damals noch — trotz einer Herstellung der
Kirche im J. 1 748 — die hölzerne, auf Pfosten gestellte und mit den Bildnissen
der Apostel verzierte Kanzel ,, mitten in der Kirche an einem steinernen Bogen,
der Schiff und Chor scheidet". Ausserdem befand sich am Altar, der 1605 von
den Braunschweigem zerstört war, ein Crucifix mit alter Möi\phsschrift und ein
Gemälde auf Holz, das den hl. Martin, die Auferstehung, das Abendmahl und das
Bild der Herzogin Elisabeth — zum Gedächtniss ihrer Heilung durch den' dor-
tigen Gesundbrunnen — darstellte, mit den Versen
Principis Henrici Elisabeth quondam uxor Juli;
Has igitur pietas religiosa dedit.
Schliesslich wird aaO. auch ein Taufen gel mit Muschel erwähnt, in die das
Taufbecken gesetzt wurde.]
Kelch aus vergoldetem Silber, von 18 cm H. und sechstheiliger Form. Wohl
aus dem Anfang des XVI. Jahrh. Auf den leicht profilirten Fuss ist ein hübsches
Relief der Kreuzigung mit Maria, Johannes und der das Kreuz umklammernden
Maria Magdalena, sowie ein Wappenschild (zwei Knaben halten gemeinsam ein
Geflecht), das einem Braunschweiger Patriciergeschlecht angehört hat, aufgesetzt.
Der Ständer ist mit genasten, je zu einem Quadrat zusammengestellten Drei-
ecken (gravirt) verziert, die Zapfen mit III ES VS versehen, der Knauf oben
mit entartetem, durchbrochenem Masswerk, unten mit gekreuztem Stabwerk u. ä.
(graviert) verziert. Die im Verhältniss zum Fuss auffallend kleine Schale hat
leicht geschweiftes Profil.
Paten e aus Zinn mit Braunschw. Stempel (Löwe) und dem neben-
stehenden Meisterzeichen N F zu beiden Seiten eines Baumes.
Glocken aus dem J. 1802 von Wicke in Braunschweig.
Alte Häuser. I. Des sächsischen Einhaustypus. Nr. 36a {löji an der Stall-
thür links vom Dälenthor) mit Strohdach, schräger Vorschur, rechts weit vor-
312 AmtsgerichtsbezJrk Veclielde.
gezogenem Stall und einst breitem Flet auf der linken Seite. Hier Knaggen
(flache Kehle, Karnies, Rundstab zwischen zwei an den Rändern gekerbten
Platten, Kehle und Schmiege, an der Kante gleichfalls gekerbt). Die Stallthür
mit geschweiftem Balken, die Stubenthür mit bunten Blumen auf blauem Gründe
bemalt.
II. Des Mischtypus, bei dem, unter Wahrung des Einhauses, die Dälen-
einfahrt in der Längsseite liegt. Nr. 20 (1788) und sonst öfter bis in die neuere
Zeit. Vgl. S. 288.
III. Des thüringischen Typus. Nr. 28 mit durchlaufendem Profil (Wulst, Leiste,
Kehle).
IV. Mehrere Köthen mit Pferdeköpfen auf den Strohdächern. Nr. 9 in Form
eines Einhauses mit Dälenthor und ringsum laufendem niedrigen Oberstock.
Als Zimmermeister haben sich gendiiini J. Ch, Brey mann Nr. 20(1788). —
M(eister) /. H, K. Nr. 17 (1788). — Z(immer) M(eistcr) C, H. B. Nr. 4 (1799).
— Nr. 2% F. C, Timpe Zimmermeister,
Hausinschriften. Nr. 20 (1788) Gedenke den ^ien May 1788, das hir in
Wähle 24 Gebäude durch Feuers Brunst in die Asche gelegt sey (!) (am Thorbal-
ken). — Nr. 17 (1788) Darum lass ich ihn nur walten (unvollständig). — Nr.
18 (1788) Segne unsem Eingangs segne unsem Ausgang, segne unser Thun, segne
unser Lassen, segne [uns] mit seligem Sterben, so sind wir Deine Himmelserben.
Dann
Nach dreien Dingen lass mich stets streben,
Dass ich recht glaube und christlich lebe
Und selig meinen Geist au/gebe, —
Nr. 4 (1799)
Wer will bauen an der Strassen,
Der muss einen jeden urtheilen lassen.
Der eine es liebt, dem andern es nicht gefällt.
Doch kostet es mir mein baares Geld. —
Hat Dich Kreuz und Unglück troffen.
Und Gott hilft nicht allsofort.
Bleibe treu in Deinem Hoffen,
Traue erst auf Gottes Wort,
Denke, dass Gott manche Zeit
Auch ....
[Kl.-Wahle.]
[Die Flur der Wüstung ist mit der von Wähle vereinigt. 1402 kamen 2 Hufen
von den Escherdes an das Kloster Dorstadt. Der Zehnte war um 1226 meiner-
sensches Lehen der v. Wedtlenstedt und kam 1258 (siehe bei Wähle S. 510)
an das Blasiusstift.]
Nr. 28.
Wähle (Häuser u. Inschriften) — Kl.-Wahle — Walkleghe — V/artenhorst — WatenbOttel. ? i ■j
[Walkleghe.]
[Das Kreuzkloster verkaufte 1 3 1 9 an Heinrich Rauscher und seine Frau wie-
derkäuflich, bzw. auf Lebenszeit den halben Zehnten in Zweidorf und 2 Hufen
in Villa W. (ÜB Stadt Braunschweig II 863). Die Wüstung lag bei Zweidorf.
Hier am nordwestl. Rande der Feldflur, beim „Landvoigtsknick", die „Walke-
wiese".]
[Warten hörst.]
[Um 1135 überträgt Bischof Bernhard von Hildesheim dem dortigen Michaelis-
kloster das bisherige Lehen Dietrichs v. Ditbechtingerode in den Dörfern W.
und Zweidorf (ÜB Hochstift Halberstadt I 201). Die Wüstung wird also gleich-
falls bei Zweidorf gelegen haben.]
Waten büttel.
Namensform IVatenebutle (um 11 70), d. h. Ansiedlung eines Wato.
Geschichtliches. Früher Pfarrdorf im Bann Denstorf, dann Tochter von
Denstorf, 1587 von Bortfeld, später von Oelper, schliesslich (seit 1827) von Völ-
kenrode. Ein Tileman Swidershusen plebanus erscheint 15 13. Um 11 70 und 1195
besass das Cyriakusstift 3 Hufen, 13 18 die v. Bortfeld das Dorf mit der Mühle
als herzogl. Lehen, das 1507 näher auf 8 Kothhöfe, 11 Hufen, Mühle und
Fischerei (s. jedoch bei Riddagshausen S. 128) angegeben wird^ ,,Der adlige
Sitz** der v. Bortfeld ward 1600 von den Braunschweigern zerstört. — Der
Zehnte gehörte im XVIII. Jahrh. dem Domkapitel in Hildesheim, war aber ,,seit
langer Zeit" an das Dorf verpachtet.
Dorfanlage. Die Höfe liegen im wesentlichen an einer Strasse, die mit der
vorbeifiiessenden Oker parallel läuft. Im O auf einer Erhebung die Kirche. Das
Dorf ist unter denen mit der Endung -büttel das einzige, das am 1. Ufer des
Flusses liegt. Die Flurkarte von J. M. Schüttelöffel . verzeichnet nordwestlich von
W. die Koppelweide „Asseburg", wohl fälschlich für Arteburg oder Ertburg; s.
bei Steinhof S. 295 — 1771 17 Gross-, 2 Kleinkothsassen. Einwohnerzahl
1790/3: 205, 1895: 540.
Die Kirche ist ein ganz schlichter, rechteckiger Bau mit Walmdach und Dach-
reiter. In der Windfahne die Jahreszahl 1804,
Glocke, von 68 cm H. und 62 cm Dm., ist laut Inschrift 1792 von Joh.
Heinr. Wicke in Braunschweig gegossen worden.
Kelch aus Silber, von 23 cm H. Der länglich birnenförmige Knauf ist mit
schönem Relief - Blattwerk verziert, die Schale geschweift. Braunschw. Beschau
(Löwe), Wardeinzeichen S und Meisterbezeichnung C H in rechteckig-gebogener
Einfassung.
Taufschüssel aus Zinn, von 23 cm Dm. Der Stempel,
nebenstehend, zeigt gekreuzte Anker mit F-D-I-K 17-82.
1
3 1 4 Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
Aeltere Häuser des Einhaustypus, sämtlich mit abgebautem Kammerfach.
Nr. 40, stark verändert^ lässt, wie es in Völkenrode mehrfach geschieht, die
Wohnung an Höhe und Breite die Wirthschaftsräume übertreffen. Das Dach über
diesen ragt weit vor und wird von abstehenden Knaggen (Viertelstab und Rund-
stab zwischen zwei langgezogenen Wülsten) gestützt. Balkenköpfe und Füllhölzer
an der Wohnung zeigen abgesetzte Rundung. Der Pferdestall springt schräg in
die Däle vor. — Nr. 44 mit schräger Vorschur und tief liegendem Dalentlior.
Die linke Längsseite ist niedrig, die ganze rechte gleichmässig mit niedrigem
Oberstock versehen. Die Wohnung ist nicht höher, als die Ställe, aber weiter
herausgerückt. Schlichte Streben stützen das überhängende Dach der Ställe. Der
Pferdestall springt rechtwinklig in die Däle vor, der Fletbalken, dessen Knaggen
aus Viertelstab, Karnies, Rundstab und steiler Kehle nebst Schmiege bestehen,
erstreckt sich noch weiter nach dem Dälenthor zu. — Scheune zu Nr. 25
früher Einhaus mit frei stehendem Ständer links unter der rechtwinkligen Vor-
schur. Die Knaggen unter dem überhängenden Stalldach stehen frei ab, stimmen
aber sonst mit denen von Nr. 44 überein. — Nr. 36 derselben Art, an der
Vorderseite mit Vorschur und Kniestock. An der rechten Längsseite über der
Wohnung ein besonderer Giebel, dessen First rechtwinklig auf den Hauptfirst
stösst. — Nr. 13 mit schräger Vorschur, hohen Wänden auf beiden Längsseiten
und schräg auf der Däle verlaufendem Pferdestall. Am schmalen Flet Kopfbänder
aus Platte und langer, durch einen Rundstab unterbrochener Schmiege be-
stehend.
Hausinschriften. Nr. 40 (1756; erhaben am Schwellbalken der Wohnung)
An Gottes Segen usw. Wer Gott vertraut usw., diese auch bei Nr. 36 (erhaben). —
Nr. 24. Auf Gott und nicht auf unseni Rath Wollen unser Glück wir batun. —
Nr. 14
Bauet hier nicht zu feste^
Wir sind nur fremde Gäste,
Hast Du hier gleich Schlösser und Häuser, sehe zu.
Verscherze die ewige Wohnung nicht (hier fehlt so oder Dti).
Einst dort ivirst Du haben ein ewiges Haus,
Da Dich wird niemand stossen aus, —
Nr. 6 (1749)
Ehre sei Gott in der Höh' und Dank für seine Gnade,
Dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade,
Mit Wohlgefallen sich der Höchste zu uns wend,
Ohn' Unterlass ist Fried, all Fehde hat ein Etui,
Wo Gott der Herr nicht bauet das Haus,
Unsere Müh und Arbeit richtet nichts aus,
Nr. 41 Sp. 24, 4 (am Schwellbalken).
Watenbüttel (Häuser u. Inschriften) — Wedtlenstedt (Allgemeines, Kirche n. Ausstattung), ß i ^
Funde. September 1897 fand man bei der Kanalisation in einer Tiefe von
1.50 m acht Sporen und menschliche Ueberreste.
Wedtlenstedt.
Literatur. Braunschw. Anzeigen 1745 St. 89. — Desgl. St. 98. —
Desgl. 1753 St. 6. — Desgl. 1883 Nr. 56.
Namensformen. IVetheUm- (1105), Wetelem- (1270), Wetheleme- (1295. 1318),
Wettelleme- (XIV. Jahrb.), Wetelmen- (1271), Witelme- (1282), Wettlem- (1207.
1287. 1339), WethUnt' (1270. 1322), Witlin- (1224) -stide, -sti^de, -siede, ebenso
auch im Familiennamen, d. h. Stätte eines Widilo, Wetil.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Denstorf, jetzt in der Inspektion
Tiramerlah. Die Kirche gehörte zu den Erbgütern Dietrichs III. von Katlenburg
und wurde 1 1 05 mit zur Ausstattung des von diesem gegründeten Augustiner-
klostcrs Katlenburg verwendet (vgl, Leuckfeld, antiquit. Katlenburg. S. 23), ihm
auch 1207 durch Otto IV. bestätigt (damals als Abgabe der Pfarre ans Kloster
'/g Mk., 1270 24 braunschw. Schillinge bestimmt), 1270 vom Kloster auf 40 Jahre
als Lehen an einen presbiter Theodolphus gegeben, aber schon 1275 durch Bischof
Otto von Hildesheim dem Kloster einverleibt und 1384, als die Kirche zum
grossen Theile zerstört war, und die Erhaltung des Besitzes bei seiner Entfernung
von Katlenburg sowie den kriegerischen Unruhen kaum noch möglich war, ans
Kreuzkloster in Braunschweig verkauft. Jetzt ist der Landesherr Patron der Kirche.
Das Kreuzkloster hatte bereits 1270 von Johannes v. Wedtlenstedt 9 Hufen
herzogl. Lehens und 4 Hufen Eigengut in W. gekauft und diesen Besitz auch
gegen das Kloster Katlenburg behauptet (vgl. Tunica, Ztschr. d. Harzgeschichts-
vereins 1883, I44flf.). Dazu erwarb es 128 1 i Hufe, die gleichfalls den v. Wedt-
lenstedt gehört hatte, 1295 ein Gut von den v. Barem, 1384 (ausser der Kirche)
7 Hufen vom Kloster Katlenburg. Das Vorwerk des Kreuzklosters ging erst 1884
ein, indem das Land damals in Einzelpacht ausgethan wurde. Den Zehnten hatte
das Kloster 13 15 dauernd erworben, musste jedoch noch 13 18 den halben
Zehnten den v. Ursleben für 48 Mk. abkaufen. Das Ministerialengeschlecht der
V. Wedtlenstedt erscheint im XIII. Jahrh.
Dorfanlage haufenförmig, am nördl. Rande die Kirche. Flurkarte von C. F.
Kessler. — 1771 ausser dem Ackerhof des Kreuzklosters 2 Halbspänner- und
II Kothhöfe. Einwohnerzahl 1790/3: 198, 1895: 277.
Die Kirche ist ein schlichter rechteckiger Bau, doch ist der Chor mit beiden
Wänden nach N (!) hinausgerückt. [Nach Angabe im Corpus Bonorum befand sich
im S der Kirche ein Stein mit der Jahreszahl 757/, die sich auf den Hohen
Chor bezogen haben soll.]
Alte Altarplatte mit Sepulcrum im Boden.
Kanzel über dem Altar schlicht.
[Vor dem Altar befand sich nach Angabe im Corpus Bonorum der Grab-
3l6 Amlsgeticlitsbeiirk VeclielJe,
stein des ersten evangelischen Pastors Alexander Deterus mit dem Bilde
des Verstorbenen im Chorrock.]
Holzepitaph des Pastors Vehlbohm von 1668, einst an der Ost-, jetzt an
der Nordseite. Das ganz gute Oelbild stellt links den Verstorbenen, reclits des-
sen Frau und sechs erwachsene Töchter in Landschaft vor dem Gekreuzigten
knieend dar, Mann und zwei Töchter mit Kreuz als Todeszeichen versehen. Am
oberen Rande die Inschrift Demnach der ehrwürdige und wohlgelehrte Joaehimus
Veelboenen allhie bey der Kirchen zu Wetlenstedt und Vechelt 26 Jahr Seelsorger
getvesm, ist er in Gott selig entschlaffen, am unteren Rande Ad 166S den 25. Ok-
I ] 9. Wedtlensiedt, Taurbeckea,
tober, da er sein Alter gebracht ins 58 Jahr. Sodann au^;esch rieben Apostel-Ge-
schit 14 {22). Die seitlichen Rander mit Arabesken. Diese, wie die Inschrift,
golden auf schwarzem Grunde.
[Glocke, nach Angabe im Corpus Bonorum von Joh. Heinr. Wicke ge-
gossen und mit dem Vers versehen:
Seit 1514 schon zur Glocke eingeweiht.
Ward dieses Dorf durch meinen Ton sehr oft ermuntert und erfreut.
Als aber Karl der Gütige erblick.
Da tönt ich Klag ins Land,
Ich klagte und mein Ton verschwand.
Doch unter ßiirsl Karl Wilhelm Ferdinand
Ward ich sunt Jubelten durch die Gemeind erneuet iy8(}\
Wedtlenstedt (Ausstattung der Kirche) — Wendeburg (Allgemeines). %iy
Lesepult mit eingelegter Arbeit von 1738.
Gothischer Kelch aus vergoldetem Silber von 15 cm H. und runder Form.
Auf den Fuss aufgesetzt ziemlich grosses Relief des Gekreuzigten (mit gravirtem
Kreuz), Ständer mit Weinranken in getriebener Arbeit, Knauf mit gravirtem
Masswerk, Schale weit, aber geradwandig.
Barocker Kelch aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. und runder Form,
Ständer mit getriebenen Ranken, Knauf breitgedrückt und zugleich geriefelt,
Schale von geschwungener Form.
Pokal aus vergoldetem Silber, von 16 cm H. Fuss und Schale hoch und von
geschweifter Form, Knauf birnenförmig und mit gerippten Falten, sowie Perl-
schnüren dazwischen verziert, an der Schale in gravirter Arbeit sehr hübsches
Renaissance- Rankenwerk und ein Wappen, das im Schilde Maiblumen, am Helm
einen Stengel derselben zwischen Flügeln zeigt. Oben zwischen den Ranken
Meisterzeichen H B.
Oblatenschachtel aus Silber, von 7 cm Dm. und runder Form. Der Deckel
mit Früchten in hübscher getriebener Arbeit. Meisterzeichen fehlt. 1690 gestiftet.
Taufbecken aus Messing, von 52 cm Dm. Im Spiegel die Anbetung der
Hirten (Abb. 119), am Rand Blumenranken, beides in getriebener Arbeit. Ein-
gravirt D VK und ein quergetheiltes Wappen mit wachsendem Löwen und
schräg gegittertem Felde.
Aeltere Häuser fehlen. Doch ist noch Nr. 18 (einst vielleicht auch Nr. 11)
schlicht nach Erkeroder Art (s. S. 29 f.) gebaut.
Wendeburg.
Namens formen. Winethe- (um 1170), Winede- und IVenede- (um 1195), We-
nethe- (1226), Wcfide- (13 18. 1406) -borg, borch^ d. h. Burg eines Winetho;
vgl. Wenden, Wendhausen, Wendorf S. 227. 229. 245.
Geschichtliches. Pfarrdorf, seit 1753 mit dem Sitz einer jetzt mit Timmer-
lah vereinigten Inspektion; im hildesheimschen Archidiakonatsverzeichniss fehlt
das Dorf, auch wurde die Pfarre 1542 und 1568 als Tochter von Rüper be-
zeichnet und 1544 von Woltorf aus versorgt. Zu ihr gehören Zweidorf und
Wendezelle, 1648 auch Meerdorf mit Harvesse. Das Patronat ist herzoglich. Das
Cyriakusstift besass in W. i Hufe, die um 1 1 70 an die v. Wedtlenstedt ver-
liehen war. Als herzogl. Lehen waren 13 18 2 Hufen im Besitz der v. Bortfeld,
1484 I in dem der v. Weferlingen. 1364 — 1838 war der halbe Zehnte nebst
dem Rodezehnten hildesheimsches Lehen der v. Damm.
Dorf an läge. W. ist nebst der Dorfflur von dem im S unmittelbar angren-
zenden Wendezelle (s.S. 319) nur durch die Aue getrennt und hängt im W un-
mittelbar mit der östl. Hälfte von Zweidorf (s.S. 323) zusammen. Die Höfe liegen
gross tentheils an einer, mehrfach gewundenen nordsüdlichen Strasse, sind je-
doch eben.so, wie die meisten der übrigen, an mehreren Strassen gelegenen Höfe
ganz unregelmässig angelegt; eine Ausnahme machen nur die Anwesen im SW
^ 1 8 Atntsgerichtsbezirk Vecheldc.
und im äussersten N und W, die sichtlich neueren Ursprungs sind. An der
östl. Seite und in der Mitte der Hauptstrasse die Kirche auf geringer Erhöhung.
Flurkarte von 1754. — Damals 31 Kothsassen, 13 Brinksitzer. Einwohner-
zahl 1790/3: 250, 1895: 480. Die sog. 3 Dörfer, W., Wendezelle und Zwei-
dorf, sowie Bortfeld bilden in Bezug auf Heirath und sonstige Sitte eine engere
Einheit.
Die gothische Kirche bestand nach dem Corpus Bonorum von 1750 aus Chor,
Schiff und Thurm, 1770/71 hat man aber aus Chor und Schiff einen einheitlichen
Raum geschaffen, damals auch die Höhe der Schifismauem, um Emporen ein-
setzen zu können, um 8 Fuss gesteigert. Im S, wo sich einst eine Vorhalle
befand — das Leichenhaus steht jetzt im W — , Spuren eines gothischen Ein-
gangs und zweier Stichbogenfenster, im N ein vermauertes gothisches Doppel-
fenster in gemeinsamer Innennische. In der geraden Ostwand Thür, darüber die
chronostichische Inschrift lehoVah oCVLI tVI sint aperti erga aeDeM hanC {=
1 7 70). Augusius Brandanus Drechsler superintendens et pastor. — Der Thurm ist
mit dem Schiff bündig und misst aussen im W 8 m, im N und S 7.30 m. Das
Sockelprofil besteht aus kleiner Schräge, ausladender Kehle, Leiste, 'Wulst, wieder
kleiner Schmiege und hohem Untersatz. Auf jeder Seite gothische Doppelschall-
öffnung in gemeinsamer Stichbogennische, im W jedoch verändert. An der Ost-
seite ältere Dachschräge. An der Westseite unter gothischem Gesims (Kehle
zwischen Schmiegen) gut gearbeitetes Relief mit der kleinen Kreuzigung und den
knieenden Stifterfiguren, sowie darunter mit der Jahreszahl m cccc Ixxix und einem
Wappenschild, der einen Wolfs- oder Hundskopf zeigt. Der mündlichen Ueber-
lieferung zufolge, die im Corpus Bonorum von 1750 verzeichnet ist, aber frei-
lich in dieser Form nicht richtig sein kann, hat der Besitzer des freien Adels-
oder Mühlenhofs, ein Junker v. Hund — eine solche Adelsfamilie ist bei uns
nicht nachweisbar, der Name ist nach dem Wappen erfunden — der Kirche
einen Platz zum Kirchhof geschenkt.
Grabsteine, i. Des Pastors Marburg (geb. in Lüneburg 1636, gest 1721);
oben zwei gut gearbeitete Genien mit Wappen, unten Todtenschädel u. ä. —
2. Der Pastorin Lincke, geb. Anna Margarethe Schultz (geb. in Mellin i/Altm.
1705, gest. 1732); die Inschrift besagt ausserdem Welcher in diesem Leben nichts
fataler gewesen^ als der Ehestand, indem sie ihren ersten Mann nicht länger, als
20 Wochen, und ihr anderer Mann die nur i Jahr, i Monat und 10 Tage ge-
habt. Da die in ihrem ersten Kindebette, nachdem die den 8* eiusdem (December)
nach ausgestandenen viertägigen Geburtswehen einen todten Sohn geboren, ivelchcn
die auch in ihrem Sarge mit im Grabe genommen,
Glocken von Christian Ludwig Meyer in Braunschweig, i. von i.iom
H. und 1.15 m Dm., aus dem Jahre 1722. — 2. von 1.02 m H. und 1.05 m
Dm., mit dem Relief Christi, aus dem Jahre 17 14.
Kelche, i. aus vergoldetem Silber, von 21 cm H., sechstheilig mit steil ge-
bogener Schale. Die Zapfen des Knaufs mit INES V S sind als niedrige, ab-
Wendeburg (Allgemeines, Kirche nebst Ausstattung). ß I q
gestumpfte Pyramiden gestaltet. Braunschw. Beschau (Löwe), M (am Fuss) und
die Meisterbezeichnung LR in ovaler Einfassung. Die zugehörige Patene mit
gleicher Beschau, doch abweichendem Meisterstempel G E verschlungen in schild-
förmiger Einfassung. — 2. aus Zinn, von 16 cm H. und einfach. Unter dem
Fuss Stempel: Engel von vorn mit Palme und Krone, sowie A — A und 17 — 4-
(s. S. 253).
Ovale Oblatenschachtel aus Silber, von n cm Br., auf dem Deckel gra-
virt der Gekreuzigte. 1720 gestiftet. Braunschw. Beschau, D in runder Einfassung
und die beiden Meisterbezeichnungen Gl K in länglich viereckiger und ^ in
kleeblattartiger Einfassung.
Oblatenbüchse aus Silber, von 16 cm H., mit Fuss, hoher Schale von ge-
schwungener Form und Deckel. Oben und unten an der Schale, sowie am Deckel
getriebene Blätter. 181 1 gestiftet. Wolfenbüttler Beschau (Pferd vor Säule) und
Meisterstempcl -^ in klceblattartiger Einfassung.
Weinflasche aus Zinn, von 1658, 15 cm h., ohne Stempel.
Zwei Altarleuchter aus Zinn, von 42 cm H., auf Lövvenköpfen ruhend,
1770 gestiftet. Der Stempel zeigt Engel mit Palme und Krone und auf einem
Band die Inschrift Fein Blockzinn 176g Paul ....
Zwei Vasen aus Zinn, von, 1724. Braunschweiger Beschau und undeutlicher
Meisterstempel.
Taufbecken von 21 cm Dm., aus Messing getrieben, nur omamental ver-
ziert, z. Th. auch gepunzt.
Aeltere Häuser s. bei Zweidorf.
[Sog. Kiekeinburg nordwestl. von W. unmittelbar an der Landesgrenze ge-
legen, eine quadratische künstliche Aufschüttung aus Sand (auch eine Schicht
Holzkohle fand sich vor) von etwa 50 Fuss im Geviert und 6 Fuss Höhe, im
SW mit der Spur eines Grabens und eines kleinen Aussen walls, einst wohl rings
von Wasser umgeben, 1698 aber abgetragen. Nach der Inventarisation von 1880
sollen in der Mitte nestartige Urnenlager gefunden worden sein; doch sind die
Fundstücke verschollen, und bei der Niederlegung des Hügels haben sich Alter-
thümer nicht wieder gezeigt. Es lässt sich daher nicht mehr ausmachen, ob es
sich um eine vorgeschichtliche oder geschichtliche Anlage handelt. Vgl. jedoch
bei Gardessen S. 36.]
Wendezelie,
Nachrichten über ältere Namens formen und über die Geschichte des
Grundbesitzes usw. haben sich fast gar nicht erhalten; 1454 war W. seitens der
Herzöge an die v. Uetze, von diesen an die v. Pawel und Kalm verpfändet.
W. besass bis zur westfälischen Zeit ein besonderes Erbkämmereigericht mit der
niederen Gerichtsbarkeit, das den v. Gramm gehörte, und ist bei Wendeburg
(s. S. 317) eingepfarrt.
Dorf anläge. W. ist nach der Flurkarte von 1754 (Abb. 120) ein ausge-
320
Atntsgerichtsbezirk Vechclde.
sprochener wendischer Rundling mit der bekannten keilförmigen Lage der Höfe
und Grasgärten, sowie dem einzigen östlichen Zugang zum schlauchförmigen Ring,
auf dem sich früher auch die Schule befand. Abgesehen von neueren Anwesen
im O und SO muss sich aber nach dem Ausweis der Erbauungszeit der
betr. Häuser schon vor mehreren Jahrhunderten in der südwestl. Ecke mit der
Front nach S, d. h. nach aussen, eine Neuansiedlung von 4 bis 5 Höfen ge-
bildet haben, und eine Folge davon ist unzweifelhaft gewesen, dass die nach
O folgenden 6 Höfe trotz der beibehaltenen keilförmigen Gestalt und der un-
mittelbaren Berührung des Ringes spätestens im XVII. Jahrh. ihre Häuser mehr
nach S rückten, so dass sie z.
gr. Th. gleichfalls nach aussen
gerichtet waren und an die
Strasse zu liegen kamen, die
dann später auch auf der an-
deren Seite bebaut wurde, oder
mittels eines Fussweges, der
auch auf den Ring führt, von
hier aus betreten werden konn-
ten. Im übrigen erkennt man
öfter eine Theilung der Hofe,
so dass auf einem Keil ihrer
mehrere hintereinander lagen,
und von dem vorderen ein
Zugang zu dem hinteren ab-
getrennt werden musste. —
^754 35 Kothsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3 : 343,
1895-: 491.
Die älteren Häuser sind
120. Wendezelle, Lageplan von 1754*
bei Zweidorf behandelt.
Wierthe.
Namensformen, mrife (1178), IVirefe, -the XIII/XIV. Jahrb.), Wirtk
(1344), Wijrte (1392), zu 4thi gehörig.
Geschichtliches. Ursprünglich Pfarrdorf im Bann Denstorf, 1542 von Al-
vesse, 1568 von Vallstedt aus besorgt, seit 17 10 mit Alvesse (s. S. 246) zu-
sammen mata combinata. Das Patronat besassen die v. Herlingsberge, später die
V. Schwartzkoppen. — 4 Hufen kamen 1304 ans Kloster Steterburg. Als herzogl.
Lehen besassen 13 16/8 und 1344 die de domo einen Hof mit 4 Hufen, 1400
die V. Bortfeld 5 Hufen, 1480 die v. Damm und Breier 3 Worth und 4 Höfe.
2 Hufen kamen 1323 an die Edlen v. Dorstadt. Den Zehnten (und 2, bzw.
6 Hufen) besassen 1359 und 1376 die Herse, 15 16 die v. Wenden.
Wendezcllc— Wierthe— Kl.-Wicrthe.
321
Dorfanlage ziemlich regelmässig, mit südlicher Hofrichtung. Flurkarte von
Schöneyan 1749. — Damals 2 Ackerleute, 5 Halbspänner, 6 Kothsassen. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 151, 1895: 333.
Die mittelalterliche Kirche besteht aus gerade schliessendem Chor (im Lich-
ten 5.06 m br., 6.30 m tief) und einem Langhaus (lichte Länge 8.70 m), das
vor den Chor um je 68 cm vorspringt, aber mit dem Thurm in einer Flucht
liegt, ja mit der Nordmauer in diesen einbindet. Nach Angabe im Corpus Bo-
norum ist 1759 ^^^ Bogen zwischen Langhaus und Chor beseitigt, letzterer er-
höht und mit Einwölbung (?) versehen worden. Die Ostgiebel von Chor und
Langhaus sind 1759 abgebrochen und in Fachwerk erneuert worden; das Lang-
haus ist mit Dachgesims (Platte und Kehle) versehen. In der inneren Chorwand
flache geradwandige Rundbogennische. An der N- und S-Seite des Chors Spuren
älterer, anscheinend gerade geschlossener schmaler Fenster. Die jetzigen grossen
Rundbogenfenster sind modern. Der Thurm (aussen 6.96 m br, 5.25 m tief)
zeigt an jeder Seite eine, wie es scheint, erneuerte SchallöfFnung im Stichbogen,
hat dasselbe Dachgesims, wie das Langhaus, und ein abgewalmtes Dach. Der
Zugang zum Dachboden ist im Stichbogen geschlossen. Im N ist eine grosse
Kanonenkugel aus Stein eingemauert. Die Verlegung des Eingangs von der Nord-
seite des Schiffs in den Thurm hat 1759 stattgefunden.
Glocke neu. — Kleine Schiagglocke nicht erreichbar.
Kelch von 16 cm H., aus vergoldetem Silber, Anfang des XVI. Jahrh. Fuss
usw. rund, am senkrechten Theil mit Punkten zwischen Profilen; aufgesetzt kleine
Figur des Gekreuzigten mit gravirtem Kreuz. Ständer mit erhabenem Schräg-
gitter, die länglichen Zapfen des Knaufs mit gravirtem ihesus (Minuskeln),
zwischen ihnen kleine Knöpfe, darüber und darunter gravirtes Masswerk.
Die zum Zinnkelch gehörige Patene aus Zinn mit hochovalem Stempel: ste-
hender Engel von vorn, darüber Band mit Fe [in] Blockzinn, daneben A — N.
Messingaltarleuchter, von 40 cm H., gothisirend profilirt.
Einfache Taufschüssel aus Zinn, mit Braunschw. Beschau (Löwe) und run-
dem Stempel: gekreuzte Anker und FD IK 17 82, abgeb. S. 313.
Alte Häuser. Nr. 16 (1747) nach thüringischer Art, mit gleichem Profil an
den Balkenköpfen und den zurücktretenden Füllhölzern. Die Schwell inschrift
zeigt ausser den Namen der Erbauer den des Zimmermeisters Hans Heinrich
JBertin und Wer Gott vertraut usw. Defi Ein- und Ausgang mein Lass Du Herr
befohlen sein. Am Stallgebäude von 1770 ausser den Namen der Erbauer der
des Zimmermeisters Jürgen Engelhard Voltze. — Nr. 5. Strohgedeckte Köthe
mit Pferdeköpfen und niedrigem Oberstock für Kammern und Wirthschaftsräume.
Rechts neben der Däle, zum Hause selbst gehörig, der Schafstall.
[Kl.-Wierthe.]
[Angebliche Wüstung bei Sonnenberg; vgl. KnoU-Bode 231.]
Bau- u. Kanstdenkm. d. Hengt. Braunschweij;'. II. 21
^22 Amtsgeridit^bttirk VedieÜew
Woltorf.
Literatur. Stegmann, Braunschweig. Magazin 1848, St. 14. — Andrea
Globus 1897 Nr. I (vgl. auch Braunschw. Magazin 1897, 136).
Namensforraen. Walttharpe (um 1170), Waltorp (um 1226), Woltorp (um
1195)» Woltthorpe (um 1226), Wbltorpe (1345. 1406), d. h. Walddorf.
Geschichtliches. Pfarrdorf, früher im Bann Schmedenstedt. Der Ort umd
seine Flur sind zu */s preussisch, zu ^/s braunschweigisch, und zwar liegen so-
wohl die Höfe als die Ackerstücke bunt durcheinander; doch stehen einzelne
Höfe, ebenso wie der Wald unter gemeinschaftlicher Hoheit beider Länder.
Jeder Theil des Dorfes hat seinen besonderen Vorsteher, aber gemeinschaftliche
Gemeinderathssitzungen; jedoch gehört der braunschweigische Theil zur preus-
sischen Kirche. Wie diese auffallende Theilung geschichtlich zu erklären ist, wissen
wir nicht; übrigens hatten die Bauern z. B. 1406 umschichtig in Wolfenbüttel
und in dem hildesheimschen Peine Dienste zu thun (Sud. X S. 302, 12). —
Begütert waren in W. das Cyriakusstift mit einer Hufe (um 1195), das Godehardi-
kloster in Hildesheim mit 2 Hufen und Höfen (1322), die Andreaskirche in
Braunschweig seit 1325 mit 5, seit 1330 mit weiteren 3 Hufen. Als herzogl.
Lehen besassen 13 18 die Tzuckel 2, die v. Wenden i, 1344 die v. Wefer-
lingen (auch 1484. 1593. 1633) 4 (bzw. 3 Hufen und 2 Höfe, vermulhlich
früher meinersensches Lehen der v. Wedtlenstedt), die v. Salder (auch noch im
XVI. Jahrh.) 2I/2, 1345 und 1374 der Meier zu W., bzw. seine Söhne 3*/t
Hufen, 1356 die v. Rautenberg, später v. Bülow und 1490 die v. Garssenbüttd
je I Hof, 1536 die v. Steinberg 3 Höfe mit 7 Hufen. 71/2 Hufen waren 1489
freies Gut der Gustidde. i Hof mit 3 Hufen kam 1409 aus dem Besitz der v.
Vechelde an einen Stiftsherm in Bardowiek. — Der Zehnte war um 1226 mei-
nersensches Lehen der v. Escherde, um 1376 der v. Bortfeld, 1366 zu ^/^ Be-
sitz der V. Rautenberg, 1374 der v. Vechelde, 1441 zu ^/^ rautenbergisches
Lehen der Hohehof, dann der v. Kalm, 1779 zu */^ Besitz eines v. Gramm
und der v. Kalm, zu 1/4 der v. Linne.
Dorfanlage haufenförmig. — I779 gehörten zum braunschw. Theil 4 Halb-
spänner und 14 Kothsassen, 1790/3: 157, 1895: 243 Einwohner.
Von den zahlreichen älteren Häusern des Einhaustypus sind hier nur die
braunschweigischen zu berücksichtigen. Nr. 3. Schräge Vorschur, die Knaggen
am Dälenthor von 1737 zeigen Schmiege mit gekerbter Unterkante, Viertelstab,
Karnies und wieder Schmiege, die durch drei tiefe Querschnitte in vier Platten
mit umschichtig gekerbten Rändern getheiltwird. Aehnliche Knaggen auch am über-
hängenden Dach und am Dälenthor. Rechts einst breites Flet (bei preuss. Nr. 56
sogar 6.40 m breit), das von einem mächtigen Balken überspannt ist. Jetzt ist
die Wohnung abgetrennt und mit eigener Däle versehen. Die linke Längsseite
(von 1726) niedrig, die rechte (von 1702) hoch, die Hinterseite breit und hoch,
mit Walmdach. Am Thürsturz Wer Gott vertraut usw. — Nr. 23. Dälenüior
wohl aus späterer Zeit. Linkes Flet wieder sehr breit, zur Ueberdeckung des
Woltorf — Zweidorf. 323
rechten dient ein mächtiger Balken mit ANNO DNI 1^7^» Links hängt das
Dach über und wird von Knaggen gestützt, die unterhalb eines kleinen Kamieses
eine langgezogene steile Kehle zeigen; doch wird diese in der Mitte von drei
Quergliedern unterbrochen, deren Ränder z. Th. gekerbt sind. Die Wohnräume
springen auf dieser Seite vor. Auch die rechte Längsseite ist hoch.
Inschriften. Am Schwellbalken der linken Längsseite (von 1739) Wer Gott
vertraut usw., über der Seitenthür hier Es segne uns Gott, unser Gott, am Dälen-
thor Was in diesem Hause geht aus und ein^ Das lass, Gott, gesegnet sein,
Zweidorf.
Namensformen. Tvidorp (um 1135), ^^"» Twedorpe, -dorp (1276. 1319),
d. h. zweitheiliges Dorf (s. unten).
Geschichtliches. Z. ist bei Wendeburg, wo sich auch die Schule befindet,
eingepfarrt. — An das Blasiusstift kamen 1276 Güter der v. Dalem, 1326 5 Hufen
und 2 Höfe, bisheriges Lehen der v. Honlege, und an das Kreuzkloster 1333 i Hufe,
1335 I Hof und 3 Worth von den v. Schwiecheldt. Letztere besassen 13 18 3
Hufen als herzogl. Lehen. — Der Zehnte kam 1252 zu ^/t vom Bischof von
Hildesheim ans Kreuzkloster, das jenen 1768 fast vom ganzen Dorfe bezog,
1451 zu 1/2 von den v. Salder an die v. Pawel. 1768 besassen die v. Damm
den Zehnten vom Rodeland.
Dorfanlage. Z. ist, wie der Name besagt, in der That ein Doppeldorf,
dessen beide vollkommen für sich stehende Hälften durch ein */g km breites
Stück Land, die ehemalige Masch, getrennt werden, und da das Dorf seinen
Namen bereits um 1135 trägt, so handelt es sich um eine äusserst merkwürdige
Dorfanlage, die um so auffallender erscheint, als wenigstens seit der Mitte des
XVIIL Jahrh. die östl. Hälfte, der sog. Rodekamp, unmittelbar mit den westl.
Höfen von Wendeburg zusammenhängt. Der grössere südl. Theil der Westhälfte
von Z. besteht aus einer Reihe von 12 Höfen, die in einer Flucht liegen und
sämtlich nach O gerichtet sind. Während es sich hier um eine planmässige An-
lage handelt, sind die Höfe des nördlich unmittelbar anschliessenden Theils der
westl. Hälfte, sowie die östl. Hälfte unregelmässig angelegt — Die 1356 vor-
kommenden Flurbezeichnungen Kobelse velt und Kobelse wisch (Sud. II 551)
lassen vielleicht auf eine Wüstung (s. S. 276) schliessen; vgl. auch Walklege und
Wartenhorst S. 313. Flurkarte von 1754. — 1768 29 Kothsassen, 10 Brink-
sitzer. Einwohnerzahl 1790/3: 260, 1895: 427.
Aeltere Einhäuser in Wendeburg, Wendezelle und Zweidorf.
Wie die sog. drei Dörfer fast eine zusammenhängende Ortschaft bilden, so
müssen auch die alten Bauernhäuser, die sich bei allen dreien in sehr grosser
Anzahl — in Wendeburg 28, in Wendezelle 13, in Zweidorf 19, zusammen 60,
und zwar ausser der Köthe Wendeburg Nr. 67 alles niedersächsische Einhäuser
— erhalten haben, zusammenhängend betrachtet werden, und dies um so mehr,
21*
3^4 Atnwgericbwbeiirk V«hclilc.
als sie in mancher Hinsicht eine Abart fQr sich bilden, die sich freilich io
Spuren auch sonst nachweisen ISsst.
I. Besonders liebt man es, die eine Längsseite soweit vor die andere zu zi^eo,
dass das Dach nicht mehr durch noch so weit vorkragende Balken gestützt wer-
den kann, sondern auf der freien Ecke einen besonderen Stander beansprudit,
der gern mit einem kreuzförmigen, bisweilen durch Fussbänder verstärkten Fuss
auf einen Findlingsblock aufgesetzt wird. Dadurch entsteht eine regensichere und
weil geräumigere Vorschur, als sonst Qblich ist, die aber vorzugsweise als Dünger-
statte benutzt wird. Beispiele: Wendeburg Nr. 21 (1730, Abb. 102 S. 246).
121. Wendeburg, Dlle des HauKS Nr. ; }•
63 (1778). 24- 40. 54, Wendezelle 12 (1667). 17 (1742)- 33 (1786). 14.
29, Zweidorf 20 (1648, bzw. 1745). 18 (1805). 12. 16. 21. 22. 28. 48- 58
(früher). 5 (mit Fussbändem). 10 (ohne Fuss, aber nach unten starker w-erdend\
II (oberhalb des Fusses profiUrt). 42 (an den Kanten gefast). Eine sehr be-
merkenswerthe Abweichung bietet Wendezelle Nr. 28; s, S. 330 f.
Eine schräge Vorschur mit weit ausladendem Tragbalken findet sich Wen-
deburg Nr. 22 (1693). 10. 34, Wendezelle Nr. 31 (1681). 32 (171). 22. 20
(hier spater mit Stander). 55; eine gewöhnliche viereckige Wendeburg Nr, 5J
(1709). 27 (1731)- 28 ("779). Wende:felle Nr. 3 (1667). 36 (1739); eine Vor-
schur fehlt Wendezelle Nr. 35 (1702 oder 1707, abgeb. Andree, BraunschT.
Volkskunde 117), Zweidorf Nr. 24. 39.
2. Sodann ist ein besonderer Nachdruck auf die Anlage des Flets geles^
Wendeburg, Wendezellc, Zweidorf (ältere Häuser). 725
dessen Breite von 2 m bis 6 m steigt, und das in der Regel auf beiden Seiten
gleichmässig gestaltet ist. Mit der Breite des Flets wächst auch die Stärke des
sie überdeckenden Balkens bis zu 52 cm — Wendeburg Nr. 13 bei fast 6 m
Spannweite jedoch nur 37 cm Stärke — . Der Balken wird von Knaggen (siehe
S. 328) gestützt, trägt bei breiteren Flets in der Mitte einen kurzen eingezapf-
ten Ständer mit Fussbändem, der gleich den übrigen Ständern zur Aufnahme
eines Deckbalkens dient, und erstreckt sich öfter bis in die Fachwand der Ställe
hinein, meist in derselben Stärke (z.B. Wendeburg Nr. 53 von 1709, Abb. 121,
Wendezelle Nr. 4 von 1661), bei Wendeburg Nr. 40 sich allmählich verdünnend.
Sonstige Beispiele: Wendeburg Nr. 31 (1681). 21 (1730). 27 (1731). 63
(1778). 13. 15. 24. 29. 40. 54. 55, Wendezelle Nr. 36 (i739)- H (1742).
33 (1786). 22. 44, Zweidorf Nr. 20 (1648, bzw. 1745, Knaggen s. S. 328).
4. 5. 12. 21. 22. 24. 28. 42. 48; mehrfach sind jedoch bei diesen Beispielen
später Veränderungen vorgenommen worden. Das Flet ist auf der einen Seite
weiter nach dem Däleneingang zu gerückt Wendezelle Nr. 4 (1661). 3(1667),
und fehlt auf einer Seite ganz, und zwar scheinbar von Anfang an Wende-
burg 18 (1685). 23, Wendezelle Nr. 14. 44, Zweidorf Nr. 16 (hier gegen-
über wenigstens fletartiger Ausgang). 58 (desgl.).
3. Der Wechsel in der Höhe der Längsseiten ist hier derselbe, wie bei
den Einhäusern anderer Dörfer, bald sind beide gleich hoch, bald beide gleich
tief, bald die eine hoch, die andere niedrig, so dass das Haus bald vier Reihen
Ständer in beiden Aussen- und Innenwänden, bald drei in einer Aussen- und
beiden Innenwänden, bald nur zwei in den Innenwänden hat. Aber auch in den
beiden ersten Fällen erhebt sich die hinten angebaute Wohnung mit ihrem
Oberstock — solcher fehlt Wendeburg Nr. 13 — noch über die Ställe, die ja
nur einen niedrigen Bansenraum zu haben pflegen. Aber während sonst wohl
des Ausgleichs halber die Wohnung auf der hohen Längsseite hinter den Ställen
zurücktritt, so dass das Dach sich doch gleichmässig über das ganze Haus legen
kann, findet sich hier eine ganze Reihe von Fällen, wo die Wohnung sogar
noch vortritt. Der Ausgleich kann dann, wie bei der Danndorfer Abart (siehe
Bd. I 165), dadurch erzielt werden, dass das Dach bei den Ställen — je nach-
dem — weit überhängt und durch frei abstehende Knaggen gestützt wird,
z. B. Wendeburg Nr. 27 (1731), Zweidorf Nr. 18 (1805). 24; vgl. auch Wende-
burg Nr. 35 und Wendezelle Nr. 36 (1739). Aber häufig steigt das Dach in
ganz unorganischer Weise am Ende der Ställe schräg an, bis es die Höhe der
Wohnung erreicht hat; hierbei hängt das Dach bei den Ställen weniger über
und wird von enger anschliessenden Knaggen gestützt. Das beste Beispiel hier-
für bietet Wendeburg Nr. 53 (1709), wo die Fächer der Wohnung auch durch
Bamsteine in bestimmten Mustern versetzt sind, s. Abb. 122; weitere Beispiele
ebenda Nr. 21 (1730). 27 (1731; andere Längsseite). 63 (1778). 15. 23. 61,
Zweidorf Nr. 4. 5. 6. 12. 38. 39. 42. Der Oberstock der Wohnung pflegt bei
älteren Häusern starke Fussbänder zu haben (Abb. 122 u. sonst).
J26 Amugerichubnirli Vechelde.
An dieser abweichenden Konstruklion der Wohnung erkennt man den ui-
sprünglichen Typus des sachsischen Einhauses ohne „Kammerfach" ebenso
deutlich, wie an der oben besprochenen Ausbildung eines geräumigen Flets, das
einst die Stelle der Wohnung vertrat. Gleichwohl giebt es auch aus der i. Hält«
des XVII. Jahrh. kein Haus, an dem die Erbauung der Wohnung nicht gleidi-
zeitig mit der der Stalle erfolgt wäre.
4. Im einzelnen ist noch folgendes zu bemerken:
Häufig zeigt die Vorderseite einen Kniestock mit zwei Reihen niedriger Fächo
Ober einander, von denen die unteren meist mit Eichenbohlen versetzt siod
(Wendeburg Nr. 27 von 1731. 15, Wendezelle 3 von 1667. 17 von 1742. 36
,11. Wendcburg, Haus Nt. (J.
von 1739, Zweidorf Nr. 48); die obere ausnahmsweise Wendeburg Nr. 65 von
■1778. Dagegen hat die untere Reihe starke Fussbander Wendeburg Nr. 63
(1778) und Wendezelle Nr. 29, die oberen in der Wand liegende Kopfbänder
Wendezelle Nt. 17 (1742), beide zusammen BamsteinfüUung Wendeburg Nr. Ji
(1730). — Bei Wendeburg Nr. 37 gehl der Giebel bis zur First, bei Wend^
zelle Nr. 4 {1661) der Walm bis zur Daleneinfahrt hinab.
Der Vorschurbalken (bei freistehendem Stander) ist ebenso, wie derSchweil-
balken der Wohnung und der Vorderseile in der Regel gefast, Balkenköpfe und
Füllhölzer sind an der Unterkante gerundet, jene jedoch bei Wendeburg Nr. 6j
(1778) an der Unterkante mit Viertelstab, an der Vorderseite mit dreirierie)-
kreisartiger Auskehlung versehen, diese ebenda kamiesartig gestaltet. Der SchwfD-
balken der Vorderseite Wendezelle Nr. 3 (1667) ist an der Fase mit grossen
schuppenartigen Kerben verziert, der Vorschurbalken Wendeburg Nr. 55 da,«
die Fase ins Viereck übergeht, gekerbt.
Wendeburg, Wendezelle, Zweidorf (ältere Hiuscr). 32 7
Oefter liegen in der Wand der Vorderseite unter dem Schwellbalken Kopf-
bänder, die Wendezelle Nr. 4 (1661) spitzwinklig aneinanderstossen und so der
Fassade des kleinen Hauses ein eigenartiges Aussehen verleihen.
Der Thorbalken ist stets gerade, nur bei Zweidorf Nr. 6 (1723) bildet er
zusammen mit den Knaggen eine stichbogenartige Kehle.
Die Windbretter weichen nur bei den Tennen von Zweidorf Nr. 48 von
der gewöhnlichen Form der gekreuzten Pferdeköpfe ab; sie sind dort nämlich oben
an den Enden ausgezackt und gehen ganz bis unten hinab, auch steht hinter
ihnen ein Pfahl mit lilienartiger Bekrönung hoch.
Die Sturzbalken der Thüren im Flet und zu den Ställen sind bis tief
ins XVIII. Jahrh. in Form von abgesetzten Kehlen und Bogen ausgeschnitten.
Der Pferdestall springt oft, und zwar theils rechtwinklig, theils schräg in
die Däle vor, die hinter ihm erst ihre eigentliche Breite gewinnt.
Die Konstruktion der Dälenwände ist meist einfach; doch hat Zweidorf
Nr. 58 die Eigenthümlichkeit, dass hier die auffallend grossen Fächer durch an-
geblattete Bänder gefestigt werden, die schräg durch zwei Fächer durchlaufen,
und Wendeburg Nr. 22 (1693) bietet ein ganz besonders gutes Beispiel für eine
dauerhafte Konstruktion. In der Dälenwand liegen hier noch Kopfbänder; der
Bansenraum oben ist offen.
5. Einer eingehenden Besprechung bedürfen die Knaggen, das einzige Zier-
stück der dortigen Bauernhäuser, das mit einer gewissen Regelmässigkeit, na-
mentlich beim Dälenthor und beim Flet, dann aber auch unter dem über-
hängenden Dach der Wirthschaftstheile Verwendung- findet und daher nahezu in
allen seinen Abweichungen umstehend (Abb. 123) abgebildet ist. Wir haben im
wesentlichen 3 Gattungen zu unterscheiden:
I. Die Knagge wird in ihrer ganzen Länge an der Vorderseite flach ausge-
kehlt, und die Kehle durch kleine Zwischenglieder, vor allem in der Mitte, dann
aber meist auch unterhalb und oberhalb derselben unterbrochen, und zwar scheint
es sich hier zimächst um Rundstäbe und flache, abgesetzte Kehlen gehandelt
zu haben, Nr. i (Wendeburg 29), 2 (ebd. 13), 3a (ebd. 10). Später aber be-
gnügte man sich damit, die viereckigen Leisten, aus denen der Rundstab erst ge-
formt werden sollte, als solche stehen zu lassen und ihre Kanten umschichtig
zu kerben, Nr. 3b (Wendezelle 22)^ 4 (Wendeburg 55); so unterscheiden sich
Nr. 2, sowie 3» und 3b nur durch die eckige, bzw. runde Form der Querglieder.
IL Die Grundform der zweiten Gattung darf wohl in Nr. 5 (Wendeburg 34
von 1705, 21 von 1730, 63 von 1778; Wendezelle 3 von 1667, Tenne zu 6
von 1705) erkannt werden. Das Hauptglied der Knagge, das aber gleichfalls
durch einen Rundstab unterbrochen wird, besteht in einem grossen Karnies, an
den sich oben ein Viertelstab, unten eine kleine Schmiege anschliesst. Bald ge-
wöhnt man sich aber daran, die beiden Theile des Kamieses als selbständige
Glieder anzusehen und bildet den oberen Theil als Karnies für sich, Nr. 6
(Wendeburg 53; Wendezelle 28), Nr. 7 (Wendeburg 27 von 1731; Wendezelle
328
Amtsgerichtsbezirk Vechelde.
17 von 1742), Nr. 8 (Wendezelle 28), oder als langgezogenen Wulst, Nr. 9
(Wendeburg 53 von 1709; Zweidorf 4. 5), Nr. lo» (Zweidorf 4. 58), Nr. 10 b
(Wendeburg 18 von 1685), den unteren Theil gleichfalls als steilen Wulst,
Nr. 8. 10, oder als Schmiege, Nr. 7. Bisweilen tritt auch statt des obersten
Viertelstabes ein kleiner Kamies auf, Nr. 8. 10. Bei Nr. 11 und 12 (Wende-
burg 23) schiebt sich zwischen den Viertelstab und das Hauptglied ein einfacher
Rundstab oder ein getrepptes Profil mit aufgesetztem Rundstab ein, und dieses
Profil sitzt bei Nr. 1 1 weiter unten und lässt, wie bei Nr. 7, auch den Rund-
stab zu einer eckigen Platte erstarren; die Kanten sind dann wieder gekerbt.
Noch weiter geht aber diese Erstarrung bei Nr. 13 (Wendeburg 15) wo jedes
runde Glied einfach glatt oder eckig gestaltet ist. Mehr für sich steht schliesslich
Nr. 14 (Wendezelle 4 von 1661), das zwischen den Viertelstab und den hier
ohne Unterbrechung verlaufenden Karnies einen Absatz einschiebt und die
123. Wendeburg, Wendezelle, Zweidorf, Knaggen.
Nr. 7 mit Wulst = Nr. lob, Nr. loa mit Karnies == Nr. 8.
Schmiege unten durch tiefe Querschnitte in eine Anzahl von Platten zerlegt, die
an den Rändern umschichtig gekerbt sind.
III. Ohne Anlehnung an diese beide Typen erscheint Knagge Nr. 16 (Zweidorf
20 von 1 745), die schmucklos ist, aber durch die Art, wie sie Ständer mit Bal-
ken verbindet (sie ist nicht eingezapft, sondern angeblattet), beachtenswerth ist.
Völlig schmucklos sind auch die Knaggen des Fletbalkens bei Wendeburg Nr. 54.
Bei Zweidorf 42 wird der Fletbalken einschliesslich der sonst schmucklosen
Knaggen stichbogenartig gekehlt, wobei der Balken so geschwächt wkd, dass hier
der kurze Ständer fehlen musste, Nr. 15.
6. Hübsche Docken schliesslich finden sich besonders Wendeburg Nr. 53
(1709), 21 (1730), Zweidorf Nr. 20, und zwar bei dem ersten Haus nicht allein
an der Treppe und Gallerie, sondern auch an einigen Fächern des Bansenraums
über den Ställen nach aussen hin.
7. Bemerkenswerthe Inschriften am Schwellbalken der Vorderseite oder der
Wohnimg bieten folgende Häuser: Wendeburg Nr. 22 von 1693, mit schräger
Vorschur und fast ganz ohne Verzierung, aber bemerkenswerth durch seine zahl-
Wendeburg, Wendezelle, Zweidorf (altere Häuser).
329
reichen Sprüche und die Meisterbezeichnung: Für Feuers Noth und Gefahr Herr
Jesu Christ dies Haus beivahr, dann Psalm 121, 8 und Christoffel Meyer ufid
Ilse Beihavers haben dies Haus lassen hauen durch Meister Albrecht Schlag-
mann im Jahr Anno Christi lögj. An Gottes Segen ist alles gelegen, ferner i.
Johannes i, 7 — bis hierher sind die vertieften Buchstaben roth gefärbt — ,
zuletzt Herr Jesu Dir lebe ich, Dir sterb ich Dein (I). Die Jahreszahl auch an
einem Q^erriegel des links vorgezogenen Stalls. Am rechten Seitenausgang
M(eister) ■ A(lbrecht) • S(chlagmann) • HGT - M • IH - A- O - i -6- 9 B wohl
= hat mich Anno i6gs bamvet, (Albert Schlagmann heirathete 1 707 zum zweiten
Mal und wohnte in Wendezelle). — Wendezelle Nr. 17. Am Vorschurbalken
Unsern Ausgang segne Gott usw., dann Der B(au) H(err) Hennig Hauer, Katharine
Slnlle uMt/ hirthjcha/lskummern
?irüT/fiir
lanPfi^uf
124. Wendezelle, Grundriss des Hauses Nr. 28.
Risbites, G(ebaut) M(eister) H(ans) • Peters 1742 (Inschrift erhaben in vertief-
tem Grunde), am Schwellbalken der Wohnung Ich lass den lieben Gott walten,
der so viel Jahr hat Haus gehalten, — Derselbe Meister Wendezelle Nr. 36 am
Däleneingang Der Bauherr Heinrich Ha . . . . , Maria Liirdeckes (!) • Geb(aut) •
Hans P(eters) ■ Ao • //Jp. (Hans Peters heirathete 1730 zum zweiten Mal
und wohnte in Wendeburg). — Einfache Sprüche , zeigen : Wendeburg Nr. 35
(1702 oder 1707), ausser den Namen des Bauherrn und seiner Frau An Gottes
Segen ist aledt (I) gelegen, — Nr. 53 (1709) Wer Gott vertraut usw. — Nr. 21
(1730) Psalm 37, 5, Namen der Erbauer und Psalm 121, 8. — Nr. 54 wieder
ausser den Namen Ich geh aus oder ein, der Tod AiAR (soll wohl heissen wartei)
mein, — Nr. 63 (1778) wie Köchingen Nr. i (s. S. 275), jedoch nur der erste
Vers. — Wendezelle Nr. 14 Was Gott thut, das ist wohlgethan usw. — Nr. 33
(1786)
Ach Gott, Du wollest dieses Haus in Deinem Schutz erhalten
Und wollest drüber früh und spat mit seiner (!) Gnade walten, —
1IQ Amiigetichubcärk Vccbelde.
Zweidorf Nr. 4 Oifenb. 3, 20 und Namen der Besitzer. — Nr. 5 Psalm 37, 5.
— Nr. 13 Dieses Haus lass uns gesegnet sein, Wo wir ausgehen oder ein. — Die
vertieften Inschriften sind oft noch durch rothe Farbe ausgezeichnet.
8. Zwei Häuser verdienen aber noch eine besondere Beschreibung. Wende-
zelle Nr. 28 (XVII. Jahrb., Abb. I24f.) zeichnet sich in mehrfacher Beziehung
aus. Die — etwas nach links gerückte — Vorschur ist hier gleichfalls sehr geräumig
und nahezu quadratisch, an Stelle des Standers tritt aber ein einzeln stehender
Schweinestall als Tr^er des Vorschurbalkens, und dass diese Anordnung die
ursprüngliche ist, zeigt der mächtige, von denselben Knaggen, wie der vordere
Vorschurbalken , gestützte Balken, der von hier zum Pferdestall geht und eine
Art Bansenraum tragt; die Aussenseite ist hier in neuerer Zeit verändert wor-
den. Der weit vorspringende Stall zur Linken OShet sich in drei Thürcn mit
geschweiftem Sturzbalken zur Vorschur. Der genannte vordere Vorschurbalken
wird von Knaggen gestützt, die erst kleinen Kamies, dann grossen zeigen und
diesen unten von drei
Quergliedem (Rundstab
zwischen scharf abgesetz-
ten Leisten) unterbrechen
lassen. Der Querbalken
darüber ist so verwittert,
dass das Profil nicht
mehr zu erkennen ist.
_^^__^__ Der Kniestock besteht
,1,. Wende«lle, D.i.nkon«™t.ioa de. H.u«, Nr. jfi. aus zwei Reihen niedriger
Fächer, von denen die
untere mit Eichenboblen verset3t und gegen die obere durch eine Profilleiste (Platte,
Viertelstab, Leiste, einspringende Kehlen, Leiste) abgeschlossen wird. Die rechte
Längsseite ist hoch, die linke niedrig, die Ständer liegen also in der ersteren
und den beiden Dälenwänden. Die Wohnung ist jetzt durch Wand und eigene
Dale abgetrennt, die an die Stelle des geräumigen Flets traten. Dessen mäch-
tiger Balken erstreckt sich noch bis zum nächsten Ständer der Dälenwand. Diese
selbst bt, besonders wo sie sich nicht nach den Stallen zu öffnete, von ausser-
ordentlich festem Gefüge (Abb. 125). Im Unterstock ein Zwischenstander und
ein Querriegel, dazu zwei in stumpfem Winkel geknickte Bänder, im Oberstock
Fussbänder. Die Balken der rechts etwas vortretenden Wohnung liegen recht-
winklig zu den Querbalken der Dale, in deren letzten sie eingelassen sind, zugleich
gehen aber von jenen nach den beiden anderen Seiten Stichbalken aus. Auf
allen drei Seiten treten daher die unten gleich den Füllhölzern gerundeten Bal-
ken etwas vor. Der Schwellbalken steht an der Stelle, wo die Wohnung in die
WirthschaftsrUume Übergeht, frei heraus und ist hier kamiesförmig ausgeschnitten,
an der Unterkante aber gefast. Auf der rechten Längsseite der Wirthschafls-
räume sind vier Reihen ausnahmsweise schmaler Fächer übereinander angebracht.
Wendeburg, Wendezelle, Zweidorf (ältere Häuser).
331
von denen die drei unteren noch durch stumpfwinklig geknickte Bänder unter
sich verbunden sind. Das Dach hängt hier über und wird durch Knaggen ge-
stützt, die den oben beschriebenen ähnlich sind, jedoch den unteren Karnies
nur durch einen Rundstab unterbrechen.
Wendezelle Nr. 34 von 1705 im Mischtypus (Abb. 126). Das Dälenthor liegt
hier in der hohen Längsseite, und die Däle geht bis zur anderen Längswand
durch, nimmt also die ganze Breite des Hauses ein. Rechts von ihr liegt, zu-
gleich die rechte Schmalseite desselben einnehmend, die Wohnung mit Ober-
stock, zu dem gleich hinter der Däleneinfahrt die Treppe hinaufführt. Hinter
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4-<-H
126. Wendezelle, Grundriss des Hauses Nr. 34.
der Eckstube folgen Küche und Kammern. An der Hinterwand nochmals Auf-
gang mit Gallerie. Der Thorbalken, dessen Inschrift ich nicht entziffern konnte,
wird von Knaggen gestützt (Viertelstab und Kamies, der von Rundstab unter-
brochen wird). Unmittelbar links neben dem Dälenthor der gleich breite und
von derselben Knagge gestützte, aber bedeutend niedrigere Eingang zu den
Ställen, deren ursprünglicher Grundriss nicht genau festzustellen war. Die Dälen-
fütterung war noch vor wenigen Jahrzehnten in Gebrauch. Das Haus vereinigt
in trefflicher Weise die Vorzüge des niedersächsischen und thüringischen Typus.
9. Erwähnt sei zum Schluss auch noch, dass sich Tennendurchfahrten —
ausser bei Zweidorf Nr. 48, s. S. 327 — auch noch Wendeburg Nr. 13 und
Nr. 27 (17 10), sowie Wendezelle Nr. 6 (1705) finden. Von diesen verdient aber
nur die letzte eine genaue Beschreibung (Abb. 127). Sie schliesst in ihrer ganzen
33^ Amisgerichlibuitk Vecheldc.
Breite den Hof nach dem Ringe zu ab und ihre Durchfahrt enthält links nicht
allein ein Thor für Wagen, sondern auch eine niedrige Thür für Fussgänger,
über der noch ein Bansenraum angebracht ist. Sowohl an den Balken für Thor
und Thür, als an dem Ober dem Fachwerk des Bansenraums, femer aber auch
unter dem etwas vorkragenden Dach Knaggen der Form Nr. 5, Abb. 123. Die
grössere Hälfte rechts enthält Wirthschaftsraume. Hinten kragen die Balken, von
freistehenden Knaggen gestützt, weit vor, und unter dem Schutz des über-
hängenden Daches befindet sich die Freitreppe zum Oberstock des Gebäudes.
Il8. Borgerei, Holiarchheklur des H»usci Nr. 6.
Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen. *)
Ahsen.
Weiler, mit Oetzen eine bürgerliche Gemeinde bildend, bei Lunsen eingepfarrt
und einst am rechten Ufer der alten Weser gegenüber Oetzen, jetzt auf dem
linken des Flusses gelegen. Die Flur-
karte von Joh. Karl Moll (1766)
vereinigt mit Ahsen: Oetzen, Wer-
der, Lunsen, Holtorf. 1766 i Höf-
ner, I Pflug-, 2 Handköther. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 68,1895; 99.
Bahlum.
Namensformen. ßaUn, Beeten
(1535)- — Dorf mit Einzelhöfen,
bei Lunsen eingepfarrt. Flurkarte von
Arnold Wilhelm Wehrk {1766) ver-
einigt Bahlum und Emtinghausen.
1766 6 Pflug-, 9 Handköther, 5
Brinksitzer. Einwohnerzahl j
1790/3: 310, 1895: 398. I
Bürgere! I
(-Dettenhusen). ,,„ . , ^ k, i, Th ^ »i, „„
Namen und Geschichtliches.
Die Bauernschaften B., Hagen und Westerwisch bilden zusammen den
*) Die Bauernhluser im Amlsgerichlsbeiirk sind am Sdiiuu behindell.
3^4 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
Flecken Thedinghausen, haben aber jede ihren besonderen Vorsteher. Dass
B. nichts anderes ist, als das etwa von 1235 bis 1500 genannte Dettenhusen,
hat schon v. Ompteda (Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1865, 160, i)
nachgewiesen. Jedoch ist das Dorf D. streng von dem ähnlich lautenden Schlosse
Thedinghausen zu unterscheiden; so lautet z. B. die rückseitige Aufschrift
einer Urkunde von 1492 D, hi Tedinghusen. Wenn nun die zum Schloss ge-
hörenden, meist im Hagen ansässigen Burgmannen und ebenso der Zoll, wie
das Registrum bonorum des Erzbischofs Johann Rode (um 1500) angiebt, zuerst
nach D., dann nach Thedinghausen genannt wurden, so scheint der ältere Name
D. zunächst auch für den Hagen gegolten, dann aber die benachbarte Lage und
die Namensgleichheit von D. und Thedinghausen schon verhältnissmassig früh
dazu geführt zu haben, dass die Bezeichnung D. zu Gunsten des Gesamtnamens
Thedinghausen verschwand. Der Unterschied zwischen den Burgmannssitzen
beim Schloss und der davon getrennten bäuerlichen Ansiedlung wird dann aber
doch wieder die gesonderte Bezeichnung Hagen ftir jene, Bürgerei für diese ver-
anlasst haben, v. Ompteda lehnt die Herleitung dieses, seit 168 1 bezeugten
Namens von „Bürger" ab, da es sich noch lange ausschliesslich um Bauern in
dem Ort gehandelt habe; er bringt den Namen daher mit der Burg und den
Burgmannssitzen zusammen. Da diese aber, wie bemerkt, meist im Hagen lagen,
so scheint mir dennoch der Name Bürgerei die Bürger, cives, d. h. hier eben
die oft so urkundlich genannten Bauern im Gegensatz zu den Rittern im
Hagen bezeichnen zu sollen, ein Name, der schon im XIV. Jahrh. von D.
unterschieden wurde. Detten-^ auch Detenhusen (um 1380 fälschlich Deikenhuseri)
heisst Behausung eines Detto. — In der späteren Bürgerei muss auch die um
1350 erwähnte curia Wortbende gelegen haben. — In ÜB Hoya I, IV S. 60,
9 wird die dos plebani in D, erwähnt. — D. trug nach ÜB Bremen I 247 um
1250 5 ß zur Unterhaltung der Weserbrücke bei Bremen bei. Um 1235 t>e-
sassen die Grafen v. Hoya dort das Haus des praeco und die Vogtei über zwei
Hufen, in der 2. Hälfte des XIV. Jahrh. 13 Kohvere (d. h. Kothstellen); 1435
überlässt Heinrich Korlehake einen Hof zu D. den Grafen v. Hoya-Bruchhausen,
der dortige Landzoll war um 1235 gemeinsames Eigenthum der Söhne des
Grafen Heinrich III. von Bruchhausen und noch um 1500 bremisches Lehen
der Grafschaft Alt-Bruchhausen ; den Zehnten hatte um 1 1 60 der Bremer Dom-
probst vom Erzbischof Hartwieg I. eingetauscht.
Dorf an läge. B. ist .ein geschlossenes Haufendorf am linken Ufer der Eiter
und bildet den nördlichsten Theil des Fleckens Thedinghausen, war aber nach
der Flurkarte Joh. Heinr. Bertrams von 1766 — diese umfasst auch Hagen,
Westerwisch, Dibbersen, Donnerstedt und Eissei — von dem südöstl. gelegenen
Hagen noch schärfer getrennt, als dies jetzt der Fall ist. — 1766 4 Höfher
(einschl. des „Wulfshofs" der v. Ompteda), i Pflug-, 56 Handköther. Ein-
wohnerzahl 1790/3: 1447 (einschl. Hagen und Westerwisch), 1895: 496.
Bargerei-(Dettenhu8en) — Dibbersen — Donnerstedt — Gr.- u. Kl.-Eissel — Emtinghausen. 335
Dibbersen.
Namens formen. Dhedbrechtesen (um 1160), Detbricen (um 1250), Tit- (um
1250), Thet- (um 1300), Ditbertissen (um 1340), bzw. -tessen (1309. 1386), Det-
oder Tetbersen, -ssen (um 1300), Dibbersen (um 1360), d. h. Behausung eines
Dedbrecht.
Geschichtliches. D. ist bei Lunsen eingepfarrt. Den Zehnten hatte der
Bremer Domprobst um 11 60 tauschweise vom Erzbischof Hartwieg I. erworben;
das Dorf zahlte um 1250 2 ^ zur Erhaltung der Weserbrücke bei Bremen.
Dorfanlage. Nach der Flurkarte von 1766 (s. bei Bürgerei S. 334) Haufen-
dorf von 8 Höfner-, 19 Handköther- und 2 wüsten Stellen. Es umfasst auch
das Haus Kaper, den Ort Donnerstedt und das Rittergut Oenigstedt
(s. S. 346). Einwohnerzahl 1790/3: 218 (einschl. Donnerstedt), 1895: 210.
Donnerstedt.
Nach der Flurkarte von 1766 (s. bei Bürgerei S. 334) aus dem adligfreien,
rings von Wassergräben umgebenen, schon 1 568 erwähnten Hof der v. Klencke,
6 Handköther- und 4 Brinksitzerstellen bestehend, die ziemlich zerstreut liegen.
D. ist bei Lunsen eingepfarrt. — Einwohnerzahl 1790/3: 72, 1895: 77.
Gr.- und Ki. -Eissei.
Namens form um 1250 und sonst Estele, — Nach der Flurkarte von 1766
bildeten beide Ortschaften Haufendörfer, die zusammen i adligfreien Hof (des
Landkommissars Rischmüller) , sowie je 3 Höfner-, Pflug-, Handköther- und
Brinksitzerstellen enthielten. Sie gehören zur Pfarre in Lunsen. Die Finken-
burg, ein einzelnes Wohnhaus, gehört zu E. — Um 1250 zahlte 'E, i ß Bei-
trag, zur Erhaltung der Weserbrücke bei Bremen. Bis 16 12 wurde hier auf einem
erzbischöflichen Hofe, der damals in den Besitz der v. Klencke (s. bei Kaper
S. 343) überging, der Weserzoll erhoben. — Einwohnerzahl 1 790/3: 96,
1895: 149.
Emtinghausen.
Namens formen. Emeting' (um 1260. 1301), Emtinghusen (um 1338), vgl.
den weiblichen Personennamen Amatinga. — Dorfanlage. Nach der Flur-
karte von 1766 (s. bei Bahlum S. 333) Dorf mit i Pfarrwittwenhaus, i Höfener-,
22 Pflug-, 6 Handköther-, 20 Brinksitzerstellen und von zerstreuter Hofanlage
auf weitem Gebiet. — Geschichtliches. E. ist bei Lunsen eingepfarrt. —
1339 verkaufte Bernhard v. Huda an einen Bremer Bürger seinen dortigen Hof
für 18 Mk. Den Zehnten bezog der Bremer Domprobst. — Einwohnerzahl
1790/3: 528, 1895: 816.
3^6 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
Hagen.
Namensform 1345 Hagene, — Dorfanlage. H. bildet den südöstl. Theil
des Fleckens Thedinghausen und umfasste 1766 3 Höfner-, 4 Pflug-, 3g Hand-
und 12 Brinksitzerstellen, dazu aber noch das Schloss (s. bei Thedinghausen
S. 347 f.)» bzw. Amtsgericht, und 4 adlige und freie Höfe (siehe unten), die sich
z. Th. am rechten Ufer der alten Eiter befanden. Am linken Ufer liegen die
Höfe des Ortes im N haufenförmig, im S an einer langen nordsudlichen Strasse.
Auf der Grenze nach der Bürgerei zu die zu H. gehörige Kirche. Einwohner-
zahl 1790/3: s. bei Bürgerei S. 334, 1895: 784.
Die Kirche ist ein Neubau von Wiehe aus dem J. 1868. [Eine der Maria
Magdalena heilige Kapelle, die sog. Klus, in der jährlich dreimal gepredigt
wurde, soll nach der Angabe des Lunsener Kirchenbuchs bereits im XIII. Jahrh.
bestanden haben (Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1865, 355), war
aber 1583 und dann wieder 1630 so zerfallen, dass eine Herstellung nöthig
wurde.] Der erste Versuch, eine von Lunsen unabhängige Pfarre zu schaflfen,
fand im Anfang des XVII. Jahrh. statt.
Die Burgmannssitze (s. S. 347): i. Der Erbhof, der seinen Namen ver-
muthlich von der Bezeichnung der Adligen als „Erben" erhalten hat, war ur-
sprünglich (seit 1358) Lehen der v. Amedorf, seit etwa 1500 der Korlhake,
nach deren Aussterben er Ende des XVI. Jahrhunderts durch Erbschaft, wie es
scheint, an Heinr. Korlhake Hermeling überging. Von dessen Wittwe Gertrud
— Hermeling starb 16 14 — , zugleich seiner eigenen Geliebten, erwarb 1620
der Erzbischof Johann Friedrich, aus dem Hause Holstein, das Gut, baute hier
das noch jetzt stehende Gebäude und schenkte beides nach dem Tode der
Gertrud Hermeling (1623) seinen unebenbürtigen, aber unter dem Namen von
Holstein geadelten Kindern aus einem anderen Verhältniss. Christine v. Holstein
verkaufte dann den Erbhof 1649 an den schwedischen Feldmarschall' Arivid
Wirtenberg v. Debern, Graf zu Nyburg. — Vgl. v. Ompteda, Ztschr. d. hist
Vereins f. Niedersachsen 1865, 151 ff. — Freudenthal, Ztschr. Niedersach-
sen I (1895) 2 ff.
Der Erbhof liegt gleich dem ehemaligen Amtshaus auf der rechten Seite der
alten Eiter, wird aber von jenem durch die im XVIII. Jahrh. angelegte neue
Eiter geschieden; er bildete nach der Flurkarte von 1766 (s. bei Bürgerei S. 334)
fast ein Quadrat, das rings von — jetzt z. Th. zugeschütteten — Wassergräben
umgeben war. In der südwestlichen Ecke, mit der Richtung nach NO li^ das
Wohngebäude, das, mit Obergeschoss und hohem Erdgeschoss versehen, in Ziegel-
rohbau ausgeführt ist und nur in den Zierformen Sandstein verwendet (Tf. XIV.
Abb. 130/4). — Eine massive Mauer theilt den ganzen Raum für beide Stock-
werke in zwei gleiche Theile, die sonstige Eintheilung erfolgt aber durch dünne
Fachwerkwände, die ohne Zweifel erst der neueren Zeit entstammen. Besonders
weist der doppelte Zugang vom Treppenthurm her, der der erwähnten Zwei-
Hagen (Allgemeines, Erbhof]-
337
theilunf; entspricht, bestimmt darauf hin, dass der von den flbrigen Räumen ab-
getrennte Flur nicht ursprünglich ist. In der Quer- und den beiden Schmal-
wänden liegen Kamine, von denen der an der ßstl. Schmalseite vor die Aussen-
U-
11
mauer vorspringt. — Die Balken des Kellers liegen in der Lüngsachse und werden
nicht allein .durch Quermauem, sondern auch durch Unterzöge gestützt, die auf
Standern ruhen. — Auf der Hauplseile springen drei gleich grosse, bis zum
Boden reichende Erker vor, die hier den Bau in vier verhal (nissmassig schmale
Theile gliedern. Der Mittelbau dient als Treppenthunn, die beiden anderen nur
Bau- n. fCunitiEDkm. d. Hcnogt. euunsshoeig. II. 22
2^8 Amugcricliubezirli ThedinghauMD.
als Ziererker. Das Kellergeschoss ist als vorspringender Sockel fQr das Ganze
gedacht und schlicsst nach oben mit einem Kamiesproül, das sich auch um den
Thurm hinzieht. Zwischen den oberen Stockwerken, gleichfalls mn den Treppen-
Ihurm hinlaufend, ein Kranzgesitns aus Platte, Kamies, abgesetzter Platte und
kleiner Kehle bestehend. Das Hauptgesims hat einen Fries, dessen rohe Zi^el-
steine in gemessener Entfernung von einander durch Köpfe und Fratzen unter-
brochen werden. Das Profil über dem Fries besteht aus Platte, grossem Kamies,
i — I 1 1
[jr. Higcn, Querschnin des Erbhofes.
Leiste und Platte, das unter demselben aus Platte, kleinem Kamies und zwei
Platten. Auch dieses Gebälk verkröptt sich am Thurm, in der Weise, dass das
obere an den Nebenseiten desselben mittels in der Front liegender Kragsteine
beiderseits stark vorsteht, und dies wiederholt sich an den Giebelseiten des Ge-
bäudes.
Der Haupteingang (Abb. 132) zum Treppenthurm ist rundbogig, die Pfosten,
die oben mit Vicrtelstab, Platte und kleinem Rundstab als Kämpfer abschliessen,
zeigen flaches Schuppenmusler, der Bogen ist durch drei facettirte Quadern aus-
gezeichnet. Auf reich gegliederten Pilastem mit ionischem Kapital ruhen als seit-
licher Abschluss des Gebälks über der Thür zwei nicht weniger reich verzierte
HigEo (Erbhof). 335
konsolenartige Glieder, die aber oben frei endigen. Jenseits der Pilaster setzt
sich noch die Quaderwand der Thlireinfassung fort, die oben mit Aufsatz auf
facettirtem Sockel schliesst. Die Bekrönung des Ganzen zeigt in einer reichen
Einfassung von nackten, in Rankenwerk übergehenden Frauenleibem eine hoch-
ovale, jetzt leere Kartusche und endet mit einem kleinen geschweiften und
gebrochenen Giebel. Die Kartusche füllte vermuthlich ein Bronzeeinsatz mit
Wappen, den gleichfalls leeren Friesstreifen über der Thür eine Inschrift, Der
Treppen thurm, dessen Anlage
quadratisch ist, enthalt im
Innern die Zugänge zu den
beiden Hauptgeschossen,
doch ist nur der doppelte
Zugang zum Obergeschoss,
der eine hübsche Einfassung
von Besch lagwerk zeigt, im
ursprünglichen Zustand er-
halten. — Die Küche im Kel-
lergeschoss hat links vom
Treppen thurm ihren beson-
deren Zugang, der gleichfalls
im Rundbogen schliesst; im
Scheitel des letzteren ein
kopfartiger Schlusstein, zur
Seite zwei Facettensteine.
Die Quadern der Pfosten
sind an der Vorderseite in
mannigfacher Art, mit Kerb-
schnittmuster, Facetten, Band-
werk, gewölbten Erhöhungen
und muldenförmigen Kanne-
lüren verziert, an der Kante 'i^- Hagen, Hiupuingüng des Erbliofes.
jedoch stark geschrägt und
hier mit Schuppenmuster versehen. Der kapitalartige Kämpfer zeigt Platte, Vier-
telstab, Leiste und unter dem Fries Rundstab. In den Zwickein grosse barocke
Blätter als Füllung. Das Hauptgesims mit leerem Fries. Der obere flache Ab-
schluss zeigt in der Mitte eine ovale Kartusche mit ANO 1620 in Bandwerk-
einfassung und mit seitlichen Blattvoluten, an die sich nackte weibliche Ober-
körper anlehnen. Der Haupteingang zum Keller befindet sich in der rechten
Ecke des Thurms und ist mit stark barocken Verzierungen an den Pfosten, den
Bogenzwickeln und an der Giebelkrönung (hier auch grosse Fratze) versehen.
Die Fenster sind an der Vorderseite in der Weise vertheilt, dass sich in
beiden Geschossen links und rechts von den Erkern je ein, links vom Treppen-
340 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
thurm je zwei Doppelfenster — an Stelle des einen im Unterstock Zugang zur
Küche — , rechts von letzterem aber je ein dreifaches Fenster befinden; an der
rechten Schmalseite unten ein einfaches, oben ein doppeltes, an der linken zu
beiden Seiten des vorspringenden Kamins und in beiden Geschossen je ein
doppeltes, an der hinteren Längsseite links von dem vorspringenden Abtritt je
ein dreifaches, rechts davon je 6 doppelte Fenster von unregelmässigem Abstand.
Im übrigen haben die Fenster gleiche Gestaltung; die Pfosten sind reich ge-
gliedert und verziert, z. Th. mit Beschlagwerk, z. Th. mit Früchten, Blättern
und Zerrmasken, ihr Kapital zeigt den Eierstab. Der für die zwei, bzw. drei
Fenster gemeinsame Aufsatz über dem Gesims ist stark barock. Das Profil der
Sohlbank verkröpft sich an den Pfosten und wird hier von Kragsteinen gestützt.
Das untere Abschlussglied ist daher für jedes einzelne Fenster besonders ge-
arbeitet. Das Kellergeschoss hat kleine viereckige Fenster mit einfachem Gesims,
der Thurm an jeder Seite und in jedem Geschoss je ein solches mit reicheren
Pfosten und Gesims oben, wie unten.
Der Giebel des Thurms besteht ganz aus Sandstein. In der Mitte eine rund-
bogige Dachthür, deren Kämpfer zugleich den Giebel in zwei Staffeln theilt, die
untere mit Fratzen in flacher Einfassung, beide mit seitlichen Voluten, die Köpfe
und Fratzen zeigen, an den Ecken des unteren Geschosses Obelisken mit eisernen
Lanzenspitzen. Dann über kleinem Gesims ein gebogener Giebelabschluss.
Hübsch geschmiedete Träger stützten die weit vorspringenden Dachrinnen. —
Die Giebel an den Schmalseiten des Gebäudes (Abb. 133) werden durch drei
Gesimse, die aber nicht durchlaufen, in Geschosse getheilt und von kräftigen
Voluten eingefasst, deren Stelle unten geflügelte, bärtige, wieder in Voluten aus-
laufende Gestalten einnehmen. Im Giebel zu Seiten des Kamins je ein kleines,
mit Gesimsen und Bekrönung versehenes Doppelfenster. Die vereinzelt eingesetzten
Eckquadern am Treppenthurm und an den Schmalseiten zeigen mannigfach
wechselndes Kerbschnittmuster. Im Grunde der Verzierungen sind an geschützten
Stellen, z. B. unter dem Fenstergesims, mehrfach Spuren von blauer Farbe
erhalten, die auf eine vollständigere Vermal ung schliessen lassen.
Im Gegensatz zum Treppenthurm, der auch äusserlich als ein wesentlicher
Bestandtheil des ganzen Baus gedacht ist, erscheinen die seitlichen Erker
trotz ihrer verwandten Zierformen wie später angefügt, so wenig hat der Bau-
meister darauf Bedacht genommen, sie mit dem eigentlichen Hause in Verbin-
dung zu setzen. Die ^/i-'/* m starke Mauer desselben zieht sich auch hinter ihnen
entlang und war vielleicht einst hier geschlossen, ihre Gesimse und Fensterbrüstung
stehen ganz für sich; jeder Erker hatte seinen besonderen Zugang, der rechts vom
Keller her, der links von aussen, wo noch der Bogen der Thür erhalten zu sein
scheint, und zu den oberen Geschossen führte je eine besondere Treppe im Innern
der Erker. Die Gestaltung des Ganzen macht den Eindruck, als wenn die Erker
in beiden Obergeschossen bis auf die Pfosten, das Gesims und die Brüstung
sich in Fenstern und zwar je drei auf jeder Seite geöffnet hätten, die aber jetzt
Higea (ErbhoO- 341
grösstentheils mit alten Ziegelsteinen verblendet und verputzt sind. Die stark
vorspringenden Pfosten sind sehr reich gegliedert und verziert und an den Ka-
pitalen mit Eierstab versehen, aber an den Innenseiten ganz roh zugerichtet
ij). Higcn, Gicbdinsichi des Erbhofes.
und in unfertigem Zustande gelassen. Ueber und unter ihnen verkröpft sich das
Gesims. Die Fensterbrüstung ist als Sockel gedacht, den Pfosten entsprechen
hier ähnliche, nur kürzere Glieder mit ionisirendem Kapital, zwischen denen
Platten angebracht sind, die in gleicher Einrahmung von Voluten und Band-
werk ovale Medaillons mit stets wechselnden, zum Theil sehr gut, aber von
iA2 Aniiägerichtsbeiirk Thedinghausen.
verschiedenen Händen gearbeileten Köpfen zeigen. Diese stellen z. Th. Münnei
in der Tracht der Zeit, mit Spitzbart, Radkragen, öfter auch mit federbesteck-
tem Hui, z. Th. Frauen in gleicher oder in phantastischer Tracht dar, doch
kommen auch ein Natr mit Schellenkappe, Cäsarenköpfe mit Lorbeerkranz und
römischer Rüstung, ein nackter Frauenkopf vor, und die Kartusche in der Mitte
der oberen Fensterbrüstung des rechten Erkers zeigt ein quergetheiltes Wappen,
oben mit drei senkrecht gestellten Rechtecken, wie solche einzeln auch am Flug
des Helms erscheinen, vermuthlich das der Hermeling. Das Kellergeschoss der
Erker ist erneuert. Das die beiden Hauptgeschosse trennende Gebalk verkröpft
sich über den Püastem und ist mit flach ausgebogenem Fries versehen, der an
i;4- Hageu, vom Eiker des Erbhofes.
der Verkröpfung Fratzen zeigt, lieber dem Obergeschoss erst ein attikaartiges Glied
aus Ziegelsteinen, dann das gleiche Gesims, wie unten. Die Giebel der Erker
haben erst vier Schichten von Ziegelsteinen, sind aber dann in Sandstein auf-
geführt und ganz ähnlich, wiewohl in allen Einzelheiten abweichend, gestaltet,
wie der Giebel des Thurras; so ist der Rundbogen der — niedrigeren — Oeff-
nimg von dem durchlaufenden Gesims abgetrennt, und der Unterstock des Giebels
mit je einem Kopf in Kartusche verziert.
2. Die Ilenburg war Sitz der v. Hom, die ihn um 1650 an den schwe-
dischen Hauptmann und Drosten v. Welker verkauften; 1766 war sie im Besitz
der v. Linstow; s. auch S. 343. — 3. Ein weilerer Burgmannssitz, der nebst seinem
Bergfried 1385 der Stadt Bremen verpfändet wurde, lag im Hagen vor dem Schloss,
wurde aber 1612 von den alten Besitzern v. Klencke tauschweise an das Erz-
stift Bremen gegeben und zum Sitz der Erhebung des Wasser- und Landzolls
Hagen — Holtorf — Horstedt — Kaper — Lunsen (Allgemeines). 343
gemacht. Das betr. Haus enthält jetzt das Rentmeisteramt. — 4. Die Poggen-
burg soll kein Burgmannssitz, sondern ein freier Sattelhof der v. Hom, dann
der V. Berssen gewesen sein, die ihn um 1590 an den Amtmann Wolters ver-
kauften. Er bildet jetzt zusammen mit der Ilenburg das Grimmsche Gut. —
5. Die Flurkarte von 1766 giebt noch ein „Adelshaus" des Amtmanns Risch-
müller an. — 6. Die Burglehen der v. Mandelsloh und Spaden waren schon früher
verkümmert und zum Amtshause geschlagen worden.
Holtorf.
Holtorpe mit den Zusätzen vor oder by Tedinghusen (um 1380. 1435), ^^
kerspel Lunsen (1443), d. h. Dorf im Holze. Der Ort besteht aus zerstreuten
Höfen und enthielt 1766 6 Höfner-, 4 Pflug-, 6 Handkötherstellen. Vgl. Flur-
karte bei Ahsen S. 333. Einwohnerzahl 1790/3: 288 (einsch lieslich Lunsen),
1895: 109.
Horstedt.
Namensformen. Hostede (um 1250 und sonst oft), auch Hastede (1309.
133 1), Hoestede und mit deh Zusätzen super Weszeram oder uppir Weser (um
1260), Sita in parochia Lullenhusen (1268) oder in dem kerspel tho Z., wohl zu
horo = Sumpf gehörig.
Geschichtliches. H. ist bei Lunsen eingepfarrt. Es entrichtete um 1250
I ^ zur Erhaltung der Weserbrücke bei Bremen. 1268 verkaufte die Abtei
Quedlinburg ihre dortigen Güter an Graf Heinrich v. Hoya.
Dorfanlage haufenförmig. Einwohnerzahl 1790/3: 152, 1895: 137.
Kaper.
Die v. Klencke besassen in dem zu Dibbersen gehörigen K. (s. S. 335), das
jetzt nur ein kleines Gehöft ausserhalb des Winterdeiches bildet, ein Wohnhaus,
das sie 161 2 wegen des „einreissenden" Weserstroms abbrechen mussten und
nach dem erzbischöflichen Zollhaus in Eissei (s. S. 335) verlegten; sie hatten
dieses gegen ihren Burgmannssitz im Hagen (s. S. 342) eingetauscht. Der Tausch -
vertrag ist Ztschr. d. histor. Vereins f. Niedersachsen 1865, 345 ff. abgedruckt.
Lunsen.
Quellen und Literatur. Kirchenbuch zu L., begonnen 1663 vom Pastor
Joh. Schmuttenius. — v. Ompteda, Schloss Thedinghausen u. sein Gebiet
(Ztschr. des histor. Vereins für Niedersachsen 1865, 151 — 356; hier S. 329 ff.
Auszug aus dem genannten Kirchenbuch zu L.).
Namens formen. Lullen- (seit 1250 oft), Lullehusen (um 1260), d. h. Be-
hausung eines Lullo.
344 AnitsgerJchubeurk TJiedinghausen.
Geschichtliches. L. ist fOr das spfltere braunschweig-hanno versehe Amt The-
dinghausen im Mittelalter die Gerichtsstätte (s. hierüber die Einleitung) und zu-
nächst der einzige Sitz einer Pfarrkirche (ss. Costnae et Damiant) gewesen, die
durch Bischof Adaldag (936 — 988) gegründet sein soll und mit einem Höfner-
liofe in L. (i Hufe) ausgestattet war, aber im XVI. Jahrh, durch die v. Hörn
noch 2 halbe Höfe in Hordorf erhielt. Der Sprengel umfasste auch die noch
jetzt am rechten Ufer der Weser gelegenen Orte Grinden, Hagen, Heemhude,
Schogrinden des Amtes Achim, sowie Werder (s. S. 348), das erst infolge einer
Aenderung des Flusslaufes auf das linke
Ufer zu liegen kam und dann bei der Ab-
tretung des Amtes an das weifische Haus
1679 dem Amte Thedinghausen beigelegt
wurde. Nach den — sonst nicht weiter be-
stätigten — Angaben des Kirchenbuches
wurde um 1120 in Intschen (zuerst 1281
bezeugt), etwas spater in Blender (zuerst 1384
bezeugt) eine eigene Pfarre gegründet, um
12 14 eine Kapelle in Thedinghausen (s. bei
Hagen S. 336) und Schwärme angelegt, von
denen die letztere in der ersten Hälfte des
XVII. Jahrh. gleichfalls zur Pfarrkirche er-
_ hoben wurde. Doch blieb die Kirche in L.
Synodal kirche für den ganzen ehemaligen
Sprengel, den südlichsten Theil der Bremer
Domprobstei. Das Patronat stand dem Bremer
' — - -^ ■* ' Domprobst zu, gelangte bei der Säkularisation
1)5- Lunsen, ^^ die Krone Schweden, die es (670 dem
Ssule iii det «lien Kirclie. Grafen Wirtenberg schenkte, und 1679 an das
Gesamthaus Braun schweig- Lüneburg, aber bei
der Theilung von 1703 ausschliesslich an das Herzogtum Braunschweig. Den
Zehnten bezog gleichfalls der Dumprubst. L. zahlte um 1250 zur Erhaltung der
Weserbrücke bei Bremen 18 ß (ÜB Bremen I 347).
Dorfanlage. L. bildet ein geschlossenes Haufendorf, einst unmittelbar am
linken Ufer der „alten Weser" gelegen — die frühere Kirche soll in der Nord-
mauer Ringe zum Anlegen der Kähne enthalten haben — und 1766 aus i
Höfner-, 8 Handköther- und 11 Brinksitzerstellen bestehend. Vgl. die Fiurkarte
bei Ahsen S. 333. Einwohnerzahl 1790/3: 288 (einschl. Holtorf), 1895: 166.
Die Kirche ist ein Neubau von Wiehe (1877). — Aus dem alten Bau ist
eine gut gearbeitete Säule im Uebergangstil (Abb. 135) als Untersatz für das
Taufbecken herübergenommen worden. Das Kapital geht auf die Würfelform
zurück, der atiisirende Sockel zeigt Eckblätter. — [Eine Kapelle hatten nach
Lunscn (AllgemciDcs, Kirche nebsl Aussuitung). 343
Angabe im Kirchenbuch die v. Hörn auf Wulmsdorf und Morsum kurz nach
der Reformation (im Erzstift Bremen 1566).]
Grabsteine im Boden vor der Kirche und arg abgetreten. 1. Dietrichs
V. Hörn. Zwei Figuren, halb gegen einander gewendet; der Mann (links) in
bürgerlicher Tracht und federgeschmO ekler Millze hat die Frau unlergefasst, deren
Hände in einander gelegt sind. Am Rand die Inschrift in Minuskeln, aber mit
Anfangsbuchstaben in Majuskeln Anti äni .ISS7 / den 28 Februarij starf de- er-
bare j uiuie eretvesle / DtrUk vani Home, den Gol gnade; auf einer Leiste über
der Frau Cafrina Buckes, eine Tafel unten scheint den Leicheniest enthalten
zu haben. In den 4 Ecken Medaillons mit Wappen; a. der v. Hörn, b. der
nü- Lutxen, Kekhe.
Bock V. Nordholtz, c, der v. Bothmer, d. zwei aufragende Aeste (einer am
Helm).
2. eines Unbekannten. Junker in Wams von vorn, mit Kopf nach rechts
die L, am Schwertgriff, die R, in die Seite gestemmt, Helm r. unten. Wappen,
a. zerstört, b. halb erhobener Arm, c, Flug, d. der v. Klencke. Minuskel Inschrift
unleserlich.
3. Bruchstück eines solchen von 1557, mit den vier Wappen der Klüver,
Grate, Karl[hake], Klencke zu ' ' geordnet.
[„Die grosseste Tafel im Altar" hatte nach Angabe des Kirchenbuchs 1643
Gottfried v. Hagen gestiftet.]
Kelche (Abb, 136). 1. aus vergoldetem Silber, 2o'/s cm h. und sechstheilig.
Der Fuss ist am senkrechten Theil mit durchbrochenen, übereck gestellten
Quadraten, der Stander mit schmalen Profilteisten oben und unten, die Zapfen
7J.6 Amtsgericbtsbezirk Tbedinghausen.
mit abgesetzten gothisirenden Blättern versehen, in deren Mitte eine Kugel vor-
steht, die Felder dazwischen mit Renaissance-Bandwerk, Schale ziemlich steil. Hübsche
Arbeit. Meisterzeichen H K in kreisrunder Einfassung, Beschau vermuthiich
bremisch (Schlüssel); unter dem Fuss Ano - i • 6- 1 - ^, — 2. aus Silber, 25 cm
h., mit barock profilirtem, rundem Fuss, Ständer und Kn<iuf, Schale leicht ge-
schweift. Auf letztere ist ein sich fest anschliessendes, aus durchbrochenem Blatt-
werk bestehendes Silberblech aufgelegt, das ausserdem drei hochovale gravirte
Medaillons zeigt: i. die Dreieinigkeit, um ein gleichseitiges Dreieck gruppirt;
oben der Vater, die R. ausgestreckt, die L. auf die Dreieckspitze gelegt, unten
links Christus sitzend und das Kreuz umfassend, unten rechts die fliegende
Taube, alle mit Strahlenkranz. Unten Diese drey sind, — 2. Taufe im Jordan,
Christus mit gekreuzten Armen, der Grund um die Taube ganz mit langen
Strahlen gefüllt, hinten links ein Engel. — 3. Christus am Oelberg, r. von ihm
der Engel mit Kelch, 1. die drei Apostel. Gravirung am Knauf und Fuss aus
Blattwerk und Ornamenten im Stil der Zeit Ludwigs XIV. Beschau zeigt nach
links springendes Pferd, darunter 14 (Feingehalt), dann A und AL VEN in
rechteckiger Einfassung. — Auf der Patene Anna Christina von Ompteda, ge-
bohren von IssendÖrff 1672.
Oblatenschachtel aus Silber, gerad wandig, aber achteckig, ohne Zeichen.
Auf dem Deckel Ursula von Badendick, Fraw von Ompteda. Anno 16^2,
[Ein vergoldeter kupferner Kelch und zwei Monstranzen von 155V2 Loth
waren nach Angabe im Kirchenbuch 1606 für 76 Thlr. 24 Gr. verkauft worden.]
Oenigstedt.
Namens formen. Onighe- und Oninghesete (!) um 1300. — Gut im Besitz
der V. Klencke, zu Dibbersen gehörig und von Wassergräben umgeben.
Das Gutshaus ist ein schlichter Fachwerksbau wohl aus dem Ende des XVII.
Jahrh. mit wenig vorkragendem Oberstock über stark abgerundeten Baikenköpfen.
— Hier aufbewahrt u. a. Holzrelief mit drei Blendarkaden, in der Mitte das
Brustbild des segnenden Erlösers, links das Wappen der v. Klencke und IS07,
rechts das der v. Klüver. Arbeit erst aus der Zeit um 1700. — Möbel des
XVIII. Jahrh. — Korbvase mit Deckel von 43 cm H., mit den 3 Monden
der Mündener Faiencefabrik. — Delfter Deckelvasen, von 60 cm H., mit
blauen Blumen z. Th. in chine- S^ / , //
sischem Geschmack; bezeichnet ^X *? ' ^^ * '
Oetzen.
Namensformen. Otessen {um 1250), Othessen {um 1260), Othesen {um 1357),
Otentze, Oydessen (um 1300), Oetse (um 1360), Otze (um 1368), Otzen (um
1370), mit dem Zusatz /// kerspel Lullenhusen (1443 und sonst), wohl Behausung
eines Oto. — Um 1250 zahlte das Dorf 2 ß zur Erhaltimg der Weserbrücke
bei Bremen. Der Zehnte stand dem Domprobst zu. — Oe. ist ein kleines
LuQsen — Oenigstedt — Oeizen — Thedinghausen (Allgemeines). 347
Haufendorf, das 1766 (s. Flurkarte bei Ahsen S. 333) 3 Höfner, 5 Handköther,
6 Brinksitzer enthielt und bildet zusammen mit Ahsen (s. dort) eine politische
Gemeinde. Einwohnerzahl 1790/3: 171 (einschl. Ahsen), 1895: 159.
Thedinghausen.
Quellen und Literatur wie bei Lunsen.
Namens formen. Tadeghem (? um 860), Thedinc-^ Thedingh- (Ende des XIII.
Jahrh.), Tedincghe- (1344), Tedyng- (nach 1350), Teddingh- (1435), Tegen- (Ren-
ners Chronik), Thodigh- (1290), Thoding- (13 14), Todinge- (13 17), Thodinghe-
(^357)> Toding- (1356 und sonst) -husen, zum Personennamen Tedo gehörig und
von Thodenhusen, Totenhausen bei Minden zu scheiden.
Geschichtliches. Wenn das in der Nähe Bremens zu suchende Tadeghem
in Ansgars vita s. Willehadi, MG SS II 389, wie ich glaube, mit Th. gleich zu
setzen ist, so muss an Stelle des späteren Schlosses dieses Namens ein Dorf
bestanden haben. Das sonst allein geschichtlich bezeugte Schloss ist, wie v, Omp-
teda (Ztschr. des histor. Vereins für Niedersachsen 1865, 152 ff.) gezeigt hat,
spätestens 1286 vom Erzbischof Giselbert von Bremen zum Schutz des erz-
stiftischen Gebietes gegen die Grafen von Hoya gegründet worden; als castel-
lanus desselben wird 1290 Heinrich Klencke genannt, als Pfandinhaber ver-
schiedentlich (z. B. 1338) die seitens des Erzbischofs mit dem Grafenamt im
Largau betrauten Grafen v. Bruchhausen. Eine Urkunde von 13 14 (ÜB Bremen II
146) besagt jedoch, dass das damals dem Grafen v. Hoya durch den Ritter
Joh. Klüver für 500 Mk. verpßlndete Schloss ihm und seinen Erben bis zur
Rückzahlung des Pfandschillings zu verbleiben habe, und die inzwischen wieder
gelöste Verpfändung an dies Grafengeschlecht wurde 1346 für 1200 Mk. er-
neuert, nachdem es diesem kurz vorher gelungen war, Th. dem Grafen Heinrich
V. Bruchhausen abzunehmen. Im Gegensatz zum Erzbischof Gotfried, der die
Hoyaer Grafen im Besitz der Burg bestätigte und den Pfandschilling sogar auf
1400 Mk. erhöhen Hess, vereinigte sich die Stadt Bremen mit dem Verweser
der Stiftslande Moritz (Grafen v. Oldenburg) und dem Domkapitel 1356; diese
erbauten in der Nähe von Lunsen {in confinibus ecclesie in Z. unum fortalicium
sive castruni) — entweder an der Stelle der Dankelburg auf der Feldflur von
Werder oder an der der „Burg" zwischen der Eiter und dem alten Weserlauf nörd-
lich vom Hagen — eine Trutzburg (ÜB Bremen III 91), von der aus sie Th.
1358 eroberten und den Grafen Gerhard v. Hoya 1359 zum Frieden zwangen.
Für den Fall der Eroberung des Schlosses Th. war 1357 der Stadt Bremen die
Hälfte des Schlosses und der Vogtei gegen 450 Mk. als Pfandschaft (ÜB aaO.),
zwei Rittern und zehn Knappen aber aus den Geschlechtem der Klencke, Korle-
hake, Spaden, Werpe, Stille, Plump, Hasle und Amedorf — unter Belassung der
alten Burglehen — neue erbliche Burglehen mit einer jährlichen Einnahme von
je 6 Mk. (ÜB aaO. 95) in Aussicht gestellt worden. Das Pfandrecht der Stadt
Bremen am Schlosse Th. ist mit kurzen Unterbrechungen (1375, ÜB aaO. III 482),
348 Anitsgerichtsbezirk Thedingbaasen.
z. Th. aber auch unter Erhöhung des Pfandschillings auf 900 Mk. (1377, ÜB
aaO. III 516) oder unter AfterverpfUndung an einzelne Burgmänner (1386.
1388/9.. 1444, ÜB aaO. IV 63. 89. 109, vgl. auch 130 vom J. 1391) noch
bis ins XV. Jahrh. aufrecht erhalten worden (ÜB aaO. III 186. 270. 285. 401.
IV 9), und ebenso sind die Burglehen im Besitz der genannten Geschlechter
geblieben oder durch Erbtöchter an verwandte Geschlechter gelangt (1397, ÜB
aaO. IV 207, werden vier andere Geschlechter genannt). Andrerseits hat z. B.
Heinrich Klencke 1383 der Stadt Bremen, wie es scheint gleichfalls pfandweise,
seinen berchvreden u. hus tho Th, für 80 Mk. verkauft (ÜB aaO. IV 23; siehe
auch S. 342). Gegen 1643 war die Zahl der Burgmannssitze auf drei (Erbhof,
Ilenburg und Uhlenstedt, s. bei Hagen und Westerwisch S. 342 f. 349) zusammen-
geschmolzen. Als Schlossvögte werden 1385 Dietrich v. Amendorf, 1392 Statius
V. Mandelsloh genannt. Das im Anfang des XVII. Jahrh. stark verwahrloste
Schloss und spätere Amtshaus, dessen Stelle jetzt Haus und Garten des zur Ort-
schaft Hagen gehörigen Amtsgerichts einnehmen, lag am rechten Ufer der alten
Eiter, an die es mit seinen Gärten stiess, und wurde im O und S von einem
Wassergraben eingeschlossen, der schon 1766 (siehe die Flurkarte bei Bürgerei
S- 334) ini S ohne Verbindung mit der Eiter war. Die Amtsgebäude bildeten
ein längliches, unregelmässiges Viereck, das fast ganz von Häusern umschlossen
war; in der südöstl. Ecke ein Bau mit zwei vorspringenden Erkern, wohl das
eigentliche Amtshaus, während die anderen Gebäude Wirthschaftszwecken ge-
dient haben werden.
Uhlenstedt.
Um 1250 Ullenstedt. U. ist früher ein selbständiges Dorf gewesen; denn der
Ort wird bereits um 1250 mit einem Beitrag von i ß für Erhaltung der Weser-
brücke bei Bremen aufgeführt, und im ÜB Hoya I, IV S. 19, 20 wird die villa
in U, erwähnt. Der' Name blieb später nur an dem einzeln im W von Bürgerei
liegenden Burgmannssitze der Wechold, später der Frese und v. Quiter haften,
der jetzt zu Westerwisch (s. S. 349) gehört. Nach der Flurkarte von 1766 (s.
bei Bürgerei S. 334) war U. noch von Gräben umgeben und als adligfreier Hof
im Besitz des Pastors Gudewil.
Werder.
W., das zuerst 1391 genannt wird, war bei Lunsen (s. S. 343) eingepfarrt,
gehörte aber bis zu seiner Uebergabe an das weifische Haus 1679 zum Go-
gericht Achim, weil es nach Ausweis der Flurkarte von 1766 (s. bei Ahsen) ur-
sprünglich auf dem rechten Ufer der alten, die Gerichte Lunsen und Achim
trennenden Weser lag. Es scheint übrigens, als wenn ein anderer, jetzt todter
Weserarm den Ort unmittelbar im N berührt hätte, so dass die Werderbildung
noch klarer hervortrat. Im W weist die genannte Flurkarte die Bezeichnung
Danckelburg (s. S. 347) auf. Auch die Flurnamen ,, Klausenkamp" (s. S. 336)
Thedinghausen— Uhlcnstedl — Werder — WestcrwiscU — Das Bauernhaus im Amte Th. 340
und „In den München Ackern" sind beachtenswerth. — W. bildet ein ge-
schlossenes Haufendorf, das 1766 4 Höfner-, 5 Pflug- und 3 Handköther ent-
hielt. Einwohnerzahl 1790/3: 149, 1895: iii. ,
Westerwisch.
Der aus vielfach zerstreuten Höfen bestehende südwestl. und westl. Theil des
Fleckens Thedinghausen, anscheinend erst spät entstanden; erste Erwähnung
1535. Es enthielt 1766 (siehe Flurkarte , bei Büigerei S. 334) abgesehen vom
Burgmannssitze Uhlenstedt (s. S. 348) 4 Höfner-, 2 Pflug-, 17 Handköther,
20 Brinksitzer. Einwohnerzahl 1790/3: s. bei Bürgerei, 1895: 371.
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i}7. Bargerei, Grundriss des Hauses Nr. 17.
Das Bauernhaus im Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.*)
Das Bauernhaus der unteren Weser deckt sich im Grossen und Ganzen voll-
kommen mit dem sächsischen Einhaus des Kreises Helmstedt und des südlichen
Theiles des Kreises Braunschweig, bietet aber doch in Einzelheiten sowohl der
Konstruktion als der Dekoration mancherlei beachtenswerthe Abweichungen und
zeigt besonders den Typus an sich auf einer früheren Stufe der Entwicklung.
Zu unterscheiden sind auch hier das eigentliche Bauernhaus mit vollem
landwirthschaftlichen Betrieb und die für Tagelöhner bestimmte Köthe.
I. Das grosse Einhaus.
Grundriss (Abb. 137). Wie in den oben erwähnten südlicheren Theilen des
*) Ich kOrze die Ortsnamen folgendermassen ab: As (Ahsen), Bl (Bahlum), Bg (BQrgerei), Db
(Dibbcrsen), Dst (Donnerstedt), Es (Eissei), Eh (Emtinghausen), Hg (Hagen), Ht (HoltorO, Hst (Hor-
stcdt), Ls (Lunscn), Oe (Oetzcn), Wd (Werder), Ww (Westerwisch).
ßCQ Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
Herzogthums, so ist auch im Amte Thedinghausen, soviel wir sehen, jedes noch
erhaltene Gebäude dieses Typus von Anfang an mit einer besonderen Woh-
nung versehen gewesen, die in derselben Weise aus drei bis vier Räumen zu
bestehen pflegt. Wo sich jedoch noch der oflene Herd auf der Däle erhalten
hat (s. S. 360 bei „Rahm"), also eine abgetheilte Küche in der Flucht der Wohn-
räume überflüssig ist, wird der betr. Raum zum Wohnen selbst gebraucht. In
der Regel befindet sich dieser Herd in der Mittelachse des Gebäudes unmittelbar
vor der Hinterwand (Bg 3. 4. 16. 17 [Abb. 144]. 55. 58, Hg 27, Eh 29 von
1722), bisweilen aber auch — und dann wohl stets in Folge einer neueren
Aenderung — in einer Ecke unter dem Fletboden (z. B. Bg 47. 54, Bl 7, Db
19). Es ist aber bezeichnend, dass fast alle diese Häuser im Flecken Theding-
hausen selbst liegen und nicht mehr eigentlichen landwirthschaftlichen Betrieb
haben, sondern nur als Miethshäuser dienen, an die nichts mehr gewandt ^ird.
Sonst pflegt die Wohnung stets ,, abgeschoren", d. h. durch eine Fachwerkwand
mit Glasthür von der Wirthschaftsdäle getrennt zu sein, und in diesem Fall ist
an die Stelle des offenen Herdfeuers die geschlossene Küche imWohntheile ge-
treten. Dagegen hat sich ein Rest des alten Zustandes, der einen Unterschied
zwischen Wohnung und Wirthschaftshaus überhaupt noch nicht kannte, sondern
einfach den hintersten Theil der Däle zum Wohnen und Schlafen benutzte,
wieder in dem geräumigen Fl et hinter den schmalen Ställen, das fast ausnahms-
los die Breite von 2 Ständern, nur bei Bl 8 die von einem einnimmt und bei
Hst 5 jederseits mit drei grossen Fenstern ausgezeichnet ist, und dann in dem
mosaikartigen Pflaster aus „Kieserlingen" erhalten. Das letztere, das mannig-
fache geometrische Muster (s. S. 360) zeigt und in deutlichem Gegensatz zu dem
aus Lehm gestampften Estrich der Wirthschaftsdäle steht, erstreckt sich nur
seitwärts bis an die Ecke, wo der Stall aufhört und das Flet beginnt, während
es in der Mitte weiter gegen den Herd zu zurücktritt. — Die öfter nachweis-
bare Vorschur schneidet stets in das Gebäude ein, so dass an ihren beiden
Seiten ein schmaler Raum auf der Däle entsteht oder die Ställe hier verbreitert
werden (z. B. Bl 9). Indessen lässt sich oft beobachten, dass man — meist
wohl bei einer Erneuerung der Fassade — die Vorschur ganz beseitigt hat (z. B.
Bl 15). Jede Seite des Flets besitzt einen Eingang, jeder Stall einen solchen
auch in der vorderen Schmalseite. Die Treppe zum Boden der Wohnung bzw.
zum Oberstock ist nicht an einen bestimmten Platz gebunden.
Durchschnitt und Konstruktion. Im Gegensatz zu dem südlicheren Ein-
hause, das in der Regel wenigstens eine Längsaussenseite so hoch auffuhrt,
dass die Deckbalken über die betr. Dälenwand bis zu dieser vorgezogen sind,
kennt das Haus des Amtes Th. nur niedrige Aussen wände, die ausschliesslich
die Aufschieblinge über den Ställen zu tragen haben, sonst aber keine weitere
konstruktive Bedeutung besitzen, da die Deckbalken allein' auf den inneren Dälen-
wänden, soweit hier von Wänden überhaupt gesprochen werden kann, ruhen.
Selbstverständlich stehen diese Balken beiderseits stark über und werden daher
Du Bauerahiu) im Amtsgerichtsbczirk Thedinghausen. Jjl
jedesmal durch 4 Knaggen gestQtzt. Auf diese Weise sind, wenn wir von den
Schmalseiten ahsehen, die eigentlichen Konstruktionstheile (Seh well baiken und
Ständer der Dälenwande, sowie die Deckbalken und der hierauf ruhende Dach-
stuhl) jeder Einwirkung der Witterung entzogen, und da sie stets aus dem besten
1)8. Bablum, Dlleiikonstruklion des Hiums Nr. 1 (.
Eichenholz bestehen, so mögen die Häuser, soweit sie nicht inzwischen einmal
durch Feuer zerstört worden sind, in ihrem Kern bis tief ins Mittelalter hinein-
reichen. Jedoch entzieht sich die Entstehungszeit im einzelnen unserer Kenntnis,
insofern diese Theile des Hauses wirkliche Zierfonnen verschmähen und stets
dieselbe Gestaltung zeigen. Aber es ISsst sich wenigstens an zahlreichen HSusem
eine Erneuerung der dem Wetter mehr oder weniger ausgesetzten Giebelwände,
\^2 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
in ' Sonderheit der vorderen bestimmt nachweisen, und das Gleiche haben wir
bei* den niedrip^en Längswänden ohne weiteres vorauszusetzen.
Die Konstruktionstheile sind von ausserordentlicher Stärke. Als Beispiel mag
Bl 15 (gen. ,,Im Busen") dienen (Abb. 138). In die Ständer von 42 cm Breite
und 22 cm Dicke sind in etwas mehr, als halber Höhe kräftige Querriegel ein-
gezapft, die in Verbindung mit den niedrigen Längswänden die Decke der Ställe
bzw. den Boden des Bansenraumes über diesen tragen, und dies wiederholt
sich oben, wo die Riegel die Stelle des Holms vertreten und zur besseren Be-
festigung auch ihrerseits noch durch (kleinere) Knaggen mit den Ständern ver-
bunden sind. Der Abstand zwischen den Ständern beträgt hier 2.60 m, und es
sind daher später mehrfach noch Zwischenbalken aus Tannenholz zwischen die
eigentlichen Deckbalken eingeschoben. Die Ställe, wie der (auch als Hühnerstall
benutzte) Bansenraum darüber sind ganz offen, wenn wir bei jenen von den
dünnen Stäben absehen, die das Vieh von dem Betreten der Däle abhalten, und
beide haben auch ihrerseits, wie es scheint, den ursprünglichen Zustand des
sächsischen Einhauses getreuer bewahrt, als das südliche Einhaus, das das Dälen-
gerüst oft bis auf die Oeffnungen für die Fütterung schliesst.
In den starken Fletbalken (bei Ht 14 70 cm! bei 27 cm Tiefe) sind bis-
weilen, statt des Üblichen einen kurzen Ständers ihrer zwei eingezapft (ausser
Ht 14 auch Bg 6 von 1722 und 22 von 1670/9). — Ueber den Wohnräumen
liegen die Deckenbalken in der Längsrichtung des Hauses auf den beiden quer-
gestellten Fachwerkswänden , so dass an der Rückseite desselben bisweilen die
Zierformen wirklichen Konstruktionsgliedern anhaften (z. B. Ww 17); mehrfach
erkennt man in der Wand nach der Däle zu die grossen Knaggen des letzten
Deckbalkens (z. B. Eh 29 von 1722).
Bisweilen werden auch die Deckbalken für Ställe und Flet aussen sichtbar
und sind dann mit abgesetzter Rundung versehen (z. B. Bg 54 von 17 18, wo
die Balken für das Flet höher liegen, so dass das Dach hier plötzlich etwa
1 Fuss ansteigt), während die auf ihnen ruhende Dachschwelle bei Bg 21 (1796)
Kamies und abgesetzte Kehle zeigt; Bg 14 von 1794 lässt die Balkenköpfe
nicht vortreten, aber versieht die Schwelle mit Viertelsfab und abgesetzter Kehle.
Die Fassade der Häuser im Amte Thedinghausen, deren keine mehr über
die 2. Hälfte des XVII. Jahrh. zurückgeht, lassen sich in zwei zeitlich und
dekorativ ziemlich streng geschiedene Gruppen zerlegen, deren Grenze etw^a ins
Jahr 1750 fällt. Die ältere Gruppe ist im ganzen Aufbau wesentlich schlichter
und kennt vor allem noch nicht den Kniestock, sondern walmt das Strohdach
bis zur Höhe deä Dälenthors ab, die jüngere Gruppe aber zeichnet sich nidit
allein durch einen stattlicheii Kniestock (zuerst Eh 25, Bau D. Köhlers von
1747) aus, sondern durch ein weit über das konstruktive Bedürfnis hinausgehen-
des Stander- und Riegel werk, das durch die überaus enge Stellung und die Dicke
des Hülzwerks die mit Ziegelsteine^ versetzten Fächer stark zurückdrängt (Abb.
139). Man will offenbar mit dem Reichthum an EichenJcernholz prunken. Der
Da» Biucmhii» im Aml^crichwbeiirli Thediiighiuwn. 353
an sich schon statthche Anblick wird durch den Unterschied zwischen den rothen
Steinen und dem schwarz oder braun gehaltenen Holz noch wesentlich gesteigert.
Uebrigens entsprechen die Stander der beiden Stockwerke öfter nicht einander
(Bl 15 von 1786, Ww 23).
Das Dälenthor ist bei beiden Gruppen r^elmassig im Stichbogen ^_
geschlossen, der sich vom Thorbalken auf den Kopfbandem fori- -^^^
setzt; im Scheitel aber ist von der ursprünglichen Stärke des Bi
kens zur Befestigung des „Dössels" ein Stück stehen geblieben, das, "Ääj^Ä^
wie beistehend angegeben, mannichfach verziert ist (Hg i6 von 1727
1)9. Bahlum, Haus Nr. i; von 1786 (Meisicr Gerd Heinr. Ltefert).
[Andr. Wagener], Bg 29 von 1721, Bl 36 von 1773, Ww 13 von 1747 und
sonst oft), besonders schön bei Bl 15 von 1786 {G, H. Leefers); vgl. Abb. 140.
Ein Kopf band, das Viertelstab, kleine Kehle, Rundstab, grosse Kehle und wieder
Viertelstab zeigt, auch den geraden Thorbalken mit Viertelstab und Kehle sich
an das Kopfband anschliessen lasst, La 3 (1800). Gemeinsam ist den Gruppen
auch die Anbringung von Eichenbohlen von der Stärke und Höhe des Thor-
balkens in den obersten Fachern.
Verschieden ist aber die Dekoration dieser Bohlen, die dann ähnlich stets in
den Zwickeln des Thorbogens (gleichzeitig auf dem Balken und den Kopfban-
dem) wiederkehrt. Die altere Gruppe verwendet hierfür Rosetten in tiefer
Schnitzarbeit, die jüngere Ranken- und Blattwerk in Flachschnitzerei, die sich
Bu- D. K.MHduk.... d. llnzgt. D,.un«)l..lE. ri. 23
354 Amtsgerichtsbeiirk Thedinghausen.
dann dem jeweiligen Geschmack (Barock, Rokoko, antikisirender Stil) anschliesst
und stark auf die Anwendung von Farbe rechnet. Bei jener ist in der Regel
auf den Bohlen eine halbe, auf den Zwickeln des Thorbogens eine ganze Ro-
sette angebracht. Sie lasst sich zuerst bei Bg 22 von 1670/9 (stärk verändert)
nachweisen, ist dann aber vor allem von Andreas und Härmen Wagener in
ihren zahlreichen, fast Über das ganze Amt sich erstreckenden Hausem aus der
I. Haine des XVIII. Jahrh. verwendet worden. In ziemlich einfacher Durch-
bildung erscheint diese Verzierung bei Bg 6 von 1722 (Andreas Wagener;
Abb. 128); eine kleine Rosette in Schnure in Fassung und dämm die grosse Ro-
sette, in gleicher Einfassung, gelegt bei Bg 54 von 1718 (derselbe) und ahn lieh
Ht 7 von 1698, Ww 17, Hst 2 von 1758 (Harm. Wagener), Dreiviertelrosetten
an den Bohlen Es 2 von 1738 (Andr. Wagener). Sterne im Kerbschnitt an
den Zwickeln Eh 9 von 1715 (Joh. Ehlers), Bg 55 von 1759 (H. Wagener).
Ausschliesslich an den Zwickeln die Rosetten Ww 42 (1727). Barockes Ran-
ken- und Blattwerk in Flachschnitzerei
sodann Bg 21 von 1796, El 15 von 1786
(G. H. Leefers), Ls 19 von 1781 (derselbe),
hübsche Rokokoverzierungen Wd 12 von
1782 (Härmen Andr. Wagener, s. Abb. 140»).
Bemerkenswerth auch Ls 3 von 1800, Db 4
von 1800 (Demker), Ht 2 von 1816. Eh 32
von 1792 (Joh. Zimmermann), Eh 26 von
140, Bahlum, Verlierung am Hau! 1792 (B. Vöge). Hübsche, aber schon ver-
wilderte Verziemngen Hst 11 von i8i6,
Db 6 von 1804 (Stmckhof). Im Anfang des XIX, Jahrh, treten daneben Öfter
auch Reiter in zeitgenössischer Tracht auf (z. B. BI 16 von 1816).
Indessen iässt sich die halbe Rosette auch noch an Hausem der jüngeren
Gruppe nachweisen, so bei Hst 2 von 1758 (H. Wagener), Eh 24 von 1766
(Chr. Lefers; hier jedoch an den Bohlen Kerbschnittmuster), Eh 32 von 1768
(Joh. H, Lefers), und besonders am Kniestock, wo einmal in der Mitte oder
dreimal in gleichen Abstanden ein Stander mit den anschliessenden Fussbandem
die Halbrosette trägt, wie Wd 12 von 178a (H, A. Wagener, Abb. 140«),
Scheune zu Eh 4 von 1791, Ls 3 (1800). An der Scheune von Bl 9 (1796
von Vfige) ist an dieser Stelle ein anlikisirendes Muster in Flachschnitzerei ge-
treten (Abb. 141). Eine besondere Erwähnung verdienen noch 2 Hauser J. H.
Lefers von 1765 und 1777 (Eh 14. 20), die enges Fachwerk und Kntestock,
aber an den Bohlen und Thorzwickeln Rosetten, Halbrosetten und Sterne in
Kerbschnitt zeigen, und Oe 4, vielleicht ein Werk desselben Meisters, das hier
je 2 kreisrunde Verzierungen in Kerbschnitt mannichfachster Art und am Knie-
stock wieder die Halbrosettcn zeigt, — Ständer mit Fussbandem von gewellter Form
am Oberstock Ww 23.
Ein besonderes Kennzeichen der älteren Gruppe sind sodann die Knaggen
Du Baucmbaos im Amugerichtibeiiili Thedinghausen. ije
unter der voi^^eschobenen, ßbrigens ganz schmucklosen Dachschwelle, die eingehend
behandelt werden müssen.
Die Hauser der ganzen Gegend, auch die der Städte, die gleichfalls an der
(Strassen wärts gerichteten) Schmalseite den £ing;ang haben, kennen — wenigstens
vielfach — nicht das Stichgebälk, ahmen aber an der Vorder-, bisweilen auch
an der Hinterseite die Dekoration von Häusern nach, bei denen die BalkenkSpfe
heraustreten. Aber während bei diesen in den Zierformen die Konstruktion klar
zu Tage tritt, hat eine solche bei jenen gar keinen Einfluss. Es handelt sich
viehnehr nur um eine Scheinkonstruktion, deren Entstehung und weitere Ent-
wicklung sich leicht überschauen lässt. Umstehende Skizze (Abb. 142), die einem
Hause in der Stadt Oldenburg entlehnt ist, veranschauücht die Entstehung. In
140a. Werder, Holzarchitektur des Hauses Nr 11,
den durchlaufenden Ständer ist ein kurzes Balkenstück eingezapft, das durch
eine mit diesem selbst, wie mit dem Stander gleichfalls verzapfte Kn^ge ge-
lragen wird und nun den Schwellbalken mit dem leicht vorgekragten Oberstock
aufnimmt. Das Gleiche findet sich hie und da auch bei den Thedinghäusei
Bauemhäusem, so bei Bl 25 (1788), Ww 17 (Rückseite), Hg 84 (1718), Hst 3
(Scheune), Eh i (gleichfalls Scheune; hier auch Füllhölzer). Gerade die älterenHäuser
aber aus dem Ende des XVII. und der i. Hälfte des XVIII. Jahrh. kennen,
wie oben bemerkt ist, keinen Oberstock, sondern lassen den Schwellbalken unter
dem Walmdach nur so wenig vorstehen, dass er mit seinem Schwergewicht noch
ganz auf dem unteren Ständerwerk ruht, die Knaggen also sehr steil gehalten
sind, und die ganze Scheinkonstruktion noch mehr zur blossen Dekoration er-
starrt. So werden die Knaggen nicht mehr eingezapft, sondern an dem Ständer mit
Nägeln befestigt. Das zeigt sich auch vor allem daran, dass ich nur in den oben
angel^rten Fällen ein wirkliches Balkenstück feststellen konnte, dass aber in allen
^56 Amt5gerichtsbeiirk Theiiiiighiuien.
den anderen zahllosen Fällen der Balkenkopf mit der Knagge zu einem Gliede
verwachst und infolge seiner Verschmelzung mit diesem und der damit verbun-
denen Weiterentwicklung bisweilen seine Herkunft vollkommen verleugnet. Diese
Knaggen, die nichts zu stützen haben, sind daher auch stets sehr schmal und
flach gehalten. Sie sind verknüpft mit der ganzen Dekorationsweise der älteren
Zeit, nur bei dem oben genannten Haus Bl 25 von 1788 sind sie noch spater
in Anwendung gebracht.
Vgl. Abb. MS»- 143b.
Am frühsten lassen sie
sich nachweisen bei Ww
23 von 1686, dann Eh
30 von 1695 (Meister
Reinke Rosenhagen),
Eh 36 von 1702 (Joh.
Glander), Eh 9 von
1715 (Joh. Ehlers).
Am häufigsten aber
sind sie wieder angewen-
141. Baiiiuiii, Fiaciisciiniuerei an Sciieune Nr. 9. detworden von den viel-
beschäftigten Meistern
Härmen und Andreas Wagener, und zwar von beiden zusammen bei Bg4l
(1722), von Härmen allein bei Bg 29 (1721), Bg 40 (1723), Bg 17 (1732).
Bg 55 (1759). von Andreas allein bei Bg 54 (1718), Bg . . (1722), Hg 16
(1727), Bg 4 (1735), Es 2 (1738). BI 24 (1755). dann
aber auch von David Köhler Ww 12 (1732), Gerhard
Ehlers Ww 11 (1741), Ww 13 (1747) und B. Häfeker
Ww 25 (1745)-
Nur bei Ww 23 (16S6; Abb. 143a, l) und Bg 17(1732)
fand ich Knaggen, deren oberstes Glied (oberhalb des üb-
lichen Karnieses) viertelstabfönnig war, also keine Andeutung
des Balkenkopfes zeigte; bei Eh 29 (1722) war dies Glied
als getreppte Schmiege, bei Ht 7 (Abb. 143», 2) und ähn-
lich Bg 13 als Schmiege zwischen zwei Platten, bei Bl 2
/Abb. 14311. 3) als gerade abgeschnittener Balken gestaltet,
Abb. 14J. unt' ganz für sich steht Hg 84 (Abb. 143», 8) von 1718,
das trotz der Verwendung eines selbständigen Balkenkopfes
über dem Kamies der Knagge (s. S. 355) noch ein Glied in Form einer ab-
gesetzten Kelile anordnet. Sonst aber liess sich in allen Fällen als Grundform
der unten gerundete, bei Ww 13 (1747) sogar der mit abgesetzter Rundung ver-
sehene Balken erkennen, der freilich bei Eh 36 (1702), Bg 40 (1723), Bg 4
(1735; Abb. 1431, 4) auch die obere Kante gerundet zeigt. Sodann aber schiebt
sich oft zwischen dies Glied und den Kamies der eigentlichen Knagge eine
Das Bauernhaus im Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
357
kurze, tiefliegende Leiste ein, die mehrmals, z. B. Eh 30 (1695), Hg 17, Db 5,
Bl 2 (Abb. 143 a, 3) mit einer Facette geschmückt ist. Die Knagge selbst be-
steht aus einem Kamies und einer Schmiege. Das eine Glied setzt gegen das
andere scharfkantig ab bei Bg 16, Bl 3. 10, Oe 6 (Abb. 143b, 10), Eh 9. 30,
Hg 17, dagegen erscheint als Uebergangsglied ein Viertelstab, der unmittel-
bar an die vorgezogene Kehle des Karnieses anschliesst, bei Eh 29 (1722), Bl
25 (1788; Abb. 143a, 9), Bg 13, Ht 7 (Abb. 143a, 2), ein Rundstab bei
I. Ww 23. — 2. Ht 7.
143 a. Knaggen formen.
3. Bl 2. — 4. Bg 4. — 5. Bg 36,
8. Hg 84. — 9. Bl 25.
[HHl
— 6. Ww M. — 7. Bg. 58.
y ^al .10.
Bg 36 (1696; Abb. 143a, 5), Eh 36 (1702), Hg 84 (1718; Abb. 143a, 8),
dann bei den meisten, bereits oben erwähnten Häusern der beiden Wagener,
schliesslich bei Ww 25 (1745, von B. Häfeker). — Die Schmiege ist bei Bl 3
ausnahmsweise ungegliedert geblieben, bei Ww 12
(1732) und Eh 9 (17 15) gebrochen, bei den letz-
teren zugleich mit einem Rundstab belegt, erscheint
aber sonst stets mehrfach getreppt. Statt der
Schmiege zeigt Bg 13, Db 5 eine Kehle, Ht 7
(Abb. 143s 2) einen Kamies; das untere Glied
fehlt ganz bei Ww 11 (Abb. 143 a, 6) und 13
(1741, bzw. 1747, von Gerhard Ehlers), wo ein
umgekehrter Karnies, der oben mit einer zweiten
Rundung oder mit Viertelstab gegen das balken-
kopfartige Glied, unten schlicht gegen den Ständer
stösst.
Ganz für sich steht Bl 2 (Abb. 143», 3; an den kurzen Karnies schliessen
sich abwechselnd mehrere Platten und Schmiegen; wegen des Balkenkopfgliedes
und der Facette siehe oben), Ww 17 (die Knagge unter dem wirklichen Balken-
kopf zeigt Viertelstab und Kamies, dessen sehr lange Kehle durch zwei Rund-
stäbe unterbrochen wird), Bg 58 (Abb. 143a, 7, unter dem Balkenkopfglied:
Rundstab zwischen eingezogenen Platten, kleiner Karnies, getreppte Schmiege).
Die profilirte Vorderseite dieser Knaggen ist nun oft, hauptsächlich bei den
Häusern der beiden Wagener, in reicher Weise verziert, und zwar das Balken-
kopfglied sowie der Kamies in der Regel mit Längsrillen (solche bei Hg 16 von
143 b. Knaggen formen,
IG. Oe 6. — I 2. Hst 3.
ß5o Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
Viertelstab statt des oberen Kaaiieses Bg 6i (1791, A. Häfeker), ohne die
kleinen Absätze, dafür aber durch gekerbte Kanten und mehrere Reihen von
Riefeln am grossen Karnies verziert Bl 17, mit einem einfachen oder von Ab-
sätzen eingefassten Rundstab an der Kehle Hg i'] (1737, A. Wagener), Ww 42
(1727), Ww 12 (1732, Köhler), Bg 6 (1722, A. Wagener), Ww 13 (1747 von
Ehlers; hier statt des oberen Karnieses wieder ein Viertelstab).
Auch der Fletbalken wird mitunter verziert, bei Ht 14 mit Rundung an der
Unterkante und abgesetzter Kehle an der Vorderseite, bei Ww 13 (1747, von
Ehlers), indem er über den Knaggen stärker wird und als Uebergangsglied Kehle
und Viertelstab, beide abgesetzt zeigt, bei Ww 41, indem die Unterkante stark
geschrägt ist, aber über der Knagge zwei Rundstäbe und zwei Kehlen stehen
geblieben sind.
DieThürbalken sind oft in geschwungener Form ausgeschnitten. — Die Pferde-
köpfe an den Firstecken sind in neuerer Zeil meist durch einen dreieckigen
Holzrahmen mit Fenster und herausstehender Stange ersetzt worden; nach aussen
gerichtete Pferdeköpfe mit einer rohen mensdilichen Figur dazwischen, die um
jeden Pferdehals einen Arm legt, Ww 11 (1741).
Als Verschluss des offenen Dälenthors gegen die Schweine usw. dient bisweilen
ein zweiflügeliges Holzgitter, das bei Wd 10 mit hübschen durchbrochenen
Ranken aus dem J. 1802 verziert ist.
Pflaster aus Steinmosaik. Meist treten hier grosse Quadrate auf, die noch-
mals in 4 kleinere Quadrate getheilt sind, denen zugleich aber auch je i über-
eck gestelltes Quadrat eingezeichnet ist (z. B. Bg 68, Ht 2). Bei Bl 16 (von
1799) sind die Quadrate je mit Rand umgeben, sowie mit den Diagonalen und
einem Mittelpunkt versehen, bei Eh 9 von 1786 nicht allein in 4 Quadrate,
sondern nochmals durch die Diagonalen getheilt und dann mit Voluten versehen,
die je ein so entstandenes Dreieck füllen ; Hst 2 zeigt grössere strahlenförmig
gestellte Steine von kleineren Steinen umgeben, Bg 17 vorn Zickzacklinien mit
Rosetten, Bg 6 flache Bogen. Häufig sind das Jahr der Entstehung und die
Anfangsbuchstaben der Namen der Erbauer angegeben.
Mehrfach hat sich noch der baldachinartige ,,R ahm** oder Herdschlitten, der den
Funken den Zugang zum Getreideboden verwehren sollte, über dem Herd erhalten.
Zwei Balken liegen hinten, bisweilen durch schlichte Knaggen gestützt, auf der
Rückwand der Däle und sind vorn mittels eines Querbalkens und eines damit
verbundenen ständerartigen Gliedes an die betreffenden Deckbalken gehängt
und dann mit Bohlen überdeckt, während ein Querstab mit den Kesselhaken in
Nuten dazwischen läuft. Nach der Däle zu endigen sie in Pferdeköpfen, die bei
reich ausgestatteten Rahmen für sich gearbeitet und in die Balken eingezapft
sind. Die Ständer oben sind öfter mit Fussbändem versehen und zeigen dann
im Verein mit diesen eine Halbrosette. Abb. 144 giebt den Rahm mit doppel-
ter Halbrosette von Bg 17 aus dem J. 1736 wieder, Bg 3 von 1698 (jetzt ab-
gebrannt) besass einen ähnlichen. Der Rahm von Ht 7 mit der Jahreszahl 170-
Das Biuecnhius im Aoitsgerichlsbeiirk Tbcdingbiuien. ^6t
(jetzt im Vaterländischen Museum in Braunschweig) zeigt jedoch bei sonstiger
Ue berein Stimmung eine Dreivierteiroselte, der von Bg 4 mit der Jahreszahl i66r
Ideinen Fächer und rohe Pferdeköpfe. Einfacher gehalten sind die Rahme von
^ 16. 47. 55. 58, Hg 10. 27.
II. Die Köthe zeigt im Grundriss hauptsächlich 2 Formen.
a. Eh Nr.? [Abb. 145) entspricht dem grösseren Einhaus, indem es die
gleichmässige Anordnung der Räume rechts und hnks beibehält, unterscheidet
sich aber von ihm durch geringere Lange (beiderseits ein fletartiger Raum bereits
hinter dem zweiten Ständer). Der Herd liegt an der hinteren Schmalwand in
einem offenen Raum, der nur beiderseits durch eine Stube eingeschlossen wird;
ein Rauchfang fehll. Die Balken der sehr niedrigen Wohnräume liegen auf den
Fach Werks wänden in der Längsachse des Hauses. Im allgemeinen hat eine Ab-
trennung dieser Räume erst in neuerer und neuester Zeit stattgefunden. Aehn-
lich Eh 23 (1687), El 3. lob. 15» (1826, mit zwei seitlichen Ausgängen). Die
302
iisgerichtibciirk Thedinghiu
jetzt nur zu Wirthschaftszwecken benutzte Köthe zu Bg 13 zeigt noch die un-
getheilte Dale zwischen z Ställen, auf der sich der offene Herd befand.
b. Bl 16a (1764) weicht darin völlig ab, dass links hinter dem Stall die etwas
breitere Stube mit dem Bettwinkel liegt, der ganze übrige Raum aber zur Däle
gehört, die also an der rechten Längsseite, sowie hinten und vom unmittelbar
an die AussenwSnde stösst. Der Herd befindet sich im Hintergrund, rechts ein
seitlicher Ausgang. In Bezug auf die ein-
seitige Lage des Stalls stimmen hiermit
überein Eh 38, Ww 30, Ls 11 (1759),
Bl 10», doch findet in Bezug auf die An-
ordnung der gleichfalls erst spat abgetrenn-
ten Wohnräume grössere Verschieden heil
statt; so wird bei Bl io> die eine Längs-
seite der Däle von Kammer, Stube und
Küche eingenommen.
Da bei der zweiten Form der Köthe
die Deckbalken auf der einen Längsseite
von der Aussenwand getragen werden, so
treten hier die Balkenköpfe, die unten ge-
rundet oder mit Karnies versehen sind,
frei heraus, auch wird dann bisweilen an
der Giebelseite das Dach gar nicht oder
nur wenig abgewalmt. Für das Aeussere
bestimmend sind in diesem Fall nament-
lich die in der Wand liegenden Kopf-
bSnder unter der Dachschwelle, die ge-
kehlt sind und in der Mitte des betreffen-
den Fachs sich so weit nahern, dass sie
fast den Eindruck von spitzen Blendbogen
machen. Das Gleiche findet sich oft bei
''**' — *— ^ — ' — ' — ' — ' — ' — • — ^ Scheunen, z.- B. bei Bl 8, Kopfbander
t^;. tuitinghiuieD, Gcundciss einer ■_ -r i? 1. ■ c- i.
Köthe ^'^° geschweifter Form bei Scheune zu
Ww 36, solche, die eine lange, z. Th. ge-
riefelte Kehle durch zwei abgesetzte Querkehlen und einen schräg geriefelten
Rundstab zwischen ihnen unterbrechen lässt, bei Scheune zu Hst 3. Interessant
ist die Scheune zu Eh 4 (Abb. 146), die an der Schmalseite unter dem vor-
gezogenen Schwellbalken die dachen Knaggen zeigt, und die zu Eh i (1732),
die statt der Knaggen einfach gerundete, balken kopfartige Klötze und zwischen
diesen gerundete Füllhölzer aufweist. Die Köthe Hst 3 b lässt an der Giebelseile
zweimal das Stichgebalk mit gerundeter Unterkante und wieder entsprechenden
FüUhölzetn hervortreten und zeichnet sich im Oberstock durch geschweifte Fuss-
bänder und zwei, jetzt verblendete Doppelfenster aus, die durch zweimal im
Dis Bauernhaus im Amtsgeiichabeiirk Thedinghiusen. 3^^
Blendbogen ausgeschnittene Bohlen geschlossen waren. Die hübsche Köthe (jetzt
Wirthschaftshaus) zu B^ 13 führt die Giebel bis zur Firsthöhe empor und hat
hier sowohl in der Höhe des Dachansatzes, wie in mittlerer Höhe eine Vor-
kragung mittels steiler Knaggen.
Die Hausinschrirten im Amte Th. pflegen in der Zeit bis um 1750 nur
den Thorbalken zu bedecken und vertieft eingeschnitten zu sein. Sie beschränken
sich dann des engen Raumes wegen auf die Namen der Erbauer, die Jahres-
zahl und einen ktlrzeren Spruch, enthalten aber sehr oft auch den Namen des
Zimmenneisters ; die Inschrift lautet z. B. bei Bg 54 Für Krieg, Feuer, Wind
und Wassersgefahr Herr Gott dieses Haus bewahr. Hat Johann Röpken und Hib-
bel Asendorfs dieses Haus bauen lassen durch M(eister) Andreas Wagener Anno
1718, bei Hst 3 Weil mein Wohnhaus Anno 1766 im Monat Oktober in Feuers-
brunst ist aufgegangen und ich
Dietz Knief und meine Frau
Gebcke Knief s durch Gott und gute
Herzen wieder gebaut und auf-
richten lassen Anno 176^ den - —
Julius durch M(eister} Albert
Hämke. Nach 1750 wird dann
der Schwellbalken der Vorderseite
zur Anbringung eines längeren
Spruchs verwandt, wahrend die
Namen und die Jahreszahl an
der alten Stelle verbleiben. Auch ,^ü. Emiingh»usen, Scheune lu Nt. ^.
die Bohlen über den seitlichen
Thüren tragen oft einen Spruch. Die Inschriften der jüngeren Zeit sind erhaben
auf vertieftem Grunde angebracht und häufig mit prächtig verschlungenen Ini-
tialen versehen, auch durch Farbe hervorgehoben.
I. Namen der Zimmermeister in alphabetischer Reihenfolge.*) H(ein-
rich) Alers Z(immer) Man im Hagen, Scheune zu Bg 8 {1788). ■ — Bar-
feldt. Hg 14 (1755). — Gerd Bilfelt, Bg 36 (1696), — [Daniel Bö-
steling in Stellicht b. Rethem a/AUer, das alte Pfarrhaus in Ls, das 1662 in
Stellicht fertig gestellt und nach Ls geschafft war,] — H. Buschmann,
auch bezeichnet H. BM., Ww 2. 44 (1828. 1833). — Joh. Anton Castens
Hg 29 (1754). — Harm Hinrich Denker in Dibbersen {1758 — 1803), Db
4 (1800), Dst 10» (1802). — Johan Ehlers (t 1732), Scheune zu El 8 (1705),
Eh 9 (1715)- — Gerhard Ehlers, Ww 11. 13 {1741. 1747), Dst 9 (i759)-
— Albert Frese, Db 19 (o. J.). — J. Glander, Eh 36(1702). — J. Glan-
der, Pflugkölher in Emtinghausen (1736 — 1793), wohl der Enkel des vorigen,
*] Die Nachweise Ober die Meislec aus den KirchenbOchetn, in denen jedoch die Beieichnung des
Sund« fehll, verdanke Ich Herrn cind, ibeol. Lachmund. Die Hluier lrag;en vielfach nur die An-
fiagibucbstaben der Meister.
"»
64 Amtsgerichtsbeztrk Thedinghausen.
Bg 42 (1793). — A(ndreas) Häfeker, Handköther im Hagen (t 1810 66
Jahre alt), mehrfach bezeichnet A • H - K, oder A • HK^ Ls 19 (1781), Es 5
(1784), Ht 5 (1788), Bg 61 (1791), Bg 18 (1795), Bg 21 (1796), Eh II
(1798). — B(arthold) Häfeker im Hagen (1698— 1774), wohl Vater des
vorigen, Ww 25 (1745). — Albert Hämke, Hst 3 (1767). — J. Harfes,
Rückseite von Bl 13 (1747). — D. Köhler, Ww 12 (1732), Eh 25 (1747). —
Christoph Lefers in Emtinghausen (s. Wittwe t I795)» Bg 68 (1747), Ww
40. 40a (1753), Eh 24 (1766). — Gerd Heinrich Leefers Bl 15 (1786).
— Joh. Heinrich Lefers, Eh 14 (1765), Eh 32 (1768), Bl 36(1773), Dst 8
(1774), Scheune zu Dst 5 (1777), Db 14 (1780). — M. C. Lefers, Eh . . (1803).
— A. Lerps, Oe 10 (1796). — Reinke Rosenhagen, Eh 30 ()695). —
D. Röster, Bg 9 (1753). — Heinrich Spill, Oe 12 (1767). — H. Struck-
hof, auch bez. H, ST. Ä, Ht 5 (1791), Wd 10 (1802), Db 6 (1804), Scheune
zu Ht 7 (1816). — B. Vöge, Eh 26 (1792), Scheune zu Bl 9 (1796), Eh 5
(1809). — Andreas Wagener, oft auch bez. A, W.N. oder A.D. W. N.^ zu-
sammen mit Härmen W. Bg 41 (1722), allein Bg 54 (1718), Bg 6 (1722),
Hg 16 (1727), Rückseite von Bg 54 (1732), Bg 4 (1735)1 Hg 27 (i737), Es z
(^738)- — Härmen Wagener L, Eh 22 (1705). — Härmen Wagener IL,
vielleicht Sohn des vorigen und Bruder des vorvorigen (1766 Handköther in
Bürgerei, 1790 t seine Witwe), zusammen mit Andreas W Bg 41 (1722),
allein Bg 29 (1721), Bg 40 (1723)» Bg I7 (1732), Hst 2 (1758), Bg 55 (1759)»
Es 4 (1759). — H(armen) A(ndreas) Wagener in der Bürgerei (t 1807,
61 Jahr alt), Wd 12 (1782), Ww 11 (1784). — Johann Zimmermann, Eh
4. 7. 42 (1791. 1792. 1796), Bl 2 (1809)?. — M(eister) G. Z(immer)
M(ann), Bl 2 (1787). — M(eister) Albert . . ., Eh i (1661). — Joh. Ja-
kob . . ., Hg I. — Gerhard . . . he, Hg 84 (1718). — AN., Bg 46 (1756).
— B. M., Ww 48 (1770). — F. M., Bg 20(1796). — G. T., Hg 5 (1771?).
^- H. D. H. B., Ww 41 (o. J.). — H. K., Eh 30 (1742). — H. W., Bl 2
(1821). — J. B. G., Db 5 (1819). — J. C. K. B., Oe 6 (1778), Wd 13 (1783).
— J. H., Ls 14 (1797), Hg 62 (1799). — J. H. C., Ht 2 (1816). — J. H.
L., Ww 4 (1825). — MHM, Bg 3 (1698). — W. F., Db 22 (1802). — W.
H., Bg 52 (1798).
n. Fromme Sprüche.
Wer Gott vertraut usw. Eh 9 (17 15) und öfter. — Ww 42 (1727)
Durch Gottes Segen und dessen Macht
Haben wir dies Haus au/gebracht. — Wd 10 (1802)
Wo Gott nicht selber baut das Haus, Denn Gott Brod denen^ die er liebte
So richtet keine Müh* was aus. Im Schlafe ohne Sorgen giebt.
Wo Gott die Stadt nicht selbst bewacht, Wohl dem, dem Gott durch seine Gnad
So schützt sie keine Stärk noch Macht. Viel fromme Söhn bescheeret hat.
Wer bei der Arbeit Gott ruft an. Der wird zu Schanden nimmermehr.
Befindet, dass er wohl gethan. Er hat bei Freund und Fremden Ehr. —
Das Bauernhaus im Amtsgerichtsbezirk Thediughausen. 3^5
Bg 2 1 (1796)
Ach Herr und Gott, du treuer Hort, Kehr gnädig in dies Haus zurüch,
Bau selbst dies Haus nach deinem Wort, Auf dass dein Segen uns beglück.
Da vorges Jahr, wie noch bekannt, Behüt uns, schütze diesen Ort
Das alte Haus ist abgebrannt, Für Glut und Brand und sei hinfort
Uns treuer Vater gnädig, —
Bl 15 (1786), Ls 19 (1781), Ht 14
O Gott bewahre in Gnaden Lass deine lieben Engelein
Dies Haus für Unglück und Schaden, Doch dieses Hauses Wächter sein, —
Aehnlich Scheune zu Db i (um 1800)
O Gott behüt in Gnaden Ich traue seiner Gnaden,
Dies Gebäude für allem Schaden, — So wird mir nichts schaden, —
Lass deine lieben, Engelein Hast du gleich Hass und Streit
Allhier die besten Wächter sein, — In dieser bösen Zeit, —
Missgunst, lass dein Wüthen, Und musst dich lassen plagen
Gott wird mich recht behüten. — So [sollst du nicht verzage fi] —
Wd 12 (1782) Ach Gott, der du durch deine Hand,
Uns heimgesucht hast mit Brand,
Beivahr doch forthin in Gnaden usw. —
Ht 2 (Scheune von 1760) Der Herr behüte dieses Gebäude für Sturm, Wind,
Feuer und Wassersgefahr. — Aehnlich Bl 3 Gott bewahre dieses Haus für Feuer
und allem Unglück,
Bg 54 (1718). 17 (1732). 30- 41. 58, Hg 14 (1755)» Es 2, Db 19
Für Krieg, Feuer, Wind und Wassersgefahr
Herr Gott (bzw. O lieber Herr) dies Haus bewahr, —
Aehnlich Bg 55 (i759)
Für Krieg, Feuer, Wind und Wassersnoth
Behüt uns, lieber Herre Gott, — Bl i (1787)
Dieses Haus steht in Gottes Hand, Mit Beten geh ich an mein W^erk,
Der Herr bewahr s vor Sturm und Brand, Gieb du dem Leibe Kraft und Stärk\
Und alle, die gehn aus und ein. Mit Gott fang ich die Arbeit an,
Lass dir Herr befohlen sein. Durch den ich sie vollenden kann. —
Bg 47 iMn\ Bg 14 (1794), Ww 40 (1753)
Gott bewahre /^oder segne) dieses Haus,
Wo wir drin /^oder Und alle, die da) gehen ein und aus, —
Eh 24 (1766)
Der liebe Gott bewahre dieses Haus für Brand,
Und segne alle ihr Einhaben, Gut und Land, —
Eh 43 (1747) Gott bewahre dieses Haus,
Was hier gehet ein und aus,
Dass kein Unglück sie berühre
Noch der böse FeiTid verführe.
3 66 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
Der liebe Gott lasse diesem Hause Heil widerfahren^ er behüte es für Feuer und
allem Unglück, — Eh 25 (1747) Gott segne dieses Haus usw. Bewahre es für
Wasser und Feuer und gebe ihnen Glück und Heil, — Hst 2 (1758) Gott be-
wahre dieses Haus usw. Und segne alle unsre Schritt und Tritt Und theil uns
seinen Segen mit, — Ls 3 (1800)
Den Aus- und Eingang mein^ Dies bitt ich Herr von Dir,
Lass dir, o Gott befohlen sein. So lange ich lebe hier. —
Eh I (1661) Der Herr durch der Engel Schaar
Unsem Ein- und Ausgang bewahr.
Und behüte uns vor allem Leid
Von nun an bis in Ewigkeit, —
Hg 5 (1771?), Bg 26
Was der Brand gerissen (bzw. geleget) nieder,
Bauet Gott und gute Menschen wieder.
Gott behüte dieses Haus,
Wo wir gehen ein und aus. —
Aehnlich Hg 4 (1750)
Was die Flamme leget nieder.
Segnet Gott und helfen gute Herzen wieder.
Gott btivahre immerdar
Uns doch ferner für Gefahr.
Für Feuer usw. (s. 365). —
Bg 29 Gesegne mich und mein Haus,
Was schädlich ist, weich fern daraus.
Dem Teufel schreib ich dann zum Trutz:
Dies Haus gehört in Gottes Schutz. —
Bg 4 (1735)
Abgunst der Menschen kann uns nicht schaden.
Was Gott will, das muss gerathen.
Gesegne mich und mein Haus,
Wo ich geh ein und aus,
Dass kein Unfall mich berühre.
Nichts, als Gottes Segen spüre, —
Bg I Des Herren Engel ists, der bei den Frommen wacht
Und ihnen ihr Haus und Hof behütet Tag und Nacht.
Unsem Eingang usw. —
Oe 10 (1796)
So lass denn fernerhin Herr deiner Flügel Macht Mich und mein Haus bedecken.
So wird, Herr fesu Christ, kein Unglück uns erschrecken, —
Eh 42 (1796)
Um tugendhaft zu sein, dazu sind wir auf Erden,
Thu, was [dir] Gott gebeut. So wirst du selig werden, —
Du Biun^hius im Amtigcrichtsbeiirk Thedinghiuui
Ww 14 Ich will, so lang ich Übe hier
Den Herren f reisen für und für.
Viel Gutes hat er mir gethan,
Weit mehr, denn ich erzählen kann. —
Db 14 Lass dich. Herr Jesu Christ
Durch mein Gebet bewegen usw.
(s. Bettmar S. 251). — Dann
Es will uns Gott genädig sein
Und seinen Segen geben.
Sein Antlitz uns mit hellem Schein
Erleueht zum neigen Leben. —
Ls 3 (1800)
Wer Gott vertraut, der lebet wohl
] der soü,
So trifft der Schlag sein Herze nicht.
Weil ihm sein Jesus Trost verspricht.
Sein Haus wird auf den Fels gebaut. ■
147- W«sterwisch, Gribjtcm.
Bg 21 {1 796) Jüicti laboris iucundi, Nach gethaner Arbeit ist gut ruhen und Piis
sacer angelus adstat. Des Herren Engel ists. der bei den Frommen wacht. — Eh 44
(1726) Soli deo gloria. — Bg i? (1732) Was sorgest du doch, Gott lebet noch.
— Bg 42 {1793) Alles ist an Gottes Segen Und an seiner Huld gelegen. — Hg
Nr. ? Gott sei mir gnädig und segne uns. — Ww 4 1 Abgunst der Leute kann nicht
schaden. — Es 2 (1738) Bete und arbeite. —
An Bibelstellen ßnden sich i. Mos. 27, 28: Db 4 (1800), Ps. 46, 2 und 67,
2: Bg 18 (1795). 115, 14: Eh 20(1777), "7. '■ Es 2 (1738), 127, 3: Eh 7
(1792). — Spr. 3, 91 Scheune zu El 15 (1759), 3, 16: Scheune zu Bl 9 (1796),
10, 3: Eh 26 (1792), 14. 24: Bg 52 (1798). 14. 26: Oe 10, 15, 151 Ht 2. —
Sir. 6, 37; Hst 5, II, I5f. 21. 23: Ht 2 (1816), Eh 4. —Tob. 3, 23: Wd 12
(1783), 4, 19. 20: Scheune zu Bl 9 (1796). — Rom. 8, 31. 32: Dst 10».
Zu erwähnen sind dann noch
I. Der am Stallgebaude Ww i eingemauerte Grabstein des Chirurgen Ger-
-2 68 Amtsgerichtsbezirk Thedinghausen.
hard Frische und seiner vier Frauen, mit deren Brustbildern, Sandsteinrelief
von guter Arbeit, nach 1715 (Abb. 147, 1.97 m br., i.oo m h.). Inder Mitte
das Bild des langhaarigen, aber bartlosen Mannes, mit der Inschrift Gerhart Frisc/u
Chirurg, natus anno 166 ly denaius anno //□, in einem ovalen Blätterkranz, da-
runter das Wappen: drei Sterne und quergelegter Eichelzweig, beiderseits die
Bilder der halb nach r., bzw. 1. gewendeten, sonst aber völlig gleich dargestellten
A Frauen je in halbrunder Nische mit den Inschriften und Wappen: i.
kJ Armgard Rodecurt, nata oho 1662, denata i68j, Schildfigur nebenstehend,
A 3. Anna Dorothea Bädecker s^ nata aho 1664, denatus (1) 17 TS* Hand
mit Schlägel, 4. Christina Sophia Johns , nata anno 1672^ denata //D, drei Rosen,
2. Agnesa Sivilla Zimmermanns, nata 1660, denata i6g2, Zirkel. Ueber den Frauen
vertieft hodie / mihi j cras / tibi, am Rande entlang, links unten beginnend
Die Kunst und Wissenschaft, die mir Gott hat gegeben.
Hat mich soweit gebracht, dass ich in diesem Leben
Seit 2 mal 20 Jahr 6000 hab curirt,
Laut meiner Bücher Zahl. Anitzt werd ich geführt
Ins Grab, So kann der Tod den Arzt und Kunst bezwingen
Und sie ohn Widerstand in schwarze Grüfte britigen.
Ueber dem Manne eine Thierfratze in Form eines Wasserspeiers.
2. In Db 31 ein Ofen mit schönen Eisenplatten, i. Die schmale Vorder-
seite zeigt oben die Scene Johannes deuft Marc, i (Jesus kniet und ist voll
bekleidet; neben ihm noch vier Gestalten, im Hintergrund links Stadt mit hoch
aufgesetztem D davor, rechts oben Gottvater mit Weltkugel, in Wolken), unten
Medaillon mit männlichem Brustbild, in der Ecke 1646, 2. Die linke Längs-
seite zeigt oben das Urtheil Salomonis (der König in der Mitte von vom,
unter Baldachin, vor ihm 2 hingestreckte Kinder; die Mütter zur Seite und über
ihnen je ein Kriegsmann), unten 2 Medaillons mit Jünglings- und Jungfraukopf,
dazwischen sehr hübscher Panskopf. 3. Die rechte Längsseite zeigt in 2 Reihen
je 3 Darstellungen, die unter sich durch Säulen geschieden sind, und zwar oben
in der Mitte einen König mit Turban und ihm zur Seite einen bittenden,
bzw. einen mit erhobener Rechten anklagenden Mann (Inschriftband nicht lesbar),
links denselben König und den bittenden Mann, rechts einen Mann, der ab-
geführt wird, darunter HR GS- MIT • KN, bzw. HR ■ W • IHN- IN}}
(wohl HR wirft ihn ins Gefängniss), unten 2 Männer stehend, 2 desgl. —
den einen aber, wie es scheint, im Rock — , den König und einen Mann mit
erhobener Linken (Inschrift unlesbar). Die Kleidung zeigt die Mode aus dem
Anfang des XVII. Jahrhunderts.
V»
■^
Verzeichnisse.
Seite
Abbenrode i
Ahsen 3 3 j
Alvessc 246
[Artburg s. bei Erdburg]
[Bärenburg] XVI
Bahlum 333
Beienrode 3
Bettmar 248
Bevenrode 8
[Kl.-Bevenrode] .... 10
Bienrode 10
Bodenstedt 2^1
Bortfcld 254
Broitzem 259
Gr.-BruDsrode .... 13
Kl.-Brunsrode .... 15
Bürgerei 335
C s. bei K
Dankelburg . 347 ^*
Denstorf 261
Destedt 16
Dettenhusen s. bei Bürgerei
Dibbersen 335
Dibbesdorf 27
Donnerstedt 335
Duttenstedt 264
(EiscnbOttel) 27
Eissei 3 3 5
[Ekthi] 3»
Emtinghausen 335
[Erdburg] . 268. 295. 313
Erbhof 336
Erkerode 28
Essehof (-Ed essen) ... 31
Essinghausen . 268
[Everikesbuili] .... 32
Flcchtorf 32
[Fritherikeroth] .... 35
Bau- u. Kunstdenkm. d. Herzogt.
I. Ortschaften.
Seite
Seite
Fflrstenau 268
Marquarderode] . . . .
98
Gardcsscn . .
35
Mascherode
95
Gr.-Gleidingen
269
Meerdorf
280
Kl.-Gleidingen
270
Melverodc
98
Gliesmarode .
36
[Mortorp]
106
Glinde] .
271
Neubrflck
284
Gropendorf
205
Neuhof
106
Hagen. .
336
Oelper
107
[Hägersdorf] .
37
Oelsburg
285
Harderode] .
37
Oenigstedt ....
346
Harvesse .
272
[Ossenburg] ....
27
Haslere] .
26S
t. 272
Ossenrode] ....
1 10
Hemkenrode . .
38
Ottenrode] ....
1 10
Holtorf . .
343
Oetzen
346
Hondelage
40
Papenburg] . . . 286
f. 289
KL-Hondelage]
44
[Poggenburg] . . .
343
Hordorf . .
44
Qjierum
1 10
Horstedt .
343
RafTthurm ....
113
Hötzum
48
Rautheim
113
[Hünessen] .
53
Reindagcroth] . . . .
113
Ihlenburg]
342
Reinshagen]
119
Kampen .
■ 53
Reitling
119
Kaper .
• 343
Riddagshausen
120
Kattorf] . .
59
[Rischau]
290
[Kaunum]
■ 59
Rothenburg
290
Köchingen
■ 273
Rühme
180
Kl.-Köcbingen
• 275
Rüningen
180
[Koppelse]
276
Scathorst] ....
182
[Kranenburg] .
•
. 228
Schandeiah
182
Kremlingen .
60
;K1.-Schandelah] . . .
185
Lamme . .
276
Schapen
185
Lehndorf .
62
Kl.-Schapen] . . .
185
Lehre ....
64
Kl.-Schöppenstedt . .
185
(S. Leonhard)
72
Schulenrode
190
Liedingen
277
Nieder- undObcr-Sickte .
'93
[Limbeki] . . .
72
Siersse
290
Lucklum . . .
72
Sonnenberg
292
Lunsen . . .
343
Sophienthal
294
Braunschweig. II.
24
]
370
Seite
Steinhof 295
Kl. Stöckheim . . . . 200
Thedinghausen . 347
[Thicdc] 295
Thune 205
[Thuringesbutli] . 207
Timmerlah 295
Uhlenstedt 348
Vallstedt 2Q7
[Kl.-Vallstcdt] . . . . 302
Vechelade 303
Vcchcldc 303
Veltcnhof 207
Verzeichnisse.
Seite
Veitheim a/O., Kl.-Veltheim 208
Völkenrode 307
Volkmarode 220
[Volkmarsdorf] . . . . 310
Waggum 223
Wähle 310
[Kl.-Wahle] 312
[Walkleghc] 313
[Wartenhorst] . . . . 313
Watenbfittel 313
Weddel 224
Wedtlenstedt 315
Wendeburg 317
Seite
Wendea 227
Wendezelle 319
Wendhausen 229
[Kl. -Wendhausen] . . . 245
[Wendorf] 245
Werder 348
Westerwisch 349
Wierthc 320
[Kl.-Wietthe] 321
Woltorf 322
[Wulfshagen] 24$
Zweidorf 32)
II. Kirchliche Bauwerke.
1. Stifter.
Lucklum, Deutschordenskommcnde mit roma-
nischer Kirche und z. Th. gothischem Komtur-
gebäude 7 9 ff. 87 (Abb.). — [Oelsburg, Chor-
herrenstift 286]. — Riddagshausen, Cister-
cienserkloster mit Kirche und Kapelle im Uel)er-
gang — , [Kloster- und] Thorgebäude im roma-
nischen^ bezw. gothischen Stil 174 ff. (.Abb.)
2. Dorfkirchen rein oder wesentlich roma-
nisch.
Lehre 65 (Abb.). — Lucklum 79 ff. (Abb.) —
Melverode 99 (Abb.).
3. Desgl. mit romanischen Resten.
Beienrode 4 (Abb) — Bettmar 249. — Beven-
rode 8. — Bienrode 11. — Bortfeld 255. —
Dcnstorf 262. — Flechtorf 33 (Abb.). — Hem-
kcnrode 38. — Hordorf 46 (Abb.). — Krem-
lingen 61 (Abb.) — Liedingen 277. — Lunsen
344 (Abb.). — Mascherode 96. — Meerdorf
281. — Rautheim 114. — Kl. Schöppenstedt
186. — Schulenrode (?) 190 — Sickte 194
(Abb.). — Siersse 291. — Sonnenberg 293.
— Kl.-Stöckheim 201. — Timmerlah 296. —
Vallstedt 298. — Wähle 311.
4. Desgl. rein oder wesentlich gothisch
oder mit gothischen Resten.
Abbenrode 2. — Bettmar 249. — Broitzem
260 (Abb). — Hondelage 41. — Hordorf 4 ^ .
(Abb.). — Hötzum 49. — Köchingen 274. —
Lehndorf 63. — Meerdorf 281. — Schandeiah
183. — Schulenrode 190. — [Veitheim a/O.
209]. — Volkmarode 220. — Waggum 223.
— Weddel 225. — Wendeburg 318. — Wend-
hausen 231. - .Wierthe 321.
5. Heilige der Kirchen und Kapellen.
Caecilia Oelsburg 287. — Cosmas und Da-
mianus Lunsen 344. — Cruz (?) Lehre 65.
— Dionysius Areopagita Wendhausen 2^ 1.
— Georg Schulenrode 190. — Godehard
Bodenstedt 252. — Jungfrauen, 1 1 000 (?)
Hondelage 41. — Lambertus (?) Hondelage
41. — Laurent! US (?) Lehre 65. — Maria
Hordorf 45. — Lucklum 79. — Riddags-
hausen 136. — Maria Magdalena Hagen
336. — Martin Vallstedt 298. — Wähle (?)
310. — Nicolaus Melverode 98. — Sonnen-
berg 293. — Petrus Erkerode (?) 28. -
HOtzum 49. — Petrus und Paulus Abben-
rode 2. — Remigius Veitheim a/O. 209. —
Stephan US (?) Lucklum 79.
III. Weltliche Bauwerke.
I. Burgen und Schlosser.
[Gr. Brunsrode 1 5 (Abb.) — Burgmannssitzc
336 ff. 348.] — Destedt (1693) '9 —
[Duttenstedt 265] — Hagen (Erbhof, 1622)
336 (Abb.). — [Fflrstenau 269. — ] Kampen
(l 596) 56 (Abb.). - [Neubrflck 284.— Sophicn-
thal 294. — Vechelde 305. --] Veitheim aO.
(1555 — ^79) 213 (Abb.). — [Thedinghausen
347. —] Wendhausen (1688. 173 3.) 233 (Abb.).
[2. Aeltere Burgstätten.
Artburg s. bei Erdburg. — Bevenrode 10. —
Borwälle s. Einl. VIll f. (Abb.). — Dankelburg
347 f. — Ertburg 313. — Scfaapen 185. —
Sonnenberg 293. — Völkenrode 307. —
Volkmarode 223.]
[3. Grenzwartthflrme.
Gardessen 36. — Wendeburg 319.]
4. Landwehr, Landgraben, Landwehr-
tharme. 35. 37. 109. 113. 182. 190. 260.
268. 290.
5. Guts- und Amtshäuser.
Bettmar 250. — Donnerstedt 335 — [K^per
Verzeichnisse.
371
J43. — ] Oenigstedt 346. — Nieier-Sickte
197. — Kl. StOckheim 204.
6. Bauernhäuser der niedersächsischen
Art. 7. 12. 15. 16 (Abb.). 27. 32. 34. 36.
64. 68 ff. (Abb.). 108 ff. (Abb.). 184 (Abb.). 206
(Abb.) 222. 224. 226. 228. 243 (Abb.). 250.
257. 263. 268. 271. 272. 279. 283. 285
(Abb.). 291. 309. 311. 314. 322. 323 ff. (Abb.).
3 49 ff. (Abb.)
7. Desgl. der thüringischen Art.
26. 29 (Abb.). 44. 51 (Abb.) 62. 64. 97 f.
106 (Abb.). 107. 118. 184. 189 (Abb.). 193.
199 (Abb.). 204. 229. 247. 250 (Abb.). 253.
264. 270. [276.] 279. 288. 291. 294. 296.
301. 312. 317. 321.
8. Desgl. der Mischform. 283. 285. 2S8
(Abb.). 294. 312.
9. Desgl. nach städtischer Art. 109. 182.
[10. Spielhäuser.
Bortfeld 256. — Lamme 276.]
iv. Baumeister, Zimmermeister usw.
Bartram, Hans, (1605) 257. — Bertin, Hans
Heinrich(i747)3 2i. — Brandes, 253. — Desgl.
Christian 297. — Breymann, Ch. (1804)
275. — Desgl. J. Ch. (1788) 312. — Desgl.
J. G. (1789) 301. — Desgl. J. L. W. (1795)
301. — Christopher von Wedel (1649) 65.
— Gaurs, Härmen (1718) 309. — Hünen,
Heinrich (1678) 98. — Klockenzuger, Joach.
(1684) 31. — Kremling, Hans (1651 ?, 1668)
200. 204. — Desgl. Henni, von Sickte (161 1)
52. — Kurs,Henning(i72 3) 258f. — Peters,
Johann, in Wendeburg (i 721 — 1743 nachweis-
bar) 109. 257. 258. 309. 329. — Pressel,
Wolf Heinrich, in Gadcnstedt 263. — Recken,
Hans (1738) 258f. — Rcre, Heinrich (171 1 ?)
258. — Schlagmann, Albrecht in Wende-
zelle (1693. 1701) 309. 329. — Timpe, F. C.
312. — Voltze, Jürgen Engelhard (oder Sei-
hard, 1767 — 1770) 292. 301. 321. — Warm-
bold (1811. 1817) 301. — Westfal, Heinr.
(1745 — 1768 nachweisbar) 248. 251. 253. 279.
— Woltzc s. Voltzc. — Monogrammisten:
BHF (1769) 248- — CHB (1799) 292. 312.
— DB 303. — GWK (1783) 253. — HG
(1686) 118. — - HHB (1751) 301. — HHW
(1780) 279. — HIB (1769) 251. — HL (1563)
217. — HO (1737) 259. — HR (1750) 273-
303. — IHK (1788. 1791) 253. 312. — LI
(17 16) 226. — MHK (wohlMeister Hans Krem-
ling, s. dort), (165 1) 204. — PB (1756)
301. — PL(i65o)52. — ?B (1799) 301. —
Die im Amte Thedinghausen beschäftigten
Zimmermeister sind 363 f alphabetisch aufgeführt.
V. Steinmetzzeichen (sämmtlich ab-
gebildet).
Romanischer und Uebcrgangstil 149 f. 178. 179.
— Gothischer Stil 2. 46. 66. 115. I49f. 220.
225. 249. 255. 261. 274. — Renaissance 17.
215. —
VI. Bemerkenswerthe Bildhauerarbeiten
(zum Theil auch mit Malerei versehen).
1. Rundplastische Figuren. Christus am
Kreuz (in Holz): Denstorf (XVL Jahrh.) 262
— Hordorf (XIV. Jahrh. Abb.) 47. — Masche-
rode (XVI. Jahrh.) 97. — Melverode (XVI. Jahrh.)
105. — Oelper (XVIL Jahrh.) 108. ~ Maria
mit Kind (XIII. Jahrh. Abb.) Riddagshausen
147. — Apollo (XVIII, Jahrh.) Thuue 206.
— Saturn mit der Wahrheit (XVIII. Jahrh.)
Lucklum 93. — Vechelde 306. — Venus
(XVIII. Jahrh.) Sickte 199. — Thune 206.
2. Gothische Kreuzigungsreliefs (XV/XVI.
Jahrh.).
Erkerode 28. — Kremlingen 62. — Lehndorf
63. — Liedingen 277 f. — Schandeiah 183.
— Sonnenberg 293. — Kl. -StOckheim 201
(Abb.). — Veitheim a/O. 211. — Wähle 311.
— Weddel 2 2 5 (Abb.). — Wendeburg 318.—
3. Desgl. nielloartig. Hötzum 50 (Abb.). —
Waggum 223.
4. Gothische Altarschreine mit — einst
oder jetzt noch — bemalten Flügeln.
[Hötzum 49. — Hondelage 41.] — Kl.-Schöppen-
stedt 186 ff. (Abb.) — Schulenrode 192 (Abb.).
— Vcltheim a/O. 210 (Abb.).
5. Desgl. der Renaissancezeit. Duttenstedt
265 (Abb.). — Rautheim i i 5 (Abb.). — [Wähle
311.]
6. Barocke Altar au fsätze. Riddagshausen
(1735) 153. — Weniger bemerkenswerthe an
zahlreichen Orten.
7. Kanzeln. Liedingen (1736) 278. — Lucklum
(um 1700) 82 (Abb.). — Rautheim (XVII.
Jahrh.) i 16. — Riddagshausen (1622) i 54 (.\bb.).
— Schulenrode (1570) 192. — [Wendhausen
(1689) 231.].
8. Taufsteine. Destedt (1640) 17. — [Erkerode
(gothisch) 29. — ] Gardessen (desgl.) 36. —
Hemkenrode (desgl.) 39. — Lehre (1650) 67.
— Mascherode (1641)96. — Rautheim (gothisch)
117. — Riddagshausen (i 562) 1 60. — Schulen-
rode (1658) 192. — Kl.-Stöckheim (1652) 204.
— Weddel (1650) 225. — Untergestell für
Taufbecken (XVIIL Jahrh.) Bortfeld 255. —
24*
372
Verzeichnisse.
Taufengel Hondelage 42. — Waggum 224.
Wähle 311.
9. Spätere plastische Grab- und sonstige
Denkmäler , sowie bemerkenswerthe
Grabsteine. Destedt (i 577) 17. — Hondelage
(16 10) 42. — Lucklum 85 f (Abb.) (i737- 1774-
1 80 2). — Riddagshausen i 5 7 (Abb.), (1750) 162.
(1614. 1655) 164. (1737) 165. (1724 Abb.)
167. (1610) 167. (1586. 1588. 17J0) 169. —
Sickte (1659) 196. — Vechelde (1789) 306.
— Veitheim a/O. (1531. 1594/5 [Abb.] 1597-)
211 ff. (1585, Abb.) 218. — Westerwisch 368
(Abb.).
10. Desgl., zugleich mit Malerei. Lucklum
(17 18) 83. — Riddagshausen (1664) 161.
11. Sonstige plastische Werke. Gothische
Wasserspeier Thune 206. — Stuckarbeiten des
XVIII. Jahrh. Kl. Stöckheim 204 (Abb.), Wend-
hausen 234.
12. Mittelalterliche Grabsteine und Kreuze
ohne künstlerische Bedeutung 1 18. 168.
169. [170 ff.] 185 (Abb.). 282.
13. Bildhauer. Heinemann (1586) 169. —
Stuckateur Horenbostel (1649)65. — Ocser,
Ad. Friedr. (1774) 84. — Scheller, Andreas
(1659) 196. — Vetten(i73 5) *53- — Winter
(1610) 42. — HW (1577) 18. — ZK (1622)
157.
VII. Bemerkenswerthe Gemälde.
1. Wandgemälde. Mel veröde (XIII. Jahrh.) 104.
2. Gemälde religiösen u. ä. Inhalts. Lucklum
86. — Wendhausen 235 (Abb.).
3. Bildnisse. Destedt 2 off. (Abb.). — Lucklum
88 ff. (Abb.). — Sickte 198. — Veitheim a/O.
2 1 7 ff. — Wendhausen 234.
4. Gemalte Grabdenkmäler. Bevenrode (i 647)
9. — Riddagshausen (1693) 162.
Sonst s. unter Malerverzeichniss.
5. Glasmalereien. Gr.-Brunsrode 14. — Honde-
lage 42.
VIII. Maler.
Asselyn 239. — Beerstraten 239. — Boulogne
238. — Boy 92. — Curlands 93. — Daelens,
Dirk 198. — V. Delen, Art des, 115. — Denncr
198. — V. Dyk, Art des, 236. — Eichler, Joh.
Konr. 88 f. 217. — Franken, Franz d. J. 198.
236. — Fyt (?) 240. — Gask, Rosine de, 20.
— Graff 93. — Henneberg 93. — Huchlen-
burg, d. J. (?) 198. — Jordaens 236. — Kayser
92. — Kneller 21. — Kupetzky (?) 198. —
Lebrun, Kopie nach, 176. — Marceliis 240.
— Matthäi 240. — V. d. Mürtel, Art des 265.
— Neumann 192. — Falko 239. — Pesne,
Art des, 218. — Realfonso 240. — Reynolds,
Art des, 21. ~ Rigaud (?) 21. — Roos, J. H.
240. — Rubens, Nachahmer des, 238. — Raop-
poli 240. — de Rusca 92. — Sauvage 93.
Schflnemann 21. — Stopp 239. — Tischbein
21. 239. — V. Velden 198. — Vinkboons
236. — Vitringa 240. — Vranx 198. — Wilt
239. — Ziescniss 89. 90. 239. — HM 267.
IX. Kupferstecher.
Ardeil 90. — A. A. Beck 306. — Buno i}.
17. 56. 72. 120. 213. 284. — Heckenauer
88. — Kohl 90. — Merian s. Buno. —
X. Verschiedene kirchliche Ausstattungs-
gegenstände.
1. Chorgestflhl, Lettner (Abb.), Orgel mit
P r i e c h e Riddagshausen i 5 3 f • 157. —
PriecheBeienrode(i 592) 6. (Abb.) — „Stühle"
Lucklum 82. — Altarschranke Völkcnrode
308 (Abb.). — Holzdecke Lehre (1649,
mit Stuck Verzierungen) 65. — Lucklum (mit
Malereien) 83. — Fliessen Riddagshausen
172. —
2. Kronleuchter aus Glas. Gr. - Gleidingen
270. — Opferstöcke. Beienrode (1601) 7.
— Mascherode 97. — Vallstedt 299. — Lese-
pulte des XVIIL Jahrb. 12. 15. 197. 222. 317.
— Sauduhr. Waggum (1764) 223. —
3. Hostientasche Riddagshausen 172 (Abb.).
4. Faience und Porzellan. Bodenstedt 253.
— Kl.-Stöckbeim 203.
5. Taufbecken aus Messing. Bodenstedt 2^3.
Erkerode (1676) 29. — Hondelage 43. — [Lamme
276. — ] Vallstedt (165 1) 300. — Wcdtlcn-
stedt (Abb.) 317. — Wendeburg 319. — Wenden
(1677) 228.
XI. Verschiedene weltliche Ausstattungs-
gegenstande.
1. In Bauernhäusern. Bortfeld 259.
2. Möbel. Oenigstedt 346. — Sickte 198. —
Wendhausen 241.
3. Oefen. Dibberse (Eisen, 1646) 368. — Wcod-
hausen (Faience, 1691 von H. H. Graf, Abb.)
241. — (Faience) 242.
4. Faience- und Porzellangefässe. Destedt
26. — Oenigstedt 346. — Sickte 198. —
Wendhausen 243.
XII. Bemerkenswerthe Goldschmiede-
arbeiten.
I. Gothische oder gothisirende Kelche.
Gr.-Brunsrode (Abb.) 14. — Hondelage 43. —
Verzeichnissö.
373
Lehndorf öj. — Lunsen (Meister H. K. 1615,
Abb.). — Mascherode 97. — Kl. -Stöckheim
(Abb.) 202. — Vallstedt (1636, Abb.) 300.
2. Spätere Kelche. Bienrode (Meister GIB,
1746) II. — Gr.-Brunsrode (LS, 1730) 14. —
Destedt (PS, 17 16) 19. — Duttenstedt (LS,
17 18) 267. — Lunsen 346 (Alven, Abb.).
3. Humpen. Destedt (i 578. 1625, Abb.) 22.
4. Pokale. Destedt (Abb.) 24. — Liedingen (Abb.)
278 f.
5. Oblatenschachteln. Alvesse (Abb.) 247. —
Vallstedt (A S oder S A, Abb.) 300.
6. Leuchter. Sickte (GIB) 198. — Wend-
hausen (derselbe, Abb.) 232.
XIIL Goldschmiede.
Alven (1672) 346. — Donnenberg in Braun-
schweig (Anfang d. XIX. Jahrh.) 63. — Eimke,
Franz in Br. (1587) 51. — Grassmann in Br.
(Anfang d. XIX. Jahrh.) 308. — Hoffmann in
Br. (1789) 294- — Voigt,]. M. in Wolfenbüttel
(1712) 299. — Monogrammisten: A B in
Br. 296. — AH oder H A in Br. (161 6, 1624)
62. (Abb.) 85. 247. 270. — AR (um 1700) 68.
189. — AS oder S A in Br. (1664 bis 1690
nachweisbar) 300. — A W in Br. (i 65 i bis 1 694
nachweisbar) 85. 197. 256. 270. 283. — AWS
in Wolfenbüttcl 29. — B I B in Br. (1706) 263.
308. — B R in Br. (1697) 34 (Abb.). — BW
in Br. (1691) 97- — GH in Br. 313. — CIK
in Br. (1695. 1720) 197. 319. — G M in Br.
(1671) 108. — CNH in Br. (1717) 39. — GW
(1727) 86. — E G oder O G in Br. (1668)
43. — E F O in Br. (Anfang d. XIX. Jahrh.)
184. -- FG? in Br. (1770) 36. — F V D in
Wolfenbüttel (1733) 213.— GE in Br. (1696/7)
15. III. 203. 228. 287. 319. — G G B in
Br. 51. — GIB in Br. ( r 7 1 6 bis 1757 nach-
weisbar) 7. II. 198. 232. — H A s. A H —
H B (um 1600) 317. — HB in Wolfenbüttel
(i 701) 97. 108. — H G M in Br. (1704 bis
1728 nachweisbar) 203. 256. 319. — H K in
Bremen (?) (161 5) 345. — HMW (1748) 232. —
HS 43. — ICR in Br. (1749) 43- — I C S in
Br. (1728. 1737) 39. 256. — ILM in Br. 3.
— IR in Br. (1646 bis 1682 nachweisbar) 232.
— I W 283. — K in Naumburg (1625) 24. —
K W S in Wolfenbüttel (1752) I97- — LI W
in Br. 228. — LR in Br. (1641) 108. 272. 283.
305. 308. 319. — LS in Br. (1704 bis 1730
nachweisbar) 3. 14. 34. 232.253.267. — M279.
— MGE in Br. (17 19) 108. 233, — M W L
in Wolfenbüttcl ( 1 8 1 i ) 3 1 9 • — N W in Br. *( 1 69 1
bis 1698 nachweisbar) 97. 305. — O C s. E G
— PS in Augsburg (i 7 1 6) 1 9. — RD 62 (Abb.)
— SA s. AS. — SH (1792) 19. — SI in Br.
(1700) 181. — VG in Magdeburg (1795) 296.
— WD in WolfenbOttel (1663. 1666) 287. —
WG in Br. (1727) 203. — Z B in Br. (1694)
29. — ZUZ in Br. 278. — Andere Gold-
schmiedezeichen 1 18 (Abb.) 263 (Abb.).
XIV. Bemerkenswerthe Zinnarbeiten.
Altatleuchter in Sonnenberg (1756, Abb.)
294. — Hochzeitsbecken Bortfeld 256.
XV. Zinngiessen
Alberti, Aug. Friedr. (1782) 296. — Bartels,
HEF (1767. 1781) 270. — Denecke, J G
(1781 bis 1791 nachweisbar) 263. (Abb.) 294. —
Kahle, DFL (1789) 256. — Kraegelius,AF
Sigmund(i743)2 74f.(Abb.). — Köpke,C. i 18.
— Kuhfues, IGD (1763) 68. — Rotde, (.?)
BW (1791) 203. — duerner, J G in Wolfen-
büttel (1738 bis 1753 nachweisbar) 203. 294. - —
Paul . . . (1770) 319. — W. . . , Joh. 44. —
Monogrammisten: AA (1748. 1779) 253
(Abb.). 279. 319. — A AF in Br. (1769) 256)
— A B in Br. 287 (Abb.). — A N (i 744) 1 1 8.
321. — AS (1722) 51. 279 (Abb.). — BVB
in Br. 7 (Abb.). — C B in Br. (1682. 1710) 9.
12. — GBW 192. (Abb.) 222. — CM (1766)
288. — CS 29. — DGB (1709) 40. — DFIK
in Br. (l 782) 3 1 3. (Abb.) 32 i. — EP (1654)
193 (Abb.). — FDK(i77- 1813)62. — GER
(1756) 226. — GM (1722) 29. — HD in Br.
(1633) 12. — HFs. NF. — HG in Br. 263
(Abb.). — HH 228. — HR in Br. (1634 bis
1664 nachweisbar) 19 (Abb.). 39. 62. (Abb.) 192.
232. — HWB in Br. 63. — HWD (i799)
279. — lAF i9(Abb.). -ICB(i738) 9-224.—
ICEB in Br. (1781. 1799) 226. — IG R (1740)
274 (Abb.). — IP in Helmstedt (1671) 3- —
IPP in Br. 48. — IPR in Wolfenbüttel (1734)
62. — IS in Br. (1654) 226. — IWH in Br.
(i74o)256(Abb.). — ND(i635) 51 (Abb.). —
NF oder HF in Br. (i7U) 276 (Abb.). 309. 311
(Abb.). — NPF in Br. (1680) 279 (Abb.). —
PR68.— SMHI(i8o7) 228. — Andfcre Zeichen
34. 51. 68. 85.
XVI. Glocken und ähnliche Gusswerke.
I. Mittelalterl. Glocken ohne Jahr- und
Meisterbezeichnung. Hordorf 48. — Krem-
lingen 62. — Mascherode 97. — Oelsburg 287.
— Rüningen 181. — Kl.-Schöppenstcdt 189. —
Schulenrode 193. — Volkmarode 221 (Abb.). —
Wendhausen 232.
374
Verzeichnisse.
2. Glocken mit Jahr-, aher ohne nach-
weisbare Meisterbezeichnung. Bienrode
(1520) II. — Essinghausen (1663) 268. —
Flechtorf (1793) 34- — Hemkenrode (1720) 39.
— [Hondelage (1510) 43. — ] Lehndorf (1488)
63. — [Liedingen (i 570) 278.] — Rlddagshausen
(1729) 172. — [ValUtedt (1640) 299.]
3. Die Glocken mit Meisterbezeichnung s.
im Verzeichnis der Glockengiesser.
4. Messingkronen. Köchingen (1762) 275. —
Sonnenberg (i 689) 293. — Vechelde (mit reichem
Glasbehang) 304.
5. Messingarmleuchter. Bodenstedt 253. —
Liedingen 279.
6. Altarleuchter, a) gothische und gothi-
sirende. Alvesse (1605) 247. — Bodenstedt
(1590) 253. — Köchingen 275. — Liedingen
(1603) 279. — Schandeiah 184. — Vallstcdt
300. — Veitheim a/O. 211. — Wierthe 321. —
b) barocke. Erkerode (1655) 28. — Hemken-
rode 39. — Lamme (i 671) 276. — Riddags-
hausen 172. — Volkmarode (1647) 222. —
Wenden 228.
XVII. Glockengiesser.
Abel, Heinrich (1674) 189. — Aelten, Wil-
helmus de, (i 561) 11 (Abb.). — Appe, Michael
in WolfenbOttel(i65 5) 97. — Bertram, Moritz
in Br. (1617) 272. — Borstelmann, Hans
(1650) 224. — Desgl., Heinrich L in Magde-
burg (1606) 249. — Desgl., Heinrich IL in Br.
(1630. [1643.] 1644. 1647) 3. 9. 36. 270. —
Bot, Thomas ( i 5 6 1 ) 11. — Creiteweiss s. Kr. —
Grcte oder Greten, Arend (1693) 34. —
Desgl., Joh. Konr. in Br. (1776. 1781) 19.
263. — Desgl., Joh. Peter in Br. (1734. 1743.
1748. 1765. 1767.) 62. 63. 213. 263. 304.
— Helm hold, Friedr. in Br. (1656. 1674)
48. 68. — Helmholtz, S. H. (1726) 269. —
Hustede, Garten (165 1) 222. — Jentsch, Joh.
Andr. in Br. (1763) 14. — Klemme, Heinr. in
Br. (1617) 272. — Kreiteweiss, Joh. Christian
in Br. (1726. 174s) 172. 197. — Mente, Kord
(1532) 2 8 1 f. (Abb.). — Meyer, Christian Ludw.
in Br. (1704. 1709- 17' i- 1714- »7I4- »722.
1722.) 19. 51. 249. 299. 304. 318. — Desgl.,
Heiso in WolfenbOttel ([1663.] 1664. 1681.
[1681.] [1683.] 1687. 1698. 1698) 3. 85. 1 17.
213. 246. 252. 274.282. — Rittmeyer, Heinr.
(1649) 68. — [Siegfrid in Br. (1669) 225.]
— Wicke, Joh. Heinr. in Br. (1787. [1789.]
1792. 1794. »796. 1802. 1810. 1818. 1820.
1825. 1831. 1832. 1836) 3. 14. 43. 181. 18?.
197. 213. 232.246.299. 311. 313. — Wilkcn,
Herm. in Wolfenbüttel (161 1) 172.
XVIIi. Verschiedene Meister.
Gewehrfabrikant Hauschken in Wolfenbflttel
(1721J 25. — Uhrmacher: Knirren in Br.
(1699. 1707) 9. 224. — Thomas in Br.
(1650) 3.
XIX. Vor- und Frühgeschichtliches.
Duttenstedt 268. — Erkerode 29. 31. — Flechtorf
35. — Kaunum 60. — Lucklum 94. — Mccrdorf
283. — Reitling i 20. — Veitheim a/O. (Heiden
kirchhoO 209. — Kl.-Veltheim 220. — Weddcl
227.
XX. Dingstätten.
Erkerode 28. — Duttenstedt 26«:. — Hemkenrode
38. — Hondelage 40. — Kremlingen (?) 60. —
Schapen 185. — Sonnenberg (?) 293. — Veli-
heim a/O. 209.
XXI. Privatsammlung.
Lenz in Bortfeld 259.
XXII. Verzeichnis der durch Denkmäler
ausgezeichneten Personen, sowie der
Stifter von „Denkmälern".
Seite
V. Alvensleben, geb. v. Rautenbei^ 22
,, Johann 22
„ s. auch V. Veitheim
V. Amelunxen, Adelh. Anna .... 24
V. Ampringen, Joh. Kasp 91
V. Asbeck, Joh. (f 1557) 171
V. Baien, s. Riddagshausen.
V. Ba renstein, Hans Abr 86. 91
V. Barten sieben s. v. Veitheim.
V. Bennigsen, Bethm. Franz .... 86
„ Hrasmus 24
,, Joh. Levin 86
V. Bernstorf, VoUr 86
V. Biberstein s. Marschall.
V. Bibow s. V. Veitheim.
V. Bobenhausen, Heinr 91
V. Bodendiek s. v. Ompteda.
V. Bortfeld, Gebh 131. 171
Bosse, Pastor {f 1729) 3
V. Bothmer, Friedr. Albr. Aug. . 86. 91
Bernd, Margarete (•]• 1610) 42
Brandes (•{• 1693) 167
Braunschweig: Anton Ulrich . .88. 217
Antoinette Amalie 89. 217
August Wilhelm 25. 88
Verzeichnisse.
Seite
375
Seite
V. Bfllow, Christ. Wilh
Auguste 90
Christian Ludwig 68
Christine Luise 20. 89
Elisabeth 311
Elisabeth Christine s. Preussen.
Elisabeth Juliane 88. 217
Elisabeth Sophie Marie 25. 88
Ernst 13
Ferdinand 90. 3 06 f.
Ferdinand Albrecht II 20. 89. 217
Franz, Bisch, von Minden (*{" 1529). . 171
Heinrich d. Mittlere 202
Juliane Marie 218
Karl 1 89* 2 1 8
Karl Wilh. Ferdinand 90
Ludwig Ernst 218
Ludwig Rudolf 20. 88
Philippine Charlotte geb. Prinzessin
V. Preussen 20. 89. 218
Rudolfine 305
Sophia Dorothea 20
Bremen, Erzbisch. Job. Friedr. v. . 336
V. Britzke, Hennig 94
M
G. H. A 15
Joachim Werner 85
Job. Herbort 14
Julius 1 4* 1 5
Otto Diedr. (f 1732) 81. 83. 85.
86. 92. 94. *
Sabine Elisabeth 14
Kammersekretär 222
V. Byern, Hans ........ 91
V. Campen 171
„ Clamer Wilhelm 86. 92
V. Carlowitz, Siegm. Friedr 86
V. Dalem-Wenden 131. 171
„ Heinr. (-J* 1305) . . 131
Dltrius s. Riddagshausen.
V. Dehn, Detlef {f 175 3) 230. 231. 233. 243
„ Ilse geb. Stisser 232. 243
[Deterus, Pastor] 316
Dorstadt s. Honrodt.
Dransfeld, Christ. Pastor (f 1728) . . 48
„ Gattin des Pastors Joh. Conrad 48
Dreissigmark, Wittwe des Pastors . . 221
„ s. auch Riddagshausen.
[Flor, Pastor] 4 3
V. Frondeck ^7'
V. Freudstein, Ludw. Herrn. Anstatt
Waldner 92
Fricke, Pawel 225
Frische, Arzt nnd dessen Frauen . . . 368
zu FQrstenstein, Diedr. Diede . . 86. 92
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1)
Busch
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))
V. Gadenstedt, Klara Hedw. geb. v. Oberg
(t 174O • • , 267
V. Garssenbüttcl, Ludger (f 1295). . 132
„ Johann (t I3»7) • ■ »3^
Gebhard, Pastor (f 1701) 43
Gerding, Pastor (+ 1655) 117
V. Gittelde, Marie 24
Grosswald, Pastor (f 1659) .... 196
Grote s. Lucklum.
V. Hagen, Gottfr 345
V. Hammerstein s. Oberg.
V. Hanstein, Hans Christoph .... 86
V. Hardenberg, Aug. Georg Ulrich . . 86
Gottlob Friedr. Wilh.
s. Lucklum.
Hans Christoph . . 86. 92
Hlldebr. Christoph
s. Lucklum.
V. Heim bürg, Adolf Ludwig .... 86
Heise, Pastor (f 1740) .... 168. 170
Hess, Pastor (+ 1647) 9
V. Holle, Friedr 86
V. Honlege I7'
Berthold 132
Gerhard 132
Jan 132
Johann 132
Ludwig 132
V. Honrodt 17'
A. C. geb. V. Weferlingen . 287
Anna geb. v. Schenk (+ 1595)
212. 214fr.
Anton Wilh 215
Christoph (f 1531) • • • 211
Ernst (t 1594) • • 212. 2i4f»
Gebhard (f «619) • • • • 219
Georg (t '597) • • • • 212
Georg Friedr. 287
Hans (t 153O 211
Ludolf (t 1585) .... 218
Magdalena geb. v. Dorstadt 2l4fF.
Sophie Helene geb.
V. Loddecke 217
V. Hopfkorb s. Lucklum.
Hören und dessen Frau geb. v. Retten . 296
V. Hörn, Diedr. (f 1577) 345
Jacobi, Pastor (f 1704) 7
Jerusalem s. Riddagshausen.
Imhof (+ 1668) 163
V. Issendorf s. v. Ompteda.
V. Kalm, Pastor 249
Kammerer, Pastor (f 1739) . • • • 67
Katte, Heinr. Christ 86. 92
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376
Verzeichnisse
Seite
Kessclhut, Pastor (f 1680) .... 170
„ dessen Frau {f 1676) . . 170
Köln, Klemens Aug., Kurfürst v. . . . 91
Kondel, Reinhard (•{•1522) . . . . 172
König, Pastor (•(* 1739) 43
Krack, Pastor (f 1740) u. dessen Frau
(t 1710) ■ ... 221
Krüger, Pastor 117
[Kryge, Pleban (f 1439)] 299
V. Lechnich, Friedr 222
Lincke, Frau des Pastors ("h 1732) . . 318
V. Lindheim s. v. Veitheim.
Litius 165
Loder (-j* 1661) 165
V. Löhneysen {f 1588) 169
Lorbeer s. Riddagshausen.
,, dessen Frau 171
V. Lossow, Hans 93-94
Lucklum, Komture:
V. Brietzke 94
Grote 86. 88. 92
V. Hardenberg, Gottl. Friedr. Wilh.
(f 1800) . 84. 86. 92. 94
„ Hildebr.Christ.(ti737)
84. 86. 92
V. Hopfkorb 85. 94
V. Lossow 93-94
V. Priort, Jan. Dan. (f 1684) 83. 85. 86. 92
V. Summer, Eckhard Aug. (i*i774) 84. 87. 92
Lüddecke s. v. Honrodt.
Lütkemann s. Riddagshausen.
Marburg, Pastor (i* 1721) 318
V. Marenholtz 171
Marschall v. Bieberstein, Joh. Adolf. 86
Meier, Pastor ("l* 1706) 168
V. Meinersen 171
„ Luihard (f 1305) . . . 132
Metzelinus 1 1 j
Müller, fürstl. Kämmerer 108
M ü n c h , Pastor (i* 1 7 3 o) 15
V. Münchhausen, Phil. Otto ... 86. 92
}) s. auch V. Veitheim.
V- Oberg ,7,
Bodo Christ. Aschen ('I* 1773) 267
Hedw. Luise geb. v. Hammerstein 267
Heinr. Ludw. Wilh. Ernst, Graf
(t 1820) 267
Raban Heinr. (f 1712) . . . 267
s. auch V. Gadenstedt.
V. Ompteda, Anna Christina geb.
V. Issendorf »46
„ Ursula geb. v. Bodendiek . 346
Oppermann s. Riddagshausen.
O e s t e r r e i c h. Erzherzöge v. (Deutschordensmeister)
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1»
Karl 1 91
Karl Josef 91
Leopold Wilhelm 91
Maximilian 1 91
V. Oeynhausen, Joh. Georg Moritz, Graf 86. 92
Peckelius, Pastor 67. 68
[v. Peine, Helmhold (•]• r 3 1 2)] . . . 171
V. Feinen (i* 1662) 197
Pestorf s. Riddagshausen.
V. Pickelsheim s. Spiegel.
Preitius, Pastor 168
Preassen, Elisabeth Christine geb. Prin-
zessin V. Braunschweig . 218
Friedrich d. Gr 90. 218
Philippine Charlotte s. Braun-
schweig.
V. Priort s. Lucklum.
Probst, Pastor (+ 1610) 167
V. Rautenberg, Anna (•}• 1566) . . . 267
s. auch V. Alvensleben.
. 87. 92
87. 92
. - 167
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167
167
V. Reden, Heinr. Albert
„ Wilhelm
Retten s. Hören.
V. Rhetz, Aug. Wilh. (i* 1796) . .
Elisabeth Wilhelmine geb.
V. Voigts (i* 1780) . .
Levin Aug. (i* 1757) . .
Wilhelmine geb. v. Voigts
(t 1772) 167
jliddagshausen, Aebte von
V. Baien (i* 1553) 170
Dltrius 107. 189
Dreissigmark (-J- 1750) . . . . 153. 162
Ebcrt (1478) 175
Jerusalem ("i* 1789) 162. 306
Lorbeer (•{•1586) . . 133. 160. 169. 171
Lüdkemann (+1655) 164
Oppermann {f 1567) 170
Pestorf (f 1693) 162. 163
Scheele 153. 156. 157
Tuckermann ("h 1651) . . . . 133. 161
V. Veitheim, Herwig (i* 1332) . . . 170
Windruve (f 1614) . . . 158. 164. 175
Rondel s. Kondel.
Röpken, Pastor (i* 1758) 39
V. Sachsen, Margarete 202
V. Said er s. v. Veitheim.
V. Sambleben 171
Schack 2J9
Scheele s. Riddagshausen.
Schelen, Sophie 24
Schliestedt 19g
V. Schmerz ing, Friedr. Hannibal . . 87. 92
Schoppius 164
Verzeichnisse.
Seite
l6
196
87. 92
9
21
377
Seite
»I
I»
Schorrensehls geb. Vahldiek . .
Schrader, Kanzler (f 1672) . .
V. d. Schulenburg, Dan. Chr., Graf
Schuhmacher, Pastor (f 177?)
V. Schütz
„ s. auch V. Veliheim.
V. Schwarz (f 1807) 231
V. Seckendorf, Alex. Friedr. Wilh. . . 87
Christ. Siegm. . . 87. 92
Wilh. Siegm. Friedr. . 87. 92
Selig (f 1757) u. dessen Mutter (f 1757) 169
Sieberus, Pastor {f 1629) 11
Siederam, Oberver^'alter 169
Sievers, Pastor (+ 1691) 9
Spiegel V. Pickelsheim, Friedr. Wilh.
Raban Ernst 87
V. Spitznas, Wulf Ludw 87
V. Stadion, Job. Kasp 9>
V. Stain, Friedr. Maxim 87. 92
„ Samson 87. 93
Stammer, Eckard Aug. s. Lucklum.
Steigerthal geb. Zeisig verw. Nagel
(f 1681) 164
Stein, V. Friedr. Karl 87. 93
„ Karl 87. 93
V. u. z. Stein, Job. Friedr 87. 93
Steinbeck (f 1742) «65
V. Streithorst 171
St isser s. v. Dehn.
V. d. Thann, Adam Heinr. (f 1689) 85. 87. 93
Traber, Pastor (f 1726) 97
Tuckermann, Anna 162
„ s. auch Riddagshausen.
Uhlenhott (f 1564) 68
Vehlbohm, Pastor (t 1668) .... 316
Veltcz?(f 1496) 168
V. Veitheim 171
Achaz 22
Achim 198
Anna geb. v. Salder ... 18
Aug. Ferd 21
Charlotte Katharina geb.
V. Lindheim
Elisabeth ....
Elisabeth geb. v. Schatz
Friedr. Ulrich . .
Friedr. Wilh. (f 1803)
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94
Georg Philipp 20
Helene geb. v. Bibow . . 19
Helene Charlotte .... 20
Helene Dorothea geb.
V. Alvensleben . 1 9. 2 I
Heinrich (+1577) • • • '7
Heinrich (f 1624) ... 62
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Veitheim
Heinrich (•{• 1640) . . .
Heinrich Adrian ....
Herwig s. Riddagshausen.
Joachim Ludolf ....
Johann Friedr. 20. 21.25.
Karl Aug
Kari Friedr. (f 1868) . .
Katharine geb. v. Münch-
hausen
Ludolf (*!• 1 4 5 2) . . . .
Luise Auguste
Margarete geb. v. Salder
Margarete Dorothea Sidonie
geb. V. Mflnchhausen . 2 5
Otto Ludwig
Sophie geb. v. Bartensieben
Sophie Magdalena geb. v.
d. Wense «7
Vogt, Stiftsvogt 271. 283
Voigt, Franz Andr. (f 1737) • • 163. 165
Job. Just, (f 1724) 167
Job. Just, (t 1739) '^4
Johanne Eleonore geb. Gue (f 1 7 3 2 ) 165
Justus
Katharine Hedw. geb. Osterwaldt
(t 1705) '^4
Ludw. Dietr. (f 1730)- •
V. Volling, Graf
Voss, Superintendent (f 1772). ■
geb. Klocksin (f 1769) • •
Joh. Aug. (f 1766) . . .
V. Warle, Bertram (f 1290) . . I33
V. Weferlingen s. v. Honrodt.
V. Wenden s. v. Dalem.
Wendhausen, Probst v 234
V. d. Wense, Georg Joach U
„ s. auch V. Veitheim.
Werden, Pastor (f 1667) . . •
„ dessen Frau (•}• 1689) • .
V. Werla s. v. Warle.
V. Westernach, Joh. Eustach . . .
Wiedeburg, Superintendent (f 17 59)
geb. Voss (t 175O • •
Georg Beruh, (f 1746)
Wiedemanns Sophie Margart (f 1669) 164.169
Windruwe, Else (f 1610) 42
„ s. auch Riddagshausen.
V. Winterfeld, Georg Levin ... 87. 93
Wittekop, Pastor (f 181 1) 39
V. W oll zogen und Neuhaus, Friedr. Karl
Ludw 87. 93
Wulf, Amtmann 202
Wyen 225
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378
Verzeichnisse.
XXIII. Beschreibung der im Landkreis
Braunschweig vorkommenden Adels-
wappen, s^j^^
V. Alfeld 25
Schild längsgetheilt ; vorn halber Flug (w. auf bl.),
hinten 2 (Querbalken (r. auf w.). Helm mit hocken-
dem Hund.
V. Alten (s. Bd. I 383) 25
V. Alvensleben (I 383) 18. 22. 212. 213. 219
V. Amelunxen 24
5 mal r. und w. Ungsgetheilt, die w. Streifen mit
bl. Hflten. Am Helm Fähnchen, je mit Hut.
V. Ampringen Qi
Schild durch Kreuz geviert. In ^/^ nochmals Kreuz,
in ^/3 I w. Qjier- u. 2. w. Längsstreifen auf r.
V. Arnim (I 383) 25
V. d. Asseburg 18. 22
Springender Wolf (schw. auf gelb). Helm mit
federbesteckter Säule.
V. Barlen 83
Auf r. Grund Streitaxt u. gelbe Rose.
V. Bennigsen 24 86
Drehwinde (gelb auf bl.). Schildflgur zweimal am
Helm.
V. Berenstein 86
Tanzender Blr auf w. ; Helm mit wachsendem Bär.
V. Bergen 17
3 Zickzack -Querbalken (r. auf w.); Helm mit
BOfTelhörnern.
V. Bernstorf . ' 86
Querbalken (gelb auf r.) mit drei schwarzen
Aepfeln belegt.
V. Bibow 19
Hahn im Schild u. am Helm.
V. Bobenhausen 91
Durch Kreuz geviertes Schild, in ^j^ nochmals
Kreuz, in ^j^ Fuchs mit Gans auf r.
Bock V. Nordholz 345
2 springende Böcke, i am Helm.
V. Borge 83
Zwei mal r. und w. quergetheilt. Helm mit gleich-
farbigem Flug.
V. Bortfeld (I 384) 22
V. Bothmer([ 384) 86. 345
V. Bovenden 24
Schild längsgeteilt; vorn SchlQssel, hinten steigen-
der Löwe. Helm mit Flug.
V. Bredow (I 384) 83
V. Britzke 94
Stern (r. auf w.). Helm mit 3 Straussen federn.
V. Broseck 83
3 Mörser (r. auf bl.). Helm mit bl. Stutz.
V. Bülow (I 384) 14. 15. 81. 83. 85. 86. 267
Seite
V. Byern 83. 91
Schild geviert, in i / 4 hockender Hund (w. auf r.),
in 2 / 3 Kranz mit Federn besteckt (schw. auf gelb).
V. Campen 86
Getheilter Schild. Oben Löwe (schw. auf gelb),
unten schw. und r. mehrfach gespalten. Helm mit
r. und schw. Straussen federn.
V. Carlowitz 86
Gevierter Schild, in ^j^ drei mit den Stielen zn-
sammenstossende Kleeblätter (schw. auf w.), in
'/g Schrägbalken (r. auf gelb). Am Helm halber
Flug mit Schildfigur und Kugel mit Zweig.
V. Damm(?) 219
Springender Windhund im Schild u. am Helm.
V. Dehn 232 f.* 243*
V. Dierreck 83
Anker auf mit Lilien bestreutem Grund (r. auf w.).
Helm mit 3 Federn (bl. und r.)
V. Donup 24
Doppelt gezinnter Schrägbalken (r. auf w.). .Am
Helm 3 Tharme, daneben die Schildfigur.
V. Dorstadt 214
3 hockende Hunde im Schild, i desgl. am Helm.
V. Fink 18
Schild quergetheilt; oben Spitzsäule zwischen Flog,
unten gequadert.
V. Freudstein, Waldner. 3 Pyramiden (schw.
auf w.), mit r. Vogel besetzt. Helm mit w. BQscheL
z. Fflrstenstein 86
Schw.-w. gevierter Schild. Helm mit gleich-
farbigem Hut.
v. Gadenstedt 262. 267
Gelber Schild mit schw. Längsstreifen in der Mitte,
Helm mit ähnlich, aber quer gestreiftem Flug.
v. Gittelde 24
2 SchQssel. Am Helm federbesteckte Säule mit
quergelegtem SchlQssel.
V. Görtschen 83
Vogelkopf mit 3 Federn (schw. auf w.) im Schild
und am Helm.
Grote (I 384) 86. 88. 345
V. Gustedt 308
3 Kesselhaken im Schild, 2 dergl. am Helm.
V. Hahnen 83
Sparren und 3 Rosen (r. auf w.). Helm mit Rose
im Blätterkranz.
V. Hammerstein 267
3 Kirchenfahnen im Schild und am Helm.
V. Hanns t ein 86
3 Mondsicheln (schw. auf gelb).
V. Hardenberg (I 384) 84. 86
V. Heimburg (l 384) 86
V. Hermeling 342*
V. Holle (I 384) 86
Verzeichnisse.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
M
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
Seite
Honrodt 2 1 1 f. 2 14. 2i8f. 287
I . Aelteres Wappen mit Ast auf r. und schw. ge-
theiltem Grund. — 2. Jüngeres geviert in ^/^ Ast,
in ^/s Pelikan (gelb auf bl.). Helm mit Krone
und 3 Aesten.
Hopfkorb 85
Schild durch Querbalken getheilt, oben 2, unten
1 Stern (w. auf bl.). Am Helm 2 HOrner mit 2 ge-
kreuzten Fahnen.
Hörn 345
Schildfigur nicht mehr erkennbar. Helm mit Hörn
am Kugelkreuz.
Kalte • . . 86
Katze mit Maus (schw. auf w.). Helm mit wach-
sender Katze.
Kleist 83
W. Schild durch r. Querbalken getheilt ; oben lau-
fendes Pferd, unten laufender Widder.
Klencke (I 385] 345. 346
Klotcn 83
R. Flug auf w., im Schild u. am Helm.
Klflver 345. 346
Bärentatze (schw. auf gelb). Helm mit Kugel, Säule
und Fähnchen.
Krummensee 17
Schild mit Planke.
Lippe (I 385) 267
arschall v. Bieberstein 86
Schräggitter (r. auf gr.)
Metzrode 17
Schräge Rautenreihe (gelb) theilt den Schild in
w. und r. Helm mit Stutz.
Manchhausen (l 385) .... 25. 86
Oberg (I 385) 267
Oberhausen 22
W. Schild mit r. Rad. Helm mit Blashörnern.
Oeynhausen 86
Schild geviert, in ^j^ Siicr auf gelb, in */3 drei
rothe Vogelklauen ; Herzschild mit Leiter (w. auf
bl.) gekrOnt.
Putlitz(?) 17
Auffliegender Vogel.
Priort 83. 85. 86
Gevierter Schild. In '/^ Kreuz, in ^j^ halbes Rad
(gelb auf bl.). Am Helm wachsende Jungfrau mit
halbem Rad. FrQher einfacher Schild mit halbem
Rad.
Rautenberg 22. 267
2 Reihen von schw. Rauten auf gelb. Helmbusch
von Straussenfedern, durch Raute gesteckt.
Reden 87. 2 i 2
Schild 2 mal w. und r. quer getheilt. Helm mit
2 gleichfarbigen Federn.
379
Seite
V. Ribbeck 83
Wachsender Mann mit Hut. Helm mit wachsen-
dem Pferd, beides r. (auf w.).
V. Ripperda 24
Ritter zu Pferd. Helm mit Greif.
V. Rochow 17
3 Lilien (schw. auf w.). Helm mit wachsendem
Ziegenbock.
V. Salder (I 386) 18. 22
Schelen 24
Gevierter Schild, in ^/^ Gatter auf r., in 2/3 drei
Haken (schw. auf gelb). Am Helm federbesteckte
Säule.
V. Schenk (I 386) . . . . 212. 214. 219
V. Schmertzing 87
3 Lilien auf gespaltenem Grund (gelb auf r., bezw.
r. auf w.). Helm mit 3 w.-r. Fähnchen.
V. Schwiecheldt (l 386) ..... 22
V. d. Schulenburg (I 386) .... 17. 87
V. Seckendorf . . . * 87
Verschlungene Weidenruthe (r. auf w.).
Spiegel V. Pickelsheim (l 386) . . . 87
V. Spitznas (I 386) . 87
V. Stadion 9'
3 Wolfsangeln (gelb auf schw.), i desgl. mit
Pfauenfeder am Helm.
V. Stammer 87
Schräg gelegter Stamm (w. auf r.). Helm mit 9 r.
Fähnchen.
V. Stein 85. 87
3 Wolfsangeln schw. auf w., i dergl. mit Pfauen-
federn am Helm.
V. Stein 87
Schrägbalken (schw. auf gelb oder w.). Helm mit
w., von schw. Schrägbalken belegter Flug.
V. und z. Stein • 87
Gevierter Schild, in ^4 Kose (r. auf gelb), \n 2/3
Querbalken (r. auf gelb). Am Helm Pferdekopf,
sowie gelber Flug mit r. Querbalken.
V. Steinberg (I 386) 22
V. d. Thann 85. 87
Schild getheilt, oben Zweig mit fünf Blättern (gr.
auf w.), unten 3 Sterne (gelb auf bl.). Helm mit
Zweig.
V. Treskow 83
3 Entenköpfe (schw. auf w.), ein solcher mit
Federn besteckt am Helm.
V. Trotta '. 212
Vogel mit Ring im Schnabel. Helm mit hocken-
dem Fuchs.
V. Veitheim (I 386) 17. 19- 20. 22. 25. 87. 216
V. Wallmoden 262
3 Böcke (schw. auf gelb). Helm mit Bockshörnern.
38o
Verzeichnisse.
Seite
287. 308
V. Weferlingcn (I 386) ....
V. Weltzer 24
Schild durch Balken quergetheilt, oben u. unten
je } Pfauenfedern (?).
V. Wenden -Dalem (I j86) 228»
Probst V. Wend hausen 234*
V. d. Wensc (I 386) 14
V. Werden 85
Springendes Pferd (w. auf bl.); ein gleiches vor
Säule am Helm.
V. Westernach 91
Seite
Schild durch Ordenskreuz geviert, in *^ 4 nochmals
Kreuz (schw. auf w.), in ^/j Wolf (gelb auf w.).
V. Westfahl 22
Schild quergetheilt, oben ein nnter^'irts gesinnter
Balken, unten mehrfach quergetheilt. Helm mit
7 gezinnten Balken zwischen Stäben.
V. Winterfeld (l 386) 87
V. Wolframsdorf 87
Steigender Hirsch auf w. Helm mit r.-w. Flug.
V. Wöllwarth 87
Mondsichel (r. auf gelb). Helm mit Schildßgar auf
gelbem Kissen.
Ueber den im Jahre 1896 in demselben Verlage erschienenen
Ersten Band
der
Bau- und Kunst-Denkmäler
des Herzogthunns Braunschweigr,
der die gleichfalls von Professor Dr. P. J. Meier bearbeiteten Bau- und Kunst-
denkmäler des Kreises Helmstedt enthält, äusserte sich die Presse wie folgt:
EuiiBtchrosik. Auch Braunschweig ist erfreulicher Weise dem Beispiele der
Nachbarländer gefolgt und hat eine Inventarisation seiner Bau- und Kunstdenk-
mäler vornehmen lassen, die gerade für dieses alte Kulturland von grosser Wich-
tigkeit ist. — — — Als Resultat dieser Inventarisation liegt bis jetzt der erste,
von P. J. Meier bearbeitete Band vor, der den Kreis Helmstedt behandelt. Das
umfangreiche Material ist übersichtlich in Unterabtheilungen nach Amtsgerichts-
bezirken angeordnet, die geschichtlichen Verhältnisse sind umfassend berück-
sichtigt und die allgemeinen Quellen sowie die einschlägige Literatur sorgfältig
angeführt, so dass diese erste Probe des umfangreichen Werkes als muster-
giltig in ihrer Art bezeichnet werden muss. 29 Lichtdrucktafeln (Johann
Nöhring in Lübeck) und 103 Textabbildungen (Dr. E. Albert & Co. in München-
Schwabing) schmücken den stattlichen, 380 Seiten starken Band und erläutern
den Text, der uns eine fast tausendjährige Kunstthätigkeit vor Augen führt. —
Centralblatt der Bauverwaltnng. Dieser erste Band des das ganze Herzog-
thum Braunschweig umfassenden Werkes hat vor manchen ähnliche Ziele ver-
folgenden Arbeiten des letzten Jahrzehntes so viele Vorzüge, dass ein be-
sonderer Hinweis darauf berechtigt ist. Es ist nicht nur die Ausstattung eine
glänzende, wozu besonders die vom Verfasser selbst herrührenden photogra-
phischen Darstellungen beitragen, sondern auch der Inhalt verdient wegen der
überall hervortretenden Gründlichkeit und Sachkenntniss auf dem so
vielseitigen Gebiete die grösste Anerkennung. Die Einleitung (24 Seiten) be-
handelt auf Grund der neuesten Arbeiten und eigener Forschung Lage und
Bodengestaltung sowie älteste Besiedlung, wobei ein Ueberblick über die Namen
der Dörfer und ihre Anlage, über die Ortsnamen überhaupt, über das Typische
in den Bauernhäusern gegeben wird . Dreizehn alphabetische Ver-
zeichnisse, die Namen aller vorkommenden Ortschaften, Baumeister, Bildhauer,
überhaupt aller Künstler und Werkmeister, aller Heiligen, Grabdenkmäler und
Adelswappen enthaltend erhöhen die Brauchbarkeit dieses vortrefflichen Buches, das
mit Fug und Recht allen Freunden deutscher Kunst und Kultur empfohlen
werden kann. — — —
Bepertoriuxn für KmistwissenBchaft. Unter den bisher veröffentlichten Denk-
mälerverzeichnissen der deutschen Staaten nimmt der vorliegende erste Band der
braunschweigischen Bau- und Kunstdenkmäler nach Inhalt und Art der Bearbei-
tung eine hervorragende Stellung ein. — — —
382 Pressstimmen über den I. Band.
Er giebt eine systematische Darstellung der interessanten Holzarchitektur dieser
Gegend und hat sich damit ein besonderes Verdienst erworben, das um so höher
anzuschlagen ist, als die wissenschaftliche Forschung dieses Gebiet der Architektur
leider noch immer sehr vernachlässigt. — — — —
Was nun den Werth der Bearbeitung anlangt, so kann das Werk mit Fug
und Recht in eine Reihe mit denjenigen Verzeichnissen der deutschen Kunst-
denkmäler gestellt werden, die wohl allseitig als die besten anerkannt sind: die
der Rheinprovinz und der Grossherzogthümer Baden und Hessen. Der Bearbeiter,
bisher nur als klassischer Archäologe und als Münzforscher bekannt, hat sich
mit dieser Arbeit auf ein Gebiet begeben, das ihm vom Hause aus fremd war.
Man merkt dies seinem Werke in keiner Weise an. Angesichts der vortrefflichen
Lösung der vorliegenden Aufgabe kann man sogar sagen, dass wohl die Be-
arbeitung der braunschweigischen Kunstdenkmäler keinem Berufeneren anvertraut
werden konnte. Was Meier für seine Zwecke vorfand, beschränkt sich
im Wesentlichen auf die werthvoUen handschriftlichen Regesten von H. Dürre
im Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel. Im allgemeinen aber war er, da er fast
überall unbebautes Gebiet vor sich sah, auf eigene Forschungen angewiesen. So
ist sein Werk in manchen Beziehungen zu einem wichtigen Quellenwerk ge-
worden.
Die Beschreibungen der Kunstdenkmäler bilden den eigentlichen Zweck des
Werkes, an sie muss man sich also zunächst halten, will man ein Urtheil über
den Werth des Ganzen gewinnen. Hier zeigt sich nun die gründliche wissen-
schaftliche Schulung des Bearbeiters in einem besonders vortheilhaften Lichte.
Das Buch macht äusserlich einen vornehmen Eindruck; Papier, Typen, Druck,
das Verhältniss von Text und Rand, überhaupt die ganze Ausstattung ist vor-
trefflich. Vielleicht könnte die innere Gliederung des Werkes auch äusserlich
noch etwas mehr zum Ausdruck kommen durch Anbringung von Ueberschriften
oder von Titelangaben am Rande, wie es die Kunstdenkmäler Badens, Hessens
und der Rheinprovinz zeigen. Möchte diesem ersten Bande der Kunstdenkmäler
Braunschweigs bald ein zweiter in gleich trefflicher Bearbeitung folgen!
Braunachweigisches Magasin. Der eifrigen und erfolgreichen Thätigkeit, die
in erfreulicher Weise auf dem Gebiete der Kunst- und Alterthumsinventarisation
seit einigen Jahrzehnten in ganz Deutschland sich entwickelt hat, schliesst jetzt
mit dem vorstehend verzeichneten Werke auch unser Herzogthum sich an, und
zwar, wie wir sogleich hinzufügen können, in durchaus würdiger Weise. Dieser
erste Band enthält die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstedt. Es
wird zumal im deutschen Norden nicht viele Gebiete geben, wo sich ohne einen
grösseren städtischen Mittelpunkt auf engem Räume so viele wichtige Baudenk-
mäler verschiedener Zeiten vereinigt finden als gerade hier. Man braucht nur
an die Klöster St. Ludgeri und Marienberg bei Helmstedt, an die Stephanikirche
und das Juleum in dieser Stadt, die Klosterkirchen zu Königslutter, Marien thal
und Schöningen, die Ordenskirche in Süpplingenburg zu erinnern, um zu zeigen,
dass es ein, wie für die Geschichte, so auch für die Kunstgeschichte reicher
Boden ist, den wir hier vor uns haben. Es ist eine Ehrenpflicht unseres Landes,
dieses Material auch der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu maclien;
schon aus diesem Grunde begrüssen wir den vorliegenden Band mit lebhafter
Freude und wünschen, dass recht bald in gleichei: Weise das Werk fortgesetzt
und zu Ende geführt werden möge. Wir werden dann nicht mehr wie bisher
hinter unseren Nachbarn zurückstehen, bei denen in Hannover ein einzelner
Mann, H. Wilh. H. Mithoff, aus eigener Kraft schon seit 1871 ein einheitliches
Werk der Art schuf, in der Provinz Sachsen aber eine historische Kommission
durch verschiedene Herren diese Arbeit in recht verschiedener Weise ausführen
lässt. —
Pressstimmen Aber den I. Band. 3^3
Es ist eine sehr achtenswerthe Leistung, die uns vorliegt, eine wirklich
werthvolle Bereicherung unserer heimischen Literatur. Verschiedene
Stichproben in geschichtlicher Beziehung — die Beurtheilung der architektonischen
Seite des Werks muss berufeneren Richtern überlassen bleiben — haben uns
von der Gründlichkeit und Zuverlässigkeit der Arbeit überzeugt; die Unter-
suchungen des Verfassers, der es nirgends an Mühe hat fehlen lassen, alle er-
reichbaren Erklärungs- und Vergleichsmomente heranzuziehen, sind sorgfältig und
methodisch geführt; die Darstellung ist klar und streng sachlich. — — — —
Auf das Wirksamste unterstützt wird die Darstellung des Verfassers durch
zahlreiche treffliche Abbildungen, eine nothwendige Ergänzung für jedes derartige
Werk. Es sind theils Wiedergaben von Photographien, die der Verfasser fast
sämtlich selbst angefertigt hat, theils solche von Zeichnungen, die wir der kun-
digen Hand des Kreisbauinspektors G. Bohnsack verdanken. Druck und Aus-
stattung verdienen auch sonst alles Lob. Die Brauchbarkeit des Werkes erhöhen
zweckmässig angelegte Register, nicht nur über die Ortschaften, sondern auch
über die Baumeister, die Bildhauer und Holzschnitzer, Maler, Glockengiesser,
Goldschmiede usw., über die Kirchenheiligen, über die Grabdenkmäler und Dar-
stellungen von Personen, sowie über die Adelswappen; sie sind für die wissen-
schaftliche Forschung nach verschiedenen Seiten hin von entschiedenem Werthe.
BraonBchweiger Tageblfttt. Bekanntlich hat der Ortsverein für Geschichte
und Alterthuipskunde zu Braunschweig und Wolfenbüttel in den Jahren 1879/90
die historisch merkwürdigen Alterthümer des Herzogthums inventarisiren lassen,
in der Voraussetzung, dass das zusammengebrachte Material demnächst wissen-
schaftlich bearbeitet und in ähnlicher Weise zusammengestellt und veröffentlicht
werde, wie solches in den benachbarten Staaten bereits geschehen ist. Nachdem
die Landesversammlung die erforderlichen Geldmittel bewilligt, wurde die herzog-
liche Baudirektion mit der Oberleitung der Inventarisirung und der Heraus-
gabe eines Werkes, der Museums-Inspektor Prof. Dr. P. J. Meier hier dagegen
mit der wissenschaftlichen Bearbeitung beauftragt. Vor Kurzem ist der erste Band
dieses, der politischen Eintheilung des Landes entsprechend, auf sechs Theile be-
rechneten Werkes erschienen, welcher die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises
Helmstedt umfasst.
Der Kreis Helmstedt bietet dem Alterthumsforscher ein reiches Feld der Thätig-
keit. Findet sich doch hier neben dem hervorragendsten Denkmale der vor-
geschichtlichen Zeit, den Lübbensteinen, auch die älteste ,,steinere Urkunde"
der christlichen Glaubenskraft unseres Landes, das Kloster St. Ludger i.
Nicht minder beachtenswerth sind aber auch die geschichtlichen Denkmäler, Bau-
werke und Kunstschätze der folgenden Zeit. Professor Dr. Meier hat dieselben
sämmtHch in eingehender Weise behandelt und seine Untersuchungen durch zahl-
reiche Abbildungen, Grundrisse und Pläne erläutert.
Da ein volles Verständniss der kunstgeschichtlichen Verhältnisse ohne Kennt-
niss der Geschichte nicht möglich, ist letztere gleichfalls in umfassender Weise
berücksichtigt. In der geschichtlichen Uebersicht (S. Xf.) wird, theilweise in neuer
Auffassung, die höchst interessante Siedlungskunde behandelt. Eingehend be-
schäftigt sich dieselbe mit der ursprünglichen Anlage der Dörfer und der einzelnen
Gehöfte. Diese Untersuchungen sind um so beachtenswerther, als hier nicht nur
die Scheide zwischen dem sächsischen und thüringischen Wohnhause liegt,
sondern auch ein nicht unerheblicher Theil des Kreises im Mittelalter von einem
slavischen Volksstamme besiedelt war. Von den hinterlassenen Spuren dieser
linksel bischen Slaven hat die Rundlingsform der Dörfer volle Berücksichtigung
gefunden. Bei den Bauernhäusern ist auch der alten Hausinschriften gedacht.
Das Meiersche Werk reiht sich hiernach ebenbürtig den gleichen Bearbeitungen
an, welche in den Nachbarstaaten erschienen sind. Dass die äussere Ausstat-
ß84 Pressstimmen über den I. Band.
tung des (im Verlage von J. Zwissler in Wolfenbüttel erschienenen) Bandes seiner
Bedeutung würdig ist, bedarf wohl nur der Erwähnung.
Braimsohweigische Landes-Zeitung. Der erste Band des Werkes: Die Bau-
und Kunstdenkmäler des Herzogthums Braunschweig ist soeben unter dem
Titel: ,,Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstedt", mit 29 Tafeln
und 103 Textabbildungen, im Verlage von Julius Zwissler in Wolfenbüttel er-
schienen. Prof. Meier ist in der Eintheilung und Behandlung des Stoffes be-
währten Mustern gefolgt. An eine mit reichen Literaturnachweisen und Belegen
ausgestatten Einleitung, welche das zu behandelnde Gebiet nach Lage und Boden-
gestaltung, Siedlungskunde, allgemeiner Geschichte und Eintheilung nach kirch-
lichem, politischem und gerichtlichem Gesichtspunkte gründlich und mit kritischer
Prüfung der Quellen betrachtet, reiht sich die Beschreibung der erhaltenen archi-
tectonischen, plastischen, malerischen und sonstigen Denkmäler, wobei in der
Anordnung die Eintheilung des Kreises in Amtsgerichtsbezirke massgebend war,
und zwar so, dass jedesmal der Hauptort vorangestellt ist und dann die übrigen
Ortschaften alphabetisch geordnet folgen. Die Vollständigkeit wird auch die
höchsten Ansprüche befriedigen; sind doch sogar die zwar geschichtlich be-
glaubigten, aber heute nicht mehr vorhandenen Denkmäler und die nachweis-
baren Wüstungen mit aufgenommen. Dass der Verfasser sich auf keine ästheti-
sirenden Beschreibungen eingelassen hat, sondern überall sachlich geblieben ist,
wird jeder verständige Benutzer des Werkes ihm nur Dank wissen; ohne diese
Beschränkung wäre entweder ein ungeniessbar dickleibiges Werk entstanden oder
es hätte an Gründlichkeit eingebüsst. Die Ausstattung des fast 400 Seiten in
Lexikon-Oktav umfassenden Bandes mit 29 Tafeln und 103 Texabbildungen ist
in illustrativer und typographischer Hinsicht musterhaft, der Preis — ^3>50 Mk.
— im Verhältniss dazu und zu der mühsamen und auch kostspieligen Arbeit
nicht hoch. Möchten die Bände über die anderen Kreise des Herzogthums nicht
zu langsam folgen, damit das Werk, das wohl geeignet ist, die Liebe zur engeren
Heimath und das Verständniss für ihre besondere Art in Charakter und Ge-
schichte zu wecken und zu vertiefen, bald vollständig vorliegt.
Weitere eingehende, die Gründlichkeit und Zuverlässigkeit der Arbeit, sowie
die glänzende Ausstattung in gleicher Weise hervorhebende Besprechungen sind
noch erschienen im Wissensch. Anzeiger der Magdeburger Zeitung, der Zeit-
schrift des Harz Vereins für Geschichte und Alterthumskimde, der Zeitschrift für
christl. Kunst, den Jahresberichten der Geschichtswissenschaft, der Zeitschrift für
Anthropologie, der Historischen Vierteljahrsschrift u. a.
Der erste Band kostet Mk. 13,50, der Preis des IL Bandes konnte bei
gleichem Umfang infolge weiterer freundlicher Unterstützung der Herzoglichen
Staatsregierung auf Mk. 10. — festgesetzt werden.
Das Werk kann durch jede Buch- und Kunsthandlung Deutschlands und des
Auslandes bezogen werden.
Wolfenbüttel.
Die Yerlagslinehhanillang Ton Julius Zwissler.
Druck von Ramm & Seemann in I^ipzig.
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Meier, P»J^
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