Google
This ıs a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before ıt was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world’s books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear ın this file - a reminder of this book’s long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google ıs proud to partner with lıbraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text ıs helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users ın other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance ın Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google’s mission is to organıze the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
atihttp: //books.gooqle.com/
Google
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen ın den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google ım
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun Öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ıst. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die ım Originalband enthalten sind, finden sich auch ın dieser Datei — eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ıst, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sıe das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer ın anderen Ländern Öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es ın jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie ım Internet unter|lhttp: //books.google.comldurchsuchen.
‚VERLICH'sche |.
HHANDLUNG
BUSsEY INSTITUTION
or
HARVARD UNIVERSITY.
—— SE — HS Ä
* ⸗ { ⸗ Pd 4 2
j *
RR
# I N
ne
Die Bodenkunde
oder
die Lehre vom Boden,
nebft einer
vollftändigen Anleitung
zur
chemijchen Analyfe der Ackererden
und den Refultaten von 180 chemiſch unterfuchten Bodenarten aus
Deutfhland, Belgien, England, Frankreich, der. Schweiz, Ungarn,
Rußland, Schweden, Oftindien, Weſtindien und Nordamerika.
Ein Handbuch
für Landwirthe, Sorfimänner, Gärtner, Boniteure
und Theilungscommiffäre
von
Earl Sprengel,
Dr- ber Philofopbie, gesmeli er prefeffor ber Landwirthſchaftsſehre am Gollegio Garolino
SBrounicnprig , L nigl. Preußifcher Deconomie-Rath, beiländiger General:Secretär
vr | conomifchen Gefellibaft, Ebrenmitalieb_ber Royal Arrieultural
Seciety von England, Ehrenmitalieb ber Genootschap voor Laudbouw en Kruidkunde
;elitreeht, cortefpondirendes IRi lieb ber Kaifer!. Königl. Landwirthſchafts-Geſellſchaften
m Girpermart und Wien, deö Nieberrbeinifcdhen Kandbwirfbfchaftlichen rheinpreußifchen
5 — ——— bes Baltifchen Vereins zur Beförderung ber Kanbiwirthfdaft,
= ze Mitglieb ber Königl. Hannoverſchen Lanbwirthſchafts Gefellfichaft, des
w Banb: und —— — im Herzogthum Braunſchweig, bes Lantwirth—
ſchaftiichen Vereins des Sroßberzogthbums Baden u. f. w
Smweite Auflage
Ned einer Steindbrud:Zafel.
Leipzig 1SAA.
Berlag von Immanuel Müller
Ol 508.44 ,3
HAFYAFN COLLEGE LIBRARY
TRAnSFERRED FROM
BUSSEY INSTITUTION
Drud und Papier
von &. ©. Henbeß 'n Sä8lin.
vorrede.
Zur erſten Ausgabe.
Re übergebe hiermit dem Lands und Zorftwirthichaftlichen Pubs
im ein Werk, in welchem, wie man fehr bald bemerken
wird, gar vieles enthalten ift, was von ben Lehren, bie biäher
über den Boben aufgeftellt wurden, bedeutend abweicht. Der
hauptgrund hiervon ift, daß ich eine Bodenkunde zu liefern
wünfchte, die dem jetzigen Standpunkte der Naturwiffenichaften
angemeffen fein möchte. sch hatte ein Werk zu fchreiben, in
welchem nachgewiefen werben mußte, welchen mädhtigen Einfluß
die neueren Entbecfungen ber Chemie, Mineralogie, Bo⸗
tanik und Phyſik auf Die weitere Ausbildung der Lehre vom
Boden gehabt haben. — In wie weit ich meine Aufgabe hier
gelöfet habe, darüber ſteht mir Fein Urtheil zu, bemerklich wii
ih jedoch machen, daß dies Buch die Refultase meiner 25jähs
gen Studien und Erfahrungen den Boden betreffend enthält;
gleich nahm ich aber auch alles das barin auf, was fchon
, Indere vor mir Gutes und Wahres über ben fraglichen Gegen-
kand ſchrieben.
. IV
Die vorliegende Bodenkunde iſt unter unfäglich vieler
Mühe und Arbeit entftanden, deshalb wünfche ich auch, daß ihr
eine gütige und nachfichtövolle Aufnahme zu Theil werden möge.
Sch gebe dem Leſer ein Werk in die Hände, mas mir außer
vieler Mühe und Anftrengung audy einen nicht geringen Koften-
aufwand verurfachte, denn, um genau bie Eigenfchaften der ver-
fchiedenen Bodenarten durch den Augenfchein kennen zu lernen,
unternahm ich bedeutende Reifen, unterwarf fehr viele merfwürs
dige Adererden der forgfältigften chemifchen Unterfuchung, ftellte
eine große Menge Eoftbarer Verfuche an und unterließ überhaupt
nichtd, was dazu dienen Fonnte, mir eine eben fo gründliche al
umfaffende Kenntniß des allerwichtigften Gegenftandes ber Lands
und Forftwiffenfchaft — des Bodens — zu verfchaffen. — Weder
die Mühe und Arbeit noch die Koften werde ich jemals erfegt
erhalten, da es ja ganz gewöhnlich ift, daß derjenige, welcher
fi) der Wiffenfchaft opfert, ſtatt einer verhältnißmäßigen Beloh-
nung nur Undank erntet. — Dagegen bleibt mir dad Bewußt-
fein — und was ift mehr werth — einen Gegenftand bearbeitet
zu haben, der auf das Innigfte nicht nur mit dem Wohle der
Menichen, fondern auch mit dem der Staaten zufammenhängt
aber wie Wenige erkennen dies! Jedoch genug hiervon.
Mancher Lefer dürfte wünfchen, daß der Gefteindiehre ein
kurzer Abriß der Agrienlturchemie vorangegangen fein möchte.
Ein folcher genügt indeß für unferen Zwed nicht. Wer meine
Bodenkunde gehörig flubiren und richtig verfichen will, muß,
wenn er feine hinreichenden chemifchen Kenntniffe hat, ein chemis
ſches Handbuch zu Hülfe nehmen. Ich bringe dazu mein „Hand =
bud der Chemie für Landwirthe, Forfimäanner und
V
Gameraliften” in Vorſchlag, theils weil mandjes darin ent⸗
haften it, was ſich auf bad in Diefem Werke Erwähnte bezieht,
theild und hauptfächlich, weil ich darin nur dasjenige von der
chemie näher erörtert und durch Beifpiele bewiefen habe, was
für den Lands und Korftwirth ein beſonderes Intereſſe hat.
Was die hier mitgetheilte Anleitung zur chemifchen Analyſe
der Adererden betrifft, fo iſt dieſelbe größtentheild von meinem
Eollegen, dem Herrn Prof. Otto, Lehrer der technifchen und
alptifchen Chemie am Gollegio Carolino hiefelbft, verfaßt.
Eie entſtand unter gemeinfchaftlicher Berathung, und das Bes
freben ded Herrn Prof. Otto ging hauptfächlich dahin, eine
Anleitung zu liefern, die felbft dem Laien verftändlich fein möchte.
Ich glaube dreift behaupten zu können, -daß der Werth meines
Verles durch diefe Anleitung fehr erhöhet worden ift, zumal
da wir noch Fein Buch befiten, in welchem der fragliche Gegen;
Hand fo gründlich und ausführlich abgehandelt wurbe, ale es
bier gefchehen ift. Im Uebrigen wirb man aus diefer Anleitung
Incht erfennen , wie viele Arbeit ed mir verurfacht hat, um hier
bie Refultate von mehr als 170 chemiſch unterfuchten Bodens
arten mittheilen zu Fünnen.
Allen denjenigen, die feine mineralogifchen Kenntniffe haben
ud in Gebirgögegenden wohnen, ertheile ich ben Rath, fidy eine
Sammlung der in dieſem Werke aufgezählten und befchriebenen
zeldarten anzufchaffen, indem fie ihnen beim Studium der
Bodenfuude von wefentlichem Nutzen fein werden. Man erhält
vergleichen Sammlungen bei den Mineralienhändlern, befonders
a Göttingen, Seibelberg und Berlin, zu dem reife von 15,
0 — 30 Rihle. — Auch eine Pflanzenfammlung möchten ſich
VI
diejenigen anſchaffen, welche keine hinreichende Pflanzenkenntniß
beſitzen, da ich hier eine Menge Pflanzen namhaft gemacht
habe, die zur beſſeren Würdigung und Beurtheilung des Bodens
dienen. Sammlungen diefer Art enthält man bei mehreren
botanifchen Gärtnern ober bei ben Herbarienhänblern zu dem
Preife von 2 — 3 Nthlr. pr. hundert Stück.
Braunfchweig, im October 1837.
Der Verfaffer.
vorrede.
Zur zweiten Ausgabe.
Wenngleich ich die vorliegende 2te Ausgabe meiner Bodenkunde
bier und ba verbeffert und auch die Erfahrungen darin mitge⸗
theilt habe, welche ich feit etwa 5 jahren in meinem neu bes
gonnenen practifchen Wirkungskreiſe ſammelte, fo habe ich doch
nicht nöthig gehabt, fehr wefentliche Veränderungen damit vorzus
nehmen, indem meine Anfichten über alles, wad den Boden und
die Ernährung der Pflanzen anbetrifft, nicht nur ganz fo ger
blichen find, als ich fie in der erſten Ausgabe niederlegte,
ſondern durch meine jegigen Erfahrungen auch noch mehr beſtä⸗
tigt wurden. — Was noch die Anleitung zur chemiſchen Analyſe
des Bodens anbetrifft ſo habe ich dieſelbe, bis auf einige wenige
Abanderungen, ganz fo gelaſſen, als fie die erſte Ausgabe ent⸗
halt, indem ich dieſelbe auch noch jetzt für völlig ausreichend
halte. Bielleicht giebt jedoch Herr Prof. Otto, der Haupt
Berfaffer biefer Anleitung, balb ein Werk heraus, in welchem
er sticht blos eine Fürzere Vorfchrift zur Bodenanalyſe mittheilt,
VIII
ſondern worin der Land⸗ und Forſtwirth auch eine genaue An⸗
weiſung erhaͤlt, wie er die Pflanzen, das Waſſer, was zum
Rieſeln dient, und noch viele andere Dinge, welche die Land⸗
und Forſtwirthſchaft betreffen, chemiſch zu unterſuchen habe,
Sollte Herr Prof. Otto, was ſehr zu wünſchen ſtaͤnde, ſich
zur Herausgabe eines ſolchen Werkes entfchließen, fo würden
ihm dafür die Lands und Forſtwirthe gewiß großen Dank zollen,
denn. ohne Zweifel würde er barin die fraglichen Gegenflände
fo gründlich und vollftändig abhandeln, daß nichtd zu wünfchen
übrig bliebe.
Negenwalde in Hinterpommern, im Juni 1844.
Der Berfoffer.
Inhaltsverzeichniß.
Seite
Enleitung . 41
Die Geſteinslehre . j 7
A. Kryſtalliniſche Set. . . 2 2 ON
I. Quarzgefteine - . . . En . 2
H »T 1) 717 7
N Kiffer... BB.
3) Wegſchiefer re 2 2 0.86
4) Jaspis . .. .. 20.0...
7 2 Doralkein . rn 0. tr... 38
—
Feldſpathgeſteine. .
I) Weißftein . . . 0. . .
V Grantt 8..
3) Syenit et .
9 Saeii.. .
5) deidſteiii.....
6) Kiingftein . .
7) Zradiyt . 2. . . Fer .
Sn Pohl ..
Ä 9) Perf
| 10) Dpfidion . . . . . . . .
| 11) Bimfteln . a . . . .
| 1. Stimmerg efteine
I) Stimmerfchiefer rn
V ehioritſchefe. |
3) Talkſchiefer ee ey |
IV. Hornblendegeſteine . en ’. |
1) Hornblendegeſtein rn . -
9) WBrünftein en
3) Duperfibnfle . . rn.
4) Bubbro . . . . . oe. .
5) A m 5. ee.
V. Serpentingefteine rn
1) Gerpentinfels 4 3
E ) 2) :): |
3) Schillerfels ER
.
0
0
. 20 0 0⏑00 00
VI. Augitgefteine . .
1) Augitfels . . .
2) Baſalt
3) Dolerit.
VII Leucitgeſteine oo.
I) Leucomelan . . . .
VI. Zhongefleine .
1) Thonſtein
A. Gemeiner Thonſtein
a. Dichter Thonſtein .
Thoniger Sphärofiderit
b. Porphyrartiger Thonſtein
c. Blaſiger Thonſtein
d. Thonmandelſtein
B. Eifenthon
a. Dichter Giſenthon
b. Porphyrartiger Eiſenthon
c. Mandelſteinartiger Eiſenthon
d. Schlackiger Eiſenthon
e. Schwammiger Eiſenthon
2) Thonſchiefe.
I. Reiner Thonſchiefer
2 Glimmerlger Thonſchiefer
3. Quarziger Thonſchiefer
4. Porphyrartiger Tchonfchiefer
5. Kohliger Thonſchiefer
6. Brandſchiefer ..
7. Kalkiger Thonſchiefer
3) Schaalſtein . . .
1. Gemeiner Schaalftein .
2. Mandelfteinarfiger Scaalſtein
IX. Kaukgeſteine
I) Kalkſtein. ER .
a, Reiner Kalkſtein . .
I, Koͤrniger Kalkſtein
2. Dichter Kalkſtein
3. Rogenartiger Kalkſtein
4. Erdiger Kalkſtein.
b. Thoniger Kalkſte in . .
c. Kodliger Kalfftein .
d. Bitumindfer Kalkftein .
o. Kiefeligee Karkftein .
f. Katktuff j oo. .
2) Doemt . . . .
J
XI
3) Mergelftein
a. Kalltmergel . . .
b. Zbonmergel .
c. Sandmergel .
X, Gypsgeſteine.
1) Gyps .
2) Anbybrit .
XI. Eifengefleine. .
1) Magneteifenftein .
2) Eifenfhifeer . .
B. Nicht kryſtalliniſche Geſteine
a. Songlutinate .
I. Sandfleine
1) Quarzſandſtein . .
2, Zhonfandftein .
3) Kallfandflin. .
4) Mergelfandftein '.
II. SGönglomerate . .
1) Kiefel-Gonglomerat
a. Gemeines Kiefel-@onglomerat
b. Pubddingſtein
c. Gemeine KiefelsBreccie .
d. Zeldfpatbhaltige Kiefel:Wreccie
23) Kall:Songlomerat .
3) Augit-Gonglemerat
4) Eiſen⸗Conglomerat .
5) Bimftein:Eonglomerat .
6) Bafalt:Songlomerat
7) Trachyt⸗Gonglomerat
8) Klingſtein⸗Conglomerat
9) Bulkaniſcher Tuff
10) Peperin (Pfefferſtein)/)
11) Granit⸗Conglomerat.
12) Eiſenthon⸗GConglomerat.
13) Yorphyr:Gonglomerat .
14) SGraunde . . .
15) Ragelflub . . .
16) Muſchel⸗Conglomerat
17) Knochen⸗Conglomerat
b. Gongregate .
I. bone . .
a. Porzellanede . .
b,2ton . . .
. ‘ + 0 —0
— ® ® } L
81
28382882288
— — — [0.00.0202
— — — — — —
xüu
Zönfertbon , , R
em . . . . . . . .
gelten . . . . . . .
Shifetbon ren .
c. Klebſchiefer. . . . , . ,
d. Polirfchiefer . . . . . . 9 .
1. Srus . .
III. Sand . .
a. Quarzfand . . . . . . .
b. Eifenfand . . .
Vom Schwemmlande oder dem aufgeſchwemm·n Gebirge
A. Bom Diluvium
. 1) Sad . . 7 .
23) Sefhjiebe . . . . .
3) Muſchelgrus . ..
4) Knochenbreccie . . . . .
5) Süßwafferlalt . . .
6) Eiſenerze.
7) Thon, Lehm, Ketten
8) Sand . . . .
9) Mag . .
B. Bom Alluvium . .
1) Gefchiebe . ..
2) Grus . . . . . . . .
3) Geroͤlle . . . . .
4) Sand . . . . . . .
5) Lehm . . ..
6) Thon. . . .
Buußmarfchboden. . EL
Seemarfchboden . . . . .
7) Rofeneifenftein . . . . . .
8) Kalluf . . . . . . .
9) Zorf . . . . . . . . .
Bohmoortorf . . . . . . .
Gränlandstorf . ⸗ . . . . . .
10) Dünen . . . . . .
Von den Adererden im Algemeinen und der Art Ihrer Entſtehung
Von den gebraͤuchlichſten Benennungen der Bodenarten
1) Benennung der Bodenarten ruͤckſichtlich ihrer Lage
2) Benennung bes Bodens nach feinem Verhalten gegen die
Beuchtigkeit . .
3) Benennung der Bobenarten dinfi ichtlich ihrer Temperatur
4) Benennung der Bodenarten nad) dem Grade ihrer Zertheilung.
® [ } ® ® ®.
*
xm
Seite
5) Benennung der Bodenarten nach ihrem Verhalten bei der
Bearbeitung 0. 131
6) Benennung der Bobenarten nach dem Grade ihrer Fruchtdarkeit 133
7) Benennung des Bodens nach ſeinem Verhalten gegen die
Düngung mit D . .+/ » 135
8) Benennung ber Bobenarten nach ben ihnen zuſagenden Frůchten 135
9) Benennung ber Bodenarten nach den im wilden Zuftande
auf ihnen wachſenden Pflanzen . 137
10, Benennung ber Bobenarten nad) ben darin vorwaitenden
chemiſchen Beſtandtheilen . 139
11) Benennung des Bodens nach den in ihm vorgebenden hemis
fchen Proceffen . . . . . 140
17) Benennung des Bobens nad) feiner Wiſchung 0.0. 14
Beſchreibung und Klaffification der Bodenarten nad) ihren Be⸗
flandtheilen, ihren phufifchen Eigenfchaften und ihrem Ver:
halten gegen die angebaueten und wildwachfenden Pflanzen 144°
Erſte Claſſe. Grand s, Kied:, Eruß:, Gries: ober Berölledeben 147
3weite Slaffe. Sandboden . 189
1) Ziugfand . . . . . . . . . . 189
3) Quelifand . . . . . . . . . . 150
3) Perlfand . . . . . . n . . . 151
4) Eifenfond . . . . . . . . . . 151
5) Slimmerfand . . . . . . . . . 152
6) Feldfpatbfand . . . . . . . . . 152
7) Muſchelſand . . 0. en . 153
8) Kallfand . . . . . . . . . . 133
9) Blind . . 2.00. . . . . ‚154
Bom Sanbboben im Allgemeinen . - ..0.14
D Lehmiger Sanbbodn . . . . 4410
N Mergeliger Sandboden ee. 0.0. 162
3) Sumofer Sandbodenn.16862 |
Dritte Elaffe. Lehmboden . . . . . . . 164
I) Grandiger Lehmboden |:
3) Sandiger Lehmboden . . . . . . . . 16
3) Eifenfhüffiger Lehmboden . . . .. . .„ 2
4) Mergeliger Lehmboden en 1%
5) Kalkiger Lehmboben . . . . . . . . 18%
6) Humofer Lehmboben . . . . . . . 181
N Salziger Lehmboden ...ö1832
Bierte Claſſe. Thonboden .. . . . 182 h
H Gewöhnlicher Chonboden . >» 2 0 ö.188
3) Sandiger Thonboden. 0 1
XIV
3) Srandiger Thonboben
4) Kalliger Thonboden . . .
5) Mergeliger Thonboden . . .
6) Eifenfhüffiger Thonboben .
7) Humoſer Shonboben .
3) Salziger Shonboden . . .
Fünfte Elaffe. Kreide⸗ ober Kaltboden, .
1) Srandiger Kalkboden .
2) Sandiger Kalkboben .
3) Lehmiger Kalkboden . j
4) Zhoniger Kallboben . .
5) Dumofer Kallboden . . . . .
Sechste Claſſe. Wergelboden .
1) Srandiger Mergelboden . en
3, Sanbiger Mergelboden . . 0.
3) Lehmiger Mergeiboden .
4) Thoniger Mergelbodten .
5) Kalkiger Wergelboden
6) Talkiger Mergelboden
7) Humofer Mergelboben
8) Salziger Mergelboben
Siebente Elaffe. Humusboden
I) Milber Humusboben . . .
2) Kohligharziger Humusboden (Heideboden)
3) Moor :, Bruch⸗, Moosboden .
Achte Elaffe Zorfboben 2 2 20.
Neunte Elaffe Marfchboden oo.
Zehnte Elaffe. Talkboden . . . j
Elfte EClaſſe. Gypsboden “u
3woͤlfte Elaffe. Gifenboben
Bon den Urfachen, welche veranlaffen, daß bie ı eine Bobenart
in die andere übergeht .
Vom Untergrunde ober der Unterlage .
Vom Werthe des Bodens, bedingt durch feine Lage
Vom Werthe des Bodens, bedingt durch ſeine Erhebung über
die Meersfläche
Vom Werthe bed Bodens, bedingt durch das Klima
Dom Werthe des Bodens, bedingt durch feine Umgebung
Bon der Beurtheilung des Bodenwerthes nad feinen aͤußern
in die Sinne fallenden Kennzeihen ,
Bon den phyfifhen Eigenfchaften des Bodens und der Art, ihn
darauf zu ntefuhen . -» .
‘
’
xV
Seite
a. Das abfolute und ſpecifiſche Gewicht der Erben . .„ . 9
b. Die waflerfaffende Kraft der Stdn . .29
c. Die waſſeranhaltende Kraft der Erden. . 95
d. Die Haarröhrchenkraft der Erden . 297
e. Die GEigenfchaft der Erden, Feuchtigkeit aus der Atmosphäre
anzuziehen . 298
f. Die Gigenfchaft der Erden, Sauerſtoff aus der Xtmospbäre
zu abförbiren 300
g. Die Bolumemdverminberung, welche die Erden beim Auẽtrock
nen leiden . . . 301
h. Die Feſtigkeit und Gonfiftenz des Bodens 302
1. Die Eigenſchaft der Erden durch das Sonnenlicht mehr ober
weniger erwärmt zu werden
k. Die Zähigkeit der Erben, bie aufgenommene Wärme anoen
ober kuͤrzere Zeit anzuhalte. 305
1. Das galvanifche und electrifche Verhaͤltniß der Erden 307
Bon der chemifchen Unterfuchung der Adererden , 308
Bon den bei der chemifchen Unterfuchung der Adererben vortom—
menden Operationen und dabei erforderlichen Geraͤthſchaften 323
Von den bei der chemiſchen Unterſuchung der Ackererden erfor⸗
derlichen Reagentien . 355
Bon der hemifchen Unterfuhung ber Adırade im m Speciellen . 375
Dualitative Unterfuchung der Adtererbe en .388
Darſtellung bes Vaſſerauszuges . 388
Prüfung bes Waſſerauszuge ee DI
Darftellung bes Saͤureauszuge. ne 408
Drüfung des Saͤureauszuges . 405
Behandlung mit concentrirter Schwefelfäure 415
Behandlung mit Eohlenfaurem Kali und kohlenfaurem Baryt . 417
Schematiſche Darftellung der qualitativen unterſuchung be ber Ackererde 424
Duantitative Unterſuchung ber Adererde 426
A. Beftinnmung des Waffergebaltes . 429
B. Beftimmung der Humusfäure . . 430
C. Beftimmung ber Humuskohle 433
D. Beftimmung ber Pflangenüberrefte 434
E. Beftimmung der Kohlenfäure . . . . 436
F. Beftimmung des Wachſes und Harzes wen. 488
G. Beflimmung bes Stidfloffgehaltes 439
H. Beftimmung ber abſchlaͤmmbaren Ehele ! . 44
J. Beftimmung ber durch Waſſer ausziehbaren Körper . 442
1) Beflimmung der Dumusfäure, ber ertractiven organi:
ſchen Subftanzen, ber Salpeterfäure und des Ammoniale 444
3) Beftimmung ber Kiefelfäure .. 445
XVI
3) Beſtimmung der Schwefelſaͤure
4) Beſtimmung des CEChlors
5) Beſtimmung der Alaunerde und des Gifenorpbes .
6) Beftimmung des mranganorybuls®
7) Beftimmung bes Kalkes
8) Beftimmung der Zallerbe . .
.
9) Beſtimmung des Kali und Ratrons ,
10) Beftimmung der Phosphorfäure .
Bemerkungen zur quantitativen Analyfe bed Bafferaus;
K. Beflimmung der durch verbünnte Salzſaure auszie
Subftangen .
1) Beftimmung der Kieferfäure oe
2) Beftimmung bes Manganoxyduls,
Phosphorfäure . -
®
‘
uges
—*
—
bes Kalkes, der
© Talkerde, des Eiſenoxryds, der Alaunerde und ber
3), Beſtimmung des Kalis und Natrons
4) Beſtimmung des Eiſenoryduls
5) Beſtimmung des Manganoxyds.
6) Beſtimmung der Schwefelſaͤure
7) Beſtimmung des Ehlors.
0
Bemerkungen zur quantitativen Unterſu hung des Säureauszuges
L. Beftimmung der durch concentrirte Schwefelſaͤure in Auflds
fung gebrachten Gubftangen .
M. Beſtimmung der durch kohlenſaures Kali oder toblenſanren
Baryt in Aufldſung gebrachten Koͤrper
Geraͤthſchaften zur chemiſchen unterſuchung der Ackererde
Reagentien
Reſultate chemiſcher Unterſuchungen mehrerer in Deutfchland ic.
vortommenden Bodbenatn . . .
A. eh raunſchwet
a. Herzogthum Braunſchweig
b. Koͤnigreich Hannover .
ec Hamburger Ebbe . .- .
d. Großherzogthum Oldenburg .
G. Preußiſche Staaten .
k. Großherzogthum Medienburg
£: .Herzoͤgthum Holſtein
Koͤnigreich Wuͤrtemberg.
- 3. Königreih Sachſen.
k. Koͤnigreich Böhmen . ..
L —*2 Maͤhren.
m.Erzherzogthum Deſterreich ..
. ®
B. Königreid Ungarn .
C. Königueih Belgien . .
. D. Die Schweiz . . . . .
E. Krankreid . . . .
F. England ES
G. Shweten . x... .
H. Rußland . . .
1. Inſel Sava . . . j
K Weftindien . 2 2020
L. Nordamerika 0. . .
0 ® 4“ L }
. ri 8 8 0 0 +. *
Einleitung
Unreer Bodenkunde begreift man die Kenntniß von der Beſchaf⸗
fenheit und den Eigenfchaften ber in der Natur vorkommenden Bodens
arten, nicht nur folder, weiche die Aderkeume bilden, ſondern auch
derjenigen, welche der Untergrund enthaͤlt.
Die Bodenkunde lehrt; wie bet Boden nah nen äußern
Kennzeichen, nad) feinen phyfiſchen Eigenfchaften, nach feinen chemi⸗
ſchen Beſtandtheilen und auch nad den Pflanzen, bie ee hervorbringt,
claffifschrt werden muß, und zeigt, wie er im Allgemeinen und jeder
Beſtandtheil deffelben Insbefondire zum Wachsthume ber‘ Pflanzen
tint. In biefer legten Beziehung fällt alfo die Lehre vom Boden -
nit der vom Dünger zufammen, dba man unter Dünger nicht blos
bie thierifchen Epcremente, fondern auch mehrere mineralifcdye Körper
zu verfichen bat, mit weichen dei Boden gemiſcht wirb,; damit er
beſſere Pflanzen hervorbringen möge; benn dag auch die Mineralien zu
ven pflanzenernährenden Stoffen gezählt werden müflen, zeigt nicht
blos bie chemifche Analpfe, bie uns in allen Gewaͤchſen mirierdlifche
Koͤrper finden laͤßt, fondern es iſt dies auch ganz neuerlich wieder
| tun ſehr genaue, eigens daruͤber angeſtellte Verſuche bewieſen wor⸗
| dar. (Wiegmann und Polstorff uͤber die anortzaniſchen Beſtandtheile
Tier Pflanzen.)
| Unteugbar iſt die PER des Bodens für einen Heben, wel⸗
| der ſich mit der Cultur der Pflanzen beſchaͤftigt, ein Gegenſtand don
größter Wichtigkeit, da hauptſaͤchich mie "vom Boden dB Gedethen
ver Pflanzen abhängt und nur derjenige ſchoͤne Früchte erbaut; wel⸗
| her unter Beruͤckſichtigung der Lane, der cimitifchen" Berhäreilffe
0. ſ. w. die anzubauenden Pflanzen nach ber jedesmaligen Beſchaf⸗
| 1
2
fenheit des Bodes auswählt. Die richtige Kenntniß des Bodens
iſt es, welche ſowohl ben Lands ald Forſtwirth in den Stand fegt,
ihn auf das Zweckmaͤßigſte zu bearbeiten, die geeignetften Mittel zu
feiner Verbefferung anzumenden und ihn in einem richtigen Verhaͤlt⸗
niffe mit allen jenen Körpern zu vermifchen, durch welche ber für
diefeß ober jenes Culturgewaͤchs die größte Fruchtbarkeit erlangt.
Aus dem Grunde, daß man die Natur des Bodens nicht
gehörig kennt, werben fortwährend viele thörigte, wiberfinnige, frucht-
lofe und theure DVerfuche gemacht, Pflanzenarten zu erziehen, die für
den Boden, welchen man cultisirt, durchaus nicht geeignet find. Eben
fo unzweckmaͤßig werden oft die Düngungsmittel ausgewählt und
aus Unkenntniß wie man die verfchledenen Bobenarten zu behandeln
babe, find eine Menge fchlechter und ſchaͤdlicher Werfahrungsarten
entſtanden.
Die allgemeine Erfahrung lehrt, daß eine jede Pflanze nur in
einer gewiſſen Bodenart gedeihe und daß ſie ausarte, verkuͤmmere
oder gar zu Grunde gehe, wenn ſie in eine andere verpflanzt wird.
Hierauf beruht ein großer Theil der Regeln der Pflanzeneultur. Je
genauer man deshalb die Beduͤrfniſſe der verſchiedenen Pflanzenarten
kennt, wozu hauptſaͤchlich die Beſtandtheile der Boden gehoͤren, deſto
gluͤcklicher wird der Erfolg, deſto geringer der Zeit⸗ und Koftenauf:
wand ſeyn, welchen man denſelben widmet. |
Wie mächtig der Einfluß des Bodens auf die Eulturgewächfe
ift, dafür Kefert eine jebe Gegend die unzmweibentigften Beweiſe. Ein
Boden, welcher 3. B. aus der Verwitterung des Tonſchiefers ent»
ftanden iſt, bringe bei gleicher Rage, Düngung u. f. w. niemals fo
fhöne Pflanzen hervor, als ein Boden der von vermittertem Mergel
berührt, und während der erftere nur eine fehr einförmige Vegetation
zeigt, kommen auf dem legten ſehr viele Pflanzenarten, beſonders
ſolche vor, die zur Familie der Leguminofen gehören. Der Sand⸗
boden trägt freiwillig andere Pflanzen, als der Moorboden, diefer
wieder andere als der Salzboben u. f. w.
Noch auffallender und mehr in die Augen fpringend laͤßt ſich
ber Bodeneinfluß auf die Form und Geftalt ber Pflanzen nachwei⸗
fen. . Dem chemiſchen Einfuffe des Bodens kann man es ohne Zweifel
zuſchreiben, daß ‚aus den Arten. Unterarten, Abarten, Abweichungen
und Spielarten entfliehen, fo daß dreift behauptet werden kann, viele
unſerer neueren Pflanzen find nichts weiter, als bucch die Boden⸗
3
betanbtheile hervorgerufene Modificationen anderer, fchon früher bes
kınzter, Species, Die Luzula glabrata (Disv.) des Kalkbodens ift
ar die Lazula spadicea (D. C.) des Thonbodens. Juncus monan-
tes (Jacq.) auf Kalkboden gewachſen iſt nichtE meiter als Juncus
tädas (Lin) vom Thonboden hervorgebracht u. m. dgl.
Natuͤrſich kann bie Lehre vom Boden nur von demjenigen
ihig verflanden werben, welcher die Lehren ber Agricultur = Chemie
mh inne hat; fie fegt alfo dieſe Wiffenfchaft voraus’). Es kann
+ 3. nur derjenige einen richtigen Begriff vom Kalkboden erlans
un, welcher ſchon mit ben Eigenfchaften der Kalkerde und dem Einfluß
witrant iſt, weichen fie auf die organifchen Mefte des Bodens ausübt.
Richt minder fegt die Bodenkunde botantfche Kenntnig voraus,
ie viele wildwachſende Pflanzen ein fehr ſicheres Merkmal über bie
Katue und Befchaffenheit des Bodens abgeben unb baher auch ein
get Kennzeichen find, welche Culturpflanzen mit Erfolg angebaut
nehm koͤnnen.
Ber allem erfordert die Lehre vom Boden aber auch eine hin⸗
lingüche Kenntniß von den in der Natur am häufigften vorkom⸗
seren Mineralien und Gebirgsarten, Indem nicht allein der Boden
derh die allmählige Verwitterung derſelben entflanden ft, fonbern
ach nad fortwährend vor unfern Augen baraus entfteht. Vorzuͤg⸗
4 kommen babe die chemifchen Beftandtheile der Geſteine und bie
It ihter Verwitterung in Betracht, da fich hieraus am ficherften auf
3 Behaffenheit des Bodens fließen läßt. Beruͤckſichtigt man
Nahe, daß die Gefteine nur ganz allmählig verwittern oder in Erde
afellen, fo folgt Hieraus, daß die in der Natur vortommenden Bodens
aten ein ſehr verfchiebenes Alter haben müffen. Diele diefer Boden:
zen ſiegen zwar noch an dem Orte‘, wo fie fidy aus den Gefteinen
“htm, allein bie meiften find doch von ber Stelle, wo fie entſtanden,
yh größere oder Meinere Waſſerfluthen fortgeführt und im oft ſehr
arente Gegenden abgelagert. Aber nicht blos bie Bobenarten,
ara andy die Gebirgearten, woraus diefelben entſtanden, haben,
aus den Unterfuchungen ber Geologen hervorgeht, ein fehr ver-
2 . ze 275
——
) Diejenigen, welche keine hinreichende Kenntniß dom der Agricultur⸗
air beſiten, verweiſe ich auf meine. Shemie für Landmwirthe,
i:timäaner und Gameraliften”, Göttingen 1830 und IR, wie
Aden überhaupt jenes Merk dem vorliegenden zum Grunde lege.
1*
4
fhiehenes Alter, ober find zu. fehr verfchiebenen Zeiten entſtanden.
Sie wurden meift entweder aus dem Waller, worin bie Körper aus
welchen fie beſtehen, theils mechaniſch, theils chemiſch befindlich waren,
abgeſetzt, oder ſie befanden ſich in Folge ber Einwirkung von Hitze in einem
feurigen fluͤſſigen Zuſtande. Nach der Art ihrer Entſtehung werden
erſtere qus dem Waſſer, letztere durch Feuer gebildete Maſſen genannt.
Nach De,ta Beche, und von Dechen theilt man bie
Bebirgegrten ein in...
1), obere, gufihlchtete oder, verfteinerungsfüßrende,
2) untere geſchichtete oder. verfteinerungsleere, und
3) ungefchichtete (maffige) Gebirgsarten.
Die oberen geſchichteten verfteinerungefüßrenben Gebirgsarten
unterſcheidet man wieder in 8 verſchiedenen Gruppen.
‚Bur erſten Gruppe werden gezählt ſehr verſchiedenartige Geroͤlle
der ſpaͤteſten und noch gegenwaͤrtigen Bildungen, als Lchm, Sand,
Thon u ſ. w. Diefe Gruppe heißt auch das Alluvium, von
welchem man wieder ein altes, ein jüngeres und ein jüngftes
Marſch) unterfcheider.
„ . Die zweite Gruppe befteht aus Geſchieben, Bloͤcken und
Geroͤllen (ſowohl auf Huͤgeln als in Ebenen vorkommend), welche
durch andere Kraͤfte (große Waſſerfluthen), als die noch jetzt thaͤtigen,
herbeigeführt warden. Dieſe Gruppe wird das Diluvium genannt.
Man unterfheibet gleichfalls ein älteres und ein jüngeres.
Die dritte Gruppe fchließt werfchiedene Ablagerungen in fich, die
Über. der Kreide liegen, als Crag, plaſtiſchen Thon, Molaffe u. f. w.
Sie heißt auch das Tertiaͤr⸗ = Gebirge.
Die vierte Gruppe beftcht aus Kreide, Kreibemergel, oberm
Gruͤnſand, Gault, unterm Grünfand, Quaderfandftein x.
Zur fünften Gruppe werden bie Gebirgsarten gezählt, welche
zur Molithen:,. und Jurabildung einfehlteßlich des Line gehören.
Zur ‚fechöten Gruppe gehört der Keuper, der Muſchelkalk, der
bunte Sankflein,. der Zechſtein und das Rothliegenbe,
Me fiebente. Gruppe. beftehbt ans Kohle, Kalkflein und altem
rothen Sandſtein. Diefe 4 legten Gruppen machen das Flößgebirge
DBerners aus, oder bilden bie fogenannte ſecundaͤre Periode,
DIE achte Gruppe endlich beſteht aus Grauwacke, Grauwacke⸗
* und Thonſchiefer. Sie bildet das von Werner angenom⸗
mine Whrigangegtig F
*
5
Man barf nım aber nicht: glauben, daß überau ba,” 1% die
eine Gruppe vorhanden HM; auch alle Übrige gegenwaͤrtig ſind; oft
fehlen 3. B. an einem Orte die‘ 4 erſten Gruppen und an ber Erb:
oberfläche liegt dann der Dolithens oder Jurakalk des fünften Gruppe.
Ein fo wenig finden fi in jeder Gruppe alle: zu Ihe "gehörigen
Seirgsarten , fo 3. B. fehlt in der vierten Gruppe oft der Quads
fanbilein u. m. dgl.
3u ben unteren veſchichteten ober dveiſteinerungeleeren Gebirge
ıtın werden alle kryſtalliniſchen und fchieftigen Bebitgsarten gezählt,
als Glimmerfdjiefer, Gneis, Thonſchiefer, Miſelſchiefer, Wetzſchle⸗
fr, Talkſchiefer, Chloritſchiefer, Quarzfels, Weißſtein, Dolomit
und Gyps. Sie kommen ohne beſtimmte Lagerungsordnung vor.
Roh Wern er machen fie den obern Theil des Urgebirges aus,
Zu dem ungefdichteten maſſigen ober plutoniſchen Gebirge
gehören endlich alle diejenigen Gebirgsarten, welche erkennen laffen,
daß fie ſich einft in einem feurigen, flüffigen Zuftande befanden ;
& gehören dazu die alten und neuen Laven, der Trachyt, Bafalt,
Hechſtein, Gruͤnſtein, Mandelftein, Syenit, Granit, Trapp, Diallages
tig, Quarzporphyr, Gabbro, Hyperſthen, Gyps, das Steinfalz und
noch mehrere andere.
Wer fidy näher über die Lagerungsverhältniffe der Gebirgsarten
m unterrichten wünfcht, muß darüber dasjenige nachleſen, was in
ven Handbuͤchern der Geognofie gelehrt wird. Hier genügt es ung,
ve Berbältniffe nur angebeutet zu haben; da indeß bie beiden erften
Suppen der obern gefchichteten Gebirgsarten für ben Lands und
Ferſtwirth ein vorzügliches Intereſſe haben, indem fie hauptſaͤchlich
durch. ihre Verwitterung ben Boden liefern, welcher zur Pflanzencul⸗
mr dient, fo habe ich e& für nöthig erachtet, weiter unten das wich⸗
tigſte daruͤber anzugeben.
Da es nun aber auch unumgaͤnglich erforderlich iſt, daß derjenige,
weicher die verſchiedenen Bodenarten gruͤndlich beurtheilen und ken⸗
un lernen will, auch die Geſteine oder Felsarten kenne, woraus fie
bervorgegangen find, und ba ſelbſt die Arten der im Untergrunde ruhen:
den Gebirgsarten oft einen fehr bedeutenden Einfluß auf die Beſchaf⸗
imbeit der obern Erdſchicht oder der Ackerkrume ausüben, fo halte ic)
«8 für nöthig, der Lehre vom Boden die der Gefleine vorangehen zu
Isfien. Die Seognofie, von welcher bie Geſteinslehre einen Theil aus:
macht, erforſcht aber nicht allein die Beſtandtheile und bie phyſiſchen
6
Beſchaffenheiten der Gebirgsarten, als z. B. ihr Gefüge, ihren Bruch,
ihre Härte, ‚Eigenfchwere u. f. w., fondern fie weifet auch die Ver:
hältniffe ihrer Lagerung, Schichtung, Zerkluͤftung, Maͤchtigkeit des
Steeihens und Zallens, bie frembartigen Einfchlüffe, als die Erze,
die Mineralien und die organifchen Webervefte (Petrefacten) nach und
giebt ‚zugleich an, wie die einzelnen Gebirgsarten in ben verfchiebenen
Ländern der Erde verbreitet find. Auf alle diefe Gegenftände braucht
jedoch ber Landwirth Beine Ruͤckſicht zu nehmen, vielmehr hat er nur
basjenige davon näher kennen zu lernen, was die Gefteine insbefons
bere beteifft, und dann auch genügt es ihm, wenn er nur von ben
am haͤufigſten in der Natur vorkommenden Geſteinen Kenntniß befigt.
Die Gefteindlehre
— ehe
ale ein fachen und gemengten Mineralien, welche bie Erd:
rinde bilden, heißen Sefteine, Gebirgsarten ober Felsarten,
während man fie, fofern fie in größeren Maffen auftreten, Gebirge
zeunt.
Han unterfcheibet die Gefteine in einfache (gleichartige) und in
jafammengefegte (gemengte ober ungleichartige). Unter ben erfleren
verſteht man folhe, in melden man weder mit ben bewaffneten
Augen, no buch Anwendung mechanifcher und chemifcher Mittel,
verfdiedenartige Mineralien entbedien kann; unter ben letzteren begreift
mon dagegen folche, bei denen man nicht nur mit den Augen ver
hibenartige Mineralien erfennt, fonbern biefelben auch durch mecha-
nähe und chemiſche Mittel abicheiden kann,
Mit den einfahen Mineralien befchäftige ſich vorzüglich ber
Rineralog und Chemiker. Die Gefteine nehmen dagegen bie
beſendere Aufmerkfamkeit des Land: und Forftwirth® in Anfpruch, da
ſich aus denfelben hauptfächlid der Boden bildet, welcher fowohl die
angebauten als auch die wildwachfenden Pflanzen trägt.
Die Gefteine oder Felsarten, welche die Mineralien theils unge:
mengt, theild mit einander gemengt enthalten, gehören vorzüglich zu
ten Famiſien des Kiefels, Alumiums, Talciums, Calciums
mb Ratriums. |
Am haͤufigſten findet man als Beſtandtheile ber Felsarten die
Biaeralien Quarz, Seldfpath, Slimmer, Ehlorit, Horn»
blende, Augit, Serpentin, Thonfteine, Thone, Kalt,
Syps, Beolith, Tall, Turmalin, Granat, DOlivin,
Lenzie, Perliſtein, Pechſtein, Bimſtein, Obſidian,
8
Eifenglang, Magneteifen, Steinſalz, Schwarzkohle
und Braunkohle Von biefen erfcheinen mehrere nicht felten in
größeren Maſſen rein ausgefchieden, fo daß fie einfache Selsarten |
bilden; dazu gehoͤren vornaͤmlich: Quarz, Kalt, Thonftein,
Hornblende, Augit, Gyps, Perlftein, Pechflein,
Mapgneteifen, Steinfalz, Schwarzkohle und Brauns
kohle. Dagegen treten andere 3. B. Slimmer, Chlorit,
Beolith, Granat, Zurmalin, Dlivin, Schwefelkies,
Leuzit, Bronzit u. ſ. w. ſtets nur als Gemengtheile zuſammen⸗
geſetzter Gebirgsarten auf.
Die einfachen Geſteine erſcheinen jedoch niemals fo rein, als
das einfache Mineral, z. B. Turmalin, Pyrop, Chryſopras
und Saphyr. Auch bilden nur einige der genannten Gattungen
einfache Geſteine, z. B. Quarz, Chlorit, Thonſtern, Feld—
ſpath, Kalk, Talk und Gyps.
Meiſtentheils beſtehen die Geſteine oder Gebirgsarten aus mehr
als zwei einfachen Mineralien. Man nennt ſie ihre Gemengtheile.
So z. B. iſt der Granit aus Quarz, Feidſpath und Glim:
mer zufammengefegt und dieſe Gemengtheile laſſen ſich ſowohl mit
den Augen unterſcheiden, als auch mechaniſch von einander trennen.
Die Gemengtheile kommen in den Geſteinen hinſichtlich ihrer
Quantitaͤt in ſehr abweichenden Verhaͤltniſſen vor. Der eine Granit
enthält z. B. ſehr vielen Feldſpath, waͤhrend in dem andern ber
Glimmer oder der Quarz vorherrfchend iſt. Durch die vorwaltenden
Gemengtheile ‚werden fehr oft die Charactere der Gefteine bedingt,
öft. hängen aber auch die Figenfchaften derfelben von einem Gemeng⸗
. theite ab, der nur in geringer Menge vorhanden iſt. Derjenige
Beftandtheit, welchet den größten Einfluß auf die Beſchaffenheit des
Gefteins ausübt, heißt der haracterifirende — Da Übrigens
die Verbindung der einzelnen Gemengtheile oft mehr ober weniger
innig ift, fo muß man fich hüten, innig gemengte Steine nicht für
tinfahe zu halten. So 3. B. kann man. manche Thonſchiefer⸗,
Klingſtein⸗ und Baſaltarten leicht fuͤr einfache Geſteine halten, waͤh⸗
rend ſie doch aus ſehr verſchiedenen Mineralien zuſummengeſetzt ſind.
Viele Gebirgsarten enthalten jedoch, außer den ihnen eigenthuͤm⸗
lich zukommenden oder wefentlichen Beflandtheilen, auch nod andere
fremdartige oder außermwefentliche, welche man ihre Einmengungen
nennt. Diefer Fall finder nicht blos bei einfachen, ſondern auch bei
9
zufansmaengefohten Geblrgsarten Statt. So enthält z. B. ber koͤrnige
Kart nicht fetten Glimmerblaͤttchen und der dichte Kalkftein biswelen
Quarzkoͤrner eingemengt. Der Glimmerjdyiefer beſteht im reinen
Zuftendbe nur aus Glinmerſchuͤppchen und Quarzkoͤrnern, fließt aber
nicht felten Talk, Granaten, Eyanit, Natrolith u. m. dgl. Minera⸗
ea als frembartige Gemengtheile ein.
Sind die Theile eines Geſteines dergeſtalt mit einander verbun-
den, daß keiner als den andern umſchließend betrachtet werden kann,
fo haben fie die ſogenannte koͤrnige Struetur, z. B. Sand:
Kein und Granit. Die einzelnen Theile haben hierbei ziemlich
gleiche Dimenfionen und fliehen nad) allın Seiten hin mit einander
m gleicher Berührung. Man unterfcheibet großkoͤrnige, grob:
Eörnige, kleinkörnige und feintörnige Geſteine. Die
Thiefrige Structur der Geſteine entſteht dagegen, wenn bei
Sen Theilen die Dimenfionen der Länge und Breite vocherrichen,
oder wenn fie Blättchen bilden und die. Berührung berfelben unter
emander nach einer Dimenfion Statt findet, fo z. B. beim Dad
Die fchiefrigen Geſteine unterfcheibet man wieder in vollkom⸗
men und unvolllommen ſchiefrige, fo beim Thonſchiefer und
Schieferthon; ferner in dis und dünnfhiefrige, und in grade und
kunmmmfchiefrige. Die krummſchiefrige Structur zeigt wieder mehrere
Berfchiedenpeiten, als gebogenfchiefrig oder ſchalig, weiienförmig» und
verwerten fchieftig u. ſ. w.
Dicht nennt man bietenigen Geſteine, deren einzeine Theile
fe innig mit einander verbunden find, daß das Ganze als zuſam⸗
mengefchmiolzen erfcheint; in ihnen ift alfo weber eine einige, noch
ſchieftige Structur wahrnehmbar.
Sobald ein Geſtein aus einer einfachen und. gemengten dichten
Stundmzaffe beflcht, in welcher kryſtalliniſche Theile eingefchloffen
Gegen, bie gewoͤhnlich von der Grundmaſſe verfchieden find, heißt die
Structur deſſelban Porphyr⸗Structur. Porphyrartig nennt
men Dagegen diejenigen Geſteine, deren Grundmaſſe, obwohl Kryſtall⸗
cinſchließend, ſich vom dichten mehr oder weniger entfernt; fo beim
Granit und Gyenit.
Untere Mandelftein : Struetur begreift man diejenigen
Geſtein⸗, weiche in der Grundmaſſe Hoͤhlungen haben, die zum Theil
oder ganz mit Mineralien ausgefüllt find, weiche von der Natım ber
10
Srundmaffe abweichen. Die eingefchloffenen Mineralien haben ges
wöhnlich eine mandelförmige Geftalt, daher der Name; ; oft find fie
aber auch ellipſoidiſch, ſphaͤroidiſch u. ſ. w.
Haben die Theile eines Geſteins eine runde oder eckige Form,
und befinden fie ſich durch Zwiſchenmittel (Verkittungsmittel) in feſter
Beruͤhrung, fo nennt man dieſes die Conglutinat⸗Structur.
— Die Eonglutinate unterfcheidet man wieder nach der Form
und Beichaffenheit ber’ verkitteten Theile und des Verkittungsmittels
in Sandfteine, Songlomerate oder Puddingſteine und
Breccien. Loſe Gemenge nennt man endlich diejenigen Geſteme,
deren Theile nur loſe ober loder mit einander verbunden find.
Die Gefleine enthalten, wie ſchon vorhin bemerkt wurde, in
größerer. ober geringerer Menge auch gewiſſe Mineralien als Beimen⸗
Hung, beten Vorkommen im Allgemeinen an Oertlichkeiten geknuͤpft
if. Obwohl nun biefelben gemöhnlich keinen weſentlichen Einfluß
auf die Eigenfhaften der Gebirgsarten haben, fo müffen fie den⸗
noch von den Land» und Forſtwirthen nicht unberuͤckſichtigt gelaſſen
werben, ba fie fehr oft die Eigenfchaften bes Badens, der bei ber
Verwitterung ber Gefteine entfteht, hinſichtlich feines Einfluffes auf
die Vegetation, modificiren. Eine ber am häufigften in den Gebirgs⸗
arten vorkommende Einmengung ift 3. B. ber Schwefellies; wenn
dergleichen Gebirgsarten verwittern, fo entfleht aus dem Schwefelkieſe
ein leicht in Waſſer loͤslicher Körper, nämlich ſchwefelſaures Eifen-
oxydul (Eifenvitriol), welches, wenn der Boden viel bavon enthält,
benfelben völlig unfruchtbar macht, während ihn eine geringe Menge
fehr verbeflert.
Zu den frembartigen Beimengungen der Geſteine werden auch
die oft darin befindlichen organifchen Weberrefte ober die Verſteine⸗
rungen (Petrefacten) gerechnet. Ihr Vorkommen dient befonbers
dem Geologen, um daraus das relative Alter der verfchiebenen
Gebirgsarten zu beflimmen, indem man in den jüngern Gebirgsfor⸗
mationen ganz andere Arten von verfteinerten Thieren und Pflanzen
findet als in den Altern umb aͤlteſten. — In den plutonifchen und
vultanifchen (maffigen) Gefteinen findet man dagegen gar Feine
Derfteinerungen, fo daß diefes fchon als ein charakteriſtiſches Unter:
ſcheldungszeichen dient.
Die Gefteine geben oft in einander über, verlaufen fich ober
bilden Uebergaͤnge. Dies iſt der Fall, wenn einer ober ber andere
1
Gemengtheil bes Gefleins ſich vermehrt oder vermindert, oder wenn
no ein neuer binzutritt, wodurch dann die Eigenfchaften des
Geſteins oft fehr verändert werden. Selbft die einfachen Gefteine
bleiben ſich nicht immer gleich; denn oft find fie mehr oder weniger
dicht, wevon uns ber Kalk viele Beifpiele liefert. Eben fo entftchen
Uebergänge der einen Gebirgsart in bie andere, wenn bie Structur⸗
Berhältnifie fi) verändern; der koͤrnige Granit geht 3. B. dadurch
in Gneis über, daß er fchieftig wird. " Bei den Gefteinen find
überhaupt, wie fhon vorhin erwahnt wurde, bie einfachen Minera⸗
Km, woraus fie beftchen, in verfchiedenen Verhaͤltniſſen mechaniſch
mit einander gemengt, während fich in den einfachen Mineralien die
Steffe, woraus fie beflehen, in einer innigen und beflimmten
Miſchung befinden.
Man bat die in der Natur vorkommenden Gefteine in zwei
große Abtheilungen gebracht, nämmlih in kryſtalliniſche und
nit Erpflallinifhe Die helle ber erſten Abtheilung haben
ihre Form durch ihre Kryſtalliſationskraft erhalten. Die Korm ber
legten ift dagegen nur eine zufällige, eine durch mechaniſche Kräfte
hervorgebrachte. Die Abtheilung der kryſtalliniſchen Gefteine wird
wieber nach dem characteriſirenden Gemengtheile in mehrere Reihen
geordnet, während man bie nicht Eruftallinifchen in Conglutinate
und Aggregate unterfcheibet.
I. Sryftallinifche Geſteine.
Zu den kryſtalliniſchen Gefteinen, die für uns das meifte Intereſſe
baben, gehören:
1) die Quarzgeſteine,
2) die Feldfpathgefteine,
3) die Glimmergefteine,
4) die Hornblenbegefteine,
5) die Serpentingefteine,
6) die Augitgefteine,
7) bie Leuchtgefteine,
8) die Thongeſteine,
9) die Kalkgefteine,
10) die Gypsgeſteine, und
11) die Eifengefteine.
12
Wie übergehen die Salzgeſteine und die Kohlen, da fie. ‚weniger
“ Häufig vorkommen.
U. Nicht kryftalliniſche Gefteine.
Zu den nicht kryſtalliniſchen Geſteinen gehoͤren:
a) Conglutinate,
als:
1) Sanbſteine,
2), Conglomerate und Breccien.
b) Adgregate,
als:/
1) Grus,
2) Thone,
3) Sand,
4) Torf, und
5) die Erden.
A. Kryſtalliniſche Geſteine.
l. Quarzgeſteine.
Die Quarzgeſteine haben Quarz zur Grundmaſſe und werden
auch durch dieſes Mineral characteriſirt. Der Quarz macht überhaupt
einen Dauptbeftandtheil der meiften Gebirgsarten aus, *)
*) Der Quarz befleht aus Kiefelerde und ift nicht nur ein twefentlücher
Gemengthel vieler Gebirgsarten, zumal der Altern, fondern kommt auch für
ſich felbftftändig in großen Maffen als Duarzfels oder auf Gängen unb
Lagern vor. Er macht einen Beſtandtheil des Granits und Gaeiſes aus und
tft darin oft Mein, oft groß und groblörnig kryſtalliſirt.
Am verbreitetften finden wir die Quarzgefteine in den gefdhichteten Kor-
mationen, d. h. im Zertiäre, Zlößs, Uebergangs⸗ und Grundgebirge. Im
vulkaniſchen Gebirge find fie dagegen gar nidyt vorhanden. Sehr Häufig fin:
det fi) der Quarz audy in ben Flußbetten und in ben Ebenen als abgerundete
Stuͤcke (Geroͤlle, Grand), oft aber auch im Zuſtande de Bandes. Im
nörblichen Deutfchland bildet der Quarzſand den Hauptbeftandtheil des Dilu⸗
viums.
Der Quarz iſt meiſtentheils weiß, durchſichtig ober durchſcheinend, durch
fremde Beimengungen oft aber auch undurchſichtig. Er iſt ſproͤde, hat einen
13
As beigemengte Theile kommen in ben Quarzgefleinen vor:
Nen, Fifenorpd, Eiſenoxydhydrat, Seldftein, Turmalin und kohlige
Zheile,
Die Quarzgefteine find bie haͤrteſten von allen in der Natur
wermmenden Gefteinen; fie find ſehr fpröde und für fich unſchmelz⸗
kr; man erkennt fie leicht daran, dag fie am Feuerſtahle Funken
geben.
muihlihen Bruch und Glatglanz. An fremden Ginmengungm enthält er
Kasas und Kalkerde, Gifens, Mangan: und Nideloryd, von welchen
intıra Körpern er oft eine rothe, blaue, braune, gelbe, grüne oder ſchwarze
Jarde bat. Der fogenannte Rofenquarz if z. B. durch Manganoxyd
sach färbt. ’ '
Man unterfcheidet beim Quarz mehrere Varietäten, als:
l) Bergkryſtall, faſt aus reiner Kiefelerde beftehend,
) Amethyſt, durch Manganoryd veilchenblau oder roſenroth gefärbt,
(wirb zu den Edelſteinen gezählt).
3) Gemeiner Quarz, weniger dorchſi ichtig und don vareineven ‚Babe
als der Bergkryſtall.
4) Eiſenkieſel, durch Eiſenoxyd roth,, ‚pber purch Gifenorpbhpbrat
gelb gefärbt.
) Jaspis, aus Quarz mit Alaunerbe, Eifenoxyde oder Eiſenorydhvdrat
gemengt beſtehend. Der Jaspis wird wieder unterſchleden in gemeinem
Jaspis, Bandjaspis, Kugeljaspis und Achatjaspis.
6) Hornkein, iſt dichter Quarz mit Alaunerde, Eiſenoxpd oder Eiſen⸗
orodhydrat und zuweilen auch mit etwas Kalk gemengt.
N Kieſel ſchiefer iſt Quarz mit Alaunerde, Kalkerde, Eiſenoxyd und
Kohle gemengt.
8) Fenerſtein, iſt Quarz mit mehr ober weniger Alaunerde, Kalkerde
und Gifenoryd gemengt „ daher die verfchiedenen Faͤrdungen beffelben.
N Ehalcedon, hierzu werden gezählt: dev Garneol, Ehryfopra®,
Achat u. m. dgl.
0) Schwimmquarz, aus Fteinen, Ioder verbundenen Quarzkryſtallen
beſtehend.
U) Zripet, tk durch Eiſenoxydhydrat gelb gefächter. Quarz, auch etwat
Alaımerde und Talkerde enthaltend, Rach Ehrenberg beſteht er oft
aus lauter verſteinerten Zafufionsthierchen oder deren Panzer. .
12) Kiefelfinter oder Kiefeltuff, beſteht auß einer quarzigen Maſſe,
de ſich aus Waſſer abgeſetzt hat.
IB) Opal, 14) Polierſchiefer, 15) Klebſchiefer, 16) Achat
u. ſ. w. Ass dieſes iſt Quarz mit geringen Beimemgungen von Gifens
op, Alaunerde 1, f. w.
um. —
[U
14
Die Quarzgefteine trogen fehr hartnädig der Verwitterung und
‚verhalten fich deshalb, wo fie nahe zu Tage liegen, ſehr unglinftig
gegen bie Vegetation. Wir finden, wo fie von Erde entblößt find,
nur Moofe und Flechten auf ihnen wachſend. Bei ihrem fehr lang⸗
fam erfolgenden mechanifchen Zerfallen bilden fie einen fleinigen uns
fruchtbaren Schutt, woraus bei weiterer Verwitterung ein grobkoͤrniger
Sand entfteht, der, ba er wenig, oft gar feine, pulverförmige Erd⸗
theile enthält, für die Wurzeln der Pflanzen keinen guten Standort
abgiebt, noch weniger ihnen angemeffene Nahrung darbietet, indem
er Hrößtentheile aus Kiefelerde befteht, die Pflanzen aber außer diefer
noch mehrere andere Stoffe ald Nahrung bedürfen.
Liegen die Quarzgefteine nahe unter der Oberfläche oder ber
Ackerkrume, fo wachen die Pflanzen, welche lange Wurzeln haben,
befonders bie Laubbäume, fehr kuͤmmerlich auf ihnen; und ba fie
wegen ihrer großen Härte auch keine Feuchtigkeit einfaugen, welche
fie bei Dürre an die daruͤber Tiegende Erde nad) und nad) abgeben
tönnen, fo vertrodnen bie angebauten Pflanzen auch leicht darauf.
Am erften gebeihen die Pflanzen noch auf folhen Quarzgeſteinen,
weiche Glimmer und Feldſpath als Beimengungen enthalten, indem
diefe Mineralien nicht nur leichter verwittern, ſondern auch mehrere
Stoffe enthalten, welche zum Leben der Pflanzen gehören, denn bie
felben führen außer Kiefelerde auch Kali, Natron, Kalk, Talk,
Alaunerde, Eiſen und Mangan.
Nachdem hiermit das Noͤthige von den NQuatigelleinen im
Allgemeinen bemerkt iſt, wollen wir die Geſteine, welche zum Quarz⸗
geſchlechte gehoͤren, im Beſondern betrachten.
1) Quarzfels (Urquarzfels).
Der Quarzfels iſt ein ſehr verbreitetes Geſtein; er findet ſich
z. B. im Taunusgebirge, im Odenwalde, am Harze bei Werninge⸗
rode, Andreasberg und Ilſeburg, in Schweden, Norwegen, Frank⸗
reich und noch vielen andern Laͤndern.
Der Quarzfels erſcheint immer in untergeordneten Lagern, wo⸗
bei er jedoch in großer Maͤchtigkeit im Ur⸗ und Uebergangsgebirge
auftritt und meiſt ſchroffe Felſen bildet.
Die Grundmaſſe des Geſteins beſteht aus Quarz. Er iſt meiſt
heil und weiß, jedoch auch roͤthlich oder grau gefaͤtbt.
15
Man unterſcheidet koͤrnigen, dichten, ſchiefrigen und
rorphyrartigen Quarzfels. Am haͤufigſten kommt der koͤrnige
vr. Die Hauptmaſſe deſſelben iſt kleinkoͤrniger Quarz. Oft erſcheint
er aber auch als eine Verbindung von mehr oder weniger vollkom⸗
mm ausgebildeten Quarzkryſtallen. An fremdartigen Beimengungen
enthaͤt er zuweilen Turmallin, Feldſpath, Carneol, Glimmer, Schwe⸗
fellies und noch mehrere andere Mineralien.
As eine Abänderung des koͤrnigen Quarzfels iſt ber poroͤſe
Quarz zu betrachten ; derſelbe enthält zahlloſe Keine unregelmäßige
Hoͤhlungen, bie theils mit unvolllommenen Quarzkryſtallen ausge⸗
Heibet, theils mit Thon ausgefuͤllt ſind. Seine Farbe verläuft ſich
ind Grauliche ober Roͤthliche, je nachdem er mehr oder weniger Kohle
cder Eifen als Beimengung enthält.
Der dichte Quarzfels befteht aus einer dichten, im Bruche
plttrigen Duarzmafle; er hat meift eine heile Farbe, ift aber auch
oft durch Eifen gelb ober braun gefärbt. Zuweilen enthält er Dru⸗
fen von Duarztrpftallen, Schnüre und Trümmer verfchiedener Quarz⸗
surietdten, Stimmer, Schwefelkies und Feldfpath.
Der [hhiefrige Quarzfels iſt gewöhnlich bi und unvoll⸗
kommen fdyiefrig. Als Gemengtheil führt er Glimmer. Zuweilen
befigt er audy mehr ober weniger Thon, wodurch feine Härte modifi⸗
art wird. Won Farre ift er oft blaͤulich, ober grünlichgrau.
Der porpbpyrartige Quarzfels befteht aus einer Grund»
waffe von Törnigem ober dichtem fplittrigem Quarz, in welcher pris⸗
matifdye Feldſpathekryſtalle eingefchlofien find. Er kommt felten vor
und finder fi am häufisften in Böhmen.
Dur Aufnahme von Glimmer geht der Quarzfels in
Siimmerfchtefer übe; buch Aufnahme von Feldfpath und
Slimmer in Granit und Gneis, und durd Aufnahme von
Feld ſp at und Zurmalin in Hornfels Durch Einmengun-
gen von Eiſenorxyd und Feldſpathkoͤrnern nähert er ſich manchen
Sanbdflisinarter.
Ale WBartetäten des Quarzfelſes verwittern fehr langſam und
Gefern ein wem fo unfruchtbareres Erdreich, je weniger fremde Bei⸗
wifhungen fie enthalten. Der befte Boden entfleht noch aus ihnen,
mean viel Keldbfpath und Glimmer darin vorkommt.
16
2) Kieferifhiefer.
Der Kiefelfchiefer kommt meiftens in Lagern bes Thonfhiefers
vor; jeboch bildet er auch große Maſſen in Thonſchlefer⸗, Graumade-
öber Webergangs = Gebirge vieler Länder, fo 3. B am Harz, in den
Gebirgen von Sachſen, Böhmen, Schlefien und Tyrol. Oft iſt er
bier mit weißen Quarzadern durchzogen.
Als Geroͤlle findet er ſich fehr Häufig in Flußbetten und in
den Ebenen des nörblihen Deutfchlands unter dem Grande.
Die Beimengungen des Kiefelfchiefers find Schwefelkies, Roth⸗
eifenftein und Feldfpath, durch welchen legtern er, wenn berfelbe in
Kryſtallen ausgefonbert iſt, in Porphyr übergeht.
Im Großen bildet er oft eine fhiefrige, mit Thon, Kalt, Eifen-
oxyd, Chlorit und Kohle verunreinigee Quarzmaffe, hat alsdann
eine ſchmutzig graue, grüne, rothe oder blaue Farbe, einen fplittris
gen, oft flahmufchligen Bruch und geht durch Aufnahme von mehr
Thon im Thonſchiefer über. Er iſt fehr hart, doch hat bie Härte
nach der Quantität ber Beimengungen von Thon u. f. w. verſchie⸗
bene Grabe. Der Verwitterung widerſteht er fehr lange. Nach und
nach wird er an ber Oberfläche graugelb (buch Bildung von Eifen-
brpbhnbrat) und erleidet eine mechanifche Zerftörung. Der Vegetation
ift er ſehr ungünftig, theils weil er fih nur langfam In Erde ver:
wandelt, theils und hauptfächlich weil er nur wenig Körper enthält,
die den Pflanzen zur Nahrung dienen, ba feine chemifchen Beftand-
theile nur Kiefelerbe, Alaunerde, etwas Eiſenoxyd und Kohle find;
enthält er dagegen viel Keldfpath als Beimengung, fo liefert er
ein befferes Erdreich.
3) Wesſchiefer.
Der Wegfchiefer, welcher feinen Namen davon hat, daß er als
Schleifmaterial angewandt wird, pflegt hier und da im Gefellfchaft
des Kiefelfchteferd vorzulommen, mit welchem er auch fehr viele Aehn⸗
lichkeit bat.
Am häufigften finder er ſich im Uebergangegediche und kommt
in vielen Laͤndern vor.
Er beſteht aus einer Quarzmaſſe, die mit wenigem Glimmaer
oder Chlorit gemengt iſt. Von Farbe iſt er meiſtens gruͤnlich grau.
Zuweilen hat er ſo viel Thon aufgenommen, daß er in Thon⸗
17
fhiefer übergeht; wegen feines Glimmergehaltes befigt er eine
Rgung zur fhiefrigen Structur. |
Den Einfläffen der Witterung trotzt er faſt eben fo. hartnädig
els der Kiefelfchiefer. Er verwittert alfo fehr langſam und liefert
dich einen groblörnigen fandigen Boden, wolcher ber Vegetation
aht gänflig ift, zumal wenn wenig Glimmer darin vorkommt.
4) Jaspis.
Dee Jaspis HE, mie wir ſchon vorhin gefehen haben, eine
Ihinderung des Quarzes. Man unterfcheibet davon mehrere Varie⸗
ut, ald gemeiner Jaspis, Kugeliaspis, Achatjaspis
ud Bandjaspis. Mur ber Iegtere findet fich in größern Gebirgs⸗
men und iſt deshalb auch nur fr uns von Intereffe. "Sein Vor⸗
bon HE im Ur⸗, Uebergangs⸗ und Flöggebirge, woſelbſt er unters
yeorhnete Lager bilder; zumellen erhebt er fich zu ganzen Bergen, fo
m Harz bei Lerbach, im Erzgebirge u. ſ. w. |
Er beſteht aus eimer bichten quarzigen Maffe, die mit abwech⸗
finden parallel laufenden grünen, rothen, gelben, grauen und braus
am Bändern durchzogen iſt. Diefe Särbungen rühren von Eifenoryd,
Efmoppbul und Eiſenoxydhydrat her. Zuweilen hat er fo viel Thon
afgenonnnen, baß er erbig wird. Manchmal fchlleßt die Maſſe auch
zeſpathkryſtalle ein, wodurch er ein porphyrartiges Anfehen erlangt.
Er geht einerfeits in Kiefelfchiefer und andererſeitz in Wetz⸗
ſthiefer über, iſt folglich diefen Gefteinen fehe nahe verwandt.
Der Bandjaspis iſt undurchſichtig, im Bruche volllommen
md flachmuſchlig; zumeilen erbig, oft glänzend und fehimmernd,
«it matt,
Er befigt eine bedeutende Härte und widerſteht Jahrtaufende der
Umwitterung ; aus welchem Grunde er ſich denn auch ber Vegetation
he ungänflig zeigt, zumal ba ber Kiefelerbegehalt deſſelben oft einige
a 90) Proz. beträgt. Die Erdkrume, welche wir auf ben Jas⸗
widien finden, iſt oft kaum einige Boll mächtig, fo daß auch nur
ke Nadelhoͤlzer auf ihnen fortlommen.
9) DHornftein (6Gornſteinporphyr).
Diefes Geftein findet fih in ben älteren Gebirgsformationen,
eeſelbſt es oft bedeutende Maſſen bilde. Auch kommt es im aufs
#uwenmten Lande, naͤmlich in den Grandablagerungen, vor.
2
18
Der Homflen beſteht aus dich tem Quarz, mit Alaunerde,
Eiſenoxyd, Eiſenoxydhydrat und zumellen aud mit etwas Kalkerde
gemengt. Er iſt am den Kanten durchſcheinend und theils ſplittrig,
theils muſchlig im Bruche.
Vorzüglich bilder er die Grundmaſſe amer Porphyrart Gorn⸗
ſtein⸗Porphyr). Dieſes Geſtein iſt braun, Ins Rothe verlaufend,
und enthaͤlt groͤßere und kleinere Prismen von fleiſchrothem, gelblich⸗
weißem ober graulichem Feldſpath, auch zuweilen Glimmerblaͤttchen
und Quarzkryſtalle. Die Feldſpathkryſtalle wittern oft aus und das
Geſtein erſcheint dann poroͤs.
Wie alle Quarzgeſteine, fo. auch beſitzt der Hornſtein eins bedeu⸗
venbe Haͤrte, widerſteht ſehr lange den Einfluͤſſen der Witterung und
liefert ein Erdreich, welches ſehr unfruchtbar iſt. Enthält indeß das
Geſtein viel Glimmer⸗ und Feldſpathkryſtalle eingeſchloſſen, ſo verwit⸗
tert es ſchneller und zeigt ſich der Vegetation dann auch etwas guͤn⸗
ſtiger, da dieſe Mineralien, Kalk, Talk, Kali, Natron und meh⸗
rere andere den Pflanzen zur Nahrung dienende Körper enthalten.
6) Hornfels.
(Kiefeifchieferfels (Kreiesieben), Trapp (Lafius).)
Kommt im UWebergangsgebirge vor und bifdet bier nicht felten
bedeutende Gebirgsmaſſen. Er beſteht aus einem dichten Gemenge von
Quarz und dichtem Feldſtein, worin indeß der Quarz vorwaltet.
Er bat eine verſchieden abgeänderte graue Farbe. Im Bruce iſt
er ſplittrig. Als Beimengungen enthält er oft Zurmalin, Horn:
biende, Slimmer, Quarz und einige Feldſpathkryſtalle,
Magneteifenfleintörner und Granattörner. Durch bie
Hornblende wird er grün gefärbt, dur den Zurmalin dun⸗
tel. Der Glimmer macht ihn oft ſchiefrig.
Der chemiſche Beſtand des Geſteins iſt ſehr veraͤnderlich, indem
ſich derſelbe nach ber Quantität der Beimengungen richtet. Der Feld⸗
fein beſtcht z. DB. aus Alaunerde, Kiefelerde, Eiſenorvd, 5 — 6
Proz Kali und 1—2 Proz Kalt, während die Hornblende
aus Talkerde, Kalk, Fluor, Mangan und Eifenorydul befteht.
Durch Weberhandnahme bed Quarzes verläuft ber Hornfels in
Quarzfels, duch Bermehrung von Feldſtein n Weißſtein.
Die Gornblende vermittelt dagegen den Uebergang in Gruͤnſtein
und durch Aufnahme von Glimmer und Felbſpath geht er in Granit
laichter in ein erdiges Pulver zerfällt.
19
ih, — So fehen wir alfo auch bier, daß bei den verſchlodenen
Setarten keine ganz ſcharfen Graͤnzen, hinfichtlich der Unterſcheidungs⸗
zichen, Statt finden; viele derſelben nähen ſich ber einen Niaffe
me, während fie body, anderer Eigenfhaften wegen, fo tie ber
Gewctur nach, oft zu einer andern gerechnet werben muͤſſen. Dadurch
in) denn auch die vielen Unterabtheilungen entſtanden, wolche man
zmoht hat und welche man noch täglid macht. Nicht felten ver:
telngen gewiſſe Mineralien. den einen ober den andern Beftandtheil
um Gebirgsart gänzlich, nehmen deſſen Stelle ein und verändern
iebund zugleich ihre chemiſchen und phnfifchen Eigenfihaften in einem
fe haben Grabe, daß daburch auch der Boden, ber bei ihrer Wer
wütrumg entficht, eine ganz andere Wefchaffenheit zeigt aber dieſelbe
vo fpäter annimmt.
Da Derwitterung widerſteht der Hornfels fohr hartnddig. Ent:
hit er Magneteiſenkoͤrner, fo wird er am ber Oberfläche zuerſt och er⸗
gelb, meiftentheits nimmt ee jedoch, eine gruͤngelbe Farbe an und
mb Ehen. Se mehr fremde Beimengungen ex enthält, deſto guͤnſti⸗
gm zeigt fi der Verwitterungsboden ber Vegetation, indem sr dann
nicht nur mehr Pflanzennahrungsmittel befigt, ſondern auch um fo
IL Feldſpathgeſteine.
Zu ben Feld ſpathgeſtein en werben diejenigen gezählt, welche
äeldſpathe) und Zeldftein**) als Grundmaſſe oder characteri⸗
) Benn ich ſowohl bier als weiterhin die Stoffe angebe, woraus bie Mi⸗
neatim beftehen, welche bie Belsarten conftituiren, fo gefchieht e8, weil man dann
m fo fiherer auf ben Boden ſchließen kann, welcher bei der Verwitterung der
verſchiedenen Sebtrgsarten entfteht. — Der elbfpath befteht aus etwas Alauns
ee, Ratron (bis 17 Prog), Kall (bie 8 Proz), Kiefelerbe (bis 46 Pros.),
von Rallerbe, Lithion (bis BL Proz), Talkerde, Mangan und @ifenoryb.
- Dom Feldſpath giebt es indeß mehrere Varietäten, bie auch in ihrem
kmh Beftande von einander abweichen; man unterfcheidet blauen,
‚ tidten, edlen, gemeinen, glafigen, opalifirtenden, prismas
tiiden; pyramidalen und rhomboedriſchen. Won Farbe ift der
xApath entweder weiß, gratı, gelb und blau, oder vöthlid und gruͤn; oft
belt er auch in mehrere Farben. Er befigt Glass oder Perlmutterglang,
% derchſichtig ober durchſcheinend und kommt in vler⸗, ſechs⸗ und achtfeltigen
Bixien oder in Rhomben Eruftallifirt in den Gebirgsarten vor.
*) Der Felbſtein deſteht aus Alaunerde (bis 19 Proz.), Kalt (bis BE
Prog), Kieſelerde (bis 63 Proz.), Eiſenoxpd und Kalk (bis 1 Prog).
2*
20
firenden Beftnbtheil enthalten. Desgleichen zählt man hierzu dieje⸗
nigen Gefteine, welche aller Wahrſcheinlichkeit nach durch Feuerein⸗
wirkung aus felbfpathreichen Maſſen gebildet worben find. Als
Gemengtheile enthalten die Selbfpathgefteine oft Quarz, Glimmer *)
und Hornblende **), feltener Zeofich ***). Ihre Härte iſt geringer,
als die der Ouarzgeſteine. |
1) Weißſtein.
(Granulit, Amauſit, Glafurſtein.)
Der Weißftein, welcher nicht ſehr häufig vorkommt und ſich am
noͤrdlichen Fuße des Erzgebirges, auf dem Harze, in Maͤhren, Oeſter⸗
reich, Steiermark, Schweden u. ſ. w. findet, iſt dem Gneis ſehr
nahe verwandt und geht auch oft in dieſen uͤber — ſo bei Penig
in Sachſen und in Maͤhren. — Er kommt ſtets im geſchichteten
Grund⸗ oder Urgebirge, alſo in derjenigen Formation vor, in welcher
ſich niemals Verſteinerungen von Pflanzen und Thieren (Petrefacten)
befinden, und wodurch fie fi) vom Uebergangsgebirge unterſcheidet.
*) Der Stimmer beftebt aus Alaunerbe (bis 373 Proz.), Talkerde,
Kali (bi 74 Proz.), Eiſenoxydul, Kiefelerde (bi8 523 Proz.) und wenig Fluor.
Mehrere Stimmerarten enthalten auch Lithion, Kalkerde, Natron, Phosphor⸗
fäure und Manganorybul. Bon Farbe ift der Blimmer bald weiß oder grau,
bald gelb, grün, roth, braun oder ſchwarz. Am häufigften ift er in vier-
und fechsfeltigen Prismen Erpftallifirt. Die Grundform der Kryftalle iſt bic
fchiefe vhombifche Säule. Gr befigt Glas⸗, Perimutters oder Metallglanz, ift
durchfichtig ober durchfcheinend. Der Eithionglimmer heißt auch Lepidolith;
außerdem unterfcheibet man noch gemeinen Glimmer und Magnefiaglimmer,
”) Die Hornblende befteht aus Talkerde (bis 134 Prog), Kallerbe
(bis 124 Proz), wenig Fluor, Alaunerde (bis 14 Proz), Eiſenoxydul (bis
142 Proz), Kiefelerde (bi 43 Proz.) und wenig Manganorybul Zuweilen
enthält fie au etwas Fluor. Bon Farbe ift die Hornblende weiß, grün,
grau, braun oder ſchwarz, iſt glasglaͤnzend und unburdjfichtig, oft aber auch
durchſcheinend und Erpftallifirt in fchiefen, rhombifchen Säulen, haar: und
nobelförmig, ftenglig, blätterig und faſerig. Man unterfcheidet gemeine
Hornblende (bafaltifche und ſchiefrige Hornblende), Strahlſtein (Strahl⸗
ſchoͤr) und Tremolith (Grammatit).
»s) Der Zeolith oder Natrolith beſteht aus Alaunerde (bis 26
Proz.), Natron (bis 16 Proz.), Eifenoryb (bis 13 Proz.), Kieſelerde (bis
47 Proz.) und Waſſer (bis 81 Proz.). Won Farbe iſt er weiß, ins Gelbe,
Braune und Rothe verlaufend; burchfichtig oder durchfcheinenb und bat Glas⸗
lang. Die Grundform ift bie gerade rhombiſche Säule, häufig nabelförmig,
kuglig, druſig gehäuft, traubig ober nievenförmig,
21
Das Geftein iſt meift dicht und hat eine Tichte, grau gelbliche
oder vöthlich weiße Farbe. Zumeilen iſt es aber auch dunkelgrau,
grün oder bzaun und die Farben mechfeln dann oft in Streifen ab.
Ber dem Loͤthrohre ſchmilzt es zu einem burdjfcheinenden blafigen
Email. | 2 |
De Weißſtein beſteht aus einem innigen Gemenge von bichtem
Feldſtein und Quarz, welder erftere ſtetz vorwaltet, — Defters
eildet er auch eine Fiefelige Feldfpathmaffe. Seine fremden Beimen⸗
zungen find Glimmer, Granat, Hornblende, Schwefel:
fie, Zurmalin*) und Quarzkoͤrner. Er verläuft nicht allein
in Granit, fondern ayd in Gneis, Hornfels und Gruͤnſtein.
Eine VBeimengung von Glimmer macht ihn oft ſchiefrig. Einzelne
im der Maſſe liegende. Feldſpathkryſtalle geben ihm dagegen ein nur»
phrrartiges Anfehen. Er ift fehr der Verwitterung unterworfen und
erfaͤlt zuerſt in Gruß, der nach und nad) in einen weißen, fetten
Thon übergeht. Iſt Schwefelkies darin vorhanden, fo wird er an
einzelnen Stellen zuerſt roſtfarben und liefert dann einen gelben
ben.
Das Erdreich, weiches aus dieſer Gebirgeart durch. bie Verwit⸗
urung entfteht, ift der Vegetation fehr günftig, was ſich hinreichend
dadurch erklaͤrt, daß ſowohl das Geſtein ſelbſt, als auch die Beimen⸗
gangen, Natron, Kali, Kalk, Talk und mehrere andere Körper ent⸗
halten, die zum Pflanzenwachsthume gehören. Führt dagegen ber
Weißſtein viel Schwefelkies, fo liefert er anfangs ein Erdreich, wel⸗
ches für die Vegetation nicht günftig ift, Indem aus biefem Minerale
tar Anziehung von Sauerftoff fchwefelfaures Eifenorpdul (Eifenvitriof)
etfteht. Da jedoch daffelbe Leicht in Waſſer loͤslich ift, fo wird es
*) Der Turmalin beflcht aus Alaunerbe (bis 38 Proz.), Kiefelerde
6 33 Proz), Eiſenoxydul, Borarfäure (bi 4 Proz), Kali und Natron
ww 33 SProz.), Kalkerde und Talkerde (bi6 11 Proz). Die Grundform
des Zurmalins und Schoͤrls ift zwar das flumpfe Sthombo&ber; meift
katet er fi) aber in fechefeitigen Prismen mit drei Flaͤchen zugefpigt, bis⸗
ein auch in neuns ober zwätlffeitigen Säulen und häufig in Nadeln und
Sifkkeln gruppirt, geroöhntidh ber Ränge nach geftreift. Die Karbe des Zur:
zuafins ift ſchwarz, roth, arün, blau ober gelb ins Weißliche. Er ift durch:
ĩchtig ober undurchſichtig. Man unterfcheibet edlen und gemeinen. Der edle
Zurmalin, au Apyrit oder Rubellit genannt, enthält auch Lithion (bis
3 Proz) und Mangansryd (bis 64 Proz). Der Turmalin hat bie Gigen»
oft, baß er, wenn er erwärmt wird, polariſche Electricität zeigt,
22
entweder in ben Untergrund oder wohl gänzlich‘ fortgefphlt und ber
Boden wird dann zum Pflanzenbaue in dem Grabe geeigneter, als
ber ins Uebermaße vorhandene Beſtandtheil verſchwindet.
Ob die Borarſaͤure des Turmalins und das Lithion
und Fluor des Glimmers und ber Hornblende ber Vegetation
nuͤtzen, iſt noch unentſchleben, vielleicht werben wir aber noch einmal
ſehen, daß diefe Körper gleichfalls sur chemiſchen Sonftinntion einiger
langen achönen.
2) Gramdie Errit, Brockenſtein).
Diefe ſehr verbreitete Felsart gehört zum plutonifchen oder
maffigen Gebirge. Der Granit bildet an vielen Orten große Gebirgs-
maſſen und es giebt, wie aus feinen Lagerungsverhäitniffen erficht-
lich iſt, Altern und jlngeen Grant. Als Geſchlebe, Bloͤcke und
Geroͤtle findet er ſich überall im aufgeſchwemmten Lande Nord⸗
deutſchlands. Won diefem, hiet in unenbli vielem Abänderungen
vortommenden Granite haben die Geologen nachgewiefen, daB er
aus Scanbinavien flammt, indem man dort diefelben Sranitarten
anftehenb gefunden hat, welche hier zerſtreut umherliegen.
Das Geſtein hat ein vollkommen kryſtalliniſches Anſehen und
befteht aus einem koͤrnigen Gemenge von Quarz, Glimmer und
Heldfpath. Der letztere iſt meiftentheild vorherrſchend, der Glim⸗
mer iſt dagegen in geringfter Menge vorhanden. Statt des Feld:
ſpathes enthaͤlt der Granit fehr häufig Albit ) oder berfelbe wird
duch Adular**) und Spedflein"**), zwei bem gemeinen Feld⸗
ſpath verwandte Mineralien, vertreten. Der Glimmer ift oft Kali⸗,
*) Der Albit oder Natronfelbfpath befteht aus Alaunerbe (bis
18} Proz), Natron (bis 10 Prog), Kiefelerde (bis 70 Proz.), Kalkerde
(bis 2 Prog.) und wenig Eiſen- und Manganoxyd. Die Barbe dieſes Mine⸗
rals tft weiß, graulich weiß, gelblich ins Rothe und Grüne verlaufend, Es
bat Glasglanz ober Perimutterglang und ift durchfichtig und durchſcheinend.
Die Grundform der Krpftalle ift die fchiefe rhomboidiſche Säule. Es finden
ſich aber meift ſtrahlige, koͤrnige, blättrige und berbe Waffen eingefprengt.
+) Der Adular befleht aus Alaunerbe (bis 20 Proz), Kali (bis 14
Proz.), Kalkerbe (bis 2 Proz.), und Kiefelerde (bis 64 Proz.).
+) Der Speditein befteht and Talkerde (bis 18 Proz), Alauns
erbe (biß 91 Proz), Kiefelerde (bie 45 Proz), Waſſer (bis 18 Proz.) und
Eiſenoxpd (bis 3 Proz.) Er findet fi) im Beyreuthiſchen, im Erzgebirge,
23
ſeltener Lichions, am ſeltenſten Magneſiaglimmer. Zuweilen
wird auch der Glimmer im Granit durch Talkblaͤttchen, Lepi⸗
dolith und Chlorit ganz oder zum Theil erſetzt. |
De Quarz bed Granits has meiltentheild eine graue ober
mäße ind Gruͤnliche verlaufende Farbe. Der Glimmer ift gewöhnlich
gau, ſchwarz, geb oder tambadbraun, zuweilen bat er auch eine
grime, violblaue, roſenrothe oder filberweiße Farbe. Der Feldſpath
iR dagegen meiſtens fleiſchroth gefaͤrbt und nur zuweilen graulich
ober gelblich, am ſeltenſten aber gruͤn.
Die Größe ber. Gemengtheile des Granits iſt ſehr verſchieden;
es giebt groß⸗, grob⸗ und feinkoͤtnigen Granit. Dee Glimmer kommt
zuweilen in fo großen Maſſen im Granite vor (Sibirlen), daß man
daramd duͤume fußgeofe Scheiben macht, bie zu Laternen » und Fen⸗
ſterglas, ober auch zu Windofenthuͤren, in einen eiſernen Rahmen
gefaßt, dienen, indem fie nicht duch Hitze leiden. In diefen Tafeln
ft der Glimmer fehr bisgfam. Se nachdem ber Granit den einen
cder den andern Gemangtheil in uͤberwiegender Dienge euthält, If er
gefärbt, fo daß sr, von fern betrachtet, oft zöthlih, oft aber auch
grinlich, grau, ſchwarz oder weiß erfcheint.
Gebr oft verläuft er buch Aufnahme non Hornblende und
Vnahme des Glimmers und Duarzes in Syenit und Gräns
kein (Diorit), und durch parallele Lagerung ber Glimmerblättchen
geht er in Gneis über. Bisweilen verfhwindet ber Glimmer gaͤnz⸗
üch, fo daß er dabuch in Weiftetn übergeht. Als frembe Wei⸗
mengungen kommen im Granite vor: Turmalin, Granat”),
in Ungarn, England, Gchottland und in noch mehreren andern Ländern
in großen Maflen. — Bon Farbe if er weiß, gelb, grau, ins Grüne und
Aothe; durchſcheinend an den Kanten und fühlt ſich fettig und milde an.
*) Der Granat, beffen Grundform das Rautendodekakder ift, beſteht
aus Kiaunerbe (bit 28 Proz), GCifenorpdul (bis 33 Proz), Kiefelerbe (bis
38 Yroz.) und wenig Manganorpbul. — Der Pyrop, eine Art des Gra⸗
matö, enthält auch Talkerde (bis 54 Proz), Chromoxyd (bis 63 Prog) und
Kalterbe (bis 63 Prog). Bon Farbe ift der Granat roth, gelb, grün, braun
ober fihwarz. Er ifk burchfichtig, durchfcheinend oder auch undurchſichtig;
befigt Slasglanz ober Fettglanz und wird durch Reiben electriſch. Man
unterfeheidet mehrere Arten des Geanates, als: edler Granat, Pyrop, Kolos
phenit (Pechgranat), Melanit (ſchwarzer Granat) und Groffular (grüner
Granat). Dieſer Ichtere enthaͤlt 342 Pop Kallerbe, Wenn es eriviefen
24
Dinte*), Magneteifenftein, Hornblende, Apatit *),
Spedftein, Adular und noch mehrere andere Mineralim. Ver
fleinerungen fehlen gaͤnzlich dain.
Le mehr Feldſpath ber Granit emißäke, def tag, und je
mehr Quarz er befist, defto ſchwerer verwittert er.
Diejenigen Granite, welche ein feines Korn haben und welche
keine fremde Einmengungen, ‚namentlich Telnen Talk⸗ oder Spedftein
enthalten, widerſtehen ber Verwitterung In hohem Grade. Dagegen
verwittern diejenigen leichter, welche ſehr grobkoͤrnig ſind; am ſchnell⸗
ſten verwittert aber immer derjenige Granit, welcher viel Talk⸗ und
Speckſtein als Beimengungen' fuͤhtt. Der Granit. hat auf dem
frifchen Brulhe ein matte® Anfehen und bie Feldſpathpartieen find
weicher, Anfänglich zerbroͤckelt er, oder: die Maffe zerfaͤlt in Grus,
welcher allmählig in einen erbigen Zuſtand übergeht; der Quarz,
welcher am ‚längften der Verwitterung Trotz Bietet, befindet ſich dann
in groͤßern oder kleinern Koͤrnern darin. Bei gaͤnzlicher Verwitterung
des Granits findet man in ſeiner nähe nicht felten Lehm: und Thon⸗
ablagerungen, die durch Waſſer zuſammengeſchwemmt worden find
und von verwittertem Feldſpathe herruͤhren. Der Boden, welcher bei der
Verwitterung des Granits entſteht, tft maͤßig feucht. Je mehr Feld⸗
{path er ubrigens enthaͤle, deſto thoniger iſt der Boden, welcher bei
wäre, boß das Shrom gleichfalld zur Nahrung dev Pflanzen gehört, fo
würhe ber Branit, welcher den Pyrop enthält, für die Vegetation von
Wichtigkeit ſeyn.
*) Der Pinit befteht aus Alaunerbe (bie 25} Pro), Gifenoryd und
Eiſenoxydul (bis 54 Proz), Kali (bis 8 Proz), Natron (bis J Proz.),
Kiefelerbe (bi8 66 Proz.), wenig Zalkerde und Manganorybul (bis 4 Proz.).
Die Grundform: ift die fechsfeitige Säule. Won Farbe ift er grau, gelblich,
gruͤnlich roͤthlich und braͤunlich; undurchſichtig ober burchfcheinend und befigt
wenig Glanz.
++) Der Apatit beftebt aus Kalk (bis 56 Proz), Phosphorfäure und
wenig Flußfäure (bis 45 Proz), Salzfäure (bis A, Proz.) und wenig Eiſen⸗
und Manganoryd. Die Grundform iſt die fechsfeltige Säule, bie Kryflalle
find aber meift fecgöfeitige Prismen, bisweilen mit rhombiſchen Flaͤchen zuge:
fpiet. Bon Farbe ift er weiß, ins Gelbe, Blaue, Grüne, Rothe, Graue
und Braune Übergebend. Glanzglas, burchfichtig ober burchfcheinend. — Wir
feben aus ben chemifchen Beſtandtheilen dieſes Minerals, wie es zugeht,
daß in mandyen Granitbobenarten und überhaupt in ben Bebenarten des aufs
geſchwemmten Landes fo viele Phosphorſaͤure enthalten iſt.
25
ver Berwitterung entſteht. Der Seldfpath verliert durch Kohlenfäure
und Waffereinwirtung das Kali und Natron, und es entflaht anfäng-
id, daraus eine weiße erbige Maſſe, welche Kaolin genannt wird.
Der Granitboben im Allgemeinen iſt fehe fruchtbar, denn: wir
ſchen überall die uͤppigſten Pflanzen auf ihm wachen. Ganz vor⸗
zugſich eignet er fi sim Obſt⸗ und Weinbau. Diefe Erfcheinung
iäft fidy dadurch erflären,. daß das Obſt und. die Trauben zu, ihrem
Gedeihen viel Kali bedürfen, was ihnen: ber Felbſpath, ‚ber Glimmer
und mehrere fremde Beimengungen des Gravits darbieten.
Sehr Häufig ſehen wir, daß ein Sandboden, ber Granitgeſchiebe
und Gerdtie enthält, fruchtbarer als ein Sandboden iſt, welchem bis;
feiben fehlen; dies iſt fehr natlrlih, da: durch bie Verwitterung der
Geſteine der Boden mit Kalt, Tall, ‚Kalb, Natron n. ſ. w. verſorgt
wid, Dan kann daher nichts Anvorstheithafteres thun, als die
GSranitfieine von den: Seldem zu ‚fammeln , es fe denn, fie kommen
im übergroßer Menge. vor. Der Granitgrus kann mit großem
Bocrtheil nicht nur zur phyſiſchen, ſondern auch zur chemiſchen Ver:
beſſerung des Thenbodens verwandt werden; ja, man führt Ihn fogar
mit Nutzen auf moorige Wieſen. Der Grund hiervon iſt leicht ein⸗
zufehen, denn dem Moorboden fehlt es beſonders an Kalt und Kieſelerde.
Die Gewäfler, weiche aus Granitbergen ober. aus: Hügeln hey:
verbringen, bie viele Granitgefchiebe enthalten, ſind reich an Kali und
Ratten und eignen ſich deshalb ganz vorzüglich zum , Bewaͤſſern ‚ber
mcorigen Wieſen; fo im Lüneburgfchen, Bentheimſqhen,
Osnabruͤckſchen u. ſ. w.
3) Eyentt
Der Symit gebiet, wie ber Granit, zum plütoniſchen oder
maſſigen Gebirge. Er kommt nicht ſo haͤuſig als der Granit vor,
doch bildet er hie und da bedeutende Gebirge, fo z. B. im Plauen:
ſchen Grunde bei Dresden, im Badenfchen, im Erzgebirge, in der
Schweiz und in Schlefien; am bäufigften findet er fih in Schweden
unb Morwegen.
Er beficht aus einem kryſtalliniſch⸗koͤrnigen Gemenge von Feld⸗
fpach ober Labrador und Hornblende. Der Feldſpath
pflegt darin vorzuberrfchen. Der Quarz erfcheint darin entweder gar
nicht, ober nur in fehr geringer Menge.
26
"Die Karbe des Feldſpatheés ober Labradors iſt meiſtentheils
roth, feltener gran oder grämiich. Die Hornblonde pflegt bagegen
eine lauchgruͤne oder ſchwarze Farbe zu haben, Oft bilbet fie bie
Hauptmaſſe des Geſteins.
Das Korn des Syenits iſt bald grob, bald klein. Zuweilen
enthaͤlt er Kryſtalle von Feldſpath in Ausſonderungen und bat
bann ein porphyrartiges Anſehen. Oſt iſt er auch ſchiefrig.
An fremden Beimengungen kommen darin ver: Glimmer, und
iſt zugleich Quarz vorhanden, ſo naͤhert er ſich dem Granite
Gornblende⸗Granit). Ferner finden ſich datin Schwefellles Magnet⸗
eiſenſtein (oft auskryſtalliſiet und in betraͤchtlicher Menge vorhanden),
kon *), Sphen **) und mehrere andere Mineralien, deren Borkom⸗
men an Dertlichkeiten gebunden If.
Er geht m Granit, Sneis, Orünftein und Hornblende
über. In Gruͤnſtein verläuft er, wenn bad Korn fen iſt und
darin der Feldſpath duch Feldſtein vertreten wird,
: " Da: fowohl die Hornblende als ber Feldſpath von der
Feuchtigkeit und Koblenfäure ber Luft ſtark angegriffen werben, fo
erleidet das Geſtein eine baldige Verwitterung; ber grobkoͤrnige, viele
Hornblende enthaltende verwittert jedoch leichter als der feinkoͤrnige.
Das Geſtein yerfpaltet, beſchlaͤgt anfänglic, roftfarbig, verwandelt
fih in Gras, der mit Hornblende untermengt iſt unb zulett geht
der Grus in eine thonige Erbe Über, bie durch das vorhandene Eifen-
oxyd eine braunrothe oder gelbe Farbe bat. Der Syenitboben if
gewoͤhnlich nicht ganz fo fruchtbar als ber Granuboden und auch
wegen Mangel an Quarzkoͤrnern weniger loder als biefer, dagegen
hält er länger die Feuchtigkeit an. Im übrigen zeigt fich der durch
bie Verwitterung des Syenits entftandene Boden gegen bie Vegetation
ſehr guͤnſtig; biefes kann man dadurch recht gut erklaͤren, baß beide
*) Der Zirkon befteht aus Zirkonerde (bis 65 Proz.), Kiefelerde (bis
33 Proz.) und 1 Proz Gifenoryd, Die Grundform iſt das quabratifche
Octaeder. Gene Farbe ift gelb, byazinthrotd, ins Weiße, Grüne, Graue
und Braune fpielend, feltener violett. Glasglanz, burchfichtig ober durch⸗
ſcheinend.
»2) Der Sphen oder Helvin beſteht aus Kalkerde (bis 401 Proz.),
Titanſaͤure (bis AO Proz.) und Kiefelerde (bis 27 Proz.) Die Farbe deſſel⸗
ben ift gelb, grün, braun und grau. on Demantglang oder Fettglanz;
duschfichtig oder durchſcheinend. Kryſtallform; ſchiefes rhombiſches Prisma.
27
Gewengtheile bed Geſteins aus Körpern beſtehen, durch welche haupt:
fihlich das Gedeihen ber Pflanzen bedingt wirb. — Ob bie Titan⸗
fäure und die. Zirkonerde des Sphens und Zirkons etwas
um Pflanzensvachöthume beitungen, iſt noch unentfehieben; biäher bat
mn wenigfiend biefe Körper noch nicht in den Pflanzen aufgefunden.
Die aus dem Gpenitgebirge hervorbeingenben Quslien find reich
on Kolı und Natron, Überhaupt enthalten alle Geroäffer, die aus den
Hbfpathgefteizen kommen, biefe Körper in bedeutender Dieage umb
cipun ſich beshalk vorzuͤglich zum Bewaͤſſern der moorigen Wieſen.
OMO Gneis (GGneuß, Gems, ſchiefriger Granit).
Der Sneis, aus welchem große Gebiege beſtehen und welcher
in Schfen, Schleſien, Böhmen, Baden, dr Schweiz
uf. w. vorkommt, gehört zu den durch Feuereinwirkung ungeaͤnder⸗
im Gefleinen. Er if im Grunde weiter nichts ale Granit, der
eine ſchufrige Structur angenonunen: hat, indem er aus einem key⸗
ſtaliniſch fchiefrigen Bomenge won Feldſpath, Muarz: uab
Glimmer befteht.
Die parallelen Glimmerlagen fondern das Eirnige Gemenge
von Quarz und Zeldfpach ab. Der Zelbfpath maltet, wie im Gra⸗
sit, meiftend vor, Der Quarz fehlt zumellen ganz, oft iſt aber
uch fo viel Quarz vorbanden, daß das Geflein in Quarzfels
übergeht. Je mehr Glimmer er führt und je Meiner das Korn befs
ſaben iſt, deſto vollkommener iſt feine fchiefrige Structure. Herr⸗
ſhen dagegen Quarz und Feldfpath vor, fo geht er in Granit
über unb bildet dann den fogmannten granitifchen Gneis, der
eft in bedeutenden Gebirgen vorfommt. Statt bes Stimmers erfcheint
pain Chiorit, Talk und Hornblende, filtene Graphit
Durch viel Eiſenoxyd iſt er oft roch gefärbt.
Er seht in Granit, Syenit, Weißftein, Srünftein,
Glimmerfpiefer, Ehlorit und duch Aufnahme von Talkblaͤtt⸗
ben in Kalkfchiefer über oder nähert ſich doch demfelben.
Meiſtentheils hat der Keldfpath des Gneifes «ine graue
Oder weiße Farbe, feltener iſt er roth. Der Quarz iſt in der Regel
gun. Der Glimmer (gewoͤhnlich Kali⸗, ſeltner Magnefla- Stimmer)
iR gelb, braum, grau ober ſchwatz. Wegen ber Farbenverfchieden:
häten der Gemengtheile hat der Gneis bald diefe, bald jene Farbe.
._ — — — —— — — —
28
Sehne fremden Beimengungen find Gran at, Gieſekit),
Schwefelkies und Turmalin.
Da der Gneis die leicht und ſchwer verwitterbaren Gemeng⸗
theile in ſehr verſchiedenen Verhaͤltniſſen enthätt, fo verwictert die eine
Gneisart oft früher als die andere; am leichteſten verwittert derjenige,
welcher reich an Glimmer und Feldſpath iſt, waͤhrend derjenige, der
ſehr quarzeeich iſt, der’ Verwitterung in einem eben ſo hohen Grabe
widerſteht, als bee Quarzfels. Wegen feiner in der: Regel leich⸗
ten Zerfegbarkeit dausct es nicht ſehr kange, daß auf den Gneisfelfen
eine tiefe Erdſchicht entſteht.
Zuerſt zerfällt das Geſtein in Grus und Liefert almählig einen
feinförnigen fandigen Lehm. Im Allgemeinen verwittert der Gneis
teichten als der Granit, deshalb haben auch die, Guelshebirge eine
tiefere Erdſchicht Aber ſich, als die Granitzcbitge, was für bie Big
tation von Wichtigkeit ift.
... ‚Dee meifte aus ber Bermitterung dee Gneif es hervotgehende
Boden iſt ſehr fruchtbar, was in der chemiſchen Zuſammanſetzung des
Befteins, beſonders des Feldſpathes, begruͤndet iſt.
5) Feld ſt ein
(Dieter Beibfparh ; 5; Beific.)
Diofe Fubari gehoͤrt zum plutoniſchen Gebitge und kommt in
Sachſen, Boͤhmen, Baden, am Harz und in vielen andern
Laͤndern vor.
Der Feldſtein iſt leicht mit Hornfein ‚ verwechſein. Im
Bruche iſt er ſplittrig dabei dicht, an den Kanten durchſtheinend;
hat unreine Karben, als grau, gruͤnlich, xoͤthlich, ſelten weiß, oͤfters
auch gefleckt, geſtreift oder wollig. Vom Hornſtein unterſcheidet
er ſich vorzuͤglich durch eine geringere Härte und Schmeizbarkeit.
Gewoͤhnlich kommt er als Grundmaffe bes: Feldſteinporphyrs
und Klingfleins und als Gemengthe il mehrerer anderer Gebirge:
*) Der Gieſekit befteht aus Alaunerde (bis 254 Proz), Eifenoryb
und Drydul (did 54 Proz), Kali (bis 8 Proz.), Natron (bis 3 Proz), Kies
felerbe (bis 56 Proz), Talkerde (bi 34 Proz.) und etwas Manganorydul.
Die Grundform des Gieſekits ift die fechöfeitige Säule. Deffen Farbe ift
grau ins Gelbliche, Grünliche, Röthliche und Braune, Gr iſt wenig glänzend,
undurchſtchtig oder durchſcheinend.
W
arten vor. Er findet fich ſelten rein, den meiſtens find Ihm Quarz:
törner und Heine Feldſpathkryſtalle beigemengt. Hiedurch erhält er
eine Porphyr⸗Structur. Die beigemengten Quarzkoͤrner find grau
von Farbe und in der Maffe ziemlich regelmäßig vertheilt. Dagegen
kaben - die Feldſpathkryſtalle eine lichtere Farbe als bie Grundmaſſe
sad find nur Hein. Zumellen fieht man fogar bios kryſtalliniſche
Theile des Feldſpaths. Hier und da kommt die Grundmaſſe ſchiefrig
ver und bat dann gewoͤhnlich eine graue ober rothe Farbe, zuweilen
it dieſe ſehr intenfio und rein, und find dann bie eingefchloffenen
Feldſpathkryſtalle weiß; fo hat das Geſtein ein ſehr ſchoͤnes Anfehen,
kefonders wenn es angeſchliffen iſt.
Man hat die Grundmaſſe mehrerer Feldſtemarten chemiſch unter⸗
fat und darin gefunden: Kali (bis 1 Proz), Natron (bis 6
Proz), Kalk (bis 11 Proz), Talkerde (bi 4 Proz), wenig Eiſen⸗
md Manganoryd und übrigens Alauns und Kiefelerbe.
An fremden Beimengungen enthält der Feldſtein Glimmer,
Hornblende und Schwefelkies. Zuweilen hat er, warn
Duarz, Glimmer und Feldſpathkryſtalle darin enthalten find, ein gra⸗
nitartigeß® Anſehen. Ex geht in Weißſtein und Syenit übe;
auch ſtellt er zumweilen eine Maffe dar, bie dem Hornſteinpor⸗
ohnr ähnlich iſt.
Der Verwitterung iſt er um ſo mehr unterworfen, als er reich
an Feldſpathkryſtallen und andern fremden Beimengungen iſt. Der
Feldſteinporphyr zerfaͤllt anfaͤnglich in ein Haufwerk eckiger
Stade; das endliche Ergebniß feiner Zerſetzung tft aber ein thoniger,
fetter, mehr oder weniger mit Quarzkoͤrnern untermengter Boden,
der ſich der Vegetation ſehr guͤnſtig zeigt.
Der Boden, welcher durch die Verwitterung des Feldſteins
entfteht, iſt dagegen nicht fo fruchtbar, was hoͤchſt wahrſcheinlich darin
begründet fein duͤrfte, daß bie Verwitterung dieſes Geſteins ſehr lang⸗
ſam vor ſich geht, waͤhrend welcher Zeit natuͤrlich das Natron und
Kali, ſo wie die Kalk- und Talkerde, von Kohlenſaͤure haltigem
Regenwaſſer ausgelaugt werden. Auch möchten wohl bie Schwefel⸗
fufe, welche in manden Felditeinarten vorkommen und bie bei ihrer
Verwitterung Eſſuoſtrii liefern, bie Urfache der anfinglchen Unfruch⸗
backeit ſein.
Rt)
6) Kiinsofetn
(Phonolith, Porphyrſchiefer, Hornſchiefer).
Gehört zum vulkaniſchen Gebirge und kommt in Heſſen,
Baden, am Donnersberge, im Högan, im Rhöngebirge,
in Böhmen bei Auffig und an mehreren anderen Orten vor. Er bat
feinen Namen davon, bag er in dünnen Platten beim Aufchlagen
einen Klang giebt.
. Der Klingftein befteht aus einem fehr abweichenden Gemenge
von dichten Feldſtein und Zeolith und die chemiſche Unterſu⸗
hung beffelben hat ergeben, baß feine Beſtandtheile Kiefelerde, Alauns
erde, Kali (bi 8 Proz), Natron (bis 9, Proz), Talkerde, Kalte
erde (bis 3/4, Proz), Manganorpd, Eifenoryd und Waſſer find. Auch
bat man wohl etwas Zitanfäure und Schwefelfäure darin
gefanden. |
Das Geſtein zeigt gewöhnlich eine graue Karbe, die ind Braune,
Grüne und Schwarze verläufts es bat einen fplitteigen Bruch
und ift an den Kanten burchfcheinend. An fremden Beimengungen
enthält der Klingfiein Apophyllic*), Analcim**), glafigen
Seldfpath, Augit**), Hornblende, Glimmer, Magnets
eifen und Chabafit Y. Er geht in Trachyt und Bas
*) Der Apophyllit beftcht aus Kalkerde (bis 25 Proz.), Kieſelerde
(bis 322 Proz.), Kali (dis 54 Proz), Waſſer (bis 16 Proz.) und Zlußfäure
(618 2 Proz). Die Grundform ift die quadratiſche Säule. Die Farbe iſt
weiß ind Selbe, Gruͤne, Graue und Rothe. Gr bat Glas⸗ ober Perlmutter⸗
glanz und iſt durchſcheinend bie durchfichtig.
*+) Der Analcim befteht aus Alaunerbe (biß 23 Proz.), Natron (bie
131 Proz), Waſſer (bis 8} Proz.) und Kiefelerbe (bis 55 Proz) Die
Grundform beffelben ift der Würfel. Won Karbe ift er weiß, ins Koͤthliche
und Graue verlaufend; iſt durchfichtig ober durchfcheinend und hat Glasglanz.
+4) Der Augit beſteht aus Talkerde (bis 124 Proz.), Katlerde (bis
14 Proz), Alaunerde (bis 5% Proz), Gifen: und Manganoxyd (bis Kl} Proz.)
und Kiefelerde (bis 52 Proz). Die Grundform ift die fchiefe rhombifche
Saͤule. Bon Farbe ift er grün, grau, ſchwarz und weiß in vericdiebenen
Abftufungen, bat Glasglanz, Fettglanz, iſt durchſichtig ober undurchſichtig.
Man unterſcheidet den Malakolbit vom gemeinen Augit. Der erſtere
enthält bis 18 Proz. Talkerde und 25 Proz Kalkerde.
+) Der Chabaſit beſteht aus Alaunerde (bis 18 Proz), Kali und
Natron (bis 12 Proz.), Kalt (bit 9 Proz.), Kiefelerde und Waſſer (bis
50 Proz). Die Grundform biefes Minerals ift das Rhomboſsder. Kon
Farbe ift e8 weiß, ins Gelbliche, Roͤthliche und Grünliche, bat Glasglanz
und if durchſichtig oder durchſcheinend.
31
ſalt über. Enthaͤlt das Geſtein viel glafigen Feldſpath, fo hat es
en porphyrartiges Anſehen.
Gegen die Einfluͤſſe der Armosphäritien zeigt er geringen Wider:
Rand und ift der Berwitterung dann am meiften unterworfen, wenn
avdid Zeolith und Feldſpath enthält, da diefe Mineralien all
mihlg auswittern und ein poröfes, lichtgraues, zerreibliches Geftein
mrüdbleibt, was bald weiter zerfällt.
Der Vegetation ift die aus dem Klingſteine entftehende Erde
fie guͤnſtig, beſonders befördert diefelbe das Wachsthum der Reben,
23 fih aus dem großen Kali»: und Natrongehalte des Zeoliths
md Feldſteins erklären läßt, wozu aber auch noch kommt, daß bie
fremden Beimmengungen gleichfalld reih an Kali, Natron, Kal und
ade Planzennahrungsmitteln find.
7) Trachyt.
(Domit, Trappporphyr, Ton⸗ und Granitporphyr.)
Zum vulkaniſchen Gebirge gehoͤrend. Kommt vor im Sieben:
zebirge, am Kaiſerſtuhl, im Högau, in der Nähe des Bodenſees,
im Elſaß, im Rhöngebirge, in Böhmen und überhaupt fehr häufig
da, wo Baſaltiſche Maſſen auftreten.
Das Geſtein hat meiſtens eine graulich weiße Farbe, denn nur
mweilm iſt es aſchgrau, roͤthlich, gruͤnlich, braͤunlich, am ſeltenſten
ſchwaͤrzch. Es beſteht aus einer feldſpathartigen Grundmaſſe, von
nahen, matten Anſehen, in welcher Kryſtalle von glaſigem Feldſpath
im Die Grundmaſſe enthält Kieſelerde, Alaunerde, Kali und
Efnorpd. Nah Holzmann befteht der Trachyt des Siebengebir⸗
zes and 65,63 Kieſelerde, 20,52 Alaunerde, 11,75 Kalt und 3,37
| Eifmorpd.
Der Trachyt kommt in fehe vielen Abänderungen vor, und
one allen Geſteinen zeigt er die größten MVerfchiedenheiten. Man
usterfcheibet
1) koͤrnigen Trachyt. Die Grundmaffe deſſelben befteht
is einer Verbindung einzelner Körner ber felbfpathartigen Maſſe, ja
weilen aus lauter Kömem von glafigem Feldſpath. Das Geſtein
Ü ſchr ſyroͤde und befigt von allen Trachytasten den meiſten Glanz.
2) Porphyrassiger Trachyt (Trapp Porphyt). Er beftche
18 ner feinkoͤrnigen, dichten Trachytmaſſe, in vogicher in Boa
dedſpath ⸗ Kryſtalle Tiegen.
32
3) Blafiger Trachyt, enthält viele Meine, ecklge ober laͤng⸗
liche Blafenräume.
4) Schlackiger Trachyt. Die Grundmaſſe dieſes Geſteins
befindet ſich im halbverglaſeten ſchlackigen Zuſtande und iſt voller
Blaſenraͤume.
5) Dichter Trachyt, beſteht aus einer dichten, feldſpatharti⸗
gen Grundmaſſe und hat einen ſplittrigen Bruch. Veiw Anhauchen
riecht er wie Thon.
6) Erdiger Trachyt, ſtellt eine adige, weiche, oft leicht
zerreibliche Grundmaſſe dar, die beim Anhauchen ſtark thonig riecht.
Der Trachyt iſt reich an fremden Beimengungen, denn man findet
in ihm fehr häufig Slimmer, Augit, Hornblende, Magnets
eifen, Quarz, Sphen, Granat, Kalkſpath, Schwefel:
Eies, Eifenglanz u. f. w. Dur alle diefe Körper wird die
Beſchaffenheit des Geſteins oft bedeutend modificirt. Er verläuft in
Klingftein, Perlftein, Pehftein und Obſidian.
Wegen feines großen Gehaltes an Feldfpats und anderer kali⸗
reichen Mineralien mwiderfteht er der Verwitterung fehr wenig; er wird
in kurzer Zeit mürbe und erdig. Das gelblich graue Erdreich, wel⸗
ches fehr bald daraus hervorgeht, zeige fih der Vegetation außerors
dentlih günftig und befonders gedeiht das Obſt und der Wein fehr
gut darauf.
8) Dedhfein, (Fettſtein).
Kommt: im vulkaniſchen Gebirge vor und bifbet hier oft große
Maſſen, fo in Sachſen bei Meißen, in Ungarn, Frankreich, Ober:
italien und im mehreren anderen Ländern. Am häufigften findet er
ſich in Geſellſchaft des Baſalts.
Seine Farben ſind unrein, entweder iſt er gruͤn und braun,
oder roth, gelb, grau und ſchwarz. Br iſt durchſcheinend, oft nur
an den Kanten ber Bruchſtuͤcke. Dabei fpröde, fplittrig oder flach-
muſchlig im Bruch. Er biähet fih beim Erhigen ſtark auf und
ſchmilzt dabei zu einem ſchaumigen Glaſe.
An fremden Beimengungen enthält der Pechflein oft glafige
Feldſpath⸗Kryſtalle, wodurch er bie Porphyr⸗Structur annimmt. Ser:
ner finden fich jedoch felten darin Quarz, Augit, Hornblende
und Glimmer. Er geht in Seldftein, Trachdt, Perlſtein
und Obſidian uͤber.
33
Seine chemiſchen Beitandtheile find Alaunerde (bis 14%, Proz.),
Eifenorpb (bis 1 Proz), Natron (bi 2 Proz.), Kalk (bis 1 Proz.),
Keſelerde (bis 73 Proz.) und Wafler (bis 8, Proz.)
Der Pechſtein verwittert aͤußerſt langſam in ein thoniges Erd⸗
ich, welches ber Vegetation nicht fehr günftig iſt. Am erften ſaͤgt
es noch den Pflanzen zu, wenn das Geftein viel Seldfpath enthielt.
Da der Pechſtein größtentheils aus Kiefelerde, Alaunerde und Waffer
befieht, fo iſt leicht einzufehen, warum das Krdreich, welches aus ber
Sermitterung deſſelben hervorgeht, die Pflanzen weniger im Wachs⸗
ttum begünftigt, als die Verwitterungs⸗Erde der meiſten übrigen vuls
kmiſchen Maffen.
.9) Yertiftein
Gehört gleichfalls. zur vulkaniſchen Formation und bildet hier
eft bebeutende Gebirgsmaſſen, fo In Ungarn, in Sibirien u. f. m.
Bon Farbe iſt er unrein und entweder gelblich ober bräunlich
und roͤchlich; zumeilen ift er auch gefledt und geftreift, Er ift fpröde,
bat einen mufchligen Bruch, bildet eine dichte Maſſe, ift koͤrnig ober
tinnfchalig abgefondert, und von vielen Riſſen durchzogen. Durch⸗
fheinend, doch meiftend nur an den Kanten ber Bruchſtuͤcke. Durch
ane oft Eugelartige und fchalige Abfonderung zeichnet er fi) vorzüglich
ers. Zuweilen ift er poroͤs und fo biafig, daß er ſchwammig er⸗
ſheint.
Fremde Beimengungen ſind zwar ſelten in ihm, doch kom⸗
men darin wohl Glimmer, Quarz und Granat vor. Kleine
undeutlihe Feldſpathkryſtalle ertheilen ihm ein porphyrartiges Ans
hben.
Er beftcht aus Alaunerde (bi8 12 Proz), Kiefelerde (bis 75
Proz), Kati (bis 4'/, Proz), Eifenorpb (bi6 1’, Proz), Kalkerde
be '/ Proz) und Waffer (bis 4, Proz.).
Er geht in Trachyt, Pehftein, Obſidian und Bim⸗
Kein über.
Vermoͤge ſeiner vielen kleinen Riſſe erleidet er eine balbige Ver⸗
ritterung und liefert ein fettes, thoniges Erdreich, welches aber
der Vegetation nicht ſehr guͤnſtig iſt. Daß er keine fruchtbare
Ede liefert, erklaͤrt ſich zum Theil aus ſeinem chemiſchen Beſtan⸗
de, da die Alaun⸗ und Kieſelerde die vorherrſchenden Beſtandtheile
Kab.
3
34
10) DObfidian.
Diefes Geſtein gehört, wie das vorige, zum vulkaniſchen Gebirge,
und findet fi) In Gefellfchaft von Trachyt, Pertftein, Dolo:
it, Lava und Bimftein. Es kommt vor in Ungarn, Böhmen,
land, Stafien und in mehreren anderen Ländern.
Die Farbe deffelben iſt meiftens ſchwarz, oft aber auch grau,
braun oder voth, gelb; grün, blau und weiß. Zumellen iſt er durch⸗
fihtig, oder doch an den Kanten burchfcheinend. Er ift fpröbe, zu:
weilen blafig ober derb, im Bruche groß und flachmuſchlig. Schmilzt
unter Auffhäumen leicht zu einem farbelofen, blaſigen Safe.
An fremden Beimengungen enthält der Obfidian oft Kryftalle
von glaſigem Feldfpath, wodurch er ein porphyrartiges Anfehen er:
hält. Serner kommen barin vor: Augit, Glimmerblättden,
Körner von Quarz und Bruchſtuͤcke von Trachyt und Ped:
ftein. Er geht in Trachyt, Pechſtein, Bimftein. und zw
weilen in Bafalt über.
Die Grundmaſſe des Gefteins beftcht aus Alaunerde (bis 9'/,
Proz), Kiefelerde (bis 81 Proz), Natron und Kali (bis 7 Proz.),
Kart (bi A Proz), Eiſenoryd und Waſſer (bis 1 Proz.).
Bei der Verwitterung, welche nur fehr langfam erfolgt, zeigt
das Geſtein einige auffallende Erfcheinungen, es Iöfen fih nämlich
zuerft von feiner Oberfläche dünne Blaͤttchen ab, bie in der Folge,
ehe fie ſich in Erde verwandeln, zuerft filberweiß und metallartig glän-
zend werden, Iſt dagegen das Geftein poroͤs, fo überzieht es ſich
ſogleich mit einem vöchlichen Beſchlage von Eiſenoryd.
Das Erdreich, weldyes das Geſtein bei der Verwitterung liefert,
verhält ſich gegen die Vegetation ziemlich günftig, zumal wenn der
Feldſpath darin vorwaltet.
11) Bimſtein.
Der Bimſtein gehoͤrt zum vulkaniſchen Gebirge. Er kommt vor
bei Neuwied am Rhein, in Ungarn, Island und überhaupt allent⸗
halben dba, wo Vulkane noch thätig ober ſchon erlofchen find, Ge:
woͤhnlich Hi er von Obfidian und Periftein begleitet. Zuwei⸗
len umfchliegt die Maffe Körner von glafigem Keldfpath, Augit,
Magneteifen uf. w.
An fremden Beimengungen enthält ev Glimmer, Horn-
blende und Augit,
35
Seine Farbe ift meiftentheils weiß, zuwellen aber auch grau umd
36, felten braͤunlich ſchwarz. Er ſtellt eine blafige ſchwammige
Waffe dar, die mituter einem blafigen Glaſe aͤhnlich if. Iſt ſproͤde,
Kinmufhlig, im Bruch oft erdig. Fuͤhlt fich ſehr rauh an, umd if
a den Kanten burchfichtig oder doch durchſcheinend.
Er beftcht aus Alaunerde (bis 17°, Proz), Kiefelerde (bis 77°,
Ir), Natron und Kali (bi6 3 Proz), Eifenoryb und Manganory⸗
tie 17/, Prog).
Ba der Verwitterung, bie jedoch ſehr langſam erfolgt,
& aus ihm ein lockeres Erdreich, was fich indeß gegen das Ham
mchöthum nicht fehr günftig verhält.
11. Glimmergeſteine.
Zu den Glimmergeſteinen werben biejenigen gezählt, welche Glim⸗
an als chatacteriſirenden Beſtandtheil enthalten; auch werben bazu
ie gerechnet, welche flatt bed Glimmers bie demfelben fehe nahe
wandten Mineralien Chlorit und Talk führen, .
Die Glimmergefteine im Allgemeinen zeichnen ſich von den mei-
im übrigen Gefleinen vorzuͤglich dadurch aus, daß fie ein ſehr ſchief⸗
ty Gefüge haben. .
1) Glimmerſchiefer. (GSeftelftein, Urſchiefer u. f. w.)
Kommt, große Gebirgämaffen bildend, im gefchichteten Ur⸗ oder
handgebitge vor, und verläuft fich bis ins Uebergangsgebirge, Er
ist ſich in ſehr vielen Ländern, namentlih in Schiefien, Böhmen,
iringen, Sachſen, Baben, Tyrol— Schweiz, Norwegen, Schweden
w Schottland.
Der Stimmerfchiefer beſteht aus einem Gemenge von Quarz
a Glimmer*). Diefer legtere bildet dünne Blaͤttchen, die nahe
*) Es giebt, wie ſchon vorhin bemerkt worben iſt, mehrere Arten Glim⸗
on,nämich Kalis, Talkerde⸗ und Lithionglimmer,
De KalisGlimmer befteht aus Kiefelerde (bis 48 Proz), Alaun⸗
abe (bi 37, Proz), Kali (bis 94 Proz.), Eifenorydul, Manganoxyd, Fluß:
ia (bis 14 Proz.) und Waffer (bis 2} Proz.).
Dre Talkerde⸗ oder Magnefiaglimmer beſteht aus Alaun⸗
eh (155 10 Proz), Talkerde (bis 36 Prog), Kalt (bis 75 Proz), Eiſen⸗
wii, Kiefelerbe (bis 43 Proz) und Flußſaͤure (bit 2. Pros).
Der Lithionglimmer beſteht aus Kiefelerbe (bis 49 Proz.), Alaun⸗
3+ ..
36
an einanberliegen und ben Quarz gleichſam einhüllen. Er hat eine
mehr oder weniger volllommen ſchiefrige Structur. An fremden Bei⸗
mengungen ift er fehr reich, denn er enthält häufig Granit, Feld»
fpath, Hornbiende, Zurmalin, Cyanat*), Stauro»
tith*) u. ſ. w. Der Glimmer bed Gefteins wird oft durch mehr
oder weniger Chlorit und Talk vertreten. Die Farbe bed Glims
merfchiefers wird durch feinen vorherrfchenden Gemengtheil, ben Glim⸗
mer, beflimmt; benn biefer iſt oft weiß, braun, gelb, grün, grau oder
fhwarz. Der Quarz bes Glimmerfchiefers ift gewöhnlich grau und
liegt in einzelnen Koͤrnern zwiſchen den GSlimmerlagen. Je mehr
Quarz das Geftein enthält, deſto bickfchiefriger iſt es; herrſcht dage⸗
den der Glimmer vor, ſo iſt es duͤnnſchiefrig. Der quarzige Glim⸗
merſchiefet iſt gewoͤhnlich gelblichgrau und hat Aehnlichkeit mit dem
ſchiefrigen Quarzfels.
‚Anm haͤufigſten kommt von den fremden Beimengungen der Gra⸗
nat im Glimmerſchiefer vor, ſowohl in Koͤrnern, als in Kryſtallen
von ſehr verſchiedener Groͤße; er verdraͤngt oft den Quarz gaͤnzlich.
Der Feldſpath liegt hier und da in Kryſtallen darin ausgeſondert und
giebt dem Beſtein dann ein porphyrartiges Anſehen (porphyrartiger
Glimmerſchiefer).
Er verläuft in Gneis, Talk⸗ und Chloritſchiefer, zu—
weilen auch in Thonſchiefer.
Der Verwitterung, bis zur Bildung von Erde, widerſteht der
Glimmerſchiefer ziemlich hartnaͤckig; er zerfaͤllt dabei zuerſt in ſcha⸗
lenfoͤrmige Stuͤcke und duͤnne Blaͤttchen. Der Glimmerſchiefer, wel⸗
cher viel grobblaͤttrigen Glimmer enthaͤlt, verwittert indeß bei weitem
leichter, als der feinblaͤttrige. Ebenſo verwittern bie talkigen und tho⸗
nigen Glimmerſchieferarten leichter. |
Der Vegetation ift der aus verwittertem Glimmerſchiefer hervor»
gegangene Boden zwar ziemlich günflig, allein er liefert in der Regel Leis
erde (bi6 34 Proz), Eithion (bi8 5 Proz), Kali (bis 7 Proz), Mangan:
orybul (bis 44 Proz), Eiſenoxyd (bis 18 Proz), Phospborfäure (bis „%
Proz), Talkerde (bis & Proz), Zlußfäure (bis SE Proz) und Waffer
(biß 4 Proz).
+) Der Eyanit befleht aus Kiefelerbe und Alaunerbe.
*) Der Staurolith befteht aus Alaunerde, Kiefelerde, Ciſenoxyd
und Manganoxyd.
37
an fo guten Boden, als der Granit, was jeboch gewöhnlich behaup⸗
m wird. Meiſtenthells find die Glimmerſchiefergebirge nur mit einer
rinnen Erdſchicht bedeckt, die wegen der vielen noch darin befinblis
den Steine ſchwierig zu bearbeiten ift und oft nur fümmerliche Ges
zihfe hervorbringt.
Man kann annehmen, daß berjenige Glimmerſchiefer noch den
wim Boden liefern wird, welcher reich an Talkerde⸗Glimmer ift, und
jedem viel Feldſpath ale Beimengung enthält, da in dieſem Kalle
ea Boden entſtehen muß, der die meiften mineralifchen Körper bes
ix, welche die angebauten Pflanzen zur Nahrung nöthig haben.
2) Shipritfhiefer (Schneideftein.)
Dieſes Geftein gehört, wie das vorhergehende, zum Urs ober
Onmdgebirge.. Er bildet zumeilen bedeutende Gebirgsmaſſen und
emmt am bäufisften in den Alpen Tyrols und der Schweiz, ferner
a Böhmen, im Erzgebirge, in Schlefin, Steyermark, Norwegen,
kchreden, Schottland u. f. w. vor.
Die chemiſchen Beſtandtheile des Chlorits find: Alaunerde (bis
IL Proz), Eifenornd und Oxydul (bid 43 Proz.), Kiefelerde (bie
9, Pro), Talkerde (bis 21 Proz), Kalkerde (bis 1%, Proz),
'sfrures Kali (bie 2 Proz.) und Waſſer (bis 7 Proz). Zuweilen
athilt er auch Flußſaͤure.
Man unterſcheidet blaͤttrigen, gemeinen und ſchiefri⸗
zen Chlorit (CHloritfchiefer).
Die Maſſe des Chlorits iſt mehr oder weniger rein, hat ein
üfriges, meiſt wellenfoͤrmiges Gefüge, und eine lauch⸗ und berg⸗
sine Farbe. Haͤrufig ift fie mit Quarzkoͤrnern und oft auch mit
Fentheilen gemengt. Zuweilen ift mit dem Chlorit auch Talk)
ig verbunden, wodurch das Geftein filberartig glänzend wird.
* Dee Zalt (bes Gotthards) beftcht aus Talkerde (bi 304 Proz.),
Keirleche (bis 62 Proz), Eifenoryd (bis 2% Proz), Kali (bis 24 Pray).
Amche Talke enthalten auch mehr ober weniger Alaunerde. Die Grunds
km des Talkes iſt zwar ein ſpiges Rhomboeder, jedoch kommt er meift in
setrigen fechsfeitigen Tafeln Erpflallifirt vor. Bon Farbe iſt er weiß, gelb
= Grüne und Graue, hat Perimutters ober Fettglanz, iſt durchſcheinend
Der durchſichtig, milde, biegfam und fettig anzufühlen Gr macht einen
itücen Beftandtheil des Talkfchiefers aus,
38
Kyment der Talk auskryſtallifirt in der Maſſe vor, und find darin
auch Glimmerblaͤttchen, wie es oft ber Fall tft, enthalten, fo hat das
. - Geftein ein geſprenkeltes Anfehen, Sobald ber Quarz im Chlorit:
ſchicfer Ueberhand nimmt, wird derſelbe dickſchiefrig, dabei geht die
Farbe in Grau uͤber.
An fremdartigen Beimengungen kommen in dem Geſteine am
haͤufigſten Magneteifen *) und Granat vor; ferner finden ſich barin
Quarz, Tall, Hornblende, Felbſpath, Glimmer, Turmalin, Eyanit,
Magneſitſpach*), Arſenik⸗ Kupfer und Magnetkies (Schweſel⸗Arſe⸗
nit, Schwefel: Kupfer und Schwefel⸗Eiſen). Das Magneteiſen er:
ſcheint in der Chloritmaffe oft in fchönen octaedrifhen Kryſtallen
ausgefondert, fo im Tyrol; dagegen iſt der Granat fehr Häufig in un:
zäbligen Beinen Kryſtallen barin verbreitet; fo in Böhmen,
Er geht über in Glimmer⸗, Talk⸗ uud Thonſchiefer.
Der Luft ausgefegt erleidet er nur eine ganz allmählige Verwit⸗
terung. Anfänglich bleicht ex ab und zerfällt nach und nach in eine
eiſenreiche lehmige Erde.
Der aus dem Chloritſchlefer entſtehende Boden ſagt dem
Pflanzenwachethume nicht fehr zu. Am guͤnſtigſten zeigt er ſich dem⸗
felben noch, wenn das Geſtein viel Feldſpath, Talk und Glimmer
als fremde Einwengungen enthält.
3) Talkſchiefer (cchiefriger Ta).
Der Talkfchiefer kommt im Grund» und Uebergangsgebirge vor,
*) Das Magneteifen beftcht nur aus Eiſenoxyd⸗Oxydul. Die
Grundform bes Minerals iſt das reguläre Oetasder; Häufig findet man aber
andy Rautendodekaſder, welche disweilen an den Kanten und Eden abge:
fumpft find. Dft kommt es derb und eingefprengt vor, ober iſt Eömig und
blaͤttrig. Won Farbe iſt es eiſenſchwarz, metallglängend, fpröde und un:
durchſichtig.
Als Sand kommt es in ſehr vielen Ackererden vor und laͤßt ſich dem ab⸗
geſchlaͤmmten und hierauf getrockneten Feldſpathe und Quarz: Sande ſehr Leicht
durch den Magnet entziehen.
*) Der Magneſitſpath beſteht aus Talkerde (bis 47 Proz.), Koh⸗
lenſaͤure (bis 50 Proz.), Eiſenoxrydul (bis 5 Proz.), Manganoxydul (bis X
Proz.) und Waſſer (bis 13 Proz.). Die Grundform dieſes Minerals tft das
Rhombosder. Haͤufig finder es ſich als kugelige oder nierenfoͤrmige Knollen.
Von Farbe iſt der Magneſitſpath weiß, ins Graue, Gelbe und Schwaͤrzliche;
bat Glas⸗ ober Perlmutterglanz und iſt durchſcheinend ober undurchſichtig.
39
und bildet bier oft große Maſſen, fo in ber Schmelz, Tyrol, Steyer⸗
ze, Schiefien, Böhmen, Sachſen, Salzburg, Schweden, Norwegen
Lf.w. Wo er in großen Maſſen erfcheint, bilder ex gerundete
Ihe Berge und Hügel.
Er beſteht aus einer Talkmaſſe, die ein fchiefeiges Gefüge hat.
Ren Farbe iſt er graulic und grünlichweiß. Oftmals kommen im
Zuiffhiefer Heine Körner von Quarz vor, wodurch das Geſtein, was
kak duͤnnſchiefrig ift, dickſchiefrig wird. Zuweilen finden fich auch
genfpathlörner oder Feldſpath⸗Kryſtalle darin. Enthaͤtt en, wie es
Kir und da der Fall if, Quarzkoͤrner, ſo wird er dem Gneiſe aͤhn⸗
ib. Die frembartigen Beimengungen bed Talkſchlefers find nicht
kr zahlreich, uͤberhaupt kommt das Geſtein meift rein vor. Es fins
ka fih darin: Glimmer, Felbfpath, Chlorit, Gtanat, Strahlftein?),
Mogneteifenftein, Zurmalin, Cyanit, Staurolith und Schwefelkies.
Ein inniges Gemenge aus Zaltmaffe, Chlorit, Glimmer, Kry⸗
kılen und Körnern von Magnetelfen beftchend, wird Topfſtein ge
ont. Derfeibe iM dichter und dickſchiefriger, als ber Talkſchiefer
uud dient zu Ofenplatten, Toͤpfen und bergl., wovon er auch feinen
Amen bat. Zu Dfenplatten wird er häufig In der Schweiz benugt,
Eine ganz eigene Abänderung bildet der Zalffchiefer, wenn er
wi Quarz enthält; dieſes Geſtein heißt uneigentlih biegfamer
Sandflein (Itakolumit). Er kommt in großen Gebirgen vor
und befteht aus einem innigen Gemenge von Kleinen filberweißen ober
Waulich weißen Talkblaͤttchen mit Kleinen Quarzkoͤrnern. In dünne
Noten geſchnitten läßt er fich biegen.
Der Talkſchiefer verläuft fehr Häufig in Glimmer⸗, Chlorit: und
Donſchiefer.
Der Verwitterung widerſteht das Geſtein nicht lange; zuerſt er:
wirt es an ber Oberflaͤche eine mechaniſche Zerſtoͤrung.
Das daraus hervorgehende fette, thonige Erdreich iſt nicht ſehr
ſuchtdar und um fo unfruchtbarer, je weniger fremde Beimengun⸗
zen die Maſſe enthält. Ohne Zweifel aus dem Grunde, daß die
*) Der Strehlfiein oder Stragifhärt befleht aus Talkerde (bis
1 Proz), Kalkerde (bis 14 Proz.), Gifen: und Manganoxpdul (bis 3}
Ya), Kiefelerde (bis 60 Proz), Zlußfäure (bis Proz.) und wenig
Bıfer. Er kryſtalliſirt gewoͤhnlich nadels oder haarfoͤrmig; hat meift flars
fra Gladglang und ift von Farbe grün, ind Gelbe, Braune und Schwarze.
%
6 Kiingketm
(Phonotith , Porphyrſchiefer, Hornſchiefer).
Gehoͤrt zum vullanifhen Gebirge und komme in Heffen,
Baden, am Donnersberge, im Högan, im Rhöngebirge,
in Böhmen bei Auffig und an mehreren anderen Orten vor. Er bat
feinen Namen davon, daß er in bünnen Platten beim Auſchlagen
einen Klang giebt.
Der Klingftein beflcht aus einem fehr abweichenden Gemenge
von dichtem Feldſtein und Zeolith und die chemifche Unterfu=
hung beffelben bat ergeben, daß feine Beitandtheile Kiefelerde, Alaun⸗
erde, Kali (bi 8 Proz), Nätron (bis 9%, Proz), Talkerde, Kalle .
erde (bis 37/4 Proz), Manganorpd, Eiſenoryd und Waffer find. Auch
bat man wohl etwas Titanſaͤure und Schwefelfäure darin
gefunden.
Das Geftein zeigt gewöhnlich eine graue Farbe, die ind Braune,
Grüne md Schwarze verläuft; es hat einen fplitteigen Bruch
und ift an den Kanten ducchfcheinend. An fremden Belmengungen
enthält der Klingfiein Apophyliit*), Analcim**), glafigen
Seldfpath, Augic**), Hornbiende, Glimmer, Magnets
eifen und Chabafit Y. Er geht In Trachyt und Bas
*) Der Apophyllit befteht aus Kalkerde (bis 25 Proz.), Kieſelerde
(bi8 322 Proz.), Kali (did 54 Proz), Waffer (did 16 Proz.) und Flußfäure
(bis & Proz). Die Grundform tft die quabratifche Säule. Die Farbe iſt
weiß ins Gelbe, Brüne, Graue und Rothe. Gr hat Glass oder Perlmutter⸗
glanz und iſt bucchicheinend bis durchſichtig.
*+) Der Analcim befteht aus Alaunerde (bis 23 Proz.), Natron (bis
131 Proz), Waſſer (bis 8} Proz.) und Kiefelerbe (bis 55 Proz). Die
Grundform beffelben iſt der Würfel, Von Farbe tft er weiß, ins Roͤthliche
und Graue verlaufend ; iſt durchſichtig ober burchfcheinend und bat Glasglanz.
*«*) Der Augit befteht aus Talkerde (bi 124 Proz.), Kallerde (bis
14 Proz.), Alaunerde (bis 5% Proz), Gifen: und Manganogyb (bi8 LI} Proz.)
und Kieſelerde (bis 52 Proz) Die Grundform iſt die fchiefe rhombifche
Säule. Ron Farbe ift er grün, grau, ſchwarz und weiß in verichiebenen
Abftufungen, hat Glasglanz, Fettglanz, ft durchſichtig ober undurchſichtig.
Man unterfheidet den Malakolit vom gemeinen Augit. Der erftere
enthält bis 18 Proz. Talkerbe unb 25 Proz Kalkerde.
+) Der Shabafit befteht aus Alaunerde (bis 18 Proz), Kali und
Natron (bi 12 Proz), Kal (bis 9 Proz.), Kiefelerde und Waſſer (bis
50 Proz). Die Grundform dieſes Minerals ift das Rhomboſsder. Kon
Farbe ift ed weiß, ins Gelbliche, Roͤthliche und Gruͤnliche, bat Gladglanz
und if durchſichtig oder durchſcheinend.
31
ſalt über, Enthaͤlt das Geſtein viel glaſigen Feldſpath, fo hat es
ein porphyrartiges Anſehen.
Gegen die Einfluͤſſe der Atmosphaͤrilien zeigt er geringen Wider⸗
ſtand und iſt der Verwitterung dann am meiſten unterworfen, wenn
er viel Zeolith und Feldſpath enthaͤlt, da dieſe Mineralien all⸗
maͤhlig auswittern und ein poroͤſes, lichtgraues, zerreibliches Geſtein
zuruͤckbleibt, was bald weiter zerfaͤllt.
Der Vegetation iſt die aus dem Klingſteine entſtehende Erde
ſehr guͤnſtig, beſonders befoͤrdert dieſelbe das Wachsthum der Reben,
was fi) aus dem großen Kali- und Natrongehalte des Zeoliths
und Seldfteins erklaͤren Iäßt, wozu aber auch noch kommt, daß bie
fremden Beimengumgen gleichfalls reich an Kali, Natron, Kalk und
andern Pflanzennahrungsmitteln find.
7) Traachyt.
(Domit, Trappporphyr, Zons und Granitporphyr.)
Zum vulkaniſchen Gebirge gehörend. Kommt vor im Sieben:
gebirge, am Kaiferftuhl, im Högau, in der Nähe des Bobenfees,
im Elſaß, im Rhöngebirge, in Böhmen und überhaupt ſehr häufig
da, wo Baſaltiſche Maffen auftreten.
Das Geftein hat meiftens eine graulich weiße Farbe, denn nur
zumeilen ift es aſchgrau, roͤthlich, gruͤnlich, braͤunlich, am feltenften
ſchwaͤrzlich. Es beſteht aus einer feldſpathartigen Grundmaſſe, von
rauhem, matten Anſehen, in welcher Kryſtalle von glaſigem Feldſpath
liegen. Die Grundmaſſe enthält Kieſelerde, Alaunerde, Kali und
Eiſenoxyd. Nah Holzmann beſteht der Trachyt des Siebengebir⸗
ges aus 65,63 Kiefelerbe, 20,52 Alaunerde, 11,75 Kalt und 3,37
Eiſenoxyd.
Der Trachyt kommt in ſehr vielen Abaͤnderungen vor, und
unter allen Geſteinen zeigt er die größten Verſchiedenheiten. Man
unterſcheidet
1) koͤrnigen Trachyt. Die Grundmaſſe deſſelben beſteht
aus einer Verbindung einzelner Koͤrner der feldſpathartigen Maſſe, ja
zuweilen aus lauter Koͤrnern von glaſigem Feldſpath. Das Geſtein
iſt ſehr ſproͤde und beſitzt von allen Trachytarten den meiſten Glanz.
2) Porphyrartiger Trachyt (Trapp Porphyr),. Ex beſteht
aus einer feinkoͤrnigen, dichten Trachytmaſſe, in welcher einzelne glaſige
Seldfpath = Kryftalle liegen. a
32
3) Blaftger Trachyt, enthält viele Meine, eckige ober laͤng⸗
liche Blafenräume.
4) Schladiger Trachyt. Die Grundmaffe dieſes Gefteins
befindet fih im halbverglafeten fchladigen Zuftande und iſt voller
Blafenräume,
5) Dieter Trachyt, befteht aus einer dichten, felbfpathartis
gen Grundmaffe und hat einen fplittrigen Bruch. Bere Anhauden
riecht er wie Thon.
6) Erdiger Trachyt, ſtellt eine erbige, - weiche, oft feicht
zerreiblihe Grundmaffe dar, die beim Anhauchen ſtark thonig riedit.
Der Trachyt iſt reich an fremden Belmengungen, denn man findet
in ihm fehr Häufig Glimmer, Augit, Hornblende, Magnet⸗
eifen, Quarz, Sphen, Sranat, Kalkſpath, Schwefel:
fies, Eifenglanz u. ſ. w. Durch alle dieſe Körper wird bie
Beſchaffenheit des Geſteins oft bedeutend modificirt. Er verläuft In
Klingftein, Perlſtein, Pechſtein und Obfibian.
Megen feines großen Gehaltes an Feldfpats und anderer Tall
reichen Mineralien widerſteht er der Verwitterung fehr wenig; er wird
in kurzer Zelt mürbe und erdig. Das gelblich graue Erdreich, wel⸗
ches fehr bald daraus hervorgeht, zeige fich der Vegetation außerors
dentlih guͤnſtig und befonders gedeiht das Bo und der Wein fehr
gut darauf.
8) Pechſteinn, (Kettftein).
Kommt: im vulkanifchen Gebirge vor und bildet hier oft große
Maffen, fo in Sachſen bei Meißen, in Ungarn, Frankreich, Obers
italien und in mehreren anderen Ländern. Am häufigften findet er
fih in Geſellſchaft des Baſalts.
Seine Farben find unrein, entweder iſt er grün und braun,
oder roth, gelb, gram und ſchwarz. Er iſt durchfcheinend, oft nur
an den Kanten der Bruchſtuͤcke. Dabei fpröde, fplittrig oder flach-
muſchlig im Bruch. Er blaͤhet fih beim Exrhisen ſtark auf und
ſchmilzt dabei zu einem ſchaumigen Glafe.
An fremden Beimengungen enthält der Pechſtein oft glafige
Feldſpath⸗Kryſtalle, wodurch er die Porphyr⸗Structur annimmt. Ser:
ner finden ſich jeboch felten darin Quarz, Augit, Hornblende
und Glimmer. Er geht in Seldftein, Trachyt, Perlſtein
und Obfidian über.
33
Seine chemiſchen Beſtandtheile find Alaunerde (bis 144, Proz.),
Eifenoryd (bis 1 Proz), Natron (bis 2 Proz), Kalk (bis 1 Proz.),
Kiefelerde (bis 73 Proz.) und Wafler (bis 8", Proz.)
Der Pechſtein verwittert Außerft langſam in ein thoniges Erd⸗
reich, weiches der Vegetation nicht fehr günftig iſt. Am erften fügt
e8 noch den Pflanzen zu, wenn das Geftein viel Feldſpath enthielt.
Da ber Pechftein größtencheild aus Kiefelerde, Alaunerde und Waſſer
befteht, fo iſt leicht einzufehen, warum das Erdreich, welches aus ber
Verwitterung beffelben hervorgeht, die Pflanzen weniger im Wach6s
tum begünftigt, als die Verwitterungs-Erde der meilten übrigen vuls
kaniſchen Maffen.
-,8) Yeriftein
Gehört gleichfalls zur vulkanifhen Formation und bildet hier
oft bedeutende Gebirgsmaſſen, fo in Ungarn, in Sibirien u. f. w.
Von Farbe ift er unrein und entweder gelblich ober bräunlich
und roͤthlich; zuweilen ift er auch gefledt und geſtreift. Er ift ſproͤde,
bat einen mufchligen Bruch, bildet eine dichte Maffe, iſt Edrnig oder
bünnfchalig abgefondert, und von vielen Riſſen durchzogen. Durch:
ſcheinend, doch meiſtens nur an den Kanten der Breachfiüde. Durch
eine oft tugelartige und fchalige Abfonderung zeichnet er ſich vorzüglich
aus. Zuweilen iſt er porös und fo blafig, daß er ſchwammig ers
fheint.
Fremde Beimengungen find zwar felten in ihm, doch kom⸗
men darin wohl Glimmer, Quarz und Granat vor. Kleine
undeutliche Feldſpathkryſtalle ertheilen ihm ein porphyrartiges An⸗
ſehen.
Er beſteht aus Alaunerde (bis 12 Proz.), Kieſelerde (bis 75
Proz), Kali (bis 4,4 Proz.), Eiſenoxyd (bis 174 Proz.), Kalkerde
(dis 4 Proz) und Waſſer (bis 41, Proz.).
Er geht in Trachyt, Pehftein, Obfidian und Bims
fein über.
Bermöge feiner vielen Heinen Riſſe erleidet er eine baldige Ders
mitterung und liefert ein fettes, thoniges Erdreich, welches aber
der Vegetation nicht ſehr günftig iſt. Daß er keine fruchtbare
Erde liefert, erflärt fi) zum Theil aus feinem chemiſchen Beſtan⸗
de, ba bie Alauns und Kieſelerde bie vorherrſchenden Beſtandtheile
find.
3
34
10) Obfidian.
Diefes Geftein gehört, wie das vorige, zum vulkaniſchen Gebirge,
und findet ſich in Geſellſchaft von Trachyt, Periftein, Dolo:
it, Lava und Bimftein. Es kommt vor in Ungarn, Böhmen,
Island, Stalin und in mehreren anderen Ländern,
Die Barbe deſſelben iſt meiſtens ſchwarz, oft aber auch grau,
braun ober roth, gelb, grün, blau und weiß. Zumellen iſt er durch⸗
fihtig, oder body an den Kanten durchſcheinend. Er ift fpröbe, zu:
weiten blafig ober derb, im Bruche groß und flachmuſchlig. Schmilzt
unter Auffchäumen leicht zu einem farbelofen, blafigen Glaſe.
An fremden VBeimengungen enthält der Obfidian oft Kryftalle
von glafigem Feldfpath, wodurch er ein porphyrartiges Anfehen er:
hätt. Ferner kommen darin vor: Augit, Glimmerblättchen,
Körner von Quarz und Bruchſtuͤcke von Trachyt und Pech
fein. Er geht in Trachyt, Pechſtein, Bimftein. und zu
weiten in Bafalt über,
Die Grundmaſſe des Gefteins beftcht aus Alaunerde (bis 9%,
Proz), Kiefelerde (bis 81 Proz), Natron und Kali (bis 7 Proz.),
Kart (bis "4 Proz), Eifenoryd und Waſſer (bis 1 Proz.)
Bei der Verwitterung, welche nur fehr langfam erfolgt, zeigt
das Geſtein einige auffallnde Erfcheinungen, es Iöfen ſich nämlich
zuerft von feiner Oberfläche dünne Blättchen ab, die in ber Zolge,
ehe fie fih in Erbe verwandeln, zuerft filberweiß und metallartig glän-
zend werden, Iſt dagegen das Geftein porös, fo überzieht es ſich
fogleid, mit einem vöthlihen Beſchlage von Eifenoryd.
Das Erdreich, welches das Geftein bei der Verwitterung liefert,
verhäft fich gegen die Wegetation ziemlich günflig, zumal wenn der
Feldſpath darin vorwaltet.
1) Bimfein
Der Bimſtein gehört zum vulfanifchen Gebirge, Er kommt vor
bei Neumied am Rhein, in Ungarn, Island und Überhaupt allent⸗
halben da, wo Vulkane noch thätig ober ſchon erlofchen find, Ge: -
wöhnlih iſt er von Obfidian und Periftein begleitet. Zuwei⸗
len umſchließt die Maffe Körner von glafigem Feldſpath, Augit,
Magneteifen u. ſ. w.
An fremden Beimengungen mthält er Glimmer, Dorn:
blende und Augit.
35
Seine Farbe ift meiftentheild weiß, zumellen aber auch gran und
gelb, felten braͤunlich ſchwarz. Er ſtellt eine blafige ſchwammige
Maſſe dar, die mituter einem blafigen Glaſe aͤhnlich iſt. Iſt fpröbe,
Meinmufchlig, im Bruch oft erdig. Fuͤhlt fich fehe rauh an, und ift
an den Kanten burchfichtig oder doc, durchſcheinend.
Er befteht aus Alaunerde (bis 17’, Pro), Kieſelerde (bis 77",
Proz), Natron und Kali (dit 3 Proz), Eifenerpb und Manganory⸗
dul (bis 17/, Proʒ.).
Bei der Verwitterung, die jedoch ſehr langſam erfolgt, bildet
fi) aus ihm ein lockeres Exdreih, was fich indeß gegen das Plans
zenwachsthum nicht fehr günflig verhält.
IE Slimmergefteine
Zu den Slimmergefteinen werben diejenigen gezählt, welche Glim⸗
mer als characterificenden Beſtandtheil enthalten; auch werben Dazu
folche gerechnet, welche ſtatt des Glimmers die demfeiben fehr nahe
verwandten Mineralien Chlorit und Talk führen. .
Die Glimmergefteine im Allgemeinen zeichnen fi) von ben mei-
ſten übrigen Gefteinen vorzüglich dadurch aus, dag fi fie ein ſehr chief:
riges Gefüge haben.
1) Glimmerſchiefer. (Geftellftein, Urſchiefer u. f. w.)
Kommt, grofie Gehirgsmaſſen bildend, Im gefchichteten Ur⸗ ober
Grundgebirge vor, und verläuft ſich bis ins Uebergangsgebirge. Er
findet ſich in ſehr vielen Ländern, namentlich in Schlefien, Böhmen,
Thüringen, Sachſen, Baben, Tyrol, Schweiz, Norwegen, Schweben
und Schottland.
Der Glimmerfchlefer befteht aus einem Gemenge von Quarz
und Slimmer*). Diefer legtere bildet dünne Blättchen, bie nahe
*) Es giebt, wie ſchon vorhin bemerkt worben tft, mehrere Arten Glim⸗
mer, naͤmlich Kali⸗, Talkerde⸗ und Litbionglimmer,
Der Kali⸗Glimmer beſteht aus Kiefelerbe (bis 48 Proz), Alaun⸗
erde (did 374 Proz), Kati (bis 93 Proz.), Eiſenorydul, Manganoxyd, Fluß:
fäure (bis 13 Proz.) und Wafler (bis 24 Proz.).
Dee Talkerde⸗ ober Magnefiaglimmer beſteht aus Alaun:
erde (bis 10 Proz), Talkerde (di6 36 Proz), Kali (bi 7% Proz.), Eiſen⸗
orpbul, Kieſelerde (bis 42 Proz.) und Flußſaͤure (bis u Prog).
Der Lithionglimmer beftebt aus Kiefelerde (bis 49 Proz.), Alaun⸗
3*
36
am einanberliegen und ben Quarz gleichſam einhällen. Er hat eine
mehr ober weniger vollkommen fchiefrige Structur. An fremden Beis
mengungen ift er fehr reich, denn er enthält häufig Granit, Feld⸗
fpath, Hornblende, Turmalin, Cyanat*), Stauro⸗
lithe) u. fe w. Der Slimmer bed Gefteins wird oft durch mehr
ober weniger Chlorit und Talk vertreten. Die Farbe des Glim⸗
merfchiefers wird durch feinen vorherefchenden Gemengtheil, den Glim⸗
mer, beftimmt; denn diefer ift oft weiß, braun, gelb, grün, grau oder
ſchwarz. Der Quarz des Glimmerſchiefers ift gewöhnlich grau und
liegt in einzelnen Körnern zwifchen den Glimmerlagen. Je mehr
Duarz das Geftein enthält, defto dickſchiefriger iſt es; herrſcht dage⸗
ben ber Glimmer vor, fo ift es duͤnnſchiefrig. Der quarzige Glim⸗
merfchiefee ift gewöhnlich gelblichgrau und hat Aehnlichkeit mit dem
fhieftigen Quarzfels.
‚Am bäufigften kommt von ben fremden Beimengungen ber Gra⸗
nat im Glimmerfchiefer vor, ſowohl in Koͤrnern, als in Kryſtallen
von fehr verfchiedener Größe; er verdrängt oft den Quarz gänzlich.
Der Feldſpath liegt hier und da in Kryflallen darin ausgefondert und
giebt dem Beftein dann ein porphyrartiges Anfehen (porphyrartiger
Glimmerſchiefer).
Er verläuft in Gneis, Talk⸗ und Chloritſchiefer, zu:
weilen auch in Thonfchiefer.
Der Verwitterung, bis zur Bildung von Erde, widerſteht ber
Glimmerſchiefer ziemlich hartnaͤckig; er zerfällt dabei zuerft in fchas
Ienförmige Stuͤcke und dünne VBlättchen. Der Glimmerfchiefer, wel:
cher viel grobblättrigen Glimmer enthält, verwittert indeß bei weitem
leichter, als der feinblättrige. Ebenſo verwittern' die talkigen und tho⸗
nigen Glimmerſchieferarten leichter.
Der Begetation ift der aus verwittertem Glimmerſchiefer hervor⸗
gegangene Boden zwar ziemlich guͤnſtig, allein er liefert in der Regel kei⸗
erde (bis 34 Proz.), Lithion (bis 5 Proz.), Kali (bis 7 Proz.), Mangan:
oxydul (bis 4& Proz.), Eiſenoxyd (bis 18 Proz), Phosphorſaͤure (bis
Proz), Talkerde (bis & Proz.), Flußſaͤure (bis 84 Proz) und Waſſer
(bis 4 Proz.).
*) Der Eyanit beſteht aus Kiefelerbe und Alaunerbe.
*) Der Staurolith beſteht aus Alaunerbe, Kiefelerde, Sifenorne
und Manganoxyd.
37
nen fo guten Boden, als der Granit, was jedoch gewöhnlich behaup⸗
tet wird. Meiftenthelld find die Stimmerfchiefergebirge nur mit einer
dünnen Exbfchicht bedeckt, die megen ber vielen noch darin befindfis
hen Steine ſchwierig zu bearbeiten iſt und oft nur kuͤmmerliche Ges
waͤchſe hervorbringt.
Man kann annehmen, daß derjenige Glimmerſchiefer noch den
beften Boden liefern wird, welcher reich an Talkerde⸗Glimmer iſt, und
außerdem viel Feldſpath als Beimengung enthält, da in dieſem Kalle
ein Boden entfliehen muß, der bie meiften mineralifhen Körper bes
figt, weiche die angebautn Pflanzen zur Nahrung nöthig haben.
2) Shipritfhiefer (Schneidefein.)
Diefes Geftein gehört, wie das vorhergehende, zum Urs obet
Grundgebirge, Er bildet zumeilen bedeutende Gebirgsmaffen und
kommt am bäufigften in ben Alpen Tyrols und ber Schweiz, ferner
in Böhmen, im Erzgebirge, in Schlefin, Steyermart, Norwegen,
Schweden, Schottland u. f. w. vor.
Die chemiſchen Beftandtheile des Chlorits find: Alaunerbe (bie
182 Proz.), Eifenoryd und Oxydul (bis 43 Proz.), Kiefelerde (bis
9 Proz), Talkerde (bis 21 Proz), Kalkerde (bis 11, Proz),
falzfaures Kali (bi6 2 Proz.) und Waffer (bis 7 Proz). Zuweilen
enthält er auch Flußfaͤure.
Man unterfcheidet bIättrigen, gemeinen und ſchiefri⸗
gen Ehlorit (Chloritfchiefer).
Die Maſſe des Chlorits ift mehr oder weniger rein, hat ein
fhiefriges, meiſt wellenfoͤrmiges Geflge, und eine Inuche und berg⸗
grüne Farbe. Hänfig ift fie mit Quarzkoͤrnern und oft auch mit
Xhontheilen gemengt. Zumeilen ift mit dem Chlorit auch Talk *)
innig verbunden, wodurch das Geftein filberartig glänzend wird,
—⸗
*) Der Talk (bes Gottharbe) beſteht aus Talkerde (bis 304 Proz.),
Kiefelerde (bis 63 Proz.) , Eifenoryd (bi 2% Prog), Kali (bi 2% Prap).
Mandye Talke enthalten auch mehr ober weniger Alaunerde. Die Grunds
form des Talkes ift zwar ein fpiges Rhombooͤder, jedoch kommt er meift in
niedrigen fechsfeitigen Tafeln kryſtalliſirt vor. Bon Farbe ift, er weiß, gelb
ind Grüne und Graue, hat Perimutter: ober Fettglanz, ift durchſcheinend
oder durchſichtig, milde, biegfam und fettig anzufüplen Er macht einen
weſentlichen Beftanbtheil des Talkſchiefers aus.
38
Kommt der Tate auskryſtallifirt im der Maffe vor, und find darin
auch Glimmerblaͤttchen, wie es oft der Fall tft, enthalten, fo bat das
- Geftein ein geſprenkeltes Anfehen. Sobald der Quarz im Chlorit⸗
ſchiefer Ueberhand nimmt, wird derſelbe dickſchiefrig, dabei geht die
Farbe in Grau uͤber.
An fremdartigen Beimengungen kommen in dem Geſteine am
haͤufigſten Magneteifen *) und Granat vor; ferner finden ſich darin
Quarz, Toll, Hornblende, Feldſpath, Glimmer, Turmalin, Eyanit,
Magneſltſpath“), Arſenik⸗, Kupfer⸗ und Magnetkies (Schwefel⸗Arſe⸗
nie, Schwefel⸗Kupfer und Schwefel⸗Eiſen). Das Magneteiſen er⸗
ſcheint in der Chloritmaſſe oft in ſchoͤnen octaedrifchen Kryſtallen
ausgefondert, fo in Tyrol; dagegen iſt der Granat fehr häufig in un:
zähligen kleinen Kryſtallen barin verbreitet; fo in Böhmen,
Er gebt über in Glimmer⸗, Talk⸗ uud Thonſchiefer.
Der Luft audgefegt erleidet er nur eine ganz almählige Verwit⸗
terung. Anfänglich bleicht er ab und zerfällt nach und nach in eine
eiſenreiche lehmige Erde.
Der aus dem Chloritſchiefer entſtehende Boden ſagt dem
Pflanzenwachſthume nicht ſehr zu. Am guͤnſtigſten zeigt er ſich dem⸗
ſelben noch, weun das Geſtein viel Feldſpath, Talk und Glimmer
als frembde Einwengungen enthält.
3) Talkſchiefer (cchiefriger Ta.
Der Talkſchiefer kommt im Grund⸗ und Usbergangsgebirge vor,
*) Das Magneteifen beftcht nur aus Gifenoryb : Oxrybul, Die
Grundform des Minerals ift das reguläre Octaöber; Häufig findet man aber
auch HRautenbobelaäder, weldye bisweilen an den Kanten und Ecken abge:
ſtumpft ind. Oft kommt es derb und eingeiprengt vor, ober iſt Eörnig und
blaͤttrig. Bon Farbe iſt es eiſenſchwarz, metallglängend, fpröde und un:
durchſichtig.
Als Sand kommt es in ſehr vielen Ackererden vor und laͤßt ſich dem ab⸗
geſchlaͤmmten und hierauf getrockneten Feldſpath⸗ und Quarz: Sande ſehr Leicht
durch den Magnet entziehen.
*) Der Magneſitſpath beſteht aus Talkerde (bis 47 Proz.), Koh⸗
lenſaͤure (bis 50 Proz.), GEiſenoxydul (bis 5 Proz.), Manganoxydul (bis
Proz.) und Waſſer (bis 13 Proz.). Die Grundform dieſes Minerals iſt das
hombocder. Häufig finder es ſich als kugelige oder nierenfoͤrmige Knollen.
Von Farbe iſt der Magnefitipath weiß, ins Graue, Gelbe und Schwaͤrzliche;
bat Glas⸗ ober Perlmutterglanz und iſt durchſcheinend ober undurchſichtig.
39
und bildet hier oft Hroße Maflen, fo in ber Schwelg, Tyrol, Steyer⸗
mark, Schlefien, Böhmen, Sachſen, Salzburg, Schweden, Norwegen
=. f. w. Wo er in großen Maffen erfcheine, bilder er gerundete
lache Berge und Hügel.
Er beſteht aus einer Talkmaſſe, die ein fchiefeiges Gefüge bat.
Bon Farbe ift er graulic und gruͤnlichweiß. Oftmals kommen im
Talkſchiefer Eleine Körmer von Quarz vor, wodurch das Geflein, was
fonft dünnfchiefrig ift, dicfchiefrig wird, Zuweilen finden fi auch
Feldſpathkoͤrner ober Feldſpath⸗Kryſtalle darin. Enthitt er, wie es
hier und da der Fall if, Quarzkoͤrner, ſo wird er dem Gneiſe aͤhn⸗
th. Die frembartigen Beimengungen bed Talkſchiefers find nicht
ſeht zahlreich, überhaupt kommt das Geſtein meift rein von Es fin
den fi darin: Glimmer, Zeldfpath, Chlorit, Granat, Strahlftein*),
Magneteifenftein, Zurmalin, Cyanit, Staurolith und Schwefelkies.
Ein inniges Gemenge aus Zaltmaffe, Chlorit, Glimmer, Kry⸗
ſtallen und Körmern von Magneteifen beftchend, wird Topfſtein ge:
nannt. Derfelbe iſt dichter und dickſchiefriger, als der Talkſchiefer
und dient zu Dfenplatten, Toͤpfen und dergl., wovon er auch feinem
Namen hat. Zu Dfenplatten wird er häufig In der Schweiz benutzt.
Eine ganz eigene Abänderung bildet der Talkſchiefer, wenn er
viel Quarz enthält; dieſes Geftein heiße uneigentih biegfamer
Sandftein (Itakolumit). Er kommt in großen Gebirgen vor
und beſteht aus einem innigen Gemenge von Beinen filberweißen ober
bläulich weißen Talkblaͤttchen mit Eleinen Quarzkoͤrnern. In dünne
Platten gefchnitten läßt er fich biegen.
Der Talkſchiefer verläuft fehr Haufig in Gmmer⸗, Chlorit: und
Thonſchiefer.
Der Verwitterung widerſteht das Gaſtin nicht lange; zuerſt er:
leidet es an ber Oberfläche eine mechanifche Zerflörung.
Das daraus hervorgehenbe fette, thonige Erdreich iſt nicht fehr
fruchtbar und um fo unfruchtbarer, je weniger fremde Beimengun:
gen die Maſſe enthält. Ohne Zweifel aus dem Grunde, daß bie
*) Der Strahl ſtein oder Strahlſchörl befieht aus Talkerde (bis
21 Proz), Kalkerde (bi 14 Proz), Eifens und Manganorybul (bis 31
Proz), Kieſelerde (bis 60 Proz), Ziußfäure (bis 5 Proz.) und wenig
Waffer. Sr kryſtalliſirt gewöhntich nadel⸗ oder haarfoͤrmig; hat meift flar:
im Glosglanz und if von Farbe grün, ind Gelbe, Braune und Schwarze.
40
Felsart Feine Kalkerde und andere zum Pflanzenleben nöthige Stoffe
beſitzt. Enthält das Geſtein dagegen viel Feldfpath, Glimmer und
Strahlftein als Beimengung, fo liefert es bei der Verwitterung einen
Boden, welcher der Vegetation günftiger ift, ba nun die Beimen⸗
gungen grade diejenigen Stoffe enthalten, welche der Talkmaſſe fehlen.
IV. Hornblenbegefteine
Zu biefen Sefteinen werden diejenigen gezählt, welche als charactes
eifieenden Beflanbtheil Hornblende, Hyperfihen*), oder Bron-
ett**) enthalten. Die Hornbiendegefteine find ſaͤmmtlich ſehr zähe
und haben eine dunkelgruͤne Sarbe.
) Sornbtiendbegeftein
(Körnige Hornblende.)
Das Hornbiendegeftein, welches zum Urgebirge gehört und im
Erzgebirge, Fichtelgebirge, Böhmerwald, in der Schweiz, Tyrol, Schwe⸗
ben u. ſ. w. vorkommt, befteht aus einem Gemenge von Horn»
blende**) und Quarz; jedod iſt die erſtere meiftentheils darin
porwaltend.
— — — — — — ⸗ —
*) Der Hyperſthen, Paulit ober die labradoriſche Horn—
blende beſteht aus Talkerde (bis 14 Proz.), Cifenoryb und wenig Mans
ganoxyd (bis 24 Proz.), Kiefelerde (bis 54 Proz), Kalkerde (bis IF Proz),
Alaunerde (bi8 22 Proz.) und Waſſer (bis 1 Pros) Die Grundform ift
die gerade rhombiſche Säule, Bon Farbe ift er graulich ſchwarz, ins Grüne
und Tombakbraune; bat Perlmutters oder Glasglanz und iſt durchſcheinend
oder undurchſichtig. Man findet ihn auch als Beimengung im Serpentin
und Glimmerfdiefer. |
+) Der Broncit oder blättrige Antophyllit beſteht aus Talk⸗
erde (bis 275 Proz), Eifenoryb (bis 10 Prog), Kiefelerde (bit 60 Proz.),
und Waffer bis F Proz). Er findet fich nicht nur in den Hornblendege⸗
feinen, fonbern worzüglih auh im Serpentin und im Gabbro. Se:
doch bildet er auch feibitftändige Maffen, fo im Beyreuthiſchen, in Gteyer:
mark, in Norwegen, Schottland, Ungarn u. f. w. Die Grundform biefes
Minerals ift die ſchiefe rhombiſche Säule, Bon Farbe ift er tombakbraun
oder gelblihbraun ins Graue Hat Perlmutter: ober Metallglanz und ift
burchicheinend.
**0) Die gemeine Hornblende befteht aus 13,74 Zalkerbe, 12,24
Kalt, 14,59 Eifenorydul, 0,37 Manganoxydul, 42,24 Kiefelerbe und 13,92
Alaunerde. Die Grundform des Minerals iſt die ſchiefe rhombiſche Saͤule.
41
Die Structur des Geſteins iſt ſchiefrig, gewoͤhnlich ſtark zerkluͤf⸗
tet. Von Farbe iſt es meiſt ſchwarz oder doch ſchwaͤrzlichgrau.
Kommt wenig Quarz darin vor, ober beſteht das Geſtein aus ziem⸗
lich reiner Hornblende, fo bildet es eine deutlich fchiefrige Abänderung
und heißt dann Hornblendeſchiefer. Duch Aufnahme von
Feldſpath geht das Hornblendegeftein in Syentt über. Die Horn⸗
blende erfcheint auch oft koͤrnig und verworren blaͤttrig oder ſtrahlig.
Nimmt der Quarz Ueberhand, fo ift das Geſtein gefprenkelts Indem
die Quarzlörner eine graue Zarbe haben, während bie Hornblende
dunkel if. | |
An fremden Beimengungen fommen darin vor Granat und
Schwefelkies. Der Schwefelkies erfcheint überhaupt Immer aß ein
treuer Begleiter der Hornbiende. Ferner enthält es Glimmer, Quarz,
Feldſpath, Piſtazit, Magnetkies, Magneteifenftein und Kupfer.
Es geht, wie fhon vorhin bemerkt, in Gneis und auch in
Srünftein über. |
Die Verwitterung des Gefleind erfolgt nur langſam; zuerft wirb
ed an ber Oberfläche roftfarbig, indem fich der Magnet: und Schwer
felkies, ſowie der Magneteifenftein, zerfegen und in Eiſenoxydhydrat
verwandeln. Dabei wird dad Geſtein loder, bekommt eine Menge
Riffe und zerfällt endlich in, eine fchmugig grüne, thonige Erde. Wo
das Geftein in großen Maſſen auftritt, da bildet es abgerundete
ober pytamidenfoͤrmige Kuppen oder Gebirgsrhden mit fattelförmigen
Vertiefungen.
Enthält das Geftein Schwefel: und Magnetkies, fo entfteht bei
deſſen Berfegung viel fchmefelfaures Eifenorydul. Der Boden, welcher
dann aus dem Geftein hervorgeht, iſt anfangs fehr unfruchtbar; frucht⸗
barer ift er dagegen, wenn Feldſpath und Glimmer ald Einmengungen
darin vorkommen. Im Allgemeinen entfteht jedoch aus dem Horn
biendegeftein kein fruchtbarer Boden, was fehr natürlich iſt, wenn
man beruͤckſichtigt, daß die Hornblende groͤßtentheils aus Alaunerbe,
Kiefelerde, Eiſen⸗ und Manganorydul befieht, nur wenig Kalt: und
Talkerde enthält, und mehrere für die Begetation fehr wichtige Stoffe,
als Kali, Natron, Phosphorfäure u. f. w., gar nicht beſitzt.
Bon Farbe ift fie bunkelgrün, grau ober rabenfhwarz, hat Glas⸗ ober Perl
mutterglang und iſt unburchfichtig ; an den Kanten durchſcheinend.
42
N) Grünftein (Dierit).
Beſteht aus einem innigen feinkörnigen Gemenge von Horn:
blende und Labrador oder Periklin*). Gehört zum piutonifchen Ge:
biege und kommt am Harze, im Erzgebirge, in Böhmen, in der
Schweiz, in Schweden, Norwegen und in Tyrol vor. Nicht felten
findet er ſich auch in den Ebenen des noͤrdlichen Deutſchlands unter
den Geroͤllen und Geſchieben. Diefer Diorit ſtammt hoͤchſt wahrfchein-
lich aus Scanbinavien.
Der Grünftein iſt ſehr zähe und hart und hat eine ſchwarze
oder dunkelgruͤne Farbe. Gewöhnlich, herrſcht darin die Hormblende
vor, während der felbfpathartige Gemengtheil (dev Labrador und Pe⸗
ritlin) mehr zuruͤcktritt. Nicht felten befteht das Geftein aus lauter
Erpftallinifchen Körnern. Zuweilen befist das Gemenge des Gruͤn⸗
ffeins aber auch eine fchiefrige Struktur, und heißt dann Gruͤnſtein⸗
f&hiefer. Es giebt noch mehrere Abänderungen dieſer Felsart, welchen
man auch verfchiedene Namen gegeben hat. Der dichte feheinbar
gleichartige Diorit beißt Aphanit und kommen Feldſpathkryſtalle
darin ausgefondert vor, fo erhält das Geftein dadurch ein porphyrarti:
ges Anfehen und wird dann Grünfteinporphpr oder porphyr= -
artiger Diorit genannt. Durch Einmengung von tugelförmigen
Feldſteinkoͤrnern oder Maffen entfteht der fogenannte Blatterftein
oder Variolit; und wenn endlich die Feldfteintheile von Hornbiende
+) Der Labrador und Periklin gehören zum Feldſpathgeſchlecht.
Der Labrador befleht aus Alaunerbe (bis 264 Proz), Kalkerde (bie 11
Proz), Natron (bis 4 Proz), Kiefelerde (bis 555 Proz), Eiſenoxyd (bis
14 Proz.) und Waffer (bis J Proz). Der Labrador iſt nady neueren
Unterfuchungen auch ein Bauptgemengtheil des Syenits, Gabbros und
Dolorits. Die Grundform diefes Minerals ift das ſchiefe rhomboidiſche
Prisma; kommt aber meift nur in Expflallinifchen oder derben Maffen von
blättrigem Gefüge vor. Bon Barbe iſt ed grau ind Gruͤne, Belbe und Blaue
ſpielend, ift durchfcheinend und hat Glass oder Perlmutterglanz.
Der Periklin beftebt aus Alaunerde (bis 19 Proz.), Natron (bis IV
Proz), Kali (bis 2I Proz), Kiefelerde (bis 68 Proz), Kalkerde (bie
Proz.) und Eiſenoxydul (bis 4 Proz), In Begleitung von Ehlorit,
Glimmer, Rutil und Bergkryſtall findet er ſich in der Schweiz,
in Kärnthen und Tyrol. Die Grundform iſt die fchiefe rhomboidiſche Säule.
Bon Farbe ift er weiß ins Gelbliche und Koͤthliche ſpielend. Hat Glasglanz
und {ft halbdurchſichtig oder undurchſichtig.
43
coneenteifdy umgeben find und im Innern einen Kern von Dioritmaffe
enthalten, fo heißt er Kugeldiorit. -
Die fremdartigen Beimengungen bes Geſteins find Schwefelkies,
Kupferkies, Magneteifen, Chromelfen, Broncit, Glimmer, Tall, Schil⸗
lerſtein, Chlorit, Granat, Quarz und Kalkfpath. Kommt viel Magnet:
eifen darin vor, fo wird das Geftein oft magnetiſch. Ghlorit färbt
es dagegen häufig ſeladongruͤn.
Der Grünftein verläuft buch Aufnahme von Gummer in
Gneis; auch geht er in Gabbro und Hornfels uͤber.
Bei der Verwitterung des Geſteins, die ziemlich ſchnell erfolgt,
ſofern es grobkoͤrnig iſt, entſtehen auf der Oberflaͤche zuerſt roſtgelbe
Flecke (durch Zerſetzung des Magneteiſens und Schwefelkieſes), hier⸗
auf bilden ſich mehr oder weniger gefaͤrbte Lagen, die abblaͤttern, zu⸗
erſt einen Grus liefern, und zuletzt in eine eiſenreiche, ſchwaͤrzliche oder
roͤthliche Thonerde übergehen.
Gegen die Vegetation verhaͤlt ſich der Boden, welcher aus dem
Diorit entſteht, ziemlich guͤnſtig, und um ſo guͤnſtiger, je mehr Glim⸗
mer, Labrador, Periklin und Kalkſpath darin vorkommt, natuͤrlich weil
dieſe Mineralien Kali, Natron und uͤberhaupt die meiſten Stoffe ent⸗
halten, durch welche das Pflanzenleben bedingt wird.
3) HSyperſthenfels.
Kommt vor im Gebiete der ſuͤdlichen Alpen im Vetlin, in Schwe⸗
den, Norwegen, England u. ſ. w.
Er beſteht aus einem kryſtalliniſch⸗koͤrnigen Gentönge von Labra⸗
dor und Hyperſthen *).
Das Geftein iſt felten großkoͤrnig, Öfteren dagegen klein⸗ und
feinkoͤrnig. Es iſt dicht, fehmärzlich grau unb dem dichten Gränftein
fehr aͤhnlich. Der Labrador HE zumeilen in Kryſtallen ausgefonbert,
wodurch das Geftein ein porphyrartiges Anfehen erhaͤlt.
*) Der Hyperfihen enchält Talkerde (bis 14 Proz), Eifenoryb und
wenig Manganoryd (bis 24 Proz), Kiefelerde (bis 55 Proz.) Kalkerde (bis
14 Proz.), Alaunerde und Waſſer (vis I Proz), Er ift auch ein Gemeng⸗
heil des Serpentins und Slmmerfchiefers. Die Grundform iſt bie ge:
zade rhombiſche Säule. Won Farbe iſt er graulichſchwarz ins Grüne unb
Tombakbraune; bat Perlmutter⸗ ober Metallglanz; ift durchſcheinend ober
undurchſichtig und meift in verfcjiebene Karben fpielend.
44
As Einmengungen enthält er Glimmer, Hornblende, Granat
und Titaneiſen. \
Bei der Verwitterung wird das Geftein zuerft an der Oberfläche
braͤunlichſchwarz. Alsdann mittert der Labrador aus, indem das Kalt
biefes Minerals durch die Kehlenſaͤure der Luſt angegriffen wird.
Dabei erhält die Farbe des Geſteins einen Stich ins Grüne. Die
Hyperſthentheile trogen dagegen fehr hartnädig der Verwitterung, da
fie größtentheild aus Kiefelerde beftehen. Das Erbreih, was enblich
baraus hervorgeht, ift ein eifenreicher ziemlich fruchtbarer: Lehm.
4) Gabbro.
(Urgrünftein, Serpentinit, Zobtenfels.)
Der Gabbro befteht aus einem kryſtalliniſch Börnigen Gemenge
von Labrador und Bronzit*), Er gehört zum plutonifhen Gebirge
und findet fi auf dem Harz, in Defterreih, Schiefien, Stalten, in
der Schweiz, in Gorfica und in mehreren anderen Ländern; in
Deutfchland iſt er am wenigften verbreitet.
Der Bronzit bes Gefteins ift im Grunde nur eine Abänderung
des Diallage. Die Farbe deffelben wechfele ab vom Lauch: und Berg:
grünen durdy das Braune ins Graue Der Labrador iſt dagegen
"weiß, grünlich oder graulich grün. Bald waltet ber eine, bald der an⸗
dere Gemengtheil vor, Oft find die Gemengtheile grobe, oft fein:
koͤrnig.
An fremdartigen Beimengungen findet man im Gabbro: Glim⸗
mer, Talk, Speckſtein, Magneteiſen, Kalkſpath, Granat, Hornblende,
Schwefelkies, Schillerſtein und Quarz. Bisweilen gewinnt er durch
eingemengte Feldſpathkryſtalle ein porphyrartiges Anſehen.
Er geht durch Aufnahme von Hornblende und Glimmer in
Gruͤnſtein, Granit und Gneis uͤber. Bei Abnahme des
Korns wird er zu Serpentin. |
Während ber Vermwitterung, die fehr langſam erfolgt, wird zuerft
ber Labrador angegriffen; derfelbe wird matt, pulverig und vom Waſ⸗
— — —
*) Der Bronzit beſteht aus Talkerde (bis 2371 Proz.), Kieſelerde
(bis 60 Proz.), Eiſenoxyd (bis 1053 Proz.) und Waſſer (bis 2 Proz.). Die
Grundform des Minerals iſt die ſchiefe rhombiſche Saͤule. Von Farbe iſt
er gelblichbraun oder tombakbraun ins Graue Hat Metall⸗ ober Perlmut⸗
terglanz und iſt durchſcheinend.
45
fer ausgewafchen. Der Diallage ober auch Bronzit hält fich dagegen
länger, woburd das Geftein ein rauhes Anfehen bekommt. Iſt viel
Eifenorpdbul und Schwefelkies vorhanden, fo wird das Geftein ſtel⸗
lenweiſe ganz roſtgelb.
Das endliche Reſultat der Verwitterung iſt ein ſchwaͤrzlicher
talkhaltiger Thonboden, der mit mehr oder weniger abgerundeten
Stuͤcken der Gebirgsart vermengt iſt. Dem Pflanzenwachsthum iſt
derſelbe zwaͤr nicht ſehr guͤnſtig; jedoch liefert er bei guter Düngung
und Bearbeitung immer ſehr gute Ernten.
3) Eklogit (Smaragbitfels).
Beſteht aus einem dichten feſten kryſtalliniſch-koͤrnigen Gemenge
von gruͤnem Diallage und rothem Granat, und iſt bald grob-, bald
feintörnig. Er kommt im plutonifhen Gebirge vor und findet ſich
in ziemlicher Verbreitung am Sichtelgebirge und in Steyermark.
An Beimengungen enthält er: Glimmer, Cyanit, Chlorit, Quarz,
Schwefelkies und Hornblende, Der Glimmer ift am häufigften ein:
gemengt.
Man hat noch nicht darauf geachtet, wie der Boden, welcher bei
bee Berwitterung biefer Gebirgsart entfleht, ſich gegen die Vegetation
verhält; da fie aber nur aus Kiefelerde, Alaunerbe, Talkerde, Mangans
und Eifenoryd befteht, fo darf man wohl annehmen, daß er nicht fehr
fruchtbar fenn wird; es fei denn, daß das Geftein viel Glimmer beis
gemengt enthielt.
V. Serpentingefeine
Hierzu werden biejenigen gerechnet, deren characterifirender Ger
mengtheil Serpentin ober ber diefem Minerale nahe verwandte
Schillerſtein if.
D Serpentinfel®,
(Kammftein, Lawezſtein.)
Gehört zum plutonifchen Gebirge und erfcheint am häufigften
im Ur» und Webergangsgebirge, dem Gneis⸗ und Glimmerſchiefer einges
Lagert oder mit ihnen wechſelnd. Er kommt vor in Sachſen, Tyrol,
Steyermark, der Schweiz, Stalin, Norwegen, Schweben, England,
u. ſ. w.
46
Die Grunbmaffe dieſer Felsart ift Serpentin *), ber mit Köcs
nern von Magneteifen und Faſern von Asbeft **) gemengt iſt; er
fteht folglich dem Gabbro fehr nahe, Die Grundmaſſe ift dicht und
von Farbe meiftentheild ſchwaͤrzlich gruͤn. Zuweilen ift er auch gelb, .
grün, braun ind Schwärzliche und hat vothe, gelbe und braue Flecke
und Adern, woburd er ein marmorirted Anfehen erhält.
An fremden Beimengungen findet man im Serpentinfels
vorzüglich Granat, Hornblende, Bronzit, Schillerfpath, Glimmer,
Talk, Chromeifen, Arſenikkies (Schwefel mit Arfenitmetall), Kupfer:
kies, Schwefelkies, gediegen Kupfer und Bleiglanz.
Durch Aufnahme von Talk geht er bisweilen in Talkſchie⸗
fer, buch Zunahme des Korns und Auftreten von Bronzit in Gab:
bro über. Seine VBerwitterung erfolgt nur langſam; zuerft gebt bie
(hwarzgrüne Farbe in Braun oder Gelb über, aldbann zerfpringt er
und zerfällt allmählig in Stuͤcke. Auf den Klüften zeige ſich eine
dunfelblaue ſchillernde Haut und die Auferfte Lage des Gefteind wird
erdig. Bel denjenigen Serpentinarten, die viel Glimmer, Asbeſt und
Magneteifen enthalten, geht die Verwitterung fehneller vor fih. Das
Magneteifen verwandelt fi in Eiſenoxyd, dehnt ſich aus und
bringt dadurch das Geftein zum baldigen Zerfallen.
Er liefert, wie der Gabbro, einen dem Pflanzenwachsthume
*) Der Serpentin beflebt aus Talkerde (bis 44 Proz.), Kiefelerde
(bis 425 Proz), Waſſer (bid 14 Prog), Kalkerde (bis 3 Proz), Cerium⸗
oxydul (bi8 27 Proz), Eiſenoxydul (bis I} Prog), Bitumen (bis J Proz.),
und Koblenfäure (bis 1 Prog). Die Grundform diefes Minerals ift die ges
rade rhombifche Säule. Won Karbe ift er gelb, grün, ins Rauch: und Del:
grüne, feltener weiß oder roth. Dat Perimntterglanz oder Fettglanz und ift
durchfcheinend oder undurdhfichtig.
++) Der gemeine Asbeft befteht aus Zalkerde (bis 22 Proz), Kalk:
erbe (bis 154 Proz), Eiſenoxydul (bis 3 Proz), Manganorybul (bie }
Proz.) , Kiefelerde (bis 58 Proz), Alaunerde (bis 5 Proz), Flußſaͤure
(bi 75 Proz.) und Waffer (bis A Proz). Man unterſcheidet gemeis
nen Asbeft, Amiant oder Bergflachs, Bergholz oder Holzas-
beft und Bergkork oder Bergleder. Der gemeine Aſsbeſt Bat eine
ausgezeichnet faferige Structur. Der Amiant ift fehr lang und feinfaferig.
Der Holzasbeft iſt verworren faferig, dem halb vermoderten Holze ähnlich.
Der Bergkork if plattenförmig von verworrenem zartfaferigem Gefüge und
schwimmt auf bem Waſſer. Bon Farbe ift ber Asbeſt lauchgruͤn ins Gelbe
und Graue, fühlt ſich fettig an und ift biegfam und durchſcheinend.
47
ziemlich günftigen fchwärzlichen, viel Talkerde enthaltenden , Lehm:
oder Thonboden, derſelbe ift um fo feuchtbarer, je mehr Glimmer
das Geſtein enthielt, wie folche® in einigen Gegenden Sachfens fehr
beutfich zu fehen ift.
2) DO pH it (Pilrolit, Steatit, ebler Gerpentin).
Iſt dem Serpentin dichter, koͤrniger Kalt ober Kalkfpath beige:
mengt, fo heißt er Ophit.
Das Geftein ift ſchoͤn gefledt.
As fremde Beimengungen enthält er Magnet: und Schwefel⸗
fit, Er verwittert zwar fehr langfam, aber das daraus entftehende
Erdreich ift wegen feines größern Kalkgehaltes fruchtbarer, als das
des Serpentinfelfes.
3) Schillerfels.
Der Schillerfels, auch Schillerſtein genannt, gehört gleichfalls
zum plutoniihen Gebirge. Er kommt zumeilen in Begleitung bes
Serpentinfelfes vor. Diefer, fo wie der Gabbro, ift ihm im Aeußern
ſeht ähnlich.
Er beſteht aus einem Gemenge von Schilierftein*) und Laben⸗
dor. Der Schillerſtein pflegt darin vorzuwalten, wodurch er eine
ſchwaͤrzlich⸗gruͤne Farbe erhaͤlt. Bildet darin ber Labrador einzelne
Parthien, fo hat die Maſſe ein geſprenkeltes Anſehen.
Er verwittert langſam, dem Gabbro ſehr aͤhnlich. Der Labrador
oder feldſpathartige Theil wird zuerſt zerreiblich, waͤhrend der Schiller⸗
ſtein roſtgelb oder braunroth wird und der Verwitterung laͤnger trotzt.
Die Erde, welche bei ſeiner gaͤnzlichen Verwitterung entſteht,
iſt ein eiſenreicher Lehm, der dem Pflanzenwachsthume ſehr zuſagt,
vorzuͤglich wenn das Geſtein reich an Labrador war.
” Der Shillerftein ober Schil lerſpath beſteht aus Talkerde
(dis 10 Proz), Kalkerde (bis 7 Prog), Eifen: und Manganoxydul (bis
13 Proz.), Kiefelerbe (bi3 62 Proz) und Alaunerde (bi6 23 Proz). Die
Grundform diefes Minerals it die ſchiefe rhombiſche Säule. Bon Farbe if
er gruͤn ins Braune und Schwaͤrzliche, hat Perimutter: oder Statgtanz und
it an den Kanten durdhfcheinend.
48
VL Augitgefteine
Zur Reihe der Augitgefteine werben diejenigen gezählt, welche
old Hauptmaffe oder als charaeterifirenden Gemengtheil Augit ent
alten.
1) Augitfele.
Gehört zum vulfanifchen Gebirge und befteht aus einer koͤrnigen
Maffe des Augits ). Die Verbreitung beffelben ift fehr gering.
Das Geftein ift bald grün, bald braun, grau ober gelb; felbft die
dicht an einander liegenden Körner find oft auf die verfchiedenartigfte
Meife gefärbt.
Das Korn des Gefteins ift zumeilen groß, zumellen Hein. Oft
iſt auch die Maffe blätterig.
| As Einmengungen enthält er vorzüglih Topfſtein **),
Spedftein **) und Zurmalinz feltener kommen darin vor:
Kalkſpathkoͤrner, Hornblende und Asbeſt.
Je mwehiger Beimengungen das Geftein enthält, deſto länger
widerſteht es der Verwitterung. Es mirb an der Oberfläche zuerft
braͤunlich oder gelb. Am ſchnellſten zerfegt «8 fih, wenn viel Topf⸗
fein darin vorkommt; die Maffe zerfällt dann bald zu Grus, aus
*) Der Augit oder Pyroren beftcht aus Talkerde (bis 214 Proz.),
Kalkerde (bis 16 Proz), Kiefelerde (bis 524 Proz), Eiſenoxyd (bis 122
Proz.), Alaunerde (bis 54 Proz), Manganoxyd (bis Proz.) und Waſ—⸗
fer (bie 1 Proz.). Die Grundform iſt die ſchiefe rhombiſche Saͤule; es fin⸗
den ſich aber meiſt fechsfeitige Säulen mit Zuſchaͤrfung der Endflaͤchen. Bon
Farbe ift er grün, grau, ſchwarz und weiß in verſchiedenen Nüancen, : Pat
Glas⸗ oder Fettglanz und ift burchfictig oder undurchſichtig. Man unters
fcheidet folgende Arten: gemeinen Augit oder Bafaltin, Diopfibd
oder Malakolith und Akmit. Der. legtere enthält 103 Proz. Natron,
”*) Der Zopfftein ift ein inniges Gemenge von Talk, Chlorit, Glim⸗
mer und Magneteifenftein.
***) Dee Spedftein oder Seifenftein, auch ſpaniſche Kreide ges
nannt, beftebt aus Talkerde (bi 28 Proz), Kiefelerde (bi 50 Proz.),
Waſſet (bis 18 Proz), Eiſenoxydul (bis 24 Proz), Manganorybul und
Alaunerbe (bi6 9 Proz). Die Farbe des Speckſteins ift weiß, gelb, grau
ins Grüne und Rothe. Er kommt derb eingefprengt und auch in Afterkrys
ftallen bes Kalkſpaths und Quarzes vor. Iſt matt ober fettglänzend, uns
burchfichtig und an den Kanten burchicheinend,
‘49
welchem ſich nach und nach eine eifenreiche lehmige Erde bildet, die
der Vegetation ziemlich günfig ift.
2 Bafalt.
Der Bafalt gehört zum vulkanifchen Gebirge und kommt vor
in vielen Gegenden Deutſchlands, fo in Heflen, Hannover, Böhmen,
Sahfen, am Rhein u. f. w. Er erfcheint gewoͤhnlich fäulenförmig
gerktüftet. Die Säulen find drei⸗, viers, flnf- bis zehnfeitig und oft
200 Zuß lang..
Er befteht auß einem’ fehr feinkoͤrnigen innigen Gemenge von
Augit, Labrador oder Feldfpath und Magneteifen. Bon
Farbe iſt er blaͤulichſchwarz ober grauſchwarz und hat einen flach:
muſchligen ind Splittrige und Unebene verlaufenden Bruch.
Nach Klaproth befteht der Baſalt aus 44,5 Kiefelerde, 16,75
Aaunerde, 20,0 Eifenoryd, 9,5 Kalkerde, 2,25 Talkerde, 0,12 Mans -
ganoryd, 2,6 Natron und 23,0 Waſſer. Es giebt indeß auch viele
Baſaltarten, die Kalt enthalten. In manchen kommt auch etwas
Sahfäure vor, überhaupt ift das Werhältniß der genannten Beſtand⸗
theile ſehr wechſelnd.
An fremden Beimengungen enthält er Olivin“) und Krys
falle von Hornblende; ferne Slimmer, Bronzit, Hya—
cinth, Oligoklas, DObfidian*) und Titaneiſen. Dli:
vin ift der beftändige Begleiter des Baſalts.
Zuweilen enthält er auch Blaſenraͤume, die entweber mit
Zeolith, Achat und Kalkſpath, oder mit Arragon **),
*) Der Olivin befteht aus Talkerde (bis 50 Proz), Kiefelerbe (bis 40%
Proz), Eifenorybul (bis IA Prog), Nideloryd (bi 4 Proz), Alaunerde bie
3 Proz), Manganorydul (bis „u Prez.) und einer geringen Menge Ehroms
od. Die Grundform iſt die gerabe rectanguläre Säule. Mon Karbe iſt
er grün ins Gelbe, Rothe und Braune; hat Glasglanz und ift entweder
durchfichtig oder an den Kanten burchfcheinend.
*) Der Ob ſidian ober das Lavaglas befteht aus Alaunerde (biö
9% Proz.), Natron und Kali (bis 75 Yrdz.), Kalk (bis H Proz), Kiefels
erde (bit SL Proz), wenig Gilenoryd und etwas Waſſer. Von Farbe tft er
ſchwarz, ind Braune, Rothe, Grüne und Weiße; bat Glasglanz und iſt durch⸗
ſichtig oder durchſcheinend.
“es, Der Arragon beſteht aus kohlenſaurem Kalk (bis 97 Proz.),
kohlenſaurem Strontian (bis 4 Proz.) und etwas Waſſer. je Grundform
50
Dpal*) und Grümerbe**) ausgefüllt find; diefes Geftein heißt dann
manbelfteinartiger Baſalt.
Der Bafalt verläuft in Klingftein und Dolerit,
Der Grad feiner Verwitterung hängt gar fehr von der Dichtig⸗
keit des Geſteins ab; im Ganzen genommen zerfällt er fehr lang»
fam, am fchnellften verwittert noch derjenige Bafalt, welcher viel Feld⸗
ſpath enthält. Zuerſt bleicht er an der Oberfläche aus und es er⸗
fheinen gelbe und braune Siedle, hierauf befommt er eine bräunliche
‚ Rinde, die fih nah und nad, abblättert, und zulegt liefert er ein
lockeres Ichmiges Erdreich, welches dem Wachsthume aller Eultur:
pflanzen fehr günftig iſt; befonders fagt es den Meben zu.
Der Bafaltboden ift wegen feiner dunkeln Farbe warm, ſtets lok⸗
er und daher auch Leicht zu bearbeiten. MWeberhaupt giebt es kaum
einen befferen Boden als ben, welcher durch die Verwitterung des Ba:
ſalts entfteht, was vorzüglich feinem großen Kalk⸗, Kali⸗, Natron und
Talkerdegehalte zuzufchreiben ift.
Man behauptet, daß der Bafaltboden keine guten Birken ber:
vorbringe, was wir dahingeftellt fein laſſen wollen. .
Die Gewaͤſſer, welche aus den in der Berwitterung begriffenen
Bafalte dringen, führen immer viel kohlenſaures Kalt und Natron
und eignen ſich deshalb vortrefflich zur Wiefenbewäfferung.
3) Dolertre Grauſtein).
Gehört gleichfalls zum vulkanifhen Gebirge und kommt häufig
m Begleitung des Baſalts vor, In welchem er auch oft verläuft.
iR die gerade rhombiſche Säule. Von Barbe ift er weiß Ins Graue, Gelbe
Röthliche und Gruͤne; hat Glasglanz und iſt entweder durchſichtig oder durch:
ſcheinend.
*) Dee Opal beſteht aus Kieſelerdehydrat (bis 93 Proz.), Alaunerde
und Eiſenoxyd. Hat unregelmaͤßige Formen. Von Farbe iſt er meiſt Licht,
weiß, graulich, gelblich, roth, gruͤn, braun. Hat Glasglanz und iſt entweber
durchſcheinend oder durchſichtig. Man unterſcheidet mehrere Unterarten, als:
Hyalith, edler Dpal, Feneropat, gemeiner Opal, Halbopal,
Jaspopal und Menilit.
*+) Die Gruͤnerde beſteht aus Eiſenoryd (bis 28 Prog), Kieſelerde
(bis 53 Proz), Kalt (bis 10 Proz), Talkerde (bis 2 Prog) und Waſſer
(bi8 6 Prog). Kugelig, manbelförmig, derb, als Ueberzug nnb in Afterkry⸗
fallen des Augits vorkommend. Won Barbe feladongrän ins Hudenerun;
undurchfichtig; matt und von erdigem Bruche.
51
Das Geſtein beftsht aus einem kryſtalliniſch⸗ Börnigen Gemenge
von Augit, Labrabor oder Felbfpat; und Magneteifen; es unterſchei⸗
det fih vom Baſalte hauptſaͤchlich dadurch, daß die Gemengehelle
weniger innig mit einander verbunden find. Auch Sonume der Olwin,
ein trener Gemengtheil bed Bafalts, felten im Delerkte vor.
Die Gemengtheile des Geſteins find verfchleben gefaͤrbt; der Las
brabor iſt gemeinlich grau ober grünlich, während der Augit ſchwatz
if; Übrigens Liegen feine Gemengtheile drutlich etkennbar nebenein⸗
ander.
Die Farbe des Dolerits iſt meiſt ſchwaͤrzlichgrau, etwas lichter
als die des Baſalts; auch iſt er weniger dicht und hatt als dleſer.
Zuweilen enthält das Geſtein ausgeſonderte Kryſtalle, wodurch
es eine Porphyr⸗Structur annimmt. Auch kommen oft Blaſenraͤume
darin vor, die mit denſelben Mineralien, wie beim manbelſteinartigen
Bafalte ausgefültt find. Die Blafenrdume häufen fich oft fo fehe,
daß das Geftein dadurch ein fchladenartiges Anfehen erlangt. Alle
diefe verſchiedenen Belchaffenheiten haben veranlaßt, daß man das
Geſtein in Eörnigen, dichten, porphyrartigen, mandel⸗
Reinartigen und ſchlackigen Dolerit unterfcheibet.
An fremden Beimengungen enthält der Dolerit eina große Mangt
der verfchiedenartigften Mineralien, ald Glimmer, Apatit, Mes
Ianit*), Nephelin"), Sphen, Kalkſpath, Hornblende,
Schwefelkies, Magnetkies, Bitterkalt®*) u. f. m
Er verläuft in Klingftein und m Baſalt.
Die Verwitterung biefer Felsart erfolgt ziemsäich leicht; der mans
deifteinartige und fchladige Dolerit verwittert,, ber Luft aucgeſetzt, je:
*) Der Melanit oder ſchwarze Branat befteht aus Kalkerde (bis
33 Pros), Maunerde (bis 64 Proz), Eiſcnoiyd (dis 35 Proz.) und Kiel,
erde (bis 34 Proz.),
⸗29) Der Nephelin befteht aus Natron (bis 16} Proz), Kali bis 7
Proz), Alaunerbe (bis 343 Proz), Kiefelerde (bis 44 Proz), Kalk (bie 1
Proz), Waſſer (bis 12 Proz), Mangen, Gifenoryb und Talkerde (bie 1X
Proz.) Die Grundform ift die fechsfeitige Säule. Wan Farbe ift er grau⸗
ih weiß ins Grüne, Rothe, Blaue, Braune. Hat Bett: oder Glasglanz und
it durchſichtig ober durchſcheinend.
”.., Der Bitterkalt beftcht aus Eahlenfaurer Tall: und Kalterde,
etwa zu gleichen Theilen.
4*
52
doch am erſten. An ber Oberfläche wird das Geſtein zuerft lichtgrau,
fpäter verwandelt fi) das darin befindliche Eifenorybul im Eifenoryb>
hydrat, wodurch die Maſſe aufgelodert wird und eine bräunliche
Minde bekommt; hierauf wird das Aeußere erdig; es Iöfen fi) Scha⸗
len ab und das Geftein zerfällt allmählig in eine ſchwaͤrzlichgraue
oder gelbbraune lodere Erbe, in welcher ſich zahlreiche Augitkryſtalle,
Hornbiendetheilhen u. f. w. befinden.
Das Erdreich, welches der Dolerit liefert, ift wie das des Ba⸗
faltes, fehr fruchtbar und eignet fih, da es wegen feiner dunkeln
Farbe die Sonnenflrahlen zerlegt und fomit ſtark erwärmt wird, vor:
zügfih zum Weinbau. Der Wein gedeihet aber auch deshalb hier
fo vortrefflih, weil ihm ber chemiſche Beſtand des Boden fehr an⸗
gemeſſen iftz denn er bedarf zu feiner vollkommenen Ausbildung viel
Natron, Kali und Kalk, welche Körper ihm der Dolerit in großer
Menge darzubleten hat.
vo. eeucitgeſteine.
Dieſes ſind Geſteine, welche als characteriſirenden Gemengtheil
Leucit enthalten.
keufomelam |
Gehört zum vulkanifchen Gebirge, fommt in Stalien und am
Rhein vor und befteht aus einem kryſtalliniſch⸗koͤrnigen Gemenge von
Reucit*), Augit und Magneteiſenkoͤrnern.
Es giebt davon mehrere Abänderungen, als:
1) Dichter Leukomelan, grau von Zarbe mit weißer Sprens
kelung und aus einem fehr innigen Gemenge von Augit, Leu:
cit und Magneteiſen beitehend.
2) Porphyrartiger Leukomelan. Sn dem feintörnigen Ge⸗
menge liegen einzelne Kryſtalle von Leucit und Augit ausgefon=
*) Der Leucit beſteht aus: Alaunerbe (bis 23 Proz.), Kalt (bis 20
Proz.), Kiefelerde (bis 56 Proz.) und Gifenoryb (bis I Prog), Gr ift weiß
ind Graue, Gelbliche, Röthliche und Blaue. Hat Glass ober Fettglanz, ift
durchſichtig ober auch undurchſichtig und Erpftallifirt In Wuͤrſeln mit abge⸗
ı ftumpften Ecken, meift aber in Trapezosdern und Octakdern, auch in kugeli⸗
gen Körner,
1 53
dert. Die Leucitkryſtalle enthalten oft einen Kern, aus ſchwar⸗
zem Augit befiehend. Hierzu gehören mehrere Laven.
3) Blafiger, und
4) fhladiger Leukomelan.
Das Geftein, obgleich fehr hart, verwittert doch ziemlich fchnell
und liefert ein fehr fruchtbares Erdreich, wie alle Geſteine, bie reich
an Kali, Kalt unb Zalt find.
VIII. Thongeſteine.
Die Grundmaſſe dieſer Geſteine iſt Thonſtein (verhaͤrtarter Thon),
welcher auch ihren characteriſirenden Gemengtheil ausmacht.
Alle Thongeſteine entwickeln beim Anhauchen einen Thongeruch.
1) Thonſteim (verhärterter Thon).
Man unterſcheidet mehrere Varietaͤten, ale:
Gemeiner Thonſtein, und
Eiſenthon.
Der gemeine Thonſtein wird wieder unterſchieden in:
dichten, porphyrartigen, blaſigen und man:
delſteinartigen Thonſtein.
Der Eiſenthon wird dagegen unterſchieden in:
dichten, porphyrartigen, mandelſteinartigen,
ſchlackigen und ſchwammigen Eiſenthon.
A. Gemeiner Thonſtein.
a) Dichter Thonſtein.
Der dichte Thonſtein zum Floͤtzgebirge gehoͤrend und in ſehr
vielen Laͤndern vorkommend, beſteht aus einem veraͤnderlichen Gemiſch
von Alaunerde, Kieſelerde und Eiſenoxyd oder Eiſenoxydhydrat, und
enthaͤlt außerdem auch etwas Kalkerde, Talkerde, Manganoryd, Kali⸗
Natron und Spuren von Kochſalz und Gyps.
Er iſt verſchieden gefaͤrbt, als grau, bluthroth, blaͤulich, gelb und
btaun. Oft iſt er geſtreift und gefleckt, oft geadert. Er fuͤhlt ſich
mager an und hat einen unebenen, ins flachmuſchlige verlaufenden
Bruh. Im Großen oder Gebirge bildend zeigt er mitunter eine
ſchiefrige Structur und enthält fehr häufig Pflanzenabdruͤcke. Durd)
Aufnahme von Quarztheilhen geht er in Hornflein übe.
k
54
San Verwitt erung erfolgt langſam und das Reſultat der Zer⸗
fegung iſt ein unfruchtbarer Lehm⸗ ober Thonboden.
Thoniger Sphaͤrofiderit.
Zum dichten Thonſtein kann auch ber thonige Sphaͤroſi—
derit gezählt werden, welcher bald nierenförmig oder Eugelig, bald
knaurenfoͤrmig iſt und eine fchalige Abfonderung zeigt.
Er kommt fehr häufig im jüngeren Flößgebirge in Lagern und
Neftern, im Schwemmlande und in den Thon⸗ und Lettenfchichten
des Steinkohlengebirges wor und befteht aus Alaunerde (bis 2 Proz.),
kohlenſaurem Eifenorydul (bie 82 Proz), Kiefelerde (bis 10’ Proz.),
Kalkerde (bis 17, Proz), Talkerde (bis 2, Proz.) und Mangan
oxyd (bis 2, Proz). Von Farbe iſt er grau, braun Ind Roͤthliche,
bisweilen geftreift, matt, von erdigem Bruche.
Seine Verwitterung erfolgt ſehr ſchnell, wobel er abblättert und
einen gelben, eifenreichen, mageren Boden liefert, der fehr unfruchtbar
iſt; fo im Hanndverfhen, Braunſchweigſchen, Schlefin u. ſ. w.
b) Porphyrartiger Thonftein.
Der porphyrartige Thonſtein enthält in der Grundmaſſe
einzelne kleine Kryſtalle von Feldſpath, die zuweilen ein erdiges Anſe⸗
hen haben. Hin und wieder kommen Quarzkoͤrner darin vor. Auch
enthaͤlt die Grundmaſſe zuweilen runde oder laͤngliche lichte Flecke und
manchmal Beine Blaſenraͤume, fo wie Kugeln und Nieren von Achat.
Er geht oft in Feldſteinporphyt über.
c) Blaſiger Thonſtein.
Im blaſigen Thonftein enthält die Thonmaſſe unbeſtimmt
begränzte Blafenräume,
d) Thonmandelſtein ober manbelfteinartiger Thonſtein.
Der mandelfleinartige Thonftein beficht aus einer
Xhongrundmaffe mit Manbelftein s Structure. Die Blaſenraͤume find
mit Kalkfpath, Zeolyth, Gruͤnerde, Amethyſt, Chalcedon, Achat und
Quarz ausgefuͤllt.
B, Eifenthbon
Der Eifenthon hat eine röthlichbraune, bräunlichrothe, ziegel-
eothe, oder lederbraune Farbe und zeichnet ſich vom dichten Thonſtein
vorzüglich dadurch aus, daß er mehr Eifenoryd enthält. Er iſt derb,
oft blafig.
55
Das Vorkommen dieſer Felsart iſt im baſaltiſchen Gebirge und
in der Formation des Todtliegenden, fo am Harz, in Thuͤrin⸗
gen, auf dem Schwarzwalde, im Rhöngebirge und in Sachſen.
a) Dichter Eiſenthon.
Dear dichte Eifenthon befteht aus einer dichten Eifenthon-
mafle.
b) Porpbyrartiger Gifenthon.
Der porphyrartige Eifenthon (Eifenthonporphpr) zeichnet
fih vom Thonporphyr nur dadurd aus, daß feine Grundmaſſe mehr
Eifen enthält.
c) Manbelfteinartiger Sifenthon.
Enthält gleichfalls mehr Eiſenoryd als der gemeine dichte Thon:
flein. Die Blafenräume find mit denfelben Mineralien ausgefüllt.
d) Schlackiger Eiſenthon.
Scheint durch Feuereinwirkung aus dem dichten Eiſenthon ent⸗
ſtanden zu fein. Er bat ein ſchlackiges Anſchen.
e) Schwammiger Eiſenthon.
Enthäit fehr viele Blaſenraͤume, wodurch das Geſtein fehr Ioder
wird und ein ſchwammiges Anfehen bat.
Die Porphyre und Mandelfteine beider Varietaͤten des
Thonſteins find ohne Zweifel durch Feuereinwirkung entſtanden. Ste
enthalten oft ſchwarzen Augit In Kryſtallen und Römern, während
darin die Quarzkoͤrner fehlen. Auh Slimmer, Hornblende,
Magneteifen, Piftacit und Kalkſpath kommen darin vor.
Durdy die Gegenwart bed Augits wird das Geftein dunkler, felbft
ſchwarz gefärbt. .
Die Augit führenden Porphyre und Mandelſteme, mit einer
Geundmaſſe von Thonſtein, heißen augitiſcher Thon⸗ oder Ei:
ſenthon⸗Porphyr und augitiſcher Thon⸗ ode Eiſen⸗
thonmandelſtein.
Der Grad der Verwitterung ber fänmtlichen Abaͤnderungen bes
Zhonfteins richtet fidy nach ihren chemiſchen Beſtandtheilen.
Der Eifenthon'und feine Abänderungen verwittern in be
Regel ſchwerer, ald der gemeine Thonflein und feine Abaͤnderungen.
Die Abhänge der Thonporphyr⸗Berge find meiſtens mit Ges
ſchieben bedeckt, die nur fehr langſam in Erde zerfallen. Das aus
56
bem Eiſenthon entftehende Erdreich enthäft fehr viel Eiſenoryd und
iſt dadurch mehr oder weniger braun ober roth gefärbt; bat menig
Zufammenhang und trodnet fehnel aus. Die fruchtbarfte Erde lies
fern diejenigen Thon⸗ und Eifenthongefleine, welche reich an Feldfpath
und Glimmer find, oder welche viel Kali, Natron, Kalt, Talk und
überhaupt diejenigen Stoffe enthalten, welche den angebauten Pflan-
zen zur Nahrung dienen.
Thonſchiefer.
Man unterſcheidet Urthonſchiefer und Uebergangsthoön—
ſchiefer; der erſtere weicht von letzterm nur durch die Lagerungsver⸗
haͤltniſſe und den Mangel an Verſteinerungen? ab. Der Urthonſchie⸗
fer bildet manchmal Uebergaͤnge in den Uebergangsthonſchiefer, ſo wie
in Grauwacke.
Der Thonſchiefer gehört zum Uebergangsgebirge und kommt
in ſehr vielen Laͤndern vor. Er bildet nebſt der Grauwacke die Haupt⸗
gebirgsmaſſen des Oberharzes.
Seine vorherrſchende Farbe iſt grau. Er beſitzt eine ausgezeich⸗
net ſchiefrige Structur. Beim Anhauchen bemerkt man den eigen⸗
thuͤmlichen Thongeruch. Zerrieben und mit Waſſer vermiſcht iſt er
nicht bildſam. Er beſteht aus einer kieſelerdereichen feſten Thonmaſſe,
die man als eine chemiſche Verbindung von Kieſelerde und Alaunerde
anſieht; jedoch kommen beide Erden darin in verſchiedenen Verhaͤlt⸗
niſſen mit einander chemiſch verbunden vor. Zugleich enthaͤlt der
Thonſchiefer aber auch noch Silicate von Kalkerde, Talkerde und Ei⸗
ſenoxydul. Das vorhandene Eiſenoxyd und die zuweilen darin vor⸗
kommende Kohle, fo wie das Eiſenoxydhydrat, koͤnnen bogehen als
Beimengungen betrachtet werden.
Man hat den Thonſchiefer ſchon chemiſch unterſucht und darin
gefunden Kieſelerde (bis 79 Proz.), Alauerde (bis 23 Proz.), Kalk:
erde (bis 2 Proz.), Talkerde (bis 2 Proz), Eiſenoxyd und Eiſen⸗
oxydul (bis 11 Proz.) und Waſſer (bis 6%, Proz.). Außerdem fin⸗
det man aber auch oft etwas Kali, Natron und Spuren von Gyps,
und Kochſalz darin; Kali und Natron kommen vorzuͤglich dann darin
vor, wenn er Glimmerblaͤttchen und einzelne Feldſpathkoͤrner enthaͤlt.
Der Thonſchiefer des Oberharzes beſteht nach meiner Unterſuchung
aus: Kieſelerde 83,11, Alaunerde 4,99, Kalkerde 0,10, Talkerde 1,37,
57
wenig Eifenoryd, Eifenorybul 9,18, Danganorgbu 0,80, Kali 0,40
und Spuren von Chlor und Natron.
Es werben mehrere Abänderungen des Gefteind unterfchieben ;
die vorzüglichften davon find folgende:
1) Reiner Thonſchiefer. Beſteht aus Thonfchlefermaffe ohne
fremde Einmengungen. Seine Farbe ift meiftens lichtgrau, und ge
woͤhnlich ſehr duͤnnſchiefrig.
2) Glimmeriger Thonſchiefer. Beſteht aus Thonſchiefer⸗
maſſe mit weißen Glimmerblaͤttchen. Sie liegen zwiſchen den einzel⸗
nen Schieferlagen bald in groͤßerer, bald in geringerer Menge.
3) Quarziger Thonſchiefer. Die Schiefermaſſe enthaͤlt in
den Zwiſchenlagen kleine Ouarzkoͤrner, oft aber auch gleichzetig Glimmer.
Sowohl die Farbe des glimmerigen als des quarzigen Thon⸗
ſchiefers iſt ſehr verſchieden; denn ſie verlaͤuft ſich vom Grauen ins
Grüne, Gelbe, Rothe, Blaue und Braune Oft iſt der glimmerige
Zhonfchiefer fo ſtark mit Eiſenoxyd vermifcht, daß er benust wird,
um Eifen daraus zu fhmelzen. Die Structure des Gefteins ift oft
unvolltommen prismatifh (Griffelfchjefer).
4) Porphyrartiger Thonfhiefer. Wenn in den vorigen
Barietäten einzelne Feldſpathkryaͤalle vorkommen, fo gewinnt das Ge⸗
fein ein porphyrartiges Anfehen und heißt dann porphyrartiger Thon⸗
ſchiefer.
5) Kohliger Thonſchiefer. Die Grundmaſſe dieſes Geſteins
beſteht gewoͤhnlich aus einem glimmerartigen Thonſchiefer, welcher
durch und durch mit Kohle dergeſtalt vermiſcht iſt, daß er davon eine
graulichſchwarze odet ſammtſchwarze Farbe hat. Sowohl durch Gluͤ⸗
hen, als durch laͤngeres Liegen an der Luft wird er weißlich, indem
ſich aus der Kohle des Geſteins unter Zutritt des atmosphärifchen
Sauerftoffs Kohlenfäure bildet, die dann als Gas entweicht.
Er beſitzt ſehr häufig eine fo duͤnnſchiefrige Structur, daß er
als Material zur Bedachung der Gebäude dient (Dachſchiefer). Man
fieht oft, daß der Fohlige Thonfhiefer, wenn Gebäude damit
gededt find, im Verlaufe der Zeit eine lichtere Farbe annimmt; dies
rührt vom Verfhwinden des Kohlenſtoffs durch Einwirkung des Sauer:
ftoffs und Lichtes her.
Oft mehält der Eohlige Thonſchiefer Schwefelkies in Nieren,
Kryſtallen und Verfleinerungen, zumeilen auch foviel Quarz, daß er
dadurch dickſchiefrig wird.
38
6) Brandfchiefer. Enthält fo viel Kohle, daß er beim Exhigen
brennt, Zuweilen führt er aud, etwas Bitumen.
7) Kalkiger Thonſchie fer. Die Thonſchiefermaſſe diefer Fels⸗
art iſt zuweilen mit etwas kohlenſaurer Kalkerde gemengt, entweder in
Blaͤttern oder in laͤnglichen Prismen. Oft iſt ſie aber auch ſo innig
damit gemiſcht, daß man ſie nicht anders, als durch Uebergießen mit
Saͤuren, wobei ein Aufbrauſen entſteht, entdeckt. Zuweilen nimmt
dieſe Varietaͤt des Thonſchiefers die Mandelſtein⸗Structur an.
Als fremde Beimengungen kommen in den Thonſchieferarten vor
Chiaſtolithy, Staurolith**), Piftazie***), Hornblende,
Granat, Turmalin, Talk und Ehlorit.
Der Thonſchiefer verwittert ſehr ſchnell; der aͤltere indeß nicht
ſo bald, als der jüngere. Am erſten verwandelt er ſich in Erde,
wenn er ſehr duͤnnſchiefrig iſt und wenig Quarz enthaͤlt. Der Bo⸗
den des Thonſchiefers iſt duͤrr und wenig plaſtiſch. Zuerſt werden
die der Luft ausgeſetzten Lagen des Geſteins, ſo wie die Spaltungs⸗
und Kluftflaͤchen deſſelben gelb oder braun, indem ſich das Eiſenoxy⸗
dul in Eifenoryd und Eiſenoxydhydrat verwandelt, hierauf Iöfet es fich
in Blättern ab und zerfällt in ein Haufwerk Eleiner Schiefer, die fich
allmälig in ein Ichmiges, mehr ober weniger durch Eifen gelb gefaͤrb⸗
te8 Erdreich verwandeln.
Der quarzige Thonſchiefer Liefert beim Verwittern einen
Boden, ber locker und warm iſt, denn ber Quarz, welcher in Kör-
nern zerfälle,, verhindert nicht nur die Verbindung der Thontheile,
fondern bewirkt auch, daß der Boden bald austrodnet. Vorzuͤglich
*) Dee Chiaſtolyt h befteht aus Kiefelerde und Alaunerbe. Die Kry:
ftalle find rhombiſche Prismen, haben Glasglanz und find weiß, grau und
an den Kanten durdhfcheinend.
“) Dee Staurolith befteht aus Alaunerde (bi 52 Proz.), Kieſel⸗
erde (bis 281 Proz), Gifenoryb (bi 184 Proz) und Manganoxyd (bi6 2
Proz). Die Kryſtalle find gerade rhombiſche Prismen, haben Glass oder
Fettglanz, find von Karbe roͤthlichbraun oder braͤunlich roch und durchfcheinend
an den Kanten.
+) Der Piſtazit befkeht aus Alaunerde (bis 26 Proz), Eiſenoxyd
(bis 191 Proz), Kalkerde (bis 15 Proz), Manganoxyd bis 14 Proz.) und
Kiefelerde (bis 30 Proz). Die Grundform iſt das gerade rhombifche Prisma,
Es finden fich aber meift fechsfeitige Prismen mit 2 Flächen zugefchärft. Bon
Zarbe iſt er grün, ins Braune und Schwaͤrzliche, grau, dunkelroth; Glas⸗
oder Pertmutterglang; durchſichtig.
59
entfteht aber aus dem Eohligen Thonſchiefer ein warmer Boden, da er
durch feine ſchwarze Farbe das Sonnenlicht zerlegt. Im Allgemeinen _
iſt der aus dem Thonfchiefer hervorgehende Boden fruchtbar und um.
fo feuchtbarer, je mehr Kalt, Talk, Slimmer und Seldfpath
ee eingemengt enthält, Indem biefe legten beiden Mineralien Kali und
Natron führen, die bei ber Vegetation’ eine fo wichtige Rolle fpielen.
So auf dem Hari.
Kommt, wie es wohl der Fall ift, viel Schwefels und Magnet:
kies im Thonſchiefer vor, fo befchlägt er bei der Vermitterung mit ei
nem weißen Pulver (aus fchwefelfaurem Eifenorpdul und fchwefelfaurer
Alaunerde beftehend). Er heißt dann Alaunfchtefer, da er mit
Zuſatz von Holzafche zur Kabrication des Alauns (aus Schwefelfäure,
Alsunerde, Kali und Waffer beftehend) benugt wird. Diefe Art des Thon
ſchiefers liefert indeß einen Boden, der nicht eher Pflanzen hervorbringt,
bis die fchmwefelfauren Salze durch Regenwaffer ausgelaugt find.
3) Schaalſte inn (Blatterftein, Variolit).
Der Schaalſtein, zum Uebergangsgebirge gehoͤrend, beſteht aus
einem ſchiefrigen Gemenge von Thonſchiefermaſſe, kohlenſaurem Kalk
und Chlorit. Er hat eine geringe Haͤrte und brauſet, mit Saͤuren
übergoffen, auf.
Das Anſehen des Schaalfteins ift fehr verfchteden und variirt
nad) den Gemengtheilen; in ber Regel ift er grau, herrſcht aber die
Thonſchiefermaſſe vor, fo iſt er lauch⸗ oder berggrän und verläuft
dann In Chloritfchiefer. Waltet dagegen der Kalk vor, fo hat er eine
gelbliche, gruͤnliche oder grünlicyweiße Farbe, einen geringeren Zuſam⸗
menhang und geht dann in thonigen Kalkſtein übe.
Man umterfcheidet zwei Varietäten dieſes Geſteins:
1) Gemelner Schaalftein. Beſteht aus Schaalfteingemengen
von meiftens dickſchiefrigem Gefüge. Der Kalt kommt als Kalkſpath
(kryſtalliſirte Eohlenfaure Kalkerbe) darin vor oder erfcheint als Ver⸗
feinerungsmaffe von Encriniten » Stielftäden.
2) Manbelfteinartiger Schaalftein. In der Grundmafle
liegen Kugeln von Kalkfpath oder Kalkftein, bie zuweilen etwas platt
gedruͤckt und bald groß, bald fehr Klein find, Sie Laffen fich leicht
herausfchälen.
Der Schaalſtein hat ein außerordentlich verfchiedenes Anfehen,
weshalb man feine Eonftitution oft gänzlich unrichtig angegeben findet.
60
Er vermwittert langſam; am allerlängften widerſteht aber derje⸗
nige Schaalftein den Emflüffen der Witkrung, welcher die meifle
Thonſchiefermaſſe enthält. Die viel Kalk enthaltende Warietät zerfällt
Dagegen ziemlich ſchnell, während ber chloritreiche Schalftein fehr lang-
fam und um fo langfamer verwittert, je dickſchiefriger er iſt. Der
Boden, welchen der Schaalftein im Allgemeinen liefert, begünfligt das
Pflanzenwahsthum; jedoch entfteht aus der Abänderung, welche viel
Kalkſpath enthält, ein meniger fruchtbarer Boden, da biefes Mi:
neral, wegen feiner Härte, fehr lange der Verwitterung trogt.
IX. Kalkgeſteine.
Zu den Kaltgefteinen werben alle diejenigen Geſteine gezählt,
welche als Hauptmaſſe oder characterificenden Gemengtheil Eohlenfaure
Kalkerde enthalten und mit mineralifhen Säuren übergoffen, aufbraus
fen, indem die Kohlenſaͤure als Gas entweicht.
) Raltfkein
Die Hauptmaffe ded Kaltfteins ift Eohlenfaure Kalkerde. Man
unterfcheidet mehrere Arten des Kalkſteins, als:
a) Reiner Kalkftein. Er befteht größtentheils aus kohlen⸗
faurer Kalkerde und enthält nur fehr geringe Mengen von Alaunerbe,
Kiefelerde, Eifenoryd und Manganoxyd. Zumeilen auch Spuren von
Dhosphorfäure, Schwefelfäure und Kochſalz.
Diefe Kalkjteinart zerfällt toieder in mehrere Varietäten, als:
1) Körniger Kalkftein (Statuen-Marmor, Urkalk). Er kommt
vor im Urs und Uebergangs:, felten im vulkaniſchen Gebirge und fins
det ſich in Schlefien, Tyrol, in der Schweiz, in Sacfen, Böhmen,
Baiern, im Salzburgfchen, am Harz, in Schweden‘ unb noch in vies
len andern Ländern. Er tft derb, meiſtentheils klein⸗ und feinkörnig.
An den Kanten burchfcheinend. Bon Farbe meift weiß, mitunter ins
Graue, Gelbe, Rothe, Grüne und Blaue verlaufend (durch Beimen-
gung von etwas Kohle, Eifenoryd, Eifenorybul und Manganoryb),
Zumeilen liegen in ber koͤrnigen Maſſe Feldſpath⸗, Augit=, Quarz⸗,
Stanats und HornbiendesKryftalle. Auch kommen darin Blaͤttchen
von Talk oder Glimmer vor.
Der Eörnige Kalkftein trogt der Verwitterung Sahrtaufende, theile
wegen feiner dichten kryſtalliniſchen Structur, theild wegen der gerin⸗
61
gen Menge fremder Beimengungen. Man kann kaum bemerken,
daß fich eine Erde aus ihm bilde. Am erflen wird er noch durch
einige Eleine Flechten angegriffen ,. bie ſich darauf anfiedeln und ihn
löcherig machen, indem fie eine Säure ausfcheiden, oder indem ſich
Humusfäure bei.ihrer Verweſung bildet, die den Kalk auflöfet.
2) Dichter Kalkflein. Diefe Kalkfleinart wird wieder in ge⸗
meinen dichten Kalkflein und fchiefrigen dichten Kalkſtein unterfchieden.
Der dichte Kalkftein kommt im Uebergangs: und Floͤtzgebirge
vor und findet fih in Hannover, Heffen, Braunſchweig, Baden,
Sachſen, Böhmen, Schlefien, Tyrol, der Schweiz und in mehreren
andern Ländern, Er ift derb, dicht, im Bruche fplittrig, im Großen
flachmuſchelig matt und an den Kanten etwas durchfcheinend. Oft
dick und geradefchiefrig, oft kugelig abgefondert. Führt viele Verfteines
rungen und befigt zuweilen bitumindfe Xheile, wodurch er beim Rei⸗
ben oder zerfchlagen einen unangenehmen Geruch verbreitet. In bier
ſem Falle heißt er Stinkkalk.
Meiſtentheils iſt e grau, ſelten gelblich weiß, roth und braun;
durch kohlige Theile wird er zuweilen ſchwarz gefaͤrbt und heißt dann
Antrakonit. Die uͤbrigen Faͤrbungen des Geſteins ruͤhren von
Eiſenoxyd, Eiſenorydul und Manganorxyd ber.
Bisweilen iſt der dichte Kalkſtein ſchiefrig und plattenfoͤrmig; er
heißt dann Kalkſchiefer, Plattenmarmor oder lithogra⸗—
phifher Stein. Manchmal iſt er auch flengelig oder zapfen⸗ und
keilfoͤmig abgefondert, in dieſem Falle heißt er Nagelkalk oder
Zutenmergel. Der fogenannte Mufchelmarmor ift aber nichts
anderes, als ein dichter Kalkftein mit Mufhelüberreften angefülft und
in verfchlebenen Farben fpielend.
Die Geognoſten nennen ben dichten galt des Uebergangsge⸗
birges: Uebergangs kalk; den Kalkſtein der Kohlenformation:
Bergkalt; den Kalk der Kupferſchieferformation: Zechſtein; das
zwifchen dem bunten Sandfleine und dem Keuper liegende Kalkgebilde:
Muſchelkalk; die über dem Keuper Tiegende Kalkfchicht: Lias⸗
kalk; die darauf folgende, meiſt oolithifhe Schiht: unterer Do-
lith oder oberer Liaskalk; Die weiter nad oben vorfommenden
Kalkſchicht, meiſt durch ihre Farbe ausgezeihnet: Jurak alk; den
über den Gruͤnſand gelagerten Kalk: Pläner Kalk ober Kreide;
und ben in der Brauntohlens ober Molafieformation befindlichen
i
De U u EEE ee
62
Kalkſtein: Grobkalk; über diefen folgen dann bie verfchiebenen dl
teen oder jüngern Suͤßwaſſerkalke.
Der meifte dichte Kalkftein enthält einige Prozente Thon, Kies
felerde, Eifen, Tall, Mangan, Phosphorfäure, Schwefelfäure und
Spuren von Kochſalz. Die graulichweißen ober dichten Abänderuns
gen des dichten Kalkſteins beftehen dagegen faft aus reiner kohlenſau⸗
rer Kalkerde.
Durch eine beträchtliche Beimengung von Thon geht er in
Mergelftein und Mergelerde über und dur Aufnahme von
viel feinem Quarzfande wird ec loderer und weicher, verfchludt viel
Waſſer und heißt dann Saugkalk.
Sofern ber Kaltftein fehr dicht und rein ift, wiberfleht er ber
Verwitterung faft eben fo lange, als der koͤrnige Kalkftein. Iſt er
dagegen reich an fremden Beimengungen, fo verwittert ex früher.
Am teichteften verwandelt er fi in Erbe, wenn er viel Eiſenorydul
enthält, indem fich diefes höher orydirt, alddann in Eiſenorydhydrat
übergeht und dadurch, daß es nun einen größeren Raum einnimmt,
das Geftein auflodert. Im Ganzen liefert der dichte Kalkſtein einen
Boden, der teoden und keinesweges dem Pflanzenwachsthume güne
ſtig iſt.
3) Rogenartiger Kalkſtein (Rogenſtein, Oolithen⸗-Kalk).
Der Rogenſtein beſteht aus lauter ganz nahe an einander liegenden
Kugeln kohlenſauren Kalkes, von der Groͤße eines Senfkorns bis zu
det einer Erbſe. Es giebt weißen, durch Kohle grau und durch Ei⸗
ſenoryd und Eiſenoydhydrat roth und gelb gefärbten Rogenſtein.
Er bildet in mehreren Laͤndern bedeutende Gebirge, widerſteht
ſehr hartnaͤckig der Verwitterung und liefert endlich ein trockenes,
nicht fruchtbares Erdreich.
Zum Rogenſtein gehört auch der ſchalige Kalk Erbſenkalk).
Derſelbe beſteht aus runden Koͤrnern, die concentriſch ſchalige Abſon⸗
derung haben. Von Farbe ſind dieſelben meiſt gelblichweiß und be⸗
figen einen Kern von Kalkſpath oder Quarz, ber gewoͤhnlich
durch Eiſenoxydhydrat gelb gefärbt iſt.
4) Erdiger Kalkſtein. Derſelbe wird in feinerdigen
(Kreide) und groberbigen Kalkſtein (Grobkalk unterfchieben.
Die Kreide oder der feinerbige Kalkſtein gehoͤrt zur
juͤngſten Zlösformation und kommt in vielen Ländern, beſonders an
63
den Meereskuͤſten Pommerns, Dänemarks, Frankreichs und Englands,
Huͤgelketten bildend, vor.
Sie befteht aus einer aufgeloderten leicht zerreiblichen abfärben-
den Maffe, die oft blendend weiß, oft aber durch Eifen etwas gelb
gefärbt if. Ihr Hauptbeftandtheil iſt Eohlenfaure Kalkerde, da ihr
mir einige Prozente Alaunerde, Kiefelerde und Eiſenoxyd beigemengt
find. Sie ſchließt gewoͤhnlich zahlreiche Lager von knolligen Feuer⸗
ſteinen ein oder enthält ſtatt deſſen Hornftein. Mitunter führt
fie auch Schwefelkies und ift meift unvollkommen gefchichtet. Durch
Aufnahme von mehr Thon geht fie in mergelige Kreide über
md bier und da iſt fie mit Stimmerblättchen, Kalkfpath und Gyps⸗
kroſtallen vermifcht. Die Kreide ift auch fehr oft reich an verfleiners
tm Schaalthieren.
Durch Aufnahme von Quarzlömern und grünem Eifenfili:-
cat geht fie in Gruͤnſandſtein ber.
Die Verritterung ber Kreide erfolgt ziemlich ſchnell, fie liefert
aber wegen ihres Mangels an Kali, Natron u. f. w. meiſt ein fehr
unfruchtbares fchnell austrocknendes Erdreich, wie folches überall ba
zu ſehen iſt, wo die Kreibefelfen zu Zage ausgehen.
Der groberbige Kalkftein (Grobkalk) befteht aus einem
unteinen , groblörnigen, mit Quarzfand und Eifentheilen gemengten
Kalkflein. Er komme in mehreren Ländern in zahlreichen, ziemlich
maͤchtigen, horizontalen Schichten vor und enthält fehr viele wohl ers
haltene verfteinerte Mufchelgehdufe.
Der Luft bloßgeſtellt, fchreitet feine Verwitterung fehr langſam
vor, wobei er aber ein Erdreich Liefert, welches ſchon aus dem Grunbe
ftuchtbarer als das der Kreide ift, weil er Quarzfand ober viel Kie⸗
ſelerde enthält.
b) Zoniger Kalkftein (Mergelkalkſtein). Diefer Kalkſtein
zeichnet fi) von ben bisher betrachteten Kalffieinarten bucch feinen
großen Gehalt an Thon ımd Eifen aus, indem berfelbe oft 20 Proz.
beträgt. Beim Anhauchen riecht er ſchwach thonig und hat einen
imebenen, ins Erdige verlaufenden Bruch).
Seine Farbe iſt gewoͤhnlich ſchmutzig gelb oder graufichweiß,
Er verwittert ziemlich ſchnell und liefert einen Boben, ber bei
weitem fruchbtarer ft, als die Bobenarten der reinen Kalkfleinarten,
c) Kohliger Kalkſtein (Stinktalk). Iſt durch kohlige
Theile ſchwarz oder ſchwarzgrau gefaͤrbt und enthält oft fo viel
64
Scwefeleifen, daß er beim Webergiegen mit Salzfäure Schwefelwaffer-
floffgas entwickelt. Mittelft des beigemengten Bitumens ſtoͤßt er
beim Reiben ober Zerfchlagen einen unangenehmen Geruch aus.
Er verwittert langſam, bleicht dabei aus und liefert einen ziem-
lich fruchtbaren, warmen Boden, zumal wenn er auch Thontheile
enthält. Während der Vermitterung verwandelt ſich das Schwefeleifen
in ſchwefelſaures Eifenorpdul, was jedoch durch ben Eohlenfauren Kalt
bald zerlegt wird, fo zwar, daß Gyps dabei entfteht.
d) Bituminöfer Kalkflein. Iſt durch bitumindfe Theile
ſchwarzbraun gefärbter kohlenſaurer Kalk, Auf glühende Kohlen ge
legt, entwidelt er oft eine Flamme und ftößt beim Erhigen einen
bitumindfen Geruch auß.
Iſt .er der Luft audgefegt, fo vermittert er ziemlich ſchnell und
giebt ein nicht unfruchtbares Erdreich, da er auch Thontheile zu ent:
halten pflegt.
e) Kiefeliger Kalkflein (Kiefellald. Iſt nicht allein von
Kiefelerbe durchdrungen, fondern enthält diefelbe auch oft in chemi-
fcher Verbindung mit der Kalkerbe. Beim Uebergießen mit. Säure
braufet er deöhalb gar nicht, oder doch nur fehr wenig auf. Iſt
häufig pords und voller Blaſenraͤume. Er taugt weder zum Düngen
noch zum Brennen.
Seine Berwitterung erfolgt fehr langfam und das enbliche Er⸗—
gebniß ſeiner Zerſetzung iſt ein Boden, der, da ihm die meiſten Stoffe
fehlen, welche zur Nahrung der Pflanzen gehoͤren, unfruchtbar iſt.
DH Kalktuff (Dukſtein). Der Kalktuff kommt ſehr haͤufig in
Becken und muldenfoͤrmigen Vertiefungen des aufgeſchwemmten Lan⸗
des, ſo wie an den Abhaͤngen der Kalkgebirge juͤngerer Formation
und auch da vor, wo bedeutende Mergellager in der Naͤhe ſind. Oft
erſcheint er als Grus, oft in Baͤnken und dicken Schichten, die poroͤs
und rauh ſind. In dieſer Geſtalt liefert er ein vortreffliches Bau⸗
material. Zuweilen hat er auch die Form der organiſchen Subſtan⸗
zen, auf welche er ſich abſetzte, angenommen, ſo daß er oft roͤhrenfoͤr⸗
mig, moosartig u. ſ. w. geſtaltet iſt. Nicht ſelten ſchließt er organiſche
Ueberreſte, als Blätter, Knochen von Landthieren und mehr dergl.
Dinge ein, niemals enthält er aber Probucte des Meeres,
Der Kalktuff gehört zu den jüngften Bildungen, ja er entficht
an vielen Orten noch fortwährend vor unfern Augen. Das Waffen,
welches in Kalk⸗ und Mergellager dringt, loͤſet naͤmlich mittelft der
=
65
Koblenfäure, welche «3 aus der Luft aufgenommen bat, nicht bloß
die Kalk: und Talkerde, fondern auch das Eiſen- und Manganory:
dul bed Gefteind auf und fegt alle diefe Körper wieder ab, ſobald «6
mit der Luft in Berührung kommt, indem es babei die Kohlenſaͤure
(das Köfungsmittel) durch Werbunftung verliert und das Eifen und
Mangan eine höhere Oxydation erleiden.
Bon Farbe iſt der Kalktuff grauliche ober gelblichweiß und hat
einen unebenen erdigen Bruch. Er enthält meift viele Blaſenraͤume,
deren Inneres zuweilen mit Kalkſpath ausgekleidet if. Quarzſand,
etwas Gyps, Manganorpd, Eifenoryd und Spuren von Kochſalz, Kalt
und Phosphorfäure find feine Belmengungen. Eifen und? Mangan
haben ſich oft an vielen Stellen ausgefondert und erfcheinen in ſchwar⸗
jen, gelben unb braunen Punkten und Adern in der Maffe vertheilt.
Er verwittert fehr ſchnell und ftellt ein Erdreich bar, da8 um fo
fruchtbarer ift, je mehr fremdartige Beſtandtheile in dem Geftein ents
halten waren.
In mandyen Gegenden wird der Kalktuff mit großen Nugen
zum Düngen ber Felder angewendet, fo auf dem Eichöfelde, im Osna⸗
brüdfchen, Pommern u. f. w. Se reiner er übrigens iſt, d. h. je mehr
Kalkerde er enthält, defto weniger nügt er auf Feldern, bie einen Dan»
gel an diefer Erde leiden. Häufig dient er auch zum Kalkbrennen.
2) DoLo mit (Zlößdolomit, koͤrniger Dolomit).
Man unterfcheidet koͤrnigen und dihten Dolomit. Er
Eommt im Ur: und Floͤtzgebirge, zuweilen auch im vullanifchen Ges
birge vor. Den Dolomit bes Urgebirges findet man vorzüglich im
Geſellſchaft des Glimmerſchiefers, fo in Kärnthen und der Schweiz.
Er ift oft mit Glimmer, Chlorit und Talk gemengt und fchließt
auch verſchiedene andere Mineralien ‚als Schwefelkies, Turmalin,
Tremolith u. ſ. w. ein.
Der Dolomit des Floͤtzgebirges kommt in der Formation des
Todtliegenden, des Muſchel- und Jurakalkes, große Maſſen
bildend, vor, ſo in Tyrol, der Schweiz, auf dem Schwarzwalde,
im Badenſchen, Franken, Wuͤrtemberg u. ſ. w. Er enthaͤlt haͤu⸗
fig kleine Quarzkoͤrner, Koͤrner von Feuer⸗ und Hornſtein, Truͤmmer
und Schnüre von Baryt *), Steinoͤl, Bleiglanz und Kupferlaſur
*) Dee Baryt ober Schwerfpath bricht aus 654 Proz. Baryt⸗
5
66
Der Edrnige Dolomit iſt derb, gewöhnlich Elein und feinkoͤr⸗
nig, zumeiten fhuppig. Seine Theile find bald fefter, bald loſer verbun:
ven. An den Kanten ift er bucchfcheinend. Bon Farbe ift er weiß,
ing Gtaue und Gelbe übergehend. Die graue Abänderung iſt meift
pords und die Eleinen Höhlungen, welche er enthält, ſind oft mit
Bitterſpath audgekleidet. *)
Der dichte Dolomit ift derb, dicht, im Bruche fplitteig, an
den Kanten burchfcheinend und von Farbe weiß, grau, ind Gelbe
und Schwarze Übergehenb.
Die chemifchen Beltandtheile der reinen Dolomitmaffe find koh⸗
lenſaure Kalterde (bis 58 Proz.) und Eohlenfaure Talkerde (bis 42
Proz). Beide Körper, behauptet man, feien wieder chemifch mit
einander verbunden. Gewöhnlich enthält er auch etwas kohlenſaures
Eifen: und Manganorpdul, Kiefelerde und wenig Waſſer. Ein cha⸗
raeteriftifches Unterfcheidungszeichen des Dolomits ift, daß er, mit Säure
übergoffen, ſchwaͤcher, aber länger als der Kalkſtein aufbraufet.
Durch Einwirkung der Atmosphärilten wirb der koͤrnige Dolomit
locker und zerfält bald in Gruß. Der dichte Dolomit wiberfteht
dagegen der Verwitterung bei weitem länger. Das aus ihm hervor:
gehende Erdreich ift dem Pflanzenwachſsthume nicht ungünftig, zumal
wenn das Geftein viel fremde Einmengungen, als Glimmer, Chlorit,
Talk, Zurmalin und Quarzkoͤrner enthielt. Diefe Erfahrung wider:
legt alfo die Behauptung, daß viele Talkerde im Boden der Vegetation
ſchaͤdlich ſei.
3) Mergelſtein.
Die ſteinigen Mergelarten kommen ſowohl im aͤltern und juͤn—
erde und 331 Proz. Schwefelſaͤure. Die Grundform bes Minerals iſt die
gerabe rhombiſche Saͤule. Von Farbe ift ed weiß ind Gelbe, Hothe, Blaue
und Graue; hat Glasglanz, bem Fettglanze fidy nähernd, und iſt durchſich⸗
tig oder undurchfichtig. Es ift noch nicht entichieden, ob die Baryterde
zu den Nahrungsftoffen der Pflanzen gehört. Man hat zwar ſchon etwas
Baryterde in mehreren Pflanzen gefunden, allein fie konnte, wie audy oft
das Kupfer, nur zufällig barin vorhanden feyn, oder gehörte nicht zur che:
mifchen Gonftitution berfelben.
*) Der Bitterfpath, Rautenfpath, Talkſpath, Miemit
oder Marochit befteht aus 52,0 Echlenfaurer Kalkerde, 45,0 Talkerde und
3,0 Eifen: und Manganorydul, Die Grundform ift das Rhombokder. Bon
Zurbe ift er weiß, ins Gelbe, Braue, Röthliche und Schwarze. Hat Glas⸗
ober Perimutterglang und iſt halb durchſichtig ober burchfcheinend,
67
gern Floaͤtzgebirge, als auch im sertiären Gebirge vor und bilden .
in fehr vielen Ländern große Gebirgsmaffen.
Der Merget befteht aus einem Gemenge von Tohlenfaurer Kalt:
erde und Thon. Der letztere kommt jedoch nicht unter 20, und nicht
über 60 Proz. darin vor. Gewöhnlich enthält er außer den genann⸗
ten Körpern aber auch etwas Eohlenfaure Talkerde, Kiefelerde, Cups,
Kochſalz, Kali, Natron, Manganornd, Phosphorfäure, Eifenoryd, Eis
fenorpöhndrat, Kohle, Bitumen u. f. w. Kohle, Bitumen und bie
Eifen» und Manganoryde find feine färbenden Beſtandtheile. Er riecht
beim Anhauchen ſtark thonig, braufet, mit Säure uͤbergoſſen, auf,
und ift in erdiger Geſtalt, mit Waffer vermifcht, mehr oder meniger
plaſtiſch.
Die Seognoften unterſcheiden, wie die Landwirthe, mehrere Arten
Mergel, als:
1) Kallmergel,
2) Thonmergel, und
3) Sandmergel.
a) Kaltmergel. Die tohlenfaure Kalkerde fleige im biefer
Mergelart bis zu 75 Prog. Er iſt von Farbe weiß, grau ober gelb.
Man theilt ihn ein in:
dichten, fhiefrigen, erdbigen und tuffartigen
Kaltmergel, .
Der dichte Kalkmergel zeige in feiner Felſenbildung eine
uncegelmäßige Zerfläftung. 5
Der [chiefrige Kalkmergel ift oft dünn, oft dickſchiefrig,
abgefondert. Er enthält zumeilen fo viel Bitumen, daß er dadurch
eine granlich ſchwarze Farbe annimmt, und heißt dann bituminoͤ⸗
fer Mergelfchiefer oder Kupferſchiefer, da er meiftene au
reich an Kupfer fl.
Der erdige Kalkmergel befteht aus loſe verbundenen Theis
Im, färbt etwas ab und fühle ſich mager an.
Der tuffartige Kalkmergel ift fehr poroͤs und enthält ſehr
Häufig Ueberzuͤge oder Abdruͤcke organifcher Reſte.
b) Thonmergel. Derfeibe enthält als vorwaltenden Beſtand⸗
thell Thon.
Man unterfcheibet
bihten Thonmergel, und
[hiefrigen Thonmergel.
5 +
68
Die Selfen bes dichten Thonmergels enthalten viele un-
regelmäßige Zerflüftungen.
Seine Farbe iſt grau, grauroth, gelb, braun, graugruͤn und zu⸗
weilen ſchwarz.
Hierzu gehoͤrt auch der bunte Mergel der Keuperforma⸗
tion. Dieſe Mergelart iſt blaͤulichgruͤn, grau oder roth gefärbt, zer⸗
faͤllt ſehr leicht an der Luft und wird deshalb Häufig zum Mergeln
ber Felder angewendet. Er enthält, nach meiner Unterfuchung, bis 15
Proz. Eohlenfaure Kalkerde (dev graue etwas mehr), bis 19 Proz.
tohlenfaure Talkerde, bis 9’, Proz. Eiſenoxyd und Oxydul, bie 4
Proz. Alaunerde und bis 87 Proz. Thon. Ferner der Liasmer-
gelfchiefer (koͤß, Schnedenhäufleboden, Briz,) in der fogenannten
Linsformation vorkommend. Diefer Mergel beftcht aus ofen oder
zerreiblichen flaubigen Xheildyen von erdigem Bruch; iſt ſchwaͤrzlich
oder gelblichgrau und enthält häufig Kugeln und Nieren von vers
haͤrtetem Mergel, calcinirte Lands und Suͤßwaſſermuſcheln, forwie auch
Weberrefte vorweltlicher Thiere eingefchloffen. Seine Beftandtheile fol=
in feyn 66 Proz. Thon, 16 Proz. kohlenſaure Kalkerde und 18
Proz. glimmerhaltiger Quarzfand, Er kommt vorzugsweife tm Rheins,
Mond: und. unterm Nedartbale vor und Liefert bei feiner Verwitte⸗
rung nicht nur einen vortrefflichen Boden, fondern wird auch mit
Vortheil zur Düngung benugt.
c) Sandmergel. Enthält eine beträchtliche Menge Quarz⸗
fand als Beimengung. Er wird unterfchleden in:
bihten Sandbmergel, unb
fhiefrigen Sandmergel.
Im Allgemeinen verwitten alle Mergeifteine fehr leicht, am
meiften find jedoch die Thon⸗ und Sandmergelarten dem Zerfallen in
Erde unterworfen. Sie liefern ein lehmiges oder mergeliges Erd⸗
reich, worin die meiflen Pflanzen, befonders diejenigen gut fortkommen,
welche zue Familie der Leguminofen gehören. Die fruchtbarfte Erde
geht aber immer aus denjenigen Mergelfteinen hervor, welche außer
bem Thon und ber Eohlenfauren Kalkerde auch Talkerde, einige Kalt:
und Natronfalze, phosphorfaure Kalkerde, Gyps und Kochfalz beſitzen.
Die Gründe dieſer Exrfcheinung find. in dem frühern fchon angegeben
roorden.
\
69
X. Gopsgeſteine.
Zu den Gppögefteinen werben alle iene Geſteine gezählt, die ale
Bauptmaffe fchwefelfaure Kalkerde enthalten.
N Gops.
Der Gyps, in groͤßern und kleinern Maſſen in ſehr vielen Laͤn⸗
den vorkommend, gehört ſowohl zum Uebergangs⸗ und Floͤtze, als auch
zum Tertiaͤr⸗Gebirge. Er beſteht aus 33. Proz. Kalkerbde, 46 Proz.
Schwefelſaͤure und 21 Proz. Waſſer, und iſt in 450 Theilen Waſ⸗
fer loͤslich. Kryſtallifirt iſt die Grundform beffeiben bie ſchiefe rectan⸗
gulaͤte Saͤule.
Seine Farbe iſt meiſtens weiß, zuweilen ins Graue, Gelbe,
Rothe und Blaue Übergehend. Er iſt durchſichtig ober durchſcheinend,
beſizt Glasglanz und hat nur eine geringe Härte. In binnen Blaͤtt⸗
den iR er biegfam. Iſt ex mit Eifen, Kohle und Bitumen verun⸗
reinigt, fo erfcheing er entweder dunkelbraun, ober grau und toth.
Der Gyps findet ſich hier und ba auch in Diergels und Thon⸗
lagern als einzelne Kryſtalle, die fechöfeitige Prlömen mit zwei gegen:
überfiehenden breiten Seitenflaͤchen an den Enden zugefchärft bilden.
Die Kryſtalle erreichen oft die Größe von mehreren Bollen, häufig
find fie aber auch nur nabels und hanrförmig.
Thonatten, bie bergleichen Gypskryſtalle enthalten, eignen fi
durchaus nicht zur Werfertigung von Ziegelfieinen, weil der Gyp6,
wenn er nach dem Brennen wieder Waſſer anzieht, die Gesine durch
fine. Ausdehnung auseinander mel. . .
Man untsrfcheibet. mehrere Barietäten bes Gypſes, ald:
Faſeiger Gyps. Derb, grob⸗ und zartfaſerig, meiſt gerade,
ſelten krummfaſerig. Seidenglaͤnzend. Durchſcheinend. Von Farbe ge⸗
woͤhnlich weiß, ſelten roth und grau.
Spaͤthiger Gyps (Gypsſpath, Fraueneis, Marien⸗
glas, Selenit). Kryſtalliſirt und derb. Blaͤttrig, ins Strahlige
verlaufend. Ift e ſehr glaͤnzend und durchſichtig; mit doppelter Strah⸗
lenbrechung.
Findet ſich vorzüglich im Glöggebirge ‚in Thon⸗ und Moatzella⸗
gern, bald in Truͤmmern oder Schnuͤren, bald in Nieren und Neſtern.
Körniger Gyps (Alabaſter). Iſt derb, koͤrnig, ins Schup⸗
pige und Blaͤttrige und auch ins Dichte verlaufend. Durchſcheinend.
=
70
Bon Farbe weiß, ins Graue, Rothe und Gelbe übergebend. Oft Bis
tunen enthaltend. und dann beim Reiben einen bitumindfen Geruch
gebend. In diefem Zalle heißt er Stinkgyps. Der Eirnige Gyps
bildet Lager von verfchiebener Ausdehnung und Mächtigkeit und kommt
im Uebergangs⸗, Floͤtz⸗ und Tertlaͤr⸗Gebirge vieler Länder vor.
Zuweilen enthält dieſe Varietät bediegenen Schwefel als Ein⸗
ſprengung.
Schuppiger Gope. Befakt aus loſe verbundenen feinfchuppis
gen Thellen. Im der tertiären Gebirgeformation zumellen vorkommend.
Erdiger Gyps. Staubartige, löfe verbundene Theile. Weiß
ins Graue und Gelbe übergehend, Kommt In Kluͤften und Höhluns
gen im Eörnigen Gypſe vor, fo am füdlihen Harzrande, in Thürins
gen u. ſ. w. Gewoͤhnlich IM er mit mergeligen Xhellen vermifcht, ent»
hält zugleich etwas Kochfalz und liefert dann an vortreffliches Daͤn⸗
gungsmittel.
Der koͤrnige Gyps iſt eigentlich nur berjenige, aus welchem große
Gebirgsmaſſen zufanmmengefegt find, fo am füdlichen und weſtlichen
Harzrande und in vielen andern Laͤndern Europas. .
Die Atmosphärilien bringen bie Gypsfelfen bald zur Belüftung,
fie zerbroͤckkeln und merben ſtark vom Regenwaſſer ausgewaſchen, da
der Gyps ziemlich leicht in Waſſer ſoͤslich iſt.
Auf dem eigentlichen Gypsboden kommen nur wenige und zwar
ganz eigenthuͤmliche Pflanzenarten im wilden Zuflande vor, die weis
ter unten aufgezählt werben follen. Dies dient wieder zum Beweiſe,
daß das Gebeihen der Pflanzen mit von ben chemiſchen Beſtandthei⸗
len des Bodens abhängt. Die Cuftur des Getreides und der Kutter
Eräuter iſt darauf fehe mißlich. Enthaͤlt das Gypegebiege dagegen
Thon und Mergeltheile als Beimengungen, oder dieſelben In alter⸗
nirenden Lagen, wie es häufig der Fall iſt, fo ift ‚der Beben, der
daraus hervorgeht , der Vegetation nicht unguͤnſtig.
2 Anhybrit,
eEr kommt ne in Geſellſchaft des koͤrmigen Gypfes vor uad be⸗
ſteht aus waſſerfreier ſchwefelſaurer Kalkerde.
Man unterſcheidet:
= ſpaͤthigen,
koͤrnigen, und —
"fafrigen Anhydrit.
71
Nur den Eirnigen Anhydrit findet man in groͤßern Maſſen, und
er bildet dann entweder felbfiftändige Gebirge, ober er tritt in unter
geordneten Lagern auf. Am bäufigften kommt er im Glimmerſchiefer
und in der Zechfteinformation am Harz, in der Schweiz und
in Tyrol vor. Er ift berb, Ins Schuppige und ins Dichte verlaufend.
Meiſt nur an den. Kanten durchſcheinend. Wenig glänzend. Ges
woͤhnlich grau, felten roͤthlich und blaͤulich. Er zieht Wafler an, bins
det es chemiſch, zerkluͤſtet dadurch und wirft fih. Im übrigen ver⸗
bält er fidy bei der Werwitterung und gegen die Vegetation wie ber
Gyps, welcher bekanntlich ein mächtiger Hebel des Futterbaues IR.
xl. Eifengefteine,
Hierzu werben alle diejenigen Gefteine gezählt, deren Grundmaſſe
oder Dauptgemengtheil aus einer Mineralgattung ber Samilie des Eis
ſens beiteht.
Die Eifengefteine haben unter allen Gefteinen das größte fpecifir
Ihe Gewicht. |
) Magneteifenfteim
Der Magneteifenftein, aus 28 Proz. Eiſenoxydul und 72 Proz.
Eifenornd beftehend, ift eine fehr verbreitete Felsart und kommt vors
zäglich im Urgebiege auf Lagern vor, bie mitunter eine bedeutende
Mächtigkeit haben. Seltener findet man ihn Im Uebergangsgebirge,
wofelbft er gleichfalls Lager, jedoch auch Gänge und Nefler bildet, In
manchen Gefleinen bdiefer Formation ift er theild in Kruflallen, theild
in Koͤrnern eingewachſen. Die meiften Lager des Magneteifenfteins
enthalten ber Gruͤnſtein, Gneis, Glimmer⸗ und Thonſchiefer und die
Hornbiende. Im Chloritfchiefer kommt er oft in ſchoͤnen Kryſtallen
als regulaͤres Octasder vor, fo in’ Steyermark, Tyrol und Schweden.
Außerdem enthalten ihn ſowohl in Koͤrnern als in Kryſtallen der Granit,
Serpentin, Dolerit, Bafalt und Urkalt. As Sand trifft man ihn
in ſehr vielen Bodenarten an; ih fand ihn oft bis zu 5 Proz. in
mehreren Adererden aus Ungarn, Elavonien, Nord:Amerika, Weftindien,
Dflindin, Holland, Böhmen, Mähren, Oſtfriesland u. f. m. |
Bon Farbe ift der Magneteiſenſtein eiſenſchwarz, undurchſichtig,
metalliſch glänzend. Er wirkt ſtark auf den Magnet, fo daß fich
aller Magneteifenfand aus den getrockneten und zerriebenen Adererden
mittelft eines Beinen Magnets ausziehen läßt.
72
Der Verwitterung tft das Geflein in einem fehr geringen Grade
unterworfen und erleidet hauptfächlih nur eine mechaniſche Zerſtoͤ⸗
rung. Dies ift denn auch der Grund, warum wir in ben Ackererden
ben Magneteifenftein immer noch als Sand vorfinden. Wiewohl ber
Magneteifenftein fehr viel Eifenorybul enthält usb man deshalb glau-
ben follte, daß duch eine höhere Oxydation beffelben eine baldige Auf:
loderung des Gefteins erfolgen. müßte, fo ift dieſes doch, nicht ber
Fall, was ohne Zweifel daher rührt, daB das Eifenorydul 'mit: dem Gi
fenopybe chemifc, verbunden iſt und dadurch gegen’ den Einfluß des
atmosphäriihen Sauerftoffs geſchuͤtzt wird; bazu kommt aber auch,
daß das Geſtein eine große Dichtigkeit beſitzt.
Das Verhalten des aus dem Magneteifenftein entftchenden Bo⸗
dens iſt noch nicht beobachtet worden, unmöglid kann er fich aber
der Vegetation günftig zeigen, da ihm die meiften zur Ernährung der
Pflanzen dienenden Stoffe fehlen.
2) Eiſenſchiefer.
Kommt im Älteren Gebirge vor und findet fich vorgůglich in der
Gefellſchaft des Granites, Gneiſes, Thon⸗ und Glimmerſchiefers.
Er ſtellt ein ſchiefriges Geſtein dar, das aus einzelnen Lagen von
blaͤttrigem Eifenglanz *) und grauen Quarzkoͤrnern beſteht und ein
geftveiftes Anfehen Hat. Der Eifenglanz pflegt barin vorzuherrfchen
und beide Gemengtheile find gewöhnlich nur loſe mit einander ver:
bunden,
An fremden Einmengungen kommen darin vor: gediegen Golbi in
Blaͤttchen, Schwefelkies, Talk, Cyanit und Strahlſtein.
Das Geſtein erleidet nur eine ganz allmaͤhlige Verwitterung, die
aber mehr auf mechaniſche, als chemiſche Weiſe vor ſich geht. Das
Erdreich iſt um ſo unfruchtbarer, je weniger fremde Veimengungen der
Eiſenſchiefer enthielt.
*) Der Eiſenglanz, von Farbe ſtahlgrau, braͤunlichroth bis ins
Schwarze verlaufend, befteht im Erpftallifirten Zuftande aus Eiſenoxyd. Bis⸗
weilen enthält er auch fo viel Eifenorybul, daß er dem Wägnete folgt.
73
B. Richt Fryftallinifche Gefteine.
a) Conglutinate. |
In den Eonglutinaten find bie Gemengtheile der Gefteine durch
eine Maſſe verbunden, welche fi) zu jenen. (den Gemengtheilen) als
das VBerfittungemittel verhält.
L Sandfteine.
Sie beftehen aus edigen Quarzkoͤrnern, bie durch ein einfaches
oder gemengtes Bindemittel verlittet find.
As Einmengungen kommen in ihnen vor: Blaͤttchen weißen
Glimmers, Koͤrner von Gruͤnerde und Feldſpath.
1) QQuarzſandſtein.
Dieſes Geſtein, welches zum aͤlteren und juͤngern Floͤtzgebirge
gehört und in ſehr vielen: Laͤndern vorkommt, beſteht aus Quarzkoͤr⸗
nem, bie durch ein quarziges Bindemittel verkittet find. Es hat eime
bedeutende Härte und ift fehr fell. -Die Farben beffelben find meiß, -
grau, feltener roth. Die rothe Farbe rührt ſtets vom beigemengten
Eifenorpb ber.
Der Quarzfandftein nähert fi) oͤfters dem koͤrnigen Quams
und verlaͤuft zuweilen in Kieſeleonglomerat.
Der Verwitterung trotzt er ſehr hartnaͤckig und liefert endlich ein
ſandiges Erdreich, welches ſehr unfruchtbar iſt; denn da es nur aus
Kieſelerde, Quarzſand und Eiſenoxyd beſteht, ſo fehlen ihm die mei⸗
ſten zum Pflanzenleben erforderlichen Stoffe.
2) Thonſandſtein.
Gehoͤrt zum juͤngern und aͤlteren Floͤtzgebirge. Das Bindemittel
der Quarzkoͤrner beſteht aus Thon von verſchiedener Zuſammenſetzung,
indem derſelbe bald mehr, bald weniger Eiſen, Alaun⸗ und Kieſelerde
enthält. Das Geſtein iſt von Farbe weiß, grau, gelb, roth oder braun,
je nach der Beichaffenheit oder Zuſammenſetzung des Thons. Man
unterfcheibet
74
gemeinen Thonſandſtein, und
Eiſenthon-Sandſtein.
Der gemeine Thonſandſtein enthält in ber Regel nur
wenig Bindemittel; er iſt zumeilen fehr rein weiß, meiſtens aber
grau. Dem weißen Thonfandftein find häufig Glimmerblättchen
beigemengt, und nimmt ber Gehalt berfeiben bedeutend zu, fo wirb
dns Geſtein fchiefrig.
Sm Eifenthonfandftein ift dad Bindemittel der Quarzkoͤr⸗
nee Eifenthon. Gewoͤhnlich hat derfelbe eine rothbraune Karbe.
Mitunter enthält das Geftein fo viel Glimmerblaͤttchen, daß es gleich»
falls dadurch fchiefrig wird.
Alle fchiefrigen, an Bindemitteln reihen Sandfteinarten verwittern
ziemlich ſchnell in Erde, befonders in dem Falle, daß das Geftein
im feuchten Zuftande dem Ftoſte ausgefegt ift, da dann das fich beim
Gefrieren ausbehnende Waſſer eine Zertrimmerung bewirkt.
Das Erdreich, welches aus dem Thon» und Eiſenthon⸗Sandſtein
entfteht, tft lehmig oder thonig, während die Sandfteinarten mit kie⸗
feligem Bindemittel einen Sandboden liefern.
Segen die Vegetation verhält fi ber Boden, der aus dem Thon⸗
fandfteine entfteht, in der Regel fehr. günftig und um fo sanfige, ie
mehr Glimmer das Geftein enthielt.
3) Raltfandftein
Das Bindemittel biefes im Älteren und jüngern Flöggebirge vor:
kommenden Sandſteins enthält mehr ober weniger kohlenſaure Kalk:
erde. Es führt aber auch oft Stimmerblätthen und Körner von
Gruͤnerde.
Von Farbe iſt der Kalkſandſtein grau, und wenn viele Gruͤnerde
darin vorkommt, gruͤnlich. Mit Saͤuren uͤbergofſen, brauſet er ſtark
auf und iſt dadurch leicht von den uͤbrigen Sandſteinarten zu unter⸗
ſcheiden.
Es giebt uͤbrigens ſehr viele Abaͤnderungen dieſes Geſteins, indem
es nicht ſowohl durch das Bindemittel, als auch durch bie fremden
Beimengungen eine verſchiedene Beſchaffenheit annimmt.
Das Geſtein verwittert ſehr ſchnell und liefert ein. Erdreich,
weiches ſich um fo fruchtbarer zeigt, fe größer ber Gehalt an Gruͤn⸗
erde und Blimmer war. Ohne Zweifel wegen des in biefen Deine
ralien enthaltenen Kalis, Natron u. ſ. w.
73
4) Mergelfanbftetn.
Die Quarzkörner des in der jüngern Floͤtzformation fehr häufig
vorfommenden Mergelfandfteins find durch ein Bindemittel verkitter,
welches entweder aus Thonmergel oder Kalkmergel beſteht. Die Quarz:
koͤrner des Geſteins find in der Regel Hein. Won Farbe ift daffelbe
fehr verfchieden; denn oft findet man grauen und rothen, oft grünen
und braunen Mergelfandftein. Er braufet, durch den Gehalt an Eoh:
Imfaurer Kalkerbe im Bindemittel, mit Säure übergoffen, auf. Seine
Feſtigkeit ift nicht fo groß, als die des Thonſandſteins.
Zuweilen enthaͤlt das Geſtein auch Glimmerblaͤttchen und oft
davon ſo viel, daß es dadurch ſchiefrig wird.
Er verwittert ſehr ſchnell zu einem Erdreiche, welches immer
locker bleibt und ſich auch durch eine große Fruchtbarkeit auszeichnet,
zumal wenn das Geſtein viele Glimmerblaͤttchen enthielt, indem for
wohl biefe, als das Bindemittel außer ber’ fohlenfauren Kalkerde auch
etwas Talkerde, phosphorfaure Kalkerde, Gyps, Kochſalz, Kali, Natron
und überhaupt die meiſten Stoffe führen, welche bie Pflanzen zu ih⸗
rem Gedeihen noͤthig haben.
1. Conglomerate.
Die Conglomerate beſtehen entweder auf eckigen ober abgerunde—⸗
ten Stuͤcken der verſchiedenartigſten Mineralien, ſowohl einfacher, als
gemengter Geſteine, welche durch ein einfaches oder gemengtes Binde⸗
mittel verkittet ſind.
1) Kiefel⸗Conglomerat,
Das Kieſel⸗Conglomerat, welches ſehr häufig. in ber aͤltern Floͤt⸗
formation vorkommt und hier oft maͤchtige Gebirgsmaſſen bildet, be⸗
ſteht aus abgerundeten oder eckigen Stuͤcken verſchiedener Varietaͤten
ber Quactz Gattung, die durch ein einfaches ober gemengtes kieſeliges
Bindemittel: veckittet find. Die im Geſtein vorkommenden, eine ver⸗
ſchiedene Größe habenden Stüde find gemeiniglih Quarz, Hornftein,
Fenerſtein, Kiefelfchiefer, Chalcedon und Jaspis. Seltener erſcheinen
darin Thone, Glimmer, Feldſpath, Scywefellies u. ſ. w. Das Kiefel:
Conglomerat beſitze gewöhnlich viel Feſtigktit und eine große Härte,
Man unterfchribet:
76
a) Gemeines Kiefel: Conglomerat. Die verlitteten
Theile beffelben beftchen aus abgerundeten Stuͤcken und find gewoͤhn⸗
ih Quarz.
b) Puddingftein, aus abgerundeten, gelben, braunen oder
fhwarzen Stüden von Hornftein, Keuerftein und Schwefel:
fies beftchend, bie durch ein Bindemittel nerfittet find, welches aus
feinen SFeuerfleins und Hornfteintheilen befteht und eine graue ober
gelbliche Farbe hat.
c) Semeine Kiefel:Breccie. In ihr beſtehen bie verkit:
teten edigen Stüde aus gemeinem Quarz, Horn ſtein, Eiſen⸗
Kieſel und Jaspis. |
d) Feldfpathhaltige Kiefel: Breccie Edige Koͤrner
oder größere Sthde von Quarz und Körner von frifchen oder zers
ſetztem Feldſpath find darin durch ein quarziges Bindemittel nerkittet.
Als Beimengungen kommen darin vor: Glimmerblaͤttchen, Druſen kry⸗
ſtalliſirten Kalkſpathes, Flußſpaths, Quarzes und Baryts. Eingeſprengt
ſind haͤufig: Schwefelkies, Zinkblende, Bleiglanz, Eiſen⸗
glanz und Eiſenſpath.
Das Kieſel⸗Conglomerat verlaͤuft, ſofern die verkitteten Sthde
Eleiner werben und faft nur aus Quarz beftehen, in Sandſtein
und in Quarzfels, während e8 durch Aufnahme von Felbſpath
und Slimmer in Sranit-Conglomerat übergeht.
Es verwittert fehr langſam und liefert, mit Ausnahme ber felb:
fpathhaltigen Kiefel-Breccie, ein Erdreich, welches nicht allein fehe un⸗
fruchtbar ift, fondern auch ‚wegen ber vielen Steine, die es immer'ent-
hält, ber Bearbeitung große Hinderniffe in den Weg legt.
3u den Conglomeraten gehört auch das fogenannte Todtlie⸗
gende. Dan unterfcheidet: ein rothes Todtliegendes, Grau:
liegendes, Weißliegendes und porphyrassigee Todtlie⸗
gendes.
Das Todtliegende It eigentlich nichts weiter aun An grobe,
mittel oder feinkoͤrniger Sandſtein, ber aus Truͤmmern des Urgebliges,
Quarzkoͤrnern, Porphyrbroden, Eifenoryb und eiſenſchuͤſſigem Thon zu⸗
ſammengeſetzt iſt. Es hat eine weißgraue, rothe oder braune Farbe,
bisweilen iſt es auch gefleckt. Meiſt zerreiblich, ſelten feſt. Die: Ge⸗
mengtheile kommen darin in den verſchiedenſten Verhaͤltniſſen hinſicht⸗
lich ihrer Quantität vor und haben auch ein ſehr verſchiedenes Korn.
Iſt das Bindemittel eifenveicher Thon, fo hat das Geftsin "eine braun:
7
rothe Farbe und heißt dann rothes Todtliegendes; hertſchen
dagegen verwitterter Feldſpath, Quarzkoͤrner, Porphyr, Gneis und Gra⸗
nittruͤmmer vor, ſo erhaͤlt das Geſtein eine grauliche oder weiße Farbe
und heißt dann Grau= oder Weißliegendes. Werden aber kry⸗
ftalfinifche Quarz» und Feldfpathlörner durch einen feinen Quarzfand
oder durch Glimmer⸗ und Feldfpaththeilchen verbunden, fo hat das Ge⸗
flein ein porphprartiges Anfehen und wird dann porphyrartiges
Todtliegendes genannt. Sind endlich die Körner Mein und. gleich
förmig, fo hat das Geftein das Ausfehen und die Eigenfchaften eines
wahren Sandfteine.
Der Grad ber Verwitterung diefer Gebirgsart hängt ab von feis
nen Gemengtheilen. Die quarzreihe und feſte Art gehört zu ben
nicht Teicht verwitternden Gefleinen, die rothen eifenfhüffigen und tho⸗
nigen Abänderungen zerfallen dagegen fehr leicht in ein rothes lehmi⸗
ges grandiges Erdreich, was in der Regel ziemlich fruchtbar ift.
Das rothe Todtliegende gehört zu den am meiften verbreiteten
Gliedern des Ftöggebirges und kommt vor am Harz, Thüringer Wald,
in Heffen und Sachſen, im Oden⸗ und Schwarzwald, in ben Voge⸗
fen, am Mittelrhein, in Mähren, Böhmen, Salzburg, Steyermark x,
2) RKalt:Gonglomerat.
Daffelbe beſteht aus größern ober kleinern Stüden bes dichten ober
rogenartigen Kalkſteins, die in der Megel abgerundet und durch ein
kalkiges Bindemittel verkittet find. Das Bindemittel ift öfters fandig
und fchliegt bisweilen kleinere und größere Parthien von Kalkfpath
ein. Selten kommen darin vor: abgerundete Sthde von Stanit,
Sneis, Quarz, Kiefelfchiefer, Thonfchiefer und Gruͤnſtein. Zuwei⸗
len erfcheint das Bindemittel felbft als ein Kalk⸗Conglomerat von feis
nem Kom. Der Boden, welcher aus biefer Gebirgsart entfteht, hat
wenig Werth, es fei denn das Bindemittel wäre fandig.
3))Augit:Songlomerat,
Dieſes Conglomerat befteht aus oft fehr Beinen, oft fehr großen
edigen Stuͤcken von Augit, durch eine weiße Kalkmaſſe verkittet. Es
konmen auch öfters Höhlungen darin vor, deren Wandungen mit Heis
nen Kalklſpath⸗Kryſtallen befegt find. Das Geftein verwittert ganz all»
mählig und liefert einen granbigen Boden, welcher ber Vegetation
nicht guͤnſtig iſt.
i | 78
4)Gifen:Gonglomerat.
Iſt aus edigen, feltener abgerundeten Stuͤcken von Magneteifen
und Eiſenglanz zufammengefegt) die durch ein, aus ocherigem Brauns
oder Notheifenftein beftehended Bindemittel verkittet find. Zuweilen
finden fi aud) Stude von quarzigem Talkſchiefer darin.
As Beimengungen erfcheinen darin in einzelnen Blaͤttchen:
Glimmer, Chlorit, Talk und Gold. Das legtere indeß felten.
Das Geftein verwittert in der Megel fehr langſam; geſchwinder
aber, wenn viele fremde Beimengungen darin vorfommen. In die:
ſem Falle ift auch das daraus entftehende Erdreich fruchtbar; beſteht
dagegen das Geftein nur aus ben gewoͤhnlichen Gemengtheiten, fo ift
der daraus hervorgehende Boden ber Vegetation fehr ungünftig.
5) Bimflfein:Conglomerat,
Gehört zu den vulkaniſchen Gebirgsmaſſen und enthält theils
edige, theild abgerundete größere und kleinere Stuͤcke von Bimftein,
die durch eine erdige Bimſteinmaſſe verkittet find. Es ift fo leicht,
daß es auf dem Waſſer fhwimmt und fehr weich.
Als Beimengungen kommen darin vor: Sthde von Trachyt,
Obſidian, Periftein, Blätehen von Glimmer, Holzopal
und der Gebirgsart, auf welcher das Conglomerat liegt.
Eine Abänderung beffelben kommt unter dem Namen Traß vor;
derfelbe iſt fehr reih an Bindemitteln und hat eine graugelbe, ine
Braune fih verlaufende Farbe,
Das Bimftein » Conglomerat zerfällt, in der Luft liegend, fehr
leicht und fiefert einen Boden, ber fehr fruchtbar Ift, zumal wenn im
dem Geſtein die genannten Beimengungen vorhanden find.
6)Bafalt:sGonglomerat,
In diefem Geftein find edige und abgerundete Stuͤcke verſchiede⸗
nee Abänderungen des Bafalts, Dolerits, augitifhen Eis
fenthons und augitifhen Thonporphyrs duch ein Binde⸗
mittel verfittet, welches aus fehr feinen Theilen entweder eines der
genannten Gefteine oder aus einem Gemenge einiger derſelben bes
ſteht. Die BVerkittungsmaffe hat oft die Oberhand; find dann auch
die verkitteten Stüde Bein und hat das Geſtein em gleichartiges, ec»
diged Anfehen, fo nennt man es Bafalt:Zuff.
9
"Die Farbe des Geſteins variirt je nach der Befchaffenheit des
Bindemitteld und der verfitteten Stüde, es ift deshalb bald ſchwarz
oder grau, bald braun oder roth.
Als Beimengungen kommen im Bafalt:Conglomerate vor: Horn:
blende, Dlivin, Magneteifen, Zitaneifen, Augit, Feldſpath, Glimmer,
Melanit und Kalkſpath. Zuweilen befinden ſich auch darin: abgerun-
dete Stuͤcke von Kalkftein, Granit, Gneis, Syenit, Quarsfeld, Sand:
flein, Grauwacke u. m. dergl.
Die Verwitterung bed Gefteins erfolgt bald fehnell, bald lang:
fam; am fchnellften geht fie vor ſich, wenn es viel Bindemittel ent:
hält, und liefert dann einen Boden, welcher zu den allerfruchtbarfen
gehört, die es giebt. Der bafaltifhe Boden ift warm, befißt gerade
denjenigen Grab ber Lockerheit, welcher den Gewaͤchſen am angemeffen:
ften ift, und leidet auch feinen Mangel an benjenigen Mineralien,
weiche zur Pflanzennahrung gehören.
7) Trachyt-Conglomerat.
Stuͤcke verſchiedener Abaͤnderungen des Tradıyts find in bie
ſem Geſtein durch ein Bindemittel verkittet, welches aus einer erdigen
Maſſe deſſelben Geſteins beſteht. Zuweilen enthaͤlt es auch Stuͤcke
von Bimftein, Baſalt und andern in der Nachbarſchaft vorkommenden
Felsarten. Die Mineralien, welche dem Geftein oft beigemengt find,
beftehen aus: Augit, Hornblende, Dlivin uf. m.
Bon Farbe ift es meift graulich ober gelblichweiß, felten dunkel:
grau, roth oder braun,
Das Trachyt⸗Conglomerat iſt Leichter der Verwitterung unter:
worfen, ald der Trachyt felbft und liefert einen Boden, ber beinahe
eben fo fruchtbar ift, als der des Baſalt⸗Conglomerats.
8 KlingfteinKonglomerat,
Eckige und abgerundete Stüde bes Klingfteins, welche eine ver-
fhiedene Größe haben, find in diefem Conglomerate durch eine viel
Eohlenfauren Kalk enthaltende thonige Maffe verbunden, wobei daß
Bindemittel gemeiniglicy vorherefcht und die Stüde eine erdige Bes
fhaffenheit haben. Mit Säure uͤbergoſſen braufet das Geſtein ſtark
auf.
Zumellen fommen darin vor: Bruchflüde von Bafalt, Kalt:
fein, Quarz und Granit. Beigemengt find häufig: Glimmer,
80
Hornblende, Magneteiſen und Augit. Die Farbe deſſel⸗
ben iſt meiſt grau und nur ſelten gelb oder graubraun.
Durch bie Atmosphärilien wird das Geſtein ziemlich ſtark ange⸗
griffen und zerfaͤllt bald in eine Erde, die ſehr fruchtbar iſt.
) Vulcaniſcher Tuff.
Kommt in der Umgebung erloſchener oder noch thaͤtiger Vul⸗
kane vor und beſteht aus ſchlackigen Bruchſtuͤcken verſchiedener von
den Vulkanen ausgeworfener Geſteine, die durch eine ſandige, der Aſche
aͤhnliche und gleichfalls von den Vulkanen ausgeworfene Maſſe ver⸗
£ittet ſind.
Alle Arten des vulkaniſchen Tuffs ſind ſehr der Verwitterung
unterworfen und liefern einen Boden, welcher dem Wachsthum der
Pflanzen überaus zuträglich iſt; beſonders günftig iſt er den Meben,
da er viel Kali, Kalk u. f. w. enthält.
Man unterfheidet 3 Varietäten des vulkanifchen Tuffs, als:
a) Steintuff. Beſteht aus einer erdigen Maffe von roth⸗
brauner Farbe mit orangefarbenen Flecken. An Mineralien kommen
darin vor: weißer meblartiger Leucit, Schuppen von braunem Slim:
mer, Kryftalle von Augit und Beine Stüde von Feldſpath und
Kalkſtein. Das Korn des Gefteins iſt zumeilen fo fein, daß man
baffelbe für eine gleichartige Maſſe halten möchte.
b) Broͤckel tuff. Derfelbe befteht aus ſchwaͤrzlich ober gelblich
braunen, leicht zerreiblichen Körnern, mehligem Leucit, Augitftüds
hen, Glimmerſchuͤppchen und Kluͤmpchen ſchwaͤrzlicher, ver:
ſchlackter Geſteine. Er verwittert von den vulfanifchen Zuffarten am
teichteften und liefert eine thonige Exde, die fehr fruchtbar iſt.
c) Pofiliptuff. Der Hauptbeftandtheil dieſes Gefteind bes
fteht aus einer blaßſtrohgelben erdigen Maffe, worin Stuͤckchen von
weißem Bimſtein und ſchwarzer pordfer Lava eingefchloffen find.
Diefer Tuff liefert von den aufgezählten Arten das am wenigſten
fruchtbare Erdreich, zumal wenn er viel Bimftein enthält.
10) He per in (Pfefferftein).
Der Peperin, gleichfalls im vulkanifchen Gebirge vorkommend, bes
fteht aus eckigen Stuͤcken von weißem, koͤrnigem Dolomit und edigen
Gefchieben oder abgerundetem Gerölle von Bafalt, Dolomit und
Bafanit (eine Art Bafalt), weiche durch eine afchgraue, weiche,
81
feinerdige Maſſe verbunden find. Außerdem enthält das Geſtein viel
Glimmer, AugitsKruflalle, Körner von Magneteifen
und Leucit.
Durch den’ Einfluß der Atmosphärilien verwandelt er ſich fehr
bald in eine graue, lodere, fruchtbare Erde.
Il) Sranit:Conglomerat.
Sm Sranit-Conglomerate haben fich die Gemengtheile des Gras
nits (Quarz, Glimmer und Feldfpath) größtentheils in Grus verwan⸗
deit und find wieder durch eine thonige Maffe verkittet, die oft durch
Eifenoryb oder Eiſenoxydhydrat rothbraun ober gelbbraun' gefärbt iſt.
Der Feldfpath ift am meiften im Granit:Conglomerate verändert und
hat mittelft des Lohlenfäurehaltigen Regenwaſſers den größten Theil
feines Kalis verloren, wodurch er in eine porzellanerbeähnliche Maffe
(Kaolin) verwandelt worden ift.
Mit der Luft in Berührung flehend, verisittert das Conglome⸗
cat fehr ſchnell, zerfällt zuerft in Grus und giebt mit, der Zeit ein
thoniges ober lehmiges Erdreich, welches ziemlich fruchtbar iſt.
Die Gemäffer, welche aus dem in ber Vermwitterung begriffenen
SranitsSonglomerate hervordringen, führen eine nicht unbeträchtliche
Menge kohlenſaures Kali und eignen fich deshalb vortrefflich zum Be⸗
wäffern ſehr humusreicher Wieſen, da biefe immer Mangel an Kali
leiden.
12) Eifenthbon:@onglomerat.
In dieſem Gefteine find nicht allen Quarzkoͤrner, fonbern auch
mehrere Geſchiebe und Geroͤlle verfchiebener Erpftallinifcher Gefteine,
als die des Quarzfelfes, Thonfhiefers, Kiefelfchiefers,
Gneifes, Granits, Slimmerfchiefers, Feldſpaths und
mehrerer Porphyrarten durch eine thonige, rothe, eifenreiche Maſſe,
weiche dem Eifenthon verwandt ift, verfittet. Sowohl das Binde⸗
mittel, als auch die verlitteten Stuͤcke kommen in bem Gefteine in
ſehr verſchiedenen Mengeverhältniffen vor, wodurch daffelde mitunter
ein ſehr abweichendes Anfehen gewinnt. Oft fieht das Geſtein auch
als eine rothe Thonmaffe aus. Von der Quantität dieſes oder jene®
Gemengtheils iſt nicht allein bie Feftigkeit des Geſteins, fondern auch
der Grad feiner Verwitterung abhängige. Am laͤngſten widerſtehen
diejenigen Abaͤnderungen dem Einfluffe der Witterung, welche viel
6
⸗
. 82
Quarzſtuͤcke führen, während dasjenige Conglomerat, welches reich
an Feldſpath haltigen Mineralien iſt, ſehr bald in Erde zerfaͤllt.
13) porphyr⸗Gonglomerat.
Eine Thonmaſſe verkittet in dieſem Geſteine eckige und abge⸗
rundete Stuͤcke von Feldſtein⸗ und Thonftein-Porpbyr, fo
wie Gerölle und Geſchlebe von Kiefelfhiefer, Thonſchiefer,
Quarz, Granit u. f. w. zu einer nicht fehr feſten Maſſe.
Durch Eiſenoxyd ift das Bindemittel gewöhnlich ſtark roth ge⸗
färbt.
Das Conglomerat widerſteht nicht lange der Verwitterung und
seht bald in ein ziemlich fruchtbares Erdreich uͤber.
14) Srauwade.
. Die Graumade kommt häufig im Lebergangsgebirge vor,
fo auf dem Harz, in Thuͤringen, auf dem Schwarzwalde, am Rhein
u. ſ. w. Sie beftcht aus eigen und abgerundeten Stüden der vers
fhtedenften Varietaͤten des Quarzes, die buch ein Bindemittel
verfittet find, welches aus feinen Körmern von Feldſpath und
Quarz befteht und granitartig iſt. Die verlitteten Stuͤcke haben
eine verfchiebene Größe, doch meſſen fie in der Regel weniger als
einen Zoll.
Die Farbe des Geſteins ift gewoͤhnlich heil: ober dunkelgrau.
Es Hat eine beträchtliche Härte und Feſtigkeit.
Man unterſcheidet gemeine und fhiefrige Grauwacke.
Bei der gemeinen Grauwacke haben bie verkitteten Stüde meiftens
die Oberhand, fo daß fie größtentheild aus Quarzkoͤrnern befteht.
Sie ift oft fo feinkoͤrnig, dag das Geſtein ein gleichartiged Anfehen
gewinnt und mit bloßen Augen die Quarz⸗ und Feldſpathkoͤrner nicht
mehr von einander unterfchieden werden koͤnnen. In dieſem Zuftande
fieht das Geftein dem koͤrnigen Quarzfels fehr aͤhnlich, ift fehr Hart
und hat gewöhnlich eine gruͤnlich⸗ oder blaͤulichgruͤne Farbe. Sind
die Gemengtheile der Graumade größer, fo entdeckt man fehr oft
weiße GSlimmerblättchen darin. In der Grauwacke von großem Korn
findet man nicht felten Bruchftüde von Thonfchiefer, Granit,
Gneis, Stimmerfhiefer, Serpentin, Feldſteinporphyr
und Kalkſtein. Aud bie feinkoͤrnige Grauwacke führt ble⸗
weilen Sthde von Thonſchiefer, Gneis und Granit.
83
Erwägt man, daß das Geſtein aus fehr verfchiedenen Mineras
lien beſteht, fo it Leicht einzufehen, dag auch beffen chemifcher Bes
fand fehr variiren muß. Zur richtigen Würdigung des, durch die
Verwitterung ber Graumade hervorgehenden Bodens iſt «8 beshalb
erforderlich, daß man auf alle darin vorkommende Mineralien Ruͤck⸗
fiyt nehme, indem alle Grauwackearten, welche ..reih an Bindemit⸗
teln und den genannten fremden Beimengungen find, einen bei weis
ten beffern Boden liefern, als diejenigen Arten, worin die Quarz⸗
koͤrner vorberrfchen.
Das Geftein vermittert übrigens fehr langfam und zerfällt nur
nah und nad in ein lehmiges, viel Eifen enthaltendes, Erdreich.
Alle Gewäffer, die aus dem Graumadegebirge kommen, eignen
ſich ſeht gut zur Wiefenbewäflerung, was fchon daraus erfichtlich ift,
daß in ben Bähen und Fluͤſſen dieſes Gebirges Conferven, Vero-
nica Beccabunga und mehrere andere Pflanzen wachſen, bie ein
fruchtbare Waſſer beurkunden.
Wenn die feinkoͤrnige Grauwacke ſehr viele Glimmerblaͤttchen
enthaͤlt, ſo zeigt ſie eine ſchiefrige Structur und heißt dann ſchie⸗
frige Grauwacke oder Grauwackeſchiefer. Sie iſt dann oft
dem Thonſchie fer ſehr aͤhnlich, beſitzt aber bei weitem mehr Haͤrte
als dieſer.
Der Grauwackeſchiefer enthaͤlt nicht ſelten eine thonige, durch
Eiſenoryd und Eiſenoxydhydrat gefärbte Maſſe, wodurch er beim An⸗
hauchen einen Thongeruch verbreitet. An fremden Beimengungen
finden ſich darin: Kalkſpath, Schwefelkies, Steinmark'),
Anthracit und Feldſpathkryſtalle.
Das Geſtein vermwittert leichter als die gemeine Grauwacke, denn
da es meiftend viel Spalten und Riſſe hat, fo finden die Atmosphäs
rilien eher Zugang. Es entfleht daraus ein viel Glimmer führender
fandiger Thon, der befonders dem Wachsthume der Waldbaͤume fehr
günflig ifl. Auf dem Graumadeboden wachſen aber auch ſchoͤner
Klee und überhaupt alle von uns angebaut werdenden Früchte, indent
berfeibe in hinceichender Menge alle dazu erforderlichen mineralifchen
Stoffe befist.
*) Das Steinmark befteht aus Alaunerde (bid 364 Proz.), Kiefel«
erbe (bis 455 Prog), Eileneryd (bis 22 Proz), Waſſer (bis 11 Prog.)
und Spuren von Kalt,
. 6*
| 84
15) Nagelfluh (Nagelftein).
Die Nagelfluh bildet große Maffen des tertiären Gebirges und
kommt vor in ber Schweiz, auf dem Schwarzwalde, in Tyrol und
in mehreren andern Rändern.
Ihre Beitandtheile find edige und abgerundete Stuͤcke verſchie⸗
dener Geſtelne, denn fie enthält: koͤrnigen und dichten Kalk⸗
ſtein, verſchiedene Quarzarten, Granit, Porphyr, Glim⸗
merſchiefer, Grauwacke, Syenit, Serpentin, Gabbro
und Gruͤnſtein. Alle dieſe Mineralien ſind durch ein merge⸗
liges ober ſandſteinartiges Bindemittel verkittet. Die Farbe
des Geſteins iſt gemeiniglich grau, ſeltener roth und braun.
Sowohl die verkitteten Theile, als das Bindemittel des Geſteins,
zeigen große Verſchiedenheiten; iſt das Bindemittel ſandſteinartig, ſo
hat es meiſt ein etwas grobes Korn, und die Koͤrner ſelbſt haben
eine ungleiche Groͤße. — Zuweilen beſteht das Bindemittel aus Na⸗
gelfluh von kleinerem Korn, zuweilen iſt es auch ein kleinkoͤrniger
Kalkſandſtein, oder es beſteht aus einem feinen Mergel, der oft ſo
erdig iſt, daß er durch Waſſer aufgeweicht wird. Die verkitteten groͤ⸗
ßeren Stuͤcke des Geſteins ſind meiſtens abgerundet, waͤhrend die klei⸗
nen eine eckige Form haben und auch ſehr verſchieden groß ſind. Die
groͤßeren Stuͤcke haben oft einen Durchmeſſer von drei Fuß, wohin⸗
gegen die kleinſten nur ſo groß als ein Senfkorn ſind.
Was die Verwitterung der Nagelfluh im Allgemeinen betrifft,
fo erfolgt dieſe ſehr langſam; die Atmosphaͤrilien greifen hauptſaͤchlich
diejenige Nagelfluh am ſtaͤrkſten an, welche ein mergeliges Bindemit⸗
tel befigt. Die eigentlich verkitteten Geſteine oder Geroͤlle der Nagel⸗
fluh vermwittern dagegen, je nach der Beſchaffenheit ihrer chemifchen
Beftandtheile, bald früher, bald fpäter. Nach langer Zeit entſteht end⸗
ih aus dem Ganzen ein Erbreih, was um fo fruchtbarer ift, je
mehr Feldſpath in den Geſteinen befindlich war. Die feften Arten
ber Nagelfluh, d. h. diejenigen, welche ein fandfteinartiges Binde⸗
mittel enthalten, verwittern aber nicht allein am langfamften, fondern
Itefern auch einen Boden, auf welchem bie Pflanzen eben fo menig
gedeihen, ald auf dem Boden, der aus dichtem Kalkſtein entſteht.
16) MuſchelGonglomerat.
Foſſile Mufcheln fehr verfchiebener Arten, befonders bie Bruch⸗
85
ſtuͤcke berfelben, find In diefer Felsart entweder durch ein kalkiges und
mergeliges, ober durch ein kieſeliges Bindemittel verkittet.
Das Geftein hat eine geringe Feftigkeit, und verwittert ziemlich
ſchnell, beſonders aber zerfällt dasjenige fehr bald, welches ein mers
gelige® Bindemittel befigt; dieſes letztere liefert auch ein fehr fruchts
bares Erdreich, während biejenigen Mufchelconglomerate, welche ein
fiefeliges und kalkiges Bindemittel enthalten, keinen Boden liefern,
welcher der Vegetation guͤnſtig iſt.
17) Knohen:Gonglomerat,
In dieſem Geſteine find entweber ganze Anochen, oder beren
Bruchſtuͤcke, die theild von Säugethieren und Mögeln, theils von
Amphibien und Meptilien herrühren, duch ein rothes, graued ober
weißes, thoniged Bindemittel verkittet, welches, da es immer viel koh⸗
Ienfauren Kalk enthält, mit Säure übergoffen aufbraufet.
Als Beimengungen findet man in dem Knochen-Conglomerate
Bruchſtücke von Kalkflein und Gerädlle von Serpentin
und Quarz. Nicht felten iſt auch durch die ganze Maſſe Kalk:
fpath verbreitet. Das Geftein hat eine geringe Feſtigkeit und vers
mittert bald zu einer ſehr fruchtbaren Erde, zumal wenn das Bindes
mittel darin vorherrſchend fein follte,
Da bie Snohenfragmente zum Theil aus phosphorfaurer
Kalkerbe beftehen, fo wird man es im gepulverten Zuſtande ohne
Zweifel mit Nugen ald Düngungsmittel anwenden innen.
b) Congregate
Unter Congregaten verftcht man diejenigen nicht kryſtalliniſchen
Gefteine, deren Theile entweder nur ſchwach zufammenhängen und
von welchen Feiner als Bindemittel auftritt, oder welche unter fich gar
keinen Bufammenhang haben, folglich Lofe find.
Zu ben Gongregaten werben gezählt: 1) die Thone, 2) ber
Grus, 3) der Sand, 4) der Torf und 5) die Adererden. Die les
tern beiden wollen wir erſt weiter unten näher ‚betrachten.
I) Thone.
Diefes find Geſteine, deren Hauptbeftandtheil Thon iſt; der
Then beftehbt aus einer chemifchen Verbindung von Siefelerde und
Alaunerde, welchen Häufig Eiſenoryd, Eiſenoxydhydrat, Eiſen⸗
86 .
oxydul, Kalkerde, Talkerde, Manganoryd und Manganorydul, Körner
und Geroͤlle verſchiedener Gebirgsarten, Glimmerblaͤttchen, kohlige
und bituminoͤſe Subſtanzen und mehrere Salze beigemengt ſind.
Sie haben eine geringe Härte und oft fo wenig Feſtigkeit, daß fie
fi) mit den Fingern zerreiben laffen. Mit Waſſer vermifcht, liefern
fie eine weiche bildſame (plaftifche) Maſſe; verbreiten im feuchten Zu⸗
ftande einen ſtarken Thongeruch und verlieren In der Hitze fo viel
Waffer, daß fie ſtark zufammenfdrumpfen.
Man unterfcheidet mehrere Arten ber Thone, als:
a) Porzellanerde (Kaolin). Sie findet fih auf Lagern
im Granit und Gneis, gemengt mit Quarzlörnern und
Slimmerbiätehen. Die Farbe derfelben ift weiß, ind Graue
und Rothe geneigt, läßt ſich leicht zerreiben, färbt ab, hat einen erdi⸗
gen Bruch, fühlt ſich fanft und mager an und iſt undurchſichtig.
Dan nimmt an, daß fie fih aus dem Felbfpath des Granits und
Gneifes bildete. Sie beftcht aus Alaunerde (bis 39 Proz.), Kiefelerde
. (6i8 46 Proz), Eifenorpd (bis 1 Proz.,) Kalk (dis %, Proz.) und
Waſſer (bis 19 Proz.).
Hieraus erhellet, daß fie für fich ein unfruchtbares Erdreich lies
fern muß, und daß fie nur dann den Pflanzen zufagt, wenn fie mit
Glimmerblaͤttchen gemifcht ift, indem dieſe bei ihrer nach und nach
- erfolgenden DBerwitterung die Erde mit dem fehlenden Kali, Talk,
Natron u, f. w. verforgen.
b) Thon. Der reine Thon ift, wie vorhin bemerkt wurde, eine
chemifche Verbindung von Alauns und Kiefelerde, Als Beimenguns
gen enthält er aber gewöhnlich Kalk: und Daltkerde, Eiſen—
oxryd und Eifenorybul, Manganoryd und Manganorydul,
Quarzſand, Slimmerblätthen, Gyps, Kiefelkalti, Kies
felnatron, bitumindfe und Lohlige Theile u. f. w.
Die Geognoften unterfcheiden 4 Varietäten des Thons, ale:
Toͤpferthon,
Lehm,
Letten und
Schieferthon.
Der Toͤpferthon iſt allgemein verbreitet und findet ſi ic in
erdiger Geſtalt nicht nur im aufgeſchwemmten Lande, ſondern koͤmmt
auch uͤberall im Floͤtzgebirge, namentlich im tertlaͤren, vor. Am aus⸗
gezeichnetſten trifft man ihn im Braunkohlen⸗Gebirge, auf Lagern
87 "
an, wofelbft er oft regelmäßig geſchichtet iſt. Seltener kommt er auf
Klüften und Gängen "älterer Gebirgsformationen vor.
- Bon Farbe ift er weiß, grau, gelb, gruͤnlich, bläulich, perlgrau,
rauchgrau, afchgrau, ſchwarzbraun oder auch grünlichgrau. — Er fühlt
ſich fettig an, bildet mit Waffer gemifht einen zaͤhen Zeig, hat im
Kleinen einen feinerdigen und im Großen einen unebenen Brud,
färbt etwas ab, und befommt im teodinen Zuftande, mit dem Nagel
gefteichen, einigen Glanz. Zuweilen enthält der durch kohlige Theile
ſchwarzbraun gefärbte auch mehrere Proz. Wachsharz und glänzt dann,
mit einem Meffer geichabt, wie Ebenholz.
Dem Pflanzenwahsthume iſt der Toͤpferthon fehr ungünfig,
denn ba er das Waſſer fehr feft anhält, fo ift der Thonboden meiftens
theils zu naß. Bei Dürre reißt er dagegen ſtark auf, bekommt viele
Miſſe und große Borften und fchadet dadurch den Wurzeln der
Dflanzen. Aber auch deßhalb ift er fehr unfruchtbar, daß er zu wenig
mineralifche Stoffe enthätt, die den Pflanzen als Nahrung dienen,
Der Lehm kommt vorzügliu) im aufgeſchwemmten Lande und in
den jüngeren Kalk» und Sandfleigformationen vor.
Die Beltandtheile bes Lehms find viele Kiefelerde (oft bis 80
Proz), Auarzkörner, Thon, Eiſenoxydhydrat (bis 6 Proz), Mangan
oxyd, oft fo viele kohlenſaure Talk: und Kalkerde, dag er mit Säure übers
goffen etwas aufbraufet, ferner Gyps und überhaupt alle Körper, welche
auch im Thone vorfommen. Er ift ochergelb, gelhlichgrau ober leber⸗
braun, fühle ſich mager an, iſt weniger plaſtiſch als der Toͤpferthon,
faugt begierig Waſſer ein und zerfällt damit.
Der Lehm liefert, wie wir weiter unten ſchen werden, die beſten
Acker⸗Bodenarten, beſonders wenn er etwas Kalk, Talk, Kali u. ſ. w.
enthaͤlt.
Der Letten (raͤuterſchiefer, ſchiefriger Toͤpferthon) iſt ſehr ver⸗
breitet, und kommt vorzuͤglich an den Ufern der Seen und Fluͤſſe
und im Steinkohlengebirge vor, Das Gefüge iſt fehr duͤnnſchiefrig.
Seine Beftandtheile find fehr feinerdiger Thon. Als Beimengungen
enthält er Glimmerblaͤttchen, Eohlig bitumindfe Theile,
wenig Kalle und Talkerde, Eifene und Manganoryd und überhaupt
die meiften Körper, weiche man auch im Zöpferthon findet.
Seine Farbe ift entweder bläulidygrau ober rauchgrau und perls
grau. Er faugt das Waſſer begierig ein und bildet damit einen zähen
Teig, fühle fi fettig an und giebt beim Erhitzen oft ein alkaliſch
-
88
rengirendes Waſſer. Das Alkali beftcht aus Ammoniak, was zum
Beroeife dient, daß er zumellen auch ftidftoffhaltige organifche Reſte
führt und daß er deshalb ein gutes Düngungsmittel abgeben bürfte.
Gegen bie Vegetation verhält er ſich auch in der That fehr
gänfkig, fofern es ihm, als Boden, nicht an Humus fehlt; denn ohne
diefen wird er leicht zu dicht, feſt und Balt.
Der Schieferthon (Kohlenfchiefer), gehört nicht allein den
älteren Koblengebilden an, fondern findet fi auch als gewöhnlicher
Begleiter aller Stein» und Brauntohlenflöge, in den meiften Gebilden
der fpäteren Flößzeiten, 3. B. im Todtliegenden, in der Keuper⸗, Lias⸗,
Kreides und Molaffeformation. Er ift eins der ficherften Merkmale
von der Gegenwart ber Steinkohlen, und iſt baher bei Auffuchung
berfelben vorzüglich zu beruͤckſichtigen.
Er beſteht aus einem fchieftigen Thon, dee buch Kohle und
Bitumen grau ober ſchwarz gefärbt fit. Bisweilen iſt er aber auch
biäulichgrau ins Röthlidhe und Braune. Durch Zunahme des Koh⸗
lengehaltes entfteht ber fogenannte Brandfchiefer. Meiftentheils
enthält er Weberrefle von Pflanzen, vorzüglih von Farın, Ly co⸗
podien, Salamaten und Equifeten. Ferner finden ſich oft
Slimmerblättchen darin, desgleichen feine Quarzkörner, (wodurch er in
Kohlenfandftein übergeht) thoniger Sphärofiderit, Thoneifenftein,
etwas Fohlenfaure Kalk⸗ und Talkerde, fo daß er, mit Säure über:
goffen, wohl -aufbraufet, Eifen- und Manganorpd, und Schwefel: und
Waſſerkies; der Iegtere kommt oft in fo großer Menge darin vor, daß
dad Geſtein ganz davon durchdrungen ift.
An der Luft liegend verwittert er fehr ſchnell und zerfällt in eine
thonige, fchmärzliche oder gelblihbraune Erde, die im Allgemeinen
ziemlich fruchtbar if. Beſitzt er aber viel Waſſer⸗ oder Schwefel⸗
fies, fo entficht daraus eine Erde, die viel fchwefelfaures Eifen ent:
hält, durch ‚welches diefelbe anfänglich fehr unfruchtbar iſt.
c) Klebfchiefer. Der Klebfchiefer kommt in ber tertid-
ten Gebirgeformation vor Er ift gelblichgrau, Ind Afchgraue vers
laufend; geradſchiefrig. Im Bruche flachmuſchelig. Fuͤhlt ſich, zus
mal wenn er feucht tft, etwas fettig an und faugt unter Ausſtoßen
von Luftblafen Waffer ein, ohne dabei zu zerfallen. Er beficht aus
Kiefelerde (bis 63 Proz), Talkerde (bis 8 Proz), Eifenoryd (bie 4
Proz), Kohle (dis Proz.), Alaunerde (bis 7, Prog), Kalterde
(dis /, Proz.) und Waffer und gasförmigen Stoffen (bis 22 Proz.).
89
Die Luftbiäschen, welche er, in Waſſer gethan, ausftäßt, rühren von
eingefchloffener Koblenfäure und Koblenmwafferftoffgas her. Er ver
wittert ziemlich fchnell und liefert ein Erdreich, welches fruchtbarer ale
das des Toͤpferthons ift.
d) Polirſchiefer. Der Polirfchiefer gehört gleichfalld zum
Tertiärs&ebirge und findet fih in Böhmen, Heffen und Sachfen.
Er hat eine gelblichgraue, weißgraue, ins Braune verlaufende Zarbe.
Iſt im Bruce feinerdig. Grades und bünnfchiefeig abgefonbert.
Fuͤhlt ſich fein, aber mager an. Iſt weich und zerreiblih. Saugt
Waſſer ein, ohne zu zerfallen, und befteht aus Kiefelerde (bis 79
Proz), Eifenoryd (bi 4 Proz), Alaunerde (bis 1 Proz), Kalkerde
(bis 1 Proz.) und Waffer (dis 14 Pro;.).
Bon den Atmosphärilien wird er fchnell angegriffen und zefilt
in ein lehmiges Erdreich, welches nicht ſehr fruchtbar iſt.
2) Grus (GKies, Grand, Gries).
Der Grus beſteht aus lockeren Gongregaten grober Körner, fo:
wohl einfacher als gemengter Gefleine, welche ſich in einem mehr ober
weniger aufgelösten Zuſtande befinden, ober er iſt das Refultat einer
ziemlich weit vorgefchrittenen Berflösung oder Zerfegung ber Gefteine,
Er findet ſich nicht allein im flachen Lande, fondern kommt auch ba
vor, wo Gebirgslager zu Tage ausgehen, und bildet hier oft mächtige
Zager, die durch Waſſer zuſammengeſchwemmt worden find. Oft ent⸗
haͤlt der Grus nur eine Geſteinsart, ſo Granit, Gneis und Thon⸗
fchiefer, oft iſt er aber auch aus ſehr vielen zuſammengeſetzt; denn
der in den Ebenen des nördlichen Deutfchlande vorkommende Gruß
befteht 3. DB. aus Quarz, Gneis, ‚Granit, Feuerſtein,
Grünftein, Syenit, Gabbro, Hornftein, Zhonfein,
Thonfandftein, Quarzfandflein, Thonſchiefer, Horns
blende, Glimmerſchiefer, Chloritſchiefer, . Seldftein,
Kiefelfchiefer uf. w.
Sm Allgemeinen ftellt der Gruß einen fehr unfruchtbaren Boden
dar, nicht nur. weil es ihm an feinen Erbtheilen fehlt, fondern auch
weil er leicht Mangel an Feuchtigkeit leidet, da das Regenwaſſer theils
bald in die Tiefe ſinkt, theils durch die Verdunſtung ſchnell verloren geht.
Der Grus hat indeß für den Aderbautreibenden einen fehr vers
fchiedenen Werth und kommt es dabei hefonders auf die ihn conſtituiren⸗
den Mineralien an; diejenigen Grusarten nämlich, welche aus Stein:
90
fragmenten beſtehen, die leicht von den Atmosphaͤrilien angegriffen
werden, oder ſich bald in Erde verwandeln, als Granit, Gneis, Thon⸗
ſandſtein, Syenit u. ſ. w. liefern nach und nach einen Boden, auf
welchem die Pflanzen einen guͤnſtigen Standort finden, waͤhrend die
groͤßtentheils aus Fe uerſtein, Kieſelſchiefer, Hornſtein und
Quarzfels beſtehenden Arten des Gruſes niemals einen guten
Boden liefern, da ſie ſich nicht nur aͤußerſt langſam in Erde ver⸗
wandeln, ſondern auch nur wenige Koͤrper beſitzen, die den Pflanzen
zur Nahrung dienen.
Alles Uebrige ergiebt ſich von ſelbſt aus dem, was fruͤher uͤber ben
Verwitterungsboden bei den verfchiedenen Gebirgsarten gefagt worden iſt.
3) Sand.
Der Sand befteht aus. Meinen, bald edigen, bald runden Kör-
nern verfchiedener Mineralien und Gebirgsarten, die locker neben eins
ander liegen, und ift meift als ein Ergebniß ber Zerflörung aͤlterer
quarzführender Gebirgsarten, namentlich de Granits, Gneiſes,
Stimmerfchiefers und der verfhiedenen Sandfleinarten zu
betrachten. Er kommt nit nur im aufgeſchwemmten Lande, fondern
auch in mehreren jüngeren Gebirgsformationen vor.
Dem Ioderen Sande fehlt gewoͤhnlich die Schichtung, denn nur
ba, wo er mit Lehm oder Sandftein abwechfelnd vorkommt, erfcheint er
InFregeimägigen] Bänten. An den Küften bildet er bie fogenannten
Dünen, worhber weiter unten das Nähere angegeben werden foll.
Menn gleich es fehr viele Varietäten des Sandes giebt, fo mols
len wir doch nur zwei Hauptarten beffelben in geognoftifher Hinficht
betrachten, während meiter unten die übrigen, den Boden conftituts
renden Sandarten befchrieben werben follen.
a) Quarzſand. Der Quarzſand befteht aus Beinen Quarz:
koͤrnern, die in der Regel eine weiße oder gelbe Farbe haben. Ihre
Größe ift ſehr verfchieden und variirt von der einer Linſe bis zu der
eines Mohnkorns.
As Beimengungen erfcheinen im Quarzſande Körner von Eis
fenoryd, Eifenorydhybrat, Magneteiſen, Chromeifen, Granat, Spinell,
Glimmerblaͤttchen, Gruͤnerde, Feldſpath u. f. w.
Der reinſte Quarzfand findet ſich in den Flußbetten, in den
Dünen, beſonders in denen, welche an ben Meereskuͤſten liegen und
in ber juͤngſten Floͤtzformation.
91
Hier und da kommen im Sande der Floͤtformation auch Webers
refte von Conchylien, Pflanzen, Vierfüßern und Fiſchen vor.
b) Eifenfand. Die Hauptmaffe biefes Sandes beiteht aus
Heinen Körmern von Magneteifen, während Körner ober Kleine Kry⸗
flalle von Augit, Hornblende, Slimmer, Feldfpath, Dlis
vin, Spinell, Korund und anderen Mineralien darin ale Bei⸗
mengungen erfcheinen. Er hat eine fehwarze oder graue Karbe und
ift fchwerer. als der Quarsfanb. |
Durch Aufnahme von Kalk⸗ und Thontheilen wird der Sand
bisweilen zu einem mehr ober weniger loderen Sandſtein (jängfter
Sandftein), bisweilen wird er aber auch durch Eiſenoxydhydrat vers
Eittet und bildet. dann einen wahren Eifenfandftein.
Man unterfcheibet beim Sande auch Treib:, Mehls und Flug⸗
fand, worüber weiter unten das Nähere mitgetheilt werden fol.
Nachdem wir hiermit die am bäufigften in der Natur vorkom⸗
menden Geſteine u. f. w. kennen gelernt haben, wollen wir nun ‚auch
die Lagerungsverhältniffe des aufgeſchwemmten Gebirges ober des
Schwemmlandes etwas näher betrachten, indem dieſes, wie ſchon fruͤ⸗
her erwaͤhnt, fuͤr den Land⸗ und Forſtwirth ein großes Intereſſe hat.
Vom Schwenmlande oder dem aufgeſchwemmten
Gebirge.
Unter Schwemmland, auch juͤngſtes Sedimentgebilde genannt,
begreift man diejenigen lofen oder loder verbundenen Gebirgsarten,
weiche über ber Molaſſeformation, dem tertiaͤren oder jüngeren Floͤtz
gebirge, oft aber auch, wo dieſes fehlt, bald auf dem Urs, bald auf
dem Webergangögebirge lagern. Das aufgeſchwemmte Gebirge bat
feine Entſtehung theild der legten großen allgemeinen Fluth, theil®
lokalen neueren Ueberſchwemmungen, theils aber auch den fortbauerns.
den, zerflörenden Einfluͤſſen der Atmosphärilien zu verdanken, und iſt
ſomit die letzte Bildung ber Erdoberflaͤche.
Man unterſchied ein aͤlteres und ein juͤngeres Schwemmland.
Das aͤltere heißt Diludium, während man das juͤngere Allu⸗
vium nennt.
Beide Bormatlonen ſ find ft reich an Körpern, bie auf das Ge⸗
92
deihen der Pflanzen einen bedeutenden Einfluß ausäben, und verdienen
deßhalb näher betrachtet zu werben.
A. Bom Diluvium.
Die Gebilde des Diluviums find durch große und plöglich her⸗
eingebrochene Ziuthen -entflanden. Stellenweiſe find fie fehr hoch an⸗
‘ gehäuft und erreichen bisweilen die Mächtigkeit von mehr als 300
Fuß. Meift liegen fie zu Tage, oft find fie aber auch vom jüngern
Schwemmlande, dem Alluvlum, bededt.
. Während die Gebilde des Alluviums ſich auf einem befchräntten
Raume allmählig aus ruhigem ober wentg bewegtem Waffer nieder:
fhlugen und zum Xheil ſich noch jest daraus niederfchlagen, find die
Diluvial⸗Gebilde durch außerordentlihe Strömungen und ges
waltige Wafferfluthen über einen großen Theil der Erde verbreitet, ja
ſelbſt auf hohe Gebirge geführt worden; fo 3. B. kommen noch Dis
luvial⸗Gebilde Hoc am Harz⸗Gebirge hinauf vor,
Die Maſſen des Dituvial-Gebildes liegen dagegen niemals über
dem Alluvium und kommen auch niemals in Wechfellagerung mit
demfelben vor, woraus hervorgeht, daß jene großen Fluthen nur
einmal oder ſchnell hintereinander eingetreten fein müffen.
Zu den Gliedern ber DiluvialsFormation gehören Geroͤlle,
Geſchiebe, Muſchel-Grus, Thon, Ketten, Lehm, Mer:
gel, Sand, Suͤßwaſſerkalk, jüngerer Sandſtein, Eon»
glomerate, Knocdhenbreccien und auch Torf, fo in Poms
mern, woſelbſt er 70 — 80 Fuß unter der Oberfläche Tiegt.
Außerdem finden fi) im dlteen Schwemmlande mächtige und
weit ausgedehnte Ablagerungen von Schutt: und Trünmmer-Maffen, -
große einzeln liegende Felsbloͤcke und Eifenerze (fogenanntes Bohnerz).
Sowohl am Fuße der Berge, als In den Thälern und Ebenen
fiegen alle diefe Maffen hoͤchſt unregelmäßig gefchichtet durcheinander
und ruhen unmittelbar auf den Felfen der Älteren Gebirgs⸗Formatio⸗
nen. In den Ebenen des noͤrdlichen Deutſchlands, fo wie in denen
Hollande, Belgiens, Dänemarks und Rußlands befteht faft der ganze
Boden bis zu einer großen Tiefe aus DiluvialsGebilden, denn nur
hier und ba ragen einzelne VergsKuppen aͤlterer Formationen aus
ihnen hervor. >.
Kommt das Diluvium am Ausgange ber Thaͤler oder am At:
93
bange der Berge vor, fo iſt es in der Regel von Alluvial⸗Gebilden
uͤberdeckt, indem fich biefe ſpaͤter daruͤber hinlagerten und ſich noch
täglich durdy Heine Wafferfluthen, von ſtarkem Regen veranlaft, dar⸗
über abfegen.
Manche Gefteine, welche man in der Diluvial⸗Formation findet,
haben nur einen geringen Zufammenhang und find deshalb fehr leicht
der VBerwitterung unterworfen; bie meiften find aber feft.
Das Diluvium ſchließt hier und da nicht nur foffile Knochen
von ausgeftorbenen Landthieren ein, fondern es kommen auch Knochen
darin: vor, welche von Thieren abflammen, die im Fluß⸗ und Meer:
waffer lebten. Die Knochen find aber nicht verfteinert, vielmehr ent⸗
halten fie meift noch etwas Gallerte. Dan hat darin gefunden bie
Knochen von Pferden, Ochſen, Hirfchen, Elepbanten,
Hippopotamen, Rhingceroffen, Maftobonten, Bären,
Tigern, Hydänen, Wallroffen, Faulthieren, Zapiren,
Elenthieren, Nagethieren und Vögeln. Selbſt Menfchens
knochen und Erzeugniffe bes menſchlichen Kunſtfleißes hat man im
Diluvium angetroffen.
An vegetabilifchen Reſten enthält das Diluvium, hier und da in
fehr bedeutender Dlenge, Baumftämme, welche in einen mehr oder
meniger verkohlten Zuſtand übergegangen find und das Anfehen ver
ſchuͤtteter Wälder haben;
Unter den Gerölien des Sandes, Lehmes, Thones und
Eifenerzes trifft man auch koſtbare Mineralien: als Gold, Pla⸗
tina, 3inn, Diamanten u f. w., fo z. B. am Rhein, in
Deffen, Brafilin, Merico, Nordamerika, am Ural unb
in Dflinbien.
Mir wollen die Gebilde des Diluviums jest näher betrachten.
1) Geroͤlle. Das Geroͤlle (Grand, Kies) des Diluviums bes
ſteht aus abgerundeten Heinen und größern Steinen und kommt in
ſehr vielen Ebenen, beſonders in denen bes noͤrdlichen Deutfchlande,
vor. Es bilder hier oft mächtige Lager, bie fich bisweilen zu Meinen
Hügeln erheben. Nicht minder findet man es ſowohl an den Sei⸗
ten, als im Untergeunde der Thäler, wofelbft es gleichfalls mehr ober
minder mächtige Ablagerungen bilbet.-
Zumeilen ſtammt das hier vorhandene Gerölle von den nächften
Bergen ab, ober es befteht aus den Truͤmmern der feiten unter ihnen
ruhenden Felsmaſſen. Meiſtens ift jedoch das Gerölle aus Truͤm⸗
94
mern oft ſehr entfernter Gebirge zufammengefegt, fo 3. DB. beſteht
es in Norddeutſchlands Flachlande aus Geſteinen, die in Scandina⸗
vien große Gebirgsmaſſen bilden. In den Alpen des Jura, des
Schwarzwaldes und der Vogeſen findet man dagegen die Gebirgs⸗
arten anſtehend, welche das Material zu den Geroͤllen, die im oberen
Rheinthale vorkommen, lieferten.
Sehr haͤufig findet man das Geroͤlle auch durch ein kalkiges oder
eiſenſchuͤſſiges Bindemittel verkittet, ſo daß man es leicht mit dem Na⸗
gelfluh⸗ Conglomerate verwechſeln kann. Oftmals iſt es aber auch
mit Sand, Lehm, Thon und Mergel verwiſcht; ſo in Norddeutſch⸗
lands Flachlande.
Wo die Geroͤlle nur eine duͤnne Bodenſchicht, uͤber ſich haben,
da zeigen ſie ſich der Vegetation ſehr unguͤnſtig, indem dann die
Oberflaͤche oder die darüber ruhende Ackerkrume ſehr ſchnell austrock⸗
net. In manchen Aeckern entſtehen dadurch die ſogenannten Schrind⸗
oder Scheinſtellen. Liegt dagegen eine maͤchtige Mergel⸗ ober
Lehmſchicht Über den Geröllenblagerungen, fo gedeihen die Pflans
zen fehr gut darauf, da fie dann niemals an uͤberfluͤſſiger Feuchtig⸗
feit leiden.
Von der Art und Beſchaffenheit des Geroͤlles hängt es natuͤrlich
ab, ob bei deſſen allmaͤhliger Verwitterung ein fruchtbarer Boden ent⸗
ſteht, ober ob er unfruchtbar iſt und es auch bleibt.
Geroͤlle von Quarzgefteinen liefern immer einen fchlechten Bo⸗
ben, während aus ben Geröllen, welche von Geſteinen abftammen, bie
Kalt, Talk, Alaunerde, Kalt, Natron, Kiefelerde, Eifen- und Mans
ganorpd u. f. mw. enthalten, mit ber Zeit ein fruchtbarer Boden
entfteht.
2) Befhiebe, Schutt und Truͤmmermaſſen (Schotter).
Selbige kommen in vielen Ländern oft in großen Maffen zufammen:
Uegend vor. Am häufigften liegen fie am Ausgange großer Thaͤler
und fammeln ſich bafelbft bei großen MWafferfluthen im Frühjahr und
Winter mehr und mehr an. Meift find fie mie Geroͤlle, Grus
und Sand gemiſcht und fielen einen Boden dar, ber keiner Cultur
würdig iſt.
Der Werth des Bodens fleigt indeß, wenn die Befchiebe von
Geblegsarten herruͤhren, bie eine fehnelle Verwitterung erleiden, indem
fih dann bald eine Erdſchicht über Ihnen bildet, die ben Pflanzen
einen guten Standort darbietet. Auch wird der Boden um fo frucht⸗
95
barer, je mehr bie Gefchiebe Mimeralkoͤrper enthalten, welche zum
Pflanzenleben gehoͤren.
Im angeſchwemmten Lande oder dem Diluvium kommen oft
freiliegende Felsbloͤcke vor, bie aus Geſteinen beſtehen, welche von
denen der benachbarten Hügel und Berge ganz verſchieden find; man
nennt fie Findlinge oder Fremdlinge. Die Größe derfelben ift
fehr verfhieden, indem ihr Körperinhalt oft nur einige, oft aber
auch mehrere hundert Cubikfuß beträgt. Am häufiaften trifft man
diefe Findlinge in Nordbeutfchlands Ebenen, theild auf, theild uns
ter der Oberflähe an. Ste beftchen aus Granit, Bneis, Sye⸗
nit, Quarzfeld, Quarzfandflein, Porphyren, Kiefel:
conglomeraten, Kalkſtein u. f. w. Bon den Geologen wird
behauptet, daß fie aus Schweden, Norwegen und Finnland
flammen, indem man bier biefelben Gebirgsarten noch anftehend
finde.
3) Muf chelgrud. Derſelbe beſteht aus Bruchſtuͤcken von See⸗
muſcheln, die mit Sand gemengt ſind. Manche Muſcheln ſind ſo⸗
gar noch unverletzt geblieben. Der Muſchelgrus kommt gewoͤhnlich
nicht weit von den Meereskuͤſten vor und zuweilen iſt er durch ein
Bindemittel verlittet und oft fo fell, daß er als Bauſtein benußt
werben kann. on
Herrſchen barin die Muſcheln vor, fo kann er auch zum Kalk⸗
brennen benupt werden.
Er liefert bei der Vermitterung, die ziemlich ſchnell zu erfolgen
pflegt, ein der Vegetation nicht ungänftiges Erdreich.
4) Knochenbreccie. Beſteht aus Knochentruͤmmern vorwelt⸗
licher Thiere, die durch ein thoniges, eiſenſchuͤſſiges, ſandiges oder mer⸗
geliges Bindemittel verkittet ſind. Außer den Knochen von Saͤuge⸗
thieren, Vögeln und Reptilien enthält die Breccie auch Trümmer von
Schaalthieren, jedoch nur von foldhen, bie im Suͤßwaſſer leben. Die
Knochen flammen von den mannigfaltigften Thieren ab, denn man
findet darunter bie der Schafe, Hirfhe, Pferde, Ochfen,
Kaninhen, Maͤuſe, Fuͤchſe, Hunde, Löwen, Panther,
Voͤgel u. ſ. w. Am Häufigiten kommt die Knochenbreccie an ben
Küften des Mittelänbifchen Meers vor, fo bei Gibraltar, Nizza, in
Languebor, Sardinien u. f. w. Sie iſt meiftentheils fehr feft.
Da die Knochenbreccke hoͤchſt wahrſcheinlich fehr viele phosphors
faure Kalterbe enthält, fo wird man fie flatt des Knochenpulvers zur
96
Düngung anmenden Binnen. Sie dürfte, wenn fich diefes beftätigt,
einen wichtigen Handelsartikel abgeben.
5) Suͤßwaſſerkalk (Kalkeuff, Tuffftein, Dukſtein). Seine Bes
ſchaffenheit und die Art feiner Bildung iſt fchen in der Gefteinsichre
erörtert. Er erreicht zumeilen bie Mächtigkeit von 60 — 80 Fuß
und liefert, wo er zu Tage ausgeht, bei feiner Vermwitterung, die bald
erfolge, ein ziemlich fruchtbares Erdreich, vorzüglich in dem Falle,
dag er außer der Eohlenfauren Kalkerde auch etwas Gyps, Kochfalz,
Kalt, Eifen, Mangan, phosphorfaure Kalkerde, Alaunerde und Kiefels
erde enthält.
6) Eifenerze. Diefe finden fih im Diluvium allee Länder oft
in großen Maffen angehäuft. Sie find gemeiniglich in einer Sand⸗,
Thon: ober Lettenmaffe eingelagert und beflehen aus Eifenorybs
hydrat, Brauneifenftein und Rotheifenftein. Die Eifens
erze find gewoͤhnlich mehr ober weniger abgerundet, zumeilen zeigen
fie fchaalige Abfonderungen und heißen dann Bohnerz Die mei-
fien Eifenerze des Diluviums find mit Thon gemengt und oft au)
von einer Quarzmaſſe duchdrungen. Mitunter find fie fehr feſt und
durch Kalk verkittet, oft auch loder. Bisweilen Eommen in ihnen
Bruhftücde von Feuerflein, Jaspis und andere zum Quarzge⸗
ſchlechte gehörige Steine vor. Hier und da enthalten fie auch Webers
zefte antediluvianifcher Thiere der mannigfaltigften Arten.
Wo die Eifenerze der DiluvialsFormation zu Tage liegen, da
bilden fie bei ihrer Verwitterung gemeiniglic ein fehr unfruchtbares,
trocknes, lehmiges Erdreih, was durch vieles Eiſenoxyd roth oder
braunroth gefaͤrbt iſt.
7) Thon, Lehm und Letten. Diefe find gleichfalls überall im
Diluvium verbreitet und unterfcheiden fd) von den Thons, Lehm⸗ und
Lettenlagern des Alluviums ober bes jüngern Shwemms
landes dadurch, daß fie Reſte antediluvianifher Thiere eins
gefchloffen enthalten; auch kommen fie in Berghöhlen vor, bis zu
welchen ſich jetzt Fein Waffer mehr erhebt. |
Die Thonlager find weniger mächtig, als die Lehmlager,
auch finden fie ſich weniger häufig. Am häufigften ‚trifft man fie
am Fuße ber Berge, in Wulden und Thälern an.
Der Thon iſt oft weiß und roth, oft graugelb und blaͤulich, fe
nachdem das Geftein, aus welchem er entftand, diefe ober jene Farbe
hatte; wir können ndmlic annehmen, daß nicht allein der Dilupial⸗
97
Thon, ſondern auch der dazu gehörige Lehm, Ketten, Grus und Sand
duch große Wafferfluthen von der Stelle, wo fie fih aus den Ges
feinen durch die Verwitterung bildeten, fortgetrieben wurden. Ebenfo
verfchieden als der Thon in ber Farbe iſt, ift er nun auch in feinem
hemifchen Beſtande und feinem Kornez man findet fowohl fehr feinen,
als gröbern Thon und oft enthält er viel, oft wenig Kiefelerde u. ſ. w.
Bidet der Diluvial-Thon die Oberfläche der Felder, fo ſtellt er
änen fehr bindigen zähen Boden bar, der fich ſowohl fehr ſchwierig
bearbeiten laͤßt, als auch der Wegetation nicht günftig if. Er hält
das Waſſer fehr lange an, ift dadurch Ealt und bekommt beim Trocken⸗
werden viele Niffe, ſelbſt große Borſten, wodurch dann bie Mur:
sein der Pflanzen zerriffen werben. Soll er fich leder erhalten, fo
erfordert er vielen Mift und eine fehr forgfältige, zur rechten Zeit
vorgenommene. Bearbeitung. Befonder aber muß man für einen
gehörigen Abflug des Regenwaſſers forgen; denn hat er fich ganz mit
Waſſer gefättigt, fo wird ex beim Austrocknen fo feft als eine Dreſch⸗
tmne; recht ſchmale Aderbeete find deshalb oft nothwendig für bies
fen Boden.
Der Lehm bed Diluniums findet fich nicht nur an den Ber⸗
gen und in den Thaͤlern, fondern auch im Hügel» und Flachlande.
In den norbbeutfchen Ebenen bildet er oft die unterſte Lage des Dis
luwwiums und ſcheint von den ſuͤdlich gelegenen Gebirgen abzuflams
men, während das oberſte ober jüngere Diluvium, der Sand, das
Geſchiebe, die Geroͤlle und die freiliegenden Felsbloͤcke (Findlinge)
größtentheils von nordifchen Gebirgen herrühren. Don Barbe iſt er
meiſt gelbgrau fober gelbbraun.
Zuwellen · iſt der Lehm mit grobem Sande und Geroͤlle ver⸗
miſcht, im Ganzen genommen ſtellt er aber ein Erdreich dar, in wel⸗
chem die meiſten Pflanzen gedeihen.
Der Letten kommt an ben Ufern dee Seen und Fluͤſſe, in
Zhälern und Schluchten nor. Auch bildet er fehr häufig den Uns
tergrund der Zorfmoore im Flachlande. Hier trug er mit zu berem
»Entſtehung bei; denn da er fehr dicht iſt, fo war er die Urſache der
ſtockenden Näffe, bei welcher die Sumpfpflanzen entftanden, bie zur
Bildung des erften, unterften Torfs das Material lieferten.
Bon Farbe iſt er grauweiß, biäulich, gelbgrau oder gelbbraun.
Seine chemifchen WBeftandtheile find größtentheils fehr feiner Quarz
fand, Eifenoryd, Eiſenoxydul und Manganorpd;, denn er enthält nur
98
wenig -Ralte und Talkerde, Glimmerbiättchen, bisweilen etwas Eiſen⸗
blau (phosphorfaures Eiſenoxyd⸗Oxydul), Körner von Feldfpath und Mage
neteifen. Wo er zu Tage ober nahe unter der Oberfläche liegt, iſt der
Boden Ealt und unfruchtbar.
8) Sand. Der Sand findet. ſich von den Gebilden des Dilu:
viums in größter Ausdehnung, am häufigften trifft man ihn in Nord⸗
deutſchlands Flachlande. Zuweilen beſteht er aus reinem Quarzſande,
zuweilen iſt er aber auch mit etwas Mangan⸗ und Eifenorpd, Lehm,
Lerten, Mergel, Gerölle und Felsbiöden vermiſcht. Er fchließt hier
und ba Bernflein und Stüde von Braunkohlen ein. Durch ein
eifenfhüffiges Bindemittel ift er oft verfittet und dann feſt.
An den Sandablagerungen des Diluviums, mehr aber im Thon,
kommen auch Salzquellen vor, fo in Medlenburg, Dannover
und Pomntern.
Die Sandablagerungen ftellen in ber Regel einen ſehr unfrucht⸗
baren Boden bar und find um fo unfruchtbarer, je mehr Quarzſand
fie enthalten und je gröber ihr Korn iſt, da fie dann die Beuchtigkeit
bald in die Tiefe ſinken oder ſchnell verbunften laffen. Sie find um fo
trockner, als fie auch gar Feine Feuchtigkeit aus der Atmosphäre anziehen.
9) Mergel, Der Im Diluvium oft vorkommende Mergel ift für
die Aderbautreibenden von größter Wichtigkeit, indem er zur Verbeſ⸗
ferung ber fandigen, Iehmigen, thonigen und brudigen Aecker bient,
ſe z. B. m Mecklenburg, Holftein, Oldenburg, Hanno⸗
ver, Pommern und den Marken Brandenburgs. Er wechſelt
oft mit Sand⸗, Lehm⸗, Letten⸗ und Thonlagern ab und hat eine ver⸗
ſchiedene Maͤchtigkeit; oft liegt er tief, oft nahe unter der Oberflaͤche.
Die Mergellager enthalten haͤufig Knollen und Stuͤcke ver⸗
haͤrteten Kalkmergels, Knochen antediluvianiſcher Thiere, Suͤß⸗
waſſer⸗ und Landſchnecken, und kleine und große Feuerſteine.
Von Farbe iſt er bald weiß, gelb und gelbbraun, bald grau
oder gruͤnlich, je nachdem mehr ober weniger Eiſenoxyd, Eiſenoxydul,
Kohle und Bitumen darin vorkommt.
Die chemiſchen Beſtandtheile des Diluvial⸗Mergels varliven ſehr.
Seine Hauptbeſtandtheile find kohlenſaure Kalkerde, kohlen—⸗
ſaure Talkerde, Kieſelerde, Alaunerde, Eiſen⸗ und
Manganorpbe, während er Gyps, Kali und Natronſalze,
phosphorfaure Kalkerde und Bitumen nur in fehr geringer
Menge enthält. Als Seltenheit kommt auch Salpeter darin vor.
99 —
Zum Diluvial⸗Mergel wird auch ber im Neckar⸗ Maas: und
Rheinthale vorkommende fogenannte Loͤß (Schneckenhaͤusleboden) ges
zähle. Er iſt ſchwaͤrzlich oder gelblichgrau von Farbe, enthält häufig
Kugeln und Nieren verhärteten Mergels und calcinirte Sands und
Suͤßwaſſermuſcheln. Dieſer Mergel erreicht hier und da eine Maͤch⸗
tigkeit von 200 Fuß und darüber. Er beſteht aus Lohlenfaurer
Kalkerde, Thon unb glimmerreihem Dnarzfand und wird mit grd-
Gem Nutzen zur Verbeſſerung der Felder angewendet. Wo er zu
Tage liegt, flelit er, wie fchon erwähnt, einen fehr fruchtbaren Boben bar.
B. Vom Alluvium (jüngere Schwemmland).
Das Alluvium iſt dasjenige Gebilde der Exbrinde, welches. fich
theils ſchon vor längerer Zeit aus bewegten oder ruhigen Gewaͤſſern
abgefegt hat, theils fich noch täglich daraus niederſchlaͤgt. Es bildet
die alleroberfte Lage unferer Erde, während das Diluvium unmittelbar
darunter liegt, ohne bamit zu wecfellagern.
Das Material zum Alluvium lieferten und liefern noch fort
während die Gebirgsmaſſen, welche vermittern. Die Felstruͤmmer, ber
Grus und Gand, die Erden uw. f. mw. werben durch heftige Regen»
güffe den Ebenen und Thälern, fo wie ben Baͤchen, Flüffen und
Strömen zugeführt. Die Gebirgstruͤmmer fo wie der Grus reiben
fh auf dem oft langen. Wege aneinander, fo daß fie mechaniſch
wohl gänzlih in ein Pulver vertvandelt werden. Es entſtehen und
entflanden auf ſolche Weiſe mächtige Schichten zuſammengeſchwemm⸗
tee Erde, bie bis an das Meer gelangt, Hier Sanbbänke, das foges
nannte Watt und ben Marfch-Boden bilden.
Die Alluvialgebilde erfcheinen felten auf den Höhen der Gebirge,
dagegen fehr häufig an deren Abhängen. Wo fie aber auf ben Ber:
gen vorkommen, da koͤnnen wir wohl annehmen, daß felbige in fpd«
terer Zeit von unten auf gehoben worden find.
Im FSlachlande, in den Niederungen und Xhälern, an den Ufen
der Landfeen und an den Mündumgen ber Ströme und Fluͤſſe fin⸗
den wir dagegen bie allerjüngften Gebilde des Alluviums.
Das Alluvium ſchließt, wie das Diluvium, zahlreiche Reſtẽ von
Thieren und Pflanzen ein. Diefelben gehören aber nur ber Jetzt⸗
weit am, während bie des Diluviums aus Reſten vorweltliher Thiere
und Pflanzen beſtehen. Hierdurch unterfcheiden ſich alfo beide Kor:
7 *
100 -
mationen fehr weſentlich von einander. Die Pflanzenrefte find ges
wöhnlich verfohlt und baher braun und ſchwarz, während die Thier⸗
tefte, weiche gleichfall6 eine braune Karbe haben, hin und mieber cal»
cinirt find. An vielen Orten kommen unter einer Dede von Exde
auch Torf, Aeſte, Stämme und Wurzeln großer Waldbäume vor, die
bier in der Vorzeit vegetirten und duch Wafferfluthen, welche aufges
wählte Erde mit fich führten, verſchuͤttet wurden. Auch menfchliche
Reſte der Ureinwohner, Waffen, Geräthe u. bergl. findet man im
Alluvium eingefhloffen. Eigentliche PDetrefacte fehlen dem Alluvium
dagegen gänzlich oder erfcheinen nur da, wo fie aus unterliegenben
ältern Flöggebirgen ausgewittert und herbeigeſchwemmt worden find.
Die Gefleine, welche im Alluvium vorkommen, flimmen häufig mit
denen bes Diluviums überein, und unterfcheiden ſich nur durch ‚das
verfchiebene Alter ber organifhen Einfchlüffe.
Beim Alluvium findet man auf einem Heinen Raum oft eine große
Verſchiedenartigkeit in der Zufammenfegung ; denn als bie atmofphärifchen
Niederſchlaͤge noch bedeutend ftärker, ald gegenwärtig waren, wurden bie
Koͤrper, woraus es befteht, von nah und fern herbeiführt.
Am häufigften erfcheinen unter den Alluvial-Gebilden: Gefchiebe,
Grus, Geroͤlle, Sand, Lehm, Thon, Rafeneifenftein, Kalktuff, Torf,
Dünen und die Adererden.
Ä 1) Die Geſchiebe kommen vor, wo Gebirgslager zu Tage aus⸗
gehen und fteile Abhänge bilden; fie entftehen durch das Herabſtuͤrzen
großer Gebirgsmaſſen, die beim weitern Herunterrollen mehr ober wes
niger abgerundet werden. |
2) Der Grus entfteht, wenn bie Gefchlebe nach und nach vers
mittern und in Meine edige Stüde zerfallen. .
3) Das Geroͤlle bilder fi, wenn bie Gefchiebe in Bäche und
Slüffe gelangen und hier vom Waſſer fortgewälzt und abgerundet wers
den, wobei ſich zugleich eine pulverförmige Erde bildet. Am Fuße der
Gebirge werben bei hohem Waller im Frühjahr und bei heftigen Res
gengüflen im Sommer oft große Flächen mit Gefchieben und Geräts
len uͤberdeckt und dadurch für längere Zeit, oft für immer, unfruchtbar.
4) Der Sand fegt ſich, befonders wenn er grobkoͤrnig if, vermöge
feiner Schwere, aus den Erden, bie vom Waſſer aufgewuͤhlt werben,
bald wieder ab. Wenn daher Zlüffe bei hohem Waſſerſtande aus ih⸗
rem Bette treten, fo liegt er gemöhnlich in der Nähe des Flußufers.
Dir feine Sand wird dagegen vom Waſſer weitergeführt und gelangt
101
bis ind Meer, woſelbſt er an den Küften die Sandbaͤnke, das ſoge⸗
nannte Watt, bildet, woraus dann fpäter die Dünen entftchen.
5) Der Lehm, aus feinem Sande und Xhontheilen beftchend,
wird, da ihn das Wafler lange in Suspenfion hält, weit fortgeführt
. und fest ſich da ab, wo baffelbe in Ruhe kommt. Mir finden den
Alluvial⸗Lehm daher meiftens im Flachlande.
6) Der Thon, aus fehr feinen, kaum fühlbaren Erdtheilen ber
fiehend, wird am längften vom Waffer ſchwimmend erhalten und ges
langt daher meiftens in die Seen und Fluͤſſe, oder fegt ſich da ab,
wo das Waffer zur völligen Ruhe kommt. Die Flüffe führen den
Thon fehr weit mit fich fort und fegen ihn ab, fobald Ihe Lauf fehr
träge wird, daher kommt er häufig an den Mündungen ber Fluͤſſe
vor Mit Humus u. ſ. w. vermifcht, bildet er in ben Fluͤſſen
den fogenannten Schlick (Schlamm).
Die breiten Ftußthäler enthalten da, wo das Wafler nur noch
wenig Gefälle hat, den meiſten und fetteften (feinften) Thon (Knick
genannt).
Der Boden, ber fich fehon vor langer Zeit in den Slußthälern
abgeſetzt hat und welcher bald aus einem fehr feinkdrnigen Lehm, bald
aus Thon und Humusreichee Erde befteht, nennt man Aueboden
(Flußmarſch). Der Boden dagegen, welcher fi) an ben Küften bes
Meeres noch täglich vor unfern Augen bildet und zu welchem ſowohl
dad Flußwaſſer, ald das Meerwäfler dad Material liefern, beißt Sees
marſch.
Der Seemarſchboden bildet ſich unter gewiſſen Verhaͤltniſſen fort⸗
waͤhrend und iſt das Product ſowohl mechaniſcher, als chemiſcher
Kraͤfte. Wenn naͤmlich Flußwaſſer ins Meer gelangt, was nicht nur
Thontheile und feinen Sand, ſondern auch Humusſaͤure, die von in
Zerſezung uͤbergegangenen Pflanzen⸗ und Thierreſten herruͤhrt, bei. ſich
führt, fo zerlegt die Humusſaͤure die im Meerwaſſer befindlichen
Talk⸗ und Kalkerbefalze bergeftalt, dag humusſaure Kalk⸗ und Talk⸗
erde entftehen und fi in Flocken ausfcheiden. Die Thontheile und
der feine Sand des Flußwaſſers, fo wie der vom Grunde des Mess
red durch MWellenfchlag aufgewühlte und an bie Kuͤſte getriebene feine
Sand, fammt den Fragmenten ber vorhandenen Meeresconchylien
werden hierauf von den humusfauren Salzen umbüllet und fegen ſich
bei ruhigem Waffer auf den Sandbänten (dem Watt) als Schlamm
ab. Daß diefer Vorgang in ber That fo Statt findet, als er hier
[4
102
beſchrieben iſt, laͤft fich ‚Leicht durch ein. Erperiment im Kleinen bewei⸗
- fen. Man Iöfe zu dem Ende Kalle und Talkerdeſalze, fo wie fie
das Meerwaſſer enthält, mithin ſchwefelſaure und fahfaure Kalk: und
Talkerde in Waffer auf, gieße dazu eine Auflöfung oder eine Sus⸗
penſion von friſch gefällter Humusfäure und zugleih Waſſer, worin
fi) viele Thontheile ſchwimmend befinden, rühre alles gut duch und
überlaffe e8 der Ruhe. Nach einigen Stunden wird das Waſſer Mar
fein und enthält nun, fofern man genug Humusfäure angewendet
hat, nur noch Spuren der Kalk: und Talkerdeſalze. Der Bodenfag
befteht dagegen aus humusfaurer Kalk: und Talkerde, gemifcht mit
den Thontheilen.
Aus dieſer Entftehungsart des Seemarfchbobens erklärt ſich zur
Genuͤge befien Reichthum an Kalkerde, Talkerde und Humusſaͤure.
Da er aber, fo lange er noch wicht eingedichtee (mit Dämmen ums
geben) ift, oft vom Meerwaffer überfluthet wird, fo geht zugleich dar⸗
aus hervor, wie es zugeht, daß er anfänglich uͤberreich an Kochſalz
und andern im Meerwaſſer befindlihen Salzen ift, und woher es
kommt, daß er auch fo viele ſtickſtoffhaltige Körper enthält, indem
diefe von Gefchöpfen herruͤhren, die im Meerwaſſer lebten. — Die
Bildung des Marfchbobens tft übrigens Immer um fo beträchtlicher,
je mehr Pflanzen, als Salicornia, Salfola, After u. f. w. fehon auf
bem Watte vegetiren, da biefe den Schlamm bei eintretender Ebbe
zuruͤckhalten. Man kommt der Ablagerung bdeffelben auch dadurch)
wohl zu Hülfe, daß man Zäune auf dem Watt errichtet oder eine
Fläche mit Dämmen umgiebt, durch welche der Wellenfchlag gebrochen
oder das Waffer am ſchnellen Abfliegen gehindert wird.
Aber nicht überall an den Küften entficht Marſchboden; er
‚bildet ſich nämlich nur da, wo die Sandbänke zur Zeit der Ebbe vom
Waſſer entbloͤßt find, wo das Flußwaſſer mas fih ins Meer ergieft,
viele Humusfäure und Thontheile herbeiführt, und wo Feine Brans
bungen und heftige Strömungen Statt finden.
Mir fehen, bag fi der Marfchboden vorzüglih im hoben
Sommer bildet; dies iſt fehr natürlich, da das warme Flußwaſſer
bei weitem mehr Humusfäure aufgelöfet enthält, als das Pältere Fruͤh⸗
jahres und Herbſtwaſſer. Wir fehen deshalb auch, daß an benjenis
gen Küften die meiften Marfchen entfliehen, wo viele Moore ober
große Wälder in der Nähe find, indem dann fortwährend viel Hu⸗
) ⸗
103
musfdure mit dem Wald» und Moorwafler in das Meer gelangt; fo
3. B. an den hollaͤndiſchen, olbenburgifchen und oftfriefiichen Küften.
7) Rafeneifenftein (Ocher, Urre, Wiefenerz, Ortftein). Diefes
Mineral kommt Tehr Häufig in Sands, ‘Heide, Bruch: und Moor:
gegenben vor und ift ein Gebilde, welches größtentheild auf chemifche
Weife entfleht. Es ift dazu ein undurchlaffender Untergrund, ein etwas
abbängiged Terrain und eine ſandige Oberfläche erforderlich, bie viel
Eifenorpb und Humus enthält. Unter diefen Verhältniffen ſchwaͤngert
fi) naͤmlich das in den Boden dringende, ſchon Kohlenfäure enthals
tende, Regenwaſſer mit ber Humusfäure und Kohlenfäure der obern
Erdſchicht und loͤſet mittelft derfelben, das in ber tiefor liegenden Schicht
bes Sandes befindliche Eiſenoxyd, Eifenosybul und phosphorfaure Ei: '
fenoryd auf; bamit beladen zieht ed nun dem niedriger gelegenen
Theil des Feldes zu und flagnirt dafelbft wegen Undurchdringlichkeit
des Untergrundee. Während der Stagnation orpydirt ſich aber das
Eiſenoxydul, was in der Kohlenfäure aufgelöfer tft, duch Zutritt des
atmosphaͤriſchen Sauerſtoffs Höher und ſchlaͤgt fich als Eifenorydhn-
drat nieder, wobei die Kohlenfäure ald Gas entweicht. Das Waſſer,
welches jegt noch das humusfaure und in der Kohlenfäure das phos⸗
phorfaure Eifenoryd in Löfung hält, verdunſtet allmaͤhlig und in dem⸗
ſelben Maße ſetzen ſich dann auch dieſe Körper mit dem Eiſenoryd⸗
hydrate vermiſcht, Sand und Thontheile oft umhuͤllend, ab.
Den meiſten Raſeneiſenſtein findet man deshalb immer am Fuße
kleiner Hügel, weil ſich bier das mit den Eiſenſalzen beladene
Wafler anfammelt. Gewoͤhnlich erfcheint der Mafeneifenftein daſelbſt
nur ale Grus, oft bildet er hier aber auc mehrere Fuß dide Maſ⸗
fen und Bänke, die häufig ald Bauſtein benugt werden. Hat man
ihn nun auch gänzlich aus dem Untergrunde gefchafft, fo erzeugt er
ſich dennoch aufs Neue, ſofern man nicht für eine hinlängliche Ent
mäfferung forgt, und enthält der höher Tiegende Boden viel Eiſen⸗
oxyd und Humus, fo kann man ſchon nah 20 — 30 Jahren an
denfelben Stellen wieder Ortflein graben, wie «6 häufig in der Ober
laufig gefchieht, wofelbft er zum Eifenfchmelzen benugt wird.
Der Rofeneifenftein hat eine ochergelbe, braunſchwarze ober ſchwarz⸗
braune Farbe, je nachdem er verfchteben zufammengefegt iſt; das hu⸗
musfaure und phosphorfaure Eiſenoxyd iſt nämlich, ſchwarz, während
das Eifenoryöhydrat eine gelbe Farbe hat, Meift iſt er porös und
an der Oberfläche ſehr rauh, oft auch fehladenartig. Zuweilen ent:
104
hält. er phosphorfaures Eiſenoxyd⸗Oxydul (mas himmelblau ift) einge:
fprengt. Er kommt felten tief im Untergrunde vor, denn er kann
nur da entftehen, wohin der Sauerfloff der Atmosphäre noch Zugang
findet; fiegt er aber tief unter der Oberfläche, fo wurde er fpäter durch
barüber geſpuͤlte Erbe bededt.
Die chemiſchen BeftandtHeile des Rafeneifenfteines find, wie aus
dem Erwähnten hervorgeht, Eifenoryöhndrat, Eifenorydul (mas fich der
böhern Oxydation entzogen hat), Phosphorfäure, Humusfäure und zus
meiten auch etwas Koblenfäure und Manganoxyd. Enthält er Dans
ganoryd, fo hat diefes fic eben fo aufgelöfet und fpäter abgefegt, als
das Eiſenoryd. Sand und Khontheile find zufällige Beſtandtheile.
Auffallend ift es aber, daß er oft fehr reich an Phosphorfäure iſt, denn
es finden fich mitunter 10 Proz. darin. Vielleicht rührt ein Theil ber
Phosphorſaͤure von Infufionsthierchen her, die der Rafeneifenftein im
peteificheten Buflande oft im großer Menge enthält. Den viel
Phosphorfäure haltenden Rafeneifenftein nennt man auch Limonit.
Am Untergeunde ruhend wirkt der Rafeneifenflein meift nachthei⸗
fig auf die mit ihren Wurzeln ihn erreihenden Pflanzen. Dies hat
ohne Zweifel feinen Grund darin, daß er diefelben mit mehr Eifen
verforgt, als fie verähnlichen koͤnnen; denn da auch derjenige Raſen⸗
eifenftein nachtheilig auf die Vegetation wirkt, welcher nur ein wenig
Phosphorfäure befigt, fo kann, wie man wohl glaubt, die üble
Wirkung nicht vom phosphorfauren Eifen herrühren, zumal da diefes
Salz fih nur in fehr geringer Menge in Kohlen und Humusſaͤure
auflöfe. Auf die Oberfläche gebracht, befördert der Rafeneifenftein
dagegen bie Begetation ganz augenſcheinlich; dies fcheint daher zu
rühren, dag er fletö noch Eifenorydul enthält, weiches, wie mir Vers
fuche gezeigt haben, an der Luft liegend, fich Höher oxydirt, wobei
durch Wafferzerlegung etwas Ammoniak entficht. Mehrere Iäugnen
zwar biefe Ammonia Bildung, aber vorhanden iſt das Ammoniak, davon
habe ich mic) durch Öftere Verfuche überzeugt. Wenn alles Eifenorydul,
an der Luft liegend, ſich höher orpbirt hat, fo Fann er nun auch bie
Pflanzen nicht mit mehr Eifen verforgen, als fie verähnlichen Eönnen,
da das Oryd nicht im Eohlenfauren Waſſer löslich iſt. Den ſchwar⸗
zen Ortſtein hält man für weniger fchädlich, als den rothen oder
gelben, hoͤchſt wahrfcheinlich, weil ber erftere mehr unauflöstiches,
humusfaures Eiſenoxyd enthält. Der Mafeneifenftein, nahe. unter
ber Oberfläche liegend, bewirkt, daß die angebauten Pflanzen leicht
105° ı
befallen ober kraͤnkeln; das Herausfchaffen ift alfo ſchon um deßwillen
ſehr anzurathen.
8) Der Kalktuff ober Tropfftein kommt nicht nur in ben Dis
luwial⸗, ſondern auch in den Altuvialgebilden vor und findet ſich in
ber Nähe von Mergel: und Kalklagern, am Ausfluffe von
Quellen, theils über, theils nahe unter der Oberfläche der Erde, des⸗
gleichen in Klüften und Höhlen. Er ift, wie der Mafeneifenftein, oft
von ganz junger Bildung und ein Product der chemifchen und mecha⸗
nifchen Thaͤtigkeit. Die Art, wie er fich bildet, iſt vorhin bei ben
Diuvialgebilben befchrieben worden. Er befteht groͤßtentheils aus koh⸗
lenſaurem Kalt,
As Beimengungen kommen darin vor: Quarzſand, Gyps, Kalk
erde, Eifens und Manganoryd,, Thon, Kochſalz und Kalt, bald In
größerer, balb in geringerer Menge.
Der Kalktuff incruſtirt alle Ieblofen Körper, mit welchen er in
Beruͤhrung gelangt. Er ſtellt entweder eine lockere Maſſe dar, ober
er iſt feſt, poroͤs und fchladenartig. Zumellen ericheint er auch im
Untergrunde des Bodens in mädtigen Baͤnken und verurfacht, daß
bie Pflanzen, welche ihn mit ihren Wurzeln erreichen, kraͤnkeln ober
erben, zumal wenn es ſolche find, die nur wenig Kalkerbe als Nah⸗
rung bedürfen. Lucerne und Esparfette durchdringen ihn, wenn er
nicht gar zu Hart iſt, ohne ſich dadurch im Wachsthum beeintehcl-
gen zu laffen, 3. B. in der Rheinpfalz.
In Höhlen komme der Kalktuff als fogenannter Tropfftein
vor (Baumanns und Bielshoͤhle bei Blankenburg).
Beſteht er größtentheils aus kohlenſaurer Kalkerde, fo iſt er weiß
ober grauweiß; enthält er dagegen viel Eifenorpd, fo iſt er gelblich
braun, Zuweilen ift er auch mit braungelben und ſchwarzbraunen
Adern und Punkten bucchzogen, bie von Eiſen⸗ und Manganoryd
berrühten, Hier und da ſchließt er Suͤßwaſſer⸗Muſcheln ein. — Der
Kalktuff des Altuviums dient an vielen Orten zum Mergeln und
zeigt fi um fb wirkſamer, je’ reicher er an fremden Beimengungen,
als Talkerde, Kalfalzen, Gyps, Kochfalz u. f. w. if. Desgleichen
wird er als Bauftein benust.
9) Zorf. Man unterfheidet Hohmoor: und Gruͤnlands⸗
Torf. Beide haben ihre Entſtehung abgeflorbenen und mehr ober
weniger In Verweſung Übergegangenen Pflanzen zu verbanlen. Der
Hochmoortorf liegt unter einer mit Heidekraut, der Gruͤnlandstorf das
106
gegen unter einer mit Gräfern bewachſenen Oberflaͤche. Der juͤn⸗
gere Torf kommt nur in naſſen und ſumpfigen Gruͤnden der Ebenen
oder auf Bergen vor. |
In der Regel iſt der Torf der Ebenen auf Sand, Ketten ober
Thon gelagert, und nur felten ruht er über Thon⸗, Wieſen⸗ oder
‚ Mufchelmergel. Auf den Bergen liegt er am häufigften Über Sands
flein, Granit, Gneis, Syenit und Glimmerſchiefer; Kalkfelfen haben
nur felten Xorf über fich.
Hohmoortorf. Die unteren Schichten des Hochmoortorfs
befichen gewöhnlich aus einer im feuchten Zuſtande fchläpftigen,
ſchwarzbraunen Maffe mit nur wenigen Pflanzenreften vermifcht, weiche
beim Austeodnen oft fo hart als Steinkohle wird (fchwarzer Torf,
Pechtorf). Zuweilen/ beſtehen fie ‚aber auch faft gänzlich aus noch
deutlich zu erfennenben breitblättrigen Pflanzenreften, als Schilf, Rohr,
Riedgraͤſer und mehr drgl. Diefe Torfart nennt man Darg. Die
mittleren Schichten des Hochmoortorfs beſtehen bagegen theils aus
noch nicht völlig zerfesten Pflanzentheilen, theils aus jener ſchwarz⸗
braunen, fchläpfrigen Maſſe. Die oberen Schichten endlich beſtehen
aus Pflanzenreften, die fo wenig in Verweſung übergegangen find,
dag man fie ganz deutlich als Moofe und graßartige Gewaͤchſe ers
Eennen kann. Die Zorfarten der mittleren Schichten heißen Safer:
torf (brauner Zorf), während man bie oben Moostorf nennt.
Bon Farbe find die mittleren Schichten bes Hochmoortorfs gelb:
braun, braun ober fchwarzbraun, je nachdem bie Pflanzentheile mehr
ober weniger in Verweſung übergegangen find. Der obere oder
Moostorf ift dagegen ſchmutzig gelb. |
Der Torf der mittlern und obern Schichten iſt Lofe, Indem bie
Pflanzenrefte verworren und nur loder mit einander verbunden find.
Am lofeften ift jeboch der obere Moostorf.
In den unterften Schichten befteht der Hochmoortorf aus vieler
Humusfäure, wenig Humuskohle, vielem Wachshatz, geringen Men-
sen humusfaursee Salze der Erben und Oryde, etwas Kiefelerde,
Gypb, phosphorfaurem Eifen, Kochfalz und wenig Quarzfand. Die
mittleren Schichten enthalten dagegen weniger Humusfäure und Wache:
harz und die oberften Schichten befigen nur Spuren bavon. In den
mittleen und untern Schichten findet man auch zuweilen etwas Apfel
fäure, bie wohl von ben frühen Pflanzen herruͤhren bürfte.
Im trockenen Zuftande zeigt der unterfle Torf, mit bem Nagel
107
geftrichen, Wachsglanz, was feinem Gehalte an Wacheharz zuzu⸗
ſchreiben iſt.
Im feuchten Zuſtande roͤthen alle Torfarten mittelſt ihrer freien
Humusſaͤure das Lacmuspapier. Zuweilen rührt eine ſtarke Roͤthung
deſſelben aber auch von vorhandener Aepfelſaͤure her.
Mehrere Koͤrper, die wir im Torf und ſeiner Aſche finden, ſind
durch Regen⸗, Quell⸗ und Flußwaſſer oder durch Winde hineingelangt.
Alle Arten des Torfs ſind im getrockneten Zuſtande verbrennlich,
ja die lockeren Arten ſind ſelbſt leichter entzuͤndlich als Holz. Beim
Verbrennen laͤßt der Torf einen Ruͤckſtand von oft 20 Proz. Aſche,
die aus Quarzſand, Kiefelerde, Talkerde, Alaunerhe, Eifen: und Mans
ganorpd, Gyps, phosphorfaurer Kalkerde und Kochſalz in verfchiedenen
Berhältniffen mit einander gemifcht befteht. In ber Regel fehlen
darin die Kalifalze, doch kommt in manchen Torfaſchen auch ſchwefel⸗
ſautes Kali vor, fo in ber hollaͤndiſchen.
Grünlandstorf ift ein Gemiſch aus Humus und noch nicht
voͤllig in Berwefung übergegangenen Pflanzenreften beftehend; die uns
terſten Schichten beftehen aber auch oft aus jener ſchluͤpfrigen ſchwarz⸗
braunen Maffe. Hinſichtlich feiner chemiſchen Beftandtheile ift er dem
ſchwarzen Zorfe der Hochmoore ähnlich, nur enthält er weniger Wachs⸗
harz. Zumeilen kommt Salmiak darin vor, fo in Pommern; auch
enthält er meist ſtickſtoffhaltige organifche Reſte, die ihm einen bes
deutenden Werth als Dünger geben.
Der Torf entfland und entfteht noch fortwährend aus Sumpf:
pflanzen. Der oberfte oder jüngite Torf ber Hochmoore rührt haupts
ſaͤchlich von Moofen (Sphagnum- und Hypnum-LXtten) her. Det
mittlere entfland bagegen größtentheild aus Carex-, Juncus-, Erio-
phonium-, Scirpus-, Aira-, Schoenus-, Agrostis-, Melica-, Vac-
cinium-, Erica-, Andromeda-, Lysimacbia-, Orchis-, Caltha-,
Calla-, Hydrocotyle-, Pedicnlaris--, Empetrum-, Ledum-,
Gentiana-, Cineraria-, Drosera-, Equisetum-, Comarum-, Epi-
lobium-, Veronica-, Galium-, Hottonia-, Menyanthes-, Viola-,
ODenanthe-, Phellandrium-, Parnassia-, Rumex-, Alisma-, Ly-
thrum-, Mentha-, Stachys-, Scrophularia-, Cardamine-, Sisym-
briam-, Lotus-, Carduus-, Cnicus-, Scutellaria- Acorus-,
Iris-, Myrica-, Polypodium-, Moos und Slechtenarten. Der
ältefte umtenliegende, gewöhnlich fchlüpfrige, ſchwarze Torf der Moore
biidete fi dagegen groͤßtenthells aus ben eigentlichen Waſſer⸗
108
pRanzen, als Chara-, Lemna-, Conferva-, Ulva-, Byssus-, Pota-
mogeton-, Ceratophyllum-, Alisma-, Hydrocharis-, Hottonia-,
Callitriche-, Sparganium-, Utricularia-, Myriophillum-, Sagit-
taria-, Hippuris-, Stratiotes-, Nymphaea- und Ranunculus-Arten.
Die Pflanzen, woraus im Werlaufs vieler Sahrhunderte der
Torf entfland, ſtarben entweder jährlich, ober doch von Zeit zu Zeit
ab, ſanken nieder und gingen wegen übermäßiger Näffe und wegen
ber fäulnigwidrigen Eigenfhaft ber bald entſtehenden Humusfäure
nur unvolllommen in Verwefung über. Mit jedem Jahre erfchien
dann eine neues Vegetation, weldye baffelbe Schidfal "hatte; dadurch
haͤufte fih natürlich die Torfmaſſe immer mehr an und vermehrte
ſich befonders dann am meilten, wenn bie entflandene Dumusfäure
durch das Gefrieren in einen weniger Iöslichen Zuſtand verfegt wurde,
indem fie nun weder mit dem Waſſer fchnell abfließen, noch ſich in
Kohlenfäure und Waffer zerfegen konnte. |
Alter Torf erleidet zwar eine endliche völlige Zerfegung, allein
biefelbe erfolgt doch in einem fo geringen Grabe, daß kaum eine Abs
nahme ber Torfſubſtanz zu bemerken ift, fofern der Grund nur im⸗
mer naß bleibt. Der Kohlenſtoff, Sauerftoff und Waſſerſtoff der noch
unverwefeten Pflanzenrefte vereinigen ſich dabei zu Waſſer, einigen
Safen und Humusfäure; ein Theil der legteren verbindet ſich dann mit
ben in ben Pflanzen früher befindlichen Bafen zu humusfauren Sals
zen, ein Theil geht in Kohlenwafferftoff, Kohlenfäure und Waſſer über
und noch ein. anderer Theil fließt mit dem Waſſer ab. Auf folche
‚Weife verringert fich alfo die Torfmaffe jährlich wohl um ein Weniges.
Zugleich entfteht bei diefer Zerſetzung in den unteren Schichten
aber auh Humuskohle, eine Subflanz, die zwiſchen Kohle und
Humusfäure in der Mitte ſteht, und biefe liefert dann, mit Humus⸗
fäure und Wachsharz verbunden, ben ſchwarzen Torf.
Das Wacheharz Ift jedoch kein Product der Verwefung, fondern
kam fchon gebildet in den Pflanzen vor, woraus der Torf entſtand.
Bei der allmähligen Berfegung der Pflanzenrefte foll, wie Einige bes
baupten, auch ein Theil bes vorhandenen Waſſers zerlegt werben,
was indeß nicht wahrſcheinlich iſt; vielmehr entfteht ja bdaffelbe bei der
Berfegung aller organifchen Reſte und ſomit auch im Torf.
Die Torfmoore, weiche noch keine Dede von Heidekraut haben,
wachen durch das fortwährende Enſtehen und Abfterben ber Pflan⸗
zen jährlich auf, vorzüglich wenn das Klima kuͤhl If, ba dann viele
109
Moofe entfliehen, welche zur Zorfbildung das Meiſte beitragen, und
heben ſich dadurch oft 10 — 20 Fuß über die naͤchſten Umgebun⸗
gm. Sie bleiben aber, auch wenn fie fid) fo body erhoben haben, an
ihter Oberfläche fortwährend naß, indem das Waſſer von ber loderen
Zorfmaffe gleich einem Schwamme, mittelft der Haarroͤhrchenkraft, in
bie Höhe gezogen wird; hierdurch ‚nun ethalten die Sumpfpflanzen,
vorzüglich die Moofe, fortwährend einen günftigen Standort. Zulegt
wird jedoch die Oberfläche zu troden für fie und es erfcheinen dann |
Katt ihrer die Heiden (Erica vulgaris und Erica tetralix) nebft
inigen Moofen und Flechten, melde durch ihre Verweſung bie Torf:
maffe nur noch um ein Weniges vermehren. Erſt dann, wenn bie
Heben- erfchienen find und die Torfmaſſe fo bedeutend aufgewachſen
it, daß fie ſich über die nächften Umgebungen erhoben hat, heißt fie
„Hochmoor“.
Ein Hochmoor unterſcheidet ſich alſo von dem ſogenannten
Grünlandsmoor, welches nur eine und dieſelbe Art ſchwarzen
Moder mit wenigen Pflanzenreſten vermiſcht enthält, dadurch, daß bie
unteren Schichten des erſten eine ſchwarze, im feuchten Zuſtande ſchluͤpfti⸗
ge Maſſe bejigen, daß die mittleren Schichten theils ſchwarzen, theils
braunen Torf enthalten, in welchem ſich noch deutlich Pflanzenreſte
erkennen laſſen, und daß endlich bie obere Schicht groͤßtentheils aus
Mooſen beſteht, deren Form ſich noch gut erhalten hat.
Ueber dem Moostorfe llegt immer eine 4 — 6 Zoll dicke Schicht
eines ſchwarzen, kohlenaͤhnlichen, viel Wachsharz enthaltenden Humus,
der durch die Verweſung des vieleicht ſchon Jahrhunderte auf dem
Moore vegetitenden Heidekrautes entſtanden iſtz; von den Mooran⸗
bauern wird fie Schollerbe genannt.
Was die Mächtigkeit ber mancherlei Torf⸗Schichten ber Hoch⸗
moore betrifft, die Übrigens nicht fcharf von einander getrennt find,
fondern allmählig In einander übergehen, fo iſt dieſelbe ſehr verfchies
den und vichtet fich jebesmal nad) der ganzen Tiefe bes Hochmoors;
es giebt nämlich Hochmoore, die nur 6 — 12 Fuß tiefen Torf ent
halten (Holland), während auch folche vorhanden find, in welchen der
Zorf eine Mächtigkeit von 30 — 40 Fuß beſitzt (Teufelsmoor bei
Bremen). In ben tiefften Hochmooren bildet der Moostorf oft eine
6 Fuß mächtige Rage, wohingegen ber Fafertorf 15 — 20 und ber
ſchwarze Torf 6 — 10 Fuß maͤchtig iſt.
Je tiefer ein Torfmoor iſt, ein um fo höheres Alter hat es nas
110
türlih und enthält dann auch viel ſchwarzen Torf, indem der Safer:
torf ſich allmählig in diefen verwandelt. Dan kann wohl annehnen,
daß die tiefften Zorfmoore ein Alter von 5.— 6000 Sahren haben.
Die Hftfriefifchen, obgleih nur 12 Fuß mächtig, find ohne Zweifel
einige faufend Jahre alt, denn man fand fhon auf dem Untergrunde
derfelben, mit Thierhäuten bekleidete Mienfchengerippe, Kähne, die aus
einem Stamme verfertigt waren, Geräthfhaften, wie man fie nody
jegt bei milden Völkern antrifft, und jene lange NRömerbrüde, von
der und Tacitus erzählt.
Am Rande find die Hochmoore immer näffer, ald in ber Mitte,
indem dad Waſſer, welches entweder im Innern ber Moore bei der
Verweſung der Pflangenrefte entfteht, oder was von der ſchwammigen
- Maffe als Regenwafler aufgenommen wird, ſich hier anfammelt. Da:
duch ift denn auch die Möglichkeit gegeben, daß an den Raͤndern ber
Moore immer neue Sumpfpflanzen und zwar die vorhin genannten
wachſen und daraus immer neuer Torf entfieht. Wir fehen deshalb
auch, daB fih bie Hochmoore fortwährend weiter ausdehnen ober
einen größern Umfang bekommen, ja daß ſie oft kleine Huͤgel
uͤberſchreiten.
Daß ‚übrigens die verſchiedenen Pflanzen bald viel, bald wenig
Torf bei ihrer Verweſung liefern, darf vicht in Zweifel gezogen wer⸗
den, Pflnazen, welche ſchnell in Faͤulniß übergehen, laſſen immer
weniger Torf, als Pflanzen, weiche derſelben länger Trotz bieten. Den
imeiften Toxf erzeugen Eriophora, Scirpi, Carices, Sphagna,
Junci, Tyhae und Arundo, ba fie fehr viel Zeit zur Verweſung
bedürfen, was in ihrer chemifchen Gonftitution begründet iſt. Ueber:
haupt kann man annehmen, daß alle Pflanzen, welche wenig Kalk
and Talkerde, Kali und Natron beim Verbrennen liefern und welche
vie Wachsharz und Gerbeſtoff enhatten, zur Torfbildung dag
Meifte beitragen. Dagegen entfteht aus allen Pflanzen nur wenig
Zorffubftang, die reich an Phosphor, Kali, Natron, Schwefel und
- GStiftoff find, indem ſich diefe.bei ihrer raſch vorfchreitenden Faͤulniß
faſt gaͤnzuch in Gaſe zerfegen und viele leicht in Waſſer tösliche hus
mudfaure Salze liefern, bie ausgelaugt werden, Dumusfäure aber ein
Hauptbeſtandtheil ber Zorffubftanz ift.
Sehr Häufig findet man auch im den unterften Schichten, ſowohi
ber Hochmoore als der Gruͤnlandemoore, eine Subſtanz, die, wenn fie
an bie Luft kommt, eine ſchoͤne blaue Farbe annimmt und phosphor-
111
faures Eifenoppd-Orpbul ift. Ferner Eommen barin vor Schwefel:
Eies, Eifenvitriol und Retinasphalt (ein dem Gummielaſticum
ähnlicher Körper), Auch Knochen urweltlicher Thiere enthalten die
Zorfmoore, doch findet man fie felten. Dagegen find häufiger Con⸗
hylien des Suͤßwaſſers, und unter den Gruͤnlandsmooren liegt, wenn
ſich Mergellager in ber Nähe befinden, fehr oft der fogenannte Wie⸗
fenmergel, welcher 90 — 95 Proz. kohlenſaure Kalkerde enthält, Er
liefert den Beweis, dab dad Moor früher ein See war.
Im Untergrunde mancher, ja der meiſten Zorfmoore, trifft man
ned wohlerhaltene Stämme von Bdumen an; es find gewoͤhnlich bie
der Eichen, Erlen, Birken, Weiden, Kiefern, Tannen und Espen.
Sie hatten hier früher, che der Torf entftand, ihren Standort und
wurden, ba fie überall mit ihren Gipfeln nach Suͤdoſt zugewendet find,
durch heftige Stürme aus Nordweſt niedergeſtuͤrzt. An mandıen
Drten haben fie ohne Zweifel fehr viel zur Bildung bes Torfs bei:
getragen, 3 B. in Schottland und Irland.
10) Dünen. &o nennt man geöfere und kleinere Hügel, welche
größtentheil® aus fehr fortnem Quarsfande beftchen. Sie kommen
fehe häufig an den Küften des Meeres, in den Ebenen des noͤrdlichen
Deutfchlands und. an den Ufern vieler Fluͤſſe und Ströme vor.
Die Dünen wurden vom Winde zufammengetrieben und bilden
fich umter gewiſſen Verhältniffen noch fortwährend vor unfern Augen;
fie verſchwinden aber auch «ben fo oft wieder, indem fie von. heftigen
Stimmen auseinander gewehet werben.
Ihre Entſtehung an den Meereskuͤſten geſchieht dadurch, ba,
wenn die Wellen des Meeres Sand ausmwerfen, biefer, wenn er trok⸗
fen geworden ift, vom Winde Iandeinwärts auf Feine Haufen zuſam⸗
mengetrieben wird. Auf diefem anfangs nur Beinen Hügeln wachen
banz Arundo arenaria, Elymus arenarins, Carex aneria und
mehrere anbere, mit einem trodsen, fandigen Boden vorlieh nehmende
Gewaͤchſe. Zwiſchen benfelben bleibt nun der fpdter vom Meere aus:
getooıfene und vom Winde fortgetriebene Band liegen, fo daß aus
dem Haufen nad) und nad ein Heiner Hügel wird, Die Pflanzen
durchbrechen aber bald darauf die Sanddecke, treiben neue Halme und
Blätter und gewähren fo dem vom Winde aufs Neue berbeigeführ
ten Sande wieder Schutz. Auf dieſe Welle nehmen bie Sandhligel
mit jedem Jahre an Höhe zu, bis fie zulegt, wie an ben Küften ber
Rotdſee, Berge von 2 — 300 Fuß Höhe biden, ja e& kommen an
112
mandyen Meeres: Küften z. B. in Frankreich, fogar Dünen vor, die
5 — 600 Zuß body find.
Ganz auf diefelbe Weile, ald an den Meeresküften die Dünen
entfichen, entftehen fie auch an den Ufern der Fluͤſſe. Wird nämlich
von diefen Sand ausgemworfen, fo weht ihn ber Wind, fobald er
trocken geworden ift, in Haufen, bie dann fortwährend an Größe
zunehmen, fofeen Pflanzen darauf wachfen, bie bem fpäter herbeiges
- wehten Sande Schug gewähren.
Die Dünen an den Meeresufern beſtehen größtenthejls aus fehr
feinem Quarzſande und enthalten nur einige Reſte von Meeres⸗Con⸗
chylien und Fragmente von Felbfpaty und Glimmer; fie find oft
biendend meiß und leuchten baher weithin. Die Dünen an den Fluͤſ⸗
fen, im Flachlande und in den Ebenen Norbbeutfchlands enthalten
bagegen außer dem Quarzſande aud etwas Eifen, Mangan, Felds
fpath, Glimmer und Spuren von Alaunerde Kalk und Tall, Mies
mals findet man jedoch Steine darin, auch find die Sandkoͤrner,
woraus die Dünen beftehen, Immer fehr Bein, was auch nicht ans
bers fein kann, ba file blos durch bie Kraft des Windes gebildet
werben.
Auf den Flußduͤnen, felbft auf denjenigen, welche. ſchon vor vie
len Jahren entflanden find, machfen, wegen bet Armuth und Dürre
des Bodens, nur fehr wenige Pflanzen; denn außer ben ſchon vorhin
genannten fommen nur noch barauf vor: Gnaphalium dioicum,
G. arenarium, Hieracium pilosella, Aira eanescens, Sedum
acre und einige Moofe und Flechten; am haͤufigſten findet man von
ben Iegtern: Lichen rangiferinus, Cornicularia spadicea, Di-
cranım purpureum, Polytrichum piliferum, P. juccaefolium
und Stercocaulon paschale. Aus ben Moofen hauptfächlich ent»
ſteht die erſte Humusdecke, worauf dann einige Gräfe, ald Festuca
glauca, F. ovina und Aira canescens, ferner Thymus Serpyl-
lum, Statice armeria, Jasione montana und einige andere Pflans
zen erfcheinen. Won den Bäumen trifft man auf ben Dünen nur
einige Weidenarten, befonderd die Sandweide, Wachholdern und Kies
fern an; aber auch diefe vegetiren fo lange kuͤmmerlich, bis eine flärs
tere Schicht von Humus entflanden ift und atmosphärifcher Staub
in hinreichender Menge fi) darauf niebergefenkt hat, worauf indeß
Jahrhunderte vergehen.
Die Dünen an den Hüften des Meeres tragen bagegen ſchon
- 113
sahlreichere und größere Pflanzen, was natlirlich ift, da fie auch Muſchel⸗
ſchaalen⸗Fragmente befigenz; dazu kommt, daß fie fehr Häufig durch
Sturmwinde mit Seewaffer befprist werben, durch welches der Boden
ebenfalls mehr Pflanzennahrungsmittel erhaͤlt.
Menngleich ſich auf den vor langer Zeit entftandenen Dünen
eine Pflanzendede gebildet, hat, fo wird fie durch heftige Winde und
Stürme doch oft wieder aufgeriffen, wobei dann der Sand fortges
trieben wird und ſich über die angrenzenden Felder und Wieſen vers
breitet. Es entſtehen auf diefe Weiſe aus ben Dünen die fo
gefährlihen Sandmwehen.
Eine an ihrem norbweftlihen Ende vom Sturme aufgeriffene
Düne kommt n Bewegung, „wandert“; wobei fi der in Bes
wegung gefeste Sand am entgegengefesten Enbe groͤßtentheils wieder
ablagert, Indem er bier Schug finde. Die Düne befommt dadurch
eine breiedige Geftalt, fo baß ihre Bafis dem am meiften herrfchens
den Winde zugekehrt iſt. (In Norbdeutfchland nordweftlich.) Eine
vom Winde aufgeriffene Düne fchreitet, wie man deutlich fehen kann,
jährlich um mehrere Fuß meiter und uͤberdeckt Alles, was in ihrem
Weg liegt, tief mit Sand; denn was vorn weggewehet wird, fest fich
größtentheils hinten wieder an. Im nördlichen Deutfchland findet
man auf großen Heiden fehr häufig Dünen, die ohne Awelfel früher
an den Küften des Meeres, oder an ben Ufern der Ströme lagen.
Daß fie nad und nah gegen Suͤdoſt vorfchritten, erkennt man nicht
bloß aus ihrer Korm, fondern audy daran, daß unter ihnen Heides
humus, wie er in ber Nachbarfchaft vorkommt, befindlih if. Im
weſtlichen und nördlichen Frankreich giebt es Gegenden, wo ber Dünens
ſand bie Einwohner ganzer Dörfer zwang, Haus und Hof zu vers
laffen, ja im Oriente find ſelbſt große Städte durch wandernde Dis
nen verfchlittet worden; aber auch an ber Oſtſee find in früheren
Jahren mehrere Ortfchaften durch Dünenfand untergegangen. Hier:
aus erhellet, von weicher Michtigkeit es ift, ben Sand ber Dünen zu
befefligen; dies geſchieht duch Anfdung von Kiefern und Bedecken
bes Bodens mit Reisholz, unter welchem die jungen Pflanzen den
erſten Schug finden; ferner durch Errichtung von Zaͤunen; durch
Stecklinge von Weiden und mehr dergleichen Vorkehrungen (vergl.
meine „Lehre von ben Urbarmachungen ”).
Wir wenden uns jest zu dem legten Gebilde bed Altuoiums,
nämlich zu den Adererben.
' 8
114
Bon den Adererden im Allgemeinen und der Art
ihrer Entftehung.
Unter Adererbe, Ackerkrume, Ackerboden verficht man
die lockere Erdſchicht, welche entweder in einer bünnen oder dicken Lage
- über bie Erdoberfläche verbreitet ift und welche Den Standort der
wildwachfenden und angebauten Pflanzen abgiebt. Der Landwirth
verfteht jedoch unter Ackerkrume eigentlich nur diejenige Erdſchicht,
welche beim Pflügen umgewenbet wird; während er alles, was tiefer
liegt, Untergrund nennt.
Die Ackerkrume zeichnet fih von den unten Schichten bes
Bodens, dem Untergrunde, vorzüglich dadurch aus, daß fie außer den,
mineralifhen Körpem auch organifhe Mefte, nämlihd Humus (aus -
HDumusfäure, hbumusfauren Salzen, Wachsharz und Humuskohle beftes
bend) enthält; indeß giebt es auch viele Fälle, wo bes Untergrund
gleichfalls reich an dieſem Körper ift, fo der Moor und Marſch⸗
boden.
Die Adererden haben ihre Entfiehung größtencheild dem Mine⸗
ralreiche und nur zum Theil dem Pflanzen: und Thierreiche zu vers
danken, Sie find ein Gemenge von im verfchiedenen Grabe zerklei⸗
nerten und veränderten Mineralien mit organifchen Reſten vermifcht,
welche le&tere entweder durch die Verweſung von daſelbſt abgeflorbes
nen Pflanzen und Xhieren entflanden, oder ihnen fünftli durch
Mil, Moder u. f. w. zugeführt wurden.
Die Adererden entſtehen, wie wir ſchon früher gefehen haben,
aber auch noch fortwährend, nämlich fowohl durch die Verwitterung der
Felſen, als auch durch die ber einfachen Mineralien; denn auch fie ha⸗
ben die Eigenfchaft an der Luft liegend zu verwittern, d. h. nach und
nach ben Zuſammenhang zu verlieren und in fchiefrige, koͤrnige, blättrige
und enblid in flaubartige Theile (Erde) zu zerfallen. Der Grad ber
Verwitterung, fowohl der Mineralien, ald der Gebirgsarten, hängt, wie
fhon in ber Gefteinsichre bemerkt worden ift, theils genau mit ihren
chemifhen Beſtandtheilen, theils mit ihren Structur-Verhaͤltniſſen
zufammen. Sehr dichte und harte, im Waſſer unauflöstiche Befteine
und Mineralien werden in ber Regel fehr wenig von der Luft vers
ändert und heißen beshalb Iuftbeftändig. Blaͤttrige, fchiefrige,
faſrige, koͤrnige und erdige Mineralien zerfallen dagegen leichter und
um fo leichter, je lockerer ihr Zuſammenhang ift und je mehr
115
Zwiſchentaͤume fie enthalten, indem in biefe die Atmosphärilien leich⸗
teren Zugang finden,
Mehrere Mineralien verlieren, an der Luft liegend, ihr chemiſch
gebundenes Waſſer und ihre Kohlenfäure (thomiger Sphärofiderit)
und zerfallen darauf in Pulvers andere ziehen bagegen Waller an
und zerfließen und zerbrödeln (Anhybdrit).
Mir finden Adererden, die entweder aus einem Gemenge von
Sand, Gerölle und Gefchiebe, ober blos aus erdigen (pulverigen)
Theifen zufammengefegt find. Der Sand, weichen fie enthalten, ber
fteht meift aus Quarz und nur zuweilen aus Glimmer, Kalt,
Magneteifen, Augit, Feldſpath u. ſ. w. Die Geroͤlle
und Geſchiebe, welche wir in ihnen antreffen, beſtehen aus ben
mannigfaltigften Gebirgsarten (Norbbeutfchland) während bie erdigen
Theile ein oft ſehr verfchiedenes Gemenge von fehr feinem Quarz:
fande, Thon, Kisfelerbe, Alaunerdbe, Lohlenfaurer
Kalkerde, toblenfaurer Talkerde, Eifenoryd und Eifen>
orydul, Manganoryd und Manganorydul, Kalie, Nas:
trons und Ammonilfalzgen, Humusfäure, humusſauren
Salzen, Humuskohle, Wachsharz, thierifhen Reſten
und noch mehreren anderen Körpern find. Die Ackerden, ſowie fie
fih uns in ber Natur darbieten, befißen überhaupt eine unendliche
Mannigfaltigkeit, bie in der Art ihrer Entitehung begründet tfl. In
den Gebirgegegenden, fo wie an den Ufern großer Ströme und
Fluͤſſe, wechfelt die Beichaffenheit ber Adererden am bäufigften, oft
ganz plöglih ab, während fie in ben großen Ebenen’ und Thälern
fchon eher eine gleichmäßige Mifchung zeigen, Zuweilen kann man
zwar von ber Beſchaffenheit der in ber Nähe vorhandenen Gebirge
arten auch anf die Beſchaffenheit der Adererben ſchließen; allein gar
häufig find letztere doch ganz anders als erflere chemifdy zuſammen⸗
gefest, indem durch fpätere Auslaugungen und Einmengungen (vers
mitteift Waſſers) und durch den fortwährend aus der Atmosphäre
nieberfallenden Staub die chemiſche Beſchaffenheit des urfprünglichen,
aus ber WBerwitterung ber Geſteine heroorgegangenen Bodens, oft fehr
verändert wird. Man findet daher wohl niemals, daß die chemifchen
Beftandtheile der in der Nähe vorhandenen Felsarten mit den Be⸗
flandtheilen ber angrenzenden Adererden genau cotrespondiren. Selbſt
bie Sinken ber Felder führen ſchon einen etwas andern und feineren
Boden, ald die Hügel, ba bie thonigen Exbtheile ber letztern mittelſt
8*
116
bed Waſſers bier zuſammengeſchwemmt morden find. In ben Ver:
tiefungen ift daher der Boben auch in der Regel etwas fruchtbarer
als auf den Anhöhen, da er dort mehr Humus und Salze als hier
zu enthalten pflegt.
Die Kräfte, welche die Gefteine zum Zerfallen bringen ober in
Erde verwandeln, find:
1) das Waffer,
2) der atmosphärifche Sauerftoff,
3) die Kohlenfäure der Luft,
4) die Kälte und Wärme,
5) bie Vegetation und -
6) die Eleetricitaͤt.
Das Waſſer fpielt unftreitig bei der Werwitterung der Felſen
oder ihrer Verwandlung in Erde bie wichtigfie Rolle und beſonders
bewirkt es deren Zerfallen am erften dann, wenn es In die Gefteine
dringt und hiernach gefeiert; es dehnt ſich nämlich dabei aus und
treibt dadurch deren Theile auseinander. Das Waſſer firebt aber
auch duch, Infiltration die Theile der Gefteine zu trennen, indem es
ſich theils mie den vorhandenen Körpern chemifch verbindet, theils fie
mechaniſch fortführt.
Dadurch, daß das Waſſer ſowohl in die Kluͤfte als in die klein⸗
ſten Riffe der Gefteine dringt, Iöfet es fehe viele Körper derfelben
auf, fo Gyps und andere Salze, und führt fie den Fluͤſſen und end»
lich dem Deere zu. Das Geftein wird dadurd) locker, verliert feinen
Zufammenhang und geflattet nun den Wurzeln ber fi) anſiedelnden
Heinen und geößern Pflanzen freieren Zutritt. Die Wurzeln, beſon⸗
berö die ber perennicenden Gemächfe, melde ſich fortwährend nicht
allein in der Länge, fondern auch in der Dice ausdehnen, wirken
hierbei als Keile und treiben das Geftein weiter auseinander. Am
beutlichften kann man dieſes bei alten Mauern fehen, auf weichen
zufällig Bäume wachen. Zum Theil fondern bie Wurzeln bee Pflans
zen aber auch Fluͤſſigkeiten (Säuren) aus, von melchen manche Ges
fleine, namentlih die zum Kalkgefchlecht gehörenden, aufgelöfet und
zum Zerfallen gebracht werden.
"Das Regenwaſſer trägt aber auch noch baburch fehr viel zum
Zerfallen mandyer Gefteine bei, daß es mittelft feiner ſchon in Loͤſung
baltenden Kohlenfäure, fo tie der, welche es durch bie Aderfrume
ziehend, noch aufnimmt, die Kalk: und Talkerde, das Eiſen⸗ und
117.
Manganorydul, bad Kali und Natron berfelben auflöfet und fort-
führt. | |
Naͤchſt dem Waſſer iſt der atmosphärifche Sauerfloff bei ber
Verwitterung der Gefteine und ihrer Verwandlung in Erde am thä-
tigften, ja bei manchen muß er diefelbe erſt einleiten. Der Sauers
floff verbindet ſich nämlich chemifch mit dem Mangan: und Eifens
orpdule, welches fehr viele, mo nicht die meiften, Gebirgsarten ent
halten, zu Elfen: und Manganoryd, welche Körper hierauf, mit
Waſſer in Beruͤhrung kommend, fi in Eifens und Manganoxyd⸗
hydrat verwandeln. Da nun felbige einen größen Raum bedürfen
als das frühere Eifen- und Manganorydul, fo treiben. fie die Ges
mengtheile der Geſteine auseinander und bringen fie fomit auch zum
Zerfallen. |
Sehr einflußreich zeigt ſich ber Sauerfloff aber auch bei ber
Verwitterung derjenigen Gefteine, welche Schwefel: und Wafferkies
enthalten; indem er fi) mit dem Schwefel bes Minerals zu Schwe⸗
felfäure und mit dem Eiſen zu Eiſenoxydul verbindet, welche ſich
dann unter Zutritt von Waffer zu ſchwefelſaurem Eifenorpdule ver»
einigen; dabei entſteht natürlich eine Wolumendvergrößerung, welche
entweder zertruͤmmernd wirkt, oder bie Beſtandtheile des Geſteins aufs
Iodert und zum Zerfallen bringt, indem das entflandene Salz bald
vom Regenwaſſer ausgelaugt wird.
Die harten, den Atmosphärilien kraͤftig rolberftehenden Felsmaſſen
werben dagegen -haupifächlih durch bie Wegetation angegriffen und
zum Berfallen gebracht; namentlich find es zuerfi bie ſich anſiedelnden
Moofe und Flechten, welche die Gefleine mittelft einer von ihnen
außgefchiebenen Säure, ober durch die bei ihrer Verweſung entſtehende
Hummusfäure angreifen. Gleichzeitig verbindet fi) dann aber auch
dee aus der Atmosphäre nicberfaliende Staub mit dem aus den
Moofen und Flechten entftehenden Humus zu einer dünnen Erb»
ſchicht; diefe hält nun das Waſſer fhon beffer an und es finden ſich
nah und nad Graͤſer und andere Beine Pflanzen ein, welche fo:
wohl durch ihre Wurzeln als durch ihre Wurzelausfonderungen das
Geftein mehr und mehr auflodern. Das Waffer dringt dabei immer
tiefer ein, es gefriert, treibt die Gemengtheile ber Gefteine ausein⸗
ander und bewirkt fo unter Beihilfe der Vegetation, daß nach Jahr⸗
hunderten ſelbſt die härteften Gefteine in Erde zerfallen.
Auch die ſchnell abwechfelnde Kälte und Wärme bewirkt das
118
Berfallen der Gefteine, vorzüglich derjenigen, welche aus fehr verſchie⸗
denartigen Gemengtheilen beftehen, indem diefelben durch die Wärme
verfchieden ausgedehnt und fomit von einander getrennt ober zum
Berfallen gebracht werden.
Aus Allem diefem folgt mithin, daß die Kräfte, durch welche
die Werwitterung ber Gefleine und ihre enblihe Verwandlung in
Erbe herbeigeführt wird, ſich wechfelfeitig unterſtuͤtzen; durch nichts
werden fie jeboch fehneller zum Zerfallen gebracht, als durch das oͤftere
Gefrieren und MWiederaufthauen des eingefogenen Wafſſers.
Bet viner unvollfländigen Verwitterung entftehen Gerölle und
Geſchiebe, bei mehr vollendeter Sand und bei völliger bilden ſich
flaubartige Theile. Die lesteren geben dem Boden Zufansmenhang
und find es vorzüglich, welche die Pflanzen mit Nahrung verforgen,
indem fie leichter vom Waſſer, was Kohlenfäure enthält, aufgelöft
werden. In Linden, wo Kälte und Wärme ſtreng gefchteden
find, wo Näffe und trockne Hige nicht fo oft mit einander wechſeln
als bei uns, verwittern die Gefteine deshalb bei weitem langfamer. Auch
in hohen Gebirgsgegenden, fo wie in kalten Ländern, verwittern die
Gefteine nicht fo ſchnell, als in niedrigen Ländern, meil dort eine
weniger ſchnell und häufig mwechfelnde Temperatur Statt findet. Wird
deshalb auf hohen Gebirgen die aus dem Geftein entftandene Erbe
duch) Waſſer fortgefpült, fo dauert es eine lange Zeit, -che ſich wieder
Erde in bedeutender Menge bildet.
Das Licht fcheint bei der Verwitterung der Gefteine ohne Wirkung
zu fein; denn wir fehen, Baß fie fich, Im Untergeunde des Bodens rus
hend, gleichfalls in Grus und Erde verwandeln. Dagegen hat wohl
die Etectricität, welche bei der Beruͤhrung verfchiebenartiger Mineralien
erregt wird, einigen Einfluß auf bie Vermitterung, wie denn überhaupt
duch die Electricität Häufige Berfegungen zu Stande gebracht werben.
Außer dag bie Felsarten ſich auf die hier befchriebene Weife nad
und nad in Erbe verwandeln, (worauf bei mandyen nicht nur Jahr⸗
hunderte, fondern oft Jahrtauſende vergehen) werben fie auch wohl
noch mechanifch zerkleinert; die Gefchiebe, das Gerölle, ber Grus und.
der Sand, vom Waſſer heftig fortbewegt, zerreiben fich nämlich wech⸗
fefeitig und werden dadurch in Pulver oder Erde verwandelt, Selbft
Stürme ober Winde tragen zur Berkleinerung der Gebirgsmaffen
etwas bei, indem dadurch oft Kberhangende Felfen in Abgruͤnde ge:
worfen werben und dann beim Derabfallen zertruͤmmern.
‚119
Die Folge ded Verwitterungsgrades und der Verwandlung ber
verfchiedenen Gebirgsarten in Erde ift ungefähr biefe: am langfamften
verwittern ſchlackige Lavenz etwas ſchneller verwittern Porphyre, Quarz,
Kiefelfchiefer, Marmor, Dolomit, Kreide, Gyps, Bafalt und alle zu
demielben gehörigen Gefteine; noch ſchneller verwittern- Granit, Weiß⸗
flein, Klingftein,-Gneis, Glimmerfchiefer, Spenit, Hornblendegeftein,
Gruͤnſtein, Thonfciefer und Grauwacke; und am fchneliften verwittern -
Sandſtein, Mergel, Schieferthon, Baſalt⸗Tuff und vulkanifcher Tuff.
Dei manchen Gefleinen giebt fich die Verwitterung am erſten
dadurch zu erkennen, daß auf ihrer Oberfläche Salze efflorescien ;
hierzu gehören vorzüglich die Schwefelkies und Waſſerkies enthaltenden.
Andere Gefleine verändern dagegen bei der anfänglichen Verwitterung,
wie ſchon in der Gefleinsichre bemerkt worben ift, zuerft ihre Farbe,
und werden gelb oder braun, (Entftehung von Eifenorybhydrat).
Sind die Felſen fhon mit einer dicken Erdſchicht bedeckt, fo
fchreitet deren Verwitterung gewoͤhnlich nur fehr langfam vorwärts,
ba dann weder ber atmosphärifche Sauerftoff freien Zutritt hat, noch
das in bie Zelfen eingebrungene Waſſer geftieren kann. Dagegen
werden manche Geſteine, befonders die Kali, Natron, Kalt und Talk
führenden, durch das Kohlenfäure führende Regenwafler fortwährend
angegriffen, mögen fie auch noch fo tief unter ber Oberfläche liegen,
ja fie leiden gerade dann am meiften dadurch, indem bie Kohlenfäure
in ber Tiefe mit dem Waſſer länger verbunden bleibt, Die Kohlens
fäure Löfet das Eifens und Manganopydul, das Kalt, Natron und bie
Kalk: und Talkerde auf und kommt damit in den Quellen zu Tage.
Kalk: und Mergelgefteine verwandeln fid deshalb am erften dann
in Erde, wenn fie ſchon eine Erdſchicht Über ſich haben, denn in biefer
fammelt ſich nicht nur das Kohlenfäure haltige Waſſer, durch welches
das Geftein aufgelöfet wird, an, fondern es bildet fich auch in ders
felben aus den darin wachfenden und in Verweſung übergehenden
Pflanzen Humusfäure, melde gleichfalls bie Kalb und Talkerde
auflöfet und fortführt.
Bon der ſchnellen oder langſainen Verwitterung bee Gefleine
hängt es nun natuͤrlich ab, ob das daraus entflchende Erbreich noch
alle ober die mehrften im Geftein befindlich geweſenen Körper enthält.
Verwittert ein Geftein fehr langfam, fo werden während diefer Zeit
viele feiner Beftandtheile vom Regenwaſſer ausgelaugt; verwittert es
dagegen fchnell, fo führt die Exde, weiche baraus entſteht, auch noch)
120
die meiften Körper in bemfelben MWerhältniffe, wie fie in dem Gefteine
vorkommen. ine Erbe, welche fi) ſchon vor langer Zeit aus irgend
einem Gefteine bildete, enthält natürlidy um fo weniger im Waffer
leicht loͤsliche Körper, als fie fehe feinkörnig tft, da in diefem Kalle
das Waſſer ftärker einwirken kann. WMeiftentheit fehlen in ben
Erden, welche unmittelbar aus der Verwitterung der Gefteine hervor⸗
gegangen find, die im Waffer leicht Löslichen Salze, wo nicht gänzlich,
doch größtentheil. Die Erde, welche 3. DB. über dem kalireichen
Granit liegt, führt nur wenig Kali und um fo weniger, je vollftäns
diger ber Feldſpath und Glimmer (die Falihaltigen Körper des Gras
nites) die Werwitterung erlitten. Die bafaltifche Erde enthält nur
wenig Kali, während ber Baſalt felbft oft ſehr reich daran iſt. Die
Erde, welhe aus der Kreide entflanden ift, führt weniger Kalkerde,
als das Kreidegeflein felbft, indem das Kohlenfäure haltige Regen⸗
waſſer ſtets etwas Kalkerde auflöfet und fortführt, während es bie
Alaunerde, das Eifen und bie Kiefelerbe ber Kreide zuruͤcklaaͤßt. Der
Boden, welcher aus bem Serpentin, Talk⸗ und Chloritfchiefer hervor⸗
geht, befige nicht fo viel Talkerde, als diefe Gebirgsarten, da auch die
Talkerde vom Regenwaſſer, was immer Kohlenfäure enthält, fortges
führt wird u. mehr dergl.
-Da nun hieraus erhellet, wie wichtig es fei, daß die Zelfen
recht ſchnell verwittern, fo wirft fih uns von felbft die Stage auf:
Giebt es vieleicht Mittel, wodurch ihre Zerfallen in Erde befchleunigt
werden kann? Zum Theil wird biefe Stage fchon durch das Vor⸗
bergehende beantwortet, denn wir haben gefehen, daß es hauptfächlich
mit die Pflanzen find, durch welche die Geſteine angegriffen werden.
Wir müffen deshalb auf Felſen, von melden wir winfchen, daß fie
bald eine tiefe Erdſchicht über fi) bekommen, Pflanzen anbauen, und
befondere Bäume, weil deren Wurzeln am erſten in die Riffe und
Spalten dringen und fie gleih Keilen weiter auseinander treiben.
Unter ben Bäumen bilder fich aber auch Humus, aus welchem wieder
Humusfiure und Kohlenfäure entfliehen, wodurch das Geſtein weiter
angegriffen wird, Im Walde bleibt ferner, was wohl zu berüd»
fihtigen ift, der Staub beffer liegen, welcher fortwährend aus ber
Atmosphäre niederfält. Der Wald fchüst endlih den Boden, ber
aus dem Geſtein entflanden ift, gegen das Abfließen und die Aus⸗
laugung und macht, daß er fortwährend feucht bleibt; nun fpielt aber
dad Waſſer, wie wir gefehen haben, eine fehr wichtige Rolle bei der
121
Berwitterung ber Felsmaſſen. In der That, um moͤglichſt ſchnell
eine aderbare Krume über felfigem Grunde zu erhalten, giebt es
ein befferes Mittel, ale einen Wald darauf anzulegen, nur Echabe,
daß manche Felſen fo nadt find, daß man nicht glei Bäume darauf
anpflanzen kann. Mit Steäuhern u. dgl. muß man be&halb Hier
den Anfang machen.
Die meiften in ber Natur vorkommenden Erdarten führen ale
Hauptbeftandtheil Kiefelerde, da diefe nicht allein den Hauptbeſtand⸗
theil der meiften Gefteine ausmacht, fondern auch nur in fehr gerins
ger Menge in Waſſer loͤslich iſt und deshalb weniger ausgelaugt
wird, Mur diejenigen Ackererden machen hiervon eine Ausnahme,
welche aus ber Verwitterung ber Gype- Mergel⸗ und Kaltgeſteine
entſtanden ſind.
Alle Ackererden, moͤgen ſie nun auch aus wenig Pflanzennah⸗
rungsſtoffe fuͤhrenden Felsarten hervorgegangen und deshalb unfrucht⸗
bar fein, nehmen doch mit der Zeit an Fruchtbarkeit zus denn ſollten
anfänglich auch nur niebere Pflanzen, ald Mooſe und Flechten, auf
dem neuen Boden wachlen, fo erfcheinen doch bald nachher höhere
(Phanerogamen) und mit ihnen dann ‚zugleich Würmer und Inſecten.
Generationen gehen nach Generationen unter, woburd bie Erde mehr
and mehr mit organifhen Neften (Bumus) bereichert wird. Dazu
kommt aber noch, daß ber Boden, durch den ſich aus der Atmosphäre
fortwährend nieberfentenden Staub, fo wie duch das Regenwafſer
mit Körpern verfehen wird, die den Pflanzen zur Nahrung dienen,
indem biefe, wie wir wiſſen, aus Kalt, Talk, Ammoniak, Gyps,
Alaunerde, Eiſenoxyd u. ſ. w. beftehen.
Wenn gleich die meiſten Ackererden, welche auf Felſen ruhen,
aus der Verwitterung derſelben entſtanden ſind, ſo finden wir doch
auch wohl Erden uͤber den Gebirgsmaſſen ruhend, die denſelben ihre
Entſtehung nicht zu verdanken haben, ſo z. B. treffen wir ſehr oft
über dem Muſchelkalke eine ſehr thonige Erbe an, bie nicht von dem
verwitterten Kalkgefteine, ſondern von einer mit m alternirenden
Thonſchicht herruͤhrt.
Aus dem was bisher erwähnt worden iſt, keit baß die Maͤch⸗
tigkeit, d. h. die Dicke der Exbfchicht, welche über den Gebirgemaffen
tuht, fehr verfchieden fein muß; die Geſteine, welche leicht verwittern,
haben oft eine Erdſchicht über fich, weiche die Stärke von mehreren
Fußen erreicht, während fie über Gefteinen, die lange der Verwitte⸗
122
rung trogen, oft kaum einige Zoll mißt. Natuͤrlich hat dies einen
großen Einfluß auf das Gedeihen der daſelbſt wachfenden Pflanzen ;
fie vegstiven kuͤmmerlich, wenn die Erdſchicht nur dünn it, indem es
ihnen bier an Nahrung fehlt, während fie ba befler, oft fogar ſchwel⸗
geriſch wachen, wo fie einen tiefen Boden finden. Hiervon machen
jeboch eine Ausnahme die dünnen Erdſchichten, welche über ſtark zer⸗
Müfteten Mergels und Kalkfteinfelfen liegen, indem mehrere
Pflanzen, namentlih Baͤume, Esparfette, Lucerne und überhaupt alle
Gewaͤchſe, die lange Wurzeln treiben, in die Zwiſchenraͤume oder
Miffe und Epalten der Zelfen dringen und Nahrung daraus hervors
holen. Wir fehen deshalb fehr oft auf dem bunten Mergel und
dem fehr zerkluͤfteten Jurakalke die fchönften Bäume und bie üppigfte
Esparfette und Lucerne wachſen, möge die Erddecke, welche über ihnen
ruht, auch nur die Dice einiger Zoll haben.
In der Regel ift der Boden, welder unmittelbar aus der Ver
mitterung der Felsmaſſen entftand, einfacher zufammengefegt, als ber
ans und aufgeſchwemmte, ober der Altuvials und Diluvial⸗Boden,
d. h. er enthält nicht fo viele und nicht fo mannigfaltige Pflanzen
ernährende Körper ale, der Iegtere, und iſt aus diefem Grunde auch
weniger fruchtbar. Mo indeß das Geftein fehr verfchiedenartige Mi⸗
nerallen enthält und wo die Zerfeßung berfelben fehr ſchnell erfolgt,
da iſt natürlich auch der Verwitterungsboden oft fehr zufammengefept
und deshalb wohl eben fo fruchtbar, als der aufz und angeſchwemmte
Boden. Ein Boden, welcher z. B. duch die fchnelle Werwitterung
von Bafalttuff, der viele fremde Beifnengungen enthält, entſteht, führt
gewöhnlich in hinreichender Menge alle mineralifhen Körper, welche
die Pflanzen als Nahrung bedürfen, und iſt deshalb auch fehe fruchtbar.
Der Verwitterungsboden ift, wie der durch Ans und Aufſchwem⸗
men entflandene Boden, bald thonig und mergelich, bald kalkig, fan:
dig u. fi w., indem feine Befchaffenheit noch mehr wie beim Alu:
vial- und Diluvialboden, dur bie Art des Geſteins, aus welchem
er entitand, bedingt - wird. Der Verwitterungsboden iſt indeß nie
mals fo thonig und niemals fo fandig, ald der ans und aufge-
ſchwemmte Boden, dba bei feiner Bildung die Wafferfluthen nicht
mit eingewirdt haben, durch welche, wie wir früher fahen, die feinen
Thontheile ausgemafchen werden. Er tft aud in der Regel grob:
Eörniger als der Alluvials und DiluvialBoden, und enthält gewöhns
lich noch viele Kleinere und größere Bruchſtuͤcke des Gefleins, woraus
‚123
er fich bildete. Durch diefe Hält er fich ſtets Ioder, fo daß ein Ver⸗
witterungsboden auch niemals fo zaͤhe und feft, ald ein vom Waffer
aufs und angeſchwemmter Boden iſt. Oft ift der Verwitterungs⸗
boden aber auch mit fo vielen großen Steinen gemengt, daß feine
Bearbeitung ſchwierig wird, und er desholb eigens geſtaltete Acker⸗
inſtrumente erfordert.
Meiſt iſt der Bermitterungsboben, bis auf den bes. Thonſchie⸗
fort, Thonmergels und Schieferthons, troden, ja er leidet fogar oft
an Dürre, Indem bad Megenwaffer entweder ſchnell abläuft, oder in
die Tiefe zieht, in dem Halle nämlich, daß die Erdſchicht dünn ift und
die unter ihm rubenden Kelfen ſtark zerkluͤftet find.
In Folge feiner gewöhnlich hoben Lage ift der Boden, welcher
fi durd die Verwitterung der Gefteine bildete, meift kalt; freilich
wird die dadurch oft gemilbert, daß er eine dunkle Farbe hat, und
daß er auch wohl dunkel gefärbte Heine Steine enthält, durch welche
die Sonnenftrahlen zerlegt werden.
In der Regel erfordert ber Verwitterungsboden, wenn er ſich
gegen die meiſten angebauten Pflanzen guͤnſtig zeigen ſoll, eine oͤftere
und ſtaͤrkere Duͤngung mit Miſt, als der an⸗ und aufgeſchwemmte
Boden; denn theils werden die Duͤngertheile, wegen Zerkluͤftung des
Untergrundes oder wegen abhaͤngiger Lage des Terrains, bald vom
Waſſer ausgelaugt, theils iſt aber auch eine ſtaͤrkere Duͤngung noͤthig,
um den uͤblen Einfluͤſſen der Witterung zu begegnen.
Die viel Ammoniak entwickelnden Miſtarten ſagen dem hoch ge⸗
legenen Verwitterungsboden immer am beſten zu; denn das Ammo⸗
niak oder der Stickſtoff deſſelben kraͤftigt die Pflanzen ſo ſehr, daß ſie
den uͤblen Einflüffen der Witterung nun beſſer Trotz bieten koͤnnen.
Bon befonderer Wichtigkeit fir ihn ift auch die Düngung mit
gebranntem Kalt und mit kohlenſaures Kalt enthaltenden Dünger: .
Materialien (GHolzafche), Indem diefe eine größere Thätigkeit des Bo:
dens veranlaffen und die Pflanzen eher zur Reife bringen, was in
kalten Klimaten nicht zu berechnende Vortheile gewährt. Durch eine
Düngung mit Moder wird er ein wenig wärmer, da ber Kohlenfloff
deffelben mit dem Sauerfloff der Luft in Verbindung tritt, wobei
Wärme entfleht.
Auf hohen Bergen findet man aber wohl Berwitterungsboden,
der, obgleich er fehr viel Humus enthält, dennoch nicht fruchtbar
iſt; duͤngt man ihn aber mit Kalt und Dolzafche, fo bringt ex augen:
124
blicklich bie ſchoͤnſten, dem Klima angemeffene Pflanzen hervor. Oft
wird er aber auch dadurch fruchtbarer, daß man ſeine humusreiche,
mit Gras bewachſene Narbe abſchaͤlt und, wenn ſie trocken iſt, ſammt
dem etwa vorhandenen Buſchholz, verbrennt. Hier wirkt dann beſonders
das Kalt des Holzes; fo auf dem Schwarzwalde, im Siegenſchen u. ſ. w.
Es giebt natürlich eben fo viele Verwitterungsbodenarten, al& Ges
birgsarten vorlommen, und alle diefe Bobenarten verhalten fi, wie
wir ſchon In der Gefteinsichre gefehen haben, auch fehr verſchieden
gegen die Begetation. Die am häufigften vorkommenden laſſen ſich
in diefer Beziehung folgendermaßen eintheilen:
Sehr kraͤftige Bodenarten liefern:
1) die Mergelarten verfchiedener Formationen,
2) einige wenige Kalkarten, befonders bie fogenannte Rauhwacke,
3) der Trapp und bie vultanifchen Gebilde,
4) die Laven,
5) der bafaltifhe und vulkaniſche Zuff,
6) der Gabbro,
7) der Serpentin,
8) der Chloritfchiefer,
8) der Talkſchiefer,
10) der Sandftein mit mergeligem Bindemittel und
11) der Feldſtein.
Weniger Eräftige Bobenarten liefetn:
1) der Granit,
2) der Gneis,
3) der Thonfchiefer,
A) die Grauwacke,
5) ders Glimmerſchiefer, und
6) der Sandftein mit thonigem Bindemittel.
Magere Bodenarten liefern:
1) die Breccien,
2) mehrere Conglomerate,
3) dee Mufchelfandftein,
4) diejenigen Sandfteinarten, welche Eifenoryd und Kiefelerbe ats
Bindungsmittel enthalten,
5) die glafigen Laven,
6) der Quarz,
7) dee Porphyr,
125
8) der Kiefelfchiefer,
9) der Quarzfandftein, und Überhaupt alle Gefleine, welche zum
Kieſelgeſchlecht gehören.
Im Allgemeinen läßt fih. noch fagen: Die Sand feine ber
Kreides und Quaderſandſtein-Formation liefern, wegen ihres
gemwöhnlih mergeligen Bindemittel, einen fehr fruchtbaren Boden;
auch mird der Kreidemergel diefer Formation fehr häufig als Duͤn⸗
gungsmittel benußt.
Wo der Kieſelkalk und dichte Jurakalk unbebedt liegen,
da iſt die Vegetation ſtets kuͤmmerlich, desgl. da, wo ber Corallen⸗
Kart vorkommt, indem felbige der Verwitterung ſehr Eräftig wider⸗
fiehen. Iſt dagegen der Jurakalk vom älteren Rogenſtein durch)
Thon und Mergelgebilde getrennt, fo entſteht ein fehr fruchtbares
Erdreich. Aber auch die thonigen Schichten des Rogenſteins
geben einen fruchtbaren Boden, wahrend der Rogenſtein felbft ein
unfruchtbared Erdreich Tiefer. — Einen vorteefflihen Boden geben
ferner die leicht verwitterbaren Mergel: und Xhonfchiefer der Lind:
formation, und fo auch zeigt fich derjenige Boden der Vegetation fehr
günflig, welcher aus den loderen und weichen Maffen der Keuper:
Formation entſteht. Sie find es auch, welche jenen ſchoͤnen Mergel
zue Düngung liefen. Weiter gebt aus der oberen Schicht der
Formation des bunten Sandfleins eine gute Adererde hervor,
namentlich zeigt fie da eine gute Befchaffenheit, wo ſich Thonmergel
findet. Endlich liefern auch bie Zechſtein⸗Formationen fehr fruchts
bare Adererden.
Sehr verfchieben iſt dagegen ber Boden, welcher aus ben Glies
bern der obern Gruppe bed Uebergangegebirges entfteht, indem er ſich
nach der Beſchaffenheit bes Geſteins, welches den Untergrund bildet,
richtet. Die Schieferſteinarten liefern ein thoniges, naffes, ſchweres
Erdreich, während, wenn der Sandftein darin überwiegend iſt, Bäume,
Getreide u, f. w. vortrefflich darauf machen. Wo endlich bie gro⸗
ben Konglomerate vorherrſchen, da iſt der Boden fletd mager und
meift nicht des Anbauens wärbig.
126
Bon den gebräuchlichfien Benennungen ber
Bodenarten.
Obwohl die gemöhnliden Kunſtausdruͤcke, womit man die in
der Natur vorfommenden Bodenarten bezeichnet, Eeinen großen wiſſen⸗
fhaftlichen Werth haben, indem viel Willkuͤrlichkeit darin herrfcht und
man 35 DB. bier einen Boden „[hwer” nennt, welchen man an
einem andern Örte mit „leicht” bezeichnet, fo können wir doch
nicht umhin, Rüdfiht darauf zu nehmen, da fie zu allgemein ange
nommen find, um fie mit Stillfchweigen zu übergehen und dann
auch laͤßt fih nicht laͤugnen, daß mehrere der gebraͤuchlichſten Kunft-
ausdrüde eben fo gut gewählt als richtig bezeichnend find.
1. Benennung ber Bobenarten rüdfihtlich ihrer Lage
Die Bodenarten werden hinſichtlich ihrer Lage unterfchieden in:
a) Aueboden, au Lofer Marfhboden genannt. Derfelbe
kommt an Flüffen, in Thaͤlern und Niederungen vor und enthält
viel Humus.
b) Niederungss oder Marſchboden (ſchwerer Marſchboden,
Polder, Groden) durch Ströme und vom Meere abgefegter Boden.
c) Höhe: ober Geeſtboden; hierunter verficht man Im noͤrd⸗
lichen Deutfchlande den Diluvial⸗Boden. Er ift oft flach, oft hügelig.
d) Bergland, auf dem Plateau oder Kamm hoher Berge be:
findlich (Verwitterungsboden).
e) Abhaͤngiger Boden, an Bergabhaͤngen liegend. (Alluvial⸗,
Diluvial⸗ und Verwitterungs⸗Boden.)
2. Benennung des Bodens nach ſeinem Verhalten
gegen die Feuchtigkeit.
Der Boden wird duͤrr, trocken, feucht (fifh), naß,
fumpfis, [hwammig, quellig und waſſergallig genannt.
1) Dürr heißt er, wenn er ſchon nach einigen Tagen das in bes
traͤchtlicher Menge auf ihn gefallene Megenwaffer entweder durch)
Verbunftung oder dadurch verliert, daß es in die Tiefe ſinkt; auch ifl
er duͤrr, fofern er gar eine oder nur wenige Waſſerduͤnſte aus ber
Atmosphäre anzieht. Hierzu gehören alle einen fehr durchlaffenden
Untergrund habende grobkoͤrnige Sandbobenarten, fo wie der Grand⸗,
122
Kies⸗, Geroͤlle⸗ und Geſchiebe⸗ (Schotter:) Boden, im Fall dieſelben
nur wenig Humus und Thontheile beſitzen.
2) Trocen wird er genannt, wenn er das Waſſer nicht ſo
ſchnell, als der vorige Boden verliert, und auch einige Waſſerduͤnſte
aus der Atmosphaͤre anzieht. Hierzu gehoͤren die lehmig⸗ſandigen,
fandigsicehmigen, humushaltig⸗ſandigen und Kreidebodenarten mit durch⸗
laſſendem Untergrunde.
3) Feucht (filfch) nennt man ihn, ſofern er das buch Regen
empfangene Waſſer ziemlich lange anhält und viele Waſſerduͤnſte aus
der Atmosphäre anzieht. Zu diefer Klaffe gehören die Lehm⸗, Mer⸗
gels, Lettens und fehr humusreichen WBobenarten. Ein Boden, der
gelodert ift, zieht übrigens mehr Feuchtigkeit aus der Luft an, als
derfelbe Boden, wenn er feft ifl; deshalb haben bei trodnem Metter
die Pflanzen großen Nugen von der Bearbeitung des Bodens. Ge:
wöhnfich glaubt man aber das Gegentheil. Ein fehr fandiger Boden
macht freilich, eine Ausnahme hiervon; denn bdiefer zieht weder im
todern noch im feften Zuftande Wafferdünfte an und wird mit:
bin durch die Bearbeitung bei Dürre nur noch trodner.
4) Naß heißt der Boden, wenn er das Regenwaſſer fehr lange
anhält, und dadurch ſowohl der Bearbeitung ale auch dem Pflanzen:
wahsthume hinderlih wird. Hierzu gehören alle Thonbodenarten,
indem der Thon die Eigenfchaft hat, das Waffer lange anzuhalten, —
Ein Boden kann aber auch naß fein in Folge eines undurdlaffens
den Untergrundes. Der Sandboden ift 3. B. oft fehr naß, wenn
Thon zu nahe unter der Oberfläche liegt, Die Näffe des Sand:
bodens verſchwindet aber leichter, ald die des Thons, weil erfterer
feiner Loderheit megen viel Waffer durch die Verbunftung verliert.
Ein Boden mit naſſem Untergrunde heißt auch kaltgruͤndig; kalt
ift er in der That, da bei der Verdunſtung bes Waſſers die dazu
erforderliche Wärme theilweife dem Boden entzogen wird.
5) Sumpfig, ſchwammig heißt ber Boden, welcher fo naß
ft, daß er Beine Bearbeitung mit dem Vieh zulaͤßt. Hierzu gehört
dee Bruch, Moors und Torfboden in feiner urfprünglichen Be⸗
fchaffenheitz wird er dagegen entwäffert, fo tritt er in die Klaffe ber
feuchten oder friſchen Bodenarten.
Der Boden wirb endlich
6) quellig oder waffergallig genannt, wenn nach vorherges
gangenem langen Regen an vielen Stellen Quellen entfichen, die
128
nur bei anhaltender Dürre verfiegen. Emm folder Boden hat ſtets
eine abhängige Lage und enthält im Untergrunde Felfen, Thon⸗ und
Lettenfchichten, die das Wafler am Tieferfinten hindern, und es
irgendwo zum Durchbruche zwingen.
Natuͤrlich giebt es auch Bodenarten, bie fi) bald mehr ber
einen, bald mehr ber andern Klafje nähern, oder Webergänge der einen
Art in die andere bilden. Zur beffern Bezeichnung gebraucht man
dann auch wohl die Worte etwas, fehr, ausgezeichnet, . B.
etwas naß, fehr naß und ausgezeichnet naß u. f. m.
3. Benennung der Bodenarten hinſichtlich ihrer
Temperatur.
Der Boden wird kalt, warm und heiß (higig) genannt;
auch unterfcheldet man wohl einen temperitten Boden; hierunter
verfteht man naͤmlich einen foldhen, der zwiſchen kalt und warm
in der Mitte ſteht. — Ein Boden, welcher loder ift, erwärmt ſich
übrigens in den Sonnenftrahlen bei weitem weniger, als ein Boden,
welcher dicht ift, indem der erſtere Luft eingefchloffen hält, welche bie
Waͤrme ſchlecht leitet,
1) Kalt iſt der Boden (vorausgeſetzt, daß er ſich im Flachlande,
oder doch auf nicht ſehr hohen Bergen befindet) immer dann, wenn er
nicht nur viel Waſſer aufnimmt, ſondern daſſelbe auch lange bei ſich
behält; das Waſſer verdunſtet dann ganz allmaͤhlig und entzieht dabei
. den Erdthellen fortwährend die Wärme. Uebrigens kann ein jeber
Boden Palt fein, fofern er einen undurdlaffenden Untergrund bat,
da dann das Waſſer, welches ſich mittelft ber Haarroͤhrchenkraft
allmäplig bis zur Oberflähe hebt, durch feine Verdunſtung dem
Boden die Wärme entzieht. Ein Sandboden iſt deshalb oft eben
fo kalt, als ein Xhonboden, ja er iſt zuweilen fogar kaͤlter,
dann nämlich, wenn der Untergrund fehr mafferreich if. Das viele
Maffer, was er durch bie Verdunſtung verliert, entzieht ihm oft fo
-vid Wärme, daß dies der Grund iſt, weshalb auf naffem Sand»
‚boden in kalten Nächten und bei unbewoͤlktem Himmel die Früchte
bei weitem leichter erfrieren, ald auf naffem Thonboden.
2) Warm it ber Boden, wenn er bei Regenwetter den größten
Theil des Waſſers leicht in die Ziefe finken läßt; wenn er fich nad
ber Bearbeitung lange loder hält, wenn er grobkörnig iſt, wenn er
129
eine dunkle Karbe hat, viel Humus enthält, indem dann die Sonnen»
ſtrahlen in Wärme und Licht zerlegt werben, ober der Kohlenſtoff des
BHumus fi mit dem Sauerſtoff der Luft verbindet, wobe die in
Freiheit gelangende Wärme von den Erdtheilen aufgenommen wird,
Auf dergielhen Boden gedeihen die Früchte am ſicherſten; auch eignet
ex ſich zum Anbau folder Gewaͤchſe, bie viel Wärme zu ihrer volls
tommnen Reife verlangen.
Zu ben warmen Boden gehört ber fanbige Lehm⸗, der Ichmige
Sande und Mergelboben und dieſe Bobenarten find um fo wärmer,
je mehr Humus fie enthalten. "
3) Hitzig oder Heiß nennt man endlich ben Boden, welcher nicht
bloß viel Wärme aufnimmt, fondern biefelbe auch’ nur langfam wie⸗
der fahren läßt; der ferner fehr pord6 ift und ber bad aufgenommene
Maffer entweder bald durch Werbunftung verliert, ober baffelbe in bie
Tiefe ziehen laͤßt. Hierzu gehört der Sands, Grande, Kalk⸗ und
Kreibeboden. Dee Boden, welcher aus reinem Quarzfande beftcht
und einen burchlaffenden Untergrund bat, iſt von allen Bodenarten
mit der heißefte, indem derſelbe die Eigenſchaft hat, ſich in den Sons
nenftrablen fehr ſtark zu erwärmen und bie aufgenommene Wärme
zur ganz almählig an die Luft abzugeben oder auszuſtrahlen.
4. Benennung der VBodenarten nah dem Grade Ihrer
Zertheilung (Pulverung).
Hinfichtlich der Pulverung ober bes Korns bezeichnet man bie
Bodenartn mit flaubig, feinkoͤrnig, grobkoͤrnig, groß⸗
törnig und grandig.
1) Der Boden heißt ſtaubig, wenn er fo fein zertheilt iſt, daß
er, zwiſchen den Fingern gerieben, fi wie Mehl anfühlt.
)) Feinkörnig nenne man ihn, wenn er aus feinen, jedoch
noch fühlbaren Koͤrnern beftsht, bie im trocknen Zuſtande vom Winde
fortgetrieben werden.
3) Grobkoͤrnig wird er genannt, wenn er oie Quarzſand und
Körner anderer Mineralien enthält, welche die Größe der Senf» und
Rapskoͤrner haben.
4) Großkoͤrnig heißt er, wenn er meiſt aus Koͤrnern verfchies
dener Mineralien befteht, die fo groß als Widen und Erbfen find.
5) Grandig oder Liefig nennt man endlich denjenigen Boden,
9
18
der größtenteils aus Eleinen abgerundeten Steinen befteht, weiche bie
» Größe ber Haſel⸗ und Walnüffe haben. — Im füblichen Deutſch⸗
fand nennt man einen bergi. Boden gewöhnlih „Schotter.“ Die
Steine des eigentlihen Schotterbodens haben jeboch mehe eine
fchieftige als runde Geſtalt und find auch größer als die des Grand⸗
bodens.
Die Größe des Korns ober der Grad der Zerpulverung iſt für
das Gedeihen der Pflanzen von der allergroͤßten Wichtigkeit; denn
ein feinkoͤrniger Boden bringt, unter übrigens gleichen Vecrhaͤltniſſen,
ftetö beffere Fruͤchte hervor, als ein grobkoͤrniger, indem das Waſſer,
wegen ber feinen Bertheilung, die Nahrungsfloffe dann leichter auflöfen
und im bie Pflanzen überführen kann. Ein fehr feinkoͤrniger Boden
hält fi zwar länger feucht *), allein er wird auch dei anhaltenden
Regenwetter Leicht in einen Brei verwandelt, zumal wenn er kurz
zuvor fehr fleißig bearbeitet worden iſt. Beim Austrodam wird aber
ein Boden, welcher durch Näffe in einen breiartigen Zuſtand geräch,
fehe dicht und feft, fo daß die Pflanzen, weil dann kein Sauerſtoff
zu den Wurzeln treten Bann, fehr fchlecht auf ihm wachſen.
Daß wirklich die Seinheit der Bobenbeftandtheile außerordentlich
günftig auf das Pflanzenwachſthum wirkt, ſah ich aus folgendem
Meinen Verſuche: Gleiche Gewichtstheile siner humusreichen fandigen
Gartenerde wurden in zwel Toͤpfe gethan, wovon bie Erde des einen
Topfes vorher durch Zerreiben in einem Porzellan⸗Moͤrſer in ein ſehr
feines Pulver verwandelt worden war. In beide Toͤpfe pflanzte ich
hierauf 4 Gerſtenkoͤrner und begoß die Pflanzen anfänglich mit
derſelben Quantitaͤt Regenwaſſer. Die Gerſtenpflanzen in der fein⸗
geriebenen Erde wuchſen von Anfang an um Vieles beſſer, als die
in dee nicht zerriebenen Erbe, und da bie letztere bei weitem ſchneller
außstrodinete, fo mußte ih fie, um die Pflanzen nicht verwelten zu
laffen, mit mehr Wafler begießen. Wenngleich nun bie Pflanzen
in der feingeriebenen Erde weniger Waffer erhielten, fo gaben fie, als
fie reif waren, dennoch /, mehr Stroh und "/, mal mehr Körner.
*) 100 Gewichtstheile fehr fein gerriebener Ichmiger Ganb mit 30 Ger
wichtetheilen Waſſer angefeuchtet, verloren bei 15° R. Wärme bas Waſſer
durch Berdunflung in 120 Stunden; 100 @ewichtsiheile derſelben Erde in
gewoͤhnlichem Zuftande gefaffen, und mit eben fo viel Waffer angefeuchtet,
verloren dagegen daſſelbe ſchon in 76 Stunden ; nach meinen Werfachen.
431
Wäre aber, wie es Häufig behauptet wird, das Waſſer allein zum
üppigen Pflanmzenwachechume hinreichend, fo hätte die grobkoͤrnige
Erde mehr Stroh und Körner, als die feinkoͤrnige, Tiefen muͤſſen,
was aber gerade ber umgekehrte Fall war. — Wurde der Verſuch,
wegen feiner Koſtbarkeit, auch nur in eimem Blumentopfe angeftelitz
fo lieferte er umgeachtet befien doch ein BRefultat,. woraus ſich mit
voͤliger Sicherheit ſchließen laͤßt, wie es fi damit im Großen ver⸗
halten wird.
=
5. Benennung ber Bodenarten nah ihrem Berhalten
beider Bearbeitung.
Man nennt dm Boden in dieſer Beziehung leicht, Lofe,
mollig, bollig, milbe, mürbe, melimig, binbig, feft,
selchloffen, ſchwer, zähe, fireng, fleif, widerfpenftig,
ungefhladht, ſchmierig, ſchlüpfrig, ſchliffig, ſcharf,
gnatzig u. f. w.
1) Leichtt iſt der Boden, wenn er ſelbſt bei Regenwetter nicht an
die Ackerinſtrumente klebt, wenn er beim Pflügen und Eggen voll⸗
kommen zerkruͤmelt, nicht zuſammenbackt und leicht verfchiebbar iſt;
alfo eine ſehr bemerkbare Gohäfien und Adhaͤſion befise. Hierzu
gehören alle Sandbodenarten von großem und großem Korn, fo wie
ber Grandboden und alle Bodenarten mit großem Humusgehalt.
Die Grande und GSandbodenarten find aber im eigentlihen Sinne
des Worts ſchwerer, als die Xhonbobenarten, d. h. ein gewiſſes Vo⸗
lumen des Sandbodens wiegt mehr, als daſſelbe Volumen des Thon⸗
bodens.
2) Lofe, locker, mollig und bollig iſt der Boden, wenn
er fi) ohne große Anſtrengung bearbeiten laͤßt, dabei eine ſehr lockere
Beſchaffenheit erlangt, bedeutend am Volumen zunimmt, bei Regen⸗
wetter Fark aufquillt und beim Darkberhinfchreitn viel Elaſticitaͤt
zeigt. Zu biefer Bobenart gehört ber entwaͤſſerte Torfe, Moor⸗ und
Brucbeoden, und äberhaupt aller Boden, welcher faft nur aus Hu⸗
mus, ober aus noch micht im völlige Zerſchung Übergegangenen
Pflanzenreſten befteht.
3) Milde, mürbe und mellmig iſt der Boden, fofen er im
trocknen Zuftande ſach leicht zerreiben läßt, ober buch Pflug, Haa⸗
ten, Egge und Walze vollkommen zerkruͤmelt werben kann, und nad)
9 %
a‘
-
132
erfolgtem Regen auch fange loder bleibt. Hierzu gehören alle Bo⸗
denarten, die aus feins oder grobkoͤrnigem Lehme beſtehen und vielen
Kalt und Humus enthalten,
Die Benennung „mild“ gebraudt man auch wehl im Ge⸗
genſatz von „ſauerz“ unter mildem Boden verſteht man naͤmlich
einen ſolchen, welcher freiwillig ſuͤße Graͤſer und andere dem Viehe
gedeihliche Pflanzen hervorbringt, waͤhrend man einen Boden, der
Binſen, Riedgraͤſer und andere ſchlechte, nahrungsloſe Pflanzen
traͤgt, ſauer nennt.
4) Bindig, feſt und geſchloſſen nennt man einen Boden,
welcher den Aderinftrumenten zwar einigen Widerfland entgegenfegt,
jedoch bei günfliger Witterung leicht Dadurch zerkruͤmelt werden kann.
Zu dieſer Klaſſe gehören alle humusarmen, fehr feinkörnigen Lehm⸗,
Mergel: und Kreibebobenarten.
5) Scharf Heißt der Boden, welcher nicht nur bie Ackerinſtru⸗
mente ſtark angreift, fondbern ihnen auch viele Hinderniſſe in ben
Meg ſtellt. Hierzu gehört der grandige Sande, Lehm⸗ und Thon»
boden, und überhaupt aller Boden, der reich an kleinen Steinen iſt.
6) Schwer heißt der Boden, welcher fi bei Dürre nur mit
Anftrengung umpflügen läßt und babei Klöße und Schollen giebt,
bie ſich aber noch buch Egge und Walze zerkieinern laſſen. Zu
den ſchweren Bodenarten gehört der Fluß⸗ und Seemarfchboben, der
feinkörnige mergelige Thonboden und der fehr feinkörnige Lehmboben
(hier und da Floßlehm, Melmboben, Letten, Schlump genannt).
7). Zaͤhe, ſtreng, widerfpenflig ober ſteif wird der Boden
genannt, wenn er im trocknen Zuflande nur mit großer Anftrengung
umgepflügt werden Eann, und dabei harte große Schollen Liefert. Im
feuchten Zuſtande bearbeitet, klebt er dagegen an bie Aderinfirumente,
und wird er bei Näffe gepflägt, fo Happt er in Schwarten um. Der
Egge verwehrt: er ſowohl bei Dürte als bei Näffe den Zugang, wes⸗
halb denn auch bei feiner Bearbeitung fehr genau ein gewiſſer Grab
von Feuchtigkeit beobachtet werben muß, fofern er gehörig zetkruͤmelt
werden fol. Hierzu gehören alle feinkoͤrnigen Thonbodenarten, bie
nur wenig Humus und Kalt enthalten. Hier und da wird biefer
Boden auch Klei oder Knid genannt.
8) Ungefhladt nennt man ben Boden, wenn ex ſich bei kei⸗
nerlei Witterung mit Leichtigkeit bearbeiten läßt, und wenn er, wegen
Ungleichheit feiner Mifhung, oder wegen Worhandenfeins von Wur⸗
133
sein und Gteinen einen -unftäten Gang ber Aderinfirumente ver⸗
anlaßt. Zu biefer Klaffe gehören bie meiften Neubrüche und diejenigen
Bodenarten, welche fehr thonig find und viele Heine Steine enthalten.
9 Schmierig, fhlüpfrig ober ſchliffig heiße ber Boden,
wenn er beim Pfluͤgen glänzende Pflugſtrelfen tiefer. Er beſteht
gewoͤhnlich aus feinem humushaltigen Thon und ift dabei fehr naß.
10) Bnastg wird endlich derjenige Boden genannt; weicher durch
vielen mittelſt Eifenoryb und Thon verkitteten Grand das Einbringen
ber Ackerinſtrumente entweder hindert oder bei Duͤrre unmöglich macht.
6 Benennung ber Bodenarten nad dem Grade ihrer
Fruchtbarkeit oder ihres Vermögens, die Pflanzen
mit Nahrung zu verforgen.,
Ruͤckſichtlich dieſer Eigenfchaft Heißt der Boden uͤbetreich,
reich, fett, geil, Eraftvoll, dermoͤgend, flart, &ppig,
ergiebig, Hering, arm, dürftig, erfhöpft, mager, aus⸗
gehungert, außgemergelt, foor, fruhtbar, unfruchtbar,
und aud wohl gefund und ungefunb. |
Alle diefe Benennungen beziehen ſich bloß auf dasjenige im
Boden, was die Pflanzen mit Nahrung verforgt. Zum Pflanzen>
wachtthum gehören zwar 15 — 16 Eiementarfloffe, da indeß bie
eine Pflanze oft mehr als eine andere von biefem oder jenem Stoff
zu ihrem Gedeihen bedarf, fo kann ein Boden für biefe Pflanze
arm fein, während er für eine andere noch reich if. In der
Regel iſt für unfere angebauten Pflanzen freilich derjenige Boden
der reichſte oder fruchtbarfte, welcher den meiften Humus und viele
in Waſſer leicht loͤsliche humusſaure und andre Salze,‘ beſonders bie
des Ammonlaks, enthält, während derjenige ber aͤrmſte oder unfruchts
barſte ift, weicher wenig Humus befist und welchem ſich durch Waſſer
wenige oder gar Beine andere Körper als Kiefelerde entziehen läßt.
Ein Boden kann indeß auch wegen einer zu großen Menge
irgend einer, im Waſſer leicht Lösfichen, zum Pflanzenwachsthume
nöthigen Subſtanz unfruchtbar fein, gleichwie er auch dadurch fehr uns
fruchtbar fein kann, daß er einen im Waſſer leicht loͤslichen, aber nicht
zum Leben der Pflanzen bienlichen Körper enthält; fo 3. B. iſt em
Boden ſehr unfruchtbar, fofeen ein leicht loͤsliches Kupferfalz darin
vorkommt, was freilich zu den Seltenheiten gehört.
Ueberteich nenne man einen Boden, auf welchem bie Pflan=
134
zen fo üppig wachen, daß fie fich noch vor ber Meife Inge. Dies
ruͤhrt, was merkwuͤrdig ift, ſtets nur von einem einzigen im U ebermaaß
vorhandenen Stoffe her, nämlih vom Stickſtoffe, oder-ven Sal
zen, die fehr reich an Stickſtoff find und fich leicht im Waſſer Iöfen,
wozu namentlich bie Ammoniak» und bie falpeterfauren Salze gehören,
Man unterfcheidet die Fruchtbarkeit des Bodens auch wohl
“von dem Reich thum deſſelben. Unter einem reichen Boden be
greift man nämlich einen foldyen, ber eine große Menge Humus ober
organifche Ueberreſte enthält, fie mögen nun fchon zur Pflanzen-
nahrung vorbereitet fein oder nicht. Unter einem fruchtbaren
Boden verfieht man dagegen denjenigm, in welchem ber Humus
ſchon völlig zur Pflanzennahrung vorbereitet oder auflöstich iſt. Diefe
Benennungen find jedoch nicht richtig, denn fie find aus einer uns
richtigen Vorſtellung entflanden, die man vom Humus und über
haupt von ber Pflangenernährung hat. Der Torfboden z. B. ents
bält ſehr vielen in Waſſer Iöslihen Humus (humusſaure Salze und
Humusfäure) und ift dennoch meiſt ſehr unfruchtbar, weil es
ihm zum üppigen Pflanzenwachſthume noch an gewiſſen mineralifhen
Stoffen (gewöhnlich Kali und Kiefelerde) fehlt. Ein Boden ift. folg-
ich nur dann reich oder fruchtbar zu nennen, wenn er in hin⸗
seihender Menge alle diejenigen Körper enthält, welche gerabe
der angebauten Pflanze zur Nahrung dienen.
Fett nennt man einen Boben, nicht nur in Bezug feines
Reichthums an Pflangennahrung, fondern auch wohl, wenn er, bei
Mäffe bearbeitet, ſehr ſchluͤpfrig und ſchliffig if, oder ſich, wie bee
Toͤpferthon, fettig anfühlt | |
Unter erfhöpft, ausgemergelt und ausgehungert
begreift man einen Boden, der, ohne daß man ihn duͤngte, fo fange
mit Früchten bebaut wurbe, bis er die Gulturkoften nicht mehr bezahlt,
Geſund nennt man gewöhnlich den Boden, welcher ben mel⸗
ften angebauten Früchten zufagt, während man unter einem unges
funden Boden (meift naß, moorig und eifenfhäffig) denjenigen 'bes
greift, auf welchem nur einige wenige Pflanzenarten angebaut werben
innen, und welcher freiwillig Riedgräfer, Binfen und andere foges
nannte faure Pflanzen bervorbringt.
.Soor iſt die plattdeutſche Benennung für erſchoͤpft, arm ober
mager. Alle Übrigen Benennungen bedürfen einer weiteren Er⸗
klaͤrung. |
135
7. Benennung bes Bodens nach feinem Verhalten
gegen bie Düngang mit Mift,
Man nennt den Boden rüdfichtlih. feines Verhaltens ‚gegen bie
Dingung mit Mifi gehrend, hungrig ober bebürftig.
Zehrend iſt der Boden, wenn der Mit bald von den Pflan-
zen aufgezehrt wird, ſich ſchnell in Humus verwandelt und bie dabei
entſtehende Humusfdure nicht buch Bafen. gebunden, fondern vom
Waſſer ausgelaugt wird, ober fich, eine weitere Zerſetzung erleidend,
verfluͤchtigt. Zugleich iſt er aber auch dadurch zehrend, daß alle im
Miſte ſchon befindiichen ober erſt entfichenden Salze vom. Waſſer
bald in die Tiefe geführt werden.
Zu den Bobenarten, welche ſehr zehrend find, gehört ber trodine
Grand» und Sandboben, und im geringeren Grabe auch ber Kreide
und Kalkboden. Der Sand: und nnd; mehr der Grandboden ver-
liert die, bei bee Verweſung bes Miſtes entſtehenden und ben Pflanzen
zur Nahrung dienenden Körper von allen Bodenarten am leichteften,
und erfordert, damit nichts vom Dünge-Gapitale verlosen gehe, des⸗
halb sine oft wicherhelte, aber nur ſch wache Duͤngung.
Hungrig iſt ber Boden, wenn: er- auf. einmal viel Mift es
fordert, um fruchtbar zu fehl Hierzu gehören alle yiel Eiſen ent⸗
haktenden Xhonbobenerten; zumal wenn fie auch naß find. Deus.
gleichen Bodenarten erfordern beionders aus dem Grunde yiel Mit,
dag von ber vielen Alaunerbe und dem Eifenorybe die aus ber Zer⸗
fegung bes Miſtes entſtehende Humusſaure cherniſch ‚gebunden wich,
und daß nun, wegen Schwerloͤſlichkeit der entſtandenen humus⸗
ſauren Salze (hummöfenre Algqunerde und humusſaures Eiſcnorydy
den Pflanzen bie Dumugräum entzogen wird.
8. Benennung Der Wodenarten nah ben ihnen
sufagenben Fruͤchten.
As noch keine wiſſenſchaftliche Eintheilung der Bodenarten bes
gruͤndet war, claſſificirte man dieſelben ſehr haͤufig nach dem Ver⸗
moͤgen, gewiſſe, Fruͤchte in vorzuͤglicher Güte hervorzubringen. Hier⸗
bel beruͤckſichtigt man indeß nur den Weizen, Rocken, Hafer
und die Gerſte. In manchen Ländern beſteht dieſe Eintheilung
der Bodenarten noch fortwaͤhrend; ſo unrichtig und mangelhaft ſie
136
auch fein mag. Man unterfcheibee dort Weigenboben, Rodens
boden, Gerſteboden und Haferboden, und zwar Ir, 2r., Ir
und Ar Claſſe, wobei man bie Klaffen an gewiffe Erträge knuͤpft.
Außerdem bat man noch 3, 6 und Yiähriges Rockenland, d. h.
Boden, ber, wenn er 2, 5 ober 8 Jahr geruhet hat, ohne gehängt
worden zu fein, einmal mit Roden beftellt wird.
Daß diefe Claſſificirung des Bodens auf fehr feichten Gründen
beruhet, iſt einleuchtendb; denn es iſt nicht felten, daß z. B. ber
Haferboden Ar Claffe durch gute Cultur und Düngung in Welzen-
boden 1e Claſſe verwandelt wird; auch laͤßt fich fehr oft das Yiährige
Modenland durch wiederholte Düngung mit Miſt bis zum Gerſte⸗
boden 1r Klaſſe erheben u. m. dergl.
So unſicher und unzuverläßlih nun auch im Allgemeinen bie
Eintheilung der Bodenatten nach biefem Principe iſt, fo laͤßt fich
doch nicht leugnen, daß es fehr viele Bodenarten giebt, auf welchen
diefe oder jene Ftucht vorzugsweiſe ganz vorzüglich gebeihet, fo daß
denn allerdings auch nach ihr der Boden benannt werden kann.
Traͤgt ein Boden von allen angebauten Fruͤchten verhälmißs
mäßig bie ſchoͤnſten Kartoffeln, fo kann man ihn eben fo gut
einm Kartoffelnboben nennen, ald man: einen Boden, ber vors
zugsweiſe den Weizen begünfligt, „Weizenboben” nennt; und
iſt die Lucerne diejenige Pflanze, welche verhaͤltnißmaͤßig auf ihm
am beften gebeihet, fo kann man ihm den Ramen „Luce ne⸗
boden“ geben u. ſ. w.
Die Eigenſchaft des Bodens, gewiſſe Pflanzen beſſer ats ander⸗
hervorzubtingen, beruhet auf einem eigenthuͤmlichen Miſchungever⸗
haͤltniß ſeiner Beſtandtheile, theils haͤngt ſie aber auch von ſeiner
phyſiſchen Beſchaffenheit, von feinem Korn, von feiner. Lage, ſeinern
Feuchtigkeitszuſtande, feinem Untergrunde u. f. w. ab; woraus erhellet,
dag man bei der Beurtheilung des Bodens nicht bloß die chemiſchen
Beſtandtheile, fondern aud die phpfifchen Eigenfchaften defielben bes
ruͤckſichtigen muß.
Viele chemifche Unterſuchungen haben mir gezeigt, daß der rothe
Klee zum üppigen Wachsthume im Boden, vorzüglig im Unter
grunde, viel: Kall, Talkerde, phosphorſaute Kalkerde, etwas Gyps und
Kochſalz vorfinden muß; bekannt iſt aber au, daß zum guten Ge⸗
deihen des Klees eine gewiſſe Feſtigkeit und ein gewiſſer Jeuchtigkeite⸗
grad des Bodens erforderlich iſtz man bezeichnet deshalb auch einen
137
Boden hinſichtlich feines chemiſchen WBeftandes und fAner phyfiſchen
Eigenschaft ziemlich richtig, wenn man denjenigen, welcher im ber
Regel üppigen Keee trägt,. „Kleeboden” nennt. Hier und ba
gebraucht man biefe Benennungen auch wirklich, und wenn man eins
mal weiß, wie ber Boden chemiſch und phnfifch beſchaffen iſt, weicher
dieſes ober jenes Gewaͤchs in größter Uppigkeit hervorbringt, ſo find
fie auch eben fo kurz, als richtig. Mon einem Boden, ber guten
Kiee hervorbringt, ſagt man fehr oft: er tft kleewüͤch ſag oder
kleefaͤhig. Aehnlich würbe ſich men auch durch alle Abrigen Gab
turpflangen ber Boden bezeichnen Lafien, indem sine jede Pflanze ba
am .beften gebeihet, wo fie bie Stoffe, welche fie zu Ihrer Nahrung
bedarf, in einem ihr zufügenden Miſchungeverhaͤltniſſe vorfinber, und
wo ihe auch die phyſtſchen Eigenfchaften des Bodens zufagen. - Man
könnte & B. Siachs⸗, Hanf, Hirſe⸗ Hopfen: und Buchwetzenboden
fagen, und wüßte damit zugteich, wie Bf Bobenarten zu der Beit
qhemiſch und phyſiſch beſchaffen find. -
9. Benennung ber Bodenavten nah ben Im. ısilden
Bufande auf ihnen wadfenden Pfianjeh.
So wie fih bie Bodenartın nach, ba auf am ‚am heiten
wachſenden Culturpflanzen benennen Iaffen, ebenfg können fie nun
auch: nach ben im wilden Zuſtande barauf in größter Anzahl ober
Ueppigkeit wachſenden Pflanzen benannt merben. Es ‚giebt im noͤrd⸗
lichen Deutſchlande Bodetzarten, bie fiets das Beſtreben zeigen, Heide⸗
traut hervorzubring⸗n, deshalb werden -fie auch mit Recht Heide⸗
boden gesannt. Es kommen auch viele Bodenarten ‚vor, bie beſon⸗
ders gern. Graͤſer productzen, weshalb man fie auch Gras boͤden
( graswuͤchſige Böden) nennt, Weiter giebt es einen Gluſter⸗ und
Binſenboden, d. h. es kommen Bodenarten vor, auf welchen
vorzugsſweiſe der Ginſter (Brim) und die Binſen gut gedeihen, und
wo fie fich ſogleich anſtedeln, wenn man fie der Ruhe uͤberlaͤßt. Es
giebt endlich, Bodenarten, bie vorzüglich. Quecken, andere, bie dem
Hederich und wieder. andere, . bie den Wucherblumen und
Klatfhrofen zufagen, alle diefe Bodenarten Einnen deshalb auch
nach den wildwachſenden Pflanzen benannt werden, welche fie am
ſchoͤnſten und llebſten hervorbtingen. Fragt man nach bem Grunde
dieſer Erſcheinung, fo laͤßt ſich ganz einfach darauf erwiedern: bie
138
wildwachſenden Pflanzen bedürfen eben fo gut als bie angebauten zu
ihrem Gedeihen einen Boden, der. bie Nahrungsfteffe in einem fol
den Miſchungsverhaͤltniſſe befige, als es Ihrer Natur. augemeflen iſt.
Die wildwachſenden Pflanzen verdienen die Aufmerkſamkeit der
Forſt⸗ und Landiwisthe aber. auch noch bei Beurtheilung des Wodens
in anderer Hinficht; man kann nämlich aus ihrem häufigen Vor⸗
kommen auf die Gulturpflangen ſchließen, weiche ſich mit Vortheil
anbauen laffens wir wiſſen aus der Erſahrung, daß 3. B. anf
einem Boden, welcher vide Binſen trägt, am verthtilhafteſten Hafer
und Wien und non den Walddaͤumen Eichen eultivirt ‚erben koͤnnen;
bag ein Boden, ber mis Helibdekraut überzogen Hi, noch; am erſten
Buchweqzen trägt; daß ein Beden, melcher viele Difteln heworbringt,
auch dem Weizen, Hafer, weißen Klee and Lotus zuſagt; und be
auf einem Boden, ber vorzuͤglich Bockebart (Aira cancetens) trägt,
bes Rocken, der Spoͤrgel, die. Kiefer und bir Birke diejenigen Ga⸗
waͤchſe find, welche noch mit einigem. Erfolge, darauf angebaut mar⸗
den koͤnnen.
Obwohl nun‘ die. chemiſchen Beſtandtheile des Edriche in einem
innigen ‚Zufoumnenhange mit ben auf ihnen wildwachſenden Pflanzen
fteben, fo iſt darauf doc, Leine ganz genaus Glaffification der Bodens
arten ju begründen, indem oft ſchon duch die Gegenwart einer fehr
peringen Menge, dieſes ober jenes Stoffes, die Anfledlung auch ſolcher
Wflanzen möglich wird, die wir auf einem gänzlich davon verfähle:
denen Boden finden. Dee Sandboden bringe fehe eft Pflanzen. her
vor, bie eigentlich dem Thonboden angehören, fofern naͤmlich als de
die Stoffe, wenngleich oft nur in geringer Menge, enthält, welche
zum Leben ber fraglichen Panzer ‘gehören. Die Lucetne gedeihet
zwar auf Mergefboden it der Regel am beſten, aber fie kommt bad)
auch fehr gut auf Sandbboden fort, im Hall berfeibe nur was von
denjenigen Körpern enthält, wilde der Mergelboden. gewöhnlich in
bedeutender Quantitaͤt zu befigen- pflegt. Der Grund hiervon If,
daß fie ihre Nahrung Aus einem weiten Umkreiſe sufommonfcht.
Die chemiſchen Qualitaͤten ftelten fi affo faft niemals ober doch nur
hoͤchſt beſchraͤnkt in jener Reinheit und’ Einfachheit im Moden dar,
daß daraus ein ſcharfer Character und fomit ein genanes Verhaͤltniß
zu ber ihn bedeckenden Vegetation erſichtlich wirb. — Wenn die
‚Ononis spinosa Irgendwo in großer Menge: waͤchſt, fo haͤlt man
diefes für ein ficheres Kennzeichen, dag dee Moden merzelig ſei, ober
139
doch im Untergrunde Mergel enthalte; Häufig iſt dieſes aber richt det
Fall, denn wir treffen fie auch auf Lehmboden am, ber keins kohlen⸗
faure, wohl aber: phosphorfaurs und ſchwefelſaure Kalkerde enchält,
weiche, mit Saͤuren uͤbergoſſen, wicht anfbenufen, alfo Beinen eigent⸗
lichen Mergelboden conftituiren. Es genuͤgt inbeß der Onomis nit,
daß fie nur bie genannten Körper im Boden finde, vielmehr verlangt
fie, daß er auch Kali, Kochſalz, Talkerde u. f..m. enthalte, Mmdem
diefe Stoffe gleichfalls zu ihrer unumgaͤnglich nothwendigen Nahrung
gehören. — Wir können daher wohl aus ben vorlommenden wild⸗
wachſenden Pflanzen fchlieien, welche Koͤrper der Boben: enthaͤlt,
niemals find wir aber Im Eitamde , auch nur anmähsenh ihre Meugt
zu beſtimmen. Traͤgt z. B. ein Beden viele ſche üppig swachfende
Fumaria oflicinalis, fo dirfen wir mit Sicherheit canchmen, daß
derſelbe auch reich / an Kali ſei, indem eine verhaͤltaiß maͤßg ‚große
Menge dieſes Koͤrpers zur chemiſchen Conſtotullon bee. Famaria ge
hoͤrt; im Uebrigen kaum aber ber Boden Achmig, thonig ader
ſandüg fin. So wie es ſich amn_mi bee Eumaria verhält, oben
fo verhält 6 ſich aud mit den maiſten Körigen wildwachſenden Pflau>
zen, fie binden ſich wicht allein an Diele ober jene Bodenart, fandern
find hauptſaͤchlich abhängig ven: den zu ihrer Nahrung: beilrftigen
Stoffen. Juncus effusus wichft fr Hut: auf Sande, alaiauf Ahom,
Lehm: und Merg⸗lboden, denn es kommt ihm nur darauf an, daß
der Standort feucht fei und deß er in hinwichender Menge Kali und
Manganorydul enthalte, weil: dieſe baiden Stofſe es find, weiche ex
vorzugsweife als Mahrung bedarf. Dit: anent Werte: die Ver⸗
(dhiedonhett der Wegetasiom hat ihren Grund mehr in
der chemiſchen Befholfenheit des Bodens, als baf.fi«
abbängig märe von bean phyfifhen Eigenſchaften befs
feiben. Bel num aber ka dem verſchiedenen Webruarten muiſtens
gewiffe Beſtaudthelle norberufchen unb hierden bie Negetatien bebingt
wird, fo ift biefes auch dee Grund, weshalb eine I wrrwa gariz
eigenthümliche Pflanzenarten herverbriutt.
10. Benennung der Bodenartan nad ben barin vor⸗
waltenden chemiſchen Beſtanbtheilen.
Der Boden heißt, je nad) ben botwaltenben ober bu characteris
firenden chemiſchen Beſtaudtheilen, d. h. ben Beftaudthellen, welch⸗
den größten Einfluß auf feine Beſchaffenheit ausüben, kieſig, gran⸗
140
big, grufig, ſandig, kieſelig, lehmig, thonig,torfig,
mopncig, beuchig, kalkig, mergelig, lettig, eifenfhäf:
fig, ocherig, ſchiefrig, kreidig, talkig, harzig u. f. w.
Dos Naͤhere hieruͤber ſoll beigebracht werben, wenn von: den Boben⸗
arten im Beſondern bie Rede fein wird.
11. Benennung des Bodens nah den in ihm vor»
gehenden chemiſchen Proceffen.
An Bezug ber chemiſchen Zerſetungen und Verbindungen, welche
ſewohl bie otganiſchen als bie unorganifchen Körper des Bodens ers
eben, Bann man Ihn thätig, träge, todt und taub nennen.
Der Boben heiße thaͤtig, wenn haͤufige Zerſezungen und Wer:
bindungen in ihm Stats Finden, die guͤnſtig auf das Wachsſchum ber
Dlanzen wirken. — Die -Berfegungen betreffen hauptſaͤchlich die Wer
wefung des Miſtes und überhaupt aller im Boden vorhandenen
onganifchen Mefte, wobe die Eiementarfloffe, Phosphor, Schwefel,
Chlor, Stickſtoff, Waſſerſtoff, Kohlenſtoff und Sauerſtoff ſich zu
Hummsſaͤure, Phocphorſaͤure, Schwefeiſaͤure, Salpeterſaͤure, Salz⸗
ſaͤuro, Ammoniak, Waſſer und Kohlenwaſſerſtoff vereinigen, während
bie etwa in ben organiſchen Reſten befindlichen Elementarſtoffe Cal⸗
dum, Talckhum, Silicium, Kallum, Natrium, Aluminium, Etfen und
Mangan fich in Oryde, Erden und Alkalien verwandeln. Die Saͤu⸗
sen: verbinden fidy Hierauf entweder mit den erſt entſtandenen oder
mit den ifchon im Boden: befindlichen Wafen zu Galzen und dienen
dann gemeinſchaftlich den. Pflanzen zur. Nahrung. Je niehe Ber:
ſetzungen und Verbindungen daher im Boden vorgehen, um fo thaͤ⸗
tiger ober fonchtbarer Alt: ex folglich auch, Dazu kommt noch, daß
bei. allen chemiſchen Zerſerungen und Verbindungen Eiectricitaͤt und
Waͤrme erregt wird, weiche Aseien gleichfalls das Pflanzenwaqh⸗
thum befoͤrden.
Die Diugeeit des Boben wird hauptſäqlich beingt durch be
Gegenwart von Mift, Humus, Alkalien und altalifhen Erben; aud
kann er nur dann recht thätig fein, wenn er weder zu trocken noch
zu naß ift, und wenn er fo viel Lockerheit befigt, daß ber atmoephaͤ⸗
riſche Sauerſtoff, welcher zur Zerſetzung bes Miſtes und aller organifchen
Reſte erfordert wich, Freien Zutritt hat, zumal’ bei der Bereinigung
des Sauerſtoffes mit dem Koblenfloffe viel Wärme entwidelt wird.
141
/
So wichtig es nun auch Ifl, daß ein Moden thaͤtig iſt, fo kann
er doch auch zu tyätig fein, d. h. es kann durch eine ſehr ſchnelle
Zerſetzung der organiſchen Reſte ſo viel Pflanzennahtung in ihm ent⸗
ſtehen, daß entweder die Gewaͤchſe Schaden davon nehmen, oder daß
fih ein Theil der entſtandenen Körper, zu welchen hauptſaͤchlich die
Koblenfäure, die Humusfäure und das Ammoniak gehören, nutzlos
verfluͤchtigt. Diefem Uebel laͤßt fih am beſten dadurch vorbauen,
dag man ben Boden auf einmal nicht mit zu viel Miſt verſieht, daß
man ihn zur Weide liegen läßt, wodurch der freie Zutritt des Sauer
ftoffe gehindert wird und daß man ihn mit Koͤrpern vermifcht, wos
durch er mehr Bindigkeit erlangt, welche ihn feucht halten oder weiche
Subftanzen befigen, woburd die Verfluͤchtigung der Stoffe verhindert
wird; dazu gehören Hier Lehm, Thon und Mergel, bort Moder, gruͤ⸗
ner Dünger u. ſ. w.
Der Boden iſt träge, tobt, taub, im Gegenſat von thaͤtig,
wenn aus Mangel an organifhen Meften keine Berfegungen und
Verbindungen in ihm vorgehen, wenn bie Luft, weiche zu den Zer⸗
fegungen noͤthig ift, keinen freien Zutritt Hat, wenn der Voden wenig
Alkalien oder alkaliſche Erben enthält und wenn er zu naß oder zu
troden if. Der Dünger hält ſich dann Jahre lang im Boden, ohne
zerſeht zu werben, ober er geht in einen kohlenartigen Zuſtand aber,
wodurch feine Verweſung noch mehr verzögert wird.
Gewöhnlich iſt der Boden, der wenig Thaͤtigkeit zeigt, ſchr fein,
koͤrnig, feR und naß, indem unter biefen Verhaͤltniſſen bee atmo⸗
ſphaͤriſche Sauerſtoff keinen freien Zutritt hat.
Die Mittel, welche uns zu Gebote flehen, um ben Boden this
tiger zu machen, find: Entfernung der übermäßigen Näffe, Aufloderung,
Düngung 'mit Mift, Mober, Alkallen und altaltfchen Erden und ber
Anbau von Pflanzen, bie tief mit ben Wurzeln eindringen, als
Kaps, Lucene, Kiee, Esparfette u. |. w.
12. Benennung des Bodens nad feiner Mifchung.
Der Boden wird unterihleden in gleichartig (homogen)
und ungleichartig (heterogen) gemifcht.
Der Boden hat einegleihartige Mifchung, wenn alle Theile
deffelben recht innig mit einander gemengt find, wenn z SB. ber
Sand, die Kalkerde, das Eifen und ber Humus gleichmäßig bie ganze
142
Erdmaſſe fo durchdrungen haben, bag man mit ben bloßen Augen
an kemer Stelle eine Verſchiedenheit In ber Farbe, dem Korn, der
Dichtigkeit u. ſ. w. bemerken ann.
Die homogene Mifhung des Bodens If für das Wachthum
der Pflanzen von aͤußerſter Michtigkeit, dies fehen wie am beiten bei
einer recht volllommenen Brachebearbeitung. Ein Boden, welcher eine
ungleichartige Mifchung bat, trägt, wenngleich er diefelben und noch
mehr Pflanzennahrungsftoffe als der gleichartig gemiſchte beſitzt, den»
‚noch niemals fo ſchoͤne Früchte, als Iegtern. Die Homogenitaͤt bat
beſonders einen ſehr günftigen Einfluß auf das Wurzelfpftem, was
natuͤrlich auf bie ganze Pflanze wieder fehr wohlthätig wirkt. Iſt ber
Boden gleichartig gemifcht, fo erhalten bie Pflanzen nicht fo leicht
ein Ücbermanß irgend eines einzigen Nahrungsſtoffes, was von. Wich⸗
tigkeit ift, indem durch eine gleichzeitige Aufnahme aller bedürfs
tigen Nahrungsftoffe ihr vorzuͤgliches Gedeihen begründet wird, zumal
bei ihrem Koͤrneranſatze. Die Pflanzen wachſen in biefem Falle beffer,
während fie kraͤnkeln oder gar ſterben, wenn fie gezwungen find,
irgend einen Stoff entweder allein, ober in einer zu großen Menge
mit den Übrigen Nahrungsſtoffen gemiſcht, aufzunchmen.
Die Wurzeln der Pflanzen dehnen fih dahin aus und verviel⸗
faͤltigen fih, wo eine angemeflene Nahrung für fis vorhanden iſt,
flott daß fie verkuͤmmern oder abflerben, wenn fie auf Körper floßen,
die ihrer Natur zuwiber find. Im der That nichts if den Pflanzen
zutraͤglicher, als eine recht vollkommene Mifhung des Bodens; er
- fol aber nicht bloß an der Oberfläche gleichmäßig gemifcht fein, ſon⸗
dern wo möglich auch bis zu ber Tiefe, bis zu welcher die Wurzeln
bes Getreides deingen, eine homogene Mifchung haben, Diefe Tiefs
iſt aber größer, als man gewöhnlich glaubt; denn durch genaue Uns
terfuchungen habe ich gefunden, daß fie 1, — 2 Fuß beträgt. Um
einen ſolchen tiefen gut gemifchten Boden hervorzubringen, ift. freilich
nicht nur eine flarde Befpannung des Pfluges, ſondern aud) eine
große Quantitaͤt MIR erforderlich. Meiſt iſt man ſchon zufrtieden,
einen Boden bis zu der Tiefe von 6 Zoll gleichmaͤßig gemiſcht
gu haben, jedoch iſt der Ertrag ber Früchte ungleich größer, wenn fie
auch in derjenigen Schicht des Bodens eine homogene Mifchung ams
treffen, welche man ben Untergrund nennt, oder wenn biefer eben
diefelben gut gemiſchten Mahrungsitoffe befigt, als die Oberfläche. Viel
läßt ſich hierbei ſchon durch einen girten Untergrund» Pflug austichten.
143
v
Ungleihartig iſt der Boden, im Gegenſatz von gleichartig,
wenn an einzeinen Stellen feine Beſtandtheile von einander geſondert
vorkommen, fo 3. B. wean man in biefer Schicht nur Humus,
in einer andern nur Sifen, in noch eine auben nur Sand und
wieder in einer andern nur Kalktheile deutlich erblickt. Bei einer
ſolchen Ungleichartigkeit des Bodens wachſen die Pflanzen ſtets fchlecht,
indem die Nahrung, welche die Wurzeln In den gänzlich von einans
der verfhiedenen Exrbfhichten finden, zu heterogen iſt.
Bemerkenswert) iſt, daß alle Bobenarten, bie’ naß find, fehr
bald die gleichartige Mifchung verlieren, vorzuͤglich iſt dies ber Fall,
werm fie fehr viel Eifen- und Manganorydul enthalten, indem biefe
Körper von der hinzukommenden flüffigen Humus⸗ und Kohlenfäure
aufgelöft werden und fi) dann höher orybirend, in Puncten und
Adern zufemmenziehen. Ein Boden, welcher biefe Eigenſchaft hat,
heißt eifenfhäfftg und gehört zu denjenigen Bodenarten, in welchen
ſich fehr leicht der Rafeneifenftein ober Ocher bildet.
Auch durdy laͤngere Ruhe geht bie gleichartige Miſchung bes
Bodens verloren; man fieht baher beim Umpfuͤgen eines Feldes,
weiches mehrere Jahre zur Weide gedient hat, immer, daß bie Erde
ein gefprenkeites Anfehen hat. Zum Theil rührt dieſes baher, daß
fi) aus den abgeftorbenen Pflanzenwurzeln Humus bildete, der eine
dunklere Farbe als die Übrigen Erbtheile befigt; zum Theil Haben ſich
aber auch während der Ruhe manche mineralifche Körper bes Bodens
ansgefondert, zu welchen namentlich die im kohlenſauren Waſſer aufs
geloͤſet geweſene Talk⸗ Kalk⸗ und Kiefelerde gehören. Die Erfahrung
bat gezeigt, daß «6 vortheilhaft iſt, einen lange dee Ruhe überlaffen
geweſenen Boden recht fleißig zu bearbeiten, indem er dadurch für Die
folgenden Getreibefrhihte gut vorbereitet wird. Die Bearbeitung bes
wirkt alfo außer der Loderung und Reinigung von Unkraut haupt
fäcylih eine homogene Miſchung der Erdtheile. -
J
144
/
VBeichreibung und Elaffification der Bodenarten
nach ihren Beſtaudtheilen, ihren phyfifchen Eigen⸗
fehaften und ihrem Verhalten gegen bie ange:
baueten: uud wilbwachfenben Pflanzen.
Die Bodenarten laffen ſich nach ihren auf chemiſche und mecha⸗
niſche Weiſe von einander zu trennenden Beſtandtheilen, ſo wie nach
ihren phyſiſchen Eigenſchaften, in Abtheilungen bringen, welche bei
weiten genauer und beſtimmter find, als diejenigen, welche man toohl
nah den auf ihnen cultivirt werbenden Pflanzen, ober nad Ihrer
geognoftifchen Abflammung macht. Die Claſſification gewinnt indeß
noch mehr an Ecärfe, wenn man außer ihren chemiſchen Beſtand⸗
theilen und phyſiſchen Eigenfchaften auch die auf ihnen freiwillig
wachſenden Pflanzen, fo wie bie Gulturgewächfe beruͤckſichtigt, welche
fie am beften hervorbringen.
Bei den Giaffificationen bes Bodens hinfichtlich feiner hemifchen
Beſtandtheile Hat man vor Allem bie in ihm vorkommenden, im
Waſſer Iöslihen Subitanzen nicht zu üherfehen, indem nur basies
nige ben Pflanzen zur Nahrung dient, was im Waſſer aufgelöfet iſt.
Ein Boden kann z. DB. viel Kali, ein nothwenbige® Nahrungsmittel
der Pflanzen, enthalten und iſt dennoch fehr unfruchtbar, fofeen bafs
felbe mit Kiefelerde chemiſch zu einem Silicate verbunden ift, ba bies
fer Körper keine Auflöstichkeit im reinen Waſſer befist. Ein Boden
diefer Art iſt jedoch noch Immer einem völlig Falileeren Boden vors
zuziehen, da bie chemifche Verbindung von Kali und Kiefelerde durch
bie Einwirkung von Humuss und Kohlenfäure allmählig aufgehoben
wird und dabei em im Wafler loͤsliches Kalifalz entſteht. "
Nicht minder find bei einer genauen Glaffification des Bodens
auch bie auf mechanifche Weiſe von einander zu trennenden oder
durch Waffer abzuſchlemmenden Subftanzen zu berüdfichtigen, da man
hierdurch die Menge ber vorhandenen fehr feinen Erdtheile erfährt
und von der Feinheit des Korns nicht nur die wafferanhaltende
und wafferfaffende Kraft des Bodens groͤßtentheils abhängt,
fondern auch die pulverförmigen Körper leichter, als die grobkörnigen,
vom Waſſer aufgelöfet und in bie Pflanzen übergeführt werden.
Die pulverförmige Kiefelerde 3. DB. Löfet ſich bei weitem eher im
Waſſer auf, als der grobe Quarzſand, da bie erflere dem Waſſer
145
mehr Beruͤhrungspunkte barbietets ber Gyps in Koͤrnern oder Kry⸗
ſtallen loͤſt ſich langſamer auf, als der Gyps in erdiger ober pulver⸗
foͤrmiger Geſtalt u. ſ. w. |
Ein Boden, welcher viel chſchlimmder⸗ Theile”), fogenannte
Thontheile enthält oder es ſchon durch das Gefühl erkennen läßt, daß
er größtentheild aus pulverförmigen Körpern befleht, ift, wie ſchon
früher bemerkt wurde, unter Übrigens gleihen Verhaͤltniſſen ſtets
feuchtbarer, als ein Boden, welcher viel grobe Körner beim Abfchläms
men zuruͤcklaͤßt, ober in welchem man diefelben ſchon durch das Ges
fühl erkennen kann. Der groblörnige Boden verliert fehr ſchnell das
Waſſer (dad Auflöfungsmittel der Pflanzennahrungsmittel), während
der feinkörnige es Länger anhält und dadurch ben Pflanzen die Moͤg⸗
lichkeit verfchafft, fich fortwährend mit Nahrung zu verforgn. Dazu
kommt noch, daß ein feinkörniger Boden mehr atmosphärifche Luft,
als ein grobkoͤrniger im ſich verdichtet, die gleichfalls zum Leben ber
Wurzeln nöthig if.
Die Unterfuhung der wafferanhaltenden und waffers
faffenden Kraft des Bodens, deren Grab ſowohl durch den Ag⸗
gregat⸗Zuſtand der Bodenbeftandtheile, als durch deren chemifche Bes
fhaffenheit bedingt wird, iſt mächft der Unterfuhung auf feine im
Waſſer Iöslichen Körper vorzüglicy dasjenige, was gefchehen muß, um
ihn gehörig würdigen und in bie richtige Claffe bringen zu innen.
*) Unter abſchlaͤmmbaren heilen verſteht man biejenigen Körper des
Bodens, weiche fo fein find, daß fie, wenn man etwas davon in ein Gefäß
thut, mit vielem Waffer vermifcht und ſtark umrührt, eine Zeitlang in dem⸗
felben fuspenbirt bleiben, während die groblörnigen Theile des Bodens, als
Sand, Kleine Steine und die gröberen Theile bes Humus ſich bald zu Boden
fenten. um bie feinern Theile der Erde völlig von den gröbern zu trennen,
gießt man das umgerührte Waſſer ab. giebt dann wieder neues hinzu und
fegt die Dperation fo lange fort, bis das Waffer beim Umrühren klar bleibt.
Geſchwinder und vollftändiger kommt man zum 3iele, wenn man die Erde
mit Waffer längere Zeit kocht und dann abſchlaͤmmt. Bei der Beurtheilung
des Bodenwerthes ift es in ber That fehr wichtig, bie Menge feiner abſchlaͤmm⸗
baren Theile kennen zu lernen, da fie hauptſaͤchlich mit fein Verhalten gegen
die Beuchtigkeit bedingen, denn je feiner im Mügemeinen ein Körper zertheilt
it, um fo mehr Waffer nimmt er in feinen Zwiſchenraͤumen auf und um fo
langſamer verliert ex es durch bie Verdunſtung. Die abfhlämmbaren Theile
des Bodens beftehen übrigens meiſt aus Alaunerde, Eohlenfaurer Kalk: und
Talkerde, Kiefelerbe, Mangan⸗ und Eifenorpb, humusfauren, phospborfauren
ond ſchwefelſauren Salzen u. f. w. 10
146
Ein Boden kann indeß alle Stoffe gerade in derjenigen Menge ents
balten, welche zum üppigen Wachsthum ber Pflanzen erforderlich find
und ift, im Falle es ihm an hinreichender Keuchtigkeit fehlt, dennoch
unfruchtbar, da nur mittelft des Waſſers ben Pflanzenwurzeln die
nöthige Nahrung zugeführt wird. Umgekehrt kann dagegen ein Bor
ben, der nicht ſehr reich an Pflanzennahrungsftoffen iſt, doch oft ſehr
fhöne Pflanzen hervorbringen, dann nämlih, wenn er immer eine
binreihende Menge Feuchtigkeit beſitzt. Wir fehen daher auch oft,
daß ein Boden, der an Fluͤſſen liegt, nicht deshalb reichere Ernten
liefert, weil er mehr Pflanzennahrungsftoffe ald der Höher liegende
Boden enthält, fondern weil es ihm niemals an berjenigen Menge
Waſſer fehlt, welche erforderlich ift, um die Nahrungsftoffe in die
Pflanzen überzuführen. Wozu dann freilich noch kommt, daß jener
feuchte Boden in der Regel auch fehr feinkörnig if, fo daß dem Waſſer
dadurch die Auflöfung der Pflanzennahrungsftoffe erleichtert wird.
Solche und ähnliche Erfcheinungen mögen es wohl fein, welche mandıe
Landwirthe und Naturforfcher zu ber Behauptung verleitet haben,
dag die Pflanzen zum üppigen Wachsthum nichts weiter als Waſſer
bebürfen und daß fie mittelft ihrer Lebensthätigkeit im Stande feien,
aus benfelben alles zu bilden, was fie an feuerfeften Körpern enthalten.
Es giebt, wie wir früher gefehen haben, einen Diluvlials,
einen Alluvial⸗ und einen Verwitterungsboben. Diefe
drei Dauptelaffen der Bodenarten Können nun in mehrere Orbs
nungen, Oattungen, Arten, Barietäten und Unters
varietäten gebracht werden; eine ſolche genaue Kintheilung iſt
indeß überflüffig.
Bei der Claſſification der Bobenarten kommt es haupt
ſaͤchlich darauf an, fie nach ihren phnfifchen, chemifchen und fonftigen
Eigenfchaften zu befchreiben und zu orbnen. Der Werth des Bo⸗
dens hängt indeß nicht allein von feinen phyſiſchen und chemifchen'
Eigenfchaften ab, fondern wird auch bedingt durch die Lage, das
Klima, die Umgebung, die Neigung, Abdachung und Erhöhung über
ber Meereöfläche u. f. w. Derfelbe Boden in biefem Klima und in
biefer Lage kann 3. B. ſehr fruchtbar fein, während er in einer ans
bern Lage und in einem andern Klima fehr unfruchtbar iſt. Die
Gioffification des Bodens muß deshalb von der Würdigung feines
Werthes nah dem Ertrage wohl unterfchieden werben; indeß muß
die natürliche Claſſification des Bodens bei feiner MWerthbeflimmung
1
147
Immer als Grundlage dienen. Ein humusreicher Mergelboben iſt z. B.
unter Übrigens gleichen Verhaͤltniſſen jedenfalls einem bumusreichen
Sanbboben vorzuziehen.
&o fehr man nun aber auch bemüht fein mag, alle in. der Nas
tur vorkommenden Bodenarten richtig zu clafjificiten, fo ift dies doch
aus dem Grunde ganz unmöglich, als es darunter eine unendliche -
Anzahl von Uebergängen und Abflufungen giebt; oft kommen z. B.
auf einer und berfsiben Feldflur 20 und mehr Varietäten ein und
berfelben Bobenart vor, beren genaue Beichreibung theils überfläffig,
theil® gar nicht ausführbar iſt. Wir muͤſſen uns deshalb darauf bes
ſchraͤnken, hier nur diejenigen Bodenarten zu beſchreiben, welche die
baracteriftifchen Kennzeichen befigen, und halten dafür, baß es am
beften fei, dieſelben in 12 Hauptelaſſen und diefe wieder in mehrere
Unterabtheilungen zu bringen. Hierdurch werben aber ſchon mehr
Bodenarten unterfchieden, als Manchem Tieb ſein dürfte,
Erfte Elaffe
Grand⸗, Kies⸗, Grus⸗, Gries: oder Geroͤlleboden.
Was man unter Grand, Kies, Grus, Gries und Gerölle zu
verfiehen habe, iſt fchon früher auseinandergefegt worden.
Der reine Grandboden, d. b. ber Boden, welcher nur aus
Stand beſteht, kommt felten in großer Ausdehnung vor, indem mei
ſtentheils auch etwas Sand, Lehm u. ſ. w. barunter gemifcht iſt.
Bon allen Bobenarten, bie «8 giebt, iſt er ohne Zweifel ber.
allerfchlechtefte; denn er leidet leicht an Duͤrre, ba das Waſſer mit
allen etwa aufgelöften Pflanzennabrungsftoffen ſich darin wie in einem
Siebe verliert; zugleich verdbunftet aber auch viel Keuchtigkeit we⸗
gen feiner Loderheit und aus dem Grunde, baß er fih in ben Sons
nenſtrahlen flark erhigt und die Wärme lange anhält. Dazu kommt,
daß ber Grandboden auch keine Feuchtigkeit aus der Atmosphäre anzieht
und daß das Waſſer des Untergeundes darin nicht in die Höhe fteigt,
indem er, wegen feines groben Korns, der Daarröhrchenkraft ermangelt.
Ein Hauptgrund feiner Unfruchtbarkeit iſt noch darin zu fuchen, baß er
keine Kruͤmlichkeit befigt oder Beine Erdtheile enthält, worin bie Saar
men der Pflanzen keimen und Wurzeln treiben Binnen. — Aus
10*
148
diefem Allen folgt, daß der Grandboden zur Gultur ber Feldfrüchte
fo gut als unbrauchbar ift. Zuweilen läßt er ſich, falls es nicht an
hinreihendem Waffer zur Bewaͤſſerung fehlt, ale Wieſe benugen,
jeboch gehört immer dazu, daß er einige pulverförmige Erdtheile enthalte.
Auf dem reinen Grandboden kommen fehr wenige wildwach⸗
fende Pflanzen vor. Bon den Gräfern trägt er faft nur Aira ca-
nescens, A. praecox und Carex arenaria. Außerdem finden fich
auf ihm Gnaphalium arenarium, G. dioicum, Hieracium pilo-
sella, Plantago arenaria, Sedum acre, S. sexangulare, Pani-
cum verticillatum, P. viridi und einige andere. Iſt ber Unters
grund naß, fo bringt er auch wohl Rob: und Dumod (Equise-
tum) hervor.
Bon den Waldbdumen kommen am beiten Kiefern, Birken, Es⸗
ven und Vogelbeeren auf ihm fort, und wenn er feucht iſt, auch
Weiden; überhaupt eignet er fi) zur SHolzeultue beffer, ald zum
Aders oder Weidelande, zumal bie Wurzeln der Bäume leichter in
ben Boden bringen und die Heinen Steine bed Grandes cher zur
Berwitterung ober zur Verwandlung in Erbe disponiren. Der Grand⸗
boden eignet fih um fo weniger zum Aderlande, als er wegen ber
vielen Steine ber Beaderung viele Hinberniffe entgegenftellt, |
Bet der Beurtheilung oder Werthſchaͤtzung dieſes Bodens iſt es
Abrigens, wie ſchon früher erwähnt, von Wichtigkeit, die Art der Ges
fteine, woraus der Grand zufammengefegt iſt, zu unterfuchen, Indem
diefelben oft aus Mineralien beftehen, die eine baldige Verwitterung
erleiden und fomit auch eine Erde liefern, worin die Pflanzen einen
guten Stundort finden. Der unfruchtbarfte Grandboden iſt unftreitig
derjenige, welcher nur Geſteine enthält, die zum Kiefelgefchlechte ges
* hören; bie beſten Grandbodenarten find dagegen biejenigen, welche
viele Stagmente von Feldſpath⸗, Augits, Thon: und Mergelfteinen
befigen.
Durch das Auffahren guter Erde laͤßt fich natuͤrlich der Grand»
boden fehr verbeffern, jedoch tft diefe Arbeit meift zu koſtbar, um fie
im Großen auszuführen, da eine beträchtliche Menge Erde nöthig iſt,
um ihn dahin zu bringen, daß er gute Seldfrüchte hervorbringt.
Weidepflanzen trägt er dagegen nach dem Erdeuͤberfahren, auch wenn
ed nur mäßig gefchehen ift, fchon beffer und Tiefert dann eine fehr
gefunde Schaafweide. Da aber bei anhaltender Dirre die Pflanzen
leicht barauf vertrocinen, fo muß man immer Pflanzen anſaͤen, welche
149
wenige Seuchtigkeit verlangen, hauptſaͤchlich aber foldhe, die perennivend
find und lange Wurzeln in den Boden treiben, damit fie mittelft
derfelben bie etwa im Untergrunde befindlihen Nahrungsitoffe fowie
die erforderliche Feuchtigkeit zu fich nehmen Einnen. Dahin gehören
unter andern mehrere Bromus-, Avena- und Festuca-Arten, Poa
decumbens, Carex arenaria, Holcus mollis, Genista pilosa,
G. anglica, Plantage arenaria, Statice armeria, Jasione mon-
tana, Convolvalus arvensis, Thymus Serpyllum, Lapsana pu-
silla, Thlaspi bursa pastoris, Spergula arvensis, ‚Stellaria
graminea, St. Holostea, Artemisia vulgaris, Pimpinella saxi-
fraga und überhaupt Pflanzen, welche bie Schafe lieben. |
Zweite Elaffe
Sanbdboden.
Bevor wir den Sandboden näher betrachten, wird es nöthig fein,
die verfchiedenen Sandarten, welche ihn conflituiren, kennen zu lernen.
Unter Sand begreift man, wie in der Geſteinslehre fchon er⸗
waͤhnt worden ift, Beine Körner, die mittelft ber Verwitterung und
merhanifchen Zerreibung bald aus biefen, bald aus jenen Mineralien
entftanden find. Die vorherrfchenden Theile des Sandes beftehen je
doch meift aus Körmern von Quarz, der wiederum groͤßtentheils aus
Kiefelerbe befteht. Die Quarzkoͤrner widerſtehen fehr lange ber gaͤnz⸗
lichen Verwandlung in Erbe, und bei weitem länger als biejenigen
Sandkoͤrner, welche außer Kiefelerde auch Alaunerde, Kali, Natron,
Kalk, Talk u, f. w. enthalten.
Die Sandarten, welche am haͤufigſten vorkommen, find:
I) Flugſand (Mebifand).
Der Flugſand tft von Korn ber feinfte und hat feinen Namen
bavon erhalten, daß er vom Winde leicht weggeweht wird. Er kommt
in manchen Ländern, befonders im nördlichen Deutfchlande, in bes
trächtlicher Ausdehnung vor und bildet bier die früher “erwähnten
Dünen und Sandwehen. Er ift meift edig und von Farbe
entweber weiß oder gelb und bräunlich, je nachdem er mehr oder tes
150
niger Eiſenoryd und Eifenopybhnbrat befigt. Mehrere chemiſche Uns
terfuchungen haben mir gezeigt, daß er bis 96 Proz. Kiefelerde ent»
hält und daß die Abrigen A Proz. aus Alaunerde, Eifens und Man«
ganoryd und Spuren von Talk⸗ und Kalkerde beſtehen. Er enthält
auch einige fehr feine durch Schlämmen abzufchelbende Theile, aber
geroöhnlich betragen fie nicht über 1 — 2 Proz.
Der Flugſand als Boden tft fehr unfruchtbar, felbft wenn es
ihm nicht an Feuchtigkelt und Humus oder Humnsfäure fehlt; dies
rührt vom Mangel der meiften mingralifhen Pflanzennahrungsftoffe
her. Vorzüglich iſt er beöhalb fo unfruchtbar, weil er gar feine
Salze enthält, und wenn die Sandkoͤrner auch etwas Kalle und
Talkerde befigen, fo bilden diefe doch mit der Kiefelerde chemiſch vers
bundene fefte, im Waffer unauflösfiche kryſtalliniſche Körner.
Die Pflanzen, welcho ſich auf dem Flugſande allmählig anſiedeln,
wachfen ſehr aͤrmlich, da fie größtentheils von Atmosphärilien leben
müffen, wozu, wie wir ſchon fruͤher gefehen haben, auch einige Salze
und Erdtheile gehören, die mit dem Regenwaſſer oder als Staub aus
ber Atmosphäre niederfallen. Die Flechten und Moofe find diejenigen
Dflanzen, weiche auf dem Flugſande, fofern er nicht mehr vom Winde
in Bewegung gefegt wird, zuerſt erfcheinen. Alsdann finden fich
Bodsbart (Aira canescens), Sandhafer (Elimus arenarius), Sands
riedgras (Carex arenaria), Thymian, Grasnelke (Statice armeria),
Gnaphalium dioicum, Hieracium pilosella, Plantago arenaria
und Überhaupt diejenigen Pflanzen ein, welche vorhin beim Grand»
beden angegeben wurden; dem Weidevieh gewähren alle diefe Ges
waͤchſe aber nur eine fehr kuͤmmerliche Nahrung.
) Quellifanb, Triebſand, Zlupfand,
Mauerfand
Diefe Sandart beſteht meift aus Quarzkoͤrnern, bie abgerundet
find und die Größe der Linfen, bed Mohn: und Rap⸗Saamens haben.
Am reinften findet er fi) im der Nähe flarker Quellen, von
melchen er ausgemworfen wird und wovon er auch feinen Namen hat.
Am häufigften kommt er dagegen in Baͤchen, Fluͤſſen, Strömen und
an ben Meeresküften, fo wie oft in mächtigen Schichten unter den
Gebilden des Diluviums vor.
Don Barbe iſt er oft blendend weiß und ba er größtentheil
151
ans Kieſelerde in Körnergeftale befteht, fo bringe ee nicht eher Pflans
zen hervor, als bis er verwittert ober eine Dede von atmosphärifchem
Staube auf ihm entftanden iſt, ober bis auf andere Weile, z. B
durch Waller, ſich Erben eingemengt haben.
Die Pflanzen, welche fih auf ihm anflebeln, find biefelben,
welche vorhin beim Flugſande angegeben wurden.
HZ) Yırıfand.
Er bat ſeinen Namen davon, daß bie Körmer die Groͤß⸗ und
auch wohl die Farbe der Perlen haben.
Sein Vorkommen iſt in Flaͤſſen, im Dilwium und auch in
den aͤltern Gebirgs⸗Formationen.
Gewoͤhnlich fehlen ihm alle Erdtheile, weshalb er denn auch,
wo er an ber Oberflaͤche Liegt, wenige ober gar Leine Pflanzen ber
vorbringt.
4) Eifenfaond,
Sobald dem Quarzſande 3 — 6 Proz. Eifenormd, Eifenoryb»
bubrat oder Eiſenorydul beigemengt find, nemt man Ihn Eifen»
fand. Oſt ift aber auch das Eifen als Eiſenoxydul chemiſch mit der
Kiefelerbe verbunden. Dergleichen Sand iſt hoͤchſt wahrſcheinlich aus
der Verwitterung ‚eines Minerals entflanden, welches wir früher unter
bem Namen Eifentiefel kennen gelernt Haben. Dee Sand, wels
cher viel Eiſenoxyd ale Beimengungen enthätt, führt flets auch meht
ober weniger Manganoryd, fowie geringe Mengen von Alaunerbe,
Vom Eiſen hat er eine gelbe, gelbbraune ober [hmusiggraue Farbe.
Gegen die Vegetation zeigt ſich der Eifenfand fehr unguͤnſtig,
jedoch iſt er fruchtbarer als der Flugſand, Quellſand und Perlfand,
zumal wenn er das Eiſenoxdd nur als Beimengung befigt, da er
dann nicht. nur die Reuchtigkelt beſſer anhaͤlt, fondern auch Waſſer⸗
bänfle aus ber Luft anzieht. Zuwellen wird er aber auch den Pflans
zen duch das Eiſenorydul ſchaͤdlich, in dem Falle! naͤmlich, daß der
Untergrund feucht ift und die Oberfläche viel Humus enthält, indem
fi dann immer Eoblenfaures und humudſaures Eifenorydul bilden,
weiche ſtets nachtheilig auf bie angebauten Pflanzen mirken.
Der viel Eiſenoryd und Eifenorydul ald Beimengung enthaltende
152
Sand if es vornehmlich, In welchem ſich am haͤufigſten ber Raſen⸗
eifenftein bildet, fofern er nämlich im Untergrunde eine unburdylafs
fende Lettens, Thon⸗ ober Lehmfchicht hat und die Oberfläche hu⸗
musreich iſt.
Vom Magneteiſenſande, der auch an der Oſtſee vor⸗
kommt, iſt ſchon fruͤher die Rede geweſen.
5) Glimmerſand.
Dem Quarzſande ſind oft ſo viele Glimmerblaͤttchen beigemengt,
daß man ſie darin deutlich mit den Augen wahrnehmen kann, in
dieſem Falle heißt er Glimmerſand. Außerdem pflegt dieſe Sand⸗
art auch etwas Kalk, Talk, Eiſenoryd, Manganoxyd und Thontheile
als Beimengungen zu fuͤhren. Die Glimmerblaͤttchen verwittern all⸗
maͤhlig und da fie, wie wir früher geſehen haben, Kali, Talk, Kalk
u. ſ. w. enthalten, ſo verſorgen ſie den Boden nach und nach mit
Pflanzennahrungsſtoffen. Aus dieſem Grunde iſt er denn auch der
Vegetation guͤnſtiger, als alle bisher beſchtiebenen Sandarten.
Den Glimmerſand findet man ſehr haͤufig im Diluvium des
noͤrdlichen Deutſchlands; im Untergrunde kommt er jedoch oͤfterer als
in der Oberflaͤche vor, was ſehr natuͤrlich iſt, da die fruͤher obenge⸗
legenen Glimmerblaͤttchen im Verlaufe der Zeit verwittert ſind.
Wegen des Kalis, was die Glimmerblaͤttchen entbalten, iſt er
ſehr gut zur Verbeſſerung aller ſehr humusreichen Bodenarten geeig⸗
net. Auf moorige, ſaure Wieſen gebracht, lockt er, wie eine vielfäls
tige Erfahrung gezeigt hat, ſtets beſſere Pflanzen hervor.
6) Feldſpathſand (felbfpathhaltiger Sand).
In den untern Schichten des Diluviums kommen bier unb ba
Ablagerungen von Quarzfand vor, die fo reich an Feldſpathkoͤrnern
find, daß man ben Sand hiernach wohl benennen kann. Er rührt
hoͤchſt wahrfcheinlich vom verwitterten Granite her, was dadurch ber
flätigt wird, daß er auch mehr ober weniger Glimmerblaͤttchen zu
enthalten pflegt.
Der Feldſpath iſt gemeiniglich grobtdrnig und häufig kommen
Quarzſtuͤcke darin vor, welche die Größe der Erbſen und Bohnen
haben.
153
> \
Da der Feldſpath allmählig verwittert, fo Liefert dieſe ander,
wenn fie an ber Oberfläche Liege, mie ber Zeit ein Erdreich, was
ſehr gute Fruͤchte traͤgt. Es giebt fogar Fälle, wo man den viel
Feldſpath führenden Sand mit Mugen zur Verbefferung ber Felder
anmenbdete, fo im Luͤneburgſchen. Mit großem Vortheil kann er auch
auf moorige Wiefen gefahren werben.
. DD» Ruſchelſand.
Zuweilen iſt dee feine Quarzſand mit fo vielen Fragmenten von
Muſcheln gemiſcht, daß er hlernach benannt werden Bann. ‚
Er findet fi) fehr oft an den Kuͤſten bes Meeres, meiſt aber
nur im Untergeunde, fo 3. B. in den Hollaͤndiſchen, Oldenbutgſchen,
KHannsverfhen und Hollſteinſchen Seemarfchen. Ohne Zweifel wurde
er in früherer Zeit vom Meerwaffer ausgeworfen.
Außer den Fragnunten der Muſchelſchaalen, bie. gewöhnlich puls
verförmig find, führt diefe Sandart auch etwas Gyps, Kochſalz, Kalt:
und Talkerde⸗Salze. Sowohl durch diefe Koͤrper als durch bie Kalk
erde der Mufcheln iſt er fehr gut als Düngungsmittel geeignet, wozu
er auch mit großem Nutzen in den Küftengegenden, unter dem Namen
Kuhlerde oder Wühlerde in Anmendung gebracht wird. Kür
fid) bringt er bagegen eine guten Früchte hervor, weil «6 ihm an
Humus, bumuhfanren Salzen, ſtieſtoſſhaitigen Korpern u. b w. fehlt.
9 Kaltfenb
Der Kalkſand if dem veinen Duarzfande im Asußern oft fo
ähnlich, daß es ſchwer bält, ihn davon zu unterfiheiden; dies iſt naͤm⸗
lich der Sal, wenn. die Kalkkörner aus Marmor, dichten Kalkftein
oder Kalkſpath befichen; er laͤßt fich jedoch fehr Leicht. daran erkennen,
bag er, mit Salzſaͤure Ebergoffen, nicht allein aufbrauſet, ſondern ſich
auch gaͤnzlich darin aufloͤſt. |
Man triffe ihn nur Am m mit. nur. in der Nähe ber
Kalkgebirge an. R
Hinfichtlich des PR kommen, pr be den brigen Sandatten,
mehrere Abaͤnderungen davon vor; denn er iſt bald fein⸗, bald
grobkoͤnig.
Man kann ihn mit Ruben zur Verbeſſerung der chonigen und
a
154
fehr humusreichen Wodenarten anwenden; uͤbechaupt thut er da fehr
gute Wirkung, wo der Boden Mangel an Kallerbe leidet. Dem
Thonboden nüßt er vorzüglich auch dadurch, daß er iha lockert.
0) Bteiſand.
Wenn unter dem feinen Quarzſande ſo viel kohlenartiger, erhaͤr⸗
teter ober viel Wachsharz fuͤhrender Humus enthalten iſt, daß er
davon eine bleigraue Farbe hat, ſo wird er in einigen Gegenden,
+ 3. im Luͤneburgſchen „Bleifand” genannt.
Diefer Sand iſt fehe unfruchtbar, fo daß man ihn Im Luͤne⸗
burgſchen zu den allerſchlechteſten Bodenarten zaͤhlt.
Ex bildet ſich ſowohl im Heidegegenden als auch In Kieferwaͤl⸗
dern, indem hier leicht der tohlige, ia Vaqhedanꝛ fühembe vbuma⸗
entſteht.
Nachdem wir hiermit bie venchierenen Sandaiten lennen gelernt
Haben, "gehen. wir zur Betrachtung ber Bobenarten übe, deten von
waltender Beftandtheil ber. Quarsfand iſt.
Vom Gandboden im Allgemeinen.
Zum Sandboden werben alle diejenigen Bodenarten gezaͤhlt,
welche hoͤchſtens 8 — 10. Proz. abſchlaͤmmbare Theile, aus Eiſen⸗
und Manganoryd, Kieſel⸗, Talk⸗, Kalle und Alaunerde beſtehend,
enthalten, während die uͤbtigen 89 — 90 Pro. aus feinen und groben
Koͤrnern von Duarz und anderen Mineralien zufammengefegt find.
Die Körner :d8 Sandes enthalten, wis wir vorhin gefehen haben,
oft die mannigfaltigſten Pflanzenuahrungsſtofſe, dechalb iſt 48 bei der
Beurteilung oder Werthihägung alles Sandbodens wichtig, Ihn auf
feine chemifchen Beflanbtheile zu unterſuchen. Oſt Findet man eins be
truͤchtliche Menge Kali, Natron, Kalle und Talkerde darin, woducch
natürlich der Werth des Sandbodens bedeutend erhöht wid,
Den Sandboden findet man in groͤßter Ausdehnung im noͤrd⸗
lichen Deutfchlandez denn er kommt hier nicht nur in den Ebenen
vor, fondern bilder auch oft bad Hügelland, die fogenannte Geeſt.
Im mittleren und füblihen Deutfehlande iſt ee dagegen mehr auf
bie Berge und Plateaus, oder auf eigene unteebrochem Ebenen
und Anhoͤhen beſcraͤnkt.
155
Da der Sandboden fehr wenig Thoentheile enthält, fo iſt ea
nicht formbar (plaftifh). Er bat wenig oder gar Beinen Zuſammen⸗
bang, adhaͤrirt feibft Im feuchten Zuſtande nicht an. den Ackerinſtru⸗
wmenten, nimmt wenig Waſſer auf und bindet baffefbe noch viel we⸗
niger chemiſch, wie dies z. B. ber Thonboden durch bie in. ihm bes
findliche freie Alaunerde und das Eiſenoxyd thut. Iſt der Sandboden
einmal ſehr ſtark ausgetrocknet, ſo nimmt er das Waſſer nur langfam
wieder auf und um fo langſamer, je feinkoͤrniger ober ſtaubiger er iſt;
ja auf dem ſtark ausgetrockneten fehr feinkoͤrnigen ober ſtaubartigen
Sandboden läuft das Regenwaſſer ab, wie wenn Afche mis Waſſer
benetzt wird. Deshalb iſt es auch nice gut, ihn durch Egge und
Walze völlig zu ebenen, ober ihn in fehr fchmate Ackerbete zu pfluͤ⸗
gen, wenn biefes auch in anderer Hinficht näglich wäre, ba ſonſt dat
Regenwaſſer, olme in den Boden zu ziehen, ſchnell In die Furchen
läuft oder fich in ben Vertiefungen anfammelt: Bat ber Sambbaben
Waſſer aufgenommen, fo verliert er daſſelbe durch bie Verbunſtung
ſchneiler als jeder andere Boden; dazu kommt nach, daß er wenlg
Feuchtigkeit aus der Luft abſorbirt, und daß er, wenn er, wie ed hät
fig der Fall iſt, eine lichte Farbe hat, auch wenig vom naͤchtlichen
Than genaͤſſet wird“). Den Sonnenſtrahlen ausgeſtht, erhitt er ſich
ſehr ſtatk, und da er die aufgenommene Waͤrme fahr langſam wieber
fahren laͤßt, ſo kann man ihn mit vollen echte heit nennen. Er
Hält fich ſtets locker und geftattet daher ber Luft einen umgehinberten
Zutritt; da er aber nicht fo feine Poren ald 5. B. der Lehmboben
hat, fo verdichtet er auch weniger: atwonphärifche Luft in fi
Diefes hat ohne Zweifel einigen Einfluß. auf das Wachtchum ber
Pflanzen, denn die verbichtete Luft beſteht aus Kehlanfdure, Gauet⸗
ftoff und Stickſtoff, von weichen etſteren beſfimmt wacdhgewiefen wor
den, daß fie den Pflangenwurzeln zur Nahrung dienen; und wenn⸗
*) Da Herr Dr. Stark durch Verfuche nachgewieſen hat, daß alle dunkel
gefärbten Körper mehr vom naͤchtuchen Thou genäßt werten, als bie lichten
und heilen, fo dürfen wir aus Aohnticdkkritgysskältmifiee wohl annehmen, daß
aller Sandboden, weldger nicht buch. Humus dunkel gefärbt iſt, gleichfalls
febe wenig bethauet werden wird. Der Grund dicfer Erſcheinung dürfte Tein, daß
die dunkelgefaͤrbten Körper mehr Waͤrme ausftmihlen oder leichter kalt werben
als die hellen, im Folge defſen ſich dann der Thau auf ihnen niederfchlägt,
was eigentlich nichts weiter iſt, als eine Berbichtang des in der Atnwsphäre
befindlichen Waſſergaſes zu Vaſſer durch balte Koͤrper.
156
gleich wir daffelbe noch nicht von der Stickſtoffluft wifſen, fo ift es
doch fehe wahrfcheinlich, daß fie, im Waſſer aufgelöft, gleichfalls von
den Pflanzenwurzeln aufgenommen werben wird.
Bei der Bearbeitung verändert der Sandboden nur wenig fein
Volumen und nimmt, ba er ſtets locker ift, fehr fchnell die Tempe⸗
ratur der Luft an. Erfolgen beshalb im Sommer Nachfroͤſte, fo
nehmen die Früchte leichter Schaden auf ihm, als auf Thons, Lehm⸗
und Kalkboden, zumal wenn er feucht iſt, da dann viel Waſſer ver
dunftet, und die Wärme bes Bodens num auch chemifch gebunden wird.
Im Fruͤhjahr thaut er ſchneller auf als die übrigen Bodens
arten, ba ee gewöhnlich teoden und dabei fo Loder ift, daß bie warme
Luft leicht eindringen kann. Aus dieſem Grunde beginnt denn auch
bie Begetation früher auf ihm, ald auf ben Lehm⸗ und Thonboden,
befonders wenn er viel Humus enthält, da er in biefem Halle nicht
bios eher duch die Sonnenſtrahlen erwärmt wird, fondern auch das
durch eins geringe Erwärmung erleidet, daß ſich ber atmosphärifche
Sauerſtoff mit dem Koblenftoff des Humus verbindet. Eangſam⸗
Berbrennung.)
Iſt dee Sandbboben grobkoͤrnig, fo erhebt ſich die Feuchtigkeit _
bed Untergeundes vermöge ber Kapillarthaͤtigkeit in ihm nicht höher als
1, — 2 Zus, fo daß alfo alle vom Waſſer in die Tiefe gefpülten
PMlanzennährenden Körper für die flachwurzelnden Gewaͤchſe fo gut
als verlosen find... Der Sandboden muß beshalb von Zeit zu Zeit
mit tiefwurzeinden Pflanzen bebauet werben, bamit biefe alle in die
Tiefe gefunkenen Pflangennahrungsftoffe wieder hervorholen koͤnnen;
oder man muß ihn, wie dieſes auch in mehreren Ländern ſchon mit
Nutzen gefchieht, alle 5 — 6 Fahre rejolen der fpatpflügen, indem
dadurch die vom Waſſer dem Untergrund zugeführten Düngertheile
wieder mit ben flachwurzelnden Gewächfen in Berührung kommen. Selbſt
bie Anwendung des Untergrundpfluges thut ſchon gute Dienfle.
Die Anzahl der Pflanzenarten, welche auf. dem trodinen, bis zu
einer beträchtlichen Tiefe, größtentheils aus Quarzſand beflchenden
Sandboden freiwillig wachfen, tft ſehr gering, namentlich fehlen ihm
die Leguminofen und Überhaupt, bis auf den Spörgel, alle Pflanzen,
welche viel Stickſtoff, Kali, Natron, Schivefel, Phosphor, Chlor, Kalk
und Talk als Nahrung bedürfen und welche dieſer Beſtandtheile wer
gen auch fehr nährend find, .
Von den Kryptogamen trägt er mehrere Flechten und Mooſe,
157
unter andern Lichen rangiferinus, Stereocaulon paschale, Poly-
trichon juccaefolium, P. piliferum, Dicranum purpureum,
Trichostomum canescens und Cornicularia spadicea. Von den
Phanerogamen bringt er dagegen hervor Aira praecox und Aira
canescens, Festuca bromoides, F. myurus und F. ovina, Avena
caryophyllea, Carex areharia, C. hirta, Poa bulbosa, Holcus
lanatus, Sedum acre, Verbascum Thapsiforme, Erica vulga.
ris, (mo ſich ſchon Heidehumus gebildet bat), mehrere Hirſegras⸗At⸗
ten, befonder® Panicum viride und P. verticillatum, Arundo
arenaria, Elymus arenarius, Spergula arvensis und S nodosa,
Gnaphalium dioicam und G. arenarium, Statice armeria, Thy-
mus Serpyllum, Draba verna (unter dem Rocken als Unkraut),
Herniaria glabra, Hyoseris minima, Jasione montana, Scle-
ranthus anuus, Plantago arenaria, Astragalus arenaria (mo
einige Mergels oder Kalktheile im Untergrunde vorkommen), Spartium
‚scoparium, Artemisia campestris, Echium vulgare u. f. w.
Iſt er etwas feuchter und mit einigem Humus und Thontheilen ver-
fehen, fo findet man auf ihm aufer ben genannten Pflanzen auch
Festuca rubra und F. glauca, Bromus tectorum , Agrostis
vulgaris (auf Feldern), Triticum repens, Anthoxanthum odo-
ratum, Lolium perenne; Chondrilla juncea, Juncus campe-
stris, Linaria vulgaris, Erigeron canadense, Hypochaeris rar
dicata, Lapsana pusilla (auf $eldern), Thymus Acinos, Viola
tricolor, Erodium cicutarium, Trifolium arvense, Erica Te-
tralix (mo der Sand Heibehumus enthält), Plantago Ianceolata,
Rumex acetosella (auf $elbern), Corrigiola littoralis, Alyssum
campestre und A, incanum, Genista anglica und G. pilosa,
Ulex europaeus, Trifolium arvense, Gnaphalium arvense und
G. montanum, Achillea Millefolium, Tanacetum vulgare,
Convolvulus arvensis, Holcus mollis, Myosotis arvensis, Ge- .
ranium molle, Veronica verna und V. triphylios, Atriplex
patula, Hypericam perforatum, Polygonum aviculare, P. con-
volvulus u. m. a.
Von den Bäumen und Straͤuchern wachen am beften auf ihm
Birken, einige Weidenarten, Vogelbeeren, Espen, Lerchen, Wachholber
und Kiefern. Die Kiefer tft überhaupt diejenige Baumart, welche
am beften auf Sandboden fortkommt und welche eigentlich fuͤr ihn
geſchaffen zu ſein ſcheint.
158
Die angebaueten Pflanzen, welche auf dem Sandbeden anı beften
gedeihen» find Kartoffeln, Möhren, Kopinambour, Hirfe,
Rodın, Buhmsizen, Tabak, Hopfen, Krapp, Mais,
Hanf, Vietsbohnen, Spörgel, weiße Rüben, Bram
(Spartium scoparium), Wolfsbohnen, Mohar (Holcus
Sorghum), Zucerne und Esparfette. Die letzteren vier Pflans
zen gedeihen jedoch nur dann auf ihm, mern er im Untergrunde
etwas Kochſalz, Gyps, Kali, Tall, Kalt und Pposphorfäure (mit
einer Baſis verbunden) enthält. Die Luceme unb Esparſette, der
Mais, Mohar und Taback, die Rüben, bie Wolfsbohnen und ber
Bram treiben lange Wurzeln, mit welchen fie fich die Körper, die fie
als Nahrung bedürfen, im Untergrunds zuſammenſuchen. Deshalb
follte man, wie fchon vorhin bemerkt wurde, auf allen Sandboden⸗
arten immer auch folhe Pflanzen anbauen, welche mit ihren Wurs
zeln tief in den Boden dringen; denn ba das Waffer die leicht aufs
löslihen Salze, die hauptſaͤchlich zu denjenigen Körpern gehören,
weiche beim Pflanzenwachsthunm bie wichtigſte Rolle fpielen , ſchnell
in den Untergrund fpllt, fo werden fie durch die tiefwurzeinden Pflan»
zen wieder an bie Oberfläche gebracht und kommen bann, wenn bdiefe
Pflanzen in Dift verwandelt worden find, ben flachwurzeinden Ges
waͤchſen gleichfalls zu Gute
Auf ſehr trodnem Sandboden muß man immer aber auch
folhe Gewaͤchſe cultiviren, die mit ihren Blaͤttern viel Kohlen⸗
fäure aus der Luft anziehen, dazu gehoͤren: Tabak, Vietsboh⸗
‚nen, Mais, Mohar, MWolfsbohnen, Spörgel, Bud»
weisen, Kopinambour und Dirfe. Dee Roden gebeihet von
den Getrelbefrüchten ſtets am beften auf dem trodenen Sandboden,
indem ihm die Winterfeuchtigkeit zu Gute kommt und eu den Boden
bald befchattet; deshalb finder man in Norddeutſchland auch viele
Gegenden, wo feit undenklichen Zeiten baffelbe Feld Jahr ein Jahre
aus mit Rocken befäst wird, und nur im Herbſt trägt es Spörgel.
Soll der Sandboden fortwährend in Kraft bleiben, fo erfordert
er mehr Mift als der Thonboden, denn er enthält zu wenig Körper,
wodurch er big Dumusfäure binden koͤnnte. Dieſe geht deshalb bald
in Berfegung über und verfluͤchtigt ſich; theils wird fie aber auch
vom Regenwaſſer ausgelaugt, theild von den Wurzeln der Pflanzen
ſchnell aufgezohrt, indem fich diefe ungehindert nach allen Richtungen
ausdehnen koͤnnen. Der Hauptgrund, weshalb ber Miſt, der dioſem
‘
1%
Boden mitgetheilt wich, fo ſchnell verſchwindet, It aber, daß ber Sand
fehe wenig Bafen (Erden und Oxpde) enthält, welche bie vernfkfenden
organifhen Reſte zur Bildung von Humusfäure biöponiven, um
fi) damit chemifch zu verbinden. Es entficht deshalb aus dem Miſte
oder ben organifchen Reſten mehr Koblenfdure und Kohlenwaſſerſtoff,
die leicht Gasgeflalt annehmen. Dazu kommt noch, daß fich das aus
bem Miſte entitehende Ammoniak leicht verflüchtigt, indem es bem
Boden zur Bindung deffelben meilt an Dumusfäure fehlt
Wird dagegen ber Sandboden auf einmal ſehr ſtark mie Miſt
gedüngt, fo bringe er, im Fall es ihm nicht am Feuchtigkeit fehle,
Getreide hervor, was fi bei Regenwetter Leicht lagert, während «6
bei Dürre kraͤnkelt oder vwerfümmert (verbrennt) indem bie Pflanzen
dann zu wenig Waſſer im Verhaͤltniß zur eigentlichen Nahrung ers
halten, wobei eine gehörige Affimilation Statt finden kann. Gin
loſer trockner Sandboden follte deshalb niemals mit Miſt allein,’ (Ahr
dern ſtets mit Compoſt (aus Mift, Humusreicher Erde und Lehr oder
Mergel beftehend) geduͤngt werden, da hierbei Körper entfichen, welche
ſich nicht fo leicht verflüchtigen und auch nicht in fo großer Menge
im Waffer loͤslich find, dag die Pflanzen durch ein Uebermaaß von
Nahrung Schaden nehmen koͤnnen.
Kann man den Sandboden aber nur allein mit Miſt duͤngen,
fehlt das Material zur Compoſtbereitung, ſo muß er ihn zur Zeit nur
in geringer Menge, dafuͤr aber deſto oͤfterer erhalten; denn geſchieht
es nicht, ſo verliert man jaͤhrlich ein Betraͤchtliches am Duͤngercapital.
Er wird am beſten jaͤhrlich oder alle zwei Jahre geduͤngt. Da⸗
neben muß man ihn aber auch fo wenig als moͤglich bearbeiten, theils
um bem Sauerfloff, weicher zur Verweſuug ber organifchen Reſte er⸗
forderlich iſt, den Zutritt nicht fo ſehr zu erleichtern, theils um bie
Feuchtigkeit zu erhalten und theild um ben Boden für die Pflanzen»
wurzeln nicht zu fehe zu lockern. Endlich foll der Sandboden, ba er
viele Düngertheile buch die Verfluͤchtigung verliert, niemals lange
unbefäet bleiben; bean wenn er Pflanzen trägt, fo werben natuͤrlich
die aus dem Mifte fi entwickelnden Safe meift von ben Wurzeln
oder Blättern aufgezehrt.
WIN man den Sandboben für immer oder doch für lange Zeit
verbeffern, fo büngt man ihn mie thonigem Mergel, Lehm und Do:
berz er trocknet dann nicht fo leicht aus, wird fefter wub erhält da⸗
durch zugleich diejenigen mineralifchen Pflanzennahrungefloffe, woran
160
er in der Regel Monet leider. Alsdann bekommt er aber auch
durch Fon Lehm oder Mergel Baſen (Erden und Orpde), durch welche
bie aus dem Miſte und den organiſchen Reſten entſtehende Humus⸗
ſaͤlte chemiſch gebunden wird.
Im Sandboden finden wenige oder gar keine Proceſſe Statt,
von welchen die angebaueten Pflanzen unmittelbar Schaden nehmen.
Aus dem Miſte bildet ſich zwar ſehr leicht ber ſogenannte kohlige⸗
Humus, allein diefer fügt den Pflanzen keinen Schaden zu, wenns
gleich fie auch wenig Mugen davon haben, Indem er im Waſſer nicht
aufloͤslich iſt und nur eine ganz allmaͤhlige Zerfegung erleidet. Durch
Mergel, Kalt und Lehm kann dem Uebel abgeholfen werben.
Man unterfcheidet beim Sandboden mehrere Arten, als:
1) lehmiger Sands, 2) mergeliger Sands und. 3) hu⸗
mofer Santboden; auch kann man noch den grandigen
Sadboden dazu zählen. Wir wollen diefe Bodenarten jetzt
näher betrachten. 7
I) fe miger Sandboden.
Gewoͤhnlich nennt man lehmigen Sand denjenigen Boden,
weicher 10 — 20 Proz. abſchlaͤmmbate Theile enthält, während die
übrigen SO — M Proz. aus Sand beftehen.
Der lehmige Sandboden eignet fich, fofern der Untergrund nicht
zu durchlaſſend tft und es ihm nicht an Humus fehlt (er ſoll mindes
finds 2 Proz. enthalten) zum Anbau fehr vieler Früchte, benn bie
Lehmthelle enthalten mehrentheild alle mineralifche Körper, welche bie
Pflanzen zur Nahrung beduͤrfen, auch leidet er wegen feines Lehm⸗
gehaltes weniger leicht an Dürre ale der humoſe Sandboden.
Wenngleih er nun auch fehr vielen Kruchtarten zufagt, fo iſt
doch bie Folge, in weicher man fie anbaut, keinesweges gleichgültig,
vielmehr finden dabei gemwiffe Regeln ftatt, die in der Lehre vom
Fruchtwechſel näher erörtert werden. Hier follen nur einige $ruchts
folgen angegeben werden, welche dieſem Boden am angemeffenften find:
1ftes Jahr Kartoffeln, gedüngt,
2t6 = Moden, in bie Stoppel Spoͤrgel,
Ztes = Kartoffeln, gebngt,
Ates «= Boden, in die Stoppel Spoͤrgel u. f. f.
oder:
161
1) Kartoffeln gebüngt,
2) Hafer oder Gerfte,
3) Weideklee und Gräfer,
4) dessl.
5) desgl.
6) Rocken, geduͤngt,
7) Rocken,
oder:
1) Mais, gedüngt,
2) Roden,
3) Kartoffeln, gebüngt,
4) Gerſte,
5) Wilden und Klee,
6) Roden, “
ober:
1) Krapp,
2) desgl.
3) Roden,
4) Kartoffeln, gebüngt,
5) Roden,
6) Mais, gebüngt,
oder:
1) Kartoffeln, geduͤngt,
2) Roden, danach Stoppelruͤben,
3) Mais, geduͤngt,
4) Rode,
ober: j -
1) Tabak, gebüngt,
2) Roden,
3) Topinambour, gedlingt,
4 Rod,
ober:
1) Topinambour oder Kartoffeln, gebüngt,
2) Gerfte oder Hafer,
3 — 9 Lucerne,
10) Hafer und Rocken,
ober:
1) Kartoffeln, gebüngt,
' 11
162
MGerſte,
3) Weideklee,
4) Rocken, geduͤngt,
5) Weideklee,
6) Rocken,
7) Buchweizen,
8) Rocken, geduͤngt.
mergeliger Sandboden.
Dieſer Boden, welchen man ſehr haͤufig in der Naͤhe der Sand⸗
ſteinfelſen mit mergeligem Bindemittel findet, beſteht aus Quarzkoͤr⸗
nern mit mehr oder wenigern Mergeltheilen vermiſcht. Meiſt enthaͤlt
er auch viel Eiſen im orydirten oder oxydulirten Zuſtande, fo daß er
davon bald ſchmutziggrau, grün und violett, bald braun, gelb ober
roth gefärbt iſt. Die erdigen Dergeltheite geben dem Sande einige
Bindigkeit und bewirken, daß er das Regenwaſſer nicht nur länger
anhält, fondern auch Feuchtigkeit aus der Luft ‚anzieht. Da nun der
Mergel auch viele den Pflanzen zur Nahrung dienende mineralifche
Körper enthält, fo ſtellt biefer Boden ein Erdreich dar, mas, wenn es
gehörig mit Mift unterflügt wird, allen Arten von Pflanzen zufagt.
Sreimilig kommen auf dem mergeligen Sande viele Pflanzen vor,
die zur Kamilie der Leguminofen gehören, weshalb er denn auch eins
vortrefflihe Schafweide liefert.
Von den angebauten Früchten träge er fehr ſchoͤne Erbſen, Widen
und Linfen, fo mie rothen und weißen Klee, welche, da fie immer
zwiſchen zwei Balmgetraidefrlichten eingefchoben werden koͤnnen, die
Einführung eines guten Fruchtwechſels erleichtern. — Alles Stroh
und Futter, was biefer Boden hervorbringt, zeichnet ſich durch feine
große Mahrungsfähigkeit aus; auch trägt er vortreffliche Kartoffeln
und eben fo fchöne Gerfte, die ſich befonders gut zum Bierbrauen
eignet, gleichwie der Rocken dieſes Bodens, wegen feines bedeutenden
Gehaltes an Stärkemehl, fehr vielen Branntewein liefert. Der mer⸗
gelige Sandboden gehört daher mithin zu dem beflen Bodenarten.
3) Bumofer Sandbodben,
Befist der Sand 6 — 1 Proz. Humus, movon er dann
eine ſchwarze oder ſchwarzbraune Farbe hat, fo heißt er humoſer
Sand, Man darf nun aber nice glauben, daß der Sandboden,
163
fofeen er viel Humus enthält, ſtets fruchtbar feis im Gegentheil, er
zeichnet ſich häufig durch große Unfruchtbarkeit aus, und dies iſt bes
ſonders dann der Fall, wenn der Humus von Pflanzen herruͤhrt, die
arm an Kalk, Talk, Kall, Natron, Schwefelſaͤure, Phosphorſaͤure,
Stickſtoff und Chlor ſind.
Die Fruchtbarkeit des humoſen Sandbodens wird hauptſaͤchlich durch
die chemiſchen Beſtandtheile des Humus bedingt, je mehr Pflanzen⸗
nahrungseſtoffe derſelbe enthält, deſto fruchtbarer iſt auch der Boden.
Der Humust, welcher in Sandgegenden vorkommt, enthält indeß immer
nur eine geringe Menge der genannten Koͤrper, ſo daß auch der humoſe
Sandboden ſich hier nicht eher fruchtbar zeigt, als bis ihm die fehlenden
Koͤrper durch Mergel, Miſt und dergleichen mitgetheilt worden ſind.
Die Pflanzen, welche der humoſe Sandboden freiwillig hervor⸗
bringt, ſind dieſelben, welche ſchon angegeben wurden, als vom Sand⸗
boden im Allgemeinen die Rede war. Der humoſe Sandboden der
Heidegegenden trägt, wenn er trocken iſt, viel Melica caerulea,
Avena flavescens, Carex ericetorum, Luzula campestris unb
L. pilosa,. Corrigiola littoralis und befonder6 gern Heide (Erica
vulgaris). Iſt er dagegen feucht fo findet man ſehr häufig audy
Borfiengras (Nardus strieta) und Erica Tetralix, welche: beide
von keiner Vlehart gefreffen werben.
Don den angebauten Gewaͤchſen wachen auf ihm am beſten
Kartoffeln, Buchweizen, Roden, Rauhafer, Spörgel und Hirfe Die
Iegtere Frucht pflegt hier ganz ausgezeichnet zu gedeihen, natlrlic,
wenn es dem Boden nicht an Dünger fehlt.
‚ Die Fruchtfolge für dieſen Boden iſt am beflen:
1) Kartoffein, gebüngt,
2) Roden,
3) Hirfe, geduͤngt,
4) Rocken,
5) Buchweizen,
6) Roden, halbe Düngung,
ober:
1) Hirſe, gebängt,
2) Rod,
3) Weideklee und Gräfer, (befonbers Seflucoarten),
4) Boden, gebängt,
3) Weideklee,
11*
164
6) Roden, gebängt,
7) Buchweizen,
8) Moden, halbe Düngung,
ober:
1) Kartoffeln, geblingt,
2) Raubafer,
3) Weideklee,
4) desgl.
5) Moden, gebüngt u. f. w.
Wird er gemergelt, fo koͤnnen natürlich beffere Sruchtfolgen ges
wählt werden,
Außer den angeführten Sandbobenarten giebt «8 nun noch «ine
"Menge Zwiſchenſtufen, deren Aufzählung und Beſchreibung unnöthig iſt.
Je feinkörniger Übrigens ber Sand iſt, deſto mehr Feuchtigkeit
nimmt er nicht nur in feine Zwiſchenraͤume auf, fondern hält biefelbe
auch länger an; der Sand von grobem Korn verliert dagegen dies
ſelbe ſehr bald. Verſuche haben gezeigt, daß der Iehtere nur 20 —
22 Proz. Waffer aufnimmt, während ber feinkoͤrnige 30—40 Proz.
bei ſich behält, ohne baffelbe tropfenmweife fahren zu laſſen. Ja
es giebt Sandbodenarten, bie fo feinkoͤrnig find, daß ihre waſſer⸗
faffende Kraft noch größer als bie angegebene iſt. Hieraus folgt
natürlich, daß das Korn des Sandbodens einen großen Einfluß auf
das Gedeihen der Pflanzen haben muß, was alfo bei ——
und Werthſchaͤtzung deſſelben nicht außer Acht zu laſſen If. —
ſehr feinkoͤrnige Sandboben, möge er. auch nur ein Paar Proz. vom
enthalten, tft, wenn ee zuvor ſehr durchnaͤßt war und barauf ſtark
austeodnet, oft fo feft, daß er nur mit Mühe bearbeitet werben ann,
Er ift indeß niemals zähe und erlangt durch Egge und Walze bald
Krümlichkeit. Wir haben fchon vorhin gefehen, daß der mit Waſſer
gefättigte Sand beim Austrocknen wenig oder gar nicht fein Volu⸗
men verändert, fo daß er auch im hohen Sommer ober bei Blach⸗
feoft weder Riffe noch Borſten bekommt.
Dritie Elaffe
Lehmboden.
Unter Lehm verficht man, wie fchon in ber Geſteinslehre bes
merkt wurde, eine Erbe, bie aus Thon und Sand zufammengefegt
165
iſt. Der Lehm iſt ein Boden, welcher bie zufammenzishenden Eigen⸗
haften des Thons und bie lodernden und trennenden des San»
des im der Art im fich vereinigt, daß daraus ein Mittelzuſtand
hervorgeht, ber für das Pflanzenwachsthum unter fonft gänftigen
Berhältnifien ſtets am geeignetften if. Hiervon dürfte auch die Bes
nennung „Mittelboden“ abgeleitet fein. Beim Lehmboden wirken
Wärme, Feuchtigkeit, Loderheit, fo wie der chemifche Beſtand, meifl
fo harmoniſch zufammen, daß das Gebeihen der Pflanzen dadurch
mehr, als auf jedem andern Boben, geſichert wird,
Don Farbe iſt der Lehmboden ſehr verfchteden, bald iſt er
ſchmutziggelb oder ochergelb, bald vothgelb oder rothbraun (leberbraun).
Er fühle ſich mager an und läßt dabei die Sandkoͤrner erfennen. Mit
Waſſer angefeuchtet, befigt er etwas Formbarkeit, iſt jeboch uſcht fo zähe,
daß er bei der Bearbeitung fo bedeutenden Wibderfland leiſtet und fo ſtark
an ben Aderinfirumenten Hebt, als dies der Thonboden thut.
Im teodnen Zuſtande giebt er beim Anhauchen einen Thon⸗
geruch und ſaugt fehr fehnell und begierig das Waſſer ein. Webers
gießt man ihn mit Säuren, fo braufet er nicht auf, da er nicht fo
viele kohlenſaure Kalls und Talkrede enthält, um bie Entwidelung
von Kohlenfäure deutlich wahrnehmen zu koͤnnen. Am haͤufigſten
enthält er jedoch gar keine Talk⸗ und Kalkerde mit Kohlenfäure vers
bunden, fondern nur Fiefels, humus⸗, fchwefels und phosphorſaure
Kalk⸗ und Talkerde.
Durch bie Verdunſtung verliert er das Waſſer nicht fo geſchwind
als der Sandboden, dagegen ſchneller als der Thonboden. Mittelſt
ſeiner Thontheile zieht er viel Feuchtigkeit aus der Luſt an. Bei
der Bearbeitung oder Auflockerung nimmt er 15 Proz. am Volumen
zu und verdichtet in fich auch viele atmosphaͤriſche Luft. Den Sons
nenfltahlen außgefegt, wird er nicht bedeutend erwaͤrmt, es ſei denn,
daß er durch vielen Humus ſchwarz gefärbte wäre. Wird er mit
Rift gebüngt, fo gelangt berfelbe, theild wegen ber Loderheit des
Bodens, theis weil es ihm felten an Feuchtigkeit fehlt, zur balbigen
und volllommenften Zerfegung, fo daß alle Körper, bie ſich babel
entroideln, den Pflanzen zu Gute kommen.
An abſchlaͤmmbaren Körpern ober Thontheilen enthält der Lehm»
boden 30 — 40 Proz, während 60 — 70 Proz. aus feinem und
geobem Sande beftehen, ber wiederum aus den verfchlebenartigfien
Mineralien, größtentheils aber aus Quarzkoͤrnern zufammengefegt iſt.
166
Der Humusgehalt des Lehmbobens ſteigt gewöhnlich nicht über 5 —
6 Proz An Kalkerde enthält er dagegen feiten über Proʒ.
Außerdem findet man in ben meiften Lehmbodenarten etwas Talkerde,
Eifen, Mangan, Gyps, Kochſalz, Kali, phosphorfaure und humus⸗
faure Salze. Bon der Quantität: des Humus und ber zulekt ges
nannten Körper hängt hauptfächlich der Grad feiner Fruchtbarkeit ab.
Sm trodnen Buflande nimmt ber Lehmboden, welcher 30 —
40 Proz. abſchlaͤmmbare Theile enthaͤlt, 40 — 50 Pro. Waſſer
auf, ohne baffelbe tropfenweife fahren zu laflen.
Am Häufigften finder fih der Lehmboden im aufgeſchwemmten
Lande und in ben jüngern Sormationen ber Kalk: und Sandſtein⸗
gebirges an ben legten Orten bildet er nicht felten Lager von 100
Fuß und daruͤber Mächtigkeit.
Die Pflanzen, welche die verfchiebenen Arten des Lehmbodens
freiwillig hervorbringen, beſtehen theils aus folchen, welche auf Sand-,
theils aus ſolchen, weldye auf Mergel⸗ und Thonboden wachſen.
Bon’ ben Graͤſern kommen am haͤufigſten vor: bie Lolium-,
Festuca-, Alopecurus-, Avena-, Briza-, Poa-, Bromus-, Aira-,
Dactylis-, Abinanthus-, Panicum-, Triticium- und Agrostis-
Arten; Überhaupt findet man auf dem Lehmboben, fofern es ihm
nicht an Feuchtigkeit fehle, febr viele, ia die meiften Grasarten. Fer⸗
nee bringt er hervor: Valeriana olitoria, Anagallis phaenicea,
Agrimonia Eupatoria, Potentilla-Arten, Polygonum coavol-
valus und P. aviculare, Rumex crispus und BR. acetosa, Con-
volvulus arvensis, Nigella arvensis, Prunella-Atten, Lytop-
sis arvensis, Geranium-Atten, Leontodon Taraxacum, Apaer-
gia-Xrten, Matricaria Chamomilla, Achillea Millefolium,
Plantago-Arten, Euphorbia-Arten, Carduus-Arten, Trifolium
_ repens, T. arvense. T. agrarium, T. procumbens, T. flexuo-
sum, T. alpestre und T. fragiferum, Genista tinctoria, Vi-
cia-Atten, Ervum-Arten, Fumaria-Arten, Serratula arvensis,
Thlaspi-Atten, Tormentilla-Arten, Veronica-Artten, Tanacetum
vulgare, ‚Euphrasia-Atten, Melampyrum-Arten, Malva-Atten,
Mentha-Xtten, Linum-Asten, Gentiana-Atten, Galeopsis Tetra
hit, Fedia-Arten, Dypsacus-Nıten, Dianthus-Ntten, Caram Carvi,
Campanula-Arten, Anemone-Arten, Artemisia-Atten, Allum-
Arten, Bellis perennis, Epilobium-Xeten, Antbemis-Xrten, Hy-
pericum-Atten, Senieio jacobaea und 8. vulgaris, Solidago
167
Virgaurea, Lotus carniculatus, Haphanus RAhaphanistrum, '
Equisetum arvense und E. palustre (die legten beiden fofern er
einen naffen Untergrund hat), Viola tricolör, Veronica-Arten, Gle-
choma hederacen, Pimpineile-Arter, . Cerastium vulgatum,
Ononis spinosa, Scleranthus annuus, Lamium-Atten, Anagal-
lis arvensia, Ranwmculus arvensis und RA. bulbosus, Scabiosa-
Arten und noch ‚viele andere Pflanzen, deren: Aufzählung bier zu viel
Raum wegnehmen würde, Mit der Zunahme von Mergeltheilen im
Lehmboden waͤchſt jedesmal Bis. Anzahl bei. Pflanzen, welche zur Fa⸗
milie der Leguminofen ‚gehören, ſo daß derſelbe in dieſem Sale ſtets
eine vortreffliche Pferde⸗ und Schaafweide liefert.
Bon den Waldbaͤumen traͤgt ber Lehmboden beſonders Khan
Eigen, Wmen, Hainebuchen, Tannen unb Ahorn.
Die Feldfruͤchte, weiche am beſten auf ihm gedeihen, ind:
Spelz, Roden, Gerfte, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Kohltuͤben,
weiße Rüden, Raps, Erbſen, Bien, Linfen, rother und weißer Klee,
Lucene, Mais, Tabak Zichorien, Kuͤmmel, Karben, Anis, Koriander
Fenchel, Flachs, Hanf und überhaupt die meiſten ſogenannten Han⸗
delsgewaͤchſe. |
Aus ber großen Anzahl Pflanzen, weiche mu Vortheil auf dem
Lehmboden angebaut werben koͤnnen, geht hervor, daß er zu ben beſten
Bodenarten gehört, die es giebt. Die Fruͤchte gedeihen, inſoſern es
ihm nicht an Dünger.:fehlt, in: der That hier am ſicherſten und
ſchoͤnſten; demm eu iſt weder zu :feft, noch. zu locker, haͤlt Die Feuch⸗
tigkeit lange an, ohne jedoch naß zu fein, und bat die Eigenſchaft,
dag ſich der Miſt weder zu fehnell;. noch zu langſam in ihm zerſetzt.
Da nun auf dem Lehmboden ine große Anzahl. Pilahzmurten
gedeihen, fo ift man auch niemald in Verlegenheit wiegen ber ber
Dertlichleit angemefienen Fruchefolgen, von weldyen ‚weiter unten bei
den verfchiebenen Lehmbobenarten einige angegeben werben follen.
Die in der Natur vorkommenden Lehmbodenarten laffen: fich
binfichtlich ihres Korns unterfcheiden in:
1) grandigen, grufigen oder Biefigen,
2) grobförnigen und
3) in feinkoͤrnigen Lehm.
Dee grandige Lehm enthält, wie es der Name ſchon fagt,
viele größere und Bleinere Fragmente verfchlebenartiger Geſteine; ber
grobtärnige Lehm viele grobe Quarzkoͤrner, und der feinkoͤr⸗
168
nige Lehm (m einigen Länden Letten, Schlump, Floß⸗
Ichm, Melmboden oder Molllehm genannt, und häufig in der
Formation des juͤngern Floͤtzgebirges wie im Diluvium vordonmenb)
beſteht groͤßtentheils ans feinem Quarzſande und verhältmigmäfig
wenigen Thontheilen.
Zumeilen find bem feinkoͤrnigen Lehme auch Shmmerferkppgen
beigemengt, und je mehr er davon enthält, befto fruchtbare pflegt ex
auch zu fein. .
Liegt der fehr feinkoͤrnige Lehm an Bergabhaͤngen, fo wird ex Teiche
vom Waſſer weggeflößt, indem er ſich bei anhaltendem Regenwetter
in einem binnen Brei verwandelt; hiervon bat er auch wohl ben
Namen „Floßlehm“ erhalten. Trocknet diefer zuvor breiartig ges
weſene Boden flard aus, fo wird er fo dicht und feſt, daß nun bie
Pflanzen, da ihre Wurzeln nicht mehr mit der Luft in Berührung
fiehen, kuͤmmerlich wachlen.
Im Fruͤhjahr beginnt die MWegetation auf biefem Boden fehr
fpät, zumal wenn es Ihm an Kraft mangelt; benn er trodnet nur
langſam aus, bleibt folglich lange kalt und iſt, wenn man nicht für
binreihenden MWafferabzug geforgt hat, fehr gefchloffen, indem Ihn bie
Winternaͤſſe dicht und feft macht. Dazu komme noch, daß er, weil
er gewöhnlich eine Lichte Farbe hat, im Fruͤhjahr fehr wenig durch
die Sonnenflrahlen erwärmt wird. Die Winterfrüchte möchte man
bier nicht anders als auf ſchmale Beete fü.
Von den angebauten Früchten gerathen in ber Regel bie Kohl⸗
üben am vorzuͤglichſten auf dem fehr feinkoͤrnigen Lehmboden, wiewohl
er bei guter Düngung und Bearbeitung auch alle übrigen Früchte,
beſonders ſchoͤnen Roden und Hafer trägt. Durch Kalt und Ders
gel wird er fehr verbefiert.
Ruͤckſichtüch der hemifchen Beſtandtheile kann man bein Lehm
boden folgende Arten unterſcheiden:
1) granbiger,
2) fandiger,
3) eiſenſchuͤſſiger,
4) mergeliger,
5) kalkiger,
6) humoſet, und
7) ſalziger Lehmboden.
19 N.
I) Grandiger Lepmbobden
Der grandige Lehmboben kommt entweder Im Schwemmlande
vor, ober er liegt noch an der Stelle, wo er durch die Verwitterung
von Nagelfluh und aͤhnlicher Conglomerate entſtand.
Seine Beſtandtheile find Lehm und mehr ober weniger Grand.
Der legtere pflegt aus fehr verfchiebenartigen Minerallen zu beftchen,
die bei ihrer allmähligen Verwitterung entweder ein fruchtbares ober
unfruchtbares Erdreich liefern, da dieſes, wie wir früher gefehen haben,
davon abhängt, ob ber Grund von Gebirgsarten herruͤhrt, die zum
Kalk⸗, Talk, Feldſpath⸗ oder Kiefelgefchlecht u. f. w. gehören. Den
geringften Werth hat immer berjenige grandige Lehmboden, welcher
Steine, zum Kiefelgefchlechte gehörig, enthält, da biefe bei ihrer Ver⸗
witterung nur Kiefelerbe liefern, an welcher der Lehmboden niemals
Mangel leidet,
Für den Aderhautreibenden hat biefer Boden im Ganzen ges
nommen nur einen geringen Werth, denn meiſt iſt er fehr troden,
auch werben bie Pflanzenwurzeln durch die vielen Steine im Wache
thume behindert; dazu kommt endlih noch, daß er fi bei Duͤrre
nur mit Anſtrengung bearbeiten läßt. — Im vortheilbafteflen wird
er deshalb zur Weide, oder noch beffer zur Holzcultur verwendet.
NM Sandiger kehmdoden
Unter fandigem Lehm verficht man einen Boden ,.ber 20 — 30
Proz. abſchlaͤmmbare Thontheils enthält (die nicht über 3 — 4 Proz.
Humus und Kalt befigen), während bie übrigen 70 — 80 Proz.
aus Sand beftchen. Der Sand enthält oft Körner von Feldſpath,
Glimmer und anderen talls, kalk⸗ und kalireichen Mineralien, was
ſtets deruͤcfichtiget werden muß, Indem biefelben, aus ſchon früher
angegebenen Gründen, einen großen Einfluß auf bie Fruchtbarkeit
des Bodens ausüben. |
Der fandige Lehmboden konmt fomohl in ben Ebenen, als auf
Bergen und an Bergabhängen vor, und bilbet "hier oft Lager von
großer Ausdehnung und Maͤchtigkeit.
Um fruchtbar zu fein, erfordert ex mehr Dünger, als ber eigent-
Uche Lehmboden, dagegen weniger, als der Sandboden.
170
Duck thonigen Dergel kann er fehe verbeffert werben, theils
weit ihm dadurch die fehlenden Minerallörper zugeführt werden, theils
weil er dann länger die Zeuchtigkeit Hält.
Er ift leicht zw bearbeiten und zeigt fi vorzüglich dem Node,
Buchweizen und Kartoffeln guͤnſtig. Nah einet Düngung mit
Gyps und Mergel bringt er auch fehr ſchoͤne Erbſen und Widen,
beögleichen fehr nährenden Weideklee und Weidegraͤſer hervor, und eig⸗
net ſich deshalb vorzuͤglich zur Schafweide.
Dem rothen Klee ſagt dieſer Boden weniger zu, es fei denn,
baß er im Untergeunde viel phosphorfaure Kalk: und Talkerde, Kali
falge und Gyps enthielte. Hat er aber noch niemals rothen Klee
getragen, fo geräth berfelbe nach einer Düngung mit Gyps zuweilen
vortrefflich, bald aber laͤßt derfelbe im Wachsthume nach, möge man
ihn audy nah mie vor mit Gyps beftreuen. Ereignet ſich dieſer
all, fo kann man annehmen, daß der Untergrund nicht mehr genug
von den vorhin genannten "Körpern enthält. - Durch Keſolen und
tiefes Pfluͤgen laͤßt ſich das Uebel theitweife, durch guten Mergel
meiſt ganz, heben, wobei indeß beruͤckfichtigt werden muß, daß dann
auch mehr Miſt erforderlich iſt. Iſt der Untergrund nicht naß und
eiſenſchuͤſſig, und beſteht derſelbe gleichfalls aus ſandigem Lehme, fo
trägt er dagegen ſehr ſchöͤne Lucerne und Esparfette, jedoch
meift nur, wenn ſtark mit Gyps gebüngt wirb.
Die Fruchtfolgen, welche men auf. hem fanbigen Lehmboden
anwendet, find:
1) Kartoffeln, gebüngt,
., 1 2 Gerfte ‚ober Hafer, nut rt
7°) vother Klee, N N oe
4) Rocken EEE “ Dr mh
über: ' DAR ... | |
i) Kortöfein, —RD wo. f . “ ' Er ;
45 Sirfte, Ze Te
rother Klee, 0:
4) Rocken, BT
009 asien oder Erdſeri —X
en, © on ws.
oder: fe ee BE 3.
4) Kartoffeln,” gebührt,
2) Hafer,
ober:
171.
3) vorher Klee,
4) desgl.
5) Raps, gebüngt,
6) Roden,
7) Hafer,
1) reine Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) Roden,
4) vother Kim,
3) Rode, gebüngt,
6) Weidekiee
7) desgl,
8) Moden,
9 Hafer,
ober bei item Sandgehalt:
odet:
oder:
1) Kartoffeln, geduͤngt,
2) Rocken und Hafer,
3) Weideklee,
4) Rocken, gebüngt,
5) Weibeklee,
6) Reden, gedängt,
7) DBachweizen, © +:
8) Roden, gedhngt, - -
1) Kartoffeln, gedängt,
2) — und Du Nu
3) Lucene,
4) desgl.
5) desgl.
6) desgl.
7) desgl. mn.
8) desgl. rm erden
9 —** Et.
10 Hafer,
19 Wich
12) Rad,
.
ld). 9e
2222
172
1) Kartoffeln, gebüngt,
2) Roden,
3) Kartoffeln, gebüngt,
4) Roden u. ſ. w.
3) Sifenreiher oder eiſenſchäſſiger
gehbmboden.
Der Lehmboden enthält oft fo viel Eiſenoxyd, Eiſenoxydul ober
Eifenorybhpbrat, daß er davon «ine grüne, braune, ochergelbe ober
eothe Farbe hat. Ein dergleichen Boden pflegt entweder aus ber
Verwitterung bes thonigen Sphärofiberits ober ans fehr eifenreichen
Sanbdfteinarten entftanden zu fein; hat er fi ans dem thonigen
Sphärofiderit gebildet, fo befist er ein fehr feines Korn, iſt er dagegen
aus eifenreihen Sandfteinarten entflanden, fo iſt er grobkoͤrnig.
Der im Diluvium vorkommende viel freies Eiſenoxybhydrat und
Eiſenoxydul enthaltende Lehm zeigt, wenn er an Näffe leidet, viele
gelbe ober braune Adern unb Punkte, indem das Eifen, welches fruͤ⸗
ber in ber ganzen Aderkrume vertheilt war, ſich mittelſt der Kohlens
und Humusfäure zuſammenzieht, zumal wenn man ihn einige Jahre
euhen läßt. Hierdurch verliert aber ber Boden feine homogene Mis
(dung, was, wie wir ſchon früher gefehen haben, fehr nachtheilig auf bie
Vegetation wirkt. Ein Boben, ber biefe Eigenfchaft zeigt, muß des⸗
halb oft und gut bearbeitet (zerkruͤmelt) werben, um dadurch bem
Sauerftoff der Luft freieren Zutritt zu verfchaffen, da dann das Eifen»
oxydul ſich Höher oxydirt, auf feiner hoͤchſten Orpdationsſtufe fich eine
Beittang erhält, und nun, weil «6 von ber Koblens und Humusſaͤure
entweber gar nicht ober body nur fehr wenig aufgelöfet wird, auch ben
Pflanzen nicht fchabet.
Ein Boden, welcher viel Eifenorybe enthält, befitzt übrigens auch
ſtets mehr oder weniger Manganorybul, welcher Körper ſich gegen ben
Sauerftoff der Luft und das Kohlen» und Humusfäure führende Waſſer
eben fo als das Eifenorydul verhält. Die Adern und Puncte Finnen
deshalb auch von Mangan herruͤhren, find dann aber dunkler gefärbt.
Von den angebaueten Früchten bringt ber eifenfchüffige Lehm⸗
boden am beften Weisen, Hafer, Spelz, weiße Rüben, Kohl, Lein,
Wilen, weißen Klee und Gräfer hervor, jedoch erfordert ex ſtets viel
Miſt. Die Gerſte geräth ſehr felten oder gar nicht auf ihm, und
13 |
noch weniger gebeihet ber Raps, indem berfeibe fehr empfindlich gegen
ein Uebermaaß von Eifen iſt. Die Kartoffen und Rüben werden
Darauf meift grindig und die legteren auch holzig (eifenmabrig).
Die Fruchtfolge auf dieſem Boden kann fein:
ober:
oder:
oder:
oder:
1) Kohl, geduͤngt,
2) Hafer,
3) Weideklee,
4) desgl.
5) Spelz, gebüngt,
6) Hafer,
1) Kartoffeln, geduͤngt,
2) Sommerweizsen unb Hafer,
3) Widen, geblngt,
4) Spelz,
1) weiße Rüben, gebüngt,
2) Hofer,
3) Weibekle,
4) Weizen ober Spelz, gedüngt,
5) Weideklee,
6) Roden, halbe Düngung,
7) Hafer,
1) Kohl, gebüngt,
2) Sommerweizen,
3) Kartoffeln, gebüngt,
4) Hafer,
5) Weideklee,
DK.
7) Wicken, gebüngt,
8) Rocken,
9) Weideklee,
10) ‚Hafer,
1) Kohl, gebüngt,
2) Lein,
3) Reden, gebfngt,
174
4) Wilden,
5) Moden oder Spelz, halbe Düngung,
6) Weideklee,
7) Roden,
8) ‚Hafer,
1) Kohl, gebüngt,
2) Rein,
3) Kohl, gebüngt,
4) Leim,
5) Rocken odes Spelz, gebüngt,
6) Widen,
7) Roden, geduͤngt,
8) Weideklee,
9) Roden oder Hafer,
Iſt der viel Eifenoryb haltige Lehmboden trocken, fo zeigt er
fi den Pflanzen günfliger, und gerade biefer Boden iſt es dann,
welcher fo ſchoͤnen Hopfen hervorbringt, vorausgefegt, daß der Unter
grund in hinreichender Menge biejenigen Körper befigt, welche zur
volltommenen Ausbilbung diefer Pflanzen gehören, wozu namentlich
viel Kali, Natron, Kalt, Phosphorſaͤure, Schwefelfäure, Talkerde
und Chlor gehören. Ä
Eine befondere Eigenfhaft des viel Eifenogpbul und Eifenoryb>
hydrat haltigen feuchten oder naffen Lehmbodens beſteht noch barin,
daß, obgleich er oft fehr fchönen meißen Klee und Widen hervor:
bringt, biefelben doch nur ungern vom Viehe gefreffen werden; uͤber⸗
Haupt liebt das Vieh die Pflanzen jedes andern fehr eifenrsichen
naffen oder feuchten Bodens nicht, fo daß es, wenn ihm bie Wahl
freifteht, oft das trodene Getraideſtroh eines mergeligen Bodens ben
grünen Wilden und dem Klee bes eifenfhäffigen Bodens vorzieht.
Wird aber das Rindvieh im Winter gezwungen, das Stroh und
Deu des eiſenrelchen Bodens zu freffen, fo bekommt es oft Läufe
und giebt einen fehr geringen Milchertrag. Aue dieſe üblen Eigen⸗
[haften des Futters fcheinen baher zu rühren, daß bie Pflanzen dieſes
Bodens zu viel Eifen aufnehmen, wodurch fie einen uͤblen Geſchmack
annehmen müflen, ober gar ber Geſundheit des Viehes ſchaͤdlich find.
Die viel Humusfäure, Eiſen⸗ und Manganopybul haltigen Lehm⸗
bodenarten find «6 denn auch, auf weichen, wenn fle zugleih an
ober:
175
Naͤſſe leiden, (in welchem Falle das humusſaute und Tohlenfaure
Eifen und Mangan in beträchtlicher Menge in die Pflanzen über
geht), das von ben Landwirthen fogenannte faure Sutter waͤchſt.
Das Gras dieſes Bodens befteht meift aus Binfen und Miebgräfern,
da diefe Pflanzen, wie es fcheint, viel Eifen und Mangan zu ihrem
Gedeihen bedürfen, während alle übrigen Wieſenpflanzen nur wenig
davon vertragen.
Bon den Unkräutern wachſen auf den fehr eifenreichen trodinen
Lehm und Sandbobenarten am haͤufigſten das wollige Honiggras,
welches sine quelenartige Wurzel hat und von den Landwirthen das
ber oft mit der eigentlihen Queke (Triticum repens) verwecfelt
wird; ferner der Meine Sauerampfer, die Schafgarbe und der Spoͤr⸗
gel, fofeen nämlich ber Boden außer dem Eifen die Abrigen zum
Wachsthum dieſer Pflanzen nöthigen Stoffe, ald etwas Kalt, Koch
falz, Kalk u. f. w. enthält.
Manche Lehmbodenarten enthalten wahe unter der Oberfläche,
gewöhnlich in der Tiefe, bis zu melcher gepflügt wird, eine Erdſchicht,
bie fehr reich an Eiſenoxyd und Eifenogpbul iſt; das Eifen rührt
theils von ben Aderinfirumenten ber, theils hat «6 fich hier aus ber
Ackerkrume zufammengesogen. Wird dieſe Exbfchicht durch tieferes
Pflügen heraufgebracht, fo zeigt ſich dee Boden oft fehr unfruchtbar,
und bringt auch nicht eher wieder gute Fruͤchte hervor, als bis ſich
dad Drpbul duch Anzichung des atmosphärifchen Sauerfloffe In
Orpd verwandelt hat, Die unter der Aderkrums Legende Erdſchicht
enthält bisweilen fo viel Eifenorybul, daß fie feibft ſchwarz davon ges
färbt ift, und wird diefelbe dann durchs Pflägen an die Oberfläche
gebracht, fo nimmt die Aderfrume mit der Zeit eine ochergelbe Farbe
an, da fih das Oxydul allmählig in Oxpohydrat verwandelt. Am
beften iſt es Immer einen: dergleichen Boden mit dem Untergrund«
Pfluge in der Tiefe zu loden. i |
Es giebt hier und da auch fandige Lehmbobenarten, in melden
der Gehalt an Eifen fortwährend zunimmt; dieß iſt nämlich ba der
Sal, wo ber Boden am Abhange von Bergen liegt, in welchen Lager
des thonigen Sphärofiderits mit Sand» und Thonſchichten wechſeln.
Der Vorgang babei iſt ganz einfach folgender: das mit Kohlenfäure
geſchwaͤngerte Regenwaſſer zieht durch bie Sphaͤroſideritlager und
beingt an den Seiten bes Berges mit dem aufgelöfeten kohlenfauren
Eiſenoxydul in die Ackerkrume; bier oxydirt es fich höher, die Kohlen⸗
176
fäure entweicht und daB Oryd verwandelt ſich in Orydhydrat, fo bafl
mon im Fruͤhjahr die Beet: und Waſſerfurchen oft ganz mit Eiſen⸗
ocher angefuͤllt findet.
Iſt der Gipfel des Sace, welcher die Spaͤrofideritlager ent⸗
haͤlt, mit Bäumen bewachſen und befindet ſich unter denſelben viel
Dumus, fo bildet ſich noch mehr Eifenocher, indem die Koblenfäure,
weiche im Humus entficht, vom Regenwaſſer gleichfalls in die Tiefe
geführt wird und hier zum Auflöfungsmittel des kohlenſauren Eiſens
dient. Das Gelb wird auf diefe Weiſe fort umd ‘fort vergiftet; fo
dog, wenn dem Uebel vorgebaut werben fol, das Wafler, durch
welches das Eifen in die Ackerkrume gelangt, oberhalb abgefangen
werben muß.
Lehmbobenarten, welche viel Eiſenoxyd enthalten, find ſtets bins
diger als diejenigen, in denen nur wenig vorkommt. Sie ziehen
mehr Feuchtigkeit aus ber Luft an, befigen eine größere waſſer⸗
foffende Kraft und trodinen auc weniger leicht aus. Dazu kommt
noch, daß das Eiſenoxpd den Boden dunkler färbt, wobei er die
Sonnenftrahlen zerlegt und ſich erwärmt. Im Ganzen genommen
iſt daher ein Lehmboben, der etwas Eiſenfuͤhrt, feuchtbarer, als ber»
jenige, welcher nur ſehr wenig davon befigt. Alte eifenreichen Lehm»
bodenarten enthalten, wie fchon vorhin bemerkt, aber auch Mangan.
Da nun das Manganoryd eine noch dunklere Karbe als das Eiſen⸗
oxyd hat, fo trägt es gleichfalls zur Erwärmung bes Bodens vieles
bei. Uebrigens fügt da6 Manganorpdul gleich dem Gifenorydule, wo
08 viel vorkommt, ber Vegetation ſtets Schaden zu; ba es nämlich
in fläffigee Kohlenfäure und Humusſaͤure Iöslih iſt, fo gelangt «8
hierdurch im leicht zu großer Menge in die Wurzeln der Pflanzen.
Fehlen uns daruͤber auch noch vergleichende Verſuche, fo iſt doch fo
viel gewiß, daß die manganreichen Bodenarten mande Pflanzen im
Wachsthum fehr beguͤnſtigen, während fie andere gaͤnzlich unterbrüden ;
bies läßt ſich nur durch die Auflöfung des Manganorpbuls in flüfs
figer Koblens und Humusfdure erklaͤren.
4) MR ergeliger Lehmbobdben.
Wenn ber Lehmboden fo viel kohlenſauren Kalt und Talk innig
mit feinen Thontheilen vermiſcht enthält, daß er, mit Säuren uͤber⸗
offen, aufbraufet, fo nennt man Ihn mergeligen Lehmboden.
177
Da uber das Aufbraufen bloß von ber mit Talk⸗ und Kalkerde vers
bunbenen Koblenfäure herrährt, fo kann ein Boden dennoch ſehr viel,
Kalk⸗ und Talkerde enthalten, ohne, mit Säuren übergofien, aufzu⸗
braufen, in bem Falle naͤmlich, daß fie entweder mit Schwefelfäure,
Phosphorſaͤure, Humusfäure, Salpeterfäure und Salzſaͤure ober mit
Kiefelfäure (Kiefelerbe) verbunden find.
Ein Lehmboden, der einige Prozente Eohlenfauren Kalt enthält,
iſt gewoͤhnlich fruchtbarer, ald ein Boden, der nur Spuren davon
befigt, daher ift der Glaube entflanden, baß ber Boden nur Kalk zu
enthalten brauche, um fruchtbar zu fein. Man ift hieruͤber jedoch
im Irrthume, denn die Sruchtbarkeit des mergeligen Lehmbobens rührt
nicht allein von der Lohlenfauren Kalkerde, ſondern auch noch von
mehreren anderen Körpern her; er enthält nämlich In der Megel alle
übrigen, den Pflanzen zur Nahrung dienenden mineraliſchen Sub⸗
Hanzen in hinreichender Menge; denn ſtets befigt er auch etwas
Talkerde, Natron, Kali, Phosphorfäure, Schwefelfäure, Chlor u. f. w.
Ueberfehen barf jedoch nicht werben, baß bie Gegenwart der kohlen⸗
fauren Kalkerde, wie überhaupt ber Alkalien, das Entflchen von Humus⸗
fäure befchleunigt.
Der mergelige Lehmboben hat bie Eigenfchaft, daß er, an ber
Luft liegend, leicht in Pulver zerfaͤllt; vorzüglich ift diefes beim (de:
frieren und Wieberaufthauen der Fall. Er haͤlt fid) nach der Bears
beitung lange in einem lodern, den Pflanzenwurzeln fehr günffigen
Zuſtande, laͤßt die Feuchtigkeit nicht leicht fahren, ohne eben naß zu
fein ; verforgt ficy aus dee Atmosphäre mit vielen Wafferbünften und
läßt den Mift, womit er geduͤngt wird, zu einer baldigen aber fehr
regelmäßigen und mit wenig Verluſt verbundenen Berfegung kommen,
ba er Baſen genug enthält, um bie entftehende Humusſaͤure chemifd)
zu binden. Vorzuͤglich find hierbei die kohlenſaure Kalls und Talk⸗
erde thätig, und es entftehen humusfaure Kalt: und humusſaure
Talkerde, zwei Körper, welche, da fie im Waffer löslich find und bie
Pflanzen mit Kalkerde, Talkerde und Kohlenftoff verforgen, . bei der
Vegetation eine toichtige Mole fpielen. Die wenige Kohlenfäure,
weiche hierbei ausgetrieben wird, loͤſet fi dagegen in Waſſer auf und
geht dann gleichfalls in die Pflanzen über. Dieſer Proceß erfolgt
indeß nur langfam, fo daß bie Pflanzen niemals mit Nahrung über
fättigt werben. u
Der mergelige Lehm gehört, weil viele Zerfegungen in ihm vors
12
178
a
gehen, zu den fogenannten thätigen und warmen Bodmarten, b. h.
zu denjenigen, auf welchen die Vegetation im Frühjahr zeitig be:
ginnt und worauf die Pflanzen fchnell zur Reife gelangen.
Zu ben vorzuͤglichſten Eigenfchaften des mergeligen Lehmbobens
gehört auch, daß er freiwillig. viele Pflanzen hervorbringt, die fehe
nahrhaft find und zu den fogenannten füßen gehören. Der Grund
hiervon ift, daß fie nicht allem viel Stickſtoff enthalten, fondern auch
alle Übrigen Körper befigen, welche zur chemiſchen Conftitution bes
thierifchen Körpers gehören, als: Schwefel, Phosphor, Kohlenftoff,
Waſſerſtoff, Kalkerde, Chlor, Natron u, f. w. Die Erfahrung hat
uns gelehrt, daß bei YO Pfund grünem Kiee, vom Mergelboden her-
vorgebracht, das Vieh ſich beffer befindet, als bei I00 Pfund grünem
‚Klee, welcher auf einem lehmigen Sande gewachſen iſt. Eben fo
verhält es fi auch mit dem Stroh des Getraides; ja das Vieh
frißt es lieber, als das Heu fumpfiger Wiefen und befindet fich
wohler dabei.
Kein Boden liefert eine beffere Weide für Schafe, als ’gerabe
diefer, denn er trägt nicht nur vield Leguminofen, fondern bringt auch
viele andere den Schafen gebeihliche Kräuter hervor, wie aus ben fruͤ⸗
her genannten Pflanzen erſichtlich iſt. Namentlich ſind es Pimpi-
nella saxifraga, Poterium sanguisorba, Carum Carri und
Achillea Millefolium, welche den Schafen fehr dienlich find.
Bon den angebausten Pflanzen gedeihen auf ihm verhältnißs
mäßig am beften bie Gerfte, der Rocken, ber rothe Klee, die Erbſen
und die Lucerne, letztere jedoch nur dann, wenn auch der Untergrund
die fuͤt fie noͤthigen Nahrungeftoffe, beſonders Gyps enthält, Indeß
wachſen auch alle uͤbrigen Fruͤchte vortrefflich auf ihm. Der Hopfen
dieſes Bodens zeichnet ſich aus durch das viele Lupulin, was er ent⸗
haͤlt; der Flachs und Hanf, welche auf ihm wachſen, liefern einen
vortrefflichen Baſt, und das Getralde, was er traͤgt, eignet ſich be⸗
ſonders gut zur Saat, ſo daß, wer eine Wechſelung des Saatge⸗
„ traides vornehmen will, es vorzugsweiſe vom mergeligen Lehmboden
nehmen muß. — Auf keinem Boden find die Fruͤchte weniger dem
Mißrathen unterworfen, als auf diefem, weshalb es kaum einen bef:
fern Boden, ald den mergeligen Lehm, giebt.
Die Fruchtfolgen, welche man auf diefem Boden anwendet, koͤn⸗
nen, ba er allen angebauten Früchten zufagt, fehr mannigfaltig fein ;
z. B.:.
ober:
ober:
oder:
oder:
179
1) Bohnen, gedüngt und bearbeitet,
2) Weizen,
3) rother Klee,
4) Roden und Bafer,
1) Kartoffeln und Kohlrüben, gebüngt,
2) Serfte und Hafır,
3) rother Klee,
4) desgl.,
5) Moden und Weizen,
1) Kartoffeln, gebüngt,
2) Serfte,
3) vorher Klee,
4) desgl.,
5) Raps, gedüngt,
6) Rocken,
1) reine Brache, geblingt,
2) Raps,
3) Roden und Weizen,
4) rother Kiee,
5) Roden,
6) Erbſen, gebüngt,
7) Roden,
8) Hafer,
1) Kortoffeln, gebüngt,
2), Gerfte,
3) rother Klee,
4) Spelz,
9) Erbſen, gedüngt,
6) Moden,
7) Bohnen, gebüngt und bearbeitet,
8) Weizen,
9, Hafer u. f. w. -
12 *
180
5) Kalkiger Lehmbobdben.
Enthaͤlt der Lehmboden groͤßere und kleinere Stuͤcke oder Koͤrner
von Kalk, die man mit den bloßen Augen erkennen kann (vorzuͤglich
in dem Ruͤckſtande, den man beim Schlaͤmmen deſſelben erhaͤlt), ſo
heißt er kalkiger Lehmboden. Dieſer Boden iſt auch daran zu
erkennen, daß, wenn man ein Stuͤck deſſelben mit Saͤuren uͤbergießt,
er an einzelnen Stellen, naͤmlich da, wo die Kalkſtuͤcke und Koͤrner
befindlich ſind, lange aufbrauſet, waͤhrend der mergelige Lehm mit
Saͤuren uͤbergoſſen, nur kurze Zeit, und zwar an ſeiner ganzen
Oberflaͤche aufbrauſet.
Am haͤufigſten kommt dieſer Boden in ber Nähe von Kalk:
gebirgen vor oder bildet die obere Dede berfelben.
Der kalkige Lehmboden ift in’ der Megel nicht fo fruchtbar als
ber mergelige Lehm, denn obgleich er genug Kalkerde befigt, fo leidet
er boch oft Mangel an mehreren anderen pflanzenernährenden Stoffen,
namentlid an Talkerde, Gyps, Kali⸗, Natron: und phosphorfauren
Salzen. Dies ift denn auch der Grund, warum er burdy einen,
viel von dieſen Körpern enthaltenden Mergel fehr verbeffert wer⸗
den kann.
Er hält ſich zwar ziemlich locker, zerfällt aber an ber Luft liegend
nicht fo leicht, als der mergelige Lehm. Auch wird er früher
troden, dba das Waſſer ſchneller verbunftet; wozu noch kommt, daß
er, ba er groblörnig ift, weniger Seuchtigkeit aus ber Luft anzieht.
Der Mift, womit man ihn büngt, erleidet eine baldige Zerſetzung,
wobei ein Xheil des Humus als Kohlenfäure entweicht, ba die Alaun⸗
und Kalkerde nicht fo fein zertheilt in ihm vorkommen, um fi ſchnell
mit der zuerft entflehenden Humusfäure vereinigen zu Binnen. Die Vege⸗
tation beginnt fehr zeitig auf ihm, erreicht dafür aber auch bald ihr
Ende, fo daß er mehr zu ben heißen, als zu ben warmen Boden⸗
arten gezählt werben muß.
Die Pflanzen, welche er freireilfig bervorbringt, find, wie beim
mergeligen Lehmboden, ſehr nahrhaft und gehören zu ben fogenanns
ten füßen. Er trägt mehrere Liguminofen und wenn aud, nicht viele,
doch einige Kräuter, woburd er den Thieren, vorzüglich den Schafen,
eine fehr gefunde und nahrhafte Weide darbietet,
Unter den angebaueten Früchten find es beſonders ber Spelz,
der Hafer, die Linfen, die Wicken und Erbſen, welche verhältnigmäfig
181
am beften auf ihm gedeihen, doc, kommen auch die meilten übrigen
angebaueten Früchte gut auf ihm fort. Den Roden beguͤnſtigt
er am wenigften, aber der Spörgel wählt eben fo wenig gut auf
ihm, als auf dem mergeligen Lehme, oder dem Kalk: und Kreide:
boden.
Hinfihtlih der auf ihm anzumendenden Sruchtfolgen ift zu
bemerken, daß man wo möglic, diejenigen wählen muß, bei welchen
das Feld mehrere Jahre zur Weide liegen bleibt, da er hierburch we:
ſentlich verbeffert wird, indem ihn die Raſenfaͤulniß kuͤhl und feucht
hätt. Daffelde bewirkt denn auch der Anbau der Lucerne und Espar⸗
fette, die beide gut auf ihm zu wachſen pflegen.
6 Humofer Lehmboden,
Befist der Lehmboden 5 — 10 Proz. Humus, woburd er mehr
oder weniger dunkel gefärbt ift, fo heißter Humofer Lehmboden.
Der große Gehalt an Humus bewirkt, daß ſich der Lehmboden
ſtets locker hältz zugleich iſt ee die Urfache feines fortwährend feuch⸗
ten, Zuftandes, indem berfelbe nicht nur das Regenwaſſer lange an-
hält, fondern auch viel Keuchtigkeit aus der Luft anzieht, Ein viel
Humus enthaltender Lehmboden iſt aber audy warm, da er eine dunkle
Farbe bat und der Kohlenftoff des Humus ſich fortwährend mit dem
Sauerftoff der Luft vereinigt, wobei etwas Wärme entfteht. +
In der Regel ift dee humoſe Lehmboden fehr fruchtbar, da nicht
“allein der Humus bei feiner Zerſetzung die Pflanzen mit Nahrung
verforgt, fondern der Lehm felbft alle mineralifchen Körper zu ent:
halten pflegt, weiche die Pflanzen ald Nahrung bedürfen. Der Hu:
mus bes Lehmbodens befigt gewöhnlich ſtickſtoffhaltige organifche Hefte,
durch welche das Pflanzenwachsthum fehr befördert wird, indem fich
Ammoniak daraus entwidelt.
Am bäufigften kommt dieſer Boden in den mulbenförmigen
Vertiefungen und au ben Flüffen vor, wo er den fogenannten Aue⸗
boden bildet.
Die Pflanzen, welche er freiwillig hervorbringt, beſtehen größten:
theild aus füßen, nahrhaften Gräfern, weshalb er ſich auch am
vortheilhafteften als Wiefe ober zu Rind viehweide beuußen läßt.
Wiewohl er den meiften angebaueten Früchten zufagt, fo trägt
er verhältnigmäßig doch am beſten Wintergerfte, Hafer, Raps,
182
Kohl, Bohnen, und Runkelrüben. Die legteren zeichnen fi
durch ihren großen Gehalt von Zuder aus. Der rothe Klee gebeihet
weniger gut auf ihm, da er meift vom Grafe unterbrädt wird.
7) Salzgiger Lehmboden.
Manche Lehmbodenarten enthalten oft als charakteriſirenden Be⸗
ſtandtheil ſehr viele im Waſſer leicht loͤsliche Salze, als Kochſalz,
kohlenſaures Natron, ſalzſaure Talk⸗ oder ſalzſaure Kalkerde und Sal⸗
peter; auch giebt es zuweilen Lehmbodenarten, worin ſchwefelſaures
Eiſen⸗ und Manganoxpydul, ſchwefelſaure Alaunerde und ſchwefelſaures
Natron vorkommen. Dergleichen Bodenarten finden ſich am haͤufig⸗
ſten im der Nähe von Salzquellen an den Kuͤſten des Meeres und
zuweilen auch in Niederungen. In Gebirgsgegenden entfteht der
falzige Lehmboden oft auch dadurch, daß fid Quellen in ihm ergießen,
die eind ober mehrere der genannten Salze in Löfung halten. Die
Pflanzen, welche fowohl diefer, als die Übrigen Salzbodenarten freis
willig hervorbringen, follen weiter unten angegeben werben.
Der falzige Lehmboden ift gewöhnlich fehr unfruchtbar und kann
nur dadurch zum Anbau ber Getraidefrlchte geſchickt gemacht werben,
dag man ihn gehörig entwäflert und anfänglih Gewaͤchſe darauf
eultiviet, welche das Uebermaaß der Salze entfernen, wozu naments
fich die fogenannten Salypflanzen gehören. Rührt aber die Unfrucht:
barkeit von fchwefelfaurer Mangan, Eiſen⸗ und Alaunerde ber, fo
läßt er ſich am leichteſten durch Mergel und Kalk verbeffern, da dann
die genannten leicht loͤslichen Salze zerſezt werden und Gyps ent:
fteht, der, weil er ſchwer in Waſſer Iöslich ift, den Pflanzen Beinen
Schaden zufügt. Die Quantität des Mergels ober Kalle muß
natürlich fo groß fein, daß die fämmtliche Schwefelfäure durch die
Kalkerde gefättigt wird. Auch ift eine gute Vermiſchung nöthig.
Bierte Claffe
Thonboden.
Der Thon beſteht, wie ſchon in der Geſteinslehre erwaͤhnt,
aus einer chemifchen Verbindung von Kiefels und Alaunerde. Indeß
enthält derfeibe auch ſtets Alaunerde und Kiefelesde im ungebundenen
183
Zuſtande; dieß laͤßt ſich wenigſtens daraus erkennen, baß man dem
Thone durch verduͤnnte Salzſaͤure Alaunerde entziehen kann, was
nicht der Fall ſein wuͤrde, wenn ſie ſaͤmmtlich chemiſch mit der Kieſel⸗
erde verbunden waͤre, da dieſes Silicat nur durch kochen de Schwefel⸗
ſaͤure zerlegt wird.
Der Thon iſt uͤbrigens nicht immer in demſelben Verhaltniß
aus Kieſelerde und Alaunerde zuſammengeſetzt, und wenn auch die
Kieſelerde ſtets der uͤberwiegende Beſtandtheil deſſelben iſt, ſo want
ihre Menge doch oft um mehrere Prozent ab,
In mehreren von mir und Andern unterfuchten Thonarien
waren befindlich 58 — 68 Proz. Kieſelerde, 322 — 42 Proz. Alaun⸗
erde, 1 — 6 Proz. Eifen- und Manganoryde und geringe Mengen
von Kalk: und Talkerde, Kali, Natron, Schwefelfäure, Phosphor:
fäure und Chlor. Im Mittel kann man annehmen, daß der Thon
aus 62 Proz. Kiefelerde, 323 Proz. Alaunerde und 4 Proz. Eiſen⸗
und Manganorpden befteht, wozu fich noch etwas Kalk, Talk, u. f. w.
geſellen.
Im Thone kommen, je nachdem derſelbe mehr oder weniger
freie Alaunerde und freies Eiſenoxyd enthält, 10 — 15 Proz.
chemifc gebundenes Waffer vor, welches er nur beim Gluͤhen verliert.
Da nun das mechaniſch von bemfelben aufgenommene Waſſer ſchon
bei einer Wärme von 20 — 300 R. verloren geht, fo kann man,
wenn Feine organifhen Reſte und Waſſer enthaltende Salze darin
vorhanden find, aus dem Gemwichtöverlufte beim Gluͤhen auf bie
Menge des vorhandenen Eifenoryb= und Alaunerbehndrates fchliegen*).
Wir werden fogleich fehen, daß diefes von Wichtigkeit ift.
Am feuchten Zuftande ift der Thon ſchluͤpfrig und ſehr bildfam;
diefe Eigenfchaft verliert er jedoch durchs Brennen gänzlich.
So fein er auch fein mag, fo laffen fih doch durchs Schlaͤm⸗
men, verbunden mit Kochen, oft noch 30 Prozent Sand daraus
abfcheiden.
Iſt der Thon frei von Eohlenfauren Salzen, fo braufet er mit
Saͤuren übergoffen nicht auf. Im trodnen Buftande angehaudt,
verbreitet er einen eigenthuͤmlichen Geruch, welhen man den „Thon⸗
.) Das Alaunerbehndrat befteht aus 35 Proz. Waffer und 6
Proz. Alaunerde, während das Eiſenoxydhydrat 14, 7 Pro. chemiſch
gebundenes Waſſer enthaͤlt.
184
geruch“ nennt. Er hängt an der Zunge, faugt begierig nicht nur
Waffer, ſondern auch Dele und Fette ein. Dat er aber einmal fo
viel Waſſer aufgenommen, als er aufnehmen kann, fo läßt er das
übrige ſchwer durch. Dieß ift die Urſache, daß bie Oberfläche, welche
Thon im Untergrunde enthält, naß ift, oder daß Quellen entflchen,
wo Thon⸗ und Sandfchichten mit einander mechfeln.
Ruͤhrt man ihn mit vielem Waſſer durch, fo bleibt er lange in
Suspenfion, und um fo länger, je feinkoͤrniger er iſt.
Seine wafferfaffende und wafferanhaltende Kraft iſt fehr bedeus
tend, denn er nimmt 60 — 70 Proz. Waffer auf, ohne es tropfen-
weiſe fahren zu laffen, und verliert daffelbe, wie weiter unten näher
gezeigt werben fol, auch nur fehr langfam durch die Verdunſtung.
Beim Austrodnen ſchrumpft er fehr zufammen und befommt als
Boden, viele Riffe und Borſten. Durch diefe letztere Eigenfchaft
wird er den Pflanzen oft fehr. nachtheilig, da hierbei die Wur⸗
zeln zerreißen. In anderer Hinficht wird er ihnen aber auch duch
das Riſſigwerden nüslich, denn bie Riſſe und Borften erleichtern das
Eindringen des atmesphärifhen -Sauerftoffs, welcher eben fo noth-
wendig zur Pflanzennahrung ift, als es die feuerfeften und übrigen
Körper des Bodens find.
Der Thon bindet die Humusfäure, welche aus dem Miſte ober
aus den in Verweſung übergehenden organifhen Reſten entſteht,
chemifch , infofern nämlich als er Alaunerde und Eifenoryd im freien
Buftande oder ald Hydrate enthält. Diefe chemifch gebundene Humus⸗
ſaͤure kommt aber den Pflanzen wenig zu Gute, da die humusfaure
Alaunerde und das humusfaure Eifenorpd nur in fehr geringer
Menge im Waffer löslich find, und die Humusſaͤure durch beide
Bafen auch gegen bie Zerfegung oder Verwandlung in Kohlenfäure
geſchuͤtzt wird, Aus dieſem Grunde erfordert ber Thonboden, um
fruchtbar zu fein, vielen Mift, und natürlich) um fo mehr, je größer
die Quantität der freien Alaunerde und bes Eifenorpdes ift; denn
beide Körper haben eine fo große Verwandfchaft zur Humusfäure, daß
fie erſt völlig damit gefättige fein müffen, bevor fich etwas von ihr
mit den übrigen im Boden befindlihen Baſen zu leichter in Waffer
loͤslichen Salzen verbinden kann.
Gewoͤhnlich enthält der Thon fo viel Eifenorpdul: und Eifen-
oxydhydrat, daß er beim Brennen (buch die Verwandlung diefer
Körper in Eifenoryb) eine rothe Farbe annimmt.
185
Iſt dee Thonboden völlig ausgetrodinet, fo haben feine Theile
einen fo ftarten Zuſammenhang, daß er fich ſehr ſchwierig, oft gar
nicht umpflügen, noch viel weniger durch Egge und Walze in einen
kruͤmlichen Zuſtand verfegen läßt. Eben fo wenig läßt er ſich im
naffen Zuſtande zerpulvern, ba er dann an ben Aderinfirumenten
Eleben bleibt und in eine zähe teigige Maſſe verwandelt wird. Am
meiften wird er dadurch mürbe und aufgelodert, wenn er im feuchten
Zuſtande gefriert, indem dann das Waſſer, welches ſich dabei aus⸗
behnt, die Thontheile auseinander treibt. — Soll er fih den Pflans
zen günftig zeigen, fo erfordert ex eine bei weitem oͤftere Bearbeitung,
als alle übrigen Bodenarten. Der Grund hiervon iſt, daß er, feiner
Dichtigkeit und Zaͤhigkeit wegen, den Pflanzenwurzeln ben Zugang
verwehrt, und daß der Sauerftoff der Luft Beinen freien Zutritt hat,
ohne welchen Keine Berfegung feiner humofen Xheile Statt finden
Tann, ohne welchen auch bie Pflanzenwurzeln nicht leben Finnen, und
ohne welchen das ſchaͤdliche Eifenorpdul, was fehr leicht In ihm entfteht,
nicht Gelegenheit findet, fich wieder in Eiſenoryd zu verwandeln,
Soll deshalb der Thonboden gute Ernten liefern, fo iſt eine von
Beit zu Beit angewendete eine Brache ein unumgängliches Erfor⸗
derniß, da dann der ſchicklichſte Zeitpunkt zu feiner Bearbeitung und
Loderung gewählt werden kann, der immer dann eintritt, wenn er
fi) in einem mäßig feuchten Zuftande, befindet.
Vorzüglich erfordert der Thonboden eine fleifige Bearbeitung
nad) vorhergegangener vieler Näffe, indem er dadurch fo dicht und
feft wird, daß aller Zugang der Luft unmöglich ifl.
Am Fruͤhjahr Hält fi) der Thonboden fehr lange feucht oder
naß, ift kalt und läßt daher die Pflanzen erſt ſpaͤt zur Entwidelung
kommen. Enthält er dann noch obendrein ſehr wenig pflanzenernaͤh⸗
rende Körper, befonders Humus, Kalle, Tall», Kali, Natrons nnd
Ammontaffalze, fo ift er flets fehr unfruchtbur. In der Regel befist
indeß dee Zhonboden mehr Pflanzennahrungsmittel, als der Lehm⸗
und Sanbboden, und bringt deshalb auch meift fchönere Srüchte ale
diefer hervor. Der Grund hiervon ift, daß er dem Waſſer nur einen
befchränkten Durchgang geftattet, weshalb ihm denn auch die leicht
loͤslichen Körper nicht fo ſchnell entzogen werben. Dazu kommt
noch, daß er weniger Stoffe durch die Verflächtigung verliert und
daß ihn die Pflangenwurzein nicht fo ſchnell erfchöpfen koͤnnen, da fie
wegen feiner Dichtigkeit im Wachsthume gehindert werben, oder fich
186
nicht weit umausdehnen können. Iſt er deshalb einmal in volle
Kraft, fo braucht er auch nicht fo oft als der Sand⸗ und Lehm;
boden gebüngt zu werben. Er verträgt zur Zeit nicht nur eine fehr
ſtarke Düngung mie Mift, fondern erfordert diefelbe auch, indem ber
Mift mit das befte Mittel tft, um ihn für die angebaueten Pflanzen
gehörig aufzulodern. Bon einer ſtarken Düngung mit Mift hat man
beim Thonboden aber auch immer weniger Nachtheil zu beflicchten, als
bei jeder anderen Bodenart, benn da bie Thontheile den Humus
u. f. w. umſchließen, oder ba berfelbe wegen gehinderten Luftzutritts
nur langfam in Zerfegung übergeht, fo können fih die Pflanzen auf
einmal auch nicht mit zu viel Nahrung verforgen, gefchieht es aber,
fo iſt die Folge das hoͤchſt nachtheilige Lagern.
Beim Thonboben hat man, wie ſchon bemerkt, vor Allem zu
berüdfichtigen, daß die darin befindliche Freie Alaunerde, fo wie das
freie Eifenopyd, erft mit Humusfäure voͤllig gefättigt fein müffen,
bevor bisjenige Humusfäure, melde aus der Verwefung bed Miſtes
entfteht‘, den angebaueten Pflanzen zu Gute kommen kann. Ein
voͤllig von Humusfäure erfhöpfter Thonboden erfordert daher eine
wiederholte ſtarke Düngung mit Miſt oder Moder, che er wieder
fruchtbar wird. J
Bon Farbe iſt dee Thonboden ſehr verſchieden, denn bald iſt er
weiß, gelb oder roth, bald gruͤngrau, gelbbraun oder ſchwarzbraun.
Dieſe verſchiedenen Faͤrbungen ruͤhren theils von Eiſenoxyd, Eiſen⸗
oxydhydrat und Eiſenoxydul, theils von Humusſaͤure und kohlig bitu⸗
minoͤſen Theilen ber, Zuweilen träge aber auch das vorhandene
Manganoxyd zu feiner dunklen Faͤrbung etwas bei. Manche heile
Thonbodenarten, in denen man fein Eifen vermuthet, befigen dennoch
oft fehr viel davon, nämlich als Eifenorpbulhpbrat, weldyes weiß ift.
Dergleihen Bobenarten werden dann beim Brennen roth, da hier:
duch das Oxydulhydrat in Eifenornd verwandelt wird.
‘Zumeilen findet man Thon (mozu aud ber Schlick gehört,
welcher fih in den Fluͤſſen abfegt), der da, wo er mit der Luft in
Berührung ſteht, eine braunrothe Farbe hat, während ex im Innern
grau, grün oder blaͤulichgruͤn gefärbt iſt. Diefer Thon enthält in
der äußern Schicht Eifenoryd, flatt daß das Innere Eifenorybul befigt.
Die Pflanzen, welhe auf Thonboden freiwillig wacfen und
denfelben hauptſaͤchlich characterificen, find: Serratula arvensis,
Galium aparine, Aretium Lappa, Bromus gigantheus, B. pin-
187
natus und B. arvensis, Chenopodium polyspermum, Lactuca
scariola, Sonchus arvensis, Lathyrus tuberosus, Tussilago
Farfare und T. Petasites, Stachys palustris und St. arvensis,
Potentilla reptans nnd P. argentea, Innula dysenterica, T'hlaspi
campestre, Fedia olitoria, Veronica arvensis, Equisetum ar-
vense und E. palustre, al&dann Coilema limosum, Lecidea
limosa, Verrucaria epigea, Urceolaria bryophila und U. ar-
gillosa, Endocarpon Hedwigii, Dicranum varium und D. ru-
fescens, Didimodon pusillus, Weissea lanceolata, Gymnosto-
mum ovatum, G. truncatulum, G. minutulum und G. inter-
medium, Phascum muticum, P. patens etc.
Zu ben angebausten Früchten, welche auf Thonboden am ſicher⸗
ften gerathen, gehören: Welzen, Spez, Hafer, Bohnen, rother Kiee,
Maps, Kohl und Weidegräfer,
Don den Landwirthen werben gewöhnlich drei Thonarten unter
ſchieden, als:
1) Toͤpferthon (Rnid),
2) Ziegelthon, und
3) Lettenthon.
Dee Toͤpferthon, deſſen Eigenfhaften ſchon fruͤher S. 86
und 87 beſchrieben worden ſind, iſt von allen Thonarten der fein⸗
koͤrnigſte und bildſamſte, beſitzt die meiſte Zaͤhigkeit und daneben die
groͤßte waſſeranhaltende Kraft. Im trocknen Zuſtande fuͤhlt er ſich
fettig an und ſchrumpft beim Brennen ſtaͤrker zuſammen, als die
uͤbrigen Thonarten. Durch Kochen und Schlaͤmmen mit Waſſer
laſſen ſich hoͤchſtens 15 Proz. ſehr feiner Sand abſcheiden, während
das Uebrige aus Thon, Alaunerdehybrat, Eiſenoxyden u. ſ. w. beſteht.
Er kommt haͤufig in den großen Flußthaͤlern vor und wird in Nord⸗
deutſchland „Knick, genannt; da er ſich durch große Unfruchtbar⸗
keit auszeichnet, fo ſteht er bei den Ackerbautreibenden in ſehr uͤblem
Rufe.
Der Zieg elt hon iſt weniger bindig, als ber Toͤpferthon, was
von ſeinem groͤberen Korne herruͤhrt. Durch Kochen und Schlaͤm⸗
men koͤnnen 15 — 30 Proz. feiner und grober Sand abgeſchieden
werden.
Der lettige Thon enthält 30 — 60 Proz. fehr feinen Sand
und nur wenige Proz. Alaunerdehndrat, während die übrige Alaun⸗
erde hemifh mie Kiefelerde zum Gilicate verbunden iſt. Er fühle
188
fi) deshalb mager an, befist wenig Bildſamkeit, fehrumpft beim
Trocknen nicht fehe zufammen und unterfcheidet fih vom Toͤpfer⸗
und Biegelthon dadurch, daß er in Waſſer gethan, bald zerfällt.
Eigentlich follte der Kettenthon nicht zu den Xhonarten gezählt wer⸗
den, da ihm auch Schlüpftigkeit und die Eigenfhaft fehlt, beim
Brennen bedeutend zufammen zu fhrumpfen. Er ift im Grunde
weiter nichts, als ein fehr feinkörniger Lehm, der ſchon früher unter
dem Namen Floßlehm aufgeführt und befchrieben worden iſt.
Zu den Ehonbodenarten, welhe am häufigften in ber
Natur vorfommen und fih am meilten von einander unterfcheiben,
gehören:
1) der feinköcnige,
2) der fandige,
3) der grandige (Biefige, Hrufige),
4) der kalkige,
9) ber mergelige,
6) der eifenfchüffige,
7) ber humofe und
8) der falzige Thonboden.
Diefe 8 Hauptthonbodenarten bilden nun no viele Uebergänge
ober Zwifchenflufen, deren Aufzählung und Beſchreibung theild übers
fluͤſſig, theils unmöglich it.
I) Beintdörniger gewöhnlicher Thonboden.
Der ‚feinförnige Thonboden findet ſich meift in Thaͤlern und
in ber Nähe von Fluͤſſen.
- Die näheren Beltandtheile bdeffelben find 50 — 60 Proz. ab:
ſchlaͤmmbarer Thon und 40 — 50 Proz. fehr feiner Sand. Der
Thon enthält dagegen als entferntere Beftandtheile außer Alauns. und.
Kiefelerde meiſt 8 — 10 Proz. Kalkerde, Talkerde, Kali, Natron,
Mangan: und Eifenoryde, Chlor, Phosphorfäure, Schwefelfäure,
Humusfäure und ſtickſtoffhaltige organifhe Reſte. Auch finden fich
gewoͤhnlich Spuren von Wachsharz darin, welches von vermobderten
Begetabilien herruͤhrt. Die entfernteren Beſtandtheile des Sandes
find dagegen viele Kiefelerde und etwas Alaunerbe, Eiſenoryd, Man:
ganoxyd, Kalkerde, Talkerde, Kali und Natron. Da folglich diefer
Thonboden alle Körper befigt, welche die Pflanzen ald Nahrung be
189
Dürfen, fo liefert er, falls das Wetter nicht ungünftig, d. h. nicht zu
naß und nicht zu troden ift, auch meift fehr ergiebige Ernten und
um fo ergiebigere, je mehr Humus. und Humusfäure er enthält, da
ihn dieſe loder halten und den Webergang der phosphorfauren Kalt:
erde, der Talkerde u. ſ. w. In die Pflanzen vermitteln.
Er ift fchmierig zu bearbeiten, bedarf, um fruchtbar zu fein, auf
einmal viel Diift und bildet, bei nicht gehöriger. Entwäflerung, ein
oft an Näffe leidendes Erdreich. Durch einen Gehalt von 5 — 6
Pros. Humus wird er jedoch lockerer, verliert feine große Zaͤhigkeit,
laͤßt fich Leichter bearbeiten und nimmt, wenn er der Einwirkung ber
Luft audgefegt ift, bald einen kruͤmlichen Zuſtand an. In geringerem
Grade ift diefes auch ber Fall, wenn er 4 — 5 Proz Kalk befigt;
wie denn überhaupt durch das Borhanbenfein von viel Humus, Hu⸗
musfäure, humusfauren Salzen und kohlenſaurer Kalkerde alle Thon⸗
bodenarten loderer werden, fo bag die Düngung mit Kalt, Mergel
und Moder auch in diefer Hinficht fehr nuͤtzlich iſt.
Der mit Humus, Kalk und ben Übrigen zum Pflanzenwachs⸗
thum nöthigen mineralifchen Theilen hinlaͤnglich verfehene Thonboden
eignet fih zum Anbau aller Getraibearten. Eine Hauptregel ift es
aber, ihn im Herbſte recht zeitig und im Frühjahr ziemlich fpät zu
befden, da fonft die Winterfrüchte, wegen mangelhafter Beftaudung,
in der rauhen Jahreszeit Leicht Schaben nehmen unb bie Sommer:
früchte bis auf die Bohnen unb Erbfen, nicht gebeihen, wenn man
fie in einen Boden fäet, der noch Ealt und nicht gehörig ausgeluftet
iſt. Am beiten fagt er bem Weizen, ben Bohnen, der MWintergerfte,
bem Rapfe und dem Klee zu. Durch die Ruͤckſtaͤnde des Rapſes
und der Bohnen wird er bedeutend gelodert, fo daß biefe Gewaͤchſe
nicht leicht zu oft auf ihm angebauet werben innen. Die Kartof:
feln gedeihen nur dann auf ihm, menn fie auf eine ganz eigene
Weiſe, nämli auf Daͤmmchen gepflanzt und. ab» und angepflägt
werben. Am vortheifhaftefien mit läßt er ſich durch Klees und Gras-
meide benugen, da er zu einer guten Bearbeitung immer eine fehr
guͤnſtige Witterung erfordert.
Die Folge, in welcher die Fruͤchte auf dem feinkörnigen Thon⸗
boben angebaut werben, ift gewöhnlich:
1) Bohnen, gebüngt und bearbeitet,
2) Weizen,
3) Bohnen, geduͤngt und bearbeitet,
oder:
oder:
oder:
oder:
ober:
190
4) Weizen u. ſ. f.,
1) veine Brache, geblingt,
2Maps,
3) Weizen oder Wintergerſte,
4) Bohnen, gebüngt,
I) Weizen,
6) Hafer oder Gerſte,
1) reine Brache, geblngt,
2) Wintergerfte,
‚ 3) Bohnen, gebüngt,
4) Weizen,
5) Klee,
6) Weisen und Hafer,
1) Bohnen, gebingt umd bearbeitet,
2) Meizen,
3) Klee,
4) Weizen,
5) Erbſen, geduͤngt
6) Rocken,
7) Hafer,
1) reine Brache, geblngt,
2) Weizen,
3) Bohnen, gebüngt,
4) Weizen,
5) Weideklee und Gräfer,
6) desgl.,
7) Weizen oder Roden, gebüngt,
8) Hafer oder Gerite,
1) reine Brache, gedüngt,
2, Wintergerfte,
3) Weideklee,
4) desgl.,
5) desgl.,
191
6) Weisen nad) halber Brachbearbeitung und Kalkduͤngung,
7) Bohnen und Erbſen, geduͤngt mit Miſt,
8) Weizen und Rocken,
9) Hafer und Gerſte,
oder:
1) Kartoffeln, Runkelruͤben und PR geblingt,
2) Gerfte, Weizen und Hafer,
3) rother Klee, Erbſen und Widen, legterer gebüngt,
4) Weizen’ und Roden,
5) Bohnen, gebüngt,
6) Weizen und Gerfte,
ober:
1) reine Brache, gebüngt,
2) Mintergerfte,
3) rother Klee,
4) desgl.
5) Raps, gebüngt und halbe Brachbearbeitung,
6) Roden,
7) Bohnen, gebüngt,
8) Weizen u. f. w.
Die Pflanzen, welche ber feintörnige Thonboden freiwillig her⸗
vorbringt, find: Potentilla anserina, P. reptans, Serratula ar-
vensis, Ranunculus-Arten, Plantago-Xrten, Arctium Lappa,
Galeopsis Tetrahit, Sonchus-Atten, Tussilago Farfara, Ga-
lium-Arten, Chrysanthemum-Arten, Chenopodium-Xtten, Car-
duus-Atten, ‚Campanula-Xrten, Sium talcaria, Prunella-Xtten,
Medicago-Xtten, Vicia-Arten, Trifolium-Arten, Lathyrus-Arten,
(die legten 4 Pflanzenarten nur bei einem ziemlich ſtarken Kalkgehalte),
Stachys-Arten, Anemone-Arten, Anthyllis vulneraria und niehrere
Grasarten, befonder8 Phleum pratense und Cynosurus cristatus.
Die Unkräuter, welche unter den angebauten Früchten dieſes
Bodens wachſen, find am häufigften: wilder Mohn, Nabel, Hunde:
hamille, Trespe, Fuchsſchwanz, Kornblume, fogenannte Vogelwicke
(Ervum hirsutum), Ackerranunkel, Huflattig und Diefteln. on
den Waldbäumen trägt er am beten Eichen und Zannen, “
192
D) Sandiger Thonboden.
Der fandige Thonbobden befist zmar ald Hauptbeſtandtheil
Thon, jedoch enthält er auch fo viele grobe Sandkörner, dag man
fie, ohne nöthig zu haben zu fehlämmen, fchon deutlich mit den Sins
gern fühlen kann. Die Sandkoͤrner beftehen größtentheils aus Quarz,
zum Theil aber auch aus andern Mineralien, die zum Kiefelgefchlecht
gehören. Niemals enthält er, gleich dem feinkoͤrnigen Thonboden,
fo viel Eohlenfauren Kalk, daß er mit Säuren übergofien aufbraufer.
Befigt er viel Eifen und Mangan und leidet er zugleih an Näffe,
was häufig der Fall ift, fo trägt er viele Binfen und Riedgräfer und
wird dann zu den fogenannten fauren Bodenarten gezählt.
Er ift weniger zähe ale der gewöhnliche Thonboden und geht
bei einem größern Gehalte von Sand in Lehmbobden Über. Durch
eine Düngung mit Kalt wird er fehr verbeffert.
Die Früchte, welche am beften auf ihm gerathen, find: Weizen,
Moden, Gerfte, Hafer, Bohnen, Erbſen, Widen, Klee und Raps.
Inſofern er an Näffe leidet, thut man auch wohl daran, ihn oft zur
Weide liegen zu laſſen.
Eine reine Brache iſt ihm zwar ſehr nuͤtzlich, edoch braucht ſie
nicht ſo oft wiederzukehren, als auf dem feinkoͤrnigen Thonboden, da
er ſich lockerer haͤlt, zumal wenn man haͤufig Bohnen, Klee und
Raps darauf anbauet.
3) Granbdiger Tbondboden.
Enthaͤlt der Thonboden als Beimengung vielen Grand, ſo nennt
man ihn grandigen Thonboden. Vom thonigen Grand
unterſcheidet er ſich dadurch, daß, er mehr Thontheile als dieſer beſitzt.
Er kommt haͤufig im Alluvium vor und gehoͤrt meiſt zu den ſehr
unfruchtbaren Bodenarten, da er gewoͤhnlich arm an pflanzenernaͤh⸗
renden Stoffen iſt und auch der Grand in der Regel aus Mine⸗
ralien beſteht, die zum Kieſelgeſchlecht gehoͤren.
Die Wurzeln der Pflanzen finden in dieſer Bodenart ſehr viele
Hinderniſſe und koͤnnen ſich noch weniger ausdehnen, als im fein⸗
koͤrnigen Thonboden, da fie ſeht oft auf voͤllig undurchdringliche
Koͤrper (den Grand) ſtoßen.
Trocknet er ſtatrk aus, fo wird er feſt wie eine Mauer und laͤßt
⸗
193
fih dann entweber gar nicht oder doch nur fehr mangelhaft bear:
beiten. Das befte iſt es daher, diefe Bodenart zur Holzzucht zu
verrvenden oder fie ald Meide zu benugen, ba fle Seiner fehr weſent⸗
lichen Berbefferung fähig ift.
4) Kalliger Shonboden.
Iſt der Thon mit 6 — 1U Proz. Kalk in größeren und. klei⸗
neren Stüden gemengt, ‚bie fi) durch Schlämmen oder Sieben von
den Xhontheilen trennen laffen, fo nennt man ihn kalkigen
Thonboden,
Am häufigften kommt diefe Bodenart ‚uber dem dichten und
Muſchelkalk gelagert vor, da der Thon mit diefem oft alternicende
Schichten bildet und die Kalktheile fi) dann einmengen.
Im Fall die Kalkfteinchen verwittern und fih in Pulver ver: '
wandeln, wird biefer fonft fefte Boden lockerer und geht zulegt in
mergeligen Thon über.
Er eignet ſich vorzüglich zum Anbau des Spelzes, Welzene,
Hafers, ded weißen Klees, der Esparfette und Lucerne; jedoch gebeihen
diefe legten beiden Pflanzen nur dann auf ihm, wenn bie Kalffelfen
nicht zu nahe unter ber Oberfläche liegen ober wenn die Thonſchicht
die Maͤchtigkeit von 3 — 6 Fuß hat.
Wildwachſend trägt er viel Medicago lupulina, Lotus cor-
niculatus, Trifolium alpestre, T. flexuosum, Thrincia hirta,
Festuca-Arten, Poa decumbens, Poterium sanguisorba, Pim-
pinella saxifraga, Leontodon Taraxacum, Apargia-Arten und
Plantago media und liefert deshalb auch eine vorzügliche Schafweide.
Bon den Waldbäumen kommen auf ihm am beften die Buchen,
Ahorn und Efchen fort.
5) Mergeliger Thonboden (Km). s
*
Wenn der Zhonboden 4 — 6 Proz. Eohlenfaure Kalkerde im
fein zertheilten Zuftande oder fo enthält, daß fie bie ganze Maffe
durchdringt, folglich ſich auch in den abgefhlämmten Thontheilen
befindet, und biefe daher mit Säuren tibergoffen aufbraufen, fo nennt
man ihn mergeligen Thon⸗ ober Kleibobden.
Im feuchten Zuftande ift der Boden diefer Art zwar ſchluͤpfrig
13
194
und formbar, allein beim Austrodinen wirb er leicht zerreiblich, was
der iInnigen Vermifhung der Thon⸗ und Kalktheile zuzufchreiben iſt.
Er haͤlt ſich ziemlich locker und hat bie Eigenfchaft, leichter als der
geroöhnliche Thonboden auszutrodinen. Die Kalktheile bewirken, daß
fih der Mift, womit er gedüngt wird, ſchnell zerfegt, ohne daß dabei
viel Kohlenſtoff ald Gas verloren geht, indem fie denfelben mehr zur
Bildung von Humusfäure, als zur Entwidelung von Kohlenfäure
disponiren. Es genügt daher, ihn alle 4 — 6 Jahre zu duͤngen.
Der mergelige Thonboden gehört in der That zu den allervorzuͤg⸗
Iichften Bodenarten, denn er ift nicht allein fehr thaͤtig, fondern
zerfällt auch. leicht an der Luft, hält fi lange feucht, ohne naß zu
fein, ift nicht fo ſchwierig zu bearbeiten, als ber gewöhnliche Thon:
boden und befigt in bee Megel alle Stoffe, welche zum üppigen
Wachsthume ber Pflanzen erforderlich find. Ganz. vorzüglich eignet
er fih zum Anbau der Hülfenfrüchte, bed Klees, ber Lucerne, ber
Eöparfette, des Weizens, der Gerfte und der Oelfruͤchte, und überläßt
man ihn der Natur, fo bringt er von allen Bodenarten die meiften
Liguminofen und. Kräuter hervor, fo daß er auch eine ganz vorzuͤg⸗
liche Schafreide liefert. Gerade diefer Boden iſt es, auf welchem der
rothe Klee nicht leicht zu oft angebaut merden kann und wo eine
Düngung mit Gyps fo erftaunliche Wirkung thut.
Die Früchte brauchen auf diefem Boden weniger ald auf jedem
andern nad den Regeln des Sruchtwechfeld angebaut zu werben, fo
bag bie Dreifelderwirthfchaft mit gefommerter Brache hier am erften
ihre Anmenbung finden kann. Das Wahsthum der Fruͤchte ift meifl
fo üppig, daß alles Unkraut erſtickt und die reine Brache daher faft
überfläffig wird. Man findet gewöhnlich folgende Fruchtwechſel auf
ihm angemwenbet: |
1) Bohnen oder Bohnengemenge (aus Bohnen, Widen
und grauen Erbſen beftehend) und fogenannte Brach⸗
früchte, geduͤngt,
2) Roden und Weizen,
3) Gerfte und Hafer, -
4) Bohnengemenge (gebüngt), rother Kiee, Flachs, Hanf,
Kartoffeln, Kohl und Runfelrüben, zu den 4 legten
gedüngt,
5) Roden und Weizen, wo Klee und Flachs, geduͤngt,
6) Gerſte und Hafer,
195
oder: "
1) reine Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) Rocken,
4) Gerſte,
5) Klee,
6) Roden, dedängt,
7) Serfte,
8) Bohnengemenge, gebüngt,
9) Rocken. I
Bon den Maldbäumen gedeihen die Buchen auf ihm am beften,
wiewohl er auch fehr ſchoͤne Eichen, Efhen, Rüfteen, Birken,
Ahorn und Tannen trägt.
nn
6) Sifenfhäffiger oder eifenhaltiger
zsbonboden.
Wenn der Thonboden 6 — 10 Proz. Eiſenoxyd enthält, wodurch
er roch oder rothbraun gefärbt ift, fo nennt man ihn eifenfdrüf:
figen oder eifenhaltigen Zhonboden. Das Eifen fonbert
fi, fobald der Boden naß iſt und längere Zeit der Ruhe überlaffen
bleibt, auf die bekannte Weife in Adern und Punkten aus und wirkt
dann, wie wie ſchon früher gefehen Haben, nachthellig auf das
Pflanzenwachsſthum.
Der eiſenreiche Thonboden kommt nicht felten in den jüngeren
Stögformationen vor und ift nicht allein fehr reich an erdigen Eiſen⸗
oxyden, fondern enthält daneben oft auch viele Heine Bruchſtuͤcke von
Gefteinen, die größtentheils aus Eifenornden beftehen; namentlich find
es die Fragmente des thonigen Sphärofiderits und Thoneiſenſteins,
welche darin vorkommen. Da nun bad Eifen zum Theil im Zu:
ftande der niedrigſten Oxydation vorhanden tft und Überdies ber Boden
in der Regel auch Mangel an den wichtigften mineralifchen Pflanzen⸗
nahrungsftoffen Leider, fo iſt er gewöhnlich fehe unfruchtbar. Selbit
eine ſtarke Düngung mie Miſt ift oft nicht im Stande, ihn frucht⸗
bar zu machen, im Gegentheil, er wird dadurch, was fehr merkwürdig
iſt, Für manche Früchte, z. B. für Gerſte und Raps, nur noch un:
fruchtbarer. Der Raps ift es vorzüglich, welcher auf dieſem Boden
am häufigfien mißräth, denn fchon im Herbſt verkuͤmmert derfelbe.
13*
196
Der Grund hiervon ift wohl der, daß durch das fih aus dem Mifte
entwidelnde Ammoniak viel Eifenorydbul aufgelöfet wird, mas dadurch
Gelegenheit findet, in die Pflanzen überzugehen und fo diefelben wo
nicht toͤdtet, doch zum Verkuͤmmern bringt. Eine flarfe Düngung
mit gebranntem Kalk, verbunden mit einer fleißigen Bearbeitung, Hilft
dem Uebel meiften® ab, indem durch den Kalt das Eifenorybul dis⸗
ponirt wird, mehr Sauerfloff anzuziehen, und fi in Eifenoryd zu
verwandelh, was meniger leicht loͤslich iſt. Die Aufloderung bes
Bodens iſt dagegen nöthig, damit dem atmosphärifhen Sauerftoff
der Zugang erleichtert werde. Eben fo wirkfam zeigt ſich das Ber:
brennen von Reiſig⸗Holz und dergleichen über feiner Oberflähe, ba
das Eifenorpbul ſowohl durch die Erhigung, als durch die Afche gleich-
falls disponirt wird, ſich in Oxyd zu verwandeln. — Der eifenfhäf-
fige Thonboden zeigt uns am deutlichſten, meld ein gefährlicher Koͤr⸗
per das Eifenorybul für die Vegetation oft ift und wie fehr man
bemüht fein muß, die Entftehung deffelben zu verhindern. Eine
fleißige Bearbeitung des Bodens während der heißen Jahres⸗
zeit, wo dann die Wärme zur höheren Oxydation behilflich iſt,
bleibt immer das mohlfeilfte Verfahren, welches angewendet werben
kann, um das Eifen unfhädlih zu machen. Die meiften Lanb-
wirthe wiſſen es auch recht gut, dag die Bearbeitung bes eiſenſchuͤſ⸗
figen Bodens im hohen Sommer ſtets den beften Erfolg bat, ohne
fi) jedoch den eigentlihen Grund hiervon erklären zu können.
Leidet der eifenreiche Thonboden an Näffe, fo finden fih, wenn
man ihn zur Weide Tiegen laͤßt, meift Binfen und andere fhlechte
Pflanzen auf ihm ein. Das Vieh frißt das Futter, was dieſer
Boden liefert, ungern, überhaupt verhält er ſich in dieſer Hinficht
ganz fo, als der eiſenſchuͤſſige Lehmboden. Wird er entwaͤſſert und
ſtark mit gebranntem Kalk gebüngt, fo verfchwinden die fchlechten
Pflanzen und auch die guten werden dem Vieh daburdy noch wohl⸗
ſchmaͤckender gemacht.
Um zu erfahren, an welchen mineralifchen Stoffen er etwa Mangel
leidet, ift natürlich eine chemifche Unterfuchung erforderlich, da ihm bie
fehlenden Körper mitgetheilt werden müffen, wenn er ſich gegen bie
angebauten Pflanzen günftiger zeigen foll.
Zu den Zräcdten, welche am beiten auf dem eifenfchäffigen
Thonboden wachlen, gehören der Weizen, bie Bohnen, der Kohl,
die Wilden, ber Hafer, die Öräfer und der weiße Klee.
197
Wegen des guten Gedeihens diefer letzten Pflanzen ift es tathfam,
ibn oft als Weide legen zu laffen, zumal wenn man Mergel oder
Kalk zu feiner DVerbefferung anwenden kann; woburd dann auch die
Sruchtfolge bedingt wird.
Er trägt die ſchoͤnſten Eichen und Wallnußbaͤume und eignet
ſich überhaupt ſehr gut zur Holzeultur.
) Sumoſer Thonboden.“
Beſitzt der Thonboden ſo viel Humus, d. h. Kohle, Humusſaͤure und
humusſaure Salze, daß er dadurch ſchwarz oder ſchwarzbraun gefärbt
iſt, ſo nennt man ihn humoſen Thonboden. Der Humus⸗
gehalt pflegt dann 9 — 10 Proz. zu betragen.
Das hHäufigfte Vorkommen diefes Bodens ift in Niederungen
oder in den Thälern der Ströme und Ziäffe, wofelbft er durch Ab⸗
ſchlaͤmmung entftanden if. Dan nennt ihn dann, gleich dem humo⸗
fen Lehm, „Aueboden.”
Der humofe Thonboden hat die Eigenfchaft, daß er fich ſtets
locker hält und daß er felten an Dürre leidet, indem ſowohl der Thon
als der Humus nicht bloß das Megenwaffer lange anhält, fondern
auch viel Feuchtigkeit aus der Luft anzieht. Er eignet ſich deshalb
vorzüglih zum Grasbaue. Leidet er nicht an Näffe und befist er
genug Kalkerde und hinreichende Mengen aller übrigen zum Pflanzen⸗
leben nöthigen mineralifchen Stoffen, fo bringt er auch fchönen Wei⸗
zen, Wintergerfte, Hafer, Kohl, Bohnen, Raps und Hanf bevor. /
Dem rotben Klee fagt er am menigften zu, da berfelbe nicht allein
viel vom Graſe zu leiden hat, fondern auch einen Boden liebt, der
fehr viel Humus enthält.
Die befte Fruchtfolge für diefen Boden iſt:
1) Kohl, Bohnen, Hanf oder Kartoffeln, gedüngt,
2), Hafer, Weizen oder Gerfte,
3) Widen,
4) Roden,
5) Bohnen, gedüngt,
6) Weizen,
7) Hafer,
oder:
1%8
1) Brache, geduͤngt,
2) Raps,
3) Wintergerſte,
4) Bohnen, geduͤngt,
5) Weizen,
6) Weideklee und Gräfer,
7) desgl.,
8) Hafer,
ober:
1) Kartoffeln und Kohl, geduͤngt,
2) Hanf und Bohnen,
3) Hafer und Weizen,
4) Bohnen, gebüngt,
5) Weizen,
6) Hafer.
Von den Waldbaͤumen trägt er am ſchoͤnſten Eichen, nur haben
fie wegen ihres ſchwelgeriſchen Wadhsthums kein fehr feſtes Holz.
Am beften eignet er ſich für Weiden und Pappeln und überhaupt
für alle weicheren Holzarten, zumal bei Laubnugung. Ä
8) Salziger Thbonboden
Menn der Thonboben viele im Waſſer leicht Lösliche Salze, ale
Kochſalz, falzfaure Kalk: und Talkerde, ſchwefel⸗ und
eohlenfaures Natron, Kali u. f. w. enthält, fo heißt er [als
ziger <honboden.
Am Hiufigften findet ſich diefer Boden an den Küften des Mee⸗
res; es iſt nämlich zum Theil derjenige Seemarſch⸗ ober Polberboben,
weicher erft Lürzlic dem Meere durch Eindeichungen abgemonnen
wurde. Seltener findet fi der falzige Thonboden im Binnenlande.
In größter Ansdehnung kommt er in Ungarn, Rußland u. f. w.
vor und bildet dort die fogenannten Salsfteppen.
So lange biefer Boden fehr viele Salze enthält, eignet er ſich
nicht zum Anbau der Getreibefrüchte; freiwillig bringt er dagegen bie
fogenannten Salzpflanzen, als: Chenopodium maritimum, Sali-
cornea herbacea, Triglochin maritimum und T. palustre,
Arenaria maritima, Scirpus maritimus, Glyceria maritima,
Cyperus pannonicus, Juncus bottnicus u. m. a. hervor. Die
199
meiften biefee Pflanzen werden nicht nur fehr gern vom Viehe ges
freffen, fondern gewähren ihm auch ein fehr nahrhaftes Futter.
Zuweilen enthält ber falzige Thonboden auch viel ſchwefelſaure
Alaunerde und ſchwefelſaures Eifenorybul und iſt dann fehr unfrucht⸗
bar. Ein dergleihen Boden bildet an ber untern Elbe (im Lande
Kähdingen und Hadeln), ſowie in Oſtfriesland oft Lager von bedeu⸗
tender Ausdehnung und Maͤchtigkeit und wird dort Bettelerde,
Matbolt oder Pulvererde genannt. Gewoͤhnlich iſt er mit einer
humusreichen dünnen Erdſchicht bedeckt, auf welcher üppige Gräfer,
weißer Klee und einige andere flachwurzelnde Gewaͤchſe vegetiren;
wird aber durch tiefes Pflügen ober durch Ziehung eines Grabens
etwas von der falzreihen Erde an die Oberfläche gebracht, fo fterben
alle damit in Berührung kommende Pflanzen binnen kurzer Zeit ab
und der Boden entbehre dann auch fo lange einer Pflanzendede,
bi das Regenwaſſer die fchrwefelfauren Salze größtentheild aus⸗
gelauge hat. Diefer höchft unfruchtbare Boden läßt fich aber augen»
blicklich dadurch verbeffern, dag man ihn mit vielem Mergel oder
Kalt vermifht, indem dann bie fchmefelfaure Alaunerbe und das
ſchwefelſaure Eifen zerlegt werden und Gyps entficht, der, ba er fehr
fhwer im Waſſer löslich ift, die Pflanzen nicht mit mehr Schwefelfäure
verforge, als fie zur Zeit affimiliren koͤnnen oder zur Nahrung be:
dürfen. Rhonbobenarten, welche dagegen ein Uebermaaß von Koch⸗
ſalz, Eohlenfaurem Natron und Kali, falzfaurer Kalk: und Talkerde
enthalten, können nicht durch Mergel oder Kalk verbeffert werden,
indem dabei feine ſchwer in Waſſer Lösliche Verbindungen ent
fichen. Man befäet fie deshalb zur Entfernung der Salze mit Pflan⸗
zen, welche biefelben ‚nicht nur. vertragen, fondern fie auch in großer
Menge zu einem üppigen Wachsthume bedürfen, z. ®. mit Tama-
rix gallica, Salicornea- und Salsola-Arten. Diefe Pflanzen werden
dann jaͤhrlich abgeerndtet und zu Afche verbrannt, um aus berfelben
Soda zu bereiten. Am gewoͤhnlichſten überläße man jedoch dem
Regenwaſſer die Entfernung der Salze und forget nur dafür, daß «8
Immer einen gehörigen Abzug habe, wonach dann ber Boden meis
fine in 5— 6 Jahren mit Getreidefruͤchten beftellt werben Tann.
Der weiße Klee, das Marienbluͤmchen und ber Löwenzahn find dies
jenigen Gemwächfe, welche fich zuerft auf dergleichen Boden einfinden
und ihr Erfcheinen giebt zugleich ein ficheres Kennzeichen ab, daß nun
auch die Getreidefruͤchte mit Erfolg angebaut werden fönnen. As
200
erfte Feucht fäet man gewöhnlih Raps, der außerordentlich uͤppig
wächft, da der Boden viel Stickſtoff enthält und Überhaupt fehr reich
an Pflanzennahrungsftoffen iftz fo an den Küften Oſtfrieslands.
Bünfte EClaffe,
Kreide: oder Kalkboden.
Sind in einem Boden 30 — 70 Proz. Eohlenfaurer Kalk im
erdigen ober doch gröblich zerkleinerten Zuflande enthalten, fo heißt er
Kreides oder Kalkboden.
Die meiften Kalkbodenarten enthalten aber außer der Eohlenfauren
Kalkerde auch einige Prozente Eohlenfaure Talkerde; ferner etwas
phosphorfaure Kalkerde, Mangan» und Eiſenoxyd, geringe Mengen
Alaunerde, wenig Gyps, Kochſalz und Kali. Das übrige befteht da>
gegen aus Quarzfand ober Kiefelerde.
An der Regel iſt der Kalkboden fehr arm an Humus, ba er
fowohl den Mift, als auch alle organifchen Weberbleibfel ſchnell zur
Zerfegung bringt, und die entflandenen Körper (Humus- und Kohlen-
fäure), entweder bald von ben Pflanzen aufgezehrt, oder vom Waſſer
audgelaugt werben.
Der Kalkboden hat meift eine graue oder mweißgraue Farbe;
braufet mit Säuren übergoffen ſtark und lange auf, hat felten oder
nie ein feines Korn, fühlt ſich rauh an und klebt im trodinen Zu:
flande nicht an die Zunge.
Das Vorkommen bes Kalkbodens ift auf Kreibehügeln und den⸗
jenigen Kaltgebirgen, welche aus ben weicheren leicht verwitterbaren
Kalkfteinarten beftehen., In Deutfchland trifft man ben eigentlichen
Kalk⸗ oder Kreideboben nicht fehr häufig an, In Frankreich und Eng⸗
Iand findet man ihn dagegen in großer Ausdehnung.
Da der Kalkboden Feine bedeutende wafleranhaltende Kraft bes
fit, vielmehr das Waſſer bald in bie Tiefe ziehen läge, oder e8 durch
die Vordunſtung verliert, da er ferner wenig gasförmiges Wafler aus
ber ‚Atmosphäre anzieht, da er die vom Sonnenlichte aufgenommene
Waͤrme von allen Bodenarten am langfamften ausſtrahlt und endlich
da er bie in ihm befindlichen organifchen Reſte fehr ſchnell zur Zer⸗
ſetzung kommen läßt, wobei immer etwas Wärme entſteht, fo gehört
201
er zu den fogenannten higigen ober heißen Bobenarten, und alfo aud)
zu denjenigen, welche die größte Thaͤtigkeit zeigen.
An Bindigkeit ſteht er bedeutend dem Lehm» und Thonboden
nah, fo daß er ſich fehr leicht bearbeiten läßt. Er klebt felbit im
noflen Zuflande nur wenig an den Adergerächen und iſt fogar nach
kurz zuvor erfolgtem Regen leicht in einen kruͤmlichen Zuſtand zu
verfegen, worin er ſich auch lange erhält.
Beim Austrocknen bekomme er weber große Riffe noch Borften
und ſchrumpft folglich nicht fo bedeutend, al& der Thon⸗ und Lehm⸗
boden zufammmen.
Aus dem Grunde, daß ber Mift, womit der Kalk: und Kreide:
boden gebüngt wird, fehr fehnell in Zerſetzung geräth und dann ents
weder bald von ben Pflanzen aufgezehrt oder vom Waſſer ausgelaugt
wird, (mad man am deutlichſten im Fruͤhjahr beim Schmelzen des
Schnees fehen kann, wo das von den gebüngten Feldern abfließende
Waſſer durch die Mifttheile braungelb gefärbt iſt), erfordert er eine:
oft wiederholte Düngung mit Miſt; diefelbe darf indeß zur Zeit nicht
ftar fein, da er fonft leicht Lagergetreibe Liefert. Der Kalkboden ges
hört mithin nicht allein zu den heißen und thätigen, fondern auch zu
ben fehr zehrenden Bodenarten und kann beshalb durch die Vermi⸗
[hung mit Lehm, Thon und Thonmergel fehr verbeffert werben, ba
er hierdurch Körper erhält, weiche ihn mwafferanhaltenber und weniger
thätig machen oder bewirken, daß ber Miſt nicht fo fchnell in Zer⸗
fegung übergeht.
Wenn es, wie wohl behauptet wich, wahr wäre, daß bie Pflanzen,
um üppig zu wachen, nur Kohlenfäure und Waſſer als Nahrung
bedürfen, und wenn «6 fich wirklich fo verbielte, daß diefelben von
ber Kohlenfäure leben, welche fie dem Kalte entziehen, wofür derſelbe
ſich dann wieder mit der Kohlenfäure der Atmosphäre verforge, fo
müßte ber Kalkboden, da er fo reich an Koblenfäure ift, ſtets die
Ihönften Fruͤchte hervorbringen. Wir fehen indeß gar häufig das
Gegentheil und die Erfahrung zeigt, daß ber Kalk⸗ ober Kreibeboden
nur dann ſehr fchöne Früchte trägt, wenn wir ihn mit Miſt oder
Körpern duͤngen, bie reich an Stickſtoff, Chlor, Kali, Natron, Schwe⸗
felfäure, Phosphorfäure und Humusſaͤure find, Inden er gerade an
Diefen Körpern Mangel leidet.
Die Pflanzenwurzeln haben, wie tote ſchon früher gefchen: haben,
allerdings das Vermögen, den kohlenſauren Kalt des Bodens durch
202
eine von ihmen ausgefchiebene Säure zu zerfegen und bie babei in
Freiheit gelangende Kohlenſaͤure zu ſich zu nehmen, allein die Menge
derfelben iſt fo gering, daß fie bei der Ernährung der Pflanzen, was
wenigftens den Kohlenftoff betrifft, kaum in Anfchlag gebracht werben
kann. Im Grunde werden fie aber gar keinen Nutzen von der
Kohlenfäure des Kalkes haben, denn bie von ben Pflanzenwurzeln
ausgefchiebene Säure enthält eben fo viel und oft mehr Kohlenftoff,
als bie in Freiheit geſetzte Kohlenfäure, fo dag mithin die Pflanzen
auf der einen Seite an Koblenftoff reichlid das verlieren, was fie
auf der andern gewinnen.
Dft iſt dem Kalkboden fchon eine Düngung mit Erde ſehr nuͤtz⸗
ih, die viel Thon, Eifen, Mangan und Quarzſand enthält, da er
gewöhnlich zu wenig Kiefelerde, Alaunerbe, Eifen: und Manganorpd
befigt, um gute Früchte hervorbringen zu koͤnnen. Das beſte Ber:
befferungsmittel des Kalkbodens bteibt aber immer ein Compoft, welcher
aus hummsreicher Erde, Miſt, Holzaſche, Mergel und dergl. befteht,
da man ihm Hierbucch alle Stoffe mittheilt, woran er in der Hegel
Mangel leidet.
Die Pflanzen, welche der Kalkboben freiroillig hervorbringt, wach⸗
ſen, bi8 auf diejenigen, welche tief in den Boden dringende Wurzeln
baben, meiſt fehr kuͤmmerlich, was einzig und allein feinen Grund
barin bat, daß er in der Oberfläche zu wenig, ja oft faum Spuren
von denjenigen Körpern enthält, welche, außer der Kalkerde, zum uͤppi⸗
gen Pflanzenwachsthum gehören. Zu denjenigen, welche ihm beſon⸗
ders eigenthuͤmlich find, gehören: Brachypodium gracile, Calama-
grostis silvatica, Sessleria coerulea,'Carex alba, C. mucro-
nata und C. firma, Juncus monanthos, Ophrys Myodes, Gym-
nadenia suaveolens, Epipactis atrorubens, Cephalanthera en-
sifolia, Allium montanum und A, victorialis, Antbericum ra-
mosum, Convallaria majalis, C. polygonatum, C. multiflora
und C. vertieillata, Crepis alpestris, C. blattarioides, Pote-
rium sanguisorba, einige Festuca- und Bromns-Atrten, Poa de-
cumbens, Atropa Belladonna, Lithospermum oflicinale ımb
L. arrense, Bupleurum longifolium und €. rotundifolium,
Caucalis grandiflora, C. latifolia und C. daucoides, Eryngium
campestre, Reseda luteola, Adonis aestivalis, Geranium dis
sectum, G. succisaefolium, G. chondrilloides und G. colum-
binam, Hieracium saxatile, H, flexuosum, H. pallescens und
203
HA. villosum, Carlina acaulis, Carduus defloratus, Centaurea
montana, Cacalia albifrons, Chrysanthemum atratum, Achil-
lea Clavenae, Aronicum scorpioides, Senecio abrotanifolius
und S. doronicum, Globularia nudicaulis und G. cordifolia,
Plantago montana, Valeriana saxatilis und V. supina, Galium
cruciata, Asperula odorata, Viburnum Lantana, Gentiana
eruciata; Orobanche epithymum, Pedicularis Jaquini und P.
foliosa, Prunella grandiflora, Acinos alpinus, Theucrium mon-
tanum, Pyrola rotundifolia, Laserpitium latifolium, Hera-
cleum austriacum, Athamanta cretensis, Saxifraga aphylla,
S. oppositifolia, S. mutata und S. caesia, Helianthemum vul-
gare und H. alpestre, Polygala Chamaebuxus, Corydalis
fabacea und C. bulbosa, Thlaspi rotundifolia, Astragalus
glycyphylios, Hippocrepis comosa, Ranunculus hybridus, Ane- -
mone hepatica und A. grandiflora, Aquilegia atrata, Poten-
tilla caulescens und P. minima, Dryas octopetala, Leontodon
Taraxacum, Coronilla coronata und C. vaginalis, Medicago-
Arten, Daphne Mezereum, Juniperus nana, Salix VVulfeniana,
Taxus baccata, Euphorbia exigua, E. 'cyparissias u. m. a,
Aus der Aufzählung diefee Pflanzen iſt erfichtlich, daß der Kalk⸗
boden nicht nur eine fehr große Anzahl von Gewächfen hervorbringt,
ſondern daß diefelben auch zu ben verfchiebenften Pflanzenfamilien
gehören; die meiften von ihnen find perenirend, haben lange Wur⸗
zen und gehören zur Familie der Spnanthereen, der Leguminofen
und ber Gruciferen. Als merkwürdig Tann noch betrachtet werben,
daß der Kalk auch viele Flechten (Lichenen) trägt und daß niemals
Queken old Unkraut auf dem Kalkboden vorkommen, wie denn übers
haupt alle Bodenarten, bie fehr reih an Kalkerde find, diefes Ges
waͤchs nicht auflommen laſſen. Dagegen -begünftigt er mehrere andere
Unkäuter ganz außerordentlich, 3. B. Kornblumen, Widen, wilden
Mohn und Nadel.
Bon den Gufturpflanzen gerathen auf dem Kalkboden am beiten
Weisen, Spel;, Einkorn, Gerfte, Linfen, Widen, Erbſen, Lucerne
und Esparſette. Aber auch den Meben und dem Steinobite ift er
ſehr gänftig.
Die Fruchtfolgen, welche auf dem Kalkboden ihre Anwendung
finden koͤnnen, find nicht fehr zahleeich, da er für manche Cultur⸗
gewaͤchſe nicht geeignet iſt, ſo 3. B. gerathen ber Moden und Hafer,
\
204
der Buchmeizen und Spörgel, der Hanf und Flachs, der Kohl, die Kohl⸗
cüben, die Kartoffeln und Topinambour nicht fonderlih auf ihm,
was ohne Zweifel dem zu großen Gehalte an Kalk zuzufchreiben ift.
Die Reihefolge der Früchte ift gewoͤhnlich: _
1) Erbſen, Widen oder Bohnen, gebüngt,
2) Weizen oder Spelz,
3) Gerfte oder Hafer,
ober:
1) Runkelruͤben, gebüngt,
2) Serfte,
3) rother Klee,
4) Weizen oder Spelz,
oder: ta.
- + I) reine Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) Roden, Weizen oder Spel;,
4) Gerſte,
5) rother und weißer Klee,
6) Weideklee,
7) Weizen oder Spelz, halbe Düngung,
8) Erbſen, Halbe Düngung,
9) Rocken, Weizen oder Spel;,
oder:
1) Kartoffeln, gebüngt,
2) Serfte, |
3) rother und weißer Klee,
4) Weideklee,
9) desgl.,
6) Raps, gebüngt und halbe Brachbearbeitung,
7) Weizen,
8) Erbſen, Widen ober Linfen, geduͤngt,
9) Rocken oder Spelz,
oder:
1) reine Brache, geduͤngt,
2) Weizen,
3) Gerſte,
4) Esparfette oder Lucerne,
5 — 12) desgl.,
203
13) Weizen nad halber Brachbearbeitung,
14) Berfte,
15) Widen, gedbüngt,
16) Weizen,
oder:
1) Bohnen, gebüngt,
2) Weizen oder Spelz,
3) Erbfen,
4) Rocken, gebüngt,
9) Gerſte.
Der Kalkboden ift aber eigentlich am vortheilhafteften mit denjeni⸗
gen Pflanzen zu bebauen, welche fehr tief in den Boden dringende Wur:
zein haben, indem fie damit nicht nur die im Untergrunde befinbli-
hen Nahrungsftoffe, fondern auc die Feuchtigkeit hervorholen. Lies
gen aber Kalkfelfen in horizontalen Schichten nur 4 — 5 Zuß tief,
fo dauern Esparfette und Lucerne nicht länger als 5— 6 Jahre.
Bon den Waldbäumen kommen die Buchen und Efchen am
beiten auf ihm fort.
Bemerkenswerth iſt no, daß ber Kalkboden, wenngleich mit
einer kuͤmmerlichen Vegetation bedeckt, dennoch die allergefundeften und
nahrhafteften Schafweiden liefert, was ſchon aus den freiwillig auf
ihm wachſenden Pflanzen zu fchließen ift, da fich fehr viele darunter
befinden, die von den Schafen mit eben fo großer Begierde gefreffen
werden, als fie ihnen aud gut bikommen.
Die Kalkbodenarten, welche man in ber Natur anttifft, faffen
fih eintheilen, in: 1) grandigen, 2) fandigen, 3) Ichmigen, 4) tho«
nigen und 5) humofen Kalkbobden.
) Grandiger Kalkboden.
Sind dem Kalkboden in groͤßerer oder geringerer Menge Ge⸗
roͤlle von Quarzgeſteinen beigemengt, ſo nennt man ihn grandigen
Kalkboden.
Meiſt iſt der Boden dieſet Art ſehr trocken und zugleich ſehr
unfruchtbar; er zeigt ſich der Vegetation jedoch etwas guͤnſtiger, ſo⸗
bald der Grand nicht bloß aus Kieſelgeſteinen, ſondern auch aus Ge⸗
birgsarten beſteht, die bei ihrer Verwitterung ein fruchtbares Erdreich
t 206
fiefern. Es iſt unnöthig, diefeiben bier weiter namhaft zu machen,
da fie fchon früher angegeben und auch gezeigt wurde, wie fie fich
bei ber Verwitterung verhalten.
Am gerathenften iſt es, den grandigen Kalkboden zur Holzzucht
zu verwenden, wiewohl er auch eine fehr gefunde Schafweide liefert,
die freilich niemals reich ausfällt, dafür aber deſto mährender ift.
2) Sandbiger Kaltboden.
Sofern der Kalkboden 15 — 20 Prog. Quarzkoͤrner enthält,
heißt er ſandiger Kalkboden; bei einem größern Sandgehalte
geht er in kalkigen Sand boden über. |
Diefe Bodenart kommt nur felten vor und gehört zu denjenigen,
die leicht an Duͤtre leiden, mager find und fid wenig zum Anbau
ber Getreidefrüchte eignen. Enthält er dagegen mehrere Proz. Thon⸗
theile und Humus, fo ift er nicht nur feuchter, fondern auch Frucht:
barer. Das beite iſt jedoch, ihn vecht oft zur Schafweide zu benugen,
denn wenn auch bie Quantität der Gräfer und Kräuter, welche er
hervorbringt, gering ft, fo ift doch deren Qualität um fo beffer.
3) Lehmiger Kaltboden.
Wenn ber. Thons und Sandgehalt des Kalfbodens 30 — 40
Proz. beträgt, fo nennt man Ihn Ichmigen Kalkboden. In
kalkigen Lehmboden geht er dagegen über, wenn ber Lehm»
gehalt noch größer als dieſer iſt.
Der lehmige Kalkboden gehoͤrt mit zu den beſten Bodenarten,
inſofern er auch einige Proz. Humus beſitzt, da er ſich dann zur
Cultur ber meiſten Pflanzen qualificirt. Am vorzuͤglichſten eignet er
fi) jedoch zum Anbau ber Gerfte, des Rodens, der Hülfenfrächte,
des Klees, der Eucerne und Esparſette; desgleichen liefert er, wegen
der vielen Graͤſer und Liguminofen, die ſich ſchon von felbft auf ihm
einzufinden pflegen, eine vortreffliche Schafweide.
Er ift nicht ſchwer zu bearbeiten, hätt ſich lange locker und
feucht und confumirt nicht fo viel Miſt, als der Hrandige und ſan⸗
dige Kalkboden.
207
4) Shoniger Kalkboden.
Enthält der Kalkboden 20 — 25 Proz. durch Waſſer abſchlaͤmm⸗
bare Thontheile, fa heißt er thHoniger Kalkboden; bei mehr Thon⸗
gehalt geht er in kalkigen Thonboden über.
Er liefert zwar fehr ſchoͤne Ernten, allein zum "Anbau ber mei-
ften Früchte ift er nur in dem Falle geeignet, daß er nicht über 20
Proz. Eohlenfauren Kalk und nicht unter 4 Proz. Humus enthält,
da er fih dann fortwährend in einem gehörig feuchten und lodern
Zuftande erhält. In der Regel ift er reicher an Humus, als der
lehmige Kalkboden und da es ihm auch nidht an ben übrigen pflan«
jenernähtenden minerafifhen Stoffen zu fehlen pflegt, fo bringt er,
wenn die Witterung nur einigermaßen günftig iſt, oft außerordentlih
(höne Fruͤchte hervor; der Weizen Spelz und Hafer, die Bohnen,
die Zucerne und Esparfette, der Klee und Raps find diejenigen Srüchte,
weiche am beften auf ihm gedeihen. Daß er aber auch eine ausges
zeichnete Schafweide liefert, geht aus dem Umſtande hervor, daß er
freiwillig Kiees, Lotus, Wicken⸗ und Platterbfenarten (Latyrus)
außer vielen guten Graͤſern und Kräutern trägt.
5) Humofer Kalkboden.
Sit dem Kalkboden fo viel Humus oder Humusfsure beigemifcht,
daß er bavon eine braune oder ſchwarze Karbe hat, fo nennt man
ihn humoſen Kalkboden.
Dieſer Boden findet ſich am haͤufigſten in Waͤldern, mit Kreide⸗
felſen im Untergrunde, woſelbſt er ſich durch Huͤlfe des in Verweſung
uͤbergehenden Baumlaubes u. ſ. w. bildet. Wird ein ſolcher Wald⸗
boden in Ackerland verwandelt, ſo gedeihen daſelbſt anfaͤnglich alle
Fruͤchte ſehr ſchoͤn, bald verſchwindet aber der Humus und wenn dann
nicht mit Miſt oder mit humusreicher Erde nachgeholfen wird, ſo
tritt ſtatt der fruͤheren Fruchtbarkeit große Unfruchtbarkeit ein.
Die geeignetſten Fruͤchte fuͤr dieſen Boden ſind Weizen, Rocken,
Bohnen, Erbſen, Wicken, Lucerne, Esparſette, rother Klee, Flachs,
Hanf und Raps, Auch liefert er eine vortreffliche Schafweide. Won
den Waldbaͤumen bringt er Buchen und Eſchen von unübertrefflicher
Schönheit hervor.
208
Sechste Elaffe
Mergelbobden.
Hierunter begreift man gewöhnlich diejenigen Bodenarten, welche
als nähere Beſtandtheile 10 — 20 Proz. Eohlenfaure Kalkerde, 30 —
50 Pro. Thon und 30 — 50 Proz. Sand enthalten. Obgleich
nun wieder die Zhontheile fehr verfchieden zufammengefegt find, fo
befigen fie doch ſtets die Kiefelerde als vorwaltenden Beſtandtheil.
Der Humusgehalt des Mergelbodens pflegt dagegen nicht über I Proz.
zu betragen.
Je nad der Menge bes vorhandenen Humus pflegt man ben
Mergelboden ‚' wie folches auch bei den übrigen Bodenarten gefchieht,
reich, vermögenb oder arm zu nennen, d. h. man denkt ſich,
daß der Boden, welcher vielen Humus enthält, auch im Stande fei,
reiche Ernten zu liefern, während derjenige, welcher arm baran iſt,
nur geringe Ernten geben koͤnne. Diefe Anſicht iſt indeß nicht rich»
tig; denn wiewohl der Humus ober die Humusfäure eine ſehr wich⸗
tige Rolle bei der Ernährung der Pflanzen fpielt, fo müffen doch, da
diefelbe nur aus Kohlenfloff, Wafferftoff und Sauerftoff
befteht, noch mehrere andere Stoffe hinzukommen, ehe man dem Bo⸗
den das Prädicat reich oder vermoͤgend beilegen kann; zu biefen
Stoffen gehören, wie wir fchon oft gefehen haben, Stidftoff, Kalt,
Natron, Chlor, Pphosphor, Schwefel u. ſ. w.
Wir treffen die Mergelbodenarten ſowohl im Flachlande, als
auch in den Gebirgsgegenden an. Am bhäufigften finden wir fie
jeboch in der Nähe des jüngern und Altern Kalkgebirges.
Sie zeigen eine große Mannigfaltigkeit nicht ſowohl hinſichtlich
iheer Mifhung, als auch ruͤckſichtlich ihrer Farbe u. ſ. w. Meift
find ſie grau, grauroth oder braͤunlich, ſeltener gelblich gefaͤrbt. Die
verſchiedenen Faͤrbungen ruͤhren, wie bei den uͤbrigen Bodenarten,
entweder vom Humus oder von Eiſenoxyden, oft aber auch von bei⸗
den Körpern zugleich her.
Sie find leichter zu bearbeiten, als die Thonbodenarten, hängen
im naffen Zuftande zwar etwas an den Adergeräthen, find jeboch
weniger fteif und zähe, als diefe. An der Luft liegend zerkruͤmeln fie
leiht, zumal wenn fie abmechfelnd gefrieren und wieder aufthauen.
Uebergießt man fie mit Säuren, fo braufen fie in der ganzen Mafle
209
anf und entwideln dabei mitunter einen bitumindfen Geruch. Sie
halten die Beuchtigkeit ziemlich lange an und bilden mit Waffer, je
nachdem der Gehalt an Thon größer oder Meiner iſt, einen mehr ober
weniger formbaren Zeig; daneben ziehen fie, wenn fie ausgetrocknet
find, viel Wafferdiinfte aus der Atmosphäre an und leiden deshalb
nit leicht an Dürr Beim Anhauchen verbreiten fie einen Thon⸗
geruch.
Die meiſten Mergelbodenarten zeichnen ſich durch eine große
Fruchtbarkeit aus und gehoͤren zu den ſogenannten thaͤtigen, warmen
und gefunden Bodenarten.
Der Mift, womit man fie düngt, erleidet eine baldige Zerfegung
und da die Erben und Oxyde des Bobens viele der dabei entftehenden
Körper auf eine für die Vegetation northeilhafte Welfe chemifch bins
den, ſo erfordern fie auch weniger Dünger, als die Sands, Lehm-,
Thon⸗ und Kalkbodenarten.
Alle Pflanzen, weldhe bie Mergelbodenarten hervorbringen, ſo⸗
wohl die wildwachſenden als die cultivieten, werden nicht allein von
-den Thieren fehr gern gefreſſen, fondern find auch fehr nährend, ba
fie gerade reih an denjenigen Stoffen find, welche zur chemifchen
Gonftitution des thierifhen Körperd gehören, wozu, wie wir wiſſen,
vorzüglich ber Stickſtoff, das Chlor, das Natron, ber Phosphor und
der Schwefel gehören. Der Mergelboben zeichnet fi) vorzüglich auch
noch dadurch vor den übrigen Bobenarten aus, dab alle Pflanzen,
welche er hervorbringt, von ben Schafen fehr gern gefreſſen werden.
Er liefert daher mit die beften und gefündeften Schafmweiden.
Auf dem Mergelboben treffen wir von allen Bodenarten bie.
reihfte Flora an, denn e6 kommen darauf nicht nur bie meiſten
Pflanzen vor, welche der Kalkboden trägt, ſondern auch fehr viele von
denjenigen, welche dem Lehm und Thonboden angehören.
Die Pflanzen, welche den Mergelboden hauptſaͤchlich characte⸗
tifiren, find: Dipsacus sylvestris, Sherardia arvensis, Asclepias
Vincetoxicum, Laserpitium latifolium, Rubus caesius, Alyssum
calycinaum, Thalictrum .minus, Medicago-Arten, Hypochaeris
glabra, Tussilago Farfara, Lotus- und Trifolinm-Atten, Sal-
via pratensis und S. verticillata, Plantago-Arten, Carduus-
Arten, Carlina vulgaris, Stachys-Arten, Reseda luteola, Eu-
phorbia-Arten, Athamante-Arten, Campanula-Arten, Cucubalus
Behen, Silene nutans, Galium-Xrten, Prunella-Atten, Arctium
| 1
210
Lappa, Leontodon Taraxacum, A pargia-Arten, Lolium perenne,
Phleum pratense, Alopecurus agrestis, Poa-Atten u. f. w.
Bon den angebaueten Pflanzen wachen auf dem Mergelboden
am fehönften: Weizen, Roden, Spelz, Gerfte, Hafer, Bohnen, Erb⸗
fen, Widen, Lucerne, Esöparfette, rother Klee, Rays, Mais, Hanf,
Hopfen, Flachs, Kümmel, Mohn, Karben Taback, Kartoffeln, Kohl,
Kohlräben, Paſtinaken und Runkelruͤben. Zugleich ift er aud ber
befte Boden für die Obftbäume und für die Neben.
Bon den Waldbäumen gedeihen auf ihm am vorzüglichfien die
Buchen, Eichen, Eichen, Ulmen und Ahorn.
Die Feldfrüchte können auf dem Mergelboden in fehr verfchie:
denen Reihefolgen angebaut werden, von welchen wir bier nur einige
angeben mollen:
1) Bohnen, Bohnengemenge, Exbfen, Flachs, Kohl und
Kartoffeln, gedüngt,
2) Weisen oder Moden,
3) Gerfte oder Hafer,
oder:
1) Kartoffeln und Bohnen, gebtingt,
2) Gerſte und Weizen,
3) Klee und Wicken,
4) Weizen, Roden und Spel;,
oder:
1) Taback, gedüngt,
2) Roden,
3) Bohnen, Mais, geduͤngt,
4) Roden, in bie Stoppet Rüben,
3) Hafer ober Gerfte,
oder:
1) Runkelruͤben, Kohl und Kohlruͤben, gebüngt,
2) Serfte oder Hafer,
3) Klee,
4) Weizen,
5) Mohn, Hanf, Mais und Taback, gebimgt,
6) Hoden oder Gerfte,
7) Erbſen,
8) Roden,
oder:
oder:
oder:
cder:
ober:
211
1) Kartoffeln, geduͤngt,
2) Gerfte oder Hafer,
3) rother Klee,
4) Rocken,
5) Widen oder Erbfen, gebüngt,
6) Roden,
1) reine Drache,
2) Noden,
3) Erbfen,
4) Rocken,
9) Bohnen, gedüngt,
6) Weizen,
7) Hafer,
1) reine Brache, gedüngt,
2) Raps,
3) Roden,
A) Kie,
5) Roden,
6) Kartoffeln, gebüngt,
7) Gerfte ober Hafer,
8) Erbſen oder Widen,
9) Roden,
1) Bohnen und Kartoffeln, geduͤngt,
2) Weizen und Gerfle,
3) Klee,
4) desgl., geduͤngt und halbe Brachbearbeitung, '
9) Raps,
6) Roden oder Wintergerfte,
7) Erbſen oder Widen,
8) Rocken,
9 Hafer,
1) Hanf und Zabad, geduͤngt,
2) Weisen oder Gerfte,
3) Bohnen, geblingt,
14*
212
4) Weizen,
5) Klee,
6) Weizen oder Hafer,
oder: |
1) Tabak, gebüngt,
2) Weizen,
3) Kartoffeln, gebüngt,
4) Mengkorn,
5) Hanf, gedüngt,
6) Serfte,
7) Klee,
8 Weizen,
„oder:
1) Mohn, gebüngt,
2) Spelz oder Roden,
3) Gerfte,
4) Klee,
5) Weizen, ‚
6) Bohnengemenge, gebüngt,
7) Roden,
8), Wilden, gebüngt,
9, Roden,
10) Hafer.
Beim Mergelboden laffen fih 8 Hauytklafſen unterſcheiden, naͤm⸗
lich: 1) grandiger, 2) fandiger, 3) lehmiger, 4) thoniger, 5) kalkiger,
6) talkiger, 7) humoſer und 8) ſalziger Mergelboden.
) Srandiger Mergelboden.
Menn dem Mergel fehr viel Grand beigemengt iſt, fo nennt
man Ihn grandigen Mergelboden.
Am häufigften findet ſich derfelbe im Diluvium. Er leidet ge
wöhnlich an Dürre, ba er, feiner Porofität wegen, das Waſſer leicht
in die Tiefe ſinken läßt
Die Bearbeitung beffelben ift ziemlich ſchwierig, vorzüglich, wenn
-er nach Eurz vorhergegangenem Regen ſtark austrodinet, da dann ber
Grand durch die Miergeitheile fo feſt werlittet wird, daß kaum ein
Aderinftrument eindringen kann. Sowohl ber aͤußerſt mühevollen
213:
Bearbeitung wegen, .ald auch, weil er oft Mangel an Feuchtigkeit
leidet, thut man wohl daran, ihn nicht als Aderland zu benugen,
vielmehr Lucerne, Esparfette, Neben, Obſtbaͤume oder Holz darauf zu
eultiviren, ba die Wurzeln dieſer Gewaͤchſe fo Eräftig find, daß fie
ſich Leicht einen Weg durch den feften Boden bahnen. BIN man
aber auch diefes nicht, fo kann man ihn mit Graͤſern und Kräutern
befüen und als Schafweibe liegen laffen, da er ein fehr gefundes und
nahrhaftes Kutter hervorbringt.
2)» Sandbiger Mergelboden.
Enthält der Mergel 60 — 70 Prog. durch Schlämmen abzu⸗
fonbernden groben und feinen Sand, fo heißt erfandiger Mergels
boden; bei mehr Sandgehalt geht erin mergeligen Sand über.
Am häufigften teiffe man biefen Boden in der Nähe von Sands
fteinfelfen mit mergeligem Bindemittel an. Er gehört zu ben higigen
und zehrenden Bodenarten, da er nicht nur bald audtrodnet, fondern
auch ſchnell feine Düngertheile einbüßt, inbem biefelben fehr leicht von
den Pflanzen aufgezehrt oder vom Regenwaſſer ausgelaugt werben.
Bei der Bearbeitung wird er leicht kruͤmlich, verforgt ſich aus
der Luft mit einiger Seuchtigkeit und verhält fi, wenn es nicht zu
lange trocknet und er keinen Mangel an Humus leidet, ſehr günftig
gegen die Vegetation. Gerfte, Exbfen, Roden, Kartoffeln, Zucerne
und Csparfette find diejenigen Culturpflanzgen, welche auf ihm am
beften gedeihen; dem Weizen, Spelze, Hafer und rothem Klee fagt er
weniger zu. Den Schafen liefert er mit bie beſte und gefunbefte
Weide, da bie” Gräfer, melde er freimillig hervorbringt, fehr feins
blaͤttrig und nicht mäflrig find, Außerdem aber wachſen auf ihm
auch viele Ziguminofen.
y Ecehmiger Mergeiboden,
Wenn ber Lehmboben 10 — 15 Proz. Eohlenfaure Kalkerde ent» |
hält, fo wird er dadurch zu lehmigem Mergelboben.; bei Zus
nahme von mehr Lehm geht er dagegen in mergeligen Lehm über.-
In größter Ausdehnung trifft man biefen Boden da an, wo
das jüngere Floͤtzgebirge vorhanden ift.
Er ift gewoͤhnlich fehr feinkörnig, Hat meift eine gelbgraue und
N
>
214
bei bedeutendem Humusgehalte eine braungelbe Farbe, läßt fich leicht
‚ bearbeiten und wird dabei fehr kruͤmlich; Hält fich Jange feucht und
eignet fich, fofern es ihm nicht an Humusfäure und ſtickſtoffhaltigen
Körpern fehlt, zum Anbau aller Früchte; ja er gehört mit zu den
beften Bobenarten, bie es giebt. Da er indeß fehr chätig iſt, und
leider oft in der Düngung vernadhläffigt wird, fo findet man davon
oft große Flaͤchen, welche nur kuͤmmerlich wachſende Pflanzen hervor:
bringen.
Bei reichlicher Düngung und tiefer Bearbeitung laffen ſich auch
auf biefem Boden die meiften Farbe⸗, Gewürz, Gefpinnfts, Del: und
Fabrikpflanzen cultiviren; ja er eignet fich für mehrere derſelben noch
beſſer, als ber Lehmboden. Der Obſteultur ſagt er gleichfalls ſehr zu.
4) Thoniger Mergelboden.
Ein Boden wird thoniger Mergel genannt, wenn er 50 —
60 Proz. Thon, 15 —W Proz. kohlenfaure Kalkerde, 15 — 35
Proz Sand und 5— 15 Prog. Humus enthält.
Am bäufigften kommt derfelbe an Bergabhängen und in den
Thälern der Älteren, mittleren und jüngeren Flößgebirge vor. Biss
weilen enthält ex fo viel Eiſenoxyd, daß er dadurch rothbraun gefärbt
iſt. Er zieht viel Feuchtigkeit aus der Luft an und nimmt beinahe
eben fo viel Waffer in feine Zwifchenräume auf, als der Thonboden,
trocknet aber früher als dieſer wieder aus. Im trocknen Zuftande ift
er ſehr feft, bekommt, wie der XThonboden, große Borſten und
viele Riſſe und läßt ſich fehr ſchwierig bearbeiten. Die Pflugfchollen,
an der Luft liegend, zerfallen aber nach einiger Zeit, was noch ſchnel⸗
ler nad) einem fanften Regen erfolgt.
Soll er möglichft locker bleiben, fo muß er, wie ber Thonboden,
auf einmal eine ſtarke Düngung mit langem ſtrohigen Mifte erhals
ten und oft mit Pflanzen bebaut werden, bie ſtarke Wurzeln haben.
Die Fruͤchte mißrathen auf diefem Boden bei Näffe und Duͤrre
faſt eben fo leicht, als auf bem gewöhnlichen Thonboden, ift aber die
Witterung günftig, erfolgt zur rechten Zeit (im Mai und Juni) ein
durchbringender Regen und ift der Boden In Kraft, fo wachſen fie
überaus fchrwelgerifch darauf. Am beften eignet er fi zum Anbau
des Weizens, ber Gerfte, des Hafer, des Rapſes, der Bohnen, des
Kleed, der Lucerne, der Runkelruͤben, des Kohle und des Hanfs.
215
Die Bohnen, den Weizen, die Gerſte, den Hafer, die Wintergetſte,
die Runfeln und den Raps bringt diefer Boden bei günftiger Wit:
terung von ganz vorzliglicher Schönheit und Ergiebigkeit in ben _
Kömern hervor, Vermiſcht man ihn mit Gyps, fo bewirkt dies
ſes Düngungsmittel, daß die Bohnen, die Lucerne und ber Klee
eine außerordentliche Länge erreichen, ja bie Bohnen werden banad)
oft 6— 7 Fuß lang, haben dann aber nur wenige Körner, fo daß
man bei der Anwendung bed Gypſes ſehr vorfichtig fein muß. 20 —
30 Pfund reihen oft ſchon zur Düngung eines Magdeburger Mor:
gend aus, (Braunſchweig.)
Die beften Fruchtfolgen für biefen Boden find:
1) Bohnen, gebüngt, |
2) Weizen,
3) Bohnen, gedüngt,
4) Meizen,
oder:
1) reine Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) Wintergerfte,
4) Rocken,
5) Bohnen, gebüngt,
6) Weizen,
7) Hafer,
ober:
1) reine Brache, gebüngt,
2) Weizen oder Wintergerfte,
3) Klee,
4) Weizen,
5) Bohnen, gebüngt,
6) Weizen oder Hafır,
ober:
1) Bohnen, gedüngt,
M Bezen,
3) Klee,
4) desgl.,
5) Raps nad) halber Brachbearbeitung, gebüngt,
6) Roden, Weisen oder Wintergerfte,
oder:
216
1) reine Brache, geduͤngt,
.2) Bintergerfle,
3) Klee,
4) Hafer,
5) Bohnen, gebüngt,
6) Meizen,
7) Serfte,
oder: g
1) Runkelruͤben, Kohl und Hanf, gebüngt,
2) Gerfte oder Hafer,
3) Klee,
4) Weizen und Roden,
5) Hafer.
5) Kalkiger Mergeliboden.
Beſitzt der Mergelboden viel Körner und Eleine Bruchflüde von
„Kolkgefteinen, fo heißt er kalkiger Mergelbobden.
Man findet diefen Boden, wie ben vorigen, in der Kormation
bes juͤngern und aͤltern Floͤtzgebirges.
Wegen der Kalkſtuͤcke, die durch den Mergel bei Naͤſſe und
darauf folgender Duͤrre feſt verkittet werden, laͤßt er ſich ſehr ſchwie⸗
rig bearbeiten. Am beſten gedeihen auf dieſem Boden der Weizen,
die Gerſte, der Spelz, die Esparſette und Lucerne.
6) Talkiger Mergelboden.
Es giebt auch einen Mergelboden, dee 8— 10 Proz. und oft
nody mehr. Eohlenfaure Talkerde enthält, fo dag man ihn recht füglich
talligen Mergelboden nennen kann.
Er kommt meift in den Formationen des Jurakalkes vor und
unterfcheibet fi in feinen phyſiſchen Eigenſchaften dadurch vom eigent=
lihen DMergelboden, baß er, an ber Luft liegend, nicht fo leicht zer⸗
fällt und länger feucht bleibt, Uebergießt man ihn mit Säuren, fo
braufet er weniger ſtark, dafuͤr aber länger als ber gewöhnliche Mer-
gelboden auf.
Hinfichtlich feines Verhaltens gegen bie Vegetation unterfcheidet
er ſich dadurch vom eigentlihen Mergelboben, daß er manche Pflan>
x
217
zen von vorzuͤglicher Guͤte und Schoͤnheit hervorbringt, wozu nament⸗
lich der Flachs gehoͤrt. Der Grund hiervon duͤrfte ſein, daß dieſes
Gewaͤchs zu ſeiner vollkommenſten Ausbildung viel Talkerde bedarf.
Zum, Theil geraͤth derſelbe aber auch wohl deshalb fo vorzüglich auf
diefem Boden, weil derfelbe die Zeuchtigkeit, die der Flache liebt, (dns
ger anhält.
7) Humoſer Mergelboben.
Sofern der Mergelboden 10 — 15 Prop Humus ober Humuss
ſaͤure enthaͤlt, wird er humoſer Mergelboden genannt.
Dieſer Boden, welcher oft an Stroͤmen oder in muldenförmigen
Vertiefungen vorkommt, woſelbſt er hoͤchſt wahrſcheinlich den Grund
ehemaliger Landfeen bildete, muß von jenem humusreichen Mergel⸗
boden unterſchieden werden, welcher fih an den Küften des Meeres
bildet und bier ben Namen Marſch, Polder oder Groden hat.
Der humoſe Mergelboden des Binnenlandes unterfcheibet ſich vom
Marſchboden hauptſaͤchlich dadurch, daß er bei meitem grobkörniger,
als dieſer ift und keine fo homogene Miſchung befist.
Mitteift feines bedeutenden Gehalte® an Humus hält er ſich
ſtets locker und da er meift fehr reich an allen Pflanzennahrungsftoffen
ift, fo bringt er an manchen Orten fchon feit vielen Fahren die reich»
ſten Ernten hervor, ohne jemals mit Miſt gebüngt worden zu fein:
fo in Ungarn, Pobolien, Böhmen und Mähren Man
bebauet ihn gewoͤhnlich mit folchen Fruͤchten, welche ben Eräftigflen
Boden zu ihrem Gedeihen bebürfen, wozu namentlich der Raps, der
Meizen, die Wintergerfte, der Hanf und die Bohnen gehören. Aber
auch mit Hafer wird er oft beftellt, ber hier einen Ertrag giebt, wel⸗
her an das Unglaubliche gränzt. Nicht minder liefert er fehr fchöne
Weiden, welche jedoch den fogenannten Fettweiden an ben Küften
des Meeres um Vieles nachftehen.
Die Fruchtfolgen, welhe man auf dieſem Boben anmenbet, find
folgende:
1) reine Brache,
2) Roden, Weizen ober Gerfte,
3) Hafer, Gerſte oder Rocken,
oder:
1) Bohnen, gebüngt,
218
2) Weizen,
3) Bohnen, gedüngt
4) Weizen,
9) Grasweide,
6— 12) desgl.,
oder:
1) reine Brache,
2) Wintergerfte,
3) Rocken,
4) Hafer,
5—9) Gras,
10) Hafer,
1) reine Brache, gebüngt,
DD) Raps,
3) Weizen,
4) Gerſte,
5) Bohnen, gebüngt,
6) Meizen,
7) Roden,
8) Hafer,
9 —%) Gras,
21) Hafer.
Diefer Überreiche Boden verträgt es recht gut, daß mehrere Male
hintereinander Halmfrüchte gebauet werden; ja es iſt fogar noth⸗
wendig, um nur keine Lagergetraide zu befommen.
Die Pflanzenarten, melde der humofe Mergelboden freiwillig
hervorbringt, find, was merkwuͤrdig ift, nicht fehr zahlreich, denn man
findet auf ihm nur weißen Klee, Kümmel, Apargien, Löwenzahn,
Schafgarbe, MWiefenplatterbfe, rothen Kſee, englifches Reigras, einige
Trespenarten,, einige Schwingels und Riöpengrasarten, Vogelwicke,
Prunelle, Marienbluͤmchen und einige wenige andere Pflanzen. Aber
dennoch gewährt er dem Viehe eine vortreffliche Weide.
oder:
8) Salzgiger Mergelboden.
An den Küften bes Meeres kommt, wo der Fluth noch keine
Dämme entgegengeftellt find, oft ein Mergeiboben vor, ber reich an
219
Seefalzen und ftichitoffhaltigem Humus iſt. So lange bie Salze im
Uebermaaße vorhanden find, iſt er zum Anbau ber Feldfruͤchte uns
tauglich; find dieſelben aber erſt durch das Regenwaſſer größtentheils
ausgelaugt, fo flellt er den weiter unten befchriebenen Marfchboden
dar. Er erägt dann hundert und mehr Jahre die ſchoͤnſten Früchte,
ohne daß es nöthig wäre, ihn mit Mift zu düngen.
Bisweilen. trifft man ſelbſt im Binnenlande einen mit vielen
leicht auflöslichen Salzen gefchwängerten Mergelboden an und na»
tuͤrlich tft auch diefer fo lange unfruchtbar, bis das Uebermaaß der
Salze verſchwunden ifl. Er bildet ſich, wo Salzquellen den Mergel-
boden durchziehen. ine gehörige Abfangung berfelben iſt nöthig,
wenn der Boden nicht fortwährend unfruchtbar bleiben fol, da alle
Düngungsmittel ohne Wirkung find.
Siebente Clare
Humus:Boden (humofer Boben).
Wenn ein Boden fo vielen Humus enthält, daß er den charac⸗
terifitenden Beſtandtheil defjelben ausmacht, fo nennt man ihn hu⸗
mofen Boden. Man nimmt an, bag fih ihm buch flüffiges
kohlenſaures Kali oder Natron 20 — 30 Proz. Humusfdure ent⸗
ziehen laſſen.
Der Humus entfteht bekanntlich dba, wo Pflanzen und Thiere
an ber Luft in Faͤulniß und Verweſung übergehen, und iſt mithin
ein ſehr zufammengefegter Körper, da feine chemiſchen Beſtand⸗
theile von den Beſtandtheilen der Pflanzen und Xhiere, woraus ex
hervorgeht, abhängig find. Der Hauptbeftandeheil des Humus ift
jedoch Kohlenfloff, fo daß er beim Verbrennen auch nur wenig Afche
als Rüdftand laͤßt. IE er ber Waſſerauslaugung nicht ausgefegt
gewefen, fo enthält er Humusfäure, Humuskohle, noch unzerfebte
ſtickſtoffhaltige Thier⸗ und Pflanzenrefte, Wachsharz, Kiefelerbe, Alaun⸗
erde, Kalkerde, Talkerde, Kalis, Natron⸗ und Ammoniakſalze, CEhlor,
Phosphorſaͤure, Schwefelſaͤure, Eiſen und Mangan.
Nicht aller Humus gehört der Jestzeit an, denn es kommt auch
folcher vor, der ein fehr hohes Alter befigt, fo 3. B. ift in der ſo⸗
genannten Bergfeife, im Letten, ber mit bem Muſchelkalke
wechfellagert, felbft in der Braunkohle Humus befindlich.
220
Die Güte des Humus ober feine Tauglichkeit zur Pflanzenculs
tur wird ſtets durch die Art der Pflanzen und Thlere, aus welchen
er entficht, bedingt. Alle Pflanzen und Thiere, bie viel Stickſtoff
befigen und im deren Afche viele Salze enthalten find, liefern einen
fehr fruchtbaren Humus, während aus denjenigen Pflanzen und
Thieren, deren Aſche arm an biefen Körpern ift, ein weniger frucht⸗
barer Humus entſteht. Indeß ſelbſt ber beſte Humus verliert fehr
viel von ſeinem Werthe, wenn er einer oͤftern Waſſerauslaugung
ausgeſetzt iſt, indem dann alle leicht loͤslichen Salze aus ihm vers
loren gehen.
Ale humoſen Bodenarten enthalten außer Humusfäure, Erden,
Drpden und einigen Salzen audy ſtets mehr ober weniger Humuss
Eohle, Wachsharz und oft aud eine bebeutende Menge noch nicht
in völlige Zerſetzung Übergegangener Pflanzen» und Thierrefte. Beim
Verbrennen laffen fie zumeilen einen ſehr geringen Rüdfland an
Afche, und um fo weniger, je geringer ihr Thon, Sands und Lehm
gehalt ift. -
In fehr humusreichen Bobenarten findet man auch wohl etwas
Aepfelfäure, die wohl noch von den Pflanzen, woraus fi) der Hu⸗
mus bildete, herrühren bürfte,
Liegt der humoſe Boden fehr naß und nähert er ſich in feinem
Aeußern dem Schlamme, fo erzeugt er, auf die Haut gebracht, zu⸗
weilen einen Reiz, und es entſtehen bald darauf Feine rothe Flecke
ober Puſteln. Woher dieſes rührt, iſt noch nicht ausgemittelt wors
ben. Ich Eonnte weder ein Alkall, noch eine Säure, noch fonft einen
fharfen Stoff darin entbeden, und glaube-baher, daß die Röthung
oder die Beinen Pufteln buch Infufionsthierhen, die oft in großer
Menge im Schlamme leben, veranlaßt werden. Durch mikroskopiſche
Unterfuchungen würde man hierüber bald zur Gewißheit gelangen.
Am häufigften findet man ben humofen Boden im Flachlande,
in Thälern, worin fi Bäche, Fluͤſſe und Ströme langfam fortbes
wegen, in muldenförmigen Vertiefungen unb Überhaupt allenthalben
da, wo ber Untergrund undurchlaſſend ift, indem bier dad Waſſer
ſtockte, was die erfte Veranlaſſung zur Entflehung von Sumpfpflans
sen war, welche dann, da fie nicht volifländig in Verweſung übers
gehen Eonnten, ben Humus lieferten. (Moore, Brüche.)
Aller Humus, welcher in Sandgegenden vorkommt, liegt immer
fharf von Untergeunde abgefondert, während er, wınn er auf Mer:
221
gel, Thon, Kalk und Lehm lagert, fich in den Untergrund verläuft.
Das erftere rührt davon her, daß die Humusſaͤure im Untergrunde
bes Sandbodens keine Bafen findet, mit melchen fie ſich chemifch
verbinden kann. j
Die humofen Bobenarten haben von ber Humusfäure und Hus
muskohle eine gelbbraune, ſchwarzbraune oder ſchwarze Barbe, find
ſehr Ioder und befigen eine bedeutende waflerhaltende Kraft, indem
fie das Waffer gleich einem Schwamm in ihre Zwiſchenraͤume aufs
nehmen. Ein Boden, der größtentheild aus Humus beftcht, bindet
über 100 Proz. Waſſer, ohne daffelbe tropfenmweife fahren zu laffen.
Alte Bodenarten, die viel freie ober an Feine Baſis chemifch ges
bundene Humusfäure enthalten, reagiren fauer. Zuweilen rührt bie
ſaure Reaction auch wohl von einer geringen Menge Aepfelfäure her,
niemals aber, wie oft behauptet wird, von freier Eſſig⸗ ober Phos⸗
phorfäure; wenigſtens habe id), fo viele Humusarten ich auch chemiſch
unterfuchte, diefe Säuren niemals: in freiem Zuftande darin entdecken
innen. |
In faft allen Lehrbuͤchern der Landwirthfchaft findet man ange⸗
geben, daß ein humofer Boden durch die viele Säure, welche er ent=
halte, unfruchtbar fei, und daß er fruchtbar terde, wenn man biefelbe
duch Afche, Kalk und Mergel abftumpfe ober neutralifire. Diefe
Anficht tft jeboch irrig, denn der humoſe Boden ift nur deshalb uns
fruchtbar, weil e8 ihm an einer binreihenden Menge mineralifcher
Pflanzennahrungsftoffe fehlt, nicht aber, weil er zu viele Säure befigt.
Der Beweis hierüber iſt Leicht geliefert; duͤngt man nämlich einen
fehe fauer reagirenden humoſen Boden gleichzeitig mit Knochenpulver,
Kochſalz, Salpeter, Gyps und feinem Quarzſand, ſo wird er, vor⸗
ausgeſetzt, daß er nicht mehr an Naͤſſe leidet, ſehr fruchtbar, wiewohl
die Saͤure des Bodens durch alle dieſe damit vermiſchten Koͤrper nicht
abgeſtumpft oder neutraliſirt wird, fo daß er alſo auch noch nach wie
vor ſehr ſauer reagirt. Viele Humusſaͤure im Boden ſchadet folglich,
als Pflanzennahrung betrachtet, eben ſo wenig, als viele Kieſelerde,
da beide Körper ſich nur in ſeht geringer Menge in Waffer aufloͤſen.
Durch eine Düngung mit gebranntem Kalk erlangen bie fauer
teagirenden humofen Bodenarten zwar zumeilen eine große Frucht⸗
barkeit, allein hierbei muß man erwägen, daß durch die Kalkduͤngung
die noch nicht in voͤllige Zerfegung uͤbergegangenen Pflanzenrefte, fo
wie die Humuslohle, eine weitere Verweſung erleiben, und dadurch
222
Körper (Kaltum, Natrum, Schwefel, Phosphor u. f. w.) in Kreiheit
gelangen, welche bisher nicht zur Thätigkeit kommen konnten, ba fie
noch chemiſch an Koblenftoff gebunden oder davon umhuͤllet waren.
Indeß laͤßt ſich rlicht Iäugnen, daß der Kalk auch ſchon an und für
fich ein beſſeres Pflanzenwachsthum bewirken muß, indem ihn bie meiften
Gewaͤchſe, was die mineralifchen Körper betrifft, nächft der Kiefelerbe, in
größter Menge ald Nahrung bebürfen. Zuweilen nägt die Kalkduͤngung
dem bumofen Boden freilich auch gar nächte und unterfircht man ihn
dann chemiſch, fo fieht man, daß er ſchon viele Kalkerde mit Humus⸗
und Schwefelſaͤure verbunden enthält. (Pommern.)
Die humofen Bodenarten find bei undurchlaflendem Untergrunde
meift ſehr feucht, da fie das Waſſer mittelſt der Haarroͤhrchenkraft
bis zu einer Höhe von 10 und mehr Fuß heben, und es dann gleich
einem Schwamme zuchdhaltenz; bebaut man fie deshalb mit Wins
früchten, fo werden diefe im Fruͤhjahr bei abwechfelndem Froſt⸗ und
Thauwetter buch die ſich während der Nacht bildenden Eiskryſtalle
oft gaͤnzlich aus dem Boden gehoben, oder frieren, wie man es
nennt, auf, Sind dagegen die fehr hHumusreichen Bobenarten ſtark aus:
getrocknet, fo quillt das Erdreich bei Regenwetter, da es fehr viel
Waſſer in feine Zwifchenrdume aufnimmt, fo ſtark auf, bag, weun
ſich der Boden wieder fegt, viele von den noch nicht ſtark ˖bewurzelten
Pflanzen gleichfalls völlig auf die Oberfliche des Feldes zu liegen
kommen. Noch mehr ift diefed der Gau, wenn man den. Boden
zuvor duch eine Walze zuſammengedruͤckt bat.
In Ealten Nächten und bei wolegleerem Himmel .erfrieren die
Pflanzen felbft mitten im Sommer leichter auf dem humofen Boden,
als auf allen übrigen Bebenarten; des Grund hiervon tft, daß fie,
wie alle rauhen und dunkelgefaͤrbten Körper, theils viel Waͤrme aus-
ſtrahlen, theils aber auch babusch viel Waͤrme verlieren, daß sine große
Menge Waſſer aus ihnen verdunfter, wobei dann die Wärme der
Umgebung cdyemifdy gebunden wird.
Dur die Sonnenftvahlen werden bie trocknen humoſen Boden⸗
arten zwar an des Oberfläche ſehr ſtark erwärmt, allein die Wärme
dringt nicht tief in den Boden ein, da derfelbe, feiner yordfen We:
fchaffenheit wegen, viel Luft eingefchloffen hält, welche bekanntlich der
ſchlechteſte Wärmeleiter iſt. Aus demſelben Grunde dringt auch der
ſtaͤrkſte Froſt nicht tief ein, fo daß der trockne hammoſe Boden im
Frühjahr cher, al der Sand» und Lehmboden zu bearbeiten iſt. Iſt
223 ’
‘
er dagegen mit Waſſer angefüllt und gefriert dieſes während des
Minters, fo dauert es länger, als bei den Äbrigen Bodenarten, bie
er völlig vom Eife befreit iſt. Die Waͤrme, weiche dadurch entfteht,
daß ſich der atmosphärtfche Sauerfloff mit dem Kohle nſtoff bes Humus
verbindet, ift nicht ſehr bemerklich, weil fie, fo wie fie fich bildet, gleich
wieder durch Ausſtrahlung oder durch Waſſerverdunſtung verloren geht.
Bei Regenwetter fallen bie Fruͤchte, welche der humoſe Boden
trägt, leicht um, da er fo locker iſt, daß ex ihren Wurzeln keinen.
Halt giebt. Die Getreidefruͤchte des humofen Bodens liefern ver-
haͤltnißmaͤßig mehr Stroh, als Körner, waß feinem geringen Gehalte
an gemiffen mineralifhen Stoffen, befonder& on Kali und Kieſelerde,
zuzufchreiben iſt; auch leben die Fruͤchte dieſes Bodens fahr ‚leicht
duch kryptogamiſche Schmaregerpflangen, d. h. fie Kefallen.
Da die humofen Bodenarten ſehr locker find, fo laſſen fie fich
fehr leicht bearbeiten, Heben bei Räffe nicht an ben Aderinftrumenten
und find bei nicht zu nafler Witterung licht in einen kruͤmlichen
Zuftand zu verfegen.
Der Mift, womit man fie bäugt, gerälh bald in Zerſerung:
ſie duͤrfen deshalb, um kein Lagergetreide zu bekommen, auf einmal
nicht zu viel davon erhalten. Eine, geringe aber oft wiederholte Duͤn⸗
gung mit Mift iſt beſonders aber auch deshalb erforderlich, "weil die
Düngertheile vom Regenwaſſer bald in die Xlefe geführt werden.
Auf keinem Boben geht in der That bie Wirkung. des Miſtes ſchneller
verloren, ald auf bem fehr humusreichen, was vom allen Landwirthen,
weiche bergleichen Boden cultivicen, nicht genug beruͤckfichtigt wer:
ben kann.
Bon alten mineraliihen Düngungsmittein nüst ihnen am mei⸗
ſten der feldſpathhaltige Sand, der Mergel, die Holzaſche und der
Lehm, und von ben vegetabiliſch⸗animaliſchen Duͤngerarten ſagt ihnen
am meiſten berjenige, zu welcher viel Ammoniak entmidelt, da «8 die⸗
fem Boden faft immer an Stickſtoff, Kieſelerde und Kali. fehle.
Die Pflanzen, welche die naflen humusreichen Bodenarten freis
willig hervorbringen, beſtehen größtentheit in Equisetum-, Scirpus-,
Melica-, Juncus- und Carex-Atrten; ferner wachen. auf ihnen:
Festuca fluitans, Sparganium ramosum und $. simplex, Tri-
glochin palustre, Hydrocharis morsus ranae, Lotus uligino-
sus, Trifolium repens, Valeriana dioica, Sonchns palustris,
Menyanthes trifoliata, Phellandrium aquatioum, Polyganum
224
bistorta und P. amphibium, Parnassia palustris, Alisma Plan-
tago, Peplis portula, Rumex-Atten, Ranunculus-Arten, Mentha-
Arten, Pedicularis-Arten, Chaerophylium-Arten, Ajuga reptans,
Myosotis palustris, Spiraea ulmaria und S. filipendula, Oenan-
the fistulosa, Eriophorum-Xtten, Epilobium-Xrten, Lytbrum
salicaria, Phalaris arundinacea, Cnicus palustris, Cardamine
pratensis, Bidens tripartita, Lychnis flos cuculi, mehrere Or-
chis-Arten, Caltha palustris, Ledum palustre, Arundo-Atten,
Comarum palustre, Calla palustris, Lycopodium inundatum,
Vaccinium-Atten, Galiam-Arten, Milium effusum, Poa aquatica,
Poa sudetica, einige $areenkräuter, viele Mossarten u. f. w.
Auf humoſen Bobenarten, welche fhon mehr Erden und feuers
fefte mineraliſche Theile enthalten, auch nicht naß, fendern nur feucht
find, haben dagegen die guten Gräfer, ber weiße Klee und ber ge⸗
hörnte Scotenklee, die Oberhand; vorzäglich kommen darauf bie
Poa-, Agrostis- und Aira-Xrten in großer Menge vor.
Bon den Baumarten wachſen auf dem fumpfigen Humusboben
am beften Erlen, Birken, Weiden und Wogelbesren. Iſt er dagegen
trocken, fo vegetiren zwar alle Baumarten darauf fehr uͤppig, allein
fie haben kein feſtes Holz und werden vor der Zeit rothfaul.
Leidet. der fehr humusreihe Boden nicht an Näffe, fo gebeihen
von ben cultivirten Pflanzen am beften Hafer, Sommerwelzen, Som:
merrocken, Kohl, Sommerraps, Kartoffeln, weiße Rüben und Hanf
auf ihm. Dee Sommerraps befonders, wenn gebrannt wird.
Im ganzen genommen liefert, wie fchon vorhin bemerft, das
Getreide auf dem humoſen Boden verhältnigmäßig mehr Stroh, als
Körner, auch find letztere fehr dickhuͤlſig und haben deshalb ein geringes
Gewicht. Aber auch die Zutterkräuter dieſes Bodens haben einen
bei weitem geringeren Werth, als die des Mergel⸗ und Kalkbodens,
da fie viel Maffer und wenig Eiweiß, Stärke und Zucker enthalten.
Am vortheilhafteften wird immer ein fehr humoſer Boden als
Miefe benugt, indem er, wegen feiner Feuchtigkeit, mehr als alle uͤbrigen
Bodenarten, den Graswuchs begünftigt. Man muß ihn aber, wo möglich
auch recht oft ale Weide liegen laffen, da er durch das Treten des Viehes
fefter wird. Aus biefem Grunde uͤberfuͤhrt man ihn audy mie Sand,
was noch den Nutzen hat, daß der Boden dadurch mit der den Graͤ⸗
fern fo nöchigen Kiefelerbe (und Kalt) verforgt wird. Oder noch
beffer, man bünge mit Mift, der bei SandsEinftreuuug gewonnen iſt.
29
Die Sruchtfolgen, welche am häufigften auf den trocken gelegten
humoſen Bobdenarten angewendet werben, laufen meifl darauf hinaus,
Daß man nur Sommerfrüchte und Gras darin aufnimmt; fie find
gewoͤhnlich folgende: |
ober:
ober:
ober:
aber:
ohar:
1) Hafer,
2) Kartoffeln, gebüngt,
3) Sommerwelzen,
4) Hafer,
5) Weideklee und Gräfer,
6) desgl.
7) desgl.,
8) desgl.,
1) Kohl, Hanf, Kartoffeln und Rüben, ee,
2), Gerfte,
3) Weideklee,
4 —6) desgl.,
7) Sommerweizen,
8) Hafer,
1) die Grasnarbe umgehadt und verbrannt,
2) Sommeraps,
3) Sommerweizen oder Hafer,
4) Kartoffeln, geduͤngt,
> Hafer,
6— 12) Gras zur Weide ober zum Site,
1) Hafer,
2) behglm
3-8) rat,
1) Bohnen, dazu gebrannt, -
2) Sommer,
3) Hanf gebüngt, on
4) Hafer, L et
5-8 Gras zur Weide,
1) Kassoffein, gebängt, pre en u
2) Hafer,
3) Hanf, geduͤngt,
4) Sommerweizen,
5) MWeidegräfer,
6) desgl.,
7) desgl,
8) Hanf,
oder:
1) Sommerraps, gedüngt,
2) Sommermeizen,
3) Weidegräfer,
4) desgl.,
5) Hafer,
6) Kartoffeln und Kohl, gebüngt,
7) Sommerweisen und Hanf, b
oder:
1) Kartoffeln,
2) Hanf, gebüngt,
3) Sommerweizen,
4—6) Weidegraͤſer,
7) Hafer.
Die humoſen Bodenarten laſſen ſi ſich eintheilen in:
1) milden Humus,
2) Eohligsharzigen Humus (Heideboden) und
3) fauren Humus (Moor:, Bruch⸗, Moosboden).
) Milder Sumusboden.
Der milde Humusboden bilder ein fehr lockeres Erdreich, welches
im feuchten Buftande eine ſchwarzbraune, im trocknen dagegen eine
gelbbraune Farbe hat, und gar keine Eenntliche Pflangenrefte meh:
enthält, vielmehe eine pulverförmige nicht formbare Maſſe if. Der
milde Humus entwidelt einen ganz eigenthämfichen Geruch, wie
"fruchtbare Gartenerde, den man am deutlichſten nach einem warmen
Regen ober dann erkennt, wenn ber Boden umgepflügt wird. Gr
reagirt im feuchten Zuflande, mit Ladmuspapier in Berührung ges
bracht, wenig ober gar nicht fauer, und bringt freiwillig weder Bin⸗
fen, Riedgeäfer und Simfen, noch andere fogenannte faure Pflanzen,
vielmehr nur füße Graͤſer, weißen Klee, Lotus u. ſ. w. hervor,
227
Gewöhnlich glaubt man, daß ein ſehr humofer Boden, melde .
nicht fauer reagire, auch fruchtbar fei, allein dies ift durchaus nicht
immer der Fall; denn ift die Humusfäure nur durch Eifenoryd, Alauns
erde und Manganoryd neutralifict, fo iſt er ſtets fehr unfruchtbar.
Das beſte Erkennungszeichen, daß ein nicht fauer reagirender humoſer
Boden fruchtbar ift, befteht darin, daß er beim Verbrennen einen
Ruͤckſtand läßt, der viel Kalk, Talk, Chlor, Kali, Schwefelfäure und
Dhosphorfäure enthält; auch iſt er um fo fruchtbarer, je mehr Am⸗
moniak er entwidelt, wenn man ihn mit Kalkhydrat vermifcht, der trock⸗
nen Deſtillation unterwirft, da er dann viel Stickſtoff enthaltende
organifche Refte befigt. „Ein humoſer Boden kann übrigens oft ſehr
fauer reagiren und ift dennoch fruchtbar, wie dieſes bei vielen humo⸗
fen Bobenarten zu fehen ift, die gebrannt worden find.
Unterwirft man ben milden fruchtbaren Humus einer chemifchen
Analyfe, ‘fo fieht man, daß berfelbe aus vielen humusſauren Salzen,
als humußſaurer Alaunerde, bumusfaurem Eifens und Manganoryd,
bumusfaurer Kalls und Talkerde, humusſaurem Kali, und humus⸗
faurem Ammoniak, ferner aus einer geringen Menge freier Humus⸗
fäure, (mobusch er etwas fauer teagirt), Humuskohle, Wachsharz, (von
den in Verweſung übergegangenen. Pflanzen herrührend) mehr, ober
wenigern Zhontheilen, etwas Quarzſand und Kiefelerde, fchtwefelfauren,
falgfauren und phosphorfauren Salzen beſteht Da er folglich alle
Körper befigt, welche die Pflanzen: ald Nahrung bedürfen, fo zeigt
er fi der Vegetation fehr gimflig, möge er auch immerhin durch
einen Ueberfhuß von Humusſaͤure etwas fauer reagieren. Se mehr
in Waſſer leicht lösliche Humusfaure Salze er Übrigens enthält, um
fo feuchtbarer pflegt er in der Regel auch zu fein. Diefe in Waſſer
loͤpslichen humusſauren Salze bed humofen tie jedes andern Bodins
nannte man ehemals, und auch wohl noch jegt, „Ertratinftoff,“
da fie beim Verdunſten eine braune Maffe zuruͤcklaſſen, gerabe fo,
ald wenn man eine Pflanze mit Wafler ertrabirt und daſſelbe vers
dunfter. Der Ertratioftoff des milden Humus enthält jedoch außer
den hbumusfauren Salzen auch etwas ſchwefelſaure, falzfaure, phos⸗
phorfaure und zumeilen ‚felbft falpeterfaure Salze, und da er auch ſtets
etwas Kiefelerbe, kurz alle Körper befigt, weiche zum Wachsthum ber
Pflanzen gehören, fo ift berfelbe, wie jeder andere Boden, auch meiſt
um fo fruchtbaren, je mehr Extrativſtoff fi ihm durch Waſſer ent⸗
zichen laͤßt.
15*
228
Am häufigften treffen mir den milden Humusboden in den
mulbenförmigen Vertiefungen folder Gegenden an, deren Hügel
Kalle, Dergele, Lehm: und Thonlager enthalten, ba hierbei, durch die
vom Waffer dem Humus nach und nad beigemengten Erden, Oryde
und Alkalien, humusſaure Salze entflanden. Seltener findet man
ihn deßhalb in Sandgegenden; kommt er jeboch bier vor, fo befindet
er fi Immer in den Thälern, durch welche Bäche oder Fluͤſſe fließen,
die aus Gegenden kommen, wo Thon, Mergel, Kalt und Lehm die
Ackerkrume bilden, Indem dann die Erden, vom Waſſer fortgefährt,
fi) beim Austreten der Flüffe über den ſchon vorhandenen Humus
abfagerten und fo die Bildung des milden Humus veranlaßten.
Der milde Humusboden leidet, feiner bedeutenden waſſeranhal⸗
tenden Kraft und hygroskopiſchen Eigenfchaft wegen, felten an Duͤrre,
‚Laßt fich, da er wenig Adhaͤſion und Eohäften und ein fehr Heringes
ſpecifiſches Gewicht befigt, leichter bearbeiten, als jeber andere Boden,
verſchluckt, theils wegen feiner großen Lockerhelt, theil6 roegen der Hu⸗
mustohle, welche den Sauerfloff der Atmosphäre zur Bildung von
Humuss und Koblenfäure chemiſch ‚bindet, fehr viel Luft, erwärmt
fich dabei wohl ein wenig und laͤßt den Miſt, womit er geduͤngt
wird, bafd zur Zerfegung kommen.
Iſt der milde Humusboden oft ber Näffe ausgeſetzt, fo ver
wanbelt er ſich, wie jeder andere". Salzen reiche Boden, bald in ein
unfruchtbares Erdreich, indem vom Waffer alle pflanzenernährenden
Körper ausgelaugt werden. Die Meinung ber meilten Landwirthe
iſt dagegen, daß ein an Näffe Leibender humusrelcher Boden fauer
werde und daß dieſes bann der Grund der Unftuchtbarkeit ſei. Meh⸗
tere daruͤber angeflellte Verſuche haben mir indeß gezeigt, daB in
einem ber Mäffe lange ausgefeht geweſenen Boden durchaus keine
Säure iſt, melde nachtheilig auf das Pflangenwachsthum wirkt.
Dagegen rührt bie Unfruchtbarkeit theild- von der Auslaugung, thals
aber auch davon her, baf burch das MWaffer alle Luft ans dem Boden
gepreßt mich, mit melcher er ſich auch nicht fo ſchnell wieder verforgt,
indem er durch das Waſſer zugleich dicht geworden iſt. In vielen Fällen
bilder fih aber auch, durch Einwirkung des Humus, bei Ausſchluß
von Luft, aus dem vorhandenen Stfenorpdbe und Manganorybe das
den Pflanzen fo leicht ſchaͤdlich werdende Eiſen⸗ und Manganorpdal.
| Wird der milde Humusboden häufig bearbeitet ober mit Fruͤchten
beftellt, fo vermindert ſich deſſen Humusgehalt oft fo beträchtfich, daß
229
von einer 2 — 3 Fuß diden Schiht nah 40 — 50 Sahren nur
noch eine Ackerkrume uͤbrig bleibe, die einige Zolle mißt. Diefe Er:
fheinung erklärt ſich dadurch, daß ſowohl bie Humusſaͤure, als bie
humusſauren Salze, nicht allein fortwährend von ben Pflanzen aufs
gezehrt und vom Regenwaſſer ausgelaugt. werben, fondern auch durch
den Zutritt des atmoephaͤriſchen Sauerſtoffs eine fortwährende Ber:
ſetzung erleiden, wobei ſich aus ber Humusfäure Koblenfäure und
Waſſer bilden, welche verdbunften. Da folglich ber Sauerfloff her
atmosphärifchen Luft hierbei eine Hauptrolle fpielt, fo geht daraus
hervor, wie nuͤtzlich es Mi, den humoſen Boden oft als Grasland,
Weide oder Wieſe zu benugen, indem dadurch der zu freie Zutritt
des atmosphärifchen Sauerftoffs gehindert wird. Das Liegenlaffen bes
milden humoſen Bodens zur Wieſe ift um fo rathfamer, als die Graͤſer
bier den ficherften und größten Meinertrag geben, und dient berfelbe
Tag und Nacht ale Weide, fo verbeffert fi der Graswuchs von Jahr
zu Jahre wohl fo fehr, daß endlich nur noch 74 Magdeburger Morgen
nöthig ift, um während des ganzen Sommers darauf eine Kuh zu
ernähren. Hat man ihn alsdann 15 und mehr Jahre als Weide
benugt, fo kann er eins ober zweimal mit Hafer befäet werben, welcher
in ber Regel einen 20 — 3Ofältigen Ertrag zu geben pflegt. Von
den Feldfrüchten gedeihen uͤbrigens ber Kohl, Hanf, Tabad und
Mohn, ferner die Kartoffeln, die weißen Müben, der Sommerraps,
der Sommermweizen, bie Himmelsgerfie (Hordeum coeleste) am
vorzüglichflen auf Ihm.
Zum Anbau harter Holzarten, als Eichen, Buchen, Ahorn
u. ſ. mw. eignet fi der milde Humusboden durchaus nicht, da bie
Bäume darauf fo ſchwelgeriſch wachſen, baß fie fehr lofes und ſchwam⸗
miges Holz bekommen, was weder viel Heizkraft befigt, noch ſich
zu Bauten und Ackergeſchirr qualificirt. Dagegen können Weiden
und Pappeln oft mit großem Vortheile auf ihm angepflanzt werben,
infofern nämlich, als man Gelegenheit hat, diefelben als Faſchinen,
Korbweiden, Tonnenbaͤndern, Schnitzwerk und dergl. zu verkaufen.
Es giebt Gegenden, wo man durch die Anpflanzung ber Korbweide ben
Magdeb. Morgen diefes Bodens jährlich zu. 2 — 300 Thlr. nußt.
230
Kohlig-harziger Humusboden.
(Heideboͤden). |
In Gegenden, wo das Heidekraut in bedeutender Menge waͤchſt,
3. B. In den Sandgegenden bes noͤrdlichen Deutſchlands, kommt im
großer Ausdehnung eine 6 — 8 Zoll bie Erdſchicht über dem
Stande, Sande oder Lehme gelagert vor, welche beinahe eine ſchwarze
Farbe hat und größtentheild durch die Verweſung der bier feit uns
denklichen Zeiten gewachfenen Heide entftanden ift. Dieſer fogenannte
Heideboden (Heideerde) beſteht aus Humusfäure, einigen humusfauren
Salzen, vieler Humuslohle, etwas Duarzfand, wenig Eifen: und
Manganoryd, Spuren von Gyps und Kodfalz, und enthält oft 10
— 1% Proz Wachsharz, fo daß er, ba er durch die Humuskohle
und das Wachsharz dyaracterifirt wird, mit allem Rechte kohlig⸗
harziger Humus genannt werden kann.
Bismeilen kommt diefer Humus in mulbenförmigen Vertiefungen
in 2 — 3 Fuß mädtigen Schichten vor, die vom Waffer zufammen
: gefchwenmt worden find. Er wird dann wohl in Form bed Torfs
geflohen, getrodinet und als Brennmaterial benutzt. Die Aſche, welche
davon erfolgt, befteht größtentheild aus Kiefelerde, fehr wenig Kalte,
Talk⸗ und Alaunerde, etwas phosphorfaurem Eifens und Mangans
oxyd, und Spuren von Gyps, Kochſalz und ſchwefelſaurem Kali.
Diefer Boden, fo humusreich er auch iſt, bringe dennoch feine einzige
unſerer angebaueten Fruͤchte cher hervor, als bis er entweder mit
Mift, Mergel, Kate und Holzaſche geduͤngt worden ift, ober bi6 man
einen Theil davon durchs Brennen in Afche verwandelt hat, inbem
durch dieſe Subflanzen nicht bloß die kohligen und harzigen Theile
bes Humus zerfeht werben, fondern man dadurch auch Diejenigen
Körper in den Boden bringt, von welchen er meift nur Spuren bes
fist. Die Kalkerde ift e8 befonders, welche biefem Boden fehlt, des⸗
halb bringt oft ſchon eine Düngung von 80 Cubikfuß eine fehr
kalkreichen Mergels p. Magdeburger Morgen die allerausgezeichnetfte
Wirkung hervors fo im Lüneburgfhen und Osnabruͤchſſchen.
Da er gewöhnlid mit Erica vulgaris und E. Tetraliz,
Empetrum nigrum, "Iyrica gale, Ledum palustre, Andro-
meda polifolia, Melica coerulea, Carex ericetorum u. f. mw.
bewachſen ift, fo wird er durch das Verbrennen feiner Narbe fchon
fo weit verbeffert, daß ex im Stande it, Kartoffeln, Hafer,
Roden und Buchweizen zu tragen. Durch das Brennen kommen
231
zwar die mineralifchen Körper zur Tätigkeit, welche in ber Humus⸗
toble und den genannten Pflanzen fammt ihren Wurzeln enthalten .
find; allein da fi fehr wenig Kalkerbe darunter befindet, fo thut
eine gleichzeitig angemwendete geringe Kalk⸗ oder befier Mergelbüngung
immer bie befle Wirkung, wenngleich, dadurch bie Säure bes Bodens
noch nicht abgeflumpft wird, ja ſogar 5000 Pfd. gebrannter Kalt
p. Magdeburger Morgen find, wie mir Verſuche gezeigt haben, im
Verlaufe von L—5 Jahren noch nicht im Stande, die Säure zu
neutraliſiren, aber ‚deffenungsachtet bringt ber Boden gute Früchte
hervor, und felbft ber rothe Klee und Flachs gedeihen.
Der Eohligsharzige Humusboden iſt ſtets trockner, als ein Boden,
weicher aus milden Humus befteht, da fowohl die Humuskohle, als
auch daB Wachsharz nur wenig Waffer anhalten, ja iſt er einmal
ſtark ausgetrocknet, fo dauert es auch eine ganze Weile, bi er wieder
vom Waſſer durchnäge if. — Durch bie Sonnenftrahlen wird er,
da er eine ſehr dunkle Farbe hat und ziemlich bicht iſt, ſtaͤrker ers
wärmt, als ein Boden mit mildem Dumus, fo daß er bie wenige
Seuchtigkeit,, welche er aufnimmt, nur noch leichter verliert. Sein
Zuſammenhang iſt fehr gering, er läßt ſich alfo auch leicht bearbeiten. .
Der Mift, womit man ihn düngt, kommt bald zur Zerfegung; am
meiften fagt ihm berjenige zu, welcher viel Ammoniak entwickelt, nicht
nur weil durch felbiged die kohligen Theile bes Humus zur baldigen
Berfegung gebracht werben, fondern auch weil er dadurch mit Stick⸗
flo, woran ex ſtets Mangel leidet, verforgt wird.
Freiwillig bringt er, außer ben vorhin genannten Pflanzen und
einigen Moos⸗ und Flechtenarten, nur nody Arnica montana, Ly-
copodiam clavatum und L complanatum, Drosera rotundi-
folia und D. longifolia, Nardus stricta, Poa decumbens, Gen-
tiana Pneumonanthe, Yaccinium uliginosum, V. Myrtillus
und V. Vitis idaea, Genista anglica und Tormentilla grecta
hervor. Wicken⸗, Lotus⸗ Platterbfen: und Kleearten trägt er niemals,
wird er aber mit Mergel ober Kalk gedüngt, fo kommen alle kegu—
minoſen ſehr gut darauf fort.
Die Waldbaͤume, welche am beſten auf ihm fortkommen, ſind
Kiefern, Birken, Espen und Wachholdern.
232
I) Moor, Drach⸗, Moosbodben
(Saurer Sumusboben).
Wenn ein fehr humusreicher umb noch viele Pflanzenrefte ent⸗
haltender Boden fortwährend der Näffe ausgeſetzt Ift, fo nennt man
diefes Erbreich Bruch⸗ oder Moorboden. Der Bruchboden bringt
nur eine geringe Anzahl werlig Futterwerth habende Pflanzenarten
hervor; denn wir finden nicht® weiter darauf, als Binſen⸗ Wieſen⸗
wolle und Gimfenarten, Blaugras, Riedsräfer, Läufetraut (Pedica-
laris palustriz, Comarum palustre, Menionthei Trifoliata),
Moofe und einige andere nahrungsloſe, fogenannte faure Pflanzen.
As Grund dieſer Erſchemung dürfen wir annehmen, daß folches ſo⸗
wohl von ber Übermäfigen Naͤſſe des Boden, als auch von einem
Mangel an mineraliſchen Stoffen berührt, indem alle leicht loͤslichen
humusſauren Salze, fo wie überhaupt alle Salze, welche die beffern
Dflanzen zur Nahrung bedürfen, dem Boden durch das Waller ent⸗
zogen werben. Alsdann pflegt der naffe Humusreiche Boden aber auch
ſehr viel Eifens und Manganoxydul zu enthalten, welche Körper die
Binfen, Riedgraͤſer, Simfen u. f. mw. nicht allein recht gut vertragen,
fondern diefefben zu ihrem Gebeihen auch bedürfen, während fie das
Wachsthum der fogenannten fügen Pflanzen verhindern.
Daß der naffe humoſe Bruchboben oft fehr viel Eifenorybul
enthält, ficht man ſehr deutlich bei der Anfettigung von Gräben, in»
dem das darin fi) anſammelnde Waffer nad) kurzer Zeit einen gefben,
größtentheils aus Eiſenoxydhydrat beftchenden Schlamm abfetzt. Das
Eiſenoxydul loͤſet ſich nämlich in fläffiger Kohlenfäure auf, orpbict
fi, mit der Luft im Berührung kommend, höher, verliert dadurch
feine Aufloͤslichkeit im kohlenſauren Waſſer und fest fich darauf als
ein gelber Schlamm ab. Zuerſt erfcheint es aber auf dem Aaffer
ſchwimmend als eine glänzende ſchillernde Haut.
Wie Hinberlich hier daB Eiſenoxydul dem Wachsthum ber guten
Miefenpflanzen ift, ſieht man recht auffallend bei der Anlage von
- Beet: Beroäfferungsiwiefen. Wird naͤmlich der troden gelegte humus⸗
reiche viel Eiſenoxydul enthaltende Boden oft bemäflert, fo ſetzt das
Waſſer das ausgelaugte Eifen in den Entwäfferungsrippen ab, und
in demfelben Grade, ats er fich im Boden vermindert, in bemfelben
erfheinen nun auch bie guten Gräfer und Wiefenpflanzen.
Am häufigften findet man den fraglichen Boden im Diluvium,
woſelbſt er theils in großen mulbenförmigen Vertiefungen (früher
-
233
Seren), In fogenannten Bruͤchen, theils an Baͤchen und Fluͤſſen,
die einen trägen Lauf haben, vorkommt. Erhalten die benachbarten
Hügel Diergellager, fo liegt Im Untergrunde meift der fogenannte
Wiefenmergel (Wieſenkalk), mit Neften von Pflanzen, gewoͤhnlich
CharasArten, vermifcht. In Suͤddeutſchland nennt man ihn Moos⸗
boden; hoͤchſt wahrfcheinlich weil eine große Menge Moofe auf ihm
wachſen.
Der Bruchboden reagirt ſehr ſauer, da er ſtets viel freie
Bumusfdure enthält. Bon Farbe iſt er meiſt ſchwarzbraun; beſitzt
er aber viele noch nicht völig in Zerfegung Übergegangene Pflanzen=
reſte, fo ift er gefbbraun. Er entwidelt einen ganz eigenthuͤmlichen
Geruch, der weder moberartig, noch fauer iſt. Wird er entwäffert,
fo finkt er fehr zufammen, unb der Humus und die Pflanzentefie
erleiden dann eine weitere Zerſetzung, fo daß er bald beffere Pflanzen
hervorbringt.
Beim Verbrennen liefert er nur wenig Afche, bie größtentheils
aus Kiefelerbe, phosphorfaurens Eifen- und DManganoryb befteht; zu:
weilen enthält fie aber auch viel Gyps, Kochſalz, Kalkerde, Talkerde
und eine Spur fchmefelfaures Kali.
Sm naſſen Buftande bringt dee Bruchboden meift nur eine
Holzart, nämlich Erlen, hervor, iſt er dagegen etwas trodener, fo
kommen auch Bogelbeeren, Weiden, Birken und andere Holzarten auf
ihm fort. Das Bruch, welches viele fchöne Erlen trägt, liefert bei
der Urbarmachung auch immer den. fhönften Boden. Auf dem in.
Eultur genommenen Bruchboden wachſen am beften Sommerraps,
Hafer, Kartoffeln, Rüben und Gräfer.
Die Hauptverbefferungsmittel biefes oft in großer Ausdehnung
vortommenden Bodens find das Entwäflern, Brennen, Düngen mit
Sand, Kalt und Mergel. Brüche find für die Landwirthe immer
große Schaͤtze; denn werden fie richtig behandelt, fo liefern fie die
reichſten Ernten. Durch viele Brucheulturen bin ich belehrt worden,
daß das Capital, weldyes darauf verwendet wird, nicht nur im erſten,
fondern auch in den fünf folgenden Jahren 80 und mehr Prozent
Binfen trägts denn die Verbefferungen brauchen nur im Entwäffern
und dem Verbrennen der Grasnarbe zu beſtehen. (Vergl. meine
Lehre von den Urbarmachungen).
234
Achte Elaſſe.
Torfboden.
Torfboden nenne ich dasjenige Erdreich, welches ſich auf den in
Cultur genommenen Hochmooren Norddeutſchlands, Holland u. ſ. w.
aus dem obenaufliegenden Moostorfe und ber ihn bedeckenden
Schollerde (vergi. S. 109) bildet, und welches größtentheild auch
noch nicht in völlige Zerfegung Übergegangenen Pflanzenreften befteht,
wodurch es denn ein ſehr loderes, groben Sägefpänen ähnliches,
Gefuͤge erhält.
Die Farbe des Torfbodens ift meiſt gelbbraun oder ſchwarzbraun,
je nachdem die Zorffubflang mehr ober weniger in Humusfdure und
Humuskohle übergegangen ift.
Man behauptet wohl, der Torfboden enthalte vielen Gerbeftoff,
allein dieſes ift durchaus ungegruͤndet, denn audy nicht eine Spur iſt
davon vorhanden. Viele chemifche Unterfuchungen, welche ich mit
dem feit mehreren Jahren cultivirten Torfboden anftellte, zeigten mir,
daß derfeibe 5 — 6 Proz. Dumusfdure, 70 — 80 Prog. noch nicht
in völlige Verweſung übergegangene Pflanzenrefte, 6 — 7 Proz. Hu⸗
mustohle, 1— 1, Pro Wahsharz, 4 — 6 Proz. Kiefelerde und
Quarzſand (leßterer duch Winde binaufgewehet), — 1 Proz.
phoephorfaures Eifen: und Manganoxyd, — '/ Proz. Alaunerde
und 7, — Y, Proz. Gyps, Kochfalz und ſchwefelſaures Kali enthielt.
Torfboben, welcher fih dagegen ſchon feit 40 — 50 Jahren in Cul⸗
tur befand, und während dieſer Beit oft mit Mift gedüngt worden
war, enthielt nur 20 — 30 Proz. Pflanzenrefte, dagegen 15 — 20
Proz. Humusfäure, 12 — 15 Proz, Humuskohle, 10 — 15 Proz.
Kiefelerbe und fo auch verhaͤtnißmaͤßis mehr von den uͤbrigen ge⸗
nannten Koͤrpern.
Beim Verbrennen liefert der Torfboden nur 8 — 12 Proz.
Afche, bie größtentheils aus Kiefelerde und Eiſenoxyd befteht und
wenig fchwefelfaure Kalkerde, Zalls und Alaunerde, Manganoryd
und Kochfalz enthält. Kalifalze, die von dem früher auf dem Hoch⸗
moore gewachfenen Heidekraute u. f. w. herruͤhren, kommen nur dann
darin hervor," wenn ber Boden noch nicht durch den häufigen An:
bau des Buchweizens erfchöpft worben ift, und wenn man ihn fchon
235
mehrere Male mit Mift gebüngt hat. Dies iſt denn auch der Grund,
weshalb eine Düngung des erfhöpften Torfbodens mit Holzafche, die
viel Kali enthält, eine fo erflaunliche Wirkung auf die Gulturpflangen
bervorbringt.
Die Eultur der Hochmoore wird kurz in der Act vorgenom:>
men, daß man, nach vorhergegangener Entwaͤſſerung, ihre obere Dede,
welche mit Heidekraut und einigen anderen Pflanzen bewachſen iſt,
im Herbfte umhackt, fie im Fruͤhjahr egget, damit der Boden aus⸗
trodne, und hierauf anzundet, wobei das Feuer nur einige Zoll tief
einzubringen pflegt... Alddann fäet man in die noch heiße Afche
Buchweisen und egget. Das Brennen wird hiernach, wenn geegget
‘ft, ohne zu pflügen, 4— 5 Jahre nacheinander wiederholt, und eben
fo lange fäet man aud) Buchmeizen, wodurch dann ber Boden fo
gänzlich erfchöpft wird, daß er, wenn man nicht büngt, weder Ges
treidefrüchte, noch ſonſtige Eulturgemächfe trägt. Durch das Brennen
fchafft man gewiffermaßen erſt die mineralifchen Stoffe, welche der
Buchweizen oder andere Früchte zur Nahrung bedürfen; ift aber erſt
das Kali des frühern Heidekrautes gänzlich verſchwunden, fo gebeihet
nun felbft der Buchweizen nicht mehr, möge man auch eine 10 Zoll
bie Zorfichicht in Aſche verwandeln. Hier hätten wir alfo ben
ſchlagendſten Beweis, daß die Pflanzen noch etwas mehr als Dumus
zur Nahrung bedürfen.
Die freiwillig "auf dem Torfboden wachfenden Pflanzen find
Erica vulgaris und E. tetralix, Eriophorum-Xtten, Melica
coerulea, Holcus mollis, Rumex Acetosella, Myrica gale,
Epilobium augustifolium, Vaccinium-Xrten, Andromeda poli-
folia, Narthecium ossifragum und einige Flechten und Moos
Arten, fo baß er von allen Bodenarten, die es giebt, die einförmigfte \
Vegetation hat.
Die Fruͤchte, welche nad) einer Miſtduͤngung auf dem Torf:
boden am beften wachſen, find Buchweizen, Rocken, Hafer, Kartoffeln,
weiße Rüben, Kohl und Spörgel. Gerſte gebeihet hier gar nicht,
eben fo wenig der rothe Klee. Bon den Wiefenpflanzen wachen am
beften Ruchgras, Liſchgras, Honiggras, weißer Klee und Lotus.
Bon den Holzarten kommen auf dem Zorfboden gut fort Bir⸗
Ben, Kiefern, Bogelbeeren und Espen. Das Holz diefer Baumarten
ift jedoch loder und ſchwammig und wird vor der Zeit rothfaul,
hoͤchſt wahrfcheinlich wegen Mangel an mineralifhen Stoffen.
238
Der Torfboden wirb am boſten dadurch verbeffert, dag man ihn
mit Sand, Lehm und Mergel vermifcht, indem er dann nicht nur
ſchneller in Zerfegung übergeht und bindiger wird, fondern zugleich
dadurch auch die mineralifhen Körper erhält, woran er Mangel leidet.
Der Mift (am beften der bei Erdſtreu getvonnene) darf immer nur
in geringer Menge angewendet werben, theild weil er leicht Lagerges
treide hervorbringt, theils weil vom Regen⸗ und Schneewaſſer feine
beiten Theile fchnell in den Untergrund gefpült werden. Es iſt in
der That fehr auffallend, wie bald auf Bruch: und Torfboden bie
Wirkung des Miſtes nachlaͤßt, was unftreitig mit daher ruͤhrt,
daß er im Untergrunde eben fo burchlaffend, als In der Oberfläche
if. Bei allen übrigen Bodenarten mit fehr durchlaffendem Unter
grunde verhält er ſich ähnlich; bie Megel ift ja aber auch, den loſen
Sandboden zwar oft, aber immer nur mit wenig Miſt zu büngen.
Hält man ihn fortwährend unter dem Pfluge, fo ereignet es
fid) wohl, daß er bei trodnem Wetter vom Winde weit weggeweht
wird. Die benachbarten Felder und Wiefen, auf weichen‘ ſich dann
der flaubige Torfboden (Mull) ablagert, werden baburd) oft eben fo
unfruchtbar, als wäre Stugfand darüber getrieben. Man kann diefe
fogenannten Mullmehen am beften baburch befeftigen, daß man das
weichhaatige Honiggras (Holcus mollis) anfdet, indem biefes Ges
waͤchs ben Zorfboden fehnell überziehet und ihn durch feine queken⸗
artigen Wurzeln bindet.
Neunte Claſſe.
Marſchboden.
Das Erdreich, welches durch Fluͤſſe und Stroͤme herbeigefuͤhrt
wurde und ſich in den Flußthaͤlern oder an den Kuͤſten des Meeres
abſetzte, heißt Marſchboden.
Man unterſcheidet daher Fluß: und Seemarſchboden.
Der Flußmarſchboden entfland nur auf mechanifche Weiſe,
indem das Waſſer die mit fich führenden von höher gelegenen Ge:
genden abflanımenden feinen Erdtheile, wenn es aus feinen Ufern
trat und mehr zur Ruhe kam, fallen ließ. An manchen Ztüffen
bildet fih der Marſchboden noch fortwährend, fo daß bderfelbe von
237
Jahr zu Jahr um etwas erhoͤhet wird; ja die Auffhlidimg iſt an
manchen Orten fo bedeutend, daß fie jährlih "/, Bol und daruͤber
beträgt. Die vom Waſſer abgefegten Erdcheile enthalten meift fehr
viele Körper, welche den Pflanzen zur Nahrung bienen, bag der Bo⸗
den durch das Austreten der Fluͤſſe fort und fort bereichert und des⸗
halb felten oder nie gebüngt zu werden braucht. Diefer Vorgang
findet ſtets an Fluͤſſen, die nicht eingedeicht find, flatt, 3. B. an ber
Weſer von de Porta Weſtphalica an bis untechalb Bremen,
wo fie enttoeder gar nicht, oder boch nur mit fo niebrigen Daͤnmen
eingefaßt ift, daß das Waffen, wenn es im Fruͤhjahr ſtatk anſchwillt
fi daruͤber hinaus ergießt und dann bie ganze Marichfläche übers
fluthet. Man ſellte nun wohl glauben, daß hierbei bie Winter
Früchte, weldye angebaut werden, zu Grunde gehen müßten, bieß iſt
indeß nicht dee Fall; denn nicht einmal ber Maps leider badurch,
möge er auch 14 Tage lang vom Waſſer bebedit fein, was ohne
Zweifel daher rührt, daß das Waffen niemass ſtill fiche, viefnehe
immer langfam zus unb abfließt, woburd den Pflanzen fortwährend
neuer Sauerftoff zugeführt wird.
Nicht nur am Meme, ſondern aud an den Fluͤſſen kemmt man
der Bildung des Marfchbodens dadurch oft zu Hilfe, daß man
Vorkehrungen trifft, um bei Ueberſchwenmungen bie vom Waſſor in
Suspenfion gehaltenen Erdtheile zum Abſatz zu noͤchigen. An ben
Kökten des Meeres, wo unter ben früher angegeben Verhaͤttniſſen
(vergt. p- 101) die Schlammtheile bei der Fluth auf die Sandbaͤnke
getrieben werden, umgiebt man große Räume mit Daͤmmen, in weiche
Thhren oder Schleufen angebracht find, um den Wellenſchlag dadurch
zu mäßigen ober dahinter bad Waller zus Ruhe und zum Schlamm⸗
abfage zu nöthigen. An den Fihffen leitet man dagegen bad Waffen,
fobatd es hoch ſteht und Schlammtheile mit fi) führt, auf angren⸗
zende, niedrige, mit Dämmen umgebene Wieſen oder Weiden, laͤßt
6 fo lange darauf ſtehen, bis o& alle Grörheite abgeſcht hat, oͤffnet
die Schleuſen unb leitet dann abermals neues ſchlammfuͤhremes
Waffer fo lange darauf, bis ber Boden hoch genug angeſchlickt iſt.
Durch diefe Operation wird an manchen Behflen oft in 10 — 15
Jahren ein fumpfiger, mooriger, bißhes nme Disbguäfse tiogenbir
Deren in den allerſtuchtbarſten Marſchboden verwandelt; r an ber
Leda in Oſtfriesland.
Twist man, daß im -ben Gegenden, zu anem Beafpebinte
238
gehören, die mannigfaltigfien Bodenarten vortommen, fo iſt es leicht
erklaͤrlich, warum der Marfchboden oft auf einem Eleinen Raum eine
fo große Verſchiedenartigkeit in feiner Zufammenfegung zeigte. In
der That, nirgends findet man eine größere Mannigfaltigkeit in der
Bodenmilhung, als an den Ufern der Ströme und Fluͤſſ. Sand
und Thon wechfeln hier mit Mergel, Lehm und Grand oft alle 100
Schritt und aud eins eben fo verfchiedene Mifchung zeigen die Erd⸗
ſchichten des Untergeundsss denn bis zu der Tiefe von 3 Fuß trifft
mar oft 10 verfchiedene: Bodenarten an. Die Seemarſchen zeigen
bagegen fchon eine größere Gleichfoͤrmigkeit in ihrer Miſchung, ba
bier .die Wellen de6 Meeres alle Erdtheile, che fie ſich abfegen, erſt
durch einander arbeiten; indeß trifft man auch in ben Seemarfchen
große: Ablagerungen von Toͤpferthon, Sand und dergl. an.
Der Seemarſchboden iſt bei weitem feinkoͤrniger, als ber Fluß⸗
marfchboden, was in der Art ſeiner Entſtehung begruͤndet iſt, indem
bis zu den Küften des Meeres nur die feinften Erdtheile gelangen
oder bis dahin vom MWafler in Suspenſion gehalten werben.
Da ber Boden der Flußmarſchen beſonders in der Tiefe eine
große Ungleichartigkeit befigt, fo eignet.er fich felten zum Anbau folcher
Pflanzen, bie mit ihren Wurzeln tief in den Untergrund bringen;
Zucerne und Esparfette können beöhalb felten oder nie in ben
Flußaarſchen angebauet. werden. Theils gebeihen fie aber auch des⸗
‚halb nice, daß der Untergeumd für fie zu. naß iſt. Gelbfl der rothe
Klee kommt nicht immer; gut auf dem Marſchboden fort, weil oft
nid und anderts unfruchtbares Erdreich zu nabe unter der Ober:
fläche liegen. Durch ſehr tiefed und oͤfteres Pflügen ertheilt man
jedoch dem Boden nad) und nad) eine fo homogene Mifchung, dag
dann nicht nur rother Klee, fondern auch Raps und Wohnen mit
Vortheil darauf angebauet merden können.
Am haͤufigſten wird der Marfchboden ale Wiefe oder Weide
benutzt, indem er gewöhnlich fehr üppig wachſende Gräfer hervorbringt
und da nun dieſelben auch fehr naͤhrend find, fo giebt es als Grass
land oft den größten Reinertrag. Die große Nahrungsfähigkeit der
Graͤſer rührt ohne Bweifel mit daher, daß ber Boden fehr reich an
ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern if. Der Stickſtoff ift es auch, welchem bie
Pflanzen bes Marſchbodens ihre dunkelgruͤne Farbe zu verdanken haben.
Daneben enthalten fie aber auch fehr viel phosphorfaure Kalkerde,
Gyps und Kochſalz, weiches alles zufammen genommen ihren Werth
239
als Zutter erhöher, denn Phosphor, Schwefel, Chlor, Natron und
Stidftoff find unerläßlih, wenn Knochen, Fleiſch, Fett, Mitch, Wolle
u. f. m. entfliehen follen.
Da nun die Erfahrung den Marfchbewohnern gelehrt hat, daß
fie ihren Boden mit am hoͤchſten durch Gras nusen, fo find bie bei '
ihnen üblichen Fruchtfolgen in ber Art eingerichtet, daß dabei das
Land entweder mehrere Jahre ale Wieſe oder noch länger als Weide
liegen bleibt. Der Hafer, die Bohnen, ber Weizen, der Raps und
bie Sommers und Wintergerfte fpielen jedoch bei ben Fruchtfolgen
des Flußmarſchbodens gleichfalls eine ſehr wichtige Rolle und mechfeln
beshalb mit der Weide oder Wiefe ab. Sie herrfchen fogar in vielen
Flußmarfhen, wo der Boden für die Gräfer zu troden und zu bus
musarm iſt, vor. Die gebraͤuchlichſten Sruchtfolgen find:
1) reine Brache (oft 8mal gepflügt und das eine Mat 18
Zoll tief), fehr ſtark geblingt,
2) Raps,
3) Winfergerfte,
A) Roden,
5) Hafer,
6) weißer Klee (unter welchem bie Gräfer und andere gute
Weidepflanzen von io erfcheinen),
7) Weide, |
8) desgl.,
9y desgl.,
10) Hafer,
11) Bohnen,
12) Weizen,
13) Hafer,
oder:
1) reine Brache, doppelt gebüngt,
2) Wintergerfte,
3) Weizen,
4) Rocken,
5) weißer Klee zur Weide.
6) desgl.
7) desgl.
8) Hafer,
9) Weizen,
240
oder:
1) Brache,
2) Roden,
3) Gerſte,
4) Bohnen,
5) Weizen, gebüngt,
. 6—12), Weideklee,
ober:
1) Brady, gebüngt,
2) Raps,
3) Roden,
4) Gerſte,
5) Bohnen,
6) Weizen,
7) Bohnen,
8) Weizen,
9-15) Weideklee, im zweiten Jahre uͤberduͤngt.
Mo der Boden fehr reich an Humus ift, da wird er auch oft
mit Kohl, flatt der Drache bepflanzt. Der Kohl geichnet fich durch
ſeinen feinen Gefhmad aus und HE dabei dicht und fell. Auch
weiße Rüben bringt dieſer Boden von auferorbentlihem Wohlge⸗
fhmade hervor. Eine chemiſche Unterfuhung zeigte mir, baß er ſehr
viel, oft 2 Proz, Manganoryd enthielt.
oder:
1) Kohl,
2) Kartoffeln, gebüngt,
3) Serfte,
4) Bohnen,
5) Weisen,
und hiernach 25 — 30 Jahre lang Weide*)
oder:
1) Bohnen,
7, Kartoffeln, gebüngt,
3) Weizen,
4— 7) Weide,
*) Das Vieh bleibt immer Zag und Nacht af der Weide,
241
oder: nn I Rom
24) Pen —R “ ° .
lt 2 Moden, ne
3)’ Bohnen, 3
a. en
z ° H:Bohnm,. .ı 0... en te,
6) Mein; 3313.vꝛe ee ee c6“
—— Weidekee und: Bein, . . Br BEL Ja wen,
-
m
—
oder:
1) Brache, acdungt, NEIL
2) Wintergerfte, nn
3) Roden, \ BEZ
4) Sommeageflei er. nn
5) Bohnen, ne
6) Weizen, und hiernach oft 20 u —* Weide
und Wieſe benutzt,
ober: no
1) Brache, gebüngt ER UEN
9 Raps, Re
3) Roden, F ui cchn
4) rother Klee, rn
5) Weizen, RE
nn Rn ä a Be u Ze
DE GEEE 1009 5 {7 it 7 7:7, vBE) Bu presse Bar Bunt Den I Ba a Bra PEST BEE are EZ
oder: Aoamron Ts Dom Guun nad
1) Brache, gebüngt, 1939
2) Raps, Marbia tes sl)
3) NRoden, rn
4) vother Klee, PC
5) Weizen, | RR.
6) Gerſte, ge ° ae Inu.
7) Bohnen, urn
8) Weizen, m
9) Bohnen, nn
10) Weizen. " \
Die Sommergerfte des Marſchbebrad vertraͤgt ed, was me
wuͤrdig iſt, bei weitem eher, als der Weizen und "die Bohnen, daß
dazu geduͤngt werden Tann, ja ber Marſchboden besknftigt diefe letz⸗
I 16 -
242
ten beiden Srüchte fo fehr, daß meift Lager entftcht, wenn Miſt Hei
Ihnen angewendet wird. Man muß fogae oft Weizen nach Roden
fäen, um nur das zu ſchwelgeriſche Wachsſthum beffeiben zu mäßigen.
Die Bohnen werden 7 Fuß und darüber lang, wenn fie Mift er-
halten, tragen dann aber wenige ober gar keine Körner. Eben fo
verhält es fih mit den Exbfen, welche uͤbrigens auch nur felten auf
dem Marſchboden angebaut werden, ba fie ſich nicht weich kochen
laffen und dabei einen fhlechten Geſchmack haben.
oder:
1) Brache, ſtark gebüngt,
2) Roden, te
3) besgl. Br
4 — 17) und wohl nocd, länger N 72 \
18) Hafer, et 2
19) Beßghe, er .*
20) Gerfte, nu.ian tu
21) Roden,
22) Gerſte, ro
23) Bohnen,
24) Weizen, 0
25) Bohnen, tn. 0
26) Welzen.
Zu allen diefen Fruͤchten wird nur einmal PPFWm und dennoch
liefern fie vortreffliche Ernten, was freilich nur auf zeichen Rarſch⸗
boden und bei der Weidewirthſchaft un if.
ober: PER
1) Brache, doppelt geblingt, u
2) Raps, nt
3) Weizen, , en
4) Roden,
5) rother und weißer Klee zur Wat,
6) Weizen,
7) Bohnen, Br
8) Welzen, 45*
ober: —
J 5 Bracqhe, gedipgtt.
. 2 Bi R 1} PTBENEBAD Beer SE Er SEE TEE Eu
da Wesen. 1}: gi 1 Pr a Zu .
- j J
243
4) Roden,
5) Weideklee,
6) beögl.,
7) desgl.,
8) Gerſte.
Bisweilen benuge man ben Boden, wo er Pr humusreich iſt,
auch wohl 20 Jahr und laͤnger als Weide, beſaͤet ihn dann 2 bis
3 Mal hintereinander mit Hafer, der bier einenaußerordentlichen
Ertrag an Stroh und Koͤrnern giebt und laͤßt ihn dann wieder
eben fo lange zur Weide liegen.
oder:
1) Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) Wintergerfte,
4) Roden,
5) Weideklee,
6) vergl.
1) Brache, gebüngt,
2) Wintergerfte,
3) Roden,
4) Weizen,
5) Weideklee,
6) Weizen.
Iſt der Boden feucht und humusreich, fo benutzt man ihn
auch wohl abwechſelnd als Weide und Wieſe, oder man macht das
erſte Gras zu Heu und laͤßt das zweite abweiden. Iſt dieſes mehrere
Jahre fortgeſetzt, hat ſich viel Moos eingefunden, ſo baut man nun
einige Male hintereinander Hafer
ober:
oder: W
1) Hanf, gebüngt, hm
2) Roden, ’
3) Weizen, =
4) Bohnen ober Weide, 00
5) Weizen oder Weide,
ober: in Ze f
1) Hanf, gedängt, u
\
244
2) Flache,
3) Roden,
4) Weizen,
ober:
1) Hanf, gebüngt,
D Rocken nn,
5) Weizen,
6) Kleeweide,
7) desgl.,
oder:
1) Brache, gebüngt,
2) Raps,
3) NRoden,
4) Meizen,
Der Weisen muß auf fehr teihem] Marfäpboden, Im | dem
Moden folgen, weil er fonft fo üppig waͤchſt, daß er ns lagert...
oder auf leichterem Boden: ng
1) Hafer, DE
2) Rocken, oo ı
3) desgl., gebüngt, Pa
4) Welzen,
5) desgl., J
6) Flachs, a WW 0:2
7-48) Weide, een, ag
oder ‚auf dem ſchwerſten Morſchbeten: ne
1) reine Brache, Bin. De DE Pe .
D Raps, BP
3) Wintergerſte, | .
4) Roden, a Zr
ur
ober: J
1) Bohnen, geduͤngt, R
2) Weizen, . Zu
3) Kartoffein, gebüngt,
4) Gerſte, en hd
5) rother Klee |
\ 245
6): Meizen, 33
... 72 Hafat, !
8— 10) Kleeweide,
ober: .
1) Boham,
2) Weizen,
3) Bohnen, .
4) Meigen,
528) Walde mit rothem unk weißem Kr, ongefbet |
Man kann nun zwar. nicht ſagen, daß alle dieſe Mptstionen
ſtreng bie Regeln des Fruchtwyechſels inne halten, allein. das iſt auf
dem überreichen Flußmarſchboden auch vicht :näthig, ja mon iſt ſogar
oft gezwungen, Halmgetreide ach Halmgetreide gu ſaͤm, wenn man
nicht lauter Lager haben will. Nur Weizen nah Weizen barf
man wicht folgen laſſen, weil ber letzte fehl frhlägt. |
Mo der Marſchbaden regelmäßig im Winter buch. Fußwafſer über
ſchwenunt wird, da wird er -felten ober, niemals geduͤngt, indem das
Waſſer fo viel Schlamm abfegt, daß er fortwährend in Kraft bleibe,
In den FSlußmarſchen iſt, was auffalen muß, die Vegetation
ziemlich einfoͤrmig; auf den Weiden und Wieſen horrſchen in der
Megel die Graͤſer vor, was fehr natuͤrlich iſt, da der Voden, vermoͤg⸗
feiner Lago, felten an Dörte leidet. Die am haͤufigſten vorkommen⸗
den Gräfer find: Poa-Atten, Holous-Arten, Agrostis-Asten, Fe-
stuca-Arten, Alopeonrus-Arten, Phieum. pretense, Cynasurs
eryıtekus, Lelium parenne, Bromus · Actun, Daotylis glome-
xeta, Hordeum prateuse, Tritioam repens und Aira quetpi-
vosa. Außer den Bräfern finder man weißen Kles, gehörnten Scho⸗
tenklee, zothen Wieſenklec, Apargia autumnalis, Leontoden. Ta-
saxscum, Achilles: Millefolium, Caram Carvi, Bellis peren-
nis, Latyras- unb. Vioie-Nttee.. Fem⸗er Heraalgum sphendy-
kam, Ononis, spinona,. Plantage langenlata, und P. Media,
Crepis biennis,. Eapherbia cyparississ, Rikinanthus grista
gli, Convolvels; qrwensia, ‚Garez-Aren, Jancns-Lrten, Po-
eapkille anserine, Hallım-Aptın,. Ranunoulus repens, R, Flam-
maula, B. bulboaws mp B,.ageis, Cerastium vulgatam, Chag-
sopbyiin; silvesıma ,»Glackoma hederacea, Tussilago Far-
fara, Rumex Acetoss, Carduus-Arten, Contaures Jagen, Tana-
@orute vulgare, Prunalla vulgaris, Eyphrasia-Aiten, Tormen-
246 ‚
tilla reptans, Mentha-Xrten, Stellaria Holostea und St. graminea,
Gratiola ofücinalis, Chrysanthemum. Leucanthemum u, f. mw.
Unter dem Getreide wachſen als Unkräuter am bäufigiten Sau⸗
diſtel, Aderfenf, Taumellolch, Flughafer, Hundeschamille, Trespe, wil⸗
der Mohn, Diſteln, Quecken, Wucherblumen, Acketranunkel, aͤchte
Chamille, Kornblumen, Klapperkraut und Alopecurus agrestis.
In den Marſchen kommt ſowohl auf Feldern als auf Weiden
und Wieſen auch haͤufig ein Unkraut vor, welches dem Rindvich ſehr
ſchaͤdlich iſt, denn es verliert dabei bie Milch und magert ab. Dies
iſt der Duwock (Heermus, Katzenzagel), (Equisetum palustre und
E. arvense). in deu That, ed giebt fhe das Rindvieh kein gefaͤhr⸗
lichetes Unkraut, al diefes, denn iſt 08 gezwungen, viel Duwock zu
freffen, fo bekomme 06 einen heftigen Durchfall und flicht zulekt.
Alle Mühe, weiche man fich auch ſchon gegeben bat, ihn auszurotten,
iſt vergeblich geweſen, denn er verbreitet fich tief unter ber Erbe jaͤhr⸗
uch weiter und bie Wurzeln behalten 50 und mehr Jahre lang ihre
Keimkrafſt. Tieſes Meiolen ; ſehr häufiges -Pflägen, Düngen mit
Kalt und verſchledenen Miftartn, das Ziehen fehr tiefer Gräben
u. m. bat. war ohne allen Erfolg. — Man trifft den Duwock niemals
da an, wo ſchwefelſautes Eifen (Eifenvitriol) Im Untergrunde vorkommt ;
hierin befüße man alfo vieleicht ein Mittel zw feiner Vertilgung, nur
Schade, daß «6 ein wenig koſtbar if. Da jedoch «ine gute Weide,
die keinen Duwock trägt, oft mit 300 Mehle. pr. Magdeb. Mor⸗
gen: bezahlt wird ‚:währmd fie nur 100 Rihlt. gilt, wenn fich der
Duwock darauf‘ eingefunden / hat, fo wäre 06: dennoch wohl mögikh,
daß fih von Eiſenvitriol ein ˖muͤtzlicher Gebrauch Im Großen machen
liege, indem man davon nicht mehr als für 70 — 80 Rıhiu pr
Morgen nöchig haben dürfte: Man wuͤrde fehr tief pflägen und
dabei den Cifenviteiol in die Furchen ſtreuen müflen, dem da ber
Duwock mit feinen Murzeln nur in ben -anfern Erdfchichten waͤchſt,
fo wird er, mit dem leicht loͤguchen Salze In Berührung fommmb,
bald abſterben. Da er num auch mit allen amberem Leicht loͤclichen Salzen
unverträgfich iſt, fo findet man ihn auch niamale an Otten, wo wel
Kochſalz u.f. w. tm Untergrunde vorhanden iſt, fd anf ben dem Meere
erſt kuͤrzgſich abgewonnenen Marſchtboden Mit dam Eiſenvittiol hab⸗
Rh in dem Jahren 1842 1844 Benuche nprkeit, vn ‚se ben
gewuͤnſchten Erfolg hatten.
Der Flußmarſchboden trägt fehe ſchoͤne Bam, beats Eidm;
247
deegleichen gedelhen feht gut darauf bie:-Obfthkame, vorzägleh :Khrs
ſchen, Zwitſchen und Aepfel; dazu gehört. jeboch, daß da Komm
5—6 Fuß über das Geundwaſſet erhaben Tiegt;--
Der meiſte Flaßmurſchboden erfordert "jur Auflockerung Kir vi
Miſt und enthält er, wis «6 haͤuſig der Fall iſt, wenig Kalk, fo laͤßt
er fi, auch buch eine Dauͤngung mit gebrauntem Kalk ſehr verbeſ⸗
fern. An vielem Drten dängt man auch die Oberfläche mit einer
kalkreichen Erde, welche im Untergrunde liegt; dies nennt hm tar. den
Marſchen Kuhlen oder Wählen. ff. meine Lehre vom Dünger).
Dir Seemarſchboben, deffen Entſtehungsweiſe ſchon fruͤher
angegeben iſt, bat im Allgemeinen ein bei weten fſeineres Korn, als
der Flußmarſchboden, der Quarzſand deſſelben iſt es namentlich,
welcher oft fo feinkoͤrnig iſt, daß er nur durcht Kochen von ben Thon⸗
thellen getrennt werden kannz :deshalh halt man ihn garohuich al
fler thoniger, als er ch in bee That iſt.
Es giebt in den Seemarſchen wie tm. ben n Fizmarſchen, kötne
und. leichte Bodenätten, d. h. hier herrſcht der: Thon ‚ver, waͤhrend
dort der Sand und Humus das Uebergewicht haben. In der Megel
iſt er ſehr reich an ſtickſtoffhaltigen organifdien Reſten und hat ben»
ſelden hauptſaͤchlich feine Fruchtbarkeit zu verbanten, die .oft fo. gtoß
iR, daß man ihn 100 umd mehr Jahre lang mit Getreidefruͤchten
beftellt, ohme nöthig zu haben, mit Mift zu-büngen.: Der kuͤrzlich x
dem Meere abgewonnene: Marſchboden. enthätt zuweilan 3 — 8.Prog.
Lalkerde; im Verlaufe der Zoit verſchwindet biefeibe. jedoch Annäes.mehr, ?
fo daß nach 100 — 150 Jahren kaum "4, Proz davon :ubtig bleibt.
Daſſelbe wiberfähet der Humudſaͤure, von Weicher der: junge Marſch⸗
boden wohl 12 Proz. und mehr enthaͤlt, während der ſchon lange
in Cultur befindliche off'nue 1-— 2 Proz. beſttzt.
Bisweilen hat ber Marfchboden bis zu bei wife vor 12 Fuß
dieſelbe Miſchung, oft liegen aber auch nahe unter Ver Oberfläche
Duarzfand, Töpferthon, fandiger Mufgelmergel und
Darg, woburd natürlich fein Werth vermindert oder ’schöhet wird.
Die Farbe des humusreichen Seemarfchbodens iſt ſchwarzbraun;
diefer hält ſich ſtets Inder und HE deshalb auch leicht zu Bearbeiten.
Der humusarme Marſchboden iſt dagegen gelb ober gelbbraun: und
erfordert, ba er bald dicht und feſt wirb, zu fehler Bearbeitung viel
Anſtrengung. Miſcht ſich der Aderkrume der oft unter Ihr ‚liegende
Töoferthon bei, fo iſt er ſchwierigetin einen ktuͤmuchen Zuſtand zu
U
ungen, als jeder audet⸗ Bohen. Man: ber Winbigßeit dieſes Bodens
Ion man fich einen richtigen Begriff machen, wenn man «uwägt, daß
zumellen 8 ftarke Pferde vor den Pflug gefpannt werden muͤſſen, um
m, wis es häufig geſchieht; 18 Bol tief umgmpfiägen. Cine. ſchwache
Düngung hilfe ihm ſo guf mis gar michts; man führt deshalb wicht
ſeln 80 — 100 Pfund. gut. verrotteten Miſt auf den Magdb.
Morgen, wonach man dann aber auch 6 — 7. Mei Getreideftuͤchte
hintereinander bauet.
Die Fruͤchte, welche auf. dem jüngften S· marſchboden a beſten
gerachen, find Raps, Behnen, Weizen, Wintergerſte, Sommergerſte,
Hafer, Runfelräben, Kohl, Hanf und Klee. Die Erträge find meiſt
ganz außerorbentlich; denn vom Rapfe arntet man nicht. ſelten
pr. Magdb. Morgen. 2200 Pfund, vom. Weizen 2400 Pfund,
ven der Winterg er ſte 2000 Pfund und vom Hafer MIO Pfund.
Ganz vorzuͤglich gedeihen der feuchten Lage wegen auf ihm aber auch
die Graͤſer und ba fie, regen ihres großen. Gehaltes an Stickſtoff fo
während fine, daß des Wich bald fett bavan wird, fo benutzt man
thn auch häufig als Weideland. Kine gute Fettweide wird Aberhaupt in
den Seemarſchen immer höher. geachtet, als das beſte Ackeeland, was fchr
naturlich iſt, da oft nur Magbb. Morgen noͤthig iſt, um darauf
während dea Sommers einen Oqſen vn 1000: Pfund Nieſſchet·
gewicht fett zu machen.
Die Fruchtfolgen, weiche man "anmendet, find. folgende:
Auf Woben, der, nicht miehr fehe reich iſt (after Seemarſchboben)
1) reine Bracht, ſechr ſtark :gebhugt, .7 8 * gerſiuet
‚ab eben fo oft gregoet, en |
3) Wintergerfke, Rdn an en yo
MAKleeweida, Pe Zu
5). desgl., Er W in
1. desgl. DE ee
.75) detal,, . 27
19 Hafer, “ Iıy 9.
. N: Reden oder Sebnen un —* EL En
Oder. .. ae
2 N reine Beacha, — A te
\ 2) Raps, . er rar eng
J 3) Weigen ober Wintsrgeße,n. ’ i Bo 0 ..d ;
249
4) Kleeweide,
9) desgl., oe
6) Weizen, et
7) Bohnen, ’ ot
8) Weizen. 6
Auf Boden, der ſehr reich iſt (iunger Seanorheden):;
1) reine Brache, geduͤngt, on
2) Weizen, Aa‘
3) Bohnen, J
4) Weizen,
I) Sommergerfte,
6) Hafer, Ä
7) Weizen, tg
8) Bohnen, Bu
9) Weizen oder Roden, W
oder:
1) reine Brache, geduͤngt,
2) Raps, Si
3) Wintergerfte, tn
4) Wetzen, DE u Pau:
9) Roden, .
6) Bohnen, | rn
7) Ben,
8) Sommergerfie,
9) Roden,
10) Hafer,
ober: |
1) reine Brache, gebüngt,
2) Weizen, u
3) desgl.,
.deegl.
5) Bohnen,
6) Vebn,
1) Bene, —* nt, ni . De Fu
„ ,D Bensgefte, Ki a EP .
4)· Wujizen :oder ·Rocken, De WR
£
8 €:
®s
150
9) Bohnen,
6) Weizen,
7) Bohnen,
8) Weizen,
9, Hafer,
10 — 19 Weide.
Auf fehr ſchwerem (thonigen) Semartodn:
1) Brache, gebüngt,
2) Wintergerfte,
3) Roden,
4 — 6) Weide,
7) Hafer,
8) Weizen,
9) Bohnen,
10) Velen,
11) Bohnen,
12) Brache, gedüngt,
13) Raps,
14) Weizen,
15) Bohnen,
16) Weizen,
17) Hafer,
18) Bohnen,
19) Brache, gedüngt,
20) Raps,
21) Wintergerfte,
22) Rod, . ,
23) Bohnen, j .
24) Welzen,
25) Hafer.
Außerdem befolgt man in ben Seemarfchen aber auch wohl die
Fruchtfolgen, welche in den Flußmarſchen uͤblich ſind.
Der Boden der Seemarſchen erzeugt, was merkwuͤtdig iſt, frei⸗
willig noch weniger Pflanzenarten, als der der Flußmarſchen, üͤber⸗
haupt je mehr man ſich den Kuͤſten naͤhert, befto eimfdtntiger iſt bie
Vegetation ; zum Theil tft biefes in ben climatiſchen Verhaͤltniſſen bes
gründet, zum Theil liegt es aber auch in der Baſchaffenheit des Bo⸗
dene, Der Boden der Seemarſchen enthaͤlt weil. viel Kochſalz, was
251
bie Mehrzahl der Blnnienlande-Pflangen nicht liebt, wodurch fie- aber
- den Thieren ſehr gedeihlich werden, ba das Kochfalz, abgeſehen von
den Übrigen Mugen, den es gewährt, auch bie Verdauung befördert.
Dee Gesmarfhbeden ; welcher noch nicht eingedeicht iſt, alfo zuwellen
noch vom Meerwaſſer uͤberfluchet wird, trägt Mesimbryanthemum
nodiflorum und M. orystallinum, Cakile maritima, Atriplex
portulacoides, Eryngium maritimum, Buniss Cakile, Arena-
ria peploides, Artemisia salina und A. maritima, Triticum
junceum mb T, aoutum, Hordeum' maritimuim, Glaux mari»
tima, Arunde 'arenaria,; Aster Tripolium, Poa maritima, Tri-
glochin maritimum, Saliecernea- und Salsola-Arten. Auf bei
Marſchen, welche dagegen nicht mehr vom Serwaſſer geträntt werben
oder ſchon lange in Cultur find, triffe man am bäufigften an: Lo»
lium perenne, Trifolium pratense, Bellis perennis, ‚Leoato-
don Taraxacum, Carım Carvi, Achillea Millefohum, Dacti-
lis glomerata, Poa-Arten, befonder® vie! Poa annua, Trifolium
pratente, Apargia autumnalis, Plantago lanceolata, Festuca»
Arten, Bromus- Arten, Latyrus pratensis und nut noch ‚wenige
andere Pflanzen; bie fuͤr den Landwirth Intereſſe haben. Sowohl
der Fluß⸗ als Seemarſchtoden zeichnet ſich von ben Übrigen Boden⸗
arten noch dadurch aus, daß er durchaus keine Orchis-Arten her -
vorbringt, was In der That fehr auffallend iſt. Vieleicht iſt das Man⸗
gan, was der Marfchboben in großer Menge zu enthalten pflegt, bie
Urfache davon. Lucene und Esparfette gebrihen niemals darauf, theils
weil der Untergrund zu naß, theils weil er zu falzreich iſt.
Die Waldbäume wachſen auf ben Seemarſchen nicht vorzüglich,
was gleichfalls dem zu großen Salzgehalte bes Untergrundes zugufchreie
ben tft. Aber auch wenn fie gut darauf fortlämen, würde man fie
dennoch nicht ‚ziehen, da der Boden bei weitem höher durch Getreide⸗
und Grasban, als durch Hotzzucht genust werben kann. Dan fagt
in den baumlofen Marfihen „wir muͤſſen den Schatten fuchen unter
den Kühen, nicht aber. unter dm Bäumen.” J
Zehnte Glaſſe.
Talkboden.
Dichee Voden gihact u ben Gellenheiten, denn in Deutfhland
hat man ihn bis jehe nuc in Stelermark und im füllen Tyrel an
—
252
der Leiſe vral pe und an der Schleck gefunden, woſelbſt .cu aus ber
Merwitterung des Delomiss entſtanden iſt. Es iſt indeß wahl moͤg⸗
lich, daß er ſich haͤußger finder, al& man glauht. Am aflen wird
man ihn im ber Naͤho des Jurakalkes ſuchen, muͤſen, da hier viele
Dolomitiſche Maſſen vorkommen. Aber auch Da:bärfte er porhanden
fein, wo Talkſchiefer, Speckſiein, Talkſtein und anha⸗ viele Walfeche
enthaltende Gebirgsarten anſtehen.
Der characteriſirende Beſtandchen dieftt; Bodens fr die Zaltetda
weiche, wenn fie vom Dolomite horruͤhrt, mit Kohlenſcane verbunden
is hat fie dagagen dem Talkſchiefer, Sheckſtein⸗, CEhlaritſchiefer und
Talkſteine ihren Urſarumg zu verdanken, fo iſt fie anit Kieſeletde che⸗
miſch zum Silicate vereinigt. - Fruͤher glaubte man, die Talkerde fei
der: Begetation ſehe nachtheilig, allein dies iſt fie nur Im ovranwcer
Aufbande, ‚da fie ſich ſehe innae-bend erhaͤht.
Der Tallkboden konunt "übrigen in ſeinen Bigenfipaften EM date ,
Lehmboden ſehr uͤberein und gehaͤrt zu den fruchtbaren Dadenartan, E
iſt indeß bisher noch ‚Ar wenig uintenfücht: und beabgdpaet’ / wardan. mung
etwas · Inverlaͤſſiges über ſein Varhalten ſowohl gegen die angebauten,
als geden .die wildwachſenden: Pflanzen ſagen zu koͤnnen. Eben ſo
wenig wiſſen wir, wie er ſich bei Ser Degen su Mi, bei der
Bearbeitung; bei Noſe und Düne wen.
too
i Erfte Glaffe —6
Gypeboden. u
Du Spktobm, weicher gieichals nur febten vorkommt und fi
unter andern am fuͤdlichen Harzrande findet, enthält. als charatterii⸗
venben Beſtandtheil Gypo. Ex fi aus dei Wermitteummg dee Buy:
ſes und ben mit ihm alternirenben Ralls, Thon⸗ ee
ten entftanden und liegt gewoͤhnlich über: den Gypefelſen.
Freiwillig trägt er nur ſehr menige Pflanzen, als ebene
Gypsophila-Arten CGymaæostomlum qurvirostram, Urceolaria
Gypsacea, welche ihn befonders characterifiren, ferner: Thymus Ser-
pyllum, Erica vulgaris, Bromus-Xrten, Poa-Atten, Festuca du-
riuscula und F. rubra, Hieraciam pilosells, Grepis Avten, Ce-
rastium-Arten‘, Caelina: acaulis, Sealloussiiien, Centausba-Xt-
259
ten; ‚Camspanmie-Irten, Dianthus -Atten, Einodium -sicuterium,
Euphorhia- Artes, Erigeron.ackis, Grärenium-Arten, Hypericum
perforatum;, Iberis audicaulis, Eywalanfuten, Primüula-Artep,
Veronios-Kxten,, Bolygola-dkter , Porsitia-Arten, Saxifraga· Ar·
ten, :Potentilla- verna, Soandix pacten, Stellarie-nten, Luzyie-
Arten, Lnum Arten und einige: audare. Das Wochtchum der, reis
fan diefer Pflauzen If: Ehinmerlich, datiır Ar Jeidet: nicht nur ‚bald.-an
Dükte ; fondern: bt Pflanze ſchauan euch. daſr Aebermgaß des Gyy⸗
ſes nicht vertragen zu Binnen. Nur von den Gypspphola-Irten
kann man fagen, daß fie fich durch ein uͤppiges Wahsthum aus:
zeichnen. Daß er wenig oder feine Leguminoſen hervorbringt, iſt um
fo. tmeffwediger, qa dirſe dech · dne · Gype Hahn..." rn 27.
Dev: Bepröbchihdisen se vͤbo hatpt allen. Gufthrpflapgen, fagt
ee wenig zu; am beften gerathen noch Widen und Gerfte auf ihm und
vera inur kuummetlich cwachſende Wäinne: hervocbriagt? ſo ges
yet: — mit zu iben ſqugh ſten Oedbenarten. "it, tler
—X wi Fa. N ren sis ILL
! ul wit .Bwälfte:Glaffe. ee I er re a
2 E91 v V
N sun... PAIR: a IR va wird bin} Fa
——2 ih Be Vſenoryde enthaͤt, “ri
man ihn Eiſenb oben nennen. Wir finderi ihn feht oft ti 72
birge des Todtliegenden "des Thonſchiefers und’ ber Staumwade, fowie
in der jüngern Stögformätion, woſelbft er ld‘ durch die Perniterumng “
des Rotheiſenſteing Mötheis;, rothen Thohdfenfteins und 'thormigen
Sphäröfideehts gebildet hat. Sehne Farbe iſt'dft blutrbth, Tofern! R
den drei erſten Sefteineni felhert Urſprung verdankt, wahrend fie Yet:
Braun iſt, wenn er dom thönigen Spääromderit hitruͤhrt. Dich öfs
tere ‚Düngting mit‘ Miſt oder viel Humus *eritpältenben Erbn bie)
er ‚geb s ober. cöthbtahn, indem ſich Bann dumusſuures Eiſendryb bil⸗
vet, waß dlefe Farbe Hat. Das Etdreich welches aus beim Roihcin⸗
Kin und tothem Thoneiſenſteln entftand Vinthat nur Eiſenoxyd oft
ceniſch mie Alaunerde verbunden und if’ deshard' bet rachucher Düne:
gung mit Miſt nimlich fruchtbar, während. der Boden, welcher von
thonigen GSphärcfihtrit Herclihet, url Eiferiorpbul enthält and Veshelt,
wie wir ſchon früher gefehin' haben‘, maͤſt anifrachthar HM Ber ee
ſenboden faik durch kalkreichen Mergel ſchr veibeſſett iberben 2*—
Immer Mangel an Tall, Kalk, Kali, Natton w fi w. —*8**
51 &ihen nbe den band 2: ei. I nt, |
p ©
254
Nachbem wie hiermit die in ‚der. Natur. verkommenden zwoͤlf
Hauptklalſen der Bobenarten-farhnat Ihren Arten und Unterarten kennen
gelernt haben, bleibt noch Kris‘, die Art und Weiſe anzugesen, wie
ſich Ink’ Berlaufe der Zeit die verſchiedenen Bodenarten wohl verindern,
Die Haben dieſe Veraͤndecungen um fo eher zu beruͤckſichtigen, als ‚fie
öft bebeutend find, bag die eine Wobenart wohl ganz. in die aubevs
übergeht. gwar wurde dirſer Gegeuſtand ſchon frühes: mehrere Dale
berührt, allein die auskahhriichere Erörterung bleibt dem folgenden Ab:
Pitt vorbehalten.
I)
on den Urſachen, welche 'seranlaffen, ba die
eine Bodenart in Die andere übergedt.
Aies, we und umgiebt, iſt einem einen. Wahl. unt⸗ewerfen,
— —*88* alſo auch die verſchiodrnen Bodenarten im Verlaufe der
Zeit eine andere Beſchaffenheit an. Sowohl deren phyſiſche Eigen⸗
ſchaften, als ihr Verhalten. gegen die! Vegecation iſt nur für kurze
Zeit als dauernd zu betrachten und dies beſonders dann, wenn ſie
arſt kuͤrzlich durch die Verwitterung der Felsarten entſtanden ſind.
Unter kurze Zeit hat man jedoch nicht immer, dies ſei ausdruͤcklich
bemerkt, einige, Jahre zu verſtehen.
Die Kraͤfte, durch welche die Bodenarien oft wefentlid in ihren
Gigenfhaften verändert, werben, find bie Luft, das Waſſer, die Wärme,
Mr Stoß, der Wind, bie Faͤulniß, die Verweſung und die Vegetation;
eB find folglich groͤßtentheils diefelben Kräfte, durch welche auch bie
Verwitterung der Geſteine herbeigeführt wird.
Bir wollen die Bobewarten in dieſer Beziehung ber Reihe, nach
fo betrachten, als fie in dem Fruͤheren abgehanbelt wurden,
Was ben Grandhoden anbetrifft, fo geht derfelbe, infofern die
Sitiw⸗, woraus er beſteht, zum Geſchlechte der Thone oder zu andern
heicht verwitterbgten Gebirgsarten gehoͤren, allmaͤhlig in lebmigen
Saph, ſandigen Lehm und in Lehmboden über; inbeß er»
folgt dieſe Veraͤnderung nicht ploͤßlich ſondern nur im Verlaufe vie⸗
ler J Jahrzehenden. Der greondige Sand kann ſich dagegen wohl
gänzlich. in Stanphaben. Armani, nämlich in dem Zatle‘, daß
bie trocken gemorbangn,, erdige Theile des Bodens nach und nach yom
Winde fees werden. * kürniſſchem Wetier ſehen wir beht
oft, daß fich von fandigen Aeckern Staubwolken erheben, ſo daß, wenn
fc dieſes oft wiederholt, der Boden zuletzt nur noch aus Grand 'oder
groben Quarzkoͤrnern beſteht. Grund alſo genug, um den trocknen
Sands und Grandboden niemals lange ohne eine. dichte Pflanzendecke
zu laſſen, und auch ben Moden hier fü zeitig zu fäen, daß er vor Ein⸗
tritt des Winters voͤllig dem Boden uͤberzogen hat, |
. Der ;grobtörnige Sandboden wird nad und nad zu: ie
nem feinkoͤrnigen, denn ſelbſt die häcteflen Quarzkoͤrner werben. je»
Beinert, weil Wärme, Kälte und bie Atmosphaͤrilien forwaͤhrend Ihn
Einfluß darquf ausüben. Der ferntärnige :Sanbboden kann
ſich dagegen auch wohl in einen grobkoͤrnigen verwandeln, auf dieſelbe
Weite naͤmlich, als ſich der grandige Sandbeden in Brand verwandelt.
Daffelbe Schickſal widerfaͤhrt oft. dem leh migen Band, ba bie
Lehmtheue, wenn fie ausgetrocknet und fein zerpulvert find, noch leich⸗
Ar vom Winde fortgetrieben werben: Vom humoſen Sandbo⸗
den. blaiht oft nichto als der Sand: uͤbrig, dann naͤmlich wenn. die
eultivirten Pflanzen allen Humus aufgezehrt haben, oder berſelbe durch
die Luft aufgezehrt iſt. Der mergelige Sand endlich wird zu
lehmigen Sand, win er: durch bie Wegetuiton oder burch das Rohe
lenſdure haltige Rogenwafier feiner Ralktheilg beraubt worden iſt.
‚De Lehmboben, hauptſaͤchlich der jängere, 1.d: hs’ derjenige,
welcher noch nicht gar ‚lange durch bie Berwitterung der: Sulsarten
ntftond, wird im Verlaufe: der Zeit zur Thon, theils weil feine. Sanb⸗
Theile mehr. und mehr eine pulverfoͤrmige Beſchaffenheit ‚annehmen,
theil& weit wohl ‚die Kiefelsche ſich nach und nach chemiſch mit ber
AMaunerde verbinden duͤrfte. Die meiſten Thonbodenarten unterfcheis
den ſich auch in der That von den Lehmbodenarten mihr durch ihr
Korn, als Durch: Ihre chemiſchen Beſtandtheile. Im Lehmboden findet
man oft 18 — 20 Proz. Aimunerde und Eiſenoxyd, waͤhrenb ehe zaͤher
Ahan oft nur 16:— I Pre. bat: enthaͤſt. Die: chemifche inter»
ſuchung eines ſehr formbaren Byftrjona; zeigte mir, . daß derſelbe
54,5 Prog. Kiefelerde und [che feinen Ziunıfand Unk-aur 9,5 Pro.
Alaamerde uud G Prog. Eiſchoxyd enchieit, "während. ein mager: aıztts
fuͤhlender Lehm eben. fo. viel und: macht Miſtcnerob und Alauneide! be⸗
ſaß, daneben. aber 70: Prag gtohen Quarzſande uns nue:d Pros.
feinen Quaciſand. und: Siefiechn, emthlelt.. : Bei: der weiteren Werweittes
rung des groben Sandes wir. fuh. dieſer Lehmi alſo wehl in Thon
verwandelu. Dir grandige; Lehentbonen dagegen verwandeit ſah
«236
allwaͤhtzg in grobkoͤ rulg en und: Diefer wieder in: feinkötnigen
Rehm . Dee. sifenfhähffige Rehm wird dadurch kam gewöhnl
chen Lehme immer, dhnliher,. daß er Yviele Eiſentheile unter : Vermitte⸗
Aug ber. ſſſigen Humusfaͤure und Kehlenſaͤure verliert, wozu jeboch
erforderlich iſt, daß auch ‚bad Megenwafler immer einen guten Abzug
habe. Der mergelige Lehmboden, welchet dutch. den Pflhngers
anbau and das ſtets Koblenfäure enthaltende Megenibafler feine Kalk:
cheile verliaet wird zu Lehmbeben. Daſſelbe iſt deu Kalt. mit dem kal ki⸗
ga Schmbordrn;:.becd .dausit es bei dieſem laͤnger, da die Kalle
Aberler mcht dem· Zerfallen im : Erde widerſtehen, wobei fſich zuerſt· de
miadgelige Rehembaden.:bilbetir:ı Dee Humofe :Lcehm wird verändert
wie der buranfe Band;. ut mei: dem Anterſchiebe: baß did Bernderung
aicht ſo ſchnel erfolgt, Dal die. Humusſaͤure ‚zum Theil oberacch
ganz hard Baſen gebunden Abi‘ Der. ſal zige Lehmb ie. nd⸗
lich haft Jeine Ihn. chararteeifirenden Meſtnudecheile am / ciſtin tun, "bu
Aha: bed Rrgeawaſſer ;die -Galzthäle; ſalis⸗ micht Immer neue: hinzu:
denumen;: fchon binnen: sitiger Inhraniuntflchts u..." mhricnias
» Dan Thom boden betreffend, Tewerandelt fig besedtegtsihren
„Bub: die weitera Verwutrruuig ii Tog fr sten ;.-bafır wie: haben
ſchon fricher geſthen, daß ſich beide Vhpnatten ac dugd: Die Feiuheit
Ahtebi-Rornb udn ‚eimpnbir du urstenfehelben pllegea⸗ © Mic} ra izdige
S hond ade. geht. durch das Zerfallen des Geartesbiir.fanmdigen
Ch dm uher und. art: dau Agua Won: mirddurch · bie Werwitterumg
feiwer. Kalkſtuͤcke und. Koͤmer zu Awar geabi geun Thon, woaͤhtuud
dieſeren drück: das Verſchwinden det Kalkerde aufdie. vorhiri erwaͤhnte
Maiſe in: gewoͤhnlichen Thoabrben: verwandels wirb. Abern nuch dier
ai ſe nſchaaſſi ge: Thonbodewirtleidet, wie dur eiſenſchiſigh Ryan,
allmaͤhlig ine: Veraͤnderung; aut Nrſelgt ifte bar ihnn ulcht fo raſch,
de: das. Waſſer: dad ı Eike Vieſes VBedens. nicht ſo lelcht auslau⸗
gen; kann. in Der iſenſchaͤſſtge: Then Hat’ dabet- dad Eigenthuͤmiche
daß ſich Wegen igehmtertenc Buftghätteb sauer: Ham" Ciſencuddeuriter
FEinwickungides Hutund lAicht Eon erzeatt, weſthes, wio wir
wißſen.deu Mflangen:. ſchaͤdich aſt Dir Ham f Ah ovvb vben,
welcherndutch den Gehalt nenne. fruchtbar ich: lLocker iſt colrd
unfruchtbar, kalb uhtr zahn ſobald dae Pflanzen den Humas: udfgegehtt
Haben der ex ſichzerſeze hat ind. ar Maid: ſal yrgge Thonm⸗
:babeni meiſt cia ein ſrachtbases · Edcc veriouibelt, wurd dat Wir:
eganwafſer dad Uchrrataß: dee Eiger Insfarrt hat. So ſehen wir alſo
257
auch bei diefen Bodenarten, daß fie fortwährend einer phufifchen und
chemiſchen Veränderung unterworfen find, welches natürlich auf das
Gedeihen der Pflanzen einen großen Einfluß haben muß.
Der Kalfboden bietet diefelben Erſcheinungen, ald der merges
ige und kalkige Thon dar, denn aud in ihm vermindert fich der
Kalkerdegehalt jaͤhrlich ums etwas, bis er zulchzt alle Kalkerde verloren
bat und nur noch aus Kiefelerde, Alaunerde, Eiſenoryd, Manganoryd
und Silicaten beſteht. Enthält er Grand, oder iſt er mit Steinen ver-
miſcht, die aus verfchiebenen Gebirgsarten beflehen, fo wird feine Bes
ſchaffenheit, wenn biefelben verwittern, gleichfalls bedeutend verändert;
und befigt er Lehm» oder Thontheile, fo geht er, wenn die Kalkſtuͤcke
und Körner in ein erbige® Pulver vermanbeit find und fich innig
mit dem Lehm und Thon vermifcht haben, auUmählig in Mergelboden
über. Am fchnelifien verwandelt fi) aber bee Humofe Kalk, da
der Humus ein Körper iſt, welcher zu den fehr leicht zerſetzbaren
gehört und durch den Kalt noch mehr dazu disponirt wird.
Der Mergelboden wird, wenn Kalk, Talk, Kali u. f. w.
aus ihm verfhwunden find, oft zu einem fehr unfruchtbaren Thon
oder Lehm. Wenn mir deshalb biefen über Mergel gelagert finden,
was nicht feiten der Fall ift, fo können wir annehmen, daß er früher
Mergel war. Der fandbige Mergelboben verwandelt fi mit
der Zeit in Lehm; ber grandige geht allmählig in fandigen und
der hum o ſe fehr bald in gewöhnlichen Mergelboden über. Ein Theil
der Kalk⸗ und Talkerde wird aber auch wohl dadurch der Megetation
entzogen, daß fi) Kalk: und Talkſilicate bilben, weldye unaufloͤslich
im Waſſer find. Daſſelbe ift beim Kalkboben wie überhaupt bei allen
Bodenarten ber Fall, weiche Kiefels, Talk⸗ und Kalkerde enthalten.
Der humoſe Boden «rleibet, wenn er troden ift, von allen
Bodenarten bie ſchnellſte Veränderung, da der Humus in Waſſer,
Kohlenfäure und Kohlenwaſſerſtoff zerſetzt wird und ſich verflüchtigt.
. Wir bemerken deshalb auch ganz deutlich, daß ſich bie Maffe des hu⸗
mofen Bodens binnen einigen Jahrzehenden bedeutend vermindert, fo
daß er immer tiefer ſinkt. Dabei wird ex feiler und dichter, da jet
der Sand bie Erden und Oryde oder die Thontheile, welche früher
weit auseinander lagen, beim Verſchwinden des Humus näher zus
fammen zu liegen kommen. Zuletzt entſteht aus dem humofen Bo⸗
den wohl gar ein Sands, Lehm⸗ ober Thonboden. Der milde Hu⸗
musbobden verwandelt fih in fauren Humus, wenn er fortwährend
17
258
der Mäffe ausgeſetzt ift, benn das Waſſer laugt mehrere hHumusfaure
Salze aus, während die Humusfdure, als weniger löslich, zuruͤckbleibt
und auch mohl noch neue Humusfäure durch die weitere Zerſetzung
der Pflanzenrefte entſteht. Dabei nimmt ber Gehalt an Humus⸗
kohle zu, indem fich diefe immer dann bildet, wenn eine unvolllommene
u Verweſung der orgariifchen Reſte Statt finde. Der faure Hu-
musboden, feines überflüffigen Waſſers durch Gräben entiedigt,
verwandelt fi, wenn er viele noch nicht in Werwefung übergegan-
gene Pflanzenrefte enthält, oft in milden Humus, denn diefelben
fchließen mehrere Bafen ein, welche fich, wenn fie in Freiheit gelangen,
mit der Humusfäure zu humusſauren Salzen verbinden; es wird
aber auch, da fi ein Theil der Humusfäure burch Zerfegung vers
flüchtigt, die übrigbleibende eher durch bie fchon vorhandenen Bafen
geſaͤttigt. Der kohligharzige Humus iſt dagegen ein Erdreich,
welches fehr lange der Veränderung wiberftcht, Indem bie harzigen
Theile die humoſen umhuͤllen und die Humustohle ein Körper ift, ber
fi langſam zerfegt ober nur durch die Vermiſchung mit Alkalien
und altalifchen Exden in Humusſaͤure verwanbelt wird.
Der Zorfboden der Hochmoote verhält fi) dem Humus⸗
boden analog, nur geht darin die Zerſetzung der noch deutlich zu er⸗
kennenden Pflanzenreſte Iangfamer von Statten, da fie von Gewächfen
(Moofen) herrühren, bie fehr einfach zufammengefegt find und als
feuerfefte Beſtandtheile hauptfächlich Kieſelerde enthalten, bie keine
Wirkung auf die organifchen Reſte ausübt.
Dee Marfhboden, felbft wenn ex der fruchtbarfte ift, wich
durch den Pflanzenanbau ober durch das allmählige Verſchwinden der
Salze, ber Humusfäure, ber ſtickſtoffhaltigen Körper und der Kalk⸗
und Takerde zum unfruchtbaren Lehm» ober Thonboden, während
der falzige, für alle Culturgewaͤchſe untauglihe Marſchboden, durch
Waſſerauslaugung ober durch die Entfernung feines Uebermaaßes an
Salzen, mittelft des Anbaues ber fogenannten Salszpflanzen, zum fruchts
barſten Boden wird, ben wir Eennen.
Der Talkboden verhält fid) dem Mergels und Kalkboden aͤhn⸗
ich, da er gleichfalls im Verlauf der Zeit gänzlich feine Talkerde vers
liert. Was deshalb früher oft Talkboden geweſen fein mag, iſt ge
genwärtig Lehm⸗ und Thonboden.
Dar Gypsboden verwandelt fi, ba der Gyps im Maf:
fer loͤslich HE, mit der Zeit in Mergel:, Thon⸗ oder Lehmboben,
259
je nachdem biefer oder jener Körper urſpruͤnglich dem Boden beis
gemifcht iſt.
Der. Eiſenboden endlich erleidet, wie ber Quarzſandboden, bie
geringfte Veränderung, da bie Eiſenoxyde weder leicht in Eohlenfaurem
Waffer, noch in flüffiger Humusfäure löslich find, Das Eifenorpbul,
mit ber Luft in Beruͤhrung ſtehend, vermandelt ſich aber in Eifenoryd
oder Eifenorybhybrat, während das Oxyd von der Luft ausgefchloffen
und mit Humus in Verbindung kommend, ſich wieder in Drybul
verändert, was, wie wir fchon oft geſehen haben, für die Wegstation
von Wichtigkeit iſt.
Außer daß ſich die Bobenarten auf bie hier befchriebene Weife
nach und nad) verändern, werben fie auch noch durch verfchiebene ans
dere Kräfte oder Außere Einflüffe in einen Zuſtand verfegt, welcher
Der Vegetation oft günftig, oft aber auch fehr fchädlih if. Wir
wollen die Berhältniffe, unter welchen bie gefchieht, hier ein wenig
näher betrachten. P
Hauptfächlich iſt es, wie mie ſchon früher gefehen haben, ber
aus der Atmofphäre fortwährend fich niederfentende Staub, welcher
einen nicht unbedeutenden Einfluß auf die Veränderung des Bodens
ausuͤbt; denn durch die Staubtheile wird der Boden nicht allein mit
Körpern verfehen, welche zu ben Pflanzennahrungsmittein gehören,
fondern fie bewirken auch, baß der Boden bindiger wird und nun
die Feuchtigkeit länger anhält, Won befonderer Wichtigkeit iſt deshalb
der atmosphärifcye Staub für den Quarsfands und Grandboden, fowie
für den fehr humofen und Torfboden, da es benfelben an Bafen,
woraus zum Theil der Staub befteht, fehle, um fruchtbar fein zu
innen. Nur dadurch, daß Staub aus ber Atmosphäre nieberfältt,
laͤßt es fich mit erklaͤren, wie es möglich ft, daß manche quarzſandige
oder grandige Bodenarten im Stande find, Pflanzen hervorzubringen.
Desgleichen erleidet ber Beben eine geringe Veränderung durch)
bie mit dem Regenwaſſer in ihn gelangenden Körper, zu welchen,
wie wie aus Verſuchen wiffen, Kochſalz. Schwefelfäure, Salpeterfäure,
Kohlenſaͤure, Ammoniak, Gyps, organiſche Ausflüffe und noch mehrere
andere Subflanzen gehören. Iſt der Boden fehr arm, fo fpielen na⸗
thrlich alle diefe Körper bei dem Pflangenwachsthum eine bedeutende
Rolle und geben Auftiärung darüber, tie es kommt, daß Gewaͤchſe
welche z. B. Schwefelfänre als Nahrung bedürfen, auf Bobenarten
fortkommen, die urfprünglic gar keine Schtoefelfäure enthalten.
17 *
. 260
Bisweilm wird aud der Boden, meldyer an Abhängen von
Bergen liegt, die Mergels und Kalklager enthalten, auf eine ganz eigene
Weiſe befruchtet, nämlich dadurch, daß Regenwaſſer in bie Mergel⸗
lager dringt, daſelbſt Gyps, Satpeter, Kochfalz, Kali⸗ und Talkerbeſalze
aufloͤſet und alle dieſe Körper, am Fuße ber Berge hervordringend, dann
in der Ackerkrume abſetzt. Ein folder Fall kommt 5. B. im Osna⸗
behdifchen vor, wo ein Feld, mas nicht mehr als 174 — 2 Pros.
Humus mthält, was mehr aus einem Sande als Lehmboden befteht
und weiches nur alle 6 — 9 Jahre mit Mift gehängt wird, jährlich
die reichiten Getreibeernten Liefert. Zuweilen ereignet es ſich aber
auch, daß durch dergleichen die Ackerkrume durchziehende Gewaͤſſer ben
Früchten bedeutender Schaden zugefügt wird, in dem Halle nämlich,
daß in dem Waffer vie faure kohlenſaure Kalle und Talkerde auf:
geiöft find, von melden bie Pflanzen Sein Uebermaaß lieben. Diefe
Körper fegen fih, wenn bie Koblenfäure verdunſtet, dann als bafiſch⸗
Eohlenfaure Salze ab, fo daß dabei die Riffe und Heinen Höhlungen
des Bodens mit einer weißen Kruſte überzogen werben, bie von ben
Meiften für Salpeter gehalten wird. Auf ähnliche Weiſe wird, wie
wir fhon früher gefehen haben, der Boden auch mit kohlenſaurem Ei⸗
fen und Manganorydul geſchwaͤngert und dadurch unfruchtbar.
Eine ganz veränderte Beſchaffenheit nimmt ferner derjenige Bo:
den an, welcher oft mit Waſſer bewäffert ober uͤberſtauet wird,
was viele Talk⸗ Kalle und andere Salze in Löfung uehält. Am
meiften werben dadurch die Sand» und Humusboden mit durchlaſſen⸗
dem Untergrunde verändert, indem biefelben das meifte Waſſer vers
ſchluchen, wobei die Kalk» und Talkerde fich größtentheiis abfegen.
Hierin beruhen mit die Vortheile ber Wieſenwaͤſſerung, da Hierbei
dem Boden viele ber wichtigften Pflanzennahrungsftoffe eingeimpft
werden.
| . Au durdy periobifche Ueberſchwemmungen werben die Boben⸗
arten, welche in der Nähe von Bächen, Fluͤſſen und Strömen liegen,
oft bedeutend verändert, da das Waffer entweder Körper aus ber
Erde laugt, oder neue, oft ſehr ſchaͤdliche, als Grand, Sand und
Pochſand herbeifuͤhrt.
Endlich wird der Boden auch wohl noch dadurch veraͤndert und
für lange Bett ſehr unftuchtbar gemacht, daB er, von unten auf,
mit Körpern gefhwängert wird, welche der Vegetation zum Verberben
gereihen; dies ift z. B. In der Nähe von Vulkanen der Fall, da
261
bei den Ausbruͤchen berfelben Schwefeldaͤmpfe, und andere der Ve:
getation nachtheilig werdende Gafe von unten auf in die Ackerkrume
dringen. Auf biefe Weile foll ein großer Strich Landes in Peru
und Chili voͤllig unfruchtbar geworden fein.
Aus dem bisher Srwähnten geht mithin hervor, daß der Boden
ſowohl auf. hemifche, als auf mehanifche Weile häufigen: Ver:
aͤnderungen unterworfen ift, was ohne Zweifel einen ſehr mefentlihen
Einfluß auf das Wachsthum der Pflanzen haben muß; natärlich folgt
Daraus, bag wir diejenigen, welche der WBegetation zum Nachtheil
gereichen, zu verhindern ſuchen müffen, während wir alle zu befördern
haben, weiche den Pflanzen zum Vortheil bienen.
Gewöhnlich macht man einen Unterfchieb zwifchen den verän: -
dDerlichen und unveränberlichen Bobenbeflandtheilen, allein ohne
binreichenden Grund; denn die mineralifchen Körper des Bodens,
weiche man zu ben unveränderlichen zählt, find eben fo gut der Ver⸗
änderung unterworfen, af der Humus und bie organifchen Refte.
Manche mineraliſche Körper, wozu alle in Waſſer Teiche loͤslichen
Salze gehören, verfchwinden fogar fchneller ald der. Humus und bie
organifhen Reſte; ja felbft die Kiefelerde muß endlich verſchwinden,
da fie in geringer Menge in Waffer loͤslich iſt. — Ein Boden, ber
mit Mergel gebüngt worden ift, muß bekanntlich nach einer Meihe von
Jahren wieder damit gebüngt werben, wenn er feine Fruchtbarkeit
behalten foll, denn die Körper, twoburdy er zum Düngungsmittel wich,
werben nicht allein von den Pflanzen aufgezehrt, fondern auch vom
Waſſer ausgelaugt u. m. dal. |
Kein Augenblick vergeht, in welchen nicht chemifche Proceſſe im Boden
Statt finden; denn durch das auf: und niederfleigende Waffer, durch bie
eindeingende Luft, durch die Bearbeitung und Düngung, ja felbft durch
die Pflanzen kommen fortwährend neue Körper mit einander in Beruͤh⸗
rung, welche ihre chemiſchen Kräfte geltend zu machen fuchen. Bei allen
chemiſchen Procefien, die im Boden vorgehen, fpielen nun aber auch bas
Licht, bie Wärme und die Electricität, die Katalyfe, ober die Zerfegung durch
Contact eine fehr wichtige Rolle, indem fie ſowohl bie chemiſchen Verbin:
dungen als bie Zerfegungen zu Stande bringen helfen. Wir dürfen
und beshalb den Boden nicht als eine Maſſe denken, bie, gleich
einem Minerale, zur völligen Ruhe gekommen tft, vielmehr haben mir
ihn als ein Behaͤltniß zu betwachten, in welchem eine große Thätigkeit
herrſcht, und in weichem dieſelbe um fo größer ift, je mehr verfchies
262
. benartige Körper er befigt, Indem dadurch viele Gegenſaͤtze hervorge⸗
rufen werden, die fortwährend das Beftreben haben, fich auszugleichen.
Zu ben Verbindungen, welche am häufigften im Boden entfles
ben, gehören die hHumusfauren Salze und die Silicate. Die Hus
muds und Kiefelfäure (Kiefelerde) vereinigen fich nämlich mit der
Alaun⸗, Kalk: und Talkerde, den Eifen- und Manganorpden, dem
Kali, Natron und Ammoniak in gerwiffen beflimmten Verhaͤltniſſen
chemiſch zu Körpern, von welchen die erfleren in Waſſer löslich find,
mithin den Pflanzen zur Nahrung dienen, während die Silicate
Unauflöslicykeit befigen, folglich auch nicht zu den Nahrungsmitteln
ber Pflanzen gehören. Die Kiefelerde iſt hiernach auch wohl ein Körper,
weicher mittelbar den Pflanzen Schaden zufügt, da fie ihnen die
Kalt: und Talkerde, das Kall und Natron, bie Alaunerdbe und das
Eifenorpb entzieht. — Es vereinigt fi aber aud die aus dem
Humus entſtehende Koblenfäure mit der bafifhstohlenfauren Kalk:
und Talkerde, dem Mangans und Eifenoppdul zu Salzen, weldye
nun, ba fie im Waſſer loͤſlich find, in die Pflanzen übergehen, und
felbige das eine Mal mit genug, das andre Mal aber auch wohl mit zu
viel Kalkerde, Talkerde, Eifen und Mangan verforgen. Diefelben
Verbindungen geht die Koblenfäure ein, welche mit bem Regenwaſſer
in den Boden gelangt.
Meiter entftehen im Boden falpeterfaure Salze, wozu die Sals
peterfäure entweder vom Gewitterregenwafler ober von den ſtickſtoff⸗
haltigen organifchen Weiten geliefert wird. Es bilden ſich hierbei
falpeterfaures® Ammoniak, Kali, Natron, Kalt und Talk, welche ins⸗
geſammt das Wachsthum bed Halmgetreides und ber Delgewächfe
ſehr befördern.
Wir fehen zuweilen Bodenarten, auf melden fi fehr oft fo:
genannte Gailftellen einfinden, d. h. Stellen, auf welchem das
Dalmgetreide bei weitem beffer waͤchſt, als auf dem übrigen Felde.
Gewoͤhnlich glaubt man, daß fie von Ererementen herruͤhren, welche
das Vieh während der Arbeit habe fallen laſſen, allein dieſes iſt nicht
immer der Fall, vielmehr ſcheinen ſie hauptſaͤchlich ihre Entſtehung
gewiſſen, im Boden ſich erzeugenden Salzen, namentlich den ſalpeter⸗
ſauren Salzen, zu verdanken zu haben.
Enthaͤlt der obere Boden organiſche Reſte, die, wie es haͤufig der
Fall iſt, Schwefel und Phosphor fuͤhren, ſo entſtehen bei deren
Verweſung Phosphor⸗ und Schwefelſaͤure, die ſich dann weiter, je
263
nach ben vorhandenen Mengen und ihren Werwandtfchaftsgraden mit
Kalk, Tall, Kall, Natron, Ammoniak, Alaunerbe, Eifen: und Man:
gamorpd zu leicht oder zu ſchwer in Waſſer oder flüffiger Kohlen:
und Humusfäure loͤslichen Salzen vereinigen. Es giebt folglich meh⸗
rere Wege, auf welchen ſich die Pflanzen mit den Baſen und Säuren
bes Bodens verforgen.
Zwei ber am bäufigften im Boden vorgehenden chemifchen Pro:
ceffe beftehen in der Verwandlung des Eifenorydbes und Mangan»
oxydes In Eifenorydul und Manganorpdul, was, wie wir ſchon oft
gefehen haben, den Pflanzen meift fehr verberblih wird. Das Man:
Hans und Eiſenoxyd wirb nämlich eines Theiles feines Sauerfloffs
duch den Koblenftoff des Humus beraubt und in Orydul verwan⸗
deit, im Fall der Boden fo dicht ift, daß die Luft ihren Sauer:
ftoff nie an den Koblenftoff des Humus abtreten kann. Am erften
wird das Mangans und Eifenoryd durch bie Humuskohle desorydirt,
weshalb man fhon aus diefem Grunde dafür zu forgen bat, daß
diefee Körper niemals im Boden entfiche. Man würde fich indeß
teten, wenn man glaubte, daß jeder Boden, weldyer Eifens ober
Manganorpdul enthält, nicht im Stande fei, gute Fruͤchte hervorzu⸗
bringen. Beide Körper fchadben den Pflanzen nur bei ber Gegen⸗
wart großer Mengen, und in dem Falle, daß der Boden naß ift und
vie Humus enthält, da die Orydule nun das Auflöfungsmittel in
der entfichenden flüffigen Kohlen: und Hunmsfäure finden. Ob ſich
im Boden auch Eifenfäure erzeugt, ift noch unentfchieben, faft
möchte ich es glauben, Sie dürfte fehr ſchaͤdlich wirken.
Die Silicate des Kalle, Talks, Kalle und Natrons, welche in
den tieferen Schichten bes Bodens oder dann entfichen, wenn berfelbe
ber Ruhe Aberlaffen wird, werben, mit ber Luft in Berührung gefest,
wieder zerlegt, indem bie Kohlenfäure der Atmosphäre ſtets das Be⸗
ſtreben bat, ſich mit einer Baſis zu vereinigen. Da nun bie Sili⸗
cate, wie wir vorhin gefehen haben, die Pflanzen nicht mit Nahrung
verforgen können, bie Eohlenfauren Salze dagegen im Waſſer, Koh⸗
len⸗ und Humusfäure loͤslich find, fo leuchtet daraus mit hervor, wie
nuͤtzlich die Bearbeitung bes Bodens iſt.
Welche Zerfegungen und Verwandlungen mit dem Humus,
dee Humusfäure, ben humusſauren Salzen und ber Hu»
mustohble im Boden vorgehen, haben wir ſchon früher auseinander
geſetzt; auch wurde fchon bemerkt, baß, wenn Schwefels und Waſſer⸗
264
tiefe im Boden vorkommen, ſchwefelſaure Salze gebilbet wers
den. Entſteht bei der Gegenwart von tohlenfaurer Kalkerde dann Gpps,
fo verurfacht die Zerfegung ber Eifenfulfuride ben Pflanzen keinen
Schaden, fehlt dagegen die Kalkerde, fo emtitehen ſchwefelſaures Eifen,
ſchwefelſaure Alaunerbe u. f. w., welche Salze, im Uebermaaße vor»
handen, ſtets ſchaͤdlich wirken.
Das Erwähnte beweifet zur Genüge, daß fowohl die organifchen,
als die unorganiſchen Beſtandtheile bes Bodens fehr vielen Veraͤnde⸗
tungen unterworfen find, und dag man ihn deshalb nicht ald eine
Maſſe zu betrachten habe, in welcher Ruhe herrfcht, wenngleich daraus
der Humus verfhmunden il. Die größte Thaͤtigkeit findet aber
wohl immer bei ber Gegenwart dieſes Körpers Statt, ba ſich bei der
Zerſetung beffelben nicht allein Humus⸗ und Kohlenfdure, fondern
auch oft Schwefel:, Phosphors und Salpeterfäure erzeugen, bie mit
den Erden, Oxyden und Alkalien des Bodens ſtarke Gegenfäge bil-
den. Auch enfficht bei der Gegenwart von organiſchen Reſten oft
Ammoniak, welches gleichfalls die Thätigkeie vernichten hift. Unge⸗
achtet deſſen hat man fchon oft darlıber geftritten, ob der Boden bei
bloßer Ruhe eine Veränderung erleide, befonders ob er dadurch fruchts
barer werde. Man fteltte fi) wohl vor, ber Boden, welcher mehrere
Fruͤchte getragen, habe eine ſchwere Arbeit vollbradht und müffe, um
neue Kräfte anzufammeln, nun eine Zeitlang ruhen, gleich wie ber
Menſch oder ein Thier nach angeſtrengter Arbeit einige Zeit der
Ruhe bebürfe. In diefer Meinung wurde man vorzuͤglich beſtaͤrkt,
ale man fah, daß der Boden, welchen man einige Jahre umbeftellt
liegen lieg, nun beſſere Fruͤchte, als früher trug. Der Boben wird,
wie es ja täglich viele Erfahrungen Icheen, In der That buch, Ruhe
nicht nur verändert, fonbern meiſt auch verbeffert, wobei ber Vor⸗
gang folgender ift:
Auf einem der Ruhe Überlaffenen Boden finden fi bald Pflan-
zen ein, und follten «6 anfänglich; auch nur Mooſe und Flechten fein.
Sie liefern bei ihrer Verweſung Humus. Die Pflanzen. verzehren
fiy hiernach, denn ber Boden nimmt fortwährend an Kruft zu, in⸗
dem er durch das Regenwaſſer und ben atmosphärtfhen Staub, wie
wir ſchon wiffen, gleichfalls Pflanzennahrungsmittel echält. Die mehre⸗
ten Pflanzen liefern bei ihrem Abſterben nun aber auch eine größere
Menge Humus, fo daß fich die Atmosphaͤrllien und die Wegesabilien bei der
Bereicherung des Bodens wechſelſeitig unterflügen. Dazu kommt nach,
265
daß manche im Untergeunbe befindlichen Pflaugennahrungsfioffe writtelft
‚der Haarroͤhrchenkraft in die Höhe fleigens beim da ber Boden ruht,
fo bleiben bie verfchtedenen Schichten im fortwährenden Bufammens
hang. In einem Boden, der ruht, werden die Inferten und Wuͤr⸗
mer nicht geftört, vermehren ſich deshalb und tragen bei ihrem Tode
dann gleichfalls etwas zur Vermehrung bed Humus bei. Manche In:
fecten, 3. B. die Ameifen werden freilich ben Pflanzen oft ſehr ſchaͤd⸗
lich, fo daß man dadurch meift mehr verliert, ald man gewinnt.
Der tuhende Boden wird feſter, und da deshalb das meiſte Res
genwaffer darauf abläuft, fo verliert er von feiner Kraft auch nichts
‚durch Auslaugung.
Wird einem In Ruhe gelaffenen Boden dagegen immer gänzlich
das entzogen, was er bervorbringt, fo kommt er natuͤrſich weniger in
Kraft, als wenn man die Pflanzen, welche er trägt, vom Vieh ab-
meiden und daſſelbe über Nacht auf dem Felde läßt, da ihm dann
faft alles, was er hergiebt, durch die Sreremente wieder erfegt wird;
denn nur das, was zur Hervorbringung der thierifchen Theile dient,
‚ wird ihm gänzlich entzogen. Die meiften Stoffe, welche dazu erfor⸗
derlich find, erhält er jedoch durch bie Atmosphärifien zuruͤck. Ein
alter Weideboden feheint oft unfruchtbar geworben zu fein, wenn ſich
Mooſe in großer Menge auf ihm angefiedelt haben, ober wenn das
Wurzelgeflechte der Graͤſer fehr die Oberhand getwonnen hat, da dann
die Stoffe, welche früher im Boden waren, fi) nun in ben Wurs
zein befinden; befdet man beshalb eine dergleichen Weide mit Früchten, fo
erhält man gewöhnlich fehr veiche Ernten, da bann das Wurzelgeflecht, was
die Kräfte bes Bodens in ſich anfammelte, zur Faͤuiniß und Verwefung
kommi und den angebaneten Pflanzen reichlich Nahrung giebt.
Wehen Einfluß bie Ruhe auf bas Eiſen⸗ und Manganoxyd,
fo wie auf den Humus ausuͤbt, haben wir ſchon früher geſehen; «6
bleibe deshalb nur noch übrig zu bemerken, baß bie Ruhe auch bie
Entftehung der Indifferenten und den Pflanzen mittelbar fchäblich
werdenden Giftcate befördert, denn dazu iſt viel Waſſer, worin fich
die Kieſelerde erft auflöfen muß, erforberfih, von welchem aber ein
der Mühe überlaffenee Boden in ber Regel mehr als ein oft bear
beiteter zu enthalten pflegt. Die Ruhe begünftige die Verbindung
der Kiefelerde mit den Baſen des Bodens aber auch um fo mehr, als
dabei Me Beruͤhrungspunkte nicht unterbrochen werden. Wenn folgs
lich eimerfeits die Ruhe bem Boben viele Vortheile gewährt, fo ſchadet
266
fie ihm anderſeits auch wohl. Die Nachtheile find jedoch nicht von
der Art, daß fie nicht augenblicklich aufgehoben werben könnten,
wozu wir das beſte Mittel in der Bearbeitung haben.
Bom Ilntergeunde oder der Unterlage.
Dierunter werben blejenigen Erd⸗ oder Felfenfchichten begriffen,
welche unter ber Ackerkrume ober der Dberfläche liegen, bie umges
pflügt wird, und in welcher die Getrsidefrüchte ihre Wurzeln treiben.
Der Untergrund ift unftreitig für den Landwirth ein Gegen»
ſtand von höchfter Wichtigkeit, Indem hauptſaͤchlich von ber Beſchaf⸗
fenheit deffelben mit die Güte ber Aderkrume abhängt. Wir fchen
oft, daß eine und biefelbe Bodenart in ihrer Sruchtbarkeit fehr vers
ſchieden ift, je nachdem fie auf einer feſten und gefchlofienen, ober
auf einer Ioderen und zerkluͤfteten Mnterlage ruht. Eben fo verfchies
den fruchtbar zeigt fie ſich aber auch, wenn fie auf verfchiebenen Felſen⸗
‚arten liegt, z. B. ob fie,aus Kalkflein, Granit, Bafalt u. f. w. beftehen.
Es muß baher der Untergrund eben ſowohl auf feine phyſiſchen
Eigenfchaften als auf feine chemifchen Beſtandtheile unterfucht wer⸗
ben, wenn man mit Sicherheit auf den Werth der Ackerkrume fchlies
Ben win, da felbft bie befle Aderfrume nur einen geringen Werth
hat, wenn ber Untergrund fehlerhaft ifl. Kennen wir bie Beſchaf⸗
fenheit des Untergrundes genau, fo reifen wie auch fogleich anzugeben,
ob hier gewiſſe Pflanzen mit Vortheil angebaut werben koͤnnen, und
dba wir nun häufig auch folche cultivicen, bie 10 und mehr Fuß mie
ihren Wurzeln in ben Boden bringen, fo muͤſſen wir ihn auch bis
zu biefer Tiefe ber Unterfuchung unterwerfen.
Meiſt enthält der Untergrund mehr im Waſſer leicht Lösliche
Körper (Salze), als die Oberfläche, was fehr natürlich iſt, da das
Regenwaſſer fie fortwährend aus der Oberfläche in bie Tiefe ſpuͤlt
und hier abfegt.
Aber auch bie Erben und Oryde des Untergeundes weichen quan⸗
titativ gar häufig von benen ber Oberfläche ab, ja es giebt nur fehe
wenige Fälle, wo ber nächte Untergrund ber Alluvial⸗ und Diluvial⸗For⸗
267 -
mation nicht mehr Eiſen⸗ und Manganoryde, als die Oberfläche ent⸗
hielte. Auf welche Weife fie bineingelangen, haben wir früher ges
fehen. |
Sehr erwuͤnſcht ift es Immer, wenn bie Tiefe ber für bie
Vegetation tauglichen Erdſchicht recht bedeutend iſt, da dieſes auf den
Ertrag der Fruͤchte einen großen Einfluß hat. Bei der Beflimmung
„des Bodenwerthes haben wir deshalb unfer Augenmerk hauptfächlic
mit auf die Tiefe der Ackerkrume zu richten. Thaer nahm an,
daß ein Boden bei 3 Zoll tiefer tengbarer Erde 38, bei 6 Zoll 50,
bei 9 Zoll 60 und bei 12 Zoll Tiefe 74 werth ſei. Dies iſt allein
in dem Umflande begründet, daß in ber tieferen Erdſchicht den Pflan⸗
zentourzeln ein größerer Cubikraum zu Gebote fleht, in welchem fie
fi) ausdehnen und Nahrung finden. Auf einem tiefen Boden ſtehen
deshalb auch jedesmal die Saaten dichter, da ihre Wurzeln bier mehr
perpenditulair eindringen und fich daher einander nicht fo behindern,
als wenn fie in horizontaler Richtung wachſen; wovon dann bie
Folge ift, daß fie fowohl einen größern Ertrag an Stroh, als auch)
an Körmern geben. Eine tiefe Aderkrume hält aber auch länger bie
Feuchtigkeit an, was eben fo wichtig für die Pflanzen iſt.
Iſt dagegen die Ackerkrume flach umd enthält der Untergrund -
eine Stoffe, welche den Pflanzen zur Nahrung dienen, fo wird fie
von deren Wurzeln in kurzer Zeit erfhöpft, und wenn bie Pflanzen
anfänglicy auch wohl ſehr ſchwelgeriſch wachſen, fo verkuͤmmern fie
doch beim Heranruͤcken des Zeitpunktes, wo ſie geerntet werden, mehr
und mehr, Lucerne und Esparſette kommen auf einem flachen und
mit einem ſchlechten Untergrunde verfehenen Boden, gar nicht fort,
weit es ihre Natur tft, lange Wurzeln zu treiben.
Iſt der Untergrund felfig, fo muß bei feinse Unterfuchung darauf
geſehen werden, ob die Felſenſchichten eine horizontale Lage haben, ob
fie geneigt find, ober auf dem Kopfe flehen, indem die Pflanzen mit
langen Wurzeln, wenn die Schichten eine horizontale Lage haben und
babei dicht oder nicht zerkiüfter find, Feinen Eingang finden; find da=
gegen bie Schichten geftärzt, ober flehen fie perpendiculair, fo dringen
die Wurzeln leicht in ihre Spalten und Riffe und holen Nahrung
daraus hervor, Auf Bergen, bie flach und horizontal liegende Schich⸗
ten haben, wachen deshalb die tiefwurzeinden Pflanzen nur an den
Abhängen derfelben, indem fie hier ſeitwaͤrts in bie Abfonderungen
der Schichten dringen.
268
Auh auf bie Art der im Untergeunde ruhenden $elfen muß
man, wenn man mit Zuverlaͤſſigkeit auf den Einfluß ſchließen will,
welchen fie auf das Gedeihen gewiſſer Culturs Pflmzen ausüben,
Nüdfiht nehmen. Die Erfahrung lehrt z. B., daß alle brödligen,
kalligen und mergeligen Gefteine den tiefwurzeinden Gemwächfen viele
Nahrung darbieten, während die Quarzgeſteine völlig nutzlos für fie
find, Man glaubt zwar geroöhnlich, daß die tief mit ihren Wurzeln
eindringeiden Pflanzen, als Esparfette und Lucerne, dem Kalke bie
‚ Kohlenfäure entziehen und deshalb fo vortsefflih auf Mergel- und
Katkfelfen wachſen; allein biefe Anfiche ift, wie wir ſchon früher ge
fehen haben, irrig; der wahre Grund diefer Erſcheinung iſt, daß bie
Kalk⸗ und Mergelfelfen den Wurzeln der Esparfette und Lucerne
nicht nur Kalkerde, fondern auch Talkerde, Kali, Phosphorfäure,
Schroefelfäure u. f. m. darzubieten haben. Der Untergrund braucht Kbris
gone, wenn er 3— 4 Fuß maͤchtig iſt, nur Proz, Kalkerde zu ent
halten, und dennoch gebeihen fowohl die Esparfette, als bie Lucerne,
wie mir viele Verfuche gezeigt haben, ganz vortrefflich, fofern er auch
Gyps, Kali, phosphorfaure Talk⸗ umb Kalkerde enthält.
Der Untergrund, bis auf den des Alluviums, enthält gewöhnlich
wenig ober gar keine Humusfäure und humusfaure Salze; bringt
man ihn deshalb durchs Rajolen oder fehr tiefes Pflügen an bie
Oberfläche, fo gedeihen die flachwurzelnden Cereallen in der Pegel
weniger gut auf ihm, als die Futtetgewaͤchſe, indem letztere die in
den Untergrund gebrachte fruchtbarere Aderfrume bald mit ihren Wur⸗
zeln erreichen; theild wachfen fie aber auch deshalb beffer, daß ihnen
in dem tief geloderten Boden mehr Feuchtigkeit zu Gebote fieht, da
derfelbe nicht nur mehr Waſſer aufnimmt, ſondern baffelbe nun auch
länger anhält, Bisweilen iſt der aus dem Untergeunde heraufge:
brachte Boden indeß auch fo unfruchtbar, daß er weder Futterkraͤuter
unb Getreide, noch fonft irgend Gewächfe trägt; er enthält dann ent⸗
weder den Pflanzen leicht nachtheilig werdende Körper, oder es fehlen
ihm Stoffe, weiche biefelben als Nahrung bebürfen. Am bäufigften
iſt er dadurch unfeuchtbar, daß er fehr viel. Eifenorybul oder Eifen>
falze enthält; ba aber das Oxydul fi durch Anziehung des atmo⸗
ſphaͤriſchen Sauerftoffe in Oxyd verwandelt und bie Eifenfalze bald
ausgelauge werden, fo fchadet er den Pflanzen nur anfänglih, und
die zweite Frucht gebeiht oft fihon recht gut, Mancher weiße im
Untergrunde liegende Thon nimmt, wenn er mit der Luft in Berührung
y
269
gebracht wird, eine biutroche Farbe an,. was von der Verwandlung
des Eiſenoxydulhydrates in Eiſenoxyd herrührt; dergleichen Thon fin⸗
det fi in einigen Gegenden Steiermarks.
Zuweilen enthält der Untergrund Tohfigen Humus, ber mit ber
Luft in Berührung flehend, Hummsfdure und humusſaute Salze lies
fert, und deshalb frachtbar wird, wenn er längere Zeit am ber Ober⸗
flaͤche liegt. Der Boden bed Untergrundes, welcher Tohfigen Humus
enthätt, ift dunkelgrau, braun oder ſchwarz und brennt im Feuer weiß;
enthält er dagegen viel Eiſenoxydul, fo hat er eine blaͤulichſchwarze uber
srhnliche Farbe, und wird dann beim Brennen roth.
Auf welche Weife im Untergrunde aus ber vorhandenen baſiſch⸗
Lohlenfauren Kalk⸗ und Talkerde, faure Eohlenfaure Kalk: und Talk⸗
erde entſtehen, und wie dieſe Körper oft den Pflanzen fchaden, haben
wir ſchon früher gefehen; desgleichen wiſſen wir ſchon, auf welche
Weiſe fi) ſaures Eohlenfaures Eifen- und Manganorpbul bilden und
die Pflanzen mie mehr Eiſen⸗ und Mangan verforgm, als ihnen
dienlich iſt.
Bei der Unterſachung des ntetgrundes hat man auch ganz
beſonders darauf zu achten, ob er eine gleichfoͤrmige Miſchung habe,
da nichts nacheheifiger auf die tiefwurzelnden Pflanzen wirkt, als
wenn berfelbe alternirenbe Schichten von Thon, Mergeh Sand, kehm,
Grand u. ſ. w. enthaͤlt.
Da ferner die Wärme ber Oberfläche mit von der Beſchaffen⸗
heit des Untergrumdss abhängt, indem alle dunkel gefärbten Gebirge
arten bie Oberfläche mehr erwärmen, als bie lichten und alle lockeren
Geſteine die Wärme fchlecht, dagegen alle bichten fie ſchnell leiten, fo
hat man den Untergrund auch in diefer Hinficht zu unterſuchen.
Der Untergrund faugt das Wafler, fofern er durchlaſſend ift, in
abweichender Menge und verfchiebener Geſchwindigkeit ein, was alfo,
da dies auf bie Feuchtigkeit des oberen Bodens einen fehr verfchiebenen
Einfluß hat, ebenfalls der Unterfuchung unterworfen werden muß.
Der felfige Untergrund bed Bodens hat auch infofern eini⸗
gen Einfluß auf den Feuchtigkeitszuſtand ber Oberfläche, als er Ges
fteine enthält, die eine Erpftallinifche Textur haben, indem biefe fahr
wenig Wafler anziehen, was. fie bei Dürre an bie Aderfrume abs
geben könnten, Die Fähigkeit, bie Feuchtigkeit ber Luft auf Ihrer
Oberfläche nieberzufchlagen, kommt bagegen vorzäglich den ſehr dich⸗
sen Geſteinen zu. Sehr viel Beuchtigkeit nehmen zwar bie ſchiefri⸗
270
gen Trümmermaffen auf, aber das meiſte Waffer ziehen body bie
Thon und Mergelgefteine an, fo daß die Ackerkrume, welche darüber
liegt, fih immer feucht hält.
Den wichtigiten Einfluß auf den Feuchtigkeitszuſtand ber Ader-
krume bat unflreitig der Untergrund, indem derfelbe, wenn er aus
bichten Sellen, Lehm, Thon ober Letten befteht unb nahe an bie
Oberfläche tritt, bewirkt, daß erflere leicht an Naͤſſe leidet. Will man
alfo tiber den Feuchtigkeitszuſtand bes Bodens zu einem fihern Res
fultate gelangen, fo hat man vor Allen vecht genau ben Untergrund
zu unterfuhen. Zwiſchen einem durchlaſſenden und undurch⸗
laffenden Untergrunde giebt es natürlich eine Menge Abftufungen,
Ein Untergrund heißt warm, wenn ee durchlaſſend iſt, während
man ihn kalt nennt, fobald er dem Waſſer keinen oder nur einen
ſehr befchränkten Abzug geftattet ober das Waſſer lange anhält.
Gewoͤhnlich iſt man der Meinung, daß ſtockende Näfle im Uns
tergeunde eine Säure in der Aderkrume erzeuge, bie nachtheilig auf
das Wahsthum der Pflanzen wirke; dieſes ift aber nach mehreren
von mir daruͤber angeſtellten Verſuchen durchaus nicht der Kal, viels
mehr rührt das fchlechte Wachstum der Pflanzen bei Näffe nur
bavon ber, daß fie über Ihe Beduͤrfniß Waſſer erhalten, ba durch
das Waſſer die Luft, weiche die Pflanzenwurzeln, wenn fie gut wach:
fen follen, gleichfalls im Boden finden müffen, verdrängt wird, und
daß ein mit Waſſer angefüllter Untergrund oft viele im Waſſer leicht
loͤsliche Salze, beſonders die des Eifens, enthält, die dann den Pflen-
zen, wenn fie biefelben mit ihren Wurzeln erreichen, durch das Webers
maaß fchädlich werden. -
Iſt die Ackerkrume ſandig, ober befteht fie aus einem grobkoͤr⸗
nigen lehmigen Sande, fo iſt es fehr erwuͤnſcht, wenn der Unter:
grund in ber Ziefe von 2 — 3 Fuß aus Lehm, Ketten oder Thon
befteht, indem dann die Pflanzen weniger durch Dürre leiden.
Den fchlechteften Untergrund liefert ohne Zweifel der Grand,
nicht allein, weil die tief mit ihren Wurzeln in ben Boden dringen⸗
ben Gewaͤchſe, ald Klee, Bohnen, Raps, Lucerne, Esparfette u. ſ. w.
feine oder doch nur wenig Nahrung in ihm finden, fondern auch
weil er das fchnelle Verſinken des Regenwaſſers mit allen darin aufs
geldfeten Düngertheilen geftattet. Der Boden: bat natürlich einen
um fo geringeren Werth, je näher ber grandige Untergrund an bie
Oberfläche tritt, da dann bie Pflanzen bei mangelndem Regen leicht vers
271
trocknen. Es wird behauptet, daß der aus abgerundeten Steinen beſte⸗
bende Grand eine fchlechtere Befchaffenheit habe, als der aus eigen Stei⸗
nen zuſammengeſetzte; dieſe Behauptung verdient indeß, da fie durch
nichts begründet wird, feinen Glauben. Die Form des Grandes kann
nur infofern von Einfluß fein, als derſelbe grob⸗ oder feinkoͤrnig
iſt, da der letztere das Eindringen ber tiefgehenden Wurzeln cher ges -
flattet. Mehr als die Form iſt dagegen ber chemifche Beſtand bes
Standes zu beridfichtigen, audy ob er aus Gebirgsarten beſteht, bie
bald verwittern, wie folches ſchon zur Genuͤge in dem Fruͤheren aus:
einanbergefebt wurde.
Beſteht die Oberflaͤche des Bodens aus Mergel, Thon, Letten
oder einem Erdreiche, welches das Waſſer lange anhält, fo iſt ein
Untergeund erwünfcht, ber dem Ducchgange des Waſſers nicht fehr
binderlich iſt oder bafjelbe einfaugt, da bie Aderfrume dann nicht fo
licht an Näffe leidet. Ein fandigsichmiger Untergrund iſt deshalb
für alle dergleichen Bodenarten Immer ber beſte.
Enthält dagegen ber Untergrund Sandfteinfelfen, bie leicht das
Woffer ducchlaffen, fo muß bie Oberfläche, wenn fie fruchtbar fein
fol, weniger ducchlaffend fein, u. m. bgl.
Einen fehr guten Untergrund bilder ber Sandſtein mit merge⸗
gem Bindemittel, Grhnerde und Glimmerfchhppchen, für alle Ges
wächfe, die mit ihren Wurzeln tief in ben Boden wachen, ba fie
dann Nahrung aus dem Sanbftein ziehen. Wir fehen deshalb, daß
alle Bäume, weiche auf einem Boden mit bergleichen Untergrunde
ſtehen, fich durch ein ſehr uͤppiges Wachöthum auszeichnen. - Enthält
Dagegen ber im Untergrunde befindliche Sandſtein ein Biefeliges ober
ein viel Eiſenoxyd führendes Bindemittel, fo wachfen alle barlber
ſtehenden Bäume kuͤmmerlich. — Es wird nicht nöthig fein, die Ges
birgöarten, welche einen [hlechten und guten Untergrund bilden,
weiter nambaft zu machen, ba ſich dieſes von felbft aus dem ergiebt,
was fchon früher Über die chemifchen Beſtandtheile und die Verwit⸗
terung der verfchiebenen Gebirgsarten angegeben wurde. Sch will
nur noch bemerken, baß ſowohl bei den Lands als Zorftwirthen kein
Untergrund in üblerem Rufe fteht, ald derjenige, welcher viel Rafens
eifenftein enchäte, indem er allen tiefmurzeinden Gewaͤchſen hoͤchſt
verberblich wird. Am ungünftigften zeigt fich der Mafeneifenflein ber
Vegetation vorzüglich da, wo er fich noch fortwährend bildet, indem
dann das Waſſer des Untergrundes immer viel kohlen⸗ und humus⸗
272
faures Eifen in Loͤſung enthält, was leicht in die Pflanzenwurzeln
übergeht. — Man behauptet zwar, daß der Mafeneifenftein. im Unter
grunde vorlommend, der Wegetatton befonbers dadurch ſchade, daß er
ben Boden: den Sauerfioff, weicher eine fe . widgtige Molis bei der
Pfianzenernährung fpiele, entziehe; indeß iſt biefe Meinung ungegrün-
det, denn wenngleich der Sauerſtoff zur Bildung des Eiſenoxpdes
nöthig iſt und ihn auch anfänglich ber Boden hergiebt, fo verforgt
fich derfeihbe damit doch bald wieder aus des Luft. Wollen wir über
den ſchaͤdlichen Einfiuß des Raſenelſenſteins ein richtiges Urtheil fäl-
len, fo muͤſſen wir bie Geſammtwirkung aller feiner den Pflanzen
leicht nachtheilig werdenden Stoffe beruͤckſichtigen, wozu unter geroiffen
Verhaͤltniſſen, naͤmlich in dem Falle, daß der Boden viel Humus
enthält, auch wohl das phodpheufßeie Eifenoryd gehört, da fich diefes
bann in ber aus dem Humus entſtehenden fläffigen Bumusfäure
und Kohlenfäure aufloͤſet.
Im Untergrunde des aufgeſchwemmten Landes findet man nicht
felten eine humusreiche, ſchluͤpfrige, noch mit Pflanzenzeften verfehene
Exde, in welcher fehr viel phosphorfaures Eiſenoxydul befindlich if;
wird diefelbe an die Oberflaͤche gebracht, fo verwandelt fich das hier
und da in Adern und Punkten zufammmengehänfte Eifenfalz durch An⸗
ziehung von mehr Sauerftoff, in phosphorfaures Siſenoxyd⸗Oxydul und
‚nimmt davon eine fehöne hellblaue Farbe an, bie fpäter, wenn fid
alles Oxydul in Oxyd umgeändert hat, In rothbraun übergeht. So
unfruchtbar dieſes viel phosphorfaures Eifen enthaltende Erdreich im
feifhen Zuſtande auch wohl ift, fo ſehr beguͤnſtigt es doch fpdter,
wenn das Drpbfalz entſtanden und eine Berfegung ber organifchen
Mefte Statt gefunden, das Pflanzennachsthun. Es ann deshalb, wenn
es eine Zeitlang in Haufen gelegen und mehrere Male umgearheitet
worden iſt, fehr gut ald Duͤngungsmittel benugt werden. Den Kar
toffeln fchadet es ſelbſt im friſchen Zuſtande nice.
Der Untergrund der Marſchen und mancher ehemaligen Fiſch⸗
teiche enthält bisweilen ein Erdreich, welches eine bedeutende Quan⸗
titaͤt ſchwefelſaures Eifen und fchwefelfaure Talk⸗ und Alaunerde bes
fist. Wir Haben daffelbe fhon frühen unter dem Namen Maibolt,
Bertels ober Pulvererde kennen gelernt und wiſſen, daß ed fehr
nachtheilig auf das Pflanzenwachäthunn wirkt.
Den beften Untergrund findet man gemöhnlich ins juͤngern
Schwemmlande, da er hier meift bis zu der Tiefe von mehreren Fu:
273
en biefelben Beflandtheile enthält, aus welchen auch die Aderfrume
befteht. Diefee Untergrund iſt nicht nur reih an Humus und hus
musfauren Salzen, fondern enthält auch noch alle übrigen, zum Pflans
zenleben nöthigen Stoffe, fo dag man da, wo er vorkommt, auch bie
tiefwurzelnden Pflanzen, fo namentlich Lucerne und Esparfette, mit
gutem Erfolge anbauen Bann.
Vom Untergrunde im Allgemeinen laͤßt ſich noch das Folgende
fagen: Er wirkt auf die Fruchtbarkeit dee Ackerkrume günftig oder
unguͤnſtig, nicht allein durch das Waffer, was er zuruͤckhaͤlt, fondern
auch durch feine leicht Löslichen Beſtandtheile, indem fich dieſe beim
Austrodnen der Aderkrume mit dem Waffer bis zur Oberfläche erhes
ben, und nun mit ben flahmurzeinden Gewächfen in Berührung
tommen. Bel biefem Worgange gelangen jedoch, was für die Weges
tation von großer Wichtigkeit ift, niemals ſehr concentrirte Salzauf⸗
loͤſungen in die Aderfrume, von welchen die Pflanzen Schaden neh⸗
men wuͤrden; es find vielmehr immer ſehr verbiinnte, indem die meis
ſten Salztheile, beim Sicherheben bes Waffers von der Erbe, mechaniſch
zurhdgehalten werben. Daß dieſes in der That bee Kalt iſt, fieht man
ſehr deutlih, wenn man völlig mit Kochfalz gefättigtes Waffer in ein
Filtrum gießt, worin ſich trockne Erbe befindet, indem bie unten abs
laufende Fluͤſſigkeit bei weitem nicht fo viel Kochſalz als früher aufs
gelöfet enthält. Dadurch erklärt es fih nun auch, wie der Unter:
grund fehr viele in Waſſer leicht loͤsliche Salze enthalten kann, ohne
daß die flachwurzelnden Gewächfe dadurch Schaden nehmen.
Kommen dagegen die tiefwurzelndben Pflanzen, als Lucerne, Es⸗
parfette, Klee, Bäume u. f. mw. mit den concentrirten Salzlös
fungen bed Untergeundes in Berührung, fo gehen fie aus, fobalb fie
eine Zeitlang den Wirkungen bderfelben ausgefest gewefen find, mögen
immerhin die Salze auch aus folhen Körpern beftehen, bie zu den
Nahrungsmitteln diefer Pflanzen gehören.
Ein fchlechter Untergrund laͤßt fi zumellen wohl verbefiern.
Enthält er z. B. zu viel Waffer und zu viele im Waffer leicht 186
liche Salze, fo zieht man Gräben, wodurch das Waſſer ſammt ben
Salzen abgeleitet wird; laͤßt er dagegen das Waſſer zu leicht durch,
fo pflügt man Thon oder Lehm, der vorher durch Egge und
Walze gut zerpulvert iſt, tief unter und hütet fich in der Folge, ihn
beim Pflügen wieder an die Oberfläche zu bringen.
Wenngleich nun ber Werth bed Bodens ſowohl durch den Unter:
18
274
grund, als durch die chemifchen Beſtandtheile und phyſiſchen Eigen-
[haften ber Ackerktume felbft bedingt wird, fo hängt er body audy
noch von mehreren andern Verhaͤltniſſen, z. B. von der Lage, Abs
dachung, Neigung, Erhebung über bee Meeresflaͤche, dem Klima und
der Umgebung ab; wir wollen deshalb alle biefe Verhältniffe in dem
Folgenden näher betrachten.
Vom Werthe des Bodens, bedingt Durch
feine Lage.
Die Steilheit und Abdachung bes Bodens, d. h. feine mehr
oder meniger geneigte Lage iſt für die Culturverhältniffe von fo gro⸗
fer Wichtigkeit, daß bei ber Beurtheilung bes Bodenwerthes hierauf
nit genug NRüdfiht genommen werden ann. Ebenfo muß auch
die Himmelögegend, nad) welcher der Boden geneigt ift, nicht unde⸗
ruͤckſichtigt bleiben,
Ein völlig ebener oder horizontalliegender Boden hat oft dem
Nachtheil, daß das Aderflüffige Regenwaſſer nicht gehörig abläuft, es
maß deshalb verbunften ober in den Untergrund verfinten; läßt nun
aber der tegtere das Waſſer nicht durch, fo. leidet das Feld an Näffe
und ift Balt, da dann das Waſſer zum Theil auf Koften ber Boden»
wärme verbunften muß. Dagegen bat bie ebene Lage bed Bodens
den Vortheil, daß babei die Düngertheile vorm Regenwaſſet nicht fo
leicht ausgelaugt und fortgeſchwemmt werden. Die etwas geneigte
Lage des Bodens iſt in fo fern nüglih, als die Ackerkrume fehr
wafferanhaltend und das Klima feucht ift, da dann das überflüffige
Waſſer gehörig ablaufen kann. Iſt dagegen bee Boden fehe waſſer⸗
durchlaffend und auch das Klima mehr troden als feucht, fo iſt eine
ebene Lage am erwünfchteften, ba dann bie Sonne nicht fo ſtark ein⸗
wirken kann. Am beften ift es aber, wenn das Feld eine geringe
Regung nach Norden hat, wobei «8 am wenigſten von ben Son⸗
nenſtrahlen getroffen wird.
Der Grad der Neigung iſt übrigens im Allgemeinen viel ges
tinger, als wie Ihn bem Augenmaße nad) anzunehmen pflegen. Dat
der Boden eine Neigung von 12 — 15 Grad, fo fheint er uns
ſchon fehr abſchuͤſſig zu fen. |
275
Bei einer Neigung von 1 — 2 Grad eignet fi) ein Feld am
beften zum Aderbaus bei 7 — 8 Grad ſetzt es der Bearbeitung und
Eultur noch Leine bedeutende Hinderniſſe in den Weg; aber bei 15
Grab iſt es ſchon nicht mehr recht gut als Aderland zu benugen,
theils wegen der fchrierigen Bearbeitung, theild weil das lockere Erd⸗
reich bei heftigen Regenguͤſſen leicht fortgeſchwemmt wird. Wo deshalb
die Felder fehr abhängig find, ba muß man fie in ſchmale Aderbete pflügen,
indem die vielen VBeetfurchen das Wafler nicht zufammenfließen laſſen,
fo daß «6 dann aud weniger reißt. Webrigens eignet fi ein fehr
abhängiger Boden immer beffer zur Weide und Wieſe, als zu Ader
land. Die beften Wiefen in der Schweiz, Tyrol u. f. w. überfleigen
felten den Neigungswinkel von 15 Grad. Bei 20 Grad Iäßt fich
jedoch der Boden noch recht gut zur Weide und Wieſe benugen.
Abhänge dagegen, welche 30 Grad Neigung haben, dienen felten zur
Weide oder Wieſe. Bel mehr Neigung kann der Boden nur durch
Bäume benugt werden, und bei 40 — 50 Brad Neigung find bie
Felſen gewöhnlich von Erde und Pflanzen entbloͤßt und nur noch mit
Schutt oder lockerem Gerölle bededt, Sol der Boden bei dieſer
Neigung mit Pflanzen cultieirt werben, fo muß man ihn terrafficen,
wie es In Weinländern gefchieht. Hat der Boden 30 — 35 Grad
Neigung, fo kann er aber noch zur Obſtzucht benust werben, ohne
terraffirt zu fein. Bei 36 — 40 Grad Neigung find die Felfen
meiſt nur an der Noppſſeite berafet.
Sind fehr ſteile felfige Abhaͤnge mit Buſchwerk bewachſen, fo
muß man ſich huͤten, daſſelbe auszuroden, da dieſes oft die völlige Uns
feuchtbarkeit des Bodens zur Folge hat, er trocknet nämlich dann fehr
fchnell aus, oder wird vom Waſſer weggeſchwemmt, da er nur Durch
das Wurzelgeflecht der Sträucher zufammengehalten wird. Noch
weniger darf ein fehr ſteller Boden, ohne ihn zu tertaffıren, in Acker⸗
land verwandelt werben, da font jeber heftige Regen das lockere Erd⸗
reich in die Ziefe fpült und zugleich die unterhalb liegenden Sel:
bee mit Erde uͤberdeckkt. (Vergl. meine Lehre von den Urbar⸗
machungen.)
Auf einem Boden, der nach Weſten abhaͤngig iſt, leiden die
Pflanzen nicht ſo leicht an Duͤrre, als auf einem, der nach Oſten
fich neigt, indem die Winde, welche aus Weſten wehen, mehr Feuch⸗
tigkeit führen und biefe vom Boden angezogen wird. in Feld,
nad Oſten abhängig, trodnet leicht aus, indem in ber Megel bie
18*
276
aus diefer Himmelsgegend wehenden Winde troden find. Dagegen
wird der nach Welten abhängige Boden mehr von Gewitterflürmen
und Plagregen getroffen, wodurch die Pflanzen Schaden nehmen.
Hot der Boden eine nach Süden geneigte Lage, fo wird er
dadurch trocken und warm, indem bie Sonnenſtrahlen dann mehr
perpenbiculaie auffallen und folglich wirkſamer find, Gemwächfe, welche
zu ihrer volllommenen Ausbildung viel Wärme bedürfen, kommen
deshalb auf einem nach Süden geneigten Boden beffer fort, ald in der
Ebene oder auf einem Boden, der nach Welten, Norden oder Oſten
geneigt iſt.
Liegt ein nach Süden etwas abhängiger Boden zugleich in einer
keſſelfoͤmigen Vertiefung, fo trägt dieſes noch mehr zu feiner Tempe⸗
raturerhöhung bei und wird er dadurch wohl zur Cultur folcyer
Pflanzen geſchickt, die eigentlich mit dem Klima unverträglid find.
Iſt der Boden nach Norden fehr abhängig, fo hat biefes gerade
die entgegengefeßte Wirkung, denn die Sonnenftrahlen fchiefen nun
darlıber hinweg, -er wird nicht erwärmt, bleibt länger feucht, die Ve⸗
getation beginnt fpäter und die Pflanzen kommen langfam, oft gar nicht
zur Refe. Ein folder Boden eignet fi) deshalb meift nur zum
Grasbau oder zur Holzzucht. Dagegen leiden auf einem nad Nors
. den abhängigen Boden die Zrüchte nicht fo leicht von den Fruͤhjahrs⸗
fröften, da das Erdreich am Tage nicht aufthanet und bie Wegetation
nicht zu früh belebt wird. Iſt der Boden fehr fandig und durchlaſ⸗
fend, fo hat eine geringe Neigung nach Norden vor bee nach Süben
den Vorzug, indem er dann nicht fo leicht austrodinet, Kin kalter
naffer Boden gewinnt dagegen fehr, wenn er nah Süden abhäns
gig. iſt.
Eine geringe Neigung nach Süboft oder Suͤdweſt iſt in der
Regel die befte, da bei einer ſolchen Lage alle Pflanzengattungen
ihre vollkommenſte Ausbildung erreichen Finnen.
977
Vom Wertbe des Bodens, bedingt durch feine
Erhebung über die Meeresfläihe.
Ein Boden kann fehr reih an Pflanzennahrungsftoffen fein
und bringt dennoch die von uns angebaut mwerbenden Früchte ent⸗
weder gar nicht oder doch nur fehr kümmerlich hervor, fobald er auf
hohen Bergen fiegt, da in einer bedeutenden Höhe über der Meeres:
fläche die Luft fo kuͤhl ift, daß die Gulturgemächfe nicht zur. vollfoms
menen Entwidelungeund Reife gelangen. Ein humusreicher Boden
von hohen Bergen herab im die Ebene gebracht, gelangt hier oft zu
einer wunderbaren Thätigkeit und bringt die fhönften Pflanzen hers
vor, weshalb die Kunftgärtner, welche dies wiffen, es nicht verabfäu:
men, ſich dergleichen Erde zu verfchaffen, um ihre ausländifchen Ge:
wäcfe darin zu ziehen. Im Eifaß holt man z. B. eine fehr hu:
musreiche Erbe zu dieſem Zwecke von den Vogeſen. In England
hat man die Bemerkung gemacht, daß 180 Fuß über der Meeres»
fläche einem Grad mehr nördlich gleich kommen.
Am deutlichſten ſieht man in hohen Gebirgsgegenden ben Ein⸗
flug, welchen die verfchiedene Erhebung des Bodens Über der Meeres⸗
fläche auf die Vegetation ausübt. Man unterfcheidet hier gewöhnlich
fünf verfchiedene Regionen.
Die erite Region begreift die Ebenen, die tiefen breiten Thaͤler,
und bie unterften Bergabhänge in fi; in ihr mird vorzüglich der
Aderbau getrieben,
Zur zweiten Region gehören bie engen höher Iiegenden Thaͤ⸗
ler, die höheren Bergebenen (Plateaus) und bie höheren Bergabhänge.
Man findet hier meift den Brasbau und bie Gultur der Laub:
hoͤlzer vorherrſchend, da der Getreidebau ſchon zu mißlich iſt; in⸗
deß gerathen daſelbſt wohl noch Kartoffeln, Sommergerſte, Winter⸗
gerſte, Hafer und Sommerrocken. |
Die dritte Region umfaßt diejenigen Striche, welche noch hoͤ⸗
ber liegen. Sie dienen hauptfächlih zur Forflcultur und nur in
geringer Ausdehnung zur Weide. Die Nabelhälzer gedeihen hier am
beften, wiewohl audy die Laubhölzer noch fortkommen.
Zur vierten Region gehört der Boden, welcher fo hoc) Tiegt,
dab nur noch Moofe, Flechten und allenfalls verfrüppelte Bir:
em, Ebereihen und Knieholz darauf fortlommen. Bel fehr ſtarker
278
Duͤngung mit Miſt gedeihen indeß auch noch die Graͤſer und beſon⸗
ders eine ſehr ſchaͤtenswerthe Futterpflanze, naͤmlich Polygonum
Bistorta.
Die fünfte Region endlich entbehrt aller Vegetation, oder if
völlig ſterll. Man nennt fie auch die @isregion, da der Boden
den ‚größten Theil des Jahres mit Eis und Schnee bedbeckt iſt.
Was die Höhe der erfien Region oder bes Bodens anbetrifft,
weicher noch zum Getreidebau dienen kann, fo fleigt diefelbe im ſuͤd⸗
lichen Deutfchland bis zu 2700 Pariſer Fuß, und in diefer Höhe
kommen felbft noch auf ber Norbfeite der Bergibhänge die Cerealien
fort; beffer gedeihen fie freilich auf der Süd» und Suͤdweſtſeite und
Können hier fogar noch in der Höhe von 3750 Fuß angebaut
werben.
Die zweite Region, welche bis zut oberen Grenze der Buche
geht, erreicht in Suͤddeutſchland die Hoͤhe von 4000 Pariſer Fuß.
Weiter hinauf, faſt bis zu 4800 Fuß, verkruͤppelt fie oder wirb
ſtrauchartig.
Die dritte, auch die ſubalpiniſche Region genannt, nacht von
der Graͤnze der Buche bis zu jener der Fichte, naͤmlich bis zu
5200 Fuß. Indeß ſchon bei der Höhe von 5000 Fuß waͤchſt biefer
‚Baum fehr fümmerlidy. j
Die vierte Region erhebt ſich von 5000 bis zu 7000 Zuß; fie
bient zwar noch zur Ernährung des Viehes, aber man treibt das
Weidevieh nur von der Mitte des Juli bis Ende Auguft dahin.
. ‚Höher hinauf bekleiden nur Flechten und fpärliches Gras ben Boden.
Im nördlichen Deurfchland Finnen dagegen die Cerealien
nicht mehr in jener Höhe angebaut werden; in gleicher Weiſe vers
hält es fi auch mit den Blaumarten. Die größte Höhe, bis zu
welcher fich bier Getreide anbauen läßt, beiträge kaum 2000 Zuß,
auh muß man fih nur auf Sommerfrüchte befchränten.
279.
Vom Werthe des Bodens, bedingt durch das
Klima.
Unter Klima verfteht man ben Grad ber Kälte und Wärme,
welcher in den verfchiedenen Fahreszeiten Statt findet, die Menge des
Megens, welche während eines Jahres fällt, die Anzahl der Gewitter,
bie Wetterfcheiden, die herifchenden Winde, die Stürme, die Mebel
und überhaupt die Befländigkeit oder die fehnelle Abmwechfelung ber
Witterung
Das Klima einer Gegend wird bedingt durch ben Breitegrad;
durch die Erhebung über die Meeresflaͤche; durch die ebene oder ge:
birgige Lage; durch die Entfemung vom Meer; durd die Nähe ho⸗
ber, lange mit Schnee bebediter Gebirge; durch die Farbe des Bo⸗
dens, da ein Boden, welcher dunkelgefaͤrbt ift, viel Wärme entwickelt,
und duch das Vorhandenſein von Stäffen, Seen, Suͤmpfen und
Wäldern.
Se mehr das Klima den. edleren Fruͤchten zufagt, einen um fo
höheren Werth bat natuͤrlich auch der Boden; je mißlicher dagegen
die Früchte durch das Klima find, deſto geringeren Werth hat der⸗
felbe. Ein Beiſpiel, von vielen gewählt, wird dieſes recht anfchaulich
machen. Bei Vewai am Genferfee, begünfligt die Lage und das
Klima ben Weinbau fo fehr, dag man den Morgen Land nicht zu
theuer zu kaufen glaubt, wenn man 4000 Rthlr. dafür zahlt, waͤh⸗
end diefelbe Fläche Rebland im gegenüberliegenden Savoyen für
100 bis 150 Rthlr. zu haben iſt. Am Boden liegt dieſes dort nicht,
im Gegentheil, er ift zum Weinbau fehr geeignet, fo daß man ihn
auch nach Vewai über den See führt, um damit bie zuvor terrafs
fieten Kalkfelfen zu bebedien oder zum Anbau der Neben gefchidt zu
machen, was zufammen einen Aufwand von 4000 Rthlir. pr. Mors
gen verurſacht
In trocknen, heißen Klimaten bat der Thonboden immer einen
höhern Werth, als der Sandboden, weil legterer hier fehr leicht an
Dürce leidet. Der Sandboden kann in fehr trodnen Klimaten ‚nur
in dem alle mit Srüchten bebauet werden, daß es nicht an Waffer
zur Bewäfferung deſſelben fehlt. In Englands feuchtem Klima bringt
der Sandboden recht guten Weizen hervor, während berfelbe Baden
im füdlichen Frankreich für biefe Frucht durchaus nicht tauglich iſt.
»
280
Vom Klima hängt hauptſaͤchlich mit die größere oder geringere
Nahrhaftigkeit der Pflanzen ab, indem nur bei viel Wärme große
Mengen gewiſſer Beitandtheile, z. B. Kleber und Zuder, entſtehen.
Der Welzen von den aſrikaniſchen Küften und aus Sicilien ift kle⸗
berreicher, al der in England gewonnene, und bie fchottländifche
Gerſte, obgleich eben fo ſchwer, als die englifche, liefert dennoch um
2, weniger Bier.
Auch der Wohlgeſchmack der Früchte hängt vom Klima ab,
benn das Aroma wird nur mit Hülfe von Wärme erzeugt. Der
Mangel an Wärme ift auch die Urfache, daß in manchen Pflanzen
Gifte entfighen, fo 3. B. wird die Paſtinakwurzel oft giftig, wenn fie
in einem feuchten, kalten Klima waͤchſt. Bei andern Pflanzen wer-
den dagegen durch die Wärme Gifte erzeugt; Im nördlichen Rußland
und in Polen genießt man z. DB. viele Pilze, die bei uns fehe giftig
find.: Welchen wichtigen Einfluß überhaupt das Klima auf die Ei-
genſchaͤften der Pflanzen hat, fehen wir unter andern auch beim Ta⸗
bad; denn keiner kommt dem der Infel Cuba im Geſchmack gleich ˖
(Havannasdigarren.)
Mo viel Maffer verdunſtet, da ift das Klima feucht und fagt
im Allgemeinen den Pflanzen, befonders den Gräfern mehr zu. (Eng⸗
land, Holland.) Das verdunftende Waffer fühlt aber auch bie Luft
oft fo fehr ab, dag manche Pflanzen deshalb nicht zur Reife ge
langen. (Englanb.)
Von den Nebeln wird wohl behauptet, daß fie die Veranlaſ⸗
fung zu vielen Pflanzentrankheiten find, was jedoh in Zweifel zu
ziehen iſt. Dagegen erzeugen fchnell abmechfelnde Hige und Kälte
Mehl: und Honigthau, Roft u. m, dergl.
Die Infeln haben fiets ein milderes Klima, als es das Feſtland
unter gleichem Breitegrade hat, indem das Meerwaffer durch Wärmes
ausftrahlung im Winter die Temperatur erhöhet, während biefelbe
durch die Mafferverdunftung im Eommer erniebrigt wird.
Sind viele Wälder vorhanden und find befonders die Gipfel
der Berge mit Wäldern bedeckt, fo regnet e8 mehr als ba, wo diefelben
fehlen. Waldarme Länder haben deshalb In der Regel ein fehr trod>
nes Klima. Man behauptet fogar, daß es, nachdem bie Wälder
ausgerodet feren, in manchen Gegenden häufiger, als früher hagle:
fo in Würtemberg, der Schweiz und Frankreich.
Iſt das Klima kalt oder kuͤhl, fo entftehen bei der Faͤulniß or:
281
ganifcher Körper im Boden wenig Ammoniak und Salpeter; ba aber
beide Körper, wie wir wiſſen, eine fehr wichtige Rolle bei der Er⸗
nährung ber Pflanzen fpielen, fo folgt daraus, daß man auch in
biefer Hinficht das warme Klima bem Falten vorzuziehen babe.
Alle organifhen Reſte gelangen in einem kühlen Klima bei
weitem langfamer in Zerfegung und Faͤulniß, als in einem warmen.
Deshalb hält fi) auch der Miſt dort Länger im Boden; ee muß ftärker
und öfterer gedüngt werden, denn wiewohl er in ber Regel reich an
Humus ift, fo fiefert er doch verhältnigmäßig geringe Ernten. Es
muß erft das Ammoniak. des Miftes hinzu kommen, damit er thäs
tiger werde, '
In warmen Klimaten trägt ber Boden während eines Jahres
meift zwei Ernten, und wo ber Winter kurz iſt, da merben bie
landwirthfchaftlichen Arbeiten felten unterbrochen, fo daß man hier
auch mit wenigeren Gefpannen ausreicht. -
Vom Werthe des Bodens, bedingt durch feine
Umgebungen.
. Daß auf ben Werth des Bodens das Vorhandenſein großer.
Wälder und Flüffe, hoher Berge, Sen, Suͤmpfe, Meere, großer
Städte, volkreicher Gegenden, hoher Heden, Huͤttenwerke, chemifcher
Fabriken, Salinen u. f. w. von größerm ober geringerm Einfluß ift,
lehrt die tägliche Erfahrung, ja von ber Nähe oder Ferne aller dies
fer Gegenflände hänge mit das Gedeihen ber Pflanzen ab.
Durch die Wälder wird die Temperatur im Sommer abgekühlt,
da das Laub viel Wafler ausdunſtet, wobei bie Wärme ber Umge-
bung chemiſch gebunden wird. Die Wälder bewirken, wie mir vor-
hin gefehen haben, aber auch, bag mehr Regen fällt, und find fie
im Norden oder Nordweften vorhanden, fo gewähren fie dem Boden
wie den Früchten auch Schus, da fie die kalten und rauhen Winde
abhalten. Dagegen bewirken fie aber audy oft, daß fich die Luft im
Sommer fo fehr abkuͤhlt, daß Nachtfröfte oder Reife entfliehen.
282
Große Fluͤſſe, Seen, Suͤmpfe, und das Meer überliefern ber
Atmosphöre Immer viel Feuchtigkeit, welche entweder vom Boden an⸗
gezogen wird, oder als Thau niederfällt, Verdunſtet aber in der
Nähe ber Felder viel Waſſer, fo wird die Luft dadurch fo fehr abge-
tühlt, dag nun manche Früchte, als Obſt, Wen, Mais u. f. mw.
gar nicht zur Meife gelangen oder wohl gar erfrieren.
Große Fluͤſſe werben dadurch oft verderblich, daß fie die Felder
und Wieſen zur Ungeit überfchwenmen.
Hohe Berge, die früh und fpdt im Jahre mit Schnee bedect
ſind, kuͤhlen die Luft ſehr ab, indem beim Schmelzen des Schnees
viel Waͤrme gebunden wird. Ueberhaupt wo hohe, mit vielem Schnee
bedeckte Berge in der Nähe find, da bleibt es im Frühjahr lange kalt.
An der Nahbarfchaft großer Stäbte oder volkreicher Gegenden
zeichnet fich der Boden oft durch größere Fruchtbarkeit aus, indem
da, wo viele Menfchen und Thiere leben, auch viele Gaſe in die Luft
gelangen, die den Pflanzen zur Nahrung dienen; namentlich gehören
hierzu da8 Ammonlak⸗ und Kohlenſaͤuregas. Im den Städten wirb
aber auch viel Dolz verbrannt, wobei ein großer Theil der Afche und
bes Rußes entweicht und fi dann auf die benachbarten Felder
niederſenkt.
Hecken, zumal bie buſchigen, womit in vielen Gegenden bie Fel⸗
der umgeben find, gewähren dem Boden mie den Pflanzen gegen
Wind und Wetter Schutz. Der Atmosphärifche Staub ſenkt fi in
einer gefchügten Lage eher nieder und der, Boden wird dadurch feucht
bare. Ein Feld, welches mit Hecken umgeben iſt, trodinet aber
nicht fo leicht aus, die Beſtellung und Ernte iſt ſchwieriger u. ſ. w.
Wo Saltnen oder Grabirwerke vorhanden find, da gelangt im:
mer etwas Salz mit dem verdunftenden Waffer in die Atmosphäre
und aus biefer dann wieder in den Boden, wodurch derfelbe befruchs
tet wird.
Huͤttenwerke ſchaden den benachbarten Früchten häufiger, als fie
ihnen nuͤtzen, beſonders wenn Erze geröftet werben, die Arſenik enthal-
ten; ja die benachbarten Kelder werden durch die Arfenikdämpfe oft
fo ſehr vergiftet, daß alle Vegetation barauf aufhoͤrt. Daſſelbe iſt
der all, wenn man Erze roͤſtet, die Schwefelkleſe enthalten, da ſich
dann ſchwefelichte Säure bildet, wodurch die Pflanzen getöbtet werden.
83
Von der Beurtheiluug des Bodentwertbes nach
feinen äußern in die Sinne fallenden
Kennzeichen,
Obgleich der Werth des Bodens fih am ficheriten aus feinen
chemifchen Beftandtheilen ermäßigen läßt, fo giebt es body, wie wir
zum Theil ſchon früher gefehen haben, eine Menge aͤußerer Kenn:
zeichen, die dazu dienen Finnen, um über feine Extragsfähigkeit fchon
im Voraus ein ziemlich richtiges Urtheil zu fällen; und da nun die⸗
ſes befonders für alle Diejenigen von Wichtigkeit ift, welche eine
chemiſche Analyſe vornehmen können, fo mollen wir hier die Äußeren,
ung über die Befchaffenheit bed Bodens irgend einen Auffchluß ges
benden Merkmale, der Reihe nach näher betrachten.
1) Das ficherfte Kennzeichen über die Befchaffenheit bes Bodens
liefern uns die wildwachfenden Pflanzen, indem, wie wir ſchon früher
gefehen haben, viele berfelben an gewiſſe Bodenarten gebunden find.
Senau genommen zerfallen die Gewaͤchſe in dieſer Beziehung in brei
Abtheilungen, wovon bie erfte jene enthält, welche dieſer ober jener
Bodenart ausſchließlich eigen find; bie zweite folche umfaßt, die zwar
nicht einer einzigen Bodenart allein angehören, jeboch eine beftimmte
allen andern vorziehen; die dritte endlich alle übrigen Gewächfe ver
eint, die an gar Feine Bodenverhaͤltniſſe gebunden zu fein fcheinen.
Wir fügen „ſcheinen“, indem auch diefe Iegteren Gewaͤchſe zum
guten Gedeihen gewiſſe Beſtandtheile im Boden verlangen, während
fie weniger empfindlich) find, gegen ein Uebermaaß von Kalt, Talk,
Eifen, Mangan, Humusſaͤure u. f. wm. Die erfien Pflanzen nennt
man fehr paßlih bobdenftete, die zweiten bobenholde und bie
dritten bodenvage; von biefen machen die erften die kleinſte An⸗
zahl, die zweiten eine bedeutend größere, die letzteren endlich unftreitig
die Mehrzahl unter den Gewaͤchſen aus. Die bodenholden, noch
mehr aber die bodenfteten find es deshalb, welche uns den ficher:
fien Aufſchluß über die Beichaffenheit des Bodens geben. Die Cau-
calis-Arten, ferner Hyoseris foetida, Discutilla laevigata, Ses-
sleria coerulea, Hippocrepis comosa, Acinos alpinus, Dryas
octopetala, Rhododendron hirsutum und R. Chamaecisus,
Carex mucronata, Globularia cordifolia, Valeriana saxatilis,
Leontodon incanus z. B. treffen wir als bodenſtete Pflanzen nie
284
. mals auf Sands, vielmehr Immer auf Kalkboden an, mährenb bie
Drosera-Atten auf einem andern, als auf einem fauren, feuchten
oder naffen Humusboden wachen. Der weiße Klee gehört dagegen
fhon zu den bodenholden Gewaͤchſen; denn wenngleich er auf
jeder Bobenart fortlommt, fo liebt er doch vorzüglich den lehmigen
Mergel oder verlangt einen Boden, welcher Kalk, Talk, Kali u. f. w.
enthält. Außer dem weißen Klee zeigen eine befondere Vorliebe für
den Kalkboden auch noch viele andere Pflanzen, von welhen wir nur
nennen wollen Endocarpon miniatum, Parmelia Smithii und
P. caesia, Prenanthes purpurea, Hieracium amplezicaule,
Phyteuma orbicularia, Vinca minor, Campanula pusilla, Pri-
mula longiflora, Gentiana ciliata, G. verna, G. nivalis und
G. acaulis, Veronica urticaefolia, Ribes alpinum, Silene qua-
drifolia, Polygola amara, Arabis pumila, Anthyllis vulneraria,
Aconitum chamarum, Alchemilla alpina und Rosa alpina.
Wenngleich nun wohl die Anzahl der bodenwagen Pflanzen die
größte ift, fo darf man ungeachtet deffen doch nicht glauben, daß die
bodenfleten und bodenholden dadurch verdunkelt und unkenntlich ge⸗
macht werben, im Gegentheil erfegt die Individuenzahl bei ihnen das,
was der Artenzahl abgeht, fo daß ber Charakter des Bodens noch
immer beutlih genug dadurch ausgeprägt wird; nur dürfen mir nicht
unberuͤckſichtigt laſſen, daß die chemifche Befchaffenheit bes Bodens
fehr felten in ber Reinheit auftritt, die zur Dervorbringung einer bloß
bodenfteten Vegetation gehört. Am erften finden wie dieſe Reinheit
noch beim Verwitterungsboden, deshalb trägt z. B. ber Thonboden,
weicher über dem vermitterten Thonſchiefergebirge liegt, als bodenſtete
Pflanzen Rhododendron ferruginum, Azalea procumbens,
Chrysanthemum alpinum, Sessleria disticha, Juncus trifidus
u. f. w., während ber Thonboden im aufgeſchwemmten Lande meift
bodenvage Pflanzen hervorbringt, dba er ſich nicht in feiner urſpruͤng⸗
lichen Reinheit erhalten hat.
Die Belchaffenheit des Bodens laͤßt fih nun auch recht
gut nach den im Getreide und zwifchen den übrigen angebaueten
Frücten wachſenden Unkraͤutern erkennen. Der Windhalm ober
Füch sſchwanz (Agrostis Spica venti) zeigt z. B. einen naſſen
Lehm⸗, Thon⸗ oder Sandboden an, die Hundschamille einen
eiſenſchuͤſſigen feuchten Lehm, das Hungerkraut (Draba verna)
einen leichten Sandboden, das Haſenpfoͤtchen oder ber Feldklee
285
(Trifolium arvense) einen trodinen Ichmigen Sand, bie Gaͤnſe⸗
oder Saudiſtel (Sonchus arvensis) einen humusreichen Thon⸗,
Lehm: und Mergelboden, der Ackerfuchs ſchwanz (Alopecurus
agrestis) einen reichen Flußmarſchboden, ber wilde Mohn einen
thonigen Mergels und Kalkboden, bee Hede rich (Raphanus Ra-
phanistrum) einen mageren Eehmboden, die Queke einen humus⸗
reichen feuchten Sands und fandigen Lehmbobden, die Difteln einen
Thon⸗ und Mergelboben, der Eleine Sauerampfer einen magerın
Sand und Xorfboden, dab wollige Honiggras einen eifenfhüfs
figen Sands und Zorfboben, bee Aderfenf und Flughafer einen
bumusreichen Thon⸗ und Lehmboden, der Dumod (Equisetum)
einen eifenfhüffigen, kieſelerdereichen Untergrund, die fogenannte Vogels
wide (Ervum hirsutum und E. tetraspermum) einen feuchten
mergeligen Thon⸗, Lehms oder Sandboben, das Bitterkraut, Floͤhkraut
oder ber Knoͤterig (Polygonum Persicaria und P. lapathifolium)
einen feuchten, humusreichen Sand» und Lehmboben, fo wie einen
fauren Humusboden u, f. m.
2) Nah bee Farbe. Der humusreiche Boden iſt mehr ober
weniger ſchwarz gefärbt, was ſich am beften erfennen läßt, wenn es _
fo «ben geregnet hat, oder wenn er friſch umgepflügt worden if. Der.
eifenreiche Boden tft grünlichgeib, voth ober braunroth, der Kalk: und
Kreideboden tft hellweiß, der magere, humusarme Lettenboden gleicht,
wie ein fehr rationell gebilbeter Landwicth im Lüneburgfchen ſich ganz
richtig ausdrückt, einer Leiche, und ber Quarzfandboden iſt grauweiß.
3) Nach dem Feuchtigkeitszuftande der Oberfläche, befonders wenn
es in langer Zeit nicht geregnet hat, da ein fehr naſſer Boden beis
nahe eben fo wenig Werth, ale ein fehr trodiner bat.
4) Nach dem in den Furchen bei Regenwetter fih anfammeln-
den Waſſer; ift nämlich dieſes gelb gefärbt, fo verräth es bie Frucht⸗
barkeit des Bodens, ober zeigt doch die Gegenwart von vielen humus⸗
fauren Salzen anz hat e6 dagegen ein molkenartiges Anfehen, fo iſt
diefes ein Erkennungszeichen, daß der Boden fehr viele hydratiſche
Kiefelerbe enthält, wodurch er umfruchtbar wird. Boden biefer Art
nennt man in manchen Gegenden Molkenboden. Setztzt endlich
das aus dem Boden abziehende Wafler viel gelben Schlamm ab, fo
iſt dieſes, wie wir fchon früher gefehen haben, ein ſicheres Merkmal,
daß der Boden viel, Eiſenorydul enthält.
5) Nach dem Korn; denn wie wir ſchon willen, iſt ein feinkoͤr⸗
286
niger Boden, unter übrigens gleichen Verhältniffen, einem grobkoͤrni⸗
gen vorzuziehen. Das Korn Iäße fi) zwar durch das Gefiht und
Gefühl, noch beffer aber durch die Operation des Schlämmens
erkennen.
6) Nach der größern oder geringern Lockerheit, Feſtigkeit und
Bindigkeit; dies laͤßt fich zum Theil fchon beim Darchberhinfchreiten
erkennen. Ein fehr loderer Boden iſt dem Pflangenwachsthum faft
eben fo ungünftig, als ein fehr fefter und dichter.
7) Nah dem Grade, bis zu welchem er, an ber Luft liegend,
zerfällt und nach den Riffen und Borften, welche er beim Austrock⸗
nen befommt.
8, Nah der Steihmäßigkeit feiner Mifhung. Ein Gegen-
fland, auf welhen man bisher nicht genug geachtet hat, deſſen Wich⸗
tigkeit wir aber früher hinlaͤnglich erörtert haben.
9) Nach der Art der darin verlommenden größern und klei⸗
nern Steine. Die Gründe find ſchon in dem Fruͤhern entwickelt
worden. Größere Steine find übrigens der Bearbeitung hinderlich,
erfchweren das Mähen der Früchte und hemmen bad Wahsthum ber
Wurzeln; dagegen ſchuͤtzen fie den Boden gegen das Austrodinen,
verhindern das Wegwehen der Exrdtheile, gewähren den Saaten Schu
gegen rauhe Winde u. f. m.
10) Nach der Mächtigkeit der Ackerkrume ober der tragbaren
Erde. Hierauf bat man ganz befonders Ruͤckſicht zu nehmen.
11) Nach dem Untergrunde. Ob berfelbe burchlaffend oder un⸗
durchlaffend ift, ob er felfig und welche Helfen ex enthält, ob er tho⸗
nig, geandig, fandig u. f. mw. iſt.
12) Nach dem Grabe feiner Krümlichkeit, die er wicht allein bei
ber Bearbeitung, ſondern auch dbaun zeigt, wenn er am der Luft liegt,
ober geftiert und wieder aufthauet, da alle Bobenarten, bie viel Kalt
und Humus enthalten, fehr bald einen kruͤmlichen Zuſtand annehmen.
13) Nach feiner leichten oder ſchweren Miſchbarkeit mit Waſſer;
denn alle Thonbodenarten laſſen fich ſchwer im Waſſer zerrühren,
während alle Lehm, Sand⸗, Mergel⸗ und humusreichen Bodenarten
ſehr ſchnell im Waſſer zerfallen.
14) Rad feinem Geruche. Ein fruchtbarer Boden riecht im
feuchten Zuftande wie Gartenerbe, ein Thonboden hat den fogenann-
ten Thongeruch, während ein faurer Humusboden einen ganz eigens
thümlichen Geruch verbreitet.
287
15) Nach dem Geruche, welchen er verbreitet, wenn man ihn
gluͤhet, da ein Boden, welcher viel vegetabilifchsanimalifhhen Humus
enthält, Hierbei nad, verbeannten Federn riecht und fehr fruchtbar
zu fein pflegt.
16) Nah dem Aufbraufen, wenn er mit Säuren übergoffen
wird, indem dieſes die Gegenwart von kohlenſaurer Kalk⸗ ober Talk⸗
erde anzeigt. Zuweilen ruͤhrt jedoch das Aufbrauſen auch wohl von
kohlenſaurem Eiſen her.
17) Nach den Salzen, welche an der Oberflaͤche des Bodens efflo⸗
resciten, ſobald er austrodinet. Die Salze bilden dabei eine weiße Kruſte
und beftehen gewöhnlich aus Gyps, ſchwefelſaurem und Tohlenfaurem
Natron und Kali, Salpeter, Eifenvitriol, Kochfalz ober Talkerdeſalzen.
Ein Boden, auf deſſen Oberfläche ſehr viele Leicht Lößlichen Salze efflores-
ciren, iſt ſtets unfewchtbar, da es ein Webermanf von Salzen anzeigt,
weiches die Pflanzen nicht vertragen. Am unfruchtbarften iſt der
Boden, fobald die Efflorescenzen aus ſchwefelſaurem Eifen beftehen.
18) Nah dem Vorbandenfein von vielen Infecten, Wuͤr⸗
mern .und Spinnen, da ein oben, weicher viele biefer Thiere
beherbergt, rei am vegetabilifhsanimalifhen Humus zu fein pflegt
und dann in ber Negel fruchtbar if. Die Gegenwart vieler Wir:
mer und Inſekten läßt fich leicht daran erkennen, daß in der Erde
viele Beine Höhlungen und Gänge befindlich find, die von den darin
lebenden Thieren, befonders von Regenmwlirmern, herrühren.
19) Nah dem Vorhandenſein von vielen Maulwuͤrfen, da
biefe den Würmern nachftellen, welche fi nur in einem fruchtbaren
Boden aufhalten, und endlich .
20) Nach dem Vorhandenſein gewiſſer Dipl; wo fih z. B
viele Lerchen aufhalten, da iſt der Boden in der Regel fruchtbar,
indem Diefelben den Inſecten nadjftellen, welche vom vegetabilifch-
animalifhen Humus leben. Wo fih dagegen die Kibitze häufig
nieberlaffen, da leidet ber Boden an Näffe ober enthält viel fauren
Humus, welcher gewiffe, den Kibigen zur Nahrung dienende, Infec-
ten ober Mürmer birgt.
Am Häufigften beurtheilt man zwar bie Guͤte des Bodens nad)
dem Stande der cultivirten Fruͤchte, nämlich ob fie üppig oder kuͤm⸗
merlich wachfen, allein dieſer Maaßſtab iſt nicht ganz ficher, denn ein
nicht reicher Boden kann in einem fruchtbaren Jahre ſehr fchöne
Srüchte tragen, während eim reicher Boden, wegen ungünfliger Wit⸗
288
terung, oft ſehr fchlechte Fruͤchte hervorbringt. Am vorfüchtigften muß
man, wenn man. ben Boden nad dem Stande ber Früchte beur⸗
teilen will, beim Sandboden fein, da ſchon eine geringe Düngung
mie Mift Hier ſehr ſchoͤnen Rocken hervorbringt; man glaubt dann
wohl, der Boden fei kraftvoll, was er aber in der That nicht iſt.
Viele haben ſich dadurch ſchon täufchen laſſen, daß fie aus dem Stande
ber Früchte im Frühjahr auf die Guͤte des Bodens fchloffen. Die
wahre Probe. hält ber Boden nur bei Duͤrre und bei nafler, Falter
Witterung aus, fliehen dann bie Früchte gut, fo kann man anneh⸗
men, daß man einen reichen Boden vor fich habe.
Bei der Beurtheilung de6 Bodenwerthes hat man nun aud)
noch zu berüdfichtigen fein Vermögen, Seuchtigkeit aus ber Luft an⸗
zuzieben, welche Eigenfchaft theils von feinen chemiſchen Beftandtheilen,
theils von feinem Korne abhängt. Ferner feine wafferfaffende und feine
wafferanhaltende Kraft; fein Vermögen, viel Luft im ſich zu verdichten
und in den Sonnenftrahlen fi) mehr ober weniger zu erwärmen;
die Wärme laͤngere oder kuͤrzere Zeit bei fich zu behalten u. f. w.
Alte diefe Eigenfchaften des Bodens werben zu ben phpfifchen gezählt,
von welchen wir im Nachfolgenden ausführlicher handeln wollen.
Bon den phyfiſchen Eigenfchaften des Bodens und
Der Urt, ibn darauf zu unterfuchen.*)
Da nicht in Abrede zu ftellen ift, daß von ben phufifchen Eigen»
ſchaften des Bodens, zum großen Theil mit der Grad feiner Frucht:
barkeit abhängt, fo ift es einleuchtend, daß die Kenntniß biefer
Eigenfchaften dem Lands und Korfiwirth einen nicht unbebeutenden
Nugen gewähren muf.
Bu den phyſiſchen Eigenfchaften des Bodens, bie wieder von feis
nen Beftandtheilen abhängig find, gehören:
“) 3 bin hier vorzüglich den Angaben bes hochverdienten, zu fruͤh ge⸗
ſtorbenen Schuͤblers gefolgt.
289
1) Deffen fpesififches und abfolutes Gemicht, ſowohl im trodinen,
als im naflen Zuftande;
2) feine waflerfaffende Kraft, d. h. tie viel Waſſer der Boden
aufzunehmen im Stande ift, ohne daffelbe tropfenweiſe fahren zu
laſſen;
3) die waſſeranhaltende Kraft, d. h. feine Faͤhigkeit, das aufge⸗
nommene Waſſer laͤngere oder kuͤrzere Zeit zuruͤckzuhalten;
4) die Eigenſchaft, mittelſt der Haarroͤhrchenkraft die Feuchtigkeit
des Untergrundes bis zur Oberfläche zu heben;
>) fein Vermögen, mehr oder weniger Feuchtigkeit aus der Luft
anzuziehen ;
6) die Fähigkeit deffelden, den Sauerſtoff ber atmoephaͤriſchen
Luft in groͤßerer oder geringerer Menge zu abſorbiren und uͤberhaupt
die Luft in ſich zu verdichten;
7) die Volumensverminderung, welche er beim Austrocknen ers
leidet;
8) die Feſtigkeit und Conſiſtenz deſſelben, ſowohl im trocknen, als
im naſſen Zuſtande;
9) die Eigenſchaft, ſowohl durch das Sonnenlicht, als durch die
Befeuchtung und die Zerfegung ber in ihm befindlichen otzanſchen
Reſte, erwaͤrmt zu werden;
10) feine waͤrmeanhaltende Kraft und
11) fein pofarifchselectrifches Verhaͤltniß, fo role feine Leitungsfaͤ⸗
higkeit für bie Electricitaͤt.
Wir wollen nun alle bier aufgezählten phyſiſchen Eigenfchaften
einzeln näher betrachten, und zugleich das Verfahren angeben, welches
man anwendet, um genau den Grad ihrer Stärke kennen zu lernen.
a) Das abfointe und [pecififche Gewigt der arden.
Hinfichtlich des Cewichtes unterſucht man die Erden nicht blos
auf ihr abſolutes, ſondern auch auf ihr ſpecifiſches Gewicht.
Auf die Vegetation hat das abſolute Gewicht irgend einer Erde
inſofern einigen Einfluß, als ſich bei einem großen Gewicht der Bo⸗
den nach ber Bearbeitung eher wieder ſezt. Der Sand z. B., als ber
ſchwerſte Boden, wird nad) der Bearbeitung früher wieder dicht, als
bee Humusboben, ba ein gewiſſes Cubicmaaß des legteren weniger
wiegt, als das des erfieren. Da nun beim Dichtermerden bed Bo⸗
19 Ä
2%
dens bie Luft, welche er verfchludt bat, ausgepreßt wird und bie
Pflanzenwurzeln diefelbe als Nahrung bedürfen, fo läßt fi daraus
ber Schluß ziehen, baß des Sandboden, unter übrigens gleichen Ber:
haͤltniſſen, nicht fo fruchtbar ale der Humusboden fein Tann. _
Um das fpecififhe Gewicht (Eigengewicht) einer Erbe zu
ermitteln, füllt man ein genau durch einen gläfernen Stöpfel zu ver:
ſchlie ßendes Glas mit Wafler volllommen an, und beflimmt hierauf
defien Gewicht; entiesrt es alsdann wieder bis zur Hälfte und thut
nun die zur Unterfuhung beftimmte Erbart, deven Gewicht man zus
vor im getrockneten Zuſtande ausgemittelt hat, hinein ; darauf füllt
man dad Glas wieder völlig mit Waffer an, verfchließt es, fobald aus ˖
ben Bwifchenräumen der Erde, beim Schütteln feine Luftbläschen
: mehr in die Höhe fleigen, und beftimmt fobann das Gewicht des jest
mit Erde und Waſſer angefülten Gefaͤßes. Hieraus laͤßt fih nun
das fpecififche Gewicht aus ber Menge des durch bie Erde verdränge
ten Waſſers durch eine einfache Rechnung leicht finden. Die Menge
des verbrängten Waſſers erhält man aber, wenn man bie Gewichts
fumme der getrodineten Erbe und des Gefäßed von dem Gewichte
bes mit Wafler gefüllten Gefäßes abzieht, z. B.
die trockne Erde wog © » + . + 300 Gewichtstheile
das nur mit Waſſer angefüllte Gefaͤß 900 „ n
fo ift die Summe von beiden 1200 Gewichtstheile.
Das mit Erde und Waſſer zugleich angefaute
Gefaͤß wog dagegen... 10 „ ”
fo bat die Erde aus dem Gefaͤße 200 Gewichtstheile Waſſer vers
drängt, oder 300 Gewichtöthelle Erbe nehmen einen fo großen Raum
ein, als 280 Gemwichtstheile MWaffer; mithin verhält ſich das Gewicht
des Waſſers zu dem Gewicht der Erde = 200 : 300 oder das
ſpecififche Gewicht der Erbe — (== 1,500), wenn das ſpecifiſche
Gewicht des Waffers — 1 gefest wird.
Das wirkliche ober abfolute Gewicht eines beſtimmten Vo⸗
lumens Erde erhält man dagegen ganz einfach durch das Abwaͤgen
eines Cubiczolles ober beffer eines Cubicfußes Erde, die man ein we⸗
nig in das Maaß druͤckt. Da jedoch das Gewicht der Erde nach
dem Grade bes Feuchtigkeits zuſtandes ſehr verſchieden iſt, ſo thut man
291
wohl daran, bie Beſtimmung nicht allein mit völlig außpettückteter,
fondern auch mit gänzlich durchnäßter Exde vorzunehmen. Eine Erde
ift übrigens als völlig durchnaͤßt zu betrachten, wenn fie auf einem Filter
liegend, kein Waſſer mehr von dem barüber gegoffenen durchs Ab:
tropfen verliert; als völlig troden kann man fie dagegen anfehen,
wenn fie bet + 50° R. keins Wafferbünfte mehr entwickelt, was fich
leicht erkennen läßt, wenn man eine blanke Glasſcheibe daruͤber hält,
indem fi) an dieſer die Wafferbünfte abfegen.
Schuͤbler hat in diefer Hinficht fehr viele ſchaͤtenswerthe Ver⸗
ſuche mit mehreren Erdarten angeſtellt; die Reſultate, welche er dabei
erhielt, waren folgende:
Gewicht
Speeifi⸗
(he Ge] rd Pen Subic
wicht, das
Erbarten bes Wafst im trock⸗ im nafs
fer ==1 | nen Bus | fen Zu:
bei + | flande, | ftande,
4, 19 ©. Pfb. Nuͤrnb. Pfd. Nuͤrnb.
U
Kallfand . . 2. 2 02. j 2,722 113,6 141,3
Daarfandd . » 2 0 0. 2,653 111,3 136,1
Gyps in Pulvergeftalt . . . 3331 91,9 127,6
Lettengrtigee Sbooın . . . . 2,601 97,8 129,7
Lehmartiger bon . . ° . 3,581 88,5 124,1
Heiner grauer Thon „ 2,533 75,3 115,8
Kohlenfaure Kalkerde in fehr
feinem Zuflande . . 3,408 63,7 103,5
Kohlenſaure Talkerde in ie
feinem Zuftandte . . 2,194 15,8 76,3
Sum . 2. 2 2 000. 1,370 34,8 89,7
Adeverbe, aus Lehm beftehend . 2,401 84,5 119,1
Die Kalk: und Talkerde, welche in diefer Tabelle mit aufgeführt
find, waren kuͤnſtlich durch Faͤllung eines Kalk: und Talkſalzes mit
teift Eohlenfauren Kalis bargeltellt, wobei fie als ein unendlich feines
Pulver erfcheinen. Beide Erben trifft man aber in ber Natur wohl
felten in einem fo fein zertheilten Zuftande an, fo daß dieſelben auch
nicht das hier angegebene geringe Gewicht haben dürften, Ueber
haupt iſt zu berüdfichtigen, daß das abfolute Gewicht aller Erden
von Ihrem sröberen ober feineren Korn abhängt, d. h. diefelbe Erde
19*
292
wiegt im feinkoͤrnigen Zuflande immer weniger, als im sroblörnigen.
Der Grund davon iſt, daß eine feinkörnige Erde ſtets viel Luft im
ihren vielen Zwiſchenraͤumen eingefchloffen hält. Auffallend iſt es
übrigens, daß, wenn man verfchiedene Erdarten Fünftlich mit einander
mifcht, das Erdgemenge ein Gewicht zeigt, welches etwas größer,
als das arithmetifche Mittel der zu biefem Gemenge angewand⸗
tm Erden iſt. Diefe Erfcheinung laͤßt fi nur durch ein näheres
Bufammentreten von Erdtheilhen in die Iwifchenräume anderer Erd⸗
theilchen erflären, mas wieder vom electrifchen Zuſtand berfeiben ab-
bängig zu fein fcheint. Wei näherer Unterfuchung dieſes Gegenſtan⸗
des dürfte es fich ergeben, daß pulverförmige Kalkerde und fehr
feinee Quarzſand mit einander gemifcht, das größte Gewicht zei-
gen, indem hierbei eine Säure und eine Baſe oder ein negativer
und pofitiver Körper zufammentommen, deren Beſtreben fletd auf in-
nige Bereinigung gerichtet ift. Hiernach müßte alfo auch ein Boden,
der viel freie Alaunerde, Eiſenoryd und feinen Quarsfand enthält,
dichter fein, als ein Boden, welcher weniger freie Alaunerde, u. f. w.
befigt. Die Erfahrung ſcheint diefe® auch zu beftätigen.
b) Die wafferfaffende Kraft der Erben.
Die Adererden enthalten das Waſſer in zwei verfchiedenen For:
men, naͤmlich Im chemifc gebundenen Zuftande, als Kryſtalliſations⸗
eis, oder als hydratiſches Waſſer, und im freien Zuftande, ober als
Kapillarwaffer (hygroskopiſches Waſſer).
Die Quantitaͤt des chemiſch gebundenen Waſſers richtet ſich
hauptſaͤchlich nach der Menge der vorhandenen Humusſaͤure, humus⸗
ſauren Salze, der freien Alaunerde und des Eiſenoxydes, indem dieſe
Koͤrper mehr oder weniger chemiſch gebundenes Waſſer enthalten.
Außerdem komme noch etwas hydratiſches Waſſer in der Kiefelerde,
im Gypſe und mehreren andern Salzen vor. — Hoͤchſt wahrfcheinlic,
haben die Pflanzen von dem chemifch gebundenen Waſſer keinen
Nugen, indem ihre Wurzeln nicht das Vermögen haben wuͤrden, es
den Hydraten zu entziehen.
Das Vermögen ber Erden, mehr oder weniger Waſſer in ihre
Zwiſchentaͤume mechaniſch aufzunehmen und zuruͤckzuhalten, iſt für
die Vegetation von großer Wichtigkeit, nicht bloß, weil das Waſſer
an und fuͤr ſich das Leben der Pflanzen unterhaͤlt, ſondern auch
293
bauptfächlich, weil es ihnen die Nahrungsmittel des Bodens zuführt.
Im Mangel und Weberfluß an Zeuchtigkeit haben wir fehr oft
den Grund der Unfruchtbarkeit des Bodens zu fuhen. Die Faͤhig⸗
keit des Bodens, die Feuchtigkeit zu fallen, iſt aber auch hinſichtlich
der Zerfegungen und DBerbindungen, bie in ihm flattfinden, von
Wichtigkeit, indem ſowohl bei Ueberfluß, als bei Mangel an Feuch⸗
tigkeit die Berfegungen ber organifhen Reſte niemals vollftändig vor
ſich gehen. |
Um die mafferfüffende Kraft einer Erbe auszumitteln, wendet
man folgendes Verfahren an Man trodnet die Exde*) bei einer
Temperatur von 4 500 R. fo lange, bis fie nichts mehr am Ges
wicht verliert. Hierauf fehüttet man 500 Gewichtötheile derfelben auf
ein naſſes gewogenes Filtrum, was fi) in einem Glastrichter befindet,
oder auf Leinwand liegt, die über einen Rahmen ausgefpannt ift.
Alsdann gießt man auf die Erde fo lange Regenmafler, bis fie voͤl⸗
lig durchnaͤßt ift, legt fie, fobald Fein Waſſer mehr tropfenweife ab-
fließt, mit dem Filtrum auf die Waage und beftimmt ihr Gewicht,
woraus ſich dann durch eine einfache Rechnung bie Menge des aufs
genommenen Waffers oder die waflerfaffende Kraft der Erde nad
Prozenten leicht berechnen läßt, . B.:
das Gewicht der getrockneten Erde ift 500 Gemichtstheile,
das Gewicht des naffen Filtrums . 100 n n
bie Summe beider . - . 600 Gemwichtötheile.
Das Gewicht der mit Waſſer gefäts
tigten Erde mit, dem Filttum . 800 Gevwichtstheile,
fo beträgt die Menge des aufgenommenen Waffers 200. Gewichtstheite.
Da nun 500 Gewichtstheile der Erde 200 Gewichtstheile Waſ⸗
fer verfchluden, fo halten 100 Gewichtstheile derſelben 40 Gewichts:
theile MWaffer > zurück; denn 300 : 200==100:x. Die wafferfaf:
fende Kraft diefer Erde wird deshalb durch 40 ausgedruͤckt.
Am Fall man eine Erde auf ihre waflerfaffende Kraft unter:
ſuchen will, die feht viel Humusfäure und humusfaure Salze ent:
hätt, muß man fie, fo wie fie vom Felde genommen ift, mit
— — — —
*, Es iſt nicht gut, zu große Quantitaͤten Erbe zu nehmen, weil bas
Gewicht der Erde felbfl ein Ausbrüden des Waſſers verusfacht.
—
294
Waffer durchnäffen und mwägen, und erft hiernach trocknen, ba bie
Humusfäure und die humusfauren Salze bie Eigenfchaft haben, we⸗
niger Waffer aufzunehmen, wenn fie völlig ausgetrodnet find, ober
das hydratiſche Waſſer verloren haben.
| Profeffor Schübler, ber über die waſſerfaſſende Kraft der Erden
gleichfalls viele Verſuche anftellte, erhielt dabei folgende Refultate:
Waſſer⸗ |Sin Parin
faffende ſer Gubit:
Kraft fuß der
dem Ges Inaffen Erd
widhte enthielt
nad), Waſſer.
p. Cent. | pr.
Erdbarten
Quarzſand W ...
Koll „2 2 er ren.
Gyps in Erhaeflat . . 2: 2...
Kohlenfaure Kallerde in Yulverform .
Kohlenſaure Talkerde in Pulverform .
Bettenartiger Shen » - : 2...
Behmartiger Thon . . 2 2 0.
Reiner rauer Thon » 2 2 20.
Humus ... .
Ackererde (Behimboden) ern e
Die Humusfäure hat folglich nach ber Talkerde bie größte wafs
ferfaffende Kraftz noch größer ift fie aber beim faferigen Torfboden,
denn 100 Gewichtstheile beffelden nehmen 00 — 360 Gewichte:
theile Waſſer in die Zwiſchenraͤume auf, auch wenn er zuvor kuͤnſt⸗
lich ausgetrocknet iſt.
An neuer Zeit hat man auf die waſſerfaſſend ⸗ Kraft des Bo⸗
dens eine für den Landwirth leicht anwendbare Methode begründen
wollen, die Fruchtbarkeit deſſelben ohne Anwendung einer chemiſchen
Analyſe zu beſtimmen, indem man wohl ſah, daß Bodenarten, die
das meiſte Waſſer faßten, auch am fruchtbarſten waren; dieſe Methode
hat jedoch nicht den allergeringſten Werth, da ſie zu argen Fehl⸗
ſchluͤſſen führt; wenn man z. B. einen Boden unterſucht, der viel
fauren Humus enthält, fo tft berfeibe, obgleich er viel Waſſer faßt,
bennoch meift ſehr unfruchtbar.
. 295
Durch Berfuche hat man ausgemittelt, daß bie meiften zum
Getreidebau fich eignenden Bobenarten eine mwaflerfaffende Kraft von 40
bis 70 Proz. befisen. Iſt die mafferfaffenbe Kraft bedeutend gerins
ger oder bedeutend größer, als biefe, fo eignet fich der Boden mehr
zur Nabdelholzzudt und zum Grasbau.
Bei der Beurtheilung des Bodenwerthes, Hinfichtfich feiner waſ⸗
ferfaffenden Kraft, hat man übrigens das Klima, die mittlere Regen:
menge, welche fällt, und bie Zemperatur zu beruͤckſichtigen; benn der⸗
felbe Boden kann in bdiefer Gegend fruchtbar fein, während er es
in einer andern, unter veränderten aͤußern Verhältniffen, nicht mehr
if. Ein Thonboden mit großer waſſerfaſſender Kraft ift in einem
heißen, trocknen Klima fchägenswerth, während er in einem falten,
feuchten Klima nur einen geringen Werth hat. Der lofe Sand:
boden hat wenig Werth in einem trodnen, heißen Klima, während
er mehr werth iſt in einem feuchten u. f. mw. ’
co) Die wafferanhaltende Kraft
Nächft der waſſerfaſſenden Kraft des Bodens iſt es für die Des
getation von hoher Wichtigkeit, wie lange derfelbe die aufgenom:
mene Feuchtigkeit anhält.
Mandye Bodenarten verlieren das Waſſer durch bie Verdunſtung
fehr ſchnell, andere dagegen fehr langfam. Der Sand, der Kalk, ber
Stand und die fehiefrigen Bodenarten trodinen am fehneliften aus, und
bilden deshalb die fogenannten hitigen Bodenarten, während der
Thon, da er das Waffer lange anhält, zu ben kalten gezählt wird.
Um bie wafferanhaltende Kraft des Bodens auszumitteln, laͤßt
ſich folgendes Verfahren anwenden: Man bringt auf eine mit einem’
erhöheten Rande verfehene Blechſcheibe eine beſtimmte Menge der zu
unterfuchenden Erde, fättigt fie völlig mit, Waffer und beſtimmt hier:
auf daB Gewicht. Hiernach üÜberläßt man in. einem verfchloffenen
Zimmer die Erbe mehrere Stunden lang ber Ausduͤnſtung und waͤgt
fie nun, wodurch man denn natürlich die Menge des verbunfteten
Waſſers erfährt. Um jedoch auch die beim Anfange bes Verſuchs
In. ber Erde enthaltene Waſſermenge zu erfahren, trodnet man fie
bei SO? R. Wärme volllommen aus, wonach fi dann die Menge
des verbunfteten Waſſers, je auf 100 Theile des in ber Erde ent:
haltenen Waſſers, leicht veduciren läßt.
2%
3. B. das Gewicht der ducchnäßten Erde war 500 Gewichtötheife,
das Gericht derſelben Erde nad 24
Stunden . 2: 2 2 00.
dad Gewicht der volllommen ausge⸗
teodneten Eite » © 2 0 MO „ n
fo war die Menge des in 24 Stun⸗
+ ben verdunfteten Waffere = . . 200 Gemwichtstheite,
während der ganze Waffergehalt der
Erde am Anfange bes Verſuchs 300 Gewichtstheile
betrug.
Da nun von 300 Gewichtötheilen bes aufgenommenen Waſſers
200 durd die Verbunftung verloren gingen, fo betrug die Menge
des verflüchtigten Wafferd von je 100 Theilen deſſelben 66,66; denn:
300 : 200 = 100: x (66,66),
Profeſſor Schübler, der über die mafferanhaltende Kraft der Erben
gleichfalls viele Verſuche anftellte, echielt Hierbei folgende Refultate:
MW u u
Fähigkeit auszutrocknen:
Bon 10 Bon Tdeile
beiten abſor⸗ aufgenommenen
Grbarten. lbvirten Waffers a ers verbunfte:
verdunftete !ten 90,0 Theile bei
bei HI RI + 15° RR. in
in- 4 Stunden.
Quarfand 2 onen . 54 88,4 Zheite | 4Stnd. 4 Min
Kalllırd . 2 2: 2 2 . 739 „ 4 „MM „
Gyps in @rdafllt . . 2. 717 u 5 „ 1
£ettenartiger Ibon . - . » » .. 52,0 "ji 6 „5 un
Eehmartiger Thon . 0 1 0 2 0 0.0 45,7 „ 7 „ 52 "n
einer grauer Ibn . , « - .. 310 u 1 „ 17 „
Koblenfaure Kalkerde in feinem Zuftande | 38,0 „ 13 „ Bil „
T Koblenfaure Talkerde In feinem Zuftande | 108 „ 3 „a „
Dumusfäure . , ı mn or 0 O5 17 „ 3
Adererde (Lehmboden). » » «+ + 13230 u ıı „15 „
Auf das Austrodnen ber tiefen Erdſchichten In längerer ober
kuͤrzerer Zeit hat nathrlich die verfchiebene Lockerheit und Conſiſtenz
der Aderkrume einen bedeutenden Einfluß; der feine Thon bat
z. B. bei einer 2 Zoll dicken Schicht noch eine feuchte Oberfläche
wenn bie Oberfläche des humoſen Bodens bei bderfelben Tiefe ſchon
lange außgetrodnet iſt.
297
Die wafferanhaltende Krafı des Bodens wird im Ganzen bes
dingt:
1) durdy die Befchaffenheit des Untergrundes,
2) durch die Befchaffenheit der Ader:Krume,
3) durch den Grad der Erwärmung durch die Sonne unb
4) durch den Luftdruck und den Grad des Luftwechfelb.
Einen großen Einflug auf die Verbunftung übt der Luftdruck
aus, weshalb denn auch ein Boden um fo fchneller abtrodnet, je hoͤ⸗
her er Stegt und je mehr. er vom Winde, vorzüglid) vom Oftwinde,
beftrichen wird.
Dos die Ackerktume das empfangene Waſſer mit verfehlebener
Geſchwindigkeit durch fich durchziehen laͤßt, hängt übrigens nicht allein
von ihrer eigenen Belchaffenheit, fondern audh immer mit vom
Untergrunde ab.
Der Humusboden trocknet fchneller ale der Thonboben aus, weil
er poröfer iſt u. ſ. w.
Durch das Austrodnen an der Luft verliert der Boden meift
nur das Kapillarwaffer, nicht alfo dasjenige, was er chemiſch ges
bunden hält. Durch das Gefrieren verlieren dagegen mandye Bodens
beftandtheile auch das Wafler, was fie chemifch gebunden haben,
fo das Eifenorpd, die Humusfäure und bie humusſauren Salze.
Enthält ein Boden viele Salze, welche Keuchtigkeit aus der Luft
anziehen, 3. B. falzfaure Kalk: und Talkerde, fo hat diefes einen be:
deutenden Einfluß auf feinen Feuchtigkeitszuſtand, denn er trodnet
dann niemals gänzlich aus, ba diefe Salze über Nacht immer viele
Waſſerduͤnſte anziehen, Ein Fall, welcher indeß nur felten vorkommt,
d) Die Haarroͤhrchenkraft.
Die Haarroͤhrchenkraft Abe auf den Feuchtigkeitszuſtand der Acker⸗
Erume gleichfalls einen bedeutenden Einfluß aus, indem dadurdy das
Waſſer von unten auf in bie Höhe gezogen wird. Ste hängt vor:
zuͤglich von der Feinheit der Erdtheile ab, indem die Zwiſchenraͤume
dann fo befchaffen find, daß fie in ihren Wirkungen ben feinen
Haarroͤhrchen gleich kommen,
Um den Grad der Haarroͤhrchenkraft einer Bodenart zu erfor⸗
ſchen, thut man gettodnete und fein zerkleinerte Erde in einen unten
298
und oben offenen Glascylinder, drüds fie etwas feft und fest hierauf
den Glascylinder in ein Gefäß mit wenig Waſſer. Aus ber verfchie=
denen Gefchwinbigkeit, mit welcher dann die Erde das Waſſer in die
Höhe zieht, erfennt man ben Grad der Haarroͤhrchenkraft. Es fin⸗
det übrigens ein Unterfchied Statt, wenn man bie Erde fehr feft
oder nur loſe in den Glascylinder gebrüdt bat,. und da fi das
Waſſer am fehneliften dann erhebt, wenn bie Exbe loder tft, fo geht
daraus hervor, wie nüslich auch in diefer Dinficht die tiefe Boden⸗
bearbeitung mit dem Untergrundpfiuge if. Die Haarroͤhrchenkraft
nuͤtzt nämlich den Gewaͤchſen auf doppelte Weife, einmal weil dadurch
das Waſſer des Untergrundes in die Höhe gehoben wird und zweitens
weil fih mit dem Waſſer auch die leicht Löslihen, den Pflanzen zur
Nahrung dienenden Salze erheben.
e) Die Sigenfhaft der Erben, Feuchtigkeit aus ber
Atmosphäre anzuziehen.
Außer dem Quarzſande haben alle Exden, die ben Boden confli-
tuiren, bie Eigenfchaft, ſofern fie‘ bis zu einem gewiflen Grade ausge:
trocknet find, mehr oder weniger Feuchtigkeit aus ber Luft anzuziehen,
was natuͤrlich für das Pflanzenwahschum von hoher Wichtigkeit if.
Am ſtaͤrkſten zeigt fi die Anziehung von Feuchtigkeit aus ber
Atmosphäre beim Thonboben, zumal wenn er viel Humus enthält,
da diefer, Körper von allen Beſtandtheilen des Bodens bie meifte
Feuchtigkeit aus ber Luft anzieht; jedoch verhalten fih bie Humus⸗
arten in diefer Beziehung etwas verſchieden; der Heibehumus z. DB.
zieht, weil er viel Humuskohle und Wachsharz enthält, nicht fo viel
Feuchtigkeit aus der Luft an, als der milde Humus, der größtentheils
aus humusſauren Salzen befteht.
Ale Erden ziehen über Nacht mehr Feuchtigkeit an, ald am
Zage, aber fie geben die des Nachts abforbirte Feuchtigkeit im Sons
nenlichte durch Verdunſtung der an die Pflanzenwurzeln wieder ab,
Die geloderten Erden ziehen übrigens immer mehr Feuchtigkeit an
als die feflen und nur der reine Quarz Sand macht hiervon eine
Ausnahme. Daher der Nutzen des Behadens der Brachfrüchte, bei
Dürre,
Aus der Fähigkeit des Bodens, mehr oder weniger Feuchtigkeit
aus der Luft anzuziehen, hat man. gleichfalls ſchon auf den Grad
—
299
feiner Fruchtbarkeit fchliegen wollen, ift jedoch dabei zu feinem ſicheren
Mefultate gelangt, da felbft ein magerer Thonboden mehr Feuchtig:
keit abforbirt, als ein reicher Lehmboben.
Um zu erfahren, wie viel Seuchtigkeit eine Bodenart aus ber
Luft abforbirt, legt man eine beſtimmte Dienge der fein gepulverten
und zuvor völlig ausgetrodneten Erde auf eine Scheibe, die ſich uns
ter einer Glasglocke befindet, welche mit Waſſer gefperrt ift, laͤßt fie
12, 24 dis 48 Stunden in einer mittlern Temperatur (12 — 15°R.)
darunter liegen und wägt fie hiernach. Die Gewichtszunahme ent:
fpriht dann der Menge ber abforbirten Wafferdünfte
Auch hieruͤber ftellte Profeffor Schübler fehl viele Verſuche an
und erhielt dabei folgende Refultate:
1000 Gewichtstheile trock⸗
ner Erde, die auf einer
Scheibe ausgebreitet waren
und ſich unter einer mit
E rdarten. Waffer . gefperrten Glasgiocke
befanden, abſorbirt in
! HE ee 8 0 0 Q
rer nen 2 3 3
Gyps in Erhalt . . 2 2 0. 1 1 l 1
Koblenfaure Kalkerde in Dulverform 4 26 31 35 3
Kobienfaure Talkerde in Pulverform | 69 76 80 82
gettenartiger Thon » . 2 2 0... 21 3% 2 3
kehmartiger Ebon . » » 2 0. 30 34 35
Keiner grauer Thon . .» . 37 42 48 49
Dumudfäure . - 2 > 2 0. so 97 | 110 | 1%
Adererde (Lehmboden). . . +.» 16 23 3 23
Beim. Gypſe fehen wir, baß er faſt gar Bein Wafler aus ber
Luft anzieht. Gewoͤhnlich glaubt man aber, daß der Gyps, ale
Dünger angewendet, hauptſaͤchlich dadurch die Wegetation belebe, daß
er Feuchtigkeit aus der Luft anziehe, melche er dann den Pflanzen
überliefere. — So zerfallen viele Theorien, welche am Schreibtifche
erfonnen wurden, oft in nichts, fobalb man Erperimente barüber
anftellt,
300
fl Die Eigenfhaft der Erden, Bauerfloff aus der Atmos⸗
pbhäre zu abforbiren.
Durch viele Berfuche ift man belehrt worden, baß die Erden das
Vermögen haben, Eauerftoff aus der Luft zu abforbiren, jedoch thun
fie dieſes hauptfählih nur im feuchten Zuftande, denn trodnet man
fie ſtark aus, fo verlieren fie diefe Eigenfchaft beinahe gänzlich.
Die SauerftoffsAbforbtion der Erden, welche zum Theil auf ber
allgemeinen Eigenſchaft der pordfen Körper beruht, im feuchten Zus
flande vörzugsmweife Sauerftoffgas zu abforbiren, hat unftreitig
auf die Vegetation einen bedeutenden Einfluß, indem der Sauerſtoff
nicht nur beim Keimen ber Saamen eine fehr wichtige Rolle fpielt,
fondern auch zum Leben der nachherigen Pflanzenwurzeln unumgaͤng⸗
lich erforderlich iſt.
Der vom Boden abſorbirte Sauerſtoff gewaͤhrt jedoch auch noch
in anderer Hinſicht der Vegetation großen Nutzen; er bewirkt naͤmlich,
daß aus allen Koͤrpern, welche organiſchen Urſprungs ſind, Subſtanzen
entſtehen, die den Pflanzen zur Nahrung dienen, zu welchen, wie wir
ſchon wiſſen, Kohlenſaͤure, Humusſaͤure, Salpeterſaͤure, Phosphorſaͤure,
Schwefelſaͤure, Erden, Oryde und Alkalien gehören. Andere Körper
des Bodens, welche leicht als Gifte wirken, erleiden dagegen durch
den abforbirten Sauerftoff eine ſolche Veraͤnderuug, daß fie nun
nicht mehr ſchaͤdlich werden; das Eifen» und Manganorydul verwan-
deln fi nämlich in Eifen- und Manganoxyd. Wir fehen alfo bier:
aus, daß der Sauerſtoff vom Boden nicht allein mechaniſch ſeſtgehal⸗
ten wird, ſondern daß er auch chemifche Verbindungen mit mehreren
feiner Beſtandtheile eingeht.
"Die Bearbeitung bes Bodens hat nun das Gute, dag dabei immer
neue Erdfchichten mit der Luft in Berührung kommen und ba fie
fo viel Sauerftoff abforbiren, fo werden fie badurh aud mehr
und mehr befruchtet. Allen Bobenarten, die leicht dicht und feſt wer⸗
den, ift deshalb eine fleißige Bearbeitung befonders nuͤtzlich.
Außer dag der Boden ben atmosphärifhen Sauerftoff abforbirt,
‚sieht ee aber auch noch das Eohlenfaure und Stickgas, fo wie andere
zufällig in ber Atmosphäre befindliche Luftarten, als Ammoniat:
und Schwefelmafferftoffgas, an, von weichen mir mit gutem Grunde
annehmen Einnen, daß fie gleichfalls das Pflanzenwachsthum befördern
werden, da Schwefel, Kohlenftoff, Stidftoff und Wafferftoff zu den
301
Elementen gehören, bie wir in den Pflanzen finden. Auf die Ab»
forbtion der Gaſe haben Übrigens ber Luftdrud, die Temperatur, bie
chemifhen Beftandtheite bes Erdreichs und die Feuchtigkeit einen bes
deutenden Einfluß, denn wird der Boden buch die Sonnenftrahlen
ſtark erwärmt, fo nehmen die mechanifch abforbirten Gasarten wieder
Luftgeftalt an, und find die Poren des Bodens gänzlih mit Waſſer
angefüllt, fo finden fie keinen Pla darin. Nur das Ammoniak
bleibt ganz darin, weil es fich mit der vorhandenen Humusſaͤure chemiſch
verbindet. Daraus erhellet der Nugen, welcher aus der Beſchattung
des Bodens mittelft Fruͤchten entfteht; nicht minder wird dadurch
bewiefen, wie nachtheilig die übermäßige Beuchtigkeit auch in dieſer
Hinfiht den Pflanzen wird.
g) Die Bolumensverminderung, weldhe die Erben beim
Austrodnen erleiden.
Wenn die Erden, nachdem fie durchnäßt worden find, austrock⸗
nen, fo fhrumpfen die meiften mehr oder ‚weniger zufammen, oder
ziehen ſich in einen engern. Raum zurüd, dadurch entſtehen dann
Riffe und zumeilen große Borften Im Boden, wodurd die Pflanzen
oft bedeutenden Schaden nehmen.
Um diefe Eigenfchaft der Erden genauer kennen zu lernen, formt
man von ben zu unterfuchenden Bodenarten in ihrem bdurchnäßten
Zuftande gleich große wärfelförmige Stüde (von menigftens 8 Cubik⸗
zoll) und laͤßt fie fo lange an der Luft trodnen, bis fie nichts mehr
am Gerichte verlieren; nachher mißt man die Stüde, woraus fich
dann bie Volumensverminderung ergiebt.
Profeffor Schübler fand bei den, hier in der Tabelle aufgeführs
ten Erden folgende Bolumensverminderungen:
1000 Gubit: | 1000
linien vermin⸗Theile ver:
a
Erdarten. derten ihr babe ihr
Bolumen | Bolumen
bis auf um
Duarz fand a2 8 8 8 4 . 0. 0 G.⸗e. 0
ettenartiget Thon. 940, 60
Sehmartiger Zboon . .. Hi „ 89
einer grauer Thon . v x 0. . SIT „ 183
Humusſaäͤure.. . 0 %„ %00
Yulverförmige kohlenſaure Kaiterde gV „ 50
Adererde (Rehmboden) . . » . 880 „ 120
Aus diefer Tabelle iſt erfichtlih, daß ber Grad der Volumens:
Verminderung ber Erden in keinem birecten Verhaͤltniſſe mit ihrer
mwafleranhaltenden Kraft fleht.
Die Eigenfchaft der Bodenarten, befonders des Mergels, durch
Anfeuchten und wieder Trockenwerden in viele Eleine Stuͤcke zu zer:
fallen ober kruͤmlich zu werden, laͤßt fich genügend aus der großen
Berfchlebenheit der Volumensverminberung, welche die Bodenbefland:
teile, ald Thon, Kalt, Humus u. f. w. beim Austrodinen erleiden,
erlären, denn fei der Boden ober Mergel auch noch fo innig gemifcht,
fo liegen deren Beſtandtheile doch nur nebeneinander. Die einzelnen
Theile verändern alfo durch das Zufammenfchrumpfen in verfchiebenen
Berhältniffen ihr Volumen, welches dann natürlich Ihre Trennung
und das balbige Zerfallen zur Folge hat.
h) Die Feſtigkeit und Gonfiftenz bes Bobens betreffend,
Sowohl die Feuchtigkeit des Bodens, als deſſen leichtere oder
fhwerere Bearbeitung wird durch den Grad ber Feſtigkeit und
Confiftenz beffelben bedingt. Die Pflanzenwurzein innen ſich
nicht ausdehnen und Nahrung zu fi nehmen, wenn ihnen der Bo:
den zu große Hinderniſſe darbietet, und ein Thonboden iſt bekannt:
lich ſchwieriger zu bearbeiten, als ein Sandbobden.
Der Grad der Seftigkeit und Conſiſtenz des Bodens wird am
beſten durch einen Kraftmeſſer (Dynamometer), welchen man am
Pfluge anbringt, ermittelt. Alte übrigen Vorkehrungen geben menig-
303
ſtens Bein fo zuverläffiges Reſultat. Man muß jeboch bie Bobenar:
ten nicht nur mit ein und demfelben Pfluge, fondern auch bei ver⸗
ſchiedenen Feuchtigkeitszuftänden umpflügen unb daraus dann das
Mittel ziehen.
Bearbeitet man einen Boden im naffen Zuftande, fo ift nicht
blos der Zufammenhang der Erdtheile unter fi, fondern auch ihre
Adhaͤſion an die Adergeräthe zu überwinden. Es macht aber aud)
immer einen Unterfchied. aus, ob die Aderinffrumente von Holz oder
Eifen find, indem die Erden an dem Holze ſtets ſtaͤrker adhäriren, .
als an dem Eifen. |
Hat man übrigens die Confiftenz eines Erdreiches im trodinen
Zuftande gefunden, fo kann man mit großer Wahrfcheinlichkeit auch
auf deſſen Eonfiftenz im naſſen Zuſtande ſchließen. Die Thonboden
ſind ſowohl im trocknen, als naſſen Zuſtande am ſchwerſten zu bear⸗
beiten; die ſand⸗ und humusreichen Bodenarten dagegen am leichtes
fin u. ſ. w.
Profeffor Schuͤbler gelangte durch mehrere Vorrichtungen in bies
fer Beziehung zu folgenden Reſutaten:
Sm trods| Im naffen Zus
men Zuftnd.
: an an bie
Betigteit Adergeräthe, bei eine
Grdbarten die des Bräche | von I Parif
Thons O Fuß.
= 10 Eifen Holz
Quassfand . . 2 2 2 0 ne. 0 3,8 4,3
Kollland -. » . 2 2 0 4,1 4,4
Gohpöcrde . > 2 2 2 nn 7,83 10,7 11,8
Bettenartigee Thon - . » 2 2 0. 57,3 : 79 8,9
Reiner „grauer bon . » 202. 100,8 3170 29,2
Dumudfäure . ver. . 8,7 8,8 9,4
Ackererde ehmboden). FE 33,0 5,8 6,4
i) Die Eigenſchaft ber Erden, durch das Sonnenlicht mehr
ober weniger erwärmt zu werben,
Die Erwaͤrmung bed Bobens duch das Sonnenlicht, welches
auf dad MWachsthum der Pflanzen einen großen Einfluß bat, hänge
von folgenden äußern Umftänden ab:
304
1) von der verfchiebenen Farbe ber Exboberfläche,
2) von dem Grade der Feuchtigkeit, in welcher fi die dem Son:
nenlichte ausgeſetzte Erbe befindet,
3) von den Beſtandtheilen der Exde felbft, und
4) von dem Winkel, unter welhem die Sonnenftrablen auf bie
Erde fallen.
Die dunkel. gefärbten Körper erwärmen ſich in den Sonnenſtrah⸗
fen immer ftärker als die lichten, mithin wird ein Boden, welcher
Humuskohle, Humusfäure und humusfaure Salze, Elfen: und Mans
ganoryde enthält, ftärker im Sonnenlichte erwärmt, als ein meißer
Kreide oder Thonboden. Iſt er jedoch fehr locker oder hält er viele
Luft eingefchloffen, fo dringt die Wärme niemals tief ein, und eine naffe
Erde dem Sonnenlichte ausgefegt, nimmt niemals die Temperatur,
als diefelbe Erbe im trodnen Zuftande an, ja die durch Waſſer⸗
verdunftung entftchende Zemperaturerniedrigung beträgt oft 5— 6° MR.
Die einzeinen Erden zeigen, fo lange fie mit Waſſer gefättige find,
in biefer Beziehung nur eine geringe VBerfchiebenheit.
Die mandherlei Beftandtheile des Bodens an fi) haben auf bie
Fähigkeit der Erde, fih in der Sonne verfchieden zu erwärmen, weit
geringem Einfluß, als die Farbe und Feuchtigkeit. Die größere Tem⸗
peraturerhöhung, welche burch eine dunkle Oberfläche veranlaft wird,
ft aber nicht blos vorübergehend, fonbern bleibt, fo lange die Sons
nenfirahlen auf bie Erden einwirken, auch anhaltend größer,
Die Erwärmung der Erden ift unter übrigens gleichen Umftäns
den aus phufitalifchen Gruͤnden immer defto größer, je mehr der Wins
Bel, welchen bie Erdoberfläche mit dem Sonnenlichte bildet, ſich einem
rechten Winkel nähert. Hieraus erklärt fih zur Genüge, wie die
Wärme an Abhängen gegen Süden auch In nörblihen Klimaten fo
bedeutend fein Bann, dag fih Wein daran erziehen läßt.
Nach Profeffor Schuͤbler's Verſuchen betrug die hoͤchſte, bloß:
durch Sonnenwärme veranlaßte Temperatur des Bodens bei Tübin-
gen Mittags bei Weftwind und ruhiger völlig heiterer Witterung,
bei 20,5 R. Zemperatur im Schatten, 54! R., mithin im Sonnens
lichte 33,5° mehr.
Außer daß fi ber Boden durch die Sonnenftrahlen und bie
Temperatur ber Luft erwärmt, erfolgt ſolches auch noch durch das
Naßwerden deſſelben in fehr trocknem Zuſtande, da einige Körper
des Bodens, ald die Alaunerde, das Eifenoryd, die Humusfäure und
305
die humusſauren Salze, das Waffer, welches fie entweder durch flarke
Erwärmung im Sonnenlichte oder burdy Kälte verloren haben, wies
ber chemiſch binden, mobei dann Wärme frei wird; indeß iſt bie
MWärme, melde fich hierbei entwickelt, fo unbebeutend, daß die Weges
tation feinen mefentlihen Mugen bavon haben kann. Daffelbe iſt der
Fall mit derjenigen Wärme, welche bei den Berfegungen ber organifchen
Reſte, des Miftes, Humus u. f. w. entfteht, obgleich man gewöhns
lich glaubt, daß der Miſt an und für fih ben Boden erwärme.
k) Die Fähigkeit der Erden, die aufgenommene Wärme
längere oder kürzere Zeit anzubalten.
Da die Erden die Eigenfchaften haben, die ihnen durch das
Sonnenlicht oder durch die Temperatur der Luft mitgetheilte Wärme
verſchieden lange anzuhalten, oder erſt nad) und nad) an bie Umges
bungen abzugeben, fo hat auch dieſes einen fer bebeutenden Einfluß
auf das Pflanzenwachſthum.
Um die Erden auf dieſe Eigenfchaft zu prüfen, bringt men
gleiche Quantitaͤten bderfelben im trocknen Zuftande in gleich große
Gefäße von ein und demfelben Material (dünnes Eiſenblech),
erwaͤrmt fie hierauf bis auf einerlei Temperatur und beobachtet dann
duch ein in ihre Mitte geftelltes Thermometer die Zeit, welche fie
bedürfen, um ſich wieder bis auf ben früheren Temperaturgrad abzu⸗
kuͤhlen.
Profeſſor Schübler, der in dieſer Himſicht viele genaue Verſuche
anſtellte, erwaͤrmte zu dem Ende je 30 Eubikzoll der einzelnen Erden
bis auf 50 R. und beobachtete in einem gefchloffenen Zimmer bei
einer Temperatur von 130 R. die Zeit, welche bie Exden beburften,
um bi8 auf 17°R. zu erkalten. Er feste bie wärmehaltnde Kraft
des Kalffandes — 100,08 und reducirte Hierauf die uͤbrigen Er:
den. Die Ergebniffe feiner Unterſuchungen find in ber folgenden
Tabelle enthalten.
306
Märme: Eänge ber Zeit,
baltende welche 30 Gubityo Erbe
Kraft, bie) möthig batten, um
Erdarten. des Kalk⸗ im einer Temperatur
ſandes ==|von 13° R. von 30°
00,0 17° zu erfalten.
geſetzt.
Kalkſand. ne. 100,0 | in 3 Stnd. 30 Min.
Quarzfand . 2... 0. 95,6 „In Du
Sypöerde - » 2 2 2 nn. 73,8 „3 on A u
gettenartiger Thon . . » .. 76,9 „Zn 4.
Behmartiger Ahon . . ... . - 71,8 „2 u du
Keiner grauer Zn . 220. 66,7 „2 u 19.
Koblenf. Talkerde in feinem Zuftande 38,0 in DD u
Kohlen. Kalkerde in feinem Zuftande 61,0 „2: „ 10.
Humus sfaͤuree 49,0 „I 8.
Ackererde Eehmboden). en. 70,1 un An
Hiernach befigen folglich die Sandarten bie größte waͤrmehal⸗
tende Kraft, wenn die Erden in gleichen Quantitäten dem Volumen
nach verglichen werden, Haben bie Sandbodenarten eine gewiſſe
Temperatur, erreicht, fo behalten fie diefelbe bedeutend länger, als bie
meiſten übrigen Bodenarten. Die geringe Menge Seuchtigkeit, welche
diefelben in ber Regel zu enthalten pflegen, ift aber auch mit der Grund,
warum fie fidy weniger fchnell abkühlen.
Der Humus hat nähft der kohlenfauren Talkerde die geringfle
wärmehaltende Kraft. Feuchte, humusreiche Bodenarten erwärmen ſich
in der Sonne nur langfam, weil das verdunftende Waſſer viele
Wärme chemifc, bindet. - Trockne, fehr humusreiche Bodenarten er:
wärmen. ſich aber nach umten zu, deshalb langſam, weil fie ihrer
großen Porofität wegen viel Luft, als den ſchlechteſten Waͤrmeleiter,
eingeſchloſſen halten.
Aus Schuͤbley's Verſuchen ergiebt ſich noch bat Solgende: je
mehr Maffe die Erde in bemfelben Volumen befigt, ober je größer
ihr abfolutes Gewicht iſt, defto größer ift im Allgemeinen ihre wärme:
haltende Kraft, fo daß wir aus dem abfoluten Gewichte einer Erbe
auch mit ziemlicher MWahrfcheinlichkeit auf ihre größere oder geringere
wärmehaltende Kraft fchließen Binnen.
307
) Das galvanifhe und electrifhe Verhaältniß der Erben
und ihre Leitungsfähigkleit für die Eleetrieität.
Da dei den chemifchen Procefien, die fortwährend im Boden
Statt finden, z. B. bei der Zerſetzung bes Miſtes und der orgenis
ſchen Refte, ber Bildung von Humusfkure und humusſauren Galsen,
ber höheren Oxydation bed Eifens und Mangans, der Entflehung von
kieſelſauren Salzen u. f. w., fortwährend Gfectrieität erregt wird und
biefetbe einen bedeutenden Einfluß auf die Wegetation’ hat, fo iſt es
wichtig, daß man auch hierauf bei der Unterſuchung ber phyſiſchen
Eigenſchaften des Bodens Ruͤckſicht nehme.
Selbſt durchs Reiben ber Erdtheile wird Electricität entwickelt.
Wenn man z.B. bie feinen Theile einer Exde, welche beim Abſchlaͤm⸗
men entftehen, in laͤngliche Stüde zufammenbadt, trodnet und dann
mittelft eines Meſſers etwas davon abfhabt und auf die Scheibe eis
nes Electrometers fallen läßt, fo zeigt das voltaifche Strohhalm⸗Elec⸗
teometer bei diefem Verfahren gewöhnlich eine Abweichung von 4 bie
> Grad, Mir dürfen deshalb woht annehmen, daß während ber
Bearbeitung des Bodens, wobei Reibung Statt findet, gleichfalls
Electricitaͤt erregt wird; ob fie aber den Pflanzen nüst, iſt noch nicht
erralttelt worden.
Setzt man humusſaure Salze, in Waſſer gelöft, dem Strome
der voltaifchen Säule aus, fo entiteht fogleich eine Zerſetzung derſel⸗
ben. Die Humusſaͤure zieht fih nämlich in braunen Floden um
das yofitive ober Zinfende zufammen, während die Baſen (Alkalien,
Erden und Orybe) fi) um das Kupfer oder negative Ende ber Pos
larbraͤhte anfammeln. Aehnliche Zerfegungen werben ohne Zweifel
auch im Boden vorgehen.
As Nichtleiter der Electricitaͤt verhalten ſich im trocknen
Zuſtande Sand, Kalk, Talk und Gyps. Die Thonarten verhalten
ſich Dagegen als Hakbleiter und bie zuſammengeſetzten thonhaltigen
Erden ats ſchwache Halbleiter. Das Eifenogyb und bie Feuch⸗
tigkeit, welche ſich in allen Thonarten befinden, feinen hiervon die
Ueſache zu fein. _
Schließlich fei noch bemerkt, daß bie Unterfugung der Erden auf
ihre yhußſchen Figenfchaften, mis manchen Schwierigkeiten verbunden iſt.
Bei den meiſten Unterfuchungen duͤrfte indeß die Beilimmung ihrer
wafßschaltenden Kraft, ihrer Schwere, Confiftenz und Farbe fon hin
20*
308
reichend fein, .um mit vieler Wahrfcheinlichkeit auch auf bie übrigen
phyſiſchen Eigenfchaften fchliefen zu können. Je gewichtiger eine
Erde tft, befto größer pflegt auch ihre wärmehaltende Kraft zu fein;
je dunkler fie iſt und je weniger maflerhaltende Kraft fie befigt, deſto
ſchneller erwärmt fie fih im Sonnenlichte. Je größer ihre waſſethal⸗
tenbe Kraft ift, deſto mehr Feuchtigkeit zieht fie im trodnen Zuflande
aus ber Atmosphäre an, deſto langſamer trodnet fie aus und um fo
mehr Sauerftoff und Kohlenfäure zieht fie aus ber Luft an, und
endlich je mehr Confiftenz und waſſerhaltende Kraft ein Erdreich bes
fit, defto kaͤlter und näffer iſt es auch.
Bon der chemifchen Unterſuchung der Ackererden.
Die Güte des Bodens, ſowohl der Oberfläche als bed Unter:
grunbes, laͤßt fi) zwar einigermaßen ſchon aus feinen phyſiſchen Ei⸗
genſchaften, aus der Menge feiner abſchwemmbaren Theile, aus den
barauf wildwachfenden und angebauten Pflanzen u. f. mw. erfennen ;
allein voͤllig zuverläffig ft fein Werth nur dann zu beurtheilten,
wenn man ihn einer chemifchen Unterſuchung unterworfen bat, ins
dem man nur hierdurch erfährt, ob er auch in hinreichender
Menge diejenigen Körper enthält, welche die Nahrungsmittel ber
Pflanzen ausmachen. Der Boden ift oft weder zu feft noch zu loder,
weder zu naß noch zu troden, weder zu Ealt noch zu warm, weber
zu hoch noch zu niedrig, er befindet fich unter einem fehr günfligen
Klima, beſitzt ein gutes Verhältnig von abſchwemmbaren Theilen, ents
hält oft vielen Humus, hat eine gute Neigung und iſt dennoch oft
unfruchtbar, weil es ihm man an einem einzigen Stoffe .fehtt,
welcher zu den Nahrungsmitteln ber Pflanzen gehört. Zuweilen trägt
er aber auch wohl deshalb Feine guten Pflanzen, well er einen fehr
leicht In Waſſer loͤslichen Pflanzennahrungsfloff in zu großer Menge
befigt, oder weil er Körper enthält, bie als Gifte auf das Pflan-
zen-Wachsthum mirken. Um ſich deshalb über alle dieſe möglichen
Fälle Gewißheit zu verfchaffen, bleibt Tein anderer Weg übrig, ale
ben Boden einer recht genauen chemifchen Analyfe zu unterwerfen.
309 .
Bisher hat Freilich die chemifche Unterſuchung der Adererben wenig
practifhen Nusen gewährt, aber nur deshalb, weil man von dem Ges
fichtspunkte ausging, daß dabei nur einige wenige Körper beruͤck⸗
fichtigt zu werden brauchen. Man mar damit zufrieden, wenn man
den Boden auf feinen Gehalt an Humus, Kalkerde, Talkerde, Alauns
erde, Kiefelerde und Eifenoryb unterſucht hatte, indem man glaubte,
daß ſich fchon heiraus der Werth deffelben ermäßigen laſſe. Alle älteren
Analpfen von Bodenarten haben in der That fehr wenig Werth, indem
man babei gerade diejenigen Körper faft gänzlich unberuͤckſichtigt ließ,
welche bei der Ernährung der Pflanzen mit die wichtigfte Rolle fpies
Ien, wozu namentlidy der Gyps, das Kochſalz, bie Kalis und phos⸗
phorſauren Salze und die Stickſtoff haltigen Körper gehören. /
So wichtig nun auch die chemifche Unterfuhung des Bodens
ift, um danach feinen wahren Werth beftimmen zu können, fo uns
möglich ift es doch, jede Kleine Fläche auf ihre chemifchen Beſtand⸗
theile zu unterfuchen ; wir müffen uns deshalb damit begnügen, nur
die Hauptbodenarten, welche auf einem großen Areale vorkommen, zu
analpfiren und hieraus ein Durchfchnittörefultat ziehen, wobei es ſich
natüuͤrlich von felbft verfteht, daß man die Haupteaffen der Boden⸗
arten nicht unter einander mifche.
Am wenigften foll aber bei ber chemifchen Unterfuchung bes Bo⸗
dens der Untergrund unberhdfichtigt bleiben, indem wir, wenn wir deſ⸗
fen Beftandtheile kennen, mit Sicherheit fchließen können, ob auch biejes
nigen Pflanzen mit Vortheil anzubauen fein werben, deren Natur es
if, lange Wurzeln zu treiben. Alte diefe Pflanzen, zu welchen nament-
lich der rohe Klee, die Kucerne und Esparfette, der Taback, der Mais,
die Runkelruͤben, die Möhren, ber Raps, die Erbfen und Bohnen,
die Lupinen, der Hanf, der Hopfen und der Kohl gehören, verlangen
nämlich, dag der Untergrund, wenn fie gedeihen follen, eine hinrei⸗
ende Menge Kali, Natron, Kalt, Talk, Schwefelfäure, Phosphors
fdure und Chlor enthalte. Aus dem Vorkommen gewiſſer tiefwurs
zeinder wildwachſendet Pflanzen laſſen fih zwar mit Sicherheit bie
Beftandtheile des Untergrundes erkennen, allein oft find fie zufaͤllig
nicht vorhanden .und dann auch iſt es unmöglich, aus ihrem Vor⸗
kommen auf bie jedesmalige Menge dieſes ober jenes Stoffes im Un»
tergeunde zu ſchließen.
Wenn nun gleich nach ben Mefultaten, welche die chemifche
Unterfuchung Tiefert, am ſicherſten der Werth des Bodens beſtimmt
310
werben kann, fo foll man fich doch niemals ganz allein darauf ver⸗
laffen, am wenigſten berjenige, welcher ſich noch feine hinreichende
Fertigkeit in der chentifchen Analyſe erworben hat. Für diefen bleibt
es immer nothwendig, daß er die Güte des Bobens auch nach feinen
äußern Kennzeichen beurtheile und daß er Beobachtungen darüber ans
elle, wie die angebauten Pflanzen fih bei Dürre und Näffe und
in iheen verfchiedenen Wachsthumsperioden verhalten. Er fol alfo
außer der chemifhen Analyſe keinen Gegenftand unberuͤckſichtigt laſſen,
wodurch fih die Natur und Befchaffenheit des Bodens erforfchen läßt.
Bei der chemifchen Unterfuchung des Bodens, fei es nun ber
ber Ackerkrume oder der bed Untergrundes, hat man beſonders auf
bie im Waſſer Leicht Lößlichen Körper zu fehen, bu es gerabe biefe
‚Beftandtheile find, welche den Pflanzen entweder fehr nuͤtzlich, oft
aber auch ſehr ſchaͤdlich werden. Dabei iſt nicht die kleinſte
Menge irgend eines Körpers überfehen, denn da man etwa nur ein
Pfund Erde in Unterfuchung nimmt, fo geht daraus hervor, baß fie
im Boden, bis zu der Xiefe, in welcher berfelbe von den Pflanzen
twurzen durchdrungen wird, zu einer bedeutenden Quantitäten ans
wähft. Findet man z. B. in einem Pfunde Erde auch nur Y, Gran
Gyps, fo find in einer Schachtruthe Erde, da diefe 16000 Pfund
und mehr wiegt, 4000 Stan enthalten und folglich In der Flaͤche
eines Magdeb. Morgens bis zu der Tiefe von ein Fuß 480000
Gran oder 62 Pfund, was fchon hinreichend iſt, um auf das Pflans
zenwachsthum eine bedeutende Wirkung auszuüben, da 30 Pfund
Gyps pr. Morgen au manchen Orten ſchon eine gute Düngung find.
Zu den Körpern, welche fich dem Boden durch Waffer entzichen
laffen, gehören befonder® der Gyps, dad Kochſalz, die Salpeterarten,
das fchroefelfaure Kalt und Natron, der falsfaure Kalt, das humus⸗
faure Ammoniak und andere leicht im Wafler Iösliche Salze des
Kalbe, Takes, Natrons, Kalie und Ammoniaks. Zuweilen teifft
man aber auh im Mafferauszuge Salze des Eifens, Mangans und
der Alaunerde an. Bodenarten, welche diefe Körper enthalten, find
in der Regel fehr unfruchtbar. Die fehr humusreichen Bodenarten
liefern dagegen, mit Waſſer extrahirt, ſtets freie Humusfäure, waͤh⸗
rend dieſelbe in den geduͤngten und ſehr fruchtbaren Ackererden meift
mit Kalt, Talk, Kalt, Natron, Ammoniak und andern Baſen verei⸗
nigt iſt und ſich daher im Waſſerauszuge als humusſaure Salze
(Ertracttofteff) befindet.
311
Vorzüglich hat man die Art des im Boden befindliden Humus
zu berüdfichtigen, ob ee nämlidy Eohlig, fehr fauer, harzig oder ſtickſtoff⸗
haltig ift, indem befonders der leztere das Wachsthum der Pflanzen
fehe befördert, während es vom fauren, Eohligen und harzigen Pumus
weniger Nugen bat.
Meiter hat man den Boden recht genau auf die Menge feiner
Kalk⸗ und Talkerde zu unterfuchen, da beide Körper zu den aller
nothwendigfken Pflanzennahrungsmitteln gehören; wobei indeß zu bes
merken ift, daß er davon, um felbft fehr fruchtbar zu fein, viel wes
niger zu emihalten braucht, als gewöhnlich für nöthig erachtet wird,
Viele’ behaupten nämlich, ein Boden müffe mindeftens 4 Pros. Kalk⸗
und Talkerde enthalten, um fich der Vegetation günftig zu zeigen,
was indeß hinlaͤnglich durch die weiter unten mitgetheilten chemiſchen
Analyſen der allerfruchtbarflen Bobenarten Deutfchlands u. f. w. widerlegt
wird, indem manche derſelben nur 1 — 2 Proz. und noch weniger
Kalle und Talkerde enthalten. Jedoch kommt fehr viel darauf an,
mit welchen Säuren beide Erden verbunden find, indem die Pflanzen
von ber kiefelfauren Kalt: und Talkerde wenig oder gar keinen Nusen
haben, während fie ihnen, wenn fie mit Schmwefelfäure, Phosphor:
fäure, Salpeterfäure, Salzfäure, Koblenfäure und Humusfäure ver:
einige find, ſehr wefentliche Dienfte leiſten.
Bon großer Wichtigkeit iſt es ferner, zu ermitteln, ob ber
Boden das Eifen im orpdirten oder orydulirten Zuflande ent»
hält, indem das Eifenogndul bei Gegenwart von viel Humusfäure und
Seuchtigkeit der Vegetation leicht nachtheilig wird. Kin Boden kann
dagegen 6 Proz. und mehr Eifenoryb enthalten und iſt dennoch oft
fehr fruchtbar, wie ſolches gleichfalls aus dem weiterhin mitgetheilten
chemifchen Analyſen fehr fruchtbarer Bodenarten zu erſehen iſt. Daſ⸗
felbe gilt vom Mangan oder dem Braunftein, von welchem der Bo:
den aber felten über 2 Proz. zu enthalten pflegt.
Ein Hautgegenfland der chemifchen Unterfuchung ded Bodens ift
es weiter, die Menge der vorhandenen phosphorfauren Salze zu bes
ſtimmen, indem biefe Körper bei ber Begetation eine fehr wichtige.
Rolle fpielen, da keine Körner und Leine nährenden Pflanzen ohne die
Gegenwart von Phosphorſaͤure entfichen können. Bisher hat man fie
unberüdfichtigt gelaffen. Der fruchtbarſte Boden enthält jedoch oft
nicht mehr als . Proz Die Phosphorfäure ift im Boden ſtets
mit Kalk⸗ und Talkerde oder mit Alaunerde und Eifenoryd verbun-
J
‘
. 312
ben; da aber diefe Verbindungen unauflöslih im Waffer find, fo
muß man die Phosphorfäure auf andere Welfe auszumitteln fuchen,
wozu weiter unten die Anleituug gegeben werben fol.
Auch die Menge der vorhandenen Alaunerdbe muß genau ausge⸗
mittelt werden und man bat nicht bloß diejenige zu beflimmen, welche
mit Kiefelerde zum Silicate vereinigt ift, fondern auch diejenige, welche
im freien oder ungebundenen Zuſtande vorfommt, indem ſich aus
ber letztern ergiebt, wie vis! Humusſaͤure ber Boden enthalten muß;
denn da biefelbe fich erft mit ber freien Alaunerde verbindet, ehe fie
mit den übrigen Baſen, als Kalt, Tall, Kali, Natron und Ammo⸗
niak Verbindungen eingeht, fo Finnen die Pflanzen nicht eher Nugen
von der Humusfäure haben, als bis die Alaunerbe gefättige iſt.
Nicht minder iſt der Kiefelerdegehalt de6 Bodens auszumitteln,
vorzüglich ob fich ihm Kiefelerde durch Waſſer entziehen läßt, ba ge:
rade biefe es iſt, welche fehr viel zur Bildung des Strohes beim
Halmgetreide beiträgt. Die fruchtbarften Bodenarten pflegen einige
und 80 Proz. Kiefelerde zu befigen, meift aber als fehr feinkoͤrnigen
Duarsfand, der natürlich die Auflöfung im Waſſer erleichtert.
Weiter bat man auf die an Kalls und Talkerde gebundene
Kohlenſaͤure Ruͤckſicht zu nehmen, da ſich daraus berechnen läßt, welche
‚von ben übrigen aufgefundenen Säuren an biefe ober jene Baſe ges
bunden find. Entfpriht 3. B. die Menge der aufgefunbenen Koh⸗
fenfiure ber Menge der Kalkerde, fo kann man annehmen, daß die
etwa vorhandene Schwefels und Phosphorfdure entweder mit Eiſen⸗
oryb oder mit Talk- und Alaunerde verbunden find. Meift theilen
ſich jedoch beide Säuren in ber Kalkerde, was michtig iſt, da ſich die
phosphorfaure Kalkerde in flüffiger Kohlenfdure und Humusſaͤure auf
loͤſet, während das phosphorſaure Eifenoend in Koblenfäure unaufs
loͤslich iſt.
Ferner hat man das Kali und Natron, welche mit Kieſelerde
zu Silicaten vereinigt find, auszumitteln; denn wenngleich beide Koͤr⸗
per den Pflanzen wegen ihrer Unauflöstichkeit im Waſſer nicht zur
Nahrung dienen, fo werden fie doch durch bie Humusfdure und Kob:
lenſaͤure des Bodens zur Zerfegung gebracht und in Pflanzennahs
tungsmittel umgewandelt, indem leicht loͤsliches, humusſaures und
Eohlenfaures Natron und Kali entftehen.
Beruͤckſichtigung verdient auch das Wachsharz, was mandıe Bo:
benarten, befonderd die fehr humusreichen, enthalten, da es von ber
313
Menge deſſelben abhängt, ob ſich der Humus ſchnell oder langfam _
zerſetzt.
Außer daß der Boden auf ſeinen Gehalt an Humusſaͤure zu
unterſuchen iſt, hat man auch noch die Menge der Humuskohle
auszumitieln, ba, wenn viel davon vorhanden iſt, eine Kalkduͤngung
angewandt werben muß, um fie dadurch fehneller in Humusfäure und
„ Kohlenfäure zu verwandeln.
Bon größter Wichtigkeit ift es endlich, die ſtickſtoffhaltigen orga⸗
nifchen Refte zu berüdfichtigen, da alle Bodenarten, welche viel davon
enthalten, fehr fruchtbar zu fein pflegen. Auf welche Welfe nun alle
diefe und noch mehrere andere Körper des Bodens zu ermitteln find,
darüber foll weiter unten das Nähere beigebracht werben.
Die chemifche Unterfuhung des Bodens fließt zwar auch bie
mechaniſche Scheidung der Thontheile von den Sanbtheilen mittelft
des Schlaͤmmens ein, meift legt man aber auf die Beftimmung der
abfhlämmbaren Theile oder des Thons ein zu großes Gewicht; denn
wenn auch nicht geldugnet werden Tann, daß von ber Menge ber
Thontheile mit die Güte des Bodens abhängt, fo läßt ſich doch dar⸗
auf allein Eeine fichere Beftimmung feines Werthes begründen. Ein
Boden enthält oft nur 15 Proz. abfchlämmbare Thontheile und iſt
dennoch fehr fruchtbar, weil dieſe wenigen Prozente alle Körper in
hinreihender Menge befigen, weiche die Pflanzen als Nahrung: bes
dürfen. Gar häufig fieht man denn auch, daß ein bergleihen Boden
fehr fhönen Weisen und eben fo ſchoͤne Bohnen trägt, während ein
anderer Boden, ber vielleicht 60 — 70 Proz. Thontheile enthält, beide
Früchte gar nicht bervorbringen will, obgleich er doch wegen feines
großen Thongehaltes zur Klaſſe bes Bohnen: und Welzenbobens ges
zählt wird.
Aus dem bisher Erwähnten geht nun wohl hinlänglich hervor,
wie wichtig «8 für den Landwirth fei, fomohl die Ackerkrume als den
Untergrund chemifch zu unterfuchen und zwar ſtets mit ber allergrößs
ten Genauigkeit, da es babei auf fehr geringe Mengen ankommt.
In dem Folgenden foll deshalb eine fpecielle Anweifung zu die:
fer Unterfuhung gegeben werden, aber es ift nöthig, erft etwas über
chemiſche Analyfen im Allgemeinen, über die erforderlichen Apparate
und PReagentien und Über die dabei vortommenden Operationen vor»
aus zu fchiden.
Der Zweck einer chemifchen Unterfuhung (cyemifchen Analnfe)
314
kann ein doppelter fein; man mill durch diefelbe entweder nur ermit⸗
teln, welche Stoffe in einer Subftanz, 3. B. in der Adererde, vor:
kommen, oder man will zugleich ermitteln, wie viel von diefen Stof⸗
fen vorhanden iſt. Bei jenem befchränkteren Zwecke nennt man die
Unterfuhung eine qualitative, bei diefem erweiterten eine quan⸗
tative.
Um das Borhandenfein eines Stoffes zu ermitteln, alfo eine
qualitative Unterfuhung auszuführen, koͤnnte es am zweckmaͤßigſten
ſcheinen, denfelben abzufcheiden, wobei dann, wenn das Gewicht bee
abgefchiedenen Stoffes beftimmt würde, die qualitative Unterfu-
hung mit der quantitativen glei vereint wäre. Aber einige
Stoffe Finnen aus einer Verbindung bisweilen gar nicht wieder ab⸗
gefchieden werden, andere nur mit fo großer Schwierigkeit, daß diefer
Meg, wenn er In diefem Kalle angewendet werben müßte, hoͤchſt muͤh⸗
fam fein würde. Außerdem zeigen viele Stoffe im. abgefhiebenen Zu:
ftande eine fo große Achnlichkeit in ihren phyſiſchen Eigenfchaften mit
einander, daß leicht einer für den andern genommen werben Eönnte,
wenn man nicht ihe Verhalten gegen andere Stoffe (ihre chemifchen
Eigenfhaften) unterfuchte.
Das Verhalten der verfchiebenen Stoffe gegen einander ann
nun aber auch erkannt werden, wenn diefelben fchon in Verbindung
mit andern vorkommen, und dies giebt uns ben Weg an bie Hand,
eine qualitative Unterfuchung auszuflhren, ohne nöthig zu haben, bie
Stoffe einzeln abzuſcheiden.
Diejenigen Körper nun, welche man dazu anwendet um durch
ihe Verhalten gegen andere ald Erfennungsmitttel dieſer zu dienen,
nennt man Rengentien (einwirkende Mittel)“). Es leuchtet ein,
was einen Körper befähigt, ald Reagens auf einen andern zu dienen;
eine Wirkung, welche diefelbe ausübt, muß leicht finn-
th wahrnehmbar fein. Giebt man z. B. zu einer Auflöfung
von falpeterfaurem Karte Effigfäure, fo erfolge allerdings eine Ein
*) Da nur in flüffigen Körpern bie chemifche Wirkung gehörig vor ſich
gehen kann, fo müflen die Körper bei der Prüfung flüffig gemacht werden,
dies gefchieht nun entweber durch Schmelzen derfelben in hoher Temperatur
(Gluͤhhitze), oder durch Auflöfung derfelben in einem Auflöfungsmittel. Gr:
fieres wird die Prüfung auf trocknem Wege, Iehteres bie Prüfung auf naffem
Wege genannt und mit biefer haben wir es hier faft allein zu thun.
315
wirkung; es wirb nämlich eine beftimmte Menge effigfaurer Kalk ent⸗
ftehen und dadurch Salpeterfäure in der Auflöfung frei werben, aber
das Startfinden bdiefer Einwirkung ift von keiner in die Sinne fals
Ienden Erfcheinung begleitet, fo daß ſcheinbar gar Feine Veraͤnde⸗
rung vor ſich gegangen if. Die Effisfäure hat alfo wohl auf, den
Kalk eingewirkt, fie kann aber beffenungeachtet nicht al8 Reagens
auf denfelben angewendet werben.
Die Erfheinungen, an welchen man leicht die in Flüffiäketten
ſtattfindende Einwirkung eines Stoffes auf einen andern erfennen
kann, find entweder eine Faͤrbung, ober ein Niederfchlag und
in feltenern Fällen ein Aufbraufen und din haracteriftifher.
Geruch. Zeigt fih eine Faͤrbung, fo iſt dies’ eine Anzeige, daß der
durch das Reagens abgefchiedene ober gebildete Körper biefe Farbe bes
ſitzt und in der Fluͤſſigkeit aufloͤslich iſt; ſcheidet ſich dagegen ein
Niederſchlag ab, fo iſt derſelbe in der Fluͤſſigkeit unloͤslich. Ein Auf⸗
brauſen deutet auf das Entweichen eines Gaſes (luftfoͤrmigen Koͤr⸗
pers), und der Geruch laͤßt den freiwerdenden oder gebildeten Koͤrper
oft leicht erkennen.
Giebt man z. B. zu einer ſehr verduͤnnten Aufloͤſung von
ſalzſaurem Eiſenoxyd oder Eiſenchlorid eine Aufloͤſung von Blutlaugenſalz,
fo wird die bisher farbloſe Fluͤſſigkeit ſogleich blau gefaͤrbt, es entſteht
naͤmlich Berlinerblau, welches aber wegen ber großen Verduͤnnung auf⸗
geloͤſt bleibt; daher iſt alſo Blutlaugenſalz ein hoͤchſt empfindliches Rea⸗
gens auf Eiſenoxyd. Iſt dagegen die Eiſenaufloͤſung concentrirter, ſo
entſteht durch Zuſatz des erwaͤhnten Reagens nicht allein eine blaue Faͤr⸗
bung, ſondern ein dunkelblauer Niederſchlag, weil die nun entſtehende
groͤßere Menge von Berlinerblau nicht aufgeloͤſt bleiben kann, alſo ſich
abſcheiden muß. Ganz aͤhnlich iſt das Verhaͤltniß, wenn man zu
einer ſehr verduͤnnten Aufloͤſung von ſalpeterſaurem Kalk, Calcium⸗
chlorid u. ſ. w. Schwefelſaͤure ſetzt. Es erfolgt allerdings eine Wir⸗
tung, naͤmlich es entſteht ſchwefelſaurer Kalt (Gyps), da aber derſelbe
in einer großen Menge einer waͤſſrigen Fluͤſſigkeit aufloͤslich iſt, fo
entfteht Sein. Niederfchlag; «6 entfteht aber auch Feine Färbung, weil
ber Gyps ein farbelofes Salz iſt. Nimmt man indeß bie erwähnten
Kalkloͤſungen concentrizter, fo entfteht natuͤrlich auch eine größere Menge
Gyps; dieſer kann nicht mehr vollſtaͤndig aufgelöft erhalten werben,
da er ASO Thele Waffer zur Loͤſung bedarf, fest fich deshalb als
ein weißer Niederſchlag ab.
316
In je verbinnteren Auflöfungen ein Reagens ſinnlich wahr⸗
nehmbare Erfcheinungen hervorruft, befto empfindlicher wird daffelbe
genannt; Blutlaugenfalz iſt z. B. ein hoͤchſt empfindliche Reagens
auf Eifenoryd, während Schwefelſaͤure ein nicht fo empfindliches
Reagens auf Kalk if. Aus dem erwähnten fieht man nun leicht,
worauf die Empfindlichkeit eines Reagens im Allgemeinen begründet
ift, der abgefchiedene oder entftehende Körper muß nämlich eine ſehr
characteriſtiſche und intenfive Farbe befisen, oder er muß,_wenn auch
nicht ganz unlöslih, doch nur fehr wenig in ber Fluͤſſigkeit auflde-
ich fein. Aus letzterm Grunde ift 3. B. Kleefäure oder ein auf:
loͤsliches kleeſaures Salz ein weit empfindlicheres Reagens auf Kalk,
als Schwefelfäure, denn der hierbei entftehende kleeſaure Kalk ift bei
weitem weniger in wäfftigen Fluͤſſigkeiten auflöslih, als ber ſchwefel⸗
faure Kalk.
Durch zahlreiche Verſuche ber Chemiter ſind nun diejenigen Koͤr⸗
per ausgemittelt worden, welche aus erwaͤhnten Gruͤnden als die be⸗
ſten Reagentien, das heißt, als die beſten Erkennungsmittel für einan⸗
der dienen koͤnnen, ich ſage fuͤr einander, denn es braucht wohl kaum
bemerkt zu werden, daß, wie z. B. Kleeſaͤure ein Reagens fuͤr Kalk
iſt, umgekehrt der Kalk als Erkennungsmittel der Kleeſaͤure dienen kann.
Man unterſcheidet gewoͤhnlich noch zwiſchen allgemeineren
und beſonderen Reagentien.
Die Eigenthuͤmlichkeit eines Koͤrpers wird, wie leicht einzufehen,
dadurch bedingt, daß er wenigſtens in einem Falle fich anders als
alle andern Körper verhält, daß er z. B. mit einem Reagens eine
Färbung oder einen Niederfchlag giebt, mit welchem unter ähnlichen
Umftänden fein anderer Körper dieſelbe Färbung und denfelben Nie-
berfchlag giebt; diefes Reagens wird dann ein befonderes und bie da⸗
durch bewirkte Reaction eine characteriflifche Reaction genannt. So
iſt z. B. das vorhin erwähnte Blutlaugenſalz (Kaliumeiſencyanuͤr) ein
beſonderes oder characteriſtiſches Reagens auf Eiſenoxyd, weil kein
anderer Koͤrper damit den blauen Niederſchlag von ſogenanntem Ber⸗
linerblau giebt. Es waͤre nun aber eine ſehr weitlaͤuftige Sache,
wenn man, um die Gegenwart oder Abweſenheit von einem der Koͤr⸗
per darzuthun, mit allen characteriſirenden Reagentien der Reihe nach
anfangen muͤßte; deſſen entheben uns gluͤcklicher Weiſe die ſogenann⸗
ten allgemeineren Reagentien. Geſetzt, wir haͤtten in einem mit ziem⸗
lich viel Salzſaͤure bereiteten Auszuge einer Adeserde: Eiſenoxpd,
317
Alaunerde, Kalkerde, Kali und Natron, fo werben
auf Zufag von Ammoniafflüffigkeit das Eifenoryd und bie
Alaunerde vollftändig abgefhieden und alle Übrigen Subſtanzen
bleiben in Aufloͤſung. Da diefe Thatfache num dem Analptiker
bekannt ift, fo hat derfelbe natürlich nicht nöthig in einem durch
Ammoniak nach angegebener Weiſe entflandenen Niederſchlage auf
Kalkerde, Kalt und Natron zu prüfen und eben fo wenig
wird er in der Fluͤſſigkeit Eifenoend und Alaunerde zu fuchen haben,
indem biefe beiden Stoffe nicht mehr vorhanden fein können, da fie
durch das gemeinfhaftliche Faͤllungsmittel, das Ammonlak, abgeſchie⸗
den ſind. Giebt man neben dem reinen Ammoniak zu der Fluͤſ⸗
ſigkeit zugleich kohlenſa ures Ammoniak und erwärmt außerdem
gelinde, ſo wird neben dem Eiſenoxyd und der Alaunerde
auch kohlenſaeer Kalk niedergeſchlagen und die Ftäffigkeit wird
nur noch Kali und Natron enthalten, und fo wird jede ſolche
Auflöfung , welche mit reinem Ammoniak und kohlenſaurem Ammo⸗
niak unter Erwaͤrmen verfegt wurde, von ben erwähnten Oxpyden
und Erden vollftändig frei fein, und nur neh Kali und Natron
enthalten.
Hieraus ergiebt fi hinlänglich, rote man es anzufangen habe,
um 3. B. in einem Saͤureauszuge einer Ackererde das Vorhanden⸗
ober Nichtvorhandenfein der genannten Subftanzen darzuthun. Man
würde den Säureauszug mit Ammoniak verfegen müffen, hierdurch
entfieht entweder kein Nieberfchlag, ober es entfteht ein ſolcher; ent»
fteht kein Niederſchlag, fo kommt weder Eifenoryd noch Alaunerde
in ber Siäffigkeit vor, entſteht aber e in Niederſchlag, fo kann ber
felbe nun entweder blos aus Eifenorpb oder blos aus Alauuerde bes
ſtehen, oder er kann ein Gemiſch von beiden fein; welcher Fall flatt
findet, iſt noch durch befondere. Reagentien zu ermitteln. Da naͤm⸗
lich Agende Kalitauge die Alaunerde auflöft, das Eiſenoxyd aber nicht
Ist, fo Haben wir darin ein Mittel dies zu erkennen; loͤſt Kalilauge
alles auf, fo iſt der Nieberfchlag nur Alaunetde, loͤſt fie nichts, fo iſt
er nur Eiſenoxyd, Iäft- fie nur einen Theil, fo enthält er von beiden
Subflanzen. Kohlenfaunres Ammoniak füßt nun aus der von
Eifemorydb und Alaunerde duch reines Ammoniak befreiten Fluͤſſig⸗
keit entiweber Beinen Niederfchlag ober es faͤllt einen ſolchen; ins er»
ſteren Falle ift ken Kalk vorhanden, im letztern Kalle kommt Kalk
vor. Im der Fluͤſſigkeit, aus weicher duch kohlenſaures Ammoniak
318
dor. Kalk entfernt ift, können fich, wie oben erwähnt, nur noch Kali
und Ratronfalze außer den vom Ammoniak entflandmen Ammoniak-
fatsen befinden. Dampft man dieſe Fluͤſſigkeit ein und erhigt Die
zurüuckbleibende Salzmaffe im Platintiegel, fo verflächtigen ſich die
Ammoniakſaͤlze; bleibt kein Ruͤckſtand, fo ift weder Natron noch Kali
vorhanden, bleibt aber «in Ruͤckſtand, fo iſt durch die befonderen Rea⸗
gentien wieder zu unterfuchen, ob er allein aus Kalis ober Ratron⸗
ſalzen befteht, oder ob er beide enthält; wie dies gefchieht, foll weiter
unten mitgetheilt werben. |
Sch hoffe durch dieſes Beifplet deutlich gemacht zu haben, auf
welche Weiſe man duch Anwendung vom allgemeinen und befonderen
Reagentien bie einzelnen Stoffe nachweiſen und, was noch mehr fa-
gen wi, aud von einander ſchelden kann. Man wird erkennen,
daß nur Chemiker von Profeffion, ich meine Männer, die mit ben
Eigenfihaften der einzelnen Körper volllommen vertraut find, neue
Wiege zur Auffindung und Abfcheibung derfelhen werden finden koͤn⸗
nen, aber man wird auch ſogleich bemerken, dag, um den von ben
Chemifern vorgezeichneten Weg zu befolgen, nichts weiter als eine ges
wife Dandfertigkeit bei ber Ausführung ber einzelnen Operationen
erforderlich iſt.
Es iſt nun noch von ber Beſtimmung der Quantität der in
Verbindungen vorfommenben Körper, von der quantitativen Analyfe
zu ſprechen.
Schon oben ift ermähnt worden, daß einige Körper gar nid,
andere nur mit großen Schwierigkeiten aus einer Verbindung ifollet
abgefchieben werben Binnen; ich füge noch hinzu, daß, wenn dies auch
bisweilen mit Leichtigkeit gefchehen kann, es doch nicht immer ans
wendbar ift, biefen Weg, zur quantitatisen Beflinmmung ber Körper
einzufchlagen, nämlich dann nicht, wenn das Gewicht bes im freien
Zuſtande abgefchiedenen Koͤrpers ſich nicht mit großer Sicherheit
ib Leichtigkeit beſtimmen laͤzt, was namentlich bei ben gasfoͤrmi⸗
gen Römern ber Fall ik. Ein Beiſpiel wirb dies foglaäich deutlich
machen.
Der Waſſerauszug ber meiſten Ackererden mihäls Chlor, natuͤr⸗
lich nicht im freien Zuftunde, fondern in Verbindung mit Metallen,
fo namentlich als Natriumchlorid (Kochſalz). Es wäre nun nicht
ſchwietig, aus dieſen Berbinbungen das Ehlor Ifoliet abzufcheiden, aber
das Gewicht des freien Ehlors wird fich nicht mit auch nur annds
319
bernder Genauigkeit beftimmen. laffen, man wirb daher dieſen Weg
nicht einfchlagen, um die Menge bes in dem Wafferauszuge ber Adler:
erde vollommenden Chlor zu beflimmen; man hat bazu einen viel
Eürzeren und ganz leicht und ficher zum Ziele führenden. Fuͤgt man
nämlich zu dem MWafferauszuge eine Auflöfung von falpeterfaurem
Silberoxyd, fo fält alles Chlor, was in bemfelben enthalten ift, in
Verbindung mit bem Silber als Chlorfilber nieder, und da def
fen Zufammenfegung unter allen Umftänben immer biefelbe tft, das
beißt, da daffelbe in einem beflimmten Gerichte Immer biefelbe genau
bekannte Menge, nämlich in 100 Gran 24,6 Gran Chlor enthält,
fo haben wir in ben auflöslihen Stiberfalgen ein vortreffliches Mit
tel zur quantitativen Beflimmung des Chlors und man bedient fid)
deffelben auch faft unter alten Umftänden. Aus dieſem WBeifpiele
wird man erkennen, auf welche Weife fi) die Quantität eines. Stof⸗
fes mit Leichtigkeit ermitteln laͤßt, ſelbſt wenn diefelbe nicht Ifoliet ab⸗
ſcheidbar, oder im ifolirten Zuftande nicht leicht wägbar iſt; man hat
nur nötbig, denfelben mit einem ober mehreren Körpern zuſammen
zu bringen, mit benen er eine unlöslihe Verbindung von immer
gleiher Zufammenfegung eingeht, dieſe kann bann leicht ge=
wogen und aus dem erhaltenen Gewichte die Menge ber fraglichen
Subſtanz durch einfache Proportion gefunden werden. Angenom-
men «6 babe im angeführten Beifpiele die Analnfe 35 Gran Chlor⸗
filber ergeben, fo enthalten dieſe 3,69 Gran Chlor; denn 100: 24,6
== 15 : 3,69. Es wird daher ſpaͤter immer bemerkt werden, wie
viel von dem zu beſtimmenden Körper die zur Abfcheidung benutzte
Verbindung in 100 Gewichtstheilen enthält, woraus dann leicht die
in jeder andern Quantität enthaltene Menge ſich auf angeführte
Meile berechnen läßt.
Man fieht ein, daß auf die erwähnte Weile das Gewicht derjes
nigen Körper mit ber größten Genauigkeit beſtimmt werden kann,
weiche Verbindungen eingehen, bie wenigflen& in gewiſſen Kiüffigkeiten
ganz umloͤslich find, daß aber die Reſultate an Zuverlaͤfſtgkeit verlies
ven, wem bie Verbindungen nicht ganz unloͤslich find; gleichwohl
mäffen wir auch in diefen Fällen oft denfelben bezeichneten Weg ges
ben, weil man keinen ficherern kennt und wir mäffen dann nur ba-
hin teachten, alles zu vermeiden, was die Auflöstichkele dieſer Verbin⸗
dungen erleichtetn kann. So löfen ſich 5. B einige Verbindungen,
welche in reinem Wafler faſt ganz unlöslich find, in größerer
320
Menge auf, wenn das Waſſer ſchon viele andere Salze, namentlich
Ammonialfalze enthält; es entftehen naͤmlich auflösliche Doppelverbirt=-
dungen, was man natuͤrtich moͤglichſt zu verhindern fuchen muß.
Während nun, mwie‘fo eben gefagt, die Gegenwart mancher Kör=
per, fo namentlid die Ammoniaffalze, der Genauigkeit der Refultate
in „einigen Fällen Eintrag thut, fo dient uns biefelbe in andern als
ein vortreffliches Scheibungsmittel, Inden mehrere Koͤrper, welche aus
Auflöfungen, die keine oder doch nur wenig Ammoniaffalze enthalten,
voliftändig abgefchieden werden, gar nicht mehr fich abfcheiden laffen,
wenn eine hinreichende Menge diefer Salze in der Fluͤſſigkeit vorhan⸗
den iſt und fomit von denjenigen getrennt werden Eönnen, deren Ab»
fheidung die Gegenwart der Ammoniakſalze nicht im Wege fteht.
So werden 3. B. Eifenoryd und Alaunerde aus ihren Auf:
loͤſungen durch Ammoniak ftets vollftändig gefällt, mögen biefe Auf:
loͤſungen auch noch fo viel Ammoniakſalze enthalten; während Mans
sanorpdul und Talkerde, bei Gegenwart einer hinreichenden
Menge der genannten Salze durch Ammoniaf gar nicht gefällt wer
den, obgleich man diefelbe aus Fluͤſſigkeiten, welche keine ober fehr
wenig Ammoniaffalze enthalten, faſt vollftändig durch das erwähnte
Faͤllungsmittel abfcheiden kann. Die Menge der Ammoniakſalze,
welche in folhen Faͤllen vorhanden fein muß, richtet ſich nad) ber
Menge des Körpers, welcher durch diefelbe an der Abfcheidung ver:
hindert werden foll; hat man einen Auszug mit Salzſaͤure dargeſtellt,
fo genügt es in den meiften Fällen, benfelben ſtark fauer zu machen, um
die erforderliche Menge der Ammoniakſalze in die Fluͤſſigkeit zu bringen.
Die Methode, die Körper quantitativ dadurch zu beftimmen, baf
man fie mit andern verbindet, mit denen fie unloͤsliche ober doch fehr
ſchwer loͤsliche Verbindungen eingehen, iſt die am haͤufigſten ange⸗
wandte, aber fie ſchließt, wie ſich wohl von ſelbſt verſteht, die Mes
thode nicht aus, nach melcher man die Körper im iſolirten Zuſtande
abſcheidet und fo ihre Gewicht durch Waͤgung beftimmt, diefe letzte
wieb im Gegentheil in allen Sällen angewandt, wo die Abſcheidung
des Körpers leicht und vollſtaͤndig gelingt; fo beflimmt man z. B.
die Menge ber Alaunerde und des Eifenoryds immer nach derfelben.
Außer biefen zwei Methoden der quantitativen Beſtimmung ber
Körper giebt es noch ein paar andere, die ebenfalls nicht felten bes
folgt werden. Man kann nämlich bisweilen bie auf andere Weiſe
ſchwer zu ermittelnde Menge eines Körpers aus dem Verluſte beſtim⸗
321
men. Es wird bie der Unterfachung unterworfene Subſtanz genau
gervogen, dann bie Menge aller Übrigen in berfelben vorkommenden
Körper durch die Analyfe beflimmt; was dann noch am Gewichte
der zur Unterfuchung angewandten Subftanz fehlt, iſt natürlich für
ben nicht direct beflimmten Körper in Rechnung zu bringen. Anges
nommen, man habe 100 Gran einer Verbindung von Eifenoryd,
Alaunerde und Phosphorfäure zur Unterfuchung genommen und
bei der Analyfe 80 Gran Eifenoryd und 10 Gran Thonerde erhal⸗
ten, fo möüffen die fehlenden 10 Gran das‘ Gewicht der Phosphors
fäure ausdruͤcken. Man ficht leicht ein, daß diefe Methode nur bei
recht forgfältigen Arbeiten Zutrauen verbienende Refultate giebt, weil
jeder durch Sorglofigkeit oder Unvorfichtigkeit herbeigeführte Verluſt
an dem Gewichte der direct beftimmten Körper, als Gericht des nicht
direct beflimmten Körpers in Rechnung gebraht wird; hätte man
3. B. Im angeführten Beiſpiele durch nicht forgfältiges Operiren nur
78 Gran Eiſenoxyd und 9 Gran Alaunerde bei der Analyſe erhalten,
fo wuͤrde dadurch der Gehalt an Phosphorfäure um 3 Gran zu hoch
in Rechnung gebracht werben.
Der Methode, die Subftanzen durch den Verluſt zu beflimmen,
bedient man fich jedoch mit fehr großer Sicherheit, wenn ein flüchtis
ger Körper mit einem oder mehreren nicht flüchtigen Körpern verbuns
den tft, zue Beflimmung des Gewichts bes erfieren. Auf diefe Weife
wird 3. B. der Gehalt an Feuchtigkeit (Maffer) faft in allen Faͤllen
beftimmt. Eine gewogene Menge ber auf den MWaffergehalt zu unters
ſuchenden Subflanz wird einer erhöhten Temperatur außgefegt und
fobald ſich ihr Gewicht nicht mehr dadurch vermindert, wieber gewo-
gen; was er bei diefer Waͤgung weniger wiegt, ift für Waſſer in
Rechnung zu bringen. Es braucht wohl kaum bemerkt zu merben,
daß bdiefe Methode nicht anwendbar iſt, wenn zwei flüchtige Körper
gleichzeitig vorhanden find.
Es kann die Frage aufgeworfen werben, ob man zur qualitas
tiven Unterfuchung ſtets denfelben Weg einfchlägt, den man zur quan⸗
titativen Unterfuchung betritt, ob alfo der Weg zu beiden Unterfu-
chungen ein ganz gleicher ift, abgefehen natürlich davon, daß man bei
der quantitativen Unterfuchung den abgefdiedenen Körper waͤgt. Diefe
Frage iſt zu verneinen, benn man hat häufig weit empfindlichere
Meagentien, um die Gegenwart eines Körpers darzuthun, als man fie
hat, um das Gewicht bderfelben zu ermitteln. in Beiſpiel wird
21
322
bied ſogleich deutlich machen. In fehr ſtark verbünnten Auflöfungen
son Eiſenoryd wird Ammoniak, deſſen man fich in der Kegel zur
Abſcheidung des Eifenorpdes bedient, Leine Leicht ſinnlich wahrnehm⸗
bare Veränderung bervorbringen ; es werben zwar Flocken von Eiſen⸗
orpb abgefchieden, aber diefe find für unfer Auge nicht mit Sicherheit
erkennbar und noch weniger für unfere Waagen mägbar. Giebt
man aber zu einer folchen verbünnten Eifenorpdlöfung Blutlaugen⸗
falz, fo entfteht, wie ſchon früher bemerkt, eine mehr oder weniger
intenfive blaue Färbung; aber da man keinen Nieberfchlag befommt,
ſo hat man auch nichts Waͤgbares. Schwefelblauſaures Kali bewirkt in
eben fo verduͤnnten Eiſenoxydloͤſungen eine blutrothe Faͤrbung, eben:
falls ohne daß ein Niederſchlag ſich abſetzt und man kann, wie
hieraus zu erſehen, ſehr geringe Mengen von Eifenoxyd bei der Un⸗
terſuchung wohl nachweiſen, aber nicht quantitativ beflimmen. Solche
anmägbare Mengen einer Subſtanz, die nur durch ein fehr empfind:
liches Reagens angezeigt werden, führt man in der Analnfe ald Spus
: zen biefed Körpers auf.
Einer jeden quantitativen Unterſuchung muß die qualitative Un-
terfuhung vorangehen, weil der Weg zur Abfcheidung eines Körpers
nicht immer berfelbe ift, fondern weil berfelbe durch die Abweſenheit
eines andern Körpers oft fehr erleichtert, bucch die Gegenwart eines
andern erſchwert ober body verindert wird. Angenommen, man babe
in einer Stüffigkeit nur Kalk, fo tk der einfachfte Weg, denfelben
durch Fohlenfaures Kali oder Natron In der Märme als kohlenſauren
Kalk zu fällen und daraus bie Menge des Kalle zu berechnen.
Findet fih nun aber neben dem Kalt in ber Aufldfung zugleich
Talkerde, fo kann diefer Weg nicht eingefchlagen werden, meil die
genannten Faͤllungsmittel nicht auf den Kalk allein, fondern auch .
auf bie Talkerde wirken, naͤmlich ein Gemiſch von Eohlenfaurem Kalt
und Eohlenfaurer Zalkerde nieberfchlagen werden; man muß alfo einen
der beiden Körper durdy ein befonderes Reagens entfernen, dies iſt
bier ein auflösliches kleeſaures Salz, welches kleeſauren Kiee fällt und
auf die Talkerde Peine Wirkung ausübt.
Aus dem bisher Mitgetheilten hoffe ich dem Lefer eine Anficht
davon verfchafft zu haben, wie «8 im Allgemeinen angefangen wird,
um bie verfchiebenen Körper ſowohl qualitativ als quantitativ zu bes
flimmen und wende mid) nun zu ben bei Unterfuchungen diefer Art vor:
kommenden verſchiedenen Operationen und erforderlichen Geräthfchaften.
323
Bon den bei der cbemifchen Unterſuchung ber
Ackererden vorfommenden Operationen und babei
erforderlichen Gerätbichaften.
Es foll Hier nur von denjenigen Operationen und Geraͤthſchaf⸗
ten die Rebe fein, welche bei den Unterſuchungen ber Ackererde im
Allgemeinen vorkommen und Anwendung finden; Anwefungen zur
Ausführung mancher Operationen und Benugung mancher Geraͤth⸗
fchaften in fpeciellen Fällen, werde ich an den gehörigen Orten liefern.
Eine der bei bee Unterfuhung der Adererde häufig vorzunchs
menden Öperationen iſt die Behandlung berfelben mit verfchiedenen
Auflöfungsmitteln, durch weiche eine Trennung ber in denſel⸗
ben auflöslichen von ben darin unlöslichen Körpern bewirkt wird.
Diefe Behandlung mit Auflöfungsmitteln wird in fogenannten
Digerirflafhen (Fig. 1 der beigefügten Kupfertafel) aus fehr
dünnem Glafe bald bei etwas gewöhnlicher, bald bei etwas erhöhter
Temperatur, bald bei der Siedhige, bald und zwar am häufigften bei
einer Zemperatur von SO — 70° R. ausgeführt. Im letztern Falle
nennt man biefe Behandlung in ber Regel Digeftion oder Dige⸗
viren. Man fchüttet die getrocknete, zerriebene und gewogene Adler
erde in bie Digerirflafhe und gieft das anzumendende Auflöfungs-
mittel unter Umſchwenken nad und nach hinzu. Da aber zu jeder
Auflöfung eine gewiffe Zeit erforderlich IR, fo muß bie Behandlung
mit dem Auflöfungsmittel einige Stunden fortgefeht werben.
Das Erwaͤrmen der Digedrflafche kann des Winters auf dem
geheitzten Stubenofen, oder, und zwar am zweckmaͤßigſten, auf einer
12 — 16 Boll in Quadrat großen Platte von gewalztem Eiſenblech
mit etwas aufgebogenem Rande, auf die man eine bünne Schicht
fein gefiebtn Flußſand ſchuͤttet (Sanbbab), vorgenommen werden.
Diefe Platte wird auf ben zu vielen andern Operationen erforderlis
hen chemiſchen Dfen (Fig. 2.) gelegt.
Dieſer fehr brauchbare und für chemiſche Unterfuchungen faft
unentbehrliche Dfen bat folgende Einrihtung. Ein ungefähr 24 Zoll
hoher Gplinder von mäßig ſtarkem Eiſenblech, unten verfchloffen, iſt
obngefähr 10 — 12 Zoll von oben mit einem Roſte verfehen, deffen
Stäbe dreikantig und mit einer flachen Seite nach oben gelegt find.
Weber dem Roſte befindet ſich die Thür zum Einlegen des Feuerma⸗
21*
324
teriald, wozu man immer in einem trodnen Gemache aufbewahrt ger
wefene Kohlen anwendet; über dem Boden des Cylinders ift die Thür
zum Entfernen ber Afche und zum Eintreten ber atmosphärifchen
Luft. Da nun aber buch bie hohe Temperatur das Eifenblech Über
dem Mofte bald verbrennen würde, fo wird diefer Theil des Ofens
befhlagen, das heißt mit einer Zoll dicken Lage eines Gemiſches
von Lehm und zerſchnittener Heede, mit Waſſer oder Blut zu einem
Breie angerührt und nad) und nad in dünnen Lagen aufgeftrichen,
ausgekleidet. Damit dieſer Beſchlag feſter haftet, find durch das
Blech des Ofens hindurch uͤber dem Roſte einige Naͤgel geſchlagen,
deren Spitzen man etwas umbiegt, und damit der Beſchlag nicht
leicht abgeſtoßen werde, iſt obenauf ein ſchmiedeeiſerner Ring befeſtigt,
der ſo breit, als der Beſchlag dick iſt. Mit dieſem Ofen koͤnnen
durch mehr oder weniger Kohlen, welche man auf den Roſt legt und
durch mehr oder weniger Deffnen der untern Thuͤr die verſchiedenſten
Temperaturen hervorgebracht werden. Er bient, wie oben erwaͤhnt,
zum Erhitzen der Wärmeplatte, fo wie zu Deſtillationen und zum
Gluͤhen.
| Die Trennung der in den Auflöfungsmitteln aufgelöften Sub»
ftanzen (der Auflöfung) von ben ungelöften Subſtanzen und ber here
vorgebrachten Niederfhläge von den Fluͤſſigkeiten gefchieht durch die
Operation des Filt rirens, hierzu find erforderlich Filter, Trich⸗
ter von Glas, in welche die Filter gelegt werden und Cylinder
von Glas oder Becherglaͤſer, in welchen man die abfiltrirten
Fluͤſſigkeiten aufſammelt.
Zu den Filtern bedient man ſich entweder des ungeleimten
Druckpapiers oder des feinen ungeleimten Velinpapiers, das fo dünn
ale moͤglich, aber nicht Idchrig fein darf. Das erflere benutzt man,
wenn man große Quantitäten zu filtriren hat, oder wenn man bas
Nauf dem Filter Bleibende nicht zu waͤgen braucht, das Iegtere bei klei⸗
nen Quantitäten und wenn der Rüdfland gewogen werden muß.
Weshalb in legterem Falle das Papier fo dünn als möglich fein muß,
wird fpäter bei dem Waͤgen erklärt werden.
, Die Filter muͤſſen natürlich eine der abzufiltricenden Quantitde
der Subſtanz (nicht ber Fluͤſſigkeit) angemeffene Größe Haben; nur
wenn das auf dem Filter Bleibende nicht mehr benugt wird und viel
Fluͤſſigkeit vorhanden ift, kann man in allen Faͤllen größere Filter
nehmen, um die Arbeit zu befchleunigen,
325
Um ein Silter zu bereiten, fchneidet man fich eine runde Scheibe
aus Papier, am beften über einer Schablone von Weißblech (man
muß für'die verfchiedenen Größen der Filter Schablonen von verſchie⸗
bener Größe haben), legt diefe Scheibe zufammen, fo bag ein halber
Kreis entfteht und dann noch einmal zu einem Viertelkreiſe (Fig. 3
4. 5.) Das Filter iſt fo fertig; es wird nun, wenn man durch
baffelbe filtriren will, in einen gläfernen Zrichter von der Geftalt,
welche die Figur 6. zeigt, gelegt, fo dag die Hälfte des Filters von
einer einzigen Lage bed Papiers, die andere Hälfte von einer dreis
fadyen Lage deſſelben gebildet wird.
Ehe die zu filtrirende Fluͤſſigkeit auf das Filter gebracht wird,
muß dies letztere, in dem Trichter gehörig ausgebreitet, mit deſtillirtem
MWaffer volftändig angefeuchtet werden. Weshalb dies gefchehen muß,
iſt Leicht einzufehen. Die zu filtrirenden Flüffigkeiten enthalten bie
ungelöften Subflanzen oft fehr fein zertheilt in Suspenfion; giebt
man nun eine folhe Flüffigkeit auf das trodine Filter, fo werden
diefe Höchft feinen Theilchen der fuspendirten Subftanz zugleich mit
ber Ftüffigkeit von den Poren des Filterpapiers eingefogen und vers
ftopfen biefe, fo dag das Filtriren höchft langſam vor fich geht. Feuch⸗
tet man dagegen das Papier vorher an, fo erfüllen fich die Poren
deffelben mit reinem Waſſer und bie ungelöften Theilchen ber aufs.
gegoffenen zu filtrirenden Fluͤſſigkeit können nicht in die Poren drin⸗
gen, fie legen ſich auf der Oberfläche des Papiers an und verhindern
fo das Ablaufen der Fiäffigkeit nicht. Es ift erwähnt, daß das Ans
feuchten des Papiers, das niemals zu verfäumen ift, mit
deftillirtem Waſſer gefchieht, ich will hier bemerken, dag dies wenigftens
am häufigften der Fall ift; denn wenn man Alkohol enthaltende
Fluͤſſſgkeiten zu filteiren bat, fo muß man Weingeift zum Näffen des
Filters nehmen, weil Waſſer aus folhen Loͤſungen leicht etwas ab⸗
fheidet (3. B. Harz, Wachs, Del. Das Filter muß unter allen
Umftänden einige Linien niedriger fein, als der Xrichter, e8 darf nies
mals über den Rand deffelden hervorragen; denn fteht das Filter Liber
den Rand des Trichter hervor, ſo verbunftet durch den Luftzug von
diefer Stelle des Papiers das Auflöfungsmittel, es bleiben bie aufge
töften Subftanzen zurüd und bilden einen Ring von Salzen, welcher
durch das Ausfüßwaffer nur fehr ſchwierig entfernt werden kann.
Die vom Filter ablaufende Fluͤſſigkeit wird, mie fchon bemerkt, in
Glascylindern oder Becherglaͤſern aufgefangen: Fig. 7. zeigt die Ges
3236
ftalt diefer Geraͤthſchaften. Da nicht felten fiedendpeiße Fluͤſſigkeiten
zu filteiren find, fo mäffen diefelben In der Giashütte fehr forgfättig
abgekühlt worden fein, damit fie in diefem Falle nicht fpringen. Wie
leicht einzufehen, bat man dieſe Cylinder in fehr verfchiedenen Groͤ⸗
en vorräthig. In der Megel wird der Trichter mit dem Filter bis
rect auf die Deffnung eines ſolchen Cylinders geftecht, aber dies kann,
wie leicht zu erkennen, nicht gefchehen, wenn bie Deffnung des Cyp⸗
linders größer ale der Umfang des Zrichters iſt. In diefem Falle
legt man Meine vieredige Brettchen von Holz, in deren Mitte ein
ohngefähr zollweites Koch gebohrt ift, über die Deffnung bes Cylinders
und ſteckt die Spige bes Trichters durch das Loch bed Brettchens.
Beim Aufgießen der zu filtrirenden Fluͤſſigkeit auf das Filter
oder überhaupt beim Ausgießen einer Fluͤſſigkeit aus einem Gefäße
laͤßt man diefelbe fietd an einem mäßig ſtarken Glasſtabe herab:
laufen. Sig. 8. zeigt, wie ber Stab zu halten ifl. Ohne diefe Vor⸗
fihtsmaßregel rotrd nach beendigtem Ausgießen etwas von ber Fluͤſſig⸗
keit an der Wand des Cylinders herabfliegen und fo verloren gehen.
Hat man fehr große Quantitäten einer Flüffigkeit in ein geräumiges
Gefaͤß auszugießen, fo kann man dies bei einiger Geſchicklichkeit ohne
den Glasſtab thun, aber che man das Gefäß wieder aufftellt, muß
man bie am Ausgußrande hängenden Tropfen an dem Glasflabe hin»
abgleiten laffen.
Wenn man aus fehr vollen nicht mit umgebogenem Rande vers
fehenen Gefäßen, 3. B. aus den Glaseplindern, Fluͤſſigkeiten auszu⸗
gießen bat, fo ift es felbft bei Anwendung eined Glasſtabes kaum zu
vermeiden, daß diefelbe beim Ausgießen an der Wand des Gefaͤßes
herabfließt; man kann diefem Uebelſtande dadurch vorbeugen, daß man
unter ber Ausgußftele die Wand des Gefäßes mit ein wenig Talg
beftreicht; am beften aber ift es, dahin zu fehen, daß die Gefäße nicht
zu hoch mit Fluͤſſigkeiten angefüllt werden.
Das Filter darf mit der zu filtrirenden Fluſſigkeit niemals bis
an den Rand angefällt werden, man läßt biefelbe immer einige Linien
von demfelben entfernt, weil fonft leicht durch Stächenanziehung bie
trübe Fluͤſſigkelt über den Rand des Filters gezogen wird und dann
natürlich truͤbe abflieft.
Hat man zu den Filtern fehr loſes Papier gewählt und befin
den fich in der zu filtrirenden Fluͤſſigkeit hoͤchſt fein zertheilte pulverige
Niederfchläge, z. B. Kiefelerde, f[hwefelfaurer Barpt, klee⸗
327
faurer Kalt u. f. w., fo laͤuft niche felten die Fluͤſſigkeit im An»
fange geträbt hindurch, man laffe dann die Poren des Filters durch
fortwährendes ruhiges Aufgießen von dem Niederfchlage verflopft wer:
ben und gieße, fobald bie Fluͤſſigkeit Mar abläuft, das trübe Durch:
gegangene auf das Filter zuruͤck. In diefem Falle iſt es auch zweck⸗
mäßig, ben Niedberfhlag in der zu filtrirenden Fluͤſſigkeit aufzurühren,
damit fidy das Filter gleih anfangs mit einer Lage deſſelben uͤberzieht,
in jedem andern Falle aber läßt man die vorhandenen Niederfchläge
fich möglichft zu Boden fenken und bringt zuerft die Harte daruͤber
ftehende Fluͤſſigkeit auf das Filter. Den Uebelſtand, daß die zu filtris
rende Fluͤſſigkeit getrübt vom Filter abläuft, hat man, mie erwähnt,
nur von hoͤchſt fein zertheilten pulorigen Niederfhlägen oder Sub:
flanzen zu befürchten; er kommt nie vor, wenn bie Niederfchläge von
grob kryſtalliniſcher oder gallertartiger, flodiger (bybratifcher) Beſchaf⸗
fenheit find, 3. B. nicht bei ber phosphorfauren Ammoniak⸗Talkerde,
bei ber Alaunerde, dem Eifenoryd u. f. w.
Hat man nah und nach alle zu filtrirende Fluͤſſigkeiten auf das
Filter gebracht und Läuft von ber auf dem Filter befindlichen Sub:
flanz feine Fiäffigkeit mehr ab, fo wird durch etwas deſtillirtes Waſ⸗
fer unter Mithuͤlfe eines kleinen Federbartes das noch an den Win:
den bed Gefäßes hängende losgefpült und ebenfalls auf das Filter
gegeben.
Der auf dem Filter befindliche Nieberfchlag hält, wie leicht eins
zufehen, eine, nach feiner mehr ober weniger hydratiſchen Beſchaffen⸗
heit, größere oder geringere Menge ber mit den aufgelöften Subftan>
zen beladenen Fluͤſſigkeit zuruͤck, welche durch wiederholtes Aufgießen
von beftillietem Waffe entfernt werden muß, theil® um den Nieder:
flag davon zu befreien, theild um feinen Verluſt bei der quantitas
tiven Beſtimmung ber in der Fluͤfſigkeit aufgelöften Subftanzen zu
baden. Man nennt dies dad Auswaſchen oder Ausfühen der
Niederſchlaͤge; es tft fo lange fortzufegen, d. h., es ift fo oft Waſſer
auf die Niederfehläge zu geben, bis ein Tropfen der vom Xrichter abs
fließenden Ftüffigkeit bein Verdunſten auf einem Uhrfchätchen ober
einem Platinbleche feinen feften Ruͤckſtand Hinterläßt, als Beweis, daß
in derfeiben nichts mehr aufgelöft enthalten ift.
Simd die zu filtrirenden Fluͤſſigkeiten alkaliſch oder fauer, fo hat
man an diefen Meactionen ein leichtes Mittel, zu erkennen, wenn bie
Niederſchlaͤge gehörig ausgelaugt find. Wan beendet naͤmlich das
328 “
Auswafchen, fobald das ablaufende Ausfügwaffer weber alkatifch noch
fauer reagirt.
Died giebt mir Gelegenheit von den Mitteln zu ſprechen, deren
man fich zur Erkennung der verfhiedenen Reactionen der Fluͤſſigkeiten
bei den chemiſchen Unterfuchhungen bedient. Die Auflöfungen find
entweder [auer oder altalifch, oder keines von beiden, neutral.
Zur Erkennung ber fauren Reaktion bedient man ſich des Lakmus⸗
papiers, beffen blaue Karbe durch etwa vorhandene Säure geröthet wird.
Man taucht entweder einen ſchmalen Streifen des Lalmuspapiers in
die zu prüfende Fluͤſſigkeit, oder flreicht zweckmaͤßiger mittelft eines
Glasſtabes einen Heinen Tropfen der Fluͤſſigkeit auf das Papier.
Um das Latmuspapier zu bereiten, übergießt. man einige Loth
Lakmus mit etwas warmem Waffer, rührt gut um und flreicht nach
einigen Etunden die Hare blaue Auflöfung mittelft eines Pinfels oder
Tederbartes auf feines Briefpapier, dad dann an einen fchattigen Drt
zum Trocknen hingelegt wird. Sollte durch einmaliges Aufftreichen
die Farbe des Papiers zu hell oder röthlich fein, fo wiederhole man
bie Operation noch einmal, aber man berüdfichtige, daß eine zu dunkle
Färbung der Empfindlichkeit des Papiers als Reagens auf Siuren
zu dienen, großen Eintrag thut. In der Regel werden beide Seiten
des Papiers blau gefärbt.
Zur Erkennung der alkalifhen Reactionen bedient man ſich de#
durch eine fehr verbünnte Säure ſchwach gerötheten Lakmuspapieres.
Alkalien ftellen nämlich die blaue Farbe des Lakmus wieder her. Um
das geröchete Lakmuspapier barzuftellen, giebt man In eine Schale,
die mit Waſſer gefüllt ift, einige Tropfen Schwefelfäure oder Salz
fAure und zieht das blaue Lakmuspapier durch diefe Stüffigkeit. Nach
dem Trocknen iſt daſſelbe zum Gebrauch fertig. Häufiger noch als das
geröthete Lakmuspapier wendet man zur Erkennung der alkaliſchen
Reaction das Qurcumapapier an, welches wie das Lalmuspapier
von einer Ablochung ber Curcumawurzel bereitet wird; bie gelbe Farbe
deffelben wird durch Alkalien in Braun umgeaͤndert. Hinſichtlich
feiner Empfindlichkeit ſteht es jedoch dem gerötheten Lakmuspapier
etwas nad). |
Neutral nennt man diejenigen Fluͤſſigkeiten, welche die Sarben
der genannten Papiere, bie man mit dem Namen „Reactionspa:
piere” belegt, nicht verändern. Es ift bekannt, daß faure Flüffig-
keiten durch Zugeben von Alkalien, und umgekehrt Alkallen durch
329
Zufag von Säuren, neutral werden. Der Punkt, bei welchem die
faure oder alkalifhe Reaction vernichtet ift, wird duch die erwähnten
Papiere ausgemittelt, ex wird der Sättigungspuntt genannt, die Opes
ration -felbft heißt das Särtigen oder Neutralifiten, fie kommt bei
chemiſchen Unterfuchungen fehr oft vor und der angehende Experi⸗
mentator thut wohl, fi in Ausführung berfelben einige Uebung zu
verfchaffen *).
Eine andere fehr haufig vorzunehmende Operation iſt bie Abs
fheidung ber verfchiedenen Subflanzen aus ihren Auflöfungen durch
allgemeinere oder beſondere Reagentienz fie wird gewoͤhnlich das Nie⸗
derſchlagen ober Faͤllen genannt, bie ausgefchiedenen Subftanzen
heißen Nieberfchläge, das die Ausfcheidbung bewirkende Reagens
das Fällungsmittel Die Wirkung ber Sällungsmittel kann
hierbek verfchiedener Art fein; daffelbe entzieht nämlich entweder einem
durch irgend ein Auflöfungsmittel in Auflöfung befindlichen Stoffe
das Aufldfungsthittel, indem es ſich mit diefem verbindet, oder geht
mit dem abzufcheidenden Stoffe felbft eine Verbindung ein. Giebt
man 3. DB. zu einer Auflöfung von fhwefelfaurem Eifenoryb
Ammoniafflüffigkeit, fo tritt da8 Ammoniak an die Schwefelfäure, «s
entſteht ſchwefelſaures Ammoniak, welches in Auflöfung bleibt, und
das feines Auflöfungsmittels, der Schwefelfäure, beraubte Eifenoryb
fcheidet ſich ab, ſchlaͤgt fich nieder (erfter Fall). Giebt man aber zu
einer Auflöfung von Kalk in irgend einer Säure Kleefäure ober
ein auflösliches kleeſaures Salz, wie kleeſaures Kali, fo tritt die
Kleeſaͤure an ben Kal zu kleeſaurem Kalk zufammen, ber, weil er
unloͤslich iſt, ſich abſcheidet (zweiter Fall). In diefem letztern Kalle
iſt alſo, was wohl zu beruͤckſichtigen, der Niederſchlag ſtets eine Ver⸗
bindung des Faͤllungsmittels oder doch eines Beſtandtheiles deſſelben
mit dem abzuſcheidenden Körper, im angeführten Beiſpiele alfo klee⸗
faurer Kalt.
*) Zu diefem Zwecke gebe man etwas mit vielem Waſſer verbünnte Balz:
fäure oder Gatpeterfäure in einen Gylinder und füge nun vorfichtig unter Um⸗
sähren fo viel Ammoniakflüffigkeit oder eine Auflöfung von Kati hinzu, bie
die faure Reaction der verbünnten Säure verfchwunden ift, ohne daß eine als
kaliſche Reaction an deren Stelle fich zeigt. Beſonders gegen das Ende der
NReutralifäation, wenn das Lakmuspapier nur noch violettroch gefärbt wird,
muß man mit bem Zutröpfeln der Alkalien ſehr vorfichtig fein.
330
Die Faͤllungen werden am gemöhnlichfien in ben erwähnten
Glascylindern oder Becherglaͤſern (Fig. 7.) vorgenommen. Man fest
das Faͤllungsmittel in Meinen Portionen zu der Fihffigkeit und ver-
mifcht jede zugeſetzte Portion durch tuͤchtiges Umruͤhren mittelft eines
Glasſtabes recht innig mit derfelben. Verſaͤumt man das Umrübren,
fo entflehen oft große Klumpen von ber ausgeſchiedenen Subftans,
die ſich auf dem Filter nur höchft unvollftändig ausfüßen laffen; daf:
felbe gefchieht audy leicht, menn die Fluͤſſigkeiten zu concentriren find,
immer muͤſſen deshalb diefe wenigſtens fo verdünnt fein, daß bei der
Faͤllung die ganze Flüffigkeit nicht zu einer dicken gallertartigen Maſſe
gefteht, es muß ſich vielmehr Über dem entſtandenen Niederfchlage recht
bald eine Schicht Elarer Fläffigkeit zeigen, als Beweis, daß der Nie:
derſchlag gut zu Boden fin. Man erlangt nad) einigen vorgenom⸗
menen Unterfuhungen bald einen gewiſſen Tact darin, bie gehörige
Goneentration einer zu fällenden Flüffigkeit zu treffen. In vielen
Faͤllen, nämli dann, wenn die entftehenden Niederſchlaͤge ganz un⸗
löslich find, kann man jedoch die Fluͤſſigkeiten ohne Nachtheil fehr
ſtark verdünnen. Sind dagegen die entftehenden Niederfchläge in ber
Fluͤſſigkeit nicht gänzlich unlöslih, fo wird immer etwas von biefen
Niederſchlaͤgen in Auflöfung zuruͤckgehalten und zwar natürlih um
fo mehr, ie größer die Quantität der Fluͤſſigkeit IfE; unter diefen Um⸗
ftänden muß bie Fluͤſſigkeit vor der Faͤllung duch Verdunſtung über
Feuer auf ein möglichft kleines Volumen gebracht werden, wenn man
nicht fehr unrichtige Refultate bekommen will.
Bei der fpectellen Anleitung zur Unterfuchung werde ich ſtets
auf diefe Punkte befonders aufmerffam machen, hier möge nur noch
bemerkt werden, daß man ſchon an der äußern Geflalt der Nieder:
ſchlaͤge mit ziemlicher Gewißheit auf ihre Löslichkeit in der Fluͤſſig⸗
keit, aus welcher fie fi) abgefchieden haben, fehließen kann. Flockige⸗
(hydratiſche) Niederfchläge find In der Megel ganz unloͤslich, fo die
Niederfchläge von Eiſenoryd⸗ und Alaunerbehndrat, Chlorfilber; feine
kryſtalliniſche Niederfchläge find ſehr ſchwer loͤslich, z. B. kleeſaurer
Kalk, grobe kryſtalliniſche Niederſchlaͤge ſind am wenigſten ſchwer loͤs⸗
lich, z. B. phoophorſaure Ammoniak⸗Talkerde, Weinſtein u. ſ. w.
Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß man bei dem
Niederſchlagen einer Subſtanz ſtets darauf bedacht ſein muß, die er⸗
forderliche Menge des Faͤllungsmittels, naͤmlich ſo viel davon hinzu⸗
zugeben, daß ber auszuſcheidende Körper auch vollſtaͤndig ausge⸗
331
ſchieden werde. Es gehoͤrt einige Uebung dazu, um in der durch den
Niederſchlag oft ſtack getruͤbten Fluͤſſigkeit den Punkt zu erkennen,
bei welchem auf ferneren Zuſatz des Faͤllungsmittels der Niederſchlag
ſich nicht vermehrt. Bei qualitativen Unterſuchungen kann man etwas
der Fluͤſſigkelit von dem Niederſchlage abfiltriren und das Abfiltrirte
mit dem Faͤllungsmittel pruͤfen; bewirkt letzteres noch einen Nieder⸗
ſchlag oder eine Truͤbung, ſo muß davon natuͤrlich noch ſo viel hin⸗
zugefügt werden, daß eine abfiltrirte Probe bei der Pruͤfung endlich
nicht mehr getrübt wird. Bei quantitativen Unterfuchungen find aber
diefe Prüfungen, welche ohne Verluſt an Nisderfchlag und Fluͤſſigkeit
nicht angeſtellt werden koͤnnen, zu verwerfen.
Man erkennt indeß in der Regel ſchon an einigen leicht in die
Augen fallenden Erſcheinungen, daß die hinreichende Menge eines
Fältungsmitteld zugeſetzt worden iſt, daß nichts mehr dadurch gefällt
wird. So lange naͤmlich noch faͤllbare Subſtanz in Aufloͤſung vor⸗
handen, alſo noch nicht bie erforberliche Menge ber Faͤllungsomittel
zugegoffen worben ift, ſenkt ſich ber entſtandene Nieberfchlag gar nicht
oder doch erft nach langer Zeit und fehr langfam zu Boden, die
ganze Fiüffigkeit bleibe milchig truͤbe und läuft bei dem Berfuche, fie
zu filteicen, in der Megel hoͤchſt langſam und ganz trübe durchs Fil⸗
ter; iſt hingegen das Fällungsmittel in hinreichender Menge zugeſetzt
worden, fo ſenkt fi ber Niederfchlag ſchon nah einigen Minuten
wenigſtens fo weit, daß Über demfelben eine, wenn auch nur bünne
Schicht der vollkommen Maren Ztäffigkeit zum Worfchein kommt und
diefe Iäuft nun völlig Mar und leicht durchs Filter.
Sehr Häufig erkennt man an ber Reaction ber Kihffigkeit auf
die Reactionspapiere, ob bie nöthige Quantität bed Fällungsmittels
in dieſelbe gebracht iſt. Hat man 3. B. aus Auflöfungen von Dry:
den in Säuren, wie aus dem Saͤureauszuge einer Adererde, diefe
Oxyde duch ein Alkali zu fällen, fo wird von legtesem eine hinrei⸗
chende Menge zugefegt fein, ſobald die Fläffigkeit nicht mehr fauer
reagiert, alfo nicht mehr Lakmuspapier roͤthet; fie wirb dagegen, wenn
Alkali im Ueberſchuß vorhanden tft, was in ber Regel ber Fall fein
muß, geroͤthetes Lakmuspapler wieder blau färben oder Curcuma⸗
papier braunen.
Einige duch Faͤllungsmittel entſtanden⸗e Niederſchlaͤge loͤſen fich
wieder auf, wenn von dem Faͤlungsmittel ein großer Ueberſchuß zus
Hefegt wird; man fagt dann, fle find im Webernmaß beffelben löslich.
‘
"332
So entfteht in einer Auflöfung von Alaunerde duch Kalilauge ein
Niederſchlag von Alaunerdehydrat, ſetzt man aber dann noch mehr
Kalilauge binzu, fo verſchwindet derfelbe wieder, indem er von ber
Kalilauge- gelöft wird. Dies giebt und die Regel an bie Hand, in
dergleichen Faͤllen bei dem Aufegen des Faͤllungsmittels vorfichtig zu
fein, naͤmlich dafjelbe nur nach und nad) ber zu präfenden Fluͤſſig⸗
keit hinzuzufügen. Setzt man z. B. zu einer Flüffigkeit, welche nur
wenig Alaunerde enthält, auf einmal eine bedeutende Menge Kali:
lauge, fo entftcht ein Niederſchlag, denn fie Löfet fich fogleich wieder
auf, wodurch man zu der Annahme verleitet wird, daß gar feine
Alaunerde vorhanden if. Dan hat fi, hierbei aber auch noch vor
einem andern Irrthume zu verwahren. Iſt nämlich eine durch Alta:
fien zu fällende Auflöfung fehr fauer, hat fie alfo einen bedeutenden
Ueberſchuß an Säure, fo entfteht auf Zufag des Alkalis, z DB. ber
Kalilauge oder der Ammoniakflüffigkeit, an der Stelle, wo baffelbe
in die Löfung kommt, ein Niederſchlag; rührt man aber die Fluͤſſig⸗
keit mit einem Glasftabe um, fo verfchwindet der Niederfchag wieder
und man fönnte glauben, er werde von einem Webermaaße des Faͤl⸗
lungsmittels, des Alkalis, aufgelöft; dies ift indeß nicht der Fall, es
ift noch nicht genug von dem Alkali zugefegt, deshalb wird der Nie⸗
derfchlag durch die noch vorhandene freie Säure wieder aufgeläft.
Das Raͤthſel iſt Leiche zu loͤſen. An bee Stelle, wo das Alkali in
die faure Löfung fällt, wird die Säure dadurch vollftändig neutralifiet,
es entiteht alfo ein Niederfchlag; bie Menge bed zugeſetzten Alkalis
ift aber lange nicht hinreichend, die Säure der ganzen Fluͤſſigkeit zu
neutralifiren, fobald man alfo umrührt, wird die Wirkung des Alta:
lis durch die Shure vernichtet, der Niederſchlag wird wieder aufgeläft.
- Die Reactionspapiere geben ein leichtes Mittel ab, zu erfennen, ob
ein Anfangs entflandener Niederfchlag von nody vorhandener freier
Säure, oder von im Uebermaaß zugefegten Sällungsmittel wieder ges
loͤſt worden iſt; die Fluͤſſigkeit wird naͤmlich fauer reagiren, wenn
die Säure den Niederfchlag löfte; fie wird alkaliſch reagiren, wenn
derfelbe von- dem Alkali geloͤſt iſt; daher die Megel, alle dieſe Faͤllun⸗
gen mit den Reactionspapieren in der Hand auszuführen.
‘ Sind aus einer Auflöfung durch verfchiedene Faͤllungsmittel nad)
und nach mehrere Subflanzen abgefchieden und auf Filter gefammelt
worden, fo erhält man durch die große Menge des zum Ausfüßen
der Niederfchläge angewandten Waſſers eine hoͤchſt verbünnte Fluͤſſig⸗
333
keit. Sollen aus biefet Fluͤſſigkeit noch Subſtanzen gefällt werden,
welche nicht ganz unidslic ‚find, fo muß man biefelbe concentrirter
machen, man muß fie von einem Xheile des Aufloͤſungsmittels bes
freien. Dies gefchieht durch das Abdampfen oder Cinbampfen,
eine Operation, die auch noch In allen den Fällen vorzunehmen ift,
bei welchen man einen aufgelöften Körper von feinem Auflöfungs-
mittel vollftändig befreien, ihn in feſte Geftalt bringen will.
Das Abdampfen ber Fluͤſſigkeiten gefchieht in der Regel in Scha⸗
fen von aͤchtem Porzellan, die mit einem Ausguffe und einem Stiele
zur Handhabung verfehen find (Fig. 9.). Man kann diefelbe, mit
der Fluͤſſigkeit gefüllt, auf die erwähnte, mit Sand beftteute Platte
fiellen, oder aber man legt auf die Deffnung bed chemiſchen Ofens
Ringe von flartem Eiſenblech, fo daß eine der Größe der Abdampf⸗
ſchaale entfprechende Eleinere Deffnung gebildet wird. Fig. 10. zeigt
diefe Ringe, bie man von fehr verfchiedener Weite hat, um durch
Aufeimanderlegen mehrerer, ſelbſt ganz Beine Deffnungen bilden zu
innen. Um das Zerfpringen der Abdampfſchalen zu verhuͤten, muß
man folgende Vorſichtsmaßregeln befoigen. Die Ringe dürfen nie
eber auf ben Ofen gelegt werben, al& bie zugleich die Abdampffchalen
darauf kommen. Sind die Ringe früher aufgelegt und alfo fehr ers
bist, fo wird aus der daraufgeftellten Ealten Abdampfſchale ein dem
Kreife des Ringes entfprechendes Stud losgeſprengt; man fege ferner
die Abdampffchaien nicht eher auf, bis die Kohlen im Dfen faft
ſaͤmmtlich volllommen glühend find und mäßige beim Auffegen die
Temperatur dadurch, daß man das untere Thücchen des Ofens ver⸗
fchließt; auch kann man zur größeren Vorfiht die Schale vor bem
Aufftellen in einiger Entfernung über ben Ofen halten und fo lang»
fam erwärmen. Hat man bie Abbampffchalen ziemlich Talt auf den
Dfen gebracht, fo befchlagen fie, das heißt, fo condenfirt ſich an ber
äußern Seite berfeiben das beim Exhigen der Kohlen fich verflüchtis
gende Waſſer; dies gefchieht daher befonders ſtark, wenn bie Kohlen
noch nicht volllommen glühend find, oder wenn man todte Kohlen
auf die glühenden ſchuͤttet. Man trodne in dieſem Falle die Schalen
einige Mal ab, bis fie fo flark erwärmt find, daß der Waſſerdampf
daran nicht mehr condenfirt wird,
As Regel bei den Verdunſtungen gelte, daß bie in ben Ab»
dampfichalen befindliche Fluͤſſigkeit niemals fiede; fie kann bis faft
zum Siebepunkte erhigt werben, barf aber nicht aufmwallen, weil babei
.
334
ein Verſpritzen berfelben unvermeiblich if. Um das Abdampfen zu
befchleunigen, ift es fehr zweckmaͤßig, fortwährend umzurähren ; Dies
geſchieht mit unten abgeplatteten Stäbchen von Porzellan, welche
Spatel genannt werden. Beim Abdampfen der Fihffigkeiten bat
man fi aber auch noc davor zu huͤten, daß vom Dfen aus Beine
Aſche in biefelbe falle, man muß fie deshalb mit ſteifem Loͤſchpapier
zubeden und zum beffern ‚Halt beffelben einen Holzſtab barkber legen,
im Salt man bemerkt, daß Afche in die ‚Höhe fliegt.
Iſt durch das Verdampfen fo viel von ber Fluͤſſigkeit entfernt
worden, daß ber Spiegel derſelben in der Abdampfichale mit dem
Ringe, welcher die Schale trägt, gleich hoch fleht, fo muß fogleich
noch ein einer Ring aufgelegt werden, denn bie Fluͤſſigkeit darf nie
unter biefen Punkte ſinken; wenn das Feuer lebhaft if, läuft man
fonft Gefahr, daß der Boden der Schale durch den Ming abgefprengt
wird. Sind Fiäffigkeiten ganz zur Trockne einzubampfen, fo muß
man gegen das Ende, wenn bie Fluͤſſigkeit unter die Ringe finkt, das
Feuer durch Entfernung faft aller Kohlen und Verſchließen der Zug⸗
thuͤr fehr mäßigen und biefelbe fortwährend umruͤhten.
Hat man eine große Quantität einer Auflöfung zu verbampfen,
fo giebt man Anfangs nur einen Theil in bie Abbampfichale und fällt
davon nad, in dem Maaße, als das Werbampfen vorfchreitet. Hier⸗
bei iſt zu berädfichtigen,, daß das Nachfüllen niemals gefchehen darf,
während bie Schale auf bem Ofen fleht; man entferne fie bavon und
gieße die nachzufüllende kalte Fluͤſſigkeit in einem duͤnnen Strahle in
die Mitte der fortwährend umgerährten heißen Fluͤfſigkelt.
Da die Abdampffchalen wegen ihres gewoͤlbten Bodens für ſich
nicht feſtſtehen, auch erhigt auf einen Tiſch u. f. w. geſtellt, biefen
verderben würden, fo bedient man fidy hoher, vom Korbmacher gefloch⸗
tener Kraͤnze oder gebrechfelter 1—1’,, Boll hoher hoͤlzerner Ringe,
um bie Schalen barauf zu fegen. '
Schr Heine Mengen einer Fluͤſſigkelt werden in Ubrgläfern ober
in fehr Beinen, den Uhrgläfern ähnlich geformenn Porzellanſchaͤlchen
auf dem erwaͤrmten Sande verdampft.
An die Operation des Abdampfens (tiefen ſich die Operationen
des Trodnens und Gluͤhens. Miele fefte, beſonders pulverför-
mige Körper, wie bie Ackererde ober die verfchiedenen Niederſchlaͤge
enthalten eine nad) dem Feuchtigkeitszuſtande der atmosphaͤriſchen Luft
veränderfiche Menge Waller, das man durd, das Trocknen berfelben
335
entfernen muß, um bei quantitativen Unterfuchungen gleichbleibende
Refultate zu erhalten. Die zu trocknenden Niederſchlaͤge werden auf
dem Kilter gelaffen und bleiben am beten fo lange an ber Luft lies
gen, bis fie Iufttroden find, dann legt man biefelben auf einen Por⸗
yellanteller ober eine Untertaffe und flellt dieſe auf den mäßig erwärmten
Sand ber Waͤrmplatte. In einigen Fällen wird ſchon durch biefe
mäßige Wärme alles Waſſer ausgetrieben, in andern ift aber eine bis
zur Glähhige gefleigerte Temperatur nöthig, bie Körper muͤſſen dann
geglüht werben. Außer der vollſtaͤndigen Austreibung des Waſſers
bezweckt man durch das Gluͤhen häufig aud die Entfernung anderer
Subſtanzen, meldye entweber bei ber hohen Temperatur ſich derfluͤch⸗
tigen, ober dabei zerſtoͤtt werben.
Das Gluͤhen gefrhicht in Niegeln von Thon, Porzellan ober
Platin. Die fogenannten heffifhen Thontiegel find fehr bekannt,
man wenbet fie bei großen Quantitäten von Subflanzen anz bie Pla⸗
tintiegel find zum Gluͤhen ber Nieberfchläge ganz unmtbehrlich, man
muß davon wenigftend einen, obngefähr zu bem Preife von 6 — 8
Thalern haben. Fig. 12. zeigt die Geſtalt dieſer Ziegel.
Alle Tegel werben nicht unmittelbar auf den Roft des Ofens
oder auf die glühenden Kohlen geſtellt. Man fegt zuerft auf den
Roft einen’ Heinen, etwa 2 308 im Durchmeſſer Haltenden und 2 Zoll
hohen abgeftumpften Kegel won gebranntem Thon, in Ermanglung
deffelben ein Sch von einem Mauerſtein oder Dachziegel, und ſtellt
“auf diefe Unterlage den Tiegel. Die Porzellantisgel, weiche die Por:
zellanfabriken in verfchiebener Größe liefern, muͤſſen fehr vorfichtig bes
handelt werden, da fie beim fehnellen Wechſel ber Temperatur immer
zorfpringen; man muß fie deshalb fehr langſam erwärmen, in bem
Dfen felbft nach dem Gluͤhen langſam erkalten laſſen, oder heiß aus
dem Dfen genommen, zum Erkalten in heißen Sand ftellen. Die
beflifchen Schmelztiegel ertragen den fehnellen Temperaturwechſel, ohne
zu zeefpringen, noch am beſten. Recht zweckmaͤßig iſt es, die Porzel⸗
lantiegel mit Eiſen⸗ oder beſſer Meſſingdraht umſtricken zu laſſen, fie
koͤnnen dann, ſelbſt wenn fie Riſſe haben, noch gebraucht werden,
nur darf der Draht, inſofern er von Eifen iſt, nicht über den Rand
des Tiegels hervorſtehen, weil ſonſt das von demfelben abbrödelnde
Eifenoryb leicht die im Tiegel befindlichen Körper verunreinigt. Um
bie Ziegel auf biefe Weiſe dauerhaft umſtricken zu koͤnnen, muß eis
nige &inien unter dem Rande ein vertiefter Reif angebracht werden,
336
in welchem da® obere Drabtband dann befefligt wird. Da die Plas
tintiegel durch die Afche der Kohlen fehr leiden, fo ſtellt man dieſel⸗
ben auch wohl in einen hHeffifhen Ziegel, um fie vor ber bdirecten
Einwirkung des Feuers zu fügen; noch weit mehr werben biefelben
aber geſchont, wenn man das Erhigen berfelben durch eine einfache
Spirituslampe ober duch eine fogenannte Berzelius’fche
Spirituslampe mit boppeltem Zuftzuge bewirkt.
Die einfahs Spirirusiampe (Fig. 13.) ift in allen Faͤl⸗
lien anmenbbar, in denen man eine nicht bebeutende Menge eines
Körperd nur bis zum mäßigen Rothgluͤhen zu erhigen bat. Die
Lampe mit doppeltem Luftzuge giebt aber, wenn fie gut con-
ſtruirt ift, eine ſtarke Hellrothgluͤhhitze; fie gleicht einer gewöhnlichen
Argandfchen Dellampe, wird von jedem Mechaniker angefertigt und
bei ihrem Gebrauche an ben Arm eines fogenannten Statifs von
Eifen geſteckt, wie es ig. 14 a. zeigt. Der Spiritus, welcher zum
Brennen in diefen Lampen benugt wird, muß 80 — 90%, Trall.
zeigen, bei Anwendung von ſchwaͤcherem ift die Temperatur bedeutend
niedriger.
Den mittelft der Spirituslampe zu erhigenden Ziegel ftellt man,
wie die Fig. 14 b. es zeigt, mittelft dreiedliger Halter von fehr feinem
ausgeglühten Drahte auf ben Ring des Statifs und nähert dieſen
allmählig der Flamme der Lampe, fo daß ber Ziegel von ber Spitze
berfelben umfpielt wird.
Bei dem Glühen ber verſchiedenen Körper gilt als Regel, daß
man die Temperatur ganz langſam fleigert. Läße man zu ſchnell
eine heftige Temperatur einwirken, fo wird durch das plögliche oder
raſche Entweichen der flüchtigen Stoffe fehr Leicht der Anhalt der
Ziegel herausgeworfen, wobei Verluft entfleht und unrichtige Reſul⸗
tate erfolgen.
Eine der wichtigften, ja man kann fagen, die wichtigfte Opera:
tion bei der quantitativen Unterfuchung iſt bie Gewichtsbeſtimmung
der abgefchiebenen Körper, das Waͤgen derſelben.
Genaue Gewichte und Wagen find zwar die Baſis dieſer Ope⸗
ration, aber fie können doch nur bei der höchften Aufmerkſamkeit und
Sorgfalt und bei einer nur durch Uebung zu erlangenden Handfertig⸗
keit ſichere Reſultate geben.
Die Gewichte, weiche man bei den Unterſuchungen anmenbet,
find entweder das fogenannte Medicinals oder Apothekerge⸗
337
wicht, oder dad neuere franzsfifhe Gewicht. Zwei Beine
Zafeln werben die Eintheilung dieſer Gewichte beutfich machen.
Medicinalgemwidt.
Pfund. Unzen. Drahmen. Scrupel. Gran. Rothe.
1. 12 96 288 5760 | 24
1 8 24 480 2
1 3 60 7
1 20 Ya
1 Yo
Man erfieht aus biefer Zafel, daB ein Mebichnalpfund gleich ift
des geroöhnlichen Civilpfundes & 32 Lath, bie Unze aber gleich
ift 2 Lothen u. fe wm. Da man :die Reſultate der Unterfuchungen
immer auf Prozente berechnet, fo nimmt man in ber Regel, um leichte
Rechnung zu haben, von ber zu unterfuchenden Adererde 100, 200,
300, 1000, . . . 10000 Gran oder fehr einfache Bruchtheile von
100 Stan, 4 B. 50, 25 Gran. |
Das Apothekergemwicht kommt in Schachteln von Y, Pfund Ge
wicht in den Bande. Man muß es indeß erſt von einem Mecha⸗
niker juſtiren laffen. In den Schachteln finden ſich Gewichtsſtuͤcke
von 1 und ”, Unze, von 2, 1 und Drachme, von 4, 3, 2, 1
und Y%, Scrupel, 10, 9, 8 bis 1 Gran, und jeder Verkäufer kann
den Landwirch über den Werth der verſchiedenen Stuͤcke unterrichten.
Bon den Granen muß man fi) noch heile, etwa bis zu '/%, Gran
vom Medyaniker anfertigen laſſen.
Fra nzoͤſifches Gewicht (Grammengewicht).
Die Einheit des franzoͤſiſchen Gewichtes iſt das Gramme, es
kommt ziemlich gleich 16 Stan des preußiſchen Medizinalge⸗
wichts.
1 Kilogramme 1000 Gramme.
1 Hectogramme 100 ⸗
1 Decagramme
1. Decigramme '/o (0,1) ⸗
1 Centigramme
1 Millegramme
INN
>
vV
boo N, ’
338 .
Da für die chemifchen Unterfuchungen im Allgemeinen das fran=
zöfifche Gewicht gebräudplich tft, fo foll nach demfelben auch in biefer
Anleitung gerechnet werben.
Zu allen Rechnungen, welche bei der Sewichtsbeftimmung vor⸗
kommen, benutzt man die Decimalbruͤche und ich muß vorausſetzen,
daß die Rechnung mit dieſen jedem Leſer bekannt iſt. 1288 Stan
werden alſo 128,75 Gran, 80%, Gran 80,25 Stan, 1800 Mille⸗
grammen 1,800 Grammen, 6 Millegrammen 0,006 Grammen ge:
ſchrieben.
Mindeſtens zwei Waagen ſind zur chemiſchen Unterſuchung
der Ackererden erforderlich; eine größere, welche ohngefaͤhr bis 500
Grammen und eine kleinere, welche bie 30 Granmen Belaſtung auf
jeder Waagſchale vertragen kann; bie erſtere muß wenigſtens noch
fuͤr 5 Centigrammen, die letztere für 5 Millegrammen empfindlich
ſeyn.
Kein chemiſcher Apparat erfordert eine ſorgfaͤltigere Behandlung
als die Waagen, wenn fich biefelben in gutem Buflande erhalten fol:
In. Sie müffen durch Glaskaſten vor ber Einwirkung von Staub,
Feuchtigkeit und ſaurer Dämpfe gefehüge werben. Kein Theil der
ſelben ift mit den Bänden zu beruͤhren, da deren Gchweiß die be
ruͤhrte Stelle voftend macht; man haͤngt fie deshalb in dem Glas
taken auf und zwar fo, daß in der Ruhe die Schalen auf der Un-
terlage ruhen, beim Gebrauche abır die Waage durch einen einfachen
Mehantemus fo weit in bie Höhe gezogen werden kann, daß bie
Schalen von ber Unterlage gehoben werben, ber Waagebalken alfo
auf feinen Ruhepunkten frei ſchwingen kann.
Nie darf man große Gewichte ber zu waͤgenden Subſtanzen auf
die Wange werfen, während fie fchmingt, immer müffen babei die
Schalen auf der Unterlage ruhen, nur etwa Beine Gewichte kann
man auf bie ſchwebende Waage ſanft auflegen,
‚Die Gewichtsſtuͤcke dürfen eben ſo wenig wie die Waage mit
ben Händen angefaßt werben, weil bucch ben entflehenden Roſt ober
‘ durch den ſich anhängenden Schweiß ihre Schwere verändert wird,
fie alfo unrichtig werden.
Bu wägende Stoffe, befonders pulverförmige, werben nie direct
auf die Schalen der Waage gelegt, weil man fie, ohne die Schale
in die Hand zu nehmen und bie ganze Wange zu erfchättern, nicht
wieder davon entfernen könnte, man lege diefelben entweder auf ein
339
gewogenes (tarirtes) Uhrfchälchen, oder auf ein gewogenes zufammen-
gebogenes Stud geglätteten. grünen Papiers; erhaltene Niederſchlaͤge
mwägt man auf den Filtern.
Die Gewichte kann man entweder direct auf die Schale der
Waage bringen, oder ſie ebenfalls auf ein Uhrglas legen.
Hat man leere oder mit Fluͤſſigkeiten gefuͤllte Gefaͤße zu waͤgen,
ſo iſt dahin zu ſehen, daß die Außenſeite derſelben, namentlich die
Stelle, mit welcher ſie auf der Schale aufruhen, vollkommen trocken,
beſonders nicht mit Saͤuren oder Alkalien benetzt iſt.
Vorzuͤglich iſt zu beruͤckſichtigen, daß eine Waage nicht zu ſtark
belaſtet wird, das heißt, daß man derſelben keine groͤßeren Gewichte
aufbuͤrdet, als fie ertragen kann. Der Winkel ber Schneide, mit
weicher der Wangebalten auf, der glatten Unterlage ruht, muß um fo
fpigiger gemacht werben, je empfindlicher dieſe Wange fein fol, aber
je ſpitziger dieſer Winkel iſt, deito weniger kann bie Schneide große
Gewichte vertragen, fie wird dadurch fiumpf, und dann iſt die Waage
völlig unbrauchbar. Bei Wangen, beren Balken auf Spigen ruht,
iſt das Geſagte noch meit mehr zu beachten.
Ehe man eine Wange kauft, muß biefelbe auf ihre Güte ges
prüft werben. Folgende Proben find Im Allgemeinen hinreichend.
Man flelle die Wange ins Gleichgewicht, auf beiden Schalen mit
dem Marimum des. Gewichts, welches fie tragen kann, belaftet und
fege fie dann In eine ſchwache Schwingung, babucch, daB man bie eine
Schale mit der Pincette etwas herabdrüdt; je länger die Schwingun⸗
gen anhalten, das heißt, je längere Zeit vergeht, bis die Waage zur
Muhe kommt, die Zunge berfelben wieber einfteht, deſto empfindlicher
ift dieſelbe. Man wechfele dann bie Belaftung der Schalen, lege
nämlich das auf ber rechten Schale befindlidie Gewicht auf bie linke
und das auf der linten Schale befindliche auf die rechte Schale, bie
Waage muß dann wieder genau im Gleichgewicht fein, ift dies nicht
ber Sal, fo find ihre beiben Arme nicht gleich lang, fie iſt dann nur
mit der Einſchraͤnkung brauchbar, daB man die Gewichte ſtets auf
ein und diefelbe Schale legt.
Die genaue Beſtimmung des Gewichts der Körper iſt bald eine
ſehr leichte, bald eine hoͤchſt ſchwierige, die größte Uebung erforbermbe
Operation, wie ich fogleich erläutern werde.
Hat man z. B. das Gewicht eines Uhrglaſes, oder eines Pia
tintiegel®, ober einer Digerirflafche zu beflimmmen, fo iſt nichts eins
22*
340
facher und leichter, als dieſe zu mägen; man flellt den Gegenfland
auf die eine Schale ber genau im Gleichgewicht ſich befindenden ober
durch aufgelegtes Gewicht dahin gebrachten Waage und zwar gewoͤhn⸗
ih auf die linke Schale, auf die rechte Schale bringt man nun all:
mäblig fo viel Gewichte, bis die Zunge wieder genau einfteht, alfo
das Gleichgewicht hergefiellt iſt. Das aufgelegte Gewicht repräfentirt
dann das Gewicht des Gegenſtandes. Man mag nun bie erwähnten
Gefäße wägen, fo oft und wann man will, immer wirb ihre Gericht
gleich groß gefunden werden, ober der bei fehr großen Gegenfländen
diefer Art flattfindende Untetſchied wird doch hoͤchſt unbedeutend fein,
vorausgefegt, daß biefelben nicht abgenust worden find.
Verfucht man auf biefelbe Weife das Gericht eines In einem
offenen Gefäße, wie im Platintiegel befindlichen pulverförmigen ober
poröfen Körpers, 3. B. der bei der Analyſe erhaltenen Kiefelerbe, ober
eines Stüdes Ziltrirpapier zu beſtimmen, fo wird fich zeigen, daß zu
verfchiedenen Zeiten angeftellte Wägungen biefer Körper, dad Gewicht
oft ſehr verfchieben ergeben. Der Grund davon Ift ſchon früher an-
gedeutet worden. Die pordfen Körper, alfo auch die Pulver, find
fehr hygroſcopiſch, das heißt, fie conbenfiren in ihren Poren eine
Quantität Waflerdbampf, welche von dem Gehalte der atmosphärifchen
Luft an Waſſerdampf abhängt, nämlich um fo größer iſt, je feuchter
die Luft, um fo Meiner, je trockner biefelbe iſt. Daher wiegen alle
diefe Körper an feuchten Tagen weit mehr, als an trodnm Tagen,
und man flieht nan fehr leicht ein, welche Unrichtigkeiten bei Unter
fuchungen ſich aus dieſem Umftande einfchleichen veürben, wenn man
diefe Körper vor ber Waͤgung nicht auf einen beflimmten Zuſtand
der Zrodenheit bringen wollte.
Um dieſen Zufland zu erreichen, werben alle pordfen Körper vor
dem Wägen einer Temperatur audgefegt, bei welcher das hygroſcopi⸗
ſche Waſſer aus benfelben fich verflüchtige; iſt dies gefchehen, fo muß
man fie entweder in ganz verfchloffenen Gefäßen erkalten laſſen, ober
man muß fie ſehr ſchnell waͤgen, denn biefelben nehmen, wenn fie
erkaltet an der Luft liegen, wieder Feuchtigkeit aus berfelben auf.
Duch einen einfachen Verſuch kann man fi) von der Wahr:
heit bed Gefagten fchnell überzeugen. Dean nehme ein Filter, waͤge
baffelbe und Iaffe das Gewicht auf der Wangfchale liegen; legt man
nun das gemogene Filter auf eine erwaͤrmte Stelle und bringt «6
nad einigen Minuten ſchnell wieder auf die Wange, fo wird baffelbe
341
weit weniger als vorher wiegen. Stellt man nun das Gleichgewicht
ber Wange durch Entfernung eines Theiles der Gewichte wieder ber
und läßt man bie Waage ſchweben, fo ſenkt fi in dem Maaße, als
das Filter erfaltet, die Schafe mit dem Filter; diefes wird fortwährend
ſchwerer, bis «8 ſich mit der Menge von Feuchtigkeit beladen hat, bie
es bei ber herrfchenden Zemperatur und bei dem zeitweiligen Feuch⸗
tigkeitözuftande der Luft aufnehmen kann.
Da man fehr empfindlicher großer Waagen bedürfte, um bie
getrockneten Subflanzen in den Gefäßen zu mögen, in melche man
fie nach dem Trocknen zur Verhinderung bes Anziehens von Feuch⸗
tigkeit, wie erwähnt, einfchließen kann, fo fchlägt man für unfere Un-
terfuchungen, um genaue Refultate bei den Wägungen zu erhalten,
den zweiten der angeführten Wege ein, nämlich man bemäht fich, die
getrockneten Subflangen fo fchnell zu mägen, daß fie während ber
kurzen Zeit, in ber fie der Einwitkung ber Feuchtigkeit der Atmo⸗
fphäre ausgeſetzt find, Leine merkliche Sewichttzunahme davon erleiden
koͤnnen.
Es iſt für die Erzielung genauer Reſultate bei chemiſchen Ana⸗
lyſen ganz unerlaͤßlich, ſich im Waͤgen hyg roſcopiſcher Subſtan⸗
zen eine große Fertigkeit anzueignen, da gerade bei den Waͤgungen
ein Ungeuͤbter die groͤßten Fehler in die Reſultate bringen kann. Je
geringer die Mengen ſind, um ſo ſorgfaͤltiger und genauer muß man
beim Waͤgen verfahren. Von der Gegenwart ſelbſt ſehr geringer
Mengen gewiſſer Körper hängt die Sruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit
des Bodens ab, deshalb hat auch die chemiſche Analyſe ber Aderer:
den, ohne die größte Senauigkeit beim Wägen beobachtet zu haben,
gar keinen Werth.
Diefe Fertigkeit laͤßt ſi rn nur durch Uebung gewinnen, und id
empfehle deshalb dem angehenden Analytiler dringend, vor dem Ans
fangen feiner erſten Unterfuhung, zu biefer Uebung, Gewichtsbeſtim⸗
mungen bugrofcopifcher Körper, 3. B. der Filter, des kleeſauren Kal
kes u. f. w. vorzunehmen und biefe nicht eher für genau zu halten, -
ale bis mehrere zu verfchiebenen Zeiten vorgenommene Wägungen
eined Körpers ganz gleiche Nefultate gegeben haben.
Zur Unterflügung diefer Uebungen und zur Sicherung ber Res
fultate der Wägungen im Allgemeinen theile ich folgende nothwendig
zu gebrauchenden Vorſichtsmaßregeln und Handgriffe mit.
Die Wange muß beim Gebrauche auf einen feſten Tiſch fo auf:
342
geſtellt werden, daß man bequem ſowohl bie Gewichte, als auch die
zu mwägenden Körper, auf bie Schalen legen kann. .
Am Zimme muß volltonnmen Ruhe herrſchen, damit bie Waage
beim Schweben nicht erfchüttert werde.
Der Dfen mit ber Wärmeplatte muß nicht ſehr entfernt fein,
damit die getrodineten Körper fchnell von biefer auf die Wange gelegt
werden innen. Dat man Filter ober Niederſchlaͤge zu waͤgen,
weiche bei mäßig erhöhter Temperatur zu trocknen find, fo kann man
fih zum Trocknen derſelben recht zweckmaͤßig einer gewöhnlichen
Waͤrmlampe bedienen. Man legt auf biefe ein dünnes Eiſenblech
und ſtellt darauf eine Untertaffe mit den zu trodnenden Altern und
Niederfchtägen. |
Da es bie Schnelligkeit bei der Wägung fehr verzögern wuͤrde,
wenn man bie einzelnen Gewichtöftüde in bem Maafe, als man ih:
ter bedarf, aus ihrem Behälter herausnehmen wollte, fo müffen bie:
felben in der Meihe fo bequem als möglih zur Hand hingelegt
werben.
Ich will die Wägung eines Filters genauer befchreiben und die
ſes mag denn als Beifpiel für die Ausführung der Wägungen im
Allgemeinen dienen.
Hat man das zu mwägende Filter in die Untertaffe gelegt, weiche
auf der ſchon erwärmten Platte bes Ofens ober der Lampe fteht, fo
belaftet man bie rechte Wangfchale mit fo viel Gewicht, als man
glaubt, daß das Filter ohngefaͤhr wiege, immer aber eher mit we
niger als mit mehr, damit man nur zuzulegen, nicht wegzunehmen
habe,
Iſt die Temperatur der Untertaffe auf der Wärmplatte fo body,
bag man fie nur eben noch, ohne verbrannt zu werben, mit ber Danb
anfaflen kann, fo muß man biefe Temperatur durch zwedimäßige Leis
tung bed Feuers zu erhalten fuchen; fie darf nicht niedriger, aber auch
nie fo hoch werden, daß ſich das Papter gelb ober braun
färbt.
Nach ohngefaͤhr 6 Minuten, während welcher man das Filter
au ein Mal umwenden muß, kann die Wägung vorgenommen wers
den. Dan nimmt die Untertaffe mit dem $ilter von der Platte, bes
deckt diefelbe mit einer ebenfalls erwärmten zweiten umgekehrten Un⸗
textaffe und laͤßt ſo das Filter in dieſer Behauſung ein wenig ftehen,
damit die Temperatur etwas ſinke; dann legt man baffelbe auf die
343
linke Waagſchaale, zieht die Wange mit ber linken Hand durch Die,
gewöhnlich an siner Schraube befefligte Schnur ein wenig in bie
Hoͤhe und legt nun auf die vechte Waagſchale möglichft ſchnell fo
viel Gewichte, bis die Zunge ber Waage einfteht.
Dat man fich durch Uebung bie Fertigkeit angeeignet, aus ber
Größe des Ausſchlags mit einiger Sicherheit das aufzulegende noch
fehlende Gewicht zu erkennen, fo iſt die ganze Wägung-in einigen
Secunden abgethan; hat man aber keine ſolche Fertigkeit, fo verges
ben wohl Minuten darauf, bis die Operation vollendet if. In dem
einen Falle ſowohl als dem andern nimmt man das Zilter wieder
von ber Waage, legt es in die Untertaffe und ſtellt dieſe noch einmal
auf die erwärmte Platte. Hat fie nad binlänglicher Erwärmung
einige Beit geflanden, fo nimmt man biefelbe, wie oben angegeben,
von der Platte und bringt nad einiger Abkuͤhlung das Filter auf
die Waage: Da nun das Gewicht unangerhhrt auf der Wangfchale
liegen geblieben tft, fo fieht man, fobald man bie Waage in die Höhe
zieht, fogleich, ob ſich das Gewicht des Filters verändert bat. In
vielen Faͤllen und befonders, wenn bie erſte Wägung längere Zeit
dauerte, wird man das Gewicht des Filters geringer finden, als Ber
weis, daß es während der erſten Wägung fchon wieder etwas Feuch⸗
tigkeit ans der Luft angezogen bat, man legt dann fchnell noch bas
fehlende Gewicht auf die rechte Schale und beginnt das Trocknen
und Wägen von Neuem und fegt dies fo lange fort, bis zwei auf
einander folgende MWägungen gleiche Refultate geben. Das auf biefe
Weiſe richtig gefundene Gewicht wird nun mie Bleiſtift mittelſt recht
Beiner Zahlen auf dem Filter gewöhnlich an zwei Stellen notirt und das
Filter iſt dann zum Gebrauch bei zu mwägenden Niederfchlägen geeignet.
Pie die Waͤgung eines leeren Filters ausgeführt wird, fo wer⸗
den auch im Allgemeinen die Wägungen der mit den Mieberfchlägen
gefüllten Zilter und der auf Uhrgläfern, im Platintiegel u. ſ. mw. ges
teodineten und befindlichen Subflanzen vorgenommen. Die erforder:
liche Temperatur, bei welcher man bie Wägungen vomimmet, lerne
man durch einige Uebung bald Eennen ; man huͤte ſich aber eben fo
fehe, die zu wägenden Subſtanzen voͤllig abkühlen, als dieſelben ſehr
warm zu waͤgen; baben bie Gefäße und die Subflanzen ohngefähr
bie Wärme der Dand, fo bag man beim Anfuͤhlen derſelben noch ein
wenig dad Gefühl der Erwärmung bemerkt, fo find fie in der Regel
für die Wägung hinreichend abgekühlt,
344
Da etwas bebeutende Quantitäten einer Subflanz, bie auf ei-
nem Uhrgiafe bei hoher Temperatur getrodinet, oder in einem Platin
tiegel gegfüht worden find, ziemlich lange Zeit ſtehen müffen, che fie
bis zu dem erwähnten Punkt abkühlen, fo muß man biefelben gut
zudeden, bamit ihr Gewicht durch Anziehung von Feuchtigkeit nicht
vermehrt werde. Die Platintiegel werden mit dem dazu gehörigen
Dedel, die Uhrgläschen mit einer Glasplatte, Untertaffen mit Nieder
fhläge enthaltenden Filtern ebenfalls mit Glasſcheiben oder andern
Untertaffen bebedt.
Hat man Subflanzen zu wägen, welche ſehr hartnaͤckig das hy⸗
groſcopiſche oder das chemiſch gebundene Waſſer, oder andere zu ver⸗
fluͤchtigende Koͤrper entlaſſen, ſo muß man ganz beſonders darauf
achten, daß ſie von dieſen Koͤrpern durchs Erhitzen vollſtaͤndig
befreit find, indem dieſelben nicht plöglich, fondern ganz allmaͤhlig
entweichen. Man muß bergleichen Subftanzen ziemlich lange er=
wärmen und fie zulegt der hoͤchſten Temperatur ausfegen, welche
fie ertragen innen, und nicht eher das Gewicht als richtig betrach⸗
ten, als bis fi) nad) mehreren Wägungen bafjelbe nicht mehr ver:
ringert bat.
Man wird aus dem, was ich über bad Wägen im Allgemeinen
mitgetheilt habe, erkennen, daß es befonderd das Auflegen der erfor
berlichen Gewichtsftüde auf die Waagſchale If, welches die Operation
in die Länge zieht und das Reſultat unrichtig macht; ein Jeder, wer
zu wägen anfängt, wirb fogleich felbft diefe Erfahrung machen. Bald
bat man ein zu großes Gewichtsſtuͤck aufgelegt, muß es dann weg»
nehmen und ein anderes auflegen, das oft wieder zu Bein ift, bald
reicht man mit dem vorhandenen Vorrathe an Beinen Gewichtsftüden
nicht aus, muß dann alle aufgelegten Gewichtsſtuͤcke von der Wange
nehmen und fie durd) ein größeres erfegen.
Diefe das Wägen fo fehr verzögernden Umftände laſſen ſich recht
gut auf bie folgende Weile vermeiden. Man halte einen Vorrath
von Meſſingblechſtuͤcken von fehr verfchiebener Größe und befonders
eine bedeutende Menge von möglichft Beinen Stuͤcken. Alle diefe
Stüde biege man fo, daß fie nicht gänzlich platt anfliegen, fondern
an einem hervorragenden Theile leicht mit ber Pincette gefaßt wer:
den koͤnnen. Anftatt der Gewichte legt man nun bei den Wägun-
gen dieſe das Gewicht repräfentivenden Meſſingſtuͤcke darauf, und da
man eine bebeutende Anzahl fehr Eleiner Schde hat, fo wird man
345
nie in die Verlegenheit kommen, ein aufgelegtes Stuͤck wieder herun⸗
ter nehmen zu muͤſſen u. f. w. Iſt man nun durch die gehörige
Anzahl von Wägungen bahin gelangt, baß fich keine Veränderung
im Sfeichgewichte zeigt, fo hat man nun natürlich in den auf ber
linken Waagſchale liegenden Meffingftüden ein genaues Aequivalent des
Gewichtes der Subftanz, und da biefe Metaliftüde ihe Gewicht bei
längerem Liegen auf dee Schale nidyt verändern, fo-fann man nun ı
ducch wirkliche Gewichte, die man auf die rechte Schale bringt, mit
der größten Ruhe deren Gewicht finden.
Eine nach diefer Methobe vorgenommene Wägung giebt ftets
zuverläffige Refultate, fie ift deshalb für Gewichtsbeſtimmungen fehr
hygroſcopiſcher Subftanzen ganz befonders zu empfehlen.
Man Lönnte bier die Frage aufwerfen, warum man nicht eben
fo gut eine große Anzahl fehr Meiner richtiger Gewichtsſtuͤcke vorraͤ⸗
thig hielte, wodurch der nämliche Zweck auf kuͤrzerem Wege ſich errei-
chen ließe. Dieſe Frage kann nur von denen aufgeworfen werben,
die nicht wiſſen, welche unſaͤgliche Muͤhe und welche empfindliche
Waagen die Anfertigung der kleinſten Gewichtsſtuͤcke erfordert, wenn
dieſe auch nur ziemlich genau ſein ſollen, und wie leicht dieſe koſtba⸗
ren kleinen Gewichte bei raſchem Anfaſſen wegſpringen, uͤberhaupt
verloren gehen.
Im Vorhergehenden iſt mit der der Wichtigkeit des Gegenſtandes
angemeſſenen Ausfuͤhrlichkeit vom Waͤgen im Allgemeinen geſprochen
worden, ich habe jetzt noch etwas Specielleres uͤber die quantitative
Beſtimmung der verſchiedenen Koͤrper und uͤber die Rechnungen mit⸗
zutheilen, welche bei dieſer Beſtimmung ganz gewoͤhnlich vorzuneh⸗
men ſind.
Alle bei den chemiſchen Unterſuchungen erhaltenen Niederſchlaͤge,
welche entweder die abgeſchiedenen Koͤrper im iſolirten Zuſtande, oder
eine Verbindung derſelben mit dem Faͤllungsmittel ſind, werden, wie
fruͤher erwaͤhnt, auf Filtern geſammelt. Es koͤnnte nun, um das
Gewicht dieſer Niederſchlaͤge zu erfahren, das Einfachſte ſcheinen, die⸗
ſelben von den Filtern herunter zu nehmen, ſie, wenn es noͤthig, zu
trocknen und dann zu waͤgen. Man wuͤrde aber, auf dieſe Weiſe
arbeitend, fehr ungenaue Reſultate erhalten, denn felbft auf dem glat:
teften Filterpapier bleibt ſtets ein Theil des Niederſchlages haften und
ein anderer Theil deffelben fledit in den Poren des Papiers felbft.
Zwei Methoden giebt es num, um genaue Mefultate zu erhalten,
346
von benen bald bie eine, bald die andere am zweckmaͤßigſten anwend⸗
bar ift.
Nach der erſten Methode beſtimmt man das Gewicht des Fil⸗
ters vorher, wie es eben gelehrt, mit der groͤßten Genauigkeit und
bemerkt baffelbe auf dem Rande. Iſt dann ber Niederſchlag auf dem
Filter gefammelt und wie ebenfalls früher gezeigt, mit dem Zilter ge
trocknet und genau gewogen, fo erhält man natürlich das Gewicht
bed, ganzen auf bem Filter befindlichen Körpers, wenn man von
diefem Gewichte das Gewicht des Filters abzieht. Angenommen:
das Filter wiegt ker 0,125 Srammen,
mit Eiſenoxyd angefült 0,875 ⸗
fo wiegt das Eifenoemd 0,750 Grammen.
Man erkennt fofort, daß biefe Methode nur bann ganz fichere
Mefultate geben kann, wenn bie Miederfchläge mit ben Filtern unter
benfelben Umftänben gewogen mwerben, unter denen man bad Gewidt
der leeren Filter beſtimmt, man muß alfo 3. B. die Nieberfchläge bei
derfelben Temperatur wägen, bei welcher bie Filter gewogen worden
find, und man muß fich fehr hüten, daß bei dem Trocknen ber Ries
derfchläge nicht das Papier gelb (geröftet) wirb, weil dann fein Ges
wicht nicht mehr baffelbe tft. Bei recht vorfüchtiger Arbeit kann man
nad) diefer Methode genaue Refultate erlangen.
Die auf ben Filtern gewogenen Koͤrper find nun aber faſt nies
mals bie in der Adererbe vorkommenden Körper im vollkommen ifo-
lirten Zuftande, fie find entweber Verbindungen von beftimmten che:
mifhen Zuſammenſetzungen, ober fie find Verbindungen von nicht
conftanten Bufanmmenfegungen (legteres aus Gruͤnden, bie ich in den
einzelnen Faͤllen anführen werde); man bekommt alfo mit andern
Worten durch eine einfache Wägung faft nie fofort das richtige Ges
wicht eines abgefchlebenen Körpers.
Ich will an einigen Beiſpielen das Gefagte verdeutlichen und
bie zur Ermittelung des richtigen Berichts vorzunehmenden Rechnun⸗
gen und Operationen befchreiben.
1) Dan habe 100 Grammen einer troduen Ackererde mit
Salzſaͤure und Waſſer digerirt, im. Allgemeinen einen Saͤureauszug
bargeftellt, diefen von dem ungelöften Antheile durch Filtriren getrennt,
den Ruͤckſtand auf dem Filter ausgefhßt, dann getrocknet und unter
3 347
Anwendung der fruͤher beſchriebenen Vorſichtsmaßregeln mit dem Fil⸗
ter gewogen. War das Gewicht bes leeren Filter 0,680 Grammen,
bed Filters mit dem ausgezogenen Rüdftande 90,780, fo tft 90,78
— 0,68 90,1 Granmen das richtige Gewicht des in der Säure
unlöslichen Antheils der Ackererde; es find alfo durch die Säure 100
— %,1 = 9,9 Grammen aufgelöft worden, und dies muß bei
weiterer Unterfuchung des Saͤureauszuges auch wirklich nachgewiefen.
werden. In dieſem Beiſpiele hat man alſo durch eine einfache Waͤ⸗
gung fofort das richtige Reſultat erhalten.
2) Die in den Auszügen der Adererden vorkommende und ftete
an Bafen gebundene Schmwefelfäure beftimmt man burdy Zuſatz von
Baryumchlorid. Es entſteht ein Niederfchlag von ſchwefelſaurem Baryt.
Geſetzt, daB leere Filter zu dieſem Niederſchlage habe 0,140 Gram⸗
men gewogen, das Filter mit dem Niederſchlage 0,870 Grammen,
fo iſt das Gewicht des ſchwefelſauren Baryts 0,730 Grammen. Der
ſchwefelſaure Baryt hat ſtets gleiche Zuſammenſetzung, er enthaͤlt in
100 Theilen 34,4 Schwefelſaͤure; man erfaͤhrt folglich durch die ein⸗
fache Proportion 100: 34,4 = 0,730 : x, daß 0,25 Grammen
Scwefelfäure in dem Auszuge ober in ber Adererde enthalten mwa=
ven. Bei diefem SBeifpiele wird alfo das gewuͤnſchte Reſultat nach
einer Wägung durch eine einfache Proportion erhalten. Schon früs
her ift ein ganz Ähnliches aufgeführt worden.
3) Die Alaunerde und das Eiſenoxyd werden immer bei unfern
Analyſen durch Ammoniak oder kohlenſaures Ammoniak als Hydrate
abgeſchieden. Diefe Hydrate entlafien aber beim Trocknen auf der
MWärmpiatte das Hydratwaſſer nicht vollfländig, weil bie Temperatur
des Filters wegen nicht body genug gefleigert werben Tann. Da nun
das getrocknete Hydrat Feine conflante Zufammenfegung non Waffer
und Baſe ift, fo kann man durch eine Rechnung, wie fie im vorigen
Suse gezeigt wurde, nicht bie wahre Menge bes Eiſenoxydes oder ber
Aaunerbe erfahren. Man müßte nun das Eifenorpd vom Filter neh⸗
men und für ſich ftärker erhizen, am beffen Gewicht kennen zu ler
nen; aber es ift fchon vorhin bemerkt worden, daß ſich Bein Nieder:
flag, ſelbſt von dem glatteften Filterpapier vollfländig wegnehmen
laͤßt. Zur Erreichung des Zweckes iſt dies nun aud nicht nothwen⸗
die. Man beflimmt das Gewicht des Filters mit dem trodinen Nies
derſchlage; nimmt einen Theil bes Niederfchlages herunter, waͤgt bies
fen, gluͤht ihn, waͤgt wieder und erfährt fo durch eine Proportion,
348
wie viel der ganze auf dem Filter befindliche Niederfchlag wuͤrde ge⸗
wogen haben, wenn er geglüht worden wäre.
Angenommen, das Filter für fi wiege — 0,265 Grammen,
der auf der Wärmplatte getrodinete Nieder
fchlag vom Eiſenoxydhydrat mit dem Filter 8,975 ⸗
bleibt nach Abzug des Gewichts des Filters
für Eiſenoxphydrat... 0,710 Grammen.
Der Platintiegel, in welchem das Hybrat
gegluͤht werben fol, wiegt ler . . 22,540 Grammen,
mit bem vom Filter genommenen Antheile
bes Niederfchlage® - - + + + + 24,130 Grammen,
beträgt alfo bas heruntergenommene Eiſen⸗
orpöhpdrat - . » ... 0988
Nach dem Erhigen bes Tiegets durch die
einfache Spirituslampe wiegt berfelbe
mit dem Inhalte . - » - 24,01 s
davon ab das Gewicht des Ziegel, bleibe
für geglühtes Eifnom - . . -» 0,47 Grammen.
0,590 Grammen vom Filter genommenes Eifenorybhydrat*)
haben alfo beim Erhitzen 0,470 Grammen reines Eifenoryb hinter:
laſſen. Auf dem Filter waren im Ganzen 0,710 Grammen Eifen-
oxydhydrat befindlich; diefe entfprechen natuͤrlich, ba das zurüdigelaffene
Hydrat die naͤmliche Menge Hydratwaſſer enthält, wie das herunter
genommene: 0,565 Grammen Eifenorpd, denn
0,580: 0,470 = 0,710:0,565.
Um auf diefe Weife zuverläffige Refultate zu erhalten, muß man,
was Eaum bemerkt zuimerden brauchte, das getrocknete Eifenorpd fo=
fort nad) dem Wägen in ben Platintiegel bringen, denn «8 muß, in
diefem gewogen, genau bdaffelbe Gericht wie auf dem Filter zeigen.
Zur Controlle wiegt man gewöhnlich noch das, von dem zum Gl:
ben beftimmten Theile des Nieberfchlages, befreite Filter; feine‘, Ge⸗
wichtsabnahme muß genau fo groß fein, als die Gewichtszunahme bes
*) Hierbei muß man fidy hüten, baß Feine Papierfafern mit zin den Tie⸗
. gel fommen, da biefe nrittelft ihres Kohlenſtoffs beim Gluͤhen das Eifenoryd
in Eifenorgdul verwandelt, wodurch natürlich eine Berminderung des Gewich⸗
tes erfolgt und man ein unrichtiges Reſultat erhält.
349
Platintiegels. In obigem Beiſpiele wuͤrde hiernach das Filter mit
dem noch darauf befindlichen Antheile des Eiſenorydhydrats 0,385
Grammen gewogen haben; dieſe vom Totalgewichte 0,957 Grammen
abgezogen, giebt wie oben für heruntergenommenes Eiſenoxydhydrat
0,5% Grammen.
4) Sehr häufig iſt bei Wägung ber Niederfchläge die unter 3
aufgeführte Verfahrungsweiſe noch mit der unter 2 befchriebenen Rech⸗
nung begleitet. Die Talkerde (Bittererbe) 3. B. wird bei unfern
chemifchen Unterſuchungen durch phosphorfaures Natron unter Zufag
vom Ammoniak, als phosphorfaure Ammoniak⸗Talkerde gefällt. - Auf
dem Filter gefammelt und auf det Wärmplatte' getrocknet verliert dies
fer Niederſchlag einen Theil feines MWaffers und Ammoniaks, es bleibt
ein Körper von unbeflimmten Gehalt an Talkerde zurüd, und man
muß deshalb, wie beim Eiſenoxydhydrat das Hydratwaſſer, fo hier das
Waſſer und Ammoniak durch gelinde Gtühhige volftändig entfernen.
Dabei bleibt dann nur phosphorfaure Talkerde zuruͤck, weiche in 100
ftets 36,7 Talkerde enthält. Geſetzt:
das Filter zur phosphorſ. Ammonlak⸗Talk⸗
erde wiegt... ... 0135 Grammen,
mit dem Niederſchlage hetrocknet .. «0635
bleibt nach Abzug des Filters fuͤr den Nie⸗
derſchlaagggg.... .. 0910 ⸗
davon in den Patintiegel zum Glahen - 0,400 ⸗
dieſe hinterließen beim Gluͤhen phosphor⸗
ſaure Talkerdeee 0,280 ⸗
die 0,510 Grammen bes Niederſchiages
wuͤrden alſo gegeben haben an gegluͤhter
phosphorſaurer Talkerde (0,400: 0,280
= 0510:2). . .. . 0,357 ⸗
in dieſen find an Tal kerde enthalten
(100:36,7=0375:x2) . -. » »- 0,131 ⸗
Anſtatt der erſten Methode, das Gewicht des auf dem Filter
gefammelten Nieberfchlages genau zu beſtimmen, welche im Weſentli⸗
chen darin beftand, dag man das Gewicht des genau getvogenen Fil-
ters von dem Gewichte des Filters mit dem Nieberfchlage abzog, dann
duch Erhigen eines Theils des Niederfchlages, in nöthigen Faͤl⸗
len, eine Verbindung von conftanter Bufammenfegung barftellte und
aus der von dieſem Theile erhaltenen Gewichtsmenge durch Rechnung
350
das Webrige fand, giebt es noch eine zweite Methode, die, wo fie an=
wendbar iſt, Leichter, ſchneller unb eben fo fiher zum Ziele führt.
Diefe Methode beftcht im Wefentlihen darin, baß man bas Filter
verbrennt und das Gewicht feiner Afche von bem Ruͤckſtande ab⸗
zieht... In dem Folgenden will ich das Nähere über diefe Methode
mittheilen.
Zuerſt iſt es nothwendig, ganz genau den Gehalt des benutzten
Filtrirpapiers an Aſche auszumitteln. Dan waͤgt fich zu biefem Bes
hufe 1Gramme des völlig trocknen Papiers ab, giebt daſſelbe in den
genau gewogenen offenen Platintiegel, erhigt mit der einfachen Spi⸗
eituslampe anfangs ſehr langfam bis zur Verkohlung und läßt dann
die Flamme flärkee und zwar fo lange auf den Ziegel wirken, bis
die Kohle vollſtaͤndig verbrannt, der Ruͤckſtand im Tiegel nicht mehr
ſchwarz iſt. Diefer Ruͤckſtand, die Aſche des Papiers beftcht aus ben
unverbrennlichen Theilen beffelben und beträgt gewöhnlich zwiſchen
1— 3 Procent, alfo von 1 Gramme Papier 0,010 — 0,030, von
0,100 Grammen 0,001—0,003 Grammen. War bas Papier flark
mit Smalte gebläut, fo nähert fi der Schalt an Afche dem an⸗
gegebenen Maximo und bie Farbe ber Afche ift dann blau von ber
‚ urüdbleibenben Smalte; war dad Papier nicht gebläut, fo nähert
fi) der Gehalt dem angeführten Minimo und die Afche iſt graumelß.
In der Regel iſt der Hauptbeſtandtheil der zurüdbleibenden Afche
Kieſelerde und unter angegebenen Umftänden Smalteblau; findet ſich
jedoch, daß bie Afche beim Uebergießen mit verbünnter Säure ſtark
aufbrauft, fo kommt viel Lohlenfaurer Kalk darin vor und es ift dann
aus mehren Gründen nothwendig, bie aus biefem Papier bereiteten
Filter vor dem Gebrauche mit duch Salpeterſaͤure angefäuettem
Waſſer auszumafchen. Man legt fie zu dieſem Zwecke in großer An:
zahl fchon gehoͤrig zufammiengefaltet in einen geräumigen Trichter,
verftopft die Abflußoͤffnung mit einem Kleinen Korke und füllt ihn
mit dem fäurehaltigen Waſſer; wobei man ſchon bier an bem ſich
geigenden Aufbraufen erkennt, daß dad Papier Eohlenfanren Kalk ent:
hält, der durch bie Salpeterſaͤure zerſetzt wird. Hat das faure Waſ⸗
fer einige Zeit über den Filtern geſtanden, fo zieht man ben Kork
weg, füßt nach abgelaufeneer Säure die Filter mit reinem warmen
Waſſer fo lange aus, bis dad abfliegende nicht mehr fauer rengict,
alfo Lakmuspapier nicht mehr roͤthet und trocknet fie dann, erſt an
der Luft, zuletzt, wie fruͤher beſchrieben, auf der Waͤrmplatte.
351
Verſaͤumt man dies Ausziehen ber kalkhaltigen Filter mit Säure,
fo bleibt, wie erwähnt, bei dem Einaͤſchern kohlenſaurer Kalk zuruͤck;
dieſer entlaͤßt aber in flarker Gluͤhhitze die Kohlenfäure und es wird
deshalb, je nach der Temperatur, welche angewandt wurde, das Ge:
wicht der Afche verfchieben ausfallen. Außerdem ſchadet num ber -
Kalkgehalt des Filterpapiers dadurch noch, baß beim Filtriren ber
Saͤureauszuͤge der Adererde Kalk in ben Anszug gebracht wird, und
daß das Bericht des Filters ſelbſt nicht mehr richtig bleibt.
Kaum braucht wohl bemerkt zw werben, baß bei Anwendung ein
und dieſelbe Sorte Filtrirpapier, das Gewicht der Afche nur einmal "
ausgemittelt und dann für fernere Benutzung notirt wird,
Hat man nun irgend einen Körper anf einem Filter gefammelt,
befien Gehalt an Aſche bekannt iſt und erleidet ber Körper durch
Gluͤhen keine flörende Veränderung (was der gewöhnliche Fall iſt,
denn wie ans Fruͤherem ſich ergeben hat, mäffen die meiften Körper
geglüht werben), fo wird man nad, dem Gluͤhen des Körpers mit
dem Filter bis zur vollfländigen Verbrennung der Kohle des letztern
einen Rädftand erhalten, welcher aus bem geglühten Koͤrper und der
Aſche des Filters beſteht. Zieht man das aus dem Gewichte des Filters
bekannte Gewicht ber Aſche ab, fo bleibt das Gewicht des Körpers,
Sch will durch Beifpiele das Gefagte erläutern und bei biefen
annehmen, daß das beuupte Filtetpapier 2 Prozent, alfo von 1,000
Grammen 0,030 Grammen, von 0,100 Grammen 0,002 Gram⸗
men Aſche giebt.
Dos Suter zu einem Rbderchlas⸗ von ſchwefetſaurem Baryt
wiege... ... 02% Stammen,
bie Aſche, weiche das Filter beim Eindfchern
geben würde, beträgt a 2'/, Pro. . 0,006 Geammen.
Der auf dem Filter geſammelte Nicherſchlag von ſchwefelſaurem
Baryt wird gettodnet, alsdann ungewogen mit den Filter in ben
Motintiegel gegeben und bis zur vollkändigen Berbrennung des Fils
ters Über der einſachen Spirituslampe gegluͤht.
Der Ziegel mit dem pegtähten Inhalt wiege 24,65 Grammen,
bee leere Tiegel wiege on en. 24,540 n
fo iſt das Gewicht feines Inhalts - -» 05
Dies Gewicht iſt das Gewicht bes ſchwefelſautren Baryts und
dee. Aſche des Filters; Abgezogen das Gewicht der Afche des Filters
(0,006 Gr.), bleibt für ſchwefelfauren Bars . 0,219 Grammen.
352
Aus dem fchwefelfauren Baryt kann dann, wie fchon früher im
"zweiten Beiſpiele gezeigt wurde, ber Gehalt an Schwefelfäure leicht
berechnet werden.
Um ‚hierbei ganz genaue Refultate zu erhalten, hat man folgende
Vorſichtsmaßregeln zu beachten.
Das Erhigen der Filter mit den Niederfchlägen iſt ſehr langſam
zu fleigern; man erwärme fo lange ganz, mäßig, bis das Papier faft
vollſtaͤndig verkohle iſt. Unterlaͤßt man dies langfame Anwärmen,
fo entzünden ſich die entweichenden brennbaren Gasarten, wobei
durch den ſtarken Luftiirom Theilchen bes Niederſchlages fortgeriffen
werden.
Iſt die Menge eines Körpers auf dem Filter beträchtlich, fo
f&hüttet man, fo viel es angeht, den Körper aus dem Filter auf den
Boden des Tiegels und legt dann das Filter mit dem noch übrigen
Theile des Niederſchlages oben auf, indem dadurch das vollſtaͤndige
Berbrennen des Filters fehr erleichtert wird. hut man dagegen
das Filter, fo wie «8 iſt, in ben Tiegel, fo kann nur durch oͤfteres
Umrühren des Ganzen das Verbrennen gehörig erreicht werben, da
die Filterkohle mit ber Luft in Berührung kommen muß. Hierbei
verftäubt aber leicht etwas; weshalb das erfte Verfahren den Vorzug
verdient.
Muß ein Körper nad) dem Gluͤhen noch weiter behandelt wer:
den, find z. B. noch Subſtanzen aus ihm abzufcheiben, fo kann bie
Gegenwart der Filteraſche leicht im Wege ſtehen. Man wendet in
diefem Halle entweder bie früher befchriebene Methode an, ober, wenn
man bie legtbefchriebene benugen will, fo. nimmt man von dem Filter
fo viel des Körpers herunter, als gefchehen kann, glüht ben herunter:
genommenen Theil für fih und waͤgt ihn; hierauf aͤſchert man das
Filtrum mit dem übrigen noch darauf befindlichen Theil des Körpers
für fi) ein und erfährt fo, wie viel von dem Körper auf dem Filter
blieb. Hat man nun ben heruntergenommenen unb geglühten Theil
durch eine Analpfe in verfchiebene Beſtandtheile zerlegt und dieſe ges
nau quantitativ beftimmt, fo erfährt man nun auch durch eine ein⸗
fache Proportion, wie viel von diefen Beftandtheilen in dem auf dem
Filter gebliebenen Theite enthalten iſt, denn natuͤrlich werden fich die
Beitandtheile in dieſem ganz in demſelben Verhältnifie zu einander
finden, wie. in jenem; ober man berechnet noch einfacher durch eine
Proportion, wie viel von ben Beſtandtheilen erhalten worden wäre,
353
wenn ber beruntergenommene Antheil mit dem auf bem Fiter ge⸗
bliebenen Antheile zuſammen verarbeitet worden waͤre.
Ein Zahlenbeiſpiel moͤge dies noch mehr verdeutlichen.
Geſetzt, ein Filter woͤge 0,450 Grammen, liefere alſo beim Ein⸗
aͤſchern 0,009 Grammen Aſche. Auf dem Filter ſei ein Niederſchlag
geſammelt worden, welcher phosphorſauren Kalk und Eiſenoxyd ent⸗
hält, aus dem alſo Kalk, Eiſenoryd und Phosphorfäure quantitativ
beſtimmt werden müffen, und man wolle bie. Phosphorfäure aus dem
Verluſte finden, fo wird man nach der angegebenen Methode fo zu
verfahren haben:
Bon dem auf dem Filter gefammelten uud getrodineten Rieder
ſchlage wird fo viel als möglich in den Platintiegel gegeben und ges
gluͤht. Das Gewicht diefes heruntergenommenen und Begluhten An⸗
theils betrage = 0, 510 Grammen.
Das Filter dann mit dem noch darauf befindlichen Antheile des
Niederſchlages bis zum Einaͤſchern erhitzt, faͤnden ſich im Tiegel 0,129
Grammen, fo find nach Abzug von 0,009 Grammen (des Gewichts
der Filteraſche) 0,120 Grammen das Gewicht des geglühten nicht
heruntergenommmen Antheild des Nieberfchlages,
Hat nun die weitere chemifche Unterfuchung in den für ſich ge:
glühten 0,510 Srammen des Niederfchlages, 0,320 Grammen Eifens
oryd und 0,100 Grammen Kalk finden laffen, fo müfjen hiernach in
denſelben 0,090 Grammen Phosphorfäure enthalten fin, weil 0,320
+ 0,100 -+ 0,090 = 0510 Grammen.
In den auf dem Filter zuruͤckgebliebenen, und weil fi ie durch die
Aſche des Filters verunreinigt waren, nicht mit zur Unterſuchung ver⸗
wandten 0,120 Grammen des Gemenges muͤſſen natuͤrlich nun Eiſen⸗
oxyd, Kalk und Phosphorſaͤure ebenfalls in dem Verhaͤltniſſe von
0,3% : 0,100 :0,090 enthalten fein. Man hat alſo die folgende
Proportion: 0510 Grammen des Niederfchlages enthalten 0,320
Grammen Eifenorpd, wie viel enthalten 0,120 Grammen (0,510:
0,3% = 0,1%0 : x) und erfährt dadurch, daß in benfelben 0,070
Grammen Eifenorpb enthalten find. Beim Zufammenrehnen der
Beitanbtheile wird, role leicht einzufehen ift, dieſe Quantität des Eifen-
oxyds der obigen zugezählt und man hat alfo im Ganzen 0,320 +
0,070 = 0,3% Eiſenoxyd aufzuführen. Dies kaun man, wie eben
bemerkt, auch direct durch eine Proportion erfahren. Man kann
nämlich, fo rechnen: Aus 0,510 Grammen unterſuchtem Antheil des
23
354
Niederfchlages find 0,320 Grammen Eifenornd erhalten worden, wie
viel würde erhalten worden fein, wenn ber ganze auf dem Filler be
findliche Niederſchlag alfo 0,510 + 0,120 = 0,630 Grammen der
Unterfuchung unterworfen worden wären (0,510: 0,320 == 0,630 x),
wo man nun ebenfalls erfährt, daß die Ausbeute an Eifenorpd unter
biefen Umftänden 0,390 Grammen betragen haben wuͤrde.
Vergleicht man bie beiden angeführten Methoden zur Beſtim⸗
mung bes Gewichtes der auf den Filtern gefammtelten Niederfchläge,
naͤmlich die Methode, nach welcher man das Gewicht des Filters von
dem getrockneten Niederſchlage abzieht, letzteren theils gluͤht u. f. w.
und die andere, nach welcher das Filter mit dem Niederſchlage gegluͤht
und das Gewicht der Filterafche von dem fo erhaltenen Berichte ab-
gegogen wir u. f. w., fo ſtellt fi) heraus, daB bie letztere Methode
weniger bie Kunftfertigkeit und Sorgfalt bes Analytikers In Anſpruch
nimmt, als die erflere, unb daß fie in einigen Faͤllen kaum durch
jene erfegt werden Bann.
Schon früher ift angegeben worden, weiche große Fertigkeit zur
genauen Gewichtsbeſtimmung der fehr hogroskopiſchen Filter erforder:
lich ift, und doch muß man biefe große Fertigkeit nothwendig ſich
aneignen, da bie Fehler, welche bei der Wägung ber Filter, ſowohl
der leeren, als der mit Mieberfchlägen angefüllten, begangen werben,
in derfelben Größe in die .Mefultate der Unterfuchung eingehen. An:
genommen, man habe bei einer Wägung das Gewicht des Filters
um 0,010 Gramm zu niedrig gefunden, fo wird fpäter das Ge⸗
wicht des darauf gefammelten Körpers um 0,010 Grammen zu hoch
angegeben werden, und fo umgekehrt.
Bei dem Arbeiten nach ber zweiten Methode ift weder ein fehr
genaues MWägen der Filter, noch Überhaupt ein MWägen der Filter mit
den Miederfchlägen vor dem Gluͤhen erforderlih. Hätte man 5. B.
das Filter, deffen Gewicht um 0,010 Grammen zu hoch gefunden
wäre, bei dieſer Methode angewandt, es alfo mit dem darauf befind-
lichen Nieberſchlage eingeäfchert, fo wuͤrde ber hieraus entflchende Feh⸗
fer nur 0,0003 Grammen betragen (naͤmlich das Gewicht der Afche
von 0,010 Grammen Papier) und biefer Schler iſt für unfere Waa⸗
gen fo gut wie gar nicht vorhanden; ſelbſt ein Fehler beim Wägen
des Filters in dem Betrage von 0,100 Brammen, ber kaum bei dem
forgiofeften Arbeiten begangen werden kann, wuͤrde body nur einen
Gewichtsunterſchied von 0,903 Grammen Im das Reſultat bringen
%5
und auch biefe Größe kann fuͤr unſern Zweck noch echt gut ver⸗
nachlaͤſſigt werden.
Ich erwaͤhnte noch, es ſei ſogar bisweilen nicht moͤglich, die
erſtere Methode zu befolgen. Dies iſt naͤmlich dann der Fall, wenn
die auf einem Filter geſammelte und noch zu gluͤhende Quantität
eines Körpers fo gering iſt, daß fie gar nicht vom Filter genommen
werden kann. Geſetzt, man hätte einen Filter, defien Gericht 0,120
Grammen beträgt, zur Auffammlung eines unbedeutenden Nieder⸗
ſchlages von kleeſaurem Kalke benutzt, und nach bem Trocknen daß
Gewicht des Filters mit dem Niederſchlage zu 0,130 Grammen ge
funden, fo iſt auf demſelben 0,010 Grammen kleeſaurer Kalk befind⸗
lich, eine fo geringe, Quantitaͤt, daß zum Gluͤhen nichts vom Filter
genommen werben kann. Dan muß bier alfo das Filter mit bem
Miederfchlage einaͤſchern, um ein richtiges Mefultat zu erzielen. Hätte
man nun z DB. beim Eindfchern einen Ruͤckſtand von 0,008 Gram:
men erhalten, fo bekommt man nach Abzug der Filterafche im Be⸗
trage von 0,003 Grammen 0,005 Grammen für Eohlenfauren Kalt.
Indem ih nun das Kapitel vom MWägen im Allgemeinen und
von der genauen Gewichtsbeſtimmung ber auf den Kiltern gefammels
ten Nisderfchläge im Beſondern fchließe, lege Ich es noch einmal ans
Derz, diefen Arbeiten die größte Aufmerkſamkeit zu widmen, wenn
man bie verfchieden vorangegangenen, oft fo mühfamen Operationen
des Auflöfens, Filtrirens, Eindampfens u, f. w. durch ein Butrauen
verdienendes Reſultat gekrönt fehen will.
Sch wende mich jegt zu den bei der chemiſchen linterfichung
der Ackererden erforberlihen Reagentien.
Bon den bei der chemifchen Unterſuchung ber
Ackererden erforderlichen Heagentien.
Schon früher ift mitgerheilt worden, was bie verfchiebenen Koͤr⸗
per befähigt, als charactesificende Reagentien für einander zu bienen;
es muß naͤmlich bei dem Zufammentreffen berfelben eine leicht ſinn⸗
lich wahrnehmbare Erfcheinung, etwa eine Färbung uber ein Nieder
ſchlag ſich zeigen, bie unter gleichen Umſtaͤnden nicht durch andere
Koͤrper hervorgebracht werben. Entſteht eine Faͤrbung, fo find bie
Meagentien nur für bie qualitative Unterfuhung brauchhar; entſteht
356
. aber ein Niederſchlag, fo koͤnnen diefelben auch für bie quantitarive
Unterfuhung benutzt werden und zwar um fo beffer, je unlöslicher
der entflandene Nieberfchlag iſt, man nennt fie dann geoöhnlich be:
fondere Faͤllungsmittel. Won dieſen fogenannten befonbern
Reagentien unterfcheidet man, wie ebenfalls ſchon früher erwähnt, die
allgemeinen, nämlich diejenigen Reagentlen, welche ſich gegen
eine ganze Reihe von Körpern gleich verhalten, alfo -diefe ganze Reihe
haracterifiren. Man kann diefe in allgemeine Auflöfunsmittel und
allgemeine Faͤllungsmittel theilen, je nachdem fie auf eine beftimmte
Reihe won Körpern auflöfendb wirken, ober eine beilimmte Reihe
von Körpern aus Auflöfungen niederfchlagen. Ste koͤnnen hiernach
nicht allein ale Unterfcheidungsmittel, fondern auch als Schei⸗
dungsmittel dieſer Körper von den andern Körpern dienen, die fie
nicht auflöfen oder nicht niederfchlagen. In den durch die allgemeinen Auf:
loͤſungsmittel erhaltenen Auflöfungen und in den durch die allgemeinen
Faͤllungsmittel erhaltenen Niederfchlägen find dann, wie fih von ſelbſt
ergiebt, die verfchiedenen Körper durch befondere- Reagentien nachzu⸗
weifen und quantitativ zu beflimmen.
Zur beffern Weberficht will ich in dem Zolgenden bie Reagentien
in die genannten Elaffen theilen, mit den Auflöfungsmitteln begin⸗
nen, darauf bie allgemeinen Faͤllungsmittel folgen laffen und mit den
befondern Faͤllungsmitteln den Beſchluß machen. Es wird fich bei
dieſer Eintheilung herausftellen, daß ein Reagens, welches. für einen Koͤr⸗
per ein Auflöfungsmittel iſt, für einen andern ein Faͤllungsmittel abgeben
kann und daß ſich die allgemeinen Auflöfungsmittel oder Faͤllungsmittel
als befondere benugen laflen, wenn von ber ganzen Reihe von Körpern,
auf die fie wirken, nur ein einziger diefer Körper vorhanden iſt.
Noch Habe ich zu bemerken, daß die Reagentien in ber Regel
im flüffigen Zuſtande angewandt werden, daß man daher alle feften
Körper, die als Rengentien dienen, vor Ihrer Benutzung in Waſſer
aufloͤſt. Zur Darftellung einer folhen Löfung find gewoͤhnlich auf
einen Theil (ein Loth) des Körpers acht Theile (acht Loth) Waffer
hinreichend. Sollte bie fo erhaltene Löfung trübe fein, fo muß fie
vor dem Gebrauche filtrirt werben.
Kaum brauchte wohl endlich noch bemerkt zu werden, daß alle
als Reagentien dienenden Körper chemiſch rein fein muͤſſen; twäre
3. B. die Salzſaͤure auch nur mit einer Spur von Schwefelfäure
verunteinigt,, fo koͤnnte ſie nicht zur Unterfuchung der Körper dienen,
.. 357
welche auf fchrefelfaure Salze geprüft werden follen. Da nun bie
chemiſche Reinheit der Reagentien eine unerläßlihe Bedingung zur
Erzielung völlig zuverläffiger Refultate iſt, fo muß man fie ſich mög»
lichſt rein zu verfchaffen fuchen.
Bon ben Aufldfungsmitteln. Die Auflöfungsmittel laſ⸗
fen fi im Allgemeinen in brei Claſſen theilen.
Die erſte Claffe enthält das Waffer und den Welngeift,
die zweite die Säuren, bie dritte bie Alkalien.
Dos Waffer wird im reinften Zuſtande durch eine gellnde
Deilillation erhalten und dann deſtillirtes Waffer genannt. Das
in der Natur vorkommende Wafler enthält ſtets mehr ober weniger
frembdartige Subſtanzen in Auflöfung und kann deshalb zu den .
hemifchen Unterfuchungen nicht angewandt werben, ganz befonders
nicht das fogenannte harte Waffer (Brunnenmaffer), durch welches
man eine ganze Reihe von Salzen in die Unterfuchungen bringen
würde. In einzelnen Faͤllen Einnen Regenwafler und Schneewaffer
das deftilliete Waſſer vertreten.
Ein zu chemiſchen Unterfuchungen anwendbares Waffer darf beim
gelinden Verdampfen auf einem Uhrglafe keinen Ruͤckſtand laffen und
durch eine Auflöfung von falpeterfaurem Silberoxyd, kleeſaurem Kali
und Baryumchlorid keine Truͤbung erleiden, fonft enthält es Chlor,
Kalkerde und Schwefelfäure. Auch foll es weder einen Geruch noch
Geſchmack haben.
Das Waſſer iſt ein Aufloͤſungsmittel fuͤr eine große Rebe von
Körpern, aber hinſichtlich der Menge der Körper, welche fi in einer
beſtimmten Menge von Waſſer auflöft, zeigt ſich eine große Verſchie⸗
denheit. Erfordern die Körper weniger Waffer zur Löfung, fo nennt
man fie Leiche 1ö8 Lich, erfordern fie viel Waſſer, fo heißen fie ſchwer
Iöslich. Eine höhere Temperatur vermehrt faſt in allen Fällen die
Aufloͤſungsfaͤhigkeit des Waſſers und beim Erkalten heiß bereiteter
Auflöfungen ſcheiden ſich deshalb häufig die aufgeläften Stoffe wieder
aus, gewöhnlic in Keyftallen. Bei der Auflöfung eines Körpers in
Waſſer erleidet dieſer letztere Beine wefentliche Veränderung, er mwirb
nur gleichſam In den flüffigen Zuſtand verfegt.
Bon den in den Adererden vorkomenden Körpern find in Waſ⸗
fer Teiche loͤslich: Alle Ammontaffalze, alle Kalt: und Natronfalze, mit
Ausnahme ber kieſelſauren Doppelfalze biefer Baſen, alle Chloride
die falpeterfauren Salze von Kalk⸗ und Talkerde, bie ſchwefelfaure
398
Talkerde, Alaunerde und das ſchwefelſaure Eiſen. Schwer loͤclich
find der ſchwefelſaure Kalk, die Kleſelerde, die humusſauren Salze von
Alaun⸗, Kalk: und Talkerde, Eiſen⸗ und Manganoxyd.)
Der Weingeiſt, bekanntllch ein Gemiſch von mehr ober we⸗
niger Alkohel und Waffer, erleidet ald Auflöfungsmittel bei unferer
Unterfuhung. nur eine befchränkte Anwendung, In Weingelfl von
85 — 90 Tr. fen fih Chloride, Harze, Wachs. In
ſchwaͤcherm Weingeiſte find einige in Waſſer loͤsliche Koͤrper faſt fo
gut wie im Waſſer auflöstich, andere nicht, was bisweilen ein Schei⸗
dungsmaͤttel abgeben kann; fo läßt fi) aus einem Gemiſche von Gyps
und vielen anderen Salzen erſterer abfcheiden, wenn man das Ge
miſch mit Weingeift von ohngefähr 60%, Tr. behandelt. Dieſer loͤſt
alle Salze bis auf den Gyps. Noch ift zu erwähnen, daß ber Wein-
geift von 80 — 90%, als Brennmaterial für die Spirituslampen be
nugt wird.
Die Säuren werben mit mehr ober weniger Waffer vermifcht,
das heißt, Im concentrirten ober verbännten Zuflande angeroandt.
Streng genommen find die Säuren an ſich felten Auflöfungsmittel
für die Koͤaper, fie gehen aber mit vielen in Waffer unlöslichen Koͤr⸗
pern Verbindungen ein, welche in Waſſer auflöstich find, welche alfo
von dem Waffer, mit dem die Säure gemifiyt war, gelöft werben.
Eifenorpd 3. B. iſt m Waſſer völlig unloͤslich, giebt man aber ver
duͤnnte Salzfäure Hinzu, fo entſteht Eiſenchlorid, das ſich im Wafler
dee Salzſaͤure leicht aufloͤſt. Derſelbe Kal findet bei Alaunerdehy⸗
drat ſtatt.
Kohlenfaure Talkerde und Kalkerde find beide in Waffer fo gut
tote unloͤslich, wird aber zu dem Waſſer Salzfäure gegeben, fo wer⸗
den biefe Salze zerlegt, es entfliehen Im Waffer fehr leicht loͤsliches
Talcium⸗ und Calciumchlorid (gewoͤhnlich falsfaure Talkerde und
ſalzſaure Kalkerde genannt) und die Kohlenſaͤure entweicht als Gas,
Baſiſch phosphorſaure Kalkerde iſt ebenfalls im Waſſer nicht
loͤslich, auf Zuſatz von Salzſaͤure aber loͤſt ſich dieſelbe leicht, es ent⸗
ſtehen naͤmlich Calciumchlorid und ſaure phosphorſaure Kalkerde, bei⸗
bes im Waſſer ſehr Leicht loͤsliche Verbindungen.
Wie ſich in den angegebenen Faͤllen die Salzſaͤure verhaͤlt, ſo
*) Die ‚ausführliche Aufzählung der einzelnen Körper wirb ſpaͤter bei
der qualitativen Unterfuchumg ber Ackererde erfolgen. -
359
würde fi) auch die Salpeterſaͤure verhalten, es würden Verbindungen
entfliehen, die im Waffer leicht löslich find.
Aus diefer Wirkung der Säuren ergiebt fich ganz von felbfl,
daß alle diejenigen Verbindungen, welche ſchon für ſich im Waſſer
loͤslich find, auch von den verduͤnnten Säuren gelöft werben.
Die als Auflöfungsmittel angewandten Säuren find die Salz:
fäure, bie Salpeterfäure, die Schwefelfäure und bie Ef;
figfäure -
Die Salzfäure wird von diefen Säuren am hänfigfien ges
braucht, weil ſich alle bei ihrer -Einwirkung entftehenden Verbindun⸗
gen (Chloribe) ſehr Leicht in Waſſer loͤſen und weil fie fehe wohlfeil
if. Je nachdem bie Verbindungen, welche durch die Salzfäure auf:
loͤslich gemache werben follen, mehr ober weniger leicht zerfeßbar find,
wendet man fie bald in verbünnterem, bald in concentrirterem Zus
flande an.
Von den in ben Adererben vorkommenden, nicht im Waſſer
loͤslichen Köcpern, bringt die Salzſaͤure bie folgenden in Aufloͤſung:
Die Kalk: und Talkerde, weiche an Koblenfäure gebunden find, das
Manganozydul, das Eifenorpdul, das Eifenoryd, das Manganoryd, bie
hydtatiſche Alaumerde, die phosphorfauren Salze aller diefer Baſen
und wenigftens theilmeis die kieſelſauren Salze des Kalis, des Na⸗
trons, der Kalk: und Talkerde.
Die Salpeterfäure kann zwar in den meiſten Fällen die
Salzfäure erſeten, aber da fie viel theurer als biefe ift, fo iſt kein
Grund vorhanden, dieſelbe anzuwenden. Sie wird und muß vorzuͤg⸗
ich benutzt werden, um in einem mit Salzſaͤure bereiteten Auszuge,
weicher Eiſenchloruͤr (ſalzſaures Eifenorybul) enthält, dieſes in Eifen-
Chlorid (falzfaures Eifenoryd) umzuänbern. Außer in biefem alle
muß fie noch in allen Källen angewandt werben, wo man mit Fluͤſ⸗
figkeiten arbeitet, in welchen ber Gehalt an Chloriben beſtimmt wer:
den fol, weil‘ man natuͤtlich in diefe Leine Salzfäure, da fie aus
Chlor und Wafferftoff befteht, bringen darf.
Im Allgemeinen bringt die Salpeterfäure diefelben Körper in
Löfung, wie die Salzfäure, aber fie wirkt nicht fo Eräftig, beſonders
nicht auf die Eifens und Manganoryde, für welche es kein befieres
Löfungsmittel giebt, als die Salzſaͤure.
Die Schwefelfäure bietet für die Auflöfung ber bei ber
Seatsfäure genannten Subflanzen keinen einzigen Wortheil dar, wohl
N
360
aber bat fie den großen Nachtheil, da bie meiften Verbindungen
derfelben mit den Baſen ſchwer löslich find (die Verbindung mit dem
Kalke ift fogar fehr ſchwer löslich), und daß fie wegen ihrer großen
Verwandtfchaft zu den Baſen biefe feft an ſich hält und fo der Wir⸗
kung ber befonderen Faͤllungsmittel entgegen fleht.
Da aber ber Siedepunkt diefer Säure fehr hoch Tiegt, fo übe fie,
durch dieſe hohe Temperatur unterftügt, auf einige Verbindungen eine
zerfegende Wirkung aus, auf welchen die Salzfäure und Salpeterfäure
ohne Wirkung find, und man benugt fie deshalb, um den bei der
Behandlung ber Adererde mit Salzfäure hinterbleibenden Ruͤckſtand
noch weiter zu zerlegen, indem man benfelben, nachdem er fehr fein
zerrieben worden ift, mit dee concentrirten Schwefelfäure kocht. Vor⸗
züglich find es die kiefelfauren Verbindungen (Silicate), welche das
ducch zerlegt werben, fo der Thon (Biefelfaure Thonerde), bad Eiefelfaure
Eifenorydul, das Eiefelfaure Kali und Natron und mehrere Piefelfaure
Doppelfalze.
Die Effigfäure wird für unfen Zweck in concentrirteften
Zuſtande nicht gebraucht, fondern immer nur in dem Zuſtande ange
wendet, in welchem fie unter dem Namen concentrirter Effig
(Acetum concentratum) befannt ft, das heißt, durch etwas Waſ⸗
fer verdünnt,
Die Art der Wirkung der Eifigfäure iſt im Allgemeinen die jes
der andern Säure, aber da fie eine fehr ſchwache Säure tft, fo wirkt
fie befonders im verdünnten Zuftande auf einige Verbindungen nicht
ein, auf welche die anderen Säuren auflöfend wirken. Diefe Eigen-
ſchaft macht die Effigfäure unter gewiffen Umftänden zu einem fehr
zweckmaͤßigen Scyeidungsmitte. Hat man 3. B. ein Gemiſch von
phosphorfaurem Eifenoryd und phosphorfaurem Kalt, mas häufig bei
der Analyfe der Adererden der Fall ift, fo wuͤrde Salzfäure und
Salpeterfäure dies Gemifch vollftändig loͤſen; verbünnte Effigfäure loͤſt
aber nur den phosphorfauren Kalk und läßt das phosphorfaure Eifen-
oxyd ungelöft. Eine andere Eigenfchaft, welche die Effigfäure befä-
higt, unter gewiffen Umſtaͤnden ein Scheibungsmittel abzugeben,
ift die, daß ihre Verbindung mit Eiſenoxyd, die in der Kälte leicht
loͤslich ift, beim Erhigen zerlegt wird und alles Eifenoryd fallen läßt.
“Hat man 3. B. ein Gemiſch von Eifenoryd, phosphorfaurem Man-
ganoxydul und phosphorfaurem Kalk, wie es bei der Unterfuchung ber
Ackererden nicht felten vorkommt, fo wird Effigfäure neben den legten
361
beiden Verbindungen menigftens einen Theil des Eifenorpdes in der
Kälte mit auflöfen, aber beim Exhigen wird ſich das Eiſenoxyd voll:
ftändig abfsheiden.
Die dritte Gtaffe dee Auflöfungsmittel umfaßt die alkaliſchen
Auftiöfungsmittel. Es gehören hierher befonders Kali, kohlenſau⸗
res Natron und kohlenſaurer Baryt, letztere beide, weil fie ſich binfichts
lich ihrer Wirkung im Allgemeinen wie die remen Baſen verhalten.
Kali, in feiner waͤſſrigen Loͤſung als Kalilauge (Aetzkali⸗
lauge), wird in ber Regel nur als beſonderrs Aufloͤſungsmittel
benutzt und zwar 1) fuͤr die Humuskohle, welche damit unter Zutritt
der atmofphärifchen Luft digeritt, in Humusſaͤure übergeht, die ſich
dann in dem Kali löft;z 2) für die Alaunerbe, melde ebenfalls
von demfelben leicht gelöft wird und dadurch von dem Eifenoryd, mit
welchem fie durch die allgemeinen Fällungsmittel immer zugleich ge
fällt wird, getrennt, werben kann.
Die Kaltlauge wird entweber als ſolche von ben chemifchen Fa⸗
briten gekauft, ober man Pauft das fefte Aetzkali und loͤſt von die⸗
ſem einen Theil in 6— 8 Theilen Waffer auf. Dieſe Loͤſung muf
in gut mit Korkpftopfen verftopften Glaͤſern aufbersahrt werben, weil
fie fonft Kohlenfäure aus der Luft anzieht; man braucht davon im⸗
mer nur wenig vorräthig zu halten, da fi aus dem felten Achkali
ſchnell neue Lauge bereiten läßt.
— Kohlenfaures Natron in Waſſer gelöft (1:8), dient als
Auflöfungsmittel der Humusfäure, forwohl der freien, ald der mit
Bofen verbundenen, indem leicht loͤsliches humusſaures Natron gebil-
bet wird. Anftatt des Lohlenfauren Natrons kann auch Eohlenfaures .
Kali angewandt werden, es hat aber Leinen Vorzug vor demfelben,
auch iſt das Fohlenfaure Kali felten fo rein als das Eohlenfaure Na⸗
ron zu haben. Das Eohlenfaure Natron dient ferner als Auflö-
fungsmittel der Kiefelfäure (Kiefelerbe), weiche durch Behandlung
Des thonigen Ruͤckſtandes der Adererde mit concentrirter Schwefel:
fäute von der Alaunerde abgefchieden if. Ich werde fpäter darauf
zuruͤckkommen.
Das kohlenſaure Kali und zwar das reinſte, das aus
Weinſtein bereitete, giebt in feſter Geſtalt ein vortreffliches Aufloͤ⸗
fungsmittel oder vielmehr Aufſchließungomittel (Zerſetzungsmittel) der
tieſelſauren Verbindungen ab, welche ber Einwirkung ber Salzſaͤure
und ſelbſt der concentrirten Schwefelſaͤure widerſtanden haben, alſo
362
des Rüdftandes, weicher bei der Behandlung der Adererden mit bie:
fen Säuren geblieben tft. Diefer Rädftand wird mit dem 5 — 6fa-
chen feines Gewichtes an trodnem kohlenſauren Kali im Platin»
tiegel innig gemengt und dies Gemenge im chemiſchen Ofen eine
Stunde anhaltend gegläht, wodurch Piefelfaured Kali entfieht und bie
Bafen, welche vorher mit der Kiefelfäure verbunden waren, frei werben.
Die geglähte Maffe muß, wenn ber Proceß gut ausgeführt iſt, in
Waſſer und Salzſaͤure volftändig aufloͤslich fein.
Der Lohlenfaure Baryt hat Haug gleiche Wirkung, wie das
kohlenſaure Kalt und wird anftatt deſſelben genommen, wenn der er:
‚wähnte Rüditand auf Kali und Natron unterfucht werben fol,
alfo keiner diefer Körper benugt werden kann.
Allgemeine Fällungsmittel Die Wirkung der allge⸗
meinen Faͤllungemittel, zu denen vorzüglich bie reinen Alfalien und
die Fohlenfauren Salze berfelben zu rechnen find,. läßt ſich allgemein
faffen. Das Alkali verbindet fich, vermöge feiner ftärkeren Verwandt:
ſchaft mit der Säure. und ſcheidet dadurch die von ber Säure geloͤs⸗
ten akalifchen Erden, Erden und Metalloxyde rein oder mit Kohlen⸗
ſaͤure verbunden ab.
Am haͤufigſten werben von ben allgemeinen Källungsmittein das
Ammoniae in feiner waͤſſrigen Auflöfung, bie unter dem Namen
Ammoniafflüffigteit, Salmiakſpiritus bekannt Ift, und das fohlen-
faure Ammoniak in Waffer geloͤſt (1:8), angewandt und zwar
befonbers zu dem Zwecke, um alle Bafen, bis auf das Kali und Na⸗
tron, aus einer Auflöfung zu entfernen. Dat man 3. B. In bem
Saͤureauszuge der Adererden Eiſenoxpd, Alaunerde, Kalt und Kali,
fo werden durch reines Ammoniak und kohlenfaures Ammoniak Eiſen⸗
orpd, Alaunerde und kohlenſauter Kalk ausgefällt und bie Fluͤſſigkeit
enthält dann neben den Ammoniakſalzen, weiche ſich beim Werbunften
und Erhisen verflüchtigen, nur das Kalifalz.
Kommt von der ganzen Reihe von Körpern, welche durch
ein allgemeines Faͤllungsmittel abgefchleben werben, nur ein einzi⸗
ger vor, fo wird baffelde zu einem befonderen Faͤllungsmittel dieſes
Körpers.
Das Abgefchlebenwerden der Körper von den allgemeinen Faͤl⸗
Iungsmitteln wird durch die Gegenwart mancher anderer Körper ver:
hindert; fo werden Manganorybul und Talkerde durch Ammoniak
nicht gefällt, wenn viel Anmoniakſalze vorhanden find; fo werden
363
weder Eifenogyd noch Alaunerde geſaͤut, wenn in ber Stümigfeit
Meinfäure enthalten ift.
Außer den erwähnten allgemeinen Fällungemitteln wendet man
in einigen wenigen Fällen reinen Baryt und Schwefelbarpgum,
beide in waͤſſriger Loͤſung, als ſolche mit großen Vortheil an. -
Sie ſcheiden einige Körper ab, welche durch jene nicht oder doch: nicht
vouftändig abgefchleben werden Bönnen unb laffen ſich durch Schwe⸗
felfäure ganz volftändig wieder entfernen, was für manchen Zweck
von großer Wichtigkelt iſt.
Die beſonderen Reagentien und befonderen Faͤl⸗
Iungsmittel, welche bei der chemiſchen Unterſuchung der Ackererde
Anwendung finden, laſſen ſich wegen beſſerer Meberficht eintheilen, in
folche, welche zur Entbedung und Abfcheibung der Säuren ober ber
fi wie Säuren verhaltenden Körper gebraucht werden und in folche,
welche zur Erkennung und Abfcheibung ber Bafen dienen. Nach bies
fer Eintheilung follen dieſelben hier betrachtet werden.
1) Für die Säuren.
Baryumchlorid (falzfaurer Baryt) dient zur Erkennung und
Abſcheidung der Schwefelfäure, indem «6 in Schwefelſaͤure oder ein
ſchwefelſaures Salz enthaltenden Fluͤſſigkeiten einen weißen Nieder
ſchlag von fchmefelfaurem Baryt hervorbringt, der fih in Satz»
fäure und Galpeterfäure nicht loͤſt, alfo ſelbſt in faurer
Fluͤſſigkeit entſteht. Diefe legte Eigenfhaft theilt der fchwefelfaure
Baryt mit keinem andern durch das Reagens entficehenden Nieder⸗
ſchlage, deshalb iſt dies Iegtere ein fehr empfindliches und
characte riſt iſches Reagens auf Schwefelfäurs
100 ſchwefelſaurer Baryt zeigen 34,4 Schwefelſaͤure an.
In einigen Faͤllen werden anſtatt des Baryumchlorids der ſal⸗
peterſaure, der eſſigſaure, der reine Baryt, auch wohl das
Schwefelbaryum angewandt, deren Wirkung auf die Schwefel⸗
ſaͤure dem Baryumchlorid ganz analog iſt, die aber aus andern Ruͤck⸗
fichten durch das Chlorid nicht erſetzt werden koͤnnen. So nimmt
man falpeterfauren Baryt, wenn in der Fluͤſſigkeit noch das Chlor
beſtimmt werben ſoll; effigfauren Barpt, wenn man ſowohl den Ba⸗
ent als auch die Säure wieder fortfchaffen muß, was bier durch
Gluͤhen leicht gefchehen kann; reinen Baryt und Schwefelbaryum,
wenn neben ber Schwefelſaͤure noch andere Körper zu entfernen find,
z. B. Talkerde, und zugleich ber bei dem eſſigſauren Baryte angege⸗
364
bene Umftand zu beruͤckſichtigen ift, wie dies Alles am achorigen
Orte weiter beſprochen werden wird.
Salpeterſaures Silberoxyd iſt für Chloride ein eben
ſo empfindliches und characteriſtiſches Reagens, als es der Baryt fuͤr
Schwefelfaͤure iſt. Es bewirkt einen weißen kaͤſigen Nie⸗
derſchlag, der von Salpeterfäure nicht geloͤſt wirdz der
Niederſchlag iſt Chlorſilber und 100 Theile deſſelben zeigen 24,7
Chlor an. Ammoniak loͤſt denſelben vollſtaͤndig auf.
Das ſalpeterſaure Silberoryd wird auch zur Ausmittelung der
Gegenivart von Phosphorſaͤure benutzt, kann aber nicht zur quantita⸗
tiven Beſtimmung derſelben dienen. Es bewirkt naͤmlich in Fluͤſſig⸗
keiten, welche Phosphorſaͤure enthalten, wenn dieſe ganz neutral oder
doc nur hoͤchſt ſchwach fauer find, einen eidottergelben Nie:
dDerfchlag von phosphorfaurem Gilberoryd, der aber auf
Bufag von Salpeterfäure ſowohl, als auch von Ammoniak wieder ver-
ſchwindet, alfo davon aufgelöft wird. Man fieht leicht ein, dag wenn
Chloride zugleihy vorkommen, was faft immer der Fall ift, die Ne
action von dem dann ebenfalls niedberfallenden Chlorfilber undeutlich
werden wird. Man muß deshalb das Chlor vorher entfernen, indem
man die zu prüfende Stüffigkeit mit etwas Salpeterfäure fauer madht,
und fo viel falpeterfaures Silberoxyd zufebt, baß alles Chlor als Chlor⸗
fiber abgefchieden wird. Der von dem Chlorfilber abfiltrirten Fluͤſ⸗
figkeit wird noch etwas vom Reagens zugefegt und fie giebt nun,
wenn Phosphorfäure in berfelben vorhanden, nah hoͤchſt genauer
Meutralifation mit Ammoniak, ben eben erwähnten gelben Nieder:
(hlag. Bei diefer Prüfung iſt zu berhdfichtigen, daß wenn bie Fluͤſ⸗
figkeit Eohlenfaure Salze enthält, ein ähnlicher gelblicher Niederfchlag
von. fohlenfaurem Silberoryd entfteht, bieer töft fich aber in Salpe:
terfäure unter Aufbraufen.
Ammoniumtalciumdlorid altzſaure Ammoniak⸗Talkerde)
bargeſtellt durch Aufloͤſen von kohlenſaurer Talkerde in einem Weber:
fhuß von verduͤnnter und erwärmter Salzfäure und Zugeben von fo
viel Ammontakflüffigkeit zu biefer Löfung , daß biefelbe alkaliſch rea-
Hirt und nad) Ammoniak riecht, iſt ein ſehr charakteriflifches Reagens
für Phosphorfäure, indem es einen Niederfchlag von phos⸗
phorfaurer Ammoniak⸗Tal kerde hervorbringt, der burdy feine
kryſtalliniſche Beſchaffenheit mit keinem andern Niederfchlage zu vers
wechfeln if. Die Anwendung von biefem, fowohl zur qualitati-
365
ven, als auch zur quantitiven Beſtimmung der Phosphorfänre vor:
trefflich geeigneten Reagens erfordert indeß mancherlei Beruͤckſichti⸗
gungen. |
Es ift nämlich erforderlich, daß die Fluͤfſigkeit, welche mit bem
Ammoniumtalciumchlorid auf Phosphorfäure geprüft werben foll, am»
moniakaliſch ſei, das heißt, freies Ammoniak enthalte. Daraus er
giebt fich von ſelbſt, daß in derfeiben Keine Subſtanzen vorkommen
dürfen, welche durch Ammmoniak ſchon allein gefällt werden; finden
fich dergleichen Subftanzen, fo müffen diefe vorher entfernt werden,
ober man muß bie Faͤllung berfelben durch Ammonlak mittelft eines
Zuſatzes von geeigneten Körpern verhindern.
Hat man z. B. in einer Auflöfung phosphorfauren Kalk, fo
mwürbe bdiefer auf Zufag von Ammoniak ausgefällt werben, indem das
Ammoniak die Säure neutralifirt, welche ihn aufgelöft hielt. Diefer
Niederſchlag hat aber nichts Eigenthuͤmliches in feiner Geftalt, er kann
mit vielen andern Niederfchlägen verwechfelt werben und alfo nur
durch nähere Unterfuchung iſt bie Phosphorfäure darin nachzumelfen,
Sieht man aber zu der Auflöfung bes phosphorfauren Kalkes kleeſau⸗
res Kali, fo wird ber Kalk als kleeſaurer Kalk vollftändig abgeſchle⸗
den und die von biefem abfilteiete Fluͤſſigkeit, welche nun noch bie
Phosphorſaͤure enthält, giebt madt Ammoniak keinen Nieberfchlag mehr.
Setzt man aber zu diefer von Kalt befteiten und mit einem Weber:
fhuffe von Ammoniak vermifchten Fluͤſſigkeit unſer Reagens, fo fällt
ber erwähnte characteriflifche Niederſchlag von phosphorfauree Ammo-
niak⸗Talkerde nieder, oder fest fih nah 24 Stunden in Eleinen
Kryftallen an den Wänden bes Gefäße ab.
Hätte man in einem andern Falle eine Auflöfung von Phos:
phorfäure enthaltendem Eifenoryd und Alaunerde, fo würden auf Zu⸗
fag von Ammoniak diefe Körper in Verbindung mit ber Phosphor
fäure unverändert nieberfalen. Dieſer Phosphorfäure enthaltende
Miederfchlag iſt aber im Aeußeren von einem nicht Phosphorfäure
enthaltenden Niederfchlage biefer beiden Baſen durchaus nicht zu uns
terfcheiden. Um daher die Phosphorfäure nachzumeifen, muß man ent
weder das Eifenoryb und die Alaumerbe vorher fortfchaffen, ober man
muß einen Körper zugeben, welcher bie Faͤllung berfelben. durch Am⸗
moniak verhindert. Dies iſt in biefem Falle die Weinſaͤure. Wird
die erwähnte Löfung mit Weinfäure in hinreichender Menge vermifcht,
fo kann fie dann mit Ammoniak überfättige werden, ohne daß ein
366
Niederſchlag entſteht. Setzt man barauf unſer Neagens hinzu, fo
ſcheidet ſich der mehrfach erwähnte von Phosphorſaͤure herruͤhrende
characteriſtiſche Niederſchlag aus.
Finden ſich In einer Fluͤſſigkeit nur geringe Mengen Phosphor⸗
ſaͤure, ſo entſteht der Niederſchlag durch das Reagens erſt nach eini⸗
ger Zeit und nach ſtarkem Umruͤhren derſelben mit einem Glasſtabe.
Sol der Niederſchlag zur quautitativen Beſtimmung der Phos⸗
phorſaͤure auf einem Filter geſammelt werden, ſo iſt derſelbe nicht mit
reinem Waſſer, ſondern mit ammoniakhaltigem Waſſer auszuſuͤßen,
weil er ſich in erſterem etwas aufloͤſt, in letzterem aber ſo gut wie
unloͤslich iſt.
Aus dem getrockneten Niederſchlage kann bie Menge ber Phos⸗
phorſaͤure nicht berechnet werden; man muß denſelben mäßig gluͤhen,
wobei Waſſer und Ammoniak entweichen und phosphorſaure Talkerde
zuruͤckbleibt, die in 100 Gewichtotheilen 63,3 Phosphorſaͤure enthaͤlt.
Indigoloͤſung, dargeſtellt duch Digeſtion des feinſten In⸗
digos in 5 Theilen rauchender Schwefelſaͤure und Verduͤnnung mit
etwas Waffer, dient zur Erkennung ber Salpeterſaͤure, indem die
blaue Farbe der Löfung durch biefe Shure in der Wärme gerſtoͤrt
wird. Man giebt die auf Salpsterfäure zu prüfende Fluͤſſigkeit in
eine Digerirflafche, vermifcht biefelbe, um die an eine Baſe gebundene
Salpeterfäure frei zu machen, mit einigen Tropfen concentrirter Schwe⸗
felſaͤure und fügt nun einen Tropfen oder fo viel von des Indigo⸗
fung hinzu, daß bie Fluͤſſigkelt blaßblau gefärbt erfcheint. Beim
Erhitzen aͤndert ſich, fobald Salpeterſaͤure vorhanden, die blaue Farbe
in eine fhmusiggelbe um.
Metalliſches Kupfer im gefeilten Buflande dient ebenfalls
zur Erkennung der Salpeterfäure, indem beim Zufammenbringen def:
felben mit einer freien Salpeterſaͤure enthaltenden Subflanz fi rothe
Dämpfe zeigen. Man giebt zu dieſer Prüfung bie zu prüfende
Subſtanz in eine Digerisflafche, fügt etwas von dem Kupferfeilicht
und eine beträchtliche Menge reiner concentrirter Schwefelfäure hinzu
mb erwärmt gelinde. Zeigen fi in dem Glaſe rothe Dämpfe von
falpeteriger Säure, fo if die Gegenwart ber Salpeterfäure dargethan.
Kohlenfaures Natron bient als Erkennungemittel ber
Humusſaͤure, indem bei dar Digeflion einer Humusſaͤure ent:
haltenden Ackererde mit. einer Auflöfung von Echlenfauuem Patron
eine braune Lifung von bummesfaurem Natton entficht, aus welcher
367
die Humusſaͤure durch jede ſtaͤrkere Säure in braunen Flocken abge⸗
ſchieden wird. Auf dieſe Weiſe wird die Humusſaͤure auch quanti⸗
tativ beſtimmt.
2) Auf Baſen.
Weinfäure (Meinfteinfäure) dient zur Ausmittlung des Bor:
bandenfeins von Kali. Sie bewirkt in Balihaltigen Stüffigkeiten einen
grobkryſtalliniſchen Nieberfhlag von Weinflein (faurem weinſaurem
Kalt). Zum Entflehen dieſes Nieberfchlages iſt es aber nothwendig,
dag die Fluͤſſigkeit nicht fehr ſtark verduͤnnt ſei, weil derfelbe zu den
minder fchwerlöslichen gehört; auch muß bie Weinfäure im Weber
maaß zugefeßt werden, da der Nieberfchlag ein ſaures Salz ifl, Die
Weinſaͤure bilder auch mit den alkalifhen Erden, z. DB. mit ber
Kalkerbe, ſchwerloͤsliche Verbindungen, die ſich zwar im Weberfchuffe
von Weinfäure wieder löfen, doch iſt es immer beffer, die Prüfung
auf Kalt mit Weinfäure immer nur in Fluͤſſigkelten vorzunehmen, aus
denen man vorher alle Bafen bid auf die Alkallen entfernt bat.
Ein Zuſatz von MWeinfäure bient ferner zur DBerhinderung bes
Gefaͤlltwerdens ber Alaunerde und des ifenorydes durch Ammoniak,
bei Prüfung diefer Körper auf etwaigen Gehalt an Phosphorfäures
was bei dem Ammoniumtalciumchlorid näher angegeben worben.
Platinchlorid (Platinlöfung) giebt gleichfall® ein vortreffliches
Erkennnungss und Scheidungsmittel für Kalt ab, Indem auf Zufas
beffeiben Telbft in nicht ſehr coneentrieten kalihaltigen Fluͤſſigkeiten ein
kryſtalliniſcher Nieberfhlag von Kaliumplatindhlorid ſich aus
Scheider. Iſt die Menge des vorhandenen Kali nur gering, fo ent:
ſteht diefer Niederfchlag erſt nach einigen Stunden oder beim Ab⸗
bampfen der mit Platinlöfung verfegten Flüffigkeit. 100 Theile des
Kaliumplatinchlorids zeigen 19,3 Theile Kali an. Bei ber Prüfung
mit diefem Reagens auf Kati ift zu beridfichtigen, daß dle zu pruͤ⸗
fende Ftüffigkeit ein Ammoniak enthalte, weil mit diefem ein ähn-
licher Niederfchlag hervorgebracht wird.
Kalt Aetkalt, Actzkalllauge) dient zur Ausmittlung der Gegens
wart von Ammoniakverbindungen, indem es aus biefen das Anmoniak
frei macht. Das freie Ammoniak iſt dann, wenn es tn bedeutender
Menge vorhanden, durch den eigenthümlichen ftechenden Geruch leicht
zu erkennen; kommen nur geringe Wengen vor, fo tritt ber Geruch
nicht bedeutend hervor, aber es zeigen fich dann doch noch ſtarke weiße
Nebel, wenn ein mit ſchwacher Satzfäure befeuchteter Glasſtab dicht
368
über den mit Kalt vermifchten zu prüfenden Körper gehalten wird.
Diefg Nebel find Salmiakdampf, entflanden aus der Salfäure und
dem Ammoniak. on
Neutrales Eleefaures Kalt (oralfaure® Kali), dargeſtellt,
indem man einen Theil Kleeſalz (Sauerkleeſalz, ſaures kleeſaures Kali)
in einer Schale mit 6 — 8 Theite Waſſer übergießt, erhitzt und fo
lange kohlenſaures Kali bingugiebt, biß, die faure Reaction verſchwun⸗
den und die Fluͤſſigkeit vollkommen neutral ift, bient ſowohl als aus⸗
gezeichnetes Erkennungsmittel, als auch als Scheidungsmittel der Kalk:
erde. Es entſteht auf Bufag dieſes Reagens in jeder kalkhaltigen
Fluͤſſigkeit ein weißer pulveriger oder fein Erpftallinifcher Niederfchlag
von Heefaurem Kalke, der in nicht zu ſauren Fluͤſſigkeiten fall ganz
unlöstidy iſt.
Aus diefem Niederfchlage kann nicht mit großer Genauigkeit bie
Menge des Kalkes berechnet werden, weil berfelbe einen Theil bes
Waſſers, weiches in ihm enthalten If, hartnaͤckig zuruͤckhaͤlt, er wird
deshalb ſtets geglüht, wo er unter Ausgabe von Kohlenoryb in koh⸗
Ienfauren Kalt umgeändert wird, aus beffem Gewichte ſich das Ges
wicht des Kalkes mit Sicyerheit berechnen läßt. Er enthält in 100
56,3 Kalt. Bei dem Erhigen des kleeſauren Kalkes ift zu berüd;
ficptigen, daß daffelbe .nur bis zum ſchwachen Rothgluͤhen gefteigert
werben barf, weil der fohlenfaure Kalt durch flarke Rothglühhige feine
Kohlenfäure verliert; follte man dies vermuthen, fo befeuchtet man
den geglühten Ruͤckſtand mit einer concentrirten Aufloͤſung von koh⸗
lenſaurem Ammoniak und erhigt dann fehr mäßig noch einmal. in:
det man jegt das Gewicht unverändert, fo tft es ein Beweis, daß
Eeine Kohlenfäure entwichen war, findet man aber das Gewicht ver:
mehrt, fo war ein Theil des Kalkes durchs Gluͤhen aͤtzend geworden
und man muß dann das Befeuchten mit Eohlenfaurem Ammoniak
fo oft wiederholen, bi8 das Gewicht nad) erneuter Wägung fich nicht
vergrößert zeigt.
Anſtatt das Sauerkleeſalz mit Eohlenfaurem Kali zu neutralis
firen, kann man übrigens auch eben fo gut zur Neutralifation Am⸗
moniafflüffigkeie nehmen, welche wohlfeller, als erſteres ift.
In manden Faͤllen muß man fi zur Scheidung des Kalkes
auch des reinen Eleefauren Ammoniaks bedienen, nämlid
immer dann, wenn die Gegenwart von Kali zu vermeiden iſt; «6
wirkt übrigens ganz wie das Kalifalz.
369
Swefelſaͤure in ziemlich concenteirtem Zuſtande dient eben-
falls als Erkennungsmittel des Kalkes, indem dadurch in Kalk
loͤſungen ein kryſtalliniſcher Niederſchlag von ſchwefelſaurem Kalk (Gyps)
entſteht. Da aber dieſer Niederſchlag nicht ſehr ſchwer loͤslich iſt, fo
bildet er ſich nur in nicht ſehr verduͤnnten Loͤſungen, aber er kann
ſelbſt in ſehr verduͤnnten hervorgebracht werden, durch einen Zuſat
von ſtarkem Weingeiſt, ba er in viel Weingeiſt enthaltenden Fluͤſ⸗
figteiten faft ganz unlöslich if. Die Schwefelfäure als Reagens für
Kalk ift Übrigens durch das kleeſaure Kali fehr entbehrlich.
Phosphorfaures Natron giebt unter Mithälfe von Am⸗
moniak ein ausgezeichnetes Erkennungs⸗ und Scheibungsmittel für
Talkerde (Bittererde, Magneſia) ab. Es entfieht nämlich auf Zuſatz
von phosphorfaurem Natron und eines Weberfchuffee von Ammoniaf,
in Talkerde enthaltenden Fluͤſſigkeiten ein Riederfchlag von phos⸗
pbhorfaurer Ammoniak⸗Talkerde, ber in ammoniakalifchen
Stöffigkeiten fo gut wie unloͤslich ift, daher auch aus den verduͤnn⸗
teften Löfungen nieberfält. Da für biefe Prüfung ober Scheidung
die Fluͤſſigkeit, wie erwähnt, einen Weberfchuß von Ammoniak ents
halten muß, fo leuchtet ein, daß man vorher alle Subflanzen aus
derfelben zu entfernen hat, welche durch Ammoniak allein gefällt
werben, wie das Eiſenoryd und die Alaunerbe, ober weiche ſich nach
Zufag von phosphorfaurem Natron gleichzeitig abfcheiden würden, wie
es bei dem Kalle der Kalt iſt.
Aus dem getrodneten Niederſchlage kann mit Sicherheit nicht
ber Gehalt an Talkerde berechnet werben, ba berfelbe die legten Ans
theile Ammoniak und Waſſer erft bei ziemlich hoher Temperatur vers
fiert; man muß ihn deshalb im Piatintiegel bis zum Gluͤhen erhigen,
wonach phosphorfaure Talkerde zurbdbleibt, die in 100 36,7
Talkerde enthält.
Das Ausfügen des Niederfchlages iſt, wie ſchon beim Ammo-
niumtalciumchlorid bemerkt, nicht mit reinem Waſſer vorzunehmen,
fondern mit Waſſer, dem man Ammoniak zugelegt hat.
Blutlaugenfalz (Gelbes Blutlaugenfalz, Kaliumeiſencyanuͤr)
ift ein vortreffliches Erfennungsmittel der Gegenwart des Eifenory>
des, indem es felbft in ſehr verbännten Löfungen beffelben einen
dunkelblauen Niederfchlag von Berlinerblau hervorbringt. Sind die
Löfungen fehr ſtark verdünnt, fo entficht anfangs nur blaue Färbung,
aber nach einiger Zoit fegt fich doch ein Niederſchlag zu Boden.
24
370
An Eifenorpbulldfungen erzeugt das Reagens einen hell:
blauen Niederfchlag, welcher ſich an der Luft allmählig in ben
vorigen dunkelblauen umändert.
Auch als Reagens auf Manganorybul wird das gelbe
Blutlaugenſalz gebraucht, es bewirkt nämlich, in den Auflöfungen bef:
felben einen weißen, gewoͤhnlich etwas roͤthlichen Niederſchlag. Bei
biefer Prüfung iſt es aber erforderlich, daß zuvor das Eifenorpb
oder Orydul entfernt werben, weil fonft die blauen, von diefen ber:
rührenden Nieberfchläge ben reifen von Mangan herkommenden ver:
ſtecken.
Rothes Blurlaugenfalz (Kaliumeiſenchanid) bewirkt in
koͤſungen von Eifenorydul denſelben Niederſchlag von Berliner⸗
blau, welchen das gelbe Blutlaugenſalz in Loͤſungen von Eiſenoxyd
hervorbringt und giebt deshalb ein ausgezeichnetes Reagens fuͤr jenes
ab, während es die Gegenwart von Eiſenoxyd gar nicht anzeigt*)
Zu bemerken iſt, daß das Reagens in fefler Geſtalt aufbewahrt
wird, weit fich feine waͤſfrige Löfung bald zerfegtz bei der Prüfung
wirft man eine Meine Menge beffelben auf die Oberfläche ber zu
prüfenden Fluͤſſigkeit, wo ſich dann fogleich ber erwähnte Nieberfchlag
bidet,
Sowohl bei der Prüfung mit dem gelben, als auch mit dem
rothen Blutlangenſalz iſt dahin zu fehen, daß die Fluͤffigkeit nicht zu
"viel freie Säure, namentlih Salpeterfäure und Bein freies Chlor ent:
halte, weil fonft durch Berfegung bes Reagens felbft die erwähnten
Niederfchläge wenigftens nach einiger Zeit entftehen.
Schmwefelwafferftoff, ſowohl als Gas, wie auch In Waffer
geloͤſt, als Schwefelwafferftoffmarffer. In Eiſenoxyd oder Chlo⸗
vid enthaltenden Fluͤſſigkeiten verurfacht Schwefelwaſſerſtoff einen wei:
fen Niederſchlag, welcher Schwefel iſt, und die Löfung enthält dann
nicht mehr Eifenoryd, fondern Eifenorybul.
nn —
*) Die Bereitung diefes Reagens gefchieht dadurch, daß man durch eine
Auflöfung von gelben Blutlaugenſalz nicht länger falzläurefreies Chlorgas
leitet, als bis die Fluͤſſigkeit, mit Gifenoxyd verfegt, kein Werlinerblau mehr
erzeugt. Alsdann dampft man bie Fluͤſſigkeit langfam ab und reinigt bie
Kryſtalle durch wiederholtes Auflöfen in Waſſer, Filtriren und Abdampfen.
371
Das Schwefelwaſſerſtoffgas wird aus Schwefeleifen und
verbünnter Schwefelfäure entwickelt. Man giebt das Schwefelelſen
in eine Digerirflafche, übergießt es mit Schwefelfäure, die ducch ohn⸗
gefähr 3 Theile Waffer verdünnt iſt, und verſchließt die Flaſche mit
einem Korte, durch welchen eine gläferne Sasleitungsröhre geht (Fig. 15.).
Das .entweichende, wie faule Eier riechende Gas leitet man nun ent⸗
weder direct in bie zu prüfende Fihffigkeit, oder man leitet «8, um
Schwefelwaſſerſtoffwaſſer zu bereiten, einige -Zeit hindurch in eine mit
Waſſer angefülte Klafche, bewahrt dies Waſſer gut verftopft auf und
verwendet es als Reagens.
Das Schwefeleifen kann man ſich leicht ſelbſt bereiten, indem
man gleidye Theile Eiſenfeilicht und pulverifirten Schwefel mengt, mit
diefem Gemenge einen beffifchen Schmelztiegel bis zur Hälfte füllt
und .denfelben in dem chemifchen Ofen langſam bis zum Gluͤhen er⸗
bist. Nach dem Erkalten wird die fchwarge zufammengebadene Maffı
zerbrödelt und für den Gebrauch aufbewahrt.
Schmwefelmafferftoffs Ammontat wird badurch dargeſtellt,
daß man das, wie eben gelehrt, entwickelte Schwefelwaſſerſtoffgas in
Ammoniakfluͤſſigkeit fo lange leitet, bis dieſe aus der Aufloͤſung eines
Talkerdeſalzes, z. B. aus Bitterfalz, keine Talkerde mehr niederfchlägt,
Es mird als Abfcheibungsmittel und Erfennungsmittel dee Man»
ganorpbuls benugt, idem es in DManganorpbullöfangen einen
fleifchfarbenen Niederſchlag von Schwefelmangan hervorbringt.
Da aber das Reagens aus Eiſenoryd und Orydul enthaltenden
Fluͤſſigkeiten einen ſchwarzen Niederſchlag von Gcyivefeleifen und aus
alaunerdehaltigen Fluͤſſigkeiten die Alaunerde fällt, fo muͤſſen, um die
Gegenwart bed Mangans durch baffelbd ermitteln ober das Mangen
dadurch quantitativ beſtimmen zu koͤnnen, alle diefe Subflangen wor
der Präfung und Abfcheivung entfernt werden. -
Aus bem erhaltenen Schwefelmangan, welches, um Zerſetzung
befielben zu verhindern, mit Waſſer ausgefüßt werden muß, dem man
etwas Schwefelwaſſerſtofftoaſſer zugefege hat, läßt fich wicht mit gro⸗
fer Sicherheit der Mangangehalt berechnen; allenfalls bei fehr gerin⸗
gen Quantitaͤten kann dies geſtattet werden. Es entfprechen 100
Schwefelmangan 815 Manganoxydul.
Hat man bei der Unterſuchung größere Mengen dieſes Nieder
ſchlages erhalten, fo wird derſelbe, nachdem er auf eben befprechene
Weiſe ansgefüßt if, mit dem Fliter in eine Schale ausgebreitet und
24*
372
mit ziemlich derduͤnnter Salzfäure übergofien, wobei Schwefelwaſſer⸗
off entweiht und Manganchlorüͤr (falzfaures Manganorybul)
in Auflöfung kommt, Nach fehr gelindem Ermärmen, das bis zum
Verſchwinden des Schwefelwaſſerſtoffgeruchs fortgefegt werden muß, fıl:
teirt man die Loͤſung und waͤſcht das In der Schale befindliche Filter
mit Waſſer häufig nad, um alles Auflöstiche auszuziehen. Die fo
erhaltene are Löfung bampft man nun, nachdem man fo viel Ech-
lenfaures Kali hinzugegeben, daß diefelbe alkaliſch veagirt, in einer
Abdampffchate bis zur mäßigen Trockenheit ein, übergießt nach einiger
Abkühlung den Rüdfland mit heifem Waſſer und fammelt den fich
zeigenden Niederfchlag von Fohlenfaurem Manganorydul auf
einen Filter. Man berechnet aus diefem das Manganorxydul nicht,
fondern gluͤht denfeiben ſehr heftig, woburd er fi in braune
Manganorydorybul umändert, von welchem 100 Xheile 93
Theile Manganorpdul anzeigen.
Kohlenfaurer Kalk, obgleid fireng genommen, zu den all
gemeinen Fällungsmitteln gehörend, möge hier als Scheidungsmittel
des Eifenoryduls vom Kifenoryd feine Stelle finden. Digerirt man
eine Loͤſung, die gleichzeitig Eifenorydut und Eiſenoxyd enthält, mit
einer gehörigen Menge Eohlenfauren Kalkes, fo wird dadurch das Eifen:
orpb, nicht das Eifenorybul gefällt,
Zu biefer Scheidung iſt e8, wie leicht zu erkennen, wefentlich
nothmendig, daß ber angewandte kohlenfaure Kalt volllommen frei
vom Etfenorybul fei. Dies tft bei bem natürlich vorkommenden nicht
dee Fall, man muß ſich denfelben kuͤnſtlich darftellen, am beften auf
folgende Weiſe. Möglichft reine Kreide (natürlicher kohlenſaurer Ka)
wird in mäßig verduͤnnter Salzſaͤure gelöft, die Löfung mit ein wenig
Salpeterfäure verfegt, bis zum Kochen erhigt und dann nach ziem-
lihem Erkalten mit Ammoniakflüffigkeit bis zur alkaliſchen Reaction
vermiſcht. Dadurch werden Eifenoryb und Alaumerde gefällt. Zu
der filtrirten Fluͤſſigkeit wird nun Eohlenfaures Ammoniak gegeben, fo
lange noch ein Niederfchlag von kohlenſaurem Kalk entfleht. Rad
einiger Ruhe, während welcher ber anfangs fehr hydratiſche Nieder:
ſchlag kryſtalliniſch wird und ſchnell zu Boden finkt, fammelt man
ihn auf einem Filter, füßt ihn gut aus und trodinet ihn. Er ifl
bann zum Gebrauch fertig.
Auch der gebrannte, mit Wafler zum ZBerfallen gebrachte
Kate muß, als befonderes Reagens auf Stickſtoff, hier aufgezaͤhlt
373
werden. Wenn ſtickſtoffhaltige Subſtanzen mit gebranntem und ge⸗
loͤſchtem Kalke erhitzt werden, ſo entweicht der Stickſtoff in Ver⸗
bindung mit Waſſerſtoff als Ammoniak, das man in ber Regel
von falzfäurehaltigem Waſſer abforbirt werden laͤßt. Beim Abdampfen
diefer Fluͤſſigkeit bleibt Salmiak zuruͤck, aus welchem das Ammoniak
oder der Stickſtoff ſich leicht berechnen laſſen. 100 Salmiak enthal⸗
ten 32,0 Ammoniak und dieſe 26,4 Stickſtoff.
Die Adererde, welche auf fticitoffhaltige Subſtanzen unterfucht
werden fol, wird innig mit bem gelöfchten Kalte vermifcht, und In
eine Beine Retorte von grünem Glafe (Fig. 16a.) gethban. Der
Bauch und ein Theil des Halfes wird aber zuvor, um fie birect zwi⸗
fhen die Kohlen bes Dfens legen zu können, mit einem feuerfeſten
Ueberzuge (Beſchlage) verfehen. Diefer Ueberzug beficht aus einem
Gemifhe von gleichen Theilen ungebrannten und gebrannten feuer
feften Thon das mit MWaffer zu einem binnen Breie angerlihrt, mit:
telſt eines Pinfels wiederholt bis zur gehörigen Dide aufgetragen wich,
wobei zu bemerken ift, bag man nicht eher eine neue Lage aufftreicht,
ale bis die letztaufgetragene volllommen troden geworben iſt. Die
Die bes Beſchlages kann ohngefaͤhr — Zoll betragen. Nicht
felten mifcht man dem thonigen Gemenge fein zerfchnittene Heebe oder
Kuhhanre hinzu, damit bdaffelbe beffer zufammenhalte, es ift dies aber
uͤberfluͤſſig.
Eine gut beſchlagene glaͤſerne Retorte kann, ohne zu zerſpringen,
ein ſtarkes Gluͤhfeuer abhalten; ſie wird deshalb auf einen kleinen
Unterſatz von Thon direct in den Ofen zwiſchen die Kohlen gebracht,
nachdem man dieſelbe ſehr langſam angewaͤrmt hat. Mit dem Halſe
der Retorte verbindet man durch einen durchbohrten Kork ein nicht zu
enges Glasroͤhrchen, welches man einige Zoll tief in mit Salzſaͤure
vermiſchtes Waſſer tauchen laͤßt, das in einen ſchraͤgliegenden Cylin⸗
der ausmundet (Fig. 16 b.). Man nimmt beim Gluͤhen den Cy⸗
Iinder augenblicklich weg, fobald man fieht, daß bie Fluſſigkeit in den
Hals der Retorte hinauf ſteigen will.
Das beim Erhigen der Retorte entweichende Ammoniak wird,
von ber Salzfäure des Waſſers gebunden, und beim Verdampfen
dieſes Waſſers in gelinder Wärme bleibe Salmiak zuruͤck, aus wel⸗
hem der Stickſtoffgehalt, wie oben erwähnt, ſich berechnen laͤßt.
Gewöhnlich geht gleichzeitig etwons brenzliches Del mit über, bies
laͤßt fi auf die Weiſe entfernen, dag man die Fluͤſſigkeit durch ein
374
mit Waſſer ſtark angefeuchtetes Filter filtrirt; es bleibt auf dem Fil⸗
ter zuruͤck. |
Ehe ich dies Gapitel von den Reagentien fchließe, will ich be:
merken, daß man die Meagentien am zwedimäßigften in mit Glas:
ftöpfeln verfehenen Flaſchen aufbewahrt und diefe fo aufftellt, daß fie
bequem zur Hand find. Die Mehrzahl diefer Reagentien ift jetzt fo
wohlfell, daß man für wenige Thaler eine ganze Reihe von Unterfu-
Hungen ausführen kann. Beim Einkauf hat man ftets babim zu
fehen,, daß fie vollkommen rein find, meil, wie fehon früher bemerkt,
die Verunreinigung ber Meagentien große Irrthuͤmer in bie Unterfus
chungen bringen kann.
Die nothwendigen Apparate, welche ebenfalls für einen mäßigen
Preis anzufhaffen find, hebe man am beften in einem Glasfchrante
auf, damit fie nicht beftäubt werden. Daß die feine Wange und bie
Gewichte, welche das Koftbarfte für den Analitiker find, in einen be
fonderen Glaskaſten vor Staub und der Einwirkung von Säure
dämpfen und Feuchtigkeit gefchütt, aufbewahrt werden müffen, ift
ſchon frühere bemerkt worden.
Der chemifche Ofen kann feinen Plag in einem Kamine oder
auf dem Küchenheerde finden, fobald faure Fluͤſſigkeiten abzudampfen
find. Zum Gebraudye beim Trocknen ber Filter und Niederfchläge
kann berfelbe aber recht gut neben den Arbeitstiſch, welcher die
Wange trägt, auf einen mit Blech beſchlagenen breibeinigen Sche⸗
mel geflellt werden, wenn man nur Sorge trägt, daB immer gut
gebrannte Kohlen oder noch beffer glühende Kohlen nachgelegt werden
innen,
Zur Aufnahme der Fluͤſſigkeiten dienen bei den quantitativen
Unterfuhungen, wie ſchon früher bemerkt, befonders Colinder und
Becherglaͤſer. Bei den qualitativen Prüfungen gießt man in der Re
gel von ber zu prüfenden Fluͤſſigkeit etwa einen Zingerhut voll in
fogenannte Probiergläfer (Sig. 17) und fegt nun tropfenmweife von
denn Reagens hinzu, indem man nach jedem zugeſetzten Tropfen daſ⸗
felbe durch gelindes Schwenken des Glafes oder durch Umrühren mit
einem Glasftabe mit der Flüffigkeit vermiſcht. Kaum braucht wohl
bemerkt zu werden, daß für jede folhe Prüfung mit einem Reagens
eine neue Quantität der zu prüfenden Fluͤſſigkeit in die Probiergläfer
gegeben werden muß.
375
Bon der cbemifchen lnterfuchung der Udererde
im Speeiellen.
Mit den befchriebenen Apparaten und MReagentien verfehen, iſt
man zur chemifchen Unterfuchung der Ackererde oder ihres Untergrun-
des vollſtaͤndig ausgerlftet. 3 ’
Die chemiſche Unterfuchung der Adererde kann, wie früher von
ben chemiſchen Unterfuhungen im Allgemeinen bemerkt wurde, zweier⸗
lei Art fein; man will durch biefelbe entweder nur erfahren, was
für Stoffe fi in der Ackererde finden (qualitative Analyfe), oder
man will $ugleich ermitteln, wie viel von diefem Stoffe in derfelben
enthalten ift (quantitative Analyfe).
Betrachtet man bie Art und Weiſe der Entftehung der Acker⸗
krume, fo wird es ar, welche fehe verfchiedene Zuſammenſetzung die⸗
- felbe haben kann, und man büsfte fich nicht wundern, wenn alle be⸗
kannten Elementarſtoffe in derfelben anzutreffen wären. Es ift bis
jege noch ein Lithium in einer Aderkrume nachgewielen morben,
gleichwohl tft ficher, dag man in Gegenden, wo lithionhaltige Mine:
ralien, 3. B. Lepibolith, häufig vortommen, biefed Metall ober das
Drnd deffelben, in der Ackererde antreffen wird. Eben fo hat man bis
jegt noch nie Fluor in ber Ackerkrume direct nachweiſen koͤnnen; aber
es findet fi das Flu or in den Knochen und befonderd den Zähnen
der grasfreſſenden Thiere, welche es body nur von ihrer Nahrung,
alfo von Pflanzen genommen haben koͤnnen, und diefe Pflanzen müffen
es begreiflicherweife dem Boden entzogen haben, wenn man fich nicht
auf die Hypotheſe von ber Entſtehung der Elementarftoffe in Pflanzen
und Thierkoͤrpern einlaffen will,
Daß wir fo mandye Stoffe, von denen es wahrfcheinlich ift, daß
fie in der Adererde vorkommen, noch nicht haben nachweiſen koͤnnen,
daran iſt lediglich die Beſchraͤnktheit unferer analytifhen Hülfsmittel
Schul, Der Chemiker von Profeffion muß geftehen, daß, menn
einer Ackererde abfichtlich eine Quantität Fluor und Lithlon, die nicht
über ein halbes Prozent fich beliefe, im irgend einer Verbindung
beigemifche wäre, die Nachweifung diefer geringen Quäntitdt ihm
eine böchft muͤhſame Arbeit verurſachen wuͤrde und fo würde es fi
bei vielen andern Stoffen verhalten. Hieraus geht hervor, daß der
376
kundige Analltiker bei ber chemifchen Unterfuhung ber Adererde
immer auf neue, bis jegt noch nicht barin gefundene Elementarſtoffe
Ruͤckſicht zu nehmen bat und daß es von Wichtigkeit iſt, recht
bedeutende Quantitaͤten einer Adererde auf noch nicht gefun=
bene, aber nach der Entflehung derſelben mwahrfcheinficher Weife vors
bandene Stoffe zu unterfuchen; denn /,, Prozent eines Stoffes ent⸗
geht bei Arbeiten mit Meinen Gewichtsmengen fehr leicht dem Auge
des Analitikers und gleichwohl iſt dies, wie früher gezeigt wor⸗
den, eine für die Pflanzen durchaus nicht zu vernadpläffigende
Quantität.
Um ſich von der Zufammenfegung ber Adererde ein Bild ver
fhaffen und biefelbe auf ihre Ertragsfaͤhigkeit beurtheilen zu koͤnnen,
reicht eine Kenntniß der darin vorfommenden Elementarſtoffe (der ent:
fernteflen Beflandtheile) berfelden durchaus nicht bin, und
eben fo wenig genügt es völlig, zu willen, in welchen binären er:
bindungen (näheren Beftandtheilen) fich biefe vorfinden; es
iſt unerlaͤßlich, die Verbindungen höherer Drbnung (die naͤchſten
Beftandtheile) auszumitteln, weil im Allgemeinen nur nach die
fen ſich die Qualität eines Bodens beurtheilen läßt. Der Grund hier
von iſt einfach, daß die Eigenfchaften der verfchiedenen Körper eine
ganz weientlihe Weränderung erleiden, wenn fie fi mit anderen
verbinden, daß man daher biefe Verbindungen genau kennen muß,
um ihre Eigenfchaften zu beurtheilen.
Ich will dies noch deutlicher zu machen fuchen. Won den bis
jest befannten Elementarftoffen oder unzerlegten Körpern hat man bie
folgenden in der Ackerkrume nachmeifen können:
Sauerſtoff, Wafferftoff, Stiftoff, Chlor, Schwefel, Phosphor,
Kohlenſtoff, Silicium, Kalium, Natrium, Caldum, Talcium, Alumi>
um, Dangan, Eifen und Kupfer, letzteres jedoch felten und nicht hin
laͤnglich conſtatirt. Dies find alfo die entfernteften, die legten Bes
ftandtheile der Adererbe; aber das Nachweiſen aller diefer Stoffe in
der Adererde kann allein von der Zufammenfegung, und was baf:
felbe fagen will, von der Qualität, Extragsfähigkeit bderfelben Fein
Bild geben. \
Betrachten wir die Verbindungen, welche diefe Stoffe zunaͤchſt
eingehen, fo finden wir, dag in ber Adererde fich finden müflen:
Waſſer, Kohlenfäure, Ammoniak, Salpeterfäure, Schwefelfäure, Phos⸗
‚ 377
phorfäure, Kiefelfäure und Oxyde oder Chloride ber aufgeführten Me:
tale, aber auch diefe Verbindungen, welche ich die näheren Beſtand⸗
theile der Adererde genannt habe, können uns noch kein Bild gewaͤh⸗
ten, durch welches uns bie Qualität der Ackererde volllommen ans
fhaulidy gemacht würde, ja es ließe fich ſchlimmſten Falles denken,
daß ein Aderboben, welcher diefe fämmtlichen näheren Beftandtheile
enthielte, abgefehen von den durch die Quantität der Stoffe bedingten
Nachtheilen, doch ein unfruchtbarer oder doch wenig ergiebiger fein
koͤnnte. Es findet ein bedeutender Unterfchied Statt, ob die Schwe⸗
felfäure mit Fali, mit Kalk, oder mit Eifenorydul verbunden if;
ob die Phosphorfäure in einer Verbindung vorfommt, in melcher fie
ten Pflanzen zugänglich ift, oder ob fie fich in einer Verbindung fin
det, aus weicher fie die Pflanzen nicht oder body nur langfam zu
trennen im Stande find.
Mir werden alfo, wie aus dem Angeführten hervorgeht, fuchen
"möüffen, die nähften Beſtandtheile dee Adererde Eennen zu ler»
nen, nämlidy diejenigen Verbindungen, zu melchen die Elemente oder
die eriten Verbindungen berfelben ſich in ber Adererde vereinigt vors
finden, weil nämlid jedes Eingehen in eine neue Verbindung bie
Eigenfchaften der Körper oft fehr weſentlich verändert. Es wird alfo
nicht hinreichend fein, zu willen, dag Schwefel, Eifen und Sauerftoff
vorkommen, eben fo wenig, dag Schwefelfäure und Eifenoryd in der
Adererbe enthalten find, fondern es wird erforderlich fein, auszumit-
ten, zu welchen Verbindungen die Schwefelfäure und das Eifenoryd
fih in der Ackerkrume vereinigt haben.
Es ift nun zwar faft nicht möglih, genau zu beflimmen, in
welcher Verbindung die einzelnen Körper vorkommen, aber wir koͤn⸗
nen body fehr nugbare Reſultate erhalten, wenn wir die Adererde auf
die Weife unterfuchen,, daß wir fie mit ähnlichen Auflöfungsmitteln
behandeln, wie fie bei der Ernährung der Pflanzen duch, den Boden
thätig find. Wir erfahren dann, welche Beftandtheile der Ackererde,
mögen diefe nun entweder ſchon in der Adererde enthalten fein, oder
mögen fie erft bei der Einwirkung des Auflöfungsmitteld gebildet
werden, die Pflanzen aus dem Boden aufnehmen können, und wir
erfahren zugleich, ob fie fiy in einem Zuſtande befinden, in welchem
fie leicht oder ſchwer den Pflanzen zugänglich find.
Waſſer, Kohlenfäure, Humusfäure und Ammoniak, find vorzuͤg⸗
dich die Körper, welche bie Beſtandtheile des Bodens zur Affimis
378
tation den Pflanzen zuführen, und man würde daher gewiß für die
Praxis recht brauchbare Mefultate erlangen, wenn man die Acker⸗
erde abmwechfelnd mit Waſſer, Kohlenfäure, Humusfäure und Ammo⸗
niak behandelte. Anflatt der beiden Saͤuren wendet man. aber flets
mehr oder weniger flärkere Säuren an, durch weiche man bei der
chemiſchen Unterfuchung in kurzer Zeit, das heißt fihnell dieſelben
Zerfegungen bewirkt, welche in dem Boden felbft durch die Kohlen:
fäure, Humusfäure und vielleicht noch durch andere organiſche Säuren
erſt nah Iängerer Zeit, das beißt langfam, alimählig, bewerk⸗
ſtelligt werden.
Mur indem man fo nad) und nad verfchiedene Auflöfungsmittel
auf die Adererde einwirken läßt, kann man dahin gelangen, zu er:
fahren, in welcher Verbindung die verfchiedenen Körper in der Aders
erde enthalten find, oder welche auflösliche Verbindungen bei der Ein-
wirkung der verfchiedenen Auflöfungsmittel gebildet werben.
Wir beginnen daher die chemifche Unterfuchung der Adererde in
ber Regel damit, daß wir diefelbe mit Waſſer behandeln, und die vom
Maffer aufgenommenen Subſtanzen ermitteln. Diefe Subſtanzen,
weiche das Wafler ausgezogen bat, werben den Pflanzen natürlich
ohne Mithuͤlfe eines anderen Auflöfungsmitteld durch bie Feuchtigkeit
des Bodens zugeführt werden, fie find, wie man fagen fann, den
Pflanzen am leichteften zugänglich, Findet man In dem Wafleraus:
zuge Alaunerde und Eiſenoxyd, fo muͤſſen biefe Stoffe, welche an und
für fich in Waffen unloͤslich find, im der Adererde wenigſtens zum
Theil in einer Verbindung vorfommen, welche vom Waffer aufgelöft
wird, welche Verbindung dies ift, wirb aus den weiteren Beſtandthei⸗
len des Waſſerauszuges Mar. Findet ſich z. B. Humusfäure in bem-
feiben, fo koͤnnen beide Bafen ald humusfaure Salze vorhanden fein.
Kommt in dem Waſſerauszuge Kalk vor, fo wird dieſer nicht im
ägenden Zuftande vorhanden fein, wenn der Waflerauszug nicht alla
liſch reagirt; man iſt ficher, darin gleichzeitig eine Säure anzutreffen,
die mit dem Kalle ein loͤsliches Salz bildet, dies kann nun Humus⸗
fäure, Schwefelfäure u. f. w. fein.
Nah dem Waffer läßt man verduͤnnte Salzfäure auf die Acker⸗
erde wirken, welche nun wieder eine verfchiebene große Menge von
Körpern in Auflöfung bringt, Unter diefen Körpern finden ſich fehr
viele, die ebenfalls im Waflerauszuge enthalten waren, ein Beweis,
daß fie außer in der durch Waſſer Idsberen Verbindung noch in ei⸗
379 | *
nem andern in Waſſer nicht loͤslichen Zuſtande in ber Ackererde ent⸗
halten ſind, naͤmlich in dem Zuſtande, in welchem ſie durch verbünnte
Säuren auflöslich gemacht werben koͤnnen. '
Diefe bei unfern Unterfudungen angewandten Säuren wirken
aber im Allgemeinen auf ganz gleiche Weiſe als Auflöfungsmittel wie
die Säuren, deren ſich die Natur als Auflöfungsmittel bedient, nur
bat biefe fo zweckmaͤßig befonders diejenigen beiden Säuren gewaͤhlt,
welche mit den meiften Körpern nur ſchwer Lösliche Verbindungen
eingeben, wodurch nicht allein jedes nachtheilige Uebermaaß der qufs
loͤslichen Stoffe vermieden wird, das bekanntlich hoͤchſt nacheheilig .
wirkt, fondern wodurch auch verhindert wird, daß der Regen eine
fehr bedeutende Menge von nährenden Subflangen aus ber Adererbe
ausmafchen und fort oder doch in den Untergrund führen kann.
Finden wir 5. B. in dem mit Salsfäure bargefteliten Auszuge
einer Adererdbe Kate (ich fege voraus, bag bie Ackererde ſchon mit
Waſſer behandelt war), fo kann dieſer Kate weder als fchiwefelfaurer
Kalt, noch als falpeterfaurer Kalk, noch als Calciumchlorid in der
Ackererde enthalten geweſen fein, denn biefe Verbindungen wuͤrden
ſich ſaͤmmtlich im Waſſer gelöft haben; er muß entweber als Tohlen>
faurer Kalt oder als kieſelſaurer Kalk u. ſ. w., kurz in Verbinduns
gen vorkommen, welche nicht im Waſſer löslich find, aus weichen aber
durch Säuren der Kalt in Auflöfung gebracht wird.
Zeigen fih im Säureauszuge Eifenoryb und Alaunerbe, fo fins
det daſſelbe Statt, fie muͤſſen in einer Verbindung in ber Adererde
vorfommen, in welcher fie nicht vom Waſſer, aber wohl durch Saͤu⸗
ven in Auflöfung gebracht werben, alfo vieleicht als reines Eifenoryb
oder Eifenorydhpdrat, oder als Alaunerdehydrat.
Wie nun umfere Salzfäure auf die genannten Stoffe wirkt, fo
wirft bei der Vegetation die Humusfäure und Kohlenſaͤure; alle im
Saͤureauszuge vorlommenden Stoffe Finnen nur mit Huͤlfe dieſer bei⸗
den Säuren, den Pflanzen zugänglich gemacht werden. Die Wir
tung diefer beiden Eduren, welche bekanntlich höchft ſchwache Säuren
find, erfolgt aber fehr langfam, und die daraus entfiehenden Verbin⸗
dungen find zwar im Maffer auflöslicy, aber fie find darin nur fehr
ſchwer loͤslich, während wir zur Bequemlichkeit bei der chemiſchen Ans
terfuchung abfichtlih Säuren zur Berfegung anwenden, melde recht
leicht loͤsliche Verbindung geben.
Die meiften der im Säurenuszuge gefundenen Beſtandtheile ber
x
380
Adererbe find gleichſam bie nachhaltigen WBeförberungsmittel für die
Vegetation, während die im Wafferauszuge befindlichen für die naͤchſte
Zukunft dienen.
Behandelt man bie Adererdbe nad dem Ausziehen mit Wafler
und Galzfäure mit concentrirtee Schwefelfäure, oder ſchmilzt man
diefen Ruͤckſtand mit Eohlenfaurem Kali, fo wird wieder eine Quan⸗
titäe verfchtedener Körper frei, welche man zum Theil fchon in dem
Wafferauszuge und im Saͤureauszuge angetroffen hat, wie 5 B.
Aaunerde, Eiſenoxyd, ja felbft Kalt und Natron. Die auf biefe
Weife aufgefundene Menge eines Stoffes muß fi) natürlich in ber
Adererde in einem Zuflande oder in einer Verbindung befinden, aus
welcher fie nur durch fehr flarke zeriegende Kräfte in Auflöfung ge:
bracht werden können. Wir wenden beöhalb bei der Unterfuchung
: die Eräftigften Löfungsmittel und Zerfegungsmittel an; die Natur hat
ein eben fo Eräftiges in der Zeit, alle diefe Verbindungen merben
ganz allmählig durch die Kohlenfäure und Humusfäure zeriegt und
koͤnnen fo die Fruchtbarkeit des Bodens für eine Reihe von Jahr⸗
hunderten bedingen,
Das Ammoniak, was in ben Boden gelangt, oder welches oft
aus den ſtickſtoffhaltigen organifchen Neften entftchet, töfet die Hu⸗
musſaͤure und die humusſauren Salze auf und fpielt hierauf gleich-
falls als Auflöfungsmittel eine wichtige Rolle bei der Srnährung ber
Pflanzen. Behandeln wir daher mit flüffigem tohlenfaurem Ammo⸗
niaf eine Adererde, fo finden wir in ber Löfung Humusfäure und
oft auch humusſaure Sulze.
Aus dem im BVorhergehenden Mitgerheilten geht hinlaͤnglich her:
vor, mie wichtig es iſt, durch die chemifche Unterſuchung zu ermitteln,
in welchen Verbindungen bie verfchiedenen Körper in der Adererbe
vorfommen, mit andern. Worten, wie wichtig es ift, die nächften Be:
ftandtheite der Adkererde zu Eennen. Wollte man 5. B. bie Ackererde
fofort mit concentrirtee Schwefelfäure ober mit Tohlenfaurem Kali in
der Schmelzhige behandeln, ohne diefelbe zuvor mit Waſſer und ver:
bünnter Salzfäure ausgezogen zu haben, fo würde man allerdings
alles Kali, allen Kat, alle Alaunerde auf einmal beſtimmen koͤnnen,
aber das fo erhaltene Refultat häste fir die Praris bei weitem nicht
ben Nugen, ben man von einer Unterfuchung zieht, in welcher nach:
geroiefen wird, ob diefe Körper in Verbindungen vorlommen, die im
Waffer aufloͤslich find, oder die von verbännten Säuren aufgelöft
|
381
werben ober die endlich nur duch fehr ſtarke Zerfegungsmittel im,
Auflöfung gebracht werden können.
Durch das Aufhören der Begetation. während des Winters und
durch den organifchen Dünger wird bie Adererde mit einer Menge
organifcher Weberrefte verfehen, die durch ihre Zerfegung, das heißt
Ummandlung in Humus, Humusfäure und Koblenfäure das Eräftigfte
Auflöfungsmittel für viele in der: Ackererde vorkommenden Verbindun⸗
gen abgeben und fomohl hierdurd als auch deshalb, weil fie eine
ganze Reihe von unorganifhen Verbindungen in leicht aſſimilirbarem
Zuftande enthalten, als Eräftige Beförderungsmittel einer neuen Ve⸗
getation bienen.
Die chemiſche Unterfuchung muß daher neben der Beflimmung
der unorganifchen Körper das Vorhandenſein der organifchen Ueber:
refte, den daraus entflandenen Humus und Humusfäure ausmitteln.
Die entflandene Kohlenfäure ift dagegen nicht zu ermitteln, da fie ein
Körper ift, der zu leicht Luftgeftalt annimmt. Auch auf das aus
harz⸗ und machsreihen Pflanzen in den Boden gefommene Harz '
und Wachs muß fie Ruͤckſicht nehmen, und da die flidjloffhaltigen
Subftanzen ganz befonders thätige Veförderungsmittel der Vegetation
find, fo darf die Gegenwart ober Abmwefenheit des Stickſtoffes ober
des Ammoniaks nicht unberüdfichtigt bleiben.
Mag man nun auch noch fo forgfältig die Gegenwart aller in
einer Adererbe vorhandenen Subftanzen nachgewieſen haben, fo wird
doch das Bild erſt dadurch ganz volltommen, daß man das Ge
wichtöverhältnig der einzelnen Beſtandtheile erforfcht, da, wie «8 frü-
her hinlänglich angedeutet worden, das üppige Wachsthum der Pflan:
zen ganz befonders durch eine angemeffene Quantität der Nahrungs:
mittel bedingt wird, und nicht allein ein Mangel, fondern eben fo
fehr ein Ueberfluß an einem Stoffe ber Vegetation binderlich fein
kann. |
Diefe Erforſchung der Gemwichtsverhältniffe wird nun, wie leicht
einzufehen, am genaueften duch Waage und Gewicht ausgeführt und
ift außer dem angegebenen Grunde auch noch beſonders deshalb von
Wichtigkeit, weil man oft erfi, nachdem das Gewicht ber näheren
Beſtandtheile ermittelt worden ift, einen richtigen Schluß machen
Tann, auf weiche Weife fie untereinander vereinigt find. Gefest,
man habe in einem Waflerauszuge, nachdem der etwa vorhandene
Gyps abgefchieden worden ift, noch Kali, Natron, Schwefelfäure
382
und Ehlor gefunden, fo wird man natürlich fragen, wie find dieſe
Körper vereinigt. Diefe Frage kann nur duch die Beſtimmung
der Quantität beantwortet werben. Findet ſich gerade fo viel Schwe⸗
felfäure , als erforderlich ift, das Kali zu neutralificen, fo muß auch
gerade fo viel Chlor vorhanden fein, als das Natrium bedarf, um
Natriumchlorid zu bilden; bie Adererde enthielt hiernach ſchwefel⸗
faures Kali und Natriumchlorid. Dies iſt der erfte mög:
liche Fall. .
Der zweite mögliche Fall iſt der, daß ſich weniger Schwefelfäure
findet, als nöthig iſt, um alles Kalt in ſchwefelſaures Kali zu ver
wandeln, dann wird natürlich mehr Chlor vorhanden fein, als das
Natrium binden kann. Die Adererde enthält alfo Fhwefelfaures
Kalt, Kaliumkhlorid und Natriumchlorid.
Der dritte mögliche Fall tft endlich der, daß mehr Schwefelſaͤure
vorhanden ift, als die gefundene Menge Kalt zur Bildung von ſchwe⸗
felfaurem Kalt bedarf, wo dann, wie leicht einzufehen, weniger Chlor
vorhanden fein muß, als das gefundene Natrium zur Bildung von
Natriuinchlorid erfordert, In diefem Falle enthält die Ackeretde [ch w es
feifaures Kalt, fchmwefelfaures Natron und Natrium:
chlorid.
Es koͤnnte hier die Einwendung gemacht werden, warum man
im erſten Falle nicht dem Natron die Schwefelſaͤure, und dem Ka⸗
tum das Chlor zutheilt. Die verneinende Antwort darauf iſt in dem
begründet, was wir die Verwandſchaft der Körper zu einander nennen.
Das Kalt iſt eine ſtaͤrkere Baſe, als das Natron, es wird ſich atfo
vor dem Natron die ſtarke Schwefelſaͤure zueignen.
Indeß find dieſe Annahmen allerdings nicht fehr begruͤndet und
es tft ſehr mahrfcheinlih, daß, wenn man ſchwefelſaures Kali und
Natriumchlorid miſcht und dies Gemiſch im Waſſer loͤſt, bie Loͤſung
nicht beide Salze unveraͤndert enthaͤlt, ſondern daß in derſelben dann
ſchwefelſaures Kali, ſhwefelſaures Natron, Kalium:
chlorid und Natriumchlorid enthalten find, daß alſo, um es all⸗
gemein auszudruͤcken, bei der Aufloͤſung zweier Salze mit verſchiedener
Bofe und Säure im Waffer immer zwei neue Salze entſtehen und
die Loͤſung alfo vier verfchledene Salze enthält. Aus bei Salzen,
welche verfchledene Säuren und Baſen enthalten, werben hiernach
ſechs neue Salze entſtehen und bie Auflöfung wird neun verfchiebene
Salze enthalten. Man habe 3. B.
383
falpeterfauren Kalt, [hwefelfaures Natron, Kali:
umchlorid,
ſo ſind in der waͤffrigen Loͤſung dieſer drei Salze enthalten:
ſalpeterſaurer Kalk, ſalpeterſaures Natron, ſalpeterſaures Kali,
ſchwefelſaurer Kalt, ſchwefelſaures Natron, ſchwefelſaures Kali,
Calciumchlorid, Natriumchlorid, Kaliumchlorid.
Es laͤßt ſich in dieſem Beiſpiele zwar nicht direct nachweiſen,
daß eine ſolche Zerſetzung vor ſich gegangen, aber es iſt nach andern
Faͤllen zu ſchließen, hoͤchſt wahrſcheinlich. Dampft man dergleichen
Loͤſungen ab, das heißt, entzieht man den Koͤrpern das Aufloͤſungs⸗
mittel, fo faͤngt ſich zuerſt diejenige Verbindung an auszuſcheiden,
weiche am wenigſten leicht loͤslich iſt, in unſerem Beiſpiele alſo der
ſchwefelſaure Kalk, die Entfernung eines Antheiles des ſchwefelſauren
Kalkes giebt Veranlaſſung, daß eine neue Menge der in der Fluͤſſig⸗
keit vorhandenen Schwefelſaͤure mit dem vorhandenen Kalke zu ſchwe⸗
ſelſaurem Kalte zufammentritt, die ſich bei weiterem Verbampfen eben:
falls wieder ausſcheidet und dies währt fo fort, bis endlich alle Schwe⸗
felfäure und aller Kalt aus ber Flüffigkeit entfernt iſt. Daſſelbe
würde gefchehen, wenn man der Loͤſung Weingeiſt zufeste, es würde
nach und nad) durch denfelben alle Schwefelfäure und aller Kalt
als fchwefelfaurer Kalk ausgefchieben werden (ich ſetze voraus, was
wohl kaum erwähnt zu werben brauchte, daß beide Körper gerade in
den erforderlichen Verhaͤltniſſen vorhanden find), weil diefer in einer
viel Weingeiſt enthaltenden Fluͤſſigkeit nicht loͤslich if.
Die von ſchwefelſaurem Kalk befreite Fluͤſſigkeit enthaͤlt nun
noch:
ſalpeterſaures Natron, falpeterfaures Kalt,
Natriumchlorid, Kaliumchlorid.
Sie wird nun eingedampft wieder die Verbindung entlaffen , welche
unter den vorhandenen am wenigften loͤslich iſt, was hier das falpe
tetſaure Kali wäre, und bie ruͤckſtaͤndige Fiüffigkeit würbe dann nur
noch Natrtumchlorid enthalten.
Indem wir alfo ein Gemiſch madıen, das falpeterfauren
Kalt, [hwefelfaures Natron und Kaliumchlorid enthielt,
haben wir bei der Unterſuchung ober Behanblung deflelden auf ange:
gebene Welfe erhalten: ſchwefelſauren Kalk, falpeterfaures
Kali und Nateiumchlorid, alfo ganz andere Verbindungen,
als zufammengemifcht warn. Aus biefem Grunde eben nehmen mir
384
an, daß beim Zuſammenkommen der erft genannten Verbindungen bie
letzt genannten durch die chemiſche Anziehung oder, chemiſche Ver⸗
wandtſchaft entſtehen.
Ich habe hier etwas ausfuͤhrlich uͤber dieſen Gegenſtand geſpro⸗
chen, weil er von großer Wichtigkeit iſt und ich den Leſer in den
Stand ſetzen wollte, die Zuſammenſetzung des bei einer chemiſchen
Unterſuchung der Ackererde enthaltenen Waſſerauszuges richtig beur⸗
theilen zu koͤnnen und weil ich endlich rechtfertigen wollte, was ich
ſchon mehrmal angedeutet habe, daß wir naͤmlich bei dieſen chemiſchen
Unterſuchungen nicht ſowohl erfahren, was fuͤr Verbindungen in der
Ackererde vorkommen, ſondern vielmehr welche Verbindungen bei der
Einwirkung der oft erwaͤhnten Aufloͤſungsmittel entſtehen, und fuͤr
unſern Zweck iſt gerade dies letztere das wichtigſte.
Wenn wir in dem Waſſerauszuge der Ackererde Kalk, ſchwe⸗
felſaures Natron und Chlor finden, ſo fuͤhren wir bei der
Angabe der Reſultate dieſer Stoffe fie als ſchwefelſauren Kalt
und Natriumchlorid auf; aber nad dem Mitgetheitten wird
der Leſer nun wiſſen, daß bie Löfung diefer beiden Stoffe immer
auch fhwefelfaures Natron und Calciumchlorid enthalten
wird.
Man könnte bier die Frage aufwerfen, ob e8 unter diefen Um⸗
ftänden nicht überhaupt zweckmaͤßiger fei, bei den Ergebniffen der Un-
terfuchung, alfo 5. B. bei dem Wafferauszuge, nur die näheren Be
flandtheile aufzuführen und es dem Lefer ganz zu überlaffen, diefe
Beitandtheile nad) den genannten Geſetzen zu vertheilen. Dies ift ſtreng
genommen allerdings zweckmaͤßig und es gefchieht auch fehr Häufig,
aber es gewährt die andere Methode, nach welcher man die Stoffe
ihrer Verwandtſchaft nady verbunden gebacht aufführt, doch zugleich
eine Weberficht der relativen Menge der einzelnen Beftändtheile, welche
man nad ber erſten Methode entbehren muß. Ein Beifpiel wird
dies deutlicher machen. Angenonmumen, man habe bei einer Unterfus
hung gefunden im Waflerauszuge "
Kalt,
Natron,
Schwefelfäure,
Chlor,
fo muß man erſt duch Rechnung finden, welcher ber brei oben
angegebenen Faͤlle Statt findet, wenn dieſe Körper bei Angabe ihrer
385 .
Mengen fo aufgeführt werden, wie es eben gefchehen, «ine Rechnung,
die nach der andern Weife der Aufführung der Analytiker ſelbſt übers
nimmt und dadurch dem Lefer das relative Verhältniß der Beſtand⸗
theile gleichfam anfchaulicher macht. Man würde dann aufzuführen
baben entweder:
ſchwefelſaures Kalt,
Natriumchlorid,
oder:
ſchwefelſaures Kali,
ſchwefelſaures Natron,
Natriumchlorid,
oder:
ſchwefelſaures Kali,
Kaliumchlorid,
Natriumchlorid,
wodurch der Leſer ſogleich erfaͤhrt, daß die gefundene Menge von
Schwefelſaͤure gerade zur Saͤttigung des Kalis hinreicht, oder
daß mehr davon vorhanden iſt, oder daß endlich weniger davon vor⸗
kommt.
Wenn wir die naͤheren Beſtandtheile, welche bis jetzt in der
Ackererde gewoͤhnlich gefunden ſind, zuſammenſtellen und nach ihrem
chemiſchen Character eintheilen, ſo haben wir die folgenden Baſen:
Ammoniak, Kali, Natron, Kalkerde, Talkerde,
Alaunerde, Manganorydul, Manganoryd, Eis
fenorybul und Eifenoryb,
ferner folgende Säuren: |
Kiefeifäure, Phosphorfäure, Schwefelfäure, Sal:
peterfäure, Kohlenfäure, Humusfäure und das
falzebitdende Chlor,
und endlich: |
Daffer, Pflanzenüberrefte, Humuskohle und
Wachsharz.
Zu welchen Salzen die Baſen und Säuren in der Ackererde
vereinigt vorkommen, ober welche Verbindungen durch Einwirkung der
Auflöfungsmittel entftehen, dies lehrt uns bie Behandlung mit dieſen
leßtern-, wie es oben ausführlich befprochen worden iſt; im Voraus
läßt fich dies aus der Aufzählung der näheren Beftandtheile ber Acker⸗
erde nicht mit Gewißheit fagen, ba biefelbe ein Gemenge von oft fehr
25
386
verfchiebenen Gebiegsarten iſt, welche von den Auflöfungsmitteln zum
Theil leicht, zum Theil fehr ſchwierig zerfegt werden,
Wir dürfen uns nicht verhelen, daß die genaue quantitative
chemifche Unterfuchung einer Ackererde zu den ſchwierigſten chemifcyen
Unterfuchungen gehört, weil in den meiften Adererden faft alle die
aufgeführten Subftanzen vortommen, aber in fehr verfchiedener Ver⸗
bindung, und zwar oft wohl in reichlicher, oft aber auch nur im
ſchwer beftimmbarer Menge Man hat indeß den Vortheil, daß zu
der Unterfuchung jede beliebige Quantität zu Gebote ſteht, daher ift
es immer anzurathen, mit Dee zur Unterſuchung zu verwendenden
- Menge der Erbe nicht fparfam zu feyn, und wo es irgend zweck⸗
mäßig ift, zur Beſtimmung eines Beſtandtheiles eine neue Quantität
ber Adererde anzumenden, wenn gleich es auch möglich iſt, aus ein
und derfelben Quantität ſehr verfchiedene Beflandtheile zu beflimmen
und en
Da doch nur nad genauer Beſtimmung der Gewichtsverhältniffe
der Beſtandtheile einer Adererde ein vollftändiges Urtheil über die
Beſchaffenheit derfelben (natürlih mit Beruͤckſichtigung aller übrigen
phyſiſchen Eigenfchaften, Lage u. f. w.) gefällt werben Tann, fo
könnte eine qualitative Unterfuchung leicht gänzlich unnoͤthig erſchei⸗
nen. Abgefehen aber felbft davon, daß man erft nach ausgeführter
qualitativer Unterfuchung Über den beften Weg entfcyeiden kann, ber
bei der quantitativen Analnfe zu befolgen ft, fo kann man ſich aud)
für viele Kälte, man ann fagen, für den eignen Gebraud,, ein hinrei⸗
hend genaues Bild von der Zufammenfegung bed Bodens durch bie
qualitative Analyſe verfchaffen, menn man durch Webung ſich angeeig⸗
net bat, aus ber Stärke der durch die einzelnen Meagentien bewirkten
Renetion, z. B. der Niederfchläge, die Menge des Körpers, auf wel⸗
chen man prüft, ‚einigermaßen genau zu beurtheilen und wenn man
einige Gewichtsverhaͤltniſſe, gleihfam als Anhaltpuntte, durch die
Waage genau ermittelt.
GSefest, man ah einen Saͤureauszug einer Adererde vor fi ich,
ſo lernt man z. B. ſehr bald beurtheilen (vorausgeſetzt, daß man
gleiche Quantitaͤten von Ackererden bearbeitet und wenigſtens ziemlich
gleiche Mengen von Loͤſungen zu erhalten ſucht), wie ſtark der Nie⸗
derſchlag iſt, der durch Ammoniak in demſelben hervorgebracht wird,
wenn 1, 2, 3, 4, 5 u. ſ. mw. Prozente Alaunerde und Eiſenoxyd in
der Adererde ınthalten find und man Eennt bei einiger durch Erfah⸗
387
rung erlangter Mebung aus ber mehr ober weniger dunkelbraunen
Farbe des Niederfchlages das Verhaͤltniß der Alaunerde zum Eifens
oxyd in demfelben. So in vielen Fällen. Die Stärke des Nieder
fchlages, welchen falpeterfaures Silberoryd in einem Waflerauszuge hers
vorbringt, läßt leicht die Menge der Chloride erkennen, melde in
demfelben enthalten ift, fo wie bie durch Baryumdhlorid und kleeſaures
Kali bewirkten Nieberfchläge leicht Über die Menge des vorhandenen
Gypſes Auskunft geben.
Aber man muß zu bdiefen Unterfuchungen, wie bemerkt, wenig⸗
ſtens einige durch die Waage beflimmte Anhaltpunkte haben. Diefe
Anhaltpuntte find vorzüglich die Beflimmung des Gewichts des vom
Waſſer aufgelöften Antheils und die Beflimmung des Gewichts des
von ber Saͤure gelöften Antheils. Angenommen, man habe 100 Gr.
einer Adererde mit Waffer behandelt und den Wafferauszug zur Trock⸗
ne verdampft, babe 1 Gr. Rüdftand gelaffen, fo find in berfelben
1 Prozent in Waſſer auflöstihen Beſtandtheils enthalten; die relative
Menge ber verfchiebenen vom Waffer gelöften Beitandtheile kann man
run duch die Stärke der Reaction, wie erwähnt, leicht ermitteln.
Die mit Waffer ausgezogene Erde, mit Satzfäure behandelt, wizge
nur noch 92 Grammen, fo find von der Säure (99 — 9%) 7 Gram⸗
men aufgelöft, es finden fi alfo 7 Prozent durch: Säuren ausziehs
bare Beftandtheile, deren relative Menge man nun wieber aus der
Stärke der verſchiedenen Reactionen beftimmt. Wird nun ber bei der
Behandlung mit Säuren gebliebene Ruͤckſtand durch Schlämmen in
Thon und Sand zerlegt und wird die Menge der organifhen Sub»
ftanzen durch Einäfchern beftimmt, fo erhält man ein, wie ich fagte,
zum eigenen Gebrauch oft hoͤchſt brauchbares Mefultat.
Sch glaube, daß gerade von diefer Unterfuhung ber Landwirth
großen Nugen ziehen kann, weil er fie lieber als die ganz genaue
quantitative Unterfuchung anftellen wird, aber ih mache dringend
darauf aufmerkſam, dieſen Weg nicht in Fällen zu betreten, wo es
auf irgend erhebliche Genauigkeit ankommt, wo es 3. B. gilt, etwas
zu beweifen oder zu widerlegen, oder wo bie Unterfuchung öffentlich
befannt gemacht werden foll, denn bie erwähnten Uuterfuchungen find
nur für das Journal des Landwirths.
Nach diefen einleitenden Bemerkungen, welche ich der Beherzi⸗
gung empfehle, kann ich nun zu der qualitativen und quantitatwen
Unterſuchung ſelbſt uͤbergehen.
25*
388
Qualitative Unterfuhung ber Adererbe.
Fuͤr die Unterfuchung ſammle man kleine Portionen ber Adler:
erde von recht vielen Stellen des Ackers 2 Zoll tief unter ter Ober:
flähe und miſche diefe forgfiiiig durch einander. Finden ſich auf
dem Lande einzelne, fehon im Aeußern von der Gefammtmaffe des
Bodens ganz verfchiedene Stellen, fo darf man von diefen nichts ba-
zroifchen nehmen, man muß die Erde biefer Stellen einer befondern
Unterfuchung unterwerfen.
Darfiellung des Wafferauszuges.
Bon ber forgfältig gefammelten, bei 80° R. getrodineten unb
zerriebenen Erde wird eine bedeutende Quantität (nicht uriter 100
Grammen) in einer Digerirflafche mit Waffer übergoffen, fo daß dies
ein Paar Finger hoch darüber ſteht. Sind ohngefähe 15 Minuten
. verfloffen, während deren man einige Mal gefchättelt hat, fo wird
ber ganze Inhalt der Flaſche auf ein benegtes Filter gebracht, nad)
Ablaufen ber Fluͤſſigkeit die Digerirflafche ausgefpült und der Ruͤck⸗
‚Rand auf dem Filter mit Waſſer fo fange ausgefüßt, bis das Abs
fließende beim Verdampfen auf einem Uhrglafe einen kaum bemerf:
baren Kuͤckſtand Iäßt, oder bie es nicht mehr durch Baryumchlorid
getrübe wird. Das Ausfüßen muß lange fortgefeht werden, wenn
die Erbe viel Gyps enthält, da biefer fehr ſchwer loͤslich iſt, das ge
nannte Reagens zeigt an, wenn kein Gyps mehr gelöfl-wirb, und
dann find ſchon laͤngſt alle andern auflöslihen Salze entfernt.
Man kann aud) die Erbe, wie angegeben, mit Waffer übergie-
&en, aber nad) einiger Zeit nur das Fluͤſſige aus der Digerirflafche
auf das Filter bringen und den Ruͤckſtand in berfelben immer wieber
- mit neuer Menge Waffers behandeln, bis endlich nichts mehr gelöft
wird, Diefe Methode ift indeß nicht ſo gut, weil die auf das Filter
gegebene Fluͤſſigkeit die femſten Theile der Erde in Suspenſion ent:
haͤlt und diefe ſich fo feſt auf das Filter anfegen, daß dadurch das
Ablaufen des flüffigen Inhalts des Trichter gaͤnzlich gehemmt oder
doch ungemein erſchwert wird. Es iſt daher bie erft angegebene Die
thobde fchnellee zum Ziele führend, befonders wenn man darauf bedacht
iſt, gleich anfangs alle gröbern Xheile ber Erde auf das Filter zu
ſpuͤlen, welch dann auf dem Filter eine Lage bilden, durch welche
die Fluͤſſigkeit keicht abfließt.
389
Obgleich wir es jetzt nur mit ber qualitativen Unterſuchung zu
thun haben, fo muß doch das- Ausfüßen bis zu dem angegebenen
Punkte fortgefegt werden, weit der auf dem $ilter bleibende Ruͤckſtand
zum Säurenauszuge benußt wird, alfo Yon allen im Waſſer loͤslichen
Beftandtheilen vollkommen frei feyn muß, wenn man nicht falfche
Reſultate erlangen weil. Man muß bier indeß beachten, baß bei der
fortwaͤhrenden Behandlung der Adererde mit Waſſer immer geringe
Mengen auflösficher Subftanzen entſtehen koͤnnen, fo namentlich, wenn
die Erde viel Humusſaͤure enthält, weiche dann mit dem Kalle u, f.
w. fortwährend humusſaure Salze bilden wird, daß man alfo eigent»
lich nie oder doch erft in fehr langer Zeit dahin gelangen - würde,
eine Stüffigkeit zu erhalten, weiche beim Verdampfen auch nicht nen
Anflug von Rüdftand hinterlleße. Andy muß man beridficdhtigen,
daß die, wenn auch nur fehr geringe Menge von Kohlenfäure, melde
in dem zum Ausziehen und Auswafhen verwandten Falten Wafler
vorkoͤmmt, fortwährend Spuren einiger Subftanzen in Auflöfung
bringt; man wendet aber deshalb kaltes Waſſer zum Ausziehen an,
weil dann der Proceß im Laboratorio dem in der Natur vorgehenden
ähnlicher. iſt. |
Es foll alfo, wie aus dem Gefagten hervorgeht, buch die Be⸗
handlung der Erde mit Waffer ermittelt werden, was für Subflanzen
fid) in der Adererde in einem Zuftande befinden, in welchem fie Leicht
in wäffrige Loͤſung übergehen. Bei der quantitativen Unterfuchung
iſt Dies ganz befonder® zu beachten, weil man fonft genöthigt wäre,
die Behandlung der Adererbe mit Waffer unendlich lange fortzufegen.
Betrachten wir nun, welche Subftanzen fih im MWafferauszuge
finden werden, fo ergiebt fih, daß alte die früher genannten Saͤu⸗
ren und Bafen in bemfelben enthalten feyn koͤnnen, aber von einigen
Iönnten, wenn fie gleichzeitig neben anderen vorhanden wären, nur
hoͤchſt geringe Spuren angetzoffen werben, nämlich von denen, welche
durch die Gegenwart mancher andern in unloͤsliche ober vielmehr
ſehr ſchwer Iößliche Verbindungen umgeändert werden. Go koͤnnen
ftets nur Spuren von Phosphorfäure und Humusfäure vorkommen,
wenn in dem Waſſerauszuge Kalkerde, Eifenorpd und Alaunerbe ents-
halten find, weit alle diefe Bafen, wo fie nur mit ber Phosphors
fäure und Humusfäure zuſammentreffen, ſofort phosphorſauren und
humusſauren Kalk, Eiſenoxyd und Alaunerde bilden, die im Waſſer
zum Theil ganz unloͤelich zum Theil ſehr ſchwer loͤslich find,
3%
Daß man aber doch von ten Körpern, weiche in gewöhnlichen
Auflöfungen nicht neben einander beftehen Binnen, in Wafferauszuge
bee Adererbe oft nicht unbebeutende Mengen antrifft, davon ift Die
Urfache ber oft beträchtliche Gehalt deffelben an organifhen Sub⸗
Ranzen, an Humusfäure, Ammoniaf, und an den aus ben
Pflanzenüberreften und Dünger entitandenen, welche Subftanzen
gleichfam der chemifchen Verwandtfchaft Hohn fprechend, Subſtanzen
in Auflöfung- erhalten, die bei der Abweſenheit derſelben ſich durchaus
nicht in Auflöfung befinden könnten. Sobald man daher in dem
Waſſerauszuge irgend ‚beträchtliche Mengen von organifhen Subftans
zen erkennt, muß man feine Aufmerkſamkeit ganz beſonders auf ber
gleichen ſchwerloͤsliche Verbindungen richten *).
Mit welhen Bafen man die Säuren im MWaflerauszuge vereis
nigt denkt, daruͤber entfcheider, toie ich früher bemerkte, da6 mas man
Verwandtſchaft derfelben zu ben Bafen nennt, und eine, das relative
Verhaͤltniß der Säuren zu ben Bafen bezeichnende Angabe Tann, wie
erwähnt, nur nad) der quantitativen Unterfuchung gemadyt werben.
Ich bringe aber hier noch einmal ins Gedaͤchtniß, was ich über bie
bei der Löfung von verfchlebenen Salzen vorgehende Zerfegung mit:
geheilt habe, daß nämlich, diefe Bezeichnung nur das relative Ver:
haͤltniß der Beſtandtheile dem Auge des Leſers deutlicher machen foll.
Wollte ich eine ausführliche Angabe machen, wie man die ges
fundenen Säuren und das Chlor auf bie gefundenen Baſen gleich:
fam zu vertheilen habe, fo müßte ich fo viele Schemata dazu liefern,
als die Zufammenfegung der Waſſerauszuͤge verfchieden feyn kann.
Bei ber quantitativen Unterfuchung. werde ich darauf zuruͤckkommen,
bier möge vorläufig das Folgende genügen.
Die Schwefelfäure wird zuerſt dem Kalte zugetheilt, iſt
meht vorhanden, als zur Saͤttigung deſſelben erforderlich, dem Kali,
dann dem Natron.
Das Chlor zuert dem Kalium, dann dem Natrium, dem
Calciim, Talcium und der Alaunerde.
*) Mir iſt eine Ackererde vorgekommen, von welcher bet Waſſerauszug
keine Spur von Chlor, Schwefelſaͤure ober einer andern Saͤure enthielt,
während ſich in bemfelben eine bebeutende Menge Kalk fand, aufgelöft durch
Knochengallerte. Die Erbe war nämlich mit Knochenmehl gebüngt.
391
- Die Salpeterfäure theilt man in der Regel dem Kall,
Ammoniak oder Kalle zu.
Die Humusfäure und Phosphorfäure erhalten die Ba»
fen, welche die vorigen Säuren Übergelaffen haben, d. h. bie Kalk⸗
erde, Alaunerde, Eifenoryd, Manganoryd. Doch, wie
erwähnt, gehört das Weitere der quantitativen Analyfe an.
Die Prüfung des Wafferauszuges mit den Remgentien wirb im
Allgemeinen, wie ſchon früher bemerkt, in ben fogenannten Probir⸗
gläfern vorgeriommen, indem man von bemfelben ohngefähr einen
Theelöffel voll in ein Glas fehüttet und tropfenmweis das Reagens
unter Bewegen oder Umrühren hinzubringt. Da durch das anhal⸗
tende Ausfüßen bes NRüdftandes in dem Filter der Wafferauszug
fehr verduͤnnt wird, fo verwendet man zur Unterfuchung entweder
nur die zuerft abgelaufene Stüffigkeit, ober was zweckmaͤßiger ift,
man dampft den ganzen Auszug bis auf ein mäßiges Volumen
ein, wobei aber bie ſich hierbei etwa ausſcheidenden Stoffe nicht zu
überfehen find.
Drüfung des Wafferauszuges
auf:
Saure und alkalifhe Reaction. Gewöhnlich ift ber
Maflerauszug vollkommen neutral, und in biefem Falle werden weder
blaues. noch geroͤthetes Ladmuspapier verändert, Wird das blaue
Lackmuspapier geröthet, fo ift eine freie Säure (Humusfäure) vorhans
‚den, wirb das geröthete Lackmuspapier wieder gebläuets reagirt alfo
der Waſſerauszug alkalifch, fo kann diefe Reaction von kohlenſaurem
Ammoniak, Kali oder Natron herruͤhren. Sehr ſchwache alkaliſche
Reactionen verurſacht auch der etwa aufgeloͤſte kohlenſaure Kalk. Eine
ſchwache faure Reaction hat ihren Grund aber auch wohl darin, daß
fhmefelfaures Eifen oder Alaunerbe "vorhanden find,
Zur Prüfung mit den Reactionspapieren verwendet man am
beften die nad) dem Aufbringen des Wafferauszuges auf das Filter
zuerft ablaufende Flüffigkeit, in welchem bie Reaction, wenn eine
ſolche vorhanden, am ftärkflen feyn muß.
Humusfäure, humusſaure Salze und ertracs
tive Subflanzgen aus den Weberrefkien der Pflanzen
und aus den Düngungsmitteln. Im Allgemeinen zeigt
392
ſchon die mehr oder weniger gelbe Farbe des Waſſerauszuges den
Gehalt an dieſen Subſtanzen an. Genauer ermittelt man benfelben
Durch Abdampfen eines Theiles bed Aubzuges in einem Uhrfchälchen
bis zur Trockne, wo bann ber Rüdftand: blaßgelb bis braun gefärbt
feon wird, je nach der Menge ber vorhandenen erwähnten Subſtan⸗
zen. Beim Erhisen in einem Platinlöffel ober im Platintiegel ver-
breitet der Rüdftand, indem er ſich durch Kohle fchwarz färbt, einen
brenzlihen Geruch, der dem von verbrannten Horn ober
Federn gleicht, wenn flidfloffhaltige Subftanzen barin
enthalten find, und in den Ziegel gehaltenes Curcumapapter wird
duch Ammoniak braun, geröthete® Ladmuspapier wieder blau ges
färbt. Beim Liegenlaffen der Reactionspapiere verfchwinden diefe Re⸗
asttonen wieder wegen Werflüichtigung bed Ammoniaks; aud ein
mit Salzfäure benegter Glasſtab darüber gehalten entwidelt weiße
Dämpfe,
Iſt die Menge biefer Subflanzen im Wafferauszuge irgend bes
trächtlich, fo gilt ein für allemal als Megel, dag man vor der weitern
Prüfung bdeffelben dieſe Subftanzen durch Glühen zerſtoͤrt, weil fie
der Einwirkung ber meiften Reagentien binderlih find, Man bampft
zu diefem Zwecke den ganzen Auszug bis zur Trockne ab, bringt ben
trocknen Rüdftand in den Platintiegel und erhigt mit der einfachen
Spirituslampe gerade nur fo ftark, als es zur Verkohlung der orga⸗
nifchen Körper und zum Verbrennen der Kohle erforderlich if. Man
kann biefen Proceß zwar duch ſtarke Hitze ſehr befchleunigen, aber
babet werden oft‘ beträchtliche Diengen als Chloride verflüchtigt, des⸗
halb wende man lieber gelinde und anhaltende Hige an. Iſt der
Ruͤckſtand im Ziegel nicht mehr ſchwaͤrzlich, fo loͤſe man benfelben in
reinem Waſſer, dem man ein Paar Tropfen Salpeterfäure zufest,
wenn die Auflöfung nicht vollftändig erfolgen follte. Was dann aber
noch ungelöft bleibt, ift Kiefelfäure (Kieſelerde). Pruͤft man nun
biefe Flüffigkeit mit den verfchiedenen Reagentien (vergl. weiterhin) fo
ift wohl zu beachten, daß biefelbe faner reagirt, man muß fie des⸗
halb mit Ammoniak fo vollftändig neutralifiten, als «6 ohne einen
Niederſchlag zu bewirken angeht. Kaum braucht wohl bemerkt zu
werden, daß die Prüfung des Waſſerauszuges auf Subftanzen, welche
in hoher Temperatur zerlegt werben, wie 3. B. falpeterfaure Salze
und Ammontaffalze, in einer befondern Quantität bes Waſſerauezu—
ges vorgenommen wird.
393
Salpeterfäure Ein Theil des Waflerauszuges wird durch
Berbampfen auf einem Uhrfchälchen concentrirt, die ruͤckſtaͤndige Fluͤſ⸗
figkeit in einer weißen Digerirflafche oder in eine unten zugefchniolzene
Möhre aus bünnem Glaſe gebradht, mit 20 — 30 Tropfen concens
trirter reiner (vectificieter) Schwefelfäure, vermifcht, etwas Kupfer
feilicht zugegeben und gelinde erwärmt. Zeigen fich vothe Dämpfe
über der Fluͤſſigkeit, ſo war Salpeterfäure vorhanden.
Anftatt des Kupferfeilihts kann man auch die Flüffigkeit mit
Indigotinctur blaßblau färben, wo beim Erhigen, wenn Salpeters
fäure vorhanden, die blaue Farbe zerftört wird. Diefer Weg ift ins
deß nicht zu gebrauchen, wenn bie Fluͤſſigkeit von organifhen Subs
ftanzen fehr dunkel gefärbte iſt.
Die Salpeterfäure im Wafferauszuge giebt fi) auch daburdy
Eund, daß in dem beim Berdampfen bleibenden Rädftande, wenn er
im Platintiegel allmählig erhigt wird, bei einer gewiſſen Temperatur
unter zifchendem Geraͤuſche eine lebhafte Verbrennung der vorhandenen
organifhen Subflanzen eintritt, was man gewöhnlich Verpuffen nennt.
Auf glühende Kohlen geftxeut, zeigt fich diefelbe Erfcheinung.
Schwefelfäure Baryumchlorid erzeugt bei Gegenwart bers
felben einen weißen Nieberfchlag von fehwefelfaurem Baryt, der [ich
niht auf Zufag von Salzſaͤure aufloͤſt. Berfchwindet auf
Zuſatz von Salzfäure der entftandene Niederfchlag zum Theil, fo
rührt dieſer gelöfte Antheil von einer andern Barytverbindung ber,
wie vielleicht von phosphorfaurem 1. ‚fohlenfaurem, auch wohl humus⸗
faurem Baryt, was ſich aus der ferneren Prüfung ergiebt.
Chlor. Salpeterfaures Silberoryd bringt, wenn Chloribe vors
handen find, einen kaͤſigen Nieberfhlag von Chlorfilber hervor, ber
auf Zufag von einigen Tropfen Salpeterfäure nicht verſchwindet, alfo
in Säuren unloͤslich ift, daher auch in dem mit Salpeterfäure fauer
gemachten Wafferauszuge entficht. Wird der durch das Reagens in
dem neutralen Waflerauszuge entflandene Niederfchlag zum Theil von.
zugeſetzter Salpeterfäure geloͤſet, fo rührt diefer Theil von einer ans
bern Verbindung ber, er kann dann entweber phosphorfaures, ober
kohlenſaures oder humusſaures Silberoryd feyn, mas bie weitere Uns .
terfuchung lehren wird.
Der Niederſchlag von Chlorfüber muß fi im uebermaaß v von
Ammoniakfluͤſſigkeit vollſtaͤndig aufloͤſen; bleiben hierbei weiße
Flocken ungeloͤſt, fo koͤnnen dieſe von Alaunerde, von phosphorſaurem
394
Kalte ober phosphorfaurer Ammoniaktalkerde herrühren, wenn in dem
Waſſerauszuge nämlich durch die betreffenden Meagentien die Gegen⸗
wart von Alaunerde, Kalk: oder Talkerde und Phosphorfäure darges
than worden ift; bräunliche Flocken find Eiſenoryd, wenn dies vor⸗
handen. |
Phosphorfäure Man macht die zu prüfende Menge des
Waſſerauszuges mit ein Paar Tropfen Salpeterfäure ſchwach fauer,
giebt fo viel falpeterfaures Silberoryd hinzu, dag alles Chlor als
Chlorſilber ausgefchieben wird, fügt noch einen Ueberfchuß von bem
Reagens zu der Fluͤſſigkeit und filtrirt diefelbe von dem Chlorfilber
ab. Zu ber fo volllommen klar erhaltenen Flüffigkeit wird nun ge:
ade fo viel Ammoniakflüffigkeit gebracht, daß die vorhandene freie
Säure eben gefättige und durchaus Fein Ueberfhuß an Ammoniak
vorhanden ift. Es entftcht, wenn Phosphorfäure vorhanden, ein
eidottergelber Niederfchlag von phosphorfaurem Silberoxyd, der ſich
fowohl in Satpeterfäure, als audy in Ammoniak fehr leicht loͤſt, da⸗
her nur in ganz volllonımenen neutralen Fluͤſſigkeiten ſich bilden kann.
Um bei der Sättigung mit Ammoniak jeden Ueberfhuß diefes
Legtern zu vermeiden, taucht man am zwedimäßigften ein Glasſtaͤbchen
in die Ammoniafflüffigkeit, und bringe nun das daran hängende auf
bie Oberfläche der zu prüfenden Flüffigkeit, indem man genau nach⸗
fieht, ob an der Stelle, wo das Ammoniak hinkommt, Ausſcheidung
eines Nieberfchlages erfolgt.
Die Prüfung auf —— durch ſalpeterſaures Silberoxyd
- wird ſehr unſicher, wenn viel organiſche Subſtanzen in dem Waſſer⸗
auszuge enthalten find, weil das Silberoxyd mit dieſen ebenfalls un⸗
loͤtliche mehr ober weniger braun gefärbte Niederfchläge bildet, man
mus in dieſem Falle, wie am angeführten Orte befchrieben, dieſe
Subſtanzen durch Glühen entfernen. Aber durch das Glühen leiden
die phosphorfauren Salze bie eigenthümliche Umänderung, daß fie
nach bemfelben mit unferm Reagens, dem falpeterfauren Silberoryd,
keinen etbottergelben, fondern nun einen weißen Nieder:
flag hervorbringen. Wenn man aber bie, beim Glühen bes Ruͤck⸗
flandes vom Wafferauszuge erhaltene Salsmaffe vor dem Aufloͤſen
in durch Salpeterfäure angefänertem Waſſer mit einigen Tropfen
ſtarker Salpeterfäure übergießt, und diefe Säure auf die Wärme:
platte wieder abrauchen laͤßt, fo erhält man beim Auflöfen ber fo mit
Saipeterfäure behandelten Maſſe eine Fluͤſſigkeit, die nad) Abſchei⸗
395
dung bes Chlor auf eben befchriebene Weile geprüft, den gelben
Niederfchlag erfcheinen Iäßt.
Man kann in biefer legten Fluͤſſigkeit die Phosphorfäure auch
dadurch nachweiſen, daB man bdiefelbe mit Ammoniak fo weit neutras
liſirt, daß fie nur eben noch fauer iſt und ein Niederſchlag entfteht,
durch Zufag von kleeſaurem Kali den Kalk entfernt, nad Abfiltration
des Eleefauren Kalkes durch Zufag von ein Paar Tropfen Weinſaͤure⸗
fung das Gefälltwerden des Eifenorydes und der Alaunerde, wenn
biefe vorhanden, verhindert, dann Ammoniak im großen Ueberfchuß
binzufügt und? nun Ammontumtalciumdlorid binzubringt,
wodurch, wenn Phosphorfäure vorhanden, beim ſtarken Umruͤhren mit
einem Glasftabe der characteriftifche kryſtalliniſche Niederfchlag von
phosphorfaurer Ammoniak⸗Talkerde entſteht.
Die Prüfung auf Phosphorfäure duch Ammoniumtalcium⸗
hlorid Bann auch direct in dem Waſſerauszuge vorgenommen ters
den; find aber viel organiihe Subftanzen vorhanden, fo giebt fie nicht '
fehr genaue Reſultate. Man entfernt den Kalk ebenfalls durch klee⸗
faures Kalt, giebt, wenn es nöthig, das heißt wenn Eiſenoxyd und
Alaunerde vorhanden find, einen oder einige Tropfen Weinfäure zu,
uͤberſaͤttigt mit Ammoniak und fügt dann das Reagens hinzu. Rad)
ſtarkem Umruͤhren und nad) einiger Zeit erfcheint dann ber fehr kennt⸗
liche Niederfchlag.
Wegen der überaus großen Michtigkeit dev Phosphorfäure für bie
Vegetation hat die Prüfung auf diefe Säure ein ganz befonderes Intereſſe.
Kiefelfäure Man madıt die zu prüfende Menge des Waſ⸗
ferauszuges duch ein Paar Tropfen Salzfäure fauer, und dampft
diefelbe dann in einem Porzellanfchälchen bis zur flaubigen Trodne
ab. Beim Befsuchten bed volllommeen teodenen Ruͤckſtandes mit
Salzſaͤure und Auflöfen im Waſſer bleibt, wenn Kiefelfäure vors
handen, diefe in Geſtalt von Flocken ungelöft: Diefe Flocken erkennt
man am beften dadurch, daß man bie Fluͤſſigkeit in ein enges Glas
gießt, wo fie fih dann bald zu Boden fenten. Auf einem Filter
geſanmelt und getrocknet, geben fie ein fehr fläubendes Pulver, was
für die Kieſelerde ſehr characteriflifch iſt; auch muß ſich dies Pulver
in einer Auflöfung von Eohlenfaurem Natron vollftändig Iöfen.
Die im Wafferauszuge fi, findende Kiefelfäure kam emtweber in
ber Ackererde als Kiefelfäurchpbrat vor; entflanden von der Zerfegung
kieſelſauret Salze durch Humusſaͤure ober Kohlenfäure, auch koͤnnen
396
vielleicht einige Biefelfaure Salze in geringer Menge In Bat geloͤſt
ſeyn.
Ammoniak. Man vermiſcht den in ein Probierglas gegebe⸗
nen Waſſerauszug mit einigen Tropfen Kalilauge, wodurch das
Ammoniak in Freiheit geſetzt wird und nun an dem ſtechenden Ge⸗
ruche ſich leicht erkennen laͤßt. Haͤlt man uͤber die Fluͤſſigkeit einen
mit ſchwacher Salzſaͤure befeuchteten Glasſtab, ſo zeigen ſich, wenn
Ammoniak vorhanden, ſchwere weiße Nebel von Salmiakdampf, und
dies findet ſelbſt noch Statt, wenn die vorhandene Menge des Am⸗
moniaks ſo gering iſt, daß ſie durch den Geruch nicht mehr erkannt
werden kann. |
Eifenoryd. Gelbes Blutlaugenfalz bringt beim Vorhanden⸗
ſeyn beffelben einen dunkelblauen Niederfchlag von Berlinerblau hervor,
bei fehr geringen Mengen eine blaßblaue Färbung; find viel organi-
Ihe Subſtanzen vorhanden, fo wirkt das Reagens nicht gut, bie
Reaction tritt dann auf Zuſatz von einigen Tropfen Salzſaͤure beſſer
hervor.
Ammoniak faͤllt aus dem Waſſerauszuge, wenn nicht viel orga⸗
niſche Subſtanzen vorkommen, das Eiſenoxyd, ſonſt nicht, man muß
dann, um das Eiſen zu faͤllen, dieſe Subſtanzen, wie oben gelehrt,
durch Gluͤhen zerſtoͤren.
Eiſenorydul. Rothes Blutlaugenſalz in den Waſſerauszug
geworfen, glebt bei Gegenwart deſſelben denſelhen Niederſchlag, den
gelbes Blutlaugenſalz hervorbringt, wenn Eiſenoxyd vorhanden iſt.
Da das Eifenoryd bei Digeſtion mit einer Fluͤſſigkeit, welche
organifhe Subftanzgen, 3. B. Humusfäure, enthält, wenigſtens theil⸗
weis zu Orpbul desoppdirt wird, fo wird man in ber Regel in.dem
Wafferauszuge eher Eifenorybul ale Eiſenoxyd finden.
Dos im Waſſerauszuge vorfommende Orydul wirb beim Stühen
des Rüdftandes an der Luft in Oxyd umgeänbert, welches durch Ams
montat dann vollftändig ausgefällt werben Tann, mährend bas Ory⸗
bul nur fehe unvoliftändig abgeſchieden wird.
Alaunerde. Zur Prüfung auf Alaunerbe mäffen bie organi⸗
fhen Subftangen, wie oben bei ber Prüfung auf Humusſaͤure u. ſ. w.
gelehrt iſt, durch Gluͤhen zerflört werden. Der‘ geglähte Ruͤckſtand
wird dann mit concentrirter Salzfäure digerirt, und nach Beigeben von
Waſſer die Ftüffigkeit von ber etwa ungelöft gebliebenen Kiefelfäure
abfiltrirt. Diefe Fluͤſſigkeit überfärtige man mit Ammoniak. Ents
397
ſteht dadurch ein Nieberfchlag, fo rührt berfetbe entweder von Eiſen⸗
ornd, oder Alaunerde oder von beiden her. Iſt der Nieders
ſchlag Eifenoryd, fo ift die Farbe deffelben braun, iſt er Alaunerde,
fo ift feine Sarbe weiß; hellbraune Färbung zeigt ein Gemifch von
beiden an, und die Färbung wird, wie leicht einzufehen, um fo dunk⸗
fer ſeyn, ig mehr Eifenoryb vorhanden iſt. Der Nieberfchlag wird
auf einem Filter gefammelt, gut ausgefüßt, noch feucht von dem aus⸗
gebreiteten Filter mittelft eines Heinen Meſſers von Horn oder Eifens
bein oder beffer mittelft eines Platinfpatels forgfältig und vorfichtig
herunter gefragt, in einem Porzellanfchäichen mit etwas Kalilauge
Übergoffen und in mäßiger Wärme damit digerirt. Die vorhandene
Alaunerde wird aufgelöft, während das Eiſenoxyd ungelöft bleibt.
Man verbünnt mit etwas Waffe, filrrirt die Stüffigkeit von dem
vorhandenen Eiſenoxyde und macht biefelbe, welche ſtark alkalifch rea⸗
get, durch Salzſaͤure etwas ſauer. Nun giebt man fohlenfaures
Ammoniak binzu, welches die Alaunerdbe, wenn fie vorhanden, in
farblofen gallertartigen Flocken abfcheidet.
Sollte die Menge des durch Ammoniak hervorgebrachten Nicbers
ſchlages fo unbedeutend feyn, daß ſich nach dem Filtriren nichts ober
doch nur wenig beffelben von dem Filter nehmen ließe, fo breitet man
das Filter in einem Porzellanfhälchen aus und übergieft es mit
einigen Tropfen verbünnter Salzfäure, welche ben darauf befindlichen
Niederſchlag voliftändig aufloͤſt. Nach erfolgter Löfung fügt man et
was Waſſer Hinzu, und filtrirt bie, von Eifen mehr oder meniger
gelb gefärbte Fiüffigkeit von dem Papiere ab, fest Kalilauge im Ue⸗
berſchuſſe, das heißt, bis zur ſtark alkalifchen Reaction, zu derfelben,
wodurch Eifeneryd gefällt wird, während Alaunerbe in Auflöfung bieibt,
filteirt von Eifenorpb ab, macht die ablaufende ſtark alkaliſche Fluͤſſig⸗
keit durch Salzfäure fauer und fällt aus dieſer Löfung, wie oben,
durch Eohlenfaures Ammoniak die Alaunerbe,
Man könnte, wenn nur Spuren von organifchen Subftanzen
vorhanden wären, bie Prüfung auf Alaunerde direct in dem Waſſer⸗
auszuge vornehmen, aber zweckmaͤßiger iſt es Immer, zuvor zu glühen
und bei irgend bedeutender Menge von bergleihen Subftanzen muß
dieß ganz nothwendig gefchehen, teil fowohl Eifenorpd als Alaunerbe
dann durch Feine Källungsmittel gefällt werden.
Manganorydul, Man verwendet zur Prüfung hierauf eben⸗
falls den durch Gluͤhen von organifhen Körpern voliftändig befteiten
398
Ruͤckſtand vom Abdampfen des Wafferauszuges (fiehe oben Prüfung
auf Humusfäure u. f. 10.) Diefer Ruͤckſtand wird in falzfäurehaltigern
Maffer aufgelöft und zu der Löfung Ammoniakflüffigkeit gegeben, bis
diefelbe ſchwach alkaliſch ifl. Hierdurch werden, wie bei der Prüfung
auf Alaunerde bewirkt vourde, Eiſenoxyd und Alaunerbe gefällt. Man
filtriert ab und ‚giebt zu ber abgelaufenen Fluͤſſigkeit Schwefelwaſſer⸗
ſtoff⸗ Ammoniak, wodurch, wenn Manganoxydul vorhanden, ein fleiſch⸗
farbener Niederſchlag von Schwefelmangan entſteht.
Man kann auch die durch Ammoniak von Eiſenoxyd und Alaun⸗
erde befreite Fluͤſſigkeit mit Salzſaͤure wieder ſchwach anſaͤuren und
dann gelbes Blutlaugenſalz zuſetzen, wodurch, wenn Manganorydul
vorkommt, eine weißliche Truͤbung oder ein weißer Nieder⸗
ſchlag von Manganeiſencyanuͤr entſteht.
Kalt. Zur Prüfung auf Kalk behandelt man den gegluͤhten
Ruͤckſtand gerade fo wie zur Prüfung auf Manganorybul, das beißt,
man entfernt durch Ammoniak das Eifenoryd und die Alaunerde. Bu
der von dieſer abfiltrirten Flüffigkeit giebt man kleeſaures Kali, wel
ches durch einen entftehenden weißen pulvrigen Niederſchlag die Ge⸗
genwart bed Kalkes darthut. Der Niederfchlag iſt Eleefaurer Kalk,
Die von dem Eleefauren Kalte abfiltrirte Fluͤſſigkeit wird zur
‚ Ausmittelung der etwa vorhandenen Talkerde benußt. .
Man kann die Prüfung auf Kalkerde auch direct in dem Waſ⸗
ferauszuge vornehmen und hat nicht einmal nöthig, vorher das Eiſen⸗
oxyd und die Alaunerde zu entfernen, aber weil man bie vom klee⸗
- fauren Kalt abgelaufene Fluͤſſigkeit, wie erwähnt, immer zur Prüfung
auf Talkerde benugt, für welche Prüfung das Eifenoryd und bie
Alaunerde abgefchieden feyn müffen, fo nimmt man in ber Regel
biefe Scheidung vorher vor. Sind aber viele organifhe Subftanzen
in dem MWafferauszuge, fo fällt der Niederfchlag von kleeſaurem Kalk
erft nach einiger Zeit nieber und er iſt bann ſchmutzig gefärbt, des⸗
halb iſt es beffer, wie zuerft angegeben, mit dem von organifchen
Stoffen befreiten Waflerauszuge zu operiren, in weldhem die Nieder⸗
fchläge mit ihrer ganzen Eigenthuͤmlichkeit auftreten.
Talkerde. Zur Prüfung auf Talkerde muß der Waflerauszug
von Eifenoryd, von Alaunerde und vom Kalk befreit fenn, daher bes
nust man dazu bie Flüffigkeit, twelche nach dem Ausfällen bes Kals
kes durch kleeſaures Kali von dem niebergefallenen kleeſauren Kalte
abfiltrirt wird (fiehe die vorſtehende Prüfung auf Kal. Man fegt
399°
zu biefer Stäffigkeit phosphorfaures Natron und einen bedeus
tenden Ueberfhuß von Ammoniak, wodurch nad, ſtarkem Umruͤh⸗
ren mit dem Glasftabe. bei dem Vorhandenſeyn von Talkerde ber
weiße kryſtalliniſche Niederfchlag von phosphorfaurer Ammoniak⸗Talk⸗
erde entſteht, der fih dann in einzelnen Strihen an die Wände bes
Glaſes anlegt, naͤmlich an die Stellen, wo bie Fläche des Glafes
durch den Glasſtab rauh gemacht ift. Die Prüfung auf Talkerde iſt,
wie man ficht, ganz ähnlich der Prüfung auf Phosphorfäure durch
das Zalkerdefalz, Ammoniumtalcdumdlorid.
Kali und Natron. Der Rüdftand beim Abdampfen bes
Wofferauszuges muß zu biefer Prüfung durdy Slühen von den orgas
nifchen Subſtanzen . befreit werden. Man fpült benfelben mit mögs
lichft wenig heißem Waſſer und ein paar Tropfen Salzfäure aus dem
Platintiegel in ein Porzellanſchaͤlchen oder eine Digerirflafche und giebt
dann fo lange Barytloͤſung (Barytwaffer) hinzu, ale noch
ein Niederfchlag entiteht. Iſt die Menge des zur Unterfuchung ver
wandten Antheils gering, fo reihen auch bann nur wenige Tropfen
hin, ein Uebermaaß ſchadet indeß nicht, während ein zu geringer
Zuſatz fehr nachtheilig ift.
"Der buch das Barytwaſſer entſtandene Niederfchlag kann je
nad der Zufammenfegung des Waflerauszuges enthalten ſchwefel⸗
fauren und phosphorfauren Baryt, Eifenoryd, Mans
ganorydul und Zalferde,
Man filteirt ab. Die ablaufende Fluͤſſigkeit enthält nun außer
bem Ueberſchuß von Baryt, Kalk, Kali, Natron und Chlor.
Man giebt zu bdenfelben unter gelindem Erwaͤrmen etwas Ammo⸗
niak und dann noch fo lange Fohlenfaures Ammoniak, als
noch ein Niederfchlag entfteht, Diefer Niederfchlag ift rohlenſaurer
Baryt und kohlenſaurer Kalk.
Die von dieſem Niederſchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit kann nun
noch Ammoniakſalze, Kalium und Natriumchlorid enthalten. Man
dampft fie bei gelinder Wärme zuerſt in einem Schaͤlchen eins ſobald
nur noch wenig Slüffigkeit vorhanden, bringt man. diefelbe in ben
Platintiegel, in welchem man das Eindampfen bi6 zur vollftändigen
Trodenheit bei gelinder Wärme vor ſich gehen läßt. Der trodne
Ruͤckſtand wird nun im Platintiegel durch die einfache Spirituslampe
fo lange erhigt, als noch Dämpfe von Salmiak entweichen. Hat das
Entweihen der Dämpfe aufgehört, fo beſteht der Rüdftand im Ziegel .
400
aus Kaliumdlorid und Natriumchlorid, vorausgefegt natür=
ich, daß Kali und Natron im Wafferauszuge enthalten waren.
Man Iöft diefen Rüditand im Ziegel mit möglichft wenig Waſ⸗
fer, dem man etwas ſtarken Weingeift zugefest hat, auf und giebt zu
diefer Löfung, die man am beften in ein Uhrſchaͤlchen bringt, einige
Tropfen Platinchlorid (Platinlöfung). Iſt Kaliumchlorid vor:
handen, fo entſteht ein gelber Erpflallinifcher Niederfchlag, welcher Ka⸗
liumplatinchlorid iſt. Entſteht diefer Niederſchlag fogleich, fo iſt bie
Menge des Kalis betraͤchtlich, entſteht er nicht ſogleich, ſo ſind nur
geringe Mengen davon vorhanden und es iſt dann zweckmaͤßig, die
Fluͤſſigkeit auf einer hoͤchſt ſchwach erwaͤrmten Stelle eindampfen
zu laſſen, wo dann beim Uebergießen des noch feuchten Ruͤckſtandes
mit Weingeiſt, kleine glaͤnzende, gelbe ſchwere Kryſtalle von Kalium⸗
platinchlorid zuruͤckbleiben, ſelbſt wenn Spuren von Kalt vorhanden
waren.
Die von dem entſtandenen Kaliumplatinchlorid durch ein ‚Heines
Filter getvennte Fluͤſſigkeit, welche noch gelb gefärbt feyn muß, als
Beweis, daß eine genugfame Menge Platinchlorid zugefegt worden,
enthält nun aber dieſes uͤberſchuͤſſige Platinchlotid und außerdem das
Natriumchlorid.
Man dampft dieſe Fluſſigkeit auf einem kleinen Porzellanſchaͤl⸗
chen ab und erhitzt den trocknen Ruͤckſtand, ſo lange als noch ſaure
und ſtechende Dämpfe von Salzſaͤure und Chlor entweichen, das heißt,
bis faft zum Gtühen beffelden. Durch das Exhigen iſt das Natrium
chlorid nicht verändert worden, aber das Platinchlorid iſt zerſetzt,
Chlor und Salzfäure find entwichen und metallifches Platin iſt zu⸗
rüdgeblieben. Der Rüdftand tft alfo ein Gemenge von metalliſchem
Platin und Natriumchlorid.
Man uͤbergießt nun dieſen Ruͤckſtand mit etwas Waſſer, von
welchem das Natriumchlorid geloͤſt wird. Die Fluͤſſigkeit von dem
metalliſchen Platin durch ein kleines Filter getrennt, laͤßt beim Ver⸗
dampfen das Natriumchlorid (Kochſalz) in Heinen Wuͤrfeln auskryſtalli⸗
ren. Durch den ſalzigen Geſchmack erkennt man daſſelbe leicht.
Die Pruͤfung auf Kali und Natron iſt ſcheinbar etwas ſchwie⸗
rig, aber auch nur ſcheinbar, denn bei einiger Uebung und Aufmerk⸗
ſamkeit gelingt ſie immer und wegen der Wichtigkeit des Kalis und
Natrons für das Wachsthum der Pflanzen gewährt fie immer ein
hohes Intereſſe. Hat man im Waſſerauszuge durch falpeterfaures
401
Silberorpd Chlor nachgewieſen, fo kann man ficher feyn, eine ent:
fprechende Menge Natron zu finden, denn das Chlor ift in ber Regel
als Natriumchlorid vorhanden. Ob dad Kali als Kaliumchlorid
oder als fhwefelfaures Kali in dem Wafferauszuge vorkommt, Tann,
wie öfter erwähnt, nur durch die quantitative Unterfuhung ausges
macht werben.
Ich will ſchon hier bemerken, daß man zur quantitativen Be⸗
ſtimmung deb Kalis und Natrons im Ganzen denſelben Weg einzu⸗
ſchlagen hat. |
Es kann bisweilen von großem Intereſſe feyn, neben biefem er
fin Wafferauszuge noch einen zweiten zu machen.
Enthält naͤmlich die Adererde eine fehr beträchtliche Menge or⸗
ganifcher Weberrefte von Pflanzen, wie dies bei torfigem ober bei
ganz von MWurzelfafeen durchwebtem Boden der Kalt ift, fo kann man
-die vom erften Waflerauszuge auf dem Filter zuruͤckbleibende Erde
trocknen und im Platintiegel in einer nur hoͤchſtens zum dunkeln
Rothgluͤhen gefteigerten Hige unter Öfterem Umruͤhren fo lange erhals
ten, bis bie organifche Subftanz derfelben verkohlt und vollftändig
verbrannt iſt, das heißt, bi8 die anfangs ſchwarz gewordene Erde wie:
der helfarbig geworben if. Man hat dann in der fo erhigten Erbe,
wie leicht einzufehen, die Aſche diefer organifchen Subftanzen, und fie
giebt bei der nunmehrigen zweiten Behandlung mit Waffer wieder
auflöstiche Subftanzen an biefes ab. Diefer zweite Waſſerauszug ift
tie der erfte zu prüfen, nur, mie leicht einzufehen, mit Umgehung als
fee Prüfungen auf die Körper, welche durch das Erhitzen zerſtoͤrt ober
verflüchtigt werden. Man hat daher nur Räsfiht zu nehmen auf
die Reaction deſſelben, auf Kohlenfäure, Schwefelfäure, Chlor, Phos⸗
phorfäure, Kiefelfäure,, auf Eifenomd, Manganoryd, Kalk, Talkerde,
Kali und Natron.
Ganz befonders ift zu beachten, daß das Verkohlen ber organis
fhen Subſtanzen und das Verbrennen ber Kohle, alfo mit einem
Worte das Einaͤſchern, nicht durch ſtarke Hige befchleunigt werden
darf, weil man fonft ganz verfchiedene Refultate erlangt.
Wird nämlich die Adererde zu ſtark geglüht, fo verliert der in
derfelben vorhandene oder entſtehende Eohlenfaure Kalk die Kohlenfäure
und man befommt in dem Wafferauszug Aetzkalk; abgefehen davon,
wirft nun der Ralf bei einer hohen Temperatur auf die in der Erde
enthaltenen Biefelfauren Verbindungen, (Silicate) zerlegend, es findet
| 26
402
ein ähnlicher Proceß ftatt, wie beim Gluͤhen der Erbe mit kohlenſau⸗
rem Kali ober Baryt, durch welche, ganz neue Verbindungen in ber
Adererde entſtehen. — Ich wiederhole noch einmal, das Zerflören
der organifchen Subſtanz muß bei einer Zemperatur vorgenommen
werden, bie ein ſchwaches Rotbglühen nicht Überfteigen darf.
Wie leicht einzufehen, läßt fich nichts Beſtimmtes Über die Menge
der organifhen Subſtanz fagen, welche vorhanden fein muß, um
einen zweiten Wafferauszug nöthig zu machen, man kann Indeß leicht
berechnen, daß, wenn biefelbe viel unter 10 Prozent beträgt, der zweite
MWafferauszug nur fehr geringhaltig werben wird, denn nehmen wir
an, daß die organifchen Weberrefle 5 Prozent Aſche liefern, fo wird
von 10 Prozent diefee Weberrefle , Prozent Afche entfichen und
diefe kann doch hoͤchſtens bie Hälfte in Waſſer Idslihe Subftanzen
enthalten. Es entfcyeidet alfo bier bie Quantität ber vorhandenen
Stoffe; beim Säureauszuge werden wir etwas Anderes finden.
Darftellung des Saͤureauszuges.
Die von der Darftellung des Waflerauszuges auf bem Filter
befindliche Ackererde wird getrocknet und wieber gemengt, weil fich nach
der verfchiedenen Schwere der Theilchen auf dem Filter verſchiedenar⸗
tige Schichten gebildet haben. Bon diefer Erde verwendet man nun
zum Saͤureauszuge. |
Man giebt in eine Digerirflafche ein Gemiſch von obngefähr
drei Theilen Waffer und einem Theile concentritter Salzfäure und
trägt nun nach und nad von ber zu prüfenden Erbe fo viel hinein,
daß über derfelben noch eine ſtarke Schicht Fluͤſſigkeit vorhanden ift.
Kommen in ber Erde Lohlenfaure Salze von Kalk, Talkerde,
Manganorydul und Eifenorydul vor, fo zeigt fi beim Eintragen je⸗
der Portion berfelben in die Säure ein nad Verhaͤltniß ber vorhan⸗
denen Menge biefer Berbindungen mehr ober weniger ſtarkes Auf:
braufen. Es entfichen nämlich Chloride und die Kohlenfäure entweicht
in Gasgeftalt.
Zeigt fich gar Fein oder doch nur fehr ſchwaches Aufbrauſen, fo
kann man im Algemeinen ſchon barauf rechnen, daß bie Erde uͤber⸗
haupt nur wenig in Säure Iösliche Subflangen enthält; es werben
Eifenorpd und Alaunerdbe bie bedeutendfte Menge berfelben aus:
machen.
403
Nach dem Eintragen der Adererde ſetzt man, wenn ftarkes Auf:
braufen Statt fand, noch etwas verduͤnnte Salzſaͤure zu und ſtellt
nun die Digerirflaſche auf die Waͤrmplatte, auf welcher man eine
Temperatur von ohngefaͤhr 60 — 700 R. erhaͤlt.
Nach einigen Stunden, waͤhrend deren Verlauf man die Flaſche
einige Mal bewegt, um die am Boden feſtſitzende Erde aufzuruͤhren,
kann die Digeſtion beendet werden.
Man nimmt nun die Filtration, wie beim Waſſerauszuge ge⸗
lehrt worden, vor und ſuͤßt den auf dem Filter bleibenden Ruͤckſtand
mit Waſſer ſo lange aus, bis die ablaufende Fluͤſſigkeit Lackmuspapier
nicht mehr roͤthet.
Die abfiltrirte Fluͤſſigkeit iſt nach der Menge des aufgeloͤſten
Eiſenoxydes mehr oder weniger ſtark gelb gefaͤrbt und nun zur Pruͤ⸗
fung mit den Reagentien geeignet. Sie wird der Saͤureauszug
genannt. |
Wie eben befchrieben worden, wird der Saͤureauszug bargeftelit,
wenn nur wenig organifhe Subftanzen, wie Humus, Humusfdure
und namentlidy nur fehr wenig thierifche Stoffe vorkommen; finden
fi) diefe in irgend beträchtliher Menge, fo muß man fie aus den»
feiben Gründen, melde oben beim MWafferauszuge angeführt worden
find, vorher duch Gluͤhen entfernen.
Unterlaͤßt man dies, fo erhält man nämlich einen Saͤureauszug,
bee mit einer Maſſe von organifhen Subſtanzen beladen iſt, mas
fih durch die dunkelbraune Farbe deffelben zu erkennen giebt. Sn
dieſem Säureauszuge aber bringen die Reagentien nur fchwierig eine
Reaction hervor, die entfichenden Nieberfchläge reißen von ben gelöften
organifhen Subſtanzen mit ſich nieder, fie werden dadurch fhleimig,
gefärbt, und fegen ſich ſchwer ab. Alle Källungen gehen unvollſtaͤn⸗
big vor fich, ja einige Subflanzen innen ganz am Nieberfallen ver
hindert werden.
Ob in dem Säureauszug viel oder wenig von organiſchen Stofs
fen übergehe, hängt nicht ſowohl von der Quantität dieſer Subſtanz
ab, welche in der Adererbe vorkommt, fondern vielmehr von ber Quas
Kit. Oft Binnen em bis zwei Prozent einer organifchen Subſtanz
das Gluͤhen der Adererde vor dem Behandeln mit der Säure noth:
wendig machen, fo namentlih find es ſtickſtoffhaltige (animalifche)
Stoffe, welche dem Säureauszuge die aufgeführten unangenehmen
Eigenfchaften erteilen, alfo ein Gluͤhen der Erde nothwendig machen
26 *
404
Das Zerſtoͤren der organifhen Subſtanzen durch Gluͤhen ber
Erde im Platintiegel wird übrigens ganz auf diefelbe Art und Weiſe
und unter denfelben Vorſichtsmaßregeln ausgeführt, weiche bei ber
Darftellung eines zweiten Waſſerauszuges genau angegeben worden
find, und es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß, wenn ein
ſolcher zweiter Wafferauszug mit geglühter Erde bargeftellt worden,
dann immer ber danach bleibende Ruͤckſtand zum Saͤureauszuge ans
gewandt wird; aber ich mache noch einmal darauf aufmerkfam, baß,
wenn es wegen ber geringen Menge ber vorhandenen organifcyen
Ueberrefte auch lange nicht erforderlich geſchienen, einen ſolchen zweiten
Wafferauszug darzuftellen, es doch ganz nothwendig fein kann, die
Erde vor der Behandlung mit Säure zu glühen, weil hier nicht,
wie dort, die Quantität, fondern die Qualität der organifchen
Subftanzen entfcheibet.
Man koͤnnte hier noch die Frage aufwerfen, weshalb man das
Entfernen der organifhen Subflanzen aus ber Adererde vor der Be⸗
handlung derfelben mit verbünnter Salzfäure ausführt und nicht, wie
e6 früher &. 387 bei dem Waſſerauszuge gelehrt, den mit organi»
fhen Subftanzen beladenen Saͤureauszug einer Adererde zur Trockne
eindampft und diefen trodnen Ruͤckſtand durch Glühen von dieſen
Subftanzen befreit. Dies würde unzwedimäßig fein, da man, abgefehen
davon, baß das Verbampfen und Gluͤhen dieſes Ruͤckſtandes wegen
der Menge der entweichenden fauern Dämpfe eine hoͤchſt unbequeme
‚Arbeit fein wuͤrde, Verluft durch Verfprigen und Werflüchtigung einer
bedeutenden Menge Eifenchlorids zu gewärtigen hätte.
Betrachten wir nun, welche Subftanzen fih im Säureanszuge
finden können und auf welche daher bei der Prüfung bdeffelben mit
Reagentien Rüdfiht genommen werben muß.
Es kann ber Saͤureauszug enthalten:
Kiefelfäure, von Zerfegungen kieſelſaurer Verbindungen ber
Adererde durch die Salzfäure herrührend.
Schwefelfäure, wenn in ber Adeırerde Gyps in einem ſol⸗
hen Zuſtande vorkam, daß er durch das Waſſer nicht ober doch nicht
vollftändig entfernt werben konnte.
Phosphorfäure, die in ber Adererde in Verbindung mit
Kost, Talkerde und Manganorydul, Alaunerde und Eiſenoxyd enthal⸗
ten war. Ä
405
Die Menge der Schwefelfäure ift im Allgemeinen immer nur
fehr gering.
Ferner folgende Baſen:
Eifenoryd, das entweder als ſolches, ober als Orydhydrat,
oder mit Phosphorfäure und Humusfäure verbunden, in der Adererde
enthalten war. |
Eifenorydul, das als Eiefelfaures, Tohlenfaures, Humusfaures
und phosphorfaures Eiſenoxydul und Orydulhydrat in der Erbe
vorkommt.
Manganorybul, das als Biefelfaures, Eohlenfaures und humus⸗
faures Mänganorydul oder Manganoryd in der Erde enthalten war.
Kalk: und Talkerde, die als Lohlenfaure, phosphorfaure,
hbumusfaure oder Eiefelfaure Salze in der Erde enthalten waren.
Kalk auch ald Gyps (fiehe Schwefelfäure).
Alaunerbde, welche mit Humusfäure, Phosphorfäure und Kie⸗
felfäure verbunden war, oder als Hydrat vorkam.
Kali und Natron, die als kieſelſaure Salze in ber Erde
vordommen.
Außer diefen Körpern Eönnen noch fehr geringe Mengen von
Chlor in den Säureauszug gefommen fein, bie die Säure entweder
aus den Pflanzenüberreften gezogen haben kann, ober bie aus diefen
frei gemacht worden find, wenn die Erde vor der Behandlung mit -
dee Säure zur Zerftörung derfelben geglüht worden war. Diefe im-
mer nur geringe Menge Chlor kann natuͤrlich nicht in unferm Säure:
auszuge nachgewiefen werben, ba derfelbe mit Salzfäure dargeſtellt ift,
man muß zur Bellimmung berfelben einen befondern Theil ber Erbe
mit verduͤnnter Salpeterfäure behandeln. Ich werde fpäter darauf
zuruͤckkommen. | |
Drüfung des Saͤureauszuges.
Zur Prüfung des Säureauszuges auf die meiften der angeführt:
ten Körper ift es durchaus erforderlich, daß das in demfelben etwa
vorhandene Eiſenchloruͤr in Eifenchlorid umgewandelt werde. Nach
Abfiltration des Shursauszuges iſt es daher das Erſte, dag man zu
einer Meinen Probe rothes Blutlaugenfalz bringt, um die Gegenwart
ober Abtwefenheit des Eifendhlorärs in dem Auszuge barzuthun. Ent:
ſteht ein Niederfchlag von VBerlinerblau durch dies Reagens, fe iſt
406
Eiſenchlorid vorhanden, und in diefem alle wirb Ammoniak in einer
Probe nicht einen mehr ober weniger dunkelbraunen Niederſchlag,
ſondern einen ſchmutziggruͤnlichen hervorbringen.
Um das vorhandene Eiſenchloruͤr (ſalzſaures Eifenorpduf) in Ei⸗
ſenchlorid (ſalzſaures Eifenoryb) umzuändern, giebt man zu dem Saͤure⸗
auszuge Satpeterfäure und erhigt denfelben in einer Abdampfſchale
oder Digerirflafche bis zum anfangenden Sieden. Man prüft dann
wieber mit dem Reagens und wenn noch Chlorkr vorhanden, fo muß
von Neuem etwas Salpeterfäure zugefegt werben, bis endlich keins
mehr durch die Reagentien angezeigt wird. Die Menge der zuzu⸗
fegenden Satpeterfäure richtet fi) nad der Menge bes in Chlorid
umzuaͤndernden Chloruͤrs, mas an ber Stärke der Reaction leicht er:
kannt werben Tann.
Iſt durch Salpeterfäure die erwähnte Umänberung vollſtaͤndig
erfolgt, fo muß die Ftüffigkeit fo lange gekocht werden, bis ſich
ein Chlor mehr aus berfelben entwidelt, ein Beweis,
bag alle vorhandene Salpeterfäure zerfegt iſt. Dies iſt wegen ber
nachherigen Prüfung auf. Mangan nothwendig, weil baffelbe, fo lange
freies Chlor in bderfelben vorhanden, durch Ammoniak neben Eifen-
oryd und Alaunerde ald Manganoryd gefällt wird, was nicht fein
darf. Daß alles freie Chlor entfernt ift, erkennt man leicht an dem
Geruche, und wenn die Fläffigkeit in einer Digerirflaſche ſich befindet,
daran, daß ein in den Hals berfelben gehaltenes Eafmuspapier nicht
mehr gebleicht wird.
Zur Prüfung mit den verfchledenen Reagentien läßt man bie
Fluͤſſigkeit fich erſt ſtark abkühlen. Man prüft auf:
Kiefelfäure Ein Theil des Saͤureauszuges wird in einer
Abdampffchale unter fortwährendem Umruͤhren bis zur vollkom⸗
menen -Trodenheit eingedampft. Der trodene Rüdftand wird
nad) dem Erkalten mit Salzfäure befeuchtet, dann Waffer zugegeben und
erwaͤrmt. Loͤſt fic Altes, fo ift Beine Kiefelfäure vorhanden. Kommt
biefe aber vor, fo bleibt fie in Geſtalt von hydratiſchen Flocken
ungelöft. Diefe Flocken werden, wie es früher bei dem Waſſer⸗
auszuge gelehrt, kenntlich gemacht umd unterfucht, Die davon ab»
filteirte Fluͤſſigkeit kann wieder zu dem übrigen Saͤureauszuge gethan
werden.
Da die Abſcheidung der Kieſelſaͤure (Kieſelerde) zur quantitativen
Beſtimmung derſelben auf ganz gleiche Weiſe vorgenommen werden
407
muß, fo bat man in ber Regel nicht nöthig, eine beſondere qualita-
tive Unterfuhung auf diefe Shure vorzunehmen, man erfährt die
Gegenwart oder Abwefenheit beim Amdampfen des zur quantitativen
Analyfe beftimmten Saͤureauszuges.
Schwefelfäure Bariumchlorid erzeugt bei Gegenwart berfel:
ben einen weißen pulvrigen Nieberfchlag von ſchwefelſaurem Baryt.
Phosphorſaͤure. Man fällt ben Saͤureauszug mit Aetz⸗
Ammoniak, der Niederfchlag iſt Eifenoryd und Alaunerde, melche die
Dhosphorfäure ‚enthalten, wenn biefelbe vorhanden, außerdem find in
der Kegel Heine Mengen phosphorfauren Kalks dabei. Der Nieder»
fchlag wird forgfältig ausgefüßt, das: Filter mit dem feuchten Nieder:
ſchlage in eine Schale ausgebreitet und dieſer Iegtere durch einige
Tropfen ſehr verbünnter Salzfäure aufgelöft. Die Löfung vom Pa-
pier abfiltrirt, wird mit Ammoniak fo weit neutralifirt, als es, ohne
einen Niederfchlag zu bewirken, gefchehen Tann; dann giebt man klee⸗
ſaures Kali Hinzu, um etwa vorhandenen Kalk abzufchelden. Zu der
vom kleeſauren Kalke abfiltrirten Fluͤſſigkelt, welche die Phosphorfäure,
das Eifenoryd und die Alaunerde enthält, wird nun fo viel Wein:
fäure gegeben, daß dadurch die Faͤllung der genannten beiden Baſen
durch) Ammoniak verhindert wird, daß alfo auf Zufag von Ammoniat
kein flodiger Niederſchlag von Eifenorpd und Alaunerde ent:
fieht. Man fest nun Ammoniak in ftarfem Ueberfhuß und einige
Tropfen Ammoniumtalciumkhlorid Hinzu, wodurch, wenn
Phosphorfäure vorhanden, beim ftarten Umrühren der Fluͤſſigkeit
nad einiger Zeit ſich der charaeteriftifche Ernflallinifche Nieberfchlag
von phosphorfauree Ammoniak⸗Talkerde abfcheidet.
Die Menge von Weinfäure, welche der Klüffigkeit zugefegt wer:
den muß, richtet fich, wie leicht einzufehen, nad) der Menge bed vor:
handenen Eifenoryds und der Alaunerde; man fege immer nur in
einen Quantitaͤten davon zu und unterfuche mit Eleinen Proben der
Fluͤſſigkeit, ob Ammoniak noch einen Niederfchlag hervorbringt. So:
bald dies nicht mehr der Fall ift, höre man fofort mit der Zugabe
von Weinſaͤure auf, weil bie Reaction auf Phosphorfäure um fo
ſchwieriger eintritt, je mehr die Fluͤſſigkeit Weinfäure enthält.
Findet fi) daher neben großen QDuantitäten Eifenorpd und
Alaunerde nur eine fehr geringe Menge Phosphorfäure, fo wird biefe
nicht deutlich angezeigt und man muß daher, wenn man feine Res
action erhält, ben Weg gehen, den man auch zur quantitativen Be:
408
flimmung der Phosphorfäure einfhlägt. Er iſt ziemlich mühfem zu
durchwandern, aber wegen der Wichtigkeit, welche ſelbſt hoͤchſt geringe
Mengen von Phosphorfäure im Boden haben, iſt das dadurch ers
langte Refultat immer von großem Jutereſſe. ,
Man fät eine ziemlich beträchtliche Menge des Gäureanszuges
mit Ammoniak, filtriet die Ftüffigkeit von dem entflandenen Nieder⸗
ſchlage ab (fie kann zur Präfung auf Manganorydul, Kalk, Talkerde,
Kali und Natron benugt werden), füßt den Niederfchlag forgfältig
aus, breitet das Filter mit demfelben in feuchten Zuftande auf einer
Unterlage von mehreren Bogen Drudpapier aus und nimmt nun
mittelft eines Meſſers von Hom, wie es früher gelehrt, den feuchten
Niederſchlag vom Filter.
Dieſer Nieberfchlag wird nun in eine Beine Abdampfſchale ges
bracht, mit Kalilauge übergoffen und damit bis faft zum Sieden er
bist. Hierbei wird die Alaunerde und ein Theil der Phosphorfäure
gelöft, während Eifenoryd, Kalk, auch wenn fie vorhanden, Mangan:
oxydul und Talkerde mit einem andern Theile Phosphorfäure zuruͤck⸗
bleiben. Die altalifche Fluͤſſigkeit wird filtrirt (mir wollen diefelbe
mit a bezeichnen). Der Rüdftand auf dem Zilter wird gut ausge⸗
füßt (er mag b genannt werben).
Die Fluͤſſigkeit a, welche die Alaunerde und Phosphorfäure ent:
hält, wird, wie folgt, weiter behandelt.
Man vermifcht diefelbe mit einigen Theelöffeln voll Kieſelfeuch⸗
tigfeit*), entweder in einer Digerirflafche ober einer Abdampffchale
und erhigt bis zum anfangenden Sieden. Hierbei ſcheiden fidy gal⸗
lertartige Flocken von kieſelſaurer Alaunerde aus, die durch ein Filter
von ber Fluͤſſigkeit, weiche die Phosphorfäure und die überfchäffig zu⸗
geſetzte Kiefelfeuchtigkeit enthält, getrennt werben.
Die Ftüffigkeit vermifht man in einer Abdampffchale mit fo viel
Salzſaͤure, daß fie ſtark fauer reagirt und dampft dann biefelbe unter
*) Man ftellt dieſelbe dadurch dar, daß man 24 Theile reines kohlenſau⸗
res Kali mit einem Theile ſehr veinen weißen Sand oder pulverifirten Quarz
mengt, dies Gemiſch in einen heffifchen Ziegel.eine halbe Stunde Lang bei febr
ftarfer Gluͤhhige ſchmelzen Läßt und nach dem Erkalten die glafige Daffe im
Ziegel mit heißem Waſſer übergießt, in welchem fie ſich langfam, aber voll:
ftändig auflöft. Diefe Löfung ift die Kiefelfeuchtigkeit (Biefelfaures Kali), fie
wird in mit Kork gut verftöpfelten Glaͤſern aufbewahrt, Man kann das
Reagens auch von chemiſchen Fabrikenbeziehen.
409
forewaͤhrendem Umruͤhren ſo weit ein, daß der Ruͤckſtand vollkommen
trocken iſt, was zuletzt bei ſehr gelindem Feuer geſchehen muß.
Nach dem Erkalten uͤbergießt man den trocknen Ruͤckſtand mit
Waſſer, dem man ein wenig Salzſaͤure zugeſetzt, worin ſich Kalium⸗
chlorid und phosphorſaures Kali loͤſen, waͤhrend Kieſelſaͤure ungeloͤſt
bleibt.
Die von der Kieſelſaͤure abfiltrirte Fluͤſſigkeit wird mit Ammo⸗
niak in einem ſtarken Ueberſchuſſe vermiſcht, wodurch, wenn gut ge⸗
arbeitet worden, kein Niederſchlag entſtehen darf, dann wird Ammo⸗
niumtalciumchlorid zugegeben, wodurch beim Umruͤhren der oft
erwähnte Erpflallinifche Niederfchlag fich bildet, wenn auch nur hoͤchſt
geringe Mengen Phosphorfäure vorhanden find.
Iſt bei diefer Prüfung Phosphorfäure nachgewieſen, ſo tann,
wie leicht einzuſehen, die weitere qualitative Unterſuchung darauf unter⸗
laſſen werden, die Gegenwart der Pyoephorſaure in der Ackererde iſt
dargethan.
Hat man aber keine Spur von dieſer Saͤure gefunden, ſo kann
noch eine hoͤchſt geringe Menge derſelben in dem Niederſchlage b
befindlich fein, man muß denſelben dann auf folgende Weiſe darauf
prüfen.
Er mird naß von dem ausgebreiteten Filter mittelft eines Horn⸗
fpatel® forgfältig herunter genommen in eine Heine Abbampffchale ges
bracht, mit Waſſer übergoffen und damit bis faft zum Sieden erhitzt.
Dann fest man einige Tropfen concentristen Effigs hinzu, wodurch
etwa vorhandene Kalkerde, Talkerde und Manganorpdul (die indeß,
wenn bie Menge der Phosphorfäure fo gering ift, daß bei der Alauns
erde keine Spur gefunden wurde, kaum vorkommen können) aufgelöft
werben, während Eifenoryb mit der Phosphorfäure ungelöft bleiben.
Man filtriert ab. Die ablaufende Fluͤſſigkeit wirb bei vorfichtigem
Arbeiten, d. h. wenn nicht zu viel concentrirter Effig zugegeben wor⸗
den iſt, ganz frei von Eifenompd fein, fie wird auf bies mit Bluts
laugenfalz geprüft. Sollten jedoch Spuren beffelben durch blaͤuliche
Färbung nachgewiefen fein, fo neutraliſirt man die Fluͤſſigkeit kalt
mit Ammoniak fo weit, als es, ohne einen Niederfchlag hervorzubrin⸗
sen, gefchehen kann und erhist dann bis faft zum Kochen, wodurch
ſich die geringfte Menge von Eifenoryd noch ausfcheiben wird. Man
bringt dieſes Eifenoryb zu dem Vortgen, indem man die Fluͤſſigkeit
durch daſſelbe Filter filtrirt.
410
Nach dem Ausfüßen wird das Filter mit dem Mieberfchlag, wel:
her, wie erwähnt, jest Eifenoryd und die ganze vorhandene Menge
von Phosphorfäure enthält, in verduͤnnter Salzfäure geloͤſt und dieſe
Löfung erft mit Ammoniak und dann mit Schwefelwaſſerſtoff⸗
Ammoniak vermifht, fo lange dadurch ein ſchwarzer Riederfchlag
entfteht. Diefer Niederfchlag iſt Schmefeleifen und die dann abfils
trirte Fluͤſſigkeit enthält neben dem uͤberſchuͤſſig zugeſezten Reagens
die ganze Phosphorſaͤure. Das Ausſuͤßen des Niederfchlages von
Echivefeleifen muß, um Berfeßung beffelben zu vermeiden, mit Waf-
fer ausgeführt werben, dem man etwas Schwefelmaflerftoff-Ammoniat
zugefest hat.
Die abgelaufene Fluͤſſigkeit wird nun mit Salzfäure (wach
fauer gemacht und dann fo lange erhigt, Daß der Geruch nad) Schwe⸗
felwaſſerſtoff vollkommen verfchruunden ift, worauf man von etwa
ausgefchiebenem Schwefel abfiltrirt.
Diele nun erhaltene farblofe Fluͤſſigkeit verfegt man mit Ammo⸗
niak im ſtarken Weberfchuffe und fügt darauf Ammonfumtalcium:
chlorid Hinzu, wodurch, wenn Phosphorfäure vorkommt, der bekannte
characteriſtiſche Niederfchlag beim ſtarken Umrühren fofort entftehen
wird. Man fieht, die Beflimmung der Phosphorfäure, ift ſehr müh-
fam, aber fie ift ein zu wichtiger Körper, als daß man bie viele Ar⸗
beit fcheuen dürfte.
Eifenoryd. Gelbes Blutlaugenfalz bringt einen bunfelblauen
Miederfhlag von Berlinerblau hervor, bei geringer Menge nur blaue
Färbung.
Alaunerde. Die Prüfung auf Alaunerde wird ausgeführt,
wie es bei dem Waſſerauszuge gelehrt worden. Man macht ben
Säureauszug durch Ammoniak ſchwach alkaliſch, wodurch Eiſenoxyd
und Alaunerde u. ſ. vo. gefällt werden. Der filtrirte feuchte Nieder
flag wird mit Kaltlauge behandelt, welche die Alaunerde loͤſt. Die
Löfung abfilteirt, duch Salzſaͤure angefäuert, laͤßt auf Zuſatz von
tohlenfaurem Ammoniak einen weißen Niederſchlag fallen,
weicher Alaunerbehybrat iſt. Siche a, a. D.
Manganorydbul, Kalkerde und Talkerde. Die Prü-
fung auf diefe drei Subftanzen wird, wie ſchon oben beim Waſſer⸗
auszuge bemerft, mit einer und derfelben Menge von. Fluͤſſigkeit vor-
genommen. Dan fällt aus dem Säureauszuge durch Ammoniak das
Eifenoryb und die Alaunerde, filtrirt bie Fluͤſſigkeit ab und giebt zu
411
berfelden Schwefelwafferfioff: Ammoniak. Ein entfichender
weißer oder fleifhfarbener Niederfchlag zeigt die Gegenwart von Mans
ganoxydul an, auch wird In berfefben, wenn fie durch Salzſaͤure
ſchwach fauer gemacht worden, Blutlaugenfalz ebenfalld einen
weißen oder röthlichen Nieberfchlag hervorbringen.
Die vom entflandenen Niederſchlag abfiltrirte Fluͤſſigkeit, welche
durch den Ueberſchuß des zugefegten Reagens nach Schwefelwaſſerſtoff
riecht umb gewoͤhnlich gelblich iſt, wird durch Salzſaͤure ſchwach
fauer gemacht und fo lange erhitzt, bis aller Geruch nach Schwe⸗
felwaſſerſtoff verſchwunden iſt, dann von dem etwa ausgefchiebenen
Schwefel abfiltrirt.
Nach dem Erkalten giebt man zu derſelben kleeſaures Kali,
welches durch einen entſtehenden weißen Niederſchlag die Gegenwart
des Kalkes darthut. Erfolge ein ſolcher Niederſchlag, fo iſt von
dem kleeſauren Kali ſo viel zuzuſetzen, daß dadurch aller vorhandener
Kalk abgeſchleden wird.
Man filtrirt nach einiger Zeit von dem kleeſauren Kalk ab, macht
die ablaufende ſchwachſaure Fluͤſſigkeit durch einen Ueberſchuß von
Ammoniak ſtark alkaliſch und fügt phosphorſaures Natron
hinzu, durch weiches, wenn Talkerde vorhanden, ber kryſtalliniſche
Niederſchlag von phoophorſaurer Ammoniak⸗Tal kerde beim Umruͤh⸗
ren niederfaͤllt.
Kalt und Natron. Die Prüfung auf diefe iſt im Allgemei⸗
nen, wie beim Wafferauszuge gelehrt.
Der Säureauszug wird erwaͤrmt, gleichzeitig mit Aetz⸗ Ammo⸗
niak, kohlenſaurem Ammoniak und Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak ge
faͤllt. Es werben durch dieſe Eiſenoryvo, Manganoxydul, Alaunerde,
zum groͤßten Theil Kalk und Talkerde nebſt etwa vorhandener Schwe⸗
felſaͤure und Phosphorſaͤure entfernt.
Die von dieſem ſtarken Niederſchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit ent⸗
haͤlt die entſtandenen Ammoniakſalze, Kali, Natron, und Spu⸗
ren von Kalk⸗ und Talkerde in Löfung.
Man dampft biefelbe ein, bis der Ruͤckſtand troden iſt, und
erhigt denfelben im Platintiegel (wenn die Menge beffelben fehr bes
beutend ift, in getheilten Portionen) bis zur Verflächtigung aller Am⸗
moniakſalze. Der Rädfland im Ziegel il nun Kalium und Natri⸗
umdhlorib mit geringen Mengen von Calcium: und Talcium⸗
hlorid,
412
Man löft denfelben in ſehr wenig Waffer, giebt etwas Baryt⸗
waffer hinzu, wodurch die Talkerde gefällt wird, filtrirt ab und fällt
aus ber ablaufenden Fluͤſſigkeit durch etwas Lohlenfaures Ammoniak
und Aetz⸗ Ammoniak den Baryt und den Kalk.
- Die vom Niederfehlage abfilteirte Ftüffigkeit eingedampft, und
den Rüdftand wieder zur Verflüchtigung der Ammoniaffalze gegläht,
läßt Kalium⸗ und Natriumchlorid zuruͤck, wenn der Saͤureauszug
Kali und Natron enthält. Man zerlegt denfelben durch Platinloͤ⸗
fung, ganz wie es ſchon früher gelehrt worben iſt.
Eifenorydul. Da zu allen den vorfichenden Prüfungen,
wie erwähnt, das in dem Säureauszuge vorhandene Eifenorybul, oder
was daſſelbe fagen will, das Eiſenchloruͤr durch Exrhigen deffelben mit
Salpeterfäure in Chlorid (Oryd) umgeändert wird, fo erfährt man
fhon beim Anfang aller Prüfungen durch das rothe Blutlaugenfalz,
ob in dem Säureauszuge Eiſenchloruͤr enthalten war, und nur in
dieſem Falle‘ ift, wie leicht einzufehen, das Erhitzen mit Salpeterfäure
erforderlich. Aber bei der Darſtellung des Saͤureauszuges auf oben
befchriebene Art mittelft heißer Salzfäure in offenem Gefäße können
duch den Sauerftoff der atmofphärifchen Luft und buch das in der
Ackererde etwa vorhandene Manganoxyd (Manganſuperoxydul) geringe
Mengen vom vorkommenden Eiſenoxydul in Oryd uͤbergefuͤhrt wer⸗
den, und man kann deshalb in dem Saͤureauszuge keine Spur von
Oxydul finden, felbft wenn in ber Adererde etwas bavon vorhans
den war.
Auf der andern Seite kann aber auch Eifenorpbul im Säure:
auszuge angetroffen werden, ohne daß ſich Spuren beffelben im der
Adererde finden, naͤmlich weil bei ber Digeftion von Adererde, bie
Eiſenoryd und organifche Subflanzen zugleich enthält, mit Salzfäure,
leicht ein Theil des Oryds durch dieſe organifhen Subflanzen in
Orydul umgeändert wird und fi) dann als ſolches natürlich im Saͤu⸗
reauszuge findet.
Hierzu kommt endlich noch, daß man, wie früher angeführt, den
Saͤureauszug unter gewiſſen Umftänden aus ber, vorher durch Gluͤ⸗
ben von organifhen Subftanzen befteiten, Erde darſtellt. Durch die
Prüfung eines Säureauszuges, welcher aus geglühter Erde bereitet
worden ift, Kann aber die Gegenwart oder Abweſenheit des Eifenory:
buls in ber Adererde ebenfalls nicht nachgetviefen werben. Es find
bier Fälle möglich, welche das Reſultat unrichtig machen innen.
413
Se nachdem nämlich bei dem Gluͤhen der Sauerſtoff der atmoſphaͤ⸗
riſchen Luft mehr oder weniger auf die Erde einwirkt und wenig oder
viel an organifchen Subſtanzen vorhanden waren, ift es möglich, baß
dad in der Adererde vorkommende DOrydul in Dry’ umgeändert,
eber vorhandenes Oxyd zu Drybul durch organiſche Subſtanzen des⸗
oxydirt wurde. Man koͤnnte alſo hiernach bisweilen im Saͤureaus⸗
zuge kein Oxydul finden, wenn auch davon etwas in ber Ackererde
vorfäme, und man koͤnnte bisweilen darin große Mengen von Ory⸗
dul finden, felbft wenn keine Spur von berfelben in der Ackererde
vorhanden waͤre.
Diefe verfchtebenen Umſtaͤnde machen es, wie leicht zu etkeunen,
durchaus nothwendig, eine befondere Prüfung auf in der Ackererde
vorhandenes Eifenorybul vorzunehmen, man muß dazu bie mit Waſ⸗
fer ausgezogene aber nicht geglühte Erde benugen, und dabei alle
möglichen Borfihtsmaßregeln anwenden, damit ſich das vorhandene
Orydul nicht in Oxyd, und das vorlommende Oxyd nicht in Orydul:
umändert. Es wird auf folgende Weife operirt.
Man füllt eine Heine Digerirflafche, ohngefaͤhr bis zur Hälfte,
mit fehr verbinnter Salzſaͤure, trägt in diefelbe etwa einen Sram:
men reinen Eohlenfauren Kalk nah und nach, um durch bie
entweichende Kohlenfäure, die in der Fluͤſſigkeit aufgelöfte und die in _
der Digerirflafche über der Flüffigkeit befindliche atmofphärifche Luft
außzutreiben, und fchüttet, nachdem dies gefchehen, die zu prüfende
Ackererde (menn ſtarkes Aufbraufen erfolgt, in Eleinen Portionen) ebens
falls in die Digerirflaſche. Kaum braucht wohl bemerkt zu werben,
daß nach dem Eintragen der Erde die Fluͤſſigkeit noch fauer fein muß,
und daß man, wenn dies nicht der Fall wäre, noch verduͤnnte Salz⸗
faure nachzugeben hätte. Die Digerirflafche wird nun mit vorher
ausgekochtem und in einer verfloffenen Flaſche erkalteten Waſſer
vollgefuͤllt, ſogleich verkorkt und ohngefaͤhr 12 — 24 Stunden bei
gewöhnlicher Temperatur ſtehen gelaflen, während welcher Zeit man
Anige Male umfchüttelt. |
Nach Verlauf diefer Zeit bringt man die Maffe auf-ein Filter
und läßt zur Prüfung bad vom Trichter Abfließende fogleid in eine
Auflöfung von rothem Blutlaugenfalz fallen. Zeigt ſich hier
der Niederfchlag von Berlinerblau, fo iſt die Gegenwart von Eiſen⸗
oxydul in ber Adererbe anzunehmen, denn mittelſt der entwidelten
Kohlenfäure bat man die Umänderung von Orpdul in Oryd durch
a
⸗
412 —
Man loͤſ't denſelben in ſehr were „a fehr verbiinnter
waffer hinzu, wodurch die Talk⸗ pP —* etwa vorhan⸗
aus der ablaufenden Fluͤſſi ——* sn Oryd in Orpdul
und Aetz⸗ Ammoniak ben 7 — Die Erde muß aber
. Die vom Niederſ⸗ ETF w fie lange an ber Luft, fo
den Ruͤckſtand wieber 7 Om.
läßt Kalium⸗ und EC Zi auch verduͤnnte Schwefelfäure
Kali und Natron rn von vorfonmendem Mangan:
fung, ganz wie CHR tan.
Eifenor ge Aangan findet fi in der Ackererde
wie erwähnt, 7 —* theils ala Oxyd. Aber der Saͤure⸗
was daſſelb Tat —* um Orpydul entſprechende Chlorverbindung,
Salpeterſ⸗ PL 108 Fach (ſalzſaures Manganorydul), weil bei der
fhon be de B auf das Dryd nicht Chlorid, fonbern eben⸗
ob in 7 und Chlor frei wird.
diefe * Cohen des Ehlors, bei der Gegenwart von Mangan>
erfr zus Mittel zur Erkennung dieſes legteren.
br je — *— die in eine kleine Digerirflaſche gebrachte, mit
— deite, aber nicht gegluͤhte Ackererde, mit ziemlich concen⸗
DH zuyfin, bringt einen Streifen Lackmuspapier in den Hals
er virflofähe, indem man benfelben durch einen lofe aufgeſteckten
Meſtigt und erwaͤrmet auf der Waͤrmeplatte ſehr maͤßig.
4 Zuge fih nach einiger Zeit das Ladmiuspapler gebleicht, das
entfärbt, fo bat fi Chlor entwickelt und bie Gegenwart von
’ Manganoxvd iſt dargethan.
Dieſe Pruͤfung kann indeß nur zu einem Reſultate fuͤhren, wenn
in der Ackererde kein Eiſenoxydul vorhanden iſt, alſo bei der
Einwirkung der Salzſaͤure kein Eiſenchlotuͤr entſtehen kanns findet ſich
Eiſenoxydul, fo wird, wenn auch Manganoryd vorhanden, doch Bein
Chlor frei, weit baffelbe ſogleich an das Sſenchloruͤr tritt und damit
Ehlorid bildet (fiehe oben bei der Prüfung auf Eiſenoxydul).
In diefem Falle muß man auf die vorhin angegebene Weiſe
das Eifenorydul und zwar am beiten durch verbimmte Schwefelfäure
entfemen, und dann erfi bie ruͤckſtaͤndige Erbe auf die angegebene
Weife auf Manganoryd prüfen.
Chlor. Die Prüfung auf Chlor kann natärlich nicht In dem
mit Galsfäure bereiteten Auszuge vorgenommen werben. Dan bes
handelt für dieſe Prüfung bie Adererde auf biefelbe Weiſe, wie früher
415
eben worden, naͤmlich mit verduͤnnter Salpeterfäure, filtrirt ben
szug ab, vermifcht ihn mit etwas Waſſer und fegt zu dem⸗
falpeterfaures Silberoxyd, weiches durch einen eniPe
‚ven kaͤſigen Niederſchlag ober durch eine weißliche Wehbung de
Segenwart bes Chlors barthut.
Behandlung mit concentrirter Schwefelfäure.
Die [hon mit Waſſſer und Salzſaͤure behandelte Ackererde
alfo der Rüdftand, weicher nach ber Behandlung mit Gatzfäure auf
dem Filter bleibt, ift ein Gemiſch von Thon (Biefelfaurer Alnunerde,
Eifenopyd, Kalk, Kali, Natron u. f. w.) und Sand verfchiedener Ges
birgsarten.
Man kann nun dieſen Ruͤckſtand entweder direct mit der con⸗
centrirten Schwefelſaͤure behandeln auf die Weiſe, wie weiter unten
angegeben werden wird, oder man zerlegt ihn erſt durch die mechani⸗
ſche Operation des Schlaͤmmens in zwei Theile, die ſich durch
ihre verſchiedene feine Zerthellung von einander unterſcheiden.
Zu dieſem letzteren Zwecke giebt man die Erde in eine Reib⸗
ſchale von Porzellan oder Serpeutin, uͤbergießt fie mit fo viel Waſſer,
daß ein dünner Brei entficht, und zerreibt bdiefen mit dem Piſtill fo
lofe, dag zwar die zufammenhängenden Parthien des Thons zerdrädt,
nicht aber der Sand unb die gröbeen Theile der Gebirgsart zerrieben
werden. Man giebt nun fo viel Waffer hinzu, dag eine duͤnn⸗
Fluͤſſigkeit entſteht, laͤßt diefe einige Secunden ruhig flehen, und gieße
darauf die Ftüffigkeie mit dem in derfelben ſchwebenden Thone u. ſ. w.
von dem am Boden liegenden Sande u. f. rd, ab, Die Operation
des Abſchlaͤmmens, das heißt das Zugeben ‚non Waffer, Zerreiben,
Verduͤnnen und Abgiefen, wird fo oft wiederholt, als die Fiöfiigkeit
noch trübe abgegoffen wird, ale Beweis, haß noch abſchlaͤmmbare
Theilchen vorhanden. Soll bie Scheidung ‚zecht gut und vollitändig
gelingen, fo muß man auf das Schlaͤmmen nicht zu kurza Zeit dere
wenden, ſondern ſich ein recht oft wiederholtes Aufgießen won Wafler
nicht verdrießen laffen.
Aus ben zufammengegoffenen trüben Fluͤſſigkeiten laͤßt man durch
Ruhe die ſchwebenden Theile ſich abſetzen, gießt bie Fluͤſſigkeit, fo⸗
bald ſie anfaͤngt ziemlich klar zu werden (denn ganz klar wird ſie nie)
406
Eifendhlorid vorhanden, und in biefem Falle wird Ammoniak in einer
Probe nicht einen mehr oder weniger dunkelbraunen Niederſchlag,
ſondern einen ſchmutziggruͤnlichen hervorbringen.
Um, das vorhandene Eiſenchloruͤr (ſalzſaures Eifenorpbul) in Eis
ſenchlorid (falzfaures Eifenoryd) umzuändern, giebt man zu dem Saͤure⸗
auszuge Satpeterfäure und erhigt denfelben in einer Abdampfſchale
‚oder Digerirflafche bis zum anfangenden Sieden. Man prüft dann
wieder mit dem Reagens und wenn noch Chloruͤr vorhanden, fo muß
von Neuem etwas Salpeterfäure zugefegt werben, bis endlich keins
mehr durch die Reagentien angezeigt wird. Die Menge der zuzu:
fegenden Satpeterfäure richtet ſich nach der Menge des in Chlorid
umzuändernden Chloruͤrs, was an ber Stärke der Reaction leicht er⸗
kannt werden Tann,
Iſt durch Salpeterfäure die erwähnte Umänderung voliftändig
erfolgt, fo muß bie Fluͤſſigkeit ſo lange gekocht werden, bis fich
ein Chlor mehr aus derfelben entwidelt, ein Beweis,
daß alle vorhandene Salpeterfäure zerſetzt iſt. Dies iſt wegen ber
nachherigen Prüfung auf. Mangan nothmwendig, weil daffelbe, fo lange
freies Chlor in derſelben vorhanden, durch Ammoniak neben Eifen-
oryd und Alaunerde ald Manganoryd gefällt wird, was nicht fein
darf. Daß alles freie Chlor entfernt ift, erkennt man leicht an dem
Geruche, und wenn die Flüffigkeit in einer Digerirflaſche fich befindet,
daran, daß ein in ben Hals derfelben gehaltenes Latmuspapier nicht
mehr gebleicht wird.
Zur Prüfung mit den verfchiedenen Reagentien läßt man bie
Fluͤſſigkeit fich erſt ſtark abkühlen. Man prüft auf:
Kiefelfäure Ein Theil des Saͤureauszuges wird in einer
Abdampffchale unter fortwährendem Umruͤhren bis zur voll kom⸗
menen Zrodenheit eingedampft. Der trodene Rüdftand wird
nach dem Erkalten mit Salzfäure befeuchtet, bann Waſſer zugegeben und
erwärmt. Loͤſt ſich Alles, fo ift Beine Kiefelfäure vorhanden. Kommt
biefe aber vor, fo bleibt fie in Geſtalt von hydratiſchen Flocken
ungelöft. Diefe Flocken werben, wie «8 früher bei dem Waſſer⸗
auszuge gelehrt, kenntlich gemacht und unterſucht. Die davon abs
filtrirte Fluͤſſigkeit kann wieder zu dem übrigen Saͤureauszuge gethan
werden.
Da die Abſcheidung der Kieſelſaͤure (Kieſelerde) zur quantitativen
Beſtimmung derſelben auf ganz gleiche Weiſe vorgenommen werden
407
muß, fo hat man in ber Regel nicht nöthig, eine befondere qualita⸗
tive Unterfuhung auf diefe Säure vorzunehmen, man erfährt die
Gegenwart oder Abwefenheit beim Amdampfen bes zur auantitativen
Analvfe befiimmten Saͤureauszuges.
Schwefelfäure Bariumchlorid erzeugt bei Gegenwart berfel:
ben einen weißen pulvrigen Niederſchlag von ſchwefelſaurem Bart.
Phosphorſaͤure. Dan fällt den Saͤureauszug mit Aetz⸗
Ammoniak, der Niederfchlag ift Eifenoryd und Alaunerde, melche die
Phosphorfäure enthalten, wenn diefelbe vorhanden, außerdem find in
der Kegel Beine Mengen phesphorfauren Kalks dabei. Der Nieder:
ſchlag wird forgfältig ausgefüßt, das: Filter mit dem feuchten Nieder:
fchlage in eine Schale ausgebreitet und biefer letztere durch einige
Tropfen fehr verbünnter Salzfäure aufgeloͤſt. Die Löfung vom Pa:
pier abfilteire, wird mit Ammoniak fo weit neutralifirt, als es, ohne.
einen Niederfchlag zu bewirken, gefchehen kann; dann giebt man lee:
faures Kali hinzu, um etwa vorhandenen Kalk abzufchelden. Zu der
vom kleeſauten Kalke abfiltrirten Fluͤſſigkeit, welche bie Phosphorfäure,
das Eiſenoxyd und bie Alaunerde enthält, wird nun fo viel Wein⸗
fäure gegeben, daß dadurch die Faͤllung der genannten’ beiden Baſen
dur) Ammoniak verhindert wird, daß alfo auf Zufag von Ammoniak
kein flodiger Niederfchlag von Eifenorpdb und Alaunerbe ent:
ſteht. Man fest nun Ammoniak in ſtarkem Ueberſchuß und einige
Reopfen Ammoniumtalciumkhlorid Hinzu, wodurch, wenn
Phosphorfäure vorhanden, beim ſtarken Umrühren der Fluͤſſigkeit
nady einiger Zeit fich der characteriftifche kryſtalliniſche Niederſchlag
von phosphorfaurer Ammoniak⸗Talkerde abfcheibet.
Die Menge von Weinfäure, welche der Fläffigkeit zugefegt mer:
den muß, richtet fich, wie leicht einzufehen, nad) der Menge des vor:
handenen KEifenorpds und ber Alaunerde; man fege immer nur in
einen Quantitaͤten davon zu und unterfuche mit Eleinen Proben der
Fluͤſſigkeit, ob Ammoniak noch einen Niederfchlag hervorbringt. So:
bald dies nicht mehr der Fall ift, höre man fofort mit! der Zugabe
von Weinſaͤure auf, meil die Reaction auf Phosphorfiure um fo
fchroieriger eintritt, je mehr bie Fluͤſſigkeit MWeinfäure enthaͤlt.
Findet fi) daher neben großen Quantitäten Eifenoryd und
Alaunerde nur eine fehr geringe Menge Phosphorfäure, fo wird diefe
nicht deutlich angezeigt und man muß daher, wenn man keine Re
action erhält, den Weg gehen, den man auch zur quantitativen Be:
408
ſtimmung der Phosphorfäure einſchlaͤgt. Er ift ziemlich muͤhſam zu
durchwandern, aber wegen der Wichtigkeit, welche ſelbſt hoͤchſt geringe
Mengen von Phosphorfäure Im Boden haben, ift das baburdy ers
langte Refultat immer von großem Intereffe. ‚
Man fällt eine ziemlich befrächtlihe Menge des Saͤureauszuges
mit Ammoniak, filtrirt die Fluͤſſigkeit von dem entflandenen Nieder
ſchlage ab (fie kann zur Präfung auf Manganorydul, Kalk, Talkerde,
Kali und Natron benugt werden), füßt den Niederſchlag forgfältig
aus, breitet das Filter mit demfelben in feuchtem Zuftande auf einer
Unterlage von mehreren Bogen Drudpapier aus und nimmt nun
mittelft eines: Meſſers von Horn, tie es früher gelehrt, den feuchten
Niederſchlag vom Filter.
Diefer Nieberfchlag wird nun In eine Beine Abdampfſchale ge:
bracht, mit Kalilauge übergoffen und bamit bis faſt zum Sieden er
bigt. Hierbei wird die Alaunerde und ein Thell der Phosphorfäure
gelöft, während Eifenoryd, Kalk, auch wenn fie vorhanden, Mangan:
orpdul und Talkerde mit einem andern Theile Phosphorfäure zuruͤck⸗
bleiben. Die alkaliſche Fluͤſſigkeit wird filtrirt (mie wollen biefelbe
mit a bezeichnen). Der Rüdftand auf bem Filter wird gut ausge:
fügt (ee mag b genannt werben).
Die Fluͤſſigkeit a, welche die Alaunerde und Phosphorfäure ent:
hätt, wird, wie folgt, weiter behandelt.
Man vermifcht diefelbe mit einigen Theelöffeln voll Kieſelfeuch⸗
tigkeit”), entweder in einer Digerirflafche ober einer Abdampfichafe
und erhigt bis zum anfangenden Sieden. Hierbei fcheiden fich gal-
Iertartige Flocken von Eiefelfaurer Alaunerde aus, die durch ein Filter
von der Fluͤſſigkeit, welche die Phosphorfäure und die uͤberſchuͤſſig zu⸗
geſetzte Kiefelfeuchtigkeit enthält, getrennt werden.
Die Fluͤſſigkeit vermifht man in einer Abdampffchale mit fo viel
Salzſaͤure, daß fie flark fauer reagirt und dampft dann biefelbe unter
”) Man ftellt biefeibe baburch bar, daß man 24 Theile reines kohlenſau⸗
res Kali mit einem Theile fehr veinen weißen Sand oder pulverifirten Quarz
mengt, dies Gemiſch in einen heffifchen Ziegel.eine halbe Stunde lang bei febr
ſtarker Blühhige ſchmelzen Läßt und nach dem Erkalten die glafige Maſſe im
Ziegel mit heißem Waſſer übergießt, in weichem fie ſich langſam, aber voll:
ſtaͤndig auflöft. Diefe Löfung ift die Kiefelfeuchtigkeit (Biefelfaures Kali), fie
wird in mit Kork gut verflöpfelten Gläfern aufbewahrt, Man kann das
Reagens auch von chemiſchen Fabriken beziehen.
409
fortwaͤhrendem Umrühren fo weit ein, daß der Ruͤckſtand volllommen
troden ift, was zulest bei fehr gelindem Feuer gefchehen muß.
Nach dem Erkalten übergießt man den trodnen Rüdftand mit
Waſſer, dem man ein wenig Salzfäure zugefegt, worin fi Kalium:
chlorid und phosphorfaures Kali loͤſen, während Kiefelfäure ungeloͤſt
bleibt,
Die von ber Kiefelfäure abfiltrirte Sthffigkeit wird mit Ammo⸗
niak in einem flarken Weberfchufle vermifcht, wodurch, rwenn gut ges
arbeitet worden, Eein Niederfchlag entfliehen darf, dann wird Ammo⸗
niumtalciumchlorid zugegeben, wodurch beim Umruͤhren der oft
erwähnte kryſtalliniſche Niederfchlag ſich bildet, wenn auch nur hoͤchſt
geringe Mengen Phosphorfäure vorhanden find.
Iſt bei diefer Prüfung Phosphorfäure nachgewieſen, ſo kann,
wie leicht einzuſehen, die weitere qualitative Unterſuchung darauf unter⸗
laſſen werden, die Gegenwart der Phosphorſaͤure in der Ackererde iſt
dargethan.
Hat man aber keine Spur von bieer Säure gefunden, fo kann
noch eine hoͤchſt geringe Menge derfeiben in dem Niederfchlage b
befindlich fein, man muß benfelben bann auf folgende Weife darauf
prüfen.
Er wird naß von dem außgebreiteten Filter mittelſt eines Horn⸗
ſpatels ſorgfaͤltig herunter genommen in eine kleine Abdampfſchale ge⸗
dracht, mit Waſſer uͤbergoſſen und damit bis faſt zum Sieden erhitzt.
Dann ſetzt man einige Tropfen concentrirten Eſſigs hinzu, wodurch
etwa vorhandene Kalkerde, Talkerde und Manganoxydul (die indeß,
wenn die Menge der Phosphorfäure fo gering ift, dag bei der Alauns
erde keine Spur gefunden wurde, kaum vortommen können) aufgelöft
werben, während Eiſenoxyd mit der Phosphorfäure ungelöft bleiben.
Man filtrirt ab. Die ablaufende Fluͤſſigkeit wird bei vorfichtigem
Arbeiten, d. h. wenn nicht zu viel concentrirter Effig zugegeben wor:
ben iſt, ganz frei von Eiſenoxyd fein, fie wird auf dies mit Blut⸗
laugenſalz geprüft. Sollten jedoch Spuren deſſelben durch blaͤuliche
Faͤrbung nachgewieſen fein, fo neutraliſirt man bie Fluͤſſigkeit kalt
mit Ammoniak ſo weit, als es, ohne einen Niederſchlag hervorzubrin⸗
gen, geſchehen kann und erhitzt dann bis faſt zum Kochen, wodurch
ſich die geringſte Menge von Eiſenoxyd noch ausſcheiden wird. Man
bringt dieſes Eifenoryd zu dem Vortzen, indem man die Fluͤſſigkeit
durch daſſelbe Filter filtrirt.
410
Nach dem Ausfüßen wird das ‚Filter mit dem Niederfchlag, wels
her, wie erwähnt, jegt Eifenoryd und die ganze vorhandene Menge
von Phosphorſaͤure enthält, im verbünnter Salzſaͤure gelöft und diefe
Löfung erft mit Ammoniak und dann mit Schmwefeiwafferftoff:
Ammoniak vermifht, fo lange dadurch ein ſchwarzer Niederfchlag
entfteht. Diefer Niederfchlag iſt Schwefeleifen und die dann abfils
trirte Fluͤſſigkeit enthält neben dem Uberfchäffig zugefehten Reagens
die ganze Phosphorfäure.. Das Ausrüßen des Niederfchlages von
Schwefelelſen muß, um Berfegung deſſelben zu vermeiden, mit Waſ⸗
fer ausgeführt werben, dem man etwas Schwefelwaſſerſtoff · Ammoniak
zugeſetzt hat.
Die abgelaufene Fluͤſſigkeit wird nun mit Salzfäure ſchwach
ſauer gemacht und dann ſo lange erhitzt, daß der Geruch nach Schwe⸗
felwaſſerſtoff volllommen verſchwunden iſt, worauf man von etwa
ausgefchiedenem Schwefel abfiltrirt.
Diele nun erhaltene farblofe Fluͤſſigkeit verfest man mit Ammos
niak im ſtarken Weberfchuffe und fügt barauf Ammontumtalcium:
chlorid binze, woburd, wenn Phosphorfäure vorkommt, ber bekannte
characteriſtiſche Niederſchlag beim ſtarken Umruͤhren fofort entfliehen
wird. Man ſieht, die Beſtimmung der Phosphorſaͤure, iſt ſehr muͤh⸗
ſam, aber fie iſt ein zu wichtiger Koͤrper, als dag man bie viele Ars
beit fcheuen dürfte,
Eifenoryd. Gelbes Blutlaugenfalz bringt einen dunkelblauen
Niederſchlag von VBerlinerblau hervor, bei geringer Menge nur blaue
Färbung.
Alaunerde Die Prüfung auf Aaunerde wird ausgeführt,
wie es bei dem Waſſerauszuge gelehrt worden. Man macht ben
Säureauszug durch Ammoniak ſchwach alkaliſch, wodurch Eifenoryd
und Alaunerde u. ſ. w. gefällt werden. Der filtrirte feuchte Nieder⸗
flag wird mit Kalllauge behandelt, welche die Alaunerde loͤſt. Die
kLoͤſung abfiltrirt, durch Salzſaͤure angefäuert, laͤßt auf Zufag von
Eohlenfaurem Ammoniak einen weißen Niederfchlag fallen,
welcher Alaunerbehybrat if. Siehe a. a. O.
Manganorydbul, Kalkerde und Talkerde. Die Pruͤ—⸗
fung auf diefe drei Subftanzen wird, wie fchon oben beim Waſſer⸗
auszuge bemerkt, mit einer und derfelden Menge von. Stüffigkeit vor:
genommen. Dan fällt aus dem Saͤureauszuge durch Ammoniak das
Eifenorydb und die Alaunerde, filtrirt die Fluͤſſigkeit ab und giebt zu
411
derſelben Schwefelwafferftoff: Ammoniak, Ein entflehender
weißer oder fleifhfarbener Miederfchlag zeigt die Gegenwart von Mans
ganorydul an, auch wird in derſelben, wenn fie durch Salzſaͤure
ſchwach fauer gemacht worden, Blutlaugenfalz ebenfalls einen
weißen oder röthlichen Nieberfchlag hervorbringen.
Die vom entflandenen Niederſchlag abfilteirte Fluͤſſigkelt, welche
durch den Weberfchuß des zugefegten Reagens nach Schwefelwaſſerſtoff
riecht und gewöhnlich gelblich iſt, wird durch Salzſaͤure ſchwach
ſauer gemacht und ſo lange erhitzt, bis aller Geruch nach Schwe⸗
felwaſſerſtoff verſchwunden iſt, dann von dem etwa ausgeſchiedenen
Schwefel abfiltrirt.
Nach dem Erkalten giebt man zu derſelben kleeſaures Kali,
welches durch einen entſtehenden weißen Niederſchlag die Gegenwart
des Kalkes darthut. Erfolgt ein ſolcher Niederſchlag, fo iſt von
dem kleeſauren Kali fo viel zuzuſetzen, daß dadurch aller vorhandener
Kalk abgefchleden wird.
Man filtrirt nach einiger Zeit von dem Heefauren Kalt ab, macht
die ablaufende ſchwachſaure Fluͤſſigkeit durch einen Weberfchuß von
Ammoniak ſtark alkaliſch und fügt phosphorfaures Natron
binzu, durch welches, wenn Talkerde vorhanden, der kryſtalliniſche
Niederſchlag von phosphorſaurer Ammoniak⸗Talkerde beim Umruͤh⸗
ren niederfaͤllt.
Kalt und Natron. Die Prüfung auf dieſe iſt im Allgemei⸗
nen, wie beim Wafferauszuge gelehrt.
Dear Saͤureauszug wird erwärmt, gleichzeitig mit Aetz⸗ Ammo⸗
niak, kohlenſaurem Ammoniak und Schwefelwaflerfioffe Ammoniak ges
faͤlt. Es werben durch diefe Eifenoryd, Manganorydul, Alaunerde,
zum größten Theil Kalk und Talkerde nebſt etwa vorhandener Schwe⸗
felfäure und Phosphorfäure entfernt.
Die von biefem flarten Niederfchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit ent»
haͤlt die entflandenen Ammoniaffalze, Kali, Natron, und Spus
ren von Kalk⸗ und Talkerde in Löfung.
Man dampft biefelbe ein, bis ber Ruͤckſtand troden iſt, und
erhigt denfelben im Platintiegel (wenn bie Menge deſſelben fehr bes
deutend ift, in getheilten Portionen) bis zur Verflüchtigung aller Am⸗
moniakſalze. Der Rüdfland im Ziegel if num Kaltum und Natri⸗
umchlorid mit geringen Mengen von Calcium: und Talcium⸗
hlorid.
412
Man Iöft denfeiben in ſehr wenig Wafler, giebt etwas Baryt⸗
maffer hinzu, wodurch die Talkerde gefällt wird, filtrirt ab und fällt
aus ber ablaufenden Fluͤſſigkeit durch etwas Eohlenfaures Ammoniak
und Aetz⸗ Ammoniak den Barpt und den Kalk.
. Die vom Niederfchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit eingedampft, und
den Ruͤckſtand wieder zur Verflüchtigung der Ammoniaffalze geglüht,
läßt Kalium⸗ und Matriumchlorid zuruͤck, wenn ber Saͤureauszug
Kali und Natron enthält, Man zerlegt denfelben durch Platinloͤ⸗
fung, gang wie «6 fchon früher gelehrt worden ifl.
Eifenogydul. Da zu allen ben vorſtehenden Prüfungen,
wie erwähnt, das in dem Säureauszuge vorhandene Eiſenoxydul, oder
was baflelbe fagen will, das Eiſenchloruͤr durch Erhitzen deſſelben mit
Öalpeterfäure in Chlorid (Oxyd) umgeändert wird, fo erfährt man
fhon beim Anfang aller Prüfungen durch das rothe Blutlaugenfalz,
ob in dem Saͤureauszuge Eifendylorur enthalten war, und nur in
diefem Kalte‘ ift, wie leicht einzufehen, das Erhitzen mit Salpeterfäure
erforderlich. Aber bei der Darftelung des Säureauszuges auf oben
befchriebene Art mittelft heißer Salzfäure in offenem Gefäße können
durch den Sauerfloff der atmofphärifchen Luft und durch das in der
Adererde etwa vorhandene Manganoryd (Manganfuperorpdul) geringe
Mengen vom vorkommenden Eifenorydul in Oryd Übergeführt wer⸗
den, und man kann deshalb in dem Gäurenuszuge keine Spur von
Orxydul finden, ſelbſt wenn in der Ackererde etwas davon vorhans
den war.
Auf dee andern Seite kann aber auch Eiſenoxydul im Säure:
auszuge angetroffen werden, ohne daß fi Spuren deſſelben in ber
Adererde finden, nämlich weil bei der Digeflion von Adererde, bie
Eifenoryd und organifhe Subflanzen zugleich enthält, mit Satzfäure,
leicht ein Theil des Oryds durch diefe organifhen Subftanzen in
Oxydul umgeändert wird und ſich dann als ſolches natürlich im Saͤu⸗
reauszuge findet.
Hierzu kommt endlich noch, dag man, wie früher angeführt, den
Saͤureauszug unter gewiffen Umfländen aus ber, vorher durch Gluͤ⸗
ben von organifhen Subftanzen befreiten, Erbe darftellt. Durch bie
Prüfung eines Säureauszuges, welcher aus geglühter Erde bereitet
worden tft, kann aber die Gegenwart ober Abmefenheit des Eifenory:
duls in der Adererde ebenfalls nicht nachgewiefen werben. Es find
hiee Fälle möglich, welche das Refultat unrichtig machen koͤnnen.
413
Je nachdem naͤmlich bei dem Gluͤhen der Sauerfloff der atmoſphaͤ⸗
rifchen Luft mehr oder weniger auf die Erde einwirkt und wenig oder
viel an organiſchen Subflanzen. vorhanden waren, ift «8 möglich, daß
das in ber Adererde vorkommende Oxydul in Drpd umgeändert,
oder vorhandenes Dryd zu Oxydul durch organifche Subſtanzen des
orpdirt wurde. Man koͤnnte alfo hiernach bisweilen im Saͤureaus⸗
zuge kein Oxydul finden, wenn auch davon etwas in der Ackererde
vorkaͤme, und man könnte bisweilen barin große Mengen von Orp:
dul finden, felbft wenn keine Spur von derfelben in ber Ackererde
vorhanden wärs.
Diefe verfchiedenen Umftände machen es, mie leicht zu erkennen,
durchaus nothmendig, eine befondere Prüfung auf in ber Adererbe
vorhandenes Eiſenoxydul vorzunehmen, man muß dazu bie mit Waſ⸗
fer ausgezogene aber nicht geglühte Erde benugen, und babei alle
möglichen WBorfihtsmaßregeln anwenden, damit ſich das vorhandene
Orydul nicht in Oxypd, und das vorkommende Oryd nicht in Orpdul
umändert. Es wird auf folgende Weiſe operktt.
Man füllt eine Eleine Digerirflafhe, ohngefaͤhr bis zur Hälfte,
mit fehr verdünnter Salzſaͤure, trägt in bdiefelbe etwa einen Gram⸗
men reinen Eohlenfauren Kalt nah und nah, um durch bie
entweichende Kohlenfäure, die in der Flüffigkeit aufgelöfte und die in
der Digerirflafche über der Fluͤſſigkeit befindliche atmofphärifche Luft
außzutreiben, und ſchuͤttet, nachdem dies gefchehen, die zu prüfende
Ackererde (wenn ſtarkes Aufbraufen erfolgt, in kleinen Portionen) eben:
falls in die Digerirflafche. Kaum braucht wohl bemerkt zu merben,
daß nach dem Eintragen der Erde die Ftüffigkeit noch fauer fein muß,
und baf man, wenn dies nicht der Fall wäre, noch verduͤnnte Salz⸗
ſaure nachzugeben hätte. Die Digerirflafche wird nun mit vorher
ausgekochtem und in einer verſchloſſenen Flaſche erkalteten Waſſer
vollgefuͤllt, ſogleich verkorkt und obngefähr 12 — 24 Stunden bei
gewöhnlicher Temperatur fiehen gelafien, mährend welcher Zeit man
Anige Male umſchuͤttelt. |
Nach Verlauf bdiefer Zeit bringe man die Maffe auf ein Filter
und läßt zur Prüfung das vom Xrichter Abfließende fogleich in eine
Auflöfung von rothem Blutlaugenfalz fallen. Zeigt fich hier
der Niederfhlag von Berlinerblau, fo ift die Gegenwart von Eifen-
orpbul in der Adererbe anzunehmen, denn mittelft ber entwickelten
Kohlenfäure hat man die Umänderung von Oxydul in Od durch
412
Man loͤſ't denfelben in fehr wer’ a (ehr verduͤnnter
waſſer hinzu, wodurch die Zaff 7 durch etwa vorhan⸗
aus der ablaufenden Fluͤſ vu (a Op in Drybul
und He Ammoniak den — 7 — Die Erde muß aber
Die vom Nieder . , w IA, fie lange an ber Luft, fo
den Ruͤckſtand wide 7 —* Dry.
laͤßt Kallum⸗ und BT — * sin auch verduͤnnte Schwefelſaͤure
Kali und Natron PL Don von vorfommendem Mangan
fung, ganz mw’ AN: fann.
Eiſeno EEE Mangan findet fi in ber Adererbe
wie erwähnt Anett a pedul, theils als Oxyd. Aber ber Saͤure⸗
was daſſel g — um Orybul entſprechende Chlowerbindung,
Salpeter „r Zu Aa (ſalzſaures Manganorydul), weil bei der
fhon F Ze une auf das Oryd nicht Chlorid, fondern eben⸗
ob tr pe A Fr ar Chlor frei wird.
dieſ des Chlors, bei ber Gegenwart von Mangan
er⸗ DT. Mittel zur Erkennung dieſos letzteren.
— Pl Ns äbegießt die in eine Meine Digerirflafche gebrachte, mit
pepanbelte, aber nicht geglähte Ackererde, mit ziemlich concen⸗
Bol Baljfäure, bringt einen Streifen Ladimuspapier in den Hals
Du geirflalche, indem man benfelben durch einen lofe aufgeſteckten
* vefeſtigt und erwaͤrmet auf der Waͤrmeplatte ſehr mäßig.
gu Zuge fi nach einiger Zeit das Lacmuspapier gebleicht, das
wir entfärbt, fo bat fi Chlor entwickelt und bie Gegenwart von
Manganoryd If dargethan.
Diele Prüfung kann indeß nur zu einem Refultate fuͤhren, wenn
in der Ackererde kein Eifenorydul vorhanden iſt, alſo bei der
unsickung der Salzſaͤure kein Eiſenchloruͤr entſtehen kann; findet ſich
Eiſenorydul, fo wird, wenn auch Manganoryd vorhanden, doch kein
Ehlor frei, weit daſſelbe ſogleich an das Sſenchloruͤr tritt und damit
Chlorid bildet (fiche oben bei ber Prüfung auf Eifenorydul).
In diefem Falle muß man auf bie vorhin angegebene Weiſe
dad Eifenorydul und zwar am beiten durch verbimmte Schwefelſaͤure
entfemen, und dann erfi bie ruͤckſtaͤndige Erbe auf die angegebene
Weiſe auf Manganoryd präfen.
Chlor. Die Prüfung auf Ehlor kann natürlich nicht in dem
mit Satzſaͤure bereiteten ‚Auszuge vorgenommen werben. Dan bes
banbelt für biefe Prüfung die Ackererde auf biefelbe Weile, wie früher
\, | 415
\gon worden, naͤmlich mit verduͤnnter Salpeterfäure, filtrirt den
uszug ab, vermifcht ihn mit etwas Waller und fegt zu. dem:
en falpeterfaures Silberoxyd, welches durch einen miPn
nenden kaͤſigen Nisberfchlag ober durch eine weißliche Weisung de
Gegenwart des Chlor darthut.
Behandlung mit concentrirter Schwefelfäure.
Die fhon mit Wafffer und Salzſaͤure behandelte Ackererde,
alſo der Ruͤckſtand, welcher nach der Behandlung mit Galzfäure auf
bem Filter bleibe, iſt eis Gemifh von Thon (Eisfelfaurer Alnunerde,
Eiſenoxyd, Kalk, Kali, Natron u. f. w.) und Sand veefihiedenee © Ge⸗
birgsarten.
Man kann nun dieſen Ruͤckſtand entweder direct mit der con⸗
centrirten Schwefelſaͤure behandeln auf die Weiſe, wie weiter unten
angegeben werden wird, oder man zerlegt ihn erſt durch die mechani⸗
ſche Operation des Schlaͤmmens in zwei Theile, die ſich durch
ihre verſchiedene feine Zertheilung von einander unterſcheiden.
Zu dieſem letzteren Zwecke giebt man die Erde in eine Reib⸗
ſchale von Porzellan oder Serpentin, uͤbergießt ſie mit ſo viel Waſſer,
daß ein duͤnner Brei entſteht, und zerreibt dieſen mit dem Piſtill ſo
loſe, daß zwar die zuſammenhaͤngenden Parthien des Thons zerdruͤckt,
nicht aber der Sand und die groͤbern Theile der Gebirgsart zerrieben
werden. Dean. giebt nun fo viel Maffer hinzu, daß eine duͤnn⸗
Fluͤſſigkeit entſteht, laͤßt diefe einige Secunden ruhig fliehen, und gießt
darauf die Fluͤſſigkeit mit dem in derſelben ſchwebenden Thone u. ſ. w.
von dem am Boden liegenden Sande u. ſ. w, ab, Die. Dpaation
des Abſchlaͤmmens, das heißt das Zugeben mon Waffer, Zerreiben,
Berdünnen und Abgießen, wird fo oft wiederhalt, abs bie Fluͤſſigbeit
noch trübe abgegoffen wird, als Beweis, haß noch abf&länmabare
Theilchen vorhanden, Soll bie Scheidung ‚zecht gut und vollſtaͤndig
gelingen, fo muß man auf das Schlämmen nicht zu kurza Zeit ver⸗
wenden, fonbern ſich ein recht oft wiederholtes Aufgießen von Waffe
nicht verdrießen laffen.
Aus ben zufammengegoffenen trüben Fluͤſſigkeiten laͤßt mon burch
Ruhe die ſchwebenden Theile ſich abfegen, gift. die Fluͤſſigkeit, for
bald fie anfängt ziemlich klar zu werben (denn gang klar wieb fie nie)
406
Eifendhlorid vorhanden, und in biefem Kalle wird Ammoniak in einer
Probe nicht einen mehr ober weniger bunkelbraunen Niederfihlag,
fondern einen fhmusiggrünlichen bervorbringen.
Um, das vorhandene Eiſenchloruͤr (falzfaures Eifenorydul) in Ei:
ſenchlorid (falzfaures Eifenorpd) umzuändern, giebt man zu dem Säure
auszuge Salpeterfäure und erhist denfelben in einer Abbampffchale
‚oder Digerirflafche bis zum anfangenden Sieden. Man prüft dann
wieder mit dem Reagens und wenn noch Chlorur vorhanden, fo muß
von Neuem etwas Salpeterfäure zugefegt werben, bis endlich Feine
mehr durch die Reagentien angezeigt wird. Die Menge der zuzu:
fegenden Satpeterfäure richtet fi nach ber Menge des in Chlorid
umzuändernden Chloruͤrs, was an ber Stärke der Reaction leicht er⸗
kannt werben kann.
Iſt durch Salpeterſaͤure die erwaͤhnte Umaͤnderung vollſtaͤndig
erfolgt, ſo muß die Fluͤſſigkeit ſo lange gekocht werden, bis ſich
kein Chlor mehr aus derſelben entwickelt, ein Beweis,
daß alle vorhandene Salpeterſaͤure zerſetzt iſt. Dies iſt wegen ber
nachherigen Prüfung auf Mangan nothwendig, weil daffelbe, fo lange
freies Chlor in derfelben vorhanden, durch Ammoniak neben Eifen-
oryd und Alaunerde ald Manganopyd gefällt wird, was nicht fein
darf. Daß alles freie Chlor entfernt ift, erkennt man leicht an dem
Geruche, und wenn bie Flüffigkeit in einer Digerirflaſche fich befindet,
daran, baß ein in ben Hals derfelben gehaltenes gafmuspapier nicht
mehr gebleicht wird.
Zur Prüfung mit den verfchiebenen Reagentien läßt man bie
Fluͤſſigkeit fich erſt ſtark abkühlen. Man prüft auf:
Kiefelfäure Ein Theil des Säureauszuges wird in einer
Abdampfſchale unter fortwährendem Umrühren bis zur volltoms
menen -Trodenheit eingedampft. Der trodene Rüditand wird
nach dem Erkalten mit Salzfäure befeuchtet, dann Wafler zugegeben und
erwaͤrmt. Loͤſt ſich Altes, fo ift Beine Kiefelfäure vorhanden. Kommt
biefe aber vor, fo bleibt fie in Geſtalt von hydratiſchen Flocken
ungelöft. Diefe Flocken werden, wie es früher bei dem Waſſer⸗
audzuge gelehrt, kenntlich gemacht und unterſucht. Die davon ab»
filtrirte Fluͤſſigkeit kann wieder zu dem übrigen Saͤureauszuge gethan
werben.
Da die Abfcheidung der Kiefelfäure (Kiefelerde) zur quantitativen
Beſtimmung derfelben auf ganz gleiche Weile vorgenommen werden
407
muß, fo bat man in der Regel nicht nöthig, eine befondere qualita-
tive Unterfuhung auf dieſe Shure vorzunehmen, man erfährt die
Gegenwart ober Abwefenheit beim Amdampfen des zur quantitativen
Analyfe befiimmten Saͤureauszuges.
Schwefelſaͤure. Bariumchlorid erzeugt bei Gegenwart derfel:
ben einen weißen pulvrigen Nieberfchlag von fchmefelfaurem Barpt.
Phosphorfäure. Man fällt den Saͤureauszug mit Aetz⸗
Ammoniak, der Niederfchlag iſt Eifenoryd und Alaunerde, melche bie
Phosphorfäure enthalten, wenn biefelbe vorhanden, außerdem find in
der Regel Meine Mengen phoöphorfauren Kalks dabei. Der Nieder
(lag wird forgfältig ausgefüßt, das: Filter mit dem feuchten Nieder:
fhlage in eine Schale ausgebreitet und biefer letztere durch einige
Tropfen fehr verdünnter Salzfäure aufgeloͤſt. Die Löfung vom Pa:
pier abfilteirt, wird mit Ammoniak fo weit neutralifirt, als es, ohne
einen Miederfchlag zu bewirken, gefchehen kann; dann giebt man klee⸗
faures Kali hinzu, um etwa vorhandenen Kalk abzufchetden. Zu der
vom kleeſauren Kalte abfiltrirten Stäffigkeit, welche die Phosphorfäure,
das Eifenorpyd und die Alaunerde enthält, wird nun fo viel Weins
fäure gegeben, daß dadurch die Faͤllung der genannten beiden Bafen
durch Ammoniak verhindert wird, daß alfo auf Zufag von Ammoniak
kein flodiger Niederfhlag von Eifenorpd und Alaunerde ent:
ſteht. Man fegt nun Ammoniak tn ſtarkem Weberfchuß und einige
Tropfen Ammoniumtalciumdlorid Hinzu, wodurch, wenn
Phosphorfäure vorhanden, beim ſtarken Umrühren der Flüffigkeit
nach einiger Zeit ſich der characteriftifche kryſtalliniſche Niederfchlag
von phosphorfaurer Ammoniak⸗Talkerde abfcheibet.
Die Menge von Weinfäure, welche ber Fluͤſfigkeit zugefegt mer:
den muß, richtet fich, wie leicht einzufehen, nacy der Menge des vor:
bandenen Eifenoryd® und der Alaunerde; man fege immer nur in
Heinen Quansitäten davon zu und unterfuche mit Beinen Proben der
Ftäffigkeit, od Ammoniak noch einen Niederfchlag hervorbringt. So⸗
bald dies nicht mehr der Fall ift, Höre man fofort mit der Zugabe
von Weinſaͤure auf, weil die Reaction auf Phosphorfäure um fo
ſchwieriger eintritt, je mehr die Fluͤſſigkeit Weinfäure enthält.
Findet fi) daher neben großen Quantitäten Eifenorpyd und
Alaunerde nur eine fehr geringe Menge Phosphorfäure, fo wird biefe
nicht deutlich angezeigt und man muß daher, wenn man feine Res
action erhält, den Weg gehen, den man auch zur quantitativen Be:
408
flimmung der Phosphorfäure einſchlaͤgt. Er ift ziemlich mühfam zu
durchwandern, aber wegen ber Wichtigkeit, welche ſelbſt hoͤchſt geringe
Mengen von Phosphorſaͤure im Boden haben, iſt das dadurch ers
langte Refultat immer von großem Intereſſe. ,
Man fällt eine ziemlich beträchtliche Menge des Säureauszuges
mit Ammoniak, filtrirt die Fluͤſſigkeit von dem entflandenen Nieder⸗
ſchlage ab (fie kann zur Präfung auf Manganorydul, Kalt, Talkerde,
Kali und Natron benust werden), füßt den Niederfchlag forgfättig
aus, breitet das Filter mit demfelben in feuchten Zuſtande auf einer
Unterlage von mehreren Bogen Drudpapier aus und nimmt nun
mittelft eines Meſſers von Horn, wie es früher gelehrt, den feuchten
Niederſchlag vom Filter.
Diefer Niederfchlag wird nun in eine Heine Abdampfſchale ge
bracht, mit Kalilauge übergoffen und damit bis faft zum Sieden er⸗
hist. Hierbei wird die Alaunerde und ein Theil der Phosphorfäure
gelöft, während Eifenoryd, Kalt, auch wenn fie vorhanden, Mangans
orpbul und Talkerde mit einem andern Theile Phosphorfäure zuruͤck⸗
bleiben. Die alkaliſche Fluͤſſigkeit wird filtriet (mir mollen diefelbe
mit a bezeichnen). Der Rüdftand auf dem Filter wird gut ausge:
fügt (ee mag b genannt werden).
Die Zlüffigkeit a, welche die Alaunerde und Phosphorfäure ent:
hält, wird, wie folgt, weiter behandelt.
Man vermifcht diefelbe mit einigen Theeloͤffeln voll Kieſelfeuch⸗
tigkeit*), entweder in einer Digerirflafche oder einer Abdampfſchale
und erhigt bis zum anfangenden Sieden. Hierbei fcheiden ſich gal⸗
Iertartige Flocken von kiefelfaurer Alaunerde aus, die durch ein Kilter
von der Fluͤſſigkeit, welche bie Phosphorfäure und die überfchüffig zus
geſetzte Kiefelfeuchtigkeit enthält, getrennt werden.
Die Fluͤſſigkeit vermifht man in einer Abdampfſchale mit fo viel
Sulzfäure, daß fie ſtark fauer reagirt und dampft dann diefelbe unter
*) Man ftellt biefeibe dadurch dar, daß man 2% Theile reines kohlenſau⸗
res Kali mit einem heile fehr reinen weißen Sand oder pulverifirten Quarz
mengt, dies Gemiſch in einen heſſiſchen Ziegel eine halbe Stunde Lang bei ſehr
ſtarker Blühhige ſchmelzen laͤßt und nad) dem Erkalten die glafige Maffe im
Ziegel mit heißem Waſſer übergießt, in welchem fie ſich Iangfam, aber voll:
ftändig aufloͤſt. Diefe Löfung iſt die Kiefelfeuchtigkeit (Eiefelfaures Kali), fie
wirb in mit Kork gut verftöpfelten @läfern aufbewahrt, Man ann das
Reagens auch von chemiſchen Kabriken beziehen.
409
fortwährentem Umruͤhren fo meit ein, daß der Ruͤckſtand volllommen
trocken ift, was zulest bei fehr gelindem Feuer gefchehen muß.
Nach dem Erkalten Übergießt man den trodnen Ruͤckſtand mit
Waffer, dem man ein wenig Salzfäure zugefest, worin fi) Kalium⸗
chlorid und phosphorfaures ‚Kali loͤſen, während Kiefelfäure ungelöft
bleibt,
Die von der Kiefelfäure abfiltrirte Stüffigkeit wird mit Ammo⸗
niak in einem flarken Ueberfchufle vermifcht, wodurch, wenn gut ges
arbeitet worden, kein Niederfchlag entfichen darf, dann wird Ammo⸗
niumtalciumchlorid zugegeben, wodurd beim Umrühren der oft
erwähnte kryſtalliniſche Niederfchlag fich bildet, wenn auch nur hoͤchſt
geringe Mengen Pho6phorfäure vorhanden find.
Iſt bei diefee Prüfung Phosphorfäure nachgewieſen, fo ann,
wie leicht einzufehen, die meitere.qualitative Unterfuchung darauf unter:
laſſen werben, die Gegenwart der Phosphorfäure in der Adererde if
dargethan.
Hat man aber keine Spur von biefer Säure gefunden, fo kann
noch eine hoͤchſt geringe Menge bderfelben in dem Niederfchlage b
befindlich fein, man muß bdenfelben bann auf folgende Weife darauf
prüfen.
Er wird naß von bem ausgebreiteten Kilter mitteift eines Horn:
ſpatels forgfältig herunter genommen in eine Heine Abdampffchale ge-
bracht, mit Waſſer Übergoffen und damit bis faft zum Sieden erhigt.
Dann fest man einige Tropfen concentrirten Effigs hinzu, wodurch
etwa vorhandene Kalkerde, Talkerde und Manganorpdul (die indeß,
wenn die Menge der Phosphorfäure fo gering ift, dag bei der Alauns
erde keine Spur gefunden wurde, kaum vorkommen koͤnnen) aufgelöft
werben, während Eiſenoryd mit der Phosphorfäure ungelöft bleiben.
Man filtrirt ab. Die ablaufende Fluͤſſigkeit wird bei vorfichtigem
Arbeiten, d. h. wenn nicht zu viel concentrirter Effig zugegeben wor:
den ift, ganz frei von Eifenoryd fein, fie wird auf dies mit Blut⸗
laugenfalz geprüft. Sollten jedoch Spuren beffelben durch bläufiche
Färbung nachgewiefen fein, fo neutraliſirt man die Fluͤſſigkeit kalt
mit Ammoniak fo weit, als es, ohne einen Niederſchlag hervorzubrin⸗
gen, gefchehen kann und erhigt dann bis faſt zum Kochen, wodurch
fich die geringfte Menge von Eiſenoxyd noch ausfcheiden wird. Man
bringt dieſes Eifenorpd zu dem Vorhzen, indem man die Fluͤſſigkeit
durch daſſelbe Filter filtrirt.
410
Nah dem Ausfüßen wird das Kilter mit dem Niederfchlag, wels
cher, wie erwähnt, jegt Eifenogyd und die ganze vorhandene Menge
von Phosphorfäure enthält, im verbünnter Salzſaͤure gelöft und dieſe
Löfung erft mit Ammoniak und dann mit Schwefeiwafferftoff:
Ammoniat vermifht, fo lange dadurch ein ſchwarzer Niederſchlag
entfteht. Diefer Niederfchlag iſt Schmefeleifen und die dann abfils
teirte Fluͤſſigkeit enthält neben dem überfhüffig zugefekten Reagens
bie ganze Phosphorfäaur. Das Ausſuͤßen des Miederfchlages von
Schwefeleiſen muß, um Berfegung deffelben zu vermeiden, mit Waſ⸗
fee ausgeführt werben, bem man etwas Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak
zugefest bat.
Die abgelaufene Flüffigkeit wird nun mit Satyfäure ſchwach
ſauer gemacht und dann ſo lange erhitzt, daß der Geruch nach Schwe⸗
felwaſſerſtoff vollkommen verſchwunden iſt, worauf man von etwa
ausgeſchiedenem Schwefel abfiltrirt.
Dieſe nun erhaltene farbloſe Fluͤſſigkeit verſezt man mit Ammo⸗
niak im ſtarken Ueberſchuſſe und fuͤgt darauf Ammoniumtalcium⸗
chlorid Hinzu, wodurch, wenn Phosphorfäure vorkommt, der bekannte
haracteriftifche Niederfchlag beim flarfen Umruͤhren fofort entftehen
wid. Man fieht, die Beſtimmung der Phosphorfäure, ift fehr müh:
fam, aber fie ift ein zu wichtiger Körper, als daß man die viele Ar:
beit fcheuen dürfte.
Eiſenoxyd. Gelbes Blutlaugenfalz bringt einen dunkelblauen
Miederſchlag von Berlinerblau hervor, bei geringer Menge nur blaue
Färbung.
Alaunerde. Die Prüfung auf Alaunerde wird ausgeführt,
wie es bei dem Waflerauszuge gelehrt worden. Man madıt ben
Säureauszug duch Ammoniak ſchwach alkaliſch, wodurch Eifenoryd
und Alaunerde u. ſ. w. gefällt werden. Der filtrirte feuchte Nieder:
flag wird mit Kalilauge behandelt, welche die Alaunerde loͤſt. Die
Loͤſung abfilteirt, durch Salzſaͤure angefäuert, laͤßt auf Zufag von
Eohlenfaurem Ammoniak einen weißen Nieberfchlag fallen,
welcher Alaunerdehydrat iſt. Siche a. a. D.
Manganorydul, Kalkerde und Talkerde. Die Prü-
fung auf diefe drei Subflanzen wird, wie fchon oben beim Waſſer⸗
anszuge bemerkt, mit einer und berfelben Menge von, Fluͤſſigkeit vor:
genommen. Man fällt aus dem Säureauszuge durch Ammoniak das
Eifenoryb und die Alaunerde, filtrirt die Fluͤſſigkeit ab und giebt zu
411
berfelben Schwefelwafferftoff: Ammoniak, Ein entflehender
weißer oder fleifchfarbener Niederſchlag zeigt die Gegenwart von Mans
ganozydul an, aud wird in derſelben, wenn fie durch Salzſaͤure
ſchwach fauer gemacht worden, Blutlaugenfalz ebenfalls einen
weißen ober röthlichen Niederfchlag hervorbringen.
Die vom entſtandenen Niederfchlag abfilteirte Fluͤſſigkeit, welche
durch den Weberfchuß des zugeſezten Reagens nad, Schwefelwaſſerſtoff
riecht und gewoͤhnlich gelblich iſt, wird durch Salzſaͤure ſchwach
ſauer gemacht und ſo lange erhitzt, bis aller Geruch nach Schwe⸗
felwaſſerſtoff verſchwunden iſt, dann von dem etwa ausgeſchiedenen
Schwefel abfiltritt.
Nach dem Erkalten giebt man zu derſelben kleeſaures Kali,
welches durch einen entfichendben weißen Niederfchlag bie Gegenwart
des Kalkes darthut. Erfolgt ein ſolcher Niederfchlag, fo iſt von
dem kleeſauten Kali fo viel zuzufegen, daß dadurch aller vorhandener
Kalk abgeſchieden wird.
Man filtrirt nach einiger Zeit von dem kleeſauren Kalt ab, macht
die ablaufende ſchwachſaure Fluͤſſigkeit durch einen Ueberfhuß von
Ammoniak ſtark alkaliſch und fügt phosphorfaures Natıon
binzu, duch welches, wenn Talkerde vorhanden, der Erpflallinifche
Niederfhlag von phosphorfaurer Ammoniak⸗Tal kerde beim Umruͤh⸗
ven niederfällt.
Kati und Natron. Die Prüfung auf diefe iſt im Allgemeis
nen, mie beim Wafferauszuge gelehrt.
Der Saͤureauszug wird erwärmt, gleichzeitig mit Aetze Ammo⸗
niak, Tohlenfaurem Ammoniak und SchwefelwafferfloffeAmmontat ges
fat. Es werben durch diefe Eifenoryd, Manganoxydul, Alaunerde,
zum größten Theil Kalk und Talkerde nebft etwa vorhandener Schwe⸗
felfäure und Phosphorfäure entfernt.
Die von biefem ſtarken Niederſchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit ent
hält die entflandenen Ammoniaffalze, Kali, Natron, und Spus
ven von Kalk: und Talkerde in Löfung.
Man dampft biefelbe ein, bis ber Ruͤckſtand troden iſt, und
erhitzt denfelben im Platintiegel (wenn bie Menge deſſelben fehr bes
deutend ift, in getheilten Portionen) bis zur Verflüchtigung aller Am⸗
monioffale. Der Rüdfland im Ziegel iſt nun Kallum und Natri⸗
umchlorid mit geringen Mengen von Calcium: und Talcium⸗
hlorib.
412
Man Iöfı denfelben in fehr wenig Wafler, giebt etwas Baryt⸗
mwaffer hinzu, wodurch die Talkerde gefällt wird, filtrirt ab und fällt
aus der ablaufenden Stüffigkeit durch etwas kohlenſaures Ammontaf
und Aetz⸗Ammoniak den Baryt und ben Kalk.
. Die vom Niederfchlage abfiltrirte Fluͤſſigkeit eingedampft, und
den Rüdftand wieder zur Verflüchtigung der Ammoniaffalze geglüht,
läßt Kalium⸗ und Natriumchlorid zuruͤck, wenn dee Saͤureauszug
Kali und Natron enthält. Man zerlegt denfelben duch Platinloͤ⸗
fung, ganz wie «8 ſchon früher gelehrt worden iſt.
Eifenorydul. Da zu allen den vorfichenden Prüfungen,
wie erwähnt, das in dem Säureauszuge vorhandene Eiſenoxydul, oder
was daffelbe fagen will, das Eiſenchloruͤr durch Exhigen deffelben mit
Salpeterſaͤure in Chlorid (Dryd) umgeändert wird, fo erfährt man
fhon beim Anfang aller Prüfungen durch das rothe Blutlaugenfalz,
ob in dem Saͤureauszuge Eiſenchloruͤr enthalten war, und nur in
diefem Halte’ ift, wie leicht einzufehen, das Erhitzen mit Salpeterfäure
erforderlich. Aber bei der Darftelung des Saͤureauszuges auf oben
befchriebene Art mittelft heißer Salzfäure in offenem Gefäße können
durch den Sauerftoff der atmofphärifchen Luft und durch das in der
Adererde etwa vorhandene Manganoryd (Manganfuperorpdul) geringe
Mengen vom vorkommenden Eifenorydul in Orxyd Übergeführt wer:
den, und man kann deshalb in dem Gäureauszuge feine Spur von
Oxydul finden, felbft wenn in ber Ackererde etwas davon vorhan⸗
den war.
Auf der andern Seite kann aber auch Eiſenoxydul im Saͤure⸗
auszuge angetroffen werden, ohne daß ſich Spuren deſſelben in der
Ackererde finden, naͤmlich weil bei der Digeſtion von Ackererde, die
Eiſenoryd und organifche Subſtanzen zugleich enthaͤlt, mit Salsfäure,
leicht ein Theil des Oryds durch dieſe organifchen Subſtanzen in
Orxydul umgeÄndert wird und fi, dann als ſolches natürlich im Saͤu⸗
reauszuge findet.
Hierzu kommt endlich noch, daB man, wie früher angeführt, den
Saͤureauszug unter gewiffen Umftänden aus der, vorher durch Gluͤ⸗
ben von organifchen Subftanzen befteiten, Erbe darftellt. Durch die
Prüfung eines Säureauszuges, welcher aus geglühter Erde bereitet
worden tft, kann aber bie Gegenwart ober Abweſenheit des Eifenory-
duls in der Adererde ebenfalls nicht nachgemiefen werben. Es find
hier Faͤlle möglich, welche das Reſultat unrichtig machen koͤnnen.
413
Se nachdem nämlid, bei dem Gluͤhen der Sauerfloff der atmoſphaͤ⸗
rifchen Luft mehr oder weniger auf bie Erde einwirkt und wenig ober
viel an organifhen Subflanzen vorhanden waren, iſt es möglich, daß
Das in der Adererde vorkommende Orxydul in Oryd umgeänbert,
oder vorhandenes Oxyd zu Oxydul durch organifche Subſtanzen des⸗
oxydirt wurde. Man koͤnnte alſo hiernach bisweilen im Saͤureaus⸗
zuge Fein Oxydul finden, wenn auch davon etwas in ber Ackererde
vorfäme, und man könnte bisweilen darin große Mengen von Orps
dul finden, felbft wenn eine Spur von berfelben in der Adererbe:
vorhanden wäre.
Diefe verſchiedenen Umftände machen es, wie leicht zu erfennen,
durchaus nothwendig, eine befondere Prüfung auf in der Ackererde
vorhandenes Eifenorpdul vorzunehmen, man muß dazu die mit Wafs
fer ausgezogene aber nicht geglühte Erde benugen, und dabei alle
möglichen Vorſichtsmaßregeln anwenden, damit fi) das vorhandene
Orydul nicht in Oxyd, und das vorfommende Oxyd nicht in Oxydul
umändert. Es wird auf folgende Weiſe operirt.
Man füllt eine Heine Digerirflafche, ohngefaͤhr bis zur Hälfte,
mit fehr verbünnter Salzfäure, trägt in Ddiefelbe etwa einen Gram⸗
men reinen Eohlenfauren Kalt nah und nad, um duch bie
entweichende Kohlenfäure, die in der Fluͤſſigkeit aufgelöfte und die in
der Digerirflafhe über der Fluͤſſigkeit befindliche atmofphärifche Luft
außzuteeiben, und fehüttet, nachdem dies gefchehen, die zu prüfende
Adererde (wenn ſtarkes Aufbraufen erfolgt, in Kleinen Portionen) ebens
falls in die Digerirflafche. Kaum braucht wohl bemerkt zu werben,
daß nach dem Eintragen ber Erde die Fluͤſſigkeit noch fauer fein muß,
und daß man, wenn dies nicht der Fall wäre, noch verbünnte Ealzs
faure nachzugeben hätte. Die Digerirflafche wird nun mit vorher
ausgelochtem und in einer verſchloſſenen Flaſche erkalteten Waſſer
vollgefuͤllt, ſogleich verkorkt und ohngefähr 12 — 24 Stunden bei
gewöhnlicher Temperatur fiehen gelafien, während welcher Zeit man
Anige Dale umfchättelt. |
Nach Verlauf diefer Zeit bringt man bie Maſſe auf ein Filter
und läßt zur Prüfung das vom Trichter Abfließende ſogleich in eine
Auflöfung von rothem Blutlaugenfalz fallen. Zeigt fi hier
der Niederfchlag von Berlinerblau, To ift die Gegenwart von Eifen-
oxydul in der Adererbe anzunehmen, denn mittelft der entwidelten
Kohlenfäure dat man bie Umänderung von Oxydul in Orxyd durch
414
bie atmofphärifche Luft, mittelſt der Anwendung von fehr verduͤnnter
Balzfäure die Umänderung von Oxydul in Oxyd durch etwa vorhan⸗
denes Manganoxyd, und bie Ummandlung von Oryd in Orydul
durch die otganiſchen Subflanzen verhindert. Die Erde muß aber
ganz friſch umterfucht werden; denn liegt fie lange an ber Zuft, fo
verwanbelt fich natürlich das Orpbul in Oryd.
Anftatt der Salzſaͤure kann man auch verbünnte Schwefelſaͤure
anwenden, wodurch eine Einwirkung von vorkommendem Mangan
oxyde noch weniger Statt finden kann.
Manganoryd. Das Mangan findet fi in ber Adererbe
wie das Eifen, theild als Oxydul, theils als Oxyd. Aber der Säure:
auszug enthält nur die bem Orydul entfprechende Chlorverbindung,
nämlih nur Manganchloruͤr (ſalzſaures Manganorydul), weil bei der
Einwirkung der Salzfäure auf das Oxyd nicht Shlorid, fondern ebens
falls Chloruͤr entſteht und Chlor frei wird,
Das Freimerden des Ehlors, bei der Gegenwart von Mangan
oxyd, ift und das Mittel zur Erkennung dieſes letzteren.
Man übergießt die in eine Kleine Digerirflafche gebrachte, mit
Waſſer behandelte, aber nicht geglühte Adererde, mit ziemlich concen⸗
trieter Salzfäure, bringt. einen Streifen Lackmuspapier in den Hals
dee Digerirflafche, indem man bdenfelben durch einen loſe aufgeftedten
Kork befeſtigt und erwärmet auf der Wärmeplatte fehr mäßig.
Zeigt ſich nach einiger Zeit das Ladiniuspapier gebleicht, das
heist entfärbt, fo bat fi Chlor entwidelt und die Gegenwart von
viel Manganoryd iſt dargethan.
Diefe Prüfung kann indeß nur zu einem Refultate fuͤhren, wenn
in der Adererde kein Eiſenoxydul vorhanden ift, alfo bei ber
Einwirkung ber Satzfäure Bein Eifenchlorür entſtehen kann; findet fich
Eifenorpdul, fo wird, wenn auch Manganoryd vorhanden, doch Eein
Chlor frei, weit daſſelbe fogleih an das ESſenchloruͤr tritt und damit
Chiorid bilder (fiche oben bei der Prüfung auf Eiſenoxydul).
In biefem Falle muß man auf die vorhin angegebene Welle .
das Eiſenoxydul und zwar am beften durch verbimnte Schwefelfäure
entfemen, und dann erſt bie ruͤckſtaͤndige Erbe auf die angegebene .
Weiſe auf Manganorpd prüfen.
Chlor. Die Prüfung auf Chlor kann natärlich nicht im dem
mit Salzſaͤure bereiteten Auszuge vorgenommen werden. Dan bes
handelt für biefe Prüfung bie Ackererde auf biefelbe Weife, wie früher
415
angegeben worden, naͤmlich mit verbinnter Salpeterfäure, filteirt den
Saͤureauszug ab, vermifcht ihn mit etwas Waller und fegt zu dem:
ſelben falpeterfaures Silberoxyd, welches durch einen entfles
benden kaͤſigen Nisderfchlag aber buch eine weißliche Truͤbung die
Gegenwart des Chlors barthut.
Behandlung mit concentrirter Schwefelfäure.
Die ſchon mit Wafffer und Salzſaͤure behandelte Ackererde
alfo der Ruͤckſtand, welcher nach ber Behandlung mit Galzfäure auf
bem Filter bleibt, ift ein Gemifh von Thon (Eiefelfaurer Alaunerde,
Eifenoryd, Kalk, Kali, Natron u. ſ. w.) und Sand verſchiedener Ges
birgsarten.
Man kann nun dieſen Ruͤckſtand entweder direct mit der con⸗
centrirten Schwefelſaͤure behandeln auf die Weiſe, wie weiter unten
angegeben werben wirb, oder man zerlegt ihn erſt durch die mechani⸗
fhe Operation des Schlaͤmmens in zwei Theile, die fich durd)
ihre verfchiebene feine Zertheilung von einander unterkheiben.
Zu biefem letzteren Zwecke giebt man die Erde in eine Meibs
ſchale von Porzellan oder Serpentin, übergießt fie müs fo viel Waſſer,
dag ein dünner Brei entfteht, und zerreibt diefen mit dem Piſtill fo
loſe, daß zwar die zufammenhängenden Parthien des Thons zerbrädk,
nicht aber der Sand und die gröbern Theile der Gebirgsart zerrieben
werden. Man giebt nun fo viel Waſſer hinzu, daß eine dünne
Fluͤſſigkeit entſteht, laͤßt diefe einige Secunden ruhig fichen, und gießt
darauf bie Fluͤſſigkeit mit dem in derfelben ſchwebenden Thone u. ſ. w.
von dem am Boden liegenden Sande u. f. td, ab, Die Operation
des Abfchlämmens, das heißt das Zugeben ‚non Waffer, Zerreiben,
Verdbünnen und Abgießen, wird fo oft wiederhalt, als die Fluͤſſigkeit
noch truͤbe abgegoffen wird, als Beweis, haß noch abſchlaͤmmbare
Theilchen vorhanden, Soll die Scheidung ‚seht gut und vollſtaͤndig
gelingen, fo muß man auf das Schlämmen nicht zu kurza Zeit ver⸗
wenden, fonbern fich ein vecht oft wiederholtes Aufgisgen won Waſſer
nicht verbrießen laffen.
Aus ben zufammengegoffenen trüben Fluͤſſigkeiten laͤßt man durch
Ruhe die ſchwebeuden Theile ſich abſetzen, gießt die Fluͤſſigkeit, ſo⸗
bald fie anfängt ziemlich klar zu werden (denn ganz klar wird fie nie)
\
416
von dem Bodenſatze ab, fpült denfelben auf eine Untertaffe und läßt
auf der Wärmplatte das Waſſer daraus verbunften. Den Bodenfat
durch Filtration von der Fluͤſſigkeit zu befreien, iſt nicht zweckmaͤßig,
weil die feinen Theilchen die Poren des Filterd verflopfen, und da⸗
durch das Ablaufen der Fluͤſſigkeit, wo nicht ganz unterbrechen, doch
ungemein verzögern.
Der in ber Reibeſchale befindliche Rürdftand wird ebenfalls ge⸗
trodnet, und dann auf weißem Papier ausgebreitet, mittelſt einer
Loupe (eines Vergrößerungsglafes) genau betrachtet.
Durch biefe milrofcopifche Unterfuchung erhält man leicht Aufs
ſchluß uͤber die Beſtandtheile dieſes Kuͤckſtandes, fie barf nie über:
gangen werben. Der vorhandene Quarzſand zeigt ſich dabei in Ges
ſtalt glasglaͤnzender mehr oder weniger rundlicher Körner; der Slim:
mer als metallglängende Blaͤttchen; der Feldſpath ift durch feine
roͤthliche, gelbliche oder mattgraue Farbe erkennbar. Vorhandenes
Magneteiſen laͤßt ſich durch einen kleinen Magnet ausziehen und den
Kalkſand hat man ſchon feüher beim Uebergiefen mit Salzfäure
erkannt.
Findet man, daß dieſer Rüdftand nur aus Quarzſand beſteht,
fo ift eine weitere Unterfuchung deſſelben unnoͤthig; finden ſich aber
viele andere Mineralien, fo ift e8 immer von Intereffe, denfelben noch
weiter zu zerlegen.
Obgleich nun eine getrennte Unterſuchung des abſchlaͤmmbaren
Antheils und des beim Schlaͤmmen bleibenden Ruͤckſtandes in gewiſ⸗
for Hinſicht Intereſſe gewährt, fo wird es doch in der Regel für bie
Prarxis hinreichend fein, den von ber Behandlung mit Salzſaͤute blei⸗
benden Rüuͤckſtand direct zur weitern Zerlegung mit conceutrirter
Schmwefelfäurenzu-behanden, wodurch man gleichzeitig erfährt,
was für SubftanzenYs dem abfchlämmbaren und nicht abſchlaͤmm⸗
basen Antheile defielbel durch die Schwefelſaͤure in Aufldfung gebracht
werden, : Nothwendig Aber bleibt es immer, das Schlämmen niit
“einem andern Antheil ‘son diefem Rädftande ober auch mit der
noch gar nicht mit Waſſer und Säure behandelten Ackererde vorzui:
nehmen Weit man nur nad Abfchlämmung ber feinen heile bie
vortommenden Körner der Gebirgsarten genau erkennen kann, abges
fehen davon, daß’ es von großer Wichtigkeit If, das Verhaͤltniß ber
feinen 'Xheile ber Adererde zu ben groͤbern kennen zu lernen, was bei
der quantitativen Unterfuchung befprochen twerben wird.
417
Die Behandlung mit Schwefelläure wird nun auf folgende Weife
ausgeführt, mag man entweder den ganzen Ruͤckſtand von der Bes
handlung der Adererde mit Salzſaͤure, oder den abgefchlämmten Ans
theil und den nicht abfchlämmbaren Theil deſſelben, jeben befonders,
diefer Behandlung unterwerfen.
Man giebe die Erde in den Platintiegel oder auch wohl in «ine
Digerirflafche von ſehr hartem grünen Glaſe, uͤbergießt fie mit dem
6 — 10fachen Gewichte concentrirtee Schwefelfäure,, erhitzt bis zum
Sieden, und erhält die Mafle (wenn fie im Platintiegel befindlic,
unter fortwährendem Umruͤhren) obngefähr eine Stunde in diefer
Temperatur.
Nach dieſer Zeit fegt man das Erhitzen unter einem gut ziehen:
den Schornfteine auf die Weiſe fort, daß bie Schwefelfäure faft voll
ftändig entfernt vwolrd, alfo fo lange, daß der Rädftand faft troden
erfcheint und nur wenigen Dampf ausſtoͤßt. Man übergieft ihn
dann mit Salzſaͤure und Waſſer und bigerirt in einer Abbampffchale
bei gelinder Wärme, um alle auflöslichen Verbindungen in Auflöfung
zu bringen. Man filteirt dann die Fiüffigkeit ab und füßt den Ruͤck⸗
ſtand auf dem Filter forgfältig fo lange aus, bis daB Ablaufende
nicht mehr fauer reagirt.
"Diefer mit Schwefelfäure bereitete Auszug kann nun faft alle
bie Körper in Auflöfung enthalten, weiche in dem falsfauren Auszuge
ber Ackererde angetroffen werben, er wird auch ganz auf biefelbe
Weiſe gepruͤft. Es koͤnnen ſich darin finden: Eifenornde,
Alaunerde, Kalk, Talkerde, Manganogyde, Kali, Nas
tron, Phosphorfäure, welche alle in der Adererde in Verbin⸗
dungen enthalten waren, bie nur durch ſehr Eräftige Zerlegungsmittel
zerfegt werden konnten, als Eiefelfaure Salze und Doppelfalze.
Behandlung mit Fohlenfaurem Kalt und Fohlen:
faurem Barpt.
Der von der Behandlung mit concentrirter Schwefelfäure im
Filter bleibende Ruͤckſtand enthält die aus ben Piefelfauren Verbin:
dungen, namentlih aus bem Thone, buch die Schwefelfäure abges
ſchiedene Kiefelfäure, ferner den Quarzfand und bie gröbern Theile
der in der Adererde vorkommenden Gebirgsarten oder Mineralien,
27
418.
welche letztere, beſonders wegen ihrer nicht gendgenden Zertheilung, ber
Einwirkung ber genannten Säure entgangen find, auf die alfo eben
fo die Zeit nur hoͤchſt langſam ihren zerfehenden Einfluß ausüben
kann.
Die fein zertheilte, aus den Silicaten abgefchiedene, Kiefelfäure
kann man mit Leichtigkeit entweber abfchlämmen oder durdy Kochen
mit einer Auflöfung von fohlenfaurem Natron, in roelcher fie ſich
vollftändig auflöft,. entfernen.
Um nun den Rüdftand, oder vielmehr nur die neben dem
Quarzſande vorfommenden Sebirgsarten zu zerlegen und ihre Be⸗
ftandtheile zu ermitteln, welche man indeß ſchon annähernd nach der
früher erwähnten mitrofcopifchen Unterfuchung beftimmen kann, wird
derfelbe mit einem noch ftärfern Zerlegungsmittel, als die Schwefel
fäure war, behandelt; er wird mit Eohlenfaurem Kali oder kohlenſau⸗
tem Barpt geglüht.
Damit indeß auf diefe Weife eine vollftändige Zerlegung erreicht
werde, muß man bdenfelben hoͤchſt fein zerreiben.
Das Berreiben wird in einer Reibfchale von Porzellan, deren
Inneres nicht glaſirt fein darf, oder aber viel zweckmaͤßiger in einer
Reibſchale von Chalcebon oder Achat vorgenommen und fo lange fort-
gefest, bis Alles in ein unfühlbares Pulver verwandelt ift, das heißt,
bis beim Berreiben füch Sein kreiſchendes Geraͤuſch mehr wahrnehmen
t&ßt, und bis. feine glänzenden Punkte mehr. bemerkbar find.
Don diefem unfühlbaren Pulver. wird nun 1 Theil mit 4 —
I Theilen Echlenfauren Kalis im Platintiegel gemengt, im chemifchen
Dfen langfam angewärmt und dann ohngefähr eine Stunde hindurch
in ſtarker Hellrothgluͤhhitze erhalten, wobei der Inhalt bes Tiegels
in vollftändigen Fluß kommt.
Nach dem Erkalten loͤſet man die gefchmolzene Maffe durch ges
indes Drüden vom Ziegel los, ſchuͤttet fie in eine Abdampfſchale,
übergiegt mit etwas Waſſer und giebt allmählig in Eleinen Portionen,
um zu flarkes Aufſchaͤumen zu vermeiden, Salzfäure in ſolcher Menge
hinzu, daß die Fluͤſſigkeit ſehr ſtark fauer reagiert. Der im Tiegel
etwa noch befindliche Antheil dee Waffe wird mit etwas Waſſer und
Salzfäure losgeloͤſet und ebenfalls in die Abdampffchale gegeben. '
Man erwärmt nun gelinde, wobei fih, wenn der Schmelzpro⸗
zeß gut ausgeführt war, d. h., wenn bie Temperatur beim Schmel:
jen body genug geweſen und lange genug angehalten hatte, Alles
419
auflöfen muß, wenigftens darf am Boden der Schale beim Umrühren
mit einem Spatel ſich nichts Sandiges zeigen.
Diefe faure Stüffigkeit wird nun unter beftändigem Umruͤhren
bei mäßigem Feuer bis zur vollfiändigen Trodne gebracht,
der trockne Rüdftand nad dem Erkalten mit Salzfäure in gelinder
Wärme digerirt. Hierbei loͤſt ſich bis auf die Kiefelfäure Altes
auf; man filtriert von dieſer ab und hat nun einen Saͤureauszug,
der, wie ber durch concentrirte Schwefelfäure erhaltene, faft alle Sub»
ſtanzen enthalten kann, welche in dem mit Salzfäure bargeftellten
Auszuge der Ackererde vorkommen, und welcher daher ebenfalls
ganz wie jener geprüft werden muß. Er ift zu prüfen auf
Alaunerde, Eifenogyd, Manganorydul, Kalk, Talk—
erde, auch wohl auf Phosphorfäure.
Auf Kali und Natron, welche ebenfalls in dem mit kohlen⸗
faurem Kali behandelten Nüdftande enthalten find, oder welche doch
darin enthalten fein koͤnnen, laͤßt ſich, wie leicht einzufehen, diefer
Säureautzug aus dem Grunde nicht prüfen, aus welchem man einen
mit Salzfäure dargeftellten Auszug nicht auf Chlor und einen
mit Schmwefelfäure bereiteten niht auf Schwefelfäure pruͤ—⸗
fen kann. |
Zu dieſer Prüfung, melche immer fehr wichtig ift, muß man
denfelben mit einem andern Zerlegungsmittel, welches wie das kohlen⸗
faure Kali wirft, behandeln. Dies ift der Eohlenfaure Baryt.
Man mifcht, wie oben, den in ein unfühlbares Pulver verwan-
beiten Ruͤckſtand vor der Behandlung mit concentrirter Echmefelfäure
im Platintiegel mit dem I — 6fachen Gewichte Eohlenfauren Baryts,
und fegt das Gemenge im chemifhen Dfen eine Stunde hindurch
dem heftigften Gluͤhfeuer aus.
Die Wirkung des Ffohlenfauren Baryts ift hierbei der bes koh⸗
lenſauren Kalis ganz ähnlich, Kohlenfäure entweicht, indem fich der
Barpt mit der Kiefelfäure der vorhandenen Silicate zu kleſelſaurem
Barpt vereinigt, welcher durch Säure leicht zerfeßbar ift, und die der
Kiefelfäure beraubten Baſen find nun, wie leicht einzufeben, ebenfalls
in Salsfäure löslich.
Da das mit Eohlenfaurem Baryt gemachte Gemifch, nicht rote
das mit Eoblenfaurem Kali bdargeftellte, in der Gluͤhhitze fchmilzt, fons
dern immer feft bleibt und nur mäßig zufammenfintert, fo ift noch
vielmehr dahin zu fehen, daß die zu zerlegende Erde in ein hödyft
27*
420
zarte Pulver vorher verwandelt fei, weit fonft der größte Theil der⸗
felben ber Zerfegung entgeht, auch muß die Temperatur fo hoch ges
fteigert werden, al® es nur irgend in dem Ofen gefchehen Eann.
Die geglühte Maffe wird num ebenfalls aus dem Tiegel losge⸗
loͤſt, in eine Abdampffchale mit Wafler und Zuſatz von Salzſaͤure
in Auflöfung gebracht, und zur vollfiändigen Trockenheit eingedampft,
um, tie oft erwähnt, bie Kiefelfäure unisslih zu machen. Der
Ruͤckſtand, mit Wafler und etwas Salzſaͤure übergoffen, Iöft ſich bis
auf die Kiefelfäure volsftändig, und die Löfung von biefer abfiltrirt,
ft nun ganz ähnlich der, welche man auf gleiche Weife aus ber mit
kohlenſautem Kali gefhmolzenen Erde erhielt, nur enthält diefelbe,
was kaum bemerft zu werden braudt, anftatt Kaltumchlorid jebt
Baryumchlorid.
Die Prüfung auf Kali und Natron iſt nun ganz, wie bie Pruͤ⸗
fung des falsfauren Auszuges der Adererde "auf diefeiben Körper.
Zweckmaͤßig ift es indeß, erft zu dieſer Löfung fo viel Schwefelfäure
zu fegen, daß dadurch der Baryt faft voliftändig gefällt werde, als⸗
dann abzufiltricen und aus ber abgelaufenen Fluͤſſigkeit durch Eins
dampfen die große Menge ber vorhandenen Salzſaͤure zu mtfernen,
wodurch man vermeidet, daß eine Übermäßige Dienge von Ammoniak⸗
falzen in bie Fluͤſſigkeit gelangt. |
Der fo durch Verdampfen von der Salzfäure befreite Ruͤckſtand
wird mit Wafler aufgenommen, erfolgt bie Löfung nicht vollftändig,
unter Zuſatz von einigen Tropfen Salzfäure; dann wird die Fluͤſ⸗
figkeit, wie a. a. O. gelehrt, mit Aetzö-Ammoniak, Eohlenfau-
tem Ammoniak, SchmwefelwafferftoffsAmmoniat gefällt
u, fe w., kurz, wie bort angegeben, von allen alkaliſchen Erden und
Metalloryden befreit, fo daß man zulegt nur Kaliumchlorid und
Natriumchlorid erhält, welche, wie früher gelehrt, duch Platin:
löfung weiter zerlegt werden.
In den meiften Fällen genügt es indeß, bie Erde fehr fein zu
erreiben und dad Pulver mehrere Tage lang mit Schwefelfäure zu
erhigen, ba hierdurch faſt alle Silicate zerlegt werden.
421
In dem Vorhergehenden ift die qualitative Unterfuhung der nach
und nah mit Waſſer, Salzfäure, Schwefelfiure und kohlenſaurem
Kali behandelten Ackererde ausführlich befchrieben worden. Es ift nun '
noch von der Prüfung auf einige Subftanzen zu reden, welche durch
diefe Unterfuhung nicht oder body nicht hinlänglid, ausgemittelt wor⸗
den find. Man hat nämlicy nody zu unterfuchen auf: |
Humusfäure Obgleich ſchon an dem Aeußern ber Ader:
erde die Gegenwart diefer Saͤure leicht erkenntlich, fo iſt doch diefe
befondere Prüfung nicht zu unterlaflen. Die Erde wird deshalb mit
einer Auflöfung von kohlenſaurem Natron in einer Digerir⸗
flafche bei einer Temperatur von 60 — 70 R. mehrere Stunden lang
digerirt, wobei die vorhandene Humusfäure ſich mit dem Natron zu
teicht 1öslichem humusfaurem Natron vereinigt. Nach bdiefer Zeit fil⸗
trirt man ab, und füßt den Ruͤckſtand auf dem Filter mit Waffer
fo lange aus, als das Ablaufende noch gefärbt erſcheint, was wegen
der denmächfligen Prüfung auf Humuskohle erforderlich ift.
Die ablaufende Fluͤſſigkeit iſt um fo ſtaͤrker braun gefärbt, je
mehr Humusſaͤure vorhanden; fie fällt bei der Neutralifation mit
Salzfäure im reinen Zuftande nieder.
Humuskohle. Hierzu muß die durch Behandlung mit koh⸗
Ienfaurem Natron von der Humusſaͤure befreite Ackererde, alfo der
dabei auf dem Filter bleibende Rüdftand, angewandt werden. Man
giebt denfelben, gleichviel, ob feucht oder troden, in eine Abdampf:
ſchale, Übergießt mit Kalilauge und erhigt nun einige Stunden hins
durch unter fortwährendem Umrühren, wodurch die .fogenannte Hu⸗
mustohle in Humusfäure umgewandelt wird, die durch das Kali zu
bumusfaurem Kali aufgelöft wird.
Die von dem nicht Aufgelöften abfilteirte Fluͤſſigkeit ift von
Humusfäurs mehr oder weniger braun gefächt und laͤßt auf Zuſatz
von Salzfäure Humusfäure fallen.
Pfianzentberrefte. Die Gegenwart ber Pflanzenüberrefte
giebt fi am beiten durdy genaue Beſichtigung der Adererde fund,
fie können aber auch dadurch nachgewieſen werden, daß nad) ber Ent:
fernung der Humusfäure und der Humuskohle der Rüdftand beim
Erhigen einen brenzlihen Geruch ausſtoͤßt und ſich ſchwarz färbt,
auch bleiben beim Sieben deffelben durch ein grobes Sieb die Wur⸗
zelfaſern u. ſ. w. auf dem Siebe zurüd,
Stidftoffhaltige Subflanzen. Eine kleine Quantität
422
der Erde wird mit ohngefähr gleichviel gebrannten und zerfallenen Kalkes
vermifcht und in eine unten zugeſchmolzene, etwa 4 Zoll lange und einige
Linien weite Glasroͤhre aus recht duͤnnem Glaſe gefhüttet, fo daß bie:
felbe ungefähr Zoll hoch mit dem Gemiſch angefült iſt. Mittelſt
eines loſe auf die Deffnung paflenden Korkes befefligt man einen
Streif gerötheten Lackmuspapiers in der Röhre und erhigt nun ben
untern Theil derfelben, welcher die Erde enthält, langſam über der
Spirituslampe. Wird das geröthete Lackmuspapier blau gefärbt, fo
ift dieß ein Zeichen, dag Ammoniak entmweicht, welches aus ben ſtick⸗
ftoffhaltigen: organifchen Neften der Erde ſich gebildet hat.
Hat man im MWafferauszuge der Aderede Ammoniat
gefunden, fo Eönnte, wie leicht einzuſehen, bie eben befchriebene Re⸗
action auch von dem in der Adererde fchon gebildet vorfommenden
Ammoniak herrühren, und man muß in diefem Falle einen mit Waf:
fer ausgezogenen Antheil der Erde der Prüfung unterwerfen.
Wachs und Harz. Durch die Pflanzen, welche der Boden
trug, kommt in denfelben Wachs und Harz, welche beide ſich lange
Zeit darin erhalten, da fie nur fehr ſchwierig eine Zerfegung erleiden.
Zur Ausmittelung der Gegenwart oder Abwefenheit diefer Subſtanzen
giebt man die getrocknete Adererde in eine trodene Digerieflafche,
übergießt fie mit Weingeift von wenigftens 90%, Tralles und er:
wärmt auf der Wärmplatte allmaͤhlig bis zum anfangenden Sieden.
Nun bringt man den ganzen Inhalt der Digerirflafhe auf ein zus
vor mit warmen Weingeift benaͤßtes Filter und fügt den Ruͤckſtand
mit kochendem Weingeift von angegebener Stärke aus.
Aus der ablaufenden Flüffigkeit, welche je nach dem Gehalte von
den erwähnten Subftanzen mehr oder weniger dunkel gefaͤrbt ift,
fcheidet ſich ſchon beim Erkalten ein Theil des aufgelöften Wachfes
aus, man dampft bis ohngefähr zur Hälfte ein (mobei ich zu beruͤck⸗
fihtigen bitte, daß die entweichenden Weingeiftdämpfe fehr brennbar
find) und laͤßt erfalten. Man filteirt dann von dem ausgefchledenen
Wachſe ab und laͤßt nun die ablaufende Flüffigkeit, welche nur noch
das Harz in Auflöfung enthält, bei gelinder Märme eindampfen, wo:
bei das Harz nebft einigen aufgelöften Salzen zuruͤckbleibt. Beim
Erhigen diefes Rüdftandes in einem Platintiegel giebt fi) das Harz
duch den Geruch, und bie ſtark rußende Flamme, mit welcher es
brennt, leicht zu erkennen. Auf diefelbe Weile verhält ſich auch das
abgefihiedene Wuchs beim Exhigen.
423
Indem ich hiermit die Anleitung zur qualitativen Unterfuchung ber
Adererde beende, muß ich noch die Bemerkung machen, daß die Unters
fuchung des Untergrundes im Wefentlichen ganz biefelbe ift, nur werden
fi) einige Stoffe nicht in ihm finden, nämlid bie, welche ihre Ent
ſtehung der Wegetation verdanken. So iſt die Gegenwart von Hus
musfäure, humusſauren Salzen, von Humuskohle und Pflanzenüber:
reſten, es wäre denn im Bruchboden, faum zu erwarten. An in Waſ⸗
fer leicht loͤslichen Salzen ift dagegen der Untergrund oft reicher als
die Ackerkrume.
Ehe ih nun zur quantitativen Unterfuchung der Adererde und
des Untergrundes übergehe, erlaube ich mir noch einen Rüdblid auf
die qualitative Unterfuhung zu werfen und gleihfam ald Pro Mes
moria für den Analytiker eine Eurz gedrängte ſyſtematiſche Ueberſicht
derfelben zu geben. Ich habe früher mitgetheilt, daß man von ber
Unterfuhung des Bodens für die Praris den meiften Nugen erwars
ten dürfte, welche in Beziehung auf den Vegetationsprozeß angeftellt
würde, und man wird finden, daß die Unterfuchung, fo viel in unfern
Kräften ſteht, auf diefe Weife ausgeführt wird.
Man behandelte die Erde mit Waſſer und erfuhr dadurch, welche
Eubftangen den Pflanzen am leichteften zugänglich find, melde fie
direct aus dem Boden aufnehmen koͤnnen.
Man behandelte weiter mit verdünnten Sduren und erkannte
fo diejenigen Körper, welche durch Einwirkung der Säuren, wie der
Kohlenfäure und der Humusfäure, zum Uebergange in die Pflanzen
geſchickt gemacht werben.
Den behandelte ferner mit concentrirter Schwefelfäutre
und lernte dadurch diejenigen Verbindungen Eennen, welche ſ wer
und langfam den Pflanzen zugänglich find.
Man behandelte darauf mit Fohlenfaurem Kali.und Bas.
ryt und erkannte dadurch diejenigen Mineralien, welche, wie fchon
oben erwähnt, für bie entferntefte Zukunft bie Fruchtbar—
Leit des Bodens bedingen koͤnnen.
- Außerdem wurde auf das Verhältniß der abfhlämmbaren
Theile zu den nicht abfhlämmbaren Theilen Rüdfiht ge
nommen und diefe leßteren wurben genau auf die erkennbaren Ges
birgsarten und Mineralien unterfucht und es wurde endlich
die Unterfuhung auf die vorhandenen Pflanzenüberrefte, ber
424
ſtickſtoffhaltigen insbefondere, auf vorkommendes Wade und
Harz, auf Humuskohle und Humusfäure: gerichtet.
Mer möchte wohl leugnen, daß ſchon durch diefe qualitative Un⸗
terfuchung ein fchönes Bild von der Zufammmenfegung und was das⸗
ſelbe fagen will, von der Ertragsfähigkeit des Bodens dem Analytiker
verfchafft werde, befonbers, wenn derfelbe, mie ich es früher angegeben
babe, einige quantitative Beflimmungen gleihfam als Anhaltspunkte
vornimmt,
Schematifhe Darftellung der qualitativen Unterfu:
hung der Adererde
Prüfung im Allgemeinen auf
Abſchlaͤmmbare Theile,
Pflanzenübderrefte,
ſtickſtoffhaltige Subftanzen,
Humuskohle,
Humusſaͤure,
Wachs und Harz.
Prüfung im GSpeciellen auf die nach und nach
durch Waffer,
durch verbünnte Säure,
durch concentrirte Schwefelſaͤure, ausziehbaren Theile,
durch kohlenſaures Kali
und zwar den Waſſerzug auf
extractive und ſtickſtoffhaltige Subſtanzen,
Humusſaͤure, Kali,
Salpeterſaͤure, Natron,
Kohlenſaͤure, Kalk,
Schwefelſaͤure, Talkerde,
Phosphorſaͤure, Alaunerde,
Kiefelfäure, Manganorydul,
Chor, Eifenorpdul,
Ammoniat, Eiſenoxyd,
den Auszug durch verduͤnnte Saͤuren auf
Kieſelſaͤure, Talkerde,
Schwefelſaͤure, Alaunerde,
425
Phosphorfäure, Manganorydul,
Chlor, Manganorypd,
Kali, Elſenoxydul,
Natron, Eiſenoxyd,
Kalk,
den Auszug durch concentrirte Schwefelſaͤure auf
Phosphorſaͤure, Talkerde,
Kali, Alaunerde,
Natron, Eiſenoxyd,
Kalt, Manganorydul,
den nach Auffchließen mit kohlenſaurem Kali und Baryt erhaltenen
Auszug auf
Phosphorfäure Talkerde,
Kali, Alaunerde,
Natron, Eiſenoxyd,
Kalt, Manganorybul.
Betrachtet man dieſe Darftelung, fo fcheint «8 kaum möglich,
ſich durch eine ſolche Analyfe durchzuminden ; die6 geht indeß, nachdem
man «6 einige Dale verfuht und den Gang derſelben etwas kennen
gelernt bat, ziemlich leicht und gerade das, was fcheinbar bie meiften
Schwierigkeiten macht, nämlich die Prüfung der verſchiedenen Aus:
züge, geht mit einzelnen Ausnahmen ſehr fehnell vor ſich.
Bei allen biefen Prüfungen ift nämlich die Ausmittelung ber
Schwefelſaͤure, des Chlor, der Salpeterfäure, Humusfdure, Eifen-
orpbs, Eifenoryduls, der Alaunerde, bed Manganoxyduls, Mangan:
oxyds, der Kalt und Talkerde bei einiger technifchen Fertigkeit in
einigen Minuten abgethan und nur bie Prüfungen auf Phos⸗
phorfäure und die Alkallen find etwas complicirter Natur, aber ohne
alle Schwierigkeit, wenn man ſich genau an die gegebenen Vorſchrif⸗
ten bält.
Mag ich aber noch fo forsfältig die einzelnen Erfcheinungen
und den Vorgang bei den verfchiebenen Operationen befchrieben ha-
ben, immer wird ber anfangende Analytiker finden, daß eine Opera:
tion ein auch zweimal mißgtäden muß, che man fichere Mefultate
erlangt; ift dann aber die Operation einmal gelungen, fo gelingt fie
immer unb man weiß Beinen Grund anzugeben, weshalb fie die er⸗
4%
fin Dale, wo man ſcheinbar ganz gleich verfuhr, nicht eben fo ger
lingen wollte.
Ganz befonders find es die anzuwendenden Mengen ber verfchie:
denen Auflöfungsmittel, die Verduͤnnung der Fluͤſſigkelten vor ber
Prüfung, die Quantität der zuzugebenden Reagentien, woräber nichts
oder doch nur fehr Allgemeines gefagt werden kann und wobei ein
durch einige Arbeiten bald zu erlangender Zact den angehenden Anas
lytiker leiten muß.
Noch muß id zum Beſchluß dringend darauf aufmerffam mas
chen, Keine der Prüfung auf die aufgeführten Beſtandtheile zu über
gehen. Man wird nämlich leicht geneigt, die Prüfung auf irgend
einen Körper zu unterlaffen, wenn man von demfelben bei einigen
Unterfuhungen nichts oder do nur Spuren davon angetroffen hat.
Dies wäre aber ein großer Fehler. Es find mir oft fünf bis feche
Adererden hinter einander vorgelommen, welche nur hoͤchſt geringe
Mengen von Manganorydul enthielten, während in der fiebenten, von
anfcheinend gleicher Befchaffenheit, bedeutende Mengen vorkamen.
Quantitative Unterfuhung ber Adererbe.
Zur quantitativen Unterfuchung muß man, wie leicht einzufehen,
von bderfelben Partie Erde nehmen, von welcher man die zur quali
tativen Unterfuhung verwandte Menge genommen bat.
Um aber genau übereinflinnmende Refultate bei der quantitativen
Unterfuchung zu erhalten, ift es durchaus nothwenbig, daß bie verfchies
denen zur Ausmittelung einzelner Subſtanzen verwandten Antheile der
Erde fih auf gleihem Grabe der Trockenheit befinden. Da fih nun
ber Seuchtigkeitögehalt der Erbe, als eines ſehr hygroſcopiſchen Körpers,
mit dem Feuchtigkeitszuſtande ber atmofphärifchen Luft ändert, fo
muß man fämmtliche zu den verfchiebenen einzelnen Unterfuchungen
zu verwendenden Antheile zu einer und berfelben Zeit abwaͤgen ober
man muß ftet6 dieſe Antheile von einer Portion Erde nehmen, die
bei fo hoher Temperatur getrodnet worden ift, daß fie kein Waſſer
‚mehr enthält.
Wir wollen diefer legten Methode folgen, weil fie einfacher if.
Da aber ber Schalt an feflem gebundenen Waffer ebenfalls be:
flimmt werben muß, fo wird biefer beſonders aus einer Partie Erde
beitimmt, die man einige Tage im Zimmer, vor Staub geſchuͤtzt,
427
auf eimem Zeller oder einem Bogen Papier ausgebreitet hat liegen
laffen, um bie vielleicht durch Regen bineingebrachte, fehr verdnderfiche
Menge Feuchtigkeit verbampfen zu laffen. So an der Luft, obne
Michülfe von kuͤnſtlicher Wärme, getrodinete Erde bezeichnet man mit
dem Namen Iuftrodene Erde.
Ich will in dem Folgenden die Ausmittelung ber verſchiedenen
Beſtandtheile in der Reihefolge mittheilen, wie fie für den Gang der
Unterfuhung am bequemften iſt. Man mird nämlich ſchon bei der
qualitativen Unterfuhung bemerkt haben, daß bald bie von ber Bes
ſtimmung des einen Körpers ablaufende Fihffigkeie oder der dabei
bleibende Rüdftand zur Beſtimmung eines andern Körpers verwandt
wird; daſſelbe findet nun auch bei ber quantitativen Unterſuchung
Statt, man kann aus’ ein und derfelben Quantität Erde und aus
ein und bemfelben Auszuge häufig eine ganze Reihe von Körpern
quantitativ beflimmen.
Ehe ich nun zu dem Specielen ber quantitativen Unterfuchung
übergehe, lege ich noch einmal ans Herz, Alles genau zu befolgen,
was ich früher über die dabei vorlommenden Operationen, fo über
das Abdampfen, Filtriren, Fällen und befonbers über das
Waͤgen geſagt habe, umd ich rathe dringend, die eine der Haupttu⸗
genden eines Analytikers, nämlich die Geduld fi anzueignen. Dan
wird im Anfange häufig verfucht, den Gang der Unterfuhung zu
befhleunigen, man kann das Reſultat nicht erwarten und begeht
Nachlaͤfſigkelten, die die ganze Arbeit zu einer werthlofen, und alle
darauf verwandte Mühe verloren machen. Beſonders ermahne ich,
nicht zu ungeduldig zu werden, wenn bie Siüffigkeiten Tangfam vom
Filter ablaufen, wie dies häufig bei Darftelung des Wafferauszuges
und bei der Beflimmung der Humusfäure der Fall iſt; man laffe es
fi) nie verdriegen, das Ausfüßen bis dahin fortzufegen, wenn bie auf
dem Filter befindliche Subftanz nichts Auflösliches mehr enthält, denn
nur dadurch erlangt man genaue Mefultate und verhindert ben Feh⸗
ler im Reſultate, ben man bei Anfängern nicht felten findet, nämlich
einen Ueberſchuß am Gewichte beim Zufammenabdiren ber einzelnen
quantitativ beflimmten Subſtanzen.
Man hat für die Richtigkeit einer quantitativen Unterſuchung
der Ackererde nicht die Controlle in ber Stöchiometrie, wie man fie bei
vielen andern chemifchen Unterfuchungen hatz ziemlich fichern Maaß⸗
ftab fir den Werth des Reſultates giebt indeß die Addition ber Ges
%
*
428
wichtsmenge der einzelnen Subſtanzen, deren Summa dem zur Un⸗
terſuchung genommenen Gewichte der Ackererde ſehr nahe kommen muß,
wenn die ganze Unterfuchung Zutrauen verdienen fol.
Mur bei der Aufführung der im MWaflerauszuge vorhandenen .
Mengen der einzelnen Gubftanzen hat man bisweilm eine genaue
Controlle in dem gefundenen Verhältniffe der Säuren zu ben Bafen.
Das Gewicht der gefundenen Säuren muß naͤmlich gerade hinrei⸗
hen, um die vorhandenen Bafen zu fättigen, vorausgefest, daß ber
Auszug kein freies Alkali enthielt und dies ift der gewoͤhnlichſte Fall.
Geſetzt, es wäre als Reſultat einer Unterfuhung aufgeführt, daB im
Waſſerauszuge 0,054 Sr. Kali, 0,046 Sr. Schwefelfäure, 0,053 Sr.
Natron und 0,072 Chlor gefunden wären, fo kann man ficher fein,
daß die Quantität des Kalis und der Schwefelfäure richtig gefunden
ift, denn 0,054 Kali verbinden fich gerade mit 0,046 Schwefelfäure
zu fchwefelfaurem Kali, aber man kann eben fo ficher fein, bag hin⸗
fihtlich der Beſtimmung des Natrond ober Chlors ein Fehler vorge:
gangen, denn die gefundenen 0,053 Gr. Natron, weihhe 0,039 Na:
trium entfprechen, Binnen fih nur mit 0,060 Chlor vereinigen, fo
daß alfo ein Ueberſchuß Chlor im Betrage von 0,012 Gr. vorhan⸗
ben; ober da das Chlor fich Leichter genau quantitativ beftimmen
läßt, als das Natron, kann man eher annehmen, daß die Menge des
Natrons zu niedrig gefunden wurde, in einem Verhaͤltniſſe, welches
man aus ben angegebenen Zahlen leicht berechnen kann. Die Ge
genwart von Humusfäure im Waſſerauszuge macht indeß biefe Con⸗
trolle ebenfalls nicht brauchbar, da deren Sättigungscapacität nicht ganz
genau bekannt iſt.
Für die Säureauszüge u. f. w. hat man aber keine ſolche Con⸗
tolle, weil fich darin die Körper nicht in beftimmten Verhaͤltniſſen
vorfinden. Wegen dieſes großen Mangels an einer guten Gontrolle
ft auf die Ausführung der Analyfe ber Ackererde die größte Genauig⸗
keit und Sorgfalt zu verwenden, denn nur, wo man biefe voraus
fegen darf, werben bie gefundenen Refultate ſich Zutrauen ermerben.
Kein Menſch kann dem Analytiker beweiſen, daß die von ihm gefun-
denen Refultate uneichtig find, wenn berfelbe nichts von ber zu feis
ner Unterfuhung benugten Portion der Erde aus der Hand giebt,
denn neue vom Ader gefammelte Mengen können bisweilen verſchie⸗
dene Mefultäte geben, wenigftens kann ber Analytiker immer diefen
nicht zu beftreitenden Einwand machen. Man muß alfo, wie leicht
- 429
einzufeben, die Refultate auf Treu und Stauden für wahr annehmen, .
Laffen nun aber die Reſultate einer Unterfuchung irgend einen nach
weisbaren abfichtlichen Verſtoß gegen die Wahrheit erkennen, fo wird
Niemand dem Analytiker mehr Glauben fchenten, er wird das Zus
trauen für immer verloren haben.
A. Beftimmung bes Waffergehaltes.
Man waͤgt 100 Grammen der Iufttrodenen Erde ab, bringt
diefelbe auf einen: Teller oder eine Taſſe von Porzellan und ermärmt
auf der Waͤrmplatte nach und nach endlich fo ſtark, als es ohne Ver:
lüchtigung und Zerſetzung eines andern Körpers geſchehen kann.
Nach einigen Stunden, während deren man fehr vorfihtig (um Ver⸗
tuft zu vermeiden) die Erde umgeruͤhrt hat, Iäft man dieſelbe auf
einer mäßig warmen Stelle, mit einem andern Zeller ober einer Un⸗
tertaffe bedeckt, ziemlich erkalten und waͤgt dann fofort und ſchnell.
Nah diefer erften Waͤgung wird die Erde zum zweiten Male auf
die Wärmplatte gebracht und nad) einiger Zeit zum zweiten Mate ihr
Gewicht beſtimmt. Findet ſich dies gleih dem bei ber erſten Wä-
gung gefundenen, fo fann man annehmen, daß alles auf diefe Weiſe
zu entfernende Waſſer vollſtaͤndig entferne ift, findet ſich aber das
Gewicht bei der zweiten Wägung geringer, als bei der erften, .fo muß
von Neuem die Erde auf die Wärmplatte gebracht werden und dies
zwar fo oft, bis zwei auf einander folgende Waͤgungen ganz gleiche
Refultate geben.
Was die Erbe bei ber Iegten Waͤgung weniger wiegt, als 100
Grammen, ift für Feuchtigkeit in Rechnung zu bringen.
Man kann hier den Einwand machen, daß neben dem Waſſer
beim Erhigen fich etwas Ammoniak und die von der Erde abforbirte
Luft verflüchtigen ; dies iſt allerdings der Fall, aber der dadurch her:
vorgebrachte Unterfchied Bann für unfern Zweck ganz unberhdfichtigt
gelaffen werden.
Diefe fo vouſtͤndig ausgetrocknete Erde, die wir im Gegen⸗
ſatze zu der lufttrocknen, getrocknete nennen wollen, wird
nun, wie ſchon vorhin erwaͤhnt, zu den meiſten weitern Verſuchen
benutt. |
Zw einigen Verſuchen iſt es indeß nothwendig oder dad) beſſer,
die lufttrockene Erde zu verwenden, man nimmt dann von dieſer
eine im Verhaͤltniſſe des Feuchtigkeitsgehaltes groͤßere Menge, um eine
430
Nechnung bei dem erhaltenen Befultate nicht nöthig zu haben, z. B.
die 100 Grammen der lufttrockenen ‚Erbe haben beim Trocknen 90
Stammen hinterlaffen, fo find in derſelben 10 Grammen Feuchtigkeit
enthalten.. Wollte man nun eine Gemwichtämenge lufttrockener Erde
zur Unterfuhung anmwenden, die gerade 100 Grammen geerockneter
Erde entfprächen, fo hätte man (90: 100 = 100: 111) 111 Gram⸗
men von derfelben zu nehmen.
Man erhält, wie leicht einzufehen, bei Anwendung von getrock⸗
neter Erde zu den Unterfirhungen dad Wafler nicht mit als Beitand-
theil aufgeführt, wollte man dieſes haben, fo mäßten alle einzelnen
Gewichtsmengen in dem Verhaͤltniſſe des Waffergehaltes verringert
werden. Dies tft bisweilen von Intereſſe, z. B. wenn 'man gleich
Überfehen will, wie viel von den einzelnen Beſtandtheilen in einem
Morgen der Adererde enthalten if. Angenommen alfo, man hätte
aus unferer Erde, die 10 Prozent Waſſer enthielt, 3 Prozent Tohlens
fauren Kalk erhalten, indem man die getrodinete Erde zu der Unter:
fuchung verwandte, fo werben in der lufttrockenen Erde (100: 90 —
3:x) 3,7 Prozent Eohlenfaurer Kalt enthalten fein und fo merben
alfe übrigen Gewichtsmengen in dem Berhältniffe von 100:90 ver
eingert werden muͤſſen. Man erhält dann natuͤrlich anftatt‘100 Sr.
nur 90 Gt. in Summa und bie fehlenden 10 Gr. find für Waffer
in Anſpruch zu nehmen.
Noch muß ich bemerken, daß bei der Beſtimmung des Waffen
gehalte® der Iufttrodenen Erbe etwa vorhandene zufammengebadene
Klumpen forgfältig in einer Reibſchale zerrieben werben miffen, weil
aus diefen die Feuchtigkeit nur hoͤchſt langſam verdunften wuͤrde.
B. Beltimmung der Dumusfänre.
40 — 100 Srammen (je nah dem ſchon durchs ALuher⸗ zu
erkennenden größeren oder geringeren Gehalt an Hummsfäure) in
einer Digerieflafche mit einer Auflöfung von tohlenfaurem Natron
übergoffen und mehrere Stunden bei 60 — 70° 8. digerirt. Nach
beendeter Digeftton ben ganzen inhalt der Flaſche forsfältig auf ein
gewogenes Filter gebracht und ber auf diefem bleibende Ruͤckſtand
ausgefhßt, bis die ablaufende Fluͤſſigkelt ungefaͤrbt iſt.
Die abfiltrirte mehr oder weniger braun gefaͤrbte Fluͤſſigkeit wird
in einem geräumigen Cplinder unter Umruͤhren mit einem Glasſtabe
431
mit fo viel Salzfäure in Heinen Portionen verſetzt, daß fie anfängt,
ſchwach fauer zu reagiren, wo bann bie aufgelöfte Hunrusfäure in
Geſtalt brauner Flocken ſich abfcheibet.
Bei der Zugabe der Saͤure muß man fi) wegen heftiger
Entwidelung von Koblenfäure vor dem Ueberfteigen der Fluͤſſigkeit
hüten.
Die Fluͤſſigkeit wird nun in ein getvogenes Filter gegeben, auf
welhem die Humusfäure als eine braune hybdratiſche Maſſe zur
ruͤckbleibt, die man fo lange mit Waſſer ausfüßt, ald das Ablaufende
noch ſtark fauer reagirt, alfo Lakmus noch lebhaft roth färbt. (Ges
ringe faure Reaction kann von Humusfäure herrühren). Man läßt
das Filter mit der Humusfäure, auf einige Lagen Fließpapier gelegt,
erft lufttrocken merben, trodinet es dann auf der Wärmplatte, fo lange
das Gewicht noch verringert wird, wägt und erhält nach Abzug des
Gewichtes des Filters die Menge der Humusfäure Darauf
äfchert man das Filter mit der Humusſaͤure im Platintiegel vorfichtig
ein, mwägt die erhaltene Afche, zieht von deren Gewicht das Gewicht
der Fitterafche ab und erhält fo das Gewicht der unorganifhen Sub»
ftanzen, (Kiefelerde) welche gleichzeitig mit der Humusfäure aus ber
Adererde aufgelöft und durch die Salzſaͤure niedergefchlagen worden
find. . Dies Gewicht wird von dem Gewichte ber Bumusfäure
abgezogen.
. ‘
3. B. Filter zur Humusſaͤure | 0,250 Grammen,
. Filter mit der Humusfäure 0,865 s
alfo Humusfäure 0,615 ⸗
Ruͤckſtand vom Einaͤſchern 0,020
dann ab fuͤr Filteraſche 0,006
bleibt fuͤr unorganiſche Beſtandtheile
der gefaͤllten Humusſaͤure 0,014 .
diefe abgezogen von obigen 0,615 Gr.,
bleibt für reine Humusfäure 0,601 Grammen.
Der von der Behandlung der Adererbe mit Tohlenfaurem Nas
tron auf bem Sitter bleibende Ruͤckſtand wird getrocknet umd gewo⸗
gen, er muß nad Abzug des Gewichtes des Filters gerade fo viel
am Gewicht. verloren haben, als das Gewicht der Humusfäure vor
ben Eindfdyern berfelben betrug, in dem eben aufgeführten DBeifpiele
alfo 0,615 Grammen, fo daß, wenn 100 Grammen Erde in Unter⸗
432
fuhung gezogen worden find, der Rüdftand 99,385 Grammen tie:
gen wird. *)
C. Beltimmung ber Humuskohle.
Hierzu ift der von der Beſtimmung ber Humusfäure (B) blei⸗
bende Rüdftand zu verwenden. Da derfelbe aber nach dem Trocknen
nicht vollftändig vom Filter herunter gebracht werden Tann, fo nimmt
man von ihm, nachdem er forgfältig gemengt worden, um ihn ganz
gleichartig zu machen, ber leichten Rechnung wegen einen einfachen
Bruchteil, wie die Hälfte ober den vierten Theil. Hat, wie bei B
angegeben, z. B. der Ruͤckſtand 99,385 Grammen gewogen, fo kann
man davon 49,692 Srammen fidy abwaͤgen, welche genau 50 Gram⸗
men ber getrockneten Adererbe entfprechen , wo bann die gefundene
Menge Humustohle, mit 2 multiplictet, den Gehalt von 100 alfo in
Prozenten giebt. Die Veftimmung wird nun im Allgemeinen auf
folgende Weiſe aufgeführt.
Man übergießt den abgetwogenen Ruͤcſtand in einer Abdampf⸗
ſchale mit maͤßig concentrirter Kalilauge und kocht das Gemiſch einige
Stunden lang unter Erſetzung des verdampfenden Waſſers, dann
bringt man nach Zugeben von mehr Waſſer die Maſſe auf ein ge⸗
wogenes Filter und ſuͤßt, nachdem die Fluͤſſigkeit abgelaufen, ſo lange,
bis das Ablaufende ungefaͤrbt iſt. War die Menge der vorhandenen
Humuskohle nicht bedeutend, ſo iſt dieſelbe durch einmalige Behand:
fung mit Kalilauge vollftändig in Humusſaͤure umgeaͤndert, alſo auch
*) Außer der Humusfäure will man in der neueren Zeit au Quell:
fäure, Quellfagfäure und einige andere, aus dem Humus hervorgegan⸗
gene, Säuren in der Ackererde und dem Untergrunde gefumben haben. Die
fogenannte Quell» und Quellfagfäure ſollen aus Kobienftoff, Sauerftoff, Wars
ſerſtoff und Stidftoff beftehen, indeß bin ich der Meinung, daß es nur
verfchiedene Verbindungen von Ammoniak und Bumusfäure find. Dagegen
dürften wohl noch einige ber Humusfäure ſehr ähnliche Werbindungen, aus
Kohlenſtoff, Sauerfloff und Waſſerſtoff beſtehend im Beben vorkommen; bevor
ſich aber hieruͤber etwas mit Gewißheit ſagen laͤßt, muͤſſen erſt noch mehr Ver⸗
ſuche angeſtellt werden; denn die bisherigen genuͤgen noch nicht. Sollte man
aber auch wirklich mehrere dergl. Verbindungen im Boden nachweiſen, ſo glaube
ich nicht, daß ſie ſich bei der pflanzennaͤhrung viel anders als die Humus⸗
ſaͤure verhalten werden. ©p.
433
vollſtaͤndig geloͤſt, war aber die Menge bedeutend, was fich leicht
durchs Aeußere zu erfennen giebt, fo muß die Behandlung mit Kall:
lauge noch ein auch wohl noch zwei Mal wiederholt werden. Man
laͤßt dann den Rüdftand auf dem Filter lufttrocken werden, ſchuͤttet
denfelben fa vollftändig, als es nur angeht, vom Zilter in die Abe
dampffchale und kocht aufs Neue mit ber Kalilauge; bas Filter felbft
aber wird forgfältig zufammengebogen in den Trichter gelegt und
durch daſſelbe die erhaltene Fluͤſſigkeit wieder filtrirt, nachdem man «8,
wie gewöhnlich, vorher angefeuchte. Man koͤnnte auch, um Zeit zu
erfparen, den Rüdftand feucht vom Filter nehmen, aber bies kann
nicht fo vollftändig gefchehen, auch iſt man dabei leicht einer Zerreis
fung des Filters ausgeſetzt.
Die erhaltene braune Auflöfung von humusfaurem Kali ‘wird
nun, wie bei B, buch Salzfäure zerlegt, die Humusfäure auf einem
gewogenen Filter gefammelt, ihr Gewicht beftimmt, bann eingeäfchert,
die Menge dee mit niebergefallenen Kiefelfäure zu ermitteln und fo
das Gewicht der reinen Humusfäure gefunden (fihe B). Man kann
für diefelbe ein gleiches Gewicht Humuskohle in Rechnung bringen.
Dir nach dee Behandlung mit Kalitauge auf bem Filter geblies
bene Rüditand wird mit biefem getrodnet und getvogen. Der flätts
findende Gewichtöverluft muß unter allen Umftänden entiveber bem
gefundenen Gewichte der Humusfdure gleich fein, oder er muß
größer fein, letzteres deshalb, weil buch das Kalt Subftanzen mit
aufgetöft fein koͤnnen, die durch Salzfäure nicht wieder gefällt werben.
Hände man den Gewichtöverluft Eleiner, fo waͤre dies ein Zeichen,
daß die Humusfäure nicht volifländig ausgetrodnet worden, und man
muß dann, um ein uͤbereinſtimmendes Refultat zu erhalten, ſtets dies
kleinere Gewicht für Humu skohle in Rechnung bringen, alfo biefe
aus dem Gewichtsverlufte beſtimmen.
Nehmen wir an, daß der mit Kalilauge behandelte Ruͤckſtand
in unferm Beifpiele alfo von. 49,632 Granmen der mit kohlenfaus
rem Natron ‚behandelten Erde 47,572 Grammen wiegt, fo find für
Humuskohle niche mehr als 2,12 Grammen In Rechnung zu brins
gen, wenn man aud mehr Hummefäure durch Ausfällen erhalten
bitte. Die Erde enthält hiernach alfo 4,24 Prozent Humuskohle.
28
434
D. Beftimmung ber Pflangenäberrefte.
100 Grammen der ſcharf getrodineten Ackererde werben in einen
heſſiſchen ober in einen porzellanenen Ziegel gebracht, biefer ſtark ange⸗
wärmt, dann fchrig auf die langfam anbrennenden Kohlen bes chemi⸗
fchen Ofens gelegt und nun durch gehörig, mittelft des untern Thür:
chens vermehrtes Feuer fo lange erhitzt, bis alle vorhandenen organi-
fhen Subſtanzen zerſtoͤrt ſind, ſich Leine glähende Kohle mehr im
Ziegel zeigt und bie anfangs ſchwarzgefaͤrbte Erde wieder heilfarbig
geworden ift. ine, einige Zeit andauernde, ſehr mäßige Gluͤhhitze
reicht zur Ausführung dieſes Verbrennungsprocefies vollkommen hin.
Bei dem Erhigen iſt der Ziegel offen zu halten und fein Inhalt von
Beit zu Zeit mittelft eines thönernen Pfeifenflieles vorſichtig umzu⸗
rühren, damit der Sauerfloff der Luft die entflandene Kohle vollſtaͤn⸗
dig verbrennen Eönne Iſt der Prozeß beendet, fo läßt man ben
Tiegel ziemlich bedeckt erfalten, bringt den Inhalt unter Mithuͤlfe
einer Federfahne voliftändig aus demfelben heraus und wägt ihn.
Der flattgefundene Gewichtsverluſt zeigt natürlich das Gericht
aller in der Erde enthaltenen organifchen Subſtanzen, alfo dr Hu:
musfäure, Humuskohle und ber Pflanzenüberrefle zu-
fammen an. Zieht man von biefem Gewichte das Gewicht der bei
B und C gefundenn Humusfäure und Humustohle ab, fo -
ift, was dann noch bleibt, wie leicht einzufehen, das Gewicht der
Pflanzenuͤberreſte.
Hätten z. B. die 100 Grammen Erde nach dem Gluͤhen 52,250
Grammen gewogen, alfo einen Gewichtsverluſt von 7,850 Grammen
erlitten, ſo kaͤmen in denſelben, wenn wir die in dem Beiſpiele bei
B und C gefundenen Mengen Humusſaͤure und Humuskohle
zuſammen 4,855 Gr. betragend annehmen, 2,995 Gr. oder Prozente
Pflanzenüberrefte vor.
Ber dem Erhigen der Erbe im Ziegel muß man fich fehr hüten,
daß bie Tempetatur zu hoch gefteigert werde, ich mache noch einmal
darauf aufmerkfam,, daB man durch längere Zeit anhaltende Dunkel:
rothglähhige volllommen ben Zweck erreicht und dabei ficher ift, Beine
beträchtliche Menge Kohlenſaͤure gu entfernen, wenn wicht große Quan⸗
titäten Eohlenfaurer Talkerde vorhanden find. - Finden ſich aber große
Mengen Eohlenfaurer Talterde, fo wird, da die Kohlenfäure bderfelben
fhon bei mäßiger Gluͤhhitze ausgetrieben wird, alfo mit für organifche
435
Subftangen in Rechnung kommt, ber Gewichtsbetrag der Pflanzen:
überrefte unrichtig, naͤmlich zu groß und baffstbe findet auch Statt,
wenn bei vorhandener großer Menge (über ein Prozent) kohlenſauren
Kalks die Temperatur beim Gluͤhen zu hoch war, weil auch diefer
in ziemlich hoher Temperatur feine Kohlenſaͤure entläßt.
Es ift daher immer zmedimäßig, die geglühte Erde, nachdem
man biefelbe genau gewogen, in einer Untertafle oder wieder in dem
Tiegel mit einer Auflöfung von Eohlenfaurem Ammoniak zu beſeuch⸗
ten und nun auf der Wärmplatte oder im Ofen ſtark auszutrodinen,
bei einer Temperatur, bie aber nicht zum Gluͤhen gefleigert werden
darf. Man waͤgt nad) ziemlihem Erkalten wieder; findet ſich das
Gericht wie früher, alfo unverändert, fo tft Leine Koblenfäure durch
Gluͤhen entfernt worden. Findet aber Gewichtsvermehrung flatt, fo
war dur das: Gluͤhen der Kalk oder die Talkerde wenigſtens theil⸗
weiß ihrer Kohlenfäure beraubt worden, und fie haben nun biefelbe
aus dem kohlenfauren Ammoniak wieder aufgenommen, man muß
dann, wie leicht einzufehen, das Befeuchten mit kohlenſaurem Ammo⸗
niat und_ das Entfernen beffelden durch flarkes Trocknen fo oft wie⸗
derholen, bis zwei auf einander folgende Waͤgungen ein gleiches Mes
fultat geben, wonach man bann bie Gewichtszunahme von dem erften
Gluͤhverluſte in Abzug zu bringen hat.
Angenommen, «8 waͤre in unferm Beifpiele nad) mehrmaligem
Befeuchten dergleichen Erde mit kohlenfaucem Ammoniak bas Gewicht
derſelben 92,50 Grammen gefunden worden, fo hat fie 0,250 Sram:
mm am Gewicht zugenommen und der wirkliche Gluͤhverluſt ift alſo
nicht 7,75 Grammen, fondern nur 7,590 Grammen, wo bann nad
Abzug bed Berichts bee Humusfäure und Humuskohle nur 2,745
Grammen für Pflanzenüberrefte verbleiben.
Man koͤnnte noch die Frage auftiverfen, warum man nicht aus
dem Ruͤckſtande von ber Beſtimmung der Humuskohle (C) duch auf
ähnliche Weife ausgefährtes Gluͤhen bie Menge der Pflanzenüberrefte
direct beftimnst. Hierauf ift zu erwidern, daß zur Controlle dies zu
hun ſehr zweckmaͤßig if, man Afchert dieſen Ruͤckſtand gleich mie bem
Fiiter ein, und zieht von bem Berichte ber fo gegiähten Erde das
Gewicht der Filteraſche ab, was aber kaum in Betracht kommt, da
alle Humusfäure und alle Humwslohle vorher aus der Ackererde ent»
fornt werben war, beshalb muß der Gluͤhverluſt direct die Menge der
Pflanzenuͤberreſte anyigen. Aber ich bemerke dabei, was fchon oben
28*
436
bei C angebeutet worden, daß die Kalilauge aus ber Ackererde nicht
felten neben der Humuskohle auch andere Subftanzen, als Kiefelfäure
und Alaunerde auszieht, wodurch alfo natürlich das Nefultat ganz
unrichtig werden würde,
Noch will ich bemerken, daß dieſe Gewichtsbeſtimmung der Pflan-
zenhberrefte kein zuverlaͤſſiges Reſultat giebt, wenn in der Adlererde
fehe viel Alaunerbehpybrat vorfommt, weil man dann für Pflans
zenüberrefte das hält, mad eigentlih Waffer (dad des Alaunerdehy⸗
drates) ift.
Die durch das Gluͤhen von allen organifchen Subftanzen befreite
Erde kann Übrigens fehr zweckmaͤßig zur Beſtimmung vieler andern
Subftanzen benust werben, in welchen Gewichtsverhaͤltniſſen man bie
felbe, um Rechnungen zu vermeiden, nehmen muß, wird aus frühern
einleudytend fein.
Es haben in unferm Beifpiele 100 Gr. Iufttrodiene Erbe 92,50
Gr. geglühte Erde gegeben, wollte man alfo einen Waflerauszug bar:
ſtellen, fo wäre für 200 Grammen der lufttrocknen Erde nur 185
Gr, gegiühte Erde zu nehmen, und fo bleibt für alle zu berechnenden .
Mengen das Verhaͤltniß daffelbe.
E. Beflimmung ber Kohlenfäure.
Es iſt immer von großem Intereſſe, direct die Menge der in
ber Ackererde enthaltenen, chemifch gebundenen Kohlenfdure zu beftims
men, weil man dadurch allein ermitteln kann, ob die in dem Säure:
auszuge gefundene Kalkerbe, Talkerde u. f. w. als kohlenſaure ober
als Eefelfaure Verbindungen in der Adererbe vorkommen. Iſt ndms
lich die Menge der direct gefundenen Koblenfäure zur Sättigung bies
- fee Bafen nicht hinreichend, fo muß man annehmen, daß ein heil ders
felben in Verbindimg mit Kiefelfäure oder auch anderen Säuren vorkam.
Zur Beſtimmung der Koblenfäure verwendet man bie getcodinete
Erde oder von ber lufttrocknen Adererde eine Quantität, welche einem
einfachen Gerichte, alſo etwa 50 oder 100 Grammen der getrods
neten Erbe, entſpricht. Man verführt dabei auf folgende Weiſe.
Eine geräumige Digerirflafche wird mit einem Gemifch von 1 Theil
concentrirter Salzfäure und 3 Theilen Wafler bis ohngefähr zur
Hälfte angefält, und auf ber größern Waage genau in das Gleich⸗
gericht gebracht. Auf die Wangfchale, weiche die Gewichte trägt,
EZ
437
legt man nun noch das Gewicht von der zur Unterfuchung zu vers
wenbenden Erde, alfo in unfern Beifptelen 50 oder 100 Grammen.
Man nimmt nun die Flaſche mit der Säure von ber Waagſchale
und trägt in diefelbe in kleinen Portionen die abgewogene Menge ber
Erde, mobei nad) jedesmaligem Eintragen, um das Verſpritzen durch
die entweichende Koblenfäure zu vermeiden, das Glas etwas fchräg
zu Halten iſt. Iſt auf diefe Weile nach und nach die ganze Menge
ber Erde eingetragen, fo fest man die Fluͤſſigkeit einige Augenblicke
auf die Wärmeplatte, um die Kohlenfäure vollends auszutreiben, und
entfernt mitteift Einblafen buch ein Glasrohr bie über der Fluͤſſig⸗
Leit ſtehende Koblenfäure aus dem Gefäße.
Iſt alles dies gefchehen, fo wird die Digerirflafche wieder auf
die Waagſchale geftellt. Wäre nun keine Kohlenfäure entwichen, fo
würde, wie leicht einzufehen, die Waage im Gleichgewichte fein, weil
man auf die andere Waagſchale genau das Gemicht der Erde gelegt
hat. Es wird ſich aber, wenn bei dem Eintragen der Erde Aufbrau-
fen ftatt ‚fand, zeigen, daß man, um das Gleichgewicht herzuftellen,
Gewichte auf die Wangfchale legen muß, welche bie Flaſche trägt.
Diefe Gewichte dräden nun, wie leihteinzufehen, das
Gericht der entwihenen Kohlenfäure aus Sind in un:
ferm Beifpiele alfo noch 2,15 Grammen auf diefe Waagfchale zu
legen, fo enthalten 50 Grammen ber Erde 1,15 Gr. Koblenfäure,
100 alfo 7,3 Grammen. Hände fih nun, daß bie im Saͤureaus⸗
zuge von 100 Gr. gefundene Kalk: und Talkerde durch die 2,3 Gr.
Koblenfäure nicht vollftändig neutralifict würde, fo muͤſſen beide Ba⸗
fen wenigſtens zum Xheil ald Biefelfaure, hHumusfaure oder phosphors
faure Salze in der Ackererde enthalten geweſen fein.
100 Gr. Kohlenfäure verbinden fidy mit 128,7 Gr, Kalkerde,
934 Sr Talkerde.
Man kann Übrigens auch bie Beilimmung der Koblenfäure bei
Darftelung des Saͤureauszuges vornehmen, ober was baffelbe ift, man
kann bie von ber Beſtimmung der Kohlenfäure in dee Digerirflafche
befindliche Stüffigkeit zum Saͤureautzuge benugen.
. 638
F. Beflimmung bes Wachſes und Harzes.
100 Grammen ber getrodinsten Erbe werden in einer Digerir-
flafhe mit Weingeift von 90%, Tr. Übergoffen, damit einige Zeit
digerirt und zufegt die Fiäffigkeit einige Minuten fieden gelaffen.
Während beffen iſt ein Filter im Trichter mit heißem Weingeift von
derfeiben Stärke benegt worden, auf welches man dann die fiedenbe
Flüſſigkeit bringt. Sie läßt fi von der Erde leicht abgießen. Die
im Glaſe ruͤckſtaͤndige Erde wird noch einmal auf gleiche Weiſe mit
Meingeift ausgekocht und dann volftändig aufs Kilter geſpuͤt. Man
fügt mit kochendem Weingeifte aus.
Aus den abfilteirten geifligen Fluͤſſigkeiten fcheibet fih beim Er:
falten ein Theil des Wachſes in Flocken aus; der andere Theil beim
Berbampfen derſelben bis auf ohngefähr die Hälfte ihres Volumens.
Beim Erkalten der eingedampften Ftäffigkeit wird dieſelbe auf
ein gewogenes Filter gebracht, auf welchem das Wachs zuruͤckbleibt,
während die Harzloͤſung abläuft. Das Filter mit dem Wachfe wird
bei gelinder Temperatur getrodnet und gewogen; nad) Abzug bes
Filtergewichtes, (weiches man ebenfalls nur bei mäßiger Temperatur
getrocknet, gewogen hat) erhält man bas Gericht des Wachſes. Es
ift in der Regel gering.
Die vom Wachſe abfiltrirte Fluͤſſigkeit laͤßt man in gelinber
Wärme verdunften, zuletzt, wenn ihr Volumen nur gering if, in
einem gewogenen Uhrgfafe, es bleibt zurüd ein Gemifh von Harz
und Chloriden. Man uͤbergießt den Kuͤckſtand mit Waſſer, in wel⸗
chem fich die Chloride loͤſen; die Löfung laͤßt fich leicht von dem nicht
geloͤſten Harze abgießen; iſt dies gefchehen, fo trodnet man das Harz
in gelinder Wärme und wiegt es mit dem Uhrglafe. Nach Abzug
des Gewichts des letztern erfährt man das Gewicht des reinen Har⸗
zes. Nur in feltnen Fällen iſt deffen Menge beträchtlich.
"Sollte Wachs und Harz In betraͤchtlicher Menge gefunden wer
den, fo muß man ihre Gewicht von dem Gewichte der gefundenen
Humusfäure abziehen, da Tich beide im Tohlenfauren Natron auflöfen,
und durch Säuren wieder niedergefchlagen werden. Im diefem Falle
ift es recht gut, Die ausgefchiedene Humusfäure (B), nachbem ihr
Gewicht troden beflimmt ift, mit kochendem Weingeift von angege:
bener Stärke zu behandeln, welche das babei befindliche Wachs und
Harz Iöfen wird. Auch die bei der Bellimmung ber Humuskohle
439
erhaltene Humusfäure (C) kann auf gleiche Weile mit Weingeift bes
handelt werden. Da die Humusfäure zur Behandlung mit Wein-
geift nicht vollftändig vom Zilter genommen werben kann, fo unter⸗
wirft man einen Xheil berfelber dieſer Behandlung und berechnet das
Refultat auf die ganze vorhandene Menge ber Humusſaure, wie dies
fruͤher ausfuͤhrlich mitgetheilt worden iſt.
Man kann indeß allen dieſen verfehiebenen Arbeiten und Bes
mühungen leicht dadurch entgehen, dag man bei einer Erbe, melde
reich an Harz und Wachs fein wird, wie 5. DB. bei ber Heideerbe
ober Brucherde, die Unterfuchung mit der Bellimmung des Harzes
und Wachfes beginnt, und die von diefen befreite Erbe zur Beſtim⸗
mung ber Dumusfäure, Humuskohle und Pflanzenüberrefte anwenbet.
G. Beftimmung des Stidfloffgehalres.
Bei der großen Wichtigkeit des Stickſtoffs für die Wegetation
ift die Beſtimmung der Menge defjelben, die in den organiſchen
Meften der Erde vorkommt, ganz unerläglih. Dan verwendet hierzu
die lufttrockne Erde in einem folhen Verhaͤltniſſe, daß durch das ans
gewandte Gewicht eine einfache Gewichtsmenge der trodnen Exbe
repräfentirt wird, um lange Berechnungen zu vermeiden. In ber
bei A. als Beifpiel angeführten Erbe wurbe der Waffergehalt zu 10
Prozent gefunden, fo daß alfo 111 Grammen von biefer lufttrocknen
Erde 100 Grammen getrodneter entfprechen. (90 : 100 = 100: 111.)
Es ift faſt immmer nothiwendig, eine recht bedeutende, etwa 500 Gr.
getrockneter Erde, entfprechende Menge Iufttrodiner Erbe zu diefer Be:
flimmung zu verwenden. In unfern Beiſpielen würden dies alfo
535 Grammen fen. Man mengt die Erde mit ihrem gleichen Ge:
mwichte gebrannten und gelöfchten Kalle, fehlittet dies Gemenge fchnell
in eine beichlagene Retorte, befeſtigt an dem Schnabel derfelben ein
Glasrohr und legt die Metorte auf eine thönerne Unterlage in den
chemiſchen Dfen, in welhem man bie Kohlen langfam in Brand
fest. Das Glasrohr wird in einen fehrägliegenden Cylinder geleitet,
der mit Waſſer, dem eine geringe Menge Salzfäure zugefegt worden,
ohngefaͤhr bis zur Hälfte angefült if. In die Fluͤſſigkeit des Cylin⸗
ders bringt man gleichzeitig ein Feines Stud Ladmuspapier, das na:
türlih von der Säure geröthet wird.
Beim Erhitzen des Inhaltes der Retorte, das zulegt bis zum
440
Gluͤhen derſelben gefteigert volrd, entwickelt ſich ſowohl das Ammo-
niak, welches als ſolches ſchon in der Ackererde vorkommt, als auch
das Ammoniak, welches beim Erhitzen aus den ſtickſtoffhaltigen Koͤr⸗
pern ſich bildet, und wird von der im Cylinder befindlichen Salzfäure
gebunden. Sollte die Menge des entweichenden Ammoniaks fo be-
deutend fein, daß bie vorgefchlagene Salzfäure durch daſſelbe gefättigt
“würde, (was man an eintretender Blaͤuung des rothen Lackmuspa⸗
piers fofort erkennt) fo muß eine neue Quantität Salzfäure in den
Cylinder gefchüttet werden. Hört bei fehr flartem Erhigen ber Re⸗
torte die Entwidelung de Ammoniaks auf und bemerft man, daß
bie vorgefchlagene Flüffigkeit in das Glasrohr und bie Retorte fleigen
will, fo muß man durch fehr heftiges Feuer diefelbe wieder aus dem
Glasrohr heraustreiben, und dann fofort den vorgelegten Cplinder mit
der Fluͤſſigkeit entfernen, weil diefe fonft in den glühenden Bauch ber
Metorte treten und eine Erplofion verurfahen würde Man kann,
wenn man fehr vorfihtig zu Werke geht, auch eine gemwöhnlihe Di:
gerirflaſche flatt der Retorte verwenden, und erhitzt das Gemenge dann
über der Spirktuslampe, nimmt hierbei aber nur den fünften Theil
der Erde, alfo 111 Grammen.
Die Fluͤſſigkelt des Cylinders wird nun bei fehr gelinder Tem⸗
peratur auf ber Wärmeplatte zuerft in einer Abdampffchale, zuletzt,
wenn das Volumen fehr gering ift, in einem geroogenen Uhrſchaͤlchen
bis zur Trockne verdampft und der vollkommen trodne Rüditand,
welher Salmiak ift, auf dem Uhrglaſe gewogen, fo daß man nad)
Abzug des Gewichts des legtern das Gericht des Salmiaks erfährt.
100 Gr. Salmiak enthalten 32,0 Gr. Ammoniak und diefes
26,4 Gr. Stickſtoff. Sollte fih auf der Flüffigkeit im vorgelegten
Cylinder braunes empyreumatifches Del befinden, ober follte ſich dies
beim Eindampfen abfcheiden, fo muß man die Fluͤſſigkeit durch ein
mit Waſſer angefeuchtetes Filter filtriren, auf welchem das empyreus
matifche Del zurüdhleibt, und ausfüßen.
Es ift Schon oben bemerkt, daß beim Erhigen bee Retorte fos
wohl das Ammoniak entweicht, welches als ſolches in der Adererde
enthalten ift, als auch das erft aus den ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen
entftanbene, Das in der Ackererde gebildet vorkommende und mit
einer Säure verbundene Ammoniak wird aber vollftändig vom Waffer
ausgezogen, man hat. deshalb die im Wafferauszuge, wie fpäter gelehrt
werden wird, gefundene Menge von Ammoniak von ber hier gefun-
441
denen Dienge abzuziehen, wo dann als Net nur das Ammoniaf
bleibt, weiches aus ben ftiditoffbaltigen Subftanzen ber Adererde ent
ftanden tft, und bon welchen nur der Stickſtoffgehalt aufges
führe wird. " |
Es iſt Teiche einzufehen, daß. das Gewicht bes gefundenen Stick⸗
ftoffe fchon in dem Gewichte der Pflanzenüberrefte eimbegriffen ift, man
darf daffelbe daher nicht mit in Rechnung bringen, fondern nur beis
Liufig bei den Pflanzenüberreften bemerken, daß darin fo und foviel
Stickſtoff vorhanden war.
B. Beflimmung der abfhlämmbaren Theile
Man verwendet hierzu am beften bie durch Gluͤhen von alien
organifhen Subflanzen befreite Erde, und zwar nimmt man davon,
wie gewöhnlich, eine Gewichtsmenge, dis einer einfachen Gewichte
menge ber getrodneten Erde entfpriht., Man kann auch birect die
getrocknete Erde zum Schlämmen anwenden, aber wenn biefelbe ſehr
viel organifche Subflanzen, namentlich gröbere Theile von Pflangen-
überreften, enthält, fo erfchweren diefe die Operation und bleiben. auch
wohl theilweiſe bei den nicht abfehlämmbaren Theilen zuruͤck und ge
flatten dann feine genaue Unterſuchung berfelben mittelft des Ver⸗
größerungsglafes.
Die Operation des Sclämmens wird übrigens ganz fo ausge:
führt, wie es ſchon früher ausführlich mitgetheilt worden. Man
[hättet die genau gewogene Erde in eine Meibfchale von Porzellan,
giebt Wafler darauf, zerdrüdt die Thonklumpen, verbinnt mit mehr
Maffer, gießt nach einigen Secunden bie trübe Flüffigkeit von dem
Bodenfage ab, und wiederholt das Aufgießen von Wafler und Der:
druͤcken fo oft, bis daffelbe von aufgeſchwemmten Theilen nicht mehr .
getruͤbt wird. Der Rüdftand in dee Schale wird getrodnet und
gewogen. Zieht man dies Gewicht von dem Gewichte ber zum
Schlämmen verwandten Erde ab, fo erhält man natürlich das Ges
wicht des abgeſchlaͤmmten Antheils. Die trübe Fluͤſſigkeit, welche
letztere enthält, kann man weggießen, dba man biefelbe nicht mehr be:
nust. In frühen Zeiten wurde in ber Regel ber abſchlaͤmmbare
Antheil der Erde und der nicht abfchlämmbare jeder einer befondern
Analpfe unterworfen; wollte man dies thun, fo müßte man bie trübe
Stöffigkeit bis zur Trockne eindampfen, um ſowohl die in Suspenfion
442
als auch in Auflöfung befindlichen Subflanzen (Salze) im Rüdflande
zu erhalten.
Ich Habe bei ber qualitativen Unterfuchung das Schlaͤmmen ber
mit verdännten Säuren behandelten Adererde unter Umfländen an:
gerathen, weil man dadurch vorzüglich erfährt, wie viel Thon bie
Adererds enthält, während, wenn bie nicht erfi mit Waſſer und Salz⸗
fäure behandelte Erde zum Schlämmen verwendet wird, dies nicht fo
in die Augen fält, weil alle in dieſen Auflöfungsmitteln loͤslichen
Subftanzen ebenfalls ahſchlaͤmmbar find.
Jetzt unterläßt man es in der Regel, bie abfhlämmbaren Theile
und nicht abfchlämmbaren Theile befonder6 zu unterfuchen, erwähnt
nur im Eingange bei Aufzählung der phyſiſchen Eigenfheaf:
ten ber Erden dad Verhaͤltniß beider zu einander und führt dabei
zugleich die durch genaue Beſichtigung des nicht abfchlämmbaren Theils
gefundenen Gebirgsarten und Mineralien auf. Man kann aud
dieſe getrennten Unterfuchungen fügtic) unterlaffen, wenn man bie
Erde nad) dem Ausziehen mit Wafler und Salzſaͤure, ohne fie
vorher pulverifirt zu haben, (wie es bei ber qualitativen Unter:
fuchung gezeigt wurde), mit concentrirter Schwefelſaͤure behandelt,
welche nur dis nicht abfhlämmbaren Theile der Erde unangegriffen
läßt, während fie die feinen Theile volftändig zerfekt. Die abgefchie:
dene Kiefelfäure läßt ſich dann leicht abfchlämmen ober durch kohlen⸗
faures Natron ausziehen.
I. Beſtimmung ber durch Waffer auszichbaren
Körper.
Zur Darftelung des Waflerauszuges wendet man bie getrod:
nete Erbe an. Die Gewichtsmenge, welche dazu genommen werden
muß, richtet ſich nach dee Menge ber in Wafler Iöslichen Subſtan⸗
sen, was man nach ber Stärke ber einzelnen Meactionen bei der
qualitativen Unterfuchung beurtheilen Tann.
Selten darf man weniger als 200 Grammen anwenden, um
wägbare Mengen abfcheiden zu können, und in den meiften Faͤllen
muß man wohl 500 — 1000 Grammen ber Unterfuchung unter:
werfen. Eine zu geringe Menge in Arbeit genommener Erde giebt
immer hoͤchſt unzuverläffige Refultate, und da der Landwirth nie
443
nöthig hat, mit dee Ackererde zu geigen, fo ift bie Anwendung einer
fothen unverantwortlich.
Es ift bei der Unterfuchung des Waſſerauszuges ſehr vortheil-
- haft, zur Beſtimmung mancher Körper befonbere Mengen bdeffelben
zu verwenden; man kann nun entweder ſich verſchiedene Waſſeraus⸗
züge aus Beinen Quantitäten der Exde, z. B. aus je 200 — 300 Gr.
darftellen, und diefelben zur Unterfuchung verwenden, oder aber man
kann groͤßzre Duantitäten, wie 900 — 1200 Gr. der Erde mit
Waſſer ausziehen, und den erhaltenen Auszug in 2, 3 oder & gleiche
Theile tbeilen, natuͤrlich, nachdem man benfelben ganz gleichartig ge>
miſcht hat. In dieſem legten Falle bemerkt man in feinem Journale⸗
ftetö genau,” daB oder ’/, bes Waſſerauszugs zur Beſtimmung
diefes oder jenes Körpers verwandt worden, damit man bein Zuſam⸗
menftellen des Refultats darauf Ruͤckſicht nimmt; oder noch zweck⸗
mäßiger notirt man fidy glei bie bem genommenen Theil des Waſſer⸗
auszuges entfprechende Menge der Erde; hat man alfo 1200 Gr.
Erde genommen und verwendet man '/, des Waflerauszuges zur
Beſtimmung des Kalis und Natrons, fo iſt biefer Theil als 300
Grammen Erde aufzuführen. Die Unterlaffung biefer Vorſichtsmaß⸗
vegel kann leicht bedeutende Irrungen in die Mefultate bringen.
Die Darftellung des Waflerauszuges wird im Allgemeinen ganz
auf die Weife vorgenommen, wie es fchon fruͤher befchrieben worden.
Man fchüttet bie gewogene Erbe am beſten in eine Abbampffchale,
übergießt fie mit Waſſer, erwaͤrmt und läßt fie nun einige Stunden
unter Öfterm Umruͤhren ſtehen. Dann bringt man die ganze Maſſe
nah und nad auf das gemogene und gefeuchtete Filter, und zwar,
wie a. a. O. erwähnt, fogleich mit den gröbften Theilen der Erde, um
das fonft langfam vor fich gehende Kiltriren zu erleichtern.
Nach dem vollftändigen Ablaufen ber Fluͤſſigkeit Iaugt ‚man den
Rüdftand im Filter fo lange mit warmem Waffer aus, bis ein Tropfen
der abtröpfelnden Fluͤſſigkeit beim Verdampfen auf einem Ubrglafe
keinen fehr bemerkbaren Rüdftand hinteriäßt. Iſt diefer Punkt eins
getreten, fo wird das Filter mit dem Rüdftande erſt auf mehrfach
zufammengelegtes Fließpapier gelegt, das man einige Mal erneuert,
an ber Luft trodnen gelaffen und dann auf der Wärmeplatte flarf
getrocknet und gewogen.
Dee ſtattfindende Gewichtsverluſt giebt ſchon wenigſtens annaͤ⸗
bernd das Gewicht der vom Waſſer aufgenommenen Subſtanzen an.
444
Der ganze Wafferauszug wird nun bei fehr geinder Wärme,
zulegt, wenn fein Volumen nur gering ift, in einem gewogenen Uhr:
glafe, in welches man forgfältig Alles fpühlt, was etwa an den Wän-
den ber Abdampffchale feftfigt, bis zur Trockenheit eingedampft und
der NRüditand einige Zeit hinduch auf dem Sande der Wärmplatte
fiehen gelafien, um bie legten Antheile von etwa vorhandenem Waffer
zu entfernen.
Man mwägt nun und erfährt nad) Abzug des Gewichtes vom
Uhrglafe die wahre Menge ber vom Wafler aufgelöften Stoffe.
Aus diefem Rüdftande werden nun bie einzelnen Beſtandtheile
auf die Weife beflimmt, wie in dem Kofgenden gelehrt werben fol.
I) Beftimmung der Humusfäure, der ertractiven
organifhen Subftanzen, der Salpeterfäure und bes
Ammoniakes.
Hat man bie Gegenwart dieſer verſchiedenen Körper an ber
Farbe des Ruͤckſtandes vom Waflerauszuge, und durch bie qualitative
Unterfuhung erkannt, fo reicht es immer hin, bie Menge derfelben
gemeinſchaftlich zu beflimmen, meil die Beflimmung ber einzelnen nur
fehr unvolllommen gelingt.
Man giebt zu ber quantitativen Beſtimmung der genannten
Subftanzen den gewogenen Rüdftand vom Wafferauszuge in den
Patintiegel und erhigt denfelben durch die einfache Spirituslampe
ganz allmaͤhlig bis zum ſchwachen Gluͤhen, woburd alle diefe Sub⸗
flanzen zerftört oder verflüchtigt werden.
Die Gegenwart der flilftoffhaltigen Subflanzen giebt fich hier
bei, mie ſchon bei der qualitativen Unterfuchung bemerkt wurde, durch
ben Geruch nad verbrannten Federn, die Gegenwart der Salpeter:
faure durch Verpuffung zu ertennen.*)
*) Iſt Salmiak vorhanden, wie es zumeilen in einer fehr humusreichen,
am Weerftrande vorkommenden Erde ber Fall ift, fo erkennt man biefes
aus den federartigen Kryftallen, die fidy beim gelinden Abdampfen bes Waffer:
auszuges bilden. Der Salmiak laͤßt fit) fammt dem Kochfalze durch Alcohol
von den Übrigen Körpern nach dem Trocknen im Uhrglaſe trennen; wird bann
verbunftet und erhigt, fo bleibt das Kochſalz zurüd, während das, was fi
verflädtigt Hat, aus Salmiak befteht.
445
Hi der Ruͤckſtand nicht mehr ſchwaͤtzlich von Kohle gefächt, fo
läßt man den Tiegel bedeckt erkalten, und wiegt ihn dann. Der fich
zeigende Gewichtsverluſt ift für Humusfäure, ertractive orgas
nifhe Subftangen, Salpsterfäure und Ammoniak des
Waſſerauszuges in Rechnung zu fegen, wobei man nad) den befchrie-
benen Erfcheinungen bie einzelnen Beftandtheile duch viel oder we⸗
nig genauer beflimmen ann.
Wollte man das Ammoniak befonders beflimmen, fo müßte man
den Rüdftand (einen befondern Antheit) des Waſſerauszuges in eine
ſehr Eleine, vor der Lampe geblafene, Retorte geben, ihn mit Kalt
fauge übergiegn und den Schnabel der Metorte in ein Meines Ges
faͤß, mit fehr verduͤnnter Salzfäure gefüllt, leiten. Beim Erhitzen
ber Retorte wird durch das Kali das Ammoniak in Freiheit geſetzt,
entweicht und mird von ber Salzfäure abſorbirt. Man hat babei
biefelben Vorſichtsmaßregeln anzuwenden, die oben bei ber Beſtim⸗
mung des Stickſtoffs (G) angegeben worden find; ich verweiſe
darauf.
Die vorgeſchlagene Fluͤſſigkeit laͤßt bei langſamem Verdampfen
Salmiak zuruͤck, von welchem, wie a. a. D. erwähnt, 100 Theile
32 Theile Ammoniak enthalten. Diefe fo gefundene Menge des Am⸗
moniaks ift dann, mie bei G erwähnt, von ber dort gefundenen in
Abrechnung zu bringen.
Kaum braucht wohl noch bemerkt zu werben, daß nach biefer
befondern Beftimmung des Ammoniaks das Gewicht deffelben bei
den Refultaten der Anafyfe befonders aufgeführt wird, und dag man
dann den oben gefundenen Glühverluft minus dieſer Menge bes
Ammoniak, für Salpeterfäure, Humusfäure, ertractive
Subftanzen, in Rehnung fest.
2) Beflimmung der Kiefeifäure.
Der Rüdftand im Platintiegel (1) wird mit Waffer, dem einige
Tropfen Salpeterſaͤure zugefegt worden find, uͤbergoſſen, worin fich
alles beim Erwaͤrmen bis auf etwa vorhandene Kieſelſaͤure If, Bam
fammelt biefe letztere auf einent gewogenen Filter, trodinet, aͤſchert das
Filter mit Kiefelfäure ein und erfährt fo nad) Abzug der Filterafche
das Gewicht der Kieſelſaͤure (Kieſelerde). "Die abfiltrirte Fluͤſſigkeit
theilt man nun in 3 ober 4 Theile und benutzt jede derſelben zur
446
Beſtimmung verfchtebener. Subftanzen, wie fogleidy gelehrt werben wird.
Sind alfo zur Darflelung des ganzen Wafferauszuges 1200 Sram:
men ber Erde verwandt worden, fo entfpricht jeder biefer 3 oder 4
Thelle 400 oder 300 Grammen der getrodineten Adererde, was für
die Rechnung, wie oben erwähnt, forgfältig notirt wird.
3) Beflimmung der Schwefelfäure
Einer von biefen Theilen wirb mit Salpeterfäure angefäuert und
mit falpeterfaurem Baryt verfegt, fo lange durch benfelben noch
ein Niederſchlag von ſchwefelſaurem Baryt entfieht. Der ausge:
fchiebene ſchwefelſaure Baryt wird auf einem gewogenen Zilter ge:
ſammelt, forgfältig ausgefüßt, getrocknet, das Filter mit demſelben
eingeäfhert und fo nach Abzug ber Filterafche das Gewicht bes
fchwefelfauren Baryts gefunden, 100 Grammen beffelben zeigen 34,4
Gr. Schwefelfäure an. 100 Grammen Schwefelfäure fättigen 71
Gr. Kalt, 117,7 Sr. Kati, 78 Gr. Natron.
4) Beftiimmung des Ghlors,.
Die vom fchmefelfauren Baryt abfiltrirte Fluͤſſigkeit (3) wird
mit falpeterfaurem Silberoxyd fo lange verfest, als dadurch
noch ein Nieberfchlag von Ehlorfilber entſteht. Man fanımelt
dieſen Iegtern auf einem gewogenen Filter, füßt aus, trocknet, waͤgt
und erhält fo nad, Abzug des Gewichtes vom Zilter das Gewicht bes
Chlorfilbere. 100 Gr. Chlorſilber zeigen 27,4 Chlor an.
5) Beflimmung ber Alaunerbe und bes Gifenorydes.
Zur Beſtimmung berfelben nimmt man einen neuem Theil des
Mafferauszuges (2) und giebt zu bdemfelben fo viel Ammoniaf,
daß die Fluͤſſigkeit ſchwach alkaliſch reagitt, es entſteht dadurch wohl
ein Nieberſchlag von Eiſenorxyd und Alaumerde, der aber unter
allen Umfländen immer gering iſt. Aus der Farbe bdeffelben kann
won fon annähernd das Verhaͤltniß bes Eiſenoryds zu ber Alaun⸗
erde erkennen.
SE der Niederſchlag fo umbebsutend, als es gewöhnlich der Fall
iR, fo ſammelt man denſelben auf einem Filter, ſuͤßt ihn aus, trock⸗
447
net ihn, glüht daB Filter mit demfelben und zieht das Gewicht ber
Filteraſche vom Ruͤckſtande ad. Man erhält fo bie Menge ber in
dem Wafferauszuge enthaltenen Alaunerde und ber Eifenorpde,
und giebt die& in’ den meiften Fällen ein vollkommen genuͤgendes
Reſultat; es fei denn, die Erde enthalte viel Eifenorpdulfalze.
Sollte deshalb der Niederfchlag beträchtlich fein, fo kann bie
Scheidung ber beiden Körper, aus welchen er befteht, auf die Weiſe
vorgenommen: werben, vole ed ſchon bei der qualitativen Unterfuhung
gezeigt worden if. Man 1öft naͤmlich dann ben auf dem Zilter
geſammelten Niederſchlag durch Webergießen bes Filter mit verdünnter
Salzfäure auf, giebt zu der Auflöfung Kaltlauge im Webermaaf, two:
durch das Eiſenoxyd abgeſchieden wird, die Alaunerde aber gelöft bleibt.
Man verduͤnnt mit etwas Waſſer, filtrirt durch ein gewogenes Filter,
fügt das Eiſenoxyd vollſtaͤndig aus, trodnet und glüht es unter Zus
tritt der Luft im Platintiegel mit dem Filter, Nach Abzug der il:
terafche erhält man das Gewicht bes Eiſenoxydes.
Die vom Eifenoryd abfiltrirte Fluͤſſigkeit, welche ſtark altalifch
veagirt, wird durch Salzſaͤure fauer gemacht, und dann Fohlen:
faures Ammoniak im Ueberfhuß zugegeben, woburd, die Alaun:
erde fi abfcheide. Man ſammelt biefelbe auf einem gemogenen
Filter, fügt aus, trocknet, glüht fehr ſtark mit dem Filter und erfährt
nad) Abzug der Filterafche das Gewicht der Alaunerde.
Hat die qualitative Unterfuhung Phosphorfäure im Waſſeraus⸗
zuge nachgewieſen, fo wird ſich biefelbe bei den beiden Niederfchlägen
finden, aber wie früher erwähnt, können, wenn Eifenoryd und Alaun-
erde vorhanden, nur Spuren biefee Säure angetroffen werden. Kom:
men im Wafferauszuge keine Eiſenoxyde und keine Alaunerbe oder
body nur Spuren davon vor, mas die qualitative Unterfuchung vor⸗
ber nachgewieſen hat, fo Binnen durch die vorhandene Humusfäure
und organifchen Subftanzen beträchtliche Mengen Phosphorfäure (als
phosphorfaure Kalk⸗ und Talkerde) in Auflöfung gekommen fein,
und in biefem Falle wird durch Ammoniak ebenfalls ein Niederſchlag
entftchen, dee phosphorfaurer Kalk und phosphorfaure
Ammoniaktalkerde iſt.
448
: 6) Befimmung des Manganorybuls,
Die von Eiſenoxyd und der Alaunerde abfiltrirte Fluͤſſigkeit,
(fiehe 5) welche vom Ammoniak alkaliſch reagirt, wird mit ein wenig
Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak verfegt, wodurch zumwellen ein Nieber-
ſchlag von Schwefelmangan entſteht. Man fammelt denfelben auf
einem gewogenen Filter, füßt mit Waffer aus, dem etwas Schwefel:
waſſerſtoff⸗ Ammoniak zugefegt worden, trodnet ſchnell und waͤgt. Nach
Abzug des Gewichtes des Filters erhält man das Gericht des Schwe⸗
felmangans. 100 Gr. Schwefelmangan entfprehen 81,5 Gr. Dans
ganoxydul.
Die Menge des Manganoryduls in der Ackererde iſt meiſt nur
fehr gering, und in ber Regel findet fih im Wafferauszuge gar
nicht vor.
7) Beftimmung des Kalkes.
Der Kalk bildet in dem Wafferauszuge nebft der Schwefelfäure
gewoͤhnlich den Hauptbeftandtheil, woraus hervorgeht, daß vorzuges
weife Gyps vom Waffer ausgezogen wird.
Zur Beflimmung beffelben wird die vom Schwefelmangan ab»
filteirte Fluͤſſigkeit mit Salzfäure ſchwach fauer gemacht, und fo lange
erhigt, bis aller Gerud nad) Schwefelwaſſerſtoff verſchwunden if.
Man filtrirt, wenn es nöthig, und faͤllt dann mit Meefaurem Kali
To lange, als ein Niederfchlag von Heefaurem Kalk entſteht. Diefer
wird auf einem filter gefammelt, ausgefüßt, getrodinet, mit dem Fil⸗
ter vorfichtig eingeaͤſchert, wobei Eohlenfaurer Kalk zuruͤckbleibt, von
welchem das Gewicht der Filterafche abgezogen werben muß.
Sollte durch zu ſtarkes Gluͤhen ein Theil der Kohlenfäure aus:
getrieben fein, fo muß der Inhalt des Tiegels mit tohlenfaurem Am-
moniak befeuchtet und dann wieder gelinde erwärmt werden, wie es
fhon früher beſchrieben worden iſt.
100 Gr, tohlenfaurer Kalk enthalten 56,3 Gr. Kalk.
8) Beftimmung ber Zallerbe,
Die vom Eleefauren Kalte (7) abfiltrirte Fluͤſſſgkeit wird mit
etwas phoßphorfaurem Natron und einem ftarken Weberfchuffe von
Ammoniak verfegt und tüchtig mit dem Glasſtabe durchgerührt. Es
449
ſcheidet fi) (wenn fehr geringe Mengen von Talkerde vorkommen,
erft nach einiger Zeit) der kryſtalliniſche Niederichlag von Phosphor:
faurer Ammoniaktalkerde aus. Man fammelt benfelben auf einem.
gewogenen Filter, füße mie Wafler aus, bem Ammoniak zugefegt ift,
trocknet und glüht ihn mit dem Filter. Nach Abzug des Gewichts
der Filterafche erhält man dad Gewicht der phosphorfauren
Talkerde.
100 Grammen pbospherfaurer Talkerde enthalten 36,7 Gr.
Talkerde.
9 Beſtimmung des Kalis und Natrons.
Man: verwendet hierzu einen befondeen Theil des Waſſeraus⸗
zuges (2). Ex wird mit ein Paar Tropfen Salzfäure vermifcht und
eingedampft, um möglichft die vorhandene Salpeterfäure zu verjagen,
der Rüdftand mit wenig Waſſer uͤbergoſſen, etwas Baryumchlorid
und dann Barytwaſſer bis zur ſchwach alkalifchen Reaction zugegeben.
Der entitandene Niederfchlag wird durd ein Filter von der Fluͤſſig⸗
keit getsennt und forgfältig ausgefüßt. Die abgelaufene Fluͤſſigkeit
vermifht man nun mit Ammoniat und fohlenfaurem Ammoniak
unter gelindem Erwärmen fo lange, als noch ein Niederfchlag von
tohlenfaurem Baryt und Kalk entftehe, filtriert die Fluͤſſigkeit von Dies
ſem Niederfchlage ab und dampft fie zuerft in einem Abbampfichäls
chen, zulegt im gewogenen Platintiegel bis zur Trockne ein. Der
trodne Ruͤckſtand, weicher aus Salmiak, Kalium und Natriumchlorid
befteht, wenn, wie befchrieben, gearbeitet worden, wird nun im Ziegel
über der einfachen Spirituslampe fo lange erhigt, al& noch Dämpfe
von Salmiak entweichen.
Nach gehörigem Erhitzen finden ſich im Ziegel Kallum und Ras
triumdlorid. Es kann hier wohl der Fall eintreten, daß ſich bei dies
ſem NRüdftande noch geringe Mengen Kalt und Baryt befinden, man
erkennt dies daran, daß nad dem Uebergießen beffelben im Platins
tiegel mit Waſſer und Zugabe von kleeſaurem und kohlenſaurem Am⸗
moniak ein Niederſchlag entfleht. Zeigt ſich biefer nicht, fo wird
wieder zur Trockne verdampft und erhigt, um bie zugefsgten Ammo⸗
niaffalge zu verflüchtigen und zu zerftöcen, wonach man das Gewicht
bes Tiegels mit feinem Inhalte beftimmt und nad Abzug des Ges
wichts des Tiegels das Gewicht des Inhalts, der nun fiher nur aus
Kalium: und Natriumchlorid befleht, erhalten wird.
W
450
Entſteht aber auf Zufag des Elsefauren und kohlenſauren An:
moniaks ein Niederfchlag, fo muß biefer durch Filtriren getrennt wer:
den, wonach man die ablaufende Sihffigkeit eindampft, den Ruͤckſtand
glüht und im Tiegel, wie oben erwaͤhnt, wiegt.
Man bat fo das gemeinfchaftliche Gewicht des Kalum umd
Patziumchlorids ermittelt, Um das Gewicht der einzelnen Chloride
zu beflimmen, verfihrt man auf folgende Weife:
Der Inhalt deö Tiegels wird in fehr wenig Waffer, dem man
etwa die Hilfte Weingeift zugefegt, aufgelöft und in ein Uhrglas geſpuͤlt.
Man füge darauf fo viel Platinloͤſung Hinzu, daß die Fluͤſſigkeit
ſtark gelb gefärbt erfcheint und laͤßt die Fluͤſſigkeit bei ſehr gelin—
der Waͤrme bis faſt zur Trockenheit verdampfen.
Iſt dies geſchehen, ſo uͤbergießt man den Ruͤckſtand mit gleichen
Theilen ſtarkem Weingeiſt und Waſſer, worin ſich alles bis auf das
entſtandene Kaliumplatinchlorid aufloͤſen nic. Man ſpuͤlt
dies letztere ſorgfaͤltig auf ein kleines gewogenes Filter, ſuͤßt ein wenig
mit Weingeiſt aus, trocknet und waͤgt. Nach Abzug des Gewichts
des Filters erfaͤhrt man das Gewicht des Kaliumplatinchlorids,
von welchem 100 Ge. 19,3 Gr. Kali anzeigen. 100 Gr. Kali
enthalten 83 Gr. Kalium; 100 Kalium verbinden ſich mit 90,3 Gr.
Chlor zu 190,3 Gr. Kaliumchlorid.
In diefen Zahlen hat man nun alle Data zur Beſtimmung der
Menge des vorhandenen Kallumchlorids und dadurch natürlich auch
zur Beſtimmung der Menge des: Natriumchlorids in dem aus beiden
beftehendem Rüdftande Man hat nämlih nur nöthig zu bered:
nen, welchen Berichte Kaliumchlorid das aus dem Kaliumplatimdylo:
rid berechnete Gewicht des Kali entfpricht. Zieht man nun dieſes
Gewicht des Kaliumchlorids von dem Gerichte des Inhalts’ des Pia:
tintiegelö, welcher aus Kaliumchlorid und Natriumchlorid befteht, ab,
fo zeigt die Differenz bie Menge des letztern an.
Angenommen, man habe im Tiegel einen Rädftand von Kalium
und Ratriumehlorid erhalten, welcher 0,320 Gr. wiege, und diefer
Rüdftand Habe dei Behandlung mit Pfatachlorid in angeführter
Weile, 0,100 Gr. Kaliumplatinchlorid gegeben, fo zeigen diefe nach
obigen Zahlen 0,019 Kati an, biefe entſprechen 0,0158 Kalium
(100 : 83 = 0,019 : x) und diefe entfprechen wieder 0,030 Gr.
Kaliumchlorid (100: 190,3 = 0,0158: x).
451
Bieht man nun dies Gewicht von dem genteinfchafttichen Ge⸗
wichte beider Ghloride, alfo von 0,320 Gr. ab, fo blelben für Ma⸗
triumdhlorid 0,190 Grammen.
Ob das Kali und Natron im Wafferauszuge als Ehloride ent-
halten find, ober wenigftens theilmeis als ſchwefelfaure Salze vorkom⸗
men, dies richtet fich nach der Quantität der aufgefundenen Schwe-
felfäure, des Chlors und der Baſen; ich habe ſchon fruͤher darüber
etwas gefagt und werde noch einmal darauf zuruͤckkommen, denn dies
ift erft bei völlig beenbeter Unterſuchung des Waſſerauszuges genau
zu beflimmen, aber man kann auch, und dies gefchieht fehr ge⸗
woͤhnlich, das Kali und Natron direct in ber Mechnung als folche
anführen.
Fuͤr das Kali haben wir die nöthigen Data oben, naͤralich 100
Kaliumplatinchlorid zeigen 19,3 Kalt an, fuͤr das Natron will ich bes
merken, daB 100 Sr. Natriumchlorid 53,3 Gr. Natron entfprechen. .
10) Beftimmung der Phosphorfäure 7
Die Menge der Phosphorfäure im Waſſerauszuge ift faſt immer
nur gering und fie muß, wie früher bemerkt, fehe gering fein, wenn:
Eifenoryd und Alaunerde darin vorfommen. Aus diefem Grunde
iſt der Antheil Phospborfäure, weicher mit bem Eifenoryd und mit
ber Alaͤunerde niederfältt, nicht in Abrechnung gebracht worden, weil
die Größe dieſes Antheils innerhalb der Grenzen der Verſuchsfehler
fälle, wenn man nicht fehr beträchtliche Mengen des Wafferauszuges
dazu verwendet.
Bei der großen Michtigkeit der Phosphorfäure für das Wache:
thum der Pflanzen bleibt es aber intereffant, die Menge der Phos⸗
phorfäure, welche in den Waſſerauszug übergeht, zu ermitteln. Man
muß zu diefer Unterfuhung eine recht große Quantität der Erde an-
wenden, daraus einen Waſſerauszug darflellen, diefen verbampfen, den
Ruͤckſtand zur Zerſtoͤrung und Verflüchtigung von organifhen Sub⸗
Ranzen, Salpeterſaͤure und Ammental glühen, die geglühte Maſſe mit
etwas Galpeterfäune befenchten und dieſe wieder abrauchen laſſen und
bann wit verduͤnnter Salzfäure aufrichmen und von ber ungeiöft ar
bilsbenen Kieſelſaͤure abfiltriren.
Dieſe Loͤfung wird nun, wenn fie ſehr fawer fein ſollte, mit %
viel Ammoniak᷑ vermuifcht, ale «6, ohne Niederſchlag zu bewirken, ge:
29 *
452
ſchehen kann und dann mit fo viel Meefaurem Kalt. verfett,' als da⸗
durch noch ein Nieberfchlag entſteht. Man läge die Fluͤſſigkeit einige
Stunden ſtehen, bamit fie neben bem Eleefauren Kalle zugleich etwa
vorhandenes Manganoxydul als Lleefaures Manganorydul ausfcheibe,
filteirt dann ab und giebt nad) der Menge des vorhandenen Eiſen⸗
oxyds und der Alaunerde ein Paar Tropfen Weinfäure hinzu, naͤm⸗
lich gerabe nur fo viel, baß bie Fiäffigkeit, weiche darauf ſtark mit
Ammoniak überfättigt wird, dabei fein Eifenorpb und feine Alaun⸗
erde fallen läßt.
Zu der ſtark ammoniakaliſchen Stüffigkeit wird nun Ammo⸗
niumtalciumdplorid gegeben, wodurch nad flarfem Umrähren
nun nad; einiger Zeit der bekannte oft erwähnte Niederfchlag von
phosphorfaurer Ammoniak⸗Talkerde fich ausfcheidet.
Man filtrirt nach einigen Stunden, füßt ben Nieberfchlag ein
wenig mit Ammoniak enthaltendem Waſſer aus, trodnet, glüht mit
dem Filter und erfährt fo nach Abzug der Filteraſche das Gewicht
ber phosphorfauren Talkerde.
100 Gr. phosphorfaure Talkerde enthalten 63,3 Gr. Phos-
phorfäure,
Sollte man endlich mit diefer Methode der Bellimmung der
Phosphorſaͤure, die übrigens fehr genaue Refultate giebt, befonders,
wenn nur wenig Eiſenoxyd und Alaunerde vorhanden find, nicht zu=
feieden fein, fo kann man ganz denfelben Weg einfchlagen, welcher
zur Beſtimmung der Phosphorfäiure im Saͤureauszug vorgefchrieben
werben wird.
Bemerkungen zur quantitativen Analyfe des
MWafferauszuges. ’
Es findet fi) im Wafferauszuge auch fehr oft Eifenorybdut.
Die quantitative Beſtimmung beffelben tft aber bet dem Vorhanden⸗
fein von organifchen Subftanzen nicht möglich, weil diefe die Sällung
bes Eifenorpbuls verhindern, und aus ber geglühten Maſſe kann bie
Beſtimmung auch nicht gefchehen, weil babet die früher angeführten
Faͤlle fich zeigen können. Man muß beshalb zufrieden fein, die Ge
genmwart ober Abmwefenheit bed Oxyduls nachgerwiefen zu haben unb
führt dann neben dem Eifenorpd bei der Zuſammenſtellung ber Re⸗
453
fultate an, daß Spuren, wenig, viel oder fehr viel davon als
Oxydul vorhanden war.
Ich Habe in dem Vorhergehenden die chemifche Unterfuchung
des Wafferauszuges fo aufgeführt, wie fie fi in einigen Faͤllen
beraudftellen wird.
Man wird aber finden, daß von Eifenoryd, Alaunerbe,
Manganorydbul, Eifenorgydbul und Phosphorfäure am
häufigften nur fehr geringe, das heißt, fat unmägbare Mengen vor»
handen find, und es wird dann immer genligen, fie nachgemwiefen
zu haben.
Zur bequemen Weberficht will ich die Unterfuchung de Waffer:
auszuges, wie fie gewöhnlich vorzunehmen iſt, noc einmal vorlegen.
EGs iſt
1) Die Menge des Ruͤckſtandes vom Waſſerauszuge genau zu
beſtimmen.
2) Durch Einaͤſchern die Quantität der organiſchen Subſtanzen
des Ammoniaks und ber Salpeterſaͤure zu ˖ermitteln. (Das Ges
richt des hier bleibenden Ruͤckſtandes iſt genau zu bemerken,
es dient zur Controlle der meitern Unterſuchung.)
3) Die beim Auflöfen dieſes Rüditandes bleibende Kiefelfäure zu
waͤgen.
4) Die Menge des Chlors und der Schwefelſaͤure genau zu er⸗
forſchen.
5) Die Menge des Eiſenoxyds und der Alaunerde zuſammen zu
beſtimmen und anzugeben, ob Phosphorfäure dabei befindlich.
6) Die Menge des Manganorybuls, des Kalkes und der Talkerde.
7) Die Menge des Kalis und Natrons zu ermitteln.
8) Die Menge der Phosphorfäure durch eine befonbere Unterfuhung
zu beilimmen.
Hot man nun bdiefe Gewichte faͤmmtlich beſtimmt, fo berechnet
man zuerft, in welchem Berhättniffe die Schwefelſaͤure zum Kalte
ſteht; die Data dazu find oben bei Beſtimmung ber Schwefelfäure
gegeben. Iſt gerade fo viel Schmwefelfäure vorhanden, daß der Kalt
dadurdy in Gyps verwandelt wird, fo kann man beibe zufammen als
Gyps in Rechnung bringen.
Iſt mehr Schwefelfäure vorhanden, als zur Sättigung des ge
fundenen Kalkes nothwendig, fo theilt man ben Reſt dem Kali, bleibt
dann noch übrig, dem Natron zu. Zuweilen bleibt aber immer noch
|
454
Schwefelfäure übrig, die dann dem Eifenorpde oder der Alaunerbe
u. ſ. w. angehört. |
Iſt mehr Kalt gefunden, als durch die Schwefelfäure in Gyps
verwandelt werben fann, fo muß man für Humusfauren ober
phosphorfauren, oder au wohl für Calci umchlorid Diefen
im Waſſerauszug rechnen; daffelde muß natürlid auch geſchehen,
wenn wohl Kalt, aber, gar Seine Schwefelfäure gefunden iſt.
Mit der gefundenen Menge Chlor wird auf biefelbe Weife ver-
fahren; man theilt das Chlor zuerft dem Kaltum, (natürlih wenn
dies nicht ſchon für Schwefelfäure in Anfpruch genommen) dann bem
Natrum, dann dem Talcium und vielleicht au dem Calcium
u. Die Data hierzu finden fich bei der Beflimmung des Chlor.
Sind der Schwefelfäure und dem Chlor die zu ihrer Sättigung
erforderlichen Mengen ber Bafen und Metalle zugetheilt, und finden
fi) noch Bafen, z. B. nod Kalk, Talkerde, Manganorydul, Eifen=
orpdul, Eiſenoryd und Alaunerde, fo müffen fie durch Humusfäure
oder organifche Subſtanzen entweder für fich, oder als phosphorfaure
Verbindungen aufgelöft worden fein. Das etwa gefundene Ammo⸗
niat und die Salpeterfäure kann man als falpeterfaures Ammoniak
vorhanden annehmen.
Ich mache hier noch einmal darauf aufmerkfam, was ich fehon
früher ausführlich erörtert habe, daß man nämlich durch dieſe Ver⸗
theilung der Baſen auf die Säuren und das Chlor nur eine in bie
Augen fallende Darſtellung bes relativen Verhaͤltniſſes derſelben zu
einander bezweckt und daß biefe .Verbindungen in Auflöfung, alfo im
MWafferauszuge fih auf bie früher angeführte Weife zerlegen. Aus
diefem Grunde führt man, wie ſchon erwähnt, auch wohl die Bafen
und Säuren einzeln auf.
Eine Conttolle für die Richtigkeit der Analyfe des Wafferaus:
zuges bat man darin, daß die Summa der einzelnen beflimmten
Beftandtheile wenigſtens annähernd gleich fein muß dem Totalgewichte
des Ruͤckſtandes vom Waflerauszuge, wenn man bie durch Glähen
zerflörten und entfernten Subflanzen mit einbegreift, ober wenn man
diefe wegläßt, dem Totalgewichte des Gluͤhruͤckſtandes (2). Hierbei
muß aber das Chlor in Verbindung mit den Metallen aufgeführt
werden, was leicht begreiflich ift, da es in diefer Verbindung in dem
Ruͤckſtande enthalten war. Kine andere Controlle bat man fen
in dem Verhaͤltniſſe der. Säure und des Chlors zu ben Baſen, was
455
- ich oben fehon angegeben habe und mas ſich bei ber Berechnung leicht °
ergiebt. Wäre die Menge der gefundenen Schwefelffure und des
SHlors größer, als die zur Sättigung der gefundenen Baſen erfor:
derliche Menge diefer Körper, fo kann man ficher fein, daß das Re:
fultat unrichtig iſt.
Die Vereinfachung der quantitativen Unterſuchung, welche durch
die Abweſenheit mancher Subſtanzen bedingt wird, wird der Leſer
Leicht ſelbſt erkennen. So iſt die Unterſuchung viel einfacher, wenn
weder Phosphorſaͤure, Alaunerde, Eiſenoryd, noch Manganorydul vor:
kommen, und dies iſt nicht ſelten der Fall und eben aus dieſem
Grunde muß, wie oft erwaͤhnt, jeder quantitativen Unterfuhung eine
qualitative vorausgehen.
In unfruchtbaren Adererden findet man fo werlig durch Waſſer
außziehbare Theile, daß es hinreicht, die Menge derfelben zuſammen
genau zu beflimmen und nur durch bie Stärke der verfchiedenen Re:
actionen annäherungswmeife die Quantitäten der einzelnen Beftandtheile
duch Spuren, fehr wenig, wenig, viel, fehr viel, auszu⸗
drüden. Go gewährt es 3. B. ſchon ein recht gute Bild von ber
Zufammenfesung eines Wafferauszuges, wenn man anführt: In Waf
fer aufgelöfte Subftanzen 0,020 Grammen, enthaltend geringe
Mengen organifher Subflanzen, Spuren von Chlor
und viel Schwefelfäure und Kalk. Man kann wegen der Gegenwart
des Chlors ficher fein, daß aud Spuren von Natron vorhanden, weil
das Chlor faft immer als Natriumdlorid (Kochſalz) angetroffen wird.
Sollte man einmal eine. ganz genaue quantitative Beftimnrung
der verfchiedenen einzelnen im Wafferauszuge vorkommenden, vorzuͤg ⸗
fich der unorganifchen Beſtandtheile beabfichtigen, fo muß man eine
Quantität Erde in Arbeit nehmen, von welher 3 — 6 Grammen
Ruͤckſtand beim Verdampfen des Wafferauszuges erhalten werden und
dann Tann nad dem Gluͤhen diefes Rüditandes die Unterfuhung
ganz auf dbiefelbe Weiſe ausgeführt werden, wie der
Saͤureauszug der Adererde unterfucht wird, mas fogleich
gelehrt werden fol. Nur ift es gut, daß man, wenn Gyps die größte
Menge diefes Ruͤckſtandes ausmacht, was in der Regel der Fall if,
zuerft durch Baryumchlorid die Schwefelfäure vollftändig entfernt und
dann eben nur fo viel Schmwefelfäure zufent, als zur
Fortſchaffung des überſchüſſig zugeſetzten Faͤllungs—
mittels gerade: erforderlich iſt. Das Chlor muß dann, wie
456
leicht einzufehen, aus einem andern Theile des Wafferauszuges bes
flimmt werden.
Es ift ſchon früher bei der qualitativen Unterfuchung bemerkt
worden, daß es in den Fällen, wo die Erde eine bedeutende Menge
Pflanzenüberrefte enthält, fehr zweckmaͤßig fei, nady dem erſten Waſſer⸗
auszuge die Erde einzuäfchern und dann einen zweiten Waflerauszug
baraus barzuftellen, weil buch das Zerſtoͤren der Pflanzenüberrefte
wieder eine beträchtlihe Menge im Waſſer auflösiihe Subſtanzen
entftanden fein Binnen. Bei einigen Arten von Moorerde iſt dieſe
Unterfuhung des zweiten Waflerauszuges von großer Wichtigkeit, naͤm⸗
lich bei den Arten, welche nur aus Pflanzenüberreften beſtehen und
welche nach dem Einäfchern nur wenige Procente unorganifchen Rüd-
ftand (Aſche) hinterlaſſen.
Die Unterſuchung dieſes zweiten Waſſerauszuges wird, wie die
Unterſuchung des erſten ober wie bie Un terſuchung des Saͤu⸗
reauszuges der Erde ausgeführt.
K. Beflimmung ber durh verdännte Salzfäure
ausziehbaren Subftanzen.
Zur Darftellung dieſes Säureauszuges vertvendet man am zweck⸗
möäßigften die durch Behandlung: mit Waffer (fiehe 2) von den in
Maffer auflöslihen Körpern befreite Erde. Man nimmt davon, wie
dies fchon oft erwähnt worden, eine ſolche Gewichtsmenge, daß dadurch
ein einfaches Gewicht der getrockneten Erde repräfentirt wich.
Haben alfo z. 3. 1000 Grammen getrodinete Erde nad der
Behandlung mit MWafler 990 Grammen Ruͤckſtand gelaffen, fo würde
man zum Säureauszuge 99 Grammen verwenden, welche 100 Gr.
getrockneter Erde entfprehen, oder 9,9 Grammen, die 10 Grammen
getrockneter Erde gleichzufesen find, welche letztere Menge auch in ben
meiften Fällen für den Säureauszug hinreichend ift.
Obgleich es nun wohl von Intereſſe iſt, bei der qualitativen
Untefuhung auszumitteln, ob in den Säureauszug bedeutende Men:
gen von organifhen Subftanzen aus der Adererde übergehen, fo ift
es body immer zweckmaͤßig und oft ganz nothwendig, alle biefe orga⸗
nifchen Subſtanzen in dee Erbe durchs Glühen zu zerftören, ehe man
biefelbe mit der Säure behandelt, denn die quantitative Beſtimmung
457
diefer Subflanzen im Saͤureauszuge iſt nicht moͤglich und ihre Ga⸗
genwart macht die ganze Unterfuchung fehr ſchwierig, weil fie überall
flörend wirken. \
Man hat alfo entweder die flr den Saͤureauszug abgewwogene
Menge ber Erde unter Vermeidung jedes Verluſtes, wie öfters ex:
wähnt, zu glühen, oder man glüht eine größere Menge des Ruͤckſtan⸗
des vom Waſſerauszuge und waͤgt ſich von biefer gegluͤhten Erde erft
einen entfprechenden Antheil ab. Hätte man z. DB. wie oben ange
geben, 90 Gr. Rüditand vom MWafferauszuge erhalten, davon bie
Hälfte, alfo 445 Gr. geglüht und nun 400 Gr. Rüdftand erhalten,
fo wären 80 oder 8 Gr. von diefem Rüdftande zum Gäureauszuge
zu verwenden, weil biefe 100 Gr. ber getrodineten Erde entſprechen
(500 : 400 = 100 : 80 u. ſ. w.). Hierbei will ich noch einmal
darauf aufmerffam machen, daß man ben Ruͤckſtand vom Waſſer⸗
auszuge, ehe man benfelben abwägt, recht forgfättig mengt, weil fich
nach der verfchiebenen Größe der Theilchen ſtets verſchiedene Schichten
auf dem Filter bilden.
Die Darſtellung des Saͤureauszuges wird ſo ausgefuͤhrt, als es
bei der qualitativen Unterſuchung deſſelben gelehrt worden, nur muß
man natuͤrlich Sorge tragen, daß aller Verluſt vermieden wird. Die
mäßig verdünnte Salzfäure wird in bie Digericflafche gebracht, nach
und nad die abgewogene Erbe eingetragen und einige Stunden in
der Wärme digerirt. Nach beendeter Digeflion wird der Inhalt der
Digerirflafhe auf ein mit Salsfäure ausgewafchenes Filter gebracht
und der Rüdftand mit Waffer fo lange ausgefüßt, als das Ablau-
fende noch fauer reagirt.
Man muß auch hier, wie beim Wafferauszuge, mehrere Säure
auszuͤge darſtellen, oder was daſſelbe ift, den Säureauszug in mehrere
Theile theilen, weil nicht alle Beſtandtheile aus ein ‚und derfelben
Menge deffelben beftimmt werben.
Hat man den Rüdftand vom Wafferauszuge vor der Behand:
lung mit dee Säure geglüht, fo muß man doch noch einen befondern
Auszug von nicht geglühter Erbe darſtellen, nämlih zur Beftim-
mung des Eifenorybuls,*) worüber ich ſchon früher gefprochen
*) Soll das Eifenorybul einer Erde recht genau beflimmt werben, fo
ift erforderlich, daB man diefelbe möglihft vor der Einwirkung des atmofphä:
rifhen Sauerftoffs fhüse, fie muß beshalb beim Einſammein fogleich
in eine gut zu verfchließende veine Flaſche gethan werden,
458
babe; eben fo müßte man,. wenn Chlor nachgewisfen werben foll,
noie ebenfalls ſchon früher angeführt, einen befondern Auszug mit
verbinnter Salpeterfiure darſtellen.
Die vom Saͤureauszuge auf dem Filter zurädbleibende Erde
wird mit dem Filter getrodinet und genau gewogen, wodurch man bie
Geſammtmenge der von der Sure aufgelöften Körper erfährt. An⸗
genommen, man hätte bei der Behandlung der 80 Grammen geglüh-
ten Erbe auf dem Filter 75 Gr. Ruͤckſtand erhalten, fo wären 5 Gr.
von der Säure aufgeloͤſt worden und die Summa ber im Säure:
auszuge einzeln beſtimmten Körper muß bdiefer Summa dann gleich
fein. Die auf dem Filter befindlichen 75 Grammen Rüdftand ent:
ſprechen nun wieder 100 Gr. getrodneter Erde, was für die Behand⸗
lung derfelben mit concentrirter Schtoefelfäure in Betracht kommt.
Ueber die zum Säureauszuge zu verwendende Menge der Exde
läßt fi) nichts Beſtimmtes fagen, fie richtet fi) nad dem Gehalte
der Erde an durch die Säure ausziehbaren Subflangen. Im Allge⸗
meinen will ich bemerken, daß etwa eine 10 Grammen der getrod:
neten Erde entfprechende Menge ale die Beinfte und eine 100 Sram:
men derfelben entfprechende Menge als die größte angefehen werben
kann; immer aber nimmt man, wie ich fchon oben ermähnt, von ber
mit Maffer behandelten oder auch geglähten Erde eine Gewichtsmenge,
bie einem einfachen Gewichte der getrockneten Erbe entfpricht, nämlich
um die Rechnung fo einfach als möglich zu machen.
Die quantitative Unterfuhung des Saͤuteauszuges wäre eine
ſehr einfache Unterfuhung, wenn in bemfelben feine Phosphorfäure
vorfäme, oder wenn man bdiefelbe nicht zu berüdfichtigen brauchte.
Da aber gerade diefe Säure von ausgezeichneter Wichtigkeit für ben
Vegetationsproceß ift, fo muß man ſuchen, auch die geringfie Menge
derfeiben, welche fich zeige, quantitativ zu beflimmen. Dadurch wird
die Unterfuhling complicirt und zwar um fo complichtter, je bedeu-
tendere Mengen von Phosphorfäure vorlommen, wie e8 z. DB. in
einem Mergel: oder in einem ftart mit Mergel gedüngten Boden
der Kalt fein kann, — Ich Iaffe nun die Beſtimmung der verfchie:
denen Körper folgen,
459
I) Beflimmung der Kiefelfänre.
Der Saͤureauszug wird, wenn er Eiſenoxydul enthält, mit etwas
Salpeterfäure verfegt, in eine Abdampffchale gegeben und zur voll⸗
ftändigen Trockenheit eingedampft. Nach dem Erkalten wird der
trodne Rüdftand mit etwas Salsfäure befeuchtet und Waſſer, auch
wenn es nöthig, ein wenig Salzfäure zugegeben, woburd fi) Alles,
bis auf die Kiefelfäure loͤſt.
Man filtrirt durch ein gewogenes Filter, fügt mit Waffer voll
ftändig aus, trodnet, glüht mit dem Filter, wägt und erfährt nad)
Abzug der Filteraſche das Gewicht der Kiefelfäure.
2) Beflimmung des Manganoryduls, bes Kalkes, ver
Zallerde, des Eifenorybs, bet Klaunerbe und
der Phosphorfäure,
Die von der Kiefelfäure abfiltrirte Fluͤſſigkeit, welche ſehr fauer
und nad) ihrem Gehalte an Eifenchlorid mehr oder weniger gelb ge:
färbt ft, diene nun zur Beflimmung des Manganorpbule, Kal:
Ess, Talkerde, Eiſenoxyds, der Alaunerde und ber Phos⸗
pborfäure.
Man giebt zu derfelben unter flarfem Umrähren fo viel Am⸗
moniak, daß fie ſchwach alkalifch reagirt.. Es entficht ein Nieder
flag, welcher, wenn nur fehr geringe Mengen von Phosphorfäure
vorfommen, das Eiſenoryd, die Alaunerde und biefe geringen
Mengen von Phosphorfäure enthält, der aber, wenn bedeutende Men⸗
gen von biefer Säure in der Fluͤſſigkeit enthalten find, neben ben ges
nannten Körpern auch mehr ober weniger Kalt und Talkerde und
Spuren von Manganorydul enthäl. Wir wollen diefen letzten Fall,
ale den complicitten fegen, und weil fih daraus die Unterfuchung,
wenn der andere Fall flatt findet, vom felbft abteiten läßt.
Man fammelt den Nieberfchlag auf einem gewogenen Filter,
bedeckt aber während bes Filtrirens den Trichter und den Gplinder
mit ber zu filteirenden Fluͤſſigkeit ſehr forgfäktig mic einer Glasplatte,
weil fonf, durdy ‚Anziehung von Koblenfäure aus der Luft, kehlen⸗
ſaurer Kalk zu dem Ricderfclage kommt, und füßt ganz vollſtaͤndig
aus, das heißt fo lange, bis die ablauferide Fluͤſſigkeit beim Werdans
fien keinen Ruͤckſtand läßt.
460
Die Unterfuchung zerfällt nun in zwei Theile, naͤmlich in bie
Unterfuchung des auf dem Filter befindlichen Niederſchlages, den wir
mit A bezeichnen wollen und der, wie erwähnt, Eifenoryd, Alaun⸗
erbe, Phosphorfäure, geringe Mengen von Kalt und Talk:
erde und Spuren von Manganornbd enthält, und in die Unter⸗
fuhung der vom Niederfchlage abgelaufenen Stüffigkeit, welche Man
ganorydul, Kalk und Talkerde enthält und bie wir B nen
nen wollen. Wird biefe legte nicht fogleich, role weiter unten ange:
geben werben foll, weiter bearbeitet, fo macht man diefelbe mit Salz
ſaͤure ſchwach fauer, damit nicht Kalt durch, Anziehung von Kohlen:
fäure aus der Luft fich abſcheide.
Unterfuhung des Niederfhlages A.
Man breitet das Filter mit dem Nieberfchlage, wenn die Fluͤſ⸗
figkeit vollſtaͤndig abgetropft ift, auf mehrfach zufammengelegtes Fließ⸗
papier aus, nimmt, fo viel e8 angeht, denfelben mittelft eines Meſ⸗
fer von Horn oder Eifenbein, oder mittelft eines Platinfpateld her:
unter und bringt ihn in eine Heine Abdampfſchale.
Das Filter mit dem noch darauf befindlichen Antheile bed Nies
derfchlages wird in einer Untertaffe ausgebreitet und durch Aufgießen
von einigen Tropfen verbünnter Salzſaͤure und Waffer diefer An-
theil aufgeloͤſt. Man gießt diefe Löfung vorfichtig vom Papier ab
und zu dem Niederfchlag in die Schale, und waͤſcht das Papier mit
etwas Waſſer nad.
Iſt dies geſchehen, ſo uͤbergießt man den Inhalt der Abdampf⸗
ſchale mit Kalilauge, zertheilt alle etwa entſtehenden Klumpen und
digerirt einige Zeit, wodurch Alaunerde und ein Theil der
Phosphorſaͤure in Aufloͤſung kommen, ein anderer Theil
der Phosphorſaͤure nebſt ben übrigen Körpern aber unge⸗
Lö ft bleiben. Dan verdünnt nun mit ziemlih viel Waſſer, laͤßt
einige Minuten ruhig ſtehen und filtriert darauf bie Loͤſung von
dem ungeldften Rüdftande ab. Die Auflöfung möge a, der
Rüdftand b genannt werben.
Die Auflöfung a, Alaunerde und Phosphorfäure
enthaltend, wird in eine Digerirflafche gegeben, eine gehörige Menge
Kieſelfeuchtigkeit (Biefelfaures Kalt) zugefegt und bis zum Sie⸗
den erhist, wodurch die Alaunerde in Verbindung mit Kiefelfäure in
gallertartigen Flocken ſich abfcheidet, die Phosphorfäure nebft dem über
461
ſchuͤffig zugefegten Liefelfauren Kali in Loͤſung bleibt. Der Nieder:
fchlag mag c, die Auflöfung d heißen.
Man fammelt die kieſelſaure Alaunerde (c) auf einem Filter,
fügt fie gut aus, bringt fie noch feucht in eine Porzellanfchale und
übergießt mit mäßig verdünnter Salzfäure, in melcher fie fich aufläft.
Die Löfung wird von dem Papier abfiltrirt, dies ausgefüßt und dann
in eine Abdampffchale zur voliftändigen Trockenheit eingedampft, wos
durch die Kiefelfäure unlöslih wird. Der trodne Ruͤckſtand wird
mit Salzſaͤure übergoffen, etwas erwärmt und dann Waſſer zugeges
ben, wobei ſich die Alaunerde auflöft, die Kiefelfiure aber ungeloͤſt
bleibt.
Man filtrirt nun von dieſer ab, füßt aus und fällt aus der
Auflöfung die Alaunerde durch Eohlenfaures Ammoniak. Der Nies
derfchlag von Alaunerbehpdrat wird auf einem gemogenen Filter ge
fammelt, ausgefüßt, getrodinet und mit dem Filter fehr heftig ge—
gluͤht, wobei Alaunerde zurädbleibt, deren richtiges Gewicht man
nad) Abzug der Filterafche erfährt.
Die von der Eiefelfauren Alaunerde (c) abfiltrirte Fluͤſſigkeit (d),
weldye die Phosphorfäure und kieſelſaures Kali enthält, wird durch
Salzfäure fauer gemacht, in einer Abdampfſchale zur Scheidung der
Kiefelfäure bis zur vollftändigen Trockne verdampft, ber Ruͤckſtand
mit Waſſer und ein wenig Salzfäure übergoffen und die Auflöfung
von der Kiefelfäure abfiltrirt.
Diefe Auflöfung enthält nun die Phosphorfäure und viel Kas
liumchlorid; ich will diefelbe mit p bezeichnen ; fie wird, wie fpäter ſich
zeigen foll, mit ber andern Fluͤſſigkeit, welche bie übrige Phosphor
fäure enthält, vermifcht, um aus diefem Gemifch die Phosphorfäure
volftändig abzufcheiden.
De Rüdftand b, von ber Behandlung des Niederfchlages A
mit Kalilauge herrührend, und Eiſenoxyd, die übrige Phosphor⸗
fäure, Salt, Talkerde und Spuren von Manganorybul
enthaltend, wird auf folgende Weile unterſucht.
Man breitet das Filter mit dom feuchten Niederſchlage auf einer
Unterlage von Sließpapier aus und nimmt benfelben, wie «6 oben
befchrieben worden, mittelft eines Meflers von Horn oder eines an⸗
dern geeigneten Inſtruments vom Filter. Man muß hierbei Sorge
tragen, daß dies fo vollftändig gefchehe, daß das Zuruͤckbleibende un:
beruͤckſichtigt gelaffen werden kann. Sollte dies aber nicht angehen,
462
fo muß man das auf dem Filter Gehliebene in ein Paar Tropfen
Salzfäure und etwas Waſſer auflöfen, diefe Loͤſung durch Ammoniak
wieder ausfüllen und nun auf einem fehr kleinen Filter ſammeln,
von welchem es dann leicht fo gut als volftändig herunter zu neh⸗
men iſt. Dies wird dann zu dem Übrigen Nieberfchlage gegeben, ben
man in eine Eleine Abdampffchafe gebracht hat. |
In der Abbampffchale uͤbergießt man nun den ganzen Rieder:
fhlag mit ziemlich viel Waſſer, fest einige Tropfen concentrirten Ef:
ſigs Hinzu, fo duß eine ſchwach ſaure Reaction entſteht und erhitzt
damit bi6 zum Kochen. Hierbei werden Kalk, Talkerde unb bie
Spuren von Manganorydbul aufgelöft, und wenn der ungelöft
gebliebene Antheil dunkelbraun, nicht hellbraun ift, fo geht feine Phos⸗
phorfäure mit in Loͤſung, fondern fie bleibt bei dieſem ungelöften
Anteil, welher aus Eiſenoxyd und de Phosphorfäure
befteht.
Man filtrirt von diefem Niederſchlage ab, Sollten einige Tropfen
der abgelaufenen Flüffigkeit, mit Blutlaugenſalz geprüft, durch blaue
Färbung die Gegenwart von Eifenoryd verrathen, fo muß man die:
feibe kalt mit Ammoniak fo viel neutralificen, als dies eben angeht,
ohne daß ein Niederſchlag entfieht und dann noch einmal erhigen,
wodurch jede Epur von aufgelöftem Eiſenoxyd abgefchleden wird. Man
filteirt dann die Fluͤſſigkeit durch das Zilter, auf welchem fid das
übrige Eifenoryd befindet.
Aus der abgelaufenen Fluͤſſigkeit, welde Spuren von Mangan:
orgdul, Kalk und Talkerde enthält, Lönnen diefe Körper abgefchieden
und quantitativ beſtimmt werben, wie es fpäter bei der Fluͤſſigkeit B
gelehrt werden wird, ober man giebt diefe Fluͤſſigkelt zu der Fluͤffig⸗
keit B, welche, wie oben erwähnt, die übrige Menge berfelben Körper
enthält, um fie mit biefen gemeinfchafttich abzufcheiden und zu be:
ſtimmen.
Es iſt nun noch ber Miederfchlag zu unterſuchen, melcher das
Eifenoryd und die Phosphorfäure enthält. Man breitet das
Futer mit demfelden in eine Schale aus, loͤſt Ihn burdy verbünnte
Satzfäure auf, filtrirt vom Filterpapier ab, füßt gut aus und giebt
zu ber gelbgefäcbten Fluͤffigkeit, die In eine Digerirflaſche gegoffen
void, etwas Ammoniak und dann fo viel Schwefelwaſſerſtoffammonlak,
bis die Fluͤſſigkeit ſtark alkaliſch reagirt und alles Eifen ats ſchwatzes
Schwefeleiſen abgeſchleden Hl. Die Phosphorfäure bleibt
463
hierbei in der Aufloͤſung zurück, welde von einem Weber:
ſchufſe an Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak gelb gefächt fein muß.
Man fütrirt die Fiäffigkeit von dem Schmefeleifen ab, füßt Dies -
feptere volifländig mit Waffen, dem Schwefelwafferftoff:
Ammoniak zugefegt worben, aus, weil es fonft durch den
Sauerfloff der Luft zeriegt wird.
Sobald man das Ausfüßen des Schwefeleifens beendet, breitet
man daB Filter mit demfelben fofort iu eine Schale aus und loͤſt «8
durch Webergießen mit verbimnter Salzſaͤure, man filtrirt von dem
Papier ab, füßt letzteres gut aus, beingt die abgelanfene Fiüffigkeit
in eine Abdampffchale, ſetzt Salpeterfäure zu derfelben und erhigt, um
das Eiſenchloruͤr (oxydul) in Eifendhlorid umzuändern.
Diefe nun mieder gelb gefärbte Löfung wird (wenn fie trübe
war nad dem Zilttiren) mit Ammoniak ſchwach alkaliih gemacht,
wodurch das Eifenoryb als Hydrat voliftändig fich abfcheider.
Man fammelt es auf einem gewogenen Filter, füßt forgfältig
aus und trodnet ed. In dieſem trodnen Zuftande ift es Hpdrat.
Man muß deshalb einen vom Filter genommenen Theil beffelten gluͤ⸗
hen, wobei reines Eifenoryd zuruͤckbleibt und hieraus die ganze Menge
berechnen, ober aber man glüht den Niederfchlag mit dem Filter, be:
feuchtet den Kuͤckſtand mit einigen Tropfen Satpeterfäure und erhigt
dann noch einmal bis zum ſchwachen Gluͤhen, wobei daß durch die
Kitterkohle etwa entflandene Oxydul wieder in Oxyd verwandelt wird.
Nach Abzug der Filteraſche erfaͤhrt man das Gewicht des Eiſen⸗
or»d®.
Dann iſt noch die Unterfuhung der vom Schwefeleiſen abfil:
trieten Ftäffigeeit übrig, welche die Phosphorfäure und das überfchäf:
fig zugeſetzte Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak enthält. Man macht dies
feibe durch Satzfäure ſchwach fauer, erhigt und verdampft fie zur
Verjagung des Schwefelmafferftoffs und zur Concentration und fil:
trirt vom etwa ausgeſchiedenen Schwefel ab.
Mit dieſer Ftüffigkelt wird num die oben bei der Unterfuchung
der Fiäffigkeit b erhaltene phosphorfänrehaftige Fluͤſſigkeit, die ich mic
p begeichnet habe, gemifcht, zu bem Gemiſche ein fehr flarker Ueber:
ſchuß von Ammoniak gegeben und Ammoniumtalclumchlorid
hinzugeſezt, wo dann alle In der Adererbe enthaltene Phosphorſaͤure
in dem entflandenen Niederfchlage von phosphorfaurer Ammoniak⸗
Talkerde fi) befinden wird,
Der Niederſchlag wird auf einem gewogenen Filter gefammaelt,
mit ammeniafhaltigem Waſſer nicht zu lange‘ ausgefüßt, getrocknet
und mit dem Filter gegläht. Nah Abzug der Filteraſche erhält man
das Gewicht ber phosphorfauren Zalterde, von welcher 100 Gram⸗
men 63,3 Gr. Phosphorfäure anzeigen. Man fieht, bag bie
Beſtimmung der Phosphorfäure die quantitative Unterfuhung etwas
complicirt macht, aber die Mühe, welche man darauf verwendet, wird.
durch die Wichtigkeit, welche dieſe Beſtimmung hat, binlänglicy be-
lohnt.
Kommen nur geringe Mengen Phosphorfäure vor, fo finden ſich
im Niederfhlage A zu vernachlaͤſſigende Spuren von Kalt und Tal:
erde und man ann dann den mit Kalilauge behandelten Niederfchlag,
ohne ihn mit effigfaurem Waffer zu erhigen, fofort durdy Schwefel:
waſſerſtoff⸗ Ammoniak, wie angegeben, zerlegen.
Dder aber man kann in dem Niederfchlage A die Phosphorfäure
ganz unberüdfichtigt laſſen, denfelben mit Kalilauge erhigen, abfiltri⸗
ren, das ruͤckſtaͤndige Eifenoryd ſogleich trocknen, glühen und waͤ⸗
gen; die abgelaufene alkalifche Stüffigkeit, welche die Alaunerde ents
hätt, durch Salzfäure anfäuern, mit Eohlenfaurem Ammoniak die
Alaunerde ausfällen, diefe ebenfalls auf einem Filter fammeln,
trocknen, ſtark glühen und mwägen. In diefem Falle wird das Ge:
wicht des Eifenoryds fowohl, als der Alaunerde durch bie da=
bei befindliche Phosphorfäure etwas vermehrt, aber diefe Wermehrung
£ann bei fo geringer Menge von Phosphorfäure ganz unberuͤckſichtigt
gelaffen werden. Aber man muß bier, wie wohl faum erwähnt zu
werden braucht, nun eine befondere Beſtimmung der Phosphorfäure
vornehmen , die® kann nun mit einer andern Quantität des Säure
auszuges auf diefeibe Weiſe gefchehen, wie es oben befchrieben worden,
nur natuͤrlich mit dem Unterfchiede, daß man bei diefer Unterſuchung
das Eifenoryd und die Alaunerde ganz unberädfichtige läßt,
wodurch fie fehr einfach wird. Dan kann auch aus einem andern
Theile des Säureauszuges den Kalk (und das Manganorxydul) durch
kleeſaures Kali ausfällen, von dem Niederſchlage die Fluͤſſigkeit abfils
triren, fo viel Weinfäure zu derfelben fegen, daß Ammoniak, welches
man nun im großen Weberfchuffe zufügt, kein Eiſenoryd und Feine
Alaunerde ausfällt (wie an mehreren Orten befchrieben worden) und
dann durch Dinzugeben von Ammoniumtalciumchlorid die Phosphor:
fäure abfheiden und aus dem Niederfchlage quantitativ beftimmen,
465
Kommen aber große Mengen von Eifenorpyb und Alaunerde vor,
ift alfo viel Weinfäure zuzufegen, fo wirb der Nieberfchlag nur hoͤchſt
langfam entflehen, wenn wenig Phosphorfäure vorhanden, und bie
Beitimmung wird nicht fo genau, wie nad) der oben angegebenen
Methode.
Unterfuhung der Fluͤſſigkeit B.
Es ift dies, wie ich ins Gedaͤchtniß zuruͤckrufen will, die Fluͤſ⸗
ſigkeit, welche von dem durch Ammoniak im Saͤureauszuge entſtan⸗
denen Niederſchlage A abfiltrirt worden iſt und welche das Man⸗
ganorydul, den Kalt und die Talkerde enthält und zu wel:
hem man bie aus dem Niederfchlage A durch verdünnte Effigfäure
abgefchiedene geringe Menge biefer Körper zugeben kann.
Iſt diefe Fluͤſſigkeit, wie oben bemerkt, um fie vor ber Einwir-
tung der Kohlenfäure ber - Luft zu ſchuͤtzen, ſchwach fauer gemacht
mworben, fo neutralifiet man biefelbe beim Beginn der Unterfuchung
mit Ammoniak.
Es wird nun Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak zugegeben, fo Tange
dadurch ein Niederfchlag von Schmwefelmangan entſteht. Man ſam⸗
melt diefen auf einem Filter, füßt mit Waſſer aus, dem Schwefel:
wafferftoff-Ammoniat zugefegt worden (auß dem oben beim Schwefel:
eifen angeführten Grunde), breitet denfelben nach beendetem Ausfüßen
in einer Schafe aus und loͤſt ihn unter gelinder Erwärmung fo:
gleich in ein wenig verduͤnnter Salzſaͤure. Man fegt das Erwaͤr⸗
men fort, bis allee Geruch nach Schwefelwaſſerſtoff verſchwunden ift,
filtrirt die Löfung, welche Manganchloruͤr enthält, vom Papier ab,
ſuͤßt letzteres gut aus, giebt fie in eine Abdampffchale, erwärmt und
vermifcht mit fo viel Eohlenfaurem Kali, daß biefelbe alkalifch
reagirt. Man fest nun das Abdampfen fort, bie der Ruͤckſtand faft
troden erfcheint, uͤbergießt denfelben dann mit heißem Waſſer, welches
Eohlenfaures Manganorydul ungelöft läßt.
Das Eohlenfaure Manganorydul wird auf einem gewogenen Fil-
tee gefammelt, mit heißem Waſſer ausgefüßt, getrodnet und mit dem
Filter fehr heftig geglüht, wobei Manganorpdorydul zuruͤckbleibt,
deffen Gewicht man nad) Abzug ber Filterafche erfährt.
100 Gr. Manganoxydoxydul entfprehen 93 Gr. Mangan
oxydul.
Die vom Schwefelmangen abfiltrirte Fluͤſſigkeit wird durch Salz⸗
ſaͤure ſchwach angeſaͤuert und bis zur Verjagung des Schwefelwaſſer⸗
30
466
ſtoffs erhitzt, wenn nöthig, dann filgeiet, mit Ammoniak wieder ſchwach
alkaliſch gemacht und duch kleeſaures Kali aus derfelben der
Kalt gefällt.
Der niebergefallene Eeefaure Kalk wird nad) einigen Stunden
abfittrirt, gut ausgefüßt, getrodinet und mit bem Filter ſchwach bie
zur Verbrennung des letzteren gegluͤht, wodurch er fih in kohlenſau⸗
ren Kalt umindert. Nach Abzug des Gewichts ber Filteraſche erfährt
man deſſen Gewicht.
Der Inhait des Tiegels wird, wie mehrmals erwähnt, mit einer
Auflöfung von kohlenfaurem Ammontat übergoffen, gelinde wieder er
hitzt und noch einmal gewogen, um zu ermitteln, ob durch dad Er⸗
bigen eine Kohlenfäure ausgetrieben worden fei, findet fich dies, fo
ift das DBefeuchten mit Eohlenfaurem Ammoniak fo oft zu mieberholen,
als noch Gewichtszunahme danach Statt findet.
100 Sr. Eohlenfaurer Kalt enthalten 56,3 Gr. Koblenfäure.
Da in der Regel der Kalk nicht fammtli als Eohlenfaurer Kalk
in der Erbe vorkommt, fo kann natürlidy die gefundene Menge bed
kohlenſauren Kalkes auch nicht direct in Rechnung gebracht werden.
Die Menge ber beflimmten Kohlenfäure muß indeß hierüber ent-
fcheiden.
Die vom kleeſauren Kalk abfilttirte Stüffigkeit wird nun zur
Beſtimmung der Talkerde mit einem großen Ueberfchuß von Ammos
niak verfegt und dann eine beträchtliche Menge phosphorfaures
Natron zu derſelben gegeben, wonach fidy beim Umrühren der Nies
derfchlag von phosphorfauree Ammoniak Talkerde ausſcheidet. Man
filteirt nach einigen Stunden ab, füßt mit ammoniafhaltigem Waſ⸗
fer aus, trocknet und glüht, wodurch man nad) Abzug der Filterafche
das Gewicht der zuruͤckgebliebenen phosphorfauren Talkerde erfährt.
100 Gr. phosphorfaure Zalkerde enthalten 36,7 Gr. Talkerde.
Uebrigens kommt die Talkerde meift nicht ſaͤmmtlich als kohlen⸗
faures Salz in der Adererde vor, und es ift bier daffelbe zu berüd:
ſichtigen, was vorhin beim Kalte in diefer Beziehung bemerkt wurde.
467
3) Bekimmmung dead Kalik und Ratreons,
Man verwendet hierzu einen befondern Saͤureauszug oder viel-
mehr eine befondere Quantitaͤt beffelben, Ueber den Weg, melden
man zu der Beilimmung biefer Körper einzufchlagen hat, habe ich
nicht nöthig, etwas Beſonderes zu ſagen. Man verführt ganz genau fo,
wie e& früher bei der qualitativen Unterfuchung gelehrt worden, nämlich
man fchafft durch Ass: Ammoniak, Eoblenfaures Ammoniak, Schwefel
waflerftoff- Ammoniak und dann durch Barptwaſſer und kohlenfaures
Ammoniak bis auf das Kali und Natron alle Körper fort, fo daß
man im Platintiegel aulegt, wie a. a. D, bemerkt, nur Kalium⸗
und Natriumchlorid behält, deren gemeinfchaftliches Gewicht ge⸗
nau beſtimmt wird.
Aus dieſem Gemiſche ſcheidet man nun auf die Weiſe, wie fruͤ⸗
her bei dem Waſſerauszuge ausfuͤhrlich beſchrieben worden, das Kali,
berechnet daraus das Gewicht des Kaliumchlorids und erfährt fo nach
Abzug deffelden von dem Totalgewichte des Rüdftandes im Platins
tiegel das Gewicht des Natriumchloride. Am legt angeführten Orte
find auch die Data für die Berechnung der Chloride in Oryde geges
ben, benn die durch Säure ausgezogene Menge von Kali und Natron
kam in der Erde als ſolche in Verbindung mit Kiefelfäure vor.
4) Befimmung des Eiſenorxyduls.
Zur Beſtimmung des Eiſenoxyduls muß man ſich einen beſon⸗
dern Saͤureauszug darſtellen. Man verwendet dazu die getrocknete
Erde, oder auch, da leicht ſchon beim Trocknen ein Antheil DOrybul
fi) in Oxyd umändern Eann, fo ift #6 noch zweckmaͤßiger, ins ante
fprechende größere Menge der friſchen Erde) zu nehmen.
Die Darſtellung dieſes Säursausjuges wird auf biefeike Weif⸗
vorgenommen, wie es vorhin bei des qualitativen Unterſuchung aus⸗
führlich befeprisben worden if, Man giebt naͤmlich verduͤnnte Salz
ſaͤuto in eine Digerirflaſche, traͤgt in dieſelbe etwas Eohlenfauren Kalk,
um bie atmofphärtiche Luft zu entfernen und giebt dann nad und
nach die zu unterfuchende Erde hinein (a. a. D.) Die Hierauf vers
*) Der Waſſergehalt der Grbe muß dann natärtich von einer anbern
Duantität beftimmt werden,
30?
468
ſchloſſene Flaſche wird zur Auflöfung des Eifenorpbuls mehrere Stun:
ben in der Wärme ſtehen gelaflen.
Nach diefer Zeit trägt man (ohne vorher filtrirt zu haben) koh⸗
lenſauren Kalk in dieſelbe, bis die Fluͤſſigkeit nicht mehr ſauer reagirt
und ſich kein Aufbrauſen mehr zeigt und erhitzt, leicht verſtopft, bis
faſt zum Sieden auf der Waͤrmplatte.
Durch den kohlenſauren Kalk werden das Eiſenoxyd und bie
Alaunerde abgeſchleden, waͤhrend Eiſenoxydul und die uͤbrigen
Körper in Aufloͤſung bleiben. Man filtrirt darauf durch ein geraͤu⸗
miges Filter und ſuͤßt den Ruͤckſtand mit ausgekochtem Waſſer aus.
Die abgelaufene Fluͤſſigkelt, welche das Eiſenoxydul enthält, wird
in eine Abdampfſchale mit etwas Salzſaͤure und Salpeterſaͤure ver:
mifht und zum Sieben erhigt, wodurch das vorhandene Eiſenoxydul
(oder was, wie oft ermähnt, baffelbe ift, das Chlordr) in Oxyd fich
umaͤndert. Nach dem Erkalten fällt man durch Ammoniak das Eifen-
oxyd, füßt bei abgehaltenem Luftzutritt forgfältig aus, trodnet, gluͤht
und waͤgt es mit den früher angegebenen Vorfichtömaßregeln.
100 Sr. Eifenorpd entfprehen 89,8 Sr. Eifenorydul.
Die auf diefe MWeife gefundene Menge des Eifenoryds iſt, wie
fih wohl von felbft verfteht, von der oben gefundenen Menge abzu⸗
ziehen, da fie als Oxydul im Reſultate der Analyfe aufgeführt wird.
Hätte man alfo, vergl. a. a. O., 0,235 Gr. Eifenoryb erhal:
ten, und bier 0,100 Gy., fo wäre in ben Refultaten der Analvfe
0,135 Sr. Eiſenoxyd und 0,089 Gr. Eifenorydul aufzuführen.
5) Beflimmung des Manganorybes.
Es iſt bei der qualitativen Unterſuchung erwähnt, bag das Man-
gan theild als Orydul (mit Humus⸗, Kiefels und Koblenfäure vere
bunden), theil® als Oxyd vorkommen Tann. In manchen Fällen
kann die quantitative Beſtimmung des letztern von Intereſſe fein.
Man verwendet dazu eine befondere Menge getrodinete Erde.
Ste wirdin einer Digericflafche mit verbüunnter Salpeterfäure
längere Zeit in fehr gelinder Wärme digerirt, wobei ſich außer vielen
andern Subflanzen das Manganorydul aufloͤſt, während das
Manganoryd nicht geläft wird. *)
*) Da fih das Manganoxydul durch Einwirkung bed atmofphärifcden
Sauerſtoffs leicht in Oryd verwandelt, fo thut man wohl daran, nur bie frifch
geſammelte und gut verfähloffen gewefene Erde auf Oxydul zu une laden.
469 .
Man filtriet die Loͤſung von dem Müdftande ab, füßt ben letz⸗
teen forgfältig aus und trodnet ihn. Diefer Ruͤckſtand wird nun
zur Zerſtoͤrung der vorhandenen organifhen Subſtanzen gegiüht und
dann in ber Wärme mit mäßig verduͤnnter Salzfäure digerirt, welche
neben andern Subſtanzen nun aud das Manganoryd in Auflöfung
bringt. Aus diefer fauren Auflöfung wird duch Ammoniak etwa vor⸗
handenes Eifenoryd, Alaunerde u. f. w. abgefchieden, die Fluͤſſigkeit
von biefem Miederfchlage abfiltrirt und zu demfelben Schwefelwaſſer⸗
ſtoff⸗ Ammoniak gegeben, meiher Schwefelmangan nieberfchlägt,
das, wie früher angeführt, weiter behandelt, d. h. erſt in kohlenſaures
Manganorydul und dann in Manganoryduloxyd umgeändert
wird. 100 Gr. diefes legtern entfprechen 93 Gr. Manganoppbul.
Die fo berechnete Menge des Manganoxyduls ift von ber früher
Hefundenen in Abrechnung zu bringen, da biefelbe als Oxyd bei den
Mefultaten der Analvfe aufgeführt werden muß.
Hätte man alfo 3. B. früher 0,120 Gr. Manganorydul erhale
ten, und hier eine Menge von Ornbduloryd, welche 0,080 Str. Man:
ganorpdul entfprehen, fo waͤre bei ben Refultaten der Analyſe aufs
zuführen 0,040 Sr. Manganorydul und 0,000 Gr. Manganoryd.
6) Beſtimmung der Schwefelfäure.
Man verwendet hierzu einen befonderen Theil bes Saͤureauszu⸗
ges, ober auch ben Theil, aus welchem man bad Kali und Natron
beflimmen will,
Es wird: zu demfelben Baryumchlorid gegeben, wo fich ber bes
kannte Niederfchlag von ſchwefelſaurem Baryt ausſcheidet. Man fils
trirt nach einiger Zeit durch ein gewogenes Filter, füßt gut aus, trock⸗
net, glüht mit dem Filter im offnen Platintiegel und erfährt nach
Abzug der Zilterafche das Gewicht bes ſchwefelſauren Baryts.
100 Gr. ſchwefelſaurer Baryt enthalten 34,4 Gr. Schwefelfäure.
Die Schwefelfäure findet fih im Säureauszuge in dem Falle,
daß Gyps in einem folchen Kohäfionszuftande vorkommt, daß er
nicht Leicht vom Waſſer gelöft wird,
470
T) Beftlimmung bes Ehlors.
Die Beſtimmung des Chlors iſt eben fo einfach, als bie ber
Schwefelſaͤure. Dan ſtellt fi aus einer befondern Menge der mit
Waffer behandelten ober gegluͤhten Erbe einen Saͤureauszug mit ver:
dinnter Salpeterfäure dar, filtrirt diefen ab und giebt zu demfelben
falpeterfaures Silberornd, wodurh Chlorfilber fi ab:
füyeivet. Dies wird auf einem gewogenen Filter gefammelt, ausge:
füßt, ſcharf getrodinet und gewogen. ‚Nah Abzug des Gewichtes
des Filters erfährt man das Gewicht des Chlorſilbers.
100 Gr. Chrorfilber enthalten 24,7 Gr. Chlor.
Das Chlor wird durch die Salpeterfäure entweder aus ben
Pflanzenuͤberreſten, oder aus der beim Einaͤſchern berfelben entftan-
denen Afche gezogen, kann fidy daher nicht finden, wenn man aus
bee Adererde nach dem Berftören der Pflanzenüberrefte durch Gluͤhen
einen zweiten Waſſerauszug dargeſtellt Hat.
Bemerkungen zur quantitativen Unterfuhung des
Saͤureauszuges.
Bei der Zuſammenſtellung der Reſultate des Saͤureauszuges
werden die einzelnen Körper, fo wie fie gefunden, neben einander auf:
gefuͤhtt. Es iſt hier unmöglich, anzugeben, In welchen Verbindungen
biefelben vorkommen; namentlich iſt gar nicht zu entfcheiben, welche
Oryde und Erden mit Humusfäure verbunden find. Brüher habe
ich aber ausführlich angegeben, mas für Verbindungen der gefunde⸗
nen Körper durch die Säuren in Auflöfung gebracht werden, und
dies zu wiſſen reicht vollkommen hin.
Der Kalt, die Talkerde, das Manganorydul, bas
Eifenorydut find ofe mit Kohlenfänre verbunden, reicht aber
die gefundene Menge diefer Saͤure nicht bin, um dieſe Baſen zu
fättigen, fo müffen fie theils als humusſaure, Plefelfaure,
phosphorfaure Verbindungen in der Erde enthalten feyn.
Eifenoryd ann für fich, oder ald Hydrat, wie theil-
weis in Verbindung mit Phosphorfäure und Humusfäure,
vortommen. Alaunerde ald Hydrat ober ald Humuss, phos⸗
phors und Liefelfaure Alaunerde Kali und Ratron
471
/
kommen in Verbindung mit Kiefelfäure vor, und ift Chlor ge
funden, fo wird bdiefes dem Natron zugetheilt; eben fo wird zuerft
für die Schwefelfäure die erforderlihe Menge Kalk in Abrech⸗
nung gebradit.
Wie ſchon früher erwähnt, muß die Summa ber gefundenen
Beitandtheile, (eingefchloffen die Kohlenſaͤure) gleich fein dem Gewichte:
veriufte, weichen die Erde bei ber Behandlung mit der Säure erlit:
ten; aber wenn man nicht die geglühte Erbe, fondern nur die ges
trocknete Erde zu der Unterfuhung, ic meine zum Gaͤureauszuge,
angewandt hat, fo kann der Fall eintreten, daß die Summa der eins
zeinen Beſtandtheile viel geringer als jener Gewichtsverluſt ift; naͤm⸗
lid dann, wenn bie Erde viel Eifenorydhydrat und Alaun⸗
erbehydrat enthält.
Eiſensxydhydrat und Altaunerdehydrat entlaffen felbft
beim flarten Trocknen ihr Waſſer nicht, und findet fich alfo daſſelbe
in der getrodneten Erde. Da nun aber bei der Unterfuhung bes
Saͤureauszuges das Eifenorydb und die Alaunerbe im mwafferfreien Zus
ftande beſtimmt worden find, fo muß an der Summa der einzelnen
Beftandtheile das Hydratwaſſer derfelben fehlen. Dies ift oft Höchft
wichtig zu erkennen, und kann bisweilen einen Saͤureauszug aus ber
getrockneten, nicht geglühten, Erde ganz notbreendig machen.
In der Regel kann man ſchon an ber ochergelben Karbe der Erde
die Gegenwart des Eiſenoxydhydrats erkennen, und mo fich viel Eifen-
orpdhydrat findet, da kommt auch gewoͤhnlich Hlaunerdehydrat vor.
Dat alfo 3. B. die Erde bei der Behandlung mit Salzfäure
4,500 Gr. verloren, und beträgt die Summe der einzelnen Beſtand⸗
theile 4,000 Gr, fo find 0,500 Grammen für Hydratwafler in
Rechnung zu bringen.
Es brauchte wohl kaum bemerkt zu werden, baß von einer fol-
den Erde, welche die genannten Hybrate enthält, beim Guͤhen das
Hydtatwaſſer nebft den organiihen Subſtanzen entfernt wird, und
dag man, wenn auf jenes keine Müdficht genommen wird, die Menge
der organifchen Subſtanzen um das Gewicht beffelben zu hoch in
Rechnung bringen würde, Iſt daher auf angegebene Weile Hydrat⸗
waſſer nacgemwiefen, fo muß dies von dem Gluͤhverluſte abgerechnet
werden. .
472
L. Beftimmung der buch concentrirte Schwefelfäure
in Auflöfung gebradhten Subftanzen.
Bon der mit Salzfäure behandelten Erde wird nun, wie fehon
früher erwähnt, eine Gewichtsmenge der Behandlung mit Schwefel:
fäure unterroorfen, die einem einfachen Gewichte ber getrodneten Erbe
entfpricht. Es ift gewoͤhnlich hinreichend, daß dieſe Gewichtsmenge
gegen 3 — 6 Srammen beträgt. Ueber diefe Behandlung der Erde
mit Schwefelfäure habe ich nichts hinzuzufügen, fie wird ganz auf
diefelbe Weife ausgeführt, wie es früher angegeben worden if. Man
bringt bie gut zerpulverte Erde in den Platintiegel, giebt die concen⸗
trirte Schwefelfäure darauf, kocht u. f. w.
Der trockne Rüdftand im Piatintiegel wird mit fahfdurehaltigem
Waffer in einer Abbampffchale Üübergoffen, erwaͤrmt (ſiehe a. a. D.)
und dann die Flüffigkeit von dem ungelöften Antheile abfiltrirt.
Diefe Stüffigkeit kann nun bie a. a. D. aufgeführten Subſtan⸗
zen, nämlih Eifenoryd, Alaunerde, Phosphorfäure, Kalk,
Talkerde, Manganorydbul, Kali und Natron enthalten,
und es werben biefe Körper ganz auf gleiche Weife wie ber
mit Salzfäure bereitete Auszug der Ackererde unterfucht.
Der Rüdftand von der Behandlung mit concenteirter Schwefel⸗
fäure enthält nun die nicht angegriffenen Mineralien und die durch
diefe aus ihren Verbindungen abgefchiedene Kiefelfäum.
Man teodnet denfelben forgfättig und beſtimmt deſſen Gericht
genau. Er wird dann in eine Digerieflafche mit einer concentrirten
Löfung von Lohlenfaurem Natron anhaltend gekocht, worin fich die
abgefchiedene Kiefelfäure auflöfl. Nach dem Verdinnen mit Wafler
filtrirt man ab, Tüßt den Ruͤckſtand (die unzerſetzten Mineralien) forg-
faͤttig aus, trodnet und waͤgt ihn. Mas er jegt weniger als vor
ber Behandlung mit kohlenſautem Natron wiegt, ift für duch Schwe⸗
felfäure ausgeſchiedene Kiefelfäure in Rechnung zu bringen.
Wenn man den von ber Behandlung mit Schwefelfäure erhal:
tenen Rüdftand nicht bis auf eine zu vernachläffigende Menge vom
Filter nehmen kann, fo muß man natürlich das auf dem Filter Ge
bliebene dem Gewichte nach beitimmen und das erhaltene Refultat
hiernach berechnen. |
Wird die Erde vor der Behandlung mit concentrirter Schwefel:
473
fäure im Achatmoͤrſer hoͤchſt fein pulverifirt, fo wird durch
dieſe Saͤure faſt Alles zerlegt und man kann dann die folgende Be⸗
handlung mit kohlenſaurem Kali und Baryt in vielen Faͤllen erſparen.
M. Beſtimmung der duch kohlenſaures Kali oder
Eohlenfauren Baryt in Auflöfung gebrachten
Körper.
Auch bier kann ich mich ganz auf das beziehen, was ich bei
der qualitativen Unterfuchung über diefen Gegenſtand mitgetheilt habe.
Hat man den bei L von der Berechnung mit tohlenfaurem
Patron zurüdgebliebenen Theil auf einem feinen mit Säure aus:
laugten Filter gefammelt, fo kann man das Filter einäfhern und
von dem ganzen Rüdftande die Hälfte zum Auffchließen mit kohlen⸗
faurem Baryt anwenden; beträgt aber das Gewicht deffelben nur
4 — 6 Grammen, fo kann man etwa die Hälfte im Ganzen davon
nehmen, um eine einfache Rechnung zu bekommen; denn 2 — 3
Srammen find für jede Gluͤhung volllommen hinreichend, und man
müßte einen fehr großen Platintiegel haben, wenn man mehr verars
beiten wollte.
Ueber die quantitative Unterfuhung der mit Eohlenfaurem Kali
und mit Eohlenfaurem Baryt behandelten Erbe Habe ich ebenfalls
nichts hinzuzuftigen.
Der mit Eohlenfaurem Kalt. aufgefchloffene Antheil wird, mie
fhon früher befchrieben, behandelt und baraus bie Kiefelfäure, das
Eifenorybd, die Alaunerde, das Mansganorybdul, die Kalt:
und Talkerde beftimmt, wie bies beim falzfauren Auszuge ber
Adererde gelehrt worden iſt.
Der mit Eohlenfaurem Baryt aufgefchloffene Antheil wird, wie
früher gezeigt, behandelt, um daraus das Kalt und Natron zu
erhalten.
Sn
474
Indem ich hiermit die Anleitung zur chemifchen Unterſuchung
ber Adererde und des Untergrundes fchließe, erlaube- ich mir noch
einige Bemerkungen für die Benutzung derfelben.
Der angehende Analytifer fEudire zuerft genau, was ih im
Eingange über chemifche Unterfuhungen, über die Art der Wirkung
der Reagentien als Erkennungsmittel und Scheidungsmittel im Alt:
gemeinen geſagt habe. Er mache fich darauf mit der Handhabung
ber erforderlichen Apparate, mit der Ausführung der vorkommenden
Operationen, wie bed Abbampfens, Filtrirens, Faͤllens, Gluͤhens, Waͤ⸗
gend u. f. w., fo wie mit der fpeciellen Wirkung der verfchiedenen
Reagentien vollkommen vertraut.
Um in Ausführung der verfhiebenen Operationen Fertigkeit zu
erlangen, rathe ich demfelben an, zuerft aus einer gemogenen Menge
einer von organiſchen Subftanzen möglichft freien ober -einer geglühten
Adererde einen Auszug mit verblinnter Salzfäure barzuftellen und aus
bemfelben die Kiefelfäure durch Abdampfen, dad Eifenoryd
und die Alaunerde durch Fällen mit Ammoniak; das Man:
ganorybul uch Schwefelwafferflaff- Ammoniak, ben
Kalk duch Fleefaures Kalt, die Talkerde buch phosphor⸗
ſaures Natron abzufheiden, auch wohl die Trennung des Eiſen⸗
orydes von ber Alaunerde buch Kalilauge vorzunehmen, aber
die etwa vorhandene Phosphorfäure ganz unberuͤckſichtigt zu laffen.
Eine ſolche Unterfuhung des Saͤureauszuges iſt wegen der groͤ⸗
ern Quantität, in welcher die einzelnen Beftandtheile gewöhnlich vor-
kommen, am leichteften auszuführen, und fie ift von großer Wichtig,
keit, weil ſowohl der mit concentrirter Schwefelfäure, als auch ber
mit fohlenfaurem Kali bereitete Auszug auf ganz gleiche Weife uns
terfudht werden.
Er gehe dann Über zu der Beflimmung bes Chlors und ber
Schwefelfäure im MWafferauszuge, dee Humusfäure, Humuskohle,
Pflanzenüberrefte und zulegt zu der Beſtimmung der Alkalien, der
Dhosphorfäure, des Ammoniaks und Stidftoffgehattes.
Will derfelbe den Grab der Genauigkeit kennen, ben er bei ſei⸗
nen Unterfuchungen erreicht, fo mache er von ein und derfelben Erde
mehrere Unterfuchungen; bie anfangs dabei flattfindenden Differen-
zen werden bei einiger Webung immer Bleiner, und verfchwinden zus
legt ganz.
475
Ich lege es noch einmal ans Derz, vor jeder quantitativen Un:
terfuchung eine genaue qualitative vorzunehmen (in welcher man ſich,
wie fid) von ſelbſt verficht, übt, ehe man überhaupt zu der quantitas
tiven Unterfuchung übergeht), um, nachdem man fo erfahren hat, mas
für Beſtandtheile die Adererde enthält, einen foͤrmlichen Plan für die
quantitative Unterfuchung zu entwerfen. Dies wird mit Hülfe der
fpeciellen Anleitung zur quantitativen Unterfuchung dem fehr leicht
fein, dee fih genau mit dem allgemeinen Theile biefer Abhandlung
befannt gemacht hat.
Ich babe mich naͤmlich bemüht, in diefem Theile ziemlich aus:
führlih die Erkiärung der verfchiedenen Proceffe zu geben, während
ich dies bei der fpeciellen Anleitung möglichft vermeiden mußte, um
große, die Weberfichtlichkeit ftörende, Zwifchenfäge zu vermeiden. Diefe
Anleitung foll das eigentlide Pro Memoria bes Analptilers fein.
Auf weiche Weife man die Refultate der Analyfe zufammen
ſtellt, habe ich theild fchon an mehreren Orten angedeutet, theild er
giebt es fi) aus den unten mitgetheilten Analyfen ber verfchiebenften
Bodenarten.
Ich gebe nun zum Schluß noch eine Weberficht ber erforderlichen
Apparate und Reagentien.
Gerähfhaften zur hemifhen Unterfuhung ber
Adererde
Ein chemiſcher Ofen mit Wärmeplatte, Ringen, Rohlenzange,
Kohlenfchaufel.
Heffifher Schmelztiegel.
Porzellantiegel.
Platintiegel, wo möglich ein größerer und kleinerer.
Platinfpatel. |
Abdampffchalen von verfchiedener Größe.
Porzellanfpatel.
Uhrglaͤſer.
Cylinder von Glas.
Trichter von Glas.
Ruͤhrſtaͤbe (glaͤſerne).
Digerirflaſchen verſchiedener Größe.
476
Holzkränge oder Strohkraͤnze.
Silterfchablonen. \
Einfahe und doppelte Spirituslampe.
Zampenftatif.
Probiergläfer.
Mörfer und Keulen von Porzellan.
Achatmoͤrſer.
Retorten.
Glasroͤhren zu Gasentwickelungen.
2 Wagen mit Gewichten.
Zeller, Untertaffen, Obertaffen von Porzellan.
Zoupe, Blasplatten und Hornmeffer.
Reagentien.
Deſtillirtes Waffer.
Schwefelſaͤure.
Salzſaͤure.
Salpeterſaͤure.
Concentrirter Eſſig.
Gebtannter Kalt,
Baryt.
Kalilauge.
Ammoniak.
Kohlenſaurer Kalk.
Kohlenſaurer Baryt.
Kohlenſaures Kali.
⸗ ⸗Natron.
⸗ Ammoniak.
Bariumchlorid.
Salpeterſaurer Barpt.
Salpeterſaures Silberoxyd.
Kleeſaures Kali.
⸗Ammoniak.
Phosphorſaures Natron.
Ammoniumtalciumchlorid.
Schwefelwaſſerſtoff⸗ Ammoniak.
Schwefelwaſſerſtoffwaſſer.
Schwefelbaryum.
477
Schwefeleiſen.
Gelbes Blutlaugenſalz.
Rothes = ⸗
Platinloͤſung.
Weinſaͤure.
Fieſelfeuchtigkeit.
Weingeiſt.
Inbdigoloͤſung.
Kupferfeilicht.
Metalliſches Eiſen Saicmadeh
Blaues und geroͤthetes kacmuepepier. ln
Gurcumapapier,
Nefultate chemifcher Unterfuchungen
mehrerer in Deutſchland, Belgien, Frankreich,
der Schweiz, Ungarn, Nußlaud, Schweden,
England, Amerika u. f. tv. vorfommenden
Bodenarten.
An dem Nachfolgenden findet der Leſer nicht nur die Körper
angegeben, welche ich bei ber chemifchen Unterfuchung mehrerer in
Deutfhland u. f. w vorkommenden Bödenarten fand, fondern ich
babe darin auch bemerkt, wie fih mandıe diefer Bodenarten gegen
die Vegetation verhalten, welche Eultur: Pflanzen auf ihnen am vors
züglichften gedeihen, welche Koͤrper zu ihrer Verbefferung entweder
fhon angewendet wurden ober angewendet werden möchten, und über:
haupt, welche fonftigen Erſcheinungen fie barbieten, indem ich glaube,
daß alles diefes dazu geeignet ift, um ben praktifchen Landwitth einen
fiheren Anhaltspunkt bei der Beurtheilung des eignen chemiſch unter:
fuchten Bodens zu geben, und er hiernach um fo eher wird ermäßigen
Sinnen, welche Subflanzen dem etwa unfrucdhtbaren Boden mitge:
theite werben müffen, um ihn in einen fruchtbaren zu verwandeln,
Außer den Reſultaten meiner eignen Analyfe findet der Lefer
bier auch noch einige Analyfen anderer Chemiker aufgeführt; fie find
478
indeß zum Theil fo mangelhaft angeftellt, daß fi) daraus bie Güte
des Bodens durchaus nicht beurtheilen laͤßt. Alle Unterfuchungen,
weiche von mir herrühren, find mit Sp. unterzeichnet, während über
diejenigen, welche von Andern vorgenommen wurden, der ganze Name
des Analytikers ſteht.
Der beſſern Ueberſicht wegen habe ich die Webenarten nach den
Ländern, woher fie ſtammen, georbnet.
A. Deutfchland.
a) Herzogthum Braunfhmeig.
1) Die Adertrume eines feinförnigen Lehmbodens
ber Alluvialformation aus der Gegend von Gandersheim. Ausges
zeichnet dadurch, daß er, fobald er mit Gyps gedüngt wird, außeror⸗
dentlich ſchoͤnen rothen Klee bervorbringt; 100,000 Gewichtstheile
deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde und feinem Quarzſand 91,331 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,344 > ⸗
Eiſenoxyd und wenig Eifenorpdul 1,562 =: ⸗
Manganoxyde 0,080 ⸗ ⸗
Kalkerde, mit Kleſelerde, Schwefelſaͤure und
Humusſaͤure verbunden 0800 =: =:
Talkerde, mit Kiefelerde und Humusſaͤure
verbunden 0440 - s
Kali mit Kiefelerde verbunden 0,156 = a
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbun⸗
den, und nur wenig Natronium mit Chlor
zu Kochfalz vereinigt 006 =» =:
Phosphorfäure, mit Kalt und Eifenorpben
verbunden 0,09
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde zu Gyps vereinigt 0,011
Chlor, mit Natronium zu Kochſalz vereinigt 0,012
Dumusfäure 0,920
Humus*) und wenig ſtickſtoffhaltige Subflanzen 3,180
Summa 100,000 Susntorik
“u “ [_ “ ”
u“ w %“ %“ %“
*) Unter Humus verftehe ich bier die noch nidyt völlig in Verweſung
Übergegangenen Yflanzen: und Thierreſte, inc, dee Humuokohle. —
479
2) Der Untergrund diefes Bodens bis zu der Tiefe von
1%, Zug beftand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und Quarfand 93,883 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,944 -
Eifenoryd und ziemlich viel Eifenorydul 2226 ⸗ s
Manganoryde 0,320 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbunden 0,720 = ⸗
Talkerde, desgl. 0340 ⸗ ⸗
Kali, desgl. 0105 ⸗⸗
Natron, desgl. 0060 =: =
Phosphorfäure, mit Kalkerde vereinigt 0,10 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde zu Gyps verbunden 0,012 ⸗ ⸗
Chlor, (im Kochſalz) 0,016 = ⸗
Humusſaͤure, mit Kalk: und Talkerde vereinigt 0,184 + s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Man fieht ans bdiefer legten Analpfe, daß der Klee dab etwa _
bedürftige Mangan, bie Phosphorfäure, das Kali und Natron, was
er nicht in der Ackerktume findet, reichlich im Untergrunde antıifft.
3) Die Adertrume eines feinkörnigen Lehmbodens
der Alluvlalformation aus der Gegend von Gandersheim. Ausge⸗
zeichnet dadurch, daß er außerordentlich ſchoͤne Huͤlſenfruͤchte nach einer
Düngung mit Gyps hervorbringt. 100,000 Gewichtstheile deffelben
beflanden aus: |
Kiefelerde und fehr feinem Duarzfande 90,221 Gewichtötheite.
Alaunerde 2,106 = x
Eifenoryd und etwas Eifenorpdul 3951 = s
Manganoryde 0,960 : s
Kalkerde, größtentheild mit Phosphorfäure und
Humusfäure verbunden 0539 =: -
Talkerde, größtentheild mit Kiefelerde verbunden 0,730 ⸗ ⸗
Kali, desgl. 0,0060 ⸗ ⸗
Natron, desgl. . 0,010 : s
Phosphorfäure, (mit Kalkerde verbunden) 0,367 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure (im Gypſe) Spuren
Chlor (im Kochſalze) Ä 000 : -:
. Latus: 98,960 Gewichtstheile.
480
Transport: 98,960 Gewichtetheile.
Humusſaͤure 0,900
Humus und flidfloffhaltige organifche Reſte 0,140 = a
Summa: 100,000 Genictäpeite.
4) Der Untergrund dieſes Bodens bis zu der Tiefe von
2 Fuß beftand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und ſehr feinem Quarzſand 02,324 Gewichtsthelle.
Alaunerde | 2,262 - s
Eifenoryd und Eiſenorydul 2914 = .
Manganoryde | 0,960 —W
Kalkerde, größtentheils mit Kleſelerde verbnd. 0,532 ⸗ ’
Talkerde, desgl. | 0340 = s
Kali, de. - | 0304 =: 5
Natron, desgl. "Spuren
Phosphorſaͤure mit Kalkerde verbunden 0122 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure mit Kalkerde zu Gyps vereinigt 0010 - >
Chlor im Kochfalz 0004 = -
Humusfäure mit Erden und Oryden verhnd, 0,28 » =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die Analyſe zeigt, daß die Ackerkrume und der Untergrund des
Bodens bis auf den Gyps in hinreichender Menge alle Koͤrper ent⸗
haͤtt, welche den Huͤlſenfruͤhten zur Nahrung dienen, deshalb bringt
denn auch der Gyps eine ſo außerordentliche Wirkung hervor.
5) Die Ackerktume eines grobkoͤrnigen lehmigen
Sandbodens des Diluviums aus der Gegend von Braunſchweig.
100,000 Gewichtstheile beſtanden aus:
Kieſelerde und grobkoͤrnigem Quarzſand 95,698 Gewichtstheile.
Alaunerde 0504 = ⸗
Eifenornd und viel Eiſenoxydul 2496 = :
Manganoryde Spuren
Kalkerde 0,038 2 ⸗
Talkerde 0147 = »
Kali und Natron, größtentheils mit Kiefelerde
verbunden 0,00 = s
Latus: 98,973 Gewichtstheile.
481
0. Transport: 98,873 Gewichtstheile.
Phosphorſaͤure mit Eiſenoxyd verbunden 0,164
*
Schwefelfäure mit Kalkerde verbunden 0,007 = .
Chlor, ‘mit Natronium zu Kochſalz verbunden 0,010 > ⸗
Humusſaͤure 0,626 = ⸗
Humus 0,220 ⸗ ⸗
— — —
Summa: 100,000 Gemwichtötheile,
6) Der Untergrund deffeiben Bodens bis zu der Ziefe von
2 Fuß beftand in 100,000 Gemwichtstheilen aus:
Kiefelerde und grobkoͤrnigem Quarzſand 96,880 Gewichtstheile.
Alaunerde 89%
Eifenoryd und viel Eiſenoxydul 1496 : ,
Manganoryde Spuren
Kalkerde 0,01 9 ⸗ ⸗
Talkerde 0,260 : s
Kali und Natron, größtentheils mit Kiefelerde
verbunden 0,079. - s
Phoephorfäure mit Eifenoryd verbunden 0110 ; ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor desgl.
Humusſaͤure 0266 =: 5.
— — —
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Dieſer Boden, welcher ſeiner Lage wegen feucht iſt, erlangt eine
große Fruchtbarkeit durch die Duͤngung mit Seifenſiederaſche; beſon⸗
ders wachſen ſehr gut danach Klee, Bohnen und Erbſen, was ſich
hinlaͤnglich dadurch erklaͤrt, daß er ſehr wenig Kalk: und Talkerde
und nur Spuren von Gyps und Mangan beſitzt. Die Seifenſieder⸗
aſche enthätt naͤmlich nicht nur viele Kalk⸗ und Zalterde, fondern
auch ſtets viel Gyps und eine nicht unbeträchtliche Menge Mangan.
7) Die Ackerkrume eines lehmigen Sandbodens ber
Diluvialformation, aus ber Nähe von Braunſchweig, befand in
100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 94,724 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,638
$ ⸗
Latus: 96,362 Gewichtstheile.
31
482
Transport: 96,362 Gewichtstheile.
Eifenoryd, Eiſenorydul und Manganoryde 1,960 ⸗
“ i
Kalkerde 1 ‚028 3
Talkerde Spuren
Kali und Natron 0,077 * ⸗
Phosphorſaͤure 0,024 =: ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,010 =: ⸗
Chlor, im Kochſalz 0,027 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,302 3 2
Humus 0,210 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
8) Der Untergrund dieſes Bodens beſtand bis zu der Tiefe
von 3 Fuß in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und Quarzfand 97,340 Gewichtstheile.
Alaunerde 0806 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 1136 ⸗ ⸗
Manganoxyde 0075 >» =
Kalkerde 0,96 >
Talkerde 0,095 ⸗ ⸗
Kali und Natron 0,112 . ⸗
Phosphorſaͤure 00155 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor desgl.
Humusfäure 0,135 = ⸗
Summa: 100, 000 Gewichtstheile.
Dieſer ſandige Boden traͤgt ſehr ſchoͤne Lucerne und Es⸗
parſette; überhaupt alle Pflanzen gut, welche mit ihren Wurzeln tief im
den Boden dringen, fo Lupinen, Hanf, Topinambur, Mohn, Paſti⸗
naken, Zichorien, Runteln u. ſ. w. Der Gnp& befördert ganz außerors
bentlih das Wachsthum ber Wicken, ber Lucerne, bed Kleed, der
Erbfen und Bohnen, was genhgend dadurch erklaͤrt wird, daß der
feuchte Untergrund nur Spuren biefes Körpers enthält, dagegen aber
Talkerde befigt, weiche ber Ackerkrume fehlt.
9) Die Ackerkrume eines lehmigen Sandbodens ber
483
Ditmvlalformation aus der Gegend von Braunfhmeig. , 100,000
Gewichtstheile beftanden aus:
Kiefelerde und grobem Quarsfand 95,843 Gewichtstheile.
Alaunerde 0,600 ⸗ ⸗
Eifenoryb und Eiſenoxydul 1800 = ⸗
Manganoxyde Spuren
Kalkerde, mit Kieſelerde verbunden 0038 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,006 ⸗ ⸗
Kali und Natron .0,005 ⸗ a
Phosphorfäyre mit Eifenornd verbunden 0,18 = ⸗
Schwefelſaͤure 0,002 ⸗ s
Chlor | 0,006 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 7400 =: 5
Humus | 0502 =» =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp |
10) Der Untergrund dieſes Bodens, bie zu der Tiefe von
3 Zu, beftand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und grobem Quarıfand 95,180 Sewichtötheile.
Alaunerde 1,600 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Sifenorpbul 2,200 > ⸗
Manganoxyde Spuren
Kalkerde, mit Kieſelerde verbunden 0455 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0160 = =
Kali und Natron 0,004 = E
Phosphorfäure, mit Eifenoryb verbunden 040 > ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor 0,001 : s
Summa: 100,000 ehe
Der Boden zeichnet fih durch große Unfruchtbarkeit aus, und
trägt nicht einmal weißen Klee, auch wenn derfelbe ausgeſaͤet wird;
der Mangel an Kalt, Talk, Kal, Kochſalz, Mangan und Gype iſt
ohne Zweifel der Grund Hiervon, denn nad) einer Düngung mit
Mergel, welcher viel von biefen Körpern enthält, bringt er augenblide
lich beſſere Früchte und dann auch fehr fchönen weißen Klee hervor,
— Er Leider feines ziemlich undurchlaffenden Untergrundes wegen
niemals an Dürre,
31*
484
11) Die Adertrume eines lehmigen Sandbodens
der Diluvialformation, aus der Umgegend von Braunſchweig. 100,000
Gewichtötheile deffelben beftanden aus:
Kiefeleche und feinem Quarzfand 94,998 Gewichtstheile.
Haunerde 0610 s =
Eifenoryb und menig Eifenorpdul 1080 ⸗ »
. Manganoryde 0,268 = ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,141 +
Talkerde, desgl. 0,208 ⸗ ⸗
Kali, desgl. 0,050 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 004 - ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſenoxyd verbunden 0086 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde zu Gyps verbnd. 0041 = =
Chlor, mit Natronium zu Kochfalz verbnd. 0004 = ⸗
Humusſaͤure, mit Erden und Oxyden verbnd. 0,400 = ⸗
Humus, nebſt einigen ſtickſtoffhaltigen organi⸗
ſchen Reſten 2070 = _
Wahsharz Spuren
Summa: 100,000 Sewidytötheile.
Sp.
12) Der Untergrund diefes Bodens, bis zu ber Tiefe von
2 Fuß, beftand in 100,000 Gerwichtstheiten ausı
Kisfelerde und feinem Quarzfand 96,41% Sewichtstheile.
Alaunerbe | 1083 : s
Eifenoryd und etwas Eifenorpbul 1472 = s
Manganoryde 0400 ⸗ s
Kalkerde, größtentheils mit Kiefelerde verbnd. 0,182 > ⸗
Talkerde, desgl. 0,205 = s
Kalt, desgl. 0,070 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,050 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſenoxyd verbunden 0,030 ⸗ s
Schwefelfäure, mit Kalkerde zu Gyps verbnd. 0,005 > ⸗
Chlor, mit Natronium zu Kochſalz verbnd. 0,003 = ⸗
Humusſaͤure, mit Erden und Orpden verbnd. 0,010 = =
Summa: 100,000 Gewichtstheile
485
Die Aderkrume, weldye nicht fehr fruchtbar iſt, erlangt eine etwas
größere Fruchtbarkeit durch die Düngung mit geröftetem eiſenrei⸗
chen Lehm; noch mehr aber wird fie verbeffert, wenn fie mit ges
röftetem Mergel gedüngt wird, welcher reih an Eifenorybul, Kali,
Gyps und phosphorfaurer Kalkerde ifl. Weniger wirkt der Mergel,
wenn er im ungeroͤſteten Zuſtande angewendet wird. Der Grund
hiervon dürfte fein, daß durch "das Möften Eifenorybul entſteht, in
welhem ſich Ammoniak erzeugt. Am merkwuͤrdigſten tft diefer Bo:
den dadurch, daß ſchon feit vielen Jahren alles Getraide darauf fehr
ſtark befaͤllt.
13) Die Aderkrume eines lehmigen Sandbodens ber
Diluvialformatlon aus der Nähe von Braunſchweig. 100,000 Ges
wichtötheile beftanden aus:
Kiefslerde und feinem Quarzſand 92,980 Sewichtstheite.
Alaunerde 0,820 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und wenig Eiſenoxydul 1666⸗
- Mangunoryde 0,18 > ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Veſelerde verbond. 0,748 >
Talkerde, desgl. 0168 + =
Kalt, desgl. 0,065 > ⸗
Natron, desgl. 0130 >» ⸗
. Dhosphorfäure, groͤßtentheils mit Eiſenoxyd
verbunden 0246 = ⸗
Schwefelſaͤure, im Gypſe vorkommend Spuren
Chlor desgl.
Humus ſaͤure 0764 = =
Humus, nebft einigen ftidftoffhaltigen organis
(hen Reſten 225 >» s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
14) Der Untergrund dieſes Bodens, bis zu ber Tiefe von
14, Fuß, beſtand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
. Kiefelerde und feinem Quarsfand 96,414 Gewichtstheile.
Alaunerde 100 =» »
Eifenogpd und Eifenorydul 1370 ⸗ ⸗
Manganoxyde 0240 » =
Kalkerde, größtencheils mit Siefeleche verbnd. 0364 : >
Latus: 99,388 Gewichtstheile
486
Transport: 99,388 Sanigrsiheie
Talkerde, größtentheild mit Kiefelerde verbnd. 0,160 ⸗
Kalt, desgl. 0,045 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,082 > s
Phosphorfänre mit Eifnorden verbunden 0,043 ⸗ ⸗
Schweſelfaͤure mit Kalkerde verbunden 0005 ⸗
Chlor im Kochſalze 0,007 = P
Humusfdure, mit Erden und Oxyden verbnd. 0,270
Ä Summa: 100,000 Sm
m
Er if dadurch merkwuͤrdig, daß bie Huſenkrucht⸗ ſo wie der
rothe Klee und die Lucerne nach einer Duͤngung mit Gyps ſehr
ſchoͤn auf ihm wachſen, und daß in der Regel Rocken und Hafer
hier ſtark befallen. Der Gyps wirkt ohne Zweifel deshalb ſo vor⸗
zuͤglich, daß der Boden urſpruͤnglich arm an dieſem Koͤrper iſt. Das
Getraide befaͤllt dagegen vieleicht deshalb fo oft, daß der Boden ſehr
viel phosphorfaures Eifen enthält, indem biefer Körper, wie mir eine
chemiſche Unterfuchung gezeigt hat, einen Hauptbeflandtheil des Ro⸗
ſtes ober biefer cryptogamifchen Schmarogerpflanze ausmacht. Am
häufigften fehen wir daher auch das Befallen des Getraides auf Bo:
denarten, wo ber Rafeneifenftein, ber viel phosphorſaures Eifen ent
hält, nabe unter der Oberflaͤche liegt. Eine Sftere ſtarke Düngung
mit gebranntem Kalk dürfte das Uebel nad und nad heben, ba
‚das phosphorfaure Eifen durch ben Kalt zerſetzt wird.
15) Die Ackerkrume eines feinkoͤrnigen Lehmbo⸗
dens der Alluvialformation aus der Gegend von Schoͤningen;
ausgezeichnet dadurch, daß er in ber Regel Getraide hervorbringt,
welches befaͤllt. 100,000 Gewichtstheile beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 93,870 Gewichtstheile.
Alaunerde 148 ⸗
Eifenoryb und Eiſenoxydul 1418 > ⸗
Manganoxyde 0360 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kohlenſaͤure verbnd. O 546ß6—⸗
Talkerde, desgl. 0560⸗
Kali, größtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,050 =: >
Natron, desgl. 000 » «=
. Latus: 98,092 Gewichtstheile.
487
Transport: 98,092 Gewichtstheile.
Phoephorſaure, mit Eiſenoxyd verbunden 0,246 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0027 ⸗ ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalk⸗ und Talkerde verbnd. 1,145 ⸗ ⸗
Humusſaͤure mit Erden und Oxyden vereinigt 400—
Humus 0090 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 ae
Da dieſer Boden fehr viel, naͤmlich Proz., phosphorfaures
Eifen enthält, und Übrigens einen andern Körper in fo großer Menge
befigt, daß die Pflanzen davon Schaden nehmen könnten, fo dürfen
wir um fo mehr annehmen, daß hier das Eifenfalz die Urfache des
Befallens iſt, als auc alle Übrigen von mir unterfuchten Bodenar⸗
ten, auf welchen das Getraide leicht befänt, fehr viel phosphorfaures
Eifen enthalten. Gewöhnlich fchreibt man das Befallen einer um»
günfligen Lage des Feldes zu, ober glambt, daß es von Kalten, ſtin⸗
tenden Neben u. ſ. w. herrühre; allein ich habe fehr häufig auch da
bie Srüchte befallen fehen, wo bie Lage des Bodens nichts zu wuͤn⸗
fhen übrig ließ, und mo Feine Nebel Statt fanden. — Der Brand
bes Weizens, des Hafers und der Gerfte läßt fi ganz ficher das
burch verhindern, daß man die Körner in Kalkwafler oder Kupfer:
vitriol⸗ Loͤſung 12 — 16 Stunden einweicht; aber gegen das Befallen
hilft, wie ich aus fehr vielen darüber angeftellten Verſuchen weiß,
eine Beize, möge man dazu auch Chlor, Kalt, Arſenik, Kupfewitriol,
Phosphorfäure, Alkallen, Kochfalz u, f. w. anwenden. — Ein ſiche⸗
ces Mittel gegen das Befallen wäre viele Millionen werth, und
dennoch habe ich niemals gehört, daß irgend eine dconomifche Soci⸗
etät einen Preis für die Erfindung eines folchen ausgefeht hätte!
16) Die Adertrume eines Ichmigen Sandbodens
ber Diluvlalformation aus ber Umgegend von Braunſchweig; ausge⸗
zeichnet dadurch, daß er Buchweizen hervorbrachte, weicher nur fehr
wenige flache Körner hatte. — 100,000 Gewichtstheile deffelben be:
ftanden aus:
Kiefelerde und grobem Quarifand 95,114 Gewichtstheile.
Alaunerde 1080 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 1900 = ⸗
Latus: 98,094 Gewichtstheile.
488
Transport: 98,094 Gewichtstheile.
Manganoxyd und Manganoxddul 0,3320 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde v verbub. 0,380 ⸗ ⸗
Talkerde, desggl. 030 = ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 008 >: =
Natron 0004 = ‚
Dhosphorfäure, mit Eifen verbunden 0,052 = s
Schwefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0,006 = ⸗
Chlor, im Kochſalze ‚ 0005 ⸗ ⸗
Humusſaͤure mit Erden und Oxyden verbnd. 0,619 = =
Humus u 0,200 . ⸗ ‚
| Summa: ‚100,000 Gem wiachene.
p.
17) Der feuchte Untergrund. diefes Bodens, bis. zu der Tiefe
von 1° Fuß, beftand in 100,000 Gewichtotheilen aus:
Ktefelerde und groban Duaufand .. . 92,458 Gewichtstheile.
Alaunerde 2530 - >
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 2502 ⸗
Manganoryde . 0990 =: =
Kalkerde, mit Kiefelerde verbunden . 0,710 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0551 : =
Kalt, desgl. 0,120 2 s
Natron, desgl. 0,034. ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſenoxyd verbunden 0175 .: =:
Schwefelfäure Spuren
Chlor Spuren
Summa: 100,000 ee
Wurde diefer Boden mit Seifenfieberafhe gebüngt, fo brachte
er fehr Eörnerreichen Buchweizen hervor. Da nun die Seifenſieder⸗
aſche ſtets mehr oder weniger Kali und Gyps enthält,*) fo dürfen
*) Die Geifenfieberafche, welche zum Düngen bed Buchweizens biente,
beftand aus: 27,080 Kieſelerde, 0,100 Alaunerde, 0,250 Gifenoryb, 1,840
Manganoryd, 35,840 Kalkerde, 1,400 Talkerde, 0,240 Kali, 0,160 Natron,
3,500 Phosphorfäure,„ 0,160 Schwefelfäure, 0,080 Chlor und * Koh⸗
lenſaͤure.
489
wir um fo mehr annehmen, daß biefe Körper die Bildung der Koͤr⸗
ner veranlaßten, als man in der Afche derfelben ſtets viel Kalt und
Gyps findet. Der Boden enthielt zwar etwas Kalt, allein da 6 mit
Kiefelerde chemifch "verbunden war, fo konnte davon nar fehr wenig
in die Pflanzen übergehen. An Gyps war er dagegen ſo arm, daß
fih faum Spuren dayon nachweiſen liegen. Nach der Düngung mit
Seifenfiederafhe wuchſen auch alle Übrigen Früchte, befonders die Le⸗
guminoſen, uͤppiger, wad zum Theil dem großen Phosphors und Kalle
gehalte bet Aſche zuzufchreiben war.
18) Die Ackerkrume eines feuchten Tehmigen Sandbo⸗
dens der Diluvialformation aus der Nähe von Braunſchweig; auss
gezeichnet dadurch, daß ber fehr kuͤmmerlich wädsfende Spörgel trägt.
100,000 Gewichtsthetle deſſelben beftanden Aus:
Kiefelerde und grobem Quarzfand 92,318 Gewichtstheite.
Alaunerde 2530 =: 2
Eifenoryd und Eiſenoxydul 2532 = >
Manganoryde oo Spuren ..
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,460 ⸗
Talferde, desgl. 030 = ';
Kali, mit Kiefelerde verbunden 000 =» . J
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,030 =» \ *
Phosphorſaͤure, mit Eiſen verbunden 0110 =:
Schrwefelfäure Spuren
Chlor, im Kochfalze 000 88
Humusfäure 120 =" >
Humus 03 30° =:
Summa: 100,000 Senn hehe
Sp.
19) Der Untergrund biefes Bodens, bis zu der Tiefe von
1%, Fuß, beftand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und Quarzſand 99,561 Gewichtstheile.
Alaunerbe 0076 » ‚.:
Eifenoryd und Eifenopybul, mit wenig Phos⸗
phorfäure verbunden 0131 », ..;
Manganorybe 0038 ⸗ ⸗
Latus: 99,796 Gewichtstheile.
Kalkerde
Katkerde
Kali, mit Kieſelerde verbunden
Natron, desgl.
Schwefelſaͤure
Chlor
490
Transport:
99,796 Gewidhtötheile.
Spuren
0,180 ⸗ ⸗
0016 = ⸗
0008 = z
Spuren
deögl.
100,000 Sewichtstheite.
Sp.
Der Spörgel enthält in feiner Afche (vergl. meine Chemie für
Landwirthe Th. IL p. 388.) fehr viel Kali, Natron, Schwefelfäure
und Mangan, deshalb konnte er auch nicht auf einem Boden gebei-
ben, der ſowohl in feiner Oberfläche, als in ber Tiefe, bis zu welcher
die Wurzeln des Spörgels binabdeingen, fehr arm an biefen Koͤr⸗
pern iſt.
20) Die Ackerkrume eines ſandigen Lehmbodens ber
Diluvialformation aus ber Gegend von Braunſchweig; ausgezeichnet
dadurch, daß er, nach einer Düngung mit Miſt, fehr ſchoͤnen, Bir:
nerreihen Weizen trägt. — 100,000 Gewichtötheile dieſes Bodens
beftanden aus:
Kieſelerde und Quatgend 94,038 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,000 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 2400 = ⸗
Manganoryde O0A80- :
Kalkerde, zum Theil mit Kieſelerde verbunden 0,342 > ⸗
Talkerde, desgl. 030 : =:
Kali, desgl. 0,100 ⸗ ⸗
Natron 0,006 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, zum Theil mit Kalkerde, zum
Theil mit Eiſen verbunden 02720 ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,044-⸗
Chor 0,004 ⸗ ⸗
Humusſaͤure, mit Erden und Oxyben verbnd. 0,736 = ⸗
Humus 030 =: >
Summa: 100,000 Gewichtötheile.
Sp.
491
21) Der Untergrund dieſes Bodens, bis zu der Tiefe von
1° Fuß, beftand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelrde und Quarzſand 94,802 Gewichtscheile.
Alaunerde 1540 : »
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 2621 ⸗
Manganoxyd | 0370 s» »
Kalkerde 0,200 ⸗ ⸗
Talkerde 0,150 3 3
Kali ’ 0,040 ⸗
Natron 0,004 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0,200 > ⸗
Schwefelſaͤure 0,010 3 ⸗
Chlor 003 >»
Humusſaͤure 0060 » =»
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Wir fehen aus biefer Analnfe, wie wenig der Boden ein Thon»
boden zu fein braucht, um dennoch fehr ſchoͤnen Weizen hervorbrins
gen zu Eönnen. — Seine vorzäglichfte Eigenfchaft beſteht darin, daß
er in der Tiefe beinahe dieſelbe Sufammenfegung, als in der Ober:
fladye hat; denn nur ber Humus und bie Humusfäure weichen in
ber Menge ab.
22), Der Untergrund, eines lehmigen Sandbodens der
Diluvialformation , aus der Gegend von Braunſchweig; ausgezeichnet
dadurch, daß er fhon feit langer Zeit fehr ſchoͤnen Hopfen hervor
bringt. — 100,000 Gewichtstheile beftanden aus: Ä
Kiefelerde und Quarifand 95,660 Gewichtotheile.
Alaunerde 156 - =:
Eifenoryd und Eifenogybul . 1616 > ⸗
Manganoryde 00 : +
Kalkerde, größtentheils mis Kiefelerde verhnd. 0083 + =
Talkerde 0080 : s
Kalt 000 : =
Natron 0,220 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0039 = =
Schwefelfänte 003 =: >
\ Latus: 99,557 Gewichtötheile.
492
Trahsport: 99,557 Gewichtstheile.
Chlor | Spuren
Humusfäure . 0083 = -
Dumus 0360 ⸗ ’
. Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Obgleich der Hopfen, wie mir die chemifche Analyſe deffelben
gezeigt hat, fehr viel Kali, Natron, Chlor, Phosphorfäure, Schwefel:
faure, Kalk: und. Talkerde enthält, und man daher wohl glauben
Eönnte, daß, wenn er gedeihen fol, aud der Boden biefe Körper in
großer Menge enthalten muͤße, fo ift diefes doch in der That nicht
nöthig, da er mit feinen Wurzeln 8 — 10 Fuß tief in den Boden
dringt, und fich dadurch alle bebürftigen Stoffe in einem großen Um⸗
kreiſe zufammen ſucht; deshalb kommt er benn audy recht gut auf
einem Boden fort, ber eigentlich arm an den genannten Körpern ift.
Aehnlich verhält es ſich mit allen Übrigen tiefwurzelnden Gewaͤch⸗
fen; dies fehen wir 3. 9, bei der Lucene und Esparfette.
23) Die Aderkrume eines Heidebodens aus ber Nähe
von Braunſchweig; ausgezeichnet dadurch, daß er bei der Verwandlung
in Aderland nicht eher gute Früchte trägt, als bis er entweder mit
Kalt, Mergel und Mift, oder mit feiner eigenen Aſche geduͤngt wor⸗
den iſt. — 100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kiefelerbe und grobem Quarzfand 71,504 Gewichtstheile.
Alaunerbe De .. 0,788 > ⸗
Eiſenocyd und wit Enenorrdel hrößlentheils
mie: Humusfäure verbunden 0,420 ⸗ ⸗
Manganorydul, desgl. J 0,220 ⸗ ⸗
Kalkerde, desgl. 0,134 > ⸗
Zalkerde, desgl. 0,032 2 ⸗
Kali und Natron, groͤßtenth. mit Kieſelerde verb. 0,058 » >
Phosphorfäure, größtenth, mit Eifenoryd verb. 0,115 = ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde zu Gyps verbnd. 0,018 » >
Chlor, im Kochſalz 0014 ⸗ s
Humusfäure 9820 ⸗ ⸗
Humuskohle und einige Pflanzenreſte 14975 ⸗
Wachsharz 1910 = ⸗
Summa: 100,000 ae
wichtstheilen aus:
j 493
Die Afche der. Heideerde beftand ‚dagegen in 100,000 Ges
.
Kiefeterde und Quarzſan 92,641 Gewichtstheile.
Alaunerbe 1,352 ⸗ ⸗
Eiſen⸗ und Manganoryd 234 = s
—Kalkerde, mit Schwefelfäure und Phosphor
fäure verbunden 0,929 ⸗-⸗ s
Talkerde, mit Schwefelfäure verbunden 0,83 ⸗ s
Kali und Natron, größtentheild mit Schwefel⸗
und Phosphorfiure verbunden 0,564 =»
Phosphorfäure, mit Kalkerde verkunden 0,250 ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalt, Natron und Kalk verb. 1,620 =
Chlor, im Kochfalze 0,037
Summe: 100,000 Gewichtötheite.
Sp.
Der Boden reagiert fehr fauer, da er viel Humusfäure außer
derjenigen enthält, die mit Baſen chemifch verbunden iſt. Er reagirt
auch noch nach dem Raſenbrennen, oder nady der Düngung mit vie:
(ee Heideerbeafche fehr fauer, indem die freie Alaunerbe, das Eiſen⸗
und Manganorpd berfelben nicht im Stande find, die viele Humusfäure
zu fättigen; deffen ungeachtet bringt ee nach der Düngung mit Afche
fogteich fehr Schöne Früchte hervor. — Diefe Thatſache ftößt bie bis⸗
herige Anficht um, daß ein Heibeboben wegen der Säure und bes koh⸗
lenartigen Humus unfruchtbar ſei; denn auch der letztere erleibet durch
die Düngung mit Heibeerdeafche Leine fchnelle Zerfegung. Wichtiger
dürfte es dagegen fein, wenn wir annehmen, baß der Boben dadurch
fruchtbar wird, daß er durch bie Afche der Heibeerbe, fo mie durch
die Afche des darauf wachſenden Heibefrautes die ihm fehlenden mines
ralifchen Körper erhält. |
Durch Mit, Kalt und Mergel werden bagesen dem Boben
nicht nur mineraliſche Pflanzensernährende Stoffe mitgetheilt, fon-
bern diefelben bringen auch die Humuskohle und bie Pflanzentefte,
weiche viele mineralifche Körper eingefchloffen halten, zur baldigen
Zerſetzung.
24) Die Ackerkrume eines feinkoͤrnigen Lehmbodens
der Alluvialformation aus der Naͤhe Braunſchweigs; ausgezeichnet da⸗
“
494
durch, daß Fein Jahre vergeht, wo die darauf angebauten Halm⸗Ge—
teaibefrüchte nicht durchs Befallen dermaßen leiden, daß felbft Die Koͤr⸗
ner mit einem gelben Roſte überzogen werben, und fo ſtark zufam:
menſchrumpfen, daß fie nur ein fehr geringes Gewicht haben. —
100,000 Gewichtstheile dieſes Bodens beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzfand 87,869 Gewichtstheile.
Alaunerde 2652 » s
Eifenorpd und fehr viel Eiſenoxydul 5132 = ⸗
Manganoxyd und Manganorydul 0840 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 1,450 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,230 = ⸗
Kali und Natron, desgl. 0,080 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſen verbunden 0505 =: s
Schwefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0,068 ⸗ s
Chlor, im Kochſalze 0,006 ⸗ ⸗
Humusfäure und Humus 1,09 ⸗ s
Summa: 1000,000 Gewichtstheile.
Sp.
Der fragliche Boden leidet nicht an Näffe und Dürre, iſt der
Sonne hinteichenb erponirt, liegt erhaben. und befindet ſich -in
guter Culture. Es wurde nun verfucht, ob er, wenn man ihn mehr
vere Stunden weit von feiner Lage entferne, gleichfalls Pflanzen her:
vorbringe, die von den eryptogamiſchen Schmarotzerpflanzen heimges
fucht werden. Im erften Jahre wurde er (15 300 Hoch zuſammen
gehäuft) mit Hafer beſaͤet, der eben fo ſtark befisl, als derjenige, wels
hen er In feiner früheren Lage bervorbrachte; dagegen litt anderer
Hofer, der ganz In ber Nähe fland, bei weitem weniger vom Be⸗
fallen. — Im zweiten Jahre trug ber fremde Boden Gerſte und
Wilden. Die Gerſte befiel ſehr ſtark, obwohl die dicht daneben
ſtehende Gerſte, des urſpruͤnglichen Bodens, gar nichts durchs Befal⸗
‚ Im litt. Die Wicken, welche unter dee Gerſte ſtanden, befielen
dagegen durchaus nicht. Hieraus geht alſo wohl hervor, daß das Be⸗
fallen der Fruͤchte nur gewiſſen Beſtandtheilen des Bodens zuzuſchrei⸗
ben iſt, und daß die Wicken dieſelben noch am erſten vertragen. Es
wurde ſchon früher bemerkt, daß das phosphorſaure Eiſen, mas dieſer
Boden gleichfalls in bedeutender Menge enthaͤlt, hoͤchſt wahrſcheinlich
405
die Urfache des Befallens fei, jedoch dürfte au das Mangan etwas
dazu beitragen, da der Roſt nicht nur viel Phosphor und Eifen, fon»
deren auch fehr viel Mangan enthält. — Weitere Verfuche werben
hoffentlich diefen fo hoͤchſt wichtigen Gegenftand mehr aufklären.
25) Die Aderkrume eines nod niemals cultivirt geweſenen
Heidebodens aus der Nähe Braunfchweige. Außgezeichnet da»
durch, daß die Getraidefrächte, mit welchen er befäet wurde, fehr viel
durchs Befallen Titten, obgleich ex theilweife mit Kalk, Merget,
Holzaſche, Knohenpulver, Heideraſenaſche, Pottaſche,
Kochſalz und kohlenſaurem Ammoniak geduͤngt worden war.
100,000 Gewichtstheile dieſes Bodens beſtanden aus:
Kieſelerde und grobem Quarzſand 51,337 Gewichtstheile.
Alaunerde 0523 > ⸗
Eifenorpb und viel Eifenorpdul, mit Humus⸗
und Phosphorfäure verbunden 038 = P
Manganoryd und Manganorybul 0005 ⸗ s
Kalkerde, größtentheile mit Humusſaͤure verb. 0,230 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,040 ⸗ ⸗
Kali und Natron 0010 = :
Dhosphorfäure 0,066 ⸗ s
Schwefelſaͤure 002 = +
Chlor 0,014 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 132310 ⸗ ⸗
Humuskohle und etwas Waſſer 3210 =: =
Wacheharz 20890 =: ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Derſelbe Heideboden verbrannt, ließ von 100 nur 50 Ruͤck⸗
ftand. 100,000 Gewichtstheile ber Aſche beſtanden aus:
Kieſelerde und Quatzſand 95,204 Gewichtstheile.
Alaunerde 1640 =: =
Eifenoryb 134 = .
Manganornde _ 0080 » =
Kalkerde, größtentheils mit Schwefelfäure vers
bunden \ 0,544 8 ⸗
Latus: 98,812 Gewichtocheile.
496
Transport: 98,812 Gewichtstheil e.
Talkerde, größtentheild mit. Kiefelerde verbnd. 0,465 = ⸗
Kali und Natron 0,052 > ⸗
Phosphorſaͤure, groͤtentheils mit Ejſen ver⸗
bunden 0330 ⸗
Schwefelſaͤure : 0822 = =»:
Chlor | 0019 = =».
. Eumma: 4 00,000 Gewichtstheile.
Da bie Afche des Heidebodens verhäftnigmäßig fehr viel Schwe⸗
felfäure, Phosphorfäure, Kali, Natron, Talkerde, Eifenorpd, Mangan
ganoxyd und Alaunerde enthielt, fo geht daraus hervor, daß die Hu⸗
muskohle eine große Menge von den genannten Körpern oder den
Radicalen bderfelben eingefchloffen enthalten muß. — Der Hafer
und die Gerfte, womit ber zufammengehäufte Heibeboben im 2. Fahre
befäet wurde, befielen fehr ſtark, obgleich dazu theild mit Mergel,
Kalt, Buchenholzaſche, Pottafche und Kochſalz, Anochenpulver, Am⸗
moniak, Heideerdes und SHeiderafenafche, theild gar nicht gebüngt
worden mar. Im erſten Jahre trugen alle Abtheilungen des Zels
bes Kartoffeln, von melden diejenigen am beiten geriethen, welche
Heiderafenafhe, Kalt und Mergel als Dünger erhielten. Im 2.
Jahre wurden die Verfuchsbeete mit Hafer und Gerfte vermifcht befäet;
am beften geriethen biefeiben im Stroh nad Heiderafenafche, Kalk,
Mergel und Holzafhe. Im 3. Jahre trugen fie rothen Klee; der
befte ftand auf ben Abtheilungen, welche Mergel und Kalk erhielten.
Auf den Abtheilungen, melde mit Ammoniak, Knochenpulver, Koch
ſalz und Pottafhe und gar nicht gedüngt worden waren, kamen bie
Kleepflanzen kaum zur erften Entwidelung. Die Abtheilungen, welche
im 1. Jahre mit Heiderafenafche, Holzafche und Ammoniak gedüngt
taten, wurden nad dem erften Kleeſchnitte mit Buchweizen befdet,
der ſaͤmmtlich fehr fchön fland. Nach Ammoniak vegeticte ex jedoch
am beiten, was fehr auffallend mar und beieifet, daß das humuss
faure Ammoniak ſich fehr lange im Boden erhält.
Was übrigens das Befallen anbetrifft, ſo iſt aus dem Verſuche
erfihtlih, dag die Düngung mit Kalt das Uebel nicht ſogleich hebt.
Hoͤchſt wahrſcheinlich wird es aber nachlaſſen, wenn das humusfaure
497
Eifenorpbul durch den Sauerftoff der Luft in humusfaures Eiſenoxyd
und das phosphorfaure Eifen durch den Kalk zerfegt worben ift; ins
dem dann nicht mehr fo viel Eifen in bie Pflanzen übergehen kann,
26) Der Untergrund eines Lehmbodens der Altuvialformas
tion aus der Gegend Braunſchweigs. Ausgezeichnet dadurch, daf die
darauf angefäete Espärfette in 2 — IIahren gänzlic, audgeht. 100,000
Sewichtstheile des 5 Fuß tief aus dem Untergrunde genommenen
Bodens beflanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzſand , 90,035 Sewichtötheile,
Alaunerde 1976 =: .
Eifenoryd 4700 =»
‚Eifenorydul 1115 = s
Manganorpd und Manganorydul 0240 =
Kalkerde 0,022 ⸗ ⸗
Talkerde 0115 =: =
Kalt und Natron 0,300 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſen verbunden 0,098 = s
Schrosfelfäure, größtentheile mit Eifenorybul
verbunden 1,399 ⸗ ⸗
Chlor Spuren
Summa: 100,000 Gewichtstheue.
| Sp
Dos Mefultat der Analyfe gab hinlänglich Aufklärung über das
baldige Abfterben der Esparfette; denn der Boden enthielt über 1 Prozent
ſchwefelſaures Eiſenoxydul (Eifenvitriol), welches natürlich, da es fehr
leicht in Waſſer loͤslich iſt, bie Pflanzen vergiften mußte. Das Eis
fenfalz konnte fich nicht zerfegen, da ber Boden zu wenig Kalk ent
bielt. — Die chemifche Analyſe iſt es, welche uns ehrt, weshalb
bie Esparſette hier niemals gedeihen kann, und warum auch eben fo
wenig Lucerne und überhaupt alle tiefwurzelnden Gewaͤchſe gerathen
werden! — Dem Uebel ift leider auf Feine Weiſe mit Vortheil
abzuhelfen, denn ber Untergrund kann, bie zu ber Tiefe von 4 — 6
Fuß, nicht mit Kalk vermiſcht werden. — Man hatte ſeit mehreren
Jahren viele vergebliche und koſtbare Verſuhe mit dem Anbau. ber
Etparſette und Lucerne gemacht, was eine, zuvor angefleilte chemiſche
Analyfe des Untergrundes überflüffig gemacht Haben würde. — Die
32
498
ſes Beifpiel zeigt und alfo abermals recht uͤberzeugend, wie nuͤtzüch umb
nötgig dem Landwirte hemiſche Kenmeniffe find.
27) Die Ackerkrume eines fandigen Lehmbodens ber
Diluvialformation aus ber Umgegend Braunſchweigs; ausgezeichnet
dadurch, daß er ſehr ſchoͤnen Klee, Roden, Kartoffeln unb
Gerfie träge. Der Klee wird jedoch immer mit Gyps geblnge. —
100,000 Gewichtstheile dieſes Vodens beſtanden aud:
Kieſelerde und grobem Dunsyanb 94,274 Gewichtotheite.
Alaunerde 4,560 = ⸗
Eſenoryd nebſt etwwas Phosphorfkure 2496 ⸗ ⸗
Manganoryde 0,240 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,400 ⸗ ⸗
Talkerde 0,230 =: ⸗
Kali und Natron 0,102 3 3
Schwefefäure 0,039 ⸗ ⸗
Chlor 0,005 - ⸗
Humusfdure 0A =: 5
Humus 0218 = ⸗
Summa: 100,000 —
W) Der Untergrund deſſelben Bodens, bis zu der Tiefe
von 2 Zuß, befland in 10000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und Quarzſand 95,146 Gewichtötheile.
Alaunsrbe 1,416 = ,
Eifenormd mit etwas Phosphorfäure 258 ⸗ s
Manganorpde 0,380 ⸗ s
Kalkerbe 0,297 - > .
Talkerde 0,221 x
Kalt und Natron 0,060 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0012 = »
Chlor Spuren
Summa: 400,000 —
Die beſte Eigenſchaft dieſes Bodens beſteht darin, daß feine tie⸗
feren Schichten, was die mineraliſchen Körper anbetrifft, beinahe bie:
ſelbe Zuſammenſetzung, als die Ackerkeume haben. Er ſtellt einen
Boden dar, auf welchen fehr ſelten bie oben genanmen Fruͤchte fehl
499
fhlagen, "wub da ae biE zu ber Tiefe von 4 — 5 JFuß die gleiche
Miſchung hat, fo wird er ohn⸗ Bronifel auch ſchoͤne Lurerne hervor⸗
bringen.
39, Die Adertrume eines fandigen Lehmbodens der
Diluvialformation, aus der Umgegend Braunſchweigs; ausgezeichnet
dadurch, daß er fehr fhönen Hafer und Klee trägt, fofern letzterer
mit Gyps gebüngt wird, — 100,000 Gewichtöcheile des Bodens
beftanden aus:
Kiefeterde und Quarzſand 94,430 Gewichtötheile.
Alaunerde 147
Eiſenoxyd, nebſt etwas Phosphorſaͤure 2370
Manganoppd Spuren
Kalderde, größtentheild mit Kiefelerde verbnd. 0,680 = >
Talkerde, desgl. 0,200 =: =
Kati, desgl. 0190 » =
Natron 0010 ⸗ s
Schwefelfäure Spuren
Chlor . 0,015 ⸗ ⸗
Humusſaͤure und wenig Humus 0541 =
Gumma: 100,000 Ga.
30) Der Untergrund befielben Bodens, bis zu der Tiefe von
1%, Euß, beftand in 100,000 Gewichtstheilen auß:
Aefelerde und Quatzſanb 89,660 Gewichtstheile.
Alaunerde 0,980 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eifenoxydul, nebfl'stwas Phos⸗
phorfänte 7616 5
Manganogpd Spuren
Kalkerde (groͤßtentheils kohlenſaure) 0954 ⸗ ⸗
TFalkerde, desgl. 0,520 ⸗ 3
Kali und Natron mit Kiefelerde verbunden 0150 »- =
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor a x dig .
Vumus ſaͤur⸗ 0/20⸗
| ESumma: 100,000 Gewichtothelie.
*
32*
Ds
300
Da fowohl die Ackerkrume als der Untergrund nur Spuren
von Schwefelfäure enthält, fo erklärt dieſes ſehr gut die ausgezeichnete
Wirkung der Gypsduͤngung. Unſtreitig würde auch ein Mergel ober
Kalt, weiher vie Mangan enthält, bem Boden fehr wefentliche
Dienfte leiften.
31) Die Aderkrume eines Sandbodens der Diluvialfors
mation aus der Umgegend Braunfchweigs; ausgezeichnet bucch feine
große Unfruchtbarkeit, fo wie dadurch, daß er durch eine Düngung
mit Mergel, ber 24 Prozent Kalls und Talkerde, Mangan, Kali,
Natron, Gyps und etwas Kochfalz enthält, fehr verbeffert wird. —
100,000 Gewichtstheile dieſes Bodens beſtanden aus:
Kiefelerde und Quarzfand 95,841 Gewichtstheile.
Alaunerde 0,600 ⸗
Eifenoryd, nebſt etwas Eiſenoxydul 180 ⸗ ⸗
Manganoxyd Spuren
Kalkerde, mit Kieſelerde verbunden 0,038 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,006 ⸗ ⸗
Kali 0,002 ⸗ ⸗
Natron 0008 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eifen verbunden 0198 = =
Schwefelfäure 0,02 = ⸗
Chlor 0,006 ⸗ ⸗
Humusſaͤure und etwas Humus 1504 = >:
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Hier hätten wir alfo eimen abermaligen Beweis, daß, obgleich
es einem Boden nicht an Humus fehlt, er dennoch ſehr unfruchtbar
fein Tann. Durch den Mergel erhielt ex die ihm fehlenden, oder bie
nur in ſehr geringer Dienge vorhandenen mineralifchen Pflanzennah⸗
rungsmittel, zugleich dürfte aber auch das viele phosphorfaure Eifen
dadurch zeriegt werben.
32) Die Ackerkrume eines fruhtbaren Mergelbodens
durch Verwitterung von Gebirgsarten entitanden. Rom füblichen
Harzeande bei Walkenried. — 100,000 Gewichtstheile deffelben bes
ftanden aus:
501
Kleſelerde, Alannerde, Eiſen⸗ und Mangano⸗
xyde, Kalt, Natron und Phosphorſaͤure 59,598 Ocrititheil.
Kohlenſaure Kalkerde 37,720 ⸗
Kohlenſaure Talkerde 1120 = s
Gyps 0078 ⸗—
Kochſalz 0,00% = ’
Humusfäure nebfl etwas Humus 440 = =:
Summa; 100,000 Gewichtstheile.
33) Die Ackerkrume eine unfruchtbaren Thonbodens durch
Verwitterung von Gebirgsarten entſtanden. Vom ſuͤdlichen Harz⸗
rande bei Walkenried. — 100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden
aus:
Kieſelerde und ſehr feinem Quarzſand 91,019 Gewichtstheile.
Alaunerde 2480 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 404 - ⸗
Manganoryd 040 =: >:
Kohlenfaure Kalkerde 0690 = ⸗
Kohlenfaure Talkerde 1,020 = ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 010 =: =
Natron, desgl. 0,044 2 ⸗
Phosphorſaure Kalkerde 0112 = ⸗
Schwefelſaure Kalkerde 00455 ⸗
Kochſalz 006 =: :
Humusfäure Spuren
Summa: 100,000 Serwichtötheile.
Diefem Boden fehlt, um fehr fruchtbar zu fein, nichts weiter,
als freies Kali, Humusſaͤure und ſtickſtoffhaltige Körper.
34) Die Adertrume eines fehr fruchtbaren Lehmbodens
der Alluvialformation. Vom fldlichen Harzrande bei Walkenried. —
100,000 Gewichtstheile beffelben beftanden aus:
Kiefelerde und grobkoͤrnigem Quarzfand 88,456 Gewichtötheile.
Alaunerde 0,650 ⸗ ⸗
Lasus: 89,106 Gewichtstheile.
»02
Transport: SA,106 Gewichtatheile.
Eifenorpb und Kifenorpbut (dabei viel Mag⸗
neteifenfamp) 5008 = ⸗
Manganoryde OO =: >
Kobtenfaure Kalberde 1063 ⸗ s
Kohlenfaure Talberde 1688 ⸗ ⸗
Kali, größtentheitg mit Kieſelerde verbunden 0,040 =: =
Natron, desgl. 012 = =:
Dhosphorfaure Katkerde 00355 : £
Schwefelſaure Kalkerde Spuren
Kochfalz 00065 : :
Humusfdure, mit Erden und Oxyden verbunden 0,350 = ⸗
Humus und einige ſtickſtoffhaltige organiſche
Reſte 1333 = ⸗
Summa: 100,000 Sewichtstheile.
Die Duͤngung mit Gyps thut hier vortreffliche Dienſte. — Die
Bodenarten det ſuͤdlichen Harzrandes zeichnen ſich meiſt dadurch aus,
daß ſie verhaͤltnißmaͤßig viel Talk⸗ als Kalkerde enthalten. Auch die
Mergelarten daſelbſt enthalten viel Talkerde, ſo z. B. fand ich in
einem Mergel, der in der Nähe Walkenrieds vorkommt, 55%, Proz.
kohlenſaure Kalkerde und 30, Proz. Lohlenfaure Talkerde, in einem
anderen 21 Proz. Kalkerde und 11 Proz. Talkerde, und In noch
einem andern 47%, Proz. Kalkerde und 13'/, Proz. Talkerde. Meiſt
enthalten fie auh , — 1 Pro. Gyps und Y%, — 1 Proz. phos⸗
phorfaure Kalkerde und bürften deshalb zur Düngung fehr geeignet
fein.
36) Die Adertrume eines Sandbodens der Diluvialfor:
wotien au& der Umgegend Braunfihwaige; ausgegeichnet durch lin:
feuchtbarkeit. — 190,090 Gewichtschee des Bodens befanden aus:
Kiefelerde und grobem Quarzſand 94,502 Sewicpsssheile.
Alaunerbe 495 «
Eifenorpb mit wenig Phosphorfäure 18277 =:
Manganoryd Epuren
Kalkerde | desgl.
Latus: 98,314 Gewichtstheile.
503
Transport: 98,314 Guoignärbeit,
Talkerde 0,360 ⸗
Kali 0,076 ⸗ ⸗
Natron 0,008 = ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor 0012 ⸗ ⸗
Humusſaͤure und Humus _ 180 « ⸗
Summa: 100,000 Snsihräieit.
Der Grund ber Unfruchtbarkeit liegt ohne Bweifel im Mangel
an Kalt, Mangan und Schwefefkur. Gyps und manganreicher
Kat (Tuff) werden deshalb feine mineralifchen Verbeſſerungsnuͤttel
fein müffen; oder man Tann aud einen diefe Körper enthaltenden
Mergel anwenden, berfelbe lefftet aber auch ſchon wirklich ganz v vor⸗
zuͤgliche Dienſte auf dieſem Boden.
36) Die Ackerkrume eines fruchtbaren humus reichen
Sandbobens der Dilwialformation aus der Nähe Braunſchweigs.
100,000 Gewichtstheile beftanden aus:
Kieſelerde und viel grobem Quarzſand 91,444 Gewichtstheile.
Alaunerde 0065 ⸗ _
Eifenorpb und Eiſenoxydul | 1,200 ⸗ s
Manganoryde 0520 =» P
Kalkerde, größtentheils mit Humusfäure vers
‚bunden 0,202 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,203 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,039 = ⸗
Natron, desgl. 0,030 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſenoxyd verbunden 009 = e
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,182 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,016 —
Humusſaͤure mit Erden und Oxyden verbunden 3500 = s
Humus und einige ſtickſtoffhaltige Körper 2,500 + 8
Summa: 100,000 Genicetei.
P-
37) Die Ackerkrume eines fruchtbaren, humusreichen, Ich»
migen Sandbodens der Diluvialformation aus der Nähe Braun:
ſchweige. — 100,000 Gewichtstheile beftanden aus:
504
Kieſelerde unb viel grobem Quarzſand 86,071 Sewichtecheil⸗.
Alaunerde 1352
Eifenoryd und Eifenorybul 178 = ⸗
Manganorxyde 0320 = ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils mit Humusſaͤure vers
bunden 0619 = ⸗
Talkerde, desgl. 0327 ⸗ ⸗
Kalt, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,380 ⸗ ⸗
Natron 0,.067 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Eiſenoryd verbunden 0,48 = ⸗
Schwefelſaͤure mit Kalkerde verbunden 1,706 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,012 = ⸗
Humusſaͤure 230 = ⸗
Humus und einige ſtickſtoffhaltige Köıpr 4,700
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Das Getreide welches auf dieſem Boden gebaut wird, leidet
leicht durchs Befallen, aber wir ſehen auch hier wieder, daß ſehr viel
phosphorſaures Eiſen vorhanden iſt.
38) Der Untergrund eines Lehmbodens der Diluvialfor⸗
mation, in der Tiefe von 12 Fuß, aus der Umgegend Braunſchweigs;
ausgezeichnet dadurch, daß das Feld einige Jahre hintereinander ſehr
ſchoͤnen rothen Klee nach einer Gypéduͤngung hervorbringt, obgleich
die Ackerkrume nur Spuren von Kalk, Talk, Kalt und Phosphorſaͤure
enthält, — 100,000 Gewichtstheile, defjelben befanden aus:
Kiefelerde und grobem Quarzſand 88,980 Gewichtstheile.
Alaunerde 2240 = a
Eiſenoxyd und Eifenorybul 3,840 = ⸗
Manganoxyd Spuren
Kohlenſaure Kalkerde 2,720 ⸗ ⸗
Kohlenſaure Talkerde 0,600 = ⸗
Kali und Natron 005 ⸗
Phosphorſaure Kalkerde 1510 ⸗ ⸗
Schwefelſaure Kalkerde Spuren
Kochſalz 0015 =» ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
505
In einer größern Tiefe geht biefer Boden in Mergel uͤber, der
20°, Proz. kohlenſaure Kalkerde enthält. Der Klee befist immer
nur Spuren von Mangan, deshalb ift «6 ihm auch möglich, auf die⸗
ſem manganarmen Boden, ba berfelbe alle übrigen Stöffe enthält,
gut fortzulommen. Die bedürftige Soeweſelſaͤure erhaͤlt er durch die
Duͤngung mit Oype.
39) Unftuchtbarer, ſtrenger Thonb o den; aus ber Nähe Braun:
ſchweigs. — 100,000 Gewichtstheile deffelben befanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzſand 78,240 Sewichtethell..
Grobkoͤrnigem Quarzſand 1900 =:
Alaunerde 11,000 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und viel Eiſenoxydul 6180 ⸗⸗
Manganoryd Spuren
Kohlenſaure Kalkerde 0,20 = ⸗
Talkerde, mit Kleſelerde verbunden 0,880 ⸗⸗
Gyps 1600» =
Kali, Phosphorfäure und Kochfalz Spuren
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
40) Unfruchtbarer ſtrenger Thonboben; aus der Nähe Braun⸗
ſchweigs. — 100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde und ſehr feinem Quazzfand ‚78,770 Gewichtstheile.
Alaunerde 9,600 ⸗ 3
Eiſenoryd und viel Eiſenoxydul 7000 = z
Manganımb Spurm
Koblenfaure Kalkerde 0350 : ⸗
Talkerde, mit Kieſelerde verbunden 0,320 ⸗ ⸗
Gyps —4060 ⸗⸗
Kochſalz Spuren
Kali und Phosphorſaͤure Spuren
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die legten beiden Bodenarten find, wie leicht einzuſchen iſt,
deshalb unfruchtbar, well ihnen Humusſaͤure, Mangan, Kali, Chlor,
Natron und Phosphorfäure fehlen. —
6
5) Königrri Hannover.
g:
1) Die Adertrums un⸗s unfruchtbaven ſandigen Deibe-
bodens de Dilewialfermntion ans der Gegend won Aurich in
Oftfriestand. — 100,000 Gewichtstheile deffelbem beftamben aus:
Kiefelerbe und grobem Quarzſand 95,778 Gewichtstheile.
Aaunerde 0,370 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Elſenoxydul 0400 : ⸗
Manganorydul Spuren
Kalkerde 0236 «: ⸗
Talkerde 0,060 ⸗ ⸗
NMatron 0036 = ⸗
Kali Spuren
Phosphorſaͤure Spuren
Schwefelſaͤure Syum
Chlor, im Kochſalz⸗ 0,052 ⸗ s
Dumusfäurs . 0768 =: =:
Humus, und einigen Pflanzenreften 230 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die Unfruchtbarkeit dieſes Bodens rührt, wie man leicht bemer⸗
ten wird, vom Mangel an Mangan, Kali, Schwefelfäure und Phos-
phorfäure her. Die Erfahrung hat aber auch fehon gelehrt, daß er
durch eine Dimzung mit Holzaſche, ober andern jene Körper enthal-
tende Mineralien, fruchtbar wird.
2) Die Ackerkrume eines unfruchtbaren humusceihen Sand⸗
bodens der Diluslalformation aus der Gegend von Aurich in Dfl-
friestand. — 100,000 Gewichtötheile deffelben beſtanden aus:
Kiefelerde und grohem Quarzſand 85,973 Gewichtstheile.
Aaunerde _ 0320 ⸗ ⸗
Eiſenoryde 040 ⸗
Manganoryd Spuren
Kalkerde 0,160 =
Talkatde 0,240 ⸗ ⸗
Natron ... 0012. = - =
| | | Latus : 87,145 Gewichtstheile.
507
Transport:
87,145 Gewichtstheile.
Kali Spuren
Phosphorſaͤure betgl.
Schwefelſaͤure desgi.
Chlor, im Kochſalze 0019 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 4636—
Humus und einigen Pflanzenreſten 8200⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Obgleich dieſer Boden ſehr viel Humusfäure enthält, fo iſt er
doch aus dem Grunde fehr unfruchtbar, daß ihm 5 Pflanzennah⸗
rungeftoffe, nämlich Stickſtoff, Mangan, Kalt, Schwefel⸗ und Phos:
phorfäure fehlen.
3) Die Ackerkrume eines unfruchtbaren GSanbbodens der
Dilvvialformatlon; aus ber Gegend von Aucich in Dfifrisstand,
100,000 Gewichtstheile deffstben beſtanden auf:
Miefelerde und Quarzſand 96,71 Gewichtstheile.
Alaunerde 0370 =: a
Eifenornde 0480 =: >
Manganoryde Spuren
Kalkerde 0,005.
Talkerde 0,080
Natron 0,036
Kati Spuren
Phosphorſaͤure desgl.
Schwefelſaͤure desgl.
Chlor, im Kochſalze 0,058 ⸗
Humusſaͤure 0800 > ⸗
Humus 1450 =:
Summa: 100,000 Gewicktätbeile.
Sp.
4) Der chonige Untergrund eines Hochmooresd, weiche
im geröfteten Zuſtande mit großem Mugen zur Düngung des
Saud⸗ und Heibebehems Tin. 4, 2 und 3 angewandt wird. 100,000
Gewichtacheile defielben beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 87,219 Gewidhtätheile.
Alaunerde 420 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd, nebſt etwas Phosphorfäure 520: «
Manganoryds | | 0310 : =
Kalkerde 030 = ⸗
Talkerde 0,3380 ⸗ ⸗
Kall, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,380 =
Natron, desgl. 0274 «
Schwefelfäurs mit Kalt, Talk und Kali ver
Bunden 0,965 ⸗ ⸗
Chlor 0,002 ⸗ ⸗
Humus ſaͤure 1,000 ⸗ .
Summa: 100,000 Sewichtötheile.
Man fieht aus der Analnfe diefes Thons, daß die Aderkrume
gerabe diejenigen Stoffe baburdy erhält, weiche ihr fehlen, um bie
Eulturpflanzen hervorbiingen zu Tonnen. Dazu kommt befonbers
noch, daß fich im geröfteten Thone mittelft des Eifenorpbul® Amımo:
niak, alfo ein ſtickſtoffhaltiger Körper bildet,
5) Die Ackerkrume eines unfruchtbaren Moorbodens; aus
der Gegend von Aurich in Oſtfriesland. 100,000 Gewichtstheile
defielben beflanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 70,576 Gewichtstheile.
Alaunerde 1000 ⸗ ⸗
Eifenorybe 0352 » P
Manganoryd Spuren
Kalkerde | des,
Talkerde 0012 = s
Kati Spuren
Natron desgl.
Phosphorſaͤure desgl.
Schwefelfaͤure desgi.
Chlor desgl.
Humusſaͤure 11910 ⸗ ⸗
Humus und atwas Wachthar; 1620 =: =
Summa: 100,000 Getsichtötheile.
Sp.
509
6) Der Ichmige Untergrund dieſes Bodens (3 Fuß tief),
welcher im geröfteten Auftande mit Nuten zur Verbeſſerung ber Acker⸗
krume angewendet wird. “100,000 Gewichtotheile beſtanden aus:
Kiefelerbe und Quarzſand 95,190 Gewicheothelle.
Alaunerd⸗ 250 : »
Eifenoppbe _ 140 ⸗ «
Manganoryde 0048 ⸗ e
Kalkerde 036 =: »
Talkerde 013 = ⸗
Kali, mit Kleſelerde verbunden 0072 ss .
Natron, besgl. 0180 +» ⸗
Phosphorſaͤure 0034 -
Schwefelſaͤure (im Gypſe) 000 : .:
Chlor | 0015 :
Summe: 100,000 ——
Da der Ackerkrume durch den Untergeund Kalkerde, Talkerde, Kalt,
Natron, Mangan, Schwefelfäure, Phosphorfäure und Chlor mitgetheitt
werben, fo erklärt es fich, wie fie dadurch fruchtbarer wird, Es braucht
alfo nicht alles Mergel und Moder zu fein, wodurch fich der
Boben verbeffern laͤßt. Dies zeigen befonders diejenigen Länder, wo das
Erdeauffahren gebräuchlich iſt.
7) Dr Aderkrume eines fehr unfruchtbaren Moorbodens;
aus ber Gegend von Aurich in Oſtfriesland. 100,000 Gewichts⸗
theile beffelben beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzfand 61,576 Gewichtötheile.
Alaunerde 00 = «
Eifenorude u ‚0524 '« .
Manganoryde | Spuren
Kalkerde 0320 + ⸗
Talkerde 010 : .
Kalt Zu Spum
Natron 0 - Spuren
Phosphorſaͤure Spuren
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor Spuren
Humusſaͤure 41470 ⸗ ⸗
Humus und etwad Wachsharz 25,530 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 © ewichtotheile.
Sp.
316
Daß en Boden, weicher wie dieſer fee wit Humus und Hu⸗
musſdure athaͤlt, unftuchtbar iſt, kaun mr dem Mangel ar Man⸗
gan, Kalt, Natton, Phoephorſaͤnre, Schwefelſturr und Chlor zuge⸗
ſchtichen werben; and in der That, wird eu mie dan vorhin genann⸗
ten geröfteten lehmigen Untergrunde gebüngt, fo bringe fegleich
beffese Früchte hecvor. — Bedarf es wohl nocd eines wesen Be⸗
weifes, um felbft ben. Ungtäusigften zu Überzeugen, daß die Pflanzen
die mineralifchen Seoffe gleichfalls als Nahrung bedürfen?!
8) Sehr umfeuchtbarr Dünenfand, aus der Gegend von
Meppen. 100,000 Gewichtstheite beftanden aus: '
Ktefelerde und feinem Quarsfand 98,815 Gewichtstheile.
Aunede 0573 ⸗ s
Eifenoryde 0353 : ⸗
Mangartorpde Spuren
Kalkerde, mit Kiefeterde berdunden 011 =: ⸗
Talkerde, desgl. 010 =: >
Kall und Natron 0000 = =
Phosphorfänre, Schwefelſaͤure und Chlor Spuren
Humusſaͤure desgl.
Gamma: 100,008 —28
Da diefem ande 7 Stoffe fehtert welche zue Pflanzennah⸗
ang gehoͤrrn, fo iſt wohl nichts atkeliäet, ats fehte Unfrucht⸗
barkeit.
6) Sehr mafruchtbarer Sand Mochſand) aus der Gegend von
Ningelheim bei Hilbesheim, welcher von der Innerſte autgeworfen
wird. 100,006 Gewichtstheile beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzfand 83,033 Gewichtätheite.
Alaynerde | 1872 = ⸗
Eiſenoxyd und wenig Phosphorſaͤure 6,7220 =. »
Manganoxyde 1,00 > ⸗
Kohlenſaure Kalketde 4538⸗⸗
Talkerde, mit Kieſelerde verbunden 005 = —
Kalt, dedgl. 00 =: =
‚Raten, detg. 0436 =: =:
Latus: 98,464 Gewichtstheile.
311.
Transport: 98,463 Gewichetheile.
Spy 1,536 ⸗ ⸗
Chlor Spuren
Summa: 100,000 Gewichtsthoeile.
Bon dieſem Pochſande, der vom Harze kommt, wird ann,
daß ex, wenn er beim Austreten des Fluſſes über die angrenzenden
Wieſen und Felder abgelagert wird, die Pflanzen vergifte. Aus der
Analyſe iſt indeß erfichtlih, dag er keine den Pflanzen poſitiv ſchaͤd⸗
lich werdende Stoffe enthält. Seine Unfruchtbarkeit rührt, vielmehr
davon ber, daß ihm Humus und Humusfäure fehlen und daß er,
wenn er auch vief Kali und Natron befist, diefe Körper doch als
ſchwer verroitterbare Silicate führt. Hauptfächlich ſchadet er ben Wie⸗
fen, wenn er in den Lagen vom Waſſer abgefegt wird, natuͤrlich
weil dann die Pflanzen erſtickt werden.
10) Die Ackerkrume eine unfruchtbaren Heidebodens
aus ber’ Gegend von Walsrode (Fuͤrſtenthum Lüneburg). — 100,900
Gewichtstheile befanden aus:
> Kiefelerde und Quarzſand 92,216 Gewichtötheile.
Alaunerde | 0,6 = a.
Eifenorpd 0942 > s
Eifenorydul 0,394 ⸗ 3
Manganoryd Spuren.
Kalterde, mit Kiefelerde, Schwefelfäure und
Humusfdurs verbunden 1653 =: :
Talkerde, mit Kiefelerde verbunden 006 = :
Kalt, größtentheils mit Kiefelerde verbunden 0,038 = ⸗
Natron Spuren
Phosphorſaͤure desgl.
Schwefelſaͤure 0,051 = ⸗
Chlor Spuren
Humusſaͤure 2084 = ⸗
Humus 1900 ⸗ .-
Wachsharʒz 0,420 ⸗⸗*
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
312
Diefer Boden enthält ſehr viel Eifenorpdul, weichem neben bem
Mangel an Kockfatz, Mangan und Phosphorfäure feine Unfruchtbar-
keit zuzufchreiben iſt.
Wird er aber mit Aſche geduͤngt, die von verbrannten Heibes
raſen berührt, fo erlangt er dadurch eine bedeutende Sruchtbarkeit.
Die Aſche enthält in 100,000 Gewichtstheilen:
Kiefeterde und Quarzfand 96,352 Gewichtstheile.
Wanne 0 1,859 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd u. Eiſenoxpdul nebſt etwas Phosphorſ. 1,120 ⸗ ⸗
Manganoryd 0,160 ⸗ ⸗
Kalkerde 0112 = s
Talkerde 0141 ⸗ ⸗
Kali 0,093 > ⸗
Natron 007 = >
Schwefelſaͤure 0,152 = ⸗
Chlor 0,004 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Beim Liegenlaſſen der Aſche an der Luft bildet ſich darin (mits
telft des Eiſenoxyduls) Ammoniak.
11) Der thonige Untergrund deffelben Bodens befland in
100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde und Quarzſand 67,529 Gewichtstheile.
Alaunerbe 11507 =
Eifenorpyb und Eifenordul 5992 ⸗ s
Manganorybe 02000 =: =:
Kalkerde, 127° .«
Talkerde, 15290 >: »
Kalt 0200 = 5
Natron Spuren
Dhosphorfäure besgl.
Schwefelſaͤure 0122 = ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalt: und Talkerde verbnd. 2873 > .
Chlor - Spuren
Humusſaͤure 1830 ⸗ ⸗
Humus 7400 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
513
Er wird zur Verbefferung der Ackerkrume dienen können, zumal
wenn man ihn zuvor brennt oder roͤſtet. Immer fehlen dann aber
noch Chlor, Natron, Phosphorfäure und Stickſtoff.
12) Die Ackerkrume eines unfruchtbaren Heideboden& der
Altuvialformation aus der Gegend von Schillerslage bei Hannover
(Geburtsort des Verfaſſers). — 100 Gewichtstheile gaben beim
Schlämmen:
3 Gewichtstheile Heine Steine (aus Granit, Feuerftein,
Kiefelfchiefer u. ſ. w. beftehend),
72 ⸗ = groben und feinen Quarzſand,
5 5 = XThon und humofe Theile,
Summe: 100 Gewichtstheile.
100,000 Gemichtstheile (nach Abfonderung der kleinen Steine)
beftanden au®:
Kiefelerde und Duarzfand 88,860 Gewichtstheile.
Alaunerde 1500 ⸗
Eiſenoryd und etwas Eiſenoxydul 130 « ⸗
Manganoryde 0,010 ⸗ s
Kalkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,100 ⸗
Talkerde, desgl. 0,050 ⸗ ⸗
Kalt Spuren
Natron desgl.
Phosphorſaͤure desgl.
Schwefelſaͤure desgl.
Chlor desgl.*)
Humusfäure 2500 ⸗ ⸗
Humus und wenig Waſſer 5,650 ⸗
Wachsharz 0,030 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
*) Man kann fragen: Da mit dem Regenwaſſer fortwährend Kali, Gyps
und Chlor (im Kochſalz) in ben Boden gelangt, wie kommt es ba, daß durch
die chemiſche Anatyfe darin fo wenig aufgefunden werben ? — Die Antwort tft:
Theile zieht das Kali, Kochſalz u. f. w. Indie Tiefe, theils dunften die Pflans
zen mittelft ihrer Blätter bas Chlor, was fie mit ben Wurzeln aufnehmen,
wieder aus, 33
514
Der Wafferauszug von 100,000 Gewichtstheilen der Erbe
ließ beim Berdunften nur 0,077 Gewichtstheile Ruͤckſtand, beftehend
aus 0,020 Kiefelerde, Spuren von Kalle, Talk⸗ und Alaunerde,
Eifen- und Manganorpd, Kali und Natron, Gyps, Kochſalz und
0,050 Humusfäure,
Dur die Düngung mit nur wenig Mift und einem Mergel,
der reich an Kalkerde, Talkerde, Schwefelſaͤure, Phosphorſaͤure, Kali
und Chlor iſt, wird er ſo fruchtbar, daß er ſogleich ſehr ſchoͤne
Bohnen und Erbſen traͤgt.
Die gemeine Heide, das Borſtengras, der Bocksbart und der
Schafſchwingel ſind die Pflanzen, welche er in groͤßter Menge wild
hervorbringt.
. 13) Der feuchte Untergrund dieſes Bodens enthält etwas
mehr Eifen, Mangan, Alaunerde, Tall, Kalk, Kali, Natron, Schwe⸗
felfäure, Phosphorfäure und Chlor, als die Ackerkrume. — Daß die
legtern Körper häufiger im Untergrunde als in der, Aderfrume vor:
tommen würden, zeigte bie Gegenwart von Genista anglica und
G. pilosa.
14) Die Ackerkrume eines durch Verwitterung von Thon⸗
ftein und Gelbeifenftein entflandenen Lettenbodens aus der Um:
gegend Göttingens (Vogelfang).
Diefer Boden zeichnet fich durch große Unfruchtbarkeit, fo wie da⸗
durch aus, daß das Maffer, welches fich bei Regenwetter in den Furchen
anfammelt, ein molkenartiges Anfehen hat, weshalb er von den Land⸗
wirtben Molkenboden genannt wird. — 100,000 Gewichtstheile
deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde und ſehr feinem Quarzſand 88,088 Gewichtstheile.
Alaunerde, mit Kieſelerde vereinigt 2624 - ⸗
⸗ im freien Zuſtande und mit Hu⸗
musfäure verbunden 1254 = ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul, mit Kieſelerde ver⸗
» bunden. 1,740 » .
Eiſenoxyd, im freien Zuflande und mit Hus
musfäure verbunden 1365 = s
Manganorpde 013 =: =
Latus: 95,204 Gewichtstheile.
515
Transport: 95,204 Gewichtstheile.
Kalkerde, mit Kiefelerde verbunden 0,149 =
s mit Schmwefelfäure verbunden 0081 =: =
Talkerde, mit Kiefelerde verbunden 0,260 ⸗ s
Kali Spuren -
Natron . desgl.
Phosphorſaͤure desgl.
Schwefelſaͤure 012 =: :
Chlor, im Kochſalze Spuren
Humusfäure 0,720 ⸗ s
Humus nebft wenig Wafler 3474 = e
Stickſtoffhaltigen Körpern Spuren
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Mangel an Kalt, Kochſalz, Kali, Phosphörfäure Ken ſtick⸗
ſtoffhaltigen Koͤrpern iſt ohne Zweifel der Grund ſeiner großen Un⸗
fruchtbarkeit, indem er keinen Stoff enthaͤlt, durch welchen die Pflan⸗
zen Schaden nehmen koͤnnten, es ſei denn, daß ihnen das Ueber⸗
maaß der in Waſſer loͤsſlichen Kieſelerde nicht zuſage. Phyſiſch wird
er den Pflanzen wohl dadurch nachtheilig, daß er ſich, wie alle Let⸗
tenbodenarten, bei Regenwetter in einen Brei verwandelt und beim
Austrocknen dann ſehr dicht wird. Auf feiner Oberfläche trocknet er
leicht aus und befommt eine harte Krufte, während er einen Zoll
tiefer noch ganz feucht iſt.
Der Untergrund dieſes Bodens ift eben fo, als die Oberfläche
"zufammengefegt, deshalb bringt er auch Feine Pflanzen hervor, bie
lange Wurzeln haben.
15) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren, humusreichen
Lehmbodens der Alluvialformation aus der Nähe Goͤttingens.
Ausgezeichnet dadurch, daß er fehr fhöne Erbſen, Bohnen, Lucerne,
rothen Klee, Runkelruͤben und Kohl hervorbringt.
Aus 100 Sewichtstheilen der Exde ließen ſich durch Sieben und
Schlaͤmmen abfcheiden:
Kleine Steine (größtentheild Kalk) 1 Gewichtstheil.
Quarzſand nebft etwas Magneteifenfand 15 = ⸗
Thontheile | 84 3 ⸗
Summa: 100 Gewichtstheile.
33 *
516
100,000 Gewichtstheile ber von Steinen befreiten Erbe be:
ftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 83,298 Gewichtstheile.
Alaunerde, mit Kiefelerde verbunden 1,43 ⸗ =
s im freien Zuflande und mit Hus
musfäure vrrbunden 3715 =: -
Eiſenoxyd und Eifenorydul, mit Kiefelerde verbb. 0,724 = ⸗
⸗ ⸗ mit Humusſaͤure ver⸗
bunden und im freien Zuſtande 2,24 =
“ n
Manganorpd und etwas Manganorydul 0,280 4
Kalkerde mit Kohlenfäure, Humusfäure, Schwer
felfäure und Phosphorfäure verbund. 1,824 =
Talkerde, mit Kiefelerbe verbunden 0422 ⸗ ⸗
⸗ mit Humusſaͤure verbunden 040 ⸗ ⸗
Kali 0,003 ⸗ =
Natron 0,001 ⸗ s
Dhosphorfäure 0166 = ’
Schmefelfäure 0069 ⸗ .
Chlor 0,002 > >
Kohlenſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,440 ⸗ s
Humusfäure 0,789 ⸗ ⸗
Humus nebſt etwas Waſſer 3250 =: ⸗
Stickſtoffhaltige Koͤrper 0960 = -
MWahsharz Spuren
Summa: 100,000 Sewichtötheile.
Sp
Der Untergrund dieſes Bodens iſt eben fo als die Oberfläche
zufammengefegt, nur enthält er ettwad mehr Kali, Natron und Chlor*)
nebft einigen Sragmenten von Suͤßwaſſermuſcheln, weshalb er denn
auch die tiefwurzelnden Gewaͤchſe in größter Uppigkeit bervorbringt.
16) Die Ackerk rume eines fehr unfruchtbaren lehmigen
Sandbobdens der Diluvialformation aus ber Gegend von Witz
tingen (Fuͤrſtenthum Lüneburg). Ausgezeichnet dadurch, daß er Buch:
weizen hervorbringt, welcher, obgleich fehr ſchoͤn im Stroh, doch nur
wenig flache Körner hat.
*) Die Aderfrume war nach einem fehr lange anhaltenden Regenwetter
eingefammelt, deshalb wohl der geringe Gehalt an Kalls und Natronſalzen.
| 517
Aus 100 Gewichtstheilen der Erde liegen ſich durchs Schlaͤm⸗
men abfcheiden: 2 grobkoͤrniger Sand, 95 fehr feinksrniger Sand
und 3 Thontheile. 100,000 Gewichtötheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzſand 96,000 Gewichtstheile.
Alaunerde 050 =: >
Eifenoryd und Eifenorydul | 2000 ⸗ ⸗
Manganorxyd Spuren
Kalkerde 0001 ⸗
Talkerde ‚ Spuren
Kali desgl.
Natron desal.
Pheerhorſaͤure Summa: | 0,002 8
Schwefelſaͤure desgl.
Chlor ' desgl.
Humusfäure 000 = >»
Humus und etwas Waſſer 1297 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Untergrund dieſes Bodens hat faft bdiefelbe Zuſammen⸗
ſetzung als die Oberflähe. Er ift feucht und fehr dicht, fo daß die
Oberflaͤche nicht leicht an Dürre leidet. Auch nehmen 77 Gewichts:
theile der Ackerkrume 23 Gewichtstheile Wafler auf, ohne daffelbe
tropfenweife fahren zu laffen.
Der Boden follte eigentlich) wegen feines großen Gehalte an
Sand Sandboden heißen; allein er iſt fo dicht, dag man ihn für
Lehmboden halten möchte. Die Kormbarkeit fehlt ihm jedoch gänzlich.
Wegen feines überaus feinen Korns wird er von den Aderbauern ber
Gegend „Melmboden” genannt; denn Melm iſt die plattbeut:
fhe Benennung für Staub.
Bleiben die Felder diefes Bodens, wie es häufig der Falk ift,
dreiſch liegen, fo bringen fie freiwillig nue 2 Pflanzenarten hervor,
nämlich in großer Menge Agrostis canina und wenig Rumex
Acetosella. Klee und Widenarten oder andere Leguminofen findet
man durchaus nicht darauf, fo viel man auch danach fuchen mag.
Die chemifchen Beftandtheile des Bodens geben genügende Aufklärung
hieruͤber. — Daß der Buchweizen wenig Körner bekommt, rührt wohl
hauptſaͤchlich vom Mangel an Kali her.
518
17) Die Ackerkrume eines fehr unfruchtbaren Thonbobdens
(Kiel) der Diluvialformation von ber Domaine Lohnde (Fürften:
thum Lüneburg).
Aus 100 Gewichtstheilen der Erde ließen ſich durchs Steben
und Schlänmen abfheiden:
Kleine Steine (Gelbeifenftein) 5 Gabichtecheile.
Quarzſand 35 ⸗
Thontheile 60 = ⸗
Summa: 100 Gewichtecheile
67 Theile Erde nahmen 33 Theile Waffer auf. 100,000
Gewichtstheile der von Steinen befreiten Erde beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 77,854 Gewichtstheile.
Alaunerde 9105 =: s
Eiſenoxyd und fehr viel Eifenorydul 8103 ⸗ ⸗
Manganoryd 0040 ⸗ =
Kalkerbe, mit Kiefelerde verbunden 0,380 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. . 0,100 ⸗ ⸗
Kali 0,001 ⸗ ⸗
Natron 0,002 ⸗ =
Phosphorfäure Spuren
Schwefelfäue 0,007 : ⸗
Chlor 0,003 ⸗ s
Humusſaͤure - 060 =: =
Humus nebft etwas Waſſer 269 = =
Stieftoffhaltigen Körpern 0776 = =
Wachshatz 0,004 = -
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Der Untergrund befteht gleichfalls aus Thon, der Nieren und
Knauern von thonigem "Sphärofiderit und Stüde von Gyps und
Kalkſpath einſchließt.
Die Unfruchtbarkeit des Bodens ruͤhrt thells wohl von feinem gerin⸗
gen Gehalte an Kali, Natron, Chlor, Schwefelſaͤure und Phosphorſaͤure
her, theils hat ſie ihren Grund darin, daß derſelbe ſehr viel humusſaures
Eiſenoxydul enthält. Dazu kommt aber auch noch, daß die Kalk: und
Talkerde den Pflanzen wenig nutzen innen, da fie chemiſch mit Kiefel=
erde verbunden find. Eine Öftere reine Brache wuͤrde ihn fruchtbar machen,
dba ſich dabei auch das Eiſenoxydul in Eifenoryd verwandelt.
.. ° 519
‚ 18) Lehmiger Untergrund eines humusreichen Lehmbodene
der Alluvialformation aus dem Fuͤrſtenthum Hildesheim (K. Floͤthe).
Ausgezeichnet dadurch, baß die Felder in der Regel fehr ſchoͤne Erb⸗
fen tragen.
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 85,100 Bewichtstheile.
Alaunerde 2,262 ⸗ ⸗
Eiſenoxyde 3190 = ⸗
Manganoxyde 0A00 ⸗ —
Kalkerde 4544 ⸗ ⸗
Talkerde 0,340 ⸗ ⸗
Kali und Natron, mit Kieſelerde verbunden 0,174 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0106 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor 0010 ⸗ ⸗
Kohlenſaͤute, mit Kalk: und Talkerde verbunden 38874⸗
Summa: 100,000 Sewichtstheile.
Sp.
Es wird mit Gyps gebüngt.
19) Die Ackerkrume eines fruchtbaren Lehmbodens ber
Altuvialformation aus der Gegend Northeims.
100,000 Gewichtstheile derfelben beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 87,220 Gewichtstheile.
Alaunerbe 2886 « >
Eifenoryb und Eifenorydul 3304 = ⸗
Manganoryde 1740 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,8889⸗ ⸗
Talkerde 1450 ⸗ ⸗
Kali - 0,320 ⸗ .
Natron 0241 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0111 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0,029 > ⸗
Chlor 0012 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1,098 = ⸗
Humus und einigen ſtickſtoffhaltigen Körpern 0,700 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
520
20) Die Aderkrume eines fruchtbaren Lehmbodens ber
Altwotalformation aus der Gegend Northeims.
100,000 Gewichtstheile deffelben beſtanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand | 85,610 Gewichtstheile.
Alaunerde 1079 «+ .
Eiſenoxyd und Eifenorndut 3630 ⸗ -
Manganoryde 0440 «= .
Kalkerde 1056 ⸗ «
Talkerde 1935 ⸗ ⸗
Kali 0,090 8 ⸗
Natron 0,131 D ⸗
Phosphorſaͤure 0268 >» .
Schwef elfäure 0,007 ⸗ 2
Kohlenſaͤure 2,000 N) s
Chlor 0,006 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1976 > .
Humus, einigen ftidftoffhaltigen Körpern und
etwas Waſſer 1,772 — .
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
241) Unfruchtbaree Hochmoorboden, der ſchon dreimal ge:
brannt nnd mit Buchweizen beftellt worden war. Aus ber Gegend
Giffhorns.
100,000 Gewichtstheile enthielten‘:
Humusſaͤure 9,250 Gewichtstheile.
Pflanzenreſte, Kohle, Quarzſand u. Thontheile 90,750 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100 Gewichtstheile ließen beim Verbrennen 10 Gewichtstheile
Aſche.
100,000 Gewichtstheile der Aſche beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 79,600 Gewichtstheile.
Alaunerde 6,288 ⸗ ⸗
Eiſenoxyde 0857 ⸗
Manganoxyde 040 ® ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde 7652 - ⸗
Latus: 94,797 Gewichtstheile.
921
Transport: 94,797 Serwichtstheile.
Kohlenfaure Talkerde 640
‚ ⸗ ⸗
Kali 0,080 ⸗ ⸗
Natron 0,028 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0,215 —
Schwefelſaurer Kalt 3,235 ⸗
Chlor 0,005 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Hochmoorboden, welcher noch Öfterer gebrannt und mit Buchwei⸗
zen beftellt wird, enthält zulegt gar kein Kali und Natron mehr und
iſt dann völlig unfruchtbar; weshalb denn auch eine Düngung mit
Holzaſche fo erftaunlihe Wirkung thut.
22) Die fogenannte Schollerde bes Hochmoorbodens aus ber
Gegend von Giffhorn.
Die Schollerbe bildet die oberſte 6 — 8 Zoll dicke Schicht ber
Hochmoore, ift fhwarzbraun und durch bie Veweſung bes früher vor-
handen geweſenen Heidekrautes entftanden. — 100,000 Gewichts:
theile enthielten:
Humusfäure 15,000 Gewichtstheile.
Humuskohle, Sand und Thontheile 77400 » ⸗
Wachsharz 7600 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100 Gewichtstheile Schollerde lieferten beim Verbrennen 8 Ge⸗
wichtstheile Aſche.
100,000 Gewichtstheile der Aſche beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 63,000 Gewichtstheile.
Alaunerde 13,700 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd 180 = ⸗
Manganoryd Spuren
Kalkerde mit Kiefelerde verbunden 030 =» =
Talkerde 0,200 ⸗ ⸗
Kochſalz 0,200 =
Kali Spuren,
Phosphorſaͤure 0,500⸗
Schwefelſaurer Kalt (Gyps) 2030 : >
Summa: 100,000 Sewichtötheile.
Sp.
wi
922
Die reine Schollerde enthält zwar nur Spuren von Kali, allein
das darauf wachſende Heidekraut befigt eine ziemlihe Menge. Durch
das Verbrennen der Schollerde fammt bem Heidekraute wird deshalb
ber Boden mit Kali nerforgt und kann dann Buchweizen tragen.
23) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren lehmigen
Sandbodens der Diluvialformation; aus dem Osnabruͤckſchen bei
Rothenfelde (Erpen). Ausgezeichnet dadurch, daß er nur alle 10
— 12% Zahre gedüngt zu werden braucht und dennoch, als Iegte
Frucht, fehr ſchoͤnen Weizen trägt.
100,000 Gewichtstheile deflelben beitanden aus:
Kiefelerde und grobem Quarzfande 86,200 Gewichtstheile.
Alaunerde 2000 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und etwas Eifenorydul 2900 ⸗
Manganoryde N 010 : .
Kohlenfaure Kalkerde 4160 ⸗ :
Kohlenfaure Talkerde 0,520 ⸗
Kali und Natron 0,035 = ⸗
Phosphorſaͤure mit Eiſen und Kalk verbnd. 0,020 = ⸗
Schwefelſaͤure mit Kalk verbunden 0,021 = s
Chlor, im Kochfalze 0010 : ⸗
Humusſaͤure 054 ⸗-
Humus 3370⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 010 ⸗ =:
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Der fragliche Boden liegt am füdlichen Abhange eines Berges,
welcher Kalk: und Mergellager enthält. Das Regenwaſſer, welches
die Kalle und Mergellager durchzieht, dringt bald an den Seiten bes
Berges hervor, durchzieht nun die Ackerkrume, fegt feine in Loͤſung ent»
haltenden Körper, als Kali, Gyps, Kochfalz, Kalk, Talk und Galpeter
in derfelben ab und duͤngt biefelbe auf foldhe Weiſe. Nur hierdurd)
laͤßt es fich erklären, wie e8 zugeht, daß biefer Boden, bei fo feltener
Anwendung von Mift, dennoch fortwährend fehr reiche Ernten lies
fer. Am Fuße des Berges bildet fi an einzelnen Stellen fehr
viel Kalktuff, und da diefer aus den genannten! Körpern befteht, fo bient
dies zum Beweiſe, daß das Waſſer, welches bie Ackerkrume durch⸗
923
zieht, fie gleichfalls in Loͤſung halten wird. Der viele Humus des
Bodens rührt daher, daß er mit Mift geblingt wird, welchen man bei
reicher Einftreuung von Heidefraut und Laub gewinnt.
24) Die Aderkrume eines leihten Seemarfhbodens aus
ber Nähe Nordens in Oftfriesiand*).
100,000 Gewichtstheile deffelben beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzfande 87,779 Gemwichtötheile.
Aaunerde 172 =: =
Eifenoryde 1376 = =
Manganoryde 0,240 3 3
Kalkerde 0,349 > ⸗
Talkerde 0,380 3 ⸗
Kali O,050 = ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbund. 5,932 > ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,351 ⸗ ⸗
Schweſelſaͤure 0,027 ⸗ ⸗
Chlor 0010 ⸗ ⸗
Humusſaͤure, mit Erden und Ornden verbnd. 1464 =: =
Humus und wenig ftidftöffhaltige Köıpee 0,300 ⸗ s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Herr Delinga in Norden, welcher die Güte hatte, dieſe Erde
einzufammeln und mir zu uͤberſchicken, fchrieb dabei: „Ich nahm
den Boden, 8 Zoll tief unter ber Oberfläche, von einem Felde, wel:
ches 800 Schritt oflwärts von der Stadt Norden liege; daſſelbe
wurde vor 8 Jahren (während der Brache) gedlingt und trug ſeitdem
1) Raps, 2) Roden, 3) und 4) MWeidegräfer, 5) Hafer, 6) Roden,
7) Weidegräfer. Das Feld bringe im der Regel ſehr fchöne Früchte
hervor und gehött zu den beften im Amte.“
Der Boden ift merkwürdig wegen feines großen Gehaltes an
Natron. Dieſes würbe aber den Pflanzen fehäbdlich werden, wenn es
nicht mit Kiefelerde zum Silicate verbunden waͤre.
25) Die Ackerkrume eines ſchweren Seemarfhbodens (Klei⸗
+) In Oftfriestand wird der Marfchboden alle 7 — 10 Jahre (wäh:
send ber Brache) einmal 15 — 18 Zoll tief umgepflägt!
524
boden) Stunde weitwärts von der Stabt Morden in OÖftfriesland.
100,000 Gewichtstheile defielben beftanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzfande 84,543 Gewichtstheile.
Alaunerde 3458 ⸗ ⸗
Eiſenoxyde 3488 =: =
Manganorpde 0560 ⸗ ⸗
Kalkerde 0349 ⸗ ⸗
Talkerde 0,740 = =
Kali " Spuren
Natron, mit Kifelerde verbunden 6004 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,260 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0,008 = ⸗
Chlor 0,008 = ⸗
Humusſaͤure 0416 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 01% = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtetheile.
Hear 3. Delinga nahm die Erde, 10 Zoll tief unter der Ober:
fläche, von einem Felde, welches feit mehreren Jahren keinen Mift
erhielt; zulegt trug es Gerfte, Bohnen, Weizen und 2 Jahre Weide:
greäfer. Der Boden, ſchrieb Herr Dekinga, gehört zu den beften im
ganzen Amte.
Diefe Erde iſt gleichfalls merkwürdig wegen ihres großen Na:
trongehaltes. Enthält fie auch nur wenig Schwefelfäure, Chlor
und Kali, fo können bie Früchte dennoch gut gedeihen, da die Acker⸗
krume 18 Zoll mädhtig ift.
26) Die Ackerkrume eines fchweren Seemarſchbodens (Klei⸗
boden). Aus dem Meinen Suͤd⸗Charlotten⸗Polder bei Norden, dem
Herrn 3. O. Beninga gehörig.
100,000 Sewichtötheile deſſelben beftanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzfande 79,174 Gewichtstheile.
Alaunerde 3016 ⸗
Eifenoryde a6 =: =:
Manganoryde 060 =: =:
Kohlenfaure Kalkerde 211 = =:
⸗ Talkerde 2 =: 5
Latus: 92,147 Gewichtstheile.
525
Transport: 92,147 Gewichtstheile.
Kali mit Kiefelerbe verbunden 0,025 > ⸗
Natron, desgl. 6,349 = ⸗
Phosphorſaͤure 0,534 : s
Schwefelſaͤure Spuren,
Chlor 0005 =: ⸗
Humusſaͤure 0,782 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltige Koͤrper 0,150 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die Erde wurde, ſo berichtete Herr Oekinga, 10 Zoll tief unter
der Oberflaͤche des Feldes weggenommen; daſſelbe erhielt vor 5 Jah⸗
ren Miſt und trug hiernach Raps, Rocken, Weizen und zuletzt Boh⸗
nen. Alle Fruͤchte gaben einen ſehr ſchoͤnen Ertrag.
Daß die Bohnen bei einem ſo geringen Gehalte an Schwefel⸗
ſaͤure gut gedeihen, erklaͤrt ſich nur aus ber ſehr bedeutenden Maͤch⸗
tigkeit der Ackerklrume. Eine Düngung mit Gyps würde gewiß ſehr
nüglich fein.
7) Die Ackerkrume eines ſchweren Seemarſchbodens
(Kleiboden). Aus dem kleinen Suͤd⸗Charlotten⸗Polder bei Norden,
dem Herrn J. O. Beninga gehoͤrig.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beftanden aus:
Kieſelerde und ſehr feinem Quarzſand 78,533 Gewichtötheile.
Alaunerbe 4706 ⸗ .
Eifenoryd und viel Eiſenorydui 4,704 = ⸗
Manganoryde 0,920 ⸗ ⸗
Kohlenſaure Kalkerde 5,971 > ⸗
Kohlenſaure Talkerde 2,741 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,040 =: =
Natron, desgl. 1,204 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 059 > :
Schwefelfäure 0,002 = ⸗
Chlor 0,002 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,A42—
Humus und ſtickſtoffhaltige Koͤrper 0,126
Summa: 100,000 ——
Sp.
526
Herr Delinga berichtete, daß bie Fruͤchte biefes Bodens in ber
Negel weniger Ertrag geben, als bie bes vorhergehenden Bobens
(Nr. 2). Der Grund Hiervon dürfte fein, daß er zu viel Eiſenoxp⸗
dul und zu wenig Humusfäure und Chlor enthält. Vielleicht ift
auch der Manganorpdulgehalt zu groß, oder der Boben ift zu honig.
28) Der thonige Untergrund biefes Bodens bi6 zu ber
Tiefe von 2 Fuß.
100,000 Gewichtstheile beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 76,227 Gewichtstheile.
Aaunedte 7462 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eifenorydul 410,816 ⸗ =
Manganorpde 0,80 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,851 ⸗
Talkerde 2230 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0340 ⸗
Natron desgl. 0,719 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0507 ⸗ ⸗
Schwefelfäure Spuren
Chlor 0008 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0040 » s
Eumma: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
29) Die Aderkrume eines ſehr fruchtbaren Seemarſch⸗
bodens aus der Gegend von Dornum in Oſtfriesland. Das Feld
war im Jahre zuvor mit Miſt geduͤngt worden.
100,000 Gewichtötheite beffelben beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzfande 87,380 Gewichtstheile.
Alaunerbe 2,808. =» .
Eifenorybe 4640 = .
Manganoryde 0640 =: z
Kalkerde 0957 ⸗ ⸗
Talkerde 0,680 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 05 » E
Natron, desgl. 0181 ⸗ P
Phosphorfäure, mit Kalkerde vereinigt 0299 = =
Latus: 97,710 Gewichtstheile.
527
Transport: 97,710 Gewichtstheile.
Schwefelfäure 0081 » =
Kohlenfäure, mit Kalk: und Talkerde verbund. 1,303 ⸗ x
Chlor | 0,030:
Humusfäure 0,736 ⸗ s
Humus und einige flidftoffhattige Körper 0,140 : ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die unterſuchte Erde twurde Fuß tief unter der Oberfläche
- genommen.
30) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Seemarſch⸗
bodens aus der Gegend von Dornum in Oſtfriesland. Das Feld
war 2 Jahre hinter einander mit Mift und einnial mit Rapsftrohs
aſche geduͤngt worden und hatte danach Raps und Bohnen ge⸗
tragen.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde und feinem Quarzſande 83,703 Gewichtstheile.
Alaunerde 278% = ⸗
Eiſenoxyde 3840 » ⸗
Manganoxyde 0640 » s
Kalkerde, (zum Theil kohlenſaure) 109 ⸗ ⸗
Talkerde, desgl. 0,650 ⸗ ⸗
Kali 0,030 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 6,035 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0216 >: »
Schwefelfäure 0,024 ⸗ ⸗
Chlor 0,006 ⸗ s
Humusfäure 06/8 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltige Koͤrper 0,302 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtetheile.
31) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Seemarſch⸗
bodens aus der Gegend von Dornum in Oſtriesland; am Bents⸗
jlicher- Wege, zur erften Paftorei gehörig.
Das Feld hatte, ohne mit Mift gedüngt worden zu fein,- getragen:
528
1829 Kartoffeln und Flache,
1830 Hafer,
1831, 32 und 33 Weidegräfer,
1834 Hafer,
1835 Kartoffeln.
100,000 Gewichtötheile deffelben beftanden aus:
Kiefelerbe und Quarzfand 91,326 Gewichtscheile.
Alaunerbe 2860 ⸗ .
Eifenoryde 2272 = ⸗
Manganoryde 0,200 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,456 ⸗ ⸗
Talkerde 0750 =: ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,200 ⸗ _
Natron, desgl. | 0135 ⸗ s
Dhosphorfäure 0,286 =» x
Schmwefelfäure 0068 ⸗ s
/ Chlor 0,017 ⸗ e
Humusfäure 1080 — ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltige Koͤrper 0360. : ;
Summa: 100,000 Gewichtstheile
32) Sogenannte Pulvererde von Greetfiel in Oſtfriesland.
Ausgezeichnet durdy ihre große Unfruchtbarkeit,
100,000 Gewichtstheile derfelben beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 76,692 Gewichtstheile.
Alaunerde | 7414 - ’
Eifenoryd und Eifenorydul 670 = .
Manganoryde 040 ⸗- .
Kalkerde 081 = ‚
Talkerde, mit Kiefelerde verbunden 2110 : :
Kali und Natron, desgl. 0471 =» _
Phosphorfäure Spuren
Schwefelfäure, größtentheils mit Eifenorydul
zu Eifenvitriol verbunden 2108 » i
Humusfäure 2344 = s
Humus 0760 = =
| Summa: 100,000 Gewichtötheit.
529
Die Pulvererde kommt nur im Untergrunde vor, liegt aber an
manchen andern Orten, 3. B. bei Midlum im Amte Emden, nur
17% Fuß von ber Oberflähe entfernt. Ihre große Unfruchtbarkeit
rührt ohne Zweifel vom Eiſenvitriol her. Sie findet fi auch in
großer Ausdehnung in den Eibmarfchen, namentlich) im Lande Kaͤh⸗
dingen und Hadeln und wird bier Maibolt ober Bettelerde
genannt. |
33) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Seemarſchbo⸗
dens aus der Gegend Efens in Oftfriesland.
100,000 Gewichtstheile deijelben beftanden aus:
Kiejelerde und feinem Quarzſand 85,776 Gewichtstheile.
Alaunerbe 2093 ⸗ s
Eifenoryd 3968 » s
Alaunerde u, Eifenorydul, mit Kiefelerbe verbund. 930 = ⸗
Manganoxyde 030 =: ⸗
Kalkerde 2538 = ⸗
Talkerde . ‚0240 « ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,275 + =
Natron 0,020 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0,260 2 2
Schwefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0,142 = ⸗
Chlor 0010 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1316 = ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,132 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
34) Der Untergrund biefes Bodens bis zu ber Tiefe von 3
Fuß beftand in 100,000 Sewichtötheilen aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 84,280 Sewichtötheile.
Alaunerde 165 =:
Eifenoryb 2608 = ⸗
Alaunerde und Eiſenoxydul, mit Kieſelerde
verbunden 3710 s:' = -
Manganopyde 0,160 = ⸗
Kalkerde 3,207 ⸗ ⸗
065 + ⸗
Talkerde
Latus: 30075 Gewichtstheile.
530
Transport: 96,275 Gewichtötheile.
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0055 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,310 ⸗ ⸗
Phoophorſaͤure 0,293 " : P
Schwefelſaͤurt, mit Kalkerde verbunden 033 ⸗ z
Chlor 0,072 ⸗ ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalkerde verbunden 2652 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
35) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren, noch niemals
geduͤngten Seemarfhbodens aus bem Heinizpolder in Oft
friesiand, von mir an Ort und Stelle eingefammelt.
100 Gewichtstheile enthielten durch, Schlämmen abzufcheidende
Theile:
Duarıfand 4,5 Gewichtötheile.
Thontheile . 55 > ⸗
| Summa: 100 Gewichtötheile.
100,000 Gewichtstheild beftanden aus:
‚Kiefelerde und feinem Quarzſand 64,800 Gewichtstheile.
Alaunerde ˖ 5,70 =: ⸗
Eſſenoxyde 6,100 = ⸗
Manganoryde 000 ⸗
Kalkerde 5,880 ⸗ ⸗
Talkerde 0,840 ⸗ 2
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,210 > ⸗
Natron, beögl. 0,393 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,430 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0210 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0221 =: s
Kohlenfäure, mit Kalkerde verbunden 390 ⸗ ⸗
Humusfaͤure, mit Erden u. Oxyden verbunden 2,540 ⸗ ⸗
Humus 5600 ⸗
Seickſtoffhaltigen Koͤrpern 1582 = ⸗
Waſſer 1 ‚04 8 8
Samma: 100,000 Sewichtstheite.
|
931
Der Heinizpolder wird feit 70 Jahren fortwährend mit Getreis
befrüchten beftellt, ohne daß er jemals SMift ober andere Duͤngungs⸗
mittel erhielt; zuweilen nur wird das Land gebracht. Der Untergrund
enthält bi zu der Tiefe von 6 — 12 Fuß faft diefeibe Zuſammen⸗
feßung, fo daß er ald unerfchöpflic zu betrachten ift, denn man barf
"nur, wenn die Oberfläche nicht mehr tragen will, durchs Rejolen u. f. w.
neue Erdfchichten an die Oberfläche bringen.
36) Die Ackerkrume eines fruchtbaren Seemarfhbodens
öftlih von Otterndorf im Lande Hadeln. Das Land wurde gebracht
und follte mit Mift gedüngt werden. Es hatte ſchon fieben Getreis
befrüichte getragen.
100,000 Gewichtstheile deffelben beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarsfand 91,697 Gepiestpeie
Alaunerde 2314 ⸗
Eiſenoxyde 3,130 ⸗
Manganoxyde 030 ⸗ ⸗
Kalkerde 0881 ⸗ ⸗
Talkerde 0,600 ⸗ ⸗
Kali und Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde
verbunden 0337 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0182 : s
Schmwefelfäure 0024 > s
Chlor, im Kochfalze 0,041 ⸗ s
Humusfdure | 0240 = ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,248 > ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
37) Die Adertrume eines fruchtbaren Seemarſchbodens,
weſtlich von Otterndorf im Lande Hadeln.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beftanden aus:
Kiefelerde, Quarzſand und Silicaten 86,653 Gopicheetheil—
Alaunerde 5,700 ⸗ ⸗
Eiſenexyde 2500 ⸗ ⸗
Manganoryde 0310 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,665 ⸗ ⸗
Talkerde 0341 = ⸗
Latus: 96,169 Gewichtstheile.
34 *
532
Transport: 96,169 Gewichtstheile
Kali und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0,012
z
Phosphorfäure 0076 = s
Schwefelſaͤure 0,062 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,009 = .
Humusfäure 075 = s
Humus 2,073 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 0852 ⸗
Waſſer 0,02 » ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
38) Die Acker krume eines fruchtbaren Seemarfhbodens
bei Oſterbruch im Lande Hadeln. Das Feld diente fhon lange zur
Weide.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde, Quarzſand und Silicaten 84,510 Gewichtstheile.
Alaunerde 6,435 ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 2395 =
Manganoryde | 0450 ⸗ s
Kalkerde | 0740 = =»
Talkerde 0,525 ⸗ s
Kati und Natron, durch Waſſer aubzuziehen 0,009 + ⸗
Phosphorſaͤure | 010% >» .
Schwefefäure 0046 = ⸗
Chlor 006 » s
Humusfäure | 0780 = s
Humus 2995 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,960 = ⸗
Waſſer 0,029 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
39) Die Oberfläche eines In der Bildung begriffenen See⸗
marfhbodens bei Freiburg im Lande Kähdingen.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beflanden aus:
933
Kiefelerde, Quarzſand und Silicaten 59,385 Gewichtstheile.
Alaunerde 730 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 3,500 ⸗ s
Manganognd und Manganorydul 0210 ⸗ .
Kalkerde 6,00 ⸗ ⸗
Talkerde, 3000 ⸗ ⸗
Kali und Natron, durch Waſſer ausjutiehen 0,047 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0280 = ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,190 >
Chlor, im Kochſalze 0,018 ⸗
Humusſaͤure 1,600 ⸗ ⸗
Humus 7500 ⸗ s
Stickſtoffhaltigen Körpern 2950 = s
Kohlenfäure und etwas Waffer 800 » «=
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Das Zeld war noch nicht eingedeicht, trug aber ſchon Gräfer
und weißen Klee.
40) Die Adertrume eines Flußmarſchbodens aus der
Weſermarſch bei Hoya. Ausgezeichnet dadurch, daß das Vieh, wenn
er als Weide dient, bald fett darauf wird. Als die Erde eingeſam⸗
melt wurde, hatte der Boden ſchon ſehr lange zur Weide gedient.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde, Quarzſand und Silicaten 71,849 Seroichtstheie,
Alaunerde 9350 5
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 5410 + P
Manganoxyde 0,925 ⸗ ⸗
Kalkerde 0987 > ⸗
Talkerde 0,245 = ⸗
Kali und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0,007 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalferde verbunden 0131 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0174 -
Chlor, im Kochſalze 0,002 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1270 ⸗ ⸗
Humus 7,550 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 2000 ⸗ ⸗
Wafler 040 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 a
934
Die Armuth des Bodens an Kali, Natron und Chlor rührte natuͤr⸗
lich daher, daß ſich diefe Körper in ben Graswurzeln angehäuft hatten.
41) Die Ackerkrume einer vorzüglihen Kettweide in de
Weſermarſch bei Miffelwarde im Lande Wurften. Hier bat das
Meerwaffer zur Bildung ded Marſchbodens ſchon etwas beigetragen.
Er trägt fehr ſchoͤnen Weizen und Bohnen.
100,000 Gewichtstheile deffelben beftanden aus:
Kiefelerde, Quarsfand und Silicaten 84,444 Gewichtstheile.
Alaunerde | 2270 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 1,680 ⸗
Manganoryd und Manganorydut 0165 = ⸗
Kalkerde 0210 ⸗
Talkerde 02865 ⸗ ⸗
Kalt und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0,0720 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0,150 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0,045 ⸗ ⸗
Chlor 0,003 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1815 : ⸗
Humus 7,3088 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 1760 ⸗
Waſſer 0,085 ⸗,
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
, Sp.
Auch hier war das Kali, Natron und Chlor bed Bodens gröf-
tentheild in die Weldepflanzen übergegangen.
42) Die Ackerkrume einer Wefermarfchweide bei Werfebe im
Ofterftadifhen. Hier wird hauptſaͤchlich Viehzucht getrieben und man
laͤßt das Land 50 und mehrere Jahre ald Weide liegen.
100,000 Gewichtstheile des Bodens beflanden aus:
Kiefelerde, Quarzſand und Silicaten 83,318 Gewichtstheile.
Alaunerbe 3085 ⸗ s
Eiſenoxyd und Eifenoryduf 5840 « ⸗
Manganoryd und Manganorydul 06% ⸗ .
Kalkerde | 070 ⸗ s
Talkerde 0120 ⸗ ⸗
Latus: 93,703 Gewichtstheile.
535
)
Transport: 93,703 Gewichtstheile.
Kali und Natron, durch Wiſſer autzuziehen 0,0008 ⸗ ⸗
x
Phosphorfäure 0,0065 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0025 ⸗ s
Chlor 0,006 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,800 ⸗ ⸗
Humus 4,16 ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 1220 ⸗
Waſſer 0,0o50
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
>
Da der Boden ſchon fehr lange als Weide gedient hatte, jo war
es natürlich, daß er nur ſehr wenig in Waſſer loͤsliches Kali und
Natron enthielt.
43) Die Ackerkrume einer ehr berühmten Fettweide aus der
oberen Mefermarfch bei Körfte und Oehren.
100,000 Gewichtstheile des Bodens beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 81,107 Gewichtstheile.
Alaunerde 7176 = .
Eiſenoryd und Eifenorybul 5600 ⸗ s
Manganoryb und Manganorybul 0760 = .
Kalkerde 0,988 ⸗
Talkerde 1 2230 ⸗ ⸗
Kati, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,390 ⸗
Natron, desgl. 0858 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0469 = .
Schmefelfäure, desgl. 0,011 . = .
Chlor, im Kochſalze 005 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0906 > s
Humus und fidfloffhaltigen Körpern 0460 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
44) Die Ackerkrume eines Feldes bei Altedorf in der Oſte⸗
marſch.
100,000 Gewichtstheile des Bodens beſtanden aus:
| 336
Kiefelerde, Quarzſand und Silicaten 78,208 Sewichtstheil.
Aaunerde 6950 ⸗ =
Eifenoryde : 4,680 = ⸗
Manganoxyde 030 . ⸗
Kalkerde 0,750 ⸗ ⸗
Talkerde 0240 > -
Kali und Natron, durch Waffer auszuziehen 0,016 = ⸗
Phosphorſaͤure 0,160 = .
Schwefelfäure 000 ⸗ =
Chlor 0,012 3 =
Humusfäure 110 »: »
Humus 5420 > ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 1980: ⸗
Waſſer 004 =» »
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
45) Die Ackerkrume eines Elbmarſchbodens bei Hammelvoͤrden
im Lande Kaͤhdingen. Das Feld wurde gebracht und hatte nach der
Miſtduͤngung acht Ernten gellefert. Der Boden trägt vorzuͤglich
ſchoͤne Bohnen.
100,000 Gewichtstheile deſſelben beſtanden aus:
Kieſelerde, Quarzſand und Silicaten 83,409 Gewichtstheile.
Alaunetde 4210 = ⸗
Eiſenoxyde 1,990 ⸗ ⸗
Manganoxyde 0,3360 ⸗
Kalkerde 0,90 ⸗ ⸗
Talkerde 0506 ⸗ ⸗
Kali und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0016 =: +
Phosphorfäure 0,092 =: s
Schwefelſaͤure 0,180 ⸗ ⸗
Chlor 0,010 -
Humusſaͤure 1,280 ⸗ ⸗
Humus 572 6 Br
Stickſtoffhaltigen Körpern 18563 -
Waſſer | 0,039 - ⸗
— — —
Summa: 100,000 Gewichtsthelle
537
46) Die Adertrume eined Feldes aus ber untern Elbmarſch
im Lande Kähdingen bei Balje. Hier hat zur Bildung des Marſch⸗
bodens das Meerwafier fchon etwas beigetragen. Das Feld lieferte
nad) der Düngung mit Mift fchon acht Getraideernten. Es trägt
vorzüglich fehönen Weizen, Bohnen und Wintergerfte.
100,000: Gewichtstheile deſſelben beitanden aus:
Kiefelerde, Quarzſand und Silicaten 87,012 Gewichtstheile.
Alaunerde 4941 > ⸗
Eifenoxyde 2430 = ⸗
Manganoryde 0192 =: >:
Kalkerde 0292 =: s
Talkerde | 0, 135 3 ⸗
Kalt und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0,005 =: -
Phosphorfäure 0114 = =
Schwefelſaͤure 0,074 > ⸗
Chlor, im Kochſalze 003 : =:
Humusfäure 0680 =: =
Humus 2,658 3 ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 1412 = ⸗
Waſſer 0,042 ⸗-
Summa: "100,000 Gewichtstheile.
Die Silicate enthielten wie die uͤbrigen Marfchboden Kati und Ratron.
47) Die Ackerkrume eines Feldes aus der untern Elbmarſch
bei Boftel im alten Lande. Es hatte nah ber Miltdüngung
ſchon fieben Getraideernten geliefert.
100,000 Gewichtötheile derſelben beftanden aus:
Kiefelerde, Quarzfand und Silicaten 77,650 Gewichtstheile.
. Maunerde 8340 ⸗ s
Eifenoryd und Eiſenoxydul 5013 = ⸗
Manganoxyde 0224 =: s
Kalkerde 0,8380 ⸗ ⸗
Talkerde 0543 =: '»
Kalt und Natron, durch Waffer auszuziehen 0,008 ⸗ s
Dhosphorfäure 0,187 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0,049 = s
Chlor 0,004 ⸗ ⸗
Latus: 92,898 Gewichtstheile.
938
/
Transport: 92,898 Gewichtstheile
Humusſaͤure 095 ⸗ ⸗
Humus 4,733 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 1332 = ⸗
Waſſer 0,102 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Man ſieht, dag ein fruchtbarer Marſchboden immer viel ſtickſtoff⸗
haltige Koͤrper beſitzt.
48) Die Ackerkrume eines Feldes aus der unten Wefer:
marſch, dem fogenannten Viehlande. Hier wird hauptſaͤchlich
Rindviehzucht getrieben, fo daß die Felder meiftentheils als Weide
benugt werden. Das Feld, von welchem die Erbe genommen murbe,
hatte Roden getragen. 100,000 Gewichtstheile beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 81,326 Gewichtstheile
Alaunerde 5.148 = ⸗
Eifenorpb und ſehr viel Eiſenoxydul 6,688 ⸗ ⸗
Manganoxyd und Manganoxydul 1,000 = ⸗
Kalkerde 0881 ⸗ ⸗
Talkerde 1240 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,550 >= ⸗
Natron, desgl. 02398 = ⸗
Phosphorſaͤure 0,808 = ⸗
Schwefelſaͤure 0,006 = ⸗
Chlor 0,009 > ⸗
Humusſaͤure 1338 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0608 ⸗ ⸗
Summe: . 100,000 Gewichtstheile.
49) Die Ackerkrume eines Feldes von Neuhof, einer Elb⸗
infel, Harburg gegenüber liegend. Der Boden wird hier fehr ſtark
mit Mift gebüngt. 100,000 Gewichtstheile derfelben beftanden aus:
Kiefelerbe, Quarzſand und Silicaten 75,146 Gewichtstheile.
Alaunerbe 5,402 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul, wobei ſich viel
Magneteiſenſand befand 5,643 ⸗ ⸗
Latus: 86,191 Gewichtstheile.
2
339
Transport: 86,191 Gewichtötheil.
Manganoryd und Manganorpbul 0315 : =
Kalkerde 0,382 ⸗ ⸗
Talkerde 1307 ⸗ ⸗
Kalt und Natron, durch Waſſer auszuziehen 0,035 > s
Phosphorfäure 0271 =: =
Schwefelfäure 001 = =
Chlor 0,009 W
Humusſaͤure 13455 — ⸗
Humus ‚ 7404 = ⸗
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 280 ⸗ ⸗
Waſſer 0,050 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gemictähete
Diefer Boden zeichnet ſich dadurch aus, daß er weiße Rüben
von außerordentlihem Wohlgefhmad hervorbringt. Sie werden viel
nad Hamburg verkauft.
50) Die Ackerkrume eines Feldes aus ber Elbmarſch im
alten Lande, dritte Meile; ausgezeichnet dadurch, daß er fehr ſchoͤnen
Hanf und Meerrettig trägt, mit welchen ein bebeutender Handel
51) Die Ackerkrume eines gelbes in der oben Befermarf
getrieben wird. 100,000 Gewichtstheile deffelben beftanden aus:
Kiefelerde und Quarzfand 84,021 Sewichtötheile.
Alaunerde 4,498 = ⸗
Eiſenoxyde 51 ⸗
Manganorxyde 2080⸗
Kalkerde 0,942 + ⸗
Talkerde 1,740 ⸗ ⸗
Kali 0,050 + ⸗
Natron 0,012 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0,482 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 0012 ss +
Chlor 0,008 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0897 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,138 + ⸗
Summa: 100,000 Gewichtötheite.
x
[4
340
bei Drakenburg ; ausgezeichnet baduch, daß er fehr ſchlechten
tothen Klee trägt. 100,000 Gewichtstheile deſſelben beftanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzſand 92,014 Gewichtstheile
Alaunerbe 2652 + ⸗
Eiſenoxyde 3192 + ⸗
Manganoxyde 0480 «+ ⸗
Kalkerde 0243 > ⸗
Talkerde 070 + ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,125 + ⸗
Natron, desgl. 0,026 + ⸗
Phosephorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,078 + ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor desgl.
Humusſaͤure 0340 + ⸗
Humus und einigen ſtickſtoffhaltigen Körpern 0,150 « ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Wer erkennt nicht, daß hier der Mangel an One Rod.
falz, freiem Kali und Natron die Urfache des ſchlechten Kleewuchſes
iſt? Freilich möchte der Boden auc etwas mehr Humusfäure und
ſtickſtoffhaltige Körper befigen.
52) Die Ackerkrume eines Feldes bei Padingbüttel im der
unteren Wefermarfch (Land Wurften); ausgezeichnet dadurch, daß es
ſehr ſchoͤnen rothen Kiee trägt. 100,000 Gewichtstheile der Erde
beſtanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand 93,720 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,740 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd 2,060 ⸗ ⸗
Manganorpde 0320 ⸗ ⸗
Kalkerde 0141 + ⸗
Talkerde 070 + ⸗
Kalt, zum Theil mit Kieſelerde verbunden 0,062 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,109 + ⸗
Phosphorſaͤure 013 +» +
Schwefelfäure 0,005 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,050 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0890 + ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,120⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
541
53) Der Untergrund eines Zeldes bei Dorum in ber Wefers
marſch (Land Wurften). 100,000 Gewichtstheile beftanden au:
Kiefelerde und Quarzſand 79,04 Sewichtötheile.
Alaunerde 3120 = s
Eifenoryde | 37% = .
Manganoryde 0390 ⸗ ⸗
Kalkerde 4757 > »
Talkerde 140 ⸗
Kati, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,375 > ⸗
Natron, desgl. 0542 = >
Phosphorſaͤure | 0468 = .
Schwefelfäure, mit Kalt verbunden 0,217 > ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,059 ⸗ ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalk⸗ und Talkerde verbunden 5,002 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Dieſe Erde wird mit großem Nutzen aus dem Untergrunde her⸗
vorgegraben und zur Verbeſſerung der Ackerkrume verwandt. Die aus⸗
gezeichnete Wirkung, die ſie hervorbringt, erklaͤrt ſich hinlaͤnglich aus
ihren Beſtandtheilen.
54) Der Untergrund eines Feldes bei Neukirch, im Lande Ha⸗
dein (Elbmarſch). 100,000 Gewichtstheile deſſelben beftanden aus:
Kiefelerde und fehr feinem Quarzſand 84,517 Gewichtstheile
Alaunerde | 27 ⸗
Eifenoryb und Eiſenoxydul 2,568 ⸗ ⸗
Manganoryde 1,240 ⸗ ⸗
Kohlenſaure Kalkerde 4382 = ⸗
⸗ Talkerde 2772 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,120 = ⸗
Natron 0,015 ⸗ 2
Phosphorfäure Spuren ..
Schwefelfäure 0119 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,020 =: =
Dumusfäure 1110 = ⸗
Latus: 99,658 Gewichtstheile.
542
Latus: 99,658 Gewichtstheile.
Humus | on 000 ⸗ .
Stickſtoffhaltigen Koͤrpern 032 = a
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
8
Auch dieſe Erde wird mit großem Nutzen unter bem Mamen
Kuhlerde oder MWühlerde aus bem Untergrunde bervorgegraben
und zur Düngung ber Oberfläche benust.
55) Die Adertrume eines Feldes bet Blumenau, Kürften-
tum Galenberg. (Nach Du Menil.) 100,000 Gewichtstheile der
Erde beitanden aus:
Kiefelerde' und grobem Quarzfand 94,809 Gewichtstheile.
Alaunerbe 1,650 ⸗ >
Eifenorpd und Eiſenoxydul | 1,750 ⸗
Manganoryd ®)
Kalkerde 1079 = =:
Talkerde (2)
Kalt (2)
Phosphorfäure (2)
Schwefelfaurem Kalk (Gype) 0175 ⸗ s
Kochſalz 0335 ⸗ ⸗
Chlorcalcium 0275): =
Humusfäure 2,200 ⸗ ⸗
Extractivſtoff (dabei vielleicht aatſetze, Talk⸗
erde, ſtickſtoffhaltige Körper, Mangan und
Phosphorfäure) 01092 = =:
Waſſer (Verluſt) 0635 : s
Summa : 100,000 Gewichtstheile.
c) Hamburger Gebiet.
1) Die: Aderkrume eines Eibmarfchbodens, aus den Vier⸗
landen, oberhalb Hamburg. 100,000 Gewichtötheile beftanden aus:
Kiefelerde, Quarzſand und Siticaten 91,293 Sewichtstheile.
Alaunerde 2,756 = .038
Latus: 94,049 Gewichtstheile.
\
543 |
Transport: 94,049 Gewichtstheile.
Eifenoryd und Eifenorpdul 3008 "=:
Manganoryde 0240 : %
Kalkerde 0,304 ⸗
Talkerde 0870 = =:
Kali und Kochfalz durch Waſſer auszuziehen Spuren
Phosphorſaͤure 0,257 ⸗
Schwefeiſaͤure 0108 ⸗
Chlor, im Kochſalze Spuren
Humusfäure 1064 =: =:
Stiefftoffhaltigen Körpern 0,100 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
2) Eine andere Ackerkrume eben daher. 100,000 - wichts⸗
theile beſtanden aus:
Kieſelerde, Quarzſand und Silicaten 82,160 Gewichtstheile.
Alaunerde 9,178 = :
Eiſenoxyd und viel Eifenorybul 5504 ⸗ s
Manganoryde 0,080 = ⸗
Kalkerde 0,820 ⸗
Talkerde 1,040 ⸗ 2
Kati, durch Waffer auszuziehen 0040 =: -:
Natron, desgl. 0005 =: ⸗
Phosphorſaͤure Spuren
Schwefelſaͤure 0,013 ⸗ ⸗
Chlor 0,008 ⸗
Humusſaͤure u. etwas ſtickſtoffhaltigen Körpern 1,152 >
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Eine andere Aderkrume eben daher. 100,000 Gewichte:
theite beftanden aus: '
Kiefelerde, Quarzfand und Silicaten 89,650 Gewichtsthelle.
Alaunerde 4445 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 3872 ⸗ s
Manganoryde 0240 ⸗ ⸗
Kalkerde 0288 ⸗ ⸗
Latus: 98,495 Gewichtstheile.
544
| Transport: 98,495 Gewichtötheile.
Talkerde 0,790
Kali, durch Waſſer auszuziehen 0,050
Natron, desgl. | 0,005
Phosphorfäure Spuren
Schwefelſaͤure - 0,016
Chior 0,004
Humusfäure nebſt etw. ſtickſtoffhaltigen abrpern 0,640
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Boden. enthielt auch etwas Magneteifenfand.
4) Eine andere Ackerkrume eben baber. 100, 000 Gewichts⸗
theile beftanden aus:
Kiefelerde, Auarzfand und Silicaten 86,700 Gewichtstheile.
Alaunerbde 4368 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und viel Eiſenoxydul 3,488 > ⸗
Manganoxyd Spuren
Kalkerde 2325 = =
Talkerde 1020 ⸗ ⸗
Kali, durch Waſſer auszuziehen 0080 = ⸗
Natron, desgl. 0006 ⸗ s
Dhosphorfäure 0840 =: s
Schwefelſaͤure 0013 = —
Chlor 0,008 2 ⸗
Humusſaͤure u. etwas ſtickſtoffhaltigen Körpern 1,152: ⸗ s
Summa: 98,054 ee
d) Großherzogthum Oldenburg.
2
—
*
5
vv
u u u
1) De Unter grund eines Heibebodens der Diluvialformation;
aus ber Gegend von Oldenburg. Ausgezeichnet dadurch, daß er im
geröfteten Zuſtande mit Nugen zur Düngung bes Heidebodens an-
gewendet wird. 100,000 Gewichtstheile deſſelben beflanden aus:
Kiefelerde und Quarzſand
Alaunerde 1,872
5
96,182 Gewichtstheile.
Latus: 98,054 Gewichtstheile.
545
Transport: 98,054 Gewichtstheile.
Eiſenoxyd und wenig Eifenorpbul 1408 =: s
Manganorpde Spuren
Kalkerde 0,064 ⸗ ⸗
Talkerde 0175 = =
Kali ' 0,092 ⸗ ⸗
Natron - - 0,004 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0008 ⸗
Schwefelſaͤure 010 =: +
Chlor 0,005 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
2) Ein anderer Untergrund eben daher und gleichfalls im
geröfteten Zuflande mit Nugen zur Düngung des Heibebodens die:
nend. 100,000 Gewichtötheile deſſelben beflanden aus:
Kiefelerde und Quarzfand 92,829 Gewichtstheile.
Alaunerde 4550 = .
Eifenoryd und viel Eifenorpdul 208 =: =:
Manganoryd Spuren
Kalkerde 0106 > ‚
Talkerde 0,125—
Kali 0,150 2 ⸗
Natron 0010 : :
Schwefelfäure 006 =
Chlor 0016 = =
Summa: 100,000 ——
3) Ein Weldeboden Marſchboden); aus dem Hagenſchlotter
Lande. Derſelbe beſtand nach Crome (vergl. deſſen Wert: der Bo⸗
ben und fein Verhältnig zu den Gemwähfen) aus:
Seinem Sande 14,5 Gewichtstheile.
Thontheilen 67,5 ⸗ ⸗
Humuss und Pflanzenfaſern 180 = s
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
4) Ein kuͤrzlich angeſchwemmter Marfchboden aus dem Olden⸗
burgifchen beftand nah Crome aus:
35
[2
346
Sehr feinem Sande 6,25 Gewichtstheile.
Kohlenfaurem Kalt 740 = ⸗
Eiſenhaltigem Thon 76355 ⸗ ⸗
Humus 1000 = ⸗
Summa: 100,00 Gewichtstheile.
Es iſt einleuchtend, daß die Unterſuchungen dieſer legten beiden
Bodenarten, da nicht auf Talk, Kali, Natron, Kochſalz u. ſ. w.
Ruͤckſicht genommen wurde, faſt gar keinen Werth haben. Er ome
glaubte, daß beſonders von der phyſiſchen Beſchaffenheit des Bodens
deſſen Fruchtbarkeit abhaͤnge, und hielt es daher für unnoͤthig, ihn
genau auf ſeine chemiſchen Beſtandtheile zu unterſuchen.
Die Marſchbodenarten des Oldenburgiſchen, naͤmlich die des Bud⸗
jadinger⸗ und Jever⸗Landes gehören uͤbrigens mit zu den fruchtbar:
ften, die es im nördlichen Deutfchlande giebt; fie haben fehr viel Aehn⸗
tichkeit mit den Bodenarten bes Landes Wurften im Hannoverfchen.
e) Preußifhe Staaten.
1) Die Ackerkrume eines über Muſchelkalk ruhenden fehr
unfruchtbaren thonigen Verwitterungsbodens, vom oberen Eiche:
felde in ber Gegend von Mühlhaufen. 100 Gewichtstheile dieſes
Bodens enthielten:
Kieine Kalkſteine 7 Gewichtstheile.
Quarzſand und etwas Magneteifenfand 235 » ⸗
Thontheile 68 > ⸗
Summa: 100 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile des von Steinen befreiten Bodens be:
flanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 77,780 Gewichtstheile.
Alaunerde 9A > ⸗
Eiſenoxyd und ſehr viel Eiſenoxydul 5800 ⸗ ⸗
Manganoryde 0105 ⸗ :
Kalkerde 0867 = =
Talkerde 0,728 =:
Kali Spuren
Natron Spuren
Latus: 94,769 Gewichtstheile.
⸗
547
Transport: 94,769 Gewichtstheile.
Dhospherfäure 0008 =: »
Schwefelfäure Spuren
Kohienfäure, mit Kalle und Zallerde verbund. 0,200 ⸗ ⸗
Chlor Spuren
Humusſaͤure 0732 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen Körpern 0110 = +
Pflanzentefte 0090 :‘ =»
Waſſer 4096 >
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug des Bodens enthielt nur Spuren von Gyps
und Kochſalz, neben etwas humusfaurem Eiſenoxyd und Kiefelerbe.
In der Tiefe von 1 Fuß fehlte die Humusfäure, der Gyps und das
Kochfalz faft gänzlich.
Obgleich es dem Boden nicht an Humusfäure, ſtickſtoffhaltigen
Körpern u. f. w. fehlt, fo vegetiven die Pflanzen doch fehr kuͤm⸗
merlich auf ihm, wovon ohne Zweifel der Grund iſt, daß er großen
Mangel an Chlor, Sqhmefaſiure, Phosphorſaͤure, Kali und Natron
leidet.
2) Die Ackerkrume eines oͤſtlich gelegenen Feldes (Diluvial⸗
formation) in Moͤglin beſteht nach Crome in 100 Gewichtstheilen
aus:
Feinem Sand 68,0 Gewichtstheile.
Thontheilen 290 ss '»
Koblenfaurem Kalt 05 ⸗ ⸗
Humus 2,5 ⸗ N
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
Diefer Boden gehört zu den vorzüglichern ber Mögliner Feld
mark. Wie viel Phosphorfäure, Schwefelfäure, Kali, Kochſalz, Talk⸗
erde u. ſ. w. er enthält, iſt won Crome nicht unterſucht worden
weshalb wir auch keinen deutlichen Begriff von ſeiner wahren Güte
erhalten.
3) Die Ackerkrume eines noͤclich gelegenen Feldes zu Moͤg⸗
lin beſteht nah Crome in 100 Gewichtstheilen aus:
35* .
548
einem Sand 71,0 Gewichtstheile.
Thontheilen 260 ⸗ s
Koblenfaurem Kalt 05 ⸗ ⸗
Humus 25 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Crome hat zwar noch mehrere chemifche Analyfen der Moͤgli⸗
ner Bodenarten mitgetheilt, allein da fie, meiner Anfiht nad), Beinen
Werth haben, fo unterlaffe ich es, fie bier aufzuführen.
4) Die Ackerkrume eines Feldes zwifchen Friedrichsaue unt
Zehin im Oderbruche. Nah Crome beflehen 1000 Gewichts⸗
theile dieſes Marſchbodens aus:
Sand 40,0 Gewichtstheile.
Thontheilen 515 + ⸗
Saͤurehaltigem Humus 85 = ⸗
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
Durch dieſe und die folgenden beiden Unterſuchungen erfahren
wir ſo gut wie gar nichts.
5) Die Ackerkrume eines Feldes bei Wollup im Oderbruche
befteht nah Crome in 1000 Gewichtstheilen aus:
bon * Gewichtstheile.
ontheilen 20 ⸗ ⸗
Humus 155 = ⸗
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
6) Die Ackerkrume eines Feldes bei Kihnwerder im Ober
bruche befteht nah Crome in 1000 Gewichtstheilen aus:
Sand 28,0 Gewichtstheile.
Thon 645 ⸗ ⸗
Humus 7 5 ⸗ s
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
Alte diefe Unterfuchungen haben gar keinen miffenfchaftlichen
Werth, da Kalk, Tall, Schwefelſaͤure, Phosphorfäure u. f. w unbe
ruͤckſichtigt blieben. Crome theilte uns noch mehrere Analyfen der
DOdermarfhbodenarten mit, bie wir aber ſaͤmmtlich übergehen koͤn⸗
nen, da fie eben fo mangelhaft als die übrigen angeftellt wurden.
549
7) Die Ackerkrume eines fandigen Lehmbodens be
Süterberg in der Udermark befteht nad Crome in 100 Gewichte:
theilen aus: j
Sand 73 Gewichtstheile.
Thon 25 ⸗ ⸗
Humus 2 =: s
Summe: 100 Gewichtstheile.
Auch hier vermifjen wir die Unterfuchung bes Bodens auf Kalt,
Tale, Kali, Natron u. [. w. Da nun Crome auf mehrere Körper,
von welchen hauptſaͤchlich das Pflanzenwachsthum bedingt wird, gar
Leine Rüdfiht nahm, fo theile ich die Unterfuchungen nicht weiter mit,
welche er mit ben Bodenarten aus mehreren andern preußifchen
Provinzen vornahm.
8) Die Adertrume eines Feldes aus dem Pyriger Weiz:
ader bei Steosdorff in Dinterpommern befteht nah Bertels in
100,000 Gewichtstheile aus:
Kiefelerde, incl. eines Eleinen Verluſtes 73,105 Gewichtstheile.
Humusſaure und kohlenſaure Kalkerde 7661 ⸗ ⸗
⸗ Br Talkerde 1656 =: »
⸗ Alaunerde 0936 = ⸗
Phosphorſaure Kalkerde 0A98 = ’
Eifenoryb und wenig Eifenorybul 1,7412 ⸗ ⸗
Manganorxyde 0240 : =: =
Kochſalz 0,010 = ⸗
Gyps 0014 =: s
Humusſaͤure 140 =: =
Wachs und Harz 0060 ⸗ s
Stickſtoff (in Verbindung mit andern Stoffen) 0,211 ⸗ ⸗
Humuskohle 429 ⸗
Kali (in Waſſer loͤsliches) 0,012 = ⸗
Kali (an Kiefelfäure gebunden) 0150 = -
Natron, desgl. 0,240 = ⸗
Eiſenoxyd, desgl. 6,610 ⸗ ⸗
Alaunerde, desgl. 1410 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Pyritzer Weizacker, welcher zwiſchen den Staͤdten Stargard
und Pyritz vorkommt, iſt ohne Zweifel ber erdige Niederſchlag
|
550
eines vormaligen großen Landſees, von welchem ber Madüe- vn
Dönefee (40,000 Morgen groß), nach einem zufälligen Ducdbrude
bei Colbatfch, noch übrig geblieben find. Der ehemalige Se
grund oder das Alldvium, war vor Zeiten fo fruchtbar, daß es 9x
nicht gedüngt zu mwerden brauchte. Der Boden zeichnet fidy beſon
der dadurch aus, daß er von jeher fehr fhönen Weizen be:
vorbringt. Der 174 — 2 Fuß tiefe Untergrund befteht an viel
Stellen aus einem fehr feinkörnigen Ealkreihen Mergel. -
9) Die Erde eines Bruch s oder Moors auf der Inſel Rüs
gen. Das Moor wird von Zeit zu Zelt (bei Stürmen) vom Mem
waſſer uͤberfluthet. Beſteht nad) Berteis in 100,000 Gewichts
theilen aus:
Kiefelerde und Quarzfand 7660 Sewidytstheile.
Gyps 4,137 s *
Schwefelſaure Talkerde 40355 ⸗ ⸗
Kali 0076 : ⸗
Alaunerde 035 = ⸗
Eiſenoxyd und Eifenorydul 9080 ⸗ =
Manganoryd 000 =: :
Schwefelſaͤure, (mit Eifen verbunden) 008 -:
Kochſalz 1550 ⸗ E
Salmiak (Chlor- Ammonium) 1708 ⸗ s
Wachs und Harz "414160 ⸗ ⸗
Stickſtoff (mit andern Stoffen verbunden) 0,306 = ⸗
Humusſaͤure 9,790 ’
Humuskohle und Pflanzenrefte 60,143 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtötheile.
Diefe Brucherde iſt befonders durch ihren bedeutenden Gehalt
an Salmiak fehr merfwärdigs bisher IR dieſes Salz noch in kei⸗
nem Boden gefunden worden. Sie enthält außerdem fo viel Koch⸗
falz und ſchwefeiſaure Talkerde, daß fie, da fie in großer Menge
vorkommt, wohl anf alle genannten Körper mit Vortheil benupt
werden könnte. In geringer Menge angewandt, dürfte fie für manche
Bodenarten aud ein gutes Düngungsmittel abgeben.
10) Die Ackerkrume eines Feldes bei Teltow In der Mittel:
mar, ausgezeichnet dadurch, daß bier die berühmten Teltower⸗ ober
ı
4
}
|
|
991
närfifchen Rüben cultiviet werden. Die Analyſe rührt: von Herrn
Bertels ber, und ift mit großer Genauigkeit ausgeführt worben.
In 100,000 Gewictötheilen waren enthalten:
Kiefelerde und Quarsfand 974280 Sewichtötheile.
Kalkerde (zum Theil mit Kiefelerbe verbunden) 0,076 = s
Talkerde, desgl. 0040 ⸗ ⸗
Alaunerde, desgl. 0236 = €
Eifenoryd 0,384 ⸗ ⸗
Manganoryd 0080 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure (mit Eiſenoxyd verbunden) 0,024 = ⸗
Schwefelſaures Kali 0,005 ⸗ ⸗
Kali (mit Kieſelerde verbunden) 0060 ⸗ ⸗
Kochſalz 0,005 ⸗
Humusfäure 0120 ⸗ .
Humus, mit fehe wenig ſtickſtoffhaltigen Koͤr⸗
pen 150 :
Summa : 100,000 Sewichtötheile.
11) Der Untergrund des obigen Feldes enthielt in 100,000
Gewichtstheilen: |
Kiefelerde und Duarzfand 98,980 Gewichtstheile.
Kalkerde (zum Theil mit Kiefelerde verbunden) 0,076 =
Talkerde, desgl. 0,072 ⸗ ⸗
Alaunerde, desgl. 0312 « ⸗
Eiſenoxyd und wenig Eiſenoxydul 0368 ⸗ ⸗
Manganoryd 0060 *: :
Phosphorfäure, mit Eiſenoryd verbunden 0012 >» ⸗
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0,040 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0080 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Die Rüben werden gewoͤhnlich auf folchen Lande gebaut, was
mehrere Jahre dreeſch gelegen hat; es wird dann mit wenig Miſt
geduͤngt.
12) Ackerkrume aus der Gegend von Zachan in Hinter:
pommern, ausgezeichnet dadurch, daß hier der beſte Flachs in der
Provinz gebaut wird. 100,000 Gewichtötheile enthielten nach ber
Unterfuchung von Bertels:
352
Kiefelerde und Quarzſand 89,367 Gewichtstheile
Alaunerde 085 = ⸗
Kohlenſaure Kalkerde 3466 ⸗ ⸗
Talkerde 1108 = s
Kali 0175. > ⸗
Natron 0,280 = ⸗
Eiſenoxyd 1456 ⸗ ⸗
Manganoryd 6,180 = ⸗
Phosphorſaure Kalkerde 0,576 = ⸗
Kochſalz 0046 = ⸗
Gyps 004 = ⸗
Humusfäure 1,735 ⸗ ⸗
Stickſtoff, in den organiſchen Reſten 0026 + >
Humus 0709 » =
Summa: 100,000 Gemwichtstheile.
Der Flachs enthält fehr viel Talkerde, deshalb gedeiht er auf
allen Bodenarten gut, bie reich, an diefem Körper find. Aus bie
fem Grunde wählt aud der Flachs fo vorzüglih nad) einer Duͤn⸗
gung mit Mergel, welcher viel Talkerde befist. Den Beweis hier:
über erhielt -ich felbft im Jahre 1843 wieder.
f) Großherzo geh um Medienburg. |
1) Die Ackerkrume eins Thonbodens ber Diluvialfor
mation aus der Niederung von Kamzow in Medienburg- Strelig.
Nah Crome beftanden 100 Gewichtötheile aus:
Sand, mit wenigen untermifchten Keinen
Ocherfteinen Bu 27 Gewichtstheile.
Zhontheile 70 s ⸗
Milder Humus 3 » ⸗
Summa: 100 Gewichtstheile.
2) Die Ackerkrume eines humoſen Thonbodens aus der
Gegend von Worffshagen, beſteht nach Crome in 1000 Gewichts⸗
. theilen aus:
Sand | 13,5 Gewichtstheile.
Thon 790 ⸗ ⸗
Humus | 78 ⸗ ⸗
Summa: 100,0 Gewichtstheile.
993
Wenn ich nicht irre, fo find einige vollftändigere Analyfen.
Mecklenburgiſcher Bodenarten in den Medienburger Annalen, bie ich
aber nicht zur Hand habe, mitgetheilt.
g) Herzogthum Holftein.
1) Die Adertrume eines Holftänifhen Marfchboden® bes
fteht nah Pfaff in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelerde 86,000 Gemwichtötheile.
Ataunerde 4000 = :
Eifenoryde Ä 3000 ⸗ ;
Kohtenfaure Kalkerde 0,200 .: s
Gyps 0900 =: »
Humus 140 ⸗ :
Verluſt 450 -
Summa: 100,000 Gewichtochene.
Ueberfehen find ohne Zweifel Kali, Natron, Chlor, Mangan,
Talk und fticftoffhaltige Körper, da fie in allen übrigen Marſchbo⸗
benarten vorfonnnen. Sie werben wohl unter dem Verluſte ſtecken.
b) Königreih Würtemberg.
1) Die Ackerkrume aus dem Nedarthale bei Canfladt, einer
fehr fruchtbaren Gegend Würtembergs, beftand nad Prof. Schuͤbler
in 100,000 Gewichtstheilen aus:
Kiefelfand 17,200 Gewichtstheile.
Thon mit etwas Eiſenoxyd 64400 ss =
Kohlenfaurem Kalt 1040 ⸗ ⸗
Humusfäure 400 ⸗ ⸗
Humus und etwas Waffer 6 “+
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
2) Die Ackerkrume bei Tuͤbingen von ben Anhöhen zur
Seite des Nedarthales befteht nad) demfelben Chemiker in 100,000
Gewichtstheilen aus:
Kiefelfand 31,100 Gewichtecheile.
Thon mit etwas Eiſenoxyd YO ⸗
Kohlenſaurem Kalk 3,00 « ⸗
Humusſaͤure 070 -⸗
Humus und etwas Waſſer 5,00 —
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
994
3) Die Ackerkrume aus ben Weingärten nörblih von ben
Anhöhen um Stuttgart befteht nad) demmfelben Chemiker in 100,000
Gewichtstheilen aus:
Kiefelfand mit Städen von ſchiefrigem Thon»
mergel 49,400 Gewichtötheite.
Thon, buch Eifenorpd braun gefärbt 4.00 +» s
Humusfäure 1300 ⸗ ⸗
Humus und etwas Waſſer 5300 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtötheite.
4) Ein leichter ſchwarzer Boden an der ſchwaͤbiſchen Alp,
in der Nähe von Genkingen, enthält nad) demfelben Chemiler in
400,000 Gewichtstheilen:
Kiefelfand 1,200 Onsidhestheile.
Thon, mit Eifen _ 45,000 >
Koblenfauren Kalt 33800 = ⸗
Humusſaͤure 4,600 . ⸗
Humus und etwas Waſſer 15,400 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 GSewichtscheile.
Weberfehen find unflveitig Tale, Kochſalz, Gyps, Phosphorfäure,
Kali und Mangan. Profeſſor Schübler geftand auch fpäter, als er
meine Anfichten über die Emährung der Pflanzen gelefen hatte, daß
feine Unterfuchungen der Bobdenarten fehr mangelhaft feien.
i) Königreih Sachſen.
1) Die Ackerkrume eines nicht fehr fruchtbaren Lehmbo:
dens aus der Gegend von Sreiberg im Erzgebirge; entflanden durch
die allmaͤhlige Berwitterung von Gneis.
Auf dieſem Boden ſtellte Prof. Lampadius in Freiberg viele
Verfuche mit gebranntem Xhone an.
a) 100,000 Gewichtstheile der Ackererde lieferten bei ber Be:
handlung mit Waſſer und ber Verdunſtung deffelben 0,049 Gewichte:
theile feften Ruͤcſſtand; derfelbe befland aus:
Kiefelerde 0,009 Gewichtstheile.
Alaunerde, mit Dumusfäure verbunden 0,001 ⸗ ⸗
Eiſenoxye, desgl. 0,001 ⸗ ⸗
Manganorodul, desgl. Spuren
Kalkerde, desgl. Spuren
Talkerde, desgl. 0,002 a 8
Latus: 0,013 Gewichtstheile.
555
| Transport: 0,013 Gewichtstheite.
Kali Spuren
Phosphorfäure 000 » .
Schmwefelfäure, mit Kalkerde verbunden Spuren’
Chlor, im Kochfalze, desgl.
Humusſaͤure, nebſt etw. ſtickſtoffhaltigen Körpern 0,036 + = -
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
b) 100,000 Sewichtötheile derfelben Erde mit Eohlenfaurem Nas
tron, Aetzkalk und Alkohol behandelt gaben:
Humusfäure 1,290 Gewichtstheile.
Humuskohle und Spuren von Wacheharz 6,310 - s
Stickſtoffhaltige Körper 160 ⸗ ⸗
Erden, Oryde und Salze 9080 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
c) 100,000 Gewichtstheile derfeiben Erde; mit verdünnter Salz:
fäure behandelt, lieferten:
Duarsfand, Kiefelerde und Eilicate 78,974 Gewichtstheile.
Maunerde, im hydratiſchen Zuftande und mit
Humusfäure verbunden | 620 = >
Eiſenoryd und Eifenorydul, im hydratiſchen
Zuftande und mit Humusfäure und Phos⸗
phorfäure verbunden 4640 =: =:
Manganoryde, desgl. 040 =: :
Kalkerde Spuren
Talkerde, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,551 >
Kali Spuren
Natron Spuren
Phosphorſaͤure, mit Eifenoryd verbunden 0015 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor, nach a Spuren
Humusſaͤure, Humuskohle, Wachshatz und
ſtickſtoffhaltige Koͤrper nah b 9,200 ss
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
d) 100,000 Gewichtstheile derſelben Erde mit concentrirter
Schwefelſaͤure behandelt gaben:
556
Kiefelerde und einige Silicate 76,258 Gewichtstheile.
Alaunerbe 7260 ⸗ ’
Eifenoryd und Eifenorpbul 4,752 = ’
Manganoryd und Manganorpdul 040 =: =
Kalkerde, mit Kiefelerde verbunden 0010 = -
Talkerde 0,640 3 3
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0105 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 1340 ⸗ Pr
Phosphorſaͤure 0,015 =: ⸗
Schwefelſaͤure, nach a und c Spuren
Chlor, nad a Spuren
Humusfäure, Humus und ftidfloffhaltige
Körper nach b 9200 ⸗ -
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
e) 76,258 Gewichtstheile Kiefelerde und Silicate, mit kohlen⸗
faurem Kalt geglüht, gaben:
Alaunerde und wenig Eifen 0,050 Gemichtstheile.
Reine Kiefelerde 76,208 ⸗ ⸗
Summa: : 76, 258 Gewichtötheile.
Die Beſtandtheile diefer Ackererde waren folglich:
Kiefelerbe 76,208 Sewichtötheile.
Alaunerde | 7310 = .
Eifenorpd und Eifenorybul 4752 ⸗ ⸗
Manganoryde Ä 040 =: ⸗
Kalkerde . 0010 -: ⸗
Kali 0,105 2 ⸗
Natron 1340 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure 0015⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor Spuren
Humusſaͤure 120 > s
Humuskohle und Spuren von Woqheharʒ 6310 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltige Koͤrper 1600: =»
Summa: 100,000 it.
997
Hoͤchſt wahrſcheinlich enthielt die Erde auch etwas Lithion, denn
beim Glühen mit Kali wurde der Platintiegel ſtark angegriffen.
Da die Erde nur Spuren von Chlor und Schwefelfäure und.
auch nur wenig Kalkerde und Phosphorfäure enthält, fo wird eine
Düngung mit Kochſalz, Gyps und Knochenmehl ſicherlich fehr gute
Dienfte teiften. Aber auch Holzafche wird fich fehr wirkſam zeigen,
da alles Kali mit Kiefelerde zu einem im Waſſer unauflöslihen Si⸗
licate verbunden iſt.
k) Königreih Böhmen.
1) Die Aderkrume eines fehr fruchtbaren Feldes der Herr:
(haft Smidar im Biczower Kreife, Herrn Wagner gehörig (durch
die Güte des Deren Wirthfchafterathes Oppelt in Prag erhalten).
100 Gewichtötheile der Erde lieferten beim Schlämmen:
Thontheile 87 Gewichtstheile.
Sehr feiner Quarzſand und etwas Magneteifenfand 13 ⸗ ⸗
Summa: 100 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde lieferten beim Waſſerauszuge
0,070 Gewichtstheile Salze, beſtehend aus Kalkerde, Talkerde, Schwe⸗
felſaͤure, Kochſalz und Humusfäure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 88,134 Gewichtstheile.
Alaunerde 2444 - ⸗
Eiſenoxyd und Eifenorydul 406 ⸗ ⸗
Manganoryde 0480 » =
Kalkerde 0,972 = s
Talkerde, größtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,600 + =:
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0035 = s
Natron, geößtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,7499 >» =
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde u, Eifen verbund. 0,437 + ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0095 » >
Chlor, im Kochſalze 0016 ⸗ ⸗
Humusſaͤure, mit Erden und Orpden verbnd. 0,960 = .
Humus 060 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 092 s =
Summa: 100,000 Sewichtstheile.
Sp.
558
2) Die Ackerkrume eines anderen fruchtbaren Feldes der Den:
(haft Smidar im Biczower Kreiſe.
100,000 Gewichtstheile gaben beim Schlaͤmmen:
Thontheile 82,610 Gewichtstheile.
Groben Quarzfand und etwas Magnetelfenfand 16,390 = s
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Der Waſſerauszug der Erde enthielt viel Gyps, wenig Kochfal;
-und etwas humusfaure Talkerde.
100,000 Gemwichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kleſelerde 87,758 Gewichtstheile.
Alaunerde 3,328
Eſenoxyd und Eifenorpdul 4,576
Manganoryde 0,640
Kalkerde 0,501
Talkerde 0,520
Kali, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbunden 0,280
Natron, desgl. 0,385
Phosphorfäure, mit Eifen und Kalk verbund. 0,311
Schwefelfäure mit Kalkerde verbunden 0,204
oe Yy vr gr RR ra VD an
ua 8 BB CR Cr BE DH
Chlor, im Kochfalze 0,005
Dumusfäure 1,888
Humus 0,316
Stieftoffhaltigen organifchen Körpern 0,288
Summa: 100,000 Gmwichtstheile.
3) Die Ackerkrume eines anderen fehr fruchtbaren Feldes von
ber Herrſchaft Smidar im Biczower Kreiſe.
100,000 Gerichtstheile gaben beim Schlämmen :
Duarsfand und wenig Magneteifenfand 11,238 Gewichtstheile.
Thontheile 88,762 >» ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde lieferten beim Wafferauszuge 0,051
Gewichtstheile Salze, beftehend aus Kochfalz, Gyps, Talkerde und
Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
559
Kleſelerde 91,035 Geokgentpeii
Alaunerde UM =: :
Eifenorpd und Eifenorydul 3040 =: ⸗
Manganoxyde 040 = =
Kalkerde 0,471 = ⸗
Talkerde 0,320 ⸗ ⸗
Kali, mit Kleſelerde verbunden 0035 ⸗
Natron, desgl. (groͤßtentheils) 0,260 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, groͤßtentheils mit Kalkerde
verbunden 0456 ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0068 : ’
Chlor, im Kocyfalze 0015 ⸗ s
Humusfäure 1 ‚236 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltige organiſche Körper 0,260 « s
Summa : 100,000 Gewichtstheile.
4) Die Ackerk rume eines anderen fehr fruchtbaren Feldes von
der Herrſchaft Smidar im Viczower Kreiſe.
100,000 Sewichtstheile gaben beim Schlämmen:
Duarzfand und wenig Magneteifenfand 4,320 Gewichtstheile ·
Thontheile 95,680 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtscheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde lieferten beim Waſſerauszuge
0,089 Gewichtötheile Salze, beftehend aus Kochſalz, Gyps, Talkerde
und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 76,937 Gewichtstheile.
Alaunerde 7420 ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 6880 ⸗
Manganoxyde 0480 ⸗
Kohlenſaure Kalkerde (groͤßtentheils) 3803 =: s
Kohlenfaure Talkerde (größtentheils) 2142 + ⸗
Kali mit Kieſelerde verbunden 0030 = =:
Natron desgl. 0,056 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,246 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0068 = =
Latus: 98,062 Gewichtstheile.
960
Transport: 98,062 Gewichtstheile.
Ehlor, im Kochfalze Ä 0012 =
Humusfäure 1,850
Humus und, ſtickſtoffhaltige organiſche Körper 0,076
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
5) Die Ackkerkrume eines Feldes, der Hopfengarten genannt,
vom Hofe Biſen, der Derrfhaft Smeczna im Rakoniger Kreife.
100,000 Sewichtstheile gaben beim Schlämmen:
Thontheile 70,010 Gewichtstheile.
Quarzſand und viel Magneteifenfand 0 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wafferauszug der Erde enthielt etwas Gyps, Kochfalz und
humusfaure Talserde.
100,000 Gewichtötheile der Erde beftanden aus:
% “ “
Kiefelerde | 87,824 Gewichtstheile.
Alaunerbe 4030 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 4768 = ⸗
Manganoryde 0,600 ⸗ ⸗
Kalkerde 1,064 =: ⸗
Talkerde 0,640 2 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0075 ⸗ ⸗
Natron, desgl. (groͤßtentheils) 0516 » ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0156 = ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0097 ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,004 ⸗ ⸗
Humusſaͤure | 020 ⸗ ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltige organiſche Körper 0,066 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
6) Die Ackerkrume eines Feldes hinter dem Hirtenhauſe vom
Hofe Biſen der Herrſchaft Smeczna im Rakonitzer Krelſe.
100,000 Gewichtstheile gaben beim Schlaͤmmen:
Quarzſand und etwas Magneteiſenſand 29,590 Gewichtstheile.
Thontheile 70,40 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
561
Der Waſſerauszug der Erde enthielt nur wenig Gyps, Kochſalz
und humusſaure Talkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kiefelerde 75,129 Gewichtetheile
Alaunerde 2,184 8 .
Eifenoryd und Eifenoppbul 294 ⸗ ⸗
Manganoryde 0,400 ⸗ ⸗
Kohlenſaure Kalkerde (groͤßtentheils) 16583 ⸗
=» Talkerde 1827 + ⸗
Kalt, mit Kieſelerde verbunden 0,100 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,223 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit galkerde verbunden 049 « ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. (groͤßtentheils) 0,006 = ⸗
Ehlor, im Kochſalze | 005 » =
Humusſaͤure 0120. ⸗ ⸗
Humus und ſtieſtoff haltigen organiſchen Körpern 0,050 : «+
Summa: 100,000 ee
7) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes aus der.
Gegend von Kaden im Saazer Kreife (durch die Güte des Herrn
Ol bricht erhalten).
100,000 Gewichtstheile der Erbe gaben beim Schlaͤmmen:
Duarsfand und viel Magneteifenfand 26,720 Gewichtstheile.
Zhontheile 7330 : «
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100000 Gewichtstheile lieferten beim Waſſerauszuge 0,318 Ges
wichtstheile Salze, beſtehend aus Kochſalz, viel Gyps, Talkerde und
Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 89,564 Gewichtstheile.
Alaunerde 2,262 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und viel Eiſenoxydul 4,160 ⸗
Manganoryde 0,240 ⸗ ⸗
Kalkerde 0,775 2 ⸗
Talkerde 0,400
Latus: 3401 Gewichtstheile.
6
562
Transport: 97A01 Sewicheetheu
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0075 =»
Natron, desgl. (groͤßtentheils) 0270 = B
Phoephorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0377 »
Schwefelfäure, deegl. 00 =: :
Chlor 0019 ⸗ .
Humusfiute 1,000 = 2
Humus 0482 = ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,172 .=
Summe: 100,000 ———
8) Die Ackerkrume eines ſehr fruchtbaren Feldes von der Her:
(haft Dobrawitz und Lautfchin im Bunzlauer Kreiſe. Gr Durd:
(aut dem Herm Zürften von Thurn und Taxis gehörig. (Durch
die Güte des Herrn Start erhalten.)
400,000 Gewichtstheile des Erde gaben beim Schlämmen :
Duarzfand und fehr viel Magneteifenfand 4,286 Gewichtstheile.
Thontheile 95,714 = s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug enthielt Gyps, Kochſalz, Talkerde und Hu:
musfäure.
100,000 Gerichtetheile der Erbe befanden aus:
Summ
Kiefelerde 89,175 Gewichtstheile
Aaunerbe 2652 =» s
Eifenorpd und Eiſenoxydul 3136 ⸗ -
Manganoryde 03% ⸗ -
Kalkerde 1,200 ⸗ ⸗
Talkerde 1,040 = ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0075 = ⸗
Natron, desgl. (groͤßtentheils) | 0354 >» .
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0,377 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0081 =» .
Chlor, im Kochfalze 0,006 = s
Humusſaͤure 0,920 ⸗ ⸗
Humus 0456 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,2080 ⸗ ⸗
: 100,000 Gewichtetheie.
Sp.
563
9) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes von ber
Herrſchaft Dobramig und Lautfhin. Sr. Durchlaucht dem Herrn
Fuͤrſten von Thum und Taris gehörig.
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlaͤmmen:
Quarzſand und wenig. Magneteiſenſand 43,780 Gewichtstheile.
Thontheile 56,220 ⸗ ⸗
nn — — — EEE
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile lieferten beim Wafferauszuge 0,175 Ges
wichtstheile Salze, beftehend aus Kochſalz, Gyps, Talkerde und Hu:
musfäure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus: .
Kiefelerde 89,634 Gewichtstheile.
Alaunerde 3224 ⸗ ⸗
Eifenoryd und wenig Eiſenox ydul 2944 = :
Manganoryde 1160 =: ⸗
Kalkerde 0,349 = ⸗
Talkerde | 0,300 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 010 : «+
Natron, deögl. (größtentheils) . 048 =: =
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0,246 ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,005 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0012 = ⸗
Humusſaͤure 0,750» ⸗
Humus 0,340 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0448 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
10) Die Ackerkrume eines ſehr fruchtbaren Feldes von Mal⸗
kowitz, Herrſchaft Smeczna bei Schlan im Rakoniger Kreife. Dem
Dam Grafen von Elam:Martiniz gehörig. Durch die Güte des
Herrn Wirthſchaftsrathes Oppelt in Prag erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Gchlämmen:
Quarzfand und ziemlich viel Dagneteifenfand 9,600 Gewichtstheile.
Thontheile 90,400 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wofferauszug enthielt viel Gyps, Kochfalz, Talkerde und
Humusſaͤure.
36*
364
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 89,591 Sewichtsthele.
Alaunerde 2106 = ⸗
Eiſenoxyd und viel Eifenorydul 4160 = ⸗
Manganoxyde 0400 =
Kalkerde 0532 =
Talkerde 0,520 = ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,160 = ⸗
Natton, desgl. 0,575 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,351 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,163 = ⸗
Chlor 0010 = ⸗
Humusſaͤure 0,820 ⸗ ⸗
Humus | 0080 » s
Stickſtoffhaltigen organifchen Körpern 0,532 ⸗ .
Summa: 100,000 ie
11) Die Adertrume eines Bobens, welcher burch die Ber
wittrung von Bafalt entſtand. Vom Schlanerberge in der
Herrſchaft Schlan. Rakonitzer Kreis,
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Sclänmen:
Quarzfand und fehr viel Magneteifenfand 8,428 Gewichtstheile.
Thontheile 91572 >» ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug der Erbe enthielt nur Spuren von Kodhfalz
und Gyps, neben etwas Humusfäure, Kalk: und Talkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 83,642 Gewichtstheile.
. Alaunerbde 3978 = .
Eifenorpd und viel Eiſenoxydul 5312. ⸗ _
Manganoryde 060 » ⸗
Kalkerde 1,976 = ⸗
Talkerde 0650 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,080 = =
Natron, desgl. (größtentheils) 015 ⸗ ⸗
Latus : 96,743 Gewichtstheile
965
Transport: 96,743 Gewichtstheile.
Phosphorfäurs, mit Kalkerde verbunden 0273 + =:
Schwefelfäure, desgl. Spuren
Chlor Spuren
Humusſaure 1270 =: =:
Humus 0234 > ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Reſten 1480 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Sp.
Eine Düngung mit Gyps, Kochſalz oder Holzafhe würde bie.
fem Boden fehr zuträglich fein.
k) Markgrafſchaft Mähren.
1) Die Ackerkrume von einem außerordentlich fruchtbaren
Felde, dem fogenannten Haargraben, des Dorfes Nebftein bei Olmuͤtz.
— Das Feld, von welchem die Erde genommen wurde, ift noch nie⸗
mals gebängt und niemald gebradht worden. Es hat feit 160
Fahren die allerfchönften Srüchte getragen und lieferte fomit einen
merkwuͤrdigen Beweis von ausbauerndber Fruchtbarkeit. (Durch bie
Güte des Heren Prof. Neftler in Olmuͤtz erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Groben und feinen Quarzſand und wenig
Magneteifenfand 35,400 Serichtstheile.
Thontheile 64,600 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde lieferten mit Waſſer ausgezo⸗
gen 0,010 Schwefelſaͤure, 0,010 Chlor, 0,007 Natron, 0,012
Talkerde, 0,011 Kalkerde, 0,010 Kali, etwas Kiefelrde, Humusfdure
und einige flidjloffhaltige organifche Körper, aber Beine bemerkbare
Menge irgend eines falpeterfauren Salzes.
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
Kiefelerde 77,209 Sewicytstheite.
Alaunerde ’ 8,514 + ⸗
Eiſenoxyde | 6592 » =
Latus: 92,315 Gerichtötheile.
366
Transport: 92,315 Gewidytstheil.
Manganoryde 1520 ⸗
Kalkerde 0927 =
Talkerde 1160 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,140 = ⸗
Natron, desgl. 0,640 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤute, mit Kalkerde und Eiſen ver⸗
bunden 0,651 = ;
Schwefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0011 = ⸗
Chlor im Kochſalze 0010 = ⸗
Humusſaͤure 0978 = ⸗
Humus 0540 = -
Stickſtoffhaltigen organifchen Körpern 1,108
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Ungeachtet man den Boden feit 160 Jahren ununterbrochen mit
Früchten, weiche nie gebüngt wurden, beſtellt hat, iſt er dennoch feh
reich an Pflangennahrungsftoffen. Der Grund feiner ausdauernden
Fruchtbarkeit liegt ohne Zweifel mit in bem großen Gehalte von
Alaunerde, oder in feiner thonigen Beſchaffenheit.
2) Die Aderkrume von einem fehr fruchtbaren Felde des
Dorfes Nakl, auf dem Wege von Olmüs nady Zittau in der Hanns
(Durch die Güte des Herrn Prof. Neftler in Olmüs erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Exbe gaben beim Schlämmen:
Quarzſand, einige Meine Steine verſchiede⸗
nee Mineralien, Kalkkoͤrner und viel
Magneteifenfand 17,830 Gewichtstheile.
Thontheile 82,170 s =
Summa: 100,000 Bewichtötheik.
100,000 Gewichestheile Tieferten, durch Waſſer ausgezogen 0,164
Salze; beftehend aus 0,032 Kochſalz, 0,016 Schwefelfäure, 0,011
Talkerde, 0,040 Kiefelerde, 0,010 Kalkerde und 0,055 Humusfäur.
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
967
Kiefelerde 85,372 Gewichtctheie.
Alaunerde 2,9%
Eiſenoryd und Eiſenoxydul | 400 =: =»
Manganoryde 0400 ⸗- :
Koblenfaurer Kalkerde, (größtencheils) 2985 ⸗ ⸗
Kohlenſaurer Talkerde, (groͤßtentheils) 2457 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,030⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,037 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalt und Eiſen verbnd. 0,299 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalk verbunden 0016 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,020 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,944 ⸗- a
Demut u. ſtickſtoffhaltigen organifchen Koͤrpern 0,450 >
Summa: 100,000 Game
3) Die Ackerkrume eines fruchtbaren Keldes, nahe ander Seftung
Olmuͤtz. 100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Groben Quarzfand und fehr viel Magnet:
eifenfand 29,580 Gewichtstheile.
Thontheile 70,420 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Kochfalz, etwas
Kieſel⸗ und Talkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 80,826 Gewichtatheie.
Alaunerde 5,288 ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 7856 = ⸗
Manganorybe 0240 ⸗ ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde (groͤßtentheils) 2494 = =
Koblenfaurer Talkerde (größtentheils) 1785 ⸗
Kali, mit Kiefelerbe verbunden 0,050 ⸗
Natron, größtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,029 ⸗ .
Phosphorfäure, mit Kalk und Eifen verbnd. 0,429 « .
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,006 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,003 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0570 ⸗ ⸗
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 044 >: =
Summa: 100,000 Be
968
1) Erzherzogthum Deſterreich.
1) Die Ackerkrume eines ſehr fruchtbaren berühmten Feldes
aus dem Tulner Grunde, in der Nähe der Stadt Tuln. Kreis
ob dem Wiener Walde in Miederöfterreich.
(Durch die Güte des Herin Stadler erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand, Feldfpathkörner und
viel Magneteifenfand 3,902 Gewichtstheilt.
Thontheile 9,08 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Der Waſſerauszug enthielt hauptſaͤchiich Kochſalz, Gype,
etwas Talkerde, Kieſelerde und Humusfäure, aber keine bemerkbare
Menge irgend eines ſalpeterſauren Salzes.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 77,882 Gewichtstheile.
Alaunerde . 5,6642 =: »
Eifenoryb und Eifenorydul 5152 = :
Manganoryde | 080 = :
Kalkerde 2833’ ⸗
Talkerde 1600 = =
Kali Spuren
Natron, größtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,481
Phosphorfäure, mit Kalkerde u. Eifen verbd. 0,364
Schwefelfäure, mit Kalkerbe verbunden 0,015
Chlor, im Kodyfalze 0,030
Humusfäure 0,540
Kohlenfäure, mit Kalk: und Talkerde verbnd. 4,069
Humus u. flilftoffhaltigen organifchen Körpern 0,592
Summa : 100,000 Gewichtstheile
va oh
“UHR on
Es iſt merkwürdig, daß die Adererde fo wenig Kali enthielt,
obgleich, unter dem Sande, der beim Schlaͤmmen gewonnen wurde,
Feldſpathkoͤrner befindlich waren, fis mußten daher aus Natronfeidfpach
beftchen. Die tiefeen Erdſchichten werben gewiß mehr Kali enbalten;
denn fonft könnte der Boden nicht fo fruchtbar fein.
569
2) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes der Ort⸗
fhaft Pirring, Pfarre Hargelsberg bei St. Florian km Traunkreiſe,
zwiſchen der Enns und Traun gelegen.
(Durch die Guͤte des Herrn Prof. König in Linz erhalten).
100,000 Gersichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand und wenig Magnete
eifenfand 12,425 Gewichtstheile.
Thontheile 87575 ss =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtötheile der Erde lieferten, durch Waſſer ausge⸗
zogen, 0,168 Salze, hauptſaͤchlich beſtehend aus viel Gyps, etwas
Kochſalz, wenig Talkerde, Kiefelerde und Humusfäure.
100,000 Sewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerbe 88,199 Gewichtstheite.
Alaunerde 3016 >» s
Eifenoryd und wenig Eifenorybul 4864 = ⸗
Manganornde 0640 = »
Kalkerde 1185 =: =
Talkerde 1150: =:
Kali mit Kiefelerde verbunden 01008 =: >
Natron, größtentheild mit Kiefelerde verbund. 0,038 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,103 = s
Schwefelfäure, desgl. 00%7 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0016 = s
Humusfäure 0436 =: ⸗
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 0,26 : s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Zelbes von Reis
chereberg am Innfluffe, im Innkreiſe, an der Grenze Bayerns.
(Durch die Güte des Herm Prof. König in Linz erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Quarzfand und wenig Magneteiſenſand 15,158 Gewichtötheile.
Zhontheile 84,842 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
' 100,000 Gewichtöcheile ber Erde gaben, mit Waſſer behandelt,
570
0,116 Salze, hauptſaͤchlich beftchend aus Humusſaͤure, Zalkerbe, Kie:
ſelerde, Gyps und Kochſalz.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 91,699 Gewichtstheile.
Alaunerde⸗ 2184 = ⸗
Eifenoryd und etwas Eifenorpbul 1008 = ⸗
Manganoryde 0320 = ⸗
Kalkerde 0516 = ⸗
Talkerde 0,60 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,025 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,206 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden O,180 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0068 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0015 = ⸗
Humusſaͤure 1020 > ⸗
Humus 0138 ⸗
Summa: "400,000 € Gewichtstheile.
4) Die Aderkrume eines ungedbüngten Feldes ber Ben:
(haft Rabensburg Im Hochenauer Marſchfelde.
(Durch die Güte des Deren Wirthfchaftsrathes Petri z zu There⸗
ſienfeld erhalten).
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlaͤmmen:
Quarzſand, Selbfpathkörner und ziemlich viel
Magneteifenfand 46,700 Gewichtstheile
Thontheile 53300 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstkeile.
100,000 Sewichtötheile der Exde, mit Waffer ausgelaugt, gaben
0,198 Salze, beſtehend aus Kochfalz, Gyps, Talkerde, Kiefelerde und
Humubſaͤure.
100,000 Gewichtẽecheile der Etde beſtanden aus:
Kieſelerde 91,502 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,768 = ⸗
Eifenoryd und Eiſenoxydul 2448 > -
Manganogyde 0,90 ⸗ ⸗
Latus: 96,638 Gewichtstheile.
571
Transport: 96,638 Gewichtötheile.
Kalkerde 0,7 14 ⸗ ⸗
Talkerde 0,860 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,030: ⸗
Natron, groͤßtencheils mit Kieſelerde verbund. 0,058
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,224
Schwefelſaͤure, desgl.
Chor, im Kochſalze 0,010 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,990 ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0,450 ⸗
Summa: 100,000 Grm
5) Die Ackerkrume eines gedüngten frutbaren Feldes ber
Herrſchaft Rabensburg im Hochenauer Marchfelbe. Autgezeichnet durch
große Fruchtbarkeit. 100,000 Gewichtötheile der Erbe gaben beim
Schlänmen: ° |
Quarzſand, Jabdſpathtorner u und viel Mag⸗
netelfenfand 44,610 Gewichtstheile.
Thontheile 530 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Sewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde, mit Waffer ausgelaugt, gaben
0,2% Gewichtstheile Salze, beftehend aus Gyps, Kochſalz, Talk⸗
erde, Kieſelerde und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 87,017 Gewichtstheile.
Alaunerde 3068 =: ss
Eiſenoxyd und Eifenorydul 4032 = =:
Manganoryde 040 s: +
Kalkerde 1,008 > ⸗
Talkerde 0,790 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 00% =: s
Natron, srößtentheild mit Kiefelerde verbund. 0, 269 ⸗ ⸗
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden : 049 ⸗ ⸗
Zywefeiſiure, desgl. 0017 ⸗2
Chlor 0023 +» ⸗
Humusfäure 1,420» ⸗
Humus 0416 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 1 ‚240 . 0.
Summa: 100,000 : 100,000 Gewichtötheile.
. 572
- B. Königreih Ungarn,
1) Obere Lage einer fehr fruchtbaren Infelerde aus bem
Voͤres Marther⸗Diſtricte von Csäahdny bei Isztara. Herrſchaft Bel
im Baranyer Gomitate zwifhen Mohms und Effg. Sr. Kaifer:
lichen Hoheit bem Erzherzog Cart gehörig.
(Durdy die Ghte des Herrn Hofraths Ritter von Kleyle erhalten.)
100,000 Sewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand 2,3820 Gewichtscheile.
Thontheile 97,180 ⸗ s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waflerauszug der Erde enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Koch⸗
falz, Kiefelerde, Talkerde und Humusfäure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
Kiefelerde 76,038 Gewichtstheile.
Alaunerde 4654 > .
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 6,112 = s
Manganorybde 0,00 ⸗ .
Kalkerde, größtentheils kohlenſaure 371 ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenfaure 4,066 = ⸗
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0030 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbunden 13379 ⸗ s
Dhosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0546 = -
Schwefelfäure 0,021 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0015 > ⸗
Humusſaͤure 1160 ⸗ ⸗
Humus 110 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,208 = s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
D) Untere Rage berfeiben Erde bis zu einer Tiefe von 2 Zuß.
100,000 Sewichtötheile der Erbe gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand und Glimmerſchuͤppchen 2,408 Gewichtstheile.
Thontheile 97592 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheite.
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
573
Kiefelerde 59,584 Gewichtstheile.
Alaunetde 3224 1°.
Eifenoxyd unb Eifenorpbut “ 4,38% ⸗ Fi
Manganoryde 070 ⸗ .
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenfaure 171953 =: =
Talkerde, größtentheils kohlenſaure 11,05 = =»
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0,150 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0891 =: =
Phosphorfäure, mit Kallerde verbunden : 0,846 = .
Schwefelfäure, desgl. | 00 + ⸗
Chlor, im Kochfalze 00...» j
Humusfärce 0936 ⸗ ⸗
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 0,120 = - =
Summa: 100,000 ã
u 3) Alte Wirf enerde von einer Inſel aus demſelben Diſtriete
bei Hattyashat.
400,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlaͤmmen:
Sehr feinen Auarzfand, Glimmerſchuͤppchen
und Magneteifenfand 13,000 Gewichtstheile.
Thontheile __87,000 _ 3, ⸗
Summa: 100,000 € Gewichtötheile,
100,000 Gewichtötheile der Erde beflanden auß:
Kiefelerde 63,819 Onvigestgeil
Alaunerde 248 =
Eifenoryd und Eiſenoxydul 3,38 = s
Manganoryde 0,320 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaute 19414 : ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 9,282 «
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,040 » ,
Natron, desgl. (größtentheils) 0439 « .
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0335 ⸗ ⸗
Schwefelfaͤure, deögl. 0066
Chlor, im Kochſalze 0006 =: P
Humusfäure 0,422 2 ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 010 = =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
574
4) Die Ackerkrume bei Bentefch, einer Gegend an ber Theis.
(Durdy die Güte des Herrn Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlaͤmmen:
Sehr feinen Quarzſand, Glimmerblaͤttchen
und Magneteifenfand
Thontheile 97,408
2,592 Gewicgtötheile.
=
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Woafferauszug enthielt Gyps, Kochfalz, Kieſelerde, Talkerde
und Humusfäure.
100,000 Sewichtötheile der Erbe befanden aus:
Kiefelerde 73,609 Gewichtstheite.
Aaunede | A » =
Eifenoryd und Eifenorpbul 7040 ⸗ ⸗
Manganoryde 0320 =: -
Lalkerde, größtentheits kohlenſaure 7789 = s
Talkerde, größtentheils kohlenſaure 4011 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 008 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,302 ⸗
Phoephorſaͤute, mit Kalkerde verbunden 1172 = ⸗
Schwefelſaͤure, deesl. 0068 ⸗
Chlor 0,003 ⸗ >
Humusſaͤure 0,780 =: ⸗
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Reften 0,170
a
Summe: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Der Marfchboden an der Theis zeichnet ſich bekanntlich durch
große Sruchtbarkeit aus.
5) Erde von. ber Oberfläche des fogenannten Hansäg, einem
fehe großen, zum Theil troden gelegten Moraſte. Herrſchaft Unga⸗
riſch Altenburg. Sr. Kaiferl. Hoheit, dem Erzherzoge Carl gehörig.
(Durch bie Ghte des Herrn Hofrat Ritter von Kleyle echalten.)
100,000 Sewichtötheile der Erde, mit Waffer ausgezogen, gaben
1,428 Sewichtscheile Salze, beſtchend aus Gyps, Kochſalz, Talkerde
und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
575
Etwas Quarzfand und Kiefelerde 22,042 Gewichtstheile.
Alaunerde 302 + ⸗
Eiſenoxyde | 5237 =: «
Manganoryde 0251—⸗
Kalkerde 1957 ⸗⸗
Talkerde 0,841 + ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0076 + ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,328 ⸗ ⸗
Phosphor ſaͤure 054 = ⸗
Schwefelſaͤute (groͤßtentheils im Humus be⸗
findlich) 0,848 ⸗ ⸗
Chlor 0,032 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1654 + ⸗
Humus und etwas Waſſer | 471056 + «:
Stieftoffhaltigen organifhen Körpern 0312 » a
Sunma: . 100,000 Gewichtötheite,
Ein Boden für lange Zeiten fruchtbar!
6) Cultivirte und gebüngte Adertrume von Mika in ber
Mobau. (Durch die Güte des Herrn Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
100,000 Gwichtstheile der Erbe gaben beim Schlaͤmmen:
Sehr feinen Quarzſand, Glimmerblaͤttchen
und etwas Magneteifenfand 5500 Gewichtstheile.
Zhontheile \ 9050 + ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waffernuszug enthielt etwas Kali, Gyps, Kochſalz, Talkerde,
Kalkerde, Kieſelerde und Humusfäure,
100,000 Gewichtstheile der Erbe beitanden aus:
Kieſelerde 81,941 Gewichtstheile.
Alaunerbe 6,422 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 7584 ss» +
Manganoryde 0720 s ⸗
Kalkerde 0A56 + ⸗
Talkerde 1,20 ⸗ ⸗
Kalt, mit Kiefelerde verbunden 0070 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0820 ⸗ ⸗
Latus: 99,213 Gewichtstheile.
366
Transport: 92,315 Gewichtstheile.
Manganoyyde 1,5920 = ⸗
Kalkerde 097 = -
Talkerde 1,160 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,140 = ⸗
Natron, desgl. 0,640 = =
Phosphorfäure, mit Kalkerde und Eifen ver
bunden 0651 = s
Schwefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0011 = =
Chlor im Kochfalze 0010 = ⸗
Humusſaͤure 0978 ⸗ ⸗
Humus 0540 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 1,108
| Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Ungeachtet man den Boden feit 160 Jahren ununterbrochen mit
Früchten, welche nie geduͤngt wurden, beftellt hat, ift er dennoch ſeht
veich an Pflanzennahrungsftoffen. Der Grund feiner ausdauernden
Fruchtbarkeit Liegt ohne Zweifel mit in dem großen Gehalte von
Alaunerde, ober in feiner thonigen Beſchaffenheit.
2) Die Ackerkrume von einem fehr fruchtbaren Felde des
Dorfes Nat, auf dem Wege von Olmuͤtz nach Zittau in der Hanna
Durch die Ghte des Herrn Prof. Neftler in Olmuͤtz erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Quarzſand, einige Meine Steine verſchiede⸗
ner Mineralien, Kalkkoͤrner und viel |
Mogneteifenfand 17,830 Gewichtötheilt.
Thontheile 82170 = ⸗
| Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichestheile lieferten, durch Waffer ausgezogen 0,164
Salze; beftchend aus 0,032 Kodfalz, 0,016 Schwefelfäure, 0,011
Talkerde, 0,040 Kiefelerde, 0,010 Kalkerde und 0,055 Humusfäur.
100,000. Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
567
Kiefelerbe 85,372 Gewichtatheil.
Alaunerde 2,9%
Eiſenoryd und Eifenorydul | 400 =: =
Manganoryde | 0400 ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde, (groͤßtentheils) 2985 =: ⸗
Kohlenſaurer Talkerde, (groͤßtentheils) 2457 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0030 =: =
Natron, größtentheild mit Kiefelerde verbund. 0,037 = s
Phosphorfäure, mit Kalt und Eifen verbnd. 0,29 = ⸗
Scchwefelſaͤure, mit Kalk verbunden 0016 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 000 ⸗ s
Humusfäure 094 = P
Dunns u. flichftoffhaltigen organifchen Körpern 0,450
Summa: 100,000 —— —
3) Die Ackerkrume eines fruchtbaren Feldes, nahe an der Seftung
Olmuͤtz. 100,000 Gerichtötheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Groben Quarzfand und fehr viel Magnet»
eifenfand 29,580 Sewichtötheile,
Thontheile 70,420 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Kochſalz, etwas
Kieſel⸗ und Talkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 80,826 Gewichtstheile.
Alaunerde 5288 =: =
Eifenoxyd und Eifenorydul 7856 ⸗ ⸗
Manganoryde 040 » =
Koplenfaurer Kalkerde (größtentheile) AM =: 5
Kohlenſaurer Talkerde (größtentheil) 1,785 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0050 =: =
Ratron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,029 .
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,006
Chlor, im Kochſalze 0,003
Humusſaͤure 0570 ⸗
Humus u. ſtickſteffhaltigen organiſchen Körpern 0,424 > ⸗
Summa: 100,000 ar
Phosphorfäure, mit Kalk und Eifen verbnd. 0,429 ⸗
968
)) Erzherzogthum Defterreid.
1) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren berühmten Feldes
aus dem Tulner Grunde, in der Nähe der Stadt Zuln. Kreis
ob dem Wiener Walde in Niederöfterreidh.
(Durch die Güte des Herrn Stadler erhalten.)
100,000 Gemichtstheile ber Erde gaben beim Schlämmen :
Schr feinen Quarsfand, Feldfparhlörner und
viel Magneteifenfand 3,902 Gewichtstcheile.
Thontheie 9,08 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wafferauszug enthielt hauptfächlic Kochſalz, Gyps,
etwas Talkerde, Kiefelerde und Humusſaͤure, aber keine bemerfbare
Menge irgend eines faipeterfauren Salzes. '
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 77,882 Gewichtscheile.
Alaunerde | . 5642 = .
Eiſenoxyd und Eifenorydul 5,152 = ⸗
Manganoryde 080 =: =
Kalkerde 283° >» =
Talkerde 1600 ⸗ ⸗
Kali Spuren
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,481 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde u. Eiſen verbd. 0,364 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0015 ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,030 ⸗ ⸗
Humusfäure 0540 ⸗ .
Kohlenfäure, mit Kalle und Talkerde verbnd. 4,069 ⸗ s
dumue u. ſtickſtoffhaltigen organifchen Körpern 0,592 =» =
Summa : 100,000 Gewichtstheile.
Es iſt merkwürdig, daß die Adererde fo wenig Kali enthielt,
obgleich, unter dem Sande, der beim Schlämmen getvonnen murde,
Feldſpathkoͤrner befinblich waren, fie mußten daher aus Natronfeldfpath
beftehen. Die tiefen Erdſchichten werben gewiß mehr Kalt enhalten;
denn fonft könnte der Boden nicht fo fruchtbar fein.
569
2) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes der Ort⸗
fchaft Pirzing, Pfarre Hargelsberg bei St. Florian km Traunkreiſe,
zroifchen bee Enns und Zraun gelegen. Z .
Durch die Güte des Herrn Prof. König in "Linz erhalten).
100,000 Gewichtstheile der Exde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand und wenig Magnet⸗
eiſenſand | 12,425 Gewichtstheile.
Thontheile 87575 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtöcheile der Erde lieferten, durch Waſſer ausge:
zogen, 0,168 Gatze, hauptſaͤchlich beftchend aus viel Gyps, etwas
Kochfalz, wenig Talkerde, Kiefelerde und Humusfäure,
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 88,199 Gewichtstheile.
Alaunerde 3016 =: ⸗
Eiſenoxyd und wenig Eiſenoxydul 4864 = ⸗
Manganoryde u 060 =: =
Kalkerde 1,185 s ⸗
Talkerde 1150 > =
Kali mit Kiefelerde verbunden 0,100 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,038 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0103 = s
Schmwefelfäure, desgl. 007 > ⸗
Chlor, im Kochſalze 0016 ⸗ ⸗
Humusfäure | 04136 =: ⸗
Humus u. ftilfloffhaltigenforganifchen Körpern 0,26 » =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Zeldes von Rei⸗
chersberg am Innfluſſe, im Innkreiſe, an dee Grenze Bayerns.
(Dur die Güte des Herrn Prof, König in Linz erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Duarzfand und wenig Magneteiſenſand 15,158 Gewichtstheile.
Thontheile 84842 > ⸗
Summa: 100,000 Gewichtsͤtheile.
' 100,000 Gewichtöcheile ber Erde gaben, mit Waſſer behandelt,
570
0,116 Salze, Hauptfächlich beftchend aus Humusſaͤure, Zalkerbe, Kir:
felerde, Gyps und Kochſalz.
100,000 Gemwichtötheile ber Erde beſtanden aus:
Kleſelerde 91,699 Gewichtstheile.
Alaunerde 2184 = ⸗
Eifenoryd und etwas Cifemorpaut 1008 = ⸗
Manganoxyde 030 ⸗ ⸗
Kalkerde 0516 = ⸗
Talkerde 0,620 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,025 ⸗ =
Natron, größtentheits mit Kiefelerde verbund. 0,206 ⸗ s
Dhosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0,180 ⸗ ⸗
Schmefelfäure, desgl. 0068 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0015 ⸗ ⸗
Humusfäure | 100 ⸗ =
Humus 0138 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile
4) Die Ackerkrume eines ungedüngten Feldes ber Der:
haft Rabensburg im Hochenauer Marſchfelde.
(Durch die Güte des Herrn Wirthfchaftsraches Petri zu There:
fienfeld erhalten).
100,000 Sewichtstheile der Erbe gaben beim Schlämmen :
Quarzſand, Feldſpathkoͤrner und ziemlich viel
Magneteifenfand 46,700 Gewichistheile.
Thontheile 53,00 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erbe, mit Waſſer ausgelaugt, gaben
0,198 Salze, beftehend aus Kochfals, Gyps, Talkerde, Kieſelerde und
Humusfäure.
100,000 Gewichtstheile der Erde befanden aus:
Kieſelerde 91,502 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,768 = ⸗
Eſenoxyd und Eiſenoxydul 2448 >: ⸗
Manganoryde 0,920 =: =
Latus: 96,638 Gewichtstheile.
571
Transport: 96,638 Gerwichtötheile
Kalkerde 0,714 ⸗
Talkerde 0860 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,030
-Matron, größtentheild mit Kiefelerde verbund. 0,058
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,224
Schwefelſaͤure, desgl. 0,026
[ en | Ve | se Ve
[\ %“ “
Chor, im Kochfalze 0,010
Humusfäute 0,990 s
Humus und flidfloffhattigen Körpern 0,450 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
5) Die Ackerkrume eines gedungten frutbaren Feldes der
Herrſchaft Rabensburg im Hochenauer Marchfelde. Ausgezeichnet durch
große Fruchtbarkeit. 100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim
Schlaͤmmen:
Quarzſand, Feldſpathkoͤrner und viel Mag⸗
neteiſenſand 44,610 Gewichtstheile.
Thontheile 55,390 > ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde, mit Waſſer ausgelaugt, gaben
0,298 Gewichtstheile Salze, beftehend aus Gyps, Kochſalz, Talk⸗
erde, Kieſelerde und Humusfäure,
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerbe 87,017 Gewichtstheile.
Alaunerde 30666
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 4,032 = ⸗
Manganoxyde 0480 ⸗⸗
Kalkerde 1,008 ⸗ ⸗
Talkerde 0,790 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 005 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,269 >: =
Phosphorfäure, mit. Kalkerbe verbunden - 0195 : >
Schrosfelfäure, desgl. 0017 » +
Chlor 0,023 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1420 ⸗ ⸗
Humus 046 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Korpern 1,240 +»
Summa: 100,000 100,000 Bench
572
B. Koͤnigreich Ungarn,
1) Obere Lage einer ſehr fruchtbaren Infelerde ans de
Böres Marther⸗Diſtricte von Caakany bei Jeztara. Hertſchaft Bei
im Baranyer Gomitate zwiſchen Mohms und Eſſeg. Su Kaiſe
lichen Hoheit dem Erzherzog Carl gehörig.
Durch die Ghte des Herrn Hofraths Ritter von Keyle erhalten
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzſand 2,820 Gewichtsthe
Thontheile 97,180 >
Summa: 100,000 Gewidytsihei
Der Waſſerauszug der Erde enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Kc
falz, Kiefelerde, Talkerde und Humusfäure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
Kiefelerde ⸗ 76,038 Sericheaca
Alaunerde " 4,654
Eifenorpd und Eifenorpdul 6,112 .
Manganoryde 0,900 s
Kalkerde, größtentheild Eohlenfaure 3,771 :
Talkerde, größtentheild kohlenfaure 4,066 ;
Kati, mit Kiefelerde verbunden 0,030
Natron, größtentheild mit Kiefelerde verbunden 1,379
Phoephorſaͤure, mit Kalkerde verbunben 0,546
“ “ er N‘ % % [ % u“ ” I)
0)
Schwefelſaͤure 0,021 ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,015 :
Dumusfäure 1,160 s
Humus 110: +
Seidfioffhaltigen organifchen Körpern 0,208 =: s
Summa: 100,000 Gewichtstheil
Sp.
2) Untere Lage derfeiben Erde bis zu einer Tiefe von 2 Fuß
100,000 Gewichtstheile der Erbe gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quazzfand und Glimmerſchuͤppchen 2,408 Gewichtstheile
Wontheile 97.800208
Summa: 100,000 &
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus: „Wi
973
Kiefelerbe 39,581 Gewichtotheile.
Alaunerde 3224 4
Eifenoxyd und Eifenorpbut 4,3% ⸗ .
Manganornde 0,720 ⸗ .
Kalkerde, größtentheile bohlenſure 41953 ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 105 =: »
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0150 =: =
Natron, größtentheils mit Kiefelerde verbunden 0891 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kallerde verbunden 0846 ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,0A = ’
Chlor, im Kochſalze 00: +
Humusfäure 0336 : +
Humus u, ſtickſtoffhaltigen organifchen Körpern 0,120 ⸗ ⸗
Summa:
| 3) Alte Wief enerde von einer Infe aus demfelben Difkricte
bei Hattyashat.
100,000 Gemichtötheile der Erbe gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand, Glimmerſchuͤppchen
Summa:
.’ und Magneteifenfand 13,000 Sewichtötheile,
Thontheile 87. _87,000_ =» _:
Summa: "100,000 € Gewicptötheile.
100,000 Gewichtötheile der Erde befanden aus:
Kiefelerde 63,819 Gewichtstheile.
Alaunerde 2418 = ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 3328 = ⸗
Manganoxyde 0,320 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 19414 = ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 9,282 «
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,040 + s
Natron, desgl. (größtentheils) 0439 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,3235 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, beögl. 0,068 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0085 = =
Humusfäure 0A =: =
Humus und flidftoffhaltigen Körpern 010 =: =
100,000 Gewichtötheite,
974
4) Die Ackerkrume bei Bentefch, einer Gegend an ber Theis
(Durch die Güte des Herrn Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erbe gaben beim Schlaͤmmen:
Sehr feinen Quarsfand, Glimmerblättchen
und Magneteifenfand 2,592 Gemwichtötheile.
Thontheile 97A08 + ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile
Der Wafferauszug enthielt Gyps, Kochfalz, Kieſelerde, Talkerde
und Humusfäure.
100,000 Sewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 73,609 Gewichtstheile
AMaunede 4706 = -
Eifenorpd und Eifenorpdul 7040 =: .
Manganoryde 0320 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 7789 = s
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 4,011 = ⸗
Katt, mit Kieſelerde verbunden 000 ⸗ ⸗
Natron, desgl. 0,02 = ⸗
Phoephorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 1172 —⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0068 ⸗
Chlor 0,003 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 070 = B
Humus u. ſtieſtoffhattigen organiſchen Reſten 0,170
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Der Marfhboden an der Theis zeichnet fich bekanntlich durch
große Fruchtbarkeit aus.
v
5) Erde von der Oberflaͤche des ſogenannten Hansig, einem
fehr großen, zum Theil troden gelegten Moraſte. Herrſchaft Unga⸗
riſch Altenburg. Se. Kaiferl. Hoheit, dem Erzherzoge Carl gehörig.
(Durch die Guͤte des Herrn Hofrath Ritter von Kleyle erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde, mit Waffer ausgezogen, gaben
1,428 Gewichtöcheile Salze, beſtchend aus Gyps, Kochſalz, Talkerde
und Humufſaͤure.
100,000 Gewichtstheile dee Erbe beftanden aus:
575
Etwas Quarzſand und Kiefelexde 22,042 Gewichtstheile.
Alaunerbe 3902 + ⸗
Eiſenoxyde | 5237 =: N
Manganorybde 0,251 s ⸗
Kalkerde 1957 ⸗
Talkerde 0841 + ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0076 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,328 ⸗ ⸗
Phosphorfäure 054 =: +
Schwefelſaͤure (größtentheite im Humus bes
findlich) 0,8348 ⸗- ⸗
Chlor 0,032 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1654 + s
Humus und etwas Waffer 47056 + ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,312 ⸗ 4
Summa: . 100,000 Gewichtstheile.
Cin Boden für lange Zeiten fruchtbar!
6) Eultivirte und gebüngte Adertrume von Witza in ber
Robau. (Durch die Güte des Herren Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
100,000 Gwichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzſand, Glimmerblättchen
und etwas Mogneteifenfand 5,500 Gewichtstheile.
Thontheile 9050 ss: +
Summa: 100,000 Sewichtötheile.
Der Wofſerauczug enthielt etwas Kali, Gyps, Kochſalz, Talkerde,
Kalkerde, Kieſelerde und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 81,941 Gewichtstheile.
Alaunerde 6,422 » ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 7584 ⸗ ⸗
Manganoxyde 0,720 + ⸗
Kalkerde 0A56 + ss
Talkerde 1,20 ⸗ ⸗
Kalt, mit Kiefelerde verbunden 0070 s» +
Natron, desgl. 080 + ⸗
Latus: 99,213 Gewichtstheile.
0
576
Transport: 99,213 Gewichtstheiu |
Phosphorfäure 021 »„ =:
Schwefelſaͤure 0013 ⸗ ⸗
Chlor 0 ‚003 2 z
Humusfäure 040 = ⸗
Humus u. ſtickſtoſſhaltigen organiſchen Körpern 0,140 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Sem estheil.
7) Ungedungte Erde von Witza in der Rebau.
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Quarzſand und fehr viel Glimmerblaͤttchen 0,660 Gewichtstheile.
Thontheile 99340 ⸗ s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wafferauszug enthielt nur Spuren von Gyps, Kochfalz
Talkerde und Kalkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 76,508 Gewichtstheile.
Alaunerde 9386 = ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 8,992 ⸗ ⸗
Manganoryde 0AO ⸗ ⸗
Kalkerde 1,155 = ⸗
Talkerde 41,430 =: ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0A00 = ⸗
Natron, desgl. 1,149 = ⸗
Phosphorſaͤure 0182 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure Spuren
Chlor Spuren
Humusſaͤure 0250 = s
Humus - 0068 » ⸗
Summa: 100,000 —
C. Koͤnigreich Belgien.
1) Die Ackerkrume des Polders (Seemarſch) Alt⸗Arenberg |
bei Kieldrecht. Ausgezeichnet durch große Fruchtbarkeit.
Das Feld, von weichem die Erbe genommen wurde, hatte in 12 |
577
Jahren Leinen Dünger erhalten. Die Fruchtfolge der legten 9 Jahre
wor: 1) Bohnen, 2) Gerſte, 3) Kartoffein, 4) Wintergerfte mit
rothem Klee, 5) Kiee, 6) Wintergerfte, 7) Welzgen, 8) Hafer, 9)
reine Brache.
Diefen und die folgenden Bodenarten verdanke ich der Guͤte bes
Herrn Oberamtmann Weftfeld zu Braunſchweig, weicher fie an Ort und
Stelle einfammelte, Er war mehr thonig, als lehmig und fehr feinkörnig.
Aus 100,000 Gewichtstheilen ließen ſich durch Waſſer ausziehen 0,013
Natron, 0,002 Kalkerde, 0,012 Talkerde, 0,009 Schwefelfäure, 0,003
Kalt, 0,003 Chlor, Kiefelerde und etwas Humusfäure,
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
Kiefelerde 64,517 Gewichtstheile.
Alaunerbe _ 48310 =: s
Eiſenoryd und Eifenorydul 8316 - 3»
Manganorpde 08000 ss *
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 9403 ⸗ ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 103361 =
Kalt, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,100 = ⸗
Natron 0,013 5 3
Phosphorfäure 1 221 ⸗ al
Schwefelſaͤure 0009 = x»
Chlor 0,003 ⸗ ⸗
Humusſaͤure und ſtickſtoſſhaltigen Koͤrper 047 = —
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
D) Die Ackerkrume des Polders Burgershaupt, oder Töte
de Flandre, Antwerpen gegenüber. Die Erde wurde eingefams
melt, nachdem ber Polder, in Folge der Eriegerifchen Ereigniſſe, vier
Jahre lang inunbirt gewefen war. Er wurde danach ein Dal mit
Raps befdet, welcher aber wegen Näffe auswinterte.
100,000 Gewichtstheile der fehr feinkoͤrnigen Exde lieferten beim
Waſſerauszuge: Kochfalz, Gypo, Talkerde, Kalkerde, Kieſelerbe und
wenig Humusſaͤure.
100,000 Gewichtethelle ber Erde beſtanden aus:
37
366
Transport: 92,315 Gewichtstheile.
Manganorude 1520 = ⸗
Kalkerde 0,927 =
Talkerde 1,10 = ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,140 = ⸗
Natron, desgl. 0,640 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde und Eiſen ver⸗
bunden 0651 =
Schmefelfäure, mit Kalkerde verbunden 0011 = s
Chlor im Kochfalze 0010 ⸗ ⸗
Humusfäure 0978 = ⸗
Humus 0540 = ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 1,108
| Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Ungeachtet man ben Boden feit 160 Jahren ununterbrochen mit
Früchten, welche nie gebüngt wurden, beftellt hat, iſt ex dennoch ſeht
reich an Pflanzennahrungsftoffen. Der Grund feiner ausdbauernden
Fruchtbarkeit liegt ohne Bweifel mit in dem großen Gehalte von
Alaunerde, oder in feiner thonigen Beſchaffenheit.
2) Die Ackerkrume von einem fehr fruchtbaren Felde dei
Dorfes Nakl, auf dem Wege von Olmüs nach Zittau in der Hanna
(Durch die Güte des Heren Prof. Neftler in Olmüs erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erbe gaben beim Schlaͤmmen:
Quarzſand, einige Heine Steine verfchiedes
ner Mineralien, Kalkkoͤrner und viel
Magneteifenfand 17,830 Gewichtstheile.
Thontheile 82170 = 5
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichestheile lieferten, durch Waffer ausgezogen 0,164
Salze; beftehend aus 0,032 Kocfalz, 0,016 Schwefelfäure, 0,011
Talkerde, 0,040 Kiefelerbe, 0,010 Kalkerde und 0,055 Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beflanden aus:
|
567
Kiefelerde 85,372 Sewichtötheile.
Alaunerde 20 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 40 =: >
Manganoryde 040 ⸗ ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde, (groͤßtentheils) 2985 ⸗ s
Kohlenfaurer Talkerde, (geößtentheils) 2457 ⸗ s
Kali, mit Kiefelerde verbunden 000 =: 5
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbund. 0,037 = ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalt und Eiſen verbnd. 0,299 = ⸗
Schwefelſaͤure, mit Kalk verbunden 0016 ⸗ ⸗
Chlot, im Kochſalze 0,00 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 094 =: s
dumut u. ſtickſtoffhaltigen organifchen Koͤrpern OA50 = =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Die Ackerkrume eines fruchtbaren Feldes, nahe ander Seftung
Olmuͤtz. 100,000 Gerichtötheile der Erde gabenbeim Schlaͤmmen:
Groben Auarzfand und fehr viel Magnete
eifenfand 29,580 Sewichtötheile.
. Thontheile 70,420 ⸗ 3
Summa: 100,000 Gewichtötheile.
Der Wafferauszug enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Kochſalz, etwas
Kieſel⸗ und Talkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kiefelerde 80,826 Gewichtstheile.
Alaunerde 528 ⸗ ⸗
Eiſenoxyd und Eifenorybul 7856 : -:
Manganorybe 0U0 »; 5
Kohlenſaurer Kalkerde (größtentheils) AM = 5
Kohlenſaurer Talkerde (größtentheils) 175 »: ⸗
Kali, mit Kiefelerde verbunden 00500 >» =
Matron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbund, 0,029 » =
Dhosphorfäure, mit Kalk und Eifen verbnd. 0,429 ⸗ e
Schwefelſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,006 ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze O,003 ⸗
Humusſaͤure 0,570 ⸗ ⸗
Humus u, ſtickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,424 =: +
Summa: 100,000 br
— — wen
568
h Erzherzogthum Deſterreich.
1) Die Ackerkrume eines ſehr fruchtbaren beruͤhmten Feldes
aus dem Tulner Grunde, in ber Nähe ber Stadt Zuln. Kreis
ob dem Wiener Walde in Niederoͤſterreich.
(Durch die Guͤte des Herrn Stadler erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Sehr feinen Quarsfand, Feldſpathkoͤrner und
viel Magneteifenfand 3,902 Gewichtstcheile.
Thontheie 96,098 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wafferauszug enthielt hauptſaͤchiich Kochſalz, Gyps,
etwas Talkerde, Kieſelerde und Humusſaͤure, aber keine bemerkbare
Menge irgend eines ſalpeterſauren Salzes.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kiefelerde 77,882 Gewichtstheile.
Alaunerde . 5642 = ⸗
Eifenorpd und Eiſenoxydul 5,152 = ⸗
Manganoryde 080 =: =:
Kalkerde 2833 > :
Talkerde 1600 ⸗ ⸗
Kali Spuren
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,481 - s
Phosphorfäure, mit Kalkerde u. Eifen verbd. 0,364 = s
Schmwefelfäure, mit Kalkerbe verbunden 0,015 = ⸗
Chlor, im Kochfalze 0,030 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0,540 =: ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalk⸗ und Talkerde verbnd. 4,069 = ⸗
vbumue u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 0,592 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Es iſt merkwuͤrdig, daß die Ackererde ſo wenig Kali aathiet,
obgleich unter dem Sande, der beim Schlaͤmmen gewonnen wurde,
Feldſpathkoͤrner befindlich waren, fie mußten daher aus Natronfeldſpath
beſtehen. Die tiefern Erdſchichten werden gewiß mehr Kali enhalten;
denn ſonſt koͤnnte der Boden nicht ſo fruchtbar ſein.
569
2) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes der Orts
ſchaft Pirring, Pfarre Dargelöberg bei St. Florian km Traunkreiſe,
zwiſchen der Enns und Traun gelegen.
(Durch) die Güte des Heren Prof. König in Linz erhalten).
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quargfand und wenig Magnet
eiſenſand 12,425 Gewichtstheile.
Thontheile 87575 =: >
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtscheile der Exde lieferten, ducch Waſſer ausge:
zogen, 0,168 Salze, hauptſaͤchlich beftcehend aus viel Gyps, etwas
Kochfalz, wenig Talkerde, Kiefelerde und Humusfäure,
100,000 Gewichtötheile ber Erbe beftanden aus:
Kiefelerde 88,199 Gewichtstheile.
Alaunerbe 3016 = s
Eifenoryd und wenig Eifenorybul 4864 = ⸗
Manganoxyde 0640 =: =
Kalkerde 1 ‚185 ⸗ ⸗
Talkerde 1150: =:
Kali mit Kiefelerde verbunden 0,100 = ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,038 > s
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0103 = ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 00%7 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,016 = ⸗
Humusſaͤure 046 =: ⸗-
Humus u. fiftoffhaltigenforganifchen Körpern 0,226 +: :
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Die Ackerkrume eines fehr fruchtbaren Feldes von Rei⸗
hersberg am Innfluſſe, im Innkreiſe, an der Grenze Bayerns.
(Durdy die Güte des Herrn Prof. König in Linz erhalten.)
100,000 Serwichtstheile der Erbe gaben beim Schlämmen:
Duarzfand und wenig Magneteiſenſand 415,158 Gewichtstheile.
Thontheile 84842 +» ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
1000,000 Gewichtstheile der Erde gaben, mit Waſſer behandelt,
570
0,116 Salze, hauptfächlich beftchend aus Humusſaͤure, Talkerde, Kie
felerde, Gyps und Kochſalz.
100,000 Serwichtötheile der Erde befanden aus:
Kieſelerde 91,699 Gewichtstheile.
Alaunerde - 2184 = =
Eifenopyb und etwas aienondal 1008 ⸗
Manganoryde 0320 ⸗
Kalkerde 0516 >
Talkerde 0,620 ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0,025 ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,206 :
Dhosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 0,180 ⸗
“NH N u
Schwefelſaͤure, desgl. 0,068 -
"Chlor, im Kochſalze 00155 ⸗
Humusſaͤure 1020 ⸗
Humus | 01383 ⸗
GSumma: 100,000 Gewichtstheile.
4) Die Ackerkrume eines ungelduͤngten Feldes der Herr:
ſchaft Rabensburg im Hochenauer Marſchfelde.
(Durch die Guͤte des Herrn Wirthſchaftstathes Petri u There:
fienfeld erhalten).
100,000 Sewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Quarzſand, Feldfpathlörner und ziemlich viel
Magneteifenfand 46,700 Gewichischeite.
Thontheile 53,300 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100000 Gewichtstheile der Erde, mit Waſſer ausgelaugt, gaben
0,198 Salze, beſtehend aus Kochſalz, Gyps, Talterde, Kieſelerde und
Humusfäure,
100,000 Gewichtstheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde 31,502 Gewichtstheile.
Alaunerde 1,768 = s
Eſenoxyd und Eiſenoxydul 2448 - =:
Manganoryde 0,920 =: :
Latus: 96,638 Gewichtstheile.
571
Transport: or Gewichtstheile.
1 2 -
Kalkerde , ⸗ ⸗
Talkerde 0,560 ⸗ s
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0,030 ⸗
¶Natron, groͤßtencheils mit Kiefelerde verbund. 0,058
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,224
Schwefelſaͤure, desgl. 00% ⸗ ⸗
Chlor, im Kochſalze 0010 > ⸗
Humusſaͤure 0,990 + ⸗
Humus und ſtickſtoffhaltigen Koͤrpern 0450 =: :
Summa: "100,000 Gewichtecheile.
5) Die Ackerkrume eines gebüngten frutbaren Geldes der
Herrſchaft Rabensburg im Hochenauer Marchfelde. Ausgezeichnet durch
große gruqtbatkeit. 100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim
Schlämmen
Duanıfand, Selbfpathkörner u und viel Mag-
neteifenfand 44,610 Gewichtstheile.
Zhontheile Ä 553% ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Exde, mit Waſſer ausgelaugt, gaben
0,298 Gewichtötheile Salze, beſtehend aus Gyps, Kocfalz, Kalk:
erde, Kiefelerde und Humusfäute.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kiefelerde 87,017 Gewichtgeheile.
Alaunerde 3,068 ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul | 4032 = =
Manganoryde 0480 + +
Kalkerde 1,008 ⸗ ⸗
Talkerde 0,70 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0025 : ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbund. 0,269 > ⸗
Phosphorfaͤure, mit. Kalkerde verbunden 0195 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,017 ⸗ ⸗
Chlor 0,023 > ⸗
Humusſaͤure 1420 + +
Humus 0416 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Körpern 1240 ss =»
Summa: 100,000 100,000 Banane
72
Bb. KRönigreih Ungarn.
1) Obere Rage einer fehr fruchtbaren Infelerde aus bem
Voͤres MarthersDiftricte von Csakäny bei Jsztara. Herrſchaft Bein
im Baranper Comitate zwiſchen Mohms und Eſſeg. St. Kaifer:
lihen Hoheit dem Erzherzog Cart gehörig. |
(Durch die Güte des Herm Hofraths Ritter von Kleyle erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Sehr feinen Quarzſand 2,3820 Gewichtstheite.
Thontheile 97,180 ⸗ s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wafferauszug der Erde enthielt hauptſaͤchlich Gyps, Koch⸗
falz, Kiefelerde, Talterde und Humusfäure.
100,000 Gewichtstheile der Exde befanden aus:
Kiefelerde 76,038 Gewichtstheile.
Alaunerde u 4,654 > ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 6112 ⸗ ⸗
Manganoryde | 0,00 ⸗ ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 3771 = s
Talkerde, größtentheild kohlenfaure 4066 ⸗ ⸗
Kali, mit Kleſelerde verbunden 0,030 = ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 1,3/9 ⸗ .
Dhosphorfäure, mit Kalkerde. verbunden 0546 + ⸗
Schwefelſaͤure 0,021 = ⸗
Chlor, im Kochſalze 0015 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1160 = ⸗
Humus 1100 ⸗ ⸗
Stickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 0,208 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
2) Untere Lage derſelben Erde bi zu einer Tiefe von 2 Fuß.
100,000 Gewichtötheile der Erbe gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzſand und Glimmerſchuͤppchen 2,408 Gewichtstheile.
Thontheile 97592 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
100,000 Gewichtstheile der Erde befanden aus:
973
Kieſelerde 59,581 Gewichtstheile.
Alaunetde ZU ⸗
Eifenoxyd und Eiſenoxydul 4,896 ⸗
Manganoryde 0,720 =
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenfaure 17953 = >
Talkerde, groͤßtentheils Tohlenfaure 1,05 = =»
Kalt, mit Kiefelerbe verbunden 0,150 ⸗ ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbunden 0,891 ⸗ ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbundn 08346⸗
Schwefelſaͤure, desgl. 0,004 = s
Chlor, im Kochfalze 0,004 — s
Humusſaͤure 0536 : +
Humus u. füdftoffhaltigen organifchen Körpern 0,120 = s
Summa: 100,000 Gewicytstheite.
3) Ute Wiefenerde von einer Infel aus demſelben Difkicte
bei Hattyashat.
100,000 Gemwichtötheile der Erde gaben beim Schlämmen:
Sehr feinen Quarzfand, Glimmerſchuͤppchen
und Magneteifenfand 13,000 Gewichtstheile.
Thontheile _87000__:» _ :
Summa: 100,000 € Oewichtötheile.
100,000 Gewichtötheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 63819 Oesiäesigeit,
Alsunerbe 2418 =
Eifenoryb und Eifenorpdul 3338 =: ⸗
Manganoryde 030 =: »
Kalkerde, größtentheils kohlenſaure 19414 -: ’
Talkerde, größtentheils Eohlenfaure 932 « .
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0,040 =» s
Natron, desgl. (größtentheils) 0439 » .
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 035 ⸗ ⸗
Schrorfeifäure, deögl. 0,068 > ⸗
Chlor, im Kochſalze 0,005 ⸗-
Humusſaͤure 0M =: =:
Humus und flicftoffhaltigen Körpern 010 =: =
100,000 Gewichtstheile.
Summa:
574
4) Die Ackerkrume bei Bentefch, einer Gegend an ber Theis
(Durch die Güte des Herm Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
100,000 Gewichtstheile ber Erde gaben beim Schlaͤmmen:
Sehr feinen Quarzſand, Glimmerblaͤttchen
und Magneteifenfand 2,592 Genigeneheit
Thontheile 97,400 ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Waſſerauszug enthielt Gyps, Kochſalz, Kieſelerde, Talkerde
und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kiefelerbe | 73,609 Gewichtẽtheile
Aaunede A706 = ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 7040 = s
Manganoryde 0320 = ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 7,789 =
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 4011 = ⸗
Katt, mit Kieſelerde verbunden 000 ⸗ .
Natron, desgl. 0,302 ⸗
Phosphorſaͤure, mit Kalkerde verbunden 1172 = :
Schwefelſaͤure, deegl. 0068 =: ⸗
Chlor 0,003 s N)
Humusfäure | 070 = :
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organifchen Reften 0,170 ⸗ ⸗
| Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
Der Marfchboden an ber Theis zeichnet fich bekanntlich durch
große Fruchtbarkeit aus.
5) Erde von ber Oberfläche des fogemannten Hansag, einem
fehr großen, zum Theil troden gelegten Moraſte. Hertſchaft Unga-
eifch Altenburg, Str. Kaiferl. Hoheit, dem Erzherzoge Earl gehörig.
(Durch die Ghte des Herrn Hofrath Ritter von Kleyle erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde, mit Wafler ausgezogen, gaben
1,428 Sewichtscheile Salze, beftehend aus Gyps, Kochſalz, Talkerde
und Humusfute.
100,000 Gewichtstheile der Erbe beflanden aus:
575
Etwas Quarzſand und Kieſlerde 22,042 Gewichtstheile.
Alaunerde 3902 + ⸗
Eiſenoxyde 5287 ⸗
Manganoryde 0O251⸗
Kalkerde 1957 ⸗ ⸗
Talkerde 0,8341 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0076 + ⸗
Natron, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbnd. 0,328 + ⸗
Phosphor ſaͤure 0524 ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure (größtentheits im Humus bes
findlich) 0,848 ⸗ ⸗
Chlor 0,032 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 1654 + ⸗
Humus und etwas Waſſer 47056 +. «
Stieftoffpaltigen organifchen Körpern 0,312 + a
Summa: . 100,000 Gewichtötheile.
Ein Boden für lange Zeiten fruchtbar!
6) GEultivirte und gebüngte Ackerkrume von Wiga in ber
Mobau, (Durch die Büte bes Herrn Wirthfchaftsrathes Petri erhalten.)
400,000 Gevichtötheile der Erde gaben beim Schlämmen::
Stimmerblättchen
Sehr feinen Quarzſand,
5,500 Gewichtstheile.
und etwas Magneteifenfand
Thonth eile 04,500 + ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der Wofſerauehug enthielt etwas Kali, Gyps, Kochſalz, Talkerde,
Kalkerde, Kieſelerde und Humusſaͤure.
100,000 Gewichtstheile der Erbe beſtanden aus:
Kleſelerde 81,941 Gewichtstheile.
Alaunerde 6,422 » ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 7584 ⸗ ⸗
Manganoryde 070 ⸗ ⸗
Kalkerde 0A56 ⸗⸗
Talkerde 1,200 + ⸗
Kall, mit Kieſelerde verbunden 0070 » +
Natron, desgl. 080 . +
Latus:
99,213 Gewichtstheile.
0
576
Transport: 99,213 Gewichtstheiu.
Phosphorfäure 0241 + ⸗
Schwefelſaͤure 0,013 ⸗ ⸗
Chlor 0 ‚003 3 z
Humusfäure 040 = =
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organifchen Körpern 0,140 = ⸗
Summe: 100,000 Bemeescpeit
7) Ungedüngte Erde von Witza in der Rebau.
100,000 Gewichtstheile der Erde gaben beim Schlämmen :
Quarzſand und fehr viel Glimmerblätthen 0,660 Gewichtstheile.
Thontheile 99340 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheil⸗
Der Wafferauszug enthielt nur Spuren von Gyps, Kochfalz,
Talkerde und Kalkerde.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 76,508 Gewichtstheile.
Alaunerbe 9356 = ⸗
Eiſenoxyd und Eiſenoxydul 892 = s
Manganoryde 0480 = s
Kalkerde 1 ‚155 3 ⸗
Talkerde 4,430 ⸗ ⸗
Kali, mit Kieſelerde verbunden 0400 = ⸗
Natron, desgl. 1,149 ⸗
Phosphorſaͤure 0182 > ⸗
Schwefelſaͤute Spuren
Chlor Spuren
Humusſaͤure 0250 = ⸗
Humus - 0,068 > ⸗
Summa: 100,000 Bar ale
C. Königreih Belgien
1) Die Ackerkrume des Polders (Seemarſch) Alt-Arenberg
bei Kieldrecht. Ausgezeichnet durch große Fruchtbarkeit.
Das Feld, von weichem die Erbe genommen wurde, hatte in 12
577 —
Sehen Leinen Dünger erhalten. Die Fruchtfolge der legten 9 Sehe
: 1) Bohnen, 2) Gerſte, 3) Kartoffeln, 4) Wintergerfie mit
* Klee, 5) Mee, 6) Wintergerſte, 7) Vetzen ‚8) Hefe, 9
reine Brady.
Diefen und die folgenden Bodenarten verdanke ich der Güte des
Haren Oberamtmann Weftfeld zu Braunfchweig, weicher fie an Ort und
Stelle einfammelte, Er war mehr thonig, als lehmig und fehr feinkärnig.
Aus 100,000 Gewichtötheilen ließen fidy durch Waffer ausziehen 0,013
Natron, 0,002 Kalkerde, 0,012 Talkerde, 0,009 Schrosfelfäure, 0,003
Kali, 0,003 Chlor, Kiefelerde und etwas Humusfäure,
100,000 Serichtötheile der Erbe beflanden aus:
Kleſelerde 64,517 Senicheicheue.
Alaunerde 4810 ⸗
Eiſenoryd und Eifenorydul 8316 » =
Manganoryde 08000 =» »
Kalkerde, größtentheils kohlenſaure 94038 ⸗
Talkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 10,361 ⸗ ⸗
Kalt, groͤßtentheils mit Kieſelerde verbunden 0,100 =: =
Natron 0,013 3 ⸗
Phosphorſaͤure 11 =:
Schwefelſaure 009 =: »
Chlor 003 =» =
Hummefäurs und flidfloffpaltigen Koͤrpern 0447 > s
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Sp.
D) Die Ackerkrume des Polders Burgershaupt, oder Töte
de Flandre, Antwerpen gegenüber. Die Erde wurde eingeſam⸗
melt, nachdem ber Polber, in Folge der Eriegerifchen Ereigniffe, vier
Jahre lang inundirt gewefen war. Er wurde danach ein Mal mit
Raps befäet, welcher aber wegen Näffe auswinterte.
100,000 Gewichtstheile der fehr feinkoͤrnigen Erde lieferten beim
Wofferauszuge: Kochfalz, Gypo, Talkerde, Kalkerde, Kieſelorbe und
wenig Humusſaͤure.
100,000 Gewichtetheile der Erde beſtanden aus:
37
578
‚Rift . 81.996 Gewichtatheile
Alaunerde 3354 ⸗ =
Eiſenoxyd und Gifenorppu 5372 ⸗ ⸗
Manganoryde 1080 > ⸗
Kalkerde, groͤßtentheils kohlenſaure 3393 =: =
Talkerde, desgl. 1,491 s =
Kall, mit Kieſelerde verbunden 0 =: =
Matron 0,046 ⸗ ⸗
NPhosphorſaͤute, mit Kalkerde verbunden 0886 = s
Schwefelſaͤure, desgl. 0,028 ⸗ *
” Chlor 8,040 ⸗ =
Humusfäure 0958 ⸗ ⸗
Humus u. ſtickſtoffhaltigen organiſchen Koͤrpern 13826 = ⸗
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Die fehr feinkoͤrnige Ackerkrume des Ei. Doel⸗Polders bei
Antwerpen. Derfelbe war 6 Fahre inundirt.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde 82,980 Gewichtetheile.
Alaunerde 1326 > ⸗
Eiſenoryd und Eiſenoxydul 6080 — ⸗
Manganoxyde 0600 = ⸗
Kalkerde 3678 ⸗ ⸗
Talkerde 100 = s
Kali, mit Kiefelerde verbunden 0,060 « s
Natron, zum Theil mit Kiefelerbe verbunden 0,238 ⸗ 3
Phosphorfäure, mit Kalkerde verbunden 065 ⸗ s
Schwefelſaͤure, desgl. 0,081 ⸗ ⸗
Ehlor, im Kochſalze 019 = =
Kohlenſaͤure, mit Kalk: und Talkerde verbund. 2,872 + ⸗
Humusſaͤure 6,180 ⸗ ⸗
Humus 0,088 W
Summa: 100, 000 ee
Der große Gehalt an Kochſalz rührt vom Merrigaffer, von wel:
chem er inundirt war, her. Es kamen in der Erde einge Frog:
mente von Meeresgonchplien, por. tn J
579
D. Die Schwein,
1) Die Ackerkrume eines Feldes (Urfprungsfelb) In a
(Nah Schübler.)
- 100,000 Gawichtstheile der Erde beftanden aus:
Sand 48,420 Beil
Thon 48,200 = s
Kohlenſaurem KArt 100 =: =»,
Humusſaͤure 2270 ⸗
Verluſt 0,1 10 1.3
Sum: 100,200 Gewichtothelle.
2) Die Adertrume bes Weyerfeides in Hofwyl.
Mach Schuͤb les.)
100.000 Sterne ber Erde beſtanden aus:
Sand 41,290 Gewichtstheile.
Fhon | 55,200 ⸗ s
Kohlenfaurem Kalk 1400 ⸗
Humusfäure 2,200: N
Summa: 100,000 Gelvicjiätheite,
3) Die Adkebkrume eines Feldes im Jurathale.
Nach Schuͤbler.)
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Quauzfand 63,000 Gewichtstheile.
Thon 330 » =
Kalkſand 1200 =: =
Kalkerde 1 ‚200 ⸗ ⸗
Humusfäure 1,200 ⸗ ⸗
Verluß ,.0,1090 ‚ke
2 China: 100,000 —
Natron, Kali, Chlor, Schwefelſaͤure, Phosphorſaͤure Taikerbe,
Mangan, Eiſen u. f. ib. firs nicht berlickſtchtigt woͤrben; die Ana⸗
tyſen haben dibhalb auch wenig Werth.
E. Frankreich.
1) Eine Kücerkrume aus der Gegend von Lille. (Nach
Berthier.) 100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
37*
Kieſelerde Quarzſand) 78,190 Gaicheechen
Thon 7140 = =
Eifenoryb 440 « ⸗
Kalkerde 1,860 8 s
Talkerde 0780 .: «
Kohlenſaͤure 140 = .
Waſſer 5770 -
Humus 040 » :
Summa: 100,000 Gemichtöcheite.
Auf Kali, Natron, Chlor, Phosphorfäure u. f. vo. iſt Eeine
Nädficht genommen, fie muͤſſſen baher unter dem Thone begriffen
fein.
2) Di Ackerkrume eines fehe fruchtbaren Bodens an den
Ufern ber Lotte. (Nah Chaptal.)
100,000 Gewichtotheile der Erde beflanden aus:
Quarzſand 32,000 Gewicktötheite.
Kalkſand 411008 > æ
Kieſelerde 10,000 8 ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde 19,000 ⸗
Alaunerde (Thon ?) | 21.000 ⸗ ⸗
Humus 700 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtecheile.
Daß bei der Unterſuchung auch dieſer Erde viele Stoffe uͤberſe⸗
hen worden ſind, iſt keinem Zweifel unterworfen.
J England.
4) Die Ackerkrume eines fruchtbaren grandigen Gandbo⸗
dens aus der Nähe von Zunbeibge in ber Graffciaft Kent. (Mach.
9. Davy.)
100,000 Sewichtscheila d ber Erde beſtanden aus:
Kleinen Steinen 413,250 Gewichetcheile
Sand und Kiefelerde 58250 + >
. Maunerbe 3,250 ⸗ ⸗
Eiſenoryde 1250 = ⸗
Latus: 76,000 Gewichtstheile.
581
Transport: 76,000 Gewichtstheile.
Kohlenfaurer Kalkerde 470 ⸗
Lohlenſaurer Talkerde 0750 : :
Kochfalz und humusſaure Salze (Ertractivftoff) 0,750 = ⸗
0800 = =
Gops
Humus und Humusſaͤure (durch Hitze zer⸗
3
flörbare Körper) 370 = 5
Dflanzenfoflen 300 =: «
Maffer 500 ss =
Bhf 500 » =
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
Der große Davy, weicher davon überzeugt war, daß bie mines
ralifchen Körper des Bodens zur Nahrung ber Pflanzen gehören, hat,
wie man flieht, bei der chemiſchen Unterfuchung biefer Erde zwar bie
meiſten der darin vorkommenden Stoffe beruͤckſichtigt; allein bie Phos-
phorfäure, das Kali, Natron und Mangan find ihm entgangen, benn
baß der Boden biefe Körper enthalten wird, geht baraus hervor, daß
er guten Hopfen traͤgt.
2 Die Ackerkrume aus Holkham im ber Graffchaft Norfolk.
(Wohnort des berühmten Landwirths Coke.) (Nah Davy.)
100,000 Gewichtötheile derſelben beflanden aus:
Quarzfand 88,888 Gewichtstheile.
Kiefelerde M666 -» 5
Alaunerbe 4 ‚222 3 s
Eifeneryde 0,334 ⸗ —
Kohlenſaurer Kalkerde 7000 ⸗ ⸗
Vegetabiliſche und ſalzige Subſtanzen 0556 =: =
Waſſer 034 =: =
Summa: 100,000 Sewichtötheile,
Aud hier find Mangan, Kalt, Phosphorfäure, Talkerde u. f. w.
unberüdfichtigt geblieben; ber Boden muß aber biefe Stoffe enthalten,
da er gute Rüben trägt.
3) Die Ackerkrume eines Feldes von Weſt⸗Drayton, in ber
Grafſchaft Middlefers ausgezeichnet dadurch, dag es ſehr füdnen Wai⸗
zen hervorbringt. (Nach Davy.)
/
| 582,
100,000 Sewichcihene derſelben beſtanden aus:
Sad und Riefeierde 72,800 Gericytsrheile.
Alaunerde 11,600. = =
Kohlenſaurer Kalkerde 11,200 = ⸗
Humus und senqhůgkeit 4400 =: =
Summa: 100,000 Gemwigptsrheise.
Diefe Analyſe iſt fo mangelhaft angeflellt, dag fie ‚ang nur ein
fehr undeutliches Bldd von der Beſchaffenheit des Bodens..giebt. Ein
Boden, ber ſchoͤnen Waizen trägt, enthält ſtets viel Phosphorfäure,
Kali, Natron, Chlor und Schwefelfäure; alle diefe Körper finden wir
aber hier nicht aufgeführt,
4) Die Ackerkrume eines fruchtbaten Feldes aus der Gegend
von Briftol. (Nach, Dap y.).
100,000 Gewichtẽetheile derſelben beſtanden aus:
Kiefeterde und Quargfand. 69,000 Gniäräikeite
Kalnerde 12,000 ⸗
Eifenopyde 3500 :
Kaiterde (fohlenfaure?) 750 » >
Talkerde 050. : :
Humusfäure 12350 =: :
Salze und Ertractivſtoff 0,780560⸗
Waſſer 14500:
Summa: 100,00 000 Gewichtstheile.
Davy hat noch mehrere Analyſen ſehr fruchtbarer Bodenarten
mitgetheilt, durch welche wir aber eben fo wenig einen genauen Auf:
ſchluß über die Veſchaffenheit der englifchen Adererden erhalten, als
durch die hier mitgefheilten. In neuerer Zeit unterfudht man bie
Erdarten in England mit größerer Genauigkeit.
G. Schweden.
1) Die A ger krume einc Feldes, welches, obgleich es feit un:
denklichen Zeiten nicht gebüngt worden iſt, dennoch die fchönften
Fruͤcht hervorbringt. (Nah Berzelius.)
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Grand und Quarzſand | 57,900 Gewichtsthene.
leſclardo 14, >00 ⸗ ⸗
—
583
Transport: 72 ‚400 Gewichtthene.
%000
Alaunerde :
Hhodvherf. Kalk und pholphotſ Eifenoryd EU + =
Kohlenfaurer Kalkerde 1110 :
Kohlenſaurer Talkerde 1000 ⸗ ⸗
Untöslihem Extractivſtoff 120 ⸗ ⸗
Unloͤslichen verbrennlichen Stoffen 4000 = +
Animaliſchen Subflanzen 1600 =: =:
Hay 050 : =
Verluſt 0400 » =
Summe: 100,000 Gewichtsthaͤle.
Der große Chemiker hat unbegreiflicher Weile Kali, Natron,
Chlor, Schwefelſaͤure und Mangan uͤberſehen; denn daß ber feagfiche
Boden, da er fehr- fruchtbar iſt, alle diefe Stoffe im reichlicher Menge
enthalten wird, darf als beftimmt angenommen werben.
H. Rußland.
1) Der Untergrund (4 Fuß tief) eines Feldes der Hirt
Kolk dei Alt⸗Konſtantin in Podolien. (Nah Du Menit)
100,000 Gewichtstheile ber braunen fehr feinkoͤrnigen Erde bes
ftanden aus:
Kieſelerde 77,250 Gewichtstheile.
Alaunerde 4950 : =:
Kohlenfaurem. Eifenorp® (?) . 5250 =
Kohlenſauxer Kulkerde 450 : :
Humofen Thellen 7350 ! :
Verluſt 1050 :
Summa 100,000 Ganiinihei
2) Die Acerkrume einer Steppe ohnmeit Koblefla bei Doefie
in der Kimm. (Nah Du Menit.)
‚400,800 Sewirhtötheile der braunen, fehr feinkoͤrnigen Ehe be:
flanden aus:
Riefelerde 60,000 Gewichtsthelle.
Alaunerde 900 =: =:
Kohlenfaurem Eiſenoxydul (?) 11,250 ⸗
Kohlenſaurer Kalkerde 750 =: :
Humeſen Theilm J 1250 : =:
Summa: 100,000 Gewichtstheile.
584
Es ift zu bedauern, daß biefe Bodenarten nicht genauer umuter:
fucht find. In der neueren Zeit hat Herrmann in Moskau nu
rere ruffifche Bodenarten unterſucht, in weichen er aa Duell» wmb
Quellſatzſaͤure gefunden haben will. »
L Inſel Java.
Eine ſehr feinkoͤrnige, durch viel Eiſenorydhydrat gelb gefärbte
lehmige Adererbe befand in 100,000 Gewichtstheilen aus:
einem Quarzſand und Kiefelerde 67,660 Gewichtstheile.
Alaunerd⸗ 13,572 ⸗ ⸗
Eifenoryd und Eiſenoxydul 13,572 ⸗ ⸗
Manganoryde 1640 ⸗ ⸗
Kalkerde 0912 = ⸗
Talkerde 0570 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtenthells mit Kieſelerde verbunden 0,030 = ⸗
Natron, desgl. 0,184 = ⸗
Dhosphorfäure 0A ⸗ ⸗
Schwefelſaͤure 008 » s
Chlor 0,010 ⸗ ⸗
Humusſaͤure 0368 > ⸗
Waſſer und etwas Kohlenſaͤure 4065 ⸗ ⸗
Summa: 100,000 Gewichtetheile.
K. Weſtindien. (Portorico.)
Die Ackerkrume eines ſehr unfruchtbaren Feldes.
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde und Quarzſand 70,900 Gewichtetheile.
Alaunerde ' 66» ⸗
Eifenoryd und Eiſenoxpdul (viel Magnetei⸗
fenfanb) 6,102 = ⸗
Manganoxyd 0,200 ⸗ ⸗
Kalkerde 2218 = ⸗
Talkerde 3280 = ⸗
Kali 0,130 E *
Natron, geößtentheils kohlenſaures 6556 > P
Phosphorfäure, mit Kalkerbe verbunden 1,562 ss :
Schwefelfäure, desgl. 0149 ⸗ ,
Chlor, im Kochfalge 0067 = =
Humusfänre 0540 ⸗ ⸗
Humus 1,500 3 ⸗
Summa: 100,000 ee
585
Die Unfeuchebarbeit des Bodend rüber natäruch von der großen
Menge kohlenſauren Natrons ber. Luder giebt es keinen Körper,
wodurch daſſelbe unfchädlich gemacht werben Eönnte, denn wit. einem
geht «8 eine Werbindung ein, wolche untbsikch in Waſſer di. Mer
Boden wird deuhasb wur nad) and nach, nämlich damn, een ar darch
das Raegenwaſſer bad Uebermaaß bes Salzes verloren bat, fruchtbar
werden.
L. Rordamerika.
1) Die Ackerkrume des Niederungebodens am Ohlo, aus⸗
gezeichnet durch außerordentliche Fruchtbarkeit. (Durch Herrn Dr.
Gerike erhalten.)
100,000 Gewichtstheile der Erde beſtanden aus:
Kieſelerde und ſehr feinem Quarzſand 2 Gewichtstheile.
Alaunerde
Eiſenoryd und Eiſenoxydul (viel Magneteiſen⸗
ſand) 5,824
Manganorpde 1,320
Kalkerde 0,619
Talkerde 1,024
Kati, groͤßtentheils mit Kiefelerde verbunden 0,200
Natron ,
Mhosphorfäure, mit Eifen u. Kalkerde verbnd. 1,776
Schwefelſaͤure, mit: Kalkerde verbunden 0,122
Chlor 0,036
Humusſaͤure 1,950
Stickſtoffhaltigen organifchen Körpern 0,236
Wachs und Harz 003 ⸗
Summa: 100,000 —
YD) Die Ackerkrume eine Hoͤhebodens, in ber Nähe des
Ohios, ausgezeichnet durch große Kruchtbarkeit.
100,000 Gereichtötheile der Erde beftanden aus:
Kiefelerde und feinem Quarzſand 87,143 Gewichtstheile.
nerde 5,666 ⸗ ⸗
Eiſenoryd und Eſſenoxydul 2220 ⸗
Manganoxyde 0360 >
Kalkerde 0564 :» 5
Talkerde 0312 ⸗ ⸗
Kali, groͤßtentheils mit Kleſelerde verbunden 010 :
Latus: 90,385 Guvichtörheile,
686
— | Transport: 96,385 Bewichtötheile.
Natron — 0025—
MPhosphorſaͤure 0,060 = ⸗
: Schwefelfäure . 007 ss
J Humusſaͤure 21 304 2 s
Humus 1072 ⸗ ⸗
Kohlenſaͤure, mit Kalkerde verbunden 0,080 ⸗ >
Suafofipatigen organifchen Körpern 401 = s
. Summa: 100,000 Gewichtstheile.
3) Der Unterarund biefes Bodens beftand in 100,000 &e:
wichtstheilen aus:
Kieſelerde und Quatzſand 94,261 Gewichtstheile.
Alaunerde 1376 = ⸗
Eiſenoxyde 2936 = ⸗
Mangandryde 1200 ⸗ ⸗
Kalkerde 043 =: =
Talkerde 0310 ⸗ ⸗
Kalt und Natron, mit Kieſelerde verbunden 0,240 = ⸗
Phosphorſaͤure Spuren
Schwefelſaͤure 0034
Kochſalz Spuren
Summa: 100,000 Gewichtscheule.
Wer nun nach genauer Durchſicht aller hier mitgetheilten chemi⸗
ſchen Analyſen Vergleichungen anſteilt, wird ſehen, daß alle Boden:
arten, welche ſehr fruchtbar find, außer Thon, Kalkerde und Dinnus,
auf welche man früher nur Rüdfiche nahm, aud immer eine bes
trächtlihe Menge Eifen, Mangan, Talkerde, Kalt, Natron, Chlor,
Phosphorfänre, Schwefelfäure und flidtoffhaltige Körper enthalten,
Hauptfählic find es aber die füickftoffhattigen Körper, durch
welche ‚faft jeder unfruchtbare Boden in einen fruchtbaren verwandelt
wid. Dies ſehen wir menigfiens bei einer Düngung mit gefaultem
Rindvlehharn, Guano, Horufpänen, wollenen Lumpen u. bgl., wonach
587
fehr bald Lagergetreide, als Zeichen Ubermäßiger Bodenkraft, entfteht.
— Ein därftiger Sandboden wird zur Hervorbringung des fehönften
Weizens gefchickt gemacht, wenn man ihm die Stoffe, welche dieſe
Frucht als Nahrung bedarf, in siner hinreichenden Menge mittheilt,
ohne dag man ihn dadurch in einen Thon: oder Mergelboden,
den man gewöhnlich Weizenboden nennt, verwandelt. Insbeſondere
Belgien liefert hierüber die Beweiſe im Großen; Yenn man fin-
det dort auf leichtem Sandboden nicht nur fehr fihönen Wei:
zen, fondern auch Raps und Klee, der mie dem fchönften Raps
und Klee des Mergels und Thonbodens wetteifern kann. Aber auch
im Lüneburgifchen und Pommern kann man fich jest taͤglich davon
überzeugen, daß ein leichter, an Humusſaͤure nicht reicher Sandboden
(Heibeboden), der bisher weder Weizen und Klee, noch ‚Raps, Gerfte,
Flachs und Erbfen tragen wollte, durch eine Düngung mit Mergel,
welcher viel Kochſalz, Gyps, Kali, Kalk, Talk und Phosphorfäure ent-
hätt, augenblicklich in den Stand gefegt wird, die genannten Fruͤchte
in größter Ueppigkeit hervorzubringen. Durch den Mergel wird aber
diefeer Boden weder in Thons noch in Mergelboden verwandelt, da,
um das Wunder bervorzubringen, außer ber bisher” gebräuchlichen
Düngung mit Mift, oft fhon 4 — 6 Fuder pro Magdeb. Mor:
gen genügen; kurz es find, wie aus Allem hervorgeht, gewiſſe mine-
ralifhe Stoffe nöthig, welche die Pflanzen außer Feuchtigkeit im Bo⸗
den finden mäffen, wenn fie gebeihen follen.
Zum Schluſſe diefes fei noch dad Folgende bemerkt: Bei jeder
chemifchen Analyfe, fei fie auch noch fo forgfältig vorgenommen, findet
immer ein geringer Verluft Statt, diefer iſt jedoch bier niemals auf:
geführt, denn wenn auh %, — 4 Proz. beim Zufammenrechnen bes
ganzen Gewichtes fehlte, fo wurde für Kiefelerde fo viel mehr ange-
ſetzt. Die Körper aber, auf welche es ganz befonderd ankam, fo Kali,
Natron, Phosphorfäure, Schwefelfäure, Chlor u. f. mw. find dagegen
ftetd mit der größten Genauigkeit außgemittelt.
Jıy Fa:
For f 24
Wow demfelben Herrn Berfaffer befindet fich unter der Preffe
nnd erfcheint bis Michaelis dieſes Jahres ebenfalls bei Immannel
Malller in Leipꝛig:
Sprengel, Dr. €.
Die
Lehre vom Dünger,
ober Beſchreibung
aller bei ber Landwirthſchaft gebtaͤuchlicher vegetabiliſcher,
amimalifiper und minealifher
Düngermateriolien Ä
mehn Erflärung ihrer Wirkungsart.
fh
Zweite Auflage.
gr. 8 INH. 15 Ngr.
Zerner find noch folgende empfehlendwerthe Schriften be
demſelben Verleger erſchienen:
| Nebblen, ©. $.
Das Aufhelfungs:, Futter— und
Weide⸗-Buch
für kleinere und groͤßere Landwirthe, welche ihre Güter ſelbſt
bewirthſchaften; insbeſondere für ſelbſtwirthſchaftende Gutsbeſitzer,
Pächter, Wirthſchaftsbeamte ꝛc. Mit mehr als 150 Abbildun⸗
gen der brauchbarſten Gräſer und Kräuter für die verbeſſerte
Gründungung, ſowie Fe den Fytter⸗ und, Binde. Ketft
einen Anhang zur kei heeir und ſnellen Bregfeidfen Mid Der:
einigung ber europäifchen Maße und Gewichte in 5 Tabellen.
Bird, 2RM 20 Dar.
.: ,.Webbien, ©, . .
"Die Bewegung des Bodens,
ober die Vortheile und Nachtheile der Ablöfungen und Zuſam⸗
menlegungen ber ‘Fiber .ncbit dem Abbaut bes Bodens, beleud-
tet auf Dad Naturbeftehen des Bodens, der Pflanze, des Thieres
und des Menfchen. Nebft 1 Steindrucdktafel.
8.’ 1 Her. 10 Ngr.
Mebbien, ©. H.
Praktiſch naturgemaͤße Boden-
verbeſſerungskunde.
Nebſt 2 Kupfertafeln. gr. 8. 1 NR 15 Ngr.
Behyer, Mori.
Futternoth⸗- und Hüuͤlfsbuch.
Eine Angabe der hüffreichfien und thunlichſten und wohlfeilften
Mittel, Futtermangel auszugleichen und ihm vorzubeugen, ſowie
der flattgehabten Erfolge ihrer Anwendung. Nebft einer kurzen
Darftellung der Wirkungen außerordentlicher Dürre zum Anden-
fen an 1842, und beiläufigen Bemerkungen über Getreideausfuhr,
Mühlenwefen und Mehlfabrikation Deutſchlands.
gr. 8. geh. 25 Ngr.
Beyer, Morig, |
Die Sommerftall- und Hürden-
fütterung der Schafe.
Practiſch erwiefenes Mittel die Schäfereien ohne Weidebedarf
anfehnlich zu vergrößern und zu verbeffern, den Aderbau zu bes
vollkommnen und den Wirthfchaftsertrag zu erhöhen. Mit Ans
gabe des Erfolgs der Sommerfütterung der Schafe der Ritters
güter Stennſchütz in Sadyfen und Rettlingen in Hannover. Nebft
einem Anhang über verbeſſerte Pferdefütterung.
gr. 8. geh. 15 Ngr.
— — — — — — ———————— — — — ——
63}
the Library on or before the’ Inst "ie
stamped below. "
A fine of five cents a day is incurred
by retaining it beyond the specifled
time,
Please return promptly.
"FEB19.S6H
wi <
OR ul
[„ Obnden von
XXCEC N W TDuoalaa
Öie Bodenkunde oder die Lak
AT
3 2044 091 9%
PP. 2 .
3 — r 8
’ % “ |
. . “ J
u] ’ ’ A
" wi; »
—
»
#
—
e
#
.
Ei
—* —* Im
= Pr
1}
.
"
D
>
u.
Yu
P)
Pr =
“ #
.
d
P
E
[7
En
_
u —