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Full text of "Die Bücher der Hirten und Preisgedichte, der Sagen und Sänge, und der hängenden Gärten"

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Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/diebcherderhirOOgeor 


VOM  SELBEN  VERFASSER 

DICHTUNG 

DIE  FIBEL:  AUSWAHL  ERSTER  VERSE 

VERGRIFFEN 

HYMNEN  •  PILGERFAHRTEN • ALGABAL 
DIE  BÜCHER  DER  HIRTEN  UND  PREIS- 
GEDICHTE DER  SAGEN  UND  SÄNGEUND 
DER  HÄNGENDEN  GÄRTEN 
DAS  JAHR  DER  SEELE 
DER  TEPPICH    DES    LEBENS    UND  DIE 
LIEDER    VON    TRAUM     UND    TOD    MIT 
EINEM   VORSPIEL 
DER  SIEBENTE  RING 
DER  STERN   DES  BUNDES 
DER  KRIEG 

ÜBERTRAGUNG 

DANTE 

VERGRIFFEN 

SHAKESPEARE:  SONNETTE 

BAUDELAIRE:  DIE  BLUMEN  DES  BÖSEN 

ZEITGENÖSSISCHE  DICHTER 

ERSTER   band:  R0S8ETTI  •  8WINBURNE  •  DOWSON   • 
JAC0B8EN    •    KL008   •   VERWEY    •   VERHAEREN 

ZWEITER   band:  VERLAINE  •  MALLARM^  -  RIMBAUD  • 

DE  REQNIER  •  D'ANNUNZIO  •  LIEDER 

BEIDE  BÄNDE  VERGRIFFEN 

AUFZEICHNUNGEN  UND  SKIZZEN 
TAGE  UND  THATEN 

SONDERDRUCK     DER     BLATTER     FÜR     Dlß     KUNST 

MAXIMIN  •  EIN   GEDENKBUCH 

SONDERDRUCK     DER     BLATTER     FÜR     DIE     KUNST 
BEIDE  VERGRIFFEN 


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STEPflNGEORSE:DlE 
SeCHERDERHIRTEN- 
UND-PREISGEDICHTEDER 
SHGENUND-SEING5UND 
DERHFENGENDEN'Grcf?rEN 

SIEBENTE  nUFLTlBE 


6C0R&&ONDI 
BERLIN*  I92I 


SEIEN    DIESE  SEITEN  MIT  DEN  NAMEN  DREIER  DICHTER 
GESCHMÜCKT: 


PAUL  GERAROY 


WENZESLAUS  LIEDER 


KARL  WOLFSKEHL 


MÜNCHEN 
MOCCCXCIV 


Germany 


Es  siehi  lüoh!  an  vorauszuschicKen  dass 
in  diesen  drei  werKen  nirgends  das  bild 
eines  geschichilichen  oder  eniiuicKelungs- 
abschnities  eniiuorfen  luerden  soll:  sie  em- 
hallen  die  Spiegelungen  einer  seele  die 
vorübergehend  in  andere  zeiien  und  örilich- 
Keixen  geflohen  isi  und  sich  dori  geiuiegi 
hoT»  dabei  Kamen  ihr  begreiflicherujeise  er- 
erbie  Vorstellungen  ebenso  zu  hilfe  als  die 
jeweilige  loirKliche  Umgebung:  einmal  unsere 
noch  uneniujeihien  läler  und  tüälder-  ein 
andresmal  unsere  miiTelalterlichen  siröme- 
dann  wieder  die  sinnliche  lufi  unserer  an- 
gebeieien  siädie  .  Jede  zeii  und  jeder  geisi 
rücKen  indem  sie  Fremde  und  vergangenheil 
nach  eigner  an  gesialien  ins  reich  des 
persönlichen  und  heutigen  und  von  unsren 
drei  grossen  bildungswelxen  ist  hier  nicht 
mehr  enthalten  als  in  einigen  von  uns  noch 
eben  lebt. 


DAS  BUCH  DER  HIRTEN- 
UND  PREISGEDiCHTE 


JAHRESTAG 


O  schiüesier  nimm  den  Krug  aus  grauem  ihon« 
Begleite  mich!  denn  du  vergassesi  nichi 
Was  wir  in  frommer  lüiederholung  pfiegien. 
Heui  sind  es  sieben  sommer  dass  wirs  hörten 
Als  lüir  am  brunnen  schöpfend  uns  besprachen 
Uns  siarb  am  selben  lag  der  bröuiigam. 
Wir  lüoilen  an  der  quelle  uo  zwei  pappein 
Mix  einer  fichie  in  den  wiesen  siehn 
Im  Krug  aus  grauem  ihone  wcsser  holen. 


11 


ERKENNTAQ 


Mix  Überraschung  als  ob  wir  lande  beiräxen 
Die  wir  Im  reif  nur  erbliCKX  und  die  jezx  vor  uns  grünen 
Schauxen  wir  uns  die  welK  und  bexrübx  wir  uns  glaubxen 
Ueber  der  welle  wo  unsre  gesxalxen  sich  Küssxen: 
Jedes  im  andern  ersx  forschend  und  an  sich  hakend« 
Sichrer  allmählich  in  hoher  und  heixerer  sxille. 
Schwesxer!  von  damals  an  hiessesx  du  mir  Serena 
Und  wir  gesxanden  uns  unser  liefsxes  geheimnis: 
Dass  wir  noch  von  den  flimmernden  fluren  droben. 
Schwan  oder  Leier«  das  schöne  wunder  erhoffxen. 


12 


LOOSTAG 


An  lauen  abenden  gefiel  es  uns 

In  enger  einirachi  auf  demselben  pfad 

Von  unsrem  haus  zu  reden  und  geschlechT« 

ErmunTrung  uns  zu  spenden  oder  irosT. 

Nun  bringsi  du  mir  zum  ersienmal  ein  leid 

Ein  Tiefes  —  meine  schuiesxer  —  denn  mir  scheini 

Dass  du  gen  wesien  nach  dem  rebenzaun 

Dich  manchmal  drehiest  siill  und  froh  und  Kaum 

Mir  lauschiesi!    O  wenn  ein  geheimnis  drohi 

Aus  diesen  reben  das  dich  uns  eniführi! 


13 


DER  TAG  DES  HIRTEN 


Die  herden  irabien  aus  den  luinierlagern. 
Ihr  junger  hüier  zog  nach  langer  frisi 
Die  ebne  wieder  die  der  fluss  erleuchiei- 
Die  froh-eriüachien  öCKer  grüssien  frisch« 
Ihm  riefen  singende  geiönde  zu« 
Er  aber  lächelie  für  sich  und  ging 
Voll  neuer  ahnung  auf  den  frühlingsujegen. 
Er  übersprang  mit  seinem  siab  die  furi 
Und  hieii  am  andern  ufer  tue  das  goid 
Von  leiser  flui  aus  dem  geröll  gespüli 
Ihn  freute  und  die  bunten  vielgestalten 
Und  zarten  muscheln  deuteten  Ihm  glüCK. 
Er  hörte  nicht  mehr  seiner  lömmer  blöKen 


14 


Und  tuanderie  zum  luald  zur  Kühlen  schluchi* 
Da  siürzen  sieile  bäche  zwischen  felsen 
Auf  denen  moose  tropfen  und  eniblössT 
Der  buchen  schwarze  wurzeln  sich  veräsien. 
Im  schweigen  und  erschauern  dichier  wipfel 
Enxschlief  er  während  hoch  die  sonne  siand 
Und  in  den  wassern  schnellien  silberschuppen 
Er  Klomm  erwachi  zu  berges  haupi  und  Kam 
Zur  feier  bei  des  lichies  weiierzug- 
Er  Krönte  betend  sich  mix  heiigem  laub 
Und  in  die  lind  bewegten  lauen  schatten 
Schon  duHKler  woJKen  drang  sein  lautes  lied. 


15 


FLURGOTTES  TRAUER 


So  Luerden  jene  mädchen  die  mix  Kränzen 

in  haar  und  bänden  aus  den  uimen  iraien 

Mir  sinnbeschwerend  und  verderblich  sein. 

Ich  sah  vom  siiilen  haus  am  hainesrand 

Die  grünen  und  die  farbenvollen  felder 

Zur  sanFien  holde  steigen  und  den  lueissdorn 

Der  blüien  überfiuss  herniedersireun: 

Als  sie  des  ueges  huschend  mich  geüjahrien. 

Verhüilie  dinge  räumen  und  dann  hosiig 

Und  lachend  mir  eniflohn  troiz  meiner  siimme« 

Troiz  meiner  pfeife  ueichem  biiie-ione. 


16 


Ersi  als  ich  an  dem  flachen  borne  trlnKend 
Mir  lüiderschien  mix  Furchen  auf  der  siirn 
Und  mit  verujorrnen  locKen  iüussi  ich  ganz 
Was  sie  sich  zischend  durch  die  lüFie  riefen 
Was  an  der  felswand  geilend  ujeiTerscholl. 
Nun  isi  mir  alle  Iust  dahin  am  leiche 
Die  angelruie  auszuhallen  oder 
Die  allzu  schwache  lueidenflöTe  locKend 
Mix  meinem  finger  zu  beiupfen»  sondern 
Ich  Lüil!  den  abend  zwischen  grauen  nebeln 
Zum  Herrn  äer  Ernie  Klagen  sprechen  weil  er 
Zum  ewigsein  die  schönheil  nichi  verlieh. 


17 


ZWIEGESPRÄCH   8M  SCHILFE 


Warum  nach  dem  miiiagserwachen  luo  schönsi€ 

gesänge  mir  werden 
Wo  lueinroie  winden  um  zirpende  goldene 

Stengel  sich  schmiegen 
Und  Kreise  von  zariesiem  glänz  die  verujcbenen 

siröucher  umflimmern 
Eniiauchesi  du  wieder  den  wellen  vor  mir 

meine  freuden  belauschend? 

—  Dies  isT  auch  die  siunde  wo  zwischen  den  wächsernen 

lilien  zu  rudern« 

Auf  Ihren  gebreiieien  blönern  als  Kähne 

zu  schauKeln  mir  lieb  isi« 

Den  leib  überflössen  vom  blendenden  scheine  der 

oberen  erden  — 


18 


Dann  hebe  dich  näher'  ich  merde  die  reize 

des  ufers  dir  zeigen. 

—  Nichi  isi  uns  gemeinschafi«  ujcis  sprächen  die  biumen 

uienn  sich  meine  arme« 
Die  helleni  mix  deiner  gebräunien  und  härenen 

schuiier  vermischien?  — 

So  suche  dir  andere  piäize  zum  spiele«  denn 

diese  gefilde 
Sind  unsres  geschlechies  besiize  so  lang 

ein  gedächinis  mir  dömmeri. 

—  Und  üjir  sind  hier  ewig  geuuesen«  luir  die  wir 

unsierblich  und  schön  sind  — 

Dies  messer  (du  siehsi  es)  womii  ich  die  safiigen 

zweige  mir  schäle 

Und  Tönende  hörner  mir  schneide  es  wird 

bis  ans  hefi  meine  brusi 

Verwundend  durchbohren«  ich  sini<e  hinab  mix  der 

scheidenden  sonne. 

—  Du  wirsx  es  nichx«  denn  es  missfiele  mir  wenn  mix 

dem  düsxeren  bluxe 
Den  Klaren  mir  Teueren  Spiegel  du  Trübxesi  öer 

lieblichen  queüe. 


19 


DER    HERR   DER   INSEL 


Die  Fischer  überliefern  dass  im  Süden 
Auf  einer  insel  reich  an  zimmi  und  öl 
Und  edlen  sieinen  die  im  sande  gliizern 
Ein  vogel  war  der  wenn  am  boden  fussend 
Mix  seinem  Schnabel  hoher  siömme  Krone 
ZerpflüCKen  Konnie«  wenn  er  seine  flügel 
Geförbi  wie  mix  dem  safx  der  Tyrer-schnecK6 
Zu  schwerem  niedrem  flug  erhoben:  habe 
Er  einer  dunKlen  woIkc  gleichgesehn. 
Des  xages  sei  er  im  gehölz  verschwunden« 
Des  abends  aber  an  den  sxrand  geKOmmen» 
Im  Kühlen  windeshauch  von  salz  und  xang 
Die  süsse  sximme  hebend  dass  delfine 


20 


Die  freunde  des  gesanges  näher  schuiammen 
Im  meer  voll  goldner  federn  goldner  funKen. 
So  habe  er  seil  urbeginn  gelebi« 
Gescheiierie  nur  hauen  ihn  erbliCKi. 
Denn  als  zum  erstenmal  die  lueissen  segel 
Der  menschen  sich  mix  günsiigem  geleii 
Dem  eiland  zugedrehi  sei  er  zum  hügel 
Die  ganze  leure  siöiie  zu  beschaun  gesiiegen- 
Verbreiiei  habe  er  die  grossen  schwingen 
Verscheidend  in  gedämpfien  schmerzeslauien. 


21 


DER  AUSZUG   DER   ERSTLINGE 


Uns  traf  das  los:  lulr  müssen  schon  ein  neues  heim 
In  fremdem  feld  uns  suchen  die  wir  Kinder  sind. 
Ein  ePeuziueig  vom  fesxe  siecKT  uns  noch  im  haar« 
Die  muiier  hai  uns  auf  der  schwelle  lang  geKüssi« 
Sie  seufzie  leis  und  unsre  vöier  gingen  mix 
Geschlossnen  munds  bis  an  die  marKen-  hingen  dann 
Zur  Trennung  uns  die  feingeschnizien  lafeln  um 
Aus  Tannenholz  —  wir  werfen  exliche  davon 
Wenn  einer  aus  den  lieben  brüdern  STlrbi  ins  grab. 
Wir  schieden  leichxi  nichx  eines  hoT  von  uns  geweinx« 
Denn  was  wir  tun  gereichT  den  unsrigen  zum  heil. 
Wir  wandxen  nur  ein  einzigmal  den  bliCK  zurüCK 
Und  in  das  blau  der  fernen  xroTen  wir  geTrosT. 
Wir  ziehen  gern:  ein  schönes  ziel  Ist  uns  gewiss 
Wir  ziehen  froh:  die  göixer  ebnen  uns  die  bahn. 


23 


DAS  GEHEIMOPFER 


Versöhnt  und  erlösx 

So  brachen  wir  auf 

Von  sonniger  fiur« 

Von  Memnon  der  hold« 

Von  Mirra  die  blond 

Zu  bleiben  uns  lädi« 

Uns  rühri  nichi  ihr  glüCKi 

Wir  honen  den  ruf 

Der  dröhnend  uns  ziehi 

Zum  lempel  zum  dienst 

Des  Schönen:  des  Höchsien  und  Grössten 


24 


Der  nachiende  hain 

Verschliessi  uns  dem  voIk« 

Wir  ehren  es  scheu« 

Wir  sammeln  den  mohn* 

Den  milchujeissen  siern 

Zur  zier  des  aliars« 

Wir  baden  den  leib 

Am  veilchengesiad« 

Wir  schüren  den  brand 

Im  hofe  des  heils 

Und  harren  in  zagendem  sänge 


Wenn  edelsier  schmelz 

Der  Jugend  uns  schmüCKi 

Dann  schmiedet  uns  fesi 

An  Säulen  von  erz 

Der  seher  und  hebt 

Den  Schleier  vom  Gotit 

Wir  beben  und  schaun 

In  sprühender  Kraft 

In  zehrendem  schmerz 

In  glühendem  rausch 

Und  sterben  in  ewigem  sehnen 


25 


DIE  LIEBLINGE   DES  VOLKES 

DER  RINGER 

Sein  arm  —  ersiaunen  und  beuiundruno  -  rasxei 
An  seiner  rechten  hüFie«  sonne  spieli 
Auf  seinem  STorKen  leib  und  auf  dem  lorbeer 
An  seiner  schlafet  langsam  luälzei  jubel 
Sich  durch  die  dichten  reihen  wenn  er  Kommi 
Entlang  die  grade  grünbesxreute  Strasse. 
Die  freuen  lehren  ihre  Kinder  hoch- 
Erhebend  seinen  namen  freudig  rufen 
Und  palmenziüeige  ihm  enigegenstrecKen. 
Er  geht!  mit  vollem  fusse  wie  der  löwe 
Und  ernsti  nach  vielen  unberühmxen  jähren 
Die  Zierde  ganzen  landes  und  er  sieht  nicht 
Die  zahl  der  jauchzenden  und  nicht  einmal 
Die  eitern  stolz  aus  dem  gedränge  ragen. 


2G 


DER   SAITENSPIELER 


Wie  er  das  Krause  haupi  mix  weissem  ringe« 
Die  schmalen  schuliern  mix  dem  reichen  Kleide 
GeschmücKi  hervorirai  und  die  louie  schlug« 
Zuersx  erzixxernd  In  der  scheu  der  Jugend: 
Darob  eruiärmen  sich  auch  sirenge  greise. 
Wie  er  auf  wangen  banges  rox  enizündex« 
Wie  dem  vor  ungeiuohnxem  gruss  geneigten 
Von  manchem  busen  Köstliches  gehäng 
Und  Spangen  niederfielen:  dess  gedenKt  man 
SoLüeiT  des  heiigen  baumes  fruchx  gedeihx. 
Die  mödchen  sprechen  eifrig  unier  sich« 
Verschtüiegen  duldend  schujärmen  alle  Knaben 
Vom  helden  ihrer  wachen  siernennöchie. 


ERINNA 


Sie  sagen  dass  bei  meinem  sang  die  bläiier 

Und  die  gesiirne  beben  vor  enizüCKen« 

Dass  die  behenden  wellen  lauschend  säumen» 

Ja  dass  sich  menschen  irösien  und  versöhnen, 

Erinna  weiss  es  nichii  sie  fühji  es  nicht. 

Sie  sieht  allein  am  meere  stumm  und  denKi: 

So  war  Eurialus  beim  rosseiummeln 

So  Kam  Eurialus  geschmüCKi  vom  mahle  — 

Wie  mag  er  sein  bei  meinem  neuen  liede? 

Wie  ist  Eurialus  vorm  blicK  der  liebe? 


28 


ABEND   DES   FESTES 


Nimm  auch  von  deinem  haupi  den  Kranz»  Menechienus! 

Entfernen  luir  uns  eh  der  flöien  ton  enischlöfi- 

Zwar  reicht  man  ehrend  uns  noch  frohe  becher  dar» 

Doch  seh  ich  miileid  schon  durch  manchen  irunKnen  bliCK, 

Wir  beide  wurden  von  den  priesiern  nichi  erujöhli 

Zur  schar  die  sühnend  in  dem  lempel  wirKen  darf. 

Von  allen  zwölfen  waren  wir  allein  nicht  schön 

Und  dennoch  sagte  uns  die  quelle  deine  siirn 

Und  meine  schulter  seien  reinstes  elfenbein. 

Wir  Können  mit  den  schöfern  nicht  mehr  weiden  gehn 

Und  mit  den  pflügern  nicht  mehr  an  der  furche  hin 

Die  wir  das  werK  der  himmlischen  zu  tun  gelernt. 

Gib  deinen  Kranz!  ich  schleudr'  ihn  mit  dem  meinen  weg« 

Ergreifen  wir  auf  diesem  leeren  pfad  die  flucht» 

Verirren  wir  uns  in  des  schwarzen  schiCKsals  wald. 


29 


DAS   ENDE   DES  SIEGERS 


Nachdem  er  die  drachen  der  gifiigen  sümpfe  bezwungen 

Und  riesen«  die  schrecKen  der  sirassen«  und  tuailendem  haars 

Erbeuieier  frauen  enironnen-  verehri  von  den  siämmen: 

BesiriiT  er  im  luolKengebirg  die  geflügelie  schlänge 

Die  spoiiend  ihm  drohie-  vor  der  die  gefährien  erblassien 

Und  ujarnTen  . .  da  liess  ihn  in  langem  gefechie  die  siärKe 

Das  uniier  eniiulch  und  vom  streiche  der  furchtbaren  schwinge 

Empfing  er  die  tuunde  die  nimmer  verharschen  uiollte. 

Der  glänz  seiner  äugen  erlosch«  Keine  lai  mehr  verlocKie« 

Er  zog  sich  zurüCK  nach  den  engen  bezirKen  der  heimai 

Allein  sich  in  leiden  verzehrend  und  sorglich  verborgen 

Vor  tragenden  müttern  die  schöne  geburten  ersehnen 

Und  wachsenden  beiden«  begünstigten  freunden  der  götter. 


30 


PREISGEDICHTE  AUF  EINIGE  JUNGE 
NER  UND  FRAUEN   DIESER  ZEIT 


AN    DÄMON 


Dass  du  mir  nimmer  mein  Dämon  den  heiligen  lülnxer 

Aus  dem  gedäciiinis  veriiersi 
Und  unser  haus  an  dem  nördlichen  hügelt  die  siöttc 

Neuen  und  einsamen  giüCKS. 
Marmorne  bilder  verzierien  sie-  göuliche  nacKiheit 

Die  wir  besiauni  und  verehri. 
Innen  erzöhlien  wir  oder  du  lasesi  von  Kämpfen 

Und  von  der  sehnenden  lusi 
Mix  einer  zarxen  doch  Klangvollen  sximme  und  feuer 

Summxe  zum  machxiosen  wind. 
LamiOi  schweigsam  uns  dienende^  mahnxe  zum  xranKGi 

Lamia  die  uns  geliebx. 
Sxexs  im  verKehre  mix  himmlischen  dingen  umfloss  uns 

Exwas  wie  himmlischer  glänz 
Und  da  wir  jeder  befeindenden  sxörung  enxwichen 

SinneverKlörende  ruh. 
Aber  beim  xauen  der  märzlichen  lüfxe  —  warum  nur  — 

Sxiegen  wir  wieder  herab 
In  die  gepriesenen  hallen  und  wimmelnden  pläxze* 

Sxerblichen  wesen  verwandx. 


33 


AN    MENIPPA 


Menippa!  wenn  auch  deines  auges  sich  betuusster  glänz 

Wie  früher  noch  mich  Iockx:  versireichen  liessesi  du  die  frisT 

Wo  du  mich  hänesi  lenKen  Können  einem  Kinde  gleich 

Wo  jedes  deiner  luorie  mir  ein  süsser  hauch  gedäuchi 

Und  jeder  deiner  möKel  nur  ein  frischer  reiz«  mir  giii 

Nun  vor  der  deinen  die  gebärde  jener  Tänzerin« 

Kein  Wunderding  erschein!  mir  mehr  die  narbe  deines  Kinns 

Und  wenig  bin  ich  in  gefahr  an  deiner  seiie  ob 

Du  auch  bei  unsrem  gange  unier  dunKlen  uferbäumen 

Den  SKlaven  foribefohlen  der  vor  uns  die  facKei  irug. 


34 


AN   MENIPPA 


Die  lömmer  für  den  diensx  der  göiTer  seien  rein  von  ffecKen. 

Das  andre  weissi  du:  dass  die  schar  der  müssigen  und  eiilen 

Zersiiebx  vor  deiner  zunge  schärfe«  meinen  geisi  zu  lueizen 

Nur  deiner  Taugt-  ich  jüngsi  vor  dir  gesiocKi    dein  haar  verglichen 

MiT  dem  der  fürsiin  das  berühmt  nun  unter  Sternen  flimmert. 

Doch  seh  ich  dich  im  staub  und  regen  unsrer  tage  schreiten 

(Nicht  unterschieden  von  gespieien  die  du  doch  verachtest) 

Und  zwang  und  sorge  wäre  dir  davor  dich  zu  bewahren. 

Du  Kannst  mir  nimmer  —  ujohl  begreif  ich  deinen  wirren  Vorwurf  — 

Der  hehren  Seherin  begeisterte  verKündung  werden 

Noch  in  den  heiligen  gebüschen  das  beredte  rauschen. 


35 


AN    KALLIMACHUS 


Als  deine  ireusien  geleiier  stehen  uiir  im  hafen- 

Zu  des  gerüsieien  Schiffes  brüsiung  schauen  wir 
TrennungbeKiommen  dich  Teuren^  unserm  arm  enirissen» 

Lang  schon  der  unsre  geworden  ob  auch  fremden  biuis. 
Willsi  du  den  leuchtenden  himmeli  heitrer  bildung  ujohnsitz» 

Wieder  vertauschen  mit  Küsten  nebelgrau  und  Kühl 
Fern  bei  den  äussersten  menschen?  schlichte  rohe  sitte 

Wieder  erlernen  der  heimat  die  dir's  Kaum  mehr  ist? 
Dort  müssen  schrecKlich  und  einsam  deine  tage  fllessen' 

Freund  unsrer  frohen  gelagei  unsrer  lehrer  gast! 
Dessen  gesang  der  verwöhnten  Phillis  ohr  gefallen! 

Der  in  geglätteten  Sprüchen  es  uns  gleichgetan! 
Wirst  du  ein  leben  ertragen  am  barbarenhofe» 

Finstren  gesetzen  dich  beugen«  strengem  herrscherwinK» 
Zögling  der  losesten  freiheit?  uns  erfasst  die  sorge. 

Ruder  und  anKer  bewegt  sich  -  o  Kallimachus! 
Schäumendes  wasser  beschwichtigt  lezte  segenrufe« 

Unser  verhaltenes  weinen  mög  es  töricht  sein. 


36 


AN    SIDONIA 


Ich  überführte  mich  dass  dir  mix  halTung  und  siolzem  gebaren 

Dass  dir  mii  lueise  gehobener  schönheil  die  jüngeren  uieiber 

Ali  zu  verdunKeln  gelang  und  dass  nichi  nur  aus  iröger  gewohnhelt 

Meine  gefährien  dir  huldigteni  mir  aber  waren  wie  warnung 

Deine  berechnende  lippe«  dein  blauer  und  siöhlerner  bliCK. 

Einsi  in  der  dömmerung  sianden  wir  uns  gegenüber  (durch  zufall 

Oder  auch  weil  du  verwundet  den  nimmer  dich  suchenden  suchtesti 

In  einer  nische  durch  Persergewebe  den  andren  verborgen) 

Spottend  und  tadelnd  gedachte  ich  derer  die  ständig  mit  vorsieht 

Nutzen  und  ziel  zu  erwägen  vermögen  im  brausenden  leben- 

Du  darauf  zeigst  dem  erstaunten  von  dir  nicht  gepflogenes  lächeln 

»Richte«  (versetzest  du)  »nach  dem  begebnis  das  Knapp  sich  gejähret; 

Wie  ich  dem  jungen  Demotas  der  stumme  Verehrung  mir  zahlte 

Preise  und  siege  verlassend  bedürftig  zu  folgen  gewillt  war« 

Er  aber  selber  mit  Kühleren  werten  vom  plane  mir  abriet 

Und  meine  wunde  zu  heilen  ich  mehre  der  monde  bedurft« 

Unsere  bände  indessen  du  redetest  wuchsen  zusammen. 

Seil  jenem  abend  —  Sidonia  —  war  ich  Kein  fremder  dir  mehr. 


37 


AN   PHAON 


Die  ernie  luinKie«  wenn  die  spiizen  strahlen 

Hinierm  hüge!  sanft  verschiuammen 
Ergingen  wir  uns  an  den  schmalen  fiüssen« 

SchianKcn  bäumen  deiner  gegendi 
Im  luettgespräch  unsterbliche  gesänge 

Unsrer  meister  luiederholend. 
Von  ihren  lauten  eingewiegt  und  trunKen 

Blieben  wir  im  abend  siehn» 
Die  gestern  Fremden  mit  verschlungnen  armen. 

Ueber  uns  verzogen  federwoken 
Hin  und  her  bewegten  sich  die  Öhren 

Die  erst  garben  werden  sollten» 
Die  sich  noch  all  der  reichen  Körner  freuten. 

Stach  uns  auch  verhohlen  manchmal 
Die  furcht  dass  augenblicKe  wir  genössen 

Wie  sie  spät  nicht  wiederKömen: 
Sie  warfen  müde  schatten  lang  auf  deine 

Phaonl  und  auf  rneine  wege. 


38 


AN    LUZtLLA 


Da  ich  zum  abschied  die  hände  —  Luzilla  —  dir  bieie- 
Königin  unier  den  ländlichen  Frauen  in  Phlius 
Wo  mich  das  schiCKsal  für  müssige  monde  verschlagen- 
DenK  ich  mix  scherzen  ein  wahres  bedauern  veruiindend 
Unserer  iaube  von  bläulichen  ähren  behängen- 
Glänzender  früchie  und  perlenden  iranKes-  es  Kamen 
Drunien  die  sehnigen  ireiber  der  sxiere  vorüber 
Schallenden  ganges-  die  schniixerin  Kam  mix  der  sichel 
Sonnegebräunx  von  der  mahd  und  wir  hörxen  von  ferne 
Rauhe  gespräche  der  Köhnebefrachxenden  Schiffer. 
Freundin  mix  heixerer  umsichx  und  lieblichem  Zuspruch 
Liessesx  du  hier  Im  sich  mühenden  nüxziichen  xreiben 
Weniger  schwer  mich  vermissen  die  sxadx  meiner  wonnen^ 
Zierlichen  schönKlang  und  weisheix  der  axxischen  rede. 


39 


AN   ISOKRATES 


Hören  wir  dich  so  gemahni  es  uns  mächiiger  Jahre 
Wo  selbst  in  ferne  inseln  wir  den  Kampf 

Tapfer  getragen  und  bürgern  geseize  geschrieben^ 
GeschicKe  wägend  mit  der  einen  hand. 

Heil  dir  IsoKrates  und  deiner  strahlenden  Jugend 
Die  ganz  in  taten  die  sie  wirKen  will 

Lebt  und  die  fremden  erforscht  und  bewundert  mit  feuer 
Das  überspringt  und  auch  die  Kühlen  fasst. 

Könnte  der  zweifei  dir  nahen  und  wider  dich  zeugen 
Der  starK  du  glaubst  und  jeden  der  dich  liebt 

Triffst  mit  der  unschuldig  grausamen  miene  des  Kindes 
Das  lächelnd  den  bezwungnen  gegner  quält. 


40 


AN    KOTYTTO 


Koiyiio«  blume  süss  im  dufi  doch  herben  schmacKesi 
Wenn  deine  siimme  sich  in  iieder  lösi  verbreiiesi 
Du  luarm  und  lief  behagen  und  genuss»  bisueilen 
Erglühi  und  häli  den  aiem  an  die  ungesialie 
Gesamiheii  der  du  deine  ganze  sorge  lueihesi. 
Und  in  der  redet  selbsi  mit  treu  erwiesnen  lobernt 
Verfährsi  du  hari  und  uiinieriich  —  auch  mir  erKJärend: 
Der  ujeichen  ujorie  und  gebärden  uirKung  Kenn  ich  nichi« 
In  meiner  seeie  isi  es  düsier«  flieh  vor  mir! 
Doch  immer  wieder  muss  ich  dich  im  morgenwinde 
Vor  deiner  xür  belauschen  und  dann  ist  es  mir 
Als  wenn  die  fahnen  ernsier  feierzüge  schwenKen 
Und  goldne  segelbarKen  aus  dem  hafen  fahren. 


41 


AN   ANTINOUS 


Dein  xrosi  dass  man  im  Kühlen  grünt  im  lauen  blau 
Der  siadi  vergesse  luar  als  du  ihn  gabesi  schuach 
Und  zeigi  sich  jezT  als  trügend-  ohne  zu  versiehn 
Beirachi  ich  diese  vielen  tuälder»  all  das  feld 
Und  all  das  ujasser  dessen  plaudern  weiss  und  Fragi. 
Zum  uüeiieriüeinen  floh  ich  nach  den  seen  hin 
Wo  neue  lüohlgerüche  schmeicheln  (wie  du  sagst) 
Und  schatiensitze  laden^  doch  ich  ziehe  weit 
Den  Frischen  stammen  eure  heissen  säulen  vor 
Bei  denen  ich  ein  lächeln  Kenne  lieblicher 
Als  alle  vogelsiimmen-  werte  duftender 
Als  der  gerühmte  tannenhauch  —  Antinous. 


42 


AN   APOLLONrA 


Traue  dem  glüCK!  lachi  es  auch  heui«  Apollonia«  nicht. 
Nötiger  schmerz  blich  dein  gesichi»  doch  es  zeigi  dass  du  bald 
Schmiegsam  und  siarK  über  ihn  siegst-  nie  mehr  lohe  dann  glut« 
Rünle  dann  stürm  an  deinem  haus«  nie  mehr  walte  das  spiel 
Wo  unser  fuss  wange  und  hand  gar  zu  nah  sich  gefühlt. 
Göttin  und  weit«  gattin  des  Tros  der  mich  brüderlich  liebt« 
Den  du  erhobst  als  er  zu  sehr  Pirras  halber  geKlagi! 
Fern  will  ich  sein:  richtest  du  neu  glänzend  blühend  dich  auf» 
Gemmen  dein  aug»  Kirschen  dein  mund«  reife  halme  dein  haar. 


43 


DAS  BUCH  DER  SAGEN  UND  SÄNGE 


SPORENIAIACHE 


Die  lichie  zucKen  auf  in  der  Kapelle. 
Der  edeknechT  hai  drinnen  einsam  tuacht 
Nach  dem  geseize  vor  aliares  schujelie 
»Ich  werde  bei  des  nahen  morgens  helle 
Empfangen  von  der  feierlichen  prachi 

Durch  einen  schlag  zur  riiierschar  erKoren« 
Nachdem  der  Kindheii  sang  und  sehnen  schiuieg 
Dem  strengen  diensie  widmen  wehr  und  sporen 
Und  sireiier  geben  in  dem  guten  Krieg. 

Ich  muss  mich  würdig  rüsten  zu  der  wah!« 
Zur  weihe  meines  unbefleCKten  Schwertes 
Vor  meines  gottes  zeit  und  diesem  Mal- 
Dem  Zeugnis  echten  heldenhaften  wertes:« 


47 


Da  lag  der  ahn  in  grauen  siein  gehauen« 
Um  ihn  der  schlanKen  Wölbung  blumenzier« 
Die  starren  finger  fallend  im  verirauen« 
Auf  seiner  brusT  gebreiiet  ein  panier» 

Den  blicK  verdunKeli  von  des  helmes  Klappen  — 
Ein  Cherub  höli  mix  hocherhobner  schwinge 
Zu  höupien  ihm  den  schild  mix  seinem  wappent 
In  glaxxem  felde  die  gefiammie  Klinge. 


Der  Jüngling  bixxex  brünsiig  Den  da  oben 
Und  brichx  gelernxen  Spruches  enge  schranKen 
Die  bände  fromm  vors  angesichx  geschoben« 
Da  wurde  unvermerKX  in  die  gedanKen 
Ihm  eine  irdische  gesxalx  verwoben: 

»Sie  sxand  im  garxen  bei  den  rosmarinen 
Sie  war  viel  mehr  ein  Kind  als  eine  maid» 
In  Ihrem  haare  goldne  flocKen  schienen 
Sie  irug  ein  langes  sxernbesxicKxes  Kleid« 


48 


Ein  schauer  Kommi  ihn  an«  er  will  erschrocKen 
Dem  bild  das  ihm  Versuchung  dünKi  eniujeichen« 
Er  gräbi  die  bände  in  die  vollen  locKen 
Und  machi  das  STarKe  bösemferne  zeichen- 

In  seine  wange  schiessc  es  roi  und  ujarm- 
Die  Kerzen  Treffen  ihn  mix  graden  bliizeni 
Da  siehi  er  auf  der  Jungfrau  schösse  siizen 
Den  Weli-eriöser  offen  seinen  arm. 

»Ich  werde  diener  sein  in  deinem  beere 
Es  sei  Kein  andres  streben  in  mir  wach- 
Mein  leben  folge  Foriab  deiner  lehre- 
Vergieb  wenn  ich  zum  lezien  male  schwach« 

Aus  des  aliares  weissgedecKier  iruhe 
Flog  ein  schwärm  von  engelsKöpfen  aus- 
Es  floss  bei  ferner  orgel  heiigem  braus 
Des  Tapfren  einfaii  und  des  Toien  ruhe 
Zu  weiier  Klarheit  durch  das  ganze  haus. 


4G 


DIE  TAT 


Der  bodenblumen  siilles  und  bescheidnes  heer« 
Der  Knappe  ging  darüber  hin  gedanKenleer 

Vor  lag  —  nicht  weil  von  seines  vaiers  gösiehaiie. 
Dann  uiarf  er  Kiesel  nieder  von  des  brunnens  walle 

Vielleichx  darin  sich  sehend  rühm-  und  bluibedeCKi. 
Am  minag  da  ihm  nichx  das  grüne  zeichen  siecKi« 

Das  hoFfnungzeichen  auf  der  nachbarlichen  zinne 
Das  ihm  gewährung  heissi  und  Melusinens  minne« 


50 


Erzitieri  er. . .  und  siundenlang  hai  er  geuieini 
In  iroiz  und  trauer  da  wo  voll  die  sonne  scheini. 

Am  abend  nach  den  ujäldern  die  vor  schrecKnis  pochen 
l8i  er  nach  lod  und  wunden  gierig  aufgebrochen. 

Er  achiei  nicht  auf  wohlgesinnier  wesen  tüori 
Er  dringt  mix  wilden  Knabenhafien  schriiten  fori 

Und  als  vor  seiner  hand  bewehri  mix  blossem  degen 
Das  ungeiüm  In  gifx  und  glux  gexauchx  erlegen: 

Verfolgx  er  seine  bahn  erheüx  vom  facKelbrand« 
Die  schönen  bllCKe  stüI  und  grad  zum  himmelrand. 


FRAUENLOS 


In  der  siadi  mix  aken  firsien  und  giebelbüdern« 

Den  schnecKenbögen  an  gebälK  und  Tür- 

Gemalien  Scheiben«  Türmen  die  an  die  sierne  rühren« 

Mix  hohlen  gongen  und  veriuischien  luappenschilderni 

Bei  den  brunnen  wann  morgen  und  abend  graui 

Bei  der  gelöchier  und  der  luasser  silbernem  laui: 

Ein  leben  voll  zäher  bürden 

Ein  ganzes  leben  dunKlen  dulderiumes 

War  ich  der  herold  eurer  würden 

Nor  ich  der  sönger  eures -ruhmes: 

Weisse  Kinder  der  biiigepränge 
Mix  euren  Kerzen  fahnen  böndern- 
Führerinnen  der  heiiren  Klänge 
In  farbigen  iocKeren  geiuändern« 
Bleiche  Freundinnen  der  abendmchle« 
Paxrizierxöchier  siolze  hochgenannie 
Die  unxer  heiligem  porxale 


52 


Die  schweren  Kleider  fallen  der  levanie  — 
Und  habe  meiner  löne  ganze  Kunsi  gepflegi 
Für  euch  ihr  Zierden  im  fesi-  und  jubelsaale- 
Herrinnen  möchiig  und  unbeuiegT. 

Wer  von  euch  aber  reichie  mir  zum  grusse 
Den  becher  und  den  eichenKranz  enigegen 
Und  sagie  mir  dass  sie  mich  luürdig  tuähne 
Ihr  leichtes  band  gehorsam  anzulegen? 
Welche  iröne  und  luelche  nnilde  busse 
Gab  aniLuort  je  auf  meiner  leier  irönen? 
Ich  fühle  friedlich  schon  des  lodes  fuss. 

Bei  der  glocKe  Klage  folgen  jungfraun  und  bräuie  sochi 

Einem  sarg  in  düstrer  tracht. 

Nur  zarie  bände  reine  und  hehre 

Dürfen  ihn  zum  münster  tragen  zum  geujölb  und  grab 

Mit  Königlicher  ehre 

Den  toten  priesier  ihrer  Schönheit  zu  verKlören. 

Mädchen  und  mütter  unter  den  zähren 

Gemeinsamer  tuitiuenschaft  giessen  edle  weine 

Blumen  und  edelsieine 

Fromm  In  die  gruft  hinab. 


53 


TAGELIED 


Da  nachi  den  neuen  morgen  noch  umschanei 

Und  dein  gemach 

(Ein  sichres  dach) 

Noch  lange  freuden  uns  gesiaxiex: 

Nas  soll  dein  leises  uieinen 

Und  dein  weher  bliCK? 

—  Des  glüCKes  stunden  meinen 

Für  mich  ein  missgeschiCK. 


54 


Es  xrösie  dich  mein  schuur 

Dass  du  auch  fürder  Keusch  mir  bisi 

Und  ich  zu  deinen  füssen 

Ergeben  dich  als  enge!  nur 

Beschauen  will  und  grüssen« 

Dein  ganzer  leib  mir  lieb  und  heilig  isii 

An  jedem  glied 

Mein  haupx  mix  inbrunsx  höngx 

Und  mix  gesenKxem  lid 

So  luie  man  Goix  empföngx. 

und  xrenn  ich  mich  für  heux«  für  ferne  fahrx: 

Ich  xrage  auf  der  brusx  veriuahix 

Das  seidenxuch  worauf  dein  name  sxehx 

Der  mich  wie  ein  gebex 

Eh  spiel  und  schlachx  beginnen 

BesTörKX  und  sieg  mir  bringx. 

—  O  möchxen  dann  nur  meine  xrönen  rinnen 

Wann  uns  des  wöchxers  hörn  zu  scheiden  zwingx, 


55 


IM  UNGLÜCKLICHEN   TONE   DESSEN    VON... 


Lösei  von  diesem  brief  sanfi  den  Knoien. 
Empfangei  ohne  groll  meinen  boxen» 
DenKei  er  Käme  von  einem  lOten! 

Als  ich  zuerst  euch  iraf  habt  ihr  gesprochen: 
»Don  hausi  ein  luurm  der  jeden  Feind  verachiei« 
Zu  seinen  KlüFien  bin  ich  flugs  gesprengi« 
Nach  heissem  ringen  hob  ich  ihn  ersiochen' 
Doch  seitdem  blieb  mein  haar  versengi  — 
Worob  ihr  lachxex. 


56 


»Ich  haue  gern  den  xurban  des  Korsaren« 

So  scherziei  ihr  —  ich  folgie  blind 

Und  bin  aufs  meer  in  lärm  und  sireix  gefahren« 

Mii  meinem  linKen  arme  mussi  ich's  büssen- 

Den  lurban  legi  ich  euch  zu  füssen« 

Ihr  schenKiei  ihn  als  Spielzeug  einem  Kind. 

Ihr  sohl  wie  ich  mein  glüCK  und  meinen  leib 

In  eurem  dlensi  verdarb. 

Euch  grömie  nichi  in  fährden  mein  verbleib« 

Ihr  donKiei  Kaum  wenn  ich  in  siurm  und  siaub 

Euch  rühm  erwarb 

Und  bliebe!  meinem  flehen  taub. 

Nun  leid  ich  an  einer  liefen  wunde- 

Doch  dringi  euer  lob  bis  zur  lezien  siunde» 

Schöne  dorne«  aus  meinem  munde. 


57 


IRRENDE  SCHAR 


Sie  ziehen  hin  gefolgi  vom  schelien» 
Vom  bösen  bliCK  der  grossen  zahl. 
Man  sogi  doss  sie  aus  feenujelien 
Nach  der  geburT  ein  adler  siahl. 

Ihr  leben  rinni  auf  siexen  zügen 
Als  suchten  sie  von  fand  zu  iand 
Die  erde  mix  den  goldnen  pflügen 
Wo  ihres  glüCKes  wiege  sxand. 

Sie  bluxen  willig  im  gefechie 
An  meeresKÜsxen  Kahl  und  grau 
Und  geben  freudig  Ihre  rechxe 
Für  eine  blasse  siolze  freu. 


58 


Sie  reuen  in  den  grossen  nöien 
Wenn  engel  mix  dem  gifiespfeil 
Zur  sirafe  unerbixilich  Töien  — 
Sie  dulden  zu  der  andren  heil. 

Nenn  drob  des  lobes  tuoken  quoimeni 
Dos  voIk  Für  sie  begeisieri  losi: 
Hosannaruf  und  sireu  der  palmen 
Sind  eines  lags  und  falscher  xrosi. 

Da  leiiei  sie  ein  späier  abend 
Zur  bürg  worin  das  Höchsie  LichT 
Mit  mildem  gruss  die  müden  labend 
Auf  immer  ihnen  rasi  versprichi. 

In  sönge  fliessi  ihr  erdeniüallen 
Bei  fesilich  rauschendem  geTön» 
Sie  werden  selig  unier  hallen 
Die  unvergänglich  neu  und  schön. 


59 


DER   y^JAFFENGEFÄHRTE 


Am  üjeiher  wo  die  rehe  huschen 
Da  Luar's  wo  Luir  von  Kampfes  schweiss 
Zum  ersienmal  die  siirnen  wuschen 
Noch  unsren  fohrien  hari  und  heiss. 

Nun  isx  mein  bruder  eingeschlafen 
—  Die  schwerier  Klangen  heuie  scharf  — 
Und  ich  bin  froh  dass  ich  den  braven 
Dieweil  er  ruhi  behüien  darf. 

Er  siüzie  sich  mix  seinem  schüde- 
Ich  nahm  sein  haupx  in  meinen  schoss« 
Auf  seiner  wange  zuckx  es  milde  ■ 
Um  seinen  barx  erbarmungslos. 


60 


Er  zog  mich  heut  aus  manchen  fesseln« 
Im  schwarzen  waid  luo  unheil  hausi 
War  ich  versiricKT  in  liefen  nesseln« 
Er  hieb  mich  aus  mix  rascher  fausT. 

Ich  tuoilie  zu  den  süssen  siimmen 
Des  tüiderraies  nicht  gedenK 
Dem  sündeschloss  enigegenKümmen« 
Er  hieli  mich  fesT  am  handgelenK. 

Er  Kenni  Kein  sinnen  und  Kein  wanKent 
Die  bösen  fühlten  seine  wuit 
Die  armen  die  zu  fuss  ihm  sanKen 
Verieilien  sich  sein  ganzes  gui. 

Er  lüird  mich  immer  unierweisen 
Im  graden  wandel  vor  dem  Herrn« 
Mein  bruder  isi  aus  wachs  und  eisen^ 
In  seinem  schütze  lueil  ich  gern. 


61 


II 


So  unierlag  er  doch  der  feinde  lüCKe  . . 

Er  fochx  mix  wenig  ireuen  lüider  scharen 

Er  fieli  doch  durch  des  himmels  huld  im  giüCK6 

Der  Seinen  sieg  vorm  lode  zu  erfahren. 

Und  fürsien  Kamen  gar  zum  irauersaale« 
Es  hoben  sich  gemurmelte  gebeie 
Der  männer  lob^  die  Klage  der  drommeie 
Für  ihn  zu  frühem  lichiem  ruhmesmaie. 

Nohin  ich  mich  noch  seinem  lode  Kehre? 
Wer  wehri  von  mir  des  rauhen  lebens  sxösse? 
Ich  werde  fallen  ohne  seine  grosse  — 
O  sei  es  nichx  zu  fern  vom  pfad  der  ehre. 


62 


OM    RtTTER    DER   SICH   VERLIEGT 


Hör  ich  nichi  dumpf  ein  Klirren« 
Kämpfer  die  die  rosse  schirren? 
Bange  rufe  vom  aiian« 
Speere  schiuirren? 

Drunien  sclilögi  ein  lor  nur  an. 

Isi  es  nichi  der  gäsie  lache? 
Emsig  Knechi  und  Kosiellan 
Unier  rebenschmuCKem  dache? 
Frohe  wache? 

Wurde  nichi  in  zarie  salien 
Ein  gedehnter  griff  getan: 
Ahnungsloser  schöner  zeiien 
Scheues  gleiien? 

Drunien  schlögi  ein  lor  nur  an. 


64 


DER  EtNSIEDEL 


Jns  offne  fensier  niCKien  die  hollunder 

Die  ersten  reben  sianden  in  der  bluhi- 

Da  Kam  mein  söhn  zurüCK  vom  land  der  tüunder^ 

Da  hoi  mein  söhn  an  meiner  brusi  geruhi. 

Ich  liess  mir  allen  seinen  Kummer  beichien» 
GeKröHKien  stolz  auf  seinem  erden-ziehn  — 
Ich  hone  ihm  so  gerne  meinen  leichien 
Und  sichern  frieden  hier  bei  mir  verliehn. 

Doch  anders  fügten  es  der  himmel  sorgen  — 
Sie  nahmen  nicht  mein  reiches  lösegeld  . . 
Er  ging  an  einem  jungen  ruhmes-morgen« 
ich  sah  nur  fern  noch  seinen  schlld  im  feld. 


65 


DAS   BILD 


Nachdem  ich  auf  sieinernen  gräbern-  an  frosiigen  pfeilern« 
Gesungen«  geiuandeli  bei  würdiger  väter  zunfi: 
Erspäht  ich  zur  vesper  hinier  den  rauchenden  meiiern 
Des  langsamen  abends  erquiCKende  niederKunfi. 

Zerdrangen  die  freundlichen  schauen  die  farbige  helle« 
Ersiarben  die  glocKen  über  dem  siillen  gefild 
Dann  sanK  ich  befreii  und  allein  in  der  bergenden  zeile 
Mii  schluchzen  und  sehnen  vor  das  göiiliche  bild. 


66 


Die  sprechenden  äugen  erhoben-  die  hände  gewunden« 
Eniflossen  gebeie  mir  ohne  anfang  und  schiuss 
Wie  nie  in  dem  sammienen  buch  ich  sie  ähnlich  gefunden- 
Ich  spannte  die  arme  und  luagie  den  flehenden  kuss. 

Ich  Lüorieie  iröumend  —  besiörKi  von  den  lüundergeschichien 
Auf  sichiliche  lohnung  die  nimmer  und  nimmer  Kam  .  . 
Besiürmie  nur  heisser  und  hoffie  und  zürnte  mix  nichten 
Dem  schuldlosen  antlitz  aus  glänz  und  erhabenem  gram. 

Und  uienn  es  endlich  auf  meine  lagersiatt 
Sich  neigte  oder  erlösende  zeichen  mir  schriebe  .  . 
Ich  glaube  mein  arm  ist  bald  zum  umfangen  zu  matt« 
Auf  meinen  lippen  erlosch  die  brennende  liebe. 


87 


SÄNGE  EINES  FAHRENDEN  SPIELMANNS: 


IfNlorie  irögeni  tüone  fliehen» 
Nur  das  lied  ergreift  die  seelet 
Wenn  icii  dennocli  dich  verfehle 
Sei  mein  mangel  mir  verziehen. 

Lass  mich  wie  das  Kind  der  tuiesen 
Wie  das  Kind  der  dörfer  singen« 
Aus  den  sälen  luiii  ich  dringen 
Aus  dem  fabelreich  der  riesen. 

Höhne  meine  sanfie  plage! 
Einmal  muss  ich  doch  gesiehen 
Dass  ich  dich  im  iraum  gesehen 
Und  seit  dem  im  busen  irage. 


70 


Aus  den  Knospen  quellen  sachTe 

Tropfen  voll  und  Klar 

Da  das  lichi  auf  ihnen  lachie. 

Und  wenn  meine  Tränen  fliessen? 
Was  ich  gestern  nichi  erriet 
Heute  bin  ich  es  gewahr: 
Dass  der  lezie  trosT  mir  flieht 
Kann  ich  euch  nicht  mehr  geniessen 
Neue  sonne»  junges  jähr. 


71 


Dass  ich  deine  Unschuld  rühre 
Soll  Ich  blumengarben  reichen 
Oder  zum  genauen  zeichen 
Deine  wähl  der  färben  tragen 
Oder  soll  vor  deiner  iure 
Meine  arme  lauie  schlagen? 

Kannst  du  all  das  nichi  begreifen: 
Werd  ich  Traurig  lueiierschujeifen? 
Werd  ich's  wogen?  werd  ich  sagen 


72 


Heissi  es  viel  dich  bliien 
Wenn  ich  einmal  siil! 
Nachdem  ich  lang  gelinen 
Vor  dir  Knieen  mag? 

Deine  hand  ergreifen 
Leise  drüCKen  mag 
Und  im  Kusse  streifen 
Kurz  und  fromm  und  siill? 

Nennsi  du  es  erhören 
Wenn  gesireng  und  siill 
Ohne  mich  zu  siören 
Dein  uiinK  mich  dulden  mag? 


73 


So  ich  Traurig  bin 
i/46i$s  ich  nur  ein  ding: 
Ich  denKe  mich  bei  dir 
Und  singe  dir  ein  lied. 

Fasi  vernehm  ich  dann 
Deiner  siimme  Klang- 
Ferne  singt  sie  nach 
Und  minder  luird  mein  gram, 


74 


Sieh  mein  Kind  ich  gehe. 
Denn  du  darfst  nicht  Kennen 
Nicht  einmal  durch  nennen 
Menschen  müh  und  wehe. 

Mir  ist  um  dich  bange. 
Sieh  mein  Kind  ich  gehe 
Dass  auf  deiner  wange 
Nicht  der  duft  verwehe. 

Würde  dich  beiehren« 
Müsste  dich  versehren 
Und  das  macht  mir  wehe. 
Sieh  mein  Kind  ich  gehe. 


75 


Dieses  ist  ein  rechier  morgeni 
Warmer  hauch  um  bäum  und  bach 
Machi  dein  ohr  für  süsse  schwüre 
Süsse  biixen  schneller  wach 
Die  ich  sorgsam  dir  verborgen. 

Nichi  mehr  war  ich  siumm  und  zag 
Nandelien  wir  jeizo  beide 
An  dem  immergrünen  hag. 
Spräche  dir  von  meinem  eide 
Und  vom  lob  das  dir  gebühre. 


76 


Ist  es  neu  dir  was  vermocht 

Dass  dein  puls  gesdiwinder  pochi? 

Warte  nur  noch  diese  tage» 

Sie  entscheiden 

Ob  du  leiden 

Oder  ob  du  glüCK  erwirbst. 

Ach  du  weisst  dass  du  nicht  stirbst 

Ruft  es  lüiederum:  entsage  1 

Warte  nur  noch  diese  tage 

Sie  entscheiden 

Ob  du  leiden 

Oder  ob  du  glüCK  erwirbst. 


77 


Ein  edelKJnd  sah  vom  balKon 
In  den  frühling  golden  und  grün> 
Lcuschie  der  lerchen  lon 
Und  biiCKie  so  freudig  und  Kühn. 

Ein  fiedler  —  fiedler  Komm 
Und  gib  deinen  liebsien  sang! 
Das  edelKind  horchie  fromm 
Dann  ward  ihm  iraurlg  und  bang. 

Was  sang  er  mir  solches  lied? 
Ich  warf  ihm  vom  finger  den  ring 
Böser  irugvoller  schmied 
Der  mich  mit  fesseln  umfing! 

Kein  frühling  mehr  mich  freui« 
Die  biumen  sind  alle  so  bloss. 
Träumen  will  ich  heuT 
Weinen  im  siillen  gelass. 


78 


Das  lied  des  ziuergen: 


I 


Ganz  Kleine  vögel  singen« 
Ganz  Kleine  blumen  springen« 
Ihre  glocKen  Klingen. 

Auf  hellblauen  heiden 
Ganz  Kleine  lämmer  weiden« 
Ihr  fliess  isi  weiss  und  seiden. 

Ganz  Kleine  Kinder  neigen 
Und  drehen  sich  laut  im  reigen 
Darf  der  zujerg  sich  zeigen? 


79 


tl 


Ich  Komme  vom  polasie 
Zu  eurer  Kinder  lanz 
In  ihrem  Frohen  Kranz 
Nill  eines  mich  gasie? 

Der  ich  mich  scheu  verberge 
Ich  habe  Krön  und  ihron» 
Ich  bin  der  feien  söhn 
Ich  bin  der  fürsi  der  ziuerge. 


80 


nr 


Dir  ein  schloss«  dir  ein  schrein  — 

Fülle  aller  schätze  und  ihr  glänz  sei  dein! 

Dir  ein  schtüeri"  dir  ein  speer  — 

Zarter  gunst  der  schönen  sei  dein  lueg  nie  leer. 

Dir  Kein  rühm«  dir  Kein  sold  — 
Dir  allein  im  liede  liebe  und  gold. 


81 


Ertuachen  d€r  braut: 

Es  Küngi  vom  lurme  her 
Mix  erstem  dämmersirahl 
Das  lied  der  himmeisheiden« 
Den  fesiesmorgen  melden 
Ergreifend  ernsi  und  schuer 
Die  hörner  im  Choral. 

Bin  ich  im  iraum  noch?  nein, 
Ein  ruf  am  lor  erscholl  . . 
Der  nächie  sanKen  sieben. 
Es  uird  ein  boie  sein 
Vom  Knaben  den  ich  lieben 
Und  mir  eriuähien  soll. 


82 


Lilie  der  auen! 

Herrin  im  rosenhagl 

Gib  dass  ich  mich  freue« 

Das8  ich  mich  erneue 

An  deinem  gnadsnreichen  Krönungsiag. 

Muiier  du  vom  lichi« 

Milde  frau  der  frauen« 

Weise  deine  güie 

Kindlichem  gemüie 

Das  mii  geäst  und  moos  dein  bild  umflichx 

Frau  vom  guien  rai! 

Wenn  ich  voll  vertrauen 

Wenn  ich  ohne  sQnde 

Deine  macht  verKÜnde: 

SchenKst  du  mir  luorum  ich  lange  bat? 


83 


DAS  BUCH  DER  HÄNGENDEN  GÄRTEN 


lAlir  werden  noch  eirtmal  zum  lande  fliegen 

Das  dir  von  früh  auf  eigen  luar: 

Du  mussi  dich  an  den  hals  des  zeliers  schmiegen» 

Du  drüCKSi  an  seinen  zäumen  den  rubin 

In  einer  heissen  nachi  und  ohne  fahr 

GelangsT  du  hin. 


87 


Als  durch  die  dämmerung  jähe 
Breite  röxe  sich  uies* 
Balsamdufi  mich  umblies» 
Kanni  ich  die  freundliche  nähe: 
Stammes  boden  und  mauern. 
Stolz  und  mit  glüCKlichem  schauern 
Nandel  der  seele  geschah 
Als  ich  die  üppig  und  edel 
Zu  mir  sich  neigenden  lüedei 
Erster  palmen  wiedersah. 


38 


Kaum  deuten  dir  gehersam  offne  bahnen 
Nach  den  ersehnten  höchsten  stufen« 

Ais  der  geiuöibe  beute*  stahl  und  fahnen« 
Betäubend  dir  entgegenrufen: 
Von  Säulen  die  im  schütte  dampfen 

Von  schiuertern  die  von  staub  und  purpur  Kleben« 
Talaren  drauf  die  rosse  stampfen 

Und  armen  die  begeistert  sich  erheben. 

Daziüischen  bebt  ein  tiefer  laut: 

Vergiss  mit  uns  im  bund 
Die  würde  so  dir  anvenraut 

Und  Küsse  froh  den  grund 
.  Wo  gold-  und  rosenschein 
Der  lüeichen  wünsche  frevel  sOhni* 

Den  grund  auf  dem  allein 
Die  süsse  saat  hienieden  grünt. 


89 


in  hohen  palösien  aus  duHKlen  und  schimmernden  qucdern 

In  bauschenden  zelien  die  himmlische  gaben  bescheeren 

Verschönen  des  lichies  von  oben  ergossene  Nui 

Die  leiber  vom  ujeiss  des  marmors  mix  bläulichen  ädern 

Vom  safrlgen  gelb  der  reife-beginnenden  beeren  — 

Die  leiber  die  hellrot  wie  bluten  und  hochroi  uiie  biui. 

Da  ich  mich  von  ihnen  zu  trennen  beschloss  um  ein  reines 
Erhabnes  geniessen  berauschender  sieges-gebröuche: 
Verscheuch  Ich  den  gram  der  mich  abermals  leise  bestahl 
Mix  hülfe  der  blumigen  sprühenden  gelsier  des  weines? 
Erhebt  von  dem  schlöfernden  pfühl  der  basilien-ströuche 
Mich  meiner  gewappneten  schall  im  eruiachenden  strahl? 


90 


Nachdem  die  hehre  siadi  die  lüaFfen  sirecKie« 
Die  breschen  offen  lagen  vor  dem  heer- 
Der  fluss  die  TOien  weiiertrug  zum  meer- 
Der  resi  der  Kämpfenden  die  sircssen  decKie 

Und  der  erobrer  zorn  vom  raube  man: 
Da  schoss  ein  breites  iichi  aus  tüolKenreichen» 
Es  ujanderxe  versöhnend  auf  den  leichen. 
VerKlärie  die  beirübie  Trümmersiadi 

Und  hafteie  verdoppeli  an  der  sielle 
Wo  der  Bezwinger  durch  die  menge  siob 
Der  Kühn  dann  über  eines  lempels  schiüeile 
Die  Klinge  rauchend  zu  dem  gone  hob. 


91 


KINDLICHES  KÖNIGTUM 


Du  uiarsi  erKoren  schon  als  du  zum  ihrone 
In  deiner  väierlichen  gärien  Kies 
Nach  edlen  sieinen  suchiesi  und  zur  Krone 
In  deren  glänz  dein  haupi  sich  glüCKÜch  pries, 

Du  schufesi  Fernab  in  den  niederungen 
Im  räisel  dichier  büsche  deinen  siaai* 
In  ihrem  düsier  ward  dir  vorgesungen 
Die  lust  an  fremder  prachi  und  ferner  lai. 


92 


Genossen  die  dein  bliCK  rur  dich  eniFlammie 
Bedachiesi  du  mix  soid  und  lönderei» 
Sie  glaubien  deinen  planen«  deinem  amie 
Und  dass  es  süss  für  dich  zu  sierben  sei. 

Es  waren  nächie  deiner  sciiönsien  wonnen 
Wenn  all  dein  voIk  um  dicii  geKniei  im  rund 
Im  saale  voll  von  zweigen  färben  sonnen 
Der  wunder  horchTe  wie  sie  dir  nur  Kund. 

Das  weisse  banner  über  dir  sicii  spcnnie 
Und  blaue  wolKe  siieg  vom  erzgesiell 
Um  deine  wange  die  vom  stolze  brannie 
Um  deine  siirne  sireng  und  himmelhell. 


93 


Halte  die  purpur-  und  goldnen 

gedanKen  im  zaum> 

Schliesse  die  lider 

Unier  dem  fiieder 

Und  lüiege  dich  luieder 

Im  miitagsiraum . 

Vögel  versiummi  in  den  gärien 
auf  blume  und  asi- 
Mix  Kronen  und  reifen 
Meiallblauen  sireifen 
Geringellen  schweifen« 
Sie  schauKeln  zur  rasi. 


94 


Ferne  schlagen  die  xrommein 
aus  Silber  und  zinn. 
Doch  Keine  Klänge 
Nichi  wechseigesänge 
Noch  harfensiränge 
Beiaden  den  sinn. 

Zierai  des  spiizigen  lurms  der 
die  büsche  erhelli« 
Verschlungnes  gefüge 
GeschnöfKelie  züge 
Verbleien  die  lüge 
Von  lüesen  und  tueli. 


9S 


meine  lueissen  ara  haben 
safrangelbe  Kronen» 
Hinxerm  giiier  wo  sie  wohnen 
NiCKen  sie  In  schlanKen  ringen 
Ohne  ruf  ohne  sang- 
Schlummern  lang« 
Breiien  niemals  ihre  schioingen 
Meine  ujeissen  ara  iröumen 
Von  den  fernen  daiielbäumen. 


96 


VORBEREITUNGEN 


Den  Jungen  leib  mit  unversehrien  reizen 

Soli  man  vom  neumond  ab  mii  milcii  und  lüein 

Vom  halben  bis  zum  vollen  schein 

In  einem  bad  von  öl  und  salben  beizen  — 

Palasi  und  schmucK  und  mögde  seien  dein! 

Und  priesier  die  die  hönde  auf  dich  legen 

Verrichien  vor  dir  Täglich  einen  segen. 


98 


Auf  dass  du  einer  fUrsiin  ähnlich  siehst 

Und  auch  in  lieFer  zuchi 

Siumm  In  eruiartung  Kniest« 

Dass  reich  und  schujellend  eine  reife  frucht 

Und  eine  Knospe  duFtig  zart 

Am  fest  der  strenge  meister  dich  geuuchrt 

Und  seiner  luürdig  dich  erKiest. 

Und  du  selber?  —  liebst  dich  lang  zu  läutern« 

IVIit  den  reinen  zauberKräutern 

Deinen  geist  in  einsanriKeit  zu  schoneni 

Ihn  mit  der  erharrung  schauer  lohnen 

Bis  der  Vorhang  birst 

Vor  dem  ausbund  aller  zonen  — 

Den  vielleicht  du  nie  berühren  ujirsi. 


99 


FRIEDENSABEND 


Vom  langen  dulden  sengend  heisser  siiche 
Erholen  sich  die  bleichen  ländersiriche 

Und  ujolKen  schtücrz  und  schuefelgelb  belasten 
Die  Kahlen  mauern  und  die  starren  mästen. 

Die  gärten  atmen  schuier  von  dufi  beladen^ 
Die  schatten  wachsen  fester  in  den  pfaden. 


100 


Die  zarien  stimmen  sciilummern  und  versiummen* 
Die  hohen  mildern  sich  in  sanftes  summen. 

Wie  Schemen  locKen  nur  die  Fesigepränge 
Die  lüüden  schlachien  iauien  Untergänge. 

Im  dichten  dunste  dringt  nur  dumpf  und  selten 
Ein  ton  herauf  aus  unteruorfnen  uelten. 


101 


Unierm  schütz  von  dichien  bläTiergründen 
Wo  von  siernen  feine  flocKen  schneient 
Sachie  siimmen  ihre  leiden  Künden* 
Fcbeliiere  aus  den  braunen  Schlünden 
Sirahlen  in  die  marmorbecKen  speien* 
Draus  die  Kleinen  böche  Klagend  eilen: 
Kamen  Kerzen  das  gesiräuch  entzünden« 
Neisse  Formen  das  getuösser  leiten. 


103 


Hain  in  diesen  paradiesen 
Wechseli  ab  mix  biüienujiesen 
Hallen«  bunTbemaiien  fliesen. 
SchlanKer  siörche  schnäbel  Kräuseln 
Teiche  die  von  fischen  schillern« 
Vögel-reihen  manen  Scheines 
Auf  den  schiefen  firsten  irillern 
Und  die  goldnen  binsen  säusein  — 
Doch  mein  iraum  verfolgi  nur  eines. 


Als  neuling  iroi  ich  ein  in  dein  gehege 

Kein  staunen  war  vorher  in  meinen  mienen« 

Kein  wünsch  in  mir  eh  ich  dich  bliCKie  rege. 

Der  jungen  hände  faliung  sieh  mix  huld« 

Erujähle  mich  zu  denen  die  dir  dienen 

Und  schone  mix  erbarmender  geduld 

Den  der  noch  sxraucheix  auf  so  fremdem  siege. 


104 


Da  meine  üppen  reglos  sind  und  brennen 

Beachi  ich  ersi  wohin  mein  fuss  geriei: 

In  andrer  herren  prächiiges  gebiei. 

Noch  war  vielleichi  mir  möglich  mich  zu  irennen« 

Da  schien  es  dass  durch  hohe  giiiersiäbe 

Der  bliCK  vor  dem  ich  ohne  lass  geKniei 

Mich  fragend  suchie  oder  zeichen  gäbe. 


Saget  mir  auf  welchem  pfade 
Heuie  sie  vorüberschreiTe  — 
Dass  ich  aus  der  reichsten  lade 
Zarte  seidenweben  hole« 
Rose  pflüCKe  und  viele« 
Dass  ich  meine  wange  breite- 
Schemel  unter  ihrer  sohle. 


105 


Jedem  werKe  bin  ich  fürder  toi. 
Dich  mir  nahzurufen  mix  den  sinnent 
Neue  reden  mix  dir  auszuspinnen. 
Diensx  und  lohn  gewährung  und  verbox« 
Von  allen  dingen  isx  nur  dieses  nox 
Und  üjeinen  dass  die  bilder  immer  fliehen 
Die  in  schöner  finsxernis  gediehen  — 
Wann  der  Kolie  Klare  morgen  drohx. 


Angsx  und  hoffen  wechselnd  mich  beKlemmen- 

Meine  ujorxe  sich  in  seufzer  dehnen« 

Mich  bedröngi  so  ungesxümes  sehnen 

Dass  ich  mich  an  rasx  und  schlaf  nichx  Kehre 

Dass  mein  lager  xrönen  schiuemmen 

Dass  ich  jede  freude  von  mir  luehre 

Doss  ich  Keines  freundes  irosx  begehre. 


106 


lAlenn  Ich  heui  nichi  deinen  leib  berühre 
Wird  der  Faden  meiner  seele  reissen 
Nie  zu  sehr  gespannte  sehne. 
Liebe  zeichen  seien  Trauerflore 
Mir  der  leidet  seil  ich  dir  gehöre. 
Richie  ob  mir  solche  quäl  gebühre- 
Kühlung  sprenge  mir  dem  fieberheissen 
Der  ich  luanKend  draussen  lehne. 


Sireng  isx  uns  das  glüCK  und  spröde^ 

Was  vermochi  ein  Kurzer  kuss? 

Eines  regeniropFens  guss 

Auf  gesengier  bleicher  öde 

Die  ihn  ungenossen  schlingi- 

Neue  labung  missen  muss 

Und  vor  neuen  gluxen  springi. 


107 


Das  schöne  beei  beirachi  ich  mir  im  harren» 
Es  Ist  umzöunx  mix  purpurn-schwarzem  dorne 
Drin  ragen  Kelche  mix  gefiecKxem  sporne 
Und  sammigePiederxe  geneigxe  farren 
Und  fiocKenbUschei  uassergrün  und  rund 
Und  in  der  mixxe  glocKen  uieiss  und  mild  — 
Von  einem  ödem  isx  ihr  feuchxer  mund 
Nie  sUsse  fruchx  vom  himmlischen  gefild. 


108 


Als  wir  hinier  dem  beblümien  tore 
Endlich  nur  das  eigne  hauchen  spürien 
Worden  uns  erdachie  seiigKeiien? 
Ich  erinnere  dass  wie  schwache  röhre 
Beide  siumm  zu  beben  wir  begannen 
Wenn  wir  leis  nur  an  uns  rührien 
Und  dass  unsre  äugen  rannen  — 
So  verbliebesi  du  mir  lang  zu  seilen. 


lAlenn  sich  bei  heiiger  ruh  in  liefen  maxien 
Um  unsre  schlafen  unsre  bände  schmiegen« 
Verehrung  linden  unsrer  glieder  brand: 
So  denKe  nichi  der  ungesialien  schonen 
Die  an  der  wand  sich  auf  und  unier  wiegen« 
Der  wöchier  nichx  die  rasch  uns  scheiden  dürfen 
Und  nicht  dass  vor  der  siadi  der  weisse  send 
Bereit  ist  unser  warmes  blut  zu  schlürfen. 


109 


Du  lehnest  uiider  eine  silberiueide 
Am  ufer»  mit  des  Fächers  siarren  spiizen 
Umschirmesi  du  das  haupi  dir  lüle  mix  blitzen 
Und  rollst  als  ob  du  spieltest  dein  geschmeide 
Ich  bin  im  boot  das  laubgeujölbe  uahren 
In  das  ich  dich  vergeblich  lud  zu  steigen . . 
Die  lueiden  seh  ich  die  sich  tiefer  neigen 
Und  blumen  die  verstreut  im  ujasser  fahren. 


110 


Sprich  nichT  immer 
Von  dem  laub« 
Hindes  raub« 
Vom  zerschellen 
Reifer  quitien« 
Von  den  iriiien 
Der  vernichier 
Späx  im  jähr. 
Von  dem  ziiiern 
Der  libellen 
In  geiüinern 
Und  der  lichier 
Deren  fllmmer 
Wandelbar. 


111 


iri\r  bevökerien  die  abend-dOsiern 
Lauben»  lichten  lempel«  pfad  und  beet 
Freudig  —  sie  mix  lächeln  ich  mit  flüsiern 
Nun  isi  wahr  dass  sie  Für  immer  gehx. 
Hohe  blumen  blassen  oder  brechen« 
Es  erblassi  und  brichi  der  weiher  glas 
Und  Ich  ireie  fehl  Im  morschen  gras' 
Palmen  mix  den  spixzen  fingern  stechen. 
Mürber  blöxxer  zischendes  geiuühl 
Jagen  rucKiueis  unsichtbare  hönde 
Draussen  um  des  edens  fahle  wände. 
Die  nachx  isx  UberiüölKi  und  schiuül. 


t12 


Des  ruhmes  leere  dränge  sind  bezuungen 
Seil  einen  schätz  es  zu  beu/ahren  giii 
Den  icii  nachdem  ich  viel  verlor  errungen« 
Der  jeden  dursi  nach  andrem  prunKe  siilii. 

Die  bände  zum  gebieten  ausgestrecKt 
Vergassen  ihre  Kräfte  zu  erproben 
Weil  sie  vor  dir  von  deinem  glänz  bedecKt 
In  heidnischer  verzüCKung  sich  erhoben 

Und  seines  amtes  heiiigKeit  veriezt 
Der  mund  der  seherwort  gespendet 
Seit  er  sich  neigend  einen  fuss  benezt 
Der  milch  und  elfenbein  im  teppich  blendet. 


114 


Indes  in  träumen  laten  mir  gelungen« 
Icli  zarier  weisen  mich  beflissen« 
Sind  die  feinde  in  mein  land  gedrungen 
Sie  haben  bis  zur  häifte  mirs  entrissen . 

Ich  aber  Kann  mich  nicht  zur  räche  rüsten^ 
Zum  lezten  male  war  ich  held 
Als  man  mir  die  Verräter  von  den  Küsten 
Herbeigeführt  Ins  rote  richterfeld. 

Da  Konnt  ich  unverwandt  noch  bliCKen 

Wie  sie  die  nicht  gehorsam  mir  gezollt 

Zu  boden  lagen  und  auf  jedes  nicKen 

Vom  glatten  schlanKen  rümpf  ein  haupt  gerollt. 

Ich  muss  mein  schönes  land  gebeugt  betrauern« 
Dieses  sei  allein  mein  trost: 
Der  sänger-vogel  den  zertretne  fluren«  mauern 
Und  dächer«  züngelnd  wie  ein  feuerrost« 
Nicht  Kümmern  singt  im  frischen  myrtenhage 
Unablässig  seine  süsse  Klage. 


115 


Ich  warf  das  Stirnband  dem  der  glänz  enifiohn 
So  dass  es  Kürrie  hin  und  sau  verliess  ich  sie: 
Den  scal  in  den  der  Süden  seine  schätze  röumti 
Die  höfe  wo  das  wasser  dufiig  spieit« 
Der  säuienmauern  erz  und  lazuii 
Und  meinen  thron  — 

Und  ging  zu  dienen  einem  pascha  der  befiehlt 
in  einer  Schiras  die  in  rosennebeln  träumt. 


116 


Ich  freuie  ihn  in  langen  luochen  treu 
Durch  Jubellieder  die  ich  ihm  gesungeni 
Durch  Kränze  die  ich  für  Ihn  flochi« 
Ich  beugte  mich  zu  ihm  herab  voll  scheui 
Zu  ihm  der  alle  meuierer  bezwungen 
Und  viele  fremde  gegner  unierjochi. 


An  einem  siegesabend  war  er  heimgeKommen 

Das  voiK  umgab  ihn  wie  der  brandung  saus« 

Ich  haue  einen  dolch  für  ihn  geschliffen: 

Er  siirbi  sobald  das  wachs  erlischi  — 

Doch  als  er  Kaum  die  siiegen  gross  und  siolz  erjclommen 

Und  ich  den  ehrenirunK  für  ihn  gemischi: 

Hax  eine  neue  reue  mich  ergriffen- 

Ich  schleiche  bloss  und  siumm  hinaus. 


In  allen  Strassen  und  paläsxen  dröhnen 

Die  pauKen  und  die  zimbeln  im  verein 

Und  wein  und  liebe  lohni  den  lapfern  söhnen« 

Sie  schmüCKen  mix  geraubter  prachx 

Die  xöchxer  deren  llppe  glühx  und  lachx 

Im  garxen  bei  der  facKein  gelbem  schein. 


117 


Der  SKlave  gehi.  noch  einmal  Kurz  vorm  lore 

Nill  ihm  ein  sirauch  der  breiie  bunie  blüien  irug 

Vom  rühme  lispeln»  von  der  schmoch« 

Er  aber  iraui  nlchi  mehr  dem  lug. 

Er  brichi  den  zweig  von  einer  syKomore 

Und  fiiehi  den  ori  ujo  seine  seele  brach. 

Der  SKlave  gehii  sein  werK  isi  all  geschehn. 
Zum  sxrome  luo  die  sierblichen  versinKen 
Und  gläubig  aller  quäl  erlösung  irInKen  — 
Er  Kann  der  uoge  jezi  ins  äuge  sehn. 


118 


lAlo  am  lezten  rastori  reiier 
Und  geschmüCKter  züge  leiter 
Spähen  nach  erreichten  zinnen: 
Siillen  Wanderer  ihr  dürsien« 
Bieten  ujasserträgerinnen 
Ihm  den  Krug  und  grüssen  heiter« 
Niemand  Kennt  den  frühern  forsten 
Lächelnd  danKt  er«  Kein  erbittern 
Ist  in  ihm«  doch  flieht  er  weiter 
Scheu  weil  seine  hoheit  bricht« 
Jede  nähe  macht  ihn  zittern 
Und  er  fürchtet  fast  das  licht. 


119 


Er  liess  sich  einsam  hin  auf  hohem  sieine« 
Schon  log  sein  iond  mii  gnaden  und  befehlen 
Ihm  sehr  eniferni  und  schäize  und  Juwelen 
Erschienen  wie  in  lief  versenKiem  Schreine 
Als  er  das  haupi  in  seine  hönde  grub. 

Er  schwieg  —  ein  seufzen  sich  um  ihn  erhub: 

Die  gräser  die  beirübi  am  rande  Kauern« 
Das  Zwiegespräch  der  zedern  und  der  erlen« 
Die  iauien  iropfen  die  von  felsen  perlen 
Ergriffen  das  den  menschen  fremde  irauern 
Des  der  ein  Königium  verlor. 

Und  aus  dem  sirom  ein  rauschen  ihn  beschwor: 


120 


STIMMEN   rM   STROM 


Liebende  Klagende  zagende  luesen 
Nehmi  eure  zuFluchi  in  unser  bereich» 
WerdeT  geniessen  und  uierdei  genesen» 
Arme  und  uiorie  umiuinden  euch  lueich. 

Leiber  luie  muscheln»  Korallene  lippen 
Sciiiüimmen  und  lönen  in  schujanKem  palasx» 
Haare  verschlungen  in  äsiige  Klippen 
Nahend  und  wieder  vom  sirudel  erPassi. 

Bläuliche  lampen  die  halb  nur  erhellen* 
Schuebende  söulen  auf  Kreisendem  schuh  — 
Geigend  erzitiernde  ziehende  wellen 
SchauKeln  in  selig  beschauliche  ruh. 

MUdeT  euch  aber  das  sinnen  das  singen* 
Fliessender  freuden  bedöchiiger  lauf- 
Triffi  euch  ein  kuss:  und  ihr  Iöst  euch  in  ringen 
Gleiiei  als  ujogen  hinab  und  hinauf. 


122 


INHALT 


WIDMUNG 
VORREDE 

DAS  BUCH  DER  HIRTEN-  UND  PREISGEDICHTE 

JAHRESTAG        11 

ERKENNTAG 12 

LOOSTAG 13 

DER  TAG  DES  HIRTEN .  14 

FLURGOTTES  TRAUER 16 

ZWIEGESPRÄCH  IM  SCHILFE 13 

DER  HERR  DER  INSEL 20 

DER  AUSZUG  DER  ERSTLINGE 23 

DAS  GEHEIMOPFER ...  24 

DIE  LIEBLINGE  DES  VOLKES        26 

DER  RINGER 26 

DER  SAITENSPIELER .  27 

ERINNA 28 

ABEND  DES  FESTES 29 

DAS  ENDE  DES  SIEGERS 30 

PREISGEDiCHTE  AUF  EINIGE  JUNGE 
MÄNNER  UND  FRAUEN  DIESER  ZEIT: 

AN  DÄMON 33 

AN  MENIPPA 34 


AN  MENIPPA 35 

AN  KALLIMACHOS 36 

AN  SIDONIA 37 

AN  PHAON 38 

AN  LUZILLA 39 

AN  ISOKRATES      40 

AN  KOTYTTO 41 

AN  ANTSNOUS 42 

AN  APOLLONIA 43 

DAS  BUCH  DER  SAGEN  UND  SÄNGE 

SPORENWACHE ....  47 

DIE  TAT 50 

FRAUENLOB 52 

TAGELIED 54 

IM  UNGLÜCKLICHEN  TONE  DESSEN  VON    ...  56 

IRRENDE  SCHAR 58 

DER  WAFFENGEFÄHRTE   I 60 

I! 62 

VOM  RITTER  DER  SICH  VERLIEGT 64 

DER  EINSIEDEL 65 

DAS  BILD 66 

SÄNGE  EINES  FAHRENDEN  SPIELMANNS: 

Worie  trugen«  wone  fliehen 70 

Aus  den  Knospen  quellen  sachie 71 

Dass  ich  deine  Unschuld  rühre      72 

Helssi  €s  viel  dich  binen 73 

So  ich  traurig  bin        74 


Sieh  mein  Kind  Ich  gehe 75 

Dieses  ist  ein  rechter  morgen 76 

Ist  es  neu  dir  was  vermocht      77 

Ein  edelKind  sah  vom  baiKon 78 

Das  lied  des  zujergen    I          79 

II  -...,-.        ....  80 

III  .    .            81 

Erwachen  der  braut        82 

Lilie  der  auen 83 

DAS  BUCH  DER  HÄNGENDEN  GÄRTEN 

Wir  werden  noch  einmal  zum  lande  fliegen 87 

Als  durch  die  dämmerung  jähe 83 

Kaum  deuten  dir  gehorsam  offne  bahnen    .    .    .    .   •  89 

In  hohen  paiästen  aus  dunKJen  und 90 

Nachdem  die  hehre  siadt  die  waffen  strecKte    .    t  91 

KINDLICHES  KÖNIGTUM          c  92 

Halte  die  purpur  und  goldnen 94 

Meine  weissen  ara 96 

VORBEREITUNGEN    ...        98 

FRIEDENSABEND 100 

Unterm  schütz  von  dichten  blättergründen        .       .103 

Hain  in  diesen  paradiesen .    .  104 

Als  neuling  trat  ich  ein  in  dein  gehege   ......  104 

Da  meine  lippen  reglos  sind  und  brennen  ...       .  103 

Saget  mir  auf  welchem  pfade        105 

Jedem  werKe  bin  ich  f'ürder  toi 106 

Angst  und  hoffen 106 


Nenn  ich  heux  nicht  deinen  leib  berUhre  . 
Sireng  ist  uns  das  glUcK  und  spröde  .  . 
Das  schöne  beex  betrachx  Ich  mir  im  harren 
Als  uiir  hinter  dem  beblUmien  tore  .  .  . 
Wenn  sich  bei  heiliger  ruh  in  tiefen  matten 
Du  lehnest  uider  einer  silberueide      .    .    . 

Sprich  nicht  immer :   .    . 

Wir  bevökerten  die  abend-dUstern      .    .   . 


Des  ruhmes  leere  dränge  sind  bezujungen 
Indes  in  träumen  taten  mir  gelungen  .    •    . 
ich  ujarf  das  Stirnband  dem  der  glänz 
Wo  am  lezten  rastort  reiier      ...... 

Er  Hess  sich  einsam  hin  auf  hohem  steine 
STIMMEN  IM  STROM 


INHALT 


107 
107 
108 
109 
109 
110 
111 
112 

114 
115 
116 
119 
120 
122 

124 


GEDRUCKT  BEI  OTTO 
V.  HOLTEN- BERUMC. 


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