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VOM SELBEN VERFASSER
DICHTUNG
DIE FIBEL: AUSWAHL ERSTER VERSE
VERGRIFFEN
HYMNEN • PILGERFAHRTEN • ALGABAL
DIE BÜCHER DER HIRTEN UND PREIS-
GEDICHTE DER SAGEN UND SÄNGEUND
DER HÄNGENDEN GÄRTEN
DAS JAHR DER SEELE
DER TEPPICH DES LEBENS UND DIE
LIEDER VON TRAUM UND TOD MIT
EINEM VORSPIEL
DER SIEBENTE RING
DER STERN DES BUNDES
DER KRIEG
ÜBERTRAGUNG
DANTE
VERGRIFFEN
SHAKESPEARE: SONNETTE
BAUDELAIRE: DIE BLUMEN DES BÖSEN
ZEITGENÖSSISCHE DICHTER
ERSTER band: R0S8ETTI • 8WINBURNE • DOWSON •
JAC0B8EN • KL008 • VERWEY • VERHAEREN
ZWEITER band: VERLAINE • MALLARM^ - RIMBAUD •
DE REQNIER • D'ANNUNZIO • LIEDER
BEIDE BÄNDE VERGRIFFEN
AUFZEICHNUNGEN UND SKIZZEN
TAGE UND THATEN
SONDERDRUCK DER BLATTER FÜR Dlß KUNST
MAXIMIN • EIN GEDENKBUCH
SONDERDRUCK DER BLATTER FÜR DIE KUNST
BEIDE VERGRIFFEN
^4*^t)
STEPflNGEORSE:DlE
SeCHERDERHIRTEN-
UND-PREISGEDICHTEDER
SHGENUND-SEING5UND
DERHFENGENDEN'Grcf?rEN
SIEBENTE nUFLTlBE
6C0R&&ONDI
BERLIN* I92I
SEIEN DIESE SEITEN MIT DEN NAMEN DREIER DICHTER
GESCHMÜCKT:
PAUL GERAROY
WENZESLAUS LIEDER
KARL WOLFSKEHL
MÜNCHEN
MOCCCXCIV
Germany
Es siehi lüoh! an vorauszuschicKen dass
in diesen drei werKen nirgends das bild
eines geschichilichen oder eniiuicKelungs-
abschnities eniiuorfen luerden soll: sie em-
hallen die Spiegelungen einer seele die
vorübergehend in andere zeiien und örilich-
Keixen geflohen isi und sich dori geiuiegi
hoT» dabei Kamen ihr begreiflicherujeise er-
erbie Vorstellungen ebenso zu hilfe als die
jeweilige loirKliche Umgebung: einmal unsere
noch uneniujeihien läler und tüälder- ein
andresmal unsere miiTelalterlichen siröme-
dann wieder die sinnliche lufi unserer an-
gebeieien siädie . Jede zeii und jeder geisi
rücKen indem sie Fremde und vergangenheil
nach eigner an gesialien ins reich des
persönlichen und heutigen und von unsren
drei grossen bildungswelxen ist hier nicht
mehr enthalten als in einigen von uns noch
eben lebt.
DAS BUCH DER HIRTEN-
UND PREISGEDiCHTE
JAHRESTAG
O schiüesier nimm den Krug aus grauem ihon«
Begleite mich! denn du vergassesi nichi
Was wir in frommer lüiederholung pfiegien.
Heui sind es sieben sommer dass wirs hörten
Als lüir am brunnen schöpfend uns besprachen
Uns siarb am selben lag der bröuiigam.
Wir lüoilen an der quelle uo zwei pappein
Mix einer fichie in den wiesen siehn
Im Krug aus grauem ihone wcsser holen.
11
ERKENNTAQ
Mix Überraschung als ob wir lande beiräxen
Die wir Im reif nur erbliCKX und die jezx vor uns grünen
Schauxen wir uns die welK und bexrübx wir uns glaubxen
Ueber der welle wo unsre gesxalxen sich Küssxen:
Jedes im andern ersx forschend und an sich hakend«
Sichrer allmählich in hoher und heixerer sxille.
Schwesxer! von damals an hiessesx du mir Serena
Und wir gesxanden uns unser liefsxes geheimnis:
Dass wir noch von den flimmernden fluren droben.
Schwan oder Leier« das schöne wunder erhoffxen.
12
LOOSTAG
An lauen abenden gefiel es uns
In enger einirachi auf demselben pfad
Von unsrem haus zu reden und geschlechT«
ErmunTrung uns zu spenden oder irosT.
Nun bringsi du mir zum ersienmal ein leid
Ein Tiefes — meine schuiesxer — denn mir scheini
Dass du gen wesien nach dem rebenzaun
Dich manchmal drehiest siill und froh und Kaum
Mir lauschiesi! O wenn ein geheimnis drohi
Aus diesen reben das dich uns eniführi!
13
DER TAG DES HIRTEN
Die herden irabien aus den luinierlagern.
Ihr junger hüier zog nach langer frisi
Die ebne wieder die der fluss erleuchiei-
Die froh-eriüachien öCKer grüssien frisch«
Ihm riefen singende geiönde zu«
Er aber lächelie für sich und ging
Voll neuer ahnung auf den frühlingsujegen.
Er übersprang mit seinem siab die furi
Und hieii am andern ufer tue das goid
Von leiser flui aus dem geröll gespüli
Ihn freute und die bunten vielgestalten
Und zarten muscheln deuteten Ihm glüCK.
Er hörte nicht mehr seiner lömmer blöKen
14
Und tuanderie zum luald zur Kühlen schluchi*
Da siürzen sieile bäche zwischen felsen
Auf denen moose tropfen und eniblössT
Der buchen schwarze wurzeln sich veräsien.
Im schweigen und erschauern dichier wipfel
Enxschlief er während hoch die sonne siand
Und in den wassern schnellien silberschuppen
Er Klomm erwachi zu berges haupi und Kam
Zur feier bei des lichies weiierzug-
Er Krönte betend sich mix heiigem laub
Und in die lind bewegten lauen schatten
Schon duHKler woJKen drang sein lautes lied.
15
FLURGOTTES TRAUER
So Luerden jene mädchen die mix Kränzen
in haar und bänden aus den uimen iraien
Mir sinnbeschwerend und verderblich sein.
Ich sah vom siiilen haus am hainesrand
Die grünen und die farbenvollen felder
Zur sanFien holde steigen und den lueissdorn
Der blüien überfiuss herniedersireun:
Als sie des ueges huschend mich geüjahrien.
Verhüilie dinge räumen und dann hosiig
Und lachend mir eniflohn troiz meiner siimme«
Troiz meiner pfeife ueichem biiie-ione.
16
Ersi als ich an dem flachen borne trlnKend
Mir lüiderschien mix Furchen auf der siirn
Und mit verujorrnen locKen iüussi ich ganz
Was sie sich zischend durch die lüFie riefen
Was an der felswand geilend ujeiTerscholl.
Nun isi mir alle Iust dahin am leiche
Die angelruie auszuhallen oder
Die allzu schwache lueidenflöTe locKend
Mix meinem finger zu beiupfen» sondern
Ich Lüil! den abend zwischen grauen nebeln
Zum Herrn äer Ernie Klagen sprechen weil er
Zum ewigsein die schönheil nichi verlieh.
17
ZWIEGESPRÄCH 8M SCHILFE
Warum nach dem miiiagserwachen luo schönsi€
gesänge mir werden
Wo lueinroie winden um zirpende goldene
Stengel sich schmiegen
Und Kreise von zariesiem glänz die verujcbenen
siröucher umflimmern
Eniiauchesi du wieder den wellen vor mir
meine freuden belauschend?
— Dies isT auch die siunde wo zwischen den wächsernen
lilien zu rudern«
Auf Ihren gebreiieien blönern als Kähne
zu schauKeln mir lieb isi«
Den leib überflössen vom blendenden scheine der
oberen erden —
18
Dann hebe dich näher' ich merde die reize
des ufers dir zeigen.
— Nichi isi uns gemeinschafi« ujcis sprächen die biumen
uienn sich meine arme«
Die helleni mix deiner gebräunien und härenen
schuiier vermischien? —
So suche dir andere piäize zum spiele« denn
diese gefilde
Sind unsres geschlechies besiize so lang
ein gedächinis mir dömmeri.
— Und üjir sind hier ewig geuuesen« luir die wir
unsierblich und schön sind —
Dies messer (du siehsi es) womii ich die safiigen
zweige mir schäle
Und Tönende hörner mir schneide es wird
bis ans hefi meine brusi
Verwundend durchbohren« ich sini<e hinab mix der
scheidenden sonne.
— Du wirsx es nichx« denn es missfiele mir wenn mix
dem düsxeren bluxe
Den Klaren mir Teueren Spiegel du Trübxesi öer
lieblichen queüe.
19
DER HERR DER INSEL
Die Fischer überliefern dass im Süden
Auf einer insel reich an zimmi und öl
Und edlen sieinen die im sande gliizern
Ein vogel war der wenn am boden fussend
Mix seinem Schnabel hoher siömme Krone
ZerpflüCKen Konnie« wenn er seine flügel
Geförbi wie mix dem safx der Tyrer-schnecK6
Zu schwerem niedrem flug erhoben: habe
Er einer dunKlen woIkc gleichgesehn.
Des xages sei er im gehölz verschwunden«
Des abends aber an den sxrand geKOmmen»
Im Kühlen windeshauch von salz und xang
Die süsse sximme hebend dass delfine
20
Die freunde des gesanges näher schuiammen
Im meer voll goldner federn goldner funKen.
So habe er seil urbeginn gelebi«
Gescheiierie nur hauen ihn erbliCKi.
Denn als zum erstenmal die lueissen segel
Der menschen sich mix günsiigem geleii
Dem eiland zugedrehi sei er zum hügel
Die ganze leure siöiie zu beschaun gesiiegen-
Verbreiiei habe er die grossen schwingen
Verscheidend in gedämpfien schmerzeslauien.
21
DER AUSZUG DER ERSTLINGE
Uns traf das los: lulr müssen schon ein neues heim
In fremdem feld uns suchen die wir Kinder sind.
Ein ePeuziueig vom fesxe siecKT uns noch im haar«
Die muiier hai uns auf der schwelle lang geKüssi«
Sie seufzie leis und unsre vöier gingen mix
Geschlossnen munds bis an die marKen- hingen dann
Zur Trennung uns die feingeschnizien lafeln um
Aus Tannenholz — wir werfen exliche davon
Wenn einer aus den lieben brüdern STlrbi ins grab.
Wir schieden leichxi nichx eines hoT von uns geweinx«
Denn was wir tun gereichT den unsrigen zum heil.
Wir wandxen nur ein einzigmal den bliCK zurüCK
Und in das blau der fernen xroTen wir geTrosT.
Wir ziehen gern: ein schönes ziel Ist uns gewiss
Wir ziehen froh: die göixer ebnen uns die bahn.
23
DAS GEHEIMOPFER
Versöhnt und erlösx
So brachen wir auf
Von sonniger fiur«
Von Memnon der hold«
Von Mirra die blond
Zu bleiben uns lädi«
Uns rühri nichi ihr glüCKi
Wir honen den ruf
Der dröhnend uns ziehi
Zum lempel zum dienst
Des Schönen: des Höchsien und Grössten
24
Der nachiende hain
Verschliessi uns dem voIk«
Wir ehren es scheu«
Wir sammeln den mohn*
Den milchujeissen siern
Zur zier des aliars«
Wir baden den leib
Am veilchengesiad«
Wir schüren den brand
Im hofe des heils
Und harren in zagendem sänge
Wenn edelsier schmelz
Der Jugend uns schmüCKi
Dann schmiedet uns fesi
An Säulen von erz
Der seher und hebt
Den Schleier vom Gotit
Wir beben und schaun
In sprühender Kraft
In zehrendem schmerz
In glühendem rausch
Und sterben in ewigem sehnen
25
DIE LIEBLINGE DES VOLKES
DER RINGER
Sein arm — ersiaunen und beuiundruno - rasxei
An seiner rechten hüFie« sonne spieli
Auf seinem STorKen leib und auf dem lorbeer
An seiner schlafet langsam luälzei jubel
Sich durch die dichten reihen wenn er Kommi
Entlang die grade grünbesxreute Strasse.
Die freuen lehren ihre Kinder hoch-
Erhebend seinen namen freudig rufen
Und palmenziüeige ihm enigegenstrecKen.
Er geht! mit vollem fusse wie der löwe
Und ernsti nach vielen unberühmxen jähren
Die Zierde ganzen landes und er sieht nicht
Die zahl der jauchzenden und nicht einmal
Die eitern stolz aus dem gedränge ragen.
2G
DER SAITENSPIELER
Wie er das Krause haupi mix weissem ringe«
Die schmalen schuliern mix dem reichen Kleide
GeschmücKi hervorirai und die louie schlug«
Zuersx erzixxernd In der scheu der Jugend:
Darob eruiärmen sich auch sirenge greise.
Wie er auf wangen banges rox enizündex«
Wie dem vor ungeiuohnxem gruss geneigten
Von manchem busen Köstliches gehäng
Und Spangen niederfielen: dess gedenKt man
SoLüeiT des heiigen baumes fruchx gedeihx.
Die mödchen sprechen eifrig unier sich«
Verschtüiegen duldend schujärmen alle Knaben
Vom helden ihrer wachen siernennöchie.
ERINNA
Sie sagen dass bei meinem sang die bläiier
Und die gesiirne beben vor enizüCKen«
Dass die behenden wellen lauschend säumen»
Ja dass sich menschen irösien und versöhnen,
Erinna weiss es nichii sie fühji es nicht.
Sie sieht allein am meere stumm und denKi:
So war Eurialus beim rosseiummeln
So Kam Eurialus geschmüCKi vom mahle —
Wie mag er sein bei meinem neuen liede?
Wie ist Eurialus vorm blicK der liebe?
28
ABEND DES FESTES
Nimm auch von deinem haupi den Kranz» Menechienus!
Entfernen luir uns eh der flöien ton enischlöfi-
Zwar reicht man ehrend uns noch frohe becher dar»
Doch seh ich miileid schon durch manchen irunKnen bliCK,
Wir beide wurden von den priesiern nichi erujöhli
Zur schar die sühnend in dem lempel wirKen darf.
Von allen zwölfen waren wir allein nicht schön
Und dennoch sagte uns die quelle deine siirn
Und meine schulter seien reinstes elfenbein.
Wir Können mit den schöfern nicht mehr weiden gehn
Und mit den pflügern nicht mehr an der furche hin
Die wir das werK der himmlischen zu tun gelernt.
Gib deinen Kranz! ich schleudr' ihn mit dem meinen weg«
Ergreifen wir auf diesem leeren pfad die flucht»
Verirren wir uns in des schwarzen schiCKsals wald.
29
DAS ENDE DES SIEGERS
Nachdem er die drachen der gifiigen sümpfe bezwungen
Und riesen« die schrecKen der sirassen« und tuailendem haars
Erbeuieier frauen enironnen- verehri von den siämmen:
BesiriiT er im luolKengebirg die geflügelie schlänge
Die spoiiend ihm drohie- vor der die gefährien erblassien
Und ujarnTen . . da liess ihn in langem gefechie die siärKe
Das uniier eniiulch und vom streiche der furchtbaren schwinge
Empfing er die tuunde die nimmer verharschen uiollte.
Der glänz seiner äugen erlosch« Keine lai mehr verlocKie«
Er zog sich zurüCK nach den engen bezirKen der heimai
Allein sich in leiden verzehrend und sorglich verborgen
Vor tragenden müttern die schöne geburten ersehnen
Und wachsenden beiden« begünstigten freunden der götter.
30
PREISGEDICHTE AUF EINIGE JUNGE
NER UND FRAUEN DIESER ZEIT
AN DÄMON
Dass du mir nimmer mein Dämon den heiligen lülnxer
Aus dem gedäciiinis veriiersi
Und unser haus an dem nördlichen hügelt die siöttc
Neuen und einsamen giüCKS.
Marmorne bilder verzierien sie- göuliche nacKiheit
Die wir besiauni und verehri.
Innen erzöhlien wir oder du lasesi von Kämpfen
Und von der sehnenden lusi
Mix einer zarxen doch Klangvollen sximme und feuer
Summxe zum machxiosen wind.
LamiOi schweigsam uns dienende^ mahnxe zum xranKGi
Lamia die uns geliebx.
Sxexs im verKehre mix himmlischen dingen umfloss uns
Exwas wie himmlischer glänz
Und da wir jeder befeindenden sxörung enxwichen
SinneverKlörende ruh.
Aber beim xauen der märzlichen lüfxe — warum nur —
Sxiegen wir wieder herab
In die gepriesenen hallen und wimmelnden pläxze*
Sxerblichen wesen verwandx.
33
AN MENIPPA
Menippa! wenn auch deines auges sich betuusster glänz
Wie früher noch mich Iockx: versireichen liessesi du die frisT
Wo du mich hänesi lenKen Können einem Kinde gleich
Wo jedes deiner luorie mir ein süsser hauch gedäuchi
Und jeder deiner möKel nur ein frischer reiz« mir giii
Nun vor der deinen die gebärde jener Tänzerin«
Kein Wunderding erschein! mir mehr die narbe deines Kinns
Und wenig bin ich in gefahr an deiner seiie ob
Du auch bei unsrem gange unier dunKlen uferbäumen
Den SKlaven foribefohlen der vor uns die facKei irug.
34
AN MENIPPA
Die lömmer für den diensx der göiTer seien rein von ffecKen.
Das andre weissi du: dass die schar der müssigen und eiilen
Zersiiebx vor deiner zunge schärfe« meinen geisi zu lueizen
Nur deiner Taugt- ich jüngsi vor dir gesiocKi dein haar verglichen
MiT dem der fürsiin das berühmt nun unter Sternen flimmert.
Doch seh ich dich im staub und regen unsrer tage schreiten
(Nicht unterschieden von gespieien die du doch verachtest)
Und zwang und sorge wäre dir davor dich zu bewahren.
Du Kannst mir nimmer — ujohl begreif ich deinen wirren Vorwurf —
Der hehren Seherin begeisterte verKündung werden
Noch in den heiligen gebüschen das beredte rauschen.
35
AN KALLIMACHUS
Als deine ireusien geleiier stehen uiir im hafen-
Zu des gerüsieien Schiffes brüsiung schauen wir
TrennungbeKiommen dich Teuren^ unserm arm enirissen»
Lang schon der unsre geworden ob auch fremden biuis.
Willsi du den leuchtenden himmeli heitrer bildung ujohnsitz»
Wieder vertauschen mit Küsten nebelgrau und Kühl
Fern bei den äussersten menschen? schlichte rohe sitte
Wieder erlernen der heimat die dir's Kaum mehr ist?
Dort müssen schrecKlich und einsam deine tage fllessen'
Freund unsrer frohen gelagei unsrer lehrer gast!
Dessen gesang der verwöhnten Phillis ohr gefallen!
Der in geglätteten Sprüchen es uns gleichgetan!
Wirst du ein leben ertragen am barbarenhofe»
Finstren gesetzen dich beugen« strengem herrscherwinK»
Zögling der losesten freiheit? uns erfasst die sorge.
Ruder und anKer bewegt sich - o Kallimachus!
Schäumendes wasser beschwichtigt lezte segenrufe«
Unser verhaltenes weinen mög es töricht sein.
36
AN SIDONIA
Ich überführte mich dass dir mix halTung und siolzem gebaren
Dass dir mii lueise gehobener schönheil die jüngeren uieiber
Ali zu verdunKeln gelang und dass nichi nur aus iröger gewohnhelt
Meine gefährien dir huldigteni mir aber waren wie warnung
Deine berechnende lippe« dein blauer und siöhlerner bliCK.
Einsi in der dömmerung sianden wir uns gegenüber (durch zufall
Oder auch weil du verwundet den nimmer dich suchenden suchtesti
In einer nische durch Persergewebe den andren verborgen)
Spottend und tadelnd gedachte ich derer die ständig mit vorsieht
Nutzen und ziel zu erwägen vermögen im brausenden leben-
Du darauf zeigst dem erstaunten von dir nicht gepflogenes lächeln
»Richte« (versetzest du) »nach dem begebnis das Knapp sich gejähret;
Wie ich dem jungen Demotas der stumme Verehrung mir zahlte
Preise und siege verlassend bedürftig zu folgen gewillt war«
Er aber selber mit Kühleren werten vom plane mir abriet
Und meine wunde zu heilen ich mehre der monde bedurft«
Unsere bände indessen du redetest wuchsen zusammen.
Seil jenem abend — Sidonia — war ich Kein fremder dir mehr.
37
AN PHAON
Die ernie luinKie« wenn die spiizen strahlen
Hinierm hüge! sanft verschiuammen
Ergingen wir uns an den schmalen fiüssen«
SchianKcn bäumen deiner gegendi
Im luettgespräch unsterbliche gesänge
Unsrer meister luiederholend.
Von ihren lauten eingewiegt und trunKen
Blieben wir im abend siehn»
Die gestern Fremden mit verschlungnen armen.
Ueber uns verzogen federwoken
Hin und her bewegten sich die Öhren
Die erst garben werden sollten»
Die sich noch all der reichen Körner freuten.
Stach uns auch verhohlen manchmal
Die furcht dass augenblicKe wir genössen
Wie sie spät nicht wiederKömen:
Sie warfen müde schatten lang auf deine
Phaonl und auf rneine wege.
38
AN LUZtLLA
Da ich zum abschied die hände — Luzilla — dir bieie-
Königin unier den ländlichen Frauen in Phlius
Wo mich das schiCKsal für müssige monde verschlagen-
DenK ich mix scherzen ein wahres bedauern veruiindend
Unserer iaube von bläulichen ähren behängen-
Glänzender früchie und perlenden iranKes- es Kamen
Drunien die sehnigen ireiber der sxiere vorüber
Schallenden ganges- die schniixerin Kam mix der sichel
Sonnegebräunx von der mahd und wir hörxen von ferne
Rauhe gespräche der Köhnebefrachxenden Schiffer.
Freundin mix heixerer umsichx und lieblichem Zuspruch
Liessesx du hier Im sich mühenden nüxziichen xreiben
Weniger schwer mich vermissen die sxadx meiner wonnen^
Zierlichen schönKlang und weisheix der axxischen rede.
39
AN ISOKRATES
Hören wir dich so gemahni es uns mächiiger Jahre
Wo selbst in ferne inseln wir den Kampf
Tapfer getragen und bürgern geseize geschrieben^
GeschicKe wägend mit der einen hand.
Heil dir IsoKrates und deiner strahlenden Jugend
Die ganz in taten die sie wirKen will
Lebt und die fremden erforscht und bewundert mit feuer
Das überspringt und auch die Kühlen fasst.
Könnte der zweifei dir nahen und wider dich zeugen
Der starK du glaubst und jeden der dich liebt
Triffst mit der unschuldig grausamen miene des Kindes
Das lächelnd den bezwungnen gegner quält.
40
AN KOTYTTO
Koiyiio« blume süss im dufi doch herben schmacKesi
Wenn deine siimme sich in iieder lösi verbreiiesi
Du luarm und lief behagen und genuss» bisueilen
Erglühi und häli den aiem an die ungesialie
Gesamiheii der du deine ganze sorge lueihesi.
Und in der redet selbsi mit treu erwiesnen lobernt
Verfährsi du hari und uiinieriich — auch mir erKJärend:
Der ujeichen ujorie und gebärden uirKung Kenn ich nichi«
In meiner seeie isi es düsier« flieh vor mir!
Doch immer wieder muss ich dich im morgenwinde
Vor deiner xür belauschen und dann ist es mir
Als wenn die fahnen ernsier feierzüge schwenKen
Und goldne segelbarKen aus dem hafen fahren.
41
AN ANTINOUS
Dein xrosi dass man im Kühlen grünt im lauen blau
Der siadi vergesse luar als du ihn gabesi schuach
Und zeigi sich jezT als trügend- ohne zu versiehn
Beirachi ich diese vielen tuälder» all das feld
Und all das ujasser dessen plaudern weiss und Fragi.
Zum uüeiieriüeinen floh ich nach den seen hin
Wo neue lüohlgerüche schmeicheln (wie du sagst)
Und schatiensitze laden^ doch ich ziehe weit
Den Frischen stammen eure heissen säulen vor
Bei denen ich ein lächeln Kenne lieblicher
Als alle vogelsiimmen- werte duftender
Als der gerühmte tannenhauch — Antinous.
42
AN APOLLONrA
Traue dem glüCK! lachi es auch heui« Apollonia« nicht.
Nötiger schmerz blich dein gesichi» doch es zeigi dass du bald
Schmiegsam und siarK über ihn siegst- nie mehr lohe dann glut«
Rünle dann stürm an deinem haus« nie mehr walte das spiel
Wo unser fuss wange und hand gar zu nah sich gefühlt.
Göttin und weit« gattin des Tros der mich brüderlich liebt«
Den du erhobst als er zu sehr Pirras halber geKlagi!
Fern will ich sein: richtest du neu glänzend blühend dich auf»
Gemmen dein aug» Kirschen dein mund« reife halme dein haar.
43
DAS BUCH DER SAGEN UND SÄNGE
SPORENIAIACHE
Die lichie zucKen auf in der Kapelle.
Der edeknechT hai drinnen einsam tuacht
Nach dem geseize vor aliares schujelie
»Ich werde bei des nahen morgens helle
Empfangen von der feierlichen prachi
Durch einen schlag zur riiierschar erKoren«
Nachdem der Kindheii sang und sehnen schiuieg
Dem strengen diensie widmen wehr und sporen
Und sireiier geben in dem guten Krieg.
Ich muss mich würdig rüsten zu der wah!«
Zur weihe meines unbefleCKten Schwertes
Vor meines gottes zeit und diesem Mal-
Dem Zeugnis echten heldenhaften wertes:«
47
Da lag der ahn in grauen siein gehauen«
Um ihn der schlanKen Wölbung blumenzier«
Die starren finger fallend im verirauen«
Auf seiner brusT gebreiiet ein panier»
Den blicK verdunKeli von des helmes Klappen —
Ein Cherub höli mix hocherhobner schwinge
Zu höupien ihm den schild mix seinem wappent
In glaxxem felde die gefiammie Klinge.
Der Jüngling bixxex brünsiig Den da oben
Und brichx gelernxen Spruches enge schranKen
Die bände fromm vors angesichx geschoben«
Da wurde unvermerKX in die gedanKen
Ihm eine irdische gesxalx verwoben:
»Sie sxand im garxen bei den rosmarinen
Sie war viel mehr ein Kind als eine maid»
In Ihrem haare goldne flocKen schienen
Sie irug ein langes sxernbesxicKxes Kleid«
48
Ein schauer Kommi ihn an« er will erschrocKen
Dem bild das ihm Versuchung dünKi eniujeichen«
Er gräbi die bände in die vollen locKen
Und machi das STarKe bösemferne zeichen-
In seine wange schiessc es roi und ujarm-
Die Kerzen Treffen ihn mix graden bliizeni
Da siehi er auf der Jungfrau schösse siizen
Den Weli-eriöser offen seinen arm.
»Ich werde diener sein in deinem beere
Es sei Kein andres streben in mir wach-
Mein leben folge Foriab deiner lehre-
Vergieb wenn ich zum lezien male schwach«
Aus des aliares weissgedecKier iruhe
Flog ein schwärm von engelsKöpfen aus-
Es floss bei ferner orgel heiigem braus
Des Tapfren einfaii und des Toien ruhe
Zu weiier Klarheit durch das ganze haus.
4G
DIE TAT
Der bodenblumen siilles und bescheidnes heer«
Der Knappe ging darüber hin gedanKenleer
Vor lag — nicht weil von seines vaiers gösiehaiie.
Dann uiarf er Kiesel nieder von des brunnens walle
Vielleichx darin sich sehend rühm- und bluibedeCKi.
Am minag da ihm nichx das grüne zeichen siecKi«
Das hoFfnungzeichen auf der nachbarlichen zinne
Das ihm gewährung heissi und Melusinens minne«
50
Erzitieri er. . . und siundenlang hai er geuieini
In iroiz und trauer da wo voll die sonne scheini.
Am abend nach den ujäldern die vor schrecKnis pochen
l8i er nach lod und wunden gierig aufgebrochen.
Er achiei nicht auf wohlgesinnier wesen tüori
Er dringt mix wilden Knabenhafien schriiten fori
Und als vor seiner hand bewehri mix blossem degen
Das ungeiüm In gifx und glux gexauchx erlegen:
Verfolgx er seine bahn erheüx vom facKelbrand«
Die schönen bllCKe stüI und grad zum himmelrand.
FRAUENLOS
In der siadi mix aken firsien und giebelbüdern«
Den schnecKenbögen an gebälK und Tür-
Gemalien Scheiben« Türmen die an die sierne rühren«
Mix hohlen gongen und veriuischien luappenschilderni
Bei den brunnen wann morgen und abend graui
Bei der gelöchier und der luasser silbernem laui:
Ein leben voll zäher bürden
Ein ganzes leben dunKlen dulderiumes
War ich der herold eurer würden
Nor ich der sönger eures -ruhmes:
Weisse Kinder der biiigepränge
Mix euren Kerzen fahnen böndern-
Führerinnen der heiiren Klänge
In farbigen iocKeren geiuändern«
Bleiche Freundinnen der abendmchle«
Paxrizierxöchier siolze hochgenannie
Die unxer heiligem porxale
52
Die schweren Kleider fallen der levanie —
Und habe meiner löne ganze Kunsi gepflegi
Für euch ihr Zierden im fesi- und jubelsaale-
Herrinnen möchiig und unbeuiegT.
Wer von euch aber reichie mir zum grusse
Den becher und den eichenKranz enigegen
Und sagie mir dass sie mich luürdig tuähne
Ihr leichtes band gehorsam anzulegen?
Welche iröne und luelche nnilde busse
Gab aniLuort je auf meiner leier irönen?
Ich fühle friedlich schon des lodes fuss.
Bei der glocKe Klage folgen jungfraun und bräuie sochi
Einem sarg in düstrer tracht.
Nur zarie bände reine und hehre
Dürfen ihn zum münster tragen zum geujölb und grab
Mit Königlicher ehre
Den toten priesier ihrer Schönheit zu verKlören.
Mädchen und mütter unter den zähren
Gemeinsamer tuitiuenschaft giessen edle weine
Blumen und edelsieine
Fromm In die gruft hinab.
53
TAGELIED
Da nachi den neuen morgen noch umschanei
Und dein gemach
(Ein sichres dach)
Noch lange freuden uns gesiaxiex:
Nas soll dein leises uieinen
Und dein weher bliCK?
— Des glüCKes stunden meinen
Für mich ein missgeschiCK.
54
Es xrösie dich mein schuur
Dass du auch fürder Keusch mir bisi
Und ich zu deinen füssen
Ergeben dich als enge! nur
Beschauen will und grüssen«
Dein ganzer leib mir lieb und heilig isii
An jedem glied
Mein haupx mix inbrunsx höngx
Und mix gesenKxem lid
So luie man Goix empföngx.
und xrenn ich mich für heux« für ferne fahrx:
Ich xrage auf der brusx veriuahix
Das seidenxuch worauf dein name sxehx
Der mich wie ein gebex
Eh spiel und schlachx beginnen
BesTörKX und sieg mir bringx.
— O möchxen dann nur meine xrönen rinnen
Wann uns des wöchxers hörn zu scheiden zwingx,
55
IM UNGLÜCKLICHEN TONE DESSEN VON...
Lösei von diesem brief sanfi den Knoien.
Empfangei ohne groll meinen boxen»
DenKei er Käme von einem lOten!
Als ich zuerst euch iraf habt ihr gesprochen:
»Don hausi ein luurm der jeden Feind verachiei«
Zu seinen KlüFien bin ich flugs gesprengi«
Nach heissem ringen hob ich ihn ersiochen'
Doch seitdem blieb mein haar versengi —
Worob ihr lachxex.
56
»Ich haue gern den xurban des Korsaren«
So scherziei ihr — ich folgie blind
Und bin aufs meer in lärm und sireix gefahren«
Mii meinem linKen arme mussi ich's büssen-
Den lurban legi ich euch zu füssen«
Ihr schenKiei ihn als Spielzeug einem Kind.
Ihr sohl wie ich mein glüCK und meinen leib
In eurem dlensi verdarb.
Euch grömie nichi in fährden mein verbleib«
Ihr donKiei Kaum wenn ich in siurm und siaub
Euch rühm erwarb
Und bliebe! meinem flehen taub.
Nun leid ich an einer liefen wunde-
Doch dringi euer lob bis zur lezien siunde»
Schöne dorne« aus meinem munde.
57
IRRENDE SCHAR
Sie ziehen hin gefolgi vom schelien»
Vom bösen bliCK der grossen zahl.
Man sogi doss sie aus feenujelien
Nach der geburT ein adler siahl.
Ihr leben rinni auf siexen zügen
Als suchten sie von fand zu iand
Die erde mix den goldnen pflügen
Wo ihres glüCKes wiege sxand.
Sie bluxen willig im gefechie
An meeresKÜsxen Kahl und grau
Und geben freudig Ihre rechxe
Für eine blasse siolze freu.
58
Sie reuen in den grossen nöien
Wenn engel mix dem gifiespfeil
Zur sirafe unerbixilich Töien —
Sie dulden zu der andren heil.
Nenn drob des lobes tuoken quoimeni
Dos voIk Für sie begeisieri losi:
Hosannaruf und sireu der palmen
Sind eines lags und falscher xrosi.
Da leiiei sie ein späier abend
Zur bürg worin das Höchsie LichT
Mit mildem gruss die müden labend
Auf immer ihnen rasi versprichi.
In sönge fliessi ihr erdeniüallen
Bei fesilich rauschendem geTön»
Sie werden selig unier hallen
Die unvergänglich neu und schön.
59
DER y^JAFFENGEFÄHRTE
Am üjeiher wo die rehe huschen
Da Luar's wo Luir von Kampfes schweiss
Zum ersienmal die siirnen wuschen
Noch unsren fohrien hari und heiss.
Nun isx mein bruder eingeschlafen
— Die schwerier Klangen heuie scharf —
Und ich bin froh dass ich den braven
Dieweil er ruhi behüien darf.
Er siüzie sich mix seinem schüde-
Ich nahm sein haupx in meinen schoss«
Auf seiner wange zuckx es milde ■
Um seinen barx erbarmungslos.
60
Er zog mich heut aus manchen fesseln«
Im schwarzen waid luo unheil hausi
War ich versiricKT in liefen nesseln«
Er hieb mich aus mix rascher fausT.
Ich tuoilie zu den süssen siimmen
Des tüiderraies nicht gedenK
Dem sündeschloss enigegenKümmen«
Er hieli mich fesT am handgelenK.
Er Kenni Kein sinnen und Kein wanKent
Die bösen fühlten seine wuit
Die armen die zu fuss ihm sanKen
Verieilien sich sein ganzes gui.
Er lüird mich immer unierweisen
Im graden wandel vor dem Herrn«
Mein bruder isi aus wachs und eisen^
In seinem schütze lueil ich gern.
61
II
So unierlag er doch der feinde lüCKe . .
Er fochx mix wenig ireuen lüider scharen
Er fieli doch durch des himmels huld im giüCK6
Der Seinen sieg vorm lode zu erfahren.
Und fürsien Kamen gar zum irauersaale«
Es hoben sich gemurmelte gebeie
Der männer lob^ die Klage der drommeie
Für ihn zu frühem lichiem ruhmesmaie.
Nohin ich mich noch seinem lode Kehre?
Wer wehri von mir des rauhen lebens sxösse?
Ich werde fallen ohne seine grosse —
O sei es nichx zu fern vom pfad der ehre.
62
OM RtTTER DER SICH VERLIEGT
Hör ich nichi dumpf ein Klirren«
Kämpfer die die rosse schirren?
Bange rufe vom aiian«
Speere schiuirren?
Drunien sclilögi ein lor nur an.
Isi es nichi der gäsie lache?
Emsig Knechi und Kosiellan
Unier rebenschmuCKem dache?
Frohe wache?
Wurde nichi in zarie salien
Ein gedehnter griff getan:
Ahnungsloser schöner zeiien
Scheues gleiien?
Drunien schlögi ein lor nur an.
64
DER EtNSIEDEL
Jns offne fensier niCKien die hollunder
Die ersten reben sianden in der bluhi-
Da Kam mein söhn zurüCK vom land der tüunder^
Da hoi mein söhn an meiner brusi geruhi.
Ich liess mir allen seinen Kummer beichien»
GeKröHKien stolz auf seinem erden-ziehn —
Ich hone ihm so gerne meinen leichien
Und sichern frieden hier bei mir verliehn.
Doch anders fügten es der himmel sorgen —
Sie nahmen nicht mein reiches lösegeld . .
Er ging an einem jungen ruhmes-morgen«
ich sah nur fern noch seinen schlld im feld.
65
DAS BILD
Nachdem ich auf sieinernen gräbern- an frosiigen pfeilern«
Gesungen« geiuandeli bei würdiger väter zunfi:
Erspäht ich zur vesper hinier den rauchenden meiiern
Des langsamen abends erquiCKende niederKunfi.
Zerdrangen die freundlichen schauen die farbige helle«
Ersiarben die glocKen über dem siillen gefild
Dann sanK ich befreii und allein in der bergenden zeile
Mii schluchzen und sehnen vor das göiiliche bild.
66
Die sprechenden äugen erhoben- die hände gewunden«
Eniflossen gebeie mir ohne anfang und schiuss
Wie nie in dem sammienen buch ich sie ähnlich gefunden-
Ich spannte die arme und luagie den flehenden kuss.
Ich Lüorieie iröumend — besiörKi von den lüundergeschichien
Auf sichiliche lohnung die nimmer und nimmer Kam . .
Besiürmie nur heisser und hoffie und zürnte mix nichten
Dem schuldlosen antlitz aus glänz und erhabenem gram.
Und uienn es endlich auf meine lagersiatt
Sich neigte oder erlösende zeichen mir schriebe . .
Ich glaube mein arm ist bald zum umfangen zu matt«
Auf meinen lippen erlosch die brennende liebe.
87
SÄNGE EINES FAHRENDEN SPIELMANNS:
IfNlorie irögeni tüone fliehen»
Nur das lied ergreift die seelet
Wenn icii dennocli dich verfehle
Sei mein mangel mir verziehen.
Lass mich wie das Kind der tuiesen
Wie das Kind der dörfer singen«
Aus den sälen luiii ich dringen
Aus dem fabelreich der riesen.
Höhne meine sanfie plage!
Einmal muss ich doch gesiehen
Dass ich dich im iraum gesehen
Und seit dem im busen irage.
70
Aus den Knospen quellen sachTe
Tropfen voll und Klar
Da das lichi auf ihnen lachie.
Und wenn meine Tränen fliessen?
Was ich gestern nichi erriet
Heute bin ich es gewahr:
Dass der lezie trosT mir flieht
Kann ich euch nicht mehr geniessen
Neue sonne» junges jähr.
71
Dass ich deine Unschuld rühre
Soll Ich blumengarben reichen
Oder zum genauen zeichen
Deine wähl der färben tragen
Oder soll vor deiner iure
Meine arme lauie schlagen?
Kannst du all das nichi begreifen:
Werd ich Traurig lueiierschujeifen?
Werd ich's wogen? werd ich sagen
72
Heissi es viel dich bliien
Wenn ich einmal siil!
Nachdem ich lang gelinen
Vor dir Knieen mag?
Deine hand ergreifen
Leise drüCKen mag
Und im Kusse streifen
Kurz und fromm und siill?
Nennsi du es erhören
Wenn gesireng und siill
Ohne mich zu siören
Dein uiinK mich dulden mag?
73
So ich Traurig bin
i/46i$s ich nur ein ding:
Ich denKe mich bei dir
Und singe dir ein lied.
Fasi vernehm ich dann
Deiner siimme Klang-
Ferne singt sie nach
Und minder luird mein gram,
74
Sieh mein Kind ich gehe.
Denn du darfst nicht Kennen
Nicht einmal durch nennen
Menschen müh und wehe.
Mir ist um dich bange.
Sieh mein Kind ich gehe
Dass auf deiner wange
Nicht der duft verwehe.
Würde dich beiehren«
Müsste dich versehren
Und das macht mir wehe.
Sieh mein Kind ich gehe.
75
Dieses ist ein rechier morgeni
Warmer hauch um bäum und bach
Machi dein ohr für süsse schwüre
Süsse biixen schneller wach
Die ich sorgsam dir verborgen.
Nichi mehr war ich siumm und zag
Nandelien wir jeizo beide
An dem immergrünen hag.
Spräche dir von meinem eide
Und vom lob das dir gebühre.
76
Ist es neu dir was vermocht
Dass dein puls gesdiwinder pochi?
Warte nur noch diese tage»
Sie entscheiden
Ob du leiden
Oder ob du glüCK erwirbst.
Ach du weisst dass du nicht stirbst
Ruft es lüiederum: entsage 1
Warte nur noch diese tage
Sie entscheiden
Ob du leiden
Oder ob du glüCK erwirbst.
77
Ein edelKJnd sah vom balKon
In den frühling golden und grün>
Lcuschie der lerchen lon
Und biiCKie so freudig und Kühn.
Ein fiedler — fiedler Komm
Und gib deinen liebsien sang!
Das edelKind horchie fromm
Dann ward ihm iraurlg und bang.
Was sang er mir solches lied?
Ich warf ihm vom finger den ring
Böser irugvoller schmied
Der mich mit fesseln umfing!
Kein frühling mehr mich freui«
Die biumen sind alle so bloss.
Träumen will ich heuT
Weinen im siillen gelass.
78
Das lied des ziuergen:
I
Ganz Kleine vögel singen«
Ganz Kleine blumen springen«
Ihre glocKen Klingen.
Auf hellblauen heiden
Ganz Kleine lämmer weiden«
Ihr fliess isi weiss und seiden.
Ganz Kleine Kinder neigen
Und drehen sich laut im reigen
Darf der zujerg sich zeigen?
79
tl
Ich Komme vom polasie
Zu eurer Kinder lanz
In ihrem Frohen Kranz
Nill eines mich gasie?
Der ich mich scheu verberge
Ich habe Krön und ihron»
Ich bin der feien söhn
Ich bin der fürsi der ziuerge.
80
nr
Dir ein schloss« dir ein schrein —
Fülle aller schätze und ihr glänz sei dein!
Dir ein schtüeri" dir ein speer —
Zarter gunst der schönen sei dein lueg nie leer.
Dir Kein rühm« dir Kein sold —
Dir allein im liede liebe und gold.
81
Ertuachen d€r braut:
Es Küngi vom lurme her
Mix erstem dämmersirahl
Das lied der himmeisheiden«
Den fesiesmorgen melden
Ergreifend ernsi und schuer
Die hörner im Choral.
Bin ich im iraum noch? nein,
Ein ruf am lor erscholl . .
Der nächie sanKen sieben.
Es uird ein boie sein
Vom Knaben den ich lieben
Und mir eriuähien soll.
82
Lilie der auen!
Herrin im rosenhagl
Gib dass ich mich freue«
Das8 ich mich erneue
An deinem gnadsnreichen Krönungsiag.
Muiier du vom lichi«
Milde frau der frauen«
Weise deine güie
Kindlichem gemüie
Das mii geäst und moos dein bild umflichx
Frau vom guien rai!
Wenn ich voll vertrauen
Wenn ich ohne sQnde
Deine macht verKÜnde:
SchenKst du mir luorum ich lange bat?
83
DAS BUCH DER HÄNGENDEN GÄRTEN
lAlir werden noch eirtmal zum lande fliegen
Das dir von früh auf eigen luar:
Du mussi dich an den hals des zeliers schmiegen»
Du drüCKSi an seinen zäumen den rubin
In einer heissen nachi und ohne fahr
GelangsT du hin.
87
Als durch die dämmerung jähe
Breite röxe sich uies*
Balsamdufi mich umblies»
Kanni ich die freundliche nähe:
Stammes boden und mauern.
Stolz und mit glüCKlichem schauern
Nandel der seele geschah
Als ich die üppig und edel
Zu mir sich neigenden lüedei
Erster palmen wiedersah.
38
Kaum deuten dir gehersam offne bahnen
Nach den ersehnten höchsten stufen«
Ais der geiuöibe beute* stahl und fahnen«
Betäubend dir entgegenrufen:
Von Säulen die im schütte dampfen
Von schiuertern die von staub und purpur Kleben«
Talaren drauf die rosse stampfen
Und armen die begeistert sich erheben.
Daziüischen bebt ein tiefer laut:
Vergiss mit uns im bund
Die würde so dir anvenraut
Und Küsse froh den grund
. Wo gold- und rosenschein
Der lüeichen wünsche frevel sOhni*
Den grund auf dem allein
Die süsse saat hienieden grünt.
89
in hohen palösien aus duHKlen und schimmernden qucdern
In bauschenden zelien die himmlische gaben bescheeren
Verschönen des lichies von oben ergossene Nui
Die leiber vom ujeiss des marmors mix bläulichen ädern
Vom safrlgen gelb der reife-beginnenden beeren —
Die leiber die hellrot wie bluten und hochroi uiie biui.
Da ich mich von ihnen zu trennen beschloss um ein reines
Erhabnes geniessen berauschender sieges-gebröuche:
Verscheuch Ich den gram der mich abermals leise bestahl
Mix hülfe der blumigen sprühenden gelsier des weines?
Erhebt von dem schlöfernden pfühl der basilien-ströuche
Mich meiner gewappneten schall im eruiachenden strahl?
90
Nachdem die hehre siadi die lüaFfen sirecKie«
Die breschen offen lagen vor dem heer-
Der fluss die TOien weiiertrug zum meer-
Der resi der Kämpfenden die sircssen decKie
Und der erobrer zorn vom raube man:
Da schoss ein breites iichi aus tüolKenreichen»
Es ujanderxe versöhnend auf den leichen.
VerKlärie die beirübie Trümmersiadi
Und hafteie verdoppeli an der sielle
Wo der Bezwinger durch die menge siob
Der Kühn dann über eines lempels schiüeile
Die Klinge rauchend zu dem gone hob.
91
KINDLICHES KÖNIGTUM
Du uiarsi erKoren schon als du zum ihrone
In deiner väierlichen gärien Kies
Nach edlen sieinen suchiesi und zur Krone
In deren glänz dein haupi sich glüCKÜch pries,
Du schufesi Fernab in den niederungen
Im räisel dichier büsche deinen siaai*
In ihrem düsier ward dir vorgesungen
Die lust an fremder prachi und ferner lai.
92
Genossen die dein bliCK rur dich eniFlammie
Bedachiesi du mix soid und lönderei»
Sie glaubien deinen planen« deinem amie
Und dass es süss für dich zu sierben sei.
Es waren nächie deiner sciiönsien wonnen
Wenn all dein voIk um dicii geKniei im rund
Im saale voll von zweigen färben sonnen
Der wunder horchTe wie sie dir nur Kund.
Das weisse banner über dir sicii spcnnie
Und blaue wolKe siieg vom erzgesiell
Um deine wange die vom stolze brannie
Um deine siirne sireng und himmelhell.
93
Halte die purpur- und goldnen
gedanKen im zaum>
Schliesse die lider
Unier dem fiieder
Und lüiege dich luieder
Im miitagsiraum .
Vögel versiummi in den gärien
auf blume und asi-
Mix Kronen und reifen
Meiallblauen sireifen
Geringellen schweifen«
Sie schauKeln zur rasi.
94
Ferne schlagen die xrommein
aus Silber und zinn.
Doch Keine Klänge
Nichi wechseigesänge
Noch harfensiränge
Beiaden den sinn.
Zierai des spiizigen lurms der
die büsche erhelli«
Verschlungnes gefüge
GeschnöfKelie züge
Verbleien die lüge
Von lüesen und tueli.
9S
meine lueissen ara haben
safrangelbe Kronen»
Hinxerm giiier wo sie wohnen
NiCKen sie In schlanKen ringen
Ohne ruf ohne sang-
Schlummern lang«
Breiien niemals ihre schioingen
Meine ujeissen ara iröumen
Von den fernen daiielbäumen.
96
VORBEREITUNGEN
Den Jungen leib mit unversehrien reizen
Soli man vom neumond ab mii milcii und lüein
Vom halben bis zum vollen schein
In einem bad von öl und salben beizen —
Palasi und schmucK und mögde seien dein!
Und priesier die die hönde auf dich legen
Verrichien vor dir Täglich einen segen.
98
Auf dass du einer fUrsiin ähnlich siehst
Und auch in lieFer zuchi
Siumm In eruiartung Kniest«
Dass reich und schujellend eine reife frucht
Und eine Knospe duFtig zart
Am fest der strenge meister dich geuuchrt
Und seiner luürdig dich erKiest.
Und du selber? — liebst dich lang zu läutern«
IVIit den reinen zauberKräutern
Deinen geist in einsanriKeit zu schoneni
Ihn mit der erharrung schauer lohnen
Bis der Vorhang birst
Vor dem ausbund aller zonen —
Den vielleicht du nie berühren ujirsi.
99
FRIEDENSABEND
Vom langen dulden sengend heisser siiche
Erholen sich die bleichen ländersiriche
Und ujolKen schtücrz und schuefelgelb belasten
Die Kahlen mauern und die starren mästen.
Die gärten atmen schuier von dufi beladen^
Die schatten wachsen fester in den pfaden.
100
Die zarien stimmen sciilummern und versiummen*
Die hohen mildern sich in sanftes summen.
Wie Schemen locKen nur die Fesigepränge
Die lüüden schlachien iauien Untergänge.
Im dichten dunste dringt nur dumpf und selten
Ein ton herauf aus unteruorfnen uelten.
101
Unierm schütz von dichien bläTiergründen
Wo von siernen feine flocKen schneient
Sachie siimmen ihre leiden Künden*
Fcbeliiere aus den braunen Schlünden
Sirahlen in die marmorbecKen speien*
Draus die Kleinen böche Klagend eilen:
Kamen Kerzen das gesiräuch entzünden«
Neisse Formen das getuösser leiten.
103
Hain in diesen paradiesen
Wechseli ab mix biüienujiesen
Hallen« bunTbemaiien fliesen.
SchlanKer siörche schnäbel Kräuseln
Teiche die von fischen schillern«
Vögel-reihen manen Scheines
Auf den schiefen firsten irillern
Und die goldnen binsen säusein —
Doch mein iraum verfolgi nur eines.
Als neuling iroi ich ein in dein gehege
Kein staunen war vorher in meinen mienen«
Kein wünsch in mir eh ich dich bliCKie rege.
Der jungen hände faliung sieh mix huld«
Erujähle mich zu denen die dir dienen
Und schone mix erbarmender geduld
Den der noch sxraucheix auf so fremdem siege.
104
Da meine üppen reglos sind und brennen
Beachi ich ersi wohin mein fuss geriei:
In andrer herren prächiiges gebiei.
Noch war vielleichi mir möglich mich zu irennen«
Da schien es dass durch hohe giiiersiäbe
Der bliCK vor dem ich ohne lass geKniei
Mich fragend suchie oder zeichen gäbe.
Saget mir auf welchem pfade
Heuie sie vorüberschreiTe —
Dass ich aus der reichsten lade
Zarte seidenweben hole«
Rose pflüCKe und viele«
Dass ich meine wange breite-
Schemel unter ihrer sohle.
105
Jedem werKe bin ich fürder toi.
Dich mir nahzurufen mix den sinnent
Neue reden mix dir auszuspinnen.
Diensx und lohn gewährung und verbox«
Von allen dingen isx nur dieses nox
Und üjeinen dass die bilder immer fliehen
Die in schöner finsxernis gediehen —
Wann der Kolie Klare morgen drohx.
Angsx und hoffen wechselnd mich beKlemmen-
Meine ujorxe sich in seufzer dehnen«
Mich bedröngi so ungesxümes sehnen
Dass ich mich an rasx und schlaf nichx Kehre
Dass mein lager xrönen schiuemmen
Dass ich jede freude von mir luehre
Doss ich Keines freundes irosx begehre.
106
lAlenn Ich heui nichi deinen leib berühre
Wird der Faden meiner seele reissen
Nie zu sehr gespannte sehne.
Liebe zeichen seien Trauerflore
Mir der leidet seil ich dir gehöre.
Richie ob mir solche quäl gebühre-
Kühlung sprenge mir dem fieberheissen
Der ich luanKend draussen lehne.
Sireng isx uns das glüCK und spröde^
Was vermochi ein Kurzer kuss?
Eines regeniropFens guss
Auf gesengier bleicher öde
Die ihn ungenossen schlingi-
Neue labung missen muss
Und vor neuen gluxen springi.
107
Das schöne beei beirachi ich mir im harren»
Es Ist umzöunx mix purpurn-schwarzem dorne
Drin ragen Kelche mix gefiecKxem sporne
Und sammigePiederxe geneigxe farren
Und fiocKenbUschei uassergrün und rund
Und in der mixxe glocKen uieiss und mild —
Von einem ödem isx ihr feuchxer mund
Nie sUsse fruchx vom himmlischen gefild.
108
Als wir hinier dem beblümien tore
Endlich nur das eigne hauchen spürien
Worden uns erdachie seiigKeiien?
Ich erinnere dass wie schwache röhre
Beide siumm zu beben wir begannen
Wenn wir leis nur an uns rührien
Und dass unsre äugen rannen —
So verbliebesi du mir lang zu seilen.
lAlenn sich bei heiiger ruh in liefen maxien
Um unsre schlafen unsre bände schmiegen«
Verehrung linden unsrer glieder brand:
So denKe nichi der ungesialien schonen
Die an der wand sich auf und unier wiegen«
Der wöchier nichx die rasch uns scheiden dürfen
Und nicht dass vor der siadi der weisse send
Bereit ist unser warmes blut zu schlürfen.
109
Du lehnest uiider eine silberiueide
Am ufer» mit des Fächers siarren spiizen
Umschirmesi du das haupi dir lüle mix blitzen
Und rollst als ob du spieltest dein geschmeide
Ich bin im boot das laubgeujölbe uahren
In das ich dich vergeblich lud zu steigen . .
Die lueiden seh ich die sich tiefer neigen
Und blumen die verstreut im ujasser fahren.
110
Sprich nichT immer
Von dem laub«
Hindes raub«
Vom zerschellen
Reifer quitien«
Von den iriiien
Der vernichier
Späx im jähr.
Von dem ziiiern
Der libellen
In geiüinern
Und der lichier
Deren fllmmer
Wandelbar.
111
iri\r bevökerien die abend-dOsiern
Lauben» lichten lempel« pfad und beet
Freudig — sie mix lächeln ich mit flüsiern
Nun isi wahr dass sie Für immer gehx.
Hohe blumen blassen oder brechen«
Es erblassi und brichi der weiher glas
Und Ich ireie fehl Im morschen gras'
Palmen mix den spixzen fingern stechen.
Mürber blöxxer zischendes geiuühl
Jagen rucKiueis unsichtbare hönde
Draussen um des edens fahle wände.
Die nachx isx UberiüölKi und schiuül.
t12
Des ruhmes leere dränge sind bezuungen
Seil einen schätz es zu beu/ahren giii
Den icii nachdem ich viel verlor errungen«
Der jeden dursi nach andrem prunKe siilii.
Die bände zum gebieten ausgestrecKt
Vergassen ihre Kräfte zu erproben
Weil sie vor dir von deinem glänz bedecKt
In heidnischer verzüCKung sich erhoben
Und seines amtes heiiigKeit veriezt
Der mund der seherwort gespendet
Seit er sich neigend einen fuss benezt
Der milch und elfenbein im teppich blendet.
114
Indes in träumen laten mir gelungen«
Icli zarier weisen mich beflissen«
Sind die feinde in mein land gedrungen
Sie haben bis zur häifte mirs entrissen .
Ich aber Kann mich nicht zur räche rüsten^
Zum lezten male war ich held
Als man mir die Verräter von den Küsten
Herbeigeführt Ins rote richterfeld.
Da Konnt ich unverwandt noch bliCKen
Wie sie die nicht gehorsam mir gezollt
Zu boden lagen und auf jedes nicKen
Vom glatten schlanKen rümpf ein haupt gerollt.
Ich muss mein schönes land gebeugt betrauern«
Dieses sei allein mein trost:
Der sänger-vogel den zertretne fluren« mauern
Und dächer« züngelnd wie ein feuerrost«
Nicht Kümmern singt im frischen myrtenhage
Unablässig seine süsse Klage.
115
Ich warf das Stirnband dem der glänz enifiohn
So dass es Kürrie hin und sau verliess ich sie:
Den scal in den der Süden seine schätze röumti
Die höfe wo das wasser dufiig spieit«
Der säuienmauern erz und lazuii
Und meinen thron —
Und ging zu dienen einem pascha der befiehlt
in einer Schiras die in rosennebeln träumt.
116
Ich freuie ihn in langen luochen treu
Durch Jubellieder die ich ihm gesungeni
Durch Kränze die ich für Ihn flochi«
Ich beugte mich zu ihm herab voll scheui
Zu ihm der alle meuierer bezwungen
Und viele fremde gegner unierjochi.
An einem siegesabend war er heimgeKommen
Das voiK umgab ihn wie der brandung saus«
Ich haue einen dolch für ihn geschliffen:
Er siirbi sobald das wachs erlischi —
Doch als er Kaum die siiegen gross und siolz erjclommen
Und ich den ehrenirunK für ihn gemischi:
Hax eine neue reue mich ergriffen-
Ich schleiche bloss und siumm hinaus.
In allen Strassen und paläsxen dröhnen
Die pauKen und die zimbeln im verein
Und wein und liebe lohni den lapfern söhnen«
Sie schmüCKen mix geraubter prachx
Die xöchxer deren llppe glühx und lachx
Im garxen bei der facKein gelbem schein.
117
Der SKlave gehi. noch einmal Kurz vorm lore
Nill ihm ein sirauch der breiie bunie blüien irug
Vom rühme lispeln» von der schmoch«
Er aber iraui nlchi mehr dem lug.
Er brichi den zweig von einer syKomore
Und fiiehi den ori ujo seine seele brach.
Der SKlave gehii sein werK isi all geschehn.
Zum sxrome luo die sierblichen versinKen
Und gläubig aller quäl erlösung irInKen —
Er Kann der uoge jezi ins äuge sehn.
118
lAlo am lezten rastori reiier
Und geschmüCKter züge leiter
Spähen nach erreichten zinnen:
Siillen Wanderer ihr dürsien«
Bieten ujasserträgerinnen
Ihm den Krug und grüssen heiter«
Niemand Kennt den frühern forsten
Lächelnd danKt er« Kein erbittern
Ist in ihm« doch flieht er weiter
Scheu weil seine hoheit bricht«
Jede nähe macht ihn zittern
Und er fürchtet fast das licht.
119
Er liess sich einsam hin auf hohem sieine«
Schon log sein iond mii gnaden und befehlen
Ihm sehr eniferni und schäize und Juwelen
Erschienen wie in lief versenKiem Schreine
Als er das haupi in seine hönde grub.
Er schwieg — ein seufzen sich um ihn erhub:
Die gräser die beirübi am rande Kauern«
Das Zwiegespräch der zedern und der erlen«
Die iauien iropfen die von felsen perlen
Ergriffen das den menschen fremde irauern
Des der ein Königium verlor.
Und aus dem sirom ein rauschen ihn beschwor:
120
STIMMEN rM STROM
Liebende Klagende zagende luesen
Nehmi eure zuFluchi in unser bereich»
WerdeT geniessen und uierdei genesen»
Arme und uiorie umiuinden euch lueich.
Leiber luie muscheln» Korallene lippen
Sciiiüimmen und lönen in schujanKem palasx»
Haare verschlungen in äsiige Klippen
Nahend und wieder vom sirudel erPassi.
Bläuliche lampen die halb nur erhellen*
Schuebende söulen auf Kreisendem schuh —
Geigend erzitiernde ziehende wellen
SchauKeln in selig beschauliche ruh.
MUdeT euch aber das sinnen das singen*
Fliessender freuden bedöchiiger lauf-
Triffi euch ein kuss: und ihr Iöst euch in ringen
Gleiiei als ujogen hinab und hinauf.
122
INHALT
WIDMUNG
VORREDE
DAS BUCH DER HIRTEN- UND PREISGEDICHTE
JAHRESTAG 11
ERKENNTAG 12
LOOSTAG 13
DER TAG DES HIRTEN . 14
FLURGOTTES TRAUER 16
ZWIEGESPRÄCH IM SCHILFE 13
DER HERR DER INSEL 20
DER AUSZUG DER ERSTLINGE 23
DAS GEHEIMOPFER ... 24
DIE LIEBLINGE DES VOLKES 26
DER RINGER 26
DER SAITENSPIELER . 27
ERINNA 28
ABEND DES FESTES 29
DAS ENDE DES SIEGERS 30
PREISGEDiCHTE AUF EINIGE JUNGE
MÄNNER UND FRAUEN DIESER ZEIT:
AN DÄMON 33
AN MENIPPA 34
AN MENIPPA 35
AN KALLIMACHOS 36
AN SIDONIA 37
AN PHAON 38
AN LUZILLA 39
AN ISOKRATES 40
AN KOTYTTO 41
AN ANTSNOUS 42
AN APOLLONIA 43
DAS BUCH DER SAGEN UND SÄNGE
SPORENWACHE .... 47
DIE TAT 50
FRAUENLOB 52
TAGELIED 54
IM UNGLÜCKLICHEN TONE DESSEN VON ... 56
IRRENDE SCHAR 58
DER WAFFENGEFÄHRTE I 60
I! 62
VOM RITTER DER SICH VERLIEGT 64
DER EINSIEDEL 65
DAS BILD 66
SÄNGE EINES FAHRENDEN SPIELMANNS:
Worie trugen« wone fliehen 70
Aus den Knospen quellen sachie 71
Dass ich deine Unschuld rühre 72
Helssi €s viel dich binen 73
So ich traurig bin 74
Sieh mein Kind Ich gehe 75
Dieses ist ein rechter morgen 76
Ist es neu dir was vermocht 77
Ein edelKind sah vom baiKon 78
Das lied des zujergen I 79
II -...,-. .... 80
III . . 81
Erwachen der braut 82
Lilie der auen 83
DAS BUCH DER HÄNGENDEN GÄRTEN
Wir werden noch einmal zum lande fliegen 87
Als durch die dämmerung jähe 83
Kaum deuten dir gehorsam offne bahnen . . . . • 89
In hohen paiästen aus dunKJen und 90
Nachdem die hehre siadt die waffen strecKte . t 91
KINDLICHES KÖNIGTUM c 92
Halte die purpur und goldnen 94
Meine weissen ara 96
VORBEREITUNGEN ... 98
FRIEDENSABEND 100
Unterm schütz von dichten blättergründen . .103
Hain in diesen paradiesen . . 104
Als neuling trat ich ein in dein gehege ...... 104
Da meine lippen reglos sind und brennen ... . 103
Saget mir auf welchem pfade 105
Jedem werKe bin ich f'ürder toi 106
Angst und hoffen 106
Nenn ich heux nicht deinen leib berUhre .
Sireng ist uns das glUcK und spröde . .
Das schöne beex betrachx Ich mir im harren
Als uiir hinter dem beblUmien tore . . .
Wenn sich bei heiliger ruh in tiefen matten
Du lehnest uider einer silberueide . . .
Sprich nicht immer : . .
Wir bevökerten die abend-dUstern . . .
Des ruhmes leere dränge sind bezujungen
Indes in träumen taten mir gelungen . • .
ich ujarf das Stirnband dem der glänz
Wo am lezten rastort reiier ......
Er Hess sich einsam hin auf hohem steine
STIMMEN IM STROM
INHALT
107
107
108
109
109
110
111
112
114
115
116
119
120
122
124
GEDRUCKT BEI OTTO
V. HOLTEN- BERUMC.
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