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DIE
CHORrARTlEN
15 K I
AI118T0PHANES
SCRNISCII ERLÄUTERT
. VU.N
Dr RICHARD ARNOLDT.
LEIPZKi.
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUüNER.
1873.
Germanv
HERRN PROFESSOR
C. LEHRS
ZUM
FUNFZKUÄHKIGEN DOCTORJUBILÄUM
MIT HERZLICHEM GLÜCKWUNSCH.
Hocliffeelirter Herr!
"Wozu mich nicht der eigene Wille zu bringen vermochte,
dass ich unter Benutzimg des bisher von mir gelegentlich ver-
öffentlichten die aristophaneischeu Chorpartieu in ihrer scenischeu
Ausführung darstellte: dazu brachte mich mit einem Mal die frohe
Botschaft des schönen Festes, das Sie in diesem Jahr begehen.
"Wenn auch einer Ihrer jüngsten Schüler, wollte ich doch nicht
fehlen in der Reihe der glückwünschenden und dankenden.
Für diese meine Versuche, welche ich Sie bitte mit Nach-
sicht aufzunehmen, habe ich so gut wie keine Vorarbeiten gefunden.
Es wird dies Manchem wunderbar klingen, da vor kurzem ein
Buch über den Vortrag der chorischen Partien bei Aristophanes
erschienen ist, und der Verfasser sein Unternehmen, in der Ein-
leitung der bedeutenden Vorarbeiten wegen als ein gewagtes be-
zeichnet hat. Und doch muss ich auf meiner Behauptung bestehen:
das nächste und l)ei der vorliegenden Frage uuerlässlichste, eine ins
einzelne gehende Prüfung und Verwerthung der Chorika des Komikers
sell)st ist im Zusammenhange bis jetzt von Niemand übernommen
worden. Immer hat man von aussen her, von alten Grammatikern
und metrischen Theorien die Hülfe gehofft, die man bei Aristophanes
selber hätte suchen sollen. Was hilft es uns, wenn Muff am
Gängelbande WESTPn.\L's den Gebrauch der verschiedenen Metra
nach melischem oder recitativem Vortrage aus ihrem bisweilen
mythischen Ursprünge zu bestimmen sucht und von hier aus Ge-
sang und Keciliition in der Komödie feststellt V Diese Bestimmung,
unsicher an sich, wird bei ihrer Uebertragung auf Ai'istophanes
noch unsicherer. Und wenn nun gar so fortgefahren wird: alles
gesungene trug der Gesammtchor, alles gesprochene der Chorführer
vor — so ist das eine rein aprioristische Anschauung, welche auf
Aristophanes Chorika überlragen diesen die grösste Gewalt an-
thut. Man müsste sein Herz verstockcn und sein philologisches
Gewissen verhärten, wenn man über all die Bedenken, welche
der Text des Dichters jener nur zu leichten und zu einfachen
VI -
Scheidung entgegensetzt, hinwegspringen wollte. Diese An-
haltspunkte nun, welche des Dichters eigene Worte für die Er-
kenntniss der äusseren Dai-stellung der Chorlieder in der Orchestra
uns darbieten, zu sammeln, zu ordnen, auf Gesetze zu führen,
womöglich auf die des Dichters selbst, war mein Bestreben. Ich
fand hierbei ein vollkommen ausreichendes Material vor, um dar-
legen zu können, wo der vollstimmige Chor und wo die ver-
schiedenen Theile desselben bis herunter zu den einzelnen Choreuten
zum Vortrage gelangt sind; nicht genügte das Material, wenn es
sich um die genauere Bestimmung dieses Vortrages nach Gesang
oder Declamation handelte. Daher habe ich die letzte Frage nur
mit grosser Vorsicht und selten mit Entschiedenheit zu beant-
worten gewagt und habe dafür die erste Frage in den Vorder-
grund gerückt. Jedesfalls aber glaube ich das gezeigt zu haben,-
dass beide Fragen getrennt und unabhängig von einander be-
handelt werden können und — mlissen.
Ein Mann war es, der mir stets und ununterbrochen als
Leuchte auf ineinem Wege diente, auf dessen Schriften mich alle
ineine Wege zurückführten: G. Hermann. Dass G. Hermann für
jede scenisch-metrische Untersuchung der Ausgangsi^unkt ist und
bleibt, dass eine Abweichung von ihm meist einen Kückschritt
bezeichnet, das habe ich bei Ihnen, verehrter Lehrer, und ebenso
bei Friedrich RrrsciiL gehört und gelernt. Ihrer Beistimmung
in den allgemeinen leitenden Grundsätzen bin ich daher gewiss:
im einzelnen wird meine persönliche Schwäche oft genug der
Schwierigkeit der Aufgabe nicht gewachsen gewesen sein. Allein
an dem grossen, weitläufigen Gebäude unserer Wissenschaft können
ja nicht nm* die Meister, auch die Gesellen müssen arbeiten, und
Man trinkt wohl an dem Brunnenrohr,
Wenn man nicht kann am Quell;
Und was der Meistor nicht schaffen will,
Das schaffet der Gesell,
(ieiit'lunigen Sie den Ausdruck der treu ergebenen Gesinnung
Ilircs daukl)arcn
Ell.iiug, im Fubniiir IIS7.3.
Richard Arnoldt.
DIE
CHORPAKTTEN BEI AEISTOPHANES
SCEN-ISOH ERLÄUTERT.
Erstes Capitel.
Das Auftreten einzelner Choreuten.
I.
Der Chor in den Wespen Vs. 230-487.
Nachdem G. Hermann, Bamberger und viele Gelehrte
unserer Tage, unter denen ich auch den Namen Fr. Ritschis
nennen darf, es unternommen hatten, aeschyleische Chor-
gesänge unter die verschiedenen l'heile, in welche der tragische
Chor zerfallen kann, zu vei'theilen, durfte man in gleicher
Weise für die übrigen dramatischen Dichter der Griechen ähn-
liche Untersuchungen hoffen. Und da gerade für Aristophanes
in dem akademischen Programm Hermanns De choro Vesjjarum
Aristophajiis, Lipsiae 1843 von dem Urheber dieser scenisch-
metrischen Frage selbst der Versuch gemacht worden war,
in der Komödie ganz sowie in der Tragödie einzeln und
der Reihe nach singende oder sprechende Choreuten nach-
zuweisen, so hätte man bei der Bedeutsamkeit des Mannes,
mochte er auch in einzelnem geirrt haben, mit Sicherheit eine
Aufnahme und Fortführung oder doch wenigstens eine ein-
gehende Prüfung seiner Beobachtung erwarten sollen. Doch
die Sache hat einen durchaus anderen Verlauf genommen.
Jene Beobachtung Hermanns ist theils völlig unbekannt, theils
ohne Eintiuss auf das Urtheil unserer Kenner des Aristophanes
geblieben. In dem neuesten Buche, welches den Vortrag der
chorischen Partien bei dem Komiker im Zusammenhange be-
handelt, von Christian Muff, Halle 1872 wird der Arbeit des
grossen Philologen mit keinem Worte gedacht. Und Julius
Abitoldt, Chorpart. b. Aristoph. 1
— 2 —
Richter hat sich in den Px'olegomena zu seiner Ausgabe der
Wespen, ohne viel Grründe anzugeben, in kurzen Worten gegen
die Hermannsche Anordnung erklärt. Denn als einen Grund
gegen dieselbe kann ich es nicht rechnen, wenn Richter
meint, die Stimme einer Chorperson könne den Athenern
nicht gefallen haben, oder wenn er behauptet, in der Paro-
dos der Vögel müssten die Choreuten deshalb vollstimmig
gesungen haben, weil dies die Natur und Gewohnheit der
Vögel sei (S. 65 f.). Ja es ist dahin gekommen, dass Westphal
Proleg. zu Aesch. Trag. S. VI und S. 126 sogar bei dem
Tragiker die Annahme einzelner Choreuten, welche hier
seither für gesichert gelten konnte, gänzlich geleugnet hat.
Die Stelle in den Wespen, auf welche sich Hermanns
Vermuthung bezieht, ist die Parodos und der sich an-
schliessende epeisodische Theil, der Theil sowohl der Wespen
als auch anderer aristophaneischer Komödien, in welchem
der Chor am meisten selbstthätig in die Handlung des Stückes
eingreift und am lebhaftesten mit den Personen der Bühne
oder mit sich selber verhandelt, der Theil also, auf welchen
Bambergers treffendes Wort in seiner epochemachenden
Schrift Be carminibus Aeschyleis a partihus chori caniaiis,
Marlurgi 1832. Op. phil. S. 2 Bezug hat: „Quo maior aiUem
chori ad actionem usus, eo saepius carminum a partihus chori
cantatorum locum fuisse consentaneum est." Oder ist dem bei
Aristophanes nicht also? In den Wespen verhandelt der
Chor an der bezeichneten Stelle 230 — 487 nach seinem Ein-
züge zunächst eifrig mit Philokieon über dessen Flucht-
versuch und geräth darauf mit dem die Flucht verhindern-
den Bdelykleon und dem Sklaven Xanthias in einen überaus
heftigen Wortwechsel und eine stürmische Schlacht. Das-
selbe lebhafte Wortgefecht, derselbe Sturmangriff erfolgt in
den Acharnern 204 — 346 gegen Dikaeopolis, in den Vögeln
310—450 gegen Epops und seine beiden Schützlinge Peithe-
tacros und Euelpides, in den Rittern 247 — 497 gegen Kleon,
indem hier der Chor zugleich seinen Günstling Wursthändlcr
durch Ermuthigung und witzige Einrede aufs kräftigste
— 3 —
gegen den gewaltigen iSchreier untei stützt. In ähnlicher
Weise nimmt der Chor der Landleute im Frieden 301 — 519
an Trygaeos Bemühungen, das zürnende 'EQ^ldiov zu be-
sänftigen und die EiQrjvr} zu befreien, den eifrigsten Antheil,
sodass er es ist, der ganz wie ein Schauspieler agirend die
Friedensgöttin unter häufigen ermunternden Zui'ufen aus
ihrer Höhle ans Tageslicht zieht. In der Lysistrata endlich
führen die beiden Halbchöre der Greise und der Weiber,
nachdem sie getrennt von einander, der erste abwechselnd
unter Sologesang und Solorecitation, der zweite mit einem
mehrstimmigen Liede die Orchestra betreten haben (254 — 352),
von 353 — 386 unter sich eine kleine Zankscene auf; und
ebenso spielen die von der Ekklesie zurückkehrenden, in
Männer verkleideten Weiber in der Epiparodos der Ek-
klesiazusen 478 — 503 unter einander eine kleine Scene ab,
in der die einzelnen Mitglieder sich in ängstlicher Wechsel-
rede zur Eile und Vorsicht auffordern. Jenen Scenen ist
hiernach durchgängig der Charakter höchster Aufregung des
Chors und thätiger Theilnahme an den Vorgängen auf der
Bühne gemeinsam. Einem solchen Charakter scheint nun,
wenn wir die Sache ganz allgemein betrachten, diejenige
Anordnung der scenischen Darstellung am meisten zu ent-
sprechen, welche einem jeden Choreuten einzeln und für
sich seiner Freude oder seinem Schmerze, seinem Zorn oder
seiner Besorgniss Worte zu leihen Gelegenheit bietet. Jedes-
falls ergibt sich hieraus , dass Hermann an einer ganz be-
stimmten, in der Oekonomie der aristophaneischen Komödie
sehr significanten Stelle chorischen Solovortrag vermuthet hat.
Dieser Anordnung Hermanns entgegen steht die An-
nahme, welche in zusammenhängender Begründung zuerst
von Muff durchgeführt worden ist, von anderen vereinzelt
vor ihm und namentlich von Rossbach und Westphal ver-
treten wird, der zufolge nur der Chorführer vom Gesammt-
chore abgetrennt, und alle dialogisch -recitativen Stellen
jenem, die lyrisch-melischen diesem zugewiesen werden (s.
Muff S. ß). Setzen wir den Fall, dass dies Kriterium zur
— 4 —
Unterscheidung der Thätigkeit des Chors und des Chor-
führers richtig ist, so rauss die grosse Zweideutigkeit und
Unsicherheit dieses Theikingsprincips unangenehm auffallen,
welche es auch bewirkt hat, dass Muff und Westphal, obgleich
sie im Princip übereinstimmen, im einzelnen doch nicht
eben selten zu entgegengesetzten Resultaten gelangt sind.
Und wie unerwartete, überraschende Resultate sich gerade
hier ergeben können, wo man sich zuvor darüber zu ent-
scheiden hat, was vom Chor gesungen und was von ihm
gesprochen wurde, das hat uns noch kürzlich der im Rhein.
Mus. N. F. Bd. XXVI S. 599 ff. erschienene Aufsatz
Ritschis Canticum und Diverbium bei Plautus vor Augen
geführt. Allein ich kann jenes ganze Theilungsprincip, auf
welchem Muffs Vertheilung im grossen urwi ganzen und
namentlich der sechste bedeutendste Abschnitt seines Werkes
beruht, keineswegs für richtig halten. Zeugnisse der Alten
lassen sich für die angegebene Scheidung des Chors und
Chorführers nach Gesangstücken und Recita,tiven nicht bei-
bringen. Und da es keinem Zweifel unterworfen ist, dass
der Chorführer wie der unter ihm stehende Chor gleich-
massig in Gesang und Declamation geübt waren, so sehe
ich weder einen Vernunftgrund noch einen Grund aus ästhe-
tischen Rücksichten ab, der sich dagegen geltend machen
Hesse, dass der Chorführer, -wie ich in der That behaupte,
ebensowohl gesungen als gesprochen, und dass der Chor
durch seine einzelnen Mitglieder ebensowohl gesprochen als
gesungen habe.
Dagegen spricht für die Ansicht Hermanns nicht nur
der allgemeine Charakter der Scene, sondern die Worte des
Dichters selber bieten auch im besondern genjiu dieselben
Merkmale, welche von den bedeutendsten Philologen für
zwingend genug erachtet werden, um bei Aeschylos das
Auftreten der einzelnen Chorpersonen zu statuiren. Diese
Merkmale liegen aber theils in dem Inhalte, theils in der
metrischen Form der Chorstücke. Anreden, Aufforderungen,
Befehle, Fragen, welche offenbar ein einzelner Choreut an
- 5 —
diesen oder jenen Genossen sehr oft geradezu mit Nennung
seines Namens richtet, die häutige Wiederhokmg derselben
Gedanken, endlich plötzliche Gedankensprünge und Gegen-
sätze in den Gedanken bilden die sachlichen Indicien. Diese
Indicien, die schon an und für sich augenfällig genug sind,
treten noch mehr hervor, wenn wir die Anlage der oben
genannten Parodoi mit der Anlage anderer Parodoi z. B. in
■ den Wolken, Fröschen und Thesmophoriazusen vergleichen,
in welchen man alle die aufgeführten Dinge vergeblich
suchen würde. Eine methodische Bearbeitung muss daraus
den Schluss ziehen, dass hier eine andere Anordnung als
dort durch den Dichter bezweckt worden sei. Zu den sach-
lichen Anhaltspunkten kommen die metrischen hinzu, die
freilich bei Aristophanes von viel untergeordneterer Be-
deutung sind als bei Aeschylos, da die strophische Composition
in der Komödie bei weitem einfacher als in der aeschy-
leischen Tragödie ist und daher seltener in jener als in
dieser Schlüsse auf Personenwechsel gestattet. Doch bietet
auch für Aristophanes der plötzliche Wechsel des Metrums
innerhalb der Chorika, der mit dem Wechsel der Person
Hand in Hand geht, und proodischer oder epodischer Bau
einen nicht zu verachtenden Anhalt.
In den Handschriften des Komikers sind gerade sowie
in denen der Tragiker nur Halbchöre von den Abschreibern
unterschieden und bezeichnet worden. Das Zeichen HMIXOP.
finden wir gar nicht selten, und nicht selten vollkommen
richtig gebraucht, häufig jedoch auch solchen Chorkommata
vorgesetzt, zu deren Ausführung andere Theile des Chors
als die Halbchöre verwandt worden sind. So weisen z. B.
in den Fröschen die Handschriften die anapästischen Tetra-
mcter 354 — 371 einem Halbchore zu, während sie nach dem
emstimmigen Urtheil der Gelehrten vom Chorführer in der
Kolle des Hierophanten recitirt werden. Dasselbe Verfahren
beobachten im wesentlichen die Scholiastcn. Nur einige
wenige Scholicn sind von der Art, dass man auf die Ver-
muthung kommen könnte, auf die Hornung in seiner In-
— 6 —
augixral - Dissertation De partibus comoediariim Graecarum,
Berolini 1861 S. 11 und 16 wirklich gekommen ist, dass
schon jene alten Grammatiker mitunter chorischen Einzel-
vortrag notirt hätten. So beschaffen sind die Worte des
Scholions zu den Wespen Vs. 230 oi xov xoqov Ös ccXItj-
Aotg syas^svö^evot, t^v naQOÖov noiovvxai und Vs. 266
/LIT/ ECüQccTioteis {choreutüe) avtov {Phüocleonem) ^td'^ eavtäv
dialeyovT ai tisqI avtov und Vs. 270 GTavteg ot rot)
XOQOV to Gtäöi^ov adovGi (isXos, ferner zu den Vögeln
Vs. 344 TtaQaxslEvovtat iccvtotg as bv noXE^mri naqa-
Tß^et, ßovXö^Evoi ■Kat avtc5v oQfifjGaL. Hier möchte man
vielleicht wegen des Ausdrucks ot*" trov xoqov anstatt des
gewöhnlichen 6 x^Q^S geneigt sein, dem Verfasser die be-
zeichnete Absicht unterzulegen, eine Meinung, die an Wahr-
scheinlichkeit gewinnen könnte durch die Notiz zu We. 401 :
oi U^txv&Loyv xal Ti,0iddr} xal ÄQ^fiov xal Qe^adstTtvE,
wo Philokieon vier einzelne Chorpersonen aufruft, weshalb
der Scholiast wieder den Ausdruck wählt: tovs tov xoQov
i^ 6v6(iccrog ■kuXeI. Allein zwei Bemerkungen der Wolken
hindern uns also zu urtheilen zu Vs. 289 "va yvvatxccg
elGayüyri rag \_tovg~\ rov jropov und zu Vs. 344 eiöslrj-
X,vd-a6i yccQ OL rov xoqov nQOöaitela TtSQixEi'fisvoi fieydXag
sxovta Qi'vag, an welchen Stellen in keiner Weise an einen
Theil des Chors gedacht werden kann. Auch Redensarten
der alten Erklärer wie dXltjXoig TtaQaxsXevsa&Kc u. a. (vgl.
Schol. zu Vö. 401 und Lys. 320, 539, 550) sollen durchaus
nicht einzeln mit einander sprechende Choreuten bezeichnen,
da ganz dieselben Verbindungen auch da angewandt werden,
wo gerade vollstimmiger Chorvortrag behauptet wird. Dies
ersehen wir am deutlichsten aus zwei Scholien der Frösche
zu Vs. 440, den in Wirklichkeit der Chorführer spricht,
der Scholiast aber dem Gesammtchor und zwar mit folgen-
den Worten zuschreibt: dvvavraL nävtsg ot xutd. tov
XOQOV dkXriXoig TtaQCiXEXsvsödrci, xal ^Vf slg k^ol-
ßcda ÖLuiQEiG^ai, und kurz vorher zu Vs. 372: ivTev^ev
^AQLGxaQxog v7t£vörjGe fi^ oAov tov x^Q^^ elvai rd nQara.
- 7 —
Tovto de ovx d^LOJiLötov. noXldxig yäg dXltjXots outo
jtaQKiteXevovrac oC Tia^l rov x^Q^^- Zugleich ent-
nehmen wir aus den beiden letzten Bemerkungen, einmal
dass Ol xatd tov x^Q^'^ ^^^ ot tisqI rov %oq6v nichts anderes
bedeutet als 6 %oq6s, sodann dass die Kritiker des Alter-
thums bisweilen sogar an dem Gebrauch der Halbehöre
(denn 372 hebt ein Halbchor zu singen an) gezweifelt haben,
indem sie sich freilich damit der gewichtigen Autorität
Aristarchs entgegensetzten (vgl. auch das Schol. zu Frö.
354). Auf diese Lehre Aristarchs werden wir zurück-
kommen; hier genügt es zu erwähnen, dass Fritzsche zu
Frö. 354 jene drei Schollen der Frösche auf andere Verse
bezieht, als denen sie in den Handschriften beigesetzt sind,
nämlich Scholion 354 auf Vs. 372, Scholion^72 auf Vs. 377,
Scholion 440 auf Vs. 372, worin ihm O. Gerhard De Aristarcho
Arislophanis interprete, Bonnae 1850 S. 45 beipflichtet.
Da nun auch Person und Numerus in dem Text der
Chorika selbst zur Bestimmung des Einzelvortrages oder
des mehrstimmigen Liedes so gut wie gar keine Stütze ge-
währen, wie schon Böckh De trag. Graec. S. 59 und 63 ge-
zeigt hat, so sind wir in der That vor der Hand auf die
oben angegebenen Indicien beschränkt. Sie möglichst voll-
ständig zusammenzustellen und zu prüfen ist um so mehr
unsere erste Aufgabe, als Hermann es nicht für nötliig be-
funden hat, sich derselben zu unterziehen.
In den Wespen Vs. 230 — 487 sprechen folgende Um-
stände dafür, dass daselbst nicht der vollstimmige Chor
gehört wurde.
Die Aufforderungen, mit denen die Choreuten sich zu
eiligem Erscheinen und Marsche anfeuern, wiederholen sich
innerhalb weniger Verse so oft, dass sie unmöglich von ein
und derselben Person können ausgegangen sein, weder vom
ganzen Chore noch vom Chorführer allein. Vgl. 230 xägai^
TiQÖßccLvs. 235 nciQEGze. 240 aAA' iyxovco^sv covÖQeg. 245 dlXä
öTtevöoJuav , (ovÖQeg rjXcxeg. 246 jr(a()(ö|Lt£v. — Eine Anfrage,
- 8 -
welche der Chor an sich richtet Vs. 266 f., finden wir bald
darauf wiederholt Vs. 273.
Häufig redet einer den andern an, indem er dabei seinen
Kameraden mit Namen ruft, ein Verhältniss, das völlig
unpassend sein würde, wenn die Choreuten sich nicht ein-
zeln im Vortrage ablösten. Oder sollen wir annehmen, dass
alle Mitglieder des Chors, und also auch diejenigen, welche
die Namen Komias, Charinades, Strymodoros u. s. w. führen,
gesprochen haben wie wir gleich zu Anfang der Partie
lesen 230 fi".?
o3 Kania, ßQuövveiS',
flu xov dC , ov (levroL Ttgö tov y\ dXX^-ijod-' [fidg
xvvsiog'
vvvl de HQeCxrav iatl 6ov XaQivddrjg ßccÖL^eiv.
to Utqv^oöcoqs Kovd-vXev, ßskriGre avvdixccGTäv,
EvsQyLdtjg uq' iöri Jtov 'vtav^\ rj Xdßrjg 6 0Xv£vg\
Wer möchte es z. B. Richter a. O. S. 65 glauben, dass
Euergides oder Chabes sich bei einem anderen Gerichts-
collegen nach ihrer eigenen Anwesenheit erkundigen? Diese
Erscheinung ist so unsinnig, dass sie Hamaker in der
Mnemosyne Bd. III S. 43 f. zu der folgenden Veränderung
des Textes veranlasst hat:
234 EvsQycörjg yuQ iörC nov \tav&i Xäßijg ©•' 6 ^Ivsvg,
7cdQ£6d-\ o dtj komöv y' i'r' sötlv, xrk.
Allein die Conjectur wird überflüssig , sobald wir mit
Vs. 233 f. einen Choreuten fragen und 235 einen andern
die Rede aufnehmen lassen.
Den Numerus dualis gebraucht ein Choreut, während
er sich und den zunächst stehenden Genossen im Sinne hat
Vs. 236 ff.
rivCx iv Bv^avxLG) ^vvrjfiev
(pQOVQOVvr' iyco xa xal ov' xdxa nsQmaxovvx s
VVXXOQ
xrjg dQXOTcdXiöog kccd-ovx' ixkäil^a^ev xov ol^ov,
woraus hervorzugehen scheint, dass wenigstens an dieser
Stelle die Unterhaltung auf zwei Chorpersonen beschränkt
— 9 —
gewesen sei. Eben daliin gehört jenes va5v, welches in dem
amocbaeum der Alten und der Knaben (291—303 = 304 — 316)
zweimal von diesen 307 und 316, einmal von jenen 310
angewendet wird und gleichfalls auf Einzclgesang hindeutet.
Wenn Richter, welcher auch hier abwechselnden Einzel-
gesang leugnet und vielmehr alle Alten mit allen Knaben
wechselweis sprechen lässt, trotzdem die Verwendung des
Dualis durchaus nicht anstössig sondern vollkommen in der
Ordnung lindet S. 55, 77, 222, so muss er nothwendig mit
dem Scholiastcn zu Vs. 307 einer Meinung sein, der also
erklärt: tä dvi'xä £](fiiJ6ato ov xaxcog. Ttcddeg ydg eiöi occd
Tcatigeg cog ev ngöacuTiov UQog sv, eine Interpretation, deren
Wunderlichkeit ich nicht erst ausführlich darzulegen brauche.
Doch irrt der öcholiast nur in Rücksicht des Numerus;
darin hat er ganz Reclit, dass mit v&v ein Knabe und ein
Greis bezeichnet werde, nicht wie Hermann a. O. 8. 9 f.
will, zwei Knaben. Hermann nämlich ist der Ansicht,
dass einer von den Alten des Chors zwei Knaben bei sich
habe, und glaubt demgemäss , dass mit vav im Munde des
Knaben dieser und sein Bruder gemeint sei, im Munde des
Vaters aber ist er genöthigt vav Vs. 310 in 0(pav zu ändern,
damit der Vater seine beiden Söhne anrede. Diese Mei-
nung Hermanns beruht indes auf gar keiner objectiven
Stütze und ist zu künstlich ersonnen. Festzuhalten ist nur,
dass mit dem Dualis vöiv zwei Personen vom Dichter be-
zeichnet werden: ein Knabe und ein Greis oder ein Greis
und ein Knabe, je nachdem Knabe oder Greis sprechen
und vöjv anwenden.
Oft entbehren die Worte des Chors der logischen Ver-
knüpfung, sodass ohne verbindenden Uebergang von einem
Gedanken zu einem gänzlich verschiedenen gesprungen
wird. Dies Verhältniss ist ebenfalls durch Personenwechsel
veranlasst. Es stehen aber hier in einem solchen Verhältniss
folgende Verse: 239: 240, 258: 259, 265: 26(j, 345: 346,
378: 379, 407: 408. Auch in den daktylo-epitrilischcn Stro-
phen 273 — 281 = 282 — 290 wechselt an derselben Stelle in
— 10 -
Strophe und Antistrophe der Gedanke: Vs. 278 ij (i^v nokv
xrX. = Vs. 286 aAA', coydd-e xtX. Dies tritt besonders in
der Antistrophe klar zu Tage. Denn während der Chor
bis Vs. 286 von Philokieon wie von einem abwesenden in
der dritten Person gesprochen hat, redet er ihn plötzlich in
zweiter Person an :
aAA', ayad-', dvidtado fi^<J' ovtag ösccvrov
iö&is, ^rjd' dyavdyiXEi. xrl.
In den so entstehenden vier Chorkommata zeigt sich eine
Responsion der Gedanken: 273 — 277 = 282-285 und
278—280 = 286 — 289, der zufolge igi ersten Theile beider
Strophen der Chor sich in Vermuthungen über die Ursache
von Philokieons Abwesenheit ergeht, im zweiten Theile da-
gegen an die alte Richterlust seines Collegen appellirt.
Ausserdem erfordern die der Antistrophe hinzugefügten und
der Strophe mit Hermann S. 8 und Meineke hinzuzufügen-
den, an die Knaben gerichteten Worte vTtay\ d Jtat, vjcays
je einen besonderen Sprecher, weil auch sie mit den voran-
stehenden Worten nicht zusammenhängen. Bei der dar-
gelegten Beschaffenheit dieses Liedes ist gar sehr zu be-
zweifeln, ob Hermann dasselbe richtig vertheilt habe, da er
nicht zwei oder vielmehr drei sich entsprechende Theile in
jeder Strophe, sondern vier an Umfang ungleiche Kommata
in Strophe und Antistrophe unterscheidet. Auf dies Ver-
fahren Hermanns werden wir noch einmal zu sprechen
kommen. Hier mache ich darauf aufmerksam, dass beinahe
alle Verse, bei denen ich aus dem Wechsel des Gedankens
auf Wechsel der Person gefolgert habe, mit der Adhortativ-
partikel dUd beginnen Vs. 240. 259. 286. 346. 379. 408.
AVie nun gerade dies dXld zu Anfang einer Rede und bei
eintretendem Personenwechsel seine Stelle hat, das er-
sehen wir am besten aus denjenigen Stellen, an denen nach
einstimmigem Urtheil der Vortrag vom Chore auf den Chor-
führer übergieng. Es beginnt also der Chorführer We. 546
dlX' CO, Wo. 959 «AA' o, 1351 dW ii, otov, Fri. 601
«AAa jiov, Lys. 484 aAA' dvfQcoTcc = 549 «AA' a, Thesm. 531
— 11 —
liXr ov, Frö. 905 «AA' ag = 1004 «AA' cJ, Ekkles. 581
dXl' ov iiaisLV. Vgl. Westphal Griech. Metrik IP S. 402.
Wo aber die Choreuten nicht unter einander sondern
mit den Schauspielern verhandeln, von den Worten Philo-
kleons Vs. 317 ff. an, ist fast kein Fortschritt in der Ent-
wickelung des Dialogs bemerkbar, da vom Chor immer die-
selben Aussprüche wiederholt werden. So fordert der Chor
Vs. 346 Philoklcon zu einem Fluchtversuch auf und nach
geraumer Zeit abermals 3G5; er ermuthigt ihn Vs. 373. 380.
384. 387. In dem Wortwechsel der Choreuten mit Bdely-
kleon endlich sind es zwei Gedanken, welche sie dem grau-
samen Sohne vorzurücken nicht müde werden: iyrannus es,
(jui tarn afj'ociter in pah^eTii sacviasi Vs. 411. 417. 464. 474.
487 und mitte palrem, sin fniniis fnalitm patiere! Vs. 422. 428.
437. 453. 480.
Diese und vielleicht noch andere Gründe mögen es ge-
wesen sein, welche Hermann bestimmten, hier alle 24 Cho-
reuten einzeln sprechen zu lassen. Allein bei Durchführung
der Vertheilung gieng er von einer Annahme aus, die auf
allgemeinen Widerspruch stossen musste und darauf be-
sonders durch ihre Consequenzen das Unternehmen Hermanns
überhaupt in Misscredit brachte. Die Annahme betrifft
jene den Chor mit Fackeln begleitenden Knaben, welche
Vs. 408 ff. von den erzürnten Alten zu Kleon abgesandt
werden und, wie Beer Uebcr die Zahl der Schauspieler bei
Ar. S. 49 f. erkannt hat, am Ende des Stücks 1505 ff. als
Söhne des Karkinos tanzen. Die gewöhnliche und un-
zweifelhaft richtige Auffassung ist nun, dass die Knaben
von extraordinären Chorpersonen dargesellt würden; Hermann
dagegen hat sich zweimal (a. O. S. 4 und Wiener Jahrbb.
Bd. 110 S. 58 f.) mit grosser Entschiedenheit dahin aus-
gesprochen, dass sie in die Zahl der regulären 24 Choreuten
aufzunehmen seien. Allein dieser Ansicht stehen die be-
denklichsten Schwierigkeiten im Wege. Einmal hat Hermann
keinen zweiten Fall beibringen können, in dem wie in vor-
liegendem der Chor nach dem Abhänge der Knaben den
— 12 —
grössten Theil des Stücks hindurch unvollständig dagestan-
den hätte. Sodann erregt die Aufstellung des Chors sowohl
Avährend der Anwesenheit als auch namentlich während der
späteren Abwesenheit der Knaben Bedenken der gewichtig-
sten Art. Denn da gemäss der Hermannschen Anordnung
der siebente, zehnte, zweiundzwanzigste und dreiundzwan-
zigste Choreut einen Knaben darstellt, so müssen die Knaben,
mag die Stellung der Chorcuten xard t,vyd oder natä Gtoi-
%ovg gewesen sein, notli wendiger Weise nicht allein in
einzelnen Gliedern zerstreut, sondern sogar mit einer Aus-
nahme alle mitten in den Gliedern gestanden haben. Das
wäre aber für Fackelträger, die doch mit ihren Leuchten
vorangehen sollen, eine höchst unpassende Stellung und, was
wichtiger ist, eine solche, die alle Gleichmässigkeit und
nöthige Symmetrie verleugnet. Wie gestaltete sich ferner
die Sache nach dem Abzug der Knaben? Blieben die von
ihnen vorher eingenommenen Plätze leer, oder nahm der
Chor eine neue Gestalt an? Das erstere Verhältniss hat
Hermann einmal beim Chore in den Hiketiden des Euripides
angenommen, worin ihm ein Clever Programm d. J. 1826
von Axt mit Recht entgegentrat. Hier nimmt er auf eine
geregelte Chorstellung mehr Rücksicht. Ihr zu Liebe be-
stimmt er die Anzahl der Knaben, welche nach allen An-
deutungen in der Komödie selbst und nach Hermanns eigener
Ueberzeugung (s. S. 4) eigentlich drei an der Zahl gewesen
sein müssen, anstatt auf drei auf vier, indem er S. 5 be-
merkt: ,,Non solum enim qui dimissis trihus pueris relinquwi-
tur unus et viginti senes insolitam pracbent chori qiiadrati for-
mam ier scptenum vel septies ternum choreutarum , sed ellam,
cum in re scenica otnnia aequaliter distribui mos fuerit, perttir-
haretur iiista personanmi descriptio nisi qtiathior pueri ad
Cleonem ahlegar entiir.^' Nun beträgt aber, wie schon gesagt,
die Zahl der Knaben in Wirklichkeit keineswegs vier, son-
dern drei. Denn drei ihnen angehörige Aussprüche finden
wir in den synkopirten katalektischen iambischcn Tetra-
metern 248 — 272, ebensoviel darauf in der Strophe 291 — 303,
— 13 —
ebensoviel in der Antistrophe 304 — 316. Hermann muss
daher zugeben: „In libris quidem qnae pneris IriMiuntur , irhtm
esse ptteiorum videntur\^^ und nur dadurch dass er gegen
die Ueberlieferung und ohne zureichenden Grund Vs. 262 f.
einem Knaben zuweist, gelingt es ihm auch seinen vierten
Knaben redend einzuführen. Endlich , und dieser Grund
ist durchschlagend, treten nicht vier sondern drei Karki-
niten als Tänzer auf, der erste Vs. 1501 {yiog KaQXivov 6
^eöarog), der zweite 1505 (£r£()og xQayadog KaQxivLtrjg),
der dritte 1508 (srsQog av räv KagxCvov), Da also nur
drei Karkiniten tanzen, nur drei Knaben singen, so waren
zu ihrer Darstellung auch nur drei ausserordentliche Chor-
personen erforderlich. Denn Vater Karkinos selber tanzt
nicht wie seine Söhne, sondern TCQoöeQTiSL Vs. 1531 um dem
Ballet zuzuschauen und macht deshalb keinen besonderen
Choreuten, sondern nur ein xacpov tiqüöcotiov nöthig. Aus
diesem Grunde irrt Richter, wenn er um des Karkinos willen
glaubt vier fackeltragende Knaben annehmen zu dürfen.
Doch würde es schwer halten Richters Avahre Ansicht von
der Sache festzustellen, da er nach seiner Gewohnheit, das
verschiedenartigste zu gleicher Zeit für gleich wahrschein-
lich zu halten, bald drei, bald vier, ja sogar vierzehn
Knaben vermuthet S. 53 ff. und S. 62.
Gehen wir zur Prüfung der Hermannschen Vertheilung
selbst über, so Averden wir alsbald gewahr, dass der eben
aufgedeckte Irrthum Hermanns auch auf seine Anordnung
von sehr schädlichem Einfluss gewesen ist und verwerfliche
Zustände zu Wege gebracht hat. Hermann kann mit den
ihm übrigbleibenden 20 Alten eben keine regelrechte und
strengem Gleichmassc genügende Vertheilung zu Stande
bringen. Richter tadelt ihn S. 65 nicht ohne Grund darum,
dass er einige Choreuten zweimal zum reden habe gelangen
lassen; so spricht bei ihm in den Versen 248 — 257 der
siebente und achte, 291 — 316 der einundzwanzigste, zwei-
undzwanzigste, dreiundzwanzigste Choreut mehr als einmal.
Indessen ist es noch um vieles tadelnswerther, wenn Her-
— 14 —
mann zuweilen ohne alle Rücksichtnahme auf die bestimmt
gegliederte Choraufstellung unter den Choreuten der späteren
Glieder einen und den anderen aus den früheren Gliedern
abermals zum Vortrage kommen lässt. Es kommt aber bei
ihm nach dem siebenten und achten Choreuten plötzlich
Vs. 258 wiederum der vierte, nach dem zwölften Vs. 403
der erste, nach dem dreizehnten Vs. 416 der zweite, nach
dem sechszehnten der dritte 430 (430 — 432 hat Hermann
nämlich ohne Angabe eines Grundes Philokieon genommen
und dem Chore gegeben; vgl. aber Wiener Jahrbb. a. O.
S. 59), der vierte 437, der fünfte 441, der sechste 453 zum
Vortrage heran, dann erst folgt der siebzehnte Choreut.
Hiermit kann ich mich in keiner Weise einverstanden er-
klären. Denn dieses hin und her springen der Rede aus
einem Chorgliede in das andere musste den einzelnen Per-
sonen des Chors ganz unberechtigte Schwierigkeiten verur-
sachen und konnte bei einem kleinen Versehen leicht er-
hebliche Confusion herbeiführen. Und vor allem vermisst
man dabei die von Hermann sonst so eifrig gewahrte Ein-
fachheit des griechischen Theaterwesens. Ein anderer Um-
stand, den ich an der Hermannschen Anordnung auszusetzen
habe, trifft die antistrophische Partie 273 — 281 == 282—290,
deren Disposition schon oben aus einander gesetzt wurde.
In diesem Theile verletzt Hermann das durch zahlreiche
Beispiele der Tragödie gesicherte und dort anerkannte Ge-
setz, welches Bamberger a. O. S. 16 so angibt: „Perso-
nai'um vices iisdem sirophae et atitistrophae locis fieri deheni.'''
Vgl. Ahrens in Zimmermanns Schulz. 1833 S. 269. Dies
Gesetz finden wir nun aber, wie wir im Laufe unserer
Untersuchung oft genug zu sehen Gelegenheit haben werden,
mit gleicher Strenge bei Aristophanes beobachtet.
Die erwähnten Unzulänglichkeiten in Hermanns Ver-
theilung verschwinden, wenn wir die Knaben vom Chore
trennend und einen vollzähligen Chor von 24 Greisen an-
nehmend genau die aufgefundenen Spuren des Personen-
wechsels verfolgen. Danach haben wir
- 15 -
I. 6 Choreuten oder den ersten arotxog in den iam-
bischen Tetrametern 230 — 247, nämlicli 230, 233, 235,
240, 242, 246 je einen Ohoreuten (in diesem Theile stimme
ich Hermann durchaus bei).
II. 6 Choreuten (nicht 7, wie Hermann annimmt) oder
den zweiten örotxog in den synkopirten katalektischen iam-
bisehen Tetrametern 248-272, nämUch 249, 251, 258, 259,
262, 266 je einen Choreuten (hier kommen die Aussprüche
der drei Knaben hinzu Vs. 248, 250, 254).
III. 6 Choreuten (nicht 8, wie Hermann annimmt)
oder den dritten azoixog in den daktylo-epitritischen Strophen
273—281=282—290, nämlich 273, 278, 281, 282, 286,
290 je einen Choreuten (an denselben Versstellen tritt in
Strophe und Antistrophe Personenwechsel ein).
IV. 6 Choreuten (nicht 4, wie Hermann annimmt)
oder den vierten und letzten Gtotxog in den fast durchweg
aus ionischen Versen bestehenden Strophen 291 — 303 =
304—316, nämlich 293, 297, 300, 309, 310, 313 je einen
Choreuten (hier tritt nicht an denselben Versstellen Per-
sonenwechsel ein, weil in jeder der beiden Strophen die
drei Knaben dazwischen sprechen).
Hiernach sind also alle 24 Mitglieder des Chors einmal
zum sprechen oder singen herangekommen.
Zwei Dinge sind es, welche bei dieser unserer An-
ordnung sogleich in die Augen fallen. Erstens ist offenbar,
dass die einzelnen Choreuten unter die vier durch das
Metrum von einander geschiedenen Abschnitte so vertheilt
sind, dass jeder Abschnitt einen Grotxog des Chors enthält.
Hieraus können wir mit Sicherheit den Schluss ziehen , dass
die Choreuten in den Wespen jcata atoixovg aufgestellt
waren. Zweitens bemerken wir, dass in den antistro-
phischen Partien an derselben Versstelle Wechsel der Per-
son stattfindet, wenn der Chor allein singt, dagegen niclit
an derselben Versstelle, wenn andere Personen, wie hier
die Knaben, redend hinzutreten; doch ist auch in letzterem
Falle so gut wie im ersten wenigstens die Zahl der sprechen-
— 16 —
den Choreuten in Strophe und Antistrophe die gleiche. Und
diese beiden Beobachtungen begegnen uns nicht etwa nur
hier in den Wespen sondern überall, wo wir in den aristo-
phaneischen Komödien chorischen Einzelgesang aus triftigen
Gründen vorauszusetzen haben, sodass wir sie für fest-
stehende Gesetze halten müssen, die sich Aristophanes
bei Behandlung des Chors selber gegeben und streng be-
achtet hat.
Gehen wir weiter, so treten wir nunmehr in das erste
Epeisodion ein, und zwar zunächst in den Abschnitt 334 — 394,
welcher ein Gespräch des Chors mit dem Schauspieler Phi-
lokleon enthält. Die in diesem Epeisodion herrschende Re-
sponsion hat zuerst Enger Fleckeis. Jahrbb. Bd. 79 S. 738 flf.
dargelegt. Hier bilden demnach die sich entsprechenden
Theile naturgemäss jene metrischen Glieder, welche die
einzelnen otol^ol enthalten. Der Abschnitt 334 — 394 zer-
fällt aber in 334 — 364 = 365 — 394, eine Responsion trochäi-
scher und anapästischer Masse. Je weniger nun in diesen
beiden Theilen, in denen die Kommata des Chors fast durch-
gängig durch die des Schauspielers von einander getrennt
sind, ein Zweifel darüber entstehen kann, wo man Per-
sonenwechsel anzusetzen habe: um so mehr ist auf die
merkwürdige Thatsache Gewicht zu legen, dass jeder der
zwei Theile gerade 6 Chorpersonen, d. h. einen Groliog
bietet. Denn wir finden
I. 6 Choreuten oder den ersten örotxog in den Versen
334—364, nämlich 334, 338, .342, .346, 350, 354 je einen
Chorouten.
II. 6 Choreuten oder den zweiten arotxos in den re-
spondirenden Versen 365 — 394, nämlich 365, 369, 373,
379, 383, 387 je einen Choreuten.
Bevor wir zum folgenden Abschnitt schreiten, in welchem
zwei neue Bühnenpersonen, Bdelykleon und Xanthias hin-
zutreten, müssen Avir die Personcnbczeichnung des Verses
4L6 berichtigen, welche falsch überliefert ist und über deren
Herstellung Zweifel herrschen. Darüber freilich darf kein
- 17 -
Zweifel Platz greifen, dass Richter Unrecht daran tlmt der
Vulgate zu folgen und den ganzen Vers dem Chore zu geben :
B^E. (Sya&oC, to ngäyii axovöaz' , dkkä fi)] xsxgdyats.
416 XOP. vrj ^C ig xov ovgavöv y , ag tövd' iyco ov
Es handelt sich hier um Philoklebn, den sein Sohn Bdcly-
kleon zusammen mit dem Sklaven Xanthias festhält und
nicht zu dem Wespenchor fliehen lassen will, während der
Chor den Alten durch Wort und That zu befreien sucht.
Dass die Sache sich so verhalte, ersehen wir aus vielen
Stellen. Vs. 428 sagt der Chor zu Xanthias aAA', dcpist
rbv üvÖQa und 437 zu ßdelykleon selber gewandt si de ^ir]
Tovxov ^s&rjasLg, iv xC 6oi jiayrjaexat. Bdelykleon da-
gegen gebietet den seinen Vater haltenden Sklaven Vs.
434 ,tt?} fisd-TJa&s ^rjdavL (sc. Philocleoiiem). Hieraus er-
hellt, dass der Chor die Worte cog x6v8' eya ov ^s&ij-
(TOinat unmöglich gesprochen haben kann. Ebenso urtheilen
Ilaraaker (Mnemosyne Bd. III S. 4G), Bergk und Meineke,
welche folgendermassen emendiren:
ßzJE. coyad^Oi, xö ngäy^ dxovaax' , «AAa ^iri xsxQccyaxe.
XOP. vr] /iC ig xov ovQavov y. BzJE. ag xovd' aya ov
^£&i]00(iai,.
Und doch dürfte hiermit noch nicht aller Anstoss beseitigt
sein. Denn die Worte werden durch diese Anordnung der
Verse gar zu sehr aus einander gerissen; namentlich hat
(ug keine rechte Beziehung. Obgleich dasselbe in dieser
seiner absoluten Stellung mit den von Elmsley zu Ach. .335
angeführten Beispielen erklärt werden kann (vgl. jedoch
Woldemar Ribbeck zu demselben Vse): so scheint sich
doch gerade hier unschwer eine viel leichtere und der Sach-
lage angemessenere Wortverbindung zu ergeben, wenn wir
den ganzen Vers so gut wie den vorangehenden dem
Bdelykleon zuweisen und so übersetzen Bdel. „o honi rem
il)sam audilc et ne clamaverUis {per Jovein!) in coelum usqite:
nam hunc ego non (UmiKam." In diesem beschwörenden Sinne
finden wir vri zlCu in einem Aufforderung»- oder Wunsch-
ABNOJ.DT, Chorpart. b. Aristoph. 2
— 18 —
satze wie hier angewendet z. B. Vö. 061, Frö. 164, 1460,
Ri. 725, Der von uns vorgeschlagenen Personenbezeichnung
kann es zur Empfehlung dienen, dass sie am leichtesten
den Fehler in den Handschriften erklärt. In ihnen sind
Vs. 416 und 417 auf folgende Weise vertheilt:
XOP. vrj jdC eg rov ovqüvov y\ cog rövd' iyco ov ^£d-r]öO(iaL.
B^E. xavxu drjr' ov dsLvcc xal rvQavvig iönv i^q)avijg;
Nun haben schon Bentley und Tyrwhitt 417 Bdelykleon ge-
nommen und dem Chore gegeben, wir umgekehrt den davor
stehenden Vs. 416 dem Chore genommen und Bdelykleon
gegeben. Es ist also offenbar, dass der Abschreiber durch
ein Abirren des Auges die beiden Versen vorzusetzenden
Bezeichnungen einfach vertauscht hat. Dazu kommt noch
ein anderer empfehlender Umstand. Mag man nämlich der
Anordnung der Handschriften oder der Hamakers folgen,
in beiden Fällen ist in den einander entsprechenden Theilen
405 — 429 und 463 — 487 der Vs. 416 der einzige, bei
welchem nicht an derselben Stelle in System und Anti-
system Wechsel zwischen dem Chor und den Bühnenper-
sonen stattfindet j nur bei unserer Vertheilung ist diese Ent-
sprechung gewahrt. Dass aber Aristophanes selbst in den
respondirenden Stücken der Dialogpartien zuweilen auch
eine solche Responsion der Personen bezweckt habe, dafür
liefert der soeben behandelte Abschnitt 334 — 364 = 365 —
394 ein Beispiel und ebenso Ach. 284 — 301=335 — 346;
obgleich nicht zu leugnen ist , dass der Dichter auch andrer-
seits hierauf häufig keine Rücksicht genommen habe.
Trifft unsere Auseinandersetzung das richtige, so haben
wir in den respondirenden, aus trochäischen und kretischen
Massen bestehenden Theilen 403 — 429 = +•) — 487 12 Chor-
personen, welche den vorher in Vs. 334 — 394 gefundenen
zugezählt, den Chor zum zweiten Male vollständig machen.
Wir haben nämlich
1) Den Ausfall zweier trochäiseher Tetrametev des Chors vor Vs. 463,
entsprechend 403 und 404, nehme ich mit Wolfgang Heibig Khein.
Mus. N. F. XV S. 260 an.
- 19 -
III. 6 Choreuten oder den dritten örotxog in den Versen
403 — 429, nämlich 403, 405, 408, 417, 422, 428 je einen
Choreuten.
IV. 6 Choreuten oder den vierten und letzten arotxog
in den entsprechenden Versen -| 487, nämlich -j-, 463,
466, 474, 480, 486 je einen Choreuten.
Uebrig bleiben die drei zwischen den beiden eben be-
handelten Abschnitten befindlichen Chorkommata 437, 441 —
447 und 453 — 455, welche keine entsprechenden Chor-
kommata haben und daher dem Chorführer ausser der
Reihe zuzuweisen sind. — Die von uns gefundene An-
ordnung der ganzen Stelle aber ist folgende.
XOPOT
6 «' xoiQEi^ TiQoßcav sQQco^Evcog. GJ Kcj^ta , ßQadvvdg;
/i« rov z/t", ov ^bVTOi TiQo tov y, all' rjöd'' i}iag
xvvsiog' 231
vvvl de XQSiTTCov iörl 6ov XaQtvddrjg ßadCt^SLV.
6 ß' ci Utqv^oöcoqs Kovd-v2.£v , ßsXtLöTE öwdixaGtcSv ,
EvEQyCd^g kq eötv tcov VravO-', rj Xdßrjg 6 Qlvsvg;
b y' TCccQSGd'' , o drj Xoltcov y et sötiv, dTCnanat ita-
TCaid^ , 235
7Jßr}g EXBLvrjg, iqvLX iv Bv^avxLco ^vvfjfiEV
(pQOVQOvvx iyoi te oial öv' xara nEQinaxovvxE vvxxcoq
xrjg dQxojicoliöog ka^övx' ixlE^a^EV xov oA^ov,
xä^' 7]xIjo(iev xov xoqxoqov, xaxaöiCöavxEg avxov.
6 ö' dkX' Eyxovä^EV, covÖQsg, (6g eöxul Ad%Yixi vvvC' 240
CiiißXov de (puöi iQWdxcov e%eiv dnavxEg avxov.
6 e' %^£s ovv Kkiav 6 xrjÖE^cov ri^tv icpEu iv c3Qa
rjxELV E%ovr.ag tjiiEQcäv oQyiqv xqiojv novrjQav
in avxov, cog xoXcofievovg av ridiX)]0EV. dXXd
07tEvdco^EV, covögsg rjXtxEg, tiqIv tj^equv yEvic^ai. 245
6 5' x^Q^i^^v , a^a xe t&5 ^vx^^ Tidvxr] diaöxojtäfiEVf
^rj nov ki^og xig i^jtodcav tj^äg xaxöv xt ÖQdöf].
HAIS «'.
xov nrjlov, co TcdxEQ ndxEQ, xovxovl (pvXai,ai,.
2*
— 20 —
xopor
6 t,' xccQcpog %au,ä^iv vvv Xaßcov xov Xvxvov nQÖßvGov.
HAIS ß'.
oi^'x, aXXa raöc fioi öoxä xov Xv%vov nQoßvßeiv.
XOPOT
6 71 xi dr] ^ad^tov xä öaxxvXa ti)v d-QvalXCö' «O'ftg, 251
xal xavxa xovXaCov önavi'^ovxog , covorjzs;
ov yccQ däxvet (?', oxav dey xi^tov TtQLaöd-ai.
llAiv /.
si vrj z/t' avd'Lg xovdvXoig vov&£xr]6£d' ri^äg,
ccTCOöße'oavTsg tovg Xvxvovg utcl^sv oi'xaö' avxoC.
itaTtSLx' i'öag iv xa 6x6x(p xovxovi (jx£Q)]d-slg 256
xov nrjXov äöTtSQ dxxayäg xvgßdösig ßaöCt,cov.
XOPOT
6 'ö'' i] (ir]v iyä 6ov idxtQovg ^leilovag xokdt,co.
6 L aA/l' ovxoGi fiot, ^(xQiiaQog (pcävsxac Ttaxovvxr
xovx söd"^ ojtojg ovx rj^sQav xsxxuqcov tu tcXslöxov
vdaQ dvayxaCag bisI' xov Q'sov TtoiijGai.. 261
6 La STtSLöi yovv xoiölv kvivoig ovxou ^avxrjxsg-
(piX^i d\ oxav xovx^ 7] , noielv vexov ^dhora.
öiixat da xal xcöv xagnC^av dxxa ^i] oxi TiQäa
vdcöQ yaveö&aL xdinnvavCaL ßÖQBLOv avxoig. 265
6 iß' xi igr^i aQ* ovx x^g OixCag xijGda övvdixaaxTjg
jiBTiov&av , djg ov (paCvaxai davQO TCQog x6 Tckij^og;
ov ^tjv 7CQÖ xov y' a(po?>.x6g r/f, dXXd Ttgaxog })fid}v
y'iyatx av adav OqvvC%ov xal ydg aöxiv kv^q
g)i,X(oöög. dXXd (iol doxat Gxdvxag av%-d8\ covögeg,
adovxag avxov axxaXatv ^ ijv xC jcag dxovöag 271
xov^ov ^aXovg vcp^ xjdov^g aQJivCij d^vQa^a.
6 ly' XL nox' ov 71 q6 d^vgav cpaLvax' dg' ruilv 6 yaQdv ov8^
VTcaxovBL ;
^(ov dTToXcoXaxa xdg
a^ßddag, rj TigoGaxoxlf' iv 275
Toi 6x6xG) xov ddxxvXov :iov,
alz' icpXay^Tjvav avxov
273 — 281 = 282 — 290
- 21 -
t6 6q)VQÖv ysQOVTog ovtog;
y.cd rdx av ßovßcaviarj.
6 id' i] ^rjv TCoXv dgi^vTCiTog y r\v rav jtaQ ruilv ,
xal fiövog ovx clv fTtsid'er,
cllX' OTTOZ^ uvrLßokotY]
Ttj, yidrco xvtttcov dv ovtco,
XCt^ov stl^eig, sXsyEv. 2ßO
6 iB V7iay\ Gj Tcai^ vnccys.
6 lg Tccxcc d' äv öid rov x^i't'^^'ov dvd^Qcoiiov, ög rifiäg disdvsr'
i^KTtarcav xccl Xsycov
cog (fiXad-rjvaLog r]V xal
rdi' Xd^ci TiQcotog xarstTtot,
öid toüt' ödvvrjd-elg
eh' i'acog xstrai JcvQettGJv.
eOri ydg roiovrog dviqQ. 285
6 t^' dkX , coydd-' , dvioxaöo ^rjd' ovtcog 6savt6v
eö^te, ^irjd' dyccvdxxEi.
xal ydg din]Q Tca^vg rjxsi
TCJV TCQodövTiov xdjtl @Qdxrjg'
ov OTCcog iyxvTQistg.
6 ir] V7iay\ c3 Tiat, vitays. 290
HAIS a.
i&eXrjaeig xi ^ot ovv , w
ndxsQ^ i]v 6üv xi dsrj&ä;
XOPOT
6 i&' Tcdvv y\ CO naudCov. aAA' ei-
ne XL ßovXei jU£ TiQiaO^av
xaAdf ; oluai 8b ö' iQeiv d- 295
öxQaydXovg drjTtovd^ev, c6 xal.
nAli: ß'.
fi« z/t", rUA' iöx^^^Sj ^ TtaTC-
TtLU- rjÖLov ydg.
XOPOT
6 x' ovx dv
^d z]t\ ei XQS^ai<S&e y' viietg.
291 — 303 = 304 — 316
300
— 22 —
HAIS y'
|Lta z/t" oi5 Tapa TrQOJtsfitl^a 6s x6 Xomöv.
XOPOT
u xa' ano yccQ rovds ^s rot» ^löQ-aQtov
xqLxov avxov e%SLV äX-
(pixci Ö€t xal h,vXa xärpov
Gl) öh övxcc (u.' aixelg.
nAI2 a.
uys VW, CO TcäxsQ, rjv fi>)
xö ÖLxaöxyJQiov ä^iav
y.ad-iöt] vvv , nöd'BV covr]- 305
Gofisd^' afjiöxov, ^xsig iX~
Tiida XQrjöxrjv xivu vav ij
TtÖQOv ""'EXXag lsqov;
XOPOT
6 xß' (XTCaTtat, cpsv , ccTtanat, (pev.
6 xy fia /]C ovic sycoys vav oid' 310
oTtö&EV ys dsLTtvov eöxai.
HAIS ß'.
xC ^£ dfjx\ CO fisXea ^rjxsQ, exixxsg;
XOPOT
6 xd' tv s^ol TtQay^axa ßoöxEiv nccQsxuS-
nAIS y'.
ävövrjxov ccq' d d-v-
XttXLOV (?' £f';ijoi' äyaX^a. 315
£ 8.
TtccQu v(pv 6tsvdt,eLV. 316
XOPOT
6 a xig yccQ ißd"^ 6 xavxd ö' el'Qyav 334
xdnoxXELov xrj Q-vQa; Xs-
^ov tcqÖs evvovs ydg q)QdosLg. 335
<MAOKAEiiN.
ovfiog vidg. dXXd fl^} ßodtE- xal ydg xvyxdvsL
ovxoal TtQÖö&ev xccd^svdav. dXX' vcpEöd'e xov xövov
334 — 364 = 365 — 394
— 23 -
XOPOT
6 ß' Tov d' scpe^iv, ö ftaratf, tavta SqcIv de ßovXetai;
xcd tCva TiQocpaGiv sxcov;
^lAOKAEiJN.
ovx id fi', (ovÖQeg, dixd^SLV ovöe öqccv ovdhv
xaxov, 340
clXlcc ft' evcoxstv STOLfiog £(?0'' • eyco d' ov ßovko^ai.
XOPOT
6 y' Tovr' sr62.^rjG' 6 fiiagdg %a-
vetv 6 ^rj^o^oyox^Ecov od%
öxL k^ysig TL TtsQL tc5v VE- 343
äv dkri^sg. ov yäg äv noQ'
ovxog avriQ rovr^ irölfir]-
CEV keysLV, SL
firj ^vvco^ÖTtjg ng ijv. 345
6 d' aAA' sx xovxav coQa xivd 6oi ^rjXEiv xcavrjv snivoiav,
rixig öE Xk^qcc xdvÖQÖg xovdi xccxaßfjvat öevqo TtOiTjösc.
^lAOKAESJN.
xCg äv ovv Ei'r} ; ^ijxelQ'' v^Eig, ag ndv äv sycoyE Tcoioiijv
ovxco xixxä did xcSv öavCdav ^Exd lOtgCvrig TtEQLsXd^Etv.
XOPOT
6 E EöXLV OTty] dijd'^ rjvxLv' äv Evöod-sv olog t' El'rjg
dioQv^at, 350
fit' EXÖvvat QttXEOLv XQVcpd-Eig, äöJiEQ Tiolv^tjxtg
'OdvGöEvg ;
<I>IAOKAEiiN.
Ttdvxa 7CE<pQaxxai xovx eöxlv on^g ovd' el ci^rpa
dtaövvai.
dkV äXko XL ÖEl ^rjxEtv v^dg- oniav d' ovx eöxi
yEVEöd-aL.
XOPOT
6 g' ^e'^vtiöKi öfj^\ ör' etiI axQaxidg xXEipag tioxe xovg
oßEktGxovg
lEtg öuvxov xuxd xov XELXOvg xaxiag, oxs Nd^og
idXco ; 355
— 24 —
<I'IAOKAEi^N.
oid' • aXJ.ä ti xovx' •■, ov6\v yuQ roür' iorlv ixfiva
TtQOÖÖ^OlOV.
rjßcjv yttQ xddvväurjv xkf.Titsiv, töxvov t' aurog
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XOPOT
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XOPOT
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— 25 —
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XOPOT
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öavxbv d-aQQäv xaTisv^d^svog xoiGl TcaxQaoiOL d-eoiöiv.
<1>IAOKAEON.
G> Avxs dsöTtoxa^ ysCxcov iJQCog' öv ydQ oIotisq eyco
xsxdQYjöca,
xotg daxQvoiöLV xdv q)Evy6vrcciv dsl xal xotg oXo-
(pvQ^otg • 390
axrjöag ynvv ircLxrjdsg idv ivxavd-\ tva xavx^ dxoodo,
xdßovkr'id-rjg ^övog i^Qacov nagd xov xXdovxa xad-fjöTd'ai.
iksrjöov xcd 6d6ov vvvl xov Gavxov TcXriGi6%(J0Q0v
xov ^jj Tcoxe öov TtuQa xdg xdvvag ovQijöa ^rjd'
dnonaQda. 394
XOPOT
6 ly elni ^oi , xC yiihXoynv xivstv ixfivrjv xi^v xoXijv, 403
ijvjieg, ^vix' dv xi-g rjuwv ogyLöt] xtjv 6(pr]xidv',
6 LÖ' vvv ixelvo vvv ixilvo 405
xov^vd'v^ov , oy xokat,6-
fiead-a^ xevxQOv ivxsxax' o^v.
6 IE dkXd d-ataäxLa ßalovxsg dg xdxiöxcc, naidCa,
^etxE xal ßodxe, xal Kksojvi xavx' dyyslXexs ,
xal xeXsvex' avxov rjxsiv 410
403 — 429 = -| •487
— 26 —
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övrtc xaTiolovfitvov ,
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BAEATKAEßN.
coyad-ot, xö ngäy^' dxov6ar% dXXä iirj xsxQdyats
vrj z/fc" ig xov ovquvov y\ (6g rövö^ iya ov (le-
d^rjcjo^aL. ' 416
XOPOT
(j ig' ravra dijr' ov dsivä xal rvQavvCg löriv iiKpavqq-,
(6 Ttoh xal &£(6qov O'soüsx&Qlcc,
xsl Ttg dkXog TtQOSörrjxev viköv xöXa^.
SAN0IAS.
'HQdxXsLg, xal xs'vtq' syovöiv. ov^ OQag, o di-
öTtora ; 420
BAEATKAEÜN.
olg y' äiKÖktaav QlXltitiov iv dCxt] xov rogyCov.
XOPOT
6 i^ xal GS y' avxotg i^oXov^sv dXX änag inCiSXQetpe
dsvQO xd^eiQag xö xivxQOv £lx' in' avrov leöo,
^vOxaXsCg^ Evxaxxog, OQyrjg xal ^ivovg i^TtXrjusvog,
(6g av ev sidi^ x6 XoLTtov ö^fjvog olov SgyLöev. 425
EAXGIAS.
xovxo fievxoL öetvov ijdtj vj} z/t', si ^axov^sd^a'
(6g eyojy' avxcov oqcöv dedoixa xdg iyxevxQi'dag.
XOPOT
o 17]' dkX d(f)LSi xov dvÖQ' ' £1 de [irj, <PV^' iyf^
xdg %£X(övag [laxaQLStv os xov öig^axog.
*IAOKAE.QN.
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OL ^6V ig xov TIQGJXXOV (CVxäv £L(}7lix£Ö&' COQyiG^SVOl,
oC de x(6cp&aX^(6 xvxX(p xevxetxa xal xovg öaxxvXovg.
BAEATKAEiiN.
a MC8a xal Ogv^ ßorj&si, dsvgo xal Maövvxia,
xal Xdßsöd'E xovxovl xal /itr} fisd^ijöd-s ^yjdevt'
— 27 —
£i Ö6 ^tj , 'v 7csöc(LS nuxBiccig ovdhv dgiörrjasts. 435
0)9 f'ycj TtolXäv dxovöag oldcc d^QLCJV xov ipocpov.
KOPr'I>AIOS.
el de ^rj rovrov ^sd^rJGeig, sv xC öot Tiayijöetat.
*IAOKAE<iN.
ö KexQoip ^QC3g öiva%, rä ngog nodäv ^jQaxovtLdr],
:iSQLOQäg ovrco [i' vn' cIvöqcov ßccQßaQCov %blqov^svov^
ovg eya' dida^a xXdsiv tszxuq' ig ri]V xoCvLy.a\ 440
KOPT<I>AIOS.
aixa ö)]x' ov nöXk^ sveaxt dsivd xa yyJQcc xaxd;
drikcidij- xal vvv ye xovxco xov nakcaov de67t6xy]v
TiQog ßiav i^LQOVöLV , ovdhv TbJv ndkai (isfivrj^svoi
ÖKpd'SQCüv xdu,(o^Ldav, dg ovrog avxotg ijjXTiöla,
xal xvväg, xal TOt)g noöag yei^cövog ovxog dcpslsi, 445
aöxs ^Yj Qiyäv exdöxox • dXkd xovxoig 7' ovx svt
ovo' SV 6(f&ciX^otOLV aidcog xäv nuXuiäv i^ßddcov.
^MAOKAE.QN.
ovx dcprJGSLg ovde vvvC ft', oi xdxtöxov d'rjQtov;
ovo' dvafivtjöd'elg ö'O"' svqcov xovg /Sorpi^g xXinxovxd GS
TiQOGayayav TCQog xr^v iXdav i^idscQ sv xdvögixcSg, 450
cÜGxe G£ ^rjlaxov slvai, Gv ö' dxuQiGxog i^G^' dga.
ukV dveg fis xal Gv xal Gv, tvqIv xov vlov ixöga^elv.
K0PT<I>Ar02.
dkXd xovxcov ^sv xd-x' ri^lv öojgsxov xali^v öuxrjv,
ovxsx' ig naxgdv, tv' sidfjd'' oiog tGx' dvdgcöv xQÖnog
o^vd-v^av xal dixaCtiv xal ßXsnovxcov xagöaua.
BAKATKAEfiX.
TtatE nat\ co ^av^Ca, xovg Gtprjxag dnb r^g oixtag. 456
AAN0IAS.
dkXd ÖQ(3 xovx\
HAEATKAE^iN.
äXld xal GV xvcpe nokXa xä xanva.
ovyl GovGd-\ ovx ig xogaxag; ovx aTtixs; Tcats rä ^vXa.
xal Gv TtQoG&elg AIgxCvi]v svxv(pa xov I^eXkaQxCov.
3AN0IA2.
«(>' i^ikkoiLtv 7io9' vfiäg aTioGoßrJGsiv x<ß X9^^^-
— 28 —
lUEATKAEiJN.
dlXä ftß z//' ov Qccdicog orrcjg äv avrovg Süfpvysg, 461
£t;r£() stv%ov rcov ^slojv röiv 0iloxXsovg ßsßQoxoreg.
XOPOT
6 iO-'
6 x' aga drjr' ovx avra drjla
rntg TisvrjGLV, rj rvQavvlg
ag Xäd-Qo. y hlä\x,ßav VTCiovöd ^s; 465
6 xa £1 0v y\ a Ttova Tcovrjgs xal xo(i,TjTa^vvia,
räv vö^av rj^äg dusCQyEig ojv s9-r]xsv jj noXig,
ovts XLv exav ngöcpaöiv
ovte Xoyov evtQccTislov,
avtog aQxav ^övog. 470
baeatkak^n.
£<>0'' OTtag dvsv ficix^S ^^^ '^^iS xaro^Etag ßo^g
eg köyovg eXQ-ot^sv dXlyjXoLöL xal Öiukkaydg;
XOPOT
6 xß' 6oi Xoyovg, a fiL(}6ör]us xal ^ovuQxiccg igaörd,
xal ^vvav BgaaCöa, xal (poQäv xQuOTtsda 475
örsfiiidrav, rtjv -S-' V7trjvi]v dxovQOv tQEcpcyv;
BAEATKAEÜN.
v?J z/t" rj ^01 XQstrrov ixörrjvaL t6 nagditav xov naxQog
yiäXlov 7] xaxoig Tooovroig vavaaxsiv oorjusQccL.
XOPOT
6 xy' ovds ftj)v ovo' iv GsXtva aovötlv ot'd' iv Ttrjydva' 480
Tovro yuQ naQe^ßuXovfisv rcov rgiiotvCxav eticöv.
dXld vvv ^ev ovdav dXyEtg, dXX' orav ^vvijyogog
xccvxd xavxd öov xaxavxX^ ^vvco^öxag xaXfj.
BAEATKAEßN.
dg dv, CO TCQog xcSv &£c5v, tj^ieig aTiaXXax^Etxs /ttou;
■i] ÖsdoxxaC öot degsöd-ai xal degsiv di rj^ägag. 485
XOI'OT
u xd' uvÖETCOxe y\ ov^^^ £cog dv xi ^lov Xoinbv fj,
öoxtg rj^cov inl xvgavvCd' ad' öxdXrjg.
- 29 —
Schliesslich stellen wir die Gesetze zusammen, welche
sich aus unserer obigen Darstellung- ergeben und welche, wie
wir weiterhin erkennen werden, vom Dichter bei Anwendung
des chorischen Solovortrages stets beobachtet worden sind.
1. In den einzelnen, durch den Wechsel des Metrums
von einander gesonderten Gliedern der betreffenden Chor-
partien gelangen die einzelnen Glieder des Chors, in der
einen Komödie die GtoTiol, in der andern die i^vyd zum
sprechen oder singen, sodass, wenn einmal in dem ersten
metrischen Abschnitte 6 Choreuten gefunden wurden, die
gleiche Zahl sich in den folgenden Abschnitten wieder-
findet, wenn dagegen 4 einzelne Chorpersonen sich ergaben,
alsdann diese Zahl fest und durchgehend ist. Hieraus
ziehen wir einen doppelten Nutzen. Einmal erfahren wir
hierdurch die Aufstellung des Chors zaru 6TOL%ovg oder
xuxu i,vyä, und ferner gewinnen wir für die praktische
Ausführung der Vertheilung den sichern Anhalt und die
rücksichtslose Controle, welche nur die Zahl und die Be-
rechnung zu bieten im Stande ist.
2. In den antistrophischen Chorliedern tritt an den-
selben Versstellen in Strophe und Antistrophe Personen-
wechsel ein, wenn der Chor für sich allein singt, nicht an
denselben Stellen, wenn andere Personen dazwischen
einreden. In beiden Fällen aber, auch im zweiten, ist
die Anzahl der in Strophe und Antistrophe auftretenden
Choreuten dieselbe, welche Zahl bald ein ganzes Chorglied
in der Strophe und ein ganzes in der Antistrophe, bald in
der Strophe das erste halbe und in der Antistrophe das
andere halbe Chorglied umfasst.
3. Für die epeisodischen Dialogpartien, in denen
ßühnenpersonen mit dem Chore sich unterreden, gilt
natürlich ebenfalls 1, nur mit der Modifikation, dass mit-
unter nicht antistrophische oder nicht einander respon-
dirende Abschnitte nicht blos ein Chorglicd, sondern zwei
oder drei enthalten. Entsprechen sich die Abschnitte, so
tritt bald an denselben Stellen in System und Antisystem
— 30 -
der Wechsel der Rede zwischen Orchestra und Bühne ein,
bald an verschiedenen.
4. Der Chorführer wird wie in der Tragödie bei ver-
einzelten Chorkommata ohne Entsprechung bisweilen, wenn
auch nicht eben häufig, ausser der Reihe verwandt.
11.
Der Chor in den Acharnern Vs. 204 — .346.
Ein schlagendes Beispiel für die Verwendung der Reihe
nach sprechender Choreuten bei Aristophanes liefert auch
der Acharnerchor 204 — .340, indem sich hier die Verthei-
lung der Chorpartien unter die 24 Personen des Chors mit
grösster Leichtigkeit und völlig gesetzmässig ergibt.
Auch in der eben bezeichneten Stelle nämlich finden
wir diejenigen Erscheinungen, welche als Indicien dafür
gelten müssen, dass nicht der vollstimmige Chor sondern
die einzelnen Bestandtheile desselben zum Vortrage gelangten.
Diese Indicien sind zunächst in dem Stück 204 — 240 Auf-
forderungen und Fragen (resp. Antworten) eines Choreuten
an die übrigen. Hierher gehören die Anreden und Befehle,
die der Chor an sich selbs't richtet und zwar mit ^äg,
welche zum mindesten weit weniger passend im Munde
aller als einzelner Chorpersonen sind, wie
Vs. 204 rfjöa jtäg e'jtov, öCaxs — Tivv^dvov,
Vs. 238 6lya neig,
Vs. 239 dkka ösvqo -näg ixTtoöäv.
Eine Frage eines Acharners an seine Stammgenossen lesen
wir Vs. 206 ff.
dXkd ^OL tirjvvöare,
ei' Ttg oi(3' o;rot xitQanxca yrjg 6 rag üTtovÖdg (pigav,
wozu Albert Müller richtig bemerkt: ,,His verhis chorus se
ipsum alloquitiir, non speclatores.^' Eigenthümlich ist die
Polemik Woldemar Ribbecks hiergegen in der Recension
der ^Müllerschen Ausgabe (Fleckeis. Jahrbb. Bd. 87 S. 746):
„Wie soll aber der Chor von sich selbst verlangen ihm den
— 31 -
Amphitheos nachzuweisen; da ja alle seine Mitglieder, seit
sie jenen verfolgen, immer zusammengeblieben sind, sodass
kein einzelner etwas anderes wissen kann als der ganze
Chor? Speciell an die Zuschauer sind die Worte allerdings
auch nicht gerichtet, sondern an alle Leute, die da hören
können, ohne Rücksicht darauf, ob sie sich im Theater be-
finden oder nicht" u. s. w. Woher weiss denn Ribbeck so
genau, dass alle Acharner vereint die Verfolgung des Am-
phitheos betrieben, und nicht die einen hier, die andern dort
ihn gesucht haben? Hier erscheint der Chor zum ersten Mal
auf der Bühne; seine Verfolgimg vorher liegt ausserhalb
der Darstellung unseres Stückes, und der Bericht des Am-
phitheos von der Verfolgung (178 — 185) enthält keine An-
deutung über die Art und Weise derselben. Wir sind
demnach, um die vorliegende Frage zu entscheiden, einzig
auf die Aussprüche des Chors bei seinem jetzt erfolgenden
Auftreten gewiesen ; und da möchte man aus Aeussei'ungen
wie der schon citirten rrjds jtäg stiov vielmehr geneigt sein
zu schliessen, dass erst durch dies CommandoAvort eine Ver-
einigung der zerstreuten Verfolger auf einen Platz stattfinde.
Aber hiervon abgesehen, wer könnte sich bei einer solchen
Frage an Alle und Niemand, wie sie Ribbeck annimmt, be-
ruhigen? Hat es doch Ribbeck selbst nicht gekonnt, der
schon nach wenigen Monaten seine Ansicht änderte und
diese Frage des Chors nach dem Aufenthaltsorte des Am-
phitheos in seiner Ausgabe der Ach. als an die Zuschauer
gerichtet erklärte. Denn dies kann doch nur seine Meinung
sein, wenn er zu unserer Stelle Vs. 20 des Fri, anführt:
v^av ÖS y' €i ttq oid\ i^ol xarsiTtcctco,
mit welchen Worten der dort sprechende oCxhrjg sich fragend
an die Zuschauer wendet. Allein an letzterm Orte ist diese
Wendung an das d^savQOv und die Abwendung vom Mit-
spieler drastisch durch jenes v^c5v bezeichnet: nicht so in
den Acharnern. Sodann ist ein unwiderleglicher Beweis
dafür, dass hier ein Acharner den andern nach dem Resultat
seiner Verfolgung befragt, der Umstand, dass auf die Frage :
- 32 —
dXXä iLOi firjvvGare,
fl' rig oid^ otiol xtTQUTixui yrjg 6 tag Gnovöag (ptQCOv;
im folgenden Verse eine förmliche negirende Antwort
erfolgt :
ixTtscpevy, oi'%&tai cpQovdog.
Ich habe daher nicht angestanden hinter (pigav ein Frage-
zeichen zu setzen und stehe nicht an mit Vs. 210 Wechsel
der Person anzunehmen.
Ich wende mich zu einem andern Indiz, den Wieder-
holungen. Vier Hauptgedanken sind es, welche die genannten
Verse enthalten, und diese kehren mehr oder minder variirt
so oft wieder, dass dieselben Gedanken nicht von- ein und
denselben Personen immer wiederholt worden sein können.
Diese Gedanken sind folgende:
1. Amphitheos ist entflohen, otiaxai 210. oI'xstul 221.
2. Man verfolge ihn daher. Ölcoxs 204. diaxtiog 221.
Ö£i ^tjtstv — xal ötaxiLv 2o3 f.
3. Wenn uns diese Verfolgung auch wegen unsers Alters
schwer wird. oL'fioi, rdXag rav ircSv räv ifidv xtA. 210 ff.
vvv d' ineiöi^ Gteqqov 7Jdr] rov^ov dvnxvrj^iov xxX. 219 ff.
Hier erhält auch das xal nakaia yiaxganLÖr] xö öxikog
ßuQvvexai durch unsere Annahme eines Personenwechsels
bei Vs. 219 eine bessere Beziehung als bisher, indem nun
damit der gerade sprechende Choreut seinen Vorredner be-
zeichnet, welcher soeben über sein Alter und die Abnahme
seiner Schenkelgeschwindigkeit geklagt hat.
4. Aber Amphitheos hat zu schlecht am Staat und uns
gehandelt. Vgl. 205 f. 221 f. 22b ff Sollten diese Wieder-
holungen an sich unbedeutend erscheinen, so werden sie es
gewiss nicht, wenn man die Kürze des Abschnittes in Er-
wägung zieht, in dem sie sich finden.
Dazu kommt ferner der Wechsel des Metrums. Es ist
eine treffende Bemerkung von Westphal Griech. Metr. II-
S. 850 f., dass die Abwechselung zwischen den trochäischen
und päonischen Tacten, welche uns hier begegnet, auch
einen Wechsel in der Stimmung der sprechenden abspiegele
— 3B —
und ausdrücke. Diesen in regelmässigen Absätzen wieder-
kehrenden Umschlag der Stimmung, diesen Uebergang von
ruhigerer Bewegung (Trochäen) zu leidenschaftlicher Heftig-
keit (Päonen) und dann wieder zu gi-össerer Ruhe werden
wir wenig angemessen bei ein und denselben Personen wieder
und wieder eintreten lassen; vielmehr werden wir für den
verschiedenen Ausdruck des Gefühls auch verschiedene Ur-
heber desselben d. h. verschiedene Sprecher annehmen müssen.
Und um wie viel lebhafter, um wie viel natürlicher wird
die ScenC; wenn wir jeden einzelnen je nach seiner Gemüths-
bewegung seinen Zorn, seinen Schmerz aussprechen lassen!
Zugleich gewinnen wir einen sichern Anhalt für die Stellen,
an denen wir Personenwechsel anzusetzen haben: mit dem
Wechsel des Metrums geht der Wechsel der Person Hand
in Hand.
Dieselben Kategorien von Indicien für einzelne Choreuten
treffen wir in dem zweiten Stück 280 — 346 an. Ich will
sie daher in gleicher Reihenfolge wie beim ersten Stück
aufführen, Ist es wohl glaublich, dass alle Chorpersonen
einstimmig sich selber auffordern Vs. 281
ßdXks ßäkXs ßdkXs ßäXXa,
dass darauf alle den bedrohten Dikaeopolis — nicht werfen,
sondern alle insgesammt ihre Aufforderung halb fragend halb
befehlend wiederholen Vs. 283
ov ßaXatg, ov ßaketg — ?
Dazu kommt eine andere Aufforderung Vs. 282
Tiate 7t äg xov fiiagov,
wie Bergk und Meineke den Vers wohl mit Recht lesen.
Mir scheint es wenigstens weitaus wahrscheinlicher, dass
verschiedene Mitgheder des Chors diese wiederholten Er-
munterungen zu werfen und zu schlagen gesprochen haben.
So gelangen wir zur Betrachtung weiterer Wiederholungen.
Der Dialog zwischen dem Chor und Dikaeopolis, welcher
sich hier entspinnt, schreitet äusserst langsam vorwärts, weil
in der grössern Hälfte dieses Abschnittes bis Vs. 325 fort-
während dieselben Gedanken von den Choreuten wiederholt
Abkou>t, Chorpart, b. Arigtoph. 3
- 34 -
werden. Wir finden diese Gedanken zusammen von einem
Choreuten ausgesprochen Vs. 302 f.
oov d' iyco loyovg Xiyovtog ovx dxov(jO(iaL fiaxQovg,
öözig iöTtSLöG) Jdxcoöiv, ccXlcc tc^cjQrjöofiaL.
Es sind also folgende drei : 1. Wir wollen dich nicht hören.
2. Denn du hast mit den Lakonern Frieden geschlossen.
3. Darum werden wir dich bestrafen. Sonst sehen wir diese
Aussprüche nicht vereint sondern im ganzen Dialog zerstreut
und auf die verschiedentlichste Weise combinirt; aber immer
sind es jene drei Hauptgedanken, die wir lesen:
1. Wir wollen dich nicht hören. 0ov y dxovöcafisv; 295.
ovx dvaG%Tq6oyiai' [irjde liye fiot 6v Xöyov 297. öov d' iya
2.6yovs Xiyovxoq ovx dxovöoiiai ^axQOvg 302. ovx dxovGÖ-
^£6&a drjra 323. £^oXot(ir]v, rjv dxovöa 324. Deragemäss
ist denn auch Dikaeopolis genöthigt unaufhörlich um Gehör
zu bitten. Vgl. Vs. 292. 296. 306. 322.
2. Denn du hast mit den Lakonern Frieden geschlossen.
67t£L0dfi£vog 291. iöTCSLöa 304. iöTtSLöa 307.
3. Darum gehen wir dir zu Leibe und werden dich
bestrafen, ös ^sv ovv xatakevöo^sv 285. aTtolet' xaxd ös
Xcoöo^sv rotg Xi^otg 295. dXXd rt^coQijöoaat 304. eir iyä
60V (p£L(}0(iai,; 312. Tt (psLÖo^eöd^a tcov Xcd'av, 319. cog
t£&vi]ia)v l'öd^L vvvC 325.
Der Wechsel des Metrums trifft hier in den Strophen
284 — 301 = 335—346 offenkundig mit dem Wechsel der
Person zusammen : die aufgeregten Kretiker des Chors wer-
den durch ruhigere Trochäen des Dikaeopolis unterbrochen.
Nur an einer Stelle bei Vs. 302 tritt der Umschlag in der
Stimmung mitten im Chorgesang ein, an einer Stelle, wo
nicht nur eben dieser wechselnde Tact sondern auch der
Gedanke, die Wiederholung desselben Gedankens in einem
Athemzuge (299 = 302) deutlich genug für den Eintritt einer
neuen Person mit Vs. 302 spricht. Mit der Annahme ver-
schiedener Sprecher an dieser Stelle schAvinden auch die
von Brambach Rhein. Mus. N. F. Bd. XXI S. 151 ge-
äusserten Bedenken. — Dieser ganze Disput des Chors mit
- 35 -
Dikaeopolis trägt den Stempel höchster Aufregung an der
Stirn. Ich kann es aber nur für matt halten, wenn der
vollstimmige Chor wie eine Person, oder der Chorführer
allein, wie manche Uebersetzer angenommen haben, ihn mit
dem Schauspieler führen sollte. Es entspricht einzig der
Lebendigkeit dieser Scene, dass jeder der alten Kohlen-
brenner einzeln und für sich seiner Leidenschaft Luft mache
und dem verhassten Gegner seine Meinung sage.
Nachdem ich nachgewiesen zu haben glaube, dass die
Vertheilung der Chorgesänge an die einzelnen Choreuten
durchaus geboten sei, gehe ich zu der Vertheilung selbst
über. Sie ergibt ohne alle Künstelei ein arithmetisches Ver-
hältniss der Chorkommata zur Zahl der Personen im komi-
schen Chor und bestätigt somit ihrerseits die Richtigkeit
unserer bisherigen Behauptungen. Betrachten wir in dieser
Beziehung zuvörderst das soeben behandelte Stück 280 — 346.
Die strophische Composition desselben ist der Art, dass auf
eine Proodos von 2 trochäischen und 2 kretischen Dimetern
(280 — 283) eine kretisch - trochäische Strophe (284—301)
folgt, deren Antistrophe wir 335 — 346 lesen; zwischen den
beiden Strophen liegt ein mesodischer Theil aus 32 trochäi-
schen Tetrametern, Um nun vom unzweifelhaften aus-
zugehen, so haben wir 4 Chorkommata und demgemäss 4
Choreuten in der Strophe
Vs. 285. 287. 295. 297,
desgleichen 4 Choreuten in der Antistrophe
Vs. 336. 338. 342. 344,
sodass an den gleichen Versstellen der Wechsel zwischen
Chor und Dikaeopolis in Strophe und Antistrophe statthat.
Ebenso bieten die 4 in sich abgeschlossenen Verse des
proodischen Theiles 4 andere Choreuten
Vs. 280. 281. 282. 283.
Diese sich durchgängig gleichbleibende Zahl der Chor-
personen in den einzelnen Abschnitten kann nicht zufällig
sein: sie beruht vielmehr auf der Aufstellung des Acharner-
chors. Dass dieselbe xara ^vyä gewesen sei, können wir
3*
— 36 —
aus der regelmässig wiederkehrenden Vierzahl mit Sicherheit
entnehmen. Auch hier sehen wir also bestätigt, was wir in
den Wespen als oberstes Gesetz vom Dichter beobachtet
fanden, nämlich dass in den einzelnen durch das Metrum
von einander gesonderten Gliedern des Chorgesangs die
einzelnen Glieder des Chors, mögen sie nun ^vyä oder
axotxoL sein, zum sprechen oder singen kommen. Doch ist
es, wie wir schon dort bemerkten und bei der vorliegenden
Mesodos alsbald sehen werden, nicht nöthig, dass jeder
metrische Abschnitt nur je eine Choreutenreihe umfasse;
vielmehr kann ein solcher Abschnitt, wenn er von grösserer
Länge ist, auch mehrere {x^yd oder atotxot enthalten, nur
miiss die in ihm vorgefundene Choreutenzahl immer eine
Theilung durch 4 oder 6 zulassen.
Bis jetzt fanden wir 3 t,vyd oder einen Halbchor: die
andere Hälfte des Chors werden wir in der Mesodos zu
suchen haben. In dieser haben wir, sowie sie jetzt ge-
wöhnlich gelesen wird, an folgenden Stellen je einen Choreuten
Vs. 302. 307. 311. 315.
319. 323. 324.
325. 328. 333. 334,
d. h. 11 Chorpersonen. Es fehlt eine und zwar, wie in
meiner Uebersicht angedeutet ist, im mittleren t^vyöv. Bei
Vs. 324 ist nämlich ohne Zweifel ein Fehler in der übei'-
lieferten Personenfolge. Darüber sind die neueren Erklärer
der Ach. (Hamaker, Meineke, Ribbeck) einig, nur über die
Art der Heilung schwankt man und hat sie, wie ich glaube,
auf falschem Wege gesucht. Hamaker (Mnemos. Bd. II
S. 14) bemerkte zuerst, dass es ein Unsinn ist, wenn Di-
kaeopolis auf die Worte des Chors i^oXoi^r^v, -^v dxovöa
in der Vulgate antwortet ^yjda^cog, coxaQvixot. Das iiijda^cjg
hat nichts im vorhergehenden, worauf es sich im Munde
des Dikaeopolis beziehen könnte oder, wie Hamaker sich
ausdrückt „^rjda^cog, cixagviKol kan slechts volgen op eene
bedreiging, welke in e^oXot^yjv, ijv dxovGuj niet ligt." Daher
— 37 -
greift Ilaruaker zu dem ]\Iittel der Versumstellung und ordnet
die Verse 324 — 327 auf folgende Weise:
XOP. i^olot^i]v, rjv dxovOco. zJIK. drj^o^^ «p v^äg ayä.
326 avxaicouxBvä yccQ v[itv xäv (pCXcov tovg (piXrdxovg.
XOP. (6s xsd'vrj^GJi' [G&t vvvi. AIK. ^rjda^cosy a%ciQVLXoC.
327 üjg Bx^o y v^av o^irjgovg, ovg ccTCOöcpd^co Xaßcjv.
Allein bei dieser Anordnung fällt auf, dass, nachdem Dikaeo-
polis bereits mit Mord gedroht hat, der Chor nichtsdesto-
weniger in seinen Drohungen noch fortfährt, was der Dichter,
-wie wir sehen, vermieden hat und gewiss nicht ohne Ab-
sicht vermieden hat. Derselbe Uebelstand bleibt bei einer
andern Stellung der Verse, die Hamaker versucht hat, in-
dem er den vierten Vers mit dem zweiten vertauscht: immer
begreift man nicht, warum der Chor erst bei der zweiten
Drohung des Dikaeopolis, die mit der ersten ziemlich auf
eins hinausläuft, bedenklich Avird. Zudem ist jene Um-
stellung keineswegs eine leichte. AVoher auch Meineke, die
Wahrscheinlichkeit eines Verderbnisses zugebend, doch zu
llamakers Vorschlag bemerkt in seiner Ausgabe Adn, crit.
S. LX: „Ouae quamvis probabüia sint, miUare tarnen aliquid
ncAui , praesertim cum etiam alia via iniri possit." Leider hat
sich Äleineke weder hier noch in seinen Vindic. Arist. über
diese via erklärt. Dagegen betrat Ribbeck (Ausg. S. 213)
einen andern Weg der Versumstellung, indem er die beiden
ersten Hälften von Vs. 324 und 325 verstellte und mit-
hin so las:
XOP. cog xad^vrj^cov i'6&L vvvC. ^IK. (ir}da^c5g, cöxciQvtxoi.
XOP. i^oloifiTjv, ijv äxovöco. ^IK. drj^o^' ccq xxX.
Das ist allerdings leichter und einfacher, empfiehlt sich aber
ganz und gar nicht. Denn durch Ribbecks Aendcrung wird
die schöne Steigerung der Leidenschaft, welche Aristophanes
klar genug in die Worte des Chors gelegt hat {ovx dxov-
66[i€(}d^a drjxa — ih,oXoi^r]v, rjv dxovöa — cog xb&vtJ^cov
iö&i. vvvCj, sehr mit Unrecht gestört.
Es thut eben ein ganz anderes Mittel noth als Um-
- 38 —
Stellung. Die Worte ^}]da^ag, ayagvLXOL gehören nicht
Dikaeopolis an, sondern dem Chore, aber nicht dem Choreuten,
welcher vorher, oder dem, Avelcher nachher spricht, sondern
einem dritten. Leicht ergänzt sich zu (irjda^cög' aus dem
unmittelbar voraufgegangenen dxovüco der Begriff des hörens.
Die abgerissene Sprechweise kann nicht anstössig sein in
dem Augenblick höchster Aufregung. Es sagt demnach ein
Acharner: „ich will verdammt sein, wenn ich höre," ein
anderer: „nichts da, ihr Acharner," ein dritter: ,, sterben
sollst du, und auf der Stelle." Auch jenes dstvd raga
naiGo^ca Vs. 323, das Dikaeopolis mehr für sich spricht,
deutet darauf hin, dass er sich gefasst macht einen heftigen
Sturm stillscliAveigend über sich ergehen zu lassen : er liisst
ihn austoben und schweigt, bis er sich erschöpft hat;
währenddes hat er Zeit auf seine List zu sinnen und kann
darauf seinen Gegnern mit siegreicher Ruhe entgegentreten.
Es ist kein Wunder, dass man nicht auf diese höchst ein-
fache Aenderung verfiel, weil man überhaupt nie an einzelne
Choreuten in dieser ganzen Partie dachte. Denn ohne diese
Annahme kann man allerdings meine Personenbezeichnung
des Verses 324 nicht verstehen. Aber ich wage nach meinen
obigen Ausführungen zu behaupten, dass diese sich gerade
dadurch als richtig erweist, weil wir nur durch sie den
fehlenden Choreuten erhalten. Und Avenn es überhaupt
nöthig ist bei Personenverderbnissen eine Veranlassung der
Corruptel anzugeben, so ist das in diesem Falle sehr leicht
gemacht. Im spätem Alterthum wusste man, wie ich an
den Schollen zum Aristophanes gezeigt habe, nichts mehr
von einzeln sprechenden Chorpersonen: so begriff man nicht,
Avie der Chor in einem Athem Vs. 324 aussprechen könne.
Deshalb gab ein nicht allzuverständiger Kritiker die zweite
Hälfte des Verses dem Schauspieler. Man Avolle nicht ein-
Avenden, dass durch meine Anordnung die „acquabilitas, qua
tolum hoc chori et DicaeopoUdis colloquium regiliir^^ (Meineke
Vindic. S. 7), gestört Averde. Sie Avürde an dieser Stelle
ohnehin gestört sein (vgl. Vs. 325 — 327 = 328 — 330), und
— 39 -
sie soll gestört werden, indem hier bei Vs. 324 f. die Leiden-
schaft des Chors ihren Culminationspunkt erreicht , sodass
er den Dikaeopolis eine Zeit lang nicht zu Wort kommen
lässt. Erst als die Wuth der Acharner sich in kurzen
Ausrufen erschöpft hat, erhält Dikaeoj'olis 325 zu einer
ruhigen aber entscheidenden Auseinandersetzung das Wort
und damit das Ucbergewicht über den Chor, sodass Chor
und Dikaeopolis im folgenden Dialog die KoUen tauschen,
und dieser der drohende, jener der bittende wird.
Wir können nunmehr zum ersten Stück 204 — 240 über-
gehen. Wie wir schon oben bemerkten, bildet hier den
Hauptanhalt für die Stellen, wo Personenwechsel anzunehmen
ist, das Metrum. Dies Indiz fällt zusammen mit dem aus
den Wiederholungen desselben Gedankens zu entnehmenden,
und beide weisen vereint in den päonisch- trochäischen
Strophen 204 — 21!^ = 219 — 233 4 Choreuten nach, nämlich
XoQov 6 a Vs. 204, 6 ß' Vs. 210, 6 y Vs. 219, 6 ö' Vs. 225.
An derselben Vcrsstelle findet demnach mitten in Strophe
und Antistrophe der Wechsel der Person statt (Vs. 210 =
225). Auch hier sehen wir die Stellung des Chors nara
t,vyd bestätigt, indem jede der beiden Strophen eine Hälfte
des ersten ^vyöv enthält. Denn daran habe ich keinen
Augenblick gezweifelt, dass die 4 hier sprechenden Chor-
personen dieselben sind, welche später jene 4 kleinen Verse
280—283 vortragen und das erste t,vy6v ausmachen. Dass
sie zweimal zum sprechen gelangen, ist in der Anlage der
ganzen Scene begründet, indem der Chor beim Erscheinen
des die Dionysien feiernden Dikaeopolis abbricht und sich
versteckt, um plötzlich gegen den sich arglos nähernden
wieder hervorzubrechen. Die trochäischeu Tetrameter aber
234 — 230 und 238 — 240 sind unbedenklich dem Chorführer
zuzutheilen, wofür auch der Sinn derselben spricht, da sie
Befehle des Führers an den geführten Zug enthalten (vgl.
z. B. Vs. 239 akKu davQO Ttäg innodcov). Es ergibt sich
also nach vorstehendem folgende Vertheilung des Chor-
gesangs unter die 24 Personen des Chors.
— 40 -
XOPOT
6 of' rijds Ttäg £7tov, dicoxe, xal zov avdga nvvd-dvov
tCüV odOLTtÖQCOV ttTtdvtCOV TT] Tcökat yccQ a^iov 205
i,vlXaߣtv röv avdga rovxov. dXXd uol ^r]vvaate,
sl' xtg oiÖ^ 07C0L TBTQanrai y^g 6 rag önovödg cpsQOJv;
6 ß' ExnstpEvy , ol'xftai, cpQovöog. oi^iot rdXag tdJv ixäv
tcav ifi(3v' 210
ovx dv Ell efirjg ys vfottjtog, oz' iya q)SQ(ov dvd'gd-
XCOV (pOQTiOV
rjxolov^ovv OavXXc) xQ^xav, ads (favXag dv 6 215
öTtovdncpoQog ovtog vit ifiov töte dicoxo^svog
i^sq)vy£v ovd^ dv iXaq)Qäg dv dmnki^axo.
6 y vvv d' instörj öxsqqov rjörj toi5/li6x' avxixvrj^iov
xal naXaia ylaxQaxeidrj x6 Gxe'Xog ßaQvvexat, 220
ol'xsxai,. diaxxsog ds' iiri ydg iyxdvoi noxs
^r]öi 71EQ ysQOVxag ovxag ix(pvyav \4%aQVsag.
6 8' böxig, ci Zev ndxsg xal d-eoc, xoiGtv ix^QoiGiv
e67i£i0axo , 225
olöi Ttag k^ov noXsfiog ix^odonog av^Exat xäv i^äv
XCOQLCJV '
xovx dvrJGcj tcqIv dv 6%oivog avxotGiv dvxsfiTCaya
o^vg, odvvrjQog, **** Exixanog, Iva 231
^rJTCOxE TtaxäöLV exl xdg E^dg d^niXovg.
K0PT<I>AI02.
dXXd 8el t,rjxEtv xov uvöga xal ßXEiiEiv BaXXrjvada
xal öidxELV yi]v itQO yrjg^ Ecog dv EVQEd'tj ttoxe' 235
cog Eyd) ßdXXav exeivov ovx dv E^7iXr]^y]v Xi&oig.
AIKAlOnOAlS.
EVg)rj^EiXE, EVq)t]^EtX£.
KOPT'tAIOr.
Gtya Ttdg. 'qxov6ax\ dvÖQEg, aQa xrjg Eixprjfitag;
ovxog avxog eGxlv ov ^rjxov^Ev. dXXd öevqo Tcdg
ixnodcav ^vGov ydg dvi]Q, d)g £Oix\ f^EQXExat. 240
204 — 218 = 219 — 233
- 41 -
XOPOT
6 a oi'TOg avrög tCnv., ovtog. 280
6 ß' ßdUs ßdXls ßdXXs ßäUs.
ö y Ttccie Ttäg rov ^lagov.
6 d' ov ßaXstg, ov ßcUstg;
AIKAIOnOAIZ.
'HQCcxXEig, xovxl xC b<3xi\ Tr]f yyxQav GvvxqIt^bxb.
XOPOT
6 f' g\ ^6v ovv xaxaXsvaofiev, c6 iilkqcc xscpaXrj. 285
AIKAIOnOAIS.
clvxl Jiotag ccixCag, co%aQvsiov ysQaCxaxot;
XOPOT
6 g' xovx fQcaxccg; ävcdöxvvxog ei xal ßdslvQog,
d TfQodoxa xrjg TtaxQLÖog, o(?Ttg rj^cöv ^ovog 290
öTtsiodfisvog eIxu dvvaöai tc gog e^i dnoßkiiietv.
AlKAIOTIOAir.
dvxl d' oiv aöTtsiöd^rjv dxov0ttx\ dX?ü dxovöaxs.
XOPOT
6 ^' öov y dxovGa^av; dzoXst' xaxd 6s icööoiitv xolg
kCxtoig. 295
AIKAIOnOAIS.
(ii]dafi(5g, tiqIv av y dxovörjx' • dlX dvd(Sxe6%^ dyad-ot.
XOPOT
6 rj' ovx dvcc^xv^o^ai.- ^rjdh Xe'ye ^oi Gv Xöyov
dg ^6uiöt]xd öS KXsavog sxi ^dXXov, öv 300
xaxaxsad xoiGiv ltittsvöl xaxxv^axa.
6 O-' 60V d' iyd Xöyovg Xeyovxog ovx dxov6o^c(L ^laxQOvg,
Ö6xLg i67i£t6oj Adxci6LV, uXXd xt^aQrJ6oua(,.
AlKAIoriOAIS.
dya&oc\ xovg ^tv Adxovag ixnoddv id6atE, 305
xdv ö' i^dv 67iovddv dxov6ax\ et xaXdg e67ceLGd^r]v.
XOPOT
6 i Tidg de y äv xccXdg Xtyoig dv, eiTteg e67iiL6co y anai,
ol6LV ovxe ßcoviog ovxe 7CL6xig ot^O-' ooxog fievei;
284 — 301 = 335 — 346
- 42 —
AlKAI0ri0AI2.
oid' syco x(d TOi)g Aaxcovag, oig ayav ByxeC^E^a, 309
ovx ccTidvxGiv ovtag ruitv aixCovg räv nQuy^iärciv.
XOPOT
6 la ovx KTiävxüiv CO navovQye ; xavxu 6r] xokaäg kiysLV
(fKpaväg yjdr] Tigog i^^äg; tix iyoi Gov (peiöofiai]
AlKAI0n0AI2.
ovx ^^(xvxav ovx gitcccvxgjv • aAA' kya ?^sycov 6dl
nolX' äv ccTCotprjvaifi ixeCvovg söd^ a xdöixov^evovg.
XOPOT
6 iß' xovxo xüVTiog dsivov rjdrj xal xaQai,ixc(QdLOV , 315
ei av xok^^Gstg vtisq xav Ttolffiiav i^^iv Xsysiv.
AIKAIOnOAIS.
xav ys /ij) Xs^a dixaLcc, firjds xa nXtjd'si doxco,
VTIBQ STCL^rjvov O^sAj/'^ö xt]v x£(palriv excov Isyecv.
XOPOT
6 ty' iiici ^01, xi (psidö^söd^a xcov Xid^tov, d drjuoxai,
^rj ov xaxa^aCvEW xov ävÖQa xovxov ig cpoivixida ;
AIKAIOnOAIS.
olog av ue'lag xtg v^itv &v^äX(oip aTte'tsGsv. 321
ovx dxovöeöd^ ovx axorjöeöd-' ixsov, cjxc^Qvy^LÖai]
XOPOT
6 LÖ' ovx dxovüoiiEö&a di^xa.
AIKAI0n0A12.
ÖELvd xdga TiSLöo^ai.
XOPOT
6 Ls' i^oXoLfiijv, rjv dxovöco. 6 tg' (irjdaficög, coxccqvlxol.
6 i^ cog xe&vrj^cov i'ö&L vvvC.
AIKAIOnOAIS,
1 d»/^o,u' aQ i'fidg iyä.
dvxanoxxsva yaQ v^dv xcov (pClcov xovg g)L?adxovg' 326
tos £X^ y i'i^wi^ o^iJQOvg, ovg dnoGcpd^c} Xaßcov.
XOPOT
u i)]' aiTia ^01, xC xovx' dnEilEl xoviiog, dvÖQEg drj^öxai,
xotg ^AxccQVLXoiGiv y]^LV] ^äv exel xov tculöCov 329
x(öv TiaQÖvxcov Evöov EiQ^ag; rj 'tiI xa &QaOvvExaL\
AlKAIOnOAIS.
ßdlXsT, £1 ßnvkea&'. iya yuQ rovrovl dicc(pd^£Qco.
{ioo^ai d' v^c3v Tc'cx ootig dv^Qccxav ri xijdsrai.
XOPOT
6 lO'' (6g (xTKoXöfisGd-'. 6 ^ccQxog drjfiotrjg od' söt ffiog.
6 X rUXd (ifj dQdarjg o ^e'XXsig- ^yjda^cSg, d nr]öauc3g.
AIKAIOnOAir.
cog ccTfoxTSVcj- xsxQCix^' £yio yd.Q ovx dxovöo^ai.
XOPOT
6 xtt KTtolstg ccQ o^rjXixa tövds g^tXav&Qccxsa ; 336
AIKAIOnOAIS.
ovd' ffiov Xeyovrog v^alg dgricog ijxovöate.
XOPOT
6 xß' dlXd vvvl l.iy ^ eI' tol doxet (joi, to Aaxs-
öca^övtov av%t ora rä TQOTta govötI tpikov
(og xöde ro XaQXLÖiov ov TtQodcööa tcoxb. 34U
AlKAIOnOAI^.
Tovg kC^ovg vvv ^lot xa^iät,E TiQcörov &^£Qd6ar£.
XOPOT
6 xy' ovxoiC Goi x<^^(^h ^^^ ^^ xatdO'Ov itdXiv ro h,iq)og.
AIKAIOnOAlZ;.
dlk^ OTCcog ^rj 'v rotg XQtßaöLV syxdd'rjvrai tiov Xid'OL.
XOPOT
6 xd' ix0EO£i6taL x'^^d^- ^^X opag gelo^evov;
akka firj fiot ngöcpaaiv, d?.kd xardd'ov ro ßiXog. 345
ag oÖB yE OEiarög d^a ry Grgoq>fj yiyvExai.
III.
Der Chor in den Kittern Vs. 247 — 497.
Für die vorliegende Paitie der Ritter trifft es sich un-
glücklich, dass Beer, der Begründer einer rationellen Per-
sonenvertheilung bei Aristophanes, hier in die Irre gegangen
ist und dadurch eine heillose Unsicherheit in der Fersonen-
bezeichnung bei den Herausgebern veranlasst hat , die
übrigens schon bei den alten Erklärern herrschte; vgl. das
— 44 —
Scholion zu 319 (mit Becrs Deutung S. 25) und dagegen zu
320 und das Scholion zu 366. Er geht S. 26 von dem
offenbar falschen Grundgedanken aus, Demosthenes oder
vielmehr OJKETIIU A in dem ganzen Abschnitt von der
Bühne zu entfernen , indem er Vs. 234 als dessen letzte
Worte bezeichnet. Die Sache wurde nach meiner Ueber-
zeugung von Enger wieder ins rechte Geleise gebracht,
welcher Fleckeis. Jahrbb. Bd. 69 S. 365 f. schreibt: „Uebrigens
spricht diese Verse (490 f.) nicht der Chorführer, der erst
auf die Bühne hätte gehen müssen, sondern der Diener, der
passend zum Schluss den Wursthändler ermahnt, da ja von
ihm der ganze Plan ausgegangen war. Ebenso spricht der
Sklave 493. 494. 495 — 497. Das zeigen ganz deutlich die
Worte des Chors 498 ff. cUA' i^i laiQCiv — , wo nicht nur
diese Worte dem soeben gebrauchten fieuvriöo vvv ent-
sprechen (vgl. Wo. 887. Thesm. 275), sondern auch derselbe
Gedanke wiederkehrt, der Chor sich also auf eine ganz
unzulässige Weise wiederholen würde. Wie hier, betheiligt
sich überhaupt in dieser ganzen Scene der Sklave ebenso
sehr an der Handlung wie der Chor, die lyrischen Gesänge
natürlich abgerechnet, und es ist zu verwundern, dass dies
nicht nur von den Herausgebern, sondern auch von Beer
nicht bemerkt worden ist, der gerade der Personenvertheilung
seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat. Dass in
den trochäischen Tetrametern 319 —321 der Sklave spricht,
ist bereits (S. 355) erwähnt. In dem strophischen Theile
der iambischen Tetrameter spricht 337 und 341 der Chor,
dagegen sind 359. 360 offenbar dem Sklaven zuzutheilen
und ebenso 366. In dem antistrophischen Theile spricht
421. 422 der Chor, dagegen 427. 428 der Sklave, was auch
der Dichter ganz bestimmt bezeichnet, indem er darauf den
Kleon sagen lässt tyc6 6s Tiavöco rov d-gdcovg, oi^at de
^äkXov äfxgxo.^' In allen diesen Punkten stimme ich mit
Enger überein, nur die zuletzt genannten Verse 427. 428
belasse ich mit den besten Handschriften, mit Kock, Bergk,
Meineke und v. Velsen ebenso gut wie 421.422 dem Chore.
— 45 —
Denn der von Enger nnd nach ihm von Woldcmar Ribbeck
zu Vs. 429 angeführte Grund der Personen Veränderung,
jenes aficpca im Munde des Paphhigoniers, ist in Wahrheit
keiner oder nur ein scheinbarer. Beide Interpreten nehmen
an, dass die Worte: „ich werde dir deine Frechheit schon
austreiben, oder lieber gleich euch beiden" zum Wui'st-
händler und zum Diener gesprochen v^'ürden, was sicherlich
das einzig richtige ist (vgl. G. Hermann Wiener Jahrbb.
Bd. 110 S. 55). Dies Verhältniss kann indes immerhin
stattfinden, auch wenn Diener und Wursthändler nicht
gerade unmittelbar vorher geredet haben. Man vergisst bei
Erklärung der Dramatiker leicht, was man stets im Auge
behalten sollte, dass man einen Bülmentext und kein Lese-
stück vor sich hat. Vom Standpunkt des Lesers aus sind
wir natürlich geneigt, ä^q)CO auf die beiden letzten Sprecher
zu deuten; der attische Zuschauer aber, für den der Chor
bei aller seiner Theilnahme an dem Vorgang auf der Bühne
durch die lokale Scheidung von den Schauspielern scharf
getrennt blieb, konnte keinen Augenblick darüber in Zweifel
sein, auf wen er a^qxo zu beziehen habe, wenn er Kleon
mit lebhafter Gestikulation auf den Wursthändler und den
Diener einstürmen sah, mochte auch der Chor sein Sprüch-
lein daz\Aischen einschalten. Ist also der von Enger an-
gezogene Vers kein Grund für eine Aenderung der über-
lieferten Person, so ist ein entscheidender Grund dagegen,
dass gerade der Chor es ist, welcher an dem verschmitzten
Fleischdiebstahl des zukünftigen Ministers Vs. 421 f. seine
Freude gehabt hat und demnach hier wie vorhin auf den-
selben eingehen muss. Ganz derselbe Gesichtspunkt hat
Bergk bei Vertheilung von 43G. 437 und 440. 441 (bei 43G.
437 auch Meineke) mit Recht geleitet und ihn bewogen mit
Rücksicht auf 433, welche Worte der Sklave spricht, die
angeführten darauf folgenden Verse gleichfalls diesem zu-
zuweisen. Es erscheint auch in diesem Fall angemessen,
dass ein und dieselbe Person sich in jenen der Schiffer-
sprache entlehnten Bildern bewege. Ausserdem sind noch
— 46 —
zwei Stellen nachzubessern. 274 ertheilt RiLbeek zu diesem
Verse ausser Zweifel richtig dem Wursthändler mit folgen-
den Worten: „Aus Vs. 276 geht hervor, dass 275 an den
Wursthändler gerichtet ist, folglich 274 vom Wursthändler
gesprochen wird , der sieh seit 240 so weit ermuthigt hat,
um jetzt seine Rolle anzufangen. Der Chor greift 276 das
Wort des Kleon, er wolle den Gegner durch schreien sich
vom Halse schaffen, begierig auf und führt so den Anfang
des beabsichtigten Kampfes herbei. Spricht der Chor 274,
wie man bisher angenommen hat, so muss auch 6a 275 den
Chor bedeuten, denn der Wursthändler hat dem Kleon bis-
her noch gar nicht gezeigt, dass er ihm feindlich entgegen-
treten will; dann aber fehlt der Zusammenhang mit dem
folgenden." Endlich hat v. Velsen erkannt, dass die Worte
453 ff. Tiaf avTOV dvÖQLxarara xtA. nicht dem Chore son-
dern Demosthenes zugehören 5 nur musste er, um con-
sequent zu handeln, alsdann auch 451 Ttaf dvdQLxcSg dem-
selben anweisen, da er nur für einen Augenblick durch
Kleons Schmerzensschrei iov iov, tvtctovöC ^i et ^vvofiötaL
in seiner Anfeuerung unterbrochen wird und gleich darauf
mit dem Wursthändler vereint auf Kleon losschlägt.
Die Anordnungen der Chorkommata in dieser Scene,
die bisher unternommen wurden , beruhen fast sämmtlich
auf der durch gar nichts gebotenen Annahme, dass der
Ritterchor in zwei Halbchöre gespalten aufgetreten sei. Von
der Behauptung Beers , welcher S. 30 f. sogar einen Ritter-
und einen Richterchor unterscheiden wollte, als wäre Vs. 255
zum Chore und nicht vielmehr zum Publikum gesagt, ist
man freilich allgemein zurückgekommen. Aber nachdem
einmal Sauppe in seiner Episf. crit. ad G. Hermannum^ Lipsiac
1841 S. 116 und früher schon Droysen in seiner Ueber-
setzung den Chor in zwei Hälften getheilt hatte, hat sich
diese irrthümliche Vorstellung von Buch zu Buch fortgepflanzt
und festgesetzt. Enger bietet a. O. S. 360 f. eine Uebersicht
und Kritik der von Sauppe und im Anschluss an diesen
Gelehrten von Th. Kock versuchten Vertheilung und schliesst
— 47 -
"hieran, wenn auch nur li3'pothetisch, seine eigene. „Nach
Sauppe sprechen die beiden Halbchöre je 8 Verse, denen je 3
Verse des Kleon folgen, dann der erste Ilalbchor 4 Verse, der
zweite 2 Verse, der erste 2 Verse. Hierin ist keine Symmetrie,
da der zweite Halbchor ebenfalls 4 Verse sprechen müsste, und
da den letzten 2 Versen des ersten Halbchors nichts ent-
spricht. Dies mag wohl auch Hrn. Kock zu der Annahme
(zu Vs. 247) veranlasst haben, dass die 4 Verse 269—272
zu je zweien den Führern der Halbchöre, in welche der
Chor der Ritter zerfällt, zuzutheilen seien. Aber dann
müsste man auch annehmen, dass in den beiden ersten
Stellen zu 8 Versen jedesmal je 4 Verse von den Halb-
chören gesprochen wurden, was in der Stelle 258 — 265 nicht
angenommen werden kann, da der Sinn der Stelle eine Thei-
lung nicht zulässt. Sind gesonderte Halbchöre an-
zunehmen, so spricht der erste Halbchor die ersten 8 Verse,
worauf Kleon in 3 Versen die Heliasten zu Hülfe ruft, dann
der zweite Halbchor wieder 8 Verse, worauf Kleon in 3
Versen die nun auf der eigentlichen Orchestra aufgestellten
Ritter zu begütigen sucht. Von nun an spricht wohl nur
der Chorführer, allein selbst wenn sich in die 4 Verse der
Chor theilte, so tritt doch eine aufgeregtere Stimmung ein
und es ist ganz in der Ordnung, dass Kleon einen, dann
der Chor gleichfalls einen und wieder Kleon einen Vers
spricht. Hierauf entwirft der Chor in zwei Versen den
Schlachtplan, die beiden Gegner sprechen gleichfalls je 2
und zum Abschluss auch der Sklave 2 Verse, worauf ein
hitziges Gefecht zwischen den beiden Gegnern in einzelnen
Dimetern erfolgt." Enger verfährt mit besonnener Vorsicht,
wenn er die vorgeschlagene Anordnung ganz von der Be-
dingung, dass gesonderte Halbchöre anzunehmen seien, ab-
hängig macht. Diese Bedingung ist hier aber keinesfalls
erfüllt. Denn Avorauf kann jene Annahme gegründet werden?
Im besten Falle auf den Aufruf des Dieners Vs. 242 f.
avÖQ£g iTtTc^s^ 7taQayEv£6&£- vvv 6 xaiQÖg. a Z^l^cov,
a riavaCrc, ovx iXäxE ngog t6 öe^iov xtQccg;
^ 4S ^
Hier werden zwei Choreuten namentlich genannt. Da nun
Simon und Panaetios uns völlig unbekannt sind, so müssen
wir ihre Namen mit denen auf eine Stufe stellen, die Aristo-
phanes so häufig für Personen des Chors erfindet ; und wenn
ein Scholiast bemerkt : 'i^jtTtaQXOi- ^£ o 2Ji^cjv xal 6 IJavaizLog,
so hat er bei unserer totalen Unkenntniss der beiden Per-
sönlichkeiten seine Notiz zu verantworten, und noch mehr
haben es die Gelehrten zu verantworten, welche einen be-
trächtlichen Schritt weiter gehen und aus diesen höchst
zweifelhaften Hipparchen sofort zwei Führer des Chors
machen. In den Wespen 400 f. lesen wir folgenden an den
Chor gerichteten Anruf Philokieons :
ov i,vkkri^e<)^' oitoöoiGi öcxat trJTSs [LikXovGiv sCaö^ai,
(u U^LXV&Lov xal TiGidöri xal XQtj^cov xal OEQidsfJiva;
Wir haben also genau dasselbe Verhältniss wie in den Rit-
tern, und doch wäre es im höchsten Grade leichtfertig, aus
den vier Namen etwa auf die iJya/Ltdvfg der vier Gtotxoi zu
schliessen.
Auf die richtige Auffassung kann uns auch hier das
Vorhandensein der gewöhnlichen Indicien für amöbäischen
Einzelvortrag des Chors führen, auf welche wir diesmal, um
den Leser nicht zu ermüden, nur im vorübergehen hinweisen
wollen: zunächst und vor allem auf den leidenschaftlichen
Ton der Scene, sodann auf die wiederholte Aufforderung
zum dreinschlagen (274. 251), auf die Wiederholungen in
der Schimpferei auf Kleons Habgier (248. 258 ff. 313. 326.
402 ff.) und Unverschämtheit (304 ff. 322 f. 397 ff".), auf die
wiederkehrende Freude der Choreuten über das Erscheinen
eines noch unverschämteren (328 ff. dkk^ itpdvri yaQ dvrJQ
etSQog noki) 6ov [iLaQcorsQog . . 383 ff. rjv ccga TtvQog y k'rsga
d^aQUÖrsgaj xal köycov iv tcoXsl rcöv dvaidcov dvutöäöTeQOL..),
auf die vielfachen dem Wursthändler geltenden Ermuthigungs-
reden (vgl. 421 w da^Lavarov XQsag und 457 (6 yevvixdtarov
nQEag), ferner auf den Wechsel in der Stimmung des Chors
327: 328, endlich auf die Anrede eines Choreuten an die
übrigen 269 f.
49 -^-
Die Vertheilung selber basirt allen Gesetzen entsprechend
auf der in diesem ganzen Stück zum ersten Mal von Enger
a. O. S. 362 f., später von Wolfgang Heibig Rhein. Mus.
N. F. XV S. 253 fiF. und Oeri Fleckeis. Jahrbb. 1870 S.
350 ff. nachgewiesenen und behandelten Responsion. Enger
unterscheidet einen proodischen, antistrophischen und epo-
dischen Theil, welche er folgendermassen gliedert.
I. Proodiseher Theil.
1) 247—283 trochäische Tetrameter und 2) 284—302 trochäi-
sche Dimeter.
II. Strophischer und
1) 303 — 313 lyrischer Gesang
des Chors mit 2 trochäischen
Tetrametern am Schluss.
2) 314-321 Dialog, 8 trochäi-
sche Tetrameter.
3) 322 — 334 lyrischer Gesang
des Chors nebst 2 iam-
bischen Tetrametern als
Schluss.
4) 335—366 Dialog, 32 iam-
bische Tetrameter.
5) 367 — 381 System von 14
iambischen Dimetern und 1
(dem vorletzten) Monometer.
III. Antistrophiacher Theil.
1) 382 — 390 (um einen kre-
tischen Dimeter kürzer).
2) 391-396 (2 trochäische Te-
trameter ausgefallen).
3) 397 — 408.
4) 409-440.
5) 441-456 (442?).
IV. Epodischer Theil.
1) 457 — 400 4 iarabische Tetrameter und 2) 461—497
Trimeter.
In jedem der vier Theile kommt nun immer ein Gzotxog
des Chors zur Verwendung, nämlich je ein Choreut in
dem proodischen Theil: Vs. 247. 251. 253. 258. 269. 276,
in dem strophischen: Vs. 303. 322. 328. 333. 337. 341, in
dem antistrophischen: Vs. 382. 397. 402 (an der Versstelle
der Strophe). 407. 421. 427, in dem epodischen: Vs. 457.
Abmoldt, Chorpart. b. Aristoph. 4
^ 50 —
460. 467. 470. 482. 485. Hiernach schrieb der Dichter ver-
muthlich in folgender Weise die Rollen aus.
XOPOT
6 ä Jiats Tiate rov navovQyov xal xuQai^innÖGxQaxov
xal t£?,c6vrjv xal (pdQayya xal XccgvßÖLV ocQTiay^gj
xal TiavovQyov xal navovgyov TtoXXdxig yccQ avt iQä.
xal yccQ ovTog riv navovQyoq TtoXXccxig trjg T^iiegag.
6 ß' dXkd TtatB xal dCcoxE xal tdQarrs xal xvxa 251
xal ßdelvtxov, xal ydQ i^fietg, xaTCLXSLfisvog ßoa.
o y' EvXaßov 8s fi'^' xqivyri 6s- xal yaQ oids xdg odovg,
ccGnsQ EvxQdxrjg scpsvysv svd^i) xcov xvQr]ßC(ov.
KAEiJN.
tJ ysQovxsg rjlLaöxai, (pgdxoQsg xQccoßökov , 255
ovg iyco ßoöxco xsxQaycog xal öixaia xaöixa,
jiaQaßorjd'std-' , ag vji dvÖQäv xvTtxo^ai ^vvoj^oxojv.
XOPOT
6 8' BV dixT] y, iTCsl xd xoivd tiqIv ka%slv xaxsö^isig,
xd7to0vxdt,Sig tclb^ojv rovg vnsv&vvovg, öxonav
oörig avtcöv a^6g iötcv rj nsnav r] ftjy Tcsjtav, 260
xäv XLV avxav yvag djCQdy^ov ovxa xal XB%riv6xa,
xaxayaycov ix XsQQOvrjöov, öualaßcöv^ dyxvQißag^
slx djcoßxQBxlfag xöv a3/*ov avxov ivsxoXrjßaöag-
xal öxoTiBig ys xav jtohxcöv oartg sGxlv dfivoxcov,
TtXovöiog xal ^t^ TCOvrjQog xal xqs^cov xd TiQdy^axa. 265
KAESiN.
^vvBTcCxBiGQr vfistg; sya ö\ dvögsg, dt vfidg xvjcxofiai,
ort Xeystv yva^rjv s^skXov ag dCxaiov sv nöXsi
töxdvai iivrj^stov v^av iöxiv dvÖQSiag x^Q^^-
XOPOT
0 e ag d* dlat,(6v, ag ds ^dö&Xrjg' sldsg oV vnBQXBxai
aöTCSQsl ysQovxag rj^dg xal xoßaXixsvsxat; 270
aAA' sdv xavxt] ys vixa, xavxijl 3isjiX)]^sxai'
ijv d' VTCSxxXtvy ys öevqc, xö öxikog xvQi]ßdGSL.
KAEiJN.
a itöXig xal drjfi, v(p oiav 9t]QLav ya6XQt^o(iai.
- 51 -
AAAANTOnßAHS.
xccl xaxQayccg, aöJisQ dsl rtjv jioXiv xata6tQ£q)si',
KAESiN.
dXX' iyd as tri ßo^ xavtr} ys ngata XQSipo^ai. 275
XOPOT
6 s' äXJÜ iäv nev xovde vixag xfi ßofj, xrjvsXXos sl'
17V d' dvttidaCa TcaQiXd-Tj 0', '^^ixsQog 6 nvQa^ovg. 277
XOPOT
6 t^ a ^lUQS xal ßdsXvQS xal xexQaxxa, [xov] 6ov d^Qcc-
(jovg 303
näöa ^£V yrj TtXsa, Tcäaa d' ixxXijOLU, 305
xal xsXt] xal ygaqjal xal ÖLxaöxiJQL, a>
ßogßoQOXciQa^i xal
xrjv TtöXiV änaaav rjficöv dvaxsxvQßaxcog , 310
oörtg T^^äv rag '^d-jjvag Exxex(oq)i]xag ßoäv ,
xdnb xav tcsxqcjv dvoa^av xovg tpoQOvg d^vvvo-
6X071CÖV. 313
XOPOT
6 ri aga dijx^ ovx an dq^rig £Ör]Xovg dvaC- 322
dsiav, ^7C£Q fiövfj nQOGxaxEl xov qi^xoqiov;
17 6v TCLöxEvav d^ikyai xav ^avcov xovg xaQTcCyiOvg ,
TtQcoxog tüV" 6 d' 'IjtJtodä(iov XaCßaxat Q-aä^iavog. 327
6 %"' dXX aq)dvr] yaQ dvrjQ axaQog noXv
60V iiLaQcjxaQog f ÖGxa ^a xaCgaiv,
og 6a JtavaaL xal ndgaiGi^ d^Xög aöxiv, avxo^ev^
navovQyta xa xal Q'QaOai 331
xal xoßaXixav^aöLv.
6 i «AA' Ol xQag)elg o^avjtag al6iv ävögag oinag aißCv^
vvv 8aii,ov ag ovdav Xiyat x6 ßcocpQuvcag XQacprjvai.
AAAANTOnßAHS.
xal fiijv dxovöad'' olög aGxLV ovxogI noXcxtjg. 335
KAEÜN.
ovx av (i idöaig;
303 — 381 = 382 — 466
- 52 -
AAAANTOnßAHS.
^ä z/t", STtfl xdya TiovrjQog et^c.
XOPOT
6 Lu iav dl fi^ ravrr] y vnsixr], Xe'y ort, xdx novrigäv.
KAEÜN.
ovx av IL icc6£Lg;
AAAANTOnßAHS.
tiK /ICa.
KAEßN.
val ^ä z/ta.
AAAANTOnßAHS.
fia rov UoöfiÖdj,
dkX avto tisqI rov 7i()ÖT£Qog ainslv ngära diaiia-
lOV^ttL.
KAEßN.
oi'fioL, diaQQayijöo^at.
AAAANTOnSiAHS. "
xal ^rjv eya ov Tiagr^oca. 340
XOPOT
6 iß' TiccQsg TiccQsg TtQog rc5v ^säv uvxä dLdQQayfjvaL. 341
XOPOT
6 ly' riv aQU nvQog y stsqu d^sQfiÖTSQu, xal köyav 382
ev TiöXsL täv dvaidav uvaidtöxEQOL' 385
xal x6 TCQÜyii rjv ccq ov cpavXov Ci5d' * * *
aAA' STCid'L xal öxQoßsi,
(irjösv okCyov noCei. vvv yccQ 6%sxaL iisöog'
äg iav vvvl (laXd^rjg avxov iv xij jiQoGßokfj y
d&iXov svQtjösig' iya yaQ xovg xQÖTCOvg tTiiöxafiaL. 390
XOPOT
6 lö' cog ÖS TCQog näv dvaidevsxai xov ^s&i- 397
örrjGi, xov xQf^l^'^'^og xov TtaQSöxrjxöxog.
€i 0£ juj) (iL6a, ysvöLfirjv iv KgaxCvov xadiov ^ 400
xal didaaxoi^rjv ngoGaÖBiv MoQ6t^ov XQCcyadiav.
6 IS a 7C£qI :idvx' ijtl naöC x£ TCQayfiaöi
^ 53 —
doQodoxoLöiv in äv^eOiv t^ojv,
ciöcufiL yag toV äv ^övov 405
7Ctv£ TClv iitl Gv^q)OQcdg.
6 t?' röv ^lovkCov X äv oio^cct, yegovTcc nvQOTiiTtrjv,
rjöd^svr irjTtccicovLüai, xal Baxxsßaxxov aOai. 408
XOPOT
0 L^ a ÖeiftcSxarov xQsag, ao(pc5g ys TtQOvvotjöco: 421
cSöJiSQ cixalt](pag iad'tcov 7t qo xeXLÖovcav exXsjctsg.
AA.VANTOrißAHS.
xal xavxa dgcov ekc'cvd'avöv y' £i d' ovv i'doL xig
avxäv ,
cc7toxQimx6[i£vog eCg xa xoyuava xoug d-fovg ccTtdfivvv
döx' £171 dvrjQ xäv QrjxÖQC3v idäv ^a rouro öqcovxw 425
ovx aad'' OTCcog 6 Tiatg od' ov xbv dfj^ov £7tixQ07t£v6£i.
XOPOT
6 LT}' £v y£ ^vväßaXsv avx ' axccQ örjXöv y äcp ov ^vv~
ayva •
oxLtj ^TticoQxaig O'' rJQ7iaxcdg xal xgeag 6 TCQCoxxog
flxav. 428
XOPOT
0 i^' o3 yavvixoixfCTOv xQtag jpvx^i' t ccQLöxa itävxov, 457
xal xt] 7t6X£i GcoxriQ q)av£ig rj^tv xa xotg 7tokCxatg,
ag av xov ävÖQa noixCXcag %^ V7i^Xd^ag av Xöyoiöiv.
6 X Tiäg äv o ajiaLva'oai^av ovrojg a67iaQ rjdöuaod^a; 460
KAEÜN.
xai'xl ^d xrjv zJrjiir]XQd [i ovx akävd'avav
xaxxaivöaava xä Ttgayfiax, aAA' rjjiiöxd^rjv
youtpovfiav avxä Tcdvxa xal xoXkoi^ava.
AAAANTOliriAIIi:.
ovx'ovv /u' ff 'y^ygaCoig ä 7iQdxxai Xav&dvai.
TtQOfpaöLV fiav ^yigyaiovg q)ikovg rj(itv Tiotal' 465
iÖCa ö' ixal AaxadaiiiovCoig ^vyycyvfxat.
- 54 —
XOPOT
6 XU ot^ioi, 6v d' ovdhv i^ ä^a^ovgyov Isysis;
AAAANT0niiAH2.
xttl ravr iq) oIgCv iötL av^cpvöci^fva
iyad' • inl yocQ rolg dsde^ivoig yaX'UBVBxat.
XOPOT
6 x/3' Ev y SV ys, %äXii£v avrl rcov xoXla^Evcsv. 470
AAAANTOniJAHS.
xal ^vyxQOTOvöLV avögsg avr' ixstd'Ev av,
xal ravtci fi ovt aQyvQLOv ovxs %Qv6iOV
didovg avanuGELg, ovxs tiqoötce^tkov (fCXovg,
ojtag Eya xavx^ ovx '^d^rjvaiOLg (pQaßca.
KAEiiN.
iya ^sv ovv avxCxa ^dX sig ßovltjv lav 475
vfiäv ccTtdvxav xdg ^wa^oötag eQcS,
xal xdg ^vvödovg xdg vvxxEQtvdg ev xfj «dAft,
xal Tcdvd'^ a Mijdoig xal ßaCiXsl ^vvd^vvxe,
xal xdx Boiaxäv xavxa övvxvQov^eva.
AAAANTOn^AHS.
nag ovv 6 xvQog iv Boicoxotg aviog-, 480
KAEiiN.
iyci ds vri xöv 'HQaxXsa jiaQa0xoQc5.
XOPOT
6 xy dys drj 6v xCva vovv rj xCva yvoi^rjv s'xstg ;
vvvl ÖLÖd^sigj sI'tcsq djisxQvxpa xöxs
sig xd xo)(^c6va x6 XQsag^ cog avxog ksysig.
6 xd' %^sv(5SL ydg ai,ag sig x6 ßovXsvxiqQLOv ^ 485
ag ovxog SLöTtsöcov sxslös diaßaket
ri^&g aTtavxag xal XQayov xexQd^staL.
— 55 —
IV.
Der Chor im Frieden Vs. 301—519.
Auch im Frieden müssen wir einer Vorstellung ent-
gegentreten, die sich seit einer Reihe von Jahren in den
Büchern eingenistet hat. Droysen stellte in seiner Ueber-
setzung die Ansicht auf, dass hier ausser dem legitimen
Chore von 24 Landleuten ein Nebgnchor aufgetreten sei,
der aus den Vertretern verschiedener griechischer Städte
bestanden habe. Seine Vermuthung fand allgemeinen Bei-
fall und besonders von Richter in den Prolegomena seiner
Ausgabe S. 33 ff. S. 45 und in den Anmerkungen zu Vs.
301. 556. 730 weitere Ausführung und Begründung. Selbst
Enger ist im Rhein. Mus. N. F. Bd. IX S. 576 ff. nur
der Annahme begegnet, dass innerhalb des Chores im
Frieden neben den Landleuten auch griechische Städte re-
präsentirt und kenntlich gewesen wären; dann fährt er
fort: „Eher könnte man annehmen, dass ausser den 24
Choreuten, welche die Landleute darstellten, noch andere
Chorpersonen auftraten." Dies ist aber gerade Droysens
Ansicht, wie sowohl aus dessen Einleitung zu der Komödie,
als auch aus seinen naQSTCfyQtt^pai im Texte selbst deutlich
hervorgeht.
Als Trygaeos zur Befreiung der Friedensgöttin auf-
fordert, werden von ihm Vs. 296 ff. yscoQyot, ä^TcoQot,
rsxroveg, öri^tovQ-yoC, fisroixoL, ^evoL, vrjdidircci,, überhaupt
das gesammte Hellenenvolk herbeigerufen. Und als darauf
der Chor erschienen ist und sich daran gemacht hat, die
Göttin aus ihrer Grube heraufzuwinden, werden Böoter 466,
Lamachos 473, Argiver 475, Lakoner 478, Megarer 481
und 500, Athener 503 als solche von Trygaeos oder Hermes
getadelt, die sich der rüstigen Arbeit des Chors hindernd
in den Weg stellen. Alle die genannten Personen sollen
den zweiten, ausserordentlichen Chor gebildet und sich dann
später, man weiss nicht wie, in die Diener [dxö^ovd^oL 730)
- 5G -
der Landleute verwandelt haben, welche diesen das Hand-
werkszeug forttragen. Auf die angeführten Verse und auf
weiter nichts beruft man sich um jenen Nebenchor zu
statuiren.
Da wir aus der ersten Hypothesis wissen, dass unser
Stück BTil ccQxovrog '^kxatov, iv äaxsL, d. h. im März des
Friedensjahres 421 aufgeführt worden ist, da uns ferner
Thukydides V, 20 berichtet, dass der Friede ix ^lowöCav
av^vq Tcjv daxLxäv (am 26. Tage des Monats Artemisios zu
Sparta und am 24. Tage des Elaphebolion zu Athen Thuk. V,
19) abgeschlossen wurde, so werden wir annehmen dürfen,
dass die Gesandten von Sparta und von ihren Bundes-
staaten sich zur Beschwörung des Friedens bereits in Athen
eingefunden hatten, als der Frieden von Aristophanes in
Scene gesetzt wurde. Dagegen sind wir andrerseits nicht
gezwungen zu behaupten , dass Lamachos , um in Sparta zu
unterzeichnen (Thuk. V, Ji). 24), Athen schon verlassen
hatte; er mochte gerade die Feier der grossen Dionysien
noch abwarten und mitmachen wollen. Aber selbst wenn
wir leugnen, dass neben den lakedäraonischen Gesandten
auch Abgeordnete ihrer Verbündeten den Eid in Athen
leisteten (Grote Gesch. Gr. übers, von Meissner Bd. III
S. 696), so leuchtet doch wenigstens die Thatsache aus
Aristophanes Worten Vs. 538 ff. mit voller Sicherheit her-
vor, dass zur Festfeier wo nicht officielle Friedens Vertreter,
doch Gastfreunde und Fremde aus den verschiedenen grie-
chischen Städten herbeigeströmt waren. Denn dort sagt
Hermes zu Trygaeos mit einem Blick auf die Zuschauer:
i&l VW, ä&QSL
oiov JtQog «AAifAag laXovöiv aC TtöXecg
öiaXXayilöai neu yekiööLV aOfieiai, xtA.
Es ist nun mit ein Hauptingredienz der aristophanei-
schen Komik, das Publikum in die Handlung des Stücks
hineinzuziehen und über einzelne aus demselben eine oft
bittere Kritik zu üben. Dies geschieht nicht nur in der
Paraba.sc, sondern auch unendlich oft in den Prologen und
— 57 —
Epeisodien. Und gerade die Friedenskomüdie, welche ganz
und gar in den Verhältnissen des Augenblicks lebt, und in
ihr wieder diejenige Scene, in welcher die heissersehnte
EiQtjvt] Hellas erscheint, musste dem Dichter die beste Ge-
legenheit bieten, die im Theater sitzenden und zuschauen-
den Städter und ihre Zuneigung oder Abneigung dem
Frieden gegenüber zu kritisiren. So erkläre ich denn alle
jene Verse, in denen Lamachos, Böoter, Megarer u. s. w,
gescholten werden, als gesprochen mit Rücksicht auf an-
wesende Gäste, nicht mit Rücksicht auf ein stummes und
dummes TtaQaxoQtjyrjaa. In gleicher Weise redet der Chor
Vs. 302 mit co TlavaXlrjvsg, ßorj&ijocoiisv nicht jenes, son-
dern die allgemeine Festversammlung an, ebenso wie Try-
gaeos 292 ff. die verschiedenen Stände im Zuschauerkreise
und alle Söhne von Hellas zur Hülfe entbietet. Genau so
macht es Demosthenes in den Rittern 225 ff.
aAA' iiölv iJtTtrjg ävÖQsg dyud^ol yCXiot
fiKjovvTsg avröv , o'C ßor]d-r]<)OV(}t öot,
xal täv TToXirojv oi xakoi rs xccyad^ot,
xccl rcöv ^sarcov öörig iörl df^tdj,
nur hier mit einem auch für kui'zsichtige offenbaren Hin-
weis auf das Publikum. Gehen wir mit dieser Anschauung
an die Leetüre, so empfinden wir noch heute den Effekt,
den die mit einer drohenden Geberde begleiteten Worte des
Trygaeos hervorzubringen geeignet waren :
ov ^vXlrjri;s6d^ ; oV oyxvklsGd-' •
oi^oi^föd"' OL BoicoxoC^
oder wenn derselbe zu dem müssig dasitzenden Lamachos
sagte:
oj Aä^ax-) cldLXftg eunoSojv xa^rj^evog.
Aber, wird man erwiedern, einige Lakoner müssen doch
sicher mit am Seile gezogen haben wegen Vs. 478
TPT. aAA' oC Adxavig, (oyäd-\ e'Xxova' dvÖQtxäg.
Wenn nur nicht darauf die Worte folgten:
EPM. aQ, o((?0'' 0(701 y avrcov s^'^vrai xov ^uAoi»,
(lövoi 71 Qod^v ^ovvT ' • dkX 6 xaXxEvg ovx sä.
- 58 -
Denn hieraus müssten wir alsdann zugleich entnehmen , dass
die Gefangenen von Sphakteria her in der ürchestra vom
Schmied an den Block gefesselt worden seien. Das ist Un-
sinn , aber richtige Consequenz der Droysenschen Ansicht.
Und eine ' andere Consequenz ist aus 503 ff. zu schliessen,
dass einzelne Athener in einem eigens dazu errichteten
öiyMörrJQiov eifrig thätig gewesen sind. — Aus allem erhellt,
dass im Frieden nur der reguläre Chor von 24 Personen
die Orchestra betrat, w^elcher aus Landleuten zusammen-
gesetzt war (vgl. Vs. 507. 511. 550. 551. 556. 603). Schon
der Zusatz, dieselben wären aus Attika oder speciell aus
Athmone gewesen, rührt nicht vom Dichter, sondern von
Scholiasten her; bei Aristophanes sind die Choreuten nichts
als Bauern. Jene axökond'oi, aber, die dazu verwandt wer-
den dem Chor Seile, Hebebäume u. s. f. abzunehmen, waren
natürlich nur Theatersklaven, Manes in der Mehrheit (Vö.
1311, Lys. 908 u. a.), deren Aufgabe es ist, das unnöthig
gewordene Theatergeräth fortzuschaffen.
Der also gestaltete Chor wiederholt gleich in seinen
beiden ersten Einzugsversen 301 und 302 die Aufforderung
an alle Anwesende zu Hülfe herbei zu kommen (ösvqo Jidg
XcoQSi = CO Tlccvallrjvss , ßorjd^rjaco^ev). Hierauf geräth er
305 mit Trygaeos in einen Dialog, der sich bis Vs. 345
nur in der beständigen Wiederkehr zweier Gedanken be-
wegt. Denn bis 321 will das Jubelgeschrei, und von da
an auch der Jubeltanz der Bauern kein Ende nehmen.
Trygaeos wird nicht müde, sie zur Ruhe zu verweisen, der
Chor hingegen motivirt unaufhörlich Geschrei und Tanz
durch die Freude über das Aufhören des Krieges. Der-
selbe Ton der Einzelrede dauert in der folgenden kretisch-
trochäischen Strophe 340 —360 fort, welche aus in sich ab-
gerundeten Kommata besteht. 346 wünscht sich ein Choreut
den Tag des Friedens zu erleben; ein anderer erinnert 347
an die ausgestandenen Kriegsstrapazen; andere wieder ver-
sichern dann ihren harten Sinn mit einem sanften vertauschen
zu wollen 349 und 351; 354 springt die Unterhaltung wie-
- 59 —
der auf die Kriegsexercitien zurück; endlich wird 357 Try-
gaeos das Obereommando übertragen. Zu dieser Abtheilung
nach dem Sinn stimmt genau die enrhythmische Gliederung
bei J. H. Heinrich Schmidt Antike Compositionsl. S. CCLV.
Als die Antistrophe von 340 — 360 trage ich keinen
Zweifel mit Person das Lied 385 399 zu bezeichnen,
nicht 582 — 600, wie Bergk angibt, oder gar 385 — 399 und
582—600, wie Dindori Mefra Aeschyli elc. S. 348 und Enger
De respons. apud J?\ S. 4 behaupten. Denn obschon alle
drei Lieder in erkennbarer metrischer Entsprechung stehen,
so konnte doch vom Zuschauer nur eines als Antistrophe
zu 346 — 360 empfunden werden, und dieses musste das
zunächst folgende sein ; 582 — 600 konnte der Hörer wegen
des bedeutenden Zeitabstandes zwischen Vs. 360 und 582
unmöglich als Antistrophe fühlen. Ausserdem liegt es im
Wesen antistrophischer Composition, dass paarweise Respon-
sion stattfindet, Avas seinen Grund in der scenischen Dar-
stellung hat, mag man nun Halbchöre oder Rechts- und
Linksschwenkung bei Ausführung der Strophen annehmen.
Wir dürfen daher nur sagen, dass 582 — 600 nach dem
IMuster der voraufgegangenen Strophen gesetzt sei. Jene
Verse 385 — 399, welche sich hiernach als Antistrophe her-
ausstellen, enthalten in einzelnen, von einander abgegrenzten
Kommata die wiederholte Beschwichtigung des zürnenden
Hermes. Vs, 389 mischt sich Trygaeos mit einer Einrede
in die Worte des Chors : dies konnte er sehr wohl thun,
wenn ein einzelner Choreut bei 388 zu sprechen aufliörte
und einen Augenblick Pause war; den volltönenden Gesang
des Gesammtchors aber hätte er nicht unterbrechen können.
Unter den folgenden zur Arbeit gesungenen Versen ist
einer, den der Chor nun und nimmer in seiner Gesammt-
heit aussprechen konnte, 496
cJg xttxovoc TLVsg eldLV iv r^iiv.
Da trotz aller Anstrengung das Werk nicht fortrückt, so
kommt hier ein Landmann auf die Vermuthung, es möchten
unter seinen Genossen doch auch böswillige mit am Tau
~ 60 -
sein. Unter iv ruilv im Munde des Chors ist selbstver-
ständlich der Chor, und nicht etwa, wie auch behauptet
worden ist, das vermeintliche TiaQaxoQrjyrjfia zu verstehen.
Denn wenn der Chor von sich spricht, meint er doch wohl
sich, und nicht Lamachos, Lakoner, Megarer und wer weiss
wenV 499 vermuthet ein anderer Landmann allgemeiner
als der erste:
aA^' ei'ö^ o'C xalvoi^ötv.
Und dieses Wort gibt dann Hermes Veranlassung 500 von
neuem gegen die Megarer im Zuschauerraum loszubrechen.
Hier will ich noch nachtragen, dass auch weder 508 noch
511 als Beweisstellen für den Nebenchor angeführt werden
dürfen. Es versteht sich, dass die Bauern allein zugreifen
und die Göttin allein hervorziehen — xccXXog ovdscSi da das
Publikum ruhig auf seinen Plätzen bleibt.
Völlig auf der Hand liegt endlich die Bemerkung, dass
in dem letzten Liede dieser Scene 512 — 519 abwechselnder
Solovortrag statthatte, da es ganz und gar aus gesonderten,
anfeuernden Ausrufen, die der Chor an sich selber richtet,
zusammengesetzt ist. Die Interjectionen am Schluss dürfen
wir uns bei der Aufführung beliebig erweitert denken. In
betreff ihrer rhythmischen Herstellung vgl. Richter a. 0.
S. 54 und O. Hense Heliodoreische Unters., Leipzig 1870
S. 91.
Das Resultat ist Annahme einzelner Choreuten in der
behandelten Stelle. Alles aber, was Muff 8. 26 ausführt,
und überhaupt das ganze von ihm beigebrachte Moment der
Orchesis beweist nur, dass hier 321 ff. wie auch sonst bei
Aristophanes der ganze Chor getanzt hat (woran wohl
Niemand zweifelt), nicht beweist jenes Moment, dass in
Tanzscenen der ganze Chor auch gesungen hat. Vgl.
übrigens H. Buchholtz Tanzkunst des Euripides, Leipzig
1871 S. 146 f.
Die Scene hat es mit der in den Rittern gemeinsam,
dass die Personenbezeichnung in ihr unsicher ist, nament-
lich von der Stelle ab, wo der Chor an die Arbeit geht.
- 61. —
Indem wir Bcrgks Vertlieiliuig zu Grunde legen, geben wir
unsere Abweichungen. Betrachten wir zunächst die Stro-
phen 459 — 472 = 486—499, so bemerken wir deutliche
Spuren einer beabsichtigten Rcsponsion auch in den reden-
den Personen, auf welche wir als von Aristophanes hie und
da beliebt und gesucht schon bei den Wespen 405 — 429 =
463 — 487 hingewiesen haben. Hier ist die Personenfolge
in der Antistrophe richtig überliefert und danach in der
Strophe zu berichtigen. 472 hat schon Dindorf und Bergk
mit Recht dem Chor angewiesen, derselbe erhält nach Mass-
gabe der Antistrophe 463, wogegen er 460 und 462 ver-
liert und an Trygaeos abgibt. Damit werden wir dem yon
V. Velsen Rhein. Mus. N. F. Bd. XX S. 398 treffend be-
obachteten Vertheilungsprincip gerecht, dem zur Folge
Hermes in erster, Trygaeos in zweiter, der Chor in dritter
Linie steht. Dasselbe Verfahren die Personenzeichen zu
berichtigen, hat übrigens schon Ileliodor eingeschlagen, in-
dem er jedoch irrig die Strophe als massgebend ansah.
O. Hense a. O. In den zwischen den beiden Strophen lie-
genden Trimetern ist Bergk mit Unrecht bei Vs. 484 und
481 von der Anordnung des Rav. abgewichen. Vielmehr
ist 484 Trygaeos, 481 Hermes zu lassen, die übrigen Be-
zeichnungen aber sind rückwärts schreitend so zu bessern,
dass 479 Trygaeos, 478 Hermes, 475 Trygaeos, 473 Hermes
erhält.
Wir setzen nun diesmal sogleich den Text nach unserer
Anordnung hin und lassen darnach erst die scenisch- me-
trische Erläuterung folgen.
XOPOT
6 a dsvQO Jtäg xägei TCQod^v^ag sv&v rrjg öarrjQLag.
6 ß' cd Ilavsllrjvsg, ßor]&rjaco^fv , si'jtsg ncönors,
rü^scov dTcakkayivxtg 'Kai xaxav (pOLVixixcov
Tj^sQU yaQ i^sXa^tlfSV ^ds fiiöokd^axog.
6 y TiQog rud' rj^tv, il ti XQV ^Q^v, (pQd^s xag^irs-
XXÖVH , 305
ov yocQ SG&' o;t(ös tcTCSizBlv dv doxa fiOL trjfieQOV,
^ 62 -
jzqIv noxXotg xal [irjXKvatöiv etg ro cpag ävekxvöai
rrjv &£äv naöäv ^syictrjv xal (pLXa^nsXcardrrjv.
TPXrAIOS.
ov 0icii7tiJG£6d-\ OTicog uri nsgi^ciQ^tg rä TtQccy^ari,
Tov nöksiiov ix^cajevQrJGsr' ev8o%'sv xsxQuyotEg; 310
XOPOT
6 8' aAA' axov0avxsg zoiovxov %aCQOii£v xriQvy^atog.
ov yaQ ^v exovTccg rjxsLv 6lti Yi^Egäv tqlcov.
TPTrAIOS.
ivkaßsLGd^ä VW ixstvov röv xdrad'sv KsQßsQOv,
^rj nafpXä^av xal xexQaydgj öHötceq rivCx iv&dd^ r}v,
ifinodav iq^tv ydvrjtai, trjv d'söv ui] '^s^xv6ai. 315
XOPOT
6 s' ovxL xal vvv eöTLV avtrjv oGtig s^aiQijöstai,
ijv ccTia^ ig x^^Q^S s^^rj rag f/iag. iov iov.
TPTrAIOS.
f^üAfiTg fi', cjvÖQEg, sC firj rrjg ßorjg dvtjöiZE'
ixögafKov yaQ Tidvra ravtl awragd^Ei rotv nodolv.
XOPOT
o s' o5g xvxdrco xal TtaxEirco ndvxa xal xaQaxxixco, 320
ov ydg dv x<^tQOvx£g rjfiEig xrj^EQOv Ttavöai^Ed-' äv.
TPTrAI02.
Tt xo xaxöv; xC 7id6x£x\ (ovÖQEg; iiyjda^äg, TtQog xav
Q^Eav j
TCQay^a xdXkiGxov öiatpd'EtQrjXE dtd xd Gx^t^^'^^'
XOPOT
6 2;' aAA' iycoy^ ov GxyiycixCt,ELV ßovXo^\ aAA' vcp tjdovtjg
ovx Efiov XLVovvxog avxa xa Gxilri xoQ£Vixov. 325
TPTPAIOS.
^nq XL xal vvvC y ex\ dlXd navE Tiav' 6()3^oiJfi£VOff.
XOPOT
6 rj' rjv i$ov , xal drj TCETCav^ai.
TPTrAIOS.
KpT^g yf, navEi d' ovdina.
XOPOT
o %•' ?r fi£v ovv xovxC ^ k'affov iXxvGaLj xal ^rjxeri.
— 63 -
TPXrAIOS.
rovTO VW, xal ^rixar' aXXo firjdsv ÖQXV^^^^^ ^^i-
XOPOT
6 t ovx äv 6Q%ri6ai^sd-\ stneQ co(p£Xijaai-^sv xi <5b.
TPxrAioi:.
aXX bgät, ovjia ninavoQ'S.
XOPOT
6 La tovxoyC vi] xbv Ala 331
xo öxäXos Qtipavxsg i^drj Xrjyo^sv x6 ös^iöv.
TPXrAIOS.
eTCLÖida^t xovxo y' v^tv, aßxs (li] XvTtetv sxi.
XOPOT
6 iß' ukka xal xaQiöxsQOv xot ^ovöx' avuyxaCas E%ov.
ijdo^cci, yuQ xal yeyrjd^a xal TienoQda xal ysXa 335
^äXkov ij xo yPjQag ixdvg sxcpvyav t»)i> döjctda.
TPTrAIOS.
[irj XL xal vvvL ye laiQEx ' ov yag i'Gxs na 6a(päg'
dXX' öxav Xdßco^sv avxijv, xrjVLxavxa xaLQSXE
xal ßoäxs xal ysXäx^ ' ij-
örj yccQ i^söxaL to'O'' vyitv 340
TiXsLV, ^BvsLV, XLvetv, xadsvöaLv ,
ig TtavYiyvQEig dscsgeiv,
saxiäö&aL^ xoxxaßi^siv,
OvßaQL^eLV,
iov lov XBXQayivaL. 345
XOPOT
6 Ly tl yccQ ixyevoLx' idstv xavxrjv ^s xr^v rjfisQav.
6 LÖ' noXXä yccQ dvE6i6^y]v
TCQay^axd xs xal öxißddag,
äg iXaxE Ooq^lCcov.
6 La xovxax' dv fi' avQoig ÖLxaöxrjv ÖQLfivv ovöa övGxoXov,
ovöa Tovff XQoJtovg ya drJTtov öxXrjQÖv, coGTcag xal
TtQO xov. 350
o ig' dXX* aTiaXbv dv fi i'doig
xal TioXv vaäxBQOV ,
346 — 360 = 385 — 399
— CA —
aTtaXlayavta TCQayficcrav.
6 i^ Kol yaQ ixavov %q6vov a-
7ioklvfi6&a xul xaturs- 355
rQL{ius9a nXcivcö^svoi
ig AvuELOv xdx Avxiiov Gvv dÖQti Gvv döJitSi.
6 LT}' a'AA' o Ti iiäXiGra Xkqi-
ov^ed^a Tioiovvxes, äya
(pQCC^S ' oh yCCQ aVTOKQUXOQ
XOPOT
6 Ld"' ^rjda^cög , d ösöTiod^^ 'EQfirj. 6 x ^rjda^cog , firj-
dafic5g. 385
6 xa et Tfc xsxaQLü^ävov 386
XOIQLÖlOV oiOd-U TlCiQ £-
xovTO ^LYi (pavkov vofiLt,' Iv rads ra TCQCcy^atL.
TPTrÄI02.
ovx dxovsig oia d-OTCSvovav a\ cova^ öeöTtora;
XOPOT
6 xß' fij} ysvr] naXCyxorog 390
dvxißoXovöiv rjfitv,
Süx£ rrjvds /ajJ Xaßetv.
6 xy dXXo. xaQLö', a cpiXav-
d-QC3Jt6xax£ xal ^syaXo-
öcoQÖxaxs öaL^LÖvcav,
£c XI nsiGavÖQOv ßdsXvxxsL xovg X6(povg xal xdg
ocpQvg. 395
6 xd' xal GE ^vöCaiOLV te-
QatöL 7iQoGÖdoi,g xs fieyd-
XaiGt did Ttavxog, (6
ÖEG7tox\ dyaXov^sv i^^stg dsL 399
EPMH2.
oü^^ d>g iXsijiicov £/|li' del xcov ;|jpü(ft'da)V. 425
— Gö —
vfisrsQOJf svtsvd^sv sgyov , covÖQeg. dX^a ratg a^aig
SiGioVTsg (ug rcciLGta rot'g kC&ovg dtpikxsxs.
K0rT<I>AI02.
Tuvra ÖQccGo^sv 6v d' rj(itv, oi dsäv 6oq)c6raTS ,
axxa iQi] tcolsiv icpsGxcog (pQÜt^s dij^iovQyixäg ■
xakXa d' sttQiJGstg vjiovQystv ovxag ^^äg ov xccxovg. 430
TPTrAI02.
ays ö)], av xaxiag vjtex^ ti]v cpidhjv, oirag
SQyG) 'q)U(kovasv, sv^dfisvoL xotaiv d-sotg.
Gnovöi] öTtovötj ■
ev(ptjiielxs evcprj^itxE.
öJisvdovxeg ev%6iiE(5d-a x-^v vvv rj^sQuv 435
"EkkrjöLV ag^at nÜGv TtoXXdiv xdya&äv,
xSöXLg TtQO&vucjg ^vXXdßoL xcov öxotviav,
xovxov xov dvÖQK ^iTJ XaßsLV Ttor/ döTCtdu.
XOPOT
o a fia z/fc", cUA' iv eiQipn] diayaystv xov ßCov ,
sxovd^' ixaiQav xal öxaXsvovx' dvd-Qccxag. 440
TPXrAIOS.
o6xig de TtoXe^ov ^dXkov eivul ßovksxca,
(itjösTioxs Ttavöciöd-^ avxöv, d ZltöwG^ dva^,
ix xäv olsxQdvcjv dxCdag iiE,caQoviiEvov.
XOPOT
6 ß' xsi' XLg i7ti&v(.iav xal^iaQx^tv öoi <pd-OT£t
alg (pag dvsXd'SLV, co Jt6xvi\ av xaiGiv ^id%(ag 445
TcdGxoL ye xoiavd-^ oldnsg Kksdvvfiog.
TprrAiOE.
xsi' XLg doQv^og rj xaTtrjkog dGTti'dav,
Lv ifiTCoXd ßäkrtov^ e7ii&i>^ei }iaxc5v^
kt]<pd^£lg VTio kt]GX(ov tGd'ioi XQid'dg fiövag.
XOPOT
6 y' XBi xig GxQCixrjysiv ßovkö^svog ft?) ^i'kkdßi], 450
ij dovkog avxo^okitv TCaQEGxevuG^tvog ,
inl xov XQoxov y tkxoixo ^aGxiyov^svog.
TI'XrAIOS.
jjftiv d' dyu^u ytvOLx'. ir^ Traiaiv, l-q.
Arsoi,dt, Chorpart. I). Ari»top)i. 5
— 66 —
XOPOT
6 d acps^s rö Tiauiv, aAA' irj (lovov Xiys.
TPXrAIOS.
ii] tri Toivvv, irj (lovov Xäyco 455
XOPOT
6 f' "^Q£L Öe (11].
TPTPAIOr.
(ITJ.
XOPOT
6 5' ftT^d' 'EvvaUa ye.
TPTFAIOS.
VTCÖrsLvs dl} jrag, xai xdtays tolölv xuXag.
EPMH2.
TPTrAIOr.
eia (ittXtt. % 460
EPMHS.
a HU.
in iiaXcc.
6 ^ a Htt, a ala.
TPTPAIOS.
XOPOT
TPTPAIOS.
akX ovx sXxovö^ ävÖQsg ofiocag.
ov |vAA?f ^faO-' ; ol' öyxvkleG^'- 465
o^fiw'lfffO'' OL BoLoroC.
EPMH2.
ela vvv.
TPTPAIOS.
HU (O.
XOPOT
o j^' aAA' ßy£TOJ/, ^vv£(pekxsT£ xttl Gtpä.
459—472 == 486 — 499
— 67 —
TPrrAi02.
ovxovv tkyt(o xu^agrco^UL 470
xaTte^TicJcra xul Oitovöcc^co;
XOPOT
o &' ^(og ovv ov xcoQSt rovQyov;
EPMH2.
oj Adiiax, döixstg e^zodav xad^ij^£vog.
ovötv deö^ed^', av&QOTce, rrjg (?^g (lOQfiovog.
TPXrAIOS.
oi3<5' oWe y' aiXxov ovdiv agystoi TtdXai 475
aAA' T] xatsyakav räv taXaLTCOQOviitvcov ,
xul tavxu ölxo&sv iiL<jd-oq)OQOvvT£g ak(pLta.
EPMH2.
aAA' Ol AdxGiVEg, aydQ-', ekxova' dvÖQcxäg.
TPXrAIOS.
aQ olö^' oöOL y avTcäv sxovrat tov ^vkov ,
fiovoL TCQO&v^ovvz'' • dkk' 6 %alxavg ovx sä. 480
EPMHS.
ovo' Ol MsyaQTJg dQcaö' ovdiv ekxovötv 6' Oficog
yktöxQÖTata aaQxdt,ovteg äöTceQ xvvCdia,
V7i6 Toü ys kiaov vq z/t' e^okioköxsg.
TPTTAIOi:.
ovötv TiOLOv^sv, avÖQsg, dkX o^o%v\iaöov
änaöiv Tjfitv uvd-tg dvTikr]nxiov. 485
EPMHS.
(jü SLU.
Htt ^dka.
Cü SiU.
ala vri ACa.
TPTPAIOS.
EPMH2.
TPXrAIOS.
XOPOT
6 i \iixqöv ys xLvov^sv. 490
TPxrAioi;.
oiJxoi'i' deivov ****
- 68 -
TOVg fl£V XtCvSiV, TOVg (^' CiVTlGTläv,
EPMH2.
TPXrAIOS.
£?a OJ. 495
XOPOT
6 to:' cog xaxovot rivsq elGiv iv T^fitv.
TPTrAI02.
v^stg fiFv y' ovv oi xirrdävteg
rrjg siQrjvrjg GTtcct^ dvÖQe^ag.
XOPOT
6 tß' aAA' f/V ol" xwAvoucftv.
EPMH2.
ciVÖQEg MsyaQTJg, ova ig aögaüag SQQtJGsrs; 500
TCQatoi yctQ avtrjV rotg öxoQÖdoLg iqXeixljaxE.
xal totg l4d-r}vaL0t6t navöaCd-at Xiya
ivTsvd'sv ixo^svoig od'sv vvv sKttsTE'
ovdsv yccQ akXo ÖQdts nXrjv diiccc^srs. 505
aAA' £L7i£Q sTti&v^sttE zijvö' s^sXxvöai ,
7C(j6g xriv d'äXartav oXiyov vTtoxcoQijßarE.
K0PT<I>AI02.
ay, covögeg, avrol drj ^övoi kcißä^iEd^ ot ytcoQyoC.
EPM42.
XGiQEi yi tot To TtQÜyiia noXXa iiäXXov, covögsg, v^tv.
KOPT^>AI02.
%03Q£tv ro TtQay^id (pr]6LV ccXkä nag mn)Q ttqo
d^v^ov. 510
TPXrAIOS.
ol' roi yEOQyol rovQyov i^sXxovOi , xdAXog ovdsig.
XOPOT
6 iy' dys vvv, dys nag.
o td' xccl fi^v o^ov ^GtLV }]di].
6 is' (irj vvv dva^Ev, «AA' emv-
TEIVCO^EV dvdQlXGJTEQOV. 515
6 <g' i]drj '(JtJ tout' exeivo.
i
6 i^'
CO
HC< VVV.
6 i&'
0)
£ia, eitt
6 xa
w
eicc, sia
6 xy'
CO
eici, sla
— 09 —
6 tf]' CO eicc ;räs.
sia VVV. 6 x' (ij sicCj eia, sia nag.
eicc VVV. 6 xß' CO sia, sia, sia näg.
sia VVV. 6 xö' CO sia, sicc, sia Ttccg.
Aus vorstehendem ist ersichtlich, class hier sowie in
den Wespen die 24 einzelnen Mitglieder des Chors zweimal
hinter einander zum Vortrag herankommen. Die trochäischen
Tetrameter mit angeschlossenem trochäischem System 301 — 345
enthalten gerade 12 Chorkoramata, d. h. die zwei ersten
öTotxf^i; die folgende Strophe 346 — 360 umfasst den dritten,
und die Antistrophe 385 — 399 den vierten öTotxog. In der
letzteren ti'itt bis Vs. 389 der Personenwechsel nicht an
gleicher Stelle mit der Strophe ein, weil ein Schauspieler
mit jenem Verse die Rede des Chors unterbricht, in Ge-
mässheit des in den Wespen beobachteten zweiten Gesetzes.
Obwohl man hier auch an die folgende, der Strophe ent-
sprechende Personenanordnung denken könnte:
XOPOT
6 td'' ^rjöa^cos, CO dsöTCod^^ 'EQ^rj, ^rjöa^cog, ^rjdancog.
6 X SL XL XS%aQL(}^SVOV
lOiQidiov oiöd-cc Ttag^ s~
fioü ys xatsdrjdoxcog —
6 xa' tovto ^rj cpavkov vo^it,' sv tads za TtQccy^aTc.
Denn bei der übergrossen Erregtheit des Chors ist es denk-
bar, dass einer dem andern ins Wort fallend ihm dasselbe
aus dem Munde nimmt. Weiterhin bieten die Trimeter
431 — 458 nach der Ueberliefcrung 6 Aussprüche des Chors,
also einen (Sroixog, die Strophen 459 — 472 = 486 — 499 einen
zweiten, die Strophe 512 — 519 endlich den dritten und vierten.
Ausserdem gelangt der Chorführer in den trochäischen Te-
trametern 426 — 430 einmal und in den iambischen Tetra-
metern 508—511 zweimal ausser der Reihe zum sprechen.
Die beiden letzteren Kommata sind Commandowürter an die
Choreuten, im ersten Falle bezeugt der Koryphaeos Hermes
gegenüber im Namen des Gesammtchors seine Ergebenheit.
70
V.
Der Chor in den Vögeln'Vs. 310—450.
Es ist nicht etwa willkürlich, wenn wir bei Vs. 450
einen Abschluss in der Entwickelung der Komödie ansetzen.
Hier grenzt sich vielmehr in der That eine Scene ab, wie,
auch Köchly in seiner Abhandlung über die Vögel des
Aristophanes (Züricher Gratulationsschrift zum fünfzigjäh-
rigen Doctorjubiläum Böckhs 1857) S. 9 die zweite Scene
des ersten Acts bis hierher reichen lässt, welche er passend
,,die Verständigung Vs. 211 — 450" benennt. Zeigt somit
der Gedankengang, dass der 451 beginnende Chorgesang
vom vorhergehenden abzutrennen und zum folgenden zu
ziehen ist, so beweist dasselbe die äusserliche Form, ich
meine die von W. Heibig im Rhein. Mus. N. F. XV S.
251 ff. nachgewiesene Responsion 451 — 538 = 539 — 626,
in welchen Abschnitten das „Sonst" und das ,, Künftig"
sich entsprechen. Vgl. Oeri De responsionis apvd Ar. rationi-
bus aique generihus, Bonnac 1865 S. 25 und in Fleckeis. Jahrbb.
1870 S. 356.
Der erste Abschnitt des ganzen zu behandelnden Stückes
ist 310 — 326, enthaltend einen Dialog zwischen dem Chor
und König Epops, in welchem letzterer dem Vogelchor die
Ankunft von Peithetaeros und Euelpides mittheilt. Die
Vögel in höchster Aufregung anfänglich in dochmischen
Trimeteru (Vs. 310. 315) sprechend gehen dann zu den
ruhigeren trochäischen Tetrametern des AViedehopfs über.
Indiz für einzeln redende Choreuten ist in diesem Theile
namentlich die Wiederholung desselben Gedankens sowohl
in den Fragen des Chors als in den Antworten des Wiede-
hopfs. Epops wiederholt fm'twährend seine Aussage von
der Ankunft zweier Männer, der Chor fragt wegen der Un-
glaublichkeit der Mittheilung immer von neuem danach. S.
die Fragen 315 = 319 = 323. 323 = 325 und die Ant-
worten 317 = 320 = 324. — Den zweiten Abschnitt bilden
— 71 -
die beiden Strophen 327 — 335 = 343 — 351, freie anapästische
Systeme. Der C'hor ist empört über den Verrath des Wiede-
hopfs und wendet sich racheschnaubend in der Strophe gegen
diesen, in der Antistrophe gegen seine Schützlinge Peithe-
taeros und Euelpides. Ausserdem sind der Strophe wie der
Antistrophe zwei trochäische Tetrameter angehängt. Dass
diese von andern Personen des Chors gesprochen wurden
als die voranstehende Strophe resp. Antistrophe, zeigt die
Gegensätzlichkeit des Gedankens Vs. 336 : 335 und Vs.
352:351, welche im ersten Falle auf der Hand liegt, im
zweiten darin besteht, dass der Vs. 352 zu sprechen an-
hebende längeres hin und her reden unterbricht und zur
That auffordert. Wer spricht nun die Tetrameter? Der
Chorführer, an welchen zu denken zunächst liegt, an den
auch Westphal Griech. Metr. IP S. 494, Hornung De par-
(ibus comoed. Graec. S. 11, Donner in seiner Uebers. u. a.
gedacht haben, kann es nicht sein wegen der Frage und
Aufforderung Vs. 353 tcov '(?!)•' 6 rai,CaQ'io£; inayitco rd (Jf^tov
xsQug. Denn alsdann würde der Chorführer nach sich selber
fragen, da wir verständiger Weise unter dem ta^iaQxos
nur ihn, den wirklichen Anführer des Zuges, verstehen
dürfen. Wenn aber Muff S. 153 ausser dem Taxiarchen
noch einen Strategen (Koryphaeos) annehmen will, so ist
das seine Phantasie, da Aristophanes nichts von einem fjxQa-
rrjyog weiss. Der ganze Chor, also auch der Taxiarch
selbst, kann ebensowenig der fragende sein. So bleibt nur
übrig, die Verse einzelnen Choreuten zuzuweisen. Und eben-
dafür sprechen wie die Aufforderung Vs. 353 so auch die
Vs. 344 ff. erfolgenden Aufforderungen. Vgl. ferner in der
Strophe Vs. 328 = 333 f. In den folgenden trochäischen
Tetrametern bis 386 zeigen ebenfalls einmal die Auffor-
derungen der Choreuten unter einander 364 und 365, so-
dann die Verschiedenheit der Ansichten des Chors über die
Behandlung der Feinde, welche in den Versen 369 f. und
374 f. einerseits und 381 f. andrerseits deutlich zu Tage
tritt, dass auch hier verschiedene Sprecher anzunehmen sind.
- 72 —
Mit dem Ausdruck Vs. 381 ag ri^iiv doxet setzt sich der
hier sprechende Choreut in offenbaren und ausgesprochenen
Gegensatz zu einem Theile seiner Genossen,
Unternehmen wir, bevor wir zur Besprechung der letzten
noch übrigen Chorkommata schreiten, die Verthcilung der
bis jetzt von uns behandelten an die einzelnen Choreuten,
so finden wir in dem ersten Abschnitt 310 — 326 im ganzen
7 einzelne durch die Gegenreden des Wiedehopfs getrennte
Aussprüche des Chors, nämlich Vs. 310. 315. 319. 322.
323. 325. 326 je einen. Von diesen gehört indes, wie
nähere Betrachtung lehrt, der vierte und fünfte Ausspruch
des Chors zusammen. Derjenige Choreut, welcher Vs.
322 f. sagt:
CO ^syiGtov s^a^aQTCJV i^ örov 'tQä(prjv iycS,
Tcag Isysig;
wird nur für einen Augenblick durch Wiedehopfs schnell
dazwischen geworfene Worte:
^r'iTKa g)oßrjd'fjg zov Xoyov
in seiner Frage unterbrochen und fährt dann in demselben
Tone wie vorher fort:
rt ft' eigyäöco-.
Demnach haben wir hier nur 6 hinter einander ledende
Chorpersonen anzunehmen. Ebensoviel Choreuten ergibt
der zweite Abschnitt 327 — 335 = 343 — 351, wo in Strophe
und Antistrophe an derselben Versstelle (333 = 349) Per-
sonenwechsel eintritt, den hier wie dort eintretender Sinn-
abschluss und Wechsel des Metrums (Uebcrgang des ana-
pästischen Rhythmus in kretischen) bestätigt. Bieten also
Strophe und Antistrophe 4 Choreuten, so wird durch die
angehängten trochäischen Tetrameter 336 f. und 352 f. auch
in diesem Theile die oben gefundene Sechszahl erfüllt. Und
genau derselben Choreutenzahl begegnen wir schliesslich in
den nun folgenden Tetrametern, indem wir Vs. 364. 365.
369 f. 374 f. 381 f. 385 je einen in sich abgeschlossenen
Ausspruch des Chors und dem entsprechend je einen Cho-
reuten haben.
- 73 -
Unsei'c Untersuchung hat bis jetzt 18 der Reihe nach
sprechende Mitglieder des Chors ergeben und zwar in der
Aufstelhing xccrd 6Totxov, da jeder der drei Abschnitte
gerade 6 Personen darbot. Wir sind im vorliegenden Falle
in der Lage, die Aufstellung des einziehenden Vogclchors
auch aus einer andern Stelle der Komödie ersehen und da-
her unser unabhängig davon gefundenes Ergebniss con-
troliren zu können. Bei der Aufzählung der in die Orchestra
rückenden Vögel werden in den Versen 297 — 304 zunächst
6 Vögel einzeln und dann in drei auf einander folgenden
Versen abermals immer je 6 Vögel zusammen genannt.
Hierdurch ist die Stellung unseres Chors jcutu 6xoC%ovg
ausser Frage gestellt, und unsere Verthcilung gewinnt be-
trächtlich an Wahrscheinlichkeit.
Die nächsten Worte des Chors, denen wir begegnen,
Vs. 400 ff. enthalten zunächst einen Commandoruf zur Samm-
lung und Ordnung der bei dem ungestümen Angriff wohl
etwas aus Reih und Glied gekommenen Vogelsoldaten,
sodann die Erklärung von der Gegenpartei erfragen zu
wollen, wer die Fremdlinge seien {rCvag nots), woher sie
gekommen {nö^ev ^yLoXov) und was ihr Begehr sei {tnl tivu
X inivoucv). Diese drei Fragen werden dann auch im
folgenden vom Chor in derselben Reihenfolge und im ruhigen
Tone an den Epops gestellt: Vs. 408 die beiden ersten
{rCveg nod^^ oXds xul nö^ev,), Vs. 410 ff. die dritte {tvxV ^^
TioCa xo^i^ei nox axhco TiQog oQvid-ag sXxfslv;). Von da an
aber wird der Ton des über die Mittheilung des Epops
erstaunten Chors lebhafter und unruhiger Vs. 414 f.
XsyovOc drj xCvug Xöyovg;
Bald können sich die Choreuten bei den Antworten des
Epops, den sie vor Fragen gar nicht recht zum antworten
gelangen lassen, nicht mehr beruhigen: der Fremdling soll
selber reden : Vs. 432 ff.
kiysLv kiytiv xiktvi ftot.
- 74 -^
xkvcov yccQ (ov öv ^oi Xiyaig
Xoycav dvETtreQCO^ac.
Schliesslich stellt der zum sprechen aufgeforderte aber durch
die Wuth der Vögel eingeschüchterte Peithetaeros noch jene
derbkomischen Friedensbedingungen (438 ff.), auf welche
der Chor einzugehen erklärt. - Wie i.st nun in diesem
letzten Abschnitt die V'ertheilung unter die Mitglieder des
Chors vorzunehmen? Das Commando 400 ävay eg rä^LV
TcdXiv ig tavtov xrX. sowie der Vorschlag, jene drei Fragen
in betreff der Gäste dem Epops vorzulegen, und die alsdann
erfolgenden Fragen selber gehören ohne Zweifel dem Chor-
führer an ; da es für Niemand mehr als für ihn dem Chor
Befehle zu ertheilen sich schickt, und die in ruhigem Ton
und planmässiger Folge hervortretenden Fragen ein und
denselben Sprecher erheischen. Bis Vs. 414 hört der Chor
schweigend dem Examen, das der Koryphaeos mit Epops
anstellt, zu: da kann er seine V^erwunderung über die ihm
gewordenen Neuigkeiten nicht länger bemeistern, und ein
Choreut bricht, sich direct an Epops wendend, los: ti (prjg;
ein anderer: Xeyovöt drj rivag X6yovg\ und so geht es fort,
bis endlich der Choreut 432 die Fragen seiner Genossen
unterbricht und nicht weiter den Wiedehopf sondern die
Fremden selber hören will. Den Abschluss des Friedens
(442 ff.) aber wird man wieder dem dazu am meisten be-
rechtigten Chorführer zuzuweisen geneigt sein. Nach Ab-
zug also der am Anfang und Ende dieses Abschnittes dem
Chorführer zufallenden Kommata bleiben uns deren noch
folgende: 414. 415. 417 ff. 427. 429. 432 ff. d. s. 6 an der
Zahl übrig, welche der letzte ötotxog des Chors übernimmt.
Wir dürfen uns nicht verhehlen, dass in diesem letzten Stück
die Vertheilung nicht mit solcher Gewissheit wie in den
vorhergehenden hingestellt werden konnte, weil sie sich
nicht nach rein äusserlicher Berechnung der Chorkommata
und der Choreutenzahl, sondern mehr aus eindringender
Betrachtung und Beurtheilung der Scene ergab. Es ist daher
möglich, dass hier ein schärferer Blick eine ansprechendere
(O —
Anordnung auffindet. Unsere Untersuchung hat die folgende
Anordnung der ganzen Partie gefunden.
XOPOT
6 cc TCononoTCOJtononov ^' ccq 6g exdleöe; ziva totiov aga
vE^Exat; 310
Enoif.
ovro6l JtdXccL 7tdQSL(ii tcovx aTCoöratä (pClav.
XOPOT
6 ß' t LT IT IT IT LT LT LT LT IV a XoyOV KQU TtOXB TTQOq i^S (pllov
exov, 315
Eno'P.
xoLvöv, döfpalrj, ölkklov, fjdvv, acpskrjaifiov.
avÖQB ydg Xenra koyiözd ösvq dq/ixd-ov cog s^s.
XOPOT
6 y' nov; jtd; Tccog (prjg;
Enow.
gjjf^' dn dvd^QG}7icov dcplx%cci devQO TtQsößvta dvo • 320
r^xftov d' S10VTS tiqb^vov jigdy^ccTog zekoQtov.
XOPOT
6 d' CO ^syiörov i^a^agrav f| otov \Qd(fi]v syoy,
:icag Xeysig;
EUOW.
fiT^TTCj cpoßrjd^fjg Tov köyov.
XOPOT
6 «5' Tfc yü siQydGG)\
E^o1^
dvÖQ eÖE^d^rjv BQaöxd rrjöÖB rijig ^vvovö^ag.
XOPOT
6 b' xkI dBÖQccxccg tovto rovQyov;
EIIOT.
x(d dBÖQaxäg y' rjdoyat. 325
X^OT
6 g' xdörov rjörj nov Tiag rj^tv;
EnO'P.
({ nc(Q v^tv Bi^i iyoi.
— 76 -
XOPOT
6 ^' Hi £«,
TtQobtbö^ii,^^ dvoOici X indd^ofisv ög fccQ
cpClos "qv, 6fiötQog)d O'' rj^tv
ivs'^ato Tcedta naQ rj^tv^ 'd'.io
TCCiQtßrj iilv ^ea^ovg a(>;|j«toi;g,
TiaQtßr} tf' OQXovg oQVLd-av.
6 rj' ig de Öökov ixdXaös, TiaQsßals t' i^s tcuqk
yevog dvößiov, ojisq f'^o'r' sytvsr, i% i(ioi
nokeniov ir^ßdqjt]. 335
ö {^' fU/la 7r()6g iLifi» ovv rov oqvlv rj^tv vötSQog koyog-
reo de TiQeüßvTU doxet ^ni raide Öovvca rrjv dLxr}v
diag)OQrid'fjvcd '&•' vcp' rj{icov.
IIKIÖETAIPOS.
ag dnalo^eGd^ dga. 338
• XOPOT
6 i ia L(6, 343
anay, enid-', eTiCfpege jiokefiiov oQiidv
q)0VLav, TiraQvyd xe navxä 345
STcißaXe iteQi xe xvxlcoöca "
cog dei xcoÖ' oipdt,eLV u^cpa
xal dovvai Qvy%ei rpooßdv.
o i«' ovxe yaQ oQog Gv.teQov ovxe väcpog ccCd'eQiov
ovxe noXiov iiekayog eöXLV ö xi de^exai, 350
xäÖ' aTtocpvyovxe ^e.
6 iß' ßA/l« ^rj ^eXXafiev 7]dr} rdde xCXkeiv xcd ödxveiv.
710V G#' ü xa^CtiQiog\ enayexa x6 Öe^iov xegag. 353
XOPOT
o ty elekelev läQtt, xddsg x6 Qvyxog' ov ^ekXeiv e%Qfiv. 364
o iÖ' eine, xiXXe, nale, detQS, xoTixe TtQcöxtjv xr]v x^xQav. 3G5
%
Eno'P.
eiTte ftot XL (ie'lXex\ co Jtdvxav xdxiörcc d'ijQiav,
327 — 335 = 343 — 351
— 77 —
aitokeGca ^ 7ia&6in(<^ ovdiv, avÖQe xcci diuCTcdöca
TTJg sfifjg yvvafKog övxs ^vyysvis xal cpv^era;
XOPOT
6 t£ (psiOo^eodrc yÜQ ri rävds ^äXlov rj^istg '^ kv'KCOV;
rj Tivag rioai^id^' äHovg tcjvö' äv iiQ^Covg eri;
ei Ö£ xriv (pvGiv ^ev i'^d'QoC^ x6v da vovv sioiv
(pCloi, 'MX
xal öiödi,ovT£g n ösvq rjxovGtv v^äg xqjJöl^ov;
XOPOT
6 ig' nag d' äv ot^' i^fiäg tl iQr]6i^ov didd^stdv tiots ,
ij cpQdGsiav, ovrsg ix&Qol rotöi, Ttdmtoig rolg s^ioig; 875
EnO'P.
dlX' an ix^Qcöv d'^ta noXXd fiavd'dvovöiv oi" öoq)Oi. :mg
XOPOT
6 it,' sGxi fihv Xöycov dxovöat TtQoixov, ojg ij^tv doxei, 381
XQtJGt^ov ud^oi yaQ äv tig Tcdnö xcov ix^tQcäv Ooq)6v.
nKIORTAlPOS.
Oids xi]g oQy^g laXav Ei^uGiv. dvay' inl GxeXog.
EriOl».
xccl dixcaov y' eöxi, xd^ol öet vi^siv v^iäg xdQiv.
XOPOT
6 u] dkkd firjv ovo' dU.o Goi nco jtQayfi ivtjvrtd^sd'a. 385
KOPT^AIOi:.
avay ig xd^tv ndkiv sg ravxov, 400
xal vov d^v^ov xaxdd^ov xvil^ag
TcaQa xiqv oQyijv ojGxsq bnXixi]g'
xdvaTtvdcö^ed^ci toi^GÖs, rivsg nuxt,
xal Tiodsv i'juoAov,
[£7ri| XLva X inCvoiuv. ' 406
t'ai anoy\) , Ge xoi xaXä.
EnO'P.
xccXatg dt xov xXvtiV d^eXav;
KOPT'I'AIOS.
xCvag TCod-' oiöe xal Ttöd'iv;
— 78 -
p:no'P.
^tvco Cocprjg dcp EXXddog.
KOPT*0AIOS.
TVX^ ^f TCOta xo^i- 410
^SL 7C0T avra TtQog 6q-
VL^^ag iXd-aiv;
Encp.
eQag
ßCov ÖLUcryjg rs aal
60V ^VVOLXSLV T£ GOt
xal ^vvstvai, to jcdv.
XOPOT
6 id"' TL (pf,g;
6 x' ksyovöL 6^ TLvag Xöyovg; 415
ccTCLötu xal nsQu xXvaiv.
XOPOT
6 xa oQu TL xsQÖog iv&dd' cc^lov fiovrjg,
orw ninoLd's fiOL ^vvav
XQKTStv KV 7j TOV ix^QOV ij
(pLkotaiv acpsXstv e'xELv; 420
Eno'i»'.
XsySL ^eyav tlv oXßov ov-
T£ XSXTOV 0VT6 TILGTÖV COg
öd [ravTa'] ndvTa xal
TO TrjÖE xal TÖ xetöe, xal 425
ro devgo TtQOößtßa liycov.
XOPOT
(5 xß' TCÖTSQa ^aLvofisvog;
äfpaTov ag (pQ6vL[iog.
XOPOT
6 xy' ivL aocpöv TL (pQsvC;
TivxvoTaTOV XLvadog , 430
üocpiöfia, xvQ^a, TQLfifia, TtaLTcdhjfi oXov.
XOPOT
6 xd' XeysLv ksyaiv xtlevt ^ot,.
xXvcov yccQ av (Sv ^ot ^s'ysig
loycov dv£jttSQ(o^ai,.
Enou'".
ays dt] av xal öv rrjv navonkCav ^sv ndkcv 435
tavrrjv laßövrs xQE^döatov rvx^y^^fj
£1? rov LTivov £16(0., TtlyjGiov rovTiiordxov
av öh tovad^ i(p oiaTCSQ rotg ^öyoig avvika^ ^ycS,
(pQdaov, dida^ov.
nEIOETAIPOS.
fid töv '^TtökXcj 'ycj ^hv oi;,
iJV fiij didd^bivraC y oWs dca&i]Xi]v sfiol 440
rjvTtSQ 6 TiLd'rjxog rfj yvvaixl dLsd-exo,
0 ^axcuQOTtOLog, iiTJts Ödxvsiv tovtovg e^h
^r]r OQX^^^^' skxatv ^rjr ÖQvrzeiv
KOPT^AIOS.
ov xi 71 ov
x6v; ovda^cig.
nEI0ETAIPOS.
ovx, dlkd xcocp&aX^co Xtya.
K0PT<I'AI02.
öiaxL&Sfiai yco.
nEIGETAIPOS.
xaxo^oaov vvv xavxd fioL.
K0Pr*AI02.
ofivfft' tTil xovxoig Ttdai vixäv rotg XQLxatg 445
xul xotg Q-saxatg ndaiv.
nElGETAIPOS.
^axat ravxayi.
K0PT<I>AI02.
ai da TtuQußuniv^ ivl XQixrj vixdv fiovov.
nKI0ETAIPOZ:.
dxovsxe k£6j' Toüg oTtklxag vvv^£vl
dvako^ivovg ■9"co;rA' djCLtvai ndkiv otxuÖE,
axoTibZv d' o xt dv 7iQoy(jdq)(o^£v iv xotg TUvaxCoig. 450
- 80 —
VI.
Der Chor in der Lysistrata Vs. 254 — 386.
Abgesehen von der wörtlichen Wiederholung in den
Versen 295 und 305 {q)v (pv. lov Cov roi) xaTivov) spricht
hier in der Parodos der Männer namentlich die immerfort
wiederkehrende Aufforderung zum vorwärts marschiren dafür,
dass nicht dieselben sondern verschiedene Personen des
Halbchors gehört wurden. Bis Vs. 305 dauert der Marsch
der Männer, und bis zu dieser Stelle finden wir in folgenden
Versen jene Aufforderung wiederholt: Vs, 254 x^Q^'^i
^Qccjctjg, rjyov ßüöriv. Vs, 266 äAA' ojs tdiiGta tiqos tiÖXlv
öTievöa^sv, 03 ^iXovgys. Vs. 286 ff. üTtovdrjv e'xoj xr^.
Vs, 292 aAA' ofiag ßadtarsov. Vs. 302 üTievÖE TiQÖöd^sv
ig nöltv. Weist nun schon die Wiederkehr desselben Ge-
dankens an und für sich auf einzeln sprechende Ohor-
personen hin, so kann uns die Art, wie dieselbe eintritt,
in dieser Annahme nur bestärken. Mit Ausnahme nämlich
von Vs. 254, wo das Einzugslied beginnt, unterbricht der
Befehl vorzurücken jedesmal den vorhergehenden Gedanken-
verlauf: er steht mit ihm in keiner Verbindung, sondern
tritt unvermittelt ein. So unterbricht er bei Vs, 266 die
Schilderung von der Einnahme der Akropolis durch die
Weiber, so bei Vs. 286 die Erzählung, wie man einst
Kleomenes in der Burg belagert habe, so bei Vs. 302 die
Klagen über das beissende Feuer in den Kohlentöpfen. Am
deutlichsten aber tritt dies Abbrechen bei 292 hervor, wo
die Zusammenhangslosigkeit beinahe bis zur Gegensätzlich-
keit des Gedankens gesteigert ist. Eben nur hatte der Chor
über die drückende Last der Holzkloben geklagt {ßg i^ov
ys To) ^vlco tov d^ov i^iTtcoxcirov) und über die Schwierig-
keit sie ohne Hülfe fortzuschleppen (xSTrcjg äot' s^cc(i7iQev-
6o[isv tovt' avBv xav9-r]kiov) : da heisst es plötzlich mit
verändertem Tone: «AA' oftog ßadiöTEov xrk. Wie können
wir diese Erscheinungen besser erklären als durch die An-
— 81 -
nähme verschiedener Sprecher, welche sich an den be-
zeichneten Stellen im declamiren ablösen? Führen doch
ebendarauf auch die namentlichen Anreden, wie Vs. 254
^Qccxijs. 259 Ci3 UtQv^ödcoQs. 2G6 cu ^cXovQys. 304 oj /ldxt]g,
welche nur im Älunde einzelner verständlich, im Munde aller
Choreuten unsinnig sind, indem im letztern Falle ein Drakes,
ein Strymodoi'os u. s. w. sich selbst beim Namen rufen,
sich selbst diese oder jene Frage vorlegen müsste. Diese
im Text vorkommenden Namen der Choreuten haben sogar
einen alten Kritiker, wie es scheint, veranlasst sie einzelnen
Abschnitten des Chorgesangs vorzusetzen ; von welcher Ver-
theilung der Chorstücke unter Mitglieder des Chors wir
noch die Ueberreste in den Schollen und den Personen-
bezeichnungen der Handschriften vorfinden. Doch ist dabei
nicht etwa an eine mit bewusster Absicht und methodischer
Durchführung unternommene Vertheilung und Anordnung
zu denken. Denn gegen eine solche Ansicht streitet einmal
der Umstand, dass der vorliegende Fall ein ganz vereinzelter
und daher nicht im Stande ist, die völlige Unkenntniss der
alten Philologen von einzeln singenden oder sprechenden
Choreuten zu widerlegen, welche sonst in den tragischen
und komischen Schollen bemerklich ist. Sodann ist die
ganze Art und Weise, wie jener Kritiker hierbei zu Werke
gegangen ist, so beschaffen, dass sie uns deutlich ein spielen-
des Autoschediasma verräth. Wenn bei Vs. 254 das rav.
Schol. (x^Q^S dvÖQcöv ysgövTCJv: rj ZltQVfiödcoQog) den Stry-
modoros sprechen lässt, oder Rav. und Aug. vor Vs. 25G
ÖQu {^jQdxi]g Junt.) und vor Vs. 266 Rav. und Junt. öTVfi-
}i6d(OQos Aug. öTvn vorschreiben; so kann man das als ver-
ständig gelten lassen. Aber die Spielerei zeigt sich in ihrer
Nichtigkeit, wenn Aug. vor 382 und Voss, vor 371 den ganz
aus der Luft (oder vielmehr aus den Ekklesiazusen) ge-
griffenen Namen ßls und ßXsnvQOs setzt, oder Voss, bei
Vs. 372 einen Namen GtQv^LodcjQa fingirt. Achnlich verhält
es sich auch mit dem aus Vs. 365 entnommenen und im
Rav. und andern Handschriften vor 350 und vor 362 oder
ARNOliDT, rhorpnrt. }>. Arigtoph. ü
— 82 -
365 ff. (s. Engers Note zu Vs. 362) stehenden Frauennamen
ZJrQazvXXts, welcher erst von Dindorf entfernt worden ist.
Ja eben diese Spielerei scheint die Ursache gewesen zu sein,
dass in den Handschriften derselbe Choreutenname Stratyllis
Vs. 439 und 447 irrthümlich sogar einer Bühnenperson ge-
geben wurde. Vgl. Enger Rhein. Mus. N. F. III S. 302 ff.
Und die besondere Aufzählung aller jener Namen in den
Personenverzeichnissen der Junt. und des Voss, spricht dafür,
dass man überhaupt unter ihnen bald gar nicht mehr Cho-
reuten sondern Schauspieler verstand.
Kehren wir von dieser Abschweifung zur weitern Ver-
folgung der Männerparodos zurück: so machen auch die
nach beendigtem Marsche gesprochenen Verse 306 — 318
durchaus nicht den Eindruck einer fortlaufenden Rede ent-
weder des vollstimmigen Chors oder des Chorführers allein,
wie letzteres z. B. Voss in seiner Uebersetzung angenommen
hat. Vielmehr finden wir alles das, was uns Zeichen sein
muss für eine im Wechselgespräch stattfindende Unter-
haltung und Berathung über den gegen die Burg vorzuneh-
menden Sturm, wobei verschiedene Personen ihr votum ab-
geben. Dieselben Gedanken, welche zuerst als Frage und
Vorschlag geäussert werden, nämlich einmal die Holzscheite
abzulegen (307 £t reo ^hv ^vX(o ^ai^ieod^a tiqcotov avrov)
und sodann dieselben wie Fackeln in den Kohlentöpfen an-
zuzünden (308 f. tfjs d^TteXov d' ig r}]v xvxQav tov cpavov
iyxad-svTSs äipavrsg xtA.;): eben diese Gedanken kehren
später als bestimmte Aufforderungen und Befehle mit ähn-
lichen Worten wieder^ der erste 312 d-co^sod-a d^ x6 (poQxCov,
der zweite 315 f.
Gov d' iöxlv £Qyov, oi x^''^9^i '^ov avd-Qux' t^syeCQSiv ,
xriv la^Tidd^ '^finavrjv OTtcog TiQdxLöx' s^ol TtQOOoiösis. ')
Ferner entwickeln sich die Gedanken auch in diesem Stück
nicht in logisch zusammenhängender Reihenfolge, sondern
es wird ohne vermittelnden Uebergang von einem zum
1) Uebrigens verlangt das Schol. Puteau. zu diesem Verse folgende
Emendation av[v] sfiol noiitaeig.
— 83 —
andern gesprungen bei 311:312, 314:315, 316:317. Er-
klärt niiin nun diese Gedaukensprünge hier wie oben durch
Personenwechsel, so ergibt sich an folgenden Stellen der
behandelten Parodos immer ein Choreut:
I. in den nicht antistrophischen iambischen Tetra-
metern 254. 255
Vs. 254
in den iambischen Strophen und Tetrametern
256 — 270=271-285
Vs. 256. 266. 271. 281,
wo es auf der Hand liegt, wie die metrische Composition
den Wechsel der Person an den bezeichneten Stellen be-
stätigt.
IL in den iambisch- trochäischen Strophen 286 — 295
=296 — 305
Vs. 286. 292. 296. 302,
indem an derselben Versstelle in Strophe und Antistrophe
(292 = 302) Personenwechsel eintritt.
III. in den 13 iambischen Tetrametern 306 — 318
Vs. 306. 310. 312. 315
Vs. 317.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die zwei Tetrameter am
Anfang und am Ende der Parodos vom Chorführer ge-
sprochen wurden, welcher dieselbe einleitet und mit einem
Gebet an die Nike abschliesst. Nach Abzug dieser Verse
erhalten wir die 12 Mitglieder des Männerhalbchors in der
Aufstellung xurä t,vyd, und zwar mit strengster Gesetz-
mässigkeit. Denn jeder der drei metrischen Hauptabschnitte
enthält immer ein Glied des Chors.
Der folgende Gesang des Weiberhalbchors (319 — 351),
dem Enger gegen den Scholiasten zu Vs. 321 und 354 und
gegen Droyscns Phantasien (Uebers. III S. 139) mit Recht
seinen Standort auf der Orchestra angewiesen hat (Rhein.
Mus. a. O. und Ausg. zu Vs. 321), liefert ein lehrreiches
Gegenbild zu dem besprochenen Einzugslied der Männer.
Abzusehen ist auch hierbei natürlich von den zwei Ein-*
6*
— 84 —
leitungs- und Schlusstetrametern ^ welche die Führerin der
Frauen spricht. Sonst zeigen uns die übrigbleibenden
choriambisch-logaödischen Strophen recht deutlich, wie ganz
anders Aristophanes diejenigen Chorlieder anlegte, welche
er nachweislich nicht für einzelne Choreuten bei der Auf-
führung bestimmte. Hier finden wir keine Wiederholungen,
keine Sprünge der Gedanken. Jedem Versuche einzelne
Stücke abzusondern werden sich unüberwindliche Hinder-
nisse entgegenstellen : die in derselben Construction gebauten
langen Perioden wie 327 — 334 s^TcXrjGa^Evr] — coaTi^o^svy]
— ccQa^Bvr} — (psQOvöa oder 335 — 339 tvcpoysQovtccg av-
ÖQug — (piQOVtag — ßa^avsvöovrag — ccjtnkovvrag, ferner
an den Stellen, wo man vielleicht noch einen Anhalt für
Abtrennung suchen möchte, enge Verbindungen durch Re-
lativa (z. ß. ag 341. s(p' olönsQ 344) oder durch starke
Partikeln {vvv drj yÜQ 327). Dagegen werden wir Recht
daran thun mit Enger zu Vs. 321 eine Theilung des Weiber-
halbchors wieder in 2 Halbchöre anzunehmen (nur dehnt
Enger dieses Verhältniss fälschlich, wie wir uns oben über-
zeugt haben, auch auf den Chor der Greise aus). Dann redet
Vs. 321 mit Ntxodtx}] die erste Hälfte des Chors eine Person
der noch schweigenden Chorhälfte an, welche 335 den Gesang
aufnimmt. Hiernach sind wir zu folgender Anordnung gelangt.
XOPOS TEPONTßN.
KOPT^AIOS.
;Uco(>ft, ^QKxrjg, rjyov ßdd}]v, d xal röv a^iov dXysig
xoQ^ov todoi'TOvl ßuQog x^t^Q^g cpigcov iküag. 255
6 a ri TcöXV aeXm' svsötiv ev xa fiaxQa ßla, (psv ,
STCsl Tig &v jtot' VjXjaG , a ZItqv^oöcoq^ dxovöat
yvvatxag, äg ißoöxo^sv 260
xkt' olxov ificpavhg xaxöv,
xaxd ^Ev ayiov e%£iv ßQsrag,
xard t' dxQÖnoliv s^äv Xaßstv ,
xXt'jd^Qoig dh xccl ^ox^otöiv
xd TtQOicvXaia naxxovv) 265
256 — 265 = 271 — 280
— 85 -
6 ß' ßAA' cos xdxiGta iiQog nöXiv OTtevöco^sv, co ^iXovQye^
OTimg äv avrcdg ev y.vxlcp d^ivrag tu jiQB^va tkvtl,
o6aL ro itQKy^a toüt' ivsöriJGavro xal ^srfjXQ'Ov ,
^Cav TCVQccv vijöavreg ifiTiQtjacofisv civrox^tQ^G 269
TCccGag vito jjjrjcpov ^läg, TTQOjrtjv de rrjv yivxoavog.
b y ou yaq /x« xr\y zfr]^rirQ' i^ov ^cjvrog By%civovvxaL'
671 ei ovo 6 KXso^avrjg, og avr^v y.atäöxs JtQatog,
iXTiTJld^fv dil-'CcXaxr og , «AA' 275
oiiag Attxavixdv tivecov
Sx^x' 071 la 7tccQccöovg i^OL,
ö^LXQOv 'e%civ 7idvv XQtßdviov,
71LVC5V , QVTtäv, CCTCRQKXlXxOg,
f| ixcov äXovxog. 280
6 d' ovxcag iTCoXtoQxtjG' iya xov uvÖq' sxstvov co^ag
i(p^ STixccxaLÖex' aGitCdag TCQog xalg Tcvkaig xaQ'svöav.
xaödl de xäg EvQiTtiör] d'eotg xe TtäOiv eyßgdg
iya ovx dga öxiqöc} TtccQav xol^rj^axog roüovxov;
^rj vvv ex' ev xexQKTtroXeL xov^ov xQOTiatov el'r]. 285
6 e aAA' avxo ydg ^ol rrjg odov
XoLTiöv iöxi x^^Qi^ov
x6 TiQog tioXlv, x6 (ytjttoV, Ol öTiovd^v ex(o '
xd)7i(og Tiox^ i^ccfinQevöo^sv
xovx' avev xavd^rjlLOV 290
ag i^iov ya reo ^vkco xov co^ov e^iTiaxaxov.
6 g' dXV oacog ßaÖLöreov,
xcd x6 71VQ cpvGrjxeov,
^}j |[t' d7to6ßeG&ev kdd-r] 7tQ6g xfj xeXevxfj xrjg odov.
(pv (pv.
LOV COV xov XUTIVOV. 295
6 ^' cjg deivöv, cova^ 'HQÜxXeig,
7iQ0G7teGÖv ft' ex xtjg x^'^Q^^S
cÜGTieQ xvav XvxrcoGa xc6q)&uX^id} ödxveL-
xaGxLv ya Ai]iiviov x6 nvQ
xovxo 7tdGri firjxccvij. - 300
266 — 270 = 281 — 285
286 — 295 = 296 — 305
— 86 —
ov yccQ äv Ttod'' 030' oda^ eßQVxe Tctg l^ftag ifiov.
6 rf öTtsvds TtQoöd-ev ig noXiv^
xal ßo7J&(L rfj d'sa^
(pv (pv.
iov lov Tov Kanvov. 305
o d-' TODtl tÖ tcvq iyQTJyoQsv ^ecöv exccTL xal ^fj.
ovKOvv ccv, £1 tc) {isv luAcj d^eifisöd'ci TtQcätov avtov,
trjs d^Ttalov d' ig tyjv yyx^av xov cpavov iyxad'ivreg
atl'avTsg 5it' ig t^v ^vQav XQirjdov i^Tiiöoi^sv;
6 L xäv ^rj xaXovvtcov rovg ^oxXovg %aXä6iv al yv~
vcdxEg, 310
i^nt^ngävca iqyi tag d-vQug xal x<p nanvä Ttiii,SLV.
6 iä d'cS^söd'a drj ro (poQxCov. cpsv rov xaTCvov, ßaßatä^.
xig i,vl^dßoLx' dv xov i,vXov xav iv Z^dfia cxga-
xfjyav ;
xavxl ft£V 7]dri t^v ^d%iv d-Xißovtd [lov ninavxau.
6 t/3' Gov d' söxlv eQyov, co ivxqa^ xov dv&Qax' h^e-
yeiQSiv, 315
xrjv Xa^Ttdd ' iq^^ivrjv oTCcog 7CQaxL6x^ s^iol ngoGoCöetg.
KOPT^AIOS.
diönoLva NCxri i,vyysvov, xav r' sv TtoXst yvvaixcjv
xov vvv TtaQSGxäxog d^Qdöovg ^iöd^ai xQOJtatov ijfiag.
XOPOS rYNAIK.<iN.
K0PT^AI02.
^Lyvvv doxa fioi xad-oQav xal xanvöv, co yvvatxeg,
SöJtBQ TivQog xaofiivov onsvGxiov köxl d^äxxov.
HMIXOPION a.
jiixov Tiixov, Nixodcxr], * 321
TtQLv i^TCSTtQ^öd'aL KaXvxt]v xxX. 322
HMIXOPION ß'.
iqxovGa yaQ xvfpoyigov- 335
tag dvÖQag bqqelv , OxsXbxt] xxX. 336
KOPT^AIOIi:.
iaßov CO. xovxl xC "qv\ covÖQsg növco novrjQoi' 350
— 87 -
ov yccQ ;roT' äv xqyiGxoC y edgcov, ovd' ev6€ßstg rdd^
Was das folgende Zankduett der zusammenstossenden
Chöre 352 — 386 betrifft, so wird uns wohl von vornherein
zugestanden werden, dass nicht alle 12 Männer einerseits
und alle 12 Weiber andrerseits auf einmal sprechend diesen
nach Rhythmus und Inhalt äusserst bewegten Wortwechsel
geführt haben. Und es scheint kaum nöthig auf die In-
dicien hinzuweisen, die einer solchen Auffassung wider-
streben würden: auf die namentlichen Anreden (g) OaidQia
356. « 'PodcTCTtrj 370), auf die Aufforderungen i) (358. 370)
und Fragen (356. 379 c. schol.), welche nicht etwa ein
Halbchor an den andern, sondern jeder Halbchor an sich
selber richtet Es muss demnach ein Theil der beiden Chöre
zeitweise geschwiegen haben. Daher denn Voss Uebers.
nicht übel einen Mann und ein Weib den ganzen Streit
ausfechten lässt. Allein ich gestehe mich auch hierbei, ich
meine aus triftigen Gründen, nicht beruhigen zu können.
Einmal nämlich ist man auch bei Vossens Vertheilung ge-
nöthigt Vs, 365
anrov fiovov ExQatvXXCdog tc5 daurvXci TtQOßsX&av
zu erklären, wie der Scholiast und die neuern Interpreten
thun: UrQarvXXtdog avxl i^ov, eine Erklärung, welche ich
für falsch halte. Wenigstens ist mir keine Stelle in einer
griechischen Komödie oder Tragödie bekannt, wo Jemand
sich selbst bei Namen nennt, ohne dass dieser entweder
appositionell zu fassen oder mit einer starken Emphase ge-
sagt ist, sodass der Name zugleich den Charakter der Person
angeben solP): wovon hier bei einem im Augenblick fingirten
Namen nicht die Rede sein kann. Diese Erklärung fällt
1) Hierzu ist absichtlich nicht gezählt Vs. 381 ^(iizqtigov avrrje
zag xd/iag. Deun mit diesen Worten redet der Mann wohl nicht seinen
Genossen an sondern seine Fackel, wie ein "Weib in demselben Verse
ihr Wasser anredet, und wie 315 der Topf , Wolken 1497 ebenfalls eine
Fackel angeredet wird.
2) Vgl. z. B. Sophocles Ai. 98. 864, Oed. T. 1366, PLil. 64, überall
mit Naucks Noten.
— 88 -
nun weg, sobald wir annehmen, dass mehrere einzelne
Männer und Frauen der Reihe nach sich an dem Wort-
wechsel betheiligt haben: da tritt dann Vs. 365 eine Mit-
streiterin für ihre liebe Stratyllis ein. Und für diese An-
nahme sprechen ferner die wiederholten Drohungen der
Männer dreinschlagen zu wollen 357. 361. 364. 366, welche
wohl von verschiedenen Personen herrühren. Für diese An-
nahme spricht endlich die ganze Anlage dieser Streitscene,
auf die wir noch etwas genauer eingehen müssen. Erst von
Vs. 371 an erfolgt in regelmässiger Abwechselung und
Schlag auf Schlag Frage auf Antwort; es ist daher keine
Frage, dass von dieser Stelle bis zum Schluss in der That
nur 2 Personen (ein Mann und ein Weib) und zwar überall
ein und dieselben mit einander hadern. Ganz anders ist
der Charakter des vorangehenden Stückes. Bis 361 nämlich
spricht jeder der beiden feindlichen Halbchöre mehr für
sich und zu sich; sie bereiten sich auf den zu erwartenden
Zusammenstoss vor, ohne schon handgemein zu werden.
So ist z. B. 360. 361 offenbar die Antwort eines Greises
auf die Frage seines Kameraden 356. 357. Es müssen also
hier mehrere einzelne Mitglieder der Chöre sich unter ein-
ander besprochen haben. Nach dieser Vorbereitung tritt
dann bei Vs. 362 ein Weib muthig vor: xal (i^v idov na-
ta^äxa Ttg. Ihr stellt sich ein Mann entgegen 364, allein
sofort 365 tritt ein anderes Weib für ihre bedrängte Freundin
ein u. s. f.: ein avmiQÖöcoTCov d^XtjXoLg, das einen ungemein
ergötzlichen und komischen Effekt für die Zuschauer hervor-
bringen musste. Vergegenwärtigen wir uns die scenische
Darstellung durch nachstehende Uobersicht, welche sich aus
dem eben entwickelten ergibt.
XOPOT TEPONTßN
6 a Tovtl xo TtQÜy^' tj^tv iötlv ccTCQOöööxrjTOv rjxec
Bö^og yvvaixcov ovroöl &VQaöLV av ßorjd^at.
XOPOr rYNAIKSJN
rj a TL ßdvlXsd-' i^^ccg; ov rCnov noXXai doxov^sv elvat; 354
xal ^ii]v iiaQog y' tj^av OQax' ovjcco xo ^vqloöxÖv.
— 89 -
XOPOT TEPONTßN
6 ß' 03 0aidQic(y tavtas Xccletv saGo^sv rocavti;
ov nsQiicatä^Ki tö ^vkov tvjttovr' ixQ^v rii/' ai5rag;
XOPOT TYNAIKiJN
t] ß' &o}^£ö&cc d)] ras xci^Ttidag xrj^sig jj«^«^', oticos nv,
rjv TtQooqiBQt] rrjv xslgd ng, yiiq xovrö fi' i^nodCt;t].
XOPOT TEPONTiiN
6 y et vri ziC TJdrj rag yvdd-ovg ro'urav rig rj dlg i] XQlg 360
sxoijjav aöTCEQ BovzäXov, cpavi^v äv ovx dv al^ov.
XOPOT TYNAIK^JN
^ y' xal ^^v idov Ttaxa^ärco tig- atäo' iyco TiaQE^c),
7C0V ^j; ttot' dX^t] aov xvcov räv oq%£cöv ^dßrjtca.
XOPOT TEPONTSiN
6 d' fi ft>) öiCOJttJGsL, %£vav ixxoxxico ro yrJQag.
XOPOT rYNAIKS>N
ij d' antov ^övov ExQaxvXUöog xä daxxvXc) TtQOöeX&cov. 365
XOPOT TEFONTiiN
6 f' xi d\ rjv öTiodco xotg xovdvXoig, xi \i i^ydcu xo
deivöv,
XOPOT TYNAIKüN
^ «' ßQvxovöd 60V xovg itXsvfiovag xcd xdvxsQ' eh,a^t]6G}.
XOPOT rEPONTüN
6 g' ovx eöx' dv^o EvQtntdov GocpcSxsQog Ttoitjxyjg'
ovdtv yaQ adl d-gsfifi^ dvaiöig söxlv cog yvvatxeg.
XOPOT TYNAIKßN
rj g' atQ(6^£&' xilialg d^ovöaxog XYjVxdljiLV, d'PodCnnri. 370
XOPOT rEPONTßN
6 g' xC d\ CO d-£otg ixJ&Qd, Gv ösvq' vöojq sxovg' dcpixov ;
XOPOT TYNAIK.QN
ij g' XL dcd Gv nvQ^ a xv^ß\ sxcov; cog Gavxov e^Ttv-
QevGcov;
XOPOT TEPONT^N
o g' iyco [liv, Xva vrjGag nvgdv xdg Gag cpCkag vrpd^co.
XOPOT TYNAIKßN
i] g' tyu> ÖS y\ Iva x-qv Gr\v nvQav xovxu) xaxaGßäGuiy,i. 374
— 90 —
XOPOr TEPONTßN
o g Tov^LOv öv nvQ xataößaöeLg;
XOPOr TYNAIKßN
ij g' tovQyov tax' ccvto dst^si.
XOPOr TEPONTßN
6 g' ovx oldtt ö' ei r^d' ag ^'%(0 tfj iKfiJtddi (STccd-evaa.'
XOPOT TYNAIKSiN
>J ST ft Qv^ficc TvyxdvBLq 'B%oiiv , kovxQov y' f'yoj naQil,(o.
XOPOT TEPONTiiN
6 g' £(ttol <?t) Aofr()oV, o3 OaTtQa;
XOPOT TYNAIKiJN
7] g' xccl tavTa vv^cpixöv ys.
XOPOT TEPONTiJN
6 g' rjxovöag avr^g tov d^QccGovg;
XOPOT TYNAIKßN
jj g' iXsvd-SQa yccQ alfii,
XOPOT TEPONTiiN
6 s' 6x^(}0 <?' «V*^ '^^S ^'^^ ßorjg.
XOPOT rYNAIKSJN
ij g' dXV ovx sd'' Yjhd^stg. 380
XOPOT TEPONTiiN
6 g' E^JiQrjGov ccvtrjg rag xöpiag,
XOPOT TYNAIKßN
fj g' 6ÖV BQyov , axikas.
XOPOT TEPONTiiN
6 g' or^iot rdkag.
XOPOT TYNAIKSiN
tJ g' ftojv &BQ^6v rjv;
XOPOT TEPONTßN
6 g' Äot '9'£()ft6v; ov 7tav(3£L; xC S^ag;
XOPOT TYNAlKßN
^ g' a(>d(>} (j'j oVwg dfißXaötdvTjg.
XOPOT TEPONTÜN
6 g' aAA' avdg f^jw.' ^dj; tqe^cjv. 385
XOPOT rYNAIKßN
ij g' ovxovv insLÖT} tcvq ^X^tg, <Sv jjAtavfis 6tavt6v.
— 91 —
Wir erhalten also auf jeder Seite 6 redende Chorenten
d. h. einen orotxos der Männer und einen der Weiber und
somit eine nicht zu unterschätzende Stütze für die Richtig-
keit unserer Vertheilung, indem dieselbe auf die Aufstellung
der beiden Halbchöre basirt ist. Wahrscheinlich ordneten
sich die Weiber nach erfolgtem Einzüge 6 Personen hoch,
und der Männerchor gieng aus seiner frühern Stellung in
die der Weiber über, um diesen eine gleich lange Schlacht-
reihe entgegenzustellen. Vgl. hierzu die bildliche Darstellung
im fünften Capitel. Die mit g' bezeichneten Flügelchoreuten,
welche von 371 ab mit einander hadern, sind wohl die
beiderseitigen Chorführer, für die es als Commandeure sehr
angemessen ist den Streit länger als die andern zu führen.
VII.
Der Chor in der Lysistrata Vs. 614 — 705.
In einer Komödie, in welcher wie in der Lysistrata
der Chor sich fast durchgehends nach zwei feindlichen
Haufen geschieden gegenübersteht, bietet sich, wie leicht
abzusehen ist, häufiger als bei friedlich zusammenhaltendem
und ruhig bei einander stehendem Chore Gelegenheit zum
Wechselgespräch der Choreuten unter einander. So ist es
zu erklären, dass gerade dieses aristophaneische Stück eine
besonders reiche Entwickelung in chorischen Einzelvor-
trägen zeigt, und dass sich hier nicht nur an der für diese
charakteristischen Stelle, in der Parodos und dem ersten
Epeisodion, sondern auch dort, wo die gegenseitige Er-
bitterung der Halbchöre ihren höchsten Grad erreicht, ein
durch unab weisliche Merkmale belegtes Beispiel von einzeln
auftretenden Choreuten findet. Wir meinen die kretisch-
trochäischen Strophen 614 — 635^636 — 657 und die päo-
nisch - trochäischen 658 - 681 = 682 - 705.
— 92 —
Wie hitzig die Männer einerseits und die Weiber an-
drerseits in den vorliegenden Chorika an einander gerathen,
wie lebhaft sie mit einander nicht nur sprechen sondern
agiren , das ersehen wir am deutlichsten aus den Drohungen,
die sie gegenseitig austauschen und die bisweilen in ihrem
Ausdruck und Ton das Gepräge der Einzelrede an sich
tragen; vgl. 634 f.
avxö yccQ fioc yCyvsTai
tijg d-£otg ix^Qccg Jtarcc^aL tfjöds yQccos t'^v yvcc&ov
und 656 f.
sc di Kvm^Gug xi /*£,
Tc5df tdxprjxtc} TCUTK^c) ^yco xo&OQva rrjv yvdd^ov.
Ferner lesen wir Ausforderungen und Drohungen 680 f.
682 ff. 690 ff. 704 f. Die Lebhaftigkeit der Action selbst
aber ist es vor allem, welche uns nach den bisher gemachten
Erfahrungen auch in diesem Fall einzeln sprechende Chor-
personen zu vermuthen berechtigt. Gehen wir nun die
Verse der Reihe nach durch, so bietet gleich 615 eine Auf-
forderung, die der Männerchor an sich selber richtet, die
ihm also nicht in seiner Gesammtheit angehören kann:
«AA' £7ta7todvc6^Ed'\ avögeg, rovral riß TCQccy^cczL.
In dem entsprechenden Verse der Antistroj)he 637 fordert
ebenfalls ein Weib seinerseits die Freundinnen auf:
aAAa d-ci}^E6d^\ a3 q)iXca ygäsg, radl jtQatov %aiiaC.
Wenn man zunächst geneigt sein könnte, diese beiden Fälle
auf die Rechnung der beiderseitigen Chorführer zu setzen,
so beweisen weitere Aufforderungen durchschlagend, dass
man mit einer solchen Absonderung des Koryphaeos vom
Chore hier nicht auskommt, sondern zu einer Theilung des
Chors bis zu seinen einzelnen Mitgliedern herunter vor-
gehen muss. Denn in der Strophe 658 — 681 erfolgen drei
Selbstaufforderungen der Männer hinter einander: 661 ccXX'
dpLvvxBov ro Ttgäy^ia u. s. f., ^&2 — 664 äXlu trjv i^ofiid^
ixövco^sd^a u. s. f., 665 — 670 aAA' ayere, Ivxonodsg u. s. f.
Alle drei laufen im Grunde auf ein und dasselbe, auf Er-
muthigung zu einem kräftigen Angriff hinaus, alle drei
- 93 -
sind völlig in sich abgeschlossen, verlangen daher drei ver-
schiedene Sprecher und können nicht von einer Person in
einem Athem gesprochen worden sein. An den Chorführer
kann bei ihnen hier in der Strophe ebensowenig gedacht
werden wie bei Gelegenheit der Selbstaufforderung der
Weiber mitten in der Antistrophe 686 f. Auch beachte
man jenes die Anrede beginnende dl^d, auf das wir als
Personenwechsel anzeigende Partikel schon hingewiesen
haben: Vs. 688. 680. 665. 662. 630. Die auf 615 folgen-
den Verse enthalten in den metrisch und sachlich von ein-
ander getrennten Abschnitten 616 — 618 und 619 — 625 zwei
verschiedene Vermuthungen des Miinnerhalbchors über das
Vorhaben der Weiber, von denen die erste an eine ein-
heimische Tyrannis (Hippias), die zweite dagegen an aus-
ländischen Einfluss durch die Lakoner denkt. Enger hat
diese beiden aus einander zu haltenden Vorstellungen, welche
besondere Urheber erfordern, zu Vs. 618 mit Unrecht zu-
sammengemischt. Vs. 626 leitet darauf mit einem Sprunge
eine neue Gedankenreihe ein: ein Mann beschwert sich über
die Einmischung des Weibervolkes in die Staatsgeschäfte
und über die projectirte Aussöhnung mit dem Erbfeinde —
629. Allein bei Vs. 630 lenkt ein anderer Mann wieder
auf das Schreckgespenst der Tyrannis ab. Uns liegt also
hier offenkundig eine in Zickzacklinien sich bewegende Con-
versation, keine logisch gereihte Rede vor. Wir könnten
denselben Charakter des Gesprächs auch in den übrigen
Strophen nachweisen; doch begnügen wir uns dafür auf zwei
andere Dinge aufmerksam zu machen. Einmal darf wohl
darauf hingewiesen werden, dass sich hier und da zu indi-
viduelle, dem Leben des einzelnen entnommene Züge finden,
als dass sie von mehr als einer einzelnen Person können
erzählt worden sein; hierhin rechne ich den Lebenslauf der
Athenerin 641 — 647 oder die heitere Geschichte 700 — 703.
Sodann ist die aufs strengste den gefundenen Gesetzen ent-
sprechende metrische Gliederung der Beachtung werth, wo-
nach genau an derselben Stelle in Strophe und Antistropho
— 94 —
ein Sinnabschluss eintritt. Ueberhaupt zeigt sich bei dieser
Partie in der Gruppirnng der Gedanken ein beabsichtigter
Parallelismus, der bei der scenischen Ausführung nur durch
das Gegenübertreten der einzelnen feindlichen Choreuten
und ihi'e damit verbundene besondere Declamation dem
Publikum anschaulich werden konnte.
Strophe a.
I. 614 — 615 Auffordernnp^.
II. 616 — 618 I
III. 619 — 625 I in sich geschlossene
IV. 626 - 629 I Kommata.
V, 6.30 — 6.33 J
VI. 634 — 635 Drohung.
A n t i s t r o p h e u .
636 — 637 Aufforderung.
638 — 6401
641 - 647 I in sich geschlossene
648 — 651 I Kommata.
652 — 655 J
656 — 657 Drohung.
Antistrophe ß'.
682 — 685 Drohung.
686 — 689 Aufforderung.
690 — 695 Drohung.
Strophe ß'.
I. G58 — 661 Aufforderung.
II. 662 — 664 Auffordernng.
III. 665 — 67ü Aufforderung.
IV. 671 — 675) in sich geschlossene 1 696 — 699)in sich geschlossene
V. 676 — 679) Kommata. 700 — 703) Kommata.
VI. 680—681 Drohung. | 704 — 705 Drohung.
Aus dieser Zusammenstellung wird ersichtlich, dass Strophe a
den ersten, Strophe /3' den zweiten gtoI^oi^ der Männer, Anti-
strophe OL den ersten, Antistrophe /3' den zweiten (?roi;|^os
der Weiber enthält: eine Anordnung, die der Aufstellung
des Chors in befriedigendster Weise gerecht wird. Die Ver-
theilung des Textes unter die einzelnen Choreuten aber ist
folgende.
XOPOT TEPONTÖN
6 u ovx i'r' EQyov iyxa&EvösiVj öarig i'(?r' iXsv&SQog'
aAil' i7ca7ioöviö^£&\ ävÖQEs, rovral tcj TCQÜy^uxi. 615
ü /3' i^dri yuQ ot,ELV xaöl nkaiovav xal ^£it,övcov
TlQUy^dxCOV }10L ÖOXEt,
xal ^ccAtör' oGcpQaCvo^ai rijg 'Itittlov rvQuvvCdog.
6 y xaX nävv öäöocxa ^t) rdv Aaxcovav rivtg 62u
SsvQo övvsXrjkvd^öreg avÖQsg tg KXsLöd^dvovg
Tßt; d-eotg ix^Qccg yvvatxag i^tTcaCQaOiv 86k(p
614 — 635 = 636 — 657
— 95 —
xataXccßetv tu XQ^j^tid^ rJ/icUv rov te ^lö&ov,
ivd'sv s^cov iyco. 625
6 S' dsLva yÜQ toi Tciöds y' rjörj Tovg TtoXhag rov^STSiv^
xcd kaXttv yvvcdxag ovaag äOTiidog x<^Xxrjg tieql,
xal öiakkciTTBiv TiQog rj^äg avögüötv Aaxavtxolg,
oiGi niGTov ovdev, ei iirj tisq Xvxco xs^yivötl. 629
6 £ dXXä Tuvd'^ v(pi]vav i^^iv, ävÖQsg, etu TVQavvCdf
aAA' i^iov ^Ev ov tvquvvevöovö', etieI cpvkü^o^ai,
xal q)OQiJ0a) t6 ^t(pog t6 Xoltiov ev ^vqtov xXadt^
dyoQttöco t' ev Toig onXoig E^fjg ^AgiCToyEnovi.
6 g' (OÖE 0-' EGtrjlco jiuq' uvtÖv avTO ydg fto« yiyvsTai
Tr]s d-Eotg EX^Qdg TtaTa^ai Trjöds ygaog ti]v yvdd'ov.
XOPOT rXNAlKiiN
ij a ovx ccq' elGlovtcc ö' oixad' ^ TSxovGa yvdöETat. 636
dXld d-c3^EGd^\ cd (piXca ygäsg, Tudl TcgaTOV xf^^iai.
Vß W^''^ y^Qj ^ TtdvTEg aGToLf X6yo3v xuTdQXo^Ev
tfi tcoXel XQYiGiiiav
sCxoTcog, etieI iXidäGav dyXaag Ed-QEtl^i ^s. 640
jj y' ETtra ^ev hrj yEycoG' Evd-vg Ti]QQrjq)6Q0vv
eh' dXETQlg rj dexhig ovGa TdgxriyETL- ^
xar' sxovGa tov xqoxotov uQXTog i] BQavQdvCoig' 645
xdxavrjipoQOvv tcot' ovGa natg xaXij, jjova
iGxddav OQ^ad^öv.
il ö' uQu tcqov^eIXg} tl xqV^t-^^ ''^V ^oXel nagaivE'Gai;
EL d' iyco yvvri TiEcpvxa, tovto ^rj cp&ovEtTE ftoi,
^V dfiEiva 7' EiGEVEyxco tcov tiuqovtcov ngay^uTcov. 650
TovQttvov yÜQ ^01 ^eteGtl • xal ydg avÖQug ElGcpEQO.
ri E Totg Öe övGTtjvoLg yEQOvGiv ov fiETEGd"' v^tv , ejieI
TOV EQavov TOV XEyöfiEvov namcaov ix tcov MrjÖLxcov
eIt' dvaXcÖGuvTEg ovx dvTEiGcpEQETE Tag EiGcpogag,
dXX' vrp' v^cöv ötaXvd'fjvaL tcqoGetl xlvövvevo^ev. 655
* ij g' UQU yQvxTov iGTtv v^iZv; ei öe XvTtyJGEcg tC ^£,
TCpdi y' dtl^rjxTcp TtaTa^co tc5 xo&OQva tjJv yvdd^ov.
XOPOT TEPONTSiN
6 ^' tuvt' ovv ovx '^ßQ'-S "^^ n^dy^aT iGxX
658—681 = 682 — 705
— 96 —
TCoXXrj] v.d'XidäGaiv ^ol doxet t6 XQ^iia ^ällov.
dlV d^wriov ro TTQäyu^ oGzLg y' tvögmq tGr'
dvriQ. 661
6 y] ccklu rrjv ilco^id' ^xövdfied^', cog xov ävÖQa dst
dvÖQog ö^aiv svQ-vg, dkV ovx ivra^QiaGd'ai nQsnai.
6 '9'' aAA' dysTS, Auxo^rodfg, olneQ inl Aaiil^vögtov ^'Attofi£v,
or' misv £Tt, 665
vvv dst, vvv dv)]ßy]6ca Ttdkiv xavamsgcoGaL
Ttäv x6 öco^ia xdnoGei'öaG&ai TÖ yiJQccg röda. 670
6 L ti yccQ ivdcoGai tig rj^cjv xalGÖe xäv GyaxQav ^aßi'iv,
ovdhv iklstipovGiv avrat XinaQovg isiQOVQyCag,
dXXd Ttal vavg tsxravovvzaL, xdnt^SLQtjGovG^ sxt
vavftaxatv xal nXslv f'g)' ^^dg, cjGttsq 'jQXSfiiGLU.
6 ta rjv 6' scp' iTCJtLxrjv xgdjtavxai,, diayQd(pa xovg in-
Tiäag. 676
iTtTtLXcSxaxov ydg sGxl XQfi(icc xdno^xov yvvr\.
xovx dv aTtoktGd-oi XQSxoinog' xdg d' ^Afia^ovag Gxöjisl,
dg MCxav Bygaip'' i(p' Xnnav ^a%o^Bvag xotg dvÖQaGiv.
6 iß' dXXd xovxcov XQ^v ditaGav ig xaxQ)]^svov |vAov
^iyxad^aQ^ÖGai laßovxag xovrovl xov avxava. 681
XOrOT rXNAlKÜN
y\ t, al vi] xa d-aä }ia t,G)7tvQ}JGaig,
XvGca x^v i^avxfjg vv ayco ötj^ xal TtoitJGcy
xrj^agov xovg dtj^oxag ßcoGxQatv (?' ayco naxxov-
Havov. 685
ri 1] dkkd xr]fiatg, d yvvalxag, d^dxxov ixdvoi^ad-cc,
cog dv o^a^av yvimixcov a-uxodd^ coQyiG^avcov.
^ ^' vvv TCQog fji' Ixa xig, Xva ^>j noxa (pdyt] GxoQOÖa,
^ijöa xvd^ovg ^akavug. 690
(hg al xal ^övov xaxcog aQstg, vTiaQ%oXa yuQ,
daxov xlxxovxa xdvd'aQÖg Ga ^laiavGo^ai. 695
ri i ov yaQ v^iäv (pQOvxiGai^' dv, riv a^ol ^ij Aa^iiiLxa
rj xs &r]ßaia qjtXrj Tcatg evyavrjg iG^tjvia.
ov yaQ eGxat dvva^ig, ov8^ tJv inxdxig Gv ^ritpCGri,
oGxig, 03 dvGxt]v\ uTt^x^o^ naGi xal xotg yaCxoGiv.
fj itt aGxa xdx'd'ag d'rixdxr] noiovGa naiyvCav ay(o 700
- 97 —
totßc Ttcciöl TYiv sxaiQav ixdXeö^ ix roJv ysLtovav,
Tialdu 'jiQ)]6xriv xdyaTttjri^v ix BoKoräv iyieXvv
Ol ÖS Jis^ipsiv ovx s(pu6xov 8id zu acc iprj(pi6fiara.
rj iß' xovx^ M 7tav6}j6d's rcov jl'rjcpia^ärav xovxcov , tiqlv av
xov GxeXovg Xaßav xig v}iäg ixxQa%riXi6t] (pigav.
vm.
Der Chor in den Ekklesiazusen Vs. 478 — 503.
Dass noch Niemand die Epiparodos in den Ekkles.
478 — 503 unter einzelne Chorpersonen zu vertheileu unter-
nommen hat, darüber darf man sich wohl wundern. 8o in
die Augen springend sind hier die Wiederholungen der-
selben Gedanken, die abgerissene, aufgeregte und fast nur
aus Aufforderungen und Fragen zusammengesetzte Rede-
weise, so sicher leiten in der Auswahl derjenigen Verse,
denen die Choreutenbezeichnungen vorzuschreiben sind, für
den proodischen aus iambischen Monometern und Tetra-
metern gebildeten Theil 478 — 482 die sprachlichen, für
den antistrophischen iambischen 483—492 = 493 — 503 die
sprachlichen und metrischen Indicien: dass ich es nicht
einmal nöthig zu haben glaube meine Vertheilung in aus-
führlicher Darstellung, wie es bis hierher geboten schien,
zu rechtfertigen und zu begründen. Ich will sofort die Ver-
theilung vornehmen und nur in Gestalt kurzer Noten die jene
fordernden und bestimmenden Gesichtspunkte angeben.
XOPOT
r] u i^ißcc, xcigst. 478
^ /3' äg' s6xi xäv ccvöqcöv xt.g ^}itv oöxig tTtccxokovd^ei]
ij y' ÖXQtCpOV , 6X07181,. 480
478) ,, Schnell vorwärts!" Vgl. 483 ßccSi^e. 489 iyKOväfitv.
479) „Dass uns nur kein Mann bemerkt!" Vgl. 482. 484 f. 488 (irj
^v(iq)OQa. xtA. 495.
480) „Darum vorsicbtiy umgescliaut! " Vgl. 481. 486 Ö". TtsgiOTioTtov-
flivTj.
Arnom>t , Cliorpart. b. Aristopli. 7
— 98 —
tJ d' cpvXazts öavtrjv uöcpaXag, noXlol yaQ ot navovQyoi,
^t] Ttov rig ix rovTnöd-av av ro (3%riyiCi xurarpvkä^tj.
rj e' aAA' «g ^dkiöxa rolv Ttoöotv imxrvncov ßäöi^s •
i^(iLV d' äv aCöxvvrjv cpsQOi
näöaiGi nuQu rotg dvögaOcv rö 7tQccy(icc xovx^
iX^yi^iv. 485
^ 5' Tfpog xavxu övöxbXXov 6£av-
Tr)v, xal 71 SQiGxoJtovfisvrj
xd Tcdvd^' oga, xdxstös xal
xdx ds^idg, firj i,v^q)OQd ysvrJGixat x6 JiQuy^a.
rj ^ dXV iyxovco^sv xov xönov ydg iyyvg eß^tv rjdr}
od^avTCSQ (lg ixxXrjöLav ag^cö^sd^^ iivCx' fliiav. 490
ri rl xriv ö' olxCav ai,a6%^ oqüv o^sptieq rj Gxgaxriyog
s6&' rj x6 Ttgdy^' £vgov6' o vvv iöo^s xoig nolixaig.
r] -9"' äöx' elxog i^^dg ^^ ßgadvvsLV eöx' inccva^svovGag ,
nciyavag i^rjgxrj^Evag,
ftr) xai XLg ri^dg otpsxaL i^^iwv löag xaxaiTtrj. 495
rj L aAA' sicc öevq^ int öxtug
iX&OVÖU TlQOg XÖ XSLX^OV,
TtaQaßlinovGtt ^axiga,
ndXiV }isxa6x£vat,£ Gavxrjv av&ig rjjtEg ijö&a.
Yi La xal ^rj ßgdövv , ag xrjvÖE xal ö^ xrjv axgaxrjyöv
ij/:tc5v 500
Xagovöav 5^ ixxXrjölag 6gafi£v, aAA' inEiyov.
rj iß dnaöa xal ^löel ödxov ngo xatv yvd&oiv a^ovaa ■
Xavxai ydg rjxovGiv TidXat x6 Gxrj^a xovx' a'xovöaL. 503
483 — 492 = 493 — 503
483) Ueber das auffordernde dXlä, das häufig Personenwechsel an-
deutet, s. in diesem Capitel I; hier findet es sich so noch 489. 496.
493 f.) „Rasch umgekleidet!" Vgl. 496 flf. (iSTaa^iva^f aavziqv.
500 f. «al iiTi ßQuSvv' — all' iniiyov. 502 uTtaaa v.a\ (iiosi. auKOv
KzX. Denn alX' instyov ist, wie in unserm Text gcscliehen, zum vor-
hergehenden zu ziehen nicht zum folgenden, wie fälschlich die Aus-
gaben interpnngiren. So entsteht der erst durch den Gegensatz ab-
gerundete Gedanke: „zaudert nicht — sondern eilt" und der kräftige
Einsatz der letzten Sprecherin: dnaau Kai. Demzufolge tritt auch in
Antistrophe und Strophe an denselben Versstellen Wechsel der Person
ein : 502 = 491. 500 = 489. 496 = 48G. 493 = 483.
- 99 —
Man hat das vorstehende Recitativ der aus der Ek-
klesie zurückkehrenden Weiber „ein sehr mattes Chorlied''
(Fleckeis. Jahrbb. Supplementbd. III S. 275) gescholten,
wohl nur weil der richtige Einblick in die scenische Dar-
stellung desselben fehlte. Denn allerdings, wenn man dieses
Chorikon entweder vom ganzen Chore oder vom Chorführer
allein (so Westphal Griech. Metr. 11^ S. 494) vorgetragen
denkt, so muss das eine immerfort von derselben Person
variirte Thema „lasst uns eilen im gehen (478 — 492) und
im umkleiden (493 — 503), damit uns die Männer nicht
überraschen" ermüdend auf den Leser wirken. Der Dichter
schiene alsdann seinen eigenen, in eben dieser Komödie
geäusserten Wahlspruch Vs. 583
cjg t6 ta^vvetv fa^ixav (isrex^i- nkelGrov TtaQcc roiGi
d-£CCTCCtg
an diesem Orte gänzlich vergessen zu haben. Frisch und
lebendig aber wird die Scene, sobald wir die erregten
Frauen hastig nach einander ihre Besorgniss aussprechen,
und jede für sich die andern zur Eile antreiben lassen.
Wir fanden nun 3 ^vyd Choreuten, im Proodikon, in Strophe
und Antistrophe je 4 Personen, also einen Halbchor. Wo
ist die andere Hälfte? Sollte sie in der Orchestra gestan-
den und hier nur geschwiegen haben? Dagegen spräche frei-
lich die Analogie der übrigen aristophaneischen Stellen, an
denen wir einzelne Choreuten declamiren sahen, indem dort
überall alle 24 der Reihe nach zum Vortrage gelangten. Je-
doch um diese Frage zu beantworten, ist es nöthig etwas
genauer auf die Beschaffenheit des Chors in unserm Stück
einzugehen.
Wir besitzen eine eingehendere und doch auch nur ge-
legentliche Besprechung des Chors in den Ekkles. von Enger
in Fleckeis. Jahrbb. Bd. 68 S. 257 f. und 2G0 f. Ich werde
manche treffende Bemerkung dieses Gelehrten aufzunehmen
und zu erweitern, aber auch manche Behauptung zu ver-
werfen haben. Im voraus sei noch bemerkt, dass ich in
der seit Beers Blick ins schwanken gerathenen Personen-
7*
— 100 —
bezeichnung namentlich im Anfang und Schluss der Komödie
Bergk gefolgt bin, wenn nicht eine Abweichung angegeben ist.
Mit Vs. 30 f.
aQCi ßadct,SLv, dg 6 xrJQV^ ccQtiag
i^^av 7CQ06i,6vTG)v devtsQOv xsxöxxvxev
zieht ein Weiberchor in die Orchestra ein (und nicht auf
der Bühne, wie Schönborn Die Skene der Hellenen S. 329 f.
gegen Enger behauptet, und Schönborn folgend Agthe Die
Parabase S. 170 als feststehend glaubt angeben zu können).
In dem folgenden Gespräch zwischen Praxagora und FF.
A werden 7 Choreuten namentlich aufgeführt als ankommende
{KXeLVKQe'trjV xal ZJayGtQdrrjv 41. xal OiXaivitriv 42. Ms-
XiörtX^v 46. FsvGiöTQÜrriv 49. t))v OiXodaQrixov xal Xcci-
grjrddov 51) und dann hinzugefügt:
OQcö TtQoGLOvöag yßxsQag noXXccg nävv
yvvatxag, o tl tisq ißt' ocpeXog sv trj nöXsc.
Es ist also dieser Chor der Frauen aus der Stadt. Er
schweigt während der nun folgenden von Praxagora ge-
leiteten Vorbereitungen für die Ekklesie vollständig (denn
auch 43 — 45 gehört nicht ihm an, wie Bergk vermuthet,
sondern ist mit Meineke Adn. crit. S. XXXII und Stanger
Blätter f. d. Bayer. Gymnasialw. Bd. VIII S. 55 der Praxa-
gora zuzuweisen) und gibt nur durch pantomimische Zeichen
seine Meinung zu erkennen (s. Vs. 72). Nachdem alles
für den bevorstehenden Staatsstreich erwogen, die Umwan-
delung in Männer vor sich gegangen, die Barte umgebunden
sind (268 ff.), fordert Praxagora den Chor auf Vs. 277
ßadC^at\ adovGai ft^Aog
■jiQSGßvxixöv rt, xov XQÖnov ^L^ovfievcci
xov xav ccQyoixcov,
und rv. B fällt ein:
ev XaysLg' '^^stg de ys
TtQota^sv uvxav. xal yccQ ixigag ol'o^ai
ix xäv dygcöv ig xrjv Jtvxv' ^^eiv dvxtxQvg
yvvatxag.
Nach dic6«n Veratn kann man das 289 anhebende Bauern-
— 101 —
lied auf doppelte Weise auffassen, entweder als von den
städtischen Frauen nur im Sinne der Landleute gesungen,
oder von wirklichen nunmehr die Orchestra betretenden
Landfrauen, die auch schon Männertracht angelegt haben
(Vs. 289 cövÖQeg), vorgetragen: je nachdem man die Worte
der Praxagora oder der FF. B betont. Der erstem Ansicht
ist Enger ä. O. S. 257 , wie es auch schon der öcholiast
war, der zu Vs. 289 bemerkt: tovt' iöxl x6 ^s^og o slnav
evöov ccvtutg to dyQotXLXQv , allein ich glaube entschieden
mit Unrecht. Denn Vs. 300 f.
oga d' OTtcog adrjöofisv rovGÖB tovg i^ ÜGtscog
^xovrag
beweist, dass der diese Stelle singende Chor Städter vor
sich in die Volksversammlung wirklich, oder wenigstens
für die Zuschauer, gehen sieht und sich bestimmt von diesen
unterscheidet; vgl. das Schol. zu diesem Vs. ogä ävögccg
jiQoöiövtag £v Tj7 sxxkrjöLcc. Diese avögag können aber
keine andern sein als die in Männer verkleideten Weiber
aus der Stadt. Wir müssen daher 2 Halbchöre unterschei-
den: einen, der Vs. 30 anrückt d. s. die städtischen Frauen,
und einen, der Vs. 289 die Orchestra betritt und unter Ab-
singung eines Liedes über sie hinwegschreitet d. s. die
Frauen vom Lande. So scheint auch Bergk zu urtheilen,
welcher Praef. S. XX zu Vs. 30. 31 anmerkt: ,,Prodeu?il
rnulieres passfm, sed dimidia tantum chori pars, tirbanae mu-
lieres: rusticae poslea dctnum accedunt,'' freilich ohne die Stelle
zu bezeichnen, an der er sich den Einzug der tnvlieres ru-
sticae denkt. Denn die vier iambischen Tetrameter 285—288
spricht nicht etwa der Chorführer der Landleute, sondern
der Städter, derselbe, welcher Vs. 30 f. sprach; wie das
schon die Worte 288 svövo^svcci rölfirj^a x't]kLxovxov zeigen,
mit denen die Anführerin der Stadtfrauen auf den von Praxa-
gora gebrauchten und nur von den Stadtfrauen gehörten
Ausdruck 106 xölfirjiicc tokfico^ev xoöovxov oflfenbar anspielt.
Dass wir aber jenes fieXog nQ^ößvxixöv, welches Praxagora
dem Chore der Stadtfrauen zu singen auftrug, nicht zu
— 102 —
boren bekommen, darf uns nicbt Wunder nebmen und wird
aucb den Zuhörern; die sich das Lied hinter der Scene ge-
sungen denken mussten, nicht anstössig erschienen sein,
da sich bei Aristophanes Beispiele genug finden, die gerade
diese Idealität beim Zuschauer voraussetzen.
Der Abzug der Schauspieler und der beiden Chöre
nach der Ekklesie fand hiernach in folgender Weise statt.
Zuerst entfernen sich Praxagora, n\ A und FF. B auf
der Bühne gemäss Vs. 279 f. ^^etg (d. s. die Schauspieler)
de ys TtQotco^ev avrav (d. i. der Halbchor der Frauen aus
der Stadt; falsch versteht diese Worte Meineke Vind. S. 189).
Ihnen folgen also auf der Orchestra die Stadtfrauen 285.
Dann rücken diesen 289 die Landfrauen nach und sind 310
über die Orchestra geschritten. Dieser letztere Halbchor
zerfällt aber wiederum in zwei Theile, von denen der erste
die logaödische Strophe 289 — 299, der zweite die Anti-
strophe 300 — 310 singt. Dass dem so ist, beweisen deut-
lich die Worte des ersten Theilchors, mit denen er den
nachfolgenden anredet Vs. 293 f.
«AA', CO XaQitL^LÖrj
STtov xatSTtsiyav.
So konnten nicht alle Choreuten, also auch die namentlich
angeredeten selber, sprechen sondern nur die vorangehende
Hälfte derselben. Hier bietet auch der Rav. die richtige
Personenbezeichnung, indem er vor 289 und 300 HMIX.
schreibt. Es ist demnach die Anordnung der behandelten
Chorpartien folgende.
{30. 31 coga ßccdi^siv xrA.
285 — 288 coQa ngopatvEiv htX.
'H^i%. a yvv. ix rcSv ccyQcav
289 ff. xcoQco^EV ftg ixxhjöiav , avÖQsg' rjTtsiXrjße yccQ
6 &sö^od-£Tt]g xrX.
'H^iX- ß' yvv. ix Tcjv ccyQcav
300 ff. oQa d oTtcog cod-ijao^fv tovods rorg i^ aöxECig
rjxovrag xtX.
— 103 —
Man beachte min wohl; dass während der eine llalbehor
eine längere melischc Partie absingt, von dem andern nur
der einzige Chorführer und auch dieser nur zwei Trimeter
beim Einzüge und vier Tetrameter beim Abgange des von
ihm geführten Halbchors recitirt. Ja mich will es fast
bedünken, als ob ihm durch den gleichen Anfang seiner
beiden Kommata {coQa ßa8Ct,£iv und Squ ngoßaCvauv) die
leichte Aufgabe ranemonisch noch mehr erleichtert werden
sollte.
Dasjenige Chorikon, welchem wir demnächst in unserm
Stück begegnen, ist die Epiparodos, die von 12 Choreuten
vorgetragen wird, wie im Eingange meiner Auseinander-
setzung dargethan ist. Wir werden jetzt, nachdem wir die
durchgehende Theilung in 2 Halbchöre erkannt haben , nicht
mehr zu der Annahme geneigt sein, dass die übrigen 12
Personen des Chors ohne ein Wort zu sprechen zugleich
mit dem sprechenden Halbchore ihren Einzug hielten. Im
Gegentheil müssen wir wegen Vs. 491 f.
Ttiv ö' oixCav s^söd^' ogäv öd-svnaQ ri örQarTjydg
eöd-' ri ro TtQccyfi svqovö' o vvv aöo^s totg Tcoliraiq
behaupten , dass die hier auftretenden Chorpersonen die
Weiber aus der Stadt sind oder vielmehr vorstellen. Denn
nur sie kennen das Haus der Praxagora, vor dem nur sie
den Vorübungen zur Volksversammlung beiwohnten; nur
sie können Praxagora ihre GtQaxri'yog nennen.
Suchen wir die Gliederung der Komödie durch den
Chor weiter zu verfolgen, so muss das Fehlen der Stasima
und der Parabase auffallen. Wie wurden die Pausen aus-
gefüllt? Es ist eine sehr glückliche Vcrmuthung von Enger
a. 0. S. 261 , dass dies durch Ballet geschah. Diese Vcr-
muthung gründet sich vornehmlich auf die am Ende der
Ekkles. 1138 genannten fisigccxeg, die von Enger richtig
als Tänzerinnen erklärt werden. Und doch lässt sich gegen
Engers Ansicht, sowie dieselbe von ihm vorgetragen wird,
zweierlei einwenden. Einmal wenn Aristoi»hanes zur Auf-
— 104 — '
führung seiner Ekklesiazusen ausser den legitimen und ge-
schulten 24 Choreutcn noch obenein eine Anzahl Tänzer ge-
liefert erhielt, so will das schlecht stimmen zu der aus dem
Stück selber ersichtlichen geringen Leistungsfähigkeit der
damaligen Choregie. Das wäre ja eine grössere choregische
Leistung gewesen , als wir sie selbst in den früheren aristo-
phaneischen Komödien erblicken. Sodann hat Enger nicht
die Stelle angegeben, an der die Ankunft der Tänzerinnen
vom Dichter angedeutet wird. Dies ist aber erforderlich,
schon um zu wissen, wo ihre Thätigkeit beginnt. Ich
meine, diese Stelle kann keine andere sein als Vs. 503
yavxai ya^ i]icov6tv ndkac x6 ^xrliiLa rovt e%ov6ai.
Bei diesen Worten sieht ?J t/3' der Stadtfraiien , die ihre
Männerkleidung indes noch nicht abgelegt haben (506 ff.),
zu gleicher Zeit mit Praxagora (500 f.) auch andere Weiber
{%ccvxai) ankommen, welche schon im Frauencostüm sind.
Denn ro Oxij^cc tovxo „diese Tracht da'' bedeutet die Tracht,
welche an den Tänzerinnen sichtbar ist, das Weibergewand.
Das für den Leser allerdings unbestimmte Tot^TO konnte
natürlich für die Zuschauer nicht undeutlich sein. Daher
wir Meinekes Conjectur Vind. S. 195 x6 GXW^ ^<^ tcqIv
'iyiivGai bei unserer auf die scenische Darstellung basirten
Erklärung leicht entbehren können. Auch ein zweites ebenda
von Meineke geäussertes Bedenken scheint nunmehr auch
ohne Textesändei'ung sich heben zu lassen. Vs. 509 f.
fordert Praxagora Jemand (man hat bis jetzt nicht zu sagen
gewusst wen?) auf, den Choreuten bei ihrer Umkleidung
behülflich zu sein :
v.a\ }isvxoL 6v (isv
Tuvraq naxBVXQ eitles.
Hierzu bemerkt Meineke: „Non apparet quae sii illa, cid
Praxagora nnitandarum cliori vcsllum hihtngat twgotium. El
omnino quid opus erat tali opera? Eine suspicor xavxl pro
Tttvxag scribendutn esse, itt chorum ipsitm compellet Praxagora
emnque liaec rede curare admoncat.'' Allein wir haben ja
jetzt Jemand, der sehr geeignet erscheint die Garderobe
- 105 —
des Chors zu ordnen, nämlich die in der Decoration gewiss
erfahrenen Tänzer. An diese wendet sich Praxagora mit
jenen Worten.
Sehen wir zu, wie man bisher Vs. 503 erklärt hat.
Enger a. O. S. 257 versteht unter den avtai die Frauen,
welche mit Praxagora auf der Bühne nach der Volksver-
sammlung gegangen waren, also doch wohl die Schauspieler
rV. A und rv. B. Aber ihr Auftreten ist für die fernere
Exposition des Stücks vollkommen überflüssig und durch
gar nichts motivirt. Richtiger sieht Carl Kode Fleckeis.
Jahrbb. Supplementbd. III S. 274 in den avrav die zweite
Hälfte des Chors. Freilich kann ich diese Interpretation
nicht in dem Sinne billigen, dass hier wirklich der zweite
Halbchor, also die Frauen vom Lande, in der Orchestra
eintreffen. Denn auch von diesen finden wir im ganzen
weitern Verlauf der Komödie keine Spur. Wohl aber ist
Kocks Erklärung insofern die richtige, als durch die avrai,
die Tänzerinnen, der Ersatz für die zweite Chorhälfte ge-
leistet wird. Und in diesem Sinne, aber nur in diesem,
hat auch der Scholiast Recht, wenn er die gegen Schluss
des Stückes mit ^siQaxss bezeichneten Tänzerinnen erklärt
zu Vs. 1138 als tag tov x^Q^^-
Wir stehen auf dem Punkte, wo wir unsere Ansicht
über den Chor in den Ekkles. aussprechen können ohne
hoffentlich beschuldigt zu werden, dass wir von einer vor-
gefassten Hypothese ausgegangen seien. Aristophanes
erhielt bei der finanziellen Noth Athens für seine Ko-
mödie vom Choregen nur 12 ordentliche in Gesang
und Declamation geübte Chore uten und ebensoviel Tänzer.
Es war vielleicht das erste Mal, dass er sich der vollen
Hälfte der ihm zustehenden Chorpersonen schmerzlich be-
raubt sah. Er suchte daher durch geschickte Verwendung
des ihm gelieferten Personals den Ausfall möglichst zu ver-
decken und wenigstens den Anschein eines vollzähligen
komischeu Chors zu retten. Deshalb Hess er einmal die
Theilung in 2 llalbchöre eintreten und hielt dieselbe, so-
- 106 -
lange der Chor redend und handelnd in das Stück eingreift,
fest. So erklärt sich ferner die auffallende Schweigsamkeit
des ersten 30 ankommenden und 285 abgehenden Halbchors
der Stadtfrauen: es wurden dazu die Tänzer verwandt,
deren einem nur sechs leichte Verse an zwei sehr markirten
Stellen eingeübt zu werden brauchten. Darauf betreten 289
die 12 ordentlichen Choreuten als Halbchor der Landfrauen
unter Gesang die Orchestra; dieselben kehren 478 dahin
zurück, hier in der Rolle der Stadtfrauen, und führen unter
einander eine Dialogpartie aus, die mit Präcision und in
rasch einfallendem Wechselgespräch abgespielt werden musste
und daher eine tüchtige Declamationsfertigkeit erforderte.
Warum stellen aber die Choreuten hier die Stadtfrauen vor?
Auch dieser Umstand findet bei unserer Annahme seine Er-
klärung. Der Dichter musste den städtischen Halbchor,
den der Zuschauer bis dahin nur schweigsam dastehen ge-
sehen und für den er doch gerade das meiste Interesse
hatte, auch einmal handelnd und declamirend einführen:
dies konnte aber nur durch die geschulten Choreuten aus-
geführt werden. Deshalb übernahmen sie sowohl das Bauern-
lied, die Parodos der Landleute, als auch den Dialog der
Frauen aus der Stadt, die Epiparodos.
Von jetzt an gehört der Chor nicht mehr zur Handlung,
er existirt bis auf den Schluss für sie nicht mehr. Daher
konnte auch das an sich schon lockere Band; welches die
beiden Halbchöre der Stadt- und Landfrauen unter einander
vereinigte, sich lösen. Die letzteren, die wir nur einmal
über die Orchestra raarschircn sahen, kehren nicht mehr in
dieselbe zurück, sondern begeben sich direct von der Ek-
klesie aufs Land. Ihre Stelle nehmen die Tänzerinnen ein,
die wenn auch nur lose, doch bis zu einem gewissen Grade
mit der Fabel des Stücks und dem übrigbleibenden Halb-
chor verknüpft sind. Denn auch sie erscheinen, 12 an der
Zahl, in Weiberkleidern wie dieser, auch sie kommen mit
Praxagora von der Volksversammlung. Der Unterschied
zwischen ihnen und den Choreuten in der äusseren Er-
- 107 ~
scheinung beschränkt sich darauf, class sie, wie es für
Tänzerinnen passend war, in jugendlicherem Costüm auf-
treten: und so werden sie denn (dies sei wegen Kock a. ().
S. 288 bemerkt) mit der Benennung ^iiQaxsg von den Cho-
reuten, die nie anders als yvvacxeg heissen, bestimmt unter-
schieden; vgl. bes. Vs. 1125 mit 1138.
Um nun ein Bild von der Art und Weise zu gewinnen,
wie durch die vereinte Thätigkeit des Chors und der Tänzer
die Zwischenacte ausgefüllt wurden, können wir den Aus-
gang der Komödie heranziehen, in dem das gesammte Bühnen-
personal tanzend die Scene verlässt. Alles, was hier von
1127 ab dem Chore zugetheilt wird, spricht und singt der
Chorführer bis 1179, wie Bergk richtig Praef. S. XXIII
angibt; von Vs. 1180 an begleitet der ganze Chor mit jenen
Ausrufen sval svai, die sicherlich bei der Aufführung grössere
Ausdehnung hatten als in unsern Handschriften, das Ballet
der Tänzer und gibt durch diesen seinen Gesang den Tact
für die Pas an, nachdem der Chorführer mit den Wor-
ten 1179
cci'QEöd-^ civco, lac, lai
das Zeichen zum Anfang des Tanzes und Gesanges gegeben
hatte. Aehnlich werden auch in den Pausen der Komödie
die Productionen der Tänzer durch solche tactangebende
Hyporchemen, die in nicht viel mehr als Ausrufungen wie
Bvcl u. dgl. bestanden, von dem Chore begleitet worden
sein. Die letzte Tanzscene ist von Enger richtig beschrie-
ben worden; auch halte ich es mit Enger für einzig richtig
Vs. 1144 ff. dem Chorführer zu geben, wovon Bergk in
der zweiten Auflage mit Unrecht abgegangen ist. Nur
eins ist gegen Engers Ausführung zu erinnern. Durch die
an den JEU. gerichteten Worte des Chorführers 1151 ft".
aAA' ovx aystg
raööl (sc. }i£iQCixag) Xaßcöv] iv oöö dh xaraßatvecg, iyco
inaoo^ciL [isXog n ^sXXodentvixov
wird nur dieser, nicht aber auch die Mädchen (Tänzer)
aufgefordert von der Bühne auf die Orchestra herunter zu
108 —
kommen. Denn die letzteren haben natürlich auf der
Orchestra ihre Tänze aufgeführt und gleich bei ihrem Er-
scheinen 503 dieselbe betreten. Die Worte dXX' ovx äyeis
raödl Xaßdv; bedeuten „führe diese da hinweg, nachdem
du sie aus unsern Händen übernommen hast." So beginnen
denn &EP. (1137 f.) und zJEU. (1165 f.) den Reigen, ihnen
folgen die Tänzer (1166 f.), den Schluss macht der sin-
gende Chor.
Wir sind zu einem Resultat gelangt, das für die Ge-
schichte des attischen Chors nicht ohne Interesse sein dürfte.
An Stelle der allgemein gemachten aber auch sehr allge-
meinen Bemerkung, dass der Chor in den spätem Stücken
des Aristophanes in der Auflösung begriffen sei, können
wir an einem bestimmten Beispiel aufweisen, wie dieser
Verfall vor sich gieng, nämlich durch das Eindringen der
Tänzer in die Choreutenmasse. Im Plutos finden wir dies
Verhältniss gegenüber den Ekklesiazusen oflfenbar noch
weiter vorgeschritten. Was in diesem Stück mit der Per-
sonenbezeichnung XOP. versehen ist, scheint, wie schon
von verschiedenen Seiten bemerkt worden ist, einzig und
allein der Chorführer vorgetragen zu haben. Auch hier
aber war, wie aus Vs. 288 ff. ersichtlich ist, das Ballet
die Hauptthätigkeit des Chors; und so wird der Dichter
für seinen Plutos^) sogar nur einen in Gesang, Decla-
mation und Tanz gleichmässig geübten Choreuten (wahr-
scheinlich bildete sich ein solcher neuer Künstlerstand aus
den Tänzern heraus), im übrigen aber blosse Tänzer zur
Aufführung erhalten haben, wie wir in den Ekklesiazusen
den Chor aus jenen beiden Bestandtheilen zu gleichen
Theilen zusammengesetzt erkannten.
1) S. Prolegf. de com. bei Bergk S. XXX 7 inelinov ot xoQriyoi,
S. XXXIV 4 xoQav iarigrjzat, und vgl. Böckh Staatsh. der Athener I
S. 606 f.
— 109 -
IX.
Der Chor in den T hesmoplioriazuseu Vs. 655 — 727.
In den Thesmophoriaznsen ist keine Scene von grösserer
dramatischer Lebendigkeit als diejenige, welche durch die
Entdeckung veranlasst wird, dass ein Mann sich in die
heilige Feier der Thesmophoren eingeschlichen habe. Der
Chor entschliesst sich in ungewöhnlicher Erregtheit eine
Revision des ganzen Festbezirks vorzunehmen (655 — 687),
und seine Aufregung steigt noch, als jener freche Ein-
dringling Mnesilochos einer der Frauen das Kind raubt und
durch Androhung seines Todes sich die Freiheit zu er-
zwingen sucht (688 — 727). Bei diesem Charakter der Scene
ist es nicht auflfallend, dass wir in ihr gerade sowie in der
Lysistrata 614 — 705 an einer andern als an der für das Auf-
treten einzelner Choreuten bei Aristophanes gewöhnlichen
Stelle (Parodos) unzweifelhafte Indicien für chorischen
Wechselgesang haben. Denn dass Thesm. 655 ff. keine Par-
odos ist, darf für ausgemacht gelten, und nur bei Westphal
Proleg. zu Aesch. Trag. S. 36 habe ich die Stelle zu meiner
grössten Verwunderung als solche bezeichnet gefunden. In
der Metrik II ^ S. 439 gibt Westphal folgende Uebersicht
über die Anordnung der ganzen Gruppe.
655 : Anapäst. Tetrameter. j 689 : Trimeter.
(Aufforderung zur Verfolgung.) (Entwendung der Flasche.)
699: Troch. Tetram. m. vor-
ausgehend. Dochmien.
(Neue Verwünsch, u. Verfolg.)
707 : dvr.
726: 2 troch. Tetram.
659: Troch. Tetrameter.
(Verfolgung.)
668: 6TQ.
686: 2 troch. Tetram.
Hierauf bemerkt er : „Dass die ötq. und dvr. hier in völliger
metrischer Responsion stehen müssen, ist ohne Zweifel.
Die Verdorbenheit der Handschriften und namentlich die
vielfachen Interpolationen in der Antistr. machen die Her-
stellung der Responsion sehr schwierig. Zrp. wie dvr. zer-
— 110 —
fällt nach dem Inhalte wie nach metriscliem Bau in zwei
Theile. Der erste beginnt anapästisch und endet mit zwei
dochmischen Dimetern , dazwischen steht ein einzelner tro-
chäischer Vers : — ^r}do^Bvovg noulv ort xaAcjg £%eL 611.,.
Der zweite Theil ist iambisch, Tetrapodien und im Anfang
ein katal. Trimeter."
Die der Strophe vorangehenden drei ersten metrischen
Glieder der gesammten Chorstelle, die anapästischen Tetra-
meter (655 — 658), die trochäischen Tetrameter (659 — 662)
und das angeschlossene trochäische Hypermetron (663—667)
haben denselben Inhalt , eine dreimal wiederholte Auf-
forderung des Chors an sich selbst zur schleunigen Ab-
suchung der Festversammlung. Da die Sachlage eine solche
ist, so können wir uns mit den bis jetzt versuchten Ver-
theilungen jener Verse nicht einverstanden erklären, sei es dass
wir mit Westphal alle drei Abschnitte dem Chorführer zuweisen,
sei es dass wir mit Muflf die beiden ersten diesem , den letzten
Abschnitt dem Gesammtchor geben, sei es endlich dass wir
mit Fritzsche zu Vs. 659 ff. folgendermassen anordnen: „Quum
ah initio princeps iotius chori persona omnem viciniam per-
vestiganda?n esse ostendlsset, Im versihus sla vvv L'xvsvs prhna
unius heffiichorii perso?ia gravius etiam quaerendi scrutan-
dique omnia necessitatem inculcavU. Illo autem in loco eia d^
TtQcöxiöTa filv XQY] aovcpov £h,0Q^äv Ttoda hemichorium tarn
vidgai^i statione relicta curril atque speciüatur." Denn da die
Uebereinstimmung des Inhalts in den drei Theilen in die
Augen springt {ri^äg XQ^ t,)]talv , £l nov xaXkog zig dvrjQ
iösXrjlvd^s, xal TtsQid-QE^at rrjv nvxva näöav u. s. w. = aiu
dri TCQcotiöra (lev XQ>) üov(pov £h,OQ^äv Tcöda xal diaöxoTietv
öicoTcfi jtavraxij u. s. w. =^ sid vvv l'xvsve xal {idrevs ra^v
7tdvt\ sc rig iv rÖTCOig idgatog akXog av As^tj&£v äv. nav-
tap] Ö£ Qtipov o^iia u. s. w.), da ferner der Chor überall
sich selber anredet, so sind hier drei verschiedene Redner
erforderlich. Ebensoviel Chorcuten ergibt die Strophe 668—
685 mit den sich daran schliessenden trochäischen Tetra-
metern 686—687. AMe Westphal richtig erinnert, zerfällt
— 111 —
die Strophe in zwei sachlich und metrisch gesonderte und
in sich geschlossene Theile 668 — 677 und 678 — 685. Der
Inhalt dieser beiden Theile ist aber wieder völlig identisch
{rjv yccQ ^£ Xä&t] dgaoag dvööia, öcSöec te dixrjv xal TiQÖg
rovTto rotg akkoig dvÖQccGiv sGxul nuQccöai'Y^^ vßQScog dölxcov
t' SQyav dd^ecov xa TQoncav (pfiCei d' eivac rs ^fovg cpaveQcog,
dei^SL % rjdr) tcüglv dvd'QCOTioLg öeßi^nv dai^ovag u. s. w. =
avrav oruv hjq)&}~i rig ovxid^ oöta ÖQav, tcccölv e^q)avr]g
oQÜv eözat yvvccL^l xal ßQorotöiv, ort xd xs nagdvo^iu xd
r' dvÖGiu Q^aog TtaQcov xCvaxai). Und nicht minder ein-
leuchtend ist die Wiederholung desselben Gedankens in
den folgenden Ausrufen des Chors, mit denen er seiner
Entrüstung über den Kinderraub des Mnesilochos Luft macht:
Vs. 702 f.
ag dnavx' kq^ i(Sxl xok^rjg ^aöxd xdvaLöiwxCag.
oiov av daÖQKxav eQyov, oiov av (pCkat xodi.
Vs. 705
xavxa drjx' ov datvd TtQdy^ax' aöxl xal TcaQaixaQo;
und 707 f.
TL dv ovv ai'noi TiQog tavxd xig, oxa
xoiavxa tcolcov öö' dvacöxvvxat;
Alle die vielfachen Wiederholungen dürften sich am ein-
fachsten durch Wechsel der sprechenden Personen erklären.
Die der Strophe wie der Antistrophe beigefügten Tetrameter
aber führen einen mit den davor stehenden Worten in keine
Verbindung gesetzten Gedanken ein und indiciren dadurch
Personenwechsel. Hiernach kommen wir auf die folgende
Anordnung. In der Wiedergabe des Textes folge ich hier
der antistrophischen Herstellung Meinekes, während ich
sonst überall Bergk zu Grunde gelegt habe.
XOPOT
tj c( tjfidg xoCvvv }iaxd xovx' rjdi] xdg kafindöag dipa^ivag
XQtl 655
i,vt,(:oGaiiavag av xdvÖQaCcog tav d^ i^axi'cov dnodvöag
^tjxaiv, ai' Ttov xdXXog rtt; dvriQ aGah]XvQ^a, xal naqi-
d-Qs^ai
- 112 —
Ti)v Tivxva Tiäöav xal tag oxi^väg xccl tag diodovg
diad^Qrjöat.
7] ß' sia diq TCQOJtiGta (lev xqi^ xovcpov i^OQfxäv nööa
xal diaöxoTCSLV GLCOTifj Tiavtaxfj' fiovov dh ^qt) 660
[ir] ßQuövvELV , (og 6 xaiQog Böte fi^ ^eXXsiv ati,
dXkä trjv TCQoitYiv tQB%EiV XQW ^^ tax^Ot^ ijdrj xvxXa.
i] y Eid VW L'xveve xal fidtevE ra^v ndvt' ,
Et tig Ev rojtotg iÖQatog
dXXog av XeXtj&ev o3V.
Tiavtaxfj äs Qiipov oy,fia, 665
xal td tfjds xal td öevqo
■jidvt dvaöxoTiEL ^aAcög.
^ d' rjv ydQ (XE Xdd-t] ögäoag dvoöia,
dcoöEL tE dCxriv xal TCQog tovtco
toig dXXotg dvÖQdöiv sötat
TCaQaÖELy^' vßQEcog ddCxoav t EQycov 670
dd'ECOV tE tQÖJiav
(pijöEL d' EivaC tE d^EOvg ^avsQag,
dft^ffc t' 7]örj
naöLV dv%-QC37C0ig 0Eßit,Eiv daC^ovag ****
[ßixaCcog r' E(pinovtag~\ oöia xal voni^a 675
^i^dofiEvovg Tcoutv o rt xaXag exel.
ri £ xdv firj jcoiäGc tavta toidd' Eötai.
avtav otav Xrjcpd^ij ttg ovxEd"^ oöia öqcSv,
fiavtaig (pXiyav XvßGr] TtaQdxoTtog, 680
[fi tt äQcirj]
ndötv E^(pav)]g ogdv Edtai yvvat^l xal ßgotoiöiv,
ort td tE Tca^dvo^ia td t dvÖGia QEÖg
nagav tCvEtai. 685
Y] 5' dXX" EOix ri^iv dnavtd nag du6XE(p^ai xaXäg.
ovx oQcü^Ev yovv Et ttXXov ovdiv^ iyxadrjfiEvov.
rXNH Ä.
d not öv (pEvyEig; ovtog ovtog ov ^EVEig;
tdXatv Eybi tdXaiva, xal td naidCov 690
Ei,aQTtd6ag ^ov (pQovdog dno tov tit&LOv.
668 — 687 = 707 — 727
— 113 —
MNH2IAOX02.
xaxQux^i' Tovro d' ovötTtora av ipa^ietis,
rjv (lij n' d(pTjT' ■ dAA' tv%dö' inl räv ^tjQiai^
7iX}jyev ^iu^uCqu ttjÖs (pOLvluii (pkißag
xad^ai^atdöd ßcofiöv. 695
rXNH A.
c3 räXaiv' tyco.
yvvatxeg, ovx uQrj^et' ; ov JtoA^.t)v ßor/i^
ÖTijOeG&S Xul XQOTtUlOV , dXkd xov (lÖVOV
TBXvov fte TteQiöipeod-' djio6tsQov(iavrjv;
XOPOT
tj t,' EU EU.
d nÖTviat Moiqui xi Öri deQXO(iai 700
veoxfJi'Ov UV xsQug;
cjg djcavx' ccq' sOxl xö^iirjg fisGxd xävuLöivvxiug.
oiov av ÖEÖgaxsv agyov , oiov av cpiXav xodi.
MNH2IA0X02.
oiov Vjtiwv E^agd^at xrjv äyav av^uöiav.
XOPOT
Yi i] xavxa öijx' ov ÖEtvd Ttgäy^ax' iöti xcct nEQaiT6Qa\ 705
rXNH A.
ÖELvd Ö7J9\ oGxig.y' exel ^ov' ^agnäöag x6 jiaidCov.
XOPOT
1^ ^' XL av ovv Ei'Ttoi TtQog xavxd xig, öxa
xoiavxa noidv od' ai/«tö%i'VT£t;
MNHÜIAOXOS.
xovTlco fiEvxoi ya TCSTcav^iat.
PTNH A.
dkX' ovv ijxaig y' ö^av ov cpavXojg y 710
dno^gdg kai,aig
oiov ÖQaöag Öiidvg agyov ,
Aijipat da xaxov.
MNH2IA0X02
TOVTO (livxoi fiy] yavoixo ^rjöufiäg , «TCfUjfOftat.
XOPOT
»} i tCg äv aoi, xig av öv^fiaxog ax ^eäv 715
u^avdxcüv aX9oL 6otg ddCxotg aQyoig;
Aenoldt, tliorpart. b. Aristopli. 8
— 114 —
MNH2IA0X0S.
(MccTrjv XaKsiTE' xriv (5' iya ovx d(pri6a.
XOPOT
ri la a/lA' ov ficc ra &ac6 tax' ov xaCgav i'öag
ivvßQULS ^oyovg Xe^etg t' dvoßlovg 720
en' dd-eoig SQyotg-
xal yuQ dvta(X£t.^6^£6d^cc 6' aCnsQ sixog dvxl xavös.
xä%a 8b fisxaßaXova' tTcl xd^ ixsQÖxQOjtd
xCg ö' hnE%Et, xv%ri. 725
ri iß' dkld xdGÖs ^ev Xaßaiv X9^^ EKtpigsiv xs xav i,vkav,
xal xaxai&ELv xbv navovgyov tivqtioXsiv -O"' oöov
xdxog.
Es haben hier also nur zwei oxolxol, d. h. der eine Halb-
chor, am Vortrage Theil genommen.
Zweites Capitel.
Der Chorführer.
Wenn wir in diesem Theile unserer Untersuchung die
Aufgabe und Function des Chorführers in der aristophaneischen
Komödie betrachten, so sehen wir dabei, um Wiederholungen
zu vermeiden, von zwei nicht unbedeutenden Bestandtheilen
seiner Thätigkeit ab. Einmal nämlich lassen wir hier den
Umstand ausser Acht, dass wir den Koryphaeos bereits im
vorstehenden Capitel über das Auftreten der einzelnen Cho-
reuten in mehr dialogischen Partien mit und unter seinen
Choreuten thätig sahen, sodann berücksichtigen wir es nicht,
dass wir denselben in den mehr melisch - lyrischen Chor-
stücken zwischen Chorgesängen des ihm untergebenen Per-
sonals im dritten Capitel thätig sehen werden. Hier wollen
wir den Chorführer da aufsuchen, wo er für sich allein
auftritt und ohne Benutzung des Chors zum grössten Theile
mit den Schauspielern auf der Bühne verhandelt; nur einen
— 115 -
Fall, in dem er doch mit den übrigen Chorpersonen vereint
erscheint und diese im Vortrage ablöst, ziehen wir zur
Vergleichung heran.
Aus dem voraufgehenden Capitel ergibt sich als ein
ziemlich gesichei'tes Resultat die Beobachtung, dass niemals
der vollstimmige Chor, sondern stets ein einzelnes Mit-
glied desselben mit einer einzelnen Bühnenperson in ab-
wechselnder Rede unterhandelt, dass also im Dialog nicht
vierundzwanzig Personen mit einer, sondern im-
mer eine mit einer Person sprechen oder singen.
Wenigstens haben wir in den bisher behandelten Scenen bei
Aristophanes keinen Verstoss gegen diese Beobachtung vor-
gefunden, vielmehr in allen kommatischen Stellen die soeben
bezeichnete Art des Dialogs aus anderen zwingenden Grün-
den als durchaus geboten erkannt. Eine solche Erscheinung
darf aber unmöglich nur auf die zufällig gefundenen Fälle
beschränkt und vereinzelt dastehend, sie muss bei ein und
demselben Dramatiker durchgreifendes Gesetz gewesen sein.
Denn was könnte uns zu der Annahme berechtigen, dass
derselbe Komiker unter denselben äusseren und inneren
Bedingungen bald diese, bald jene scenische Anordnung-
gleichartiger Chorika getroffen habe? Ueberdies wird die
von uns gemachte Beobachtung im allgemeinen schon durch
das hellenische Kunstgesetz der Conformität als durchgehend
gefordert; in welchem Bezüge Bamberger Op. S. 4 treffend
bemerkt: „Cotnmos, qui colloquü saepe partes habent, vel
propterea a singulis chorexUh crintatos esse probabile est, quod
abhorret a simplicitatis studio, quo tantopere excelhientnt Graeci,
universi chori cimcentus uni actori colloquio obslrepere." Im
einzelnen bestätigt die Betrachtung der aristophaneischen
Praxis das durchgängige Vorhandensein Jenes Gesetzes.
Der Chorführer ist es nun, durch welchen sehr häufig jenem
Gesetze genüge geleistet wird. Denn seine Hauptaufgabe
besteht darin an den Stellen, wo nicht einzelne Choreuten
mit dem Schauspieler dialogisiren , als V'^ertreter des Ge-
sanunttliors für diesen das Gespräch mit den Personen auf
8*
— 116 —
der Bühne zu fuhren. Und zwar können wir in dieser
Beziehung bei Aristophanes deutlich zwei Fälle seiner
Thätigkeit unterscheiden. Von ihnen ist der erste der ein-
fachere: in diesem Falle spricht oder singt der Chorführer
allein. Besonders beweisend für die Richtigkeit unserer
obigen Beobachtung ist der zweite Fall. Nicht seifen näm-
lich geschieht es, dass ein Schauspieler vom Chore angeredet
und ihm zweimal dasselbe oder zum wenigsten etwas ähn-
liches gesagt wird: das erste Mal in lyrisch -raelischer, be-
wegterer und ausgeführterer Weise, das zweite Mal mehr
dialogisch und kürzer, aber energischer, präcisirter. Hier
singt und spricht immer das erste Mal der Chor, das zweite
Mal der Chorführer. Der Grund für die Wiederholung des-
selben Gedankens, und zwar in der angegebenen Art, liegt
eben in jenem allgemeinen Gesetz, dem zufolge nie der
Chor in seiner Gesammtheit mit einer Bühnenperson sich
unterreden darf. Dies zu thun übernimmt der Chorführer,
indem er die Gedanken und Gefühle seiner Choreuten in
der Hauptsache zusammenfusst und sich mit denselben,
nachdem er sie mehr oder weniger modificirt hat, noch ein-
mal direct an die Bühnenperson wendet. Ich setze, um
das gesagte durch einige Beispiele zu erläutern, zunächst
Vö. 451—461 her.
X0P02.
doXsQov (lev del xccta nävta ötj xQÖnov
7iaq)vxav av^Qonog' Ov d' öfiag kiye [loi.
tdxcc yccQ xv%oig äv
XQ^iCtov i^siTtcov o TL ftot TtaQOQag , rj
övvafitv Tiva (isl^co
TtaQaksiTto^svfjv vn i^rjg
(pQivog d^vvärov 6v dh toyd"' , 6 ÖQäg, Xsy' sig
XOLVÖV.
o yc(Q dv öv tv^yg fioi
dyad^ov noQiGag, xovxo xoivov eötat.
dXV £9)' örajiSQ TCQdy^ati ^xsig, t^v Otjv yvcSfitjv
dvanetöag ,
- 117 —
leye ^(xQQrjaag- cog rag önoi'dag ov ^rj JtQoreQov
TtccQaßco^sv.
Hier sind die beiden metrischen Abschnitte 451 — 459 eine
daktylo- trochäisehe Strophe, welche der Chor singt, und
460 — 461 zwei anapästische Tetrameter, welche der Chor-
führer recitirt. Ihr Inhalt ist im wesentlichen derselbe; in
beiden wird Pcithetaeros aufgefordert, den Zweck seiner
Ankunft anzugeben {ov ds TOvd^\ o ÖQäg, [so Bergk, ovgccg
Meineke] Isys ^^^ «AA' a(p' otojTCSQ Ttgay^icctL ijxsig, Xsys).
Ihre Verschiedenheit liegt in der Behandlungsart des In-
haltes, welche im ersten Abschnitte bewegter und ausführ-
licher, im zweiten knapper und präciser ist. Dasselbe Ver-
hältniss hat Frö. 992 — 1003 (trochäische Strophe des Chors)
und 1004 — UXJ5 (anapästische Tetrameter des Chorführers)
statt, wo Aeschylos zweimal hinter einander aufgefordert
wird, seinem Gegner Euripides zu antworten; ferner in den
Ach. 358 — 363 und 364 — 365, wo Dikaeopolis wiederholt
zum sprechen ermuntert wird, oder in den Ri. 756 — 760
und 761—762, in den Wo. 1024 — 1033 und 1034—1035,
in den Vö. 1188 — 1195 und 1196-1198, in der Lys. 476 —
483 und 484 — 485. Aus zahlreichen anderen Fällen dieser
Art wähle ich noch einen, in dem das besagte Verhältniss
schon weniger augenfällig ist, nämlich Ekkle.s. 571 -582
aus, an welcher Stelle Praxagora folgend crmassen vom Chore
angeredet wird:
vvv drj del ö£ jivxvt^v cpQsva xcd (piX66oq)Ov eyetQEiv
tpQOVtid^ kjttöTccfif'vrjv
Tcctöi rpikcaöiv dfivv^iv.
XOLV^ yaQ hn EVTV%CaL6LV
SQxsTat yvoi^rjg ejiivot.cc, JtoXirrjv
dfjfiov inayXa'CovGa
liVQÜaGLV atpEkCcaGi ßiov , öiq-
XOVV O Tfc TCEQ dvvatCCL.
xaiQog de' öfitat yuQ n Goipov rivog e^EV-
Qtj^arog tj nolig ^fiäv.
kXXoc niQCiivE [lövov
- 118 —
(irjtB dedQK^BVK iirjt' ü-
grjfieva na tiqötsqov
liKjovGi yccQ fjv xa Jtcckaicc
noXXaxLg d-scovtat.
aAA' ov [likktLV^ cckV amta^ni nal öi] iQi] rcctg
ÖLUvoCaig ,
äg ro taxvvsLV %aQixciv iLBXB%ei nXBtöxov tcccqk xoiGi
^Bccxccig.
Sowohl die daktylo-opitritische Sti'ophe des Chors ö71 — 580,
als auch die anapästischen Tetranieter des Chorführers
581 — 582 verlangen von der Heldin des iStücks dringend
einen gehaltvollen Vortrag über die Staatsverhältnisse; beide
Abschnitte nehmen auch besonders auf die Zuschauer und
deren Amüsement Rücksicht, nur betont der Chor das neue,
nie dagCAvesene in der erwarteten Staatsrede, der Chorführer
den raschen Fortschritt in ihr. — Dieser Uebergang der
Rede vom Chor auf den Koryphaeos ist denn auch von den
Gelehrten bemerkt und mehrfach notirt worden. Man vgl.
u. a. Fritzsche zu Frö. 905: „Talia iibiqiie recilat coryphaois
chori," und Westphal Griech. Metr. 11- S. 402, 494.
Fassen wir nunmehr die beiden oben von uns unter-
schiedenen Hauptfälle in der Thätigkeit des Koryphaeos
näher ins Auge und wenden wir uns zuvörderst zu dem
ersten, einfacheren Falle, in welchem der Koryphaeos allein,
ohne vorangegangenes Chorlied spricht, so lassen sich alle
hierher gehörenden Stellen etwa nach folgenden Gesichts-
punkten ordnen.
1. In den bei weitem meisten Beispielen lindet eine
Unterhaltung des Chorführers mit einem Schauspieler statt,
welche bald in einer wirklichen Unterredung, bald in
einer blossen Anrede besteht. Hierhin sind zu zählen:
A c h. 929 — 939 = 940 — 951 , K K}8 — 1017 = 1037 - 1046,
1228, 1230, 1232—1234; Ri. 919-922, 941, 1111-1130=
1131 — 1150, 1254—1256, 1319-1320, 1322, 1324, 1329—
1330, 1333-1334; Wo. 358 — 363, 412-419, 427 — 428,
431—432, 435—436, 457-477, 700—706 = 804—812, 708,
— 110 —
716, 794—796, 799,934-038,940, 1454-1455, 1458—1461-,
Fri. 617—618, 630-631, 856-867 = 009-921, 924, 926,
927—936, 939—955=1023 — 1038, 1311 — 1315; Vö. 467,
470, 500, 517, 571 — 572, 577 — 578, 587, 592, 595, 603,
606 — 607, 608, 627 — 628, 658—660, 809, 812, 817—820,
826—827, 833—835, 1164—1165,1313—1322=1325-1334;
Lys. 399 — 402, 467 470, 710, 712, 714, 716, 959-979,
1074—1075, 1078—1079, 1088-1089, 1093—1094; Thesm.
H8 1—382, 582 — 583, 586, 589, 597 — 602, 607, 613—614,
1164, 1170-1171, 1217, 1218—1219, 1220-1221, 1223-
1224, 1226; Frö. 534—548 = 590—604; Ekklcs. 514—516,
1127, 1134, 1144 — 1162; Plut. 257 260, 264, 268 269,
271—272, 275—276, 270-283, 286, 288-289, 290—321,
328 — 331, 487 — 488, 637, 639 — 640. Bei einer nicht ge-
ringen Anzaltl der hier zusammengestellten Verse ist ihr
Vortrag durch den ('liort'ührer schon ziemlich allgemein zu-
gestanden; namentlich hat Christian Muff alle Metra, bei
denen man rccitirenden Vortrag anzunehmen berechtigt ist,
die iambischen Trimeter, die iam bischen, trochäischen und
anapästischen Tetrameter dem Koryphaeos zugewiesen. Wir
sind einen Schritt weiter gegangen und haben ihm auch
Verse von melodramatischem oder mclischem Vortrage ge-
geben, Strophen der verschiedenen Rhythmengeschlechter,
Geleitet wurden wir dabei von unserem aus der Praxis des
Dichters abstrahirtcn Grundsatze, im reinen Dialoge, mag
er gesprochen oder gesungen worden sein, eine Chorperson
mit einer Bühnenperson abwechseln zu lassen. Und liegt,
um ein Beispiel hinzustellen, ein Dialog im strengsten Sinne
des Wortes etwa nicht vor in dem iambischen amoehaeum
zwischen (Jhor und Dikaeopolis bei der Verpackung des
Sykophanten Nikarchos Ach. 029 — 939 = 940 — 951V
XOPOS.
i,evo-> xnkdig zrjv ifiTiolrjV 930
ovTog oTiag
av fiyj (paQCOV xutd^yj.
— 120 -
AIKAIOnOAlS.
ifioi fieXiJGei ravr', inei
tot xaX Voqpft Kdkov rt xul
JlVQOQQKySg
xa'AAojg ^BolGiv ix^Qov.
X0P02.
ti iQYiGsrai nor avx<p; 935
AIKAIOnOAIZ.
TidyxQYiGxov nyyog sözai,
XQartjQ xttxäv^ TQinrrjQ dvxäv,
<paiv€tv vjesvd^vvovg Ivxvov-
Xog, xal xvXii,
Ta ngayfiar^ syxvxccöd^ai.
XOPOS.
Jtag d' äv nsnoi^olri xig dy- 940
y€ta toiovtc) xQüi^iBvog
xttt'' oixiav
roöövd' ttsl ipo(povvrt ;
AIKAIOnOAIS
Igxvqöv sötlv, aycc^\ c3'ör'
ovx av xatayeirj 7tor\ si-
71SQ ix Ttodav 945
xäta xccQa xQSficctro.
xopor.
^drj xakag sx^i 001.
BOIßTOS.
(ieIXoj yi roL ^BQidöeiv.
xopoi;.
«AA', 03 ^evcav ßsXnöTe, Gvv-
^igit^E xal TiQoßttlX' onoL
ßovXsi (peQov 950
TiQog TtKvrcc Gvxotpävrriv.
Genau ebenso sind, wie sich Jedermann durch den Augen-
schein überzeugen kann, die übrigen Wechselgcsänge be-
schaffen : Ach. 1008— 1017 = 1037-1046 gleichfalls zwischen
Chor und Dikaeopolis, Ri. 1111— 1130= 1131-1150 zwischen
— 121 —
Chor und Demos, Fri. 856-867 = 909-921 und 939—
955=1023—1038 zwischen Chor und Trygaeos, Vö. 1313—
1322=1325—1334 zwischen Chor und Peithctaeros , Frö.
534—548 = 590 — 604 in der Strophe zwischen Chor und
Dionysos, in der Antistrophe zwischen Chor und Xanthias.
In allen diesen Partien kann an ihrer rein dialogischen
Natur nicht gezweifelt werden. Nur die trochäischen Tetra-
meter in den Ekkles. 1155 — 1162 gehören unter den an-
geführten Partien streng genommen nicht hierher , weil in
ihnen nicht eine Biihnenperson, sondern nach Art der Para-
base (Epirrhema) das Publikum vom Koryphaeos angeredet
wird. Doch haben wir sie wegen ihres engen Zusammen-
hanges mit den unmittelbar vorangehenden Versen 1144 —
1154 hier aufgeführt.
2. Nicht selten zeigt sich der Chorführer auch weniger
vom Schauspieler abhängig und macht selbständig auf etwas
neues aufmerksam, mag er nun das Auftreten einer neuen
Person auf der Bühne anzeigen und ein Gespräch mit ihr
einleiten, oder mag er, was freilich seltener eintritt, .einen
neuen für die Entwickelung des Stücks mehr oder minder
wichtigen Gedanken auf eigene Hand aussprechcD (Thesm.
459 — 465, Frö. 1251 — 1256, 1370-1377, 1528-1533),
der Scene eine neue Wendung geben. Dieser Fall ist dem
ersten am nächsten verwandt, und man kann bei mancher
Stelle schwanken, ob man sie besser in diesen oder in
jenen einordnet, da, wenn ein ankommender Schauspieler
vom Chorführer eingeführt wird, er meistens auch von ihm
angesprochen wird. Wir rechnen zu diesem Falle: Ach.
1069—1070; Ri. 611-614; We. 1297-1298; Fri. 556—
559; Lys. 706—707, 1072—1073, 1082-108.5, 1108—1111;
Thesm. 459-465, .571—573; Frö. 1251 — 12.56, 1370-
1377, 1528—1533; Plut. 631—632, 962—963. Die Schluss-
hexameter der Frö. 1528 — 1533, in denen sich der Chor-
führer ganz selbständig mit einem Gebote für den scheiden-
den Aeschylos und für Athen an die Götter der Unterwelt
wendet, machen eine eingehendere Betrachtung nothwendig,
— 122 —
da ihre Aufzählung an dieser Stelle bei der gangbaren Auf-
fassung jener Verse befremden könnte. Vs. Iö25 ff. hatte
Pluton dem Chore der Mysten geboten, den siegreichen
Aeschylos mit seinen eigenen Liedern zu feiern und unter
ihrem Klange an die Oberwelt zu geleiten. Denn es
heisst dort:
7CQ07te^7l£TS
TOtÖtV TOVTOV TOVTOV fieXsOlV
xccl ^oX7im0n> xeXaöovvrfs-
Demgemäss hat man sich in alter und neuer Zeit bemüht,
die Hexameter des Chors, welche auf jenen Befehl Plutons
folgen, dem Tragiker zuzuschreiben oder wenigstens dadurch
zu aeschyleischen zu machen, dass man in ilinc^n Anklänge
an aeschyleische Wendungen suchte und fand. Schon der
Scholiast macht zu Vs. 1528 ngcora ^iv svoÖCav nyad-i^v
amovTL Jioitjr^ die Bemerkung: tavtu da jtccQu za iv
rXavxoj RoTvift JißxvXox)' evoöiav ^ev 7tQc5tov «jrö ßrofiK-
roij %Bo^iv. Bergler fügte hierzu Vs. 15H0 xfi Öi TiaXet
lityccXcov ayartbiv dya^äg imvoiag, womit er bei Aeschylos
vergleicht Euni. 1012 f. firj d' ayocdröi' aytxiftj dicivoiK jro-
Xiraig. Weiter gieng Fritzsche , indem er zu Vs. 1528
sowohl in dem feierlichen daktylischen Rhythmus und der
ganzen Ausdrucksweise eine Nachahmung aeschyleischer
Chorgesänge sah, als auch diese namentlich darin zu be-
merken glaubte, dass hier die Mysten wie am Ende der
Eum. die Areopagiten als jiqotio^itioi erschienen und die
abgehenden Schauspieler unter Absingung eines car/nen
liropcmpHcum mit Fackeln in der Hand begleiteten. Allein,
so müssen wir fragen, werden alle diese Erklärungsversuche
den deutlichen Worten Plutons tolöcv tovtov tovtov
(like^iv xal (lo Iti atö iv xfAadoi'vrfs auch nur im ent-
ferntesten gerecht, welche Worte keinen Zweifel darüber
zulassen, dass der Gott wirkliche Gesänge des Tragikers
meint? Oder sollen wir annehmen, Aristophanes habe jene
wenigen und unbedeutenden Anklänge an Aeschylos , die
ausserdem nicht einmal beabsichtigt zu sein brauchen (vgl.
— 123 —
Kock zu Vs. 1526), tür acscliylcische Gesänge ausgeben
wollen? Ferner enthalten die 6 Schlussverse durchaus kein
Carmen propempticum zu Aeschylos Ehren, wie Fritzschc
behaujttet. Wird doch in den 4 letzten Versen Aeschylos
mit keinem Worte erwähnt, sondern von ganz anderen
]J)ingen, vom Frieden im Vateilandc und von der Ver-
treibung Kleophons gesprochen. Und die Mystcn sind hier
so wenig ngönoimoi, dass sie vielmehr gänzlich aus ihrer
Kolle heraustreten und sich wie Bürger von Athen aus-
lassen; vgl. das Scholion zu 1531 Ttavöatiied^' av: ro Ttavöccl-
^B9a BiTCtv 6 ji^opoV, duni tw ^€v doxstv iv "AiÖov »Jf , to
d' cikri^£i$ ^A&y]vi]0iv^ ev^a sTsXstto to ÖQK^n. Bei dieser
Sachlage können wir wohl ohne zu grosse Kühnheit hv-
haupten, dass die Schlusshexameter nicht die von Pluton
verlangten Lieder des Aeschylos sind oder sein sollen. Ja
wir müssen aus einem triftigen Grunde leugnen, dass siu
überhaupt gesungen und vom ganzen Chore gesungen
seien , wie gemeinhin angenommen wird. Denn in allen
uns erhalteneu griechischen Komödien und Tragödien würde
diese Stelle die einzige sein, wo stichische Hexameter ge-
sungen worden wären. Westphal Griech. Metr. 11"^ S. 350
sagt hierüber: „Nur cinnuxl finden wir stichische Hexameter
in einer melischen Stelle, nämlich in dem Processions-
gesange am Schlüsse der Kanae; hier war dem Scholiasten
zufolge ein aeschyleisches Chorikon das Vorbild des Aristo-
phanes;'' vgl. Westphal Proleg. zu Aesch. Trag. S. 19 f.
Da wir indessen eingesehen haben, dass hieran kein n^fo^
ödiov zu denken und der Notiz des Scholiasten kein Ge-
wicht beizumessen ist , so dürfen wir uns bei Westphals
Erklärung nicht mehr beruhigen und müssen annehmen,
dass die Hexameter einfach vom Chorführer recitirt, nicht
vom Chore gesungen seien. Die aeschyleischen Gesänge
aber, zu deren Vortrag Pluton den Chor auffordert, wurden
im Theater nicht vernommen, sondern der Einbildungskraft
des Publikums anheimgegeben, welches sich dieselben hinter
der Scene ausgeführt denken musste , eine Sache , die bei
— 124 -
der Idealität der griechischen Bühne nicht Wunder nehmen
darf. Um Beispiele anzuführen, so ist eben dasselbe bei
Aristophanes im Ausgange der Ach. («AA' 6il;6^sö&a aöov-
Tsg) und des Plut. [dsl yccQ Tcaxöniv tovxav adovrc/g
STtEöd'ai) geschehen, wo beidemal ein ^^«rwc« propemplicum
versprochen, aber nicht vorgetragen wird. Hieraus folgt
von selbst, was wir von der Versicherung Muffs S. 97 zu
halten haben: ,,Die letzten Verse jeder Komödie bildeten
ein Lied des Gesammtchors/'
3. Der Chorführer wendet sich an seine Choreuten mit
einem Befehle, einer Aufforderung, einer Betrachtung:
Wo. 1510; We. 1516—1517; Lys. 539-540; Thesm.
947-952, 1227-1230; Ekklcs. 30—31, 285-288, 1163-
1180; Plut. 1208 -1209. Im vorliegenden Falle, in welchem
der Chor sich selber anredet, kann natürlich kein Zweifel
entstehen, dass ein einzelnes Mitglied, und zwar das her-
vorragendste, wortführende der Sprecher ist.
4. Wenn der Chor entweder vom Anfang bis gegen
das Ende einer Komödie in zwei Halbchöre getheilt ist,
oder nur in einzelnen Scenen diese Theilung erfährt, so ge-
schieht es zuweilen, dass die beiden Hälften des Chors mit
einander eine Unterhaltung anknüpfen. Findet nun ein
solcher .förmlicher Dialog, der sich durch nichts von dem
der Schauspieler unterscheidet, statt: so müssen gemäss des
erkannten Gesetzes, dass nur eine Person mit einer den
Dialog führen darf, hier die Führer der beiden Halbchöre
eintreten und im Namen ihrer Partei sprechen, selbstredend
vorausgesetzt, dass nicht eine andere Theilung des Ge-
sammtchors vorzunehmen ist. Hierhin ziehe ich: Ach.
557-577; Lys. 471-475, 781—804 = 805 — 828, 1014—
1042. Die Stelle in den Ach. ist in der Weise zu ver-
theilen, dass der Führer (und nicht der vollzählige Halb- -
chor, wie der Scholiast zu Vs. 557 und 564 angibt) des
ersten Halbchors die Verse 557 — 5.59, 562—563, 566—571,
576 — 577, der Führer des zweiten die Verse 560 — 561 und
564 — 565 erhält; Vs, 575 ci Jäfiax' rJQcos, rcov X6(pc3v xal
- 125 -
rav Xöyjav , welcher bald Dikaeopolis bald dem Chore zu-
geschrieben wird, kann ich nicht anders als mit Hamakcr
und Meineke i'iir interpolirt halten. In der Lys. sind hier
unter den Personenbezeichnungen der Ausgaben XOP. FEP.
und XOP. rVN. immer die Führer der Greise und der
Weiber zu verstehen. Ueber die Vortragsart der fiv&oi
781—828 vgl. J. H. Heinrich Schmidt Antike Compositionsl.
S. CCCIII, wo gezeigt ist, wie hier prosaische Erzählung,
lyrische Fassung, Tanz- und Singweise durch einander
gehen: eine Composition, die sich schwerlich für einen
Gesammtvortrag des Chors eignen dürfte. Uebrigens zeigt
sich bei dieser Partie vielleicht schon in der antiken Tra-
dition eine Spur der richtigen Anschauung sowohl in dem
an sich allerdings ganz unsinnigen Scholion zu 807 tc5 Me-
kuviavi: Gol zdj yiQovxt, als auch in den öfters uns be-
gegnenden Bezeichnungen ysQOiv xig oder yvvij ng der Vul-
gate und in dem Vorsatze vor Vs. 798 fti'a rcav yvvuLxcäv
im Rav. und Aug.; obgleich freilich anzunehmen ist, dass
die alten Ausgaben und die Handschriften mit jenen Per-
sonenangaben nicht an einzelne Mitglieder des Chors, sondern
ebenso wie bei den Versen 70ß {yvvi} tcqoq XvGiGTQcirrjv
Ray.), 710, 712, 714, 716 (a'AAj? yv. Junt.) oder 696 («AAi;
Kav. Aug. Junt.) und 399 {uyy ysQÖvrav Rav. Aug. Junt.)
an Schauspieler gedacht haben. Allen angezogenen Chorika
gemeinsam aber ist, dass sie deutliche Züge des Einzel-
vortrags und Einzelspiels an sich tragen, und dass in ihnen
Dinge von so specieller und ausgeprägter Individualität vor
sich gehen , welche unmöglich von 12 Personen gleichmässig
mit 12 Personen vorgenommen werden können, sondern auf
2 Acteurs beschränkt bleiben müssen. Vgl. Ach. 564 f.
ovTOS Gv not d^stg, ov ^6V6ts\ ag ei d-evstg
xöv avÖQa Tovtov, ccvrög ccQ&rJGai, xci.%a
oder 571 iya yuQ exo^cct fieGug, Lys. 797 ßovk,o^uC Gs,
yQCiv^ xvGai xxX. und 821 xrjv yvu^^ov ßovkei d^h'to; xxX.
Und wäre es nicht geradezu abgeschmackt sich vorzu-
stellen, dass in der Lys. 1025 ff. jede der zwölf Weiber
— 126 -
der gleichen Anzahl Greise eine Schnake vom Auge ab-
gelesen habe?
Wenn wir uns nach einer Autorität umsehen, mit der
wir den weiten Umfang zu stützen vermöchten, welchen
wir der Wirksamkeit des Koryphaeos beigelegt haben, so
finden wir keine andere, aber auch keine geringere als die
Fr. A. Wolfs, der gewiss wusste, was er that, wenn er in
seiner Ausgabe der Wolken den Chorführer nicht nur Verse
Avie iambische Trimeter und anapästische Tetrameter, son-
dern auch Gesangpartien (wie Vs. 457 — 475 oder die Strophe
804 — 812) übernehmen lässt, sofern dieselben dialogischen
Charakter an sich tragen. Wolf ist hierin sogar noch weiter
und za weit gegangen, da er den zweiten schon von uns
näher geschilderten Hauptfall der Function des Koryphaeos
nicht der Aufmerksamkeit gewürdigt hat, in welchem der-
selbe nach einem den Schauspieler anredenden vollstimmigen
Chorliede sich mit dem hauptsächlichen und schärfer be-
stimmten Inhalte des vorangehenden Liedes noch einmal
gegen den Schauspieler richtet. Wolf nämlich gibt nicht
nur die dem Gesänge des Chors gewöhnlich folgenden Tetra-
meter, sondern auch den Gesang selber mit Unrecht dem
Koryphaeos, wie aus seiner Anordnung der Strophen 949 —
958 = 1024—1033 und 1345—1350=1391 — 1396 erhellt.
Und G. Hermann dürfen wir im gleichen als Gewährsmann
für unseren Satz, nur einzelne aus dem Chor mit einzelnen
des Bühnenpersonals sprechen zu lassen, betrachten, wenn
wir sehen, was er zu Vs. 949 der Wolken anmerkt: y,Prae-
figehatnr xoQÖg. At hniuscemodi caniwnes ab hemichotiis et ne
ah iis quidem sie ul canlores hemichorn omnes concinerent , can-
tatos esse ei res ipsa et metra produnt.^' Da die Anmerkung
unseren zweiten Hauptfall trifft, so erfährt die in ihr von
Hermann offen gelassene Frage zugleich wenigstens theil-
weise eine Antwort.
Diesen zweiten Hauptfall haben wir vorhin entwickelt
und durch Beispiele illustrirt: hier stellen wir alle ein-
schlägigen Verse zusammen. Es spricht also der Chorführer
— 127 —
mit Rücksicht und im engen Anschluss an ein unmittelbar
davor stehendes Lied des Gesammtchors: Ach. 364 — 305 =
391 — 392, 494—495; Ri. 761—762: 841-842; Wo. 959 —
960: 1034 — 1035, 1351 — 1352=1397—1398; We. 546 —
547 = 648-649; Tri. 601-602; Vö. 460— 461 = 548-549,
637—638, 1196—1198; Lys. 484-485 = 549— 550; Thesm.
531 — 532; Frö. 884, 905-906:1004-1005; Ekkles.
581—582. Nur dreimal kommt es vor, dass nicht ein vor-
ausgegangener Ausspruch des Chors vom Chorführer durch
Schlussverse zusammengefasst und präcisirt, sondern um-
gekehrt das folgende Urtheil oder der folgende Gefühls-
ausdruck des Chors durch Einleitungsverse des Chorführers
veranlasst und bestimmt wird. Letzteres Verfahren hat
Aristophanes eingeschlagen: Ri. 616=683; We. 725 — 728,
863—867. In den Ri. 616 und den We. 863-867 fordert
der Koryphaeos zu einem Jubelliede für die Schauspieler
auf, welches der Chor in den sich anschliessenden Strophen
absingt; Ri. 683 ist das Grundthema zu den Variationen
der folgenden kretisch-trochäischen Strophe; die Verse der
We. 725 — 728 endlich bezeichnen die Stelle, an welcher
der Umschwung in der Stimmung des Chors vor sich geht,
der sich von hier an dem von der Richterwuth besessenen
Philokieon ab und seinem Sohne zuneigt. Hier beeinfiusst
also der Chorführer aufs deutlichste die in den nächsten
Strophen hervortretende Gesinnung seiner Choreuten. Mit-
unter könnte es auf den ersten Blick scheinen, als ob ein
Gesangvortrag des (Jhors sowohl mit Einleitungs- als aucli
mit Schlussversen des Koryphaeos versehen sei. So ist es
in den Vö., wo der iambischen Strophe 629 — 636 je zwei
anapästische Tetrametcr voraufgehen und nachfolgen, oder
bei der von zwei iambischen und zwei anapästischen Tetra-
metern umschlossenen Strophe der Lys. 541 — 548. Allein
eindringendere Betrachtung des Inhalts zeigt , dass die
scheinbaren Einleitungsverse in Wuhrh(;it solclu' nicht sind
und nicht zur Strophe sondern zum iViihercn allgonieinen
Dialog der Scene gezogen werden müssen.
— 128 —
Es erübrigt eine Uebersicht über die Vortragsart der be-
sprochenen Chorika, nach den Komödien geordnet, zu geben,
wobei ich den ersten Hauptfall in des Chorführers Thätig-
keit als Fall A, den zweiten als Fall B bezeichne.
I. Acharner.
Fall A. Fall B.
I. 557-559, 560—561, 562— I. 358 -365=385—392.358—
563, 564 ~ 565 (iambische 363 == 385 — 390 (dochmi-
sches System) vom Chore
gesungen , 364 — 365 =
391-392 (iambische Tri-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
II. 490 -493 u. 494 -495. 490—
493 (zwei dochmische Di-
meter und zwei iambische
Trimeter) vom Chore, 494 —
495 (zwei dochmische Di-
meter) vom Chorführer vor
getragen.
Trimeter), 566—571 (doch-
misches System), 576 — 577 ;
(iambische Trimeter) von
den Chorführern der beiden
Halbchöre vorgetragen.
IL 929-939 = 940—951 (iam-
bisches cannen amoebueum i
zwischen Chor und Dikaeo-
polis) in seinen Chorkom-
mata vom Chorführer ge-
sungen. ;
III. 1008—1017 = 1037-1046
(iambisches Carmen amoe- <
baeiim zwischen Chor und i
Dikaeopolis) in seinen Chor-
kommata vom Chorführer
gesungen.
IV. 1069— 1070 (iambische Tri-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
V. 1228, 1230 (iambische Te-
trameter), 1232- 1234 (iam- 1
bisches Exodikon) vom
Chorführer vorgetragen.
II. Ritter.
I. 611 — 614 (iambische Tri- , I. 616—623=683—690.616=
meter) vom Chorführer ge- 683 (brachykatalektische
sprochen. , trochiiischeTetrameterjvom
129 -
Fall A. Fall B.
Chorführer, 617—623 =
684 — 690 (kretisch -tro-
chäische Strophen) vom
Chore vorgetragen.
11.919-922 (iambische Di- , II. 756 — 760 = 836 -840 u.
meter) noiu Chorfüln-er vor- 761 — 762 : 841 — 842. 756
getragen.
— 760 = 836—840 (iam-
bische Strophen) vom Chore
gesungen, 761 — 762 (ana-
pästische Tetrameter): 841
— 842 (iambische Tetra-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
III. 941 (prosaische Gebetfor-
mel) vom Chorführer ge- i
sprochen .
IV. 1111—1130= 1131— 1150
(logaödisches Carmen amoe-
haeum zwischen Chor und
Demos) in seinen Chor-
kommata vom Chorführer
gesungen. J
V. 1254— 1256 (iambische Tri- i
meter) vom Cliorführer ge-
sprochen.
VI. 1319—1320, 1322, 1324,
1329—1330, 1333-1334
(anapästische Tetrameter)
vomChorführer gesprochen. I
III. Wolken.
I. 358—363, 412—419, 427 I. 949 - 958 = 1024
—428, 431-432, 435-
436 (anapästisciie Tetra-
meter) vom Chorführer
gesprochen.
Arnolüt, Oiorpart. b. Aristupli.
1033
u. 959-960: 1034-1035.
949 — 958 = 1024- 1033
(choriambisch - iambische
Strophen) vom Chore ge-
— ]m —
Fall A.
II. 457 — 475 (ein crtt?nen a7noe-
baeum zwischen Chor und
Strepsiades, dessen erster
Theil ans Trochäen und
einer eingemischten dakty-
lischen Pentapodie besteht,
während der zweite 461 —
475 daktylo-epitritisch ist),
476—477 (anapästische Te-
tranieter) vom Chorführer
vorgetragen.
III. 7rX)-706 = 804-812 (cho-
riambisch -iambische Stro-
phen), 708 (zwei Bakcheen),
716(anapästischerDimeter),
794_796, 799 (iambische
Trimeter) vom Chorführer
vorgetragen.
IV. 934 — 938,940 (anapästi-
sche Dimeter) vom Chor-
führer vorgetragen.
V. 1454 — 1455, 1458-1461;
(iambische Trimeter) vom
Chorführer gesprochen.
VI. 1510 (anapästischer Tetra-
meter) vom Chorführer vor-
getragen.
Fall B.
sungen, 959 — 960 (ana-
pästische Tetrameter): 1034
— 1035 (iambische Tetra-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
II. 1345—1352 = 1391—1398.
1345-1350= 1391—1396
(iambisch-logaödische Stro-
phen) vom Chore gesungen,
1351-1352 = 1397—1398
(iambische Tetrameter) vom
Chorführer gesprochen.
IM —
IV. Wespen.
Fall A. I
1297— 1 298 (iambischeTri
meter) vdiu Chorführer ge
sprochen.
11. lölÜ — lölT (anapästi.sehe
Tetvameter) vom Cliorfüh-
rer gesprochen.
Fall H.
I. 526—547 = 631-049. 526
— 545 = 631—647 (chori-
ambisch - logaödische Stro-
phen) vom Chore gesungen,
546 — 547" = 648 — 649
(anapästische Tetrameter)
vomChortührer gesprochen.
IL 725 — 728 u. 729 — 736 =
743-749. 725-728 (ana-
pästische Tetrameter) vom
Chorführer gesprochen, 729
— 736 = 743 — 749 (Stro-
phen aus iambischen, kre-
tischen, dochmischen Ver-
sen) vom Choi'e gesungen.
Nach Vs. 728 wird man
den Ausfall eines oder
mehrerer Verse anzuneh-
men geneigt sein, da der
Vortrag vom Chorführer
auf den Chor schwerlich
ohne Sinnabschiuss über-
gegangen sein kann. In-
dessen darf man dieses
Verhältniss mit Hinblick
auf das ähnliche in der
Parabase des Fri. 1171 und
1172 doch wohl aufrecht
erhalten.
III. 863 -867 u. 868-874 =
885—890. 863-867 (ana-
pästisches System) vom
Chorführer, 868-874 =
885 — 890 (iam bische mit
9*
132
Fall A.
Fall B.
alloiometrischen Versen
vermischte Strophen) vom
Chore vorgetragen.
V. Frieden.
I. 556 — 559 (trochäische Te-
trameter) vom Chorführer
gesprochen.
IL 617—618,630-631 (trochä-
ische Tetrameterj vom Chor-
führer gesprochen.
111.856—867=909-921 (iam-
bisch - logaödisches carmen
amoebaeum zwischen Chor
und Trygaeos) in seinen
Chorkommata vom Chor-
führer gesungen.
IV. 924, 926, 927—936 (iam-
bische Trimeter) vom Chor-
führer gesprochen.
V. 939 — 955 = 1023 — 1038
(iambisch - anapästisches
Carmen amoebaeum zwischen
Chor und Trygaeos) in
seinen Chorkommata vom
Chorführer gesungen.
[973, 978 — 986 gehören
nicht dem Chore an ; vgl.
Richter zu den Versen.]
VI. 1311-1315 (vier katalek-
tischeiambische Tetrameter
mit einem katalektischen
Dimeter in der Mitte) vom
Chorführer vorgetragen.
[1316—1332 sind mit En-
582-600U. 601— 602. 582
— 600 (kretisch-trochäische
Strophe) vom Chore ge-
sungen, 601 — 602 (trochä-
ische Tetrameter) vomChor-
führer gesprochen. Die
Strophe 582 — 600 darf
schon wegen der grossen
Entfernung nicht als Anti-
strophe zu 346 — 360 gelten.
133 —
Fall A.
ger und Bergk nicht dem
Chore, sondern Trygaeos
ziizuthcilen.]
Fall B.
VI. Vögel.
I. 467, 470, 500,517,571-
572, 577-578, 587, 592,
595,603, 606-607, 608,
627 — 628, 658—660 (ana-
pästische Tetraraeter) vom
Chorführer gesprochen.
II. 809, 812, 817 — 820, 826-
827, 833 — 835 (iambische
Trimeter) vom Chorführer
gesprochen.
[851-858 = 895-902 gibt
Wieseler Adversaria S. 108
und Bergk mit Recht dem
Priester.]
III. 11 64- 11 65 (iambische Tri-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
I. 451—461 = 539—549. 451
—459 = 539-547 (dak-
tylo - trochäische Strophen)
vom Chore gesungen, 460
— 461=548-549 (ana-
pästische Tetrameter) vom
Chorführer gesprochen.
II. 629-636 u. 637—638. 629
— 636 (iambische Strophe)
vom Chore gesungen, 637
— 638 (anapästische Tetra-
raeter) vom Chorführer ge-
sprochen.
111.1188—1195= 1262-1268
u. 1196— 1198. 1188—1195
= 1262—1268 (Strophen
aus dochmischen Dimetern)
vom Chore gesungen, 1196
— 1 198 (iambische Trime-
ter) vom Chorführer ge-
sprochen.
IV. 1313—1322 = 1325-1334
(daktylo - ithyphallisches
Carmen amocbaeum zwischen
Chor und Peithctaeros) in
seinen Chorkommata vom
Chorführer gesungen.
134 —
VII. Lysistrata.
Fall A.
I. 399 — 402 (iambibchc Tri-
meter) vom Chorführer der
Männer gesprochen.
11.467—470 (iambiöche Te-
trameter) vom Chorführer
der Männer, 471—475
(iambische Tctramcter)
vom Chorführer der Wei-
ber gesprochen.
III. 539 — 540 (iambische Te-
trameter) vom Chorführer
der Weiber gesprochen.
IV. 706 — 707 (iambische Tri-
meter) , 710 (iambischer
Monometer), 712, 714 (iam-
bische Trimeter), 716 (ka-
talektischer iambischer,Mo-
nometer) vom Chorführer
der Weiber vorgetragen.
V. 781—804=805—828 (päo-
nisch-trochäische Strophen)
von den Chorführern der
Männer und der Weiber
vorgetragen.
VI. 959 — 979 (anapästisches
Carmen amoehaeum zwischen
Chor und Kincsias) in seinen
Chorkommata vom Chor-
führer der Männer ge-
sungen.
VII. 1014-1042 (stichisch ge-
brauchte trochäisch - päo-
nische Verse) von den Chor-
Fall B.
476—485 = 541—550. 476
— 483 = 541—548 (freie
anapästische Strophen) vom
Chore der Männer (Strophe)
und der Weiber (Anti-
strophe) gesungen, 484 —
485 = 549 — 550 (anapä-
stische Tetrameter) von den
Chorführern der Männer
und der Weiber gesprochen.
— 13Ö
Fall A.
Führern der Männer und der
Weiber vorgetragen.
VIII. 1072— 1075 (anapästische
Tetrametor und ianibische
Trimeter) , 1078 — 1079,
1082^-1085, 1088-1089,
1093—1094 (Jambische Tri-
meter), 1108 — 1111 (ana-
pästische Tetrameter) von
dem Führer der vereinigten
Chöre gesprochen.
Fall R.
VIII. Thesmophoriazusen.
I. 381— 382 (iambische Tetra-
meter) vom Cliorführer ge-
sprochen.
II. 459 — 465 (trochäisches Sy-
stem) vom Chorführer vor-
getragen.
III. 57 1—573 (iambische Te-
trameter) , 582 - 583 , 586,
589,597-602,607,613—
614 (iambische Trimeter)
vomChorführer gesprochen.
IV. 947 — 952 ( anapästisches
System ) vom Chorführer
vorgetragen.
V. 1164, 1170-1171, 1217,
1218-1219, 1220—1221,
1223-1224, 1226 (iam-
bische TrimeterJ, 1227^
1230 (anapästisches Sy-
stem) vom Chorführer vor-
getragen. In betreff der von
434-442 = 520—530 u.
531-532. 434—442 = 520
— 530 (trochäische Stro-
phen) vom Chore gesungen,
531—532 (iambische Te-
trameter) vom Chorführer
gesprochen.
— 136
Fall A. '
Dobree aufgestellten und
von Fritzsche weiter aus-
gesponnenen Vermuthung,
Vs. 1218 f. und 1220 f.
esse duarum feminarum con-
trarias vias indicantiim,
kann man nicht anders
als Enger zu Vs. 1223 ur-
theilen : rectius eandem mu-
lierem, choragum, statuemus
contrarias vias indicare, vt
utra cur rat, Scytha amhigat.
Vgl. Rhein. Mus. N. F. II
S. 247.
Fall B.
IX. Frösche.
I. 534—548 = 590-604 (lo- ' I. 875
gaödisehes Carmen amoe-
baeum zwischen Chor und
Dionysos — Strophe — und
Xanthias — Antistrophe — ]
in seinen Chorkommata
vom Chorführer gesungen.
883 u. 884. 875—
883 (daktylische Strophe
bestehend aus drei Hexa-
metern , die von einer Tc-
trapodie eingeleitet und von
dreien geschlossen werden)
vom Chore, 884 (eine dak-
1 tylische Tetrapodie und ein
, Ithyphallicus) vom Chor-
' führer vorgetragen.
II. 1251 — 1256 (logaödische 11.895-904 = 992—1003 u.
Strophe) vom Chorführer' 905-906:1004—1005.895
vorgetragen. Vs. 1257 —
1260 entferne ich mit Mei-
neke als unecht, da die
Wiederholung ganz dessel-
ben Gedankens hier keine
Erklärung findet.
— 904 = 992—1003 (tro-
chäische Strophen) vom
Chore gesungen , 905 — 906
(iambische Tetrameter):
1(X)4 — 1005 (anapästische
Tetraraeter) vom Chorfüh-
rer gesprochen.
— 137 —
Fall A. I
III. 1370— 1377 (trochäisches I
System) vom Chorführer '
vorgetragen. Diese Verse
unter Annahme einer Lücke
mit 1482-1490 = 1491 —
1499 in Responsion setzen
zu wollen, wie Fritzschcund
Westphal thun, ist durch-
aus verwerflich. Selbst
der Urheber dieser An-
sicht, Dindorf, ist davon
zurückgekommen. Vgl.
auch Schmidt a. O. S.
CCCLIX f.
IV. 1528 — 1533 (daktylische
Hexameter) vom Chor-
führer vorgetragen.
Fall M.
X. Ekklesiazusen.
I. 30 — 31 (iambische Trime-
ter) vom Chorführer ge-
sprochen.
[43 — 45 gehören nicht dem
Chore an; vgl. Meineke
zu den Versen.]
II. 285—288 (iambische Te-
trameter) vom Chorführer
vorgetragen.
III. 514 — 516 (anapästische Te-
trameter) vom Chorführer
gesprochen.
IV. 1127, 1134, 1144-1154
(iambische Trimeter), 1155
— 1 162 (trochäische Tctra-
meter), 1163—1180 (dak-
571-580 u. 581-582. 571
— 580 (daktylo-epitritische
Strophe) vom Chore ge-
sungen, 581 — 582 (ana-
pästische Tetrameter) vom
Chorführer gesprochen.
- 138 -
Fall A.
tylisches System vom Chor-
führer vorgetragen.
Fall B.
XI. Plutos.
1.257 — 260, 264, 268 - 269, i
271—272, 275—276, 279- I
283, 286, 288-289 (iam-
bische Tetrameter) vom
Chorführer gesprochen.
II. 290 — 321 (aus iambischen
Strophen bestehendes Car-
men amoehaeiim zwischen
Chor und Karion) in seinen
Chorkommata vom Chor-
führer vorgetragen.
III. 328—331 (Jambische Tri-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
IV. 487— 488 (anapästische Te-
trametcr) vom Chorführer
gesprochen.
V. 631 — 632 (iambische Tri-
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
VI. 637, 639—640 (Dochmien)
vom Chorführer vorge- '
tragen. j
VII. 962—963 (iambische Tri- '
meter) vom Chorführer ge-
sprochen.
VIII. 1208— 1209(anapastische
Tetrameter) vom Chorfüh- !
i
rer vorgetragen.
Am Ende dieses Capitcls müssen wir noch das Bekennt-
niss ablegen, dass wir uns hinsichtlich des Falles B mit
- 130 —
den Ausdrücken ,,Chor" oder „Gesammtchor'^ einer genaueren
Bebtiminung seiner ücenischen Ausführung vurläuHg entzogen
haben. \\'^ir mussten uns ihr entziehen, weil wir in der
Anhigc jener meistens antistrophischen Chorika selbst keinen
Anhalt für eine hierhin zielende bestimmtere Angabe finden
können. Denn die Bemerkung Fritzsches zu Thesm. Vs. 434,
welcher hier 434 — 442 und 520 — 030 einen verschiedenen
a/fcctiis auimi wahrzunehmen glaubte, hilft uns zu nichts
und kann vor einer vernünftigen Kritik nicht einmal be-
stehen. 8. Enger zu diesem Vse. In den folgenden Capitcin
werden wir hierauf zurückkommen.
Drittes Capitel.
Der Chorführer und der Chor.
I.
Die Parabase.
Dasjenige Chorikon, bei dessen Ausführung Chorführer
und Chor abwechselnd in Thätigkeit waren, ist zunächst,
wie unbestritten feststeht, die Parabase. Ueber sie haben
wir als über den höchst wahrscheinlich ältesten und am
meisten charakteristischen, ja einzig dastehenden Thcil der
attischen Komödie bei weitem mehr alte Uebcrlicferungcn
als über die übrigen Chorpartien. Und demgemäss haben
sich auch die neueren Gelehrten vorwiegend mit diesem
Chorliede und der Bestimmung seiner Vortragsart beschäf-
tigt, da man bisher überhaupt mehr aus den Angaben an-
tiker Grammatiker über die Chorlieder als aus den Chor-
licdern selbst zu lernen und auf ihre scenische Darstellung
zu schliessen sich bemühte. Die Quellen des Alterthums,
welche theils ausführlicher über die Theilc der Parabase
und die Stellung des Chors während derselben berichten,
— 140 -
theils ihr Vorhandensein kurz notiren, sind im wesentlichen
folgende: Pollux IV. 111 f., Hephacstion p. 71, Suidas s. v.
TtccQaßaöig , Hesychius s. v. ccvdjcraöta , Prolegomcna *de co-
mocdia bei Dübner L 44 ff,, VII, IX a S. XX 3 ff., Xc
19 ff., XI. 87 S. XXVIII Ahm., Hypothesis I zu den Wo.,
Scholion Ach. 626, 659, 665, 971, Ri. 498, 503, 507, 508,
551, 565, 1263, 1274, Wo. 510, 518, 520, 563, 575, 595,
607, 1115, Wo. 1009, 1051, 1071, 1091, 1101, 1265, Fri.
729, 733, 735, 775, 797, 1127, Vö. 676, 682, 685, 723,
737, 769, 785, 1058, 1088, 1101, Fr ö. 354, 675, 686, 717.
Hieran schliessen wir eine Aufzählung der wichtigeren mo-
dernen Schriftsteller auf diesem Gebiete: G. Hermann Elem.
D. M. S. 720 ff. und Epit. D. M. S. 277 ff. Kolster De
parahasi veteris comoediae Atticae parte anüqiiissima , Altena
1829 (vgl. Hermanns Recension in Jahns Jahrbb. 1829 Bd.
11. 3 S. 297 ff.). Köster De Graecae comoediae parabad,
Stralsund 1835. C. Kock De parabasi, antiquae comoediae
Alticae interludio, Anclam 1856. üormmg De pardbits co?noed.
Graec. S. 19 ff. Genz De parabasi, Berlin 1865. Agthe Die
Parabase und die Zwischenacte der alt -attischen Komödie,
Altena 1866 und Anhang dazu, Altena 1868. Westphai
Proleg. zu Aesch. Trag. S. 38 ff. Muff S. 86 — 95. Richter
Proleg. zur Ausgabe der Wespen S. 83 ff. Enger Wer reci-
tirte das Epirrhema? Rhein. Mus. N. F. Bd. X S. 119.
Ein Blick in die angeführten Untersuchungen lehrt, wie
verschieden im einzelnen das Urtheii über den Vortrag der
7 Theile ausgefallen ist, aus denen eine vollständige Para-
base gebildet wird. Indessen kann unser Urtheii nach dem
nunmehr durch die obigen Ergebnisse gewonnenen Stand-
punkte keinem Schwanken und Zweifel unterworfen sein,
es muss danach ganz mit der Entscheidung Hermanns zu-
sammentreffen , welcher Kommation , Parabase , Pnigos sowie
Epirrhema und Antepirrhcma dem Chorführer, Strophe und
Antistrophe dagegen dem Chore zuweist. Kommation, Para-
base und Pnigos von einander zu trennen und an verschie-
dene Chortheile zu vergeben ist unmöglich, da sie enge
- 141 —
unter sich zusammenhängen und das Kommation die Ein-
leitung , das Pnigos der Schkiss der Parabase ist. Wem
wir aho ein<'s dieser ^egr] xccrd ax£(Jt^v zutheilen, demselben
müssen wir auch die beiden andern geben. Sache des
Kommations ist es nun meistens in seinem ersten Theile
die Schauspieler, welche sich aus der Bühne entfernen, mit
i'rommen Wünschen zu entlassen (Ri. 598, Wo. 510, We.
1009, Fri. 729). Diese Wendung und Anrede an die Schau-
spieler ist aber, wie wir im vorstehenden Abschnitt er-
kannten , Autgabe und Geschäft des Chorführers. Der zweite
Theil des Kommations richtet sich gegen die Zuschauer und
bildet den Uebergang zu den Anapästen, indem er das
Publikum ermahnt vovi^ ngooex^Lv roig dvajiaiöTocg (Ri. 503,
We. 1015). In der folgenden Parabase spricht der Dichter
diu Tot) x^Qov (Schob zu Fri. 733) und vnsg aitov (PoUux
IV. 111) und zwar in der Weise, dass er sich entweder
direct in erster Person vermittels des Chors an die Zu-
hörer wendet (Wo. 518 vgl. Schob), oder dass der Chor
im Namen und Auftrage des Dichters von diesem in der
dritten Person redet (Ach. 628, 033, G44). Da hiernach
der Chor in jedem Fall hier nur Stellvertreter des Dichters
war, so wäre es durchaus unpassend, wenn mehr als ein
TiQÖöaTiov ihn darstellen sollte. Es ist eine glückliche Ver-
muthung, welche man bei Hornung S. 24 liest: „Scitum est,
in parabasi poelam per chorum ad speclatores verha facerc,
idque eam oh causam minus offensionis habet, quod antiquiori-
bus temporibus ipsos poetas choros nun solum dociiisse , sed etiam
in ipsis ludis iis interfuissc compertum Iiahemus\ potuit igitiir
poeta facile de se ipso, de fuhuta sua, de clioro ad spectantes
loqui."- Sprach also vielleicht in der Parabase ursprünglich
der Dichter selber, so trat später für ihn auch nur eine
Person des Chors, der Chorführer, ein. Das Pnigos führt
darauf die Anapäste zu Ende, indem sich die Lebhaftig-
keit im Inhalt und Rhytlunus jenen gegenüber steigert. Mit
den Anapästen hat das Epirrliema und Antepirrhema, wenn
wir den Inhalt beider Theile vergleiciien, grosse Aehnlich-
— 142 —
keit. Denn wenn auch in jenen deutlicher und schärfer als
in diesem die Persönlichkeit des Dichters hervortritt, so ist
doch dieses Verhältniss auch im Epirrheraa nicht Tortzu-
leugnen und oft trifft auch hier zu, was der Scholiast zu
Frö. 354 bemerkt: 6 da Xöyog uno tov jrotj^Tot), xairoi
öoxcöv slvuL %OQOv. Sclbst Muff, der die epirrhematische
Syzygie nicht dem Chorführer, sondern mit Westphal dem
Gesammtchore anweist, muss gleichwohl S. 93 zugeben:
„Allein das eigentliche Subject, die Person, die auch dann
noch aus dem Chore spricht, wenn er seiner einmal über-
nommenen Rolle gemäss wie ein Chor von Vögeln, von
Wespen, von Wolken sich beninnnt, ist und bleibt doch
immer der Dichter . . . Wollten wir also einen einzelnen
zum Vertreter des Dichters bestellen, unsere Wahl könnte
hier sowenig wie bei dem Vortrage der Anapäste auf einen
andern als auf den Koryphaeos fallen." Auf Muff hat die
Jiehauptung Westphals S. 45 bestimmenden Einfluss aus-
geübt, dass in der zweiten Parabase des Friedens Vs. 1170 f.
Antistrophe und Antepirrhema in einander übergiengen,
ohne durch das geringste Zeichen eines Satzendes getrennt
zu sein. Allein einmal Hesse sich für diese Sachlage, falls
sie von Westphal richtig angegeben und beurtheilt wäre,
die im vorigen Capitel in den Wespen Fall B II gefundene
Analogie zur Rechtfertigung herbeiziehen. Sodann aber ist
jener Einwurf nur auf den ersten Anschein zutreffend und
nur durch das Fehlen jeder Intcrpunction in den neueren
Ausgaben veranlasst. In Wirklichkeit hat hier bei 1170
sehr wohl ein Sinnabschluss und eine Gedankenpause statt,
da Antistrophe und Antepirrhema sich wie Satz und Gegen-
satz, Bild und Gegenbild verhalten, und 1170 die Schilderung
des Friedens schliesst, 1171 die des Krieges anhebt. Dadurch
dass der Chorführer in der vom Chor gewählten Construction
fortfährt, wirkt die beabsichtigte Gegensätzlichkeit der bei-
den Bilder nur um so überraschender und auffallender.
Hermann erkennt nun Epirrhema und Antepirrhema
nicht etwa einem und demselben Chorführer zu , sondern
— 143 —
gibt Epit. D. M. S. 277 jenes dein Führer des einen,
dieses dem Führer des andern Halbchors. Dies hat darin
seinen Grund, dass er auch Strophe und Antistrophe anter
die beiden Hemichorien verthcilt, sodass der Anführer der-
jenigen Chorhält'te, welche die Strophe sang, das Epir-
rhema recitirt, während der Anführer des die Antistrophe
übernehmenden Hälbchors das Antepirrhema vorträgt (vgl.
Jahns Jahrbb. 1829 Bd. 11. 3 S. 300). Wir ersehen Her-
manns Ansicht über die Anordnung des Chors in den Strophen
der Parabase aus seiner Bezeichnung im Text der Wolken
Vs. 563. 595 und aus der Jen. Litt. Ztg. 1842. 122 S. 505.
Ihm sind hierin viele gefolgt z. B. ausdrücklich Beer S. 31,
Witzschel in Paulys Realencyclop. H S. 574, Hornung S. 38.
Mutf hat diese, man darf unbedenklich sagen, allgemeine
Annahme verlassen und statuirt ausser in der Lysistrata
überhaupt nur noch Ach. 557 ff. Halbchöre bei Aristophanes.
Und wir wollen gern eingestehen, dass sich aus der Anlage
der Ode und Antode nach Inhalt und Form ein Anzeichen
für die Scheidung der Choreuten in Halbchöre ebensowenig
gewinnen lässt, wie bei dem antistrophischen Fall B unseres
zweiten Capitels, bei welchem wir genau dasselbe Verhält-
nis s vorfanden. Auch in letzterem Fall war es das Ver-
fahren Hermanns, die von einander durch Worte der Schau-
spieler getrennte Strophe und Antistrophe an Hemichorien
zu verweisen, wie seine Notirung in den Wolken bei 449
= 1024 und 1345 — 1391 darthut. In der That ist hinsicht-
lich der äusseren Form und Gestaltung zwischen der epir-
rhematischen Syzygie , in welcher auf eine Strophe bei
Aristophanes trochäische Tetrameter folgen, und zwischen
jenem Fall i?, wo ebenfalls auf eine Strophe meist Tetra-
meter des Chors folgen, eine unverkennbare Aehnlichkeit
vorhanden , sodass man für die scenische Ausführung beider
Fälle dieselbe Art und Weise in Anspruch nehmen muss.
Und keine Art der Darstellung ist bis jetzt für den stro-
phischen Theil der Parabase beigebracht worden oder dürfte
sich beibringen lassen, die mit der Hermannschcn in Wahr-
- 144 —
scheinlichkeit und innerer Ueberzeugungskratt wetteifern
könnte. Das wird sich in dem folgenden Capitel deut-
lieh zeigen. An dieser Stelle begnügen wir uns unsere
Ansicht dahin auszusprechen, dass Strophe und Antistrophe
in Fall B so gut wie in der Parabase von Halbchören aus-
geführt wurden, während die sich in beiden Fällen an-
schliessenden Tetrameter vorzutragen Aufgabe der beider-
seitigen Chorführer war. Zugleich machen wir diejenigen,
Avelche das Zeugniss der Alten vermissen, schon hier darauf
aufmerksam, dass durch die handschriftliche Bezeichnung
HMIX. des Rav. oder Ven. nach Bekker Ach. 1150 = 11 G2,
Wo. 563 = 595, We. 1060 = 1091, Vö. 737 = 769, 1058
= 1088 die Gliederung nach Hemichorien für die Parabase
hinlänglich bezeugt ist.
Als Parabasen , vollständige und unvollständige , sondern
wir folgende Chorlieder aus: eine Zusammenstellung, die
wir machen theils um uns mit Agthe, dui'ch den hier eine
grosse Verwirrung angestiftet worden ist, aus einander zu
setzen, theils um daraus die in einzelnen Parabasen fehlen-
den Theile erkennen zu lassen.
I. Acharner.
1. 626 — 718: erste Parabase.
626 — 627 Kommation, 628—658 Parabase, 659 — 664
Pnigos, 665—675 Strophe, 676 — 691 Epirrhema, 692 —
701 Antistrophe, 702—718 Antepirrhema.
2. 1143—1173: zweite Parabase.
1143— 1149 Kommation, 1150—1161 Strophe, 1162—1173
Antistrophe.
II. Ritter.
1. 498 — 610: erste Parabase.
498 — 506 Kommation, 507—546 Parabase, 547—550
Pnigos, 551 — 564 Strophe, 565 — 580 Epirrhema, 581 —
594 Antistrophe, 595 — 610 Antepirrhema.
2. 1263 — 1315: zweite Parabase.
1263-1273 Strophe, 1274-1289 Epirrhema, 1290-
1299 Antistrophe, 1300 — 1315 Antepirrhema.
— 145 -
irr. Wolken.
1. 510 — 626: erste Parabase.
510 — 517 Kommation, 518—562 Parabase, 563—574
Strophe, 575 — 594 Epirrhema, 595 — 606 Antistrophe,
607 — 'o2(j Antepirrhema.
2. 1114 — 1130: zweite Parabase.
1114 Kommation, 1115 — 1130 Epirrhema.
IV. Wespen.
1. 1009—1121: erste Parabase.
1009—1014 Kommation, 1015 — 1050 Parabase, 1051 —
1059 Pnigos, 1060—1070 Strophe, 1071 — 1090 Epir-
rhema, 1091 — 1 100 Antistrophe, 1101—1121 Antepirrhema.
2. 1265 — 1291: zweite Parabase.
1265— 1274 Strophe, 1275— 1283 Epirrhema, 1284-1291
Antepirrhema.
V. Frieden.
1. 729 — 817: erste Parabase.
729 — 733 Kommation, 734 — 764 Parabase, 765 — 774
Pnigos, 775—796 Strophe, 797—817 Antistrophe.
2. 1127—1190: zweite Parabase.
1127 -1139 Strophe, 1140 — 1158 Epirrhema, 1159—1171
Antistrophe, 1172 — 1190 Antepirrhema.
VI. Vögel.
1. 676 — 800: erste Parabase.
676—684 Kommation, 685 — 722 Parabase, 723—736
Pnigos, 737— 752 Strophe, 753 — 768 Epirrhema, 769—
784 Antistrophe, 785 — 800 Antepirrhema.
2. 1058 — 1117: zweite Parabase.
1058 — 1070 Strophe, 1071 — 1087 Epirrhema, 1088-1100
Antistrophe, 1101 — 1117 Antepirrhema.
VII. Thesmophoriazusen.
785—845: Parabase.
785-813 Parabase, 814—829 Pnigos, 830—845 Epirrhema.
AsKOtJDT, (Jhorpart. b. Ariitoph. 10
— 146 —
VIII. Frösche.
675 — 737: Parabase.
675 — 685 Strophe, 686 — 705 Epirrhema, 706 — 716Anti-
strophe, 717 — 737 Antepirrhema.
Die Lysistrata, die Ekklesiazusen und der Plutos ermangeln
der Parabase. Zwar hat es Westphai S. 48 versucht Lys.
614 — 705 als Parabase zu erweisen; allein sein Versuch ist
so wenig gelungen, dass er nicht einmal für Muff, der sonst
Westphai auf Schritt und Tritt nachfolgt, beweisende Kraft
gehabt hat. Vgl. übrigens Hornung S. 25 f.
n.
Andere Chorika.
Abwechselndem Vortrage des Chors und Chorführers
begegnen wir ferner in einer Reihe von Chorliedem, deren
gemeinsamer Charakter darin besteht, dass in ihnen gewisse
Tanz - oder Gesangaufführungen zu einem bestimmten Zweck
vor sich gehen. Hierhin gehört der mystische Festzug in
den Fröschen, die Hochzeitsaufzüge in der Exodos des
Friedens und der Vögel, die Hyporchemen in den Thes-
mophoriazusen 953 ff. sowie am Schluss der Wespen und
Ekklesiazusen. Bei allen den genannten Chorika übernahm
der Koryphaeos die an den Chor gerichteten Befehle, die
Anordnung und Wahl der Tänze und Gesangsweisen, ausser-
dem den Dialog mit der Scene, wogegen dem Chor in seinen
zwei Hälften die Ausführung der Strophen oder des Refrains
zufiel. Um diese mit den bisherigen Resultaten in voll-
kommenem Einklang stehende Vortragsweise als die vom
Dichter beabsichtigte nachzuweisen, nehmen wir unsern Aus-
lauf von dem umfangreichsten jener Gesänge.
Die Parodos in den Fröschen stellt ein Bild der
— 147 —
Mysten dar, die sich auf dem ^Vege nach Eleusis befinden
und Jakchos, Persephoue, Demeter in Liedern anrufen und
feiern. Welcherlei Personen diesen Festzug des Chors bildeten,
lässt sich aus den drei Strophen 397 — 402 = 403 — 408 =
409 — 414 entnehmen. Hier werden folgende Worte des
Dichters gelesen:
"lax^s JioXvrLfit]T6 , ^slog sOQzrjg
tJölötov avQcov , öevQO övvaxoXovd'ei,
TtQog r^v d'Eov xal öst^ov cog
avsv növov TtoXXijv odov nsgaCvecg.
"luxxs cpiXoxoQevzd, öv^JCQOTte^JiE ^s.
6v yocQ xatsöx^doj fiev stcI yilart,
xccTt' evreXeCa zöv xa GavöukCöxov
xal TÖ Qccxog, xd^evQsg äöz'
d^tj^LOvg nait,Bi,v zs xal %oqevslv.
"lux^e q)LkoxoQSvzü, ovintQÖjce^jis fie.
xal yaQ 7iaQaß2.6il<ag zt ^siQaxiaxijg
vvv örj xazetöov, xal ^uocA' evTtQoGäTioVy
Gv^TiaLözQCag, %lz(ovlov
TcagaQQaysvzog zlz^Cov nQoxvpav.
"laxxs cpiXoxoQSvzd , GvintQÖns^ici ^s.
Diese Strophen waren meiner Ueberzeugung nach unter die
verschiedenen ßestandtheile des Chors so vertheilt, dass
die erste Strophe von Greisen, die zweite von Weibern,
die dritte von Jünglingen gesungen wurde. Denn es ist
unzweifelhaft Sache der Greise den Jakchos herbeizurufen,
damit er ihnen zeige, wie man den weiten Weg ohne Mühe
machen könne (det^oi' cog dvsv tcövov TioXXrjv oÖov nsgaCveig
vgl. Eurip. liakch. 193 f.); dagegen schickt es sich allein
für Jünglinge, clie Schönheit der Miidclien zu preisen; und
endlich ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass die
Mädchen selbst, welche, wie aus Vs. 409 (nagaßkerpag)
hervorgeht, an der Seite der Jünglinge einherschritten,
die mittlere Strophe übernulnnen, was Fritzsche in seiner
— 148 —
Ausg. S. 195 f. mit füi- mich überzeugenden Beweisen dar-
gethan hat.
Unter solchen Umständen erscheint es wunderbar, dass
sowohl Beer S. 82 über den hier offenbar dreifach getheilten
Chor sich nur zweifelnd und vermuthungsweise ausgelassen,
als auch Fritzsche sogar nach Beer nur die Weiber in der
zweiten Strophe anerkannt hat. Im übrigen sagt keiner
von beiden über die Aufstellung oder über die Anzahl der
Choreuten etwas, sondern es genügt ihnen zu versichern,
dass in unserer Komödie ausser dem gewöhnlichen Chor
ein überzähliger bemerkbar sei, welcher aus jenen Weibern
bestanden habe. Und diese Annahme Beers oder vielmehr
Fritzsches {De choro Aristophanis mystico S. 9) von einem
extraordinären Weiberchor findet man bei Kock Ausg. S.
36 und zu Vs. 316, Enger Fleckeis. Jahrbb. Bd. 77 S. 310,
Bernhardy Griech. Litt. II S. 581, Agthe a. O. S. 156 f.,
Mufit" S. 165 ff. überhaupt bei allen Gelehrten, welche hier-
über gehandelt haben, wiederholt und gebilligt. Ob man
daran recht thut, werden wir alsbald erkennen, wenn wir
die bis jetzt vernachlässigte Frage der Chorstellung, welche
bei jeder Untersuchung über Chorika von höchster W^ichtig-
keit ist, zu beantworten versucht haben. Denn treffend be-
merkt G. Hermann Elem. D. M. S. 726, indem er uns den
Weg weist, den wir bei Lösung einer solchen Aufgabe ein-
zuschlagen haben: „Quemadmodum si staliones explicatioiies-
que quoque in loco cognitas haberemus, de carmine chorico
eiusque pai^tihus hidicare possemus, ita vicissi?n ex carmine de
slaüone chori coniectura fieri potest."
Männer und Weiber haben wir also in der Schaar der
Choreuten gefunden und unterschieden. Und diese Annahme
wird durch Herakles Worte bestätigt, wo derselbe dem
Dionysos die Festfeier der Geweihten beschreibt Vs. 154 ff.
ivrsvd'sv avXcov rtg öe jcsqülölv tcvotj,
o^si TS (pc5g xcc^Xlötov , äöTCSQ tv&äds,
ical fivQQLvdivag , xal ■d'taöoi'g svöaifiovag
dvÖQäv yvvaijcävf xal xqötov %aLQdv noXvv.
— 149 —
Die Männer zerfallen in ältere und jüngere. Dass aber
auch die Weiber aus zwei Theilen wie die Männer,
aus Frauen und Mädchen bestehen , das ersehen wir
aus 444
syd de 6vv raZciv xÖQacg siut, xcd yvvai%Cv.
Dieser ganze Chor ist von Vs. 397 ab bis Vs. 414 in drei
Theile gespalten. Es standen nun die Weiber in der Mitte
zwischen den Greisen und Jünglingen, was daraus erhellt,
dass sie die mittlere Strophe vortragen. Von ihnen haben
die Mädchen ihren Platz an der Seite der Jünglinge. Denn
die letzteren sagen Vs. 409 ff.
xat yäg nagaßki^ag xl ^EiQaxtöxrjg
vvv 8ri xarsidov, xal /u-aA' evTigoGcoTtov ,
öv^Ttaiörgiag xrX.
Demnach müssen die Frauen ihrerseits neben den Greisen,
oder vielleicht richtiger gesagt, neben den Männern gestanden
haben. Wir haben also folgende Anordnung der Choreuten.
Greise
Weiber
I
Frauen Mädchen
Jünglinge
In den Chorliedern, welche .397 vorangehen, findet nun
aber eine Theilung des Chors nicht in drei Theile, wie es
nach diesem Verse der Fall ist, sondern in zwei statt,
falls in den sich hier bietenden Strophen und Antistrophen
überhaupt eine Chortheilung geboten erscheint, auf welche
allerdings sowohl die handschriftliche Ueberlieferung, die
bei 372 und 384 ganz richtig Hemichorien bezeichnet, als
auch das Zeugniss Aristarchs zu Vs. 354 und 372, als auch
die Analogie der dreifachen Strophe 397 — 414 führt. Wenn
wir jene antistrophischen Gesänge aufmerksam durchlesen,
kann uns die Verschiedenheit in der Färbung und dem
Charakter der ausgesprochenen Gefühle und Gedanken,
welche hier hervortritt, nicht entgehen. Die Strophen sind
— löO —
munter und heiter, in ihnen wird nichts als Tanz, Spiel
und Scherz erwähnt; ruhiger und ernster sind die Anti-
strophen gehalten, in denen auch wichtigere Dinge Be-
sprechung finden. Die erste Strophe 324 — 336 ruft Jak chos
herbei zum frohen, ausgelassenen Tanz {^gaöst d' iyyiara-
^QO'vcov noöl xäv aKÖkaörov (pikonaCyn-ova rc^ccv). Bei weitem
gemässigter ist die Anrufung des Gottes in der Antistrophe
340 — 353: selbst Greise, meint der Halbchor, legen Alter
und Sorgen bei der heiligen Feier ab (yovv ndXXExai yEQOv-
xav ccTioGEiovxai Öe 'XvTtag iQOvCovg t' ixav naXuiäv f.vi-
avxovg , iSQccg tmo xifiäg vgl. Eurip. Bakch. 18S f.). Dagegen
in der zweiten Strophe 372 — 376 athraet wiederum alles
Fröhlichkeit {iyxQovav kuti lg Koi-nrav xal ncdt^cov xal X^^'^'
ätav). Aber die Antistrophe 377 — 381 betet für das Wohl
des Vaterlandes (xrjv %c6qccv 6c6t,eiv ig rag agag) und gedenkt
der Staatsangelegenheiten (^&coQvxicov). In der di'itten Strophe
384 — 388 bittet der Chor Demeter um einen allzeit frohen
und sicheren Tanz (;u,' d6q)akc5g navrj^SQOv icaiöai xa •na]
%0QSv6tti). Die Antistrophe 389 — 393 hinwider erinnert
daran über dem Scherz nicht den Ernst gänzlich zu ver-
gessen {nokkd ^av yskouc ^i' ainaiv, TCokXd da Gitovdata)
und des im Gesänge zu erlangenden Siegespreises eingedenk
zu sein [vix^öavxa xcaviovöd-at). Hieraus ergibt sich nicht
nur, wie sehr eine Spaltung in Halbchöre sich hier empfiehlt,
sondern auch die Art der Vertheilung selber liegt auf der
Hand. Denn wem anders als der jugendlichen Hälfte, den
Jünglingen und Mädchen, werden wir die Stropiicn zu-
weisen? Und andrerseits können die Antistrophen Niemandem
passender als den Greisen und Frauen überlassen werden.
Es war also das Theilungsprincip in dem Stück 324 — 396
ein anderes als in 397 — 414. Hier wird der Unterschied
sowohl des Alters als auch des Geschlechts, dort nur der
des Alters zur Vertheilung der Chorstücke unter die Cho-
reuten angewendet. Der Chor aber rauss danach nothwen-
digor Weise die folgende Aufstellung und Personenver-
theilung gehabt haben.
151
4- +
+
4-
+ 4-
+ +
+
+
+ +
+ 4-
4-
+
+ +
+ +
+
+
+ +
*■ V '
^^-V-^-'
KVÖQSg
yvvcdxeg
XÖQCiL
VSaVLöXOL
TiQSGßvreQoc vscotsqol
So konnte er sich in gleiche Theile, zuerst in zwei, darauf
in drei gliedern. Die noch übrigen Chorkommata 354 — 371,
382-383, 394-396, 440 — 443 sind, wie allgemein zu-
gegeben wird, vom Chorführer vorgetragen worden. Das
zeigen aufs schlagendste die Befehle, welche in jenen Versen
dem Chore ertlioilt werden-, vgl. 370 vfisig d' ccveysiQers
^olnrjv, 383 xakadsLTS, 395 Trccgccxa^elts, 440 ;i;a3p£tTf. Die
Handschriften haben meistens ihr HM IX. vorgesetzt, doch
X
bietet Rav. vor 382 jjjtt ?}" iSQSvg und Paris. A vor dem-
selben Verse und vor 444 Cegevg, welches Personenzeichen
Fritzsche in den Text aufgenommen hat. Und es stellt der
Chorführer in unserer Parodor, den Hierophanten und Da-
duchen wenigstens dar, wie auch der SchoHast zu 369 an-
merkt: TOVTOLÖLV ccTcavöä: TcaQcc XYiv xov t£QO(pdvrov xal
öccöovxov 7tQÖQQr]6iv xriv iv rij tzocxlIi] Gtoä. Die Ver-
theilung der bisher behandelten Lieder der Parodos war
nach obigem diese.
IIMIXOFIÜN «' {vBmTiQOi)
"Iaxx\ w 'luxis. Vs. 316
Il.MIXOPION (3' {itQSG^VTSQOl)
"laxx, a "Iccxxs.
HMIXÜPION «' (viwzsQOi)
"Iaxx\ CO TTolvtL^ijTOLg edgaig iv&döe vaCav ^ azg. a
"laxx\ 03 "laxx^,
sl&£ ToV(5' «7^« Xst^ojva xxX.
HMIXOPION ß' {nqfaßvxfQOi)
syeiQ' cj , (pkoyeag Xa^TtdÖag iv x^Q^^ nvziotg. «'
xiväööov,
"lcixx\ (o "Icixxi^
vvxxBQOV reXexrjg (pco6q>6Qog xxX.
— 152 —
KOPT^AIOS.
£vq)r}[i£iv XQV itd^cGrccöd^aL totg rJiisrsQoiai x<>Q0t6i,v
oGtig uTCsiQog roicävds Xoyav xrX.
HMIXOPION a (vsäzeQOi)
X(6qsi VW Tcäg dvögeCag erg. ß'
sig Tovg £vav&£tg xoXnovg xtX.
HMIXOPION ß' {iiQScßvTSgoi)
aAA' sfißa xcanag dgeig dvziaxQ. ß'
XY^V SäteLQKV ütX.
KOPT<I>AIOS.
'dys VW itigav v^vav idiav Trjv XKQTto^oQOV ßaöCkaiav,
^ijfiTjtQa &£äv, inixoö^ovvTsg ^«^«'otg ^oXnatg xekcc-
dstrs.
HMIXOPION a {vscitSQOi)
^TJfitjreQ, dyvcöv ogyCcov otq. y
ävaööu, öv^TcaQccötdtsi, xzX.
HMIXOPION ß' {itQEaßvzsQOi)
Xttl TioXXd fihv yiXoid ft' si- üvtiatQ. ■/
jistv, noXXd öe GTtovdaicc xxX.
K0PT^AI02.
ay Eia
VW xal rov (oqklov d^söv TtuQaxaXstrs devQO
codatöi, rov i,wä^jiOQov r^öde tj^S x^Q^^'^'S-
ZXrON a'ß'iavÖQEg)
"Iaxx£ TCoXvxifirjTE , fiiXog eoQxrjg azg. a'
rjdiGxov £VQ(6v xxX.
ZXrON y'd' (ywaixfs xat ^ogai,)
öv yaQ xaxeGxtdc!) ^iv inl ysXaxL azg. ß'
xdii evxaXBiu xxX.
ZTrON B<s' (vECiviaKOi)
xal yaQ naQaßXsxjjag xt ^siQaxCöxrjg azg. y
vvv dt} xaxsidov xxX.
Ganz anders urtheilt Fritzsche Ausg. S. 187, welchem
Muff sich anschliesst. Er gibt, ohne etwas von der Ver-
schiedenheit des Inhalts in den Strophen zu fühlen, alle
— 153 -
Antistrophen an die Weiber. Dabei ist er wegen 392 naC-
öavta xai 6KQ3xl.'avxa ^ vixTJaavza genöthigt gegen Hermanns
Vorschrift zu Viger. S. 715 und zu Eurip. Hei. Vs. 1649
zu behaupten, dass der Weiberchor, indem er von sich
spricht, das genus tnascuHnum im Singularis gebrauchen
könne. Allein jene Regel Hermanns hat so viel innere
Wahrscheinlichkeit in sich, dass Fritzsche sie nicht über-
treten durfte.
Wir sind nunmehr so weit vorgeschritten , dass wir der
Behauptung entgegentreten können, nach welcher die Weiber
die gewohnte Choreutenzahl überschritten haben sollen. Be-
trachten wir zuvörderst die Gründe, auf welche diese An-
sicht sich stützt, so ist es völlig unstichhaltig, wenn Fritzsche
erklärt, die Weiber hätten bei dem Wettstreit der tragischen
Dichter nicht zugegen sein dürfen. Der mystische Chor
erscheint, wie er selbst zu wiederholten Malen Vs. 351,
373, 400, 440, 448 sagt, um zur Nachtfeier der Göttinnen
fortzuziehen. Aber gleichsam im Staunen über die Vor-
gänge auf der Bühne vergisst er jene seine eigentliche Ab-
sicht und mischt seine Gesänge unter die Worte der Schau-
spieler. Was indessen die Mysten mit den Bühnenpersonen,
namentlich mit Aeschylos und Euripides zu schaffen haben,
dürfte kaum irgend Jemand ausfindig machen und beweisen
können. Denmach hätte Fritzsche mit demselben Recht die
Anwesenheit nicht nur des weiblichen, sondern überhaupt
des ganzen Mystenchors während jenes Streites für unschick-
lich ausgeben können. Doch dürfen wir andrerseits auch
nicht auf diejenigen hören, welche wie z. B. Agthe S. 157
versichern, dass die Mysten im Verlauf des Stücks ganz
aufhörten Mysten zu sein. Eine solche Annahme wider-
legen Aristophanes Worte im Ausgang der Komödie 1525
(paCvsts xoCvvv v^atg xovx(p Xa^TtKÖag tsQdg, wozu der
Scholiast die ganz richtige Bemerkung macht cpatvexe: TiQog
Tov xoQOV. dvxl xov dvccTtxfxs, a ^vöxul. Wie soll nun
der Chor seine mystische Eigenschaft ablegen, wenn er
seine äussere Kleidung und Ausstattung nicht ändert? Denn^
— 154 —
um es zu wiederholen, der Dichter denkt gar nicht an eine
innerliche Verknüpfung der Mysten mit der Fabel seines
Stücks.
Ein zweiter Grund, der für die Annahme des Weiber-
parachoregems geltend gemacht wird, besteht darin, dass
die meisten Herausgeber nach Brunck Vs. 444 f.
iycj de 6vv ralGiv aögaig ei^i xal ywai^tv,
ov 7iavvvxLt,ov6iv dsa , (psyyog isqov oiöav
dem Chor d. h, dem Führer des Chors anweisen, der, wie
wir gesehen haben, die Function des Hierophanten und
Daduchen versieht. Nach diesen Worten soll also der
Prieeter der Ansicht Fritzsches, Beers und der andern zu-
folge mit den Jungfrauen und Frauen die Orchestra ver-
lassen haben. Dindorf allein war es, welcher einsah, dass
den eben angeführten Worten der Name des Dionysos, wie
es vor Brunck geschah, vorzusetzen sei. An der Richtig-
keit dieser Personenbezeichnung wird man nicht zweifeln,
wenn man vergleicht, was Dionysos kurz vorher spricht
414 f.')
iya ö' KsC Trog cpiXa'nöXovd'og ei^t y.al ftfr' avrrjs
jiai^cov ;^op«v«v ßovXofiai.
Diese Aussprüche schicken sich trefflich für den heiteren
Gott; daps aber der Priester der Mysten die Mysten nicht
im Stiche lassen werde, liegt so auf der Hand, dass es
Lächerlich wäre, wenn er noch besonders eine darauf be-
zügliche Versicherung abgäbe. Und wenn wir hier den
Chorführer abgehen lassen, soll dann im übrigen Theile der
Komödie der Chor ohne Führer geblieben sein? Dieser
Verlegenheit haben sich Fritzsche, Kock zu Vs. 354 und
und 394 u. a. durch die Annahme zweier Chorführer zu
entziehen gesucht, eines für den legitimen und eines für
den extraordinären Chor; diesen nennen sie den Daduchen,
den Priester des Jakchos, jenen Hierophanten, den Priester
1) Auch diese Verse hat Fritzsche nach Vermuthung dem Priester
gegeben, aber ohne beistimmende Nachfolge.
— 155 —
der Demeter. Allein das sind reine Erfindungen der Inter-
preten, von denen Aristophanes nichts weiss, mit deren
Widerlegung ich daher keinen Gnmd habe mich aufzu-
halten. Denn um es offen auszusprechen, was aus der von
uns gefundenen Aufstellung und. Vertheilung der Choreuten
mit Nothwendigkeit folgt: es ist in den Fröschen nur ein
Chor vorhanden, und zwar der reguläre von 24 Personen,
und demgomäss auch nur ein Chorführer, den man Hiero-
phant oder Daduchos benennen mag.
Doch man wird gegen mich einwenden: wie ist es mög-
lich zu leugnen , dass die Weiber sich aus der Orchestra
entfernt haben, da der Chor selbst an mehr als an einer
Stelle erklärt, sich zu den eleusinischen Gefilden begeben
zu wollen? In der That lexigno ich diesen Abgang ganz
und gar, und aus den triftigsten Gründen. Denn ich weiss,
dass auch der Wespenchor mit der Versicherung Vs. 240 ff.
einzieht, er befinde sich auf dem Wege um über Laches
noch in der Frühe Gericht zu halten; imd nichtsdestoweniger
verlässt er nicht seine Stelle, sondern verweilt den ganzen
Tag hindurch und länger vor dem Hause Philokieons. In
gleicher Weise wird der Chor der Vögel 448 ff. nach Hause
entlassen (ßcTtüvca TtäXiv oi'xaös) — und entfernt sich trotz-
dem nicht. Ebenso wird im Frieden der Chor der Land-
leute 5,50 ff. aufs Land zurückgeschickt {ccjuivai flg dygov)
und gerirt sich gleich darauf wie ein abziehender — allein
er führt sein Vorhaben nicht aus und bleibt bis zum Ende
des Stücks in der Orchestra. Was die letzte Stelle des
Friedens anlangt, so glaubt Enger diesen scheinbaren Ab-
zug des Chors am besten folgendermassen zu erklären Rhein.
Mus. N. F. Bd. IX S. 573: „Der Chor befindet sich auf der
Scene, wo er nicht singen und tanzen kann, er muss also
auf die Orchestra zurück. Dieses Abgehen wird durch jene
Aufforderung motivirt: der Chor zieht auf die Orchestra,
bleibt aber dort um ein Dankgebet zti singen und wird
dann tmvermerkt wierler in die Handlung hineingezogen;''
vgl. Fleckeis. Jahrbb. Bd. 70 S. 409 und Bd. 77 S. 310,
— 156 —
Allein aus den übrigen von mir angezogenen Stellen geht
hervor, dass es einer solchen Annahme keineswegs bedarf;
wenigstens kann in den Wespen an den behaupteten Marsch
von der Orchestra auf die Bühne und dann wieder in die
Orchestra zurück, der schon an und für sich seine Bedenken
hat und für die erhaltenen Stücke des Komikers durchaus
bestritten werden muss, in keiner Weise gedacht werden.
Einen anderen Erklärungsversuch haben Richter zum Frieden
560 und Kock zu den Vögeln 448 beigebracht, nämlich die
Annahme eines Parachoregems und den Abzug desselben
aus der Orchestra. Sie nehmen also an, dass mehr als 24
Landleute und mehr als 24 Vögel bis zu jenen Versen in
der Orchestra gestanden hätten. Es werden nun aber von
Trygaeos alle Landleute entlassen (dlXä näg X'^Q^'' ^Q^S
sgyov sig ccyQov Ttaicovtoag 555) und ebenso vom Epops alle
Vogelhopliten (denn Epops nimmt keinen aus Vs. 448 rovg
OTtXirag) : dagegen entfernt sich nach Kock und Richter nur
ein Theil und zwar der kleinere Theil sowohl der
Vögel als der Landleute. Man erreicht also durch diese
Art der Interpretation nichts, sondern schafft sich nur
Schwierigkeiten, wo keine waren. Ueberdies bleibt noch
immer der Fall in den Wespen übrig, zu dessen Erklärung
es Niemand in den Sinn kommen dürfte einen überschüssigen
Chor von Richterwespen zu Hülfe zu nehmen. Es bleibt
hiernach bei unserer Behauptung: an jenen vier Stellen der
Frösche, Wespen, Vögel und des Friedens benehmen sich
die Choreuten wie abgehende und gehen dennoch nicht von
ihrem Standorte weg. Und dies Beispiel ist eines der vielen,
die uns lehren können, dass es etwas anderes ist Ge-
schichtsschreiber, etwas anderes Dichter zu erklären, vor
allem Dichter der alten Komödie, in welcher bald vieles
geschieht, was man am wenigsten erwartet, bald vieles
unterbleibt , was man im gewöhnlichen Leben erwarten
würde.
Ich komme zu Fritzsches letztem Beweisgrunde für
den überzähligen Weiberchor, von dem es wenigstens
— 157 —
scheinen könnte, dass er dem Dichter selbst entnommen
sei. Vs. 598 redet Xanthias den Chor also an:
ov icaxäg, covÖQfs^ Ttagacvstre.
Hierauf habe ich zu bemerken, dass einmal der Chor
nach meiner Darstellung wirklich zum grösseren Tlieile aus
Männern besteht. Denn ihre Zahl ist noch einmal so gross
als die der Weiber. ') Ausserdem gibt es bekanntlich eine
nicht geringe Stellenanzahl, wo ccvrJQ in allgemeinerem Sinne
gebraucht wird, ohne dass die Bezeichnung des männlichen
Geschlechts betont ist. Um ein Beispiel aus unserem Stück
anzuführen, so sagt Dionysos Vs. 1125: ays Öi] Ciäna Jiäg
dvrJQ. ^fy\ AiGxvXs. Dieses nag dviJQ wird Niemand mit
omnes viri übersetzen wollen, sondern omnes oder iinusquis-
que. In derselben allgemeinen Bedeutung wendet hier
Xanthias ävögeg an. Daher hat Meier im Index schol.
Halens. aesL 1851 S. IV (Op. S. 24) vollkommen Recht,
wenn er behauptet: „Nihil habet o/fensionis sie (sc. avÖQBg)
coelus alloqui, quibus praeter viros etiam feminae iiitersint."
Wir haben die völlige Grundlosigkeit der Beweise,
welche man für ein Parachoregema der Weiber geliefert
1) Wir sind hiermit nur zum Theil dem Scliolioii zu deu Rittern
Vs. 589 gerecht geworden: sl (isv t| dvSgcSv si'r] xat yvvaiyiwv 6 xoQOg,
iitXsovtHtEL xb xäv dvdgwv (ligog xai r]ac(v ly' , al ob yvvaty.sg la.
Dass in diesen Worten die überlieferten Zahlen ly' und lu entweder
verdorben oder bei der ganz allgemein gehaltenen Ausdrucksweise des
Scholiasten, der das bezeichnete ZahlenverhUltniss auf alle aus Män-
nern und Frauen zusammengesetzten Chöre ausdehnt, entschieden un-
richtig sind, unterliegt keinem Zweifel. Denn 13 Choreuten in männ-
licher und 11 in weiblicher Trncht konnten unter die Glieder des Chors
nur so vertheilt werden, dass in einer und derselben Reihe 3 oder 5
Weiber und 1 Mann zu stehen kamen, eine Anordnung, welche für das
Gleichmass im attischen Theaterwesen unerträglich ist. Und die künst-
liche Erklärung bei Schneider Att. Theaterw. ö. 198 oder bei C. Kock
De parabasi S. 7 hilft uns über diese Schwierigkeit nicht hinweg. Viel-
leicht haben wir durch unseren Mystenchor die richtigen Zahlen er-
langt, wenn wir statt IF : 11^ und statt lA : H einsetzen. Doch glauben
wir der Wahrheit näher zu kommen, wenn wir die Notiz des Scholiasten
durch einen speciellen Fall, in welchem die angegebenen Zahlen zu-
trafen, veranlasst und dann ungebührlich verallgemeinert erklären, was
flieh ja die alten Interpreten so oft haben zu Schulden kommen lassen.
— 158 —
hat, erkannt. Ausserdem spricht die erwiesene Stellung der
Weiber in der Mitte des Chors und ihre grosse Theilnahuie
an den vorgetragenen Gesängen gegen diese Annahme. —
Etwas anders als gewöhnlich geschieht, urtheilte G. Her-
mann hierüber Wien. Jahrbb. Bd. 110 S. 66. Er leugnet,
dass die Weiber die gewöhnliche Choreutenzahl überschritten,
glaubt indes, dass sie die Orchestra verlassen hätten und
darauf in Männer umgekleidet dorthin zurückgekehrt wären.
Allein einmal habe ich gezeigt, dass die Weiber in der
Orchestra blieben, sodann lässt sich für eine Rückkehr von
Männern in dieselbe aus den Worten des Dichters nicht
die leiseste Andeutung herauslesen. Vielmehr war der
Mystenchor, der in sich beide Geschlechter und die ver-
schiedensten Altersstufen vereinigte, bis zum Ende der Ko-
mödie unverändert derselbe.
Die Verspottungen übel berufener Bürger, welche von
Vs. 416 folgen, werden mit Unrecht allgemein dem voll-
stimmigen Chore zugetheilt. Dies zeigt gleich der Anfang
des Gesanges. Denn es ist undenkbar, dass der Gesammt-
chor sich selber also angeredet habe:
öxcjxpa^isv ^AqibÖ t]^ov ;
Oder sollen wir etwa glauben, dass alle Choreuten, zusammen
sprechend, sich aufgefordert haben alle zusammen zu sprechen?
Es ist von Welcker Uebers. der Frösche S. 137, G. Hei*-
mann Op. VII S. 220, C. O. Müller Rhein. Mus. Bd. V S.
345, Fritzsche De choro Aristoph. fni/sL S. 87 f. und Ausg.
S. 197 u. a. erkannt worden, dass dieses Lied die ystpvQtö^ot
1) Verkehrt ist es, wenn E. v. Leutsch im Philol. Supplementbd. I
S. 139 glaubt, diese Worte würden vom Chor an Dionysos und Xanthias
gerichtet. Denn der Chor sieht sie noch gar nicht, wie ans 431 ff.
hervorgeht, mit welchen Versen Dionysos den Chor erst anredet und
sich ihm bemerklich macht. Vs. 414 f. aber sprechen Dionysos und
Xanthias nicht zum Cliore gewandt, wie v. Leutsch behauptet, sondern
für sich, beiseit. Vgl. 337 ff. und 315. — Uebrigens h;ibe ich die
Meinung Kocks zu Vs. 414 und die Vertheilung des Liedes 416 — 436
bei Fritzsche und Enger a. O. S. 311 nicht aus Unkenutniss übergangen.
— 159 —
der nach Eleusis pilgernden und zugleich die ersten An-
fänge der Komödie darstelle. Damit steht es im besten
Einklänge , wenn wir den Chorführer hier die Rolle des
i^ccQxcov übernehmen lassen. Er bringt in je drei Versen
die zu verspottenden Bürger in Vorschlag und fängt selbst
an sie zu verspotten, der Chor nimmt in ebensoviel Versen
die Worte und Gedanken desselben auf und führt sie zu Ende.
Hiernach ordne ich das Chorikon in folgender Weise an.
KOPT*AIO£.
ßov^sö^s drjra xoivfj 416
6X(6ip(oiiev '^Qxsörjfiov,
og STcrätyjg av ovx ifpvöa (pQdxoQag-,
X0P01\
vvvl da ÖTjfiayojyst
SV zotg avco vsxqolöi, 420
xäarlv xa ngära rrjg ixsl ^ox^rigCag.
KOPT^AIOZ.
XOV KX£L<id-SV)j d' dxOVG)
iv xalg xacpatoc tiqcoxxov
xCXksLv tavxov xal öicaQäxxstv xäg yvä&ovg.
X0P02.
xdxoTCxsx' ayx£xv(pc6g, 425
xccxkas , xuxaxQdyti
Uaßvvov, oöxtg aöxlv dvacpXvöxiog.
KOPT*AIO£.
xal KakkCav yä (paßt
XOVXOV XOV IjfTCoßiVOV
xvod'ov kaovxrjv vaviia%atv ävtj^i^ävov. 430
AI0NT20S.
i%ot,x^ UV ovv (pQccöat väv
nkovTcov' 0710V 'vd'dd^ oixat;
^iva yd(j iö^av d^xicog dq)iy^ava).
K0Pr<I>AI02.
^irjöav ^uxgdv ajiäk&rjg,
lirjö' uv&ig inavaQii fis, 435
dkk' ^ö•l^' in' uvxi^v xrjv d'VQav dcpiyfiavog.
— 160 —
Nur bei dieser unserer Anordnung wird erklärlich, wie es
kommt, dass während der Chor über Archedemos und
Kleisthenes in je sechs Versen spottet, er auf die Ver-
höhnung des Kallias nur drei Verse verwendet, eine Er-
scheinung, welche Meier so auffiel, dass sie ihn zu folgen-
der Bemerkung veranlasste a. O. S. XIV (Op. S. 41): ,,Cho?us
tres nunc cives vellical, priores quidem duos binis iambicis perio-
dis aequalibus, tertium una tantum periodo, nisi altera per
librariorum socordiam intercidiL" Nachdem nämlich
der Chorführer 430 zu singen aufhörte und für kurze
Zeit Stille eintrat, redet Dionysos den Chorführer an, be-
vor der Chor diesem antworten konnte. Dagegen konnte
Dionysos unmöglich den vollstimmigen Chorgesang unter-
brechen.
Am Ende der Parodos kehrt die Theilung des Chors
in die beiden Halbchöre seiner jüngeren und älteren Be-
standtheile wieder. Das beweist der Inhalt des letzten
Liedes. Denn die Strophe 448 — 453 fordert abermals die
Genossen zu Scherz und Spiel auf, wogegen die Antistrophe
454 — 459 erinnert, dass nur die geweihten und frommen
Menschen den Göttern angenehm seien. Diese trugen da-
nach die Männer und Frauen , jene die Jünglinge und
Mädchen vor.
Durch die vorstehende Untersuchung haben wir zu-
gleich für die eingangs dieses Abschnitts erwähnten, ebenso
oder ähnlich wie die behandelte Parodos angelegten Chor-
iieder das Mittel gewonnen, ihre scenische Darstellung zu
bestimmen. Denn die gleiche Anlage lässt bei demselben
Dichter unbedingt auch auf eine gleiche äussere Ausführung
schliessen. Genau dieselbe Chortheilung wie in den Fröschen
finden wir zunächst in dem Tanzliede der Thesmo-
phoriazusen 953 — 1000 wieder, dessen antistrophische
Gliederung von Enger trefflich hergestellt und zu Vs. 953
also angegeben ist: ,,l(a igitur staluendiim, lU post proodum
vs. 953 — 958 prima sequaiur slropha et antistropha vs. 959 —
9C5, aller am vero stropham et anlislropham Herum praecedat
— 161 —
proodus 966 — 968. Eodcm modo lertiam stropham et atiti-
stropham inde a vs. 990 praecedil proodus v$. 985, uhi eodem
modo novit incipU saltalio in' äkX' dvdözQsg)' svQvd^fia nodC.
Jtaque iit triu su/d in hoc cnrmine saltalionis gener a, ila (res
sirophae , tjnarum unamquamque praecedil proodus, qua ad
novufn se convertere saUalioiris yenus chorus inbetnrJ' Die
von Enger proodiscli gefassten Aufforderungen des Chors
zu den drei verschiedenen Tanzgattungen gehören dem
Chorführer zu , welcher hier den Tanz wie in den
Fröschen den Gesang ordnet; die Strophen selbst sang
der hier wie dort in Halbchöre sich scheidende Chor.
Danach übernimmt
KOPVO. 953—958. 966 — 968. 985 — 989.
HMIXOP. u 959 — 961. 969-976. 990 — 994.
HMIXOP. ß' 9&2 — 9Gb. 977 — 984. 995—1000.
In gleicher Weise unterscheiden Avir in dem hyporche-
matischen Exodikon der Wespen 1518 — 1537, welches
das in der Orchestra ausgeführte Ballet der drei Karkiniten
und Philokieons begleitet (s. Schönborn Die Skene der
Hellenen S. 327), mit Leichtigkeit die beiden Hemichorien
und den Koryphaeos. Denn die daktylo- trochäischen Stro-
phen 1518—1522=1523 — 1527 waren unter HMIXOP. a
uncl ß' vertheilt, während die stichisch gebrauchten Daktylo-
Trochäen unzweifelhaft Eigenthum des Chorführers sind, der
hier die in der Orchestra sich bewegenden Tänzer anredet
und ihnen einen Befehl zugehen lässt, sowie er kurz vorher
Vs. 1516 f. seine Choreuten anredete. Dass endlich das
Exodikon in den Ekklesiazusen ebenfalls vom Kory-
phaeos und dem mit Jubelrufen einfallenden, hier unge-
theilten Gesammtchor in Scene gesetzt Avurde, und wie hier
die Vertheilung war, das haben wir bereits in der vor-
letzten Abtheilung des ersten Capitels gesehen.
Es sind noch die beiden Hymenäen am Ende der
Vögel und des Friedens übrig, von denen ich den
ersten sogleich nach meiner Anordnung mittheilen kann.
Abjjoldt, C'horpart. b. Aristoph. 11
— 162
KOPT'tAIOS.
ävays, dtsxe, Ttägays , ndQE%E,
7CSQVJliTE6d^8
(iccxaga [läxagi 6vv xv^a.
CO rpEV (p£v vijg Sgag, xov xdV^ovg.
a (laxaQLGTOv <5v yd^ov t^ds Ttöksi yrj^ag.
^sydXuv ^sydXat xaxi%ov6i xvxai
yavog ogvi^av
did xovds xov avÖQ. aAA' viisvacotg
xul vv^icpidiotGi diiscd^^ adatg
avxov xai xrjv BaaCksLuv.
HMIXOPION a.
"Hga Tiox' 'Okv^TCia
xc5v T^Xißdxcov d^QÖvOJV
KQ^ovxa &£otg ^eyccv
MoLQUi ^vvsxoi^iCav
SV Toicjd' v^iEvaCci.
'Tfii^v c5^ 'T^Evai w.
HMIXOPION ß'.
6 d' d^(f)id^akrig"EQcog
XQVGOTtxsQog TivCag
EV&VVE TiaXLvxövovg ,
Zrjvög Ttdgoxog yd^cov
xijg r' svdatfiovog "Hgag.
'T^fjv CO, 'Tfiivai,' co.
nEIOETAIPOL.
ixdQ}]v v^votg, aya^ac 81 koycov.
äys VW avxov
xal xcig x^ovCag xk'^Gaxs ßgovxdg,
xdg xE jivQcodEig ^tög döxEQOJidg,
dsivov t' dgyijxcc xsQavvöv.
XOPOS.
CO ^iya XQ^^^^ov dcxEQonijg (pdog ,
CO ^Log a^ßgoxov iyxog
jiVQCpOQOV , CO j^ddr-tai ßagvaxEEg'
OflßQOCpÖQOi d^' ä^a ßQOVXCCL,
1720
1725
avar.
1730
arg. a
nSL
avTiatQ. a
1740
174r
ctg. ß'
1750
— 103 —
cclg 008 vvv x&öva öeut.
did 6s xa Ttdvra XQatrjcag ,
xccl 71CCQSÖQ0V BaöCXsiav ixn ^cog.
'Tui^v c3, 'T^ivai co.
nEI0ETAIPO2.
snsoQ^i: vvv yd^OLßLV, (6 1755
cpvXa nüvxa övvvo^cjv
71teqo(p6q\ STfC TS nidov ^LÖg
xcd ki%og ya^^liov.
OQS^ov , a ^laxcaga, (>j)v
XStQa, xccl TltSQCOV t/MCJV 1760
XaßovGa GvyxoQSvüov al'-
Qov de xovcpiä a' syai.
KOPT^AIOS.
dXuXaXaL, tr) Ilaioav ,
xr^skXa xaXXLvLxog^ a
8aL^6i>(oi> vTiBQxaxs. 1765
Die metrische Entsprechung der logaödischen Strophen
1731 — 1736=1737—1743 ist erst von W. Heibig Rhein.
Mus. N. F. Bd. XV S. 25G f. bemerkt worden , welchem ich
auch in Herstellung der Responsion zwischen den ana-
pästischen Systemen 1720 — 1730 und 1743 — 1747 durch
Auswerfung des tautologischen t^^QW (p^cctg neben ixdgijv
vfivoLg Vs. 1743 gefolgt bin. — Den Chorführer habe ich
im Schluss und Eingange der Partie thätig angenommen;
im Schluss, weil er eine Ansprache an Peithetaeros ist, im
Eingange, weil in demselben dem Chor ertheilte Befehle
die Anrede an eben jene Bühnenperson umschliessen. Die
Bedeutung der Commandowörter in Vs. 1720 ist von Kock
zu dieser Stelle entwickelt. Auch hat schon derselbe Ge-
lehrte in den Versen 1720 — 1730 richtig die Thätigkeit des
Chorführers anerkannt. Aber bei 1743 die überlieferte Per-
sonenbezeichnung TIEI. mit Bergk und Muff zu tilgen und
dafür KOP. einzusetzen, weil Peithetaeros im Sinnestaumel
befangen und mit seinen Gedanken auf nichts anderes als
11*
^ 164 —
auf die materiellen Freuden des Hochzeitsfestes gerichtet
sei, wie Muff S. 13 behauptet, hat gar keinen Sinn und
beruht auf einer Verkennung der griechischen Ethik. Eher
wäre Kocks Aenderung denkbar, der zufolge Peithetaeros
ixccQtjv — Xoycov spricht und bei uye vvv vom Chorführer ab-
gelöst wird, allein sie scheint nicht mit Nothwendigkeit
erfordert.
Etwas anders war offenbar die Vertheilung des zweiten
Hochzeitsgesanges unter den Koryphaeos und die Hemichorien
vom Dichter bei der Aufführung bezweckt. Denn hier
theilten diese sich nur in den Refrain 'T^^v, 'T^&vai' oi
und die Repetition tl dgaöo^ev uvrrjv sowie TQvytjöo^iav
avrijv, während jener sowohl den Dialog mit Trygaeos zu
führen hatte, als auch dem Chor Vs. 1339 f. einen Befehl
und dem Publikum eine scherzhafte Aufforderung Vs. 1355 f.
(vgl. Schol. Tifjog rovg ^saräg) zukommen lässt. Dem folgen-
den Text liegt die vorzügliche Restitution von Hermann
Schrader De exlremae Pacis Aiisloph. responsione Heliodoro
duce restituenda im Rhein. Mus. N. F. Bd. XXI S. 105 f.
zu Grunde.
TPTrAI02.
dEVQ\ CO yvvav, dg dygöv, exg. a
xäxag /u£t' e^ov xakr) 1330
xa^äg xatax£L6£L.
HMIXOPION a.
HMIXOPION ß'.
K0PT<I>AI02.
d TQiG^dxaQ, ag dixaC- uvriatQ. a
ag rdya&d vvv ^xsig^
HMIXOPION «'.
'T^rjvj 'T^ivat a.
HMIXOPION ß'.
'Tiirjv ,'T^ävaL' a. 1335
_ 165 -
TPXrAIOS.
ri ÖQKao^ev avtijv; arg. ß'
HMIXOPION a.
XL dgÜGoyiEv avxi^v\
TPTrAIOS.
TQvyrjöo^sv avtrjv. dwiazQ. ß'
HMIXOPION ß'.
TQvyijöo^sv aVTTJV.
KOPT^AIOS.
aAA' dgäpLavoi cpSQco- otq. a
(i£v OL ngoTEtayiLBVOi 1340
Tov vv^iptov, dvÖQsg.
HMIXOPION a.
'Tfirjv, 'T^iävai a.
HMIXOPION ß'.
'TfiTJv, 'T^ivai 0).
TPTrAIOS.
o£xrj0£ts yovv xakäg avtiarq. a
ov ngäy^cix ayovxeq^ dX- 1345
Aa (jvxo Xoyovvxsg.
HMIXOPION a.
HMIXOPION ß'.
'Tfirjv, 'T^svai cd.
K0PT*AI02.
TOt) ^£V fiaya xal na%v^ otq. a
xrig 8' ^dv xö övxnv. . 1350
HMIXOPION a.
HMIXOPION ß'.
'T^rjv, 'T(iEvai' cd.
TPTFAIOS.
(prjöeig y\ oxav sGd'tyg azQ. y'
olvöv x£ Tttrjg^Ttolvv.
- 166 —
HMIXOPION ä.
'T^rjvj 'Tfiivat* a.
HMIXOPION ß'.
KOPT^AIOS.
fi> %atQeT£ ^aiQtx\ av- uvtiotq. a 1355
nXaxovvTus sösö&s.
HMIXOPION a'.
'T^Tjv, 'Tiiivai CO.
HMIXOPION ß'.
'Tfirjv, Tfievai' c6.
Westphal fasst Proleg. zu Aesch. Trag. S. 20 ff. ohne allen
Grund und nur von seiner Phantasie geleitet , ähnlich wie
Richter zu Vs. 1340, die in diesem Verse genannten TiQors-
ray^svoL als vom Chor getrennte Personen, als jiQOTio^Ttoi
des Hochzeitszuges auf, während die Worte des Dichters,
(pBQoyiEv OL TtQOTETay^Evoc im Munde des Chors, es un-
zweifelhaft machen , dass sie im Chor inbegriffen waren und
einen Theil desselben ausmachten. Sie sind natürlich die
vorangehende Hälfte des Chors, zu welcher ja der Chor-
führer auch gehört.
m.
Parachoregemen und Paraskenien.
Was die Bedeutung und den Unterschied dieser zwei
viel besprochenen Theatereinrichtungen (Pollux IV> 1Ö9.
Scholion zu Fri. 114 und Frö. 209) betrifft, so bin ich durch
eine unabhängig geführte Untersuchung, welche hier ein-
zuschalten zu weit vom Wege abführen würde, genau zu
den Resultaten Sommerbrodts De Aeschyli rc sccnica I S. 22
und II S. 54 f. gelangt, auf dessen Darstellung ich den
Leser daher einfach verweise.
- 167 —
Dem zuletzt besprochenen Hymenäos steht der Ge-
sang der Frösche in der gleichnamigen Komödie Vs.
209 — 269 hinsichts der äusseren Einrichtung am nächsten,
da er mit jenem den Refrain gemeinschaftlich hat. Sehen
wir von dem repetirten ßQexsxaxhl xoa^ xod^ ab, so unter-
scheiden wir in der übrigbleibenden zusammenhängenden
Rede der Frösche zwei Bestandtheile: die Aufforderung
zum Gesänge 211 — 219 [q^iisy^cS^sd-a 213) und den Dialog
mit Dionysos. Diese beiden Bestandtheile können natürlich
nicht das gewünschte Lied bilden-, vielmehr ist dasselbe
eben jener Refrain ßQsxixexa^ xoä^ xoa^, und der Aus-
druck 213 e^dv doiöäv bezieht sich auf die vorangehenden
Verse 209. 210, welche gerade den so naturwahr nachge-
ahmten Froschton enthalten. Nach allem, was sich uns
bis jetzt als Gesetz der Vertheihmg bei Aristophanes er-
geben hat, darf nun aber weder die Unterhaltung mit der
Scene noch die Anrede an den Chor von diesem selbst in
seiner Gesammtheit übernommen werden, sondern das eine
wie das andere muss hier wie sonst überall durch den Chor-
führer geschehen sein. Und gerade in dem vorliegenden
Falle haben wir weiter nichts zu thun als zu eonstatiren,
dass die angedeutete Anordnung längst von G. Hermann
Elem. D. M. S. 742 ff. erkannt und nur, wie zu bedauern,
gänzlich unbeachtet und unbeherzigt gebliebeii ist. Hermann
schied hier vollkommen zutreffend die fortlaufende Rede
und den Refrain von einander und gab diesen dem Ge-
sammtchor, jene dem Koryphaeos. Nicht in gleicher Weise
kann ich Hermanns Versuch in unserm Chorikon anti stro-
phische Responsion einzuführen gutheissen, wie dasselbe
vor ihm Reisig Coniect. S. 194 ff. und nach ihm Fritzsche,
Rossbach Griech. Rhythm. S. 228 ff. und Enger Fleckeis.
Jahrbb. Bd. 77 S. 304 ff. unternommen haben. Denn da die
Choreuten gar nicht in der Orchestra sichtbar wurden, son-
dern hinter der Scene sangen (vgl. Schol. zu Vs. 209 und
257), so entbehrt die Entsprechung durch Strophe und
Antistrophe jeder scenischen Grundlage und jedes Zweckes
— ir,8 —
für die Augen der Zuschauer. So urtheilen mit Recht Beck
und Kock zu Vs. 209. Dagegen darf man es als eine glück-
liche Vermuthung Fritzsches zu 251 bezeichnen, dass vor
diesem Verse ebensowie vor 257, 262, 266 den Worten des
Dionysos ein ßQSxexsxh^ xoä^ %od^ hinzuzufügen sei.
In ähnlicher Weise ist zur Ausführung der meisten
übrigen bei Aristophanes sich findenden Parachoregemen oder
Paraskenien im wesentlichen nur ein Wortführer, d. h. der
Koryphaeos, nöthig.
Sehr widerstreitende Ansichten sind von den Gelehrten
über das Personal aufgestellt worden, durch welches das
Parachoregera im Frieden 114 — 149, die Töchterchen
des Trygaeos, dargestellt ward. C. O. Müller im Rhein.
Mus. Bd. V S. 343 und C. Fr. Hermann De distributione
personarutn inier histriones m trag. Graec. S. 39 waren der
Meinung, dass jene Mädchen von einigen Mitgliedern des
erst später auftretenden Chors, und zwar ohne sichtbar zu
werden, gespielt worden seien, Schneider Attisches Theaterw.
S. 138 sowie Lachmann Jahns Jahrbb. Bd. 31 S. 458 dachten
gleichfalls an die legitimen Choreuten, Hessen dieselben aber
in jener Scene auf der Bühne sichtbar werden. Beer end-
lich statuirt S- 44 f. einen kleinen Nebenchor von Kindern,
der hier die Töchter des Trygaeos, gegen Ende des Stücks
die Söhne des Lamachos und Klconymos vorgestellt habe.
Welcher von diesen Annahmen man nun a^ich beistimmen,
und wie gross man die Zahl der auftretenden Mädchen sich
auch denken mag, soviel geht aus den Worten des Dichters
klar hervor, dass an dem Gespräch mit Trygaeos nur eine
und dieselbe Person sich betheiligte und in ihm als Wort-
führer für die übrigen fungirte. Denn der Dialog, den wir
hier lesen, schreitet durchaus logisch fort und ist weder
durch Wiederholungen noch durch Gedankensprünge ge-
hemmt: jede neue Frage der Tochter fusst auf der letzten
Antwort des Vaters. Aus diesem Grunde ist es als ein
Irrthum anzusehen, wenn Richter Prolog, zum Fri. S. 41
(und Muff ihm folgend S. 111) annimmt, Vs. 114—118 hätten
— IßO —
alle Töchter zusammen, die folgenden 7 Kommata die
Töchter einzeln vorgetragen, und wenn er darauf die Be-
hauptung baut, die Töchter -wären 7 an der Zahl gewesen.
Das Parachoregem in der Lysistrata Vs. 1247 —
1322 wird von Beer S. 95 so beschrieben: „Dazu kommt
noch der Lakonerchor, welcher Vs. 1247 ff. unter Gesang
und Flötenbegleitung einen Nationaltanz aufführt. Der
Führer dieses Chores ist der Spartaner, der 1072 ff. mit
den Orchesten, welche später jenen Chor bilden, auftrat
und sich längere Zeit mit dem Chor, dem Athener und der
Lysistrata unterhielt — also ein ordentlicher Schauspieler;
der Chor der Athener Vs. 1279 ff. wird dagegen nicht
einen besonderen Nebenchor in Anspruch genommen haben,
sondern der gewöhnliche noch anwesende Chor der athenischen
Frauen und Greise wird denselben gesungen haben." ^luff
S. 117 ff. verwirft diese Darstellung Beers, soweit sie den
athenischen Chor anlangt, und beansprucht für ihn eben-
falls ein ausserordentliches Chorpersonal. Jedoch wendet
sich seine Polemik in Wahrheit nicht gegen Beer, sondern
gegen Ernst Droysen De Aristophanis re scaenica, Bonnae
1868 S. 61, der sich an Beer anlehnt — nur mit dem sehr
wesentlichen Unterschiede, dass er den Chor der Greise
1188 abtreten und 1279 als Athener wiedererscheinen lässt.
Und dass die specifisch Droysensche Annahme abzuweisen
sei, hierin stimme ich mit Muff durchaus überein, nur ist
damit nicht auch die Ansicht Beers widerlegt; vielmehr be-
darf sie nur einer an sich geringen, aber folgereichen Er-
weiterung, um völlig richtig zu sein. Die specielle Be-
zeichnung A&HNJIfiN, welche die Handschriften bei Vs.
1279 zu XOPOZ hinzufügen, ist irrig und nur dadurch ent-
standen, dass ein alter Grammatiker in seiner Ekdosis mittels
derselben den regulären Chor, welcher in der That aus
athenischen Männern imd Frauen besteht, bestimmter von
dem lakonischen Tänzerchor unterscheiden wollte. So fehlt
denn auch jedes Personenzeichen im Rav. Aug. und der
Junt. und ist zuerst von Brunck aus den Pariser Hand
— 170 —
Schriften eingeführt worden. Was wir 1279 — 1295 lesen,
sind also Worte des gewöhnlichen Chors. Und es hätte
wohl als höchst wunderbar auffallen sollen, dass dieser in
der Schlussscene ganz verstummte und mit gar' keiner
Leistung mehr hervortrat. Das wäre ein bei Aristophanes
einzig dastehendes Verhältniss. Zum Ueberfluss werden
wir Vs. 1223 f.
ovn ccTiid'', OTCag av ol ylccxav sg svdod'sv
xad"' riGvxCav dnicootv evaxrjfisvoL;
und 1241 ff. vom Dichter zwar auf das Erscheinen eines
lakonischen, nicht aber eines athenischen Festschwarms vor-
bereitet und aufmerksam gemacht. Die ganze Scene ist,
wie aus allem hervorgeht, eine Tanzscene, welche von den
beiden Chören, dem extraordinären lakonischen und dem
gewöhnlichen (athenischen) als Tänzern und von ihren
beiderseitigen Führern als Sängern ausgeführt wird. Die
daktylo - trochäischen Hyporchemen 1247 — 1272 und 1296 —
1322 singt der Führer der Tänzer, welche den Lakonerchor
ausmachen, als Begleitung zum Tanze und nicht etwa der
gesammte tanzende Chor, wie gewöhnlich angegeben wird.
Hiermit sagen wir keineswegs etwas neues oder unerhörtes,
sondern setzen nur die alte Tradition in ihr wohlbegründetes
Recht ein. Denn die Handschriften bieten in Ueberein-
stimmung vor 1247 genau sowie bei Vs. 1242, an welcher
Stelle der Lakoner seine Absicht zu singen eröffnet, die
Personenbezeichnung AAKilN , und ebenso hat der Rav.
vor 1296 nicht XOPOU AJKilNSlN sondern bloss Xaxsd.
Im gleichen wird nur ein Lakoner aufgefordert 1295 Adxatv
%Q6(paiv£ drj <3v fiovöav inl via. viav. Vgl. auch das Scho-
lion zu Vs. 1247 mit Gieses Correcturen Ueber den äol. Dial.
S. 316. Ganz ebenso singt der Chorführer des gewöhnlichen
Chors für sich allein 1279 — 1292, zur Feier verschiedener
Gottheiten auffordernd, und schliesst mit dem Befehl an
seine Choreuten:
worauf der tanzende Gesammtchor mit jenen Jubelausrufen
— 171 -
1293. 1294 einfällt, die bei der Aufführung des Tanzes er-
weitert zu denken sind. Zur näheren Begründung dieser
unserer Anordnung haben wir auf das besprochene Schluss-
ballet der Ekkles., welches sich mit dem uns vorliegenden
bis auf die einzelnen Worte deckt, zu verweisen. Mit dem
schon citirten Vs. 1295 wendet sich schliesslich wieder der
Koryphaeos allein dem Lakoner mit der Bitte um einen
zweiten Gesangvortrag zu. Diesen Vers dem Chor abzu-
sprechen und, wie Bergk gethan, der Lysistrata zu über-
weisen, liegt nicht der geringste Grund vor, mag indes
dadurch herbeigeführt sein, dass Bergk einsah, wie un-
passend er im Munde des hier allgemein angenommenen
Gesammtchors sei.
Anders als in den vorstehenden Chorika ist die Sache
im Paraskenion der Thesmophoriazusen 101 — 129
gestaltet, weil hier Agathon, also ein Schauspieler, der wort-
führende und der Leiter des Chorgesangs ist und, wie sonst
der Chorführer, zum Preise der einzelnen Götter, Apollons,
seiner Schwester und Mutter den unsichtbaren Musenchor
auffordert, während dieser hinter der Scene in vollstiramigen
Liedern Agathons Befehl gehorsam antwortet. Denn richtig
bemerkt Beer S. 79: „Dazu kommt der Musenchor, der
nicht auf der Bühne, sondern hinter derselben von den erst
Vs. 295 auftretenden Choreuten gesungen wird." Fritzsche
zu Vs. 101 urtheilte ebenso, indem er zugleich die an sich
nicht unvernünftige Ansicht des Scholiasten zu diesem Verse
doch mit Recht abwies. Ausserdem vgl. Enger Ausg. und
Rhein. Mus. N. F. Bd. IV S. 62 ff. Nur scheint die ver-
suchte antistrophische Gliederung hier aus denselben Grün-
den wie beim Froschgesang zwecklos.
— 172 —
Viertes Capitel.
Der Chor.
Ausser den Parodoi oder, in diesem Fall richtiger ge-
sagt, den ersten Liedern des Chors vor oder nach seinem
Einzüge in den Wolken, Thesmophoriazusen und Ekklesia-
zusen sind uns nur noch solche Chorika zur Besprechung
übrig, welche im Verein mit der Parabase die Komödien
in Epeisodien zerlegen und daher als Stasima bezeichnet
werden dürfen. Diese Behauptung haben wir zunächst an
der Untersuchung Neseraanns De episodiis Aristophaneis , Bero-
lini 1862, von dem die bezeichnete Gliederung versucht und
in allen Stücken des Komikers durchgeführt worden ist, zu
prüfen und zu erweisen. Abgesehen muss hierbei vom
Plutos und den Ekklesiazusen werden, in welchen beiden
die Zwischenactsgesänge, Parabasen wie Stasima oder car-
mina parahatica , fehlen und durch jenes XOPOT angedeutet
sind; abgesehen muss ferner vom Frieden werden, der nur
2 Epeisodien 337- 728 und 819—1126 umfasst, welche
durch die zwei Parabasen begrenzt werden. Aber in den
Acharnern, Rittern, den Wolken, Wespen und Fröschen
lässt sich das behauptete Verhältniss ohne weiteres er-
härten. Die Acharner enthalten 4 Epeisodien 241 — 625,
719 — 835, 860 — 970, 1000—1142, welche durch die beiden
Parabasen und die noch nicht behandelten Stasima, das
iambische 836 — 859 und das päonisch-trochäische
971 — 999 gebildet w^erden. In den Rittern haben wir der
Epeisodien 3 278 — 497, 611 — 972. 997 — 1262: sie ent-
stehen durch die beiden Parabasen und das zu behandelnde
logaödische Stasimon 973 — 996. In den Wolken finden
sich 4 Epeisodien 314-509, 627-888, 889-1113, 1131—
1302, von einander geschieden mittels der zwei Parabasen,
dos XOPOThc\ 888 und des zu besprechenden iarabischen
Stasimons 1303 — 1320. 3 Epeisodien bieten die Wespen
317 oder 336 — 1008, 1122 — 1265, 1292-1449, begrenzt
von zwei Parabasen und dem logaüdischen Stasimon
1450 — 1473. Die Frösche zerfallen in 4 Epeisodien 4C0 —
673, 738 — 813, 830-1098, 1119-1481, welche von der
Parabase und den drei noch nicht besprocheneu Stasima,
dem daktylischen 814 — 829, den trochäischen J099
— 1118 und 1482 — 1499 geschlossen sind. Auch für die
Vögel trifft unsere Behauptung im ganzen zu. Denn von
den 3 hier vorhandenen Epeisodien 354 — 676, 801 — 1057,
1118 — 1469 werden die zwei ersten durch die Parabasen,
das letzte durch das trochäische Stasimon 1470 — 1493
abgeschlossen. Doch kommen noch die gleichfalls von uns
nicht betrachteten Strophen 1553 — 1564= 1694—1705 hin-
zu, welche nicht gliedern, da sie getrennt von einander er-
scheinen. Sie sind als die Nachzügler der ganz ähnlich
gebauten Strophen des Stasimons 1470—1481 = 1482—1493
anzusehen und im Zusannneuhange mit ihnen zu behandeln.
Die Lysistrata anlangend so .stiunnt auch in ihr die Sache
vorzüglich, nur ist sie in Folge der eigenartigen Anlage
dieser Komödie ein wenig modificirt. Da nämlich dies
Stück ohne Parabase ist, so treten dafür jene bereits er-
örterten Einzelvorträge der Choreuten und der Chorführer
614 — 705 und 781 — 828 ein, welche kleine Scenen des sich
bis Vs. 1043 feindselig gegenüberstehenden Chors enthalten.
Durch sie an Stelle der Parabasen und durch die zu er-
läuternden päonisch-trochäischen Stasima 1043 — 1072
sowie 1188 — 1215 werden nun die 4 Epeisodien der Lysi-
strata 386-613, 700-780, 829-1043, 1073-1187 ge
sondert. Ebenso wird in den Thesmophoriazusen die erste
Parabase durch jenen chorischen Wechselgesang 655 ff. als
Zwischenlied ersetzt, auch dient als solches das Hyporchem
946 — 1000; die übrigen Zwischengesänge sind die Parabase
und das logaödische Stasimon 1136 — 1159, sodass wir
auf die 4 Epeisodien 372 — 654, 689-784, 846-946, 1001
— 1135 kommen.
Hiernach ist das Ergebniss, durch Regel und Ausnahme
bestätigt, das behauptete: jene Chorika scheiden, abwechselnd
— 174 -
mit den Parabasen, als Stasima die aristophaneischen Ko-
mödien nach ihren Epeisodien. Dieser ihr gemeinsamer
Charakter ist aber für die Bestimmung ihrer seenischen
Darstellung von der grossesten Wichtigkeit. Denn wie die
Darstellung der Parabase eine typische, überall sich gleich-
bleibende war, gerade so stereotyp musste die äussere Aus-
führung des Stasimons sein. Der Grund für beides ist genau
derselbe und liegt im innersten Wesen des antiken Dramas
und Theaters. Da demselben Vorhang und Zwischenpause
fremd waren, so konnte das zuhörende, aus allen Bildungs-
stufen zusammengesetzte Publikum nur dann die Gliederung
des gespielten Dramas erkennen und seine Disposition über-
sehen, wenn die aus Chorvorträgen gebildeten Anhaltepunkte
eine feste, unabänderlich gleiche seenische Gestaltung zeigten
und sich durch sie von den übrigen Leistungen des Chors
deutlich unterschieden. Weil nun in der Komödie neben
der Parabase jene der Untersuchung bedürftigen Chorika
als gliedernde Chorlieder auftreten, so dürfen wir sagen:
Hesse sich auch nur für eines derselben die Aufführung mit
der in diesen Fragen immer bedingten Gewissheit nach-
weisen, so wäre die allerübrigen mitgewonnen. Und es trifft
sich für uns so glücklich, dass wir in der That an einem
Stasimon die Darstellung so gut wie sicher erkennen und
feststellen können, und dass wir ferner alle übrigen Stasima
nach ihrer äusserlichen wie inneren Beschaffenheit damit in
keinem Widerspruch sondern in schönster Uebereinstimmung
vorfinden. Dieses eine Stasimon sind die 4 sich entsprechen-
den Systeme in den FrÖ. 814—817 = 818 — 821=822-
825 = 826 — 829. Wenn man freilich den Commentar
Fritzsches und seiner Nachfolger durchliest, so findet man
das einfachste und zum Verständniss der vorliegenden Com-
position nothwendigste nicht angemerkt, nämlich dass liier
in regelmässiger Abwechselung Aeschylos: Euripides: Aeschy-
los: Euripides behandelt wird. Im ersten System sehen
wir den erzürnten aQtßQe^dtag beim Anblick des Gegners
die Augen rollen. Vor ihn tritt Euripides im zweiten
— 175 —
System mit seinen künstlich credrechselten Gedankenschnitzoln,
den öfiiksv^ara SQycov. Gegen sie entsendet Aeschylns die
Q^ftara yoiiq^oTfccyfj (System 3) ; aber die öro^arovQydg inöSv
ßaaaviGTQia XCoTcri ykaöaa des Feindes spaltet dieselben
kurz und klein (System 4). Dieser Wechsel der Partei-
nahme, dieser Gegensatz in der Stimmung des Chors konnte
indes dem Zuschauer nicht klar werden, wenn der Gesammt-
chor ungetheilt alle 4 Systeme hinter einander wegsang.
Es musste vielmehr, da ohne Nennung und Bezeichnung
der Person von einem Subject zum andern übergegangen
wird, durch die Stellung und Theilung des Chors die An-
ordnung des Chorliedes dem Publikum nahe gelegt werden,
um die beabsichtigte Wirkung zu erreichen. Man lese nur
822 sowie das ganze dritte System, und man wird alsbald
erkennen, dass jener Vers sich nicht an den unmittelbar
vorstehenden, sondern an 817 d. h. an den Schluss des
ersten Systems anreiht. Hieraus ersehen wir die Dar-
stellung der Systeme in der Orchestra: der Chor theilte
sich zu zwei Hälften, die eine verfocht Aeschylos, die
zweite übernahm Euripides.
HMIX. a 814-817: A.-^
HMIX.ß' 818—821: iF.sJ
HMlX.a 822 — 825: A.
HMIX.ß 826 — 829: E.
Es ist ja dies auch die eigentlichste Bedeutung der Halb-
chöre, vt r.hori quaedam dissensio sit , qua discordes (hemi-
chori) in duas opposHas vel dwersas sententias discedant , wie
Bamberger a. O. S. 30 sich ausdrückt.
Auf diese Art scenischer Darstellung, der zufolge die
Strophe von dem einen, die Antistrophe von dem andern
Halbchor ausgeführt wird, passt nun die Anlage aller übrigen
Stasima aufs beste. Denn wie dort in den F'rö. Aeschylos
und Euripides die Chortheilung verursachen (vgl. auch Frö.
1482-1490= 1491—1499 mit Fritzsche zu Vs. 1491), so
übernimmt in den We. die Strophe 1450 — 1461 die Solig-
preisung des alten Philokieon, die Antistrophe 1462 — 1472
— 176 —
dagegen das Lob des jungen Bdelykleon. Ebenso wird Ach.
971 — 987 die Wirkung des Iloka^og und im Gegensatze
dazu 988 — 999 die der /Jtakkuyiq besehrieben, beides ein-
geleitet von einem Preise auf Dikaeopolis. Und zwar be-
wegt sich der in Strophe und Antistrophe getheilte Chor
nicht bloss, wie in den angeführten Beispielen, auf gegen-
sätzlichen Gebieten und nacli verschiedener Richtung hin:
er hebt auch die einzelnen Seiten derselben Gedankengruppe
hervor und reiht ähnliche Erscheinungen an einander. Das
ist der Fall in den 4 Systemen der Ach. 836 — 841 = 842
_ 847 = 848 — 853 = 854 — 859, deren erstes Ktesias, das
zweite Prepis, Kleonymos, Hyperbolos, das dritte Kratinos,
das vierte Pauson und Lysistratos verspottet; desgleichen
in den 4 Strophen der Vö. 1470—1481 = 1482 — 1493 =
1553 — 1564 = 1694 — 1705, wo in der ersten Kleonymos,
in der zweiten Orestes, Peisandros in der dritten, Gorgias
und Philippos in der vierten Strophe durchgenommen wird.
In beiden Fällen ist auf die Stichwörter der sich ablösen-
den Hemichorien zu achten, aufweiche, soviel mir bekannt,
kein Herausgeber hingewiesen hat: Ach. 842. 848. 854 ovdi^
Vö. 1473. 1482. 1554. 1694 iatCv. Aehnlich verhält es sich
mit den 4 coupletartigen Strophen Lys. 1043 — 1058 = 1059
— 1072=1189-1204=1205 — 1215, in denen die Halb-
chörc wochselweis mit dem Publikum scherzen und ihm
spasshaft genug Geld (gtq. a), Fleischgerichte {uvtiOtq. a),
Teppiche, Gewänder und Schmucksachen (gtq. ß'), endlich
feines Gebäck {uvtlötq. ß') anbieten. Wenn man im Hin-
blick auf den 1043 vorangehenden Vers:
«AAa xoLvfj avötakivreg rov ^eXovs ccg^cj^e^cc
hier die Theilung des Chors bestreiten wollte, so würde
man damit nicht das richtige treffen. Denn jene Worte des
einen Chorführers besagen keineswegs, dass man ein Lied
einstimmig, sondern vielmehr dass man es gemein-
schaftlich singen wolle. Während nämlich der männliche
und weibliche Halbchor bis hier immer getrennt und sich
feindlich entgegengestanden hat, so rückt er jetzt zum
— 177 —
ersten Mal zu einer einmüthigen gemeinschaftlichen
Gesangproduction zusammen. Dass aber mit xoivfj kein
einstimmiger Chorgesang angezeigt werde, beweist Frö.
Vs. 416 und unsere Behandkmg jenes Liedes im vorstehen-
den Capitel II. Im folgenden Capitel werden wir auf den
Vs. 1042 der Lys. und seinen Sinn zurückkommen. — In
den Ri. 973 — 99G geht es in Strophe wie in Antistrophe
allein über Kleon her; aber gerade in diesem Stasimon ver-
räth der Wortlaut des Anfangs der Antistrophe selbst, dass
mit ihr Vs. 985 eine andere Person anhebt: «AAä xccl rdd'
eyays ^avfta^to rrjg vofiovöiag avrov. Wir bemerken hier
dasselbe Verhältniss wie in der zweiten Parabase der Ach.,
welche auch ganz der Verhöhnung des einen Antimachos
gewidmet ist. Da beginnt die Antistrophe 1162 so: toüto
}i£v uvza xaxov iv ■ xad"' sreQOV vvxrsQivdv ysvoiro. Beide-
mal spricht der zweite Halbchor mit deutlicher Bezugnahme
auf die Worte des ersten: „was du da sagst, ist schön und
gut, nun aber kommen wir an die Reihe!" Einmal wird auch
genau derselbe Gedanke in Strophe und Antistrophe wieder-
holt Frö. 1099-1108= 1109—1118: o rt tisq ovv fj^frov
egt^eiv, Xsysrov, sTiitov xrl. == ni^Öav ovv öeCai]rov, ukkä
ndvz' insl,LXov xrk. Da haben wir denn also jene An-
ordnung, iit cerlo ordine in posteriore quoque commate con-
firmutio aliqua vel responsio sit corum , quae in praece-
(lenle dicla sunt (Bamberger S. 16).
Werden wir durch alles in unserer Ueberzeugung, dass
in den Strophen der Stasima der Chor sich in Hemichorien
schied, mehr und mehr bestärkt, so sehen wir uns mit
diesem Resultat wiedemm in Uebereinstimmung mit G. Her-
mann, welcher in seiner Ausgabe der Wolken das Stasimon
1303 — 1310=1311 — 1320 an HMIXOPION u und ß',
ohne etwas darüber zu bemerken, vertheilt hat, ohne An-
halt der Handschriften und gerade in einem Falle, wo auch
die Beschaffenheit des Chorikons selber am allerwenigsten
einen Anhalt bot. Der letzte Grund für das Auftreten der
Halbchöre im Stasimon ist wahrscheinlich der, dass nach
Arnoldt, ('horpart. I». Arintopli. l'i
- 17« -
dem Abtreten der Schauspieler der Chor sich mit sich selbst
und dadurch zugleich das Publikum unterhält. Dieses ist
in allen den behandelten aristophaneischen Stasima der Fall,
mit Ausnahme von Frö. 1099 — 1118 sowie von Lys. 1043
— 1072 und 1189 — 1215. In den Frü. sind die Schauspieler
nicht abgetreten und werden von den Halbchören angeredet,
in der Lys. wenden sich die Halbchüre direct an das Publi-
kum. Auch zu Anfang Ach. 836 und 971 findet diese
Wendung statt.
Die im Beginn dieses Capitels erwähnten Parodoi sind
es sämmtlich nicht im strengsten Sinne des Worts. Denn
die daktylischen Strophen in den Wo. 275—290 = 299—313
werden vom Chor noch hinter der Scene gesungen, da der-
selbe erst Vs. 323 ff. in der Orchestra sichtbar wird; der
Vortrag der logaödischen Strophe 312 — .330 in den Thesm.
aber findet nicht beim, sondern nach erfolgtem Auftritt des
Chores statt, und endlich singt dieser Ekkles. 289 — 299 =
300 — 310 nicht während des Einzuges in die Orchestra,
sondern während des Abzuges aus derselben. Was die Aus-
führung der genannten Gesänge betrifft, so haben wir für
den letzten die Theilung in Halbchöre im ersten Capitel VIII
erwiesen, und das gleiche lässt die Analogie für die Wo.
vermuthen. In den Thesm. hingegen ist eine solche An-
ordnung unmöglich, da die logaödische Strophe 352 — 371
mit der vorangehenden 312 — 330 nicht in Responsion steht,
auch wohl von Meineke Adn. crit. S. XXIII mit Recht als
Carmen spurium bezeichnet wird. Auch in dem Stasimon
1136 — 1159 der Thesm. haben Halbehöre keine Stelle; w^ie
denn Aristophanes überhaupt in jenem Stück von seiner
sonst so häufigen Anwendung antistrophischer Composition
und dem damit in Verbindung stehenden Gebrauche der
Hemichorien abgewichen ist. Dies hat schon Fritzsche zu
Vs. 434 bemerkt: ,,Ac si quis animiim attendere volueril , cito
intelliget, paucissi7nas omnino hac in falmla antistrophas in-
veniri" — doch sind die Folgerungen, welciie dieser Gelehrte
für die Beschaffenheit des Chors daraus zieht, durchaus
- 179 —
abzuweisen, wie auch Enger zu clemsolbon Vsc. mit Ent-
schiedenheit gethan hat.
Durch das für die Stasiina des Aristophanes gewonnene
Resultat werden auch unsere . letzten Zweifel über die Vor-
tragsart der Ode und Antode in der Parabase und der anti-
strophisch gebauten Lieder, welche im zweiten Capitel unter
Fall B zusammengestellt sind, vollständig beseitigt. Ode
und Antode sind den Strophen des Stasimons coordinirt, da
die Parabase zusammen mit dem Stasimon die Komödie
gliedert. Danach muss auch ihre Darstellung vor den Augen
der zuschauenden Menge dieselbe gewesen sein. Jene anti-
strophischen Lieder in Fall B aber sind dem Stasimon sub-
ordinirt, weil sie nicht wie dieses nach Epeisodien gliedern,
sondern innerhalb derselben liegen, in Strophe und Anti-
strophe durch kleinere Abschnitte eines Epeisodions ge-
trennt. Trat nun in den bedeutungsvolleren und umfang-
reicheren Stasima die Spaltung des Chors in Hemichorien
ein, so durften jene unbedeutenderen, kürzeren von einander
getrennten Strophen unmöglich die Wirksamkeit des voll-
tönenden Chors beanspruchen, um nicht die Gliederung der
Komödie in Unklarheit und Verwirrung zu bringen. Wir
gelangen demnach auch auf diesem Wege zu der bereits im
dritten Capitel I adoptirten Annahme Hermanns, der auch
hier sich für Halbchöre entscheidet. Allein was wird aus
den Liedern des Falls /?, welche keine Antistrophe haben?
Es gibt deren überhaupt nur verschwindend wenige, näm-
lich folgende 5: Ach. 490 — 493, Fri. 582-600, Vö. 629
— 636, Frö. 875 — 883, Ekkles. .571-580. Von ihnen mag
die letzte Stelle bei der ganz singulären Beschaffenheit des
Chors in den Ekkles. in der That von allen wirklichen
Choreuten gesungen worden sein. Lu Fri. kamen wohl
einzelne Chorpersonen, wahrscheinlich ein Grorj^og, zum
Vortrage heran; doch ist die Vertheilung in diesem Fall
sehr unsicher. In anderen Fällen werden wir den Ausfall
der Antistrophe anzunehmen haben. Und es wäre geradezu
wunderbar, wenn derselbe nicht hier und da statthätte.
1-2*
— 180 —
Wir merken nur, Avie das in der Natur der Sachlage be-
gründet ist, hier diesen Ausfall schwer: da, wo wir ihn
leicht merken und merken müssen, in der Antistrophe und
dem Antepirrhema der Parabase, haben die Herausgeber
verschiedentlich Veranlassung gehabt ihn zu notiren.
Da wir der Verwendung des Halbchors bei Aristophanes
aus inneren Gründen einen nicht unbeträchtlichen Umfang
beigemessen haben, so muss es geboten erscheinen, einmal
die handschriftliche Bezeichnung HMIXOP. im Zusammen-
hange zu prüfen. Während die älteren Ausgaben bis auf
Brunck dieses Zeichen meistens wiedergaben, wo und wie
sie es in der zu Grunde gelegten Handschrift vorfanden, so
dehnte Brunck dasselbe noch über die handschriftliche
Autorität hin aus, indem er Hemichorien nicht nur in den
Strophen der Parabase sondern auch da ansetzte, ubi liuiiis-
cemodi chotids cantionibus vi ein a est parabasis (G. Hermann
zu Wo. 563). Allein die Unsicherheit seines Verfahrens,
die Inconsequenz der Handschriften, endlich die Ungewiss-
heit der neueren Herausgeber selbst über die von Halb-
chören gesungenen Partien bewirkten es, dass man von
jener Personenbezeichnung mehr und mehr zurückkam, so-
dass sie sich heutzutage bei Bergk und Meineke nur noch
in den Ach. Vs. 557 — 577 erhalten hat und sonst überall
durch das gebräuchliche XOP. verdrängt ist. Leider ist
nun die Vergleichung des Rav. und Ven. auch bei Bekker
nicht von der für unsere Untersuchung eigentlich erforder-
lichen Zuverlässigkeit, und man ist berechtigt manche seiner
Angaben auch hier in Zweifel zu ziehen, wenn man das aus-
drückliche Zeugniss Invernizzis und Dindorfs dagegenhält.
Vgl. W. Ribbeck Vorw. zu den Ri. S. V und v. Velsen Ueber
den Codex Urbinas, Halle 1871 S. 29. Indessen glauben
wir nicht, dass eine genauere Collation (wenn wir von der
V. Velsens für die Ri. einen Schluss machen dürfen) unser
Urtheil wesentlich umgestalten würde. Nach Bekker setzen
Rav. und Ven. die Bezeichnung HMIXOP. folgenden Versen
vor: Ach. 494; 557. 5G0. 5G2. 564. 566. 575. 576; 1150. 1162.
- 181 —
Wo. 563. 595. Wc. 1060. 1091; 1275. 1284; 1518 (1518 —
20 a manu recenli in margine habet 7?.). 1528 {HyiIX.\ —
R.). Fri. 1332. 1333 (HM/X] «/lAo/ R.). Vö. 737. 769;
1058 (i R.). 1088 {av8yi ifroi ccJotgoiprj R.); 1720. 1731.
Thcsm. 659. Ly s. 2b6 {HMIX.] dga" R.). 26Q (HMIX.]
atv^fiodaQog R.); 321 {tjfif yv^R.). 326. Frö. 354. 372.
382 ('^/c rj isgevg R.). 384. 394. 440. 448; 686 {iniQQf'/ R.).
717 (nvtsmQQt]ncc R.). Ekkles. 289. 300; 1163 {rjfil, R.).
1166. 1178. Hier ist der Vortrag durch Halbchöre ganz
richtig für die Strophe und Antistrophc in der Parabasc
bezeugt durch Ach. 1150. 1162. Wo. 563. 595. We. 1060.
1091. Vö. 737. 769; 1058. 1088, ganz richtig sind ferner
Halbchöre bezeugt für die im dritten Capitel II behandelten
Chorika We. 1518. Fri. 1332. Vö. 1731. Frö. 372. 384.
448, ganz richtig schliesslich für die Parodoi Ekkles. 289.
300 und Lys. 321, während hie" 326 wohl nur durch ein
Schreibversehen die Vorzeichnung HMIX. hat anstatt 335.
Halbchöre an Stelle der Führer der Halbchöre werden notirt
im Epirrhema und Antepirrhema der We. 1275. 1284, der
Frö. 686. 717, ferner Ach. 557 — 576, an Stelle des Führers
des Gesammtchors Ach. 494. We. 1528. Fri. 1333. Vö.
1720. Frö. 354. 382. 394. 440. Ekkles. 1163. 1166. 1178,
endlich an Stelle eines einzelnen Choreuten Thesm. 659.
Lys. 256. 266. Danach ist jene Bezeichnung in den besten
Handschriften des Komikers durchaus nicht so unüberlegt
oder gar unverständig verwandt worden, als es dem ersten
Anblick zufolge, wenn man sie nur zerstreut und im einzelnen
Fall betrachtet, erscheinen könnte und auch wohl gemein-
hin erschienen ist. Denn in einer sehr bedeutenden StcUen-
zahl ist die Bezeichnung vollkommen richtig und zutreffend.
Und wenn sie für den Führer eines Halbchors oder des
ganzen Chors oder für einen einzelnen Choreuten gebraucht
wird , so liegt ihr dann wenigstens die richtige Beobachtung
zu Grunde , dass an solchen Stellen nicht der Gesaramtchor
- 182 —
ungetheilt thätig sein könne. Wo man aber im späten
Alterthum eine Tlieilung des Chors zu bemerken glaubte, da
dachte man stets zuerst an Ileniichorien, weil dies die ein-
fachste und häufigste Art der Theilung war. Hermann sagt
hierüber Eiern. D. M. S. 727: „Omnhm usiUUissima videtur
divisio in duo hefnichoria fitisse, de qua Pollnx IV. 107 ita
scrihit: xcd rjfiLxÖQtov ds xal dixoQia xal avniÖQta. soixs
öh ravTov s'ivra tavrl rd xQta ovöfiata- oitörav yrcQ 6 XOQoq
eis ^^0 ^SQr] Tfiri^fj, rö (liv TCQCcyfia xaletttti, öixoQia,
ixaTEQa da i] fiocga iqfiixoQiov, a d' dvtädovöiv, dvrixoQia."
Halten wir nun zu diesem Erweise einer keinesfalls ver-
ächtlichen, sondern im grossen und ganzen völlig billigens-
werthen Notirung der Halbchöre in unseren Handschriften
die Thatsache hinzu, dass die Beobachtung einer solchen
dixoQta in den Schollen zu Frö. 354 und 372 im Gegensatz
zu anderen Erklärungsweisen ausdrücklich Aristarch zu-
geschrieben wird, und dass die hier berichtete Ansicht
Aristarchs genau zu der handschriftlichen Personenbe-
zeichnung dieser beiden Verse stimmt: so wird es bis zu
einem gewissen Grade wahrscheinlich, dass jenes ifM/JfOP.
der Handschriften auf aristarcheische Studien zurückzuführen
und ein Ueberbleibsel derselben sei. Denn da nicht daran
zu zweifeln ist, dass Aristarch omnibiis edUoris et interpretis
Aristophanei partibus satisfecerit , nee unum tantum alter amve
fahulam in discipulorian suonim gratiam leviori täv axo^ixav
V7io^vr}^atcov instituto attigerit (Schneider De vet. in Arisloph.
schol. fontibus S. 86), und da Aristarch gerade in metrischer
Beziehung principatum teuere visus antiquis gra/nmalicis sit
(a. O. S. 121), so dürfen wir annehmen, dass er auch über
die Anordnung der chorischen Partien bei Aristophanes ein-
gehende Untersuchungen angestellt habe und in seinen Resul-
taten auf die dixoQia gekommen sei, welche man seiner Autori-
tät zu Liebe aus seinen Commentaren in die Handschriften
eintrug. Ueber sie freilich, d. h. über die Theilung nach Hemi-
chorien, scheint auch Aristarchs Theorie, nach der Ueber-
lieferung zu schliessen, ebensowenig wie die der gesammten
— 183 —
alten Philologie sich aufgeschwungen zu haben; und ich
kann es demnach nicht billigen, wenn Fritzscho das er-
wähnte zu Vs. 354 überlieferte Scholion auf Vs. 372, und
das zu diesem Verse erhaltene auf Vs. 377 bezieht. Denn
in beiden Fällen findet sich, wie gesagt, die in den Scholien
ausgesprochene Anordnung der Chorika durch Aristarch in
dem Text der Handschriften wieder und erhält durch sie ihre
Bestätigung. Zudem beginnt ol'J in Wirklichkeit ein llalb-
chor zu singen. Vs. 354 ff. aber konnte Aristarch seiner
Theorie zufolge gleichfalls nur einem Halbchore zuweisen,
da er, wie aus der handschriftlichen Bezeichnung We. 1275.
1284 und Frö. GSö. 717 hervorgeht, im Epirrhema und
Antepirrhema Halbchöre annahm, Frö. 354 ff. aber von den
Alten für epirrhematisch oder geradezu für ein Epirrhema
erklärt wurde.
Das glaube ich nach allem, was wir in diesem wie im
voranstehenden Capitel unserer Untersuchung zu beobachten
Gelegenheit hatten, unbedenklich aussprechen zu dürfen:
man wird nun nicht mehr ohne weiteres, wie es noch Muff
S. 98 f. gethan, Richter folgen und nachreden können, was
er mit Rücksicht auf die Hemichorien Proleg. zu den We.
S. 73 sagt: ,^Haec tarnen chori divisio qua t andern rotione
facta esse potest? Tacent veteres, dividunt nostrates, dividendi
ratione non explicata.'* Wir haben nicht nur die Alten
sprechen gehört, sondern auch fast für jede behauptete
öi^oQÜi eine besondere ratio und überall ein und dieselbe
vorgefunden.
Fünftes Capitel.
Die Chorstellungen.
Unserem Versuche, die Stellungen des Chors in den
aristophaneischen Komödien und den verschiedenen Theilen
derselben anzugeben, schicken wir eine Uebersicht des
wichtigeren aus der einschlägigen Litteratur voraus: Lindner
— 184 -
Ueber den Clior im Aeschylos Jahns Jahrbb. 1827 Bd. 4.
3 S. 100 f. G. Hermann Op. II S. 134 f. und VI S. 144 ff.,
158 ff. sowie in Jahns Jahrbb. 1829 Bd. 11. 3 S. 299 f.
C. O. Müller Eum. S. 82 f., 94 f. und Anhang S. 35 f.
Somraerbrodt Benim scenicarum capila selecta, Berlin 1835
S. 10 ff. Schultze De cliori Graecormn iragicl hahitu cxicrnoy
Berlin 1856 S. 40 ff. Kolster S. 9 ff., 23. Köster S. 5.
C. Koek S. 7 f. Enger Fleckeis. Jahrbb. Bd. 77 S. 549-
Hornung S. 20 ff. Agthe S. 32 ff , Anhang S. 29 ff. und
137 ff. Buchholtz Tanzkunst des Eurip. S. 85 ff.
Die Leetüre der aufgezählten Darstellungen führt uns
bald Bilder einer nicht selten ausschweifenden Phantasie
vor Augen, bald zeigt sie uns ein ängstliches sich an-
klammern an die dem späteren Alterthum entstammenden
hierher gehörigen Kachrichten. Dass die erstere Behp^nd-
lungsart, welche den historischen Boden unter den Füssen
verliert, abzuweisen sei, wird allgemein anerkannt; allein
auch nach der zweiten Richtung hin kann man zu w^eit
gehen. Denn wenn irgendwo, so finden wir auf diesem
Gebiet die schon öfters gekennzeichnete Unmethode der
alten Kritiker, dasjenige was auf ein Stück, auf einen Fall
passt und für ihn mit Recht von einem Vorgänger beobachtet
war, auf die ganze Dichtungsgattung auszudehnen, sodass
dadurch ihre Definitionen sehr oft theils zu weit theils zu
enge werden. Wie kommen Avir zu dieser Behauptung?
Durch das Studium der erhaltenen Komödien selbst, das,
wie es sich bisher viel fruchtbringender als die spärlichen
antiken Notizen erwiesen hat, so auch auf unsere letzte
Betrachtung seine Rückwirkung ausübt. Indem wir daher
zusammenfassen, w^as aus obigem für die Choraufstellung
bei Aristophanes resultirt, thun wir dies zunächst in Form
einer einfachen Zeichnung, bei welcher wir die Chorführer
durch t kenntlich machen und durch die beigesetzten Zahl-
zeichen die Reihenfolge anzeigen, in der die einzelnen Cho-
reuten sprechen oder singen.
- 185 —
KccTcc öroCxovg. '
Kitter, Wespen, Frieclcn, \
Vögel, Thesmoph., Ekkles. j
I. Stellung in der Parodos
Karo. ^vyä.
Aeharner, Frösche.
GXt]Vt]
i9' h' Ka' Kß' xy' aS'
^r-O ^-O -^^l) .,^<) ,;^ ,^-0
V-O ^r-O xrO x-O vO -rO
X-O vO -rO xrO ^^ -.^-O
—C; xrO <-# .^<) ^^ ^-O
tt ß' y' d' s' s'
l
i
X
OXtJl'}]
■ncc ^ß' xy' xd'
-^-O -:r-0 '^— O -r- O
-.-o -^-o -=^-0 -o
-.-O ^MD ^O ^O
^O ^-O ^r-O -^O
'7-0 -^-O -c-O -;-0
o
(r-9 — O
ß- y
d'SUTQOV
II. Stellung in den Epeisodien.
O
6xr]Vt]
y.ct' x£
1
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Gxy]vt]
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a' ß' Y
III. Stellung in den Stasima.
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186 —
IV. Stellung in der Parabase.
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Am merklichsten und sogleicli beim Choreinzuge unter-
scheidet sich vorstehende Autfassung dadurch von der ge-
wöhnlichen^ dass wir neben der Stellung xara tSroixovs
auch die icarcc ^vy« angenommen und allseitig berücksichtigt
haben. Gemeinhin nämlich wird nur die erste der beiden
Grundstellungen für die Komödie in Anspruch genommen.
Denn da man in letzter Zeit fast einstimmig als die
charakteristische Wendung in der Parabase den Uebergang
aus dieser Grundstellung in jene xard ^vyd bezeichnet hat,
so leuchtet ein, dass man für die übrigen Theile der Ko-
mödie vor und nach der Parabase nur die Gliederung xktcc
üroLXOvg und zwar gleichmässig für alle Stücke übrig be-
hält. Dem widerspricht nun aber nicht nur das Zeugniss
des Pollux IV. 109 sondern auch der Umstand, dass wir
den Acharnerchor y.aTcc t,vycc in die Orchestra einziehen
sahen und ebenso die Mysten in den Fröschen.
Frösche (Parodos).
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— 187 —
Den Standort des Chorführers haben wir für die
Ordnung xata örotx^vg in Uebcreinstimmung mit der her-
gebrachten Annahme nach der Analogie der Tragödie (vgl.
Pliot. s. V. TQLTos KQLörsQOu, Bckkcr Anccdot. p. 444. 15,
Schol. zu Aristid. p. 535 f., Suid. s. v. xoQvq)atog, Schol.
zu Plut. Vs. 953 f.) bestimmt und von jener Ordnung auf
die xccta t,vycc übertragen. Was diesen Punkt betrifft, so
ist es bekanntlich zwischen Hermann und Müller darüber
zum Streit gekommen, ob der Koryphaeos wie unzweifel-
haft in der Parodos, so auch im Epeisodion dem d-eccrgov
zunächst gestanden habe. Müller hatte den Chorführer hier
wie dort auf die den Zuschauern zugekehrte Seite der
Orchestra aufgestellt, wogegen Hermann behauptete, dass
er durch eine Schwenkung des Chors im Epeisodion auf
die entgegengesetzte Seite und in die nächste Nahe der
Gxrivri zu stehen gekommen sei. Für die Komödien des
Aristophanes haben wir uns unbedenklich auf Müllers Seite
stellen zu müssen geglaubt, da der Uebergang aus der
Parodos ins erste Epeisodion hier so unmerklich und oft
mitten im Dialog zwischen Orchestra und Bühne stattfindet
(vgl. Ach. Ri. Fri.), dass an eine so durchgreifende Ver-
änderung der Choreutenstellung, wie sie Hermann annimmt,
nicht gedacht werden kann. Ausserdem spricht für TMüller
die Rücksicht auf das Publikum, welche in diesen Fragen
obenan zu stellen und als entscheidend anzusehen ist. Hoc
enim, sagt Schnitze S. 42 mit Recht, imprhnis tencndi/m est
omnia, qiiae ad chori adornationem atquc collocationem per-
tineatit, noii ad scenam histrioncsque sed ad ihcalrum el specta-
tores esse refercnda. Mit Rücksicht also liierauf standen
die besten Choreuten, und unter ihnen der Chorführer, in
der Parodos den Zuschauern zunächst, und sie blieben es
nach der beim Uebergange in das Epeisodion erfolgten
Wendung zur Bühne, indem bei chorischem Einzelvortrage
der Gesang die Glieder entlang und herunter sich immer
mehr den Schauspielern näherte, was vorzüglich zu dem in
den dortigen Dialogen zunehmenden Eifer und der wachsen-
- 188 -
den Hitze des Chors stimmt, sodass er der Bühnenperson
näher und näher auf den Leib zu rücken scheint.
Hatte nun der Chor während des Einzuges die Zu-
schauer zu einer, die Schauspieler zur andern Hand, so
gieng er beim Beginn des Epeisodions durch eine viertel
Wendung in die unter H verzeichnete Stellung über, mit
dem Gesicht gegen die Scene. Dies ist ausdrücklich be-
zeugt Proleg. de com. bei Dübner VH. 2 f. xat or£ ^\v
XQog tovg vjtoxQitds dteXeysto (sc. 6 ;^o^o'g), tcqos r^v
öxi^vrjv dcpscSga und IX a S. XX 11 iF., 61 ff., XI S. XXVIII
87 Anm.
In grosse Verlegenheit kommt man, wenn man den
Umfang und die Anwendung zu bestimmen sucht, welche
die Stellung des dvxLiiQoGcanov dXlriXoig bei Aristophanes
fand. Denn die Stelle bei Hephaestion p. 71 ocakEizaL ds
TcaQaßaöLS, ETtaidr] SLaekd-övreg fi'g t6 d^icctQov xal dvti-
jtQoaoTtoL dllrjXoig Gtdvtsg oC ;jjo()£i'Tat Ttageßccivov xal stg
t6 ^iaxQov dnoßXinovTEg sXsyov xlvu ist so unbestimmt
gehalten, dass wir aus ihr mit Sicherheit weiter nichts als
eben das Vorhandensein dieser Anordnung entnehmen
können. Das freilich hätte als ausgemacht gelten sollen,
dass jenes Vis- ä- vis der Choreuten in 'der überwiegenden
Masse der noch vorhandenen Dramen nicht alsobald nach
der Parodos und nicht während der Epeisodien statthatte.
Denn es war dies von Hermann Op. VI S. 159 f. schlagend
gegen Müller nachgewiesen. Trotzdem hat Buchholtz neuer-
dings Avieder und, wie es scheint, ganz ohne das bedenk-
liche der Sache zu kennen , auf die MüUersche Ansicht
stillschweigend zurückgegriffen. Allein sie wird schon durch
die soeben für die Grundstellung im Epeisodion beige-
brachten Belegstellen, für den Komiker wenigstens, genugsam
widerlegt. Aber auch die Beschränkung des dvxinQoaanov
dlXiqXoig auf das Carmen anüstrophicumy posiquam in duo
hemichoria chorus discessH, welche Hornung eintreten lässt,
kann noch nicht genügen. Denn die Gegenüberstellung der
Halbchöre fand sicher nicht statt in den antistrophischen
— 189 —
Liedern des im zweiten Cupitel unterschiedenen Falls B,
weil diese meist geradezu Anreden an die Schauspieler sind
und innerhalb der Epeisodien liegen , sie fand ebenso sicher
nicht in den antistrophischen Exodika statt (vgl. bes. Fri.),
in denen ein feierlicher Abzug hinter einander gestellter
Chorpersonen ausgeführt wird, und endlich sicherlich nicht
in den Parodoi, wo der Einzug vor sich gieng (vgl. bes.
Frö.). Mit beiden mag sich nicht eben selten ein festlicher
Umzug, eine Tto^Ttyj, verbunden haben. So bleiben uns in
der That nur noch die im vorhergehenden Cupitel behan-
delten antistrophischen Stasima für das ccvxltcqoGotcov übrig,
imd für sie einzig und allein scheint es auch angemessen,
wenigstens bei allen erhaltenen Komödien — bis auf eine.
Verhandelte der Chor mit den Schauspielern (Epeisodion),
so hatte er ihnen das Gesicht zugekehrt; verhandelte er
mit dem Publikum (Parabase) , so sah er dieses an ; ver-
handelte er nach dem Abtreten der Schauspieler in Halb-
chören mit sich (Stasimon) , so konnte keine Stellung passen-
der sein als das Gegenübertreten der Halbchöre. Das avrt-
TiQÖöcoTCOV dlXrjloig dürfte keinen anderen Sinn haben als
den bezeichneten, dass der Chor bei Eintritt desselben mit
sich selbst agirt. Hierfür spricht namentlich auch die in
scenischer Hinsicht so merkwürdige Lysistrata, in der jene
Stellung bei der andauernd feindlichen Gesinnung der beiden
Halbchöre offenkundig eine viel grössere Ausdehnung hatte
und hier wirklich auch in den Epeisodien, und zwar bis
Vs. 1042 währte; während umgekehrt die beiden Stasima
1043 - 1058 = 1059 — 1072 und 1189 - 1204 = 1205 — 1215
gerade eine Wendung zu den Zuhörern erheischen, da diese
hier angeredet und geäfft werden. So liefert uns dieses Stück
ein eclatantes Beispiel für die Vielgestaltigkeit der Praxis bei
Behandlung des Chors durch den Dichter. Und durch die
Betrachtung der Lysistrata oder ähnlich angelegter Komödien
mag auch Hephaestions zu allgemeine Angabe verursacht wor-
den sein. Die Stellung der Choreuten in der Lysistrata war
aber hiernach und nach dem ersten Capitel VI folgende.
190
Lysistrata.
I. Parodos der
beiden Chöre.
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III. Stasima 1043—1072 = 1189 — 1215.
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rücken die ausgesöhnten lialbchöre näher an einander,
machen rechts- und linksura und treten so in geschlossener
— 191 ~—
Reihe vor das Publikum. Das ist die scenische Bedeutung
des citirten Verses. Vs. 1073 fF. tritt mit der Ansprache
der Bülinenpersonen, wie auch wohl manchmal in den vor-
hergehenden Epeisodien, Wendung des Chors der Bühne
zu ein. — Dass die Bemerkung des Scholiasten zu Eurip.
Hek. 647 Cgteov de , ort rtjv ^Iv üTQocprjv xivov^evoi
TCQos T« dsliä Ol xoQSVxal fjdov, ri]v ös dvxLaxQO(priv TtQog
TU. ccQiöreQcc, rrjv de ejiaööv lörd^evoi i^dov mit dem im
aristophaneischen Stasimon statuirten dvtniQÖöcoTiov
der Halbchöre nicht im Widerstreit stehe, brauche ich
wohl nur kurz zu erwähnen. Denn diese Bemerkung kann
sich wie manche andere gleichfalls, z. B. Proleg. de com.
IX a S. XX 17 ff., 63 ff. und Schol. zu Wo. 563, nur auf
solche antistrophische Gesänge, bei welchen keine Theilung
des Chors in Halbchöre eintrat, beziehen und findet deshalb
auf das Stasimon bei Aristophanes , wo jene Theilung statt-
fand, gar keine Anwendung.
In der Parabase wandte sich der Chor dem Publikum
zu; vgl. Proleg. de co?n. VII. 3 ff. öte de dneXd-övTov tcjv
VTtOKQLTcöv xovq dvaTiaiGxovg die^t'iSL (6 ^opo'g), TtQog xov
Örj^ov dneöxQiipexo und I. 47 ff. sowie Schol. zu Wo. 518.
Kock, Hornung, Agthe u. a. bringen, wie oben bemerkt
wurde, mit dieser parabatischen Wendung eine Veränderung
der Stellung xaxd GxoCxovg in die y.axd t,vyd in Verbindung,
indem sie sich dabei auf die Schollen zu Fri. 733 ioxQecpexo
de 6 xoQog xal eyCvovxo OxCxoi d' und Ri. 508 BGxäat ^Iv
yuQ xaxd axot%ov oC Ttgög xrjv 6Qxy]<}XQav {^ßxrjvi^v'] dnoßki-
Ttovxeg' oxav de Tiagaßäatv, eq)eiijg eöxäxeg xut ngog xovg
d'eaxdg ßkenovreg xov köyov noiovvxai berufen. Allein ab-
gesehen davon, dass jene Auffassung die auch nicht weg-
zuleugnende Grundstellung xaxu t,vyd vor der Parabase un-
berücksichtigt lässt, so vermag ich mit Enger nicht ein-
zusehen, wie man sie aus den angeführten Belegstellen
herauslesen will. Enger nimmt, um die Schollen zu er-
klären, vor der Parabase die Ordnung des dvzLnQÖoanov
dXkrikoig an, wenn er a. O. sagt: „Die gewöhnliche Stellung
— 192 —
des Chors ist nämlich xarcc ozoly^ov , insofern als die lange
Seite des Vierecks der öxrjvij und dem ^aazQov pa-
rallel ist; die Choreuten selbst aber stehen xarä t,vycc, in-
dem die drei t,vyd des rechten und die drei ^vyd des linken
Halbchors einander zugekehrt stehen. Nach dem xo^^driov
treten die Halbchöre zusammen, machen dabei eine Wen-
dung {(jxQEipovTai) , der rechte Halbchor nach links, der
linke nach rechts, und treten so in vier geschlossenen Reihen
vor das Publikum." Da nun der Parabase stets das Epei-
sodion vorangeht, in diesem aber ein dvTiiiQÖöaTtov dkXij-
koig, wie es Enger beschreibt, nicht stattfand oder doch
für gewöhnlich nicht stattfand, so ist beim Eintritt der
parabatischen Wendung ein stehender Uebergang aus dem
dvxiTiQÖöojTtov ganz unmöglich. Es w^ürde ein solcher Ueber-
gang aus dem dvxi'jiQÖacoTCov in die den Zuschauern zu-
gekehrte Stellung in der Lysistrata stattfinden — wenn sie
eine Parabase enthielte. Daher können wir nur sagen, dass
jene Notizen zu Fri. 733 und Ri. 508 entweder auf Stücke
wie die Lysistrata mit Parabasen rücksichtigen, oder dass
ihren Verfassern keine klare Vorstellung über die Vorgänge
in der Orchestra bei Gelegenheit der Parabase innewohnte.
Und welcher Verwechselungen die Scholiasten hier bisweilen
fähig sind, hat Hornung S. 3G f. richtig angemerkt, während
die versuchte Verwerthung der bezüglichen, oben von uns
beurtheilten Notizen {Proleg. de com. IX a S. XX 17 ff.,
G3 tf. und Schol. Wo. 563) bei Agthe Anhang S. 137 ff. die
grösste Unklarheit und Verwirrung herbeigeführt hat. Diese
Notizen, welche eine Rechts- und Linksschwenkung des
Chors .in Strophe und Antistrophe überliefern, haben, um
es zu wiederholen, nur für einen ungetheilten Gesammtchor
Sinn und demnach für Aristophanes keine Geltung, und.
sind auf ihn irrig von den alten Erklärern anderswoher
übertragen. Doch bleibt immerhin die Frage bestehen, ob
die Aufötellung der Choreuten während der ganzen Parabase
unverändert dieselbe war, Strophe und Antistrophe nämlich
»ind durchaus nicht der Parabase eigenthümlieh, sie haben
- 193 —
in ihrer Anlage nicht Aehnlichkeit mit den übrigen Thciien
derselben, sondern stehen mit den melischen Theilen der
Komödie überhaupt auf einer Stufe, vor allen mit den anti-
strophischen von Halbchören gesungenen JStasinia. Vgl.
Kock S. 18 und besonders Genz De parah. S. 12: „Contra
si melicas parahaseos partes cum 7-eliqiiis comoediae compara-
mus, judliun plane discrimen inter eas iniercederc videmi/s. . .
Cantica igitur parahaseos non tarn cwn reliqins partihus para-
haticis quam cum reliquis comoediae ?nelicis coniungenda sunt."
Ob daher nicht auch die Stellung des Chors in Strophe und
Antistrophe der Parabase die gleiche wie im Stasimon war,
das wagen wir nicht zu entscheiden, nur zu vermuthen.
Zum Schluss will ich noch, um einer Missdeutung vor-
zubeugen, bemerken, dass ich nach Massgabe der uns zu
Gebote stehenden Mittel nur die Grundstellungen des
Chors während der einzelnen Theile der aristophaneischen
Komödie zu ünden gesucht habe, nicht die möglichen und
gewiss auch vorhandenen Schwenkungen und Evolutionen
des Chors bei bewahrter Grundstellung.
Ansor.DT, L'horpart. b. Aristorli. 13
Uebersicbt des Inhalts.
Erstes Capitel.
Das Auftreten einzelner Choreuten.
I. Der Chor in den Wespen Vs. 280—487 1
II. Der Chor in den Acharnern Vs. 204— 34G 30
III. Der Chor in den Rittern Vs. 247—407 43
IV. Der Chor im Frieden Vs. 301— 519 55
V. Der Chor in den Vögeln Vs. 310—450 70
VI. Der Chor in der Lysistrata Vs. 254—386 80
VII. Der Chor in der Lysistrata Vs. 614—705 91
VIII. Der Chor in den Ekklesiazusen Vs. 478—503 97
IX. Der Chor in den Thesmophoriazusen Vs. 655 — 727 .... 109
Zweites Capitel.
Der Chorführer.
Fall A: Der Chorführer für sich allein mit der Bühne verhandelnd.
Fall B: Der Chorführer eine Ansprache des Chors an die
Bühne wiederholend inid zusammenfassend 114
Drittes Capitel.
Der Chorführer und der Chor.
I. Die Parabase 139
II. Andere Chorik
Parodos der Frösche. Hyiiorohem der Thesmophoriazusen
953—1000. Exodos der Wespen, Ekklesiazusen, Vögel und
des Friedens .110
III. Parachorpgemen und Paraskenieii !<■'•>
— 19G -
Viertes Capitel.
Der Chor.
Die Stadma. Parodos der Wolken, Thesmophoriazusen und Ek-
klesiazusen. Die antistrophischen Chorlieder, deren Strophen
getrermt sind (xara 8U%Biav). HMIXOP. in den Hand-
schriften 172
Fünftes Capitel.
Die Chorstellungen.
In der Parodos. Im Epeisodion. Im Stasimon. In der Parahase 183
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