Skip to main content

Full text of "Die Chorpartien bei Aristophanes, scenisch erläutert"

See other formats


,*:■::■>- 


SJ^' 


■fp:^. 


\  > 


^JhA 


\  K  <y 


H^-V 


/>-.^i^-  7 


VäC 


DIE 


CHORrARTlEN 


15  K  I 


AI118T0PHANES 


SCRNISCII   ERLÄUTERT 


.  VU.N 

Dr    RICHARD  ARNOLDT. 


LEIPZKi. 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEUüNER. 
1873. 


Germanv 


HERRN  PROFESSOR 


C.  LEHRS 


ZUM 


FUNFZKUÄHKIGEN   DOCTORJUBILÄUM 


MIT   HERZLICHEM  GLÜCKWUNSCH. 


Hocliffeelirter  Herr! 


"Wozu  mich  nicht  der  eigene  Wille  zu  bringen  vermochte, 
dass  ich  unter  Benutzimg  des  bisher  von  mir  gelegentlich  ver- 
öffentlichten die  aristophaneischeu  Chorpartieu  in  ihrer  scenischeu 
Ausführung  darstellte:  dazu  brachte  mich  mit  einem  Mal  die  frohe 
Botschaft  des  schönen  Festes,  das  Sie  in  diesem  Jahr  begehen. 
"Wenn  auch  einer  Ihrer  jüngsten  Schüler,  wollte  ich  doch  nicht 
fehlen  in  der  Reihe  der  glückwünschenden  und  dankenden. 

Für  diese  meine  Versuche,  welche  ich  Sie  bitte  mit  Nach- 
sicht aufzunehmen,  habe  ich  so  gut  wie  keine  Vorarbeiten  gefunden. 
Es  wird  dies  Manchem  wunderbar  klingen,  da  vor  kurzem  ein 
Buch  über  den  Vortrag  der  chorischen  Partien  bei  Aristophanes 
erschienen  ist,  und  der  Verfasser  sein  Unternehmen,  in  der  Ein- 
leitung der  bedeutenden  Vorarbeiten  wegen  als  ein  gewagtes  be- 
zeichnet hat.  Und  doch  muss  ich  auf  meiner  Behauptung  bestehen: 
das  nächste  und  l)ei  der  vorliegenden  Frage  uuerlässlichste,  eine  ins 
einzelne  gehende  Prüfung  und  Verwerthung  der  Chorika  des  Komikers 
sell)st  ist  im  Zusammenhange  bis  jetzt  von  Niemand  übernommen 
worden.  Immer  hat  man  von  aussen  her,  von  alten  Grammatikern 
und  metrischen  Theorien  die  Hülfe  gehofft,  die  man  bei  Aristophanes 
selber  hätte  suchen  sollen.  Was  hilft  es  uns,  wenn  Muff  am 
Gängelbande  WESTPn.\L's  den  Gebrauch  der  verschiedenen  Metra 
nach  melischem  oder  recitativem  Vortrage  aus  ihrem  bisweilen 
mythischen  Ursprünge  zu  bestimmen  sucht  und  von  hier  aus  Ge- 
sang und  Keciliition  in  der  Komödie  feststellt  V  Diese  Bestimmung, 
unsicher  an  sich,  wird  bei  ihrer  Uebertragung  auf  Ai'istophanes 
noch  unsicherer.  Und  wenn  nun  gar  so  fortgefahren  wird:  alles 
gesungene  trug  der  Gesammtchor,  alles  gesprochene  der  Chorführer 
vor  —  so  ist  das  eine  rein  aprioristische  Anschauung,  welche  auf 
Aristophanes  Chorika  überlragen  diesen  die  grösste  Gewalt  an- 
thut.  Man  müsste  sein  Herz  verstockcn  und  sein  philologisches 
Gewissen  verhärten,  wenn  man  über  all  die  Bedenken,  welche 
der  Text  des   Dichters  jener  nur  zu    leichten   und   zu   einfachen 


VI       - 

Scheidung  entgegensetzt,  hinwegspringen  wollte.  Diese  An- 
haltspunkte nun,  welche  des  Dichters  eigene  Worte  für  die  Er- 
kenntniss  der  äusseren  Dai-stellung  der  Chorlieder  in  der  Orchestra 
uns  darbieten,  zu  sammeln,  zu  ordnen,  auf  Gesetze  zu  führen, 
womöglich  auf  die  des  Dichters  selbst,  war  mein  Bestreben.  Ich 
fand  hierbei  ein  vollkommen  ausreichendes  Material  vor,  um  dar- 
legen zu  können,  wo  der  vollstimmige  Chor  und  wo  die  ver- 
schiedenen Theile  desselben  bis  herunter  zu  den  einzelnen  Choreuten 
zum  Vortrage  gelangt  sind;  nicht  genügte  das  Material,  wenn  es 
sich  um  die  genauere  Bestimmung  dieses  Vortrages  nach  Gesang 
oder  Declamation  handelte.  Daher  habe  ich  die  letzte  Frage  nur 
mit  grosser  Vorsicht  und  selten  mit  Entschiedenheit  zu  beant- 
worten gewagt  und  habe  dafür  die  erste  Frage  in  den  Vorder- 
grund gerückt.  Jedesfalls  aber  glaube  ich  das  gezeigt  zu  haben,- 
dass  beide  Fragen  getrennt  und  unabhängig  von  einander  be- 
handelt werden  können  und   —   mlissen. 

Ein  Mann  war  es,  der  mir  stets  und  ununterbrochen  als 
Leuchte  auf  ineinem  Wege  diente,  auf  dessen  Schriften  mich  alle 
ineine  Wege  zurückführten:  G.  Hermann.  Dass  G.  Hermann  für 
jede  scenisch-metrische  Untersuchung  der  Ausgangsi^unkt  ist  und 
bleibt,  dass  eine  Abweichung  von  ihm  meist  einen  Kückschritt 
bezeichnet,  das  habe  ich  bei  Ihnen,  verehrter  Lehrer,  und  ebenso 
bei  Friedrich  RrrsciiL  gehört  und  gelernt.  Ihrer  Beistimmung 
in  den  allgemeinen  leitenden  Grundsätzen  bin  ich  daher  gewiss: 
im  einzelnen  wird  meine  persönliche  Schwäche  oft  genug  der 
Schwierigkeit  der  Aufgabe  nicht  gewachsen  gewesen  sein.  Allein 
an  dem  grossen,  weitläufigen  Gebäude  unserer  Wissenschaft  können 
ja  nicht  nm*  die  Meister,  auch  die  Gesellen  müssen  arbeiten,  und 

Man  trinkt  wohl  an  dem  Brunnenrohr, 

Wenn  man  nicht  kann  am  Quell; 

Und  was  der  Meistor  nicht  schaffen  will, 

Das  schaffet  der  Gesell, 
(ieiit'lunigen  Sie  den  Ausdruck  der  treu  ergebenen  Gesinnung 

Ilircs  daukl)arcn 
Ell.iiug,  im  Fubniiir   IIS7.3. 

Richard  Arnoldt. 


DIE 


CHORPAKTTEN  BEI  AEISTOPHANES 


SCEN-ISOH    ERLÄUTERT. 


Erstes  Capitel. 
Das  Auftreten  einzelner  Choreuten. 

I. 

Der  Chor  in  den  Wespen  Vs.  230-487. 

Nachdem  G.  Hermann,  Bamberger  und  viele  Gelehrte 
unserer  Tage,  unter  denen  ich  auch  den  Namen  Fr.  Ritschis 
nennen  darf,  es  unternommen  hatten,  aeschyleische  Chor- 
gesänge unter  die  verschiedenen  l'heile,  in  welche  der  tragische 
Chor  zerfallen  kann,  zu  vei'theilen,  durfte  man  in  gleicher 
Weise  für  die  übrigen  dramatischen  Dichter  der  Griechen  ähn- 
liche Untersuchungen  hoffen.  Und  da  gerade  für  Aristophanes 
in  dem  akademischen  Programm  Hermanns  De  choro  Vesjjarum 
Aristophajiis,  Lipsiae  1843  von  dem  Urheber  dieser  scenisch- 
metrischen  Frage  selbst  der  Versuch  gemacht  worden  war, 
in  der  Komödie  ganz  sowie  in  der  Tragödie  einzeln  und 
der  Reihe  nach  singende  oder  sprechende  Choreuten  nach- 
zuweisen, so  hätte  man  bei  der  Bedeutsamkeit  des  Mannes, 
mochte  er  auch  in  einzelnem  geirrt  haben,  mit  Sicherheit  eine 
Aufnahme  und  Fortführung  oder  doch  wenigstens  eine  ein- 
gehende Prüfung  seiner  Beobachtung  erwarten  sollen.  Doch 
die  Sache  hat  einen  durchaus  anderen  Verlauf  genommen. 
Jene  Beobachtung  Hermanns  ist  theils  völlig  unbekannt,  theils 
ohne  Eintiuss  auf  das  Urtheil  unserer  Kenner  des  Aristophanes 
geblieben.  In  dem  neuesten  Buche,  welches  den  Vortrag  der 
chorischen  Partien  bei  dem  Komiker  im  Zusammenhange  be- 
handelt, von  Christian  Muff,  Halle  1872  wird  der  Arbeit  des 
grossen  Philologen  mit  keinem  Worte  gedacht.     Und  Julius 

Abitoldt,  Chorpart.  b.  Aristoph.  1 


—     2     — 

Richter  hat  sich  in  den  Px'olegomena  zu  seiner  Ausgabe  der 
Wespen,  ohne  viel  Grründe  anzugeben,  in  kurzen  Worten  gegen 
die  Hermannsche  Anordnung  erklärt.  Denn  als  einen  Grund 
gegen  dieselbe  kann  ich  es  nicht  rechnen,  wenn  Richter 
meint,  die  Stimme  einer  Chorperson  könne  den  Athenern 
nicht  gefallen  haben,  oder  wenn  er  behauptet,  in  der  Paro- 
dos  der  Vögel  müssten  die  Choreuten  deshalb  vollstimmig 
gesungen  haben,  weil  dies  die  Natur  und  Gewohnheit  der 
Vögel  sei  (S.  65  f.).  Ja  es  ist  dahin  gekommen,  dass  Westphal 
Proleg.  zu  Aesch.  Trag.  S.  VI  und  S.  126  sogar  bei  dem 
Tragiker  die  Annahme  einzelner  Choreuten,  welche  hier 
seither  für  gesichert  gelten  konnte,  gänzlich  geleugnet  hat. 
Die  Stelle  in  den  Wespen,  auf  welche  sich  Hermanns 
Vermuthung  bezieht,  ist  die  Parodos  und  der  sich  an- 
schliessende epeisodische  Theil,  der  Theil  sowohl  der  Wespen 
als  auch  anderer  aristophaneischer  Komödien,  in  welchem 
der  Chor  am  meisten  selbstthätig  in  die  Handlung  des  Stückes 
eingreift  und  am  lebhaftesten  mit  den  Personen  der  Bühne 
oder  mit  sich  selber  verhandelt,  der  Theil  also,  auf  welchen 
Bambergers  treffendes  Wort  in  seiner  epochemachenden 
Schrift  Be  carminibus  Aeschyleis  a  partihus  chori  caniaiis, 
Marlurgi  1832.  Op.  phil.  S.  2  Bezug  hat:  „Quo  maior  aiUem 
chori  ad  actionem  usus,  eo  saepius  carminum  a  partihus  chori 
cantatorum  locum  fuisse  consentaneum  est."  Oder  ist  dem  bei 
Aristophanes  nicht  also?  In  den  Wespen  verhandelt  der 
Chor  an  der  bezeichneten  Stelle  230 — 487  nach  seinem  Ein- 
züge zunächst  eifrig  mit  Philokieon  über  dessen  Flucht- 
versuch und  geräth  darauf  mit  dem  die  Flucht  verhindern- 
den Bdelykleon  und  dem  Sklaven  Xanthias  in  einen  überaus 
heftigen  Wortwechsel  und  eine  stürmische  Schlacht.  Das- 
selbe lebhafte  Wortgefecht,  derselbe  Sturmangriff  erfolgt  in 
den  Acharnern  204 — 346  gegen  Dikaeopolis,  in  den  Vögeln 
310—450  gegen  Epops  und  seine  beiden  Schützlinge  Peithe- 
tacros  und  Euelpides,  in  den  Rittern  247 — 497  gegen  Kleon, 
indem  hier  der  Chor  zugleich  seinen  Günstling  Wursthändlcr 
durch    Ermuthigung    und    witzige   Einrede    aufs    kräftigste 


—    3    — 

gegen  den  gewaltigen  iSchreier  untei  stützt.  In  ähnlicher 
Weise  nimmt  der  Chor  der  Landleute  im  Frieden  301 — 519 
an  Trygaeos  Bemühungen,  das  zürnende  'EQ^ldiov  zu  be- 
sänftigen und  die  EiQrjvr}  zu  befreien,  den  eifrigsten  Antheil, 
sodass  er  es  ist,  der  ganz  wie  ein  Schauspieler  agirend  die 
Friedensgöttin  unter  häufigen  ermunternden  Zui'ufen  aus 
ihrer  Höhle  ans  Tageslicht  zieht.  In  der  Lysistrata  endlich 
führen  die  beiden  Halbchöre  der  Greise  und  der  Weiber, 
nachdem  sie  getrennt  von  einander,  der  erste  abwechselnd 
unter  Sologesang  und  Solorecitation,  der  zweite  mit  einem 
mehrstimmigen  Liede  die  Orchestra  betreten  haben  (254 — 352), 
von  353 — 386  unter  sich  eine  kleine  Zankscene  auf;  und 
ebenso  spielen  die  von  der  Ekklesie  zurückkehrenden,  in 
Männer  verkleideten  Weiber  in  der  Epiparodos  der  Ek- 
klesiazusen  478 — 503  unter  einander  eine  kleine  Scene  ab, 
in  der  die  einzelnen  Mitglieder  sich  in  ängstlicher  Wechsel- 
rede zur  Eile  und  Vorsicht  auffordern.  Jenen  Scenen  ist 
hiernach  durchgängig  der  Charakter  höchster  Aufregung  des 
Chors  und  thätiger  Theilnahme  an  den  Vorgängen  auf  der 
Bühne  gemeinsam.  Einem  solchen  Charakter  scheint  nun, 
wenn  wir  die  Sache  ganz  allgemein  betrachten,  diejenige 
Anordnung  der  scenischen  Darstellung  am  meisten  zu  ent- 
sprechen, welche  einem  jeden  Choreuten  einzeln  und  für 
sich  seiner  Freude  oder  seinem  Schmerze,  seinem  Zorn  oder 
seiner  Besorgniss  Worte  zu  leihen  Gelegenheit  bietet.  Jedes- 
falls  ergibt  sich  hieraus ,  dass  Hermann  an  einer  ganz  be- 
stimmten, in  der  Oekonomie  der  aristophaneischen  Komödie 
sehr  significanten  Stelle  chorischen  Solovortrag  vermuthet  hat. 
Dieser  Anordnung  Hermanns  entgegen  steht  die  An- 
nahme, welche  in  zusammenhängender  Begründung  zuerst 
von  Muff  durchgeführt  worden  ist,  von  anderen  vereinzelt 
vor  ihm  und  namentlich  von  Rossbach  und  Westphal  ver- 
treten wird,  der  zufolge  nur  der  Chorführer  vom  Gesammt- 
chore  abgetrennt,  und  alle  dialogisch -recitativen  Stellen 
jenem,  die  lyrisch-melischen  diesem  zugewiesen  werden  (s. 
Muff  S.  ß).     Setzen  wir  den  Fall,   dass  dies  Kriterium  zur 


—     4     — 

Unterscheidung  der  Thätigkeit  des  Chors  und  des  Chor- 
führers richtig  ist,  so  rauss  die  grosse  Zweideutigkeit  und 
Unsicherheit  dieses  Theikingsprincips  unangenehm  auffallen, 
welche  es  auch  bewirkt  hat,  dass  Muff  und  Westphal,  obgleich 
sie  im  Princip  übereinstimmen,  im  einzelnen  doch  nicht 
eben  selten  zu  entgegengesetzten  Resultaten  gelangt  sind. 
Und  wie  unerwartete,  überraschende  Resultate  sich  gerade 
hier  ergeben  können,  wo  man  sich  zuvor  darüber  zu  ent- 
scheiden hat,  was  vom  Chor  gesungen  und  was  von  ihm 
gesprochen  wurde,  das  hat  uns  noch  kürzlich  der  im  Rhein. 
Mus.  N.  F.  Bd.  XXVI  S.  599  ff.  erschienene  Aufsatz 
Ritschis  Canticum  und  Diverbium  bei  Plautus  vor  Augen 
geführt.  Allein  ich  kann  jenes  ganze  Theilungsprincip,  auf 
welchem  Muffs  Vertheilung  im  grossen  urwi  ganzen  und 
namentlich  der  sechste  bedeutendste  Abschnitt  seines  Werkes 
beruht,  keineswegs  für  richtig  halten.  Zeugnisse  der  Alten 
lassen  sich  für  die  angegebene  Scheidung  des  Chors  und 
Chorführers  nach  Gesangstücken  und  Recita,tiven  nicht  bei- 
bringen. Und  da  es  keinem  Zweifel  unterworfen  ist,  dass 
der  Chorführer  wie  der  unter  ihm  stehende  Chor  gleich- 
massig  in  Gesang  und  Declamation  geübt  waren,  so  sehe 
ich  weder  einen  Vernunftgrund  noch  einen  Grund  aus  ästhe- 
tischen Rücksichten  ab,  der  sich  dagegen  geltend  machen 
Hesse,  dass  der  Chorführer,  -wie  ich  in  der  That  behaupte, 
ebensowohl  gesungen  als  gesprochen,  und  dass  der  Chor 
durch  seine  einzelnen  Mitglieder  ebensowohl  gesprochen  als 
gesungen  habe. 

Dagegen  spricht  für  die  Ansicht  Hermanns  nicht  nur 
der  allgemeine  Charakter  der  Scene,  sondern  die  Worte  des 
Dichters  selber  bieten  auch  im  besondern  genjiu  dieselben 
Merkmale,  welche  von  den  bedeutendsten  Philologen  für 
zwingend  genug  erachtet  werden,  um  bei  Aeschylos  das 
Auftreten  der  einzelnen  Chorpersonen  zu  statuiren.  Diese 
Merkmale  liegen  aber  theils  in  dem  Inhalte,  theils  in  der 
metrischen  Form  der  Chorstücke.  Anreden,  Aufforderungen, 
Befehle,  Fragen,   welche  offenbar  ein  einzelner  Choreut  an 


-    5    — 

diesen  oder  jenen  Genossen  sehr  oft  geradezu  mit  Nennung 
seines  Namens  richtet,  die  häutige  Wiederhokmg  derselben 
Gedanken,  endlich  plötzliche  Gedankensprünge  und  Gegen- 
sätze in  den  Gedanken  bilden  die  sachlichen  Indicien.  Diese 
Indicien,  die  schon  an  und  für  sich  augenfällig  genug  sind, 
treten  noch  mehr  hervor,  wenn  wir  die  Anlage  der  oben 
genannten  Parodoi  mit  der  Anlage  anderer  Parodoi  z.  B.  in 
■  den  Wolken,  Fröschen  und  Thesmophoriazusen  vergleichen, 
in  welchen  man  alle  die  aufgeführten  Dinge  vergeblich 
suchen  würde.  Eine  methodische  Bearbeitung  muss  daraus 
den  Schluss  ziehen,  dass  hier  eine  andere  Anordnung  als 
dort  durch  den  Dichter  bezweckt  worden  sei.  Zu  den  sach- 
lichen Anhaltspunkten  kommen  die  metrischen  hinzu,  die 
freilich  bei  Aristophanes  von  viel  untergeordneterer  Be- 
deutung sind  als  bei  Aeschylos,  da  die  strophische  Composition 
in  der  Komödie  bei  weitem  einfacher  als  in  der  aeschy- 
leischen  Tragödie  ist  und  daher  seltener  in  jener  als  in 
dieser  Schlüsse  auf  Personenwechsel  gestattet.  Doch  bietet 
auch  für  Aristophanes  der  plötzliche  Wechsel  des  Metrums 
innerhalb  der  Chorika,  der  mit  dem  Wechsel  der  Person 
Hand  in  Hand  geht,  und  proodischer  oder  epodischer  Bau 
einen  nicht  zu  verachtenden  Anhalt. 

In  den  Handschriften  des  Komikers  sind  gerade  sowie 
in  denen  der  Tragiker  nur  Halbchöre  von  den  Abschreibern 
unterschieden  und  bezeichnet  worden.  Das  Zeichen  HMIXOP. 
finden  wir  gar  nicht  selten,  und  nicht  selten  vollkommen 
richtig  gebraucht,  häufig  jedoch  auch  solchen  Chorkommata 
vorgesetzt,  zu  deren  Ausführung  andere  Theile  des  Chors 
als  die  Halbchöre  verwandt  worden  sind.  So  weisen  z.  B. 
in  den  Fröschen  die  Handschriften  die  anapästischen  Tetra- 
mcter  354 — 371  einem  Halbchore  zu,  während  sie  nach  dem 
emstimmigen  Urtheil  der  Gelehrten  vom  Chorführer  in  der 
Kolle  des  Hierophanten  recitirt  werden.  Dasselbe  Verfahren 
beobachten  im  wesentlichen  die  Scholiastcn.  Nur  einige 
wenige  Scholicn  sind  von  der  Art,  dass  man  auf  die  Ver- 
muthung  kommen   könnte,   auf  die  Hornung   in  seiner  In- 


—    6    — 

augixral  -  Dissertation  De  partibus  comoediariim  Graecarum, 
Berolini  1861  S.  11  und  16  wirklich  gekommen  ist,  dass 
schon  jene  alten  Grammatiker  mitunter  chorischen  Einzel- 
vortrag notirt  hätten.  So  beschaffen  sind  die  Worte  des 
Scholions  zu  den  Wespen  Vs.  230  oi  xov  xoqov  Ös  ccXItj- 
Aotg  syas^svö^evot,  t^v  naQOÖov  noiovvxai  und  Vs.  266 
/LIT/  ECüQccTioteis  {choreutüe)  avtov  {Phüocleonem)  ^td'^  eavtäv 
dialeyovT ai  tisqI  avtov  und  Vs.  270  GTavteg  ot  rot) 
XOQOV  to  Gtäöi^ov  adovGi  (isXos,  ferner  zu  den  Vögeln 
Vs.  344  TtaQaxslEvovtat  iccvtotg  as  bv  noXE^mri  naqa- 
Tß^et,  ßovXö^Evoi  ■Kat  avtc5v  oQfifjGaL.  Hier  möchte  man 
vielleicht  wegen  des  Ausdrucks  ot*"  trov  xoqov  anstatt  des 
gewöhnlichen  6  x^Q^S  geneigt  sein,  dem  Verfasser  die  be- 
zeichnete Absicht  unterzulegen,  eine  Meinung,  die  an  Wahr- 
scheinlichkeit gewinnen  könnte  durch  die  Notiz  zu  We.  401 : 
oi  U^txv&Loyv  xal  Ti,0iddr}  xal  ÄQ^fiov  xal  Qe^adstTtvE, 
wo  Philokieon  vier  einzelne  Chorpersonen  aufruft,  weshalb 
der  Scholiast  wieder  den  Ausdruck  wählt:  tovs  tov  xoQov 
i^  6v6(iccrog  ■kuXeI.  Allein  zwei  Bemerkungen  der  Wolken 
hindern  uns  also  zu  urtheilen  zu  Vs.  289  "va  yvvatxccg 
elGayüyri  rag  \_tovg~\  rov  jropov  und  zu  Vs.  344  eiöslrj- 
X,vd-a6i  yccQ  OL  rov  xoqov  nQOöaitela  TtSQixEi'fisvoi  fieydXag 
sxovta  Qi'vag,  an  welchen  Stellen  in  keiner  Weise  an  einen 
Theil  des  Chors  gedacht  werden  kann.  Auch  Redensarten 
der  alten  Erklärer  wie  dXltjXoig  TtaQaxsXevsa&Kc  u.  a.  (vgl. 
Schol.  zu  Vö.  401  und  Lys.  320,  539,  550)  sollen  durchaus 
nicht  einzeln  mit  einander  sprechende  Choreuten  bezeichnen, 
da  ganz  dieselben  Verbindungen  auch  da  angewandt  werden, 
wo  gerade  vollstimmiger  Chorvortrag  behauptet  wird.  Dies 
ersehen  wir  am  deutlichsten  aus  zwei  Scholien  der  Frösche 
zu  Vs.  440,  den  in  Wirklichkeit  der  Chorführer  spricht, 
der  Scholiast  aber  dem  Gesammtchor  und  zwar  mit  folgen- 
den Worten  zuschreibt:  dvvavraL  nävtsg  ot  xutd.  tov 
XOQOV  dkXriXoig  TtaQCiXEXsvsödrci,  xal  ^Vf  slg  k^ol- 
ßcda  ÖLuiQEiG^ai,  und  kurz  vorher  zu  Vs.  372:  ivTev^ev 
^AQLGxaQxog    v7t£vörjGe  fi^   oAov  tov  x^Q^^   elvai  rd  nQara. 


-     7     — 

Tovto  de  ovx  d^LOJiLötov.  noXldxig  yäg  dXltjXots  outo 
jtaQKiteXevovrac  oC  Tia^l  rov  x^Q^^-  Zugleich  ent- 
nehmen wir  aus  den  beiden  letzten  Bemerkungen,  einmal 
dass  Ol  xatd  tov  x^Q^'^  ^^^  ot  tisqI  rov  %oq6v  nichts  anderes 
bedeutet  als  6  %oq6s,  sodann  dass  die  Kritiker  des  Alter- 
thums  bisweilen  sogar  an  dem  Gebrauch  der  Halbehöre 
(denn  372  hebt  ein  Halbchor  zu  singen  an)  gezweifelt  haben, 
indem  sie  sich  freilich  damit  der  gewichtigen  Autorität 
Aristarchs  entgegensetzten  (vgl.  auch  das  Schol.  zu  Frö. 
354).  Auf  diese  Lehre  Aristarchs  werden  wir  zurück- 
kommen; hier  genügt  es  zu  erwähnen,  dass  Fritzsche  zu 
Frö.  354  jene  drei  Schollen  der  Frösche  auf  andere  Verse 
bezieht,  als  denen  sie  in  den  Handschriften  beigesetzt  sind, 
nämlich  Scholion  354  auf  Vs.  372,  Scholion^72  auf  Vs.  377, 
Scholion  440  auf  Vs.  372,  worin  ihm  O.  Gerhard  De  Aristarcho 
Arislophanis  interprete,  Bonnae  1850  S.  45  beipflichtet. 

Da  nun  auch  Person  und  Numerus  in  dem  Text  der 
Chorika  selbst  zur  Bestimmung  des  Einzelvortrages  oder 
des  mehrstimmigen  Liedes  so  gut  wie  gar  keine  Stütze  ge- 
währen, wie  schon  Böckh  De  trag.  Graec.  S.  59  und  63  ge- 
zeigt hat,  so  sind  wir  in  der  That  vor  der  Hand  auf  die 
oben  angegebenen  Indicien  beschränkt.  Sie  möglichst  voll- 
ständig zusammenzustellen  und  zu  prüfen  ist  um  so  mehr 
unsere  erste  Aufgabe,  als  Hermann  es  nicht  für  nötliig  be- 
funden hat,  sich  derselben  zu  unterziehen. 


In  den  Wespen  Vs.  230 — 487  sprechen  folgende  Um- 
stände dafür,  dass  daselbst  nicht  der  vollstimmige  Chor 
gehört  wurde. 

Die  Aufforderungen,  mit  denen  die  Choreuten  sich  zu 
eiligem  Erscheinen  und  Marsche  anfeuern,  wiederholen  sich 
innerhalb  weniger  Verse  so  oft,  dass  sie  unmöglich  von  ein 
und  derselben  Person  können  ausgegangen  sein,  weder  vom 
ganzen  Chore  noch  vom  Chorführer  allein.  Vgl.  230  xägai^ 
TiQÖßccLvs.  235  nciQEGze.  240  aAA'  iyxovco^sv  covÖQeg.  245  dlXä 
öTtevöoJuav ,  (ovÖQeg  rjXcxeg.  246  jr(a()(ö|Lt£v.  —  Eine  Anfrage, 


-     8     - 

welche  der  Chor  an  sich  richtet  Vs.  266  f.,  finden  wir  bald 
darauf  wiederholt  Vs.  273. 

Häufig  redet  einer  den  andern  an,  indem  er  dabei  seinen 
Kameraden  mit  Namen  ruft,  ein  Verhältniss,  das  völlig 
unpassend  sein  würde,  wenn  die  Choreuten  sich  nicht  ein- 
zeln im  Vortrage  ablösten.  Oder  sollen  wir  annehmen,  dass 
alle  Mitglieder  des  Chors,  und  also  auch  diejenigen,  welche 
die  Namen  Komias,  Charinades,  Strymodoros  u.  s.  w.  führen, 
gesprochen  haben  wie  wir  gleich  zu  Anfang  der  Partie 
lesen  230  fi".? 

o3  Kania,  ßQuövveiS', 

flu   xov   dC ,    ov    (levroL    Ttgö   tov   y\    dXX^-ijod-'    [fidg 

xvvsiog' 

vvvl  de  HQeCxrav  iatl  6ov  XaQivddrjg  ßccÖL^eiv. 

to  Utqv^oöcoqs  Kovd-vXev,  ßskriGre  avvdixccGTäv, 

EvsQyLdtjg  uq'  iöri  Jtov  'vtav^\  rj  Xdßrjg  6  0Xv£vg\ 
Wer  möchte  es  z.  B.  Richter  a.  O.  S.  65  glauben,  dass 
Euergides  oder  Chabes  sich  bei  einem  anderen  Gerichts- 
collegen  nach  ihrer  eigenen  Anwesenheit  erkundigen?  Diese 
Erscheinung  ist  so  unsinnig,  dass  sie  Hamaker  in  der 
Mnemosyne  Bd.  III  S.  43  f.  zu  der  folgenden  Veränderung 
des  Textes  veranlasst  hat: 
234  EvsQycörjg  yuQ  iörC  nov  \tav&i  Xäßijg  ©•'  6  ^Ivsvg, 

7cdQ£6d-\  o  dtj  komöv  y'  i'r'  sötlv,  xrk. 
Allein    die    Conjectur    wird    überflüssig ,    sobald    wir    mit 
Vs.  233  f.   einen  Choreuten  fragen   und  235  einen   andern 
die  Rede  aufnehmen  lassen. 

Den  Numerus  dualis  gebraucht  ein  Choreut,  während 
er  sich  und  den  zunächst  stehenden  Genossen  im  Sinne  hat 
Vs.  236  ff. 

rivCx    iv  Bv^avxLG)  ^vvrjfiev 

(pQOVQOVvr'  iyco  xa   xal  ov'  xdxa  nsQmaxovvx s 

VVXXOQ 

xrjg  dQXOTcdXiöog  kccd-ovx'   ixkäil^a^ev  xov  ol^ov, 
woraus   hervorzugehen   scheint,    dass   wenigstens  an   dieser 
Stelle   die  Unterhaltung  auf  zwei  Chorpersonen  beschränkt 


—     9     — 

gewesen  sei.  Eben  daliin  gehört  jenes  va5v,  welches  in  dem 
amocbaeum  der  Alten  und  der  Knaben  (291—303  =  304 — 316) 
zweimal  von  diesen  307  und  316,  einmal  von  jenen  310 
angewendet  wird  und  gleichfalls  auf  Einzclgesang  hindeutet. 
Wenn  Richter,  welcher  auch  hier  abwechselnden  Einzel- 
gesang leugnet  und  vielmehr  alle  Alten  mit  allen  Knaben 
wechselweis  sprechen  lässt,  trotzdem  die  Verwendung  des 
Dualis  durchaus  nicht  anstössig  sondern  vollkommen  in  der 
Ordnung  lindet  S.  55,  77,  222,  so  muss  er  nothwendig  mit 
dem  Scholiastcn  zu  Vs.  307  einer  Meinung  sein,  der  also 
erklärt:  tä  dvi'xä  £](fiiJ6ato  ov  xaxcog.  Ttcddeg  ydg  eiöi  occd 
Tcatigeg  cog  ev  ngöacuTiov  UQog  sv,  eine  Interpretation,  deren 
Wunderlichkeit  ich  nicht  erst  ausführlich  darzulegen  brauche. 
Doch  irrt  der  öcholiast  nur  in  Rücksicht  des  Numerus; 
darin  hat  er  ganz  Reclit,  dass  mit  v&v  ein  Knabe  und  ein 
Greis  bezeichnet  werde,  nicht  wie  Hermann  a.  O.  8.  9  f. 
will,  zwei  Knaben.  Hermann  nämlich  ist  der  Ansicht, 
dass  einer  von  den  Alten  des  Chors  zwei  Knaben  bei  sich 
habe,  und  glaubt  demgemäss ,  dass  mit  vav  im  Munde  des 
Knaben  dieser  und  sein  Bruder  gemeint  sei,  im  Munde  des 
Vaters  aber  ist  er  genöthigt  vav  Vs.  310  in  0(pav  zu  ändern, 
damit  der  Vater  seine  beiden  Söhne  anrede.  Diese  Mei- 
nung Hermanns  beruht  indes  auf  gar  keiner  objectiven 
Stütze  und  ist  zu  künstlich  ersonnen.  Festzuhalten  ist  nur, 
dass  mit  dem  Dualis  vöiv  zwei  Personen  vom  Dichter  be- 
zeichnet werden:  ein  Knabe  und  ein  Greis  oder  ein  Greis 
und  ein  Knabe,  je  nachdem  Knabe  oder  Greis  sprechen 
und  vöjv  anwenden. 

Oft  entbehren  die  Worte  des  Chors  der  logischen  Ver- 
knüpfung, sodass  ohne  verbindenden  Uebergang  von  einem 
Gedanken  zu  einem  gänzlich  verschiedenen  gesprungen 
wird.  Dies  Verhältniss  ist  ebenfalls  durch  Personenwechsel 
veranlasst.  Es  stehen  aber  hier  in  einem  solchen  Verhältniss 
folgende  Verse:  239:  240,  258:  259,  265:  26(j,  345:  346, 
378:  379,  407:  408.  Auch  in  den  daktylo-epitrilischcn  Stro- 
phen 273  — 281  =  282  — 290  wechselt  an  derselben  Stelle  in 


—     10     - 

Strophe  und  Antistrophe  der  Gedanke:  Vs.  278  ij  (i^v  nokv 
xrX.  =  Vs.  286  aAA',  coydd-e  xtX.  Dies  tritt  besonders  in 
der  Antistrophe  klar  zu  Tage.  Denn  während  der  Chor 
bis  Vs.  286  von  Philokieon  wie  von  einem  abwesenden  in 
der  dritten  Person  gesprochen  hat,  redet  er  ihn  plötzlich  in 
zweiter  Person  an : 

aAA',  ayad-',  dvidtado  fi^<J'  ovtag  ösccvrov 

iö&is,  ^rjd'  dyavdyiXEi.  xrl. 
In  den  so  entstehenden  vier  Chorkommata  zeigt  sich  eine 
Responsion  der  Gedanken:  273  —  277  =  282-285  und 
278—280  =  286  —  289,  der  zufolge  igi  ersten  Theile  beider 
Strophen  der  Chor  sich  in  Vermuthungen  über  die  Ursache 
von  Philokieons  Abwesenheit  ergeht,  im  zweiten  Theile  da- 
gegen an  die  alte  Richterlust  seines  Collegen  appellirt. 
Ausserdem  erfordern  die  der  Antistrophe  hinzugefügten  und 
der  Strophe  mit  Hermann  S.  8  und  Meineke  hinzuzufügen- 
den, an  die  Knaben  gerichteten  Worte  vTtay\  d  Jtat,  vjcays 
je  einen  besonderen  Sprecher,  weil  auch  sie  mit  den  voran- 
stehenden Worten  nicht  zusammenhängen.  Bei  der  dar- 
gelegten Beschaffenheit  dieses  Liedes  ist  gar  sehr  zu  be- 
zweifeln, ob  Hermann  dasselbe  richtig  vertheilt  habe,  da  er 
nicht  zwei  oder  vielmehr  drei  sich  entsprechende  Theile  in 
jeder  Strophe,  sondern  vier  an  Umfang  ungleiche  Kommata 
in  Strophe  und  Antistrophe  unterscheidet.  Auf  dies  Ver- 
fahren Hermanns  werden  wir  noch  einmal  zu  sprechen 
kommen.  Hier  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  beinahe 
alle  Verse,  bei  denen  ich  aus  dem  Wechsel  des  Gedankens 
auf  Wechsel  der  Person  gefolgert  habe,  mit  der  Adhortativ- 
partikel  dUd  beginnen  Vs.  240.  259.  286.  346.  379.  408. 
AVie  nun  gerade  dies  dXld  zu  Anfang  einer  Rede  und  bei 
eintretendem  Personenwechsel  seine  Stelle  hat,  das  er- 
sehen wir  am  besten  aus  denjenigen  Stellen,  an  denen  nach 
einstimmigem  Urtheil  der  Vortrag  vom  Chore  auf  den  Chor- 
führer übergieng.  Es  beginnt  also  der  Chorführer  We.  546 
dlX'  CO,  Wo.  959  «AA'  o,  1351  dW  ii,  otov,  Fri.  601 
«AAa  jiov,  Lys.  484  aAA'  dvfQcoTcc  =  549  «AA'  a,  Thesm.  531 


—   11   — 

liXr  ov,  Frö.  905  «AA'  ag  =  1004  «AA'  cJ,  Ekkles.  581 
dXl'  ov  iiaisLV.     Vgl.  Westphal  Griech.  Metrik  IP  S.  402. 

Wo  aber  die  Choreuten  nicht  unter  einander  sondern 
mit  den  Schauspielern  verhandeln,  von  den  Worten  Philo- 
kleons  Vs.  317  ff.  an,  ist  fast  kein  Fortschritt  in  der  Ent- 
wickelung  des  Dialogs  bemerkbar,  da  vom  Chor  immer  die- 
selben Aussprüche  wiederholt  werden.  So  fordert  der  Chor 
Vs.  346  Philoklcon  zu  einem  Fluchtversuch  auf  und  nach 
geraumer  Zeit  abermals  3G5;  er  ermuthigt  ihn  Vs.  373.  380. 
384.  387.  In  dem  Wortwechsel  der  Choreuten  mit  Bdely- 
kleon  endlich  sind  es  zwei  Gedanken,  welche  sie  dem  grau- 
samen Sohne  vorzurücken  nicht  müde  werden:  iyrannus  es, 
(jui  tarn  afj'ociter  in  pah^eTii  sacviasi  Vs.  411.  417.  464.  474. 
487  und  mitte  palrem,  sin  fniniis  fnalitm  patiere!  Vs.  422.  428. 
437.  453.  480. 

Diese  und  vielleicht  noch  andere  Gründe  mögen  es  ge- 
wesen sein,  welche  Hermann  bestimmten,  hier  alle  24  Cho- 
reuten einzeln  sprechen  zu  lassen.  Allein  bei  Durchführung 
der  Vertheilung  gieng  er  von  einer  Annahme  aus,  die  auf 
allgemeinen  Widerspruch  stossen  musste  und  darauf  be- 
sonders durch  ihre  Consequenzen  das  Unternehmen  Hermanns 
überhaupt  in  Misscredit  brachte.  Die  Annahme  betrifft 
jene  den  Chor  mit  Fackeln  begleitenden  Knaben,  welche 
Vs.  408  ff.  von  den  erzürnten  Alten  zu  Kleon  abgesandt 
werden  und,  wie  Beer  Uebcr  die  Zahl  der  Schauspieler  bei 
Ar.  S.  49  f.  erkannt  hat,  am  Ende  des  Stücks  1505  ff.  als 
Söhne  des  Karkinos  tanzen.  Die  gewöhnliche  und  un- 
zweifelhaft richtige  Auffassung  ist  nun,  dass  die  Knaben 
von  extraordinären  Chorpersonen  dargesellt  würden;  Hermann 
dagegen  hat  sich  zweimal  (a.  O.  S.  4  und  Wiener  Jahrbb. 
Bd.  110  S.  58  f.)  mit  grosser  Entschiedenheit  dahin  aus- 
gesprochen, dass  sie  in  die  Zahl  der  regulären  24  Choreuten 
aufzunehmen  seien.  Allein  dieser  Ansicht  stehen  die  be- 
denklichsten Schwierigkeiten  im  Wege.  Einmal  hat  Hermann 
keinen  zweiten  Fall  beibringen  können,  in  dem  wie  in  vor- 
liegendem   der  Chor  nach   dem   Abhänge   der  Knaben   den 


—     12     — 

grössten  Theil  des  Stücks  hindurch  unvollständig  dagestan- 
den hätte.  Sodann  erregt  die  Aufstellung  des  Chors  sowohl 
Avährend  der  Anwesenheit  als  auch  namentlich  während  der 
späteren  Abwesenheit  der  Knaben  Bedenken  der  gewichtig- 
sten Art.  Denn  da  gemäss  der  Hermannschen  Anordnung 
der  siebente,  zehnte,  zweiundzwanzigste  und  dreiundzwan- 
zigste Choreut  einen  Knaben  darstellt,  so  müssen  die  Knaben, 
mag  die  Stellung  der  Chorcuten  xard  t,vyd  oder  natä  Gtoi- 
%ovg  gewesen  sein,  notli wendiger  Weise  nicht  allein  in 
einzelnen  Gliedern  zerstreut,  sondern  sogar  mit  einer  Aus- 
nahme alle  mitten  in  den  Gliedern  gestanden  haben.  Das 
wäre  aber  für  Fackelträger,  die  doch  mit  ihren  Leuchten 
vorangehen  sollen,  eine  höchst  unpassende  Stellung  und,  was 
wichtiger  ist,  eine  solche,  die  alle  Gleichmässigkeit  und 
nöthige  Symmetrie  verleugnet.  Wie  gestaltete  sich  ferner 
die  Sache  nach  dem  Abzug  der  Knaben?  Blieben  die  von 
ihnen  vorher  eingenommenen  Plätze  leer,  oder  nahm  der 
Chor  eine  neue  Gestalt  an?  Das  erstere  Verhältniss  hat 
Hermann  einmal  beim  Chore  in  den  Hiketiden  des  Euripides 
angenommen,  worin  ihm  ein  Clever  Programm  d.  J.  1826 
von  Axt  mit  Recht  entgegentrat.  Hier  nimmt  er  auf  eine 
geregelte  Chorstellung  mehr  Rücksicht.  Ihr  zu  Liebe  be- 
stimmt er  die  Anzahl  der  Knaben,  welche  nach  allen  An- 
deutungen in  der  Komödie  selbst  und  nach  Hermanns  eigener 
Ueberzeugung  (s.  S.  4)  eigentlich  drei  an  der  Zahl  gewesen 
sein  müssen,  anstatt  auf  drei  auf  vier,  indem  er  S.  5  be- 
merkt: ,,Non  solum  enim  qui  dimissis  trihus  pueris  relinquwi- 
tur  unus  et  viginti  senes  insolitam  pracbent  chori  qiiadrati  for- 
mam  ier  scptenum  vel  septies  ternum  choreutarum ,  sed  ellam, 
cum  in  re  scenica  otnnia  aequaliter  distribui  mos  fuerit,  perttir- 
haretur  iiista  personanmi  descriptio  nisi  qtiathior  pueri  ad 
Cleonem  ahlegar entiir.^'  Nun  beträgt  aber,  wie  schon  gesagt, 
die  Zahl  der  Knaben  in  Wirklichkeit  keineswegs  vier,  son- 
dern drei.  Denn  drei  ihnen  angehörige  Aussprüche  finden 
wir  in  den  synkopirten  katalektischen  iambischcn  Tetra- 
metern 248  —  272,  ebensoviel  darauf  in  der  Strophe  291  —  303, 


—     13    — 

ebensoviel  in  der  Antistrophe  304  —  316.  Hermann  muss 
daher  zugeben:  „In  libris  quidem  qnae  pneris  IriMiuntur ,  irhtm 
esse  ptteiorum  videntur\^^  und  nur  dadurch  dass  er  gegen 
die  Ueberlieferung  und  ohne  zureichenden  Grund  Vs.  262  f. 
einem  Knaben  zuweist,  gelingt  es  ihm  auch  seinen  vierten 
Knaben  redend  einzuführen.  Endlich ,  und  dieser  Grund 
ist  durchschlagend,  treten  nicht  vier  sondern  drei  Karki- 
niten  als  Tänzer  auf,  der  erste  Vs.  1501  {yiog  KaQXivov  6 
^eöarog),  der  zweite  1505  (£r£()og  xQayadog  KaQxivLtrjg), 
der  dritte  1508  (srsQog  av  räv  KagxCvov),  Da  also  nur 
drei  Karkiniten  tanzen,  nur  drei  Knaben  singen,  so  waren 
zu  ihrer  Darstellung  auch  nur  drei  ausserordentliche  Chor- 
personen erforderlich.  Denn  Vater  Karkinos  selber  tanzt 
nicht  wie  seine  Söhne,  sondern  TCQoöeQTiSL  Vs.  1531  um  dem 
Ballet  zuzuschauen  und  macht  deshalb  keinen  besonderen 
Choreuten,  sondern  nur  ein  xacpov  tiqüöcotiov  nöthig.  Aus 
diesem  Grunde  irrt  Richter,  wenn  er  um  des  Karkinos  willen 
glaubt  vier  fackeltragende  Knaben  annehmen  zu  dürfen. 
Doch  würde  es  schwer  halten  Richters  Avahre  Ansicht  von 
der  Sache  festzustellen,  da  er  nach  seiner  Gewohnheit,  das 
verschiedenartigste  zu  gleicher  Zeit  für  gleich  wahrschein- 
lich zu  halten,  bald  drei,  bald  vier,  ja  sogar  vierzehn 
Knaben  vermuthet  S.  53  ff.  und  S.  62. 

Gehen  wir  zur  Prüfung  der  Hermannschen  Vertheilung 
selbst  über,  so  Averden  wir  alsbald  gewahr,  dass  der  eben 
aufgedeckte  Irrthum  Hermanns  auch  auf  seine  Anordnung 
von  sehr  schädlichem  Einfluss  gewesen  ist  und  verwerfliche 
Zustände  zu  Wege  gebracht  hat.  Hermann  kann  mit  den 
ihm  übrigbleibenden  20  Alten  eben  keine  regelrechte  und 
strengem  Gleichmassc  genügende  Vertheilung  zu  Stande 
bringen.  Richter  tadelt  ihn  S.  65  nicht  ohne  Grund  darum, 
dass  er  einige  Choreuten  zweimal  zum  reden  habe  gelangen 
lassen;  so  spricht  bei  ihm  in  den  Versen  248  —  257  der 
siebente  und  achte,  291 — 316  der  einundzwanzigste,  zwei- 
undzwanzigste, dreiundzwanzigste  Choreut  mehr  als  einmal. 
Indessen  ist  es  noch  um  vieles  tadelnswerther,   wenn  Her- 


—     14    — 

mann  zuweilen  ohne  alle  Rücksichtnahme  auf  die  bestimmt 
gegliederte  Choraufstellung  unter  den  Choreuten  der  späteren 
Glieder  einen  und  den  anderen  aus  den  früheren  Gliedern 
abermals  zum  Vortrage  kommen  lässt.  Es  kommt  aber  bei 
ihm  nach  dem  siebenten  und  achten  Choreuten  plötzlich 
Vs.  258  wiederum  der  vierte,  nach  dem  zwölften  Vs.  403 
der  erste,  nach  dem  dreizehnten  Vs.  416  der  zweite,  nach 
dem  sechszehnten  der  dritte  430  (430  —  432  hat  Hermann 
nämlich  ohne  Angabe  eines  Grundes  Philokieon  genommen 
und  dem  Chore  gegeben;  vgl.  aber  Wiener  Jahrbb.  a.  O. 
S.  59),  der  vierte  437,  der  fünfte  441,  der  sechste  453  zum 
Vortrage  heran,  dann  erst  folgt  der  siebzehnte  Choreut. 
Hiermit  kann  ich  mich  in  keiner  Weise  einverstanden  er- 
klären. Denn  dieses  hin  und  her  springen  der  Rede  aus 
einem  Chorgliede  in  das  andere  musste  den  einzelnen  Per- 
sonen des  Chors  ganz  unberechtigte  Schwierigkeiten  verur- 
sachen und  konnte  bei  einem  kleinen  Versehen  leicht  er- 
hebliche Confusion  herbeiführen.  Und  vor  allem  vermisst 
man  dabei  die  von  Hermann  sonst  so  eifrig  gewahrte  Ein- 
fachheit des  griechischen  Theaterwesens.  Ein  anderer  Um- 
stand, den  ich  an  der  Hermannschen  Anordnung  auszusetzen 
habe,  trifft  die  antistrophische  Partie  273  —  281  ==  282—290, 
deren  Disposition  schon  oben  aus  einander  gesetzt  wurde. 
In  diesem  Theile  verletzt  Hermann  das  durch  zahlreiche 
Beispiele  der  Tragödie  gesicherte  und  dort  anerkannte  Ge- 
setz, welches  Bamberger  a.  O.  S.  16  so  angibt:  „Perso- 
nai'um  vices  iisdem  sirophae  et  atitistrophae  locis  fieri  deheni.''' 
Vgl.  Ahrens  in  Zimmermanns  Schulz.  1833  S.  269.  Dies 
Gesetz  finden  wir  nun  aber,  wie  wir  im  Laufe  unserer 
Untersuchung  oft  genug  zu  sehen  Gelegenheit  haben  werden, 
mit  gleicher  Strenge  bei  Aristophanes  beobachtet. 

Die  erwähnten  Unzulänglichkeiten  in  Hermanns  Ver- 
theilung  verschwinden,  wenn  wir  die  Knaben  vom  Chore 
trennend  und  einen  vollzähligen  Chor  von  24  Greisen  an- 
nehmend genau  die  aufgefundenen  Spuren  des  Personen- 
wechsels verfolgen.     Danach  haben  wir 


-     15     - 

I.  6  Choreuten  oder  den  ersten  arotxog  in  den  iam- 
bischen  Tetrametern  230  —  247,  nämlicli  230,  233,  235, 
240,  242,  246  je  einen  Ohoreuten  (in  diesem  Theile  stimme 
ich  Hermann  durchaus  bei). 

II.  6  Choreuten  (nicht  7,  wie  Hermann  annimmt)  oder 
den  zweiten  örotxog  in  den  synkopirten  katalektischen  iam- 
bisehen  Tetrametern  248-272,  nämUch  249,  251,  258,  259, 
262,  266  je  einen  Choreuten  (hier  kommen  die  Aussprüche 
der  drei  Knaben  hinzu  Vs.  248,  250,  254). 

III.  6  Choreuten  (nicht  8,  wie  Hermann  annimmt) 
oder  den  dritten  azoixog  in  den  daktylo-epitritischen  Strophen 
273—281=282—290,  nämlich  273,  278,  281,  282,  286, 
290  je  einen  Choreuten  (an  denselben  Versstellen  tritt  in 
Strophe  und  Antistrophe  Personenwechsel  ein). 

IV.  6  Choreuten  (nicht  4,  wie  Hermann  annimmt) 
oder  den  vierten  und  letzten  Gtotxog  in  den  fast  durchweg 
aus  ionischen  Versen  bestehenden  Strophen  291  —  303  = 
304—316,  nämlich  293,  297,  300,  309,  310,  313  je  einen 
Choreuten  (hier  tritt  nicht  an  denselben  Versstellen  Per- 
sonenwechsel ein,  weil  in  jeder  der  beiden  Strophen  die 
drei  Knaben  dazwischen  sprechen). 

Hiernach  sind  also  alle  24  Mitglieder  des  Chors  einmal 
zum  sprechen  oder  singen  herangekommen. 

Zwei  Dinge  sind  es,  welche  bei  dieser  unserer  An- 
ordnung sogleich  in  die  Augen  fallen.  Erstens  ist  offenbar, 
dass  die  einzelnen  Choreuten  unter  die  vier  durch  das 
Metrum  von  einander  geschiedenen  Abschnitte  so  vertheilt 
sind,  dass  jeder  Abschnitt  einen  Grotxog  des  Chors  enthält. 
Hieraus  können  wir  mit  Sicherheit  den  Schluss  ziehen ,  dass 
die  Choreuten  in  den  Wespen  jcata  atoixovg  aufgestellt 
waren.  Zweitens  bemerken  wir,  dass  in  den  antistro- 
phischen Partien  an  derselben  Versstelle  Wechsel  der  Per- 
son stattfindet,  wenn  der  Chor  allein  singt,  dagegen  niclit 
an  derselben  Versstelle,  wenn  andere  Personen,  wie  hier 
die  Knaben,  redend  hinzutreten;  doch  ist  auch  in  letzterem 
Falle  so  gut  wie  im  ersten  wenigstens  die  Zahl  der  sprechen- 


—     16     — 

den  Choreuten  in  Strophe  und  Antistrophe  die  gleiche.  Und 
diese  beiden  Beobachtungen  begegnen  uns  nicht  etwa  nur 
hier  in  den  Wespen  sondern  überall,  wo  wir  in  den  aristo- 
phaneischen  Komödien  chorischen  Einzelgesang  aus  triftigen 
Gründen  vorauszusetzen  haben,  sodass  wir  sie  für  fest- 
stehende Gesetze  halten  müssen,  die  sich  Aristophanes 
bei  Behandlung  des  Chors  selber  gegeben  und  streng  be- 
achtet hat. 

Gehen  wir  weiter,  so  treten  wir  nunmehr  in  das  erste 
Epeisodion  ein,  und  zwar  zunächst  in  den  Abschnitt  334 — 394, 
welcher  ein  Gespräch  des  Chors  mit  dem  Schauspieler  Phi- 
lokleon  enthält.  Die  in  diesem  Epeisodion  herrschende  Re- 
sponsion  hat  zuerst  Enger  Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  79  S.  738  flf. 
dargelegt.  Hier  bilden  demnach  die  sich  entsprechenden 
Theile  naturgemäss  jene  metrischen  Glieder,  welche  die 
einzelnen  otol^ol  enthalten.  Der  Abschnitt  334  —  394  zer- 
fällt aber  in  334  —  364  =  365  —  394,  eine  Responsion  trochäi- 
scher und  anapästischer  Masse.  Je  weniger  nun  in  diesen 
beiden  Theilen,  in  denen  die  Kommata  des  Chors  fast  durch- 
gängig durch  die  des  Schauspielers  von  einander  getrennt 
sind,  ein  Zweifel  darüber  entstehen  kann,  wo  man  Per- 
sonenwechsel anzusetzen  habe:  um  so  mehr  ist  auf  die 
merkwürdige  Thatsache  Gewicht  zu  legen,  dass  jeder  der 
zwei  Theile  gerade  6  Chorpersonen,  d.  h.  einen  Groliog 
bietet.     Denn  wir  finden 

I.  6  Choreuten  oder  den  ersten  örotxog  in  den  Versen 
334—364,  nämlich  334,  338,  .342,  .346,  350,  354  je  einen 
Chorouten. 

II.  6  Choreuten  oder  den  zweiten  arotxos  in  den  re- 
spondirenden  Versen  365  —  394,  nämlich  365,  369,  373, 
379,  383,  387  je  einen  Choreuten. 

Bevor  wir  zum  folgenden  Abschnitt  schreiten,  in  welchem 
zwei  neue  Bühnenpersonen,  Bdelykleon  und  Xanthias  hin- 
zutreten, müssen  Avir  die  Personcnbczeichnung  des  Verses 
4L6  berichtigen,  welche  falsch  überliefert  ist  und  über  deren 
Herstellung  Zweifel  herrschen.     Darüber  freilich  darf  kein 


-     17     - 

Zweifel  Platz  greifen,  dass  Richter  Unrecht  daran  tlmt  der 
Vulgate  zu  folgen  und  den  ganzen  Vers  dem  Chore  zu  geben : 
B^E.     (Sya&oC,  to  ngäyii  axovöaz' ,  dkkä  fi)]  xsxgdyats. 
416  XOP.      vrj  ^C  ig  xov  ovgavöv  y  ,  ag  tövd'  iyco  ov 

Es  handelt  sich  hier  um  Philoklebn,  den  sein  Sohn  Bdcly- 
kleon  zusammen  mit  dem  Sklaven  Xanthias  festhält  und 
nicht  zu  dem  Wespenchor  fliehen  lassen  will,  während  der 
Chor  den  Alten  durch  Wort  und  That  zu  befreien  sucht. 
Dass  die  Sache  sich  so  verhalte,  ersehen  wir  aus  vielen 
Stellen.  Vs.  428  sagt  der  Chor  zu  Xanthias  aAA',  dcpist 
rbv  üvÖQa  und  437  zu  ßdelykleon  selber  gewandt  si  de  ^ir] 
Tovxov  ^s&rjasLg,  iv  xC  6oi  jiayrjaexat.  Bdelykleon  da- 
gegen gebietet  den  seinen  Vater  haltenden  Sklaven  Vs. 
434  ,tt?}  fisd-TJa&s  ^rjdavL  (sc.  Philocleoiiem).  Hieraus  er- 
hellt, dass  der  Chor  die  Worte  cog  x6v8'  eya  ov  ^s&ij- 
(TOinat  unmöglich  gesprochen  haben  kann.  Ebenso  urtheilen 
Ilaraaker  (Mnemosyne  Bd.  III  S.  4G),  Bergk  und  Meineke, 
welche  folgendermassen  emendiren: 

ßzJE.     coyad^Oi,  xö  ngäy^  dxovaax' ,  «AAa  ^iri  xsxQccyaxe. 
XOP.     vr]  /iC  ig  xov  ovQavov  y.     BzJE.     ag  xovd'  aya  ov 

^£&i]00(iai,. 
Und  doch  dürfte  hiermit  noch  nicht  aller  Anstoss  beseitigt 
sein.  Denn  die  Worte  werden  durch  diese  Anordnung  der 
Verse  gar  zu  sehr  aus  einander  gerissen;  namentlich  hat 
(ug  keine  rechte  Beziehung.  Obgleich  dasselbe  in  dieser 
seiner  absoluten  Stellung  mit  den  von  Elmsley  zu  Ach.  .335 
angeführten  Beispielen  erklärt  werden  kann  (vgl.  jedoch 
Woldemar  Ribbeck  zu  demselben  Vse):  so  scheint  sich 
doch  gerade  hier  unschwer  eine  viel  leichtere  und  der  Sach- 
lage angemessenere  Wortverbindung  zu  ergeben,  wenn  wir 
den  ganzen  Vers  so  gut  wie  den  vorangehenden  dem 
Bdelykleon  zuweisen  und  so  übersetzen  Bdel.  „o  honi  rem 
il)sam  audilc  et  ne  clamaverUis  {per  Jovein!)  in  coelum  usqite: 
nam  hunc  ego  non  (UmiKam."  In  diesem  beschwörenden  Sinne 
finden  wir  vri  zlCu  in   einem  Aufforderung»-   oder  Wunsch- 

ABNOJ.DT,  Chorpart.  b.  Aristoph.  2 


—    18    — 

satze  wie  hier  angewendet  z.  B.  Vö.  061,  Frö.  164,  1460, 
Ri.  725,  Der  von  uns  vorgeschlagenen  Personenbezeichnung 
kann  es  zur  Empfehlung  dienen,  dass  sie  am  leichtesten 
den  Fehler  in  den  Handschriften  erklärt.  In  ihnen  sind 
Vs.  416  und  417  auf  folgende  Weise  vertheilt: 
XOP.  vrj  jdC  eg  rov  ovqüvov  y\  cog  rövd'  iyco  ov  ^£d-r]öO(iaL. 
B^E.  xavxu  drjr'  ov  dsLvcc  xal  rvQavvig  iönv  i^q)avijg; 
Nun  haben  schon  Bentley  und  Tyrwhitt  417  Bdelykleon  ge- 
nommen und  dem  Chore  gegeben,  wir  umgekehrt  den  davor 
stehenden  Vs.  416  dem  Chore  genommen  und  Bdelykleon 
gegeben.  Es  ist  also  offenbar,  dass  der  Abschreiber  durch 
ein  Abirren  des  Auges  die  beiden  Versen  vorzusetzenden 
Bezeichnungen  einfach  vertauscht  hat.  Dazu  kommt  noch 
ein  anderer  empfehlender  Umstand.  Mag  man  nämlich  der 
Anordnung  der  Handschriften  oder  der  Hamakers  folgen, 
in  beiden  Fällen  ist  in  den  einander  entsprechenden  Theilen 
405  —  429  und  463  —  487  der  Vs.  416  der  einzige,  bei 
welchem  nicht  an  derselben  Stelle  in  System  und  Anti- 
system  Wechsel  zwischen  dem  Chor  und  den  Bühnenper- 
sonen stattfindet  j  nur  bei  unserer  Vertheilung  ist  diese  Ent- 
sprechung gewahrt.  Dass  aber  Aristophanes  selbst  in  den 
respondirenden  Stücken  der  Dialogpartien  zuweilen  auch 
eine  solche  Responsion  der  Personen  bezweckt  habe,  dafür 
liefert  der  soeben  behandelte  Abschnitt  334  —  364  =  365 — 
394  ein  Beispiel  und  ebenso  Ach.  284  —  301=335  —  346; 
obgleich  nicht  zu  leugnen  ist ,  dass  der  Dichter  auch  andrer- 
seits hierauf  häufig  keine  Rücksicht  genommen  habe. 

Trifft  unsere  Auseinandersetzung  das  richtige,  so  haben 
wir  in  den  respondirenden,  aus  trochäischen  und  kretischen 
Massen  bestehenden  Theilen  403  —  429  =  +•)  — 487  12  Chor- 
personen, welche  den  vorher  in  Vs.  334 — 394  gefundenen 
zugezählt,  den  Chor  zum  zweiten  Male  vollständig  machen. 
Wir  haben  nämlich 


1)  Den  Ausfall  zweier  trochäiseher  Tetrametev  des  Chors  vor  Vs.  463, 
entsprechend  403  und  404,  nehme  ich  mit  Wolfgang  Heibig  Khein. 
Mus.  N.  F.  XV  S.  260  an. 


-     19     - 

III.  6  Choreuten  oder  den  dritten  örotxog  in  den  Versen 
403  —  429,  nämlich  403,  405,  408,  417,  422,  428  je  einen 
Choreuten. 

IV.  6  Choreuten  oder  den  vierten  und  letzten  arotxog 

in  den  entsprechenden  Versen   -| 487,   nämlich  -j-,  463, 

466,  474,  480,  486  je  einen  Choreuten. 

Uebrig  bleiben  die  drei  zwischen  den  beiden  eben  be- 
handelten Abschnitten  befindlichen  Chorkommata  437,  441  — 
447  und  453 — 455,  welche  keine  entsprechenden  Chor- 
kommata haben  und  daher  dem  Chorführer  ausser  der 
Reihe  zuzuweisen  sind.  —  Die  von  uns  gefundene  An- 
ordnung der  ganzen   Stelle   aber  ist  folgende. 

XOPOT 

6  «'  xoiQEi^  TiQoßcav    sQQco^Evcog.     GJ  Kcj^ta ,  ßQadvvdg; 
/i«   rov  z/t",   ov   ^bVTOi   TiQo   tov   y,    all'   rjöd''    i}iag 

xvvsiog'  231 

vvvl  de  XQSiTTCov  iörl  6ov  XaQtvddrjg  ßadCt^SLV. 

6  ß'  ci  Utqv^oöcoqs  Kovd-v2.£v ,  ßsXtLöTE  öwdixaGtcSv , 
EvEQyCd^g  kq    eötv  tcov  VravO-',    rj  Xdßrjg  6  Qlvsvg; 

b  y'  TCccQSGd'' ,    o    drj    Xoltcov    y     et     sötiv,    dTCnanat    ita- 

TCaid^ ,  235 

7Jßr}g  EXBLvrjg,  iqvLX    iv  Bv^avxLco  ^vvfjfiEV 
(pQOVQOvvx    iyoi  te  oial  öv'  xara  nEQinaxovvxE  vvxxcoq 
xrjg  dQxojicoliöog  ka^övx'  ixlE^a^EV  xov  oA^ov, 
xä^'  7]xIjo(iev  xov  xoqxoqov,  xaxaöiCöavxEg  avxov. 

6  ö'  dkX'  Eyxovä^EV,  covÖQsg,  (6g  eöxul  Ad%Yixi  vvvC'     240 
CiiißXov  de  (puöi  iQWdxcov  e%eiv  dnavxEg   avxov. 

6  e'  %^£s  ovv  Kkiav  6  xrjÖE^cov  ri^tv  icpEu    iv  c3Qa 
rjxELV  E%ovr.ag  tjiiEQcäv  oQyiqv  xqiojv  novrjQav 
in    avxov,  cog  xoXcofievovg  av  ridiX)]0EV.    dXXd 
07tEvdco^EV,  covögsg  rjXtxEg,  tiqIv  tj^equv  yEvic^ai.   245 

6  5'  x^Q^i^^v ,  a^a  xe  t&5  ^vx^^  Tidvxr]  diaöxojtäfiEVf 
^rj  nov  ki^og  xig  i^jtodcav  tj^äg  xaxöv  xt   ÖQdöf]. 

HAIS  «'. 
xov  nrjlov,  co  TcdxEQ  ndxEQ,  xovxovl  (pvXai,ai,. 

2* 


—     20    — 

xopor 
6  t,'  xccQcpog  %au,ä^iv  vvv  Xaßcov  xov  Xvxvov  nQÖßvGov. 

HAIS  ß'. 
oi^'x,  aXXa  raöc  fioi  öoxä  xov  Xv%vov  nQoßvßeiv. 
XOPOT 
6  71    xi  dr]  ^ad^tov  xä  öaxxvXa  ti)v  d-QvalXCö'  «O'ftg,     251 
xal  xavxa  xovXaCov  önavi'^ovxog ,  covorjzs; 
ov  yccQ  däxvet  (?',  oxav  dey  xi^tov  TtQLaöd-ai. 

llAiv  /. 
si  vrj  z/t'  avd'Lg  xovdvXoig  vov&£xr]6£d'    ri^äg, 
ccTCOöße'oavTsg  tovg  Xvxvovg  utcl^sv  oi'xaö'  avxoC. 
itaTtSLx'  i'öag  iv  xa  6x6x(p  xovxovi  (jx£Q)]d-slg  256 

xov  nrjXov  äöTtSQ  dxxayäg  xvgßdösig  ßaöCt,cov. 
XOPOT 
6  'ö''  i]  (ir]v  iyä  6ov  idxtQovg  ^leilovag  xokdt,co. 
6  L     aA/l'  ovxoGi  fiot,  ^(xQiiaQog  (pcävsxac  Ttaxovvxr 

xovx  söd"^  ojtojg  ovx  rj^sQav  xsxxuqcov  tu  tcXslöxov 
vdaQ  dvayxaCag  bisI'  xov  Q'sov  TtoiijGai..  261 

6  La    STtSLöi  yovv  xoiölv  kvivoig  ovxou  ^avxrjxsg- 

(piX^i  d\  oxav  xovx^  7] ,  noielv  vexov  ^dhora. 
öiixat  da  xal  xcöv  xagnC^av  dxxa  ^i]    oxi  TiQäa 
vdcöQ  yaveö&aL  xdinnvavCaL  ßÖQBLOv  avxoig.  265 

6  iß'  xi  igr^i    aQ*  ovx  x^g  OixCag  xijGda  övvdixaaxTjg 

jiBTiov&av ,  djg  ov  (paCvaxai  davQO  TCQog  x6  Tckij^og; 
ov   ^tjv   7CQÖ  xov  y'   a(po?>.x6g  r/f,    dXXd  Ttgaxog    })fid}v 
y'iyatx    av  adav  OqvvC%ov    xal  ydg  aöxiv  kv^q 
g)i,X(oöög.    dXXd  (iol  doxat  Gxdvxag  av%-d8\  covögeg, 
adovxag  avxov  axxaXatv  ^  ijv  xC  jcag  dxovöag  271 

xov^ov  ^aXovg  vcp^  xjdov^g  aQJivCij  d^vQa^a. 
6  ly'  XL  nox'  ov  71  q6  d^vgav  cpaLvax'  dg'  ruilv  6  yaQdv  ov8^ 

VTcaxovBL ; 
^(ov  dTToXcoXaxa  xdg 

a^ßddag,  rj  TigoGaxoxlf'  iv  275 

Toi  6x6xG)  xov  ddxxvXov  :iov, 
alz'  icpXay^Tjvav  avxov 

273  —  281  =  282  —  290 


-     21     - 

t6  6q)VQÖv  ysQOVTog  ovtog; 

y.cd  rdx    av  ßovßcaviarj. 
6  id'  i]  ^rjv  TCoXv  dgi^vTCiTog  y    r\v  rav  jtaQ   ruilv , 

xal  fiövog  ovx  clv  fTtsid'er, 

cllX'   OTTOZ^    uvrLßokotY] 

Ttj,  yidrco  xvtttcov  dv  ovtco, 

XCt^ov  stl^eig,  sXsyEv.  2ßO 

6  iB    V7iay\  Gj  Tcai^  vnccys. 
6  lg   Tccxcc  d'  äv  öid  rov  x^i't'^^'ov  dvd^Qcoiiov,  ög  rifiäg  disdvsr' 

i^KTtarcav  xccl  Xsycov 

cog  (fiXad-rjvaLog  r]V  xal 

rdi'  Xd^ci  TiQcotog  xarstTtot, 

öid  toüt'  ödvvrjd-elg 

eh'  i'acog  xstrai  JcvQettGJv. 

eOri  ydg  roiovrog  dviqQ.  285 

6  t^'  dkX ,  coydd-' ,  dvioxaöo  ^rjd'  ovtcog  6savt6v 

eö^te,  ^irjd'  dyccvdxxEi. 

xal  ydg  din]Q  Tca^vg  rjxsi 

TCJV  TCQodövTiov  xdjtl  @Qdxrjg' 

ov  OTCcog  iyxvTQistg. 
6  ir]    V7iay\  c3  Tiat,    vitays.  290 

HAIS  a. 

i&eXrjaeig  xi  ^ot  ovv ,  w 

ndxsQ^  i]v  6üv  xi  dsrj&ä; 
XOPOT 
6  i&'  Tcdvv  y\  CO  naudCov.   aAA'  ei- 
ne XL  ßovXei  jU£  TiQiaO^av 

xaAdf ;  oluai  8b  ö'  iQeiv  d-  295 

öxQaydXovg  drjTtovd^ev,  c6  xal. 
nAli:  ß'. 

fi«  z/t",  rUA'  iöx^^^Sj  ^  TtaTC- 

TtLU-  rjÖLov  ydg. 

XOPOT 
6  x'  ovx  dv 

^d  z]t\  ei  XQS^ai<S&e  y'  viietg. 

291  —  303  =  304  —  316 


300 


—     22     — 

HAIS  y' 
|Lta  z/t"  oi5  Tapa  TrQOJtsfitl^a  6s  x6  Xomöv. 

XOPOT 
u  xa'  ano  yccQ  rovds  ^s  rot»  ^löQ-aQtov 
xqLxov  avxov  e%SLV  äX- 
(pixci  Ö€t  xal  h,vXa  xärpov 
Gl)  öh  övxcc  (u.'  aixelg. 

nAI2  a. 
uys  VW,  CO  TcäxsQ,  rjv  fi>) 
xö  ÖLxaöxyJQiov  ä^iav 

y.ad-iöt]  vvv ,  nöd'BV  covr]-  305 

Gofisd^'  afjiöxov,  ^xsig  iX~ 
Tiida  XQrjöxrjv  xivu  vav  ij 
TtÖQOv  ""'EXXag  lsqov; 

XOPOT 
6  xß'  (XTCaTtat,  cpsv ,  ccTtanat,  (pev. 

6  xy   fia  /]C  ovic  sycoys  vav  oid'  310 

oTtö&EV  ys  dsLTtvov  eöxai. 

HAIS  ß'. 
xC  ^£  dfjx\  CO  fisXea  ^rjxsQ,  exixxsg; 
XOPOT 
6  xd'  tv    s^ol  TtQay^axa  ßoöxEiv  nccQsxuS- 

nAIS  y'. 
ävövrjxov  ccq'  d  d-v- 
XttXLOV  (?'   £f';ijoi'  äyaX^a.  315 

£   8. 

TtccQu  v(pv  6tsvdt,eLV.  316 


XOPOT 
6  a    xig  yccQ  ißd"^  6  xavxd  ö'  el'Qyav  334 

xdnoxXELov  xrj  Q-vQa;  Xs- 
^ov  tcqÖs  evvovs  ydg  q)QdosLg.  335 

<MAOKAEiiN. 
ovfiog  vidg.    dXXd  fl^}  ßodtE-    xal  ydg  xvyxdvsL 
ovxoal  TtQÖö&ev  xccd^svdav.     dXX'   vcpEöd'e  xov  xövov 
334  —  364  =  365  —  394 


—    23     - 

XOPOT 
6  ß'  Tov  d'  scpe^iv,  ö  ftaratf,  tavta  SqcIv  de  ßovXetai; 
xcd  tCva  TiQocpaGiv  sxcov; 

^lAOKAEiJN. 
ovx     id     fi',     (ovÖQeg,     dixd^SLV     ovöe     öqccv    ovdhv 

xaxov,  340 

clXlcc  ft'  evcoxstv  STOLfiog  £(?0''  •  eyco  d'    ov   ßovko^ai. 

XOPOT 
6  y'  Tovr'  sr62.^rjG'  6  fiiagdg  %a- 

vetv  6  ^rj^o^oyox^Ecov  od% 

öxL  k^ysig  TL  TtsQL  tc5v  VE-  343 

äv  dkri^sg.    ov  yäg  äv  noQ' 

ovxog  avriQ  rovr^  irölfir]- 

CEV  keysLV,  SL 

firj  ^vvco^ÖTtjg  ng  ijv.  345 

6  d'  aAA'  sx  xovxav  coQa  xivd  6oi  ^rjXEiv  xcavrjv  snivoiav, 

rixig  öE  Xk^qcc  xdvÖQÖg  xovdi  xccxaßfjvat  öevqo  TtOiTjösc. 

^lAOKAESJN. 
xCg  äv  ovv  Ei'r} ;  ^ijxelQ''  v^Eig,  ag  ndv  äv  sycoyE  Tcoioiijv 
ovxco  xixxä  did  xcSv  öavCdav  ^Exd  lOtgCvrig  TtEQLsXd^Etv. 

XOPOT 

6  E    EöXLV     OTty]    dijd'^     rjvxLv'    äv    Evöod-sv    olog    t'    El'rjg 

dioQv^at,  350 

fit'     EXÖvvat    QttXEOLv    XQVcpd-Eig,    äöJiEQ    Tiolv^tjxtg 

'OdvGöEvg ; 

<I>IAOKAEiiN. 
Ttdvxa    7CE<pQaxxai    xovx    eöxlv   on^g   ovd'    el   ci^rpa 

dtaövvai. 
dkV    äXko    XL    ÖEl   ^rjxEtv    v^dg-    oniav    d'    ovx    eöxi 

yEVEöd-aL. 

XOPOT 
6  g'  ^e'^vtiöKi  öfj^\    ör'    etiI   axQaxidg   xXEipag   tioxe    xovg 

oßEktGxovg 
lEtg    öuvxov    xuxd    xov    XELXOvg    xaxiag,    oxs    Nd^og 

idXco ;  355 


—     24     — 

<I'IAOKAEi^N. 
oid'  •  aXJ.ä   ti  xovx'  •■,    ov6\v  yuQ   roür'    iorlv   ixfiva 

TtQOÖÖ^OlOV. 

rjßcjv     yttQ    xddvväurjv    xkf.Titsiv,     töxvov    t'    aurog 

Tiovdtiq  \i    iipvXaxt  ,  akV  i^rjv  fiot, 

(psvyeiv  ddicög.     vvv  ds  ^vv  ojiloLg 

avÖQBq  oJikttac  diara^äfisvot  360 

xccrd  Tag  öiodovg  öxomoiQovvraL, 

TW  de  öv    avTCOv  inl  tatöL  d'VQUig 

aiöTCSQ  (IS  yaXijv  xqsu  yiXi^aöav 

TTjQovöLV  iypvx'  ößsXLöxovg. 

XOPOT 
d  t,'  dXXa  xul  vvv  tXTioQi^s  365 

ybrixavriv  öncag  taxi0d''  •  s- 
ag  yccQ ,   a  (xslttnov. 

'PlAOKAEfiN. 
diaxQaystv  totvvv  xquilötov  iaxC  ^ot  x6  dixxvov. 
rj  de  ftot  /iCxxvvva  Ovyyvci^rjv  8%ol  xov  diy.rvov. 
XOPOT 
6  1]'  xavxa  ^Iv  TCQog  dvÖQog  töx^  ävovxog  ig  0cox)]OLav. 
dlV  Enaye  xi]v  yvu&ov.  370 

^lAOKAEßN. 
öiaxixQaxxttc  xovxö  y'.    dkXd  ^y]  ßodxe  (.irjda^cSg, 
dkku  XYiQcö^Eöd'^  öxcog  ^rj  BösXvxlscov  cdö^r^GaxuL. 
XOPOT 
6  O''  iit]div,  a  xdv,  de'dt&i,  ^rjdsv 
cög  iyco  xovxov  y',  iccv  yQV- 
^ij  XL,  Tcoitjoio  öaxsLV  xrjv 

xagöCav  xal  xov  tisqI  ipv-  375 

%rjg  öqÖ^ov  dga^stv,  iv'  aid^ 
ju»)  Ttaxetv  xd 
xcdv  d'acctv  xprj<pLö^axa. 
6  L    dkV   s^dil'ag  öicc  xrjg  ^vQtdog  x6  YMläÖLOv  eixa  xa&ifia 
dtjöag    öavxov    xal    xt]v    ipvxrjv    a^7ikyj()d[i6vog    ^lo- 

nsL&ovg.  380 


—    25    — 

*IAOKAEßN. 
ays  vvv,  rjv  aiöd'o^sva  tovtö  i,r]tr]r6v  f.i'  iöxccla^äöd'cct 
xdi'aöJtaötöv  noieiv  ei'Coj,  xi  Ttoirjasrs;   cpQci^sre  vvvC. 

xoroT 
6  ui   uuvvov^ev  öoirov  nQtvcödiq  d^vfiov  aicavt'  ixxaleöavrsg, 
G)Gt'  ov  dvvatöv  a'  ei'gysLV  söraf  rd  roiavta  Ttoirjöo- 

fisv  Yi^sig. 
^lAOKAEÜN. 
dgdöa   xoCvvv  v^tv   nCcvvoi  •    xul    iiav^favst  '    j]v  n 

Ttdd^a    yd,  '       385 

dve^övreg    xal    xataxXavOavreg   ^sivaC   ft'    vno   xolöi 

ÖQVcpdxxocg. 
XOPOT 
6  iß'  ovdev  tcbCösl-  ^rjdlv  dEiörig.    dXX\  d  ßskxiöxs,  xa&isL 
öavxbv  d-aQQäv  xaTisv^d^svog  xoiGl  TcaxQaoiOL  d-eoiöiv. 

<1>IAOKAEON. 
G>   Avxs   dsöTtoxa^   ysCxcov   iJQCog'    öv  ydQ  oIotisq   eyco 

xsxdQYjöca, 
xotg   daxQvoiöLV    xdv    q)Evy6vrcciv    dsl    xal    xotg  oXo- 

(pvQ^otg  •  390 

axrjöag  ynvv  ircLxrjdsg  idv  ivxavd-\  tva  xavx^  dxoodo, 
xdßovkr'id-rjg  ^övog  i^Qacov  nagd  xov  xXdovxa  xad-fjöTd'ai. 
iksrjöov  xcd  6d6ov  vvvl  xov  Gavxov  TcXriGi6%(J0Q0v 
xov    ^jj    Tcoxe    öov    TtuQa    xdg    xdvvag    ovQijöa    ^rjd' 

dnonaQda.  394 

XOPOT 
6  ly    elni  ^oi ,  xC  yiihXoynv  xivstv  ixfivrjv  xi^v  xoXijv,     403 

ijvjieg,  ^vix'  dv  xi-g  rjuwv  ogyLöt]  xtjv  6(pr]xidv', 
6  LÖ'  vvv  ixelvo  vvv  ixilvo  405 

xov^vd'v^ov ,  oy  xokat,6- 

fiead-a^  xevxQOv  ivxsxax'  o^v. 
6  IE    dkXd  d-ataäxLa  ßalovxsg  dg  xdxiöxcc,  naidCa, 

^etxE  xal  ßodxe,  xal  Kksojvi  xavx'  dyyslXexs , 

xal  xeXsvex'  avxov  rjxsiv  410 

403  —  429  =  -| •487 


—     26     — 

cog  ETt'  avöga  ulGotcoXiv 

övrtc  xaTiolovfitvov , 

otjTtg  rövde  köyov  SLöcpsQSC, 

BAEATKAEßN. 
coyad-ot,  xö  ngäy^'  dxov6ar%  dXXä  iirj  xsxQdyats 
vrj    z/fc"    ig    xov    ovquvov    y\    (6g   rövö^    iya    ov    (le- 

d^rjcjo^aL.         '  416 

XOPOT 
(j  ig'  ravra  dijr'  ov  dsivä  xal  rvQavvCg  löriv  iiKpavqq-, 
(6  Ttoh  xal  &£(6qov  O'soüsx&Qlcc, 
xsl  Ttg  dkXog  TtQOSörrjxev  viköv  xöXa^. 

SAN0IAS. 
'HQdxXsLg,    xal    xs'vtq'    syovöiv.      ov^    OQag,    o    di- 

öTtora ;  420 

BAEATKAEÜN. 
olg  y'  äiKÖktaav  QlXltitiov  iv  dCxt]  xov  rogyCov. 
XOPOT 
6  i^  xal  GS  y'  avxotg  i^oXov^sv  dXX    änag  inCiSXQetpe 
dsvQO  xd^eiQag  xö  xivxQOv  £lx'  in'  avrov  leöo, 
^vOxaXsCg^  Evxaxxog,  OQyrjg  xal  ^ivovg  i^TtXrjusvog, 
(6g  av  ev  sidi^  x6  XoLTtov  ö^fjvog  olov  SgyLöev.       425 

EAXGIAS. 

xovxo  fievxoL  öetvov  ijdtj  vj}  z/t',  si  ^axov^sd^a' 

(6g  eyojy'  avxcov  oqcöv  dedoixa  xdg  iyxevxQi'dag. 

XOPOT 

o  17]'  dkX  d(f)LSi  xov  dvÖQ' '  £1  de  [irj,  <PV^'  iyf^ 

xdg  %£X(övag  [laxaQLStv  os  xov  öig^axog. 

*IAOKAE.QN. 
sid  VW,  a  ^vvöiX(((ixaL,  öcprjxsg  o^vxdgdLOL,  430 

OL   ^6V    ig    xov    TIQGJXXOV    (CVxäv  £L(}7lix£Ö&'    COQyiG^SVOl, 

oC  de  x(6cp&aX^(6  xvxX(p  xevxetxa  xal  xovg  öaxxvXovg. 

BAEATKAEiiN. 
a  MC8a  xal  Ogv^  ßorj&si,  dsvgo  xal  Maövvxia, 

xal  Xdßsöd'E  xovxovl  xal  /itr}  fisd^ijöd-s  ^yjdevt' 


—     27     — 

£i  Ö6  ^tj ,  'v  7csöc(LS  nuxBiccig  ovdhv  dgiörrjasts.       435 
0)9  f'ycj  TtolXäv  dxovöag  oldcc  d^QLCJV  xov  ipocpov. 

KOPr'I>AIOS. 
el  de  ^rj  rovrov  ^sd^rJGeig,  sv  xC  öot  Tiayijöetat. 

*IAOKAE<iN. 
ö  KexQoip  ^QC3g  öiva%,  rä  ngog  nodäv  ^jQaxovtLdr], 
:iSQLOQäg  ovrco  [i'  vn'  cIvöqcov  ßccQßaQCov  %blqov^svov^ 
ovg  eya'  dida^a  xXdsiv  tszxuq'  ig  ri]V  xoCvLy.a\       440 

KOPT<I>AIOS. 
aixa  ö)]x'  ov  nöXk^  sveaxt  dsivd  xa  yyJQcc  xaxd; 
drikcidij-  xal  vvv  ye  xovxco  xov  nakcaov  de67t6xy]v 
TiQog  ßiav  i^LQOVöLV ,  ovdhv  TbJv  ndkai   (isfivrj^svoi 
ÖKpd'SQCüv  xdu,(o^Ldav,  dg  ovrog  avxotg  ijjXTiöla, 
xal  xvväg,  xal  TOt)g  noöag  yei^cövog  ovxog  dcpslsi,     445 
aöxs  ^Yj  Qiyäv  exdöxox  •  dXkd  xovxoig  7'  ovx  svt 
ovo'  SV  6(f&ciX^otOLV  aidcog  xäv  nuXuiäv  i^ßddcov. 

^MAOKAE.QN. 
ovx  dcprJGSLg  ovde  vvvC  ft',  oi  xdxtöxov  d'rjQtov; 
ovo'  dvafivtjöd'elg  ö'O"'  svqcov  xovg  /Sorpi^g  xXinxovxd  GS 
TiQOGayayav  TCQog  xr^v  iXdav  i^idscQ  sv  xdvögixcSg,  450 
cÜGxe  G£  ^rjlaxov  slvai,  Gv  ö'  dxuQiGxog  i^G^'  dga. 
ukV  dveg  fis  xal  Gv  xal  Gv,  tvqIv  xov  vlov  ixöga^elv. 

K0PT<I>Ar02. 
dkXd  xovxcov  ^sv  xd-x'  ri^lv  öojgsxov  xali^v  öuxrjv, 
ovxsx'  ig  naxgdv,  tv'  sidfjd''  oiog  tGx'  dvdgcöv  xQÖnog 
o^vd-v^av  xal  dixaCtiv  xal  ßXsnovxcov  xagöaua. 

BAKATKAEfiX. 
TtatE  nat\  co  ^av^Ca,  xovg  Gtprjxag  dnb  r^g  oixtag.      456 

AAN0IAS. 
dkXd  ÖQ(3  xovx\ 

HAEATKAE^iN. 
äXld  xal  GV  xvcpe  nokXa  xä  xanva. 
ovyl  GovGd-\  ovx  ig  xogaxag;  ovx  aTtixs;  Tcats  rä  ^vXa. 
xal  Gv  TtQoG&elg  AIgxCvi]v  svxv(pa  xov  I^eXkaQxCov. 

3AN0IA2. 
«(>'  i^ikkoiLtv  7io9'  vfiäg  aTioGoßrJGsiv  x<ß  X9^^^- 


—    28    — 

lUEATKAEiJN. 
dlXä  ftß  z//'  ov  Qccdicog  orrcjg  äv  avrovg  Süfpvysg,  461 
£t;r£()  stv%ov  rcov  ^slojv  röiv  0iloxXsovg  ßsßQoxoreg. 

XOPOT 
6  iO-' 

6  x'  aga  drjr'  ovx  avra  drjla 
rntg  TisvrjGLV,  rj  rvQavvlg 

ag  Xäd-Qo.  y    hlä\x,ßav    VTCiovöd  ^s;  465 

6  xa    £1  0v  y\  a  Ttova  Tcovrjgs  xal  xo(i,TjTa^vvia, 

räv  vö^av  rj^äg  dusCQyEig  ojv  s9-r]xsv  jj  noXig, 

ovts  XLv    exav  ngöcpaöiv 

ovte  Xoyov  evtQccTislov, 

avtog  aQxav  ^övog.  470 

baeatkak^n. 
£<>0''  OTtag  dvsv  ficix^S  ^^^  '^^iS  xaro^Etag  ßo^g 
eg  köyovg  eXQ-ot^sv  dXlyjXoLöL  xal   Öiukkaydg; 

XOPOT 
6  xß'  6oi  Xoyovg,  a  fiL(}6ör]us  xal  ^ovuQxiccg  igaörd, 

xal  ^vvav  BgaaCöa,  xal  (poQäv  xQuOTtsda  475 

örsfiiidrav,  rtjv  -S-'  V7trjvi]v  dxovQOv  tQEcpcyv; 

BAEATKAEÜN. 
v?J  z/t"  rj  ^01  XQstrrov  ixörrjvaL  t6  nagditav  xov  naxQog 
yiäXlov  7]  xaxoig  Tooovroig  vavaaxsiv  oorjusQccL. 

XOPOT 
6  xy'  ovds  ftj)v  ovo'  iv  GsXtva  aovötlv  ot'd'  iv  Ttrjydva'    480 
Tovro  yuQ  naQe^ßuXovfisv  rcov  rgiiotvCxav  eticöv. 
dXld  vvv  ^ev  ovdav  dXyEtg,  dXX'  orav  ^vvijyogog 
xccvxd  xavxd  öov  xaxavxX^  ^vvco^öxag  xaXfj. 

BAEATKAEßN. 
dg    dv,  CO  TCQog  xcSv  &£c5v,    tj^ieig  aTiaXXax^Etxs  /ttou; 
■i]  ÖsdoxxaC  öot  degsöd-ai  xal  degsiv  di    rj^ägag.        485 

XOI'OT 
u  xd'  uvÖETCOxe  y\  ov^^^  £cog  dv  xi  ^lov  Xoinbv  fj, 
öoxtg  rj^cov  inl  xvgavvCd'  ad'     öxdXrjg. 


-    29    — 

Schliesslich  stellen  wir  die  Gesetze  zusammen,  welche 
sich  aus  unserer  obigen  Darstellung-  ergeben  und  welche,  wie 
wir  weiterhin  erkennen  werden,  vom  Dichter  bei  Anwendung 
des  chorischen  Solovortrages    stets  beobachtet   worden  sind. 

1.  In  den  einzelnen,  durch  den  Wechsel  des  Metrums 
von  einander  gesonderten  Gliedern  der  betreffenden  Chor- 
partien gelangen  die  einzelnen  Glieder  des  Chors,  in  der 
einen  Komödie  die  GtoTiol,  in  der  andern  die  i^vyd  zum 
sprechen  oder  singen,  sodass,  wenn  einmal  in  dem  ersten 
metrischen  Abschnitte  6  Choreuten  gefunden  wurden,  die 
gleiche  Zahl  sich  in  den  folgenden  Abschnitten  wieder- 
findet, wenn  dagegen  4  einzelne  Chorpersonen  sich  ergaben, 
alsdann  diese  Zahl  fest  und  durchgehend  ist.  Hieraus 
ziehen  wir  einen  doppelten  Nutzen.  Einmal  erfahren  wir 
hierdurch  die  Aufstellung  des  Chors  zaru  6TOL%ovg  oder 
xuxu  i,vyä,  und  ferner  gewinnen  wir  für  die  praktische 
Ausführung  der  Vertheilung  den  sichern  Anhalt  und  die 
rücksichtslose  Controle,  welche  nur  die  Zahl  und  die  Be- 
rechnung zu  bieten  im  Stande  ist. 

2.  In  den  antistrophischen  Chorliedern  tritt  an  den- 
selben Versstellen  in  Strophe  und  Antistrophe  Personen- 
wechsel ein,  wenn  der  Chor  für  sich  allein  singt,  nicht  an 
denselben  Stellen,  wenn  andere  Personen  dazwischen 
einreden.  In  beiden  Fällen  aber,  auch  im  zweiten,  ist 
die  Anzahl  der  in  Strophe  und  Antistrophe  auftretenden 
Choreuten  dieselbe,  welche  Zahl  bald  ein  ganzes  Chorglied 
in  der  Strophe  und  ein  ganzes  in  der  Antistrophe,  bald  in 
der  Strophe  das  erste  halbe  und  in  der  Antistrophe  das 
andere  halbe  Chorglied  umfasst. 

3.  Für  die  epeisodischen  Dialogpartien,  in  denen 
ßühnenpersonen  mit  dem  Chore  sich  unterreden,  gilt 
natürlich  ebenfalls  1,  nur  mit  der  Modifikation,  dass  mit- 
unter nicht  antistrophische  oder  nicht  einander  respon- 
dirende  Abschnitte  nicht  blos  ein  Chorglicd,  sondern  zwei 
oder  drei  enthalten.  Entsprechen  sich  die  Abschnitte,  so 
tritt  bald  an  denselben  Stellen  in  System  und  Antisystem 


—    30    - 

der  Wechsel   der  Rede   zwischen  Orchestra  und  Bühne  ein, 
bald  an  verschiedenen. 

4.  Der  Chorführer  wird  wie  in  der  Tragödie  bei  ver- 
einzelten Chorkommata  ohne  Entsprechung  bisweilen,  wenn 
auch  nicht  eben  häufig,  ausser  der  Reihe  verwandt. 


11. 

Der  Chor  in  den  Acharnern  Vs.  204  —  .346. 

Ein  schlagendes  Beispiel  für  die  Verwendung  der  Reihe 
nach  sprechender  Choreuten  bei  Aristophanes  liefert  auch 
der  Acharnerchor  204 — .340,  indem  sich  hier  die  Verthei- 
lung  der  Chorpartien  unter  die  24  Personen  des  Chors  mit 
grösster  Leichtigkeit  und  völlig  gesetzmässig  ergibt. 

Auch  in  der  eben  bezeichneten  Stelle  nämlich  finden 
wir  diejenigen  Erscheinungen,  welche  als  Indicien  dafür 
gelten  müssen,  dass  nicht  der  vollstimmige  Chor  sondern 
die  einzelnen  Bestandtheile  desselben  zum  Vortrage  gelangten. 
Diese  Indicien  sind  zunächst  in  dem  Stück  204  —  240  Auf- 
forderungen und  Fragen  (resp.  Antworten)  eines  Choreuten 
an  die  übrigen.  Hierher  gehören  die  Anreden  und  Befehle, 
die  der  Chor  an  sich  selbs't  richtet  und  zwar  mit  ^äg, 
welche  zum  mindesten  weit  weniger  passend  im  Munde 
aller  als  einzelner  Chorpersonen  sind,  wie 

Vs.  204  rfjöa  jtäg  e'jtov,  öCaxs  —  Tivv^dvov, 

Vs.  238  6lya  neig, 

Vs.  239  dkka  ösvqo  -näg  ixTtoöäv. 
Eine  Frage  eines  Acharners   an  seine  Stammgenossen  lesen 
wir  Vs.  206  ff. 

dXkd  ^OL  tirjvvöare, 

ei'  Ttg  oi(3'  o;rot  xitQanxca  yrjg  6  rag  üTtovÖdg  (pigav, 
wozu  Albert  Müller  richtig  bemerkt:  ,,His  verhis  chorus  se 
ipsum  alloquitiir,  non  speclatores.^'  Eigenthümlich  ist  die 
Polemik  Woldemar  Ribbecks  hiergegen  in  der  Recension 
der  ^Müllerschen  Ausgabe  (Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  87  S.  746): 
„Wie  soll  aber  der  Chor  von  sich  selbst  verlangen  ihm  den 


—    31     - 

Amphitheos  nachzuweisen;  da  ja  alle  seine  Mitglieder,  seit 
sie  jenen  verfolgen,  immer  zusammengeblieben  sind,  sodass 
kein  einzelner  etwas  anderes  wissen  kann  als  der  ganze 
Chor?  Speciell  an  die  Zuschauer  sind  die  Worte  allerdings 
auch  nicht  gerichtet,  sondern  an  alle  Leute,  die  da  hören 
können,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  sie  sich  im  Theater  be- 
finden oder  nicht"  u.  s.  w.  Woher  weiss  denn  Ribbeck  so 
genau,  dass  alle  Acharner  vereint  die  Verfolgung  des  Am- 
phitheos betrieben,  und  nicht  die  einen  hier,  die  andern  dort 
ihn  gesucht  haben?  Hier  erscheint  der  Chor  zum  ersten  Mal 
auf  der  Bühne;  seine  Verfolgimg  vorher  liegt  ausserhalb 
der  Darstellung  unseres  Stückes,  und  der  Bericht  des  Am- 
phitheos von  der  Verfolgung  (178 — 185)  enthält  keine  An- 
deutung über  die  Art  und  Weise  derselben.  Wir  sind 
demnach,  um  die  vorliegende  Frage  zu  entscheiden,  einzig 
auf  die  Aussprüche  des  Chors  bei  seinem  jetzt  erfolgenden 
Auftreten  gewiesen ;  und  da  möchte  man  aus  Aeussei'ungen 
wie  der  schon  citirten  rrjds  jtäg  stiov  vielmehr  geneigt  sein 
zu  schliessen,  dass  erst  durch  dies  CommandoAvort  eine  Ver- 
einigung der  zerstreuten  Verfolger  auf  einen  Platz  stattfinde. 
Aber  hiervon  abgesehen,  wer  könnte  sich  bei  einer  solchen 
Frage  an  Alle  und  Niemand,  wie  sie  Ribbeck  annimmt,  be- 
ruhigen? Hat  es  doch  Ribbeck  selbst  nicht  gekonnt,  der 
schon  nach  wenigen  Monaten  seine  Ansicht  änderte  und 
diese  Frage  des  Chors  nach  dem  Aufenthaltsorte  des  Am- 
phitheos in  seiner  Ausgabe  der  Ach.  als  an  die  Zuschauer 
gerichtet  erklärte.  Denn  dies  kann  doch  nur  seine  Meinung 
sein,  wenn  er  zu  unserer  Stelle  Vs.  20  des  Fri,  anführt: 

v^av  ÖS  y'  €i  ttq  oid\  i^ol  xarsiTtcctco, 
mit  welchen  Worten  der  dort  sprechende  oCxhrjg  sich  fragend 
an  die  Zuschauer  wendet.  Allein  an  letzterm  Orte  ist  diese 
Wendung  an  das  d^savQOv  und  die  Abwendung  vom  Mit- 
spieler drastisch  durch  jenes  v^c5v  bezeichnet:  nicht  so  in 
den  Acharnern.  Sodann  ist  ein  unwiderleglicher  Beweis 
dafür,  dass  hier  ein  Acharner  den  andern  nach  dem  Resultat 
seiner  Verfolgung  befragt,  der  Umstand,  dass  auf  die  Frage : 


-     32     — 

dXXä  iLOi  firjvvGare, 
fl'  rig  oid^  otiol  xtTQUTixui  yrjg  6  tag  Gnovöag  (ptQCOv; 
im     folgenden    Verse     eine    förmliche    negirende     Antwort 
erfolgt : 

ixTtscpevy,  oi'%&tai  cpQovdog. 
Ich   habe   daher  nicht  angestanden  hinter  (pigav  ein  Frage- 
zeichen  zu  setzen  und  stehe  nicht  an  mit  Vs.  210  Wechsel 
der  Person  anzunehmen. 

Ich  wende  mich  zu  einem  andern  Indiz,  den  Wieder- 
holungen. Vier  Hauptgedanken  sind  es,  welche  die  genannten 
Verse  enthalten,  und  diese  kehren  mehr  oder  minder  variirt 
so  oft  wieder,  dass  dieselben  Gedanken  nicht  von- ein  und 
denselben  Personen  immer  wiederholt  worden  sein  können. 
Diese  Gedanken  sind  folgende: 

1.  Amphitheos  ist  entflohen,     otiaxai  210.     oI'xstul  221. 

2.  Man  verfolge  ihn  daher.  Ölcoxs  204.  diaxtiog  221. 
Ö£i  ^tjtstv  —  xal  ötaxiLv  2o3  f. 

3.  Wenn  uns  diese  Verfolgung  auch  wegen  unsers  Alters 
schwer  wird.  oL'fioi,  rdXag  rav  ircSv  räv  ifidv  xtA.  210  ff. 
vvv  d'  ineiöi^  Gteqqov  7Jdr]  rov^ov  dvnxvrj^iov  xxX.  219  ff. 
Hier  erhält  auch  das  xal  nakaia  yiaxganLÖr]  xö  öxikog 
ßuQvvexai  durch  unsere  Annahme  eines  Personenwechsels 
bei  Vs.  219  eine  bessere  Beziehung  als  bisher,  indem  nun 
damit  der  gerade  sprechende  Choreut  seinen  Vorredner  be- 
zeichnet, welcher  soeben  über  sein  Alter  und  die  Abnahme 
seiner  Schenkelgeschwindigkeit  geklagt  hat. 

4.  Aber  Amphitheos  hat  zu  schlecht  am  Staat  und  uns 
gehandelt.  Vgl.  205  f.  221  f.  22b  ff  Sollten  diese  Wieder- 
holungen an  sich  unbedeutend  erscheinen,  so  werden  sie  es 
gewiss  nicht,  wenn  man  die  Kürze  des  Abschnittes  in  Er- 
wägung zieht,  in  dem  sie  sich  finden. 

Dazu  kommt  ferner  der  Wechsel  des  Metrums.  Es  ist 
eine  treffende  Bemerkung  von  Westphal  Griech.  Metr.  II- 
S.  850  f.,  dass  die  Abwechselung  zwischen  den  trochäischen 
und  päonischen  Tacten,  welche  uns  hier  begegnet,  auch 
einen  Wechsel  in  der  Stimmung  der  sprechenden  abspiegele 


—    3B    — 

und  ausdrücke.  Diesen  in  regelmässigen  Absätzen  wieder- 
kehrenden Umschlag  der  Stimmung,  diesen  Uebergang  von 
ruhigerer  Bewegung  (Trochäen)  zu  leidenschaftlicher  Heftig- 
keit (Päonen)  und  dann  wieder  zu  gi-össerer  Ruhe  werden 
wir  wenig  angemessen  bei  ein  und  denselben  Personen  wieder 
und  wieder  eintreten  lassen;  vielmehr  werden  wir  für  den 
verschiedenen  Ausdruck  des  Gefühls  auch  verschiedene  Ur- 
heber desselben  d.  h.  verschiedene  Sprecher  annehmen  müssen. 
Und  um  wie  viel  lebhafter,  um  wie  viel  natürlicher  wird 
die  ScenC;  wenn  wir  jeden  einzelnen  je  nach  seiner  Gemüths- 
bewegung  seinen  Zorn,  seinen  Schmerz  aussprechen  lassen! 
Zugleich  gewinnen  wir  einen  sichern  Anhalt  für  die  Stellen, 
an  denen  wir  Personenwechsel  anzusetzen  haben:  mit  dem 
Wechsel  des  Metrums  geht  der  Wechsel  der  Person  Hand 
in  Hand. 

Dieselben  Kategorien  von  Indicien  für  einzelne  Choreuten 
treffen  wir  in  dem  zweiten  Stück  280  —  346  an.  Ich  will 
sie  daher  in  gleicher  Reihenfolge  wie  beim  ersten  Stück 
aufführen,  Ist  es  wohl  glaublich,  dass  alle  Chorpersonen 
einstimmig  sich  selber  auffordern  Vs.  281 

ßdXks  ßäkXs  ßdkXs  ßäXXa, 
dass  darauf  alle  den  bedrohten  Dikaeopolis  —  nicht  werfen, 
sondern  alle  insgesammt  ihre  Aufforderung  halb  fragend  halb 
befehlend  wiederholen  Vs.  283 

ov  ßaXatg,  ov  ßaketg  — ? 
Dazu  kommt  eine  andere  Aufforderung  Vs.  282 

Tiate  7t äg  xov  fiiagov, 
wie  Bergk  und  Meineke  den  Vers  wohl  mit  Recht  lesen. 
Mir  scheint  es  wenigstens  weitaus  wahrscheinlicher,  dass 
verschiedene  Mitgheder  des  Chors  diese  wiederholten  Er- 
munterungen zu  werfen  und  zu  schlagen  gesprochen  haben. 
So  gelangen  wir  zur  Betrachtung  weiterer  Wiederholungen. 
Der  Dialog  zwischen  dem  Chor  und  Dikaeopolis,  welcher 
sich  hier  entspinnt,  schreitet  äusserst  langsam  vorwärts,  weil 
in  der  grössern  Hälfte  dieses  Abschnittes  bis  Vs.  325  fort- 
während dieselben  Gedanken  von  den  Choreuten  wiederholt 

Abkou>t,  Chorpart,  b.  Arigtoph.  3 


-    34    - 

werden.     Wir  finden  diese  Gedanken  zusammen  von  einem 

Choreuten  ausgesprochen  Vs.  302  f. 

oov  d'  iyco  loyovg  Xiyovtog  ovx  dxov(jO(iaL  fiaxQovg, 
öözig  iöTtSLöG)  Jdxcoöiv,  ccXlcc  tc^cjQrjöofiaL. 

Es  sind  also  folgende  drei :  1.  Wir  wollen  dich  nicht  hören. 

2.  Denn    du    hast    mit   den  Lakonern   Frieden   geschlossen. 

3.  Darum  werden  wir  dich  bestrafen.  Sonst  sehen  wir  diese 
Aussprüche  nicht  vereint  sondern  im  ganzen  Dialog  zerstreut 
und  auf  die  verschiedentlichste  Weise  combinirt;  aber  immer 
sind  es  jene  drei  Hauptgedanken,  die  wir  lesen: 

1.  Wir  wollen  dich  nicht  hören.  0ov  y  dxovöcafisv;  295. 
ovx  dvaG%Tq6oyiai'  [irjde  liye  fiot  6v  Xöyov  297.  öov  d'  iya 
2.6yovs  Xiyovxoq  ovx  dxovöoiiai  ^axQOvg  302.  ovx  dxovGÖ- 
^£6&a  drjra  323.  £^oXot(ir]v,  rjv  dxovöa  324.  Deragemäss 
ist  denn  auch  Dikaeopolis  genöthigt  unaufhörlich  um  Gehör 
zu  bitten.     Vgl.  Vs.  292.  296.  306.  322. 

2.  Denn  du  hast  mit  den  Lakonern  Frieden  geschlossen. 
67t£L0dfi£vog  291.     iöTCSLöa  304.     iöTtSLöa  307. 

3.  Darum  gehen  wir  dir  zu  Leibe  und  werden  dich 
bestrafen,  ös  ^sv  ovv  xatakevöo^sv  285.  aTtolet'  xaxd  ös 
Xcoöo^sv  rotg  Xi^otg  295.  dXXd  rt^coQijöoaat  304.  eir  iyä 
60V  (p£L(}0(iai,;  312.  Tt  (psLÖo^eöd^a  tcov  Xcd'av,  319.  cog 
t£&vi]ia)v  l'öd^L  vvvC  325. 

Der  Wechsel  des  Metrums  trifft  hier  in  den  Strophen 
284  —  301  =  335—346  offenkundig  mit  dem  Wechsel  der 
Person  zusammen :  die  aufgeregten  Kretiker  des  Chors  wer- 
den durch  ruhigere  Trochäen  des  Dikaeopolis  unterbrochen. 
Nur  an  einer  Stelle  bei  Vs.  302  tritt  der  Umschlag  in  der 
Stimmung  mitten  im  Chorgesang  ein,  an  einer  Stelle,  wo 
nicht  nur  eben  dieser  wechselnde  Tact  sondern  auch  der 
Gedanke,  die  Wiederholung  desselben  Gedankens  in  einem 
Athemzuge  (299  =  302)  deutlich  genug  für  den  Eintritt  einer 
neuen  Person  mit  Vs.  302  spricht.  Mit  der  Annahme  ver- 
schiedener Sprecher  an  dieser  Stelle  schAvinden  auch  die 
von  Brambach  Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  XXI  S.  151  ge- 
äusserten Bedenken.  —  Dieser  ganze  Disput  des  Chors  mit 


-    35    - 

Dikaeopolis  trägt  den  Stempel  höchster  Aufregung  an  der 
Stirn.  Ich  kann  es  aber  nur  für  matt  halten,  wenn  der 
vollstimmige  Chor  wie  eine  Person,  oder  der  Chorführer 
allein,  wie  manche  Uebersetzer  angenommen  haben,  ihn  mit 
dem  Schauspieler  führen  sollte.  Es  entspricht  einzig  der 
Lebendigkeit  dieser  Scene,  dass  jeder  der  alten  Kohlen- 
brenner einzeln  und  für  sich  seiner  Leidenschaft  Luft  mache 
und  dem  verhassten  Gegner  seine  Meinung  sage. 

Nachdem  ich  nachgewiesen  zu  haben  glaube,  dass  die 
Vertheilung  der  Chorgesänge  an  die  einzelnen  Choreuten 
durchaus  geboten  sei,  gehe  ich  zu  der  Vertheilung  selbst 
über.  Sie  ergibt  ohne  alle  Künstelei  ein  arithmetisches  Ver- 
hältniss  der  Chorkommata  zur  Zahl  der  Personen  im  komi- 
schen Chor  und  bestätigt  somit  ihrerseits  die  Richtigkeit 
unserer  bisherigen  Behauptungen.  Betrachten  wir  in  dieser 
Beziehung  zuvörderst  das  soeben  behandelte  Stück  280 — 346. 
Die  strophische  Composition  desselben  ist  der  Art,  dass  auf 
eine  Proodos  von  2  trochäischen  und  2  kretischen  Dimetern 
(280  —  283)  eine  kretisch  -  trochäische  Strophe  (284—301) 
folgt,  deren  Antistrophe  wir  335 — 346  lesen;  zwischen  den 
beiden  Strophen  liegt  ein  mesodischer  Theil  aus  32  trochäi- 
schen Tetrametern,  Um  nun  vom  unzweifelhaften  aus- 
zugehen, so  haben  wir  4  Chorkommata  und  demgemäss  4 
Choreuten  in  der  Strophe 

Vs.  285.  287.  295.  297, 
desgleichen  4  Choreuten  in  der  Antistrophe 

Vs.  336.  338.  342.  344, 
sodass   an    den  gleichen  Versstellen   der   Wechsel   zwischen 
Chor  und  Dikaeopolis   in  Strophe  und  Antistrophe  statthat. 
Ebenso    bieten    die    4    in    sich    abgeschlossenen    Verse    des 
proodischen  Theiles  4  andere  Choreuten 

Vs.  280.  281.  282.  283. 
Diese    sich    durchgängig    gleichbleibende    Zahl    der    Chor- 
personen   in   den   einzelnen  Abschnitten  kann  nicht  zufällig 
sein:   sie  beruht  vielmehr  auf  der  Aufstellung  des  Acharner- 
chors.     Dass   dieselbe   xara  ^vyä  gewesen   sei,   können  wir 

3* 


—    36    — 

aus  der  regelmässig  wiederkehrenden  Vierzahl  mit  Sicherheit 
entnehmen.  Auch  hier  sehen  wir  also  bestätigt,  was  wir  in 
den  Wespen  als  oberstes  Gesetz  vom  Dichter  beobachtet 
fanden,  nämlich  dass  in  den  einzelnen  durch  das  Metrum 
von  einander  gesonderten  Gliedern  des  Chorgesangs  die 
einzelnen  Glieder  des  Chors,  mögen  sie  nun  ^vyä  oder 
axotxoL  sein,  zum  sprechen  oder  singen  kommen.  Doch  ist 
es,  wie  wir  schon  dort  bemerkten  und  bei  der  vorliegenden 
Mesodos  alsbald  sehen  werden,  nicht  nöthig,  dass  jeder 
metrische  Abschnitt  nur  je  eine  Choreutenreihe  umfasse; 
vielmehr  kann  ein  solcher  Abschnitt,  wenn  er  von  grösserer 
Länge  ist,  auch  mehrere  {x^yd  oder  atotxot  enthalten,  nur 
miiss  die  in  ihm  vorgefundene  Choreutenzahl  immer  eine 
Theilung  durch  4  oder  6  zulassen. 

Bis  jetzt  fanden  wir  3  t,vyd  oder  einen  Halbchor:  die 
andere  Hälfte  des  Chors  werden  wir  in  der  Mesodos  zu 
suchen  haben.  In  dieser  haben  wir,  sowie  sie  jetzt  ge- 
wöhnlich gelesen  wird,  an  folgenden  Stellen  je  einen  Choreuten 

Vs.  302.  307.  311.  315. 
319.  323.  324. 
325.  328.  333.  334, 

d.  h.  11  Chorpersonen.  Es  fehlt  eine  und  zwar,  wie  in 
meiner  Uebersicht  angedeutet  ist,  im  mittleren  t^vyöv.  Bei 
Vs.  324  ist  nämlich  ohne  Zweifel  ein  Fehler  in  der  übei'- 
lieferten  Personenfolge.  Darüber  sind  die  neueren  Erklärer 
der  Ach.  (Hamaker,  Meineke,  Ribbeck)  einig,  nur  über  die 
Art  der  Heilung  schwankt  man  und  hat  sie,  wie  ich  glaube, 
auf  falschem  Wege  gesucht.  Hamaker  (Mnemos.  Bd.  II 
S.  14)  bemerkte  zuerst,  dass  es  ein  Unsinn  ist,  wenn  Di- 
kaeopolis  auf  die  Worte  des  Chors  i^oXoi^r^v,  -^v  dxovöa 
in  der  Vulgate  antwortet  ^yjda^cog,  coxaQvixot.  Das  iiijda^cjg 
hat  nichts  im  vorhergehenden,  worauf  es  sich  im  Munde 
des  Dikaeopolis  beziehen  könnte  oder,  wie  Hamaker  sich 
ausdrückt  „^rjda^cog,  cixagviKol  kan  slechts  volgen  op  eene 
bedreiging,  welke  in  e^oXot^yjv,  ijv  dxovGuj  niet  ligt."     Daher 


—     37     - 

greift  Ilaruaker  zu  dem  ]\Iittel  der  Versumstellung  und  ordnet 
die  Verse  324 — 327  auf  folgende  Weise: 

XOP.  i^olot^i]v,  rjv  dxovOco.  zJIK.  drj^o^^  «p    v^äg  ayä. 

326  avxaicouxBvä  yccQ  v[itv  xäv  (pCXcov  tovg  (piXrdxovg. 
XOP.  (6s  xsd'vrj^GJi'  [G&t  vvvi.  AIK.  ^rjda^cosy  a%ciQVLXoC. 

327  üjg  Bx^o  y    v^av  o^irjgovg,  ovg  ccTCOöcpd^co  Xaßcjv. 

Allein  bei  dieser  Anordnung  fällt  auf,  dass,  nachdem  Dikaeo- 
polis  bereits  mit  Mord  gedroht  hat,  der  Chor  nichtsdesto- 
weniger in  seinen  Drohungen  noch  fortfährt,  was  der  Dichter, 
-wie  wir  sehen,  vermieden  hat  und  gewiss  nicht  ohne  Ab- 
sicht vermieden  hat.  Derselbe  Uebelstand  bleibt  bei  einer 
andern  Stellung  der  Verse,  die  Hamaker  versucht  hat,  in- 
dem er  den  vierten  Vers  mit  dem  zweiten  vertauscht:  immer 
begreift  man  nicht,  warum  der  Chor  erst  bei  der  zweiten 
Drohung  des  Dikaeopolis,  die  mit  der  ersten  ziemlich  auf 
eins  hinausläuft,  bedenklich  Avird.  Zudem  ist  jene  Um- 
stellung keineswegs  eine  leichte.  AVoher  auch  Meineke,  die 
Wahrscheinlichkeit  eines  Verderbnisses  zugebend,  doch  zu 
llamakers  Vorschlag  bemerkt  in  seiner  Ausgabe  Adn,  crit. 
S.  LX:  „Ouae  quamvis  probabüia  sint,  miUare  tarnen  aliquid 
ncAui ,  praesertim  cum  etiam  alia  via  iniri  possit."  Leider  hat 
sich  Äleineke  weder  hier  noch  in  seinen  Vindic.  Arist.  über 
diese  via  erklärt.  Dagegen  betrat  Ribbeck  (Ausg.  S.  213) 
einen  andern  Weg  der  Versumstellung,  indem  er  die  beiden 
ersten  Hälften  von  Vs.  324  und  325  verstellte  und  mit- 
hin so  las: 

XOP.  cog  xad^vrj^cov  i'6&L  vvvC.  ^IK.  (ir}da^c5g,  cöxciQvtxoi. 
XOP.  i^oloifiTjv,  ijv  äxovöco.  ^IK.  drj^o^'  ccq    xxX. 

Das  ist  allerdings  leichter  und  einfacher,  empfiehlt  sich  aber 
ganz  und  gar  nicht.  Denn  durch  Ribbecks  Aendcrung  wird 
die  schöne  Steigerung  der  Leidenschaft,  welche  Aristophanes 
klar  genug  in  die  Worte  des  Chors  gelegt  hat  {ovx  dxov- 
66[i€(}d^a  drjxa  —  ih,oXoi^r]v,  rjv  dxovöa  —  cog  xb&vtJ^cov 
iö&i.  vvvCj,  sehr  mit  Unrecht  gestört. 

Es    thut    eben   ein  ganz   anderes   Mittel  noth   als  Um- 


-     38    — 

Stellung.      Die   Worte    ^}]da^ag,    ayagvLXOL    gehören    nicht 
Dikaeopolis  an,  sondern  dem  Chore,  aber  nicht  dem  Choreuten, 
welcher  vorher,  oder  dem,  Avelcher  nachher  spricht,  sondern 
einem  dritten.     Leicht    ergänzt   sich   zu   (irjda^cög'  aus   dem 
unmittelbar  voraufgegangenen  dxovüco  der  Begriff  des  hörens. 
Die   abgerissene  Sprechweise    kann   nicht   anstössig   sein   in 
dem  Augenblick  höchster  Aufregung.     Es  sagt  demnach  ein 
Acharner:   „ich   will  verdammt   sein,   wenn  ich   höre,"   ein 
anderer:    „nichts   da,   ihr   Acharner,"   ein    dritter:    ,, sterben 
sollst    du,     und    auf  der   Stelle."      Auch  jenes    dstvd   raga 
naiGo^ca   Vs.  323,    das   Dikaeopolis   mehr   für   sich   spricht, 
deutet  darauf  hin,  dass  er  sich  gefasst  macht  einen  heftigen 
Sturm  stillscliAveigend  über  sich  ergehen  zu  lassen :  er  liisst 
ihn     austoben    und    schweigt,     bis    er    sich    erschöpft    hat; 
währenddes   hat  er  Zeit  auf  seine  List  zu  sinnen  und  kann 
darauf  seinen  Gegnern  mit  siegreicher  Ruhe  entgegentreten. 
Es  ist  kein  Wunder,    dass   man  nicht  auf  diese  höchst  ein- 
fache Aenderung  verfiel,  weil  man  überhaupt  nie  an  einzelne 
Choreuten  in  dieser  ganzen  Partie  dachte.     Denn  ohne  diese 
Annahme    kann   man  allerdings  meine  Personenbezeichnung 
des  Verses  324  nicht  verstehen.     Aber  ich  wage  nach  meinen 
obigen  Ausführungen  zu  behaupten,   dass  diese  sich  gerade 
dadurch    als    richtig   erweist,    weil   wir   nur   durch   sie   den 
fehlenden    Choreuten    erhalten.      Und    Avenn    es    überhaupt 
nöthig   ist  bei  Personenverderbnissen  eine  Veranlassung  der 
Corruptel  anzugeben,  so  ist  das  in  diesem  Falle  sehr  leicht 
gemacht.      Im  spätem  Alterthum   wusste   man,  wie  ich   an 
den   Schollen   zum  Aristophanes   gezeigt  habe,   nichts   mehr 
von  einzeln  sprechenden  Chorpersonen:  so  begriff  man  nicht, 
Avie   der  Chor  in  einem  Athem  Vs.  324  aussprechen  könne. 
Deshalb  gab  ein  nicht  allzuverständiger  Kritiker  die  zweite 
Hälfte  des  Verses   dem  Schauspieler.     Man  Avolle  nicht  ein- 
Avenden,  dass  durch  meine  Anordnung  die  „acquabilitas,  qua 
tolum  hoc  chori  et  DicaeopoUdis  colloquium  regiliir^^  (Meineke 
Vindic.  S.  7),   gestört   Averde.     Sie    Avürde   an  dieser  Stelle 
ohnehin  gestört  sein  (vgl.  Vs.  325  —  327  =  328  —  330),   und 


—    39     - 

sie  soll  gestört  werden,  indem  hier  bei  Vs.  324  f.  die  Leiden- 
schaft des  Chors  ihren  Culminationspunkt  erreicht ,  sodass 
er  den  Dikaeopolis  eine  Zeit  lang  nicht  zu  Wort  kommen 
lässt.  Erst  als  die  Wuth  der  Acharner  sich  in  kurzen 
Ausrufen  erschöpft  hat,  erhält  Dikaeoj'olis  325  zu  einer 
ruhigen  aber  entscheidenden  Auseinandersetzung  das  Wort 
und  damit  das  Ucbergewicht  über  den  Chor,  sodass  Chor 
und  Dikaeopolis  im  folgenden  Dialog  die  KoUen  tauschen, 
und  dieser  der  drohende,  jener  der  bittende  wird. 

Wir  können  nunmehr  zum  ersten  Stück  204 — 240  über- 
gehen. Wie  wir  schon  oben  bemerkten,  bildet  hier  den 
Hauptanhalt  für  die  Stellen,  wo  Personenwechsel  anzunehmen 
ist,  das  Metrum.  Dies  Indiz  fällt  zusammen  mit  dem  aus 
den  Wiederholungen  desselben  Gedankens  zu  entnehmenden, 
und  beide  weisen  vereint  in  den  päonisch- trochäischen 
Strophen  204  — 21!^  =  219  — 233  4  Choreuten  nach,  nämlich 
XoQov  6  a  Vs.  204,  6  ß'  Vs.  210,  6  y  Vs.  219,  6  ö'  Vs.  225. 
An  derselben  Vcrsstelle  findet  demnach  mitten  in  Strophe 
und  Antistrophe  der  Wechsel  der  Person  statt  (Vs.  210  = 
225).  Auch  hier  sehen  wir  die  Stellung  des  Chors  nara 
t,vyd  bestätigt,  indem  jede  der  beiden  Strophen  eine  Hälfte 
des  ersten  ^vyöv  enthält.  Denn  daran  habe  ich  keinen 
Augenblick  gezweifelt,  dass  die  4  hier  sprechenden  Chor- 
personen dieselben  sind,  welche  später  jene  4  kleinen  Verse 
280—283  vortragen  und  das  erste  t,vy6v  ausmachen.  Dass 
sie  zweimal  zum  sprechen  gelangen,  ist  in  der  Anlage  der 
ganzen  Scene  begründet,  indem  der  Chor  beim  Erscheinen 
des  die  Dionysien  feiernden  Dikaeopolis  abbricht  und  sich 
versteckt,  um  plötzlich  gegen  den  sich  arglos  nähernden 
wieder  hervorzubrechen.  Die  trochäischeu  Tetrameter  aber 
234  —  230  und  238  —  240  sind  unbedenklich  dem  Chorführer 
zuzutheilen,  wofür  auch  der  Sinn  derselben  spricht,  da  sie 
Befehle  des  Führers  an  den  geführten  Zug  enthalten  (vgl. 
z.  B.  Vs.  239  akKu  davQO  Ttäg  innodcov).  Es  ergibt  sich 
also  nach  vorstehendem  folgende  Vertheilung  des  Chor- 
gesangs unter  die  24  Personen  des  Chors. 


—    40     - 

XOPOT 
6  of'  rijds  Ttäg  £7tov,  dicoxe,  xal  zov  avdga  nvvd-dvov 

tCüV   odOLTtÖQCOV   ttTtdvtCOV    TT]   Tcökat   yccQ   a^iov  205 

i,vlXaߣtv  röv  avdga  rovxov.  dXXd  uol  ^r]vvaate, 
sl'  xtg  oiÖ^  07C0L  TBTQanrai  y^g  6  rag  önovödg  cpsQOJv; 
6  ß'  ExnstpEvy  ,    ol'xftai,   cpQovöog.    oi^iot  rdXag   tdJv   ixäv 

tcav  ifi(3v'  210 

ovx  dv  Ell    efirjg  ys  vfottjtog,  oz'  iya  q)SQ(ov  dvd'gd- 

XCOV    (pOQTiOV 

rjxolov^ovv  OavXXc)  xQ^xav,  ads  (favXag  dv  6      215 
öTtovdncpoQog  ovtog  vit    ifiov  töte  dicoxo^svog 
i^sq)vy£v  ovd^  dv  iXaq)Qäg  dv  dmnki^axo. 

6  y    vvv  d'  instörj  öxsqqov  rjörj  toi5/li6x'  avxixvrj^iov 

xal  naXaia  ylaxQaxeidrj  x6  Gxe'Xog  ßaQvvexat,  220 

ol'xsxai,.  diaxxsog  ds'  iiri  ydg  iyxdvoi  noxs 
^r]öi  71EQ  ysQOVxag  ovxag  ix(pvyav  \4%aQVsag. 

6  8'  böxig,    ci    Zev    ndxsg    xal    d-eoc,    xoiGtv     ix^QoiGiv 

e67i£i0axo ,  225 

olöi   Ttag   k^ov   noXsfiog  ix^odonog  av^Exat  xäv  i^äv 

XCOQLCJV  ' 

xovx  dvrJGcj  tcqIv  dv  6%oivog  avxotGiv  dvxsfiTCaya 
o^vg,  odvvrjQog,  ****  Exixanog,  Iva  231 

^rJTCOxE  TtaxäöLV  exl  xdg  E^dg  d^niXovg. 

K0PT<I>AI02. 
dXXd  8el  t,rjxEtv  xov  uvöga  xal  ßXEiiEiv  BaXXrjvada 
xal  öidxELV  yi]v  itQO  yrjg^  Ecog  dv  EVQEd'tj  ttoxe'      235 
cog  Eyd)  ßdXXav  exeivov  ovx  dv  E^7iXr]^y]v  Xi&oig. 

AIKAlOnOAlS. 
EVg)rj^EiXE,    EVq)t]^EtX£. 

KOPT'tAIOr. 
Gtya  Ttdg.  'qxov6ax\  dvÖQEg,  aQa  xrjg  Eixprjfitag; 
ovxog  avxog  eGxlv  ov  ^rjxov^Ev.     dXXd  öevqo  Tcdg 
ixnodcav  ^vGov  ydg  dvi]Q,  d)g  £Oix\  f^EQXExat.       240 

204  —  218  =  219  —  233 


-     41     - 

XOPOT 
6  a    oi'TOg  avrög  tCnv.,  ovtog.  280 

6  ß'  ßdUs  ßdXls  ßdXXs  ßäUs. 
ö  y   Ttccie  Ttäg  rov  ^lagov. 
6  d'  ov  ßaXstg,  ov  ßcUstg; 

AIKAIOnOAIZ. 
'HQCcxXEig,  xovxl  xC  b<3xi\  Tr]f  yyxQav  GvvxqIt^bxb. 

XOPOT 
6  f'  g\  ^6v  ovv  xaxaXsvaofiev,  c6  iilkqcc  xscpaXrj.  285 

AIKAIOnOAIS. 
clvxl  Jiotag  ccixCag,  co%aQvsiov  ysQaCxaxot; 

XOPOT 
6  g'  xovx    fQcaxccg;  ävcdöxvvxog  ei  xal  ßdslvQog, 

d  TfQodoxa  xrjg  TtaxQLÖog,  o(?Ttg  rj^cöv  ^ovog  290 

öTtsiodfisvog  eIxu  dvvaöai  tc gog  e^i    dnoßkiiietv. 

AlKAIOTIOAir. 
dvxl  d'  oiv  aöTtsiöd^rjv  dxov0ttx\  dX?ü  dxovöaxs. 

XOPOT 
6  ^'  öov  y     dxovGa^av;    dzoXst'    xaxd    6s    icööoiitv    xolg 

kCxtoig.  295 

AIKAIOnOAIS. 
(ii]dafi(5g,  tiqIv  av  y  dxovörjx' •  dlX  dvd(Sxe6%^  dyad-ot. 

XOPOT 
6  rj'  ovx  dvcc^xv^o^ai.-  ^rjdh  Xe'ye  ^oi  Gv  Xöyov 

dg  ^6uiöt]xd  öS  KXsavog  sxi  ^dXXov,  öv  300 

xaxaxsad  xoiGiv  ltittsvöl  xaxxv^axa. 
6  O-'  60V  d'  iyd  Xöyovg  Xeyovxog  ovx  dxov6o^c(L  ^laxQOvg, 
Ö6xLg  i67i£t6oj  Adxci6LV,  uXXd  xt^aQrJ6oua(,. 

AlKAIoriOAIS. 
dya&oc\  xovg  ^tv  Adxovag  ixnoddv  id6atE,  305 

xdv  ö'  i^dv  67iovddv  dxov6ax\  et  xaXdg  e67ceLGd^r]v. 
XOPOT 
6  i    Tidg  de  y    äv  xccXdg  Xtyoig  dv,  eiTteg  e67iiL6co  y  anai, 
ol6LV  ovxe  ßcoviog  ovxe  7CL6xig  ot^O-'  ooxog  fievei; 
284  —  301  =  335  —  346 


-    42    — 

AlKAI0ri0AI2. 
oid'  syco  x(d  TOi)g  Aaxcovag,  oig  ayav  ByxeC^E^a,    309 
ovx  ccTidvxGiv  ovtag  ruitv  aixCovg  räv  nQuy^iärciv. 

XOPOT 
6  la    ovx  KTiävxüiv  CO  navovQye ;  xavxu  6r]  xokaäg  kiysLV 
(fKpaväg  yjdr]  Tigog  i^^äg;  tix    iyoi  Gov  (peiöofiai] 

AlKAI0n0AI2. 
ovx  ^^(xvxav  ovx  gitcccvxgjv  •  aAA'  kya  ?^sycov  6dl 
nolX'  äv  ccTCotprjvaifi    ixeCvovg  söd^  a   xdöixov^evovg. 
XOPOT 
6  iß'  xovxo  xüVTiog  dsivov  rjdrj  xal  xaQai,ixc(QdLOV ,  315 

ei  av  xok^^Gstg  vtisq  xav  Ttolffiiav  i^^iv  Xsysiv. 

AIKAIOnOAIS. 
xav  ys  /ij)  Xs^a  dixaLcc,  firjds  xa  nXtjd'si  doxco, 
VTIBQ  STCL^rjvov  O^sAj/'^ö  xt]v  x£(palriv  excov  Isyecv. 
XOPOT 
6  ty'  iiici  ^01,  xi  (psidö^söd^a  xcov  Xid^tov,  d  drjuoxai, 

^rj  ov  xaxa^aCvEW  xov  ävÖQa  xovxov  ig  cpoivixida ; 

AIKAIOnOAIS. 
olog  av  ue'lag  xtg  v^itv  &v^äX(oip  aTte'tsGsv.  321 

ovx  dxovöeöd^  ovx  axorjöeöd-'  ixsov,  cjxc^Qvy^LÖai] 
XOPOT 
6  LÖ'  ovx  dxovüoiiEö&a  di^xa. 

AIKAI0n0A12. 

ÖELvd  xdga  TiSLöo^ai. 
XOPOT 
6  Ls'  i^oXoLfiijv,  rjv  dxovöco.     6  tg'  (irjdaficög,  coxccqvlxol. 
6  i^  cog  xe&vrj^cov  i'ö&L  vvvC. 

AIKAIOnOAIS, 
1  d»/^o,u'  aQ    i'fidg  iyä. 

dvxanoxxsva  yaQ  v^dv  xcov  (pClcov  xovg  g)L?adxovg'    326 
tos  £X^  y    i'i^wi^  o^iJQOvg,  ovg  dnoGcpd^c}  Xaßcov. 
XOPOT 
u  i)]'  aiTia  ^01,  xC  xovx'  dnEilEl  xoviiog,  dvÖQEg  drj^öxai, 

xotg  ^AxccQVLXoiGiv  y]^LV]  ^äv  exel  xov  tculöCov         329 
x(öv  TiaQÖvxcov  Evöov  EiQ^ag;  rj  'tiI  xa  &QaOvvExaL\ 


AlKAIOnOAIS. 
ßdlXsT,  £1  ßnvkea&'.  iya  yuQ  rovrovl  dicc(pd^£Qco. 
{ioo^ai  d'  v^c3v  Tc'cx    ootig  dv^Qccxav  ri  xijdsrai. 
XOPOT 
6  lO''  (6g  (xTKoXöfisGd-'.     6  ^ccQxog  drjfiotrjg  od'  söt    ffiog. 
6  X    rUXd  (ifj  dQdarjg  o  ^e'XXsig-  ^yjda^cSg,  d  nr]öauc3g. 
AIKAIOnOAir. 
cog  ccTfoxTSVcj-  xsxQCix^'  £yio  yd.Q  ovx  dxovöo^ai. 
XOPOT 
6  xtt    KTtolstg  ccQ    o^rjXixa  tövds  g^tXav&Qccxsa ;  336 

AIKAIOnOAIS. 
ovd'  ffiov  Xeyovrog  v^alg  dgricog  ijxovöate. 
XOPOT 
6  xß'  dlXd  vvvl  l.iy  ^  eI'  tol  doxet  (joi,  to  Aaxs- 
öca^övtov  av%t    ora  rä  TQOTta  govötI  tpikov 
(og  xöde  ro  XaQXLÖiov  ov  TtQodcööa  tcoxb.  34U 

AlKAIOnOAI^. 
Tovg  kC^ovg  vvv  ^lot  xa^iät,E  TiQcörov  &^£Qd6ar£. 
XOPOT 
6  xy'  ovxoiC  Goi  x<^^(^h  ^^^  ^^  xatdO'Ov  itdXiv  ro  h,iq)og. 
AIKAIOnOAlZ;. 
dlk^  OTCcog  ^rj  'v  rotg  XQtßaöLV  syxdd'rjvrai  tiov  Xid'OL. 
XOPOT 
6  xd'  ix0EO£i6taL  x'^^d^-  ^^X  opag  gelo^evov; 

akka  firj  fiot  ngöcpaaiv,  d?.kd   xardd'ov  ro  ßiXog.      345 
ag  oÖB  yE  OEiarög  d^a  ry  Grgoq>fj  yiyvExai. 


III. 

Der  Chor  in  den  Kittern  Vs.  247  —  497. 

Für  die  vorliegende  Paitie  der  Ritter  trifft  es  sich  un- 
glücklich, dass  Beer,  der  Begründer  einer  rationellen  Per- 
sonenvertheilung  bei  Aristophanes,  hier  in  die  Irre  gegangen 
ist  und  dadurch  eine  heillose  Unsicherheit  in  der  Fersonen- 
bezeichnung  bei  den  Herausgebern  veranlasst  hat ,  die 
übrigens  schon  bei  den  alten  Erklärern  herrschte;   vgl.  das 


—    44    — 

Scholion  zu  319  (mit  Becrs  Deutung  S.  25)  und  dagegen  zu 
320  und  das  Scholion  zu  366.  Er  geht  S.  26  von  dem 
offenbar  falschen  Grundgedanken  aus,  Demosthenes  oder 
vielmehr  OJKETIIU  A  in  dem  ganzen  Abschnitt  von  der 
Bühne  zu  entfernen ,  indem  er  Vs.  234  als  dessen  letzte 
Worte  bezeichnet.  Die  Sache  wurde  nach  meiner  Ueber- 
zeugung  von  Enger  wieder  ins  rechte  Geleise  gebracht, 
welcher  Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  69  S.  365  f.  schreibt:  „Uebrigens 
spricht  diese  Verse  (490  f.)  nicht  der  Chorführer,  der  erst 
auf  die  Bühne  hätte  gehen  müssen,  sondern  der  Diener,  der 
passend  zum  Schluss  den  Wursthändler  ermahnt,  da  ja  von 
ihm  der  ganze  Plan  ausgegangen  war.  Ebenso  spricht  der 
Sklave  493.  494.  495 — 497.  Das  zeigen  ganz  deutlich  die 
Worte  des  Chors  498  ff.  cUA'  i^i  laiQCiv  — ,  wo  nicht  nur 
diese  Worte  dem  soeben  gebrauchten  fieuvriöo  vvv  ent- 
sprechen (vgl.  Wo.  887.  Thesm.  275),  sondern  auch  derselbe 
Gedanke  wiederkehrt,  der  Chor  sich  also  auf  eine  ganz 
unzulässige  Weise  wiederholen  würde.  Wie  hier,  betheiligt 
sich  überhaupt  in  dieser  ganzen  Scene  der  Sklave  ebenso 
sehr  an  der  Handlung  wie  der  Chor,  die  lyrischen  Gesänge 
natürlich  abgerechnet,  und  es  ist  zu  verwundern,  dass  dies 
nicht  nur  von  den  Herausgebern,  sondern  auch  von  Beer 
nicht  bemerkt  worden  ist,  der  gerade  der  Personenvertheilung 
seine  besondere  Aufmerksamkeit  zugewandt  hat.  Dass  in 
den  trochäischen  Tetrametern  319  —321  der  Sklave  spricht, 
ist  bereits  (S.  355)  erwähnt.  In  dem  strophischen  Theile 
der  iambischen  Tetrameter  spricht  337  und  341  der  Chor, 
dagegen  sind  359.  360  offenbar  dem  Sklaven  zuzutheilen 
und  ebenso  366.  In  dem  antistrophischen  Theile  spricht 
421.  422  der  Chor,  dagegen  427.  428  der  Sklave,  was  auch 
der  Dichter  ganz  bestimmt  bezeichnet,  indem  er  darauf  den 
Kleon  sagen  lässt  tyc6  6s  Tiavöco  rov  d-gdcovg,  oi^at  de 
^äkXov  äfxgxo.^'  In  allen  diesen  Punkten  stimme  ich  mit 
Enger  überein,  nur  die  zuletzt  genannten  Verse  427.  428 
belasse  ich  mit  den  besten  Handschriften,  mit  Kock,  Bergk, 
Meineke  und  v.  Velsen  ebenso  gut  wie  421.422  dem  Chore. 


—    45    — 

Denn  der  von  Enger  nnd  nach  ihm  von  Woldcmar  Ribbeck 
zu  Vs.  429  angeführte  Grund  der  Personen  Veränderung, 
jenes  aficpca  im  Munde  des  Paphhigoniers,  ist  in  Wahrheit 
keiner  oder  nur  ein  scheinbarer.  Beide  Interpreten  nehmen 
an,  dass  die  Worte:  „ich  werde  dir  deine  Frechheit  schon 
austreiben,  oder  lieber  gleich  euch  beiden"  zum  Wui'st- 
händler  und  zum  Diener  gesprochen  v^'ürden,  was  sicherlich 
das  einzig  richtige  ist  (vgl.  G.  Hermann  Wiener  Jahrbb. 
Bd.  110  S.  55).  Dies  Verhältniss  kann  indes  immerhin 
stattfinden,  auch  wenn  Diener  und  Wursthändler  nicht 
gerade  unmittelbar  vorher  geredet  haben.  Man  vergisst  bei 
Erklärung  der  Dramatiker  leicht,  was  man  stets  im  Auge 
behalten  sollte,  dass  man  einen  Bülmentext  und  kein  Lese- 
stück vor  sich  hat.  Vom  Standpunkt  des  Lesers  aus  sind 
wir  natürlich  geneigt,  ä^q)CO  auf  die  beiden  letzten  Sprecher 
zu  deuten;  der  attische  Zuschauer  aber,  für  den  der  Chor 
bei  aller  seiner  Theilnahme  an  dem  Vorgang  auf  der  Bühne 
durch  die  lokale  Scheidung  von  den  Schauspielern  scharf 
getrennt  blieb,  konnte  keinen  Augenblick  darüber  in  Zweifel 
sein,  auf  wen  er  a^qxo  zu  beziehen  habe,  wenn  er  Kleon 
mit  lebhafter  Gestikulation  auf  den  Wursthändler  und  den 
Diener  einstürmen  sah,  mochte  auch  der  Chor  sein  Sprüch- 
lein daz\Aischen  einschalten.  Ist  also  der  von  Enger  an- 
gezogene Vers  kein  Grund  für  eine  Aenderung  der  über- 
lieferten Person,  so  ist  ein  entscheidender  Grund  dagegen, 
dass  gerade  der  Chor  es  ist,  welcher  an  dem  verschmitzten 
Fleischdiebstahl  des  zukünftigen  Ministers  Vs.  421  f.  seine 
Freude  gehabt  hat  und  demnach  hier  wie  vorhin  auf  den- 
selben eingehen  muss.  Ganz  derselbe  Gesichtspunkt  hat 
Bergk  bei  Vertheilung  von  43G.  437  und  440.  441  (bei  43G. 
437  auch  Meineke)  mit  Recht  geleitet  und  ihn  bewogen  mit 
Rücksicht  auf  433,  welche  Worte  der  Sklave  spricht,  die 
angeführten  darauf  folgenden  Verse  gleichfalls  diesem  zu- 
zuweisen. Es  erscheint  auch  in  diesem  Fall  angemessen, 
dass  ein  und  dieselbe  Person  sich  in  jenen  der  Schiffer- 
sprache  entlehnten   Bildern  bewege.     Ausserdem   sind  noch 


—    46    — 

zwei  Stellen  nachzubessern.  274  ertheilt  RiLbeek  zu  diesem 
Verse  ausser  Zweifel  richtig  dem  Wursthändler  mit  folgen- 
den Worten:  „Aus  Vs.  276  geht  hervor,  dass  275  an  den 
Wursthändler  gerichtet  ist,  folglich  274  vom  Wursthändler 
gesprochen  wird ,  der  sieh  seit  240  so  weit  ermuthigt  hat, 
um  jetzt  seine  Rolle  anzufangen.  Der  Chor  greift  276  das 
Wort  des  Kleon,  er  wolle  den  Gegner  durch  schreien  sich 
vom  Halse  schaffen,  begierig  auf  und  führt  so  den  Anfang 
des  beabsichtigten  Kampfes  herbei.  Spricht  der  Chor  274, 
wie  man  bisher  angenommen  hat,  so  muss  auch  6a  275  den 
Chor  bedeuten,  denn  der  Wursthändler  hat  dem  Kleon  bis- 
her noch  gar  nicht  gezeigt,  dass  er  ihm  feindlich  entgegen- 
treten will;  dann  aber  fehlt  der  Zusammenhang  mit  dem 
folgenden."  Endlich  hat  v.  Velsen  erkannt,  dass  die  Worte 
453  ff.  Tiaf  avTOV  dvÖQLxarara  xtA.  nicht  dem  Chore  son- 
dern Demosthenes  zugehören  5  nur  musste  er,  um  con- 
sequent  zu  handeln,  alsdann  auch  451  Ttaf  dvdQLxcSg  dem- 
selben anweisen,  da  er  nur  für  einen  Augenblick  durch 
Kleons  Schmerzensschrei  iov  iov,  tvtctovöC  ^i  et  ^vvofiötaL 
in  seiner  Anfeuerung  unterbrochen  wird  und  gleich  darauf 
mit  dem  Wursthändler  vereint  auf  Kleon  losschlägt. 

Die  Anordnungen  der  Chorkommata  in  dieser  Scene, 
die  bisher  unternommen  wurden ,  beruhen  fast  sämmtlich 
auf  der  durch  gar  nichts  gebotenen  Annahme,  dass  der 
Ritterchor  in  zwei  Halbchöre  gespalten  aufgetreten  sei.  Von 
der  Behauptung  Beers ,  welcher  S.  30  f.  sogar  einen  Ritter- 
und einen  Richterchor  unterscheiden  wollte,  als  wäre  Vs.  255 
zum  Chore  und  nicht  vielmehr  zum  Publikum  gesagt,  ist 
man  freilich  allgemein  zurückgekommen.  Aber  nachdem 
einmal  Sauppe  in  seiner  Episf.  crit.  ad  G.  Hermannum^  Lipsiac 
1841  S.  116  und  früher  schon  Droysen  in  seiner  Ueber- 
setzung  den  Chor  in  zwei  Hälften  getheilt  hatte,  hat  sich 
diese  irrthümliche  Vorstellung  von  Buch  zu  Buch  fortgepflanzt 
und  festgesetzt.  Enger  bietet  a.  O.  S.  360  f.  eine  Uebersicht 
und  Kritik  der  von  Sauppe  und  im  Anschluss  an  diesen 
Gelehrten  von  Th.  Kock  versuchten  Vertheilung  und  schliesst 


—     47     - 

"hieran,  wenn  auch  nur  li3'pothetisch,  seine  eigene.  „Nach 
Sauppe  sprechen  die  beiden  Halbchöre  je  8  Verse,  denen  je  3 
Verse  des  Kleon  folgen,  dann  der  erste  Ilalbchor  4  Verse,  der 
zweite  2  Verse,  der  erste  2  Verse.  Hierin  ist  keine  Symmetrie, 
da  der  zweite  Halbchor  ebenfalls  4  Verse  sprechen  müsste,  und 
da  den  letzten  2  Versen  des  ersten  Halbchors  nichts  ent- 
spricht. Dies  mag  wohl  auch  Hrn.  Kock  zu  der  Annahme 
(zu  Vs.  247)  veranlasst  haben,  dass  die  4  Verse  269—272 
zu  je  zweien  den  Führern  der  Halbchöre,  in  welche  der 
Chor  der  Ritter  zerfällt,  zuzutheilen  seien.  Aber  dann 
müsste  man  auch  annehmen,  dass  in  den  beiden  ersten 
Stellen  zu  8  Versen  jedesmal  je  4  Verse  von  den  Halb- 
chören gesprochen  wurden,  was  in  der  Stelle  258 — 265  nicht 
angenommen  werden  kann,  da  der  Sinn  der  Stelle  eine  Thei- 
lung  nicht  zulässt.  Sind  gesonderte  Halbchöre  an- 
zunehmen, so  spricht  der  erste  Halbchor  die  ersten  8  Verse, 
worauf  Kleon  in  3  Versen  die  Heliasten  zu  Hülfe  ruft,  dann 
der  zweite  Halbchor  wieder  8  Verse,  worauf  Kleon  in  3 
Versen  die  nun  auf  der  eigentlichen  Orchestra  aufgestellten 
Ritter  zu  begütigen  sucht.  Von  nun  an  spricht  wohl  nur 
der  Chorführer,  allein  selbst  wenn  sich  in  die  4  Verse  der 
Chor  theilte,  so  tritt  doch  eine  aufgeregtere  Stimmung  ein 
und  es  ist  ganz  in  der  Ordnung,  dass  Kleon  einen,  dann 
der  Chor  gleichfalls  einen  und  wieder  Kleon  einen  Vers 
spricht.  Hierauf  entwirft  der  Chor  in  zwei  Versen  den 
Schlachtplan,  die  beiden  Gegner  sprechen  gleichfalls  je  2 
und  zum  Abschluss  auch  der  Sklave  2  Verse,  worauf  ein 
hitziges  Gefecht  zwischen  den  beiden  Gegnern  in  einzelnen 
Dimetern  erfolgt."  Enger  verfährt  mit  besonnener  Vorsicht, 
wenn  er  die  vorgeschlagene  Anordnung  ganz  von  der  Be- 
dingung, dass  gesonderte  Halbchöre  anzunehmen  seien,  ab- 
hängig macht.  Diese  Bedingung  ist  hier  aber  keinesfalls 
erfüllt.  Denn  Avorauf  kann  jene  Annahme  gegründet  werden? 
Im  besten  Falle  auf  den  Aufruf  des  Dieners  Vs.  242  f. 
avÖQ£g  iTtTc^s^  7taQayEv£6&£-  vvv  6  xaiQÖg.  a  Z^l^cov, 
a  riavaCrc,  ovx  iXäxE  ngog  t6  öe^iov  xtQccg; 


^     4S    ^ 

Hier  werden  zwei  Choreuten  namentlich  genannt.  Da  nun 
Simon  und  Panaetios  uns  völlig  unbekannt  sind,  so  müssen 
wir  ihre  Namen  mit  denen  auf  eine  Stufe  stellen,  die  Aristo- 
phanes  so  häufig  für  Personen  des  Chors  erfindet ;  und  wenn 
ein  Scholiast  bemerkt :  'i^jtTtaQXOi-  ^£  o  2Ji^cjv  xal  6  IJavaizLog, 
so  hat  er  bei  unserer  totalen  Unkenntniss  der  beiden  Per- 
sönlichkeiten seine  Notiz  zu  verantworten,  und  noch  mehr 
haben  es  die  Gelehrten  zu  verantworten,  welche  einen  be- 
trächtlichen Schritt  weiter  gehen  und  aus  diesen  höchst 
zweifelhaften  Hipparchen  sofort  zwei  Führer  des  Chors 
machen.  In  den  Wespen  400  f.  lesen  wir  folgenden  an  den 
Chor  gerichteten  Anruf  Philokieons : 

ov  i,vkkri^e<)^'  oitoöoiGi  öcxat  trJTSs  [LikXovGiv  sCaö^ai, 
(u  U^LXV&Lov  xal   TiGidöri  xal  XQtj^cov  xal  OEQidsfJiva; 
Wir  haben  also  genau  dasselbe  Verhältniss  wie  in  den  Rit- 
tern, und  doch  wäre  es  im  höchsten  Grade  leichtfertig,  aus 
den  vier  Namen   etwa  auf  die  iJya/Ltdvfg  der  vier  Gtotxoi  zu 
schliessen. 

Auf  die  richtige  Auffassung  kann  uns  auch  hier  das 
Vorhandensein  der  gewöhnlichen  Indicien  für  amöbäischen 
Einzelvortrag  des  Chors  führen,  auf  welche  wir  diesmal,  um 
den  Leser  nicht  zu  ermüden,  nur  im  vorübergehen  hinweisen 
wollen:  zunächst  und  vor  allem  auf  den  leidenschaftlichen 
Ton  der  Scene,  sodann  auf  die  wiederholte  Aufforderung 
zum  dreinschlagen  (274.  251),  auf  die  Wiederholungen  in 
der  Schimpferei  auf  Kleons  Habgier  (248.  258  ff.  313.  326. 
402  ff.)  und  Unverschämtheit  (304  ff.  322  f.  397  ff".),  auf  die 
wiederkehrende  Freude  der  Choreuten  über  das  Erscheinen 
eines  noch  unverschämteren  (328  ff.  dkk^  itpdvri  yaQ  dvrJQ 
etSQog  noki)  6ov  [iLaQcorsQog  .  .  383  ff.  rjv  ccga  TtvQog  y  k'rsga 
d^aQUÖrsgaj  xal  köycov  iv  tcoXsl  rcöv  dvaidcov  dvutöäöTeQOL..), 
auf  die  vielfachen  dem  Wursthändler  geltenden  Ermuthigungs- 
reden  (vgl.  421  w  da^Lavarov  XQsag  und  457  (6  yevvixdtarov 
nQEag),  ferner  auf  den  Wechsel  in  der  Stimmung  des  Chors 
327:  328,  endlich  auf  die  Anrede  eines  Choreuten  an  die 
übrigen  269  f. 


49     -^- 


Die  Vertheilung  selber  basirt  allen  Gesetzen  entsprechend 
auf  der  in  diesem  ganzen  Stück  zum  ersten  Mal  von  Enger 
a.  O.  S.  362  f.,  später  von  Wolfgang  Heibig  Rhein.  Mus. 
N.  F.  XV  S.  253  fiF.  und  Oeri  Fleckeis.  Jahrbb.  1870  S. 
350  ff.  nachgewiesenen  und  behandelten  Responsion.  Enger 
unterscheidet  einen  proodischen,  antistrophischen  und  epo- 
dischen  Theil,  welche  er  folgendermassen  gliedert. 

I.   Proodiseher  Theil. 

1)  247—283  trochäische  Tetrameter  und  2)  284—302  trochäi- 
sche Dimeter. 


II.  Strophischer  und 

1)  303 — 313  lyrischer  Gesang 
des  Chors  mit  2  trochäischen 
Tetrametern  am  Schluss. 

2)  314-321  Dialog,  8  trochäi- 
sche Tetrameter. 

3)  322 — 334  lyrischer  Gesang 
des  Chors  nebst  2  iam- 
bischen  Tetrametern  als 
Schluss. 

4)  335—366  Dialog,  32  iam- 
bische  Tetrameter. 

5)  367  —  381  System  von  14 
iambischen  Dimetern  und  1 
(dem  vorletzten)  Monometer. 


III.  Antistrophiacher  Theil. 

1)  382  —  390  (um   einen  kre- 
tischen Dimeter  kürzer). 

2)  391-396  (2  trochäische  Te- 
trameter ausgefallen). 

3)  397  —  408. 


4)  409-440. 

5)  441-456  (442?). 


IV.   Epodischer  Theil. 

1)  457  —  400    4    iarabische    Tetrameter    und    2)    461—497 

Trimeter. 
In  jedem  der  vier  Theile  kommt  nun  immer  ein  Gzotxog 
des  Chors  zur  Verwendung,  nämlich  je  ein  Choreut  in 
dem  proodischen  Theil:  Vs.  247.  251.  253.  258.  269.  276, 
in  dem  strophischen:  Vs.  303.  322.  328.  333.  337.  341,  in 
dem  antistrophischen:  Vs.  382.  397.  402  (an  der  Versstelle 
der  Strophe).    407.   421.  427,  in  dem  epodischen:   Vs.  457. 

Abmoldt,  Chorpart.  b.  Aristoph.  4 


^    50    — 

460.  467.  470.  482.  485.     Hiernach  schrieb  der  Dichter  ver- 
muthlich  in  folgender  Weise  die  Rollen  aus. 

XOPOT 
6  ä  Jiats  Tiate  rov  navovQyov  xal  xuQai^innÖGxQaxov 

xal  t£?,c6vrjv  xal  (pdQayya  xal  XccgvßÖLV  ocQTiay^gj 

xal  TiavovQyov  xal  navovgyov  TtoXXdxig  yccQ  avt  iQä. 

xal  yccQ  ovTog  riv  navovQyoq  TtoXXccxig  trjg  T^iiegag. 
6  ß'  dXkd  TtatB  xal  dCcoxE  xal  tdQarrs  xal  xvxa  251 

xal  ßdelvtxov,  xal  ydQ  i^fietg,  xaTCLXSLfisvog  ßoa. 
o  y'  EvXaßov  8s  fi'^'  xqivyri  6s-  xal  yaQ  oids  xdg  odovg, 

ccGnsQ  EvxQdxrjg  scpsvysv  svd^i)  xcov  xvQr]ßC(ov. 

KAEiJN. 
tJ  ysQovxsg  rjlLaöxai,  (pgdxoQsg  xQccoßökov ,  255 

ovg  iyco  ßoöxco  xsxQaycog  xal  öixaia  xaöixa, 
jiaQaßorjd'std-' ,  ag  vji    dvÖQäv  xvTtxo^ai  ^vvoj^oxojv. 

XOPOT 
6  8'  BV  dixT]  y,  iTCsl  xd  xoivd  tiqIv  ka%slv  xaxsö^isig, 
xd7to0vxdt,Sig  tclb^ojv  rovg  vnsv&vvovg,  öxonav 
oörig  avtcöv  a^6g  iötcv  rj  nsnav  r]  ftjy  Tcsjtav,       260 
xäv  XLV    avxav  yvag  djCQdy^ov    ovxa  xal  XB%riv6xa, 
xaxayaycov  ix  XsQQOvrjöov,  öualaßcöv^  dyxvQißag^ 
slx    djcoßxQBxlfag  xöv  a3/*ov  avxov  ivsxoXrjßaöag- 
xal  öxoTiBig  ys  xav  jtohxcöv  oartg  sGxlv  dfivoxcov, 
TtXovöiog  xal  ^t^  TCOvrjQog  xal  xqs^cov  xd  TiQdy^axa.   265 

KAESiN. 
^vvBTcCxBiGQr  vfistg;  sya  ö\  dvögsg,  dt  vfidg  xvjcxofiai, 
ort  Xeystv  yva^rjv  s^skXov  ag  dCxaiov  sv  nöXsi 
töxdvai  iivrj^stov  v^av  iöxiv  dvÖQSiag  x^Q^^- 

XOPOT 
0  e    ag  d*  dlat,(6v,  ag  ds  ^dö&Xrjg'  sldsg  oV  vnBQXBxai 
aöTCSQsl  ysQovxag  rj^dg  xal  xoßaXixsvsxat;  270 

aAA'  sdv  xavxt]  ys  vixa,  xavxijl  3isjiX)]^sxai' 
ijv  d'  VTCSxxXtvy  ys  öevqc,  xö  öxikog  xvQi]ßdGSL. 

KAEiJN. 
a  itöXig  xal  drjfi,  v(p    oiav  9t]QLav  ya6XQt^o(iai. 


-    51    - 

AAAANTOnßAHS. 
xccl  xaxQayccg,  aöJisQ  dsl  rtjv  jioXiv  xata6tQ£q)si', 

KAESiN. 
dXX'  iyd  as  tri  ßo^  xavtr}  ys  ngata  XQSipo^ai.        275 
XOPOT 
6  s'  äXJÜ  iäv  nev  xovde  vixag  xfi  ßofj,  xrjvsXXos  sl' 

17V  d'  dvttidaCa  TcaQiXd-Tj  0',  '^^ixsQog  6  nvQa^ovg.    277 

XOPOT 
6  t^  a   ^lUQS   xal  ßdsXvQS  xal  xexQaxxa,    [xov]  6ov  d^Qcc- 

(jovg  303 

näöa  ^£V  yrj  TtXsa,  Tcäaa  d'  ixxXijOLU,  305 

xal  xsXt]  xal  ygaqjal  xal  ÖLxaöxiJQL,  a> 
ßogßoQOXciQa^i  xal 

xrjv  TtöXiV  änaaav  rjficöv  dvaxsxvQßaxcog ,  310 

oörtg  T^^äv  rag  '^d-jjvag  Exxex(oq)i]xag  ßoäv , 
xdnb    xav     tcsxqcjv    dvoa^av    xovg     tpoQOvg    d^vvvo- 

6X071CÖV.  313 

XOPOT 
6  ri    aga  dijx^  ovx  an    dq^rig  £Ör]Xovg  dvaC-  322 

dsiav,  ^7C£Q  fiövfj  nQOGxaxEl  xov  qi^xoqiov; 
17  6v  TCLöxEvav  d^ikyai  xav  ^avcov  xovg  xaQTcCyiOvg , 
TtQcoxog  tüV"  6  d'  'IjtJtodä(iov  XaCßaxat  Q-aä^iavog.      327 
6  %"'  dXX  aq)dvr]  yaQ  dvrjQ  axaQog  noXv 
60V  iiLaQcjxaQog f  ÖGxa  ^a  xaCgaiv, 
og  6a  JtavaaL  xal  ndgaiGi^  d^Xög  aöxiv,  avxo^ev^ 
navovQyta  xa  xal  Q'QaOai  331 

xal  xoßaXixav^aöLv. 
6  i   «AA'  Ol  xQag)elg  o^avjtag  al6iv  ävögag  oinag  aißCv^ 
vvv  8aii,ov  ag  ovdav  Xiyat  x6  ßcocpQuvcag  XQacprjvai. 

AAAANTOnßAHS. 
xal  fiijv  dxovöad''  olög  aGxLV  ovxogI  noXcxtjg.  335 

KAEÜN. 
ovx  av  (i    idöaig; 

303 — 381  =  382  —  466 


-     52    - 

AAAANTOnßAHS. 

^ä  z/t",  STtfl  xdya  TiovrjQog  et^c. 
XOPOT 
6  Lu    iav  dl  fi^  ravrr]  y    vnsixr],  Xe'y    ort,  xdx  novrigäv. 

KAEÜN. 
ovx  av  IL    icc6£Lg; 

AAAANTOnßAHS. 
tiK  /ICa. 
KAEßN. 

val  ^ä  z/ta. 
AAAANTOnßAHS. 

fia  rov  UoöfiÖdj, 
dkX    avto    tisqI    rov    7i()ÖT£Qog   ainslv  ngära   diaiia- 

lOV^ttL. 
KAEßN. 
oi'fioL,  diaQQayijöo^at. 

AAAANTOnSiAHS.    " 

xal  ^rjv  eya  ov  Tiagr^oca.  340 
XOPOT 
6  iß'  TiccQsg  TiccQsg  TtQog  rc5v  ^säv  uvxä  dLdQQayfjvaL.      341 

XOPOT 
6  ly'  riv  aQU  nvQog  y   stsqu  d^sQfiÖTSQu,  xal  köyav         382 
ev  TiöXsL  täv  dvaidav  uvaidtöxEQOL'  385 

xal  x6  TCQÜyii    rjv  ccq    ov  cpavXov  Ci5d'  *  *  * 
aAA'  STCid'L  xal  öxQoßsi, 
(irjösv  okCyov  noCei.  vvv  yccQ  6%sxaL  iisöog' 
äg  iav  vvvl  (laXd^rjg  avxov  iv  xij  jiQoGßokfj  y 
d&iXov  svQtjösig'  iya  yaQ  xovg  xQÖTCOvg  tTiiöxafiaL.  390 

XOPOT 

6  lö'  cog  ÖS  TCQog  näv  dvaidevsxai  xov  ^s&i-  397 

örrjGi,  xov  xQf^l^'^'^og  xov  TtaQSöxrjxöxog. 
€i  0£  juj)  (iL6a,  ysvöLfirjv  iv  KgaxCvov  xadiov  ^        400 
xal  didaaxoi^rjv  ngoGaÖBiv  MoQ6t^ov  XQCcyadiav. 

6  IS    a  7C£qI  :idvx'  ijtl  naöC  x£  TCQayfiaöi 


^    53    — 
doQodoxoLöiv  in    äv^eOiv  t^ojv, 

ciöcufiL  yag  toV   äv  ^övov  405 

7Ctv£  TClv    iitl  Gv^q)OQcdg. 
6  t?'  röv  ^lovkCov  X    äv  oio^cct,  yegovTcc  nvQOTiiTtrjv, 

rjöd^svr    irjTtccicovLüai,  xal  Baxxsßaxxov  aOai.  408 

XOPOT 
0  L^  a  ÖeiftcSxarov  xQsag,  ao(pc5g  ys  TtQOvvotjöco:  421 

cSöJiSQ  cixalt](pag  iad'tcov  7t qo  xeXLÖovcav  exXsjctsg. 

AA.VANTOrißAHS. 
xal    xavxa    dgcov   ekc'cvd'avöv  y'    £i    d'    ovv   i'doL   xig 

avxäv , 
cc7toxQimx6[i£vog  eCg  xa  xoyuava  xoug  d-fovg  ccTtdfivvv 
döx'  £171  dvrjQ  xäv  QrjxÖQC3v  idäv  ^a  rouro  öqcovxw  425 
ovx  aad''  OTCcog  6  Tiatg  od'  ov  xbv  dfj^ov  £7tixQ07t£v6£i. 

XOPOT 
6  LT}'  £v   y£    ^vväßaXsv   avx  '   axccQ    örjXöv   y    äcp    ov   ^vv~ 

ayva  • 
oxLtj    ^TticoQxaig    O''    rJQ7iaxcdg    xal    xgeag    6    TCQCoxxog 

flxav.  428 

XOPOT 
0  i^'  o3  yavvixoixfCTOv  xQtag  jpvx^i'  t    ccQLöxa  itävxov,      457 
xal  xt]  7t6X£i  GcoxriQ  q)av£ig  rj^tv  xa  xotg  7tokCxatg, 
ag  av  xov  ävÖQa  noixCXcag  %^  V7i^Xd^ag  av  Xöyoiöiv. 
6  X    Tiäg  äv  o    ajiaLva'oai^av  ovrojg  a67iaQ  rjdöuaod^a;    460 

KAEÜN. 
xai'xl  ^d  xrjv  zJrjiir]XQd  [i    ovx  akävd'avav 
xaxxaivöaava  xä  Ttgayfiax,  aAA'  rjjiiöxd^rjv 
youtpovfiav    avxä  Tcdvxa  xal  xoXkoi^ava. 

AAAANTOliriAIIi:. 
ovx'ovv  /u'  ff  'y^ygaCoig  ä  7iQdxxai  Xav&dvai. 
TtQOfpaöLV  fiav  ^yigyaiovg  q)ikovg  rj(itv  Tiotal'  465 

iÖCa  ö'  ixal  AaxadaiiiovCoig  ^vyycyvfxat. 


-    54    — 

XOPOT 
6  XU    ot^ioi,  6v  d'  ovdhv  i^  ä^a^ovgyov  Isysis; 

AAAANT0niiAH2. 
xttl  ravr    iq)   oIgCv  iötL  av^cpvöci^fva 
iyad'  •  inl  yocQ  rolg  dsde^ivoig  yaX'UBVBxat. 

XOPOT 
6  x/3'  Ev  y   SV  ys,  %äXii£v   avrl  rcov  xoXla^Evcsv.  470 

AAAANTOniJAHS. 
xal  ^vyxQOTOvöLV  avögsg  avr'  ixstd'Ev  av, 
xal  ravtci  fi   ovt    aQyvQLOv  ovxs  %Qv6iOV 
didovg  avanuGELg,  ovxs  tiqoötce^tkov  (fCXovg, 
ojtag  Eya  xavx^  ovx  '^d^rjvaiOLg  (pQaßca. 

KAEiiN. 
iya  ^sv  ovv  avxCxa  ^dX  sig  ßovltjv  lav  475 

vfiäv  ccTtdvxav  xdg  ^wa^oötag  eQcS, 
xal  xdg  ^vvödovg  xdg  vvxxEQtvdg  ev  xfj  «dAft, 
xal  Tcdvd'^  a  Mijdoig  xal  ßaCiXsl  ^vvd^vvxe, 
xal  xdx  Boiaxäv  xavxa  övvxvQov^eva. 

AAAANTOn^AHS. 
nag  ovv  6  xvQog  iv  Boicoxotg  aviog-,  480 

KAEiiN. 
iyci  ds  vri  xöv  'HQaxXsa  jiaQa0xoQc5. 

XOPOT 
6  xy    dys  drj  6v  xCva  vovv  rj  xCva  yvoi^rjv  s'xstg ; 

vvvl  ÖLÖd^sigj  sI'tcsq  djisxQvxpa  xöxs 

sig  xd  xo)(^c6va  x6  XQsag^  cog  avxog  ksysig. 
6  xd'  %^sv(5SL  ydg  ai,ag  sig  x6  ßovXsvxiqQLOv ^  485 

ag  ovxog  SLöTtsöcov  sxslös  diaßaket 

ri^&g  aTtavxag  xal  XQayov  xexQd^staL. 


—    55    — 

IV. 

Der  Chor  im  Frieden  Vs.  301—519. 

Auch  im  Frieden  müssen  wir  einer  Vorstellung  ent- 
gegentreten, die  sich  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  den 
Büchern  eingenistet  hat.  Droysen  stellte  in  seiner  Ueber- 
setzung  die  Ansicht  auf,  dass  hier  ausser  dem  legitimen 
Chore  von  24  Landleuten  ein  Nebgnchor  aufgetreten  sei, 
der  aus  den  Vertretern  verschiedener  griechischer  Städte 
bestanden  habe.  Seine  Vermuthung  fand  allgemeinen  Bei- 
fall und  besonders  von  Richter  in  den  Prolegomena  seiner 
Ausgabe  S.  33  ff.  S.  45  und  in  den  Anmerkungen  zu  Vs. 
301.  556.  730  weitere  Ausführung  und  Begründung.  Selbst 
Enger  ist  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  IX  S.  576  ff.  nur 
der  Annahme  begegnet,  dass  innerhalb  des  Chores  im 
Frieden  neben  den  Landleuten  auch  griechische  Städte  re- 
präsentirt  und  kenntlich  gewesen  wären;  dann  fährt  er 
fort:  „Eher  könnte  man  annehmen,  dass  ausser  den  24 
Choreuten,  welche  die  Landleute  darstellten,  noch  andere 
Chorpersonen  auftraten."  Dies  ist  aber  gerade  Droysens 
Ansicht,  wie  sowohl  aus  dessen  Einleitung  zu  der  Komödie, 
als  auch  aus  seinen  naQSTCfyQtt^pai  im  Texte  selbst  deutlich 
hervorgeht. 

Als  Trygaeos  zur  Befreiung  der  Friedensgöttin  auf- 
fordert, werden  von  ihm  Vs.  296  ff.  yscoQyot,  ä^TcoQot, 
rsxroveg,  öri^tovQ-yoC,  fisroixoL,  ^evoL,  vrjdidircci,,  überhaupt 
das  gesammte  Hellenenvolk  herbeigerufen.  Und  als  darauf 
der  Chor  erschienen  ist  und  sich  daran  gemacht  hat,  die 
Göttin  aus  ihrer  Grube  heraufzuwinden,  werden  Böoter  466, 
Lamachos  473,  Argiver  475,  Lakoner  478,  Megarer  481 
und  500,  Athener  503  als  solche  von  Trygaeos  oder  Hermes 
getadelt,  die  sich  der  rüstigen  Arbeit  des  Chors  hindernd 
in  den  Weg  stellen.  Alle  die  genannten  Personen  sollen 
den  zweiten,  ausserordentlichen  Chor  gebildet  und  sich  dann 
später,  man  weiss  nicht  wie,  in  die  Diener  [dxö^ovd^oL  730) 


-    5G    - 

der  Landleute  verwandelt  haben,  welche  diesen  das  Hand- 
werkszeug forttragen.  Auf  die  angeführten  Verse  und  auf 
weiter  nichts  beruft  man  sich  um  jenen  Nebenchor  zu 
statuiren. 

Da  wir  aus  der  ersten  Hypothesis  wissen,  dass  unser 
Stück  BTil  ccQxovrog  '^kxatov,  iv  äaxsL,  d.  h.  im  März  des 
Friedensjahres  421  aufgeführt  worden  ist,  da  uns  ferner 
Thukydides  V,  20  berichtet,  dass  der  Friede  ix  ^lowöCav 
av^vq  Tcjv  daxLxäv  (am  26.  Tage  des  Monats  Artemisios  zu 
Sparta  und  am  24.  Tage  des  Elaphebolion  zu  Athen  Thuk.  V, 
19)  abgeschlossen  wurde,  so  werden  wir  annehmen  dürfen, 
dass  die  Gesandten  von  Sparta  und  von  ihren  Bundes- 
staaten sich  zur  Beschwörung  des  Friedens  bereits  in  Athen 
eingefunden  hatten,  als  der  Frieden  von  Aristophanes  in 
Scene  gesetzt  wurde.  Dagegen  sind  wir  andrerseits  nicht 
gezwungen  zu  behaupten ,  dass  Lamachos ,  um  in  Sparta  zu 
unterzeichnen  (Thuk.  V,  Ji).  24),  Athen  schon  verlassen 
hatte;  er  mochte  gerade  die  Feier  der  grossen  Dionysien 
noch  abwarten  und  mitmachen  wollen.  Aber  selbst  wenn 
wir  leugnen,  dass  neben  den  lakedäraonischen  Gesandten 
auch  Abgeordnete  ihrer  Verbündeten  den  Eid  in  Athen 
leisteten  (Grote  Gesch.  Gr.  übers,  von  Meissner  Bd.  III 
S.  696),  so  leuchtet  doch  wenigstens  die  Thatsache  aus 
Aristophanes  Worten  Vs.  538  ff.  mit  voller  Sicherheit  her- 
vor, dass  zur  Festfeier  wo  nicht  officielle  Friedens  Vertreter, 
doch  Gastfreunde  und  Fremde  aus  den  verschiedenen  grie- 
chischen Städten  herbeigeströmt  waren.  Denn  dort  sagt 
Hermes  zu  Trygaeos  mit  einem  Blick  auf  die  Zuschauer: 

i&l    VW,    ä&QSL 

oiov  JtQog  «AAifAag  laXovöiv  aC  TtöXecg 
öiaXXayilöai  neu  yekiööLV  aOfieiai,  xtA. 
Es  ist  nun  mit  ein  Hauptingredienz  der  aristophanei- 
schen  Komik,  das  Publikum  in  die  Handlung  des  Stücks 
hineinzuziehen  und  über  einzelne  aus  demselben  eine  oft 
bittere  Kritik  zu  üben.  Dies  geschieht  nicht  nur  in  der 
Paraba.sc,  sondern  auch  unendlich  oft  in  den  Prologen  und 


—    57    — 

Epeisodien.  Und  gerade  die  Friedenskomüdie,  welche  ganz 
und  gar  in  den  Verhältnissen  des  Augenblicks  lebt,  und  in 
ihr  wieder  diejenige  Scene,  in  welcher  die  heissersehnte 
EiQtjvt]  Hellas  erscheint,  musste  dem  Dichter  die  beste  Ge- 
legenheit bieten,  die  im  Theater  sitzenden  und  zuschauen- 
den Städter  und  ihre  Zuneigung  oder  Abneigung  dem 
Frieden  gegenüber  zu  kritisiren.  So  erkläre  ich  denn  alle 
jene  Verse,  in  denen  Lamachos,  Böoter,  Megarer  u.  s.  w, 
gescholten  werden,  als  gesprochen  mit  Rücksicht  auf  an- 
wesende Gäste,  nicht  mit  Rücksicht  auf  ein  stummes  und 
dummes  TtaQaxoQtjyrjaa.  In  gleicher  Weise  redet  der  Chor 
Vs.  302  mit  co  TlavaXlrjvsg,  ßorj&ijocoiisv  nicht  jenes,  son- 
dern die  allgemeine  Festversammlung  an,  ebenso  wie  Try- 
gaeos  292  ff.  die  verschiedenen  Stände  im  Zuschauerkreise 
und  alle  Söhne  von  Hellas  zur  Hülfe  entbietet.  Genau  so 
macht  es  Demosthenes  in  den  Rittern  225  ff. 

aAA'  iiölv  iJtTtrjg  ävÖQsg  dyud^ol  yCXiot 
fiKjovvTsg  avröv ,  o'C  ßor]d-r]<)OV(}t  öot, 
xal  täv  TToXirojv  oi  xakoi  rs  xccyad^ot, 
xccl  rcöv  ^sarcov  öörig  iörl  df^tdj, 
nur  hier  mit   einem   auch   für   kui'zsichtige  offenbaren  Hin- 
weis auf  das  Publikum.    Gehen  wir  mit  dieser  Anschauung 
an   die   Leetüre,    so    empfinden   wir  noch   heute  den  Effekt, 
den  die  mit  einer  drohenden  Geberde  begleiteten  Worte  des 
Trygaeos  hervorzubringen  geeignet  waren : 

ov  ^vXlrjri;s6d^ ;  oV  oyxvklsGd-'  • 
oi^oi^föd"'  OL  BoicoxoC^ 
oder   wenn   derselbe  zu   dem  müssig  dasitzenden  Lamachos 
sagte: 

oj  Aä^ax-)  cldLXftg  eunoSojv   xa^rj^evog. 
Aber,   wird   man   erwiedern,    einige   Lakoner  müssen    doch 
sicher  mit  am  Seile  gezogen  haben  wegen  Vs.  478 

TPT.     aAA'  oC  Adxavig,  (oyäd-\  e'Xxova'   dvÖQtxäg. 
Wenn  nur  nicht  darauf  die  Worte  folgten: 

EPM.     aQ,  o((?0''  0(701  y    avrcov  s^'^vrai  xov  ^uAoi», 
(lövoi  71  Qod^v ^ovvT '  •  dkX  6  xaXxEvg  ovx  sä. 


-     58     - 

Denn  hieraus  müssten  wir  alsdann  zugleich  entnehmen ,  dass 
die  Gefangenen  von  Sphakteria  her  in  der  ürchestra  vom 
Schmied  an  den  Block  gefesselt  worden  seien.  Das  ist  Un- 
sinn ,  aber  richtige  Consequenz  der  Droysenschen  Ansicht. 
Und  eine '  andere  Consequenz  ist  aus  503  ff.  zu  schliessen, 
dass  einzelne  Athener  in  einem  eigens  dazu  errichteten 
öiyMörrJQiov  eifrig  thätig  gewesen  sind.  —  Aus  allem  erhellt, 
dass  im  Frieden  nur  der  reguläre  Chor  von  24  Personen 
die  Orchestra  betrat,  w^elcher  aus  Landleuten  zusammen- 
gesetzt war  (vgl.  Vs.  507.  511.  550.  551.  556.  603).  Schon 
der  Zusatz,  dieselben  wären  aus  Attika  oder  speciell  aus 
Athmone  gewesen,  rührt  nicht  vom  Dichter,  sondern  von 
Scholiasten  her;  bei  Aristophanes  sind  die  Choreuten  nichts 
als  Bauern.  Jene  axökond'oi,  aber,  die  dazu  verwandt  wer- 
den dem  Chor  Seile,  Hebebäume  u.  s.  f.  abzunehmen,  waren 
natürlich  nur  Theatersklaven,  Manes  in  der  Mehrheit  (Vö. 
1311,  Lys.  908  u.  a.),  deren  Aufgabe  es  ist,  das  unnöthig 
gewordene  Theatergeräth  fortzuschaffen. 

Der  also  gestaltete  Chor  wiederholt  gleich  in  seinen 
beiden  ersten  Einzugsversen  301  und  302  die  Aufforderung 
an  alle  Anwesende  zu  Hülfe  herbei  zu  kommen  (ösvqo  Jidg 
XcoQSi  =  CO  Tlccvallrjvss ,  ßorjd^rjaco^ev).  Hierauf  geräth  er 
305  mit  Trygaeos  in  einen  Dialog,  der  sich  bis  Vs.  345 
nur  in  der  beständigen  Wiederkehr  zweier  Gedanken  be- 
wegt. Denn  bis  321  will  das  Jubelgeschrei,  und  von  da 
an  auch  der  Jubeltanz  der  Bauern  kein  Ende  nehmen. 
Trygaeos  wird  nicht  müde,  sie  zur  Ruhe  zu  verweisen,  der 
Chor  hingegen  motivirt  unaufhörlich  Geschrei  und  Tanz 
durch  die  Freude  über  das  Aufhören  des  Krieges.  Der- 
selbe Ton  der  Einzelrede  dauert  in  der  folgenden  kretisch- 
trochäischen  Strophe  340 —360  fort,  welche  aus  in  sich  ab- 
gerundeten Kommata  besteht.  346  wünscht  sich  ein  Choreut 
den  Tag  des  Friedens  zu  erleben;  ein  anderer  erinnert  347 
an  die  ausgestandenen  Kriegsstrapazen;  andere  wieder  ver- 
sichern dann  ihren  harten  Sinn  mit  einem  sanften  vertauschen 
zu  wollen  349  und  351;   354  springt  die  Unterhaltung  wie- 


-    59    — 

der  auf  die  Kriegsexercitien  zurück;  endlich  wird  357  Try- 
gaeos  das  Obereommando  übertragen.  Zu  dieser  Abtheilung 
nach  dem  Sinn  stimmt  genau  die  enrhythmische  Gliederung 
bei  J.  H.  Heinrich  Schmidt  Antike  Compositionsl.  S.  CCLV. 

Als  die  Antistrophe  von  340  —  360  trage  ich  keinen 
Zweifel  mit  Person  das  Lied  385  399  zu  bezeichnen, 
nicht  582  —  600,  wie  Bergk  angibt,  oder  gar  385  —  399  und 
582—600,  wie  Dindori  Mefra  Aeschyli  elc.  S.  348  und  Enger 
De  respons.  apud  J?\  S.  4  behaupten.  Denn  obschon  alle 
drei  Lieder  in  erkennbarer  metrischer  Entsprechung  stehen, 
so  konnte  doch  vom  Zuschauer  nur  eines  als  Antistrophe 
zu  346 — 360  empfunden  werden,  und  dieses  musste  das 
zunächst  folgende  sein ;  582  —  600  konnte  der  Hörer  wegen 
des  bedeutenden  Zeitabstandes  zwischen  Vs.  360  und  582 
unmöglich  als  Antistrophe  fühlen.  Ausserdem  liegt  es  im 
Wesen  antistrophischer  Composition,  dass  paarweise  Respon- 
sion  stattfindet,  Avas  seinen  Grund  in  der  scenischen  Dar- 
stellung hat,  mag  man  nun  Halbchöre  oder  Rechts-  und 
Linksschwenkung  bei  Ausführung  der  Strophen  annehmen. 
Wir  dürfen  daher  nur  sagen,  dass  582 — 600  nach  dem 
IMuster  der  voraufgegangenen  Strophen  gesetzt  sei.  Jene 
Verse  385  —  399,  welche  sich  hiernach  als  Antistrophe  her- 
ausstellen, enthalten  in  einzelnen,  von  einander  abgegrenzten 
Kommata  die  wiederholte  Beschwichtigung  des  zürnenden 
Hermes.  Vs,  389  mischt  sich  Trygaeos  mit  einer  Einrede 
in  die  Worte  des  Chors :  dies  konnte  er  sehr  wohl  thun, 
wenn  ein  einzelner  Choreut  bei  388  zu  sprechen  aufliörte 
und  einen  Augenblick  Pause  war;  den  volltönenden  Gesang 
des  Gesammtchors  aber  hätte  er  nicht  unterbrechen  können. 

Unter  den  folgenden  zur  Arbeit  gesungenen  Versen  ist 
einer,  den  der  Chor  nun  und  nimmer  in  seiner  Gesammt- 
heit  aussprechen  konnte,  496 

cJg  xttxovoc  TLVsg  eldLV  iv  r^iiv. 
Da  trotz   aller  Anstrengung   das  Werk   nicht   fortrückt,   so 
kommt  hier  ein  Landmann  auf  die  Vermuthung,  es  möchten 
unter  seinen   Genossen   doch  auch    böswillige    mit   am   Tau 


~    60     - 

sein.  Unter  iv  ruilv  im  Munde  des  Chors  ist  selbstver- 
ständlich der  Chor,  und  nicht  etwa,  wie  auch  behauptet 
worden  ist,  das  vermeintliche  TiaQaxoQrjyrjfia  zu  verstehen. 
Denn  wenn  der  Chor  von  sich  spricht,  meint  er  doch  wohl 
sich,  und  nicht  Lamachos,  Lakoner,  Megarer  und  wer  weiss 
wenV  499  vermuthet  ein  anderer  Landmann  allgemeiner 
als  der  erste: 

aA^'  ei'ö^  o'C  xalvoi^ötv. 
Und  dieses  Wort  gibt  dann  Hermes  Veranlassung  500  von 
neuem  gegen  die  Megarer  im  Zuschauerraum  loszubrechen. 
Hier  will  ich  noch  nachtragen,  dass  auch  weder  508  noch 
511  als  Beweisstellen  für  den  Nebenchor  angeführt  werden 
dürfen.  Es  versteht  sich,  dass  die  Bauern  allein  zugreifen 
und  die  Göttin  allein  hervorziehen  —  xccXXog  ovdscSi  da  das 
Publikum  ruhig  auf  seinen  Plätzen   bleibt. 

Völlig  auf  der  Hand  liegt  endlich  die  Bemerkung,  dass 
in  dem  letzten  Liede  dieser  Scene  512  —  519  abwechselnder 
Solovortrag  statthatte,  da  es  ganz  und  gar  aus  gesonderten, 
anfeuernden  Ausrufen,  die  der  Chor  an  sich  selber  richtet, 
zusammengesetzt  ist.  Die  Interjectionen  am  Schluss  dürfen 
wir  uns  bei  der  Aufführung  beliebig  erweitert  denken.  In 
betreff  ihrer  rhythmischen  Herstellung  vgl.  Richter  a.  0. 
S.  54  und  O.  Hense  Heliodoreische  Unters.,  Leipzig  1870 
S.  91. 

Das  Resultat  ist  Annahme  einzelner  Choreuten  in  der 
behandelten  Stelle.  Alles  aber,  was  Muff  8.  26  ausführt, 
und  überhaupt  das  ganze  von  ihm  beigebrachte  Moment  der 
Orchesis  beweist  nur,  dass  hier  321  ff.  wie  auch  sonst  bei 
Aristophanes  der  ganze  Chor  getanzt  hat  (woran  wohl 
Niemand  zweifelt),  nicht  beweist  jenes  Moment,  dass  in 
Tanzscenen  der  ganze  Chor  auch  gesungen  hat.  Vgl. 
übrigens  H.  Buchholtz  Tanzkunst  des  Euripides,  Leipzig 
1871  S.  146  f. 

Die  Scene  hat  es  mit  der  in  den  Rittern  gemeinsam, 
dass  die  Personenbezeichnung  in  ihr  unsicher  ist,  nament- 
lich  von   der  Stelle  ab,    wo   der  Chor  an   die  Arbeit  geht. 


-    61.    — 

Indem  wir  Bcrgks  Vertlieiliuig  zu  Grunde  legen,  geben  wir 
unsere  Abweichungen.  Betrachten  wir  zunächst  die  Stro- 
phen 459  —  472  =  486—499,  so  bemerken  wir  deutliche 
Spuren  einer  beabsichtigten  Rcsponsion  auch  in  den  reden- 
den Personen,  auf  welche  wir  als  von  Aristophanes  hie  und 
da  beliebt  und  gesucht  schon  bei  den  Wespen  405  —  429  = 
463  —  487  hingewiesen  haben.  Hier  ist  die  Personenfolge 
in  der  Antistrophe  richtig  überliefert  und  danach  in  der 
Strophe  zu  berichtigen.  472  hat  schon  Dindorf  und  Bergk 
mit  Recht  dem  Chor  angewiesen,  derselbe  erhält  nach  Mass- 
gabe der  Antistrophe  463,  wogegen  er  460  und  462  ver- 
liert und  an  Trygaeos  abgibt.  Damit  werden  wir  dem  yon 
V.  Velsen  Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  XX  S.  398  treffend  be- 
obachteten Vertheilungsprincip  gerecht,  dem  zur  Folge 
Hermes  in  erster,  Trygaeos  in  zweiter,  der  Chor  in  dritter 
Linie  steht.  Dasselbe  Verfahren  die  Personenzeichen  zu 
berichtigen,  hat  übrigens  schon  Ileliodor  eingeschlagen,  in- 
dem er  jedoch  irrig  die  Strophe  als  massgebend  ansah. 
O.  Hense  a.  O.  In  den  zwischen  den  beiden  Strophen  lie- 
genden Trimetern  ist  Bergk  mit  Unrecht  bei  Vs.  484  und 
481  von  der  Anordnung  des  Rav.  abgewichen.  Vielmehr 
ist  484  Trygaeos,  481  Hermes  zu  lassen,  die  übrigen  Be- 
zeichnungen aber  sind  rückwärts  schreitend  so  zu  bessern, 
dass  479  Trygaeos,  478  Hermes,  475  Trygaeos,  473  Hermes 
erhält. 

Wir  setzen  nun  diesmal  sogleich  den  Text  nach  unserer 
Anordnung  hin  und  lassen  darnach  erst  die  scenisch-  me- 
trische Erläuterung  folgen. 

XOPOT 

6  a    dsvQO  Jtäg  xägei  TCQod^v^ag  sv&v  rrjg  öarrjQLag. 

6  ß'  cd  Ilavsllrjvsg,  ßor]&rjaco^fv ,  si'jtsg  ncönors, 
rü^scov  dTcakkayivxtg  'Kai   xaxav  (pOLVixixcov 
Tj^sQU  yaQ  i^sXa^tlfSV  ^ds  fiiöokd^axog. 

6  y    TiQog    rud'    rj^tv,     il  ti    XQV    ^Q^v,    (pQd^s    xag^irs- 

XXÖVH ,  305 

ov  yocQ  SG&'  o;t(ös  tcTCSizBlv  dv  doxa  fiOL  trjfieQOV, 


^    62    - 

jzqIv  noxXotg  xal  [irjXKvatöiv  etg  ro  cpag  ävekxvöai 
rrjv  &£äv  naöäv  ^syictrjv  xal  (pLXa^nsXcardrrjv. 

TPXrAIOS. 
ov  0icii7tiJG£6d-\  OTicog  uri  nsgi^ciQ^tg  rä  TtQccy^ari, 
Tov  nöksiiov  ix^cajevQrJGsr'  ev8o%'sv  xsxQuyotEg;     310 
XOPOT 
6  8'  aAA'  axov0avxsg  zoiovxov  %aCQOii£v  xriQvy^atog. 
ov  yaQ  ^v  exovTccg  rjxsLv  6lti    Yi^Egäv  tqlcov. 

TPTrAIOS. 
ivkaßsLGd^ä  VW  ixstvov  röv  xdrad'sv  KsQßsQOv, 
^rj  nafpXä^av  xal  xexQaydgj  öHötceq  rivCx    iv&dd^  r}v, 
ifinodav  iq^tv  ydvrjtai,  trjv  d'söv  ui]  '^s^xv6ai.         315 
XOPOT 
6  s'  ovxL  xal  vvv  eöTLV  avtrjv  oGtig    s^aiQijöstai, 
ijv  ccTia^  ig  x^^Q^S  s^^rj  rag  f/iag.    iov  iov. 

TPTrAIOS. 
f^üAfiTg  fi',  cjvÖQEg,  sC  firj  rrjg  ßorjg  dvtjöiZE' 
ixögafKov  yaQ   Tidvra  ravtl   awragd^Ei  rotv  nodolv. 
XOPOT 
o  s'  o5g  xvxdrco  xal  TtaxEirco  ndvxa  xal  xaQaxxixco,         320 
ov  ydg  dv  x<^tQOvx£g  rjfiEig  xrj^EQOv  Ttavöai^Ed-'  äv. 

TPTrAI02. 
Tt  xo  xaxöv;  xC  7id6x£x\  (ovÖQEg;  iiyjda^äg,  TtQog  xav 

Q^Eav  j 
TCQay^a  xdXkiGxov  öiatpd'EtQrjXE  dtd  xd  Gx^t^^'^^' 
XOPOT 
6  2;'  aAA'    iycoy^   ov  GxyiycixCt,ELV  ßovXo^\   aAA'  vcp    tjdovtjg 
ovx  Efiov  XLVovvxog  avxa  xa  Gxilri  xoQ£Vixov.        325 

TPTPAIOS. 
^nq  XL  xal  vvvC  y    ex\  dlXd  navE  Tiav'  6()3^oiJfi£VOff. 

XOPOT 
6  rj'  rjv  i$ov ,  xal  drj  TCETCav^ai. 

TPTrAIOS. 

KpT^g  yf,  navEi  d'  ovdina. 
XOPOT 
o  %•'  ?r  fi£v  ovv  xovxC  ^  k'affov  iXxvGaLj  xal  ^rjxeri. 


—    63    - 

TPXrAIOS. 
rovTO  VW,  xal  ^rixar'  aXXo  firjdsv  ÖQXV^^^^^  ^^i- 
XOPOT 
6  t    ovx  äv  6Q%ri6ai^sd-\  stneQ  co(p£Xijaai-^sv  xi  <5b. 
TPxrAioi:. 
aXX  bgät,  ovjia  ninavoQ'S. 
XOPOT 
6  La  tovxoyC  vi]  xbv  Ala     331 

xo  öxäXos  Qtipavxsg  i^drj  Xrjyo^sv  x6  ös^iöv. 

TPXrAIOS. 
eTCLÖida^t  xovxo  y'  v^tv,  aßxs  (li]  XvTtetv  sxi. 

XOPOT 
6  iß'  ukka  xal  xaQiöxsQOv  xot  ^ovöx'  avuyxaCas  E%ov. 

ijdo^cci,  yuQ  xal  yeyrjd^a  xal  TienoQda  xal  ysXa         335 

^äXkov  ij  xo  yPjQag  ixdvg  sxcpvyav  t»)i>  döjctda. 
TPTrAIOS. 

[irj  XL  xal  vvvL  ye  laiQEx  '  ov  yag  i'Gxs  na  6a(päg' 

dXX'  öxav  Xdßco^sv  avxijv,  xrjVLxavxa  xaLQSXE 

xal  ßoäxs  xal  ysXäx^ '  ij- 

örj  yccQ  i^söxaL  to'O''  vyitv  340 

TiXsLV,  ^BvsLV,  XLvetv,  xadsvöaLv , 

ig  TtavYiyvQEig  dscsgeiv, 

saxiäö&aL^  xoxxaßi^siv, 

OvßaQL^eLV, 

iov  lov  XBXQayivaL.  345 

XOPOT 
6  Ly    tl  yccQ  ixyevoLx'  idstv  xavxrjv  ^s  xr^v  rjfisQav. 
6  LÖ'  noXXä  yccQ  dvE6i6^y]v 

TCQay^axd  xs  xal  öxißddag, 

äg  iXaxE  Ooq^lCcov. 
6  La    xovxax'  dv  fi'  avQoig  ÖLxaöxrjv  ÖQLfivv  ovöa  övGxoXov, 

ovöa    Tovff    XQoJtovg    ya    drJTtov    öxXrjQÖv,    coGTcag   xal 

TtQO   xov.  350 

o  ig'  dXX*  aTiaXbv  dv  fi    i'doig 

xal  TioXv  vaäxBQOV , 

346  —  360  =  385  —  399 


—     CA    — 

aTtaXlayavta  TCQayficcrav. 
6  i^  Kol  yaQ  ixavov  %q6vov  a- 

7ioklvfi6&a  xul  xaturs-  355 

rQL{ius9a  nXcivcö^svoi 

ig  AvuELOv  xdx  Avxiiov  Gvv  dÖQti  Gvv  döJitSi. 
6  LT}'  a'AA'  o  Ti  iiäXiGra  Xkqi- 

ov^ed^a  Tioiovvxes,  äya 

(pQCC^S  '    oh    yCCQ    aVTOKQUXOQ 


XOPOT 

6  Ld"'  ^rjda^cög ,    d    ösöTiod^^    'EQfirj.      6  x     ^rjda^cog ,    firj- 

dafic5g.  385 

6  xa    et  Tfc  xsxaQLü^ävov  386 

XOIQLÖlOV    oiOd-U    TlCiQ     £- 

xovTO  ^LYi  (pavkov  vofiLt,'  Iv  rads  ra  TCQCcy^atL. 

TPTrÄI02. 
ovx  dxovsig  oia  d-OTCSvovav  a\  cova^  öeöTtora; 

XOPOT 
6  xß'  fij}  ysvr]  naXCyxorog  390 

dvxißoXovöiv  rjfitv, 

Süx£  rrjvds  /ajJ  Xaßetv. 
6  xy    dXXo.  xaQLö',  a  cpiXav- 

d-QC3Jt6xax£  xal  ^syaXo- 

öcoQÖxaxs  öaL^LÖvcav, 

£c    XI    nsiGavÖQOv   ßdsXvxxsL    xovg    X6(povg    xal    xdg 

ocpQvg.  395 

6  xd'  xal  GE  ^vöCaiOLV  te- 

QatöL  7iQoGÖdoi,g  xs  fieyd- 

XaiGt  did  Ttavxog,  (6 

ÖEG7tox\  dyaXov^sv  i^^stg  dsL  399 


EPMH2. 
oü^^  d>g  iXsijiicov  £/|li'  del  xcov  ;|jpü(ft'da)V.  425 


—     Gö    — 

vfisrsQOJf  svtsvd^sv  sgyov ,    covÖQeg.     dX^a   ratg   a^aig 
SiGioVTsg  (ug  rcciLGta  rot'g  kC&ovg  dtpikxsxs. 

K0rT<I>AI02. 
Tuvra  ÖQccGo^sv  6v  d'  rj(itv,  oi  dsäv  6oq)c6raTS , 
axxa  iQi]  tcolsiv  icpsGxcog  (pQÜt^s  dij^iovQyixäg  ■ 
xakXa  d'  sttQiJGstg  vjiovQystv  ovxag  ^^äg  ov  xccxovg.  430 

TPTrAI02. 
ays  ö)],  av  xaxiag  vjtex^  ti]v  cpidhjv,  oirag 
SQyG)  'q)U(kovasv,  sv^dfisvoL  xotaiv  d-sotg. 
Gnovöi]  öTtovötj  ■ 
ev(ptjiielxs  evcprj^itxE. 

öJisvdovxeg  ev%6iiE(5d-a  x-^v  vvv  rj^sQuv  435 

"EkkrjöLV  ag^at  nÜGv  TtoXXdiv  xdya&äv, 
xSöXLg  TtQO&vucjg  ^vXXdßoL  xcov  öxotviav, 
xovxov  xov  dvÖQK  ^iTJ  XaßsLV  Ttor/  döTCtdu. 
XOPOT 

o  a    fia  z/fc",  cUA'   iv  eiQipn]  diayaystv  xov  ßCov , 

sxovd^'  ixaiQav  xal  öxaXsvovx'  dvd-Qccxag.  440 

TPXrAIOS. 
o6xig  de  TtoXe^ov  ^dXkov  eivul  ßovksxca, 
(itjösTioxs  Ttavöciöd-^  avxöv,  d  ZltöwG^  dva^, 
ix  xäv  olsxQdvcjv  dxCdag  iiE,caQoviiEvov. 
XOPOT 

6  ß'  xsi'  XLg  i7ti&v(.iav  xal^iaQx^tv  öoi  <pd-OT£t 

alg  (pag  dvsXd'SLV,  co  Jt6xvi\  av  xaiGiv  ^id%(ag  445 

TcdGxoL  ye  xoiavd-^  oldnsg  Kksdvvfiog. 

TprrAiOE. 

xsi'  XLg  doQv^og  rj  xaTtrjkog  dGTti'dav, 
Lv    ifiTCoXd  ßäkrtov^  e7ii&i>^ei  }iaxc5v^ 
kt]<pd^£lg  VTio  kt]GX(ov  tGd'ioi  XQid'dg  fiövag. 
XOPOT 
6  y'  XBi  xig  GxQCixrjysiv  ßovkö^svog  ft?)  ^i'kkdßi],  450 

ij  dovkog  avxo^okitv  TCaQEGxevuG^tvog , 
inl  xov  XQoxov  y   tkxoixo  ^aGxiyov^svog. 

TI'XrAIOS. 
jjftiv  d'  dyu^u  ytvOLx'.    ir^  Traiaiv,  l-q. 

Arsoi,dt,  Chorpart.  I).   Ari»top)i.  5 


—     66    — 

XOPOT 
6  d    acps^s  rö  Tiauiv,  aAA'  irj  (lovov  Xiys. 

TPXrAIOS. 
ii]  tri  Toivvv,  irj  (lovov  Xäyco  455 

XOPOT 

6  f'  "^Q£L    Öe   (11]. 

TPTPAIOr. 

(ITJ. 

XOPOT 
6  5'  ftT^d'  'EvvaUa  ye. 

TPTFAIOS. 

VTCÖrsLvs  dl}  jrag,  xai  xdtays  tolölv  xuXag. 
EPMH2. 

TPTrAIOr. 
eia  (ittXtt.  %         460 

EPMHS. 


a  HU. 


in  iiaXcc. 
6  ^  a  Htt,  a  ala. 


TPTPAIOS. 


XOPOT 


TPTPAIOS. 
akX  ovx  sXxovö^  ävÖQsg  ofiocag. 

ov  |vAA?f ^faO-' ;  ol'  öyxvkleG^'-  465 

o^fiw'lfffO''  OL  BoLoroC. 

EPMH2. 
ela  vvv. 

TPTPAIOS. 

HU    (O. 

XOPOT 
o  j^'  aAA'  ßy£TOJ/,  ^vv£(pekxsT£  xttl  Gtpä. 
459—472  ==  486  —  499 


—    67     — 
TPrrAi02. 

ovxovv  tkyt(o  xu^agrco^UL  470 

xaTte^TicJcra  xul  Oitovöcc^co; 

XOPOT 
o  &'  ^(og  ovv  ov  xcoQSt  rovQyov; 

EPMH2. 
oj  Adiiax,  döixstg  e^zodav  xad^ij^£vog. 
ovötv  deö^ed^',  av&QOTce,  rrjg  (?^g  (lOQfiovog. 

TPXrAIOS. 
oi3<5'  oWe  y'  aiXxov  ovdiv  agystoi  TtdXai  475 

aAA'  T]  xatsyakav  räv  taXaLTCOQOviitvcov , 
xul  tavxu  ölxo&sv  iiL<jd-oq)OQOvvT£g  ak(pLta. 

EPMH2. 
aAA'  Ol  AdxGiVEg,  aydQ-',  ekxova'  dvÖQcxäg. 

TPXrAIOS. 
aQ    olö^'  oöOL  y    avTcäv  sxovrat  tov  ^vkov , 
fiovoL  TCQO&v^ovvz'' •  dkk'  6  %alxavg  ovx  sä.  480 

EPMHS. 
ovo'  Ol  MsyaQTJg  dQcaö'  ovdiv  ekxovötv  6'   Oficog 
yktöxQÖTata  aaQxdt,ovteg  äöTceQ  xvvCdia, 
V7i6  Toü  ys  kiaov  vq  z/t'  e^okioköxsg. 

TPTTAIOi:. 
ovötv  TiOLOv^sv,  avÖQsg,  dkX  o^o%v\iaöov 
änaöiv  Tjfitv  uvd-tg  dvTikr]nxiov.  485 

EPMHS. 


(jü    SLU. 


Htt  ^dka. 


Cü    SiU. 


ala  vri  ACa. 


TPTPAIOS. 

EPMH2. 
TPXrAIOS. 


XOPOT 
6  i    \iixqöv  ys  xLvov^sv.  490 

TPxrAioi;. 
oiJxoi'i'  deivov  **** 


-     68     - 

TOVg    fl£V    XtCvSiV,    TOVg    (^'    CiVTlGTläv, 

EPMH2. 

TPXrAIOS. 
£?a   OJ.  495 

XOPOT 

6  to:'  cog  xaxovot  rivsq  elGiv  iv  T^fitv. 
TPTrAI02. 
v^stg  fiFv  y'  ovv  oi  xirrdävteg 
rrjg  siQrjvrjg  GTtcct^  dvÖQe^ag. 
XOPOT 
6  tß'  aAA'  f/V  ol"  xwAvoucftv. 

EPMH2. 
ciVÖQEg  MsyaQTJg,  ova  ig  aögaüag  SQQtJGsrs;  500 

TCQatoi  yctQ  avtrjV  rotg  öxoQÖdoLg  iqXeixljaxE. 

xal  totg  l4d-r}vaL0t6t  navöaCd-at  Xiya 

ivTsvd'sv  ixo^svoig  od'sv  vvv  sKttsTE' 

ovdsv  yccQ  akXo  ÖQdts  nXrjv  diiccc^srs.  505 

aAA'  £L7i£Q  sTti&v^sttE  zijvö'  s^sXxvöai , 

7C(j6g  xriv  d'äXartav  oXiyov  vTtoxcoQijßarE. 

K0PT<I>AI02. 
ay,  covögeg,  avrol  drj  ^övoi  kcißä^iEd^  ot  ytcoQyoC. 

EPM42. 
XGiQEi  yi  tot  To  TtQÜyiia  noXXa  iiäXXov,  covögsg,  v^tv. 

KOPT^>AI02. 
%03Q£tv    ro    TtQay^id    (pr]6LV     ccXkä     nag     mn)Q    ttqo 

d^v^ov.  510 

TPXrAIOS. 
ol'  roi  yEOQyol  rovQyov  i^sXxovOi ,  xdAXog  ovdsig. 
XOPOT 
6  iy'  dys  vvv,  dys  nag. 
o  td'  xccl  fi^v  o^ov  ^GtLV  }]di]. 
6  is'  (irj  vvv  dva^Ev,  «AA'   emv- 

TEIVCO^EV    dvdQlXGJTEQOV.  515 

6  <g'  i]drj  '(JtJ  tout'  exeivo. 


i 


6  i^' 

CO 

HC<    VVV. 

6  i&' 

0) 

£ia,  eitt 

6  xa 

w 

eicc,  sia 

6  xy' 

CO 

eici,  sla 

—    09     — 

6  tf]'  CO  eicc  ;räs. 

sia  VVV.  6  x'  (ij  sicCj  eia,  sia  nag. 
eicc  VVV.  6  xß'  CO  sia,  sia,  sia  näg. 
sia  VVV.  6  xö'  CO  sia,  sicc,  sia  Ttccg. 
Aus  vorstehendem  ist  ersichtlich,  class  hier  sowie  in 
den  Wespen  die  24  einzelnen  Mitglieder  des  Chors  zweimal 
hinter  einander  zum  Vortrag  herankommen.  Die  trochäischen 
Tetrameter  mit  angeschlossenem  trochäischem  System  301  — 345 
enthalten  gerade  12  Chorkoramata,  d.  h.  die  zwei  ersten 
öTotxf^i;  die  folgende  Strophe  346  —  360  umfasst  den  dritten, 
und  die  Antistrophe  385  —  399  den  vierten  öTotxog.  In  der 
letzteren  ti'itt  bis  Vs.  389  der  Personenwechsel  nicht  an 
gleicher  Stelle  mit  der  Strophe  ein,  weil  ein  Schauspieler 
mit  jenem  Verse  die  Rede  des  Chors  unterbricht,  in  Ge- 
mässheit  des  in  den  Wespen  beobachteten  zweiten  Gesetzes. 
Obwohl  man  hier  auch  an  die  folgende,  der  Strophe  ent- 
sprechende Personenanordnung  denken  könnte: 

XOPOT 
6  td''  ^rjöa^cos,  CO  dsöTCod^^  'EQ^rj,  ^rjöa^cog,  ^rjdancog. 

6  X        SL    XL    XS%aQL(}^SVOV 

lOiQidiov  oiöd-cc  Ttag^  s~ 

fioü  ys  xatsdrjdoxcog  — 
6  xa'  tovto  ^rj  cpavkov  vo^it,'  sv  tads  za  TtQccy^aTc. 
Denn  bei  der  übergrossen  Erregtheit  des  Chors  ist  es  denk- 
bar, dass  einer  dem  andern  ins  Wort  fallend  ihm  dasselbe 
aus  dem  Munde  nimmt.  Weiterhin  bieten  die  Trimeter 
431 — 458  nach  der  Ueberliefcrung  6  Aussprüche  des  Chors, 
also  einen  (Sroixog,  die  Strophen  459 — 472  =  486  —  499  einen 
zweiten,  die  Strophe  512 — 519  endlich  den  dritten  und  vierten. 
Ausserdem  gelangt  der  Chorführer  in  den  trochäischen  Te- 
trametern 426  —  430  einmal  und  in  den  iambischen  Tetra- 
metern 508—511  zweimal  ausser  der  Reihe  zum  sprechen. 
Die  beiden  letzteren  Kommata  sind  Commandowürter  an  die 
Choreuten,  im  ersten  Falle  bezeugt  der  Koryphaeos  Hermes 
gegenüber  im  Namen  des  Gesammtchors  seine  Ergebenheit. 


70 


V. 

Der  Chor  in  den  Vögeln'Vs.  310—450. 

Es  ist  nicht  etwa  willkürlich,  wenn  wir  bei  Vs.  450 
einen  Abschluss  in  der  Entwickelung  der  Komödie  ansetzen. 
Hier  grenzt  sich  vielmehr  in  der  That  eine  Scene  ab,  wie, 
auch  Köchly  in  seiner  Abhandlung  über  die  Vögel  des 
Aristophanes  (Züricher  Gratulationsschrift  zum  fünfzigjäh- 
rigen Doctorjubiläum  Böckhs  1857)  S.  9  die  zweite  Scene 
des  ersten  Acts  bis  hierher  reichen  lässt,  welche  er  passend 
,,die  Verständigung  Vs.  211 — 450"  benennt.  Zeigt  somit 
der  Gedankengang,  dass  der  451  beginnende  Chorgesang 
vom  vorhergehenden  abzutrennen  und  zum  folgenden  zu 
ziehen  ist,  so  beweist  dasselbe  die  äusserliche  Form,  ich 
meine  die  von  W.  Heibig  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  XV  S. 
251  ff.  nachgewiesene  Responsion  451 — 538  =  539  —  626, 
in  welchen  Abschnitten  das  „Sonst"  und  das  ,, Künftig" 
sich  entsprechen.  Vgl.  Oeri  De  responsionis  apvd  Ar.  rationi- 
bus  aique  generihus,  Bonnac  1865  S.  25  und  in  Fleckeis.  Jahrbb. 
1870  S.  356. 

Der  erste  Abschnitt  des  ganzen  zu  behandelnden  Stückes 
ist  310  —  326,  enthaltend  einen  Dialog  zwischen  dem  Chor 
und  König  Epops,  in  welchem  letzterer  dem  Vogelchor  die 
Ankunft  von  Peithetaeros  und  Euelpides  mittheilt.  Die 
Vögel  in  höchster  Aufregung  anfänglich  in  dochmischen 
Trimeteru  (Vs.  310.  315)  sprechend  gehen  dann  zu  den 
ruhigeren  trochäischen  Tetrametern  des  AViedehopfs  über. 
Indiz  für  einzeln  redende  Choreuten  ist  in  diesem  Theile 
namentlich  die  Wiederholung  desselben  Gedankens  sowohl 
in  den  Fragen  des  Chors  als  in  den  Antworten  des  Wiede- 
hopfs. Epops  wiederholt  fm'twährend  seine  Aussage  von 
der  Ankunft  zweier  Männer,  der  Chor  fragt  wegen  der  Un- 
glaublichkeit der  Mittheilung  immer  von  neuem  danach.  S. 
die  Fragen  315  =  319  =  323.  323  =  325  und  die  Ant- 
worten 317  =  320  =  324.  —  Den  zweiten  Abschnitt  bilden 


—     71     - 

die  beiden  Strophen  327  — 335  =  343  —  351,  freie  anapästische 
Systeme.  Der  C'hor  ist  empört  über  den  Verrath  des  Wiede- 
hopfs und  wendet  sich  racheschnaubend  in  der  Strophe  gegen 
diesen,  in  der  Antistrophe  gegen  seine  Schützlinge  Peithe- 
taeros  und  Euelpides.  Ausserdem  sind  der  Strophe  wie  der 
Antistrophe  zwei  trochäische  Tetrameter  angehängt.  Dass 
diese  von  andern  Personen  des  Chors  gesprochen  wurden 
als  die  voranstehende  Strophe  resp.  Antistrophe,  zeigt  die 
Gegensätzlichkeit  des  Gedankens  Vs.  336 :  335  und  Vs. 
352:351,  welche  im  ersten  Falle  auf  der  Hand  liegt,  im 
zweiten  darin  besteht,  dass  der  Vs.  352  zu  sprechen  an- 
hebende längeres  hin  und  her  reden  unterbricht  und  zur 
That  auffordert.  Wer  spricht  nun  die  Tetrameter?  Der 
Chorführer,  an  welchen  zu  denken  zunächst  liegt,  an  den 
auch  Westphal  Griech.  Metr.  IP  S.  494,  Hornung  De  par- 
(ibus  comoed.  Graec.  S.  11,  Donner  in  seiner  Uebers.  u.  a. 
gedacht  haben,  kann  es  nicht  sein  wegen  der  Frage  und 
Aufforderung  Vs.  353  tcov  '(?!)•'  6  rai,CaQ'io£;  inayitco  rd  (Jf^tov 
xsQug.  Denn  alsdann  würde  der  Chorführer  nach  sich  selber 
fragen,  da  wir  verständiger  Weise  unter  dem  ta^iaQxos 
nur  ihn,  den  wirklichen  Anführer  des  Zuges,  verstehen 
dürfen.  Wenn  aber  Muff  S.  153  ausser  dem  Taxiarchen 
noch  einen  Strategen  (Koryphaeos)  annehmen  will,  so  ist 
das  seine  Phantasie,  da  Aristophanes  nichts  von  einem  fjxQa- 
rrjyog  weiss.  Der  ganze  Chor,  also  auch  der  Taxiarch 
selbst,  kann  ebensowenig  der  fragende  sein.  So  bleibt  nur 
übrig,  die  Verse  einzelnen  Choreuten  zuzuweisen.  Und  eben- 
dafür sprechen  wie  die  Aufforderung  Vs.  353  so  auch  die 
Vs.  344  ff.  erfolgenden  Aufforderungen.  Vgl.  ferner  in  der 
Strophe  Vs.  328  =  333  f.  In  den  folgenden  trochäischen 
Tetrametern  bis  386  zeigen  ebenfalls  einmal  die  Auffor- 
derungen der  Choreuten  unter  einander  364  und  365,  so- 
dann die  Verschiedenheit  der  Ansichten  des  Chors  über  die 
Behandlung  der  Feinde,  welche  in  den  Versen  369  f.  und 
374  f.  einerseits  und  381  f.  andrerseits  deutlich  zu  Tage 
tritt,  dass  auch  hier  verschiedene  Sprecher  anzunehmen  sind. 


-     72     — 

Mit  dem  Ausdruck  Vs.  381  ag  ri^iiv  doxet  setzt  sich  der 
hier  sprechende  Choreut  in  offenbaren  und  ausgesprochenen 
Gegensatz  zu  einem  Theile  seiner  Genossen, 

Unternehmen  wir,  bevor  wir  zur  Besprechung  der  letzten 
noch  übrigen  Chorkommata  schreiten,  die  Verthcilung  der 
bis  jetzt  von  uns  behandelten  an  die  einzelnen  Choreuten, 
so  finden  wir  in  dem  ersten  Abschnitt  310  —  326  im  ganzen 
7  einzelne  durch  die  Gegenreden  des  Wiedehopfs  getrennte 
Aussprüche  des  Chors,  nämlich  Vs.  310.  315.  319.  322. 
323.  325.  326  je  einen.  Von  diesen  gehört  indes,  wie 
nähere  Betrachtung  lehrt,  der  vierte  und  fünfte  Ausspruch 
des  Chors  zusammen.  Derjenige  Choreut,  welcher  Vs. 
322  f.  sagt: 

CO  ^syiGtov  s^a^aQTCJV  i^  örov  'tQä(prjv  iycS, 
Tcag  Isysig; 
wird   nur   für   einen    Augenblick   durch  Wiedehopfs   schnell 
dazwischen  geworfene  Worte: 

^r'iTKa  g)oßrjd'fjg  zov  Xoyov 
in  seiner  Frage   unterbrochen  und   fährt  dann  in  demselben 
Tone  wie  vorher  fort: 

rt  ft'  eigyäöco-. 
Demnach  haben  wir  hier  nur  6  hinter  einander  ledende 
Chorpersonen  anzunehmen.  Ebensoviel  Choreuten  ergibt 
der  zweite  Abschnitt  327  —  335  =  343 — 351,  wo  in  Strophe 
und  Antistrophe  an  derselben  Versstelle  (333  =  349)  Per- 
sonenwechsel eintritt,  den  hier  wie  dort  eintretender  Sinn- 
abschluss  und  Wechsel  des  Metrums  (Uebcrgang  des  ana- 
pästischen Rhythmus  in  kretischen)  bestätigt.  Bieten  also 
Strophe  und  Antistrophe  4  Choreuten,  so  wird  durch  die 
angehängten  trochäischen  Tetrameter  336  f.  und  352  f.  auch 
in  diesem  Theile  die  oben  gefundene  Sechszahl  erfüllt.  Und 
genau  derselben  Choreutenzahl  begegnen  wir  schliesslich  in 
den  nun  folgenden  Tetrametern,  indem  wir  Vs.  364.  365. 
369  f.  374  f.  381  f.  385  je  einen  in  sich  abgeschlossenen 
Ausspruch  des  Chors  und  dem  entsprechend  je  einen  Cho- 
reuten haben. 


-     73     - 

Unsei'c  Untersuchung  hat  bis  jetzt  18  der  Reihe  nach 
sprechende  Mitglieder  des  Chors  ergeben  und  zwar  in  der 
Aufstelhing  xccrd  6Totxov,  da  jeder  der  drei  Abschnitte 
gerade  6  Personen  darbot.  Wir  sind  im  vorliegenden  Falle 
in  der  Lage,  die  Aufstellung  des  einziehenden  Vogclchors 
auch  aus  einer  andern  Stelle  der  Komödie  ersehen  und  da- 
her unser  unabhängig  davon  gefundenes  Ergebniss  con- 
troliren  zu  können.  Bei  der  Aufzählung  der  in  die  Orchestra 
rückenden  Vögel  werden  in  den  Versen  297  —  304  zunächst 
6  Vögel  einzeln  und  dann  in  drei  auf  einander  folgenden 
Versen  abermals  immer  je  6  Vögel  zusammen  genannt. 
Hierdurch  ist  die  Stellung  unseres  Chors  jcutu  6xoC%ovg 
ausser  Frage  gestellt,  und  unsere  Verthcilung  gewinnt  be- 
trächtlich an  Wahrscheinlichkeit. 

Die  nächsten  Worte  des  Chors,  denen  wir  begegnen, 
Vs.  400  ff.  enthalten  zunächst  einen  Commandoruf  zur  Samm- 
lung und  Ordnung  der  bei  dem  ungestümen  Angriff  wohl 
etwas  aus  Reih  und  Glied  gekommenen  Vogelsoldaten, 
sodann  die  Erklärung  von  der  Gegenpartei  erfragen  zu 
wollen,  wer  die  Fremdlinge  seien  {rCvag  nots),  woher  sie 
gekommen  {nö^ev  ^yLoXov)  und  was  ihr  Begehr  sei  {tnl  tivu 
X  inivoucv).  Diese  drei  Fragen  werden  dann  auch  im 
folgenden  vom  Chor  in  derselben  Reihenfolge  und  im  ruhigen 
Tone  an  den  Epops  gestellt:  Vs.  408  die  beiden  ersten 
{rCveg  nod^^  oXds  xul  nö^ev,),  Vs.  410  ff.  die  dritte  {tvxV  ^^ 
TioCa  xo^i^ei  nox  axhco  TiQog  oQvid-ag  sXxfslv;).  Von  da  an 
aber  wird  der  Ton  des  über  die  Mittheilung  des  Epops 
erstaunten  Chors  lebhafter  und  unruhiger  Vs.  414  f. 

XsyovOc  drj  xCvug  Xöyovg; 

Bald  können  sich  die  Choreuten  bei  den  Antworten  des 
Epops,  den  sie  vor  Fragen  gar  nicht  recht  zum  antworten 
gelangen  lassen,  nicht  mehr  beruhigen:  der  Fremdling  soll 
selber  reden :  Vs.  432  ff. 

kiysLv  kiytiv  xiktvi  ftot. 


-     74     -^ 

xkvcov  yccQ  (ov  öv  ^oi  Xiyaig 

Xoycav  dvETtreQCO^ac. 
Schliesslich  stellt  der  zum  sprechen  aufgeforderte  aber  durch 
die  Wuth  der  Vögel  eingeschüchterte  Peithetaeros  noch  jene 
derbkomischen  Friedensbedingungen  (438  ff.),  auf  welche 
der  Chor  einzugehen  erklärt.  -  Wie  i.st  nun  in  diesem 
letzten  Abschnitt  die  V'ertheilung  unter  die  Mitglieder  des 
Chors  vorzunehmen?  Das  Commando  400  ävay  eg  rä^LV 
TcdXiv  ig  tavtov  xrX.  sowie  der  Vorschlag,  jene  drei  Fragen 
in  betreff  der  Gäste  dem  Epops  vorzulegen,  und  die  alsdann 
erfolgenden  Fragen  selber  gehören  ohne  Zweifel  dem  Chor- 
führer an ;  da  es  für  Niemand  mehr  als  für  ihn  dem  Chor 
Befehle  zu  ertheilen  sich  schickt,  und  die  in  ruhigem  Ton 
und  planmässiger  Folge  hervortretenden  Fragen  ein  und 
denselben  Sprecher  erheischen.  Bis  Vs.  414  hört  der  Chor 
schweigend  dem  Examen,  das  der  Koryphaeos  mit  Epops 
anstellt,  zu:  da  kann  er  seine  V^erwunderung  über  die  ihm 
gewordenen  Neuigkeiten  nicht  länger  bemeistern,  und  ein 
Choreut  bricht,  sich  direct  an  Epops  wendend,  los:  ti  (prjg; 
ein  anderer:  Xeyovöt  drj  rivag  X6yovg\  und  so  geht  es  fort, 
bis  endlich  der  Choreut  432  die  Fragen  seiner  Genossen 
unterbricht  und  nicht  weiter  den  Wiedehopf  sondern  die 
Fremden  selber  hören  will.  Den  Abschluss  des  Friedens 
(442  ff.)  aber  wird  man  wieder  dem  dazu  am  meisten  be- 
rechtigten Chorführer  zuzuweisen  geneigt  sein.  Nach  Ab- 
zug also  der  am  Anfang  und  Ende  dieses  Abschnittes  dem 
Chorführer  zufallenden  Kommata  bleiben  uns  deren  noch 
folgende:  414.  415.  417  ff.  427.  429.  432  ff.  d.  s.  6  an  der 
Zahl  übrig,  welche  der  letzte  ötotxog  des  Chors  übernimmt. 
Wir  dürfen  uns  nicht  verhehlen,  dass  in  diesem  letzten  Stück 
die  Vertheilung  nicht  mit  solcher  Gewissheit  wie  in  den 
vorhergehenden  hingestellt  werden  konnte,  weil  sie  sich 
nicht  nach  rein  äusserlicher  Berechnung  der  Chorkommata 
und  der  Choreutenzahl,  sondern  mehr  aus  eindringender 
Betrachtung  und  Beurtheilung  der  Scene  ergab.  Es  ist  daher 
möglich,  dass  hier  ein  schärferer  Blick  eine  ansprechendere 


(O       — 

Anordnung  auffindet.     Unsere  Untersuchung  hat  die  folgende 
Anordnung  der  ganzen  Partie  gefunden. 

XOPOT 
6  cc    TCononoTCOJtononov  ^'  ccq    6g  exdleöe;  ziva  totiov  aga 

vE^Exat;  310 

Enoif. 
ovro6l  JtdXccL  7tdQSL(ii  tcovx  aTCoöratä  (pClav. 

XOPOT 

6  ß'    t  LT  IT  IT  IT  LT  LT  LT  LT  IV  a      XoyOV     KQU     TtOXB     TTQOq     i^S     (pllov 

exov,  315 

Eno'P. 
xoLvöv,  döfpalrj,  ölkklov,  fjdvv,  acpskrjaifiov. 
avÖQB  ydg  Xenra  koyiözd  ösvq    dq/ixd-ov  cog  s^s. 

XOPOT 
6  y'  nov;  jtd;  Tccog  (prjg; 

Enow. 
gjjf^'  dn    dvd^QG}7icov  dcplx%cci  devQO  TtQsößvta  dvo  •   320 
r^xftov  d'  S10VTS  tiqb^vov  jigdy^ccTog  zekoQtov. 

XOPOT 
6  d'  CO  ^syiörov  i^a^agrav  f|  otov  \Qd(fi]v  syoy, 
:icag  Xeysig; 

EUOW. 
fiT^TTCj  cpoßrjd^fjg  Tov  köyov. 

XOPOT 
6  «5'  Tfc  yü  siQydGG)\ 

E^o1^ 

dvÖQ    eÖE^d^rjv  BQaöxd  rrjöÖB  rijig  ^vvovö^ag. 

XOPOT 
6  b'  xkI  dBÖQccxccg  tovto  rovQyov; 

EIIOT. 

x(d  dBÖQaxäg  y'  rjdoyat.  325 

X^OT 
6  g'  xdörov  rjörj  nov  Tiag    rj^tv; 

EnO'P. 

({  nc(Q    v^tv  Bi^i   iyoi. 


—     76    - 

XOPOT 

6  ^'    Hi    £«, 

TtQobtbö^ii,^^  dvoOici  X    indd^ofisv  ög  fccQ 

cpClos  "qv,  6fiötQog)d  O''  rj^tv 

ivs'^ato  Tcedta  naQ    rj^tv^  'd'.io 

TCCiQtßrj  iilv  ^ea^ovg  a(>;|j«toi;g, 

TiaQtßr}  tf'  OQXovg  oQVLd-av. 
6  rj'  ig  de  Öökov  ixdXaös,  TiaQsßals  t'  i^s  tcuqk 

yevog  dvößiov,  ojisq  f'^o'r'  sytvsr,  i%    i(ioi 

nokeniov  ir^ßdqjt].  335 

ö  {^'  fU/la  7r()6g  iLifi»  ovv  rov  oqvlv  rj^tv  vötSQog  koyog- 

reo  de  TiQeüßvTU  doxet  ^ni  raide  Öovvca  rrjv  dLxr}v 

diag)OQrid'fjvcd  '&•'  vcp'  rj{icov. 

IIKIÖETAIPOS. 

ag  dnalo^eGd^  dga.       338 

•      XOPOT 
6  i    ia   L(6,  343 

anay,  enid-',  eTiCfpege  jiokefiiov  oQiidv 

q)0VLav,  TiraQvyd  xe  navxä  345 

STcißaXe  iteQi  xe  xvxlcoöca " 

cog  dei  xcoÖ'  oipdt,eLV  u^cpa 

xal  dovvai  Qvy%ei  rpooßdv. 
o  i«'  ovxe  yaQ  oQog  Gv.teQov  ovxe  väcpog  ccCd'eQiov 

ovxe  noXiov  iiekayog  eöXLV  ö  xi  de^exai,  350 

xäÖ'  aTtocpvyovxe  ^e. 
6  iß'  ßA/l«  ^rj  ^eXXafiev  7]dr}  rdde  xCXkeiv  xcd  ödxveiv. 

710V    G#'  ü  xa^CtiQiog\  enayexa  x6  Öe^iov  xegag.      353 

XOPOT 
o  ty    elekelev  läQtt,  xddsg  x6  Qvyxog'  ov  ^ekXeiv  e%Qfiv.  364 
o  iÖ'   eine,  xiXXe,  nale,  detQS,  xoTixe  TtQcöxtjv  xr]v  x^xQav.   3G5 

% 
Eno'P. 

eiTte  ftot  XL  (ie'lXex\  co  Jtdvxav  xdxiörcc  d'ijQiav, 

327  —  335  =  343  —  351 


—     77     — 

aitokeGca  ^  7ia&6in(<^  ovdiv,  avÖQe  xcci   diuCTcdöca 
TTJg  sfifjg  yvvafKog  övxs  ^vyysvis  xal  cpv^era; 
XOPOT 
6  t£    (psiOo^eodrc  yÜQ  ri  rävds  ^äXlov  rj^istg  '^  kv'KCOV; 
rj  Tivag  rioai^id^'   äHovg  tcjvö'  äv  iiQ^Covg  eri; 

ei    Ö£    xriv    (pvGiv    ^ev    i'^d'QoC^    x6v    da    vovv    sioiv 

(pCloi,  'MX 

xal  öiödi,ovT£g  n  ösvq   rjxovGtv  v^äg  xqjJöl^ov; 
XOPOT 
6  ig'  nag  d'  äv  ot^'  i^fiäg  tl  iQr]6i^ov  didd^stdv  tiots  , 

ij  cpQdGsiav,  ovrsg  ix&Qol  rotöi,  Ttdmtoig  rolg  s^ioig;  875 

EnO'P. 
dlX'  an  ix^Qcöv  d'^ta  noXXd  fiavd'dvovöiv  oi"  öoq)Oi.  :mg 

XOPOT 
6  it,'  sGxi  fihv  Xöycov  dxovöat  TtQoixov,  ojg  ij^tv  doxei,      381 
XQtJGt^ov  ud^oi  yaQ  äv  tig  Tcdnö  xcov  ix^tQcäv  Ooq)6v. 

nKIORTAlPOS. 
Oids  xi]g  oQy^g  laXav  Ei^uGiv.  dvay'  inl  GxeXog. 

EriOl». 
xccl  dixcaov  y'  eöxi,  xd^ol  öet  vi^siv  v^iäg  xdQiv. 
XOPOT 
6  u]    dkkd  firjv  ovo'  dU.o  Goi  nco  jtQayfi    ivtjvrtd^sd'a.  385 

KOPT^AIOi:. 
avay    ig  xd^tv  ndkiv  sg  ravxov,  400 

xal  vov  d^v^ov  xaxdd^ov  xvil^ag 
TcaQa  xiqv  oQyijv  ojGxsq  bnXixi]g' 
xdvaTtvdcö^ed^ci  toi^GÖs,  rivsg  nuxt, 
xal  Tiodsv  i'juoAov, 

[£7ri|  XLva  X    inCvoiuv.  '  406 

t'ai  anoy\) ,  Ge  xoi  xaXä. 

EnO'P. 
xccXatg  dt  xov  xXvtiV  d^eXav; 

KOPT'I'AIOS. 
xCvag  TCod-'  oiöe  xal  Ttöd'iv; 


—     78     - 

p:no'P. 
^tvco  Cocprjg  dcp    EXXddog. 

KOPT*0AIOS. 
TVX^  ^f  TCOta  xo^i-  410 

^SL  7C0T   avra  TtQog  6q- 
VL^^ag  iXd-aiv; 

Encp. 
eQag 
ßCov  ÖLUcryjg  rs  aal 

60V    ^VVOLXSLV    T£    GOt 

xal  ^vvstvai,  to  jcdv. 

XOPOT 
6  id"'  TL  (pf,g; 
6  x'     ksyovöL  6^  TLvag  Xöyovg;  415 

ccTCLötu  xal  nsQu  xXvaiv. 

XOPOT 
6  xa    oQu  TL  xsQÖog  iv&dd'  cc^lov  fiovrjg, 
orw  ninoLd's  fiOL  ^vvav 

XQKTStv    KV   7j    TOV    ix^QOV    ij 

(pLkotaiv  acpsXstv  e'xELv;  420 

Eno'i»'. 

XsySL  ^eyav  tlv    oXßov  ov- 

T£    XSXTOV    0VT6    TILGTÖV    COg 

öd  [ravTa']  ndvTa  xal 

TO  TrjÖE  xal  TÖ  xetöe,  xal  425 

ro  devgo  TtQOößtßa  liycov. 

XOPOT 
(5  xß'  TCÖTSQa  ^aLvofisvog; 

äfpaTov  ag  (pQ6vL[iog. 

XOPOT 
6  xy'  ivL  aocpöv  TL  (pQsvC; 

TivxvoTaTOV  XLvadog ,  430 

üocpiöfia,  xvQ^a,  TQLfifia,  TtaLTcdhjfi    oXov. 


XOPOT 
6  xd'  XeysLv  ksyaiv  xtlevt  ^ot,. 

xXvcov  yccQ  av  (Sv  ^ot  ^s'ysig 
loycov  dv£jttSQ(o^ai,. 

Enou'". 
ays  dt]  av  xal  öv  rrjv  navonkCav  ^sv  ndkcv  435 

tavrrjv  laßövrs  xQE^döatov  rvx^y^^fj 
£1?  rov  LTivov  £16(0.,  TtlyjGiov  rovTiiordxov 
av  öh  tovad^  i(p    oiaTCSQ  rotg  ^öyoig  avvika^  ^ycS, 
(pQdaov,  dida^ov. 

nEIOETAIPOS. 

fid  töv  '^TtökXcj  'ycj  ^hv  oi;, 
iJV  fiij  didd^bivraC  y    oWs  dca&i]Xi]v  sfiol  440 

rjvTtSQ  6  TiLd'rjxog  rfj  yvvaixl  dLsd-exo, 
0  ^axcuQOTtOLog,  iiTJts  Ödxvsiv  tovtovg  e^h 
^r]r    OQX^^^^'  skxatv  ^rjr    ÖQvrzeiv 
KOPT^AIOS. 

ov  xi  71  ov 
x6v;  ovda^cig. 

nEI0ETAIPOS. 
ovx,  dlkd  xcocp&aX^co  Xtya. 
K0PT<I'AI02. 
öiaxL&Sfiai   yco. 

nEIGETAIPOS. 
xaxo^oaov  vvv  xavxd  fioL. 
K0Pr*AI02. 
ofivfft'  tTil  xovxoig  Ttdai  vixäv  rotg  XQLxatg  445 

xul  xotg  Q-saxatg  ndaiv. 

nElGETAIPOS. 

^axat  ravxayi. 
K0PT<I>AI02. 
ai  da  TtuQußuniv^  ivl  XQixrj  vixdv  fiovov. 

nKI0ETAIPOZ:. 
dxovsxe  k£6j'  Toüg  oTtklxag  vvv^£vl 
dvako^ivovg  ■9"co;rA'  djCLtvai  ndkiv  otxuÖE, 
axoTibZv  d'  o  xt  dv  7iQoy(jdq)(o^£v  iv  xotg  TUvaxCoig.    450 


-     80     — 

VI. 

Der  Chor  in  der  Lysistrata  Vs.  254  —  386. 

Abgesehen  von  der  wörtlichen  Wiederholung  in  den 
Versen  295  und  305  {q)v  (pv.  lov  Cov  roi)  xaTivov)  spricht 
hier  in  der  Parodos  der  Männer  namentlich  die  immerfort 
wiederkehrende  Aufforderung  zum  vorwärts  marschiren  dafür, 
dass  nicht  dieselben  sondern  verschiedene  Personen  des 
Halbchors  gehört  wurden.  Bis  Vs.  305  dauert  der  Marsch 
der  Männer,  und  bis  zu  dieser  Stelle  finden  wir  in  folgenden 
Versen  jene  Aufforderung  wiederholt:  Vs,  254  x^Q^'^i 
^Qccjctjg,  rjyov  ßüöriv.  Vs,  266  äAA'  ojs  tdiiGta  tiqos  tiÖXlv 
öTievöa^sv,  03  ^iXovgys.  Vs.  286  ff.  üTtovdrjv  e'xoj  xr^. 
Vs,  292  aAA'  ofiag  ßadtarsov.  Vs.  302  üTievÖE  TiQÖöd^sv 
ig  nöltv.  Weist  nun  schon  die  Wiederkehr  desselben  Ge- 
dankens an  und  für  sich  auf  einzeln  sprechende  Ohor- 
personen  hin,  so  kann  uns  die  Art,  wie  dieselbe  eintritt, 
in  dieser  Annahme  nur  bestärken.  Mit  Ausnahme  nämlich 
von  Vs.  254,  wo  das  Einzugslied  beginnt,  unterbricht  der 
Befehl  vorzurücken  jedesmal  den  vorhergehenden  Gedanken- 
verlauf: er  steht  mit  ihm  in  keiner  Verbindung,  sondern 
tritt  unvermittelt  ein.  So  unterbricht  er  bei  Vs,  266  die 
Schilderung  von  der  Einnahme  der  Akropolis  durch  die 
Weiber,  so  bei  Vs.  286  die  Erzählung,  wie  man  einst 
Kleomenes  in  der  Burg  belagert  habe,  so  bei  Vs.  302  die 
Klagen  über  das  beissende  Feuer  in  den  Kohlentöpfen.  Am 
deutlichsten  aber  tritt  dies  Abbrechen  bei  292  hervor,  wo 
die  Zusammenhangslosigkeit  beinahe  bis  zur  Gegensätzlich- 
keit des  Gedankens  gesteigert  ist.  Eben  nur  hatte  der  Chor 
über  die  drückende  Last  der  Holzkloben  geklagt  {ßg  i^ov 
ys  To)  ^vlco  tov  d^ov  i^iTtcoxcirov)  und  über  die  Schwierig- 
keit sie  ohne  Hülfe  fortzuschleppen  (xSTrcjg  äot'  s^cc(i7iQev- 
6o[isv  tovt'  avBv  xav9-r]kiov) :  da  heisst  es  plötzlich  mit 
verändertem  Tone:  «AA'  oftog  ßadiöTEov  xrk.  Wie  können 
wir  diese  Erscheinungen  besser  erklären  als  durch  die  An- 


—     81     - 

nähme  verschiedener  Sprecher,  welche  sich  an  den  be- 
zeichneten Stellen  im  declamiren  ablösen?  Führen  doch 
ebendarauf  auch  die  namentlichen  Anreden,  wie  Vs.  254 
^Qccxijs.  259  Ci3  UtQv^ödcoQs.  2G6  cu  ^cXovQys.  304  oj  /ldxt]g, 
welche  nur  im  Älunde  einzelner  verständlich,  im  Munde  aller 
Choreuten  unsinnig  sind,  indem  im  letztern  Falle  ein  Drakes, 
ein  Strymodoi'os  u.  s.  w.  sich  selbst  beim  Namen  rufen, 
sich  selbst  diese  oder  jene  Frage  vorlegen  müsste.  Diese 
im  Text  vorkommenden  Namen  der  Choreuten  haben  sogar 
einen  alten  Kritiker,  wie  es  scheint,  veranlasst  sie  einzelnen 
Abschnitten  des  Chorgesangs  vorzusetzen ;  von  welcher  Ver- 
theilung  der  Chorstücke  unter  Mitglieder  des  Chors  wir 
noch  die  Ueberreste  in  den  Schollen  und  den  Personen- 
bezeichnungen der  Handschriften  vorfinden.  Doch  ist  dabei 
nicht  etwa  an  eine  mit  bewusster  Absicht  und  methodischer 
Durchführung  unternommene  Vertheilung  und  Anordnung 
zu  denken.  Denn  gegen  eine  solche  Ansicht  streitet  einmal 
der  Umstand,  dass  der  vorliegende  Fall  ein  ganz  vereinzelter 
und  daher  nicht  im  Stande  ist,  die  völlige  Unkenntniss  der 
alten  Philologen  von  einzeln  singenden  oder  sprechenden 
Choreuten  zu  widerlegen,  welche  sonst  in  den  tragischen 
und  komischen  Schollen  bemerklich  ist.  Sodann  ist  die 
ganze  Art  und  Weise,  wie  jener  Kritiker  hierbei  zu  Werke 
gegangen  ist,  so  beschaffen,  dass  sie  uns  deutlich  ein  spielen- 
des Autoschediasma  verräth.  Wenn  bei  Vs.  254  das  rav. 
Schol.  (x^Q^S  dvÖQcöv  ysgövTCJv:  rj  ZltQVfiödcoQog)  den  Stry- 
modoros  sprechen  lässt,  oder  Rav.  und  Aug.  vor  Vs.  25G 
ÖQu  {^jQdxi]g  Junt.)  und  vor  Vs.  266  Rav.  und  Junt.  öTVfi- 
}i6d(OQos  Aug.  öTvn  vorschreiben;  so  kann  man  das  als  ver- 
ständig gelten  lassen.  Aber  die  Spielerei  zeigt  sich  in  ihrer 
Nichtigkeit,  wenn  Aug.  vor  382  und  Voss,  vor  371  den  ganz 
aus  der  Luft  (oder  vielmehr  aus  den  Ekklesiazusen)  ge- 
griffenen Namen  ßls  und  ßXsnvQOs  setzt,  oder  Voss,  bei 
Vs.  372  einen  Namen  GtQv^LodcjQa  fingirt.  Achnlich  verhält 
es  sich  auch  mit  dem  aus  Vs.  365  entnommenen  und  im 
Rav.   und   andern  Handschriften   vor  350  und  vor  362  oder 

ARNOliDT,  rhorpnrt.  }>.  Arigtoph.  ü 


—     82     - 

365  ff.  (s.  Engers  Note  zu  Vs.  362)  stehenden  Frauennamen 
ZJrQazvXXts,  welcher  erst  von  Dindorf  entfernt  worden  ist. 
Ja  eben  diese  Spielerei  scheint  die  Ursache  gewesen  zu  sein, 
dass  in  den  Handschriften  derselbe  Choreutenname  Stratyllis 
Vs.  439  und  447  irrthümlich  sogar  einer  Bühnenperson  ge- 
geben wurde.  Vgl.  Enger  Rhein.  Mus.  N.  F.  III  S.  302  ff. 
Und  die  besondere  Aufzählung  aller  jener  Namen  in  den 
Personenverzeichnissen  der  Junt.  und  des  Voss,  spricht  dafür, 
dass  man  überhaupt  unter  ihnen  bald  gar  nicht  mehr  Cho- 
reuten sondern  Schauspieler  verstand. 

Kehren  wir  von  dieser  Abschweifung  zur  weitern  Ver- 
folgung der  Männerparodos  zurück:  so  machen  auch  die 
nach  beendigtem  Marsche  gesprochenen  Verse  306  —  318 
durchaus  nicht  den  Eindruck  einer  fortlaufenden  Rede  ent- 
weder des  vollstimmigen  Chors  oder  des  Chorführers  allein, 
wie  letzteres  z.  B.  Voss  in  seiner  Uebersetzung  angenommen 
hat.  Vielmehr  finden  wir  alles  das,  was  uns  Zeichen  sein 
muss  für  eine  im  Wechselgespräch  stattfindende  Unter- 
haltung und  Berathung  über  den  gegen  die  Burg  vorzuneh- 
menden Sturm,  wobei  verschiedene  Personen  ihr  votum  ab- 
geben. Dieselben  Gedanken,  welche  zuerst  als  Frage  und 
Vorschlag  geäussert  werden,  nämlich  einmal  die  Holzscheite 
abzulegen  (307  £t  reo  ^hv  ^vX(o  ^ai^ieod^a  tiqcotov  avrov) 
und  sodann  dieselben  wie  Fackeln  in  den  Kohlentöpfen  an- 
zuzünden (308  f.  tfjs  d^TteXov  d'  ig  r}]v  xvxQav  tov  cpavov 
iyxad-svTSs  äipavrsg  xtA.;):  eben  diese  Gedanken  kehren 
später  als  bestimmte  Aufforderungen  und  Befehle  mit  ähn- 
lichen Worten  wieder^  der  erste  312  d-co^sod-a  d^  x6  (poQxCov, 
der  zweite  315  f. 

Gov  d'  iöxlv  £Qyov,  oi  x^''^9^i  '^ov  avd-Qux'  t^syeCQSiv , 

xriv  la^Tidd^  '^finavrjv  OTtcog  TiQdxLöx'  s^ol  TtQOOoiösis. ') 

Ferner  entwickeln  sich  die  Gedanken  auch  in  diesem  Stück 

nicht    in   logisch  zusammenhängender  Reihenfolge,    sondern 

es    wird    ohne    vermittelnden    Uebergang    von    einem    zum 

1)  Uebrigens  verlangt  das  Schol.  Puteau.  zu  diesem  Verse  folgende 
Emendation  av[v]  sfiol  noiitaeig. 


—    83    — 

andern  gesprungen  bei  311:312,  314:315,  316:317.  Er- 
klärt niiin  nun  diese  Gedaukensprünge  hier  wie  oben  durch 
Personenwechsel,  so  ergibt  sich  an  folgenden  Stellen  der 
behandelten  Parodos  immer  ein  Choreut: 

I.  in   den   nicht    antistrophischen   iambischen   Tetra- 
metern 254.  255 
Vs.  254 
in    den    iambischen    Strophen    und    Tetrametern 

256  —  270=271-285 
Vs.  256.  266.  271.  281, 
wo  es  auf  der  Hand   liegt,   wie  die  metrische  Composition 
den  Wechsel   der  Person   an   den  bezeichneten   Stellen   be- 
stätigt. 

IL  in   den  iambisch- trochäischen  Strophen  286  —  295 
=296  —  305 
Vs.  286.  292.  296.  302, 
indem  an  derselben  Versstelle   in  Strophe   und   Antistrophe 
(292  =  302)  Personenwechsel  eintritt. 

III.  in  den  13  iambischen  Tetrametern  306  —  318 
Vs.  306.  310.  312.  315 
Vs.  317. 
Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  zwei  Tetrameter  am 
Anfang    und    am   Ende    der    Parodos    vom    Chorführer    ge- 
sprochen  wurden,    welcher  dieselbe  einleitet  und  mit  einem 
Gebet  an  die  Nike  abschliesst.     Nach  Abzug   dieser  Verse 
erhalten   wir  die  12  Mitglieder  des  Männerhalbchors  in  der 
Aufstellung    xurä    t,vyd,    und    zwar   mit   strengster   Gesetz- 
mässigkeit.    Denn  jeder  der  drei  metrischen  Hauptabschnitte 
enthält  immer  ein  Glied  des  Chors. 

Der  folgende  Gesang  des  Weiberhalbchors  (319  —  351), 
dem  Enger  gegen  den  Scholiasten  zu  Vs.  321  und  354  und 
gegen  Droyscns  Phantasien  (Uebers.  III  S.  139)  mit  Recht 
seinen  Standort  auf  der  Orchestra  angewiesen  hat  (Rhein. 
Mus.  a.  O.  und  Ausg.  zu  Vs.  321),  liefert  ein  lehrreiches 
Gegenbild  zu  dem  besprochenen  Einzugslied  der  Männer. 
Abzusehen    ist    auch    hierbei  natürlich   von   den   zwei   Ein-* 

6* 


—     84     — 

leitungs-  und  Schlusstetrametern  ^  welche  die  Führerin  der 
Frauen  spricht.  Sonst  zeigen  uns  die  übrigbleibenden 
choriambisch-logaödischen  Strophen  recht  deutlich,  wie  ganz 
anders  Aristophanes  diejenigen  Chorlieder  anlegte,  welche 
er  nachweislich  nicht  für  einzelne  Choreuten  bei  der  Auf- 
führung bestimmte.  Hier  finden  wir  keine  Wiederholungen, 
keine  Sprünge  der  Gedanken.  Jedem  Versuche  einzelne 
Stücke  abzusondern  werden  sich  unüberwindliche  Hinder- 
nisse entgegenstellen :  die  in  derselben  Construction  gebauten 
langen  Perioden  wie  327  —  334  s^TcXrjGa^Evr]  —  coaTi^o^svy] 
—  ccQa^Bvr}  —  (psQOvöa  oder  335  —  339  tvcpoysQovtccg  av- 
ÖQug  —  (piQOVtag  —  ßa^avsvöovrag  —  ccjtnkovvrag,  ferner 
an  den  Stellen,  wo  man  vielleicht  noch  einen  Anhalt  für 
Abtrennung  suchen  möchte,  enge  Verbindungen  durch  Re- 
lativa  (z.  ß.  ag  341.  s(p'  olönsQ  344)  oder  durch  starke 
Partikeln  {vvv  drj  yÜQ  327).  Dagegen  werden  wir  Recht 
daran  thun  mit  Enger  zu  Vs.  321  eine  Theilung  des  Weiber- 
halbchors  wieder  in  2  Halbchöre  anzunehmen  (nur  dehnt 
Enger  dieses  Verhältniss  fälschlich,  wie  wir  uns  oben  über- 
zeugt haben,  auch  auf  den  Chor  der  Greise  aus).  Dann  redet 
Vs.  321  mit  Ntxodtx}]  die  erste  Hälfte  des  Chors  eine  Person 
der  noch  schweigenden  Chorhälfte  an,  welche  335  den  Gesang 
aufnimmt.   Hiernach  sind  wir  zu  folgender  Anordnung  gelangt. 

XOPOS  TEPONTßN. 
KOPT^AIOS. 
;Uco(>ft,  ^QKxrjg,  rjyov  ßdd}]v,  d  xal  röv  a^iov  dXysig 
xoQ^ov  todoi'TOvl  ßuQog  x^t^Q^g  cpigcov  iküag.         255 
6  a    ri  TcöXV  aeXm'  svsötiv  ev  xa  fiaxQa  ßla,  (psv , 
STCsl  Tig  &v  jtot'  VjXjaG  ,  a  ZItqv^oöcoq^  dxovöat 
yvvatxag,  äg  ißoöxo^sv  260 

xkt'  olxov  ificpavhg  xaxöv, 
xaxd  ^Ev  ayiov  e%£iv  ßQsrag, 
xard  t'  dxQÖnoliv  s^äv  Xaßstv , 
xXt'jd^Qoig  dh  xccl  ^ox^otöiv 

xd  TtQOicvXaia  naxxovv)  265 

256  —  265  =  271  —  280 


—     85     - 

6  ß'  ßAA'  cos  xdxiGta  iiQog  nöXiv  OTtevöco^sv,  co  ^iXovQye^ 
OTimg  äv  avrcdg  ev  y.vxlcp  d^ivrag  tu  jiQB^va  tkvtl, 
o6aL  ro  itQKy^a  toüt'  ivsöriJGavro  xal  ^srfjXQ'Ov , 
^Cav  TCVQccv  vijöavreg  ifiTiQtjacofisv  civrox^tQ^G  269 

TCccGag  vito  jjjrjcpov  ^läg,  TTQOjrtjv  de  rrjv  yivxoavog. 

b  y    ou  yaq  /x«  xr\y  zfr]^rirQ'  i^ov  ^cjvrog  By%civovvxaL' 
671  ei  ovo 6  KXso^avrjg,  og  avr^v  y.atäöxs  JtQatog, 
iXTiTJld^fv  dil-'CcXaxr og ,  «AA'  275 

oiiag  Attxavixdv  tivecov 
Sx^x'  071  la  7tccQccöovg  i^OL, 
ö^LXQOv   'e%civ  7idvv  XQtßdviov, 

71LVC5V ,    QVTtäv,    CCTCRQKXlXxOg, 

f|  ixcov  äXovxog.  280 

6  d'  ovxcag  iTCoXtoQxtjG'  iya  xov  uvÖq'  sxstvov  co^ag 

i(p^  STixccxaLÖex'  aGitCdag  TCQog  xalg  Tcvkaig  xaQ'svöav. 

xaödl  de  xäg  EvQiTtiör]  d'eotg  xe  TtäOiv  eyßgdg 

iya  ovx  dga  öxiqöc}  TtccQav  xol^rj^axog  roüovxov; 

^rj  vvv  ex'  ev  xexQKTtroXeL  xov^ov  xQOTiatov  el'r].     285 
6  e    aAA'  avxo  ydg  ^ol  rrjg  odov 

XoLTiöv  iöxi  x^^Qi^ov 

x6  TiQog  tioXlv,  x6  (ytjttoV,  Ol  öTiovd^v  ex(o  ' 

xd)7i(og  Tiox^  i^ccfinQevöo^sv 

xovx'  avev  xavd^rjlLOV  290 

ag  i^iov  ya  reo  ^vkco  xov  co^ov  e^iTiaxaxov. 
6  g'  dXV  oacog  ßaÖLöreov, 

xcd  x6  71VQ  cpvGrjxeov, 

^}j  |[t'  d7to6ßeG&ev  kdd-r]  7tQ6g  xfj  xeXevxfj  xrjg  odov. 

(pv  (pv. 

LOV    COV    xov    XUTIVOV.  295 

6  ^'  cjg  deivöv,  cova^  'HQÜxXeig, 
7iQ0G7teGÖv  ft'  ex  xtjg  x^'^Q^^S 
cÜGTieQ  xvav  XvxrcoGa  xc6q)&uX^id}  ödxveL- 
xaGxLv  ya  Ai]iiviov  x6  nvQ 
xovxo  7tdGri  firjxccvij.  -    300 

266  —  270  =  281  —  285 

286 — 295  =  296  —  305 


—     86     — 

ov  yccQ  äv  Ttod''  030'  oda^  eßQVxe  Tctg  l^ftag  ifiov. 
6  rf  öTtsvds  TtQoöd-ev  ig  noXiv^ 
xal  ßo7J&(L  rfj  d'sa^ 

(pv  (pv. 

iov  lov  Tov  Kanvov.  305 

o  d-'  TODtl  tÖ  tcvq  iyQTJyoQsv  ^ecöv  exccTL  xal  ^fj. 

ovKOvv  ccv,  £1  tc)  {isv  luAcj  d^eifisöd'ci  TtQcätov  avtov, 
trjs  d^Ttalov  d'  ig  tyjv  yyx^av  xov  cpavov  iyxad'ivreg 
atl'avTsg  5it'  ig  t^v  ^vQav  XQirjdov  i^Tiiöoi^sv; 
6  L    xäv    ^rj    xaXovvtcov    rovg    ^oxXovg    %aXä6iv    al   yv~ 

vcdxEg,  310 

i^nt^ngävca  iqyi  tag  d-vQug  xal  x<p  nanvä  Ttiii,SLV. 
6  iä  d'cS^söd'a   drj  ro  (poQxCov.     cpsv  rov  xaTCvov,   ßaßatä^. 
xig    i,vl^dßoLx'    dv    xov    i,vXov  xav   iv  Z^dfia   cxga- 

xfjyav ; 
xavxl  ft£V  7]dri  t^v  ^d%iv  d-Xißovtd  [lov  ninavxau. 
6  t/3'  Gov    d'    söxlv    eQyov,    co    ivxqa^    xov    dv&Qax'    h^e- 

yeiQSiv,  315 

xrjv  Xa^Ttdd '  iq^^ivrjv  oTCcog  7CQaxL6x^  s^iol  ngoGoCöetg. 

KOPT^AIOS. 
diönoLva  NCxri  i,vyysvov,   xav   r'  sv   TtoXst  yvvaixcjv 
xov   vvv   TtaQSGxäxog  d^Qdöovg  ^iöd^ai  xQOJtatov  ijfiag. 
XOPOS  rYNAIK.<iN. 
K0PT^AI02. 

^Lyvvv  doxa  fioi  xad-oQav  xal  xanvöv,  co  yvvatxeg, 
SöJtBQ  TivQog  xaofiivov  onsvGxiov  köxl  d^äxxov. 

HMIXOPION  a. 
jiixov  Tiixov,  Nixodcxr],  *  321 

TtQLv  i^TCSTtQ^öd'aL  KaXvxt]v  xxX.  322 


HMIXOPION  ß'. 
iqxovGa  yaQ  xvfpoyigov-  335 

tag  dvÖQag  bqqelv ,  OxsXbxt]  xxX.  336 


KOPT^AIOIi:. 
iaßov  CO.  xovxl  xC  "qv\  covÖQsg  növco  novrjQoi'  350 


—     87     - 
ov  yccQ  ;roT'  äv  xqyiGxoC  y    edgcov,  ovd'  ev6€ßstg  rdd^ 

Was  das  folgende  Zankduett  der  zusammenstossenden 
Chöre  352 — 386  betrifft,  so  wird  uns  wohl  von  vornherein 
zugestanden  werden,  dass  nicht  alle  12  Männer  einerseits 
und  alle  12  Weiber  andrerseits  auf  einmal  sprechend  diesen 
nach  Rhythmus  und  Inhalt  äusserst  bewegten  Wortwechsel 
geführt  haben.  Und  es  scheint  kaum  nöthig  auf  die  In- 
dicien  hinzuweisen,  die  einer  solchen  Auffassung  wider- 
streben würden:  auf  die  namentlichen  Anreden  (g)  OaidQia 
356.  «  'PodcTCTtrj  370),  auf  die  Aufforderungen  i)  (358.  370) 
und  Fragen  (356.  379  c.  schol.),  welche  nicht  etwa  ein 
Halbchor  an  den  andern,  sondern  jeder  Halbchor  an  sich 
selber  richtet  Es  muss  demnach  ein  Theil  der  beiden  Chöre 
zeitweise  geschwiegen  haben.  Daher  denn  Voss  Uebers. 
nicht  übel  einen  Mann  und  ein  Weib  den  ganzen  Streit 
ausfechten  lässt.  Allein  ich  gestehe  mich  auch  hierbei,  ich 
meine  aus  triftigen  Gründen,  nicht  beruhigen  zu  können. 
Einmal  nämlich  ist  man  auch  bei  Vossens  Vertheilung  ge- 
nöthigt  Vs,  365 

anrov  fiovov  ExQatvXXCdog  tc5  daurvXci  TtQOßsX&av 
zu  erklären,  wie  der  Scholiast  und  die  neuern  Interpreten 
thun:  UrQarvXXtdog  avxl  i^ov,  eine  Erklärung,  welche  ich 
für  falsch  halte.  Wenigstens  ist  mir  keine  Stelle  in  einer 
griechischen  Komödie  oder  Tragödie  bekannt,  wo  Jemand 
sich  selbst  bei  Namen  nennt,  ohne  dass  dieser  entweder 
appositionell  zu  fassen  oder  mit  einer  starken  Emphase  ge- 
sagt ist,  sodass  der  Name  zugleich  den  Charakter  der  Person 
angeben  solP):  wovon  hier  bei  einem  im  Augenblick  fingirten 
Namen   nicht   die  Rede   sein  kann.     Diese  Erklärung  fällt 

1)  Hierzu  ist  absichtlich  nicht  gezählt  Vs.  381  ^(iizqtigov  avrrje 
zag  xd/iag.  Deun  mit  diesen  Worten  redet  der  Mann  wohl  nicht  seinen 
Genossen  an  sondern  seine  Fackel,  wie  ein  "Weib  in  demselben  Verse 
ihr  Wasser  anredet,  und  wie  315  der  Topf ,  Wolken  1497  ebenfalls  eine 
Fackel  angeredet  wird. 

2)  Vgl.  z.  B.  Sophocles  Ai.  98.  864,  Oed.  T.  1366,  PLil.  64,  überall 
mit  Naucks  Noten. 


—     88     - 

nun  weg,  sobald  wir  annehmen,  dass  mehrere  einzelne 
Männer  und  Frauen  der  Reihe  nach  sich  an  dem  Wort- 
wechsel betheiligt  haben:  da  tritt  dann  Vs.  365  eine  Mit- 
streiterin für  ihre  liebe  Stratyllis  ein.  Und  für  diese  An- 
nahme sprechen  ferner  die  wiederholten  Drohungen  der 
Männer  dreinschlagen  zu  wollen  357.  361.  364.  366,  welche 
wohl  von  verschiedenen  Personen  herrühren.  Für  diese  An- 
nahme spricht  endlich  die  ganze  Anlage  dieser  Streitscene, 
auf  die  wir  noch  etwas  genauer  eingehen  müssen.  Erst  von 
Vs.  371  an  erfolgt  in  regelmässiger  Abwechselung  und 
Schlag  auf  Schlag  Frage  auf  Antwort;  es  ist  daher  keine 
Frage,  dass  von  dieser  Stelle  bis  zum  Schluss  in  der  That 
nur  2  Personen  (ein  Mann  und  ein  Weib)  und  zwar  überall 
ein  und  dieselben  mit  einander  hadern.  Ganz  anders  ist 
der  Charakter  des  vorangehenden  Stückes.  Bis  361  nämlich 
spricht  jeder  der  beiden  feindlichen  Halbchöre  mehr  für 
sich  und  zu  sich;  sie  bereiten  sich  auf  den  zu  erwartenden 
Zusammenstoss  vor,  ohne  schon  handgemein  zu  werden. 
So  ist  z.  B.  360.  361  offenbar  die  Antwort  eines  Greises 
auf  die  Frage  seines  Kameraden  356.  357.  Es  müssen  also 
hier  mehrere  einzelne  Mitglieder  der  Chöre  sich  unter  ein- 
ander besprochen  haben.  Nach  dieser  Vorbereitung  tritt 
dann  bei  Vs.  362  ein  Weib  muthig  vor:  xal  (i^v  idov  na- 
ta^äxa  Ttg.  Ihr  stellt  sich  ein  Mann  entgegen  364,  allein 
sofort  365  tritt  ein  anderes  Weib  für  ihre  bedrängte  Freundin 
ein  u.  s.  f.:  ein  avmiQÖöcoTCov  d^XtjXoLg,  das  einen  ungemein 
ergötzlichen  und  komischen  Effekt  für  die  Zuschauer  hervor- 
bringen musste.  Vergegenwärtigen  wir  uns  die  scenische 
Darstellung  durch  nachstehende  Uobersicht,  welche  sich  aus 
dem  eben  entwickelten  ergibt. 

XOPOT  TEPONTßN 

6  a    Tovtl  xo  TtQÜy^'  tj^tv  iötlv  ccTCQOöööxrjTOv  rjxec 
Bö^og  yvvaixcov  ovroöl  &VQaöLV  av  ßorjd^at. 
XOPOr  rYNAIKSJN 

rj  a    TL  ßdvlXsd-'  i^^ccg;  ov  rCnov  noXXai  doxov^sv  elvat;  354 
xal  ^ii]v  iiaQog  y'  tj^av  OQax'  ovjcco  xo  ^vqloöxÖv. 


—     89       - 

XOPOT  TEPONTßN 
6  ß'  03  0aidQic(y  tavtas  Xccletv  saGo^sv  rocavti; 

ov  nsQiicatä^Ki   tö  ^vkov  tvjttovr'  ixQ^v  rii/'  ai5rag; 

XOPOT  TYNAIKiJN 
t]  ß'  &o}^£ö&cc   d)]   ras   xci^Ttidag   xrj^sig   jj«^«^',  oticos  nv, 
rjv  TtQooqiBQt]  rrjv  xslgd  ng,  yiiq  xovrö  fi'  i^nodCt;t]. 

XOPOT  TEPONTiiN 
6  y    et  vri  ziC  TJdrj  rag  yvdd-ovg  ro'urav  rig  rj  dlg  i]  XQlg     360 
sxoijjav  aöTCEQ  BovzäXov,  cpavi^v  äv  ovx  dv  al^ov. 

XOPOT  TYNAIK^JN 
^  y'  xal  ^^v  idov  Ttaxa^ärco  tig-  atäo'  iyco  TiaQE^c), 
7C0V  ^j;  ttot'  dX^t]  aov  xvcov  räv  oq%£cöv  ^dßrjtca. 

XOPOT  TEPONTSiN 
6  d'  fi  ft>)  öiCOJttJGsL,  %£vav  ixxoxxico  ro  yrJQag. 

XOPOT  rYNAIKS>N 
ij  d'  antov  ^övov  ExQaxvXUöog  xä  daxxvXc)  TtQOöeX&cov.  365 

XOPOT  TEFONTiiN 
6  f'  xi  d\    rjv    öTiodco   xotg    xovdvXoig,    xi  \i     i^ydcu  xo 

deivöv, 

XOPOT  TYNAIKüN 
^  «'  ßQvxovöd  60V  xovg  itXsvfiovag  xcd  xdvxsQ'  eh,a^t]6G}. 

XOPOT  rEPONTüN 
6  g'  ovx  eöx'  dv^o  EvQtntdov  GocpcSxsQog  Ttoitjxyjg' 

ovdtv  yaQ  adl  d-gsfifi^  dvaiöig  söxlv  cog  yvvatxeg. 

XOPOT  TYNAIKßN 
rj  g'  atQ(6^£&'  xilialg  d^ovöaxog  XYjVxdljiLV,  d'PodCnnri.   370 

XOPOT  rEPONTßN 
6  g'  xC  d\  CO  d-£otg  ixJ&Qd,  Gv  ösvq'  vöojq  sxovg'  dcpixov ; 

XOPOT  TYNAIK.QN 
ij  g'  XL    dcd  Gv   nvQ^    a   xv^ß\    sxcov;   cog  Gavxov   e^Ttv- 

QevGcov; 

XOPOT  TEPONT^N 
o  g'  iyco  [liv,  Xva  vrjGag  nvgdv  xdg  Gag  cpCkag  vrpd^co. 

XOPOT  TYNAIKßN 
i]  g'  tyu>  ÖS  y\  Iva  x-qv  Gr\v  nvQav  xovxu)  xaxaGßäGuiy,i.   374 


—    90    — 

XOPOr  TEPONTßN 
o  g   Tov^LOv  öv  nvQ  xataößaöeLg; 

XOPOr  TYNAIKßN 
ij  g'  tovQyov  tax'  ccvto  dst^si. 

XOPOr  TEPONTßN 
6  g'  ovx  oldtt  ö'  ei  r^d'  ag  ^'%(0  tfj  iKfiJtddi  (STccd-evaa.' 

XOPOT  TYNAIKSiN 
>J  ST    ft  Qv^ficc  TvyxdvBLq  'B%oiiv ,  kovxQov  y'  f'yoj  naQil,(o. 

XOPOT  TEPONTiiN 
6  g'  £(ttol  <?t)  Aofr()oV,  o3  OaTtQa; 

XOPOT  TYNAIKiJN 
7]  g'  xccl  tavTa  vv^cpixöv  ys. 

XOPOT  TEPONTiJN 
6  g'  rjxovöag  avr^g  tov  d^QccGovg; 

XOPOT  TYNAIKßN 
jj  g'  iXsvd-SQa  yccQ  alfii, 

XOPOT  TEPONTiiN 
6  s'  6x^(}0  <?'  «V*^  '^^S  ^'^^  ßorjg. 

XOPOT  rYNAIKSJN 
ij  g'  dXV  ovx  sd''  Yjhd^stg.  380 

XOPOT  TEPONTiiN 
6  g'  E^JiQrjGov  ccvtrjg  rag  xöpiag, 

XOPOT  TYNAIKßN 
fj  g'  6ÖV  BQyov ,  axikas. 

XOPOT  TEPONTiiN 
6  g'  or^iot  rdkag. 

XOPOT  TYNAIKSiN 
tJ  g'  ftojv  &BQ^6v  rjv; 

XOPOT  TEPONTßN 
6  g'  Äot  '9'£()ft6v;  ov  7tav(3£L;  xC  S^ag; 

XOPOT  TYNAlKßN 
^  g'  a(>d(>}  (j'j  oVwg  dfißXaötdvTjg. 

XOPOT  TEPONTÜN 
6  g'  aAA'  avdg  f^jw.'  ^dj;  tqe^cjv.  385 

XOPOT  rYNAIKßN 
ij  g'  ovxovv  insLÖT}  tcvq  ^X^tg,  <Sv  jjAtavfis  6tavt6v. 


—    91     — 

Wir  erhalten  also  auf  jeder  Seite  6  redende  Chorenten 
d.  h.  einen  orotxos  der  Männer  und  einen  der  Weiber  und 
somit  eine  nicht  zu  unterschätzende  Stütze  für  die  Richtig- 
keit unserer  Vertheilung,  indem  dieselbe  auf  die  Aufstellung 
der  beiden  Halbchöre  basirt  ist.  Wahrscheinlich  ordneten 
sich  die  Weiber  nach  erfolgtem  Einzüge  6  Personen  hoch, 
und  der  Männerchor  gieng  aus  seiner  frühern  Stellung  in 
die  der  Weiber  über,  um  diesen  eine  gleich  lange  Schlacht- 
reihe entgegenzustellen.  Vgl.  hierzu  die  bildliche  Darstellung 
im  fünften  Capitel.  Die  mit  g'  bezeichneten  Flügelchoreuten, 
welche  von  371  ab  mit  einander  hadern,  sind  wohl  die 
beiderseitigen  Chorführer,  für  die  es  als  Commandeure  sehr 
angemessen  ist  den  Streit  länger  als  die  andern  zu  führen. 


VII. 

Der  Chor  in  der  Lysistrata  Vs.  614 — 705. 

In  einer  Komödie,  in  welcher  wie  in  der  Lysistrata 
der  Chor  sich  fast  durchgehends  nach  zwei  feindlichen 
Haufen  geschieden  gegenübersteht,  bietet  sich,  wie  leicht 
abzusehen  ist,  häufiger  als  bei  friedlich  zusammenhaltendem 
und  ruhig  bei  einander  stehendem  Chore  Gelegenheit  zum 
Wechselgespräch  der  Choreuten  unter  einander.  So  ist  es 
zu  erklären,  dass  gerade  dieses  aristophaneische  Stück  eine 
besonders  reiche  Entwickelung  in  chorischen  Einzelvor- 
trägen zeigt,  und  dass  sich  hier  nicht  nur  an  der  für  diese 
charakteristischen  Stelle,  in  der  Parodos  und  dem  ersten 
Epeisodion,  sondern  auch  dort,  wo  die  gegenseitige  Er- 
bitterung der  Halbchöre  ihren  höchsten  Grad  erreicht,  ein 
durch  unab weisliche  Merkmale  belegtes  Beispiel  von  einzeln 
auftretenden  Choreuten  findet.  Wir  meinen  die  kretisch- 
trochäischen  Strophen  614  —  635^636  —  657  und  die  päo- 
nisch  -  trochäischen  658  -  681  =  682  -  705. 


—     92    — 

Wie  hitzig  die  Männer  einerseits  und  die  Weiber  an- 
drerseits in  den  vorliegenden  Chorika  an  einander  gerathen, 
wie  lebhaft  sie  mit  einander  nicht  nur  sprechen  sondern 
agiren ,  das  ersehen  wir  am  deutlichsten  aus  den  Drohungen, 
die  sie  gegenseitig  austauschen  und  die  bisweilen  in  ihrem 
Ausdruck  und  Ton  das  Gepräge  der  Einzelrede  an  sich 
tragen;  vgl.  634  f. 

avxö  yccQ  fioc  yCyvsTai 

tijg  d-£otg  ix^Qccg  Jtarcc^aL  tfjöds  yQccos  t'^v  yvcc&ov 
und  656  f. 

sc  di  Kvm^Gug  xi  /*£, 

Tc5df  tdxprjxtc}  TCUTK^c)  ^yco  xo&OQva  rrjv  yvdd^ov. 
Ferner  lesen  wir  Ausforderungen  und  Drohungen  680  f. 
682  ff.  690  ff.  704  f.  Die  Lebhaftigkeit  der  Action  selbst 
aber  ist  es  vor  allem,  welche  uns  nach  den  bisher  gemachten 
Erfahrungen  auch  in  diesem  Fall  einzeln  sprechende  Chor- 
personen zu  vermuthen  berechtigt.  Gehen  wir  nun  die 
Verse  der  Reihe  nach  durch,  so  bietet  gleich  615  eine  Auf- 
forderung, die  der  Männerchor  an  sich  selber  richtet,  die 
ihm  also  nicht  in  seiner  Gesammtheit  angehören  kann: 

«AA'  £7ta7todvc6^Ed'\  avögeg,  rovral  riß  TCQccy^cczL. 
In  dem  entsprechenden  Verse   der   Antistroj)he  637   fordert 
ebenfalls  ein  Weib  seinerseits  die  Freundinnen  auf: 

aAAa  d-ci}^E6d^\  a3  q)iXca  ygäsg,  radl  jtQatov  %aiiaC. 
Wenn  man  zunächst  geneigt  sein  könnte,  diese  beiden  Fälle 
auf  die  Rechnung  der  beiderseitigen  Chorführer  zu  setzen, 
so  beweisen  weitere  Aufforderungen  durchschlagend,  dass 
man  mit  einer  solchen  Absonderung  des  Koryphaeos  vom 
Chore  hier  nicht  auskommt,  sondern  zu  einer  Theilung  des 
Chors  bis  zu  seinen  einzelnen  Mitgliedern  herunter  vor- 
gehen muss.  Denn  in  der  Strophe  658  —  681  erfolgen  drei 
Selbstaufforderungen  der  Männer  hinter  einander:  661  ccXX' 
dpLvvxBov  ro  Ttgäy^ia  u.  s.  f.,  ^&2  —  664  äXlu  trjv  i^ofiid^ 
ixövco^sd^a  u.  s.  f.,  665  —  670  aAA'  ayere,  Ivxonodsg  u.  s.  f. 
Alle  drei  laufen  im  Grunde  auf  ein  und  dasselbe,  auf  Er- 
muthigung    zu    einem    kräftigen    Angriff    hinaus,    alle    drei 


-     93     - 

sind  völlig  in  sich  abgeschlossen,  verlangen  daher  drei  ver- 
schiedene Sprecher  und  können  nicht  von  einer  Person  in 
einem  Athem  gesprochen  worden  sein.  An  den  Chorführer 
kann  bei  ihnen  hier  in  der  Strophe  ebensowenig  gedacht 
werden  wie  bei  Gelegenheit  der  Selbstaufforderung  der 
Weiber  mitten  in  der  Antistrophe  686  f.  Auch  beachte 
man  jenes  die  Anrede  beginnende  dl^d,  auf  das  wir  als 
Personenwechsel  anzeigende  Partikel  schon  hingewiesen 
haben:  Vs.  688.  680.  665.  662.  630.  Die  auf  615  folgen- 
den Verse  enthalten  in  den  metrisch  und  sachlich  von  ein- 
ander getrennten  Abschnitten  616  —  618  und  619  —  625  zwei 
verschiedene  Vermuthungen  des  Miinnerhalbchors  über  das 
Vorhaben  der  Weiber,  von  denen  die  erste  an  eine  ein- 
heimische Tyrannis  (Hippias),  die  zweite  dagegen  an  aus- 
ländischen Einfluss  durch  die  Lakoner  denkt.  Enger  hat 
diese  beiden  aus  einander  zu  haltenden  Vorstellungen,  welche 
besondere  Urheber  erfordern,  zu  Vs.  618  mit  Unrecht  zu- 
sammengemischt. Vs.  626  leitet  darauf  mit  einem  Sprunge 
eine  neue  Gedankenreihe  ein:  ein  Mann  beschwert  sich  über 
die  Einmischung  des  Weibervolkes  in  die  Staatsgeschäfte 
und  über  die  projectirte  Aussöhnung  mit  dem  Erbfeinde  — 
629.  Allein  bei  Vs.  630  lenkt  ein  anderer  Mann  wieder 
auf  das  Schreckgespenst  der  Tyrannis  ab.  Uns  liegt  also 
hier  offenkundig  eine  in  Zickzacklinien  sich  bewegende  Con- 
versation,  keine  logisch  gereihte  Rede  vor.  Wir  könnten 
denselben  Charakter  des  Gesprächs  auch  in  den  übrigen 
Strophen  nachweisen;  doch  begnügen  wir  uns  dafür  auf  zwei 
andere  Dinge  aufmerksam  zu  machen.  Einmal  darf  wohl 
darauf  hingewiesen  werden,  dass  sich  hier  und  da  zu  indi- 
viduelle, dem  Leben  des  einzelnen  entnommene  Züge  finden, 
als  dass  sie  von  mehr  als  einer  einzelnen  Person  können 
erzählt  worden  sein;  hierhin  rechne  ich  den  Lebenslauf  der 
Athenerin  641  —  647  oder  die  heitere  Geschichte  700 — 703. 
Sodann  ist  die  aufs  strengste  den  gefundenen  Gesetzen  ent- 
sprechende metrische  Gliederung  der  Beachtung  werth,  wo- 
nach genau  an  derselben  Stelle  in  Strophe  und  Antistropho 


—    94    — 


ein  Sinnabschluss  eintritt.  Ueberhaupt  zeigt  sich  bei  dieser 
Partie  in  der  Gruppirnng  der  Gedanken  ein  beabsichtigter 
Parallelismus,  der  bei  der  scenischen  Ausführung  nur  durch 
das  Gegenübertreten  der  einzelnen  feindlichen  Choreuten 
und  ihi'e  damit  verbundene  besondere  Declamation  dem 
Publikum  anschaulich  werden  konnte. 


Strophe  a. 
I.    614  —  615    Auffordernnp^. 
II.   616  —  618  I 

III.  619  —  625  I  in  sich  geschlossene 

IV.  626  -  629  I  Kommata. 
V,   6.30  —  6.33  J 

VI.   634  —  635    Drohung. 


A  n  t  i  s  t  r  o  p  h  e  u  . 
636  —  637    Aufforderung. 
638  —  6401 

641    -  647  I  in  sich  geschlossene 
648  —  651  I  Kommata. 

652  —  655  J 
656  —  657    Drohung. 

Antistrophe  ß'. 
682  —  685    Drohung. 
686  —  689   Aufforderung. 
690  —  695    Drohung. 


Strophe  ß'. 

I.  G58  —  661  Aufforderung. 

II.  662  —  664  Auffordernng. 

III.  665  —  67ü  Aufforderung. 

IV.  671  —  675)  in  sich  geschlossene  1  696  —  699)in  sich  geschlossene 
V.  676  —  679)  Kommata.  700  —  703)  Kommata. 

VI.  680—681  Drohung.  |  704  —  705    Drohung. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  wird  ersichtlich,  dass  Strophe  a 
den  ersten,  Strophe  /3'  den  zweiten  gtoI^oi^  der  Männer,  Anti- 
strophe OL  den  ersten,  Antistrophe  /3'  den  zweiten  (?roi;|^os 
der  Weiber  enthält:  eine  Anordnung,  die  der  Aufstellung 
des  Chors  in  befriedigendster  Weise  gerecht  wird.  Die  Ver- 
theilung  des  Textes  unter  die  einzelnen  Choreuten  aber  ist 
folgende. 

XOPOT  TEPONTÖN 

6  u    ovx  i'r'  EQyov  iyxa&EvösiVj  öarig  i'(?r'  iXsv&SQog' 

aAil'  i7ca7ioöviö^£&\  ävÖQEs,  rovral  tcj  TCQÜy^uxi.    615 

ü  /3'  i^dri  yuQ  ot,ELV  xaöl  nkaiovav  xal  ^£it,övcov 

TlQUy^dxCOV    }10L    ÖOXEt, 

xal  ^ccAtör'  oGcpQaCvo^ai  rijg  'Itittlov  rvQuvvCdog. 
6  y    xaX  nävv  öäöocxa  ^t)  rdv  Aaxcovav  rivtg  62u 

SsvQo  övvsXrjkvd^öreg  avÖQsg  tg  KXsLöd^dvovg 
Tßt;  d-eotg  ix^Qccg  yvvatxag  i^tTcaCQaOiv  86k(p 
614  —  635  =  636  —  657 


—     95    — 

xataXccßetv  tu  XQ^j^tid^  rJ/icUv  rov  te  ^lö&ov, 

ivd'sv  s^cov  iyco.  625 

6  S'  dsLva  yÜQ  toi   Tciöds  y'    rjörj  Tovg  TtoXhag  rov^STSiv^ 
xcd  kaXttv  yvvcdxag  ovaag  äOTiidog  x<^Xxrjg  tieql, 
xal  öiakkciTTBiv  TiQog  rj^äg  avögüötv  Aaxavtxolg, 
oiGi  niGTov  ovdev,  ei  iirj  tisq  Xvxco  xs^yivötl.  629 

6  £    dXXä  Tuvd'^  v(pi]vav  i^^iv,  ävÖQsg,  etu  TVQavvCdf 
aAA'  i^iov  ^Ev  ov  tvquvvevöovö',  etieI  cpvkü^o^ai, 
xal  q)OQiJ0a)  t6  ^t(pog  t6  Xoltiov  ev  ^vqtov  xXadt^ 
dyoQttöco  t'  ev  Toig  onXoig  E^fjg  ^AgiCToyEnovi. 

6  g'  (OÖE  0-'  EGtrjlco  jiuq'  uvtÖv  avTO  ydg  fto«  yiyvsTai 
Tr]s  d-Eotg  EX^Qdg  TtaTa^ai  Trjöds  ygaog  ti]v  yvdd'ov. 
XOPOT  rXNAlKiiN 

ij  a    ovx  ccq'  elGlovtcc  ö'  oixad'  ^  TSxovGa  yvdöETat.      636 
dXld  d-c3^EGd^\  cd  (piXca  ygäsg,  Tudl  TcgaTOV  xf^^iai. 

Vß    W^''^  y^Qj  ^  TtdvTEg  aGToLf  X6yo3v  xuTdQXo^Ev 
tfi  tcoXel  XQYiGiiiav 
sCxoTcog,  etieI  iXidäGav  dyXaag  Ed-QEtl^i  ^s.  640 

jj  y'  ETtra  ^ev  hrj  yEycoG'  Evd-vg  Ti]QQrjq)6Q0vv 

eh'  dXETQlg  rj  dexhig  ovGa  TdgxriyETL-  ^ 

xar'  sxovGa  tov  xqoxotov  uQXTog  i]  BQavQdvCoig'     645 
xdxavrjipoQOvv  tcot'  ovGa  natg  xaXij,    jjova 
iGxddav  OQ^ad^öv. 

il  ö'  uQu  tcqov^eIXg}  tl  xqV^t-^^  ''^V  ^oXel  nagaivE'Gai; 
EL  d'  iyco  yvvri  TiEcpvxa,  tovto  ^rj  cp&ovEtTE  ftoi, 
^V  dfiEiva  7'  EiGEVEyxco  tcov  tiuqovtcov  ngay^uTcov.   650 
TovQttvov  yÜQ  ^01  ^eteGtl  •   xal  ydg  avÖQug  ElGcpEQO. 

ri  E    Totg  Öe  övGTtjvoLg  yEQOvGiv  ov  fiETEGd"'  v^tv ,  ejieI 
TOV  EQavov  TOV  XEyöfiEvov  namcaov  ix  tcov  MrjÖLxcov 
eIt'  dvaXcÖGuvTEg  ovx  dvTEiGcpEQETE  Tag  EiGcpogag, 
dXX'  vrp'  v^cöv  ötaXvd'fjvaL  tcqoGetl  xlvövvevo^ev.      655 
*  ij  g'  UQU  yQvxTov  iGTtv  v^iZv;  ei  öe  XvTtyJGEcg  tC  ^£, 

TCpdi  y'  dtl^rjxTcp  TtaTa^co  tc5  xo&OQva  tjJv  yvdd^ov. 
XOPOT  TEPONTSiN 
6  ^'  tuvt'  ovv  ovx  '^ßQ'-S  "^^  n^dy^aT    iGxX 
658—681  =  682  —  705 


—     96     — 

TCoXXrj]  v.d'XidäGaiv  ^ol  doxet  t6  XQ^iia  ^ällov. 
dlV    d^wriov    ro    TTQäyu^     oGzLg     y'     tvögmq    tGr' 

dvriQ.  661 

6  y]    ccklu  rrjv  ilco^id'  ^xövdfied^',  cog  xov  ävÖQa  dst 

dvÖQog  ö^aiv  svQ-vg,  dkV  ovx  ivra^QiaGd'ai  nQsnai. 
6  '9''  aAA'  dysTS,  Auxo^rodfg,  olneQ  inl  Aaiil^vögtov  ^'Attofi£v, 

or'  misv  £Tt,  665 

vvv  dst,  vvv  dv)]ßy]6ca  Ttdkiv  xavamsgcoGaL 
Ttäv  x6  öco^ia  xdnoGei'öaG&ai  TÖ  yiJQccg  röda.  670 

6  L    ti  yccQ  ivdcoGai  tig    rj^cjv  xalGÖe  xäv  GyaxQav  ^aßi'iv, 
ovdhv  iklstipovGiv  avrat  XinaQovg  isiQOVQyCag, 
dXXd  Ttal  vavg  tsxravovvzaL,  xdnt^SLQtjGovG^   sxt 
vavftaxatv  xal  nXslv  f'g)'  ^^dg,  cjGttsq  'jQXSfiiGLU. 
6  ta    rjv   6'   scp'    iTCJtLxrjv    xgdjtavxai,,    diayQd(pa    xovg    in- 

Tiäag.  676 

iTtTtLXcSxaxov  ydg  sGxl  XQfi(icc  xdno^xov  yvvr\. 
xovx  dv  aTtoktGd-oi  XQSxoinog'  xdg  d'  ^Afia^ovag  Gxöjisl, 
dg  MCxav  Bygaip''  i(p'  Xnnav  ^a%o^Bvag  xotg  dvÖQaGiv. 
6  iß'  dXXd  xovxcov  XQ^v  ditaGav  ig  xaxQ)]^svov  |vAov 

^iyxad^aQ^ÖGai  laßovxag  xovrovl  xov  avxava.  681 

XOrOT  rXNAlKÜN 
y\  t,    al  vi]  xa  d-aä  }ia  t,G)7tvQ}JGaig, 

XvGca  x^v  i^avxfjg  vv  ayco  ötj^  xal  TtoitJGcy 
xrj^agov     xovg     dtj^oxag    ßcoGxQatv    (?'     ayco    naxxov- 

Havov.  685 

ri  1]    dkkd  xr]fiatg,  d  yvvalxag,  d^dxxov  ixdvoi^ad-cc, 
cog  dv  o^a^av  yvimixcov  a-uxodd^  coQyiG^avcov. 
^  ^'  vvv   TCQog   fji'    Ixa   xig,   Xva   ^>j   noxa  (pdyt]   GxoQOÖa, 

^ijöa  xvd^ovg  ^akavug.      690 
(hg  al  xal  ^övov  xaxcog  aQstg,  vTiaQ%oXa  yuQ, 
daxov  xlxxovxa  xdvd'aQÖg  Ga  ^laiavGo^ai.  695 

ri  i    ov  yaQ  v^iäv  (pQOvxiGai^'  dv,  riv  a^ol  ^ij  Aa^iiiLxa 
rj  xs  &r]ßaia  qjtXrj  Tcatg  evyavrjg  iG^tjvia. 
ov  yaQ  eGxat  dvva^ig,  ov8^  tJv  inxdxig  Gv  ^ritpCGri, 
oGxig,  03  dvGxt]v\  uTt^x^o^  naGi  xal  xotg  yaCxoGiv. 
fj  itt    aGxa  xdx'd'ag  d'rixdxr]  noiovGa  naiyvCav  ay(o  700 


-     97    — 

totßc  Ttcciöl  TYiv  sxaiQav  ixdXeö^  ix  roJv  ysLtovav, 
Tialdu  'jiQ)]6xriv  xdyaTttjri^v  ix  BoKoräv  iyieXvv 
Ol  ÖS  Jis^ipsiv  ovx  s(pu6xov  8id  zu  acc  iprj(pi6fiara. 
rj  iß'  xovx^  M  7tav6}j6d's  rcov  jl'rjcpia^ärav  xovxcov ,  tiqlv  av 
xov  GxeXovg  Xaßav  xig  v}iäg  ixxQa%riXi6t]  (pigav. 


vm. 

Der  Chor  in  den  Ekklesiazusen  Vs.  478 — 503. 

Dass  noch  Niemand  die  Epiparodos  in  den  Ekkles. 
478 — 503  unter  einzelne  Chorpersonen  zu  vertheileu  unter- 
nommen hat,  darüber  darf  man  sich  wohl  wundern.  8o  in 
die  Augen  springend  sind  hier  die  Wiederholungen  der- 
selben Gedanken,  die  abgerissene,  aufgeregte  und  fast  nur 
aus  Aufforderungen  und  Fragen  zusammengesetzte  Rede- 
weise, so  sicher  leiten  in  der  Auswahl  derjenigen  Verse, 
denen  die  Choreutenbezeichnungen  vorzuschreiben  sind,  für 
den  proodischen  aus  iambischen  Monometern  und  Tetra- 
metern gebildeten  Theil  478  —  482  die  sprachlichen,  für 
den  antistrophischen  iambischen  483—492  =  493  —  503  die 
sprachlichen  und  metrischen  Indicien:  dass  ich  es  nicht 
einmal  nöthig  zu  haben  glaube  meine  Vertheilung  in  aus- 
führlicher Darstellung,  wie  es  bis  hierher  geboten  schien, 
zu  rechtfertigen  und  zu  begründen.  Ich  will  sofort  die  Ver- 
theilung vornehmen  und  nur  in  Gestalt  kurzer  Noten  die  jene 
fordernden  und  bestimmenden  Gesichtspunkte  angeben. 

XOPOT 
r]  u    i^ißcc,  xcigst.  478 

^  /3'  äg'  s6xi  xäv  ccvöqcöv  xt.g  ^}itv  oöxig  tTtccxokovd^ei] 

ij  y'    ÖXQtCpOV  ,    6X07181,.  480 


478)  ,, Schnell  vorwärts!"  Vgl.  483  ßccSi^e.     489  iyKOväfitv. 

479)  „Dass  uns  nur  kein  Mann  bemerkt!"    Vgl.  482.  484  f.  488  (irj 
^v(iq)OQa.  xtA.  495. 

480)  „Darum  vorsicbtiy  umgescliaut! "    Vgl.  481.  486  Ö".  TtsgiOTioTtov- 

flivTj. 

Arnom>t  ,  Cliorpart.  b.  Aristopli.  7 


—    98     — 

tJ  d'  cpvXazts  öavtrjv  uöcpaXag,   noXlol  yaQ  ot  navovQyoi, 

^t]   Ttov   rig   ix  rovTnöd-av  av   ro  (3%riyiCi  xurarpvkä^tj. 
rj  e'  aAA'  «g  ^dkiöxa  rolv  Ttoöotv  imxrvncov  ßäöi^s  • 

i^(iLV  d'   äv  aCöxvvrjv  cpsQOi 

näöaiGi     nuQu     rotg     dvögaOcv     rö     7tQccy(icc     xovx^ 

iX^yi^iv.  485 

^  5'  Tfpog  xavxu  övöxbXXov  6£av- 

Tr)v,  xal  71  SQiGxoJtovfisvrj 

xd  Tcdvd^'  oga,  xdxstös  xal 

xdx  ds^idg,  firj  i,v^q)OQd  ysvrJGixat  x6  JiQuy^a. 
rj  ^  dXV  iyxovco^sv  xov  xönov  ydg  iyyvg  eß^tv  rjdr} 

od^avTCSQ  (lg  ixxXrjöLav  ag^cö^sd^^  iivCx'  fliiav.  490 

ri  rl  xriv  ö'  olxCav  ai,a6%^   oqüv  o^sptieq  rj  Gxgaxriyog 

s6&'  rj  x6  Ttgdy^'  £vgov6'   o  vvv  iöo^s  xoig  nolixaig. 
r]  -9"'  äöx'  elxog  i^^dg  ^^  ßgadvvsLV  eöx'  inccva^svovGag , 

nciyavag  i^rjgxrj^Evag, 

ftr)  xai  XLg  ri^dg  otpsxaL  i^^iwv  löag  xaxaiTtrj.  495 

rj  L    aAA'   sicc  öevq^  int  öxtug 

iX&OVÖU    TlQOg    XÖ    XSLX^OV, 

TtaQaßlinovGtt  ^axiga, 

ndXiV  }isxa6x£vat,£  Gavxrjv  av&ig  rjjtEg  ijö&a. 
Yi  La    xal    ^rj    ßgdövv  ,    ag    xrjvÖE    xal    ö^    xrjv    axgaxrjyöv 

ij/:tc5v  500 

Xagovöav  5^  ixxXrjölag  6gafi£v,  aAA'  inEiyov. 
rj  iß    dnaöa  xal  ^löel  ödxov  ngo  xatv  yvd&oiv  a^ovaa  ■ 

Xavxai  ydg  rjxovGiv  TidXat  x6  Gxrj^a  xovx'  a'xovöaL.    503 
483  —  492  =  493 — 503 


483)  Ueber  das  auffordernde  dXlä,  das  häufig  Personenwechsel  an- 
deutet, s.  in  diesem  Capitel  I;  hier  findet  es  sich  so  noch  489.  496. 

493  f.)  „Rasch  umgekleidet!"  Vgl.  496  flf.  (iSTaa^iva^f  aavziqv. 
500  f.  «al  iiTi  ßQuSvv'  —  all'  iniiyov.  502  uTtaaa  v.a\  (iiosi.  auKOv 
KzX.  Denn  alX'  instyov  ist,  wie  in  unserm  Text  gcscliehen,  zum  vor- 
hergehenden zu  ziehen  nicht  zum  folgenden,  wie  fälschlich  die  Aus- 
gaben interpnngiren.  So  entsteht  der  erst  durch  den  Gegensatz  ab- 
gerundete Gedanke:  „zaudert  nicht  —  sondern  eilt"  und  der  kräftige 
Einsatz  der  letzten  Sprecherin:  dnaau  Kai.  Demzufolge  tritt  auch  in 
Antistrophe  und  Strophe  an  denselben  Versstellen  Wechsel  der  Person 
ein  :    502  =  491.  500  =  489.  496  =  48G.  493  =  483. 


-    99    — 

Man  hat  das  vorstehende  Recitativ  der  aus  der  Ek- 
klesie  zurückkehrenden  Weiber  „ein  sehr  mattes  Chorlied'' 
(Fleckeis.  Jahrbb.  Supplementbd.  III  S.  275)  gescholten, 
wohl  nur  weil  der  richtige  Einblick  in  die  scenische  Dar- 
stellung desselben  fehlte.  Denn  allerdings,  wenn  man  dieses 
Chorikon  entweder  vom  ganzen  Chore  oder  vom  Chorführer 
allein  (so  Westphal  Griech.  Metr.  11^  S.  494)  vorgetragen 
denkt,  so  muss  das  eine  immerfort  von  derselben  Person 
variirte  Thema  „lasst  uns  eilen  im  gehen  (478 — 492)  und 
im  umkleiden  (493 — 503),  damit  uns  die  Männer  nicht 
überraschen"  ermüdend  auf  den  Leser  wirken.  Der  Dichter 
schiene  alsdann  seinen  eigenen,  in  eben  dieser  Komödie 
geäusserten  Wahlspruch  Vs.  583 

cjg  t6  ta^vvetv  fa^ixav  (isrex^i-  nkelGrov  TtaQcc  roiGi 

d-£CCTCCtg 

an  diesem  Orte  gänzlich  vergessen  zu  haben.  Frisch  und 
lebendig  aber  wird  die  Scene,  sobald  wir  die  erregten 
Frauen  hastig  nach  einander  ihre  Besorgniss  aussprechen, 
und  jede  für  sich  die  andern  zur  Eile  antreiben  lassen. 
Wir  fanden  nun  3  ^vyd  Choreuten,  im  Proodikon,  in  Strophe 
und  Antistrophe  je  4  Personen,  also  einen  Halbchor.  Wo 
ist  die  andere  Hälfte?  Sollte  sie  in  der  Orchestra  gestan- 
den und  hier  nur  geschwiegen  haben?  Dagegen  spräche  frei- 
lich die  Analogie  der  übrigen  aristophaneischen  Stellen,  an 
denen  wir  einzelne  Choreuten  declamiren  sahen,  indem  dort 
überall  alle  24  der  Reihe  nach  zum  Vortrage  gelangten.  Je- 
doch um  diese  Frage  zu  beantworten,  ist  es  nöthig  etwas 
genauer  auf  die  Beschaffenheit  des  Chors  in  unserm  Stück 
einzugehen. 

Wir  besitzen  eine  eingehendere  und  doch  auch  nur  ge- 
legentliche Besprechung  des  Chors  in  den  Ekkles.  von  Enger 
in  Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  68  S.  257  f.  und  2G0  f.  Ich  werde 
manche  treffende  Bemerkung  dieses  Gelehrten  aufzunehmen 
und  zu  erweitern,  aber  auch  manche  Behauptung  zu  ver- 
werfen haben.  Im  voraus  sei  noch  bemerkt,  dass  ich  in 
der   seit  Beers   Blick   ins   schwanken  gerathenen   Personen- 

7* 


—     100    — 

bezeichnung  namentlich  im  Anfang  und  Schluss  der  Komödie 
Bergk  gefolgt  bin,  wenn  nicht  eine  Abweichung  angegeben  ist. 
Mit  Vs.  30  f. 

aQCi  ßadct,SLv,  dg  6  xrJQV^  ccQtiag 
i^^av  7CQ06i,6vTG)v  devtsQOv  xsxöxxvxev 
zieht  ein  Weiberchor  in  die  Orchestra  ein  (und  nicht  auf 
der  Bühne,  wie  Schönborn  Die  Skene  der  Hellenen  S.  329  f. 
gegen  Enger  behauptet,  und  Schönborn  folgend  Agthe  Die 
Parabase  S.  170  als  feststehend  glaubt  angeben  zu  können). 
In  dem  folgenden  Gespräch  zwischen  Praxagora  und  FF. 
A  werden  7  Choreuten  namentlich  aufgeführt  als  ankommende 
{KXeLVKQe'trjV  xal  ZJayGtQdrrjv  41.  xal  OiXaivitriv  42.  Ms- 
XiörtX^v  46.  FsvGiöTQÜrriv  49.  t))v  OiXodaQrixov  xal  Xcci- 
grjrddov  51)  und  dann  hinzugefügt: 

OQcö  TtQoGLOvöag  yßxsQag  noXXccg  nävv 
yvvatxag,  o  tl  tisq  ißt'  ocpeXog  sv  trj  nöXsc. 
Es    ist   also    dieser    Chor    der   Frauen  aus    der    Stadt.      Er 
schweigt   während   der   nun    folgenden    von    Praxagora    ge- 
leiteten Vorbereitungen   für   die  Ekklesie   vollständig  (denn 
auch  43  —  45  gehört  nicht   ihm   an,   wie  Bergk   vermuthet, 
sondern   ist   mit   Meineke   Adn.  crit.  S.  XXXII  und  Stanger 
Blätter  f.  d.  Bayer.  Gymnasialw.  Bd.  VIII  S.  55  der  Praxa- 
gora zuzuweisen)  und  gibt  nur  durch  pantomimische  Zeichen 
seine    Meinung    zu   erkennen   (s.   Vs.    72).      Nachdem    alles 
für  den  bevorstehenden  Staatsstreich  erwogen,   die  Umwan- 
delung  in  Männer  vor  sich  gegangen,  die  Barte  umgebunden 
sind  (268  ff.),  fordert  Praxagora  den  Chor  auf  Vs.  277 
ßadC^at\  adovGai  ft^Aog 
■jiQSGßvxixöv  rt,  xov  XQÖnov  ^L^ovfievcci 
xov  xav  ccQyoixcov, 
und  rv.  B  fällt  ein: 

ev  XaysLg'  '^^stg  de  ys 
TtQota^sv  uvxav.     xal  yccQ  ixigag  ol'o^ai 
ix  xäv  dygcöv  ig  xrjv  Jtvxv'  ^^eiv  dvxtxQvg 
yvvatxag. 
Nach   dic6«n  Veratn  kann  man  das  289  anhebende  Bauern- 


—     101     — 

lied  auf  doppelte  Weise  auffassen,  entweder  als  von  den 
städtischen  Frauen  nur  im  Sinne  der  Landleute  gesungen, 
oder  von  wirklichen  nunmehr  die  Orchestra  betretenden 
Landfrauen,  die  auch  schon  Männertracht  angelegt  haben 
(Vs.  289  cövÖQeg),  vorgetragen:  je  nachdem  man  die  Worte 
der  Praxagora  oder  der  FF.  B  betont.  Der  erstem  Ansicht 
ist  Enger  ä.  O.  S.  257 ,  wie  es  auch  schon  der  öcholiast 
war,  der  zu  Vs.  289  bemerkt:  tovt'  iöxl  x6  ^s^og  o  slnav 
evöov  ccvtutg  to  dyQotXLXQv ,  allein  ich  glaube  entschieden 
mit  Unrecht.     Denn  Vs.  300  f. 

oga  d'  OTtcog  adrjöofisv  rovGÖB  tovg  i^  ÜGtscog 

^xovrag 
beweist,  dass  der  diese  Stelle  singende  Chor  Städter  vor 
sich  in  die  Volksversammlung  wirklich,  oder  wenigstens 
für  die  Zuschauer,  gehen  sieht  und  sich  bestimmt  von  diesen 
unterscheidet;  vgl.  das  Schol.  zu  diesem  Vs.  ogä  ävögccg 
jiQoöiövtag  £v  Tj7  sxxkrjöLcc.  Diese  avögag  können  aber 
keine  andern  sein  als  die  in  Männer  verkleideten  Weiber 
aus  der  Stadt.  Wir  müssen  daher  2  Halbchöre  unterschei- 
den: einen,  der  Vs.  30  anrückt  d.  s.  die  städtischen  Frauen, 
und  einen,  der  Vs.  289  die  Orchestra  betritt  und  unter  Ab- 
singung eines  Liedes  über  sie  hinwegschreitet  d.  s.  die 
Frauen  vom  Lande.  So  scheint  auch  Bergk  zu  urtheilen, 
welcher  Praef.  S.  XX  zu  Vs.  30.  31  anmerkt:  ,,Prodeu?il 
rnulieres  passfm,  sed  dimidia  tantum  chori  pars,  tirbanae  mu- 
lieres:  rusticae poslea  dctnum  accedunt,''  freilich  ohne  die  Stelle 
zu  bezeichnen,  an  der  er  sich  den  Einzug  der  tnvlieres  ru- 
sticae denkt.  Denn  die  vier  iambischen  Tetrameter  285—288 
spricht  nicht  etwa  der  Chorführer  der  Landleute,  sondern 
der  Städter,  derselbe,  welcher  Vs.  30  f.  sprach;  wie  das 
schon  die  Worte  288  svövo^svcci  rölfirj^a  x't]kLxovxov  zeigen, 
mit  denen  die  Anführerin  der  Stadtfrauen  auf  den  von  Praxa- 
gora gebrauchten  und  nur  von  den  Stadtfrauen  gehörten 
Ausdruck  106  xölfirjiicc  tokfico^ev  xoöovxov  oflfenbar  anspielt. 
Dass  wir  aber  jenes  fieXog  nQ^ößvxixöv,  welches  Praxagora 
dem    Chore    der  Stadtfrauen  zu  singen    auftrug,    nicht   zu 


—    102    — 

boren  bekommen,  darf  uns  nicbt  Wunder  nebmen  und  wird 
aucb  den  Zuhörern;  die  sich  das  Lied  hinter  der  Scene  ge- 
sungen denken  mussten,  nicht  anstössig  erschienen  sein, 
da  sich  bei  Aristophanes  Beispiele  genug  finden,  die  gerade 
diese  Idealität  beim  Zuschauer  voraussetzen. 

Der  Abzug  der  Schauspieler  und  der  beiden  Chöre 
nach  der  Ekklesie  fand  hiernach  in  folgender  Weise  statt. 
Zuerst  entfernen  sich  Praxagora,  n\  A  und  FF.  B  auf 
der  Bühne  gemäss  Vs.  279  f.  ^^etg  (d.  s.  die  Schauspieler) 
de  ys  TtQotco^ev  avrav  (d.  i.  der  Halbchor  der  Frauen  aus 
der  Stadt;  falsch  versteht  diese  Worte  Meineke  Vind.  S.  189). 
Ihnen  folgen  also  auf  der  Orchestra  die  Stadtfrauen  285. 
Dann  rücken  diesen  289  die  Landfrauen  nach  und  sind  310 
über  die  Orchestra  geschritten.  Dieser  letztere  Halbchor 
zerfällt  aber  wiederum  in  zwei  Theile,  von  denen  der  erste 
die  logaödische  Strophe  289  —  299,  der  zweite  die  Anti- 
strophe  300  —  310  singt.  Dass  dem  so  ist,  beweisen  deut- 
lich die  Worte  des  ersten  Theilchors,  mit  denen  er  den 
nachfolgenden  anredet  Vs.  293  f. 

«AA',  CO  XaQitL^LÖrj 

STtov  xatSTtsiyav. 
So  konnten  nicht  alle  Choreuten,  also  auch  die  namentlich 
angeredeten  selber,  sprechen  sondern  nur  die  vorangehende 
Hälfte  derselben.  Hier  bietet  auch  der  Rav.  die  richtige 
Personenbezeichnung,  indem  er  vor  289  und  300  HMIX. 
schreibt.  Es  ist  demnach  die  Anordnung  der  behandelten 
Chorpartien  folgende. 

{30.  31  coga  ßccdi^siv  xrA. 
285 — 288  coQa  ngopatvEiv  htX. 
'H^i%.  a   yvv.  ix  rcSv  ccyQcav 
289  ff.     xcoQco^EV    ftg    ixxhjöiav ,    avÖQsg'   rjTtsiXrjße   yccQ 
6  &sö^od-£Tt]g  xrX. 
'H^iX-  ß'  yvv.  ix  Tcjv  ccyQcav 
300  ff.     oQa  d    oTtcog  cod-ijao^fv  tovods  rorg  i^  aöxECig 
rjxovrag  xtX. 


—     103    — 

Man  beachte  min  wohl;  dass  während  der  eine  llalbehor 
eine  längere  melischc  Partie  absingt,  von  dem  andern  nur 
der  einzige  Chorführer  und  auch  dieser  nur  zwei  Trimeter 
beim  Einzüge  und  vier  Tetrameter  beim  Abgange  des  von 
ihm  geführten  Halbchors  recitirt.  Ja  mich  will  es  fast 
bedünken,  als  ob  ihm  durch  den  gleichen  Anfang  seiner 
beiden  Kommata  {coQa  ßa8Ct,£iv  und  Squ  ngoßaCvauv)  die 
leichte  Aufgabe  ranemonisch  noch  mehr  erleichtert  werden 
sollte. 

Dasjenige  Chorikon,  welchem  wir  demnächst  in  unserm 
Stück  begegnen,  ist  die  Epiparodos,  die  von  12  Choreuten 
vorgetragen  wird,  wie  im  Eingange  meiner  Auseinander- 
setzung dargethan  ist.  Wir  werden  jetzt,  nachdem  wir  die 
durchgehende  Theilung  in  2  Halbchöre  erkannt  haben  ,  nicht 
mehr  zu  der  Annahme  geneigt  sein,  dass  die  übrigen  12 
Personen  des  Chors  ohne  ein  Wort  zu  sprechen  zugleich 
mit  dem  sprechenden  Halbchore  ihren  Einzug  hielten.  Im 
Gegentheil  müssen  wir  wegen  Vs.  491  f. 

Ttiv  ö'  oixCav  s^söd^'  ogäv  öd-svnaQ  ri  örQarTjydg 
eöd-'  ri  ro  TtQccyfi    svqovö'  o  vvv  aöo^s  totg  Tcoliraiq 

behaupten ,  dass  die  hier  auftretenden  Chorpersonen  die 
Weiber  aus  der  Stadt  sind  oder  vielmehr  vorstellen.  Denn 
nur  sie  kennen  das  Haus  der  Praxagora,  vor  dem  nur  sie 
den  Vorübungen  zur  Volksversammlung  beiwohnten;  nur 
sie  können  Praxagora  ihre  GtQaxri'yog  nennen. 

Suchen  wir  die  Gliederung  der  Komödie  durch  den 
Chor  weiter  zu  verfolgen,  so  muss  das  Fehlen  der  Stasima 
und  der  Parabase  auffallen.  Wie  wurden  die  Pausen  aus- 
gefüllt? Es  ist  eine  sehr  glückliche  Vcrmuthung  von  Enger 
a.  0.  S.  261 ,  dass  dies  durch  Ballet  geschah.  Diese  Vcr- 
muthung gründet  sich  vornehmlich  auf  die  am  Ende  der 
Ekkles.  1138  genannten  fisigccxeg,  die  von  Enger  richtig 
als  Tänzerinnen  erklärt  werden.  Und  doch  lässt  sich  gegen 
Engers  Ansicht,  sowie  dieselbe  von  ihm  vorgetragen  wird, 
zweierlei   einwenden.     Einmal   wenn   Aristoi»hanes  zur  Auf- 


—     104    —  ' 

führung  seiner  Ekklesiazusen  ausser  den  legitimen  und  ge- 
schulten 24  Choreutcn  noch  obenein  eine  Anzahl  Tänzer  ge- 
liefert erhielt,  so  will  das  schlecht  stimmen  zu  der  aus  dem 
Stück  selber  ersichtlichen  geringen  Leistungsfähigkeit  der 
damaligen  Choregie.  Das  wäre  ja  eine  grössere  choregische 
Leistung  gewesen ,  als  wir  sie  selbst  in  den  früheren  aristo- 
phaneischen  Komödien  erblicken.  Sodann  hat  Enger  nicht 
die  Stelle  angegeben,  an  der  die  Ankunft  der  Tänzerinnen 
vom  Dichter  angedeutet  wird.  Dies  ist  aber  erforderlich, 
schon  um  zu  wissen,  wo  ihre  Thätigkeit  beginnt.  Ich 
meine,  diese  Stelle  kann  keine  andere  sein  als  Vs.  503 
yavxai  ya^  i]icov6tv  ndkac  x6  ^xrliiLa  rovt  e%ov6ai. 
Bei  diesen  Worten  sieht  ?J  t/3'  der  Stadtfraiien ,  die  ihre 
Männerkleidung  indes  noch  nicht  abgelegt  haben  (506  ff.), 
zu  gleicher  Zeit  mit  Praxagora  (500  f.)  auch  andere  Weiber 
{%ccvxai)  ankommen,  welche  schon  im  Frauencostüm  sind. 
Denn  ro  Oxij^cc  tovxo  „diese  Tracht  da''  bedeutet  die  Tracht, 
welche  an  den  Tänzerinnen  sichtbar  ist,  das  Weibergewand. 
Das  für  den  Leser  allerdings  unbestimmte  Tot^TO  konnte 
natürlich  für  die  Zuschauer  nicht  undeutlich  sein.  Daher 
wir  Meinekes  Conjectur  Vind.  S.  195  x6  GXW^  ^<^  tcqIv 
'iyiivGai  bei  unserer  auf  die  scenische  Darstellung  basirten 
Erklärung  leicht  entbehren  können.  Auch  ein  zweites  ebenda 
von  Meineke  geäussertes  Bedenken  scheint  nunmehr  auch 
ohne  Textesändei'ung  sich  heben  zu  lassen.  Vs.  509  f. 
fordert  Praxagora  Jemand  (man  hat  bis  jetzt  nicht  zu  sagen 
gewusst  wen?)  auf,  den  Choreuten  bei  ihrer  Umkleidung 
behülflich  zu  sein : 

v.a\  }isvxoL  6v  (isv 
Tuvraq  naxBVXQ eitles. 
Hierzu  bemerkt  Meineke:  „Non  apparet  quae  sii  illa,  cid 
Praxagora  nnitandarum  cliori  vcsllum  hihtngat  twgotium.  El 
omnino  quid  opus  erat  tali  opera?  Eine  suspicor  xavxl  pro 
Tttvxag  scribendutn  esse,  itt  chorum  ipsitm  compellet  Praxagora 
emnque  liaec  rede  curare  admoncat.''  Allein  wir  haben  ja 
jetzt  Jemand,   der    sehr    geeignet   erscheint   die   Garderobe 


-     105    — 

des  Chors  zu  ordnen,  nämlich  die  in  der  Decoration  gewiss 
erfahrenen  Tänzer.  An  diese  wendet  sich  Praxagora  mit 
jenen  Worten. 

Sehen  wir  zu,  wie  man  bisher  Vs.  503  erklärt  hat. 
Enger  a.  O.  S.  257  versteht  unter  den  avtai  die  Frauen, 
welche  mit  Praxagora  auf  der  Bühne  nach  der  Volksver- 
sammlung gegangen  waren,  also  doch  wohl  die  Schauspieler 
rV.  A  und  rv.  B.  Aber  ihr  Auftreten  ist  für  die  fernere 
Exposition  des  Stücks  vollkommen  überflüssig  und  durch 
gar  nichts  motivirt.  Richtiger  sieht  Carl  Kode  Fleckeis. 
Jahrbb.  Supplementbd.  III  S.  274  in  den  avrav  die  zweite 
Hälfte  des  Chors.  Freilich  kann  ich  diese  Interpretation 
nicht  in  dem  Sinne  billigen,  dass  hier  wirklich  der  zweite 
Halbchor,  also  die  Frauen  vom  Lande,  in  der  Orchestra 
eintreffen.  Denn  auch  von  diesen  finden  wir  im  ganzen 
weitern  Verlauf  der  Komödie  keine  Spur.  Wohl  aber  ist 
Kocks  Erklärung  insofern  die  richtige,  als  durch  die  avrai, 
die  Tänzerinnen,  der  Ersatz  für  die  zweite  Chorhälfte  ge- 
leistet wird.  Und  in  diesem  Sinne,  aber  nur  in  diesem, 
hat  auch  der  Scholiast  Recht,  wenn  er  die  gegen  Schluss 
des  Stückes  mit  ^siQaxss  bezeichneten  Tänzerinnen  erklärt 
zu  Vs.  1138  als  tag  tov  x^Q^^- 

Wir  stehen  auf  dem  Punkte,  wo  wir  unsere  Ansicht 
über  den  Chor  in  den  Ekkles.  aussprechen  können  ohne 
hoffentlich  beschuldigt  zu  werden,  dass  wir  von  einer  vor- 
gefassten  Hypothese  ausgegangen  seien.  Aristophanes 
erhielt  bei  der  finanziellen  Noth  Athens  für  seine  Ko- 
mödie vom  Choregen  nur  12  ordentliche  in  Gesang 
und  Declamation  geübte  Chore uten  und  ebensoviel  Tänzer. 
Es  war  vielleicht  das  erste  Mal,  dass  er  sich  der  vollen 
Hälfte  der  ihm  zustehenden  Chorpersonen  schmerzlich  be- 
raubt sah.  Er  suchte  daher  durch  geschickte  Verwendung 
des  ihm  gelieferten  Personals  den  Ausfall  möglichst  zu  ver- 
decken und  wenigstens  den  Anschein  eines  vollzähligen 
komischeu  Chors  zu  retten.  Deshalb  Hess  er  einmal  die 
Theilung  in  2   llalbchöre  eintreten  und  hielt  dieselbe,  so- 


-     106     - 

lange  der  Chor  redend  und  handelnd  in  das  Stück  eingreift, 
fest.  So  erklärt  sich  ferner  die  auffallende  Schweigsamkeit 
des  ersten  30  ankommenden  und  285  abgehenden  Halbchors 
der  Stadtfrauen:  es  wurden  dazu  die  Tänzer  verwandt, 
deren  einem  nur  sechs  leichte  Verse  an  zwei  sehr  markirten 
Stellen  eingeübt  zu  werden  brauchten.  Darauf  betreten  289 
die  12  ordentlichen  Choreuten  als  Halbchor  der  Landfrauen 
unter  Gesang  die  Orchestra;  dieselben  kehren  478  dahin 
zurück,  hier  in  der  Rolle  der  Stadtfrauen,  und  führen  unter 
einander  eine  Dialogpartie  aus,  die  mit  Präcision  und  in 
rasch  einfallendem  Wechselgespräch  abgespielt  werden  musste 
und  daher  eine  tüchtige  Declamationsfertigkeit  erforderte. 
Warum  stellen  aber  die  Choreuten  hier  die  Stadtfrauen  vor? 
Auch  dieser  Umstand  findet  bei  unserer  Annahme  seine  Er- 
klärung. Der  Dichter  musste  den  städtischen  Halbchor, 
den  der  Zuschauer  bis  dahin  nur  schweigsam  dastehen  ge- 
sehen und  für  den  er  doch  gerade  das  meiste  Interesse 
hatte,  auch  einmal  handelnd  und  declamirend  einführen: 
dies  konnte  aber  nur  durch  die  geschulten  Choreuten  aus- 
geführt werden.  Deshalb  übernahmen  sie  sowohl  das  Bauern- 
lied, die  Parodos  der  Landleute,  als  auch  den  Dialog  der 
Frauen  aus  der  Stadt,  die  Epiparodos. 

Von  jetzt  an  gehört  der  Chor  nicht  mehr  zur  Handlung, 
er  existirt  bis  auf  den  Schluss  für  sie  nicht  mehr.  Daher 
konnte  auch  das  an  sich  schon  lockere  Band;  welches  die 
beiden  Halbchöre  der  Stadt-  und  Landfrauen  unter  einander 
vereinigte,  sich  lösen.  Die  letzteren,  die  wir  nur  einmal 
über  die  Orchestra  raarschircn  sahen,  kehren  nicht  mehr  in 
dieselbe  zurück,  sondern  begeben  sich  direct  von  der  Ek- 
klesie  aufs  Land.  Ihre  Stelle  nehmen  die  Tänzerinnen  ein, 
die  wenn  auch  nur  lose,  doch  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
mit  der  Fabel  des  Stücks  und  dem  übrigbleibenden  Halb- 
chor verknüpft  sind.  Denn  auch  sie  erscheinen,  12  an  der 
Zahl,  in  Weiberkleidern  wie  dieser,  auch  sie  kommen  mit 
Praxagora  von  der  Volksversammlung.  Der  Unterschied 
zwischen    ihnen    und    den    Choreuten    in    der  äusseren   Er- 


-      107     ~ 

scheinung  beschränkt  sich  darauf,  class  sie,  wie  es  für 
Tänzerinnen  passend  war,  in  jugendlicherem  Costüm  auf- 
treten: und  so  werden  sie  denn  (dies  sei  wegen  Kock  a.  (). 
S.  288  bemerkt)  mit  der  Benennung  ^iiQaxsg  von  den  Cho- 
reuten, die  nie  anders  als  yvvacxeg  heissen,  bestimmt  unter- 
schieden; vgl.  bes.  Vs.  1125  mit  1138. 

Um  nun  ein  Bild  von  der  Art  und  Weise  zu  gewinnen, 
wie  durch  die  vereinte  Thätigkeit  des  Chors  und  der  Tänzer 
die  Zwischenacte  ausgefüllt  wurden,  können  wir  den  Aus- 
gang der  Komödie  heranziehen,  in  dem  das  gesammte  Bühnen- 
personal tanzend  die  Scene  verlässt.  Alles,  was  hier  von 
1127  ab  dem  Chore  zugetheilt  wird,  spricht  und  singt  der 
Chorführer  bis  1179,  wie  Bergk  richtig  Praef.  S.  XXIII 
angibt;  von  Vs.  1180  an  begleitet  der  ganze  Chor  mit  jenen 
Ausrufen  sval  svai,  die  sicherlich  bei  der  Aufführung  grössere 
Ausdehnung  hatten  als  in  unsern  Handschriften,  das  Ballet 
der  Tänzer  und  gibt  durch  diesen  seinen  Gesang  den  Tact 
für  die  Pas  an,  nachdem  der  Chorführer  mit  den  Wor- 
ten 1179 

cci'QEöd-^  civco,  lac,  lai 
das  Zeichen  zum  Anfang  des  Tanzes  und  Gesanges  gegeben 
hatte.  Aehnlich  werden  auch  in  den  Pausen  der  Komödie 
die  Productionen  der  Tänzer  durch  solche  tactangebende 
Hyporchemen,  die  in  nicht  viel  mehr  als  Ausrufungen  wie 
Bvcl  u.  dgl.  bestanden,  von  dem  Chore  begleitet  worden 
sein.  Die  letzte  Tanzscene  ist  von  Enger  richtig  beschrie- 
ben worden;  auch  halte  ich  es  mit  Enger  für  einzig  richtig 
Vs.  1144  ff.  dem  Chorführer  zu  geben,  wovon  Bergk  in 
der  zweiten  Auflage  mit  Unrecht  abgegangen  ist.  Nur 
eins  ist  gegen  Engers  Ausführung  zu  erinnern.  Durch  die 
an  den  JEU.  gerichteten  Worte  des  Chorführers  1151  ft". 

aAA'  ovx  aystg 
raööl  (sc.  }i£iQCixag)  Xaßcöv]  iv  oöö  dh  xaraßatvecg,    iyco 
inaoo^ciL  [isXog  n  ^sXXodentvixov 

wird  nur  dieser,  nicht  aber  auch  die  Mädchen  (Tänzer) 
aufgefordert  von  der  Bühne  auf  die  Orchestra  herunter  zu 


108     — 

kommen.  Denn  die  letzteren  haben  natürlich  auf  der 
Orchestra  ihre  Tänze  aufgeführt  und  gleich  bei  ihrem  Er- 
scheinen 503  dieselbe  betreten.  Die  Worte  dXX'  ovx  äyeis 
raödl  Xaßdv;  bedeuten  „führe  diese  da  hinweg,  nachdem 
du  sie  aus  unsern  Händen  übernommen  hast."  So  beginnen 
denn  &EP.  (1137  f.)  und  zJEU.  (1165  f.)  den  Reigen,  ihnen 
folgen  die  Tänzer  (1166  f.),  den  Schluss  macht  der  sin- 
gende Chor. 

Wir  sind  zu  einem  Resultat  gelangt,  das  für  die  Ge- 
schichte des  attischen  Chors  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte. 
An  Stelle  der  allgemein  gemachten  aber  auch  sehr  allge- 
meinen Bemerkung,  dass  der  Chor  in  den  spätem  Stücken 
des  Aristophanes  in  der  Auflösung  begriffen  sei,  können 
wir  an  einem  bestimmten  Beispiel  aufweisen,  wie  dieser 
Verfall  vor  sich  gieng,  nämlich  durch  das  Eindringen  der 
Tänzer  in  die  Choreutenmasse.  Im  Plutos  finden  wir  dies 
Verhältniss  gegenüber  den  Ekklesiazusen  oflfenbar  noch 
weiter  vorgeschritten.  Was  in  diesem  Stück  mit  der  Per- 
sonenbezeichnung XOP.  versehen  ist,  scheint,  wie  schon 
von  verschiedenen  Seiten  bemerkt  worden  ist,  einzig  und 
allein  der  Chorführer  vorgetragen  zu  haben.  Auch  hier 
aber  war,  wie  aus  Vs.  288  ff.  ersichtlich  ist,  das  Ballet 
die  Hauptthätigkeit  des  Chors;  und  so  wird  der  Dichter 
für  seinen  Plutos^)  sogar  nur  einen  in  Gesang,  Decla- 
mation  und  Tanz  gleichmässig  geübten  Choreuten  (wahr- 
scheinlich bildete  sich  ein  solcher  neuer  Künstlerstand  aus 
den  Tänzern  heraus),  im  übrigen  aber  blosse  Tänzer  zur 
Aufführung  erhalten  haben,  wie  wir  in  den  Ekklesiazusen 
den  Chor  aus  jenen  beiden  Bestandtheilen  zu  gleichen 
Theilen  zusammengesetzt   erkannten. 


1)  S.  Prolegf.  de  com.  bei  Bergk  S.  XXX  7  inelinov  ot  xoQriyoi, 
S.  XXXIV  4  xoQav  iarigrjzat,  und  vgl.  Böckh  Staatsh.  der  Athener  I 
S.  606  f. 


—     109     - 

IX. 

Der  Chor  in  den  T  hesmoplioriazuseu   Vs.  655  —  727. 

In  den  Thesmophoriaznsen  ist  keine  Scene  von  grösserer 
dramatischer  Lebendigkeit  als  diejenige,  welche  durch  die 
Entdeckung  veranlasst  wird,  dass  ein  Mann  sich  in  die 
heilige  Feier  der  Thesmophoren  eingeschlichen  habe.  Der 
Chor  entschliesst  sich  in  ungewöhnlicher  Erregtheit  eine 
Revision  des  ganzen  Festbezirks  vorzunehmen  (655  —  687), 
und  seine  Aufregung  steigt  noch,  als  jener  freche  Ein- 
dringling Mnesilochos  einer  der  Frauen  das  Kind  raubt  und 
durch  Androhung  seines  Todes  sich  die  Freiheit  zu  er- 
zwingen sucht  (688 — 727).  Bei  diesem  Charakter  der  Scene 
ist  es  nicht  auflfallend,  dass  wir  in  ihr  gerade  sowie  in  der 
Lysistrata  614 — 705  an  einer  andern  als  an  der  für  das  Auf- 
treten einzelner  Choreuten  bei  Aristophanes  gewöhnlichen 
Stelle  (Parodos)  unzweifelhafte  Indicien  für  chorischen 
Wechselgesang  haben.  Denn  dass  Thesm.  655  ff.  keine  Par- 
odos ist,  darf  für  ausgemacht  gelten,  und  nur  bei  Westphal 
Proleg.  zu  Aesch.  Trag.  S.  36  habe  ich  die  Stelle  zu  meiner 
grössten  Verwunderung  als  solche  bezeichnet  gefunden.  In 
der  Metrik  II  ^  S.  439  gibt  Westphal  folgende  Uebersicht 
über  die  Anordnung  der  ganzen  Gruppe. 
655 :  Anapäst.  Tetrameter.  j  689 :  Trimeter. 
(Aufforderung  zur  Verfolgung.)      (Entwendung  der  Flasche.) 


699:  Troch.   Tetram.  m.  vor- 
ausgehend. Dochmien. 
(Neue  Verwünsch,  u.  Verfolg.) 
707 :  dvr. 
726:  2  troch.  Tetram. 


659:  Troch.  Tetrameter. 

(Verfolgung.) 
668:  6TQ. 

686:  2  troch.  Tetram. 
Hierauf  bemerkt  er :  „Dass  die  ötq.  und  dvr.  hier  in  völliger 
metrischer  Responsion  stehen  müssen,  ist  ohne  Zweifel. 
Die  Verdorbenheit  der  Handschriften  und  namentlich  die 
vielfachen  Interpolationen  in  der  Antistr.  machen  die  Her- 
stellung der  Responsion  sehr  schwierig.     Zrp.  wie  dvr.  zer- 


—     110     — 

fällt  nach  dem  Inhalte  wie  nach  metriscliem  Bau  in  zwei 
Theile.  Der  erste  beginnt  anapästisch  und  endet  mit  zwei 
dochmischen  Dimetern ,  dazwischen  steht  ein  einzelner  tro- 
chäischer Vers :  —  ^r}do^Bvovg  noulv  ort  xaAcjg  £%eL  611.,. 
Der  zweite  Theil  ist  iambisch,  Tetrapodien  und  im  Anfang 
ein  katal.  Trimeter." 

Die  der  Strophe  vorangehenden  drei  ersten  metrischen 
Glieder  der  gesammten  Chorstelle,  die  anapästischen  Tetra- 
meter (655  —  658),  die  trochäischen  Tetrameter  (659 — 662) 
und  das  angeschlossene  trochäische  Hypermetron  (663—667) 
haben  denselben  Inhalt ,  eine  dreimal  wiederholte  Auf- 
forderung des  Chors  an  sich  selbst  zur  schleunigen  Ab- 
suchung der  Festversammlung.  Da  die  Sachlage  eine  solche 
ist,  so  können  wir  uns  mit  den  bis  jetzt  versuchten  Ver- 
theilungen  jener  Verse  nicht  einverstanden  erklären,  sei  es  dass 
wir  mit  Westphal  alle  drei  Abschnitte  dem  Chorführer  zuweisen, 
sei  es  dass  wir  mit  Muflf  die  beiden  ersten  diesem ,  den  letzten 
Abschnitt  dem  Gesammtchor  geben,  sei  es  endlich  dass  wir 
mit  Fritzsche  zu  Vs.  659  ff.  folgendermassen  anordnen:  „Quum 
ah  initio princeps  iotius  chori persona  omnem  viciniam  per- 
vestiganda?n  esse  ostendlsset,  Im  versihus  sla  vvv  L'xvsvs  prhna 
unius  heffiichorii  perso?ia  gravius  etiam  quaerendi  scrutan- 
dique  omnia  necessitatem  inculcavU.  Illo  autem  in  loco  eia  d^ 
TtQcöxiöTa  filv  XQY]  aovcpov  £h,0Q^äv  Ttoda  hemichorium  tarn 
vidgai^i  statione  relicta  curril  atque  speciüatur."  Denn  da  die 
Uebereinstimmung  des  Inhalts  in  den  drei  Theilen  in  die 
Augen  springt  {ri^äg  XQ^  t,)]talv ,  £l  nov  xaXkog  zig  dvrjQ 
iösXrjlvd^s,  xal  TtsQid-QE^at  rrjv  nvxva  näöav  u.  s.  w.  =  aiu 
dri  TCQcotiöra  (lev  XQ>)  üov(pov  £h,OQ^äv  Tcöda  xal  diaöxoTietv 
öicoTcfi  jtavraxij  u.  s.  w.  =^  sid  vvv  l'xvsve  xal  {idrevs  ra^v 
7tdvt\  sc  rig  iv  rÖTCOig  idgatog  akXog  av  As^tj&£v  äv.  nav- 
tap]  Ö£  Qtipov  o^iia  u.  s.  w.),  da  ferner  der  Chor  überall 
sich  selber  anredet,  so  sind  hier  drei  verschiedene  Redner 
erforderlich.  Ebensoviel  Chorcuten  ergibt  die  Strophe  668— 
685  mit  den  sich  daran  schliessenden  trochäischen  Tetra- 
metern 686—687.     AMe  Westphal   richtig  erinnert,   zerfällt 


—   111   — 

die  Strophe  in  zwei  sachlich  und  metrisch  gesonderte  und 
in  sich  geschlossene  Theile  668  —  677  und  678  —  685.  Der 
Inhalt  dieser  beiden  Theile  ist  aber  wieder  völlig  identisch 
{rjv  yccQ  ^£  Xä&t]  dgaoag  dvööia,  öcSöec  te  dixrjv  xal  TiQÖg 
rovTto  rotg  akkoig  dvÖQccGiv  sGxul  nuQccöai'Y^^  vßQScog  dölxcov 
t'  SQyav  dd^ecov  xa  TQoncav  (pfiCei  d'  eivac  rs  ^fovg  cpaveQcog, 
dei^SL  %  rjdr)  tcüglv  dvd'QCOTioLg  öeßi^nv  dai^ovag  u.  s.  w.  = 
avrav  oruv  hjq)&}~i  rig  ovxid^  oöta  ÖQav,  tcccölv  e^q)avr]g 
oQÜv  eözat  yvvccL^l  xal  ßQorotöiv,  ort  xd  xs  nagdvo^iu  xd 
r'  dvÖGiu  Q^aog  TtaQcov  xCvaxai).  Und  nicht  minder  ein- 
leuchtend ist  die  Wiederholung  desselben  Gedankens  in 
den  folgenden  Ausrufen  des  Chors,  mit  denen  er  seiner 
Entrüstung  über  den  Kinderraub  des  Mnesilochos  Luft  macht: 
Vs.  702  f. 

ag  dnavx'  kq^  i(Sxl  xok^rjg  ^aöxd  xdvaLöiwxCag. 

oiov  av  daÖQKxav  eQyov,  oiov  av  (pCkat  xodi. 
Vs.  705 

xavxa  drjx'  ov  datvd  TtQdy^ax'  aöxl  xal  TcaQaixaQo; 
und  707  f. 

TL  dv  ovv  ai'noi  TiQog  tavxd  xig,  oxa 

xoiavxa  tcolcov  öö'  dvacöxvvxat; 
Alle  die  vielfachen  Wiederholungen  dürften  sich  am  ein- 
fachsten durch  Wechsel  der  sprechenden  Personen  erklären. 
Die  der  Strophe  wie  der  Antistrophe  beigefügten  Tetrameter 
aber  führen  einen  mit  den  davor  stehenden  Worten  in  keine 
Verbindung  gesetzten  Gedanken  ein  und  indiciren  dadurch 
Personenwechsel.  Hiernach  kommen  wir  auf  die  folgende 
Anordnung.  In  der  Wiedergabe  des  Textes  folge  ich  hier 
der  antistrophischen  Herstellung  Meinekes,  während  ich 
sonst  überall  Bergk  zu  Grunde  gelegt  habe. 

XOPOT 
tj  c(    tjfidg   xoCvvv   }iaxd  xovx'  rjdi]  xdg  kafindöag  dipa^ivag 

XQtl  655 

i,vt,(:oGaiiavag   av  xdvÖQaCcog  tav  d^  i^axi'cov  dnodvöag 

^tjxaiv,  ai'  Ttov  xdXXog  rtt;  dvriQ  aGah]XvQ^a,  xal  naqi- 

d-Qs^ai 


-     112    — 

Ti)v    Tivxva    Tiäöav   xal   tag    oxi^väg   xccl  tag   diodovg 

diad^Qrjöat. 
7]  ß'  sia  diq  TCQOJtiGta  (lev  xqi^  xovcpov  i^OQfxäv  nööa 

xal  diaöxoTCSLV  GLCOTifj  Tiavtaxfj'  fiovov  dh  ^qt)         660 

[ir]  ßQuövvELV ,  (og  6  xaiQog  Böte  fi^  ^eXXsiv  ati, 

dXkä  trjv  TCQoitYiv  tQB%EiV  XQW  ^^  tax^Ot^  ijdrj  xvxXa. 
i]  y    Eid  VW  L'xveve  xal  fidtevE  ra^v  ndvt' , 

Et  tig  Ev  rojtotg  iÖQatog 

dXXog  av  XeXtj&ev  o3V. 

Tiavtaxfj  äs  Qiipov  oy,fia,  665 

xal  td  tfjds  xal  td  öevqo 

■jidvt    dvaöxoTiEL  ^aAcög. 
^  d'  rjv  ydQ  (XE  Xdd-t]  ögäoag  dvoöia, 

dcoöEL  tE  dCxriv  xal  TCQog  tovtco 

toig  dXXotg  dvÖQdöiv  sötat 

TCaQaÖELy^'  vßQEcog  ddCxoav  t    EQycov  670 

dd'ECOV  tE  tQÖJiav 

(pijöEL  d'   EivaC  tE  d^EOvg  ^avsQag, 

dft^ffc  t'  7]örj 

naöLV  dv%-QC37C0ig  0Eßit,Eiv  daC^ovag  **** 

[ßixaCcog  r'  E(pinovtag~\  oöia  xal  voni^a  675 

^i^dofiEvovg  Tcoutv  o  rt  xaXag  exel. 
ri  £   xdv  firj  jcoiäGc  tavta  toidd'  Eötai. 

avtav  otav  Xrjcpd^ij  ttg  ovxEd"^  oöia  öqcSv, 

fiavtaig  (pXiyav  XvßGr]  TtaQdxoTtog,  680 

[fi  tt  äQcirj] 

ndötv  E^(pav)]g  ogdv  Edtai  yvvat^l  xal  ßgotoiöiv, 

ort  td  tE  Tca^dvo^ia  td  t    dvÖGia  QEÖg 

nagav  tCvEtai.  685 

Y]  5'  dXX"  EOix    ri^iv  dnavtd  nag  du6XE(p^ai  xaXäg. 

ovx  oQcü^Ev  yovv  Et    ttXXov  ovdiv^  iyxadrjfiEvov. 
rXNH  Ä. 

d  not  öv  (pEvyEig;  ovtog  ovtog  ov  ^EVEig; 

tdXatv    Eybi  tdXaiva,  xal  td  naidCov  690 

Ei,aQTtd6ag  ^ov  (pQovdog  dno  tov  tit&LOv. 
668  —  687  =  707  —  727 


—     113    — 

MNH2IAOX02. 
xaxQux^i'  Tovro  d'  ovötTtora  av  ipa^ietis, 
rjv  (lij  n'  d(pTjT'  ■  dAA'  tv%dö'  inl  räv  ^tjQiai^ 
7iX}jyev  ^iu^uCqu  ttjÖs  (pOLvluii  (pkißag 
xad^ai^atdöd  ßcofiöv.  695 

rXNH  A. 

c3  räXaiv'   tyco. 
yvvatxeg,  ovx  uQrj^et' ;  ov  JtoA^.t)v  ßor/i^ 

ÖTijOeG&S    Xul    XQOTtUlOV ,    dXkd    xov   (lÖVOV 

TBXvov  fte  TteQiöipeod-'  djio6tsQov(iavrjv; 
XOPOT 

tj    t,'    EU    EU. 

d  nÖTviat  Moiqui  xi  Öri  deQXO(iai  700 

veoxfJi'Ov  UV  xsQug; 

cjg  djcavx'  ccq'   sOxl  xö^iirjg  fisGxd  xävuLöivvxiug. 
oiov  av  ÖEÖgaxsv  agyov ,  oiov  av  cpiXav  xodi. 

MNH2IA0X02. 
oiov  Vjtiwv  E^agd^at  xrjv  äyav  av^uöiav. 
XOPOT 
Yi  i]    xavxa  öijx'  ov  ÖEtvd  Ttgäy^ax'  iöti  xcct  nEQaiT6Qa\  705 
rXNH  A. 
ÖELvd  Ö7J9\  oGxig.y'  exel  ^ov'  ^agnäöag  x6  jiaidCov. 
XOPOT 
1^  ^'  XL  av  ovv  Ei'Ttoi  TtQog  xavxd  xig,  öxa 
xoiavxa  noidv  od'  ai/«tö%i'VT£t; 

MNHÜIAOXOS. 
xovTlco  fiEvxoi  ya  TCSTcav^iat. 
PTNH  A. 
dkX'  ovv  ijxaig  y'  ö^av  ov  cpavXojg  y  710 

dno^gdg  kai,aig 
oiov  ÖQaöag  Öiidvg  agyov , 
Aijipat  da  xaxov. 

MNH2IA0X02 
TOVTO  (livxoi  fiy]  yavoixo  ^rjöufiäg ,  «TCfUjfOftat. 
XOPOT 
»}  i  tCg  äv  aoi,  xig  av  öv^fiaxog  ax  ^eäv  715 

u^avdxcüv  aX9oL  6otg  ddCxotg  aQyoig; 

Aenoldt,  tliorpart.  b.  Aristopli.  8 


—     114    — 

MNH2IA0X0S. 
(MccTrjv  XaKsiTE'  xriv  (5'  iya  ovx  d(pri6a. 
XOPOT 
ri  la    a/lA'  ov  ficc  ra  &ac6  tax'  ov  xaCgav  i'öag 

ivvßQULS  ^oyovg  Xe^etg  t'  dvoßlovg  720 

en'  dd-eoig  SQyotg- 

xal  yuQ  dvta(X£t.^6^£6d^cc  6'  aCnsQ    sixog  dvxl  xavös. 
xä%a  8b  fisxaßaXova'  tTcl  xd^    ixsQÖxQOjtd 
xCg  ö'  hnE%Et,  xv%ri.  725 

ri  iß'  dkld  xdGÖs  ^ev  Xaßaiv  X9^^  EKtpigsiv  xs  xav  i,vkav, 
xal     xaxai&ELv    xbv    navovgyov    tivqtioXsiv    -O"'    oöov 

xdxog. 
Es    haben   hier  also  nur  zwei  oxolxol,   d.  h.  der  eine  Halb- 
chor, am  Vortrage  Theil  genommen. 


Zweites  Capitel. 
Der  Chorführer. 

Wenn  wir  in  diesem  Theile  unserer  Untersuchung  die 
Aufgabe  und  Function  des  Chorführers  in  der  aristophaneischen 
Komödie  betrachten,  so  sehen  wir  dabei,  um  Wiederholungen 
zu  vermeiden,  von  zwei  nicht  unbedeutenden  Bestandtheilen 
seiner  Thätigkeit  ab.  Einmal  nämlich  lassen  wir  hier  den 
Umstand  ausser  Acht,  dass  wir  den  Koryphaeos  bereits  im 
vorstehenden  Capitel  über  das  Auftreten  der  einzelnen  Cho- 
reuten in  mehr  dialogischen  Partien  mit  und  unter  seinen 
Choreuten  thätig  sahen,  sodann  berücksichtigen  wir  es  nicht, 
dass  wir  denselben  in  den  mehr  melisch  -  lyrischen  Chor- 
stücken zwischen  Chorgesängen  des  ihm  untergebenen  Per- 
sonals im  dritten  Capitel  thätig  sehen  werden.  Hier  wollen 
wir  den  Chorführer  da  aufsuchen,  wo  er  für  sich  allein 
auftritt  und  ohne  Benutzung  des  Chors  zum  grössten  Theile 
mit  den  Schauspielern  auf  der  Bühne  verhandelt;  nur  einen 


—     115     - 

Fall,  in  dem  er  doch  mit  den  übrigen  Chorpersonen  vereint 
erscheint  und  diese  im  Vortrage  ablöst,  ziehen  wir  zur 
Vergleichung  heran. 

Aus  dem  voraufgehenden  Capitel  ergibt  sich  als  ein 
ziemlich  gesichei'tes  Resultat  die  Beobachtung,  dass  niemals 
der  vollstimmige  Chor,  sondern  stets  ein  einzelnes  Mit- 
glied desselben  mit  einer  einzelnen  Bühnenperson  in  ab- 
wechselnder Rede  unterhandelt,  dass  also  im  Dialog  nicht 
vierundzwanzig  Personen  mit  einer,  sondern  im- 
mer eine  mit  einer  Person  sprechen  oder  singen. 
Wenigstens  haben  wir  in  den  bisher  behandelten  Scenen  bei 
Aristophanes  keinen  Verstoss  gegen  diese  Beobachtung  vor- 
gefunden, vielmehr  in  allen  kommatischen  Stellen  die  soeben 
bezeichnete  Art  des  Dialogs  aus  anderen  zwingenden  Grün- 
den als  durchaus  geboten  erkannt.  Eine  solche  Erscheinung 
darf  aber  unmöglich  nur  auf  die  zufällig  gefundenen  Fälle 
beschränkt  und  vereinzelt  dastehend,  sie  muss  bei  ein  und 
demselben  Dramatiker  durchgreifendes  Gesetz  gewesen  sein. 
Denn  was  könnte  uns  zu  der  Annahme  berechtigen,  dass 
derselbe  Komiker  unter  denselben  äusseren  und  inneren 
Bedingungen  bald  diese,  bald  jene  scenische  Anordnung- 
gleichartiger  Chorika  getroffen  habe?  Ueberdies  wird  die 
von  uns  gemachte  Beobachtung  im  allgemeinen  schon  durch 
das  hellenische  Kunstgesetz  der  Conformität  als  durchgehend 
gefordert;  in  welchem  Bezüge  Bamberger  Op.  S.  4  treffend 
bemerkt:  „Cotnmos,  qui  colloquü  saepe  partes  habent,  vel 
propterea  a  singulis  chorexUh  crintatos  esse  probabile  est,  quod 
abhorret  a  simplicitatis  studio,  quo  tantopere  excelhientnt  Graeci, 
universi  chori  cimcentus  uni  actori  colloquio  obslrepere."  Im 
einzelnen  bestätigt  die  Betrachtung  der  aristophaneischen 
Praxis  das  durchgängige  Vorhandensein  Jenes  Gesetzes. 
Der  Chorführer  ist  es  nun,  durch  welchen  sehr  häufig  jenem 
Gesetze  genüge  geleistet  wird.  Denn  seine  Hauptaufgabe 
besteht  darin  an  den  Stellen,  wo  nicht  einzelne  Choreuten 
mit   dem    Schauspieler    dialogisiren ,    als    V'^ertreter   des   Ge- 

sanunttliors    für   diesen  das  Gespräch  mit  den  Personen  auf 

8* 


—     116    — 

der  Bühne  zu  fuhren.  Und  zwar  können  wir  in  dieser 
Beziehung  bei  Aristophanes  deutlich  zwei  Fälle  seiner 
Thätigkeit  unterscheiden.  Von  ihnen  ist  der  erste  der  ein- 
fachere: in  diesem  Falle  spricht  oder  singt  der  Chorführer 
allein.  Besonders  beweisend  für  die  Richtigkeit  unserer 
obigen  Beobachtung  ist  der  zweite  Fall.  Nicht  seifen  näm- 
lich geschieht  es,  dass  ein  Schauspieler  vom  Chore  angeredet 
und  ihm  zweimal  dasselbe  oder  zum  wenigsten  etwas  ähn- 
liches gesagt  wird:  das  erste  Mal  in  lyrisch -raelischer,  be- 
wegterer und  ausgeführterer  Weise,  das  zweite  Mal  mehr 
dialogisch  und  kürzer,  aber  energischer,  präcisirter.  Hier 
singt  und  spricht  immer  das  erste  Mal  der  Chor,  das  zweite 
Mal  der  Chorführer.  Der  Grund  für  die  Wiederholung  des- 
selben Gedankens,  und  zwar  in  der  angegebenen  Art,  liegt 
eben  in  jenem  allgemeinen  Gesetz,  dem  zufolge  nie  der 
Chor  in  seiner  Gesammtheit  mit  einer  Bühnenperson  sich 
unterreden  darf.  Dies  zu  thun  übernimmt  der  Chorführer, 
indem  er  die  Gedanken  und  Gefühle  seiner  Choreuten  in 
der  Hauptsache  zusammenfusst  und  sich  mit  denselben, 
nachdem  er  sie  mehr  oder  weniger  modificirt  hat,  noch  ein- 
mal direct  an  die  Bühnenperson  wendet.  Ich  setze,  um 
das  gesagte  durch  einige  Beispiele  zu  erläutern,  zunächst 
Vö.  451—461  her. 

X0P02. 
doXsQov  (lev  del  xccta  nävta  ötj  xQÖnov 
7iaq)vxav  av^Qonog'  Ov  d'  öfiag  kiye  [loi. 
tdxcc  yccQ  xv%oig  äv 
XQ^iCtov  i^siTtcov  o  TL  ftot  TtaQOQag ,  rj 
övvafitv  Tiva  (isl^co 
TtaQaksiTto^svfjv  vn    i^rjg 
(pQivog    d^vvärov    6v    dh    toyd"' ,    6    ÖQäg,    Xsy'    sig 

XOLVÖV. 

o  yc(Q  dv  öv  tv^yg  fioi 
dyad^ov  noQiGag,  xovxo  xoivov  eötat. 
dXV    £9)'    örajiSQ   TCQdy^ati   ^xsig,    t^v   Otjv  yvcSfitjv 

dvanetöag , 


-     117     — 

leye    ^(xQQrjaag-    cog    rag    önoi'dag    ov    ^rj    JtQoreQov 

TtccQaßco^sv. 
Hier  sind  die  beiden  metrischen  Abschnitte  451 — 459  eine 
daktylo- trochäisehe  Strophe,  welche  der  Chor  singt,  und 
460  —  461  zwei  anapästische  Tetrameter,  welche  der  Chor- 
führer recitirt.  Ihr  Inhalt  ist  im  wesentlichen  derselbe;  in 
beiden  wird  Pcithetaeros  aufgefordert,  den  Zweck  seiner 
Ankunft  anzugeben  {ov  ds  TOvd^\  o  ÖQäg,  [so  Bergk,  ovgccg 
Meineke]  Isys  ^^^  «AA'  a(p'  otojTCSQ  Ttgay^icctL  ijxsig,  Xsys). 
Ihre  Verschiedenheit  liegt  in  der  Behandlungsart  des  In- 
haltes, welche  im  ersten  Abschnitte  bewegter  und  ausführ- 
licher, im  zweiten  knapper  und  präciser  ist.  Dasselbe  Ver- 
hältniss  hat  Frö.  992 — 1003  (trochäische  Strophe  des  Chors) 
und  1004 —  UXJ5  (anapästische  Tetrameter  des  Chorführers) 
statt,  wo  Aeschylos  zweimal  hinter  einander  aufgefordert 
wird,  seinem  Gegner  Euripides  zu  antworten;  ferner  in  den 
Ach.  358  —  363  und  364  —  365,  wo  Dikaeopolis  wiederholt 
zum  sprechen  ermuntert  wird,  oder  in  den  Ri.  756  —  760 
und  761—762,  in  den  Wo.  1024  —  1033  und  1034—1035, 
in  den  Vö.  1188  —  1195  und  1196-1198,  in  der  Lys.  476  — 
483  und  484 — 485.  Aus  zahlreichen  anderen  Fällen  dieser 
Art  wähle  ich  noch  einen,  in  dem  das  besagte  Verhältniss 
schon  weniger  augenfällig  ist,  nämlich  Ekkle.s.  571  -582 
aus,  an  welcher  Stelle  Praxagora  folgend crmassen  vom  Chore 
angeredet  wird: 

vvv  drj  del  ö£  jivxvt^v  cpQsva  xcd  (piX66oq)Ov  eyetQEiv 

tpQOVtid^  kjttöTccfif'vrjv 

Tcctöi  rpikcaöiv  dfivv^iv. 

XOLV^  yaQ  hn    EVTV%CaL6LV 

SQxsTat  yvoi^rjg  ejiivot.cc,  JtoXirrjv 

dfjfiov  inayXa'CovGa 

liVQÜaGLV  atpEkCcaGi  ßiov ,  öiq- 

XOVV    O    Tfc    TCEQ    dvvatCCL. 

xaiQog  de'  öfitat  yuQ  n  Goipov  rivog  e^EV- 
Qtj^arog  tj  nolig  ^fiäv. 
kXXoc  niQCiivE  [lövov 


-     118    — 

(irjtB  dedQK^BVK  iirjt'  ü- 

grjfieva  na  tiqötsqov 

liKjovGi  yccQ  fjv  xa  Jtcckaicc 

noXXaxLg  d-scovtat. 

aAA'    ov    [likktLV^    cckV    amta^ni    nal    öi]    iQi]    rcctg 

ÖLUvoCaig , 

äg  ro   taxvvsLV  %aQixciv  iLBXB%ei  nXBtöxov  tcccqk  xoiGi 

^Bccxccig. 
Sowohl  die  daktylo-opitritische  Sti'ophe  des  Chors  ö71 — 580, 
als  auch  die  anapästischen  Tetranieter  des  Chorführers 
581  —  582  verlangen  von  der  Heldin  des  iStücks  dringend 
einen  gehaltvollen  Vortrag  über  die  Staatsverhältnisse;  beide 
Abschnitte  nehmen  auch  besonders  auf  die  Zuschauer  und 
deren  Amüsement  Rücksicht,  nur  betont  der  Chor  das  neue, 
nie  dagCAvesene  in  der  erwarteten  Staatsrede,  der  Chorführer 
den  raschen  Fortschritt  in  ihr.  —  Dieser  Uebergang  der 
Rede  vom  Chor  auf  den  Koryphaeos  ist  denn  auch  von  den 
Gelehrten  bemerkt  und  mehrfach  notirt  worden.  Man  vgl. 
u.  a.  Fritzsche  zu  Frö.  905:  „Talia  iibiqiie  recilat  coryphaois 
chori,"  und  Westphal  Griech.  Metr.  11-  S.  402,  494. 

Fassen  wir  nunmehr  die  beiden  oben  von  uns  unter- 
schiedenen Hauptfälle  in  der  Thätigkeit  des  Koryphaeos 
näher  ins  Auge  und  wenden  wir  uns  zuvörderst  zu  dem 
ersten,  einfacheren  Falle,  in  welchem  der  Koryphaeos  allein, 
ohne  vorangegangenes  Chorlied  spricht,  so  lassen  sich  alle 
hierher  gehörenden  Stellen  etwa  nach  folgenden  Gesichts- 
punkten ordnen. 

1.  In  den  bei  weitem  meisten  Beispielen  lindet  eine 
Unterhaltung  des  Chorführers  mit  einem  Schauspieler  statt, 
welche  bald  in  einer  wirklichen  Unterredung,  bald  in 
einer  blossen  Anrede  besteht.  Hierhin  sind  zu  zählen: 
A  c h.  929  —  939  =  940  —  951 ,  K  K}8  — 1017  =  1037  -  1046, 
1228,  1230,  1232—1234;  Ri.  919-922,  941,  1111-1130= 
1131  —  1150,  1254—1256,  1319-1320,  1322,  1324,  1329— 
1330,  1333-1334;  Wo.  358  —  363,  412-419,  427  —  428, 
431—432,  435—436,  457-477,  700—706  =  804—812,  708, 


—     110     — 

716,  794—796,  799,934-038,940,  1454-1455,  1458—1461-, 
Fri.  617—618,  630-631,  856-867  =  009-921,  924,  926, 
927—936,  939—955=1023  —  1038,  1311  —  1315;  Vö.  467, 
470,  500,  517,  571  —  572,  577  —  578,  587,  592,  595,  603, 
606  —  607,  608,  627  —  628,  658—660,  809,  812,  817—820, 
826—827,  833—835,  1164—1165,1313—1322=1325-1334; 
Lys.  399  —  402,  467  470,  710,  712,  714,  716,  959-979, 
1074—1075,  1078—1079,  1088-1089,  1093—1094;  Thesm. 
H8 1—382,  582  —  583,  586,  589,  597  —  602,  607,  613—614, 
1164,  1170-1171,  1217,  1218—1219,  1220-1221,  1223- 
1224,  1226;  Frö.  534—548  =  590—604;  Ekklcs.  514—516, 
1127,  1134,  1144  —  1162;  Plut.  257  260,  264,  268  269, 
271—272,  275—276,  270-283,  286,  288-289,  290—321, 
328  —  331,  487  —  488,  637,  639  —  640.  Bei  einer  nicht  ge- 
ringen Anzaltl  der  hier  zusammengestellten  Verse  ist  ihr 
Vortrag  durch  den  ('liort'ührer  schon  ziemlich  allgemein  zu- 
gestanden; namentlich  hat  Christian  Muff  alle  Metra,  bei 
denen  man  rccitirenden  Vortrag  anzunehmen  berechtigt  ist, 
die  iambischen  Trimeter,  die  iam bischen,  trochäischen  und 
anapästischen  Tetrameter  dem  Koryphaeos  zugewiesen.  Wir 
sind  einen  Schritt  weiter  gegangen  und  haben  ihm  auch 
Verse  von  melodramatischem  oder  mclischem  Vortrage  ge- 
geben, Strophen  der  verschiedenen  Rhythmengeschlechter, 
Geleitet  wurden  wir  dabei  von  unserem  aus  der  Praxis  des 
Dichters  abstrahirtcn  Grundsatze,  im  reinen  Dialoge,  mag 
er  gesprochen  oder  gesungen  worden  sein,  eine  Chorperson 
mit  einer  Bühnenperson  abwechseln  zu  lassen.  Und  liegt, 
um  ein  Beispiel  hinzustellen,  ein  Dialog  im  strengsten  Sinne 
des  Wortes  etwa  nicht  vor  in  dem  iambischen  amoehaeum 
zwischen  (Jhor  und  Dikaeopolis  bei  der  Verpackung  des 
Sykophanten  Nikarchos  Ach.  029  — 939  =  940  — 951V 

XOPOS. 

i,evo->  xnkdig  zrjv  ifiTiolrjV  930 

ovTog  oTiag 

av  fiyj  (paQCOV  xutd^yj. 


—     120     - 

AIKAIOnOAlS. 
ifioi  fieXiJGei  ravr',  inei 
tot  xaX  Voqpft  Kdkov  rt  xul 

JlVQOQQKySg 

xa'AAojg  ^BolGiv  ix^Qov. 

X0P02. 
ti  iQYiGsrai  nor    avx<p;  935 

AIKAIOnOAIZ. 
TidyxQYiGxov  nyyog  sözai, 
XQartjQ  xttxäv^  TQinrrjQ  dvxäv, 
<paiv€tv  vjesvd^vvovg  Ivxvov- 
Xog,  xal  xvXii, 
Ta  ngayfiar^  syxvxccöd^ai. 

XOPOS. 
Jtag  d'  äv  nsnoi^olri  xig  dy-  940 

y€ta  toiovtc)  xQüi^iBvog 
xttt''  oixiav 
roöövd'  ttsl  ipo(povvrt ; 

AIKAIOnOAIS 
Igxvqöv  sötlv,  aycc^\  c3'ör' 
ovx  av  xatayeirj  7tor\  si- 

71SQ  ix  Ttodav  945 

xäta  xccQa  xQSficctro. 

xopor. 

^drj  xakag  sx^i  001. 

BOIßTOS. 

(ieIXoj  yi  roL  ^BQidöeiv. 

xopoi;. 

«AA',  03  ^evcav  ßsXnöTe,  Gvv- 

^igit^E  xal  TiQoßttlX'  onoL 

ßovXsi  (peQov  950 

TiQog  TtKvrcc  Gvxotpävrriv. 
Genau  ebenso  sind,  wie  sich  Jedermann  durch  den  Augen- 
schein  überzeugen   kann,   die   übrigen  Wechselgcsänge   be- 
schaffen :  Ach.  1008— 1017  =  1037-1046  gleichfalls  zwischen 
Chor  und  Dikaeopolis,  Ri.  1111— 1130=  1131-1150  zwischen 


—     121     — 

Chor  und  Demos,  Fri.  856-867  =  909-921  und  939— 
955=1023—1038  zwischen  Chor  und  Trygaeos,  Vö.  1313— 
1322=1325—1334  zwischen  Chor  und  Peithctaeros ,  Frö. 
534—548  =  590  —  604  in  der  Strophe  zwischen  Chor  und 
Dionysos,  in  der  Antistrophe  zwischen  Chor  und  Xanthias. 
In  allen  diesen  Partien  kann  an  ihrer  rein  dialogischen 
Natur  nicht  gezweifelt  werden.  Nur  die  trochäischen  Tetra- 
meter in  den  Ekkles.  1155 — 1162  gehören  unter  den  an- 
geführten Partien  streng  genommen  nicht  hierher ,  weil  in 
ihnen  nicht  eine  Biihnenperson,  sondern  nach  Art  der  Para- 
base  (Epirrhema)  das  Publikum  vom  Koryphaeos  angeredet 
wird.  Doch  haben  wir  sie  wegen  ihres  engen  Zusammen- 
hanges mit  den  unmittelbar  vorangehenden  Versen  1144 — 
1154  hier  aufgeführt. 

2.  Nicht  selten  zeigt  sich  der  Chorführer  auch  weniger 
vom  Schauspieler  abhängig  und  macht  selbständig  auf  etwas 
neues  aufmerksam,  mag  er  nun  das  Auftreten  einer  neuen 
Person  auf  der  Bühne  anzeigen  und  ein  Gespräch  mit  ihr 
einleiten,  oder  mag  er,  was  freilich  seltener  eintritt,  .einen 
neuen  für  die  Entwickelung  des  Stücks  mehr  oder  minder 
wichtigen  Gedanken  auf  eigene  Hand  aussprechcD  (Thesm. 
459  —  465,  Frö.  1251  —  1256,  1370-1377,  1528-1533), 
der  Scene  eine  neue  Wendung  geben.  Dieser  Fall  ist  dem 
ersten  am  nächsten  verwandt,  und  man  kann  bei  mancher 
Stelle  schwanken,  ob  man  sie  besser  in  diesen  oder  in 
jenen  einordnet,  da,  wenn  ein  ankommender  Schauspieler 
vom  Chorführer  eingeführt  wird,  er  meistens  auch  von  ihm 
angesprochen  wird.  Wir  rechnen  zu  diesem  Falle:  Ach. 
1069—1070;  Ri.  611-614;  We.  1297-1298;  Fri.  556— 
559;  Lys.  706—707,  1072—1073,  1082-108.5,  1108—1111; 
Thesm.  459-465,  .571—573;  Frö.  1251  —  12.56,  1370- 
1377,  1528—1533;  Plut.  631—632,  962—963.  Die  Schluss- 
hexameter der  Frö.  1528  — 1533,  in  denen  sich  der  Chor- 
führer ganz  selbständig  mit  einem  Gebote  für  den  scheiden- 
den Aeschylos  und  für  Athen  an  die  Götter  der  Unterwelt 
wendet,  machen  eine  eingehendere  Betrachtung  nothwendig, 


—     122     — 

da  ihre  Aufzählung  an  dieser  Stelle  bei  der  gangbaren  Auf- 
fassung jener  Verse  befremden  könnte.  Vs.  Iö25  ff.  hatte 
Pluton  dem  Chore  der  Mysten  geboten,  den  siegreichen 
Aeschylos  mit  seinen  eigenen  Liedern  zu  feiern  und  unter 
ihrem  Klange  an  die  Oberwelt  zu  geleiten.  Denn  es 
heisst  dort: 

7CQ07te^7l£TS 
TOtÖtV    TOVTOV    TOVTOV    fieXsOlV 

xccl  ^oX7im0n>  xeXaöovvrfs- 
Demgemäss  hat  man  sich  in  alter  und  neuer  Zeit  bemüht, 
die  Hexameter  des  Chors,  welche  auf  jenen  Befehl  Plutons 
folgen,  dem  Tragiker  zuzuschreiben  oder  wenigstens  dadurch 
zu  aeschyleischen  zu  machen,  dass  man  in  ilinc^n  Anklänge 
an  aeschyleische  Wendungen  suchte  und  fand.  Schon  der 
Scholiast  macht  zu  Vs.  1528  ngcora  ^iv  svoÖCav  nyad-i^v 
amovTL  Jioitjr^  die  Bemerkung:  tavtu  da  jtccQu  za  iv 
rXavxoj  RoTvift  JißxvXox)'  evoöiav  ^ev  7tQc5tov  «jrö  ßrofiK- 
roij  %Bo^iv.  Bergler  fügte  hierzu  Vs.  15H0  xfi  Öi  TiaXet 
lityccXcov  ayartbiv  dya^äg  imvoiag,  womit  er  bei  Aeschylos 
vergleicht  Euni.  1012  f.  firj  d'  ayocdröi'  aytxiftj  dicivoiK  jro- 
Xiraig.  Weiter  gieng  Fritzsche ,  indem  er  zu  Vs.  1528 
sowohl  in  dem  feierlichen  daktylischen  Rhythmus  und  der 
ganzen  Ausdrucksweise  eine  Nachahmung  aeschyleischer 
Chorgesänge  sah,  als  auch  diese  namentlich  darin  zu  be- 
merken glaubte,  dass  hier  die  Mysten  wie  am  Ende  der 
Eum.  die  Areopagiten  als  jiqotio^itioi  erschienen  und  die 
abgehenden  Schauspieler  unter  Absingung  eines  car/nen 
liropcmpHcum  mit  Fackeln  in  der  Hand  begleiteten.  Allein, 
so  müssen  wir  fragen,  werden  alle  diese  Erklärungsversuche 
den  deutlichen  Worten  Plutons  tolöcv  tovtov  tovtov 
(like^iv  xal  (lo Iti atö iv  xfAadoi'vrfs  auch  nur  im  ent- 
ferntesten gerecht,  welche  Worte  keinen  Zweifel  darüber 
zulassen,  dass  der  Gott  wirkliche  Gesänge  des  Tragikers 
meint?  Oder  sollen  wir  annehmen,  Aristophanes  habe  jene 
wenigen  und  unbedeutenden  Anklänge  an  Aeschylos ,  die 
ausserdem   nicht  einmal  beabsichtigt  zu  sein  brauchen  (vgl. 


—     123     — 

Kock  zu  Vs.  1526),  tür  acscliylcische  Gesänge  ausgeben 
wollen?  Ferner  enthalten  die  6  Schlussverse  durchaus  kein 
Carmen  propempticum  zu  Aeschylos  Ehren,  wie  Fritzschc 
behaujttet.  Wird  doch  in  den  4  letzten  Versen  Aeschylos 
mit  keinem  Worte  erwähnt,  sondern  von  ganz  anderen 
]J)ingen,  vom  Frieden  im  Vateilandc  und  von  der  Ver- 
treibung Kleophons  gesprochen.  Und  die  Mystcn  sind  hier 
so  wenig  ngönoimoi,  dass  sie  vielmehr  gänzlich  aus  ihrer 
Kolle  heraustreten  und  sich  wie  Bürger  von  Athen  aus- 
lassen; vgl.  das  Scholion  zu  1531  Ttavöatiied^'  av:  ro  Ttavöccl- 
^B9a  BiTCtv  6  ji^opoV,  duni  tw  ^€v  doxstv  iv  "AiÖov  »Jf ,  to 
d'  cikri^£i$  ^A&y]vi]0iv^  ev^a  sTsXstto  to  ÖQK^n.  Bei  dieser 
Sachlage  können  wir  wohl  ohne  zu  grosse  Kühnheit  hv- 
haupten,  dass  die  Schlusshexameter  nicht  die  von  Pluton 
verlangten  Lieder  des  Aeschylos  sind  oder  sein  sollen.  Ja 
wir  müssen  aus  einem  triftigen  Grunde  leugnen,  dass  siu 
überhaupt  gesungen  und  vom  ganzen  Chore  gesungen 
seien ,  wie  gemeinhin  angenommen  wird.  Denn  in  allen 
uns  erhalteneu  griechischen  Komödien  und  Tragödien  würde 
diese  Stelle  die  einzige  sein,  wo  stichische  Hexameter  ge- 
sungen worden  wären.  Westphal  Griech.  Metr.  11"^  S.  350 
sagt  hierüber:  „Nur  cinnuxl  finden  wir  stichische  Hexameter 
in  einer  melischen  Stelle,  nämlich  in  dem  Processions- 
gesange  am  Schlüsse  der  Kanae;  hier  war  dem  Scholiasten 
zufolge  ein  aeschyleisches  Chorikon  das  Vorbild  des  Aristo- 
phanes;''  vgl.  Westphal  Proleg.  zu  Aesch.  Trag.  S.  19  f. 
Da  wir  indessen  eingesehen  haben,  dass  hieran  kein  n^fo^ 
ödiov  zu  denken  und  der  Notiz  des  Scholiasten  kein  Ge- 
wicht beizumessen  ist ,  so  dürfen  wir  uns  bei  Westphals 
Erklärung  nicht  mehr  beruhigen  und  müssen  annehmen, 
dass  die  Hexameter  einfach  vom  Chorführer  recitirt,  nicht 
vom  Chore  gesungen  seien.  Die  aeschyleischen  Gesänge 
aber,  zu  deren  Vortrag  Pluton  den  Chor  auffordert,  wurden 
im  Theater  nicht  vernommen,  sondern  der  Einbildungskraft 
des  Publikums  anheimgegeben,  welches  sich  dieselben  hinter 
der  Scene  ausgeführt  denken  musste ,   eine  Sache ,   die  bei 


—     124      - 

der  Idealität  der  griechischen  Bühne  nicht  Wunder  nehmen 
darf.  Um  Beispiele  anzuführen,  so  ist  eben  dasselbe  bei 
Aristophanes  im  Ausgange  der  Ach.  («AA'  6il;6^sö&a  aöov- 
Tsg)  und  des  Plut.  [dsl  yccQ  Tcaxöniv  tovxav  adovrc/g 
STtEöd'ai)  geschehen,  wo  beidemal  ein  ^^«rwc«  propemplicum 
versprochen,  aber  nicht  vorgetragen  wird.  Hieraus  folgt 
von  selbst,  was  wir  von  der  Versicherung  Muffs  S.  97  zu 
halten  haben:  ,,Die  letzten  Verse  jeder  Komödie  bildeten 
ein  Lied  des  Gesammtchors/' 

3.  Der  Chorführer  wendet  sich  an  seine  Choreuten  mit 
einem  Befehle,  einer  Aufforderung,  einer  Betrachtung: 
Wo.  1510;  We.  1516—1517;  Lys.  539-540;  Thesm. 
947-952,  1227-1230;  Ekklcs.  30—31,  285-288,  1163- 
1180;  Plut.  1208  -1209.  Im  vorliegenden  Falle,  in  welchem 
der  Chor  sich  selber  anredet,  kann  natürlich  kein  Zweifel 
entstehen,  dass  ein  einzelnes  Mitglied,  und  zwar  das  her- 
vorragendste, wortführende  der  Sprecher  ist. 

4.  Wenn  der  Chor  entweder  vom  Anfang  bis  gegen 
das  Ende  einer  Komödie  in  zwei  Halbchöre  getheilt  ist, 
oder  nur  in  einzelnen  Scenen  diese  Theilung  erfährt,  so  ge- 
schieht es  zuweilen,  dass  die  beiden  Hälften  des  Chors  mit 
einander  eine  Unterhaltung  anknüpfen.  Findet  nun  ein 
solcher  .förmlicher  Dialog,  der  sich  durch  nichts  von  dem 
der  Schauspieler  unterscheidet,  statt:  so  müssen  gemäss  des 
erkannten  Gesetzes,  dass  nur  eine  Person  mit  einer  den 
Dialog  führen  darf,  hier  die  Führer  der  beiden  Halbchöre 
eintreten  und  im  Namen  ihrer  Partei  sprechen,  selbstredend 
vorausgesetzt,  dass  nicht  eine  andere  Theilung  des  Ge- 
sammtchors  vorzunehmen  ist.  Hierhin  ziehe  ich:  Ach. 
557-577;  Lys.  471-475,  781—804  =  805  —  828,  1014— 
1042.  Die  Stelle  in  den  Ach.  ist  in  der  Weise  zu  ver- 
theilen,  dass  der  Führer  (und  nicht  der  vollzählige  Halb- - 
chor,  wie  der  Scholiast  zu  Vs.  557  und  564  angibt)  des 
ersten  Halbchors  die  Verse  557  —  5.59,  562—563,  566—571, 
576  —  577,  der  Führer  des  zweiten  die  Verse  560  —  561  und 
564  —  565  erhält;  Vs,  575  ci  Jäfiax'  rJQcos,   rcov  X6(pc3v  xal 


-     125     - 

rav  Xöyjav ,  welcher  bald  Dikaeopolis  bald  dem  Chore  zu- 
geschrieben wird,  kann  ich  nicht  anders  als  mit  Hamakcr 
und  Meineke  i'iir  interpolirt  halten.  In  der  Lys.  sind  hier 
unter  den  Personenbezeichnungen  der  Ausgaben  XOP.  FEP. 
und  XOP.  rVN.  immer  die  Führer  der  Greise  und  der 
Weiber  zu  verstehen.  Ueber  die  Vortragsart  der  fiv&oi 
781—828  vgl.  J.  H.  Heinrich  Schmidt  Antike  Compositionsl. 
S.  CCCIII,  wo  gezeigt  ist,  wie  hier  prosaische  Erzählung, 
lyrische  Fassung,  Tanz-  und  Singweise  durch  einander 
gehen:  eine  Composition,  die  sich  schwerlich  für  einen 
Gesammtvortrag  des  Chors  eignen  dürfte.  Uebrigens  zeigt 
sich  bei  dieser  Partie  vielleicht  schon  in  der  antiken  Tra- 
dition eine  Spur  der  richtigen  Anschauung  sowohl  in  dem 
an  sich  allerdings  ganz  unsinnigen  Scholion  zu  807  tc5  Me- 
kuviavi:  Gol  zdj  yiQovxt,  als  auch  in  den  öfters  uns  be- 
gegnenden Bezeichnungen  ysQOiv  xig  oder  yvvij  ng  der  Vul- 
gate  und  in  dem  Vorsatze  vor  Vs.  798  fti'a  rcav  yvvuLxcäv 
im  Rav.  und  Aug.;  obgleich  freilich  anzunehmen  ist,  dass 
die  alten  Ausgaben  und  die  Handschriften  mit  jenen  Per- 
sonenangaben nicht  an  einzelne  Mitglieder  des  Chors,  sondern 
ebenso  wie  bei  den  Versen  70ß  {yvvi}  tcqoq  XvGiGTQcirrjv 
Ray.),  710,  712,  714,  716  (a'AAj?  yv.  Junt.)  oder  696  («AAi; 
Kav.  Aug.  Junt.)  und  399  {uyy  ysQÖvrav  Rav.  Aug.  Junt.) 
an  Schauspieler  gedacht  haben.  Allen  angezogenen  Chorika 
gemeinsam  aber  ist,  dass  sie  deutliche  Züge  des  Einzel- 
vortrags und  Einzelspiels  an  sich  tragen,  und  dass  in  ihnen 
Dinge  von  so  specieller  und  ausgeprägter  Individualität  vor 
sich  gehen ,  welche  unmöglich  von  12  Personen  gleichmässig 
mit  12  Personen  vorgenommen  werden  können,  sondern  auf 
2  Acteurs  beschränkt  bleiben  müssen.  Vgl.  Ach.  564  f. 
ovTOS  Gv  not  d^stg,  ov  ^6V6ts\  ag  ei  d-evstg 
xöv  avÖQa  Tovtov,  ccvrög  ccQ&rJGai,  xci.%a 
oder  571  iya  yuQ  exo^cct  fieGug,  Lys.  797  ßovk,o^uC  Gs, 
yQCiv^  xvGai  xxX.  und  821  xrjv  yvu^^ov  ßovkei  d^h'to;  xxX. 
Und  wäre  es  nicht  geradezu  abgeschmackt  sich  vorzu- 
stellen,   dass    in   der  Lys.  1025  ff.  jede   der    zwölf  Weiber 


—     126     - 

der  gleichen  Anzahl  Greise  eine  Schnake  vom  Auge  ab- 
gelesen habe? 

Wenn  wir  uns  nach  einer  Autorität  umsehen,  mit  der 
wir  den  weiten  Umfang  zu  stützen  vermöchten,  welchen 
wir  der  Wirksamkeit  des  Koryphaeos  beigelegt  haben,  so 
finden  wir  keine  andere,  aber  auch  keine  geringere  als  die 
Fr.  A.  Wolfs,  der  gewiss  wusste,  was  er  that,  wenn  er  in 
seiner  Ausgabe  der  Wolken  den  Chorführer  nicht  nur  Verse 
Avie  iambische  Trimeter  und  anapästische  Tetrameter,  son- 
dern auch  Gesangpartien  (wie  Vs.  457 — 475  oder  die  Strophe 
804  —  812)  übernehmen  lässt,  sofern  dieselben  dialogischen 
Charakter  an  sich  tragen.  Wolf  ist  hierin  sogar  noch  weiter 
und  za  weit  gegangen,  da  er  den  zweiten  schon  von  uns 
näher  geschilderten  Hauptfall  der  Function  des  Koryphaeos 
nicht  der  Aufmerksamkeit  gewürdigt  hat,  in  welchem  der- 
selbe nach  einem  den  Schauspieler  anredenden  vollstimmigen 
Chorliede  sich  mit  dem  hauptsächlichen  und  schärfer  be- 
stimmten Inhalte  des  vorangehenden  Liedes  noch  einmal 
gegen  den  Schauspieler  richtet.  Wolf  nämlich  gibt  nicht 
nur  die  dem  Gesänge  des  Chors  gewöhnlich  folgenden  Tetra- 
meter, sondern  auch  den  Gesang  selber  mit  Unrecht  dem 
Koryphaeos,  wie  aus  seiner  Anordnung  der  Strophen  949 — 
958  =  1024—1033  und  1345—1350=1391  —  1396  erhellt. 
Und  G.  Hermann  dürfen  wir  im  gleichen  als  Gewährsmann 
für  unseren  Satz,  nur  einzelne  aus  dem  Chor  mit  einzelnen 
des  Bühnenpersonals  sprechen  zu  lassen,  betrachten,  wenn 
wir  sehen,  was  er  zu  Vs.  949  der  Wolken  anmerkt:  y,Prae- 
figehatnr  xoQÖg.  At  hniuscemodi  caniwnes  ab  hemichotiis  et  ne 
ah  iis  quidem  sie  ul  canlores  hemichorn  omnes  concinerent ,  can- 
tatos  esse  ei  res  ipsa  et  metra  produnt.^'  Da  die  Anmerkung 
unseren  zweiten  Hauptfall  trifft,  so  erfährt  die  in  ihr  von 
Hermann  offen  gelassene  Frage  zugleich  wenigstens  theil- 
weise  eine  Antwort. 

Diesen  zweiten  Hauptfall  haben  wir  vorhin  entwickelt 
und  durch  Beispiele  illustrirt:  hier  stellen  wir  alle  ein- 
schlägigen Verse  zusammen.     Es  spricht  also  der  Chorführer 


—     127     — 

mit  Rücksicht  und  im  engen  Anschluss  an  ein  unmittelbar 
davor  stehendes  Lied  des  Gesammtchors:  Ach.  364 — 305  = 
391  —  392,  494—495;  Ri.  761—762:  841-842;  Wo.  959  — 
960:  1034  —  1035,  1351  —  1352=1397—1398;  We.  546  — 
547  =  648-649;  Tri.  601-602;  Vö.  460— 461  =  548-549, 
637—638,  1196—1198;  Lys.  484-485  =  549— 550;  Thesm. 
531  —  532;  Frö.  884,  905-906:1004-1005;  Ekkles. 
581—582.  Nur  dreimal  kommt  es  vor,  dass  nicht  ein  vor- 
ausgegangener Ausspruch  des  Chors  vom  Chorführer  durch 
Schlussverse  zusammengefasst  und  präcisirt,  sondern  um- 
gekehrt das  folgende  Urtheil  oder  der  folgende  Gefühls- 
ausdruck des  Chors  durch  Einleitungsverse  des  Chorführers 
veranlasst  und  bestimmt  wird.  Letzteres  Verfahren  hat 
Aristophanes  eingeschlagen:  Ri.  616=683;  We.  725 — 728, 
863—867.  In  den  Ri.  616  und  den  We.  863-867  fordert 
der  Koryphaeos  zu  einem  Jubelliede  für  die  Schauspieler 
auf,  welches  der  Chor  in  den  sich  anschliessenden  Strophen 
absingt;  Ri.  683  ist  das  Grundthema  zu  den  Variationen 
der  folgenden  kretisch-trochäischen  Strophe;  die  Verse  der 
We.  725  —  728  endlich  bezeichnen  die  Stelle,  an  welcher 
der  Umschwung  in  der  Stimmung  des  Chors  vor  sich  geht, 
der  sich  von  hier  an  dem  von  der  Richterwuth  besessenen 
Philokieon  ab  und  seinem  Sohne  zuneigt.  Hier  beeinfiusst 
also  der  Chorführer  aufs  deutlichste  die  in  den  nächsten 
Strophen  hervortretende  Gesinnung  seiner  Choreuten.  Mit- 
unter könnte  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen,  als  ob  ein 
Gesangvortrag  des  (Jhors  sowohl  mit  Einleitungs-  als  aucli 
mit  Schlussversen  des  Koryphaeos  versehen  sei.  So  ist  es 
in  den  Vö.,  wo  der  iambischen  Strophe  629  —  636  je  zwei 
anapästische  Tetrametcr  voraufgehen  und  nachfolgen,  oder 
bei  der  von  zwei  iambischen  und  zwei  anapästischen  Tetra- 
metern umschlossenen  Strophe  der  Lys.  541 — 548.  Allein 
eindringendere  Betrachtung  des  Inhalts  zeigt ,  dass  die 
scheinbaren  Einleitungsverse  in  Wuhrh(;it  solclu'  nicht  sind 
und  nicht  zur  Strophe  sondern  zum  iViihercn  allgonieinen 
Dialog  der  Scene  gezogen  werden  müssen. 


—     128    — 


Es  erübrigt  eine  Uebersicht  über  die  Vortragsart  der  be- 
sprochenen Chorika,  nach  den  Komödien  geordnet,  zu  geben, 
wobei  ich  den  ersten  Hauptfall  in  des  Chorführers  Thätig- 
keit  als  Fall  A,  den  zweiten  als  Fall  B  bezeichne. 

I.    Acharner. 
Fall  A.  Fall  B. 

I.  557-559,  560—561,  562—  I.  358  -365=385—392.358— 
563,  564  ~  565  (iambische         363  ==  385  —  390  (dochmi- 


sches  System)  vom  Chore 
gesungen  ,  364  —  365  = 
391-392  (iambische  Tri- 
meter)  vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 
II.  490 -493  u.  494 -495. 490— 
493  (zwei  dochmische  Di- 
meter  und  zwei  iambische 
Trimeter)  vom  Chore,  494 — 
495  (zwei  dochmische  Di- 
meter)  vom  Chorführer  vor 
getragen. 


Trimeter),  566—571  (doch- 
misches  System),  576 — 577  ; 
(iambische   Trimeter)    von 
den  Chorführern  der  beiden 
Halbchöre  vorgetragen. 
IL  929-939  =  940—951  (iam- 
bisches   cannen  amoebueum  i 
zwischen  Chor  und  Dikaeo- 
polis)  in  seinen  Chorkom- 
mata  vom  Chorführer   ge- 
sungen. ; 

III.  1008—1017  =  1037-1046 
(iambisches    Carmen   amoe-  < 
baeiim   zwischen  Chor  und  i 
Dikaeopolis)  in  seinen  Chor- 
kommata  vom  Chorführer 
gesungen. 

IV.  1069— 1070  (iambische  Tri- 
meter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 

V.  1228,  1230  (iambische  Te- 
trameter), 1232- 1234  (iam- 1 
bisches     Exodikon)     vom 
Chorführer  vorgetragen. 

II.    Ritter. 
I.  611  —  614  (iambische  Tri- ,  I.  616—623=683—690.616= 
meter)  vom  Chorführer  ge-         683     (brachykatalektische 
sprochen.  ,        trochiiischeTetrameterjvom 


129     - 


Fall  A.  Fall  B. 

Chorführer,  617—623  = 
684  —  690  (kretisch -tro- 
chäische Strophen)  vom 
Chore  vorgetragen. 
11.919-922  (iambische  Di- ,  II.  756  — 760  =  836 -840  u. 
meter)  noiu Chorfüln-er  vor-         761  —  762  :  841  —  842.    756 


getragen. 


—  760  =  836—840  (iam- 
bische Strophen)  vom  Chore 
gesungen,  761  —  762  (ana- 
pästische Tetrameter):  841 

—  842  (iambische  Tetra- 
meter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 


III.  941  (prosaische  Gebetfor- 
mel)  vom   Chorführer  ge-  i 
sprochen . 

IV.  1111—1130=  1131— 1150 
(logaödisches  Carmen  amoe- 
haeum  zwischen  Chor  und 
Demos)  in  seinen  Chor- 
kommata vom  Chorführer 
gesungen.  J 


V.  1254— 1256  (iambische Tri- i 
meter)  vom  Cliorführer  ge- 
sprochen. 

VI.  1319—1320,  1322,  1324, 
1329—1330,  1333-1334 
(anapästische  Tetrameter) 
vomChorführer  gesprochen.  I 

III.    Wolken. 
I.  358—363,  412—419,    427     I.  949  -  958  =  1024 


—428,  431-432,  435- 
436  (anapästisciie  Tetra- 
meter) vom  Chorführer 
gesprochen. 

Arnolüt,  Oiorpart.  b.  Aristupli. 


1033 

u.  959-960:  1034-1035. 
949  —  958  =  1024-  1033 
(choriambisch  -  iambische 
Strophen)    vom   Chore  ge- 


—   ]m  — 


Fall  A. 


II.  457 — 475  (ein  crtt?nen  a7noe- 
baeum  zwischen  Chor  und 
Strepsiades,  dessen  erster 
Theil  ans  Trochäen  und 
einer  eingemischten  dakty- 
lischen Pentapodie  besteht, 
während  der  zweite  461 — 
475  daktylo-epitritisch  ist), 
476—477  (anapästische  Te- 
tranieter) vom  Chorführer 
vorgetragen. 

III.  7rX)-706  =  804-812  (cho- 
riambisch -iambische  Stro- 
phen), 708  (zwei  Bakcheen), 
716(anapästischerDimeter), 
794_796,  799  (iambische 
Trimeter)  vom  Chorführer 
vorgetragen. 

IV.  934  — 938,940  (anapästi- 
sche Dimeter)  vom  Chor- 
führer vorgetragen. 

V.  1454  —  1455,  1458-1461; 
(iambische  Trimeter)  vom 
Chorführer  gesprochen. 

VI.  1510  (anapästischer  Tetra- 
meter) vom  Chorführer  vor- 
getragen. 


Fall  B. 
sungen,  959  —  960  (ana- 
pästische Tetrameter):  1034 
— 1035  (iambische  Tetra- 
meter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 
II.  1345—1352  =  1391—1398. 
1345-1350=  1391—1396 
(iambisch-logaödische  Stro- 
phen) vom  Chore  gesungen, 
1351-1352  =  1397—1398 
(iambische  Tetrameter)  vom 
Chorführer  gesprochen. 


IM     — 


IV.  Wespen. 

Fall  A.  I 

1297—  1 298  (iambischeTri 
meter)  vdiu  Chorführer  ge 
sprochen. 


11.  lölÜ — lölT  (anapästi.sehe 
Tetvameter)  vom  Cliorfüh- 
rer  gesprochen. 


Fall  H. 
I.  526—547  =  631-049.  526 

—  545  =  631—647  (chori- 
ambisch -  logaödische  Stro- 
phen) vom  Chore  gesungen, 
546  —  547"  =  648  —  649 
(anapästische  Tetrameter) 
vomChortührer  gesprochen. 

IL  725  —  728  u.  729  —  736  = 
743-749.  725-728  (ana- 
pästische Tetrameter)  vom 
Chorführer  gesprochen,  729 

—  736  =  743  —  749  (Stro- 
phen aus  iambischen,  kre- 
tischen, dochmischen  Ver- 
sen) vom  Choi'e  gesungen. 
Nach  Vs.  728  wird  man 
den  Ausfall  eines  oder 
mehrerer  Verse  anzuneh- 
men geneigt  sein,  da  der 
Vortrag  vom  Chorführer 
auf  den  Chor  schwerlich 
ohne  Sinnabschiuss  über- 
gegangen sein  kann.  In- 
dessen darf  man  dieses 
Verhältniss  mit  Hinblick 
auf  das  ähnliche  in  der 
Parabase  des  Fri.  1171  und 
1172  doch  wohl  aufrecht 
erhalten. 

III.  863 -867  u.  868-874  = 
885—890.  863-867  (ana- 
pästisches System)  vom 
Chorführer,  868-874  = 
885  —  890  (iam  bische  mit 
9* 


132 


Fall   A. 


Fall  B. 
alloiometrischen        Versen 
vermischte  Strophen)  vom 
Chore  vorgetragen. 


V.   Frieden. 


I.  556 — 559  (trochäische  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
gesprochen. 

IL  617—618,630-631  (trochä- 
ische Tetrameterj  vom  Chor- 
führer gesprochen. 

111.856—867=909-921  (iam- 
bisch  -  logaödisches  carmen 
amoebaeum  zwischen  Chor 
und  Trygaeos)  in  seinen 
Chorkommata  vom  Chor- 
führer gesungen. 

IV.  924,  926,  927—936  (iam- 
bische  Trimeter)  vom  Chor- 
führer gesprochen. 

V.  939  —  955  =  1023  —  1038 
(iambisch  -  anapästisches 
Carmen  amoebaeum  zwischen 
Chor  und  Trygaeos)  in 
seinen  Chorkommata  vom 
Chorführer  gesungen. 
[973,  978  —  986  gehören 
nicht  dem  Chore  an ;  vgl. 
Richter  zu  den  Versen.] 

VI.  1311-1315  (vier  katalek- 
tischeiambische  Tetrameter 
mit  einem  katalektischen 
Dimeter  in  der  Mitte)  vom 
Chorführer  vorgetragen. 
[1316—1332  sind  mit  En- 


582-600U.  601— 602.  582 
— 600  (kretisch-trochäische 
Strophe)  vom  Chore  ge- 
sungen, 601  —  602  (trochä- 
ische Tetrameter)  vomChor- 
führer  gesprochen.  Die 
Strophe  582  —  600  darf 
schon  wegen  der  grossen 
Entfernung  nicht  als  Anti- 
strophe  zu  346 — 360  gelten. 


133    — 


Fall  A. 
ger  und  Bergk  nicht  dem 
Chore,    sondern   Trygaeos 
ziizuthcilen.] 


Fall   B. 


VI.  Vögel. 


I.  467,  470,  500,517,571- 
572,  577-578,  587,  592, 
595,603,  606-607,  608, 
627  —  628,  658—660  (ana- 
pästische Tetraraeter)  vom 
Chorführer  gesprochen. 

II.  809,  812,  817  —  820,  826- 
827,  833  —  835  (iambische 
Trimeter)  vom  Chorführer 
gesprochen. 

[851-858  =  895-902  gibt 
Wieseler  Adversaria  S.  108 
und  Bergk  mit  Recht  dem 
Priester.] 

III.  11 64- 11 65  (iambische  Tri- 
meter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 


I.  451—461  =  539—549.  451 
—459  =  539-547  (dak- 
tylo  -  trochäische  Strophen) 
vom  Chore  gesungen,  460 

—  461=548-549  (ana- 
pästische Tetrameter)  vom 
Chorführer  gesprochen. 

II.  629-636  u.  637—638.  629 

—  636  (iambische  Strophe) 
vom  Chore  gesungen,  637 

—  638  (anapästische  Tetra- 
raeter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 


111.1188—1195=  1262-1268 
u.  1196— 1198.  1188—1195 
=  1262—1268  (Strophen 
aus  dochmischen  Dimetern) 
vom  Chore  gesungen,  1196 
—  1 198  (iambische  Trime- 
ter) vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 


IV.  1313—1322  =  1325-1334 
(daktylo  -  ithyphallisches 
Carmen  amocbaeum  zwischen 
Chor  und  Peithctaeros)  in 
seinen  Chorkommata  vom 
Chorführer  gesungen. 


134    — 


VII.  Lysistrata. 
Fall  A. 

I.  399  —  402  (iambibchc  Tri- 
meter)  vom  Chorführer  der 
Männer  gesprochen. 

11.467—470  (iambiöche  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
der  Männer,  471—475 
(iambische  Tctramcter) 
vom  Chorführer  der  Wei- 
ber gesprochen. 

III.  539  —  540  (iambische  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
der  Weiber  gesprochen. 

IV.  706  — 707  (iambische  Tri- 
meter) ,  710  (iambischer 
Monometer),  712,  714  (iam- 
bische Trimeter),  716  (ka- 
talektischer  iambischer,Mo- 
nometer)  vom  Chorführer 
der  Weiber  vorgetragen. 

V.  781—804=805—828  (päo- 
nisch-trochäische  Strophen) 
von  den  Chorführern  der 
Männer  und  der  Weiber 
vorgetragen. 

VI.  959  —  979  (anapästisches 
Carmen  amoehaeum  zwischen 
Chor  und  Kincsias)  in  seinen 
Chorkommata  vom  Chor- 
führer der  Männer  ge- 
sungen. 

VII.  1014-1042  (stichisch  ge- 
brauchte trochäisch  -  päo- 
nische  Verse)  von  den  Chor- 


Fall  B. 
476—485  =  541—550.  476 
—  483  =  541—548  (freie 
anapästische  Strophen)  vom 
Chore  der  Männer  (Strophe) 
und  der  Weiber  (Anti- 
strophe)  gesungen,  484  — 
485  =  549 — 550  (anapä- 
stische Tetrameter)  von  den 
Chorführern  der  Männer 
und  der  Weiber  gesprochen. 


—     13Ö 


Fall  A. 
Führern  der  Männer  und  der 
Weiber  vorgetragen. 
VIII.  1072— 1075  (anapästische 
Tetrametor  und  ianibische 
Trimeter)  ,  1078  —  1079, 
1082^-1085,  1088-1089, 
1093—1094  (Jambische Tri- 
meter), 1108  —  1111  (ana- 
pästische Tetrameter)  von 
dem  Führer  der  vereinigten 
Chöre  gesprochen. 


Fall  R. 


VIII.  Thesmophoriazusen. 


I.  381— 382  (iambische Tetra- 
meter) vom  Cliorführer  ge- 
sprochen. 

II.  459 — 465  (trochäisches  Sy- 
stem) vom  Chorführer  vor- 
getragen. 

III. 57 1—573  (iambische  Te- 
trameter) ,  582  -  583 ,  586, 
589,597-602,607,613— 
614  (iambische  Trimeter) 
vomChorführer  gesprochen. 

IV.  947  —  952  ( anapästisches 
System )  vom  Chorführer 
vorgetragen. 

V.  1164,  1170-1171,  1217, 
1218-1219,  1220—1221, 
1223-1224,  1226  (iam- 
bische TrimeterJ,  1227^ 
1230  (anapästisches  Sy- 
stem) vom  Chorführer  vor- 
getragen. In  betreff  der  von 


434-442  =  520—530  u. 
531-532.  434—442  =  520 
—  530  (trochäische  Stro- 
phen) vom  Chore  gesungen, 
531—532  (iambische  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
gesprochen. 


—    136 


Fall  A.  ' 

Dobree  aufgestellten  und 
von  Fritzsche  weiter  aus- 
gesponnenen  Vermuthung, 
Vs.  1218  f.  und  1220  f. 
esse  duarum  feminarum  con- 
trarias vias  indicantiim, 
kann  man  nicht  anders 
als  Enger  zu  Vs.  1223  ur- 
theilen :  rectius  eandem  mu- 
lierem,  choragum,  statuemus 
contrarias  vias  indicare,  vt 
utra  cur  rat,  Scytha  amhigat. 
Vgl.  Rhein.  Mus.  N.  F.  II 
S.  247. 


Fall  B. 


IX.  Frösche. 

I.  534—548  =  590-604  (lo- '  I.  875 
gaödisehes  Carmen  amoe- 
baeum  zwischen  Chor  und 
Dionysos  — Strophe —  und 
Xanthias  —  Antistrophe  — ] 
in  seinen  Chorkommata 
vom  Chorführer  gesungen. 


883  u.  884.     875— 
883    (daktylische    Strophe 
bestehend  aus   drei  Hexa- 
metern ,  die  von  einer  Tc- 
trapodie  eingeleitet  und  von 
dreien  geschlossen  werden) 
vom  Chore,  884  (eine  dak- 
1        tylische  Tetrapodie  und  ein 
,        Ithyphallicus)    vom   Chor- 
'       führer  vorgetragen. 
II.  1251  —  1256     (logaödische  11.895-904  =  992—1003  u. 
Strophe)    vom    Chorführer'        905-906:1004—1005.895 
vorgetragen.      Vs.  1257  — 
1260  entferne  ich  mit  Mei- 
neke  als    unecht,    da    die 
Wiederholung  ganz  dessel- 
ben Gedankens  hier  keine 
Erklärung  findet. 


—  904  =  992—1003  (tro- 
chäische Strophen)  vom 
Chore  gesungen ,  905 — 906 
(iambische  Tetrameter): 
1(X)4 — 1005  (anapästische 
Tetraraeter)  vom  Chorfüh- 
rer gesprochen. 


—     137    — 


Fall  A.  I 

III.  1370— 1377  (trochäisches  I 
System)  vom  Chorführer ' 
vorgetragen.  Diese  Verse 
unter  Annahme  einer  Lücke 
mit  1482-1490  =  1491  — 
1499  in  Responsion  setzen 
zu  wollen,  wie  Fritzschcund 
Westphal  thun,  ist  durch- 
aus verwerflich.  Selbst 
der  Urheber  dieser  An- 
sicht, Dindorf,  ist  davon 
zurückgekommen.  Vgl. 
auch  Schmidt  a.  O.  S. 
CCCLIX  f. 

IV.  1528  — 1533  (daktylische 
Hexameter)  vom  Chor- 
führer vorgetragen. 


Fall   M. 


X.  Ekklesiazusen. 


I.  30 — 31  (iambische  Trime- 
ter)  vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 

[43 — 45  gehören  nicht  dem 
Chore  an;  vgl.  Meineke 
zu   den  Versen.] 

II.  285—288  (iambische  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
vorgetragen. 

III.  514 — 516  (anapästische  Te- 
trameter) vom  Chorführer 
gesprochen. 

IV.  1127,  1134,  1144-1154 
(iambische  Trimeter),  1155 
—  1 162  (trochäische  Tctra- 
meter),  1163—1180  (dak- 


571-580  u.  581-582.  571 
— 580  (daktylo-epitritische 
Strophe)  vom  Chore  ge- 
sungen,  581  —  582  (ana- 
pästische Tetrameter)  vom 
Chorführer  gesprochen. 


-     138     - 


Fall  A. 
tylisches  System  vom  Chor- 
führer vorgetragen. 


Fall  B. 


XI.   Plutos. 

1.257  —  260,  264,  268  -  269,  i 
271—272,  275—276,  279-  I 
283,  286,  288-289  (iam- 
bische     Tetrameter)     vom 
Chorführer  gesprochen. 

II.  290  —  321  (aus  iambischen 
Strophen  bestehendes  Car- 
men amoehaeiim  zwischen 
Chor  und  Karion)  in  seinen 
Chorkommata  vom  Chor- 
führer vorgetragen. 

III.  328—331  (Jambische  Tri- 
meter)  vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 

IV.  487— 488  (anapästische  Te- 
trametcr)  vom  Chorführer 
gesprochen. 

V.  631  —  632  (iambische  Tri- 
meter)  vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 

VI.  637,  639—640  (Dochmien) 
vom      Chorführer      vorge- ' 
tragen.  j 

VII.  962—963  (iambische  Tri- ' 
meter)  vom  Chorführer  ge- 
sprochen. 

VIII.  1208— 1209(anapastische 

Tetrameter)  vom  Chorfüh- ! 

i 
rer  vorgetragen. 

Am  Ende  dieses  Capitcls  müssen  wir  noch  das  Bekennt- 
niss   ablegen,   dass   wir   uns   hinsichtlich   des    Falles   B  mit 


-     130    — 

den  Ausdrücken  ,,Chor"  oder  „Gesammtchor'^  einer  genaueren 
Bebtiminung  seiner  ücenischen  Ausführung  vurläuHg  entzogen 
haben.  \\'^ir  mussten  uns  ihr  entziehen,  weil  wir  in  der 
Anhigc  jener  meistens  antistrophischen  Chorika  selbst  keinen 
Anhalt  für  eine  hierhin  zielende  bestimmtere  Angabe  finden 
können.  Denn  die  Bemerkung  Fritzsches  zu  Thesm.  Vs.  434, 
welcher  hier  434  —  442  und  520 — 030  einen  verschiedenen 
a/fcctiis  auimi  wahrzunehmen  glaubte,  hilft  uns  zu  nichts 
und  kann  vor  einer  vernünftigen  Kritik  nicht  einmal  be- 
stehen. 8.  Enger  zu  diesem  Vse.  In  den  folgenden  Capitcin 
werden  wir  hierauf  zurückkommen. 


Drittes  Capitel. 
Der  Chorführer  und  der  Chor. 

I. 

Die  Parabase. 

Dasjenige  Chorikon,  bei  dessen  Ausführung  Chorführer 
und  Chor  abwechselnd  in  Thätigkeit  waren,  ist  zunächst, 
wie  unbestritten  feststeht,  die  Parabase.  Ueber  sie  haben 
wir  als  über  den  höchst  wahrscheinlich  ältesten  und  am 
meisten  charakteristischen,  ja  einzig  dastehenden  Thcil  der 
attischen  Komödie  bei  weitem  mehr  alte  Uebcrlicferungcn 
als  über  die  übrigen  Chorpartien.  Und  demgemäss  haben 
sich  auch  die  neueren  Gelehrten  vorwiegend  mit  diesem 
Chorliede  und  der  Bestimmung  seiner  Vortragsart  beschäf- 
tigt, da  man  bisher  überhaupt  mehr  aus  den  Angaben  an- 
tiker Grammatiker  über  die  Chorlieder  als  aus  den  Chor- 
licdern  selbst  zu  lernen  und  auf  ihre  scenische  Darstellung 
zu  schliessen  sich  bemühte.  Die  Quellen  des  Alterthums, 
welche  theils  ausführlicher  über  die  Theilc  der  Parabase 
und   die   Stellung    des   Chors   während   derselben    berichten, 


—     140     - 

theils  ihr  Vorhandensein  kurz  notiren,  sind  im  wesentlichen 
folgende:  Pollux  IV.  111  f.,  Hephacstion  p.  71,  Suidas  s.  v. 
TtccQaßaöig ,  Hesychius  s.  v.  ccvdjcraöta ,  Prolegomcna  *de  co- 
mocdia  bei  Dübner  L  44  ff,,  VII,  IX  a  S.  XX  3  ff.,  Xc 
19  ff.,  XI.  87  S.  XXVIII  Ahm.,  Hypothesis  I  zu  den  Wo., 
Scholion  Ach.  626,  659,  665,  971,  Ri.  498,  503,  507,  508, 
551,  565,  1263,  1274,  Wo.  510,  518,  520,  563,  575,  595, 
607,  1115,  Wo.  1009,  1051,  1071,  1091,  1101,  1265,  Fri. 
729,  733,  735,  775,  797,  1127,  Vö.  676,  682,  685,  723, 
737,  769,  785,  1058,  1088,  1101,  Fr ö.  354,  675,  686,  717. 
Hieran  schliessen  wir  eine  Aufzählung  der  wichtigeren  mo- 
dernen Schriftsteller  auf  diesem  Gebiete:  G.  Hermann  Elem. 
D.  M.  S.  720  ff.  und  Epit.  D.  M.  S.  277  ff.  Kolster  De 
parahasi  veteris  comoediae  Atticae  parte  anüqiiissima ,  Altena 
1829  (vgl.  Hermanns  Recension  in  Jahns  Jahrbb.  1829  Bd. 
11.  3  S.  297  ff.).  Köster  De  Graecae  comoediae  parabad, 
Stralsund  1835.  C.  Kock  De  parabasi,  antiquae  comoediae 
Alticae  interludio,  Anclam  1856.  üormmg  De  pardbits  co?noed. 
Graec.  S.  19  ff.  Genz  De  parabasi,  Berlin  1865.  Agthe  Die 
Parabase  und  die  Zwischenacte  der  alt -attischen  Komödie, 
Altena  1866  und  Anhang  dazu,  Altena  1868.  Westphai 
Proleg.  zu  Aesch.  Trag.  S.  38  ff.  Muff  S.  86  —  95.  Richter 
Proleg.  zur  Ausgabe  der  Wespen  S.  83  ff.  Enger  Wer  reci- 
tirte  das  Epirrhema?     Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  X  S.   119. 

Ein  Blick  in  die  angeführten  Untersuchungen  lehrt,  wie 
verschieden  im  einzelnen  das  Urtheii  über  den  Vortrag  der 
7  Theile  ausgefallen  ist,  aus  denen  eine  vollständige  Para- 
base gebildet  wird.  Indessen  kann  unser  Urtheii  nach  dem 
nunmehr  durch  die  obigen  Ergebnisse  gewonnenen  Stand- 
punkte keinem  Schwanken  und  Zweifel  unterworfen  sein, 
es  muss  danach  ganz  mit  der  Entscheidung  Hermanns  zu- 
sammentreffen ,  welcher  Kommation ,  Parabase ,  Pnigos  sowie 
Epirrhema  und  Antepirrhcma  dem  Chorführer,  Strophe  und 
Antistrophe  dagegen  dem  Chore  zuweist.  Kommation,  Para- 
base und  Pnigos  von  einander  zu  trennen  und  an  verschie- 
dene  Chortheile   zu  vergeben    ist   unmöglich,    da   sie    enge 


-     141     — 

unter  sich  zusammenhängen  und  das  Kommation  die  Ein- 
leitung ,  das  Pnigos  der  Schkiss  der  Parabase  ist.  Wem 
wir  aho  ein<'s  dieser  ^egr]  xccrd  ax£(Jt^v  zutheilen,  demselben 
müssen  wir  auch  die  beiden  andern  geben.  Sache  des 
Kommations  ist  es  nun  meistens  in  seinem  ersten  Theile 
die  Schauspieler,  welche  sich  aus  der  Bühne  entfernen,  mit 
i'rommen  Wünschen  zu  entlassen  (Ri.  598,  Wo.  510,  We. 
1009,  Fri.  729).  Diese  Wendung  und  Anrede  an  die  Schau- 
spieler ist  aber,  wie  wir  im  vorstehenden  Abschnitt  er- 
kannten ,  Autgabe  und  Geschäft  des  Chorführers.  Der  zweite 
Theil  des  Kommations  richtet  sich  gegen  die  Zuschauer  und 
bildet  den  Uebergang  zu  den  Anapästen,  indem  er  das 
Publikum  ermahnt  vovi^  ngooex^Lv  roig  dvajiaiöTocg  (Ri.  503, 
We.  1015).  In  der  folgenden  Parabase  spricht  der  Dichter 
diu  Tot)  x^Qov  (Schob  zu  Fri.  733)  und  vnsg  aitov  (PoUux 
IV.  111)  und  zwar  in  der  Weise,  dass  er  sich  entweder 
direct  in  erster  Person  vermittels  des  Chors  an  die  Zu- 
hörer wendet  (Wo.  518  vgl.  Schob),  oder  dass  der  Chor 
im  Namen  und  Auftrage  des  Dichters  von  diesem  in  der 
dritten  Person  redet  (Ach.  628,  033,  G44).  Da  hiernach 
der  Chor  in  jedem  Fall  hier  nur  Stellvertreter  des  Dichters 
war,  so  wäre  es  durchaus  unpassend,  wenn  mehr  als  ein 
TiQÖöaTiov  ihn  darstellen  sollte.  Es  ist  eine  glückliche  Ver- 
muthung,  welche  man  bei  Hornung  S.  24  liest:  „Scitum  est, 
in  parabasi  poelam  per  chorum  ad  speclatores  verha  facerc, 
idque  eam  oh  causam  minus  offensionis  habet,  quod  antiquiori- 
bus  temporibus  ipsos  poetas  choros  nun  solum  dociiisse ,  sed  etiam 
in  ipsis  ludis  iis  interfuissc  compertum  Iiahemus\  potuit  igitiir 
poeta  facile  de  se  ipso,  de  fuhuta  sua,  de  clioro  ad  spectantes 
loqui."-  Sprach  also  vielleicht  in  der  Parabase  ursprünglich 
der  Dichter  selber,  so  trat  später  für  ihn  auch  nur  eine 
Person  des  Chors,  der  Chorführer,  ein.  Das  Pnigos  führt 
darauf  die  Anapäste  zu  Ende,  indem  sich  die  Lebhaftig- 
keit im  Inhalt  und  Rhytlunus  jenen  gegenüber  steigert.  Mit 
den  Anapästen  hat  das  Epirrliema  und  Antepirrhema,  wenn 
wir  den  Inhalt  beider  Theile  vergleiciien,  grosse  Aehnlich- 


—     142     — 

keit.  Denn  wenn  auch  in  jenen  deutlicher  und  schärfer  als 
in  diesem  die  Persönlichkeit  des  Dichters  hervortritt,  so  ist 
doch  dieses  Verhältniss  auch  im  Epirrheraa  nicht  Tortzu- 
leugnen  und  oft  trifft  auch  hier  zu,  was  der  Scholiast  zu 
Frö.  354  bemerkt:  6  da  Xöyog  uno  tov  jrotj^Tot),  xairoi 
öoxcöv  slvuL  %OQOv.  Sclbst  Muff,  der  die  epirrhematische 
Syzygie  nicht  dem  Chorführer,  sondern  mit  Westphal  dem 
Gesammtchore  anweist,  muss  gleichwohl  S.  93  zugeben: 
„Allein  das  eigentliche  Subject,  die  Person,  die  auch  dann 
noch  aus  dem  Chore  spricht,  wenn  er  seiner  einmal  über- 
nommenen Rolle  gemäss  wie  ein  Chor  von  Vögeln,  von 
Wespen,  von  Wolken  sich  beninnnt,  ist  und  bleibt  doch 
immer  der  Dichter  .  .  .  Wollten  wir  also  einen  einzelnen 
zum  Vertreter  des  Dichters  bestellen,  unsere  Wahl  könnte 
hier  sowenig  wie  bei  dem  Vortrage  der  Anapäste  auf  einen 
andern  als  auf  den  Koryphaeos  fallen."  Auf  Muff  hat  die 
Jiehauptung  Westphals  S.  45  bestimmenden  Einfluss  aus- 
geübt, dass  in  der  zweiten  Parabase  des  Friedens  Vs.  1170  f. 
Antistrophe  und  Antepirrhema  in  einander  übergiengen, 
ohne  durch  das  geringste  Zeichen  eines  Satzendes  getrennt 
zu  sein.  Allein  einmal  Hesse  sich  für  diese  Sachlage,  falls 
sie  von  Westphal  richtig  angegeben  und  beurtheilt  wäre, 
die  im  vorigen  Capitel  in  den  Wespen  Fall  B  II  gefundene 
Analogie  zur  Rechtfertigung  herbeiziehen.  Sodann  aber  ist 
jener  Einwurf  nur  auf  den  ersten  Anschein  zutreffend  und 
nur  durch  das  Fehlen  jeder  Intcrpunction  in  den  neueren 
Ausgaben  veranlasst.  In  Wirklichkeit  hat  hier  bei  1170 
sehr  wohl  ein  Sinnabschluss  und  eine  Gedankenpause  statt, 
da  Antistrophe  und  Antepirrhema  sich  wie  Satz  und  Gegen- 
satz, Bild  und  Gegenbild  verhalten,  und  1170  die  Schilderung 
des  Friedens  schliesst,  1171  die  des  Krieges  anhebt.  Dadurch 
dass  der  Chorführer  in  der  vom  Chor  gewählten  Construction 
fortfährt,  wirkt  die  beabsichtigte  Gegensätzlichkeit  der  bei- 
den Bilder  nur  um  so  überraschender  und  auffallender. 

Hermann    erkennt    nun    Epirrhema    und    Antepirrhema 
nicht   etwa  einem    und    demselben   Chorführer  zu ,    sondern 


—     143     — 

gibt  Epit.  D.  M.  S.  277  jenes  dein  Führer  des  einen, 
dieses  dem  Führer  des  andern  Halbchors.  Dies  hat  darin 
seinen  Grund,  dass  er  auch  Strophe  und  Antistrophe  anter 
die  beiden  Hemichorien  verthcilt,  sodass  der  Anführer  der- 
jenigen Chorhält'te,  welche  die  Strophe  sang,  das  Epir- 
rhema  recitirt,  während  der  Anführer  des  die  Antistrophe 
übernehmenden  Hälbchors  das  Antepirrhema  vorträgt  (vgl. 
Jahns  Jahrbb.  1829  Bd.  11.  3  S.  300).  Wir  ersehen  Her- 
manns Ansicht  über  die  Anordnung  des  Chors  in  den  Strophen 
der  Parabase  aus  seiner  Bezeichnung  im  Text  der  Wolken 
Vs.  563.  595  und  aus  der  Jen.  Litt.  Ztg.  1842.  122  S.  505. 
Ihm  sind  hierin  viele  gefolgt  z.  B.  ausdrücklich  Beer  S.  31, 
Witzschel  in  Paulys  Realencyclop.  H  S.  574,  Hornung  S.  38. 
Mutf  hat  diese,  man  darf  unbedenklich  sagen,  allgemeine 
Annahme  verlassen  und  statuirt  ausser  in  der  Lysistrata 
überhaupt  nur  noch  Ach.  557  ff.  Halbchöre  bei  Aristophanes. 
Und  wir  wollen  gern  eingestehen,  dass  sich  aus  der  Anlage 
der  Ode  und  Antode  nach  Inhalt  und  Form  ein  Anzeichen 
für  die  Scheidung  der  Choreuten  in  Halbchöre  ebensowenig 
gewinnen  lässt,  wie  bei  dem  antistrophischen  Fall  B  unseres 
zweiten  Capitels,  bei  welchem  wir  genau  dasselbe  Verhält- 
nis s  vorfanden.  Auch  in  letzterem  Fall  war  es  das  Ver- 
fahren Hermanns,  die  von  einander  durch  Worte  der  Schau- 
spieler getrennte  Strophe  und  Antistrophe  an  Hemichorien 
zu  verweisen,  wie  seine  Notirung  in  den  Wolken  bei  449 
=  1024  und  1345  —  1391  darthut.  In  der  That  ist  hinsicht- 
lich der  äusseren  Form  und  Gestaltung  zwischen  der  epir- 
rhematischen  Syzygie ,  in  welcher  auf  eine  Strophe  bei 
Aristophanes  trochäische  Tetrameter  folgen,  und  zwischen 
jenem  Fall  i?,  wo  ebenfalls  auf  eine  Strophe  meist  Tetra- 
meter des  Chors  folgen,  eine  unverkennbare  Aehnlichkeit 
vorhanden ,  sodass  man  für  die  scenische  Ausführung  beider 
Fälle  dieselbe  Art  und  Weise  in  Anspruch  nehmen  muss. 
Und  keine  Art  der  Darstellung  ist  bis  jetzt  für  den  stro- 
phischen Theil  der  Parabase  beigebracht  worden  oder  dürfte 
sich  beibringen  lassen,  die  mit  der  Hermannschcn  in  Wahr- 


-     144     — 

scheinlichkeit  und  innerer  Ueberzeugungskratt  wetteifern 
könnte.  Das  wird  sich  in  dem  folgenden  Capitel  deut- 
lieh zeigen.  An  dieser  Stelle  begnügen  wir  uns  unsere 
Ansicht  dahin  auszusprechen,  dass  Strophe  und  Antistrophe 
in  Fall  B  so  gut  wie  in  der  Parabase  von  Halbchören  aus- 
geführt wurden,  während  die  sich  in  beiden  Fällen  an- 
schliessenden Tetrameter  vorzutragen  Aufgabe  der  beider- 
seitigen Chorführer  war.  Zugleich  machen  wir  diejenigen, 
Avelche  das  Zeugniss  der  Alten  vermissen,  schon  hier  darauf 
aufmerksam,  dass  durch  die  handschriftliche  Bezeichnung 
HMIX.  des  Rav.  oder  Ven.  nach  Bekker  Ach.  1150  =  11 G2, 
Wo.  563  =  595,  We.  1060  =  1091,  Vö.  737  =  769,  1058 
=  1088  die  Gliederung  nach  Hemichorien  für  die  Parabase 
hinlänglich  bezeugt  ist. 

Als  Parabasen ,  vollständige  und  unvollständige ,  sondern 
wir  folgende  Chorlieder  aus:  eine  Zusammenstellung,  die 
wir  machen  theils  um  uns  mit  Agthe,  dui'ch  den  hier  eine 
grosse  Verwirrung  angestiftet  worden  ist,  aus  einander  zu 
setzen,  theils  um  daraus  die  in  einzelnen  Parabasen  fehlen- 
den Theile  erkennen  zu  lassen. 

I.  Acharner. 

1.  626  —  718:  erste  Parabase. 

626  —  627  Kommation,  628—658  Parabase,  659  —  664 
Pnigos,  665—675  Strophe,  676  —  691  Epirrhema,  692 — 
701  Antistrophe,  702—718  Antepirrhema. 

2.  1143—1173:  zweite  Parabase. 

1143— 1149  Kommation,  1150—1161  Strophe,  1162—1173 
Antistrophe. 

II.  Ritter. 

1.  498  —  610:  erste  Parabase. 

498  —  506  Kommation,  507—546  Parabase,  547—550 
Pnigos,  551 — 564  Strophe,  565  —  580  Epirrhema,  581 — 
594  Antistrophe,  595 — 610  Antepirrhema. 

2.  1263 — 1315:  zweite  Parabase. 

1263-1273  Strophe,  1274-1289  Epirrhema,  1290- 
1299  Antistrophe,  1300 — 1315  Antepirrhema. 


—     145     - 

irr.  Wolken. 

1.  510 — 626:  erste  Parabase. 

510  —  517  Kommation,  518—562  Parabase,  563—574 
Strophe,  575  —  594  Epirrhema,  595  —  606  Antistrophe, 
607  —  'o2(j  Antepirrhema. 

2.  1114  — 1130:  zweite  Parabase. 

1114  Kommation,  1115 — 1130  Epirrhema. 

IV.  Wespen. 

1.  1009—1121:  erste  Parabase. 

1009—1014  Kommation,  1015  —  1050  Parabase,  1051  — 
1059  Pnigos,  1060—1070  Strophe,  1071  —  1090  Epir- 
rhema, 1091 — 1 100  Antistrophe,  1101—1121  Antepirrhema. 

2.  1265  — 1291:  zweite  Parabase. 

1265— 1274  Strophe,  1275— 1283  Epirrhema,  1284-1291 
Antepirrhema. 

V.  Frieden. 

1.  729  —  817:  erste  Parabase. 

729  —  733  Kommation,  734  —  764  Parabase,  765  —  774 
Pnigos,  775—796  Strophe,  797—817  Antistrophe. 

2.  1127—1190:  zweite  Parabase. 

1127 -1139  Strophe,  1140  — 1158  Epirrhema,  1159—1171 
Antistrophe,  1172  — 1190  Antepirrhema. 

VI.  Vögel. 

1.  676  —  800:  erste  Parabase. 

676—684  Kommation,  685  —  722  Parabase,  723—736 
Pnigos,  737— 752  Strophe,  753  —  768  Epirrhema,  769— 
784  Antistrophe,  785  —  800  Antepirrhema. 

2.  1058 — 1117:  zweite  Parabase. 

1058  —  1070  Strophe,  1071  —  1087  Epirrhema,  1088-1100 
Antistrophe,  1101  — 1117  Antepirrhema. 

VII.  Thesmophoriazusen. 

785—845:  Parabase. 

785-813  Parabase,  814—829  Pnigos,  830—845  Epirrhema. 

AsKOtJDT,  (Jhorpart.  b.  Ariitoph.  10 


—     146     — 

VIII.   Frösche. 

675  —  737:  Parabase. 

675  —  685  Strophe,  686  —  705  Epirrhema,  706  — 716Anti- 
strophe,  717  —  737  Antepirrhema. 

Die  Lysistrata,  die  Ekklesiazusen  und  der  Plutos  ermangeln 
der  Parabase.  Zwar  hat  es  Westphai  S.  48  versucht  Lys. 
614  —  705  als  Parabase  zu  erweisen;  allein  sein  Versuch  ist 
so  wenig  gelungen,  dass  er  nicht  einmal  für  Muff,  der  sonst 
Westphai  auf  Schritt  und  Tritt  nachfolgt,  beweisende  Kraft 
gehabt  hat.     Vgl.  übrigens  Hornung  S.  25  f. 


n. 

Andere  Chorika. 

Abwechselndem  Vortrage  des  Chors  und  Chorführers 
begegnen  wir  ferner  in  einer  Reihe  von  Chorliedem,  deren 
gemeinsamer  Charakter  darin  besteht,  dass  in  ihnen  gewisse 
Tanz  -  oder  Gesangaufführungen  zu  einem  bestimmten  Zweck 
vor  sich  gehen.  Hierhin  gehört  der  mystische  Festzug  in 
den  Fröschen,  die  Hochzeitsaufzüge  in  der  Exodos  des 
Friedens  und  der  Vögel,  die  Hyporchemen  in  den  Thes- 
mophoriazusen  953  ff.  sowie  am  Schluss  der  Wespen  und 
Ekklesiazusen.  Bei  allen  den  genannten  Chorika  übernahm 
der  Koryphaeos  die  an  den  Chor  gerichteten  Befehle,  die 
Anordnung  und  Wahl  der  Tänze  und  Gesangsweisen,  ausser- 
dem den  Dialog  mit  der  Scene,  wogegen  dem  Chor  in  seinen 
zwei  Hälften  die  Ausführung  der  Strophen  oder  des  Refrains 
zufiel.  Um  diese  mit  den  bisherigen  Resultaten  in  voll- 
kommenem Einklang  stehende  Vortragsweise  als  die  vom 
Dichter  beabsichtigte  nachzuweisen,  nehmen  wir  unsern  Aus- 
lauf von  dem  umfangreichsten  jener  Gesänge. 

Die  Parodos  in  den   Fröschen   stellt  ein   Bild   der 


—     147     — 

Mysten  dar,  die  sich  auf  dem  ^Vege  nach  Eleusis  befinden 
und  Jakchos,  Persephoue,  Demeter  in  Liedern  anrufen  und 
feiern.  Welcherlei  Personen  diesen  Festzug  des  Chors  bildeten, 
lässt  sich  aus  den  drei  Strophen  397 — 402  =  403 — 408  = 
409 — 414  entnehmen.  Hier  werden  folgende  Worte  des 
Dichters  gelesen: 

"lax^s  JioXvrLfit]T6 ,  ^slog  sOQzrjg 
tJölötov  avQcov ,  öevQO  övvaxoXovd'ei, 
TtQog  r^v  d'Eov  xal  öst^ov  cog 
avsv  növov  TtoXXijv  odov  nsgaCvecg. 
"luxxs  cpiXoxoQevzd,  öv^JCQOTte^JiE  ^s. 

6v  yocQ  xatsöx^doj  fiev  stcI  yilart, 
xccTt'  evreXeCa  zöv  xa  GavöukCöxov 
xal  TÖ  Qccxog,  xd^evQsg  äöz' 
d^tj^LOvg  nait,Bi,v  zs  xal  %oqevslv. 
"lux^e  q)LkoxoQSvzü,  ovintQÖjce^jis  fie. 

xal  yaQ  7iaQaß2.6il<ag  zt  ^siQaxiaxijg 
vvv  örj  xazetöov,  xal  ^uocA'  evTtQoGäTioVy 
Gv^TiaLözQCag,  %lz(ovlov 
TcagaQQaysvzog  zlz^Cov  nQoxvpav. 
"laxxs  cpiXoxoQSvzd ,  GvintQÖns^ici  ^s. 

Diese  Strophen  waren  meiner  Ueberzeugung  nach  unter  die 
verschiedenen  ßestandtheile  des  Chors  so  vertheilt,  dass 
die  erste  Strophe  von  Greisen,  die  zweite  von  Weibern, 
die  dritte  von  Jünglingen  gesungen  wurde.  Denn  es  ist 
unzweifelhaft  Sache  der  Greise  den  Jakchos  herbeizurufen, 
damit  er  ihnen  zeige,  wie  man  den  weiten  Weg  ohne  Mühe 
machen  könne  (det^oi'  cog  dvsv  tcövov  TioXXrjv  oÖov  nsgaCveig 
vgl.  Eurip.  liakch.  193  f.);  dagegen  schickt  es  sich  allein 
für  Jünglinge,  clie  Schönheit  der  Miidclien  zu  preisen;  und 
endlich  ist  es  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  die 
Mädchen  selbst,  welche,  wie  aus  Vs.  409  (nagaßkerpag) 
hervorgeht,  an  der  Seite  der  Jünglinge  einherschritten, 
die  mittlere   Strophe    übernulnnen,    was    Fritzsche    in   seiner 


—     148     — 

Ausg.  S.  195  f.  mit  füi-  mich   überzeugenden  Beweisen  dar- 
gethan  hat. 

Unter  solchen  Umständen  erscheint  es  wunderbar,  dass 
sowohl  Beer  S.  82  über  den  hier  offenbar  dreifach  getheilten 
Chor  sich  nur  zweifelnd  und  vermuthungsweise  ausgelassen, 
als  auch  Fritzsche  sogar  nach  Beer  nur  die  Weiber  in  der 
zweiten  Strophe  anerkannt  hat.  Im  übrigen  sagt  keiner 
von  beiden  über  die  Aufstellung  oder  über  die  Anzahl  der 
Choreuten  etwas,  sondern  es  genügt  ihnen  zu  versichern, 
dass  in  unserer  Komödie  ausser  dem  gewöhnlichen  Chor 
ein  überzähliger  bemerkbar  sei,  welcher  aus  jenen  Weibern 
bestanden  habe.  Und  diese  Annahme  Beers  oder  vielmehr 
Fritzsches  {De  choro  Aristophanis  mystico  S.  9)  von  einem 
extraordinären  Weiberchor  findet  man  bei  Kock  Ausg.  S. 
36  und  zu  Vs.  316,  Enger  Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  77  S.  310, 
Bernhardy  Griech.  Litt.  II  S.  581,  Agthe  a.  O.  S.  156  f., 
Mufit"  S.  165  ff.  überhaupt  bei  allen  Gelehrten,  welche  hier- 
über gehandelt  haben,  wiederholt  und  gebilligt.  Ob  man 
daran  recht  thut,  werden  wir  alsbald  erkennen,  wenn  wir 
die  bis  jetzt  vernachlässigte  Frage  der  Chorstellung,  welche 
bei  jeder  Untersuchung  über  Chorika  von  höchster  W^ichtig- 
keit  ist,  zu  beantworten  versucht  haben.  Denn  treffend  be- 
merkt G.  Hermann  Elem.  D.  M.  S.  726,  indem  er  uns  den 
Weg  weist,  den  wir  bei  Lösung  einer  solchen  Aufgabe  ein- 
zuschlagen haben:  „Quemadmodum  si  staliones  explicatioiies- 
que  quoque  in  loco  cognitas  haberemus,  de  carmine  chorico 
eiusque  pai^tihus  hidicare  possemus,  ita  vicissi?n  ex  carmine  de 
slaüone  chori  coniectura  fieri  potest." 

Männer  und  Weiber  haben  wir  also  in  der  Schaar  der 
Choreuten  gefunden  und  unterschieden.    Und  diese  Annahme 
wird   durch    Herakles    Worte    bestätigt,    wo    derselbe    dem 
Dionysos  die  Festfeier  der  Geweihten  beschreibt  Vs.  154  ff. 
ivrsvd'sv  avXcov  rtg  öe  jcsqülölv  tcvotj, 
o^si  TS  (pc5g  xcc^Xlötov  ,  äöTCSQ  tv&äds, 
ical  fivQQLvdivag ,  xal  ■d'taöoi'g  svöaifiovag 
dvÖQäv  yvvaijcävf  xal  xqötov  %aLQdv  noXvv. 


—     149     — 

Die  Männer  zerfallen  in  ältere  und  jüngere.  Dass  aber 
auch  die  Weiber  aus  zwei  Theilen  wie  die  Männer, 
aus  Frauen  und  Mädchen  bestehen ,  das  ersehen  wir 
aus  444 

syd  de  6vv  raZciv  xÖQacg  siut,  xcd  yvvai%Cv. 

Dieser  ganze  Chor  ist  von  Vs.  397  ab  bis  Vs.  414  in  drei 
Theile  gespalten.  Es  standen  nun  die  Weiber  in  der  Mitte 
zwischen  den  Greisen  und  Jünglingen,  was  daraus  erhellt, 
dass  sie  die  mittlere  Strophe  vortragen.  Von  ihnen  haben 
die  Mädchen  ihren  Platz  an  der  Seite  der  Jünglinge.  Denn 
die  letzteren  sagen  Vs.  409  ff. 

xat  yäg  nagaßki^ag  xl  ^EiQaxtöxrjg 
vvv  8ri  xarsidov,  xal  /u-aA'  evTigoGcoTtov , 
öv^Ttaiörgiag  xrX. 

Demnach  müssen  die  Frauen  ihrerseits  neben  den  Greisen, 
oder  vielleicht  richtiger  gesagt,  neben  den  Männern  gestanden 
haben.    Wir  haben  also  folgende  Anordnung  der  Choreuten. 


Greise 


Weiber 

I 
Frauen         Mädchen 


Jünglinge 


In  den  Chorliedern,  welche  .397  vorangehen,  findet  nun 
aber  eine  Theilung  des  Chors  nicht  in  drei  Theile,  wie  es 
nach  diesem  Verse  der  Fall  ist,  sondern  in  zwei  statt, 
falls  in  den  sich  hier  bietenden  Strophen  und  Antistrophen 
überhaupt  eine  Chortheilung  geboten  erscheint,  auf  welche 
allerdings  sowohl  die  handschriftliche  Ueberlieferung,  die 
bei  372  und  384  ganz  richtig  Hemichorien  bezeichnet,  als 
auch  das  Zeugniss  Aristarchs  zu  Vs.  354  und  372,  als  auch 
die  Analogie  der  dreifachen  Strophe  397  —  414  führt.  Wenn 
wir  jene  antistrophischen  Gesänge  aufmerksam  durchlesen, 
kann  uns  die  Verschiedenheit  in  der  Färbung  und  dem 
Charakter  der  ausgesprochenen  Gefühle  und  Gedanken, 
welche  hier  hervortritt,  nicht  entgehen.     Die  Strophen  sind 


—      löO     — 

munter  und  heiter,  in  ihnen  wird  nichts  als  Tanz,  Spiel 
und  Scherz  erwähnt;  ruhiger  und  ernster  sind  die  Anti- 
strophen  gehalten,  in  denen  auch  wichtigere  Dinge  Be- 
sprechung finden.  Die  erste  Strophe  324 — 336  ruft  Jak chos 
herbei  zum  frohen,  ausgelassenen  Tanz  {^gaöst  d'  iyyiara- 
^QO'vcov  noöl  xäv  aKÖkaörov  (pikonaCyn-ova  rc^ccv).  Bei  weitem 
gemässigter  ist  die  Anrufung  des  Gottes  in  der  Antistrophe 
340  —  353:  selbst  Greise,  meint  der  Halbchor,  legen  Alter 
und  Sorgen  bei  der  heiligen  Feier  ab  (yovv  ndXXExai  yEQOv- 
xav  ccTioGEiovxai  Öe  'XvTtag  iQOvCovg  t'  ixav  naXuiäv  f.vi- 
avxovg  ,  iSQccg  tmo  xifiäg  vgl.  Eurip.  Bakch.  18S  f.).  Dagegen 
in  der  zweiten  Strophe  372  —  376  athraet  wiederum  alles 
Fröhlichkeit  {iyxQovav  kuti lg Koi-nrav  xal  ncdt^cov  xal  X^^'^' 
ätav).  Aber  die  Antistrophe  377  —  381  betet  für  das  Wohl 
des  Vaterlandes  (xrjv  %c6qccv  6c6t,eiv  ig  rag  agag)  und  gedenkt 
der  Staatsangelegenheiten  (^&coQvxicov).  In  der  di'itten  Strophe 
384  —  388  bittet  der  Chor  Demeter  um  einen  allzeit  frohen 
und  sicheren  Tanz  (;u,'  d6q)akc5g  navrj^SQOv  icaiöai  xa  •na] 
%0QSv6tti).  Die  Antistrophe  389  —  393  hinwider  erinnert 
daran  über  dem  Scherz  nicht  den  Ernst  gänzlich  zu  ver- 
gessen {nokkd  ^av  yskouc  ^i'  ainaiv,  TCokXd  da  Gitovdata) 
und  des  im  Gesänge  zu  erlangenden  Siegespreises  eingedenk 
zu  sein  [vix^öavxa  xcaviovöd-at).  Hieraus  ergibt  sich  nicht 
nur,  wie  sehr  eine  Spaltung  in  Halbchöre  sich  hier  empfiehlt, 
sondern  auch  die  Art  der  Vertheilung  selber  liegt  auf  der 
Hand.  Denn  wem  anders  als  der  jugendlichen  Hälfte,  den 
Jünglingen  und  Mädchen,  werden  wir  die  Stropiicn  zu- 
weisen? Und  andrerseits  können  die  Antistrophen  Niemandem 
passender  als  den  Greisen  und  Frauen  überlassen  werden. 
Es  war  also  das  Theilungsprincip  in  dem  Stück  324 — 396 
ein  anderes  als  in  397 — 414.  Hier  wird  der  Unterschied 
sowohl  des  Alters  als  auch  des  Geschlechts,  dort  nur  der 
des  Alters  zur  Vertheilung  der  Chorstücke  unter  die  Cho- 
reuten angewendet.  Der  Chor  aber  rauss  danach  nothwen- 
digor  Weise  die  folgende  Aufstellung  und  Personenver- 
theilung  gehabt  haben. 


151 


4-          + 

+ 

4- 

+           4- 

+          + 

+ 

+ 

+          + 

+           4- 

4- 

+ 

+          + 

+           + 

+ 

+ 

+          + 

*■           V           ' 

^^-V-^-' 

KVÖQSg 

yvvcdxeg 

XÖQCiL 

VSaVLöXOL 

TiQSGßvreQoc  vscotsqol 

So  konnte  er  sich  in  gleiche  Theile,  zuerst  in  zwei,  darauf 
in  drei  gliedern.  Die  noch  übrigen  Chorkommata  354 — 371, 
382-383,  394-396,  440  —  443  sind,  wie  allgemein  zu- 
gegeben wird,  vom  Chorführer  vorgetragen  worden.  Das 
zeigen  aufs  schlagendste  die  Befehle,  welche  in  jenen  Versen 
dem  Chore  ertlioilt  werden-,  vgl.  370  vfisig  d'  ccveysiQers 
^olnrjv,  383  xakadsLTS,  395  Trccgccxa^elts,  440  ;i;a3p£tTf.  Die 
Handschriften  haben  meistens   ihr  HM IX.   vorgesetzt,   doch 

X 

bietet  Rav.  vor  382  jjjtt  ?}"  iSQSvg  und  Paris.  A  vor  dem- 
selben Verse  und  vor  444  Cegevg,  welches  Personenzeichen 
Fritzsche  in  den  Text  aufgenommen  hat.  Und  es  stellt  der 
Chorführer  in  unserer  Parodor,  den  Hierophanten  und  Da- 
duchen  wenigstens  dar,  wie  auch  der  SchoHast  zu  369  an- 
merkt: TOVTOLÖLV  ccTcavöä:  TcaQcc  XYiv  xov  t£QO(pdvrov  xal 
öccöovxov  7tQÖQQr]6iv  xriv  iv  rij  tzocxlIi]  Gtoä.  Die  Ver- 
theilung  der  bisher  behandelten  Lieder  der  Parodos  war 
nach  obigem  diese. 

IIMIXOFIÜN  «'  {vBmTiQOi) 
"Iaxx\  w  'luxis.     Vs.  316 

Il.MIXOPION    (3'  {itQSG^VTSQOl) 

"laxx,  a  "Iccxxs. 

HMIXÜPION  «'  (viwzsQOi) 
"Iaxx\  CO  TTolvtL^ijTOLg  edgaig  iv&döe  vaCav ^      azg.  a 
"laxx\  03  "laxx^, 
sl&£  ToV(5'  «7^«  Xst^ojva  xxX. 

HMIXOPION  ß'  {nqfaßvxfQOi) 
syeiQ'    cj ,    (pkoyeag    Xa^TtdÖag    iv    x^Q^^      nvziotg.  «' 

xiväööov, 

"lcixx\  (o  "Icixxi^ 

vvxxBQOV  reXexrjg  (pco6q>6Qog  xxX. 


—     152    — 

KOPT^AIOS. 
£vq)r}[i£iv   XQV   itd^cGrccöd^aL  totg   rJiisrsQoiai  x<>Q0t6i,v 
oGtig  uTCsiQog  roicävds  Xoyav  xrX. 
HMIXOPION  a  (vsäzeQOi) 
X(6qsi  VW  Tcäg  dvögeCag  erg.  ß' 

sig  Tovg  £vav&£tg  xoXnovg  xtX. 

HMIXOPION  ß'  {iiQScßvTSgoi) 
aAA'  sfißa  xcanag  dgeig  dvziaxQ.  ß' 

XY^V  SäteLQKV  ütX. 

KOPT<I>AIOS. 
'dys  VW  itigav  v^vav  idiav  Trjv  XKQTto^oQOV  ßaöCkaiav, 
^ijfiTjtQa  &£äv,  inixoö^ovvTsg  ^«^«'otg  ^oXnatg  xekcc- 

dstrs. 
HMIXOPION  a  {vscitSQOi) 
^TJfitjreQ,  dyvcöv  ogyCcov  otq.  y 

ävaööu,  öv^TcaQccötdtsi,  xzX. 

HMIXOPION  ß'  {itQEaßvzsQOi) 
Xttl  TioXXd  fihv  yiXoid  ft'  si-  üvtiatQ.  ■/ 

jistv,  noXXd  öe  GTtovdaicc  xxX. 
K0PT^AI02. 
ay    Eia 

VW  xal  rov  (oqklov  d^söv  TtuQaxaXstrs  devQO 
codatöi,  rov  i,wä^jiOQov  r^öde  tj^S  x^Q^^'^'S- 

ZXrON  a'ß'iavÖQEg) 
"Iaxx£  TCoXvxifirjTE ,  fiiXog  eoQxrjg  azg.  a' 

rjdiGxov  £VQ(6v  xxX. 

ZXrON  y'd' (ywaixfs  xat  ^ogai,) 
öv  yaQ  xaxeGxtdc!)  ^iv  inl  ysXaxL  azg.  ß' 

xdii    evxaXBiu  xxX. 

ZTrON  B<s'  (vECiviaKOi) 
xal  yaQ  naQaßXsxjjag  xt  ^siQaxCöxrjg  azg.  y 

vvv  dt}  xaxsidov  xxX. 

Ganz  anders  urtheilt  Fritzsche  Ausg.  S.  187,  welchem 
Muff  sich  anschliesst.  Er  gibt,  ohne  etwas  von  der  Ver- 
schiedenheit   des    Inhalts   in   den   Strophen   zu   fühlen,   alle 


—    153    - 

Antistrophen  an  die  Weiber.  Dabei  ist  er  wegen  392  naC- 
öavta  xai  6KQ3xl.'avxa ^  vixTJaavza  genöthigt  gegen  Hermanns 
Vorschrift  zu  Viger.  S.  715  und  zu  Eurip.  Hei.  Vs.  1649 
zu  behaupten,  dass  der  Weiberchor,  indem  er  von  sich 
spricht,  das  genus  tnascuHnum  im  Singularis  gebrauchen 
könne.  Allein  jene  Regel  Hermanns  hat  so  viel  innere 
Wahrscheinlichkeit  in  sich,  dass  Fritzsche  sie  nicht  über- 
treten durfte. 

Wir  sind  nunmehr  so  weit  vorgeschritten ,  dass  wir  der 
Behauptung  entgegentreten  können,  nach  welcher  die  Weiber 
die  gewohnte  Choreutenzahl  überschritten  haben  sollen.  Be- 
trachten wir  zuvörderst  die  Gründe,  auf  welche  diese  An- 
sicht sich  stützt,  so  ist  es  völlig  unstichhaltig,  wenn  Fritzsche 
erklärt,  die  Weiber  hätten  bei  dem  Wettstreit  der  tragischen 
Dichter  nicht  zugegen  sein  dürfen.  Der  mystische  Chor 
erscheint,  wie  er  selbst  zu  wiederholten  Malen  Vs.  351, 
373,  400,  440,  448  sagt,  um  zur  Nachtfeier  der  Göttinnen 
fortzuziehen.  Aber  gleichsam  im  Staunen  über  die  Vor- 
gänge auf  der  Bühne  vergisst  er  jene  seine  eigentliche  Ab- 
sicht und  mischt  seine  Gesänge  unter  die  Worte  der  Schau- 
spieler. Was  indessen  die  Mysten  mit  den  Bühnenpersonen, 
namentlich  mit  Aeschylos  und  Euripides  zu  schaffen  haben, 
dürfte  kaum  irgend  Jemand  ausfindig  machen  und  beweisen 
können.  Denmach  hätte  Fritzsche  mit  demselben  Recht  die 
Anwesenheit  nicht  nur  des  weiblichen,  sondern  überhaupt 
des  ganzen  Mystenchors  während  jenes  Streites  für  unschick- 
lich ausgeben  können.  Doch  dürfen  wir  andrerseits  auch 
nicht  auf  diejenigen  hören,  welche  wie  z.  B.  Agthe  S.  157 
versichern,  dass  die  Mysten  im  Verlauf  des  Stücks  ganz 
aufhörten  Mysten  zu  sein.  Eine  solche  Annahme  wider- 
legen Aristophanes  Worte  im  Ausgang  der  Komödie  1525 
(paCvsts  xoCvvv  v^atg  xovx(p  Xa^TtKÖag  tsQdg,  wozu  der 
Scholiast  die  ganz  richtige  Bemerkung  macht  cpatvexe:  TiQog 
Tov  xoQOV.  dvxl  xov  dvccTtxfxs,  a  ^vöxul.  Wie  soll  nun 
der  Chor  seine  mystische  Eigenschaft  ablegen,  wenn  er 
seine  äussere  Kleidung  und  Ausstattung  nicht  ändert?   Denn^ 


—     154    — 

um  es  zu  wiederholen,  der  Dichter  denkt  gar  nicht  an  eine 
innerliche  Verknüpfung  der  Mysten  mit  der  Fabel  seines 
Stücks. 

Ein  zweiter  Grund,  der  für  die  Annahme  des  Weiber- 
parachoregems  geltend  gemacht  wird,  besteht  darin,  dass 
die  meisten  Herausgeber  nach  Brunck  Vs.  444  f. 

iycj  de  6vv  ralGiv  aögaig  ei^i  xal  ywai^tv, 
ov  7iavvvxLt,ov6iv  dsa ,  (psyyog  isqov  oiöav 
dem  Chor  d.  h,  dem  Führer  des  Chors  anweisen,  der,  wie 
wir  gesehen  haben,  die  Function  des  Hierophanten  und 
Daduchen  versieht.  Nach  diesen  Worten  soll  also  der 
Prieeter  der  Ansicht  Fritzsches,  Beers  und  der  andern  zu- 
folge mit  den  Jungfrauen  und  Frauen  die  Orchestra  ver- 
lassen haben.  Dindorf  allein  war  es,  welcher  einsah,  dass 
den  eben  angeführten  Worten  der  Name  des  Dionysos,  wie 
es  vor  Brunck  geschah,  vorzusetzen  sei.  An  der  Richtig- 
keit dieser  Personenbezeichnung  wird  man  nicht  zweifeln, 
wenn  man  vergleicht,  was  Dionysos  kurz  vorher  spricht 
414  f.') 

iya  ö'  KsC  Trog  cpiXa'nöXovd'og  ei^t  y.al  ftfr'  avrrjs 

jiai^cov  ;^op«v«v  ßovXofiai. 
Diese  Aussprüche  schicken  sich  trefflich  für  den  heiteren 
Gott;  daps  aber  der  Priester  der  Mysten  die  Mysten  nicht 
im  Stiche  lassen  werde,  liegt  so  auf  der  Hand,  dass  es 
Lächerlich  wäre,  wenn  er  noch  besonders  eine  darauf  be- 
zügliche Versicherung  abgäbe.  Und  wenn  wir  hier  den 
Chorführer  abgehen  lassen,  soll  dann  im  übrigen  Theile  der 
Komödie  der  Chor  ohne  Führer  geblieben  sein?  Dieser 
Verlegenheit  haben  sich  Fritzsche,  Kock  zu  Vs.  354  und 
und  394  u.  a.  durch  die  Annahme  zweier  Chorführer  zu 
entziehen  gesucht,  eines  für  den  legitimen  und  eines  für 
den  extraordinären  Chor;  diesen  nennen  sie  den  Daduchen, 
den  Priester  des  Jakchos,  jenen  Hierophanten,  den  Priester 


1)  Auch   diese  Verse  hat  Fritzsche  nach  Vermuthung   dem  Priester 
gegeben,  aber  ohne  beistimmende  Nachfolge. 


—     155    — 

der  Demeter.  Allein  das  sind  reine  Erfindungen  der  Inter- 
preten, von  denen  Aristophanes  nichts  weiss,  mit  deren 
Widerlegung  ich  daher  keinen  Gnmd  habe  mich  aufzu- 
halten. Denn  um  es  offen  auszusprechen,  was  aus  der  von 
uns  gefundenen  Aufstellung  und.  Vertheilung  der  Choreuten 
mit  Nothwendigkeit  folgt:  es  ist  in  den  Fröschen  nur  ein 
Chor  vorhanden,  und  zwar  der  reguläre  von  24  Personen, 
und  demgomäss  auch  nur  ein  Chorführer,  den  man  Hiero- 
phant  oder  Daduchos   benennen  mag. 

Doch  man  wird  gegen  mich  einwenden:  wie  ist  es  mög- 
lich zu  leugnen ,  dass  die  Weiber  sich  aus  der  Orchestra 
entfernt  haben,  da  der  Chor  selbst  an  mehr  als  an  einer 
Stelle  erklärt,  sich  zu  den  eleusinischen  Gefilden  begeben 
zu  wollen?  In  der  That  lexigno  ich  diesen  Abgang  ganz 
und  gar,  und  aus  den  triftigsten  Gründen.  Denn  ich  weiss, 
dass  auch  der  Wespenchor  mit  der  Versicherung  Vs.  240  ff. 
einzieht,  er  befinde  sich  auf  dem  Wege  um  über  Laches 
noch  in  der  Frühe  Gericht  zu  halten;  imd  nichtsdestoweniger 
verlässt  er  nicht  seine  Stelle,  sondern  verweilt  den  ganzen 
Tag  hindurch  und  länger  vor  dem  Hause  Philokieons.  In 
gleicher  Weise  wird  der  Chor  der  Vögel  448  ff.  nach  Hause 
entlassen  (ßcTtüvca  TtäXiv  oi'xaös)  —  und  entfernt  sich  trotz- 
dem nicht.  Ebenso  wird  im  Frieden  der  Chor  der  Land- 
leute 5,50  ff.  aufs  Land  zurückgeschickt  {ccjuivai  flg  dygov) 
und  gerirt  sich  gleich  darauf  wie  ein  abziehender  —  allein 
er  führt  sein  Vorhaben  nicht  aus  und  bleibt  bis  zum  Ende 
des  Stücks  in  der  Orchestra.  Was  die  letzte  Stelle  des 
Friedens  anlangt,  so  glaubt  Enger  diesen  scheinbaren  Ab- 
zug des  Chors  am  besten  folgendermassen  zu  erklären  Rhein. 
Mus.  N.  F.  Bd.  IX  S.  573:  „Der  Chor  befindet  sich  auf  der 
Scene,  wo  er  nicht  singen  und  tanzen  kann,  er  muss  also 
auf  die  Orchestra  zurück.  Dieses  Abgehen  wird  durch  jene 
Aufforderung  motivirt:  der  Chor  zieht  auf  die  Orchestra, 
bleibt  aber  dort  um  ein  Dankgebet  zti  singen  und  wird 
dann  tmvermerkt  wierler  in  die  Handlung  hineingezogen;'' 
vgl.   Fleckeis.  Jahrbb.   Bd.  70    S.  409  und   Bd.   77    S.  310, 


—     156     — 

Allein  aus  den  übrigen  von  mir  angezogenen  Stellen  geht 
hervor,  dass  es  einer  solchen  Annahme  keineswegs  bedarf; 
wenigstens  kann  in  den  Wespen  an  den  behaupteten  Marsch 
von  der  Orchestra  auf  die  Bühne  und  dann  wieder  in  die 
Orchestra  zurück,  der  schon  an  und  für  sich  seine  Bedenken 
hat  und  für  die  erhaltenen  Stücke  des  Komikers  durchaus 
bestritten  werden  muss,  in  keiner  Weise  gedacht  werden. 
Einen  anderen  Erklärungsversuch  haben  Richter  zum  Frieden 
560  und  Kock  zu  den  Vögeln  448  beigebracht,  nämlich  die 
Annahme  eines  Parachoregems  und  den  Abzug  desselben 
aus  der  Orchestra.  Sie  nehmen  also  an,  dass  mehr  als  24 
Landleute  und  mehr  als  24  Vögel  bis  zu  jenen  Versen  in 
der  Orchestra  gestanden  hätten.  Es  werden  nun  aber  von 
Trygaeos  alle  Landleute  entlassen  (dlXä  näg  X'^Q^''  ^Q^S 
sgyov  sig  ccyQov  Ttaicovtoag  555)  und  ebenso  vom  Epops  alle 
Vogelhopliten  (denn  Epops  nimmt  keinen  aus  Vs.  448  rovg 
OTtXirag) :  dagegen  entfernt  sich  nach  Kock  und  Richter  nur 
ein  Theil  und  zwar  der  kleinere  Theil  sowohl  der 
Vögel  als  der  Landleute.  Man  erreicht  also  durch  diese 
Art  der  Interpretation  nichts,  sondern  schafft  sich  nur 
Schwierigkeiten,  wo  keine  waren.  Ueberdies  bleibt  noch 
immer  der  Fall  in  den  Wespen  übrig,  zu  dessen  Erklärung 
es  Niemand  in  den  Sinn  kommen  dürfte  einen  überschüssigen 
Chor  von  Richterwespen  zu  Hülfe  zu  nehmen.  Es  bleibt 
hiernach  bei  unserer  Behauptung:  an  jenen  vier  Stellen  der 
Frösche,  Wespen,  Vögel  und  des  Friedens  benehmen  sich 
die  Choreuten  wie  abgehende  und  gehen  dennoch  nicht  von 
ihrem  Standorte  weg.  Und  dies  Beispiel  ist  eines  der  vielen, 
die  uns  lehren  können,  dass  es  etwas  anderes  ist  Ge- 
schichtsschreiber, etwas  anderes  Dichter  zu  erklären,  vor 
allem  Dichter  der  alten  Komödie,  in  welcher  bald  vieles 
geschieht,  was  man  am  wenigsten  erwartet,  bald  vieles 
unterbleibt ,  was  man  im  gewöhnlichen  Leben  erwarten 
würde. 

Ich    komme    zu    Fritzsches    letztem    Beweisgrunde    für 
den    überzähligen    Weiberchor,     von    dem     es    wenigstens 


—     157     — 

scheinen   könnte,    dass   er    dem    Dichter   selbst  entnommen 
sei.     Vs.  598  redet  Xanthias  den  Chor  also  an: 

ov  icaxäg,  covÖQfs^  Ttagacvstre. 
Hierauf  habe  ich  zu  bemerken,  dass  einmal  der  Chor 
nach  meiner  Darstellung  wirklich  zum  grösseren  Tlieile  aus 
Männern  besteht.  Denn  ihre  Zahl  ist  noch  einmal  so  gross 
als  die  der  Weiber. ')  Ausserdem  gibt  es  bekanntlich  eine 
nicht  geringe  Stellenanzahl,  wo  ccvrJQ  in  allgemeinerem  Sinne 
gebraucht  wird,  ohne  dass  die  Bezeichnung  des  männlichen 
Geschlechts  betont  ist.  Um  ein  Beispiel  aus  unserem  Stück 
anzuführen,  so  sagt  Dionysos  Vs.  1125:  ays  Öi]  Ciäna  Jiäg 
dvrJQ.  ^fy\  AiGxvXs.  Dieses  nag  dviJQ  wird  Niemand  mit 
omnes  viri  übersetzen  wollen,  sondern  omnes  oder  iinusquis- 
que.  In  derselben  allgemeinen  Bedeutung  wendet  hier 
Xanthias  ävögeg  an.  Daher  hat  Meier  im  Index  schol. 
Halens.  aesL  1851  S.  IV  (Op.  S.  24)  vollkommen  Recht, 
wenn  er  behauptet:  „Nihil  habet  o/fensionis  sie  (sc.  avÖQBg) 
coelus  alloqui,  quibus  praeter  viros  etiam  feminae  iiitersint." 

Wir    haben    die    völlige    Grundlosigkeit    der    Beweise, 
welche    man    für    ein  Parachoregema    der  Weiber  geliefert 

1)  Wir  sind  hiermit  nur  zum  Theil  dem  Scliolioii  zu  deu  Rittern 
Vs.  589  gerecht  geworden:  sl  (isv  t|  dvSgcSv  si'r]  xat  yvvaiyiwv  6  xoQOg, 
iitXsovtHtEL  xb  xäv  dvdgwv  (ligog  xai  r]ac(v  ly' ,  al  ob  yvvaty.sg  la. 
Dass  in  diesen  Worten  die  überlieferten  Zahlen  ly'  und  lu  entweder 
verdorben  oder  bei  der  ganz  allgemein  gehaltenen  Ausdrucksweise  des 
Scholiasten,  der  das  bezeichnete  ZahlenverhUltniss  auf  alle  aus  Män- 
nern und  Frauen  zusammengesetzten  Chöre  ausdehnt,  entschieden  un- 
richtig sind,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Denn  13  Choreuten  in  männ- 
licher und  11  in  weiblicher  Trncht  konnten  unter  die  Glieder  des  Chors 
nur  so  vertheilt  werden,  dass  in  einer  und  derselben  Reihe  3  oder  5 
Weiber  und  1  Mann  zu  stehen  kamen,  eine  Anordnung,  welche  für  das 
Gleichmass  im  attischen  Theaterwesen  unerträglich  ist.  Und  die  künst- 
liche Erklärung  bei  Schneider  Att.  Theaterw.  ö.  198  oder  bei  C.  Kock 
De  parabasi  S.  7  hilft  uns  über  diese  Schwierigkeit  nicht  hinweg.  Viel- 
leicht haben  wir  durch  unseren  Mystenchor  die  richtigen  Zahlen  er- 
langt, wenn  wir  statt  IF  :  11^  und  statt  lA  :  H  einsetzen.  Doch  glauben 
wir  der  Wahrheit  näher  zu  kommen,  wenn  wir  die  Notiz  des  Scholiasten 
durch  einen  speciellen  Fall,  in  welchem  die  angegebenen  Zahlen  zu- 
trafen, veranlasst  und  dann  ungebührlich  verallgemeinert  erklären,  was 
flieh  ja  die  alten  Interpreten  so  oft  haben  zu  Schulden  kommen  lassen. 


—     158     — 

hat,  erkannt.  Ausserdem  spricht  die  erwiesene  Stellung  der 
Weiber  in  der  Mitte  des  Chors  und  ihre  grosse  Theilnahuie 
an  den  vorgetragenen  Gesängen  gegen  diese  Annahme.  — 
Etwas  anders  als  gewöhnlich  geschieht,  urtheilte  G.  Her- 
mann hierüber  Wien.  Jahrbb.  Bd.  110  S.  66.  Er  leugnet, 
dass  die  Weiber  die  gewöhnliche  Choreutenzahl  überschritten, 
glaubt  indes,  dass  sie  die  Orchestra  verlassen  hätten  und 
darauf  in  Männer  umgekleidet  dorthin  zurückgekehrt  wären. 
Allein  einmal  habe  ich  gezeigt,  dass  die  Weiber  in  der 
Orchestra  blieben,  sodann  lässt  sich  für  eine  Rückkehr  von 
Männern  in  dieselbe  aus  den  Worten  des  Dichters  nicht 
die  leiseste  Andeutung  herauslesen.  Vielmehr  war  der 
Mystenchor,  der  in  sich  beide  Geschlechter  und  die  ver- 
schiedensten Altersstufen  vereinigte,  bis  zum  Ende  der  Ko- 
mödie unverändert  derselbe. 

Die  Verspottungen  übel  berufener  Bürger,  welche  von 
Vs.  416  folgen,  werden  mit  Unrecht  allgemein  dem  voll- 
stimmigen Chore  zugetheilt.  Dies  zeigt  gleich  der  Anfang 
des  Gesanges.  Denn  es  ist  undenkbar,  dass  der  Gesammt- 
chor  sich  selber  also  angeredet  habe: 

öxcjxpa^isv  ^AqibÖ  t]^ov ; 
Oder  sollen  wir  etwa  glauben,  dass  alle  Choreuten,  zusammen 
sprechend,  sich  aufgefordert  haben  alle  zusammen  zu  sprechen? 
Es  ist  von  Welcker  Uebers.  der  Frösche  S.  137,  G.  Hei*- 
mann  Op.  VII  S.  220,  C.  O.  Müller  Rhein.  Mus.  Bd.  V  S. 
345,  Fritzsche  De  choro  Aristoph.  fni/sL  S.  87  f.  und  Ausg. 
S.  197  u.  a.  erkannt  worden,  dass  dieses  Lied  die  ystpvQtö^ot 


1)  Verkehrt  ist  es,  wenn  E.  v.  Leutsch  im  Philol.  Supplementbd.  I 
S.  139  glaubt,  diese  Worte  würden  vom  Chor  an  Dionysos  und  Xanthias 
gerichtet.  Denn  der  Chor  sieht  sie  noch  gar  nicht,  wie  ans  431  ff. 
hervorgeht,  mit  welchen  Versen  Dionysos  den  Chor  erst  anredet  und 
sich  ihm  bemerklich  macht.  Vs.  414  f.  aber  sprechen  Dionysos  und 
Xanthias  nicht  zum  Cliore  gewandt,  wie  v.  Leutsch  behauptet,  sondern 
für  sich,  beiseit.  Vgl.  337  ff.  und  315.  —  Uebrigens  h;ibe  ich  die 
Meinung  Kocks  zu  Vs.  414  und  die  Vertheilung  des  Liedes  416  —  436 
bei  Fritzsche  und  Enger  a.  O.  S.  311  nicht  aus  Unkenutniss  übergangen. 


—    159    — 

der  nach  Eleusis  pilgernden  und  zugleich  die  ersten  An- 
fänge der  Komödie  darstelle.  Damit  steht  es  im  besten 
Einklänge ,  wenn  wir  den  Chorführer  hier  die  Rolle  des 
i^ccQxcov  übernehmen  lassen.  Er  bringt  in  je  drei  Versen 
die  zu  verspottenden  Bürger  in  Vorschlag  und  fängt  selbst 
an  sie  zu  verspotten,  der  Chor  nimmt  in  ebensoviel  Versen 
die  Worte  und  Gedanken  desselben  auf  und  führt  sie  zu  Ende. 
Hiernach  ordne  ich  das  Chorikon  in  folgender  Weise  an. 

KOPT*AIO£. 

ßov^sö^s  drjra  xoivfj  416 

6X(6ip(oiiev  '^Qxsörjfiov, 

og  STcrätyjg  av  ovx  ifpvöa  (pQdxoQag-, 
X0P01\ 

vvvl  da  ÖTjfiayojyst 

SV  zotg  avco  vsxqolöi,  420 

xäarlv  xa  ngära  rrjg  ixsl  ^ox^rigCag. 
KOPT^AIOZ. 

XOV    KX£L<id-SV)j   d'    dxOVG) 

iv  xalg  xacpatoc  tiqcoxxov 

xCXksLv  tavxov  xal  öicaQäxxstv  xäg  yvä&ovg. 

X0P02. 
xdxoTCxsx'  ayx£xv(pc6g,  425 

xccxkas ,  xuxaxQdyti 
Uaßvvov,  oöxtg  aöxlv  dvacpXvöxiog. 

KOPT*AIO£. 
xal  KakkCav  yä  (paßt 

XOVXOV    XOV    IjfTCoßiVOV 

xvod'ov  kaovxrjv  vaviia%atv  ävtj^i^ävov.  430 

AI0NT20S. 
i%ot,x^  UV  ovv  (pQccöat  väv 
nkovTcov'  0710V  'vd'dd^   oixat; 
^iva  yd(j  iö^av  d^xicog  dq)iy^ava). 

K0Pr<I>AI02. 
^irjöav  ^uxgdv  ajiäk&rjg, 

lirjö'  uv&ig  inavaQii  fis,  435 

dkk'  ^ö•l^'  in'  uvxi^v  xrjv  d'VQav  dcpiyfiavog. 


—     160     — 

Nur  bei  dieser  unserer  Anordnung  wird  erklärlich,  wie  es 
kommt,  dass  während  der  Chor  über  Archedemos  und 
Kleisthenes  in  je  sechs  Versen  spottet,  er  auf  die  Ver- 
höhnung des  Kallias  nur  drei  Verse  verwendet,  eine  Er- 
scheinung, welche  Meier  so  auffiel,  dass  sie  ihn  zu  folgen- 
der Bemerkung  veranlasste  a.  O.  S.  XIV  (Op.  S.  41):  ,,Cho?us 
tres  nunc  cives  vellical,  priores  quidem  duos  binis  iambicis  perio- 
dis  aequalibus,  tertium  una  tantum  periodo,  nisi  altera  per 
librariorum  socordiam  intercidiL"  Nachdem  nämlich 
der  Chorführer  430  zu  singen  aufhörte  und  für  kurze 
Zeit  Stille  eintrat,  redet  Dionysos  den  Chorführer  an,  be- 
vor der  Chor  diesem  antworten  konnte.  Dagegen  konnte 
Dionysos  unmöglich  den  vollstimmigen  Chorgesang  unter- 
brechen. 

Am  Ende  der  Parodos  kehrt  die  Theilung  des  Chors 
in  die  beiden  Halbchöre  seiner  jüngeren  und  älteren  Be- 
standtheile  wieder.  Das  beweist  der  Inhalt  des  letzten 
Liedes.  Denn  die  Strophe  448 — 453  fordert  abermals  die 
Genossen  zu  Scherz  und  Spiel  auf,  wogegen  die  Antistrophe 
454 — 459  erinnert,  dass  nur  die  geweihten  und  frommen 
Menschen  den  Göttern  angenehm  seien.  Diese  trugen  da- 
nach die  Männer  und  Frauen ,  jene  die  Jünglinge  und 
Mädchen  vor. 

Durch  die  vorstehende  Untersuchung  haben  wir  zu- 
gleich für  die  eingangs  dieses  Abschnitts  erwähnten,  ebenso 
oder  ähnlich  wie  die  behandelte  Parodos  angelegten  Chor- 
iieder  das  Mittel  gewonnen,  ihre  scenische  Darstellung  zu 
bestimmen.  Denn  die  gleiche  Anlage  lässt  bei  demselben 
Dichter  unbedingt  auch  auf  eine  gleiche  äussere  Ausführung 
schliessen.  Genau  dieselbe  Chortheilung  wie  in  den  Fröschen 
finden  wir  zunächst  in  dem  Tanzliede  der  Thesmo- 
phoriazusen  953 — 1000  wieder,  dessen  antistrophische 
Gliederung  von  Enger  trefflich  hergestellt  und  zu  Vs.  953 
also  angegeben  ist:  ,,l(a  igitur  staluendiim,  lU  post  proodum 
vs.  953  —  958  prima  sequaiur  slropha  et  antistropha  vs.  959 — 
9C5,  aller  am  vero  stropham  et  anlislropham  Herum  praecedat 


—     161     — 

proodus  966 — 968.  Eodcm  modo  lertiam  stropham  et  atiti- 
stropham  inde  a  vs.  990  praecedil  proodus  v$.  985,  uhi  eodem 
modo  novit  incipU  saltalio  in'  äkX'  dvdözQsg)'  svQvd^fia  nodC. 
Jtaque  iit  triu  su/d  in  hoc  cnrmine  saltalionis  gener a,  ila  (res 
sirophae ,  tjnarum  unamquamque  praecedil  proodus,  qua  ad 
novufn  se  convertere  saUalioiris  yenus  chorus  inbetnrJ'  Die 
von  Enger  proodiscli  gefassten  Aufforderungen  des  Chors 
zu  den  drei  verschiedenen  Tanzgattungen  gehören  dem 
Chorführer  zu  ,  welcher  hier  den  Tanz  wie  in  den 
Fröschen  den  Gesang  ordnet;  die  Strophen  selbst  sang 
der  hier  wie  dort  in  Halbchöre  sich  scheidende  Chor. 
Danach    übernimmt 

KOPVO.  953—958.  966  —  968.  985  —  989. 
HMIXOP.  u  959  —  961.  969-976.  990  —  994. 
HMIXOP.  ß'  9&2  —  9Gb.   977  —  984.   995—1000. 

In  gleicher  Weise  unterscheiden  Avir  in  dem  hyporche- 
matischen  Exodikon  der  Wespen  1518  — 1537,  welches 
das  in  der  Orchestra  ausgeführte  Ballet  der  drei  Karkiniten 
und  Philokieons  begleitet  (s.  Schönborn  Die  Skene  der 
Hellenen  S.  327),  mit  Leichtigkeit  die  beiden  Hemichorien 
und  den  Koryphaeos.  Denn  die  daktylo- trochäischen  Stro- 
phen 1518—1522=1523  —  1527  waren  unter  HMIXOP.  a 
uncl  ß'  vertheilt,  während  die  stichisch  gebrauchten  Daktylo- 
Trochäen  unzweifelhaft  Eigenthum  des  Chorführers  sind,  der 
hier  die  in  der  Orchestra  sich  bewegenden  Tänzer  anredet 
und  ihnen  einen  Befehl  zugehen  lässt,  sowie  er  kurz  vorher 
Vs.  1516  f.  seine  Choreuten  anredete.  Dass  endlich  das 
Exodikon  in  den  Ekklesiazusen  ebenfalls  vom  Kory- 
phaeos und  dem  mit  Jubelrufen  einfallenden,  hier  unge- 
theilten  Gesammtchor  in  Scene  gesetzt  Avurde,  und  wie  hier 
die  Vertheilung  war,  das  haben  wir  bereits  in  der  vor- 
letzten Abtheilung  des  ersten  Capitels  gesehen. 

Es  sind  noch  die  beiden  Hymenäen  am  Ende  der 
Vögel  und  des  Friedens  übrig,  von  denen  ich  den 
ersten  sogleich  nach  meiner  Anordnung  mittheilen  kann. 

Abjjoldt,  C'horpart.  b.  Aristoph.  11 


—    162 


KOPT'tAIOS. 
ävays,  dtsxe,  Ttägays ,  ndQE%E, 

7CSQVJliTE6d^8 

(iccxaga  [läxagi  6vv  xv^a. 

CO  rpEV  (p£v  vijg  Sgag,  xov  xdV^ovg. 

a  (laxaQLGTOv  <5v  yd^ov  t^ds  Ttöksi  yrj^ag. 

^sydXuv  ^sydXat  xaxi%ov6i  xvxai 

yavog  ogvi^av 

did  xovds  xov  avÖQ.  aAA'   viisvacotg 

xul  vv^icpidiotGi  diiscd^^  adatg 

avxov  xai  xrjv  BaaCksLuv. 

HMIXOPION  a. 
"Hga  Tiox'  'Okv^TCia 
xc5v  T^Xißdxcov  d^QÖvOJV 
KQ^ovxa  &£otg  ^eyccv 
MoLQUi  ^vvsxoi^iCav 
SV  Toicjd'  v^iEvaCci. 
'Tfii^v  c5^  'T^Evai    w. 

HMIXOPION  ß'. 
6  d'  d^(f)id^akrig"EQcog 
XQVGOTtxsQog  TivCag 
EV&VVE  TiaXLvxövovg , 
Zrjvög  Ttdgoxog  yd^cov 
xijg  r'  svdatfiovog  "Hgag. 
'T^fjv  CO,  'Tfiivai,'  co. 

nEIOETAIPOL. 
ixdQ}]v  v^votg,  aya^ac  81  koycov. 
äys  VW  avxov 

xal  xcig  x^ovCag  xk'^Gaxs  ßgovxdg, 
xdg  xE  jivQcodEig  ^tög  döxEQOJidg, 
dsivov  t'  dgyijxcc  xsQavvöv. 
XOPOS. 
CO  ^iya  XQ^^^^ov  dcxEQonijg  (pdog , 
CO  ^Log  a^ßgoxov  iyxog 
jiVQCpOQOV ,  CO  j^ddr-tai  ßagvaxEEg' 

OflßQOCpÖQOi    d^'    ä^a    ßQOVXCCL, 


1720 


1725 
avar. 


1730 


arg.  a 


nSL 


avTiatQ.  a 


1740 


174r 


ctg.  ß' 


1750 


—     103     — 

cclg  008  vvv  x&öva  öeut. 

did  6s  xa  Ttdvra   XQatrjcag , 

xccl  71CCQSÖQ0V  BaöCXsiav  ixn  ^cog. 

'Tui^v  c3,  'T^ivai    co. 

nEI0ETAIPO2. 
snsoQ^i:  vvv  yd^OLßLV,  (6  1755 

cpvXa  nüvxa  övvvo^cjv 
71teqo(p6q\  STfC  TS  nidov  ^LÖg 
xcd  ki%og  ya^^liov. 
OQS^ov ,  a  ^laxcaga,  (>j)v 

XStQa,    xccl    TltSQCOV    t/MCJV  1760 

XaßovGa  GvyxoQSvüov  al'- 
Qov  de  xovcpiä  a'  syai. 

KOPT^AIOS. 
dXuXaXaL,  tr)  Ilaioav , 
xr^skXa  xaXXLvLxog^  a 
8aL^6i>(oi>  vTiBQxaxs.  1765 

Die  metrische  Entsprechung  der  logaödischen  Strophen 
1731  —  1736=1737—1743  ist  erst  von  W.  Heibig  Rhein. 
Mus.  N.  F.  Bd.  XV  S.  25G  f.  bemerkt  worden ,  welchem  ich 
auch  in  Herstellung  der  Responsion  zwischen  den  ana- 
pästischen Systemen  1720  —  1730  und  1743  —  1747  durch 
Auswerfung  des  tautologischen  t^^QW  (p^cctg  neben  ixdgijv 
vfivoLg  Vs.  1743  gefolgt  bin.  —  Den  Chorführer  habe  ich 
im  Schluss  und  Eingange  der  Partie  thätig  angenommen; 
im  Schluss,  weil  er  eine  Ansprache  an  Peithetaeros  ist,  im 
Eingange,  weil  in  demselben  dem  Chor  ertheilte  Befehle 
die  Anrede  an  eben  jene  Bühnenperson  umschliessen.  Die 
Bedeutung  der  Commandowörter  in  Vs.  1720  ist  von  Kock 
zu  dieser  Stelle  entwickelt.  Auch  hat  schon  derselbe  Ge- 
lehrte in  den  Versen  1720 — 1730  richtig  die  Thätigkeit  des 
Chorführers  anerkannt.  Aber  bei  1743  die  überlieferte  Per- 
sonenbezeichnung TIEI.  mit  Bergk  und  Muff  zu  tilgen  und 
dafür  KOP.  einzusetzen,   weil  Peithetaeros  im  Sinnestaumel 

befangen  und  mit  seinen  Gedanken  auf  nichts  anderes  als 

11* 


^     164    — 

auf  die  materiellen  Freuden  des  Hochzeitsfestes  gerichtet 
sei,  wie  Muff  S.  13  behauptet,  hat  gar  keinen  Sinn  und 
beruht  auf  einer  Verkennung  der  griechischen  Ethik.  Eher 
wäre  Kocks  Aenderung  denkbar,  der  zufolge  Peithetaeros 
ixccQtjv  —  Xoycov  spricht  und  bei  uye  vvv  vom  Chorführer  ab- 
gelöst wird,  allein  sie  scheint  nicht  mit  Nothwendigkeit 
erfordert. 

Etwas  anders  war  offenbar  die  Vertheilung  des  zweiten 
Hochzeitsgesanges  unter  den  Koryphaeos  und  die  Hemichorien 
vom  Dichter  bei  der  Aufführung  bezweckt.  Denn  hier 
theilten  diese  sich  nur  in  den  Refrain  'T^^v,  'T^&vai'  oi 
und  die  Repetition  tl  dgaöo^ev  uvrrjv  sowie  TQvytjöo^iav 
avrijv,  während  jener  sowohl  den  Dialog  mit  Trygaeos  zu 
führen  hatte,  als  auch  dem  Chor  Vs.  1339  f.  einen  Befehl 
und  dem  Publikum  eine  scherzhafte  Aufforderung  Vs.  1355  f. 
(vgl.  Schol.  Tifjog  rovg  ^saräg)  zukommen  lässt.  Dem  folgen- 
den Text  liegt  die  vorzügliche  Restitution  von  Hermann 
Schrader  De  exlremae  Pacis  Aiisloph.  responsione  Heliodoro 
duce  restituenda  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  XXI  S.  105  f. 
zu  Grunde. 

TPTrAI02. 
dEVQ\  CO  yvvav,  dg  dygöv,  exg.  a 

xäxag  /u£t'  e^ov  xakr)  1330 

xa^äg  xatax£L6£L. 

HMIXOPION  a. 

HMIXOPION  ß'. 

K0PT<I>AI02. 
d  TQiG^dxaQ,  ag  dixaC-  uvriatQ.  a 

ag  rdya&d  vvv  ^xsig^ 


HMIXOPION  «'. 
'T^rjvj  'T^ivat    a. 

HMIXOPION  ß'. 
'Tiirjv ,'T^ävaL'   a.  1335 


_     165     - 

TPXrAIOS. 
ri  ÖQKao^ev  avtijv;  arg.  ß' 

HMIXOPION  a. 
XL  dgÜGoyiEv  avxi^v\ 

TPTrAIOS. 
TQvyrjöo^sv  avtrjv.  dwiazQ.  ß' 

HMIXOPION  ß'. 
TQvyijöo^sv  aVTTJV. 

KOPT^AIOS. 
aAA'  dgäpLavoi  cpSQco-  otq.  a 

(i£v  OL  ngoTEtayiLBVOi  1340 

Tov  vv^iptov,  dvÖQsg. 

HMIXOPION  a. 
'Tfirjv,  'T^iävai    a. 

HMIXOPION  ß'. 
'TfiTJv,  'T^ivai    0). 

TPTrAIOS. 
o£xrj0£ts  yovv  xakäg  avtiarq.  a 

ov  ngäy^cix    ayovxeq^  dX-  1345 

Aa  (jvxo Xoyovvxsg. 

HMIXOPION  a. 

HMIXOPION  ß'. 
'Tfirjv,  'T^svai    cd. 

K0PT*AI02. 
TOt)  ^£V  fiaya  xal  na%v^  otq.  a 


xrig  8'  ^dv  xö  övxnv.  .  1350 

HMIXOPION  a. 

HMIXOPION  ß'. 
'T^rjv,  'T(iEvai'  cd. 

TPTFAIOS. 
(prjöeig  y\  oxav  sGd'tyg  azQ.  y' 

olvöv  x£  Tttrjg^Ttolvv. 


-     166    — 

HMIXOPION  ä. 
'T^rjvj  'Tfiivat*  a. 

HMIXOPION  ß'. 

KOPT^AIOS. 
fi>  %atQeT£  ^aiQtx\   av-  uvtiotq.  a         1355 

nXaxovvTus  sösö&s. 

HMIXOPION  a'. 
'T^Tjv,  'Tiiivai    CO. 

HMIXOPION  ß'. 
'Tfirjv,  Tfievai'  c6. 

Westphal  fasst  Proleg.  zu  Aesch.  Trag.  S.  20  ff.  ohne  allen 
Grund  und  nur  von  seiner  Phantasie  geleitet ,  ähnlich  wie 
Richter  zu  Vs.  1340,  die  in  diesem  Verse  genannten  TiQors- 
ray^svoL  als  vom  Chor  getrennte  Personen,  als  jiQOTio^Ttoi 
des  Hochzeitszuges  auf,  während  die  Worte  des  Dichters, 
(pBQoyiEv  OL  TtQOTETay^Evoc  im  Munde  des  Chors,  es  un- 
zweifelhaft machen ,  dass  sie  im  Chor  inbegriffen  waren  und 
einen  Theil  desselben  ausmachten.  Sie  sind  natürlich  die 
vorangehende  Hälfte  des  Chors,  zu  welcher  ja  der  Chor- 
führer auch  gehört. 


m. 

Parachoregemen  und  Paraskenien. 

Was  die  Bedeutung  und  den  Unterschied  dieser  zwei 
viel  besprochenen  Theatereinrichtungen  (Pollux  IV>  1Ö9. 
Scholion  zu  Fri.  114  und  Frö.  209)  betrifft,  so  bin  ich  durch 
eine  unabhängig  geführte  Untersuchung,  welche  hier  ein- 
zuschalten zu  weit  vom  Wege  abführen  würde,  genau  zu 
den  Resultaten  Sommerbrodts  De  Aeschyli  rc  sccnica  I  S.  22 
und  II  S.  54  f.  gelangt,  auf  dessen  Darstellung  ich  den 
Leser  daher  einfach  verweise. 


-     167     — 

Dem    zuletzt    besprochenen    Hymenäos    steht    der   Ge- 
sang  der  Frösche    in    der   gleichnamigen    Komödie    Vs. 
209  —  269    hinsichts    der  äusseren  Einrichtung  am  nächsten, 
da   er  mit  jenem  den  Refrain   gemeinschaftlich  hat.     Sehen 
wir  von  dem  repetirten  ßQexsxaxhl  xoa^  xod^  ab,   so  unter- 
scheiden   wir    in    der    übrigbleibenden    zusammenhängenden 
Rede    der    Frösche    zwei    Bestandtheile:    die    Aufforderung 
zum  Gesänge  211 — 219  [q^iisy^cS^sd-a  213)  und   den  Dialog 
mit  Dionysos.    Diese  beiden  Bestandtheile  können  natürlich 
nicht    das    gewünschte   Lied    bilden-,    vielmehr    ist   dasselbe 
eben   jener   Refrain   ßQsxixexa^    xoä^    xoa^,    und    der  Aus- 
druck 213  e^dv  doiöäv  bezieht  sich  auf  die  vorangehenden 
Verse  209.  210,   welche   gerade  den   so    naturwahr  nachge- 
ahmten   Froschton    enthalten.      Nach    allem,    was    sich    uns 
bis  jetzt   als    Gesetz    der    Vertheihmg    bei    Aristophanes   er- 
geben  hat,   darf  nun  aber  weder   die  Unterhaltung  mit  der 
Scene   noch    die  Anrede  an   den  Chor   von   diesem  selbst  in 
seiner  Gesammtheit  übernommen   werden,    sondern  das  eine 
wie  das  andere  muss  hier  wie  sonst  überall  durch  den  Chor- 
führer geschehen    sein.      Und    gerade   in    dem   vorliegenden 
Falle   haben   wir    weiter   nichts    zu    thun   als  zu   eonstatiren, 
dass   die    angedeutete   Anordnung    längst    von    G.   Hermann 
Elem.  D.  M.  S.  742  ff.   erkannt   und   nur,    wie  zu  bedauern, 
gänzlich  unbeachtet  und  unbeherzigt  gebliebeii  ist.    Hermann 
schied    hier    vollkommen    zutreffend    die  fortlaufende  Rede 
und    den    Refrain    von   einander   und    gab   diesen    dem   Ge- 
sammtchor,  jene  dem  Koryphaeos.    Nicht  in  gleicher  Weise 
kann   ich   Hermanns   Versuch    in  unserm  Chorikon  anti stro- 
phische   Responsion    einzuführen    gutheissen,    wie    dasselbe 
vor  ihm   Reisig  Coniect.  S.  194  ff.  und  nach  ihm  Fritzsche, 
Rossbach    Griech.    Rhythm.   S.  228  ff.  und    Enger  Fleckeis. 
Jahrbb.  Bd.  77  S.  304  ff.  unternommen  haben.     Denn  da  die 
Choreuten  gar  nicht  in  der  Orchestra  sichtbar  wurden,  son- 
dern hinter  der  Scene  sangen   (vgl.  Schol.  zu  Vs.  209  und 
257),    so    entbehrt    die    Entsprechung    durch    Strophe    und 
Antistrophe  jeder  scenischen  Grundlage  und  jedes  Zweckes 


—    ir,8    — 

für  die  Augen  der  Zuschauer.  So  urtheilen  mit  Recht  Beck 
und  Kock  zu  Vs.  209.  Dagegen  darf  man  es  als  eine  glück- 
liche Vermuthung  Fritzsches  zu  251  bezeichnen,  dass  vor 
diesem  Verse  ebensowie  vor  257,  262,  266  den  Worten  des 
Dionysos  ein  ßQSxexsxh^  xoä^  %od^  hinzuzufügen  sei. 

In  ähnlicher  Weise  ist  zur  Ausführung  der  meisten 
übrigen  bei  Aristophanes  sich  findenden  Parachoregemen  oder 
Paraskenien  im  wesentlichen  nur  ein  Wortführer,  d.  h.  der 
Koryphaeos,  nöthig. 

Sehr  widerstreitende  Ansichten  sind  von  den  Gelehrten 
über  das  Personal  aufgestellt  worden,  durch  welches  das 
Parachoregera  im  Frieden  114 — 149,  die  Töchterchen 
des  Trygaeos,  dargestellt  ward.  C.  O.  Müller  im  Rhein. 
Mus.  Bd.  V  S.  343  und  C.  Fr.  Hermann  De  distributione 
personarutn  inier  histriones  m  trag.  Graec.  S.  39  waren  der 
Meinung,  dass  jene  Mädchen  von  einigen  Mitgliedern  des 
erst  später  auftretenden  Chors,  und  zwar  ohne  sichtbar  zu 
werden,  gespielt  worden  seien,  Schneider  Attisches  Theaterw. 
S.  138  sowie  Lachmann  Jahns  Jahrbb.  Bd.  31  S.  458  dachten 
gleichfalls  an  die  legitimen  Choreuten,  Hessen  dieselben  aber 
in  jener  Scene  auf  der  Bühne  sichtbar  werden.  Beer  end- 
lich statuirt  S-  44  f.  einen  kleinen  Nebenchor  von  Kindern, 
der  hier  die  Töchter  des  Trygaeos,  gegen  Ende  des  Stücks 
die  Söhne  des  Lamachos  und  Klconymos  vorgestellt  habe. 
Welcher  von  diesen  Annahmen  man  nun  a^ich  beistimmen, 
und  wie  gross  man  die  Zahl  der  auftretenden  Mädchen  sich 
auch  denken  mag,  soviel  geht  aus  den  Worten  des  Dichters 
klar  hervor,  dass  an  dem  Gespräch  mit  Trygaeos  nur  eine 
und  dieselbe  Person  sich  betheiligte  und  in  ihm  als  Wort- 
führer für  die  übrigen  fungirte.  Denn  der  Dialog,  den  wir 
hier  lesen,  schreitet  durchaus  logisch  fort  und  ist  weder 
durch  Wiederholungen  noch  durch  Gedankensprünge  ge- 
hemmt: jede  neue  Frage  der  Tochter  fusst  auf  der  letzten 
Antwort  des  Vaters.  Aus  diesem  Grunde  ist  es  als  ein 
Irrthum  anzusehen,  wenn  Richter  Prolog,  zum  Fri.  S.  41 
(und  Muff  ihm  folgend  S.  111)  annimmt,  Vs.  114—118  hätten 


—     IßO    — 

alle  Töchter  zusammen,  die  folgenden  7  Kommata  die 
Töchter  einzeln  vorgetragen,  und  wenn  er  darauf  die  Be- 
hauptung baut,  die  Töchter  -wären  7  an  der  Zahl  gewesen. 
Das  Parachoregem  in  der  Lysistrata  Vs.  1247  — 
1322  wird  von  Beer  S.  95  so  beschrieben:  „Dazu  kommt 
noch  der  Lakonerchor,  welcher  Vs.  1247  ff.  unter  Gesang 
und  Flötenbegleitung  einen  Nationaltanz  aufführt.  Der 
Führer  dieses  Chores  ist  der  Spartaner,  der  1072  ff.  mit 
den  Orchesten,  welche  später  jenen  Chor  bilden,  auftrat 
und  sich  längere  Zeit  mit  dem  Chor,  dem  Athener  und  der 
Lysistrata  unterhielt  —  also  ein  ordentlicher  Schauspieler; 
der  Chor  der  Athener  Vs.  1279  ff.  wird  dagegen  nicht 
einen  besonderen  Nebenchor  in  Anspruch  genommen  haben, 
sondern  der  gewöhnliche  noch  anwesende  Chor  der  athenischen 
Frauen  und  Greise  wird  denselben  gesungen  haben."  ^luff 
S.  117  ff.  verwirft  diese  Darstellung  Beers,  soweit  sie  den 
athenischen  Chor  anlangt,  und  beansprucht  für  ihn  eben- 
falls ein  ausserordentliches  Chorpersonal.  Jedoch  wendet 
sich  seine  Polemik  in  Wahrheit  nicht  gegen  Beer,  sondern 
gegen  Ernst  Droysen  De  Aristophanis  re  scaenica,  Bonnae 
1868  S.  61,  der  sich  an  Beer  anlehnt  —  nur  mit  dem  sehr 
wesentlichen  Unterschiede,  dass  er  den  Chor  der  Greise 
1188  abtreten  und  1279  als  Athener  wiedererscheinen  lässt. 
Und  dass  die  specifisch  Droysensche  Annahme  abzuweisen 
sei,  hierin  stimme  ich  mit  Muff  durchaus  überein,  nur  ist 
damit  nicht  auch  die  Ansicht  Beers  widerlegt;  vielmehr  be- 
darf sie  nur  einer  an  sich  geringen,  aber  folgereichen  Er- 
weiterung, um  völlig  richtig  zu  sein.  Die  specielle  Be- 
zeichnung A&HNJIfiN,  welche  die  Handschriften  bei  Vs. 
1279  zu  XOPOZ  hinzufügen,  ist  irrig  und  nur  dadurch  ent- 
standen, dass  ein  alter  Grammatiker  in  seiner  Ekdosis  mittels 
derselben  den  regulären  Chor,  welcher  in  der  That  aus 
athenischen  Männern  imd  Frauen  besteht,  bestimmter  von 
dem  lakonischen  Tänzerchor  unterscheiden  wollte.  So  fehlt 
denn  auch  jedes  Personenzeichen  im  Rav.  Aug.  und  der 
Junt.   und  ist   zuerst  von   Brunck   aus    den  Pariser  Hand 


—     170     — 

Schriften  eingeführt  worden.  Was  wir  1279 — 1295  lesen, 
sind  also  Worte  des  gewöhnlichen  Chors.  Und  es  hätte 
wohl  als  höchst  wunderbar  auffallen  sollen,  dass  dieser  in 
der  Schlussscene  ganz  verstummte  und  mit  gar'  keiner 
Leistung  mehr  hervortrat.  Das  wäre  ein  bei  Aristophanes 
einzig  dastehendes  Verhältniss.  Zum  Ueberfluss  werden 
wir  Vs.  1223  f. 

ovn  ccTiid'',  OTCag  av  ol  ylccxav sg  svdod'sv 

xad"'  riGvxCav  dnicootv  evaxrjfisvoL; 
und  1241  ff.  vom  Dichter  zwar  auf  das  Erscheinen  eines 
lakonischen,  nicht  aber  eines  athenischen  Festschwarms  vor- 
bereitet und  aufmerksam  gemacht.  Die  ganze  Scene  ist, 
wie  aus  allem  hervorgeht,  eine  Tanzscene,  welche  von  den 
beiden  Chören,  dem  extraordinären  lakonischen  und  dem 
gewöhnlichen  (athenischen)  als  Tänzern  und  von  ihren 
beiderseitigen  Führern  als  Sängern  ausgeführt  wird.  Die 
daktylo  -  trochäischen  Hyporchemen  1247  —  1272  und  1296 — 
1322  singt  der  Führer  der  Tänzer,  welche  den  Lakonerchor 
ausmachen,  als  Begleitung  zum  Tanze  und  nicht  etwa  der 
gesammte  tanzende  Chor,  wie  gewöhnlich  angegeben  wird. 
Hiermit  sagen  wir  keineswegs  etwas  neues  oder  unerhörtes, 
sondern  setzen  nur  die  alte  Tradition  in  ihr  wohlbegründetes 
Recht  ein.  Denn  die  Handschriften  bieten  in  Ueberein- 
stimmung  vor  1247  genau  sowie  bei  Vs.  1242,  an  welcher 
Stelle  der  Lakoner  seine  Absicht  zu  singen  eröffnet,  die 
Personenbezeichnung  AAKilN ,  und  ebenso  hat  der  Rav. 
vor  1296  nicht  XOPOU  AJKilNSlN  sondern  bloss  Xaxsd. 
Im  gleichen  wird  nur  ein  Lakoner  aufgefordert  1295  Adxatv 
%Q6(paiv£  drj  <3v  fiovöav  inl  via.  viav.  Vgl.  auch  das  Scho- 
lion  zu  Vs.  1247  mit  Gieses  Correcturen  Ueber  den  äol.  Dial. 
S.  316.  Ganz  ebenso  singt  der  Chorführer  des  gewöhnlichen 
Chors  für  sich  allein  1279  — 1292,  zur  Feier  verschiedener 
Gottheiten  auffordernd,  und  schliesst  mit  dem  Befehl  an 
seine  Choreuten: 

worauf  der  tanzende  Gesammtchor  mit  jenen  Jubelausrufen 


—     171     - 

1293.  1294  einfällt,  die  bei  der  Aufführung  des  Tanzes  er- 
weitert zu  denken  sind.  Zur  näheren  Begründung  dieser 
unserer  Anordnung  haben  wir  auf  das  besprochene  Schluss- 
ballet  der  Ekkles.,  welches  sich  mit  dem  uns  vorliegenden 
bis  auf  die  einzelnen  Worte  deckt,  zu  verweisen.  Mit  dem 
schon  citirten  Vs.  1295  wendet  sich  schliesslich  wieder  der 
Koryphaeos  allein  dem  Lakoner  mit  der  Bitte  um  einen 
zweiten  Gesangvortrag  zu.  Diesen  Vers  dem  Chor  abzu- 
sprechen und,  wie  Bergk  gethan,  der  Lysistrata  zu  über- 
weisen, liegt  nicht  der  geringste  Grund  vor,  mag  indes 
dadurch  herbeigeführt  sein,  dass  Bergk  einsah,  wie  un- 
passend er  im  Munde  des  hier  allgemein  angenommenen 
Gesammtchors  sei. 

Anders  als  in  den  vorstehenden  Chorika  ist  die  Sache 
im  Paraskenion  der  Thesmophoriazusen  101  — 129 
gestaltet,  weil  hier  Agathon,  also  ein  Schauspieler,  der  wort- 
führende und  der  Leiter  des  Chorgesangs  ist  und,  wie  sonst 
der  Chorführer,  zum  Preise  der  einzelnen  Götter,  Apollons, 
seiner  Schwester  und  Mutter  den  unsichtbaren  Musenchor 
auffordert,  während  dieser  hinter  der  Scene  in  vollstiramigen 
Liedern  Agathons  Befehl  gehorsam  antwortet.  Denn  richtig 
bemerkt  Beer  S.  79:  „Dazu  kommt  der  Musenchor,  der 
nicht  auf  der  Bühne,  sondern  hinter  derselben  von  den  erst 
Vs.  295  auftretenden  Choreuten  gesungen  wird."  Fritzsche 
zu  Vs.  101  urtheilte  ebenso,  indem  er  zugleich  die  an  sich 
nicht  unvernünftige  Ansicht  des  Scholiasten  zu  diesem  Verse 
doch  mit  Recht  abwies.  Ausserdem  vgl.  Enger  Ausg.  und 
Rhein.  Mus.  N.  F.  Bd.  IV  S.  62  ff.  Nur  scheint  die  ver- 
suchte antistrophische  Gliederung  hier  aus  denselben  Grün- 
den wie  beim  Froschgesang  zwecklos. 


—     172     — 

Viertes  Capitel. 

Der  Chor. 

Ausser  den  Parodoi  oder,  in  diesem  Fall  richtiger  ge- 
sagt, den  ersten  Liedern  des  Chors  vor  oder  nach  seinem 
Einzüge  in  den  Wolken,  Thesmophoriazusen  und  Ekklesia- 
zusen  sind  uns  nur  noch  solche  Chorika  zur  Besprechung 
übrig,  welche  im  Verein  mit  der  Parabase  die  Komödien 
in  Epeisodien  zerlegen  und  daher  als  Stasima  bezeichnet 
werden  dürfen.  Diese  Behauptung  haben  wir  zunächst  an 
der  Untersuchung  Neseraanns  De  episodiis  Aristophaneis ,  Bero- 
lini  1862,  von  dem  die  bezeichnete  Gliederung  versucht  und 
in  allen  Stücken  des  Komikers  durchgeführt  worden  ist,  zu 
prüfen  und  zu  erweisen.  Abgesehen  muss  hierbei  vom 
Plutos  und  den  Ekklesiazusen  werden,  in  welchen  beiden 
die  Zwischenactsgesänge,  Parabasen  wie  Stasima  oder  car- 
mina  parahatica ,  fehlen  und  durch  jenes  XOPOT  angedeutet 
sind;  abgesehen  muss  ferner  vom  Frieden  werden,  der  nur 
2  Epeisodien  337-  728  und  819—1126  umfasst,  welche 
durch  die  zwei  Parabasen  begrenzt  werden.  Aber  in  den 
Acharnern,  Rittern,  den  Wolken,  Wespen  und  Fröschen 
lässt  sich  das  behauptete  Verhältniss  ohne  weiteres  er- 
härten. Die  Acharner  enthalten  4  Epeisodien  241  —  625, 
719  —  835,  860  —  970,  1000—1142,  welche  durch  die  beiden 
Parabasen  und  die  noch  nicht  behandelten  Stasima,  das 
iambische  836  —  859  und  das  päonisch-trochäische 
971  —  999  gebildet  w^erden.  In  den  Rittern  haben  wir  der 
Epeisodien  3  278  —  497,  611  —  972.  997  —  1262:  sie  ent- 
stehen durch  die  beiden  Parabasen  und  das  zu  behandelnde 
logaödische  Stasimon  973  —  996.  In  den  Wolken  finden 
sich  4  Epeisodien  314-509,  627-888,  889-1113,  1131— 
1302,  von  einander  geschieden  mittels  der  zwei  Parabasen, 
dos  XOPOThc\  888  und  des  zu  besprechenden  iarabischen 
Stasimons  1303  — 1320.  3  Epeisodien  bieten  die  Wespen 
317   oder  336  —  1008,   1122  —  1265,    1292-1449,   begrenzt 


von  zwei  Parabasen  und  dem  logaüdischen  Stasimon 
1450 — 1473.  Die  Frösche  zerfallen  in  4  Epeisodien  4C0  — 
673,  738  —  813,  830-1098,  1119-1481,  welche  von  der 
Parabase  und  den  drei  noch  nicht  besprocheneu  Stasima, 
dem  daktylischen  814  —  829,  den  trochäischen  J099 
—  1118  und  1482 — 1499  geschlossen  sind.  Auch  für  die 
Vögel  trifft  unsere  Behauptung  im  ganzen  zu.  Denn  von 
den  3  hier  vorhandenen  Epeisodien  354 — 676,  801  — 1057, 
1118 — 1469  werden  die  zwei  ersten  durch  die  Parabasen, 
das  letzte  durch  das  trochäische  Stasimon  1470 — 1493 
abgeschlossen.  Doch  kommen  noch  die  gleichfalls  von  uns 
nicht  betrachteten  Strophen  1553 — 1564=  1694—1705  hin- 
zu, welche  nicht  gliedern,  da  sie  getrennt  von  einander  er- 
scheinen. Sie  sind  als  die  Nachzügler  der  ganz  ähnlich 
gebauten  Strophen  des  Stasimons  1470—1481  =  1482—1493 
anzusehen  und  im  Zusannneuhange  mit  ihnen  zu  behandeln. 
Die  Lysistrata  anlangend  so  .stiunnt  auch  in  ihr  die  Sache 
vorzüglich,  nur  ist  sie  in  Folge  der  eigenartigen  Anlage 
dieser  Komödie  ein  wenig  modificirt.  Da  nämlich  dies 
Stück  ohne  Parabase  ist,  so  treten  dafür  jene  bereits  er- 
örterten Einzelvorträge  der  Choreuten  und  der  Chorführer 
614 — 705  und  781  —  828  ein,  welche  kleine  Scenen  des  sich 
bis  Vs.  1043  feindselig  gegenüberstehenden  Chors  enthalten. 
Durch  sie  an  Stelle  der  Parabasen  und  durch  die  zu  er- 
läuternden päonisch-trochäischen  Stasima  1043 — 1072 
sowie  1188  — 1215  werden  nun  die  4  Epeisodien  der  Lysi- 
strata  386-613,  700-780,  829-1043,  1073-1187  ge 
sondert.  Ebenso  wird  in  den  Thesmophoriazusen  die  erste 
Parabase  durch  jenen  chorischen  Wechselgesang  655  ff.  als 
Zwischenlied  ersetzt,  auch  dient  als  solches  das  Hyporchem 
946  — 1000;  die  übrigen  Zwischengesänge  sind  die  Parabase 
und  das  logaödische  Stasimon  1136 — 1159,  sodass  wir 
auf  die  4  Epeisodien  372  —  654,  689-784,  846-946,  1001 
— 1135  kommen. 

Hiernach  ist  das  Ergebniss,  durch  Regel  und  Ausnahme 
bestätigt,  das  behauptete:  jene  Chorika  scheiden,  abwechselnd 


—     174     - 

mit  den  Parabasen,  als  Stasima  die  aristophaneischen  Ko- 
mödien nach  ihren  Epeisodien.  Dieser  ihr  gemeinsamer 
Charakter  ist  aber  für  die  Bestimmung  ihrer  seenischen 
Darstellung  von  der  grossesten  Wichtigkeit.  Denn  wie  die 
Darstellung  der  Parabase  eine  typische,  überall  sich  gleich- 
bleibende war,  gerade  so  stereotyp  musste  die  äussere  Aus- 
führung des  Stasimons  sein.  Der  Grund  für  beides  ist  genau 
derselbe  und  liegt  im  innersten  Wesen  des  antiken  Dramas 
und  Theaters.  Da  demselben  Vorhang  und  Zwischenpause 
fremd  waren,  so  konnte  das  zuhörende,  aus  allen  Bildungs- 
stufen zusammengesetzte  Publikum  nur  dann  die  Gliederung 
des  gespielten  Dramas  erkennen  und  seine  Disposition  über- 
sehen, wenn  die  aus  Chorvorträgen  gebildeten  Anhaltepunkte 
eine  feste,  unabänderlich  gleiche  seenische  Gestaltung  zeigten 
und  sich  durch  sie  von  den  übrigen  Leistungen  des  Chors 
deutlich  unterschieden.  Weil  nun  in  der  Komödie  neben 
der  Parabase  jene  der  Untersuchung  bedürftigen  Chorika 
als  gliedernde  Chorlieder  auftreten,  so  dürfen  wir  sagen: 
Hesse  sich  auch  nur  für  eines  derselben  die  Aufführung  mit 
der  in  diesen  Fragen  immer  bedingten  Gewissheit  nach- 
weisen, so  wäre  die  allerübrigen  mitgewonnen.  Und  es  trifft 
sich  für  uns  so  glücklich,  dass  wir  in  der  That  an  einem 
Stasimon  die  Darstellung  so  gut  wie  sicher  erkennen  und 
feststellen  können,  und  dass  wir  ferner  alle  übrigen  Stasima 
nach  ihrer  äusserlichen  wie  inneren  Beschaffenheit  damit  in 
keinem  Widerspruch  sondern  in  schönster  Uebereinstimmung 
vorfinden.  Dieses  eine  Stasimon  sind  die  4  sich  entsprechen- 
den Systeme  in  den  FrÖ.  814—817  =  818  —  821=822- 
825  =  826  —  829.  Wenn  man  freilich  den  Commentar 
Fritzsches  und  seiner  Nachfolger  durchliest,  so  findet  man 
das  einfachste  und  zum  Verständniss  der  vorliegenden  Com- 
position  nothwendigste  nicht  angemerkt,  nämlich  dass  liier 
in  regelmässiger  Abwechselung  Aeschylos:  Euripides:  Aeschy- 
los:  Euripides  behandelt  wird.  Im  ersten  System  sehen 
wir  den  erzürnten  aQtßQe^dtag  beim  Anblick  des  Gegners 
die    Augen    rollen.      Vor    ihn    tritt    Euripides     im    zweiten 


—    175    — 

System  mit  seinen  künstlich  credrechselten  Gedankenschnitzoln, 
den  öfiiksv^ara  SQycov.  Gegen  sie  entsendet  Aeschylns  die 
Q^ftara  yoiiq^oTfccyfj  (System  3) ;  aber  die  öro^arovQydg  inöSv 
ßaaaviGTQia  XCoTcri  ykaöaa  des  Feindes  spaltet  dieselben 
kurz  und  klein  (System  4).  Dieser  Wechsel  der  Partei- 
nahme, dieser  Gegensatz  in  der  Stimmung  des  Chors  konnte 
indes  dem  Zuschauer  nicht  klar  werden,  wenn  der  Gesammt- 
chor  ungetheilt  alle  4  Systeme  hinter  einander  wegsang. 
Es  musste  vielmehr,  da  ohne  Nennung  und  Bezeichnung 
der  Person  von  einem  Subject  zum  andern  übergegangen 
wird,  durch  die  Stellung  und  Theilung  des  Chors  die  An- 
ordnung des  Chorliedes  dem  Publikum  nahe  gelegt  werden, 
um  die  beabsichtigte  Wirkung  zu  erreichen.  Man  lese  nur 
822  sowie  das  ganze  dritte  System,  und  man  wird  alsbald 
erkennen,  dass  jener  Vers  sich  nicht  an  den  unmittelbar 
vorstehenden,  sondern  an  817  d.  h.  an  den  Schluss  des 
ersten  Systems  anreiht.  Hieraus  ersehen  wir  die  Dar- 
stellung der  Systeme  in  der  Orchestra:  der  Chor  theilte 
sich  zu  zwei  Hälften,  die  eine  verfocht  Aeschylos,  die 
zweite    übernahm   Euripides. 

HMIX.  a   814-817:  A.-^ 

HMIX.ß'  818—821:  iF.sJ 

HMlX.a   822  —  825:  A. 

HMIX.ß  826  —  829:  E. 
Es  ist  ja  dies  auch  die  eigentlichste  Bedeutung  der  Halb- 
chöre, vt  r.hori  quaedam  dissensio  sit ,  qua  discordes  (hemi- 
chori)  in  duas  opposHas  vel  dwersas  sententias  discedant ,  wie 
Bamberger  a.  O.  S.  30  sich  ausdrückt. 

Auf  diese  Art  scenischer  Darstellung,  der  zufolge  die 
Strophe  von  dem  einen,  die  Antistrophe  von  dem  andern 
Halbchor  ausgeführt  wird,  passt  nun  die  Anlage  aller  übrigen 
Stasima  aufs  beste.  Denn  wie  dort  in  den  F'rö.  Aeschylos 
und  Euripides  die  Chortheilung  verursachen  (vgl.  auch  Frö. 
1482-1490=  1491—1499  mit  Fritzsche  zu  Vs.  1491),  so 
übernimmt  in  den  We.  die  Strophe  1450 — 1461  die  Solig- 
preisung  des  alten  Philokieon,    die  Antistrophe  1462 — 1472 


—     176    — 

dagegen  das  Lob  des  jungen  Bdelykleon.  Ebenso  wird  Ach. 
971  —  987  die  Wirkung  des  Iloka^og  und  im  Gegensatze 
dazu  988  —  999  die  der  /Jtakkuyiq  besehrieben,  beides  ein- 
geleitet von  einem  Preise  auf  Dikaeopolis.  Und  zwar  be- 
wegt sich  der  in  Strophe  und  Antistrophe  getheilte  Chor 
nicht  bloss,  wie  in  den  angeführten  Beispielen,  auf  gegen- 
sätzlichen Gebieten  und  nacli  verschiedener  Richtung  hin: 
er  hebt  auch  die  einzelnen  Seiten  derselben  Gedankengruppe 
hervor  und  reiht  ähnliche  Erscheinungen  an  einander.  Das 
ist  der  Fall  in  den  4  Systemen  der  Ach.  836  —  841  =  842 
_  847  =  848  —  853  =  854  —  859,  deren  erstes  Ktesias,  das 
zweite  Prepis,  Kleonymos,  Hyperbolos,  das  dritte  Kratinos, 
das  vierte  Pauson  und  Lysistratos  verspottet;  desgleichen 
in  den  4  Strophen  der  Vö.  1470—1481  =  1482  —  1493  = 
1553  — 1564  =  1694  — 1705,  wo  in  der  ersten  Kleonymos, 
in  der  zweiten  Orestes,  Peisandros  in  der  dritten,  Gorgias 
und  Philippos  in  der  vierten  Strophe  durchgenommen  wird. 
In  beiden  Fällen  ist  auf  die  Stichwörter  der  sich  ablösen- 
den Hemichorien  zu  achten,  aufweiche,  soviel  mir  bekannt, 
kein  Herausgeber  hingewiesen  hat:  Ach.  842.  848.  854  ovdi^ 
Vö.  1473.  1482.  1554.  1694  iatCv.  Aehnlich  verhält  es  sich 
mit  den  4  coupletartigen  Strophen  Lys.  1043 — 1058  =  1059 
—  1072=1189-1204=1205  —  1215,  in  denen  die  Halb- 
chörc  wochselweis  mit  dem  Publikum  scherzen  und  ihm 
spasshaft  genug  Geld  (gtq.  a),  Fleischgerichte  {uvtiOtq.  a), 
Teppiche,  Gewänder  und  Schmucksachen  (gtq.  ß'),  endlich 
feines  Gebäck  {uvtlötq.  ß')  anbieten.  Wenn  man  im  Hin- 
blick auf  den  1043  vorangehenden  Vers: 

«AAa  xoLvfj  avötakivreg  rov  ^eXovs  ccg^cj^e^cc 
hier  die  Theilung  des  Chors  bestreiten  wollte,  so  würde 
man  damit  nicht  das  richtige  treffen.  Denn  jene  Worte  des 
einen  Chorführers  besagen  keineswegs,  dass  man  ein  Lied 
einstimmig,  sondern  vielmehr  dass  man  es  gemein- 
schaftlich singen  wolle.  Während  nämlich  der  männliche 
und  weibliche  Halbchor  bis  hier  immer  getrennt  und  sich 
feindlich    entgegengestanden    hat,    so     rückt    er    jetzt   zum 


—     177     — 

ersten  Mal  zu  einer  einmüthigen  gemeinschaftlichen 
Gesangproduction  zusammen.  Dass  aber  mit  xoivfj  kein 
einstimmiger  Chorgesang  angezeigt  werde,  beweist  Frö. 
Vs.  416  und  unsere  Behandkmg  jenes  Liedes  im  vorstehen- 
den Capitel  II.  Im  folgenden  Capitel  werden  wir  auf  den 
Vs.  1042  der  Lys.  und  seinen  Sinn  zurückkommen.  —  In 
den  Ri.  973 — 99G  geht  es  in  Strophe  wie  in  Antistrophe 
allein  über  Kleon  her;  aber  gerade  in  diesem  Stasimon  ver- 
räth  der  Wortlaut  des  Anfangs  der  Antistrophe  selbst,  dass 
mit  ihr  Vs.  985  eine  andere  Person  anhebt:  «AAä  xccl  rdd' 
eyays  ^avfta^to  rrjg  vofiovöiag  avrov.  Wir  bemerken  hier 
dasselbe  Verhältniss  wie  in  der  zweiten  Parabase  der  Ach., 
welche  auch  ganz  der  Verhöhnung  des  einen  Antimachos 
gewidmet  ist.  Da  beginnt  die  Antistrophe  1162  so:  toüto 
}i£v  uvza  xaxov  iv  ■  xad"'  sreQOV  vvxrsQivdv  ysvoiro.  Beide- 
mal spricht  der  zweite  Halbchor  mit  deutlicher  Bezugnahme 
auf  die  Worte  des  ersten:  „was  du  da  sagst,  ist  schön  und 
gut,  nun  aber  kommen  wir  an  die  Reihe!"  Einmal  wird  auch 
genau  derselbe  Gedanke  in  Strophe  und  Antistrophe  wieder- 
holt Frö.  1099-1108=  1109—1118:  o  rt  tisq  ovv  fj^frov 
egt^eiv,  Xsysrov,  sTiitov  xrl.  ==  ni^Öav  ovv  öeCai]rov,  ukkä 
ndvz'  insl,LXov  xrk.  Da  haben  wir  denn  also  jene  An- 
ordnung, iit  cerlo  ordine  in  posteriore  quoque  commate  con- 
firmutio  aliqua  vel  responsio  sit  corum ,  quae  in  praece- 
(lenle  dicla  sunt  (Bamberger  S.  16). 

Werden  wir  durch  alles  in  unserer  Ueberzeugung,  dass 
in  den  Strophen  der  Stasima  der  Chor  sich  in  Hemichorien 
schied,  mehr  und  mehr  bestärkt,  so  sehen  wir  uns  mit 
diesem  Resultat  wiedemm  in  Uebereinstimmung  mit  G.  Her- 
mann, welcher  in  seiner  Ausgabe  der  Wolken  das  Stasimon 
1303  —  1310=1311  —  1320  an  HMIXOPION  u  und  ß', 
ohne  etwas  darüber  zu  bemerken,  vertheilt  hat,  ohne  An- 
halt der  Handschriften  und  gerade  in  einem  Falle,  wo  auch 
die  Beschaffenheit  des  Chorikons  selber  am  allerwenigsten 
einen  Anhalt  bot.  Der  letzte  Grund  für  das  Auftreten  der 
Halbchöre   im   Stasimon   ist   wahrscheinlich   der,    dass   nach 

Arnoldt,  ('horpart.  I».  Arintopli.  l'i 


-     17«     - 

dem  Abtreten  der  Schauspieler  der  Chor  sich  mit  sich  selbst 
und  dadurch  zugleich  das  Publikum  unterhält.  Dieses  ist 
in  allen  den  behandelten  aristophaneischen  Stasima  der  Fall, 
mit  Ausnahme  von  Frö.  1099  — 1118  sowie  von  Lys.  1043 
— 1072  und  1189 — 1215.  In  den  Frü.  sind  die  Schauspieler 
nicht  abgetreten  und  werden  von  den  Halbchören  angeredet, 
in  der  Lys.  wenden  sich  die  Halbchüre  direct  an  das  Publi- 
kum. Auch  zu  Anfang  Ach.  836  und  971  findet  diese 
Wendung  statt. 

Die  im  Beginn  dieses  Capitels  erwähnten  Parodoi  sind 
es  sämmtlich  nicht  im  strengsten  Sinne  des  Worts.  Denn 
die  daktylischen  Strophen  in  den  Wo.  275—290  =  299—313 
werden  vom  Chor  noch  hinter  der  Scene  gesungen,  da  der- 
selbe erst  Vs.  323  ff.  in  der  Orchestra  sichtbar  wird;  der 
Vortrag  der  logaödischen  Strophe  312  —  .330  in  den  Thesm. 
aber  findet  nicht  beim,  sondern  nach  erfolgtem  Auftritt  des 
Chores  statt,  und  endlich  singt  dieser  Ekkles.  289  —  299  = 
300  —  310  nicht  während  des  Einzuges  in  die  Orchestra, 
sondern  während  des  Abzuges  aus  derselben.  Was  die  Aus- 
führung der  genannten  Gesänge  betrifft,  so  haben  wir  für 
den  letzten  die  Theilung  in  Halbchöre  im  ersten  Capitel  VIII 
erwiesen,  und  das  gleiche  lässt  die  Analogie  für  die  Wo. 
vermuthen.  In  den  Thesm.  hingegen  ist  eine  solche  An- 
ordnung unmöglich,  da  die  logaödische  Strophe  352  —  371 
mit  der  vorangehenden  312  —  330  nicht  in  Responsion  steht, 
auch  wohl  von  Meineke  Adn.  crit.  S.  XXIII  mit  Recht  als 
Carmen  spurium  bezeichnet  wird.  Auch  in  dem  Stasimon 
1136  — 1159  der  Thesm.  haben  Halbehöre  keine  Stelle;  w^ie 
denn  Aristophanes  überhaupt  in  jenem  Stück  von  seiner 
sonst  so  häufigen  Anwendung  antistrophischer  Composition 
und  dem  damit  in  Verbindung  stehenden  Gebrauche  der 
Hemichorien  abgewichen  ist.  Dies  hat  schon  Fritzsche  zu 
Vs.  434  bemerkt:  ,,Ac  si  quis  animiim  attendere  volueril ,  cito 
intelliget,  paucissi7nas  omnino  hac  in  falmla  antistrophas  in- 
veniri"  —  doch  sind  die  Folgerungen,  welciie  dieser  Gelehrte 
für    die  Beschaffenheit    des   Chors    daraus    zieht,    durchaus 


-     179    — 

abzuweisen,   wie  auch  Enger  zu   clemsolbon   Vsc.  mit  Ent- 
schiedenheit gethan  hat. 

Durch  das  für  die  Stasiina  des  Aristophanes  gewonnene 
Resultat  werden  auch  unsere .  letzten  Zweifel  über  die  Vor- 
tragsart der  Ode  und  Antode  in  der  Parabase  und  der  anti- 
strophisch gebauten  Lieder,  welche  im  zweiten  Capitel  unter 
Fall  B  zusammengestellt  sind,  vollständig  beseitigt.  Ode 
und  Antode  sind  den  Strophen  des  Stasimons  coordinirt,  da 
die  Parabase  zusammen  mit  dem  Stasimon  die  Komödie 
gliedert.  Danach  muss  auch  ihre  Darstellung  vor  den  Augen 
der  zuschauenden  Menge  dieselbe  gewesen  sein.  Jene  anti- 
strophischen Lieder  in  Fall  B  aber  sind  dem  Stasimon  sub- 
ordinirt,  weil  sie  nicht  wie  dieses  nach  Epeisodien  gliedern, 
sondern  innerhalb  derselben  liegen,  in  Strophe  und  Anti- 
strophe  durch  kleinere  Abschnitte  eines  Epeisodions  ge- 
trennt. Trat  nun  in  den  bedeutungsvolleren  und  umfang- 
reicheren Stasima  die  Spaltung  des  Chors  in  Hemichorien 
ein,  so  durften  jene  unbedeutenderen,  kürzeren  von  einander 
getrennten  Strophen  unmöglich  die  Wirksamkeit  des  voll- 
tönenden Chors  beanspruchen,  um  nicht  die  Gliederung  der 
Komödie  in  Unklarheit  und  Verwirrung  zu  bringen.  Wir 
gelangen  demnach  auch  auf  diesem  Wege  zu  der  bereits  im 
dritten  Capitel  I  adoptirten  Annahme  Hermanns,  der  auch 
hier  sich  für  Halbchöre  entscheidet.  Allein  was  wird  aus 
den  Liedern  des  Falls  /?,  welche  keine  Antistrophe  haben? 
Es  gibt  deren  überhaupt  nur  verschwindend  wenige,  näm- 
lich folgende  5:  Ach.  490  —  493,  Fri.  582-600,  Vö.  629 
—  636,  Frö.  875  —  883,  Ekkles.  .571-580.  Von  ihnen  mag 
die  letzte  Stelle  bei  der  ganz  singulären  Beschaffenheit  des 
Chors  in  den  Ekkles.  in  der  That  von  allen  wirklichen 
Choreuten  gesungen  worden  sein.  Lu  Fri.  kamen  wohl 
einzelne  Chorpersonen,  wahrscheinlich  ein  Grorj^og,  zum 
Vortrage  heran;  doch  ist  die  Vertheilung  in  diesem  Fall 
sehr  unsicher.  In  anderen  Fällen  werden  wir  den  Ausfall 
der  Antistrophe  anzunehmen  haben.  Und  es  wäre  geradezu 
wunderbar,    wenn   derselbe   nicht    hier    und    da    statthätte. 

1-2* 


—     180    — 

Wir  merken  nur,  Avie  das  in  der  Natur  der  Sachlage  be- 
gründet ist,  hier  diesen  Ausfall  schwer:  da,  wo  wir  ihn 
leicht  merken  und  merken  müssen,  in  der  Antistrophe  und 
dem  Antepirrhema  der  Parabase,  haben  die  Herausgeber 
verschiedentlich  Veranlassung  gehabt  ihn  zu  notiren. 

Da  wir  der  Verwendung  des  Halbchors  bei  Aristophanes 
aus  inneren  Gründen  einen  nicht  unbeträchtlichen  Umfang 
beigemessen  haben,  so  muss  es  geboten  erscheinen,  einmal 
die  handschriftliche  Bezeichnung  HMIXOP.  im  Zusammen- 
hange zu  prüfen.  Während  die  älteren  Ausgaben  bis  auf 
Brunck  dieses  Zeichen  meistens  wiedergaben,  wo  und  wie 
sie  es  in  der  zu  Grunde  gelegten  Handschrift  vorfanden,  so 
dehnte  Brunck  dasselbe  noch  über  die  handschriftliche 
Autorität  hin  aus,  indem  er  Hemichorien  nicht  nur  in  den 
Strophen  der  Parabase  sondern  auch  da  ansetzte,  ubi  liuiiis- 
cemodi  chotids  cantionibus  vi  ein  a  est  parabasis  (G.  Hermann 
zu  Wo.  563).  Allein  die  Unsicherheit  seines  Verfahrens, 
die  Inconsequenz  der  Handschriften,  endlich  die  Ungewiss- 
heit  der  neueren  Herausgeber  selbst  über  die  von  Halb- 
chören  gesungenen  Partien  bewirkten  es,  dass  man  von 
jener  Personenbezeichnung  mehr  und  mehr  zurückkam,  so- 
dass sie  sich  heutzutage  bei  Bergk  und  Meineke  nur  noch 
in  den  Ach.  Vs.  557  —  577  erhalten  hat  und  sonst  überall 
durch  das  gebräuchliche  XOP.  verdrängt  ist.  Leider  ist 
nun  die  Vergleichung  des  Rav.  und  Ven.  auch  bei  Bekker 
nicht  von  der  für  unsere  Untersuchung  eigentlich  erforder- 
lichen Zuverlässigkeit,  und  man  ist  berechtigt  manche  seiner 
Angaben  auch  hier  in  Zweifel  zu  ziehen,  wenn  man  das  aus- 
drückliche Zeugniss  Invernizzis  und  Dindorfs  dagegenhält. 
Vgl.  W.  Ribbeck  Vorw.  zu  den  Ri.  S.  V  und  v.  Velsen  Ueber 
den  Codex  Urbinas,  Halle  1871  S.  29.  Indessen  glauben 
wir  nicht,  dass  eine  genauere  Collation  (wenn  wir  von  der 
V.  Velsens  für  die  Ri.  einen  Schluss  machen  dürfen)  unser 
Urtheil  wesentlich  umgestalten  würde.  Nach  Bekker  setzen 
Rav.  und  Ven.  die  Bezeichnung  HMIXOP.  folgenden  Versen 
vor:  Ach.  494;  557.  5G0.  5G2.  564.  566.  575.  576;  1150.  1162. 


-     181     — 

Wo.  563.  595.  Wc.  1060.  1091;  1275.  1284;  1518  (1518  — 
20  a  manu  recenli  in  margine  habet  7?.).  1528  {HyiIX.\  — 
R.).     Fri.  1332.   1333  (HM/X]   «/lAo/ R.).     Vö.  737.   769; 

1058  (i  R.).  1088  {av8yi  ifroi  ccJotgoiprj  R.);  1720.  1731. 
Thcsm.  659.     Ly  s.  2b6  {HMIX.]  dga"  R.).    26Q  (HMIX.] 

atv^fiodaQog  R.);  321  {tjfif  yv^R.).  326.     Frö.  354.  372. 

382  ('^/c  rj  isgevg  R.).   384.  394.  440.  448;  686  {iniQQf'/  R.). 

717  (nvtsmQQt]ncc  R.).     Ekkles.   289.  300;   1163  {rjfil,  R.). 
1166.  1178.     Hier    ist    der  Vortrag  durch   Halbchöre   ganz 
richtig   für   die   Strophe    und   Antistrophc    in    der   Parabasc 
bezeugt  durch  Ach.  1150.  1162.  Wo.  563.  595.     We.  1060. 
1091.     Vö.  737.  769;    1058.  1088,  ganz  richtig  sind  ferner 
Halbchöre  bezeugt  für  die  im  dritten  Capitel  II  behandelten 
Chorika  We.  1518.     Fri.  1332.     Vö.  1731.     Frö.  372.  384. 
448,  ganz   richtig  schliesslich   für  die  Parodoi  Ekkles.  289. 
300  und  Lys.  321,   während   hie"  326    wohl  nur  durch  ein 
Schreibversehen  die  Vorzeichnung   HMIX.  hat  anstatt  335. 
Halbchöre  an  Stelle  der  Führer  der  Halbchöre  werden  notirt 
im   Epirrhema  und  Antepirrhema   der  We.  1275.  1284,  der 
Frö.  686.  717,  ferner  Ach.  557  —  576,  an  Stelle  des  Führers 
des  Gesammtchors   Ach.  494.     We.  1528.     Fri.  1333.     Vö. 
1720.     Frö.  354.  382.  394.  440.     Ekkles.   1163.  1166.  1178, 
endlich    an    Stelle  eines    einzelnen    Choreuten   Thesm.    659. 
Lys.  256.  266.     Danach  ist  jene  Bezeichnung  in  den  besten 
Handschriften   des  Komikers   durchaus   nicht  so  unüberlegt 
oder  gar  unverständig  verwandt  worden,  als  es  dem  ersten 
Anblick  zufolge,  wenn  man  sie  nur  zerstreut  und  im  einzelnen 
Fall   betrachtet,    erscheinen   könnte  und  auch  wohl  gemein- 
hin erschienen  ist.    Denn  in  einer  sehr  bedeutenden  StcUen- 
zahl  ist  die  Bezeichnung  vollkommen  richtig  und  zutreffend. 
Und  wenn  sie    für    den   Führer    eines   Halbchors   oder    des 
ganzen  Chors  oder  für  einen  einzelnen  Choreuten  gebraucht 
wird ,  so  liegt  ihr  dann  wenigstens  die  richtige  Beobachtung 
zu  Grunde ,  dass  an  solchen  Stellen  nicht   der  Gesaramtchor 


-     182    — 

ungetheilt    thätig    sein    könne.      Wo   man    aber    im    späten 
Alterthum  eine  Tlieilung  des  Chors  zu  bemerken  glaubte,  da 
dachte  man  stets  zuerst  an  Ileniichorien,  weil  dies  die  ein- 
fachste und  häufigste  Art  der  Theilung  war.    Hermann  sagt 
hierüber   Eiern.    D.  M.  S.  727:    „Omnhm  usiUUissima  videtur 
divisio  in  duo  hefnichoria  fitisse,   de  qua   Pollnx  IV.  107  ita 
scrihit:    xcd  rjfiLxÖQtov   ds  xal  dixoQia   xal   avniÖQta.    soixs 
öh  ravTov  s'ivra  tavrl  rd  xQta  ovöfiata-  oitörav  yrcQ  6  XOQoq 
eis    ^^0    ^SQr]    Tfiri^fj,    rö    (liv    TCQCcyfia    xaletttti,    öixoQia, 
ixaTEQa  da  i]  fiocga  iqfiixoQiov,  a  d'  dvtädovöiv,  dvrixoQia." 
Halten   wir   nun   zu   diesem   Erweise    einer   keinesfalls    ver- 
ächtlichen, sondern  im  grossen  und  ganzen  völlig  billigens- 
werthen  Notirung   der  Halbchöre  in   unseren  Handschriften 
die   Thatsache   hinzu,    dass   die   Beobachtung   einer   solchen 
dixoQta  in  den  Schollen  zu  Frö.  354  und  372  im  Gegensatz 
zu    anderen    Erklärungsweisen    ausdrücklich    Aristarch    zu- 
geschrieben   wird,    und    dass    die    hier    berichtete    Ansicht 
Aristarchs     genau     zu     der     handschriftlichen     Personenbe- 
zeichnung dieser   beiden  Verse   stimmt:    so   wird   es  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  wahrscheinlich,  dass  jenes  ifM/JfOP. 
der  Handschriften  auf  aristarcheische  Studien  zurückzuführen 
und  ein  Ueberbleibsel  derselben  sei.     Denn   da  nicht  daran 
zu  zweifeln  ist,  dass  Aristarch  omnibiis  edUoris  et  interpretis 
Aristophanei  partibus  satisfecerit ,   nee  unum  tantum  alter amve 
fahulam  in  discipulorian  suonim  gratiam  leviori  täv  axo^ixav 
V7io^vr}^atcov  instituto  attigerit  (Schneider  De  vet.  in  Arisloph. 
schol.  fontibus  S.  86),  und  da  Aristarch  gerade  in  metrischer 
Beziehung    principatum    teuere    visus    antiquis    gra/nmalicis   sit 
(a.  O.  S.  121),  so  dürfen  wir  annehmen,  dass  er  auch  über 
die  Anordnung  der  chorischen  Partien  bei  Aristophanes  ein- 
gehende Untersuchungen  angestellt  habe  und  in  seinen  Resul- 
taten auf  die  dixoQia  gekommen  sei,  welche  man  seiner  Autori- 
tät zu  Liebe  aus  seinen  Commentaren  in  die  Handschriften 
eintrug.   Ueber  sie  freilich,  d.  h.  über  die  Theilung  nach  Hemi- 
chorien,   scheint  auch  Aristarchs  Theorie,   nach  der  Ueber- 
lieferung  zu  schliessen,  ebensowenig  wie  die  der  gesammten 


—     183    — 

alten  Philologie  sich  aufgeschwungen  zu  haben;  und  ich 
kann  es  demnach  nicht  billigen,  wenn  Fritzscho  das  er- 
wähnte zu  Vs.  354  überlieferte  Scholion  auf  Vs.  372,  und 
das  zu  diesem  Verse  erhaltene  auf  Vs.  377  bezieht.  Denn 
in  beiden  Fällen  findet  sich,  wie  gesagt,  die  in  den  Scholien 
ausgesprochene  Anordnung  der  Chorika  durch  Aristarch  in 
dem  Text  der  Handschriften  wieder  und  erhält  durch  sie  ihre 
Bestätigung.  Zudem  beginnt  ol'J  in  Wirklichkeit  ein  llalb- 
chor  zu  singen.  Vs.  354  ff.  aber  konnte  Aristarch  seiner 
Theorie  zufolge  gleichfalls  nur  einem  Halbchore  zuweisen, 
da  er,  wie  aus  der  handschriftlichen  Bezeichnung  We.  1275. 
1284  und  Frö.  GSö.  717  hervorgeht,  im  Epirrhema  und 
Antepirrhema  Halbchöre  annahm,  Frö.  354  ff.  aber  von  den 
Alten  für  epirrhematisch  oder  geradezu  für  ein  Epirrhema 
erklärt  wurde. 

Das  glaube  ich  nach  allem,  was  wir  in  diesem  wie  im 
voranstehenden  Capitel  unserer  Untersuchung  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatten,  unbedenklich  aussprechen  zu  dürfen: 
man  wird  nun  nicht  mehr  ohne  weiteres,  wie  es  noch  Muff 
S.  98  f.  gethan,  Richter  folgen  und  nachreden  können,  was 
er  mit  Rücksicht  auf  die  Hemichorien  Proleg.  zu  den  We. 
S.  73  sagt:  ,^Haec  tarnen  chori  divisio  qua  t andern  rotione 
facta  esse  potest?  Tacent  veteres,  dividunt  nostrates,  dividendi 
ratione  non  explicata.'*  Wir  haben  nicht  nur  die  Alten 
sprechen  gehört,  sondern  auch  fast  für  jede  behauptete 
öi^oQÜi  eine  besondere  ratio  und  überall  ein  und  dieselbe 
vorgefunden. 


Fünftes  Capitel. 
Die  Chorstellungen. 

Unserem  Versuche,  die  Stellungen  des  Chors  in  den 
aristophaneischen  Komödien  und  den  verschiedenen  Theilen 
derselben  anzugeben,  schicken  wir  eine  Uebersicht  des 
wichtigeren  aus  der  einschlägigen  Litteratur  voraus:  Lindner 


—     184     - 

Ueber  den  Clior  im  Aeschylos  Jahns  Jahrbb.  1827  Bd.  4. 
3  S.  100  f.  G.  Hermann  Op.  II  S.  134  f.  und  VI  S.  144  ff., 
158  ff.  sowie  in  Jahns  Jahrbb.  1829  Bd.  11.  3  S.  299  f. 
C.  O.  Müller  Eum.  S.  82  f.,  94  f.  und  Anhang  S.  35  f. 
Somraerbrodt  Benim  scenicarum  capila  selecta,  Berlin  1835 
S.  10  ff.  Schultze  De  cliori  Graecormn  iragicl  hahitu  cxicrnoy 
Berlin  1856  S.  40  ff.  Kolster  S.  9  ff.,  23.  Köster  S.  5. 
C.  Koek  S.  7  f.  Enger  Fleckeis.  Jahrbb.  Bd.  77  S.  549- 
Hornung  S.  20  ff.  Agthe  S.  32  ff ,  Anhang  S.  29  ff.  und 
137  ff.     Buchholtz  Tanzkunst  des  Eurip.   S.  85  ff. 

Die  Leetüre  der  aufgezählten  Darstellungen  führt  uns 
bald  Bilder  einer  nicht  selten  ausschweifenden  Phantasie 
vor  Augen,  bald  zeigt  sie  uns  ein  ängstliches  sich  an- 
klammern an  die  dem  späteren  Alterthum  entstammenden 
hierher  gehörigen  Kachrichten.  Dass  die  erstere  Behp^nd- 
lungsart,  welche  den  historischen  Boden  unter  den  Füssen 
verliert,  abzuweisen  sei,  wird  allgemein  anerkannt;  allein 
auch  nach  der  zweiten  Richtung  hin  kann  man  zu  w^eit 
gehen.  Denn  wenn  irgendwo,  so  finden  wir  auf  diesem 
Gebiet  die  schon  öfters  gekennzeichnete  Unmethode  der 
alten  Kritiker,  dasjenige  was  auf  ein  Stück,  auf  einen  Fall 
passt  und  für  ihn  mit  Recht  von  einem  Vorgänger  beobachtet 
war,  auf  die  ganze  Dichtungsgattung  auszudehnen,  sodass 
dadurch  ihre  Definitionen  sehr  oft  theils  zu  weit  theils  zu 
enge  werden.  Wie  kommen  Avir  zu  dieser  Behauptung? 
Durch  das  Studium  der  erhaltenen  Komödien  selbst,  das, 
wie  es  sich  bisher  viel  fruchtbringender  als  die  spärlichen 
antiken  Notizen  erwiesen  hat,  so  auch  auf  unsere  letzte 
Betrachtung  seine  Rückwirkung  ausübt.  Indem  wir  daher 
zusammenfassen,  w^as  aus  obigem  für  die  Choraufstellung 
bei  Aristophanes  resultirt,  thun  wir  dies  zunächst  in  Form 
einer  einfachen  Zeichnung,  bei  welcher  wir  die  Chorführer 
durch  t  kenntlich  machen  und  durch  die  beigesetzten  Zahl- 
zeichen die  Reihenfolge  anzeigen,  in  der  die  einzelnen  Cho- 
reuten sprechen  oder  singen. 


-     185    — 


KccTcc  öroCxovg.  ' 

Kitter,  Wespen,  Frieclcn,      \ 

Vögel,  Thesmoph.,  Ekkles.  j 

I.  Stellung  in  der  Parodos 


Karo.  ^vyä. 
Aeharner,  Frösche. 


GXt]Vt] 

i9'  h'  Ka'  Kß'  xy'  aS' 

^r-O  ^-O  -^^l)  .,^<)  ,;^  ,^-0 

V-O  ^r-O  xrO  x-O  vO  -rO 

X-O  vO  -rO  xrO  ^^  -.^-O 

—C;  xrO  <-#  .^<)  ^^  ^-O 

tt  ß'  y'  d'  s'  s' 


l 

i 

X 


OXtJl'}] 

■ncc  ^ß'        xy'  xd' 

-^-O  -:r-0  '^— O  -r- O 

-.-o  -^-o  -=^-0  -o 

-.-O  ^MD  ^O  ^O 

^O  ^-O  ^r-O  -^O 

'7-0  -^-O  -c-O  -;-0 


o 


(r-9       — O 

ß-  y 

d'SUTQOV 

II.   Stellung  in  den  Epeisodien. 


O 


6xr]Vt] 
y.ct'       x£ 


1 
o 


o 

i 


xy 

ä 


xd' 


Gxy]vt] 
xß'        xy' 


i     1 


o 
1 
o 


o 

1 

o 


o 

^ 
o 

i 

o 


O 

o 

■1 
o 

i 


o 


o 

a'  ß'  Y 

III.   Stellung  in  den  Stasima. 


S' 


xd' 

i 

■1 
O 

1 

o 

-I 
o 

A 

ö 


^>^     a^ 


dxrivri 


-vO 


GxYivri 


O" 


o— ^  o — ^  ^-O  -; — o 


0-- 


T O 


^iuxQov 


186     — 


IV.    Stellung  in  der  Parabase. 


6xijvr} 

0 

1/ 

? 

?   ? 

1 

? 

? 

? 

'?    V 

V 

■? 

? 

? 

?    ? 

<? 

^ 

V 

'i 

!    I 

? 

? 

öxrjvr) 

? 

?     ? 

? 

9 

9     V 

? 

? 

^     ? 

? 

0 

l 

?     H 

? 

o 

1' 

?     ? 

O 

l 

1/ 

!     ! 

? 

9eatQov 


d-sargov 

Am  merklichsten  und  sogleicli  beim  Choreinzuge  unter- 
scheidet sich  vorstehende  Autfassung  dadurch  von  der  ge- 
wöhnlichen^ dass  wir  neben  der  Stellung  xara  tSroixovs 
auch  die  icarcc  ^vy«  angenommen  und  allseitig  berücksichtigt 
haben.  Gemeinhin  nämlich  wird  nur  die  erste  der  beiden 
Grundstellungen  für  die  Komödie  in  Anspruch  genommen. 
Denn  da  man  in  letzter  Zeit  fast  einstimmig  als  die 
charakteristische  Wendung  in  der  Parabase  den  Uebergang 
aus  dieser  Grundstellung  in  jene  xard  ^vyd  bezeichnet  hat, 
so  leuchtet  ein,  dass  man  für  die  übrigen  Theile  der  Ko- 
mödie vor  und  nach  der  Parabase  nur  die  Gliederung  xktcc 
üroLXOvg  und  zwar  gleichmässig  für  alle  Stücke  übrig  be- 
hält. Dem  widerspricht  nun  aber  nicht  nur  das  Zeugniss 
des  Pollux  IV.  109  sondern  auch  der  Umstand,  dass  wir 
den  Acharnerchor  y.aTcc  t,vycc  in  die  Orchestra  einziehen 
sahen  und  ebenso  die  Mysten  in  den  Fröschen. 

Frösche  (Parodos). 
öxrjvvj 

^O  ^r-O    %-0    x-O 


) 


^-O  -^rO    ^^o 
-r-O  ^O    ^O 


O    ^    ^^^ /Jünglinge 

-O    K-O    ^<j' 

o) 
o 


Weiber 


^iatQOv 


>  Greise 


—     187     — 

Den  Standort  des  Chorführers  haben  wir  für  die 
Ordnung  xata  örotx^vg  in  Uebcreinstimmung  mit  der  her- 
gebrachten Annahme  nach  der  Analogie  der  Tragödie  (vgl. 
Pliot.  s.  V.  TQLTos  KQLörsQOu,  Bckkcr  Anccdot.  p.  444.  15, 
Schol.  zu  Aristid.  p.  535  f.,  Suid.  s.  v.  xoQvq)atog,  Schol. 
zu  Plut.  Vs.  953  f.)  bestimmt  und  von  jener  Ordnung  auf 
die  xccta  t,vycc  übertragen.  Was  diesen  Punkt  betrifft,  so 
ist  es  bekanntlich  zwischen  Hermann  und  Müller  darüber 
zum  Streit  gekommen,  ob  der  Koryphaeos  wie  unzweifel- 
haft in  der  Parodos,  so  auch  im  Epeisodion  dem  d-eccrgov 
zunächst  gestanden  habe.  Müller  hatte  den  Chorführer  hier 
wie  dort  auf  die  den  Zuschauern  zugekehrte  Seite  der 
Orchestra  aufgestellt,  wogegen  Hermann  behauptete,  dass 
er  durch  eine  Schwenkung  des  Chors  im  Epeisodion  auf 
die  entgegengesetzte  Seite  und  in  die  nächste  Nahe  der 
Gxrivri  zu  stehen  gekommen  sei.  Für  die  Komödien  des 
Aristophanes  haben  wir  uns  unbedenklich  auf  Müllers  Seite 
stellen  zu  müssen  geglaubt,  da  der  Uebergang  aus  der 
Parodos  ins  erste  Epeisodion  hier  so  unmerklich  und  oft 
mitten  im  Dialog  zwischen  Orchestra  und  Bühne  stattfindet 
(vgl.  Ach.  Ri.  Fri.),  dass  an  eine  so  durchgreifende  Ver- 
änderung der  Choreutenstellung,  wie  sie  Hermann  annimmt, 
nicht  gedacht  werden  kann.  Ausserdem  spricht  für  TMüller 
die  Rücksicht  auf  das  Publikum,  welche  in  diesen  Fragen 
obenan  zu  stellen  und  als  entscheidend  anzusehen  ist.  Hoc 
enim,  sagt  Schnitze  S.  42  mit  Recht,  imprhnis  tencndi/m  est 
omnia,  qiiae  ad  chori  adornationem  atquc  collocationem  per- 
tineatit,  noii  ad  scenam  histrioncsque  sed  ad  ihcalrum  el  specta- 
tores  esse  refercnda.  Mit  Rücksicht  also  liierauf  standen 
die  besten  Choreuten,  und  unter  ihnen  der  Chorführer,  in 
der  Parodos  den  Zuschauern  zunächst,  und  sie  blieben  es 
nach  der  beim  Uebergange  in  das  Epeisodion  erfolgten 
Wendung  zur  Bühne,  indem  bei  chorischem  Einzelvortrage 
der  Gesang  die  Glieder  entlang  und  herunter  sich  immer 
mehr  den  Schauspielern  näherte,  was  vorzüglich  zu  dem  in 
den  dortigen  Dialogen  zunehmenden  Eifer  und  der  wachsen- 


-     188    - 

den   Hitze  des   Chors  stimmt,   sodass  er   der  Bühnenperson 
näher  und  näher  auf  den  Leib  zu  rücken  scheint. 

Hatte  nun  der  Chor  während  des  Einzuges  die  Zu- 
schauer zu  einer,  die  Schauspieler  zur  andern  Hand,  so 
gieng  er  beim  Beginn  des  Epeisodions  durch  eine  viertel 
Wendung  in  die  unter  H  verzeichnete  Stellung  über,  mit 
dem  Gesicht  gegen  die  Scene.  Dies  ist  ausdrücklich  be- 
zeugt Proleg.  de  com.  bei  Dübner  VH.  2  f.  xat  or£  ^\v 
XQog  tovg  vjtoxQitds  dteXeysto  (sc.  6  ;^o^o'g),  tcqos  r^v 
öxi^vrjv  dcpscSga  und  IX  a  S.  XX  11  iF.,  61  ff.,  XI  S.  XXVIII 
87  Anm. 

In  grosse  Verlegenheit  kommt  man,  wenn  man  den 
Umfang  und  die  Anwendung  zu  bestimmen  sucht,  welche 
die  Stellung  des  dvxLiiQoGcanov  dXlriXoig  bei  Aristophanes 
fand.  Denn  die  Stelle  bei  Hephaestion  p.  71  ocakEizaL  ds 
TcaQaßaöLS,  ETtaidr]  SLaekd-övreg  fi'g  t6  d^icctQov  xal  dvti- 
jtQoaoTtoL  dllrjXoig  Gtdvtsg  oC  ;jjo()£i'Tat  Ttageßccivov  xal  stg 
t6  ^iaxQov  dnoßXinovTEg  sXsyov  xlvu  ist  so  unbestimmt 
gehalten,  dass  wir  aus  ihr  mit  Sicherheit  weiter  nichts  als 
eben  das  Vorhandensein  dieser  Anordnung  entnehmen 
können.  Das  freilich  hätte  als  ausgemacht  gelten  sollen, 
dass  jenes  Vis- ä- vis  der  Choreuten  in 'der  überwiegenden 
Masse  der  noch  vorhandenen  Dramen  nicht  alsobald  nach 
der  Parodos  und  nicht  während  der  Epeisodien  statthatte. 
Denn  es  war  dies  von  Hermann  Op.  VI  S.  159  f.  schlagend 
gegen  Müller  nachgewiesen.  Trotzdem  hat  Buchholtz  neuer- 
dings Avieder  und,  wie  es  scheint,  ganz  ohne  das  bedenk- 
liche der  Sache  zu  kennen ,  auf  die  MüUersche  Ansicht 
stillschweigend  zurückgegriffen.  Allein  sie  wird  schon  durch 
die  soeben  für  die  Grundstellung  im  Epeisodion  beige- 
brachten Belegstellen,  für  den  Komiker  wenigstens,  genugsam 
widerlegt.  Aber  auch  die  Beschränkung  des  dvxinQoaanov 
dlXiqXoig  auf  das  Carmen  anüstrophicumy  posiquam  in  duo 
hemichoria  chorus  discessH,  welche  Hornung  eintreten  lässt, 
kann  noch  nicht  genügen.  Denn  die  Gegenüberstellung  der 
Halbchöre   fand   sicher   nicht   statt    in    den  antistrophischen 


—     189    — 

Liedern  des  im  zweiten  Cupitel  unterschiedenen  Falls  B, 
weil  diese  meist  geradezu  Anreden  an  die  Schauspieler  sind 
und  innerhalb  der  Epeisodien  liegen ,  sie  fand  ebenso  sicher 
nicht  in  den  antistrophischen  Exodika  statt  (vgl.  bes.  Fri.), 
in  denen  ein  feierlicher  Abzug  hinter  einander  gestellter 
Chorpersonen  ausgeführt  wird,  und  endlich  sicherlich  nicht 
in  den  Parodoi,  wo  der  Einzug  vor  sich  gieng  (vgl.  bes. 
Frö.).  Mit  beiden  mag  sich  nicht  eben  selten  ein  festlicher 
Umzug,  eine  Tto^Ttyj,  verbunden  haben.  So  bleiben  uns  in 
der  That  nur  noch  die  im  vorhergehenden  Cupitel  behan- 
delten antistrophischen  Stasima  für  das  ccvxltcqoGotcov  übrig, 
imd  für  sie  einzig  und  allein  scheint  es  auch  angemessen, 
wenigstens  bei  allen  erhaltenen  Komödien  —  bis  auf  eine. 
Verhandelte  der  Chor  mit  den  Schauspielern  (Epeisodion), 
so  hatte  er  ihnen  das  Gesicht  zugekehrt;  verhandelte  er 
mit  dem  Publikum  (Parabase) ,  so  sah  er  dieses  an ;  ver- 
handelte er  nach  dem  Abtreten  der  Schauspieler  in  Halb- 
chören mit  sich  (Stasimon) ,  so  konnte  keine  Stellung  passen- 
der sein  als  das  Gegenübertreten  der  Halbchöre.  Das  avrt- 
TiQÖöcoTCOV  dlXrjloig  dürfte  keinen  anderen  Sinn  haben  als 
den  bezeichneten,  dass  der  Chor  bei  Eintritt  desselben  mit 
sich  selbst  agirt.  Hierfür  spricht  namentlich  auch  die  in 
scenischer  Hinsicht  so  merkwürdige  Lysistrata,  in  der  jene 
Stellung  bei  der  andauernd  feindlichen  Gesinnung  der  beiden 
Halbchöre  offenkundig  eine  viel  grössere  Ausdehnung  hatte 
und  hier  wirklich  auch  in  den  Epeisodien,  und  zwar  bis 
Vs.  1042  währte;  während  umgekehrt  die  beiden  Stasima 
1043  -  1058  =  1059  — 1072  und  1189  -  1204  =  1205  —  1215 
gerade  eine  Wendung  zu  den  Zuhörern  erheischen,  da  diese 
hier  angeredet  und  geäfft  werden.  So  liefert  uns  dieses  Stück 
ein  eclatantes  Beispiel  für  die  Vielgestaltigkeit  der  Praxis  bei 
Behandlung  des  Chors  durch  den  Dichter.  Und  durch  die 
Betrachtung  der  Lysistrata  oder  ähnlich  angelegter  Komödien 
mag  auch  Hephaestions  zu  allgemeine  Angabe  verursacht  wor- 
den sein.  Die  Stellung  der  Choreuten  in  der  Lysistrata  war 
aber  hiernach  und  nach  dem  ersten  Capitel  VI  folgende. 


190 


Lysistrata. 

I.    Parodos  der 

beiden  Chöre. 

önriVT] 

«•' 

C       tu       iß' 

^o 

■K-0  ^O  x-O 

^O  -r-O  ^o  — c 

^o 

^C  ^O  -r-O 

V-O   -r-O  -— O  -:r-0 

-c-O 

— o  — o  -^o 

^-O  -^O  -^O  T-O 

a 

ß'      7        S' 

HM.  a       HM.ß' 

Männer 

Weiber 

I 


II.    AvTiTtQÖGconov  von  352  an. 

O^    O-^   ß'     ^o  ^^D 

O-^  O-^  S'  ..rO  ^O 
O-^  0--  s'  ^^  ^^ 
O^   %->    z      <r^  ^O 

III.    Stasima  1043—1072  =  1189  —  1215. 
öxrjvrj 

^  1  ^  "i 

i  ^  i  1 

%  %  2  i 

i  ^  i  1 

i  t  i  % 

?  r  T  ? 

^äuTQOV 

Bei  Vs.  1042 

«AAa  xoti-/)  avataXe'vtfs  rov  ftc'Aovg  a()|(i3V*^ß= 
rücken    die    ausgesöhnten    lialbchöre    näher    an    einander, 
machen  rechts-  und  linksura  und  treten  so  in  geschlossener 


—     191  ~— 

Reihe  vor  das  Publikum.  Das  ist  die  scenische  Bedeutung 
des  citirten  Verses.  Vs.  1073  fF.  tritt  mit  der  Ansprache 
der  Bülinenpersonen,  wie  auch  wohl  manchmal  in  den  vor- 
hergehenden Epeisodien,  Wendung  des  Chors  der  Bühne 
zu  ein.  —  Dass  die  Bemerkung  des  Scholiasten  zu  Eurip. 
Hek.  647  Cgteov  de ,  ort  rtjv  ^Iv  üTQocprjv  xivov^evoi 
TCQos  T«  dsliä  Ol  xoQSVxal  fjdov,  ri]v  ös  dvxLaxQO(priv  TtQog 
TU.  ccQiöreQcc,  rrjv  de  ejiaööv  lörd^evoi  i^dov  mit  dem  im 
aristophaneischen  Stasimon  statuirten  dvtniQÖöcoTiov 
der  Halbchöre  nicht  im  Widerstreit  stehe,  brauche  ich 
wohl  nur  kurz  zu  erwähnen.  Denn  diese  Bemerkung  kann 
sich  wie  manche  andere  gleichfalls,  z.  B.  Proleg.  de  com. 
IX  a  S.  XX  17  ff.,  63  ff.  und  Schol.  zu  Wo.  563,  nur  auf 
solche  antistrophische  Gesänge,  bei  welchen  keine  Theilung 
des  Chors  in  Halbchöre  eintrat,  beziehen  und  findet  deshalb 
auf  das  Stasimon  bei  Aristophanes ,  wo  jene  Theilung  statt- 
fand, gar  keine  Anwendung. 

In  der  Parabase  wandte  sich  der  Chor  dem  Publikum 
zu;  vgl.  Proleg.  de  co?n.  VII.  3  ff.  öte  de  dneXd-övTov  tcjv 
VTtOKQLTcöv  xovq  dvaTiaiGxovg  die^t'iSL  (6  ^opo'g),  TtQog  xov 
Örj^ov  dneöxQiipexo  und  I.  47  ff.  sowie  Schol.  zu  Wo.  518. 
Kock,  Hornung,  Agthe  u.  a.  bringen,  wie  oben  bemerkt 
wurde,  mit  dieser  parabatischen  Wendung  eine  Veränderung 
der  Stellung  xaxd  GxoCxovg  in  die  y.axd  t,vyd  in  Verbindung, 
indem  sie  sich  dabei  auf  die  Schollen  zu  Fri.  733  ioxQecpexo 
de  6  xoQog  xal  eyCvovxo  OxCxoi  d'  und  Ri.  508  BGxäat  ^Iv 
yuQ  xaxd  axot%ov  oC  Ttgög  xrjv  6Qxy]<}XQav  {^ßxrjvi^v']  dnoßki- 
Ttovxeg'  oxav  de  Tiagaßäatv,  eq)eiijg  eöxäxeg  xut  ngog  xovg 
d'eaxdg  ßkenovreg  xov  köyov  noiovvxai  berufen.  Allein  ab- 
gesehen davon,  dass  jene  Auffassung  die  auch  nicht  weg- 
zuleugnende Grundstellung  xaxu  t,vyd  vor  der  Parabase  un- 
berücksichtigt lässt,  so  vermag  ich  mit  Enger  nicht  ein- 
zusehen, wie  man  sie  aus  den  angeführten  Belegstellen 
herauslesen  will.  Enger  nimmt,  um  die  Schollen  zu  er- 
klären, vor  der  Parabase  die  Ordnung  des  dvzLnQÖoanov 
dXkrikoig  an,  wenn  er  a.  O.  sagt:    „Die  gewöhnliche  Stellung 


—     192     — 

des  Chors  ist  nämlich  xarcc  ozoly^ov ,  insofern  als  die  lange 
Seite  des  Vierecks  der  öxrjvij  und  dem  ^aazQov  pa- 
rallel ist;  die  Choreuten  selbst  aber  stehen  xarä  t,vycc,  in- 
dem die  drei  t,vyd  des  rechten  und  die  drei  ^vyd  des  linken 
Halbchors  einander  zugekehrt  stehen.  Nach  dem  xo^^driov 
treten  die  Halbchöre  zusammen,  machen  dabei  eine  Wen- 
dung {(jxQEipovTai) ,  der  rechte  Halbchor  nach  links,  der 
linke  nach  rechts,  und  treten  so  in  vier  geschlossenen  Reihen 
vor  das  Publikum."  Da  nun  der  Parabase  stets  das  Epei- 
sodion  vorangeht,  in  diesem  aber  ein  dvTiiiQÖöaTtov  dkXij- 
koig,  wie  es  Enger  beschreibt,  nicht  stattfand  oder  doch 
für  gewöhnlich  nicht  stattfand,  so  ist  beim  Eintritt  der 
parabatischen  Wendung  ein  stehender  Uebergang  aus  dem 
dvxiTiQÖöojTtov  ganz  unmöglich.  Es  w^ürde  ein  solcher  Ueber- 
gang aus  dem  dvxi'jiQÖacoTCov  in  die  den  Zuschauern  zu- 
gekehrte Stellung  in  der  Lysistrata  stattfinden  —  wenn  sie 
eine  Parabase  enthielte.  Daher  können  wir  nur  sagen,  dass 
jene  Notizen  zu  Fri.  733  und  Ri.  508  entweder  auf  Stücke 
wie  die  Lysistrata  mit  Parabasen  rücksichtigen,  oder  dass 
ihren  Verfassern  keine  klare  Vorstellung  über  die  Vorgänge 
in  der  Orchestra  bei  Gelegenheit  der  Parabase  innewohnte. 
Und  welcher  Verwechselungen  die  Scholiasten  hier  bisweilen 
fähig  sind,  hat  Hornung  S.  3G  f.  richtig  angemerkt,  während 
die  versuchte  Verwerthung  der  bezüglichen,  oben  von  uns 
beurtheilten  Notizen  {Proleg.  de  com.  IX  a  S.  XX  17  ff., 
G3  tf.  und  Schol.  Wo.  563)  bei  Agthe  Anhang  S.  137  ff.  die 
grösste  Unklarheit  und  Verwirrung  herbeigeführt  hat.  Diese 
Notizen,  welche  eine  Rechts-  und  Linksschwenkung  des 
Chors  .in  Strophe  und  Antistrophe  überliefern,  haben,  um 
es  zu  wiederholen,  nur  für  einen  ungetheilten  Gesammtchor 
Sinn  und  demnach  für  Aristophanes  keine  Geltung,  und. 
sind  auf  ihn  irrig  von  den  alten  Erklärern  anderswoher 
übertragen.  Doch  bleibt  immerhin  die  Frage  bestehen,  ob 
die  Aufötellung  der  Choreuten  während  der  ganzen  Parabase 
unverändert  dieselbe  war,  Strophe  und  Antistrophe  nämlich 
»ind  durchaus  nicht  der  Parabase  eigenthümlieh,   sie  haben 


-     193    — 

in  ihrer  Anlage  nicht  Aehnlichkeit  mit  den  übrigen  Thciien 
derselben,  sondern  stehen  mit  den  melischen  Theilen  der 
Komödie  überhaupt  auf  einer  Stufe,  vor  allen  mit  den  anti- 
strophischen von  Halbchören  gesungenen  JStasinia.  Vgl. 
Kock  S.  18  und  besonders  Genz  De  parah.  S.  12:  „Contra 
si  melicas  parahaseos  partes  cum  7-eliqiiis  comoediae  compara- 
mus,  judliun  plane  discrimen  inter  eas  iniercederc  videmi/s.  .  . 
Cantica  igitur  parahaseos  non  tarn  cwn  reliqins  partihus  para- 
haticis  quam  cum  reliquis  comoediae  ?nelicis  coniungenda  sunt." 
Ob  daher  nicht  auch  die  Stellung  des  Chors  in  Strophe  und 
Antistrophe  der  Parabase  die  gleiche  wie  im  Stasimon  war, 
das  wagen  wir  nicht  zu  entscheiden,  nur  zu  vermuthen. 

Zum  Schluss  will  ich  noch,  um  einer  Missdeutung  vor- 
zubeugen, bemerken,  dass  ich  nach  Massgabe  der  uns  zu 
Gebote  stehenden  Mittel  nur  die  Grundstellungen  des 
Chors  während  der  einzelnen  Theile  der  aristophaneischen 
Komödie  zu  ünden  gesucht  habe,  nicht  die  möglichen  und 
gewiss  auch  vorhandenen  Schwenkungen  und  Evolutionen 
des  Chors  bei  bewahrter  Grundstellung. 


Ansor.DT,   L'horpart.  b.  Aristorli.  13 


Uebersicbt  des  Inhalts. 


Erstes  Capitel. 
Das  Auftreten  einzelner  Choreuten. 

I.  Der  Chor  in  den  Wespen  Vs.  280—487 1 

II.  Der  Chor  in  den  Acharnern  Vs.  204— 34G 30 

III.  Der  Chor  in  den  Rittern  Vs.  247—407 43 

IV.  Der  Chor  im  Frieden  Vs.  301— 519 55 

V.  Der  Chor  in  den  Vögeln  Vs.  310—450 70 

VI.  Der  Chor  in  der  Lysistrata  Vs.  254—386 80 

VII.  Der  Chor  in  der  Lysistrata  Vs.  614—705 91 

VIII.  Der  Chor  in  den  Ekklesiazusen  Vs.  478—503 97 

IX.  Der  Chor  in  den  Thesmophoriazusen  Vs.  655 — 727  ....  109 

Zweites  Capitel. 

Der  Chorführer. 
Fall  A:  Der  Chorführer  für  sich  allein  mit  der  Bühne  verhandelnd. 
Fall  B:    Der  Chorführer  eine  Ansprache  des  Chors  an  die 
Bühne  wiederholend  inid  zusammenfassend 114 


Drittes  Capitel. 
Der  Chorführer  und  der  Chor. 

I.  Die  Parabase 139 

II.  Andere  Chorik 

Parodos   der  Frösche.     Hyiiorohem   der  Thesmophoriazusen 
953—1000.     Exodos  der  Wespen,  Ekklesiazusen,  Vögel  und 

des  Friedens .110 

III.  Parachorpgemen  und  Paraskenieii  !<■'•> 


—     19G     - 

Viertes  Capitel. 
Der  Chor. 
Die  Stadma.     Parodos  der  Wolken,   Thesmophoriazusen  und  Ek- 
klesiazusen.    Die  antistrophischen  Chorlieder,  deren  Strophen 
getrermt    sind    (xara    8U%Biav).     HMIXOP.    in    den    Hand- 
schriften    172 

Fünftes  Capitel. 

Die  Chorstellungen. 

In  der  Parodos.     Im  Epeisodion.     Im   Stasimon.     In  der  Parahase  183 


University  of  Toronto 
Library 

DO  NOT 

REMOVE 

THE 

CARD 

FROM 

THIS 

POCKET 


Actne  Library  Card  Pocket 

Under  Pat.  "Ref.  Index  File" 
Made  by  LIBRARY  BUREAU