Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual
personal, non-commercial purposes.
and we request that you use these files for
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can't offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
a[nttp: //books . google. con/]
Google
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persónliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgend welcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|'http: / /books . google. conjdurchsuchen.
Librarg of the Dibinitg School.
Bought with money
GIVEN DY
THE SOCIETY
FOR rROMOTING
THEOLOGICAL EDUCATION.
Received 6 ke .1905-2 pst1906.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR vom GEBHARDT ox» ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE — VIERZEHNTER BAND
DER GANZEN REIHE XXIX. BAND
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'scHE BUCHHANDLUNG
1906
ó Asc. pe -
INHALT DES 14. BANDES DER NEUEN FOLGE
(DER GANZEN REIHE XXIX. BAND)
Bauer, Ad., Die Chronik des Hippolytos im Matritensis graecus 121.
Nebst einer Abhandlung über den Stadiasmus maris magni
von O. Cuntz. Mit einer Abbildung im Text und 5 Tafeln. |
VI, 288 Seiten. 190095.
Heft 1
Goltz, Ed. v. d., “όγος σωτηρίας πρὸς τὴν» παρϑένον (de virginitate). | Heft 2a
Eine echte Schrift des Athanasius. IV, 144 Seiten. 1900. I) ^
Goitz, Ed. v. d., Tischgebete und Abendmahlsgebete in der alt- | Heft 2b
christlichen und in der griechischen Kirche. 67 Seiten. 1905. /
Leipoldt, Joh., Didymus der Blinde von Alexandria. III, 143 Seiten. | Heft 3
1905.
Berendts, A., Die Zeugnisse vom Christentum im slavischen „De | Heft 4
bello Judaico“ des Josephus. IV, 19 Seiten. 140%. ]
[ Xil “πε ὦ
ΨΑΝῚ 5 Ι906ὺ,
4 DIE. -ς ter,
CHRONIK DES HIPPOLYTOS
VON
ADOLF BAUER
NEBST EINER
ABHANDLUNG ÜBER DEN STADIASMUS MARIS MAGNI
VON
OTTO CUNTZ
MIT 1 ABBILDUNG IM TEXT UND 5 TAFELN
LEIPZIG
J. C HINRICHS’'sene BUCHHANDLUNG
1905
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
—M— — -..-.᾿ Ξ».. . — 9 — 0 — ..-.-.-. c — — — —MÀ— —— o — .ὄ»ὄ —— -ὔ -..... .»---..--.-.. ———
Als Furtseizung xu den
GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLERN
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Herausg. v. d. Kirchenväter-Commission der Kgl. Preuß. Akadeınie der Wissenschaften
erschien vor kurzem:
Koptisch-gnostische Schriften. Die Pistis Sophia. Die beiden Bücher
des Jeü. Unbekanntes altgnostisches Werk. Herausgegeben von
Carr. Scuwrpr,. Mit Einleitung und dreifachem Register. (27!/, Bogen).
‚Koptisch-gnostische Schriften Bd. I] 1905. M. 13.50
Früher erschienen :
Adamantius. Der Dialog περὶ τῆς εἰς ϑεὸν 60975 πίστεως. Herausg. v.
W. H. van DE SANDE BARKHUYZEN. Mit Einleitg. u. dreif. Register.
(19°/; Bogen) 1901. M. 10 —
Clemens Alexandrinus. Protrepticus und Paedagogus. Herausgegeben
von Orro Sr&uimN. Mit Einleitung und dreitachem Register zu den
Scholien. (271, Bogen). [Clemens Alexandrinus Bd. 1j 1905. M. 13.50
Eusebius. Über Constantins Leben. — C's Rede an die Heilige Ver-
sammlung. — Tricennatsrede an Constantin. Hrsg. v. J. A. HEIKEL. Mit
Einleitg. u. dreif. Reg. (29'/; Bogen). (Eusebius, Band I] 1902. M. 14.50
— Die Kirchengeschichte mit der lateinischen Übersetzung des Rurixus.
Herausgegeben von En. ScnwanTz und TH. MowMsEN (+). I. Hälfte
(317g Bogen). [Eusebius, Band II, 1] 1903. * M. 16 —
— Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen, mit der lateinischen Über-
setzung des Hieronymus. Hrsg. von E. KrosrERMANN. Mit Ein-
leitung, doppeltem Register und einer Karte von Palästina.
15%, Bogen). 1904. [Eusebius, Band III, 1j u M. 8—
— Die Theophanie. Die griechischen Bruchstücke und Übersetzung der
syrischen Überlieferung. Hrsg. v. H. GmEssMANN. Mit Einleitg. u.
vierf. Reg. (15*4 Bogen) 1904. [Eusebius, Band III, 3] M. 9.50
Buch Henoch. Herausgeg. von Jou. FreMMING und L. RADERMACHER.
Mit Einleitung und vierfachem Register. (11!, Bogen) 1901. *M. 5.50
Hippolyt. Kommentar zum Buche Daniel und die Fragmente d. Kommentars
zum Hohenliede. Herausg. v. G, N. Boxwersch. — Kleine exegetische
und homiletische Schriften. Herausgeg. von H. Acneuıs. 253%, u.
20 Bogen). ([Hippolyt, Band I] 1897. M. 185 —
Oracula Sibyllina. Bearbeitet von Jom. Gerrckex. Mit Einleitung und
doppeltem Register. (181. Bogen). 1902. M. 9.50
Origenes. Schrift vom Martyrium (exhortatio). — Die acht Bücher gegen
Celsus. — Die Schrift vom Gebet (de oratione) _ Herausg. von
P. KoEerscHaAv. Mit Einleitung und dreifachen Register. (2024 und
21» Bogen) (Origenes, Band I/II] 1899. M. 25 —
— Jeremiabomilien. — Klagelielerkommentar. — Erklärung der Samuel-
und kónigsbücher. Hrsg. v. E. KrosTERMANN. Mit Einleitg. u. dreif.
Rez. (2514, Bogen) (Origenes, Band III] 1901. M. 12.50
— Der Jobanueskommentar. Hrsg. v. E. PREUCSCHEN. Mit Einleitg. u.
vierf. Reg. (18!/, Bogen). [Origenes Band IV] 1903. M. 24.50
Gebunden in geschmackrolle Hullfran:bände je M. 2.50 mehr.
*Vorläufig nur in Interimskartonage je 50 Pf.
Fortsetzung auf der 3. Umschlagseite.
DIE
CHRONIK DES HIPPOLYTOS
IM MATRITENSIS GRAECUS 121
VON
ADOLF BAUER
NEBST EINER
ABHANDLUNG ÜBER DEN STADIASMUS MARIS MAGNI
VON
OTTO CUNTZ
ν΄
MIT 1 ABBILDUNG IM TEXT UND 5 TAFELN
qf.
LEIPZIG
J. C. HINRICHS’scue BUCHHANDLUNG
1905
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÁLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR v. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE XIV. BAND 1. HEFT
Druck von August Pries in Leipzig.
ALFRED voy GUTSCHMID
UND
THEODOR MOMMSEN
GEDÄCHTNIS
Sigla der Handschriften.
Im Text des liber generationis I
B: ein Berolinensis aus dem 9. Jahrhundert, der die Chronik des Hie-
ronymus, die Chronik und die Fasten des Hydatius und am Schluß
Fol. 184 ff, am Ende verstümmelt, den lib. gen. 1 enthält. Ältere
Bezeichnungen der ursprünglich aus Trier stammenden, dann in
Sirmonds Besitz befindlichen Hs. sind: Paris. Claromontanus no. 636,
Meermannianus no. 715, Philippsianus no. 1829; in Schönes Ausgabe
des Hieronymus und bei Frick, chron. min, wird die Hs. mit M
bezeichnet; B!, B? bezeichnet die erste und zweite Hand in diesem
Codex.
Οὐ: gehen, wie Mommsen, chron. min. I p. 80 zeigte, auf denselben
Archetypus zurück; C!, C?, G!, G? bezeichnet die erste und zweite
Hand in diesen Codices.
C: Philippsianus no. 12 266 aus dem 10./11. Jahrhundert, enthält den dem
Eusebios zugeschriebenen lib. gen. I nebst verschiedenen auf Bibli-
sches bezüglichen Traktaten.
(1: Sangallensis no. 133 aus dem 9. Jahrhundert; dem auf Fol. 454 be-
ginnenden lib. gen. gehen ähnliche Traktate vorher wie in C, andere
folgen.
F: Parisinus Lat. 10910 aus dem 7./8. Jahrhundert, die beste Hs. des
Fredegarschen Corpus; bei Frick mit P bezeichnet.
: Londiniensis, Mus. Britt. 5251 aus dem 9. Jahrhundert.
: bezeichnet die Hss., die nur den Diamerismos des lib. gen. | unter
dem Titel «scarpsum ex cronica Origenis» enthalten:
a) einen Cavensis des 11. Jahrhunderta.
b) den Parisinus Lat. no. 7418 aus dem 14. Jahrhundert; bei Frick
mit Pi bezeichnet.
c) den Matritensis A 16 der Nationalbibliothek in Madrid aus dem
13. Jahrhundert.
Im Text des liber generationis II
V: Vindobonensis no. 3416 aus dem 15. Jahrhundert, enthält den Chro-
nographen von 354.
Im Text des liber genealogus a. 427
F: zwei Florentiner Handschriften (S. Maria novella no. 623 und Laur.
plut. 20, 54) aus dem 10./11. Jahrhundert.
(1: Sangallensis no. 133 s. oben.
L: Lucensis no. 490 aus dem S. Jahrhundert.
T: Taurinensis I 6. VI 28 aus dem 7. Jahrhundert; bei Frick mit B
bezeichnet und unter dem Titel origo humani generis abgedruckt.
Näheres über die genannten und sonst vorhandenen Handschriften
bieten Frick und Mommsen in den praefationes der chronica minora.
on
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung . . . . MM ΕἝὟἜἌ 1
1. Beschreibung und Herkunft der Handschrift 2... s. s. s.s. d
2. Der erhaltene Text der Chronik des Hippolytos . . . . . . . 90
Beilage 1 Cod. Vindob. theol. 153 . . . . 0. s. 5. . 18h
Beilage II Die Liste der 72 Völker im Matr. 121 0... . 180
3. Die Chronik des Hippolytos . . . 2. s. s... 140
Beilage 11 Hippolytos xar. mao. ale. X 30, 31 0... 5. . 158
4. Nachwirkung der Chronik des Hippodytos . . . . . . . . . 162
a) Epiphanios von Kypros . . . . . . 2 2 . nenn. 163
b) Der liber genealogus a. 4 . . . . . . . . . . . . 16
c) Die Alexandriner . . . 1689
d) Die Byzantiner; die Osterchronik und Synkellos ». 8b, 1f . 125
e) Die von einer kürzenden Aischenquelle abhängigen Byzan-
tiner . . . 0. s. n n n. s. s. s. 14
f) Die Antiochener, der Synkellos P. '82 , 10ff, der Parisinus 1712
und Kedrenos . . . . . . . . . . . . . . . .. 909
g) Die Syrer und Armenier. . . . . . . . . . . . .. 299
h) Ergebnis . . 0. .505.e. 981
5. Der Stadiasmus Maris Magni v von Otto Cuntz 0... s. s. s. 243
Indices . . . e ee s e s. ng s. s. s. s. s. s. PZN
Nachträge und Berichtigungen ee SS
Beigaben. |
Die alte Quaternionenbezeichnung und die des K. Laskaris auf Folio
67 Recto . . 2 . . . . . νὸν νιν νιν νιν νιν νι νιν, 13
Tafelam
Schlusse
Die Handschrift des K. Laskaris auf Folio 30 Recto
Schluß der Chronographie des Nikephoros, Folio 50 Verso mit No-
tizen des K. Laskaris . . . ΠΠ
Anfang der Chronik des Hippolytos, Folio 31 Recto mit der Qua-
ternionenbezeichnung des K. Laskaris . . . . . . . . . . MI
Anfang des Stadiasmos, Folio 63 Verso . . . 2 . . . . . .. IV
Die Bearbeitungen des Diamerisamos . . . . . . . . . ... V
Einleitung.
Im folgenden wird nachgewiesen, daß der anonym über-
lieferte Text des Cod. Graec. 121 der nach 1712 begründeten
Madrider Nationalbibliothek auf Folio 51 Recto bis zum Schlusse
Fol. 82 Verso die griechische Originalfassung des Anfanges der
Chronik des Hippolytos von Rom enthält!.
Die zur Wiederherstellung des bisher verlorenen griechischen
Originales vorliegenden Hilfsmittel sind zuletzt und am voll-
ständigsten bei A. Harnack (Gesch. d. altchristl. Literatur I
626 ff, II, 2, 236 ff, 549 ff) zusammengestellt. Ducange hatte
zuerst die Ansicht ausgesprochen, die von Mommsen, A. v. Gut-
schmid, H. Gelzer u. a. geteilt und näher begründet wurde,
daß die beiden sogenannten libri generationis und die ihnen
entsprechenden Abschnitte bei dem sogenannten Barbarus des
Scaliger drei voneinander unabhängige lateinische Übersetzungen
der Chronik des römischen Gegenpapstes seien. Ebenso war
1) Vgl. meine Mitteilung an A. Harnack in dessen Gesch. d. altchr.
Lit. I1 2, 239 ff und die Veröffentlichung des Proómiums in dem Privat-
druck: „Drei Proömien unserem Freunde W. Gurlitt überreicht zum 7. März
1904". Ich habe die ursprünglich zu anderen Zwecken erbetene Hand-
schrift (vgl. meine und J. Strzygowskis Publikation: Eine alexandrinische
Weltchronik, Denkschr. d. phil.-hist. Kl. d. Wiener Akademie 51. Bd.) im
Sommer 1903 auf der Grazer Universitätsbibliothek durch längere Zeit
benutzen kónnen. Dafür sage ich auch hier dem Vorstand der National-
bibliothek, Herrn Menendez y Pelayo, den verbindlichsten Dank; er ge-
stattete auch die Anfertigung der beigegebenen photographischen Tafeln.
Ebenso danke ich den k. k. Ministerien des Unterrichts und des Äußeren
sowie der k. u. k. Gesandtschaft in Madrid, die die Entlehnung der Hand-
schrift vermittelten. H. Schenkl habe ich für eine Kollation meiner Ab-
schrift mit dem Original, der Wiener Hofbibliothek für die Übersendung
von zwei Handschriften, dem Kloster der Mechitaristen in Wien für Zu-
sendung derJerusalemer Ausgabe der Chronik des Mar-Michael, H. Schu-
chardt für eine Übersetzung dieses armenischen Textes und H. Gelzer
für eine Abschrift seiner Kollation des Cod. Paris. 1712 zu danken.
Texte u. Untersuchungen ete. NF XIV, 1 1
2 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
dureh inhaltliche und formelle Übereinstimmungen dieser Über-
setzungen mit spüteren, besonders zwei byzantinischen Autoren
(Osterchronik und Synkellos) bekannt, daß die Chronik des
Hippolytos in sehr zahlreichen Brechungen in späteren Chroniken
sich erhalten hat. Mommsen (Mon.Germ. auct. antiquiss. IX cltron.
min. I p. 80) konnte daher für einen Rekonstruktionsversuch die
folgende Anweisung geben: Librum Hippolyti Graece deperditum,
qualem auctor emisit, aliqua tenus restituere poterit qui rem
aggredietur adhibitis subsidiis omnibus tam Graecis quam Lati-
nis: nam excerpta inde multa supersunt apud scriptorem chronici
paschalis et apud Georgium Syncellum aliosque auctores com-
plures, quorum conspectum dedit Alfredus de Gutschmid [Kl].
Schr. V 240 ff, 585 ff]; quaeque in Latinis versionibus culpe
interpretum libraroriumve obscurata sunt, plerumque statim
explanat adhibita recensio Graeca ..... nos ut noluimus Hip-
polytianorum chronicorum restitutionem aggredi, Latinas ver-
siones quae supersunt in hac editione proposuimus ita plenas et
ita correctas, ut per libros expleri et emendari potuerunt, absti-
nentes a coniecturis, ne per eas incideremus in ipsius libelli
retractationem a nostri operis consilio et fine alienam.
Die Grundlage dieser in der Ausgabe der Werke des Hippo-
lytos in den «griechischen christlichen Schriftstellern der ersten
drei Jahrhunderte» zu lósenden Aufgabe ist jedoch in jüngster
Zeit bestritten worden. K. Frick trat in der praefatio seiner
Ausgabe der chronica minora (Leipz. Teubner 1892 p. XXIX sqq.)
für die Ansicht ein, daf in den libri generationis die Chronik
des Hippolytos — opus satis amplum et a libro generationis
longe alienum — nur gelegentlich neben anderen Quellen be-
nutzt sei, C. Wachsmuth (Einleitg. in d. Stud. d. alten Gesch.
158 ff) schloß sich diesen Ausführungen an und bezeichnet die
libri generationis geradezu als Pseudo-Hippolytos. Widerspruch ist
dagegen nur von Harnack (a. a. O. I 645, Il. 1. 149 Anm.; 2. 237)
und von Lightfoot (Clem. of Rome II 399) erhoben worden.
Die folgende Abhandlung wird beweisen, dal die Ansicht
Frieks wenigstens für den Anfang der Chronik, einschließlich
des Diamerismos, nicht zutrifft!. Die ältere Ansicht ist richtig:
1) Für die auf den Diamerismos folgenden Abschnitte trifft jedoch
Fricks Vermutung insofern zu, als sich unten einige Anhaltspunkte dafür
ergeben werden, daf die Übersetzer in diesen gekürzt haben.
Einleitung. à
die libri generationis sind in der Hauptsache eine bloße Über-
setzung aus Hippolytos; noch genauer als diese beiden Über-
setzer gibt jedoch der Barbarus den Wortlaut des Hippolytos
wieder. Die von Mommsen gekennzeichneten Voraussetzungen
für die Hekonstruktion des griechischen Originales sind also
nach wie vor gegeben. Den wichtigsten Behelf dazu bietet jetzt
der Matritensis 121, soweit darin der Text der Chronik erhalten
ist. Aber auch für die auf den Diamerismos folgenden Ab-
schnitte liegt jetzt ein hoffentlich gleichwertiges neues Hilfs-
mittel in der noch unveróffentlichten armenischen Übersetzung
vor, die Gregor Chalatiantz in zwei Handschriften in Venedig
und Etschmiadzin aufgefunden hat!.
1. Beschreibung und Herkunft der Handschrift.
Die Blátter der von Iriarte (Regiae bibl. Matr. codd. Graec.
mss. p. 480) mit 121 bezeichneten Pergamenthandschrift?, die
jetzt die Signatur 4701 trägt, messen 15 cm in der Breite und
20 em in der Höhe. Die beschriebene Fläche ist 10,5 cm breit
und 13,5 em hoch. Auf jeder Seite stehen 17 Zeilen einer
schönen, zierlichen Minuskel. Die Handschrift ist keineswegs
so schlecht erhalten, als die Beschreibung lriartes ver-
muten läßt.
1) Vgl. G. Chalatiantz in der Wiener Zeitschr. f. Kunde des Morgen-
landes XVII, 182; J. Dräseke, Ztschr. f. wissensch. Theologie XLVII 108ff;
A. Harnack a. a. O. II. 2, 549. Wenn die Übereinstimmung dieses armeni-
sehen Textes mit dem der libri generationis so genau ist, wie Chalatiantz
angibt, so sehe ich keinen Grund zu bezweifeln, daß. die von ihm auf.
gefundene Compilation aus Moses von Chorene, Andreas (um 350) und
Ananias Schirakatzi (7. Jhdt.) am Anfang eine Übersetzung der Chronik
des Hippolytos als Einlage enthält. Es gelang mir nicht, von dem Ent-
decker eine Abschrift dieses für den Vergleich mit dem Matr. und den
lib. gen. wichtigen Textes zu erhalten; Chalatiantz kündigte nur das Er-
scheinen des armenischen Textes nebst lateinischer Übersetzung für das
Ende 1904 an.
2) Die Handschrift war ursprünglich mit 120 bezeichnet, die Nummer
121 trágt der bei Iriarte (a.a. O.) als Nr. 120 beschriebene Codex. Die
Vertauschung der Ziffern, welche die Durchstreichung der älteren Signatur
1120) auf der Innenseite des Deckels zur Folge hatte (s. oben im Text,
ist vermutlich nur eine von Iriartes nicht seltenen Flüchtigkeiten.
1*
4 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Iriarte wies sie fälschlich dem Anfang des 14. Jahrhunderts
zu. Dies berichtigten schon E. Miller, der sie ins 9. Jahr-
hundert setzte, und A. Martin, der sie dem 10. oder 11. Jahr-
hundert zuwies (die Stellen vgl. unten). Ich werde später nach-
weisen, daß der Matr. 121 von demselben Schreiber geschrieben
ist, wie der Matr. 71, den Iriarte ebenfalls zu spät ins 13. Jahr-
hundert datiert Matr. 71 zusammen mit dem einzigen grie-
chischen Codex der Biblioteca Vittorio Emanuele in Rom, einem
Pergamentcodex in 4? mit 33 Zeilen Text auf jeder Seite, bil-
deten ursprünglich eine, Iliasscholien enthaltende Handschrift. Es
ist daher bei der Zeitbestimmung der Schrift des Matr. 121 auch
darauf Bezug zu nehmen, wie competente Forscher diesen von
mir nicht verglichenen Codex (Romanus + Matr. 71) datierten.
Den Matr.71 wies nun ein so vorzüglicher Kenner wie Ch. Graux
(die Stellen vgl. unten) dem 9. oder 10. Jahrhundert zu, während
Ruelle und Torstrik meinten, bis ins 11. und 12. Jahrhundert
herabgehen zu müssen. Den Cod. der Biblioteca Vittorio Ema-
nuele datierte Ch. Graux ins 11. Jahrhundert — wohl haupt-
sächlich deshalb irrtümlich so spät, weil er dessen Schreiber
fälschlich für identisch mit dem des Cod. Escorialensis der Ilias
hielt — O. v. Gebhardt dagegen bemerkte, daß der Romanus der
Ilasschohen «noch aus dem 10, schwerlich aus dem 11. Jahr-
hundert sei». Mir scheint am wahrscheinlichsten, daß der Ma-
tritensis 121 und somit auch der Cod. der Iliasscholien (Roman.
+ Matr. 71) im 10. Jahrhundert geschrieben sind, das späteste
mógliche Datum ist der Anfang des 11. Jahrhunderts.
Der Codex ist in Pergamentdeckel halb steif gebunden, die
Nähte des Einbandes sind mit zusammengedrehten grünen und
roten Seidenfäden hergestellt. Auf dem Rücken des Einbandes
steht der Lánge nach von einer etwa dem 16. oder 17. Jahr-
hundert angehórenden Hand: Chronicon anonimo und unten über
quer geschrieben die Bezifferung No. 120 (vgl. oben S. 3 Anm. 1),
ebenda befindet sich der jetzige Signaturzettel mit der Bezeich-
nung Mss. 4701 aufgeklebt. Auf der Außenseite des Vorder-
deckels steht am oberen Rande in der Mitte die Zahl 114, ver-
mutlich eine Signatur des Codex aus der Zeit, bevor er in den
Besitz der Nationalbibliothek kam. Auf die Innenseite des
Vorderdeckels ist ein Papierblatt niedergeklebt, auf dem links
oben in der Ecke noch einmal das jetzige Signaturzettelchen
Einleitung. 5
angebracht ist. Darunter steht von einer Hand des 17. oder
18. Jahrhunderts die Bemerkung: Del Ser Conde de Miranda
No. 120. Diese Zahl ist später mit Bleistift ausgestrichen (vgl.
S. 3 Anm. 1). Der rückwärtige Deckel, auf dessen Innenseite
ebenfalls ein Papierblatt angeklebt ist, trägt keine schriftlichen
Bemerkungen. Dasselbe Papier wie auf der Innenseite der
Deckel wurde auch für zwei nach dem letzten Pergamentfolio
am Schlusse der Handschrift eingebundene leere Blätter ver-
wendet. |
Auf den Vorderdeckel folgt ein Vorsteckblatt, das aus zwei
aneinandergeklebten Papierblättern besteht. Das erste ist aus
demselben Papier geschnitten, das auf den Innenseiten der Deckel
und am Ende der Handschrift verwendet wurde. Das zweite
für das Vorsteckblatt verwendete Papierblatt ist dagegen viel
ülter und diente wahrscheinlich als Umschlagblatt, bevor die
Handschrift ihren jetzigen Einband erhielt. Auf der Vorder-
seite dieses Vorsteckblattes steht von einer, wie es scheint, der
auf dem Rücken vorfindlichen Schrift gleichzeitigen Hand oben:
Genealogia de Adan en griego No. 120. Dieser Text ist mit
Tinte, die Zahl mit Bleistift durchstrichen, darunter steht von
einer späteren, wohl erst dem 19. Jahrhundert zuzuweisenden
Hand: chronologieum compendium incerto auctore. Auf der
Rückseite des Vorsteckblattes steht oben von einer Hand viel-
leicht noch des 16. Jahrhunderts: Chronicon et stadiasmus aucto-
ris Anonymi vale una dozena de R!e,
Auf das Vorsteckblatt folgen 82 oben rechts von einer Hand
des 18. Jahrhunderts bezifferte Blätter!. Die 29 ersten sind aus
Pergament, dann folgen als Folio 30 und 31 zwei von der
1) A. Paz y Mélia, Vorstand der Handschriftenabteilung an der
kgl. Bibliothek zu Madrid, hült auf meine Anfrage für müglich, aber nicht
für sicher, daß die Paginierung der Handschrift von Iriarte herrührt.
Unter den Notizen auf dem Deckel und dem Vorsteckblatt jedoch rührt
nach seiner Angabe sicher keine von Iriarte her, sie sind von verschie-
denen unbekannten Händen des 16. bis 19. Jahrhunderts geschrieben. Aus
diesen Notizen, dem Einband und anderen äußeren Anhaltspunkten ließen
sich die Schicksale der Handschrift seit dem Tode des Laskaris wahr-
scheinlich noch genauer feststellen; allein für die Entstehung des Fonds
grec der Madrider Nationalbibliothek fehlt bis jetzt ein gleich vorzüg-
liches Hilfsmittel, wie es Ch. Graux' Essai für die Bibliothek des
Escurial bietet.
6 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
gleichen Hand wie die vorhergehenden bezifferte mit eingebun-
dene Papierblátter; die Folien 32—82 sind wiederum aus Per-
gament, auf Folio 82 folgen endlich die zwei schon erwähnten
nicht bezifferten und leeren Papierblätter.
Die Blätter 30 und 31 bestehen aus einem schönen, weichen,
von dem sonst in dem Codex vorhandenen ganz verschiedenen
Papier, wie solches im 15. Jahrhundert verwendet wurde, auch
die Hand, welche diese beiden. Blätter beschrieben hat, gehört
dem 15. Jahrhundert an. Dieselbe Hand begann schon am Ende
des vorhergehenden Pergamentblattes (29 Verso) die in der Hand-
schrift selbst mit Basileios I. (867—886) endende Liste der byzan-
tinischen Kaiser zu vervollständigen; auf den beiden Blättern 30
und 31 wird sie bis zur Eroberung Konstantinopels durch die
Türken fortgesetzt!, und anläßlich dieses Ereignisses gedenkt
der Continuator des älteren Chroniktextes auch des Umstandes,
daß er selbst dabei von den Türken gefangen genommen worden
sei: xal αὐτὸς σὺν πολλοῖς ἄλλοις ἐνταύϑη καὶ ἐγὼ αἰχμάλω-
τος γέγονα. Der Inhalt allein macht es schon zweifellos, daß
dieser Zusatz von dem bekannten Gelehrten Konstantinos
Laskaris herrührt; aus dessen Besitz stammt also die Hand-
schrift.
K. Laskaris pflegte in die ihm gehörenden Codices häufig
ähnliche auf seine Person bezügliche Eintragungen zu machen.
Eine solche enthält z. B. die ganz von ihm geschriebene und
verfaßte Chronik Cod. Matr. 72 auf Folio 140 ff (Iriarte a. a. O.
p. 265), einen ähnlichen Zusatz fügte er zu der von ihm in
Rhodos erworbenen Handschrift Matr. 85 auf Fol. 257 hinzu
(Iriarte p. 352), desgleichen zu der in Neapel gekauften Hand-
schrift Matr. 22 (Iriarte p. 84). Von den 125 bei Iriarte be-
schriebenen Codices, die sich in dem mit N bezeichneten Schrank
der Madrider Nationalbibliothek befinden, stammen überdies
mehr als die Hälfte, 76?, aus dem einstigen Besitz dieses ge-
1) Die Anfangsbuchstaben der Namen der Kaiser sind mit roter
Farbe geschrieben (vgl. Taf. I).
2) Ein betrüchtlicher Teil griechischer Handschriften der Madrider
Bibliothek, die aber in Iriartes Katalog nicht angeführt sind, stammt
&us dem Besitz des Francesco de Mendoza y Bobadilla, des Kardinals von
Burgos, wie Ch. Graux, Essai sur les origines du fonds grec de l’Escu-
rial, Bibl. de l'école des hautes études, sciences phil. et hist. fasc. 46, p. 61
Einleitung. 7
lehrten Griechen. Endlich beweist auch ein Vergleich der bei-
gegebenen Schriftprobe dieses Zusatzes (Taf. I) mit dem Facsi-
mile der Hand des Konstantinos Laskaris bei Graux und Martin,
Facsimilés de manuscrits grecs d'Espagne Pl. II, No. 6, Pl. XVIII,
No. 60 und 62!, daß er den Zusatz auf Fol 30 und 31 im
Matr. 121 geschrieben hat.
Dies ist schon von lriarte (a. a. Ὁ. p. 480) richtig erkannt
- worden. Nach K. Laskaris besaß den Codex 121 ein Graf Mi-
randa?, wie aus der Notiz auf der Innenseite des Vorderdeckels
und überdies aus einer Angabe Iriartes (a. a. Ὁ.) zu entnehmen
ist. Durch den Grafen Miranda kam die Handschrift Ende des
18. Jahrhunderts (Iriarte sagt in seinem 1769 gedruckten
Katalog: cod. nuper ex comite Mirandae inter alios comparatus)
in die Nationalbibliothek.
Ungewiß bleibt, ob die Handschrift aus dem Besitze des
K. Laskaris direkt in den des Grafen Miranda kam. Obwohl
die Schicksale der Bibliothek des Laskaris noch nicht genau
festgestellt sind, so muß doch als wahrscheinlich gelten, daß die
Handschrift durch verschiedene Hände ging, ehe sie Graf Mi-
randa erwarb.
Über die Büchersammlung des K. Laskaris liegen nur fol-
gende Nachrichten vor. Graux-Martin (im Text zu den Facsi-
milés de manuscr. grecs d'Espagne p. 121) geben an, daf
Laskaris nach seinem am Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgten
Tode seine Bibliothek der Stadt Messina vermachte, dal) sie
dann nach Palermo und von da nach Spanien gebracht wurde.
Bei der Überführung nach Spanien intervenierte Juan Francisco
gezeigt hat. Über diese Handschriften, deren Katalogisierung Iriarte
zwar beabsichtigt, aber nicht ausgeführt hatte, vgl. E. Miller, Notices
et extraits des mss. de la bibl. Nationale XXXI/2. p. 1 ff.
1) Das eine dieser Facsimilia gab Ch. Graux schon in einem Auf.
satz über K. Laskaris im Annuaire de l'assoc. pour l'encouragement des
etudes grecques XI (1877) p. 147; danach wiederholt in den Oeuvres de
Ch. Graux II p. 531.
2) Aus dem Besitz dieses (Grafen Miranda stammen auch zwei
Handschriften des Escurial (Graux, Essai p. 70, 71). Sie gehören einer
Gruppe von 21 Handschriften an, die teils von A. Darmarios, teils von
Kalosynas geschrieben sind und stammen teils aus dem Besitze Mirandas,
teils aus dem von Velasco, gehörten also nicht zu dem Fonds des Kardinals
von Burgos.
8 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Pacheco y Mendoza, Herzog von Uzede und Statthalter von
Sizilien zur Zeit Philipps V., des Begründers der königlichen,
jetzigen Nationalbibliothek zu Madrid. Damit ist aber nur das
Schicksal des Großteiles der aus Laskaris’ Besitz stammenden,
jetzt im Schrank N der Nationalbibliothek aufbewahrten Codices
bezeichnet, andere haben andere Fata gehabt; z. B. das schon
erwähnte Stück einer Handschrift der lliasscholien, das jetzt in
der Biblioteca Vittorio Emanuele in Rom sich befindet (oben S. 4).
Dieses Bruchstück einer Handschrift, deren Rest nach Madrid
kam, besaß ursprünglich Muret (1526—1585), seit 1563 befand
es sich in Rom, wo es in das 1622 gegründete Jesuitenkollegium
de propaganda fide und von da 1870 an dessen jetzigen Auf-
bewahrungsort kam (Maaß, Hermes XIX, S. 559 ff). Aber auch
in die Bibliotheque nationale nach Paris und in andere Bibliotheken
kamen Handschriften aus dem Besitze des Konstantinos Laskaris
(vgl. die Nachweise bei Gardthausen, Griech. Paläogr. S. 318
und Byzantinisches Archiv, Heft 3) 2.
1) Diese Angabe geht auf Iriarte zurück (a. a. O. der praefatio);
sie ist bei Valentinelli, Delle bibliotheche della Spagna, Sitzungsber. d.
Wiener Akad. XXXIII (1860), p. 22 und bei Ch. Graux, Rapport sur une
mission en Espagne in den Archives des missions scientifiques 3éme série
vol. V, p. 124 wiederholt. Etwas genauere, auf Galli, Annali di Messina
t. II, p. 437 beruhende Angaben macht Legrand, Bibliographie Hellénique
t. I introd. p. LXXXIII. Danach vermachte Laskaris seine Bibliothek
dem Klerus von Messina — come noi letto abbiamo nella schedola origi-
nale di suo proprio carattere. Sie wurde in einem Zimmer des tesoro
publico von Messina aufbewahrt, durch den Grafen von Santo-Stefano
aber 1679 nach Palermo und von da nach Spanien gebracht.
2) Zwei im Vatikan befindliche und einen Ottobonianus aus dem
Besitz des Konstantinos erwühnt W. Weinberger in seiner Tryphiodor-
ausgabe (Leipzig, Teubner, praef. p. VI, VIII. Nach dem Zeugnis des
Angelo Rocca besaß ferner F. Ursinus 1584 in seiner Bibliothek Bücher
der beiden Laskaris, unseres Konstantinos und seines Bruders Johannes
(Janus), vgl. Nolhac, La bibliotheque de Fulvio Orsini 1887, Bibl. de l'école
des hautes études, sciences phil. vol. 74, p. 110, 151ff. — Diese Brüder
Laskaris werden gelegentlich verwechselt, z. B. Hermes XI 301, wo es
sich um eine Mailänder, von Janus Laskaris auf seiner 1492 nach Grie-
chenland unternommenen Reise (E. Piccolomini, Rivist. di filologia II [1874],
p. 401) erworbene Handschrift des Dionysios von Halikarnaß handelt.
Diese war also weder in Messina (vgl. Hermes XII 511) noch in Spanien
zu suchen, wo sich jetzt die Mehrzahl der Handschriften des Konstantinos
Einleitung. 9
Da nun nach Iriartes ausdrücklicher Angabe der Codex 121
erst Ende des 18. Jahrhunderts und zwar durch einen Grafen
Miranda in die Nationalbibliothek kam, so kann er nicht zu
dem Hauptstock der Erwerbungen in dem mit N bezeichneten
Schrank gehören, die J. F. Pacheco y Mendoza vermittelt hatte.
Meine Bemühungen, über diesen Grafen Miranda und seine
Bibliothek näheres festzustellen, waren jedoch vergeblich. A. Paz
y Melia, Vorstand der Handschriftenabteilung der Madrider
Bibliothek und zugleich Archivar des Herzogs von Alba, auf
den der Titel der Grafen von Miranda überging, konnte mir
keine nähere Auskunft geben. Die Papiere der secretarie der
Herzöge von Alba liefern über Verkauf oder Schenkung von
Büchern an die Nationalbibliothek keinerlei Anhaltspunkte.
A. Beer in Wien, dem Verfasser der Handschriftenschätze
Spaniens, verdanke ich die Nachricht, daß die Nationalbibliothek
auch noch andere als griechische Handschriften besitzt, die aus
dem Besitz eines der Grafen von Miranda stammen, die seit Hein-
rich IV. diesen Titel führen und früher de Zufiiga hießen.
A. Beer vermutet, daß der Besitzer jener Bibliothek, aus der
der Matr. 121 stammt, der bei Zedler, Universallexikon LXIV
(1759) S. 369 als damals jüngster Sproß der Familie genannte
Emanuel Franz de Zufiga XIIL, Graf von Miranda sei, der sich
1728 vermühlte. Es muß also vorläufig dahingestellt bleiben,
welche Schicksale der Matr. 121 seit dem Tode des Laskaris
befindet, während die des Janus meist in Bibliotheken Italiens und Frank-
reichs aufbewahrt sind. Über Janus Laskaris ist die vorzügliche Arbeit
von K. K. Müller, Centralblatt f. Bibliotheksw. I, S. 3392 Ε΄ maßgebend,
zu der jedoch die Nachträge bei Weinberger, Jahresbericht üb. d. Fort-
schritte der klass. Altertumsw. Bd. 98, S. 214ff zu vergleichen sind. Über
Konstantinos Laskaris handeln nach Legrand, Bibliogr. Hell. I, p. LXXI f
Nolhac (a. a. O.) und Ch. Graux (a. a. O.) am ausführlichsten. Zu den
bei diesen und bei Gardthausen (a. a. O.) gegebenen Literaturnachweisen
trägt W. Weinberger brieflich noch nach: Villemain, La vie de C. Las-
caris, Paris 1825, auch in deutscher Übersetzung erschienen. Über die
Familie Laskaris ist ferner zu vergleichen Amati, Archivio storico Italiano
3me serie III (1866), p. 161. L. Dorez, Revue des biblioth. V 325 unter-
scheidet neben dem bekannten Janus Laskaris,:. der sich früher Johannes
nannte, noch einen dritten Bruder, der ausschließlich den Namen Johannes
führte; in seiner Abhandlung sind einige auf ihn bezügliche Nachrichten
abgedruckt.
10 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
(nach 1500) bis zu seiner Erwerbung durch die Nationalbibliothek
in Madrid gehabt hat.
Allein über seine Schicksale in der Zeit, bevor ihn Konstan-
tinos Laskaris für seine Bibliothek erwarb, läßt sich doch noch
etwas feststellen.
Die Pergamentblütter zeigen nämlich, außer der schon er-
wühnten Foliierung rechts oben, noch zwei Quaternionenbezeich-
nungen: die eine unten in der Mitte, die andere rechts unten.
Die eine stammt aus dem 15. Jahrhundert, die andere ist sehr
viel ülter und, wie die Schrift des Codex selbst, dem 10., spá-
testens dem Anfang des 11. Jahrhunderts zuzuweisen. Von
beiden Bezeichnungen bieten die Tafeln und unten S. 13 Proben.
Ferner fügte dieselbe Hand des 15. Jahrhunderts, die die jüngere
der beiden Quaternionenbezeichnungen geschrieben hat, auf der
letzten Seite eines jeden Quaternio rechts unten in der Ecke als
Custos die Anfangsworte der ersten Seite des nächsten Quaternio
hinzu. Dies geschah, um die richtige Reihenfolge der losen
Quaternionen festzuhalten vor oder beim Einbinden.
Die Quaternionen bestehen normal aus 4 Blattlagen, also
16 Seiten. Auf der ersten Seite eines jeden sind von der Haud
des 15. Jahrhunderts unten in der Mitte des Blattrandes die
Ziffern a—ı eingetragen. Der erste in dieser Weise auf Fol. 1
mit a bezeichnete Quaternio war vor dem Einbinden defekt,
denn er wird jetzt durch einen Rückenfalz aus Pergament noch
besonders zusammengehalten. Der dazu verwendete Streifen ist
auf Folio 1 Recto zum Teil über die Initiale A des ersten
Wortes ‘Adau und über die folgenden Ordnungszahlen vor den
Namen der Erzvüter übergeklebt, weshalb auch die Initiale auf
dem Streifen nochmals nachgemalt wurde. Noch übler muß
der Zusammenhang des zweiten Quaternio vor dem Einbinden
gewesen sein, denn dessen Blütter sind nicht nur gleichfalls durch
einen Pergamentstreifen in besonderem Falz gefalit, sondern es
ist sogar jedes einzelne Blatt von derselben Hand, die die Qua-
ternionenziffern und Custoden schrieb, um die Reihenfolge zu
sichern, überdies noch mit den Ziffern a—6 in der Mitte unten
1) Bei K. K. Müller, Centralblatt f. Bibliothekswesen I, 8. 350 finde
ich die Notiz aus dem Cod. Laur. 28, 20: olim Laurentii de Medicis reper-
tus inter libros comitis Johannis Mirandulani. Sollte diese Angabe mit
dem „Grafen Miranda“ etwas zu tun haben?
Einleitung. 11
bezeichnet. Bei den folgenden Quaternionen waren solche Nach-
hilfen nicht erforderlich, sie tragen auf der ersten Seite ledig-
lich ihre Ziffer. Auf der letzten Seite des zehnten Quaternio
Fol. 82 Verso steht rechts unten gleichfalls das erste Wort einer
folgenden, jetzt fehlenden Seite: ἀχρωτήριον als Custos (vgl.
unten die Abhandlg. von O. Cuntz). Daraus ist zu schließen, daß,
als vor Anfertigung des jetzigen Einbandes die Quaternionen-
bezifferung und die Custoden geschrieben wurden, mindestens
noch ein Blatt der Hs. vorhanden war.
Bei diesen Eintragungen unterlief dem Schreiber einmal ein
Versehen, das er tilgte. Auf Folio 65 Verso steht unten rechts
in der Ecke weggewischt, aber noch leserlich das erste Wort
von Folio 66 Recto und auf diesem unten in der Mitte 9, was
zu tilgen vergessen wurde. Der neue Quaternio beginnt näm-
lich erst mit Folio 67 Recto; nachdem der auf Fol. 65 V. und
66 R. begangene Fehler bemerkt und an der ersten Stelle auch
getilgt worden war, erfolgte erst richtig auf Fol. 66 Verso die
Ansetzung des Kustos und der Zahl 9 auf Folio 67 Recto. Die-
selbe Hand, von der diese Quaternionenziffern und die Custoden
herrühren, hat endlich am Rande der Handschrift eine Anzahl
mehr oder minder ausführliche Randnotizen eingetragen!. (Vgl.
Taf. II oben.)
Diese Ziffern, Custoden und Randnotizen rühren, wie ein
Vergleich mit der Eintragung auf Folio 29 Verso und auf den
beiden Bombyzinblättern 30 und 31 (oben S. 6) lehrt, sämtlich
von Konstantinos Laskaris her?. Er erwarb also den jetzigen
Codex Matritensis in einem sehr schlimmen Zustand. Er bestand
damals aus einem Bündel einzelner Blätter und Quaternionen,
die erst Laskaris ordnete, bezifferte und späterhin bei seinen
Studien mit Zusützen ausstattete. Gebunden wurde die Hand-
schrift noch später, wobei das oder die auf Folio 82 folgenden
1) Es finden sich ferner an den Außenrändern der 50 ersten Blätter
von dem Schreiber der Handschrift selbst herrührende, durch Beschneiden
häufig verstümmelte Marginalien, kurze Inhaltsangaben des nebenstehen-
den Textes (vgl. Taf. IV die einzige derartige Notiz auf fol. 51—82).
2) Schon Iriarte, dem die Hand des Konst. Laskaris aus den zahl-
reichen Handschriften der Nationalbibliothek genau bekannt war, bemerkte
richtig, daß der auf dem letzten Blatt Folio 82 Verso erhaltene Custos
unzweifelhaft von K. Laskaris geschrieben sei.
19 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Blätter, die zu Laskaris Zeit noch vorhanden waren, verloren
gingen. Auf diesen Einband wurde, noch bevor die Handschrift
nach Madrid kam, die Zahl 114 als Nummer (vielleicht der
Bibliothek Miranda) eingetragen. Iriarte sah sie schon in
ihrem jetzigen Einband, denn er gibt an, daß sie aus 88
Blüttern bestehe; diese Ziffer erhült man aber, wenn man zu den
numerierten Pergament- und Bombyzinfolien (82) die 2 leeren
Blätter am Ende, ferner die beiden jetzt auf die Deckel
niedergeklebten Papierblütter und endlich das Vorsteckblatt so-
wie das alte, mit diesem jetzt nur lose, also anscheinend spüter
bei einer Reparatur zusammengeklebte Papierblatt (oben S. 5)
hinzurechnet.
Was Konstantinos Laskaris erwarb, war aber nicht nur
ein loses Bündel einzelner Blätter und Quaternionen, sondern
auch bloß ein kleiner Rest eines ursprünglich sehr umfangreichen
Codex. Dies lehrt die zweite, ältere, der Niederschrift des Textes
gleichzeitige, also dem 10/11. Jahrhundert angehörende Quater-
nionenbezifferung. Auf der ersten Seite jedes Quaternio finden
sich nämlich rechts unten in der Ecke, anfänglich energisch,
später lässiger radiert, durch Beschneiden der Blätter überdies
zum Teil verstümmelte Zeichengruppen, die ebenfalls zur Nu-
merierung der 8 Blätter umfassenden Quaternionen dienten. Sie
bestehen aus einem τετράδιον aufzulösenden Zeichen und
darunter stehenden Ziffern (vgl. Abb. S. 13; auf Taf. II sind bei
der Reproduktion die schwachen Spuren nicht zum Vorschein ge-
kommen) Auf dem abgegriffenen und schmutzigen Folio 1 Recto
ist davon jede Spur verschwunden, Folio 9 Hecto erkennt man
die Ziffer x, Folio 17 Recto x und Spuren eines 9, Folio 25 ein
A, Folio 35 (richtig wäre 33, hier sind aber bei der jetzigen Be-
zifferung ebenso wie bei allen folgenden die beiden Papierfolien
30 und 31 mitgezühlt) A und Spuren von «, auf Folio 43 und
51 Recto sind die Reste des Zeichens für rerpadıov erkennbar,
die darunter stehenden Zahlen aber weggeschnitten. Vollkommen
deutlich ist dagegen die Bezeichnung mit den Zahlen Ad, 4e, ἃς
auf den Folien 59, 67 und 75 Recto erhalten (vgl. die Abbil-
dung auf S. 13).
Dem jetzigen und schon zu K. Laskaris Zeit ersten Qua-
ternio gingen also ursprünglich noch 26 vorher und dem letzten,
dem 36. folgte in dem vollstándigen Codex noch eine Anzahl
Einleitung. 13
Quaternionen (auf denen mindestens noch der Rest des Stadiasmus
und der Chronik des Hippolytos stand). Die Blätter, die Laskaris
erwarb, bildeten also nur die mittleren 10 Quaternionen einer
einst sehr umfangreichen Handschrift.
Vermutungsweise läßt sich endlich noch feststellen, woher
K. Laskaris die Handschrift bezog. Er hatte die Gewohnheit,
in sehr viele der von ihm gekauften Handschriften den Ort des
Ankaufs und das Datum einzutragen; diese Notizen finden sich
Cod. Matr. 121, Folio 67 Recto
Die alte und die Quaternionenbezeichnung des K. Laskaris
(im Maßstab des Originals)
zumeist am Ende der Codices (Beispiele bei Iriarte, Graux,
Annuaire XI, Nolhac, bibl. de l'école etc. vol. 74, Weinberger,
Tryphiodor. Eine solche Eintragung fehlt nun allerdings in
dem Matritensis 121 vermutlich nur deshalb, weil dessen letztes
oder dessen letzte Blütter nach Laskaris Tod in Verlust ge-
rieten. Allein der von demselben Schreiber wie Matritensis 121
geschriebene Matritensis 71!, dessen Anfang in dem früher er-
1) Daß einerseits der Romanus der lliasscholien und Matr. 71 und
anderseits Matr. 121 von derselben Hand geschrieben sind, lehrt ein
Vergleich der dieser Abhandlung beigegebenen Tafeln mit dem Facsimile
bei Graux-Martin pl. II 5. 6. Auch die Formate beider Handschriften
14 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
wühnten Romanus (oben S. 4) erhalten ist, enthält eine solche
Provenienzangabe. Sie ist bei Graux-Martin pl. 116 facsimi-
liert, und danach hat Laskaris diese Handschrift in Messina
erworben, wo er spätestens seit 1466 lebte. Alle Wahrschein-
lichkeit spricht also dafür, daf auch der Matritensis 121 zur
selben Zeit und am selben Orte von Laskaris gekauft wurde,
da er ursprünglich aus derselben, zu Laskaris’ Zeit in den
Handel gebrachten, spütestens seit dem 10. Jahrhundert bestehen-
den Bibliothek stammte wie Matr. 71.
Diese Annahme wird zur Gewißheit, weil der Matritensis 71,
abgesehen von der gleichen Schrift, auch dieselbe äußere Be-
schaffenheit aufweist, die an dem Matritensis 121 beobachtet
wurde (oben S.10ff). Ich entnehme deren Beschreibung Ruelles
vortrefflichem Bericht in den Archives des miss. scientifiques
3me serie vol. 1] p. 572ff!. Der Matr. 71 zählt 178 Folien, deren
' Format nicht angegeben ist; wenn das Facsimile pl.II 5 bei Graux-
Martin in natürlicher Größe angefertigt ist, so war das Format
identisch mit dem von Matritensis 121. Auf Folio 177 Verso
steht von der Hand des Konstantinos Laskaris: Kovorar-
τῖνος ὁ Λάσχαρις καὶ τοῦτο ἐν Meoov τῆς Σικελίας ὠνήσατο.
Le fol. 2 commence le deuxieme quaternion; le fol. 6 commence
le troisieme, marqué d'un chiffre à demi rasé par la reliure; le
sind dem Facsimile zufolge gleich, die Zahl der Zeilen auf der Seite ist
dagegen verschieden (33 und 17). Bei Graux und Martin (Text p. 14 ff)
werden als Besonderheiten der Minuskelschrift von Matr. 71 folgende her-
vorgehoben: Einzelne Worte wie ovx, vóoo, xyov$, λαξ zeigen am Schluß
einen Apostroph, der Circumflex und beim Artikel co», τὴν der Gravis stehen
häufig erst über dem auf den Vokal folgenden Buchstaben, das ı subscrip-
tum fehlt vollstándig, die Schrift steht nicht über, sondern unter den mit
dem Griffel vorgerissenen Linien, der Doppelpunkt bei anlautendem ı und
v ist selten angewendet, Kürzungen finden sich ebenfalls nur ganz wenige:
xa ov und am Zeilenende ag, ebenso sind die Uncialformen selten, von
À kommt keine vor, dagegen von » am Wortende. Endlich zeigen « und
σ am Ende der Zeilen mitunter einen Schwanz. Alle diese Eigentümlich-
keiten finden sich in dem gleichen Ausmaß auch in der Schrift des Matr. 121,
die meisten sind auch auf den beigegebenen Tafeln in Beispielen vertreten.
1) Ruelle wies in diesem Aufsatz schon darauf hin, daß der Matr. 71
die Fortsetzung des Romanus der lliasscholien enthält. E. Maaß hat dann
Hermes XIX $. 3250 ff. und Schol. Graeca in Hom. lliadem vol. V praef.
y. XXII gezeigt, daß der Romanus und der Matritensis Bestandteile einer
und derselben Handschrift bilden.
Einleitung. 15
fol. 12 commence le quatriéme: quaternion. Je conclus de ces
observations que le volume n'est pas arrivé complet dans les
mains de Lascaris; que le savant grec se sera empressé de nu-
méroter les quaternions, lesquels ne sont pas égaux entre eux;
que, dans le temps écoulé entre lachat et la reliure, le premier
quaternion et peut-étre aussi ceux qui terminent le manuscrit
auront perdu quelques feuillets, et que la pagination, qui se suit
sans interruption, est venue postérieurement au travail du relieur.
Diese Beschreibung schildert genau denselben Sachverhalt, der
soeben bezüglich des Matr. 121 festgestellt wurde; wir dürfen
daher als sichergestellt erachten, daß K. Laskaris sowohl den
Matr. 71 als auch den Matr. 121 wührend seines Aufenthaltes in
Messina, also Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts
von demselben Hündler, beide in demselben tüblen Zustand ge-
kauft hat. Dieser Händler war augenscheinlich in den Besitz
arg zugerichteter Handschriften vorläufig unbekannter Herkunft!
gekommen, die er überdies, um hóheren Gewinn zu erzielen, noch
zerlegte und bruchstückweise an verschiedene Liebhaber ver-
kaufte? Da sich nun in dem Romanus, den nachweislich zuerst
Muret besaß, der Anfang zu dem von K. Laskaris erworbenen
Matr. 71 hinzugefunden hat, so darf die Hoffnung nicht ganz
aufgegeben werden, daß auch zu dem Matr. 121 vielleicht der
fehlende Anfang oder das fehlende Ende noch hinzugefunden
werden.
Der Matritensis 121 war bisher keineswegs ganz unbekannt,
ja der darin enthaltene Text ist zum Teil schon veróffentlicht.
Schon Iriarte (a.a. Ὁ.) hatte richtig bemerkt, daß auf den
1) K. Laskaris hat Handschriften an sehr verschiedenen Orten Ita-
liens und Griechenlands erworben und zum Abschreiben entlehnt (vgl.
Legrand, Bibl. Hell. I p. LXXV note 2). Einer derjenigen, die ihm Hand-
schriften zum Abschreiben liehen, war Sergios Stissos aus Tarent; vgl.
die bei Nolhac, Bibl de l'école des hautes études 74. p. 153 u. 445
publizierte Subskription des K. Laskaris aus dem Jahre 1498 in einer
griech. Handschrift der Pariser Nationalbibliothek. Derselbe Sergios ver-
sorgte aber auch Janus Laskaris mit Handschriften, vgl. K. K. Müller,
Centralbl. f. Bibliotheksw. I. S. 361 u. 402 ff.
2) Daß auch der Romanus aus Laskaris’ Bibliothek stammt, wie
E. Maaß annimmt, ist nicht richtig, da Laskaris sonst auf dem Matri-
tensis 71 die Quaternionenbezeichnung nicht mit a begonnen hätte. Sein
erster nachweisbarer Besitzer ist vielmehr Muret.
16 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
50 ersten, bisher noch nicht gedruckten Blättern der Handschrift
unter der Überschrift + «ρονογραφία σύντομος ἀφ᾽ οὗ ἡ ol-
κουμένη ἐχτί | σϑὴ καὶ 0 πρῶτος ἄνθρωπος das sogenannte
χρονογραφιχὸν σύντομον des Patriarchen Nikephoros von Kon-
stantinopel enthalten ist!. Der Text der eigentlichen Chronik
des Nikephoros endet auf Folio 29 Verso von erster Hand mit
dem Kaiser Basileios I; er wurde, wie schon bemerkt (oben S. 6),
von Konstantinos Laskaris hier und auf den folgenden bei-
den eingefügten Papierblättern 30 und 31 fortgesetzt bis zur
Eroberung Konstantinopels. Hierauf folgen Folio 32 ff die noch
zur Chronographie des Nikephoros gehörigen Listen der römischen
Kaiserinnen, der Bischöfe von Konstantinopel usw., geschrieben
wiederum von der ersten Hand; sie enden auf Folio 50 Verso mit
dem üblichen Computus, der die Chronographie des Nikephoros
in den Handschriften beschließt (s. Taf. II).
Auf Folio 51 Recto (s. Tafel IIT) beginnt unter der Über-
schrift - συναγωγὴ χρόνων καὶ ἐτῶν ἀπὸ χτίσεως xó | σμου
ἕως τῆς ἐνεστώσης ἡμέρας eine zweite, ebenfalls anonym ge-
lassene Chronographie, die bis zum Schlusse der Handschrift
Folio 82 Verso reicht und, wie sich zeigen wird, eben die Chronik
des Hippolytos ist.
Von diesem zweiten Teil des also ursprünglich eine Samm-
lung verschiedener Chronographien enthaltenden umfangreichen
Miscellancodex ist schon einiges gedruckt; man hat jedoch durch-
gängig verkannt, daß von Folio 51 Recto bis 82 Verso die Abschrift
eines und desselben Werkes vorliegt, dessen Schluß mit den
auf 82 folgenden Folien verloren gegangen ist.
Iriarte (a. a. O. pag. 494) unterschied in seiner sehr mangel-
haften Inhaltsangabe irrtümlich vier anonym überlieferte Schriften.
Als erste bezeichnete er richtig die Chronographie des Nikephoros.
Die zweite nach seiner Meinung von Folio 51 Recto bis Folio 55
Recto reichende Schrift sollte eine kurze Darstellung des Dia-
merismos, d. h. der Verteilung der Erde unter die Söhne Noés
und ihre Nachkommen enthalten. Darauf sollte von Folio 55
Recto bis 63 Verso eine zweite, von einem anderen Verfasser
1) Es ist zuletzt herausgegeben von C. de Boor, Lpzg. Teubner
1880 Nicephori archiepiscopi Constantinopolitani opuscula historica p. 79 1,
Der Text des Matritensis gehört zu den erweiterten Fassungen dieser
Chronographie; ich werde darüber an anderem Orte berichten.
Einleitung. 17
herrührende ausführlichere Fassung desselben Gegenstandes als
dritter Teil folgen, und der Rest, Folio 63 Verso bis 82 Verso,
sollte den unvollständigen, von einem vierten Autor herrührenden
σταδιασμὸς τῆς μεγάλης ϑαλασσης enthalten‘. In seinem teil-
weisen Abdruck der Anfänge dieser Schriften unterließ es Iriarte,
gerade das Wichtigste mitzuteilen: die Folio 511f erhaltenen
Capitelüberschriften und die Vorrede zu der Chronik, woraus
Hippolytos als Verfasser alles Folgenden sich durch den Ver-
gleich mit den beiden libri generationis längst hätte feststellen
lassen. Aber auch keiner von den Forschern, die nach Iriarte
die Handschrift eingesehen haben, schenkte diesen Blättern ge-
nügende Aufmerksamkeit.
Iriartes irrige Unterscheidung dreier verschiedener Werke
auf den Folio 51 Recto folgenden Blättern beruht auf Über-
schätzung einer Äußerlichkeit der Schrift und auf mangelhaftem
Studium des Inhaltes; Iriarte hielt nämlich die durch größere
Schrift ausgezeichneten Überschriften einzelner Abschnitte des- ᾿
selben Werkes für die Titel besonderer Schriften. Ein Blick auf
die ganz gleichen, mit größeren Buchstaben geschriebenen Über-
schriften einzelner Abschnitte innerhalb der Chronographie des
Nikephoros (s. Taf. II) hätte ihn vor diesem Irrtum bewahren
müssen, den A. v. Gutschmid (Kl. Schriften V 614 ff) vermóge
seiner überlegenen Sachkenntnis scharfsinnig wenigstens teilweise
schon berichtigte. Aus Iriartes Angaben über den Inhalt
stellte dieser Forscher zunächst fest, daß auf Folio 51 Recto bis
63 Recto nicht zwei verschiedene, eine kürzere und eine längere,
sondern nur eine Fassung des Diamerismos vorliegt?; v. Gut-
schmid glaubte aber (a.a. O. 705), da er die Handschrift nicht
gesehen hatte, daß sie gleich dem Matr. 84 und dem Vind. 171
1) Diesen Stadiasmus maris magni druckte Iriarte vollständig, aber
mangelhaft ab, Letronne (Journal d. Savants 1844 p. 301) ließ sich aus
Madrid eine neue Kollation besorgen, die jedoch nur an 6—7 Stellen von
Iriartes Abdruck abwich.
2) Iriarte hielt nämlich den ersten auf Japhet und seine Nachkommen
bezüglichen Abschnitt des Diamerismos fülschlich für eine kürzere Re-
cension des ganzen Werkes und machte sich darüber keinerlei Gedanken,
daß dann in der von ihm als die ausführlichere bezeichneten Fassung
Folio 55ff Japhet und seine Söhne überhaupt nicht vorgekommen würen.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1
2
18 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
«eine geographische Mischhandschrift> sei, was für gar keinen
dieser drei Codices zutrifft.
Hartnäckiger erhielt sich daher Iriartes irrige Behauptung,
daß der auf Folio 63 Verso beginnende, mit einer Capitelüber-
schrift versehene Stadiasmos ein selbständiges Werk sei. Als
solches wurde er von Gail im II. Bande der Petits Géographes
p. 400 ff, von Hoffmann, Leipzig 1841 und zuletzt nach aber-
maliger, viele Versehen Iriartes bessernder Vergleichung der Hand-
schrift durch E. Miller von C. Müller in den Geographi Graeci
minores I S. 427 ff herausgegeben. C. Müller datierte überdies
in der praefatio (p. CXXVIII) die Abfassung des Stadiasmos irr-
tümlich zwischen 250 und 300 n. Chr. Diese falsche Datierung
acceptierte v. Gutsch mid, und so kam es, daß er den zweiten Irr-
tum Iriartes — die behauptete Selbständigkeit des Stadiasmos —
nicht durchschaute, obwohl ihm (Kl. Schr. V 238, 263 ff) wie schon
E. Miller (a. u. a. O.) aufgefallen war, daß die den Stadiasmos mit
- dem vorhergehenden Text des Diamerismos verbindende Einleitung
(unten S. 128) mit den von Hippolytos im Proómium der Chronik
und im Diamerismos (S. 124) verwendeten Ausdrücken (die v. Gut-
schmid aus den libri generationis kannte) auffallende Ähnlich-
"keit zeige. So kam v. Gutschmid zu dem Schlusse, daß der
Stadiasmos keinen Bestandteil des ursprünglichen Diamerismos
gebildet habe, dessen älteste Recension von Hippolytos schon
235—238 geschrieben wurde, wührend sich vielmehr jetzt als
zweifellos ergibt, daß gerade Hippolytos zuerst dieses dem ur-
sprünglichen Diamerismos allerdings wahrscheinlich fremde Stück
in seine Bearbeitung einfügte.
Das Berge- und Flüsseverzeichnis des Diamerismos unserer
Handschrift auf Folio 62 Recto ff veröffentlichte nebst zahlreichen
Verbesserungen zu dem von lriarte abgedruckten Text des Sta-
diasmos zuerst E. Miller (Journ. d. Savants 1844 p. 300 ff) auf
Grund einer Vergleichung der Handschrift. Er stellte ganz richtig
fest, daß dieses Verzeichnis und der ihm vorangehende Diamerismos
nicht nur von demselben Autor herrühren, sondern auch zu dem-
selben Werke dieses Autors gehören müssen, weil in der Ver-
bindung des Diamerismos mit diesem Verzeichnis durch die
Worte: δεδειγμένων ovv τῶν ὀνομάτων τῶν δώδεκα ὀρέων
die schon im Diamerismos angewendete Phrase δεδειγμένων οὖν
τούτων wiederholt werde. Allein auch E. Miller war nur an
Einleitung. 19
dem Text des Stadiasmos interessiert und ging der Frage nicht
nach, wie weit diese von ihm festgestellte Zugehörigkeit zu dem-
selben Werke innerhalb der Handschrift reiche.
C. Müller benutzte für seine Sonderausgabe des Stadiasmos
die Collation von E. Miller (praef. p. XVII) und bemerkte
richtig (p. 427 Anm.), daß im Matritensis von Folio 53—62
nur eine, der im Chronicon paschale und beim Barbarus er-
haltenen ühnliche Fassung des Diamerismos vorliege; über den
Folio 51—53 erhaltenen Text und über das Verhältnis des Sta-
diasmos und Diamerismos äußerte er sich aber überhaupt nicht.
Während also die genannten Forscher ihr Augenmerk fast
ausschließlich dem Inhalt der letzten 20 Blätter der Handschrift
zuwendeten, interessierte sich A. Martin, der die Handschrift
abermals einsah, nur für jenen Teil der Chronographie des Nike-
phoros, der stichometrische Angaben über die Bücher des Alten
und Neuen Testaments enthält (Folio 47 Verso bis Folio 49 Verso).
Endlich hat, wie ein bei Folio 53 R eingelegter kleiner Zettel
lehrt, auch B. Violet den Codex in der Hand gehabt. Dieser
Forscher bemerkt 15. VII. 1899 zu c. 44 (S. 44): «διαμερισμὸς
τῆς γῆς. Textus Latinus eiusdem operis invenitur Madr. nacional
A 16 fol 99 v? — 100 r? »Scarpsum ex chronica Origenis««.
Violet scheint diese richtige Beobachtung nicht weiter verfolgt
zu haben. Madr. nac. A 16 ist nämlich die von Mommsen chron.
min. I p. 79 (Mon. Germ. auct. antiquiss. IX) mit O, c bezeichnete
Handschrift des liber generationis I, der einen der erhaltenen la-
teinischen Übersetzungen der Chronik des Hippolytos.
Nach meiner folgenden Ausgabe läßt sich nun der Vergleich
zwischen dem Text des Matritensis 121 von Folio 51 R ange-
fangen mit den beiden libri generationis und dem Barbarus des
Sealiger leicht anstellen, und daraus ergibt sich ohne weiteres, daß
unsere Handschrift neben der auf den ersten 50 Blättern erhaltenen
1) M. betont Mélanges G. B. Rossi, suppl. aux Méianges d'archéol.
et d'histoire publiés par Ecole francaise de Rome vol XII. die
Wichtigkeit dieser Handschrift für den Text der Chronographie des Nike-
phoros und hebt hervor, daß sie für die Genesis richtig 4300 und nicht 1300
Stichen angebe, wie die von de Boor benutzten Codices. Diese sticho-
metrischen Angaben des Matritensis sind zuerst bei Iriarte (a. a. O.
p. 482) und danach von Credner, Zur Geschichte des Kanons, Halle
1847 S. 113 abgedruckt.
0 x*
“u
20 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chronographie des Nikephoros unter der Überschrift συναγωγὴ
χρόνων κτλ. nur noch ein Werk enthält: den griechischen Text
der Chronik des Hippolytos, der mitten in dem zu deren Dia-
merismos gehörenden Stadiasmos abbricht.
Das lange verbreitete und geglaubte Gerticht, daß in Spanien,
in der Bibliothek des Escurial, eine griechische, bei dem Brande
von 1741 vernichtete Handschrift der Chronik des Hippolytos vor-
handen war (Knust Archiv VIII 227), wurde durch Ch. Graux (bei
Mommsen chron. min. I p. 86 Anm. 5 und in seinem Essai sur
les origines du fonds grecs de l'Escurial) widerlegt: Knust hatte,
durch den in älteren Katalogen erhaltenen Titel irregeführt, eine
von Darmarios angefertigte Abschrift des Vatic. 1941, der das
Chronicon paschale enthält, als Chronik des Hippolytos be-
zeichnet. Der Matritensis 121 erfüllt nun wenigstens zum Teil
die Hoffnungen, die an Knusts Angabe geknüpft worden waren.
2. Der erhaltene Text der Chronik des Hippolytos.
Den Text der Chronik bildet (Folio 51 Recto ff) eine von
Hippolytos selbst verfaßte! Capitelübersicht, ihr folgt die Vorrede
und dieser eine kurze Darstellung der Ereignisse von der Erschaffung
bis zur Völkerzerstreuung, die als βίβλος γενέσεως ἀνϑρώπων
bezeichnet wird?, Hierauf folgt der Diamerismos, der den ora-
διασμὸς τῆς μεγάλης ϑαλάσσης mit umfaßt, in sehr ausführlicher
Fassung”. Wie die Bemerkung (c. 43): ἀλλ᾽ ἐν ἄλλοις βίβλοις
εὐρήσεις πλατυτέρως τὴν ἀρχὴν, ἡμεῖς δὲ τὸν διαμερισμὸν
μόνον ἐν συντόμῳ γεγράφαμεν lehrt, war sich Hippolytos bewußt,
daß in der Kürze des ersten Teils und in der verhältnismäßig aus-
1) Sowohl die einzelnen Bücher der sogenannten Philosophumena,
richtig χατὰ πασῶν αἱρέσεων zu betitelnden Schrift, als auch theologische
Traktate des Hippolytos enthalten solche von dem Verfasser herrührende
Inhaltsangaben.
2) Dieser Untertitel des ersten Abschnittes wurde in den zwei als
liber generationis I und II bekannten lateinischen Übersetzungen als Ge-
samttitel gebraucht.
3) Diese besondere Ausführlichkeit des Diamerismos in der Chronik
des Hippolytos bewirkte, daß von Iriurte bis auf A. v. Gutsch mid stets
wiederholt wurde, der Matr. 121 enthalte lediglich eine griechische Fassung
des Diamerismos,
Text. 21
führlichen Darstellung des Diamerismos eine Besonderheit seiner
Chronik gelegen sei. Mitten im Stadiasmos bricht die Handschrift
ab. Von den 17 anfangs aufgezählten Capiteln fehlen also 13, die
jedoch, wenn darin auf die lateinischen Übersetzungen ein Verlaß
ist, die erhaltenen ersten vier an Umfang kaum übertroffen haben
dürften. Im Matritensis 121 scheint also ungefähr die Hälfte des
Werkes erhalten zu sein, falls nicht die lateinischen Übersetzer
gegen Ende sehr viel stürker gekürzt haben als anfangs; in
diesem Falle wäre etwa die kleinere Hälfte des griechischen
Textes erhalten. |
Das einfachste und übersichtlichste Verfahren bei Veröffent-
lichung des erhaltenen Anfanges der Chronik, ein bloßer Abdruck
des emendierten Textes der Handschrift, erwies sich als unanwend-
bar, da diese Ausgabe durch die Möglichkeit steten Vergleichens
mit den lateinischen Übersetzungen zugleich den Beweis für den
bippolytischen Ursprung der griechischen Fassung erbringen
maßte. Aber noch andere Gründe sprachen dafür, die umständ-
lichere Druckeinrichtung in vier Parallelkolumnen zu wählen. In
der christlichen Chronikenliteratur läßt sich nur selten mit voller
Bestimmtheit feststellen, ob ein Text die bloß gelegentlich kürzende
oder ergänzende Abschrift, die Übersetzung oder aber die
förmliche Bearbeitung eines anderen, uns erhaltenen ähnlichen
Werkes ist. Die ausführlichere Fassung eines Satzes in einem
jüngeren Texte kann an und für sich ebenso oft die Erweiterung
eines älteren Textes sein wie die ursprüngliche, in dem älteren
Text aber gekürzte Fassung des Originales. Die kürzere Fassung
eines Satzes in den jüngeren Quellen kann umgekehrt an und
für sich ebensogut ein Auszug aus einer ausführlicher gehaltenen
Vorlage sein wie der echte, in älteren Quellen erweiterte Wort-
laut. Gibt es doch in dem Bereich dieser Literatur kaum eine
Abschrift, die nicht gewisse eigentümliche Zusätze oder Aus-
lassungen zeigte, besonders in jenen Partien der Chroniken, deren
selbständige Erweiterung lediglich einige Kenntnis des Alten
Testamentes erforderte.
Der Matritensis 121 enthält zwar sicherlich bloß eine ge-
getreue Abschrift und zwar eine alte und verhältnismäßig sehr
gute des griechischen Originaltextes und weder einen Auszug
noch eine Bearbeitung der Chronik des Hippolytos von Rom,
allein diese Erkenntnis berechtigt keineswegs, nun die latei-
33 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nischen Übersetzungen und die zahlreichen späteren Auszüge als
überflüssig beiseite zu legen, um so weniger, da der Matritensis
die aus dem 10/11. Jahrhundert herrührende Kopie eines im
3. Jahrhundert abgefaßten Werkes ist und Lücken und Fehler
enthält, für deren Ausfüllung und Verbesserung die abgeleiteten
Fassungen unentbehrlich sind. Die Ausgabe mußte also nach
wie vor nach den von Mommsen formulierten kritischen Grund-
sätzen gemacht werden: adhibitis subsidiis omnibus tam Graecis
quam Latinis, wenn diesen auch jetzt nur mehr eine geringere
Bedeutung zukommt.
Deshalb enthült die erste Kolumne die dem griechischen
Original am nächsten stehende lateinische Fassung des Barbarus
des Scaliger, die zweite den Madrider Text, die dritte und vierte
die Texte der beiden libri generationis.
Der Barbarus des Sealiger ist eine im 7. oder 8. Jahrhundert
angefertigte mangelhafte Übersetzung einer alexandrinischen, mit
Bildern versehenen Weltchronik aus dem Anfang des 5. Jahr-
hunderts!, Sie ist nur in einer einzigen Pariser Handschrift (Bibl.
nat. man. lat. No. 4884) erhalten?, die genau nach dem Original
von A. Schöne im Appendix zu seiner Ausgabe der Chronik
des Eusebius (l.p. 177 ff) abgedruckt ist. Dieser das Original
vollstándig ersetzende Abdruck bei Schóne liegt auch den beiden
letzten Veröffentlichungen: der teilweisen bei Mommsen (a. a. O.
chron. min. I p. 91 ff mit der Bezeichnung Chrorficon Alexan-
drinum) und der vollstándigen bei K. Frick (chronica minora I.
Leipz. Teubn. 1892 p. 184 ff) zugrunde; Frick hat dem latei-
nischen Text auch eine Zurückübersetzung ins Griechische bei-
gegeben.
Die beiden libri generationis sind zuerst auf Grund des ge-
samten Handschriftenmaterials von Mommsen (a. a. O. p. 89 ff)
und von K. Frick (a.a. O. p. 2 und p. 80 ff) ediert. Als liber
generationis II bezeichnete Mommsen jene Fassung, die sich nur
in den Handschriften des Chronographen von 354 erhalten hat. Die
1) Ein griechisches auf Papyrusfragmenten erhaltenes Seitenstück zu
der Vorlage des Barbarus ist der Papyrus Golenisdev (Denkschriften der
Wiener Akad. 51. Bd.)
2) Die Hamburger Handschrift ist ein wertloses Apographon der
Pariser, wie zuletzt J. J. Hoeveler, Festschr. d. hóheren Lehranstalten
Kölns zur 43. Philol.-Vers., Bonn 1895, S. 193 ff dargetan hat.
Text. 23
Abfassung dieser Übersetzung fällt noch vor 334, denn in diesem
Jahre endet die ältere Chronik, die der Chronograph von 354
als Vorlage benutzte. In die Chronik von 334 hat nur ein Teil
der Übersetzung des griechischen Originals der Chronik des Hippo-
lytos Aufnahme gefunden. Der liber generationis I dagegen
ist eine ausführlichere, vollständig erhaltene, in Einzelnem ab-
weichende, also von der in der Chronik von 334 benutzten un-
abhängige Übersetzung desselben griechischen Originalwerkes. Er
ist teils selbständig in mehreren Handschriften, teils als Einlage in
dem sogenannten Fredegar erhalten, worüber Mommsens Aus-
gabe und die Vorrede bei Frick! nähere Auskunft geben. Der
lib. gen. I ist nach A. v. Gutschmids Nachweis (Kl. Schriften V
S. 620) vor 460 verfaßt, weil er in diesem Jahre von dem jün-
geren Árnobius in seinem Kommentar zum 104. Psalm schon
benutzt wurde. Es zeigte sich als notwendig, die handschrift-
lichen Varianten der beiden libri generationis nach Mommsens
und Fricks Ausgaben ebenfalls in diese Ausgabe aufzunehmen,
denn es stellt sich jetzt heraus, daß den Übersetzern nicht eine,
sondern mehrere, in Einzelheiten verschiedene griechische Hand-
schriften der Chronik vorlagen, die unserem Texte teils nahe
stehen, teils aber auch von diesem abweichen, und daß ferner
teils von den Übersetzern selbst, teils aber auch erst von den
Abschreibern Änderungen vorgenommen wurden.
Aus dem Vergleich dieser drei lateinischen Fassungen mit
dem griechischen Text ergibt sich sogleich, daß schon Mommsen
den Sachverhalt richtig erkannt hatte: Der alexandrinische Chro-
nist aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts, den der Barbarus über-
setzte, folgte der griechischen Vorlage am treuesten, die beiden
libri generationis kürzen dagegen, der ältere (lib. gen. II) mehr,
der jüngere (lib. gen. I) weniger; bald gibt der eine, bald der
andere das Original genauer wieder.
Zur Ergänzung des 110. gen. Il, der minder vollständig er-
haltenen Übersetzung, kommt ferner in Betracht, was der so-
genannte liber genealogus a. 427 von den Diamerismos betreffen-
den Stücken enthält (Mommsen, chron. min. I p. 160ff), denn
diese sind aus dem liber generationis II — nicht aus Hippo-
1)Frick nennt in seiner Ausgabe den lib. gen. II das chronicon
a. 334, den lib. gen. I dagegen schlechtweg liber generationis.
24 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
lytos direkt — entlehnt, wie im 4. Abschnitt nachgewiesen wird.
Deshalb wurden in der dem lib. gen. II eingeräumten Kolumne
solche Angaben des liber genealogus abgedruckt und zwar im Va-
riantenverzeichnis dann, wenn die betreffende Stelle überdies durch
die Chronik von 334 erhalten ist, als Text der Kolumne in
Petit, wenn dies nicht der Fall, also die in der Chronik von
334 benutzte lateinische Übersetzung des Hippolytos uns nur
durch den lib. geneal. erhalten ist.
Zweifellose Zusätze der Übersetzer sind in den drei latei-
nischen Fassungen durch kleinen Druck unterschieden, Über-
setzungsfehler dagegen nicht korrigiert, da sie zu den Eigentüm-
lichkeiten dieser Autoren gehören. Auch in dem griechischen
Text ist nur weniges und nur in zweifellosen Füllen verbessert;
die Namensformen sind grundsätzlich ungeändert gelassen.
Fehlende Akzente, die Majuskeln bei Eigennamen, Interpunktion
und sonst einige Kleinigkeiten sind dagegen stillschweigend hinzu-
gefügt oder gebessert. Nach dem Vorbild von Mommsens
Ausgabe wurden (in einigen Füllen jedoch auf Grund von Auf-
schlüssen, die der griechische Text gab, abweichend von diesem)
' die einzelnen Abschnitte durchgezählt. Die in der Textkolumne
des Matritensis teils links am Rande, teils im Text in Verbindung
mit R. und V. angebrachten Ziffern bezeichnen die Seiten der
Handschrift. Eckige Klammern ([]) bedeuten im Text zu Tilgen-
des, spitze Klammern (()) von mir Ergünztes. Die Varianten
der Überlieferung der beiden libri gen. sind nach Mommsens
Ausgabe der besseren Übersichtlichkeit wegen stets am Schlusse
jedes besonders bezifferten Abschnittes hinzugefügt, ebenda stehen
die von Mommsen ermittelten Verbesserungen!; die adnotatio
critica zum griechischen Text steht dagegen unten in den An-
merkungen, wo auch die zu allen vier Fassungen nótigsten er-
klärenden Bemerkungen untergebracht sind. Bei umfangreicheren
Namenlisten wurden nach Mommsens Vorgang eingeklammerte
() Ordnungsziffern eingefügt; außerhalb der Klammer stehende
Ziffern solcher Listen sind dagegen überliefert. Die Siglen der
Handschriftvarianten bei den libri generationis sind dieselben
wie bei Mommsen. Beim lib. gen. I bezeichnet B einen Bero-
1) Dazu ist auch das Variantenverzeichnis in Fricks Ausgabe zu
vergleichen, aus dem ich nur einiges Wenige aufgenommen habe.
Text. 35
linensis d. 9. Jahrh, F die beste Handschrift des Fredegarschen
Corpus, einen Parisinus des 7/8. Jahrhunderts. Unter O sind drei
Handschriften: ein Cavensis des 11., ein Parisinus des 14. und ein
Matritensis des 12. Jahrhunderts zusammengefaßt. G und C sind
Abschriften desselben, jetzt an Interesse gewinnenden Archetypus,
der háufig gegen die anderen das Ursprüngliche bewahrt hat;
G ist ein Sangallensis des 9., C ein Phillippsianus des 10. Jahr-
hunderts. H bezeichnet einen von Mommsen nicht verwerteten,
von Francis Bickley für Fricks Ausgabe (praef. p. CCXII) ver-
glichenen Londiniensis des 9. Jahrhunderts. Über die Handschriften
des Chronographen von 354 geben Mommsen (a. a. O. p. 14) und
Frick (praef. p. CCXV) Aufschluß; den mit V bezeichneten
Vindobonensis des 16. Jahrhunderts verglich S. Mekler noch-
mals für Frick. Die sogenannten Philosophumena, richtig xara
πασῶν αἱρέσεων betitelte Schrift des Hippolytos ist nach der
Ausgabe von Duncker und Schneidewin Góttingen 1859, die
anderen theologischen Schriften des Hippolytos sind nach der
Berliner Ausgabe der Griechischen christlichen Schriftsteller der
ersten drei Jahrhunderte Band I angeführt. Von den sehr
zahlreichen sonst erhaltenen Fassungen des Diamerismos stehen
dem des Hippolytos der Osterchronist und der Synkellos am
nüchsten. Deshalb wurden die Parallelstellen aus diesen beiden
. Byzantinern in den Noten vollstándig verzeichnet aber nicht alle
ausgeschrieben, die Ermittlung von deren Quellen aber auf den
4. Abschnitt aufgespart.
Schon bisher bestanden die triftigsten Gründe für die An-
nahme, daß die im Jahre 234/5 abgefaßte Chronik des Hippo-
lytos von Rom das griechische Original der drei in Rede stehen-
den lateinischen Übersetzungen sei. Was dafür von Ducange
(Chron. pasch. II ed. Bonn. p. 23 ff), Mommsen (Abhdlg. d. sächs.
Ges. d. Wiss. II, S. 585 ff; Mon. Germ. auct. antiquiss. IX p. 84 ff),
A. v. Gutschmid (Kl. Schriften V, 614 u. 0), Gelzer (Sextus Iulius
Africanus II, S. 1 ff), Harnack (Gesch. d. altchristl. Literatur I,
S. 626 ff, II. 2, S. 236 und 549 ff) und anderen Forschern geltend
gemacht wurde, fasse ich im dritten Abschnitt S. 140 ff zu-
sammen; hier genügt es zu bemerken, daß der griechische Text
diese Annahme als zweifellos richtig erweist.
Die Chronik des Hippolytos wurde ferner freier als bei den
genannten drei Lateinern noch in mehreren späteren chronogra-
26 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
phischen Werken, griechischen und orientalischen, teils direkt,
teils indirekt benutzt; die beiden wichtigsten schon erwähnten,
die Osterchronik und Georgios der Synkellos, gehen durch
Vermittlung der alexandrinischen Chronik (Panodoros und An-
nianos) auf Hippolytos zurück. Allein für die Herstellung des
griechischen Textes kommen, soweit der Matritensis vorliegt,
diese späteren Ableitungen, einschließlich der Osterchronik und
des Synkellos, doch nur gelegentlich in Betracht. Deshalb konnte
von einem vollständigen Abdruck der entsprechenden Abschnitte
aus diesen Chroniken, der die Übersichtlichkeit nur gestört hätte,
abgesehen werden. Dagegen ließ sich das Verhältnis dieser ab-
geleiteten Quellen zueinander viel genauer und sicherer fest-
stellen als zu der Zeit, da A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V, 240 ff,
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
(51R) 1. a + συναγωγὴ χρό-
νῶν καὶ ἐτῶν ἀπὸ κτίσεως
χόσμου ἕως τῆς ἐνεστώσης ἢ-
μέρας.
2. Τῆς γῆς διαμερισϑείσης
1. Wie alle Überschriften mit
größeren Buchstaben; « von 1. Hand,
der Zahlstrich ist später hinzugefügt; α΄ bezeichnet das folgende als
erstes Buch (vgl. Taf. II).
2. T als Initiale ausgerückt. Das Kolon nach Νῶε, die lib. gen. und
unten c. 44 fordern nicht, daß τ. y. ὁ διαμερισμός verbessert werde. Da
die Inseln im Text der Chronik keinen besonderen Abschnitt bilden, so
ist πόσαι νῆσοι ἐπίσημοι noch zu c. 2 zu ziehen.
1—3. Der Ankündigung in c. 1 entspricht unten Matr. 22—42 und
entspricht, wie lib. gen. I 227 ff und Barb. 9108 (S. 132 ff) beweisen,
der auf den Stadiasmos folgende Teil der Chronik. C.? entspricht unten
Text. 37
5851f) sich um die Lösung dieser Aufgabe bemühte. Davon
ist in dem vierten, die Nachwirkung der Chronik des Hippolytos
betitelten Abschnitt gehandelt.
Aus dem Matritensis ergab sich, daß der bisher als selb-
ständiges Werk geltende und auf die Jahre 250—300 n. Chr.
datierte Stadiasmos vielmehr einen Bestandteil der schon 234/5
abgeschlossenen Chronik des Hippolytos bildete. Der Stadiasmos
muß daher älter sein als das Jahr 234/55. O. Cuntz steuerte
deshalb auf meine Bitte im 5. Abschnitt die Ergebnisse seiner
Untersuchung über dessen Abfassungszeit bei und lieferte zu
der unzureichenden Ausgabe in den Geographi Graeci minores
Nachträge und Berichtigungen nach einer von ihm vorgenom-
menen zweimaligen Collation der Handschrift.
Liber generationis I.
1. Dinumeratio temporum et
Liber generationis II.
1. In hoc libro sunt congre-
annorum & generatione saeculi
usque in hunc diem.
liber generationis ab adam usque ad
gationes temporum vel annorum
8 constitutione mundi usque in
hodiernum diem.
ordinem (hunc diem Krusch) quae conti-
netur in hoc libro dinum. t. et a. gene-
rationis saeculi (so Εἰ, generationes B)
usque in hunc diem B F; haec sunt diu-
tissime per diversa quaesita sic dinum.
t. et a. (et a. fehlt G) a generatione sae-
culi ab adam usque in consulatum (-tu G)
ualentiniani (ualentini G) et ualentis anni
sunt. vdCCCCXXVIII GC; incipit liber
generationibus adam H.
2. Terrae divisio tribus filiis 2. Divisiones terrae tribus
Matr. 43—201, dem c. 3 unten Matr. 202—223 beziehentlich bis 234, dem
c. 4 unten 237—239, dem c. 5 unten 235, 236. Matr. 240 wird dann der
in der Inhaltsangabe nicht besonders erwühnte Stadiasmos eingeschoben.
Zu solchen „Entgleisungen“ in der Komposition vgl. was K. J. Neumann
(Hippolytos von Eom in seiner Stellung zu Staat und Welt S. 11, 15, 50)
über das Verhältnis des Proómiums und des Inhaltes von περὲ τοῦ &vti-
zelorov bemerkt.
1—18. Inhaltsangaben vor den Proömien vgl. bei Hippol. xar. πασῶν
αἵρεσ. am Anfang der Bücher; der Inhaltsangabe von περὶ τοῦ ἀντι-
χρίστου (c. 5) geht dagegen das an Theophilos gerichtete Proömium
voraus.
V
u
98 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
τοῖς τρισὶν υἱοῖς τοῦ Νῶε ga-
νέρωσις τῶν ἐϑνῶν᾽ τίνες ix
τίνων γεγένηνται καὶ ποίας
ἕχαστος αὐτῶν πόλεις xal χώ-
ρας κεχλήρωνται" πόσαι νῆσοι
ἐπίσημοι.
3. τίνες àx ποίων ἄποιχοι
ἐγένοντο.
4, πόσοι ποταμοὶ ὀνομαστοί.
5. πόσα 0Q7 ὀνομαστά.
, ,
6. πόσοι xpıral xol τίς x00a
ἔτη ἔχρινε τὸν λαόν.
7. πόσοι βασιλεῖς ἐν τῇ Ἰου-
δαίᾳ φυλῇ καὶ τίς πόσα ἔτη
ἐβασίλευσεν.
8. ἀπόδειξις περὶ τοῦ Πάσχα
xal (τίς) πότε ἐτήρησεν ἀπὸ
Μωυσέως συγχαταψηφιζομέ-
νῶν καὶ τῶν χρόνων μέχρι τῆς
ἐνεστώσης ἡμέρας.
6—18. Das diesen Inhaltsangaben
Entsprechende ist nur beim Barb.
und in den libri gen. erhalten, die ich nach Mommsen, chron. min. I
1158 zitiere. C. 6 — lib. gen. I 249—268, lib. gen. II 92—109, Barb. 230 —
263; c. 7 — l. g. I 268—304, 1. g. II 109—139, Barb. 263—315; c. 8 — 1. g.
I 304—316, 1. g. II 139—148, der Abschnitt fehlt beim Barb.; c. 9 — 1l. g.
] 316—330, 1. g. 11 184—198, fehlt wie alle folgenden beim Barb.; c. 10 =
l. g. 1331, fehlt 1. g. II; c. 11 — 1. g. 1 332, 1. g. IL 167; c. 12—1. g. I
333, 1. g. II 168; c. 13 — 1. g. I 334, l. g. II 170; c. 14 — 1. g. I 335, fehlt
l. g. II; c. 15 — 1. g. I 336—353, 1. g. II 149—106; c. 16 — 1. g. 1354— 3061,
l. g. I1 117; c. 17 =]. g. 1 362—376, 1. g. I1 199—217; c. 18— 1. g. 1 377— 398,
fehlt 1. g. II. Der im l. g. I 231—248 und Barb. 202—229 (unten S. 132/3
c. 227 u. 210ff) auf das FluBverzeichnis folgenden Abschnitt über die Erzvüter
von der Flut bis Josua ist von Hippolytos in der Capitelübersicht übergangen;
er wird nach seiner Gewohnheit erst im Proómium c. 20 angekündigt.
8, 2 τίς ist im Matr. ausgefallen.
Text.
. Liber generationis I.
Noae: declaratio gentium, quae
ex quibus factae sint et quas
singule terras ei civitates sor-
titae sunt, quantae insulae
clarae.
et quas singule (-las G) t. et c. sor-
titae (-ti 6) sunt FGC, fehlt B.
3. qui ex quibus gentibus
iransmigraverunt.
4. quot flumina nominata.
5. quot montes nominati.
statt 4. 5 quod m. et fl. GC.
6. quot iudices et quis quot
annis populum iudicavit.
et GC, fehlt BF.
1. quot reges in tribu luda
et quis quot annis regnavit.
8. declaratio paschae et quis
quando servavit ex temporibus
Moysi in hunc diem.
fehlt GC.
4. 5. Entsprechend der Inhaltsan-
gabe von GC sind unten S. 121ff im
Text des lib. gen. I 224, 225 zuerst die
Berge, dann dieFlüsse aufgezählt. Im
griechischen Text c. 235, 237 und beim
Barbarus c. 207, 209 (vgl. auch die
daneben abgedruckten Texte Matr.
84, Vind. 171 und die Laterc. Alex.)
gehen ebenfalls die Berge voraus
und die Flüsse folgen, wührend in
der Inhaltsangabe die Reihenfolge
umgekehrt ist. Diese Vertauschung
in der Inhalteangabe geht also auf
Hippolytos zurück; erst im Arche-
typus von GC wurde die Reihenfolge
der im Texte enteprechend geändert.
29
Liber generationis II.
filis Noe post diluvium, mani-
festaciones gentium, que gentes
ex quibus nate sunt et quas
singuli eorum provincias et ci-
vitates hereditaverunt, quot in-
sule manifeste.
3. qui ex quibus gentibus
advené facti sunt.
4. quot flumina opinata.
5. quot. montes nominati.
6. quot iudices et quis eorum
quot annos iudicavit populum.
7. quot reges in tribu Iudeo-
rum et quis eorum quot annos
regnavit.
8. ostensio pasche, quis ex
quo pascha servavit a Moysen
computatis annis.
30
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
9. βασιλεῖς Περσῶν ἀπὸ Kv-
ρου καὶ τίς πόσα ἔτη ἐβασί-
λευσε.
unten 17.
unten 18.
10. χρόνος ὀλυμπιάδων ἀπὸ
᾿Ιφίτου ἕως τῆς ἐνεστώσης ὁ-
λυμπιάδος.
11. ὀνόματα πατριαρχῶν ἀπὸ
γενέσεος.
12. ὀνόματα προφητῶν.
13. γυναῖχες προφήτιδες.
10. ἀπὸ τούτου cod.
11. χαὶ γενέσεως cod.
Text. 31
Liber generationis I. Liber generationis Il.
9. reges Persarum a Cyro et 9. tempora regum Persarum
quis quot annis regnavit. a Cyro et quis quot annis
nach 17 GC. regnavit.
10. reges Macedonum ab unten 16.
Alexandro et quis quot annis
regnavit.
nach 15 GC.
11. imperatores Romanorum unten 17.
ab Augusto et quis quot annis |
imperavit.
nach 9 GC.
12. tempora olympiadum ab fehlt.
Ipito usque in praesentem olym-
piadem.
fehit GC.
13. nomina patriarcharum a 10. nomina patriarcharum a
generatione. geneseos.
nach 14 G.
14. nomina prophetarum. 11. nomina prophetarum.
118. nomina apostolorum.
15. mulieres prophetissae. 12. mulieres prophetisse.
nach 16 G, nach 18 C.
9—19. Über die bisherigen Rekon- 11a. Ist, wie schon erkannt wurde,
struktionen dieses Inhaltsverzeich- ein Zusatz und der Chronik des Hippo-
nissesauf Grund der beidenlibrigene- lytos fremd.
rationis vgl. Krusch, N. Archiv 7.468
und Mommsen, Abhdlgn. d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. II 588ff. Die
Fredegarsche Fassung des lib. gen. I enthält im Text am Schluß noch-
mals ein Verzeichnis der jüdischen Kónige, das jedoch, wie Krusch (a.
a. O. 470) und Mommsen (a. a. O. 589; chron. min. I p. 79) gezeigt
haben, ein Nachtrag vermutlich des Fredegar ist. Mommsen hat es
daher in seinen Text des lib. gen. I überhaupt nicht aufgenommen. Frick
(chron. min. praef. LIff und in der Ausgabe selbst) hält irrtümlich das
erste Verzeichnis der jüdischen Künige für einen Zusatz, obwohl es im
Text an der richtigen, der Inhaltsangabe entsprechenden Stelle steht, das
interpolierte am Schluß dagegen für das aus dem griechischen Original
stammende.
10. 11. Die Reihenfolge ist im lib. gen. 1 durch Vorausnehmen beider
Abschnitte (im Widerspruch zu der Anordnung im Text des lib. gen. I,
zur Inhaltsangabe und zum Text des lib. gen. II) gestört. In der Vor-
lage der Hss. GC wurde die Anordnung noch eingreifender geändert.
32 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). ^ Codex Matritensis.
14. βασιλέων Ἑβραίων ὀνό-
ματα.
15. βασιλεῖς οἱ ἐν Σαμαρείᾳ
βασιλεύσαντες τῶν dexa φυ-
λῶν, τίς ὁπόσα ἔτη ifa (51.
σίλευσεν.
16. ἀρχιερέων ὀνόματα.
11. (βασιλεῖς Μακεδόνων ἀπὸ
Alsgavdpov καὶ τίς πόσα ἔτη
ἐβασίλευσεν.
18. βασιλεῖς Ῥωμαίων) ἀπὸ
Αὐγούστου, τίς πόσα ἔτη ἐβα-
σίλευσεν.
19. Ἐπειδήπερ δεῖ κατὰ navra
ἕτοιμον τυγχάνειν τὸν τῆς ἀλη-
16.17.18. ὀνόματα ἀπὸ Αὐγούστον
die Hs. Aus den libri gen. ergibt
sich, daß nicht nur βασιλεῖς Ῥωμαίων oder β. P. ὀνόματα, sondern auch
c. 17 ausgefallen ist. Die Größe der Lücke entspricht ziemlich genau der
Länge zweier Zeilen der Hs. Das Capitelverzeichnis ist jetzt durch den
Matr. gesichert; die Chronik des Hippolytos enthielt also keinen Papst-
katalog (vgl. unten S. 156 ff).
19—21 Diese abermalige, wieder verschiedenes Neue bietende Inhalts-
angabe nicht des ganzen Werkes, sondern des ersten bis Abschnitt 8 rei-
chenden Teiles der Chronik, in der aber z. B. der Stadiasmos abermals
übergangen wird, entspricht ganz der Art des Hippolytos, der es augen-
scheinlich liebt, allmählich und stückweise, immer wieder Neues ver-
ratend, die Leser auf den mannigfaltigen Inhalt seiner Schriften vorzube-
reiten; vgl. die Anfangscapitel der oben S.26 zu c.1—5 angeführten Schriften.
Daß der βίβλος γενέσεως den eigentlichen Anfang machen werde (vgl. 21),
Text.
Liber generationis ].
16. nomina regum Hebreo-
rum.
regum ex iuda nach 18 G, fehlt C.
17. et regum qui in Samaria
regnaverunt supra x tribus et
quis quot annos regnavit.
regum (reges C) samariae nach 10 GC.
18. nomina sacerdotum.
nach 18 G, nach 14 C.
oben 10.
oben 11.
18a. [nomina episcoporum Romae
et quis quot annis praefuit.]
so B, emperm F. Mommsen bemerkt da-
zu: evidenti errore , frustra tuetur
Kruschius Archiv 7. 469. Das Capitel ἕω
in GC, statt dessen einfügen:
und diese aufzählen. In diesen
sind ri Capitel folgen dorm den
8. 5 H 6. 7. 18. 14 (14. 18
9. 18. 16 (fehit C). 1 . 10. 17. 9. 11; 8 v.
3 feMen.
19. Quoniam quidem oportet
instructum esse veritatis diaco-
— —
33
. Liber generationis II.
13. nomina regum Hebreorum.
14. reges qui in Samaria
regnaverunt et quis eorum quot
annos regnavit.
15. sacerdotum nomina.
16. nomina regum Machedo-
num ab Alexandro et quis quot
annos regnavit.
17. imperatorum Romanorum
nomina ἃ Gaio Iulio Caesare et
consulibus. '
18. Quoniamque oportet per
omnia paratum esse veritatis mi-
17. Da nach allen Inhaltsangaben
und nach dem Text des lib. gen. I
(Mommsen p. 137, c. 378) der Kai-
serkatalog mit Augustus beginnt,
so ist dieser Anfang der Liste als
hippolytisch erwiesen, a Gaio Iulio
Caesare etc. im lib. gen. II. also eine
Änderung des lateinischen Über-
setzers,
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 3
24 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
ϑείας dıaxovov, &vayxatov 7y17-
σάμην, ἀγαπητέ μου ἀδελφὲ, ἐν
συντόμῳ ποιήσασϑαι λόγους Ex
τῶν ἁγίων γραφῶν πρὸς κατ-
αρτισμόν σοι φιλομαϑίας, ὅπως
di ἐπιτόμων ἀποδείξεων οὐχ
ἀργῶς μεμεριμνημένων τὸν ἐξ-
αχριβασμὸν τῶν κατὰ τὴν ἀλή-
ϑειαν ἡμῖν ἀναγκαίως ἐπιζητου-
μένων ἐν ὀλίγῳ καταλαβώμεϑα,
ἐχκόπτοντες πρότερον τὴν δι
ἀμαϑίας γενομένην ἔριν, ἥτις
σχοτίζουσα τὸν νοῦν ἀμαϑέστε-
Qo» τὸν τοιοῦτον προβιβάσει.
20. ἡμεῖς δὲ φιλομαϑῶς laco-
ρεῖν βουλόμενοι ἐπιγνωσόμεϑα
κατὰ ἀχρίβειαν τῶν τε ἐϑνῶν
τὸν διαμερισμὸν καὶ τὴν τῶν
πατέρων ἐξαρεϑμουμένην γενε-
αλογίαν, τόν τε τῆς παροιχίας
καιρὸν, καὶ τῶν πολέμων συμ-
βολὰς, καὶ τῆς τῶν χριτῶν
κατὰ χρόνους διοιχήσεως καὶ
19, 3 ἀναγχαίως die Hs.
20, 1 οἱ δὲ g. i. ß. die Hs; mög-
lich ist daher auch οἱ δὲ g. i. B. ἐπιγνώσονται.
ist weder in 2—18 noch hier gesagt. Daß auf den Diamerismos τῶ» πα-
τέρων ἐξαριϑμουμένη yevealoyla folgen werde, was, wie der lib. gen. I.
Mommsen 231—248 und der Barb. 202—229 (vgl. unten S. 132/3 1. g. I 227,
Barb. 210 ff) beweisen, ganz richtig ist, wird auch erst c. 21 nachgetragen
und fehlt in der ersten Inhaltsangabe. Ferner zeigen die Textabschnitte über
die Könige (Mommsen 1. g. I 268 ff, 1. g. II 109 ff, Barb. 263 ff), daß
wirklich, wie hier angekündigt wird, die unter ihnen auftretenden Pro-
pheten genannt waren. In demselben Zusammenhang sind die αἰχμαλωσίαι
erwühnt und es findet sich auch den folgenden Sützen dieser Übersicht
Entsprechendes, worauf 1. g. 1 304, Barb. 139 der Abschnitt über die Pascha-
feiern folgt. Zu 19 ff vgl. Hipp. xat. nao. aig. X 30 βουλόμενοι τοῖς φιλο-
μαϑέσιν ἐπιδεικνύναι, ἣν ἔχομεν στοργὴν περὶ τὸ ϑεῖον τήν ve ἀδίσταχτον
γνῶσιν, ἣν ἐν πόνοις χεχτήμεϑα περὶ τὴν ἀλήϑειαν. Hipp. περὲ Χριστοῦ
Text.
Liber generationis I.
num, necessarium existimavi, fra-
ter carissime, hos in brevi de
sanctis scripturis facere sermones
ad corroborandam doctrinam
tuam, ut per paucas enarrationes
non sine causa inquisitas virtu-
tes veritalis citius agnoscamus,
abscindentes prius indoctorum
generatam contentionem, quae
obumbrant sensum huiuscemodi
indoctum edoceat.
8 ne necessarium B — 6 corroboran-
dum Βα — 12 sensum) Εἰ, fehlt B.
20. Summa autem cum indu-
stria praevidere cupientes iuxta
veritatem cognoscimus gentium
divisiones et parentum dinume-
ratam generationem, intrabita-
tionis quoque tempora et bello-
rum commissiones et iudicum
tempora dispensationis et regum
annos et prophetarum tempora,
35
Liber generationis II.
nistrum, optimum arbitratus sum
compendiosum sermonem facere
ad congruam sapientiam: opus
est etenim per ostensionem non
vacue cogitantes, sed liquidum
secundum veritatem historie in-
quirere in brevi que adprehen-
dimus, amputantes primum con-
tenciones ignorantium, quae ge-
nerant litem et obscurant sensum
ignorantium que possunt studeri.
1 quoniamque V, quorum omnium die
anderen Hss. — 5 opost etenim V ; vielleicht
die Glosse ὅπως = ut enim — 18 qui V.
19. Qui autem diligenter vo-
lunt et studiose historiam dis-
cere, cognoscant gentium divi-
siones et patrum genealogiam et
temporum V peregrinationes et
civitatum conventiones et iudi-
cum dispositiones et regum tem-
pora et prophetarum, quae au-
tem captivitates in populo fu-
xal περὶ τοῦ ἀντιχρίστου. 1. Βοιληϑέντι σοι xat! ἀχρίβειαν ἐχμαϑεῖν và
προτεϑέντα ὑπὸ σοῦ ἡμῖν χεφάλαια, ἀγαπητέ μου ἀδελφὲ Θεόφιλε, εὖ-
λογον ἡγησάμην, ἀφϑόνως ἀρυσάμενος ὡς ἐξ ἁγίας πηγῆς ἐξ αὐτῶν τῶν
ϑείων γραφῶν καταστῆσαί σοι xav ὀφθαλμὸν τὰ ζητούμενα.... D. Ἀλλ᾽
ἐπειδὴ χαιρὸς λοιπὸν ἀπαιτεῖ πρὸς τὰ προχείμενα, αἰταρχῶν ὄντων
τῶν ἐν τῷ προοιμίῳ εἰς δόξαν ϑεοῦ εἰρημένων, δίκαιόν ἐστιν ἡμᾶς ἀφαψα-
μένους αὐτῶν τῶν ϑείων γραφῶν ἐπιδεῖξαι δι᾿ αὐτῶν, τίς καὶ ποταπὴ ἡ
τοῦ ἀντιχρίστου παρουσία, ποίῳ δὲ xci xal χρόνῳ ὁ ἄνομος ànoxa-
λυφϑήσεται, πόϑεν δὲ καὶ ἐκ ποίας φιλῆς, χαὶ τί τὸ τούτου ὄνομα xtà.
vgl 67 ταῦτά σοι διὰ βραχέων ἐξ ἀγάπης τῆς πρὸς τὸν κύριον ἀρισάμενος
ἐξ ἁγίων γραφῶν ὡς εὐόδμων, καὶ πλέξας στέφανον énovgáriov προσφέρω
σοί, ἀγαπητέ μου ἀδελφὲ Θεόφιλε, xvÀ. Vgl. xat. πασ. aig. IV 42; V 17,
45; VII 14.
3*
10
5
36 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Ν
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
τῶν βασιλέων καιροὺς, καὶ προ- 10
φητῶν χρόνους, τίνες ἐπὶ τί-
vov βασιλέων γεγένηνται" ὃ-
ποῖαι (52 R.) δὲ αἰχμαλωσίαι
τῷ λαῷ ἐπὶ τίνων βασιλέων
καὶ χριτῶν συμβεβήχασι᾽ τίνες 15
δὲ ἀρχιερεῖς τίσι χρόνοις ἱερά-
tevoav' τίς δὲ ὁ μερισμὸς τῶν
καιρῶν καὶ λαῶν γεγένηται"
πῶς δὲ ἡ καταγωγὴ τοῦ σπέρ-
ματος Ἰσραὴλ ix πατέρων εἰς 90
Χριστὸν πεπλήρωται" καὶ τίνα
χαὶ πόσα τῶν χρόνων καταριϑ-
μεῖται ἔτη ἀπὸ κτίσεως χύσμου
ἕως τῆς ἐνεστώσης ἡμέρας.
21. ἔδοξε δὲ ἡμῖν ἐναρξαμέ-
vot ἀπὸ τῆς γενέσεως τὴν κατὰ
λόγον ἀπόδειξιν, καϑὼς ἀπαι-
tel, ἐν συντόμῳ φανερῶσαι, οὐχ
ἐξ ἰδίας μαρτυρίας (ἀλλ᾽ ἐχ τῶν 5
ἁγίων γραφῶν τεχμηριωσαμέ-
γοις). ἐντεῦϑεν τοίνυν ἀφορ-
μὰς λαβόντες τὸν» κατὰ τάξιν
λόγον ix τῆς χενέσεως πειρώ-
μεϑα ποιεῖσϑαι.
22. βίβλος γενέσεως ἀνϑρώ-
xov.
20, 16 τοῖς χρόνοις ἱερατεύσαντες
die Hs. 19 ὅπως δὲ ἡ. x. die Hs.
2, 5 Die Lücke der Hs. beträgt ungefähr den Umfang einer Zeile.
Zum Proömium des Hipp. vgl. das des Pseudo-Skymnos, Geogr. Gr. min.
I p. 196.
22. Diesem Untertitel des ersten aus Genes. D. lff geschüpften Ab-
schnittes geht in der Hs. etwas freier Raum auf der Zeile vorher.
Text.
Liber generationis I.
qui et quibus regibus nati sunt,
quales captivitates populi qui-
bus regibus et quibus iudicibus
contigerint quique sacerdotes
quibus temporibus fuerint et
quae divisio, quae perditio facta
sit, quo autem modo generatio
seminis Israhel de patribus in
Christo conpleta sit et quot
quantique per quanta tempora
dinumerentur anni & creatura
saeculi usque in hunc diem.
8 dispensationes die Hss. — 10 nati s.
q. c. p. ἢ. regibus F, fehlt B — 16 gene-
ratione Bs — 30 dimumerentur B.
21. Existimavimus autem in-
eiplentes a Genesi iuxta verbum
ostensionem, sicut expetit, decla-
rare, non ex nostra quadam parte,
sed ex ipsis sanctis scripturis
testificari. Hinc ergo occursio-
nem arripientes iuxta ordinem
de Genesi sermonem faciemus.
4 partem Ba — 6 testificati Momms.
Die Hss. GC lassen 19, 1 Quoniam quidem
bis 21, 6 Hinc ergo incipiemus et iuxta
ete, aus.
516 Explicit prefatio. fehlt GC.
21b Incipit narratio. fehlt GC.
22. Liber generationis homi-
num.
37
Liber generationis 1].
erunt, sub quibus regibus et 10
iudicibus contigerunt, qui autem
sacerdotes fuerunt vel quibus
temporibus sacerdotium funxe-
runt, quae autem divisiones tem-
porum et populorum facte sunt, 15
ut autem discensio senum Is-
rael ex patribus in Christo ad-
impleretur et quot et quanta
tempora dinumerantur annorum
a constitucione mundi usque in 20
hodiernum diem.
5 temporum peregr. Frick, tempora pe-
regrinationis Momm. — 16 senum V, se-
minis Momm.
20. Visum est nobis sermo-
nem & Geneseos facere non ex
proprio argumento, sed de sacris
scripturis testimonia tollentes.
Hinc ergo initium sumimus se-
eundum ordinationem a Gene-
seos acceptam.
208 Explicit prefatio.
20b Incipit chronica Horosii.
21. Liber generationis mundi.
— M —MMMMM —
215 Ὁ, 206, b. Diese der Terminologie der lateinischen Handschriften
entsprechenden Bemerkungen sind Zusütze der Übersetzer oder Abschreiber
und haben mit dem Hippolytostexte nichts zu tun, wie die falsche Be-
ziehung von 20b auf Orosius überdies dartut.
22. 21. Dieser Untertitel wurde in einigen lateinischen Fassungen
(8. oben die Varianten zu c. 1 des lib. gen. I) zum Gesamttitel und blieb
in der wissenschaftlichen Terminologie bis heute als solcher üblich.
38
Chron. Alex. (Barbarus).
1. Primus homo factus est a deo,
cui nomen erat Adam, uxor autem
eius Aeva.
2. Ab Adam usque ad dilivium
Noe generationes X, anni autem duo
milia ducenti quadraginta duo.
13 Zeüen leer.
3. Adam factus est annorum ducen-
torum treginta et sic genuit Seth.
mortuus est autem Adam annorum
noningentorum treginta.
4. Seth autem vixit annos CV: fiunt
simul anni quadringenti XXXV: et
genuit Enos. mortuus est autem Seth
&nnorum noningentorum duodecim.
CV Schreibfehler statt CCV, wie die Sum-
mierung lehrt,
5. Enos autem vixit annos CXC:
fiunt simul anni sexcenti quinqua-
ginta quinque: et genuit Cainan.
mortuus est autem Enos annorum
noningentorum quinque.
sexcenti quinq. quinque Schreibfehler für
sex. viginti quinque, wis die folgenden Zah-
len lehren.
6. Cainan autem vixit annos CLXX:
fiunt. simul anni DCC nonaginta
quinque: et genuit Malelehel. mor-
tuus est autem Cainan annorum no-
ningentorum XC.
7. Malelehel autem vixit annos
centum sexaginta quinque: fiunt
simul anni noningenti sexaginta: et
genuit lIared. mortuus est autem
Malelehel annorum octingentorum
nonaginta.
8. Iared autem vixit annos cen-
tum sexaginta duos: fiunt simul anni
mille centum viginti duo: et genuit
Enoch. mortuus est autem lared
annorum noningentorum LXII.
———
1ff Der Alexandriner gibt den
Anfang ausführlicher als die Chronik
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
23. Ἧ ἡμέρᾳ ἐποίησεν ὃ ϑεὸς
τὸν Adau, κατ᾽ elxova ϑεοῦ
ἐποίησεν αὐτόν.
24, ἔζησε δὲ Adau ἔτη σλ
καὶ ἐγέννησε τὸν X59.
25. καὶ ἔζησε Σὴϑ ἔτη σὲ καὶ
ἐγέννησε τὸν Ἐνώς.
26. xai ἔζησε Ἐνὼς ἔτη 04
xal ἐγέννησε τὸν Καϊνᾶν.
21. καὶ ἔζησε Καϊνὰν ἔτη 00
καὶ ἐγέννησε τὸν ιαλελεήλ.
28. xci ἔζησε Μαλελεὴλ ἔτη
o&e καὶ ἐγέννησε τὸν Ἰάρεδ.
29. (520) καὶ ἔζησε Ἰάρεδ ἔτη
o&ß καὶ ἐγέννησε τὸν "Evo.
des Hippolytos; erst beim Diamerismos (c. 24 unten S.46) angelangt, schließt
er sich genau an diesen an. Die freien Zeilen der Pariser Hs. bezeichnen
die Stellen, an denen die griechische Vorlage Miniaturen hatte.
Text,
Liber generationis I.
23. Quo die fecit. deus Adam
ad imaginem dei fecit eos.
fecit eos fehlt GC.
24. vixit autem Adam annis
CCXXX et genuit Seth.
so B, CXXX F, COXX G.
25. vıxit autem Seth annis
CCV et genuit Enos.
26. et vixit Enos annis CLXL
et genuit, Cainan.
27. et vixit Cainan annis CLXX
et genuit Meleleel.
maleleel G, malelel C!, malaleel C?.
28. et vixit Meleleel annis
CLXII et genuit laret.
malelee]! G, malelel C', malaleel C?
und andere bessere Hss., fehit B; CLXV G,
CLX C.
29. et vixit laret annis CLXII
et genuit Enoc.
39
Liber generationis II.
22. Qua die fecit deus Adam
ad imaginem et similitudinem
suam.
23. Adam annorum CXXX ge-
nuit Seth.
24. Seth annorum CC genuit
Enos.
25. Enos annorum CXC ge-
nuit Cainan.
caman V.
26. Cainan annorum CLXX
genuit Malaleel. .
caman V.
27. Malaleel annorum CLXVI
genuit lareth.
28. Iareth annorum CCLXVI
genuit Enoch.
l. g. 1 24 und l. g. II 23ff. Im Verhältnis zu den Zahlenverderbnissen
dieser beiden lateinischen Übersetzungen ist die Überlieferung des Bar-
barus schon erheblich besser. Die Zahlen des griechischen Textes sind
sehr gut überliefert, was um so bemerkenswerter ist, als später im Stadi-
asmos sehr viele verschriebene Zahlen sich finden.
40
Chron. Alex. (Barbarus).
9. Enoch autem vixit annos cen-
tum sexaginta V: fiunt simul anni
mille ducenti octuaginta VII: et ge-
nuit Mathusalam. placuit autem
Bnoch deo factus annorum tricen-
torum sexaginta quinque et trans-
latus est.
10. Mathusalam autem vixit annos
CLXVII: fiunt simul anni mille qua-
dringenti LIIIIT: et genuit Lamech.
mortuus est autem Mathusalam anno-
rum noningentorum LXVIIII.
11. Lamech autem vixit annos
CLXXXVIII: fiunt simul anni mille
DCXLII: et genuit Noe. mortuus
est autem Lamech annorum septin-
gentorum.
12. Factus est autem Noe anno-
rum quingentorum: fiunt simul anni
‘duo milia CXLII et genuit Noe tres
filios Sem, Cham et Iafeth.
13. Hier folgt eine sehr ausführ-
liche, bei Mommsen mit abgedruckte
Darstellung der Flut, als Noe 600
Jahre alt war (Sems Alter 4st nicht
angegeben), die, wie der Mair. und
die lib. gen. zeigen, nicht bei Hippo-
Iytos stand.
14. Fiunt autem simul ab Adam
usque ad diluvium Noe anni duo
milia ducenti quadraginta duo.
26 Zeilen leer.
15. et a diluvio Noe usque ad
turris aedificationem et confusione
linguarum generationes sex, anni
autem quingenti quinquaginta octo.
16. Hii autem sunt filii Noe: Sem,
Cham et Iafeth post diluvium sic:
in der Hs. ausgefallen.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
30. xal ἔζησε Ἐνὼχ ἔτη 08€
καὶ ἐγέννησε τὸν ἢῆῆαϑουσάλα.
31. χαὶ ἔζησε Μαϑουσάλα
ἔτη 080 καὶ ἐγέννησε τὸν Aa-
μεχ.
32. χαὶ ἔζησε Λάμεχ ἔτη 0x7
xal ἐγέννησε τὸν Νῶε.
33. xal ἦν Νῶε ἐτῶν ᾧ καὶ
ἐγέννησε τρεῖς υἱοὺς, τὸν Σὴμ,
τὸν Χὰμ, τὸν Ἰάφεϑ.
34. μετὰ δὲ ἔτη Q τοῦ τεχϑῆ-
vor τὸν Σὴμ γίνεται ὁ κατα-
κλυσμὸς ὄντος τοῦ Νῶε ἐτῶν y.
35. γίνονται οὖν ἀπὸ ᾿Αδὰμ
ἕως τοῦ καταχλυσμοῦ γενεαὶ
δέχα, ἔτη βίο) μβ
36. αὕτη ἡ γένεσις Σήμ.
35. Die Hunderte der Summe sind
Dieselbe
Summe gibt Hippolytos im Kommentar zur Apokalypse fr. 22 (Die griech.
christl. Schriftst. I. 2, Hipp. -Kl. Schriften &. 238).
Text. 4
Liber generationis 1.
30. et vixit Enoc annis CLXV
et genuit Matusalam.
31. et vixit Matusalam annis
CXVII et genuit Lamec.
CLXVII G, CLXV C.
39. et vixit Lamec annis
CLXXXVIII et genuit Noe.
CXXIII GC.
33. et erat Noe annorum D
et genuit tres filios Sem, Cham
et Iafeth.
34. Post annos autem C, post-
quam generatus est Sem, fit
diluvium, cum esset annorum
sescentorum Noe.
35. Fiuntergo ab Adam usque
ad diluvium generationes X,
anni JÍCCXLII.
gen. XI F.
36. Hae sunt generationes
Sem.
Liber generationis II.
29. Enoc annorum CLXV ge-
nuit Matusala.
30. Matusala ann. CLXXX VII
genuit Lamech.
31. Lamech annorum CLXXII
genuit Noe: fiunt simul anni
DCXLI.
DCXCII korrigiert aus DCXLII V.
32. Noe annorum D genuit
filios tres Sem, Cham et lafeth.
33. Erat autem Sem annorum
C, quando factum est diluvium,
cum esset Noe annorum DC.
94. Fiunt ergo ab Adam usque
ad diluvium anni duo milia
CCXLII, generationes X.
35. Hesunt generationes Sem.
31. Die Summe ist, wiederen Fehlen
in den anderen Ableitungen zeigt, ein
Zusatz des Übersetzers oder Schreibers; es fehlen die Tausende, nur die Hun-
derte stimmen mit den Posten, die 1646 geben, jedoch schlecht überliefert sind.
42
Chron. Alex. (Barbarus).
17. Sem factus est annorum CI:
fiunt simul anni duo milia trecenti
quadraginta tres: et genuit Arfaxad.
18. Arfaxad autem vixit annos
centum treginta V: fiunt simul anni
duo milia quadringenti septuaginta
octo: et genuit Cainan.
19. Cainan autem vixit annos cen-
tum treginta: fiunt simul anni duo
milia sexcenti octo: et genuit Salam.
20. Salam autem vixit annos cen-
tum treginta: fiunt simul anni duo
milia septingenti treginta octo: et
genuit Eber.
21. Eber autem vixit annos centu
. XXXIIII: fiunt simul anni duo milia
octingenti duodecim: et genuit Fa-
lech [et Ragau fratrem eius].
duo mil. oct. duodec. „ohroibfehler für
2872, wie die PoslenxaM lehrt
2—23. In diesem Abschnitt liegen
bei dem Alexandriner zwei mitein-
ander unvereinbare Rechnungen vor.
Auch wenn die 3 Schreibfehler c. 4,
5 und 21 korrigiert werden, bleibt
der Widerspruch: 2242 Jahre bis
zur Flut + 558 Jahre von der Flut
bis zum Turmbau (c. 15) = 2800
Jahre mit der (23) angegebenen Ge-
samtsumme 2878 und der Posten-
summe 2872 (21) bestehen. Sem wird
ferner einmal mit 100 Jahren vor
(13), einmal mit 101 Jahre nach
der Flut (17) gerechnet; auf diese
zweimalige Einrechnung der Jahre
Sems geht die Differenz zurück,
welche die 2800 oder mehr Jahre
betragenden Summen von der des
Hippolytos (2767) unterscheidet. Hip-
polytos’ Chronik kann also in diesem
1. Abschnitt von dem Alexandriner
höchstens neben einer zweiten Quelle
benutzt sein. Vgl. die Anm. zu
Mat. 43 S, 44.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
37. Σὴμ ὧν ἐτῶν ἐγέν-
vnoe τὸν ᾿Αρφαξὰδ ἔτους δευ-
τέρου μετὰ τὸν κατακλυσμόν.
38. καὶ ἔζησεν ᾿ἀρφαξὰδ ἔτη
QA& xal ἐγέννησε τὸν Καϊνάν.
39. χαὶ ἔζησε Καϊνὰν ἔτη o4
καὶ ἐγέννησε τὸν Σάλα.
40. xal ἔζησε Σάλα ἔτη gà
xal ἐγέννησε τὸν Ἔβερ.
41. xai ἔζησεν Ἔβερ ἔτη QA
καὶ ἐγέννησε τὸν Φάλεγ.
22—42. Dieser erste Teil der Chro-
nik des Hippolytos ist im Matr. mit
Ausnahme der einen c. 35 ergänzten
Ziffer korrekt überliefert, wie die
Übereinstimmung der Posten und
der Summenangaben beweist. Von
Genes. 5, 1ff nach der Septuaginta
unterscheidet sich nur c. 41, in dem
130 und nicht 134 Jahre gegeben
werden, wie die Lateiner im Text
haben. Hipp. ignorierte in seiner
Rechnung, daß Arphaxad im 2. Jahre
nach der Flut geboren wird (37), und
erhielt so von Adam bis Falek 2242
+525=2767 Jahre. An der lücken-
haft überlieferten Stelle Hipp. χατὰ
πασ. αἱρέσ. X, 30 steht für die 5
Generationen von Noe bis Eber die
Summe 495 Jahre; diese erhält man
auch nach dem Text der Chronik:
Sem 100 + Arphaxad 135 + Kainan
130 + Sala 130 — 495.
Text.
Liber generationis I.
37. Sem cum esset annorum
C, genuit Arfaxat anno II post
diluvium.
38. et vixit Arfaxat annis
CXXXV et genuit Cainan.
39. et vixit Cainanannis CXX X
et genuit Sala.
salam GC.
40. et vixit Sala annis CXXX
et genuit Eber.
salam GC.
41. etvixi&EberannisCXX XIITI
43
Liber generationis II.
36. Sem post diluvium anno
secundo genuit Arfaxath.
Sem fehlt V.
37. Arfaxathannorum CX XX VI
genuit Cainan.
38. Cainan annorum CXXXI
genuit Sala.
39. Sala annorum CXXX ge-
nuit Eber
Ebes V.
40. Eber annorum CXXXIIII
et genuit Falec.
CXXXIII Gc.
genuit Faleg.
l g. I 24-42 und l. g. II 23—41. Die Zahlen der beiden lib. gen.
sind nicht nur durch Schreibversehen entstellt, sondern zum Teil auch
willkürlich geändert; zu diesen Änderungen gehört auch die Einsetzung
von 134 (var. 133) Jahren bei Eber, was die Septuaginta bietet, während
die Vorlage oder Rechnung des Hippolytos 130 ergab, eine Zahl, die sich
in keiner anderen Quelle findet. Infolge dieser Änderung sind die Sum-
menzahlen von 525 und 2767 auf 529 und 2771 (bezw. mit dem »biennium«
auf 2773) erhöht worden. Im lib. gen. II 37, 38 ist das biennium so einge-
bracht, daß Arphaxad 136 statt 135, der zweite Kainan 131 statt 130 Jahre
erhielt. Bei den Vätern vor der Flut macht im lib. gen. II die Summe
der schlecht überlieferten Posten 2246 und nicht, wie die Summenan-
gabe c. 34 lautet, 2242 Jahre aus. Allein korrigiert dürfen diese Zahlen
nicht werden; hier haben die Hände späterer Rechner gewaltet. Im lib.
gen. I sind die besonders in der Hs. G besser überlieferten Zahlen wahr-
scheinlich mittelst der Sept. bewerkstelligte spätere Korrekturen (vgl.
oben S. 29 Anm. zu 4. 5 des lib. gen. I).
44 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
22. Hier folgt eine ausführliche,
bei Mommsen mi abgedruckte Dar-
stellung des Turmbaues und der Völ-
kerzerstreuung, die ebenfalls nicht
aus Hippolytos stammt.
23. Fiunt autem simul ab Adam 42, ἐπὶ τούτου γενεαὶ πέντε,
usque ad turris aedificationem et ἔτη φχε, ἀπὸ δὲ ᾿Αδὰμ γενεαὶ
dispersionem terrae generationes ie. Ec βφὲξ
quindecim, anni duo milia octin- ,, | frei ᾿
genti LXXVIII.
14 Zeilen leer.
43. (53 R.) + ἀρχὴ τοῦ χρο-
voyoapov. ἀλλ᾽ ἐν ἄλλοις βί-
βλοις εὑρήσεις πλατυτέρως τὴν
ἀρχὴν, ἡμεῖς δὲ τὸν διαμερι-
σμὸν μόνον ἐν συντόμῳ γεγρά-
φαμεν. γίνονται οὖν ὁμοῦ ἀπὸ
᾿Αδὰμ ἕως τῆς πυργοποιίας xal
συγχύσεως τῶν γλωσσῶν γε-
νεαὶ μὲν ἐξ ἔτη δὲ ‚Bo.
44. X διαμερεισμὸς τῆς γῆς."
43. 44. Mit größeren Buchstaben
geschrieben wie Taf. II u. III die
Überschriften. — 43, 9 ‚“w die Hs.; der Schreibfehler ist sowohl nach dem
vorhergehenden Text wie auch deshalb zu korrigieren, weil beim Barb.
zweimal (c. 14 + 15 oben S. 40 und c. 212 unten S. 132) die Zahl 2800
vorkommt. Iriarte p. 484 bemerkt zu dieser Überschrift: Calligraphi,
ut videtur, annotatio; dies ist falsch. Hippolytos bezeichnet sich noch
einmal wie hier in einer Übergangsformel der Chronik als χρονογράφος:
Necesse enim est ad historiam currere chronographum per Ebreorum
regna etc. (Barb. Schöne p. 200, Frick p. 246, ed. Mommsen c. 258
S. 119).
Die Sätze der Chronik c. 43, 44 haben alle Übersetzer ausgelassen;
daß sie aber dennoch hierher gehören und echt sind, beweist also der
Alexandriner, demzufolge sich Hippolytos auf diese Bemerkung zurück-
bezogen hat. Ἀρχὴ τοῦ χρονογράφου bildet den Abschluß der cc. 23—42;
die Worte: ἀλλ᾽ ἐν ἄλλοις βίβλοις χτλ. zielen auf andere Chroniken.
Neu und der c. 42 gegebenen Summe scheinbar widersprechend ist
die Zahl 2800 (statt 2767). Aber c. 42 ist die Zeit von Adam bis zur Ge.
Text. 45
Liber generationis I. Liber generationis II.
42. usque ad hune generatio- 41. Fiunt simul anni DXXXI,
nes V,anni DXXVIIII: ab Adam generationes V: ab Adam gene-
autem generationes XV, anni rationes XV, anni IIDCCLXXIII.
sunt IIDCCLXXI
sunt ergo a diluvio usque ad natiui-
II
tatem falech anni DXXXI (DXXVII C)
cum illo biennio quod memoravi supe-
rius post diluvio secundo anno genitum
arfaxat GC. — II DCCLXXIII G.
burt des Phalek angegeben, hier die Zeit von Adam bis zum Turmbau,
den Hippolytos also in Phaleks 33. Jahr setzte, dessen 100 Jahre er erst
später einrechnete (vgl. Barb. 214 unten S. 132). Damit sind die Rekon-
struktionsversuche Gelzers (S. Jul. Afric. II, S. 4 u. 3168) zu vergleichen.
Diese 2800 Jahre, die auch beim Barb. im Widerspruch mit einer zweiten
von ihm befolgten Rechnung erscheinen (oben S. 42 Anm. zu Barb.
c. 2—23), dann aber seiner Rechnung von der Völkerzerstreuung an zu-
grunde liegen, sind also keineswegs zu eliminieren, sondern sie stammen
aus Hippolytos’ Chronik, der somit bis zur Flut 2242, bis zur Geburt
Phaleks 2767 und bis zur Völkerzerstreuung 2800 Jahre rechnete, anders
also als sein ülterer Zeitgenosse Africanus, der 2262 Jahre bis zur Flut
zählte (Gelzer a. a. O. I 52, die Ziffer ist dreimal bezeugt) und von dem
sich Hippolytos auch dadurch unterscheidet, daß er den zweiten Kainan,
der bei Africanus noch fehlte, nach der Flut mitzählt.
46
Chron. Alex. (Barbarus).
24. Terrae divisiones tres
fills Noe post diluvio factum
est sic Sem, Cham et Iapheth.
25. Trium fratrum secundum
tribum partiti sunt super terram,
26. et Sem primogenito a
Persida et Bactrium usque in
India longitudo, latitudo autem
ab India usque Rinocorurum.
27. Cham autem secundo ab
Rinocorurum usque Garirum.
28. Iafeth autem tertio a Mi-
dia usque Garirum ad aqui-
lonem.
29. Habet autem lafeth flu-
vium Tigrem, qui dividet Me-
diam et Babyloniam in terra
Assyriorum.
29. Die letzten Worte sind ein
Zusatz, sei es des Alexandriners, sei
es des Übersetzers.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
45. Τῆς γῆς ὁ διαμερισμὸς
τοῖς τρισὶν υἱοῖς τοῦ Νιῶε μετὰ
τὸν χαταχλυσμὸν ἐγένετο ov-
TO; τῷ Σὴμ, τῷ Χὰμ καὶ τῷ
᾿Ιάφεϑ.
46. Τῶν τριῶν ἀδελφῶν αἱ
φυλαὶ διεμερίσϑησαν,
47. xdi τῷ μὲν Σὴμ τῷ
πρωτοτόχῳ ἀπὸ Περσίδος καὶ
Βάχτρων ἕως Ἰνδικῆς τὸ μῆ-
χος, πλάτος δὲ ἀπὸ τῆς Ἰνδι-
xij; ἕως “Ρινοχορούρων.
48. Χὰμ δὲ τῷ δευτέρῳ ἀπὸ
Ῥινοχορούρων ἕως Γαδείρων
τὰ πρὸς νότον.
49. Ἰάφεϑ δὲ τῷ τρίτῳ ἀπὸ
Μηδίας ἕως Γαδείρων τὰ πρὸς
βορρᾶν.
50. Ἔχει δὲ Ἰάφεϑ ποταμὸν
Τίγριν, τὸν διορίζοντα Μη-
δίαν xci Βαβυλωνίαν.
45. Anfangsbuchstabe ausgerückt.
45. 46. A. v. Gutschmids (Kl.
Schrift. V 650, 655) Versuche, aus
den drei lateinischen Übersetzungen
den griechischen Wortlaut der Vor-
lage zu ermitteln, sind nicht ge-
lungen, wie der Matr. jetzt zeigt.
Das Gleiche gilt von Fricks (chron.
min. p. 9 u. 87) Bemühungen.
47. Nach dem ersten &wg steht in
der Hs. noch £g o; zwischen o u. o
ist radiert. 40. ῆηδείας die Hs.
50. Mndelav die He.
Text.
Liber generationis 1.
43. Divisio terrae tribus filiis
Noe post diluvium, Sem, Cham,
lafet.
nach terrae steht et B., fehlt GC.
44. Trium fratrum tribus di-
visae sunt,
45. et Sem quidem primoge-
nito & Persida et Bactris usque
in India longe usque in Rino-
coryris est.
nach primogenito fügt O: pars facta
est ein — persida (persidam bactris
(bactrix G) longe (longi G, in longum
Ct) usque rinooururis (rinocoruris C») GC.
46. Cham autem secundo a
Rinocoruris usque Gadira ad
austrum.
ygedira G ,
ram C,
austrum f
47. lafet autem III a Media
usque Gadira ad borram.
usque italiam et gadeb G, usque ita-
ae gad.. C’, usque italiae ad gades C*,
48. Habet autem lafet flumen
Tigndem, qui dividit Mediam
et Babiloniam.
frumen Β'.
49 s. S. 49.
„riraat B, ca-
n BF.
49. 50. Die Reihenfolge ist in
den Hss. umgekehrt; Sem und Eu-
frat gehen vorher. Dies kehrt nur
bei Arnobius wieder, der den lib.
gen. I benutzte (A. v. Gutschmid,
Kl. Schr. V 620).
47
Liber generationis 1].
42. Divisio terre tribus filiis
Noe post diluvium.
43. Trium fratrum in tribus
partibus divisa est terra,
44. Sem vero prioris filii por-
tio est a Persida et ab austro
usque in India et Rinocorura
longitudo: et habet fluvium Eu-
fraten.
vgl. lib. geneal. 111 wnfen S. 97.
88. Cham vero secundus filius
Noe a Rinocorura usque ad
Cades, que est ab austro: et
habet fluvium Geon qui vocatur
Nylus.
43. partibus ist späterer, aus
mangelndem Verständnis von „in
tribus“ entsprungener Zusatz.
44. Der Zusatz über den Euphrat
als Fluß Sems schon an dieser Stelle
rührt daher, weil diese lateinische
Bearbeitung im folgenden die An-
ordnung geändert und stark gekürzt
hat. In ah austro steckt wohl
a Bactris.
88. Vgl. Anm. zu 44.
48
Chron. Alex. (Barbarus).
30. Cham autem habet flu-
vium Geon, qui vocatur Nilus.
31. Sem autem Eufraten.
32. Confusae sunt autem lin-
guae super terram post dilu-
vium: fuerunt autem quae con-
32. 34. Frick, chron. min. p. 104
hält septuaginta beidemal irrtümlich
für einen Lesefehler des Übersetzers
(statt 08). Schon A. v. Gutschmid
(Kl. Schr. V 696 ff) erkannte, daß die
Zahl 70 nicht korrigiert werden
dürfe, da sie in späteren Ableitungen
(beim sogenannten lulius Pollux h.
ph. p. 66, 68 ed. Hardt, in den &x-
Aoyal ἱστοριῶν, bei Georgios Mo-
nachos und anderen eine näher ver-
wandte Gruppe bildenden Zeugen,
vgl. unten Abschnitt 4) wiederkehrt.
Diese und der Barb. haben also die
Zahlen des Hipp. bewahrt, die in
den lib. gen. korrigiert wurden.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
51.0 δὲ Χὰμ ἔχει (53 V.
ποταμὸν Γηὼν τὸν καλούμε-
vov Nellov χρυσορρύαν.
52. ὁ δὲ Σὴμ ἔχει ποταμοὺς
δύο᾽ τὸν Βυφράτην καὶ τὸν
Φισών.
58. Συνεχύϑησαν δὲ αἱ γλῶσ-
σαι μετὰ τὸν χαταχλυσμὸν ἐπὶ
τῆς γῆς ἦσαν οὖν αἱ συγχυ-
51. “άμεχ irrig von der ersten
Hand, Χὰμ Korrektur einer späteren
Hand (13. Jhdt.?) Der Zusatz χρυ-
σορρόαν findet sich an einer späteren
Stelle des Diamerismos im chron.
pasch. p.53. 13 Bonn. ἔχει δὲ ποταμὸν
Γηὼν τὸν xal nayvßaropa χαλούμε-
γον Νεῖλον χαὶ χρυσορρόαν. An der-
selben Stelle wie der Matr. bieten
ihn Johannes Antioch. fr. 2. 17,
C. Müller, frag. hist. gr. IV p. 541,
der Synkellos p. 83. 1 Bonn. und Ke-
drenos p. 24. 6 Bonn. ποταμὸν δὲ dıo-
olGovra τὸν Νεῖλον, ὃς xal Γεὼν
καὶ χρυσορρόας λέγεται. Er stand
also ursprünglich bei Hippolytos,
wurde aber in beiden Übersetzungen
weggelassen, die in diesen beiden
Abschnitten gekürzt sind. A. v. Gutschmid, Kl. Schr. V 670, Anm.
vermutet zu der Stelle der Osterchronik, das Wort παχυβάτωρ sei einem
Dichter aus der Schule des Nonnos entlehnt — παχυβάτορα Νεῖλον eigne
sich zum Schluß eines Hexameters. Von der Bezeichnung χρυσορρόαν gilt
dasselbe, vgl. unten Anm. zu c. 239. Als χρυσορρόας wird der Nil schon
bei Athenaeus V 203c bezeichnet; Kaibel zitiert dazu Greg. Naz. or. 21
p. 1116 ed. Migne vol XXXV ποιητοῦ δ᾽ ἦν ἄρα xal τὸν Νεῖλον εἰπεῖν
τὸν χρυσορρόαν ὄντως xal εὔσταχυν κτλ.
52. Der in den Übersetzungen und späteren Ableitungen fehlende
Phison stammt aus Genes. 2, 11.
53—55. Hippolytos unterscheidet also 72 Sprachen und 70 am Turmbau
beteiligte Völker und deren Stammvüter. Die Liste der Stammvüter
c. 56ff enthält daher nur 70 (c. 175 Iektan, von dem kein Volk abgeleitet
wird, eingerechnet) und nicht wie die meisten anderen 72 Namen; die Liste
der Sprachen c. 200 dagegen enthült 72 Namen (denn die Araber, Paphla-
Text. 49
Liber generationis I. Liber generationis II.
50. et Cham Geon qui voca-
tur Nilus.
49. Sem autem Eufraten.
51. Confusae sunt autem lin-
guae post diluvium. erant au-
tem quae confusae sunt linguae
gonier und Phryger sind, wie Barb. und lib. gen. I beweisen, in der Hs.
ausgefallen) und c. 198 heißt es dieser Unterscheidung entsprechend: ὁμοῦ
φυλαὶ of.
Sie geht darauf zurück, daß die jüdische Überlieferung 70, die christ-
liche dagegen nach der Septuaginta 72 Sprachen zühlte (vgl. Langlois,
chronique de Michel le Grand, Venise 1866, p. 31, note 2). Hippolytos
suchte also in der Chronik durch seine Unterscheidung der 70 Turmbauer
und der 72 Sprachen zu vermitteln. In anderen seiner Werke folgt er
dagegen auch bezüglich der Turmbauer der christlichen Vulgärüber-
lieferung: Hipp. xat. zac. ale. X 30 ... ἦσαν δὲ οὗτοι og ἔϑνη, ὧν xal
τὰ ὀνόματα ἐχτετείμεϑα ἐν ἑτέραις βίβλοις bezieht sich auf c. 200 der
Chronik, mit der die Stelle somit in Übereinstimmung ist; dagegen rech-
net er 72 Stammväter ebenda X 31, p. 534. 78 γεννῶνται éx τῶν τριῶν
παῖδες χατὰ γένος of, ἐκ μὲν τοῦ Σὴμ xe, ἐκ δὲ τοῦ Ἰάφεϑ i, ἐκ δὲ τοῦ
Xäu AB (vgl. unten Beilage III). Ebenso ist in der syrischen Einleitung
zu den Psalmen fr. 1 (Hipp. Kl. Schrift. S. 127) der christlichen Vulgata
entsprechend von 72 turmbauenden Völkern die Rede, weil für die Be-
weisführung an dieser Stelle die Zahl 70 nicht zu brauchen war (289: 4
72). Solche Inkonsequenzen bei dem vielschreibenden Autor finden
sich auch sonst. Im Danielkommentar IV 3, p. 190. 12 ff wird die Perser-
herrschaft erst mit 230, dann nach anderen mit 245 Jahren ange-
geben; dagegen rechnete Hipp. in der Chronik (lib. gen. I c. 330
Mommsen) und im Danielkommentar II 12, p. 68, 1 schlechtweg nur 245
Jahre, ohne die andere Zahl zu berücksichtigen (vgl. Gelzer, Sext. Iul.
Afr. 11 16).
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, ı 4
Chron. Alex. (Barbarus).
fusae sunt linguae septuaginta
duo: qui autem turrem aedifica-
bant, fuerunt gentes septuaginta,
qui in linguis super faciem ter-
rae divisae sunt.
33. Nebrod autem gigans fi-
lius Chus Ethiopu iste pro ci-
baria eorum venando porrigebat
eis feras.
34. Nomina autem septuaginta
sunt haec:
35. fili Iafeth, filio Noe ter-
tio iuniori:
36. (1) Gamer, a quo Cappa-
doci.
37. et (2) Magog, a quo Chal-
dei et Galates.
38. et (3) Made, a quo Midi.
39. et (4) Yoias, a quo Greci
et Hiones.
35. iuniori ist späteres Glossem;
das Wort steht am Schlusse einer
Zeile im Parisin. fol. 4b (Schöne
p. 180), es ist daher Zusatz eines
Lesers, dem auffiel, daß der jüngste
Sohn an erster Stelle stand, wäh-
rend in anderen Chroniken der erst-
geborene Sem vorangeht.
37. Κελτοὶ mit Χαλδαῖοι vom
Übersetzer verwechselt; wahrschein-
lich bot die Vorlage Keiraioı wie
Chron. pasch. 46, 10 Bonn.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
ϑεῖσαι γλῶσσαι oß, οἱ δὲ τὸν
πύργον οἰχοδομήσαντες ἦσαν
ἔϑνη o, οἱ καὶ ἐν γλώσσαις av-
τῶν ἐπὶ προσώπου τῆς γῆς
διεμερίσϑησαν.
54. Νεβρὼδ δὲ ὁ γίγας, υἱὸς
Χοὺς τοῦ Al$lonoc, οὗτος εἰς
τὴν βρῶσιν αὐτοῖς χυνηγῶν
ἐχωρήγει ϑηρία φαγεῖν.
55. Τὰ δὲ ὀνόματα τῶν E-
Bdounxovra ἐστι ταῦτα"
56. υἱοὶ Ἰάφεϑ τοῦ τρίτου
υἱοῦ Not
57. (1) Γάμερ, ἀφ᾽ οὗ Καπ-
πάδοκες.
58. (2) Mayoy, ἀφ᾽ οὗ Κελ-
τοὶ xal Γαλάται.
59. (3) Madaı, ἀφ᾽ οὗ Μῆδοι.
60. (4) Ἰωύαν, ἀφ᾽ oo "E4-
ληνες καὶ Ἴωνες.
53. οα statt 08 — προσύόπου die
Hs. Rechts am Rand von der Hand
des K. Laskaris: πίερὶ] γλωσσῶν.
56. Anfangsbuchstabe ausgerückt.
ö6ff. Vgl. Chron. pasch. p. 46.
9ff und unten Abschnitt 4, Synk.
p. 91. 3 ff.
60. Vgl. Hipp. xat. πασ. αἱρέσ.
X 31 Ἑλλήνων, ὧν πατὴρ £x tovtov
(1. ἐκ vov) Ἰάφεϑ γεννᾶται, ὄνομα
Ἰωΐαν, ἐξ οὐ “Ἕλληνες χαὶ Ἴωνες.
60. 61. Inzwischen ist Elisa über-
gangen, der Gen. 10, 2, in der Septua-
ginta und in andern Recensionen, z. B. Chron. pasch. 46. 16 Bonn., ge-
nannt ist; von ihm sollen die Μαῦροι abstammen.
Text. 51
Liber generationis 1.
LXXII et qui turrem aedifica-
bant erant gentes LXXII, quae
eliam in linguis super faciem
tocius terrae divisae sunt.
confusi sunt tribns G und ähnlich C —
GC bieten beidemale LXX und quae lin-
guae statt q. etiam in linguis.
52. Nebrot autem gigans fi-
lius Chus Aethiops in escam
Mediis venando subministrabat
bestias in cibum.
53. Vocabula autem LXXII
haec sunt:
LXX GC.
54. filii Iafet:
55. (1) Gamer, ex quo Cap-
padoces.
gomer CO, gam Ὁ — satt ex hat B! et.
56. (2) Magog, de quo Celtae
et Galatae.
magor C mogor G, geltae B.
57. (3) Madae, de quo Medi.
58. (4) Iuvan, de quo Greci
et Iones.
medii uan BF, medi iuuan C, medi
iuam G.
51—53. Den Wortlaut und die
Zahlen gibt nur der Barb. richtig
wieder; GC dagegen haben die Zah-
len gemäß der zweiten, die anderen
Handschriften gemäß der ersten bei
Hippolytos angegebenen Zahl aus-
geglichen und so alle die Unter-
scheidung ihrer Quelle verwischt.
52. Der Übersetzer verlas αὐτοῖς
zu Μήδοις.
Liber generationis II.
Lib. genealog. 167 ff. Mommsen,
chron. min. I p. 168.
167. Incipiunt generationes lafet
filii Noe.
169. 170. (1) Gamer, ex quo Cappa-
doces.
175.176. (2) Magog: ex ipso Celatae
et Galatae.
celte F, et Galatae fehlt F.
177. 148. (3) Madias, ex quo Medii.
180. (4) Lotham: hic optinuit Gre-
ciam.
189. 190. (5) Elisa: ex ipso Siculi.
167 ff. Ich gebe Mommsens Text
gekürzt, meist ohne die Varianten
und ohne die aus den Onomastica
sacra stammenden Namenserklá-
rungen. Die springenden Zahlen
geben die Reihenfolge im lib. ge-
neal.
4*
52
Chron. Alex. (Barbarus).
40. et (5) Thobail, a quo
Thettalı.
41. et (6) Mosoch, a quo Il-
lyrici.
42. et (7) Thiras, a quo Thraci.
43. et (8) Chattaim, a quo Ma-
cedoni.
44. et fili Gamer, filio Iafeth
tertio filio Noe:
45. (9) Aschanath, a quo Sar-
mati.
46. et (10) Erisfan, a quo
Rodii.
47. et (11) Thorgaman, a quo
Armenii. .
48. et filii filiorum Iafeth filii
Noe:
49. (12) Elisa, a quo Siculi.
50. et (13) Thareis, a quo
Iberi, qui et Tyrannii.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
61. (5) Θωβὲλ, ἀφ᾽ οὗ οἱ Θετ-
ταλοί.
62. (6) Μοσὸχ, ἀφ᾽ οὗ οἱ Ἰλύ-
Qtot.
63. (7) Θήρας, ἀφ᾽ ov οἱ
Θρᾶχες.
64. (S) Χαταὶν, ἀφ᾽ ov οἱ Ma-
κέδονες.
eine halbe Zeile frei.
65. Fiol Γάμερ, τοῦ υἱοῦ
τοῦ Ἰάφεϑ τοῦ υἱοῦ τοῦ Νῶε:
66. (9) "4oyava9, ap’ οὗ Σαρ-
μάται.
67. (10) Ἐρισφὰν, ἀφ᾽ οὗ οἱ
Ῥόδιοι.
68. (11) Θωργαμὰ, ap οὗ
"Aou£vtor.
eine halbe Zeile frei.
69. (54 R.) Fiol ἸΙωύαν, υἱοῦ
᾿Ιάφεϑ' τοῦ υἱοῦ τοῦ Νῶε;
70. (12) Ἐλισσὰ, ἀφ᾽ οὗ οἱ
Σιχελοί.
71. (13) Θαρσεῖς, ap’ οὗ Ἴβη-
pec (οἷ) καὶ Τυρηνοί.
44. tertio Zusatz des Übersetzers,
vgl. 35 u. 58.
46. Der Barb. hat hier allein den
ursprünglichen Wortlaut bewahrt,
Rodii ist nicht Conjectur, wie A.
v. Gutschmid (Kl. Schr. V 663)
meinte.
48. filiorum, da Ἰωΐαν zu υἱῶν
verlesen oder verhört wurde.
64. ῆαχέδονες im Schreiben kor-
rigiert aus Maxtdwreg.
65. Anfangsbuchstabe ausgerückt.
69. Anfangsbuchstabe ausgerückt.
‘0. οἱ über der Zeile nachge-
tragen.
71. T. χαὶ T. die Hs.; oi ist vor
xcl einzusetzen, da es beide La-
teiner lasen.
Text. 53
Liber generationis 1.
59. (5) Thobel, unde Ettha-
lienses.
thessalienses O.
60. (6) Mosoc, unde Illyryci.
61. (7) Thiras, unde Traces.
iras GC.
62. (8) Cetthyn, unde Mace-
dones.
elisa GC — trociane frigiiae (statt Tro-
iani Phryges) nach unde eingefügt in F.
63. et filu Gamer:
64. (9) Ascanaz, de quo Sar-
matae.
aschanat GC.
65. (10) Rifan, de quo Sauro-
matae.
rufan F, saurobatae GC.
66. (11) Thogorma, de quo
Armenii.
tergama G, thbergam C, thogor F.
67. et fili Iuuan:
so GC, filiiuan B, filii iuuan F.
68. (12) Elisan, unde Siculi.
eliuan C.
69. (13) Tharsis, ex quo Hi-
beri, qui et Tyrreni.
62. Der Ersatz von Cetthyn durch
Elisa — der zwischen 58 und 59 in
Liber generationis II.
191.192. (6) Thober, ex quo Hettali.
193. 194. (7) Mosoc, ex quo Defan-
tes Inlyrii.
delfantes illiriis F.
195. 196. (8) Thyras: hii Kartha-
ginem obtinuerunt.
T 1965. ex quo Traces et Tyrii,
obtinuerunt. Carthaginem ut coloni.
qui
171. huic (sc. Gamer) erant fili
tres:
(9) Agganaz. — vgl. unten 186.
172. (10) Rifat — vgl. unten 182b.
173. 174. (11) Thargama, ex quo
Armeni.
1898, et de ipso (sc. Lotham) nati
sunt filii quattuor:
sex T.
(12) Elisa. T 1820, Esrifan. ex
quo Saurobatae.
T 183b. (13) Tharsis, ex quo Hi-
berii.
der Vorlage übergangen war — ist abermals ein Beweis willkürlicher
redaktioneller Änderungen in dem Archetypus von CG.
65. Sarmatae statt Rodii erst fülschlich aus der vorhergehenden Zeile
wiederholt, dann, mit Benutzung des unten c. 80 folgenden Völkerver-
zeichnisses 16) u. 17), das zweimalige Sarmatae zu Sarmatae und Sauro-
batae variiert. Auch darin geht der Archetypus von GC seine eigenen
Wege, vgl. unten 71.
54 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
51. et (14) Ctici, a quo Romei
qui et Latini.
52. Omnes isti filii Iafeth ter-
tio filio Noe: ex istis dispersae
sunt insulae gentium: sunt au-
tem .et (15) Cypri ex Citteis ex
filiorum lafeth: simul gentes
quindecim.
53. Invenimus autem qui ab
aquilone sunt ex ipsis, ex tribu
Citteis.
54. Est autem de Elladii gen-
tes omnes ex ipso, excepto his
qui habitaverunt in postero ibi
es Saitei, qui habitaverunt circa
mare honorabilem civitatem, quae
vocatur Athenas.
es — id est Momm.
54. circa mare Zusatz des Alexan-
driners oder des lateinischen Über-
setzers; die Worte stehen beim Bar-
barus am Ende einer Zeile.
Codex Matritensis.
72. (14) καὶ Κίτιοι, ἀφ᾽ ov
Ῥωμαῖοι (ol) xci Λατῖνοι.
73. Πάντες οὗτοι viol Ἰάφεϑ
τοῦ τρίτου υἱοῦ ΝΝΗῶε. ix τού-
tov ἀφωρίσϑησαν νῆσοι τῶν
ἐθνῶν. (15) εἰσὶ δὲ καὶ οἱ Kv-
πριοι ἐχ τῶν Κιτιέων ix τῶν
υἱῶν Ἰάφεϑ' ὁμοῦ ἔϑνη τε.
74. Ἔτι δὲ εὐρίσχομεν καὶ
τοὺς ἐν βορρᾷ ὄντας ἐξ αὐτῶν
ὁμοφύλους τῶν Κιτιέων.
15. Ἔστι δὲ καὶ τὰ ἐχ τῆς
Ἑλλάδος ἔϑνη πάντα ἐξ αὐτοῦ
ἐχτὸς τῶν μετῳχηχότων ὕστε-
ρον ἐκεῖ οἷον Σαϊτῶν, οἱ κατ-
ῴχησαν τιμωμένην πόλιν τὴν
καλουμένην ᾿ϑήνας
72. Κεχίτιοι die Ha.; xal beweist,
daf die Aufzählung hier endete. Zu
οἱ vgl. Anm. 71.
73. ὅπου statt ὁμοῦ die Hs. Hip-
polytos benutzt anscheinend eine
Stammvüterliste mit den zugehörigen Völkern, worin der in der Sept. zu
Ῥόδιοι gewordene Dodanim fehlte; anderseits ist ihm die Zahl 15 für
die Iaphetsöhne bekannt, die er somit durch Hinzufügung der Kyprier
ergänzt; vgl. Hipp. xat. πασ. ale. X 31. p. 534. 79 ἐχ δὲ τοῦ Ἰάφεϑ ie.
Ἔχ τούτων --- ἐθνῶν Citat aus Genes. 10, 5, vgl. Synk. p. 92, 3ff u. 6f.
14. Von hier an bis c. 79 reicht eine wahrscheinlich von Hippolytos selbst
vorgenommene Erweiterung des ihm vorliegenden <eren Diamerismos.
75. Diese Ableitung der Athener aus dem ügyptischen Sais, wodurch
sie zu ausgewanderten Chamiten gemacht werden, ist nicht aus dem
schon bei Herodot wiederholt bezeugten Neith-Athenakult in Sais er-
schlossen, sondern geht auf Platon. Tim. c. 3 (21 E) μάλα δὲ φιλαϑήναιοι
x«l τινα τρόπον olxeloı τῶν δ᾽ εἶναί φασι zurück; sie kann also schon in
jüdisch-hellenistischen Bearbeitungen des Diamerismos gestanden haben.
Zu 75—18 vgl. Chron. pasch. p. 47, 7 ff; Synk. p. 92, 7ff.
Text.
Liber generationis I.
70. (14) Cithii, de quo Ro-
mani, qui et Latini.
71. (15) Rodii.
et de quo erthodi O, rodi uiui et
priami F.
72. omnes XV: de his exti-
ierunt insulae gentium: sunt
autem (16) Cyprü ex Citiensi-
bus ex Iafet.
s0 GC, ciuensibus B.
73. Si quidem invenimus et
eos, qui sunt ad borram ex
ipsis de ea tribu Citiensium.
74. Sunt autem ex ipsis etiam
gentes, quae sunt in Heliada
praeter eos qui postmodum ad-
venerunt ibi, ut puta Sitorum
qui habitaverunt civitatem, quae
apud Grecos honoratur, Athenas
heliada C!', eliada G, helada C?, hel-
lada O, etiada BF. — ut p. sitorum (si-
taurum C) GC, statt ut p. sit. haben: re-
F, fehlt in O. Es ist, wis
zu βασιλέων verlesen. — civitatem FGC,
civitate B.
71. Ist späterer Zusatz des lateini-
schen Übersetzers oder eines Redac-
tors, der die Summenangabe (15 Ja-
phetebhne) in 72 voranstellte; in-
folgedessen fehlte in seiner Aufzäh-
lung scheinbar eine Nummer, die
durch Rodi ergünzt wurde. Dies
kann jedoch erst geschehen sein,
nachdem die Rodier von ihrer Stelle
(oben 65) verdrängt waren, an der
sie als Nachkommen des Erisfan bei
Hipp. 67 gestanden hatten. Der Matr.
und Barb. haben hier allein das Ur-
sprüngliche; v. Gutsch mids Erkl&-
rung (Kl. Sehr. V 663) geht fehl.
99
Liber generationis II.
T 184b. (14) Cittbim, ex quo Mace-
dones.
T 1805. (15) Rhodii, ex quo Ar-
menii.
F 1878. alibi T 186. Ascanaz,
Dodam...exquo ex quo Sarmatae.
Romani et La- T 187b, Tyrre-
tini. nin, ex quo Romani
et Latini.
182a—185b. Die Hss. LFG nennen
nur die Namen von vier Stamm-
vätern ohne die der Völker, weshalb
die Angaben von T, wo deren sechs
genannt werden, in den Text ge-
setzt sind. Erst 1878 erscheint in
F wieder ein Völkername.
96
Chron. Alex. (Barbarus).
55. simul autem et Thibas,
qui Sidonii sunt acolae, de
Cathmo Aginoru.
56. Chalcedonii autem Tyranni
peregrini fuerunt
57. et ali simili modo qui
posthac in Ellada migraverunt.
98. Haec sunt autem gentes
Iafeth tertio filio Noe a Midia
usque ad speriam a parte Oceani
adtendens ad aquilonem sic:
59. 1) Midii 2) Albani 3) Gar-
gani 4) Errei 5) Armeni 6) Ama-
zoni 7) Coli 8) Corzini 9) Den-
56. Nur der Alexandriner gibt hier
Hippolytos richtig wieder.
58. Der Alexandriner fügte zum
Text desHippolytos am Schluß οὕτως
hinzu, was der Barb. mit sic über-
setzte; vgl. Chron. pasch. p. 47, 14,
Synk. p. 92, 13,
59. No. 35) Calli qui et Latini ist
Latini bloß versehentliche Wieder-
holung des im Paris. gerade darüber
stehenden Wortes, es muß statt La-
tini Celtae heißen. 41) Illyrici vor
Basantii ist dagegen trotz 23) kein
" Versehen. Die Ibirii und Galli 38), 39)
stehen, wie die Übereinstimmung
mit dem lib. gen. I beweist, hier in
der ursprünglichen Reihenfolge, die
im Matr. gestört ist.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
76. χαὶ τὰς (Onßas, οἱ ΣΙι-
δωνίων ἄποικοί εἰσιν ἐκ Kad-
μου ᾿4γήγ)νορος.
77. χαὶ οἱ Χαλχηδόνιοι δὲ
τῶν Τυρρηνίων εἰσὶν ἄποιχοι,
78. xal εἴ τινες ἄλλοι εἰς
Ἑλλάδα μετῴκησαν.
79. Ταῦτα δὲ τὰ τοῦ ᾿Ιάφεϑ'
ἔϑνη ἀπὸ Μηδίας ἕως τοῦ ἕ-
σπερίου κατέσπαρται oxtavoo
βλέποντα πρὸς βορρᾶν"
80. 1) Μῆδοι 2) ᾿ἄλβανοί 3)
Γαργανοί 4) Ἐρραῖοι 5) ᾿Αρμέ-
vıoı 6) Aualoves T) Kool
76. τὰς νόρας statt vogog die Hs.
Die aus den Übersetzungen ergänzte
Lücke beträgt genau die Länge
einer Zeile. Auch das ist eine Re-
miniscenz aus bekannter classischer
Überlieferung.
77. Καρχηδόνιοι δὲ Τυρρηνίων εἰσὶν
ἄποικοι Chron. pasch. p. 47, 11.
78. Nach μετῴχησαν freier Raum
von der Größe dieses Wortes in der Hs.
79. 80. Vgl. Chron. pasch. p. 47,
13ff und unten Abschnitt 4; Synk.
p. 92, 12 und 13ff.
80. Dieses, wie alle folgenden V6l-
kerlisten ohne Rücksicht auf die vor-
hergehenden, bei den Stammvütern
schon genannten Völker um viele
Namen vermehrte (von 15 Stamm-
Text. 57
Liber generationis 1. Liber generationis IL
75. et Thebeorum, quoniam
Sidoniorum sunt inhabitatores
ex Cadmo Agenoris filio
ex c. a. filio) C, ex gadmo ageneris G,
fehlt BFO. Br
76. et Charcedonis Tyrorum
sunt inhabitatores
fehlt BFO, ist nur erhalten GC.
77. et quicumque sunt alii
similiter post haec apud Halla-
dam transmigraverunt.
helledam G.
78. cognoscimus autem haec ex
lege et prophetis, erant ergo de
Iafet ad confusionem turris tribus
XV et Liber genealogus p. 169 Mommsen.
79. hae gentes Iafet a Media 197. 198. Hii sunt octo filii Iafeth
usque vesperum Oceani diffusae nepotes Noe et sunt termini eorum a
sunt adtendentes usque ad bor- Media usque ad Gadis, quae est ad
ram: aquilonem.
uespertinum GC. — Oceani B?FC!,
occiani G, oceane B!, oceanum C?.
80. 1) Medi 2) Albani 3) Gar-
gani 4) Arrei 5) Armeni 6)
Amazones 7) Culi 8) Corzieni
76. oí δὲ Χαλδαῖοι (1. Χαλχηδόνιοι)
Τυρίων εἰσὶν &xoixoi Synk. p. 92, 11.
78. Als Zusatz schon erkannt: v. Gutschmid (Kl. Schr. V 662) und
Frick (Chron. min. p. 12).
80. Die Anordnung der Numen dieser Liste in GC (vgl. 8.59) geht, wie die
regelmäßigen Differenzen zwischen den Zahlen lehren, auf ein in drei Co-
lumnen geschriebenes, auf zwei Seiten (von 25 an begann die zweite Seite)
verteiltes, columnenweise zu lesendes Verzeichnis der Vorlage zurück, das
auf der ersten Seite fälschlich zeilenweise gelesen wurde. Dabei gingen
zwei Namen verloren. Die nach 15) eingeschobenen Völker sind ein Zusatz
aus Epiph. &yxvg. 113, Dind. I 216, der älter ist als der Archetypus von
GC; dies bestätigt Samuel von Ani, der 51 Völker laphets zählt, die von
ihm benutzte Hippolytoshs. war also ebenfalls nach Epiph. erweitert (vgl.
Absch. 4). 25) Hellenes irrig aus dem griechischen Text herübergenommen,
bei Samuel sind sie sogar als besonderes Volk gezählt. 26) Lybyes ist ent-
stellt aus Alyvpeg, gemeint sind die Liburnier. A. v. Gutschmids (Kl. Schr.
V 665) Classification der Fassungen dieser Liste ist nicht richtig; im lib.
gen. I wird die des Hipp. nur wenig entstellt und erweitert wiedergegeben.
58
Chron. Alex. (Barbarus).
nagi 10) Cappadoci 11) Pafla-
goni 12) Mariandini 13) Taba-
rini 14) Challyri 15) Mosso-
niei 16) Sarmati 17) Saurobati
18) Meoti 19) Scythi 20) Tau-
rini 21) Thraci 22) Bastarni
23) Illyrici 24) Macedoni 25)
Greci 26) Ligyrü 27) Istri
28) Hunni 29) Dauni 30) Iapy-
gi 31) Colabri 32) Oppici 33)
Latini qui et Romei. 34) Ty-
ranni 35) Calli qui et Latini
36) Ligistini 37) Celtibini 38)
Ibiri 39) Galli 40) Aquitanii
41) Illyrici 42) Basantii 43) Cyr-
tani 44) Lysitani 45) Huaccai
46) Cynii 47) Brittani, qui in
insulis habitant.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
8) Καζηνοί 9) Asvvaynvoi 10)
Καππάδοχες 11) Παφλαγόνες
(54 V.) 12) Μαριανδηνοί 13)
Ταβαρηνοί 14) Xarvßes (15)
Mooovvoıxoı 16) Σαρμάται 17)
Σαυρομάται 18) Μαιῶται 19)
Σκχύϑες 20) Ταύριοι) 21) Θρᾷ- .
χες 22) Βασταρνοί 23) Ἰλυ-
ριοί 24) Μαχεδόνες 25) "ER-
Anves 26) Λίγυρες (27) Ἰστροί
28) Ovevvol 29) δΔαυνεῖς 30)
Ἰάπυγες 31) Καλαβροί 32) Oz-
πιχκοί 33) Δαλτῖνοι οἱ καὶ Po-
μαῖοι 34) Τυρρηνοί 35) Γάλλιοι
(oí xal) Κελτοί 36) Avyıorıvol
37) Κελτίβηρες 39) Γάλλοι 38)
Ἴβηρες 40) C4yxovatiwol (41)
Ἰλλυρικοίδ 42) Βάσαντες 43)
Im Paris. fol. 5 R. v. V. stehen die Na-
men in 4 ungleichen Columnen, die xzeilen-
weise xu lesen sind (vgl. Schöne, Eus.
ehron. I App. 181, 182).
Kvo(tavol 44) Avoıravıoı 45)
Osaxxalou 46) Κόννιοε 47)
Βρετταννοί, ol ἐν vn)oorg ol-
χοῦντες.
vätern werden 47 Völker abgeleitet)
Verzeichnis ist im Matr. lückenhaft
überliefert. Hinter den Χάλυβες 14) fehlen sechs, hinter den “ίγυρες 26)
abermals sechs, am Schluß nach 40) fünf Völkernamen und die Worte
οἱ ἐν vn; es sind also in einer Vorlage gerade drei Zeilen ausgefallen
oder unleserlich gewesen; ebenso ist 35) ol xal wie dfter (vgl. 71, 72)
ausgefallen. Die Unterscheidung 35) I'éàAvo: und 39) Γάλλοι rührt nicht
vom Schreiber, sondern schon von Hippolytos her, dagegen ist die Um-
stellung von 38), 89) ein Versehen des Schreibers der Hs.; bei 40 fehlt
der Anlaut. Die fehlenden Nawmen.sind nach denen des Chron. pasch.
47, 15 ff Bonn. ergänzt; nur statt 32) ‘Innıxoi habe ich Ὀππιχοί ge-
schrieben. Die Gründe, weshalb im Chron. pasch. die Reihenfolge schein-
bar eine andere ist, hat A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V 27431ff) dargelegt.
43) Κυρσοῖς" olxoüvres die Hs., was der Abschreiber des Matr. für einen
Ortsnamen hielt. Die HKövvıoı 46) sind die Kövıoı des Polyb. X. 7, 5
u. &. in Lusitanien (Frick, Index d. Chron. min. p. 516 s. v. Cunienses),
die Obevvol 28) sind das bei Strabon IV 204, 206 Οὐἰέννωνες, bei Dio
Cass. 54, 20 Οὐέννιοι genannte rütische Volk, das Augustus unter-
Text.
Liber generationis I.
9) Benageni 10) Cappadoces 11)
Paflagones 12) Mariandeni 13)
Tibarenses 14) Chalibes 15)
Mossynnoti (— Colchi — Melan-
ceni) 16) Sarmatae 17) Sauro-
batae 18) Meothes 19) Scytes
20) Tauri 21) Thraces 22) Ba-
starni 23) Illuri 24) Macedones
25) Hellenes Greci 26) Lybyes
27) Histri 28) Vieni 29) Dauni
30) lapiges 31) Calabri 32)
Opiei 33) Latini qui et Romani
34) Tyrrenni 35) Galli, qui et
Celtae 36) Lybyestini 37) Celti-
beri 38) Hiberi 39) Galli 40)
Aquitani 41) Illuriani 42) Basa-
notes 43) Cyrtani 44) Lusitani
45) Voccei 46) Cunienses 47) Brit-
tones qui et in insulis habitant.
6) amaiones F, amaxoni G, amoxobi C.
7) choli F, 6011 CGO. 8) gorzeni CO, gor-
cen G, corzeini F. 12) mariendini GC.
14) chalihes C, clabes G. 15) mossioni GC,
oxosinnoti O, — malanceni C, malancini G,
melacleni O. 17) saurobace F, sauromatae
B*O. 19) scite C, sirthae G. 234) libes C.
27) hystri Ὁ, istri B. 38) uenni GC. 80) ia-
japyges ges O, dapues BF. im) c&-
en S ici 96) libistini GC. 42) ba-
santes . 48) cystani ἮΝ 44) lusetani
G, lasecani C. 45) uaeeti GC. 46) clunni
GC. I» GC ist die Ordnung. folgende: 1. 9.
Melanceni. 2. 10. 16. 8. 11. 18. 4. 12. 19.
5. 13. 20. 6. 14. 21. 7. 15. 22. 8. Colchi.
23. 24. 25—38. 40—47; es fehlen 17. 89.
Hellenes stand in der Vorlage von GC nicht,
sondern nur Greci.
warf. Hinter 41) Ἰλλυριχοί versteckt sich der sonst Ἰλουργῆται oder
Liber generationis II.
59
Ἰλεργέται genannte spanische Stamm. Die Βάσαντες 42) sind vermut-
lich die Bastetani in Südspanien, die Kveraroi 43) die Carpetani.
Die
Taoyavoi 3) sind das mythische kaukasische Volk der Tapyaeeis,
deren Gebiet als Παργαρήνη bezeichnet wird. Die Ἐρραῖοι 4) sind die
Bewohner der Landschaft Aria. Die ζαζηνοί 8) sind, wie die richtigeren
Formen der lateinischen Übersetzungen lehren, die Bewohner der armeni-
schen Landschaft Κορδονήνη. Die Aevvaynvoi 9) sind vielleicht die Adır-
βηνοί. Die übrigen Namen sind ohne weiteres verständlich, vgl. die In-
dices bei Mommsen, auct. antiq. XIII und bei Frick a. a. O.
60 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. ‚Barbarus).
60. Qui autem sapiunt ex
ipsis litteris, hii sunt:
61. 1) Ibirii 2) Latini qui
utuntur Romei 3) Spani 4) Greci
5) Midi 6) Armenii.
62. Sunt autem termina eorum
a Midia usque Garirum quod
ad aquilonem: laterae autem a
fluvio et fluvium usque Mastu-
sias contra solem.
63. Provintiae autem eorum
sunt haec: 1) Midia 2) Albania
3) Amazonia 4) Ármenia parva
et magna 5) Cappadocia 6)
Paflagonia 7) Galatia 8) Col-
chus 9) India Achaia 10) Bospo-
62) Der Barbarus übersetzt Ilion
konstant mit solem; das Wort war
schon in seiner Vorlage ebenso ver-
schrieben wie im Matr. Vgl. unten
Abschnitt 4.
Codex Matritensis.
81. Oi δὲ ἐπιστάμενοι αὐ-
τῶν γράμματα εἰσίν"
82. 1) Ἴβηρες 2) Λατῖνοι, οἷς
χρῶνται οἱ Ῥωμαῖοι 3) Σπά-
νοι 4) Ἕλληνες 5) Mijóot 6) Ao-
μένιοι.
83. Ἔστι δὲ τὰ ὁρια αὐτῶν
ἀπὸ Μηδίας ἕως Γαδείρων τὰ
πρὸς βορρᾶν, εὗρος δὲ ἀπὸ Πο-
ταμίδος ποταμοῦ ἕως Mactov-
σίας τῆς κατὰ Ἴλιον.
84. Ai δὲ χῶραι εἰσὶν αὑται"
1) Mndia 6) Παφλαγονία 2)’AR-
Bavia 3) Auatovic 4) Ἀρμενία
μικρὰ καὶ μεγάλη 5) Καππαδο-
xía 7) Γαλατία 8) Κολχίς 9)
Ἰνδική Ayala 10) Βοσπορινήῇ
81) Vgl. Chron. pasch. p. 48, 3 und
unten Abschnitt 4. Synk. p. 93, 2.
82) Vgl. Chron. pasch. p. 48, 3 ff
und unten Abschnitt 4. Synk. p. 93, 3.
83) ὄρια, εὗρος und statt Ἴλιον---
ἥλιον die Hs.; Ilion erweist lib.
gen. I als das Ursprüngliche. Mastusia liegt auf dem thrakischen Cher-
sones. Die Corruptel Ποταμίδος statt Tavaidos stand schon bei Hippo-
lytos. Vgl. Chron. pasch. p. 48, 8 und unten Abschnitt 4. Synk. p. 93, 4 ff;
beim Synkellos p. 93, 5 ist Ποταμίδος korrigiert.
84) A von αἱ größerer Buchstabe. 1) Μήδεια die Hs. 4) μεγάλη von
erster Hd. corrigiert aus -Aux. 9) Vor Ἰνδιχή Punkt, zwischen T7vó. und
Ayala kein größerer Zwischenraum wie sonst zwischen den Namen
dieser Liste. 20) Κολχις die Hs., während bei 8) der Accent richtig ge-
setzt ist; der Schreiber war also bei 20) über die Namensform im un-
klaren; Molchia, Mollis beweisen, daß die Corruptel sehr alt ist, gemeint
ist MoAocoíg. 20) und 28) sind im Matr. ausgefallen. Zwischen 30) und
31) steht in der Hs. ein Punkt. 32) ἧς Correctur von erster Hand
auf Rasur, darunter stand οὗ. 6) steht im Matr. zwischen 1) und 2),
37) zwischen 33) und 24); diese Verschiebungen rühren daher, daß die
Namen wahrscheinlich aus einer folgenden Zeile in die vorhergehende
gerieten.
Text. 61
Liber generationis I.
$1. Qui autem eorum no-
verunt litteras, hi sunt:
82. 1) Hiberi 2) Latini, qui
vocantur Romani 3) Hispani
4) Greci 5) Medi 6) Armeni.
2) B, quibus utuntur GC. 4) 5) FO, medi
greci GC, greci (ohne medi) B.
83. Sunt autem fines eorum
a Media ad borram usque Ga-
diram, & Potameda fluvio usque
Mastusia ad Ilion.
a Media GCO, fehlt in BF. — mastucia
ad olion G, maturciam ad olion C.
84. Terrae autem eorum hae
sunt: 1) Media 2) Albania 3)
Amazonia 49) Ármenia minor
4b) Armenia maior 5) Cappa-
docia 6) Paflagonia 7) Galatia
8) Cholcis 9) Indice 10) Bospho-
S2) Die unrichtige Übersetzung
von οἷς χρῶνται ist dem Archetypus
von GC fremd geblieben, oder von
dessen Redactor verbessert.
84) Am Schluß sind die Namen in
etwas anderer Ordnung. 9) ist der
erste Teil allein erhalten. Der Zu-
satz zu 27) kehrt bei einigen spä-
leren Ableitungen wieder. 33) ist
falsche Conjectur eines Redactors,
zu der das folgende an falsche Stelle
geratene Lusitania den AnstoB gab;
gemeint ist damit Callaecia in Spa-
nien. Das richtige: Gallia, d. h. Ober-
italien, bieten der Matr. und Barb.
Der Redactor zerlegte ferner 4) in
zwei Länder. 15) und 16) haben die
Plätze getauscht, 38) Gallia ist
späterer Zusatz; vgl. Chron. pasch.
p. 48, 13 und unten Abschnitt 4,
Synk. p. 93, 14.
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen p. 169.
199. ipsi obtinuerunt Pamphiliam,
Partiam et omnem Greciam, Rodiam
Ciliciam, inde Rodi, Citi, Mazianite
cum Kartaginiensibus et Tharsensi-
bus.
199. Diese von dem lib. gen. I
und daher auch von Hippolytos
stark abweichende Stelle ist nur der
Vollständigkeit wegen angeführt.
62
Chron. Alex. (Barbarus).
rina 11) Meotia 12) Derris 13)
Sarmatia 14) Tauriannia 15) Ba-
starnia 16) Scythia 17) Thracia
18) Macedonia 19) Dermatia
20) Molchia 21) Thettalia 22)
Lucria 23) Byotia 24) Etolia
25) Attica 26) Achaia 27) Pe-
lepponissus 28) Acarnia 29) Ipi-
rotia 30) Illyria 31) Lucidissima
32) Adracia, a quo Hadriaticum
pelagus 33) Gallia 34) Tuscinia
35) Lysitania 36) Messalia 37)
Italia 38) Celtica 39) Spano-
gallia 40) lbiria 41) Spania
magna.
Nach c. 64 simul... quadraginta stehen auf
einem freien um von 25 Zeilen mit Zwi-
schenräumen wieder fast dieselben Namen —
die Subseriptionen von Bildern der griechi-
schen Vorlage — mit folgenden Varianten:
4) fehlt der Zusaix parva et m., 9) steht statt
Achaia — Italia verschrieben, 29) ipeirotia,
81) Il]lychinitia, wovon Lucidissima im Tezt
die Übersetzung ist, 32) adriacia. Im Text
steht hinter 35) Lysitania am Rande nochmals
Midia (vgl. d. Abdruck bei Schöne a. a. O.
p. 183), das in den Bildersubscriptionen an
erster Stelle fehlt. Dieser Name 1st an eine
falsche Stelle geraten, daher im Text das
xweitemal xu lilgen und an den Anfang der
Subseriptionen xu selxen. 39) spanocallia.
Reihenfolge der Subscriptionen : 1—26, nach
26 fehlt 27 und es folgen: 80, 28, 33, 38, 94,
85, 36, 37, 33 ohne Zusalx, 81, 29, 39, 40; 41
fehlt ebenfalls. Im Tezt ist 9) India—Achaia,
in den Subscriptionen India — Italia so ge-
schrieben, als ob dies zwei Länder wären,
dagegen Illyria lucidiesima im Tert xu-
sammengeschrieben, in den Subscriplionen
getrennt. Die Subscriplionen bieten 40, der
Text. 41 (mit dem zweiten Media scheinbar
42) Namen, wenn Groß- und Kleinarmenien,
ebenso wis India—Achaia je als ein Land
zählen. 9) India ist verderbt, ᾿. 1yai« dagegen
richtig ; es ist die Stadt dieses Namens und
ihr Gebiet am Pontus '"Aywa zulua Arr.
per. 18. 4 Ptol. V. 9. 8. Strab. XI 495;
der Zusatz 'Ivdıx; im Matritensis, der
dieses Achaia von dem bekannten, unter 26)
genannten unterscheidet, ist vielleicht in IIov-
rıxn Xu verbessern. Der Matr. lehrt, daß
Hippolytos’ Liste 41 Namen enthielt; die
Summe c. 46 ist daher beim Barbarus ver-
mullich mit Bexug auf die 40 Bilder abge-
rundet.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritengis.
11) Μαιῶτις 12) Δέρρης 13)
Σαρματίς 14) Ταυριανή 15)
Βασταρνίς 16) «ΣΣχυϑία 17)
Θράχη 18) Μακεδονία 19) Δελ-
ματία 20) Πἤολχίς 21) Θεσσα-
Ala 22) Μωχρίς 23) Βοιωτία
24) Αἰτωλία 25) Arttıxn 26)
(Ayala) 27) Πελοπόννησος 28)
CAxagvavia) 29) ᾿Ππειρώτης
30) Ἰλλυρίς 31) ἡ Δυχνίτις 32)
᾿Αδριανή, ap ἧς (55 R) τὸ
᾿Αδριαχὸν πέλαγος 33) Γαλλία
37) Ἰταλία 34) Θουσχηνή 35)
Avoıravia 36) Μεσαλία 38)
Keitis 39) Σπανογαλία 40)
Ἰβηρία 41) Zxaría ἡ μεγαλῆ.
Text.
Liber generationis I.
rina 11) Meotia 12) Derres 13)
Sarmatia 14) Tauriana 16) Scy-
thia 15) Bastarnia 17) Thracia
18) Machedonia 19) Dalmatia
20) Mollis 21) Thessalia 22)
Locria 23) Boetia 24) Betolia
25) Attica 26) Achaia 27) Pel.
lenia, quae apellatur Pelleponen-
sus 28) Acarnea 29) Epirotia
30) Illyria 31) Auchinitis 32)
Hadriace, ex qua pelagus Ha-
driaticum 33) Calcecia 35) Lu-
sitania 37) Italia 34) Thuscena
36) Massalia 38) Celtes Gallia
39) Hispanogalia 40) Hiberia
41) Hispania maior.
2) albana B 5) amazonia GEO, ama-
latia F. à) p de collis Gk S00 borbori-
nam C, bosbodinam G. 11) meotiam GC,
media BF, moesia O. 12) so C, derris O,
dersis G, deris F, erris B. 16) schitia F,
scytbiae B, scitia GC. 27) pallenia C,
pallennia G. 81) so C, auchnitis G, euch-
nitis F, aodinius B, auhnytis O. 33) gal-
licia F, gallia GC. 34) so C, tuscynia G,
thusgenc B, thugene F. 38) Gallia fehl
in C. 39) is snogalia F, hispanogallia GO,
hispania gallia .
Liber generationis II.
63
64
Chron. Alex. (Barbarus).
64. simul provintiae lafeth
quadraginta.
Darauf folgen die oben zu 68 ausgeschrie-
benen Bildersubscriptionen , 40 an ZaM,
da das in den Text geraleno Media milzu-
zählen ist.
65. .... usque ad Brittaniacas
insulas, quae ad aquilonem re-
spiciunt.
66. Sunt autem eis et insulae
commune autem:
67. 1) Sicilia 2) Eubya 3) Ro-
dus 4) Chius 5) Lesbus 6) Cy-
thira 7) Zacynthus 8) Cefalinia
9) Thaci 10) Corcyra et 11) qui
in circuitu sunt 12) parte Asiae
qui vocatur lonia.
Es folgt freier Raum im Umfang von
12 Zeilen und dann abermals durch Zwi-
schenräune getrennte Bildersubscriplionen.
Var: 2 eubia 13. ionis in Asia. Die Reihen-
folge ist: 1. 8. 4. 8. 5. 7. 9. 10. 11; 8
und 6 fehlen, ebenso qui in circuitu sunt,
d. h. die Kykladen,
68. Fluvius autem est eis Ti-
gris dividens Midiam et Babi-
loniam.
64. Die Zahl ist nicht ursprüng-
lich, sie entspricht der Anzahl der
Bilder und nicht der der Namen im
Text.
05. Hier ist der Text etwas ver-
kürzt, einer der wenigen Fülle, in
denen der lib. gen. I das Original
genauer wiedergibt als der Alexan-
driner.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
85. ὁμοῦ μα.
86. Ἐνταῦϑα καταλήγει τὰ
ὅρια τοῦ Ἰάφεϑ ἕως Βρεταν-
νιχῶν νήσων, πᾶσαί tt πρὸς
βορρᾶν βλέπουσαι.
87. Εἰσὶ δὲ αὐτοῖς καὶ νῆσοι
ἐπίκοιναι αὗται"
88. 1) Σιχελία 2) Evfota 3)
“Ῥόδος 4) Xtoc 5) Δέσβος 6) Kv-
ϑήρα 7) Ζάχυνϑος 8) Κεφαλη-
vía 9) Ἰϑάχη 10) Κέρκυρα καὶ
11) αἱ Κυχλάδες καὶ 12) μέρος
τι τῆς ᾿Ασίας τὸ καλούμενον
Ἰωνία.
89. Arat αἱ νῆσοι τῷ μέρει
τοῦ Ἰάφεϑ.
90. Ποταμὸς δέ ἐστιν αὐτοῖς
(Tiygıs) διορίζων Μηδίαν (xai)
Βαβυλωνίαν.
85. Nur hier ist die richtige Ziffer
erhalten, die der berichtigten Zahl
der Länder in den drei lateinischen
Fassungen entspricht.
86. ὄρια die Hs., ebenso 91. Vgl.
Chron. pasch. p. 48,19; Synk. p.93,15.
87. Vgl. Chron. pasch. p. 48, 20;
Synk. p. 93, 10.
88. Am Rande ,»jco:ı“ von der
Hand des Konstantinos Laskaris.
S9. Obwohl dieser Satz in beiden Übersetzungen, beim Osterchronisten
p. 19, 3, sowie beim Synkellos p, 93, 19 fehlt, ist er doch wohl ursprünglich.
90. Vgl. 50 und Chron. pasch. p. 49, 3; Synk. p. 93, 19.
Text.
Liber generationis I.
fehlt.
85. Hucusque definit terra
Iafet usque ad Brittanicas in-
sulas omnes ad borram respi-
cientes.
$6. Sunt autem his et insulae
istae Britannicae:
brittania GC.
S7. 1) Sicilia 2) Euboea 3)
Rhodus 4) Chius 5) Lesbus 6)
Chitera 7) Iacentus 8) Cefalenia
9) Ithagae 10) Corcyra et 11)
Cyclades insulae et 12) pars
quaedam Asiae quae appellatur
lonia.
7) iecintus G, siacintus C, zacinthus
O. 9) so C, itacae G, itbaec B, iabech F.
8S. Flumen est autem his Ti-
gris dividens inter Mediam et
Babyloniam.
86. Brittanicae ist irrtümlich aus
c. 85 wiederholt; schon im Arche-
typus von GC wurde es zum folgen-
den Inselkatalog gezogen und des-
halb die Einzahl gegeben; da auch
Epipbanios diesen Zusatz hat (Dind.
I 217, vgl. oben Anm. zu c. 80), so
kann auch eine absichtliche Erwei-
terung der Inselliste vorliegen, die
älter ist als der Archetypus von GC.
65
Liber generationis II.
Libergenealogus Mommsen p.160 ff.
200. et habent insulas, quae aspi-
ciunt aquilonem Britias,
Sicilia, Eubia, Rodus, Chios, Les-
bus, Citera, Trace, Sacintus, Cefa-
lenia, Corgira.
soccinctus et falenia traces F.
2018. quae ha- 201b. et est illis
bent fluvium Ty- fluvius Tigris, qui
gris. dividit in Media
et Babylonia.
200. Trace, traces verschrieben für
Ithace.
Texte u. Untersuchungen ete. NF XIY,1 ὃ
66
Chron. Alex. (Barbarus).
69. Haec sunt termini (la-
feth) tertio filio Noe.
70. Genealogia Cham secundo
filio Noe.
71. Filii autem Cham secundo
filio Noe:
72. (1) Chus primogenitus, ex
quo Ethiopi,
73. (2) et Mestreim, ex quo
Egypti,
74. (3) et Fud, ex quo Tro-
glodyti,
75. (4) et Chanaan, ex quo
Afri et Funici.
76. Filii autem Chus Ethiopu
filio Cham secundo filio Noe:
71. (5) Sabat
7S. (6) et Eugilat
79. (7) et Sabascatha
80. (8) et Regma
81. (9) et Secathath.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
91. Ταῦτά ἐστε τὰ ὅρια τοῦ
Ἰάφεϑ τοῦ τρίτου υἱοῦ Νῶε.
Eine halbe und eine Zeile frei.
92. + T'evealoyla τοῦ Χὰμ
(tod) δευτέρου υἱοῦ τοῦ Νῶε.
93. Οἱ δὲ υἱοὶ Χὰμ τοῦ δευ-
τέρου υἱοῦ τοῦ Not:
94. (1) πρῶτος Χοὺς, ἐξ οὗ
αἰϑίοπες,
95. (2) (xal) ΜΜεστραεὶμ, ἐξ οὗ
Αἰγύπτιοι,
96. (3) καὶ Φοὺδ, ἐξ οὗ Tow-
γλοδύται,
97. (4) xa Χανὰν, ἐξ οὗ (4-
᾿φροῦ καὶ Φοίνιχες.
93. (55 V) Οἱ δὲ υἱοὶ Χοὺς
τοῦ Αἰϑίοπος {τοῦ υἱοῦ Χὰμ
τοῦ δευτέρου) υἱοῦ Νῶε"
99. (5) Σαβὰ
100. (6) καὶ Εὐηλὰτ
101. (7) καὶ Σεβακαϑὰϑ
102. (8) καὶ Peyua
103. (9) xal Σεκατϑά.
104. οὗτοι AlYlores πρῶτοι
κατὰ τὰς φυλὰς αὐτῶν.
91. Vgl. Chron. pasch. p. 49, 4.
92, Überschrift in größeren Buch-
staben; β υἱοῦ die Hs.
03ff. Vgl. Chron. pasch. p. 49, 9 ff; Synk. p.87,9 ff und unten Abschnitt 4.
τ, Xaav erste Hand, » ist später eingefügt.
104. Fehlt in den Übersetzungen, ist aber ursprünglich, da vorher
keine von den Söhnen des Chus abstammenden Völker angegeben sind;
das Chron. pasch. p. 50, 3ff und der Synk. p. 87, 16 ff u. a. haben
hier die Namen afrikanischer Völker eingefügt, die bei Hippolytos noch
fehlten.
Text. 67
Liber generationis I.
89. Hi sunt fines Iafet.
fehlt.
90. Filii autem Cham:
cham autem hii sunt filii xxx GC.
91. (1) Chus, ex quo Aethiopes.
92. (2) Mestraim, ex quo Ae-
gyptii.
mestrem GC.
93. (3) Fud, de quo Troglo-
ditae.
94. (4) Chanaam, de quo Afri
et Fenices.
chanaan GC.
95. et filii Chus:
Nach Chus fügt O nebroth gigas et ein,
rgl. 104.
96. (5) Saba
97. (6) Evilat
euila GC.
95. (7) Sabata
so GC, sabat BF.
99. (8) Regma
100. (9) et Sagabacata
sesagata C, sesacatam G, sabachata F,
seba et chusa O.
%. Die von Hippolytos abwei-
chende Zahl XXX rührt von dem Re-
dactor des Archetypus von GC her
(vgl. oben 51, 53, 80, 86 u. ὅ.).
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen p. 160.
113. Incipiunt generationes Cham
fili Noe.
116. Cham genuit (1) Chus, ex quo
Aethyopes.
117. de (2) Mestrau Aegypti.
118. de (3) Ful Trogoditae.
119. de (4) Canaam Afri et Phoe-
nices.
120. et de ipso (sc. Chus) nati sunt
filii sex et ista nomina eorum:
121.
123.
primitivus (Ὁ) Saba.
secundus (6) Evilad.
124. tertius (7) Sabata.
125. quartus (8) Regma.
128. quintus vero filius Chus (9)
Sabacatha.
125ff. Die Anordnung in dem Text
des lib. geneal. wird durch die vor-
gesetzten Zahlen bezeichnet.
68 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
82. et filii Regma filio Chus 105. Καὶ υἱοὶ Peyua τοῦ υἱοῦ
filio Cham secundo filio Noe: — Xovc τοῦ Aldlonos {τοῦ υἱοῦ
Xau) τοῦ (devrepov) υἱοῦ Νῶε;
83. (10) Sabat 106. (10) Σάβατον
84. (11) et Iudadad. 107. (11) καὶ Jovóaó
10s. (12) xci Νεβρὼδ ὁ yiyaz
à Aldıow.
85. et Chus genuit (12) Ne- 109. γέγραπται yag? καὶ Xov
brud Ethiopem et venatorem et ἐγέννησε τὸν Νεβρὼδ᾽ τὸν Ai-
gigantem. ϑίοπα γίγαντα χυνηγόν — az
| Νεβρὼδ γίγας κυνηγός.
86. Et Aegyptiorum patrias 110. Καὶ Aiyvariov πατριαὶ
cum Mestreim patre eorum octo. σὺν Meotpasiu τῷ πατρὶ αὖ-
dieit autem sie: τῶν ὀχτώ. λέγει γὰρ οὕτως;
87. οἱ Mestreim genuit illus 111. xci Meorgasiu ἐγέννησε
(13) Lydiim, ex quo facti sunt (13) τοὺς Δυδιεὶμ, ἐξ οὗ ἐγένον-
Lydii. to Avdıoı.
SS. et illus (14) Enemigim, 112. xcà (14) τοὺς Τενιεὶμ.
ex quo Pamphili. & οὗ Παμφύλιοι.
105. Υ von viol anfangs: größerer
Buchstabe und ausgerückt; υἱοῦ vor
Noe von erster Hand übergeschrieben.
108. Die Übersetzer haben diesen Satz und den Anfang des c. 109 fol-
genden ersten Citats aus Gen. 10, 8 ausgelassen. In der Septuaginta wird
aber Nebrod nicht als Äthiope, sondern als Assyrer und als Sohn des Chus
bezeichnet (vgl. Hippolytos c. 94), während er nach c. 108 als Sohn Regmas
erscheint. Auch das zweite Citat e. 109 stammt aus Gen. 10, 9; es ist kein
späterer Zusatz, denn es kehrt im Chron. pasch. p. 20, 12 Bonn. an dieser
Stelle wieder. Als Äthiope wird Nebrod um Chus willen in der jüdischen
Überlieferung (vgl. Joseph. antt. I 4, 2; 6, 2) bezeichnet; ale Sohn Regmas
wie Hipp. c. 108 erscheint er auch chr. pasch. p. 50, 11. Die Pseudoclemen-
tinen (Chron. pasch. p. 15, 16ff) suchen zwischen den widersprechenden, von
Hipp. kombinierten (vgl. Note zu Hipp. c. 053—525) Versionen zu vermitteln.
112. rot statt τοὺς die Hs.
Text.
Liber generationis 1.
101. Filii autem Regma:
102. Saba
seba C.
103. Iudadan.
iududan GC, et dadan BO, et dedan F.
Nach 103 fügt Ö hinzu: Saba, de quo Sa-
baei, Euilatb, de quo Getuli, Sabata, ἃ
quo "Trabes, Dadan, & quo Aethiopes oc-
cidentali plagae.
104. et Chus genuit (12) Ne-
bruth gigantem.
eigantem fehlt BF; die ganxe Notix fehlt
95.
105. Et Aegyptiorum patriae
cum Mesrain patre ipsorum VIII.
dicit enim:
mestrem G, mestram C!, mesrem C?,
106. et Mestraim genuit (13)
Ludiin, unde Lydii.
mestraim F, mesraim B, mestrem GC",
mesrem C? — lodim GC. lud im F.
107.(14)Enemim, dequo Pamfili.
et meminigiin C, et menegiin G, et
nemigin O.
—— ——— mn ——————— —À ——— —————— e
104. In der Vorlage der mit O
bezeichneten Hss. änderte also eben-
falls ein Redactor Einzelheiten. Die
in der Bibel nicht begründete Be-
zeichnung des Nebrod als Äthiopen
ist in allen Hss. getilgt; nur beim
Barb. 85 hat sich ein Rest des Ur-
eprünglichen in Nebrud Ethiopem
erhalten. Dagegen ist die der Bibel
und Hipp. c. 54 widersprechende
Angabe Hipp. 108, daß Nebrod ein
Sohn Regmas war, durchweg ge-
tilgt.
69
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen p. 160.
126. huie (sc. Regma) erant filii
duo:
primitivus (10) Sabam.
127. secundus (11) Iuda.
129. sextus (sc. filius Chus) vero
(12) Nebrot, hie est Nebrot gigans,
qui fuit venator ante dominum.
130. inde nascuntur Chaldaei etc.
1358. hic (sc. Mestrem) obtinuit
Egyptum, huie nati erant filii sex:
134. 136. ipse (sc. Mestrem) genuit
(13) Ludin, ex quo Lybii.
137. secundus (14) Emimegim.
70 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
89. et illus (18) Labiim, ex
quo Libii.
90. et illus (16) Nefthabiim,
ex quo Fygabii.
91. et illus (17) Patrosoniim,
ex quo Licii.
92. et illus (19) Cathfthoriim,
ex quo Cilicii.
93. Chananeorum autem pa-
irias cum Chanahan patre eorum
sunt duodecim. dicit enim sic:
94. et Chanahan genuit (20)
Sidona primogenitum
95. et (21) Chetteum
91. Nach diesem Abschnitt ist die
Übersetzung von Hipp. 116 ausge-
fallen oder unterdrückt, da Hippo-
lytos mit Genes. 10, 14 nicht stimmt.
93ff. Der Text des Alexandriners
allein gibt den echten, freilich et-
was unbiblischen Hippolytos wie-
der.
Codex Matritensis.
113. xal (15) τοὺς Aaßıeiu,
ἐξ οὗ Λίβυες.
114. xal (16) τοὺς Δίεφϑα-
λεὶμ, ἐξ οὗ Φυγάδες.
11ὅ. χαὶ (17) τοὺς Πατροσο-
νιεὶμ, ἐξ οὗ Λύχιοι.
116. καὶ (18) τοὺς Φυλιστιξὶϊα,
ἐξ οὗ Φοίνικες.
117. καὶ(19) τοὺς Καφϑοριεὶμ.
ἐξ οὗ Κίλιχες.
118. Χαναναίων δὲ πατριαὶ
σὺν Χαναὰν τῷ πατρὶ αὐτῶν
εἰσὶ ιβ. λέγεε γὰρ οὕτως"
119. χαὶ Χαναὰν ἐγέννησε
τὸν (20) Σιδῶνα πρωτότοχον
120. xai (21) τὸν Χετταῖον
114. φιγαδες die Hs. Alte Cor-
ruptel, daher im lib. gen. I über-
haupt nicht übersetzt; sie hat, wie
deren Wiederkehr unten 132 No. 16
und der Alexandriner beweisen, schon
bei Hippolytos gestanden. Die Oster-
chronik p. 51, 9 gibt an dieser Stelle
Φρύγες, ob aus besserer Überliefe-
rung oder durch Conjectur, ist nicht
zu entscheiden.
115. πατρὸς ὀνιεὶμ die Hs.
116. Der Gen. 10, 14 genannte Χασμωνιείμ, dessen Sohn erst Φυλιστιείμ
ist, wurde von Hippolytos anscheinend übergangen. Falls dieser hier
Text. 71
Liber generationis I.
108. (15) Labiin, de quo Libies.
so GC, labain BF — so GC, laboes BF.
109. (16) Neptoin.
so B*F, neptoen B', neptalin GC, neph-
talim O.
110. (17) et Patrosonim, unde
Cretes
patrosoniin GC.
111. (18) Casluin, unde Lycii.
cusionim C, chusienim G.
112. unde exierunt Filistiim.
filistini G, phylistini F.
113. et (19) Capturin, unde
Cileces.
captorim GC, eaptoroin F.
114. Chananeorum sunt pa-
triae cum patre eorum X. dicit
enim:
XII F, fehlt bei GC.
115. et Chanaam genuit (20)
Sidona primogenitum, ex quo Si-
donii.
genuitum B».
116. et (21) Chetheum.
cheum B», cettheum C, etthaeum G.
117. et (22) Iebyseum.
110—113 ist nach Gen. 10, 14 vom
Redactor corrigiert.
115 u. 117 enthalten Zusütze (der
zweite aus Gen. 10, 16), die Hippolytos
fremd sind.
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen y. 167.
138. tertius (15) Latin.
139. quartus (16) Neptabin.
140. quintus (17) Patrosin.
141. sextus (18) Caslonin. de ipso
Caslonin. nati sunt Filistini et (19)
Chapterini.
143. nam ipsi Chanaan nati sunt
filii undecim:
144. primitivus (20) Sydona, de
isto nati sunt Sydonienses etc.
145. secundus vero (21) Cettheus.
146. tertius (22) lebuseus.
wirklich Φοίνιχες statt Φιλισταῖοι geschrieben hat, so ist dies ein Ver-
sehen, weil er die 97 Phóniker als Nachkommen Chanaans nennt.
117. Nach Κίλιχες kleiner freier Raum.
1
τὼ
Chron. Alex. (Barbarus).
96. et (22) Amorreum
97. et (23) Gergeseum
98. et (24) Aeggeum
99. et (25) Aruceum, ex quo
Tripolitani.
100. et (26) Asethneum, ex
quo Orthosiasti.
101. et (27) Arudium, ex quo
Aradıi.
102. et (28) Samareum
103. et (29) Ferezeum
104. et (30) Amathium.
105. Est autem habitatio eo-
rum ad Rinocorurum usque Ga-
rirum aspiciente ad septentrio-
nem longitudo.
106. Quae autem ex ipsis na-
tae sunt gentes:
105. septentrionem falsche Über-
setzung von πρὸς νότον.
in 118 und wird durch den Barbarus gewährleistet.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
121. xal (22) τὸν .Auogoatov
122. (56 R.) xa1(23) vov Γερ-
7E00clov
123. χαὶ (24) τὸν Εὐαῖον
124.
ἐξ οὗ
xal (25) τὸν Apovxelov,
Τριπολῖται.
125. xai (26) τὸν νσενναῖον,
ἐξ οὗ Ὀρϑωσιασταί.
126. xal (27) τὸν ’Apadıov,
ἐξ οὗ Apadıoı.
127. xai (28) τὸν ΣΣαμορραῖον,
ἐξ οὗ Σαμαρεῖται.
128. (xai (29) τὸν Φερεζαῖον,
ἐξ ov Φερεζαῖοι.)
129. xai (30) τὸν ᾿ψματϑῆ,
ἐξ οὗ ᾿Αμαϑούσιοι.
130. Ἔστι δὲ καὶ αὐτῶν ἡ κατ-
oıxia ἀπὸ Ῥινοχορούρων ἕως
Γαδείρων τὰ πρὸς νότον ἐπὶ
μῆχος.
131. Ta δὲ ἐχ τούτων γεν-
νηϑέντα ἔϑνη᾽
121. Das zweite o des Namens
später eingefügt.
128. Die Ausfüllung der Lücke im
Matr. ist geboten durch die Zahl
Φερεξζαῖος kommt
Gen. 10, 17 nicht vor; er ist also ein fingierter Stammvater des in der
Bibel öfter genannten kanaunitischen Volkes der Pherezüer.
Da bei den
vorhergehenden und nachfolgenden Stammvätern die Völker standen, so
ist so gut als sicher, daß Hippolytos ἐξ ov Φερεζαῖοι hinzufügte.
130. Das zweite o von 'Pwox. ist in der Hs. corrigiert. Vgl. Chron.
pasch. p. 52, 9; Synk. p. 89, 7.
131. Vgl. Synk. p. 89, 8; im Chron. pasch. p. 52, 11 fehlt die Völkerliste.
Text. 13
Liber generationis I. Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen p. 167.
118. et (23) Amorreum 147. quartus (23) Amorreus.
119. et (24) Gergesseum 148. quintus (24) Gergesseus.
120. et (25) Araceum 149. sextus (26) Euveus.
et eu. ehum C, et eueum G, et auru-
chaeum
121. et (26) Euueum, ex quo 150. 151. septimus (25) Aruceus, ex
Tripolitae quo Tripolitani.
et aeueum ex quo tr. F, et arracheum
unde tr. C, et arucheum unde tribolite G.
122. et (27) Aseneam 152. octavus (27) Asenneus.
asenneum G.
123. et (28) Aradium, unde 153. nonus (28) Azyrius.
Aradii.
124. et (29) Samaream, unde 154. decimus (29) Samareus.
Samaritae.
u. S, nur ἐπ GC, BFO lassen den Zusatz aus.
125. et (30) Amathi, unde 155. undecimus (30) Amattheus.
Amathusi.
126. Est autem habitatio 157. quorum terminum habitatio-
eorum a Rinocoruris usque Ga- nis eorum a Rinocorura usque ad
diram ad notum Gadis ad austrum.
ad n. C, ad portum G, fehlt im B.
127. Ex his autem nascuntur 162. Gentes vero, quae de ipsis
gentes hae: sunt:
. gentes hae GC, reges (regna O) vel
gentes BFO.
190. 121. Der Redactor von GC
hat auch hier die schlecht überlie-
ferten Namensformen verbessert.
120 ff. Nur der Archetypus von GC hat 124 den Zusatz bewahrt, der
auch Barb. 102 fehlt; dagegen ist die Einfügung 117 ebenso wie die Aus-
lassung des Pherezaios nach 124 in allen Hss. der lib. gen. nach der
Bibel korrigiert. Außerdem sind 120 und 121 umgestellt, daher die Tri-
politae von einem anderen Stammvater abgeleitet werden.
74
Chron. Alex. (Barbarus).
107. 1) Ethiopi 2) Troglodyti
3) Aggei 4) Gagarini 5) Isabini
6) Piscescomeduli 7) Ellaini 8)
Aegyptii 9) Finici 10) Libyi 11)
Marmaridi 12) Carii 13) Psyl-
liti 14) Myssi 15) Mososini 16)
Fygadii 17) Maconii 18) Bythy-
ni 19) Nomadii 20) Lycii 21)
Mariandini 22) Pamphyli 23)
Mososini 24) Pissidii 25) Autalei
26) Cilicii 27) Maurisii 28) Criti
29) Magartei 30) Numidii 31)
Macarıi 32) Nasamonii.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
132. 1) Αὐἰϑίοπες 2) TowyAo-
δύται 3) Ayyato. 4) Taynvoi
5) Ἰσαχηνοί 6) Ἰχϑυοφάγοι 7)
Ἑλλανιχοί 8) Αἰγύπτιοι 9) Φοί-
vıxes 10) “ίβυες 11) Maguaoí-
δες 12) Κάρες 13) Ψυλλίται 14)
σοί 15) Μοσυνοί 16) Φυγά-
des 17) Maxoves 18) Βιϑυνοί
19) Νομάδες 20) Avxıoı 21) Ma-
otavdnvol 22) Πάμφυλοι 23)
(Moooovvot) 24) Πισιδηνοί 25)
Αὐγαλαῖοι 26) Κίλικες 27) Mav-
ρούσιοι 28) Κρῆτες 29) Mayao-
ται 30) Novudes 31) (Maxa-
Quoc) 32) Νασαμζωνλέδες.
132. Die Namen sind in der Hs.
durch Punkte und größere Zwischen-
räume getrennt; 23), 31) sind nach den Übersetzungen ergänzt; eine An-
zahl der in diesen corrupt überlieferten Namen sind im Matr. richtig über-
liefert. Mit dem vorhergehenden Stammväterverzeichnis und den dort bei
einigen Stammvätern erwähnten Völkern besteht hier so wenig wie bei
den japhetitischen Listen ein Zusammenhang. Sechs der früher genannten
Völker kommen hier nicht wieder, dafür viele andere neu vor; von
30 Stammvätern werden 32 Völker abgeleitet. Geographisches Wissen
und Genesis vertrugen sich schon damals nicht. Die Ἀγγαῖοι 3) sind die
Bewohner des bei Ptolemäus erwähnten Ortes "Ayyg in Arabia felix. 4) ist,
wie nun Hippolytos lehrt, mit dem öfter (z. B. unten 200 No. 27 Barb. IX)
erwähnten arabischen Volk, dessen Name auch Tainvol, Tuivoi geschrieben
wird, zu identificieren. 5) bisher vermutungsweise mit den Sabäern iden-
tificiert, wird wegen der Nachbarschaft der Ταΐηνοι (vgl. unten 200 No. 31,
Barb. XI) vielmehr die Xaxgvoí oder Zapaxyvoi im glücklichen Arabien
bezeichnen. 7) sind die Bewohner des Ἐλάνα oder "EAava, jetzt Ailän
genannten Ortes am Golf von Akaba. 15) sind nicht die Μυσσίνοικοι am
Pontus, sondern die Bewohner des phrygischen Mooívaz. 17) hat nichts
mit den Maxaoıoı 31) = Macrones zu tun, sondern bezeichnet vielleicht die
Text. :75
Liber generationis I.
128. 1) Aethiopes 2) Troglo-
ditae 3) Aggei 4) Aggagenı 5)
Isabini 6) lethyofagi 7) Vel-
lani 8) Aegyptii 9) Fenices 10)
Lybyes 11) Marmaredae 12) Chari
13) Filitae 14) Mysi 15) Mos-
synoeti 16) Friges 17) Magones
18) Bithyni 19) Nomades 20)
Lycinii 21) Mariandeni 22) Pam-
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen p. 168.
102. 1) Aethyopes 2) Trogoditae
5) Isabini 6) Sciofagi 7) Alani 8)
Aegypti 9) Phoenices 10) Lybii 11)
Marmarici 12) Car 13) Phylistei
14) Mussi 15) Mussonici 16) Friges
17) Macedones 18) Bitinii 19) No-
madi 26) Cilices 27) Maurusi 28)
Cretes 29) Magartheni 30) Numidi
31) Meroni,
fyli 23) Misudi 24) Pisideni 25)
Lygalli 26) Cilices 27) Maurosii
28) Cretae 29) Magartae 30) Nu-
midiae 31) Macrones 32) Naso-
mones.
2) trogoditae C^. 8) agacei O. 4) aga-
geni O, fehlt BF. 5) sabini C, sabani G.
7) bellanii F, helmani GC. 11) marmaritae
GC. 12) carpi GC. 18) pellictae C, pelli-
cia G, fallitae F. 14) miysini C. 15) mor-
mosneci C, ungefähr ebenso G. 17) mace-
dones C, macidonis G. 20) licii FGC. 31) ma-
riandini GC. 22) pampili GC. 23) mimsudi
B’, mynsudi F, moysisidii C, mossisidi G.
84) pisidiseni B'. 25) Jycalli F, licalli C,
fehlt G. 28) cretes C, tes G. 89) magarthae
G, margartae C. 30) numidae F. 32) nasa-
mones 60.
128. Die Namen sind hier beson-
ders arg entetellt, wie der Vergleich
mit dem Matr. lehrt; hier hat auch der Redactor von GC nicht viel zu
bessern gewußt.
Bewohner der bei Plin. VI 29, 179 erwähnten äthiopischen Stadt Mascoa,
var. Macum. 19) und 30) bezeichnen zwei verschiedene Völker. 23) könnte,
wenn die Form im lib. gen. I als bestüberlieferte gelten darf, die Micov«
oder Miocova genannte Stadt vom karthagischen Meerbusen bezeichnen.
Die Ordnung der Namen ist gegen Ende nicht mehr geographisch: 17 und
23, zwei afrikanische Völker, sind eingesprengt zwischen kleinasiatische.
Eine ursprünglich genau geographisch geordnete Liste wurde also schon
vor Hippolytos in Unordnung gebracht. 25) sind die Bewohner der Oase
Αὔγιλα. 29) bleibt rütselhaft. 31) wird gewöhnlich mit den c. 200 No. 24 -
Barb. LXX von Hippolytos Σποράδες, beim Barb. Boradii genannten Volk
identificiert, ob mit Recht steht dahin; auch A. v. Gutschmids Deutung
(Kl. Schr. V 686) befriedigt nicht. Die übrigen Völker sind teils bekannt,
teils geben die Indices bei Mommsen und Frick darüber Aufschluß.
Vgl. Synk. p. 89, 88.
76
Chron. Alex. (Barbarus).
108. Hii possident ab Egypto
usque ad septentrionalem Ocoa-
num gentes XXXII.
109. Quiautem ex ipsis sciunt
litteras, sunt haec:
110. 1) Fynici 2) Egyptü
3) Pamphyli 4) Frygii.
111. Est autem terminum
Cham ab Rinocorurum qui ex-
tendit à Syria et Ethiopia us-
que Garirum.
112. Nomina autem provin-
tiarum sunt haec:
113. 1) Egyptus cum omni-
bus qui in circuitu eius sunt.
114. 2) Ethiopia, quae aspicit
ad Indos
115. 3) et alia Ethiopia, unde
egreditur Ethioporum fluvius
Geon, qui vocatur Nilus.
108. Derselbe Übersetzungsfehler
wie 105. Die Summe dürfte, wie
schon A. v. Gutschmid (Kl. Schr.
V 681) vermutete, ein Zusatz des
Alexandriners oder des Übersetzers
sein.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
T >
133. Ovroı διαχατέχουσιν ἀπὸ
Αἰγύπτου ἕως τοῦ νοτιαίου
P] «
ὠκεανοῦ.
134. Οἱ δὲ ἐπιστάμενοι αὖ-
τῶν γράμματα"
135. 1) Φοίνιχες 2) Alyv-
πτιοι (56 V.) 3) Πάμφυλοι 4)
Φρύγες.
136. Ἔστι δὲ τὰ ὅρια τοῦ
Χὰμ ἀπὸ Ῥινοχορούρων τῆς
ὁριζούσης Συρίαν xal Alyv-
πτον xol Αἰϑιοπίαν ἕως IT adei-
ρων ἐπὶ μῆχος.
131. Τὰ δὲ ὀνόματα τῶν χω-
ρῶν ἐστι ταῦτα"
138. 1) Αἴγυπτος σὺν τοῖς
περὶ αὐτὴν πᾶσιν.
139. 2) AlYıorla ἡ βλέπουσα
χατὰ Ἰνδούς
140. xai (3) ἑτέρα Aldıoria, .
ῦὅϑεν ἐχπορεύεται Γηὼν ὁ (τῶν =
Ai9i:0xov) ποταμὸς, ὃ καλού---
μενος Διεῖλος.
——— € — — -.......-. .-.-............-..--- —À
133. Nach dx. etwas freier Raum. 4
Vgl. Chron. pasch. p. 52, 6; Synk-a
p. 89, 15.
134. Vgl. Chron. pasch. p. 52, 7 7"
Synk. p. 89, 10.
135. Φρύγες von erster Hans
auf Rasur; es scheint ursprünglie—=
Φυγάδες hier gestanden zu haben, vgl. oben 114 und 132 No. 16. Vg.
Chron. pasch. p. 52, τ ff; Synk. p. 80, 17.
137 ff. Vgl. Chron. pasch. p. 52, 11ff; Synk. p. 89, 17ff.
138, Während $4 die Länder Japhets und 194 die Länder Sems bloß
Text. 77
Liber generationis 1.
129. Hi possident ab Aegypto
usque ad Oceanum.
Das c. 130 steht unten nach 148 S. 81; der
darin enthaltene Inselkatalog Chams ist in
den Has. fälschlich an diese Stelle geraten.
131. Qui autem eorum sunt
litterati, hi sunt:
132. 1) Fenices 2) Aegypti
3) Pamfyli 4) Fryges.
3) pampili G, pampilii C.
133. Sunt autem fines Cham
a Rinocoryris, quae dividit Sy-
ram et Aegyptum usque Ga-
rira in longum.
gadira G, gadiram C.
134. Nomina autem gentium
haec sunt:
135. 1) Aegiptus.
136. 2) Ethiopia, quae tendit
adversus Indiam.
et ethiopia B, adtendit GC.
137. 3) et altera Aethiopia,
unde proficiscitur flumen Aethio-
pum
Liber generationis Il.
Liber genealogus Mommsen p. 168.
163. qui optinuerunt ab Aegyp-
tum usque ad Oceanum
a Rinocorura, «quae dividet Sy-
riam et Aegyptum usque ad Gadis
longitudinem.
Liber generationis II.
14. Nomina provinciarum eo-
rum sunt hec:
lib. geneal. 164 quibus sunt civitates
seu regiones:
75. 1) Egiptus.
lib. geneal. Aegyptus.
76. 2) Ethiopia, que respicit
Indiam.
lib. geneal. Aethyopia quae aspicit In-
diam
17. 3) et alia Ethiopia, unde
prodit fluvius
lib. geneal. et alia Aethyopia, unde
prodit
«4 fi. Die Zahlen der Capitel
springen hier von 44, bezw. SS (vgl.
oben 8.47) auf 74, weil im lib. gen. II Sem vor Cham gestellt ist und
Japhet fehlt.
aufgezählt werden, erhalten die chamitischen meist Zusätze, die ihre Lage
näher bestimmen.
Ich habe daher, Mommsen folgend, diese Namen
nicht, wie 84 und 104, zu einem Capitel zusammengefaßt.
/
D
TS A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
116. 4) Rubra, qui aspicit ad
(ad] orientem.
117. 5) Thebaida tota.
118. 6) Libya,
usque Corcyna.
qui extendit
119. 7) Marmaris et omnia,
quae in circuitu eius sunt.
120. 8) Syrta habens gentes
tres: Nasamona, Macas, Tauta-
meus.
121. 9) Libya alia, qui respi-
cit et extendit usque ad mino-
rem Syrtiam.
122. 10) Numeda.
123. 11) Massyris.
124. 12) Mauritania, qui ex-
tendit usque Eracleoticum ter-
minum contra Garari.
125. Tum habet, qui aspicit
ad aquilonem, qui circa mare
sunt:
121. Frick vermutete mit Recht,
daß qui respicit die Übersetzung
von ἡ ἀποβλέποισα xal nagextei-
γουσα der Vorlage ist, in der ἡ ἀπο-
βλέπουσα für ἡ ἀπὸ λέπτεως ver-
schrieben war.
Codex Matritensis.
141. 4) Ἐρυϑρὰ 7?) βλέπουσα
κατὰ ἀνατολάς.
142. 5) Onßeis oAn.
143. 6) Διβύη 7 παρεχτεί-
vovoa μέχρι Κορχυρίνης.
144. 7) Μιαρμαρὶς xal τὰ περὶ
αὐτὴν πάντα.
145. 8) Σύρτις ἔχουσα ἔϑνη
τρία᾽ Νασαμόνας, Maxac, Ταυ-
ταμαίους.
146. 9) Διβύη ἑτέρα ἡ παρεχ-
τείνουσα (ἀπὸ Aínttoc) μέχρι
μικρᾶς Σύρτεος.
147. 10) Διουμίδα.
148. 11) Maoovgic.
149. 12) Μαυριτανία 7) παρ-
ἐχτείνουσα μέχρι “Πρακλείων
στηλῶν κατέναντι Γαδείρων.
150. Ἔχει δὲ ἐν τοῖς κατὰ
βορρῶν τὰ πρὸς Yalaccav'
143. Wie der Barb. und die Va-
rianten im lib. gen. I zeigen, schrieb
Hippolytos wirklich Κορχυρίνη; ge-
meint ist Κυρήνη.
146. Die Einfügung von ἀπὸ AE-
πτεως ist durch die Übereinstimmung
der drei lateinischen Übersetzungen
gefordert.
150. 151. Vgl. Chron. pasch. p. 52, 19 und unten Abschnitt 4; Synk. p.90, 6.
Text.
Liber generationis I.
138. 4) Erythara, quod est Ru-
brum adtendens ad orientem.
eritra C, entra G.
139. 5) Thebea.
140. 6) Lybiae, quae extendit
usque Cyrenen.
usque BFC, con C!, cor G. contra C*.
cyrenen C, cyrinem F, cirene 6, fehlt in B.
141. 7) Marmaris.
so GCFO, fehlt in B.
142. 8) Syrtes habens gentes
has: Nasamonas, Macas, Tauta-
meos.
magas taurones GC.
143. 9) Lybyae, quae a Lepti
extendit usque minorem Syrtem.
144. 10) Numidia.
145. 11) Masseria.
asyria C, assiria G.
146. 12) Mauritania, quae ex-
tendit usque Herculeas, quod est
Heracleoticas, stellas contra Ga-
diram.
columnas C, cellas G.
147. Habent autem ad borran;
maritimam:
habet B.
79
Liber generationis II.
7S. 4) Rubrus, qui respicit
contra orientem.
lib. geneal. Rubus fluvius, qui aspicit
contra orientem.
79. 5) Thebaidis.
lib. geneal. Thebais.
80. 6) Libia, que extenditur
usque ad Cyrinem, quae est Pen-
thapolis.
lib. geneal. Libia, quae extendit ad Cy-
rena8, quae est Pentapoli.
51. 7) Marmarices.
lib. geneal. Marmaris.
82) S) Syrthes
Tautaniei.
lib. geneal. Sirtis, Nasamonas, Tauta-
mona.
83. 9) Libya Lecti magna, quae
extenditur usque ad Syrtia minus.
lib. geneal. Lyiba, Lepthimagna, quae
extendit usque ad Syria minus.
$4. 10) Nomidia
lib. geneal. Numidia.
85. 11) Masyris.
Was in der Hs. des lib. gen. II hier
folgt, steht später, S, 93 nach c. 69.
b. geneal. Masuria.
$7) 12) et Mauritanea, que ex-
tenditur usque ad Herculis sta-
tuam.
lib. geneal. M&uretanea, quae extendit
usque ad statuam Herculis.
Nascimenia
138. und 78. Beide libri generationis haben denselben Fehler, daß sie
die Provinz Erythra des Cham überspringen und sie statt des Nil als
Fluß bezeichnen.
82. Nascimenia, Corruptel für Na-
samones, die Macae sind ausgefallen.
83. Gemeint ist a Leptimagna ...
ad Syrti minus, vgl. die Belege bei
A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V 654).
80 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
126. 13) Ciliciam 14) Pam-
phyliam 15) Pissidiam 16) Mys-
siam 17) Lygdoniam 18) Frygiam
19) Camiliam 20) Lyciam 21)
Cargam 22) Lydiam 23) Troa-
dam 24) Eoliam 25) Bithyniam
antiquam, qui vocatur Frygia.
Auf einem freien Raum von 20 Zeiten
werden diese 13 Namen im Nominalir als
Subscriptionen zu Bildern wiederholt. Vari-
anten sind: 15) pisidia 18) mysia 17) lig-
donia 21) caria 25) bithynia, ohne Zusatz:
die Reihenfolge ist dieselbe.
127. simul provintias XIII
128. Sunt autem eis et Insu-
las communae:
129. 1) Corsula 2) Lapanduoa
3) Gaula 4) Melitia 5) Cercina
6) Minna 7) Taurana $) Sar-
dana 9) Galata 10) Gorsuna 11)
126. Zu der alexandrinischen Chro-
nik, die der Barb. übersetzte, bietet
der Papyrus Goleni&cev eine Paral-
lele, in dem jedoch die Reihenfolge
der Namen anders ist und noch ein
zweites Mysien vorkommt, so daß
im gauzen 15 Provinzen aufgezühlt
waren (Abhdlg. d. Wien. Akad. Bd. 51,
S. 238). Der Barb. verbindet fülsch-
lich Bithynien mit Altphrygien.
127. Wie A. v. Gutschmid (Kl.
Schr. V 668) schon richtig gesehen
hat, ist das ein Zusatz des Barbarus
oder schon des Alexandriners, den
jener übersetzte. Die Zahl ist falsch
(13 statt 14), weil beim Barb. Bi-
thynien und Altphrygien als eine
Provinz gerechnet sind.
129. Dieser Inselkatalog mit den-
selben, aber anders geordneten Namen
und einer Karte ist ebenfalls teilweise
im Pap. Goleniscev a. a. O. erhalten.
Codex Matritensis.
151. 13) Atkıxlav 14) Παμ-
pvilav 15) Πισιδίαν 16) Mv-
oíav 17) Μυγδονίαν 18) Φρυ-
yíav 19) Καμηλίαν (57 R.) 20)
Avxíav 21) Καρίαν 22) Avdiav
23) Tooaóa 24) AloAiav 25)
Βιϑυνίαν 26) τὴν ἀρχαίαν xa-
λουμένην Φρυγίαν.
152. Ἔχει δὲ καὶ νήσους ἐπι-
χοίνους Taode'
153. 1) Κόρσυλα 2) Aana-
δουσα 3) Γαῦλος 4) Meiltn
5) Κέρχινα 6) Mnvis 7) Ταυ-
ριανίς 8) Σαρδανίς 9) Γαλάτη
151. Statt 26) Ψρυγίαν hat die Hs.
Τρωάδα, was irrige Wiederholung
aus der vorhergehenden Zeile ist.
Während in der Hs. die vorhergehen-
den Namen durch Zwischenräume
getrennt sind, ist 25), 26) auf einer
Zeile in continuo geschrieben. Hip-
polytos zählte gleichwohl 14 (nicht
13 Nordprovinzen wie der Barb.); er
unterschied also Bithynien und Alt-
phrygien. Dies beweisen das rectifi-
eierte (v. Gutschmid, Kl. Schr. V
250, 068) Verzeichnis der Osterchro-
nik p. 52,20 und der Synk. y. 90, 6.
152. 153. Vgl. Chron. pasch. p. 53,
3ff; Synk. p. 90, 10ff.
153. Am Rande steht von Laskaris'
Hand νῇσοι. Die Namen sind durch
Zwischenräume getrennt; ein solcher
zwischen 25) und 20) lehrt also, daß
25) die Insel Megiste an der kari-
schen Küste bezeichnet. 3), 10), 12)
Text. ς 1
Liber generationis I.
148. 13) Ciliciam 14) Pamfi-
liam 15) Pisidiam 16) Mysiam
17) Lycaoniam 18) Frigiam 19)
Camaliam 20) Lyciam 21) Ca-
ram 22) Lydiam 23) Mysiam
aliam 24) Troadem 25) Aolidem
26) Bytyniam 27) veterem Fry-
giam altiorem,
16) moesiam GC. 23) moesiam GC. 25)
asaeoliam G, et aeoliam C. 27) altiorem fehlt
in GC.
Liber generationis II.
Liber genealogus Mommsen y. 108.
13023. sunt autem insulae in 105. et sunt illis insulae:
his communes hae:
hae BF, XXVI GC.
130b. 1) Corsola 2) Lupadusa
3) Gaudius 4) Meletae 5) Cer-
cenna 6) Menis 7) Sardinia 8)
Galata 9) Corsuna 10) Cretae
148. Diese Fassung gibt wie der
Papyrus Goleniscev 15 Namen, da
Altphrygien und Bithynien getrennt
und 23) das zweite Mysien eingefügt
sind. Zu dieser Erweiterung scheint
die spátere Provinzialeinteilung des
1) Cossura 2) Lampadusa 3) Gau-
los 4) Meleta 5) Circina 6) Moenis
7) Sardinia 8) Galata 9) Corsica
10) Cretes 11) Rhodos 12) Thera
165. Es fehlen: Taurana, wahr-
scheinlich, weil es als Dittographie
von 7) und vor 24) Megiste, weil es
als Beiwort angesehen wurde. 11)
ist die bei Hipp. verderbte Namens-
form corrigiert.
römischen Reiches Anlaß gegeben zu
haben; altiorem ist ein Zusatz des Redactors, das seit Diokletian von Alt-
phrygien unterschiedene Gebiet l'hrygia epictetos liegt tatsächlich tiefer.
1308 und b s. S. 83.
haben in der Hs. im Anlaut 7' statt I’; bei 23) ist ursprünglicher Circum-
flex corrigiert. Tavguewvig 7) und Σαρδανίς 8) hielt A. v. Gutschmid
(a. a. O. 669) irrig für eine Dittographie, 7) ist vielmehr der bei Ptole-
mäus 3, 1, 9 erwähnte Taroıcrog σχόπελος an der Westküste von Bruttium.
19) ist aus einer Verbindung von 3) Γαῦλος mit 12) Ῥύδος dadurch ent-
standen, daß eine Vorlage, in der die Namen in 3 Columnen zu 8 geordnet
waren, wobei Gaulos neben Rhodos zu stehen kommt, zeilenweise gelesen
wurde. 14) ist Karpathos. Ἐπίχοινοι heißen diese Inseln bei Hippolytos,
wie 155 beweist, weil sie von Cham und Japhet bewohnt wurden; später
stellte man die ἐπίσημοι dazu in Gegensatz, verstand also ἐπέχοιροι im
Sinne von „gewöhnlich“.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, ı 0
s2
Chron. Alex. (Barbarus).
Crita 12) Gauloroda 13) Thira
14) Cariatha 15) Asta vetera 16)
Chius 17) Lesbus 18) Teneda
19) Iambra 20) Iasa 21) Samus
22) Cous 23) Cnidus 24) Nisyra
25) magna Cyprus.
130. simul insulas XXV
Es folgt freier Raum von 13 Zeilen, der
in der Vorlage eine Inselkarte enthielt.
130. Weil Meyiorn mit magna
übersetzt und mit dem folgenden
Cyprus verbunden wurde, sind hier
nur 25 statt 26 Inseln gezählt.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
10) Γορσύνη 11) Κρήτη 12)
Taviopiön 13) Θῆρα 14) Ka-
οἰαϑος 15) "Aorunalıa 16) Χῖος
17) Μέσβος 1S) Tevedoc 19)
"Jußeos 20) ’Iaoos 21) Σάμος
22) Κῶος 23) Κνίδος 24) Ni.
συρος 25) Meyiorn 26) Kwv-
προς.
154. ὁμοῦ νῆσοι xs.
T ^ ^ ,
155. Avtaı αἱ νῆσοι óovást-
^ s Pd 3,7
ovo, τῷ Χαμ xal τῷ lag?
τοῖς δύο viors τοῦ Νῶε.
154. x& die Hs. verschrieben für
xc. Da dieser Satz sowohl beim Bar-
barus als auch anticipiert 1308 in
den Hss. GC des lib. gen. I (X. 81)
steht, so kann er kein späterer Zu-
satz sein, wie z. B. Barb. 108. Da ferner
die Zahl xg in der einzigen maß-
gebenden Hs. des Chron. pasch., dem
Vaticanus, wiederkehrt, so muß sie
als die echte Zahl des Hippolytos
gelten, die also auch der Redactor
von GC des lib. gen. I bewahrt
hat.
155. Diesen unentbehrlichen Satz
haben nur der Matr. und dem Sinne
nach Chron. pasch. p. 53, 8 er
halten; die Übersetzer, die ἐπίκοι-
vot νῆσοι als „gewöhnliche“ Inseln
verstanden, wußten damit nichts an-
zufangen.
Text.
Liber generationis 1.
11) Gaulus rhedae 12) Thera
13) Careatus 14) Astypala 15)
Chius 16) Lesbius 17) Tenedos
18) Imbrus 19) Iassus 20) Sa-
mus 21) Cobus 22) Chnidos
23) Nisurus 24) Megistae 25)
Cyprus.
1) eorsula C, cursola G. 2) lopadusa
C, lapadosa G. 3) gaddus GC. 4) melitiac
€, miliciae G. 5) cercina GC. 6) moenis
GC. 7) cardinia B, gardinia F. 8) galatae
GC. 9) corsina C, corsisna G. 11) caulus
rhode GC. 13) carcatas GC. 14) astipalla
C, asthipela G. 15) thius GC. 16) iesbos
C, iebus ὦ. 20) fehlt in BF. 21) thius GC.
21) 25) megessae cypros U, cypros me-
gisse C.
1308 und b. Diese beiden Capitel
stehen in allen Hss. des lib. gen.
irrtümlich an der durch die vorge-
getzte Ziffer bezeichneten Stelle (oben
S. 77). Die Summe XXVI, die in den
Hes. GC schon in 1308 und nicht,
wie bei Hipp. und beim Barb. am
Schlusse der Liste steht, wird daher
ein Zusatz des Redactors sein. Da
er die richtige Summe 26 gab, so
wird Taurana vor 7) in beiden Hss.
bloß ausgefallen sein; der Arche-
typus von GC dürfte also nach einer
besseren Hs. der Chronik des Hip-
polytos corrigiert sein und des-
halb gleichwohl die richtige Zahl
bieten.
83
Liber generationis 11.
Liber genealogus Mommsen p. 168.
13) Carpatus 14) Chios 15) Astipa-
lis 16) Lesbus 17) Tenedus 18) lam-
rus 19) lassus 20) Samos 21) Cho-
mos 22) Chydus 23) Nisyrus 24)
Ciprus.
6*
84
Chron. Alex. (Barbarus).
131. Habet enım et fluvium
Geon, qui vocatur Nilus, qui
cireuit Egyptum et Ethiopiam:
dividet inter Cham et Iafeth ab
ore occidul maris.
132. Haec est genealogia Cham
secundo filio Noe.
133. De Sem autem primo-
genito filio Noe sunt tribus
viginti quinque: hii contra orien-
tem habitaverunt.
134. (1) Elam, unde Elimei.
135. (2) et Asur, unde As-
syrii.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
156. Ἔχει δὲ Χὰμ ποταμὸν
Γηὼν τὸν καλούμενον Νεῖλον
τὸν κυχλοῦντα πᾶσαν τὴν Ái-
γυπτον (xai) Αἰϑιοπίαν" ὁρί-
ζει δὲ μεταξὺ τοῦ Χὰμ καὶ
τοῦ lagtÓ τὸ στόμα τῆς ἕσπε-
ρινῆς ϑαλάσοης.
157. Avrn τοῦ Χὰμ 7» γε-
νεαλογία (Tod δευτέρου υἱοῦ
tov Νῶε). +
Ζιοοὶ Zeilen frei.
158. (57 V) + Tevsaloyia
τοῦ Σὴμ. τοῦ πρωτοτόχου υἱοῦ
Noe. ,
159. Ἐχ δὲ τοῦ Σὴμ, τοῦ
zQorotoxov υἱοῦ Νῶε, εἰσὶ
φυλαὶ X&' αὕται πρὸς ἀνατο-
λὰς ᾧχῆσαν.
160. (1) ’Eiau, ὅϑεν οἱ 'Eav-
μαῖοι.
161. (2) xal *4oovo, ὅϑεν οἱ
᾿Ασσύριοι.
156. τὴ» Αἴγυπτον Αἰϑιοπίας die
Hs.; vgl. Chron. pasch. p. 53, 12,
Synk. p. 90, 13 u. oben c. ὃ].
157. Nach dem Barbarus ergänzt,
fehlt in der Hs. am Ende einer Seite;
vgl. Chron. pasch. p. 33, 15.
155. Größere Buchstaben; diese
Überschrift haben die Übersetzer an dieser Stelle ausgelassen, im lib.
gen. I und II ist deshalb 152 und 46 (s. S. $5) eingefügt.
159. οὗτοι πρὸς d. die Hs.
160ff. Vgl. Chron. pasch. p. 54, lif und unten Abschnitt 4; Synk.
" p. 85, Sf.
Text. 85
Liber generationis 1. Liber generationis 1I.
Liber genealogus Mommsen p. 167.
149. Habet etiam insulas has: 159. ipsa est terra Chanaan, quae
Sardiniam, Cretam, Cyprum et flu- habet fluvium Geon.
men Geon, qui appellatur Ni-
lus: dividit autem inter Cham
et inter lafet hos vespertini
maris.
Das :weite inter fehlt in GC.
150. Haec media Cham gene-
ratio.
151. De Sem autem seniore 45. Nomina filiorum Sem pri-
filio Noe sunt tribus cogniti mogeniti Noe: tribus XXV: hi
XXV: hi ad orientem inhabi- habitaverunt contra orientem.
taverunt. lib. geneal. Momm. p. 164; 64. inci-
piunt generationes Sem fili Noe.
cognitae B?.
152. Filii Sem: 46. Filii autem Sem:
153. (1) Aelam, de quo Aely- 47. (1) Helam, ex quo Hela-
mel. mite.
lib. geneal. 68*, 70. Elam, inde nati
sunt Elamitae.
154. (2) et Assur, de quo 48. (2) Asyr, ex quo Asyrii.
Ássirli. lib. geneal, 74« de ipso Assyr nati sunt
^ . . . Assyri ete.
assur d. q. /chit in B. — syri C, siri G.
149. Den Zusatz hat schon Momm- 43 schlieBt in der Hs., da Sem
sen ἃ. a. O. als solchen ausge- vorausgeht, an 44 (oben S. 47) an.
echieden; dieser kleinere Katalog der
νῆσοι ἐπίσημοι findet sich erst in
den jüngeren Versionen des Diamerismos regelmäßig (vgl. Anm. zu Hipp.
S. S1) Chron. pasch. p. 53, 10 steht falsch: ἑτέρας νήσους, obwohl alle
drei Namen schon im großen Katalog vorkommen. In der Osterchronik
steht ferner der kleine Katalog nach dem großen, beim Synkellos p. 90, 9
vor diesem; alles Beweise, daß er nicht ursprünglich ist.
150. In „media“ steckt entweder eine Entstellung von δευτέρου oder
eine Reminiscenz an den ausgefallenen Satz Matr. 155, wonach die Inseln
zwischen Cham und Japhet geteilt waren.
86
Chron. Alex. (Barbarus).
136. (3) et Arfarad, unde
Chaldei.
137. (4) et Lud, unde Ala-
zonli.
138. (5) et Futh, unde Persi.
139. (6) et Aram, unde Yantii.
140. et filius Aram, filii Sem,
filio Noe:
141. (7) qui et Hul, ex quo
nascuntur Lydii.
——— 2 — — — — m .-
140. 141. Der lateinische Cbor-
setzer las oder verstand Og καὶ OU,
und schrieb infolgedessen 140 et filius
statt et filii und 141 qui statt Os.
unterdrückt, vgl. Φερεζαῖος oben 128.
A, Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
162. (3) xal Ἡρφαξὰδ,
οἱ Χαλδαῖοι.
163. (4) xci Aovd, oi
"AAatovstz.
164. (5) xal Φοὺδ, oi
Πέρσαι.
165. (6) xol ᾿ἀρὰμ, ot
Alirau.
166. xai viol Apau, vio:
υἱοῦ Νῶε"
167. (7) Ὡσχαιοὺλ. ὅϑε
νῶνται Κόλχοι (3).
103. Aov9otó die Hs.
104. Dieser in der Septuag:
22 fehlende Stammvater stan
der Barb. beweist, bei Hipy
in den lib. gen. ist er wi
mit Genesis nicht Übereinstin
Die Nennung Phuds bei:
barus ist also nieht Randglosse (v. Gutschmid, Kl. Schr. V 641
bibelkundigen Lesers, der sich erinnerte, daß dieser mit Lud zus:
öfter genannt wird. Oben 96 hatte Hipp., Gen. 10, 6 entsprechend
schon einmal als Sohn des Cham genannt und die Troglodyten v:
abgeleitet.
165. Dies Volk bleibt nach wie vor ein Rätsel.
107. "Qc x«l OCA ist von Hippolytos als ein Name verstanden, w
es Gen. 10, 23 zwei bedeutet und daher auch von den Späteren gi
wird. Die Kolchier werden aber in keiner anderen Fassung von C
Ul abgeleitet; Chron. pasch. p. 54, 11 leitet von Os die Madıraioı, '
wie die beiden Lateiner die Lydier ab: Aó270:( scheint also im M:
«Ἰνδοί verschrieben zu sein; daß Hipp. 111 die Lydier schon einn
Ludim abgeleitet hatte, spricht nicht dagegen.
Text. 47
Liber generationis I.
155. (3) et Arfaxat, unde Cha-
lidaei.
ealdei FCG.
156. (4) et Ludii, unde La-
zones.
lazoni (íazoni C) et ludin (ludini C) de
lasones (iasones C) CU.
157. (5) et Aram, unde Etes
prioris.
unde cytes F, de quo secae GÜ', de
quo chorecae (3.
158. hos excidit Abraham.
et chaman in O hinzugefügt.
159. et fili Aram:
160. (6) Osceul, de quo Lidii.
osceul G, osceui B, osceun F, chore-
caeiul C? auf weggewischtem Buchstaben, us
et sur O.
153. Zusatz des Übersetzers.
159. Im Parisinus 4871 ist mit
Benutzung von' Gen. 10, 23 die Stelle
159—163 folgendermaBen geündert:
filii autem Aram, nepotes Sem III:
primum Geram, ex quo Gesphani,
secundus Mosoch, ex quo Masseni,
II] Hul, ex quo Ármomuoeni, quar-
tus Obs, ex quo Heliniste.
Liber generationis II.
49. (3) Arfaxat, ex quo Chal-
dei.
lib. geneal. Momms. p. 165; 70. 77 Ar-
faxat, ex quo Chaldaei.
50. (4) Luth, ex quo Lazici.
lib. geneal. ?8. 79 Lud, ex quo Lazones.
51. (5) Haram, ex quo Iturei.
lib. geneal. 80. 81 Aram, ex quo Itei
nati sunt.
Liber genealogus Mommnsen p. 165.
828, De ipso Aram nati sunt filii
quattuor:
52. ze Bul, ex quo (6) Lidii.
lib. geneal. 83. 84. 86 primitivus fllius
nomine Obs, secundus Ul, ex quo Armenii
veniunt.
Ὺ
85
Chron. Alex. (Barbarus\.
142. (8) et Gather, unde Gas-
finii.
143. (9) et Mosoch, unde Mos-
8121].
144. et Arfaxad genuit Cai-
nan (10), unde fiunt qui ab
oriente Samaritae.
145. Cainan autem genuit Sa-
lathee (11), unde fiunt Salathii.
146. et Salathee genuit Eber
(12), unde fiunt Ebrei.
147. Eber autem nati sunt ei
fili duo:
148. Falec (13), unde ascendit
generatio Abrahae
149. et Ectam fratrem eius.
— ---
144ff. Von hier an gibt nur der
Barbarus den Text des Hippolytos
getreu wieder; die libri generationis
streichen 10) Kainan.
149ff. Hier hat nur der Barbarus
die Reihenfolge des Hippolytos bei-
behalten.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
168. (8) χαὶ Γαϑὲρ, ὅϑεν I'ao-
φηνοί.
169. (9) χαὶ Μοσὸχ, ὅϑεν
Moovvot.
170. xai ᾿ἀρφαξὰδ ἐγέννησε
τὸν Καϊνὰν (10), ὁϑεν γίνον-
ται οἱ πρὸς ἀνατολὰς Σαμί-
ται (?).
171. καὶ Καϊνὰν ἐγέννησε τὸν
Σαλαϑιὴλ (11), ὃϑεν γεννῶνται
oil) ΣΣαλαϑιαῖοι.
172. καὶ Σαλαϑιὴλ ἐγέννησε
τὸν Ἔβερ (12), ὅϑεν γεννῶνται
Eßeatoı.
173. χαὶ τῷ Ἔβερ ἐγεννή-
ϑησαν υἱοὶ δύο"
174. πρῶτος Φάλεχ (13), ὅϑεν
χατάγεται τὸ γένος τοῦ ᾿Αβραάμ
- > € 2 "
175. xai Iextav ὁ ἀδελφὸς
> P
αὐτοῦ.
168. Γασφηνοί steht vielleicht statt
Kaonıavoi ; Kaonıavn heißt das Land
zwischen dem Kaukasus und dem
Kaspisee.
1609. Die Mossynoikoi, die auch
Möcovvoı genannt werden, kommen
schon 80 No. 15 vor. Über die 132,
No. 15 und 33 genannten Moocrvoí
und Moooovvoi vgl. die Anm. z. d. St.
1:0. Die Genealogie Arfaxads mit dem zweiten Kainan ist aus der
Septuaginta Gen. 10, 24; die Osterchronik p. 54, 15 leitet von Kainan 11
die Σαρμάται ab. Hippolytos hat wahrscheinlich so geschrieben wie die
Osterchr. und durch den Zusatz „die östlichen“ diese Sarmaten von den 66
und SO No. 16 erwähnten Japhetnachkommen unterschieden.
lil. Ist ein nach dem Eponymos frei gebildeter Volksname.
Text. 39
Liber generationis 1.
161. (7) et Garter, de quo
Gasfeni.
gatera C?, catel G, gate.. C!,
162. (8) et Mosoc, unde Mas-
syni.
masseni G, mo..... C', mosocheni C7.
163. et Arfaxat
chanaan a quo chananei fügt C? hinzu.
164. genuit (9) Sala.
165. et Sala genuit (10) Heber,
unde Hebrei.
163—165 et arfaxat per salam genuit
eber GC.
166. et Heber nati sunt duo
filu:
167. (11) Falec, unde ducitur
genus Abraham.
falech unde G, falech de quo C, salech
unde O, falec (falet F) et deboc unde BF
(deboc statt de quo).
168. et lectan.
et iectan (iectam C) CG, et íactan O,
A mitem (tacten F) et iectam (lectau
Liber generationis II.
53. Gathera, ex quo (7) Gas-
feni.
lib. geneal. 87. 88 tertius Gatera, ex
quo Casfeni.
lib geneal. Momms. p. 165 89
quartus vero Mosoch.
90 nam filius Sem sextus qui dicitur
Chanaam 91 ex quo veniunt Lydii.
94. Arfaxad,
55. ex quo (8) Sala.
lib. geneal. ?4 de ipso enim Arfaxat
natus est Sala.
56. Sala, ex quo (9) Heber.
lib. geneal. 96 ex ipso Sala natus est
Eber. 97 Sala ergo genuit Phalech. 98
Fhalech genuit Ragau. 99 Ragau genuit
Seruch.
57. Heber,
58. ex quo (10) Faleeg °
59. et lectan.
90
Chron. Alex. (Barbarus).
150. Ectam autem genuit Er-
modad (14), unde nascuntur In-
dii.
151. et Saleph (15), unde nas-
cuntur Bactrianii.
152. et Aram (16), unde [et]
Arabii.
153. et Iduram (17), unde et
Milii.
154. et Ethil (19), unde Arri-
anii.
155. et Abimeil (19), unde Yr-
canii.
156. et Declam (20), unde Ce-
drysii.
152 ist et nach Analogie von 153
vor dem Namen eingeschoben.
153. Καρμήλιοι verlesen für xal
ήλιοι, dann xal mit et übersetzt.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
176. Ἰεκτὰν δὲ ὁ ἀδελ(58 R)-
φὸς Φάλεχ ἐγέννησε τὸν ἘΔλ-
μωδὰδ (14) ὅϑεν γεννῶνται
οἱ Ἰνδοί.
177. χαὶ τὸν Σαλὲφ (15),
ὅϑεν οἱ Βακτριανοί.
178. καὶ τὸν ’Apau (16), ὅϑεν
οἱ "ἄραβες.
119. xai "TK Ójovoau (17), ὅϑεν
Καρμήλιοι.
180. xai Αἰϑὴλ (18), ὅϑεν οἱ
᾿Αρειανοί.
181. καὶ ᾿Αβιμεὴλ (19), ὅϑεν
"Yoxavtot.
182. xai Δεχλὰμ (20), ὅϑεν
Κεδρούσιοι.
176. Der Zusatz ὁ ἀδελφὸς Φάλεχ
ist vielleicht eine in den Text ge-
ratene Glosse. Das von Jektan ab-
stammende Volk fehlt, von den 25
φυλαί, die c. 159 angekündigt wer-
den, fehlt daher auch eine.
177. Von hier an stimmen die Namen der Stammvüter nicht mehr
zu Gen. 10, 26ff.
179. Den richtigen Namen Καρμήλιοι bietet der Matr., er findet sich
nur noch in den Hss. GC des lib. gen. I ähnlich, Man hat bisher das
hier genannte Volk mit den Bewohnern von KAa«uaAia (gewöhnlich Ka-
Bakleı in Südkleinasien identificiert. Dagegen spricht, daß Καμαλία unter
den Nordprovinzen Chams (oben c. 151 No. 19) vorkommt. (Gemeint sind
also die Bewohner des Berges Karmel. T d‘ovodn ist der in der Genesis
Ὀδορρά genannte Sohn Jektans.
Text. 91
Liber generationis I.
169. Iectan autem genuit El-
modab (12), de quo Indi.
170. et Salef (13), de quo
Bactriani.
falec GC.
171. et Asarmot (14), de quo
Arabes priores.
arsamot B’, salmoth GC.
172. et Cyduram (15), de quo
Camehi.
cyduran F, duran B, iarat C, iarad G,
iarach O. — carmeli GC, kamei F.
173. et Derra (16), de quo Mardi.
odor GC, adorra O.
174. et Ezei (17), de quo Ar-
riani.
... Zel C', iezel GC*, hezel O. — ar-
rani GC.
177. et Abimeel (1S), de quo
Hircani.
abimelel C, abimelech GF.
175. et Declam (19), de quo
Cedrusi.
acham G, acam C.
— —— ———— [m — ——M $———
171. priores steht im Widerspruch
mit 178, wo die '"4oafe; πρῶτοι
nochmals stehen; es ist also Zusatz
des Redactors, der hier und im lib.
gen. 11 vieles änderte, vgl. lib. ge-
neal. 102, 109. Auch 176 S. 93 ist
priores Zusatz.
Liber generationis II.
60. lectan genuit Helmodat
(8), ex quo Indii.
Helmodat steht im V zweimal.
lib. Feneal. Momms. p. 165 100 de Iec-
tan Indii.
61. Sala (12), ex quo Betrii.
lib. geneal. 101 de Salech Bactriani.
62. Aram (13), ex quo Árabes.
ib. geneal. 102 de Soromot Arabes
u.
63. Hiduram (14), ex quo Ga-
mer.
lib. geneal. 103 de Iduram Camerii.
64. Oderba (15), ex quo Mardii.
lib. geneal. 104 de Odera Mardi.
65. Lezel (16), ex quo Parti.
lib. geneal. 106 Momms. p. 166 de Ie-
zel Paiti.
70. Abimelech (17), ex quo
Hircani.
lib. geneal. 108 de Abimelech Scani.
66. Dehelam (18), ex quo Ze-
dirusii.
lib. geneal. 106 de Clam Cedrusi.
— —— — - — —M— ——
63. Gamer ist verschrieben statt
des Namens des Volkes.
65. Partii ist Schreibfehler.
‘0. Vgl. Anm. zu lib. gen. I. 17.
172. Ist die Form carmeli wieder ein Beweis der Güte der Vorlage
von GC.
173. Derra oder Oderba ist identisch mit Cyduram 1:2,
was der Re-
dactor übersah, der aus Gen. 10, 27 den Namen hier einfügte.
177. Abimeel steht in den lib. gen. und im lib. geneal. wie Gen. 10, 2s
nach 20) Gebal.
92 A. Bauer, Chronik de: Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus;.
157. et Gebal (21), unde Scy-
thii.
158. et Sabal (22), unde Ada-
mosynii.
159. et Huir (23), unde Ar-
meni.
160. et Eugee (24), unde Nudi
sapientes.
158. Vgl. A. v. Gutschmid (KI.
Schr. V 641), der die Adamosynii
irrig als Glossem erklärte.
Codex Matritensis.
183. xoi Γεβὰλ (21), ot
Σχύϑες.
151. χαὶ Σαβὰτ (23).
"AAauootvol.
155. xai Tovro (23). 08
uctor (?).
156. x«i Eveai (24),
Γυμνοσοφισταί.
155. Ἑρμαῖοι ist vielleic
derbt. Die Ersetzung dieses ]
durch die Armenier in all
Übersetzungen scheint glei
unrichtig, da die Armenier
phetiten von Thorgama oben
No. 5, 84 No. 4 schon genanr
bei einem so bekannten Nai
zweimalige Nennung bei Hip
kaum anzunehmen.
15. Eieal verschrieben !
ειλά Gen. 10, 24. Es sind nic
154 angekündigt wird, 25, i
nur 24 φυλαί, weil von Iekt:
Volk abgeleitet wird, vgl.
zu 1:6.
Text.
Liber generationis ].
176. et Gebal (20), de quo
Seythii priores.
lobat C, fehlt in G — sextae G, sexti C.
178. et Sabat (21), unde Arabi
prixmi.
*-ebat C, sebath G — aradii GC.
179. et Ufir (22), de quo Ar-
menii.
*»ufer F.
180. et Evilat (23), unde Gem-
nOsofutae.
. so P quullat F, efllath αν cenilat B'.
&mosopistae C, gignosopisiae genus
ΓΕ heiis statt gymn. und folgenden hi F.
1S1. hi omnes Bactriani.
et iobao ().
178. Vgl. oben 171 und 176. Da
auch lib. gen. 11. 71 dieAraber nennt,
*9 liegt diese Änderung des Textes
ebenso vor dem Entstehen der 18-
teinischen Übersetzungen wie die Um-
Sellung des Abimeel 177, die Ver-
dopplung des Odorra 172 und die
Form Evilat 180.
, 181. A. v. Gutschmids (Kl. Schr.
V 649) Conjectur hi omnes ab Iectan
ist unbaltbar; hi omnes Bactriani ist
em Zusatz eines Spüteren, der den
Satz Hipp. 188: πάντων δὲ τῶν υἱῶν
τοῦ Σὴμ ἐστὶν ἡ χατοιχία ἀπὸ Báx-
Pony — lib. gen. I, 183 so arg miß-
'érmtand. Oben c. 151 werden 25 tri-
bus angekündigt, mit lektan c. 168
2Der nur 24 Stammvüter gezählt, von
denen 21 Völker abgeleitet werden;
Ud und Kainan fehlen, dafür ist
*rra 16, eingefügt.
93
Liber generationis lI.
67. Asal (19), ex quo Hiscite.
lib. geneal. Momms. p. 166; 107 de Ga-
bel Scytae.
68. Asal autem genuit Melchi.
69. Melchi genuit duos filios, id
est Melchi et Melchisedech.
86. Hiscitopolim, quae est in terra
Salem Chanaan in regione Sichem
iuxta civitatem Salem, ubi regnavit
"Melchisedech sacerdos altissimi.
11. Sabebi (20), ex quo Árabes.
lib. geneal. 109 de Sabeu Arabes maius.
72. Mamsuir (21), ex quo Ar-
menii.
amenli V.
73. Eiulat (22), ex quo Gym-
nosophiste.
lib. geneal. 110 de Ebilatb Gymnoso-
fistae.
738, Ziezi (23), ex quo Vulgares.
73. Die Namensform der beiden
lib. gen. ist gleich der des Sohnes
des Chus oben Hipp. 100; in der
Septuaginta lautet sie Εἰειλά.
738, Zu diesem Glossem vgl. A.
v. Gutschmid (a. a. O. S. 643). Im
lib. gen. II c. 45 werden ebenfalls
29 tribus angekündigt; Mosoch ist
nur in der Hs. des lib. gen. II nach
53 ausgefallen, mit Iektan c. 59 sind
es also 24 Stammvüter, von denen,
da 73a nicht zählt, 10 Völker abge-
leitet sind. 6S, 69, S6 sind Zusätze
des lateinischen Bearbeiters (vgl. -
A.v. Gutschmid, Kl. Schr. V 643);
sie sind in den Hss. an den Stellen,
die die Ziffern ersichtlich machen,
untergebracht, vgl. oben S. 70 c. 85.
94
Chron. Alex. (Barbarus).
161. Hı omnes de Sem pri-
mogenito Noe.
162. Omnium filiorum Sem
est habitatio a Bactriona usque
Rinocorurum, qui pertinet usque
ad Syriam et Aegyptum et mare
rubrum et ab orae quae est Är-
sinoita India.
163. Haec autem, quae ex
Ipsis factas sunt gentes:
164. 1) Ebrei qui et Iudei
2) Pers 3) Midi 4) Peoni 5)
Ariani 6) Assyrii 7) Yrcani 8) In-
dii 9) Magardi 10) Parthi 11)
Germani 12) Elymei 13) Cossei
14) Arabi antiqui. 15) Cedrusii
164 No. 14, 16 ist verschrieben. Die
Corruptel des Textes ist schon sehr
alt, denn auch Matr. und lib. gen. I
bieten hier Conjecturen.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
187. Οὗτοι πάντες ἐκ τοῦ
Σὴμ, τοῦ πρωτοτόχου υἱοῦ
Not.
188. Πάντων δὲ τῶν υἱῶν
τοῦ Σήμ ἐστιν ἡ κατοικία ἀπὸ
Βάχτρων ἕως Ῥινοχορούρων -
τῆς ὁριζούσης Συρίαν καὶ Ai- —
γυπτον καὶ τὴν ἐρυϑρὰν 0a- —
λασσαν ἀπὸ στόματος τοῦ κατὰ
τὸν Apowolrnv τῆς Ἰνδικῆς".
189. Ταῦτα δὲ τὰ ἐὲ avrov 9
γενόμενα ἔϑνη"
190. 1) Ἑβραῖοι (ob xai Tov
datoı 2) Πέρσαι 3) Μῆδοι AL )
Παιόνες 5) Apsıavol (6) 4600 ——
quot) T) Yoxavol 8) Ἰνδοί 9— )
Meyagdol 10) Πάρϑοι 11) l'eg——
μανοί 12) Ἐλυμαῖοε 13) Koo—
calo. 14) Apaßes οἱ πρῶτοι [οὐ — ]
I
187. Vgl. Chron. pasch. p. δῦ, 109 ;
Synk. p. 806, 12.
188. Arsinoe bedeutet die Stad. #
dieses Namens an dem Südende de 3
antiken Suezkanals (Strabo XVIMÉK -
804); die nähere Bezeichnung τῇ ==
Ἰνδιχῆς bezieht sich darauf, daß sie ein Stapelplatz für den indischese*
Handel war. Wie die Übersetzer
Wort wie ποταμοῦ, τάφρου oder es ist τοῦ χατὰ zu τῆς xatà .
lehren, fehlte schon bei Hipp. eix*
2. . διώ»-τ
pvyog zu verbessern, Vgl. unten 8, 129 die Stelle des Vind. 171 über 4&-
σινόης ποταμὸς und Chron. pasch. p. 55, 10ff Synk. p. 86, 12 ff.
159. Vgl. Chron. pasch. p. δῦ, 14;
Synk. p. 87, 1.
190 No. 14. Das zweite ot ist in der Hs. von erster Hand über der
Zeile nachgetragen, wodurch die Arabi I mit den Cedrusii identificiert
werden, ebenso sind No. 16 durch Einfügung des jedoch auf der Zeile
stehenden οἱ χαλούμεγνοι die Arabi II füälschlich mit den Gymnosophisten
identiticiert, obwohl m der Hs. überall der diese Namen trennende Punkt
steht. Bei 1) ist ot. und die Assyrer 6) sind überhaupt ausgefallen. Vgl.
Chron. pasch. p. 55, 14 ff und unten Abschn. 4; Synk. p. 87, 1,
Text. 95
Liber generationis 1. Liber generationis II.
182. omnes autem de tribus filiis
Noe sunt LXXII.
158. Omnium autem filiorum
Sem habitatio est a Bactris us-
«que Hinocoruris, quae dividit
Syriam et Aegyptum et rubrum «
mare ab ore Ársinoes, quae est
Indiae.
bacris B.
184. Hae sunt autem, quae
sunt faciae ex his gentes:
185. 1) Hebrei qui Iudaei 2)
Persae 3) Medi 4) Poenes 5) Ar-
riani 6) Assyrii 7) Hircani 8)
Indi 9) Macardi 10) Parthi
11) Germani 12) Helymei 13)
C'essei 14) Arabes primi 15) Ce-
drusii [Seytae] 16) Arabes ve-
185 No. 15. Scytae ist späterer
Zunsatz aus 176; was also A. v. Gut-
sc Ihmid (Kl. Schr. V 674) aus dem Vorkommen der Scythen hier und bei
E piphanios folgerte, trifft nicht zu. Zu Arabes primi und A. veteres vgl.
die Anm. zu Barb. 164; es gab also auch Hss. des Hippolytos, die irrig
Aoaße; ἀρχαῖοι und Ἄραβες πρῶτοι unterschieden (vgl. Hipp. 194 No. 8).
Den echten Wortlaut läßt der Matr. 190 erkennen: die Apaßes πρῶτοι und
δεύτεροι kehren im Katalog der 72 Völker wieder (Hipp. 200). Zwingend
"t freilich diese Parallele nicht, weil die mit der Stammváterliste ver-
bundenen Völker, die besonderen Völkerlisten und die Lünderlisten zuein-
ander keinen Bezug haben, sondern jede ohne Rücksicht auf die anderen
Eebildet ist. So sind z. B. Hipp. 192 Nr. 4 die Chaldäer als schrift-
kundige Semiten genannt, obwohl sie im semitischen Völkerverzeichnis
190 nicht, sondern nur in dem Stammväterverzeichnis 162, vorkommen;
Av. Gutschmid (a. a. O. 673) hat aus solchen Incongruenzen meist zu
Weitgehende Folgerungen gezogen.
96
Chron. Alex. (Barbarus).
16) Arabi primi 17) Nudi sa-
pientes.
165. Extendit autem habita-
tio eorum usque Rinocorurum
et usque Cilicia.
166. Qui autem noverunt ex
ipsis litteras, sunt: 1) Ebrei qui
et Iudei 2) Persi. 3) Midi 4) Chal-
dei 5) Indi 6) Assyrii.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
καλούμενοι 15) Κεδρούσιοι 16)
“Ἄραβες devregoı [οἱ "xaAov-
μενοι] 17) I vuvooogıoral.
191. ΠαρεκτείνεζιΣ δὲ αὐτῶν
ἡ x«(58 Νη)τοικία ἀπὸ "Hatov-
πόλεως τῆς ἔσω ἕως Ῥινοχο-
ρούρων καὶ τῆς Κιλικίας.
192. Οἱ δὲ ἐπιστάμενοι αὐτῶν
γράμματα οὗτοι εἰσίν" 1) Ἑβραῖοι
οἱ xal Ἰουδαῖοε 2) Πέρσαι
3) Μῆδοι 4) Χαλδαῖοι 5) Ἰνδοί
6) ᾿σσύριοι.
167. s. unten S. 98.
168. Nomina autem provintia-
rum filiorum Sem sunt haec:
193. Τὰ δὲ ὀνόματα τῶν χο-
ρῶν τῶν υἱῶν τοῦ Σήμ ἐστι —
ταῦτα᾽
194. 1) Περσὶς σὺν τοῖς ixi—
191. παρέχτεινε die Hs. Die Be—
zeichnung, von wo die χατοικχία be—
ginnt, muß im Text gestanden haben, obwohl beide Übersetzer sie aus
ließen, also wahrscheinlich schon in ihrer Vorlage nicht mehr fandenmmm
Gemeint ist, wie der Zusatz ἔσω beweist, entweder Baalbek oder das be
Nonnus Dion. 26, 55 genannte indische Heliopolis; das letzte ist mi—
Rücksicht auf 195 wahrscheinlicher.
192#. Hippolytos recapitulierte, wie der Matr. 100 ff lehrt, die Grenze
bestimmungen der drei Teile nochmals. Die Übersetzer bieten nur diem
erste dieser Recapitulationen und rücken sie an eine frühere Stelle: Bari
vor 168, Lib. gen. I vor 189; dies beweist, daß sie eine vom Matr. veces
schiedene Hs. benutzten; 105—148 ist nicht bloße Wiederholung von 41-- 335
oben S, 40, also im Matr. kein Zusatz. der Hippolytos fremd war. Ess
drittes Mal stehen diese Angaben bei Hipp. 79, 83, 130, 136, 156, 188 abe ΞΖ
mals variiert. Zu 192 vgl. Chron. pasch. p. 56, 1; Synk. p. 87, 4.
193. T am Anfang größer und ausgerückt. Vgl. Chron. pasch. p. 56, 42
Synk. p. 56, lu.
14. Die Einfügung von No. 12 nach beiden Übersetzern; vgl. Chrom-
pasch. p. 56, 78; Synk. p. S6, 17 ff.
Text. 97
Liber generationis I.
teres 17) Sapientes, qui dicun-
tur gymnosofistae.
ase! 7) assyrii (arsirii G) hircani GC, hirc.
, ass. ohne hircani F. 9) magardi
OC. 15) [sesthe G, sexti C]. 16) so GC,
ultra BF, posteriores Ο. 17) sap. qui dic.
mnosofistae (festae B) nudi sapientes
, gymnosophistae q nudi sapientes
0, in QC sich gimnosop(h)istae allein.
186. Habitatio autem eorum
usque Rinocorura et Cilicia.
187. Qui autem eorum no-
verunt litteras, hii sunt: 1) lu-
daei 2) Persae 3) Medi 4) Chal-
dei 5) Indi 6) Assyrii
5) steht in GC nach 1).
188. s. unten SS. 99.
189. Vocabula autem gentium
haec sunt:
190. 1) Persis 2) Bactrianae
— — — — ——
190ff. Von 190 No. 10 bis 200
No. 63 Hispani etc. haben die Hes.
GC eine groBe Lücke.
Texte u. Untersuchungen. NF XIV, 1
Liber generationis II.
Lib. genealogus Mommsen p. 166.
111. Hii tribus Sem sortiti sunt
terram a Persida et a Bactranon
usque India longitudine a Rinoco-
rura usque ad Gadis quae est usque
ad austrum: ipsa est pars Orientis.
et habent fluvium Eufraten.
111. Dieser lib. gen. Il. 44 oben
S. 47 entsprechende Satz ist im lib.
geneal. nach 110 (oben 8. 93) einge-
fügt und deshalb hierher gestellt.
-]
98
Chron. Alex. (Barbarus).
subiacentibus gentibus 2) Bac-
triana 3) Yrgania 4) Babilonia
5) Cordilia 6) Assyria 7) Meso-
potamia 8) Arabia antiqua 9)
Elymaea 10) India 11) Arabia
famosa 12) Cylisiria 13) Com-
magenia et 14) Funice, quae est
filiorum Sem.
Hierauf folgt in der Hs. der Satz 170,
SN. 100; dann freier Raum von 30 Zeilen, auf
dem dieselben Namen als Subscriptionen xu
Bildern nochmals stehen. Varianten: 3) yr-
canis 4) babylonia 5) cordyna 18) com-
magina 14) fynicia. Die Heihenfolge ist:
1—7. 14. 8. 11. 9, dann ist rinocorura ce-
drusia eingeschoben und es folgen 18. 10;
dagegen fehlt 12.
167. Est autem habitatio filio-
rum Sem primogenito filio Noe
in longitudine autem India usque
Rinocorurum, latitudo autem a
Persida et Bactrium usque in
inferiore India.
—— — —
167. inferiore ist ein Zusatz des
Übersetzers, v. Gutschmids (a. a.
O. 614) Conjeetur interiore ist daher
überflüssig.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
xttu£votc αὐτῇ ἔϑνεσιν 2) Bax-
τριανή 3) Yoxavia 4) Bofv-
Aovía 5) Κορδυλία 6) Acovola
7) Μεσοποταμία 8) ’Apaßla ἡ
ἀρχαία 9) Ἐλυμαΐς 10) Ἰνδιχή
11) Apaßia ἡ εὐδαίμων (12)
Κοιλησυρίαῦς 13) Κομμαγινή
14) χαὶ ἡ Φοινίχη, ἥπερ ἐστὶ
τῶν υἱῶν τοῦ Σήμ.
195. ’Eoti δὲ ἡ κατοικία τῶν
υἱῶν τοῦ Σὴμ τοῦ πρωτοτό-
χου υἱοῦ Νῶε μῆχος μὲν ἀπὸ
τῆς Ἰνδικῆς ἕως Ῥινοχορού-
ρων, πλάτος δὲ ἀπὸ τῆς Περσί-
dos καὶ Βάχτρων ἕως τῆς dv- -
δικῆς.
196. Τοῦ δὲ Χὰμ τοῦ devre—
ρου υἱοῦ Nie ἐστιν ἡ xavoixiame
ἀπὸ Ῥινοχορούρων τῆς ὁρι----
ζούσης Συρίαν xol Alyvaror a
καὶ Aldıorlav ἕως Γαδείρωνκε.
197. Τοῦ δὲ ᾿άφεϑ τοῦ τρί- ”
του υἱοῦ Νῶε ἀπὸ Μηδίας (59 R—
ἕως Γαδείρων τὰ πρὸς βορρᾶ:
μέρη καὶ νῆσοι ἐπίχοινοι.
195. Nach Ἰνδικῆς freier Rau
von ! Zeile.
197. Die νῆσοι ἐπίχοιναι (so ἃ 35
Hs.) waren oben 153 bei Cham auf-
gezühlt, hier werden sie entsprechend
der Bemerkung 155 beim Japhetteil genannt. Rechts unten am Rande
von ὅδ V. der Handschrift steht von Laskaris’ Hand als Custos ἕως yaóti;
vgl. oben S. 10 ff.
Text.
Liber generationis 1.
3) Hyrcania 4) Babylonia 5) Cor-
dulia 6) Assyria 7) Mesopota-
mia 8) Arabia vetus 9) Al-
malas 10) India 11) Arabia eu-
demon 12) Coeles Syria 13) Com-
magena 14) et Fynicia, quae est
filiorum Sem.
5) corbulia B. 8) arabia spania vetus
G. 9) alimadas F, elimades C, helimades
G, elymas 0.
188. Estautem habitatioeorum,
id est filiorum Sem in longum
quidem ab India usque Rino-
corura, lata autem a Persidae
et Bactris usque Indiam.
Liber generationis II.
99
100
Chron. Alex. (Barbarus).
170. Omnes isti ex trium filio-
rum Noe tribus LXXII.
171. Gentes autem, quas dis-
persit dominus deus super faciem
omnis terras secundum linguas
eorum in diebus Falec et Ectam
fratrem eius in turris aedifica-
tione, quando confusas sunt
linguas eorum, sunt autem haec:
172. I Ebrei qui et Iudei
II Assyr III Chaldei IV Midi
V Persi VI Arabi primi et se-
eundi VII Madiani primi et se-
eundi VIII Adiabini IX Taiani
X Salamossini XI Sarracini XII
Magi XIII Caspian XIV Albani
XV Indi primi et secundi XVI
Ethiopi primi et secundi XVII
Egyptii et Thibei XVIII Libyi
XIX Chotthei XX Chananei
XXI Fereze XXII Eugei XXIII
Amorrei XXIV Gergesei XXV
den Text des Hippolytos unverkürzt
bewahrt.
172. Die Namen sind in der Hs.
beziffert; nach XVII ist freier Raum
von 1, nach XLIlI von 3, nach LXIX
von 2, nach extendunt von 1 Zeile.
Die Namen sind in 2 Columnen so
angeordnet, wie es der Abdruck bei
Schöne, Eus. chron. I App. 186, 187
veranschaulicht. Die Ordnung ist
nicht genau geographisch: auf 15
asiatische folgen 3 afrikanische, dann
wieder 27 asiatische, hierauf 18 eu-
ropäische und schließlich 9 afrika-
nische Völker. Über den Grund dieser
Störung vgl. unten Beilage II.
171. Hier hat nur der Barbarus
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
198. Ai πᾶσαι &x τῶν τριῶν»
υἱῶν τοῦ Νῶε ὁμοῦ φυλαὶ og.
199. Τὰ δὲ ἔϑνη, ἃ διέσπειρε
κύριος ὁ ϑεὸς ἐπὶ προσώπου
πάσης τῆς γῆς ἐν ταῖς ἡμέραις
Φαλεκ χαὶ Ἰεχτὰν τῶν δύο
ἀδελφῶν κατὰ τὰς ἰδίας γλῶσ-
σας αὐτῶν ἐν τῇ πυργοποίιΐᾳ.
ὅτε συνεχύϑησαν αἱ γλῶσσαι
αὐτῶν ἔστε ταῦτα'
200. 1) Ἑβραῖοι οἱ καὶ Ἰου-
δαῖοι 2) Acovpıoı 5) Χαλδαῖοι
8) ῆδοι 11) Πέρσαι {--:ραβες
πρῶτοι καὶ δεύτεροι 15) Ma-
dinvaloı πρῶτοι 19) Madın-
ναῖοι δεύτεροε 23) ᾿Αδιαβηνοί
27) Ταϊηνοί 29) Σαλαμοσηνοί
31) Sapaxnvol 33) Mayot 35)
Κάσπιοι 3) ᾿λβανοί 12) Ἰνδοὶ
πρῶτοι καὶ β 4) .1ἰϑίοπες πρῶ-
τοι καὶ δεύτεροι 10) «Αἰγύπτιοι
xai Θηβαῖοι 20) “ίβυες πρῶ-
τοι xal β 30) Χετταῖοι 28) Xa-
105. οἱ πάντες die Hs. Über die
Zahl 72 vgl. die Anm. zu 53—55, S. 48.
199. T am Anfang grófer und
ausgerückt; x; ὁ ὃς die Hs. Vgl.
Chron. pasch. p. 56, 12.
200. No.22 u.26 ist wie beim Barb.
LXIX u. LXXlII im Anlaut T statt
I' geschrieben (vgl. Hipp. 153 No. 3,
10,12) Mit No. 38 (= Barb. XLVD
beginnt in der Hs. eine neue Seite;
vorher steht auf dem unteren Rand
von 59 ἢ von Laskaris geschrieben
die Quaternionenbezeichnung 7 und
rechts in der Ecke die ältere Quater-
nionennummer 34 (vgl. oben S. 12).
Gegen Ende sind auf 59 V. die Na-
men in 4 Columnen mit Zwischen-
Text. 101
Liber generationis I. Liber generationis II.
191. Gentes autem, quae lin-
guas suas habent, haec sunt:
192. 1) Hebrei qui et Iudei
2) Assyrii 3) Chaldaei 4) Persae
5) Medi 6) Arabes 7) Madiani
$) Adiabenici 9) Taleni 10) Ala-
mosenni 11) Saraceni 12) Magi
13) Caspii 14) Albani 15) Indi
16) Aethiopes 17) Aegyptii 18)
Libies 19) Chettei 20) Cananei
21) Ferezei 22) Euvei 23) Amor-
rei 24) Gergesei 25) Lebusei
26) Idumei 27) Samaritae 28)
Foenices 29) Syri 30) Cilices
Tharsenses 31) Cappadoces 32)
— — ——— — mn ὁ “ -ὀ.-.-.- ——— —— — — — ——— —À M
192. Die Ordnung ist dieselbe wie
heim Barb., am Ende sind 3 Namen
ausgefallen. Bei No. 63 setzen die
Hss. GC nach der 190 No. 10 (oben
Ss. 97) beginnenden Lücke wieder
ein.
räumen angeordnet; No. τὸ (= Barb. LXI) Axrarıvoi bildet den Schluß
der Liste und steht allein am Anfang einer Zeile; 3 Namen fehlen, die
Madınveioı sind dafür geteilt und zählen für 2 Völker, weshalb die Summe
τὸ anstatt 72 beträgt. Die vorgesetzten Zahlen im Text geben die
Reihenfolge der Namen im Matr.; Beilage II zeigt, daß Hipp. ursprünglich
dieselbe Anordnung befolgte wie der Barb. und lib. gen. I. Die bei den
Übersetzern nicht zu belegende Teilung der Libyer (Barb. XVIII) erweist
Chron. pasch. p. 56,20 als richtig. Vgl. Chron. pasch. p. 56, 15 ff.
102
Chron. Alex. (Barbarus).
Iebusei XXVI Idomei XXVII
Samarei XXVIII Fynici XXIX
Eur XXX Cilidi qui et
Tharsi XXXI Cappadoci XXXII
Armenü XXXIII Ibiri XXXIV
Bibrani XXXV Scythi XXXVI
Colehi XXXVII Sanni XXXVIII
Bosporani XXXIX Asiani
XL Issauri — XLI Lycaonii
XLII Pissidi XLIII Galatas
XLIV Pamflagoni XLV Flygü
XLVI Greci qui et Achei XLVII
Thessali XLVIII Macedonii
XLIX Thraci L Myssi LI Bessi
LII Dardani LIII Sarmati LIV
Germani LV Pannonii LVI No-
riei LVII Delmatü LVIII Ro-
mei qui et Cittei LIX Lygurii
LX Galli qui et Celtei LXI Aqui-
tanii LXII Britanni LXIII Spani
qui et Tyranni LXIV Mauri
LXV Macuaci LXVI Getuli
LXVI] Afn LXVIII Mazici
LXIX Taranti exteriores LXX
Boradii LXXI Celtioni LXXII
Taramanti exteriores, qui usque
in Ethiopia extendunt.
173. [Fiunt simul tribus LXXII]
istas gentes dispersit dominus
deus super faciem omnis terrae
173. Vor istas gentes ist in der
zweiten Columne freier Raum von 11
Zeilen, vgl. Schöne a. a. O. p. 187.
Die Summenangaben sind Zusätze.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
vavaloı 32) Φερεζαῖοι 31) Ev-
aloı 36) ’Auopealoı 31) Γέεργε-
σαῖοε 39) Ἰεβουσσαῖοι 41) Ἶδου-
uolo. 43) Σαμαρραῖοι 45) Φοί-
vıres AT) Σύροι 49) Κίλικες οἱ
καὶ Ταρσεῖς 52) Καππάδοκες
54) Apuevıoı 56) Ἴβηρες 58) Βι-
βρανοί 60) Σχύϑαι 61) Κόλχοι
63) Σαῦνοι 65) Booxogarvoi
67) Acıavol 68) Ἰσαυροί 69) Av-
xaoves 6) Πισίδες 9) Γαλάται
(— Παφλάγονες — Boryıoı)
59V. 38) Ἕλληνες olxal’Ayaloı
40) Θεσσαλοί 42) Maxsdoves
44) Θρᾷκες 46) Mvool 48) Beo-
=
«ὦ
|
-——
—
σοί 50) Δάρδανοι 51) Σαρμά- — =
ται 53) Γερμανοί 55) Havvo- — -
vıoı οἱ καὶ Παίονες 57) Νωρι- — —
-
xol 59) Δελμάται 62) Ῥωμαῖοι ^ «"
oí xcl Λατῖνοι xal Kırıaloaı zm «ei
64) Aiyvosc 66) Γάλ(λ)οι "E E
xai Keirtaloı 70)
7) Borravol 10) Σπάνοι (ol
᾿Αχυατινοξῶ. «
eb
u,
xci Ἰυρρηνοί 13) Mavpoı 14T am
Maxovaxoí 17) Taltovaoı 187 438
"goo. 21) MaLıxes 22) Tapa- Ξε-ὰ
μαντες οἱ ἐξώτεροι 24) Zxo «:» Ὁ
oades 25) Κελτίονες 26) Ταρά > à
μαντες ἐσώτεροι, οἱ foc Ti μα ἢ
AlYıorias ἐχτείνουσι.
201.
Ταῦτα τὰ ἔϑνη, à diem Με
ὄπειρε κύριος ὁ ϑεὸς ἐπὶ προώ-» «96
(toU πάσης τῆς γῆς xat -ππστὰ
-——
201. T am Anfang größer url
ausgerückt, xc ὁ ὃς die Hs, nA
αὐτῶν am Ende freier Raum vc——22
1... Zeilenlünge.
Dieser Satz, eimrz?
Text. 103
Liber generationis 1. Liber generationis II.
rmenii 33) Hibeni 34) Librani
3) Scytae 36) Colchi 37) Sanni
3) Bosphorani 39) Asiani 40)
isaurienses 41) Lycaones 42)
ysidae 43) Galatae 44) Pafla-
nes 45) Fryges 46) Achai
) Tessali 48) Machedones
)) Traces 50) Mysi 51) Bessi
) Dardani 53) Sarmatae 54)
ermani 55) Pannoni Peones
) Norici 57) Dalmatae 58) Ro-
ani qui et Latini 59) Ligyres
) Galli qui et Celtae 61) Aqui-
ni 62) Brittani 63) Hispani
ü et Tyrraeni 64) Mauri 65)
sccuates [et Massenas] 66) Ge-
lı 67) Afri [qui et Barbares]
) Mazicei 69) Garamantes [qui
Marmaredae], qui usque Ae-
ıopiam extendunt.
7) so F, madian B 9) istaleni B!, ta-
σὲ F, tateni O 10) alamossioni F
labies B'F 22) euei FO 25) gebraei
jebusei O 63) qui terreni G, qui tirini
65) bscuaci C, bacauci G; et m. fehlt
Ὁ 67) qui et abares O; q. e. b. fehlt
! 68) macizes G, maziges C 69) garam.
tuli marmarides O. qui et mar. fehlt GC.
——À — — — — P - - -— ——-- -—-— e ——— — - --π-. - —
araphrase von Gen. 10, 31, ist beim Barbarus verkürzt wiedergegeben,
gl. Chron. pasch. p. 57, 16.
)4 A. Bauer, Chronik des Hipypolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
cundum linguas eorum, [funt
mul tribus LXXII.]
174. Et hoc studui significare
bi, quales sunt et acolae igno-
s gentes et interpretationes
rum et fines et habitationes
rum et quae vicinas regiones
rum.
175. Initiamus scribere ab ori-
ıte usque in occidente secun-
ım ordinem.
176. Persi et Midi acolae facti
int Parthi et quae in circuitu
entes pacis usque media Syria.
Codex Matritensis.
τὰς ἰδίας γλώσσας αὐτῶν iv
ταῖς φυλαῖς αὐτῶν καὶ ἐν ταῖς
χώραις αὐτῶν καὶ ἐν ταῖς n0o- | —
λεσιν αὐτῶν.
202. Avayxalov δὲ ἡγησάμην <w
xal τὰς ἀποικίας αὐτῶν tOVP-— X V
ἀναγνωσϑέντον ἐϑνῶν xci Tas US
προσηγορίαςαὐτῶν δηλῶσαί o0. «τοι
καὶ τὰ κλίματα αὐτῶν, πῶςξ: «x»
οἰκοῦσι, καὶ ποῖον ἔϑνος πλη-- « ἡ
(60 R.)oíov τίνος ἐστὶν, ὅπως5 «x»
μηδὲ τούτων ἄπειρος ὑπάρχῃς. — TU:
203. Ἄρξομαι δὲ διαγράφειι« = =ı
ἀπὸ ἀνατολῆς καὶ μέχρι δύσεως. «x»
(xarà τάξιν).
204. Τῶν Περσῶν καὶ Mrjóo x. «-xi
ἄποιχοι γεγόνασι Πάρϑοι xcx—e al
τὰ πέριξ ἔϑνη τῆς Εἰρήνη. Se
ἕως τῆς κοιλῆς Συρίας.
202. Vgl. Chron. pasch. p.57, 188- =f.
Ein echt hippolytischer Übergang smmg,
um vorher noch nicht Angekümmr .n-
digtes einzuschieben. Durch d ilie
chtige Lesart ἀναγνωσθέντων wird die alte Corruptel ayvworwr in de- er
orlage des Barbarus (vgl. S. 116), die auch im Chron. pasch. p. 57, ——19
iederkehrt, glücklich beseitigt und erklärt. Die Ankündigung der xAemmWL 4.
«ta, die der eine Übersetzer hier wegließ, der andere durch et fin «€*$
; habitationes ungenau wiedergab, wird unten 224 wiederholt. Leine
limatentafel der Osterchronik p. 62, 6ff ist also allerdings, wie A.v.Gu %&-
:hmid (Kl. Schr. V 263ff) gezeigt hat, aus Ptolemäus geschöpft, abe ==1T
e stand ebenfalls schon bei Hippolytos und ist nicht erst von dee 33"
sterchronisten hinzugefügt. Die 204 ff erwähnten Völker faßte aNÉ =="
ipp. als Colonien (ἀποικίαι) der im Katalog der 72 genannten a
ie hinzugefügten näheren Angaben stammen aus antiker Schultraditi >?
nd widersprechen teilweise den vorher aus dem Diamerismos geschöpft >"
ngaben (vgl. z. B. 212 und S8). — ὑπάρχεις die Hs.
203. xat& τάξιν vgl. Barb. und Chron ypasch. p. 58, 2.
204. T am Anfang größer und ausgerückt. Εἰρήνη ist der seit AT
reten Säsänidenzeit auftretende, den alten Namen Ariün = du ve
Text. 105
Liber generationis I. Liber generationis II.
193. Necessarium autem pu-
íavi et inhabitationes gentium
et cognominationes declarare.
declarari B.
194. Ineipiam autem ab ori-
ente.
195. Persarum et Medorum
Anhabitatores Parthi et vicinae
gzentes pacis usqueSyriam Coelae.
statt vicinae — bithiniae, stalt pacis —*
g»aucae GC.
— -"- ---..--.-. ........- ὁ... — M — — — M — — — — — — ..-..- -.--.-. ————
195. Im Archetypus von GC wollte
der Redactor die unverstündliche
Übersetzung verbessern.
dra ma
» gende neue Landesname Erán == Iràn (Nöldeke, Aufsätze zur persisch.
"Beh ὦ 149); die Übersetzer und Frick haben dies mißverstanden.
Si. Chron. pasch. p. 58. 3.
106
Chron. Alex. (Barbarus).
177. Arabi autem acolae facti
sunt Arabi famosi: isto autem
nomine nominatur Arabia ab
omnibus famosa.
178. Chaldei autem acolae
facti sunt Mesopotamite.
179. Madianite acolae facti
sunt Cinedocolpitas et Troglo-
dytas et Piscescomeduli.
180. Grecorum autem gentes
et nomina eorum sunt quinque:
1) Hionii 2) Arcadii 3) Biotii
4) Eoli 5) Laconii.
181. Istorum autem acolae
facti sunt: 1) Pontici 2) et Bi-
thyni 3) Troi et 4) Asiani
5) Cari et 6) Lyci 7) Pam-
phili 8) Cyrinei et 9) insulae
multae, quae vocantur Cycla-
das XI, qui Myrtium pelagum
habent.
181. Vor et insulae freier Raum von
3 Zeilen; das Folgende bis einschließ-
lich 182 1) Andrus steht auf dem
mittleren Drittel der Seite, rechts
und links davon ist freier Raum.
Dann folgen fol. 12a die übrigen
Namen; auf 2 Zeilen steht vorher
in kleiner Schrift: insulas elladicas
quae vocantur cycladas, vgl. Schöne
ἃ. a. O. p. 185, 189.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
205. Apadov δὲ ἄποικοι ye-
γόνασι Ἄραβες ol Evdaluoves'
τούτῳ γὰρ τῷ ὀνόματι προσα-
γορεύεται εὐδαίμων ᾿Αραβία.
206. Χαλδαίων δὲ anoızoı =
γεγόνασι οἱ Μεσοποταμῖται.
207. ἢαδιηναίων δὲ ἄποιχοεω.
γεγόνασιν οἱ Κιναιδοχολπῖταα..
(καὶ Τρωγλοδύται καὶ Ἰχϑυο-- «
φάγοι.
208. ξλλήνων δὲ ἔϑνη xam
προσηγορίαι εἰσὶ πέντε" 1) Ἴωκ-
veg 2) ᾿ἄρχαδες 3) Βοιωτοκ-"
4) Αἰολεῖς 5) Λάχωνες.
209. Τούτων δὲ ἄποιχοι yexw-
γόνασι" 1) Ποντικοί 2) καὶ Be 7
ϑυνοί 3) Τρῷες 4) ᾿ἄσιανει»
5) Κάρες 6) Μύχιοι 7) Ham
φυλοι 8) Κυρηναῖοι 9) xal vr
6οι δὲ πλεῖσται al καλούμενω..
Κυχλάδες τα. al τὸ Mvpvraic—m
πέλαγος περιέχουσιν.
205. Vgl. Chron. pasch. p. 58, -99
206. Vgl. Chron. pasch. p. 58, 74
207. Vgl. Chron. pasch. p. 58, 2*5
208. Vgl. Chron.
209. Die Namen
durch Zwischenräume getrennt;
Rande rechts steht von erster Haa»
durch Beschneiden verstümmelt 377
coi] κυχλ[ά]δες. Vgl. Chron. pasesc Y
y. 58, 198. [Vgl. oben S. 11, Anua- 1
wo also zu verbessern ist: w£2:
Taf. IV die eine der beiden ein
zigen deiartigen Notizen auf fO
51—82].
Text.
Liber generationis I.
196. Arabum inhabitatores
Arabes eudemones: hoc enim
nomine appellantur Arabia eude-
mones.
appellatur arabia eudemones (eade-
on Ὁ) GC.
197. Chaldaeorum inhabitato-
res Mesopotameni.
198. Madianensium inhabita-
tores Cynedocolpitae et Troclo-
ditae et Ictyofagn.
einedocopolitae GC, trocoditae F, pro-
cloditae G, progloditae C.
199. Grecorum autem gentes
et vocabula V: 1) Iones 2) Ar-
cades 3) Boeti 4) Aeoli 5) La-
cones.
vor Grecorum schiebt B ein: graecorum
gentes V.
200. Horum inhabitatores
fuerunt: 1) Pontici 2) Bitini
3) Troes 4) Asian 5) Cari
6) Licii 7) Pamphili 8) Cyrinei
et 9) insulae plures, id est Cy-
clades quidem XI, quae Myrti
pelagum continent.
do oari G, oarini C 6) legii BF 9) XI
FGCO, X B, — sirti statt Myrti GC.
Liber generationis II.
107
105
Chron. Alex. (Barbarus).
182. Sunt autem haec: 1) An-
drus 2) Tinus 3) Tio 4) Naxus
5) Ceus 6) Curus 7) Dilus 8) Sif-
nus 9) Nirea 10) Cyrnus 11) Ma-
rathrum.
Durch Zwischenräume von 8 freien Zeilen
getrennt, folgen dieselben Namen noch einmal
als Subscriplionen von Bildern. Var.: 11) ma-
rathü. Die Reihenfolge ist: 1. 4. 6. 7. 3. 5.
9. 9. 10. 8. 11.
183. Sunt etalias insulas mag-
nas duodecim, qui etiam et ci-
vitates plures habent, quae vo-
cantur Eporadas, in quas habi-
taverunt Greci.
184. Sunt autem haec: 1) Eu-
bia 2) Crita 3) Sicilia 4) Cyprus
5) Cous 6) Tamus 7) Rodus
8) Chius 9) Thassus 10) Limnus
11) Lesbus 12) Samothraci.
Durch Zwischenrüume von 2 u.3 freien Zei-
len getrennt, folgen dieselben Namen nochmals
als Subsoriplionen von Bildern. Var.: 1) eu-
bya. Dis Reihenfolge ist 1. 8. 5. 9. 10. 12.
2. 4. 6. 7. 8. 11. Darunter steht in derselben
Schrift wie der Text: Insulas Elladicas,
quae vocantur Esporadas.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
210. Εἰσὶ δὲ avrar‘ 1) Avógo
2) Tnvos 3) Τήω 4) Naso—m
5) Kalos 6) Κοῦρος T) Anio .
8) Zipvos 9) Nnosa 10) Κύρ- ««
νος 11) Μαραϑὼν᾽ ὁμοῦ τα.
211. (60 V.) Εἰσὶ δὲ αὐτοῖς xac» :
ἕτεραι νῆσοι μείζονες «B, αἵτινεξεα. -
καὶ πόλεις ἔχουσι πλείστας Ce
καλούμεναι Σποράδες, ἐν db om
ἀπφκίσϑησαν Ἕλληνες.
212. Εἰσὶ δὲ αὗται" 1) Εὔβοι «—
2) Κρήτη 3) Σικελία 4) K 5
προς 5) Κῶος 6) Σάμος 7) PETE
dos 8) Χῖος 9) Θάσος 10) AWE—I
uvoc 11) “έσβος 12) Zauo qc —wo
xn. [ὁμοῦ 1f].
210. No. 3; Tyw der Accent son
erster Hand corrigiert. Damit ist "4072
gemeint und nicht Tíog in Bithynien, obwohl z. B. auch Knidos in dem
Inselverzeichnis 153 vorkommt. 5) ist Kos, 6) Tiaoos oder Xvg»e-
keinesfalls Yxüoos, wie Ducange zu Chron. pasch. p. 58, 15 meinte, 9) da
gegen deutet dieser richtig als 'Pyvaia; die falsche Namensform stand
aber, wie die Übersetzer und der Vatic. der Osterchronik beweisen, sckyO
bei Hipp.; im lib. gen. I ist sie eorrigiert. 10) wahrscheinlich verschrieb: €?
für Kr9vog, 11) Μαράϑουσσα bei Klazomenae. ὁμοῦ τὰ am Schluß ist
schwerlich späterer Zusatz, denn es steht auch im Chron. pasch. p. 58, 1 4*
dagegen sind die im Chron. pasch. p. 59, 3 u. S fehlenden, im Matr. 21 “2,
214 erhaltenen Summenangaben wahrscheinlich Zusätze. Vgl. Chron. pasc P
y. 58, 15 ff.
211. Vgl. Chron. pasch. p. 55, 18.
212. Am Rande steht von Laskaris Hand νῆσοι, nach if ist frei& Y
Raum von !4 Zeile. 3) Σικελίᾳ ist unsinnig, hat aber bei Hippolytos ge ^
Text. 109
Liber generationis |. Liber generationis II.
201. Haec sunt autem nomina
earum: 1) Andrum 2) Tenum
3) Teo 4) Naxus 5) Geos 6) Gy-
arus 7) Delos 8) Syfnus 9) He-
nea 10) Cyrnos 11) Maraton.
2) tenuem F, tenoem B 6) cypros GC
7) delas B, /chit in F 8) so in F, sienus
GC, syerus O, finus B 10) cimnus C, cym-
nus GO 11) maration GC.
202. Sunt autem et aliae in-
sulae maiores XII, quae etiam
civitates habent plurimas, quae
dicuntur Spordes, in quibus in-
habitaverunt Graeci.
spodes B, hispotes F, — craeci B.
203. Haec sunt autem nomina
earum: 1) Euboea 2) Cretae
3) Sicilia 4) Cyprus 5) Cous
6) Samus 7) Rhodus $8) Chyus
9) Thassus 10) Lemnus 11) Les-
bus 12) Samotraces.
5) so F, coos B, chous G, thius C 6) tha-
mus C, tbamos G 9) so G, tbapsus B,
tharsus C 12) samothrachia G, samo-
tratiae C.
standen; es liegt hier vermutlich eine alte Corruptel vor. "Vgl. Chron.
pasch. p. 59, 1ff, ferner den ähnlichen Katalog oben c. 88 und das Ver-
zeichnis der νῆσοι μέγισται in den in ptolemäischer Zeit geschriebenen
Laterculi Alexandrini (Diels Abhdlg. d. Berl. Akad. 1904 S. 10): 1) Z[v-
Bora], 2) Κρήτη, 3) Zixeilia, 4) Za]oóv, Ὁ) Κύπρος, 6) [“έσβο]ς, 7) Kro-
vos, 8) Bailejapleis) κατὰ τὴν Ἰβηρίαν, 9) Αἱ Kv....ura ὡς ne-
λα[...... Ῥό]δος, Tév[tóog πρὸ τοῦ] στόματίος τοῦ χατὰ] τὸν Ἑλλ[ή-
σποντον), Προχόγίνησος ἐν τῷ] Ἑλλησίπόντῳ ...... und dazu Hygin. 2706,
Pseudo-Aristot. de mundo 3038 12, Diod. V 17, Polyb. 111 34.
110
Chron. Alex. (Barbarus).
185. Est autem ab Biotes
Eubia sicut ab Hiones Ionidis
civitates sedecim nominatas.
186. Sunt autem haec: 1) Cla-
zomena 2) Mitilina 3) Focea
4) Prünna 5) Erythra 6) Samus
7) Teus 8) Colofa 9) Chius
10) Efesus 11) Smyrna 12) Pe-
rinthus 13) Byzantius 14) Chal-
cedona 15) Pontus 16) Amissus
eleuthera.
Nach 16 eine Zeile frei; dann durch Zwi-
schenräume von 5 Zeilen getrennt open noch-
mals dieselben Namen in zwei als
Überschriften xu Bildern. Var.: 2) mitylyna
4) Priinnia 8) tamus 11) zayrna. Die Hei-
henfolge ist: 2. 9. 5. 8. 10. 11. 8. 6. 12. 18.
14. 4. 7. 15. 16; es fehlt 1.
187. Romanorum autem, qui
et Cittei, gentes et acolae sunt
septem: 1) Tusci 2) Emillisui
3) Sieinii 4) Campani 5) Apu-
lisi. 6) Calabrii 7) Lucani.
188. Afrorum autem gentes
et acolae sunt V: 1) Nebdini
2) Cniti 3) Numidi 4) Sii
5) Nassamonii.
214. 3) Pwxia die Hs.
p. 59, 5 ff.
215. δὲ xai τῶν Kır. die Hs. Nach 7) eine halbe Zeile frei.
16) Ἐλευϑέρα die Hs.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
213. Ἐστὶν ovv ἀπὸ τῶν Bor-
ωτῶν Εὐβοια ὥσπερ ἀπὸ τῶν
Ἰώνων Ἰωνίδες πόλεις ts ὃνο-
μασταί.
214. Εἰσὶ δὲ avrov 1) Κλα-
ζόμεναι 2) Μιτυλήνη 3) Φο-
x(aya 4) Πριήνη 5) Ἐρυϑραΐ
6) Σάμος 7) Τέως 8) Κολο-
gov 9) Χῖος 10) Ἔφεσος 11)
Σμύρνα 12) Πέρινϑος 13) Βυ-
ζάντιον 14) Χαλκηδών 15) Πόν-
τος 16) μισὸς ἐλευϑέρα" [πᾶ-
σαι tc].
215. Ῥωμαίων δὲ τῶν καὶ
Κιτιέ᾽ν τῶν καὶ Λατίνων κε-
κλημένων ἔϑνη καὶ ἀποικίαι
εἰσὶν ἑπτά" (1) Τοὔσχοι 2) Ai-
μηλίσιοε 3) Σικηνοί 4) Kalu)-
πανοί 5) ᾿Απουλούσιοι 6) Ka-
λαβροί T) Aovxavoí.
316. ἄφρων δὲ ἔϑνη καὶ
ἀποχίαι εἰσὶ πέντε" 1) Νεβλη-
vol (61 R.) 2) Krí9o0. 3) Nov-
udes 4) Zaloı 5) Naoauoves.
213. ς Correctur erster Hand auf
Rasur; es scheint aus c. Vgl. Chron.
pasch. p. 59, 4.
Vgl. Chron. pasch.
Die alte
Corruptel Zıxnvol für Πιχῆνοι stand wahrscheinlich schon bei Hippolytos.
Zu Λατίνων vgl. 200 No. 62, Barb. LVIII und Chron. pasch. p. 59, 98.
210. Νούμιλες die Hs.; nach 5 der Rest der Zeile frei.
2) sind der
von Ptolemäus 4, 3; 22, 27 Κινίϑιοι genannte Stamm, 1) NeßAnvol identifi-
Text. 111
Liber generationis I. Liber generationis II.
204. Est autem a Boeotia Eu-
boea, sicuti ab Ione Ionides civi-
tates XVI
XV GC.
205. haec: 1) Cladiomena 2)
Mitylenae 3) Focea 4) Priene
5) Erytrae 6) Samos 7) Teos
8) Colofon 9) Cius 10) Efesus
11) Smyrna 12) Perintus 13) By-
zantium 14) Calcedon 15) Pon-
tus et 16) Amisos libera.
1) larzomona C’, larzomena C?, larzio-
mins G 2) mostelena GC 5) eryt B, erit
F, eristrae GC 9) chius GC 11) zmirna
C, zimirna G 12) berinthus B.
206. Romanorum qui et Ci-
tiensium gentes et inhabitationes
hae sunt: 1) Tusci 2) Emilienses
3) Piceni 4) Campani 5) Apu-
lienses (6) Calabri, 7) Lucani.
3) picens B.
207. Afrorum gentes et inhabi-
tationes hae sunt: 1) Lebdeni
2) Cinti 3) Numidae 4) Naso-
mones 5) Saei.
1) lepdini Er lepteni O 2) cinitae G
4) nazomones €
204. Da GC ebenfalls XVI Namen
aufzählen, so ist XV bloßer Schreib-
fehler.
206. Calabri ist ausgefallen.
cierte Frick mit den ebenda genannten Νυγβηνοί; im Matr. ist viel-
leicht Nefönvoi zu corrigieren. 4) scheint nur das Ende eines Namens
zu sein, an die thrakischen Σάζοι ist natürlich nicht zu denken. Vgl.
Chron. pasch. p. 59, 12.
112
Chron. Alex. (Barbarus).
189. Sunt autem eis et insu-
las V civitates habentes: 1) Sar-
dinia 2) Corsica 3) Girba 4) Cer-
cina 5) Galata.
Vor Sardinia steht die Überschrift: insu-
las &fricae famosas et magnas. Nach 5
folgen mit Zwischenraum von 1 Zeil dic-
selben Namen, 1. 2. 4. 8. 5 geordnet, als Uber-
schriften zu Bildern und darauf 4 Zeilen
freier. Raum.
190. Maurorum autem gentes
et acolae sunt tres: 1) Mosula-
mi 2) Tiggitanii 3) et Sarinei.
191. Spanorum autem, qui et
Tyrinniorum vocantur autem
Paraconnisii gentes et acolae
sunt quinque: 1) Lysitanii 2) Be-
ticii 3) Autrigonii 4) Uuascones
5) Callaici qui et Aspores vo-
cantur.
—— — — [m —M ---- - T———.
190 No. 3. et Sarinei = xal Xa-
onvaeis, vgl. v. Gutschmid (Kl.
Schr. V 700).
191. Arg entstellt, jetzt erklürt
der griechische Text alles.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
217. Εἰσὶ δὲ αὐτοῖς xai νῆσοι
πέντε πόλεις ἔχουσαι" 1) Σαρ-
δανία 2) Kogowx)a 3) Γίρβα
4) Κέρχινα 5) Γαλαάτη.
218. Μαύρων δὲ ἔϑνη καὶ
ἀποικίαι εἰσὶ τρεῖς" 1) Δίοσσου-
λαμοί 2) Τι(γγε)τανοί 3) Και-
σαρηγσεῖς.
219. Σπάνων δὲ τῶν καὶ
Τυρρηναίων, καλουμένων δὲ
Ταρακωννησίων, ἔϑνη καὶ ἀποι-
κίαι εἰσὶ πέντε᾽ 1) Avoıravol
2) Βαιτιχκοί 3) «ὐτρίγονοι 4)
Βάσχωνες 5) Καλλαϊχοὶ οἱ κα-
λούμενοι A0nopes.
217. 3) Κορσία die Hs. 3) Τίρβα
die Hs.; Girba, jetzt Girbi, ist die
sonst Mrjvıy& genannte Insel in der
kl. Syrte. Diesen Namen meint die
Glosse im lib. gen. I 208 mit Be-
nigga. Dieselbe Glosse steht auch in
der Osterchronik p. 59,15: 7j νῦν χαλονμένη Miwıyya; es gab also wahr-
scheinlich Hss. des Hippolytos, die diesen Zusatz schon enthielten.
Vgl. Chron. pasch. p. 59, 14ff.
5) der Rest der Zeile frei.
Nach
218. Nach 3) etwas freier Raum mitten in der Zeile. Vgl. Chron. pasch.
y. 50, 17.
219. de xal τῶν Tree. die Hs., vgl. 215. Ἄσπορες lautete, wie der
Barb. beweist, der Name bei Hippolytos, danach etwas freier Raum auf
der Zeile. Vgl. Chron. pasch. p. 59, 19ff.
Text.
Liber generationis I. :
208. Insulae autem hae sunt
quae habentes civitates: 1) Sar-
dinia 2) Corsica 3) Girda quae
et Benigga 4) Cercina 5) Galata.
8) girba GC, benigna GC.
209. Maurorum autem gentes
eL inhabitatores hae sunt: 1) Mu-
sulani 2) Tingitani 3) Caesari-
enses.
1) mosallani G, mosollanila C.
210. Hispanorum autem gen-
tes et inhabitatores hae sunt
Tyranni et Turrenorum qui et
Terraconenses: 1) Lysitani 2) Be-
tici 3) Autriconi 4) Vascones
5) Calleci, qui et Astures.
hispanorum terrenorum (tirrinorum Q)
terraconensium (terorconensium G) gen-
tes et inhabitationes GC 5) galleci GC,
gallici F.
211. Insulae autem, quae perti-
nent ad Hispaniam Terraconensem,
ires sunt, quae appelantur Vallia-
ricae. M habent autem civitates V
has: 1) Ebuso 2) Palma 3) Pollen-
tia, quae dicitur Maiorica 4) To-
maene 5) Magone, quae appellantur
210. An dieser sonst arg mißver-
standenen Stelle geben GC annähernd
den richtigen Wortlaut; v. Gut-
schmids Versuch (a. a. O. 699),
die Stelle zu heilen, geht fehl.
211. Als Zusatz schon erkannt,
vgl. Mommsens und Fricks Aus-
gaben; v. Gutschmid (a. a. O. 669)
hielt dies noch für echt. Die Ba-
learen unter den νῆσοι μέγισται auch
in den Laterculi Alexandrini, oben
zu Hipp. 212.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1
Liber generationis 1I.
113
114
Chron. Alex. (Barbarus).
192. Tallorum autem, qui et
Narbudisii vocantur, gentes. et
acolae sunt quattuor: 1) Lug-
dunii 2) Bilici 3) Sicani 4) Ednii.
193. Germanorum autem gen-
tes et acolae sunt quinque:
1) Marcomallii 2) Bardunii 3) Cu-
adriü 4) Berdilii 5) Ermunduli.
194. Sarmatorum autem gen-
tes et acolae sunt Il: 1) Amaxo-
bii et 2) Grecosarmates.
195. Istas gentes et peregri-
nationes eorum sicut dispersas
sunt super terram.
102. Der Vat. des Chron. pasch.
schreibt p. 60, 3 τ᾽ ἄλλων, fand also
den Namen ebenso verschrieben vor
wie der Barbarus, vgl. Hipp. 153
No. 3, 10, 12; 200 No. 22 u. 26.
195. Der Text nimmt nur das
mittlere Drittel am Ende der Seite
ein, vorher und nachher ist je eine
Zeile frei gelassen. Darauf folgt am
Anfang der nüchsten Seite mit klei-
neren Buchstaben die Überschrift: de
ignotas gentes.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
220. άλλων δὲ τῶν καὶ
Na{o)Bovönolov» καλουμένων
ἔϑνη καὶ ἀποικίαι εἰσὶ τέσσα-
Qec^ 1) “ουγδουνοί 2) Βελσι-
xol 3) Xixavol 4) "Βόνοι.
221. Γερμανῶν δὲ ἔϑνη καὶ
ἀποιχίαι εἰσὶ πέντε" 1) Mapxo-
μανοι 2) Βάρδουλοι 3) Κου-
ἄδροι 4) Βέρδηλοι 5) Eouóv-
δουλοι.
222. Σαρματῶν δὲ ἔϑνη καὶ
ἀποικίαι εἰσὶ δύο" 1) Auasoßıoı
καὶ 2) [pıxooapuaralı).
228. Ταῦτα τὰ ἔϑνη καὶ αἱ
ἀποικίαι αὐτῶν.
220. Hippolytos schrieb Σικανοί
für Sequani und "Eóro, für Aedui,
wie er 2) schrieb, bleibt zweifelhaft;
1) AovyAovroi die Hs. Vgl. Chron.
pasch. p. 00, 3.
221. Fricks Identificierung der
Bardunii (Barb. 193) mit den Vandali
wird durch den Matr. bestätigt.
Die Βέρδηλοι sind die Heruli, vgl.
Riese, Geogr. Lat. min. 169, 33.
Vgl. Chron. pasch. p. 60, 5.
222. Vgl. Chron. pasch. p. 60, 7.
Text.
Liber generationis I.
Minorica. harum inhabitatores fue-
runt Chananei fugientes a facie Ihesu
fli Nave. nam et Sidona qui con-
diderunt, et ipsi Cananei Sidonii et
qui Pannia condiderunt et ipsi Ca-
nanei Gadis autem lebusei condi-
derunt et ipsi similiter profugi.
So die Hss. BFO ; dagegen fehit der Zu-
satz in GC. Von nam et Sidona an so
(aber conciderunt) F, nam et 8. q. c. ca-
nanei fuerunt et qui panoniam condide-
runt et ipsi similiter profugi (gadis —
condiderunt /ehlt) O, sidonii et qui pannia
cond. et ipsi cananei fehlt B, be:d
wegen des Homoioteleuton. Der Zusatz rührt
nicht ton dem Verfasser des Fredegarschen
Corpus her.
212. Gallorum autem Narbo-
nensium gentes et inhabitatio-
nes .......
213. ... 1) Amaxobii 2) Gre-
cosarmatae.
212. Lücke im Text, weil der Ab-
schreiber von Γάλλων auf Σαρμά-
τῶν übergesprungen ist.
Liber generationis 1].
δλ
9
116
Chron. Alex. (Barbarus).
196. Et hoc mihi studium fuit
significare tibi de ignotas gentes
[et oppidos eorum], et nominatos
montes et illos principales flu-
vius, ut ne de hoc inmemor sis.
197. Initiemus autem dicere
de illas ignotas gentes ab oriente
usque ad occiduum solis quo-
modo habitant.
198. Il Adiabini
ultra Arabia interiore:
autem ultra illos.
habitant
Tainaıı
199. Alamosyni autem ultra
Arabes in inferiore Arabia.
200. Saccini autem ultra Ta-
ones.
196. Die Corruptel ἀγνώστων statt
ἀναγνωσϑέντων (vgl. oben 174, unten
197) kehrt hier, im Chron. pasch.
p. 60, 9 und im lib. gen. wieder,
stand also schon in den griechischen
Texten beider Übersetzer. A. v. Gut-
schmid (Kl. Schr. V 265) vermutete,
daß der Barbarus zrt/ouata statt
xAiuata las und deshalb mit oppi-
dos übersetzte.
19s. 199. Die Unterscheidung Ara-
bia interiore — in inferiore Arabia
scheint von dem Alexandriner her-
zurühren.
224. 228. Die Lücke ist sehr alt,
lib. gen. I schon unsicher ist.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
224. Kal τοῦτο δὲ ἀναγκαῖοι
ἔδοξέ uot δηλῶσαί σοι" τὰ κλί
ματα τῶν ἀναγνωσϑέντων ἐϑ
νῶν καὶ tà ὀνομαστὰ (61V.
ὁρη καὶ τοὺς ἐπισήμους ποτα
μοὺς τοὺς ἀποχέοντας εἰς τὴ.
ϑάλασσαν, ὅπως μηδὲ τούτω.
ἄπειρος ὑπάρχῃς.
225. "ἄρξομαι οὖν λέγειν περ
τῶν ἀναγνωσθέντων ἐϑνῶ,
ἀπὸ ἀνατολῶν καὶ μέχρι óva
μῶν, πῶς οἰκοῦσι.
226. ᾿Αδιαβηνοὶ πέραν ταῖ
AoaBor, Ταϊνοὶ xatavrıxp-
αὐτῶν.
227. ᾿Αλαμοσινοὶ (δὲ πέρ «
τῶν Apàaforv:
228. Σακχκηνοὶ) δὲ πέραν ται
Ταϊνῶν.
224. K größer und ausgerüce
Auch dieser Übergang ist echt hipe-
lytisch. Mit 223 ist der in der
haltsangabe unter 3 zuerst am
kündigte, 202 nochmals erwülz—
und mit 203 beginnende Absch =
über die ἀποιχίαι abgeschlos s9
Jetzt nimmt Hipp. die ebenfz
schon einmal (202) angekündigt
Beschreibung der χλίματα auf um
fügt die Ankündigung der schon in
der Inhaltsübersicht erwühnten Ab.
schnitte über die Berge und Flüss
(oben 4. 3) hinzu. Vgl. Chron. pasch
p. 00, 9.
225. Vgl. Chron. pasch. p. 60, ı(
220. Vgl. Chron. pasch. p. 60, 1:
weil die lateinische Übersetzun
Vgl. Chron. pasch. p. 00, 14 u. 15. In qd«
Text.
Liber generationis I.
214. Et hos autem necessa-
rium fuit declarare tibi, ne igno-
tarum gentium vocabula mon-
tium et manifesta flumina igno-
rares.
hoc GC, statt tibi — et ibi B. vocab.
montium ác, vocab. et gentes BF.
215. Incipiam ergo dicere de
gentibus ab Oriente.
216. Adiabenici et Taieni
contra Arabiam.
azabenici C, adzabinicl G, taieni BO,
tadeni F, taleni C, taeni G. contr. Arab.
frhlt in GC.
217. Saraceni. Saraceni alii
ad Taienos contra Arabiam.
alii ad T. O, alii ataienos B, alii et
adenus F, 217 fehlt in GC gans,
V 703) vermutet irrtümlich, daß in
der Vorlage χλήματα stand und mit
vocabula übersetzt wurde; es ıst
vielmebr ὀνομαστά für ὀνόματα
verlesen worden.
214. A. v. Gutschmid (Kl. Schr.
Liber generationis 1].
117
Liste der «2 Völker 200 No. 31, Barb. XI steht Fapaxnvol. A. v. Gut-
schmid (Kl. Schr. V 703) versteht unter den Yaxxnvoi die bei Ptol. V 15, 26
in Σαχχαία wohnenden, von Steph. Byz. Xaxz5roí genannten Araber. Die
227 Ἡλαμοσινοί genannte Völkerschaft heißt oben 200 No. 29, Barb. X
Σαλαμοσηνοί, im lib. gen. No. 10 Alamosenni.
118
Chron. Alex. (Barbarus).
201. Albani autem ultra Caspi-
anorum portas.
202. Madinii fortiores, qui
expugnati sunt a Moyse, in Rubro
maris.
203. Illa autem modica Madian
est ultra de illa Rubra mare,
ubi regnavit Haguel et Iothor
socer Moysi.
204. Et ultra Cappadocia in
dextera Ármenii et Birri et Bir-
rani, in leva autem Scythi et
Colchi et Bosporani.
205. Sanni autem, qui dicun-
tur Sanniggii, qui et usque Pon-
tum extendunt, ubi est congre-
gatio Apsari et Sebastopolis et
Causo limin et Fasis fluvius.
203. Vor et Iothor ist qui aus-
gefallen; es fehlte schon in der Vor-
lage des Barb.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
229. ᾿Αλβανοὶ δὲ πέραν τῶν
Κασπίων πυλῶν.
230. Madınvaloı δὲ οἱ μεί-
Loves, οἱ πολεμηϑέντες ὑπὸ
Μωυσέως ἐντὸς τῆς ἐρυϑρᾶς
ϑαλάσσης οἰχοῦσιν.
231. H γὰρ μικρὰ Μαδιὰμ
πέραν ἐστὶ τῆς ἐρυϑρᾶς ϑα-
λάσσης, ὅπου ἐβασίλευσε Ῥα-
γουὴλ (6) καὶ Ἰωθὼρ, ὁ πεν-
ϑερὸς Μωῦσέως.
232. Καὶ πέραν δὲ τῶν Καπ-
παδόχων εἰς τὰ δεξιὰ μέρη
οἰχοῦσιν ᾿Αρμένιοι καὶ Ἴβηρες
καὶ Βηρανοὶ, εἰς δὲ τὰ εὐώνυ-
μα μέρη οἰχοῦσι Σχύϑες καὶ
Κόλχοι καὶ Βοσπορανοί.
233. Σαῦνοι δὲ οἱ λεγόμενοι
Σάνιγγες, οἱ ἕως τοῦ Πόντου
ἐχτείνοντες, ὅπου ἐστὶ παρεμβο-
λὴ ᾿ἄψαρος (xal Σεβαστόπολις"
καὶ Ὕσσου λιμὴν (62 Β.) καὶ
Φάσις ποταμός.
229. Vgl. Chron. pasch. p. 60, 16.
230. Vgl. Chron, pasch. p. 60, 17.
231. "Payovrà xal Ἰωϑὼρ die Hs.;
es ist 7 für v», A für « verlesen
und danach ὁ ausgefallen; da ὁ auch schon in der Vorlage Barbarus
fehlte, so ist die Lücke sehr alt. Die Angabe stammt aus Exod. 2, 16ff.
Vgl. Chron. pasch. p. 60, 19.
232. ἁρμένιοι die Hs. Vgl. Chron. paseh. yp. ΟἹ, 3.
233. Σαΐύνοι und Σάνιγγες, nicht X&vvoi und Σαύιγγες die Hs, vgl.
oben 200 No. 63, Barb. XXXVII Zaövoı, Sanni. — xai Σεβαστόπολις er-
günzt nach den Übersetzungen und Chron. pasch. p. 61, 0. Zu zagtu-
βολὴ Ayapos vgl. Arr. per pont. eux. 7, die Citate bei Müller zu der
Stelle (Geogr. Gr. min. I 373) bei Pauly-Wissowa u. d. W. und dazu
die Angabe aus der Schrift über die zwölf Apostel, Lipsius, Die apo-
kryph. Apostelgesch. I. S. 560, Anm., die mit Hipp. wörtlich stimmt.
Text. 119
Liber generationis I.
218. Albani contra filas Cas-
pias.
fyas B, figias F, pilas O.
219. Madianitae maiores, quos
expugnavit Moyses, inter Meso-
potamiam et mare Rubrum.
maioyses Β΄.
220. Minor autem Madiam est
contra mare Rubrum iuxta Ae-
gyptum, ubi regnavit Rauel socer
Moysi, qui et Iothro.
ragohel F, getthor F.
221. Contra Cappadoces a parte
dextra Armenii, Hiberii, Birra-
ni x « κ x Scytae, Colchi, Bos-
forani.
222. Sani, quiappellantur San-
nices usque Pontum extenden-
tes, ubi est accessus Absariis et
Sebastopolis et Yssi limen quod
est portus et Pasius flumen.
sammi GC. absarus CF, absurus €,
passius C.
220. Den Zusatz πλησίον Αἰγύπτου
hat auch der Osterchronist p. 61, 1.
Liber generationis II.
120
Chron. Alex. (Barbarus).
206. Usque ad Trapezuntum
extendunt istas gentes: in leva
autem parte Nauthi et Labooti.
207. Montes autem sunt nomi-
nati duodecim interraexcepto illum
deo spiratum montem Sina sic: 1) Li-
banus in Syria inter Biblo et
Biryto 2) Caucasus in Scythia
3) Taurus in Cilicia et Cappa-
docia 4) Aulas in Libya 5) Par-
nasus in Focida 6) Citherus in
Byotia 7) Elicus in Teumiso
8) Parthenius in Eubya 9) Nys-
seus in Árabia 10) Lycabantus
in Italia et Gallia 11) Pinnius
in Chio, quiet Mimas 12) Olym-
pius autem in Macedonia.
Nach einem ‚Zwischenraum von 1 Zeile
folgen durch ein Spalium von 8 Zeilen ge-
206. i. l. autem etc. ist ein Zusatz
der alexandrinischen Bearbeitungen
des Hippolytos, den der vom Barba-
rus übersetzte Alexandriner hier, der
im Chron. pasch. benutzte p. 57, 14
Ναισϑοὶ οἱ καὶ Ναβῶται am Schlusse
der Liste der 72 Völker nachträgt.
A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V 686,
104) hält den Zusatz für ursprüng-
lich zum Diamerismos gehörig und
sucht beide Völker unter den von
Ptolemäus genannten afrikanischen
nachzuweisen. Beides scheint mir
verfehlt.
207. AmAnfang liegt ein selbstän-
diger Zusatz des Alexandriners vor,
den der Barb. übersetzte: Hippolytos
hatte 9) Naroaio» mit dem Sinai iden-
tificiert, was in dem Text des Barb.
übergangen wird. Mit Matr. stimmt
der Vind. 171 und der Chron. pasch.
p. 601, 18 benutzte Alexandriner.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
234. Kal ἕως Τραπεζοῦντος
olxovcı xol παρεχτείνεται τὰ
ἔϑνη ταῦτα.
235. -Ε Ὄρη δὲ ὀνομαστά εἰσιν
ἐν τῇ γῇ δώδεχα" 1) Λίβανος
ἐν τῇ Συρίᾳ μεταξὺ Βύβλου
χαὶ Βηρυτοῦ 2) Καύχασος ἐν
τῇ Σχυϑίᾳ 3) Ταῦρος ἐν τῇ
Κιλικίᾳ καὶ Καππαδοχίᾳ 4)
Ἄτλας ἐν τῇ Λιβύῃ ἕως τοῦ
μεγάλου ποταμοῦ 5) Παρνασὸς
ἐν τῇ Φωχίδι 6) Κιϑαιρὼν ἐν
τῇ Βοιωτίᾳ T) Ἑλιχὼν ἐν τῇ
Τελμισῷ 8) Παρϑένιον ἐν τῇ
Εὐβοίᾳ 9) ΜΝαυσαῖον τὸ καὶ
Σινᾶ ἐν τῇ Αραβίᾳ 10) Avxa-
βαντος ἐν Ἰταλίᾳ καὶ Γαλίᾳ
11) Πίνιον, ὁ καὶ Miuas ἐν τῇ
234. Danach eine Zeile frei in der
Hs. Vgl. Chron. pasch. p. 61, 7.
235. Ὄρη — δώδεχα Überschrift
in größeren Buchstaben. 1)—4), 11)
u.12) εἰς τὴν die Hs. ; nur von 5)—10)
steht richtig ἐν τῷ d^. u. s. w. Bei 4)
wird der Zusatz durch Vind. 171 als
echt erwiesen; v. Gutschmid (KI.
Schr. V 706) wollte ἕως τοῦ ue-
γάλου πόρτου verbessern. 7) Τελ-
μισός = Tevugooóc Berg und Stadt
in Böotien. 10) Mit dem Namen
des attischen Lykabettos werden
hier die Alpen bezeichnet. — Von
235 an ist der Text des Matr. schon
bei E. Miller, Journ. d. Sav. 1844,
S. 303 ff und bei C. Müller, Geogr.
Gr. min. I 427, Anm. gedruckt. Das
Chron. pasch. verlegt 10) nach Chios;
11) weil darunter der Apennin ver-
standen wird, nach Italien, 8) nach
Thrakien. Hipp. meinte mit 11) die
Text.
Liber generationis I.
223. Usque Trapezunto exten-
duntur hae gentes.
224. Montes autem sunt no-
minati XII: 1) Libanus 2) Cau-
casus 3) Taurus 4) Athlans
9) Parnasus 6) Cityron 7) He-
licon 8) Parthenius 9) Nisa
10) Lucabantus 11) Pennius
12) Olympus.
1) nennen GC. hier; BFO erst nach 12).
6) citheron GC 11) s» GC, penitus B, pen-
thus F, peninus O.
121
Cod. Matr. gr. $4 und Cod.
Vind. phil. 171.
Matr. gr. 54 fol. 122: Εἰσὶ δὲ
oon διάφημα καὶ μεγάλα ιβ. a
(Λίβανος). β Καύχασος, y Ταῦ-
ρος, d AyAac, € (Avxaßavrog?),
5 Πήλιον, 5 Παρνασός, ἢ Ki-
ϑαιρον, 9 (Eiıxov), t Παρϑέ-
vıov, ta. ᾳυσαῖος, ıB Ὄλυμπος.
Vind. phil. 171 fol. 381. Ὄρη
ovouaora φασι iB [xci λέξεις
τοῦ Ἰώβ] 1) Λίβανος ἐν τῇ Xv-
ρίᾳ 2) Καύχασος ἐν τῇ Xxv-
ϑίᾳ 3) Ταῦρος ἐν τῇ Κιλιχίᾳ
xai τῇ Καππαδοχίᾳ 4) Arias
ἐν τῇ Διβύϊ ἕως τοῦ μεγάλου
ποταμοῦ 5) Παρνασὸς ἐν τῇ
Diese beiden Hss. enthalten aus
der Chronik des Hipp. nur das
Berge- und Flüsseverzeichnis, das auch im Chron. pasch. p. 61, 9ff vorliegt.
Vind. 171 enthült überdies noch die Hipp. 238, 239 entsprechenden Ab-
schnitte. Im Matr. 84 stehen die Berge, im Vind. 171 die Flüsse zuerst,
vgl. Anm. zu l. g. 14, 5. Das Stück aus Matr. 84, einer größtenteils von
K. Laskaris geschriebenen Miscellanhandschrift, hat Iriarte (Codd. Gr.
reg. bibl. Matr. p. 343) vermutlich nicht ganz correct abgedruckt, die Hs.
habe ich nicht verglichen. Die Namen der Flüsse sind bei Ir. in 4 Columnen
zu dreien angeordnet, die der ersten Columne und der erste Name des
Flüsseverzeichnisses sind ausgefallen, die Zahlen stehen jedoch bei Ir., der
also wahrscheinlich die Namen nicht lesen konnte. Die Ordnung ist etwas
gestört, c ist verschrieben oder verlesen für Πίνιον.
Der Vind. 171 fol. 380ff ist teils von Schubart, Ztschr. f. d. Alter-
tumswiss. 1841, S. 3001f, teils nach einer Abschrift Büdingers bei À. v. Gut-
sch mid a. ἃ. O. 8. 705 abgedruckt. Die Hs., die ich verglichen habe, ist,
wie Nessels Katalog richtig angibt, eine Papierhandschrift —- nicht Perga-
ment, wie Büdinger meinte, der einiges verlas. Es ist eine gute Minuskel
des 14. Jhdts.; wie eine Notiz auf fol. 2 R oben angibt, ist die Hs. von
Busbecq in Konstantinopel (er war von 1554—1502 dort: gekauft. Sie
enthält fol. 1—355 V. ein griechisches Lexikon, auf dessen 15 ersten Folien
interlinear slawische Glossen eingetragen sind. Darauf bezieht sich der Ver-
192 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matntensis.
irennt und von einem solchen von 5 Zeilen » ^ - _
gefogt, auf 2 Zeilen verteilt dieselben Namen Χίῳ 12) Ολυμπος ἐν 7 Me
selben Reihenfolge als Überschriften zu "la.
Bildern. Var.: 4) atlanticus 7) eliconius. x£óo1 ἰᾳ
Πελινναῖον und Míua; genannten
Berge auf Chios. Vgl. Chron. pasch.
p. 61, 9ff.
Dafür, daß dieses Berge- und
Flüsseverzeichnis auf antike Schul-
büchertradition zurückgeht, liegt
jetzt der Beweis durch die auf einem Papyrus ptolemäischer Zeit erhaltenen
Laterculi Alexandrini (Diels, Abhdlg. d. Berl. Akad. 1904) vor. Die Be-
nutzung solcher Literatur hat eine Parallele in der Schrift xar. neo.
αἱρέσ., in der, wie Diels, Doxographi Graeci, Berlin 1879 zeigte,
in den beiden ersten Büchern eine aus antiker Überlieferung stammende
διαδοχὴ der Philosophen und eine Sammlung von deren δόξαι be-
nutzt ist.
Das Bergeverzeichnis in dem die Laterculi enthaltenden Papyrus
lautet Col. 10, 1; Diels p. 11: Ὄρη μέγιστα" 1) Ἵμαον' τοῖτο ἐν [τ] Ἰνδιχῷῶ
2) Καυχάσια ὄρη 3) Τα[ὔ᾽ ρ[ος] ὁ διατείνων μέχρι τῆϊς a ἀἸνατολῆς 4) Πυρή;-
vn ἕν τῷ Ἰβηρίᾳ 5) Ἀλπιανὰ ὄρη ἐν τῇ “ιγυστιχῇ 0) Ῥιπαῖα ὄρη ἐν τῇ
Κελτιχῷ τ) Ὄλυμπος ἐν Μακεδονίᾳ 8) ἄϑως 9) Ὄσσα 10) Ilf Autor ...... ;
11) ἐν vj Opaxy "Plodöan 12) ἐν [τῇ] Πείλοπονν)ήσῳ (Kv]AAg(vg 13) ἐνὶ
Aaxedaluovı (Tajóyevor 141 K...... BEITOV eee Ai) Col. 11.
βανος καὶ ᾿Αντιλίβανος, Jdiv[6]vuuog. Zwischen Asırov und Aißavos fehlen
12 Zeilen (17—29); 14) steht auf derselben Zeile 15 wie Ταύγετον, λειτον
auf der folgenden 10.; der antike Katalog ist also viel reichhaltiger, als
der bei Hippolytos benutzte (vgl. das Flüsseverzeiehnis unten S. 124, von
dem das Gleiche gilt".
Text. 123
Liber generationis I. Cod. Matr. gr. 81 und Cod.
Vind. phil. 171.
Φοωχίδι 6) Κιϑαιρὼν iv τῇ Βοι-
otl« 7) Ἑλικὼν ἐν τῇ Τελμη-
σῷ 8) Παρϑένιον ἐν τῇ Ev(B\oı
9) Παυσαῖον τὸ καὶ Σινᾶ ἐν
τῇ Apaple (381 V.) 10) Πήνιον
καὶ Μεμᾶ ἐν τῇ Χίῳ 11) Av-
χάβαντος ἐν ᾿Ιταλίᾳ xal ΠΤ αλίᾳ
12) Ὄλυμπος ἐν τῇ Μακεδονίᾳ
[13) ἄϑως, ὅρος Θράκης καὶ
Σάμος 14) Πήλιον ἐν Θεσσα-
Ala Πιερία ἐν τῇ Maxedoviu
xai Προχόνησοεϊ.
Hierauf folgt mit ἦν ἀντὶ τοῦ ἤμην, f ἥτις
beginnend der Schluß der λέξεις, die Vind.
171 übrigens enthält.
merk von später Hand fol. 1: λέξι-
xov βουλγαριχὸν (vgl. Kopitar He-
sychii glossogr. discipulus et ἐπι-
γλωσσοστὴρ Russus Wien 1839, der
den Codex zu früh ins 11./12. Jhdt.
datiert). Auf fol. 355 V. bis 380 R.
stehen Specialwörterverzeichnisse zur Bibel und zu den Onomastica
sacra Gehöriges, fol. 351 V. folgen abermals biblische Wörterverzeichnisse.
Dazwischen stehen von fol. 380 V. bis fol. 381 V. das Flüsse- und Berge-
verzeichnis, deren Überschriften, wie die Anfangsbuchstaben der Worte
und die Interpunktionen in dem Lexicon rot geschrieben sind. Fol. 381 V. ff
stehen Specialwörterverzeichnisse zu Job (dessen Überschrift unter die
der Bergeliste oben S 121 geraten ist), zu den Paroimiai und zu den
Propheten. Fol. 394 V. endet die unvollständige Hs. mit dem Anfang
einer Liste von Wörtern, die je nach der Betonung verschiedene Be-
deutung haben.
Wie Samos und Prokonnesos an das Ende der Bergeliste geraten
sind, zeigt A. v. Gutschmid, Kl. Schr. V 708; der Athos und Pelion
sind Zusätze aus einem vollständigeren Verzeichnis, vgl. das neben-
stehende der Lat. Alex.
121
Chron. Alex. (Barbarus).
208. Significantes autem no-
mina montium terrae necesse
est de illos principales fluvios
nuntiare tibi.
209. Fluvii autem sunt no-
minati quadraginta: 1) Indus,
qui vocatur Fison et 2) Nilus,
qui vocatur Geon 3) Tigris et
4) Eufrates 5) lordanis 6) Ci-
fissus 7) Taneus 8) Isminius
9) Erymanthus 10) Alyus 11)
Assopus 12) Thermodus 13) Era-
simus 14) Rius 15) Borysthenus
16) Alfius 17) Taurus 18) Euro-
tus 19) Meandrus 20) Axxius
21) Pyramus 22) Orentus [Da-
nubius] 23) Ebrus 24) Saggarius
25) Achelmus 26) Pinnius 27)
209. Die Namen stehen in der Hs. in
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
236. Δεδειγμένων οὖν τῶν
ὀνομάτων τῶν δώδεχα ὀρέων
τῆς γῆς ἀναγχαῖόν ἔστι καὶ
τοὺς ἐπισήμους ποταμοὺς δη-
Ao0aí σοι.
237. Ποταμοὶ ovv εἰσιν ὀνο-
μαστοὶ τεσσαράχοντα ἐν τῇ γῇ
οὕτοι" 1) Ἰνδὸς 6 καλούμενος
Φισών (62 V.) 2) ΜΜεῖλος ὃ xa-
λούμενος Γηών 3) Τίγρις 4)
Βυφράτης 5) Ἰορδάνης 6) Kı-
φησός T) Τάναϊς 8) Ισμηνός
9) ᾿Ερύμανϑος 10) “Ἵλυς 11)
Alcoros 12) Θερμώδων 13)
Ἐρασῖνος 14) Ῥεῖος
15) Bo- —
ρυσϑένης 16) Αλφειός 17) Tav-—
qoc 18) Εὐρώτας 19) Meavdpos
20) Agıos 21) Πύραμος MT
Ooértgc 23) Ἔβρων 24) Xay—
230. A größer und ausgerückt. Vgl.
Hipp. περὲ τοῦ ἀντιχρίστου c. 94 de—
δειγμένων οὖν τῶν ῥητῶν τούτων tij
τε φυλῆς καὶ τῆς ἀναδείξεως αὐτοῦ καὶ tij; ἀναιρέσεως, τοῦ δὲ ὀνόματος μυστι
κῶς σεσημασμένου, ἴδωμεν καὶ τὴν πρᾶξιν αὐτοῦ. Vgl. Chron. pasch. p.61, lie
237. Die Namen sind in 4 zeilenweise zu lesenden Columnen ge —
schrieben. 9) Θρύμαντος die Hs. 14) bezeichnet den jetzt Rion genannter
Phasis, vgl. C. Müller, Geogr. Gr. min. 1427, Anm. 39) unbekannt, viel —
leicht nur andere Schreibung von n anders, schwerlich aber richtig ge -
deutet bei A. v. Gutschmid a. a. O. 8. 709. Vgl. Chron. pasch. p. 61, 16
In den Lat. Alex. lautet das Verzeichnis Col. 11, 3: Horauoi οἱ μξ - -
γιστοι 1) Er τῇ Ἰβηρίᾳ Páóavog ὁ χατὰ Μασσαλίαν 2) Τέβερις ὁ zor =
Ῥώμην 3) Ἠριδανὸς ὁ εἰς τὸν Ἀδρίαν 4) Ἴστρος, ὁ διὰ Θράκης 5) Boge-7 :
σϑένης ὁ διὰ τῆς Σκυϑίας 0) Tüvalıls ἐξ Ὑπερβορέων 7) Ὕπανις ὁ δι. «ἡ
Kui (e ]eotoov 8) Φᾶσις ὁ διὰ Κόλχων 9) Θερμώδ[ω)]ν ὁ διὰ τῆς Alual =>
γικῆς 10) Ἅλυς διὰ Καππαδόχων 11) Εὐφράτης 12) Τίγ]ρις καὶ Hao 4-
yo; 18) Ὑδάσπης 14) Aoá£y[c ὁ] διὰ S Σαρματίας 15) "Axe[oivgc] 16 ΚὠώπΖ5
17) Tayyns 18)...... 19) Βοσίτρῃνος, 7. 22—28 fehlen. Z. 29) .... Aor «x-
pé (Col. 12, 1)oag δι᾿ Aldıoniaz|. ἐν Παμφυλίᾳ διαρ[ρεῖ δι᾽ Μ]σπένδου πο-
τα[μὸς Εὐρυμέδων. Es folgen die χρηναὶ χάλλισται und die λίμναι. vgl.
zu diesen Listen überhaupt Vibius Sequester, Riese Geogr. Lat. min. 145 f
J zeilenweise zu lesenden Columnen.
Text.
Liber generationis [.
Flumina autem sunt mag-
nominata XL: 1) Idos,
Fison 2) Nilus, qui et
3) Tigris 4) Eufrates
lanis 6) Cefisos 7) Tana
enos 9) Erymanthus 10)
(11) Asopus 12) Thermo-
3) Erasinus 14) Rius 15)
henes 16) Alfeus 17) Tau-
8) Eurota 19) Meander
rmus 20) Axius 21) Pyra-
(9) Baius 23) Hebrus 24)
aus 25) Achelous 26) Pe-
) Ebenus 28) Sperchius
Statt Orentes, Hipp. 22) steht
rmus, auch die Reihenfolge
as anders, wie die vorge-
denen bei Hipp. entsprechen-
fern lehren.
125
Cod. Matr. gr. 84 und Cod.
Vind. philos. 171.
Matr. 84 Ποταμοὶ μέγιστοι
οὗτοι & {Φεισὼν 0) [xal Aov-
ναβις] B Γαιὼν ὁ καὶ Νεῖλος
γ Τίγρις ὃ Εὐφράτης [ἰδοὺ τοῦ
παραδείσου οἱ τέσσαρες] € Ta-
voice ς Mnvıog C ᾿Αχλὺύς ῆ "Ao-
σωπός ϑ Θερμωδών t Ἔρα-
τεινὸς τὰ Ῥοὸς ιβ Βορυσϑένης
J Πομφειός ıd Ταῦρος τὲ Ev-
ρότης τς ΜΈένανδρος εξ Ἑρμός
τὴ Avgeiog ı$ Πύραμος χ Βιός
xa Evgos χβ Σαγαριός ΧΥ Ays-
λιός κχὸ Πηνειός χε Εὐῖνος
x Σπερχειός xt Ἰστρός xn) Σι-
μόεις χϑ Σχάμανδρος 2 Τύρ-
μον λα Παρϑένιος λβ Ρανεός
AY Ζέτης λό Ῥοδάνος As Hoı-
Im Matr. S4 sind die Namen sehr
entstellt und oft nur durch die Par-
allelüberlieferung kenntlich; Iri-
arte hat wohl manches verlesen.
Die Nummern Hipp. 5) 6) 9) 39) feh-
len; Hipp. 34) Istros fehlt ebenfalls;
nämlich Torpög verschrieben statt Κάϊστρος, als 37. und letzter
eht statt Istros Jovvaßıs, der fälschlich auch schon am Anfang
bist. εζ steht wie lib. gen. I statt des Ὀρέντης -- Ἑρμός. Aya-
st mittelalterliche Bezeichnung für die Araber; die folgenden Na-
id die nach dem Gehór geschriebenen arabischen (vgl. A. v. Gut-
d a.a. O. 716). Bei c ἃ. 8) ist in beiden Hss. der Anlaut 7o wegen
hergehenden T&valC verloren gegangen.
Zusätze zu 1) 11) und 12) im Vind. 171 sowie die seltsame Form
) versucht A. v. Gutschmid 711, hinter diesen Worten zu viel
amkeit vermutend, zu erklären. Zu dem Zusatz bei 35) vgl. die
bei A. v. Gutschmid 712 und Galen. de san. tuend. 1 10 Kühn
Ráteelhaft bleibt der statt Borysthenes stehende Name 15). — Die
erwandtschaft des Vind. 171 mit Hipp. bewährt sich auch in dem
S. 129 abgedruckten Stück; hinter vexo« ist anderes, nicht aus
ttammendes hinzugefügt. A. v. Gutschmid 714 verbessert darin
126
Chron. Alex. (Barbarus).
Euginus 28) Sperchius 29) Gau-
strus 30) Semoius 31) Scaman-
drus 32) Styramus 33) Par-
thenius 34) Istrus 35) Rinus
36) Betus 37) Rodanus 38) Eri-
danus 39) Beus 40) Thubiris,
qui nunc vocatur Thubiris. fiunt
simul flumina currentes XL.
Darauf folgt freier Raum von 2 Zeilen;
hierauf die Beischrift eines Bildes: arbor
vitae | fluens aquas, dann freier Raum von
6 Zeilen und am Ende Seite in der
Schrift des Tertes: maria et flumina con-
venientes in semet ipsis dant voces.
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codex Matritensis.
γάριος 25) ᾿Αχελῷος 26) Πινει-
og 27) Βύηνος 28) Σπερχιός
20) Κάυστρος 30) Σιμόεις 31)
Σχάμανδρος 32) Στρυμών 33)
Παρϑένιος 34) Ἴστρος 35) Ῥῆ-
νος 36) Βαίτης 37) Ῥόδανος
38) "Hoidavog 39) Βαῖος 40)
Θούβηρος ὁ νῦν καλούμενος
Τιβέρης. ὁμοῦ ποταμοὶ; u.
238. Οὗτοι οὖν οἱ ποταμῷ!
περιεχόμενοι τῇ γῇ.
--
238. οἱ περιερχόμενοι τὴν γῆ
C. Müller a. ἃ. O. περιχεόμενθ!
v, Gutschmid a. a O. 712.
Text.
Liber generationis ].
29) Cayster 30) Simois 31) Sca-
mander 32) Stryfon 33) Par-
tenius 34) Ister Ilurius qui et
Danubius 35) Rhenus 37) Rho-
dannus 36) Betis 35) Heridanus
qui est Padusas: Eridanum Altino
dicunt esse ubi Feton dicitur condi-
disse 40) Thember, qui nunc
dicitur Tiberis.
XLI BF 1) indos O 11) osopus C, oso-
pos G 23) hebron B, ebras F 24) sagga-
rius C 25) achlelous B, acelbus F 26) pen-
nius GC 27) euerius F, eueus GC 29)
caixor O 32) strimon GC 88) qui est —
condidisse fehlt inBF. In C isl die Reihen-
folge 1—91. 23. 25. 27. 29. 31. 38. 85. 37.
Fehl 9— 3). 24. 26. 28. 80, 82. δέ. 86, 38. In F
t hit
nach Gen.2,11: Φεισὼν γὰρ Εὐειλὰ τὴν Ἰνδικὴν κυιχλεῖται γῆν.
127
Cod. Matr. gr. 84 und Cod.
Vind. philos. 171.
davos ἃς Σύβρις AC dovvaßız.
[“᾿γαρηνοὶ καλοῦσι τοὺς ó πο-
ταμοὺς οὕτως" ἃ Σιανὶ ὃ καὶ
Γαιών β Σπιαχὰμ ὁ καὶ Φυσών
y Τεψιλὴ ὁ καὶ Τίγρις ὃ Ὀλ-
φερὰ ὁ καὶ Εὐφράτης.)
Darauf folgt ein Verzeichnis der 11 νῆσοι
pezıorıı aus. Ptroleindus,
Vind. phil. 171 fol. 380 V. Ovo-
ματα ποταμῶν. 0UG λέγουσιν
ὀνομαστούς" 1) Ἰνδὸς, ὃν κα-
λοῦσι Φεισὼν [xal Γάγγην καὶ
Ta varv καὶ (Ὀ)ρέντην] 2) Ner-
λος, ὁ καλούμενος Γεών 3) Τί-
roıs 4) Ὑφράτ ς [ὁ καὶ 4άν-
νουβις)] 5) log avc 6) Kn-
φισσός͵ 7) Τάναις ͵δὲὺὲ Mavic
9) Θρύμαντος 10) “ἅλυς 11)
Aoonog [ἐν Βοιωτίᾳ φϑιδιγὰ
12) Θερμουδὼν [dv , Kogiv8 o
13) ’Eoacıwos 14) Ῥειός 15)
Ἠμαϑὸς 16 Alpeıog 17) Ταῦ-
ρος 18) Βυρώτας 19) Melav-
ὄρος 20) ᾿“ξειός a Πύραμος
22) Ὀρέντης .23) "E, Bow» 24)
Αὐγάριος 25) Ἀχελῶος 26) Πη-
νειός 27) Εὐηνός 28) ZREEXELOG
29) ‚Kavoroos 30) Σιμόεις 91)
Σχαμανδρος 32) Στρυμών 33)
Φϑίγαλις 34) Ἴστρος 85) Ῥῆ-
γος [ὃς λαμβάνων τοὺς τῶν
βαρβάρων νόϑους παῖδας κτεί-
νει) 36) Βέτης 37) Ῥωδανός
38) ᾿Πριδανός 99) Βαιός 40)
Θοῦβρις (381 R.) ὁ καλούμενος
Τιβέριος.
4) Das E wegralliert.
Οὗτοι τοίνυν οἱ u ποταμοὶ
περιέρχονται τὴν γῇ».
Die Be-
merkung über den Ἀρσινόης ποταμὸς bezieht sich auf dessen Erwäh-
nung bei Hipp. 188.
T.
128 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
239. Φασὶ δέ τινες doxovv-
τες ἔμπειροι εἶναι, ὅτι οἱ πρῶ-
τοι ὅ, οἱ μεγάλοι ποταμοὶ, οἷον
Φισὼν, Γηὼν, Τίγρις, Εὐφρά-
ns ἀχατάληπτοι μέν εἰσι, πό-
ϑὲν ἢ πῶς ἐξέρχονται μὴ εἰ-
δέναι Tıva. λέγουσι δὲ τοῦτο,
ὅτι ὅτε πλημμυρεῖ Γηὼν ὁ κα-
λούμενος Νεῖλος, ὁ ποτίζων
(63R.) πᾶσαν γῆν “Αἰγύπτου
καὶ Aldıorlas, οἱ τρεῖς ἄλλοι
λήγουσι" ἐπὰν δὲ οὗτος μειωϑῇ.
ἐχεῖνου ὑπερυψοῦνται τοῖς
νάμασιν. διὸ χαὶ τὰ ὕδατα
αὐτοὶ ὁμοχροοῦσιν᾽ ὁ γὰρ Ἶορ-
δάνης λευχώπιδα σύρει τὰ κύ-
ματα καὶ ἀποχέει ἐν τῇ πρασίᾳ
ϑαλάσσῃ, ἧτις καλεῖται νεχρά.
240. Δεδειγμένων οὖν τού-
τῶν τὸ φιλομαϑὲς καὶ σπου-
δαῖον ἀγάμενος τῆς σῆς ἀγάπης,
ἀδελφὲ τιμιώτατε, ἔδοξέ μοι καὶ
τὸν τῆς μεγάλης ϑαλάσσης στα-
—— MM — —— — — —— — -ν-----Ὀς---.,-Ἐ-.-- ο-- -- — —— — — — - - - ὦ -- -Ξ.Ξ-.-.-----.-.-.-.-- Ἀ- ἧ«Κτ
239. 6 μὴ εἰδέναι klammert Ν ἢ] -
ler ein und schreibt dann λέγουσι
δὲ xal τοῦτο, behält dagegen 11 τρεῖς οὗτοι und 15 αὐτοῦ der Hs. bei und
schreibt mit E. Miller 16 λευχώπια für λευχώπιδα. 15 οὗτοι v. Gut-
schmid 713, was ich nicht für notwendig halte. Derselbe bemerkt rich-
tig, daß hier wie oben Hipp. 51 ein Dichter benutzt ist. E. Miller
führt (a. a. O. S. 304 Anm. 2) eine verwandte Stelle aus Tryphiodoros v. 392
an: x«l dt πορφύρεον uiv ἑλίσσεται ἔνδοϑι πύργων Aluatos ἐχχυμένου
πέλαγος xal χῦμα qórow. Der Synkellos (p. 675, 3) gebraucht, wo er
die Werke des Hippolytos aufzählt, eine ähnliche Ausdrucksweise: xal
συντόμως φάναι ϑεοφράδης ποταμὸς τῇ ἐχκχλησίᾳ ζώντων ναμάτων γέ-
7ort .... Am oberen Rande von 603R. iet eine Kritzelei von späterer
Hand, die λείπει φύλλον zu bedeuten scheint, dann aber, da sich der
Schreiber überzeugt hatte, daß nichts fehle, wieder weggelöscht wurde.
240. 3 ἀγάμενος die Hs., Müller &yeuévo. — 7 ἐπαχριβέστατα die Hs.,
Müller ἀχριβέστατα. — Nach 9 ἀρξάμενος fügt M. οὖν ein und setzt
10
15
C
Text. 129
Liber generationis I. Vindob. philos. 171 fol. 381 R.
Φασὶ δέ τινες δοχοῦντες Eu-
πειροι εἶναι, ὅτι οἱ πρῶτοι τέσ-
σαρες καὶ μεγάλοι ποταμοὶ. ὃ
τε Φεισὼν, ὁ Γεὼν, ὁ Τίγρις καὶ
o Εὐφράτης ἀχατάληπτοι μέν
εἰσιν, καὶ πόϑεν ἢ πῶς ἐξέρ-
χονται μὴ εἰδέναι τινά. λέ-
γουσι δὲ τοῦτο, ὅτι OTE πλημ-
μυρεῖ o: ποταμὸς Νεῖλος οἱ
ἄλλοι τρεῖς λείπουσιν οὗτος
γὰρ ποτίξει πᾶσαν Αἴγυπτον
καὶ Aldıoniav‘ ἐπὰν δὲ οὗτος
ἐλαττωϑῇ, ἐχεῖνοι ὑπερυψοῦν-
ται τοῖς νάμασι. διὸ χαὶ τὰ
ὕδατα αὐτῶν [ovy] ὁμοχροοῦσι"
ὁ γὰρ Ἰορδάνης λευχότερα σύ-
Q& τὰ κύματα καὶ ἀποχέει ἐν
τῇ πρασίᾳ ϑαλάσσῃ, ἥτις xa-
λεῖται νεχρά. [ὁ δὲ Εὐφράτης
ἔστιν ὁ Δάννουβις, Φεισὼν γὰρ
Εὐείλα τῇ Ἰνδικῇ καλεῖται γῇ
τὸν Apoıwonv ποταμὸν πρό-
τερον μὲν ὑπάρχοντα ὡς Alu-
—— — — — [u [un ———— — —— —— — — — — — ——
vorher Punkt. — Nach 10 Φαρίτιδος fügt M. mehrere Zeilen ein — vor 12
τῆς Εὐρώπης setzt er τὰ hinzu, schreibt statt 13 Χαλχηδόνι — Χαλχη-
dovig. — Statt 15 ϑέλων πάντας xv. schlägt M. vor: ϑέλων de πάντας
a. c. ἐμφανιῶ xal .... und 19 yodırw δὲ oder γράψας xal τῶν νήσων x2.
Alle diese Änderungen sind unnötig und beseitigen die Hipp. eigentüm-
liche Ausdrucksweise. Auch die Unvollständigkeit dieser Inhaltsangabe
des Stadiasmos ist charakteristisch; die äußersten Endpunkte nach den
vier Himmelsgegenden genügen übrigens.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 ()
130
Taf. VW).
τ' 4).
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus).
Codex Matritensis.
διασμὸν ἤτοι περίπλουν δηλῶ.
σαί σοι ἐπαχριβέστατα, ὅπως
χαὶ τούτων ἀναγνοὺς ἔμπειρο.
ἔσῃ, ἀρξάμενος ἀπὸ ᾿Αλεξαν
δρείας τῆς Φαρίτιδος ἕως Διο:
σχουρίδος τῆς ἐν τῷ Πόντῳ
κειμένης, καὶ τῆς Εὐρώπης àxt
Ἱεροῦ τῆς πρὸς τῇ Χαλκηδόν.
χειμένης μέχρις Ἡρακλεωτιχῶι
στηλῶν καὶ Γαδείρων. ϑέλωι
πᾶντας ἀνθρώπους ὠφελεῖν
Ἐμφανιῶ δὲ καὶ τὰς διαιρέσει:
ἀπὸ τῆς “σίας πρὸς τὴν Ev
Qo, γράψας ὧδε καὶ τῶι
νήσων τὰ ἐπ᾽ ἀλλήλων διαστή.
ματα, πόσαι τέ elcı xol (63 V.
τίνες φαίνονται ἐν τῷ πλέει)
αὐτὰς, καὶ ὁπηλίκαι εἰσὶ, καὶ
τίσιν ἀνέμοις χρῶνται, xc
ποῖος ὁ πλοῦς δείξω σοι χατὰ
ἀλήϑειαν.
241. T Σταδιασμὸς τῆς Ha
λάσσης.
Es folgt der bei C. Müller, Geogr. ΟΞ
min. I 429—514 abgedruckte Text, den ie
hier nicht wiederhole ; vgl. O, Cuntz un“
in Abschnitt 5.
241. Die Überschrift ist in grók :
ren Buchstaben geschrieben (v3
Daneben steht am Rande von erster Hand πεί(ρὲ) σταδι!ασμοξξ
9«'440logg; solehe Randnotizen von erster Hand finden sich σι
Text des Nikephoros fol. 1—50 V. hüufig. — Den Stadiasmos ließen al.
Übersetzer und Benutzer der Chronik weg.
Text. 131
Liber generationis I. Vindob. philos. 171 fol. 381 R.
γὴν ὕστερον Πτολεμαῖος ὁ Xo-
τὴρ εἰς διώρυγα τεμὼν, κατ-
, 4 3 - , ]
@xXı0E Tag Ev αὐτῷ πολεις!.
Darauf folgt: "Den ὑνομασεὰ oben S. 121.
.-=6. filiorum igitur trium Noe
'Npartitum saeculum divisum et
dUdem Sem primogenitus accepit
"entem, Cham autem mediterra-
"m. Jafet occidentem.
rum gun frklt B', diuisorem B, diuiso-
DT '*
=. Zusatz des Übersetzers.
(*
132 ' A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Chron. Alex. (Barbarus). Codex Matritensis.
210. Significantes autem his Fehlt im Mat., der mitten im Sta-
omnibus, tempus advenit ad diasmos abbricht.
textum chronicae currere, annos
sic ut prius demonstravimus
dicentes.
211. Ab Adam usque ad di-
luvium Noe generationes quidem
X, anni duo milia ducenti qua-
draginta duo.
212. Et a diluvio Noe usque
ad turris edificationem et con-
fusione divisarum linguarum
generationes quidem sex, anni
autem quingenti quinq aginta
octo: fiunt simul anni duo mi-
lia octingenti.
213. Et a divisione terrarum
usque dumgenuit Abraham Isaac,
generationes quidem sex, anni
autem sexcenti tres sic:
214. Post divisionem terrarum
factus est Falec annorum C: fiunt
simul anni duo milia noningenti:
et genuit Ragau etc.
Vgl. Mommsen, chron. min. I
p. 112, Frick, p. 220.
211ff. Über die hier zugrunde liegende Rechnung vgl. oben Note zu
Hipp. 43 S. 44.
Es ist nicht nótig, nach der vorstehenden Zusammenstellung
noch im einzelnen den Nachweis zu führen, daß der Matritensis 121
denselben griechischen Text und zwar verhältnismäßig vortreff-
lich überliefert enthält, den der Barbarus aus einer alexandrini-
schen Chronik, die Verfasser der libri generationis vermutlich
aus Handschriften übersetzten, die das von dem Alexandriner
benutzte Werk enthielten. Die Gründe, die dafür sprechen, daf
dieses Werk, das die lib. gen. direct, der Barb. indirect be-
nutzten, gerade die Chronik des Hippolytos ist und daf folglich
im Matritensis 121 dessen griechischer Originaltext vorliegt,
Text. 133
Liber generationis 1. Liber generationis II.
227. Et ostensis gentibus, quae
de quo creatae sunt, necessario
decurremus ad annos.
In GC wird, was oben c. 37—41 sicht, wiec-
derholt; vorher geht: habemus superius ab
initio mundi, am Ende sicht: nunc nobis
ordo est sequendus.
228. Falec ann. CXXX genuit
Ragau etc.
Vgl. Mommsen a. a. O. p. 112,
Frick a. a. O. p. 220.
— —
werden im folgenden Abschnitt dargelegt; auf zahlreiche sti-
listische und die Disposition betreffende Übereinstimmungen mit
sonst bekannten Schriften des Hippolytos wurde schon in den
Anmerkungen hingewiesen.
Hier sei nur ein allgemeiner Gesichtspunkt bezeichnet, der
schon genügen würde, um diese Auffassung des Sachverhalts als
notwendig zu erweisen. Der im Matritensis 121 enthaltene Text
ist augenscheinlich, trotz seiner nahen Verwandtschaft mit dem
Barbarus und den beiden libri generationis, von diesen ganz un-
abhüngig und in einer Handschrift des 10.11. Jahrhunderts als
134 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
selbständiges Werk überliefert. Mit der alexandrinischen Chro-
nik, die dem Barbarus vorlag, kann der Matritensis 121 deshalb
nicht direct zusammenhängen, weil dieser Alexandriner trotz
sonst genauesten Anschlusses (oben S. 46) den Anfang, die Ca-
pitelüberschriften und das Proómium wegließ, also seine Vorlage
in sein eigenes Werk einarbeitete, ihr im Diamerismos mit Aus-
lassung des ihm gleichgültigen Stadiasmos ganz getreulich folgte,
dann aber, beim 6. Capitel seiner Vorlage angelangt, diese wieder
nicht mehr ausschließlich, sondern nur mehr neben anderen
Quellen benutzte. Der Text im Matritensis ist also keine Fassung
der alexandrinischen Chronik, die der Barbarus übersetzte, son-
dern identisch mit der von dem Alexandriner benutzten Vorlage.
Diese anonyme συναγωγὴ χρόνων ist daher eine vor dem An-
fang des 5. Jahrhunderts geschriebene Chronik.
Von derselben Chronik gab es ferner schon seit dem Anfang
des 4. Jahrhunderts auch Handschriften im Westen: eine benutzte
der sonst stark kürzende und auswählende, die Capitelüber-
schriften und das Proömium gleichwohl beibehaltende Über-
setzer, der in der Chronik von 334 (lib. gen. II) vorliegt, eine
zweite der vor 460 schreibende Übersetzer des ausführlicher ge-
haltenen lib. gen. 1. Die Abfassungszeit der unter dem Titel
συναγωγὴ χρόνων im Matritensis erhaltenen Chronik fällt somit
vor dasJahr 334. Endlich steht nach den bisherigen Mitteilungen
von Chalatiantz (oben S. 3) wenigstens so viel fest, daß die von
ihm aufgefundene armenische Übersetzung, die er dem im 4. Jahr-
hundert schreibenden Andreas zuweist, auf eine den libri gene-
rationis sehr nahestehende Quelle zurückgeht. Daraus folgt,
daß von dieser seit dem Anfang des 5. Jahrhunderts in Alexan-
drien und seit 334 im Westen bekannten Chronik im griechi-
schen Osten seit der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts gleich-
falls Handschriften vorhanden waren. Wir haben es also mit
einem angesehenen und weit verbreiteten Werke zu tun. Nach
directen Angaben der libri generationis fällt dessen Niederschrift
in das Jahr 234/5, der Matritensis erweist dessen Stil und sonstige
Eigentümlichkeiten als hippolytisch. Der Schluß, daß der Ano-
nymus der Madrider Miscellanhandschrift von Chroniken eben
Hippolytos sei, ist somit zwingend; der Matritensis ist die einzige
aus griechischer Büchertradition stammende, uns erhaltene Hand-
schrift seines Werkes.
Beilage I. Cod. Vindob. theol. 153. 135
Beilage I. Cod. Vindob. theol. 153.
Unter die selbständig erhaltenen Reste des Diamerismos
wird seit A. v. Gutschmid auch die genannte Wiener Hand-
schrift gerechnet, die Kl. Schr. V 613, 616 infolge eines Druck-
fehlers mit 151 bezeichnet erscheint. Frick (Chron. min. praef.
p. CCXXID, dem sie in einer Abschrift von T. Schmidt vorlag,
die er mir freundlichst zur Verfügung stellte, vermutete, daß
der Vindobonensis.153 auf denselben Archetypus zurückgehe, wie
der ihm unbekannte Matr. 121.
Eine genauere Untersuchung des Vind. 153 lehrte folgendes.
Der, wie Wachsmuth bei Frick richtig bemerkt, dem 13114.
Jahrh. zuzuschreibende, am Ende arg mitgenommene Papier-
codex enthält nebst anderen Theologicis auf fol. 294 R.—297 V.,
unten am Ende der Seite durch ein rotes Ornament abgeschlossen,
einen Tractat des Mónches Barnabas über die Menschwerdung
Christi. Mit fol. 298 R. beginnt ein Sammelsurium, dem auch
der als «Diamerismos» bezeichnete Abschnitt angehört. Es ist
von derselben Hand geschrieben wie alles Vorhergehende und
enthält 1) ein Stichenverzeichnis der Schriften des Alten Testa-
ments, 2) die Angabe der Monate, Tage und Stunden des Jahres,
3) Griechische Sprichwörter, die Unmögliches ausdrücken,
4) Sprüche der 7 Weisen, die sich auf die Menschwerdung Christi
beziehen. Diese reichen noch auf fol. 298 V. hinüber. Hier be-
ginnt auf der siebentletzten Zeile von unten mit roter Initiale
der Text eines Computus:
᾿4{πὸ] τοῦ ᾿Αδὰμ ἕως τοῦ κατακλυσμοῦ ἔτη BYAB, ἀπὸ τοῦ
xataxivouod | ἕως τοῦ πύργου ἔτη uy, ἐκτίσϑη ὁ πύργος
ἔτη u, ἀπὸ τοῦ πίύργου ἕως] | τοῦ ᾿βραὰμ ἔτη ga, ἐν τῇ Al-
γύπτῳ ἔτη yÀ, ἔφαγε ὁ λαὸς τὸ μάννα ἔ[τη] is, | ἐκράτησαν
οἱ xpıral ἔτη Ov, ἀπὸ τῶν χριτῶν ἕως τοῦ Χ(ριστο)ῦ ἔτη CO.
Das e von ἐχτίσϑη ist τοῦ geschrieben.
Darauf folgt mit roten Buchstaben bis /Voe, dann mit schwar-
zen, ausgenommen Χὰμ und '/ape9, die das erstemal ebenfalls
rot geschrieben sind, folgendes:
Διαμερισμὸς τῆς γῆς εἰ: τοὺς y υἱοὺς Νῶε: τῷ μὲν Σὶμ τῷ
, » 2 4 Γ , v , ee )
προ τίο] | τόκῳ ἔλαχεν ano Περί[σ]ίδος καὶ Baxtpor ἕως Ih-
136 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
δικῆς τὸ μῆχος, πλάτος δὲ [ano] | Ἰνδικῆς ἕως Pwoxovoovoov:
Χὰμ δὲ τῷ δευτέρῳ ἀπὸ Ῥινοχουρούρων |
Damit schließt fol. 298 V. Der anschließende Text auf 299 R.
umfaßt noch 4 an den Enden stark verstümmelte Zeilen von
erster Hand und schließt mit einigen rot gemalten Ornamenten
ab, auf die unleserliche Kritzeleien einer späteren Hand folgen.
Nach diesen hat eine jüngere Hand die letzten 4 Zeilen der
ersten Hand noch einmal in sehr unbeholfenen Buchstaben ab-
geschrieben, jedoch die Zeilen anders abgebrochen, so daß sie jetzt
zur.Ergünzung der ersten Aufzeichnung des Textes verwendet
werden kónnen:
fol. 299 1. H. Eols I'Jao((]oo» τὰ πρὸς νότον. "Tapes [δὲ τῷ
τρίτῳ ἀπὸ Mndlas ἕως Γαρίρων τὰ] | πρὸς βορρᾶν. ἔχεε δὲ
Ἰάφεϑ ποταμὸν tolv Τί] γίριν τὸν διορίζοντα Μηδίαν καὶ
Βαβυλωνίαν) Ι ὁ δὲ Σὶμ τὸν Ἐφράτην. ἔχει ποταμὸν ὁ δὲ
Χὰμ ἔχει ποταμὸν I*[Ov τὸν καλούμενον) | Νεῖλον.
Von der späteren Abschrift ist folgendes in 3 Zeilen erhalten:
ἕως Γαρίρων τὰ πρὸς νότον. Tape}
Γαρίρων τὰ πρὸς βορράν. ἔχει δὲ
τὰ Μηδίαν καὶ Βαβυλωνίαν. ὁ δὲ Xiu.. tgo
4.3 ta ist der Schluß von διορίζοντα; un .—. BafwvAovu die Hs.
Weiter steht in der Hs. nichts mehr. Auf den Archetypus
von Matr. 121 geht also dieses an sich wertlose Excerpt nicht
zurück; es wird nebst dem vorangehenden Stück aus irgendeiner
byzantinischen Chronik abgeschrieben sein. Für Hippolytos
kommt somit weder der Computus noch dieser «Diamerismos»
in Betracht.
Beilage II. Die Liste der 72 Vólker im Matr. 121.
Wie schon oben S. 101 Anm. bemerkt wurde, spricht alles
dafür, daß Hippolytos die Namen der Liste der 72 Völker in
derselben Reihenfolge aufzühlte wie der Barbarus und lib. gen. I
und daß die im Matr. herrschende Unordnung auf spätere Ver-
derbnis zurückgeht.
Dieselbe Ordnung wie der Barb. und lib. gen. I weisen vor
. allem noch zwei andere Fassungen dieser Liste, Chron. pasch.
p. 56, 15 ff und Josepos ὑπομν. βιβλ. c. 24 (Migne, patrol ser.
Beilage IIl. Liste der τῷ Völker im Matr. 121. 137
Graec. vol. 106 p. 32) auf, wo die Namen ebenfalls schon in der
Handschrift beziffert und daher in ihrer Reihenfolge gesichert
sind (vgl. v. Gutschmid, Kl. Schr. V 683ff). Die abweichende
Reihenfolge der Namen im Matritensis ist also, wie A. v. Gut-
schmid (Kl. Schr. V 241ff) an dem Beispiele der Osterchronik
gelehrt hat, daraus zu erklären, daß in einem früheren Stadium
der Überlieferung entweder ein columnenweise geordnetes Ver-
zeichnis zeilenweise gelesen oder daf der umgekehrte Fehler
begangen wurde. Ja es kommt sogar vor, daß von zwei verschie-
denen, aufeinander folgenden Abschreibern beide Fehler nachein-
ander begangen werden, und daf dann noch andere Versehen
hinzutreten, wodurch schließlich eine ursprünglich geographische
Ordnung der Namen bis zur Unkenntlichkeit verwirrt wird.
Es steht also jene Fassung einer solchen Liste, in der die geo-
graphische Anordnung besser bewahrt ist, dem Original stets
näher als die, in denen keine ersichtliche Ordnung herrscht.
Das erste trifft für die im wesentlichen übereinstimmenden
Listen des Barb., des lib. gen. I, des Chron. pasch., des Josepos und
noch für die des Pseudo-Pollux (ed. Hardt p. 76) zu. Sie weichen
von der geographischen Ordnung nur darin ab, daß sie nach
den Indern (lib. gen. I Nr. 15) drei afrikanische Völker einschieben,
die ursprünglich nach Nr. 63, den Spaniern, und vor Nr. 64,
den Mauri, gestanden haben werden. Ursprünglich waren also
die Namen nicht numeriert, wie jetzt beim Barb, im Chron.
pasch. und bei Josepos; sie haben daher auch im lib. gen. I und
im Matr. keine Nummern.
Wie nun die Verschiebung der 3 afrikanischen Völkernamen
bei den genannten Autoren zustande gekommen ist, läßt sich
noch nachweisen. Dabei setze ich der Kürze und Übersichtlich-
keit wegen statt der Namen nur Ziffern und zwar jene Ziffern,
welche für die ursprüngliche, genau geographisch geordnete
Liste anzunehmen sind: also für die 42 asiatischen Völker 1— 42,
für die 18 europäischen 43—60, für die 12 afrikanischen 61— 72.
Bei den genannten Autoren stehen also die drei afrikanischen
Völker 61. 62. 63 zwischen den asiatischen 15 und 161. Der
1) Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei ausdrücklich bemerkt,
daß die in dieser Beilage angewendete Bezitferung natürlich eine andere
ist als die in der Hs. des Barb. überlieferte und ihr entsprechend zu den
138 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Fehler ist also dadurch entstanden, daß bei einer Anordnung
der Namen in drei zeilenweise zu lesenden Columnen, die auf
zwei oder mehr Seiten verteilt waren, die eine die Völker 61. 62. 63
enthaltende Zeile, vermutlich am Ende einer Seite, übersehen und
falsch nachgetragen wurde, wie nachstehendes Schema zeigt:
Legt man nun abermals die ursprüngliche Bezifferung zu“
grunde und numeriert inan danach die Namen im Matr. 15
ihrer jetzigen Reihenfolge, so erhält man folgende Reihe: 1. 2-
14. 61. 3. 39. 59. 4. 40. 60. 5. 15. 64. 65. 7. 62. 66. 67. 7. 62-
6S. 69. 8. 70. 71. 72. 9. 17. 10. 16. 11. 18. 12. 19. 13. 20. 21. 42-
22. 44. 23. 45. 24. 46. 25. 47. 26. 48. 27. 49. 50. 28. 51. 29. 52-
30. 53. 31. 24. 32. 33. 55. 34. 50. 35. 57. 36. 37. 38. 58. Nr. 6:
die Araber fehlen, dafür ist 7, die Madınveloı πρῶτοι xci δεύτερο t:
zerlegt und für zwei Völker gerechnet (vgl. dazu Hipp. 230. 231 ?-
Es fehlen ferner 41 und 42, somit enthält die Liste tatsächlich
Namen im lib. gen. I oben 3. 1011f im Text beigesetzte. Die drei ver
schobenen Völkernamen sind oben im Text mit 16. 17. 18, in der Ber
lage mit 61. 62. 63 bezeichnet, infolgedessen verschieben sich auch die
auf 15 folgenden Zahlen entsprechend.
Beilage 11. Liste der 72 Völker im Matr. 121. 139
nur 70 Namen. Da jedoch Hipp. 198 φυλαὶ og ankündigt und
überdies der Barb. sowohl als lib. gen. I beide Namen enthalten,
so sind die Namen 41 u. 42 im Matr. nur ausgefallen und an
ihren Stellen zu ergänzen.
Ein Blick auf die obige Zahlenreihe und deren regelmäßige
Sprünge in den Ziffern lehrt, daß den Verschiebungen, die der
Matr. zeigt, gleichfalls eine Regel zugrunde liegen muß. Da
ferner 61. 62. 63, wie in der vulgären Überlieferung (Barb. usw.),
vom Ende an den Anfang verschoben sind, so folgt, daß der in
der vulgären Überlieferung vorhandene Fehler zu den Voraus-
setzungen des viel ärgeren Durcheinanders im Matr. gehört; die
Unordnung im Matr. ist also eine Verschlechterung der Unord-
nung in der Vulgata. Im Text des Hippolytos waren somit die
Namen schon ursprünglich nicht mehr ganz correct, sondern
ebenso angeordnet wie beim Barb. und im lib. gen. I.
Hoffentlich gelingt es den Bemühungen anderer, die Versehen
genau festzustellen, die einer oder mehrere Schreiber begangen
haben, so daß das Chaos im Matr. entstand. Als Behelf dafür
gebe ich die Zahlen columnenweise so angeschrieben, daß deren
zeilenweise Lesung den Ziffernsprüngen der obigen Reihe ent-
spricht; allein das Bild der Vorlage, das so entsteht, läßt keine
befriedigende Deutung zu. Statt zweimal 7 schreibe ich [6] und
7 und setze die beiden ausgefallenen Namen = [41] [42] em
(siehe umstehend).
Vielleicht wurde zunächst in zwei statt in drei Columnen
geschrieben, weil aber das Format der Hs. nicht ausreichte, unten
am Ende der Seite mit 36—58 abgebrochen und die restliche,
39—72 umfassende Namengruppe oben rechts auf derselben Seite,
wo noch freier Raum war, eingetragen, so daß dann bei zeilen-
weisem Lesen der Columnen in die Mitte und ans Ende gehórige
Namen an den Anfang der Liste gerieten. Ein ganz ähnlicher,
aber schon in ein sehr frühes Stadium der Überlieferung fallen-
der Vorgang bewirkte eine gleichartige Verschiebung in dem
chamitischen Inselkatalog und dem Verzeichnis der nördlichen
Küstenländer Chams des Papyrus Goleniscev (Denkschr. d. Wiener
Akademie Bd. 51, S. 97 ff).
140 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
1
2 14 61
3 39 59
4 40 00
59 15 [41] 64 65
[6] 62 [42] 66 67
1 63 68 69
S 0 71 72
9 17
10 16
11 18
12 19
13 20 .
21 43
22 44
23 45
24 46
25 47
26 15
27 19 80 °
28 δι
20 52
30 53
91 54
32 89. 5
34 56
35 57
36 37 38 58
3. Die Chronik des Hippolytos.
Über die Chronik des Hippolytos liegen nur wenige directe
Angaben vor. Auf der 1551 im Cömeterium an der via Tibur-
tina gefundenen Statue, einem Werke noch des 3. Jahrhunderts,
befindet sich an den Seitenflüchen der Kathedra, auf der die
Gestalt sitzt, eine Ostertafel eingetragen. Auf der abgerundeten
sehmalen Flüche, die die linke Seite des Sessels mit der Rück-
wand verbindet, steht ein Verzeichnis der Schriften des Hippo-
Die Chronik. 141
lytos, dessen Anfang mit dem fehlenden Oberteil des Sitzbildes
"verloren gegangen ist!. Unter den erhaltenen Büchertiteln liest
man 2.12 Χρονικῶν, wozu βίβλος zu denken ist. Damit ist in
authentischester Weise beglaubigt, daß Hippolytos neben der
ἀπόδειξις χρύνων τοῦ Πάσχα und dem zum Zwecke der Oster-
berechnung auf der Kathedra der Statue aufgezeichneten πίναξ
ein als Χρονικά oder χρονιχῶν βίβλος bezeichnetes Werk ver-
faßt hat.
Auf dieses Werk nimmt er nur einmal in der Schrift xara
πασῶν αἱρέσεων X 30 (p. 532, 48) Bezug. Dies scheint zunächst
auffällig, weil Hippolytos in seinen theologischen Schriften sich
häufig auf ältere seiner Arbeiten zu beziehen pflegt; da sich
aber erweisen wird, daß die Chronik zu seinen spätesten Arbeiten
gehört, so erscheint dieses einzige Citat ganz begreiflich. An
dieser Stelle heißt es am Ende einer chronologischen Übersicht
der Patriarchengeschichte, die den Angaben der libri generationis
und des Barbarus vollkommen entspricht, nach einer kleinen
Textlücke, 1 in der von der Völkerzerstreuung die Rede war: ἦσαν
δὲ οὗτοι οβ ἔϑνη, ὧν καὶ τὰ ὀνόματα ἐκτεϑείμεϑαὰ Ev
ἑτέραις βίβλοις, μηδὲ τοῦτο παραλιπόντες κατὰ τόπον,
βουλόμενοι τοῖς φιλομαϑέσιν ἐπιδεικνύναι, ἣν ἔχομεν στοργὴν
περὶ τὸ ϑεῖον τήν τε ἀδίχαστον γνῶσιν. ἣν ἐν πόνοις κεκτή-
μεϑα περὶ τὴν ἀλήϑειαν. Damit ist die in der Chronik ent-
haltene Liste der 72 Völker (Hipp. c. 200 oben S. 100) gemeint.
Dies geht, von der sachlichen Entsprechung zwischen Citat und
citierter Stelle abgesehen, auch daraus hervor, daß durch die Er-
wähnung der φιλομαϑεῖς und der ἀδίκαστος ἐν πόνοις xextn-
μένη γνῶσις περὶ τὴν ἀλήϑειαν hier genau dieselben Gedanken
mit ähnlichen Wendungen wieder aufgenommen werden, die sich
in der Chronik sowohl im Proömium als auch in den Über-
gangsformeln zwischen den einzelnen Abschnitten ausgesprochen
finden?.
1) Die Literatur über diese Inschrift vgl. bei Harnack, Gesch. der
altchristl. Literat. I 606 ff.
2) Harnacks jüngst (a. a. O. Il, 2, 236) verstärkt geäußerte Zweifel,
ob diese Stelle wirklich auf die Chronik zu beziehen sei, vermag ich so
wenig zu teilen, als dessen Annahme einer zweimaligen Publication der
Chronik durch Hippolytos selber. Die Gründe gibt die folgende Dar-
legung über die Abfassungszeit der Chronik. Zu der Angabe dee Hippo-
142 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Alles, was darüber hinaus über die Chronik des Hippolytos
festzustellen ist, entnehmen wir den beiden libri generationis und
dem Barbarus!. Diese drei Lateiner liefern aber über ihre Vor-
lage genügend sichere Angaben; daran, daß sie Hippolytos be-
nutzten, konnte schon bisher kein Zweifel bestehen, und diese
Tatsache ist jetzt durch den Text im Matritensis lediglich be-
stätigt worden. Was sie bieten, darf also zu Feststellungen über
die Chronik benutzt werden.
Aus diesen Übersetzungen wurde zunächst von Mommsen
die Abfassungszeit der Chronik auf die Jahre 235—238 bestimmt
(Abhdlg. d. kgl. sáchs. Ges. d. W. II S. 587ff), weil das Kaiser-
verzeichnis des lib. gen. 1 mit dem letzten Jahre des Alexander
Severus (März 234— März 235) abschließt und weil an mehreren
Stellen die Jahressummen bis auf dieses Jahr gezogen werden
(Chron. min. 1, lib. gen. 1 c. 302, 314, 331, 398)?. Dieses Resul-
tat stimmt vorzüglich dazu, daß die Ostertafel auf der Statue
die Jahre 222—237 umfaßt; die Combination beider Tatsachen
macht es also allein schon zweifellos, daß die im lib. gen. |
Iytos über die τὸ Turmbauer und 72 Sprachen vgl. oben S. 48 Anu.
Über die übrigen in den Capiteln 30 und 31 des X. Buches xat. παύ.
«io£c. enthaltenen Citate ist Beilage IIl zu vergleichen.
1) Harnack (a. a. O. Il, 2, 236) rechnet zu den Fragmenten, die
uns direct aus der Chronik des Hippolytos erhalten sind, auch das mit
καϑὼς ἱστορεῖ Ἱππόλυτος ὃ ἐν ἁγίοις Ρώμης ἐπίσχοπος beginnende, in
dem sogenannten Iporoyoayelov σύντομον (über dessen Entstehung
Diekamp, Byz. Ztschr. IX 15 zu vergleichen ist) vorfindliche Citat. Dieses
deckt sich aber vollständig mit dem Danielcommentar des Hippolytos
| 2# (p. 4 der Berl. Ausg. Bd. I) und ist daher, wie Bonwetsch (Vor
bemerkungen zum Danielcommentar p. VIl u. XVII ebenda) bemerkte,
aus diesem und nicht aus der Chronik entnommen. Wenn also im Xoor.
ovrt. (Schöne, Euseb. I. App. yp. 65; der Abschnitt, der dieses Citat ent
hält, mit den Worten: ὑπόμνησις ἐκ τῆς Ἰωσήπου ἀρχαιολογίας xal Ex
τῶν zoorızwv Ἱππολίτου ἐπισχόπου Ῥώμης κτλ. eingeleitet wird, s
liegt in der Berufung auf die Chronik ein leicht begreifliches Ver
sehen vor, da Hippolytos von losia und seinen Söhnen im Danielcom-
mentar -wie in der Chronik (vgl. Mommsen, chron, min. I y. 12%.
gehandelt hatte.
?! Genau 100 Jahre nach ihrer Abfassung wurde also die Chronik
des Hippolytos von einem Chronisten bis 334 fortgesetzt, dessen Arbeit
als 9. Stück in die Sammlung des Chronographen von 354 aufgenommen
wurde; dies ist der sogenaunte lib. gen. II.
Die Chronik. 143
übersetzte griechische Chronik eben die des Hippolytos ist.
Dazu kommt, daß in beiden libri generationis die Geburt Christi
auf das Jahr 5500 der Welt angesetzt wird; diese von Sextus
Julius Africanus aufgebrachte Rechnung befolgte aber nach dem
ausdrücklichen Zeugnis des Synkellos (p. 597 ed. Bonn.) auch
Hippolytos. Africanus selbst ist überdies als Quelle der libri
generationis deshalb ausgeschlossen, da seine Chronographie
schon, sei es mit dem Tode des Macrinus, sei es mit der Re-
gierung des Heliogabal, 218—222, endete (vgl. Berendts, Texte
u. Unters. XXVI, 3. H. 77). Hinzu kommt, daß wiederum nach
einem Citat beim Synkellos (p. 414 ed. Bonn.) Hippolytos in seiner
Chronik dem Joachim, dem Sohne Joachims drei Jahre und
nicht wie alle anderen Chronographen drei Monate gab. Die-
selbe Rechnung findet sich aber sowohl im lib. gen. I (Chron.
min. I. p. 126) als auch beim Barbarus. Ferner rechnete Hippo-
lytos für die Perserherrschaft 245 Jahre (eis τὸν Δανιήλ II 12,
p.68 der Berl. Ausg. vgl. oben die Anm. zu Hippolytos c. 52);
dieselbe Summe kehrt ebenfalls im lib. gen. I (a. a. O. p. 130)
wieder. Endlich stimmen die Paschaabstände auf der Ostertafel
der Statue mit den in beiden lib. gen. enthaltenen Angaben über
die Paschafeiern vollständig überein, wenn nur einige notwendige
Verbesserungen der in den Handschriften schlecht überlieferten
Zahlen vorgenommen werden (Krusch, Neues Archiv VII 457 ff;
H. Gelzer, Sext. Jul. Afric. II 3).
Nach alledem konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß die
gemeinsame Vorlage der libri generationis und des Barbarus
eben die Chronik des Hippolytos war. Aus den Übereinstim-
mungen dieser drei Lateiner mit dem Texte des Matritensis und
aus dem Umstand, daß manche ihrer Übersetzungsfehler erst
durch diesen griechischen Text erklärlich werden, ergibt sich
nunmehr, daß die in dieser Handschrift anonym überlieferte
συναγωγὴ χρόνων eben der griechische Originaltext der Chronik
des Hippolytos ist, für den also alles Giltigkeit hat, was aus
den libri generationis und dem Barbarus über Abfassungszeit
und Inhalt ihrer Vorlage gefolgert werden kann.
Die Abfassungszeit der Chronik läßt sich genauer bestimmen,
als dies oben im Anschluß an Mommsen geschehen ist. Eine
Chronik, in der, wie die Eingangsworte besagen, die Ereignisse
μέχρι τῆς ἐνεστώσης ἡμέρας dargestellt sind, muß in ihrer schließ-
144 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
lichen Fassung notwendig auf ein bestimmtes Jahr gestellt sein,
das zugleich das Jahr ihrer Vollendung und Veröffentlichung
ist. Die Chronik des Hippolytos ist in dieser Hinsicht nicht
anders zu beurteilen als der Chronograph aus dem 10. Jahre des
Antoninus, als das Chronikon vom Jahre 334, der Chronograph
von 354 und so viele andere ähnliche Werke. Daraus ergibt
sich als unverrückbare Grundlage aller folgenden Betrachtungen,
daß die Chronik des Hippolytos, da das letzte Regierungsjahr
des Alexander Severus vom März 234 bis zum März 235 läuft,
im Jahre 234 geschrieben und spätestens zu Anfang des Jahres
235 veröffentlicht wurde !.
Der Abschluß und die Veröffentlichung der Chronik fallt
also in dasselbe Jahr 235, in welchem Hippolytos mit Pontianus
von Maximinus Thrax nach Sardinien verbannt wurde: Severo
et Quintiano cons.? Da Pontianus am 28. September 235 in
1) Nur unter dieser Voraussetzung konnte Hippolytos an den vier
oben S. 142 aus dem lib. gen. I angeführten Stellen sagen: usque ad hunc
annum, qui est XIII imperii Alexandri annus. Der Tod des Alexander
Severus, dessen Regierungsdauer nach dem lib. gen. 1 (chr. min. I p. 138!
13 Jahre und 9 Tage betrug, füllt wahrscheinlich auf den 18. oder 19. Márz
235 (vgl. Rubensohn, Hermes XXV 340 ff, dessen Schlußfolgerung, die
Chronik sei erst zwischen April und Oktober 235 niedergeschrieben, jedoch
nicht zutrifft). Bei Schiller, Gesch. d. röm. Kaiserzeit I 783 Anm. 3
wird irrtümlich als Todesjahr 234 angegeben. Sowohl die Angabe des lib.
gen. 1 über die Regierungsdauer, die durch Lampridius Al. Sev. 60. 1 und
Eutropius VIII 23 bestätigt wird, als auch die Münzen mit trib. pot. XIV
(Cohen Al. Sev. 453, Alex. Sev. & Mamm. 16) wie die Inschriften CIL VI 9001,
2009 und die antedatierenden Papyri (Fayum towns 90, Amherst pap. 80!
machen vielmehr zweifellos, daß das 13. Jahr des Alexander rund gerechnet
gleich ist 234 p. Chr. Für die erste Veröffentlichung einer Chronik, die
wiederholt usque ad hunc annum, «ui est decimus tertius imperii Ale-
xandri oder usque in hunc diem datiert, gilt aber dasselbe wie für unsere
Kalender: sie muß in dem Jahr fertiggestellt und publiciert sein, auf das
diese Rechnung paßt. Die Angabe, daß Alexander 13 Jahre und 9 Tage
regiert habe, ist also entweder vom Verfasser oder einem anderen im März
235 hinzugefügt, als die Ermordung des Kaisers bekannt geworden war.
2) Die Stelle beim Chronographen von 354, Mommsen, chron. min.
I. p. 74ff und daraus entstellt im liber pontificalis; vgl. H. Achelis in
diesen Unters. XVI 4. H. 20 ff. Die von Mommsen (Abhdlg. d. Καὶ. süchs.
Ges. d. W. II S. 595; noch sehr zurückhaltend geäußerte Vermutung, daß
diese Notiz, in der Hippolytos nur als presbyter neben dem episcopus
Pontianus bezeichnet wird, geradezu aus dem Papstkatalog seiner Chronik
Die Chronik. 145
Sardinien auf die Würde eines Bischofs von Rom verzichtete
und am 21. November d. J. Antheros sein Nachfolger wurde,
so fällt die Verbannung beider spätestens in den Sommer 235.
Zwischen dem Abschluß der Chronik und dem Beginn des sar-
dinischen Exils liegt also jedenfalls ein gewisser Zeitraum, und es
ist durchaus unnötig anzunehmen, Hippolytos habe seine Chronik
erst im Exil vollendet und herausgegeben.
Durch diese Feststellung erledigen sich aber die chronologi-
schen Schwierigkeiten, die bisher die oben S. 141 angeführte, ein
Citat aus der Chronik enthaltende Stelle xar. πασ. αἱρέσ. X 3U
gemacht hatte. Sie gründeten sich auf die Annahme, daß die
ganze Schrift gegen die Häresien einer frühen Zeit des literari-
schen Schaffens des Hippolytos angehöre, und ferner auf die
Annahme, daß Hippolytos schon 235, spätestens 236 auf Sar-
dinien gestorben sei. Daraus ergaben sich scheinbar unlösliche
Widersprüche: die Chronik wäre in einem anscheinend viel
früher als 235 geschriebenen Werke schon eitiert worden. Noch
unwahrscheinlicher schien es aber, die Abfassung der beiden um-
fangreichen Werke (gegen die Häresien und die Chronik) erst in
die Zeit des sardinischen Exils zu verlegen. Deshalb gab man
entweder die nächstliegende Auffassung der Stelle xat. πασ.
aig. X 30 als Citat aus der Chronik preis, oder man suchte sie
durch die Annahme zweier verschiedener Ausgaben der Chronik
durch Hippolytos selbst zu retten. Diese Schwierigkeiten ver-
mindern sich durch den Nachweis, daf die Chronik vor dem
Beginn des sardinischen Exils schon veröffentlicht war, sehr er-
heblich; sie verschwinden deshalb ganz, weil der Tod des Hippo-
lytos 235 oder 236 durchaus nicht feststeht.
Die gewöhnliche Annahme, daß die Deposition des Märtyrers
gerade am 13. August 236 (Chronogr. v. J. 354, Mommsen, chron.
min. I, p. 72) stattfand, ist, soweit die Jahreszahl in Betracht
kommt, ganz willkürlich; der Tod und die Beisetzung am
13. August kónnen ebensogut erst 237 oder 238 stattgefunden
stamme, ist von späteren Forschern öfter wie eine feststehende Tatsache
wiederholt worden. So viel Selbstverleugnung braucht man dem Gegen-
papst nicht zuzutrauen; seine Bezeichnung als Presbyter weist vielmehr
auf officiell kirchliche Provenienz der Nachricht, die schon deshalb nicht
aus der Chronik des Hippolytos stammen kann, weil diese, wie ich
unten B. 150 ff zeigen werde, überhaupt keinen Papstkatalog enthielt.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 10
146 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
haben; die auf der Statue eingetragene Ostertafel die noch das
Jahr 237 mit umfaßt, beweist allerdings nicht für dieses spätere
Datum, spricht aber auch nicht dagegen. Starb aber Hippolytos
erst im Jahre 237 oder noch später, so blieben ihm auf Sardinien
für literarische Arbeiten mindestens zwei Jahre zur Verfügung.
Allein selbst wenn eine spätere Ansetzung seines Todes als
235 oder 236 nicht zutreffen sollte, für ein Citat aus der Chronik
im X. Buche xat. πασ. αἷἱρέσ. bleibt noch immer eine ein-
leuchtende Erklärung übrig. Diese Schrift ist IX 12 (p. 462. 41)
zufolge geschrieben nach dem Tode des Kallistus, 222 n. Chr.;
sie enthält in den ersten neun Büchern keine Anspielung, die auf
die Zeit nach 230 weisen würde (K.J. Neumann, Hippolytos von
Rom S. 137 u. 0). Es ist aber klar, daß die Indicien für die
Abfassungszeit dieses umfangreichen Werkes, zudem nicht einmal
des ersten, das Hippolytos über denselben Gegenstand verfaßt hat,
anders beurteilt werden müssen, als die in der Chronik enthaltenen.
Die x«t. xac. aip. vorkommenden chronologischen Indicien treffen
immer nur für den Abschnitt zu, in dem sie sich finden und
lehren nichts für das Jahr des Abschlusses und der Veróffent-
lichung. Nach den vorliegenden Anhaltspunkten ist daher das
neunte Buch nach 222, das zehnte dagegen deshalb erst im
Jahre 235 oder später geschrieben, weil X. 30 auf die späte
stens zu Anfang des Jahres 235 veröffentlichte Chronik als ein
schon fertig gestellles und bekanntes Werk Bezug genommen
wird. Diese Schlußfolgerung wird dadurch als richtig bestätigt,
daß Anhaltspunkte vorliegen, die beweisen, daß das zehnte Buch
xat. πασ. aip. erst später von Hippolytos zu den vorhergehen-
den hinzugefügt wurde. Das zehnte Buch enthält nämlich eine
mit den vorbergehenden Büchern durchaus nicht genau überein-
stimmende, den Inhalt der Bücher II—IV übergehende Recapi-
tulation und die Angabe der wahren Lehre. Auch die einlei-
tenden Worte sprechen dafür, daß es ein späterer Nachtrag
ist: περὶ οὗ el καὶ πλειστάκις ἀποδείξεις ἐποιήσαμεν καὶ ixa-
"06 τὸν τῆς ἀληϑείας κανόνα ἀφϑόνως τοῖς βουλομένοις
ἐπεδείξαμεν, ἀλλά γε καὶ νῦν οὐχ ἄλογον ἐχρίναμεν ἐπὶ xaot
τοῖς Ἄλλησι δεδοχημένοις καὶ αἱρετικοῖς ὡσεὶ κορωνίδα τῶν»
βίβλον ἐπενέγκαι ταύτην τὴν ἀπόδειξιν διὰ τῆς δεκάτης βέ-
34ov (p.496). Durch die Hinzufügung dieses Buches im Jahre
235 oder in einem der folgenden wurde also das Werk erst
Die Chronik. 147
zum Abschluß gebracht. Dieser Abschluß erfolgte nach dem,
was eben über die Abfassungszeit der Chronik festgestellt wurde,
schwerlich noch vor der Verbannung in Rom, sondern erst auf
Sardinien. Es liegt also kein Grund vor, gegen den klaren Wortlaut
der Stelle zu bestreiten, daß mit dem Citat xat. πασ. ato. X 30
die Chronik gemeint sei. Damit fällt aber auch die auf die-
selben irrigen Annahmen gegründete Ansicht K. Fricks, daß im
lib. gen. I nicht die Chronik selbst, sondern eine spätere Be-
arbeitung des beträchtlich früher geschriebenen Werkes vorliege,
das erst der Bearbeiter bis auf das letzte Jahr des Alexander
Severus fortgesetzt haben soll.
Der griechische Text ermóglicht ferner im Zusammenhalt mit
den drei lateinischen Übersetzungen auch über Inhalt und Um-
fang der Chronik Genaueres zu ermitteln.
Soweit ein Vergleich mit den drei Übersetzungen möglich
ist, zeigt sich, daß der Alexandriner, den der Barbarus über-
setzte, den Wortlaut der Chronik überall, wo er ihr allein folgte,
so gut wie nicht geändert hat und daß er auch keine Zusätze
machte. Die beiden Lateiner dagegen kürzten, der Verfasser des
lib. gen. I weniger, der des lib. gen. II energischer, auch fügten
sie einiges hinzu; die eingreifenderen Ánderungen, die sie vor-
nahmen, bezweckten, Widersprüche zwischen Hippolytos und der
Bibel zu beseitigen. Für jenen Teil der Chronik, der jetzt im
Original wieder vorliegt, trifft also vollständig zu, was Mommsen
(Abhandlungen der kgl. sächs. Ges. d. W. I] 596 Anm.) schon 1850
bemerkt hatte, daß die libri generationis das Werk des Hippolytos
ziemlich treu wiedergeben. Von einer Epitomierung des Werkes,
wie Mommsen später (Chron. min. I p. 86) das Verhältnis be-
zeichnete, kann hóchstens beim lib. gen. II die Rede sein.
Was jedoch von dem Anfang gilt, braucht für die auf den
Diamerismos folgenden Teile der Chronik, für die das Original
fehlt, nicht ebenfalls zu gelten. Gegen Ende ihrer Arbeit kónnen
die Übersetzer ermüdet sein und daher stärker gekürzt haben;
möglich ist aber auch, daß Hippolytos selbst nach der sehr breiten
Behandlung des Diamerismos, die eine Besonderheit seiner Chronik :
bildete (oben S. 20), sich kürzer faßte, und daß die folgenden Ab-
schnitte seiner Chronik nicht viel ausführlicher waren, als im
lib. gen. I. Für die künftige Ausgabe der Chronik wird die Ent-
scheidung dieser Alternative von Wichtigkeit sein, hier genügt
10"
148 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
es, an einigen Beispielen zu zeigen, nach welcher Richtung sie im
allgemeinen zu treffen ist. Der Barbarus wird auch in den spä-
teren Abschnitten für die Reconstruction der Chronik des Hippo-
lytos deshalb als das wichtigste Hilfsmittel zu benutzen sein,
weil der Matritensis dessen alexandrinische Vorlage als die
treueste Wiedergabe der Chronik erwiesen hat!. Da Mommsen
nicht die Chronik des Hippolytos reconstruieren, sondern die libri
generationis edieren wollte, so beendete er (Chron. min. I p. 129)
mit: princeps autem sacerdotum erat Hiesus filius Josedec die
Anführung der Parallelstellen aus dem Barbarus (Chron. Aler)
und bemerkte, daß er das bei dem Alexandriner Folgende des-
halb nicht aufgenommen habe, weil es dem liber generationis nur
wenig entspreche. Dies trifft nicht vollständig zu. Auch in den
folgenden Partien ist beim Barbarus erweislich noch sehr viel
hippolytisches Gut enthalten, ja ich bin sogar der Ansicht, daß
bis dahin, wo die alexandrinische Fastenchronik beginnt (Schóne
p. 225, Frick p. 330), mittels deren der alexandrinische Chronist
den bis auf Anastasius vervollstándigten Kaiserkatalog des Hippo-
lytos fortsetzte, das meiste aus Hippolytos stammt. Dies im
einzelnen zu besprechen, ist hier nicht der Ort. Ich beschrünke
mich auf folgende Bemerkungen.
Während die libri generationis (chron. min. p. 137) nur ein
dürres Gerippe der reges Macedonum von Alexander bis Kleo-
patra geben, ist dieses Verzeichnis beim Barbarus (Schöne
p. 211ff; Frick p. 276ff) ausführlicher gehalten und mit chron:
kalischen Notizen, besonders Synchronismen aus der jüdischen
Geschichte, ausgestattet. Diesem ersten Verzeichnis folgt aber
noch eine zweite, kürzere Fassung derselben Ptolemäerliste bis
Kleopatra (Schöne p. 222; Frick p. 320) und dieser erst die
Liste der Hohenpriester. Der Alexandriner entnahm also aus
zwei verschiedenen Quellen, einer ausführlicheren und eine
kürzeren, dieselbe Liste zweimal?; die ausführlichere dieser bei-
1) Auf Hippolytos als Quelle des von dem Barbarus übersetzte?
Alexandriners hatte nach Mommsen besonders E. Schwartz (Abhdlgr
d. kgl. Ges. d. W. in Gótt. Bd. 40 S. 54) nachdrücklich hingewiesen.
2) Solche doppelte Listen, die die Benutzung mehrerer Quellen vet-
raten, von denen eine immer Hippolytos gewesen sein kann, finden sich
öfter: die albanisch-römischen Könige (Schöne p, 199, 219; Frick
y. 242, 302), die Nachfolger des Julius Cäsar (Schöne p. 275; Frick
p. 324, 330).
Die Chronik. 149
den Quellen ist die Chronik des Hippolytos, denn am Ende der
ersten Liste, nach der Summierung der Jahre von Adam bis zum
Tod der Kleopatra (Schöne p. 212; Frick p. 280) folgt die
Bemerkung: et ultra rex non est in Aegypto factus usque in
hodiernum diem, die des Hippolytos μέχρε τῆς ἐνεστώσης
ἡμέρας wiedergibt. Unmittelbar darauf folgt ferner eine ganz
unzweifelhaft abermals Hippolytos entlehnte Übergangsbe-
merkung, wie sie im Matritensis sich öfter finden, wenn etwas
Neues, vorher noch nicht Angekündigtes eingefügt werden soll.
Hier sind es die Assiriorum regna et tempora, deren Aufzählung
in den Capitelüberschriften zwar fehlt, die aber augenschein-
lich dennoch, wie so manches andere, vorkamen. Diese Über-
gangsbemerkung lautet: Et quia minus sunt in Christianorum
et Ebreorum libris istos qui foris sunt gentium scripta tem-
porum, necessitate compulsus praeuidi exquaerere et coniun-
gere qui apud nos sunt et quos in chronica deos et iroes vocatos
reges et quae ab eis historialiter acta sunt tradere his in divino
verbo, incipiens a diebus protopatoris Abraham et Isaac et Jacob
patriarcharum et Moyse et qui post eos iudices facti sunt in
Israhel et prophetarum singillatim regna recensare cunctatim,
ut nobis per omnium scribturarum eorum unitum sit regnum!.
Es kann sein, daß diese Übergangsbemerkung bei dem Alexan-
driner nicht mehr an der ursprünglichen Stelle sich befindet,
denn nach ihrem Inhalt würde man erwarten, sie vor dem Ver-
zeichnis der Richter und Propheten (Momms. chron. min. I.
p. 115, 133) zu lesen; aus Hippolytos stammt sie aber jedenfalls?.
1) Ebenso stammt aus Hippolytos die zwischen den römischen und
den jüdischen Kónigen überleitende Bemerkung (Schóne p. 200; Frick
p. 244): Ecce nunc manifestavimus quidem aedificationes Romanorum et
quomodo quos annos regnaverunt. Necesse enim est ad historiam currere
chronographum (vgl. oben Hipp. c. 43, S. 44) per Ebreorum regna, quis et
clarior manifestat tempora singillatim et annos secundum ordinem, wo-
zu oben S. 132 die Stellen Chron. Alex. c. 210 und lib. gen. I. 227, sowie
(Schöne p. 225; Frick p. 330) Ecce quidem manifestavimus veraciter
omnium potestatem regum. "Volumus praecurrere qu’o)d ad Romanorum
pertinet imperium als verwandt zu vergleichen sind. Auch die beim Bar-
barus häufg vorkommende Wendung usque in hodiernum diem stammt
aus Hippolytos. . .
2) Der auf diese Bemerkung folgende Abschnitt enthält allerdings
vieles, was auf Africanus als letzte Quelle zurückgeht; dies kann ebenso-
150 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Daraus folgt, daß die Chronik des Hippolytos außer
dem Stadiasmos in ihren späteren Partien noch andere Ab-
schnitte enthielt, die uns weder in den Inhaltsverzeichnissen,
noch im Texte der libri generationis erhalten sind. Sie war
also in ihren späteren, mit dem Matritensis nicht mehr ver-
gleichbaren Abschnitten jedenfalls ausführlicher als die beiden
libri generationis, die weder die chronikalischen Notizen in
der Ptolemüerliste noch die angeführte Übergangsbemerkung
enthalten. Die Verfasser der beiden libri generationis haben so-
mit ihre Vorlage in den auf den Diamerismos folgenden Ab-
schnitten stärker gekürzt als vorher. Wenn also auch Hippolytos
dem Diamerismos einen verhältnismäßig breiten Raum in seiner
Chronik einräumte und deren erster Teil an Umfang die folgen-
den Abschnitte übertroffen haben wird, so bestand dennoch der
Rest keineswegs nur aus so dürren Namenslisten, wie wir sie bei
den beiden Lateinern lesen. In diesen letzten Abschnitten darf
also die Tätigkeit dieser beiden Übersetzer als die von Epito-
matoren bezeichnet werden; für den Anfang des Werkes gilt
dies nicht, wenigstens nicht im gleichen Maße.
Dennoch glaube ich nicht, daß die Ansicht mancher Forscher
zutrifft, die Chronik des Hippolytos sei ein gelehrtes und viel
selbständige Forschung enthaltendes, sehr umfangreiches Werk
gewesen. Hippolytos erweist sich vielmehr auch in der Chronik
vor allem als ein Compilator!, der noch dazu keineswegs sehr
viele Quellen benutzte und selbständig verarbeitete, wenn er auch
beträchtlich höher steht als manche der späteren Chronisten.
Das Fundament seines chronologischen Systems: Christi Geburt
wohl direct wie durch Vermittlung des Hippolytos, der Africanus bear-
beitete, zur Kenntnis des Alexandriners gekommen sein; die Übergangs-
bemerkung stammt aber keinesfalls aus Africanus, da dieser gewiß
nicht genau denselben Stil schrieb wie Hippolytos. Gelzer (Sext. Iul.
Afr. II 316) hat also die Bestandteile des Barbarus nicht richtig ge-
schieden, wenn er von einem ersten «eine Weltchronik bis Kleopatra:
enthaltenden Teile spricht, mit dem zwei andre Stücke verbunden wor-
den seien.
1) Diels zeigt in den Doxographi Graeci, Berlin 1870, daß auch
das erste Buch χατὰ z«o, αἱρέσ. eine Compilation aus nur zwei Schriften:
einer διαδοχὴ φιλοσόφων und einer Sammlung von δόξαι darstellt. Beide
sind ebenfalla den *chulbüchern zuzuzühlen.
Die Chronik. 151
im Weltjahr 5500 entnahm er dem Africanus, den er auch sonst
benutzte, freilich nicht blof ausschrieb, sondern auch eigene Wege
gehend verwertete!. Die ausführliche Darstellung des Dia-
merismos scheint aber zunächst sein eigenstes Werk zu sein, weil
ihm Africanus dafür kein Vorbild bot; gerade dieser Abschnitt,
der Neues und einen spröden Stoff, wie es scheint, zum erstenmal
in übersichtlicher Fassung bot, war deshalb für die späteren
Chroniken maßgebend und wurde immer wieder benutzt. Gleich-
wohl ist auch der Diamerismos keine originale Schöpfung. Denn
auch in der Bearbeitung dieses Gegenstandes waren H. schon
jüdisch-hellenistische Autoren vorangegangen, die die Nachrichten
der Bibel mit denen der antiken Profangeographie zu einem
Ganzen verbunden hatten?. Ihre Hauptquellen bildeten dabei
1) Auf die von A. v. Gutschmid (Kl. Schr. I. 413 ff) behandelte
Frage über das Verhältnis der Chronik des Hippolytos zu der des Sextus
lulius Africanus kann im einzelnen hier nicht eingegangen werden;
dazu fehlt vorlüufig die erforderliche Grundlage: die von H. Gelzer vor-
bereitete Ausgabe des Africanus. Sicher ist aber, daß der Diamerismos
bei Africanus ganz kurz abgetan war und daß dessen ausführliche Be-
handlung eine Besonderheit der Chronik des Hippolytos bildete (vgl. oben
Hipp. c.43). Müllenhoffs Ansicht (Deutsche Altertumskunde III 268),
daß der Diamerismos aus der Chronik des S. J. Africanus stamme, ist
dureh A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V 235 ff; vgl. Momms. chron. min.
I p. 87) widerlegt. Aber auch in der eigentlichen Chronographie ging
Hippolytos trotz der Benutzung des Africanus vielfach seine eigenen Wege,
wie ebenfalls A. v. Gutschmid (a. a. O. vgl. Mommsen ebenda y. 86
Anm. 4) gezeigt hat.
2) Die ersten Arbeiten dieser Art entstanden in jüdisch-hellenisti-
schen Kreisen: Malchus oder Kleodemus wird als Verfasser einer solchen
Schrift genannt (Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes II 737). Erhalten ist
uns davon nur das sogenannte Buch der Jubiläen oder die kleine Genesis
aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, die jedoch mit dem Dia-
merismos des Hippolytos keine Berührung zeigt, und ein kurz gefaBter
Abschnitt bei losephus Antiqu. Iud. I. 6. Auch losephus hat mit dem
Diamerismos des Hippolytos nicht viel gemeinsam; gleichwohl kann nicht
bezweifelt werden, daß die christlichen Exegeten und Chronographen mit
dem griechischen alten Testament auch Bearbeitungen des Diamerismos
aus der jüdisch-hellenistischen Literatur herübergenommen haben. — Lanz
unabhängig vom Diamerismos des Hippolytos ist nur Epiphanios von
Kypros im Zyxvootóg und xat& αἱρέσεων (vgl. Abschnitt 41; alle anderen
erhaltenen christlichen Versionen gehen direct oder indirect auf die
Chronik des H. zurück.
152 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
neben der Bibel die antiken Schulbücher; aus solchen scheint
auch Hippolytos selbst noch einiges entnommen und hinzugefügt
zu haben, so z. B. das Berge- und Flüsseverzeichnis!. In den Dia-
merismos fügte er ferner selbst das wertvolle und interessante
Schiffahrtsbuch des mittelländischen Meeres ein — eine wahr-
scheinlich in Ägypten entstandene, jedenfalls im griechischen Osten
redigierte Schrift —; er beweist dadurch ein anerkennenswertes
Streben, den φελομαϑεῖς verschiedenartiges profanes Material zu-
gänglich zu machen?. In den späteren, aus dem Matritensis
nicht mehr zu controllierenden Abschnitten der Chronik benutzte
Hippolytos ferner, wie Frick (chron. min. praef. p. I ff) zeigte, die
Stromateis des Clemens von Alexandrien entweder direct, oder
aber die übereinstimmenden Abschnitte des Clemens und Hippo-
lytos gehen, wie Harnack vermutete, auf dieselbe ältere Quelle
zurück. Im ganzen kann also auch des Hippolytos der Ver-
mittlung einer «allgemeinen historisehen Bildung» auf christ-
licher Grundlage dienende Chronik nicht wesentlich hóher einge-
schätzt werden als des Josepos ὑπομνηστιχὸν βιβλίον; Gelzers
Urteil trifft zu: gelehrte Synchronistik, wie wir sie bei Africanus
finden, war nicht Sache des Hippolytos (Sext. Jul. Afr. II 15).
Turmhoch erhebt sich über die Buchfabrikation des schreib-
seligen? und lehrhaften Hippolytos die Chronik des gelehrten
Forschers Eusebios.
1) Vgl. die von Diels (oben S. 122, 121 Anm.) veröffentlichten
Laterculi Alexandrini und unten Abschnitt 4.
2) A. v. Gutschmid (Kl. Sehr. V 604) charakterisiert den Diame-
rismos richtig durch die Bemerkung, daß sich an die biblische Grundlage
zahlreiche geographische Bruchstücke des classischen Altertums wie Kri-
stalle an einen Kern angesetzt haben. Dieser Procef begann schon in
vorchristlicher Zeit: etwa damals, als Manetho und Berossos die orien-
talischen Überlieferungen bearbeiteten, suchten hellenisierte Juden auch
die Bibel für griechische Leser mundgerecht zu machen; zu Hippolytos'
Zeit ging er noch fort, fand aber bald nach dem Erscheinen von dessen
Chronik mit dem Ende des selbständigen wissenschaftlichen Arbeitens in
christlichen Kreisen seinen Abschluß.
3) Diese Eigentümlichkeit des Hippolytos ist durch den Matritensis,
mit seinen in die ursprüngliche Disposition immer wieder Neues ein-
schachtelnden Abschnitten, nur bestätigt worden. Schon Volkmar (Die
Quellen der Ketzergesch. bis zum Nicänum, I. Hippolytos und die römi-
schen Zeitgenossen. Zürich 1855, S. 94) charakt:risiert diese Art des Hipp.,
Die Chronik. 153
Wenn man die Entwickelung der christlichen Chroniken-
literatur vom 3. bis zum 5. Jahrhundert überschaut, so zeigt sich
im lateinischen Westen wie im griechischen Osten dieselbe Er-
scheinung: von einem an sich schon ausgiebigen Glauben an das
geschriebene Wort und dessen hergebrachte Exegese vollzieht
sich die Entwicklung unter dem Einfluß einer stets starrer werden-
den Orthodoxie zum stumpfen Buchstabenglauben hin. K. J. Neu-
mann (Hippolytos von Rom 5S. 134) hat gezeigt, daß schon
Irenäus und Hippolytos die Ansicht vertreten, in Glaubenssachen
habe Rom den Anspruch auf den Primat. Um so schlimmer
war es, daß in der römischen Gemeinde Streitigkeiten ausbrachen,
die zum Schisma führten. Mit dem Schuster Theodotos und dem
ersten Gegenpapst Natalis waren allerdings Zephyrinus und sein
Anhang schnell fertig geworden. Hartnückiger und bedeutsamer
war der 18 Jahre dauernde Zwist (217 —235) zwischen Hippolytos
und den drei Püpsten Kallistus, Urbanus und Pontianus; erst die
Verfolgung durch Maximinus und die Verbannung beider Háupter,
des Hippolytos und des Pontianus, nach Sardinien machte ihm
ein Ende. An dem Werke der Ketzerbestreitung in Wort und
Schrift hatte Hippolytos redlich mitgewirkt, bevor er mit Kalli-
‚stus über christologische Fragen und über solche der Kirchen-
disciplin in Konflikt geriet, Kallistus wegen seiner Laxheit und
Weltlichkeit verketzerte und sich für den wahren Bischof von
Rom und für den Verkünder der wahren Lehre erklürte, ohne
jedoch damit durchzudringen. Der Bibel gegenüber wahrte sich
jedoch Hippolytos, wie die Chronik zeigt, immerhin eine, wenn
auch maßvolle Freiheit, wenigstens soweit die Angaben der
die ibm aus den Philosophumena (xat. zac. aio.) entgegengetreten war,
vortrefflich: «Es genügt Hippolytos nicht, einen Index schon vor jedem
Buch zu geben, sondern er muf, ehe er zur positiven Darstellung der
Wahrheit kommt, noch einmal in einem besonderen Buch (X) eine Über-
sicht der Bücher geben, zum drittenmal X 5 dasselbe sagen, was eine
bloße Wiederholung von IX 31 ist; er kann schon Gesagtes nicht oft
genug wiederholen, er ist ein Vielschreiber, der sich auf ἕτεραι βίβλοι
und schon πλειστάχις Gesagtes immer wieder zurückbezieht;. Dagegen
ist Volkmars Deutung von ἐν ἑτέραι: βίβλοις X 30 teils auf die Schrift
περὶ toU παντός, teils auf das exegetische Werk εἰς ra μετὰ τὴν é&a-
ήμερον falsch; Hippolytos bezieht sich damit, wie oben S. 141ff gezeigt
wurde, auf die Chronik.
154 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Genesis über die Völkerzerstreuung in Betracht kommen. Ob
Kallistus und sein Anhang dem sonst so strengen Hippolytos
diese Freiheit zum Vorwurf machten, wissen wir nicht; sicher isl,
daß die meisten Späteren, die seine Chronik benutzten, deren
Angaben mit denen des Alten Testaments in bessere Überein-
stimmung zu bringen suchten. Diesem Zweck dienen die einzigen
nennenswerten Änderungen seiner beiden lateinischen Übersetzer,
des vor 334 tätigen, der im 110. gen. II erhalten ist, und des vor
460 (vgl. A. v. Gutschmid, Kl. Schr. V 620) schreibenden, der
im liber generationis I vorliegt. Daher galt Hippolytos nach
seinem Tode in der officiellen römischen Kirche allerdings als
Märtyrer und Heiliger, aber seine Ansprüche als schismatischer
Papst wurden geflissenilich ignoriert, er wird absichtlich nur als
schlichter Presbyter bezeichnet (Chronogr. von 354 a. a. O.) und
auch als Kirchenlehrer hatte deshalb sein Name im Westen
keinen Klang; seine Chronik wird zwar benutzt, geht aber nicht
unter seinem Namen.
Nicht viel anders erging es wenig später im Orient einem
weit bedeutenderen Manne, Eusebios. Um der sehr maßvollen
Freiheit willen, die er sich der Bibel gegenüber gewahrt hatte,
wurde er verketzert, und Machwerke wie die der beiden alexan-
drinischen Mönche Panodoros und Annianos konnten seiner gelehrten
Arbeit den Rang ablaufen, weil sie, wie der Synkellos (p. 62 ed.
Bonn.) rühmend hervorhebt, mit der Schrift und den heiligen Vätern
genauer übereinstimmten als der im Verdachte mangelhafter
Rechtgläubigkeit stehende Eusebios. Diese Beurteilung des Eu-
sebios im Osten hängt mit ähnlichen kirchlichen Bestrebungen
im Orient zusammen. Auch die alexandrinische Kirche stützte,
zuerst durch ihre Bischöfe Athanasios und Petros, Roms Ansehen
in geistlichen Dingen, dann aber gewann hier vollends jene
Richtung die Herrschaft, die durch den Serapeionzerstörer Theo-
philos verkörpert wird. Dieser warb als literarischen Bundesge-
nossen für das Werk der Ketzer- und Heidenbestreitung, das er
selbst in Ägypten mit roher Faust durchführte, den alten Epi-
phanios von Kypros. In den Augen dieser Orthodoxen konnte
Eusebios nichts mehr gelten.
Wenn gleichwohl auch noch später hier und da ein Verstoß
gegen das Wort des Kanons vorkommt, so ist dies nicht Toleranz,
sondern es ist lediglich der Unverstand mangelnder Bildung. der
Die Chronik. 155
solche Verbrechen unbeanstandet läßt. Ein Alexandriner (die
Vorlage des Barb.) schrieb bald nach 412 dem Hippolytos noch
manches mit dem Alten Testament Unvereinbare gewissenhaft
nach. Allein er benutzte in seiner Chronik auch das Evangelium
des Jacobus und erregte damit anscheinend bei seinen Zeitge-
nossen Anstand. Denn einer von diesen, der anonyme Verfasser
jener alexandrinischen Chronik, deren Fragmente im Papyrus
GoleniStev erhalten sind, ersetzte geflissentlich alle Stellen aus
dem Protevangelium des Jacobus durch die entsprechenden aus
dem kanonischen Lukas (Denkschr. d. Wiener Akad. Bd. 51
S. 78ff). Im griechischen Orient lebte jedoch Hippolytos lange
als gefeierter Lehrer der Kirche fort, seine Werke wurden häufig
eitiert und öfter benutzt, ins Armenische übersetzt und durch
Vermittlung der Alexandriner und Antiochener auch in die sy-
rischen Chroniken aufgenommen. Die Byzantiner, der Oster-
chronist und der Synkellos, benutzten ihn noch durch Vermitt-
lung der Alexandriner und sie citieren auch seine theologischen
Werke. Im 7. oder 8. Jhdt. wurde seine Chronik stark verkürzt
und auch in dieser Fassung später noch viel benutzt (vgl. Taf. V).
So erhielt sich von diesem Werke nur eine einzige, noch dazu
verstümmelte griechische Handschrift, die zudem nicht einmal
den Namen des Verfassers trägt.
Die erwähnte, bald nach 412 in Alexandrien mit ausgie-
biger Benutzung des Hippolytos entstandene Chronik wurde
im 7. oder 8. Jahrhundert in Frankreich ins Lateinische tiber-
setzt. Der Übersetzer nahm an deren Widersprüchen mit dem
Alten Testament und an der Benutzung eines Apokryphons keinen
Anstoß, wie die Verfasser der libri generationis getan hatten.
Dazu fehlte dem «Barbarus» das Urteilsvermögen; er schätzte
seine aus Ägypten stammende Vorlage nicht um des Inhaltes,
sondern um der rohen Miniaturen willen, durch die nach ügyp-
tischem Brauch in Alexandrien die Weltchronik zum Bilder-
buch für die Klóster und wohl auch für das Volk gestaltet
worden war. Gewissenhaft ließ deshalb der Barbarus alle Stellen
frei, &n denen die Vorlage Bilder enthielt. Der Parisinus, der
sein Werk enthält, ist das spüteste Beispiel literarischen Fort-
wirkens der Chronik des Hippolytos im Westen; von einer Hand
des ausgehenden 10. Jahrhunderts wird diese Chronik gleich irrig
dem Georgius Ambionensis oder Victor dem Dischof von Tours
156 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
zugeschrieben, die libri generationis dagegen gehen in den Hand-
schriften unter den Namen des Origenes oder Orosius!. So kam
der Verfasser der überall zugrunde liegenden Chronik gänzlich in
Vergessenheit, obwohl sein Werk, wie im folgenden Abschnitt ge-
nauer dargetan wird, so nachhaltig wie kaum ein zweites im
Osten und Westen auf die Chronikenliteratur gewirkt hat —.
Die Ausgabe des griechischen Textes der Chronik des Hippo-
lytos ist nicht der Platz, um alle auf sie bezüglichen, jetzt
wieder in Fluß gebrachten Fragen zu erörtern. Aber auf eine
Einzelheit hinzuweisen, will ich schließlich doch nicht versäumen:
der Matritensis, dessen vorzügliche Überlieferung des Textes
zweifellos ist, entscheidet für die Ansicht, daß Hippolytos in der
Chronik keinen Papstkatalog gab.
Mommsen hatte zuerst vermutet, daß der erste bis 231
reichende Teil des Papstverzeichnisses bei dem Chronographen
von 354, der sogenannte Liberianische Katalog. aus der Chronik
des Hippolytos herrühre. Dagegen hatte Döllinger (Hippolytos
und Kallistus S. 67 ff) sachliche Bedenken erhoben und gezeigt,
daß der Liberianus ursprünglich aus einer lateinischen und nicht
aus einer griechischen Quelle stamme. Auch Krusch (Neues
Archiv VII S. 469) war auf Grund äußerer, durch die Über-
lieferung der libri generationis und des sogenannten Fredegar
gebotener Anhaltspunkte zu dem Schlusse gekommen, es sei
mindestens zweifelhaft, ob Hippolytos seinem Compendium ein
Papstverzeichnis beigegeben habe. Döllingers Gründe lassen
auch die Anhänger von Mommsens und Lightfoots Darlegungen
gelten (Harnack, Gesch. d. altchristl. Literat. II. 1 S. 151 ff);
sie nehmen daher an, daß im Liberianus die Liste des Hippolytos
in verschlechterter und interpolierter Fassung vorliege, daß sie
einen sowohl Irenäus als Hippolytos fremden Fehler — einen
Papst Cletus neben Anaclitus — enthalte.
Die Annahme, daß Hippolytos einen Papstkatalog bot, und
die Vermutung, daß dieser mit dem Liberianus identisch sei,
beruht auf der Angabe einer einzigen Handschrift des liber
generationis I (oben c. 15a), derzufolge als letztes Capitel der
1) Die geflissentliche Ignorierung des Hippolytos als Kirchenlehrer
im Westen ergibt sich auch daraus, daß seine theologischen Schriften
nicht citierö werden.
Die Chronik. 157
Chronik in der Inhaltsübersicht angeführt wird: nomina epi-
scoporum Romae et quis quot annis praefuit. Die Angabe fin-
det sich nur in dem von Mommsen in seiner Ausgabe über-
schätzten Berolinensis des lib. gen. I!. Keiner der anderen
zahlreichen Zeugen weiß an dieser Stelle etwas von einem Papst-
katalog. Bei Fredegar steht an derselben Stelle der Inhalts-
übersicht statt episcoporum — emperm, also imperatorum, wozu
allerdings der Ausdruck praefuit weniger gut paßt, worin aber
das Ursprüngliche (das Kaiserverzeichnis als letztes Capitel)
sich doch noch erkennbar erhalten hat. Ferner fehlt in dem
Archetypus der Handschriften GC des lib. gen. I, dessen Wert
durch den Vergleich mit dem Matritensis erheblich gestiegen ist,
diese Notiz ganz, sie fehlt im Inhaltsverzeichnis des lib. gen. II;
der Papstkatalog selbst fehlt aber auch in allen Handschriften
der libri generationis im Texte. Hinzu kommt nun noch das
Inhaltsverzeichnis im Matritensis, das diesen Abschnitt gleichfalls
nicht erwähnt, sondern wie alle anderen Zeugen mit den römi-
schen Kaisern schließt.
Aber auch der Ursprung der falschen Angabe des Beroli-
nensis láft sich erkennen. In dem Inhaltsverzeichnis des lib.
gen. I fanden, wie die oben (S. 30 ff) gegebene Zusammenstellung
lehrt, Verschiebungen statt. Die reges Macedonum und die
imperatores wurden nach vorne verschoben und als Nr. 10 und
11 an die reges Persarum angeschlossen; infolgedessen endete
nun das Inhaltsverzeichnis mit den nomina sacerdotum, woran
also die Vorlage oder der Schreiber des Berolinensis aus Eigenem
die christlichen Hohenpriester, die nomina episcoporum Romae,
fügte, während im Archetypus von GC an derselben Stelle das
dem Hippolytos ebenfalls fremde Verzeichnis der kanonischen
Schriften des Alten und Neuen Testamentes eingeschoben wurde.
Da somit die Chronik des Hippolytos überhaupt keinen
Papstkatalog enthielt, so kann auch der erste Teil des beim
Chronographen von 354 eingelegten Papstverzeichnisses (Mom m-
sen chron. min. ] p. 73ff) nicht von ihm herrühren 3,
1) Bei Mommsen mit B, bei Frick mit M bezeichnet, Dieselbe
Hs. meint Rubensohn (Hermes XXV, 5. 343. Anm. 1) mit Cheltenh. 1805.
2) Man wolle dem nicht entgegenhalten, daß im Inhaltsverzeichnis,
wie der Stadiasmos und die Assyriorum regna (oben S. 32 Anm., S, 140), so
auch der Papstkatalog übergangen, im Text aber dennoch enthalten ge-
158 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Beilage III. Hippolytos xar. xao. αἷρ. X 30, 31.
Hier sollen die in xat. πασ. aipeo. X 30, 31 enthaltenen
Citate und die der Stelle zugrunde liegenden Berechnungen ein-
gehender erörtert werden, um den oben S. 141 ff. geführten Nach-
weis zu verstärken, daß Hippolytos X 30 die Chronik nicht nur
citiert, sondern auch das ihr zugrunde liegende Zahlenschema als
bekannt voraussetzt, und daß also die Chronik zur Zeit der Nie-
derschrift dieser Stelle schon veröffentlicht gewesen sein muß.
Das Citat aus der Chronik ist nicht die einzige Bezugnahme
auf ältere Arbeiten, die Hippolytos X 30 vorbringt. Kurz vor-
her heißt es von Abraham nach einer Lücke: ... τοῦ ϑεοῦ μετ-
οἰκεῖ 2x Meoororaulas πόλεως Χαρρὰν εἰς τὴν νῦν μὲν
Παλαιστίνην xai Ἰουδαίαν προσαγορευομένην χώραν, τότε δὲ
Χαναανῖτιν, περὶ ἧς καὶ κατὰ τοῦτο τὸ μέρος τὸν λόγον οὐκ
ἀμελῶς παρεδώχαμεν ἐν ἑτέροις λόγοις. Mit dieser Zurtick-
verweisung ist aber schwerlich die Chronik gemeint, in der,
wenigstens soweit wir sie kennen (lib. gen. I c. 237 ff, Barb.
c. 211 ff, Momms., chron. min. I, p. 113), der Tatsache der
Einwanderung und des Verweilens des Abraham in Chanaan
viel kürzer als hier gedacht wird. Hippolytos wird vielmehr
die geographische Erórterung, auf die er hier anspielt, in einer
seiner vielen exegetischen Schriften geboten haben. Mit palä-
stinensischer Geographie mit Bezug auf das Alte Testament hatte
sich überdies schon sein älterer Zeitgenosse Africanus (Gelzer,
Sext. Iul. Afr. 1 10) befaßt.
Was auf dieses Citat unmittelbar folgt, ıst dagegen aus der
Chronik entnommen, denn es setzt Bekanntschaft mit den in
diesem Werk gebotenen Zahlen voraus. Die Stelle ist lücken-
haft überliefert, die fehlenden Zahlen sind daher in der folgen-
den Wiedergabe eingeklammert. Hippolytos fährt folgender-
maßen fort: «von da an (d. h. von Abrahams Einwanderung) be-
gann die Vermehrung in Judäa; das Land hatte seinen Namen
wesen sein kónne. Dieser Katalog ist an Bedeutung den persischen und
macedonischen Kónigen und den rómischen Kaisern gleichzustellen und
durfte daher, wenn er überhaupt vorhanden war, im Inhaltsverzeichnis
nicht fehlen; vor allem aber hätten ihn die Übersetzer nicht ausgelassen,
wenn sie ihn im Texte der Chronik gelesen hätten.
Beilage Ill. Hippolytos xar. nao. aig. X 30, 31. 159
von dem 4. Sohne Jakobs, Juda, der auch [Israel] hieß. Abraham
wanderte [75 Jahre alt] von Mesopotamien aus, zeugte mit 100
Jahren Isaak, dieser mit 60) Jahren den Jakob, dieser mit 87 Jah-
ren den Levi, dieser mit 40 Jahren den Kaath; Kaath aber zählte
[3 Jahre], als er mit Jakob nach Ägypten zog!. Folglich beträgt
die Zeit, die Abraham und sein Geschlecht in dem damals Cha-
naan genannten Lande zubrachten, 215 Jahre. Abrahams Vater
war Tharra, dessen Vater Nachor, dessen Vater Seruch, [dessen
Vater Rhagau, dessen Vater Phaleg, dessen Vater Eber], nach
dem sie auch Hebräer hießen». Im nächsten Satze steht nach
einer Lücke, in der von der Völkerzerstreuung zu Phalegs Zeit
die Rede war, das oben (S. 141) schon angeführte Citat aus der
Chronik, das die in dieser angeführten Namen der 72 Völker be-
trifft. Darauf folgt die aufsteigende Genealogie: Eber — Sala
— Kainan — Arphaxad — Sem — Noé; unter Noé fand dann der
allgemeine χαταχλυσμὸς statt, den weder Ägypter, noch Chal-
dáer, noch Griechen erwähnen, nach deren Angaben es vielmehr
nur Örtliche χαταχλυσμοί zur Zeit des Oxyges und Deukalion
gab. Mit der Summierung: εἰσὶ οὖν καὶ ἐπὶ τούτων γενεαὶ
ξ, ἔτη v4e schließt diese Darlegung.
In dieser Auseinandersetzung wird also ein feststehendes
System der ältesten Chronologie seit der Flut als bekannt vor-
ausgesetzt, ohne daß es hier wirklich vorgetragen würde, Hippo-
lytos hebt nur einige Einzelheiten heraus, um die Endsummen
215 und 495 zu erweisen. Dieses System ist nicht das des Afri-
canus, denn es enthält zwischen Sala und Arphaxad den der
Septuaginta entnommenen zweiten Kainan, den Africanus noch
nicht kennt (Gelzer, S. Iul. Afr. I 55), während ihn Hippolytos
in seiner Chronik mitzählte (oben c. 39). Schon aus diesem
Grunde liegt es also nahe, das mitten in dieser Darlegung er-
haltene Citat ἐν ἑτέραις βίβλοις auf die Chronik des Hippolytos
zu beziehen. Hinzu kommt, daß die Chronik nicht nur die da-
mit angezogene Liste der 72 Völker enthält, sondern daß ihre
Angaben, wie der Matritensis und die libri generationis zeigen,
1) Die Handschrift gibt Jakob 87 Jahre; die Herausgeber schreiben
fälschlich 86 und ergänzen infolgedessen bei Kaath 4 Jahre. Die über-
lieferte Zahl 87 ist richtig; der Synkellos (p. 108. 18; 219. 4) gibt nach
Africanus, dem Hippolytos hier folgte, ebenfalls δ: Jahre an. So folgert
mit Recht auch K. Frick, chron. min. p. 439.
160 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
auch im Einzelnen mit den xar. πασ. aipeo. X 80 gegebenen
chronologischen Darlegungen übereinstimmen.
Die hier befolgte Rechnung: Noé bis Eber — 5 Generationen
— 495 Jahren, von Eber bis Abraham ebenfalls 5 Generationen,
Abraham wandert mit 75 Jahren in Chanaan ein, lebt selbst 25 Jahre
im Lande, er und sein Geschlecht verweilen daselbst 215 Jahre,
ist dieselbe wie in der Chronik. In dieser werden ebenfalls von
Sem bis Faleks Geburt und wieder von Eber bis Abraham aus-
drücklich je fünf Generationen gerechnet (Hipp. c. 42, lib. gen. I,
c. 238; Mommsen, chron. min. I, p. 113). Ich setze der
besseren Übersicht wegen die im lib. gen. I, c. 237 ff und beim
Barbarus c. 211 ff (Mommsen a. a. O.) überlieferten Zahlen neben
die xar. πασ. aig. X 30 gegebenen:
lib. gen. I. Barbarus. xat. πασ. cip.
Abraham 15 J. 75 [75]
in Chanaan 25 25 25
Isaak 60 60 60
Jakob 86 (58) 83 87
Levi 40 45 40 + [8] = 215.
Die abweichenden Zahlen des Barbarus sind nicht bloße
Schreiberversehen, denn sie sind durch die beigefügten Sum-
mierungszahlen der Adamsjahre 2473, 3556 und 3601 ge-
schützt; gleichwohl sind sie feblerhaft, wie die der Compen-
sierung zuliebe gewählte, ganz singulüre Zahl 45 für Levi be-
weist. In den erhaltenen Übersetzungen aus Hippolytos fehlt
allerdings eine Angabe darüber, im wievielten Jahre Kaaths der
Auszug nach Ägypten stattfand. Dennoch kann an der Identität
des bei Hippolytos in der Chronik und in der Schrift xar. xao.
αἱρέσ. befolgten Systems kein Zweifel aufkommen, da für die in
der Chronik fehlende Angabe über Kaaths Alter eine aus Africanus
erhaltene Nachricht subsidiär eintritt: Africanus gibt ebenfalls
215 Jahre als Zeit des Aufenthaltes in Chanaan an und versetzt
den Auszug in Levis 43. Jahr (Gelzer, Sext. Iul. Afr. I 86).
Wir dürfen also annehmen, daß ihm Hippolytos darin folgte;
die im lib. gen. I und beim Barbarus verderbten Zahlen müssen
daher nach den xar. nao. aip. X 30 gebotenen verbessert wer-
den; im lib. gen. I ist dies zudem nur an der einzigen Stelle
nötig, an der schon die Handschriften zwischen S6 und 88
Beilage Ill. Hippolytos xat. zao. ato. X 30, 31. 161
schwanken; wird hier 57 geschrieben, so ist die Übereinstimmung
beider Rechnungen vollstándig.
Auf diese somit durchweg der Chronik entnommenen,
weil mit ihr stimmenden Angaben folgt xar. xao. aig. X 30
abermals ein Citat. Hippolytos bemerkt, der fromme Noe habe
sich mit den Seinen in die Arche geflüchtet, zc καὶ τὰ μέτρα
xal τὰ λείψανα. xaO Og ἐκτεϑείμεϑα, ἕως νῦν anodelxvv-
ται ἐν ὄρεσιν ἀραρὰδ καλουμένοις. οὖσι πρὸς τὴν τῶν
᾿διαβηνῶν χώραν. Dieses Citat bezieht sich auf exegetische
Schriften des Hippolytos; gemeint sind Stellen wie in Dan. IV 24
oder die Echtes und Unechtes enthaltende Stelle aus dem Tar-
gumcommentar (Die griech. christl. Schriftsteller I. Hipp. kleine
Schriften S. 91), an der jedoch der Name des Berges «Kardu» als
fremde Zutat auszuscheiden sein dürfte !.
Aus diesen Prämissen zieht Hippolytos X 30 Ende den in
der jüdischen und christlichen Exegese des Alten Testaments stets
wiederholten Schluß, dal; das γένος der ϑεοσεβεῖς älter sei als
Chaldäer, Ägypter und Hellenen. In c. 31 setzt er auseinander:
πόϑεν τὸ γένος (τῶν ϑεὸν σεβασαντωνῚ καὶ πότε μετοιχήσαντες
οὐ τὸ ὄνομα ἐὲ αὐτῶν τῶν χωρῶν μετέσχον, ἀλλ᾽ αὐτοὶ προς-
ἐποίησαν ix τῶν πρώτως ἀρξάντων καὶ κατοικησάντων xtÀ.;
damit schlägt er das im Diamerismos der Chronik behandelte
Thema an (oben S. 49 Anm... Was er hier über Chams Söhne
sagt, stimmt nur bezüglich Chus und Mestraim mit der Chronik
(oben S. 66) überein. Von Phud leitet er dagegen hier die Libyer,
dort die Troglodyten, von Chanaan hier die Chanaanäer, dort die
Afrikaner und Phönikier ab; diese Völker sollen in ihren ein-
heimischen Sprachen noch die alten Namen, im Griechischen aber
die jetzt üblichen Namen führen (vgl. losephus antiq. lud. I 6 ff).
Dagegen stimmt wieder mit der Chronik (oben S. 50) überein,
daB er von Javan die Hellenen und lonier ableitet. Die Diffe-
renzen in diesen Angaben gehen also darauf zurück, daß Hip-
polytos xar. zao. «ig. X 31 durch losephus a. a. O. beeinflußt
1) Vgl. die von Wirth, Chronographische Späne S, 7 aus dem Paris.
suppl. 682 citierte Stelle: Agapar ... xai ἔστιν τὰ ξύλα attij; (der Arche)
ἐχεῖ ἕως τῆς viv, wie Pergamos von Pamphylien, losephus (antiq. lud.
I 3, 6), Eusebios und andere Chronographen berichten, daß nämlich der
Ararat in Armenien zwischen Palästina und Adiabene liege, während er
nach [ohannes Antiochenus in Pisidien liegt.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 11
162 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
mit einigen seiner Angaben in der Chronik in Widerspruch ge-
rät; sie sind übrigens so geringfügig, daß deshalb an der Be-
zugnahme auf die Chronik in den Cap. 30 u. 31 nicht gezweifelt
werden kann.
4. Nachwirkung der Chronik des Hippolytos.
Die Chronik des Hippolytos, eine keineswegs hervorragende
Leistung, übte gleichwohl eine sehr nachhaltige Wirkung, denn
nicht Gelehrsamkeit und Selbständigkeit des Inhalts, sondern die
Handlichkeit und bequeme Übersicht geben für die Benutzung
und das Fortleben einer christlichen Weltchronik den Ausschlag.
Im Westen war diese Wirkung aus den früher angeführten, in
der persönlichen Stellung des Verfassers zu den Päpsten seiner
Zeit gelegenen Gründen geringer als im Osten. Im Westen sind
daher nur zwei Fälle directer Benutzung in dem Zeitraum vor
334 und nach 460, die beiden lateinischen Übersetzungen, nach-
weisbar. Im Osten dagegen wurde das Werk in alexandrinischen,
antiochenischen, byzantinischen, syrischen und armenischen Chro-
niken teils direct, teils indirect sehr häufig verwertet.
Davon soll in diesem Abschnitte die Rede sein, jedoch in
der Hauptsache mit Beschränkung der Untersuchung auf jenen
Teil der Chronik, von dem der griechische Text im Matritensis
erhalten ist. Was also im folgenden über das Abhängigkeits-
verhältnis und die Quellen griechischer und orientalischer Chro-
niken festgestellt wird, gilt zunächst nur für die den Dia-
merismos enthaltenden Abschnitte, nicht aber für die darauf fol-
genden, die orientalische, jüdische, römische oder gar die zeit-
genóssische Geschichte darstellenden Teile. Ob in diesen Hip-
polytos ebenfalls verwertet ist, bleibt auch dann noch besonderer
Untersuchung vorbehalten, wenn dessen Benutzung im Diame-
rismos feststeht. Trotz dieser Begrenzung ist die Untersuchung
schon sehr umfangreich geraten; die sonst angestellten Beobach-
tungen über die Abhängigkeit dieser Chroniken voneinander
konnten daher nur gelegentlich berücksichtigt werden, sie stim-
men zumeist zu den von mir gewonnenen Ergebnissen. Wo Wi-
dersprüche zwischen meinen und den Ergebnissen anderer For-
scher vorliegen, liegt die Erklärung darin, daß der Diamerismos,
der überall ein gesondertes, in sich abgeschlossenes Stück bildet,
Nachwirkung der Chronik. 163
einer anderen Quelle entnommen ist als die übrigen Abschnitte
der betreffenden Chronik.
Es werden also hier die Untersuchungen wieder aufgenom-
men, die A. v. Gutschmid (Kl. Schr. V 240 ff. 585 ff) über den
Diamerismos und H. Gelzer (Sext. lul Africanus II) über die
Weltchroniken seit Hippolytos anstellen. Während aber A.
v. Gutschmid sich bemühte, aus den erhaltenen Fassungen des
Diamerismos dessen ursprüngliche, vor Hippolytos liegende Form
zu ermitteln !, und es für Gelzer sich hauptsächlich darum han-
delte, in den dem Diamerismos folgenden Abschnitten der Chro-
niken die Nachwirkung des Africanus festzustellen, setzt sich
meine Darlegung das Ziel, nachzuweisen, in welchen Chroniken
und durch welche Vermittlung der Diamerismos des Hippolytos
benutzt wurde, welche der erhaltenen Fassungen des Diamerismos
von dem des Hippolytos unbeeinflußt sind.
a) Epiphanios von Kypros.
Epiphanios, Bischof von Konstantia auf Kypros, teilt in
zweien seiner Schriften, im ἀγχυρωτός (c. 112 ff, Dind. vol. I
p. 215 ff), an dem er 374 noch schrieb (c. 60, Dind. I 155), und
χατὰ αἱρέσεων (15, II 83, Dind. I 283, IIL 113), woran er 376
noch arbeitete (1 2, 1I 20, Dind. I 280, 11] 41), mehrere dem Dia-
merismos des Hippolytos, äußerlich betrachtet, sehr ähnliche
Stücke mit.
Im ἀγκυρωτός c. 112 gibt nämlich Epiphanios in seiner
kurzen Übersicht die Grenzen der drei Lose ähnlich an wie
Hippolytos c. 47 ff. Er fügt. ferner eine Bemerkung über Rhino-
korura hinzu (χεῖται δὲ αὕτη Ῥινοκουρούρων (sc. χώρα) ἀνὰ
μέσον Αἰγύπτου καὶ Παλαιστίνης, ἀντικρὺ τῆς ἐρυϑρᾶς ϑα-
λάσσης), die zwar nicht an derselben Stelle, wohl aber etwas
später c. 188 auch bei Hippolytos ähnlich gefaßt sich findet. In
1) Auf diesen Nachweis ist die bahnbrechende Arbeit v. Gutschmids
angelegt und zu diesem Zweck bediente sich dieser Forscher der ver-
schiedenen Fassungen des Diamerismos, als ob sie verschiedene Hand-
schriften eines verlorenen Archetypus wären, der aus ihnen zu recon-
struieren ist. Auf S. 613 wird allerdings auch schon von Gutschmid
auf die Möglichkeit hingewiesen, daß Hippolytos der Verfasser jenes
Diamerismos sei, von dem uns so viele Ableitungen vorliegen.
11*
164 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
der Aufzählung der von den drei Noachiden stammenden Völker
fügt Epiphanios bei Chain und lapheth auch Inselkataloge hinzu,
was abermals an Hippolytos erinnert. Allein während bei diesem
der Bibel entsprechend die Reihenfolge Iapheth, Cham, Sem ist,
geht bei Epiphanios der erstgeborene Sem voran; Epiphanios
war selbst ursprünglich Jude und dürfte also diese andere Anord-
nung einer jüdischen Bearbeitung des Diamerismos entnommen
haben. Er bemerkt ferner am Schluß dieses Abschnittes, daß
in seinen Listen sich dieselben Namen wiederholt fänden, und
rechtfertigt dies folgendermaßen: εἴ που δὲ ὄνομα ἔϑνους ἢ
νήσου ἐντέταται δισσῶς, ἐν χλήρῳ ἄλλου καὶ πάλιν ἄλλοι
κατὰ κοινὰ ὅρια, ἢ κατὰ τὰς γενομένας κατὰ καιρὸν ἀποιχίας.
ἢ κατὰ πρόςληψιν τοῦ Χὰμ, ὃς ἐπλεονέχτησε χαὶ ἔλαβε τοῦ
Σὴμ μέρους, μηδεὶς ϑαυμαζέτω, ἢ ἀμφιβαλλέτω. Daraus ersieht
man schon, dafi Epiphanios das ihm vorliegende Material selb-
ständig verwertete, was ihm unter den Benutzern des Diameris-
mos eine Sonderstellung sichert.
In seinen Listen selbst ist zwar ebenfalls eine entfernte Ver-
wandtschaft mit denen des Hippolytos zu beobachten, allein
Epiphanios bietet andrerseits soviele ihm eigentümliche Namen,
er bringt die mit Hippolytos übereinstimmenden in so ganz an-
derer Ordnung, seine Listen enthalten, wie v. Gutschmid (KI.
Schr. V 604, 673 ff) ausgeführt hat, so viele eigentümliche Ver-
sehen und Verschiebungen, daß sie auch bei Annahme sehr
freien Verfahrens doch nicht aus der Chronik des Hippolytos
abgeleitet werden können. Während z. B. Hippolytos c. 190
die Namen von 17 semitischen, c. 132 von 32 chamitischen
und c. 80 von 47 japhethitischen Vólkern gibt, kündigt Epi-
phanios nach seiner Liste von 55 (angeblich) semitischen Völkern
eine Liste von 32 von Cham abstammenden Völkern an, die aber
in Wirklichkeit 41 Namen umfafit; auf diese folgen dann statt
der angekündigten 15 in Wirklichkeit 53 Namen von Iapheth
stammender Völker. Epiphanios fügte also zu den Namen, die
er in seiner Quelle vorfand, nach Belieben noch andere hinzu;
nur sein Katalog der chamitischen Inseln stimmt, von einigen
Corruptelen der Namen abgesehen, sehr gut, der der japhethischen
Inseln annáhernd mit denen des Hippolytos überein.
Auch die beiden anderen den Diamerismos betreffenden
Stellen x«r& aig. 1 5, II 83 zeigen keine nähere Verwandtschaft
Nachwirkung der Chronik. 165
mit Hippolytos!. An der ersten wird statt des Ararat bei Hippo-
lytos der Berg Lubar genannt; diese Angabe stammt, wie A.
v. Gutschmid (a. a. O. 652) gezeigt hat, aus dem Buch der
Jubiläen, also ebenfalls aus einer jüdischen Vorlage. Das Län-
derverzeichnis an der zweiten Stelle (II 83) verrät besonderes
Interesse für die Länder beiderseits des roten Meeres, was, wie
v. Gutschmid gezeigt hat, mit der christlichen Mission im
axumitischen Reiche zur Zeit des Epiphanios zusammenhängt.
Aus alledem ergibt sich, wie schon A. v. Gutschmid sah,
daß Epiphanios nicht Hippolytos selbst benutzte, sondern daß
er aus demselben älteren Material schöpfte wie dieser.
Epiphanios zeigt auch sonst keine Bekanntschaft mit der
Chronik des Hippolytos, obwohl er an mehreren Stellen seiner
Schriften Chroniken benutzte. So eitiert er (xar. αἷρ. ll 20,
Dind. III 40) differierende Angaben «einiger Chronographen» und
teilt an anderen Stellen längere Stücke mit, die aus Chroniken
ausgeschrieben sind (κατ. αἷρ. 1 4, Dind. 1 283; II 22, Dind.
Ill 486 vgl Dind. I 233, 238; περὶ μέτρων 12, 16, 18, Dind.
IV 15, 19, 21; ἀγκυρ. c. 59ff. Dind. I 153). Allein keine ein-
zige dieser Stellen enthült irgendwelche beweiskrüftige Überein-
stimmungen mit Angaben des Hippolytos (d. h. den libri gene-
rationis) Es sind nur gewisse durch die Gleichartigkeit des
Gegenstandes bedingte oder durch beiderseitige Anlehnung an
die Bibel bewirkte Ähnlichkeiten vorhanden, aber gar keine Über-
einstimmungen in Besonderheiten, die zum Nachweis eines Ab-
hängigkeitsverbältnisses geeignet wären. Wenn z. B. eine der
von Epiphanios aus einer Chronik geschópften Stellen (ayx.
c. 114 Dind. I 218) mit Hippolytos c. 38, 39 darin überein-
stimmt, daß sie vor der Flut den Kainan nennt, der bei Africa-
nus noch nicht erscheint, so beweist diese Übereinstimmung nichts,
denn dieser Name findet sich in allen späteren chronologischen
Systemen aus der Septuaginta eingefügt; diese Übereinstimmung
“ist also um nichts beweiskräftiger, als wenn Epiphanios und Hip-
polytos übereinstimmend melden, daß nach dem Turmbau
72 Völker über die Erde zerstreut: worden seien.
1) Auch aus Africanus oder Eusebios können die Angaben des Epipha-
nios nicht herrühren, da diese beiden überhaupt keinen Diamerismos in
ihren Werken boten.
166 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anderes spricht direct gegen eine Benutzung der Chronik
des Hippolytos. Die von Epiphanios eingesehene Chronik en-
dete nämlich mit Diokletian, denn dieser ist der letzte Kaiser
der Liste, dem an zwei längeren dieser Chronik entlehnten Stellen
bei Epiphanios (ayx. c. 60 Dind. I 155; xar. aig. II 20 Dind.
III 41) die Regierungsjahre beigeschrieben werden, wührend von
Diokletian bis zu den Endjahren 374 und 376, auf die Epipha-
nios seine Rechnung stellt, bloß die Namen der Kaiser genannt
werden. Nach einem häufig zu beobachtenden Brauche fügte
also Epiphanios zu einer ihm in einer Chronik vorliegenden, mit
Diokletian endenden Liste der Kaiser die bis auf seine Zeit fehlen-
den Namen selbst hinzu. Epiphanios kennt somit die Chronik
des Hippolytos überhaupt nicht !.
Die den Diamerismos betreffenden Angaben des Epiphanios
wurden aber von einigen späteren Chronisten benutzt. So ent-
lehnte ihnen der Osterchronist einiges, wie sich im folgenden
zeigen wird. Aber auch der Übersetzer des lib. gen. I benutzte
sie. Epiphanios (ayx. c. 113, Dind. I 216) nennt nämlich in
seinem Katalog der japhethitischen Vólker nach den Mossynoiken
die Κόλχοι und Μελασχηνοί, während die in anderen Versionen
genannten Σαρμάται fehlen und nur die Σαυρομάται genannt
sind. Die Κόλχοι und Me4aoys5voi fehlen bei Hippolytos?, sie
1) Dies hat v. Gutschmid richtig erkannt, dessen gelehrte Ver-
suche, die Listen des Epiphanios zu erklüren und zu verbessern, a. a. O.
zu vergleichen sind. Dagegen fafite v. G. hier, wie sonst zumeist, die ver-
schiedenen Versionen des Diamerismos falsch zu mehreren unter sich
näher verwandten Gruppen zusammen, weil er von der Benutzung des
Hippolytos in den späteren Chroniken noch keine richtige Vorstellung
gewinnen konnte, wie dies jetzt mit Hilfe des Matritensis möglich ist.
Die S. 679 gegebene Classificierung, derzufolge H(ippolytos), d. h. der
liber generationis, mit E(piphanios) auf der einen, die P(aschalchronik) und
A(nonymus d. h. der Barbarus) auf der anderen Seite stehen sollen, hat
sich als unhaltbar erwiesen. Vielmehr stimmen H und A aufs genaueste
überein, E nimmt dagegen eine Sonderstellung ein. Die Verwandtschaft
von P mit S(ynkellos) aber erklärt sich, wie ich noch zeigen werde,
daraus, daß diese beiden Chronisten durch die Vermittlung der alexan-
drinischen Chronik von Hippolytos abhüngen. Das Verhültnis von P und
S zu H ist genau dasselbe wie das von A zu H; beidemale sind Alexan-
driner die Vermittler der Bekanntschaft mit H.
2) Der griechische Hippolytos c. 80 hat hier allerdings eine Lücke,
Nachwirkung der Chronik. 167
finden sich aber, und zwar an derselben Stelle der Liste wie bei
Epiphanios auch im liber generationis I (oben S. 59). Nun lernt
man allerdings bei der Beschäftigung mit den christlichen
Chronisten dem Zufall in solchen Dingen einen nicht geringen
Einfluß zuzuschreiben, hier scheint aber doch ein solcher aus-
geschlossen und die Annahme begründet, daß in der Hippolytos-
handschrift dieses Übersetzers die Liste aus Epiphanios vervoll-
ständigt war. Dafür daß diese Ergänzung in einem Teile der
Hippolytoshandschriften schon sehr alt ist, spricht auch Samuel
von Ani (vgl. unten), dessen Liste 51 Namen zählte, also in
ähnlicher Weise wie die des Epiphanios erweitert gewesen sein
muß. Dadurch wird die Abfassung des lib. gen. | zwischen die
Jahre 374 und 460 festgelegt !.
b) Der liber genealogus a. 127.
Das von Mommsen (Chron. min. I 160ff) als liber ge-
nealogus a. 427, von Frick (Chron. min. 133) als origo humani
generis bezeichnete Werk? entstand zwischen 105 und 427 in
Afrika; der Verfasser ist vielleicht Hilarianus. In dem Diameris-
mos des lib. geneal. wird wie bei Epiphanios die Reihenfolge:
Sem, Cham, lapheth eingehalten. Allein die Stammväter- und
Völkerlisten dieser Schrift, die vereinzelt darin gebotenen Völker-,
Länder- und Inselverzeichnisse stehen schon auf den ersten Blick
denen des Hippolytos weit näher als die des Epiphanios. Be-
sonders auffallend ist die Übereinstimmung des Katalogs der
Inseln Chams und des Verzeichnisses der Länder Chams; auch
die Namen der Stammväter und der von ihnen abgeleiteten Völker
pflegen besonders anfangs übereinzustimmen und erst gegen Ende
sich von einander zu scheiden. Dennoch stammen die Angaben
allein das Fehlen beider Namen beim Barbarus gibt dafür genügende Ge-
wühr, da6 sie auch bei ihm nicht genannt waren.
1) Diese Beziehung des lib. gen. | zu Epiphanios ist auf dem Stemma
Taf. V nicht ersichtlich gemacht.
2) Friek betrachtet die unter dem Namen origo erhaltene Fassung
dieser Schrift als die Quelle des lib. geneal. Dieser Forscher (praef. LXX)
bemerkte richtig, daB im lib. geneal. unter anderem auch eine den von La-
garde edierten Onomastica sacra sehr ähnliche Quelle ausgiebig benutzt
wurde.
168 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
im liber genealogus nicht direct aus der Chronik des Hippolytos,
sondern, wie Frick (praef. LXIX) richtig erkannte, aus der einen
der beiden uns erhaltenen lateinischen Übersetzungen: aus dem
lib. gen. II.
Dafür ist entscheidend, daß ein im lib. gen. II (nicht aber
im griechischen Hippolytos und auch nicht im lib. gen. I) ent-
haltener Irrtum und ein ebenda vorhandener (bei Hippolytos und
im lib. gen. I aber fehlender) Zusatz an derselben Stelle im lib.
genealogus sich wiederfinden. Der bei Hippolytos c. 141 ein Land
Chams bezeichnende Name ᾿ρυϑρά wurde im lib. gen. II infolge
eines Mißverständnisses als der Name eines Flusses aufgefaßt, so
daß es in dieser Übersetzung ganz verkehrt heißt: et alia Ethio-
pia, unde prodit fluvius Rubrus, qui respicit contra orientem;
gleich darauf folgt im lib. gen. lI zu Kyrene der Zusatz: quae
est Penthapolis. Wörtlich damit übereinstimmend steht im liber
genealogus und nur in diesem: et alia Aethyopia, unde prodit
Rubus fluvius, qui aspicit contra orientem und gleich darauf zu
Kyrene ebenfalls: quae est Pentapoli. Andere Übereinstimmungen
kommen hinzu. Im lib. gen. II und im lib. geneal. fehlen unter
den afrikanischen Vólkern zwischen den Nasamones und Tau-
tamei die Macae, die Hippolytos, der Barbarus und der lib. gen. I
nennen, ebenso findet sich wieder nur im lib. gen. II und im
lib. geneal. zu Leptis der Zusatz magna, endlich geben nur der
lib. gen. II und der lib. geneal. den Namen des von Elam stam-
menden Volkes in der Form (H)elamit(a)e, während Hippolytos und
die beiden anderen Lateiner ᾿λυμαῖοι, Elimei und Aelymei bie-
ten!. Für die Genealogie Sems und das Endé des Cham be-
treffenden Abschnittes steht also fest, dal der liber genealogus
von dem liber generationis I] abhängt.
Allein es finden sich doch auch Unterschiede. Im liber ge-
nealogus wird v. B. im Stammväterverzeichnis Sems von Ul das
Volk der Armenier und nicht wie im lib. gen. II das der Lydier
abgeleitet und ein paar solche Differenzen begegnen auch noch
im folgenden, wie aus der oben (S. 87ff) gegebenen Zusammen-
1) Die Übersetzer des armenischen Textes des später zu besprechen-
den Samuel von Ani geben allerdings auch die Form Elamitae; dadurch
wird jedoch die Beweiskraft des im Texte angeführten Argumentes nicht
vermindert. Die im Text erwähnten Stellen des lib. gen. II und des lib. -
geneal. sind oben S. 77, 79, 80 zusammengestellt.
Nachwirkung der Chronik. 169
stellung ersichtlich ist. Darin wird man also eigenmächtige Än-
derungen zu erkennen haben, die sich der Verfasser des liber
genealogus mit seiner Vorlage — dem liber generationis 1] — .
gestattete.
Der Vergleich beider Fassungen läßt sich leider nicht voll-
ständig durchführen, weil in der Chronik von 334 (lib. gen. II),
beziehentlich beim Chronographen von 354 nur die die Länder
Chams und die Stammvüter nach Sem betreffenden Abschnitte
aus Hippolytos aufgenommen wurden. Da aber anzunehmen ist,
daß der Verfasser des liber genealogus seinen Diamerismos einer
und derselben Quelle entnahm, so dürfen auch die bei ihm vor-
kommenden lapheth und Sem betreffenden Stücke bis zu einem
gewissen Grade als Ersatz für die in der Chronik von 334 feh-
lenden Abschnitte des lib. gen. 1 betrachtet werden. Sie sind
deshalb auch oben (3. 51 ff, 57, 61, 65 ff) unter der Rubrik lib. gen. II
mit abgedruckt, obwohl deren Text dem verlorenen des lib. gen. 1I
nicht gerade wórtlich entsprochen zu haben braucht.
Im liber genealogus liegt uns also der Diamerismos des
Hippolytos sehr verkürzt und durch den lib. gen. II vermit-
telt vor!.
c) Die Alexandriner.
Direct benutzt wurde die Chronik des Hippolytos zu Anfang
des 5. Jahrhunderts von mehreren Verfassern alexandrinischer
Weltchroniken. Von dem einen dieser Alexandriner war schon
wiederholt die Rede: es ist der nach 412 schreibende Anonymus,
von dem uns eine lateinische Übersetzung aus dem 7. oder
$. Jahrhundert im Barbarus des Scaliger erhalten ist. Aus der
Zusammenstellung seines Textes mit dem des Matritensis ist er-
sichtlich, daß er den Diamerismos der Chronik des Hippolytos
sehr getreu wiedergab und nur das Proómium und den Stadias-
mos wegließ. Überdies wurde durch einige Beobachtungen im
vorigen Abschnitt (8. 148 ff) festgestellt, daß dieser Alexandriner
1) Zu der Benutzung des lib. gen. Il durch den Verfasser des liber
genealogus bietet die Benutzung des lib. gen. I durch den jüngeren Ar-
nobius in seinem um 460 verfaßten l'sahnencomimnentar (v. Gutschmid
a. a. O. 619 ff) eine Parallele.
170 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
auch in den auf den Diamerismos folgenden Abschnitten seines
Werkes vielfach von Hippolytos abhängt.
Ich fasse zuerst kurz zusammen, was über die Abfassungs-
zeit der Vorlage des Barbarus feststeht (vgl. Denkschriften d.
Wien. Akad. 51. Bd. 82ff). Die Abfassung nach 412, dem Todes-
jahr des Serapeumzerstörers Theophilos, ergibt sich aus der Nach-
richt (Schöne 239, Frick 371), daß dieser Patriarch den bischöf-
lichen Stuhl von Alexandrien 28 Jahre inne hatte. Die lateinische
Übersetzung in der Pariser Handschrift endet allerdings mit den
Consuln des Jahres 387; es spricht aber alles dafür, daß die
griechische Vorlage bis zur Zerstörung des Serapeion (391) oder
bis zum Tode des Theophilos (412) reichte, das von dem Barba-
rus übersetzte Exemplar jedoch am Schlusse defect war. Die
Kaiserliste des Barbarus (Schöne 224, Frick 330), die noch Zeno
und Anastasios nennt, ohne jedoch deren Regierungsjahre (491
bis 518) anzugeben, ist daher, wie Frick (praef. LXXXVII) be-
merkte, von einem Späteren fortgesetzt. Auf den ersten mit
dieser Kaiserliste endenden, vorzugsweise aus Africanus und Hip-
polytos geschópften Teil folgt ein zweiter!, der aus anderer
Quelle stammt. Er beginnt abermals mit Caesar (Schöne 225,
Frick 330) und als chronologische Grundlage ist darin eine ra-
vennatische Fastenchronik verwertet, mit deren Angaben die
Namen der Augustalen ınd auf Alexandrien bezügliche Nach-
richten verbunden wurden (vgl. Denkschr. d. Wien. Akad. Bd. 51
S.50ff). Triftige, gleich anzuführende Gründe sprechen dafür,
dali mindestens dieser zweite Teil aus der Chronik des Alexan-
driners Annianos stammt; möglich, wenn auch nicht nachweisbar
ist, dali die ganze in der Übersetzung des Barbarus erhaltene
Compilation von demselben Annianos herrührt.
Annianos ist neben Panodoros als Verfasser einer alexan-
drinischen Mónchschronik aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts
bekannt. Über diese beiden, literarisch als Einheit zu betrach-
tenden Autoren berichtet der Synkellos (p. 62, Bonn.) daß sie
zur Zeit des Patriarchen Theophilos nützliche historische Com-
pendien verfaßten, und daß das Werk des Annianos kürzer und der
D) Vgl. oben δ. 1481} die Einwendungen, die gegen die herkömmliche
Annahme sprechen, daß die vom Barbarus übersetzte alexandrinische
Quelle aus drei verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt sei.
Nachwirkung der Chronik. 171
Schrift wie der Überlieferung der Apostel genauer entsprechend
war als das des Panodoros, dessen Chronik also jener verkürzte,
orthodoxer und populärer gestaltete. Der Synkellos (p. 597) be-
richtet ferner, daß die Chronik des Annianos in die Form eines
Osterkanons von 11 Cyklen zu 532 Jahren gebracht war, und
daß der Tod des Theophilos darin einen wichtigen Abschnitt
bildete (p. 59). Das Werk enthielt chronologische Irrtümer, es
hatte die Besonderheit, daß darin seit 312 auch die Jahre der
diokletianischen Ära verzeichnet standen; sowohl Africanus als
Hippolytos waren darin benutzt. Im Gegensatz zu dieser popu-
lären Darstellung war, wie Gelzer (Sext. lul. Afric. II 189 ff}
zeigte, die Chronik des Panodoros eine ausführlich gehaltene und
gelehrtere Arbeit, die sich ganz besonders die Aufgabe stellte,
Eusebios zu widerlegen, wo sich dieser mit den Angaben der
Schrift nicht im Einklang befand (Gelzer 1931f)!. Die Chro-
niken dieser beiden Alexandriner wurden nicht nur von dem
Österchronisten und dem Synkellos, sondern, wie Gelzer gezeigt
hat, noch von vielen Späteren benutzt; Annianos insbesondere ver-
drängte bei den Orientalen die gelehrte Arbeit des Eusebios.
Die Gründe, die dafür sprechen, daß mindestens der zweite,
die ravennatische Fastenchronik enthaltende Teil der vom Bar-
barus übersetzten alexandrinischen Chronik von Annianos her-
rührt, wurden zuerst von Gelzer (Zeitschr. f. wissensch. Theol.
26. Bd. 500) hervorgehoben. Später jedoch (Sext. Iul. Afric. II
322) modificierte Gelzer seine Ansicht dahin, daß nicht Annia-
nos selbst, sondern eine etwa 100 Jahre jüngere Bearbeitung
seiner Chronik beim Barbarus übersetzt sei, weil dessen Kaiser-
katalog (oben S. 170) bis auf Zeno und Anastasios fortgesetzt sei.
Ich halte jedoch Gelzers ursprüngliche Ansicht für richtig.
Denn außer dieser Verlängerung der Kaiserliste enthält der Bar-
barus kein Indicium, das über das Jahr 412 herabführen würde.
Selbst wenn man aber für den ersten Teil der beim Barbarus
übersetzten Chronik eine fórmliche Bearbeitung zu Anfang des
6. Jahrhunderts zugeben wollte, so würde doch daraus für die
1) Einer der Hauptvorwürfe des Panodoros gegen Eusebios ist, daß
dieser bei Berechnung des Intervalls zwischen der Flut und Abraham
den zweiten Kainan und somit 130 Jahre ausgelassen habe. Diesen aus
der Septuaginta stamınenden zweiten Kainan kannte auch Africanus nicht,
"bei Hippolytos ist er dagegen schon eingefügt.
172 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Abfassungszeit und den Verfasser des zweiten Teiles nichts zu
folgern sein. In diesem zweiten Teil aber findet sich (Schöne 236,
Frick 362) der vom Synkellos (p. 597) ausdrücklich als Eigen-
tümlichkeit der Chronik des Annianos bezeichnete Ostercyklus
von 532 Jahren angeführt. Da ferner im ersten Teil des Barbarus
einige, wenn auch nicht ebenso durchschlagende Übereinstim-
mungen mit Annianos vorkommen, so scheint die Annahme be-
gründet, daß nicht nur der zweite Teil, sondern überhaupt die
ganze vom Barbarus übersetzte Chronik die des Annianos ist.
Gleichwohl habe ich in dem Stemma, das auf Taf. V gegeben ist,
die alexandrinische Quelle des Barbarus als besonderen Zweig
der Überlieferung neben Annianos gestellt und nur durch eine
Linie deren Beziehungen zu Annianos . veranschaulicht. Dies
geschah deshalb, weil, wie ich später zeigen werde, die von
Panodoros-Annianos oder einer ihnen sehr nahestehenden Quelle
abhüngigen Byzantiner (der Osterchronist und der Synkellos) in
ihrem Diamerismos doch nicht denselben engen Anschluß an Hippo-
lytos zeigen wie der Barbarus, was doch der Fall sein müßte, wenn
der Barbarus, die Osterchronik und der Synkellos gerade Annianos
zur gemeinsamen Vorlage hütten. Diese Beobachtung nótigt also
vielmehr, eine größere Zahl, wenn auch nur in Einzelheiten sich
unterscheidender, mit Panodoros und Annianos nahe verwandter
alexandrinischer Chroniken anzunehmen. Eine solche Vielheit
einander sehr äbnlicher Werke ist aber nicht nur zur Erklärung
der Differenzen und Übereinstimmungen in den uns erhaltenen
Ableitungen erforderlich, sondern sie ist für die alexandrinische
Chronik zu Anfang des 5. Jahrhunderts jetzt auch dadurch ge-
radezu erwiesen, dal wir in dem Papyrus Goleniscev eine mit
der Vorlage des Barbarus zwar auffällig übereinstimmende, gleich-
wohl nicht identische Chronik kennen gelernt haben. Sicher ist
auf alle Fälle, daß 1m Diamerismos der alexandrinischen Chro-
niken aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts Hippolytos sehr ge-
treu benutzt wurde und daß durch die Vermittlung gerade der
alexandrinischen Chroniken hippolytisches Gut in die byzan-
tinischen und orientalischen Chroniken Eingang gefunden hat,
wofür im folgenden im einzelnen noch die Beweise zu erbringen
sein werden!,
1) Daß alle diese alexandrinischen Chroniken im Diamerismos von
Nachwirkung der Chronik. 173
Zu diesen Hippolytos benutzenden Alexandrinern (Panodo-
ros, Annianos, Barbarus) gesellt sich endlich der Verfasser der
schon genannten Chronik, deren Reste in dem Papyrus Golenis-
éev vorliegen (Denkschr. d. Wien. Akad. 51. Bd.). Der Verfasser
dieser gleich der Vorlage des Barbarus reichlich mit Illustra-
tionen ausgestatteten populären Chronik, die vielleicht auch
wieder nur ein Auszug aus einem ausführlicheren Werke ist,
benutzte, wie die Reste des Diamerismos lehren, ebenfalls die
Chronik des Hippolytos.
Aber auch spüterhin noch gehórt Hippolytos zu den Quellen
alexandrinischer Chronisten. Einen solchen benutzte Eutychios
von Álexandrien oder Said ibn Batrik in seinem contextio gemma-
rum betitelten, 937 n. Chr. verfaßten Werke ın dem Abschnitt über
Noe und über die von ihm stammenden Vólker. Dieses Werk
ist nur in arabischer Übersetzung vorhanden, von Pococke ins
Lateinische übertragen und danach bei Migne wieder abgedruckt
(Patrol. ser. Graec. 111. Bd, 919 ff) Den Nachweis über die
Beziehungen des Diamerismos des Eutychios zu anderen uns
erhaltenen Quellen brauche ich hier im einzelnen nicht zu wieder-
holen, weil schon A. v. Gutschmid (a. a. O. 688 ff) auf dessen
Übereinstimmungen mit der Osterchronik und dem Synkellos auf-
merksam gemacht hat. Auch hat A. v. Gutsch mid schon richtig
bemerkt, daß die Übereinstimmung der beiden Byzantiner mit
Eutychios daher rührt, weil sie gleich diesem auf eine alexan-
drinische Vorlage zurückgehen, die Eutychios nur etwas freier
bearbeitete. Dagegen ist es nicht richtig, wenn v. Gutschmid
nebenher bei Eutychios Benutzung des Epiphanios annimmt.
Die wenigen und nur scheinbar dafür sprechenden Überein-
stimmungen beider sind vielmehr durch die Freiheiten bewirkt,
— — — —
Hippolytos abhängen, folgt daraus, weil 1. der zur alexandrinischen
Mönchschronik aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts zühlende, von dem
Barbarus übersetzte Alexandriner den Diamerismos des Hippolytos ge-
radezu ausschreibt, weil 2. der zu derselben Gruppe von Chroniken ge-
hórige Anonymus, dessen Reste der Papyrus Goleniscev enthält, ebenfalls
einen mit dem hippolytischen nahe verwandten Diamerismos hat, und
weil 3. die von Panodoros und Annianos oder einer ihnen nahe verwandten
Quelle abhängigen Byzantiner, der Osterchronist und der Synkellos, eben-
falle Darstellungen des Diamerismos enthalten, die mit Hippolytos großen-
teils wörtlich übereinstimmen.
174 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
die sich Eutychios mit seiner alexandrinischen Vorlage erlaubte’;
ähnlich wie Epiphanios verfahrend, fügte er eine ziemliche An-
zahl ihm gerade bekannter Völkernamen zu den wenigen hinzu,
die er in seiner Vorlage fand. In der Reihenfolge der Namen der
Noachiden stimmt Eutychios gegen Epiphanios mit Hippolytos
überein, indem er ebenfalls Sem voranstellt. Er gibt ferner bei
jedem der Drei die Zahl der Stammväter und die Grenzen ihrer
Erbteile, hierauf die Vólker- und Ländernamen bunt durchein-
ander, dann die Namen der schriftkundigen Völker und schließ-
lich den Hauptfluß in jedem der drei Erbteile. Bei Cham und
Iapheth kommt dazu noch je ein Inselkatalog mit einer Auswahl
von Namen. Das Schema des hippolytischen Diamerismos ist
also genau festgehalten, im übrigen freilich aus den kurzen An-
gaben des Eutychios über die Beschaffenheit seiner alexandrini-
schen Vorlage nicht viel zu lernen.
Schließlich führe ich hier einige Tatsachen an, die zwar
nicht gerade den Diamerismos mehrerer uns noch vorliegender
Chroniken betreffen, die aber bestätigen, daß dieselben alexandrini-
schen Chroniken, durch welche die Bekanntschaft mit dem Diame-
rismos des Hippolytos vermittelt wurde. auch sonst im Westen
eine Wirkung gehabt haben. Panodoros, Annianos oder eine
diesen verwandte Chronik liegen vor: bei Orosius (vgl. Zange-
meister Oros. adv. pag. Corp. script. eccl V praef. XXIII),
ferner in den Zusützen zum Fuxensis (Regius) des Hieronymus
(Schöne, Euseb. II praef. XVIII; derselbe: Die Weltchronik des
Eusebius in ihrer Bearbeitung durch Hieronymus 130ff), im
sogenannten χρονογραφεῖον σύντομον (Schöne Euseb.] App. 64),
1) Unter den (iründen, die v. Gutschmid für die Benutzung des
Epiphanios geltend macht, ist der scheinbarste, daß Eutychios unter den
beispielsweise angeführten Inseln Iapheths ebenso wie Epiphanios Kypros
nennt. Jedoch beweist diese Übereinstimmung schon darum nichte, weil
Kypros bei Hippolytos sowohl im Inselkatalog Chams c. 153 als auch im
Sporadenkatalog lapheths c. 212 vorkommt. Während aber bei Epiphanios,
dem Bischof von Konstantia auf Kypros, die zweimalige Nennung gerade
dieser Insel in seinen Katalogen beabsichtigt ist und durch die darauf fol-
gende Bemerkung (oben S. 164) gerechtfertigt wird, nennt Eutychios Kypros
nur aus Versehen unter den Inseln lapheths statt unter denen Chams, wie
sich daraus ergibt, daß Eutychios (und nur er) die Chaminsel Samos eben-
falls den Iaphethinseln zuzühlt. Diese Übereinstimmung ist also rein zu-
fülig und beweist nichts für die Benutzung des Epiphanios.
Nachwirkung der Chronik. 175
ferner in den Zusätzen zu Eusebios, die der sogenannte Eclo-
garius Casauboni bietet (Parisin. graec. 2600, Cramer anecd.
Paris. Il 115ff vgl. Schöne Euseb. I. App. 242, A. v. Gutschmid
Kl Schrift. I 443), endlich in der ἐχλογὴ ἱστοριῶν (Parisin. 854,
Cramer an. Paris. Il 1068, vgl. Gelzer Sext. Iul. Afric. Il
298 ff).
d) Die Byzantiner: Osterchronik und
Synkellos p. 85, 1ff.
Mit dem 20. Jahre des Kaisers Heraklios, 630 n. Chr., endet
das unter dem Namen der Osterchronik bekannte Werk eines
Unbekannten. Es ist nur durch eine einzige Handschrift, den
Vaticanus, erhalten, auf den alle sonstigen Abschriften zurück-
gehen (Ch. Graux Archives des miss.scientif. II] me série t. XV
315, 369). Die Osterchronik enthält p. 44. 16ff. ed. Bonn. einen
ausführlichen, mit dem des Hippolytos grofienteils wörtlich über-
einstimmenden Diamerismos (vgl. die oben zu Hippolytos voll-
ständig angeführten Parallelstellen). Bevor jedoch an die Ver-
gleichung beider gegangen und deren nahes Abhüngigkeitsver-
hältnis im einzelnen erörtert wird, ist es nötig, zwei äußerliche
Hindernisse zu beseitigen, die sich dessen Erkenntnis in den
Weg stellen. Würde man sich nämlich auf die Citate des Oster-
chronisten verlassen, so müßte man annehmen, daß sein Diame-
rismos ganz oder doch zum größten Teile aus Epiphanios
entnommen sei. Ferner aber machen auch viele seiner Namens-
listen in der Fassung, in der wir sie jetzt bei dem Osterchronisten
lesen, den Eindruck, als ob sie von denen des Hippolytos sehr
verschieden wären. Ich habe daher 1. den Beweis zu erbringen,
daß die Citate des Osterchronisten irreführen und daß er Epi-
phanios nur ganz wenige, leicht auszuscheidende Zusätze zu seiner
eigentlichen Quelle entnommen hat, und ich habe 2. die scharf-
sinnigen und durchschlagenden Beobachtungen A.v.Gutschmids
zu verwerten, denen zufolge die Differenzen zwischen Hippolytos
und den Listen der Osterchronik ausschließlich auf Schreiber-
versehen zurückgehen, wührend die letzte Vorlage der Oster-
chronik so genau, als dies überhaupt verlangt werden kann, mit
Hippolytos übereinstimmt. Nachdem auf diese Weise die ur-
sprüngliche Fassung wiederhergestellt ist, bleiben also nur mehr
176 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
die dann noch vorhandenen Differenzen zwischen der Osterchronik
und Hippolytos zu besprechen, wobei zugleich festzustellen sein .
wird, ob der Diamerismos des Hippolytos in der Osterchronik
direct oder indirect. benutzt wurde.
Nach einer Beschreibung des Turmbaues und nach Erwäh-
nung der Völkerzerstreuung bemerkt der Osterchronist p. 44, 16:
ἐπεὶ ovv τούτων ἐμνημονεύσαμεν, διὰ τὴν προχειμένην 1ρο-
»ογραφίαν δέον ἐ ἐπιμνημονεῦσαι παχυμερῶς τὰ xat ᾿αὐτοὺς ἔ ἔχ τε
τῶν διδασχαλιῶν Ἐπιφανίου τοῦ Κύπρου χαὶ ἐξ ἑτέρων
τινῶν, καὶ τίνες 70a» καὶ χατὰ ποίους τόπους “μερισϑέντες
οἴχησαν λέγει εἰς τὸν ἀγκυρωτὸν αὐτοῦ ix τῆς γενέσεως.
Hierauf beginnt p. 45, 1 der Diamerismos selbst mit den Worten:
Iapheth hatte 14 Söhne! und Enkel, Cham 31 und Sem 27.
Dann heißt es p. 45,5 xol ταῦτα εἰπὼν μνημονεύει (sc. Ἐπι-
pavıos). Hieran schließt sich eine Darlegung über die Vermehrung
des Menschengeschlechtes in der Zeit von Arphaxad bis Phalek,
über dessen Wohnen in Senaar nach der Flut, über den Turm-
bau und die Zerstreuung, die p. 46, 1 mit den Worten schließt:
xai ταῦτα Ἐπιφάνιος περὶ τῆς πυργοποιΐας xol περὶ τῶν
οβ γλωσσῶν, ὃ καὶ μέχρι νῦν παρὰ τοῖς ἀνθρώποις ὡς ἀγνοού-
μενον ἐπιζητεῖται. δέον δὲ μνημονεῦσαι χαὶ ποῦ κατοίχησαν
ἕχαστος αὐτῶν μετὰ τὴν μέρισιν χαὶ τὰ ἐξ αὐτῶν ἔϑνη. Es
werden dann p. 46, 5 die Grenzen von Iapheths Erbteil, dessen
14 φυλαί, dann 47, 13 die japhethitischen Völker, 48,3 die schrift-
kundigen unter ihnen, 48, 7 die japhethischen Lünder und 48, 19
die Inseln Tapheths aufgezühlt. Nach demselben Schema wird
p. 49, 6 über die 31 φυλαί Chams gehandelt, wobei jedoch p. 52, 6
das Völkerverzeichnis ausfiel, weshalb die schriftkundigen Völker
sofort auf die Stammväterliste folgen. Auf p. 53, 17 und zwar
mit εἶτα πάλιν Ἐπιφάνιος folgt in derselben Anordnung das
Stück über die 27 φυλαί Sems. Diese Citate machen also den
—— nn
1) Diese Zahl 14 (statt 15) ist, wie v. Gutschmid 661 richtig be-
merkte, eine Besonderheit des Osterchronisten. Hippolytos gab, wie seine
Chronik c. 73 und die Schrift xar. «to. p. 534. 79 (ed. Duncker und Schnei-
dewin) beweisen, gleich allen anderen Versionen dem Sem 15 Stammväter.
Diese Besonderheit bei dem Osterchronisten rührt: daher, daß er, durch
den Hipp. c. 73 entlehnten Satz in seiner Vorlage πάντες οὗτοι viol Ἰάφεϑ
irregeführt, die von Airıoı stammenden Kyprier nicht mitzählte.
Nachwirkung der Chronik. 171
Eindruck, als ob der Diamerismos des Osterchronisten aus
Epiphanios entlehnt wäre; dieser Eindruck ist jedoch falsch.
Trotz der Anführung des ἀγχυρωτός als Quelle p. 44, die
durch die Wendungen p. 45, 5, 46, 1 und 53, 17 verstärkt wird,
rührt weder was wir 45, 1—5 lesen, noch was 46, 5ff steht, aus
Epiphanios her, denn dieser gab dem Cham 32, dem lapheth 15
und folglich, da er auch 72 Völker rechnete, dem Sem, den er
überdies voranstellte, 25 Nachkommen (Epiph. &yxvo. c. 113;
Dind. I 3158. Der angeblich Epiphanios entnommene Satz
45, 1—5 stammt also vielmehr, wie die Übereinstimmung in den
Zahlen beweist, aus derselben Quelle, wie der Grundstock des
p. 46, 5 beginnenden Diamerismos des Osterchronisten, und diese
Quelle ist weder der ayxvoo tog noch überhaupt Epiphanios.
Aus Epiphanios stammen nur folgende, leicht auszuschei-
dende Stellen. Der ganze von p. 45, 5—40, 9 reichende Abschnitt
ist größtenteils wörtlich, zwar nicht aus dem ἀγχυρωτός, aber aus
der Schrift xav. aig. I 4,5 (Dind. I 283 ff) entlehnt !; aus dem ayxv-
ρωτός stammt darin nur der Ausdruck παίδων παῖδες p. 45, 3.
lm einzelnen ist das Verhältnis zur Vorlage folgendes: chron.
pasch. p. 45, 5 πέμπτη τοίνυν — 45, 11 που ἐπελέξαντο — Epi-
phanios xar. ato. Dind. I 284, 26 — 285, 1; chron. pasch. 45, 12
ἐχεῖσε πρῶτον — 45, 14 τοῦ τόπου — Epiph. a. a. Ο. 283, 21—24;
chron. pasch. 45, 14 χεῖται δὲ — 46,1 φωνήν — Epiph. a. a. O.
285, 1—12; jedoch ist hier im chron. pasch. der mit ἀπὸ δὲ τοῦ.
xAíuatog beginnende Satz ausgelassen, der erst später nach-
getragen wird. Es folgt chron. pasch. 46, 1 das zweite Epipha-
nios-Citat und nach einer überleitenden Bemerkung 46, 5ff die
wirklich dem ἀγχυρωτός (Dind. I 215, 27) entnommene An-
gabe der Grenzen lapheths; der p. 46, 7 mit οἵτενες beginnende
Schlußsatz dieses Abschnittes ist dagegen aus Epiph. xer. aig.
p. 285, 4—6 entnommen, es ist dies der schon erwähnte, früher
ausgelassene, jetzt nachgetragene Satz. Auch späterhin sind in
den Diamerismos der Osterchronik noch ein paar Zeilen aus
Epiphanios eingeschaltet. Was p. 49, 15 steht, ist aus xer. αἷρ.
— — — — —À —À —— —
1) Diese Schrift des Epiphanios hatte der Osterchronist im Vorher-
gehenden p. 39. 21 schon einmal citiert. Ihre Benutzung p. 45. 5 ff ist
schon bei A. v. Gutschmid 652, wenn auch nicht ganz zutreffend,
erórtert.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 1?
178 ᾿ A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Dind. 286, 5 entnommen. Darauf folgt ein Citat aus den pseudo-
clementinischen Homilien, die p. 50, 16 nochmals citiert werden.
Die Grenzbestimmung des Cham im chron. pasch. 49, 6. 7 ist aus
dem ἀγχυρωτὸς Dind. 215, 25 entnommen; die hier vorkommende,
in allen anderen Versionen des Diamerismos fehlende Erwühnung
Ágyptens aber p. 49, 7 stammt nicht aus Epiphanios, dem end-
lich — und zwar dessen ayxvowroc 215, 21—25 — auch das letzte
der Citate der Osterchronik p. 53, 17—21 wirklich entnommen ist.
Der ganze Diamerismos des Osterchronisten (p. 44, 16—62, 5)
enthält also nur drei aus xar. aig. des Epiphanios eingelegte
Stellen (45, 5—46, 1; 46, 7. 8; 49, 15—17) und drei Stellen — die
Angaben der Grenzen der Erbteile — aus dessen ἀγχυρωτός
(46, 5.6; 49, 6. 7; 53, 17—21). Dazu kommen noch zwei Citate
aus den Pseudoclementinen und ein auf eine für Ägypten inte-
ressierte Quelle hinweisender Zusatz p. 49, 7. 8. Alles andere
stammt, abgesehen von der 8.177 betonten Differenz in den
Zahlen der Nachkommen der Noachiden, auch deshalb nicht aus
Epiphanios, weil dessen Vólkerlisten (&yxvo. c. 113ff Dind. 1 215)
ganz andere Namen aufweisen, als die Osterchronik. Ihr Ver-
fasser hat also seine wirkliche Quelle, die er nur mit wenigen
Citaten aufputzte, überhaupt nicht genannt. Es entsteht. also die
Aufgabe, deren Verfasser zu bestimmen.
Vergleicht man die Angaben im Diamerismos des Oster-
chronisten in der überlieferten Form mit denen des Hippolytos,
so zeigt sich zwar, daß dessen Schema festgehalten ist, und daß
ferner auch im einzelnen häufig sehr weitgehende wörtliche Be-
rührungen vorhanden sind, aber man findet daneben auch an-
scheinend sehr bedeutende Unterschiede. Dieselben Unterschiede
zeigen sich aber nicht bloß bei dem Vergleich der Osterchronik
mit Hippolytos, sondern in gleicher Weise auch bei einem Ver-
gleich mit allen anderen, uns sonst erhaltenen Fassungen des
Diamerismos. Diese Sonderstellung der Osterchronik ist, wie
A. v. Gutschmid (a. a. Ο., 240ff) unwiderleglich dargetan hat,
nur scheinbar und lediglich darauf zurückzuführen, daß deren
ursprüngliche Vorlage bei wiederholtem Abschreiben durch ganz
äußerliche Entstellungen gelitten hat. Die Listen, die der Oster-
' ehronist bietet, stimmen vielmehr in ihrer ursprünglichen, leicht
wiederherzustellenden Fassung sowohl mit denen des Hippolytos,
als mit denen der meisten sonst bekannten Fassungen überein.
Nachwirkung der Chronik. 179
Das Verderbnis der ursprünglichen Vorlage der Osterchronik
vollzog sich in drei aufeinander folgenden Stadien, die sich noch
genau feststellen lassen. v. Gutschmid bezeichnet. diese drei
Stadien als «Bearbeitungen», die dem jetzigen Text der Oster-
chronik vorausliegen; er hat jedoch damit den Urhebern dieser
Textverunstaltungen zu viel Ehre erwiesen. Mit P* bezeichnete
er die unmittelbare Vorlage des Osterchronisten, deren Verfasser
eine ältere Bearbeitung PP benutzte, die wiederum aus einer
älteren P® zurechtgemacht ist!. Nur in einem dieser drei Vor-
stadien fand in der Tat eine etwas eingreifendere Änderung des
ursprünglichen Textes statt: Pb oder P* ergänzte nämlich die
Lücken der Völkernamen in den Stammváterlisten aus einem
Verzeichnis der 72 Völker, das jedoch mit dem in der Oster-
chronik selbst p. 56, 15ff enthaltenen nicht identisch war; diesen
Autor mag man also immerhin als einen Bearbeiter bezeichnen,
die beiden anderen neben ihm tätigen waren dagegen bloße Ab-
schreiber. Sie brachten die ursprünglich den hippolytischen
gleichen Namenslisten ihrer Vorlagen dadurch in die Unordnung,
in der wir sie jetzt in der Osterchronik lesen, daß sie columnen-
weise angeschriebene Namen zeilenweise lasen oder in den um-
gekehrten Fehler verfielen.
Will man also von der Quelle der Österchronik eine rich-
tige Vorstellung gewinnen, so dürfen ihre Angaben nicht in der
jetzt vorliegenden Textgestalt benutzt und mit anderen verglichen
werden, sondern es muß stets, wie im folgenden geschieht, auf
die ursprüngliche Fassung zurückgegangen werden. Der folgende
Vergleich dieser ursprünglichen Fassung mit Hippolytos wird
ferner lehren, daß trotz vieler und ‚genauer Übereinstimmun-
gen des Osterchronisten mit der Chronik des Hippolytos diese
doch nicht die directe Quelle war?, sondern daß dem Österchro-
1) Pb identificiere v. Gutschmid 263 irrtümlich mit einer angeb-
lichen älteren, bis 354 reichenden Fassung der Osterchronik, die jedoch,
wie Gelzer (Sext. lul. Afric. II 138 ff) zeigt, überhaupt nie existierte.
2) Der Osterchronist citiert allerdings p. 12. 22 die ketzerbestreitende
Schrift des Hippolytos und polemisiert dagegen (die Stelle selbst findet sich
aber in der uns erhaltenen Fassung von xar. πασ. aig. nicht). Der Oster-
chronist führt ferner auch p. 13. 8 einmal das zweite Buch von Hipypo-
lytos' σύγγραμμα περὶ τοῦ &ylov πάσχα an; allein solche Citate beweisen
bei ihm, wie oben gezeigt wurde, keineswegs, daß er die angeführten
Werke auch wirklich benutzte.
12*
180 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nisten die Bekanntschaft mit Hippolytos durch einen Alexandriner
vermittelt wurde, der der Quelle des Barbarus sehr nahe steht,
aber mit ihr nicht identisch ist. Die Angaben dieses Alexan-
driners wurden von P® Pb und P* in der oben angegebenen
Weise entstellt und verwirrt.
Wie nämlich A. v. Gutschmid 258, ohne jedoch die Beob-
achtung richtig zu verwerten, bemerkt hat, stammen die Namen
der 14 Völker, die nach dem Osterchronisten p. 46, 10ff in ganz
singulärer, in keiner anderen Fassung wiederkehrender Weise
von den Japhethsöhnen abgeleitet werden, aus einer Liste der
72 nach dem Turmbau zerstreuten Vólker. Der Vorgang dabei
war der, daß an die Stelle der sonst mit den 14(15) Iaphethsóhnen
verbundenen Namen (oben S. 501f) schon in der Vorlage der
Osterchronik die 13 letzten Namen dieser Liste der 72 Vólker ein-
gefügt und überdies die sonst von Kír:o: abgeleiteten Ῥωμαῖοι ot
χαὶ Λατῖνοι mit Ῥύδιοι verbunden wurden. Diese in der Vor-
lage der Osterchronik benutzte Liste der 72 Völker ist jedoch
weder die vom Osterchronisten selbst p. 56, 15 gebrachte, die viel-
mehr am Schluß recht erhebliche Differenzen aufweist, noch die
des Hippolytos in der im lib. gen. I überlieferten ! Fassung (oben
S. 101ff), sondern sie ist hier identisch mit der des Barbarus
c. 172: sie schließt wie diese und nur wie diese mit den Taoc-
μαντες ἐξώτεροι, stammt also aus einer alexandrinischen, dem
Barbarus nahe verwandten Chronik.
Das japhethitische Stammváterverzeichnis des Osterchronisten
unterscheidet sich von dem des Hippolytos ferner noch dadurch, daß
Elisa zu seinem Vater Iavan hinaufgerückt ist, daß Chatain fehlt
und an dessen Stelle Herka erscheint, so daß im ganzen doch die
Zahl 14 (vgl S. 176) festgehalten wird. Diese Veränderungen
gehen darauf zurück, daß an Stelle der Reihenfolge bei Hippoly-
tos die der Stammväternamen nach der Septuaginta (Gen. 10,2 ff)
gesetzt wurde, wobei jedoch der zweite Elisa durch Herka ersetzt
oder in Herka verschrieben und am Schluß statt Κήτιοι, Ῥόδιοι
nur Ῥόδιοι allein als Stammvater genannt ist.
In der Osterchronik war also ein Redactor tütig, der die
1) Die Liste im griechischen Hippolytos e. 200 ist in der Anordnung
der Namen verwirrt (oben 8. 136 ff), weshalb sie hier nicht verglichen wer-
den kann.
Nachwirkung der Chronik. 181
Liste der 72 Völker benutzte, wie sie die alexandrinische Chronik
(Barbarus) enthielt, und der zugleich auf deren bessere Überein-
stimmung mit dem Texte der Septuaginta bedacht war. Dieser
Redactor ging zugleich von der willkürlichen Annahme aus, daß
in der Liste der 72 Völker die von dem jüngsten Sohne Noes,
von lapheth, stammenden am Schlusse stünden, weshalb er ge-
rade die 13 letzten Namen mit seiner der Bibel entnommenen
Stammväterliste verband !.
Auf diese Liste folgen nun einige Sätze in der Osterchronik
p. 47, 7—14, die nahezu wörtlich mit Hippolytos c. 75—79 über-
einstimmen. Bei näherer Vergleichung ergibt sich folgendes.
Während in dem durch den lib. gen. 1 c. 79 gestützten Original-
text des Hippolytos c. 79 der zu dem japhethitischen Vólkerver-
zeichnis überleitende Satz mit den Worten πρὸς βορρᾶν schließt,
liest man beim Barbarus c. 58: ad aquilonem sic; ganz ebenso
heißt es aber auch in der Osterchronik p. 47, 14: πρὸς βορρᾶν
οὕτως. Zusammen mit dem, was oben (S. 180) über die von den
Japhethsóhnen abgeleiteten Vólker bemerkt ist, darf auch diese
Übereinstimmung, obwohl sie nur eine Kleinigkeit betrifft, als Be-
weis dafür gelten, daß der Osterchronist den Diamerismos des
Hippolytos aus einer der Vorlage des Barbarus nahe verwandten
Quelle, also aus einer alexandrinischen Chronik entnahm ἢ
Hierauf folgen in der Osterchronik p. 47, 15 eine Liste der
japhethitischen Vólker und p. 48, 3 eine der schriftkundigen
unter ihnen. Die von allen anderen uns erhaltenen Fassungen
1) Bei Magog steht p. 46,11 noch ein Zusatz aus anderer Quelle; er rührt
vielleicht von dem Osterchronisten selbst her. Die im Texte unerürtert
gebliebene Frage, ob die irrige Verquickung der Liste der japhethitischen
Stammvüter mit den 13 letzten Namen einer Liste der 72 Völker schon
in jener alexandrinischen Chronik vorgenommen war, die der Osterchronist
benutzte, oder ob sie erst in einem späteren Stadium der Überlieferung
des chronicon paschale vorgenommen wurde, läßt sich mit Hilfe des Bar-
barus und der Osterchronik allein nicht entscheiden. Im folgenden wird
sich jedoch zeigen, daß dem ebenfalls aus alexandrinischer Quelle schópfen-
den Synkellos diese Verbindung fremd ist; daraus folgt also, daß sie den
Besonderheiten zuzuweisen ist, die von einem Redactor der Osterchronik
herrübren.
2) Derselbe Ausdruck kommt außerdem nur noch beim Synkellos
p. 92. 13 vor, von dem unten gezeigt wird, daß sein Diamerismos eben-
falls aus der alexandrinischen Chronik stammt.
182 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
abweichende Reihenfolge und Zahl der Namen dieser beiden
Listen ist durch bloße Schreiberversehen bewirkt. Sie entstand,
wie v. Gutschmid 243ff gezeigt hat, dadurch, daß ein ursprüng-
lich in drei Columnen geordnetes und zeilenweise zu lesendes
Verzeichnis, dessen erste Hülfte das Ende einer Seite bildete und
dessen zwéite Hálfte am Anfang der folgenden Seite stand —
das so gelesen mit dem des Hippolytos stimmte (Pb) —, irrtüm-
lich columnenweise gelesen wurde (P*). Dieses also schon ver-
wirrte Verzeichnis schrieb P* in zwei columnenweise zu lesende
Columnen an, die dann der Schreiber der Osterchronik selbst
irrtümlich zeilenweise las. Als vierte Columne standen ferner
bei Pb die Namen der schriftkundigen Völker, die P° überdies
noch irrtümlich mit den links nebenstehenden Namen der Völker-
liste zu einer (nun natürlich im Vergleich zu Hippolytos und den
sonstigen Fassungen doppelt so starken) Liste angeblich schrift-
kundiger Iaphethvölker p. 48, 3 verband. Diese Entstellungen
gehören also alle der Überlieferung der Osterchronik an; in der
ursprünglichen Vorlage stimmten beide Listen, von einer Kleinig-
keit abgesehen, mit denen des Hippolytos überein !.
Der p. 48, 7—10 folgende, zum japhethitischen Länderver-
zeichnis überleitende Satz der Osterchronik stimmt bis auf die
letzten Worte wiederum wörtlich mit Hippolytos c. 83 überein.
Während aber am Schluß bei diesem nach dem griechischen, durch
den liber generationis I herzustellenden Text xar’ Ἴλιον stand’,
1) Der griechische Text ist an dieser Stelle (Hipp. c. SO) defect, reicht
aber doch hin, um festzustellen, dat die Τυρρηνοὶ (No. 34) bei Hippo-
lytos wie in der Vorlage des Barbarus für sich allein genannt waren,
während die Osterchronik Ἴβηρες οἱ x«i Τυράννιοι bietet und die Iberer
an der Stelle, wo sie später bei Hippolytos stehen, ausl&üt. Dies geschah
in der Vorlage der Osterchronik augenscheinlich deshalb, weil man an
der späteren Stelle in dem Namen eine Dittographie zu erkennen glaubte.
Zu einer solchen Auffassung bietet der Originaltext des Hippolytos:
Κελτίβηρες, Γάλλοι, Ἴβηρες keinen Anlaß, wohl aber der Text des Bar-
barus: Celtibirii, Ibirii, Galli den allerdringendsten Verdacht. Auch diese
Besonderheit im Texte der Osterchronik findet also ihre Erklärung darin,
daB die Liste des Hippolytos nicht direct, sondern in einer alexandrini-
schen Bearbeitung benutzt ist.
2) Im Matritensis 121 steht allerdings ebenfalls ἥλιον. Daß dies
aber ein bloßes Versehen des Schreibers ist, lehrt der liber generat. |,
der Ἴλιον deshalb als hippolytisch erweist, weil eine Correctur durch
Nachwirkung der Chronik. 183
lesen wir in der Osterchronik xa$’ ἥλιον wie beim Barbarus
contra solem, in dessen Vorlage also ebenfalls schon ἥλιον für
Ἴλιον verschrieben war. Hier liegt also abermals ein Beweis
vor, daß der Barbarus und die Osterchronik aus miteinander
nahe verwandten alexandrinischen Chroniken schöpften. |
Wie das p. 48, 10 folgende japhethitische Länderverzeichnis
beim Osterchronisten verunstaltet wurde, ist abermals durch A
v. Gutschmid 247 klargelegt. Die Verwirrung entstand dadurch,
daß die in zwei Columnen angeordneten und columnenweise zu
lesenden Namen irrtümlich zeilenweise gelesen wurden. Dabei
ergibt sich, daß in der Vorlage am Ende der zweiten Columne
ein ziemlich großer Raum frei blieb, der jedoch kaum, wie
v. Gutschmid annahm, zur Aufzeichnung der im Diamerismos
folgenden Sätze verwendet wurde, sondern mit Illustrationen aus-
gefüllt zu denken ist, wie sie in den alexandrinischen Chroniken
häufig vorkommen!. In der Vorlage der Osterchronik stimmte
den lateinischen Übersetzer ganz unwahrscheinlich ist. Diese Auf-
fassung wird auch durch Samuel von Ani bestätigt, von dem unten noch
die Rede sein wird. Bei ihm findet sich ebenfalls das Ursprüngliche:
usque ad Mastusiam, quod est llion. Samuel konnte es im Gegensatz zu
den ülteren Quellen deshalb bewahren, weil er durch die armenische Über-
setzung direct von Hippolytos abhängt. Dafür, daß erst in den alexan-
drinischen Bearbeitungen ἥλιον an die Stelle von Ἴλιον trat, spricht end-
lich noch, daß auch alle anderen diesem Überlieferungszweig angehören-
den Fassungen gleich dem Barbarus und dem Osterchronisten ἥλιον bieten;
so schreibt der Synkellos p. 93. 6, ebenso die Quelle des Kedrenos, d.h.
der Parisinus 1712 (vgl. unten). Wenn also die Bonner Ausgabe des Kedre-
nos yp. 25. 8 Ἴλιον bietet, so ist das entweder ein Versehen der Her-
ausgeber oder es verbesserte schon Kedrenos ἥλιον seiner Vorlage.
1) Vgl. den Papyrus Golenistev und die Vorlage des Barbarus; der
Osterchronist benutzte ferner einen, dem im Papyrus Golenistev und bei
Kosmas vorliegenden sehr ähnlichen, mit Illustrationen versehenen Pro-
phetenkatalog (vgl. Denkschr. d. Wien. Akad. 51 S. 3C ff). — Über die Namen
in dem japhethitischen Länderverzeichnis ist noch folgendes zu bemerken.
Im griechischen Hippolytos ὁ. 84 und ihn lib. gen. I ist Italia früher vor
Thuscene eingereiht, wühreud es beim Barbarus erst spüter vor Celtica steht.
In der Vorlage der Osterchronik stand Italien ebenfalls an derselben
Stelle wie bei Hippolytos. Die Verschiebung beim Barbarus ist also
entweder dem lateinischen Übersetzer zuzuschreiben, der sich auch in der
Reihenfolge der Namen bei den Bildersubscriptionen (oben S. 62) einige
Freiheiten erlaubt zu haben scheint, oder man muß folgern, wofür auch
manches andere spricht, daß die Vorlage der Osterchronik mit der des
184 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
dieses Verzeichnis der laphethlánder mit dem des Hippolytos
genau überein.
Die in der Österchronik p. 48, 19—49, 5 folgenden Sätze,
sowie der Inselkatalog Iapheths stimmen dagegen schon in ihrer
jetzigen Fassung ebenfalls wörtlich mit Hippolytos c. 86 ff überein,
wenn der im Vaticanus Kopovpa überlieferte Name zu Κόρχυρα
verbessert wird. Der Barbarus hat dagegen hier, wie die Pa-
rallelstellen lehren, gekürzt.
Der folgende Satz p. 49, 6ff ist dem «yxvowrog des Epi-
phanios entlehnt (oben S. 178), jedoch durch einen Zusatz erwei-
tert. Es folgt beim Osterchronisten p. 49, 9 das Verzeichnis der
Stammvüter nach Cham und der von ihnen abgeleiteten Völker.
Die Sonderbarkeiten dieser Liste rühren, wie v. Gutschmid 256
zeigt, daher, daß an den Stellen, an denen Hippolytos c. 94 ff nur
die Stammväternamen ohne die von diesen abgeleiteten Völker bot.
in der Vorlage der Osterchronik teils aus der Liste der 72 Völker,
teils aus dem beim Osterchronisten p. 52, 5 fehlenden Verzeichnis der
chamitischen Vólker Einfügungen gemacht wurden. Hier fanden
also noch tiefer greifende Umgestaltungen statt als in dem
Stammväterverzeichnis lapheths. Da aber weder beim Barbarus
noch, wie ich spüter zeigen werde, beim Synkellos sich Ent-
sprechendes findet, so gehören auch diese Änderungen nicht der
alexandrinischen Quelle des Osterchronisten an. sondern sie
wurden erst innerhalb der Überlieferung der Osterchronik selbst
vorgenommen. Im einzelnen ist noch folgendes zu dieser Stamm-
väterliste zu bemerken: Nach Mestraim steht in der Osterchronik
p. 49, 12 ein Zusatz unbekannter Herkunft (v. Gutschmid 659),
dem p. 49, 15 zwei Stellen aus Epiphanios und aus den Pseudo-
clementinen folgen (oben S. 177). Das bei Hippolytos c. 109 zu
Nebrod angeführte Citat aus dem Alten Testament, das beim
Barbarus c. 85 verkürzt wiedergegeben ist, bietet die Osterchronik
p. 50, 12 in noch ausführlicherer, der Bibel entnommener Fassung,
abermals mit emem Citat aus den Pseudoclementinen verbunden.
Hier hat also auch der Osterchronist selbst einiges zu seiner Vor-
lage hinzugefügt. Bei einem Vergleich der Namen der Stamm-
vüter mit denen bei Hippolytos (und dem genau stimmenden
Barbarus zwar sehr nahe verwandt, aber nicht identisch war, und daß
schon sie diese Veränderung des Ursprünglichen enthielt.
Nachwirkung der Chronik. 1
qn
ὃ
Barbarus) ist wiederum wie bei lapheth (oben 5 . 180) zu beobach-
ten, daß in der Vorlage der Osterchronik ein Redactor tätig war,
der eine genauere Übereinstimmung mit dem Text der Septua-
ginta herstellte: er fügte den Chaslonieim und Jebusaios hinzu,
ließ aber dafür den Pherezaios weg; er verfuhr also genau so,
wie der ebenfalls bibelkundige Redactor des lib. gen. I. Hin-
gegen stimmen die in das Stammväterverzeichnis eingeschobenen
Sátze p. 51, 4. 5 und p. 51, 14. 15 genau mit Hippolytos c. 110,118
und dem Barbarus c. 86, 93 überein.
Nach dem sonst festgehaltenen Schema des Hippolytos hätte
die Liste der chamitischen Vólker p. 52, 6 folgen sollen; diese
ist aber, wie schon bemerkt, in der Osterchronik ausgefallen oder
auch absichtlich weggelassen. Das folgende Verzeichnis der
schriftkundigen Völker Chams sowie die Angaben über die Grenzen
seines Erbteiles p. 52, 9 stimmen abermals genau mit Hippolytos
c. 133 ff und dem Barbarus c. 108ff; nur ist am Ende p. 52, 11 in
der Osterchronik τὰ πρὸς νότον hinzugesetzt. Auch das chami-
tische Lánderverzeichnis p. 52, 12 stimmt, nur das bei Hippoly-
tos c. 141 genannte Land Erythra ist ausgefallen, und am Ende
fehlen durch Überspringen von einem μέχρε zum nächsten noch-
mals drei Lándernamen.
In dem Verzeichnis der nördlichen Küstenlànder p. 52, 19
und der Inseln Chams p. 53,3 ist die Ordnung, wie v. Gut-
schmid 249 lehrt, abermals durch Verwechslung von Columnen
mit Zeilen (oder umgekehrt) gestórt; in der Vorlage war sie
dieselbe wie bei Hippolytos und beim Barbarus. In der Insel-
liste ist, beim Osterchronisten, wie ursprünglich bei Hippolytos,
Meylorn als Insel gerechnet und nicht wie beim Barbarus zu dem
folgenden Κρήτη gezogen. Den p. 53, 8 beim Osterchronisten ent-
haltenen Satz, der sich dem Sinne nach wenigstens auch bei Hippo-
lytos c. 155 findet, übergehen der Barbarus und lib. gen. I ganz. Da-
rauf folgt in der Osterchronik p. 53, 10, ganz verkehrt mit den
Worten xai ἑτέρας νήσους eingeleitet, der kleinere, drei schon
früher genannte Inseln enthaltende Katalog, den Hippolytos so
wenig als der Barbarus kennen, der sich aber in den meisten späte-
ren Fassungen des Diamerismos ebenfalls findet. Die Zahl der Inseln
des großen Katalogs wird im Vatieanus der Osterchronik p. 53,9
mit 25 angegeben, obwohl 26 Namen vorhergehen, im Text des
Hippolytos c. 154 steht ebenfalls 25, obschon auch hier 26 Namen
186 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
genannt sind; der Barbarus gibt gleichfalls die Zahl 25, da er
aber magna mit Cyprus als Adjektiv verbindet, in Übereinstim-
mung mit seiner Liste. Diese geringfügigen Differenzen gehen
durchweg auf Willkürlichkeiten der letzten uns erhaltenen Be-
arbeiter zurück. An dem bisher festgestellten Ergebnis dieser
Vergleichung, wonach der Osterchronist seinen Diamerismos einer
der Vorlage des Barbarus sehr nahe verwandten alexandrinischen
Chronik entnahm, wird dadurch nichts geündert.
Auf den kleineren Inselkatalog folgt p. 53, 12 die Erwäh-
nung des Nil und der Grenzen des Erbteiles Chams, die mit Aus-
nahme der Worte τὸν xal παχυβάτορα καλούμενον xci XPvoo-
qoa» mit Hippolytos c. 156ff und dem Barbarus c. 131 ff über-
einstimmt; der Zusatz yovoogoav steht bei Hippolytos schon an
der ersten Stelle, wo er den Nil erwühnt, c. 51. Die Grenzbestim-
mung des Erbteiles Sems p. 53, 17 ff leitet über zu dem Verzeich-
nis der semitischen Stammväter und der von ihnen abgeleiteten
Völker p. 54, 1ff. Die Besonderheiten dieser Liste des Obter-
chronisten sind ebenfalls, wie v. Gutschmid 255 zeigte, durch
Einschiebungen von Namen aus der Liste der 72 Völker ent-
standen. Hier ist das Verfahren des in der Vorlage der Oster-
chronik tátigen Redactors ganz besonders deutlich zu erkennen,
da er die ursprünglich bei den Stammvütern stehenden Namen
teilweise festhielt und mit den der 72 Völkerliste entnommenen
ganz sinnlos durch οἱ xaí verband. Übrigens unterscheidet sich
die Liste der Stammväter in der Osterchronik noch dadurch von
der des Hippolytos und des Barbarus, daß mit Gen. 10, 22ff eine
genauere Übereinstimmung hergestellt ist; es waltete also bei
dem Redactor hier dieselbe Tendenz wie bei Cham und Japheth
(v. Gutschmid 251). Die alexandrinisehe Vorlage der Oster
chronik folgte dagegen anscheinend Hippolytos meist ebenso treu
wie die vom Barbarus übersetzte alexandrinische Chronik.
Der folgende Satz p. 55, 10 stimmt genau mit Hippolytos c. 187
und dem Barbarus, dagegen ist das semitische Völkerverzeichnis
des Osterchronisten p. 55, 14ff dadurch verwirrt, daß eine in vier
Columnen angeschriebene Vorlage, die zeilenweise gelesen werden
sollte, columnenweise gelesen wurde (v. Gutschmid 252). Wird
dieser Fehler beseitigt, so stimmt diese Liste mit der des Hippo-
lytos und Barbarus im wesentlichen überein. Jedoch werden in
der Osterchronik /rvóoi πρῶτοι und δεύτεροι unterschieden, was
Nachwirkung der Chronik. 187
aus der 72 Völkerliste herübergenommen ist, ferner stehen in der
Osterchronik zwischen den Ἀεδρούσιοε und den Apaßes δεύτεροι
noch 8 Namen, die sowohl bei Hippolytos als beim Barbarus und
im liber generationis I fehlen. Sie sind ein willkürlicher Zusatz
des Redactors der Vorlage, dem die Zahl der semitischen Völker
im Verhältnis zu den chamitischen und japhethitischen zu gering
schien: er wählte daher diese 8 Namen beliebig unter den Völker-
namen aus, die er zu der vorangehenden Stammväterliste bei-
geschrieben hatte.
Die beiden nächsten Sätze 1n der Osterchronik p. 56, 1ff sind
im Verhältnis zu Hippolytos c. 191, 192 bloß umgestellt und stimmen
sonst genau. Die Angabe über die Grenzen von Sems Erbteil
p. 96, 3 erweckt zwar den Anschein, ausführlicher als bei Hippo-
lytos gefaßt zu sein; dies kommt jedoch nur daher, daß in der
Osterchronik zwei Sätze des Hippolytos c. 191 und 195 zu einem
zusammengezogen sind, wührend sie in der Vorlage des Barbarus
auseinandergehalten blieben. Das semitische Lünderverzeichnis
p. 56, 6ff stimmt ebenfalls mit Hippolytos c. 194, nur ist bei IJeooíg
ein Zusatz weggelassen, dagegen am Schlusse zu Φοινίκη — Συρία
ἡ ἐξωτέρα hinzugesetzt!. Auch der nächste Satz p. 56, 11 lautet
ebenso wie bei Hippolytos c. 199.
Die Liste der 72 Völker, die der Osterchronist p. 56, 151ff
enthält, stimmt ferner ebenfalls, geringfügige Versehen abgerechnet
(z. B. geben die Hss. des chron. pasch. statt Madıvaloı πρῶτοι καὶ
δεύτεροι und ᾿“διαβηνοί --- Madıwaloı, Μαδιναῖοι devrego:,sielassen
oí xal Ταρσεῖς weg und dergl), genau mit der des Barbarus und
des Hippolytos c. 200, wenn bei diesem die im Matritensis herr-
schende Verwirrung durch richtiges Anordnen der Namen behoben
wird. Erst am Schluß finden sich in der Osterchronik drei Zusätze
(vgl. v. Gutschmid 686). Davon verdanken zwei: oí xai Ma-
xopes und oí xal Σποράδες — wozu es in den anderen Fas-
sungen überhaupt keine Parallelen gibt — ähnlichen Manipula-
tionen ihren Ursprung, wie sie oben (8. 186) bei den Völkernamen der
semitischen Stammväterliste beobachtet wurden; diese beiden Zu-
sätze gehören also zu den redactionellen Änderungen, die mit
der Vorlage der Osterchronik vorgenommen wurden und deshalb
1) Den vollständigen Text gibt hier nur der Vaticanus der Oster-
chronik, er nennt auch Agapla ἡ ἀρχαία und "EAvuat.
188 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
auf deren Text beschränkt blieben. Dagegen ist der dritte dieser
Zusätze deshalb wichtig, weil er unter allen erhaltenen Versionen
des Diamerismos einzig und allein beim Barbarus, allerdings bei
diesem erst an einer späteren Stelle c. 206 sich vorfindet. Die
Ναυσϑοὶ οἱ xci Ναβῶται ἕως τῆς Al$ıonlas ἐχτείνουσι in der
Österchronik p. 57, 14 sind augenscheinlich identisch mit den
Nauthi et Labooti, die der Barbarus c. 206 mit in leva autem
parte an den Satz usque ad Trapezuntum extendunt istas gentes
anfügte und unmittelbar vor seinem Bergeverzeichnis nennt!
Diese Übereinstimmung beweist abermals unzweideutig, daß der
Osterchronist von einer mit der Vorlage des Barbarus nahe ver-
wandten alexandrinischen Chronik abhängt.
Der auf diese Stelle folgende Satz der Osterchronik p. 57,106.
die überleitende Bemerkung p. 57, 18 sowie alles, was bis p. 62,6
über die ἀποικίαι. προσηγορίαε und xAluara gesagt wird, end-
lich das Berge- und Flüsseverzeichnis ist, von wenigen Unter-
schieden? abgesehen, eine geringfügig verkürzte, fast wörtliche
Wiedergabe aus dem Diamerismos des Hippolytos. Diese Über-
einstimmung ist um so wichtiger, als diese Abschnitte in keiner
anderen erhaltenen Recension aufler beim Barbarus vorkommen.
Allein auch von ihnen läßt sich nachweisen, daß sie nicht direct
aus Hippolytos stammen. Wiederum finden sich nämlich einige
Besonderheiten, durch die sich der Text des Barbarus von dem
des Hippolytos unterscheidet, mit dem der Osterchronik aber
übereinstimmt. Der Barbarus übersetzt, durch eine sehr alte"
Textverderbnis in seiner Vorlage — ἀγνώστων ἐϑνῶν statt des
durch den griechischen Text c. 202ff als ursprünglich erwiesenen
ἀναγνωσθέντων ἐθνῶν — irregeführt, c. 174, 196, 197 ignotas
und de ignotas gentes. Genau an denselben Stellen p. 57, 19,
1) In der Osterchronik y. 61, 8 an der entsprechenden Stelle vor
dem Bergeverzeichnis fehlt dieser Zusatz des Barbarus.
2) Dahin gehören außer einigen Umstellungen der Namen in den
Listen und gelegentlichen Schreibfehlern (z. B. p. 58, 1 πλεῖον statt
πλησίον): der Ausfall dreier Namen p. 59, 10, der Zusatz p.59, 15 ἡ νῦν
καλουμένη Mivıyya, p. 61, 4 der Ausfall von εἰς δὲ τὰ εὐώνυμα, p. 61, 1?
ἐν τῷ Θράχῃ statt 2. v. Εὐβοίᾳ und p. 61, 91 der verschriebene Flußname
Eiouog.
3) Dies wird dadurch erwiesen, daß der liber generationis I aus
einem Hippolytosexemplar übersetzt ist, das denselben Fehler enthielt.
Nachwirkung der Chronik. 189
p. 60, 9 zeigt auch der Osterchronist dasselbe dem Hippolytos
fremde Textverderbnis. Ferner war der Name des dritten der
maurischen Völker, der Καισαρηνσεῖς (bei Hippolytos c. 218) in der
Vorlage des Barbarus xel Σαρηνσεῖς geschrieben, weshalb er et
Sarinei übersetzte. Derselbe Fehler kehrt abermals in der Oster-
chronik p. 59, 18 wieder; hier ist xoà ganz weggelassen und durch
die Ordnungszahl ersetzt. Es kommt noch hinzu, daß beim Oster-
chronisten p. 61, 1 zu Klein-Madiam ein Zusatz steht, der zwar
beim Barbarus c. 203 fehlt, im liber generationis 1 c. 220 sich jedoch
findet: πλησίον „Alyurrov; dies weist ebenso wie die schon er-
wühnte gleichartige Hinzufügung p. 49,7 auf eine ägyptische
Vorlage des Osterchronisten hin!.
Was nun in der Osterchronik p. 62, 6 ff und nur in dieser
geboten wird: ein Verzeichnis der berühmten Städte nach den
7 Klimaten geordnet, ist, wie v. Gutschmid 265 ff gezeigt hat,
aus Ptolemáus entnommen und nach Annahme dieses Forschers
von dem Verfasser der Osterchronik selbst ans Ende seines Dia-
merismos angefügt. Das erste ist richtig, das zweite schwerlich.
Wie der Matritensis lehrt, fügte Hippolytos allerdings unmit-
telbar an das Flüsseverzeichnis den Stadiasmos an. Aber es bleibt
die Möglichkeit, daß nach dem Stadiasmos auch bei ihm das
Städteverzeichnis noch folgte; freilich könnte es auch erst von dem
Alexandriner, den der Osterchronist benutzte, hinzugefügt worden
sein. Für diese letzte Annahme scheint folgendes zu sprechen:
Hippolytos kündigt c. 224 nur an, daß er von den χλίματα τῶν
ἀναγνωσθέντων ἐϑνῶν, von den Bergen und Flüssen sprechen
wolle und geht dann c. 240 mit dedeıyuevov οὖν τούτων zum
Stadiasmos über. Dagegen fügt der Barbarus in seiner Wieder-
gabe jener anktindigenden Worte c. 196 zu de ignotas gentes
noch hinzu: et oppidos eorum, womit er auf ein bei ihm selbst
allerdings nicht vorhandenes Stádteverzeichnis hinzuweisen scheint,
1) Auf eine durch diese Übereinstimmung eróffnete Perspective sei
nur beiläufig hingedeutet. Ich bemerkte schon oben (S. 1886), daß im
liber generationis | dasselbe Bestreben wie in der Osterchronik zu be-
obachten sei, die Stammväterlisten des Hippolytos mit Genes. 10 in ge-
nauere Übereinstimmung zu bringen; wird die hier bemerkte Überein-
stimmung hinzugenommen, so erscheint die Annahme zulässig, daß der
lateinische Übersetzer von lib. gen. I ebenfalls ein in Ägypten redigiertes
Exemplar der Chronik des Hippolytos benutzte.
190 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
das aber in seiner Vorlage ebenso gestanden haben könnte, wie
es in der Vorlage des Osterchronisten stand. Aber sicher ist
auch diese Combination nicht: et oppidos eorum kann auch eine
Erweiterung des Textes durch den Barbarus selbst sein, die für
die Beschaffenheit seiner Vorlage nichts beweist. Sicher scheint
also nur, daß nicht erst der Osterchronist, sondern entweder seine
alexandrinische Vorlage oder schon Hippolytos selbst! diesen Aus-
zug aus Ptolemäus anfertigten und mit dem Diamerismos verbanden.
Diese Darlegung über den Diamerismos der Osterchronik
schließt also mit einer so lange nicht mit Sicherheit lósbaren
Frage, als die Fortsetzung von Matritensis 121 nicht aufgefunden
wird. Im einzelnen bleibt überhaupt bei solchen Untersuchungen
über die Verwandtschaft von Chroniken manches problematisch,
da der Móglichkeiten der Erklürung zu viele sind, und weil es
von solchen Chroniken sehr zahlreiche Abschriften, die sich in
Einzelheiten unterschieden, neben vielen neuen Redactionen und
Bearbeitungen gegeben hat. Es muß uns also genügen, deren
Abhängigkeit der Hauptsache nach festzustellen. Die Beweise
dafür, daß der Osterchronist eine der Quelle des Barbarus sehr
nahe verwandte, wie diese Hippolytos benutzende alexandrinische
Chronik ausschrieb, sind jedoch so zahlreich, daß ich dieses Er-
gebnis für ganz feststehend halte?. Ebenso sicher ist, daß, ehe
der Text der Osterchronik seine jetzige Fassung erhielt, die Vor-
lage teils redactionelle Änderungen erfuhr, teils durch Abschreibe-
fehler verunstaltet wurde. Diese Veränderungen rühren aber
nicht von dem alexandrinischen Chronisten her, sondern sie traten
innerhalb der παράδοσις des Textes der Osterchronik selbst ein,
weshalb sie auch auf diese beschränkt blieben. Schließlich fügte
der Osterchronist selbst noch einige Citate aus Epiphanios und
aus anderen Quellen hinzu.
1) Da Hippolytos in seinen Ankündigungen des Inhalts spáter fol-
gender Abschnitte keineswegs vollständig zu sein pflegt, so halte ich
für das wahrscheinlichste, daß er am Schluß des Stadiasmos mit denselben
Worten wie der Osterchronist p. 62,0 ἔδοξε χτλ. den Übergang zu dem Städte-
verzeichnis herstellte; wie zar.rrao. ato. IV 12 beweist, kannte er Ptolemäus.
2) Obwohl der Osterchronist in späteren Abschnitten seines Werkes
Spuren der Benutzung des Annianos zeigt (Gelzer, Sext. lul. Afr. Il
150 ff; Frick, chron. min. praef. p. CIV ff), halte ich es doch für ein Ge-
bot der Vorsicht, seine alexandrinische Vorlage unbenannt zu lassen.
Nachwirkung der Chronik. 191
Das Ergebnis dieser umständlichen und dennoch viel selbst-
ständige Mitarbeit von dem Leser fordernden Untersuchung wird
durch die folgende Analyse des Diamerismos beim Synkellos als
richtig bestätigt. Dabei beschränke ich mich jedoch auf einige
Hauptargumente, die ebenfalls beweisen, daß der Synkellos seinen
Diamerismos aus einer alexandrinischen, der vom Osterchronisten
benutzten sehr nahestehenden, vielleicht sogar mit ihr identischen
Chronik entnahm !.
Der Synkellos, der nach $06 schrieb, war ein selbstündigerer
Schriftsteller als der Verfasser der Osterchronik. Seine Haupt-
quellen waren, wie Citate dartun und Gelzer (Sext. lul. Afr. II
176 ff, vgl. oben S. 170ff) ausgeführt hat, Panodoros und Anni-
anos und deren Benutzung erstreckte sich über die ausdrücklichen
Citate hinaus auf die ganze Chronik. Der Synkellos? stellte
selbständige Studien überhaupt nur auf biblischem Gebiet an
und sah sich durch diese gelegentlich veranlaßt, von seinen bei-
den Hauptquellen abzugehen. Demnach besteht beim Synkellos
von vornherein die größte Wahrscheinlichkeit, daß er auch seinen
Diamerismos einem alexandrinischen Chronisten entnahm.
In der Tat beobachtet er darin? in der Hauptsache gleich-
falls das Schema des Hippolytos. Er beginnt p.85 allerdings wie
Epiphanios mit Sem und nicht mit Iapheth *, zählt die 15 Stamm-
vüter nach Sem mit den zugehórigen Vólkern auf, gibt die Gren-
zen von dessen Erbteil und die Liste der semitischen Lünder, an
welche er p. 87, 1 mit dem unpassenden Übergang τὰ δὲ ἐξ αὐτῶν
γενόμενα ἔϑνη ταῦτα das Verzeichnis der semitischen Völker und
1) Beiläufig bemerke ich, daß zu erwägen sein wird, ob den beiden
aus alexandrinischer Quelle schöpfenden Byzantinern ihre Bekanntschaft.
mit Africanus direct oder nur durch ihre Hippolytos benutzende Quelle
vermittelt ist.
2) Die Citate aus dem Dunielcommentar des Hippolytos beim Synk.
p. 413, 13. 414, 15. 436, 1 lauten so, daß er diese Schrift wirklich ge-
kannt haben mag. Dagegen citiert er die Chronik des Hippolytos p. 507, 11
in Verbindung mit Annianos und Maximos; dieses Werk kannte er daher
nur aus zweiter oder dritter Hand (v. G&utschmid 622 ff; Gelzer, Sext.
Iul. Afr. II 188).
3) Auf den ersten Teil seines Diamerismos p. 82, 10 ff, der nieht aus
alexandrinischer, sondern aus anderer Überlieferung entnommen ist, komme
ich unten unter f) zurück.
4) Der Grund dafür wird unten unter f) ermittelt werden.
192 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
das der schriftkundigen unter ihnen anfügt. Bei Cham beginnt
er p. 87,8 wieder mit den Stammvätern, gibt dann die Grenzen des
Erbteiles der 32 chamitischen Völker, hierauf deren Liste, die Gren-
zen ihres Gebiets, dann das Verzeichnis der schriftkundigen,
hierauf den Katalog der chamitischen Länder, dem die Liste der
nördlichen Küstenländer Chams, die kleine Liste der 3 νῆσοι
ἐπίσημοι, der große Inselkatalog und schließlich der Satz über
den Nil folgen. An die Liste der 15 Iaphethiden p. 91, 1 und der von
ihnen stammenden Völker schließt sich p. 92, 3 eine Bemerkung
über die 72 Völker und daran ein Nachtrag zu den lapheth-
völkern (wie bei Hippolytos c. 73); es folgt die Liste der Völker
Iapheths, das Verzeichnis der schriftkundigen, die Angabe der
Grenzen von Iapheths Erbteil, die Länder- und Inselliste und
die Notiz über den Tigris. Biblische Citate und eine vom Syn-
kellos selbst herrührende Betrachtung bilden den Schluß,
Der Synkellos entnahm also seiner Vorlage bald mehr bald
weniger und ünderte auch die Reihenfolge der einzelnen Ab-
schnitte. Auf solche Differenzen ist also bei dem Vergleich seines
Textes mit dem der anderen Quellen kein Gewicht zu legen. Es
genügen daher einige schlagende Übereinstimmungen mit dena
Barbarus und der Osterchronik, um seine Abhängigkeit von einex
alexandrinischen Chronik zu erweisen.
Solche sind vorhanden. Wie beim Osterchronisten und a x3
derselben Stelle wie bei diesem (p. 47, 14) schließt auch beixx
Synkellos p. 92,13 der dem japhethitischen Völkerverzeichn 28
vorangehende Satz mit πρὸς βορρᾶν οὕτως entsprechend des*
sic des Barbarus c. 58. Diese seiner alexandrinischen Vorlage en &-
lehnte Ausdrucksweise eignet sich der Synkellos auch selbst ar:
er allein leitet nämlich alle seine Stammvüterlisten (p. 85, 3-
87, 7. 91, 2 durchweg mit einem solchen οὕτως ein. Ebenso
findet sich bei ihm p. 93, 6 die Hippolytos fremde, in der Vor-
lage des Barbarus aber schon vorhandene Corruptel 74:0» statt
Ἴλιον wie beim Osterchronisten (p.48, 9 oben S. 182). Dazu kommt
anderes. Die bei Hippolytos und dem Barbarus fehlenden, beim
Osterchronisten (p. 51, 11. 15) aber genannten chamitischen Stamm-
vüter Chaslonieim und Jebusaios finden sich an derselben Stelle
auch beim Synkellos p. 88, 10. 16. Freilich ist diese hier und
sonst in den Stammváterlisten zu bemerkende Übereinstimmung
deshalb weniger beweiskrüftig, weil jede Ausgleichung mit der
Nachwirkung der Chronik. 193
jedermann zur Verfügung stehenden Bibel, auch wenn sie un-
abhängig von verschiedenen Redactoren vorgenommen wurde,
dasselbe Resultat ergeben mußte; immerhin ist es wahrscheinlich,
daß sie hier ebenfalls auf den alexandrinischen Bearbeiter des
Hippolytos zurückgeht. In demselben Satze sagt nämlich Hippo-
lytos bei Bestimmung der Grenzen der laphethvölker c. 83 nur
εὖρος δὲ ἀπὸ Ποταμίδος xv, dagegen setzen sowohl der Oster-
chronist p. 48, 7 als der Synkellos p. 93, 4 vorher zur Ergänzung
χατὰ μῆχος hinzui. Für die Benutzung nahe verwandter Quellen
beim Synkellos und in der Osterchronik sprechen ferner noch
solche Stellen, an denen der Synkellos aus Hippolytos das Ur-
sprüngliche erhalten hat, während es beim Osterchronisten über-
gangen ist. So bringt z. B. der Synkellos p. 89, 8 das Verzeich-
nis der chamitischen Vólker, das in der Osterchronik p. 52, 5 im
Gegensatz zu der sonst festgehaltenen Anordnung der Abschnitte
ausgefallen ist. Beim Synkellos p. 89, 20 steht ferner mit Hip-
polytos c. 141 übereinstimmend das chamitische Land Erythra, das
in der Osterchronik p. 52, 14 ebenfalls fehlt. Nach Hippolytos
c. 160 (lib. gen. I c. 153) stammen von Elam die ᾿Βλυμαῖοι (Bar-
barus: Elimei); dafür steht im chron. pasch. p. 54, 2 übereinstim-
mend mit dem lib. gen. II Ἐλαμῖται, während der Synkellos
p. 85, 5 das ursprüngliche 'EAovuatot bietet. Desgleichen hat der
Synkellos p. 86, 17 zu Περσίς den ursprünglichen (Hipp. c. 194,
Barb. c. 169) Zusatz: xai τὰ ἐν αὐτῇ ἔϑνη, der im chronicon
paschale p. 56, 7 ebenfalls fehlt.
Es darf also als erwiesen gelten, daß die Fassungen des
1) Dabei ist noch folgendes zu erwägen. Hippolytos gibt nur c. 47,
195 die Grenzen der Semsöhne mit der näheren Bestimmung χατὰ μῆκος
— xat& πλάτος. An der dritten Stelle c. 191 fehlt dieser Zusatz, er findet
sich aber p. 50, 3. 4 in der Osterchronik und y. $6, 12. 15 beim Synkellos,
wo c. 191 wiedergegeben wird. Hier geht die Erweiterung zweifellos auf
die alexandrinische Bearbeitung des Hippolytos zurück. In dem oben im
Text angeführten Falle wird also der Zusatz gleichfalls auf diese Quelle
zurückgehen. Dies ist um so wahrscheinlicher, als übrigens gerade an der
Stelle p. 93, 4 der Synkellos eine gewisse Selbstündigkeit zeigt. Wührend
es im chron. pasch. mit Hippolytos c. S3 und dem Barbarus überein-
stimmend heißt ἕως Γαδείρων, steht bein Synkellos Ewg διτικοῦ 2xe-
avob, in der Osterchronik ist ferner βλέποντα zugesetzt, was beim Syn-
kellos fehlt; der Synkellos schreibt endlich Τανάϊδος statt Ποταμίδος bei
Hippolytos, dem Barbarus und dem Osterchronisten.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 13
194 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Diamerismos, die in der Osterchronik und beim Synkellos vor-
legen, im einzelnen nur wenig veründerte, mit einigen Zusützen
versehene! Auszüge aus nahe verwandten alexandrinischen Chro-
niken sind, die zu Panodoros und Annianos enge Beziehungen
haben. Jedesfalls folgten diese Alexandriner ebenso wie der beim
Barbarus übersetzte Chronist der Chronik des Hippolytos. Die
Österchronik und der Synkellos mußten daher unmittelbar nach
den beiden lateinischen Übersetzungen und dem Barbarus auch bei
der Herstellung des Textes des Hippolytos berücksichtigt werden.
Alle im Matritensis enthaltenen, bei den beiden Lateinern und
beim Barbarus fehlenden Stellen dürfen dann mit Sicherheit als
ursprünglich hippolytisch betrachtet werden, wenn sie aus der
Osterchronik oder dem Synkellos belegt werden kónnen. Nur
für die Herstellung der Namensformen ist eine Ausnahme zu
machen; dafür dürfen die beiden Byzantiner auch dann nicht als
maßgebend gelten, wenn sie anscheinend das Richtige bieten;
denn es besteht der Verdacht, daß in solchen Füllen spätere Cor-
recturen vorliegen, deren Einführung in den Text des Hippolytos
unzutreffend wäre.
e) Die von einer kürzenden Zwischenquelle
abhängigen Byzantiner.
Bei byzantinischen Autoren des 9.—12. Jahrhunderts liegen
5 kürzere, im letzten Ende aber gleichfalls auf Hippolytos zurück-
gehende Darstellungen des Diamerismos vor, die unter sich so
viele gemeinsame, Hippolytos fremde Besonderheiten zeigen, daß
sie von einer Hippolytos teils kürzenden, teils durch andere Be-
richte erweiternden Zwischenquelle abhängen müssen. Die engere
Verwandtschaft einiger dieser Fassungen wurde schon von A.v.
Gutschmid 632ff festgestellt? Für diese Zwischenquelle ist
1) Den Zusützen, die der Osterchronist aus Epiphanios, den Pseudo-
clementinen und anderen Quellen machte, stellt sich ein Zusatz beim
Synkellos p. 87, 13 aus Prokopios de bell. Vand. p. 450, 10 Bonn. und ein
zweiter längerer p. 82, 10ff zur Seite. Der letzte stammt, wie ich später
zeigen werde, aus einer antiochenischen Fassung des Diamerismos.
2) Der Autor, den v. Gutschmid 617 dem Vorgang von Hody folgend
(Georgios Hamartolos nennt, ist in Wirklichkeit ein mit Georgios Monachos
(Hamartolos) nahe verwandter, aber nicht identischer Anonymus, dessen
Nachwirkung der Chronik. 195
eine auch schon beim Synkellos p. 82, 10 ff begegnende Erzäh-
lung über das Testament Noes und dessen Verletzung durch
Chanaan charakteristisch!. Während aber der Synkellos diese
aus jüdischen Kreisen stammende Erzählung noch, losgelöst von
seinem aus alexandrinischer Quelle stammenden Diamerismos,
vorausschickt?, ist sie in den jetzt zu besprechenden Fassungen
mit Bestandteilen des hippolytischen Diamerismos zu einem un-
trennbaren Ganzen verbunden.
Die fünf Autoren sind: 1) Der Anonymus vor dem Oxo-
niensis des Malalas, entsprechend den zwei. ersten Büchern der
Bonner Ausgabe des Malalas (vgl. S. 194, Anm.2). 2) Der echte Geor-
gios Monachos, gewóhnlich Hamartolos genannt, der unter Michael
(842—867) eine bis 842 reichende Weltchronik verfaßte, die jetzt
in de Boors Ausgabe, Leipzig 1904/1905, zu benutzen ist. 3) Die
im Parisinus 854 erhaltenen, von Cramer anecd. Paris. II 243 ff
herausgegebenen ἐχλογαὶ ἱστοριῶν, deren die spätere Geschichte
enthaltender Teil von Leon Grammatikos im Jahre 1013 als
Fortsetzung an ein älteres Werk angefügt wurde (nach einer
Notiz, die am Schlusse des zweiten erhaltenen Teiles im Paris.
1711 steht). Der Verfasser jenes älteren Werkes ist höchst
wahrscheinlich der echte Symeon Logothetes oder Grammatikos,
der etwa 950 schrieb (Krumbacher, Byz. Literatg. 2. Aufl., 362;
358). Dieser Text ıst im Bonner Corpus unter dem Namen des
Fortsetzers, Leon Grammatikos, herausgegeben, ich werde ihn als
Symeon bezeichnen 3. 4) Theodosios von Melitene, eine mit Leon
Grammatikos nahe verwandte, bis 948 reichende Compilation, die,
Text in dem Oxoniensis des Malalas erhalten und in dem Bonner Malalas
anstatt des fehlenden Anfangs von dessen Chronik abgedruckt ist.
1) Die Sage von dem Testament Noes entstand im Anschluß an
Genesis 9 und war wie die von dem Testament Adams, von der Schatz-
böhle und ähnliche Apokrypha weit verbreitet. Sie ist durch das Buch
der Jubiläen (vergl. unten) schon für das 1. Jahrhundert nach Chr. be-
legt. Über die Benutzung solcher Apokryphen bei den Byzantinern ist
Gelzer, Sext. Iul. Afr. II 967 ff zu vergleichen.
2) Aus diesem Grunde wird von dem Abschnitt beim Synkellos, der
p. 82, 10 beginnt, erst unten S. 216 ff die Rede sein.
3) Andere Handschriften der Chronik des Symeon bei Krumbacher
350 ff und de Boor Byzant. Ztschr. VI 273ff, X 70ff, Nach de Boors An-
sicht sind aber alle erhaltenen Handschriften Symeons erweiterte Redac-
tionen des ursprünglichen Werkes,
13*
196 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
von L. Tafel in den Monumenta saecularia, herausgeg. von der
kgl. bayr. Akademie d. W., III. Classe, 1. Teil, München 1859,
veróffentlicht ist. 5) Nahe verwandt mit Theodosios ist eine an-
dere Compilation; der Name ihres Verfassers, Polydeukes (Pol-
lux), ist ebenso wie der Titel des Werkes ἱστορία φυσική von
A. Darmarios gefälscht (Preger, Byzant. Ztschr. I, 50 ff, Krum-
bacher, ebenda 342). Der Text ist herausgegeben von J. Hardt,
München 1792; ich nenne ihn im folgenden Pseudo-Pollux.
Anonymus. Georgios Monachos
Malalas ed. Bonn. p. 13, 5 ff. ed. de Boor p. 54, 11ff.
1. Φαλὲχ δὲ γενόμενος ἐτῶν QA ἐγέν- 1. — Anon. 1
vnoe τὸν Ῥαγαῦ xol μετὰ τοῦτο ἔζησεν
ἔτη 00, καὶ ἀπέϑανε ζήσας τὰ πάντα
ἔτη τλϑ.
2. γίνονται ovv ἀπὸ τοῦ ᾿Αδὰμ ἕως 2. — Anon. 2
τοῦ κατακλυσμοῦ ἔτη βσξβ καὶ ἀπὸ τοῦ
χαταχλυσμοῦ ἕως τῆς συγχύσεως. τῆς
πυργοποιίας καὶ τῆς τελευτῆς Φαλὲχ, 0
ἐστιν μερισμὸς. ἔτη gas.
3. xal οὕτω γίνεται διαμερισμὸς ἤτοι 3. — Anon. 3; Var.
διασπορὰ τῶν viov Νῶε xal τῶν ἐξ a9- καὶ γίνεται ---
τῶν γεννηϑέντων᾽ διόπερ καὶ μέροπες διὸ καὶ μέροπες
ἐχλήϑησαν ἀπό τε τῆς μεμερισμένης φω-
νῆς ἀπό τε τοῦ μερισμοῦ τῆς γῆς.
4. ὁ μέντοι Σὴμ ἐγέννησε τὸν Eau 4.-— Anon. 4; Var.:
χαὶ ᾿Ασοὺρ καὶ τὸν Apyasad καὶ τὸν καὶ τὸν .40099 —
Aovd, ὁ δὲ Χὰμ τὸν Χοὺς καὶ τὸν Me-
σραὶμ xai τὸν Φοὺδ xoi τὸν Χανὰν, ὁ Meopku — Χαναὰν ---
δὲ Ἰάφεϑ τὸν 1 ἄμερ καὶ τὸν Μαγὼγ καὶ
τὸν Θηρὰν καὶ τὸν love» καὶ τὸν ἴεχ- Θήρα — ova» καὶ
-.---ὖῦϑοϑοϑΘϑΟ σ - ML
3. Vgl. Epiphanios xat. «to. 1 5 Dind. 1 285:
ὅϑεν xai μέροπες οὗτοι χέχληνται διὰ τὴν ut-
μερισμένην φωνήν. Epiphanios ist also in der Vorlage der 5 Chronisten
ebenso benutzt wie im chron. pasch. p. 45, 21.
Nachwirkung der Chronik. 197
Das Verhältnis dieser fünf Autoren suche ich dadurch an-
schaulich zu machen, daß ich die Texte mit möglichst geringer
Wiederholung des wörtlich Übereinstimmenden in 5 Columnen
nebeneinander stelle. Wo sie wörtlich zusammenstimmen, sind
in der betreffenden Columne nur die Differenzen angemerkt. Die
handschriftlichen, in den Ausgaben ersichtlichen Varianten sind
der Übersichtlichkeit wegen übergangen; sie kommen für die Be-
urteilung des Abhängigkeitsverhältnisses nicht in Betracht.
Symeon Logothetes. .
Leo Gramm. ed. Bonn. p. 14 ff; Theodosios Pseudo-Pollux
Cramer an. Par. II 25 ET ed. Tafel p. 17 ff. ed. Hardt p. 70 ff.
1. Ἐν ἀρχῇ τῶν ἡμερῶν 1.— Sym.1 1. Οἱ τοῦ Νῶε υἱοὶ
Φαλὲχ οἱ τοῦ Νῶε υἱοὶ δι- διχονοσήσαντες
χονοήσαντες τῆς γῆς εἰς éav- χτλ. — Sym. 1
τοὺς ποιοῦνται τὴν διανέ-
μησιν.
2. Φαλὲχ γενόμενος QA 2.=Sym.?2 fehlt.
ἐτῶν ἐγ. τὸν Ῥ καὶ ἐπιβιώ-
σας ἔτη σϑ ἐτελεύτησε.
ἃ. συνάγεται τὰ πάντα 3.— Sym.3 unten S. 199
ἔτη ἀπὸ Adau ἐπὶ τὴν τοῦ
Φαλὲχ τελευτὴν ἔτη τρισ-
χίλια, ὥστε εἰχότως ταύτης
ἔτυχε τῆς ὀνομασίας 0Daltx.
i ueols γὰρ ἑρμηνεύεται 4. — Sym.4 unten S. 199
ἱχατέρας προαναφωνῶν τὰς
διαιρέσεις. τῆς τε γὰρ γῆς
τὴν διαχλήρωσιν οἱ τοῦ
Nàe παῖδες ἐπὶ τούτου ποι-
οὗνται xal τοῦ ὑπονοου-
μένου τῶν ἑξακισχιλίων
ἐτῶν χρόνου ἡ διαίρεσις
ἐλὶ τῆς τελευτῆς τῶν ἦμε-
ρῶν γίνεται τούτου. ἡ μὲν
ἐν a ^ ἀρχῇ, ἡ δὲ ἐπὶ τῷ τέλει
τῆς ζωῆς αὐτοῦ.
^
198 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anonymus.
Malalas ed. Bonn. p. 13, 14 ff.
τὰν καὶ tov Θόβελ xci τὸν Moooy xci
τὸν Maóoi, ap οὗ Mndoı γενόμενοι καὶ
τῶν Βαβυλωνίων χρατήσαντες, ἡ χώρα
Μηδία προσηγορεύϑη κυρίως xal φερω-
νύμος.
5. μετὰ γοῦν τὴν σύγχυσιν χαὶ τὴν
τοῦ πύργου διάλυσιν μεταστέλλονται οἱ
τρεῖς υἱοὶ τοῦ Νῶε πᾶντας τοὺς ἐξ av-
τῶν γενομένους xai διδόασιν αὑτοῖς ἔγ-
γραφον τῶν τόπων τὴν κατανέμησιν,
ἤνπερ ix τοῦ πατρὸς Νῶε παρειλήφασι,
καὶ λαγχάνουσιν ἑχάστῳ καὶ ταῖς ἕχά-
στου φυλαῖς xal πατριαῖς τόπον xci
κλίματα xal χώρας καὶ νήσους καὶ πο-
ταμοὺς κατὰ τὴν ὑποχειμένην ἔχϑεσιν.
6. xal χαταχληροῦνται τῷ μὲν πρῶωτο-
τόχῳ υἱῷ Νῶε Σὴμ ἀπὸ Περσίδος καὶ
, ? 3 « 4 € ,
Baxvoor toc Ἰνδικῆς καὶ Pıivoxovgov-
L] 2 - PY V 3 4
ρων τὰ πρὸς ἀνατολὴν, τῷ δὲ Χαμ ἀπὸ
Ῥινοχουρούρων ἕως ] αδείρων τὰ πρὸς
, - x Ip I > \ ’ et
vorov, to δὲ Ιαφεϑ ano NMndias Eos
Γαδείρων τὰ πρὸς βορρᾶν.
7. ai δὲ λαχοῖσαι χῶραι τῷ μὲν Σὴμ
* € 4 % tyr ,
εἰσὶν avra: Περσὶς, Βακτριανη, Yoxavia,
Βαβυλωνία, Κορόδυαία, ᾿ἸΙσσυρία, Meoo-
, > , € 2) , > 4 )
ποταμία, Apeßia ἡ ἀρχαία, EAvuaic, Iv-
δικὴ, ᾿Ιραβία ἡ εὐδαίμων, Kou) Συρία,
Κομμαγηνὴ xci Φοινίχη πᾶσα καὶ πο-
M > ,
tauoc υφρατης.
8. steht beim Anonymus erst später p.17,14.
Mynk. p. 86, 10 ff.
7. Vgl. Hippol. c. 193; chron. pasch. p. 56, Gff;
Georgios Monachos
ed. de Boor p. 55, 1ff.
τὸν Ἐλισὰ xci τὸν
Θώβελ — Madan ---
Μῇήδεια
ὃ. TL Anon. 5; Var.:
ὧνπερ —
τυγχάνουσιν —
τύποι —
χῶραι καὶ νῆσοι καὶ
ποταμοί
6.-— Anon. 6; Var.:
κατακληροῦται
Δ͵]ηδείας καὶ ἕως
. — Anon. 7: Var.:
Koodvva
s. fehlt.
Nachwirkung der Chronik. 199
Symeon Logothetes.
Leo gramm. ed. Bonn. p. 14 ff; Theodosios Pseudo-Pollux
Cramer an. Par. II 250, 15 ff. ed. Tafel p. 1718. ed. Hardt p. 70 ff.
5. τότε μεταστέλλονται 5. — Sym. 5; . 2. ueraotellovrau
χτλ. — Anon.5; Var.: Var.: γοῦν οἱ xtà. —
ἐξ αὐτῶν καὶ δίδουσιν ---ὐἨ δίδωσι — Sym. 5; Var.:
ἐξ αὐτῶν γενομέ-
* , ,
κατανέμησιν καὶ Anyyavov- τυγχάνουσιν νοῦς — δίδωσιν —
σιν — διανέμησιν xaltvy-
χάνουσιν ---
τύποι -- 3. ὥστε bis ἑρμη-
χῶραι καὶ νῆσοι xci πο- νεύεται — Sym. 3
ταμοί — u. 4.
6. τῷ uiv οὖν Σὴμ τῷ 6. — Sym. 6; 4. = Sym. 6; Var.:
πρωτοτόχῳ υἱῶν Νῶε ano Var: vio vio
χτλ. = Anon 6; Var:
Ῥινοχορούρων, τῷ δὲ Χὰμ
τῷ δευτέρῳ υἱῷ τοῦ Νῶε ---
Ἰάφεϑ, τῷ τρίτῳ υἱῷ Νῶε
ἀπὸ Μιηδείας κτλ.
1. ἔστι δὲ aí λαχοῦσαι χῶ- 71. εἰσὶ δὲ χτλ. 5. εἰσὶ δὲ κτλ. —
ραι xaT ὄνομα τῷ Σὴμ, τῷ ==Sym.7;Var: Sym.7; Var.
πρωτοτόκῳ υἱῷ τοῦ Νῶε Πέρσαι —
αἷδε xtA. — Anon. 7; Var.:
Κορδύνη — Κορδύνα, Ἐλυμαίς
πᾶσα, ἔστι δὲ ἐν τῷ μέρει
αὐτοῦ ποταμὸς ὁ Εὐφράτης.
8. Vgl. Anm. 5, — Sym.S jehlt.
8. Hier ist eine längere Stelle
über Kronos, Zeus, Picus etc. eingeschoben, die beim Anon. erst p. 17, 14
folgt und nur bei Theodosios sich ebenfalls hier findet. Eine Randnotiz
: ὥς φησιν φρικανὸς ὁ σοφώτατο:. Vgl. den Barbarus (Schöne
P. 197, Frick p. 231; Gelzer, Sext. Iul. Afr. I 82.
BR d
200 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anonymus.
Malalas ed. Bonn. p. 14, 13 ff.
9. τῷ δὲ Χάμ' Αἴγυπτος, Αἰϑιοπία
ἡ βλέπουσα κατ᾽ Ινδοὺς, ἑτέρα Αἰϑιοπία,
ὅϑεν ἐχπορεύεται 0 ποταμὸς τῶν Al-
ϑιόπων, ᾿ρυϑρὰ ἡ βλέπουσα κατ᾽ ava-
τολὰς, Θηβαὶς, Λιβύη ἡ παρεχτείνουσα
μέχρι Κυρήνης, Μαρμαρὶς, Συρτὶς, Λι-
βύη ἄλλη, Νουμιδία, Μασσυρὶς, ῶαυρι-
τανία ἡ κατέναντι Γαδείρων.
10. ἐν δὲ τοῖς χατὰ βορρᾶν τὰ παρὰ
ϑάλασσαν Eye Κιλικίαν, Παμφυλίαν,
Πισιδίαν, Μυσίαν, Avxaovlav, Φρυγίαν,
Καμαλίαν, Avxlav, Καρίαν, Λυδίαν, Mv-
σίαν ἄλλην, Tooaóa, AloAlóa, Βιϑυνίαν,
τὴν ἀρχαίαν Φρυγίαν.
11. xal νήσους ὁμοίως" Σαρδανίαν, Κρή-
την, Κύπρον καὶ ποταμὸν Γειὼν τὸν καὶ
Νεῖλον χαλούμενον.
12. τῷ δὲ Ἰάφεϑ᾽ Μηδία, ᾿Αλβανία,
Jouevia μικρά τε καὶ μεγάλη, Καππα-
δοχία. Παμφλαγονία, Γαλατία, Κολχὶς,
Βύσπορος. Metric, Δέρβη, Σαρματὶς,
Ταυριανὶς, Βασταρνὶς, Σχυϑία, Θράκη.
Μακεδονία, Δαλματία, Δολοσσὴ, Θεσσα-
Ala, Aoxpis, Βοιωτία, Αἰτωλία, ᾿Ἁττιχὴ,
Ayala, Πελλήνη ἡ καλουμένη Πελο-
πόννησος, ᾿ἀρχαδία. ᾿Ππειρῶτις, Ἰλλυρὶς,
Avyvttic, ᾿Ιδριακὴ, ἐξ ἧς τὸ Adoraxov
πέλαγος.
9—11. Vgl. Hippol. c. 137 ff; chron. pasch.
p. 52, 11 ff; Synk. p. 89, 17 ff.
12. 13. Vgl. Hippol. c. 84 ff; chron. pasch.
p. 48, 09 £f; Synk. p. 93, 7 f; v. Gutschmid
Kl. Schr. V 248.
Georgios Monachos
ed. de Boor p. 55, 19 ff.
9. — Anon. 9
10. — Anon. 10
11. xcl νήσους πάλιν
ἔχει κτλ. — Anon. 11.
12. — Ànon.12; Var.:
Mndsıa —
IlagAayovía ---
Βοσπόρη — Δερβίς ---
Βουταρνίς ---
Πελληνὶς ἡ καὶ Ile-
λοπόννησος
Nachwirkung der Chronik.
eon Logothetes.
m. ed. Bonn. p. 16 ff;
in. Par. II 251, 17 ff.
à Χὰμ, τῷ δευτέρῳ
Voc, ἔλαχον χῶραι
μα αἵδε χτλ. —
Var.: ὁ τῶν Al-
τοταμός --- Συρτίς,
ἡ ἀπὸ Ποταμέως
νουσα μέχρις ἄχρας
— Mavpıravia
vovoa μέχρις Hoa-
)? στηλῶν xaté-
rdelpov.
ı δὲ ἐν τοῖς xare-
ορᾶν τὰ παρὰ ϑά-
«tA. — Anon. 10);
: δὲ xal νήσους κτλ.
11; Ver: Paov
wuevov Νεῖλον.
δὲ ᾿Ιάφεϑ,, τῷ voí-
τοῦ Νῶε, ἔλαχον
τ᾿ ὄνομα αἵδε" χτλ.
12; Var.: :AAfavía
» Aouevla —
— Δερβίς ---
ίς —
’
| πέλαγος τὸ „Ador-
ien, 4j ano xt. vgl.
143, 146.
τὴν ἀρχαίαν Φρυγίαν
tande: ἡ Πισιδίε.
sovis vgl. Hippol. c.84.
Theodosios
ed. Tafel p. 19 ff.
9. = Sym. 9;
Var.:
[4
ovrar
10. ἔχεε δὲ ἐν
τοῖς κατὰ βορ-
ρᾶν xtà. —
Sym. 10; Var.:
Καμαλίαν
11. -— Sym. 11
12. — Sym.12;
Var.:
τ
αὐτο —
Βασταρνί-
201
Pseudo-Pollux
ed. Hardt p. 72 ff.
6. = Sym. 9
1. = Theod. 10;
Var.:
Kovuallav
S, — Sym. 11; Var.
Xaoóíav
9, — Sym. 12; Var.:
Σερσῆς —
Baotaguns— Opc-
χης, Maxedoviac —
Ile} tung
202 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anonymus. Georgios Monachos
Malalas ed. Bonn. p. 15, 11ff. ed. de Boor y. ὅθ, 14 fl.
13. ἔχεε δὲ xal νήσους᾽ Βρεττανίαν, 13.— Anon.13; Var.:
Σικελίαν, Εὐβοιαν, Ῥόδον, Χῖον, Aéófov.
Κυϑήραν, Ζάχυνϑον, Κεφαλληνίαν, I9à-
xg», Κέρκυραν καὶ μέρος τι τῆς ᾿Ασίας,
τὴν καλουμένην Ἰωνίαν χαὶ ποταμὸν
Ἰΐγριν, τὸν διορίζοντα μεταξὺ Mmólac ηδείας xai Βαβυ-
xai Βαβυλωνίας. λῶνος.
fehlt. fehlt.
Nachwirkung der Chronik. 203
Symeon Logothetes. : .
Leo Gramm. ed. Bonn. p. 14 ff; Theodosios Pseudo-Pollux
Cramer an. Par. II 252, 384. ed. Tafel p. 19ff. ed. Hardt p. 76 ff.
13. ἐπὶ (1. εἰσὶ) δὲ αὐτῷ 13. εἰσὶ δὲκτλ. 10. — Theod. 13;
xal νῆσοι cióe Βρεταννία = Sym. 13; Var.:
xtÀ. — Anon. 13; Var.: Var.:
Keoxvpa καὶ
ποταμὸς δ᾽ ἐστὶν ἐν τοῖς al Κυχλάδες αὐτοῦ μέρισιν —
αὐτοῖς μέρεσιν Tíyotg — καὶ μέρος ῆιηδείας xci Βαβυ-
Βαβυλῶνος. Aovías.
14. ix δὲ τῶν τοῦ JágtÓ 14.— Sym.14; 11. ἀπὸ δὲ éxa-
υἱῶν ἀπὸ uiv τοῦ Γάμερ Var. στου υἱοῦ τοῦ Νῶε
Γαμαρεῖς οἱ νῦν Γαλάται, εὐρήϑησαν ἐν τῇ
ἐκ δὲ τοῦ Μαγὼϑ οἱ νῦν πυργοποιίᾷ, ἅπερ
Σχύϑαι xai ἀπὸ Madov χαὶ εἰς ἔϑνη διῃ-
Mndoı. 2x δὲ Ἴωνος 'o- ρήϑησαν, ix μὲν
vtg χαὶ οἱ λοιποὶ "EAAg- τοῦ Σὴμ χε, καὶ
rtc, ἐχ δὲ τοῦ Θόβελ Θο- τοῦ Χὰμ AB καὶ
βηλοὶ οἱ νῦν Ἴβηρες. ἀπὸ τοῦ Ἰάφεϑ' τε. τού-
δὲ Μεσχὼ Meoynvol οἱ νῦν τοῖς διεμερίσϑη-
Kanradoxss, διὸ καὶ Ma- σαν αἱ γλῶσσαι
ξαχα ἡ παρ᾽ αὐτοῖς μητρό- xci γεγόνασιν εἰς
πολις. ἀπὸ δὲ Θήρα Θρᾷ- φυλὰς ἤγουν ἔϑ-
κες, ἀπὸ δὲ Θάρρου Θαρσεῖς Θάρρων vn .. es folgt die
οἱ νῦν Κίλικες, ap οὗ xci Liste der 72 Völker;
14. Dieser Einschub ist Iose- 13. KvxAdóec 11. Vgl. das Ver-
phus, ant. lud. I 6 entnommen. vgl.Hippol.c.88. zeichnis der 72 VBdl-
Ebendaher stammt, was in der ker bei Hippol. c. 200,
ἐχλογὴ ἱστοριῶν, Cram. an. Paris. chron. pasch. p. 56, 15,
11 170 steht. Iosepos, oz ouv. βιβλίον
c. 24; Migne, pa-
trol. ser. Graec. vol. 106 p. 32. Die Listen des P’seudo-Pollux und losepos
(vgl. v. Gutschmid 685) gehen im letzten Ende auf Hippolytos zurück.
Die Zahlen der φυλαί. 48 + 40 + 57 — 145 bei Pseudo-Pollux beweisen,
daß seiner Rechnung ein vollständiger Diamerismos zugrunde liegt. Bei
Hippolytos c. 80, 132, 190 ergeben die drei Völkerverzeichnisse 47 + 32
Ἤ 17 — 96 gvàal; rechnet man ferner von den bei Hippolytos c. 204 ff
aufgezählten ἀποιχίαι die 44 Insel- und Städtenamen ab, so bleiben 20
Völkernamen; 96 + 50 — 146 ergibt also fast genau die bei Pseudo-
Pollux hier überlieferte Zahl.
Georgios Monachos
ed. de Boor p. 57, 1ff.
204 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anonymus.
Malalas ed. Bonn. p. 16, 1ff.
fehlt. fehlt.
14. τούτων οὖν τῶν κληροδοτηϑέν-
των 0 τοῦ Χὰμ υἱὸς Χαναὰν ἰδὼν τὴν
πρὸς τῷ Λιβάνῳ γῆν og ἀγαϑή τε καὶ
εὔφορος καὶ κατὰ πολὺ τῆς ἑαυτοῦ δι-
αλλάττουσα γῆς, τυραννιχῶς καϑήρ-
πασεν αὐτὴν xol τοὺς ix τοῦ Σὴμ κλή-
ρους ἐξήλασε καὶ οὕτω πᾶσα ἡ γῆ τῆς
ἐπαγγελίας τοῦ Χαναὰν προσηγόρευται.
κἀντεῦϑεν τοίνυν ὁ δίχαιος κριτὴς μετὰ
ταῦτα τοῖς ἐχ τοῦ Σὴμ υἱοῖς ᾿Ισραὴλ
ἀπέδωχεν αὐτὴν διὰ Ἰησοῦ τοῦ Ναυῆ,
χαϑὼς καὶ τῷ ᾿Αβραὰμ προεπηγγείλατο.
14. τ. o. οὕτω κλη-
ρωϑέντων xtA.
Anon. 14; Var. ὅτι
ἀγαϑή τέ ἐστι xal ev-
φόρος --
κληρονόμους ---
—
——
προσηγορεύετο.
προεπηγγείλατο. ól-
καιος γὰρ ὁ κύριος
xal δικαιοσύνας ἠγά-
πῆσεν.
Nachwirkung der Chronik.
Symeon Logothetes.
Leo Gramm. ed. Bonn. y. 17 ff;
Cramer an. Par. II 252, 14 ff.
Ταρσὸς ἡ παρὰ Κίλιξι πό-
λις ἀξιολογωτάτη.
15. γενομένης δὲ τῆς δη-
λωϑείσης διανεμήσεως, ὁ
μὲν Σὴμ, ἔνϑα καὶ ὁ πατὴρ
αὐτοῦ κατοιχισϑεὶς, τὴν τῆς
κληρονομίας αὐτοῦ μοῖραν
εἰς τοὺς παῖδας κατατέμνει
τοὺς ἑαυτοῦ.
16. ὁ δὲ (rov) Χὰμ υἱὸς Χα-
ναὰν xt4. — Anon. 14; Var.:
ὅτι ἀγαϑή τέ ἐστι xol εὑ-
φορος --
διαλλάττουσα, αὐτόϑι xa-
Taoxnvol, τῶν τοῦ Σὴμ
ἐχγόνων ταύτην ἀποτεμό-
μενος τὴν μοῖραν, καίτοι
τοῦ πατρὸς αὑτὸν καὶ τῶν
ἀδελφῶν χωλυόντων xal
ὑπόμνησιν παρεχομένων,
ov ὁ πατὴρ Νῶε τοῖς πα-
ραβαίνουσι αὐτοῦ τὴν xol-
σιν ἐπηράσατο. ἐντεῦϑεν
πᾶσα ἡ ym ἐχείνη Χανα-
vola προσηγορεύϑη.
nn — ..-.------ -...- ....... o —— «- -------ο. ----.-..-..-.
16. προσηγορεύετο am Rande.
Theodosios
ed. Tafel p. 208.
15. — Sym. 15
— Sym.16;
Var: ἀγαϑή
ἐστι ---
ἐχγόνων ἀπο-
τεμόμενος —
χκαίγε --- αὐ-
τῶν καὶ ἀδελ-
φῶν --
προσηγορεύ-
ετο.
205
Pseudo-Pollux
ed. Hardt p. Sf.
ὁμοῦ ἔϑνη of. yc-
γόνασι δὲ ἐξ av-
τῶν φυλαὶ ρομε,
ἀπὸ τῶν xr τοῦ
Σὴμ μῆ, ἀπὸ τῶν
AB τοῦ Χὰμ φυλαὶ
u, ἀπὸ τῶν té
τοῦ Ἰάφεϑ' φυλαὶ
vL.
12. ὁ δὲ Σὴμ ἔνϑα
χτλ. — Sym. 15
13. ἐπεὶ οὖν οἱ τοῦ
Χὰμ, μὴ φοβηϑέν-
τες τὸν ὄρχον χαὶ
τὴν ἀρὰν τοῦ Νῶε,
τὴν δοϑείσαν τοῖς
τρισὶν αὐτοῦ υἱοῖς,
τοῦ μὴ ἐπιβαίνειν
ἕνα παρ᾽ αὐτοῖς
τοῖς ὅροις τοῦ ἀ-
δελφοῦ. ἐπέβησαν
χρόνοις ὕστερον
τοῖς ὅροις τοῦ Σὴμ
xal κατοιχίσϑησαν
οἱ Χαναναῖοι καὶ
τὰ λοιπὰ ὅμοια
αὐτῶν ἔϑνη. ὁ δὲ
Σὴμ προπάτωρ i
τοῦ ᾿Αβραὰμ, ἐξ o
206 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Anonymus. Georgios Monachos
Malalas ed. Bonn. p. 16, 9 ff. ed. de Boor p. 57, 11 ff.
fehlt. fehlt.
15. Ῥαγαῦ δὲ γενόμενος ἐτῶν ρλβ 15. —= Anon. 15
ἐγέννησε τὸν Σερούχ κτλ.
Nachwirkung der Chronik.
Symeon Logothetes.
Leo Gramm. ed. Bonn. p. 18 ff;
Cramer an. Par. II 252, 23 ff.
17. τῶν τριῶν τοίνυν
υἱῶν τοῦ Νῶε τριχῆ, καϑ-
ὡς εἴρηται, τὸν χόσμον
διανειμαμένων, ἀναγχαῖόν
ἐστι λοιπὸν ἀναδραμεῖν ἐπὶ
τὸ προχείμενον" καταλή-
ξαντες δὲ ἐπὶ τὴν ἐκ Φα-
€ - ’ 3
Aix τοῦ Ραγαῦ γένεσιν, ἀρ-
» Κ΄ , » ») ) -
ξώμεϑα παλιν ἀπ cvtov.
13. — Anon. 15
17. Vgl. die ähnlichen Über-
gangsformeln bei Hippol. c. 19, 224, 236; Barb. 210.
Theodosios
ed. Tafel p. 20ff.
17. t. t. τ. toU
Νῶε υἱῶν τρι-
ınxT1.=Sym.
17, Var.:deaveı-
μαμένων καὶ
τῶν ἑχάστου
μερῶν δεδη-
λωμένων. av-
ayxalov xTA.
18.— Anon.15
207
P’seudo-Pollux
ed. Hardt p. ‘Sf.
ὁ Ἰσραήλ. τούτου
χάριν μετὰ υλ ἐ-
τῶν τῆς παροικίας
κατὰ τὸν ῥηϑέντα
3 € ^
βραὰμ ὑπὸ τοῦ
ϑεοῦ ἐξήγαγε τοὺς
ἐξ Ἰσραὴλ ἐξ Al-
γύπτου καὶ ἀπέ-
δωχε αὑτοῖς τὰ
ἴδια. τὴν γῆν τῆς
ἐπαγγελίας, ἐξολο-
ϑρεύσας τὰ ἐκ τοῦ
Χὰμ κατοιχισϑέν-
ta ἐκεῖσε ἔϑνη δί-
xatoc καὶ ἐν τού-
τῳ δειχϑεὶς ὁ ϑεός.
11. τῶν τριῶν τοί-
νυν τοῦ Νῶε υἱῶν
xtÀ.--Sym.17; Var.
διανειμαμένων.χα-
ταλήξαντες δὲ ἐπὶ
τὴν ἐκ τοῦ Ἔβερ
tov Φαλὲχ γένε-
σιν xtA.
15. Φαλὲκχ γενόμε-
pog 9A ἐτῶν γεν» ζ
τὸν Ῥαγαῦ. τῷ χϑ
ἔτει τοῦ Φαλὲχ
ἦρξεν πρῶτον ἣ
βασιλεία Χαλδαίων
Βαβυλῶνος κτλ.
208 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Diese fünf Autoren sondern sich deutlich in zwei unterein-
ander näher verwandte Gruppen: Georgios Monachos und der
Anonymus auf der einen, Symeon Logothetes, Theodosios und
Pseudopollux auf der anderen Seite. Dafür ist die nächstliegende
Erklärung in der Annahme gegeben, daß der Anonymus aus
Georgios Monachos, Theodosios und Pseudo-Pollux aus Symeon
Logothetes schöpften. Die Verwandtschaft beider Gruppen mit-
einander kann entweder darauf zurückgehen, daß Symeon aus
einem vollständigeren Georgios schöpfte, oder es können auch
beide aus einer ausführlicheren älteren Quelle ihre Auswahl selbst-
ständig getroffen haben. Da aber die Besonderheiten in jeder
der Gruppen an und für sich auch auf Zutaten von Redactoren
und Abschreibern ! zurückgehen können, so läßt sich eine sichere
Entscheidung an diesem Stück allein nicht treffen. Auf diese
feinere Unterscheidung kommt es übrigens hier nicht an; das
Wesentliche ist deutlich erkennbar: die Verwandtschaft aller dieser
Autoren ist so groß, daß sie im letzten Ende auf eine gemein-
same kürzende Zwischenquelle zurückgehen müssen. Die Vorlage,
von der die fünf Autoren abhängen, benutzte ferner die Chronik
des Hippolytos; sie verband einige von dessen Listen mit der
Erzählung vom Testament Noes und fügte aus Epiphanios einiges
hinzu; in einem Zweige finden sich auch Anleihen bei Josephus.
Der Diamerismos, den Hippolytos in seiner Chronik, später der
Osterchronist und in bescheidenerem Umfang noch der Synkellos
gegeben hatten, war für die späteren Byzantiner zu umfangreich,
denn ihre Chroniken nahmen durch die stets ausführlichere Be-
1) Solche finden sich, wie es scheint, auch hier vor. Nach einer
Reihe ganz gleichlautender Capitel bei Symeon, Theodosios und Pseudo-
Pollux gabelt sich die Überlieferung innerhalb dieser Gruppe: Symeon
und Theodosios schieben c. 14 eine Stelle aus Josephus ein, anstatt deren
Pseudo-Pollux ein etwas zurechtgemachtes Verzeichnis der 72 Völker gibt,
das in keiner der 4 anderen Fassungen vorkommt, im letzten Ende aber
ebenfalls auf die Quelle aller 5 Versionen, die Chronik des Hippolytos, zu-
rückgeht. A. v. Gutschmid ist der Ansicht — ich gebrauche bei deren
Wiedergabe die richtigen Benennungen der Autoren, füge aber in der
Klammer v. Gutschmids Benennungen bei —, daß der Anonymus
(Hamartolos), Symeon (éxAoya! = L) und Pseudo-Pollux (Pollux) aus einer
gemeinsamen Quelle schöpften, 'l'heodosios dagegen direct von Symeon.
(£xAoyai = 1) abhängt. Beweisen läßt sich diese teilweise durch irrige
Ansichten über die Verfasser dieser Compilationen bewirkte Ansicht nicht
Nachwirkung der Chronik. 209
handlung der Geschichte ihrer eigenen Zeit an Umfang immer
mehr zu. Daher verfiel im 8. oder zu Anfang des 9. Jahrhun-
derts ein vorläufig unbekannter Autor auf den Gedanken, den
Anfang der Weltchronik gründlich zu kürzen: er beschränkte den
Diamerismos auf eine kurze Angabe der Grenzen der drei Lose
und je ein Länderverzeichnis, dem bei Cham und lapheth noch
je ein Inselkatalog und die Namen der Flüsse beigefügt waren.
Diese mit der Erzählung vom Testament Noes verbundene kurze
Fassung fand, wie ihre häufige Benutzung zeigt, Beifall.
f) Die Antiochener (Eustathios, Johannes), der Syn-
kellos p. 82, 10ff, der Parisinus 1712 und Kedrenos.
In der alexandrinischen Weltchronik ist die Benutzung des
Hippolytos erst zu Anfang des 5. Jahrhunderts nachweisbar, in
Antiochien begegnen uns dagegen dessen Spuren schon um rund
ein Jahrhundert früher. Der älteste Zeuge dafür ist der leiden-
schaftliche Nicäner Eustathios, seit den dreißiger Jahren des
4. Jahrhunderts Bischof von Antiochien, in dem ihm zugeschrie-
benen Commentar zum Hexaemeron, der nach der Ausgabe von
Leo Allatius Lugdun. 1620 bei Migne, patrol. ser. graec. vol. 18,
S. 707 ff, abgedruckt ist. Als Quellen nennt Eustathios Clemens
von Alexandrien, Africanus, Tatian, Josephus und Justus von Ti-
berias. Aus den einleitenden Capiteln ist sehr anschaulich zu
lernen, daß in der jüdisch-hellenistischen und christlichen Exe-
gese, wie für den Diamerismos die antike Geographie und Eth-
nographie, so für die Darstellung der Weltschöpfung die antike
Naturgeschichte herangezogen wurde.
Der Diamerismos bei Eustathios beginnt p. 753 Migne. Die
Quelle ist anfangs Josephus, ant. Iud. I 6. Eustathios folgt ihr
größtenteils wörtlich, kürzt nur hier und da oder ändert die
Reihenfolge ein wenig. Wiederholt läßt sich der Josephustext
zur Verbesserung des schlecht überlieferten seines Ausschreibers
verwerten!. Mit p. 755 setzen dagegen Angaben ein, die einer
anderen Quelle entnommen sind. Mit den Namen der von den
1) Beim Ausschreiben des Josephus unterlief Eustathios gleich anfangs
ein Versehen, indem er die Angabe des Josephus über die Grenzen des
Japhethloses fälschlich auf die Grenzen aller drei Lose bezog.
Tezte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 14
210 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
sieben letzten Chanaansöhnen stammenden Völker werden geo-
graphische Bemerkungen verbunden, die allerdings in der Art
der bei Josephus vorkommenden gehalten sind, diesem aber nicht
nur nicht entnommen sind, sondern in directem Widerspruch zu
ihm stehen, weil Josephus ausdrücklich bemerkt, daß von den
7 Söhnen Chanaans πλὴν τῶν ὀνομάτων ἐν ταῖς ἱεραῖς βίβλοις
οὐδὲν ἔχομεν" Ἑβραῖοι γὰρ αὐτῶν ἀνέστησαν τὰς πόλεις, ἐκ τοι-
avtgc αἰτίας ἐν συμφορᾷ γενομένας. Diese Bemerkungen des
Eustathios entstammen aber auch nicht aus Hippolytos, der
c. 118ff von diesen Chanaansöhnen teils überhaupt keine, teils
andere Völker ableitet und keinerlei geographische Nachrichten
gibt. Eustathios benutzte vielmehr einen Schriftsteller, der, sei
es in einem Diamerismos, sei es bei anderem Anlaß, reichlicheres
auf palüstinensische Geographie bezügliches Material bot! als
Josephus und Hippolytos. Das Quellenverzeichnis würde gestatten
an Justus von Tiberias zu denken, aber auch Africanus hatte
Interesse für die im Alten Testament genannten Örtlichkeiten
(Gelzer, Sext. Iul. Afr. I. 10).
Das bei Eustathios p. 757 folgende Verzeichnis der Semsóhne
und der von ihnen stammenden Völker stimmt ebenfalls noch
teilweise mit Josephus überein. Es beginnt wie dieser: πέντε
xal Σὴμ παῖδες ἐγένοντο; dann aber werden in Wirklichkeit, da
nach Lud und den Lydern noch Καϊνὰν, ap’ ov Kavaraı einge-
fügt ist, nicht 5 sondern 6 Sóhne Sems genannt. Dieser Zusatz
stammt wieder nicht aus Hippolytos, sondern Kainan, der an
dieser Stelle in gar keiner anderen Fassung des Diamerismos er-
scheint, wurde aus der Septuaginta 10. 22 eingefügt (v. Gut-
schmid 647). Der Zusatz rührt schwerlich von Eustathios, son-
dern erst von einem späteren Leser her, der auch von diesem :
Kainan die Kavaraı (nach v. Gutschmid die Bewohner der
Handelsstadt dieses Namens am Tigris) ableitete.
Dagegen beginnen bei den Söhnen Arams vereinzelte An-
leihen des Eustathios, die entweder direct auf die Chronik des
Hippolytos oder auf eine ältere alexandrinische Bearbeitung
zurückgehen können. Von Οὐξ (Οὖσος Joseph., 9c Hippol.)
1) Aus derselben Quelle stammt bei Eustathios p. 757 auch der bei
Josephus fehlende Zusatz zu den Semsóhnen: χατέσχον δὲ οὗτοι ἀπὸ
Μεσοποταμίας ἕως τῶν ὀρέων Ἀραρὰτ, & ἐστιν πρὸς τὴν Ἀρμενίαν.
Nachwirkung der Chronik. 211
werden, noch in Übereinstimmung mit Josephus, die Bewohner
von Damaskos und der Trachonitis abgeleitet, dem Οὐλ aber
weist Josephus die Armenier, dem Γαϑέρ die Baktrianer, Eusta-
thios dagegen jenem die Aalovels, diesem die Σταφηνοί zu. Diese
Angaben sind deshalb schwerlich direct aus Hippolytos c. 167 ent-
nommen, da dieser QGxatovA als einen Namen faßt, von dem er
nach dem griechischen. Text die Kolchier, nach den lateinischen
Übersetzern die Lyder ableitet; die bei Hippolytos von Gather
abgeleiteten /aopnvol sind hingegen mit den Σταφηνοί des
Eustathios identisch. Die Trennung von Ὡς und Ov4 findet
sich aber, wie wir sahen, bei den Alexandrinern, denen der Oster-
chronist und der Synkellos folgten. Der erste hat p. 54, 10 "2c,
ἐξ οὗ Madıvaloı, OvA, ἐξ οὗ Λυδοὶ, Γαϑὲρ, ἐξ οὗ Γασφηνοί. beim
Osterchronisten stammen aber die Madıvaloı aus der Liste der
72 Völker, sie beweisen also für die Vorlage der Osterchronik
nichts (v. Gutschmid 256). Der Synkellos hat p. 85,10 ὥς,
ἀφ᾽ ov Τράχωνες, OvA, ἀφ᾽ ov Mayapdol, Γαϑὲρ, ἀφ᾽ ov
Ἀρμένιοι". An dieser Stelle bei Eustathios ist also der Anschluß
an Hippolytos, wenn ein solcher überhaupt vorliegt, zwar noch
keineswegs enge, immerhin aber eine teilweise Anlehnung an
dessen alexandrinische Bearbeiter (vor Panodoros-Annianos) móg-
licherweise schon vorhanden.
Auch die nächste Angabe des Eustathios, daß von Meooy
die Maoonvıoı abstammen, ergibt keinen bestimmten Anhalt, da
sie sowohl mit Josephus als mit Hippolytos und dessen alexan-
drinischen Bearbeitern im chronicon paschale und beim Synkel-
los übereinstimmt; die Namen werden nur verschieden geschrieben.
Von Kainan, dem Sohne Arphaxads, leitet Hippolytos c. 170 die
«östlichen» Samiten (Barb. Samaritae) ab, was wahrscheinlich für
Σαρμάται verschrieben ist; hier bietet die Osterchronik das rich-
tige Σαρμάται (dieser Name stammt nämlich nicht aus der
72 Völkerliste), der Synkellos dagegen nennt infolge einer Ver-
schiebung der Namen hier die Γασφηνοί (vgl. oben); beiJosephus ist
dieser Kainan überhaupt übergangen. Anstatt dessen steht bei Eu-
stathios: Kalvav, ap ov Xoyyodtavol: ἀπὸ τούτου δὲ xal ἡ ἀστρο-
voula xci οἰωνισμοὶ ἐπενοήϑησαν. Diese Notiz findet sich nun
1) Im liber genealogus, oben S. 87, 88 werden von Ul die Armenii,
von Gatera die Casfeni abgeleitet.
14*
^". «f
912 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
wörtlich gleichlautend bei Johannes von Antiochien (Parisin. 1630,
C. Müller, frag. hist. Graec. 2, 16 IV, 541; Parisin. suppl. 682,
Istrin p. 10, vgl. unten); sie ist daher von Eustathios aus Jo-
hannes oder einem anderen Antiochener entlehnt!. Der Name Zoy-
rodıavol ist überdies, wie v. Gutschmid bemerkt, die correcte
Wiedergabe des persischen Cuguda. Die antiochenische Bearbei-
tung des Diamerismos, aus der Eustathios hier schöpfte, beruhte
also auf demselben Material, das auch Hippolytos benutzte, ging
aber übrigens ihre eigenen Wege. Sie ist somit neben Josephus
als zweite Quelle des Eustathios festgestellt; wahrscheinlich ge-
hören ihr auch die nicht aus Josephus stammenden geographi-
schen Bemerkungen bei Eustathios an, von denen oben (S. 210)
die Rede war.
Von Sala, dem Sohne Kainans, leiten Hippolytos und die
Osterchronik die Σαλαϑιαῖοι ab, beim Synkellos steht Σασᾶν,
ap ov Koocaloı, Josephus nennt nur dessen Namen; Eustathios
dagegen macht die Σουσιανοί zu dessen Nachkommen. Auch
diese Besonderheit dürfte somit aus der antiochenischen Quelle
stammen. Ebenso scheint Eustathios ihr folgend von daAéx die
᾿Αδιαβηνοί, von "Iexvav die 'Eógauator herzuleiten, während Hip-
polytos c. 174 von Phalek das Geschlecht Abrahams, von Jektan
aber überhaupt kein Volk abstammen läßt. Bezüglich Phaleks
Stimmt die Osterchronik mit Hippolytos, von Jektan dagegen
leitet sie die Äthiopen ab, was jedoch nicht in Betracht kommt,
da der Name aus der 72 Völkerliste eingefügt ist. Beim Synkellos
sind die Namen wiederum verstellt, daher bei ihm mit Phalek (statt
Σαλεφὶὴ die Baktrer, mit Jektan die Madıvaloı verbunden sind.
Von Eber werden aus naheliegendem Grunde übereinstimmend
in allen Fassungen des Diamerismos und daher auch bei Eusta-
thios die Hebräer abgeleitet. Eustathios bietet jedoch hier aber-
1) Dieselbe Nachricht über Kainan steht auch bei Barhebraeus p. 7:
rumor est, eum invenisse astrologiam. Eine ähnliche Angabe aus ver-
wandter Quelle findet sich auch beim Osterchronisten, jedoch nicht in
dessen Diamerismos sondern später p. 04, 10 ἐν roig χρόνοις τῆς mvoyo-
ποιίας ἐκ τοῦ γένους Ἀρφαξὰδ ἀνήρ τις Ἰνδὸς ἀνεφάνη σοφὸς ἀστρονό-
μος, ὀνόματι Ἀνδουβάριος, ὃς καὶ συνεγράψατο πρῶτος Ἰνδοῖς ἀστρονομίαν
(was bei Gleye Byz. Ztschr. VIIl 507 nicht erwähnt ist) Endlich wies
A. v. Gutschinid 648 darauf hin, daß Kainan auch nach dem Buch der
Jubiläen sich mit Astronomie (nicht Epigraphik, wie v. G. sagt) befaßte.
Nachwirkung der Chronik. 213
mals eine zuerst bei ihm nachweisbare, gleichfalls der antioche-
nischen Bearbeitung des Diamerismos entnommene Notiz, wonach
die Hebräer allein ihre Sprache bewahrt hätten, weil sich Eber
nicht am Turmbau beteiligte !.
Auf diesen Abschnitt folgt bei Eustathios eine chronologische
Auseinandersetzung, die aus Africanus entnommen ist. Er han-
delt hierauf p. 760 von den bei Josephus ebenfalls ganz über-
gangenen Sóhnen Jektans und den von ihnen stammenden Vól-
kern. Hier ist nun, wie die folgende Zusammenstellung der
Namen lehrt, die Übereinstimmung mit den alexandrinischen Be-
arbeitungen des hippolytischen Diamerismos schlagend.
Hippolytos Barbarus — Chron. pasch. Synkellos Eustathios
c. 176 ff c. 150 ff p. 54, 20 δ΄ p. 85, 19 ff p. 760
’Jextav δὲ ὁ Ectam au- Ἰεχτάν - Al- — —
ἀδελφὸς tem genuit ϑίοπες
dax ἐγέν- — — —
νῆσε τὸν
᾿Ελμωδὰδ- Ermodad- Eiumdad- ᾿Ελμωδὰδ- Σαλμωδὰό-
Ἰνδοί Indii Ἰνδοί Ἰνδοί Ἰνδοί
-- — -- Iextav- Mo- --
διναῖοι
Σαλὲφ- Saleph- Σαλὲφ- -- Σάλεφ-
βαχτρια- DBactriani ββαχτρια- Baxrooı
vol vol
’Apau-Aoa- Aram-Ara- Xaguo0- ᾿Αἀραβὼϑ- ᾿Ασαρμὼϑ-
βες bii Aoaßes Ἄραβες "Ἄραβες
-- -- Ἰαρὰχ- Kau- — Ἰαρὰχ- Kao-
ztALOL uavol
1) Sie findet sich auch bei Mar-Michael (Jerusalemer Ausgabe
Ν, 13, Langlois p. 32 vgl. unten) und bei Barhebraeus yp. 9, bei diesem
in folgender Fassung: 3. Jacobus et Johannes Medinensis putant, linguam
hebraicam esse primaevam, quae apud Eberum conservata est, qui iustus
erat, neque in aedificationem turris consentiebat. Beziehungen zur antio-
chenischen Chronik sind auch bei Mar-Michael von Antiochien nach-
weisbar (vgl. unten); «national syrisch:, wie Gelzer Sext. Iul. Afr. II 443
meint, ist also dieses Stück keineswegs, sondern es gehört der griechischen
Bearbeitung des Diamerismos an.
214 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Hippolytos ^ Barbarus Chron. pasch. — Synkellos Fustathios
e. 1798 c. 153 p.50, 4f — p. 86,88 p. 760
"Ióovoàu- ^ lduram- et Odoppa- Ἰδουρὰμ- Ὀδορρὰ-
Καρμήλιοι Milii ’Apgravoi Καμήλιοι Μάρδοι
— — — Δερὰ- Μῆ- —
dor
Al9NA-4- Ethil-Arri- AlLHA-Yo- "Ietıa-Agı- Ἰεζεὶλ-᾿4ρ:
ρειανοί anii xavol avdvol ριανοί
᾿Αβιμεὴλ- — Abimeil Δέκλα-Κε- δΔεκλὰμ- Κε- Δεκλὰ- Κε-
Yoxavıoı Yreanü δρούσιοι δρούσιει δρούσιοι
Δεχλὰμ- Κε- Declam-Ce- ᾿Αβιμεὴλ- _ _
δρούσιοι drysii Zxvdaı
I*&à-Xwi- Gebal-Scy- — Γεβήλ- Σχύ. Pifài-Xe-
ϑες thii ϑαι ϑαι
- - - ᾿Αβιμεὴλ- ᾿Αβιμεὴλ-
Ὑρχανοί Ὑρχανοί
Σαβὰτ-.1- Sabal-Ada- Σαβαῦ-4- Zaßar-A- Σαβεῦ-4-
λαμοσινοί ^ mosynii θαβες ἐσώ- QaBsg Jw- gaßes εὐ
τεροι δῶν δαίμονες
Ἰουὴρ- Ἐρ- Huir-Arme- Ovgpelo-Ag- Οὐὴρ-Οὐαρ- Odgle-Ae-
μαῖοι nii μένιοι ναῖοι μένιοι
Eöeal-I’vu- Eugee-Nu- p.54,7 Εὐη- Εὐὴν-Γυμ- Εὐιλὰτ-
γνοσοφισ- disapien- λὰ-Γυμνο- νοσοφισ- Τυμνοσο-
ταί. tes. σοφισταί. ταί. φισταί.
Da in diesem Abschnitt der Osterchronik, soweit er hier
ausgeschrieben ist, keine Anleihen bei der Liste der 72 Völker
gemacht wurden (die daraus stammenden mit oí καὶ angefügten
Namen sind weggelassen), so gewähren deren Angaben von der
alexandrinischen Vorlage eine zutreffende Vorstellung. Vergleicht
man nun diese Listen miteinander, so bemerkt man einerseits
fast in jeder einzelne unwesentliche Verschiebungen und Be
leiten, andererseits aber auch so erhebliche Übereinstim-
j daß alle im letzten Ende auf Hippolytos zurückgeführt
müssen. Die des Eustathios steht aber in ihren Beson-
den drei aus alexandrinischer Quelle stammenden Fas-
(Barberus, Osterchronik und Synkellos) so viel näher als
Nachwirkung der Chronik. 215
dem Originaltext des Hippolytos, daß sie einer älteren alexandri-
nischen Bearbeitung von dessen Chronik entnommen sein muß.
Eustathios erweist sich also in seinem Diamerismos als ein
verhältnismäßig selbständiger Autor, der neben Josephus, einer
antiochenischen Bearbeitung des Diamerismos und Africanus für
seine Liste der Söhne Jektans noch eine ältere alexandrinische
Chronik heranzog, der er schon im Vorhergehenden anscheinend
die eine und andere Einzelheit entnommen hatte.
Aus dem Diamerismos des Johannes ist nur ein einziges
Fragment überliefert, das von den neueren Forschern bald dem
Johannes Malalas, bald dem Johannes von Antiochien zuge-
schrieben wird, das aber zweifellos antiochenischen Ursprungs
ist!. Es ist in zwei Pariser Handschriften No. 1630 und Parisin.
suppl. No. 682 erhalten, und aus der ersten lückenhaften von
C. Müller, fragm. hist. Graec. IV, p. 541 als Fragment 2, 17 des
Jobannes Antiochenus, aus der zweiten vollständigeren zuerst teil-
weise von A. Wirth, Chronographische Späne, Frankfurt 1894,
dann vollständig von V.Istrin als Fragment aus dem ersten
Buch des Johannes Malalas abgedruckt (Das erste Buch der
Chronik des Johannes Malalas, Zapiski (Mémoires) der kaiserl.
russ. Ákad. d. Wissensch. VIII Serie, hist.-philol. Classe Bd. I
(1897) No. 3, p. 11 ff; vgl. Gleye, Byz.Ztschr. VIII, 506 ff). Um die
Herstellung des Textes in dem Müllerschen Abdruck bemühte
sich A. v. Gutschmid 627 erfolgreich, wenn er auch naturgemäß
nicht überall das Richtige traf. v. Gutschmid bemerkte ferner
zuerst, daß von allen erhaltenen Fassungen des Diamerismos mit
diesem Texte des Johannes einzig und allein der p. 82, 10 ff begin-
— nn — — —
1) Zu der Streitfrage Malalas— Johannes Antiochenus nehme ich ab-
sichtlich nicht Stellung. Nach Patzigs Ansicht sind die bei Müller, fragm.
hist. Graec. IV, 538ff abgedruckten, dem fragm. 6,14 vorhergehenden Bruch-
stücke aus dem Parisin. 1630 im Ganzen als Reste des Malalas zu be-
trachten, dessen Werk Johannes Antiochenus nach Patzig ausschrieb.
Gleye hält dagegen den Johannes Antiochenus für den älteren und für
den Verfasser eines hóher stehenden Werkes, von dem Malalas nur eine
vulgäre Bearbeitung veranstaltete. Die byzantinische Zeitschrift enthält
bis auf Krumbachers Veto (Bd. X 53) sehr zahlreiche Arbeiten über
diese Streitfrage, von denen ich deshalb absehen darf, weil für meine
Untersuchung lediglich der antiochenische Ursprung der Johannesfrag-
mente in Betracht kommt, der von keiner Seite bestritten wird.
216 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nende Abschnitt des Synkellos verwandt ist, den dieser, aus an-
derer Quelle als im folgenden schöpfend, vor seinem eigentlichen
Diamerismos eingefügt hatte.
Ich stelle die Texte der beiden Parisini, den aus No. 1630
ohne die Ergänzungen Müllers und v. Gutschmids, den aus
No. 682 nach Istrins Abdruck mit dem des Synkellos zusammen,
um ihre nahen Beziehungen ersichtlich zu machen.
Paris. 682 Paris. 1630 Synk. p. S2, 10ff
1. λοιπὸν διεμερίς 1. διεμερίσϑησαν
σϑησαν αἱ φυλαὶ τῶν αἱ φυλαὶ τῶν vi-
υἱῶν Νῶε, λέγω δὴ ὧν Νῶε
τοῦ Σὴμ, τοῦ Χάμ,
τοῦ Ἰάφεϑ' τῶν τρι-
ὧν ἀδελφῶν.
2. xai ἔλαβεν ἡ qv- 2. xal ἔλαχεν ἡ l. Σὴμ τῷ πρω-
AN τοῦ Σὴμ ἀπὸ φυλὴ Σὴμ ἀπὸ τοτόχῳ αὐτοῦ υἱῷ
Περσίδος χαὶ Bax- Περσίδος xoi . . ἀγοντι ἔτος via ἔδω-
τρῶν ἕως τῆς Ἰνδι- ἕως .... κεν" ἀπὸ Περσίδος καὶ
κῆς τὸ μῆκος καὶ τὸ Βάχτρων ἕως lvót-
πλάτος ἕως Ῥινο- κῆς μῆχος, πλάτος
, o \ 3 A 2 -- !
xovQovQov, 0 ἐστιν δὲ ἀπὸ Ἰνδικῆς ἕως
ἀπὸ ἀνατολῆς ἕως Ῥινοχουρούρον τῆς
pe » 4
μέρους τῆς μεσεμ- Αἰγύπτου, τοι τὰ
βρίας, xci τὴν Συ- ἀπὸ ἀνατολῆς ἕως
olav καὶ Mndiav καὶ μέρους τὴς μεσεμ-
ποταμὸν τὸν χαλού- βρίας, τήν τε Xv
323 , 32 , 4 , ^
μενον kögpartın. βυφρατου olav καὶ Undsav xci
ποταμὸν διορίζοντα
2 -- a o9 LI
αὐτοῦ τὰ ὁρια TOV
>
Evpparnv.
s > - x € - r M 9l - .
3. 4 ὁὲ τοῦ Χὰμ. ἃ. ἡ δὲ τοῦ Χμ 2. Χὰμ δὲ τῷ jJ
P - ΄ 1 P] 3 E P
τοῦ B υἱοῦ Νῶε φυλὴ àx0 .... Qovoov αὐτοῦ υἱῷ ἄγοντι
” P] 4 [| DOT » a
ἔλαβεν axo Prvoxo- Eros vxG ἔδωχε τὰ
2. πλάτος . ἀπὸ "[vóc-
χῆς) ἕως Ῥιν. Gleye.
Nachwirkung der Chronik.
Paris. 682
ρούρων τῆς Alyua-
του βλέποντα πρὸς
νότον ἕως μέρους
τῆς δύσεως καὶ πᾶ-
σαν τὴν Διβύην καὶ
τὸν Νεῖλον ποτα-
μὸν, τὸν λεγόμενον
χρυσορύαν καὶ τὴν
Agoıznv καὶ ἕως τῆς
“ΜἭαυριτανίας καὶ τῶν
Ἡραχλεωτιχῶν στη-
λῶν καὶ τῆς μεγάλης
ϑαλάσσης τοῦ ᾿Αδρία.
4. τοῦ δὲ Tapes,
τοῦ τρίτου υἱοῦ Νῶε
ἡ φυλὴ ἔλαβεν τὰς
ἀπὸ Μηδίας ἐπὶ τὴν
ἄρχτον ἕως Beır-
τανιχῶν νήσων καὶ
πάντα τὰ τῆς Πον-
τικῆς ἕως τοῦ μέ-
ρους τῆς δύσεως καὶ
τὸν Δανούβιν καὶ
τὸν Alav τοὺς πο-
ταμοὺς x«i τὰ ἐπὶ
Καυχάσια 097 καὶ ᾿Α-
βασγούς. καὶ πᾶντα
τὰ ἔϑνη ἐχεῖνα ἀρ-
ξάμενος ἀπὸ τοῦ
Τίγρε ποταμοῦ διε-
χωρίζοντο Mndlav
xci Βαβυλωνίαν καὶ
ἕως τῆς Ποντιχῆς
ϑαλάσσης τὰ πρὸς
3. τοῦ Adola Glossem.
Paris. 1630
τῆς Alyoxtov....
ἕως μέρους τῆς
δύσεως χαὶ πᾶσαν
τὴν Λιβύην... τὸν
Νεῖλον τὸν λεγό-
μενον χρυσορρύαν
ἕως AMavpıravlas
καὶ τῶν HoaxAto-
τιχῶν στηλῶν καὶ
τῆς μεγάλης ϑα-
λάσσης τῆς ᾿“-
dolav . .
4. ἡ δὲ τοῦ la-
DER ....
ἀπὸ Μηδίας τὴν
ἐπὶ τὸν ἄρχτον
ἕως Βριττανιχῶν
4
νήσων πάντα τὰ
- , c
τοῦ Hlovzov £ ....
4 ,
τὸν Acavovßıv ..
,
τὸν Ταναιν τοὺς
4
ποταμοὺς .. τὴν
2 , »
ἐπὶ Kavxaota og
2 ,
xai Aßaoyovs ...
ἀπὸ Τίγριδος...
καὶ ἕως τῆς Πον-
τικῆς ϑαλάσσης τὰ
211
Synk. p. 82, 10 ff
πρὸς νότον καὶ λίβα
καὶ μέρος τῆς δύ-
σεως ἀπὸ Ῥινοκου-
ρούρων τῆς 4ἰγύπ-
του, Aldıorlav καὶ
Αἴγυπτον xai Aı-
βύην, ᾿Δφρικὴν κεὼ
Mavpırariav ἕως
“Ηραχλείων στηλῶν,
ἤτοι ἕως τοῦ ὅδυτι-
χοῦ καὶ Λιβυχοῦ ώ-
χεανοῦ, ποταμὸν δι-
ορίζοντα τὸν Ner-
λον, ὃς καὶ Γειὼν xai
χρυσορρόας λέγεται.
3. Ἰάφεϑ δὲ τῷ
τρίτῳ υἱῷ αὐτοῦ
ἄγοντι ἔτος ὕχε ἀπὸ
Μηδείας τὰ πρὸς
ἄρχτον καὶ δυσμὰς
ἕως Γαδείρων καὶ
Βρεττανιχῶν νήσων.
᾿ἡρμενίαν καὶ Ἰβη-
ρίαν, Πόντον, Κόλ-
χους καὶ τὰς κάτο-
ziv χώρας καὶ νή-
σους ἕως ἾἘταλίας
καὶ Tallıns Σ'πα-
νιχῆς τε χαὶ Ἀελτι-
βηρίας χαὶ Avoıra-
νῶν.
218 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Paris. 682 Paris, 1630 Synk. p. 82, 10
τὴν Ῥόδον xci Kv- ano τὸν Ῥόδον
προν καὶ τὸν ᾿ἅττά- xoi Κύπρον καὶ
λησιν. τὴν Α
9. διεμερίσϑησαν δὲ 5. διεμερίσϑησαν 4. οὕτω μερίσας
αἱ τρεῖς φυλαὶ εἰς δὲ αἱ φυλαὶ καὶ καὶ ἐγγράφως δια-
τὴν γῆν ἔϑνη o, ἔμειναν ἔϑνη og. ϑέμενος, ὥς φασιν,
χαϑὼς Εὐσέβιος ὁ ἐπαναγνοὺς τε αὐὖ-
Παμφύλου 0 σοφό- τοῖς τὴν διαϑήχην
τατος χρονογράφος αὐτοῦ ἐσφραγίσατο
ἐξέϑετο ταῦτα. KT.
Hierauf folgt ein von
Andubarios, Chus, Ne-
brod, Kronos und Pi-
cus handelndes Stück,
das im Chronikon pa-
schale p.64, 10ff wórt-
lich. gleichlautend eben-
falls an den Diameris-
mos angefügt erscheint,
also bei diesem eben-
falls aus | antiocheni-
scher Quelle stammt.
4) τὸν Ἀττάλησιν, viel-
leicht τὴν Ἰταλίαν zu
lesen.
Ein Vergleich dieses eigenartig und kurz gefaßten Diame-
rismos mit Hippolytos und dessen alexandrinischen Bearbeitungen,
beim Barbarus, in der Osterchronik und beim Synkellos p. 85, 1 ff,
ergibt abermals, daß der antiochenische Zweig der Überlieferung
von allen anderen unabhängig ist. Ebenso zweifellos aber er-
gibt sich, daß der Synkellos neben dem p. 85, 1 beginnenden
alexandrinischen auf p. 82, 10 ff diesen antiochenischen Diameris-
mos benutzte. Denn seine hier in Übereinstimmung mit den
beiden Parisini gegebenen Grenzbestimmungen der drei Erb-
teile stehen im Widerspruch zu den p. 85, 1 nach der alexandri-
nischen Quelle gebotenen Grenzbestimmungen p. 86, 12 ff; 89, 1 ff;
93, 4 ff.
Nachwirkung der Chronik. 219
Wir lernen also durch die beiden Pariser Handschriften ein
Stück derselben, ihre eigenen Wege gehenden, aber aus gleich-
artigem Material wie Hippolytos schöpfenden antiochenischen
Bearbeitung des Diamerismos kennen, von der uns auch bei Eu-
stathios schon Spuren begegnet sind, und können deren Benutzung
durch den Synkellos erweisen.
Die Vermutung A. v. Gutschmids, daß sowohl der Ver-
fasser des Parisinus 1630 als der Synkellos auf einen verlorenen
vollständigeren Johannestext zurückgehen, ist durch den Pari-
sinus suppl. 682 lediglich bestätigt worden. Da aber der Syn-
kellos noch einiges mehr bietet als der Paris. suppl. 682, so
ist wahrscheinlich auch dieser Text noch nicht der vollständige
Johannes.
Die Angabe des Alters der drei Noachiden zur Zeit des Dia-
merismos scheint dagegen eine Besonderheit des Synkellos selber
zu sein, wie schon A. v. Gutschmid vermutete. Überdies ist
aber beim Synkellos das dem antiochenischen Diamerismos Ent-
nommene mit der Erzühlung von dem Testament Noes verbun-
den, wührend in den beiden anderen Fassungen des Johannes
von dem Testament Noes sich nichts vorfindet.
Diese selbe Verbindung eines kurzen Diamerismos mit dem
Testament Noes, die wir soeben beim Synkellos fanden, ist uns
aber schon einmal bei den 5 von einer kürzenden Zwischenquelle
abhängigen Chroniken (oben S. 195) begegnet. Allerdings sind die
Grenzbestimmungen der drei Erbteile bei diesen 5 Chronisten im
einzelnen wieder etwas verschieden von denen des Synkellos und
des Antiocheners, allein das für beide charakteristische τὰ ἀπὸ
ἀνατολῆς bei Sem, τὰ πρὸς νότον bei Cham und τὰ πρὸς agx-
tor bei Iapheth kehrt doch teils wörtlich, teils wenigstens dem
Sinne nach auch bei den 5 Autoren wieder. Es besteht also
augenscheinlich auch ein Zusammenhang zwischen der antioche-
nischen Chronik und der kürzenden Zwischenquelle und es ergibt
sich somit, dali wahrscheinlich der vom Synkellos und von der
kürzenden Zwischenquelle benutzte Antiochener und nicht erst
der Synkellos die Verbindung mit dem Testament Noes her-
stellte!. Da ich diese Beziebungen auf dem Stemma Taf. V
1) Diese Erklärung scheint mir weit wahrscheinlicher, als die An-
nahme, daß der Synkellos von der kürzenden Zwischenquelle beeinflußt ist.
220 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nicht ersichtlich machen konnte, so sei das Ergebnis hier sche-
matisch dargestellt:
Antiochenischer Diamerismos Die alexandrinische Chronik
(Johannes) ἫΝ
VM | —
Die kürzende Paris. 1630, Chr. pasch. Chr. pasch. Synk. Synk.
Zwischen- Paris. suppl. 682. p.64, 10ff.— p.46,5ff. p.82, 108. p.85,1ff.
quelle.
a) Anon. vor Malalas,
b) Georgios Monachos,
c) Symeon Logothetes,
d) Theodosios Melitenos,
e) Pseudo-Pollux.
Der Synkellos folgte also zuerst p. 82, 10ff einer antioche-
nischen Quelle, mit der er von p. 85, 1 angefangen den Diame-
rismos einer alexandrischen Chronik verband. Deshalb änderte
er die in der letzten vorgefundene Reihenfolge der Namen
(Iapheth, Cham, Sem) und stellte sie der zuerst benutzten
Quelle entsprechend um (Sem, Cham, lapheth) Als Verbin-
dung zwischen beiden Stücken fügte er die Betrachtung p. 84,
6—19 ein, die auch äußerlich durch die Anfangsworte: περὶ ὧν
ἐν τοῖς ἰδίοις τόποις ... λεχϑήσεται als von ihm selbst verfaßt
gekennzeichnet ist.
Der Synkellos bildete dann wiederum die directe Vorlage
für den Diamerismos im Parisinus 1712, aus dem endlich die
Chronik des Kedrenos geschöpft ist.
Die anonyme, im 11. oder 12. Jahrhundert geschriebene, im
Parisinus 1712 erhaltene Chronik führte Ducange in seinem Va-
riantenverzeichnis zur Osterchronik (chron. pasch. ed. Bonn. II,
233 ff) als das Werk des Symeon Logothetes in die Literatur ein;
A. v. Gutschmid 616 citiert sie deshalb unter diesem falschen
Namen. Erst Gelzer (Sext. Iul. Afr. II, 280, 357 ff) wies nach,
daB dieser Text mit Symeon nichts zu tun habe, sondern viel-
mehr die Quelle darstelle, aus der im Anfang des 12. Jahrhun-
deris Kedrenos schöpfte (vgl. Praechter, Byz. Ztschr. V, 484ff).
Ich bezeichne daher diese Chronik als Pseudo-Symeon.
Nachwirkung der Chronik. 221
Nach der mir zur Verfügung stehenden Collation H. Gelzers
gibt der Paris. 1712 folgende Darstellung des Diamerismos. Er
beginnt mit einem aus Synk. p. 82, 8ff wörtlich entlehnten Stück,
das auch die Angaben über das Alter der 3 Noachiden zur Zeit
der Teilung enthält. Von geringfügigen Auslassungen, Varianten
des Ausdrucks oder auch nur der Schreibung abgesehen, findet
sich hinter τήν re Συρίαν (Synk. p. 82, 13) ein Zusatz: ἢ xal
Ἰουδαία λέγεται" Σύρους γὰρ οἱ παλαιοὶ τοὺς Παλαιστιναίους
ὠνόμαζον. Derselbe Zusatz kehrt auch bei Kedrenos p. 23, 23
wieder!. Dieses Stück reicht bis Synk. p. 84, 6 πατρῴῳφ ϑεῷ
λαμπρῶς. Daran wird unmittelbar mit ἐκ τοῦ Σὴμ τοῦ πρώ-
του viov — Synk. p. 85, 3 der eigentliche Diamerismos angefügt,
der sich wiederum, von wenigen Varianten der Namen abgesehen,
mit dessen Darstellung deckt. Zwischen beiden Abschnitten fehlt
also im Paris. 1712 (und daher auch bei Kedrenos) gerade das
vom Synkellos selbst herrührende Verbindungsstück p. 84, 6—19
(vgl oben S. 220). Man kónnte also auf die Vermutung verfallen,
daß der Paris. 1712 nicht direct aus dem Synkellos schöpfte,
sondern mit Kedrenos auf eine gemeinsame Quelle zurückgeht.
Sie muf jedoch deshalb abgelehnt werden, weil sowohl die dem
Synkellos eigentümliche Angabe des Alters der Noesöhne als
auch die für ihn ebenso charakteristische Verbindung einer an-
tiochenischen Quelle mit einer alexandrinischen Chronik im Pa-
ris. 1712 wiederkehrt; also ließ erst der Verfasser des Paris. 1712
selbst und nicht schon seine Vorlage den Abschnitt aus Synk.
p. 84, 6—19 weg.
Bei dem den Paris. 1712 ausschreibenden Kedrenos findet
sich nach p.25,7 denWorten: ἐτῶν χιλίων ἑπτακοσίων ὀγδοήκοντα
ἑπτά in den Handschriften eine große Lücke infolge des Ausfalles
eines oder mehrerer Blätter; ἕως Παστουσίας τῆς κατὰ Ἴλιον,
was bei Kedrenos unmittelbar auf die eben angeführten Worte
folgt, steht beim Synkellos erst p. 93,6. Dieser Abschnitt ent-
hält im Paris. 1712 zu den schon oben (S. 194, Anm. 1) als Zusatz
aus Prokopios de bell. Vand. II 10 bezeichneten Worten des
Synkellos p. 87, 13. 14 noch folgende Ausführung: μαρτυρεῖ δὲ
1) A. v. Gutschmid 025 bezeichnete irrtümlich Kedrenos selbst ala
denjenigen, der den ziemlich selbstverständlichen und keine besonderen
Kenntnisse verratenden Zusatz gemacht habe.
222 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
τοῦτο καὶ IIpoxorıog ὁ ἱστορικὸς, φάσχων ὡς τὸ τῶν Avßiov
ἔϑνος οἱ Μαυρούσιοι ἐκ τῆς Παλαιστίνης γῆς ixstos κατοίκη-
σαν. εἶναι δὲ τούτους, οὺς ἀναγράφει τὰ Bela λόγια Γεργεσαίους
χαὶ εβουσαίους καὶ τὰ λοιπὰ ἔϑνη, ὅσα πρὸς Ἰησοῦ τοῦ Nau
κατεπολεμήϑη. τεχμηριοῖ δὲ τὸν λόγον ἀληϑῆ παντάπασιν
τυγχάνειν ἔχ τινος ἐπιγράμματος καὶ ἀναγνῶναί φησι τοῖς
Φοινίχων γράμμασι συγκείμενον. εἶναι δὲ τοῦτο ἀγχοῦ κρή-
γης, ἔνϑα στῆλαι δύο &x λίϑων λευχῶν πεποίηνται, ἐν aic ἐγχε-
χκόλαπται τάδε" ἡμεῖς ἐσμὲν οἱ φυγόντες ἀπὸ προσώπου Ἰησοῦ
τοῦ λῃστοῦ τοῦ υἱοῦ Navi. Dieser Zusatz findet sich auch in
anderen Quellen (vgl. Patzig, Byz. Ztschr. X, 46); wie ein Ver-
gleich mit diesen lehrt, stammt er im Parisinus 1712 aus der
Kirchengeschichte des Euagrios IV 18 (Migne patrol. ser. Graec.
vol 86,2, p. 2736). lm übrigen unterscheidet sich der Text
des Diamerismos im Parisinus 1712 von dem des Synkellos nur
durch ganz unerhebliche Varianten der Namensformen.
Kedrenos unterscheidet sich ebenfalls von seiner Vorlage,
dem Parisin. 1712, nur durch ganz unerhebliche Varianten und
bietet keinerlei Zusütze. Diese beiden Autoren, Pseudo-Symeon
und Kedrenos, stehen also nur durch Vermittlung des Synkellos
mit der alexandrinischen Chronik und Hippolytos im Zusammen-
hang.
g) Die Syrer und Ármenier.
Dagegen läßt sich wiederum eine directere Benutzung des
Hippolytos bei einigen orientalischen Chronisten nachweisen.
Nach A. v. Gutschmids und Gelzers Darlegungen (Sext.
Iul. Afr. Il 401, 432, 47611) ıst über diese Schriftsteller folgen-
des vorauszuschicken. Mar-Michael, von 1166—1199 Patriarch
von Antiochien, verfaßte eine Chronik in syrischer Sprache, deren
Original vorläufig unzugänglich sich im Besitz eines chaldäischen
Bischofs befindet; eine seit 1891 im britischen Museum befind-
liche arabische Übersetzung ist ebenfalls noch nicht veróffent-
licht. Bekannt sind bisher nur armenische Bearbeitungen: eine
ausführlichere, die von Langlois: chronique de Michel le Grand,
patriarche des Syriens Jacobites ... sur la version du prétre
Ischók, Venise 1868, veröffentlicht wurde !, und eine zwar kürzere,
1) Die Einleitung und ein Stück des Textes ist auch von Dulaurier,
Journ. Asiatique 4. série vol. XII p. 281 übersetzt. Die Übertragung ins
Nachwirkung der Chronik. 223
aber, wie schon Gelzer (S. 434) bemerkt hatte, vielfach bessere
Recension, die nur armenisch, Jerusalem 1871, gedruckt ist. End-
lich veranstaltete Barhebraeus, Maphrian des Orients 1264—1286,
einen Auszug aus dem Werke Mar-Michaels; der Text des Bar-
hebraeus oder Abulpharag ist syrisch und lateinisch von Bruns
und Kirsch: Gregorios Abulpharag sive Barhebraei chronicon,
Lips. 1789, herausgegeben. Zu bemerken ist noch, daß neben
Eusebios, ausdrücklichen Citaten bei den Syrern zufolge, die Chro-
nik des Annianos zu ihren Hauptquellen gehörte.
Zu diesen auf Mar-Michaels syrische Chronik zurückgehen-
den Zeugen kommen ferner die Armenier im engeren Sinne, d. h.
die noch unveröffentlichte, von Chalatiantz aufgefundene Chronik
des Andreas (oben S. 3 Anm. 1), etwa aus dem Jahre 350, und
Samuel von Ani, der eine mit dem Jahre 1177 endende Chronik
verfaßte, für deren Anlage er sich Eusebios als Muster nahm; sie
ist in lateinischer Übersetzung ediert im Anhang zum armenischen
Eusebios von Zohrab und A. Mai: Eusebii Pamph. chron. canon.
libr duo Mailand 1818 und danach bei Migne, patrol. ser. Graec.
vol 19 wieder abgedruckt. Über noch spütere syrische, arme-
nische und georgische Schriftsteller, deren Chroniken jedoch hier
nicht mehr in Betracht kommen, ist Gelzer a. a. O. zu ver-
gleichen.
Mar-Michael von Antiochien gibt neben vielen anderen
Schriftstellern (p. 18 u. 0. ed. Langlois) auch den alexandrinischen
Mónch Annianos als seine Quelle an, bemerkt aber an der citierten
Stelle irrig, daß dieser eine «Geschichte von den ältesten Zeiten
bis auf Kaiser Konstantin verfaßt habe». Daß er gleichwohl
diesen Alexandriner wirklich kannte und benutzte, beweisen nebst
den hüufigen Citaten besonders zwei Bemerkungen (Langlois p. 21
— Barhebr. p. 3 und Langlois p. 23; vgl. p. 25): Mar- Michael
hebt einmal hervor, daß Annianos das als Henochbuch bekannte
Armenische rührt von zwei Autoren: David und Ischók her und ist
nach einer bei Langlois p. 10 abgedruckten Angabe 1248, nach einer
Notiz am Schluß der Jerusalemer Ausgabe 1246 angefertigt.
1) Da der eine dieser Syrer, Mar-Michael, ein Antiochener ist
und eingestandenermaßen Annianos benutzt, so gewinnt der Nachweis
(oben S. 213), daß der Antiochener Eustathios gleichfalls von einer alexan-
drinischen Chronik abhängt, auch von dieser Seite her eine Stütze.
224 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Apokryphon benutzt habe!, und merkt an einer anderen Stelle
eine abweichende Datierung aus dessen Chronik an. Es fragt
sich also, ob, trotz der Benutzung anderer Quellen, auf dem Um-
weg tiber Annianos sich bei Mar-Michael noch Spuren des
Hippolytos nachweisen lassen. Ich setze zu diesem Zweck die
zwei Fassungen der Jerusalemer Ausgabe und der Übersetzung
von Langlois nebeneinander:
'
Jerusalemer Ausgabe p. 10 ft.
1. Und es waren die Sóhne
von Noe: Sem, Iapheth, Cham.
Im 98. Jahre Sems geschah das
Wasser, und mit 100 Jahren
zeugte er einen Sohn. Und es
teilte Noe unter seine Söhne
die Erde.
2. Und er gab dem Sem Per-
sien und Paktura (d. h. Baktrien)
bis Indien (bis) gegen Rhino-
korura, welches ist der Nil; und
dem Cham gab er von Rhino-
korura bis Gadiron, dem la-
pheth gab er von Medien bis
Gadiron des Nordens.
9. Das Geschlecht lapheths
hatte (das Gebiet) von der Quelle
des Flusses Tigris, welcher teilt
zwischen Medien und Persien.
Und das Geschlecht Sems wohnt
östlich und westlich von Eu-
phrat und Diklath (Tigris), und
das Geschlecht Chams hat den
1) Das Citat ist falsch, denn
Langlois p. 26 ff.
1. Noé vécut 350 ans aprés
le déluge, engendra un fils nom-
mé Maniton et partagea la terre
entre ses enfants.
2. I donna à Sem la Perse,
la Syrie, la Palestine, jusqu'à
Rhinocoroura, c'est à dire le Nil
avec Bectouria; à Cham de
Rhinocoroura jusqu'à Catiron;
enfin, Japhet eut pour sa part
depuis la Médie jusqu'à Catiron
du nord.
3. La race japhétique possede
le territoire qui s'étend de-
puis les sources du Tigre, qui
sert de limites entre la Médie
et la Perse. La race sémitique
occupe les pays situés à l'orient
et à l’occident de l'Euphrate et
du Tigre. La race chamitique
damit ist nach Gelzer (Sext. Iul.
Afr. II 440) die kleine Genesis oder das Buch der Jubil&en gemeint. Die
Angaben, die Mar-Michael diesem Apokryphon entnommen hat, finden
sich auch beim Synkellos; Langlois und Gelzer bemerken daher mit
Recht, daß sie sowohl Mar-Michael als dem Synkellos durch Annianos
oder eine verwandte alexandrinische Chronik vermittelt sind,
Nachwirkung der Chronik.
Jerusalemer Ausgabe p. 10 ff.
Fluß Gehon, welcher teilt die
Grenze zwischen ihnen.
4. Und die Söhne lapheths
sind: die Armenier, Makedonier,
Meder, Griechen, Lateiner, Ge-
orgier, Alanen. Die Söhne
Chams sind: die Inder, Ägyp-
ter, Hethiter, Jebusäer, Abyssi-
nier, d. b. die Kuschiten, die Ger-
geseer, die Aradier (Arut at-
sik). Die Söhne Sems sind:
die Assyrier, die Chaldäer,
welche sind die Syrier (At'u-
ratsik', K'aldeatsik οὐκ en
Asorik), die Hebráer, die Fran-
ken, die Perser.
5. Und die Semiten haben (das
Gebiet) von Osten und Westen
in der Mitte der Erde, und die
Söhne Iaphets haben den Nor-
den vom Osten zum Westen und
die Sóhne Chams den Süden.
225
Langlois p. 26 ff.
possede le fleuve Gihon, qui
trace entre eux une limite.
4. Les descendants de Japhet
sont: les Árméniens, les Macé-
doniens, les Médes, les Grecs,
les Latins, les Alains et les
Géorgiens. Les peuples issus
de Cham sont: les Egyptiens,
les Indiens, les Héthéens, les
Jebuséens, les Abyssins, c'est à
dire les Couschites, les Amor-
rhéens, les Gergéséens, les Ara-
diens. Les fils de Sem sont:
les Assyriens, les Chaldéens ou
Syriens, les Hébreux, les Franks,
les Perses etc.
5. Les Sémites occupent le
milieu de la terre, de l'orient à
l'occident; les Japhétiques occu-
pent le nord, de lorient à
loccident et les Chamites, le
midi.
Hierzu ist folgendes zu bemerken. Aus c. 2 des Jerusalemer
Textes, der besser ist als der bei Langlois oder als dessen Über-
setzung, ist überhaupt erst der Sinn dieses Satzes verständlich.
Die in c. 4 enthaltene Auswahl von Völkernamen stammt augen-
scheinlich nicht aus den Völkerlisten, sondern aus den Stamm-
väterlisten des hippolytischen Diamerismos; bei lapheth sind
natürlich die Armenier an die Spitze gestellt, die Alanen und
Georgier am Schlusse hinzugesetzt. Die Franken als Semsöhne
sind ein durch die Kreuzzüge veranlaßter Zusatz, der beweist,
daß auch die spätesten Bearbeiter des Diamerismos noch darauf
bedacht waren, ihnen geläufige Völkernamen in dem biblischen
Schema unterzubringen. Eine Eigentümlichkeit des Diamerismos,
den Langlois übersetzte, ist auch, daß er späterhin die 72
Sprachen so verteilt, daß auf Iapheth 15, auf Cham 38 und auf
Sem 19 fallen. Da die beiden Armenier stark gekürzt haben, so
Texte u. Untersuchungen etc, NF XIV, 1 15
226 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
bieten sie nur wenige Übereinstimmungen mit Hippolytos. Daß diese
jedoch bei Mar- Michael ursprünglich viel zahlreicher waren, be-
weist die Wiedergabe von dessen Diamerismos bei Barhebraeus.
Dieser citiert, seiner Quelle folgend, ebenfalls p. 3 Annianos; sein
Diamerismos beginnt p. 7, wird aber p. 8 noch fortgesetzt und
somit zum einen Teil an die Erzählung von der Flut, zum an-
dern an die Erwähnung des 140. Jahres Phaleks angeknüpft.
Diese Zerlegung scheint erst Barhebraeus selbst vorgenommen
zu haben; jedesfalls leitet er den zweiten Teil sehr ungeschickt
mit den Worten ein: divisa est terra altera vice inter filios No-
ach. Um ersichtlich zu machen, wie viel die Fassung bei Bar-
hebraeus noch aus Hippolytos festgehalten hat, setze ich die
beiden nicht sehr umfangreichen Stücke im Wortlaut her:
p. 7. Limites Semi fuerunt Persia et Bactriana usque ad
Indum; posterique eius: Assyrii, Chaldaei, Lydii, Syri, Hebraei et
Persae. Limites Chami sunt a Rhinocorura usque Gadiram; po-
steri eius sunt: [πα], Mitzraei (Aegyptii), Hethaei, lebusaei, Hevaei,
Amoraei, Gergesaei, Arvadaei. Limites lapheti a Media ad Gadiram
ex latere septentrionali; posterique eius: Macedones, Armeni, Medi,
Graeci, Romani, Iberi.
p. 8 divisa est terra altera vice inter filios Noachi. Filiis
Semi haec possidenda cessit, media pars terrae habitatae usque
ad finem orientalem: Palaestina, Arabia, Phoenicia, Syria, Meso-
potamia, Hyrcania, Assyria (regio Sinear), Babylonia, Kerdo, tota
Persia, Indiae pars septentrionalis, Bactriana. Filiis Chami regio
australis ab oriente occidentem versus: India interior et australis,
Cuschaea, Saba, Aegyptus, Libya, Thebais, Africa et contra bo-
realem plagam: Cilicia, Pamphilia, Pisidia, Mysia, Phrygia, Lycia,
Lydia et ex insulis Cyprus, Bios (Ceos Kirsch; Chios v. Gutsch.),
Sicilia et viginti aliae. Filis lapheti regio septentrionalis ab
oriente usque ad occidentem: regio Alanorum, Turcarum, Media,
Armenia, Cappadocia, Galatia, Asia, Mysia, Thracia, Alda (Grae-
eia) regiones Graecorum, Romanorum, Sarmatarum, Slavorum,
Bulgarorum, Gallorum, Hispanorum usque ad Gariraeos.
Die kárgliche Auswahl von Namen an der ersten Stelle ist
ebenfalls den Stammväterlisten entnommen. An der zweiien
Stelle sind dagegen, besonders bei Cham, die Länderlisten des
Hippolytos noch sehr deutlich zu erkennen, auch die nördlichen
Küstenprovinzen und der Inselkatalog erscheinen hier. Einiges,
Nachwirkung der Chronik. 227
wie die Türken, Slawen und Bulgaren, sind Zusätze des Barhe-
braeus selbst.
A. v. Gutschmid 692ff beobachtete schon richtig, daß dieser
Abschnitt des Barhebraeus und der Synkellos auf dieselbe Quelle
zurückgehen; dagegen ist seine Vermutung, daß die gemein-
same Quelle Johannes Antiochenus gewesen sei, jetzt als hin-
fällig zu bezeichnen. Auch sonst bedürfen im einzelnen die
Darlegungen v. Gutschmids vielfach der Correctur.
Das wirklich aus antiochenischer Quelle entstammende Stück
beim Synkellos p. 82, 10—85, 1 entspricht nämlich dem, was Bar-
hebraeus p. 7 bietet, durchaus nicht in dem Maße, wie v. Gut-
schmid annahm: beim Synkellos fehlen beispielsweise die Vólker-
namen ganz, er nennt an deren Stelle einige wenige Länder. Die
gemeinsame Quelle, auf welche die von A. v. Gutschmid hervor-
gehobenen Übereinstimmungen zurückgehen, ist vielmehr Annianos
oder eine diesem verwandte alexandrinische Chronik, aus der
der Synkellos von p.85, 1 angefangen schópfte. Die wirklich
beweiskrüftigen Parallelen des Synkellos zu Barhebraeus, die
v. Gutschmid hervorgehoben hat, finden sich eben deshalb erst
in dem zweiten mit p. 85, 1 beginnenden Abschnitt. Die sämt-
lichen in den Bearbeitungen des Mar- Michael auftretenden Über-
einstimmungen mit Hippolytos gehen also nicht auf eine antio-
chenische, sondern auf Vermittlung durch eine alexandrinische
Chronik zurück. Ferner lehrt Barhebraeus, daß die beiden an-
deren Ármenier den Diamerismos des Mar-Michael sehr stark
zusammenstrichen; aber auch Mar-Michael entnahm seinem Ge-
wührsmanne Annianos wahrscheinlich noch weit mehr, als wir
jetzt bei Barhebraeus lesen.
Der letzte der Autoren, von dem hier zu sprechen ist, Sa-
muel von Ani, bezeichnet Eusebios und Moses von Khorni als
seine Hauptquellen, nennt aber neben diesen noch eine Anzahl
armenischer Gewährsmänner (p. 2 d. Vorrede bei Mai und Zohrab).
Seine Darstellung des Diamerismos beginnt p. 7ff und zeigt eben-
falls, wie gleich näher auszuführen ist, sehr zahlreiche Berüh-
rungen mit der Chronik des Hippolytos. An sich könnte auch
Samuel Hippolytos durch Vermittlung einer antiochenischen oder
alexandrinischen Chronik benutzt haben. Allein es lagen schon
bisher Anhaltspunkte für die Annahme vor, daß er direct
aus einer armenischen Hippolytosübersetzung oder -bearbeitung
15*
228 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
schópfte. Jetzt muß diese Erklärung deshalb als die richtige
gelten, weil durch den Fund von Chalatiantz festgestellt ist, daß
es schon seit etwa 350 eine armenische Übersetzung des Hippo-
lytos gab.
Zum Diamerismos des Samuel ist folgendes zu bemerken.
Samuel erachtete für nötig, sich am Schluß deshalb zu entschul-
digen, weil er von allen drei Noachiden abstammende Vólker genannt
habe, obschon in der heiligen Schrift nur die Nachkommen Sems
ausführlicher behandelt, von Cham und [apheth aber nur die
Namen der Nachkommen genannt seien. Ferner fügte er aus Eige-
nem in seine Darstellung einige Bibeleitate ein: die Wohnsitze
der Sóhne Phaleks und Jektans nach Gen. 10. 30, dann ausführ-
licher als alle anderen Fassungen .des Diamerismos die Stelle
Gen. 10. 8, 9 über Nebrod, ebenso das Citat über die Wohnsitze
der gentes Chananaeorum und endlich die Bemerkung: rursus ex
eodem Geneseos libro vor Aufzählung der Stammväter nach
lapheth.
Sowohl dem ersten Bibelcitat als auch dem späteren über
die Wohnsitze der Chananäer stellt er andere Angaben gegen-
über, die er mit «et quidem alibi dicitur» und «alio tamen loco
dicitur» einleitet. Diese so eingeleiteten Angaben über die Grenzen
der drei Erbteile sind aber wörtlich gleich mit denen bei Hippo-
lytos;! dabei unterläuft ihm in dem zweiten Falle allerdings das
Verseben, daß er den auf die Grenzen Chams bezüglichen Satz
des Hippolytos irrtümlich auf die Nachkommen Chanaans bezog.
Man sieht ferner noch ganz deutlich, daß in der Vorlage Samuels
wie bei Hippolytos auf die Aufzählung der Stammväter und der
1) Vgl. Hipp. c. 188: πάντων δὲ τῶν υἱῶν vot Σήμ ἐστιν ἣ χατοιχία
ἀπὸ Βάχτρων ἕως Ῥινοχορούρων τῆς ὁριζούσης Συρίαν xal Αἴγυπτον καὶ
τὴν ἐρνϑρὰν ϑάλασσαν ἀπὸ στόματος toU χατὰ τὸν Ἀρσινοΐτην τῆς ᾿Ινδικῆς.
Sam. c. 4,1: et quidem alibi dicitur universa Semi soboles tractum omnem
à Bactrianae finibus incolere Rhinocuram usque, quo loco Syria ab Aegypto
secernitur, itemque a rubro mari; et ab ora maris, quod est ad Arsinoém
Indicam. Hipp. c. 130: ἔστι δὲ xal αὐτῶν ἡ κατοικία ἀπὸ Ῥινοχορούρων ἕως
Γαδείρων τὰ πρὸς νότον ἐπὶ μῆχος. Sam. c. 4, 2: alio tamen loco dicuntur
hae gentes ἃ Rhinicorura usque Gadiron australes regiones incoluisse.
Hipp. c. 19: ταῦτα δὲ τὰ τοῦ Ἰάφεϑ ἔϑνη ἀπὸ Μηδίας ἕως voi ἑσπερίου xaté-
σπαρται ὠχεανοῖ' βλέποντα πρὸς βορρᾶν. Sam. c. 4, 3: hique ἃ Medis ad
Hesperiam usque pertingunt, quae patet ad oceanum et borealem plagam
prospectat.
Nachwirkung der Chronik. 229
zugehörigen Völker noch besondere Völkerkataloge folgten. Die-
sen überging Samuel bei Sem, bei Cham aber heißt es: hinc pro-
seminatae sunt Chananaeorum (statt e filiis Cham) gentes omnino
triginta duo; damit ist augenscheinlich das Verzeichnis der
32 chamitischen Völker bei Hippolytos gemeint!. Ebenso heißt
es bei lapheth: ex his coloni deducti sunt per gentium insulas
in suas quique regiones, populi omnino quindecim; eine fast
wörtliche Wiedergabe von Hipp. ὁ. 73 ix τούτων ἀφωρίσϑησαν
700: τῶν ἐϑνῶν. εἰσὶ δὲ xal οἱ Κύπριοι ix τῶν Κιτιέων ix
τῶν υἱῶν Ἰάφεϑ' ὁμοῦ ἔϑνη τε. Auch die folgende Angabe
der Grenzen der 15 Völker (vgl. S. 228 Anm. 1), die Bemerkung
deinceps recensentur populi LI und die darauf folgende aber-
malige Angabe der Grenzen der 51 Völker stimmen genau mit
Hipp. c. 79. 80. 832. Der Barbarus c. 59 nennt allerdings nur 47
Namen (der lückenhafte Matr. kommt hier nicht in Betracht),
der lib. gen. | dagegen 49 oder 50 (oben 1. g. c. S0). Die Zahl 51
bei Samuel dürfte daher kommen, daß bei ihm die Latiner und
Römer als zwei Völker gezählt sind.
Während also in diesen Teilen des Diamerismos zwischen
Hippolytos und Samuel die engste Verwandtschaft besteht, stimmen
die Angaben über die Stammväter und die ihnen zugehörigen
Völker hur im allgemeinen, im einzelnen fallen dagegen nicht
unerhebliche Differenzen auf?, zu denen die Parallelen in der ur-
sprünglichen Stammváterliste der Osterchronik (v. Gutschmid
255ff), beim Synkellos, ja sogar in dem nach der Bibel revidierten
liber generationis I sich finden. Ihre Wiederkehr bei so verschie-
denen Autoren, von denen der zuletzt genannte doch unzweifelhaft
außer jeder Beziehung zu Samuel steht, warnt schon davor, zur Er-
1) Im griechischen Hippolytos c. 132 stehen allerdings nur 30 Nainen,
weil No. 23 und 31 im Texte des Matritensis ausgefallen sind.
2) Vgl. z. B. Hipp. c. 83: ἔστι δὲ τὰ ὅρια αὐτῶν ἀπὸ Mndiag ἕως Γαδεί-
ρων τὰ πρὸς βορρᾶν, εὗρος δὲ ἀπὸ Ποταμίδος ποταμοῖ' ἕως Μαστουσίας
τῆς χατὰ ἥλιον (1. Ἴλιον) und Samuel c. 4, 3: itemque eorum ditiones per
aquilonarem tractum a Medis usque Gadiron; patent scilicet ab amne
Potamino usque ad Mastusiam, quod est Ilion (vgl. oben 3. 132 Anm. 2).
3) Zu diesen gehört aber nicht, daß Samuel von Gamer die Gamiri
ableitet, denn dies ist die armenische Benennung der bei Hippolytos an
derselben Stelle genannten Kappadokier (Mai-Zohrab yp. 43 note 1); ebenso
sind die von Thorgama abgeleiteten Haicani die Armenier, die Chusii die
Äthiopen.
230 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
klärung dieser Übereinstimmungen eine alexandrinische Chronik
als Mittelglied anzunehmen; hinzu kommt, daß die Parallelen zu
den Alexandrinern weder schlagend noch zahlreich sind. Diese
Übereinstimmungen rühren vielmehr daher, daf in der Oster-
chronik, beim Synkellos, im liber generationis und bei Samuel
die hippolytischen Stammväter- und Völkerlisten nach der Bibel
zurechtgemacht wurden. Wie wir sahen, fanden gerade in diesen
“ Abschnitten des Diamerismos durch spätere Bearbeiter und Re-
dactoren verhältnismäßig die meisten und selbständigsten Ände-
rungen statt !; weil sie alle die Ausgleichung mit der Septuaginta
anstrebten, so mußten sie auch, unabhängig von einander, zu den
gleichen Ergebnissen kommen.
Dies ist in A. v. Gutschmids die Quelle des Samuel be-
treffenden Darlegungen nicht genügend berücksichtigt; gerade
das Hauptargument, das dieser Forscher für die Verwandtschaft
des Hippolytos mit Samuel vorbrachte (S. 657), ist aus diesem
Grunde nicht stichhaltig. v. Gutschmid stützte sich nümlich
besonders darauf, dafi Hippolytos und Samuel die Philister von
den Lykiern ableiten, und daf nur diese beiden Autoren den
Philistern keinen besonderen Stammvater, den Philistieim, geben.
Nach dem griechischen Text des Hippolytos c. 116 jedoch leitete
dieser die Phöniker (oder wahrscheinlich die Philister) @gn Phy-
listieim ab. Die Übereinstimmung von lib. gen. I c. 111 Casluir,
unde Lycii, unde exierunt Filistim mit den Worten Samuels
c. 4, 2: Caslinimum, a quo Lycii, unde et genus Philistaeorum
rührt also daher, daß Samuel und der Verfasser des lib. gen. |
unabhängig von einander aus Genesis 10. 14 die Worte xal τοὺς
Xaouwrısiu, ὅϑεν ἐξῆλϑε Φυλιστιείμ einfügten.
Allein an Stelle dieses nicht mehr beweiskräftigen Argu-
mentes treten jetzt zu den schon erwähnten Übereinstimmungen
mit dem Originaltext des Hippolytos andere, die die Abhängig-
keit Samuels von Hippolytos unwiderleglich erweisen. Ent-
scheidend für die directe Benutzung des Hippolytos ist folgen-
des, In dessen Chronik war, besonders bei den Nachkommen
Chams, nicht zu jedem Namen eines Stammvaters auch der eines
von ihm abstammenden Volkes angegeben. Darin sahen die
, . Y) Vgl v. Gutschmids Versuche 639ff. 657ff, die Gründe dieser
Anderungen zu ermitteln.
Nachwirkung der Chronik. 231
meisten späteren Benutzer und Bearbeiter einen Mangel, den sie
zu beseitigen suchten. Der in der Osterchronik benutzte alexan-
drinische Chronist half ihm teilweise dadurch ab, daß er bei
einem Verzeichnis der 72 Völker Anleihen machte (oben S. 179 ff);
andere halfen sich anders. Die Darstellung des Samuel dagegen
ist unter allen jüngeren Fassungen des Diamerismos die einzige,
die gerade an den Stellen, wo Hippolytos neben den Stamm-
vätern keine Völkernamen nannte, dies ebenfalls unterläßt. Durch
Streichungen kann diese auffallende Übereinstimmung nicht er-
zielt worden sein, sie muß also auf directe Benutzung des Hippo-
lytos zurückgehen. Einzelne Differenzen, die Hippolytos und
Samuel trotzdem aufweisen, kommen demgegenüber nicht in Be-
tracht: sie sind teils durch Heranziehen der Septuaginta bei Sa-
muel, teils aber auch durch die Benutzung uns unbekannter,
dem Armenier noch zugänglicher Quellen bewirkt!
Da also der spáteste erhaltene Zeuge in der Hauptsache di-
rect auf eine armenische Hippolytosübersetzung zurückgeht, so
haben gerade seine Ángaben für die Herstellung des griechischen
Textes der Chronik eine verhältnismäßige Wichtigkeit.
h) Ergebnis.
Auf Taf. V ist in einem Stemma der verschiedenen Ablei-
tungen des Diamerismos das Ergebnis der vorstehenden Unter-
suchungen veranschaulicht; die erhaltenen und veröffentlichten
Fassungen sind durch Cursivdruck gekennzeichnet. Der Voll-
ständigkeit wegen sind in dieses Stemma auch zwei Überlieferungs-
zweige aufgenommen, die auf die Ableitungen aus der Chronik
des Hippolytos nur gelegentlich eingewirkt haben. Es sind dies
1) Ohne jede Parallele ist Samuels (c. 4, 2) Ableitung der Daci von
Caphturim (von dem Hipp. c. 117 die Kilikier herleitete). Von Arukaios
leitet Samuel ferner nicht bloB wie Hipp. c. 124 die Tripoliten sondern
auch die Aminaei ab. Über andere Eigentümlichkeiten Samuels ist A.
v. Gutschmid 645, 657ff zu vergleichen, dessen Erklürungsversuche je-
doch nicht durchweg gelungen sind. Auch sein Endergebnis ist nicht
richtig: Eustathios und Samuel sind untereinander keineswegs so nahe
verwandt, wie v. Gutschmid annahm, daher auch die S. 649 vorgetragene
Vermutung, daß Eustathios und Samuel aus einer gemeinsamen, antioche-
nischen Quelle geschöpft hätten, nicht als zutreffend gelten kann.
232 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
die Bearbeitungen des Diamerismos, die im Buch der Jubiläen
(Kufále, sive liber Iub., qui idem a Graecis 7 λεπτὴ γένεσις in-
Scribitur ..., nunc nonnisi in Geez lingua conservatur ... Äe-
thiopice ad II lib. mss. fidem primum ed. Dillmann, Kiel und
London 1859; R. H. Charles, the book of J. or the little gen.
London Black 1902) und bei Josephus Ant. Iud. 1 6ff vorliegen.
Ihr Verhältnis zu den übrigen Versionen ist in den Unter-
suchungen A. v. Gutschmids 587ff, 59S1ff klargestellt; ebenso
hat dieser Forscher gezeigt, welche der erhaltenen Versionen
von der Darstellung des Josephus beeinflußt sind !.
In diesem Stemma sind ferner die oben besprochenen (8. 174),
nicht gerade den Diamerismos betreffenden Anleihen des Orosius,
des xpovoyo. συντ. u.a. bei den alexandrinischen Chronisten er-
sichtlich gemacht. Dazu ist noch folgendes zu bemerken. Orosius
wurde neben die Vorlage des Barbarus, den Papyrus Goleniséev
und Panodoros-Annianos gestellt, dagegen wurden die Zusätze
zum Fuxensis des Hieronymus, das χρονογραφεῖον σύντομον und
der Eclogarius Casauboni (Paris. 2600) als von Panodoros-Anni-
anos abhängige Versionen bezeichnet. Diese Anordnung und
Unterscheidung ist nicht striete beweisbar, sie veranschaulicht
nur eine Möglichkeit; die Verfasser des Fuxensis, des yoor. συντ.
und des Paris. 2600 können ebensogut alle oder teilweise aus
Panodoros-Annianos nahe verwandten Quellen und nicht aus
diesen beiden Autoren selbst geschöpft haben. Ebensowenig
läßt sich stricte beweisen, obschon es als höchst wahrscheinlich
gelten darf, dafi gerade Panodoros-Annianos die Quellen der
Österchronik und des Synkellos waren; eine jenen beiden nahe
verwandte Quelle ist an und für sich ebensogut denkbar. Für
ganz sicher hat nur zu gelten, daß die Zusätze des Orosius aus
einer alexandrinischen Chronik stammen, die mit Panodoros-
Annianos nicht identisch sein kann, sondern deshalb etwas älter
sein wird als diese beiden, weil ihre nach 412 verfaßten Werke
1) Von den späteren Benutzern des Josephus, die v. Gutschmid
nachwies, habe ich nur die ἐχλογαὶ ἱστοριῶν in dem Stemma weggelassen,
weil sie denselben Text enthalten, der unter dem Namen des Symeon Logo-
thetes als eine der 5, von einer kürzenden Zwischenquelle abhängigen
Fassungen daselbst citiert ist. Das von Symeon in seine (sonst von den
Alexandrinern abhüngige) Darstellung eingelegte Stück aus Josephus kehrt
bei Theodosios Melitenos an derselben Stelle wieder (oben S. 903).
Nachwirkung der Chronik. 233
dem Orosius 417 noch nicht zugänglich sein konnten. Endlich ist
bezüglich dieser Gruppe von Autoren zu bemerken, daß die von
Josephus beeinflußte und daher in dem Stemma als von ihm ab-
hängig bezeichnete ἐχλογὴ ἱστοριῶν zu den alexandrinischen
Chroniken ebenfalls Beziehungen hat, die jedoch ebensowenig
ersichtlich gemacht werden konnten, wie die Beziehungen des
Josephus zu Symeon und Theodosios.
Das Stemma erhebt also keineswegs den Anspruch, alle über-
haupt vorhandenen Beziehungen der zahlreichen erhaltenen Ab-
leitungen zu veranschaulichen!; in einigen zweifelhaften Fällen
ist ferner die Entscheidung, die ich getroffen habe, vielleicht nicht
die richtige. Solche mögliche Fehlgriffe im einzelnen mußten
in Kauf genommen werden, um überhaupt ein übersichtliches
Bild zu erhalten; sie werden sich spáter leicht berichtigen lassen.
Beiseite gelassen wurden endlich einige versprengt erhaltene,
gínz kurze Stücke aus dem Diamerismos, deren Herkunft sich
überhaupt nicht feststellen läßt?: der Katalog der 72 Völker bei
1) Die von einem der 5 verschiedenen Hauptzweige zu einem oder
mehreren der andern hinüberführenden, früher nachgewiesenen Verbin-
dungen sind nirgends durch Verbindungslinien veranschaulicht. Dagegen
sprachen nicht nur die typographischen Schwierigkeiten, sondern auch
sachliche Bedenken. Denn diese Beziehungen sind bald nahe und aus-
giebige, bald auf die Entlehnung nur einer kurzen Notiz beschrünkt. So
entlehnte z. B. Eustathios aus Josephus sehr vieles, und auch der Syn-
kellos entnahm aus der antiochenischen Chronik ein umfünglicheres Stück,
dagegen bietet Epiphanios nur eine ganz kurze Angabe aus dem Buche
der Jubiläen, Mar-Michael nur einen kurzen Zusatz aus der antiocheni-
schen Chronik zu seiner sonst aus der alexandrinischen Chronik geschöpften
Darstellung. Auch sonst finden sich hie und da kurze Josephus entlehnte
Notizen in aus anderer Quelle stamınende Darstellungen eingestreut, wüh-
rend 2. B. der Österchronist nur wenige Stellen aus Epiphanios zu seiner
alexandrinischen Quelle hinzufügte. Ks wäre also ein geradezu irrefüh-
render Eindruck erweckt worden, wenn diese so verschieden starken An-
lehnungen alle in gleicher Weise durch Verbindungsstriche ersichtlich ge-
macht worden würen.
2) Schwache Spuren des Hipp. finden sich noch bei dem sogenannten
Ethicus Ister (7. Jhdt.) im Verzeichnis der Japhethsóhne (Lavezak, Mém.
de l'aead. des Inscr. 1852; E. Wuttke, Die Kosmographie des Istrier
Aithikos, Leipzig 1853 p. 40) Dieser Ethicus hat nichts zu tun mit dem
in einigen Handschriften unter demselben Namen überlieferten, aus Oro-
sius geschópften kosmographischen 'Traktat bei Riese, Geographi Lat.
min. p. 71ff.
234 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Josepos (um 500) im ὑπομνηστιχὸν βιβλίον (Migne patrol. ser.
graec. vol. 106, p. 32), ein paar Stellen bei Kosmas Indiko-
pleustes (um 550) und beim Anonymus Ravennas (um 680), die
A. v. Gutschmid (a. a. O. S. 612) auf Epiphanios zurücktühren
möchte. Durch dieses somit nur die hauptsächlichen Bezieh-
ungen ! der wichtigsten Autoren zueinander veranschaulichende
Stemma vervollständige und berichtige ich auch in zwei, den lib.
genealogus und Samuel von Ani betreffenden Einzelheiten die
früher gegebenen Übersichten (Denkschriften d. Wiener Akad.
51. Band, S. 92 und 95).
Mit Bestimmtheit lassen sich also fünf Hauptzweige des
Diamerismos, d. ἢ. von Verarbeitungen der Genes. 10 vorliegenden
Angaben mit profanem, geographisch-ethnographischem Material,
voneinander sondern. Die beiden ültesten sind zweifellos jüdischen
Ursprunges: das Buch der Jubiläen und Josephus. Jenes wurde
von Annianos benutzt und auch bei Epiphanios finden wir eine
Notiz daraus verwertet. Weiter reichte die Wirkung des Josephus;
er wurde auch in der christlichen Literatur häufig citiert und
benutzt. Der dritte Überlieferungszweig ist allein durch Epiphanios
vertreten, der wahrscheinlich ebenfalls mit jüdischem Material
arbeitete; seiner Darstellung wurden von Späteren, besonders
von dem Osterchronisten, nur wenige Angaben entnommen.
Außerordentlich nachhaltig wirkte dagegen die älteste nach-
weislich christliche Bearbeitung des Diamerismos durch Hippo-
lytos: sie beherrscht geradezu die spätere Tradition. Dunkel
bleibt vorláufig der Ursprung des fünften Zweiges, der antioche-
nischen Bearbeitung; er kann sowohl jüdischer als christlicher
Herkunft sein. Eustathios, der älteste erhaltene christliche Ver-
treter dieses Zweiges, legte seiner Darstellung Josephus zugrunde,
vervollständigte aber dessen Angaben aus einer antiochenischen
und aus einer vor Panodoros-Annianos liegenden alexandrinischen
Bearbeitung. Eine jüngere antiochenische Bearbeitung durch Jo-
hannes wurde vom Synkellos für eine Einlage benutzt und
hatte, wie oben (S. 219ff) dargelegt wurde, noch weiterreichende
Wirkungen.
1) Citate und Entlehnungen aus Quellen, die mit dem eigentlichen
Diamerismos überhaupt nichts zu tun haben, wie z. B. die Citate aus den
pseudoclementinischen Homilien in der Osterchronik oder aus Prokopios
beim Synkellos, sind selbstverstündlich ganz unberücksichtigt geblieben.
Nachwirkung der Chronik. 235
Was vor diesen fünf, ursprünglich voneinander unabhängigen
Zweigen der Überlieferung des Diamerismos liegt, läßt sich nicht
mehr feststellen. Der Versuch A. v. Gutschmids, aus den er-
haltenen Bearbeitungen dessen ursprüngliche Form wiederzuge-
winnen, muß als mißlungen bezeichnet werden.
In der späteren, sehr ausgiebigen Benutzung der Chronik
des Hippolytos lassen sich wiederum 4 Hauptzweige unter-
scheiden, von denen der alexandrinische der bei weitem reichst-
entwickelte ist: er entsendet seine Verästelungen sowohl nach
dem lateinischen Westen. wie nach Byzanz, zu den Antiochenern,
Syrern und Armeniern. Denn in Ägypten, speziell in Alexandrien,
trat die Weltchronik, wie die Ausstattung zweier dort entstandener
Bearbeitungen des Hippolytos zeigt (Vorlage des Barbarus und
des Papyrus Goleniiéev), wahrscheinlich schon vor dem Anfang
des 5. Jahrhunderts, als populüres Buch zur Belehrung und Un-
terhaltung erst neben und dann, vornehmlich in den Klöstern, an
die Stelle der hellenistischen Schul- und Unterhaltungsbücher,
über die Reitzensteins Aufsatz (Nachr. d. kgl. Gesellsch. d.
Wissensch. zu Göttingen, phil. hist. Klasse 1904, 309 ff) zu ver-
gleichen ist. Zu derselben gleichzeitig die christliche Propaganda
fórdernden Literatur gehórt der ebenfalls mit Bildern geschmückte
Kosmas Indikopleustes und der illustrierte Prophetenkatalog !.
den der Verfasser des Papyrus GoleniSéev und der Osterchronist
benutzten (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. zu Wien, 51. Bd.
30 ff). Die starke Wirkung seines Werkes hatte also Hippolytos
vor allem den alexandrinischen Bearbeitungen zu danken.
So kam es, daß neben Eusebios die Chronik des Hippolytos
am weitesten verbreitet und am häufigsten benutzt wurde, sicher-
lich wenigstens ihr den Diamerismos bebandelnder Anfang. Das
1) Treffend betonte Reitzenstein a. a. O. S. 315 Anm. ? das hohe
Alter der prophetischen Literatur in Ägypten. Nicht nur findet sich die
älteste Zusammenstellung jüdischer und christlicher Propheten bei Clemens
von Alexandrien (strom. I. 135, 136), sondern auch die erweiterte, mit
Bildern versehene Fassung dieses Kutaloges, eine Schrift de prophetis, die
der Osterchronist benutzte, ist unzweifelhaft in Ägypten entstanden (Denk-
schriften 51. Bd. 35), wie einzelne Angaben der Prophetenviten beweisen.
Ebenso entstand in Ägypten das mit diesem Prophetenkatalog oft ver-
bundene Verzeichnis der Apostel und Jünger (Lipsius, Apokryphe Apostel.
gesch. I 200).
236 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
wenig ältere Werk des Africanus enthielt diesen Abschnitt noch
nicht, aber auch Eusebios bot keinen förmlichen Diamerismos; so
blieb die Chronik des Hippolytos die maßgebende Darstellung
dieses Gegenstandes. Sie vermittelte nahezu allein in für weitere
Kreise verständlicher Fassung die Bekanntschaft mit den Namen
der wichtigsten zur Zeit ihres Erscheinens bekannten Völker und
Länder und mit dem Stammbaum der Völker der Erde bis zum
Turmbau zurück. Für derartige Fiktionen gab und gibt es ein
zahlreiches und interessiertes Publikum, das auch vor langen
Namenreihen und trockenen Aufzählungen nicht zurückschreckt !.
Der schreibselige Hippolytos kam also dem Geschmack seiner
und späterer Zeiten an solchen Dingen mit richtigem Ver-
stándnis entgegen und leitete, befriedigt über die Reichhaltigkeit
seines Diamerismos, diesen mit den Worten ein: aAA. àv ἄλλοις
βίβλοις εὑρήσεις πλατυτέρως τὴν ἀρχήν᾽ ἡμεῖς δὲ τὸν δια-
μερισμὸν μόνον ἐν συντόμῳ γεγράφαμεν.
An und für sich betrachtet ist dieser Abschnitt seiner Chronik
ein Unding voll innerer Widersprüche, die sich daraus erklären,
daß durch Jahrhunderte, erst in der jüdisch-hellenistischen Lite-
ratur, dann in der christlichen, in das durch die Bibel gegebene Fach-
werk immer neue Füllsel von Völker-, Länder- und Inselkatalogen
hineingestopft wurden, ohne Rücksicht auf das schon Vorhandene.
Der Respekt vor dem Wortlaut des Alten Testaments ging auch
auf solche Bearbeitungen über, und man beschränkte sich des-
halb auf bloße Zutaten, ohne Rücksicht darauf, ob sie paßten
oder nicht. Zu einem sicherlich an inneren Widersprüchen schon
sehr reichen älteren Dismerismos fügte nun Hippolytos seiner-
seits noch neues, ihm zugängliches Material hinzu. So kam das
Machwerk zustande, das gut die erste Hälfte seiner Chronik
bildet. Wer es auf seinen Inhalt hin betrachtet, gewahrt sogleich
die argen Widersprüche, an denen es leidet. Die Völkernamen
der Stammväterlisten, die besonderen Völkerlisten jedes der drei
Noachiden und die Listen der ihnen zugehörigen Länder sind
willkürlich, ohne Rücksicht auf die notwendige Übereinstimmung
1) Man vergleiche, um von Hippolytos und seinen Benutzern abzu-
sehen, was 2. B. Josepos im ὕπομν. βιβλ. in dieser Hinsicht seinen Lesern
zumutet. Vgl. auch die Vorrede des Pseudo-*kymnos (Geogr. Graec.
min. 1 196).
Nachwirkung der Chronik. 237
untereinander gebildet !; sie werden durch stereotype Wendungen
und Wiederholungen der Grenzbestimmungen mehr nacheir-
ander angereiht als miteinander verbunden. Auf diese drei
Arten von Listen folgt dann ein wiederum ohne Rücksicht auf
Zahlen und Namen der vorher genannten Völker und Länder
gebildeter Katalog der 72 beim Turmbau zerstreuten Völker; er
enthält. teils schon erwähnte, teils aber auch wieder neue Namen.
Weil nun aber in diesem Rahmenwerk doch noch nicht alles
Platz gefunden hatte, was der erweiterten Kenntnis von den
Völkern und Ländern der Erde wissenswert schien, so fügte, wie
es scheint, Hippolytos selbst unter dem Schlagwort der ἀποικίαι
noch weitere Ergänzungen hinzu, und er beschrieb in allgemein
gehaltenen Angaben die Wohnsitze dieser Kolonistenvölker, unter
denen sich wieder solche finden, die früher schon genannt sind.
Daran fügte er aus antiken Schulbüchern stammende Verzeich-
nisse der wichtigsten Berge und Flüsse der Erde und endlich
das beste, von seinem Sammelfleiß zeugende Stück: den Stadias-
mos des Mittelmeeres?. Wissenschaftlicher Wert kommt also
seiner Zusammenstellung nicht zu; sie galt gleichwohl als eine
vorbildliche Leistung, an der spätere Benutzer nur noch als Re-
dactoren und Epitomatoren tätig waren, jedoch nicht, um die
inneren Widersprüche zu beseitigen, sondern nur, um die Listen
möglichst genau mit der Bibel in Einklang zu bringen; außer
vereinzelten Namen fügten alle späteren Benutzer nichts mehr
von Belang hinzu.
Dieses Urteil über den Diamerismos des Hippolytos, das,
Eusebios immer ausgenommen, auch über die christliche Welt-
ehronik überhaupt gefällt werden kann, bedarf jedoch noch einer
Einschränkung. Alle in jüdischen und seit Sextus Julius Afri-
canus in christlichen Kreisen entstandenen, an die Bibel sich an-
lehnenden quasihistorischen Arbeiten machen inhaltlich und for-
mell einen unerfreulichen Eindruck, sie stehen aber den geringen
Resten antiker Schulbücher und der populären Kleinliteratur der
hellenistischen Zeit in vieler Hinsicht nahe. Die jüdischen und
1) Einzig und allein die Listen der schriftkundigen Völker stimmen
zu den vorhergehenden Völkerlisten Tapheths, Chams und Sem».
2) Breusing, die Nautik der Alten p. 6 bemerkt, daß der Sta-
diasmos das wertvollste der Hilfsbücher für Schiffer sei, das uns aus dem
Altertum erhalten ist.
238 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
christlichen Chroniken unterscheiden sich von diesen nur da-
durch, daß sie den Wortlaut der Bibel immer mehr und mehr
zur unverbrüchlichen Norm für alles Tatsächliche nehmen,
formell und inhaltlich sind sie nicht wesentlich schlechter, und
wissenschaftlich stehen sie nicht viel tiefer als diese ihre antiken
V orláufer.
Ein Umstand tritt jedoch jetzt hinzu, der einen Unterschied
bedingt. Mit dem Christentum kommen überall die literarischen
Interessen. und die Geschmacksrichtungen der unteren Volks-
schichten empor, die inferioren literarischen Gattungen, die bis
dahin niedergehalten und nicht als voll anerkannt worden waren,
fanden jetzt eine häufigere Pflege; deshalb liegen uns aus christ-
licher Zeit solche Werke zweiten und letzten Ranges in zahl-
reicheren Beispielen vor.
Allein ähnlich minderwertige, auf dieselben Volksschichten
berechnete Erzeugnisse bestanden auch lüngst vor dem Christen-
tum. Proben davon bieten die Laterculi Alexandrini aus ptole-
mäischer Zeit, die ebenfalls aus Handbüchern entnommenen und
mit dem mythologischen Handbuch des Hyginus verbundenen
ähnlichen Indices (der Städtegründer, der 7 Weltwunder, der
7 Weisen, der grófiten Inseln usw.) aus dem ersten oder zweiten
Jahrhundert n. Chr. ferner ein nach den Herausgebern zwischen
3) und 200 n. Chr. entstandenes, auf dem Recto eines Papyrus
stehendes historisches Handbuch, ein Ausläufer der allerdings werk
hóher stehenden Literaturgattung, die durch die Chronik des
Apollodoros vertreten ist (Oxyrh. pap. 1, No. XII, p. 25 ff), endlich
die dureh die Papyrusfunde ebenfalls vermehrten Sammlungen?
von Paradoxen, Mirabilien, vermischten Geschichten und der-
gleichen. Diese aus antiker Überlieferung stammenden Schriften
stellen sich bekannten, ebenfalls der Unterhaltung und Belehrung
dienenden christlichen Werken, wie z. B. den Κεστοί des Sextus
Julius Afrieanus und dessen Chronik durchaus zur Seite. ln
denselben Zusammenhang gehórt auch der Diamerismos und di
Chronik des Hippolytos.
Ähnlich wie seine Chronik waren die griechischen Bücher
beschaffen, in denen die Leute von mangelhafter Sprachkenntnis
und Bildung lasen, deren Papyrusbriefe jetzt zu Dutzenden in
Ägypten zutage kommen, sowohl damals, als die antike Cultur
noch lebendig war, wie spüterhin, da man in christlichen Kreisen
m. .. . --
Nachwirkung der Chronik. 239
den Zusammenhang mit ihr für glaubensgefährlich hielt und
erklärte. Minderwertige Bücher und ungebildete Leser gab es
zu allen Zeiten. —
Es erübrigt nun nochmals kurz zusammenzufassen, was die
vorstehenden Untersuchungen über Anlage und Inhalt der ge-
samten Chronik des Hippolytos ergeben haben.
Dieses Werk begann mit einem die wichtigsten Abschnitte
zwar aufzählenden, jedoch keineswegs vollständigen Capitelver-
zeichnis (2—18). Auf dieses folgte das Proómium (19—21) und
hierauf, kürzer gefaßt als in anderen Chroniken, der aus der
Genesis entlehnte βίβλος γενέσεως ἀνϑρώπων (22—42), d. h. die
Reihe der Patriarchen bis zur Vóolkerzerstreuung. An die Er-
wühnung dieses Ereignisses schloß sich eine sehr ausführliche
Darstellung des Diamerismos (44 ff).
Er setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: a) einem
älteren mit der Liste der 72 Völker endenden Diamerismos
(44— 202), der aber, wie die Unabhängigkeit der darin enthalte-
nen Stammváter-, Völker- und Länderlisten lehrt, erst allmählich
die Fassung erhalten hatte, in der er von Hippolytos benutzt
wurde!. Es mag sein, dal dieser selbst auch eines und das
1) In diesem älteren Diamerismos (44—202) werden zunächst die
Grenzen der drei Erbteile in der Reihenfolge Sem, Cham und Japheth
(465—49) und hernach in umgekehrter Reihenfolge die großen Flüsse eines
jeden angegeben (50—52'. Auf eine kurze Notiz (53, 54) über den Turm-
bau und die Sprachenverwirrung folgt das Verzeichnis der Söhne und
Enkel Japheths, sowie der von ihnen stammenden 15 Völker (55—79).
Daran schließt sich eine von dieser Liste unabhängig gebildete der 5
Japhethvölker (80), in der nur wenige der schon (55— 79) genannten Völker
sich wiederfinden. Hierauf folgt die Liste der 6 schriftkundigen Japheth-
völker (82), deren Namen in der Liste der 50 Völker schon durchweg ge-
nannt sind. Dann werden, im allgemeinen ähnlich wie das erstemal (40),
im einzelnen aber doch wieder mit neuen geographischen Angaben, aber-
mals die Grenzen von Japheths Erbteil angegeben (83). Der nächste Ab-
schnitt enthält eine Liste der 42 Länder Japheths (84), in der zwar ein-
zelne Namen der vorhergehenden Völkerlisten in der Form von Länder-
namen wiederholt werden, aber doch auch wiederum viele neue Namen
enthalten sind. Es folgt ein Katalog der Inseln Japheths (86—88) und
die nochmalige Erwühnung seines Flusses, des Tigris (00).
Nach demselben Schema werden die Stammvüter, Vólker, Lünder und
Inseln Chams (092—157) und Sems (158—194) aufgezählt. In diesen beiden
Abschnitten besteht der zwischen den Listen zu erwartende Zusammen-
240 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
andere einfügte, erheblich ist jedoch die Zahl und der Umfang
dieser Zusätze nicht. Damit verband Hippolytos selbst b) eine
Aufzählung der ἀχοικίαι der vorhergenannten Völker (203— 224)
und Angaben über ihre Wohnsitze (225—234), um dadurch das
unvollständige Erdbild der älteren Vorlage zu ergänzen. Hier-
auf fügte er ferner c) die auf antike Schulbücher zurückgehenden
Verzeichnisse der bekanntesten Berge (235) und Flüsse nebst
einem Excurs über die gemeinsame Quelle der Paradiesesströme
(236—240) hinzu. Daran schloß er d) den Stadiasmos, eine ur-
sprünglich der Praxis dienende Anweisung für die Seefahrt im
Mittelmeere. An dieses im Matr. 121 nur mehr teilweise er-
haltene Stück fügte Hippolytos endlich e) den aus Ptolemäus
ausgezogenen Abschnitt über die bekanntesten Städte und deren
Lage, der nur mehr in der Osterchronik p. 62, 6—64, 8 erhalten
ist und der mit den Worten: ἔδοξέ μοι καὶ τὰς ἐπισήμους πό-
λεις τῶν ἑπτὰ χλιμάτων ἐξειπεῖν an das Vorhergehende an-
gefügt war. Damit schloß der Diamerisinos der Chronik.
Hierauf begann, eingeleitet mit significantes autem his om-
nibus tempus advenit ad textum chronicae currere (Barbar. 210
oben S. 132), die Fortsetzung der eigentlichen Chronik, d. h.
die Darstellung des den Capiteln 6—18 der Inhaltsangabe Ent-
sprechenden. Sie begann mit den Patriarchen seit der Völker-
zerstreuung, darauf folgten die Richter, die Könige des einheit-
lichen hebrüischen Reiches, die Paschafeiern seit Moses, die
Könige der Assyrer, die Könige der Perser, die Olympiaden seit
hang ebenfalls nur zwischen der zweiten Völkerliste und der ihr un-
mittelbar folgenden der schriftkundigen Völker unter ihnen; im übrigen
sind die Listen in diesen beiden Abschnitten ebenfalle ohne Rücksicht
auf einander gebildet. In dem Abschnitt über Cham ist das erste Völker-
verzeichnis nicht so vollständig wie bei Japheth und Sem: von etwa der
Hälfte der Stammväter nach Cham sind bloß die Namen genannt und
fehlen die der von ihnen stammenden Völker (93—120).
Auf den dritten, Sem behandelnden Abschnitt folgen — nun zum
drittenmale — Angaben über die Grenzen der drei Erbteile in der Reihen-
folge Sem, Cham und Japheth wie am Anfang (105—107). Daran schließt
sich endlich die Liste der τῶ, beim Turmbau zerstreuten Völker (200).
“je enthält ebenfalls nicht, wie man erwartet, eine Summierung der schon
genannten Völkernamen, sondern sie wiederholt nur einige und bringt
im übrigen abermals viele neue. Mit einer kurzen Schlußbemerkung (201)
endet dieser ältere Diamerismos.
Nachwirkung der Chronik. 241
Iphitos, die Kataloge der Patriarchen, Propheten und Prophe-
tinnen, die Könige der Reiche von Juda und Israel, die Hohen-
priester, die makedonischen Könige seit Alexander und die rö-
mischen Kaiser von Augustus bis auf Alexander Severus. Damit
schloß das Werk, ein Papstverzeichnis war nicht darin ent-
halten. Oben (S. 148 ff) ist nachgewiesen, daß diese Abschnitte
der eigentlichen Chronik ausführlicher gehalten waren, als wir
sie jetzt in den beiden libri generationis lesen, und daß von ihrer
ursprünglichen Fassung sich noch erhebliche Bestandteile beim
Barbarus erhalten haben. |
Hippolytos erweist sich also in der Chronik, wie schon be-
merkt wurde (S. 152), als fleißiger Schriftsteller, aber doch nur
als Compilator. In anderen seiner Werke verfuhr er ebenso. In
den beiden ersten Büchern seiner umfangreichen Schrift gegen
die Ketzer benutzte er nachweislich nur zwei antike Compendien
über die Philosophen und ihre Lehrmeinungen und in den spä-
teren Büchern schrieb er auf lange Strecken (z. B. fast das ganze
VII. Buch), wie der Vergleich mit Epiphanios zeigt, seinen Lehrer
Irenaeus aus. Es kommt Hippolytos also überhaupt gar nicht
darauf an, zu einer inneren Einheit zu verbinden, was er seinen
Quellen entnahm, sondern er begnügt sich, Excerpte mittels
stereotyper Übergangsformeln aneinanderzufügen. Er bemüht
sich ernstlich, den Dienern der Wahrheit eine allgemeine Bil-
dung zu vermitteln, fordert aber nur, daß sie möglichst viel
und vielerlei wissen; daß der tote Wissensstoff von der Kritik
belebt werden müsse, um die Wahrheit zu erkennen, fällt ıhm
nicht bei.
Das Bildungsideal, das dem Gegenpapst von Rom vor-
schwebt, steht, obschon seit Hadrian, vereinzelte Ausnahmen!
abgerechnet, auch die antike Geschichtschreibung im Verfall
war, tiefer als dasjenige ihm vergleichbarer, rund um 100 Jahre
ülterer Autoren, die sich nicht zum Christentum bekannten: des
Rhetors Florus, der Compilatoren Ampelius und Granius Lici-
1) Der «letzte große Historiker von Rom», der nach den neuesten
Forschungen in der historia Augusta erhalten ist, den E. Kornemann
(Kaiser Hadrian, Leipzig 1903) mit Lollius Urbicus identificiert, behandelte
noch die ersten Regierungsjahre des Alexander Severus, ist also ein nur
wenig älterer Zeitgenosse des Hippolytos.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 16
242 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nianus. Die Chronik des Hippolytos ist so gemacht wie die
Pliniusepitome seines Zeitgenossen Solinus.
Noch ungünstiger erscheint sie verglichen mit den inhalts-
verwandten, an sich ebenfalls keineswegs hervorragenden Lei-
stungen der gleichzeitigen griechischen Literatur: mit dem etwas
jüngeren Herennios Dexippos, sogar mit Sammlern wie Aelian
und Athenaios, um von Dio Cassius, der in dem Jahre starb,
als die Chronik des Hippolytos erschien, nicht zu reden.
Allein die christliche Weltchronik setzt, wie schon oben be-
merkt wurde, nur zum geringsten Teile die antike Chronographie
und Geschichtschreibung wirklich fort (vgl. Denkschr. d. Wien.
Akad., 51. Bd., S. 87 ff); ihre Vorbilder sind vielmehr die jüdisch-
hellenistischen Bearbeitungen des Alten Testaments, und sie
schöpft ihre Kenntnis von profanen Dingen aus ärmlichen Hand-
büchern. Der Wert, den sie für uns hat, liegt also darin, daß
bei den christlichen Chronisten Überreste einer literarischen Un-
terschichte aus dem Altertum aufgespeichert sind, von der sich
direct nur weniges erhalten konnte, solange die antike Bildung
und Cultur noch in Kraft stand und auf die Auslese aus der
Masse der literarischen Erscheinungen einwirkte.
Der allgemeine Verfall, der die christliche Literatur nach
Eusebios kennzeichnet, trat nicht mit einem Male ein. Anfänglich
finden wir Autoren tonangebend, die für sich noch die Normen
antiker Bildung und die Forderung nach Wissenschaftlichkeit des
Inhaltes für verbindlich erachten. Ihre Propaganda für die neue
Lehre wendet sich an Gebildete und spricht daher deren Sprache;
so verfuhren Tatian, Clemens von Alexandrien, Origenes und
Eusebios. Aber mit dem Sieg und der Anerkennung des Christen-
tums werden solche Männer immer seltener; bald verschwinden
sie ganz, und die Barbarei macht sich breit, die, schon lange
ausschließlich auf Gewinnung der Massen bedacht, den für diesen
Zweck geeignetsten Ton anschlägt. Ein Vorläufer dieser Be-
strebungen ist schon Sextus Julius Africanus; derselbe Geist
treibt aber auch sein Wesen in der weit einflußreicheren Chronik
seines Zeitgenossen Hippolytos von Rom.
5. Der Stadiasmus Maris Magni.
Von Otto Cuntz.
Die vorstehende Abhandlung von Adolf Bauer soll in dieser
Untersuchung über den Stadiasmus Maris Magni die notwendige
Ergänzung finden. Sie zerfällt in zwei Teile; im ersten versuche
ich, soweit es möglich ist, die Abfassungszeit des Stadiasmus zu
ermitteln, im zweiten gebe ich die nicht unerheblichen Ergeb-
nisse meiner Nachvergleichung der Handschrift.
Daß unsere bisher namenlose Küstenbeschreibung ein, aller-
dings unverbältnismäßig großer, Abschnitt der Chronik des Hippoly-
tos 1st, hat Bauer! völlig überzeugend dargetan. Sie schließt sich
nümlich in der einzigen Handschrift, dem Matritensis Graecus 121
(jetzt 4701), unmittelbar an die andern ethnographischen und
geographischen Stücke der Chronik an und erscheint als ein
Teil des sog. Diamerismos; sie trügt ferner an der Spitze eine
Vorrede?, die mit den Worten δεδειγμένων ovv τούτων auf das
Vorhergehende hinweist und in der Ausdrucksweise mit ein-
leitenden oder tiberleitenden Partien der Chronik und anderer
Schriften des Hippolytos derartig übereinstimmt, daß an der
Identität des Verfassers nicht gezweifelt werden kann?. Das
Fehlen des Stadiasmus in der Inhaltsübersicht der Chronik* bat
1) Oben S. 17 ff.
2) Müller, Geogr. gr. min. I p.427 f, berichtigt bei Bauer oben S. 128 δ᾽
3) Chronik $ 19 ἀγαπητέ μου ἀδελφέ — πρὸς χαταρτισμόν σοι φιλο-
μαϑίας — ἐξαχριβασμόν — 20 φιλομαϑῶς --- κατὰ ἀχρίβειαν —. 224 xal
τοῦτο δὲ ἀναγχαῖον ἔδοξέ μοι δηλῶσαί σοι" (ähnlich 202). 236 δεδειγμένων
οὖν τῶν ὀνομάτων τῶν δώδεκα ὀρέων τῆς γῆς ἀναγχαῖόν ἐστι xal τοὺς
ἐπισήμους ποταμοὺς δηλῶσαί σοι. Aus χατὰ πασῶν αἱρέσεων X 30 —
βουλόμενοι τοῖς φιλομαϑέσιν ἐπιδειχνύναι — Aus περὶ Χριστοῦ καὶ περὶ
τοῦ ἀντιχριστοῦ 1 βουληϑέντι σοι χατ᾽ ἀχρίβειαν ἐχμαϑεῖν τὰ προτε-
ϑέντα ὑπὸ σοῦ ἡμῖν χεφάλαια, ἀγαπητέ μου ἀδελφὲ Θεόφιλε, εὔλογον hyn-
σάμην — Vgl. Bauer zur Chronik 10 -- 21]: oben N, 32 ff.
4) Hinter $ 5 oben S. 28.
16*
244 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
durch die Beobachtung der literarischen Gepflogenheiten des Hip-
polytos eine ausreichende Erklärung gefunden !.
Diesem Resultat fügt sich die bisher geltende Datierung des
Stadiasmus nicht. Während die Chronik im Jahre 234 abgefalt
ist, setzt C. Müller, sein letzter Herausgeber, ihn zwischen 250
und 300 n. Chr. Sein Ansatz ist also zu prüfen. Ich fasse
dabei den Stadiasmus als Ganzes und habe daher auf die recht
zweifelhafte Unterscheidung verschiedener Teile innerhalb des-
selben durch Müller (a. a. O.) nicht einzugehen.
Müllers Hauptbeweisstück sind die Angaben über Grof-
Leptis (S 93): Die Stadt wird hafenlos genannt (ἡ δὲ πόλις
ἐστὶ λευχὴ ὁλη᾽ λιμένα δὲ οὐχ ἔχει); nun wissen wir aber, daß
sie in der Kaiserzeit blühte, und daß Septimius Severus, der von
dort stammte, ihr besondere Wohltaten erwies und sie mit Bauten
schmückte?. So dürfen wir voraussetzen, daß er auch ihren Hafen
nicht vernachlässigt haben wird. Daher muß der Stadias-
mus nach 200 n. Chr. verfaßt sein. Wie bedenklich dieser Schluß
ist, liegt auf der Hand. Erstens können wir nicht wissen, wie-
weit die Bautätigkeit des Severus in Leptis sich erstreckt hat.
Die Herstellung eines brauchbaren Hafens kann angesichts der
fortgeschrittenen Versandung als unmöglich oder zu kostspielig
gegolten haben. Ferner aber, wenn ınan den severianischen Hafen
annimmt, kann man nur folgern, daß die Angabe des Stadiasmus
entweder vor Severus geschrieben ist oder aber lange nach ihm,
als sein Hafen schon wieder verfallen war, d. h. etwa im 4. Jahr-
hundert. Während des 3. Jahrhunderts müßte er doch benutzbar
gewesen sein. Ebensowenig kann ich die untere Zeitgrenze,
die Müller ermittelt, gelten lassen: Ab altera parte Leptis urbs
Nostri temporibus nondum bellis Austurianorum barbarorum
oppressa erat (c. 364 p. C). Der Bericht des Ammian? über
jene Vorgänge spricht aber nur von einer wiederholten Ver-
heerung des leptitanischen Gebietes, von einer Bedrohung, nicht
1) Bauer oben zu $ 1—5 und zu $ 19, 5. 26 u. 32.
2) A. a. 0. prolegomena p. CXXIII ff.
3) Er gab ihr ius Italicum (Dig. L, 15, 8, 11) und baute in ihr eine
Residenz. Vgl. Procop de aedif. ὁ, 4 — dvwxodoungaro (lustinian) τὰ
τῷδε γεγονότα ἐν τοῖς ἄνω χρόνοις xal χαταπεπτωχότα βασίλεια, Σεβῆρου
βασιλέως τοῦ παλαιοῦ ἔργον" ὃς δὴ ἐνθένδε ὁρμώμενος μνημεῖα τῆς εἰ-
δαιμονίας τὰ βασίλεια τάδε ἀπέλιπεν. 4) 28, 6.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 945
aber von einem Fall der Stadt! Sie konnte also auch nach dem
Barbareneinfall sehr wohl im Stadiasmus als bestehend erwühnt
werden. Andere Argumente Müllers geben keinen festeren An-
halt Wenn z. B. Ptolemais (8 55) und Berenice (8 57) als
hafenlos erscheinen, wenn an der Syrte ein φρούριον βαρβάρων er-
wähnt wird (8 86), so deutet dergleichen zwar aller Wahrschein-
lichkeit nach in die sinkende Kaiserzeit, aber mehr läßt sich nicht
erschließen. Wenn Salamis auf Cypern den Namen Constantia,
den es von Constantius Il. bei der Erneuerung nach Erdbeben
erhielt, im Stadiasmus nicht trügt (S 305), so liefert auch das
keinen terminus ante quem, denn der alte Name blieb nach-
weislich noch lange nach Constantius in Gebrauch? Müllers
Ansatz ist also unbewiesen, und ich will unter Benutzung der
brauchbaren ülteren und eigener Beobachtungen einen neuen
Datierungsversuch machen.
Sicher ist zunächst, daß der Stadiasmus nach Augustus ab-
gefaßt ist. ὃ 272 wird die Länge der Überfahrt von Rhodus
nach Caesarea (Palaestinae) angegeben, einer Stadt, die von
Herodes dem Großen an Stelle des alten Στράτωνος πύργος er-
baut und im Jahre 10/9 v. Chr. bei der Einweihung Augustus
zu Ehren benannt wurde?. Weiter hinab weisen andere An-
gaben. ὃ 126 heißt es von Utica: πόλις 2oti‘ λιμένα οὐκ ἔχει.
ἀλλὰ σάλον ἔχει. Zur Zeit der Zerstörung Carthagos besaß es
einen guten Hafen, und dieser wurde noch von Cäsar benutzt°.
Müller vermutet mit Recht, daß er in der nächsten Folgezeit
noch nicht versandet sein wird9. Wir müssen also ein Stück in
die Kaiserzeit hinabrücken. An die Stelle von Utica trat als
Hafenplatz das benachbarte Castra Cornelia ($ 125), das noch
im cäsarischen Bürgerkrieg als locus bezeichnet wird und zuerst
im augustischen Verzeichnis bei Plinius als Stadtgemeinde (op-
1) Der Ausdruck Müllers p. 461: ab Austurianis devastata Leptis
deinceps iacuit ist also verkehrt.
2) Müller p. CXXVIII und zu 8 305, berichtigt durch den Artikel
Constantia (5) von Oberhummer in Pauly-Wissowas Realencyclopädie.
3) Müller p. CXXV. Artikel Caesarea (10) von Benzinger bei Pauly-
Wissowa.
4) Appian Lib. 75 Ἰτύχη — λιμένας τε ἔχουσα εὐόρμους xt).
5) Bell. Afr. 98 — (Caesar) Uticae classem conscendit —.
6) P. CXXVII.
246 . A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
pidum stipendiarium) erscheint! Adrumetum, dessen cothon im
bellum Africanum (62f) erwühnt wird, ist im Stadiasmus (8 116),
wie Utica, aAluevos?. Auch hier ist für den Verfall und die
Versandung des Hafens eine lüngere Spanne Zeit nach Cásar
in Anrechnung zu bringen.
Wie weit müssen wir aber in die Kaiserzeit hinabgehen?
Das ist eine Frage, für deren Beantwortung der Stadiasmus nur
sehr wenig Material bietet. Seine Verwandtschaft mit der pto-
lemäischen Karte, die ich unten (S.264 ff) nachweisen werde, ergibt
keinen festeren zeitlichen Anhalt. Am meisten versprechen noch
die vorkommenden Angaben über die Benennung und Begren-
zung der Küstenländer. Jedenfalls müssen sie einer Untersuchung
unterzogen werden. Von ihnen sondere ich aber sogleich die
afrikanischen ab, die mir für genauere chronologische Bestim-
mungen nicht verwendbar scheinen?; dann bleiben folgende übrig:
S 128 [Φοινίκη von?] bis zum Vorgebirge Paltus.
S 133 Kolin Συρία von Paltus bis zu den Portae Ciliciae.
S 154 Κιλικία von den Portae Ciliciae bis zum Melasfluß.
$ 214 Παμφυλία vom Melas bis Ἱερὰ àxoa und zu den Che-
lidonischen Inseln.
$ 234 Avxla von Ἱερὰ ἄχρα bis Telmessus.
8 255 Kaola von Telmessus bis Miletus.
Kolin Συρία bezeichnet vor der römischen Eroberung Syriens
das Land südlich von Laodicea bis zur ägyptischen Grenze. Durch
Pompeius wird dann die Provinz in drei conventus iuridici ge-
teilt, die wir am besten aus der augusteischen Statistik bei Pli-
nius kennen. Coele ist seitdem der nordwestliche conventus des
Landes, der an der Küste von Carne (nórdl. von Arados) bis zur
cilicischen Grenze reicht. Diese officielle römische Benennung ist
indessen im gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht durchgedrungen.
Strabo, Josephus und Ptolemaeus gebrauchen Coele Syria in der
1) Müller p. CXXVII und zu $ 125, dem jedoch die Pliniusstelle
(δ, 29) entgangen ist. 2) Müller p. CXXVII.
3) $ 34 ῆαρμαρική vom Petras Magnus bis Apollonia. — 53 Ki-
ojvn von Apollonia bis Berenice. — 58 Σύρτις Κυρηναίων von Berenice
bis Arae Philaenorum (daneben 64 Σύρτις Κυρήνης von Chersis ab). —
85 Σύρτις μεγάλη von Arae Philaenorum bis Sabratha, — 100 Zvoric
μικρά von Sabratha bis Thapsus. — 113 Φοινίκη von Thapsus westlich.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 941
alten Bedeutung, ja sie findet sich sogar auf Münzen von Städten,
also halb officiell, im 2. Jahrhundert und vereinzelt noch im Be-
ginne des dritten!. Wenn nun der Stadiasmus Nordsyrien Kolin
nennt, so kann dafür die Errichtung des rómischen conventus
schwerlich die Veranlassung gegeben haben. Sein Verfasser be-
dient sich einer recht vulgüren Redeweise, wir dürfen einen
officiellen, ungewóhnlicheren Ausdruck bei ihm nicht erwarten.
Erst nachdem Septimius Severus 194 aus Nordsyrien eine eigene
Provinz Syria Coele oder Syria magna gemacht hatte?, mußte
die jüngere Bedeutung nach und nach allgemein angenommen
werden. Der Stadiasmus ist daher sehr wahrscheinlich nach
diesem Jahre verfaßt.
Man könnte versucht sein, dafür auch anzuführen, daß bei
Plinius? die Grenze zwischen Syria (Coele) und Phoenice bei
Carne gezogen wird, im Stadiasmus dagegen weiter nórdlich bei
Paltos. Diese Verschiebung fünde in der Einrichtung der seve-
rischen Provinz eine Erklärung. Aber wenn man erwägt, daß
im 4. Jahrhundert und später die Grenze etwa ebenso wie bei
Plinius verlief, wird man ein starkes Bedenken gegen die
Correctheit der Stadiasmusangabe nicht unterdrücken können.
Wäre sie richtig, so müßte die Grenze durch Severus nach Norden
und später einmal wieder nach Süden verlegt worden sein.
Die letzten Städte im Norden von Syrien sind Rhosus, My-
riandrus, Alexandria ad Issum; die portae Ciliciae sind die Grenze,
to Icoov und Issus sind cilicisch. Diese Grenze geben auch
Plinius? und Ptolemaeus?, während das Itinerarium Hierosol.*
1) Cuntz, Agrippa und Augustus. Jahrb. für class. Phil. Suppl.
XVII 1890 S. 483.
2) Marquardt, Röm. Staatsverwaltung S. 428 ἢ
3) Nat. hist. 5, 79. Auch bei Ptolemaeus (5,14, 2 Müller) ist die
Grenze südlich von BaAavéa:.
4) Itinerarium Hierosol. (233 n. Chr.) 582, 7 ff Balaneas — finis Syriae
Coelis et Foenicis — Maraccas — Antaradus. Hierocles (6. Jahrhundert)
712,7 Βαλανέα gehört zu Syria II, südlich davon beginnt Phoenice (715f).
5) N. h. 5, 80 und 91, wo nur Alexandria verkehrt nórdlich von Issus
angesetzt wird. Strabo rechnet Rhosus 14 p. 666 zu Cilicien, 16 p. 751
zu Syrien.
6) 5, 7, 4 und 5, 14, 2.
7) 580, 8ff Alexandria Scabiosa — Pictanus — fines Ciliciae et Sy-
riae — Pangrios — Antiochia.
248 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
und Hierocles! sie südlicher ziehen. Hier ist also vor 333 (It.
Hier.) eine Änderung eingetreten, vielleicht bei der Teilung Cili-
eiens in Cilieia und Isauria, die zuerst im Veroneser Verzeichnis
von 297 erscheint?. Eine sichere untere Zeitgrenze ergibt sich
daraus für den Stadiasmus leider nicht, denn die Möglichkeit,
daß er eine veraltete, aber noch im gewöhnlichen Gebrauch fort-
lebende Einteilung wiedergibt, kann nicht bestritten werden ?.
Die Westgrenze Ciliciens hat in römischer Zeit folgende
Veränderungen erfahren. Nach Plinius (5, 93) ist der Melasfluß
finis antiquus Ciliciae; den novus terminus gibt er merkwürdiger-
weise nicht an, wir kennen ihn aber für die augusteische Zeit
aus Strabo, nach dessen Zeugnis er sich weiter östlich, zwischen
Ptolemais und Coracesium befand. Vor Ptolemaeus? ist die
Grenze dann in derselben Richtung noch etwas weiter verschoben
worden, in den Osten der Stadt Syedra, und dabei ist es nach
Hierocles® bis ins 6. Jahrhundert geblieben. Wenn wir also die
Stadiasmusangabe notwendig auf eine Provinzgrenze zu beziehen
hátten, so würde sie in die rómische Republik zurückdeuten. Wie
aber Ptolemaeus? zeigt, verlor die Gegend östlich vom Melas,
als sie zu Pamphylien geschlagen wurde, ihren alten Namen
nicht, sondern sie hieß innerhalb Pamphyliens auch fernerhin
Κιλικία τραχεῖα, und man konnte daher auch während der ganzen
Kaiserzeit sagen, daß Cilicien am Melas ende®.
Die Westgrenze Pamphyliens befand sich (nach Strabo 9?,
Ptolemaeus !? und Hierocles!!) während der ganzen Kaiserzeit im
Norden von Phaselis. Wenn Mela!?, Plinius!3? und die Periegese
des Dionysios!* Phaselis zu Pamphylien ziehen, so ist das nicht
correct, erklärt sich aber daraus, daß die Stadt, wie Strabo an-
gibt, dem Κοινὸν τῶν Avxlov selbständig gegenüberstand.
Olympos, das ebenfalls noch östlich der “Ἱερὰ ἄκρα lag, rechnen
alle Quellen zu Lycien. Die Angabe des Stadiasmus ist also als
eine rein geographische aufzufassen, veranlaßt durch das weit vor-
1) 705, 6 und 7 zu Cilicia II gehören Alexandria und Rhosus.
2) Marquardt a. a. O. S. 388.
3) Vgl. die lycisch-carische Grenze.
4) 14 p. 667. 668. 670. 5) 5,5,3 und 5, 7, 1f
6) 682 und 708. 1) 5, 5,83. 8) Vgl. auch Müller p. CXXV f.
9) 14 p. 667. 10) 5, 3, 2. 5, 5, 1. 11) 683. . 12) 1, 79. 80.
13) 5, 96. 100. 14) 854 f.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 249
springende Kap, bei dem man den Beginn des Taurus ansetzte!,
Eine Zeitbestimmung láfit sich aus ihr nicht entnehmen.
Die letzte Küstenstadt von Lycien im Westen ist Telmessus
im Stadiasmus wie bei Strabo?, Mela? und Plinius*. Zur Zeit
des Ptolemaeus finden wir die Grenze bis gegen Caunos, das zu
Asien gehört, vorgeschoben ? und im 6. Jahrhundert noch weiter,
so daß Caunos lycisch ist9. Der Stadiasmus geht hier also mit
den Autoren des 1. Jahrhunderts n. Chr, er folgt der älteren
Abgrenzung, die Jahrhunderte gegolten hat und gewiß im ge-
wöhnlichen Gebrauch noch fortlebte.
Als Nordgrenze Cariens gilt bei den Geographen der frühen
Kaiserzeit das Vorgebirge Poseidion (heute Kap Monodendri)
südlich von Milet?, bei Ptolemaeus? und den Spüteren? der
Mäander, nördlich dieser Stadt. Der Stadiasmus allein setzt
Milet selbst als Grenzpunkt, sei es nun aus geographischen Rück-
sichten oder wegen der Bedeutung des Hafens.
Wenn wir zusammenfassen, so ist der Ertrag ja nicht groß,
aber so viel scheint doch erwiesen, daß der Stadiasmus nach 200
n. Chr. verfaßt ist (Coele Syria). Eine sichere untere Zeitgrenze
fanden wir nicht, aber auch nichts, das nötigte, über das 3. Jahr-
hundert hinauszugehen.
Dieser Ansatz wird durch andere Beobachtungen, wie ich
glaube, nur bestätigt.
Während die Vorrede christlichen Charakter trägt, was Gail
1) So muß auch Strabo 11 p. 520 — χατὰ τὰς Χελιδονίας (αὗται
δ᾽ εἰσὶ νῆσοι χατὰ τὴν ἀρχὴν τῆς Παμφύλων παραλίας) und 14 p. 651 λέ-
γουσι γὰρ ἀρχὴν εἶναι τοῦ Ἰαύροι τὰ ὑπερχείμενα ὄρη τῶν Χελιδονίων
χαλουμένων νήσων, αἵπερ ἐν μεϑορίῳ τῆς Παμφυλίας xal τῆς “Λυκίας
πρόχεινται verstanden werden. Die politisch genaue Begrenzung gibt
14 p. 667.
2) 14 p. 651 ἀρχὴ δὲ τὰ Δαίδαλα τῆς Ῥοδίας χωρίον — (vgl. p. 664)
und 665.
3) 1, 89 ἢ 4) 5, 101. 103. 5) ὃ, 2, 8 5,5, 1.
6) Hierocles 684, 17. 685, 1.
7) Strabo 14 p. 632. 651. Mela 1, 86. Plinius n. h. 5, 112 der
sinus Basilicus. 8) 5, 2, 6f.
9) Hierocles 687, 7 ff und die byzantinischen notitiae episcopatuum,
vgl. z. B. die Tabelle bei Ramsay, Hist. geography of Asia Minor 1890
S, 422.
250 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
zuerst bemerkt hat!, enthält der eigentliche Stadiasmus gar nichts
Christliches, erwähnt aber verschiedene heidnische Heiligtümer
und Tempel, nämlich 4: ἱερὸν τοῦ Ὀσίριδος, 38: ἱερὸν τοῦ "Au-
uovog, 49: ἱερὸν ᾿ἀφροδίτης, 103: βωμὸς Ἡρακλέους, μέγιστος
καλεῖται, 297: ἱερὸν ᾿Αφροδίτης, 301: ἱερὸν "Appodienc, 318:
ἱερὸν ᾿Αϑηνᾶς, 336: ἱερὸν Ἀπόλλωνος, 338: ἱερὸν ᾿Απόλλωνος,
und ein Orakel 14: ἱερὸν ᾿“πόλλωνος, ἐπίσημον χρηστήριον.
Das paßt für das 3. Jahrhundert besser als für das vierte.
Die Städte- und Ortsnamen sind teilweise sehr verderbt über-
liefert, und Müller hat sich um ihre Herstellung zweifellos ver-
dient gemacht. Leider ist er aber lange nicht schonend genug
verfahren. An vielen Stellen hat er ältere Namensformen für
genau ebensogut bezeugte jüngere eingesetzt. Dadurch ist das
eigentümliche historische Gepräge des Textes verwischt worden.
8 254 ff hat der Codex nur die Form Τελεμενσός für die lycische
Stadt, die Müller consequent durch TeAunooog ersetzt. Von
Stephanus Byz. ist aber TeAeunoong als aristophanisch bezeugt,
Τελεμήσσιοι haben die Tributlisten?, Τελεμησσός hat Strabo 14
p. 665; die Byzantiner haben neben Τελμησσοῦ (Georgius Cypr.?)
und Τελμισός (Hierocles*) Τελεμισσοῦ (notit. 8 und 9 Parthey)
und auch TeAuevoov (notit. 3, 240). — Die Sporadeninsel heißt
273 ff 6 mal “Μέρος, 282 zweimal Aspvoc, die erstere Form ist
die gewöhnliche, klassische, die letztere ist aber durch byzantı-
nische Zeugnisse ebenfalls belegt*. — 286 εἰς Bapßvilav und
288 ἀπὸ Βαρβυλίων; in älterer Zeit heißt die Stadt stets τὰ
Bepyvita, aber in den byzantinischen Notitiae? finde ich regel-
mäßig BapßvAlov. — Der Name der cyprischen Stadt ist 311
wahrscheinlich Xo40vg und nicht Σόλους, 312 sicher Σώλων;
der der cilicischen 165 und 171 wahrscheinlich Σώλους und
1) Geographi gr. min. vol. II 1828 yp. 420. 432. So auch der Aus-
druck μεγάλη ϑάλασσα für das Mittelmeer p.421f. Vgl. Orosius I, 2, 3.
Ravennas I 2; 3; 16. V 24.
2) JG I p. 104 n. 59. 3) ed. Gelzer. 4) ed. Burckhardt.
5) Notit. 3, 567 ὁ “έρνης. Eustathius (12. Jahrhundert) zu Dionysius
Perieg. 530 im Paris. 2708 “έρνος, Atovıoı (Müller, Geogr. gr. min. II
v. 320).
6) 3, 296. 8, 393. 9, 303. 10, 410. Basilii notitia (in Georg. Cypr. ed.
Gelzer) 341 BeofgvAA(ov. Not. 13, 260 Βαργουλίου. Concil von Chalcedon
BapyvAiov.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 251
Σώλων, dagegen 173 Σόλων. Die Schreibung mit o ist die gewöhn-
liche, aber zu der cilicischen gibt Steph. Byzant.! dieNebenform Σώ-
λείαν, und das cyprische heißt bei Georgius Cypr. 1104 Σώῶλοι.--- 312
Kvonvaıov, 313 Kvenviov; der alte Stadtname ist Keovvera, da aber
Hierocles 707,6, Georgius Cypr. 1106 und Nilus 185 (Parthey) Kv-
ρηνία bieten, könnte höchstens die dem Stadiasmus allein eigene
neutrale Form angezweifelt werden. — Bei den älteren Autoren,
in den Inschriften und noch bei Ptolemaeus (3, 15, 3) heißt die kre-
tische Stadt Ἱεράπυτνα, im Stadiasmus (319 und 320) Ἱερὰ Πύδνα.
Letzteres finde ich zuerst bei Cassius Dio?, dann aber auch bei
Hierocles 649, 7 und in den Notitiae, die ältere Form scheint
abgekommen zu sein?. — Den Accusativ des Kaps und der Stadt
in Syrien bildet der Stadiasmus Βαλανέας (129 und 137), den
Genetiv dagegen Βαλανέων (130. 132. 137); das Femininum ist
die ältere Form, das Neutrum die jüngere, die durch das Itine-
rarum Antonini (148, 2), die Bischofslisten von Nicaea und Con-
cilien des 5. Jahrhunderts, durch Hierocles bezeugt ist!. — Φά-
6nAtc in Pamphylien schreibt der Stadiasmus nur Φάσιλις (226. 227.
229) vgl. Georgius Cypr. 307 und Notit. 8, 359. — Die Sporaden-
insel /Víóvoog heißt Nz6voog (272. 273) vgl. Notit. 3, 570 Nn-
σούρων", Basilius 485a und die Nova Tactica 16989 Nnovpac.
— Die kretische Stadt, welche in der älteren Überlieferung, bei
Strabo und Ptolemaeus, Φοῖνιξ heißt, nennt der Stadiasmus einmal
(328) ebenso, zweimal (328. 329) Φοινίκη vgl Hierocles 651, 1
und Notit. 8, 230. 9, 139 (Φοινήχης). — Für den cilicisch-pam-
phylischen Grenzfluß werden die ältere Form Meiag (213 f. 232)
und die jüngere Weiavoc (213) nebeneinander gebraucht. —
Diese Beispiele zeigen, daß im Stadiasmus jüngere Namensformen,
die, teils an ültere angelehnt, teils neugeschaffen, in byzantinischer
Zeit vorherrschend werden, bereits vorkommen. Ihn darum für
1) Διονύσιος δ᾽ ἐν τρίτῳ Βασσαρικῶν Σώλειαν λέγει διὰ τοῦ ὦ τὴν
πρώτην xtàÀ. 2) 36, 19 (Boissevain) ἐς Ἱεράπυδνα.
3) Vgl. auch Müller p. CXXVIIL
4) Vgl. Gelzer zu Georg. Cypr. 889 S. 153. Patrum Nicaenorum
nomina edd. Gelzer Hilgenfeld Cuntz V 58, wo Gelzer das überlieferte
Βαλανέων hätte stehen lassen müssen; III 58 Balaneorum.
5) Sie kommt sonst in den Notitiae nicht vor.
6) In Georgius Cypr. ed. Gelzer.
252 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
nicht genötigt. In ein Werk, das für den praktischen Gebrauch
der Schiffer bestimmt war, wie die Angaben über Häfen, Anker-
plätze, Beschaffenheit der Küste, Fahrwasser, Fahrtrichtung, Trink-
wasser usw. beweisen, mußten solche neuen Bildungen, die, ehe
sie in der Literatur fixiert wurden, sicherlich im Volke umliefen,
am frühsten eindringen. Charakteristisch scheint mir auch, daß
Altes und Neues mehrfach nebeneinander steht. Mit keinem
Jahrhundert verträgt sich das besser als mit dem dritten, der
Zeit der Übergänge überhaupt.
Endlich habe ich noch die sprachliche Seite des Stadiasmus
zu berühren. Wer den Müllerschen Text liest, wird ihn ohne
erhebliche Anstöße finden; aber der kritische Apparat läßt bald
. erkennen, daß der Herausgeber viel zu viel geglättet und zurecht-
gemacht hat. Zahlreiche Vulgarismen, die als charakteristisch
für den Stadiasmus gelten müssen, sind beseitigt worden. Es
handelt sich besonders um den Gebrauch der Präpositionen, auf
den schon Gail! hingewiesen hat. Daß ἐπέ und εἰς als völlig
gleichbedeutend beliebig verwendet werden?, daß ἐπί mit dem
Accusativ steht auch ohne die Bedeutung einer Bewegung, will
noch nicht viel besagen. Aber auffallend häufig — die Zahl der
Beispiele wird durch meine Nachvergleichung noch vermehrt —
findet sich ἀπό mit dem Accusativ, hauptsächlich bei Städte-
namen, aber auch sonst vereinzelt Müller glaubt, daß solche
vitia wie die letztgenannten erst im 10. Jahrhundert a librario
prorsus rudi in unsern Text gebracht sein könnten (p. CXXIN.
Aber dagegen muß man doch fragen, wie es denn möglich ist,
daß der schlimme librarius nur im Stadiasmus seine Spuren zurück-
gelassen hat und nicht auch in den mit ihm zusammengehörenden
vorhergehenden Stücken. Nur in dem kleinen Abschnitt über
die ὁρη ὀνομαστά (235) wird mehrmals εἰς mit ἐν gleichbe-
deutend gebraucht. Aber gerade das gehört nicht zu den Eigen-
tümlichkeiten des Stadiasmus, der nach Müllers Beobachtung
nur ein einziges Beispiel bietet. Der Stadiasmus ist also, ebenso
1) A. a. O. S. 4101
2) Vgl. Miller, Journal des Savants 1844 p. 310.
3) 8 117. 4) So & 14 ἀφ᾽ ἑσπέραν.
5) $ 117 εἰσὶ yào εἰς τὸ πέλαγος ἐχεῖνο βράχη πολλά —. Für die
Geschichte dieser sprachlichen Erscheinung vgl. Hatzidakis: Einleitung
in die neugriech. Grammatik, 1892 s. 210. Beispiele aus dem Anfany des
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 953
wie der Absatz über die ὄρη, eine Einlage, die der Verfasser der
Chronik unveründert mit allen ihren sprachlichen Besonderheiten
seinem Werk einverleibt hat!. Ist eine solche Sprache im An-
fang des 3. Jahrhunderts möglich? Ich glaube wohl, gestehe
aber, daf ich hier lieber einem Berufeneren, einem Kenner vul-
gärer und später Gräcität das Wort erteilte. Die mir bekannten
lexikalisch gesammelten Beispiele für ἀπό mit dem Accusativ be-
ginnen allerdings erst mit dem 6. Jahrhundert, aber sie sind
zweifellos mehr zufällig zusammengebracht. Es muß ferner auch
beachtet werden, daß viele solche Fälle durch die gleichmachende
Tätigkeit der Editoren aus den Texten verschwunden sein werden.
Endlich sind Bücher von der Art des Stadiasmus nur selten. Für
die Praxis bestimmt mußte er, auch wenn er ursprünglich in der
Sprache der Literatur abgefaßt gewesen sein sollte, Vulgarismen
weit eher und zahlreicher aufnehmen als die eigentlichen Literatur-
werke. Aus diesen Gründen halte ich es durchaus für möglich,
den Beginn der Bewegung in der griechischen Sprache, welche
schließlich dazu geführt hat, alle Präpositionen mit dem Accu-
sativ zu verbinden, nach dem Zeugnis des Stadiasmus schon in
das dritte oder vor das dritte Jahrhundert zu datieren. Es wäre
sehr zu wünschen, daß unsere Schrift, die ich für ein nicht un-
wichtiges Denkmal volkstümlicher Sprache ansehe, einmal von
dieser Seite eingehend behandelt würde. —
Ich komme zum zweiten Teile meiner Aufgabe. Schon im
November 1891 habe ich in Madrid die Handschrift mit Müllers
Text und Apparat verglichen. Leider machten mir damals äußere
Umstände eine nochmalige Überprüfung, die notwendig erschien,
unmöglich. Um so lieber benutzte ich die Gelegenheit, im Juli
1903, als der Codex sich in Graz befand, das Versäumte nach-
zuholen.
3. Jahrhunderts bieten die Hermeneumata Pseudodositheana (ed. Goetz,
Corpus glossarior. lat. 111) p. 31, 27 ff. 37 f etc.
1) Die übrigen Schriften des Hippolytos sind frei von solchen Ver.
stößen gegen den classischen Gebrauch.
2) Bei Sophocles, Greek Lexicon of the Roman and Byzantine
periods, danach bei Hatzidakis a. a. O. 3. 224. Der älteste Fall der Reihe:
Hermas, Visio 4, 1 fällt fort, da der Sinaiticus ὡς ἀπὸ σταδίου liest und
nur das eine Apographon des Nimonides στάδιον, vgl. die Ausgabe von
Hilgenfeld.
254 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Die editio princeps des Stadiasmus ist die von Iriarte!.
Auf ihr beruhen die Ausgaben von Gail? und Hoffmann?
Nachdem die von E. Miller im Journal des Savants 1844 p. 300 ff
veröffentlichte Nachvergleichung zahlreiche Berichtigungen zu
Iriarte gebracht hatte, veranstaltete C. Müller auf Grund der-
selben seine mit Commentar und Karten versehene, noch heute
mafigebende Ausgabe‘. Leider gibt auch sie die Handschrift
noch keineswegs getreu wieder. Daran ist erstens schuld, daß
auch Miller noch manches übersehen und verlesen hat, zweitens
aber — ich kann nicht anders urteilen — die äußerst geringe
Sorgfalt Müllers. Nicht einmal Millers Collation hat er ganz
verwertet, vielmehr an einer ganzen Reihe von Stellen ihre
Lesungen übergangen oder ungenau wiedergegeben. Aber noch
mehr! Er hat den lriarteschen Druck, der zusammen mit Millers
Correcturen stets das Fundament der Ausgabe hätte sein müssen,
höchst unordentlich benutzt. Um nur aus vielen Fällen den
schlimmsten herauszugreifen: Müller ergänzt p. 440, 7 das Stück
ἀπὸ Μενελάου εἰς Κατανεῖς usw: als ob es ausgefallen wäre, es
steht aber in der Handschrift und bei Iriarte! Wenn er an
dieser Stelle durch den Gailschen Text verführt sein mag, der
den Absatz ebenfalls ausläßt, so lassen sich die übrigen der-
- artigen Fehler nicht durch den Anschluß an Gail oder auch
Hoffmann erklären, wie ich mich überzeugt habe. Aber es
lohnt ja auch nicht, ihrer Entstehung nachzuspüren. Sie müssen
beseitigt werden. Zahlreiche Iriartesche Lesungen werden da-
durch wieder in ihre Rechte eingesetzt.
Ich gebe nun im folgenden sämtliche, auch die kleinsten Be-
richtigungen von Müllers Apparat, indem ich, wo es notwendig
erscheint, einen kurzen Commentar hinzufüge. Was nach meiner
Ansicht in den Text neu aufzunehmen ist, trägt einen Stern.
Wo Iriarte schon das Richtige gelesen hatte, ist ein I beigesetzt.
Möge meine Arbeit dem zukünftigen Editor des Stadiasmus eine
1) Reg. bibl. Matrit. codices graeci vol. I 1769 p. 485 sqq.
2) A. 8. O. 383) Marciani periplus etc. ed. S. F. Guil. Hoffmann,
1841 p. 181 8qq.
4) Geogr. gr. minores I 1855 yp. 427 sqq.
5) Z. B. gibt Miller zu Müller yp. 453,1 ἡραχλέους, zu 468, 3 ay-
χολῆς τ ἀγχόλα 10 ϑύϑνης, zu 482,3 σελαούσης; zu 431,4 ἀπὸ τῶν
ἄντιφρ (s. unten S. 256), zu 499, 4 ev’ (s. unten S. 272), usw.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 255
willkommene Vorarbeit sein. Die oben besprochene Art der Text-
gestaltung, die Mangelhaftigkeit der kritischen Grundlage und das
Alter der Müllerschen Ausgabe lassen eine Neubearbeitung sehr
wünschenswert erscheinen. Diese hätte freilich auch den ganzen
Commentar durchzuprüfen und neuzugestalten. Aus diesem Grunde
mußte ich es mir versagen, die Arbeit selbst zu tun, denn sie
ist nur da ausführbar, wo das notwendige große Material an
Karten und Reisebeschreibungen vorhanden ist.
427, 2 ἀδελφὲ, a corr. aus €
428, 2 ᾿ἐπαχριβέστατα 1 9 *uéxouc I
12 *yoavwag ὧδε 1, ganz deutlich
Über die Vorrede und Müllers unnötige Änderungen und
Ergänzungen vgl Bauer oben S. 128 ff.
429 neben der Überschrift am Rand von erster Hand περὶ στα-
διασμοῦ τῆς ϑαλάσσης
1 Im Anfang des Stadiasmus und auch später noch öfter sind
die Stadienangaben neben dem übrigen Text zu einer Columne ge-
ordnet (Taf. IV), so daß bei Verderbnissen auch mit der Möglichkeit
von Verschiebungen von einerStation zur andern, die in lateinischen
Itineraren häufig sind, gerechnet werden muß. Mir sind solche
allerdings nicht bekannt geworden. Meist stehen die Distanz-
angaben im Text, wie es gerade trifft. — στάδιοι und seine Casus
wird durchweg στὰ abgekürzt, in den Summierungen meist ota.
4 χιλὶ ov μείξ C, also "ἀπὸ Χερσονήσου εἰς δυσμὰς λιμήν
ἐστι ἀγωγῆς χιλίων οὐ μείζων ζ΄, was ich halten und übersetzen
möchte: von Ch. westlich liegt ein Hafen von einer Last (einem
Tiefgange der Schiffe), die nicht größer ist als 7000 (sc. modii).
μείζων in μείζονος zu Ändern, ist nicht notwendig. Der Stil des
Stadiasmus läßt eine solche Vertauschung der Beziehung des
Adjectivs wohl möglich erscheinen. Der Ausdruck ist see-
männisch kurz, aber verständlich. 7000 modii zu 8,733 kg sind
61 131 kg; also nur kleine Schiffe bis zu 61 Tonnen Gehalt
können den Hafen benutzen, für größere ist er zu seicht. Müller:
ἀπὸ X. εἰς δυσμὰς — (λιμὴν ἐστι [φορτηγοῖς] ἀγωγῆς χιλίων
οὐ μείζονος) --- [στάδιοι] 5’; aber, wie er selbst bemerkt, die 7 Sta-
dien können nicht in die 1550 der ganzen Strecke eingerechnet
werden. Das folgende ἀπὸ δισμῶν halte ich mit Müller für
256 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
interpoliert. Gemeint ist also keine Station mit eigener Distanz-
angabe, sondern ein Hafen nicht weit von Ch. (tour de Marabout),
vielleicht Νικίου xo des Strabo (17 p. 799), das Mannert bei
einem Landungsplatz 7 Stadien westlich von Ch. ansetzt.
430, 3 Bài»
5 und 431, 1 χε über « steht nicht der Circumflex (^), sondern
ein Abkürzungszeichen. Ich lese "yo (vgl. 2. Β. τ = ro), was
in den Text gehört, da der Ort nur noch bei Ptolemaeus 4, 5, 4
als Χειμὼ (oder Xs?) xo vorkommt und eine Entscheidung
für eine der beiden Formen einstweilen unmöglich ist.
431, 4 ἀπὸ τὸ &vriQQ über o ein runder Klecks, wohl ein zu
sammengelaufenes o, also ἄντεφρον. Z. 2 steht allerdings ἀντί-
φρας, das durch Strabo 17 p. 799 geschützt wird, aber bei Hiero-
cles 734, 2 ἀντιφρῶ und bei Georg. Cypr. 787 g ἀντίφρον oder
ἄντιφρον. ,
ἐπι τὸ δέρο --- δέρρον 1. 482, 1 ἀπὸ τῆς deob — δέρρας.
Strabo und Ptol. δέρρεις. Das letzte herzustellen, ist gewagt; ich
möchte die Überlieferung nicht antasten.
5 ἔϑερινου (nämlich χρόνου).
432, 1 ξεφυρ — ζέφυρον
2 Ἰσάλος 1, ist bald Masculinum (z. B. 438, 6), bald Ner
trum (464,2. 472, 5), letzteres findet sich schon bei Aleman
(Bergk, poetae lyrici graeci llI* S. 18 frg. 10).
6 "τὸν πνιγέα vgl Z. 9. «Der Ofen», vgl. Itin. Hierosol.
560, 1 ad Fornolus.
433,3 *àg' ἑσπέραν I S Ἐἐστὶν I
14 ἐστι ἔχων ix über der Zeile von erster Hand
20 wohl ἔχων und nicht ἔχον
21 avareıvov I, verderbt aus ἀνατείνοντες. Es bedeute
was hier durch εἰς πέλαγος völlig deutlich ist: sich auf die Se
hinausziehen. So auch 446,2, wo es Müller mit longe palens
übersetzen will Navorasuosg wird nämlich bei Scylax (p 89
Müller) λιμήν und πάνορμος, bei Ptolemaeus (4, 4, 3) λεμήν ge
nannt, und das besagt auch schon der Name. Auf N. kann als
σάλος ἐστὶν ἀνατείνων nicht bezogen werden. Ich erkläre e:
Ankergrund ist da, der sich in die See zieht (so daß du, wenn
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 251
du nicht in den Hafen einlaufen willst, dort vor Anker gehen
kannst) Ebenso 483,1f ἀπ᾿ αὐτῆς (der sandigen ἄχρα Xao-
πηδονία) ἀνατείνοντα βράχεα ὡς σταδίους x: von ihr ziehen
sich Untiefen 20 Stadien ins Meer hinaus (so daß der Seefahrer
so weit vom Lande halten muß). Gail will es hier mit surgere
oder prominere übersetzen, aber das sind βράχη ὑψηλά (440, 9)
oder μετέωρα (449, 3).
435, 4 ζυφύρου
436,5 *N Müllers Emendation steht also in der Hs.
437,6 C, das Müller p. 436 mit einem sic begleitet, ist die
regelmäßige Schreibung von σ΄ in der Hs.
438, 2 "ἐν τῇ πρώτῃ 1
4 ἔπετραοντα Scylax hat πέτρας-αντος, Ptolemaeus πέ-
τρα, der Stadiasmus an 4 Stellen πετρεύων -οντος. Weder
diese letzte Form darf man mit Müller corrigieren, noch die
unserer Zeile, welche zwischen der des Scylax und der im Stad.
üblichen steht.
S ovxnv 1 9 συχὴ I 11 ovxag I, stets so accentuiert.
439, 1 φάραγξ ἐστὶ ]
6 & — αὐ I Für Alexandria — Petreuon sind überliefert
2308 Stadien!, mit sämtlichen Correcturen Müllers sind es
2890. Wenn man nur die nächstliegende Correctur von Z zu
4, die beständig in der Hs. verwechselt sind, durchführt (an S
Stellen), erhält man 2972. Aus solchen Zahlen kann ao' 1200
schwerlich entstanden sein. Dagegen beträgt die Summe der
uncorrigierten Posten zwischen Alexandria und Paraitonion 1214?
und zwischen Paraitonion und Petreuon, wenn man 488, 4:150 St.
mitrechnet, 12443. Eine dieser beiden Distanzen ist also an-
scheinend gemeintí. 439, 5 u. 6 stand einmal am Rand (Müller
p. 438) und dürfte ein nachträglicher Zusatz sein.
440, 1 *rerpevovrog vgl. zu 438, 45.
1) 429, 5: 7 St. fallt natürlich fort (s. oben S. 255 f), ebenso 438, 4:
150 St. 2) Corrigiert 1550. 3) Corrigiert, ohne 438, 4, 1340,
4) Von denen die erstere schon 434, 2 richtig angegeben wird.
δὴ 439, 3 steht nergevovra, so Müller richtig p. 439, falsch p. 438
περεύοντα.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 17
258 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
6 πλατὺ von erster Hand aus πολὺ korrigiert
7 "ἀπὸ μενελάου εἰς κατανέας OTA 0 προσφερόμενος ὄψει
ϑινα λευχήν᾽ ὕδωρ ἔχει πλατὺ ἐν τῇ ἄμμω I, ausgelassen von
Gail und Müller. Die von Müller vermutete Singularform
χάτανις -εως ist nun nicht mehr zu halten. Der Ort kommt nur
noch bei Ptolemaeus vor als χαταιόνιον ἄχρον (4,5,2). Die
Distanz hatte Müller mit x’ nahezu richtig gefunden. Die
kleine Differenz von 10 Stadien macht für die Abmessung der
Strecke zwischen den nächsten fixierten Punkten KAapdauıc (Ras
el Mellah) und ‘Avrixveyog (bei Marsa Tebruk) nichts aus. Um
die Summe von 3550 zu erreichen, müssen anderswo 10 St zu-
gefügt werden.
9 παραπλέει I
442, 1 "πετρεύοντος 1 vgl. zu 438, 4.
444,1 τὴν φαίας 7 ναζαρίδος, v von erster Hand über der
Zeile, neben ihm ist der Spiritus von a ausradiert, wobei ein kleiner
Klecks entstand. Ursprünglich stand da also die richtige Form
des Namens ᾿αζαρίδος (vgl Müller dazu), welche die erste
Hand, durch die vorausgehende Corruptel verleitet, beseitigte.
8 ζαρενὴν
445, 1 ζεφύριον, ı in Rasur
5 ἀφροδισίας 1
446, 4 xagerovtov
441 Überschrift: *xvonrvn Müllers Zusatz πεντάπολις ist zu
streichen.
1 ἀπὸ, über x ein verwischtes ὦ
2 *óx av τοῖς — vx αὐτοῖς toic, von erster Hand corri-
giert aus ὑπὸ τοῖς. Die Überlieferung χώμην ἔχει ὁρμίζουσαν
ὑπ᾽ αὐτοῖς τοῖς ap ἑσπέρας ἀνέμοις gäbe nur dann einen Sinn,
wenn man sie übersetzen könnte: ein Dorf, welches das Schiff
vor Anker legt, d. ἢ. ihm Ankerplatz bietet, der gerade dem
Westwind ausgesetzt ist. Doch läßt sich xo: schwerlich so
mit ὁρμίζω verbinden. Ich möchte lieber schreiben: χώμην
ἔχει" ὁρμίζουσιν κτλ. man ankert unter dem Westwind !. Diese
1) Müller ὁρμίζοιο ἂν scheint mir nicht gut. Der Stad. gibt An-
weisungen für die Fahrt sonst stets einfach im Imperativ.
| "INDE M
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 259
mangelhafte Beschaffenheit des Ankerplatzes wird dann noch
weiter beschrieben durch den Zusatz: ὅρμος ἐστὶ ϑερινός, er ist
nur im Sommer zu gebrauchen. Gerade von Phycus ab lenkt
die Küste nach Süden um, so daß der Schiffer auf die West-
winde mehr Rücksicht nehmen muß.
4 vavot
448, 2 ᾿ἴλος I, die Insel kommt nur hier vor.
3 "τεύχειραν vgl. Müller über den Namen.
449, 1 "πλεύσαντες (statt πλεύσας ἐς) 1 möchte ich trotz des fol-
genden ὄψει halten, vgl. 473, 1 und 5. 485, 2.
*/ Die bisherige Lesung c bot der Erklärung große Schwie-
rigkeiten. Sie veranlaßte Müller, in 449, 1 ff eine Beschreibung
des Hafens von Berenice (Bengazi) zu sehen. βραχέα soll gleich
dem Vorgebirge Iuliana sein, das den Hafen im Süden begrenzt,
und das schwarze Inselchen gleich der größten Insel bei diesem
Kap. Aber erstens kann man von der kurzen Überfahrt von
Bengazi nach luliana gewiß nicht sagen ὁ πλοῦς χάμπτεται, die
Fahrt erhált eine andere Richtung. Ferner ist es auch sinnlos,
zu sagen: nach einer Fahrt von 6 Stadien (1110 m) ὄψει ἄχρω-
τήριον. Da ist man bereits dicht an dem Vorgebirge, das man bei
der kurzen Distanz von Bengazi aus schon immer gesehen hat.
Endlich sind 6 Stadien für die Breite des Meeresarmes etwas
zu wenig; auch 7, was Müller angibt, reicht noch nicht ganz
aus!. Die überlieferten 90 Stadien weisen uns nun vielmehr
darauf hin, 449, 1ff als die Beschreibung der Fahrt von Teuchira
(Taukrah) nach Berenice zu fassen. Da die Küste immer mehr
in die Südrichtung übergeht, kann von dieser ganzen Strecke
sehr wohl gesagt werden ὁ πλοῦς χάμπτεται. Βραχέα ist das
Vorgebirge Adrian, das gegen Westen vorspringt. Es kommt
nach einer Fahrt von 90 Stadien in Sicht, ist dann noch 80
Stadien entfernt. Daß hier an der Küste Untiefen sind, gibt
Müllers Karte an. Daher muß der Schiffer sich vorsehen und
schon nach 90 Stadien Fahrt seinen Kurs mehr vom Lande fort
nehmen. Das schwarze Inselchen zwischen Kap Adrian und
Bengazi ist bei Müller nicht eingezeichnet. Der Schiffer sieht
1) Auf seiner Karte (Karton auf tab. XX) sind dem Maßstab falsche
Zahlen beigedruckt, 1 statt 5 usw.
17*
260 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
es in der Ferne, wohl an der gefährlichen Küste, liegen. Sollte
es auch auf neueren Specialkarten nicht zu finden sein, müßte
man annehmen, daß es inzwischen vom Meer zerstört und ver-
schwunden ist. Es heißt ja auch ταπεινόν niedrig.
452, 1 δινον, man könnte also auch an (uror Fell, Schild den-
ken, vgl. die häufige Ortsbezeichnung ἀσπίς, an der großen Syrte
im Stadiasmus 460, 1 und östlich von Carthago (Clupea).
ἔχιϑον I, den überlieferten Accent zu ändern, liegt kein
Grund vor.
2 *s\ der Bogen hinter « ist etwas blasser als dieses. Das
ist nicht az, woraus Gail «a machen wollte, denn ı wird als
gerader Strich geschrieben, vielmehr = 1',. Müllers Her-
stellung der Strecke Berenice—Boreion findet dadurch eine Be-
stätigung. Daß der Stad. sogar mit halben Stadien rechnet, ist
ein neues und nicht unwichtiges Ergebnis.
3 ἁπαλὸς
10 τοῦ steht in der Hs, I
453, 1 ἡρακλὲ = "ἡρακλέους, so las schon Miller p. 305 Anm. 11.
7 àxw I
454, 1 ano τοῦ 0xorelov λίβαν I, bestätigt Müllers Alfa ἐν
3 usonußvoiev 4 (von Müller falsch mit 5 beziffert) C I
μαῖα I
6 und 7 ἀστροχονδα
7 *xopxodeıAov das erste o durch Rasur aus Q 10 ἔχορ-
xodelAov Die gerade in diesem Worte so häufige Versetzung
des Q ist nicht zu corrigieren.
455, 6 *avvdoog ἐστιν Der Ort ist wasserlos. Es fehlt also
nichts mehr.
"7 χοζύνϑιον I 8 vgayéa I
9 ἀπὸ τοῦ κχοζυνϑιου
450, 4 ρπὲ (Müller in der Anmerkung oz»', Druckfehler; oxe I)
458, 6 xopaxı
459, 1 εὐφραντας
1) Die Note bei Müller zu 8 66 ἀφ᾽ οὗ... ἔχει ὕδωρ gehört na-
türlich zu $ 67.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 261
460, 3 "ταριχαίων I
462, 2 λεπτῆς ὃ λεπτὴν
4 mc— do 1 — 4200. Leider ist der Text auch so noch
nicht in Ordnung. Die uncorrigierten Posten der Strecke Arae
Philaenorum — Leptis Magna ergeben 2350, die von Müller cor-
rigierten 2990!. Die überlieferte Zahl könnte daraus nur durch
schwere Verderbnis entstanden sein. Von Berenice nach Leptis
Magna betragen die uncorrigierten .Ziffern 2526). + 2350 =
48761, — ‚wog, die corrigierten 1787!/, + 2990 = 4777 —
ὄφοζ. óc ist also vielleicht die leicht verderbte Summe dieser
Reihe.
5 Aextéov 1 τὸν ἕρμαιον Müller schreibt auf tab. XXI
Hermaeum prom. ein, aber es könnte anstatt ἀχρωτήριον auch
eine andere Ergänzung gedacht werden, z. Β. ὅρμον, λόφον, ναόν.
463, 2 νεοσπορα 4 "ἐστὶν (das erste) I — 5 x4, * — πλησίον
7 auapaıa 9 μεγερϑέων I
464, 2 ἔσάλος I vgl. zu 432, 2. 3 ἀλάϑρης I
465, 1 ἔέστιν T 3 ἐπὶ] "εὶς 1
5 undıyya, ı durch Rasur aus ἢ
8 (am Ende) *&orı δὲ ἐν I
466, 1 λεπτέως I
467, 1 ysoyéov χιδιφϑαν
468, 3 ἀγχολῆς Ἑὰἁλιπόταν
7 ἀγχύλα ἀαλιπότα der Spiritus ist nur ein Punkt und
daher nicht zu erkennen
xıdıp$a der Accent scheint gravis zu sein
8 xtQxtva
9 *unvıg I Da die gleiche Form des Namens bei Dion. Perieg.
480 in einem Teil der Hss. vorkommt, móchte ich sie nicht in
μῆνιγξ ändern.
10 xeoxıvav ϑύϑνης
469, 1 xeoxıvav 2 und 4 ϑαψόν I
4 Boppav 7 Sapov 8 *dorıw I
10 λεπτέων 1 ϑερμας
1) Müller ergänzt die verlorene Zahl 401, 1 im Text richtig durch
550 gv’, in der Tabelle p. 457 durch 650 y»'!
262 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
470, 1 ἔχων I
471,3 und 4 ϑερμα
9 yalaßoavra . ἐπὶ] Ἐεὶς I
11 χαλχηδόνα 1
13 Ἐἐστί I
15 χαλχηδόνα 1
472,1 χαλχηδύόνος I 71 ΄οὐστίχων I
Die große Lücke dahinter ist im fortlaufenden Text, nicht
am Ende einer Seite. Der Ausfall ist also älter als die Hs.
10 xapvac 12 xapvov
14 *Baraveo» I vgl. oben S. 251.
473, 2 "βραγχίων, das Vorgebirge der Fischkiemen. Müller kennt
hier kein Kap, das gemeint sein kónnte. Vielleicht ist es aber
doch möglich, auf neuen Seekarten eine entsprechende Örtlich-
keit zu finden. Müllers Vorschlag, für βραχίων: Boayn ὡς zu
schreiben, ist jetzt ganz unwahrscheinlich geworden.
3 Ἐραλανέων 1 s. oben.
5 "παραπλέοντες ] vgl. oben zu 449, 1.
8 ἐπὶ (nicht εἰς) πελληταν
9 πελλήτων 1 10 *&xovrı 1 Der Strand ist von einer
Schlucht durchschnitten.
καταὐφάραγγα |
11 πελλήτων I 14 ig! gc) ἑξῆς
16 "βαλανέων I s. oben. 17 5o 1
414, 1 ἠραχλέαν ] 6 πόλιαν I
415, 8 "ἀπὸ μαχρὰν νῆσον 1
5 τρόπον] 1 "ἀπὸ τοῦ 1
8 αὐτὴν 1 11 πνέοντι über dem ersten x ist eine schräg
nach links hinaufgehende hasta ausradiert. Es stand also ur-
sprünglich vermutlich ἔπλέοντι da.
16 οὐριώτατα
477,1 Ἐχιλιχιῶν 2 τοῦτό ἐστιν I
418, 3*Z was Müller schon durch Conjectur gefunden hatte.
479, 4 Ἐευϑυδρομοῦντι I
5 τοῦ noAov vorov 6 alyalo» |
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 263
7 σερετιλην Die Überlieferung des nur noch bei Ptol. 5, 7, 4
vorkommenden Namens spricht dafür, ihn nur mit einem Q zu
schreiben.
ῥωσοῦ 1 Die Schreibung schwankt zwischen σ΄ und o, zwi-
schen (005 und ῥδῶσος. 476,1 hat Müller mit Unrecht ῥώσ-
σου herauscorrigiert.
8 σερετίλην ERL του πολου VOTOV
9 σερετίλλην
12 ἐπάχραν 13 ,* — 1000 (nicht « = 1), wodurch die
Stelle aber nicht geheilt ist. Etwa 100 St. scheinen erforderlich
zu sein.
480,2 uallov 3 πύραμον ποταμόν 1
481,2 avrıo 4 διαραμ was ich mit Miller *dıapauevo lese
und übersetze: sich weit (uaxpov) vom Lande entfernend.
6 σώλους wohl eher ὦ als o (σώλους I), s. oben S. 250 f.
10 στόμα τῆς λίμνης
12 am Rand von erster Hand περὶ ταρσοῦ
16 σώλων das erste « ist verkleckst, eher ὦ als o. S. oben.
482, 3 σελαούσης, herzustellen ist ἐλαεούσης.
12 της xAluaxos I
483, 1 σαρπηδονίαν
2 avarsıvov τὰ doch kann es, da der Zwischenraum nicht
sehr groß ist, vielleicht als ein Wort gelesen werden. Vgl. zu
433, 21.
9 *rng oaprndoviag fehlt, I
4 ἔχαρπασίαν Vgl. Strabo, Ptol, Steph. Byz.
11 εἰς] *éxi 1 13 φιλαιαν
17 *zırvovoa 1 Der Stad. schreibt den Namen stets nur mit
einem 6, so auch die Acta Barnabae cap. 11 (p. 296, 10 Bonnet).
τῆς] τῇ (τῇ ἢ
18 ἔάχρων τῆς πιτυούσης I
19 ἀφροδισιάδα (Druckfehler bei Müller)
484, 1 ἔχον
3 auf u' folgt ἀπὸ τοῦ ζεφυρίου ἐπάχραν καὶ πόλιν ἀφρο-
δισιαδα στάδιοι μ΄ ἀπὸ δὲ τῆς σαρπηδονίας etc., was aus Müllers
Anmerkung nicht leicht zu ersehen ist; I
264 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
4 ὁ πλοῦς ἐπὶ τὴν xaxtivov Óvou στὰ Qx steht ganz deut-
lich da!. Müller hat ἐπὶ --- δύσιν als sinnlos und verderbt ge-
strichen; vielleicht stecke darin ἐπὶ τὴν Κελένδεριν, das weiter
unten (8 191) fehle. Mit einer leichten Correctur ist aber ein
Sinn herzustellen. Ich schreibe xapxlvov. Noch an zwei anderen
Stellen wird ein Sternbild, das des Widders, zur Bestimmung der
Fahrtrichtung benutzt: 491, 12 und 496, 20; auch sie sind von
Müller arg gemißhandelt worden, der χρεοῦ durch ἡλίου ersetzt!
Kein Zweifel, daß die Überlieferung in den Text gehört. Wir
haben:
1. Vom Sarpedonischen Vorgebirge (Lisán-el-Kahbe) nach
Aphrodisias (porto Cavaliere) gegen den Untergang des Krebses;
2. von den Chelidonischen Inseln (Khelidonia) nach Marium
und dem Vorgebirge Acamas (Arnauti oder Epiphanio) auf
Cypern und 3. von Rhodos nach dem westlichen Cypern gegen
den Aufgang des Widders.
Mein Kollege Carl Hillebrand, Vorstand des astronomi-
schen Observatoriums der Grazer Universitüt, dem ich für die
Freundlichkeit, mit welcher er mich bei der Untersuchung dieser
Angaben unterstützte, auch hier meinen besten Dank sage, teilt
mir dazu folgendes mit:
„Ich habe die fraglichen Direktionspunkte für das Jahr 300
n. Chr. gerechnet und bemerke dabei, daß einige Jahrhunderte
früher oder später an den Resultaten nichts Wesentliches ändern.
Als Ort des Widders habe ich α arietis, als den hellsten
Stern, angenommen, was zweifellos richtig sein dürfte. Was
den Krebs anbelangt, so sind die helleren Sterne von nahezu
gleicher Intensität: der tatsächlich hellste, 8 cancri, steht sehr
exzentrisch, während der nahezu gleich helle, ó cancri, so ziem-
lich zentral steht; es läßt sich demnach die Eignung zur Re-
prüsentanz des Sternbildes von vornherein keinem absprechen.
Es ergibt sich:
ad 1. für den Untergang des Krebses für die geographische Breite
des Sarpedonischen Vorgebirges:
1) Millers Betonung der Verdienste, die er sich um diese Stelle
erworben haben will (ce passage est presque illisible, tant l'écriture est
effacóe; je suis cependant parvenu à le déchiffrer etc.), ist einfach lächer-
lich und geeignet, eine falsche Vorstellung von dem Zustande der Hs.
zu erwecken.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 265
B cancrı die Richtung:
159 49' von Westen gegen Norden
Ó cancri
28036’ von Westen gegen Norden.
ad 2. für den Aufgang des Widders für die Breite der Chelidoni-
schen Inseln:
a arietis die Richtung:
11? 25° von Osten gegen Norden.
ad 3. für den Aufgang des Widders für die Breite von Rhodos:
a arietis die Richtung:
110 23° von Osten gegen Norden.“
Ein Vergleich mit unseren Karten zeigt, daß auch unter
Berücksichtigung der Verschiebung der Aufgangspunkte der
Sterne von Süden nach Norden, die seit dem Altertum stattge-
funden hat, die so exakt aussehenden Richtungen keineswegs
zutreffen. Sarpedonisches Vorgebirge — Aphrodisias ist nicht
Nordwest-, sondern Südwestrichtung, Chelidonische Inseln — Aca-
mas und Rhodos — Acamas nicht Nordost-, sondern Südostrichtung.
Es wäre aber sehr verkehrt, diese Fehler danach corrigieren zu
wollen, denn sie kehren teilweise auf der ptolemäischen Karte
wieder. Auch auf dieser liegt Aphrodisias nordwestlich vom
sarpedonischen Vorgebirge! und der Acamas wenigstens um ein
Geringes nordöstlich von Camirus auf Rhodos?, Von den cheli-
donischen Inseln liegt der Acamas bei Ptolemaeus allerdings
südwestlich ®, aber doch lange nicht so weit wie auf der moder-
nen Karte. Ein charakteristischer Fehler in der Zeichnung der
cilicischen Küste ist also beiden geographischen Schriften ge-
meinsam, und in der falschen Verschiebung von Cypern nach
Norden unterscheiden sie sich nur graduell. Es kann daher
nicht bezweifelt werden, daß in den Stadiasmusangaben ein Teil
des Materials vorliegt, auf das Ptolemaeus seine Kartenzeich-
nung gründete, und das er jedenfalls für relativ zuverlässig und
1) Ptol. 5, 7, 3. Ungefähr 340 von W. gegen N. — Vgl. auch die
Wiedergabe der ptol. Karte für diesen Teil des Mittelmeeres bei Müller
auf tab. XXIV und in seiner Ptolemaeusausgabe auf tab. XXIX.
2) Ptol. 5, 2, 19 und 5, 13, 1. Ungefähr 30 von O. gegen N.
3) 5, 3, 6 und 5, 13, 1. Ungefähr 13° von O. gegen S.
4) Ungefähr 37°.
266 . A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
für seine Zwecke brauchbar gehalten haben mul. An einen
direkten Zusammenhang zu denken, verbieten schon die Diffe-
renzen, wohl aber dürfen wir eine gemeinsame Quelle an-
nehmen.
Eine Zusammenstellung der übrigen Richtungsangaben, die
sich nur im syrisch-kleinasiatischen Periplus finden, bestätigt
das gewonnene Ergebnis. Mit den besprochenen drei Stellen
gehóren wahrscheinlich noch die verderbten Worte 498, 9f zu-
sammen: ἔστι δὲ ano Κῶ εἰς τὴν Δῆλον πλέειν τοῦ κύρου
οὐρεώτατα ἀπηλιώτῃ. Müller setzt für τοῦ χύρου: ἐπὶ τὴν
δύσιν τοῦ ἡλίου. Nach den eben angeführten Beispielen dürfte
vielmehr ἐπὶ τὴν δύσιν τοῦ χριοῦ zu schreiben sein, was der
Überlieferung sehr nahe kommt und sich auch dadurch empfiehlt,
daß in ganz analoger Weise ebenfalls 491, 12 und 496, 20 die
Angabe des Windes (οὐριώτατα ζεφύρῳ) angeschlossen wird.
Der Untergang des Widders zur Zeit des Stadiasmus ergibt für
die Insel Cos etwa die gleiche Richtung wie für Rhodos (s. oben).
d. ἢ. ungefähr 11° von West gegen Nord. Die moderne Karte
zeigt von der Stadt Cos nach Delos etwa 18°, die ptolemäische
etwa 369?!, Der Stadiasmus ist in diesem Punkte also ziemlich
genau und Ptolemaeus überlegen.
Etwas allgemeiner gefaßt sind die folgenden Angaben:
484, 5ff von Aphrodisias (porto Cavaliere) in Cilicien nach
Cypern πρὸς ᾿Αχαιῶν (τὴν 4AvAuOva Hs) ἀχτὴν, κατὰ πρύμναν
ἔχοντε (ἔχουσα πρὸς Hs) τὰ μέρη τῆς ἄρχτου. ᾿Αχαιῶν, das
Müller nach Ptolemaeus 5, 13, 4 herstellt, ist sehr fraglich; ich
möchte den Zusammenhang des Überlieferten mit dem Κελίχεος
αὐλών (Ptol. a. a. O.) nicht mit derselben Sicherheit in Abrede
stellen, wie er es tut. Vielleicht ist also die ganze Länge des
Aulon hier gemeint. Aber auch für die Richtung Aphrodisias —
᾿χαιῶν axın paßt der weite Ausdruck des Stadiasmus; ersteres
liegt bei Ptolemaeus (5, 7, 3) unter 66°, letzteres (a. a. O.) unter
66° 40 ?,
181, 5 ff vom Pyramosfluß (alte Mündung des Dschihan bei
Karatasch Burun) nach Soloi (Mesetlü Su) in Cilicien ἐπὶ τὰ πρὸς
1) 5, 2, 19 und 3, 14, 24.
2) Das überlieferte πρὸς könnte vielleicht auf τὰ πρὸς ἑσπέραν
μέρη führen.
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 267
ἑσπέραν μέρη τῆς àgxvov νότῳ. Das kann, zumal νότῳ dabei
steht, nur Nordnordwest, hóchstens Nordwest bedeuten. Nach
unseren Karten sind es nur etwa 16°, nach Ptolemaeus etwa 13°
von West gegen Nord. Der Stadiasmus zieht hier also die Küste
stark nach Norden zurück. Diese Eigentümlichkeit stimmt gut
zu jener andern, oben hervorgehobenen, daß er Cypern noch er-
heblich weiter nach Norden verschiebt als Ptolemaeus. Die klein-
asiatische Südküste biegt bei ihm, wie es scheint, in einem Bogen
nach Norden aus, in welchem Cypern liegt !.
479, ; f? von Rhosos (Arsus) in Syrien nach Seretillis (bei
der Mündung des Dschihan) in Cilicien ἐπὶ τὸν πόλον νότῳ
(rov xoAov votov Hs). Die wirkliche Richtung ist etwa 45?
von Nord gegen West, nach Ptolemaeus? etwa 31°. Der Stadias-
mus muf ziemlich genau die Nordrichtung meinen, denn sonst
würde er wohl einen Ausdruck wie 481, 5ff gebrauchen. Die
bei Ptolemaeus vorhandene Abweichung in der Richtung gegen
Norden findet sich also bei ihm verstärkt.
Noch größer ist die Differenz von Ptolemaeus: 479, 4f von
Myriandros (90 Stadien von Rhosos) in Syrien nach Aegaeae
(Ajas) in Cilicien ἐπὶ τὸν πόλον νότῳ (toU πολου vorov Hs),
wo jener die Richtung von etwa 40? von Nord gegen West gibt,
die der Wirklichkeit ungefähr entspricht.
Auffallend ist endlich wieder die Übereinstimmung mit Pto-
lemaeus in der letzten hierhergehörigen Angabe 473, 16ff von
Balanea (Banias) nach Laodicea (Latakia) in Syrien evdvdoououvrı
AtvxorvOto ἐπὶ τὰ πρὸς ἠῶ τῆς ἄρχτου. Während die Küste
tatsächlich nordnordwestlich gerichtet ist (etwa 23° von Nord
nach West) und gerade bei Laodicea stark westlich vorspringt,
legt Ptolemaeus Laodicea 10° östlich von dem Meridian von
Balanea, Paltos und Gabala?, d. ἢ. auch er nimmt, wie der Sta-
diasmus, eine nordnordöstliche Fahrt an.
Meine Ausführungen sind, glaube ich, ausreichend, um den
Wert der leider nicht zahlreichen Richtungsangaben zu erweisen;
1) Müllers der heutigen Karte angepaßte Änderung ἀπηλιώτῃ vó-
tov muß natürlich fallen.
2) Die verderbte und von Müller stark geänderte Stelle 481, 1 ff
lasse ich beiseite.
3) 5, 14, 2 und 5, 7, 4. 4)2.2.0. 5) 5, 14, 2.
268 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
zugleich enthalten sie aber auch eine scharfe Kritik des Müller-
schen textkritischen Verfahrens.
484, 8 ἐπὶ χωρίον auf Rasur
485, 1 "εὐώνυμα 1 vgl. 502, 1.
2 2109 vgl. 484, 1.
4 Ἐπισουργιῶν
10 und 11 "διονυσιοφάνους I. Der Name des sonst nicht
vorkommenden Ortes wäre allerdings nicht richtig gebildet, aber
vgl. διονυσιόδωρος ClGr 2079 und διονυσιοχλῆς im Marcianus
des Athenaeus 3 p. 116d (Kaibel cap. 84).
486, 3 xpouu *axoa 1
11 ζεφελίοις und 13 ἀπὸ τοῦ ζεφελίου ] (letzteres). Der Ort
hieß wahrscheinlich γνεφέλιον, wie Müller (nach Ptol. 5, 8, 2
νεφελίς) herstellt. Z. 11 halte ich aber den Nominativ für un-
möglich, denn was soll ἐπὶ ϑαλάσσης bedeuten? Es wäre gänzlich
überflüssig, da es sich ja überhaupt nur um Seeplätze handelt.
Den Schlüssel zur Erklärung gibt 487, 6 (s. unten). Ich schreibe
danach auch hier den Genetiv γνεφελίου.
13 Ῥνησιαζούσης 1, ist als Eigenname groß zu schreiben.
487, 4 "ἃς — ασ' 1. Die direkte Entfernung Selinus (Selindi) —
Acamas (Hagios Epiphanios) beträgt allerdings, wie Müller
richtig feststellt, nur etwa 700 Stadien (ψ΄), aber, wenn man unter
Berücksichtigung der Gewohnheit der Alten, möglichst lange in
der Nähe des Landes zu bleiben und die Überfahrt möglichst zu
verkürzen, von Selinus zum Vorgebirge Anemurion, hinüber zum
Crommyon und die cyprische Küste entlang zum Acamas mißt,
kommen etwa 1200 Stadien heraus. Auch Strabo 14 p. 682,
der 1000 Stadien für diese Strecke rechnet, stützt unsere Über-
lieferung.
θυ. 7 ἐπὶ χωρίον λεγόμενον ἐπε ϑαλάσσης λαέργου 1. Ich
ändere nur mit Strabo p. 669 und Ptol. 5, 5, S das y des Namens
in v und übersetze: zu einem Orte, der heißt Küstenstation
von Laertes. Laertes selbst lag nämlich nicht an der See, Strabo
nennt es φρούριον ἐπὶ λόφου μαστοειδοῦς ὕφορμον ἔχον, und
Ptolemaeus legt es ins Binnenland. Am Strand hatte es einen
Vorort, und diesen meint der Stadiasmus. àxi ϑαλάσσης A. steht
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 269
für τὰ ἐπὶ ϑαλάσσης A. Ebenso scheint auch Δεφέλεον (486, 11)
von seiner Schiffsstation (rà ἐπὶ ϑαλάσσης Νεφελίου) entfernt auf
einer Hóhe gelegen zu haben.
9 ἄννησιν der zweite Buchstabe ist ein v oder ein v. Der
Ort wird sonst nicht genannt. Er ist die Küstenstation der hóher
gelegenen Stadt Hamaxia vgl. Strabo 14, p. 669 Auaßia, ἐπὶ
βουνοῦ χατοιχία τις ὕφορμον ἔχουσα, ὅπου κατάγεται ἡ ναυπη-
γήσιμος $43. Falls wir es nicht mit einem Eigennamen zu tun
haben, könnte man vielleicht, wie Heinrich Schenkl mir ver-
mutungsweise vorschlägt, εὐνησιν schreiben. εὐναί sind die aus
Homer bekannten Ankersteine, εὐνησις wäre der Ankerplatz. Nach
Steph. Byz. gab es eine Stadt Evvai in Carien und Evvala in
Argos, nach Diodor 23,2 τὰς καλουμένας Εὐνεῖς bei Messana.
Doch steht freilieh von diesen Orten nicht fest, ob sie an der
See lagen.
χωρίον] Y
488, 5 xußeovan» I 6 χυβέρνης 1 ναοῦ 1
7 *uéAavor vgl. oben S. 251.
11 εἰς oldnv) εἰσίδην
15 *ac = ασ΄ I Von Side (Eski-Adalia) zum Acamasvor-
gebirge (Hagios Epiphanios) messe ich direkt etwa 1060 Stadien,
wie Müller. Wenn die Fahrt aber zuerst noch ein Stück an
der Küste blieb, etwa bis Coracesion, und dann erst nach Cypern
hinüber lenkte, kommen etwa 1200 Stadien heraus. Die Zahl
läßt sich also verteidigen.
489, 7 ρουσχοποδα
490, 6 ὕπερ 9 Ἐφασίλιδος vgl. oben S. 251.
491, 1 ἐπί χώρας ποσιδαρισοῦντος (ἐπὶ) ganz deutlich
7 μελανο I χελιδονι
12 οὐριώτα I
14 *ac — a6 1 Vom Vorgebirge Anemurion (Anamaür)
zu den Chelidonischen Inseln (Khelidonia) messe ich direkt etwa
1170 Stadien. Damit sind Müllers Vermutungen zu dieser Stelle
erledigt.
492, 2 ἐπὶ tauov I
970 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
493, 2 *aro σόμηναν 1 vgl. oben S. 252 ὃ Die Stadt heißt also
im Stadiasmus ἡ Zounve. Wenn bei Steph. Byz. mit Σίμηνα,
πόλις Avxíac, οὐδετέρως ein und dieselbe gemeint ist, schwankt
der Name zwischen Femininum und Neutrum, wofür es auch
andere Beispiele gibt.
5 μεγεστην (μεγέστην) und 6 μεγέστης 1 Die Insel wird
sonst, bei Scylax, Strabo, Ptolemaeus, Plinius, μεγέστη genannt.
Ob die Lesart des Stadiasmus trotzdem als eine vulgäre oder
späte Nebenform gehalten werden kann, weiß ich nicht.
9 πάταραν I Die Stadt heißt 493, 11 und sonst überall,
auch in den Notit. episc. und bei Georgius Cypr., τὰ Πάταρα.
13 "ἀπὸ ποταμοῦ 15 xvórov
494, 3 *xaAaBavtiov Der Ort, der nur hier vorkommt, hieß also
7 xalaßavria oder ai xalaßavriaı.
3 περδικιας und 4 nepdıxıo» Steph. Byz. Περδίχια οὐδε-
τέρως, χώρα καὶ λιμὴν Avxlac. Also ai Περδικίαι oder ra
Περόδίκια.
6 ἐπὶ] "eic I
8, 9 und 11 ἔτελεμενσοῦ I (nur 11 reAuevoov) vgl. oben S. 250.
495, 1 eis τὸν xoyAtav 6 ἔτῶν καυνίων
11 *aro πασάδαν 12 *àxó καῦνον vgl. oben 8.252 f.
13 Atuxoxayov
496, 7 μαελὸν, e ist von erster Hand durch Rasur und Correctur
aus A(?) hergestellt
8 *rov βυζαντιου 9 auf dem Rand von erster Hand
περὶ τῆς ῥόδου
10 χάλωνα bis auf den letzten Buchstaben in Rasur (erste
Hand)
12 Bnovrov 13 Ἰσιδῶνα 1
20 οὐριωτὰ Cvpvoo
23 εἰς] *éxi 1
497, 4 τιλον 9 χαρπασου
7 xo S χῖον ]
15 *vnovpov 1 vgl. oben S. 251. *aorvuraialav I
16 xo
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 271
17 xai τὴν ἀμουργὸν etc. folgt gleich hinter Adpov, was
bei Müller nicht deutlich 1st. — In demselben Satze: *tor
λάβε] Ἐσχύλαιον I
498, 2 ἀλικαρνασὸν der Spiritus nur ein Punkt
3 ἀλικαρνασοῦ
5 xo 6 xo
8 elc oauov δια πόρου (διὰ). διὰ πόρου ist an dieser Stelle
unverständlich.” Von Cos nach Samos kann man 1000 Stadien
nur dann rechnen, wenn man Calymnos, Leros, Patmos anläuft.
Dagegen fehlt in der folgenden Zeile ein Ausdruck, der die in
8 280 und 281 enthaltenen Fahrten allgemein charakterisiert und
den Gegensatz zu 499, 3 ἐὰν δὲ ϑέλῃς διὰ νήσων πλέειν bildet.
διὰ πόρου ist also falsch eingeschoben, stand vermutlich ur-
sprünglich als Spitzmarke vor ὃ 280, wohin es wieder zu ver-
setzen ist, und bedeutet die direkte Fahrt durch das Meer im
Gegensatz zu der von Insel zu Insel.
9 χῶ
10 ουρειωτὰ
àxgAwtg 1 στᾶ
13ff (in Müllers Anmerkung) xai xıvapav (τὴν fehlt)
»]*H-m- μήκων -- μήχωνον
Müllers Herrichtung von $ 280 ist sehr gewaltsam. Er
scheidet xal Kivapav — εὐωνύμος hier aus und schiebt es in
S 273 ein. Es ist aber an unserer Stelle sehr wohl am Platz,
während bei Müller eine große Lücke zwischen Patmos und den
Melantischen Klippen entsteht. Um einen Sinn herzustellen,
muß nur anstatt des xal zwischen Πάτμον und Kivapa» einge-
setzt werden: ἐκ τῶν εὐωνύμων δὲ τὴν. Zur Rechten bleibt
Hypsirisma, Calydna, Leros, Patmos, zur Linken Cinara und
Amorgos. Den folgenden Satz xai πλεύσεις ἐπὶ τῆς Aovovons
σταδίους 7 εὐωνύμος fasse ich nicht als Angabe der Distanz
Cos — Donusa, sonst müßte η΄ etwa aus i» 700 verderbt sein. Er
gibt vielmehr die Richtung der Fahrt!: Du mußt auf Donusa
halten 8 Stadien zur Linken. Der Schiffer fährt 8 Stadien von
1) Auch in $ 273 erscheint Donusa als wichtiger Richtungspunkt
der Segelfahrt,
272 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
der Insel entfernt, zwischen ihr und Naxos hindurch. Auf der
weiteren Fahrt bleiben nach der Hs. die Melantischen Klippen zur
Rechten, Mykonos und Tenos zur Linken, so kommt man nach
Delos. Dabei ist die Nennung von Tenos überhaupt auffällig,
die immer voraussetzt, daß im weiten Bogen um die Nord- und
Westküste von Mykonos gefahren wird anstatt auf dem kürzesten
Wege an der Südküste vorüber. Ferner muß Taro» mit dem
Zusatz &x δεξιῶν (Müller ἐκ δεξεῶν ἔχων) versehen werden.
Es ist mir daher wahrscheinlich, daß die Worte 2x τῶν εὐωνύ-
μων xai τείνων nichts anderes sind als die hinter Πάτμον aus-
gefallenen, die am Rande nachgetragen und endlich an falscher
Stelle eingeschoben und leicht verderbt wurden. Nimmt man
sie heraus, so ist alles in Ordnung: die Melantischen Klippen
und Mykonos bleiben nun rechts.
16 ἀττικῆς 17T τῆςτελέρου = τῆς te Μέρου
499,2 xudvov I 3 nic
4 Ἐλέρνον 1 vgl. oben S. 250.
4ff auch hier wird, wie im Vorhergehenden, regelmäßig
or& geschrieben.
4 *CN — ov Müllers Emendation steht also in der Hs.
250 ^ sind etwa die Distanz von der Stadt Cos oder von der
Nordküste der Insel, 350 oder 320 St. (498, 6 und 499, 15) von
der Südküste nach Leros.
5 *4ceorov ] λέβιν — λέβινϑον
1 χινάρων 1 Da der Name sonst zwischen Kivagor (Accus:
499, 6; Athen. 2 p. 71c (Kaibel cap. 84) Klvapov καλουμένην
νῆσον; Plut. de exilio c. 8 Kívagov σκληρᾶν) und Kivapı (498,
13, Mela 2, 111, Plin. 4, 69) schwankt, kann vielleicht auch die
Pluralform gehalten werden.
91f (in Müllers Anmerkung) die Worte xal ὁ παράπλους eic.
folgen sogleich hinter Z. 8 và πέρατα ora πε΄ (80 auch 1), und
es kommt ἀμουργίας also hier nur einmal in der Hs. vor, nicht
zweimal, wie Müller angibt. Das zweite Mal ist es seine
Conjectur.
χορσίας ora πὲ 1 Der stark verderbten Stelle wird durch
die Berichtigung der Zahl nicht geholfen. .
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 273
18 ἀμαζώνιον 1 19 ἀμαζωνίου 1
20 ayng der Spiritus asper scheint sicher ἀμαζωνιου 1
21 *dnAo» vgl. oben S. 252 f.
500, 3 επαχρωτηριον 5 ἔτῆς ἄχρας
8 *ix ρεγέας Ἐπεταλέας 1 Sonst nur noch bei Strabo
(Πεταλία) und Plinius (Petaliae) genannt. Da so wenige Zeug-
nisse vorliegen, ist das e zu halten. |
9 ἐπαν»ίημι 1 und ἔχδηλα I stehen auch in der Hs.
12 Ἐμίνωαν I vgl. Steph. Byz. s. v. ἀμοργός.
22 δονουσαν
24 *rovc μελανϑίους σχοπέλους
28 χατέλι
501, 1 "ἀπὸ πάνορμον vgl. oben S. 252f.
3 Bapfvir 4 *laoco? 1 vgl. Z. 6
6 *àxi v axoltav = ἐπὶ τὸν ἀχρίταν (τὴν ist τὴ. axpitav
identificiert Müller mit der von Agathemerus genannten Insel
Acrite (Arki), und da diese vom Vorgebirge Posidium 240 St.
entfernt sei, setzt er ἀπὸ Ποσειδίου anstatt ἀπὸ Ἰασοῦ in den
Text. Aber bei Agathemerus (ὃ 18, Müller vol. II p. 479)! heißt
die Insel ^4oxiri; (ἀρκίτιν Hss), und diese Form wird durch
den heutigen Namen geschützt (Müller). Ferner sind vom Posi-
dium (Kap Monodendri) nach Arki nur etwa 200 St. Weiter
muf Müller, um seine gewaltsame Ánderung überhaupt zu halten,
annehmen, daß die Zeile nachträglich eingeschoben worden ist
und das, was zusammenhängend über lasos gesagt war, zer-
sprengt hat. Nun kommt endlich noch hinzu, daß ἀχρίταν als
Masculinum in der Hs. steht. Die Gleichsetzung mit der Insel
ist daher aufzugeben. Was ὁ Axpitas („Hohenfels“) ist, läßt
sich daraus erschließen, daß das südlichste Vorgebirge in Messe-
nien (Kap Gallo) diesen Namen führt? und noch ein Kap in
1) Müller zu unserer Stadiasmusstelle: Acrite insula apud Aguthe-
merum I, 14 a Patmo distans dicitur stadia 100; aber Agath. mifit nicht
von Patmos, sondern von den Corsiae 100 St. nach A. Der Irrtum
Müllers ist mit dem falschen Paragraphen in Pape-Benselers Lexikon
und Pauly-Wissowas Realencykl. (G. Hirschfeld) übergegangen!
2) Ptol. 3, 14, 31 Axoitas ἄκρα, Strabo 8, 359 ὁ "Axoítac, Pausan.
IV 34, 12 πρὸς τὸν ᾿Αχρίταν καλούμενον.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 1 18
274 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Bithynien südlich von Chalcedoni. Wie die Dorer den Namen
aus dem Peloponnes in das Gebiet ihrer Colonie am Bosporus
übertragen haben, so auch in ihre carischen Besitzungen. 4χρί-
τας muß also ein Vorgebirge der Halbinsel von Halicarnassos
sein. Damit erhält die Stadiasmusstelle einen guten Sinn: erst
wird die Nordseite der Bucht von Iasos gemessen, dann die Süd-
seite. Bei direkter Fahrt reichen 240 St. von lasos bis Myndos.
Dort also oder etwas weiter nordöstlich suche ich den 4xoírac.
Ein Name für eins der Vorgebirge dieser Gegend ist meines
"Wissens sonst nicht überliefert.
8 *09ev ἐστὶν steht ganz deutlich da?
15 σαμὶ — σαμον
502, 1 χυπρὶ = χυπρον Ἐξυώνυμα I
5 vovuevıov 1 ϑλίβε δεξια
12 μαϑουστα
14 *xagaíag Der Ort wird sonst nirgends erwähnt, die hand-
schriftliche Überlieferung ist also einzusetzen. Sie gibt nun aber
auch ein topographisches Bild: χαραίας sc. ἄχρας die kuppenartigen
Höhen. Das Kap ist also von bergiger Beschaffenheit. Nach dem
Text soll es 40 St. óstlich vom Vorgebirge Curias (Capo di Gatta)
liegen. Aber der Reihenfolge gemäß sollte man, wie Müller richtig
sagt, anstatt Curias vielmehr Amathus erwarten, und ferner trifft
man 40 St. von Curias einen flachen Strand mit Salinen. Auch
Kap Kiti ou des Salines, 240 St. von Amathus, wo Müller Cargaeae
ansetzt, ist nun ausgeschlossen, weil dort die Berge fehlen. Es
ist also aller Wahrscheinlichkeit nach an der gebirgigen Küste
östlich von Amathus (Palaeo Limisso) zu suchen. Ob sich
gerade in der Distanz von 40 St. von dieser Stadt eine Stelle
findet, die alle Bedingungen vereinigt, ein bergiges Kap mit
Hafen und Trinkwasser, vermag ich nach meinen Hilfsmitteln
nicht zu beurteilen. Lapie gleicht es mit Kap Pirachisia oder
Pyrochizia 100 St. östlich von Amathus.
1) Ptol. 5, 1, 2 "4xoírag ἄχρα. Μένιππος ἐν περίπλῳ Βιϑυνίας bei
Steph. Byz. s. v. Χαλχηδών: ἀπὸ δὲ ταύτης (Chalcedon; ἕως τοῦ Axoltov
στάδια ξ΄.
2) Millers Bemerkung zu der Stelle: «Nous n'avons pas les moyens
typographiques pour reproduire la physionomie de ce passage du manu-
scrit», ist ebenso zu beurteilen wie jene zu 484, 4 (8. oben).
Der Stadiasmus Maris Magni, von O. Cuntz. 215
503, 1 σαλαμῆνα 3 σαλαμῆνος
7 "ἐπιχαρωπὸς I
15 ἔρημον wie Gail herstellte
16 *xoouvaxoo I μελαβρόν I (bei Müller verdruckt) und
504, 1 *usAaßpov Der Ort kommt nur im Stadiasmus vor und
bleibt daher die Accentuierung unsicher.
Ἐσώλους wahrscheinlich ὦ und nicht o oder « (die Tinte
ist zusammengelaufen) I und 3 *soAowp 1 vgl. oben S. 250 ἢ
3 "xvonvar — xvonvarov und
5 *xvonvlov vgl. oben S. 251.
13 xovoraxlov das erste o hat die erste Hand nachträglich
unter v gesetzt
15 ἀσκαλωνα
505, 2 ἀνέχων
506, 1 *Aeßnvar 1 3 λεβῆνας 1
ἄλας vgl. 507, 1 ἁλῶν. Der Ort heißt hier also ἅλες oder
@Acı. Im übrigen variiert seine Schreibung sehr. In der Apostel-
geschichte wird er Aacaı« oder AAaooa (lat. Thalassa) genannt.
Weiteres bei Müller.
507, 6 oovAnvag der Acutus ist von erster Hand aus einem Cir-
cumflex corrigiert
7 ψυχεα
508, 3 ἔφοινίχης I vgl. oben S. 251.
510, 3 *aro χριοῦ μέτωπον 1 vgl. oben S. 252 f.
9 galavoapav 7 tovoayovoa
9 σταδίων ist hier ausgeschrieben
10 ἀγορὰν
511, 4 ἐστι (das erste) I
5 uvgtiàog wie Miller richtig angibt. Die Vermutungen,
die Müller an Iriartes falsche Lesung μαρτῖλος knüpft, sind
damit hinfällig.
6 *ayvelov Danach ist 511,3 ἀγνεῖον herzustellen, was schon
Müller vermutet hatte.
9 xaradevdo — κατάδενδρον
512, 7 πεζὴ "ὁ τόπος ulvo 1
18
276 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
9 Die Zahl ist, wie mir scheint, ev’, doch könnte man viel-
leicht o7 lesen. Da aber die Zahlen des kretischen Periplus
sämtlich auf 5 Stadien abgerundet sind, ist ersteres sicher, was
auch mit der tatsüchlichen Entfernung ungeführ stimmt.
513, 3 ᾿ὑδραμὸν Die Stadt wird nur noch von Steph. Byz. als
vópaula erwähnt.
5 πεζὴ
7f ἐντεῦϑεν --- v steht in der Hs. I. Müller, der die Worte
als zu 8 346 gehóng ansieht, hat sie in eckige Klammern ge-
schlossen, als ob sie eine seiner eigenen Ergünzungen würen.
514, 7 εἰς σολοῦντος |
11 "χαμάραν 1 12 χητιαν
13 hinter δὲ ist eine Rasur, in der 2 oder 3 Buchstaben Platz
haben.
16 auuovıov l Die Schreibung schwankt zwischen σαμοώνιον
und σαμμώνιον vgl. Müller zu 505, 1. Also ist hier letzteres
herzustellen.
17 χρὴ
Am Ende steht von der Hand des Laskaris der Custos
* ἀχρωτὴ = ἀχρωτήριον I, der geschrieben wurde, als die Hand-
schrift noch vollstándiger war, und daher das letzte Wort des
Textes sein muß. Man möchte darin den Anfang eines Zusatzes
zu Σαμμώνιον sehen. Aber dieses Vorgebirge ist 505, 1 ff schon
ausführlich beschrieben, und darauf wird hier zurückgedeutet.
Der Anfang eines neuen Paragraphen kann es aber auch nicht
sein!. Unter diesen Umständen halte ich es für wahrscheinlich,
daß der mit ἀχρωτήριον beginnende Quaternio nicht unmittelbar
an den letzterhaltenen anschloß, sondern von ihm durch eine
Lücke getrennt war.
1) Folgen könnte entweder eine Summierung der ganzen Umfahrt
von Kreta (wie bei Cypern) oder Überfahrten von Kreta nach anderen
Lündern oder endlich eine neue Überschrift.
Indices.
I. Geographische Indices.
(Die Zahlen bezeichnen die Capitel, die eingeklammerten die Nummern
der Listen im Text des Hipp. S. 26 ff; die S. 243 ff erwähnten geographi-
schen Namen aus dem Stadiasmos sind nicht aufgenommen.)
A. Völker und Länder.
Ἀβραάμ, τὸ γένος τοῦ Αμαξόβιοι 222 (1) Βαβυλωνία 50, 90, 194
174 ᾿Αμορραῖοι 200 (36) (4)
Ἀδιαβηνοί 226 | AmovAovaroı 215 (δ) Βαιτιχοί 219 (2)
᾿Αδριανή 84 (32) "Aoaßes 178, 205, 220,| Βάχτρα 47, 188, 195
Αἰγύπτιοι 95, 110, 132(8), | 227, ol πρῶτοι xaAov- Βαχτριανή 104 (2)
135 (2), 200 (16) μενοι 190 (14), devre- | Βαχτριανοί 177
Αἴγυπτος 133, 136, 138,' ov 190 (16), πρῶτοι; Βάρδουλοι 221 (2)
156, 188, 196, 239 | xal δεύτεροι 200 (—), | Βάσαντες 80 (42)
Αἰϑίοπες 91, 132 (1), 140,| οἱ Eidaluoves 200. : Báoxovegc 219 (4)
πρῶτοι 104, πρῶτοι xai | Ἀραβία 235 (9), ἡ ἀρχαία | Baoraovic 81 (15)
δεύτεροι 200 (4) 194 (8), ἡ Εὐδαίμων | Bactaovol 80 (22)
Αἰϑιοπία 136, 156, 196,| 194 (11), 205 Βελσικοί 220 (2)
200 (26), 239, ἡ βλέπου- | ’Apadıoı 126 Βέρδηλοι 221 (4)
oa x«t Ἰνδούς 139, | Apsıavoi 180, 190 (5) | Beacot 200 (48)
ἑτέρα Aldıonla 140 |“Auxades 208 (2) Bnocvol 232
Alttaı 165 Aousvia μιχρὰ xal ut-| Βιβρανοί 200 (58)
Αἰἱμηλίσιοι 215 (2) ᾿ς ydày 84 (4) Βιϑυνία 151 (25)
Αἰολεῖς 208 (4) Ἀρμένιοι 68, 80 (3), 82 Bi9vvot 132 (18), 209 (2)
Αἰολία 151 (24) | (6), 200 (54), 232 Βοιωτία 84 (23), 235 (6)
Αἰτωλία 84 (24) Ἀσία 88 (12), 210 Βοιωτοί 208 (3), 213
Axapvavia 84 (28) ᾿σιανοί 200 (67), 209 (4): Βοσπορανοὶ 200 (65), 232
Axovarıvol 80 (40), 200 [Ἄσπορες 8. Καλλαιχοί | Βοσπορινή 84 (10)
(70) Aoovoia 194 (6) Βρεταννοί 80(47), 200 (7)
Alaboveis 163 Ἀσσύριοι 161, 190 (6), |
Alauocıvol 184, 227 | 19? (6), 200 (2) j Τ᾿αἰτουλοι 200 (17)
᾿Αλβανία 8A (2) Ἀττιχή 84 (25) ; Γαλάται 58, 200 (9)
AlBavol 80 (2), 200 (3), | Αὐγαλαῖοι 132 (25) Γαλατία 84 (7)
229 Αὐτρίγονοι 219 (3) Γαλλία 84 (33), 235 (10)
Audboves 80 (6) ' Apooı 97, 200 (18), 216 | Γάλλιοι οἱ καὶ Κελτο
"Auatov(c 84 (3) | Axala 84 (26) s. Ἰνδική 80 (35)
᾿Αμαϑούσιοι 129 4yaloı 8. “Βλληνες Γάλλοι 80 (39), οἱ xal
278 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Κελταῖοι 200 (66), οἱ Θρᾷκες 03, 80 (21), 200: Κελτίς 84 (38)
x«l Ναρβουδήσιοι 220 (44) | Κελτοί 58, 80 (35) s. T'aj-
l«oduavteg 8. Taoá- Boden 84 (17) | A0
pavtec ; Kuuxia 151 (13), 19,
Γαργανοί 80 (3) Ἰάπυγες S0 (30) |! 235 (3)
Γασφηνοί 168 "Ißnoes 1, 80 (38), 82! Κίλιχες 117, 132 (26), οἱ
Γεργεσαῖοι 200 (31) : (Τὺ, 200 (56), 232 — xal Ταρσεῖς 200 (49
Γερμανοί 190 (11), 200 Ἰβηρία 84 (40) , Κιναιδοχολπῖται Wi
(33), 221 | Ἰδουμαῖοι 200 (41) Κιτιαῖοι 8. Ῥωμαῖοι
Γρικοσαρμάται 222 (2) | Ἰεβουσσαῖοι 200 (39) Κιτιεῖς 73, 74
Γυμνοσοφισταί 186, 190 Ἰλλυριχοί 80 (41) Κνίϑοι 216 (2)
(17) Ἰλλυρίς 84 (30) Κοιλησυρία 194 (12), 44
, " vois 62, 80 (23) Κολχίς 84 (S)
Δάρδανοι 00 (90) "lvii 47, 194 (10), 195,: Κόλχοι 167, 200 (61), 222
Δαυνεῖς 90 C) | I. Ayat« 84A (0) | Κομμαγινή 194 (13)
Δελμάται 200 (59) Ἰνδοί 139, 176, 190 (8), | Κόννιοι 80 (46)
Δελματία 54 (19) | 192 (5), πρῶτοι xal| Kopdvila 191 (Ὁ)
devvaynvoi 50 (9) δεύτεροι 200 (12), 8.1} Kogxveivn 143
Δέρρης 84 (12) | 4i9ionía Κοσσαῖοι 190 (13,
c =. 4m pL loaxnvoi 132 (5) Κονᾶδροι 221 (3)
Ἑβραῖοι 172, οἱ καὶ Tov | s not 200 (68) ᾿Κρῆτες 132 (25;
δαῖοι 190 (1), 192 (1),
290 (1) Ἰστροί 80 (27) Κύπριοι 73
"Eóvot 990 (4) Ἰταλία S4 (31), 235 (10) Κυρηναῖοι 209 (8;
Εἰρήνη 204 | Ἰουδαῖοι s. Ἑβραῖοι Κυρτανοί 8 (43'
Ἑλλανικοί 132 (7) ᾿ Ἰχϑυοφάγοι 132 (6), 207 | Κωλοί 80 (τ)
Ἑλλάς 5,8 Ἴωνες 60, 208 (1), 213
“ ? 3 ,
Ἕλληνες 60, 80 (25), 821 Ἰωνία s. Inseln
(4), 208, 211, οἱ xal,
“άχωνες 208 (5)
Δαιῖνοι οἱ xal Ῥωμαῖοι
Ἄχαῖοι 200 (38) | Mason) 1 80 (88), οἷς χρῶνται
ade 160. M (12) 1 Καισαρηνσεῖς 218 (3) | 'P. S2 (2), 5. Ῥωμαῖοι
Ἐλυμαΐς 194 (9) Καλαβροί 80 (3L, 210 (6) | Λίβυες 113, 132 (10),
Ἑρμαῖοι 185 ‚ Kallaızoi zn (5) πρῶτοι xal δεύτεροι
Ἑρμόνδονυλοι 221 (5) ‚ Ἀαμηλία 101 (19) 20 (20) D
Ἐρραῖοι 80 (4) | Kaunavoi 215 (4) Außen 143, 235 (4), A.
Ἐρυϑρά 141 Kannadoxes ὅτ, 80 (10, | ἑτέρα 146
Eratoı 200 (34) , m (53), 232 | Alyvgeg SO (26), 200 (ih
Erdaluov 8. "Aoafec, Ἀ- | Kannadoxia *À (5), 235. Aovydovvol 220 (1)
oaBla | Br) 4ovxavol 215 (7)
Eo ὠπη 240 ı Κάρες 132 (12), 200 (Ὁ) | Avydoria 8. Muydoria
Καρία 151 (21) ; Avyıorıvoi S0 (36)
Ἠπειρώτης 84 (29: | Καρμήλιοι 1:9 | Avdia 151 (22)
Κάσπιοι 200 (35) Δύδιοι 111, 161 (Ὁ)
“υχάονες 200 (69)
Avzla 151 (20)
Δύχιοι 115, 132 (20), A
(6)
Θεσσαλία S4 (21) . Kedgovanoı 152, 100 (15)
Θεσσαλοί 61, 200 (40) Kerteioı s. Γάλλοι
OnBeis 142 vgl. 200 (16) Δελτίβηρες 80 (37)
Bovoxnvn 84 (34) ‚ Keitloves 200 (25)
Indices. 279
“υσιτανία 84 (35) i Mvala 151 (16) Σαλαμοσηνοί 200 (29)
Avcıravıoı 80(44), 219 (1) Μυσοί 132 (14), 200 (46) Σαμαρεῖται 127
“υχνίτις ἡ 84 (31) | Xaucooato, 200 (43)
“ωχρίς 84 (22) Ναρβουδήσιοι s. Γάλλοι | Σαμίται (?) οἱ πρὸς avu-
Νασαμόνες 145, 216 (5) τολάς 170 8. Σαρμάται
Meyaedol 1% (9) | Νασαμωνίδες 132 (32) |Σάνιγγες 8. Σαῦνοι
Maycoraı 132 (29) ᾿Νεβλ ηνοί 216 (1) Σαραχηνοί 200 (31)
Mayoı 200 (33) ' Νομάδες 139 (19) Σαρμάται 66, 80 (16),
Μαδιὰμ μιχρά 231 | Νούμιδες 132 (80), 216 (3)| 200 (51), 222 s. Σα-
Madınvaroı 207, πρῶτοι | Nweıxol 200 (57) ulraı
200 (15), δεύτεροι 200 . Σαρματίς 84 (13)
(19, οἱ μείζονες 230 — Ozzuxot 80 (32) Σαῦνοι 200 (63), οἱ λε-
Matixeg 200 (21) ᾿ Ὠρϑωσιασταί 125 γόμενοι Σάνιγγες 233
αιῶται SO (18) | Οὐαχχαῖοι RO (45) Σαυρομάται 80 (17)
Mawrıg 84 (11) ᾿Οὐεννοί 80 (28) Zıxavol 220 (3)
Mazxaı 145 | Σιχελοί τὸ
ιαχάριοι 132 (31) | Παίονες 190 (4) s. Παν- | Zıxnvol 215 (3)
Maxedöves 04, 80 (24),| vörıoı Σχύίϑαι 200 (60)
200 (42) Παμφυλία 151 (14) Σκχύϑες 80 (19), 232
Muxedovla S4 (18), 235 | Παμφύλιοι 112 Σχυϑία 84 (16), 235 (2)
(12) Πάμφυλοι 132 (22), 135 (41)
Maxovec 132 (17) | (3), 209 (7) ᾿Σπανογαλία 84 (39)
Maxovaxoi 200 (14) ; Davvörıoı οἱ xal Παί- ᾿Σπάνοι 82 (3), οἱ xai
Μαριανδηνοί 80, (12), 133] ove; 200 (55) Τυρρηνοί 200 (10), οἱ
(21) Πάρϑοι 190 (10), 204 χαὶ Τυρρηναῖοι, χα-
Mapxöuavoı 221 (1) Παφλαγόνες 50 (11), 200| λούμενοι Ταραχωνγή-
Μαρμαρίδες 132 (11) (—) ouo. 219
Μαρμαρίς 144 Παφλαγονία 84 (2) Σποράδες 200 (24)
Ἡασσυρίς 148 Πελοπόννησος 84 (27) | Συρία 136, 18H, 196 s.
Μαυριτανία 140) ᾿ Πέρσαι 164, 190 (2), 192) Kounovola
Μαῦροι 200 (13), 218 (2), 200 (11), 204 Σύροι 200 (47)
Μαυρούσιοι 132 (27) . Περσίς 47, 194 (1), 195 | Συρτίς 145
MeoaAla 84 (36) ' Πισίδες 200 (6)
Μεσοποταμία 191$(7) Πισιδηνοί 132 (21) Taßapnvol 80 (13)
Meoonorauitaı 206 Πισιδία 151 (15) | Taynvol 132 (4)
Μηδία 49, 50, 79, 83, 84, Ποντικοί 200 (1) | T«igvol 200 (27)
(1), 90, 197 | Taıvol 226, 225
Μῆδοι 59, 80 (1), N2 (5), Ῥόδιοι 6 Ταραχωννήσιοι s. Σπά-
100 (3), 192 (3), 200 (8): Ῥωμαῖοι ot xal Λατῖνοι] νοι
204 72, P. οἱ καὶ A. καὶ Ταράμαντες vi ἐξώτεροι
MoAxyle 84 (20) ᾿ς Κιτιαῖοι 200 (62), 215,| 200 (22), οἱ ἐσώτεροι
Moooovvol 132 (23) . 8. Aativoi | 200 (26)
Moocoviauoi 2189 (1) ᾿ Ταρσεῖς s. Κίλικες
Mooovvoızoı 80 (15) Σαῖοι 210) (4) Ταυριανή 84 (14)
Moovvoi 132 (15), 190. Σαχχηνοί 228 | Tatgıoı 80 (20)
Μυγδονία 151 (17) ᾿Σαλαϑιαῖοι 1.1 ᾿ Ταυταμαῖοι 145
n»
280 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Τελμισός ὯΝ A Tvoorvo(80(34)s. Zrd vo: Φρύγιοι 200 (—)
Tıyyıravol 21 Φυγάδες 114, 132 (16)
Τοῦσχοι 215 (1) ‚Yoxavla 104 (8) — dod 235 (5)
Τριπολῖται 124 Yoxarıoı 181, 190 (1)
Τρωγλοδύται 96, 132 (2), Φερεζαῖοι 128, 200 (32) | ᾿ Χαλδαῖοι 162, 192 (4),
207 | Φοίνικες 97, 116, 132 | 200 (5), 206
Τρωάς 151 (23) (9), 135 (1), 200 (45) | Χάλυβες 80 (14)
Τρῶες 209 (3) ! Φοινίχη 194 (14) : Χαναναῖοι 118, 200 (28)
Τυρηνοί s. Ἴβηρες Φρύγες 130 (4) Χετταῖοι 200 (30)
Τιρρηναῖοι 8. Znavoı ἰ Φρυγίᾳ 151 (18), ἡ ἀρ-
Τυρρήνιοι 77 ες χαία 151 (26) Ψυλλίται 132 (13)
B. Inseln.
᾿Ανδρος 210 (1) K£oxvoa 88 (10) . ηνίς 153 (0)
Ἡστυπάλια 153 (15) Κεφαληνία 88 (8) ᾿ Νάξος 210 (4)
- Κέως 8. Kalog Nnoea 210 (9)
ὶ 86
βρεττανικο | Kyldog 153 (23) | Νίσυρος 153 (24)
Γαλάτη 153 (9), 217 (5) Κόρσιχα 217 (2) 1 Ε
Γαῦλος 153 (3) . Κόρσυλα 153 (1) Pnvaia 8. Νήρεα
Γαυλορίδη 153 (12) ! Κοῦρος 210 (6) ' Ῥόδος 88 (3), 212 (7)
Γίρβα 217 (3) | Κρήτη 153 (11), 212 (2) | Σαμοϑράκη 212.(12)
Togovvn 153 (10) | Κυϑήρα 88 (6) Σάμος 153 (21), 212 (6)
Δῆλος 210 (7) | Κυχλάδες 88 (11), 8 800) s. Städte
Εὔβοια 88 (2), 212 (1),, (9) Σαρδανία 217 (1)
213, 235 (8) Κύπρος 153 (26), 212 (4): Σαρδανίς 153 (8)
me Κύρνος 210 (10) , Σικελία 88 (1), 212 (3j
orc 153 (13) | Köog 153 (22), 9312 (b) | Xigvoc 210 (8)
Ἴασος 153 (20) | Δαπάδου σα 153 (2) ᾿Σποράδες ig 211
Ἰϑάκη 88 (9) ' Δέσβος 88 (5), 153 (17), : Tavgravig 153 (7)
Ἴμβρος 153 (19) 212 (11) Tevedog 153 »
Ἰωνία 88 (12) | Anuvos 212 (10) | Τῆνος 210 (2
Kalws 210 (5) , Μαραϑών 210 (11) Τήω 210 a
Καρίαϑος 153 (14) Meyloın 153 (25) | ios 88 (4), 153 (16), 212
Κέρχινα 153 (5), 217 (4)! Μελίτη 153 (4) (8), 235 (11), s. Städte.
C. Flüsse, Seen und Meere.
Adgıaxöv πέλαγος 84(32) Βαίτης 237 (36) | Βρύμανϑος 237 (9)
Αἰσωπός 23: (11) : Βορυσϑένης 237 (15) "Eontquij ϑάλασσα 156
“Aivc 237 (10) | Εὔηνος 237 (27)
Aryeıöc 237 (16) ᾿Τηών 51, 140, 156, 239 - : Εὐρώτας 237 (18)
Ἄξιος 237 (20) 5: Δεῖλος ! Εὐφράτης 52, 337 (4),
Ἀρσινόη s. Städte Ἔβρων 237 (23) | 239
ἀχελῷος 237 (25) Ἐρασῖνος 237 (13) |
Βαίος 237 (39) "Eov99à ϑάλασσα 188, 231° Ἠριδανός 237 (38)
Indices. 281
Θερμώδων 237 (12) χαλούμενος Γηών 237 Σιμόεις 237 (30)
Θούβηρος, ὁ νῦν χαλού- (2), 239 Σχάμανδρος 237 (31)
μενος Τιβέρης 237 (40) | Νεκρὰ ϑάλασσα 239 Σπερχιὸς 237 (28)
Ἰνδός, ὁ χαλούμενος di Ὀρέντης 237 (22) Σερυμῶν 231 (δ
σών 237 (1) Παρϑένιος 237 (33) venis AERO
Ἰορδάνης 237 (5), 239 Πινειός 237 (26) Τάναις 83, 237 (1)
Ἰσμηνός 237 (8) . Πόντος 233, 240 Ταῦρος 237 (17)
Ἴστρος 237 (34) ‚Norauig s. Tavaıs Tıßeons 5. Θούβηρος
Iloaoi« ϑάλασσα 239 Τίγρις 90, 90, 237 (3), 239
Kávatooc 251 (29) Πύραμος 237 (21) Ὕσσου λιμήν 233
Κιφησός 237 (6) Peios 237 (M4) — ᾿Φάσις 233
Μέγας ποταμός 235 (4) | Ῥῆνος 237 (35) Φισών 52, 239 8. Ἰνδός
Mvgraiov πέλαγος 200 | Ῥόδανος 237 (37) | ἰῶὠχεανὸς ἑσπέριος 79
Νεῖλος 51, 140, 156, ó Σαγγάριος 237 (24) | » νοτιαῖος 133
D. Berge, Vorgebirge und Pässe.
ἤιτλας 235 (4) ᾿ Κιϑαιρών 235 (6) Ὄλυμπος 235 (12)
Ἑλικών 235 (7) | Aißavos 235 (1) Παρϑένιον 235 (8)
Ἡραχλεῖαι στῆλαι 149,: Avxdßavrog 235 (10) ἱ Παρνασός 235 (5)
HoaxAsotixal or. 24) | Μαστουσία 83 Πίνιον 235 (11)
"Itoóv 240 Miuez s. Πίνιον Σινᾶ s. Ναυσαῖον
Κάσπιαι πύλαι 229 | Navoatov 235 (0) Ταῦρος 235 (3)
Καύχασος 235 (2)
E. Städte und Stüdtebewohner.
᾿Ιϑῆναι τῷ ᾿Ἡλιούπολις ἡ ἔσω 191 Ῥινοχόρουρα 47, 48, 130,
"λεξανδρεία ἡ Φαρίτις Θῆβαι 16 ! 130, 188, 191, 195, 196
M Θ 200 (16 "rau T5
Auıoos ἐλευϑέρα 214(16) , ἡβαῖοι (16) Zaitaı “Ὁ
Ἀρσινόη Ἰνδική 188 ‚Iaoog 8. Inseln Σάμος 214 (6) 8. Inseln
ἜΝ » 000 ἴλιον 83 Σεβαστόπολις 233
Aypeoov λή 233
ψάρου παρεμβολή ᾿Ἰωνίδες πόλεις ις 218 Σιδώνιοι 76
Βηρυτός 235 (1) ᾿Κλαζόμεναι 214 (1) Σμύρνα 214 (11)
Βύβλος 235 (1) Kviöos s. Inseln
: n . Ταρσεῖς 200 (49)
Βυζάντιον 214 (13) | Κολοφών 214 (8) Tos 91 4 (ἢ
Γάδειρα 48, 49, 88, 130, “ἐπτις 146 Τραπεζοὺς 234
136, 149, 196, 197, 240 ᾿Δίαραϑών 8. Inseln Φ a 914 (:
διοσχο 940 ᾿Μιτυλήνη 214 (2) ὠχαία 214 (3)
v
“ eis Πέρινϑος 214 (12)
Ἐρυϑραί 214 (5) ‚Iövros 214 (15) | Χαλχηδὼν 214 (14), 240
Ἔφεσος 214 (10) Πριήνη 214 (4) | Yiog 214 (9) s. Inseln
282
A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
II. Biblische Namen.
‚Ausgenoinmen: Noe, Sem, Cham und Japheth.)
᾿Αβιμεήλ 181
Aßpadu 174
"dau 23, 24. 35. 42, 43 | Θωβέλ 61
AIR 180
᾿Ιματϑῆ 129
ἩἨμορραῖος 121
Ἡνσενναῖος 125
nddıoc 126
"Modul 165, 166
Ἡράμ Il 178
᾿ρουχαῖος 124
᾿Ιρφαξάδ 37, 38, 162, 170
"looro 161
᾿Ισχανάϑ 66
Γαϑέρ 168
Täueo 57, 65
Γεβάλ 183
Γεργεσσαῖο: 122
Jexrau 18?
"Eso 40, 41, 172, 173
Ἐβραῖοι 14 s. Index A
Ἐλάμ 160
Ἐλισσά τὸ
Ἐλμωδάδ 176
Erw: 25, 26
Ἐνώχ 29, 30
Ἐρισφάν 0i
Ev«ios 123
Eveal 186
ηλάτ 100
γήνωρ τ)
“λεξανδρο: 1l.
Αὔγονστο: 18
| Muywy 58
‚ Madcı 59
᾿αϑουσάλα 30, 31
Meoroceiu 95, 110, 111
Θαυσεῖς τὶ
| Νεβρώδ 54, 108, 100
Θήρας 63
! Νεφϑαλείμ 114
: Πάσχα 8
Πατροσονιείμ 115
Ῥαγουήλ 231
Peyud 102, 105
| Θωργαμά 08
| Ἰάρεδ 98, 99
Ἰδουράμ 179 ᾿
Ἰεχτάν 175, 176, 190 Σαβά 99
'’Jovdad 107 ! Zagát 184
Jovéaía φυλή τ ᾿Σάβατον 106
‚ lovng 185 , Zara 39, 40
[ Ἰσραήλ (σπέρμα) W ' Σαλαϑιήλ 171, 122
᾿Ἰωϑώρ 231 Σαλέφ 177
| Ivovar 60, 69 | Σαμαρεία 15
i Καϊνάν | 20, 21 ; Zauoooaito; 127
| Kaiva» 11 38, 39, 170, Σεβαχαϑάϑ 101
171 Σεχατϑά 103
279 24, 25
Σιδών 119
Τενιείμι 112
Φάλεγ 41, 174, 110}
Φερεζαῖος 138
Φοίδ᾽, 96
Bord Tl 164
! Φυλιστιείμ 116
Χαναάν 97, 118, 1^
Χαταίν 64
Χετταῖος 120
| Xotc δά, 94, 98, 10^
Χριστός 20
ἸΩσχαιούλ 10:
Καφϑοριείμ 117
Κίτιοι τῷ
Aafieiu 113
Λάμεχ 31, 32
' “οὐδ 163
Avdısiu 111
Διαλελεήλ 27, 28
Μοσὸχ 162
Mooöy II 160
Mwöüon: 8, 230, 231
Ill. Antike Namen.
Ἴφιτος. 10
Kaduos 16
Κῦρος 9
εἰ Maxedöve: 1:
' Πέρσαι 9
ı Ῥωμαῖοι 18
IV. Namen- und Sachregister.
'Die Zahlen bezeichnen die Seiten der Abhandlung.)
Aethicus 9. Ethicus
Africanus 8. S. Iulius Afr.
Alexander s. Severus
Abulpharag 5. Barhebraeus
Ara diokletianische. bei Annianos
111
Indices. 983
Ananias Schirakatzi 3 Anm. 1 ! 195 Anm. 1, 212Anm.1, 224 Anm.]1,
Andreas, 3 Anm. 1, 134, 293, Taf. V | 232, 233 Anm. 1, 234, Taf. V
Annianos 154, 170 ff, Taf. V; Oster- Chronicon Alexandrinum, Bezeich-
cyklus d. A. 171, 172; A. benutzt nung für den Barbarus 26 ff
Africanus 171, Hippolytos 171, | Chronicon Anonymi Bezeichnung für
das Buch der Jubiläen 224 Anm.1, Matr. 121: 4, 5
234; wird citiert: in der Oster- ı Chronik von 334 (lib. gen. II) 23, 24,
chronik 191 Anm. 2, bei Mar-Mi- 134, 142 À nm., 144, 156, 169, Taf. V
chael 223 u. Anm. 1 und bei Bar- Chroniken alexandrinische, die von
hebraeus 226. A. Quelle des Barb.
171, d. Osterchronik 26, 100 Anm.
2, des Synk. 26, 224 Anın.1, des .
Oros. und anderer Chroniken 1:4, .
175, 232, gemeins. Quelle d. Synk.
und Barh. 227.
tung d. A. 171
Spätere Bearbei-
Hipp. abhängen, 172, 174, 183, 210,
220, 227, 233 Anm. 1; aus der Zeit
vor 412 n. Chr. 210, 211, 215, 232,
233, 234; aus der Zeit nach 412
n. Chr. s. Annianos, Barbarus, Pa-
nodoros, Pap. Golenistev, (Vorlage
der) Osterchronik, (des) Synkellos,
Anonymus, vor Malalas 194 Anm. 2,
196ff, 199 Anm., 208, 220; Be-
zeichnung für Matr. 121: 4, 5;
Bezeichnung für d. Barbarus 166
Anm.1; Anonymus Ravennas 234;
s. auch Osterchronik, Papyrus Go-
(des) Eutychios
Chronicon paschale s. Osterchronik
Chronograph a. d. 10. Jahre d. An-
toninus 144
Chronograph v. 354: 22, 25, 142 Anm,,
144 u. Anm. 2, 134, 157, Taf. V
leni&cev Chronographen bei Epiphanios citiert
Arnobius d. Jüngere 23, 4; Anm., : 5. Epiph.
169 Anm. Χρονογραφεῖον σύντομον 142 Anm.
1, 174, 232, Taf. V
Xoovoyoagía σύντομος 8. Nikephoros
Χρονογραφιχὸν σύντομον s. Nike-
phoros
Clemens v. Alexandrien 152, 209,
235 Anm. 1, 242
Codices s. auch das Verzeichnis der
Sigla und lib. gen. I
Berolinensis d. lib. gen. I: 25,
33, 10
Cavensis d. lib. gen. I: 25
Fuxensis d. Hieronymus 174, 232,
Taf. V
Londiniensis d. lib. gen. 1: 25
Matritensis Graec. No. 22: 6
Matritensis Graec. No. 71: 4, S,
13 ff, 15 Anm. 2
Matritensis Graec. No. 72: 6
Matritensis Graec. No. St: 17 ff,
20 Anm., 121ff
Matritensis Graec.
Barbarus 1, 3, 22, 388, 133, 137, |
155, 160, 166 Anm., 100 ff, 190, '
199 Anm., 213ff, 229, 235, Taf. V; |
Georg. Amb., Victor Turon. an- |
gebliche Verf. 155, Abfassungszeit
170; benutzt eine alex. Chronik |
(Annianos?) 19, 25, 142 ff,
147 ff, 172; dieselbe wie der Oster- |
chronist 180, 181, 159 Anm., 188, |
189, neben Hipp. liegt beim Barb. |
noch eine zweite Quelle vor 38 |
Anm., 42 Anm, 134, 148ff; be- |
|
|
|
93,
nutzt eine ravennat. Fastenchronik
148, 170, 171;
B. 148, 170
Barhebraeus 212 Anm. 1, 213Anm.
1, 223, 226 1f, Taf. V
Berossos 152 Anm. ?
Buch Henoch 223 i
Buch der Jubiläen 151 Anm. 9, 165, |
die Kaiserliste d.
"No. 85: 6
284 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
Codices Diamerismos 16ff, 18, 19, 20, 21, 44ff,
Matritensis Graec. No. 120: 3 135, 162 ff, 239 ff, Taf. V; jüdisch-
Anm. 1 hellenist. Bearbeit. d. D. 49 Anm,
Matritensis Graec. No. 121: 1, 54 Anm., 68 Anm., 151 Anm. 2, 152,
3 1f, 26 ff, Rest einer umfang- Anm. 2, 163, 164, s. Buch d. Jubil.
reicheren Hs. 12ff, Eintra- Josephus, Kleodemus, Malchus;
gungen des K.Laskarisim Matr. antiochenische Bearb. d. D. 194
121: 6, 11, 13, 14, 16, andere Anm. 1, 212ff, s. Eustathios, Jo-
Zusülze 128 Anm., Ankauf in hannes Antioch, Mar-Michael,
. Messina 14, 15, Datierung 4 Synkellos, Zwischenquelle
Matritensis Lat. A 16. d. lib. gen.
I: 19, 25 éxAoyal ἱστοριῶν 195, 208 Anm. 1,
Oxoniensis d. Malalas 194 Anm. 232 Anm. 1
2, 196 ff Eclogarius Casauboni 175, 232
Parisinus Graec. No. 854: 48 | ἐχλογὴ ἱστοριῶν 175, 203 Anm., 233,
Anm. 175, 195, Taf. V Taf. V
Parisinus Graec. No. 1711: 195 | Epiphanios von Kypros 65 Anm., 151
Parisinus Graec. No. 1712: 183 Anm. 2, 154, 163 ff, 174 Anm., 196
Anm., 220 ff, Taf. V Anm., 233 u. Anm. 1, 234, 241,
Parisinus Graec. No. 2600: 175, Taf. V; ἀγχυρωτός, Abfassungszeit
232, Taf. V d. 163, 166, 177, 178, 184; χατὰ
Parisinus Graec. suppl. No. 682: | aío., Abfassungszeit von 163, 166,
161 Anm. 1, 212, 215 ff, 220 177; Benutzung einer Chronik bei
Parisinus Lat. 4871: 87 Anm. E. 165 ff; Benutzung d. E.: bei Eu-
Parisinus Lat. 4884: 22, 170 | tychios nicht ben. 173 ff, aber im
Parisinus d. Fredegar 25 lib. gen.1: 57 Anm., 65 Anm., 166; in
Parisinus d. lib. gen. 1: 25 | der Osterchronik 176 f, 194 Anm.
Philippsianus d. lib. gen. I: ?5 1; in der kürzenden Zwischen-
Regius s. Fuxensis des Hieron. quelle 196 Anm.
Romanus d. lliasscholien 4, 8, | Ethicus Ister 233 Anm. 2
13 Anm. 1, 14, 15 Anm. 2 Euagrios, Kirchengesch. d. 222
Sangallensis d. lib. gen. I: 25 , Eusebios Pamph. 152, 154, 161 Anm,,
Vaticanus No. 1941: 20, 8? Anm,, | 165 Anm. 1, 171, 174, 175, 223, 227,
114 Anm,, 175, 185, 187 Anm. 1 | 235, 237, 242
Vindobonensis d. lib. gen. II: 25 | Eustathios v. Antiochien 209 ff, Taf.
Ι
|
|
Vindobonensis phil. No.171: 17 ff, V; Quellen d. Eust. 209; benutzt
29 Anm., 121 ff eine ültere (vor Panodoros-Annia-
Vindobonensis theol. No. 153: nos entstandene) alexandrinische
135 ff Chronik 210 ff, 223 Anm. 1, 231
Anm. 1, 233 Anm. 1, 234; eine an-
tiochenische Chronik 212 ff, 231
Anm. 1; Josephus 209 ff
Eutychios v. Alexandrien 173 ff,
Taf. V
David, Übersetzer d. Mar- Michael | Exodus von Hipp. eitiert 118 Anm.
) 923 Anm. | Exordium Taf. V
zeichnung für Matr. 121: 5
Computus des Nikephoros 16, Taf. 1I;
Compendium chronologicum als Be-
im Vind. theol. No. 153: 135, 136 |
Indices.
Fasten v. Ravenna s. Barbarus
Fredegar 23, 25, 31 Anm., 156, 157
|
Genesis von Hipp. citiert 54 Anm,,
68 Anm., 184, s. Septuaginta
Genealogia als Bezeichnung f. Matr.
121: 5
Georgios Monachos (Hamartolos) 48
Anm. 194 Anm. 2, 195, 208, 290, |
Taf. V
Georgios d. Synkellos 2, 25, 26, 85
Anm., 198 Anm., 166 Anm. 1, 191, |
212, 213 ff, 232, 233 Anm.; benutzt |
eine alex. Chronik 170 ff, 172, 181 |
Anm., 184 Anm., 211; Panodoros
191, Taf. V; eine antioch. Chronik
191 Anm. 3, 216 ff, 218, 219, 220,
227, sein Diamerismos besteht
aus zwei Teilen 191, 195; citiert
Hipp. 191 Anm. 2, Prokopios 194
Ànm. 1
Gregorios Abulpharag s. Barhebraeus |
|
Henoch s. Buch H.
Hilarianus 167 |
Hippolytos v. Rom. Verbannung u.
Tod 144 ff; kirchliche Stellung 153,
154; Schriftenverzeichnis 140, 141,
142; Chronik im Matr. 121: 16, ;
20ff, 26 ff, 132 f; Inhaltsverzeichnis
d. Chr. 27 Anm., 28 Anm,, 31 Anm, |
32 Anm. 129 Anm, 157 Anm.2;
Proómium d.Chr.1 Anm.1, 27 Anm,, |
32 Anm., 33 Anm., 34 Anm., 36
Anm., 149, 156, 160; Abfassungs- '
zeit d. Chr. 18, 25, 97, 134, 142,
143; Inhalt u. Umfang d. Chr. 26tt,
147 ff, 239 ff; zweimalige Ausgabe |
d. Chr. 141 Anm. 2, 145, 147; Oro-
sius, Origenes angebl. Verf. d. Chr. :
8 dort; Papstverzeichnis d. Chr.
32 Anm., 144 Anm. 2, 156: Deur-
teilung d. Chr. 150 ff, 236 ff, 241 ff;
Hipp. benutzt in der Chr.: Afri-
canus 143, 151 Anm. 1, einen äl- |
teren Diamerismos 54 Anm., 10],
285
165, 236, 239, den Stadiasmos 152,
Ptolemäus 104 Anm., 189 ff, 240,
Clemens v. Alex. 152. Armenische
Übersetzung d. Chr. 3, 134, 183
Anm., 2281f, Taf. V. Lateinische
Übersetzungen s. lib. gen. 1 und
1, Hipp. χατὰ πασῶν atoé-
σεων 20 Anm. 1, 25, 152 Anm. 3.
Abfassungszeit 145 ff. Die Chro-
nik in x. ao. aio. benutzt 31, 41
Anm., 42 Anm., 50 Anm., 122 Anm.,
141, 145, 150 Anm.], 152 Anm,
158 ff, Josephus benutzt 161, exe-
get. Schriften benutzt 40 Anm., 49
Anm., 142 Anm,, 153 Anm.,158, 161,
antike Compendien benutzt 122
Anm., 150 Anm.1, 241, Irenaeus be-
nutzt 241; Hipp. ἀπόδειξις xoó».
vo? Πάσχα 141, 179 Anm. 2; Oster-
tafel d. H.140, 143,140. Benutzung
d. Hippolytos s. Annianos, Barba-
rus, Eutychios, usw. Taf. V
Hyginus 238
Jacobus, Kindheitsevang. d. J. 155
Johannes Antiochenus 48 Anm., 212 ff,
215 ff, 227, 234, Taf. V
Johannes Malalas 195, 215 Anm. 1
Johannes s. Zonaras
Josephus Flavius 151 Anm.2, 161
Anm., 203 Anm., benutzt von Eu-
stathios 209, Hipp. 161, Symeon
Logothetes und Theodosios 232
Anm. 1, 234, Taf. V
losepos ὕπομν. βιβλ. 136, 137, 152,
203 Anm., 234, 236 Anm. 1
Iriarte 3 Anm.2, 4, 5, 6, 7, 9, 11
Anm.?, 12, 15ff, ?0Anm.3, 44
Anm., 121 Anm., 125 Anm,, 254 ff
Ischók, Übersetzer d. Mar-Michael
222, 223 Anm., Taf. V
Jubiläen s. Buch d. J.
S. Julius Africanus, Chronik d. Afr.
45 Anm., 143, 149 Anm., 151 Anm,,
152, 158, 159 Anm., 160, 163, 165,
170, 171, 191 Anm. 1, 199 Anm,
986 A. Bauer, Chronik des Hippolytos.
209, 236, 237, Taf. V. Keorol d. 1 setzung d. Hipp. 3, 25 ff, 133 #,
Afr. 238 142 ff, 147, 150, Taf. V
Justus v. Tiberias 209, 210 ' Liberianus s. Hipp. Papstkatalog
Liste der 72 Völker, bei Hipp. 100,
136 ff; beim Osterchronisten 180 ff,
8. Iosepos, Pseudo-Pollux
Kedrenos 48 Anm., 183 Anm., 220,
221 ff, Taf. V |
Kleodemos 151 Anm. 2
Kosmas Indikopleustes 183 Anm. 1, | Malchus 151 Anm. 2
234, 235 | Manetho 152 Anm. 2
Mar-Michael v. Antiochien 212 Anm.
Laskaris, Janus 8 Anm. 2, 15 Anm. 1,
Johannes (?) 9 Anm. 2, Konstan-
tinos 6; Hand d. K. L. 7, 14, 15
Anm.1, Taf. I. Bibliothek d. K. L.
7 ff, 8 Anm. 2, 9 Anm. 2, 121 Anm.;
Eintragungen d. K. L. in Matr.
121: 10ff, 11 Ànm. 2, 16, 51 Anm,
53 Anm, 64 Anm, 80 Anm, 98
Anm., 100 Anm., 108 Anm., 976
Latereuli Alexandrini 29 Anm., 109
Anm. 113 Anm, 122 Anm, 124
Anm., 152 Anm., 238
|
Leon Grammatikos 195, 197 ff
Liber genealogus a. 427: 28 ff; Hess.
d. lib. geneal. 55 Anm., 167 ff; be-
nutzt d. lib. gen. lI 79, 168 ff, 234, |
Taf. V, die Onomastica sacra 51
Anm. 107 Anm. 2, vgl. 123 Anu,,
234
Liber generationis I: 1, 2, 19, 20
Anm.], 21, 154, 157, 166 Anm,
220; Abfassungszeit 23, 167; Über- |
setzung d. Hipp. 3, 25ff 13314,
1423 ff, 147, 150, 188 Anm. 2, 189
Anm. 1, Taf. V; benutzt Epiphan.
97 Anm., 65 Anm., 160, 10; Anm.
1; Berolinensis d. l. g. I s. Codi-
ces, Berol.; die Hss. GC des l. g. I. |
25, 15; und Aum. auf S. 29, 31,
43, 51, 53, 57, 61, 65, 67, 73, 75,
82, 83, 90, 91, 97, 101, 111, 113;
Redaction des lib. gen. I mittels
d. Bibel s. Septuaginta
Liber generationis II: 1, 2, 3, 19,
20 Anm. 1, 21, 137, 142 Anm., 154,
157, 168; Abfassungszeit 22; Über-
1, 222, 2238, 227, 233 Anm. 1,
Taf. V
Miranda, Grafen von, 5, 7 Anm.2, 9
Moses v. Khorni 3 Anm. 1, 227
Nikephoros, Patr. v. Konstantinopel;
sein xXoovoyo. ovvt. 16, 17, 19
Anm. 1, 20, Taf. II
Origenes 19, 156, 212
Origo generis humani 167 Anm. 2
Orosius 37, 156, 174, 232, 233 Anm. 2,
Taf. V
Osterchronik 2, 19, 25, 26, 48 Anm.,
δῦ Anm., 112 Anm., 119 Anm., 120
Anm., 136, 166 Anm.1, 213 ff, 220,
232, 233 Anm. 1, 234. Textge-
schichte d. O.: Vaticanus d. O. s.
Codices, Vat.; zwei angebl. Aus-
gaben 179 Anm. 1; Textverunstal-
tungen d. O. 175, 179 ff, 182, 184,
185, 186; Verfasser d. O. 175; ci-
tiert Hipp. 179 Anm. 2, Epiphanios
176, 177 Anm.; benutzt Epiph. 166,
176 ff, 196 Anm.; die pseudoclem.
Homilien 178, 184, 234 Anm. 1;
eine alex. Chronik 171, 172, 173,
180 ff, 182 Anm., 186, 158, 189, 193
Anm. 211, Taf. V; Annianos (?)
172, 190 Anm. 2; eine antioch.
Chronik 212 Anm. 1; Redactor d.
Osterchr. 179, 181, 185, 186, 187,
188, 190; illustr. Prophetenkat. d.
O. 183 Anm. 1, 235 u. Anm. 1; Kli-
matentafel d. O. 104 Anm., 189 ff,
240
Indices.
Panodoros 26, 154, 170 ff, 174, 232,
Taf. V, s. Annianos
Papyrus s. Laterculi Alexandrini
Papyrus Golenistev 1 Anm. 1, 22
Anm. 1, 80 Anm, 81 Anm, 139,
172, 173, 183 Anm. 1, 232, 235,
Taf. V; benutzt Hipp. 173
Papyrus Oxyrrhynchos No. XII: 238
Pergamos v. Pamphylien 161 Anm. 1
Philosophumena s. Hippolytos xat.
πασ. cip.
Pollux s. Pseudo-Pollux
Prokopios 194 Anm. 1, 221, 222, 234
Anm. ]1
Pseudo-clement. Homilien 65 Anm,,
234 Anm. 1, s. Osterchronik
Pseudo-Ethicus 233 Anm. 2
Pseudo-Hippolytos 2
Pseudo-Pollux 48 Anm, 137, 196,
208, 220, Taf. V; benutzt Josephus
23
Pseudo-Scymnos 36 Aum., 236 Anm.1
Pseudo-Symeon (Paris 1712) 220 ff.
Taf. V
Said-ibn-Batrik s. Eutychios
Samuel v. Ani, benutzt Epiph. 57
Anm. 167, 168 Anm. 183 Anm,
223. 227 ff, 234; einen armenischen
Hipp. 228 ff
Septuaginta, Anm. auf S. 42, 43,
48, 49, 50, 68, 69, 70, 71, 72, 73,
86, 88, 90, 92, 103, 118, ferner
8. 154, 164, 165, 171 Anm. 1, 180,
181, 185, 189 Anm. 1, 228, 229, |
230, 231
Sergios Stissos v. Tarent 15 Anm. 1
Severus Alexander, d. 13. Jahr a.
Reg. 144 Anm. 1
287
Stadiasmos 5, 13, 17 Anm. 1, 18#,
20, 21, 27 Anm., 39 Anm., 128 Anm,,
130, 152, 169, 189, 237 u. Anm. 2,
24C, 243 ff, Taf. IV; Abfassungs-
zeit d. St. 18, 27, 244 ff; Verwandt-
schaft mit der ptol. Karte 240,
265 ff; enthält nur in der Vorrede
Christliches 250, Namensformen
250, 251, Sprachliches 252 ff, Über-
lieferung 254 ff ᾿
Symeon Logothetes 195, 20S, 290,
232 Anm. |, Taf. V; benutzt Jo-
sephus 203 Anm., 208 Anm. 1, 233
Συναγωγὴ χρόνων xal ἐτῶν χτλ. als
Bezeichnung f. d. Chron. d. Hipp.
16, 20, 26, 134, 143
Synkellos s. Georgios
Tatian 209, 242
Testament des Noe 195, 208, 209, 219
Theodosios Melitenos 195, 196 ff, 199
Anm., 208, 220, Taf. V; benutzt
Josephus 203, 208 Anm. 1, 232
Anm. 1, 233
Theophilos, Adressat des Proóm. d.
Hipp. 27 Anm., 35 Anm.
Theophilos, Patr. v. Alexandrien 154,
170, 171
Vibius Sequester 124 Anm.
Zonaras Taf. V
Zwischenquelle, von der 5 Chroniken
abhängen 194 ff, 208, 219, 220, 233
Anm.], Taf. V; benutzt Epiph.
196 Anm., 308; Josephus 203 Ann.,
2U8; die antiochen. Chronik 219,
8. Anonymus vor Malalas, Geor-
gios Monachos, Pseudo-Pollux, Sy-
meon Logoth., Theodosios.
S.
Zu
S.
Nachträge und Berichtigungen.
10 Anm. 1. H. Schenkl, dem ich dafür zu danken habe, daß er eine
E-Correctur des Textes mit gelesen hat, belehrt mich, daß die ange
führte Notiz ,sich auf die Grafen Mirandula bei Modena bezieht,
also mit dem Grafen Miranda nichts zu tun hat.
S. 11 Anm. 1 vgl. Correcturnote auf S. 106 zu Hipp. c. 209.
34 Hipp. c. 20 schlägt Schenkl vor, anfangs οἱζα)δὲ φιλομ. zu lam.
44 Anm. zu c. 43. 44, weites Alinea lies «beweist aber» statt «ale.
48 Hipp. c. 47 schlägt Nchenkl vor ἕως ἔσω ἸΙνδιχῇζς in den Text sa
setzen.
51 Amm. zu lib. gen. I. 52 vermutet Schenkl das Verderbnis von ὃ»
cameis zu escammeis und dann escammediis.
71 ὦ. 2 von unten, lies: «weil er c. 97 die Phónikier»
75 Anm. Z. 11 von unten lies «am karth. Meerbusen«
121 letzte Zeile des ersten Alinea lies: «g ist Πήλιον verschrieben dia»
Im griechischen Text sind ein paar Accentfehler bei der Correctur über
sehen worden.
Tafel I.
Cod. Matr. 121, Folio 30 Recto.
Die Hand des K. Laskaris.
(Etwa 4, natürl, Grösse,)
Texte n. Untersuchungen otc, ΝΡ XIV, 1 *
Tafel II.
Cod. Matr. 121, Folio 50 Verso.
Schluss der Chronographie des Nikephoros.
(Oben und unten am Rande die Hand des K. Laskaris,) 4
(Etwa *j, natürl, Grösse.)
*
Tafel III.
Cod. Matr. 121, Folio 51 Recto.
Anfang der Chronik des Hippolytos.
(Unten in der Mitte die Quaternionenbezeichnung des K. Laskaris.) |
(Etwa 4, natürl, Grösse.)
u 4
Tafel IV.
Cod. Matr. 121, Fol. 63 Verso.
Anfang. des Stadiasınus, ^A
(Etwa ᾿ς natürl. Grüsse
Tafel V.
I II V
|
Buch der Jubi-
làen 1. Jhdt.
Josephus
98/4.
[Eine antiochenische)
|
Sext. Jul. [Bearbeitung.)
Afric. 221.
| exandrinische Chroniken. \
Erordium | Eustathios
(Schöne, Eus.I 885.
App. p. 47)
EEE ET Em Ν
Gol. c) Panodoros u. Annianos d) Orosius e)
412. nach 412. 417.
\
—— en Johannes
Zusätze xum 3. Xeevwoye. — 4. 5. Syrer. Paris. 16%,
.d. Hier. σύντομ. aris. suppl.
683, Slaven.)
Zusätze m |
"'Exloyn ἱστορεῶν \ Euseb.
(Paris. 564, Cram. (Paris. 2800, |
an. Paris. II 166 ff.) Paris Ilse
|
v].
N | |
i Synkellos |
e) Pseudo- 780—810. Ä
nach Pollur. | "
d) Theodos. Melit. | v, 4
nach 948. | .
|
Pseudo- Symeon
(Paris. 1712).
|
| |
Kedrenos Mar Michael
11/12. Jhdt. v. Antiochien
1166— 1199.
1. Syr. Ori- 2. Arab. Über- 8. Armenische
gina setzung. Bearbeitungen.
2) Ih TT » Jorusalomn, c) Barhebraeus
Texte u. Untersuch Ausgabe ALIAS,
Verlag der J. C. HiwRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
Patrum apostolicorum opera. Textum ad fidem codicum
et graecorum et latinorum adhibitis praestantissimis editionibus
recensuerunt O. de Gebhardt, A. Harnack, Th. Zahn.
Editio quinta minor. M. 1.60; geb. M. 2 —
Realencyklopädie für protestantische Theologie und
Kirche. Begründet von J. J. Herzog. In dritter, verbesserter
und vermehrter Aufl unter Mitwirkung vieler Theologen und
anderer Gelehrter, hrsg. von Albert Hauck. Sechzehnter
Band: Preger-Riehm. M. 10 —; geb. M. 12—
Rendtorff, F. M: Die Taufe im Urchristentum im Lichte
der neuen Forschungen. Ein kritischer Bericht. M. 1.20
Strack, Hermann L.: Grammatik des Biblisch-Aramaischen
mit den nach Handschriften berichtigten Texten und einem
Wörterbuch. Vierte, sorgfältig verbesserte Auflage. M. 2—;
geb. M. 2.50
Soeben erscheint n sechster Auflage:
Weingartens Zeittafeln
und Überblicke zur Kirchengeschichte.
Sechste Auflage, zum zweiten Male neu bearbeitet von
D. Dr. C. F. Arnold,
Professor an der Universität Breslau.
Lex. 80, (VI, 264 S.) M. 4.80; in Leinen geb. M. 5.80
Vollig umgearbeitet, weist dieser Neudruck ausserordentliche Verbesserungen
auf. Besonders augenfällig ist z. B. in den ältesten Partien die klare Unter-
scheidung abweichender Datierungen durch die Hauptforscher Har-
nack (H), Jülicher (J), Zahn (Z). Die neue Auflage ist ferner u. a. wesent-
lich erweitert durch genealogische Tabellen der wichtigsten Herrscher-
familien und eine kurze Geschichte des evang. Kirchenliedes. So werden
die ,Zeittafeln", die bis auf die neuste Zeit fortgeführt sind, sich als
ausserordentlich zweckmässiges Nachschlagebuch bewähren.
Oedruckt bei August Pries in Leipzig.
Verlag der J. C. Hmrıcas’schen Buchhandlung in Leipzig.
——— Letzte Neuigkeiten
Biblia hebraica. Adjuvantibus professoribus G. Beer, Fr.
Buhl, G. Dalman, S. R. Driver, M. Lóhr, W. Nowack,
I. W. Rothstein, V. Ryssel edidit Rud. Kittel.
Pars I (Genesis-Regum) M. 4 —; geb. M. 5.20
[Der 2. Teil ist im Druck und soll zu gleichem Preise Ostern 1906 fertig vorliegen.]
Daraus in Einzelheften:
1. Genesis, bearbeitet von Rud. Kittel . . . . . . .. . M1—
2. Exodus, bearbeitet von V. Ryssel und R. Kittel.
Leviticus, bearbeitet von V. Ryssel . . . . . .. . . . M. 130
3. Numeri, bearbeitet von V. Ryssel und R. Kittel.
Deuteronomium, bearbeitet von S. R. Driver . . . . . M. 1.30
4. Liber Josuae, bearbeitet von S. R. Driver.
Liber Judicum, bearbeitet von R. Kittel . . . . . . . . M.1—
Z Liber Samuelis, bearbeitet von ΚΕ. Kittel . . . . . . . M. 1—
. Liber Regum, bearbeitet von R. Kittel . . . . . .. . M.1—
Aus Teil II erschienen bereits die Hefte:
. Liber Jesaiae, bearbeitet von Rud. Kittel. . . . . . .. M. ı —
Liber Jeremiae, bearbeitet von I. W. Rothstein . . . . . M. 1.30
9. Ezechiel, bearbeitet von I. W. Rothstein . . . . . . . . N. ı —
10. Duodecim Prophetae bearbeitet von W. Nowack . . . . M.ı —
Bis Ostern 1906 werden noch folgen:
11. Psalmen. 12. Sprüche Hiob. 13. Megilloth. 14. Esra-Nehemia. 15. Chronik.
Bischoff E: Jesus und die Rabbinen. Jesu Bergpredigt
und ,Himmelreich" in ihrer Unabhängigkeit vom Rabbinismus
dargestellt. M. 2.20; geb. M. 3—
Dalman, G.: Grammatik des jüdisch-palästinischen
Aramäisch nach den Idiomen des palästin. Talmud, des Onke-
lostargum und Prophetentargum und der jerusalemischen Tar-
gume. Zweite, vermehrte und vielfach umgearbeitete Auflage.
M. 12 —; geb. M. 13—
Furrer, Konr: Das Leben Jesu Christi. Dritte Auflage.
M 3—; geb. M. 4—
Harnack, Ad: Das Wesen des Christentums. Sechzehn
Vorlesungen von Studenten aller Fakultäten im Wintersemester
1899/1900 an der Universität Berlin gehalten. 52. Tausend.
M. 2 —; kart. M. 2.50; geb. M. 3 —; in Liebhaberband M. 5 —
Herrmann, Johannes: Die Idee der Sühne im Alten Testa-
ment. Eine Untersuchung über Gebrauch und Bedeutung
des Wortes kipper. M. 3.50; geb. M. 4.50
Kleinert, P.: Die Profeten Israels in sozialer Beziehung.
M. 3.50; geb. M. 4.50
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
D — —À — —— — — —M —
DIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Hrsg. v. d. Kirchenvüter-Commission der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften
(Fortsetzung ron der 2. Umschlagseite.)
Ständig wächst die Erkenntnis der grundlegenden Bedeutung
der Epoche, in welcher die Väter der Kirche gewirkt und geschrieben
haben. Wer eine Antwort auf die Frage sucht, wie die Fundamente
unserer Kultur in der Verbindung von Christentum und Antike gelegt
worden sind, wer die Entstehung der katholischen Reichskirche er-
mitteln will wer die Ursprünge der Verfassungsformen, die das
mittelalterliche Europa beherrscht haben, studiert, sieht sich auf die
patristische Literatur gewiesen, und diese Literatur ist auch der
Mutterschoß der Literaturen aller romanischen und germanischen
Völker gewesen.
Die neue Ausgabe der griechischen christlichen Schriftsteller
— zunächst der drei ersten Jahrhunderte — wird demnach den ver-
schiedensten Forschungen dienen können.
Nicht nur die Werke der Väter im kirchlichen Sinne des Wortes,
sondern alle in griechischer Sprache geschriebenen Urkunden des
ältesten Christentums (einschließlich der gnostischen, der zuverlässigen
Märtyreracten usw.) sollen in kritischen, nach einem einheitlichen
Plane gearbeiteten Ausgaben vorgelegt werden. Wo die Originale
nicht mehr vorhanden sind, treten die alten Übersetzungen ein. Die
Ausgaben erhalten außer einem vollständigen Apparat historisch
orientierende Einleitungen und Register und sie sollen sowohl in
philologischer als in historisch-theologischer Hinsicht den Anfor-
derungen entsprechen, die heute mit Recht an solche Veröffent-
liehungen gestellt werden.
Im Druck befinden sich:
Acta Archelai bearbeitet von C. H. BErson, Chicago.
Eusebius. Kirchengeschichte bearb. von Ep. Schwartz, Göttingen. 2. Hälfte
mit Rufins Lateinischer Übersetzg. bearb. v. Tuzopor MoMMSEN (n.
Eusebius. Contra Marcellum. De ecclesiastica theologia. Marcellfrug-
mente bearb. von E. KrosTERMANN, Kiel.
Zunächst sind dann fermer xu erwarten: /
Clemens Alexandrinus. Stromata bearb. von O. StÄatın, München.
Julius Africanus bearbeitet von HEINRICH GELZER, Jena.
Der Umfang dieser monumentalen Ausgabe läßt sich im Voraus nur an-
nähernd berechnen. Ins Auge gefaßt sind etwa 50 (einzeln käufliche) Bände.
Jährlich noch nicht 20 Mark hat die Anschaffung der ganzen Reihe
lisher durchschnittlich beansprucht, ein Betrag, der gewiss auch jeder kleinen
Bibliothek die Subskription möglich macht, um sich die vollständige so wertvolle
Sammlung zu sichern.
Leipzig, November 1905. 4, δ, «:binviie [dde Bucßßandtung.
TEXTE UND UNTERSLCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR vox GEBHARDT uno ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE — VIERZEHNTER BAND HEFT 1
DER GANZEN REIHE XXIX,
$» w
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'scuE BUCHHANDLUNG
1905
JAN TS i5^t«
AOTO3E 9THPIAZX
ΠΡῸΣ TIIN ILAPOENON
‘DE VIBGINITATE)
EINE ECHTE SCHRIFT DES ATHANASIUS
von
Lic. EDUARD FREIHERRN VON DER GOLTZ
PRIVAIDGCENE AN DER UNIVERSITÄT ERREIN
"EY,
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'sene BUCHHANDLUNG
1905
Verlag der J. C. HINRICHS’schen Buchhandlung in Leipzig.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE GRIECHISCHEN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER ERSTEN DREI JABRIUNDERTE
Herausgegeben von O. vox GEBHARDT und Δ, HARNACK.
Inhalt der Neuen Folge Band I—XIII XIV, 3:
Naueste Hefte:
Leipoidt, J., Didymus der Blinde von Alexandria.
III, 148 8. 1905. (NF. XIV, 3} M. 5—
Harnaok, A., Der Vorwurf des Athe 'isinus in den
dreiersten Jahrhunderten. 165. — Schultze, K.,
Das Martyrium des heiligen Abo von Titlis.
41 s. — Augar, F. Die l'rau im römischen
Uhristcnprocess, Ein Mitra; zur Verlul-
zungsgeschichte der christlichen Kirche im
rom. Staat. 32 5, 19u5. /NF. NIII. 4). M. 4.50
Resch, Q., Das Aposteldecret nach seiner ausser-
kanonisehen, extgestalt untersucht. V, 1795,
1865. (NF. XII, M. Bon
Koetschau, P., Zur "Testkritik von Urigenes’
Johannescommentar. 76 8, -- Harnaock, A.,
Analeeta zur ältesten Gescb. d. Christentums
in Kom. 10. δ, — Klostermann. E., Uber des
Didynuis von Alexandrien in epistolas c anoni-
vas enarratio, SN, 1005, (NF, Xlll,2) M. 3 —
Schermann, Th. Die Geschichte der dopma-
tischen Flerilegi-n vom V.--VIII. Jalirhun-
dert. VI, 1048. 1904, NF. XIII, αὖ M. 3,20
Achelis, H., Hippolytstudien. VIII, 253 8. 1847,
(NF. I, uU M. 7.50
Berendts, Α.. D. handachriftl. Überlieferung d.
Zacharias- n, Juliannes-Apokryplien, τα Über
d. Bibliotheken d.Metrorischen u. Ossa-Olymp.
Klöster, IV, *4 S, 1901, (NF, ΧΙ. ἢ) M. 2,70
Bonwetsoh, θ. N., Studien z. d. komm. Hippolyts
Zum Buc lc Daniel u. Hohenliede. IV, 860 5.
1897. (NF. I, 2) M. 5—
— Drei georgisch erhaltene Schriften v. Hi po-
Ivtus, XVL us 8S, 101, NF. XT, 14) M, 3.50
- Air ipolyvta Kommentar z. Hehlienli«d auf Grund
ΟΝ. MAER'S Ausg. d; zrusin. Textes heransız.
Tor N. ques, 58. u. Harnack)
Bratke, E., Das sogenannte. Keligionsgespräch
am ΠΟΥ der Sasaniden — IV, 305 S, 1897, (Mit
Harnack, Cyr ian. Su. divitten NF AV.) M. 10.50
Die syrische Didaskalia nl... u call. v HL ACHELIS u,
I FLEMN ING. VIII S555. 19104, (NF.X,3; M. 12.50
Dobschütz, E. von, : "hristusbilder.
gen zur christlichen Legende, XII, 2:4, 5.36
und 557 8. Rut. NF. II V. 32 —
Erbes, C., Die Todestage der Apustel Paalıs
und Petrus und ihie römischen Denkmäler.
IV. 188 N, 1st, i Mit Harnaok, Ketzerkutalug
und Goetz, t'yprian NF. IV, M. 5.50
Flemming, J., Das Buchllenoch. Athiop. Text, Ein].
Komm XVI, 172 S, 102, (NF. VII 1) M. 11 --
Gebhardt, 0. v., Passio S. 'Theclue virginis. Die
latein. Übersutzen. der Acta Pauli ct Theclae
nebst Fragın.. Ausziugen u, Beilagen lierausg.
UXVIIT, INS MIO 1002, NE. VII, 2). M. 0.50
Untersuehun-
Geffoken, J., Komposition u. Entstehungszeit d.
Orac. SINT. IV,78S. 1902. / NF. VIIT,1) M.2.50
Goltz, E. d., Eine textkrit. Arbeit d. 10. bez.
6. Jh.. hrsg. "nach e. Codex d. Athoskl. Lawra.
Mit 1 Tafel. VI,116 5. 189, (NF. II, 4) M. 1.50
Goetz, K. d., D. alte Anfang u. d. ursprüngl. Form
v.Uypr.Schriftad Donatum. 165. 1890, (8. Erbes)
Oressmann, H., Studien zu Ensel's The v hanie.
X1,154u. 69 S. 1903. (NF. VIII,30 M. κ --
Haller, W., Jovinianus, dieFraem. s. Schriften etc.
VIH, 159 8. 1897, (NF. ll, 3) M. 5.50
Harnack, A., D. pseudocypr. Trakt, de singu-
laritate elerie. e. Werk d. donatist. Bisch.
Macrobius in Rom. (738. — D. Hypotyposen
d. 'l'heognost, (208.) — D. zefülsehte Brief d.
Bisch.Theonas an d.OberkammerherrnLneian.
(2298. 117 SN, 1903. (NF. IX, 3) M. 8.50
— Uber verlorene Briefe nnd Actenstücke,
die sich a. d. Cyprian. Briefsaınmlg. ermitteln
lassen. 45 5, un. , it Klostermann, u. Bon-
wetsch, ΝΕ VIII, M. 5.50
— Der Ketzer- „Katalog dex Bischofs Maruta
von Maipherkat. 17 5. 1809. (s. Erbes)
— Dia Pfatlschen Irenüus-Fragmente als
Fulschgen. Ptfat* nacebgewiec son — P
Miscellen. II, 1188. 1900. (NF. V, 3)
— Diodor v. Tarsus. IV, 251. 1901. (ST VI, 4
M. 8—
— Drei wenig beachtete Cy prianisehe Schritten
nnd die „Acta Pauli". 34 8, 1999. (3.0. Bratke)
Holl, K., Fragmente vornicün. Kirchenväter
aus d. Sacra parallela. XXNIX, 241 S, 159.
(NF. V, 3 M. 9—
— Pie Saera parallela des Johannes Damas-
eenüs XVI, 30228. 1807 (NF.I], D. M. 1 -—-
Janssen,R., D.. Ju aunes- Ev ud. Paraph.d.Nonmis
Panopelit, IV, su s, 19003, (NF. VIIT, 4) M. 2.50
Jeep, L., Zur Überlieferung des Philostorgios.
338. 19080, (s. u. Wobbermin) Nicht einzeln
Klostermann,E., 1). Überlief. ἢ, Teremia-Homilien
d.Origenes, Vl, 116 8. 1897. (NF. T, 3) M. 3.50
— Ens hiat Schrift a4 τῶν tun Creer
τῶν Peor dec $4542. 288, 1902, (s. 0. Harnack)
Knopf, R., Der est» ΟἽ ΘΝ ΒΥ ΠΟΥ, „Untersucht
u. herausg. IV, 1048. 1895, (NF. V, 1) M.
Kraatz, W., Roptiselie Akten zum ephesininchen
Konzil σι Übersetzung πὶ U neranchungen,
V1, 22:8 1004 (NF, XI, 3) M.
Leipoldt, J., -c-l»nute von Atrip- n. d. Ent-
stellung "l. national arvpt. Christentums.
X, 2105, 195, NF. NX, n M. 7—
— Sai. Ar«szüge aus dem 5s, Buche. d, apost.
Konstitut, 1I, u2 5, 19004, (NF. Xl, 1b) M. 2 —
Furtsetzung auf der dritten Umschlagseite.
AOLTOZ Z2THPIA2
ΠΡῸΣ ΤῊΝ HAPOENON
(DE VIRGINITATE)
EINE ECHTE SCHRIFT DES ATHANASIUS
VON
Lic. EDUARD FREIHERRN VON DER GOLTZ
PRIVATDOCENT AN DER UNIVERSITÄT BERLIN
LEIPZIG
J. C. HINRICHS’scne BUCHHANDLUNG
1905
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNONMNENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR v. GEBHARDT unD ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE. XIV. BAND, HEFT 38
Druck von August Pries in Leipzig.
Vorwort.
Die vorliegende Abhandlung hat, wie auch die gleichzeitig
in gesondertem Heft (N.F. XIV, 2b) erscheinende über «Tischge-
bete und Abendmahlsgebete in der altchristlichen und griechischen
Kirche», ihren Ausgangspunkt in der Beschäftigung mit den be-
kannten Tischgebeten, die sich in der athanasianischen Schrift
περὶ παρϑενίας finden. Die Abhandlung bietet auf Grund umfang-
reichen neuen handschriftlichen Materials einen gesicherten Text
dieses λόγος σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον, wie der ursprüngliche
Titel lautete, den Nachweis der Echtheit und eine Würdigung des
Traktats für die Geschichte der Askese sowohl wie für die Ge-
schichte des christlichen Lebens in homiletischer, katechetischer
und liturgischer Beziehung. Die andere Arbeit beschäftigt sich
mit der Geschichte der Tischgebete und Abendmahlsgebete in
der griechischen Christenheit, von den Anfängen jüdischer und
christlicher Haussitte bis zu den heutigen Klosterliturgien.
Meinen aufrichtigsten Dank móchte ich aber den Herren
aussprechen, deren aufopfernder Freundschaft ich allein die Be-
schaffung des handschriftlichen Materials verdanke, nämlich
Herrn D. D. Bartlet-Oxford, Herrn F. C. Burkitt- Cambridge.
Herrn Pastor Lic. K. Gelshorn-Venedig, Herrn cand. min.
G. Loeschke-Bonn, Herrn Diakon Polykarpos Thomas
(Athen) jetzt in Berlin, Herrn Diakon Kosmas Wlachos-Hag.
Paulu (Athos) Herrn Bibliothekar Theophilos Georgusatkis-
Patmos, Herrn Bibliothekar Chrysostomos-Lawra (Athos),
Herrn Klostervorsteher Anthimos- Watopedi (Athos) Auch
möchte ich nicht unerwähnt lassen, wie viel Hilfe ich für die
Kenntnis der Athanasiushandschriften in den Aufsätzen des Bi-
schofs von Wellington, Frederic Wallis im Journal of Theo-
logical studies gefunden habe.
Endlich sei auch Herrn cand. theol. Merkel-München für
die Herstellung des Stellenregisters bester Dank gesagt.
Berlin, im Oktober 1905.
Der Verfasser.
Inhalt.
Seite
Einleitung. . . . . MEL 1
I. Die Herstellung des Textes 0s TEE 3
1. Übersicht über die handschriftliche Überlieferung es 3
2. Gruppierung und Charakteristik der Handschriften nach
äußeren Merkmalen . . 1
3. Gruppierung und Charakteristik der Textseugen auf Grund
der „extvorgleichung en . . 98
4. Der Text . . . . . 35
ll. Ursprung und Charakter des Aöyos σωτηρίας πρὸς τὴν
παρϑένον . .. .. 90
1. Inhalt und Charakter der Schrift i im Allgemeinen e. 00
2. Die geistige Verwandtschaft mit der Ideenwelt der Arp
schen Asketen . . . 65
3. Die vorausgesetzten Lebensverhältnisse 2... s.s s. s. τ
4. Die literarischen Beziehungen . . . . . . . . . .. 885
5. Die Frage nach dem Verfasser . . . . 114
Ill. Die Bedeutung des Traktats für unsere Kenntnis der
Geschichte des christlichen Lebens . . . . . . . . 123
Register. |
1. Alttestamentliche Citate . . . . . . . . . . . . . MU
3. Neutestamentliche Citate . . . . . 2 2 .. .. .. 140
3. Patristische Citate. . . . 2 .. .. ... ... . MI
4. Handschriften . . 2 . . . . . . ......... M3
Einleitung.
Unter den asketisch-moralischen Schriften, die uns unter dem
Namen des Athanasıus von Alexandrien überliefert sind, verdient
der Traktat περὶ παρϑενίας ἤτοι ἀσχήσεως besondere Beachtung
— nicht nur um des großen Bischofs willen, dem er zugeschrieben
wird, sondern vor allem wegen seiner bedeutsamen Beziehungen
zur älteren christlichen Literatur. Unter der Form einer Ermah-
nungsschrift an eine gottgeweihte Jungfrau enthält er eine Reihe
asketischer und sittlicher Lebensvorschriften, die in ihrer schlich-
ten Einfachheit an die Bergpredigt und die Didache erinnern.
Ein kurzes Glaubensbekenntnis ist an die Spitze gestellt und
dann wechseln asketische Ermahnungen an die Jungfrauen mit
einfachen allgemein-christlichen Lebensregeln apostolischer Art.
Das Fasten, das Beten und die Übung christlicher Liebe und
Barmherzigkeit werden besprochen und unter das Vorbild des
Herrn selbst gestellt. Beim Fasten ist es die Demut, die Echt-
heit der innern Gesinnung und die Warnung vor aller Prahlerei,
die in den Vordergrund gestellt werden. Für das Gebetsleben
werden die Stunden des Tages zum Leben und Sterben des Herrn
in Beziehung gesetzt und einige uralte Tischgebete dargeboten,
von denen wir eins aus der Didache, eins aus den apostolischen
Constitutionen kennen. Die Ermahnungen zur Liebe werden
an das Doppelgebot der Liebe angeknüpft Der Weg des Le-
bens und Todes wird mit Ernst vor Augen geführt. Alles
Legendarische und Wundersüchtige fehlt. Nur biblische
Schriften, insbesondere Herrnworte, Psalmen und Propheten und
Weisheitssprüche werden herangezogen. Die Citate der Herren-
worte zeigen eine große Freiheit der Wiedergabe. Häufig sind
Anklänge in Gedanken und Form an die Didache und andere
Schriften des zweiten Jahrhunderts. Aus einer unbekannten Er-
zählung vom descensus ad inferos ist eine Rede des Hades an
Texte u. Untersuchungen ete. NF XIV, 2 1
2 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
Christus citiert. Aus späterer Zeit finden sich starke literarische
Berührungen mit den Canones Hippolyti und mit dem vom Bi-
schof Rahmani neuerdings herausgegebenen Testamentum D. N.
J. Christi — wahrlich Anlaß genug, diesem kleinen Traktat
größere Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Es hat auch nicht ganz an gelegentlichen Erörterungen über
die Schrift gefehlt. Erasmus, der sie zuerst in einer lateinischen
Übersetzung bekannt machte!, und Hieronymus Commelinus,
der den griechischen Text 1601 mit textkritischen Beigaben Felk-
manns herausgab, sowie Montfaucon? und Migne?, welche
den Commelinschen Text wiedergeben, haben ihren Zweifel
an der Echtheit des Traktats ausgesprochen; in erster Linie
wegen dem für Athanasius nicht passenden einfachen Stil, dann
wegen der vorkommenden liturgischen Formeln; auch sei die
Schrift in den alten Athanasiushandschriften nicht aufgenommen.
Dagegen hat Alb. Eichhorn in seiner Dissertation «Athanasii de
vita ascetica testimonia collecta» (Halle 1886 p. 28ff.) die Echt-
heit in Schutz genommen, nicht nur weil Hieronymus das Vor-
handensein einer solchen Schrift des Athanasius bezeuge*, son-
dern vor allem, weil die in unserm Traktat vorausgesetzte Lebens-
weise der gottgeweihten Jungfrauen gerade dem Zeitalter des
Athanasius, aber nicht einer späteren Zeit entspreche. Ad. Har-
nack bezeichnete in der Theol. Lit.-Ztg. XI (1886) p. 391 und
XII (1887) p.33 diese Gründe als der Beachtung wert. Gegen
Eichhorn und ihn wandte sich wiederum P. Batiffol in einem
Aufsatz der Römischen Quartalschrift (1893, p. 275ff.), in welchem
er das vorangestellte Glaubensbekenntnis als nachathanasianisch
und die im Traktat vorausgesetzte Ethik als verwandt mit der
einer eustathianischen Sekte, die im Konzil von Gangres (ca. 370)
verurteilt wurde, nachzuweisen versucht.
Alle diese Erörterungen schweben so lange in der Luft, als
der Text des Traktats nicht sichergestellt ist. Das ist aber
durchaus nicht der Fall. Man hat sich mit dem bei Migne nach-
1) 1527, gedruckt in Lugdunum 1532, vgl. die Praefatio zur ed. Bene-
dietina 1698 bei Migne P. gr. 25, prolegomena p. XVIff, wo auch die
übrigen älteren Übersetzungen angegeben sind.
3) Ed. Benedictina von 1698.
3) Migne, Patrologia Graeca Band 28 col. 251—281.
4) Hieronymus, de viris illustribus c. 87.
I. Die Herstellung des Textes. 3
gedruckten Text begnügt, der nicht nur von Druckfehlern wim-
melt, sondern auch seine Grundlage, eine alte Baseler Handschrift,
ungenau wiedergibt. Die Verschiedenheiten aber, die dem auf-
merksamen Leser nicht entgehen können, zwischen höchst alter-
tümlichen und offenbar späteren Partieen des Traktats haben
noch viel weniger eine Erklärung gefunden.
So stellt sich der vorliegenden Untersuchung die Aufgabe:
I. Die Herstellung des Textes;
II. Die Untersuchung über Ursprung und Charakter des
Traktats; |
III. Die Charakteristik der Bedeutung des Traktats für
unsere Kenntnis der Geschichte des christlichen Lebens,
I. Die Herstellung des Textes.
1. Übersicht über die handschriftliche Überlieferung.
Die erste griechische Druckausgabe, die editio Commeliniana
von 1601, gibt unsern Traktat im corpus der Athanasianischen
Schriften im ersten Teil p. 822—835 wieder. Sie benutzt ın
erster Linie einen Baseler Codex (jetzt Basel, Universitätsbiblio-
thek A III 4) aus dem saec. XIV (— B), daneben eine Genfer Hand-
schrift (jetzt Genéve, bibliothéque nationale mg 29) aus dem
saec, XVI (— G) und einen jetzt in Cambridge, Trinity College
(B 9. 7) befindlichen Codex ebenfalls saec. XVI (— A, von mir €
bezeichnet) Eine nähere Prüfung ergibt, daß der Druck nach
G gesetzt ist, in welcher handschriftlich alle dem Verfasser auf-
gefallenen Varianten von B am Rande eingetragen sind. Die
Herausgeber, Judas und Nicolaus Bonutius, die literarischen
Erben des Nachlasses des Hieronymus Commelinus, der die Hand-
schriften gesammelt und die Ausgabe vorbereitet hatte, bevor-
zugten den Text B, ließen aber, da sie B wohl nicht in die
Druckerei geben konnten, nach dem durch B verbesserten G
drucken. Die Folge ist, daß so ein Mischtext entstand, der
1) Davon habe ich mich durch eigene Prüfung von G überzeugt. Die
Seitenzahlen und Druckbogenzeichen der Druckausgabe finden sich am
Rande der Handschrift und andere handschriftliche Eintragungen lassen
diesen Umstand deutlich erkennen (z.B. p. 63: «das ist schon alles ge-
druckt»). Das Gebet c. 13 ist in G durchstrichen. Unten am Rande steht
das Gebet aus B von der Hand der Herausgeber, welche es in den Text
aufnehmen ließen. Ebenso ist sonst der Text an einzelnen Stellen durch
1"
4 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
zwar in der Hauptsache B repräsentiert, aber in nicht seltenen
Fällen den sehr viel späteren und schlechteren Text von G stehen
gelassen hat.! Die Kollation des englischen Codex (Anglicanus
— C) war nur gelegentlich benutzt, wo wesentliche Abweichungen
zu notieren waren. Andere Zeugen kennen für unsern Traktat
auch die Benediktiner nicht, da die sonst von ihnen bevorzugten
Codices, Paris 474 (früher Reg. 2284) — R und Coisl. 45 (früher 133)
— S unsern Traktat nicht enthalten.
P. Batiffol notierte in seinem genannten Aufsatz in der
Anmerkung noch eine Wiener (Gr. 57— V) und eine Turiner
(B 1Il 11 — Taur.) Handschrift, ohne sie näher zu charakterisieren.
So war denn nichts über weitere Zeugen zu erfahren, bis
der Bischof von Wellington, Frederic Wallis, im Journal of
Theological Studies, Vol. III 1901—02 p. 97—109 und p. 245—255
eine sehr instruktive Übersicht über die ihm bekannten Athana-
siushandschriften herausgab, aus der wir für unsern Traktat in
L, O, M und T außer den schon genannten B, C und V neue
Zeugen kennen lernen. Jedoch gibt Wallis nur eine allgemeine
Charakteristik, die ich, soweit es unsere Zwecke fordern, unter
Beibehaltung der Sigla von Wallis unten wiedergeben werde.
Die wichtige Londoner Handschrift L verglich gütigst Mr. F. C.
Burkitt für mich; ebenso kollationierte er Stichproben aus den
Cambridger Handschriften C und T. Die Oxforder Handschrift
O hat Mr. Vernon Bartlet in Oxford für mich verglichen. Keine
dieser Handschriften ist älter als saec. XIII. So fehlte es denn
bisher für unsern Text sowie für die in der Überlieferung von
B und L damit verbundenen Traktate an einem älteren Zeugen,
der etwa der Pariser Handschrift (R) ebenbürtig wáre. Einen
Streichung B gleich gemacht. Meist ist genau nach den Eintragungen
der Herausgeber, die sich noch in der Handschrift finden, der Text von B
in eckige Klammern gesetzt. Schwer zu lesende Worte sind verdeutlicht,
Interpunktion und Wortabteilung für den Druck zurechtgemacht.
1) Dieser Übelstand ist in der Benediktinerausgabe dadurch vermehrt,
daf die eckigen Klammern der editio princeps, welche wenigstens die
Auslassungen von B andeuteten, fortgefallen sind. Auch haben die Bene-
diktiner noch einige Abweichungen von der editio Commeliana. Diese be-
zeichne ich im Apparat mit editio, wührend ich jene wenigen Abweichungen
der Benediktiner von den Codd. und der editio mit «Migne» bemerklich
gemacht habe. Das Genfer Exemplar läßt in interessanter Weise noch
die ganze Arbeit der ersten Herausgeber erkennen.
l.-Die Herstellung des Textes. 5
solchen habe ich mit Hilfe des Katalogs von Sakkelion in einem
Codex der Bibliothek des Johannesklosters auf Patmos gefunden,
doch leider nicht selbst an Ort und Stelle einsehen kónnen. Durch
gütige Vermittlung ineines Freundes, des Diakon Polykarpus
Thomas, der jetzt in Deutschland studiert und früher Leiter der
theologischen Schule auf Patmos war, besorgte der dortige Biblio- -
thekar Herr Theophilus Georgusaki mir eine vollständige Ab-
schrift von περὶ παρϑενίας aus dem Patmos-Codex I" und sandte
mir auch die Photographie einer Seite. Zweifelhafte Stellen wurden
später noch einmal in Patmos nachgeprüft. Damit ist ein neuer,
wie die textkritische Prüfung ergab, der Baseler Handschrift
überlegener Zeuge (von mir mit P bezeichnet) gewonnen, und
zwar der älteste, denn die Handschrift stammt aus saec. X oder XI.
Endlich hat mich Herr Gerh. Loeschke noch auf die zwei
Athanasiushandschriften in der Bibl. Marciana zu Venedig (D
und E) aufmerksam gemacht, aus denen mir Herr Pastor Lic.
Karl Gelshorn gütigst eine Collation unseres Traktates besorgte.
Desgleichen verdanke ich Herrn Loeschke einen Hinweis auf die
Codd. Rom Pii P. P. II No. 2 saec. XV chart., Ottob. 223 chart.
saec. XVI, Ottob. 403 chart. saec, XV— XV], Cod. Borbonicus
(Neapel) XVII (II A 17) chart. saec. XV, deren nähere Kenntnis-
nahme mir aber nicht möglich war, sich aber nach Benutzung
des älteren Materials als überflüssig erwies.
Der Vollstándigkeit wegen sei es mir gestattet, hier in aller Kürze
auch die Athanasiushandschriften aufzuzühlen, die den Traktat eo?
παρϑενίας nicht enthalten, da eine solche Liste zumal denen will-
kommen sein wird, denen das Journal of theological studies mit den Auf-
sützen von Bischof Wallis nicht zugünglich ist. Wallis führt an:
1. R: Paris, bibl. nationale, graec. 474 (früher 2284) ın den als
Ausgaben als Cod. Regius bezeichnet. membr. foll 458; 11%, >< 8%
inches (ca. 302«22 cm); 31 1l. auf der Seite, saec. XI, beginnt mit der Or. III
c. Arianos und schließt mit In Passionem et crucem Domini. Der erste
Traktat ist nicht numeriert, der zweite mit χ β΄. Es sind also am Anfang
wenigstens 20 Traktate verloren. Der letzte Traktat trägt die Nummer S2.
2. S: Paris, bibl. nationale, Coisl. 45 (früher 133) in den Ausgaben
Seguerianus bezeichnet, membr. foll. 435; 12!/22«8!/, inches (ca. 322«21 cm);
30 ll. auf einer Seite, saec. XIl, beginnt mit der Oratio c. gentes und
schlieBt mit Tr. 29 Ep. IV ad Serapionem. Die ersten 20 Traktate sind
dieselben, die wir am Anfang von R voraussetzen müssen. S. 21—29 decken
sich mit den ersten 9 Traktaten, die jetzt in R am Anfang enthalten sind,
haben dieselben Randnoten; S ist also wahrscheinlich eine Abschrift von
6 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Adyog Σωτηρίας.
R!, die fortgeführt wurde bis zu der uns in R erhaltenen Marginalnote
am Schluß der Ep. IV ad Serapionem: τέλος τοῦ χατὰ ἀρειανῶν xal
πνευματομαχῶν τοῦ ἁγίου A9avaciov. Wie wir später sehen werden, hat
wahrscheinlich bei R 22 die Marginalnote βιβλίον δεύτερον gestanden, so-
daß die ersten 20 oder 21 Traktate das erste Buch bildeten.
Als abhüngig von S notiert Bischof Wallis folgende Handschriften:
3. Cod. Goblerianus, London, Brit. Museum Harl. 5579 chart. foll. 198
93/,2«06*/, inches (ca. 242«16 cm); c. 36 1l. auf der Seite. Geschrieben anno
1320/21 (subscr. χειρὶ ὁδωμανῶ ἕτους oox9'); im Catal. Harl. bezeichnet:
liber chartarcus ex Covellianis numb. XIX cum notulis; John Covel war
Kaplan an der britischen Gesandtschaft in Konstantinopel c. 1664, wo er die
Handschrift kaufte und spüter nach England brachte. Auf einer Seite steht
ein Fragment des bei Euseb citierten Briefs des Polycrates von Ephesus.
4. Cod. Felckmann I anonymus, gehört zu dem weiter unten zu er-
wühnenden Fascikel von Athanasius! Handschriften in Genf (vgl. G), eine
schlechte Abschrift des Cod. Goblerianus von einem des Griechischen fast
unkundigen Schreiber.
5. Paris, bibl. nationale, graec. 475 chart. foll. 467, eine wenig sorg-
fältige Abschrift von 8.
6. Cod. Ottobonianus 456 in Rom, Vatikan. chart. 40,6 >< 28,5 cm, 732
Seiten, wahrscheinlich Abschrift der Baseler Handschrift (vgl. unten bei B).
7. 8. Gerhard Loeschke führt weiter in einem Aufsatz über das
Synodikon des Athanasius (Rhein. Museum für Philologie, Neue Folge
LIX. 1904 p. 4556) zwei spanische Handschriften an: 1. Scurial. 2. III 15
saec. XII und 2. Scurial. Yir, 11. saec. XIV. — Sie enthalten eine um-
fangreiche Sammlung von Briefen und Aktenstücken betr. die arianischen
Streitigkeiten, darunter viele Athanasiana, deren Auswahl und Reihenfolge
den Pariser Handschriften R und S am nächsten zu kommen scheint. Ein
corpus athanasianum im eigentlichen Sinn wollen sie garnicht darstellen.
9. Der Katalog der Bibliothek des Johannesklosters auf Patmos
enthält außer der für uns wichtigen, weiter unten ausführlich beschriebenen
Handschrift P, unter Στοιχεῖον A, χωδ. A. noch das Fragment eines
zweiten Athanasiuscodex in 4° foll. 167, saec. XI, enthaltend die sechs
ersten Traktate der Sammlung von 21 Traktaten, die wir inBundL
kennen lernen werden; von dem ersten (χατὰ Ἑλλήνων) fehlen am An-
fang ca. 20 Blätter. Über zerstreut erhaltene einzelne Traktate oder Ex-
cerpte, deren die Bibliotkek noch viele enthält, ist der Katalog von Sak-
kelion selbst einzusehen.
10. In der Bibliothek des Klosters Lawra auf dem Athos be-
finden sich, wie mir der dortige Bibliothekar Chrysostomus brieflich
mitteilt, folgende Fragmente von Athanasiushandschriften:
a) Ἐπιστολὴ τῷ ἀγαπητῷ καὶ ποϑεινοτάτῳ υἱῷ Magiup φιλοσόφῳ
᾿Αϑανάσιος ἐν χυρίῳ χαίρειν inc. Ἐντυχὼν τοῖς νῦν γραφεῖσι παρά σου
expl. μνημονεύοντες τῆς εὐλαβείας σου, saec. X—XI.
b) Πρὸς τοὺς ἀποταξαμένους τῷ κόσμῳ inc. ἀδελφέ μου εἰ ἀπετάξω
τῷ χόσμῳ expl ἐν ὑπομονῷ xal σωθήσῃ saec. X—XI.
I. Die Herstellung des Textes. 7
6) λόγος διὰ χεφαλαίων πρὸς τὰς ἐντολὰς τοῦ ϑεοῦ πᾶσι τοῖς ἀπο-
ταξαμένοις xal ϑέλουσι σωϑῆναι saec. XVIII—XIX.
d) ἑορταστιχὴ ἐπιστολή AO (μέρος) saec. XVI—XVII.
e) Ἐπιστολὴ πρὸς ᾿Αμμοῦν saec. XV—XVI.
f) Ἐπιστολὴ πρὸς Ῥουφιανόν saec. XV—XVI.
g) χατὰ Ἑλλήνων saec. X—XI.
h) περὶ τῆς ἐνανθρωπήσεως τοῦ λόγου xal τῆς διὰ σώματος πρὸς
ἡμᾶς ἐπιφανείας αὐτοῦ saec. X—XI.
i) διάλεχτος ἐν τῇ χατὰ Νίχαιαν συνόδω πρὸς [ἄρειον saec. X—XI.
k) εἰς τὴν ἀπογραφὴν τῆς ϑεοτόχου xal εἰς τὸν Ἰωσήφ saec. X—XI,
XV—XVI, XVII—XVIII.
l) Blog Ἀντωνίου τοῦ Μεγάλου saec. X—XI.
saec, XI—XII.
m) eig τὴν Μεγάλην παρασκευήν.
n) πρὸς ᾿Αντίοχον saec. XIV. XV—XVI. XVII.
0) εἰς τὸ ἅγιον πάσχα saec. XVIII.
p) περὶ Μελχισέδεχ xai Αβραὰμ saec. XV—XVII.
4) eig τὴν χαινὴν χυριαχήν saec. XVIII.
r) εἰς τὴν ἀνάληψιν.
8) ἑρμηνεία εἰς τοὺς ψαλμοὺς saec. XIV (1305).
Ὁ περὲ μυστηρίων saec. XVII (1694).
Ὁ) περὶ τῶν δύο φύσεων τοῦ ϑεοῦ λόγου (τεμάχια μικρὰ) ἐχ τοῦ
περὶ τριάδος χαὶ σαρχώσεως --- περὶ τῆς ἁγίας εἰκόνος τοῦ χυρίου ὑμῶν
καὶ ἅγια διάφορα μιχρὰ τεμάχια saec. XIV. XV—XVII.
Genauere Mitteilungen über diese Fragmente konnte ich nicht er-
halten. a) Ὁ) g) h) i) k) 1) dürften wohl zusammengehören, ebenso einige
der andern Stücke. b) kann ich nicht identifizieren. g) h) i) sind die
ersten der 21 Traktate.
Über zwei andere Athanasiuscodices auf dem Berge Athos, die schon
Prof. Lake dort gesehen, berichte ich auf Grund brieflicher Mitteilungen
weiter unten im AnschluB an die Notizen über die B-Codices.
2. Gruppierung und Charakteristik der Handschriften
nach äußeren Merkmalen.
Die Handschriften, welche uns die Werke des Athanasius
überliefert haben, unterscheiden sich auf den ersten Blick durch
die Auswahl und die Reihenfolge der gegebenen Traktate. Die
vollständigste Sammlung ist in der Baseler Handschrift B ent-
halten. Da sie aber erst aus dem vierzehnten Jahrhundert
stammt, kann sie nicht die Quelle für die übrigen sein; vielmehr
ist sie, wie wir sehen werden, selbst nur eine Zusammenstellung
aus älteren Sammlungen. Die beiden Pariser Handschriften R
und S sind ebenfalls nur Fragmente älterer Sammlungen. Sie
8 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
enthalten unsern Traktat nicht und die Aufklärung ihrer Über-
lieferungsgeschichte bildet ein besonderes Problem für sich. Wir
können unsere Untersuchung auf die Codices beschränken, welche
den Traktat περὶ παρϑενίας enthalten und werden die an-
dern nur, wo es Not tut, zum Vergleich heranziehen. Kann auf
diese Weise das schwierige Problem der Überlieferungsgeschichte
des Athanasiustextes auch nicht vollständig gelöst werden, so
wird doch ein wichtiger Beitrag dazu geleistet und für den
Text unsres Traktats eine ausreichende Grundlage gegeben. Nach
der Auswahl und Reihenfolge der Traktate unterscheiden wir
vier Gruppen:
Die erste Gruppe: (B, V, O und E).
Voran stellen wir die Handsehrift, welche die Grundlage
für die ältesten Druckausgaben und Übersetzungen unseres Trak-
tats gebildet hat:
B: Basel, Universitátsbibliothek A III 4 (gr. 32) bom-
byc. saec. XIV v1—587 foll. (auf fol. 169 folgt versehentlich
190 und der Fehler ist fortgesetzt, die letzte Seite trágt die Zahl
607) 342«25,2cm. Auf dem ersten Blatt: Ex libris biblio-
thecae Academiae Basileensis. Hic thesaurus incomparabilis beati
Athanasii est fratrum praedicatorum domus Basileensis, tandem
redditus a Kapnione an. MDXXII. Omont (catalogue des manu-
scripts grecs des bibliotheques de Suisse, Leipzig 1886) bemerkt,
daß der größere Teil der Baseler Handschriften aus der Samm-
lung des Kardinals Johannes von Hagusa (f 1443) stammte,
welcher sie den Baseler Dominikanern vermachte. Wenigstens
zwei Schreiber sind zu unterscheiden. Unser Traktat rührt von
der Hand des zweiten her und findet sich folio 230r bis 235 v
unter der Überschrift
τοῦ αὐτοῦ περὶ παρϑενίας ἤτοι περὶ ἀσχήσεως.
Am Rande steht als Nummer des Traktats X (rot). An den
Hauptabschnitten befinden sich kurze Inhaltsangaben am seit-
lichen Rande wie εὐχὴ τῆς τραπέζης, περὶ νηστείας, προσευχῆς
καὶ ἐλεημοσύνης, περὶ τοῦ πῶς δεῖ ἐσϑίειν, περὶ δαχρύων,
περὶ ζωῆς καὶ ϑανάτου, περὶ χόπου διχαίων καὶ ἁμαρτωλῶν,
περὶ τοῦ πότε ἀνέστη ὁ xc ix νεχρῶν, περὶ ἀγάπης, περὶ
ἐγκρατείας καὶ παρϑενίας. An einigen Stellen ist der Codex
später korrigiert. Da die Oxforder Handschrift diese Korrek-
I. Die Herstellung des Textes. 9
turen im Jahre 1410 berücksichtigt, so muß die Korrektur Ende
des 14. Jahrhunderts oder Anfang des 15. Jahrhunderts statt-
gefunden haben. Als der Schreiber von O im Jahre 1410 diese
Handschrift benutzte, befand sie sich noch im Orient, entweder
in Konstantinopel oder in der Diöcese Ephesus. Vermutlich ist
sie dann noch im 15. Jahrhundert nach Italien in die Sammlung
des Erzbischofs von Ragusa gekommen. Der Text ist sorgfältig
geschrieben und bildete, wie oben erwähnt, die Grundlage für
die Übersetzungen des Erasmus, Reuchlin, Nannius und die
griechische editio princeps Commeliana, Er wurde für diese Aus-
gabe von Herrn G. Loeschke aufs Neue sorgfältig collationiert.
B enthült 88 Traktate und geht, wie Wallis a. ἃ. Ὁ. nach-
gewiesen hat, auf verschiedene ältere Sammlungen von Atha-
nasiusbandschriften zurück, von denen nach Wallis B 45—86
wahrscheinlich aus R 27—81 (Pariser Cod.) stammt. Diese
kommen für uns jedenfalls nicht in Betracht, da unser Traktat
in allen Handschriften im ersten bis B 44 resp. B 21 reichen-
den Teil des Corpus Athanasianum steht. Die erste Vorlage
von B reicht nur von B 1—21, denn sie bricht im 21. Traktate
mitten im Citat von 1 Thess. 5, 23 bei den Worten ἐν τῇ xa-
povola τοῦ κυρίου ἡμῶν ab; in ihr steht unser Traktat als
zwanzigstes, also vorletztes Stück. Die Reihenfolge dieser 21
ersten Traktate ist in B folgende:
. Oratio contra gentes.
. Oratio de incarnatione Verbi.
. Disputatio contra Arium.
. Epistula ad episcopos Aegypti et Libyae.
. Oratio I c. Arianos.
. Oratio II c. Arianos.
. Oratio III c. Arianos.
. De incarnatione et c. Arianos.
9. Epistula encyclica.
10. Epistula I ad Serapionem.
11. Epistula Il ad Serapionem.
12. Epistula catholica (Migne XXVIII. 81).
13. Refutatio hypocrisis Meletii.
14. Epistula ad Epictetum.
15. Contra Apollinarium liber II.
16. Contra Apollinarium liber I.
X ID ὧν i ὦ" tn μὰ
10 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Zwrnelas.
17. εἰς τὸ ῥητὸν τοῦ εὐαγγελίου" ὃς ἂν εἴπῃ λόγον x. τ. A.
[Migne ΧΧΥ͂Ι. 649).
18. De passione (Migne XXVIII 204—208 Fragment).
19. Epistula ad Marcellinum.
20. De virginitate.
21. De communi essentia patris et filii et spiritus sancti
(testimonia) bis ἀμέμπτως ἐν τῇ παρουσίᾳ τοῦ κυρίου ἡμῶν.
Aus einer andern Vorlage folgen dann folgende Traktate:
22. De incarnatione Dei verbi (Migne XXVIII. 89 (— περὶ
τῆς σαρχώσεως τοῦ ϑεοῦ λόγου).
23. Liberii epistula.
24. Athanasii rescriptum ad Liberium.
25. Epistula ad Adelphium episcopum.
26. In illud «profecti in pagum».
27. Sermo in annuntiationem Deiparae.
28. De passione et cruce Domini.
29. Adv. Arianos sermo brevis.
90. Epistula III ad Serapionem.
91. Epistula 1V ad Serapionem
32. (βιβλίον δεύτερον). Oratio IV c. Arianos.
33. In illud «omnia mihi tradita sunt» etc.
34. De doctrina.
35. De sabbatis et cireumcisione.
36. Marci Diadochi c. Arianos.
— (Epistula ad Epictetum).
97. Expositio fidei.
38. Tomus ad Antiochenos.
39. Contra Sabellianos.
40. Quod unus sit Christus.
41. Epistula ad Maximum philosophum.
42. Refutatio hypocrisis Meletii.
43. Epistula catholica.
44. Sermo c. omnes haereses.
Nun folgen historische Urkunden, Briefe etc. zu den ariani-
schen Streitigkeiten, die sich mit denen der Pariser Handschrift
decken.!
1) Nüheres über B 45—88 und die dem Codex angehüngten Stücke
bei Wallis a. a. O. S. 247 f.
I. Die Herstellung des Textes. 11
Wührend nun die ersten 21 Traktate, wenn auch in ver-
schiedener Reihenfolge, in allen andern Athanasiushandschriften
wiederkehren und auch in dem verlorenen Teil der Pariser
Handschrift (R) vorauszusetzen sind, beginnt mit Traktat 22 eine
Starke Variation der Zeugen nach Auswahl und Reihenfolge.
Darnach wäre also als Charakteristikum der von B reprüsen-
tierten Gruppen zu betrachten: die oben bezeichnete Reihenfolge
der Traktate 1—21, die Lücke am Schluß des 21. Traktats, und
die Benutzung einer zweiten größern Sammlung von Traktat 22
an in der oben bezeichneten Reihenfolge.
Hervorzuheben ist noch, daß beim Anfang von Traktat 32
sich die vielleicht von erster Hand herrührende Marginalnote
findet: βιβλίον δεύτερον, bei 28 eine Rückverweisung auf 18,
bei 44 die Bemerkung ἄφες un γράψῃς, entsprechend einer
interessanten Notiz in der πίναξ von B zu 44: ἐν τῇ βίβλῳ
τῆς μονῆς τοῦ aylov ἀϑανασίου ἐστὶν ἐπιγραφὴ ἄνωϑεν τοῦ
παρόντος λόγου ἔχουσα οὕτως᾽ εὖ παρὼν λόγος οὐχ ἔστι τοῦ
μεγάλου ἀϑανασίου, ἀλλὰ ξένος καὶ χυδαῖος" ἡμεῖς δὲ πρόσ-
ταγμα πληροῦντες μετεγράψαμεν καὶ τοῦτον».
Die nach dieser Charakteristik zur Gruppe von B gehörigen
Handschriften sind nun folgende:
V: Wien Staatsbibliothek, Cod. Mss. Gr. Nr. II (Nessel),
olim 57 (Lambeceii) chart. foll. 424:16'/, 2 11!/; inches (ca.
42><28cm); geschrieben von 2 verschiedenen Händen (fol. 1—251 r,
361 v bis 371v von der einen, 251v —301r, 372r bis Ende von der
zweiten) saec, XIV—XV. Der Codex wurde von Augerius de Bus-
beck im 16. Jahrhundert in Konstantinopel angekauft und dem
Kaiser Maximilian II. geschenkt. Er ist eine direkte Abschrift
des Codex B, denn er hat alle Traktate und einige nicht athana-
sianische Schriften in Auswahl und Reihenfolge wie B. Nur
B 44 läßt er aus gemäß der Weisung am Rande von B: ἄφες
un yoaypns. Dadurch ändert sich von 44 an bei ihm die
Zählung. Bei V 76 (—B 77) schreibt er dann mechanisch eine
Bemerkung von B zu einem Brief Konstantins an die Laien der
Kirche Alexandriens ab: ἐγράφη ὀπίσω εἰς τὸ οε΄ λόγον ἀπαραλ-
λάχτως, ohne zu bedenken, daß er nach der Auslassung von
44 anders zählen, also nach seiner Zählung auf Traktat 74 (statt
75 — B) bätte verweisen müssen. G. Loeschke, der die Codices
B und V direkt verglichen hat, bestätigt es mir als unzweifel-
12 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
haft, daß V gar keinen selbständigen Wert besitzt, sondern ein-
fach eine Abschrift von B ist.
Einen etwas selbständigeren Wert scheint eine englische
Handschrift zu besitzen:
O: Oxford, bibliotheca Bodleiana, Roe 29 chart. anno
1410. foll. 363 (das letzte Blatt ist als 362 gezühlt, zwei Blütter
haben die Zahl 192). Auf fol. 2 findet sich die Bemerkung:
+ βιβλίον ἐμπεριέχον πάντα σχεδὸν τὰ τῷ μεγάλῳ ἀϑανασίῳ
πονηϑέντα συγγράμματα, xvplov νεοφύτου, τοῦ τῶν ἐφεσίων
προέδρου, ἀφιερωϑὲν ὑπ᾽ αὐτοῦ ἐν τῷ πατριαρχείῳ τῇ σεβασμίᾳ
μονῇ τῆς παμμακαρίστου, . μηνὶ ἰουνίῳ ἔτους FArRd (ΞΞΕ 1451
p. Chr) Darnach ist auch dieser Codex aus dem byzantinischen
Patriarchatsbezirk, denn das Kloster τῆς παμμαχαρίστου lag in
Konstantinopel und wurde später der Zufluchtsort der griechischen
Patriarchen. Eine zweite Eintragung bemerkt, daß der Ritter
Thomas Roe die Handschrift aus der Türkei mitgebracht und
der Oxforder Bibliothek im Jahre 1628 geschenkt habe. Damals
war Cyrillus Lukaris Patriarch, der lebhaften Verkehr mit Eng-
land unterhielt. Am Schluß des letzten Traktats steht die
Unterschrift des Schreibers: ἐτελεεώϑη κατὰ μῆνα uaQt τῆς
τρίτης ἰνδικτίωνος τοῦ gu "Erovg (= 1410 p. Chr) O
enthält die Traktate B 1—31 und 34, also nicht nur B 1—21,
sondern auch die folgenden Traktate bis zu der am Rande
von B mit βιβλίον δεύτερον bezeichneten Stelle. B 32 und
33 sind dann ausgelassen, und nur B 34 hinten angefügt. Mehr
hat die Handschrift nicht enthalten. O 21 bricht im Citat von
1 Thess 5, 23 ab, gerade wie B: ἐν τῇ παρουσίᾳ τοῦ xvplov
ἡμῶν. Νυ Ἰησοῦ Χριστοῦ ist noch hinzugefügt. Wenn
Wallis bemerkt, daß die textkritische Vergleichung einerseits
eine sehr nahe Verwandschaft mit B, andrerseits einige Selb-
ständigkeit in der Wortstellung und Orthographie ergäbe, so
wird sich das auch bei der textkritischen Prüfung unseres Trak-
tats bestätigen. O ist also wahrscheinlich aus B abgeschrieben;
es hört da auf, wo der Abschreiber die Notiz βιβΆ. δεύτερον
fand und fügte nur noch einen Traktat hinzu, um die tradi-
tionelle Zahl von 32 Traktaten (vgl. E) zu erreichen. Die Her-
kunft des Codex aus dem Bistum Ephesus legt es nahe, daß
auch die Vorlage von B im byzantinischen Patriarchatsbezirk
entstanden ist.
I. Die Herstellung des Textes. 13
Zu den Abschriften von B rechnet Wallis auch den Cam-
bridger Codex B. 9. 7. (— C). Er gesteht freilich, selbst den Text
nicht genau geprüft zu haben. In der Tat gehórt C nicht hier-
her, sondern findet im Patmos-Codex seinen álteren Verwandten.
(Näheres s. unten.)
Dagegen dürfte wohl der Text unsres Traktats der sich in
dem Turiner Codex B IV 22 (früher B IIL 11 Cat. Pasini No. CC)
findet, hierher gehören. Es ist keine Athanasiushandschrift,
sondern ein Sammelcodex von antihäretischen Schriften. Auf
fol. 165 ff. findet sich unser Traktat: τοῦ aylov ᾿Αϑανασίου περὶ
παρϑενίας ἤτοι ἀσχήσεως. Vorher geht νομοϑεσία τοῦ ἁγίου
Γρηγεντίου ix προσώπου τοῦ εὐσεβοῦς βασιλέως ᾿Αβραμίου,
nachher folgt eine ἐπιστολὴ εὐθυμίου μοναχοῦ (v^ περιβλέπτουὶ).
Der Turiner Codex ist ein bombycinus, saec. XIV oder XV
foll 383. Wie mir die Turiner Bibliotheksverwaltung mitteilt,
hat der Codex bei dem letzten Brande stark durch Wasser-
schaden gelitten. Die ersten Zeilen jeder Seite sind durch Rauch
zerstört und der Codex war schon vor dem Brande in mäßigem
Zustande. Unter diesen Umständen mußte ich auf eine nähere
Kenntnisnahme verzichten. Es ist bemerkenswert, daß sich hier
unser Traktat in einer Sammlung von antihäretischen Schriften
findet. Die Vorlage des Turiner Codex scheinen die Codices
CCCVI und CCCVII der Bibliotheca Vindobonensis (Nessel
p. 413 ff) zu sein. Diese alten von Busbeck in Konstantinopel
zugleich mit der Athanasiushandschrift V erworbenen als Teil
I und II zusammengehörigen Pergamenthandschriften enthalten
aber, obwohl sich ihr Inhalt mit dem Turiner Codex fast
deckt, unsern Traktat nicht. Er steht im Taurinensis grade
hinter dem letzten Stück von Vindob. CCCVI und vor dem ersten
von Vindob. CCCVII. Außer unserm Traktate fügt der Cod.
Taurinensis fol. 70 bis 86 der Wiener Vorlage noch Excerpte
gegen die Monophysiten, ein Excerpt aus dem Werke des Pres-
byters Ámmonius von Alexandrien gegen Eutyches und Dioscorus,
eine ἀπόδειξις über den Unterschied von φύσις und πρόσωπον,
einen Brief des Gregorius Thaumaturgos und ἀποφϑέγματα
ὀρϑοδόξου πρὸς Θεοδώσιον ein. Im zweiten Teil enthalten der
Cod. Taur. und Cod. Vindob. CCCVII noch folgende Schriften
des Athanasius: Taur. No. 33 — Vindob. No. 3 disputatio cum
Zachaeo. Taur. No. 34 — Vindob. No. 5 Disputatio Iudaeorum
14 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Zwrneiag.
cum Athanasio et Cyrillo de cruce atque imaginibus, Taur. No. 51
= Vindob. No. 20 Disputatio Athanasii cum apollinarista. (Näheres
vgl. die Kataloge von Pasini und Nessel)
Von Gerhard Loeschke wird in seinem Aufsatz über das
Synodikon des Athanasius (Rhein. Museum für Philologie, Neue
Folge LIX. 1904, p. 455) ein Codex Ottob. 456 saec. XV als
Abschrift von B erwähnt. Nähere Mitteilungen über diese Hand-
schriften finden sich, wie mir G. Loeschke freundlichst mit-
teilte, bei E. Feron et F. Battaglini, Codices Manuser. Gr. Otto-
boniani bibl. Vaticanae, Rom 1897, p. 2531f. Darnach ist es ein
Cod. chart. saec. XV, 40,6><28,5 cm, 732 Seiten. Die Inhalts-
übersicht ergibt, daß der Codex mit B 29 xara "Apsıavav λόγος
ἔχτος (nur in B) anfängt und dann, wenn auch mit erheblichen
Lücken, denselben Inhalt wie die Baseler Handschrift aufweist.
Auch der nur bei B erhaltene Traktat τοῦ μακαρίου Μάρκου
τοῦ διαδόχου steht an gleicher Stelle. Deshalb wird G. Loeschke
— genauere Prüfung des Codex selbst vorbehalten — Recht
haben, wenn er in ihm eine Abschrift von B vermutet.
Ein von Wallis a. a. O. p. 254 genanntes, jetzt mit dem Cam-
bridger Codex C zusammen eingebundenes Fragment einer Atha- :
nasiushandschrift enthält B 29, 30, 32, scheint also mit dem Ottob.
456 zusammen zu gehören und dürfte für das βιβλίον δεύτερον
von B wichtig sein. Dieser Hinweis muß hier genügen, da diese
Handschriften unsern Traktat nicht enthalten. '
Dagegen gehóren, nüherer Prüfung vorbehalten, zwei Hand-
schriften des Athosklosters Watopedi hierher, über die mir
der Bibliothekar des Klosters Herr Antbimos liebenswürdige
nähere Mitteilungen machte. Die erste (ἀρεϑ' 7. Τόμος Γ᾿) perg.
saec. XII (= W 1) enthält zunächst 11 der späteren (meist unechten)
Traktate, dann ein leeres Blatt, den Brief des Photius an seinen
Bruder Tarasius (Migne P. g. XXV Prolegomena p. CCLXXVIII) und
eine πίναξ der 21 Traktate B 1—21 mit dem Text derselben a—xa,
περὶ παρϑενίας an dem gewöhnlichen Platz «9: K. unter dem Titel:
τοῦ αὐτοῦ περὶ παρϑενίας ἤτοι περὶ ἀσχήσεως. Ich vermute, daß die
11 ersten Traktate ursprünglich zu einem andern Codex gehörten.
Die andere Handschrift (W?) ist jetzt in zwei Teile ge-
teilt apı$ u. 5. τόμος A’ und ἀριϑμ. 6. τόμος B. Nach dem
alten Katalog der Klosterbibliothek gehören diese beiden Teile
zusammen, schließen sich auch in der Zählung der Traktate an-
I. Die Herstellung des Textes. 15
einander an. Die Handschrift stammt aus dem saec. XIV, ist
auf Pergament geschrieben, die Nummern der Traktate stehen
mit Gold am Rande. Es sind 81 Traktate, entsprechend B 1—21,
B 23. 24. 25. 40. 38. 3. 37. 39. 32. 33. 26. 34. 30. 31. 28. 45. 46.
47. 48. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 48. R 38—53. R 73. 70. 71. 74.
R 75—81, B 87. B 88, endlich eine ἐπιστολὴ προοιμίου (an
Eustathius, OZ), zwei διαλέξεις μετὰ ΜΜακεδονιανοῦ ἤγουν
πνευματομάχου (OH und O6), Διάλεξις χατὰ ᾿Αἀνομοίου (ΠῚ
und die Vita Antoni (Π4). Im wesentlichen deckt sich der
Inhalt mit der Sammlung des Codex B, aber die Reihenfolge ist
anders; für uns kommt nur in Betracht, daß περὶ παρϑενίας in
der Sammlung von 21 Traktaten an der gewöhnlichen Stelle
steht. Herr Anthimos schickte mir auch eine Abschrift von
e. XII—XIV des Traktats περὶ παρϑενίας. Darnach ist der
Text, abgesehen von einer bemerkenswerten Auslassung in W!
(läßt das Schlußdankgebet c. XIV fort), derselbe wie in P. In
den Ápparat habe ich für Cap. XII—XIV die Varianten aufge-
nommen. Die Liste der Titel mit den lInitien ist in meinem Be-
sitz, würde aber hier zu viel Raum einnehmen, ich stelle sie gern
jedem Interessenten zur Verfügung.
Eine Sonderstellung nimmt eine venetianische Handschrift
ein, schließt sich aber an B insofern an, als sie die Traktate
B 1—21 in derselben Reihenfolge enthält und dann eine Reihe
von anderen Traktaten folgen läßt, gerade wie O an Zahl 32,
aber in anderer Auswahl. Es ist dies:
E: Venedig, bibliotheca Marciana cod. XL ΙΧ (jetzt 351)
chart. saec. XII (??) foll. 351. 27—28 Zeilen auf einer Seite, sehr
sorgfältig geschrieben, sehr wenige Korrekturen. Unser Traktat
steht an 20. Stelle (wie in B) fol. 255 r. Z. 4—fol. 264 v. Z. 18.
Der Codex enthált die Traktate B 1—21, dann B 22. 44.
97. 23. 24. 38. 39. 40. 25. 41. 26, also wenn wir von der verün-
derlen Reihenfolge absehen, B 1—21. 22—26. 37—40. 44. Die
Vergleichung mit der Pariser Handschrift S (Paris, bibl. nationale
Coisl. 45 (früher 133)] ergibt das beachtenswerte Resultat, daf
E, nachdem es zunächst für die Traktate B 1—21 eine besondere
Vorlage benutzt, nun aus S alle Traktate enthält, die in den
ersten Teil noch nicht aufgenommen waren. S. 1. 2— B 1. 2,
S 4—B 8.85. 6—B. 15. 16, 8 8— B 14, S. 18. 19. 20. 21 —
B 4. 5. 6. 7 fielen darnach fort; sonst wurde die Reihen-
16 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Aöyog Σωτηρίας.
folge von S genau eingehalten und es folgt daher in E
auf B 21:
E 22—8 3-— B 22 de incarnatione verbi et Dei
E 23=S 7=B 44 Contra omnes haereses
E 24—S 9=B 37 Expositio fidei
E 25 —S 10— B 23 Epistula Liberii
E 26—S 11— B 24 Ep. ad Liberium papam
E 27=S 12—B 38 Tomus ad Antiochenos
E 28 —S 13— B 39 Contra Sabellianos
E 29=S 14— B 40 Quod unus sit Christus
E 30=S 15 —B 25 Epistula ad Adelphium
E 31=S 16 — B 41 Epistulaad Maximum philosophum
E 32—8 17 — B 26 In illudevangelii «Ite incastellum».
Da S 18—21 — B 4—7 für E wieder fortfallen, so blieben
von S als in E nicht berücksichtigt nur noch übrig S 22 — B 32
und S 23— B 33. Das sind aber die beiden ersten Nummern
der Pariser Handschrift R.
Wir nehmen daher an, daß E 22—32 nicht direkt aus S,
sondern vielmehr aus dem verlorenen Teil von R (=R!) ent-
nommen sind, welcher 20 Traktate S 1—20 enthielt und dessen
12. Traktat gerade wie in E, nach einer Randbemerkung in R?
der Tomus ad Antiochenos war. E hat also in seinem ersten
Teil einen Codex der alten Sammlung B 1—21, in seinem zweiten
eine andere Sammlung benutzt, deren zweite Hälfte uns in dem
alten Pariser Codex Regius (Gr. 474) R (saec. XI) erhalten ist.
E hat darnach ein ähnliches Verfahren wie B eingeschlagen, in-
dem es die Sammlung 1—21 mit einer anderen R! kombinierte.
Während B aber viele Umstellungen vorgenommen und R? hin-
zufügte, daher Wiederholungen nicht vermieden hat, folgt E seinen
Vorlagen für E 1—21 und E 22—32 genau, läßt nur im zweiten
Teil das bereits Abgeschriebene fort. Zu beachten ist dabei, daß
sowohl E wie O 32 Traktate enthalten, freilich in anderer Reihen-
folge und Auswahl, ferner daß die Pariser Handschrift R, wenn
sie ihre Zählung mit R 22— B 32 beginnt, der Randbemerkung
in B zu 32: βιβλίον δεύτερον formell entspricht. Dieser Traktat
B 32 stand also in der Vorlage von B an 22. Stelle. Der bei
R vorhergehende Traktat (= S 21) hat dort keine besondere
Nummer. Das βιβλίον πρῶτον ging also in B's Vorlage — zu
I. Die Herstellung des Textes. 17
dieser gehörte die Randbemerkung — bis zu S 20, entsprach
demnach genau der für den zweiten Teil von E zu supponieren-
den Vorlage, welche bereits C. H. Turner in einer Schlußbemer-
kung zu dem Aufsatze von Wallis (a. a. O. p. 257) als Quelle für
B 22ff. voraussetzte.
Als ältere Schicht dieser Gruppe gewinnen wir also zwei
Sammlungen, welche dem heutigen Bestande von B, O, E 1—21
und dem von S 1—20 entsprechen; zusammen würen das 41 Trak-
tate — darunter sind aber 9 Dubletten, bleiben also nach deren
Ausscheidung die 32 Traktate von E für die combinierte Samm-
lung. Ohne Ausscheidung der Dubletten gewinnt B durch Hin-
zufügung von 36. 42 und 43 (ebenfalls Dubletten) seine ersten
44 Nummern, stellt aber S 7 — B 44 als unecht an den Schluß,
um dann von 45 an der Pariser Vorlage unter Vornahme neuer
Umstellungen (vgl. Wallis) zu folgen. Dies Resultat ist für die
Textkritik unseres Traktats insofern von Bedeutung, als daraus
ersichtlich ist, daß
1. der Traktat περὶ παρϑενίας zu einer alten Sammlung
vorwiegend echter Athanasiusschriften gehörte;
2. die Autorität der Baseler Handschrift B als einer späteren
Combination verschiedener Fascikel erheblich an Ansehen verliert;
3. E gegenüber B einen selbstündigen Wert besitzt, indem
es eine so beachtenswerte Vorlage wie die verlorene Hälfte der
Pariser Handschrift R (saec. XI) viel sorgfältiger wie B benutzt
zu haben scheint. Der Wert von O bleibt noch genauer zu be-
stimmen.
Nur V hat als Abschrift von B gar keinen selbständigen
Wert.
Die zweite Gruppe (L M G T).
Aus dem Bisherigen erhellt zur Genüge, daß es Handschriften
gegeben hat, welche nur die Traktate B O E 1—21 enthalten
haben. Es sind uns deren heute noch vier erhalten, für welche
der Londoner Codex Burneianus 46 (— L) als der älteste der wich-
tigste Repräsentant ist. Von L abhängig sind die Münchener (M),
Genfer (G) und Cambridger (Trinity College B 9. 8 — T) Hand-
schriften, von denen G, wie schon erwähnt, eine wichtige Rolle
bei dem Druck der editio Commeliniana gespielt hat. Alle vier
schließen mit Tract. 21 (Schluß vollständig), G durehstreicht den
Texte u. Untersuchangen etc. NF XIV, 2
18 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyos Zwrnoiag.
zunächst abgeschriebenen Tract. 18 und macht die Randbemer-
kung: hoc fragmentum est ex oratione integra cujus titulus idem.
In G folgen auf Tract. 21 quaestiones aliae (Migne XXVIII p. 773
bis 796) und das Symbolum Quicumque im griechischen Text. M
und T lassen Tract. 18 aus. M hat wie G das Symbolum Quicum-
que, T dagegen nicht. Der Titel des dritten Traktats lautet
in L: τοῦ αὐτοῦ διάλεκτος ἐν τῇ κατὰ vıxalav συνόδῳ πρὸς
ἄρειον.
G fügt dem hinzu: ἐν ἔτη τῆς ϑείας σαρχώσεως τι. ἐν
ἡμέρᾳ τοῦ εὐσεβοῦς βασιλέως κωνσταντίνου und am Rande:
καὶ τοῦ μακαρίου πάπα σιλβέστρου καὶ ἐπισχόπου βιζαντίου
ἀλεξάνδρου.
M und T haben die ganze Datierung incl. der Randglosse
von G in den Titel aufgenommen. Alle drei M, G, T rechnen im
Unterschied zu L die ἐπιστολὴ εἰς τοὺς ἐπισχύπους Αἰγύπτου
καὶ Λιβύης als or. Ic. Arianos. Darin stimmen sie mit den beiden
Patmos-Codicees I’ und A überein. Der Patmos-Codex A,
saec, X], der leider nur fragmentarisch erhalten ist, bat zum
dritten Traktat auch eine παρασημείωσιες von späterer Hand über
das Datum der Synode, von der die Bemerkung in G abhängig
zu sein scheint.! Nach der Reihenfolge der erhaltenen Traktate
zu schließen, gehört er auch zu dieser Gruppe. Sicherheit
könnte nur eine Textvergleichung der erhaltenen Fragmente
bringen.
Ich gebe nun für L und T nach den Angaben von Wallis,
für M und G nach eigener Prüfung der Handschriften die Cha-
rakteristik der genannten Codices.
L: London, British Museum, Burney 46, membr. saec.
XIII; 282 foll. 121 2 9!/, inches (ca. 32><24 cm). Zwei Lagen
1) Die παρασημείωσις von späterer Hand in Cod. A (Patmos) lautet:
Ev ἔτει τῆς ϑείας σαρχώσεως t) ἐν ἡμέραις Σιλβέστρον πάπα Ῥώμης
χαὶ ἐπισχόπου Βυζαντίνου τοῦ ᾿Αλεξάνδρου ἐτελέσϑη καὶ ἐγένετο ἡ ἁγία
καὶ οἰχουμενικὴ πρώτη σύνοδος τῶν tuj πατέρων ἐν Νικαίᾳ τῆς Βιϑυ-
vlag, γενομένης αίῳ χ᾽. ὑπὸ δὲ τοῦ πάπα Ῥώμης παρῆσαν Βῆτος καὶ
Βιχέντιος ἔν τῇ αὐτῷ συνόδῳ. ἁὕτη jj ἁγία σύνοδος σινεργείᾳ τῆς ἁγίας
καὶ ὁμοσυνοσίου τριάδας "ἄρειον χαϑεῖλε xal τοὺς ὁμόφρονας αὐτοῦ, -ἀνα-
ϑεματισϑέντων τὸ ἅγιον σύμβολον τῆς πίστεως ὑπηγόρησαν ὑπογράψαντες
ἅπαντες σὺν τῷ πανσεβασμίῳ βασιλεῖ Κωνσταντίνῳ x«l εὐφήμησαν xal
οὕτως διελύϑη ὁ σύλλογος.
L Die Herstellung des Textes. 19
(73—79 und 256—262) haben nur 7 Blätter, die letzte Lage
(279—282) nur vier, ohne daß im Text etwas fehlt. Die Tinte
ist oft verblaßt und die Buchstaben dann von späterer Hand
nachgezogen. Der Anfangsbuchstabe jedes Traktats und die Or-
namente beim Titel sind rot. Der Codex ist in 2 Lederbänden
gebunden als Codex Burneianus bezeichnet. Andere Einzelheiten
vgl. bei Wallis a.a. O., p. 105. Unser Traktat findet sich im
zweiten Bande unter der Überschrift: τοῦ αὐτοῦ περὶ παρϑενίας
ἤτοι ἀσχήσεως fol 119 v bis fol. 128 r.
G — Genf, bibliotheque nationale, mg. 29, vol. I, chart.
saec. XVI, (31><22 cm), 773 Seiten (aber p. 21, 22, 579, 580
fehlen), p. 263 ff. ist irrtümlich mit 269 ff. numeriert. Es ist
dies die Handschrift, nach welcher unter Berücksichtigung der
von den Herausgebern am Rande eingetragenen Lesarten von B
die editio Commeliniana gedruckt ist. Im Jahre 1595 entlieh sie
Commelinus aus Genf; erst 1619 wurde sie dorthin zurückgegeben.
Sie ist in den Ausgaben mit Felckmanni II anonymus bezeichnet
und ihre Sonderlesarten stehen mit der Bezeichnung II im An-
hang der editio Commeliniana von 1601 (Variae Lectiones operum
S. Athanasii, p. 80, 81). Die Ausgabe von Migne notiert diese
Varianten unter dem Text als Felc. 2. Jedoch ist diese Collation
nicht vollständig und dadurch minderwertig, daß ein Teil der
Sonderlesarten in den Text selbst mit Unrecht aufgenommen
sind. Vol. II dieser Genfer Fascikel ist = Felckmann 3, 4, 5;
Vol. II[ — Feleckmann 6 und 1 (eine Abschrift des Goblerianus).
Sie kommen für uns nicht in Betracht. Περὶ παρϑενίας findet
sich unter dem von erster Hand am Rand beigeschriebenen
Titel: τοῦ αὐτοῦ περὶ παρϑενίας ἤτοι ἀσχήσεως, fol. 312 v (rot)
d.i. Seite 694 unten bis fol. 354r d.i. Seite 718 Zeile 7. Die Hand-
schrift ist schnell und mit viel Abkürzungen geschrieben, ver-
mutlich am Anfang des 16. Jahrhunderts.
M=München, Staatsbibliothek (nicht Universitätsbibliothek,
wie Wallis schreibt). Cod. gr. 26 chart. anno 1548, foll. 353,
34><23 cm. Am Schluß das Symbolum Quicumque. Subscriptio:
ἐμμανουῆλος βεμβαινῆς 0 ἐκ μονεμβασίας μετὰ τὴν παράδοσιν
τῆς ἑαυτοῦ πατρίδος καὶ ταύτην τὴν βίβλον ἐξέγραψε μισϑῷ
ἔτους τρέχοντος ἀπὸ χῦ γεννήσεως αφμη μηνὸς ποσειδῶνος
ἔχτη φϑίνοντος (— 25. Dez. 1548).
I%
dm
ww
20 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
Der Bemerkung von Wallis, die Handschrift sei «very care-
lessly written» kann ich nicht zustimmen. Die Schrift ist sehr
sauber und sorgfältig. Die Schriftcitate sind am Rande markiert.
Der Text ist so nahe mit G verwandt, daß entweder M direct
von G abgeschrieben ist, oder beide von einer dritten, die genau
dieselben Fehler und Lücken hatte. Unser Traktat steht auf
fol. 318r —329 v.
T=Cambridge, Trinity college B 9. 8. chart. saec. XVI,
133/; —9!/, inches (ca. 34 »« 24 cm). Die Paginierung ist ungenau,
Der Codex wurde 1637 von Silvius Elwes dem College geschenkt.
Mr. Burkitt glaubt aus der Beschaffenheit des Papiers, das besonders
stark und gut ist, und aus dem Charakter der Hand den Schluß
ziehen zu können, daß auch diese Abschrift von Emmanuel von
Monemwasia (an der Ostküste des Peloponnes), dem Schreiber
von C und M, hergestellt ist. Die Charakteristik des Papiers
paßt auch auf M, mit dem T sich im Texte genau deckt. Dar-
nach hätte also dieser Schreiber sowohl C wie M und T abge-
schrieben, jedoch aus 2 verschiedenen Vorlagen.
Von diesen Handschriften haben also MGT gegenüber L
keinen selbständigen Wert, jedoch zeigt schon die Erweiterung
der Überschrift des dritten Traktats, daß es sich nicht um
mechanische Abschriften handelt, sondern daß der Text selbst
hier eine Bearbeitung erfahren hat, welche unsere textkritische
Prüfung in helles Licht stellen wird.
Die dritte Gruppe (PC D)
war von Wallis nicht erkannt worden, weil er nur die späte
Handschrift aus Cambridge C aus dem sechszehnten Jahrhundert
vor sich hatte, die er für eine Abschrift von B hielt, die einige
Umstellung und Ergänzung erfahren habe; die im Katalog der
Bibliothek von Patmos aufgeführte Handschrift 7" aus dam
saec. X oder XI (P) sowie die Venetianische Handschrift (D) be-
weisen aber, daß es sich hier um eine relativ selbständige
Gruppierung der Athanasiusschriften handelt, die älter ist als
die Combinationen BO und E. Nur die Zahl der Traktate 32
ist die gleiche wie in Ὁ und E, was wohl nicht zufällig ist.
Die Gruppe enthält nämlich folgende Stücke:
I. Die Herstellung des Textes. 21
PCD 1 —BOELI
PCD 2 —BOEL2
PCD 3 — B 82 R 77 Epistula ad Dracontium
PCD 4 — B 83 R 78 Epistula ad Afros episcopos
PCD 5 — B 57 R 38 Apologia de fuga sua
PCD 6 — B 0 E 22
PCD 7 — B O 23
PCD 8 — B O 24
PCD 9 — B O 25
P C D 10 — B O 26 |
PCD 11 homila de semente
P C D 12—20— B O E L 8—16
PCD21—25 —BO E L 3—7
P C D 206—309 — BO E L 17—21
PCD31 — B O 27
PCD232 — B O 28
Sehen wir also zunüchst von der Reihenfolge ab, so deckt
sich PCD mit BOELMGT dem Inhalt nach für BL 1—21,
mit BO sogar bis BO1—28. Nehmen wir nun die hinter B 2
eingestellten Stücke weg und setzen dafür B3—7 an ihre alte
Stelle, so schließt sich auch B 17 ff. wieder an B 16 an und wir
haben wieder die in den beiden ersten Gruppen gefundene alte
Sammlung B1—21. Sie liegt offenbar auch dieser dritten Gruppe
zugrunde und ist damit als ülter wie P (saec. X) erwiesen. Sie
ist in PCD durch eine andere Sammlung ergänzt, welche die
Nummern B 22—28 enthielt und vermutlich auch die Stücke
PCD 3. 4. 5. und 11, vermutlich in der aus PCD noch zu rekon-
struierenden Reihenfolge:
PCD3.4.5.— B S2. 83. 57
PCD6—10 =B 2?2—26
PCD11 homilia de semente
P CD 31—32 — B 27—28$.
Dies sind alles Briefe und Predigten des Athanasius und
die Predigt über den Süemann erhält ihre richtige Stellung
zwischen andern Predigten. Es ist dann wahrscheinlich, daß
diese Sammlung, die für PCD benutzt worden ist, auch noch
anderes Material enthielt, das in PCD unberücksichtigt blieb;
22 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' 4óyoc Σωτηρίας.
da die Zahl von 32 Traktaten immer wiederkehrt, so scheint
sie auf einer Tradition zu beruhen.
Ich gebe nun wieder einige Notizen über die drei hierher
gehórigen Handschriften, für P nach den mir brieflich gemachten
Mitteilungen des Bibliothekars von Patmos, nach den Angaben
von Sakellion und nach zwei mir übersandten Photographien,
für C nach den Angaben von Wallis, für D nach Mitteilungen
meines Freundes Gelshorn.
P. Πάτμος, βιβλιοϑήκη τῆς κατὰ τὴν νῆσον Πάτμον
γεραρᾶς καί βασιλικῆς μονῆς τοῦ ἁγίου ἀποστόλου καὶ εὐαγγε-
λιστοῦ Imavvov τοῦ ϑεολύγου. στοιχεῖον A κώδηξ I' περ-
yaunvov' φύλλα 312 in 409. 30 Linien auf jeder Seite, 27><20 em
im Einband; 20 ><15 cm Text ohne Rand, saec. X oder XI. Am
Rande finden sich einige exegetische Glossen. Im letzten Teil
des Codex (so auch in unserm Traktat) ist die rechte obere Ecke
zerstört, was meist den Verlust einiger Worte der ersten Zeile
für uns bedeutet. Außerdem ist leider der ganze erste Teil des
Codex CD 1—13 und der Anfang von CD 14 (Epistula I ad
Serapionem) sowie der Schluß CD 30. 31. 32 verloren. Der er-
haltene Teil CD14—CD 29 läßt aber keinen Zweifel, daß der
Codex ursprünglich CD 1—13 sowie 30—32 enthalten hat. Nach
den mir zugesandten Photographien lassen sich drei alte (etwa
gleichzeitige) Schreiberhände unterscheiden. Von der ersten
stammt noch der Schluß von CD 14, von der zweiten CD 15 ff.
Die dritte erscheint auf der Photographie einer Seite von περὶ
παρϑενίας. Genaneres ist mir nicht mitgeteilt worden. Was
den Schriftcharakter angeht, so ist es überall eine sorgfältig
ausgeführte Minuskel, eckige Spiritus überwiegen, : adscriptum
ist häufig. Man kann in der Datierung auf saec. X oder XI
kaum zweifelhaft sein. Aus ungefähr gleicher Zeit stammt
D. Bibl. Marciana, in Venedig, früher No. 50, Jetzt No. 369,
teils membr. (so für unsern Traktat) saec. XI, teils chart. foll. 415,
31 Zl. auf einer Seite, Format in $" (sehr kleine Schrift) Unser
Traktat findet sich fol 355 von Z. 7 bis fol. 366 v. Z. 27.
C. Cambridge. Trinity college B. 9. 7, der von der edi-
tio Commeliana und Montfaucon mit Anglicanus (— À) bezeich-
nete Codex. chart. saec. XVI foll. 874; 13'—8!/, inches. Die
Subscriptio lautet am Schlusse des 32. Traktats: τέλος ἀμὴν" τὸ
I. Die Herstellung des Textes. 93
παρὸν βιβλίον ἐγράφη ὑπὸ χειρὸς ἐμμανουήλου τοῦ μβαιβενῖ
τοῦ ἐχ μονεμβασίας. Emanuel von Monembesia, der Schreiber
von M und T, hat diesen Codex also in der Mitte des sech-
zehnten Jahrhunderts copiert. Der englische Bischof John Chri-
stopherson (c. 1553), Master of Trinity college, hatte den Codex
in Italien «magno pretio» gekauft. Es ist daher nicht unmöglich,
daß bei näherer Untersuchung C sich als directe Abschrift von
D herausstellen würde. Jedenfalls hilft er dazu, uns den ver-
lorenen Teil von P zu ersetzen. Zusammengebunden mit C ist
ein Fragment von anderen Athanasiusschriften, wie Wallis glaubt,
von späterer Hand geschrieben, enthaltend den sermo brevis adv.
Arianos (— B 28), die Ep. III ad Serapionem (— B 30) und den
gróBeren Teil der Or. IV c. Arianos (— B 32). Das Fragment
hat also denselben Anfang wie der Ottob. 456, der sich in seinem
weiteren Inhalt an B anschliefit. Für unsern Zweck ist es be-
langlos.
Die vierte Gruppe
der Athanasiushandschriften scheint durch eine Reihe von Papier-
handschriften reprüsentiert zu sein, die sich jetzt in italienischen
Bibliotheken befinden und von mir nur nach den gedruckten
Biblothekskatalogen geprüft werden konnten. Es sind dies
der Cod. Borbonicus XVII zu Neapel (II A 17) chart.
saec. XV;
der Cod. Ottobonianus 223 in Rom, Vatikan, chart. saec. XVI
foll. 221, 33 ><23 em;
der Cod. Pii II No. 2 in Rom, Vatikan, chart. saec. XV
foll. 386;
der Cod. «Felekmann 3», wie ihn Montfaucon nennt, aus
dem Fascikel 11 der Genfer Handschrift 1. Teil, be-
schrieben bei Wallis a. a. O. p. 407, enthaltend die
ersten 9 Traktate der italienischen Handschriften.
Die in diesen Handschriften befolgte Auswahl und Reihen-
folge ist folgende:
An der Spitze steht eine vita S. Athanasii (Migne XXV
col. 185—211), dann
1. Oratio c. gentes — B O E L 1.
2. Ἐπιστολή de synodis Arimini in Italia et Seleuciae in
Isauria (Teil von R 72).
24 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Adyog Σωτηρίας.
3. Ep. ad Ioannem et Antiochum R 75 B 80.
4. Ep. ad Palladium R 76 B 81.
Ep. ad Dracontium R 77 B 82.
. de apparitione verbi
Dei in carne et c. Ari-
anos —DB 0 E L2-—P C D 2.
7. de passione Domini
et cruce -—B O28—P C D 32.
(Pi Il hat hier B 18
P CD 21)
8. Dialectus in conc. Ni-
caeno =BOEL3=PCD 21.
9. Oratio c. Arianos II=BO E L 8—P C D 12.
(in editione IV)
10—14. —B O0 E L 9—13, P C D 13—17.
15—19. —B OE L 17—21, P C D 26—3.
95 οἱ
Am Schlusse variieren die Handschriften stark, indem sie
auf B 21 verschiedenes folgen lassen, der Cod. Borbonicus: Ἔρο-
τήσεις xal ἀποχρίσεις des Anastasius Sinaita, den Brief Poly-
karps an die Philipper und eine Schrift des Methodius von
Patara περὶ τῆς βασιλείας τῶν ἐϑνῶν. Der Cod. Pii II hat noch
zweifelhafte Athanasiana: contra omnes haereses, confutatio prae-
positionum, ex epistula Athanasii de synodis, defensio Dionysii
ex actis synodi tertii und einige andere Kirchenväterexcerpte.
Der Cod. Ottobonianus 223 schließt mit 19— BOEL 21. E
kann darnach kein Zweifel sein, daß dieser Gruppe ebenfalls die
Sammlung der 21 Traktate, die B O E L gemeinsam sind, zu-
grunde lag. Ausgelassen sind: B 4—7 — καὶ 18—21, B 14 (— B8
15. 16 — S 4. 5. 6; wenn nicht aus anderen Gründen, weil sie an
anderer Stelle berücksichtigt waren. Der Traktat περὲ παρϑενίας
aber, auf den es uns hier allein ankommt, steht an seiner ge-
wöhnlichen Stelle, ist also wieder der Sammlung von 21 Trak-
taten entnommen. Unter diesen Umständen glaube ich darauf
verzichten zu dürfen, mir auf mühsamem Wege aus Neapel und
Rom Collationen dieser späteren Texte zu verschaffen, da die an-
dern älteren Codices reichlich genug Material bieten, um einen
gesicherten Text zu gewinnen.
I. Die Herstellung des Textes. 25
Das Gleiche gilt auch von dem Cod. Ottob. 403 chart.
saec. XV—XVI foll. 330, der mit B 18 P C D 27 und den vier
Briefen an Serapion beginnt, dann allerlei apokryphes Material
enthält und endlich mit B 21 B 20 (περὶ παρϑενίας) und B 19
(in dieser Reihenfolge!) und einer χατὰ ’Avouolov διάλεξις 0900-
doSov schließt. Da unser Text hier ebenfalls zwischen B 19
und B 21 erscheint, so dürfte die Quelle für unsern Traktat
im Ottob. 403 ebenfalls in der uns bekannten Sammlung zu
suchen sein.
Damit ist die Übersicht der Handschriften abgeschlossen.
Sie hat nicht nur für die Gruppierung der Textzeugen uns wich-
tige Anhaltspunkte gegeben, sondern auch die auf Grund unzu-
reichender Kenntnis des Materials von früheren Kritikern auf-
gestellte Behauptung widerlegt, der Traktat περὶ παρϑενίας fehle
in den älteren Athanasiuscodices. Es kann nach dem obigen
Tatbestand vielmehr nicht zweifelhaft sein, daß er schon vor dem
zehnten Jahrhundert in der bei PCD vorausgesetzten, in BOEL
in alter Reihenfolge erhaltenen Sammlung von 21 Traktaten ge-
standen hat.
Die Untersuchung der Varianten muß nun zeigen, daß sich
auch ein alter unverdächtiger Text für περὶ παρϑενίας her-
stellen läßt.
3. Gruppierung und Charakteristik der Textzeugen auf
Grund der Textvergleichung.
Das bisher gewonnene Resultat unserer Untersuchung, wo-
nach schon aus äußeren Gründen zunächst PCD einerseits und
BO andererseits nahe zusammengehören, E, obwohl mit BO ver-
wandt, selbstándigen Wert besitzt, wührend unter den jüngeren
Handschriften LMGT eine Gruppe für sich bilden, bestütigt sich
uns vollauf durch die Textvergleichung. Sehen wir von den
Sonderlesarten von E zunüchst ab, die keinesfalls eine Grundlage
für die Untersuchung abgeben kónnen, so illustrieren wir das
Verhältnis der Textzeugen am besten durch eine Stelle, wie den
Schluf von Cap. XX:
96 Ed, v. d. Goltz, Athanasius! 4óyoc Σωτηρίας.
PCD: BOE: L: MGT:
διάφαυμα de διάφαυμα de διάφαυμα de διάφαυμα δέ:
εὐλογεῖτε εὐλογεῖτε εὐλογεῖτε εὐλογεῖτε πᾶν-
πάντα τὰ ἔρ- πάντα τὰ ἔρ- πάντα τὰ ἔρ- Ta τὰ ἔργα
ya xvolov γατὸνχύριον᾽ γατὸν κύριον᾽ τὸν κύριον δύ-
τὸν κύριον, δόξα ἐν ὑψί- δόξα iv vpi- ξα ἐν ὑψίστοις
vuvelte' do- στοις ϑεῷ xal στοιςϑεῷκαὶ ϑεῷ καὶ ἐπὶ
ξαἐν ὑψίστοις τὰ ἕξῆς. ἐπὶγῆςεἰρή- γῆς ἐιρήνη
ϑεῷ καὶ τὰ vn iv ἀν- ἐν ἀνϑρώ-
ἑξῆς. ϑρώποις ποις εὐδο-
εὐδοκία. κία᾽ ὑμνοῦ-
μέν 6c εὐλο-
"γοῦμέν σὲ
προσχυνοῦ-
μέν σε.
Darnach ist der älteste Text von PCD und BOE repräsen-
tiert; er enthält in L die erste, in MGT die zweite Ergänzung.
In der Differenz zwischen PCD und BO treten in diesem Falle
LMGT auf die Seite von B. In einer Reihe anderer Fälle treten
LMGT auf die Seite PCDE gegen Sonderlesarten in BO. Dahin
gehört eine Auslassung wie in cap. I xal τὰ πετεινὰ τοῦ ov-
ρανοῦ xarà yivog > BO, ein Zusatz wie cap. VII - xal τῇ μέϑηῃ
BO, oder, um noch ein Beispiel herauszugreifen, in dem alle Zeugen
variieren, PCDE aber den richtigen Text repräsentieren, wähle
ich eine Stelle aus dem Gebet am Schluß von cap. XIV:
PCDE: BO: LMG:
εὐχαριστοῦμέν σοι εὐχαριστοῦμέν σοι εὐχαριστοῦμέν σοι
χαὶ αἰνοῦμέν σε ὅτι wie PCDE (σοι > MG) or
κατηξίωσας ἡμᾶς κατηξίωσας ἡμῖν ue-
μεταλαβεῖν τῶν ἀ- ταλαβεῖν τῶν σαρχι-
γαθϑῶν τῶν σῶν κῶν τροφῶν᾽ δεόμε-
(τῶν ἀγαϑῶν >E) bis ϑα x. τ. 4.
τῶν σαρχικῶν τρο- wie PCDE.
“« , ^
gor' δεομεϑα καὶ
rapaxulouuev σε
ἵνα καὶ τὰς ἐπου- ἵνα χαὶ τὰς ἐπουρα-
Α , € LI
oavlovs τροφίις víiovcrulv vtooqac
ἡμῖν δωρήσῃ. δωρήσῃ.
I. Die Herstellung des Textes. 27
Darnach ergibt sich uns im allgemeinen der Grundsatz, daß
die Übereinstimmung der ülteren Zeugen PCD — BO sicher die
richtige Lesart repräsentiert, während Abweichungen in LMGT
oder in MGT als späteren Ursprungs anzusehen sind. In den
Fällen aber, wo PCD einerseits und BO andererseits divergieren,
vermögen E sowohl wie L resp. LMGT der einen oder anderen
Seite das Übergewicht zu geben, obwohl da auch noch innere
Erwägungen mitzureden haben. Soviel im allgemeinen.
Für die Charakteristik im einzelnen empfiehlt es sich, wenn
wir zunächst die jüngsten Varianten, die von MGT ins Auge
fassen, zumal sie die bisherigen Druckausgaben beherrschen. Die
Untersuchung der älteren Handschriften hat im Gegensatz zu
ihnen eine solche Einstimmigkeit feststellen können, daß sie
zweifelsohne als das Werk eines Überarbeiters unseres Traktats
anzusehen sind, denn es handelt sich in MGT nicht etwa nur um
Versehen oder gelegentliche kleine Verbesserungen, sondern um
einige recht erhebliche Änderungen.! Die wichtigste ist der Er-
satz des alten aus der Didache stammenden Tischgebets am An-
fang von cap. XIII durch ein anderes ebenfalls hochinteressantes
Formular. Hier hat die älteste Druckausgabe zwar den ursprüng-
lichen Text nach B wieder eingesetzt, aber nicht beachtet, daß
auch die folgenden Worte: xal ταύτην μὲν τὴν εὐχὴν ......
bis ἐκ τῆς τραπέζης λέγομεν in B (wie in allen älteren Zeugen)
fehlen. Sie sind also mit Unrecht in dem gedruckten Texte stehen
geblieben und standen der richtigen Beurteilung der Gebete sehr
im Wege. Sie verraten uns aber auch den Charakter der Bear-
beitung. Sie ist in einem griechischen Kloster (also nicht etwa
erst von einem abendländischen Abschreiber) vorgenommen, um
der dort üblichen Form des Tischgebets zum Rechte zu verhelfen.
In ähnlichem Interesse sind die Doxologien am Schluß aller Gebete
vervollständigt und damit dem allgemein üblichen Ritus, soweit
wir sehen kónnen, nüher gerückt. Der Text des von MGT einge-
fügten Gebets kann recht wohl ülter sein als diese handschrift-
liche Überlieferung, wenn er einer alten Tradition des Klosters,
dem der Bearbeiter angehörte, entstammte. Von nicht geringerer
f 1) Für T sind nur eine Reihe von Stichproben gemacht, die seine
Zusammengehürigkeit mit MG zweifellos machen. Im textkrit. Apparat
habe ich meist nur MG notiert, weil T nicht für alle Einzelheiten nach-
gesehen ist.
98 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Aoyog Σωτηρίας.
Bedeutung für die Beurteilung unsres Traktats sind die Feminin-
formen, welche in Rücksicht auf die Adresse πρὸς τὴν παρϑένον
MGT für die ursprünglichen Masculinformen einsetzen (vergl. bes.
cap. VIII). Auch sind einige biblische Citate, ähnlich wie in cap. XX,
vervollständigt (cap. XIII. XV) und eine Reihe von Worten zur Ver-
deutlichung hinzugesetzt oder geändert (cap. I ἐποίησε st. ἐπήγαγε
cap. II χολληϑήσεται st. χολλώμενος u. a.). Endlich fehlt es nicht
an Versehen, Flüchtigkeiten und kleinen orthographischen Eigen-
tümlichkeiten, welche diesen jüngsten Handschriften gemeinsam
sind, wie leicht aus dem Apparat unter dem Text zu ersehen ist.
Suchen wir nun unter den älteren Handschriften eine Vor-
lage für MGT, so kommt ihnen die Londoner Handschrift (L) am
nächsten. Sie gibt zwar in cap. XIII den Text der älteren Zeugen,
teilt aber sonst eine Reihe der Eigentümlichkeiten von MGT.
Schlechterdings beweisend für die nahe Zusammengehörigkeit
von L und MGT sind die gemeinsamen Auslassungen (dureh
Homoioteleuton) in cap. X hinter χήρας die Worte λέγει γὰρ ὁ
ἅγιος Παῦλος" τίμα χήρας τὰς ὄντως χήρας und in Cap. XIII
hinter φαγεῖν die Auslassung von τὸν ἄρτον σοῦ μετ᾽ αὐτῆς οὐδὲ
πάλιν χαϑίσεις φαγεῖν, oder wenn man das wirklich für Zufall
halten wollte: die gemeinsamen Sonderlesarten von L und MGT:
in cap. Il > ra τοῦ x00uov,>n vor γυνή, in cap.IlI αὐτοῦ
st. ἑαυτοῦ, cap. V ὑμῖν st. ἡμῖν, cap. VIII νήστευσον + οὗν,
cap. XII τὰς χαρδίας ἡμῶν st. τὴν καρδίαν μου, cap. XIV in
dem Schlußgebet: > τῶν ἀγαϑῶν τῶν σῶν, > καὶ αἰνοῦμέν
σε, ἡμῖν st. ἡμᾶς [in der Doxologie geht L mit BPCD gegen
MGT], cap. XVII + xai vor μέγα, cap. XIX ἄλλο καὶ ἄλλο st.
ἄλλως xc ἄλλως, cap. XX] ἀγάπην ἔχετε ἐν ἀλλήλοις st. aya-
πᾶτε ἀλλήλους. Dazu kommen noch einige unwesentlichere or-
thographische Einzelheiten (vgl. den Apparat).
Der nächstliegende Schluß wäre, L einfach als die directe
Vorlage für MGT anzusehen. Dafür scheinen auch einige Cor-
recturen in L zu sprechen, die es nachträglich mit MGT in
Übereinstimmung bringen. So fügt in c. XXI ein Corrector
mit MGT hinter αὐτὰς die Worte ein: εὑρήσεις σύμμαχον τὸν
950r, welche L* ursprünglich ebensowenig hatte wie BOPCDE.
Einige Sonderlesarten von L wie cap. II + τῷ vor υἱῷ, cap. VI
παραδεισσον, yo st. ϑεῷ und cap. XII αὐτὴν xaxwoıg würden
allein noch nicht genügen, um jenen Eindruck directer Ab-
I. Die Herstellung des Textes. 39
hängigkeit der Codd. MGT von L zu zerstören. Dagegen haben
wir in cap. XXIV einen Beweis dafür, daß die Schreiber von MGT
den Londoner Codex nicht gekannt haben. Sie haben alle statt
γνωριζομένη in cap. XXIV ..... Cou£vr, haben also in ihrer Vor-
lage yvopı nicht gefunden oder nicht lesen können, während
L ganz deutlich γνωριζομένη hat. In M steht von späterer
Hand ἴσως σεβαζομένη am Rand, in G ist später nach B das
richtige γνωριζομένη nachgetragen. Darnach ist soviel klar,
daß MGT nicht direct aus L, aber aus einem ihm nahe ver-
wandten Exemplar abgeschrieben sind. Die Spur einer Uncial-
vorlage in irgend einem Stadium der Überlieferung verrät L,
wie Mr. F. C. Burkitt mir schreibt, in der Sonderlesart cap. XII
αὐτὴν xaxmoıg, wo P statt αὐτῇ ἡ xax., αὐτή ἡ κάκωσις ac-
centwiert (in Uncialen 4YTHHKAKQXISX) Die Reihenfolge
der Athanasiustraktate in L sowie eine Anzahl von Lesarten
lassen vermuten, daß die Verwandtschaft mit der Baseler Hand-
schrift eine etwas nühere ist wie die mit dem Codex von Pat-
mos. Jedenfalls vermag L mit seinen Trabanten vereinigt, sehr
oft ein Kriterium dafür abzugeben, ob B oder P im Rechte ist.
Dabei wird gerade wegen der Übereinstimmung mit B in der
äußeren Reihenfolge (also Herkunft aus der alten Sammlung von
21 Traktaten), es doppelt ins Gewicht fallen, wenn LMGT auf
der Seite von PCD gegen B und O stehen.
Eine Mittelstellung zwischen den jüngeren Handschriften und
den älteren Zeugen nimmtauch die venetianische Handschrift
E ein. Sie ist zwar in dem Katalog der bibliotheca Marciana
von Zanetti als aus dem zwólften Jahrhundert stammend cha-
rakterisiert. Da es sich aber um eine Papier-, nicht um eine
Pergamenthandschrift handelt, dürfte sie wesentlich jünger sein.
Auch Herr Pastor Gelshorn, der für mich den Codex collatio-
nierte, setzt zu der Datierung im Katalog ein Fragezeichen.
In den liturgischen Dingen gehört E durchaus zu den älteren
Zeugen, und zeigt keine der Veränderungen oder Zusätze von
L oder MGT. Auch sind nirgends die Masculinformen in Femini-
nalformen umgeándert. Aber auch die Sonderlesarten von
BO oder PCD finden keinen Anhalt an E. Nur in zwei Fällen
schließt sich E in der Veränderung der Wortstellung an PCD
an (cov to σώμα cap. VI und τρὶς arapv. ue cap. XIII). Sonst
stellt sich E immer auf die Seite der Majorität, sei-es gegen
30 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ “όγος Σωτηρίας.
PCD sei es gegen BO. Dagegen hat E an ganz andern Stellen
eine größere Reihe von Sonderlesarten, die sonst nirgends be
nutzt sind und sehr selten eine wirkliche Verbesserung des
Textes bedeuten. Verhältnismäßig häufig sind bei ihm Aus-
lassungen wie > xai ἀνεπλήρωσε ... αὐτῆς cap. I, > μαρτὺ:
ρεῖ δέ uou τῷ λόγῳ καὶ αὐτὸς ὁ ἀπόστολος λέγων cap. ll,
> ϑεὸς cap. III, > αὐτοὶ cap. VI, > εὕρῃς cap. IX, > πολὺν
μισϑὸν ... ψυχήν (= PD*) cap. IX, > μηδεὶς ἀκουέτω εἰ μὴ
σὺ μόνος cap. X, > τοῦτον (τ. στίχον) cap. XX, > τῶν ἀγαϑῶν
cap. XIV, > ὑπὲρ ἄλλου δὲ μικροῦ ... οὐ λυπηϑήσῃ cap. XXII;
selten finden sich Zusätze wie: xol p. ἁγία in cap. II, ein δὲ
p. σὺ cap. III, ein σοῦ p. πρόσωπον in cap. XI. Wortumstellungen
finden sich in cap. I οὦ ἔχστασιν ἐπὶ τὸν ᾿Αδὰμ, cap. V c» ὁ 8t
γὰρ und c» μωροὺς ϑέλει εἶναι, cap. XIX co τὸ πόμα xd τὸ
βρῶμα, in cap. XVIII vw ϑλίψει καὶ πολλῇ στεν., cap. XV οὐ ἔργοις
πονηροῖς αὐτοῦ. Andere Sonderlesarten sind: cap. I ἐχύσμηδε
st. διεκόσμησε, cap. ll ὁ ἅγιος IM. (st. μακάριος), cap. II ἐχτεί:
γοντα χεῖρα st. ἐκτείναντα τὴν χεῖρα, cap. V og ὃ ὄφις st. ὡς
oí ὄφεις, cap. VI oc ἡμέρα δέκα, cap. ΧΙ ἐπιβάλῃς st. βάλης
cap. XII, εἰς αἰῶνα τῶν αἰώνων cap. XIII, συναχϑήτω st. iu-
συναχϑήτω cap. XIV, ἐν καιρῷ δέοντι st. ἐν καιρῷ εὐϑέτῳ»
eap. XIV, xaraóvraot £vovotv st..... στεύσουσι und ὑμνο 107
st. ὁμολογεῖ cap. XV (— W?), χράζονται st. χολάζονταιε cap.
γενήσεται st. συμβήσεται cap. XIX, ἐμπλήσῃ st. πλήσῃ cap. XIX—
ϑεὸν st. κύριον cap. XX, προσκυγεῖς st. προσχυνήσεις cap. ΧΧΙΒΗ͂Ι
Nirgends liegt hier ein zwingender Grund vor, dem Text»
von E gegen alle andern Zeugen den Vorzug zu geben, =
handelt sich meist um Stilglättungen, die wohl von E selbssm
vorgenommen worden sind. Nach Ausscheidung der Sonderlesem
arten von E und LMGT, die für den ursprünglichen Text umm
seres Traktats nicht in Anspruch genommen werden kónner-»
ergibt sich eine ziemlich weitgehende Übereinstimmung de
älteren Zeugen BO einerseits und PCD andrerseits. Wo sie vos
einander abweichen, kann die Entscheidung meist durch E, oft auc?
durch E und L zu Gunsten von PCD ausfallen. Jedoch bleiben
auch einige Sonderlesarten von PCD gegen alle übrigen Zeugen
die wir nicht ohne weiteres als den ültesten Text ansehen dürfes.
Was zunächst die Sonderlesarten von B angeht, so werdes :
bei weitem die meisten von O geteilt. Das dürfle die schon im
I. Die Herstellung des Textes. 31
vorigen Abschnitt vermutete Abhängigkeit der Oxforder Hand-
schrift von der Baseler zur Gewißheit machen. Ein bloßer Co-
pist war allerdings dann der Schreiber von O nicht. Denn es
finden sich in O einige Worte über B hinaus, wie + φῆσι p.
τούτου cap.IV, + uiv p. ὧδε cap. XVIII, + vov a. vafovy.
cap. VI, + uiv p. πολλοῖς cap. XXIV, + xal τὸ χράτος p. δόξα
am Schluß. Es hat natürlich keine Schwierigkeit, diese stilistischen
Zusütze dem Schreiber von O zuzumuten; auch einige Varia-
tionen der Wortform ἐνωτίζου st. ἐνωτίζονται cap. II (ἐνοτέζου
entschieden besser), ἀποστερεῖν st. ἀφυστερεῖν cap. IV, εὐρισχό-
ueve St. εὐρισχόμενος cap. XXIV, ἀνίστασαιε st. ἀνισταμένη
cap. XVI, machen keine andere Vorlage für O nótig; ganz be-
deutungslos sind Auslassungen wie > xal vor ἐπὶ σοὶ cap. XVIII,
oder — xal vor τῆς ἐλεημ. cap. XXII, oder orthographische
Varianten wie xatavonong st. κατανοήσεις cap. ΧΙ, τρεῖς st. τρὶς
cap. XIV, ἐξέλϑει st. ἐξέλϑοι cap. XVIII und die Umstellung
co tL πραγμα st. πραγμα τι cap. XXIII.
Die in B nachträglich verbesserten Stellen, wie ὑμῖν Beorr.
— O st. ἡμῖν B* cap. XX und vor allem die Auslassung in B*
(— E) ὑπὲρ ἄλλου δὲ πράγματος μικροῦ οὐ λυπηϑήσῃ cap. XX,
δώσει st. ἀποδώσει cap. X, bietet Ο in der verbesserten Form.
Außerdem finden sich einige wenige Sonderlesarten in B, welche
O nicht teilt, sondern wie alle andern Handschriften liest, so
+ xai p. διεκόσμησε cap. I, > αὐτῆς p. τῷ ἀνδρὶ cap. II, + καὶ
a. τιμὴ cap. XII Schluß, φωνῇ st. φωνῆσαι cap. XIX, av st. ἐὰν
a. ἀχούσῃ cap. XXV, στηρισμὸν st. στηριγμὸν cap. XXV. Das
Material, das die Collation unseres kleinen Traktats bietet, reicht
jedenfalls nicht aus, um wegen dieser Lesarten für O außer B
noch eine zweite Vorlage zu supponieren.
Die Varianten von BO beschränken sich nun nicht nur auf
Zufälligkeiten, wie die Auslassung von xai τὰ πετεινὰ τοῦ οὐ-
ρανοῦ xara γένος cap. 1 durch Homoioteleuton, oder das viel-
leicht versehentliche Fehlen einzelner Worte wie ein αὐτοῦ cap. 1I,
τούτῳ cap. XVIII, xai cap. XXIV, > τὸ βιβλίον τοῦτο cap. XXV.
Vielmehr hat eine Hand den Text bearbeitet, die ergünzend und
verbessernd zu wirken versucht hat, um den Sinn der Worte
noch zu verdeutlichen, den Text dem biblischen Citat anzu-
nühern oder der Diction einen gewandteren Charakter zu geben.
Daher solche Zusätze wie + τοῦ στόματος a. μου cap. II, + Bov-
32 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Adyog Σωτηρίας.
λήσει p. αὐτοῦ cap. III, + ἐν τῷ φανερῷ p. σοι cap. IX, + ἀν-
ϑρώπῳ p. παντὶ cap. X, + ὑμῶν p. βαϑμὸν cap. XXII, oder Än-
derungen im Ausdruck wie ἐπεφέρεσϑαι st. περιφέρεσθαι cap. III,
ἀκαταπαύστως st. ἀχαταπαύστοις cap. IV, ἀλισϑῆναι st. ἀλισγη-
ϑῆναι cap. VI, διὰ τὸ ὄνομα st. ἐν τ. ov. cap. VII, οὐράνια st.
ἐπουράνια cap. XVII, μεγάλων μόχϑων st. μεγάλου μόχϑου,
ἐνταῦϑα st. ἐνθάδε cap. XVIII, die alle dem Text ein glatteres
Ansehen geben, aber wenn sie ursprünglich wären, in den an-
dern Gruppen schwerlich verschwunden wären. Den gleichen
Zweck der Stilglättung haben die Umstellungen c» μόνος ἀπὸ
βρωμάτων cap. Vll, c» #epıxex. ἔχε τοὺς πόδας σου cap. XI,
co τὰς ἐπουρανίους ἡμῖν τροφὰς cap. XIV und die Wendung τί
ἔτε οὐ λέγω st. τί ἔτει λέγῳ cap. XVII. Eine Annäherung
eines Citats an den dem Schreiber von B geläufigen Bibeltext
ist das ἐν προσευχῇ καὶ νηστείᾳ cap. VII. Nirgends liegt ein
Grund vor, den Text von BO etwa aus entscheidenden inneren
Gründen dem der übrigen Zeugen PCD - E + LMGT vorzu-
ziehen. Wir werden also alle diese Sonderlesarten entweder
dem Schreiber von B selbst oder schon einer seiner Vorlagen
zurechnen, vielleicht derselben Quelle, die zuerst die alte Samm-
lung von 21 Traktaten in der in BO vorliegenden Auswahl
und Reihenfolge mit andern Teilen der Athanasiusüberlieferung
vereinigt hat.
Es bleibt uns nur noch die Gruppe PCD, deren Lesarten
bisher durch C (Anglicanus) nur unvollständig bekannt waren
und nun durch P und D nicht nur gesichert sind, sondern den
Vorzug ültester Bezeugung erhalten. In der Tat dürfte der Text
von PCD der beste sein, der uns erhalten ist. Sehen wir von
einigen im Apparat vermerkten orthographischen Kleinigkeiten
ab, so handelt es sich um folgende von PCD allein bezeugte
Sonderlesarten, welche aller Wahrscheinlichkeit nach den ur-
sprünglicheren Text uns erhalten haben.
cap. II χαταδεξάσϑω die Singularform zum neutr, plur. τὰ
ὦτα st. καταδεξάσϑωσαν BOELMG.
cap. 11 ἀνθρώποις ϑνητοῖς st. ἀνϑρ. φϑαρτοῖς BOE, c»g9ag-
τοῖς ἀνθρώποις LMG. Das häufigere Wort φϑαρτός ist für das
seltener gewordene ältere ϑνητός eingesetzt, schwerlich umgekehrt.
cap. IV lesen BOELMG υἱοὶ ἀφρονές εἰσι τοῦ xaxoroımoat,
τὸ δὲ χαλὸν ποιῆσαι οὐχ ἐπέγνωσαν, PCD lassen εἰσε aus. Das
I. Die Herstellung des Textes. 33
könnte ein Versehen sein; aber wahrscheinlicher scheint mir,
daß εἰσε in dem kurzen prägnanten Citat ursprünglich fehlte, und
dann in die spätern Handschriften aus dem bibl. Text Jer. 4,
22 LXX [διότι οἱ ἡγούμενοι τοῦ λαοῦ μου ἐμὲ οὐχ ἤδεισαν, υἱοὶ
ἄφρονές εἶσι xal οὐ συνετοί, σοφοί εἰσε τοῦ κακοποιῆσαι, τὸ
δὲ χαλῶς ποιῆσαι οὐκ ἐπέγνωσαν) eingedrungen ist.
cap. VI, für die Wortstellung σου τὸ σῶμα ist PCD durch
E unterstützt. Das σου wird später umgestellt worden sein
wegen Silbengleichklang mit der letzten vorhergehenden Silbe
κόσμησον. |
οὐχ ἠἡϑελον αὐτοὶ erscheint auch als ursprünglicher wie αὐτοὶ
οὐχ ἠϑέλησαν, den glattsten Text hat hier E: xal οἱ τρεῖς παῖδες
οὐκ ἠθέλησαν. Der Text von P ist aber doch wohl der ältere.
cap. VII ist ἐν νηστείαις καὶ προσευχαῖς zweifellos der richtige
Text, da hier PCD durch E und L unterstützt werden.
eap. XIII lesen PCD in dem Gebet, das wir aus der Di-
dache kennen, ἐσχορπισμένος sowie der Cod. Athous-Lawra 149
in dem ersten Serapiongebet, BOEL lesen wie der Cod. Bryennius
in der Didache: δεεσχορπισμένος; letzteres dürfte als die ver-
stärkte Ausdrucksweise der spätere Text sein. Es weist diese
Variante von PCD und BOE aber darauf hin, daß diese Text-
unterschiede bereits in sehr alte Zeit zurückgehen und vermut-
lich durch provinzielle Tradition in der Form des alten Tisch-
gebets bedingt sind.
cap. XIV ist die Wortstellung διὰ τοῦ ἠγαπημένου σου παι-
δὸς τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ in PCD der andern ἰησ.
10. τ. xv. nu. in BOEL entschieden vorzuziehen.
cap. XV ist ὑπὸ τῶν χειρῶν PCD besser als ἀπὸ τῶν χειρῶν
BOELMG.
eap. XVI ist μειζοτέραν καὶ μακροτέραν ἐπιτελέσεις τὴν
σύναξιν in PCD dem χαὶ πυχνοτέραν entschieden vorzuziehen,
denn es kommt nach dem Zusammenhang auf die Feierlichkeit
und Ausdehnung der gottesdienstlichen Versammlung in der
zwölften Stunde an, nicht auf ihre Häufigkeit.
cap. XVII, die Wortstellung von PCD τρὶς ἀπαρνήσῃ με deckt
sich mit der der meisten Zeugen von Math. 26, 34; die andere
arapv. μὲ τρὶς von BOELMG mit A (Cod. Alexandrinus) in
Mt. 26, 34 nach Tischendorf. Wir nehmen den Text von PCD
daher als den wahrscheinlich ursprünglichen in den Text auf.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2 3
34 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Aöyog Σωτηρίας.
cap. XVIII χληρονομεῖν PCD besser als χληρονομῆσαι BOEL
MG. Ob dagegen δεαλλαξάντων τὸν βίον τοῦτον PCD* ursprüng-
licher ist als διαξάντων t. B. v. in BOELMG muß zweifelhaft
bleiben; letzteres passt besser zu ἐν ϑλίψει πολλῇ und wir
behalten daher διαξάντων im Texte bei.
cap. XIX, πρόσωπα PCD scheint in Parallele zu δῶρα besser
als πρόσωπον in den andern Handschriften.
cap. XX, der Zusatz von ὑμνεῖτε nach dem Satz εὐλογεῖτε
πάντα τὰ ἔργα xvolov τὸν κύριον entspricht dem Text von
Dan. 3, 57, aber dieser kann hier kaum maßgebend sein, da
es sich um ein liturgisches Stück handelt, das jedenfalls in
seiner Fassung einer provinziellen Tradition folgt, die nicht als
ursprüngliche angesehen werden kann.
cap. XXIV, liest P nach der mir aus Patmos zugesandten Ab-
schrift μαρτυρίου τέλεσις statt μαργαρῖτα τίμιε: jedoch bemerkt
Herr Theophilus, die Stelle sei radiert und schwer zu lesen;
vielleicht handelt es sich also nur um einen Lesefehler. μαργα-
Οἴτα τίμιε ist jedenfalls das Ursprüngliche, wie auch C und D
bezeugen.
Dagegen dürfte der ursprüngliche Text in PCD in de
Fassung erhalten sein: κατοικήσας μετὰ ἀγγέλων χορεύσει statt
κατοικήσει xai μετὰ ἀγγέλων χορεύσει (BOELMG), da eine
spätere Änderung eines directen Satzes in die Participialcon-
struction viel unwahrscheinlicher ist wie die Auflösung der
letztern.
Ebenso erscheint λεγομένων mir ursprünglicher als λόγων
τούτων.
Einige kleine Besonderheiten von P, C und D, die sich τῷ
Apparat unter dem Text vermerkt finden, sind der Art, wie sie im
jeder Handschrift vorkommen. Am bemerkenswertesten is
darunter noch die Umstellung der Sütze in der Rede an den
Hades (XVI) in D.
So läßt sich denn das Resultat unserer textkritischen Unter-
suchung dahin zusammenfassen:
Der ursprüngliche Text unsres Traktats aus einer alten
21 Traktate umfassenden Sammlung von Athanasiusschriften is
uns am besten in der Patmoshandschrift erhalten. Jedoch reprir
sentieren BO, E und L nicht spätere Recensionen des P-Textes
sondern gehen auf einen unbekannten Text derselben Sammlung
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 35
zurück und bieten zuweilen die bessere Lesart. Die Überarbeitung
des Archetypus ist aber eine eingreifendere als in P; besonders
B zeigt starke Glüttungen. In L ist die Überarbeitung ein
wesentliches Stück weiter fortgeschritten, in MG und T vollendet.
Die frühere Kritik hatte an den liturgischen Stücken Anstof
genommen und in ihnen Beweismomente für die Unechtheit
gefunden. Diese verdüchtigen Stellen sind jetzt als Werk von
M und G erkannt.
Ich lasse nun den so gewonnenen Text mit den Varianten
folgen: |
4. Der Text.
A0ANAZXIOY TOY ΜΕΓΑΛΟΥ͂
ΠΕΡῚ HAPB8ENIAS HTOI ΠΕΡῚ AZKHZEQYX.
Ἀρχὴ λόγου σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον.
I. Πρῶτον πάντων πίστευσον εἰς ἕνα ϑεὸν πατέρα παντο-
χράτορα, ὁρατῶν καὶ ἀοράτων ποιητήν᾽ καὶ εἰς τὸν μονογενῆ
αὐτοῦ υἱὸν Ἰησοῦν Χριστὸν, τὸν ὄντα ἐχ τῆς οὐσίας τοῦ πα-
τρός, κατὰ πάντα ἰσοδύναμον τῷ πατρί, τὸν πρὸ αἰώνων
Ovta' καὶ εἰς τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον τὸ ἐν πατρὶ καὶ υἱῷ Ov,
παρὰ τοῦ πατρὸς ἀποστελλόμενον, καὶ διὰ τοῦ υἱοῦ διδόμενον,
πατὴρ καὶ υἱὸς καὶ ἅγιον πνεῦμα, τρεῖς ὑποστάσεις. μία ϑεό-
της, μία δύναμις, ἕν βάπτισμα. αὐτὸς γὰρ ὁ ϑεὸς ἡμῶν ὁ
πατὴρ τῶν ὅλων ir ἕξ ἡμέραις ἐποίησε τὸν οὐρανὸν χαὶ τὴν
γῆν καὶ τὴν ϑάλασσαν, καὶ πάντα τὰ ἐν αὐτοῖς. αὐτὸς γὰρ
διεχύσμησε τὸν οὐρανὸν ἐν ἡλίῳ καὶ σελήνῃ καὶ ἄστροις παγς
χάλοις. καὶ τὴν γῆν εὐπρεπῶς ἐϑεμελίωσεν ἐπάνω τῶν ὑδάτων,
διαχοσμήσας αὐτὴν ἐν φυτοῖς χαὶ ξύλοις παντοδαποῖς" καὶ τῇ
χελεύσεε αὐτοῦ ἐκπορεύονται ποταμοὶ μελίῤῥυτοι χαὶ πηγαὶ
ἀέναοι. καὶ προσέταξε τῇ γῇ καὶ ἐπήγαγε σάρχα xal ἐποίησε
πάντα τὰ ϑηρία τῆς γῆς κατὰ γένος χαὶ τὰ πετεινὰ τοῦ
οὐρανοῦ χατὰ γένος. ἐχέλευσε τοῖς ὕδασι, καὶ ἐξήγαγεν ἰχϑύας
I. 2 ἤτοι περὶ ἀσχήσεως > V | 8 vio] τῷ vio L| 14 διεχόσμησε) éxó-
σμησε E, διεκόσμησε + xal B | 16 αἰτὴν)] atvoi; C* D | 11 μελίῤῥντοι)
μελλίρυτοι L, μελίριτοι MG | 18 ἀέναοι] ἀένναοι BOLMG | ἐπήγαγε]
ἐποίησε MG | 19 tà? > PCD | 19/20 xal τὰ πετεινὰ τοῖ οὐρανοῦ χατὰ
γένος > ΒΟ
3*
5
20
36 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Zwrneias.
καὶ ἐποίησε τὰ χήτη τὰ μεγάλα. ὕστερον δὲ πάντων ἐποίησε
τὸν ἄνϑρωπον xoci πάντα παρέδωχεν αὐτῷ εἰς ὑπηρεσίαν.
εἶπεν γὰρ κύριος ὁ Θεὸς τῷ υἱῷ αὐτοῦ" »ποιήσωμεν Av-
Homrov xav εἰχόνα ἡμετέραν καὶ xa9' ὁμοίωσιν" καὶ
ἔπλασε κύριος ὁ Θεὸς τὸν ἄνϑρωπον λαβὼν χοῦν ἀπὸ
τῆς γῆς καὶ ἔϑετο αὐτὸν ἐν τῷ παραδείσῳ τῆς τρυφῆς.
ἔβαλε δὲ κύριος ὁ Θεὸς ἐπὶ τὸν ᾿Αδὰμ ἔχστασιν, καὶ ὕπ-
» 00€ καὶ ἔλαβε μίαν τῶν πλευρῶν αὐτοῦ καὶ ἀνεπλή-
ρῶσε σάρκα ἀντ᾽ αὐτῆς, καὶ φκοδόμησε τὴν πλευρὰν, ἣν
ἔλαβεν, εἰς γυναῖχα, χαὶ ἤγαγεν αὐτὴν πρὸς τὸν Adau
καὶ εἶπεν Αδάμ' αὕτή νῦν σὰρξ ἐκ τῆς σαρχός μου, καὶ
ὀστοῦν ἐχ τῶν ὀστέων μου, αὕτη κληϑήσεται γυνή,
ὅτι ix τοῦ ἀνδρὸς αὐτῆς ἐλήφϑη. ἀντὶ τούτου κατα-
λείψει ἄνϑρωπος τὸν πατέρα αὐτοῦ καὶ τὴν μητέρα
αὐτοῦ καὶ προσκολληϑήσεται τῇ γυναιχὶ αὐτοῦ καὶ
ἔσονται οἱ δύο εἰς σάρχα μίαν.»
IL "Axove, δούλη τοῦ Χριστοῦ καὶ πάντες, ὅσοι ϑέλουοι
σωϑῆναι, καὶ ἐνωτίζου τὰ ῥήματα μου καὶ χαταδεξάσϑω τὰ
ὦτά σου ϑεοπνεύστους λόγους. «τὸ μυστήριον γὰρ τοῦτο,
φησί, μέγα ἐστί» χαϑὼς εἶπεν 0 μαχάριος Παῦλος, ὅτι πᾶς 0
κολλώμενος τῇ γυναικὶ ἕν σῶμά εἰσιν ἀμφότεροι.
οὕτως πάλιν πᾶς ἀνὴρ ἢ γυνὴ χκολλώμενος τῷ χυρίῳ ἕν πνεῦμά
ἐστιν. εἰ γὰρ οἱ τῷ κόσμῳ συναπτόμενοι καταλιμπάνουσι τὸν
πατέρα καὶ τὴν μητέρα καὶ συνάπτονται ἀνϑρώποις ϑνητοῖς,
πόσῳ μᾶλλον ἡ παρϑένος ἐγχρατευομένη ὀφείλει καταλιπεῖν
τὰ γήϊνα πάντα καὶ τῷ χυρίῳ μόνῳ κχολληϑῆναι. μαρτυρεῖ
8 ff Gen. 1, 26. 2, 7—8. 21--94
19 f Eph. 5, 32
ὃ χύριος > PCD | 6 é9ero] ἔϑετω G | 7 ἔβαλε) ἔβαλλε P | ἐπὶ τὸν
"Aóku ἔχστασιν] » ἔχστασιν ἐπὶ τὸν Adau E | 8/9 x«l ἀνεπλήρωσε oáoxa
ἀντ᾽ αὐτῆς > E | 9 ἀντ᾽ abtuc καὶ ὠχοδ zerstört in P | 10 εἰς yv-
veixa καὶ ἤγαγεν zerstört in P | 11 νῦν zerstört in P | 14 vor ἄνϑρω-
πος + ὁ B? | 15 τῇ γυναικὶ αὐτοῦ) αἰτοῦ > BO
II. 17 δούλη] óviàs M | 18 ἐνωτίζου ODcorr., ἐνωτίζωνται G, ἐνωτί-
Sovraı PCD*BELM | vor μου + τοῦ στόματος BO | καταδεξάσϑο)
καταδεξάστωσαν BOELMG | 20 μαχάριος] ἅγιος E | πᾶς 2 BO |
28 ἐστιν) ἔστι L | 24 ἀνϑρώποις ϑνητοῖς] ἀνθρώποις φϑαρτοῖς BEO,
“ φϑαρτοῖς ἀνθρώποις LMG | 26 χολληϑῆναι! κολληϑήσεται MG
Text von Atbanasius' περὶ παρϑενίας. 37
δέ μοι τῷ λόγῳ καὶ αὐτὸς ὁ ἀπόστολος λέγων" «Ἢ γυνὴ 7
ἄγαμος μεριμνᾷ τὰ τοῦ κυρίου, iva 50 ayla τῷ σώματι
χαὶ τῷ πνεύματι, ἡ δὲ γαμήσασα μεριμνᾷ τὰ τοῦ x00-
μου, πῶς ἀρέσει τῷ ἀνδρὶ αὐτῆς, xal μεμέρισται.»
τοῦτο οὐν λέγω, ὅτι πᾶσα παρϑένος ἢ χήρα ἐγχρατευομένη, ἐὰν
ἔχῃ φροντίδα ἐν τῷ χόσμφ τούτῳ, αὐτὴ ἡ φροντὶς ἀνὴρ
αὐτῆς ἐστι᾿ xav χτήματα, xüv ὑπάρχοντα ἔχῃ, αὐτὴ ἡ μέριμνα
μολύνει αὐτῆς τὴν διάνοιαν. ὥσπερ γὰρ διὰ τοῦ ἀνδρὸς τὸ
σῶμα μολύνεται, οὕτως καὶ αἱ σχέσεις al κοσμιχαὶ τὴν ψυχὴν
καὶ τὸ σῶμα τῆς ἐγχρατευομένης μιαίνουσι, καὶ οὐκ ἔστιν ἁγία
τῷ σώματι xal τῷ πνεύματι. ἡ δὲ φροντίζουσα τὸ ἔργον τοῦ
Θεοῦ, νύμφιος αὐτῆς ὁ “Ζριστός ἐστιν. 7 γὰρ ἁρμοζομένη ἀνδρὶ
φϑαρτῷ τὸ ϑέλημα τοῦ ἀνδρὸς αὐτῆς ποιεῖ" οὕτως γὰρ εἴρηται,
ὅτι “ἢ γυνὴ tov ἰδίου σώματος οὐκ ἐξουσιάζει, ἀλλ᾽
ἀνήρ.» καὶ πάλιν: «ὥσπερ ἡ ἐκκλησία ὑποτάσσεται τῷ
Κυρίῳ, οὕτως καὶ αἱ γυναῖκες τοῖς ἀνδράσιν ἐν παντί»
ἀπ᾿ αὐτῶν γὰρ τῶν κοσμικῶν, ἐὰν ϑέλωμεν, καὶ τὰ ἄνω νοοῦμεν.
ἢ δὲ συναπτομένη τῷ ἐπουρανίῳ νυμφίῳ τὸ ϑέλημα τοῦ νυμ-
φίου ἑαυτῆς κατεργάζεται.
IIT. Τοῦτο δέ ἐστι τὸ ϑέλημα τοῦ Χριστοῦ" τὸν χολλώμενον
αὐτῷ μηδὲν ὁλως περιφέρεσϑαι τοῦ αἰῶνος τούτου. μηδὲν
τῶν γηΐνων φροντίζειν, ἀλλὰ μόνον τὸν σταϊτρὸν τοῦ σταυρο-
ϑέντος ὑπὲρ αὐτοῦ βαστάζειν αὐτόν, καὶ ἔχειν φροντίδα καὶ
μέριμναν νυχτὸς xal ἡμέρας ἀκαταπαύστοις ὕμνοις καὶ dogo-
λογίαις ὑμνεῖν αὐτόν, πεφωτισμένον ἔχειν τὸ ὄμμα τῆς:
διανοίας, εἰδέναι τὸ ϑέλημα αὐτοῦ καὶ ποιεῖν αὐτό, ἁπλὴν
ἔχειν τὴν χαρδίαν, καϑαρὸν τὸν νοῦν ἐλεήμονα εἶναι, ἵνα,
χαϑὼς αὐτὸς οἰκτίρμων καὶ ἐλεήμων ἐστί, οὕτως καὶ ἡμεῖς
ξαχολουϑῶμεν αὐτῷ᾽ πρᾶον xci ἡσύχιον εἶναι, ἀνεξίκακον,
μηδενὶ xaxov ἀντὶ καχοῦ ἀποδιδόντα' ὕβρεων πολλῶν ἀνεχό-
1 1 Cor. 7, ?4 — 14f 1 Cor. 7,4 — 15 Eph. 5, 24
1 τῷ λόγῳ auf Rasur L | μαρτυρεῖ δέ μοι τῷ λόγῳ xal αὐτὸς ὁ
ἀπόστολος λέγων > E.| 2 ἁγία - xal E | 3/4 τὰ τοῦ χόσμου > LMG
| 4 ait; >B | 6 αἰτὴ] αὕτη MG | 7 xáv!] xal ἐὰν E | 1 αὐτὴ ἡ
μέριμνα zerstört in P | 14 ἡ — LMG | 19 ἑαυτῆς] αὐτῆς BOLMG
ΠΙ. 91 περιφέρεσϑαι) ἐπιφέρεσϑαι BO (= editio) | μηδὲν] μηδὲ BOCE
LMG | 22 γηΐνων) τὸ γηινὸν C | 23 αὐτοῦ + βοιλήσει BO | 24 axare-
παύστοις] ἀκαταπαύστως BO | 26 ἁπλὴν] ἁπλῆν MG | 28 ἡμεῖς] ὑμεῖς
B | 29 ἡσύχιον] ὑσύχιον G | 80 ὕβρεων πολλῶν ἀνε zerstört in P
15
20
b
Per
ὃ
10
15
30
38 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Zwrnolag.
μενον, καϑὼς αὐτὸς ὑπὸ τῶν Ἰουδαίων ὑβρίσϑη καὶ ὑπέμεινε
πληγὰς xal βασάνους ὑποφέρειν" καὶ γὰρ αὐτὸς ταῦτα ἔπαϑε"
ῥαπισϑεὶς γὰρ ὑπὸ τοῦ δούλου τοῦ ἀρχιερέως, οὐδὲν ἐποίησεν,
ἀλλὰ μόνον einev' «εἰ χαχῶς ἐλάλησα, μαρτύρησον περὶ
τοῦ xaxoVU εἰ δὲ καλῶς, τί με δέρεις;» οὐχ ἠδύνατο ὁ xe-
λεύσας τῇ γῇ, ἵνα τοὺς Δαϑὰν καὶ ᾿Αβειρῶν ζῶντας καταπίῃ,
χαὶ τοῦτον τὸν ἐχτείναντα τὴν χεῖρα καὶ τύψαντα τὸν ἑαυτοῦ
δημιουργὸν ζῶντα καταπιεῖν. ἀλλ᾿ ὑπέμεινεν, ἡμῖν ὑπολεμ-
πάνων ὑπογραμμόν, ἵν ἡμεῖς τοῖς ἐχείνου ἴχνεσιν
ἐπαχολουϑήσωμεν. σὺ δέ, ἄνϑρωπε, οὐ βαστάζεις ὑπὸ τοῦ
ὁμογενοῦς σου ἀνϑρώπου ὑβρισϑῆναι; μίμησαι τὸν δεσπότην
σου. εἰ γὰρ ἐχεῖνος Θεὸς ὧν ἐβάσταζε διὰ σὲ ὑπὸ ἀνθρώπου
ἁμαρτωλοῦ ῥαπισϑῆναι, σὺ ἀγανακτεῖς ὅτι ὅμοιός σου ἄνϑρο-
πος ἐλοιδόρησέ σε, καὶ ζητεῖς ἀνταποδοῦναι αὐτῷ; ὦ πολλῆς
ἀνοίας καὶ ἀφροσύνης μεγάλης! διὰ τοῦτο καὶ χόλασις ἡμῖν
ἡτοίμασται, καὶ ἑαυτοῖς τὸ πῦρ ἐξάπτομεν" ὅτι καὶ λογικοὶ
ὄντες τοῖς ἀλόγοις ζώοις ἑαυτοὺς εἰχάζομεν. ταπεινοφροσύνῃ
πολλῇ εἰς τὸν χόσμον. τοῦτον ἐλήλυϑεν, xal πλούσιος
ὧν ἐπτώχευσε δι᾿ ἡμᾶς, ἵν᾽ ἡμεῖς τῇ ἐκείνου πτωχείᾳ
πλουτήσωμεν. καὶ Θεὸς ὧν γέγονεν ἄνϑρωπος di ἡμᾶς,
καὶ ἐγεννήϑη ἐκ τῆς ϑεοτόχου Μαρίας, ἵνα ἐλευϑερώσῃ ἡμᾶς
&x τῆς δυναστείας τοῦ διαβόλου.
IV. Ὅϑεν ὁ σωϑῆναι ϑέλων ποιεῖ ἑαυτὸν μωρὸν ἐν τῷ
χόσμῳ τούτῳ, ἵνα παρὰ τῷ Θεῷ ἀκχούσῃ σοφός. οἱ γὰρ ἄνϑρω-
ποι τοὺς εἰδότας δοῦναι καὶ λαβεῖν xal ἀγοράζειν καὶ πωλεῖν,
xal πραγματεύεσθαι xal ἀφυστερεῖν τὰ τοῦ πλησίου xal πλεο-
vexrelv xai δανείζειν xai τὸν ἕνα ὀβολὸν ποιεῖν δύο, τούτους
φρονίμους ἀποκαλοῦσιν᾽ ὁ δὲ Θεὸς μωροὺς καὶ ἀσυνέτους καὶ
ἁμαρτωλοὺς τοὺς τοιούτους καλεῖ.
ἄχοιε γὰρ, φησὶ, τί αὐτὸς ὃ Θεὸς διὰ Ἱερεμίου τοῦ προ-
4 Joh. 18, 23 — 8 1 Petr. 2, 21 — 18 2 Cor. S, 9
1 vor αἰτός + xal LMG | ὑβρίσϑη zerstört in P | 9 ὑποφέρει»)
ὑποφέρει P | 5 δέρεις] δαίρεις BO | 7 ἐχτείναντα τὴν χεῖρα] ἐχτείνοντα
χεῖρα E | ξαιτοῦ) αὐτοῦ LMG | 8 χαταπιεῖν)] χαταποιεῖν M | 12 Θεὸς
>E | ἐβάσταζε] ἐβάσταξε BOL | 18 σὺ] σὺ - δὲ E | 17 ὄντες τοῖς
ἀλόγοις] τοῖς — M | ἑαυτοὺς] ἑαυτοῖς LMG; ist vor ταπεινοφροσύνη etwas
vom ursprünglichen Text vorloren gegangen? — alle codd. lesen wie oben |
18 ἐλήλυϑε») ἐλέλυϑεν G | 21/22 ἡμᾶς ἐκ τῆς δυναστείας zerstört in P
IV. 26 ἀφυστερεῖν)] ἀποστερεῖν O
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 39
φήτου εἴρηχεν᾽ «ὁ λαὸς οὗτος υἱοὶ ἄφρονές εἰσι τοῦ
κακοποιῆσαι; τὸ δὲ καλὸν ποιῆσαι οὐχ ἐπέγνωσαν.»
xai ὁ μαχάριος Παῦλος. «7 σοφία τοῦ κόσμου τούτου
μωρία παρὰ τῷ Θεῷ ἐστι’ καὶ ὁ ϑέλων σοφὸς γενέσϑαι
μωρὸς γενέσϑω, ἵνα γένηται σοφός.» καὶ πάλιν 0 αὐτὸς
λέγει" εἀδελφοί, μὴ παιδία γίνεσϑε ταῖς φρεσίν, ἀλλὰ
τῇ κακίᾳ νηπιάζετε.» ὁ γὰρ Θεὸς εἰς τὰ γήϊνα ϑέλει
μωροὺς εἶναι, εἰς δὲ τὰ ἐπουράνια φρονίμους" xal γὰρ αὐτὸς
ὁ ἀντίδιχος ἡμῶν διάβολος φρόνιμός ἐστι τῇ καχίᾳ, καὶ
ἡμᾶς δεῖ αὐτῷ φρονίμως ἔρχεσϑαι πρὸς τὸ νικῆσαι αὐτοῦ τὰς
χαχοτέχνους ἐπιβουλάς. λέγει γὰρ 0 σωτὴρ ἐν τοῖς εὐαγγελίοις"
εγίνεσϑε φρόνιμοι og οἱ ὄφεες καὶ ἀκέραιοι ὡς al
περιστεραί.» ὁ δὲ καλούμενος παρ᾽ αὐτῷ φρόνιμος, οὗτός
ἐστε σοφιζόμενος ποιῆσαι τὸ ϑέλημα τοῦ Θεοῦ, καὶ φυλάσσειν
τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ.
V. Μέγα φάρμακόν ἐστε σωτηρίας ἡ ταπεινοφροσύνη" ὁ
γὰρ σατανᾶς οὐχ ἕνεχεν πορνείας 7? μοιχείας 7 κλοπῆς κατη-
νέχϑη ix τῶν οὐρανῶν, ἀλλ᾽ ἡ ὑπερηφανία αὐτὸν κατέβαλεν
εἰς τὰ κατώτερα μέρη τῆς ἀβύσσου". οὕτως γὰρ εἴρηκεν" «ἀνα-
βήσομαι, xai ϑήσομαι τὸν ϑρόνον μου ἐνώπιον τοῦ
Θεοῦ, καὶ ἔσομαι ὅμοιος τῷ ὑψίστῳ» καὶ διὰ τοῦτον τὸν
λόγον κατεβλήϑη, καὶ ἐγένετο ἡ χληρονομία αὐτοῦ τὸ πῦρ τὸ
αἰώνιον. ἡ οὖν ὑπερηφανία ἐν τῷ διαβόλῳ ἐστίν, ἡ δὲ ταπεινο-
φροσύνη ἐν τῷ Χριστῷ᾽ αὐτὸς γὰρ ὁ χύριος λέγει, ὅτι «o ϑέ-
λων ἐν ἡμῖν εἶναι μέγας ἔστω πάντων δοῦλος.» ὃ γὰρ
Θεὸς τῶν ταπεινῶν ἐστιν.
VI ᾿4γαπήσωμεν σφόδρα τὴν νηστείαν μέγα γὰρ φυλαχτή-
1 Jerem. 4, 22 — 4 {1 Cor. 3, 19. 18 — 6 1 Cor. 14,20 — 9 1 Petr.
5, 8 — 12 Mth. 10, 16
19 Jes. 14, 14. — 94 Mth. 20, 206
1 εἰσι > PCD | 2 ἐπέγνωσαν] ἔγνωσαν BO | 8 τούτου + φησὶ
O | ? ὁ yàg Θεὸς] - ὁ Θεὸς γὰρ E | 7/8 ϑέλει μωροὺς εἶναι] ^ μωροὺς
ϑέλει εἶναι E | 8 εἰς δὲ] δὲ > G | 10 Zoyeo9ai] ἐπέρχεσθαι Beorr.
(= editio) | 11 xaxorézvovz] χκατέχνους G (editio verbessert) | 12 γίνεσϑε)]
yiveodaı P | ὡς] ὡσεὶ BO, ὡς ὁ ὄφις E | 14 ἐστι] ἐστιν ὁ BO
V. 17 ἢ xai BO | 18 .... ηνέχϑη ἐκ τῶν οὐρανῶν ἀλλ᾽ ἡ zerstört
in P | ὑπερηφανία] ὑἱπεριφανία B — editio | κατέβαλεν) κατέλαβεν M
| 19 εἰς τὰ κατώτερα zerstört in P | οὕτως) οὕτω editio | 25 ἡμῖν)
ὑμῖν OLMG
VI. 27 μέγα yàg] γὰρ > BOCD
x
10
15
25
10
"ὦ
C
20
Lo
42 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! 4óyoc Σωτηρίας.
ὅλον τὸν κόπον αὐτοῦ ἀπώλεσε. σὺ ovr, δούλη τοῦ Χριστοῦ.
χαὶ πάντες ὅσοι ϑέλουσι σωϑῆναι, ἐὰν νηστεύσῃς, Ayvıoov σε-
αὐτὴν ἀπὸ πάσης φιλαργυρίας" ὁτε 6 ἀγαπῶν ἀργύριον οὐ δύ-
ναται τὸν Θεὸν ἀγαπᾶν. εδίζα γὰρ πάντων τῶν κακῶν ἐστιν
ἡ φιλαργυρία.»
VIII. Τὴν χενοδοξίαν καὶ τὴν ἀλαζονείαν ἰσχυρῶς φεῦγε. ἐὰν
ὑποβάλῃ σοι λογισμός, ὅτι μεγάλη “γέγονας καὶ καλή, προβεβὴη-
κυῖα τῇ ἀρετῇ, μὴ πιστεύσῃς αὐτῷ᾽ ὁ ἐχϑρὸς γάρ ἐστιν ὁ ἐμ-
ποδίζων καὶ χενοδοξίαν ὑποβάλλων" οὐχ ἀνέξῃ οὖν τοῦ λογι-
σμοῦ ἐπαινοῦντός 08° ἐὰν δὲ ὑποβάλῃ σοι ὁ λογισμὸς λέγων,
ὅτι μὴ ϑέλε χοπιᾶν οὕτως δυσχόλως, δύνασαι σωϑῆναι, οὐχ
ἀχούσεις αὐτοῦ" ὁ ἐχϑρὸς γάρ ἐστιν ὁ ὑποβάλλων χαύνωσιν
xai ὀλιγωρίαν, ἵνα σε καταβάλῃ ἀπὸ τῆς ἐναρέτου σου πολιτείας"
πολλὰ γάρ ἐστὶ μηχανήματα ἐχ τοῦ ἐχϑροῦ γινόμενα τοῖς δού-
λοις τοῦ Oov' ὑποβάλλει γὰρ τοῖς ἀνϑρώποις ἔρχεσϑαι καὶ
ἐπαινεῖν λόγους πρὸς τὸ ὑψωϑῆναι τὴν καρδίαν αὐτοῦ. σὺ
δὲ μὴ καταδέξῃ ἔπαινον ἀνϑρώπων᾽ ἐὰν δέ τίς oot εἴπῃ «uaxa-
ρος εἶ», λέγε αὐτῷ, ἐὰν 65200 ix τοῦ σώματος τούτου καλῶ:
τελειώσας, τότε μακαρισϑήσομαι: &Qtt γὰρ οὐ πιστεύω ἐμαυτῷ
ὅτι μακάριος εἰμί" οἱ γὰρ ἄνϑρωποι cc ἄνεμος οὕτω μετα-
βαλλόμεϑα. πολλάκις δὲ ὑποβάλλει σοι ἐξουϑενεῖν τοὺς ἐσϑίον-
Tas‘ μὴ πιστεύσῃς αὐτῷ" ἀλλότριος γάρ ἐστι πάντων γὰρ
ἐλαχιστότερον σεαυτὸν λογίζου, ἵνα πολλοὺς προάξῃς εἰς τὴν
βασιλείαν τῶν οὐρανῶν, καὶ παρὰ Θεῷ ὑψωϑήσῃ" ὑποβάλλει
δὲ ὁ ἐχϑρὸς xal ἄσχησιν μεγάλην, ἵνα τὸ σῶμα ἀσϑενὲς xci
4 1 Tim. 6, 10
1 κόπον) τόπον M | αὐτοῦ ἀπώλεσε zerstört in P | o? zerstört in
P | 2 ὅσοι zerstört in P
VIII. 6 χαὶ cv] τὴν > editio | ἀλαζονείαν] ἀλαζονίαν C ὑποβάλῃ]
ὑποβάλλι, MG, ὑποβάλει CD | 10 ὑποβάλῃ] ὑποβάλλῃ MG, ὑποβάλει CD |
12 ἀκούσει:) ἀχουσὴς L | 13 χαταβάλῃ] καταβάλλῃ BO | 15 Epxeodeil
ἄρχεται Migne , 16 αὐτοῦ] αὐτῶν Migne | 17/18 μαχάριος] gc
χαρία Lcorr.MG | 18 αὐτῷ] ἑαυτῷ L, ξαυτῷ Leor. MG | 19 τελει-
wong] τελειώσασα MG | ἐμαιτῷ] ἐμαυτῷ Leorr. MG. |j 20 μακάριοι]
μαχαρία MG | 21 πολλάκις δὲ] εἰ δὲ πολλάχις C, el πολλάκις BO |
22 πιστεύσῃς) πιστείσεις MG | 23 ἐλαχιστότερον σεαυτὸν) ἐλαχιστο-
τέραν σεαιτὴν LMG | πολλοὺς προάξῃς] ....ovg προάξως εἰς τὴν
Paoı zerstört in P, προέξῃς MG, προάξεις D | 24 ϑεῷ ὑψωϑθήσῃ᾽ ὑποβαλ
zerstört in P
— Hic ... . -
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 41
ἐκλεκταὶ παρὰ ra παιδάρια τὰ ἐσϑίοντα τὴν τράπεξαν
τοῦ βασιλέος.
VI. Ὁρᾷς τί ποιεῖ ἡ νηστεία᾽ καὶ νόσους ϑεραπεύει καὶ δεύ-
ματα σωματιχὰ ξηραίνει καὶ δαίμονας ἐχβάλλει καὶ λογισμοὺς
πονηροὺς ἀποδιώχει καὶ τὸν νοῦν λαμπρότερον ποιεῖ xoi καρ-
δίαν καϑαρὰν καὶ σῶμα ἡγιασμένον καὶ τῷ ϑρύόνῳ τοῦ Θεοῦ
παρίστησι τὸν ἀνϑρωπον᾽ καὶ, ἵνα μὴ νομίσῃς. ὅτι ταῦτα ἁπλῶς
λέγονται, ἔχεις μαρτυρίαν ἐν τοῖς εὐαγγελίοις παρὰ τοῦ σωτῆ-
005 εἰρημένην" ἠρώτησαν αὐτὸν οἱ μαϑηταὶ αὐτοῦ λέγοντες"
κύριε, δεῖξον ἡμῖν, ποίῳ τρόπῳ τὰ «ἀχάϑαρτα πνεύματα φυγα-
δεύονται. εἶπεν δὲ ὁ κύριος" «τοῦτο τὸ γένος οὐχ ἐκβάλ-
λεται, εἰ μὴ ἐν νηστείαις καὶ προσευχαῖς.» πᾶς οὖν ὁ ὑπὸ
πνεύματος ἀχαϑάρτου ὀχλούμενος, ἐὰν νοήσῃ καὶ χρήσηται
τῷ φαρμάχῳ τούτῳ, λέγω δὴ τῇ νηστείᾳ, εὐϑὺς τὸ πνεῦμα τὸ
πονηρὸν στενοχωρούμενον ἀναχωρεῖ, φοβούμενον τὴν νηστείαν.
πάνυ γὰρ τέρπονται οἱ δαίμονες τῇ κραιπάλῃ καὶ τῇ ἀναπαύσει
τοῦ σώματος. μεγάλη δύναμις νηστεία, καὶ μεγάλα κατορϑώματα
γίνεται δι᾿ αὐτῆς, ἐπεὶ πόϑεν καὶ οἱ ἄνϑρωποι μεγάλας δυνά-
μεις ἐπιτελοῦσι, καὶ σημεῖα δι᾿ αὐτῶν γίνεται, καὶ ἰάματα τοῖς
χάμνουσι δι᾿ αὐτῶν δωρεῖται 0 Θεὸς, εἰ μὴ πάντως δι᾿ ἀσχή-
σεῶς χαὶ ταπεινοφροσύνης xai πολιτείας ἀγαϑῆς; νηστεία γὰρ
ἀγγέλων βίος ἐστί. καὶ ὁ χρώμενος αὐτῇ ἀγγελικὴν τάξιν ἔχει.
καὶ μὴ νομίσῃς, ἀγαπητέ, ὅτι οὕτως ἁπλῶς ἐστιν ἡ νηστεία"
οὐ γὰρ ὃ νηστεύων ἀπὸ βρωμάτων μόνον ἐκεῖνος κατώρϑωσεν,
ἀλλ᾽ ὁ ἀπεχόμενος ἀπὸ παντὸς πονηροῦ πράγματος. τούτῳ
λογίζεται ἡ νηστεία' ἐὰν γὰρ νηστεύσῃς xol μὴ τηρήσῃς τὸ
στόμα σου λαλῆσαι λόγον πονηρὸν ἢ ὀξυχολίαν ἢ κεῦδος ἢ ἐπι-
ορκίαν ἢ ἢ χκαταλαλήσῃς κατὰ τοῦ πλησίον σου" ἐὰν ταῦτα d ξέλϑῃ
ix τοῦ στόματος τοῦ νηστεύοντος. οὐδὲν ὠφέλησεν, ἀλλὰ καὶ
12 Mc. 9, 29; Mth. 17, 18---20
VIL 4 ξηραίνει] ξηραίρει B | 78 ...vta ἁπλῶς λέγονται zerstört in P |
8 ἔχεις) - γὰρ vor μαρτυρίαν LMG, Rasur hinter ἔχεις B | 8/9 σωτῆρος
elonu£ zerstört in P | 10 zoío] vor ποίω + &v MG | 12 ἐν νηστείαις
καὶ προσευχαῖς) » ἐν προσειχαῖς xal νηστείαις MG, ἐν προσευχῇ xal νη-
στείᾳ BO | 14 τῇ νηστείᾳ) τῇ νηστείαν C | 16 χραιπάλῃ)] + καὶ τῇ
μέϑῃ BO | 24 οὐ γὰρ) ὁ γὰρ D* | ἀπὸ βρωμάτων μόνον] ἀπὸ βοω-
μάτων μόνος LMG, » μόνος (0 μόνον») ἀπὸ βρωμάτων BO | χατὠρϑωσεν)
χκατόρϑωσε M | 25/26 τούτῳ λογίζεται ἡ νηστεία Rasur in D* | 27 χεῦ-
δος] ψεῦδος M | 28 χαταλαλήσῃς)] καταλήσῃς G
25
10
20
td
42 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyoc Σωτηρίας.
ὅλον τὸν χκύπον αὐτοῦ ἀπώλεσε. σὺ ovr, δούλη τοῦ Χριστοῦ,
xal πάντες 0001 ϑέλουσι σωϑῆναι, ἐὰν νηστεύσῃς, ἄγνισον σε-
avınv ἀπὸ πάσης φιλαργυρίας" ὅτε ὁ ἀγαπῶν ἀργύριον οὐ δύ-
ναται τὸν Θεὸν ἀγαπᾶν. εδίζα γὰρ xavtorv tov κακῶν ἐστιν
ἢ φιλαργυρία.»
VIII. Τὴν κενοδοξίαν καὶ τὴν ἀλαζονείαν ἰσχυρῶς φεῦγε. ἐὰν
ὑποβάλῃ σοι λογισμός, ὅτι μεγάλη γέγονας καὶ καλή, προβεβη-
κυῖα τῇ ἀρετῇ, μὴ πιστεύσῃς αὐτῷ᾽ ὁ ἐχϑρὸς γάρ ἐστιν ὁ ἐμ-
ποόδίξζων καὶ κενοδοξίαν ὑποβάλλων" οὐχ ἀνέξῃ οὖν τοῦ λογι-
σμοῦ ἐπαινοῦντός 08° ἐὰν δὲ ὑποβάλῃ σοι ὁ λογισμὸς λέγων,
ὅτι μὴ ϑέλε κοπιᾶν οὕτως δυσχόλως, δύνασαι σωϑῆναι, οὐχ
ἀχούσεις αὐτοῦ: ὁ ἐχϑρὸς γάρ ἐστιν ὃ ὑποβάλλων χαύνωσιν
xal ὀλιγωρίαν, ἵνα σε καταβάλῃ ἀπὸ τῆς ἐναρέτου σου πολιτείας"
πολλὰ γάρ ἐστὶ μηχανήματα ἐκ τοῦ ἐχϑροῦ γινόμενα τοῖς δού-
λοις τοῦ Θοῦ: ὑποβάλλει γὰρ τοῖς ἀνϑρώποις ἔρχεσϑαι καὶ
ἐπαινεῖν λόγους πρὸς τὸ ὑψωϑῆναι τὴν χαρδίαν αὐτοῦ. σὺ
δὲ μὴ καταδέξῃ ἔπαινον ἀνϑρώπων᾽ ἐὰν δέ τίς σοι εἴπῃ «μαχά-
Qtoc εἶ», λέγε αὐτῷ, ἐὰν ἐξέλϑω ἐκ τοῦ σώματος τούτου καλῶς
τελειώσας, τότε μαχαρισϑήσομαι" ἄρτι γὰρ οὐ πιστεύω ἐμαυτῷ
ὅτι μαχάριος εἰμί᾽ οἱ γὰρ ἄνϑρωποι ὡς ἄνεμος οὕτω μετα-
βαλλόμεϑα. πολλάκις δὲ ὑποβάλλει σοι ἐξουϑενεῖν τοὺς ἐσϑίον-
Tas‘ μὴ πιστεύσῃς αὐτῷ" ἀλλότριος γάρ ἐστι πάντων γὰρ
ἐλαχιστότερον σεαυτὸν λογίζου, ἵνα πολλοὺς προάξῃς εἰς τὴν
βασιλείαν τῶν οὐρανῶν, καὶ παρὰ Θεῷ ὑψωϑήσῃ" ὑποβάλλει
δὲ ὁ ἐχϑρὸς xal ἄσχησιν μεγάλην, ἵνα τὸ σῶμα ἀσϑενὲς καὶ
4 1 Tim. 6, 10
1 κόπον) τόπον M | αὐτοῦ ἀπώλεσε zerstört in P | σὺ zerstört in
P | 2 ὅσοι zerstört in P
VI. 6 καὶ τὴν] τὴν 2 editio | ἀλαζονείαν] ἀλαζονίαν C | * ὑποβάλῃ]
ὑποβάλλῃ MG, ὑποβάλει CD | 10 ὑποβάλῃ] ὑποβάλλῃ MG, ὑποβάλει CD |
12 ἀκούσει:)] ἀκουσὴς L | 13 χαταβάλῃ]) καταβάλλῃ BO | 15 ἔρχεσϑαι)
ἄρχεται Migne | 16 αὐτοῦ] αὐτῶν Migne | 17/18 μακάριος] ua-
χαρία Leorr.MG | 18 αὐτῷ] ἑαυτῷ L, &avıy Leorr. MG | 19 τελει-
ὠσας] τελειώσασα MG | ἐμαιτῷ) ἐμαυτῇ Lcorr. MG. | 20 μαχάριος)
μαχαρία Μὰ | 21 πολλάκις δὲ] εἰ δὲ πολλάχις C, el πολλάχις BO |
22 πιστεύσῃς) πιστεύσεις MG | 23 ἐλαχιστότερον σεαιτὸν] ἐλαχιστο-
τέραν σεαυτὴν LMG | πολλοὺς προάξῃς] .... ovg προάξῃς εἰς τὴν
βασι zerstört in P, προέξῃς MG, προάξει; D | 24 ϑεῷ ὑψωϑήσῃ᾽ ὑποβαλ
zerstört in P
Text von Athanasius' περὲ παρϑενίας. 43
ἀχρήσιμον ποιήσῃ. σοῦ οὖν ὁ νηστεία μέτρον ἐχέτω" νήστευσον
ὅλον τὸν ἐνιαυτὸν χωρὶς πάσης ἀνάγχης᾽ ὥρᾳ δὲ ἐνάτῃ τῆς
ἡμέρας, ἐν ὕμνοις καὶ προσευχαῖς διατελέσασα, μεταλάμβανε τὸν
ἄρτον σου ἐν λαχάνῳ ἀναπεποιημένῳ ἐλαίῳ' πάντα dyva ὅσα
ἄψυχα.
ΙΧ. Σὺ δὲ, ὦ παρϑένε, μηδεὶς καταμανϑανέτω τὴν ἄσχησίν
σου μηδὲ αὐτῶν τῶν ἰδίων σου συγγενῶν" ἀλλ᾽ εἴ τι ποιεῖς,
| d» κρυπτῷ ποίει" καὶ ὁ πατήρ ov 0 οὐράνιος ὃ βλέπων
ἐν τῷ κρυπτῷ, ἀποδώσει 001 ἐὰν δὲ φανερώσῃς σου τὸν
βίον, κενοδοξία σοι τίχτεται καὶ ζημιοῖ" ἐὰν δὲ εὕρῃς ψυχὴν
ὁμοσύμφωνον πονοῦσαν τῷ Θεῷ, ὡς καὶ σύ, ταύτῃ μόνῃ ἀπο-
χκάλυψον ἐν μυστηρίῳ᾽ ἐχεῖ οὐκ ἔστι κενοδοξία" ἐλάλησας γάρ,
ἕνα σωϑῇ ψυχή" πολὺν μισϑὸν λήψῃ, ἐὰν σωϑῇ διὰ σοῦ ψυχή.
τοῖς ἔχουσι πόϑον ἀχούειν λάλει τὰ συμφέροντα. ἐὰν δὲ ἀκούῃ
xal un ποιῇ, μηδὲν λάλει. λέγει γὰρ ὁ κύριος" «μὴ δῶτε τὰ
ἅγια τοῖς xvol, μηδὲ βάλητε τοὺς μαρναρίτας ὑμῶν ἔμ-
προσϑεν τῶν χοίρων" » χῦνας γὰρ καὶ χοίρους ἀποκαλεῖ ὁ
Θεὸς τοὺς ἐν ἀτίμῳ βίῳ διάγοντας" μαργαρῖται γὰρ τίμιοί εἰσιν
οἱ τοῦ Θεοῦ λόγοι τοῖς ἀξίοις μόνοις διδόμενοι.
10
15
X. 'Q uaxapla ψυχή, ἡ ἀκούσασα τούτους τοὺς λόγους τοὺς 20
γεγραμμένους ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ καὶ ποιοῦσα! μαρτύρομαι
παντὶ ἀχούοντε τὰ ῥήματα ταῦτα καὶ ποιοῦντι, ὅτε τὸ ὄνομα
αὐτοῦ γραφήσεται ἐν τῇ βίβλῳ τῆς ζωῆς, καὶ ἐν τῷ τρίτῳ
τάγματι τῶν ἀγγέλων εὐρεϑήσεται. ἐὰν προσεύχῃ ἢ ψάλλῃς
8 Mth. 6, 4. 6. 15 — 15 Mth. 7, 6
1 ποιήσῃ] ποιήσι G, ποιήση M | νήστευσον + οὖν LMG | 3/4 τὸν
ἄρτον] τῶν ἄρτων BE
IX. 7 αὐτῶν τῶν ἰδίων] αὐτῶν > editio | 8 ποίει] ποιεῖν G | 9 ἀπο-
δώσει) doe. B* | ἀποδώσει σοι + ἐν τῷ φανερῷ Beorr.O | 10 ἐὰν δὲ
εὕρῃς] εὕρῃς > E | 11 ταύτῃ μόνῃ = GDeorr.] ταύτην μόνην PD*BOE,
ταύτη μόνην L, ταύτη μόνη M | 13 πολὺν μισϑὸν.... bis ψυχή > PD*E,
Deorr. fügt die Worte am Rande ein (C?) | πολῦν L | 14 áxovg] axoreı
D | 15 καὶ μὴ ποιῇ] μὴ >G | δῶτε) δότε E | 16 βάλητε)] βάλλητε editio
| 17:18 ὁ Θεὸς] Agıoros MG | 18 uapyaoitaı] μαργαρίται ELMG
X. 20 ὦ μαχαρία ψιχὴ ἡ ἀχούσασα τούτοις τοὺς λόγοις > C*, der
Schreiber selbst hat die ausgelassenen Worte mit roter Tinte am Rande
nachgetragen, τοὺς > D | 21 γεγραμμένους] γεγραμμένοις C* | βιβλίῳ)
βίβλῳ E | 21/22 μαρτύρομαι παντὶ + ἀνθρώπῳ BO | 11 ταῦτα καὶ
ποιοῦντι zerstört in P | 23 ἐν τῇ zerstört in P | 24 ἐὰν + οὖν Migne
| ψάλλῃς)] ψάλλεις MG
10
15
20
25
44 Ed. v. d. Goltz, Athanasius Aoyos Zwrnolag.
ἢ ἀναγινώσχῃς, xat ἰδίαν χάϑου" μηδεὶς &xovéro, εἰ μὴ σὺ
μόνη. καὶ ἐὰν ἔχῃς ὁμοφψύχους μίαν ἢ δύο παρϑένους᾽ λέγει
γὰρ ὁ Χριστός" «ὅπου δύο ἢ τρεῖς εἰσι συνηγμένοι ἐν τῷ
ὀνόματί μου, ἐκεῖ εἰμι ἐν μέσῳ αὐτῶν.» ἀπόϑου τὸ γυ-
vaıxelov φρόνημα xoi λάβε ϑάρσος καὶ ἀνδρείαν. ἐν γὰρ τῇ βα-
σιλείᾳ τῶν οὐρανῶν οὐχ ἔστιν ἄρσεν καὶ ϑῆλυ, ἀλλὰ
πᾶσαι ai εὐαρεστήσασαι γυναῖκες ἀνδρῶν τάξιν λαμβάνουσιν.
ἐπιλαϑοῦ τὰ νεωτερικὰ σχήματα, ἵνα λάβῃς τιμὴν τῆς. καλῆς
χήρας. λέγει γὰρ 0 ἅγιος Παῦλος" «τίμα χήρας, τὰς ὄντος
χήρας" ἡ δὲ ὄντως χήρα xal μεμονωμένη ἤλπικεν ἐπὶ
Θεὸν καὶ προσμένει ταῖς δεήσεσι καὶ ταῖς προσευχαῖς
νυχτὸς καὶ ἡμέρας. ἢ δὲ σπαταλῶσα ζῶσα τέϑνηκε. χήρα
xataAteyéoQ 0 μὴ ἔλαττον ἐτῶν ἑξήκοντα,γεγονυῖα ἑνὸς
ἀνδρὸς γυνὴ, εἰ ἐτεχνοτρόφησεν, εἰ ἐξενοδόχησεν, el
ἁγίων πόδας Evıwev, el ϑλιβομένοις ἐπήρκεσεν, εἰ παντὶ
ἔργῳ ἀγαϑῷ ἐπηχολούϑησε. νεοτέρας δὲ χήρας xagat-
τοῦ ὅταν γὰρ καταστρηνιάσωσι τοῦ Χριστοῦ, γαμεῖν
ϑέλουσιν, ἔχουσαι χρίμα ὅτε τὴν πρώτην πίστιν 98£-
τῆσαν»ν.»
XL Σὺ δέ, εἰ μὲν οὐ ποιεῖς τὰ νεωτερικὰ σχήματα, οὐχ
ἀχούεις νεωτέρα. ἀλλὰ καὶ πρεσβύτης ἀποκαλῇ καὶ τιμὴν ἔχεις
ὡς πρεσβυτέρα ἡ ὑπόστασις τῶν ἱματίων σου μὴ ἤτω πολύτιμος.
Ὁ ἐπενδύτης σου μέλας. μὴ βεβαμμένος ἐν βαφῇ, ἀλλ᾽ αὐτοφιὴς
ἰδιόχροος 7) ὀνυχίζων᾽ καὶ τὸ μαφόριον ἄχροσσον, ὡσαύτως τῆς
αὐτῆς χρόας᾽ καὶ χειρίδια ἐρεᾶ περικολύπτοντα τοὺς βραχίονας
8 Mth. 18, 20 — 5 Gal. 3,28 — 91 Tim. 5, 3. 5. 6. 9. 10. 11. 12
1 àraywooxnc] ἀναγιγνώσχεις MG | 1/9 μηδεὶς &xovéto εἰ μὴ σὺ
μόνη > E | 2 ἔχῃς] ἔχεις MG; vor λέγει scheint etwas zu fehlen — alle
codd. aber lesen wie oben | 8/4 συν» ηγμένοι (sic! nicht ὑπηγμένοι wie Migne
p. 262 Anm. 11) διὰ τὸ ὄνομά μου BO | 5 ἀνδρείαν] ἀνδρίαν P | 6 954v]
ϑῆλοι L, ϑῦλη M, ἄρρσεν xal 901g G | 1 ai>G | 9/10 λέγει γὰρ .. . bis
τὰς ὄντως χήρας > LMG (Ὁ wie im Text, aber auf Rasur) | 10 μεμονωμένη)
μεμανομένη G | ἤλπιχεν) ἤλπησεν P, Yanicev C | ἐπὶ -ἰ τὸν MG | 18 χατα-
λεγέσϑω) καταλλαγέσϑω M, χαταηλλεγέσϑω G | 13/14 γεγονῖα (sic Leorr.)
ἑνὸς ἀνδρὸς γινή > L*, Leorr. + in margine | 14 &gerod..... ἑτεχνοτρ.
^ LMG | 16 χήρας] χῆρας G (editio) | 18 ἔχουσαι] ἔχουσὶ MG
XI. 21 πρεσβύτης] πρεσβύτις BMG [Migne πρεσβιτέρα])] | xal + τὴν
τιμὴν O | 23 μὴ ἤτω πολύτιμος zerstórtin P. | 98 ἐν βαφῇ zerstört in P
| 24 ἰδιόχροος] ἰδιόχρωος MG | xai τὸ uaqómor zerstört in P | 25 χρόας]
χρώας LG (editio)
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 45
ἕως τῶν δαχτύλων τῶν χειρῶν, τὰς τρίχας τῆς χεφαλῆς περι-
χεχομμένας xci χεφαλοδέσμιον ἐρεοῦν, περισφίγγον τὴν κεφαλὴν
xal χουχούλιον καὶ ἐπώμιον ἄχροσσον. ἐὰν δὲ συναντᾷς av-
ϑρώπῳ, τὸ πρόσωπον xaraxtxaAvuuévov ἔστω, χάτω νεῦον,
χαὶ οὐχ ἐπάρῃς ἀνθρώπῳ τὸ πρόσωπόν 00V, εἰ μὴ μόνον τῷ
Θεῷ σου.
Ὅταν στῇς εἰς προσευχὴν τοὺς πόδας σου περιχεχαλυμ-
μένους ἔχε ἐν ὑποδήμασιν" αὐτὸς γὰρ ὁ στολισμὸς ἱεροπρε-
ans ἐστιν' οὐχ ἐχδύσῃ γυμνή" νυχτὸς δὲ χαὶ ἡμέρας τὸ ἱμάτιόν
σου ἔστω καλύπτον τὴν σάρκα σου.. οὐ μὴ ἴδῃ ἄλλη γυνὴ τὸ
σῶμά σου γυμνὸν ἄνευ πάσης ἀνάγκης" ἀλλ᾽ οὐδὲ αὐτὴ χατα-
νοήσεις ἀποχεκαλυμμένη τῷ σώματι. ἐξότου γὰρ ἐτάξω τῷ
Θεῷ ἐγχρατεύεσϑαι, τὸ σῶμά σου ἡγιασμένον ἐστὶ καὶ ναὸς
Θεοῦ. οὐ χρὴ ovv τὸν ναὸν τοῦ Θεοῦ ἀποκαλύπτεσϑαι ὑπό τι-
νος. οὐ πορεύσῃ εἰς βαλανεῖον ὑγιαίνουσα ἄνευ πάσης ἀναγ-
χης, οὐ μὴ βάψῃς ὅλον τὸ σῶμά σου εἰς ὕδωρ, ὅτε ἁγία εἶ xv-
ρίῳ τῷ Θεῷ᾽ καὶ οὐ μιανεῖς τὴν σάρχα σου ἐν οὐδενὶ χοσμικῷ,
ἀλλὰ μόνον τὸ πρόσωπόν σου νίψαι, καὶ τὰς χεῖρας καὶ τοὺς
πόδας" ὅταν νίψῃς τὸ πρόσωπόν σου, οὐ νίψῃ ταῖς δύο χερσὶν
οὐδὲ μὴ ἐχτρίψῃ τὰ μῆλα τῆς ὀψεώς σου οὐδὲ μὴ βάλῃς
πόαν οὐδὲ νίτρον οὐδὲ τὰ ὅμοια τούτοις. αἱ κοσμιχαὶ γὰρ
ταῦτα ποιοῦσιν" ἀλλ᾽ ἐν ὕδατι καϑαρῷ νίψῃ.
XII. Οὐχ ἐπιχρίσῃ τὸ σῶμά σου μύρῳ πολυτελεῖ, οὐδὲ ἐπι-
βαλεῖς ἐπὶ τὰ ἱμάτιά σου ἀρώματα πολύτιμα. Ἐὰν δὲ τὸ σῶμά
σου ἀσϑενέστερον γένηται, χρῆσαι οἴνῳ ὀλίγῳ διὰ τὸν στό-
μαχον. ἐὰν δέ, ὁ μὴ γένοιτο, εἰς κάκωσιν ἐμπέσῃς, σεαυτῆς ἐπι-
μελοῦ" μὴ δῷς τόπον τοῖς ἀνϑρώποις λέγειν, ὅτι ἐκ τῆς ἀσχή-
35 1 Tim. 5, 23
2 περισφίγγον)] περισφίγγων B* corr. in περισφίγγον (= ΟἹ | ὃ ἐπώ-
puov] ἐπόμιον LMG | σιναντᾶς] συναντὰς LMG (editio = B) | 4 πρό-
σωπον + σου E
7/8 τοὺς πόδας σου περιχεχ. ἔχε ἐν v$noÓ.] » περιχεχ. ἔχε τοὺς πόδας
σου ἐν ὑποῦ, BO | 11 σῶμα] σώμα L | 11/19 χατανοήσεις] χατανοήσης
O | 12 ἐξότου] ἐξ ὅτοι Migne | 12718 τῷ Oto -- τὸ D | 18 ναός + ἐστι
τοῦ MG | 15 βαλανεῖον) βαλανείον L | 19 orav] 8 ὅτ᾽ ἄν MG | οὐ — editio
| 20 μὴ! >C | οὐδὲ μὴ 2xcolvg zerstört in P | 0 21 μὴ βάλῃς πόαν
οὐδὲ zerstört in P | 20 βάλῃς] ἐπιβάλῃς E | 91 τοις. αἱ χοσμιχαὶ γὰρ zer-
stört in P
XI. 28 Enıxoioy] ἐπιχρήσει L, ἐπιχρίσει MG | 26/97 ἐπιμελοῦ] ἐπι-
μέλου editio
10
20
25
10
15
46 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! 40yog Σωτηρίας.
σεως αὐτῆς συνέβη αὕτη ἡ κάκωσις, ἀλλὰ πρὶν ἢ τινα εἰπεῖν
σοι, σὺ σεαυτῆς φρόντισον, ἕως ἂν ταχὺ ἀναστῆς, καὶ πάλιν τὸν
κανόνα σου ἑλκχύσῃς. ὅλον τὸν χρόνον τῆς ζωῆς σου ἐν νηστείαις
xal προσευχαῖς χαὶ ἐλεημοσύναις διατέλει. μαχάριος ὁ ἀχούων
ταῦτα. νυχτὸς καὶ ἡμέρας μὴ ἀποστήτω ὁ λόγος τοῦ Θεοῦ ἐκ
τοῦ στοματός σου. ἤτω δὲ τὸ ἔργον σου διαπαντὸς μελέτη
τῶν ϑείων γραφῶν. ψαλτήριον ἔχε καὶ τοὺς ψαλμοὺς μάνϑανε.
ἀνατέλλων ὁ ἥλιος βλεπέτω τὸ βιβλίον ἐν ταῖς χερσί σου, καὶ
μετὰ τρίτην ὥραν συνάξεις ἐπιτέλει, ὅτι ταύτῃ τῇ ὥρᾳ ἐπάγη
τὸ ξύλον τοῦ σταυροῦ᾽ ἕχτῃ ὥρᾳ ἐπιτέλει τὰς προσευχὰς μετὰ
ψαλμῶν καὶ χκλαυϑμοῦ xal δεήσεως, ὅτε ἐν αὐτῇ τῇ ὥρᾳ ἐ-
χρεμάσϑη ὁ υἱὸς τοῦ Θεοῦ ἐπὶ σταυροῦ" ἐνάτῃ ὥρᾳ πάλιν ἐν
ὕμνοις καὶ δοξολογίαις μετὰ δαχρύων ἐξομολογουμένη τὰ παρα-
πτώματά σου, τὸν Θεὸν ἱχέτευε, ὅτε ἐν αὐτῇ τῇ ὥρᾳ ὃ κύριος
χρεμάμενος ἐπὶ σταυροῦ ἀπέδωχε τὸ πνεῦμα. καὶ μετὰ τὴν
σύναξιν τῆς ἐνάτης ἔσϑιε τὸν ἄρτον σου, εὐχαριστήσασα τῷ
Θεῷ ἐπὶ τῆς τραπέξης σου οὕτως" εὐλογητὸς ὁ Θεὸς ὁ τρέφων
με ix νεότητος μοῦ, «o διδοὺς τροφὴν πάσῃ σαρκί»" πλή-
ρῶσον χαρᾶς καὶ εὐφροσύνης τὴν καρδίαν μου, ἵνα πάντοτε
πᾶσαν αὐτάρκειαν E ἔχοντες περισσεύωμεν εἰς πᾶν ἔργον
ἀγαϑὸν ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ τῷ κυρίφ ἡμῶν, μεϑ᾽ οὗ σοι
δόξα, τιμή, κράτος σὺν ἁγίῳ πνεύματι εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν
αἰώνων, ἀμήν.
18 Ps. 135, 25 --- 19 2 Cor. 9, 5
1 αὕτη] αὐτὴ P, αὐτῷ ἡ κι BMG, αὐτὴν χάχωσις 1, | εἰπεῖν] εἴπει
MG | 2 φρόντισον] φρόντιζον editio | ὧν» | 4 ἐλεημοσίναις) ἐλαιημο-
σύναις G | 4/5 ὁ axoiwv ταῦτα + xal ποιῶν αὐτὰ MG | 6 τοῦ» D |
διαπαντὸς) διὰ παντὸς Migne | 9/10 ἐπάγη τὸ ξύλον τοῦ σταυροῦ" ἕχτη. .]
ἐπάγη τὸ ξύλῳ τοῦ σταυροῦ Ἰησοῦς jj πάντων ζωὴ" ἕχτῃ MG | 10 ἕχτῳ
ὥρᾳ + ὁμοίως MG | ἐπιτέλει + oov vor τὰς MG | 11 ἐν > editio |
11/12 ἐχρεμάσϑη)] ἐχραμάσϑη MG | 19 ἐπὶ + τοῦ LMG | ἐνάτῃ) &-
γάτῃ E | ὥρᾳ] + δὲ MG | 14 τι ἐν... χύριος zerstört in P | 15 antdwxe]
παρέδωχε MG | 15:16 μετὰ τὴν σύναξιν zerstört in P | 16 σύναξιν (— M
GW!W2)] σύνταξιν BOEL | ἐνάτης] ἐννάτης P. | 17/8 ὁ Θεὸς ὁ τρέ-
φων μὲ ἐχ veótgtóc μου] ὁ ἐλεῶν xal τρέφων ἡμᾶς éx νεότητος ἡμῶν
MG | 19 τὴν χαρδίαν μοι] τὰς καρδίας ἡμῶν L* MG | 20 περισσεύωμεν)
περισσεύομεν PCD, περισσείοιμεν MG, περισσεύαιμεν E | 21 σοι] + πρέ-
neı MG | 22 δόξα + xal τιμὴ B (O — Text) | δόξα, τιμή, κράτος) δόξα,
κράτος τιμὴ καὶ προσχύνησις MG | 22/28 εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν alovov]
εἰς αἰῶνα τῶν αἰώνων E | Z. 8—23 | W! und W? — Text.
Text von Atbanasius’ περὶ παρϑενίας. 47
XIII. Kal ὅταν καϑεσϑῆς ἐπὶ τῆς τραπέζης καὶ ἔρχῃ κλᾶσαι
τὸν ἄρτον, σφραγίσασα αὐτὸν τρίτον, οὕτως εὐχαριστοῦσα λέγε"
εὐχαριστοῦμέν σοι πάτερ ἡμῶν ὑπὲρ τῆς ἁγίας ἀναστασεώς
σου διὰ γὰρ Ἰησοῦ τοῦ παιδός σου ἐγνώρισας ἡμῖν αὐτήν καὶ
χαϑὼς ὁ ἄρτος οὗτος ἐσχορπισμένος ὑπάρχει ὁ ἐπάνω ταύτης
τῆς τραπέζης καὶ συναχϑεὶς ἐγένετο ἕν, οὕτως ἐπισυναχϑήτω
σου ἡ ἐχχλησία ἀπὸ τῶν περάτων τῆς γῆς εἰς τὴν βασιλείαν
σου, ὅτι σοῦ ἐστιν ἡ δύναμις καὶ ἡ δόξα εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν
αἰώνων, ἀμήν.
Ἐὰν δὲ συμπαρῶσι μετὰ σοῦ δύο ἢ τρεῖς παρϑένοι εὐχαρισ-
τήτωσαν ἐπὶ τὸν προχείμενον ἄρτον xal συνευχέσϑωσαν. ἐὰν
δὲ εὐρεϑῇ κατηχουμένη ἐν τῇ τραπέζῃ, μὴ συνευχέσϑω μετὰ τῶν
XII. 1 ὅταν] 9v ἂν MP | 2 τρίτον + τὸ σημεῖον τοῦ σταυροῦ MG |
8 co] σε W? | 5 ὁ ἄρτος οὗτος] ὁ ἄρτος Τοῦτος L und W! (T —
Kreuzeszeichen?) ἐσχορπισμένος] διεσχορπισμένος BOEL | ὑπάρχει
>D, ὑπάρχοι B* von erster Hand corrigiert: γγρ. ὑπῆρχεν ὁ ἐπάνω ταύ-
της τῆς τραπέζης; G gibt am Rande an, B habe ὑπάρχων im Texte, W!
liest ὑπάρχει, W? ὑπῆρχεν | ταύτης > Wi! | 6/7 ἐπισυναχϑήτω σου)
σου > Beorr., συναχϑήτω E | 9 MG lassen das Gebet εὐχαριστοῦμεν bis
ἀμήν aus; statt dessen steht nach λέγει" εὐχαριστοῦμέν σοι, πάτερ ἡμῶν,
ὑπὲρ τῆς ἁγίας χαὶ ἐνδόξον σαρχώσεως τοῦ υἱοῦ σον Χριστοῦ τοῦ Θεοῦ
ἡμῶν, ἣν ἡμεῖς χατὰ (G χατὰ τὰ) τὴν ϑείαν ἐχείνου ἐπαγγελίαν xa$
ἡμέραν ἐσϑίοντες εὐφραινόμεϑα εἰς τουτονὶ τὸν αἰσϑητὸν ἄρτον μετα-
βάλλων αὐτὴν διὰ τὴν ἀσϑένειαν ἡμῶν tg αὐτοῦ χρηστότητι" καὶ ὅτι
δι’ αὐτοῦ σε ἔγνωμεν τὸν ἀληϑινὸν Θεὸν xal πατέρα ἡμῶν xal τὸ πανά-
γιον πνεῦμά σου, τὸ φωτίζον ἡμᾶς xal παρηγορὸν xal πρὸς τὴν σὴν
ὡδηγὸν ἐπίγνωσιν' ὅϑεν παραχαλοῖμέν σε ἁρμόδιον τοῦτον γενέσϑαι
χαὶ εὐφραντιχόν τῇ ἡμετέρᾳ οὐσίᾳ τοῦ σώματος καὶ μηδέποτε αὐτὸν ὕστε-
ρούμεναι διὰ τὴν ἡμῶν ἀναξιότητα ἀλλὰ χαὶ ἐχεῖνον τὸν νοούμενον τὸν
ζωοποιὸν χαὶ πανάγιον τοῖ μονογενοῦς σον υἱοῦ σαρχοφόρον ἄρτον
ἀξίως μεταλαμβάνειν ἡμᾶς ἀξίωσον διὰ τὴν σὴν ἀγαϑότητα.
καὶ ταύτην μὲν τὴν εὐχὴν ἐν τῷ xàüv τὸν ἄρτον xal ϑέλειν ἐσϑίειν
ὀφείλεις λέγειν᾽ ἐν δὲ τῷ ϑεῖναι τοῖτον ἐν τῇ τραπέζῃ xal χαϑεσϑῆναι
βούλει τὸ πάτερ ἡμῶν λέγε ὁλόχληρον. τὴν προγεγραμμένην εἰχὴν τὸ"
εεὐλογητὸς ϑεὸς᾽ ἀριστήσαντες xal ἐγειρόμενοι τῆς τραπέζης λέγομεν.
Das Gebet hat die editio Commeliniana in G gestrichen und den B-Text
abgedruckt, dagegen die Worte xal ταύτην bis λέγομεν aus G im Text
stehen lassen, wo sie nur in eckige Klammern gesetzt sind. Die Codices
vom Kloster Watopedi haben den ülteren Text wie PCD und BOEL.
10 δύο ἢ τρεῖς παρϑένοι] ^ δύο παρϑένοι ἢ τρεῖς MG | 10/11 εὐχα-
ριστήτωσαν] εὐχαριστείτωσαν PW1W? | 12 τῷ > editio (G habet τῷ)
50 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Σωτηρίας.
Θεὸν δοξάζειν ἐπὶ τῆς τραπέζης. ἐπὶ τούτων εἶπεν ὁ ϑεσπέ-
σιος Παῦλος" εοὗτοί εἰσιν οἱ ἐχϑροὶ τοῦ σταυροῦ τοῦ Χριστοῦ,
ὧν τὸ τέλος ἀπώλεια, ὧν ὁ Θεὸς ἡ κοιλία, καὶ ἢ δόξα
ἐν τῇ αἰσχύνῃ αὐτῶν, οἱ τὰ ἐπίγεια φρονοῦντες" ἡμῶν ὄὲ
5 τὸ πολίτευμα ἐν οὐρανοῖς ὑπάρχει.» οὗτοι χείρονες καὶ τῶν
ϑηρίων καὶ τῶν χτηνῶν tiov τὰ γὰρ κτήνη καὶ τὰ ϑηρία
οἴδασι τὸν ποιήσαντα αὐτοὺς Θεὸν, καὶ εὐλογοῦσιν cvtOr
οἱ δὲ ἄνϑρωποι, οἱ ὑπὸ τῶν χειρῶν αὐτοῦ πλασϑέντες xai
εἰχόνα αὐτοῦ φοροῦντες, οὐχ οἴδασι τὸν ποιήσαντα avtovg
ἀλλ᾽ ὁμολογοῦσιν αὐτὸν μὲν ἐν τῷ στόματι αὐτῶν, τοῖς δὲ
ἔργοις ἀρνοῦνται αὐτόν" «G0 πιστεύεις ὅτι ἔστε Θεός; xa-
λῶς ποιεῖς, καὶ τὰ δαιμόνια πιστεύουσι χαὶ φρίττου-
σιν ἡ πίστις χωρὶς τῶν ἔργων νεχρά ἐστι.» τί γὰρ
ὠφελεῖται ἄνϑρωπος ὁμολογῶν, ὅτε ἔνι Θεὸς, τοῖς δὲ ἔργοις
15 αὐτοῦ τοῖς πονηροῖς ἀρνεῖται αὐτόν; πῶς ὁμολογεῖ δεσπότην
ἔχειν, μὴ δουλεύων αὐτῷ; διὰ τοῦτο γὰρ ἀχούεε τοῦ κυρίου
αὐτοῦ καὶ οἱ δοῦλοι οἴδασι τοὺς ἀγοράσαντας αὐτοὺς xad
τιμῶσιν αὐτοὺς, καὶ ἡμεῖς ὀφείλομεν τιμᾶν αὐτὸν, οὐ λόγῳ
μόνον ἀλλὰ καὶ ἔργῳ αὐτὸς γὰρ ὁ κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς
Χριστὸς ἐν τῷ εὐαγγελίῳ ἐμαρτύρησε λέγων" «o9 πᾶς ὁ AC
γων μοι κύριε, χύριε, εἰσελεύσεται εἰς τὴν βασιλείαν
τῶν οὐρανῶν.» χαὶ πάλιν: «00 μὴ λήψῃ τὸ ὄνομα
κυρίου τοῦ Θεοῦ σου ἐπὶ ματαίφ.» χαὶ πάλιν αροῦξ
tasev ἡμῖν λέγων" «ἀποστήτω ἀπὸ ἀδικίας πᾶς ὃ
25 ὀνομάζων τὸ ὄνομα xvolov» ϑέλεις δὲ γνῶναι, on
τὰ ϑηρία xal τὰ xınvn οἴδασι τὸν Θεὸν, xal εὐλογοῦσν
αὐτόν; ἄχουε τοῦ ἁγίου πνεύματος προστάττοντος αὐτοῖς ir
«εὐλογεῖτε τὰ ϑηρία καὶ πάντα τὰ κτήνη τὸν
εἰ μὴ εὐλόγουν, οὐχ ἂν αὐτοῖς προσέταττεν. οὐ
JC
νὰ
2L
-—
o .
ὕμνοις
κύριο»᾽»
3 Phil. 3, 18—90 — 11 Jac. 2, 19. 20 — 21 Mth. 7, 21 — 92 Er
20 7 — 24 2 Tim. 2, 19 — 28 Dan. 3, 81
3 ἡ δόξα] ἡ δόξαι B | 8 ὑπὸ] ἀπὸ BOELMG | 19/18 gYolrzover]
+ ἀλλὰ vor ἡ MG | 14/15 ἔργοις αὐτοῦ toic πονηροῖς] » ἔργοις sert
goic αὐτοῦ E | 15 ἀρνεῖται] ἀρνεῖσϑαι G (editio -- B) | 16 διὰ zeit]
διατοῦτο uno ductu LMG | 17 οἴδασι] ὕδασι L | 19 μόνον] μόνῳ LUNG :
21 χύριε nur einmal: editio | τὴν βασιλείαν) + μου MG | 21/22 τῶν et
ρανῶν) + ἀλλ᾽ ὃ ποιῶν τὸ ϑέλημα τοῦ πατρός μου τοῦ ἐν τοῖς οὐρανοῖς
MG, (τοῖς Σ» M) | 24 ὀνομάζων] ὀνομάζον L | 28/29 τὸν χύριον.... εἰ
λόγουν zerstört in P | 29 αὐτοῖς] αὐτοὺς B | προσέταττεν zerstört in P
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 49
σαπρὰς βοτάνας τὰς κύχλῳ αὐτῆς. ἐχείνη δὲ ἔχουσα τὸν πο-
νοῦντα ἀποδίδωσι τίμιον τὸν καρπὸν αὐτῆς ἐν χαιρῷ
εὐϑέτῳ. φύλασσε δὲ χαὶ ποίει τὰς δοξολογίας τὰς ἐπὶ τῆς
τραπέζης, καὶ ἔσται Got τὸ βρῶμα καὶ τὸ πόμα ἡγιασμένον"
ὅταν οὖν ἀναστῆς ἐχ τῆς τραπέζης, πάλιν εὐχαριστοῦσα λέγε
ἐπὶ τρίς. «ἐλεήμων xai οἰχτίρμων ὁ κύριος, τροφὴν
ἔδωκε τοῖς φοβουμένοις αὐτόν. δόξα πατρὶ καὶ υἱῷ καὶ
ἁγίῳ πνεύματι». καὶ μετὰ τὴν δοξολογίαν πάλιν τὴν εὐχὴν
πλήρωσον λέγουσα οὕτως" «Ὁ Θεὸς 6 xavtoxQatoQ καὶ κύριος
ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸς, TO Ovoua τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνομα, εὐχα-
ριστοῦμέν σοι καὶ alvo)uév σε, ὅτε κατηξίωσας ἡμᾶς μετα-
λαβεῖν τῶν ἀγαϑῶν τῶν σῶν, τῶν σαρκιχῶν τροφῶν. δεό-
μεϑα xal παραχαλοῦμέν σε, κύριε, iva καὶ τὰς ἐπουρανίους
τροφὰς ἡμῖν δωρήσῃ᾽ καὶ δὸς ἡμῖν τρέμειν xal poßelod.aı
τὸ φριχτὸν xal ἔντιμον Ovoua σου, καὶ μὴ παραχούειν τῶν
ἐντολῶν Gov: τὸν νόμον σου καὶ τὰ δικαιώματά σου ἐγκατά-
ϑου ἐν ταῖς χαρόδίαις ἡμῶν, ἁγίασον δὲ ἡμῶν τὸ πνεῦμα
xal τὴν ψυχὴν καὶ τὸ σῶμα διὰ τοῦ ἠγαπημένου σου παιδός,
τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ, μεϑ' οὗ σοι δόξα, τιμή, κρά-
τος εἰς τοὺς αἰῶμας τῶν αἰώνων, ἀμήν.»
XV. Εἰσὶ γὰρ πλείονες τῶν κοσμικῶν, οἵτινές εἰσιν ἀνόη-
τοι καὶ ὡς τὰ ἄλογα ζῶα τρεφόμενοι, ἀνιστάμενοι προὶ καὶ
ξητοῦντες, τίνα πλεονεχτήσουσι, τίνα καταδυναστεύσουσιν, tva
ἐμπλήσωσι τὴν αἰσχρὰν αὐτῶν γαστέρα οὗτοι οὐχ οἴδασι τὸν
2 Jac. 5, 7; Hebr. 6,7 — 6 Ps. 110, 4 --- 10 Phil. 2, 9
3 ἀποδίδωσι τίμιον τὸν χαρπὸν] » ἀποδίδωσι τὸν χαρπὸν αὐτῆς Ti-
wov D | 8 cb9éto] δέοντι E | xal ποίει] + xcd PLMG | 4 τὸ βρῶμα
xal τὸ πόμα] “ τὸ πόμα καὶ τὸ βρῶμα E | 5 ὅταν) 0v à» MG | x]
ἀπὸ MG | 6 τρίς] τρεῖς OE*, τρίς Ecorr. | 8 πνεύματι) + xal νῦν xal
ἀεὶ xal εἰς τοὺς αἰῶνας MG |.9 πλήρωσον] πλήρησον G | 11 εὐχαριστοῦ-
μέν σοι] σοι > MG | χαὶ αἰνοῦμέν σε > LMG | ἡμᾶς] ἡμῖν LMG |
12 τῶν ἀγαϑῶν τῶν σῶν > LMG, τῶν ἀγαϑῶν — E | 17/18 τὸ πνεῦμα
xal τὴν ψυχὴν zerstört in P | 18 cov παιδός] » παιδός cov MG | 19 τοῦ
χυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ) » Ἰησοῦ Χριστοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν BOELMG |
19 σοι] + πρέπει MG | 19/20 δόξα, τιμή, χράτος] ^ χράτος, τιμὴ + xal
προσχύνησις MG | 20 W! läßt das ganze Gebet fort; es fehlen die Worte
καὶ μετὰ τὴν δοξολογίαν bis ἀμήν (Zeile 8 bis 20).
"NV. 28 χαταδυναστεύσουσιν] χαταδυναστεύουσιν E | 23/24 tva —
οἴδασι > M, von erster Hand (?) eingefügt | 94 αἰσχρὰν] αἰσχραρ (?) P
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2 4
10
15
10
15
—
2t
50 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Adyog Σωτηρίας.
Θεὸν δοξάζειν ἐπὶ τῆς τραπέζης. ἐπὶ τούτων εἶπεν ὁ ϑεσπέ-
σιος Παῦλος" εοὗτοί εἰσιν οἱ ἐχϑροὶ τοῦ σταυροῦ τοῦ Χριστοῦ,
ὧν τὸ τέλος ἀπώλεια, ὧν ὁ Θεὸς ἡ κοιλία, καὶ ἡ δόξα
ἐν τῇ αἰσχύνῃ αὐτῶν, οἱ τὰ ἐπίγεια φρονοῦντες" ἡμῶν δὲ
τὸ πολίτευμα ἐν οὐρανοῖς ὑπάρχει.» οὗτοι χείρονες καὶ τῶν
ϑηρίων καὶ τῶν χτηνῶν εἰσι τὰ γὰρ κτήνη καὶ τὰ ϑηρία
οἴδασι τὸν ποιήσαντα αὐτοὺς Θεὸν, καὶ εὐλογοῦσιν αὐτόν"
οἱ δὲ ἄνϑρωποι, οἱ ὑπὸ τῶν χειρῶν αὐτοῦ πλασϑέντες καὶ
εἰχόνα αὐτοῦ φοροῦντες, οὐχ οἴδασι τὸν ποιήσαντα αὐτούς"
ἀλλ᾽ ὁμολογοῦσιν αὐτὸν μὲν ἐν τῷ στόματι αὐτῶν, τοῖς δὲ
ἔργοις ἀρνοῦνται αὐτόν᾽ «00 πιστεύεις ὅτι ἔστι Θεός; xa-
λῶς ποιεῖς, καὶ τὰ δαιμόνια πιστεύουσι καὶ φρίττου-
σεν ἡ πίστις χωρὶς τῶν ἔργων νεχρά ἐστι.» τί γὰρ
ὠφελεῖται ἄνϑρωπος ὁμολογῶν, ὅτι ἔνι Θεὸς, τοῖς δὲ ἔργοις
αὐτοῦ τοῖς πονηροῖς ἀρνεῖται αὐτόν; πῶς ὁμολογεῖ δεσπότην
ἔχειν, μὴ δουλεύων αὐτῷ; διὰ τοῦτο γὰρ ἀχούει τοῦ κυρίου
αὐτοῦ καὶ οἱ δοῦλοι οἴδασι τοὺς ἀγοράσαντας αὐτοὺς καὶ
τιμῶσιν αὐτοὺς, καὶ ἡμεῖς ὀφείλομεν τιμᾶν αὐτὸν, οὐ λόγῳ
μόνον ἀλλὰ καὶ ἔργῳ᾽ αὐτὸς γὰρ ὁ κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς
Χριστὸς ἐν τῷ εὐαγγελίῳ ἐμαρτύρησε λέγων" «o9 πᾶς ὁ λέ-
γων μοι κύριε, χύριε, εἰσελεύσεται εἰς τὴν βασιλείαν
τῶν οὐρανῶν.» xc πάλιν «οὐ μὴ λήψῃ τὸ ὄνομα
κυρίου τοῦ Θεοῦ σου ἐπὶ ματαίῳ.» xai πάλιν προσέ-
ταξεν ἡμῖν λέγων' «ἀποστήτω ἀπὸ ἀδιχίας πᾶς ὁ
ὀνομάζων τὸ ovoua κυρίου.» ϑέλεις δὲ γνῶναι, ὅτι
τὰ ϑηρία xal τὰ χτήνη οἴδασι τὸν Θεὸν, χαὶ εὐλογοῦσιν
αὐτόν; ἄχουε τοῦ ἁγίου πνεύματος προστάττοντος αὐτοῖς ἐν
ὕμνοις «εὐλογεῖτε τὰ ϑηρία καὶ πάντα τὰ xınvn τὸν
κύριον,» εἰ μὴ εὐλόγουν, οὐχ ἂν αὐτοῖς προσέταττεν. οὐκχ
3 Phil 3, 18—920 — 11 Jac. 2, 19. 20 — 21 Mth. τ, 21 — 22 Ex.
20, 7 — 24 2 Tim. 2, 19 — 28 Dan. 3, 81
3 ἡ δόξα] ἡ δόξαι B | 8 ὑπὸ] ἀπὸ BOELMG | 12/18 φρίττουσιν])
ἀλλὰ vor ἡ MG | 14/18 ἔργοις αὐτοῦ toig πονηροῖς) ^ ἔργοις novg-
goi; αὐτοῦ E | 15 ἀρνεῖται] ἀρνεῖσϑαι G (editio — B) | 16 διὰ τοῦτο)
διατοῦτο uno ductu LMG | 17 οἰδασι] ὕδασι L | 19 μόνον] μόνῳ LMG |
91 χύριεξ nur einmal: editio | τὴν βασιλείαν) + μον MG | 21/22 τῶν ov-
ρανῶν] + ἀλλ᾽ ὁ ποιῶν τὸ ϑέλημα τοῦ πατρός μου τοῦ ἔν τοῖς οὐρανοῖς
MG, (τοῖς Σ» M) | 34 ὀνομάζων) ὀνομάζον L | 28/29 τὸν χύριον.... εὐ-
λόγουν zerstört in P | 29 αὐτοῖς] αὐτοὺς B | προσέταττεν zerstört in P
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. δι
αὐτὰ δὲ μόνον εὐλογοῦσι τὸν Θεὸν, ἀλλὰ xci πᾶσα ἡ κτίσις ἡ
φαινομένη καὶ ὁρωμένη τὰ ἀμφότερα αὐτὸν ἀκαταπαύστως
ὁμολογεῖ. |
XVI. Καὶ σὺ ou» δούλη τοῦ Θεοῦ, εἴτε ἐγείρῃ, εἴτε καϑέζῃ,
εἴτε ἔργον u ποιεῖς, εἴτε ἐσϑίεις, εἴτε ἐπὶ τῆς „xobens σου
ἔρχῃ πρὸς ὕπνον, εἴτε ἀνισταμένη, μὴ ἀποστήτω ὁ ὕμνος τοῦ
Θεοῦ ἀπὸ τῶν χειλέων σου. μακχάρια τὰ ὦτα τὰ δεχόμενα
τοὺς λόγους τούτους. ἐὰν δὲ εἰσέλϑῃ ἡ δωδεχάτη ὥρα, μει-
ξοτέραν χαὶ μαχροτέραν ἐπιτελέσεις τὴν σύναξιν μετὰ τῶν
ὁμοψύχων σου παρϑένων" ἐὰν δὲ μὴ ἔχῃς ὁμόψυχον, μόνη
ἐπιτέλει τοῦ Θεοῦ συνόντος καὶ ἀχούοντος. χαλὸν τὸ ἐχχέειν
δάχρυον ἐνώπιον τοῦ Θεοῦ. μνημόνευε τὴν δωδεκάτην ὥραν,
ὅτε ἐν αὐτῇ καταβέβηχεν ὁ κύριος ἡμῶν εἰς τὸν ζδην" καὶ
ἰδὼν αὐτὸν ἔφριξε καὶ ἐξέστη λέγων" τίς ἐστιν οὗτος, ὁ ἐν
ἐξουσίᾳ καὶ μεγάλῃ δυνάμει κατελϑών; τίς οὗτος ὁ τὰς πύλας
τοῦ adov τὰς χαλχὰς συντρίβων καὶ τοὺς μοχλοὺς
τοὺς ἀδαμαντίνους συνϑλάσας; τίς οὗτος ὁ ἐὲ οὐρανῶν
κατελϑὼν καὶ σταυρωϑεὶς καὶ ὑπ᾽ ἐμοῦ τοῦ ϑανάτου μὴ xoa-
τούμενος; τίς οὗτος ὁ λύων τὰ δεσμὰ τῶν ὑπ᾽ ἐμοῦ κχρατου-
μένων; τίς οὗτος ὁ τῷ ἰδίῳ ϑανάτῳ ἐμὲ τὸ» ϑάνατον
χαταλύων;
XVI. Διὰ τοῦτο ὀφείλομεν ἑαυτοῖς προσέχειν ἐν τῇ ὥρᾳ
ἐχείνῃ, καὶ ἐν δάχρυσιν ἐν νυχτὶ παρακαλεῖν τὸν κύριον᾽ μεγάλη
γὰρ ἀρετή ἐστι τὸ δάχρυον, μέγα κατόρϑομα, μεγάλαι ἁμαρτίαι
καὶ ἀνομίαι διὰ δακρύων ἀπαλείφονται. μαρτυρεῖ δέ μοι τὸ
ἅγιον εὐαγγέλιον" ὁτε γὰρ ὁ σωτὴρ παρεδόϑη τοῖς Ἰουδαίοις,
10 Ps. 106, 16
2 ὁρωμένη] ὁρομένη (Ὁ) P | αὐτὸν] αἰτῶν D*MG | 8 ὁμολογεῖ]
ὑμνολογεῖ E und W?
xXVl. 5 ποιεῖς] ποιῇς Migne | ἐσθίεις) ἐσϑίῃς Migne | 6 ἀνισταμένη)
undeutlich, aber durch Streichung in ἀνίστα corrigiert B, ἀνίστασαι O |
8 ἐὰν δὲ εἰσέλθῃ ἡ δωδεκάτη ὥρα] ἐὰν δὲ εἰσέλθῃς τῇ δωδεκάτῃ ὥρᾳ
Migne | 8/9 μειζοτέραν)] μηζοτέραν L | 9 μαχροτέραν) πυχνοτέραν ΒΟ
ELMG W!und W? | ἐπιτελέσεις] ἐπιτελέσης L | 10 ἔχῃς] ἔχεις Deorr. E
| 14 αὐτὸν + ὁ ἅδης MG | καὶ ἐξέστη in marg. G | 15—90 τίς οὗτος
ὁ ἐξ οὐρανῶν ..... χρατούμενος; τίς οὗτος ὁ τὰς πύλας .... συνϑλάσας;
τίς οὗτος ὁ λίων τὰ δεσμὰ x. τ. λ. « D
XVIL 98 τὸν χύριον)] τὸν Otóv EMG | 24 δάχριον +xul LMG |
κατόρϑωμα + καὶ B
4*
5
10
15
25
10
15
25
52 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' 4óyog Σωτηρίας.
ὁ Πέτρος μεϑ’ ogxov τρίτον αὐτὸν ἠρνήσατο πρὶν ἀλέχτορα
φωνῆσαι. ὁ δὲ κύριος στραφεὶς ἐνέβλεψε τῷ Πέτρῳ, καὶ ὑπε-
μνήσϑη ὁ Πέτρος τοῦ ῥήματος τοῦ κυρίου, ὡς εἶπεν αὐτῷ"
«πρὶν ἀλέχτορα φωνῆσαι,τρὶς ἀπαρνήσῃ με, καὶ ἐξελϑὼν
ἔξω ἔκλαυσε πιχρῶς.» ὁρᾷς τὸ φάρμαχον τῶν δαχρύων,
ἐϑεάσω οἵαν ἀνομίαν ἐξήλειψε. τί γὰρ χεῖρον τοῦ κακοῦ τούτου,
ὅτι τρίτον μεϑ᾽ ὄρχου τὸν δεσπότην ἑαυτοῦ ἠρνήσατο, καὶ τὴν
τηλικαύτην ἀνομίαν διὰ δακρύων ἐξήλειψεν. ὁρᾷς ἡλίχην
δύναμιν ἔχουσι τὰ daxpva. ἐκεῖνα γὰρ ἐγράφη εἰς τὴν ἡμε-
τέραν νουϑεσίαν, tva ἡμεῖς ἐπακολουϑήσαντες bor»
αἰώνιον κληρονομήσωμεν. οὐχ οἱ πολλοὶ £ ἔχουσι τὸ χάρισμα
τῶν δαχρύων, ἀλλ ὅσοι τὸν νοῦν ἔχουσιν ἄνω, ὅσοι τῶν γηΐνων
ἐπιλανϑάνονται, ὅσοι τῆς σαρκὸς πρόνοιαν οὐ ποιοῦσιν, οἵτενες
οὐχ ἐπίστανται ὅλως, εἰ i ἔνι κόσμος, οἵτινες ἐνέχρωσαν τὰ μέλη
τὰ ἐπὶ τῆς γῆς τούτοις μόνοις δίδοται πένϑος δαχρύων. xa-
ϑαρὸν γὰρ ἔχοντες τὸν νοῦν καὶ ὀξύδορχον τὸ βλέμμα τῆς δια-
voíag ἔτι ὄντες ἐπὶ τῆς γῆς βλέπουσι τὰς χολάσεις τὰς ἐν τῷ
ἀδῃ καὶ τὰς βασάνους τὰς αἰωνίους, ἐν αἷς οἱ ἁμαρτωλοὶ xo-
λάζονται καὶ τὸ πῦρ τὸ αἰώνιον καὶ τὸ σκότος τὸ ἐξώτερον,
ὃ κχκλαυϑμὸς καὶ ὁ βρυγμὸς τῶν ὀδόντων. βλέπουσι δὲ xdi
τὰ ἐπουράνια χαρίσματα, & ἐχαρίσατο ὁ ὁ Θεὸς τοῖς ἁγίοις χαὶ τὰς
δόξας xal τοὺς στεφάνους καὶ τὰς στολὰς τὰς ἁγίας xal τὰ
βασιλικὰ ἐνδύματα καὶ τὰ φωτεινὰ ταμιεῖα καὶ τὰς τρυφὰς
τὰς ἀνεχδιηγήτους καὶ τὴν ζωὴν τὴν αἰώνιον, καὶ τί Ext λέγω;
χαὶ τὸ μεῖζον πάντων ϑαῦμα, ὅτι ὁ ἔχων καϑαρὸν τὸν νοῦν
καὶ αὐτὸν τὸν Θεὸν ἐν τοῖς ἔνδον ὀφϑαλμοῖς χκαϑορᾷ. πῶς
οὖν οὐ ϑέλεις κλαῦσαι καὶ πενϑῆσαι ὁ ταῦτα βλέπων; κλαίει
μὲν γὰρ καὶ ὀδύρεται, ὅπως ῥδυσϑῇ ἀπὸ τῶν δεινῶν xoAactor
4 Luc. 22, 61; Mth. 26, 72 — 10 1 Cor. 10,11 — 19 Mth. 25, 80
1 αἰτὸν > MG | 2 φωνῆσαι (0)) φωνῇ B | 4 τρὶς ἀπαρνήσῃ utl
^ ἀπαρνήσῃ με τρὶς BOLMG | 5 πιχρῶς. ὁρᾶς τὸ zerstört in P | 6 &f
λειψεὶ ἐξήλειψεν LMG | 7 τὸν δεσπότην ξαυτοῖ].“ τὸν favtob δεσπκότῃν
MG | 9 δύναμι») δύναμην L | 18 ἐπιλανϑάνονται) ἐπιλανϑάνωνεαι MG |
14 εἰ ἔνι) εἴη editio, εἰς ἔνε M | 17 χολάσεις) χολάσης L | 18/19 χολά-
Corrai] χράζονται E | 90 ὁ χλαυϑμ. x. ὁ βρυγμ. τ. 66.) καὶ τὸν κλαυϑμὸν
xal τὸν βρυγμὸν MG | xAavOuóc] corr. χλαυϑμόν B* | 21 ἐπουράνια)
οὐράνια BO | 24 ἔτι + οὐ vor λέγω BO | 265 ὁ:»} | 26 dor) irfior
MG | 27 ϑέλεις] ϑέλει Migne | 28 ὀδύρεται) ὄδύρεται L
Text von Athanasius’ περὶ παρϑενίας. 53
xal πάλιν κλαίει καὶ ἀξιοῖ δεόμενος, ὅπως ἀξιωϑῇ τῶν ixov-
ρανίων ἐχείνων ἀγαϑῶν.
XVII. Διὰ τοῦτο οἱ ἅγιοι ἐμίσησαν τὸν κόσμον τοῦτον,
εἰδότες, ὁποῖα ἀγαϑὰ μέλλουσι κληρονομεῖν. ὥστε ovv ὁ ἔχων
ἀνάπαυσιν ἐν τῷ κόσμῳ τὴν αἰώνιον ἀνάπαυσιν μὴ ἐλπιζέτω
λαβεῖν" ἡ βασιλεία γὰρ τῶν οὐρανῶν οὐχ ἔστι τῶν ἀναπαυομέ-
νῶν ἐνθάδε ἀλλ᾽ ἐχείνων ἐστὶ τῶν ἐν ϑλίψει πολλῇ καὶ στε-
νοχωρίᾳ διαξάντων τὸν βίον τοῦτον" οὐ γὰρ ἔλαβον αὐτὴν
δωρεάν, ἀλλὰ μετὰ μεγάλου μόχϑου καὶ γενναίων ἱδρώτων
αὐτὴν ἐχτήσαντο οἱ xava&i D évrec.- οὐ μέλει αὐτοῖς, ὅσον ἐὰν
χοπεάσωσιν ὦδε" εἰσελϑόντες γὰρ ἐχεῖ ἐπιλανϑάνονται τῶν
πόνων xai τῶν ὀδυνῶν, ὅσα ἔπαϑον iv τῷ ματαίῳ κόσμῳ
τούτῳ ἀπὸ τῆς πολλῆς καὶ ἀνεχϑιηγήτου ἀναπαύσεως τῆς de-
δομένης αὐτοῖς. τί λέγεις, ἄνϑρωπε; ἰδοὺ δύο ὁδοὶ παρετέϑησαν
ἐνώπιόν σου, ἡ ζωὴ χαὶ ὁ ϑάνατος᾽ ὅπου ἐὰν ϑέλῃς, πορεύου.
xal ἰδοὺ πῦρ καὶ ὕδωρ' ὅπου ἐὰν ϑέλῃς, ἔχτεινον τὴν
χεῖρα σου" ἐπὶ σοί ἐστιν, ἐὰν ϑέλῃς κτήσασϑαι τὴν ζωὴν, καὶ
ἐπὶ σοί ἐστιν, ἐὰν ϑέλῃς κτήσασϑαι τὸν ϑάνατον. ὁ ovv ϑάνα-
τός ἐστιν ὃ χόσμος, ἡ δὲ ζωή ἐστιν ἡ δικαιοσύνη. μαχρὰν οὖν
ὁ χόσμος ἀπὸ τῆς δικαιοσύνης, χαϑ' 000» 0 savarog ἀπὸ τῆς
ζωῆς" ἐὰν οὖν πορεύῃ ἐν τῷ κόσμῳ, ἐν τῷ ϑανάτῳ πορεύῃ
xal ἐκτὸς τοῦ Θεοῦ γίνῃ κατὰ τὴν ϑείαν γραφῆν. ἐὰν τῇ de
χαιοσύνῃ πορεύῃ, ἐν τῇ ζωῇ πεπόρευσαι, καὶ οὐ μὴ ἀψηταί σου
ϑάνατος᾽ οὐχ ἔστι γὰρ παρὰ τοῖς δικαίοις 9dvavoc, ἀλλὰ μετά-
ϑεσις᾽ μετατίϑεται γὰρ ἐκ τοῦ xoouov τούτου εἰς τὴν αἰώνιον
ἀνάπαυσιν" καὶ ὥσπερ τις ἀπὸ φυλακῆς ἐξέλϑοι, οὕτως καὶ ol
16 Sir. 15, 16
XVIII. 8 οἱ ἅγιοι ἐμίσησαν) » ἐμίσησαν οἱ ἅγιοι MG | 4 ὁποῖα ἀγαϑά
ue zerstört in P | xAgoovoutiv] χληρονομῆσαι BOELMG | 5 ἀπάπαυσιν zer-
stört in P | χόσμῳ) + τοίτῳ MG | 6 vv? > D* | 7 ἐνϑάδε) ἐνταῖϑα
BO | ϑλίψει πολλῇ xal or.) ^ ϑλίψει xcl πολλῷ or. E | 8 διαξάντων)
διαλαξάντων PC, διαλλαξάντον D* (Deorr. διαξάντων) | 9 δωρεὰν] + ot
λαβόντες MG | μεγάλου uóx9ov] μεγάλων μόχϑων BO | 10 οἱ χαταξιω-
ϑέντες > MG | μέλει] μέλλει BMG | 12 ὅσα] 60v» M | 16 τὴν — D |
17 ἐπὶ > D | 9éAgc] ϑέλεις PDMG | xol > O | 18 ϑέλῃς] ϑέλεις P. |
χτήσασϑαι] χτίσασϑαι D* (Dcorr. χτήσασϑαι!) | 20 ἀπὸ] ἀπέχει D | 22 ἐὰν]
+ ἐν B, ἐὰν δὲ [ἐν] τῷ editio, ἐὰν δὲ τῷ G | 25 γὰρ) + ὁ dixauos ἀνὴρ
Migne (Commeliniana — codd.) | 26 ἐξέλϑοι] ἐξέλϑει O | οὕτως) οὕτω
Migne
20
54 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
ayıoı ἐξέρχονται ἀπὸ τοῦ “μοχϑηροῦ βίου τούτου εἰς τὰ ἀγαϑὰ
τὰ ἡτοιμασμένα αὐτοῖς" «ἃ ὀφϑαλμὸς οὐκ εἶδε xal οὖς οὐκ
ἤκουσε, καὶ ἐπὶ καρδίαν ἀνθρώπου οὐχ ἀνέβη, ἃ ἡτοί-
μασεν ὁ Θεὸς τοῖς ἀγαπῶσιν avrov'» οἱ δὲ ἁμαρτωλοὶ
5 xol ὧδε χαχῶς μοχϑοῦσι καὶ ἐκεῖ πάλιν τὸ πῦρ αὐτοὺς μένει"
χαὶ τοὺς τοιούτους διπλῶς δεῖ κλαῦσαι, ὅτι χαὶ ὧδε ἐν στενο-
χωρίᾳ εἰσὶ καὶ ἐχεῖ τὴν εὐρυχωρίαν οὐχ ἀπολαμβάνουσι. διὰ
τοῦτο εἴρηχεν ἡ ϑεία γραφή" «oxov ἐὰν στραφῇ ὁ ἀσεβὴς
ἀφανίζεται.» στενὰ γὰρ αὐτῷ πάντοϑεν᾽ καὶ ἐχεῖ ὀδύναι, καὶ
10 ὧδε ϑλίφεις" οὐχ ἔνε γὰρ ἄνϑρωπος ὁ μὴ κοπιῶν ἐν τῷ μο-
χϑηρῷ βίῳ τούὐύτῳ᾽ καὶ ὁ πτωχὸς καὶ ὁ πλούσιος καὶ ὁ δοῦλος
καὶ ὁ ἐλεύϑερος καὶ ὁ ἁμαρτωλὸς καὶ ὁ δίχαιος, πάντες ὁμοίως
χοπιῶσι, καὶ ἕν συνάντημα τοῖς πᾶσι συμβήσεται καὶ τῷ ἁμαρ-
τωλῷ καὶ τῷ δικαίῳ ὧδε iv τῷ κόσμῳ τούτῳ.
16 XIX. 'Exet δὲ οὐχ ἔστιν οὕτως, ἀλλὰ ἄλλη καὶ ἄλλη τάξις"
ἄλλος γὰρ ὁ κόπος τοῦ δικαίου ἐν τῷ κόσμῳ τούτῳ, καὶ ἄλλος
τοῦ ἁμαρτωλοῦ. ὁ μὲν γὰρ δίχαιος κοπιζ, οὐχ ἵνα πλήσῃ γαστέρα,
οὐδὲ γὰρ ὅλως τῆς σαρχὸς πρόνοιαν ποιεῖται, οὐδὲ λογίξεται.
ὅτι σάρκα φορεῖ" ἀλλὰ κοπιζ νυχτὸς καὶ ἡμέρας ξητῶν τὸν
20 Θεὸν, πολλὰ τοῦ ὕπνου μὴ χορταζόμενος, ἄρτου καὶ ὕδατος μὴ
ἐμπιπλῶν τὴν ψυχὴν, ἐπὶ ἐρήμοις πλανώμενος, ὑπωπιάζων τὸ
σῶμα ἐν κακοπαϑείᾳ πολλῇ, ἕως οὗ ἀπολάβῃ τὸν ἁμαράντινον
στέφανον τὸν ἀποκείμενον αὐτῷ. ὁ δὲ ἁμαρτωλὸς κοπιᾷ καὶ
μοχϑεῖ οὐχ ἕνεχεν δικαιοσύνης, ἀλλ᾽ ἕνεκεν τῆς ταλαιπώρου
25 σαρχὸς ταύτης, ἕνεχεν τῆς αἰσχρᾶς γυναικὸς, ἄλλος καὶ ἄλλως
μοχϑῶν, μὴ ἀρκούμενος τοῖς παροῦσι, ἐν κακίᾳ καὶ φϑόνῳ
διατρίβων. ἀλλὰ τούτων οὐδὲν ἐπίστανται οἱ ἄφρονες" ἀπε-
τύφλωσεν γὰρ αὐτοὺς ἡ vAn καὶ αἱ πολλαὶ φροντίδες τοῦ κόσ-
2 1Cor. 2, 9 — 8 Prov. 12, 7
1 μοχϑηροῖ βίου τούτου] » μοχϑηροῦ τούτου βίον D | 2 εἶδε] οἷδε
B | 4 οἱ δὲ] xa οἱ BO | 5 ὧδε] + μὲν O | μοχϑοῦσι καὶ ἐχεῖ πάλιν zer-
stört in P | μένει] ἀναμένει MG | 6 τοιούτους] τοιοΐτους L. τοίουτους
G | διπλῶς] δειπλῶς LMG | χλαῦσαι] κλαίειν CD | dei κλαίειν ὅτι zerstört
in P | 7 εὐρυχωρίαν) εἰριχώραν O | 9 στενὰ] oreval MG ἃ 11 τούτω
BO | 18 συμβήσεται] γενήσεται E
XIX. 15 xal ἄλλη > MG | 17 πλήσῃ)] ἐμπλήσῃ E | 21 ὑπωπιάξων]
ὑποπιάζων G — editio | 34 ταλαιπώρου] ταλαιπόρον DLMG | 25 ἄλλως xal
ἄλλως] ἄλλο xal ἄλλο Μὰ | 26 μοχϑῶν] μοχϑορῶν G | 27/28 ἀπετύ-
φᾳλωσεν] ἀπετύφλεσεν G (editio ἀπετίφλωσεν)Ὶ
Text von Athanasius’ nepl παρϑενίας. 55
μου, καὶ πλανῶνται, ἕως ἀποσταλῇ ix αὐτοὺς ὁ ἀπότομος
στρατιώτης, ὅστις οὐ ϑαυμάζει πρόσωπα οὐδ᾽ οὐ μὴ λάβῃ
δῶρα. ἀχϑήσονται γὰρ αἱ ψυχαὶ αὐτῶν μετὰ βίας ὑπὸ ἀγγέλων
ἀνελεημόνων καὶ λήψονται τὴν ἀπόφασιν αὐτῶν παρὰ τοῦ Θεοῦ.
κενοὶ γὰρ ὄντες εἰς κενὰ xal ἐμόχϑησαν ἐν τῷ κόσμῳ tovto:
τὰ τῆς γῆς εἰργάσαντο, διὰ τοῦτο καὶ αὐτοὶ εἰς ἀπώλειαν
ἐχώρησαν. οὐ γὰρ ἐμνήσϑησαν τοῦ Θεοῦ ἐπὶ τῆς γῆς ὄντες,
οὐδὲ ἐμέλησεν αὐτοὺς μνησϑῆναι τοῦ φόβου τοῦ Θεοῦ" διὰ
τοῦτο οὐδὲ αὐτῷ μέλει περὶ αὐτῶν. δίκαιος γὰρ ὁ Θεὸς,
xai δικαία ἡ κρίσις αὐτοῦ" ὅταν γὰρ ἔλϑῃ κρῖναι τὸν κόσ-
μον, τότε ἀποδώσει ἑκάστῳ χατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ. μαχαρία
ἡ καρδία ἡ δεχομένη ταῦτα.
XX. Μεσονύχτιον ἐγερϑήσῃ, καὶ ὑμνήσεις κύριον τὸν Θεόν
σου" ἐν αὐτῇ γὰρ τῇ ὥρᾳ ἀνέστη 0 χύριος ἡμῶν ἐχ νεχρῶν
xal ὑμνησε τὸν πατέρα διὰ τοῦτο ἐν αὐτῇ τῇ ὥρᾳ προσετάγη
ἡμῖν ὑμνεῖν τὸν Θεόν. ἀνισταμένη δὲ πρῶτον τοῦτον τὸν
στίχον εἶπον" «uE00 νύχτιον ἐξεγειρόμην τοῦ ἐξομολογεῖσ-
ϑαί σοι ἐπὶ τὰ κρίματα τῆς δικαιοσύνης σου"» καὶ ev&at,
καὶ ἄρξαι λέγειν τὸν πεντηχοστὸν ὅλον ψαλμὸν, ἕως ἂν τελέσῃς,
xai ταῦτα ἔστωσάν σοι xaO ἑκάστην ἡμέραν τεταγμένα. τοσού-
τους δὲ ψαλμοὺς εἰπέ, ὅσους δύνῃ στήχουσα εἰπεῖν᾽ καὶ xara
ψαλμὸν εὐχὴ καὶ γονυχλισία ἐπιτελείσϑω, μετὰ δαχρύων ἐξα-
γορεύουσα χυρίῳ τὰς ἁμαρτίας σου καὶ ἀξιοῦσα, ἵνα ago Gol
σοι. μετὰ δὲ τρεῖς ψαλμοὺς λέγε τὸ ἀλληλούϊα. ἐὰν δὲ καὶ
παρϑένοι εἰσὶ μετὰ σοῦ, καὶ αὑται ψαλλέτωσαν xal μία παρὰ
μίαν τὴν εὐχὴν ἐπιτελεῖτε. πρὸς ὄρϑρον δὲ τὸν ψαλμὸν τοῦτον
1 Sap. Sal. 18, 15 — 2 Deut. 10, 17 — 9 Ps. 118, 37
17/18 Ps. 118, 62 — 19 Ps. 50
9 πρόσωπα) πρόσωπον BOELMG | 8/4 βίας ὑπὸ ἀγγέλων ἀν. zer-
stört in P | 8 ἀγγέλων] ἀγγέλω G | 4 ἀπόφασιν αὐτῶν zerstört in P |
5 ἐμόχϑησαν) ἐπαχϑῆ ὅλα P (?) | 6 εἰργάσαντο — codd.] Migne εἰργάσαν-
tec | ἢ τῆς 2 PC | 8 οὐδὲ ἐμέλησεν αὐτοὺς] οὐδὲ ἐμέλλησεν αὐτοὺς D*P,
οὐδ᾽ ἐμέλλησεν αὐτοὺς LMG (αὐτοῖς G) | 8 ϑεοῦ] χυρίου BO | 9 αὐτῷ]
αἰτὸν PC | μέλλει D*] μέλει Deorr. | 10 ὅταν») ὅτ᾽ ἂν P
XX. 18 ὑμνήσεις] ὕμνησις L | 14 ἐνΜΟ | 16 ἡμῖν) ὑμῖν LB*, ἡμῖν
Beorr. | ϑεὸ»] χύριον ED | 16/17 τοῦτον τὸν στίχον) ^ τὸν στίχον τοῦτον
BCD, τοῦτον > E | 17 εἰπον) εἰπέ BO | 21/22 χατὰ ψαλμὸν) χαταψαλ-
μὸν MG | 22/28 ἐξαγορεύουσα)-:- τῷ MG | 35,26 παρὰ μίαν) παραμίαν uno
ductu LMG | 26 ἐπιτελεῖτε] ἐπιτελεῖται L, ἐπιτεῖται D* (sic!), ἐπιτε-
λείτω Deorr. ]
15
20
25
Ὄς
Rb. |
10
15
u;
56 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Σωτηρίας.
λέγετε: «0 Θεὸς 0 Θεός μου, πρὸς σὲ ὀρϑρίζω᾽ ἐδίψησέ
σε 7) ψυχή uov'» διάφαυμα δέ" «εὐλογεῖτε πάντα τὰ ἔργα
κυρίου τὸν κύριον, ὑμνεῖτε᾽ δόξα ἐν ὑψίστοις Θεῷ»
xal τὰ ἕξῆς.
XXL Τὴν δὲ ἀγάπην φυλάξωμεν τὴν πάντων μείζονα.
«ἀγαπήσεις κύριον. τὸν Θεόν σου ἐξ ὅλης τῆς καρδίας
σοῦ, χαὶ ἐξ ὅλης τῆς ψυχῆς σου, καὶ τὸν πλησίον σου,
ὡς Eavrov' ἐν ταύταις ταῖς δυσὶν ἐντολαῖς ὅλος ὁ νό-
μος καὶ οἱ προφῆται χρέμανται"» 0 Θεὸς ἀγάπη ἐστὶ
καὶ αὐτὸς πρῶτος ἠγάπησε τὸν ἄνϑρωπον, καὶ ἑαυτὸν
παρέδωκεν ὑπὲρ ἡμῶν, ἵνα ἡμᾶς λυτρώσηται ἀπὸ πά-
σης ἀνομίας. εἰ οὖν αὐτὸς ὁ κύριος ἡμῶν ἀπέϑανεν ὑπὲρ
ἡμῶν, καὶ ἡμεῖς ὀφείλομεν ὑπὲρ ἀλλήλων τὰς ψυχὰς
ἡμῶν ϑεῖναι. ὁ Θεὸς ἀγάπη ἐστὶ, καὶ ὁ ἔχων τὴν ἀγά-
πην τὸν Θεὸν ἔχει. αὐτὸς γὰρ εἴρηκεν ἐν τούτῳ γνώ-
σονται πάντες ὅτε ἐμοὶ μαϑηταί ἐστε, ἐὰν ἀγαπᾶτε
ἀλλήλους» ὅσον γὰρ ἐὰν κοπιάσῃ ἄνϑρωπος καὶ μὴ ἔχῃ τὴν
ἀγάπην εἰς τὸν πλησίον, εἰς μάτην ἐκοπίασεν. οὕτως δὲ δείξεις
τὴν ἀγάπην εἰς τὸν πλησίον, οὐ λόγῳ μόνον ἀλλὰ καὶ ἔργφ.
οὐ χρατήσεις καχίαν τινὸς εἰς τὴν καρδίαν σου" εἰ δὲ μή γε,
οὐχ ἀνέρχεται ἡ εὐχή σου χαϑαρά᾽ «οὐκ ἐπιδύσεται γὰρ O
ἥλιος ἐπὶ τῷ παροργισμῷ ouv» πραότητα ἔχε, ὑπομονὴν
ἔχε, μαχροϑυμίαν, νηπιότητα. λέγει γὰρ ὁ χύριος" av μὴ
στραφῆτε, καὶ γένησϑε ὡς τὰ παιδία, οὐ μὴ εἰσέλϑητε
εἰς τὴν βασιλείαν τῶν οὐρανῶν.»
1 Ps. 72, 2 — 2 Dan. 3, 57 — 8 Luc. 2, 14
6/9 Mth. 22, 37. 40; Mc. 12, 30 — 9/10 1 Joh. 4, 8. 19 — 11 Tit. 2, 14
— 18 1 Joh. 3, 16 — 14 Joh. 13, 35 — 91 Eph. 4, 26 — 24 Mth. 18,3
9 διάφαυμα) διάφαιμα (?) P | xvolov 2 BO | 8 ὑμνεῖτε > BOELMG
| Θεῷ] + xal ἐπὶ γῆς εἰρήνη, àv ἀνϑρώποις εὐδοχία L | 4 xci ra ἑξῆς
> LMG | Θεῷ] + καὶ ἐπὶ γῆς εἰρήνη àv ἀνϑρώποις ebdoxla‘ ὑμνοῖμέν σε
εὐλογοῦμέν σε προσχυνοῦμέν σε MG
XXI. 5 φυλάξωμεν τὴν zerstört in P | 6 ἀγαπήσεις + γὰρ φησὶ MG |
cov > PC | 6/7 χαρδίας σου + xal ἐξ ὅλης τῆς ἰσχύος σου MG | 9 xoé-
navraı) χράμανται editio, χρέμμανται MG*, χρέμανται Gcorr. | 10 πρῶ-
toc] nowrov (Ὦ P | 19 ἡμῶν > P | 16/17 ἀγαπᾶτε ἀλλήλους] ἀγάπην
ἔχετε ἐν ἀλλήλοις LMG (ἔχεται L) | 17 ὅσον] ὅσα P. | ἔχῃ) ἔχει PED |
18 πλησίον + tov P (sic! — Fehler des neugriechisch gewöhnten jetzigen
Abschreibers?) | δείξεις) δείξης MG | 21 xa9aod] + πρὸς τὸν Θεὸν
MG | 28 νηπιότητα D*] ἠπιότητονχ Deorr.
Text von Athanasius! περὶ παρϑενίας. 57
XXII. Οὐ un λυπηϑήσῃ “χαλεποῦ τινος συμβαίνοντός σοι,
οὔτε ἐπὶ ζημίᾳ λυπηϑήσῃ, οὔτε ἐπὶ ὕβρει" «ἢ λύπη γὰρ, τοῦ
κόσμου τούτου ϑάνατον κατεργάζεται. > ὑπὲρ τῶν ἅμαρ-
τιῶν σου μόνον λυπηϑήσῃ, ὑπὲρ ἄλλου δὲ πράγματος μικροῦ
οὐ λυπηϑήσῃ. μὴ ὑψώσῃς τὴν φωνήν σου ὀργιζυμένη πρός
τινα; δούλην γὰρ κυρίου οὐ δεῖ μάχεσϑαι. οὐχ ἐξελεύσεται
κατάρα ἐκ τοῦ στόματός σου, οὐχ ὕβρις, οὐ κακολογία. τὸ
στόμα σου γὰρ ἡγιασμένον ἐστὶν ἐν τοῖς ὕμνοις καὶ δοξο-
λογίαις τοῦ Θεοῦ. οὐχ ἔστι καλὸν τὸ προέρχεσϑαί σε χωρὶς
ἀνάγχης μεγάλης. τὴν ἡσυχίαν ἀγάπα ὅσον δύνασαι. τῶν
ὁούλων τοῦ Θεοῦ μὴ ἐπιλάϑῃ, μηδὲ ἀπαλειφϑήτωσαν ἐχ τῆς
καρδίας σου. ἐὰν ἅγιος am εἰς τὴν οἰχίαν σου, οὕτως αὐτὸν
πρόσδεξαι cg τὸν υἱὸν τοῦ Θεοῦ" λέγει γὰρ 6 κύριος ἡμῶν
᾿ησοῦς Χριστὸς: «ὁ δεχόμενος ὑμᾶς, ἐμὲ δέχεται.» ἐὰν
εἰσέλϑῃ ἀνὴρ δίχαιος εἰς τὸν olxov σου, μετὰ φόβου καὶ τρόμου
ἀπαντήσεις αὐτῷ, καὶ προσχυνήσεις ἐνώπιον τῶν ποδῶν
αὐτοῦ ἐπὶ τὴν γῆν᾽ οὐ γὰρ αὐτὸν προσχυνήσεις, ἀλλὰ τὸν
10
Θεὸν τὸν ἀποστείλαντα αὐτόν. λήψῃ δὲ ὕδωρ καὶ νίψεις
τοὺς πόδας αὐτοῦ καὶ μετὰ πάσης εὐλαβείας ἀχούσεις τῶν
λόγων αὐτοῦ. οὐ μὴ ϑαῤῥήσῃς ἐπὶ τῇ σωφροσύνῃ σου, ἵνα
un πέσῃς" ἀλλὰ φοβοῦ" ἐφ᾽ ὅσον γὰρ φοβῇ, οὐδέποτε πίπτεις.
συμφέρει τῇ ἐγκρατευομένῃ καταμόνας τὸν ἑαυτῆς ἄρτον ἐσϑίειν.
ἐὰν χκαϑίσῃς μετὰ παρϑένων ἐπὶ τραπέζης, πᾶν τὸ παρατι-
ϑέμενον ἔσϑιε utv αὐτῶν᾽ ἐὰν γὰρ μὴ φάγῃς, εὑρίσκῃ ὡς
χαταχρίνουσα αὐτάς. οὐχ ἀναγγελεῖς τὴν ἀσχησίν σου. ἐὰν
δὲ xal οἶνον πίνωσι, καὶ οὐ πίνῃς, δι᾿ αὐτὰς πίε ὀλίγον.
98 2 Cor. 7, 10 — 6 2 Tim. 2, 24 — 14 Mth. 10, 40 — 381 Cor. 10, 27
XXII. 4 μόνον (ΒΟ — PLMG)] μόνων Beorr. | 4/5 ὑπὲρ ἄλλου δὲ noa y-
ματος μιχροῦ ov λιπηϑήσῳ in B und E ausgelassen, in B erst von später
Hand eingefügt | 8 τοῖς ὕμνοις xol do zerstört in P | 9 τὸ προέρχεσϑαι
σε zerstört in P προέρχεσϑαι)] προσέρχεσϑαι B*L*, προέρχεσϑαι Beorr.,
Lcorr.M, προέχεσϑαι G | 10 ἀνάγχης μεγάλης] ^ μεγάλης ἀνάγχης μα
(D Rasur) | 11 ἐπιλάϑῃ) ἐπιλάϑον D 14 ἐὰν -- δὲ D | 16 αὐτῷ] αὐτὸν P |
17 προσχυνήσεις] προσχυνεῖς E | 18 λήψῳ] λήψεις E*, λήψη Ecorr. | 20 ϑαῤ-
ῥήσῃς] ϑαῤῥήσεις PCD, ϑαῤῥήσεις corrigiert von erster Hand in ϑαῤῥήσης
B* | 21 φοβῇ) φοβεῖ D | πίπτεις] πίπτης LMG | 21/22 συμφέρει] συμ-
φαίρει P | συμφέρει + γὰρ BO | 22 χαταμόνας] χατὰ μόνας MGP |
28/24 παρατιϑέμενον) παραϑέμενον editio | 26 nivwaı) πίνοισι MG,
πίνεις D | ἐὰν δὲ... ὀλίγον pr. m. am Rande nachgetragen M
58 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Σωτηρίας.
ἐὰν δέ εἰσι μεγάλαι πρεσβύτιδες καὶ &vayxátool ce πιεῖν
περισσόν, μὴ ἀκούσῃς αὐτῶν, ἀλλὰ λέγε αὐταῖς" ὑμεῖς κατε-
τρίψατε τὴν νεότητα ὑμῶν ἐν ἀσχήσει πολλῇ᾽ ἐγὼ δὲ ovxo
ἔφϑασα οὐδὲ εἰς πρῶτον βαϑμόν. περὶ τῆς φιλοξενίας xal τῆς
5 ἐλεημοσύνης οὐ χρείαν ἔχεις νουϑετεῖσϑαι. ἀπὸ σεαυτῆς γὰρ
ποιήσεις.
XXIII. Ἐν ἐχχλησίᾳ σιώπα, καὶ μηδὲν λάλει, ἀλλὰ τῇ &ra-
γνώσει μόνον πρόσεχες ἐὰν ἐπαναβῇ εἰς τὴν καρδίαν σου
λογισμός, ἵνα ποιήσῃς πρᾶγμά τι, μὴ προπετῶς αὐτὸ ποίει,
10 tva μὴ ἐμπαίξῃ σοι ὁ ἐχϑρός. μετὰ βουλῆς τῶν μειξοτέρων
σου πάντα ποίει. ὅταν ψάλλῃς ἢ ὅταν προσεύχῃ, μὴ ἄφιε
ξένους λογισμοὺς εἰσιέναι slg τὴν καρδίαν σου. παρακαλῶ σε,
ἀγαπητὴ, πρόσεχε xal ἄχουε τῶν ἐντολῶν τούτων τῶν γε-
γραμμένων ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ" καὶ μὴ μόνον τοῖς ὀφϑαλ-
15 μοῖς τοῖς φαινομένοις κατανόει τὰ γεγραμμένα, ἀλλὰ καὶ τοῖς
ἔνδοϑεν. καὶ πρόσεχε μιᾷ ἑκάστῃ ἐντολῇ, καὶ ποίει αὐτήν. ἐὰν
γὰρ φυλάξῃς ταῦτα, καταξιωϑήσῃ τοῦ νυμφῶνος τοῦ βασιλιχοῦ᾽
un εἴπῃς ἐν τῇ καρδίᾳ σου, ὁτι, πῶς δύναμαι ποιῆσαι ταῦτα;
μὴ δειλίων λάβῃ ὃ λογισμός σου ἀλλὰ μετὰ πάσης προϑυμίας
20 φυλάξῃς αὐτάς" τοῖς φοβουμένοις γὰρ τὸν Θεὸν αἱ ἐντολαὶ
τοῦ Θεοῦ οὐχ εἰσὶ βαρεῖαι. πάσῃ ὥρᾳ μὴ λειψάτω ἔλαιον
τῇ λαμπάδι σου, μή ποτε ἔλϑῃ ὁ νυμφίος καὶ εὕρῃ αὐτὴν
σβεσϑεῖσαν. οὐχ οἶδας γὰρ πότε ἔρχεται ἢ πρωτοῦκνιον ἢ
πρωΐ. γενοῦ οὖν ἕτοιμος" ἵνα. ὅταν ἔλϑῃ, μετὰ τῶν φρονίμων
25 ἀπαντήσῃς αὐτῷ ἔχουσα τὸ ἔλαιον ἐν τῇ λαμπάδι σου, Tor
20 1 Joh. 5, 3
1 πιεῖν) πίειν E | 4 βαϑμὸν + ὑμῶν BO | περὶ] περὶ δὲ MG (Có?
| καὶ Σ»Ο | 5 ἔχεις] ἔχῃς D | ἀπὸ σεαυτῆς γὰρ] ^ ἀπὸ σὲ γὰρ αὐτῆς
(sic!) D
XXIII. 8 dnavaßg] ἐὰν παναβῷ M | 9 πρᾶγμά ti] “ τι πρᾶγμαρ |
9/10 αὐτὸ ποίει ἵνα μὴ ἐμ zerstört in P | 10 &unaltg] ἐμπαΐζη P
σοι] ce MG | ἐχϑρός] + ἀλλὰ MG | τῶν μειξοτέρων zerstört in P ΄
11 ψάλλῃς] ψάλῃς L | 7 LM | ὅταν — E | ὅταν προσεύχῃ) ve?
προσεὺυ zerstört in P | 14 2» > M | 16 adc] αὐτὰς BLMG | 1718
toö2— εἴπης ausgelassen, am Rande pr. m.]beigefügt M | 19 δειλίαν) der
λείαν O | ἀλλὰ] ἀλλ᾽ ἂν Leorr.MG | 20 φυλάξῃς] φυλάξεις PCD | 20 ei
τὰς] + εὑρήσεις σύμμαχον τὸν Θεὸν MG | 91 τοῦ Θεοῦ] αὐτοῦ O | oi*
εἰσὶ βαρεῖαι) ^ βαρεῖαι οὐκ εἰσί MG | 28 7 πρωτούπνιον pr. m. in mar
G | 23/24 ἔρχεται bis vor ἢ πρωΐ zerstört in P | 24 φρονίμων) qoort
μων L I 25 ἔλαιον] ἔλλαιον B. | dy > M
Text von Athanasius' περὲ παρϑενίας. 59
τέστι τὰ ἔργα σου τὰ χαλά. πᾶσαν ὥραν μνημόνευε τῆς ἐξό-
dov σου" ἔχε xaÜ' ἡμέραν πρὸ ὀφϑαλμῶν τὸν ϑάνατον᾽ uvn-
μόνευε viv. σε δεῖ παραστῆγαι.
XXIV. Bagv ἐστιν ἄσχησις καὶ δυσβάστακτον ἐγχράτεια᾽
ἀλλ᾽ οὐδέν ἐστε γλυκύτερον τοῦ ἐπουρανίου νυμφίου. ὧδε
κάμνομεν ὀλίγον, ἐκεῖ δὲ τὴν αἰωνίαν ζωὴν ἀποληψόμεϑα᾽
λέγει γὰρ ὁ ἅγιος Παῦλος" «οὐκ ἄξια τὰ παϑήματα τοῦ νῦν
καιροῦ πρὸς τὴν μέλλουσαν δόξαν ἀποχαλυφϑῆναι εἰς
ἡμᾶς. > καλὸν ἀποφυγεῖν ἀπὸ ὄχλου καὶ ἀναχωρεῖν καταμόνας.
μεγάλη ἀρετὴ ἐγχράτεια, μέγα καύχημά ἐστιν ἁγνεία, μεγάλα
ἐγχώμια τῆς παρϑενίας. ὦ παρϑενία, “πλοῦτος ἀκατάληπτος!
Oo παρϑενία, στέφανος ἀμαράντινος! ὦ παρϑενία, ναὸς Θεοῦ
καὶ ἁγίου πνεύματος οἰχητήριον' o za cría, μαργαρῖτα τίμιε
παρὰ πολλοῖς ἀφανὴς, ὀλίγοις δὲ μόνοις εὐρισχόμενος ς! ὦ ἐγκρά-
τεια φίλη Θεοῦ καὶ παρὰ ἁγίοις ἐγκωμιαζομένη! ὦ ἐγκχράτεια
παρὰ πολλοῖς μισουμένη, τοῖς δὲ ἀξίοις σου γνωριξομένη! ὦ
ἐγχράτεια ϑάνατον καὶ (δὴν ἀποφεύγονσα, καὶ ὑπὸ ἀϑανασίας
κατεχομένη! ὦ ἐγκράτεια, χαρὰ προφητῶν, καὶ ἀποστόλων
καύχημα! ὦ ἐγχράτεια, ἀγγέλων βίος, καὶ ἁγίων ἀνϑρώπων
στέφανος! μακάριος ὁ κατέχων σε, μακάριος ὁ προσκαρτερῶν
ὅσου τῇ ὑπομονῇ᾽ ὅτι ὀλίγον κοπιάσας πολὺ χαρήσεται ἐν
σοί. μακάριος ὁ νηστεύσας ὅλον τὸν χρόνον τοῦτον, ὅτι ἐν
τῇ ἄνω Ἱηρουσαλὴμ κατοικήσας μετὰ ἀγγέλων χορεύσει καὶ
μετὰ ἁγίων προφητῶν καὶ ἀποστόλων ἀναπαύσεται.
XXV. Ταῦτα ἔγραψά σοι, ἀγαπητὴ ἀδελφὴ, χορεύτρια :
7 Röm. 8, 18 — 91 Tob. 13, 14 (Symm.)
1 σου > P | 2 ἔχε zerstört in P
XXIV. 4 βαρὶ] βαρύν L*, βαρύ Lcorr. | xai > BO | 6 αἰωνίαν] αἰώνιον
MG (alwylov LCcorr.) | 9 ἀποφυγεῖν ἀπὸ ὄχλου] ἀποφεύγειν τὸν ὄχλον MG
| χαταμόνας) χατὰ μόνας PL | 10/11 ἁγνεία μεγάλα ἐγχώμια zerstört in
P | 11 ὦ naosevla] ὦ παρϑενεία P | .. toc ἀχατάληπτος zerstört in
P | 12 παρϑενία zerstört in P | 18 μαργαρῖτα τίμιε] μαρτυρίου τέλεσις
P (auf Rasur, vielleicht falsch gelesen) | 14 πολλοῖς] + μὲν O | ἀφανὴς]
ἀφανεὶς L | μόνοις] μόλις BO | εὑρισχόμενος) εὑρισχόμενε O | 16 δὲ
ἀξίοις) ἐπαξίοις P | σου] p. σον MG leerer Raum für 5 Buchstaben, in
M von später Hand am Rand ἴσως σεβαζομένη, in G später eingetragen
γνωρι(ζομένη) | 21 χοπιάσας] χοπιασας ohne Accent MG | 28 xar-
οιχήσας] χατοιχήσει + xal BOELMG | χορεύσει] χορεισῆ 1,
20
m
60 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyog Σωτηρίας.
Χριστοῦ, πρὸς στηριγμὸν χαὶ ὠφέλειαν τῆς ψυχῆς σου. Μὴ
ἐκκλίνῃς οὖν ἀπὸ τῶν λεγομένων τούτων δεξιὰ ἢ ἀρι-
στερά. ὃς γὰρ ἐὰν ἀχούσῃ τοὺς λόγους τούτους xol κατα-
φρονήσῃ, κρῖμα μέγα αὐτῷ ἐστι. σὺ δὲ τιμιωτάτη ἀδελφὴ ἢ
δ χκτωμένη τὸ βιβλίον τοῦτο, δῴη σοι ὁ Θεὸς ταῦτα φυλάττειν,
ἐν τούτοις ἀναστρέφεσϑαι πεφωτισμένην τὴν διάνοιαν, καϑαρὸν
τὸν νοῦν, πεφωτισμένους τοὺς ὀφϑαλμοὺς τῆς διανοίας, ἕνα
λάβῃς τὸν ἀμαράντινον στέφανον, ὃν ἡτοίμασεν ὁ Θεὸς τοῖς
ἀγαπῶσιν αὐτὸν διὰ τοῦ κυρίου χαὶ σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ
10 Χριστοῦ, ᾧ ἡ δόξα εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμήν.
9 Prov. 4, 27
XXV. 1 στηριγμὸν (O)] στηρισμὸν B | 2 ἐκχλίνῃς) ἐγχλίνεις P, ἐγκλίνης
L | τῶν λεγομένων τούτων] λόγων τούτων BOELMG | 8 ἐὰν] ἂν B (0 — ἐὰν)
| 8/4 χαταφρονήσῃ)] καταφρονήσει P. | 4 χρῖμα) χρίμα LMG | ἐστι] ἔσται
P | τιμιωτάτη >P | 5 τὸ βιβλίον τοῦτο > BO | τοῖτο δῴη σοι ὁ
Θεὸς zerstört in P | 6 ἀναστρέφεσϑαι) ... φεσϑαι zerstört in P | 9 xv-
piov] + xal Θεοῦ O | 10 ᾧ ἡ δόξα] ᾧ δόξα editio | δόξα] + xal τὸ
χράτος Ο
II. Ursprung und Charakter des “όγος σωτηρίας
πρὸς τὴν παρϑένον.
1. Inhalt und Charakter der Schrift im
Allgemeinen.
Sehen wir von dem in der Patmoshandschrift (saec, X) schon
erhaltenen Titel: A$avaoiov τοῦ Μεγάλου περὶ παρϑενίας
(7τοι περὶ ἀσχήσεως > P) ab, so sagt uns eine zweite, augen-
scheinlich sehr alte Überschrift, daß es sich um einen Aöyog
σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον handelt, also um eine vom
rechten Heilswege handelnde Mahnrede an eine Jung-
frau. Es soll darin augenscheinlich kurz zusammengefaßt wer-
den, was für eine Jungfrau (d. h. eine gottgeweihte) nötig ist,
um das Heil zu erlangen; dementsprechend beginnt der Ver-
fasser mit einem allgemeinen Glaubensbekenntnis trinitarischer
Art nicht ohne dogmatischen Charakter, das in einen predigt-
artigen Lobpreis der Schöpfung übergeht (cap. I).
Mit ermeuter feierlicher Anrede an die Dienerin des Herrn
und alle, die gerettet werden wollen, wird dann das Verhältnis
II. Ursprung und Charakter. 61
der gottgeweihten Jungfrau zu ihrem himmlischen
Bräutigam als die Grundlage für ihre christliche Lebensführung
hingestellt. Positiv die brüutliche Liebe zum Herrn, negativ die
Verachtung der Welt und die Aufgabe aller menschlichen Ge-
danken und Sorgen, das ist der Wille Gottes (cap. IT).
Dieser Wille Gottes wird dann näher expliciert. Den Herrn
mit unaufhórlichen Hymnen und Doxologien Tag und Nacht
preisen, ist die erste Forderung. Daran reihen sich aber sofort
einige sittliche Ermahnungen, zur Barmherzigkeit, Sanftmut und
Geduld unter Hinweis auf das Beispiel des Herrn (cap. IIT).
Dann wird die Weisheit der wahren Kinder Gottes der Torheit
der Welt gegenüber gestellt und zur wahren ταπεινοφροσύνη
im Gegensatz zur ὑπερηφανία des Teufels ermahnt (cap. IV—V).
Im folgenden ist zuerst vom Fasten (cap. VI—IX), dann vom
Beten (cap. X—XX), endlich von der Liebe (cap. XXI—XXII) die
Rede, jedoch mit mannigfachen Abschweifungen in allgemeiner
gehaltenen Gedankenreihen.
Die Erórterung über das Fasten spricht erst von dem
Nutzen dieser frommen Übung unter Hinweis auf Daniel und
seine Geführten (cap. VI), dann von der Wunderkraft (óv-
vauıc) des Fastens. das die Dämonen vertreibe, endlich von
den sittlichen Voraussetzungen solcher Wirkung des Fastens
(cap. VID: christliche Lebenshaltung gegen andere, unbestech-
liche Treue, die sich in solchem Fasten durch keine Einwendungen
irre machen läßt (cap. VIII), und demütige Bescheidenheit, die
mit der Askese nicht prahlt (cap. IX). Mit einer Seligpreisung
derer, die auf solche Worte hören und darnach tun (Anfang
von cap. X), schließt dieser Abschnitt.
Für das Gebet wird zunächst zu Verborgenheit im Kämmer-
lein oder zu Gebetsgemeinschaft in kleinsten Kreise geraten
unter Hinweis auf die Schriftstelle, «denn auch, wo zwei oder
drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen» (cap. X). Dann wird vor neumodischer Kleidung gewarnt
und eine möglichst schlichte einfache Tracht in detaillierter
Weise den Jungfrauen, zwar nicht vorgeschrieben, aber empfohlen,
auch vor dem Besuch des Badehauses, überhaupt vor jedem mehr
als dringend notwendigen Gebrauch des Bades gewarnt, ebenso
aber vor Übertreibung der Askese, um dies Lebensideal durch
Schädigung der Gesundheit nicht in Mißkredit zu bringen (cap. X]
62 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' A6yog Σωτηρίας.
bis XI). Nach dieser Abschweifung folgen sehr interessante
Vorschriften über die Gebete zu den einzelnen Tages-
stunden, insbesondere über die Tischgebete und die bei der
Tischgemeinschaft zu beachtenden Regeln (cap. XII—XIV). Dieser
Passus schliefit mit einem verüchtlichen und verdammenden Hin-
weis auf die Weltmenschen, welche wie die Tiere essen, ohne
ihren Schöpfer zu preisen (cap. XV). Die sich anschließende Er-
mahnung zum Gebet in der zwölften Stunde, in welcher
der Herr zum Hades hinabstieg (cap. XVI), gibt Anlaß, über den
Wert der Bußträne zu sprechen (cap. XVII) und die Hoffnung
auf das ewige Gottschauen der Gläubigen und die ewige Klage
der Gottlosen wieder einander gegenüber zu stellen. Das führt
von selbst dazu, den entscheidenden Ernst des christlichen Lebens
zu betonen und den Weg des Lebens und des Todes in
seinem endlichen Ausgang lebhaft vor Augen zu stellen. Diese
ganze Ermahnungsreihe (cap. XVII—XIX) erscheint aber nur als
Vertiefung und Auseinanderlegung der Mahnung zum ernsten
Bußgebet in der 12. Stunde. Erst die Aufforderung zum Gebet
um Mitternacht (cap. XX) beschließt den Abschnitt über die
Gebetspflicht.
Dem dritten Abschnitt ist das Doppelgebot der Liebe
als Thema an die Spitze gestellt. Dann wird unter Hinweis
auf das Beispiel des Herrn zur Nächstenliebe, Sanftmut und
Verträglichkeit (cap. XXI), zur Vermeidung der Betrübnis und
des Zorns und zur rechten Gastfreundlichkeit ermahnt,
letzteres nicht ohne gewisse Vorsichtsmaßregeln für die Jung-
frauen. Auf φιλοξενία und ZAenuoovun im allgemeinen wird
dann nur kurz hingewiesen (cap. XXII).
Cap. XXIII gibt noch einige kurze Ermahnungen über auf-
merksames und sittsames Verhalten in der Kirche und er-
mahnt die Jungfrau, stets die Lampen bereit zu halten für
das Kommen des himmlischen Bräutigams. Ein dithyrambischer
Lobpreis der παρϑενία und eine Mahnung, sich nach dem
Gehörten zu richten, beschließt das Ganze.
Wer wollte leugnen, daß hier ein einheitlicher, klarer Ge
dankengang vorliegt, der, auf das Ganze gesehen, auch eines
Athanasius würdig wäre. Auch der Titel Aoyog σωτηρίας πρὸς
τὴν παρϑένον palt ausgezeichnet auf diese Mahnschrift. Die-
sem Titel entsprechen einige Wendungen an späterer Stelle
II. Ursprung und Charakter. 63
wie die Anrede cap. I] δούλη τοῦ Χριστοῦ καὶ πάντες 0001 ϑέ-
λουσι σωϑῆναι, cap. IV ὁ σωϑῆναι ϑέλων, cap. VII δούλη τοῦ
Χριστοῦ καὶ πᾶντες ὅσοι ϑέλουσι σωϑῆναι. Diese Wendungen
machen uns freilich auch darauf aufmerksam, daß die Adresse
πρὸς τὴν παρϑένον nicht ganz ausschließlich zu nehmen ist.
Sind die gegebenen Lebensregeln auch in erster Linie für gott-
geweihte Jungfrauen bestimmt und passen manche (z. B. die
Vorschrift über Kleidung, Bäder, Verhalten im Verkehr) nur auf
diese, so denkt sich der Verfasser augenscheinlich auch andere
Christen als Leser seines Traktats. Die mehrfach sich wieder-
holende Anrede ὦ ἄνϑρωπε will auch nicht ganz zu einer Be-
schränkung der Adresse πρὸς τὴν παρϑένον passen. Dieser
Empfindung, daß es sich in unserm Traktat teils um Jungfrauen-
regeln, teils um allgemeine Lebensregeln handelt, gibt auch die
in den späteren Handschriften gebotene erste Überschrift: περὶ
παρϑενίας ἤτοι περὶ ἀσκήσεως Ausdruck.
Aber nicht einmal diese entspricht vollkommen dem Inhalt,
wenigstens dann nicht, wenn wir das «περὶ &0xn0e0c‘ im Sinn
der ἐγχράτεια fassen. Denn neben vielen asketischen Regeln
sind allgemeine sittliche Lebensregeln gegeben, wie sie für jeden
Christen, nicht nur für Asketen, gelten. Es ist das auch nicht
weiter verwunderlich, denn die Unterscheidung allgemein sitt-
licher Lebensregeln und asketischer Forderungen hat dem Ver-
fasser jedenfalls ferngelegen.
Es fragt sich also nur, unter welchem praktischen Gesichts-
punkt hier die sittlichen und asketischen Lebensregeln zusammen-
gestellt sind. Es kann darauf kaum eine bessere Auskunft geben
als die, welche wir durch eine Erzählung in der historia mona-
chorum in Aegypto finden. Dort wird I, 55 (ed. Preuschen p. 21)
von einem alten Asketen Johannes von Lykos erzählt, wie er
als ehrwürdiger Vater in einer Ansiedlung von Asketen aufge-
nommen wurde, ihm die Füße gewaschen wurden und der Tisch
bereitet wird. Nach Tisch aber bitten ihn die Brüder um einen
λόγος σωτηρίας: ὡς δὲ ἀνεχτήσατο, ἠξίουν λόγον σωτηρίας
αὐτοῖς παρ᾽ αὐτοῦ οἱ ἀδελφοὶ λέγεσϑαι καὶ οἵαις μεϑοδείαις δύ-
vamro σωθῆναι ix τῆς τοῦ διαβόλου παγίδος καὶ ὅπως τῶν
αἰσχρῶν λογισμῶν περιγένωνται. Wir sehen also, daß ein λόγος
σωτηρίας eine unter den Asketen Ägyptens bekannte Gattung
von Erbauungsrede (νουϑεσία) war, die vom rechten Heilswege,
641 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! 4óyog Zwrnelac.
insbesondere auch von den λογισμοί des Teufels und ihrer Ab-
wehr handelte. Das ist aber genau auch der Gegenstand
unseres Traktats. Die ganze Fragestellung ist auf die rechte
Art heiliger Lebensweise gerichtet; es ist von den λογεσμοί des
Bösen häufig die Rede und die Frage οἵαις μεϑοδείαις δύναιντο
σωϑῆναι bezeichnet trefflich den Zweck der ganzen Rede an
die Jungfrau. Daß aber nicht nur die Jungfrauen, sondern auch
Christen, die noch nicht «gerettet» waren, solchen Erbauungs-
reden zuhörten, zeigt uns in derselben hist. monachorum die
Stelle aus der Charakteristik des Asketen Ammonius: XXIV, 2
el δὲ καὶ πλείονες ἦσαν ol συνερχόμενοι οἱ σωϑῆναι ϑέλοντες
συνῆγε πᾶσαν τὴν ἀδελφότητα καὶ τοῦ μὲν πλίνϑου ἐπιδι-
ὁόντος τοῦ δὲ vóog ἐν ἡμέρᾳ μιᾷ τὰ κέλλια ἀνεπληροῦτο.
Darnach fanden also in den Asketenansiedlungen Versammlungen
statt, zu welchen auch von auswärts, aus den Städten viele heils-
begierige Seelen herbeiströmten, die dann den Tag über bei den
Mönchen versorgt wurden und von denen viele selbst zum
asketischen Leben sich entschlossen, dessen Anfang ihnen nach
Möglichkeit erleichtert wurde. Solche σωϑῆναι ϑέλοντες sind
also auch als Zuhörer der hier gebotenen Rede gedacht.
Was den Redner unseres λόγος σωτηρίας angeht, so nimmt
er eine hohe Autorität in Anspruch, ohne daß sich eine Spur
von rechtlicher oder amtlicher Begründung solcher Autorität
verrät. Die Ohren der Jungfrau sollen ϑεόπνευστοι λόγοι ver-
nehmen (cap.Il), und wer auf solche Worte hört, soll eingeschrieben
werden in das Buch des Lebens und im dritten Range der Engel
erfunden werden (cap. X). Das ist die Sprache eines geistbegabten
Mannes, der kraft seiner persönlichen heiligen Lebensweise auch
Worte heiliger Offenbarung reden darf. Der λόγος σωτηρίας
gleicht also einer prophetischen Rede und nimmt in seinen
Mahnungen, Sentenzen und Makarismen cine hohe geistliche
Autorität in Anspruch, ohne daß diese durch ein kirchliches
Amt oder sonstige Stellung des Verfassers sich deutlich legi-
timierte. Sollte der alexandrinische Bischof der Verfasser sein,
so hätte er jedenfalls durch nichts seine kirchliche Stellung ver-
raten. Die Schrift hat lediglich erbaulich-paränetischen Charakter
und zeigt, von einer einzigen später zu erörternden Stelle ab-
gesehen, keinerlei dogmatische oder kirchliche Interessen. Ist
die Überschrift λόγος σωτηρίας die ursprünglichste, so weist
II. Ursprung und Charakter. 65
sie uns in die Anfangszeiten des ägyptischen Mónchtums. Dort
werden wir uns also umzusehen haben, um den Ursprung der
Schrift bestimmter zu fixieren.
2. Die geistige Verwandtschaft mit der Ideenwelt
der ägyptischen Asketen.
Es braucht zunächst für einen Kenner der asketischen
Literatur des vierten Jahrhunderts nur einer oberflächlichen
Kenntnisnahme der Terminologie der Schrift περὶ παρϑενίας,
um ihre Zugehörigkeit zu dieser Ideenwelt zu erkennen. Aus-
drücke wie κολλᾶσϑαι τῷ κυρίῳ cap. Il, συνάπτεσϑαι τῷ κύσμῳ
cap. 11. VI, τὰ ἄνω νοεῖν cap. II. XVI, τῶν “γηΐνων φροντίζειν
cap. III. IV. XIV. XIX, πεφωτισμένον ἔχειν τὸ ὄμμα τῆς διανοίας
cap. III vgl. XXI. XXV, ὑποπιάζειν τὸ σῶμα cap. VI. XIX,
τοῖς ἔνδον ὀφϑαλμοῖς δρᾶν cap. XVI. XXII und ähnliche sind
dafür charakteristisch genug. Immerhin lassen solche Wendungen
noch einen sehr weiten Spielraum, weil sie vom vierten Jahr-
hundert an zum Gemeingut der asketischen Literatur werden. Es
wird darauf ankommen, bestimmtere Vergleichspunkte zu finden.
Die Überlieferung unseres Traktats unter den Schriften des
Athanasıus führt von selbst darauf, zuerst die asketischen
Schriften dieses Mannes daraufhin anzusehen, ob sie Berührungs-
punkte mit unserm Traktat aufweisen. Die Dissertation von
Alb. Eichhorn (Halle 1886) hat dem schon vorgearbeitet. Mit
seiner Verteidigung der Echtheit der vita Antonii gegen Wein-
gartens Angriffe hat Eichhorn durchaus Recht behalten und auch
andere seiner Ausführungen verdienen unsere entschiedenste Beach-
tung. Er weist darauf hin, wie hoch Athanasius die παρϑενία ge-
schätzt habe, die er im Brief an Amun als eine engelgleiche Lebens-
weise bezeichnet unter Benutzung des Bildes der beiden Wege!.
1) Ep. ad Amunem (Migne XXVI p. 1073) Δύο γὰρ οὐσῶν ὁδῶν ἐν
τῷ βίῳ περὶ τούτων, μιᾶς μὲν μετριοτέρας xal βιωτικῆς τοῦ γάμου, λέγω,
τῆς δὲ ἑτέρας ἀγγελικῆς καὶ ἀνυπερβλήτου τῆς παρϑενίας" εἰ μέν
τις τὴν χοσμιχὴν τοῦτ᾽ ἐστὶ τὸν γάμον ἕλοιτο, μέμψιν μὲν 00x ἔχει" τοσ-
avra δὲ χαρίσματα οὐ λήψεται. λήψεται γὰρ, ἐπείπερ φέρει xal αὐτὸς,
καρπὸν τῶν τριάκοντα εἰ δὲ τὴν ἀγνὴν τις xol ὑπερχόσμιον ἀσπάσοιτο,
εἰ xal τραχεία παρὰ τὴν πρώτην» καὶ δυσχατόρϑωτος fj ὁδὸς, ὕμως ἔχει
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3 5
66 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Zwrnolag.
Zahlreich sind die Belegstellen aus den Werken des Athanasius,
die seine Hochschätzung des asketischen Lebens beweisen; zu-
gleich ist Eichhorn der Nachweis gelungen, daß Athanasius so-
wohl die könobitische wie die anachoretische Lebensweise der
Asketen kannte. Es ist überflüssig, darauf von neuem einzu-
gehen, da die Anerkennung der Echtheit der vita Antonii uns
jeden Zweifels überhebt.
Finden sich nun Berührungspunkte zwischen der vita
Antonii und unserm Traktat? Es läßt sich das nicht durch
Einzelheiten zur vollen Anschauung bringen: aber die gesamte
geistige Gedankenwelt ist die gleiche. Es handelt sich um die
wichtige Lebensfrage der σωτηρία, um den Kampf wider den
Teufel und seine λογισμοί (λογισμοὶ πονηροὶ, ovc o 24900:
ὑποβάλλει vita Ant. c. V vgl. περὶ παρϑ. c. VIII, 42, 7 ff), um die
Erlangung der herrlichen ewigen Ruhe (53, 5), in der wir ge-
nießen werden, was hier kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und
in keines Menschen Herz gekommen ist (54, 2f). Der Kampf wird
geführt durch strenges Fasten und anhaltendes Beten, sowie durch
Übung der christlichen Tugenden: der πραότης, ἡσυχία, uaxoo-
ϑυμία, ταπεινοφροσύνη, ἀγάπη u. a. Dazu gilt es das rechte
xarópÜcpua oder papuaxov zu finden, deshalb gilt es den Leib
zu knechten (ὑποπεάζειν τὸ σῶμα). Unser Traktat ist nichts wie
eine Empfehlung derselben Waffen, die Athanasius als die des
Antonius bezeichnet: Méya ὅπλον ἐστὶ xav αὐτῶν (gegen de
Dämonen) βίος ὀρϑὸς καὶ ἡ πρὸς τὸν ϑεὸν πίστις" φοβοῦνται
γὰρ τῶν ἀσχητῶν τὴν νηστείαν, τὴν ἀγρυπνίαν, τὰς εὐχὰς,
τὸ πρᾶον, τὸ ἥσυχον, τὸ ἀφιλάργυρον, τὸ ἀχενόδοξον, τὴν
ταπεινοφροσύνην, τὸ φιλόπτοωχον». τὰς ἐλεημοσύνας, τὸ
ἀοργητὸν καὶ προηγουμένως τὴν εἰς τὸν Χριστὸν εὐσέβειαν
(vgl. vita Ant. c. 30 (Migne P. g. XXVI col. 888—889] und περὶ
z o0. c. VII, 41, 3 ff). Wie unser Verfasser den Jungfrauen, so hat
Antonius nach dem Bericht des Athanasius den Asketen, die ihn
besuchten, sein Programm etwa so zusammengefaßt: τοῦτο ovr
tyOc εἶχε τὸ rapayysiua' πιστεύειν εἰς τὸν κύριον xal ἀγαπᾶν
αὐτὸν, φυλάττειν ἑαυτοὺς ἀπὸ τῶν ῥυπαρῶν λογισμῶν καὶ σαρ-
χαρίσματα Yaruacıwrega' τὸν γὰρ τέλειον καρπόν, τὴν ἑχατοντάδα
ἐβλάστησεν. Dieselbe Verwendung des Gleichnisses von dreierlei Frucht
findet sich in der vita S. Syncleticae cap. XXIII (Migne XXV11I p. 1500).
*
II. Ursprung und Charakter. 67
κικῶν ἡδονῶν, un ἀπατᾶσϑαι χορτασίᾳ κοιλίας, φεύγειν χενο-
δοξίαν καὶ εὔχεσϑαι συνεχῶς, ψάλλειν τε πρὸ ὕπνου καὶ uto"
ὕπνον, ἀποστηϑίζειν τὰ ἐν ταῖς γραφαῖς παραγγέλματα καὶ
μνημονεύειν τῶν πράξεων τῶν ἁγίων πρὸς τὸ τῷ ζήλῳ τού-
vov ῥυϑμίζεσϑαι τὴν ψυχὴν ὑπομιμνησχομένην τῶν ἐντολῶν
(vita Antonii c. 55, Migne a. a. O. p. 921). Hier ist jede Wendung
durch eine Ermahnungsreihe unseres Traktats zu belegen: Mit
dem πεστεύεεν beginnt unsere Schrift, die Liebe zum Herrn, die
Bewahrung vor den λογισμοὶ des Bösen und vor irdischen Be-
gierden, die Regelung des Fastens und Gebetslebens, der Psalmen-
gesang am Abend und das Lesen in der heiligen Schrift, die
Beispiele aus dem Leben der Heiligen (Jesus, Petrus, Daniel und
seine Genossen) finden wir wieder. Auch die Betonung der Demut
und die Warnung vor der Überhebung der Asketen findet einen
sehr ähnlichen Ausdruck (vita Antonii c. 35 vgl. mit zeol xa.
VII). Die Gegenüberstellung der μωροὶ und der φρόνιμοι (vita
Antonii c. 72 und περὶ παρϑ. IV, 38, 2211) zeigt dieselbe Auffassung
der sittlichen Gegensätze Wir behalten uns die abschließende
Erórterung noch vor, ob wir den Athanasius für den Verfasser
unseres Traktats halten können, zunächst genügt hier der Hin-
weis darauf, daf wir uns durchaus in derselben religiósen Ge-
dankenwelt bewegen, wie sie Athanasius dem Vater des ägyp-
tischen Mönchtums in der Schrift zuschreibt, von der ein Zeit-
genosse (Gregor von Nazianz) sagt, daß er darin eine vouoseola
toU oraduxoU0 βίου ἐν πλάσματι διηγήσεως gegeben habe.
(Or. Gregori 21, Migne P.g. XXXV. col. 1085).
Der Brief des Athanasius an Drakontius, einen Mónch,
den er zur Übernahme eines Bischofsamts überreden will, atmet
dieselbe Ehrfurcht vor dem Asketenstand sowie dieselbe freie
Wertschätzung der individuellen Form wie die vita Antonii.
Zu unserm Traktat wäre etwa hervorzuheben, daß sich dasselbe
seelsorgerische Interesse offenbart, Seelen für das Ideal der
Askese zu gewinnen, wenn Athanasius dem Drakontius vorhält,
wie er gerade als Bischof reichlich Gelegenheit haben würde,
κόρην ποιῆσαι παρϑενεύειν καὶ νεώτερον ἐγχρατεύεσϑαι,
1) vita Antonii c. 35 ἂν δὲ xal ἐπαινῶσι τὴν ἄσχησιν ὑμῶν xal μακα-
ρίζωσι ὑμᾶς, μήτε ὑπαχοίετε vgl. περὶ παρϑ. VIIT (42, 17 f) ἐὰν δέ τίς σοι
εἴπῃ μαχαρία ei, λέγε «ito .... ἄρτι γὰρ οὐ πιστεύω Oti μαχαρία εἰμί.
5*
68 Ed. v. d. Goltz, Athanasius “όγος Σωτηρίας.
also für das asketische Ideal tátig zu sein. Im Brief an Amun
spricht Athanasius wie sonst von den λογισμοί, welche der böse
Feind anregt (ὑποβάλλει), von den beiden Wegen und von den
dreierlei Arten christlicher Lebensweise (7 σωφροσύνη, ἐγχρά-
τεια, παρϑενία). In dem Fragment des 39. Festbriefs nennt
er neben den neutestamentlichen Schriften auch die Didache und
den Hirten des Hermas als empfehlenswerte Erbauungsschriften,
deren Einwirkung wir, wie wir sehen werden, in unserem Traktat
verspüren.
Unter den asketischen Schriften, die dem Athanasius durch
die Überlieferung außerdem zugeschrieben werden, deren Echt-
heit aber mindestens zweifelhaft ist, verdienen zwei noch unsere
besondere Aufmerksamkeit: das σύνταγμα διδασχαλίας, welches
Hyvernat in Batiffols studia patristica II als eine Bearbeitung
der Didache für ägyptische Priestermönche nachwies, und der bei
Migne P. g. XXVIII p. 1410 ff. nach einem vatikanischen Codex
(graec. 658 membr.) abgedruckte λόγος διαχριτιχὸς xol εἰς τὰς
ἐντολὰς toU ϑεοῦ τοῖς ἀποταξαμένοις xal σωϑῆναι ϑελομένοις.
Die im σύνταγμα gegebenen asketischen Regeln über Bäder,
Kleidung, Vorsicht im Verkehr, Fasten, über συνάξεις, Psalmen-
singen, Gastfreundschaft und Friedfertigkeit, über bescheidenes
Verbergen der eigenen Askese sind eine genaue Analogie zu den
für die Jungfrauen gegebenen Bestimmungen, ohne daß wört-
liche Übereinstimmungen zu bemerken wären. Der Geist und die
Absicht der Schriften sind dieselben und die Parallele, die in der
Art der Benutzung älterer christlicher Lebensregeln liegt, wird
uns später noch beschäftigen.
Der λόγος διαχριτιχός, der sich auch in einem Codex des
Athosklosters Lawra wiederfindet (vgl. S. 7, 10 c.), interessiert uns
schon durch seine Adresse an die σωϑῆναι ϑέλοντες und den
Anfang: ἀγαπητοὶ, φροντίσωμεν τῆς σωτηρίας ἡμῶν. Er ent-
hält asketische Lebensregeln in kurzen sprichwortartigen Sen-
tenzen im Stil der Proverbien und schließt wie unser Traktat
mit einem ernsten Hinweis auf das Kommen des Herrn und
einer Seligpreisung derer, die sich an solche Gebote halten. Der
Gedankengehalt ist gering und Athanasius ist schwerlich der
Verfasser. Aber der λόγος gehört doch zu derselben Literatur-
gattung wie unser λόγος σωτηρίας — es ist ein erbaulicher
Traktat für Asketen mit reichlicher Benutzung von Schrifteitaten,
II. Ursprung und Charakter. 69
um den rechten Weg zur σωτηρία finden zu helfen. Es spricht
nichts dagegen, auch für diese Schrift die Herkunft aus den
Kreisen der ägyptischen Asketen des vierten Jahrhunderts anzu-
nehmen.
Endlich verdient unter den dem Athanasius zugeschriebenen
Schriften noch die Migne XXVIII, p. 1487 ff. abgedruckte Vita
S. Syncletieae unsere Aufmerksamkeit!; sie wird auch einem
Asketen Polykarp oder einem gewissen Arsenius zugeschrieben.
Wie dem auch sei, für uns hat sie dadurch Interesse, daß das
Leben einer Asketin darin geschildert wird, die wie eine Mit-
schülerin der heiligen Thecla(!) denselben Lehren folgt, allein
dem himmlischen Bräutigam anhängen will und ein apostolisches
Leben führt. Wie Antonius die benachbarten Eremiten, so
sammelt sie die umwohnenden Asketinnen um sich und gibt ihnen
wie eine Prophetin himmlische Lehren. Grade wie in der vita
Antonii sind auch ihre Reden in Form direkter Rede wieder-
gegeben, die c. 22 (Migne p. 1500) mit der Anrede beginnt:
Texvía, πάντες καὶ πᾶσαι To σωϑῆναι οἴδαμεν, um dann wie
die Didache mit dem Doppelgebot der Liebe zu beginnen. Darauf
wird zuerst davon gesprochen ὁ ἐστε τῶν μειζόνων ἀφίεσϑαι —
es werden drei Grade des christlichen Lebens unterschieden?
und die Gefahren, die seitens des Teufels drohen, dem gegenüber-
gestellt. Ähnlich wie in unserm Traktat schließt dieser Hinweis
auf die Gefahren des geistlichen Lebens mit dem Bibelspruch:
γενώμεϑα φρόνιμοι ὡσεὶ ὄφεις xal ἀχέραιοε ὡς περιστεραὶ
(ef. περὶ παρϑ. 1V, 39,12). Dann werden als Waffen im Kampf
gegen den Teufel: mühsames Fasten (ἄσχησις ἐπίπονος) und
reines Gebet genannt (vgl. περὶ xag. cap. VI, 40, 1). In der
1) Xanthopulos Nikephoros Callistos schreibt am Anfang des
14. Jabrhuuderts, augenscheinlich auf Grund älterer Quellen (Krum-
bacher vermutet ein historisches Werk des 9. oder 10. Jahrhunderts):
Athanasius habe die Wunder des Antonius geschildert ὡς ὅρον εἶναι
μοναδιχῆς πολιτείας τὸ σύγγραμμα. ὁποῖα δὴ ὁ atvóc Adavanıog xal ἐν
τῷ βίῳ Συγχλητιχῆς ἔπραξεν, ἀνδρῶν μὲν πολιτείαν ἐντεῦϑεν, γυχαιχῶν
δ᾽ ἐχεῖϑεν ὑποτιϑεὶς ὡς ἐν πλάσματι διηγήσεως. Das stärkste Be-
denken gegen die Echtheit ist das Fehlen der vita in der ältern Samm-
lung athanasianischer Traktate.
2) Nach dem Gleichnis von der 100-, 60- und 30 fältigen Frucht;
dieselbe Idee findet sich (vgl. oben S. 65 Anm. 1) im Brief des Athanasius
an Amun.
70 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! “όγος Zwrnelag.
weiteren Ausführung wird dann von der Besitzlosigkeit und der
φιλαυγυρία (περὶ παρϑ. cap. VII, 42, 3), von der schädlichen und
von der heilsamen λύπη (vgl. περὶ xao. cap. XXII, 57, 1), und vom
Hochmut (ὑπερηφανία) gesprochen. und gerade wie περὶ zxag9. V
(39, 20) wird in diesem Zusammenhang auf das Wort des hoch-
mütigen Teufels verwiesen, der da sprach: ἀναβήσομαι καὶ ϑήσο-
μαι τὸν ϑρόνον μου. Dem gegenüber wird das Lob der razeıvo-
φροσύνη gesungen und an das Vorbild der 3 Knaben (Dan. III
vgl. περὶ παρϑ. cap. VI) und ihren Lobgesang erinnert. Dann
werden ἀγάπη und ὀργή (vgl περὶ παρϑ. cap. XXII) einander
gegenübergestellt und vor der μνησικαχία gewarnt mit dem
Bibelspruch: uz ἐπιδυέτω ὁ ἥλιος ἐπὶ τῷ παροργισμῷ
ὑμῶν (vgl. περὶ παρϑ'. cap. XXI, 56,22). Daran knüpfen sich Er-
örterungen über Feindesliebe, μαχροϑυμία und ἀνεξικακία, dann
über ἐλεημοσύνη und φιλοξενία (vgl. περὶ rap$. cap. XXII, 58, 4f).
Im folgenden verliert sich der Parallelismus zu unserm Traktat,
wenigstens ist die Ausführung über die móglichen Lebenswege,
die auch hier (cap. 87 p. 1537) erwühnt werden, eine andere. Der
Grundgedanke ist aber auch an dieser Stelle, daß die wahre sitt-
liche Lebenshaltung unentbehrlich ist für den rechten Lebensweg,
sonst gleicht das Leben einem Schiff ohne Steuermann (vgl. περὶ
παρϑ.. cap. XIV, 48, 21). Zuletzt wird auch an das endliche Ziel
erinnert, an die himmlische Nahrung, an die ewigen Schatz-
kammern (vgl. περὶ παρϑ. cap. XVII, 52, 23 ff), an das Schicksal
der Gottlosen und an die Hochzeit mit dem himmlischen Brüuti-
gam (vgl. περὶ παρϑ. cap. XXIII, 58, 17ff). Für die Form des as-
ketischen Lebens soll Freiheit bleiben — jeder bleibe an seinem
Ort, sei es im χοερνόβιον, sei es in der Einsamkeit. Hervorgehoben
sei auch, daß sich hier das ἄγραφον als das Wort des Herrn
wieder findet: γίνεσϑε doxıuoı τραπεζῖται (cap. 100 p.1549).
Mit einem Vergleich des christlichen Lebens mit einem Schiff, dessen
Segel das Kreuz des Herrn ist, schließt die Rede der Synkletike
— es folgen noch einige Mitteilungen über den Schluß ihres Lebens.
Die Áhnlichkeit der Gedankenwelt mit der unseres Traktats
springt in die Augen. Die Rede der Synkletike ist weiter nichts
als ein anderer λόγος σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον in breiterer
und vielfach noch geistvollerer Art der Ausführung. Mag die
jetzige Gestalt der vita aus spüterer Zeit stammen, der Kern
des Ganzen ist eine würdige Parallele zur vita Antonii, die noch
II. Ursprung und Charakter. 11
einer ernsten Untersuchung bedarf. Die Gedankenwelt, die Schrift-
verwendung, die gebrauchten Bilder, ja auch die Sprache sind
mit der unseres Traktats verwandt. Es sei insbesondere auch
darauf hingewiesen, daß ein so seltener Ausdruck wie χορεύτρια
Χριστοῦ, wie ihn περὶ παρϑ. cap. XXV (59, 25) hat, sich in
der vita S. Syncl. cap. VIII (Migne a. a. O. p. 1489) wiederholt.
Was nun die nicht athansianische asketische Literatur jenes
Zeitalters angeht, so ist es natürlich unmöglich und auch un-
nótig, im Rahmen dieser Untersuchung auf alle Gedankenparallelen
einzugehen, die etwa noch zu finden wären. Nur auf zwei wert-
volle Zeugen möchte ich noch hinweisen, die neben Athanasius
zu den ersten asketischen Schriftstellern jener Periode gehören,
Makarius, den Ägypter, und Euagrius Ponticus.
Makarius, der Ägypter (301—391), hat in seinen schönen
Homilien ein wundervolles Bild des geistigen christlichen Lebens
gezeichnet, so daß er zu den besten Homileten mystischer
Richtung zählt. Eines der häufigsten Bilder in seinen Reden ist
das bräutliche Verhältnis der Seele zu ihrem himmlischen Bräuti-
gam. Was unser Traktat darüber im zweiten Kapitel (37, 11f) sagt,
ist nur eine kurze Zusammenfassung dessen, was Makarius häufiger
und breiter ausführt. In der vierten Homilie (IV, 15) findet
Gen. 1, 26 ähnliche Verwendung wie περὶ παρϑ. cap. Il. Ebenso
zieht Makarius (hom. X, 12) Eph. 5, 32 heran gerade wie περὶ
zxaQÓ. cap. II. In der Schrift περὶ ἀγάπης cap. XIV wird
wie im Schluß des zweiten Kapitels unserer Schrift gesagt, daß
die Seele sich dem Willen:des himmlischen Bráutigams ganz und
gar fügt (37, 18f). In der vierten Homilie faßt Mak. das christliche
Lebensideal in der Formel zusammen: τελείως τῷ éxovgavio
νυμφίῳ εὐαρεστῆσαι und in der 15. Homilie führt er denselben
Gedanken weiter aus. — Noch in einer zweiten Gedanken-
reihe trifft unser Traktat mit den Ideen des Makarius zusammen.
Besonders die Ausführungen περὶ παρϑ. cap. XVII (52, 20 ff)
und XVIII (53, 3ff) von dem inneren Schauen der ἐπουράνια
χαρίσματα, von den δόξαι, στέφανοι, στολαὶ, von den βασιλικὰ
ἐνδύματα und φωτεινὰ ταμιεῖα, von den τρυφαὶ avexdınynrou
und der ζωὴ αἰώνιος, von der ἀνάπαυσις τῶν ἀξίων ψυχῶν und
dem Schauen Gottes «τοῖς ἔνδον ὀφθαλμοῖς finden sich in ganz
ähnlicher Weise in vielen Homilien des Makarius (vgl. Hom. 1,
10; II, 5; IV, 12, IV, 15; XXVII, 17; XLIV, 5 u. à); da dieser
12 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' “όγος Σωτηρίας.
in der 6. Homilie dazu ermahnt, diese Aussichten nicht sinnlich
sondern geistig aufzufassen, so setzt er diese Gedankenwelt bei
den Asketen Ägyptens als vorhanden voraus; ist doch die Be-
schüftigung mit den Aussichten der Seelen im Jenseits jederzeit
eine Begleiterscheinung der asketisch-mystischen Richtung ge-
wesen. Um noch auf eine Einzelheit hinzuweisen, so spricht auch
Makarius (hom. XI, 11) von dem descensus ad inferos und legt
dem Herrn die Worte an den Hades in den Mund: ἔχβαλλε τὰς
ἐγχεκλεισμένας ψυχὰς τὰς ἐμὲ ἐπιζητούσας, ἃς κατέχεις βιαίως
(vgl. περὶ παρϑ. XV1,51,13ff). Die weitere Ausdeutung, die Maka-
rius dieser Vorstellung gibt, neigt aber wiederum zur Spirituali-
sierung, während in περὶ παρϑ'. die naive volkstümliche Auffassung
einfach angeeignet wird. Hom. XLIV, 7 wird wie in περὲ παρϑ.
XIV (48,21) die Notwendigkeit eines Steuermanns auf der Schiffahrt
des menschlichen Lebens hervorgehoben. An literarische Entleh-
nung wird aber in keinem dieser Fälle zu denken sein. Um 80
zweifelloser ist die Identität der religiösen Gedankenwelt. die in
unserm Traktat in mehr unentwickelter naiver Form sich dar-
stellt, bei Makarius in einer durchdachten mystischen Theologie.
Eine ähnliche Beobachtung läßt sich bei den Fragmenten
der Schriften des Euagrius Ponticus anstelen!. Er lebte
ca. 985—400 in der nitrischen Wüste und hat dort auch unter
dem Einfluf des Makarius gestanden. Es erübrigt sich nach
allem Vorhergesagten, die allgemeine Verwandschaft der Termino-
logie und Gedankenwelt des Euagrius und unseres Verfassers
durch Einzelheiten nachzuweisen. Ein Blick in die bei Migne
abgedruckten Schriften des Euagrius überzeugt schon davon. Aber
auf zwei wesentliche Vergleichspunkte sei doch hingewiesen.
Wir haben gesehen, daß auch in unsrer Schrift bestimmte
Laster mit Namen genannt sind, welche der Christ besonders
bekämpfen soll: die ὑπερηφανία, φιλαργυρία, χενοδοξία und
ἀλαζονεία, λύπη, ὀργή, und δειλία. Der Sache nach sind auch
ἐπιϑυμία und γαστριμαργία erwähnt. Was aber unserm Traktst
fehlt, ist jede Systematisierung oder philosophisch-ethische Aus-
gestaltung solcher Lasterlehre. Nicht nur die Auswahl und
Reihenfolge ist bei Euagrius eine andere, sondern es liegt in
1) Vgl. Migne P. gr. XL. p. 1213 ff — dazu O. Zöckler: Euagnus
Ponticus (Bibl.-bistorische Studien. Heft IV. München 1893).
II. Ursprung und Charakter. 73
seiner Systematisierung ein deutliches Zeichen weiterer Ent-
wicklung dieser Gedankenreihe, die in περὶ παρϑ. vielmehr
noch das regellose, unsystematische hat wie im NT und den
Quellen des nachapostolischen Zeitalters. Dagegen geht nun
unser Verfasser über die allgemein-christliche Tradition hinaus,
wenn er wie der heilige Antonius in der Versuchung zu solchen
Sünden λογισμοί sieht, ov; ὁ ἐχϑρὸς ὑποβάλλει. Gegen solche
λογεσμοί soll der Christ ankämpfen. Diesen Kampf hat Euagrius
wiederum zu einem System, zu einer bestimmten Methode aus-
gebildet, indem er in der gróBern Schrift von den acht Laster-
gedanken! Bibelstellen zusammenstellt, die er den Asketen wie
in einem Spruchbuch eines Pietisten darbietet, um jederzeit eine
Waffe gegen die bösen λογισμοί parat zu haben. Unter den
hier berücksichtigten λογισμοί kehren denn auch solche wieder,
die schon in unserm Traktat berücksichtigt sind. Schon die
Einleitung des syrisch erhaltenen Stückes enthält in dem Hinweis
auf den Angriff der Dämonen und den Gegensatz von Tor-
heit und Weisheit einen Gedankenanklang an περὶ παρϑ.
cap. IV (38, 23 f): das φρονίμως ἔρχεσϑαι πρὸς τὸ νικῆσαι av-
τοῦ τὰς χαχοτέχνους ἐπιβουλὰς, von dem unser Verfasser redet
(39, 10), ist der Zweck der Euagrianischen Schrift. Die Empfeh-
lung der ταπεινοφροσύνη, νηστεία, ἡσυχία und προσευχή ist
hier wie dort die Grundlage der Ausführungen. Einzelne Aoy:o-
wol finden sich wie in περὶ xag. cap. VIII (42, 6 ff): die Schmei-
chelei, die Mahnung, sich nicht so abzumühn (spielt bei Euagrius
eine große Rolle) oder die Neigung andere zu verachten (12, 21f),
oder die Askese zu übertreiben (45, 27). Was hier übereinstimmt,
ist nur die Grundvorstellung — in der Ausführung zeigt unser
Verfasser Milde und Maß, Euagrius die äußerste Strenge. Es
kann kein Zweifel sein, daß Euagrius ein späteres Stadium der
Entwicklung der Asketik repräsentiert — kaum daß er die
Mäßigung der Askese in der Krankheit erlaubt.
Der wichtigste Vergleichspunkt bei Euagrius sind aber dessen
leider nur lateinisch erhaltene sententiae ad virgines, die uns
anderwärts als στιχηρὰ πρὸς τὴν παρϑένον erhalten sind
(nach einer von Wright in London beschriebenen syrischen
1) Erhalten in der Berliner syrischen Handschrift Sachau 302, über-
setzt im Anhang II von Zöcklers Schrift (von D. F. Baethgen).
74
Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Zwrnolag.
Handschrift: Letter to a virgin). Diese Sentenzenreihe in poetischer
Form, der eine andere an die Mönche gerichtete entspricht, ent-
hält einige ganz frappante Parallelen zu unserer Schrift, die ich
hiermit folgen lasse in der bei Migne P. gr. XL p. 1283f. ge-
gebenen Reihenfolge der Sentenzen:
Exoriens sol videat codicem in
manibus tuis
Et post secundam horam opus
tuum
non deficiat oleum lampadi tuae
lacrymis in nocte roga Domi-
num
et nemo sentiat orantem te et
invenies gratiam
Non proferas verbum de ore tuo
in ecclesia domini
el ne extolles oculos tuos
Non exprobraris sororem tuam
edentem et in abstinentia tua
non exaltaris
Sicut. margaritae in fundibulo
aureo sie virginitas cooperta
reverentia
Gravis abstinentia et vix diri-
gibilis castitas sed nihil dul-
cius caelesti sponso
᾿Ανατέλλων ὁ ἥλιος βλεπέτω
τὸ βιβλίον ἐν ταῖς χερσί σου
καὶ μετὰ τρίτην ὥραν συνάξεις
ἐπιτέλει (περὶ παρϑ. XII, 46,8)
πάσῃ ὥρα μὴ λειψάτω ἔλαιον
τῇ λαμπάδι σου (cap. XXIII,
58, 21)
καλὸν τὸ ἐχχέειν δάχρυον ivo
πίον τοῦ ϑεοῦ (cap. XVI, 51,
11f) und
... ἐν δάχρυσιν ἐν νυχτὶ παρα-
καλεῖν τὸν κύριον (XVII, 51,
23 f)
ἐὰν οὖν προσεύχῃ — μηδεὶς
ἀκουέτω εἰ μὴ σὺ μόνη (cap.
X, 44, 1)
ἐν ἐχκλησίᾳ σιώπα καὶ μηδὲν
λάλει (cap. XXIII, 58, 7)
οὐχ ἐπάρῃς ἀνϑρώπῳ TO πρόσ-
ωπόν σου el μὴ μόνον τῷ
ϑεῷ σου (cap. ΧΙ, 45, 5)
πολλάκις δὲ ὑποβάλλει σοι ἐξ-
ουϑενεῖν τοὺς ἐσθίοντας" μὴ
πιστεύσῃς αὐτῷ (cap. VIII,
12,218)
ὦ παρϑενία μαργαρῖτα τίμιε
παρὰ πολλοῖς ἀφανὴς, OAl-
γοις δὲ μόνοις εὐρισχόμενος
(cap. XXIV, 59, 13)
Βαρὺ ἐστι ἄσχησις xal Óvofa-
σταχτον ἐγχράτεια ἀλλ᾽ οὐδέν
ἐστι γλυχύτερον τοῦ ἐπου-
θανίου νυμφίου (cap. XXIV,
59, 4)
II. Ursprung und Charakter. 15
Der übrige Gehalt der Sentenzen ist durchaus verschieden;
Euagrius setzt in den Kreisen, an die er denkt, eine Mutter (leib-
liche? oder geistige?), jedenfalls eine Genossenschaft von Jung-
frauen voraus; die Nüance der Regeln ist auch viel strenger, wie die
in unserer Schrift So werden wir an eine literarische Ab-
hüngigkeit nicht zu denken haben, sondern einen Schatz von
Sprüchen, der in mündlicher Überlieferung Gemeingut der ägyp-
tischen Asketen war, voraussetzen müssen.
Der Vergleich mit den Schriften des Euagrius lehrt uns
noch mehr wie der mit den Homilien des Makarius, daß eine -
Entwicklung, sei es in der Richtung auf theologisch-mystische
Reflexion, sei es in Befestigung einer bestimmten Heiligungs-
methode stattgefunden hat, seitdem unser λόγος σωτηρίας ab-
gefaßt wurde. Denn es ist nicht nur seine Kürze oder seine
schlichte Form, die ihn auszeichnet, sondern es weht darin ein
freierer, noch weniger ängstlicher Geist, welcher der genuinen
christlichen Ethik näher steht und weniger entwickelte Verhält-
nisse häuslicher Askese voraussetzt. Bei allem heiligen Ernst und
aller religiösen Innigkeit ist es das Fehlen aller ungesunden Über-
treibungen, der unsere Lebensregel von späteren unterscheidet.
Wir haben somit schon aus einem Vergleich der geistigen
Ideenwelt mit Schriften des Athanasius, Makarius und Euagrius
den Schluß zu ziehen, daß unser Traktat am Besten zu den atha-
nasianischen Schriften paßt und nicht in das spätere, sondern in
das frühere Stadium des asketischen Lebens in Ägypten gehört.
3. Die vorausgesetzten Lebensverhältnisse,
Unsere Untersuchung bedarf nun einer Ergänzung dahin,
ob auch nach den geschichtlichen Berichten, die wir in der
historia monachorum des Rufin und in der historia lausiaca des
Palladius besitzen!, unser Traktat als eine parakletische An-
1) Die historia monachorum citieren wir nach E. Preuschen, Pal-
ladius und Rufinus, Gießen 1897, die historia lausiaca des Palladius nach
der Ausgabe von C. Butler (Texts and Studies. VI, 2. Cambridge 1904).
Für historische Einzelheiten verweisen wir im allgemeinen auf das Werk
von Stephan Schiewitz, Das morgenländische Mónchtum I (das As-
ketentum der drei ersten christl. Jahrhunderte und das ägyptische Mönch-
tum im 4. Jahrhundert, Mainz 1904).
76 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Σωτηρίας.
sprache aus jener Zeit angesehen werden kann. Dabei wird nicht
außer Acht zu lassen sein, daß jene historischen Berichte sicher
erst in die Zeit der zweiten Generation gehören.
Um einen festen Ausgangspunkt zu gewinnen, vergegen-
wärtigen wir uns zuerst die von unserm Verfasser vorausgesetzten
Verhältnisse. ,
Einer der wichtigsten Punkte, der schon von Eichhorn mit
Recht hervorgehoben wurde, ist der, daf noch kein gemein-
sames Leben in geschlossenem Kloster vorausgesetzt ist. Nicht
einmal eine Klostergenossenschaft wie die des Pachomius kann
angenommen werden. Vielmehr haben wir es mit Jungfrauen
zu tun, die ein Leben im Fasten und Beten privatim durch-
führen. Es wird zwar von ihnen verlangt alles Irdische zu ver-
lassen und allein dem Herrn anzuhangen (cap. Il), keinen Besitz
und kein Eigentum als Gegenstand ihrer Sorge zu betrachten,
sondern allein eine Braut des Herrn zu sein. Aber die praktische
Consequenz ist nirgends gezogen, daß sie in ein Kloster gehen
müsse. Ja sie soll ihre Askese so in der Stille, so unscheinbar
üben, daß nicht einmal ihre Verwandten es merken (cap. IX,
43, 7). Durch Warnungen vor Schädigung ihrer Gesundheit soll
sie sich nicht abhalten lassen, ihr Fasten durchzuführen (cap. Vl, |
40, 12f), andrerseits solle sie es nicht so übertreiben, daß die
Schädigung ihrer Gesundheit die gute Sache in Mißkredit bringe
(cap. XII, 45, 27). Maß und Form der asketischen Übungen unter-
liegt also nicht einer allgemeinen Regel, sondern dem
eigenen Gewissen.
Der Grundsatz, daß solch heiliges Leben allein und in deme
Verborgenheit geführt werden soll, erleidet nur dann eine wünschens—
werte Ausnahme, wenn die Jungfrau zwei oder drei gleich ge -
stimmte Seelen findet, mit denen sie fasten und beten kanrzems
Nur solchen soll sie Teil geben an ihrem innern Leben. es se
denn, dali sie hoffen darf, einmal eine Seele zu gewinnen dur BE
Offenbarung ihrer heiligen Geheimnisse (cap. IX). Auch bei deu."
gottesdieustlichen Übungen, den Gebeten und Psalmen ist a-£7
keine Gemeinschaften gedacht, ebenso bei Mahlzeiten. Auge
schlossen von der Tischgesellschaft sollen die Katechumene7 |
sein, ebenso alle übermütigen und leichtsinnigen Frauenzimmef:
Dagegen solle man Arme zu Tische hereinrufen. Diese Mabnunge
zeigen wiederum, daß es sich nicht um ein Kloster, auch nicht
II. Ursprung und Charakter. 77
um ganz isolierte Nonnenansiedlungen handelt, sondern
um Bräute Christi, die zu der Außenwelt noch in näherer Be-
ziehung stehen. Sie bilden in der Regel kleine abgesonderte .
Lebensgemeinschaften (cap. XIII, 47, 10), aber es fehlt in ileren
Lebensverhältnissen nicht an der Gelegenheit, sich üppig zu klei-
den, sich zu schminken und zu schmücken, öffentliche Bäder zu
besuchen, leichtfertigen Verkehr zu haben, Modetorheiten (νεω-
τερικὰ σχήματα) mitzumachen (44,20 ff). So ernstlich der Ver-
fasser davor warnt, so setzt er doch voraus, dafi die Versuchung
auch für diese Jungfrau, an die er schreibt, vorhanden war. Wir
werden also an kleine Lebensgemeinschaften zu denken haben, die,
sei es in Alexandrien, sei es in einer anderen Stadt Ägyptens,
sich bildeten, um ein Leben durchzuführen, das dem himmlischen
Bráutigam allein gehórte. Solchen Jungfrauen konnte dann auch
in Aussicht gestellt werden, nicht als νεωτέρα zu gelten, sondern
wie eine Ältestin geehrt zu werden (cap. XI, 44, 21). Hier war
auch die Warnung am Platz, daß junge Mädchen nicht allein mit-
einander leben, sondern sich unter die Aufsicht einer áltern stellen
sollten, um jemand zu haben, den sie fürchten. In diesem Sinn
ist der Satz zu verstehn: Maxaoía ἡ παρϑένος ἡ οὖσα ὑπὸ
κανόνα (cap. XIV, 48, 25) oder wenn das asketische Leben be-
zeichnet wird mit τὸν xavova ἕλκύειν (cap. XII, 46, 3). Regeln
und grundsätzliche Bestimmungen sind vorhanden, aber sie gelten
für einzelne oder für zwei oder drei gleichgestimmte Seelen, nicht
ür eine größere Gemeinschaft. Es ist daher auch nirgends von
Vorstehern, Äbten oder Äbtissinnen die Rede, überhaupt
nicht von einer vorgesetzten Instanz, von einem Amt oder Gesetz.
Wir haben es mit einer durchaus freigewählten Lebensweise der
asketischen Jungfrauen zu tun, die noch nicht einen völligen
Bruch mit dem Privatleben, auch keine Flucht in einsame
Wüsteneien bedeute. Nur einmal hat der Verfasser in der be-
geisterten Schilderung des wahren Asketen Züge gezeichnet, die
nur für den Asketen in der Wüste passen, wenn er von ihm
sagt: οὐδὲ γὰρ ὅλως τῆς σαρχὸς πρόνοιαν ποιεῖται οὐδὲ λογίζε-
ται, ὅτι σάρκα φορεῖ, ἀλλὰ κοπιᾷ νυχτὸς καὶ ἡμέρας ξητῶν τὸν
ϑεὸν, πολλὰ τοῦ ὕπνου μὴ χορταζόμενος, ἄρτου καὶ ὕδατος μὴ
ἐμπιπλῶν τὴν ψυχὴν, ἐπὶ ἐρήμοις πλανώμε νος, ὑποπιάζων
τὸ σῶμα ἐν κακοπαϑείᾳ πολλῇ, ἕως οὐ ἀπὸ λάβῃ τὸν ἀμαράν-
τινον στέφανον τὸν ἀποχείμενον αὐτῷ. Hier haben wir es
78 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ “όγος Zwrneiag.
aber mit einer allgemeinen Betrachtung zu tun, die sich in breiter
Weise über den Gegensatz der Weltmenschen und der Gottes-
menschen ergeht, ohne daß jeder einzelne Gedanke auf die Ver-
hál&nisse der Jungfrau paßt. Nur der scharfe Gegensatz der
Gesinnung zwischen Asketen und Weltmenschen (χοσμέκοῦ geht
in der Tat durch den ganzen Traktat hindurch. Die Asketen,
auch die Jungfrauen, sind innerhalb der Christengemeinde ein
bestimmter Stand, der sich durch besondere Lebensweise aus-
zeichnet und den anderen zwar nicht mit Überhebung aber mit
Ernst gegenübertreten soll. Es hat also eine Absonderung der
Asketen von den übrigen Christen stattgefunden, aber sie hat
sich für die Jungfrauen noch nicht bis zur Fixierung bestimmter
allgemeingültiger Regeln oder zur Organisation von Klosterver-
bänden entwickelt.
Nur in einem Punkte zeigt das asketische Gemeinschafts-
leben schon eine entwickeltere Form. Es sind sowohl bestimmte
Gebetsstunden festgesetzt, wie auch tägliche Zusammenkünfte
(συνάξεις) bestimmt, die im wesentlichen denen entsprechen,
welche später in den Klöstern üblich wurden. Was zunächst
die Gebetsstunden angeht, so ist die dritte, sechste und neunte
Stunde auch von Origenes und Cyprian schon den Christen
empfohlen, bei diesem sogar schon mit einer ähnlichen Begrün-
dung aus den Leidensstunden des Herrn. Wir haben also in
diesen Anordnungen nichts anderes, als das, was schon längst
ernsten Christen zur Lebenspflicht geworden war. Selbst de
Auswahl bestimmter Psalmen 2. B. für den Nachtgottesdiens
(cap. XX) muß viel älter sein als die Klosterregeln; die συνάξεις
aber sind nicht etwa als Gottesdienst in der Kirche aufzufassen
— dieser ist allein cap. XXIII berücksichtigt. Vielmehr and |
darunter Zusammenkünfte zu verstehen, die am ersten unsre&
Hausandacht zu vergleichen sind — deshalb die Möglichkeit sie—
wenn gleichgestimmte Seelen nicht vorhanden sind, auch allei um
abzuhalten (cap. XVI, 51, 10f).
Bei Sonnenaufgang soll die Jungfrau im heiligen Buc— 3
lesen. Nach der dritten Stunde (morgens 9 Uhr) soll die er=*
Zusammenkunft der Jungfrauen stattfinden zum Gedächtnis daraus:
daß in dieser Stunde das Holz des Kreuzes aufgerichtet wurd
Zur sechsten Stunde (mittag 12 Uhr) ist nur das Stundengebe*
vorgeschrieben. Zur neunten Stunde (nachm. 3 Uhr) — als® a
II. Ursprung und Charakter. 19
nach dem Schwinden der größten Mittagshitze soll ebenfalls eine
σύναξις stattfinden, an welche sich die gemeinsame Hauptmahl-
zeit mit den Tischgebeten gleich anschließt. In der zwölften
Stunde (abends 6 Uhr) findet dann eine μεειζοτέρα xol μαχρο-
τέρα σύναξις statt, in welcher der Ernst der Buße den Grund-
ton abgibt. Um Mitternacht aufzustehen und dem Herrn Psalmen
zu singen (am Schluf jedes Psalms ein Gebet und eine Knie-
beugung) gehórt dann zu den besonderen asketischen Pflichten,
die man entweder allein oder gemeinsam erfüllen kann, ebenso
der Psalmengesang beim Morgenanbruch (008009).
So gewiß hier die Grundzüge der Lebensordnung gegeben
sind, die noch heute in den griechischen Klöstern gilt, so gehen
die hier gegebenen Bestimmungen in keinem Punkte über das
hinaus, was sich auch in einer kleinen Hausgemeinschaft ver-
wirklichen ließ. Auch nach dieser Seite bezeichnet unser Traktat
ein Übergangsstadium von dem strengen christlichen Familien-
leben zu den späteren Regeln klösterlicher Ordnung.
Was aber den eigentlichen Gottesdienst angeht, so ist nicht
völlig klar, ob an eine Teilnahme am öffentlichen Gemeinde-
gottesdienst gedacht ist. Es ist das aber wahrscheinlich, da die
den asketischen Jungfrauen zugedachte Ehre, wie eine Ältestin
behandelt zu werden, nur darin zum Ausdruck kommen konnte,
daß die Jungfrauen ihren Platz im Gottesdienst bei den Presby-
terinnen hatten. Auch die Kleidervorschriften (cap. XI — ὅταν
στῇς εἰς προσευχὴν τοὺς πόδας σου περιχεχαλυμμένους Eye
ἐν ὑποδήμασι) scheinen ein Zusammentreffen mit andern voraus-
zusetzen. Die Mahnung in der Kirche nicht zu sprechen, denkt
wohl an unziemliches Flüstern und sich Unterhalten, nicht an
die Möglichkeit öffentlichen Redens. Sonst sehen wir nur, daß
die Vorlesungen, das Gebet und das gemeinsame Singen von
Hymnen und Psalmen die Bestandteile des Gottesdienstes bildeten.
Von der Eucharistie ist an dieser Stelle nicht die Rede.
Dagegen hat die Auslegung der ἐντολαὶ τοῦ ϑεοῦ entschieden
eine Rolle in diesen Gottesdiensten ἐν ἐχχλησίᾳ gespielt. Das
läßt uns an eine Zeit denken, da der eucharistische Ritus noch
nicht die vorherrschende Stellung im kirchlichen Leben einnahm.
Anklänge an die Eucharistie fehlen auch in unserm Traktat nicht;
sie stehen aber nicht in cap. XXIII, wo von dem Verhalten ἐν &xxA j-
σίᾳ die Rede ist, sondern in dem Abschnitt, der von der gemein-
80 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' 4óyog Σωτηρίας.
samen häuslichen Mahlzeit handelt (cap. XIV) und es ist die
interessante Tatsache zu constatieren, daß in den von unserm
Verfasser vorausgesetzten Verhältnissen alte Abendmahlsge-
bete im Zusammenhang mit den Tischgebeten als tägliche Vor-
schrift auftreten. Wo und wann finden wir nun eine Analogie
zu solchen Verhältnissen ὃ
Es ist ein wesentliches Charakteristicum der ägyptischen
Mönche des vierten Jahrhunderts, daß die Arten und Formen der
Askese dem individuellen Gewissen überlassen und keiner all-
gemeinen Regel unterworfen waren. Selbst in den Klöstern des
Pachomius wurde den einzelnen Individualitäten möglichst Rech-
nung getragen; noch vielmehr waren die Anachoreten in der
nitrischen und sketischen Wüste von jeder autoritativen Aufsicht
oder festen Regel befreit. Die geistige Autorität eines Antonius,
eines Serapion, Amun etc. beruhte auf persönlichem Vertrauen,
nicht auf Gesetzen oder Regeln. Deshalb war es ein alle Ge-
müter beschäftigendes Problem, welche Lebensweise die empfehlens-
werteste sei, um die σωτηρία zu erlangen. Der heilige Antonius
genoß, so lange er lebte, ein besonderes Vertrauen und von weit
her eilten die Asketen zu ihm. Mit seinen Genossen hatte er
verabredet, daß aufdringliche, nur neugierige und oberflüchliche
Besucher ihm als «Ägypter» gemeldet wurden. Solche bewirtete
er und entließ sie nach einem kurzen Gebet. Heilsbegierige
Seelen aber wurden als «Leute von Jerusalem» gemeldet. Mit
ihnen saß der Heilige durch die ganze Nacht: λαλῶν αὐτοῖς
τὰ πρὸς σωτηρίαν (hist. laus. ed. Butler p. 66). So bildete
sich eine seelsorgerliche Tätigkeit der bewährten Asketen
aus, die nach den zahlreichen Einzelerinnerungen in den ge-
nannten Quellen und in den ἀποφϑέγματα einen großen Umfang
einnahm. Wie Karl Holl es in seinem instructiven Buch über
«Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mónchtum» aus-
geführt hat, ist der Mönch der berufene Ratgeber für die An-
gefochtenen, er hat die Erfahrung in geistlichen Kümpfen, er ist
im Stande die λογεσμοί richtig anzugeben und die rechten Mittel
zu ihrer Bekämpfung (a. a. O. S. 154 ff). Nach der hist. mon.
XV, 8, p. 71 schreibt ein Asket Johannes aus der Gegend von
Achoris tadelnd, daß einige der Väter diese Sorge περὶ τῆς τῶν
ἀδελφῶν σωτηρίας vernachlässigten, andere in ausreichender
Weise Trost spendeten. Von kirchlichem Auftrag ist dabei
II. Ursprung und Charakter. 81
nirgends die Rede. Die Heiligkeit der eigenen persönlichen
Lebenshaltung bestimmte das Maß der Autorität.
Als ein Document solcher seelsorgerlichen Tätigkeit ist
auch unser λόγος σωτηρίας anzusehen. Nicht nur diese Über-
schrift, sondern auch ein Satz wie cap. ΧΙ πολὺν μισϑὸν λήψῃ
ἐὰν σωϑῇ διὰ σου ψυχή verrät dieses seelsorgerliche Interesse.
Der Verfasser hat für eine χορεύτρια Χριστοῦ --- πρὸς στηριγμὸν
χαὶ ὠφέλειαν τῆς ψυχῆς geschrieben. Diese Jungfrau lebt
aber augenscheinlich nicht in der Wüste — wie brauchte sie
dort vor Kleidern, Luxus und Bädern. gewarnt zu werden! Sie
lebte in der Nähe ıhrer Verwandten, vielleicht mit 2 oder 3
gleich gestimmten Seelen zusammen.
Nun ist das wiederum eine Eigentümlichkeit der ersten
Periode des Mönchtums in Ägypten, daß die Asketen in kleinen
Lebensgemeinschaften zu zweien oder dreien in der Nähe der
Städte und Dörfer wohnten, um zu Erbauungsversammlungen
sich zusammen zu finden. Wir haben freilich in der hist.
monachorum und der hist. lausiaca schon viele große und
kleine Frauenklöster. Aber die ältere Form des Zusammen-
wohnens der Jungfrauen in kleinen Gruppen hat sich noch lange
erhalten. Solch kleines Jungfrauenheim wird das παρϑενών
gewesen sein, dem Antonius seine Schwester übergab (vgl. vita
Antonii cap. 3: τὴν ἀδελφὴν γνωρίμοις καὶ πισταῖς παρϑένοις
δούς τε αὐτὴν εἰς παρϑενῶνα ἀνατρέφεσϑαι). In Alexandrien
wird auch im Jahr 339 ein Jungfrauenheim in einem kirchlichen
Gebäude vorausgesetzt, in dem die Bischöfe weilten (vgl. Eich-
horn a.a. O. p. 5). Nach der hist. laus. XXIX (ed. Butler p. 85)
baut zuerst der Asket Elias für 300 Jungfrauen ein großes Kloster
in der Stadt Athribe; im cap. XXXI derselben Schrift (ed. Butler
p. 86) wird dagegen eine Jungfrau Piamon erwähnt, die in einem
Dorfe mit ihrer Mutter allein lebte, nur alle 2 Tage Nahrung
zu sich nahm und sich vom Nähen ernährte. Sie rettete den
Dorfbewohnern einst durch ihr Gebet das Leben. So sehen wir
noch längere Zeit beide Formen weiblichen Asketentums neben-
einander, die der Klostergenossenschaft und die ältere der Durch-
führung des asketischen Lebens allein oder mit wenigen Ge-
nossinnen. Zur letzteren Art gehören die in unserm Traktat vor-
ausgesetzten Verhältnisse. Sie würden schon im dritten Jahr-
hundert denkbar sein, haben sich aber auch nach der Gründung
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2 6
82 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! “όγος Σωτηρίας.
der großen Ansiedelungen mit gemeinsamem Leben weiter er-
halten.
Es sind der Regeln über Fasten, Kleidung und Gebets-
stunden in unserm Traktat doch schon zu viele und der Ge
danke alles Irdische zu verlassen zu vorherrschend, um unsern
Traktat vor jener größern Bewegung anzusetzen, die unter dem
Einfluß des heiligen Antonius Hunderte und Tausende der Christen
des vierten Jahrhunderts ergriff. Andrerseits will das völlige
Schweigen über die Existenz der Frauenklöster (μοναστήρια)
beachtet sein. Auch diese Erwägung führt uns in die erste
Hälfte des vierten Jahrhunderts.
Was die einzelnen Lebensregeln angeht, so werden wir uns
hier des Wortes des Cassian zu erinnern haben, der noch am
Ende des vierten Jahrhunderts von den ägyptischen Asketen be-
zeugt: «Tot propemodum typos ac regulas vidimus quot etiam
monasteria cellasque inspeximus». Das wird erst recht für die
Anfangszeiten gegolten haben.
Es ist deshalb schwerlich besonderes Gewicht darauf zu
legen, daß die Regel νήστευσον ov» ὅλον τὸν ἐνιαυτὸν χωρὶς
πάσης ἀνάγκης (cap. VIII) ohne Einschränkung gegeben wird.
Vielleicht betrachtete es der Verfasser sogar als selbstverstündlich,
daß die Sonntage keine Fasttage sein sollten. Auch der vege-
tarische Satz πάντα ἀγνὰ ὅσα ἄψυχα darf nicht dazu führen, an
eine besondere Secte, etwa die der Eustathianer zu denken, wie
P. Batiffol vorschlug.
Die Beschränkung der Nahrung auf Wasser (ein wenig
Wein nur im Fall der Krankheit) und Brot ἐν Aayavo ἄνα:
πεποιημένῳ ἐλαίῳ und zwar auf eine einmalige Mahlzeit nach
der σύναξις der neunten Stunde, entspricht durchaus der für die
Asketen Ägyptens bezengten Gewohnheit nach der strengeren
Lebensregel (vgl. Schiewitz a. a. O. p. 209 ff).
Viel wichtiger als die Übereinstimmung in vereinzelten Be
stimmungen ist die eigentümliche Stellung der εὐχαριστία d. h.
der eucharistischen Feier mit der Bedeutung der χοενωνία τοῦ
1) Vgl. hist. mon. VIII. 58 (ed. Preuschen p. 48): τὰς dt χαϑολι-
xg νηστείας, φησί, μὴ ἐξὸν λίειν ἄνευ πάσης ἀνάγχης" ἐν γὰρ τετρὰν
ὁ σωτὴρ παρεδόϑη, ἐν δὲ τῇ παρασχενῇ σταυροῦται. Die Auswahl der
Fasttage wird hier aus dem Leben des Herrn begründet, wie in unserm
Traktat die der Gebetsstunden.
u N
U. Ursprung und Charakter. 83
Χριστοῦ. Es wird nämlich in den Berichten mehrfach hervor-
gehoben, daß die Brüder nie eher Speise zu sich nahmen, ehe
sie die πνευματιχὴ τροφή genossen hätten. Diese nähmen sie
aber täglich zur neunten Stunde, indem einige sich überhaupt mit
diesem Minimum von Nahrung, dem Brot der Eucharistiefeier, be-
gnügten, andere sich erst nach genossener πρευματιχῇ τροφή
der Mahlzeit zuwendeten (vgl. hist. mon. II, 7; VIII, 50; VIII, 55).
Andererseits wird berichtet, daß die Mönche der nitrischen und
sketischen Wüste zur gemeinsamen &xxinol« nur am Sabbath
und Sonntag zusammen kamen. Darnach fanden die täglichen
Eucharistien also in Verbindung mit der Hauptmahlzeit in den
einzelnen Häusern statt.
Wir finden also eine häusliche tägliche Eucharistiefeier
mit Genuß der πνευματικὴ τροφή neben der kirchlichen Feier
der Mysterien am Sabbath und Sonntag. Zu letzterer war zweifel-
los ein Priester unentbehrlich (vgl. hist. mon. XIII, 6, wo das
Fehlen des Priesters als Entschuldigung angeführt wird für das
Unterbleiben der σύναξις, XVII, 2, wo δυλόγιος ὁ πρεσβύτερος
unbußfertige Mönche von der Communion zurückweist, hist. laus.
ed. Butler p. 42, wo für den Sabbath die Notwendigkeit von
προσφοραί betont wird). Die häusliche Eucharistiefeier werden
wir aber so zu denken haben, daß gesegnete Brote (εὐλογίαι)
von der kirchlichen Feier mitgenommen oder aber auch vom
Priester in die Kellien gesandt wurden, deren mit Gebet be-
gleiteter Genuß zu Beginn der täglichen Mahlzeit auch als
εὐχαριστία und χοινωνία τοῦ Χριστοῦ oder πνευματικὴ τροφή,
also als Genuß des heiligen Abendmahls galt, auch wo sie nur
in kleiner häuslicher Tischgemeinschaft genossen wurden. Be-
sonders instructiv dafür ist eine Anekdote in der hist. laus. XXX
(ed. Butler p. 79). Einige fremde Pilger haben für die Gemeinde
der Brüder in der Kirche Lebensmittel (τραγήματα) gestiftet.
Der Presbyter-Mönch Makarius nimmt sie an und schickt jedem
der Mönche einen Anteil in sein Kellion. Ein aufsässiger Mönch
Valens weist den Boten schroff ab, schlägt ihn und läßt dem
Makarius sagen: οὐχ εἰμί σου χείρων, ἵνα σὺ ἐμοὶ εὐλογίαν
πέμψῃς. Derselbe weigert sich dann außerdem, am Sonntag an
der Eucharistie teil zu nehmen mit den Worten: ἐγὼ χοινωνίας
χρείαν οὐχ ἔχω τὸν γὰρ Χριστὸν Empaxa σήμερον. Der fromme
Erzähler der Anekdote freilich sagt, dieser Christus sei der Anti-
6*
84 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aödyos Zwrneiag.
christ gewesen und den hochmütigen Asketen traf die verdiente
Strafe. Aber uns lehrt die Erzählung mehr: wir sehen, wie der
freie Asket die kirchlich gesegnete εὐλογία abweist in dem Be-
wußtsein, als Mönch nicht weniger zu sein wie der Priester, wir
seben, wie der Presbyter die einzelnen Kellien mit εὐλογίαι ver-
sorgt und wie außerdem eine Mysterienfeier in der Kirche statt-
findet. Schließen wir davon aber auf die frühere Entwicklung,
so sehen wir, wie die εὐχαριστία als der mit der Mahlzeit
verbundene Genuß der rvevuarıxn τροφή, als tägliche häus-
liche Feier, im Kreise der Asketen neben dem eigentlichen
Sonntagsgottesdienst eine selbständige Existenz hatte.
Das ist aber genau der Stand der Dinge in unsrer Anweisung
für die Jungfrauen. Nur in Verbindung der Vorschriften für
die Tischgebete in der neunten Stunde treten eucharistische Ge-
bete hervor. Bei dem Verhalten ἐν ἐχχλησίᾳ ist zunächst nur
von dem Aufpassen auf die Vorlesung, von Singen und Beten
die Rede. Indem wir eine genauere Untersuchung dieses Sach-
verhalts einer besondern Abhandlung vorbehalten, genügt uns an
diesem Ort der nachdrückliche Hinweis, wie wir gerade aus den
Berichten über das Leben der ägyptischen Asketen den Schlüssel
gewinnen für die interessanteste Partie unseres Traktats.
Was die übrigen Gebetsstunden angeht, so ist die Hervor-
hebung der dritten, sechsten und neunten Stunde schon seit dem
Urchristentum allgemein üblich. Das Gebet zur zwólften Stunde
entspricht dem ebenfalls frühe bezeugten Gebet beim Lichtan-
zünden vor dem Schlafengehen, das Gebet um Mitternacht mit
den vorgeschriebenen Psalmen und das zum ὄρϑρος (Zeit des
Hahnenschrei) ist ebenfalls. früh bezeugt. Die für Mitternacht
empfohlenen Psalmen, Gebete und Kniebeugungen entsprechen
dem, was z. B. Cassian berichtet, nur daß in unserm Traktat von
einer Zwölfzahl der Psalmen noch nichts verlautet.
Die Vorschriften über die Kleidung (cap. ΧΙ) dürfen nicht
mißverstanden werden. So wie die Traeht der sketischen und
nitrischen Mönche nur durch die äußerste Einfachheit und
Dürftigkeit in Form und Farbe sich von der sonst landesüblichen
unterschied (vgl. Schiewitz a. a. O. p. 210), so ist auch die
cap. ΧΙ empfohlene Jungfrauentracht im Gegensatz zu den
modischen jugendlichen Kleidern (νεωτερικὰ σχήματα) nur von
rohestem Stoff und einfachster Farbe; sonst besteht sie aus den
II. Ursprung und Charakter. 85
landesüblichen Bestandteilen, einem dunklen Obergewand (£ze»-
δύτης), nicht gefärbt, sondern naturfarben oder gelblichweiß,
einem Schleier ohne Troddeln von derselben Farbe, wollenen
Ärmeln, die bis zu den Fingern reichen, einer wollenen Kopfbinde
um den Kopf — die Haare ringsherum beschnitten, einer Kopf-
kappe, einem Schultertuch und Sandalen. Nur das Abschneiden
der Haare unterscheidet sich von der schon zu Tertullians Zeit
üblichen Jungfrauentracht — es wird von Hieronymus als eine
Sitte der ägyptischen und syrischen Asketen bezeichnet!.
So werden wir, wo wir auch nachprüfen, immer von neuem
dazu geführt, den Ursprung unsres Traktats in den asketischen
Kreisen Ägyptens in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts
zu suchen.
4. Die literarischen Beziehungen.
Wie die Aussprüche der ägyptischen Asketen in den axo-
φϑέγματα, wie die Reden des Antonius und der Synoletice in
ihren Viten, so ist auch unsere Schrift reich an biblischen
Reminiscenzen. Ja man könnte geradezu von einem biblicisti-
schen Charakter der Sprache reden. Denn nicht nur in zahl-
reichen Citaten, sondern in der gesamten Diction ist der Einfluß
der Bibel bemerkbar. Der Verfasser lebt in der heiligen Schrift
und schöpft in freier ungebundener Weise aus seinem Gedächt-
nisschatz, ohne sich dabei ängstlich an den Wortlaut der ci-
tierten Stellen zu binden. Die Art des Schriftgebrauchs ist
weder eine dogmatische noch eine exegetisch wissenschaftliche.
Es handelt sich nirgends um Belegstellen für aufgestellte Lehren,
auch nicht um historische oder allegorische Ausdeutungen ein-
zelner Worte oder Sätze, sondern um rein praktische unmittel-
bare Zeugnisse im Interesse der Erbauung und zur Bekräftigung
der gegebenen Ermahnungen.
Aus dem alten Testament sind die Citate nicht sehr
zahlreich, zumal wenn wir die liturgischen Wendungen in
den Gebeten cap. XII, XIII und XIV, XX (Ps. 135, 25, Ps. 110, 4,
1) Vgl. Hieron. Ep. 147, Migne P. |. XXII col. 1119; näheres bei
Wilpert, Die gottgeweihten Jungfrauen in den ersten Jahrhunderten der
Kirche S. 15 ff.
86 Ed. v. ἃ. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
Dan. 3, 57. 58, Ps. 118, 37. 62, Ps. 50 und Ps. 62, 2) in Abzug
bringen, weil sie nicht direct dem A.T., sondern der bestehenden
liturgischen Praxis entnommen sind. Ausführlicher ist nur die
Bezugnahme auf die Schópfungsgeschichte in cap. I (35, 11 ff) und
auf das Fasten Daniels und seiner Genossen. Die Schópfung ist in
ganz freier Weise nach Gen. 1 wiedererzählt wie in unzähligen
patristischen Stellen !, bei der Schöpfung Adams und Evas unter
wesentlich wórtlichem Anschluß an Gen. 1, 26; 2, 7.8. 21—24
(LXX), doch auch nicht ohne Abweichungen vom kanonischen
Wortlaut. Ganz frei dagegen bewegt sich der Verfasser cap. VI
in der Wiedererzählung der Fastenanekdote aus Dan. 1. Auch
der Einwand des Eunuchen und die Antwort Daniels sind in
directer Rede frei formuliert. Sachlich ist kein neuer Zusatz
hinzugefügt, der an der biblischen Erzählung keine Stütze hätte
— aber in der Form erzählt der Verfasser lebendig und frei
das im Gedächtnis Behaltene wieder. Im dritten Capitel (38, 6)
wird flüchtig auf das Gericht, das über Dathan und Abiram kam,
hingewiesen und ganz naiv der Herr, der den Befehl gab, dab
die Erde sie verschlinge, mit Jesus Christus identificiert.
Im vierten Capitel (39,1ff) findet sich ein ungenaues Citat
aus Jerem. IV, 22? — entweder handelt es sich um ein freies Citat
nach dem Gedüchtnis oder um ein versehentliches Überspringen
vom ersten εἰσὶ bis zum zweiten, das entweder in der Über-
lieferung unseres Traktats oder in der Überlieferung der bibli-
schen Vorlage passiert sein kann. Die Einführung ἄχουε γὰρ,
φησί scheint übrigens darauf hinzudeuten, daß das Citat schon
mit a@xove beginnt, also nicht direct aus Jerem. 4, 22, sondern
aus einer Schrift entnommen ist, welche den Jeremias citiert.
Zwei andere Stellen zeigen uns eine mythologische Verwen-
dung des A. T. Im fünften Capitel (39, 20f) ist das Wort Jes. 14,11
in sehr freier Wiedergabe als Wort des hochmütigen Teufels,
des Lucifer (ἑωσφόρος) aufgefaßt, der sich an Gottes Stelle
1) Sehr ähnlich ist 1 Clem. 33, 2—5.
2) Jerem. IV, 22 περὶ παρϑενίας IV
διότι οἱ ἡγούμενοι tov λαοῦ μου ἐμὲ
» , «ς M ,
οὐκ ἤδεισαν" υἱοὶ ἄφρονέἐς εἰσι
καὶ οὐ συνετοὶ, σοφοί εἰσι τοῦ
χαχοποιῆσαι" τὸ δὲ χαλῶς
ποιῆσαι οὐχ ἐπέγνωσαν.
ἄχονε γὰρ, φησί, τί αὐτὸς ὁ ϑεὸς δια
Ἱερεμίου τοῦ προφήτου εἴρηκεν" ὁ
λαὸς οὗτος υἱοὶ ἄφρονές εἰσι (εἰσι
>PCD) τοῦ χακοποιῇσαι᾽ τὸ δὲ
καλὸν ποιῆσαι οὐκ ἐπέγνωσαν.
II. Ursprung und Charakter. 57
setzen will und dafür vom Himmel gestürzt wird. Es ist be-
achtenswert, daß die Vita S. Syncleticae c. 49 das Citat in Ab-
weichung von der LXX gerade wie unser Traktat anführt: ava-
βήσομαι καὶ ϑήσομαι τὸν ϑρόνον μου (LXX: εἰς τὸν οὐρανὸν
ἀναβήσομαι, ἐπάνω τῶν ἀστέρων τοῦ οὐρανοῦ ϑήσω τὸν
ϑρόνον μου). Die Ausdeutung der Stelle auf die Überhebung
und den Sturz des Satans finden wir schon bei Tert. adv. Marc.
V, 11 und 17 — das Citat ist dort aber genauer. Dasselbe Mytho-
logumenon ist vielleicht schon Luk. 10, 18, Joh. 12, 31, Apok.
Joh. 12, 9 vorausgesetzt.! . |
Die andere Stelle ist eine Beziehung auf Ps. 106 (107) LXX
V. 16 in der Rede des Hades an den in die Unterwelt eindringen-
den Jesus (51, 15f). Hier ist keinesfalls das A. T. die directe
Quelle. Über den Ursprung dieser Stelle handeln wir spüter.
So bleiben nur noch die kurzen Sprüche:
Eccl. 13, 1 ὁ ἁπτόμενος πίσσης μολυνϑήσεται xal ὁ χοι-
νωνῶν ὑπερηφάνῳ ὁμοιωθήσεται αὐτῷ (eingeführt mit λέγει
γὰρ ἡ ϑεία γραφὴ in Cap. XIII, 48, Sf).
Sirach 15, 16 παρέϑηχέ σοι (Ath. ἰδοὺ) πῦρ καὶ vóoQ
οὗ ἐὰν ϑέλῃς ἐχτενεῖς τὴν χεῖρά σου (Ath. ὅπου ἂν ϑέλῃς ἔχ-
τεινον τὴν χεῖρά σου, Cap. XVIII, 53, 16 f£).
Prov.12,7 ὅπου ἐὰν στραφῇ ὁ ἀσεβὴς ἀφανίζεται (eingeführt
mit διὰ τοῦτο eionxer 7) ϑεία γραφὴ in Cap. XVIII, 54, Sf).
Zu der Wendung ἀπότομος στρατιώτης (cap. XIX, 55, 1)
vgl. Sap. Salom. 18, 15 ἀπότομος πολεμιστής und zur Fort-
setzung ὅστις οὐ ϑαυμάξζει πρόσωπα οὐ δ᾽ οὐ un λάβῃ δῶρα,
wörtlich Deut. 10, 17 — eine Stelle, die auch durch Vermitt-
lung einer apokalyptischen Schrift benützt sein kann.
Auch ist das Gebot aus dem Dekalog zu erwähnen: οὐ
μὴ λήψῃ τὸ ὄνομα xvolov ϑεοῦ σου ἐπὶ ματαίῳ (Cap. XV,
50, 24, vgl. Ex. 20, 7), das mit einem Herrenwort zusammen
genannt wird, und das Doppelgebot der Liebe Gottes und des
Nächsten, das aber jedenfalls aus Mth. 22, 37, also aus der
kirchlichen Praxis herübergenommen ist (56, 5ff). Im letzten
Capitel (XXV, 60,2) stammt der Satz: un ἐχκλίνῃς οὖν ἀπὸ τῶν
λεγομένων τούτων δεξιὰ ἢ ἀριστερά aus Prov. 4, 27.
1) Bousset, Der Antichrist p. 97, erinnert auch an den Sturz des
Simon Magus, vgl. Apost. Const. VI, 9.
88 Ed. v. d. Goltz, Atbanasius’ “όγος Σωτηρίας.
Soweit man aus einem so geringen Material Schlüsse ziehen
darf, können wir die in andern Quellen gemachten Beobachtungen
durch unsern Traktat bestätigt finden, daß sich gerade die Spruch-
weisheit des A.T. besonderer Beliebtheit erfreute und daß daneben
die Erzählungen apokrypher Natur, von Daniel, von Dathan und
Abiram, vom Sturz des Satans, von Ereignissen in der Unterwelt
und dergleichen auf die Phantasiewelt des Volkes besondern Ein-
druck machten und deshalb besonders gern Verwendung fanden.
Unsere Schrift bietet selbst Beispiele dafür, wie sowohl die spruch-
artige Redeweise in kurzen Sentenzen als auch die mythologisie-
rende Gestaltung biblischer Erinnerungen in Ägypten nicht nur
fleißige Benutzung, sondern auch Fortsetzung gefunden hat.
Wichtiger aber ist noch, was wir nun bei Verwendung des
N. T. beobachten kónnen. Die Benutzung von Herrenworten
und einzelnen Erzühlungen der evangelischen Geschichte ist eine
verhältnismäßig große. Dabei machen sich weder dogmatische
Interessen noch allegorisch-exegetische Tendenzen geltend. Der
geschichtliche Gehalt der Worte und Erzühlungen wird in der
einfachsten schlichtesten Weise zur ethischen Paränese ver-
wandt, unbekümmert um den genauen Wortlaut des kanonischen
Textes. Alle vier Evangelien sind benutzt, aber nicht selten
sind zwei unter ihnen gleichzeitig von Einfluß auf die offenbar
nur freie gedächtnismäßige Reproduction. Als Citationsformeln
dienen Wendungen wie: λέγει γὰρ ὁ σωτὴρ ἐν τοῖς εὐαγγελίοις
(cap. IV), αὐτὸς γὰρ ὁ κύριος λέγει (cap. V, IX, X, XXI, XXII),
ἔχεις μαρτυρίαν ἐν τοῖς εὐαγγελίοις παρὰ τοῦ σωτῆρος εἰρη:
μένην (cap. VID, αὐτὸς γὰρ ὃ κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸς
£v τῷ εὐαγγελίῳ ἐμαρτύρησε λέγων (cap. XV), μαρτυρεῖ de μοι
τὸ ἅγιον εὐαγγέλιον" (cap. XVII) — in andern Fällen fehlt die
Citationsformel. Wir haben den Eindruck, daß nicht nur de
Verfasser selbst, sondern auch seine Leser die Evangelien gensu
kennen! und besondern Wert auf die Worte des Herrn selbst
legen, die nicht als Gotteswort eines heiligen Buchs sondern a8
lebendiges Zeugnis (μαρτυρία) des Herrn der Gemeinde gedentet
sind. So unbesorgt der Verfasser um correcte Wiedergabe des
biblischen Wortlauts ist, umsomehr liegt ihm daran, das pe
1) Das Auswendiglernen von Worten der heiligen Schrift sollte nach
der vita Antonii zu den tüglichen Pflichten der Asketen gehüren.
II. Ursprung und Charakter. 89
sönliche Wort des Meisters selbst in die Wagschale zu werfen.
Es verlohnt sich wohl, einen Augenblick bei dem Detail dieser
Schriftbenutzung zu verweilen. Es finden sich nach der Reihe
der Capitel folgende Evangeliencitate:
Cap. III (38, 1 ff). Zur Bekräftigung der Mahnung zur Sanft-
mut und Demut wird auf das Verhalten des Herrn hingewiesen,
wie er sich von den Juden mißhandeln, schlagen und quälen ließ,
ohne die Sanftımut zu verlieren und wie er von Knechten (δοῦλοι)
des Hohenpriesters geschlagen: οὐδὲν ἐποίησε ἀλλὰ μόνον eine
el χαχῶς ἐλάλησα, μαρτύρησον περὶ τοῦ xaxov, el δὲ
χαλῶς, τί με δέρεις; (wörtlich — Joh. 18, 23). Wie hätte der
Herr, der einst der Erde Befehl gab, Dathan und Abiram zu
verschlingen, doch auch hier den strafen können, der seine Hand
wider seinen Schöpfer (δημιουργόν) erhob! Er tat es nicht,
um uns ein Beispiel zu geben. Also gilt es: μίμησαι τὸν
δεσπότην σου. Wenn er als Gott sich von einem sündigen
Menschen schlagen läßt, wieviel mehr hätten wir Anlaß zur
Sanftmut, wenn uns von einem gleichstehenden Mitmenschen Un-
recht widerführt. Statt dessen wirst du unwillig und suchest
dich zu rächen! Was für ein Widersinn, welch große Unbe-
sonnenheit! So zünden wir uns selbst das Feuer an — so stellen
wir, die vernünftigen Wesen, uns unvernünftigen Tieren gleich!
— Dazu steht noch einmal zum Schluß im höchsten Contrast
die Gestalt des Heilands, der, obwohl er reich war, um unsert-
willen arm wurde, damit wir durch seine Armut reich würden!
— Welch wirksame Verwendung der Leidensgeschichte! —
Auszugehen von der biblischen Erzählung, das natürliche mensch-
liche Verhalten im Gegensatz dazu zu stellen, um nıit dem Ge-
samteindruck des Armwerdens und Menschwerdens des Gottes-
sohnes zu schließen — eine noch heute homiletisch beachtens-
werte Behandlung dieser biblischen Geschichte.
Cap. IV (39, 12) findet sich das in der patristischen Litera-
tur sehr häufig wiederholte Herrenwort: Mth. 10, 16 γίνεσϑε
φρόνιμοι ὡς οἱ ὄφεις καὶ ἀκέραιοι ὡς al περιστεραί
(vgl. z. B. Ign. ad Polyc. 2, auch Vita S. Syncleticae c. 9).
Cap. V (39,25) wird als Wort des Herrn citiert: ὁ ϑέλων ἐν
ὑμῖν εἶναι μέγας, ἔστω πάντων δοῦλος. Es scheint das ein
gedächtnismäßiges Mischcitat zu sein nach Mth. 20, 26: ἀλλ᾽
ὃς ἂν ϑέλῃ ἐν ὑμῖν μέγας γενέσϑαι, ἔσται ὑμῶν διάχονος
90 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Adyog Σωτηρίας.
χαὶ ὃς ἐὰν ϑέλῃ iv ὑμῖν εἶναι πρῶτος, ἔστω ὑμῶν δοῦλος
und Mark. 10, 43 ἀλλ, ὃς ἂν ϑέλῃ μέγας γενέσθαι ἐν ὑμῖν,
ἔσται ὑμῶν διάχονος, καὶ ὃς ἂν ϑέλῃ ὑμῶν γενέσϑαι πρῶτος,
ἔστω πάντων δοῦλος. Auffallend ist die kurze Sentenz, die
sich dem Spruch in unserm Traktat anschließt: ὁ γὰρ #eoc
τῶν ταπεινῶν ἔστε (vgl. Jak. 4,6; 1 Petr. 5, 5; Judith 9. 11).
Es scheint fast, als ob auch dieser Schluß mit dem Herrenwort
zusammen überliefert sei (vgl. dagegen cap. XIII, 48, 14 eine
ähnliche Wendung, die dem Verfasser des Traktats angehört).
Cap. VII (41, 3 ff) beweist den hohen Wert des Fastens durch
den Hinweis auf das Herrenwort: Τοῦτο τὸ γένος οὐχ &xPßal-
λεται el un ἐν νηστείαις καὶ προσευχαῖς. Dies Wort, das
sich in den ältesten Handschriften δὲ und Β Mth. 17, 21 nicht
findet!, lautet bei Marcus 9, 29 τοῦτο τὸ γένος ἐν οὐδενὶ δύ-
vata. ἐξελϑεῖν εἰ un ἐν προσευχῇ. Die in περὶ xag. über-
lieferte Form ἐχβάλλεται stimmt mit einem Corrector des Sinai-
ticus δὲν, die Reihenfolge ἐν νηστείαις καὶ προσευχαῖς findet sich
nach Tischendorf in einigen orientalischen z. B. der äthiopischen
Übersetzung. Wichtiger aber als diese Einzelvarianten ist es,
daß das Wort des Herrn hier eingeleitet erscheint durch eine
in directer Form gegebene Frage der Jünger. Denn nach der
Einleitungsformel (Zye&c μαρτυρίαν ἐν τοῖς εὐαγγελίοις χαρὰ
τοῦ σωτῆρος εἰρημένην) folgt der Satz: ἠρώτησαν αὐτὸν οἱ
μαϑηταὶ αὐτοῦ λέγοντες" κύριε, δεῖξον ἡμῖν, ποίῳ τρόπῳ
τὰ ἀχάϑαρτα πνεύματα φυγαδεύονται" εἶπεν δὲ ὁ xor
τοῦτο x.TA. Von dieser Jüngerfrage findet sich nichts im
kanonischen Text und es sieht so aus, ala ob der Verfasser hier
einer uns unbekannten Quelle folgte. Da wir aber sonst kein
Stütze für diese immerhin mögliche Annahme haben und de
Frage der Jünger so ganz der Phantasiewelt der ägyptische
Asketen homogen ist, so werden: wir doch vorziehen, eine fre
Wiedererzählung anzunehmen, welche den Gesichtspunkt, s
den es dem Verfasser ankommt, durch diese dramatische Ot
staltung in den Vordergrund zu stellen weiß.
Cap. IX (43, 6f) enthält in dem Satz εἴ τε σοιεῖς, U
χρυπτῷ ποίει καὶ ὁ πατήρ σοῦ 0 οὐρᾶνιος 0 βλέπων ?
1) Es ist dagegen für Matthäus bezeugt von NbCDEFGH u. =, μὰ
von Origenes, Chrys., Ambr., Augustin.
ll. Ursprung und Charakter. 91
τῷ χρυπτῷ ἀποδώσει σοι eine Beziehung auf die fast gleich-
lautenden Wendungen Mth. 6, 4. 6. 15 (ἐν τῷ φανερῷ ist erst
späterer Zusatz der Handschriften MGT). Als Herrenwort aus-
drücklich citiert ist in demselben Capitel (43, 15f) das Wort:
Mn δῶτε τὰ ἅγια τοῖς χυσὶ μηδὲ βάλητε τοὺς uapya-
ροἰτας ὑμῶν ἔμπροσϑεν τῶν χοίρων (Mth. 7, 6). Auch
dies ist ein schon in der Didache und später oft citiertes Wort.
Der Text stimmt hier mit dem bei Matthäus, jedoch wird eine
Erklärung hinzugefügt, die Perlen seien die Worte Gottes, die
nur den Würdigen (τοῖς ἀξίοις) gegeben seien, die Schweine
seien oí ἐν ἀτίμῳ βίῳ διάγοντες. Darnach soll die Jungfrau
bestimmen, wem sie die Geheimnisse ihres Lebens mit dem Herrn
anvertrauen darf und wem nicht. Die Neigung war jedenfalls
vorhanden, unter den ἄξιος nur die zu verstehen, die sich zu
einem asketischen Leben entschlossen.
Cap. X (44, 3f) findet sich das ungemein häufig citierte Wort
Mth. 18, 20 Ὅπου δύο ἢ τρεῖς εἰσι συνηγμένοι ἐν τῷ
ὀνόματί μου, ἐκεῖ εἰμι ἐν μέσῳ αὐτῶν. ὅπου st. οὗ ist
bei wb, Origenes, Euseb und Basilius bezeugt (vgl. Tischendorf
ed. VIII 3. z. d. St). Da das Wort in diesem Zusammenhang nahe
mit dem vorhergehenden zusammengehórt und der ganze Con-
text seine Parallelen in kirchenrechtlichen Quellen findet, haben
wir darauf zurückzukommen.
Cap. XII ist die Begründung der Gebetsstunden mit ein-
zelnen Momenten der Leidensgeschichte bemerkenswert.
Cap. XIV (48, 25f) erinnert das Gleichnis vom γεωργός,
ἄμπελος und dem Beschneiden der Reben an Joh. 15 (das εὐϑέτῳ
καιρῷ an Hebr. 6, 7, τέμιος καρπός an Jak. 5, 7).
Cap. XV (50, 20 ff) wird Mth. 7,21 Οὐ πᾶς 0 λέγων μοι
κύριε κύριε εἰσελεύσεται εἰς τὴν βασιλείαν τῶν ov-
ρανῶν als Wort des Herrn aufgeführt. Der Text stimmt
mit dem kanonischen. Die zweite Hälfte des Spruchs ἀλλ᾽ o
ποιῶν x.t. A. ist erst von MG unserm Texte beigefügt.
Cap. XVII (51, 25 ff) nimmt wieder, wie Cap. III, ausführlicher
auf eine evangelische Erzáhlung Bezug: auf die Verleugnung
des Petrus. Um den hohen Wert der Bußträne zu beweisen
und zu zeigen, daß μεγάλαι ἁμαρτίαι καὶ ἀνομίαι διὰ δαχρύων
ἀπαλείφονται, erzählt der Verfasser die Verleugnungsgeschichte
nach Luk. 22, 61, ninımt aber das μεϑ᾽ ὥρκον τρίτον αὐτὸν
92 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ A6yog Σωτηρίας.
ἠρνήσατο aus Mth. 26, 72 — jedenfalls eine unwillkürliche Com-
bination frei nach dem Gedüchtnis. Wie das Beispiel aus Da-
niel, am Anfang von cap. VII abgeschlossen wird mit einem
ὁρᾶς tí ποιεῖ ἡ νηστεία --- so heißt es hier: ὁρᾶς TO φάρμα-
xov τῶν δαχρύων, ἐϑεάσω οἵαν ἀνομίαν ἐξήλειψε! — denn
eine größere Sünde als die Verleugnung des Petrus gäbe es
nicht. Ὁρᾶς ἡλίκην δύναμιν ἔχουσι τὰ daxpva! Und wie es in
der Erzählung cap. III (38, 8f) hieß: ἡμῖν ὑπολιμπάνων vxo-
yoauuov, iv’ ἡμεῖς τοῖς ἐχείνου Iyveoı ἐπαχολουϑήσωμεν, so
schließt diese Paränese mit dem Satz: ἐχεῖνα γὰρ ἐγράφη εἰς
τὴν ἡμετέραν νουϑεσίαν, ἵνα ἡμεῖς ἐχείνοις ἐπαχολουϑήσαντες
ζωὴν αἰώνιον κληρονομήσομεν — zwei treffliche Beispiele prak-
tischer Anwendung evangelischer Erzählungen auf das Leben von
einer das Gewissen anfassenden Kraft, wie sie Athanasius vom
παράγγελμα des Antonius rühmt: μνημονεύειν τῶν πράξεων
τῶν ἁγίων πρὸς τὸ τῷ ζήλῳ τούτων δυϑμίζεσϑαι τὴν ψυχὴν
ὑπομιμνησχομένην &x τῶν ἐντολῶν (vita Ant. cap. 55).
Cap. XX (56, 3) findet sich die Doxologie Luk. 2, 14. ist
aber hier natürlich liturgischen Ursprungs.
Cap. XXI (56, 6f) steht das Doppelgebot der Liebe wie
Mth. 22, 37, kann aber auch nicht direct als evangelisches Citat
gerechnet werden. Der hier gebotene Wortlaut: ayaznosız
κύριον τὸν ϑεὸν σου ἐξ ὅλης τῆς καρδίας σου xci ἐξ
ὅλης τῆς ψυχῆς σου καὶ τὸν πλησίον σου ὡς Éavror ἐν
ταύταις ταῖς δυσὶ ἐντολαῖς ὅλος ὁ νόμος καὶ οἱ προ-
φῆται χρέμανται erscheint als ein Mischtext aus Mark. 12, 9)
und Mth. 22, 37. 40. Doch könnte diese Textfrage nur durch
Untersuchung aller übrigen patristischen Bezeugungen erledigi
werden. Das Wort ἐν τούτῳ γνώσονται πάντες, ὅτι ἐμοὶ
μαϑηταί ἐστε ἐὰν ἀγαπᾶτε ἀλλήλους (56, 15 Ὁ ist m
Joh. 13,35. Die Lesart der älteren Zeugen ἀγαπᾶτε aAijios
stimmt mit 69. 124 (Origenes?), Didymus, Chrysostomus, Cyril:
die andre in den biblischen Handschriften besser bezeugte is i!
unserm Text erst von LMG eingesetzt. Am Schluß des Capiteb
(56, 23 ff) ist das Wort: ἐὰν un στραφῆτε καὶ γένησϑε 95
τὰ παιδία οὐ um eloeAdnte εἰς τὴν βασιλείαν 10
οὐρανῶν nach Mth. 18. 3 genau wiedergegeben.
Cap. XXII (57, 14) Mth. 10, 40 ὁ δεχόμενος ὑμᾶς I
δέχεται wörtlich.
II. Ursprung und Charakter. 93
Cap. XXIII (58, 21f) gehórt die Anspielung auf das Kommen
des Brüutigams und das Bereithalten der Lampen, Mth. 25, zu
den beliebtesten Mahnungen der asketischen Literatur.
Kürzer kónnen wir uns über die Verwendung von Epistel-
citaten orientieren. Nirgends haben sie dogmatischen oder
exegetischen Charakter. Das praktische religiös-sittliche Interesse
behält auch hier ganz die Oberhand. Die Citationsformeln sind
χαϑὼς εἶπεν ὁ uaxapıos Παῦλος (cap. II), μαρτυρεῖ δέ μοι καὶ
αὐτὸς ὁ ἀπόστολος λέγων (cap. II), λέγει γὰρ 6 ἅγιος Παῦλος
(cap. X), εἶπεν ὁ ϑεσπέσιος Παῦλος (cap. XV), oder es ist gar
keine Einführungsformel gegeben. Wörtlich citiert sind als Zeug-
nisse des Apostels für die Wahrheit der den Lesern an das Herz
gelegten Gedanken: cap. II: Eph. 5, 32; 1. Cor. 7,34 u. 7,4
(sehr häufig in der asketischen Literatur); Eph. 5, 24; cap. IV:
1 Cor. 3, 19. 18 (c» sic!); 1 Cor. 14, 20; cap. X: I Tim. 5, 3. 5. 6.
9. 10. 11. 12!; cap. XV: Phil 3. 18—20; cap. XXIV: Rom. 8, 18;
dazu kommen noch ohne Citationsformel:
1 Petr. 2, 21 (cap. III, 38, 8f: ὑμῖν ὑπολιμπάνων ὑπογραμ-
μὸν ἵν᾿ ἡμεῖς τοῖς ἐκείνου ἴχνεσιν ἐπαχολουϑήσωμε»); 2 Cor. 8, 9
(cap. 111, 33, 18 f: πλούσιος ὧν ἐπτώχευσε δι᾽ ἡμᾶς ἵνα ἡμεῖς τῇ
ἐχείνου πτωχείᾳ πλουτήσωμεν); Gal. 3, 28 (cap. X, 44, 5f: ἐν
γὰρ τῇ βασιλείᾳ τῶν οὐρανῶν οὐχ ἔστιν ἄρρεν καὶ ϑῆλυ);
Jak. 2, 19. 20 (cap. XV, 50, 11: σὺ πιστεύεις ὅτι ἔστι ϑεός [om.
εἷς" χαλῶς ποιεῖς, xci τὰ δαιμόνια πιστεύουσι καὶ φρίττουσι,
ἀλλὰ ἡ πίστις χωρὶς τῶν ἔργων νεκρά ἐστι; 1 Joh. 3, 16 (cap.
ΧΧΙ,56, 13f: εἰ οὖν αὐτὸς ὁ κύριος ἀπέϑανεν ὑπὲρ ἡμῶν, καὶ
ἡμεῖς ὀφείλομεν ὑπὲρ ἀλλήλων τὰς ψυχὰς ἡμῶν Otra und
den ganzen Context, vgl. auch 56, 9: 1 Joh. 4, 8. 10); 2 Cor. 7, 10
(cap. XXII, 57, 2: ἡ λύπη γὰρ τοῦ xoouov τούτου ϑάνατον
χατεργάζεται.) Ganz allgemeine Sentenzen, die in die religiöse
Volkssprache übergegangen waren, sind: ῥέζα γὰρ πάντων τῶν
καχῶν ἐστι 9) φιλαργυρία (cap. VII, 24, 4f, vgl. 1 Tim. 6, 10;
Polyc. ad Phil. 2, 2. 4, 1; 2 Clem. 6, 4), ἀποστήτω ano ἀδικίας
πᾶς ὁ ὀνομάζων τὸ ovoua τοῦ xvolov (cap. XV, 50, 24 f, vgl.
1) Es ist auffallend, daB in diesem ausführlichsten Citat die Verse
4. 7. S ausgelassen sind; es sind das gerade die, welche auf die Familien-
pflichten Bezug nehmen; sie waren für den Verfasser wertlos, da er die
Ehrenstellung der asketischen, von allen Sorgen der Welt befreiten
Witwen hervorheben wollte.
94 Ed. v. ἃ. Goltz, Athanasius! Aoyog Σωτηρίας.
9 Tim. 2,19), à ὀφθαλμὸς οὐχ εἶδε xai ovg οὐχ ἤχουσε x.
t. Δ. (cap. XVIII, 54, 2f, vgl. 1 Cor. 2,9; 1 Clem. 34, 8; Apost.
Const. VII, 32 u. à); οὐχ ἐπιδύσεται (statt μὴ ἐπιδυέτω)Ὶ γὰρ 0
ἥλιος ἐπὶ τῷ παροργισμῷ ὑμῶν (cap. XXI, 56, 21f, vgl. Eph. 4, 26;
Polyc. ad Phil. 1, 2; Clem. Alex. Strom. V, 5; Apost. Const. V, 53;
Vita S. Synel. 63).
Man wird im Verhältnis zum Umfang unserer Schrift diese
Citate aus den neutestamentlichen Briefen nicht besonders zahl-
reich finden kónnen. Aber etwas über den Umfang des Kanons
des Verfassers zu ermitteln, dafür ist natürlich die Unterlage
viel zu schmal. Daß Citate aus dem Il. Petrusbrief, aus den
kleineren Johannesbriefen und dem Judasbrief fehlen, mag immer-
.hin constatiert werden. Eine Stelle führt uns vielleicht auch über
den heutigen biblischen Kanon hinaus. In cap. XVIII (53, 21) heißt
es nämlich in dem Zusammenhang, wo von den beiden Wegen,
des Lebens und des Todes, die Rede ist: ἐὰν ov» πορεύῃ ἐν τῷ
χύσμῳ, ἐν τῷ Üavato πορεύῃ καὶ ἐκτὸς τοῦ ϑεοῦ γίνῃ κατὰ
τὴν ϑείαν γραφήν. Da es eine biblische Belegstelle m. W.
für dieses ἐχτὸς τοῦ ϑεοῦ nicht gibt, so liegt es nahe, hier an
die Didache zu denken, in der es am Schluß der Beschreibung
der beiden Wege heißt: Ὅρα μή τις 66 πλανήσῃ ἀπὸ ταϊτης
τῆς ὁδοῦ τῆς διδαχῆς, ἐπεὶ παρεκτὸς ϑεοῦ σε διδάσχει. Zumal
sich dieser Spruch auch in dem mit unserm Traktat etwa gleich-
zeitigen σύνταγμα διδασχαλίας findet, so muß die Beziehung der
Worte ϑεία γραφή auf die Lehre der 12 Apostel als nicht un-
wahrscheinlich gelten!. Damit kommen wir auf die interessante
Frage, welche andere literarischen Beziehungen sich in zt
παρϑ. neben den biblischen überhaupt nachweisen lassen.
Bleiben wir zunächst bei der Didache stehen, so ist neben
der Erwähnung des Doppelgebots der Liebe cap. XX und det
beiden Wege cap. XVIII, das Tischgebet in cap. XIII = διὰ
9, 3—4 bei weitem die wichtigste literarische Berührung. Es
kann aber auch aus ihr die literarische Benutzung der Didsche
selbst nicht streng bewiesen werden, da die liturgische Prans
die Vermittlerin gewesen sein kann, der beide, wenn auch in
1) Der Ausdruck ϑεία γραφή ist vom Verf. sonst auf Eccl. 13, 1 und
Prov. 12, 7 angewendet, also auf die Weisheiteliteratur, die im 38. Fe*
brief des Athanasius mit der Didache zusammen genannt wird.
P Lum. "
IL. Ursprung und Charakter. |». 95
verschiedenen Zeitperioden, dies Gebet entnommen haben. Es
kommt freilich dazu, daß auch die Warnung Did. 9,5 in cap. XIII
(47, 12, Ausschluß der Katechumenen von der Tischgemeinschaft)
und das Citat von Mitth. 7, 6 in cap. IX (13, 15f) eine Parallele
findet. Außerdem klingen die Mahnungen zur Barmherzigkeit,
Sanftmut und Demut (cap. III, 37, 29 ff) wie die Warnung vor
χενοδοξία, ἀλαζονεία, φιλαργυρία (cap. VII Schluß und VIII) an
Did. III, 5. 7. 8 an. Auffallend ist auch der Satz cap. XXV (60,2):
um ἐκκλίνῃς ovv ἀπὸ τῶν λεγομένων τούτων δεξιὰ ἢ ἀριστερά
im Vergleich mit Did. XII, 1 σύνεσιν γὰρ ἕξετε δεξιὰν xal
ἀριστερὰν (vgl. Prov. 4, 27 und Apost. Const. VII, 28). Um diese
Berührungen richtig zu beurteilen, wird man sich aber zu er-
innern haben, daß die genannten Sittensprüche Gemeingut in den
asketischen Schriften jener Zeit gewesen zu sein scheinen. Ohne
jenen Hinweis auf eine ϑεία γραφή in cap. XVIII würde eine
literarische Bekanntschaft mit der Didache selbst nicht notwendig
erscheinen, um die genannten Parallelen zu erklüren. Es steht
aber auch nichts im Wege, eine solche anzunehmen.
Ähnlich steht es mit einigen Gedankenanklüngen an den
Hirten des Hermas. Gleich der Anfang unserer Schrift erinnert
an Herm. Mand. ], 1 trotz der Verschiedenheiten der Formulierung.
Die Ausführungen über die sittlichen Voraussetzungen des rechten
nutzbringenden Fastens (cap. VII, 41, 23 ff) erinnern an ühnliche
Gedanken in Herm. Sim. V, 1, 2—5, 3, 5—71, die über die Frage,
ob der Mensch die Gebote Gottes halten könne (cap. XXIII, 58, 18 ff)
an Herm. Mand. XII, 4, die Ermahnung über die λύπη an Mand. X.
Aber mehr wie Gedankenparallelen sind es auch nicht; sie kónnen
sehr wohl der Lectüre des Hirtenbuchs zu verdanken sein —
sind aber auch ohne solche Annahme begreiflich.
Noch schwächer sind die Vergleichspunkte in περὶ παρϑ.
1 (35, 11 ff) und 1 Clem. 33, 2— 5. 20, 9, XVIII (54, 2f) Citat von
1 Cor. 2, 9 und 1 Clem. 34, 8, III (37, 30 f) μηδενὶ xaxóv ἀντὶ
xaxo? ἀποδιδόναι nach dem Beispiele des Herrn mit Polyc. ad
Phil. 2, 2. 8, 2 (vgl. auch 1 Petr. 3, 9), das Citat von 1 Tim. 6, 10
(cap. VII, 42, 4f und Polyc. ad Phil. 4, 1) und von Eph. 4,26
(cap. XXI, 56, 20 f und Polyc. ad Phil. 12, 1). Über literarische
1) Vgl. bes. Sim. V, 3, 6 πρῶτον πάντων φύλαξαι ἀπὸ παντὸς ῥή-
ματος πονηροῦ xal πάσης ἐπιϑυμίας πονηρᾶς.
96 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Adyog Σωτηρίας.
Beziehungen lüft sich daraus nichts entnehmen. Die Verwandt-
schaft der Gedanken und die Ähnlichkeit des Stils sind aber
offenkundig.
Von andern Schriftstellern des zweiten und dritten Jahr-
hunderts, an deren Werke sich Anklänge finden, wären noch
Cyprian, Tertullian und Irenaeus zu nennen. Die beiden ersten
haben in ihren Traktaten über das Gebet ähnliche Begründungen
der Gebetsstunden aus den Leidensstunden des Herrn (περὶ παρϑ.
XII ff. vgl. Tert. de ieiunio 10, de oratione 25, Cyprian de ore-
tione 35. 36.); hier handelt es sich also um ältere gemeinchrist-
liche Traditionen, für die wir noch nühere Parallelen finden werden.
An Irenaeus! erinnert einer der wenigen dogmatisierenden Sätze
unseres Traktats am Anfang von cap. VI (40, 21: ὥσπερ γὰρ
διὰ βρώματος καὶ παραχοῆς ἐξεβλήϑη ὃ ᾿Αδὰμ ἐχ τοῦ παρα-
δείσου, οὕτω πάλιν διὰ νηστείας καὶ ὑπακοῆς ὁ ϑέλων εἰσέρ-
χεται εἰς τὸν παράδεισον. Die Gedankenparallele ist aber nicht
schlagend genug, um etwas zu beweisen.
So sehen wir uns denn für die ersten drei Jahrhunderte
außer dem Neuen Testamente ziemlich im Stich gelassen, wenn
wir nach deutlichen Beziehungen suchen. So sehr die Sprache
unsres Traktats in ihrer schlichten Einfachheit an die ältere
christliche Literatur erinnert, ja man kann sagen, wie sehr sie
geistig fast in jene ältere Zeiten hinaufzuweisen scheint, so wenig
ist dem Verfasser daran gelegen, auf andere Bücher Bezug zu
nehmen als auf die Heilige Schrift allein?. Das wird nun anders,
wenn wir uns nach Berührungen mit Schriften des vierten Jahr-
hunderts umsehen.
Schon Riedel? hat auf Beziehungen unserer Schrift zu den
Canones Hippolyti aufmerksam gemacht und die Parallelstellen
1) adv. haer. V, 21, 2 (ed. Harvey. II p. 382): quoniam in principio
per escam non esurientem hominem seduxit transgredi praeceptum Dei, ia
fine esurientem non potuit dissuadere eam, quae a Deo esset sustinere ee
cam ... quae ergo fuit in paradiso repletio hominis per duplicem guste
tionem dissoluta est, per eam quae fuit in hoc mundo indigentiam. Ille
autem legaliter explosus tentabat et ipse per mandatum rursus legitime
facere congressionem.
2) Vgl. das beachtenswerte Wort in der Vita S. Syncleticae cap. XXI
(Migne P. g. XXVIII. p. 1500) Oldauev x«l ἡμεῖς ὅτι μία ἐστὶν ἡμῶν nar
δαγωγὸς ?) γραφὴ καὶ διδάσκαλος.
3) Theol. Studien und Kritiken 1903 S. 338 ff.
II. Ursprung und Charakter. 97
verzeichnet, ohne jedoch Schlüsse aus diesem Tatbestand zu
ziehen. Harnack! begnügte sich, auf diesen Tatbestand kurz
hinzuweisen.
Eine nähere Untersuchung ergibt aber, daß wir uns mit
dieser Heranziehung nicht begnügen dürfen, daß vielmehr auch
das vom Erzbischof Rahmani herausgegebene Testamentum
D. N. I. Chr, die ägyptische K. O. und die apostolischen Constitu-
tionen und das σύνταγμα διδασχαλίας zum Vergleich heranzu-
ziehen sind. Außer den apostolischen Constitutionen sind alle
diese Quellen wahrscheinlich ägyptischen Ursprungs. Die Paral-
lelen beziehen sich alle auf Regeln des häuslichen asketischen
Fasten- und Gebetslebens, die teils dem Gedanken nach, teils
auch wörtlich in zwei oder mehreren der genannten Quellen wieder-
kehren.
Gleich der Eingang unseres Traktats: πρῶτον πάντων
πίστευσον ... entspricht einer gemeinsamen Stiltradition, an
die Spitze christlicher Lebensregeln eine kurze Formulierung des
Glaubens zu stellen. So finden wir es in den Mandaten des
Hermas (I, 1), in den Canones Hippolyti (I, 1), in den Canones
des Basilius und in der spätern Recension des σύνταγμα διδασ-
χαλίας. Auch bei Origenes, περὶ ἀρχῶν 1,3,3 und Comm. in
Ev. Joh. XXXII, 16. 19; in Jerem. IV, 20, 2 finden sich ähnliche
Formulierungen. Athanasius selbst citiert mehrfach den Anfang
der Mandate des Hermas in seinen Schriften [vgl. de incarn.
verbi I, 3, epistula ad Afros episc. V (Migne P. g. XXVI col. 1037)
und epistula festalis XI, 4 (Migne P. g. XXVI col. 1406). Die
Formulierung des Glaubensinhalts weicht aber in unserm Trak-
tat von der oft gebrauchten Hermasstelle wesentlich ab. Mit
der Formel der Canones Hippolyti stimmt unser Traktat insoweit
überein, daf auch dort Gott als Schópfer der sichtbaren und un-
sichtbaren Dinge bezeichnet ist.
Die weitere Explication der Schópfungserzühlung bis zur
Erschaffung des Menschen hat ihr Prototyp in einer Stelle wie
1 Clem. 33, 2—5.
Wichtiger als diese immerhin nur formale Ähnlichkeit in
der Voranstellung einer Glaubensformel sind einige Stellen, die
1 Ad. Harnack, Die Chronologie der altchristl. Litteratur II,
S. 514 Anm.
Texte u. Untersuchungen ete. NF XIV, 2 7
98 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Adyog Σωτηρίας.
sich auf die Wertschätzung des asketischen Lebensideals be-
ziehen. σπερὶ παρϑ. VII (41, 22) wird die νηστεία als ἀγγέλων
βίος bezeichnet, mit dem Zusatz: xal ὁ χρώμενος αὐτῇ ἀγγελικὴν
τάξιν ἔχει. Cap. X (43, 23) wird feierlich jedem, der sich nach den
Worten dieses Traktats richtet, versprochen, daß sein Name im
Buch des Lebens stehen soll: xal ἐν τῷ τρίτῳ τάγματι τῶν
ἀγγέλων εὐρεϑήσεται. Cap. XXIV (59, 19) wird die ἐγχράτεια als
ἀγγέλων βίος gepriesen und dem Asketen versprochen: ἐν τῇ
ἄνω Ἱηρουσαλὴμ χατοιχήσας μετὰ ἀγγέλων χορεύσει καὶ μετὰ
ἁγίων προφητῶν καὶ ἀποστόλων ἀναπαύσεται. Diesen Ver-
heißungen unserer Schrift entsprechen nun folgende Stellen:
Can. Hippolyti 38 (Riedel, p.226—227): Wenn ein Christ
zu der Menge der Engel gehören will, halte er sich allemal
von den Frauen fern, nicht mit ihnen zu essen. Wenn ein Christ
in alledem feststeht, so wird er Christo ähnlich geworden sein
und mit den Engeln singend zu seiner Rechten sein und von
ihm Ehre ernten.
Testamentum D. N. J. Chr. I, 18 (ed. Rahmani p. 23): qui
eiusmodi sunt habitabunt in ordine tertio post mansionem
patris mei qui misit me.
Syntagma did. VIII, 10: ἐὰν ταῦτα φυλάξης ὁ ἱερεὺς
βαϑμὸν ἀγαϑὸν ἑαυτῷ περιποιῇ καὶ πολλὴν παρρησίαν τὴν
iv Xo Tv.
Obwohl sich die Idee, daß die Asketen ein engelgleiches
Leben führen, auch sonst hüufig findet, so dürfte die Vorstellung
von dem dritten τάγμα der Engel doch auf eine nähere Be-
ziehung dieser Schriften zueinander deuten. Der Ursprung der
Idee wird in dem vulgáren „Gnosticismus“ zu suchen sein, wie er
auch innerhalb der Kirche in Ägypten herrschend gewesen war;
jedenfalls war dort die Idee der verschiedenen τάγματα der Engel
besonders ausgebildet. Noch eine andere Analogie ist aber an den
gleichen Stellen (περὶ παρϑ. VII, 42, 3f) von Interesse. Ebenda,
wo das Fasten als die Lebensweise der Engel bezeichnet wird,
ist auch von der φιλαργυρία die Rede. Die Mahnung zum Fasten
und die Warnung vor φιλαργυρία hängen eng zusammen. Das
kann nur so zu verstehen sein, daß das Fasten nie der Ausdruck
eines knauserigen Spartriebs sein soll, sondern daß das durch
Fasten Ersparte den Armen zu Gute kommen soll. In diesem
Sinn ist der Gedanke schon bei Hermas V, 3, 7 verwertet und
II. Ursprung und Charakter. 99
sowohl in den Canones Hipp. (Riedel p. 227) als in den Cea-
nones Basilii 30 steht die Warnung vor der φιλαργυρία un-
mittelbar neben der Fastenregel.
Eine andere allgemeine Warnung, welche die Fastenregel
zu begleiten pflegt, ist die vor xerodo£ía und ὑπερηφανία
und vor einer lieblosen Beurteilung derer, die nicht dieselbe
Askese treiben. Hierfür sind die Ausführungen in περὶ rap.
VIII und IX mit den Canones Hipp. 38 (ed. Riedel p. 228),
dem Synt. did. II, 16 und V, 1 und vor allem auch mit der vita
Antonii cap. XXXV ! zu vergleichen. Die Versuchungen zur hoch-
mütigen Überhebung sind immer Eingebungen des Teufels, vor
denen der Asket sich besonders zu hüten hat, und der Sturz des
Satans ist ein warnendes Beispiel für die Folgen solchen Hoch-
muts (vgl. vita Syncleticae cap. 49). Es ist deshalb geraten, mit
Ungläubigen und Weltmenschen auch nicht von den eigenen
asketischen Lebensgrundsätzen zu sprechen; diese Maßregeln der
Klugheit empfehlen περὶ παρϑ. IX (43, 10ff) und Testam. D. N. J.
Chr. I, 18 (Rahmani p. 21); I, 31 (Rahmani p. 73) mit dem Hin-
weis auf das Wort des Herrn Mth. 7, 6 «Gebet das Heilige nicht
den Hunden und werft die Perlen nicht vor die Sáue».
Mit solcher Empfehlung der Stille und Bescheidenheit, die
jeder Ruhmsucht aus dem Wege geht, hüngt es dann auch zu-
sammen, wenn in unsrer Schrift die Einsamkeit für das Gebet
und alle Andachtsstunden empfohlen wird, jedoch mit dem Zu-
satz, daß da, wo man zwei oder drei gleichgesinnte Seelen
finde, es wohl angebracht sei, in solch kleiner Gemeinschaft die
Andacht zu verrichten. Die Formulierung dieses Ratschlags in
cap. X? berührt sich sehr nahe mit einer ühnlichen Vorschrift
1) Can. Hipp. 38 (p. 228) ... er weiß nur, daß er auserwählt ist vor
allen Menschen. Das ist der Hochmut, der vor Gott schmutzig ist, wenn
der Teufel einem einbildet, daf er besser ist als alle Menschen.
Vita Antonii cap. XXXV (Migne P. g. XXVI. col. 893) ἂν δὲ xal
ἐπαινῶσι ἄσχησιν ὑμῶν xal μαχαρίζωσιν ὑμᾶς, μήτε ὑπαχούετε μήϑ'᾽ ὅλως
προσποιεῖσϑε τούτους.
2) cap. X (43, 24; 44, 1ff) ἐὰν οἷὖν προσεύχῃ ἢ ψάλλῳς ἢ ἀναγιγνώ-
oxys, xat ἰδίαν χάϑου, μηδεὶς ἀχουέτω εἰ μὴ σὺ μόνος xal ἐὰν ἔχῃς
ὁμοψύχους μίαν ἢ δύο παρϑένους (hier vielleicht zu ergänzen: χαλὸν
συνεῖναι αὐταῖς, vgl. Test. I, 22 bonum est si cum ipsis sit) λέγει γὰρ ὁ
χύριος᾽ ὅπου dio ἢ τρεῖς συνηγμένοι εἰσὶ ἔν τῷ ὀνόματί μου Exel εἶμι ἔν
μέσῳ αὐτῶν.
2*
100 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyog Σωτηρίας.
in den apostolischen Constitutionen (VIII, 33) und beruft sich
wie diese auf die Verheißung des Herrn: «Wo zwei oder drei
versammelt sind in meinem Namen, so bin ich mitten unter
ihnen». Der charakteristische Unterschied ist nur der, daß die
apost. Constitutionen die Andachtsübung im kleinsten Kreise nur
anordnen für den Fall, daß eine allgemeine gottesdienstliche
Versammlung weder in der Kirche noch in einem Hause möglich
seil, während unser Traktat seine Ermahnung zu kleinen Er-
bauungsgemeinschaften allgemein gibt. Im Testamentum D. N. J.
Chr. I, 22 (Rahm. p. 33) wird dem Bischof die Regel für die
außergottesdienstlichen Stunden gegeben: Manest autem in ec-
clesiae domo solus; si vero habet unum vel duos sibi con-
cordes, bonum est si cum ipsis sit... ubi enim duo vel tres
congregantur in meo nomine etc. Die Ausdrücke unum vel
duos sibi concordes correspondieren so genau dem ὁμοψύχους
ulav ἢ δύο, daß hier wohl Zufall ausgeschlossen ist. Eine lite
rarische Verwandtschaft liegt jedenfalls vor, wie sie auch zu er
klüren sei. Auch für die Witwen wiederholt das Testamentum
(I, 40, ed. Rahmani p. 95) den Satz: Si habet unam aut duas aut
tres consocias unanimes in meo nomine, ego ero inter illos.
Allgemeiner und unbestimmter sind wieder die Parallelen,
die sich zu den Ausführungen unsres Traktats cap. XI über die
Kleidung, den Schmuck, das Baden und Waschen der Jungfrauen
anführen lassen. Das Thema war ja schon im zweiten und
dritten Jahrhundert nicht selten erörtert worden. Besonders
Clemens Alexandrinus (Paedag. II und 111}, Tertullian (de cult
feminarum), Cyprian (de habitu virginum) hatten diesbezügliche
Vorschriften gegeben. Aus den Kirchenordnungen sind hier Cai
Hipp. XVII (Riedel p. 218); Test. IT, 4 (ed. Rahm. p. 118); 11,2
(ed. Rahm. p. 143) und vor allem Syntagma did. Il, 1; VL!:
VIII, 4 zu vergleichen. Die Kleidervorschriften sind ebenso wie
die analogen für münnliche Asketen im Syntagma noch nicht in
Sinn einer Standestracht gemeint, sondern im Sinn der Empfer
1) Apost. Const. VIII, 33. εἰ μήτε ἐν οἴχῳ ἅμα μήτε ἐν dxxiqét
σιναϑροισϑῆναι δυνατόν, ἕκαστος παρ᾽ ἑαντῷ ψαλλέτω, ἀναγιγνωσαίιν
προσευχέσϑω ijj καὶ Gua δίο ἢ τρεῖς" ὅπου γὰρ ἄν φησι ὁ κύριος die ἵ
τρεῖς σινηγμένοι ἐν v ὀνόματί μου ἐχεῖ εἶμι ἐν μέσῳ αὐτῶν — Auch
in den Can. Hipp. XXVII, 9 findet sich nur die Ermunterung zum e
samen Beten und Lesen, wenn kein Gottesdienst stattfindet.
II. Ursprung und Charakter. 101
lung äußerster Schlichtheit und Einfachheit. Die Warnung
vor dem Besuch öffentlicher Bäder, vor unnötiger Entblößung,
vor Weingenuß (abgesehen von Krankheitsfüllen) vor Ölsalbung
und kosmetischen Mitteln kehren in solchen Sittenregeln wieder,
ebenso das Gebot des Schleiers und des niedergeschlagenen
Blicks. Literarische Verwandtschaft braucht nicht vorzuliegen.
Am auffallendsten ist noch die Parallele von Can. Hipp. XXVII
und von Synt. did. ll, 1 und VI, 1 mit dem elften Capitel
unserer Schrift 1,
Wirklich unzweifelhaft aber sind dann vom zwölften Capitel
unserer Schrift an die Parallelen in der Regelung und Begrün-
dung der Gebetsstunden. Auch für diese bestand, wahrschein-
lich in Anknüpfung an jüdische Traditionen, eine alte Haussitte,
für welche früher schon eine Begründung durch christliche Ge-
danken gesucht wurde. Schon in der Apostelgeschichte sind
die 3., 6. und 9. Stunde als Stunden des Gebets vorausgesetzt,
bei Cyprian und Tertullian finden wir auch schon eine Motivie-
rung dieser Stunden durch Hinweis auf einzelne Geschehnisse in
der heiligen Geschichte. Solche Beziehungen sind auch in unsrer
Schrift betont. Wührend aber Tertullian und. Cyprian meist auf
Einzelheiten der apostolischen Geschichte Bezug nehmen, sind
hier alle Gebetsstunden, auch die zwólfte und die Mitternachts-
stunde, in Beziehung gesetzt zum Tode, zur Höllenfahrt, Auf-
erstehung und Erhöhung des Herrn. Ihre nächsten Parallelen
findet unsre Schrift in den Canones Hippolyti, der ágyptischen
K. O. und dem Testamentum D. N. J. Chr. Aber auch die
apostolischen Constitutionen, die Canones Basilii und Athanasii
bieten Vergleichspunkte. Nirgends ist der Wortlaut der Regel
1) περὶ παρϑ. XI (45, 107) οὐ μὴ ἴδῃ ἄλλη γυνὴ τὸ σῶμά σου γυμνὸν
ἄνευ πάσης ἀνάγχης᾽ ἀλλ᾽ οὐδὲ αὐτὴ χατανοήσεις vgl. Synt. II, 1; ἔτι δὲ
μὴ γυμνοῦν ἑαυτὸν ἐνώπιόν τινὸς ἄλλ᾽ ἢ ἀνάγχη ἐν λουτρῷ διὰ πάϑος
ἐν ἀσϑενείᾳ πολλῇ γινόμενον. — περὶ παρϑ. XI (45, 166) οὐ πορεύσῳ εἰς
βαλανεῖον ὑγιαίνουσα ἄνευ πάσης ἀνάγχης οὐ μὴ βάψῃς ὕλον τὸ σῶμά
σου εἰς ὕδωρ, Ott ἁγία εἰ τῷ χυρίω" .... μόνον τὸ πρόσωπόν σου νίψαι
xal τὰς χεῖρας xol τοὺς πόδας vgl. Synt. VL, 1 εἰ δὲ ἐπὶ νόσῳ ἀναγχασϑῇς
λουτρῷ χρῆσαι ἕως (tna& καὶ δίς ὑγιαίνων δὲ βαλανείου οὐ χρείαν ἔχεις
und Can. Hipp. XXVII (ed. Riedel p. 218): Der Geist braucht sich nach
der Wiedergeburt nicht in Wasser zu baden, sondern nur seine Hände
zu waschen, weil der heilige Geist die Körper der Gläubigen durchhaucht
und ihn ganz reinigt.
102 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyog Zwrngiag.
oder der Begründung derselbe, aber zumal zwischen den Canones
Hippolyti, dem Testamentum und unserer Schrift sind die Be-
rührungspunkte so stark, daß wir nicht zweifeln können, daß sie
der Sitte und den Anschauungen derselben Zeit und derselben
Kirchenprovinz entstammen.
Am frühen Morgen sollen die Christen mit Gebet an-
fangen und, wie die meisten Quellen sagen (nicht unsere Schrift),
vor dem Gebet sich waschen. «Die aufgehende Sonne soll das
Buch in ihren Händen sehen» — so schreiben in fast wörtlicher
Übereinstimmung die Canones Hippolyti, unser Traktat und die
sententiae ad virgines des Euagrius Ponticus !.
Zur dritten Stunde sollen die Christen beten, oder wie
unser Traktat sich ausdrückt: συνάξεις ἐπιτελεῖν zur Erinnerung
an den Act der Kreuzigung. Die Begründung variiert etwas.
Die apostolischen Constitutionen sagen, in dieser Stunde habe
Pilatus sein Urteil gesprochen; unser Traktat sagt, da sei das
Kreuzholz aufgerichtet, die ägyptische K. O. und das Testament,
da sei der Herr angenagelt worden. Die Canones Hippolyti und
die Canones Basilii begnügen sich mit der allgemeinen Wendung,
in der dritten Stunde sei der Herr gekreuzigt worden. Tertullian
und Cyprian dagegen erinnern an die Herabkunft des heiligen
Geistes Act. 2, 152.
1) περὶ παρϑ. XII (46, 7f): ψαλτήριον ἔχε xal τοὺς ψαλμοὺς udv-
ϑανε. ἀνατέλλων ὁ ἥλιος βλεπέτω τὸ βιβλίον ἐν ταῖς χερσί cov, vgl.
Can. Hipp. XXVII, 1 «quacumque die in ecclesia non orant suınas scriptu-
ram ut legas in ea. sol conspiciat matutino tempore scripturam
super genua tua». Sententiae Euagrii ad virgines: «Exoriens
sol videat codicem in manibus tuis et post secundam horam opus
tuum» vgl. Test. II, 24; Apost. Const. VIII, 31.
2) περὶ παρϑ. XII (46, 0f): Μετὰ τρίτην ὥραν συνάξεις ἐπιτέλει
ὅτι ταύτῃ τῇ ὥρᾳ ἐπάγη τὸ ξύλον τοῦ σταυροῦ.
Cyprian. de or. 35: hora tertia descendit spiritus sanctus qui gra-
tiam dominicae repromissionis implevit.
Tertullian de or. XXV: Primus spiritus sanctus congregatis disci-
pulis hora tertia infusus est.
Can. Hipp. XXV, 2: orent autem hora tertia quia illo tempore sal-
vator voluntarie crucifixus est ad salvandos nos.
Äg. K.O.: Wenn du nur zu Hause bist zur dritten Stunde, bete
und preise Gott, wenn du aber anderswo bist, so bete in deinem Herzen,
denn in dieser Stunde sah man Christus an das Kreuz genagelt. Test. II, 24
(Rahm. p. 145) Curant omnes hora tertia orare cum moerore et labore
II. Ursprung und Charakter. 103
Die sechste Stunde erinnert nach unserem Traktat an die
Stunde, da der Herr an das Kreuz gehängt wurde, und der Zu-
satz μετὰ ψαλμῶν xol χλαυϑμοῦ καὶ δεήσεως erinnert an die
Wendung des Testamentum bei der dritten Stunde: cum moerore
et labore. Nur die apostolischen Constitutionen (VIII, 33) haben
hier die Erinnerung an das einfache: ἐσταυρώϑη ὁ Χριστός. Da-
gegen erinnern alle anderen Quellen an die Finsternis, die vor
dem Sterben des Herrn eintrat, indem gleichsam die ganze Natur
mit trauerte über die Schandtat, welche die Juden begingen.
Tertullian und Cyprian erinnern daran, daß Petrus (Act. 10, 9)
in der sechsten Stunde zum Gebet auf den Sóller ging, um dort
die Offenbarung zu empfangen, daß das Evangelium auch den
Heiden gehóre. Daneben bezieht sich Cyprian auch auf den
dominus crucifixus, Tertullian auf die Finsternis auf Golgatha.
Die Unterscheidung zwischen der Befestigung des Kreuzesholzes
(3. Stunde) und dem ἐχρεμάσϑη o κύριος (6. Stunde) ist also
unserm Traktat allein eigentümlich. Die Lesart der Handschriften
M G T ἐπάγη τῷ ξύλῳ τοῦ σταυροῦ ἰησοῦς ἡ πάντων ζωή
bei der dritten Stunde verwischt den Unterschied zu Gunsten der
spätern Ausdeutung !.
vel in ecclesia vel si non possunt ad ecclesiam se conferre, domi; illa
enim hora in qua fuit actus in crucem unigenitua.
Canones of Athanasius 57: Versammlung der Priester zur dritten
Stunde in der Charwoche: for this is the home wherein they did set
about the crucifixion of our Saviour (vgl. ed. Riedel, Anm. p. 38).
Can. Bas. 98: Laßt uns beten zur dritten Stunde, weil um diese
Zeit unser Erlöser gekreuzigt wurde. — Dagegen Apost. Const. VIII, 33:
— τρίτῃ δὲ ὥρᾳ ὅτι ἀπόφασιν ἐν αὐτῷ ὑπὸ Πιλάτου ἔλαβεν ὁ κύριος.
1) περὶ παρϑ. XII (40, 108): Ἕχτῃ ὥρα ἐπιτέλει τὰς προσευχὰς
μετὰ ψαλμῶν καὶ χλαυϑμοῦ xal δεήσεως ὅτι ἐν αὐτῷ τῇ ὥρᾳ ἐχρε-
μάσϑη ὁ υἱὸς τοῦ ϑεοῖ' ἐπὶ σταυροῦ.
Tertullian de or. XXV: Petrus qua die visionem communitatis
omnis in illo vasculo expertus est sexta hora orandi gratia ascenderat in
superiora: de ieiunio X dieselbe Deutung; außerdem: a sexta contene-
bratus orbis defuncto domino lugubre fecit officium.
Cyprian de or. 34: Petrus hora sexta in tectum superior ascendens
signo pariter et voce Dei monentis instructus est, ut omnes ad gratiam
salutis admitteret. — Et Dominus hora sexta crucifixus.
Can. Hippolyti XXV (ed. Achelis p. 128): Deinde etiam hora sexta
orate quia illa hora universa creatura perturbata est (Riedel p. 216
«zückte») propter facinus scelestum a Iudaeis perpetratum.
Ag. K. O.: Desgleichen bete zur sechsten Stunde. Denn als Chri-
104 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Aoyog Σωτηρίας.
Die neunte Stunde soll von der Jungfrau mit Hymnen
und Doxologien gefeiert werden, indem sie unter Tränen ihre
Sünden dem Herrn bekennt, weil zu dieser Stunde der Herr am
Kreuz seinen Geist aufgab. In dieser Deutung trifft unser Trak-
tat mit den Canones Hippolyti und mit Chrysostomus (homil in
Psalm. CXVIII) zusammen, während die ägyptische K. O. und
das Testamentum an den Lanzenstich erinnern; die apostolischen
Constitutionen bringen hier das Erdbeben, das die andern Quellen
auf die sechste Stunde datieren. Tertullian weist nur auf die
Heilung des Lahmen am Tempel dureh Petrus und Johannes
(Act. 3, 1), Cyprian und die Canones Basilii 28 auf den Abschluf
der Erlósung !.
stus an das Holz des Kreuzes geschlagen war, wurde jener Tag
zerteilt und es entstand eine große Finsternis. Darum möge man zu jener
Stunde in krüftigem Gebete beten, indem man die Stimme dessen nach-
ahmt der damals gebetet hat und die ganze Schöpfung sich verfinsterte
vor den ungläubigen Juden.
Testam. II, 24 (ed. Rahm. p. 145): Pariter fiat oratio cum moestitia
hora sexta. tunc enim fuit divisus dies per tenebras. Sit igitur vox quse
imitatur prophetas creaturamque lugentem.
Can. Bas. ?8: Laßt uns um die sechste Stunde beten, weil zu dieser
Zeit Finsternis war.
Apost. Const. VIII, 33: &xıy δὲ ὥρᾳ, ὅτι ἐν αὐτῷ ἐσταιρώϑη ὁ
«Χριστός.
1) περὶ παρϑ. ΧΙ (46, 2f): ἐνάτῃ ὥρᾳ πάλιν ἐν ὕμνοις xai óo£o-
λογίαις μετὰ δαχρίων ἐξομολογουμένη τὰ παραπτώματά σου τὸν ϑεὸν
ἱχέτευε, ὅτι ἐν αὐτῷ τῇ ὥρᾳ ὁ χύριος χρεμάμενος ἐπὶ σταυροῦ ἀπέδωχε
τὸ πνεῦμα.
Tertullian de or. 25: Idem (scil. Petrus) cum Iohanne ad nonam
in templum adibat ubi paralyticum sanitati reformavit suae.
Cyprian de or. 34: ad nonam peccata nostra sanguine suo abluit et
ut redimere et vivificare nos posset tunc victoriam suam passione perfecit
Can. Hippolyti XXV: Hora nona iterum orent quia illa hors
Christus oravit et tradidit spiritum in manus patris sui (vgl. Chry-
sost. homil. in Ps. 118 Migne P. g. 55 col. 705: ἐνάτῃ ὥρᾳ αἷμα ἐξέχεε
xal παρέδωχε τὸ πνεῦμα xal ἐλυτρώσατο ἡμᾶς ἐκ τῆς διαβόλου
χατοχῆς).
Äg. K. Ο.: Man möge aber ferner ein großes Gebet und ein großes
Preisen in der neunten Stunde vollbringen, damit du wissest, wie die
Seele der Gerechten den wahren Gott preist, der der Heiligen gedachte
und ihnen seinen Sohn sandte, welcher sein λόγος ist, damit er ihnen
leuchte, denn in jener Stunde wurde Christus an der Seite mit einer
II. Ursprung und Charakter. 105
Nach der neunten Stunde sollen die Jungfrauen ihre ein-
fache aus Brot, Kräutern und Wasser bestehende Mahlzeit
einnehmen. Die hier von unserm Verfasser mitgeteilten Tisch-
gebete haben aber weder in den genannten Kirchenordnungen
noch bei Tertullian und Cyprian eine Parallele. Nur die all-
gemeine Anordnung des Tischgebets überhaupt findet sich
auch sonst! und zwar mit der näheren auch in unserem
Traktat wiederholten Bestimmung, daß Katechumenen nicht
am Tisch der Gläubigen Teil nehmen sollen? Dem fügt
Lanze durchbohrt, es kam Blut und Wasser heraus und darauf leuchtete
er noch den Rest des Tages bis zum Abend (vgl. Achelis p. 128. 129).
Testam. D. N. I. Chr. Il, 24 (ed. Rahm. p. 145): hora quoque nona
protrahatur oratio una cum collaudatione veluti ad imitationem animarum
eorum qui laudant Deum haud mendacem, «qui recordatus est suorum
sanctorum et misit verbum suum et sapientiam suam ad illuminandos
. ipsos. Ea enim hora vita patuit fidelibus fluxeruntque sanguis et aqua
ex latere domini nostri.
Can. Bas. 28: Und besonders laßt uns um die neunte Stunde beten,
weil in dieser Stunde uns die Erlósung und das Leben zuteil wurde.
Apost. Const. VIII, 33: ἐνάτῃ δὲ ὅτι πάντα χεχίνητο τοῦ δεσπό-
του σταυρουμένου φρίττοντα τὴν τόλμαν τῶν δυσσεβῶν Ἰουδαίων μὴ φέ-
ροντα τοῦ χυρίου τὴν ὕβριν.
1) περὶ παρϑ. XIII (48,4): τὸ βρῶμά σου xai τὸ πόμα σου ἡγιασ-
μένον ἐστί᾽ διὰ γὰρ τῶν προσευχῶν xal τῶν ἁγίων ῥημάτων ἁγιάζεται.
Tertullian Apol. 39: non prius discumbitur quam oratio ad deum
praegustatur; vgl. Àg. K. O. c. 48: Alle sollen nun, bevor sie trinken,
einen Becher nehmen und über ihm das Dankgebet sprechen und erst
dann essen und trinken, wenn sie in dieser Weise gereinigt sind (ed.
Achelis, Can. Hipp. p. 106).
Can. Bas. 28: Laßt uns beten wenn wir essen und trinken, damit
wir uns und unser Brot segnen und wenn wir mit dem Essen fertig sind,
daß der Herr unsere Speise segne.
2) περὶ παρϑ. XIII (47, 12f): ἐὰν δὲ εὑρεϑῷ χατηχουμένη ἐν τῷ
τραπέζῃ, μὴ συνευχέσϑω μετὰ τῶν πιστῶν οὐδὲ ul χαϑίσῃς φαγεῖν τὸν
ἄρτον σου μετ᾽ αὐτῆς.
Can. Hipp. XXXIII, 2: Non sedeat cum eis dignis catechumenos
in agapis χυριαχαῖς.
Äg. K. O. c. 49 (Achelis a. a. O. p. 107): Laß die Katechumenen bei
dem Mahle des Herrn sich nicht mit den Gläubigen hinsetzen.
Test. II, 13 (Rahm. p. 135): In coena aut in convivio sumant fracti-
onem ii qui proximi sunt pastori tanquam ad benedictionem. Catechu-
menus autem non accipiat.
Synt. did. VIII, 5: xarngotuevo δὲ ἰδίᾳ εὐχέσϑωσαν.
106 Ed. v. d. Goltz, Atbanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
unser Verfasser noch eine Mahnung hinzu, auch der Armen zu
gedenken !.
Mit diesen drei Gebetsstunden schließt die ältere Tradition
ab. Tertullian und Cyprian erwähnen zwar außerdem das Morgen-
gebet und Abendgebet, sowie auch gemeinsame oder private Ge-
betsübungen um Mitternacht, aber sie erscheinen dort nicht an
eine bestimmte Stunde gebunden. Morgens ist der Sonnenauf-
gang, der Hahnenschrei oder auch nur das Erheben vom Lager
als Zeitbestimmung gegeben, Abends der Sonnenuntergang, das
Lichtanzünden, das Niederlegen zum Schlafe. Dabei haben schon
Cyprian, die ägyptische K. O. und die Canones Hippolyti Betrach-
tungen angestellt, die christliche Gedanken mit naturmytholo-
gischen verbinden, den Tagesniedergang und den Sonnenaufgang
mit Christi Tod und Auferstehung parallelisieren?. Derartige
Betrachtungen liegen auch unserm Verfasser nicht fern. Er
kennt außer den drei alten jüdisch-christlichen Gebetsstunden
eine Gebetsübung zur zwölften Stunde und eine um Mitter-
nacht, an welch letztere sich die Psalmen und Gebete der
Morgenfrühe (00900s) anschließen.
1) περὶ παρϑ. XIII (48, 10f): Καϑεζομένης πλουσίας μετά σον &xi
τῆς τραπέζης ἐὰν ἴδῃς γυναῖχα πενιχρὰν χαλέσεις αὐτὴν εἰς τὸ φαγεῖν
xal οὐχ αἰσχυνϑήσῃ εἰς τὴν πλουσίαν. Dazu vgl. Canones Athanasii 1!
(ed. Riedel p. 26): a rightous bishop sitteth rather with a believing poor
man then with a godless rich.
2) Tertullian, de ieiuniis X: — ut tunc et nos revertamur sd
iucunditatem cum et mundus accepit claritatem. Hoc si magis ad reli-
gionem sapit christianam, dum magis Christi gloriam celebrat, poesum
aeque serae stationis ex eodem rei ordine statum figere, ut ieiunemus sd
serum, expectantes tempus dominicae sepulturae etc. — de or. XXV er
ceptis utique legitimis orationibus, quae sine ulla admonitione debentur
ingressu lucis et noctis.
Cyprian de oratione XXXV: Sed nobis fratres dilectissimi praeter
horas antiquitus observatas orandi nunc et spatia et sacramenta creverunt.
nam et mane orandum est, ut resurrectio Domini matutina oratione cele-
bretur Ps. 5, 4; Ps. 6, 1—3.. Recedente item sole ac die cessante n€-
cessario rursus orandum est, quando oramus et petimus, ut super nos lu:
denuo veniat, Christi precamur adventum lucis aeternae gratiam praebi-
turum. XXXVI: Qui autem in Christo, hoc est in lumine semper sumw
nec noctibus ab oratione cessemus.... nocte quasi in lumine vigilemus.
Can. Hipp. 236: Etiam hora, qua sol occidit, orent, quia est completo
dei. À g. K. O: Wenn du schlafen gehst, sollst du einen andern Tag anfangen
und du machst das Vorbild der Auferstehung (ed. Achelis p. 128—129.
Ail,
IL. Ursprung und Charakter. 107
Zur zwölften Stunde (also etwa um Sonnenuntergang) soll
eine größere und längere Gebetsandacht gehalten werden, sei es
allein, sei es mit gleichgesinnten Jungfrauen!, um mit aufrich-
tigen Bußtränen dem Herrn die Sünde zu bekennen und der
Stunde zu gedenken, da der Herr in den Hades hinabstieg, um
die dort Gefangenen zu erlósen, als der Hades vor ihm erbebte
und in Schaudern dem Erstaunen Ausdruck gab, wer der sei,
der des Todes dunkle Pforten sprengte. Diese eigentümliche
Tradition hat zunächst im Testamentum D. N. J. Chr. ihre deut-
lichste Parallele?, Die Scene, wie Christus die Tore des Hades
1) περὶ zag9. XVI (51, Sf): ἐὰν δὲ εἰσέλϑῃ ἡ δωδεχάτη ὥρα μειζο-
τέραν xal μαχροτέραν ἐπιτελέσεις τὴν σύναξιν μετὰ τῶν ὁμοψύχων Gov
zag8évov: ἐὰν δὲ μὴ ἔχῃς ὁμόψυχον, μόνη ἐπιτέλει ϑεοῦ συνόντος xal
ἀχοίύοντος, vgl. dazu Test. I, 42 (Rahm. p. 101): Cum gratias agit aut laudes
persolvit, si habeat virgines amicas unanimes, optimum erit, si illae cum
ipsa orent ad respondendum: amen. secus oret sola seorsim sive in ecclesia
sive domi, maxime autem media nocte.
2) περὶ παρϑ. XVI (51, 12 f): Mynuöveve τὴν δωδεχάτην ὥραν, ὅτι
ἐν αὐτῇ καταβέβηχεν ὁ χύριος ἡμῶν εἰς τὸν ἅδην. xol ἰδὼν αὐτὸν,
ἔφριξε xal ἐξέστη λέγων᾽
Τίς ἐστιν οὗτος ὁ ἐν ἐξουσίᾳ χαὶ μεγάλῃ δυνάμει χατελϑών;
Τίς οἷτος ὁ τὰς πύλας τοῦ ἅδου τὰς χαλχὰς συντρίβων
xal τοὺς μοχλοὺς τοὺς ἀδαμαντίνους συνϑλάσας;
Τίς οὗτος ὁ ἐξ οὐρανῶν χατελϑὼν καὶ σταυρωϑεὶς
καὶ ὑπ᾽ ἐμοῦ τοῦ 9avátov μὴ χρατούμενος;
Τίς οὗτος ὁ λύων τὰ δεσμὰ τῶν ὑπ᾽ ἐμοῦ χρατουμένων;
Τίς οὗτος ὁ τῷ ἰδίῳ ϑανάτῳ ἐμὲ τὸν ϑάνατον καταλύων;
Dazu vgl. Testam. I, 28 (ed. Rahm. p. 63f): Mors videns ipsum animatum
descendentem ad inferos sperabat utique per errorem eundem sibi de more
futurum escam
1) Sed videns in ipso decorem divinitatia voce clamavit dicens:
Quis est hic qui hominem mihi subiugatum induit, meque vicit?
Quis est hic qui carnem mihi mancipatam ab interitu eripit?
Quis est hic qui terram est indutus sed coelum est?
Quis est hic natus in corruptibilitate sed est incorruptibilis?
Quis est hic exemptus a legibus meis?
Quis est hic praedator eorum quae mea sunt?
Quis qui pugnat cum virtute flammae mortis vincitque tenebras?
Quae est ista nova gloria in hoc spectaculo?
Quis est qui impedit quin efficiam quae opto?
Quis hic novus mortuus sine peccato?
Quis hic qui caliginem obcaecat multiplice splendore neque me sinit
108 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyog Σωτηρίας.
sprengt, ist hier wie dort vorausgesetzt und die Rede des Hades
ist in demselben Stil formuliert, dieselben Gedanken kommen in
ihr zum Ausdruck, obwohl die Ausführung im einzelnen eine
andere ist. In unserem Traktat ist sie wesentlich kürzer und
einfacher als im Testamentum. Weitere Parallelen finden sich
im Evangelium Nikodemi, in einer Predigt des Epiphanius, bei
Eusebius von Alexandrien und in einem Gedicht des Bischofs
Synesius von Cyrene!. Das Evangelium Nikodemi stellt die
Scene am ausführlichsten dar, aber nirgends läßt sich beweisen,
daß unsere Stelle von den genannten Quellen direct abhängig
dominari in eos qui mei sunt sed attrahit in coelum animas
quae mihi datae erant?
Quae est ista gloria quae impedit quo minus corpus fiat corruptibile?
Quis est iste quem apprehendere nequeo?
Quae est ista gloria quam ii qui circum sunt, nequeant perscrutari ?
1) Die dramatische Darstellung des Sieges Christi über Tod und Teufel
und seines siegreichen Eindringens in den Hades finden wir am ausführ-
lichsten im Evang. Nicodemi (vgl. Tischendorf, Evang. apocrypha ed. 2.
1870) Sowohl in dem wahrscheinlich älteren lateinischen Text (p. 399 f),
als in der jüngern griech. Recension (p. 329) finden wir eine Rede des
Hades, die das erschreckte Erstaunen über Christi Erscheinung im Toten-
reich in einer Reihe von Fragen und Exclamationen zum Ausdruck bringt.
Im griechischen Text lautet die erste Frage: Τίς εἰ ὁ ἔχων τοσαύτην
ἐξουσίαν xal δύναμιν xal ποῖος εἶ ὁ χωρὶς ἁμαρτίας ὧδε ἐλϑών: Das
klingt an die erste Frage unseres Textes an. Auffallender ist noch eine
der Rede des Hades vorhergehende Stelle (a. ἃ. O. p. 328), wo zur Siche-
rung der Tore des Hades aufgefordert wird: ἀσφαλίσασϑε χαλῶς καὶ
ἰσχυρῶς τὰς πύλας τὰς χαλχὰς xal totg μοχλοὺς σιδηροῦς ..... xal εὖ-
ϑέως ἅμα τῷ λόγῳ τούτῳ αἱ χαλχαὶ πύλαι συνετρίβησαν xal οἱ aiónool
μοχλοὶ σινεϑλάσϑησαν. Dazu ist die zweite Frage unsres Textes eine
genaue Parallele. Die Grundstelle für beide ist aber offenbar Ps. 106 (107)
LXX: ὅτι σινέτριψε πύλας χαλχὰς xal μοχλοὺς σιδηροῦς συνέϑλασε (vgl.
auch Jes. 45, 2; Barn. XI, 4; 4 Makkab. 16, 13. In Abweichung von
diesen Parallelstellen hat unser Text: τοὺς μοχλοὺς τοὺς ἀδαμαντί-
vovg. — Bei Epiphanius (homil. II εἰς τὴν τάφην τ. xvolov, Migne P. g.
XLIII p. 460, ed. Dindorf IV, 2 p. 25) findet sich eine ähnliche Rede des
Hades in fragenden Exclamationen:
€
Τίς ἐστιν oiTog ὁ τοσοῦτος ὁ μετὰ voGovtwv τοιαῦτα ἐνταῦϑα ἐπι-
τελῶν ϑαίματα;
Τίς οἷτός ἐστιν ὁ βασιλεὶς τῆς δόξης ὁ ἐν “Αἰιδῃ ποιῶν νῦν τὰ οὐ-
δέποτε ἐν “Αιδῃ γεγενημένα;
Τίς οὗτος ὁ ἐξάγων ἔνϑεν τοὺς ἀπ᾽ αἰῶνος χεχοιμημένους;
IL. Ursprung und Charakter. 109
wäre, oder daß sie die Grundstelle für dieselbe bilde Es handelt
sich in unserem Traktat offenbar um eine freie Reproduction
Τίς deti». οὗτος ὁ λίσας xal χαταλύσας (vgl. χαταλύων in unserm
Text) ἡμῶν τῶν ἀηττήτων τὸ ϑράσος χαὶ τὸ χράτος χαὶ ἐξάγων ἐχ
τῆς τοῦ ἅδου φυλακῆς τοὺς ἀπ᾽ αἰῶνος πεπηδημένους;
Die darauf folgende Antwort der himmlischen Mächte und die ganze
höchst rhetorische Behandlung des Gegenstandes zeigt, daß Epiphanius
abhängig von einer Recension des Evangeliums Nicodemi ist. Als An-
klang an unser Stück könnte nur etwa ein Ausdruck, der sich in der Ein-
leitung der Predigt findet, angesehen werden (Migne ἃ. ἃ. O. p. 441: σή-
μερον οἱ πυλωροὶ τοῦ ἄδου ἰδόντες αὐτὸν ἔφριξαν) — aber sie macht im
Vergleich zu unserer Stelle einen sehr secundären Eindruck. Auch die
Schilderungen des Triumphes Christi am Schluß der Predigt, mit dem
Hinweis auf das obere Jerusalem, den werbenden Bräutigam, die ἐδέσματα
ἕτοιμα, die ϑησαυροὶ τῶν ἀγαϑῶν, das χορεύειν μετὰ ἀγγέλων
(a. ἃ. O. p. 445) erinnert in etwas an die Phantasiewelt unseres Verfassers
— was aber nichts anderes sagen will, als daß eben gerade diese drama-
tischen Scenen und die sinnlichen Bilder der himmlischen Herrlichkeit
sich einer großen Verbreitung erfreuten. Eine kürzere Behandlung des
descensus mit einer Rede des Hades finden wir in einer dem Euseb von
Alexandrien zugeschriebenen Predigt (Migne P. g. LXXXVI p. 403. 404),
jedoch ohne andere Parallele zu unserm Text als die durch Jes. 45, 2 ge-
gebene. Viel interessanter, weil mit unserer Schrift nach Zeit und Gegend
verwandt, sind einige Verse des Synesius von Cyrene, die den gleichen
Stoff behandeln (vgl. J. Fr. Boissonade, Poétarum graecorum sylloge
XV p. 197): χατέβας μέχρι xal χϑονός
ἐπίδημος ἐφαμέροις
βρότεον φορέων δέμας
κατέβας δ᾽ ὑπὸ τάρταρα
ψυχῶν ὅϑι μύρια
ϑάνατος νέμεν ἔϑνεα
φρίξεν σε γέρων τότε
“Ἄιδας ὁ παλαιγενής
καὶ λαοβόρος κύων
ἀνεχάσσατο βηλοῦ
λύσας δ᾽ ἀπὸ πημάτων
ψιυχᾶν ὁσίους χοροὺς
ϑιάσοισι ἀκηράτοις
ὕμνους ἀνάγεις πατρί.
Sowohl das ἔφριξε wie das ὕμνους ἀνάγεις πατρὶ sind interessante An-
klänge an unsere Schrift. Weitere Stellen finden sich bei Jo. Aug. Die-
telmaier, historia dogmatis de descensu ad inferos litteraria ed. 2. Alt-
dorf 1762. Eine Stelle bei Joh. Cassianus, de canonico diurn. IU, 3 er-
wähnt den descensus zur neunten Stunde.
110 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ 4óyoc Σωτηρίας.
einer in Ägypten verbreiteten Erzählung, deren gemeinsame lite-
rarisehe Quelle uns nieht mehr aufbewahrt blieb. Die zwölfte
Stunde galt als der Anfang der Nacht, die rechte Stunde so-
wohl für bußfertige Einkehr wie für das Gedächtnis der Über-
windung der Todesnacht durch Christus. Er, der die Totenwelt
erschreckt durch seinen göttlichen Glanz, bezwingt auch die
Schrecken der Finsternis und ihre unheimlichen Mächte für jeden
Christen, und wie mit dem Anbruch der Nacht auch der neu ar-
brechende Tag schon in Aussicht steht, so folgt dem descensus
die siegreiche Auferstehung. Echt christliche Gedanken des Ver-
trauens auf Christi allmächtigen Sieg, phantastische Bilder aus
der Totenwelt und auch Empfindungen, die durch den Untergang
der Sonne und das helle Leuchten des Nachthimmels ausgelöst
wurden, verbanden sich, um der zwölften Stunde eine besondere
Weihe zu geben.
Es hängt dann unmittelbar mit dem gleichen Vorstellungs
kreis zusammen, wenn die Mitternachtsstunde mit Lobliedern ge
feiert werden soll, weil auch Christus nach Überwindung de
Hades zu dieser Stunde seinem Vater einen Lobgesang anstimmte.
Diese Vorstellung finden wir in dem oben angeführten Gedicht des
Synesius und im Testamentum D. N.J. Chr. wieder und gehen wir
wohl nicht irre, wenn wir sie mit jener anderen combinieren,
die wir in den Canones Hippolyti und der ág. K. O. finden, nach
der die ganze Himmelswelt zur Mitternacht dem Vater einen
Gottesdienst feiert !.
1) περὶ παρϑ. XX (δῦ, 13f): Μεσονύχτιον ἐγερϑήσῃ xal ὑμνήσεις xc
οιον τὸν ϑεόν cov: ἐν αὐτῇ γὰρ τῇ ὥρᾳ ἀνέστη ὁ χύριος ἡμῶν Ex νεχρῶν
xal ὕμνησε τὸν πατέρα. Synesius vgl. vorige Anmerkung. Testam.
I, 28 (Rahm. p. 65): Mortem morte interemit et tertia die resurgem
patri gratias agit dicens: 'libi gratias pater etc. Test. I, 32 (Rabm.
p. 70): Media nocte seorsim coetus sacerdotales et perfectiores in populo
persolvant laudes. Illa enim hora Dominus noster resurgens p*
trem laudibus celebravit. II, 24 (Rahm. p. 145): Media nocte sur
gant collaudantes et extollentes Deum propter Domini resurrectionem
Auroram laudent cum psalmodia quoniam postquam resurrexit Christus
patrem laudavit psallentibus illis. Can. Hipp. XXVII, 2: Corel
igitur quilibet, ut diligenti studio oret media nocte, quia petres nosn
dixerunt illa hora omnem creaturam ad servitium gloriae divinae param
ordinesque angelorum et animas iustorum benedicere Deo quia testatur
dominus dicitque de hoc: media autem nocte clamor factus est, ect
II. Ursprung und Charakter. 111
Auch in dem Mysterium der Mitternachtsstunde sind also
Naturmythen mit den christlichen Gedanken verschmolzen. Die
Himmelswelt feiert Gott einen festlichen Gottesdienst, der trium-
phierende, aus der Welt der Finsternis zum Licht aufsteigende
Christus singt dem Vater einen Lobgesang und die zum Nacht-
gottesdienst versammelte Gemeinde oder die einzelnen Frommen,
die nachts dem Herrn einen Lobgesang singen, vereinigen sich
im Geist mit der himmlischen Gemeinde. Es muß aber in der
‘Erzählung der Heilstatsachen einen Bericht gegeben haben, der
von einem Lobgesang wußte, den der Herr nach der Auferstehung
mit seinen Jüngern anstimmte. Einen solchen Lobgesang Christi
finden wir in den Acta Johannis cap. 94. 95 (ed. Bonnet II, 1 p. 197)
mit den Responsorien der Apostel, die mit ihm einen Reigen
bilden; in diesem Lobgesang heißt es auch ὀγδοὰς μία ἡμῖν
συμψάλλει — ὁ δωδέχατος ἀριϑμὸς ἄνω χορεύει. Damit ist
jedenfalls auf Sternbilder hingewiesen — jedoch ist dieser Lob-
gesang Christi noch in sein irdisches Leben vor die Gefangen-
schaft versetzt. Deutlicher noch ist die Scene in den koptisch-
gnostischen Büchern Jeu (vgl. ed. C. Schmidt, T. U. VIII. 1. 2,
1892) ausgestaltet, wo auch erzählt wird, daß Christus, von den
Aposteln umgeben, dem Vater einen Lobpreis darbringt, dessen
einzelne Sätze anfangen: Ich preise dich, o Gott, mein Vater.
Auch Clemens Alexandrinus setzt irgend einen derartigen
Mythus voraus, wenn er (Protrept. XI, 33) nach der Aufforderung:
χωρήσωμεν τὸ φῶς, ἵνα χωρήσωμεν τὸν ϑεόν, χωρήσωμεν TO
φῶς καὶ μαϑητεύσωμεν τῷ κυρίῳ, Ps. 21, 23 als ein Wort
Christi anführt und daran einen an Christus gerichteten Hymnus
anschließt, der da beginnt:
"Yuvrgoor καὶ διήγησον
τὸν πατέρα σου τὸν ϑεὸν
σώζει σου τὰ διηγήματα
παιδεύσει μὲ ἡ ὠδὴ x.t. λ.
sponsus venit exite obviam ei; ähnlich, nur etwas ausführlicher, mit Er-
wühnung auch der Sterne in der ügyptischen K. O. (vgl. Achelis, Can.
Hipp. p. 132).
1) Ps. 21, 23 LXX: διηγήσομαι τὸ ὄνομά Gov toig ἀδελφοῖς μου
ἐν μέσῳ ἐχχλησίας ὑμνήσω oe. Bei Cassiodor Expos. in Ps. XV, 11 (Migne
P. 1. LXX p. 113) ist die Psalmstelle Ps. 15, 11 als ein Lobgesang Christi
an den Vater aufgefaßt (ecce ipse clamat, ipse patri gratias agit).
112 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Adyog Σωτηρίας.
So weisen uns die wichtigsten dieser literarischen Parallelen
(Clemens Alex. — Kopt.-gnostische Schriften — Synesius — Te-
stamentum) wiederum auf den ägyptischen Ursprung dieser My-
steriendeutung der Mitternachtsstunde hin !.
Was dann die einzelnen liturgischen Vorschriften angeht,
so ist Cap. XX unserer Schrift nicht ganz frei von dem Verdachte
späterer Überarbeitung, um so mehr als wir ja aus der hand-
schriftlichen Überlieferung in L und MG sehen, wie nahe die
Versuchung lag, solche Stellen der kirchlichen Praxis anzupassen.
Ps. 118, 62 (LXX) wird auch von Basilius zum Nachtgebet emp-
fohlen, auch der Gebrauch des Ps. 50 dürfte einer sehr alten
Tradition entsprechen. Dagegen scheint die bestimmte Regel,
dem Psalm ein Gebet und eine Kniebeugung folgen zu lassen
und nach je drei Psalmen ein Alleluja zu singen, fast zu speciell
für den freien Geist dieses Traktats. Beim Morgengottesdienst
008005 gehören Ps. 62, Dan. 3, 52f und Luk. 2, 14 offenbar einer
älteren Überlieferung an. Alle diese Stellen finden wir noch
heute, freilich um sehr vieles vermehrt, in den vom ®poAoyıov
μέγα vorgeschriebenen Gesängen der ἀχολουϑία τοῦ μεσονυχτιχοῦ
und τοῦ 00900v?. Es steht aber dem nicht im Wege, daß die
in unserm Traktat genannten Bestandteile schon im vierten Jahr-
hundert unter den ägyptischen Asketen üblich gewesen sind.
Für die Regeln der Liebe und Gastfreundschaft in Cap. XXI
und XXII weiß ich außer den oben besprochenen Bibelstellen
keine literarischen Parallelen anzugeben. Zu verweisen wäre
nur noch darauf, daß auch die Canones Hippolyti XXXVII
(Riedel, p. 229) ermahnen, die Fremdlinge zu lieben und den
Heiligen die Füße zu waschen. Der δίκαιος ἀνήρ aber, den die
1) Auch die Canones Bas. 28 sagen: Lafit uns um Mitternacht beten,
weil in dieser Zeit auch die Engel Gott dienen.
2) Vgl. ὡρολόγιον μέγα, in irgend einer der venetianischen Aus-
gaben; von mir benutzt die von Bartholomaios Cutlumusianos ed. 5. Ve-
nedig 1841. Hier folgt nach den Eingangsgebeten im utoovvxtixóv Ps. 50
ganz, dann Ps. 118 in 3 στάσεις, nach jeder στάσις 3mal μετάνοια (— γο-
γνυχλισία) und ein Allelujab, dann das Glaubensbekenntnis uud τρισάγιον,
Troparien, Gebete (das des Basilius ein Sündenbekenntnis), Ps. 120. 133,
Gebete, Troparien und ἀπόλυσις; im ὄρϑρος nach den Eingangsgebeten
τροπάρια, δόξα ἐν ὑψίστοις, der ἐξαψαλμός (darunter an 3. Stelle Ps. 62),
Allelujah, Hymnen, die neun Oden (darunter Dan. 3, 51 ff. und die óo&o-
λογία mit dem ὑμνοῦμέν σε x. t. À.).
II. Ursprung und Charakter. 113
Jungfrauen in aller σωφροσύνη ehrerbietig aufnehmen sollen, ist
augenscheinlich als heiliger Mann Gottes gedacht, auf dessen
Wort sie hören sollen. Das setzt wieder Verhältnisse voraus,
die strenge Klosterklausur noch nicht kennen.
Das Gebot an die Jungfrauen, in der Kirche zu schweigen,
hat seine Parallele Can. Hipp. XVII (ed. Riedel p. 208), Test. I,
40, Canones Athanasii 98 (ed. Riedel p. 63) und Syntagma did.
VIII, 4; zu der Ermahnung, die Lampen bereit zu halten für den
kommenden Bräutigam vgl. Did. XVI, 1 (vgl. auch Can. Hipp.
XXVII ed. Achelis p. 132f) und die Sentenzen des Euagrius
Ponticus (vgl. oben). In dieser hat auch der erste Satz des
Cap. XXIV (59, 4f) eine wörtliche Parallele.
Keine der hier angeführten Vergleichsstellen des vierten Jahr-
hunderts ist beweisend dafür, daß unser Traktat die andere Quelle
benutzt habe; die Parallelen aus den Canones Hippolyti und aus
dem Testamentum D. N. J. Chr. machen es aber sehr wahrschein-
lich, daß hier wie dort irgend eine ältere gemeinsame Quelle,
die eine Regelung und Begründung des christlichen Ge-
betslebens enthielt, benutzt worden ist. Welches diese Quelle
war, ob die ägyptische K. O: in einer älteren Recension oder die
Urgestalt der Canones Hippolyti, kann auf Grund unseres Ma-
terials allein nicht entschieden werden. Jedoch scheint mir die
Fassung der Anordnungen über die Gebetsstunden in unserer
Schrift so prägnant und kurz, daß ein verhältnismäßig alter
Text vorzuliegen scheint, der den breiteren Erörterungen der
anderen Quelle vorzuziehen ist.
Das Fehlen gelehrter Citate darf in solch’ kleinem an Jung-
frauen gerichteten Traktat nicht überraschen; aber das Fehlen
der später so beliebten Mönchsanekdoten und das völlige Zurück-
treten jedes dogmatischen Interesses bestätigt uns doch den früher
gewonnenen Eindruck, daß wir es mit einem Schriftstück zu tun
haben, das in die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts gehört,
da die Regeln der Asketen noch unentwickelt, die dogmati-
schen Differenzen für diese Kreise noch indifferent und die Ge-
dankenwelt mehr biblisch als dogmatisch oder hierurgisch orien-
tiert war.
So steht denn nichts mehr der letzten Frage im Wege, ob
Athanasius der Große, der Bischof von Alexandrien, wie es die
Tradition behauptet, selbst der Verfasser sein könne.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2 S
114 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' Aoyog Σωτηρίας.
5. Die Frage nach dem Verfasser.
Die Schrift «περὶ παρϑενίας» hat das Unglück gehabt, in
den zugänglichsten großen Druckausgaben unter die Dubia eines
besonders fruchtbaren Kirchenvaters gestellt zu werden. Das hat
ihr nicht nur die verdiente Beachtung entzogen, sondern auch
die Frage nach dem Verfasser vielleicht allzusehr in negativem
Sinn beeinflußt. Die bisherigen Erórterungen haben uns nun
keinen Zweifel mehr darüber gelassen, daß diese Predigt an die
Jungfrauen in die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts und zwar
nach Ägypten gehören muß. Damit erhöht sich die Verpflich-
tung, auch die Frage nach dem Verfasser neu nachzuprüfen, ob-
wohl sie bei einem derartigen Traktate, wenn er ohnedies in ein
bestimmtes geschichtlich bekanntes Milieu eingeordnet ist, nur
secundären Wert beanspruchen darf.
Die eigentümliche Schwierigkeit der Frage beruht darin,
daß solche praktische Sittenregel der Natur der Sache nach die
Person des Redenden ganz zurücktreten läßt. Nicht ein Wort
verrät uns etwas über die persönliche Herkunft und Stellung
des Verfassers. Ist auch ersichtlich, daß er mit prophetischer
Autorität zu reden sich bewußt ist, so nimmt er solch göttliche
Autorität doch augenscheinlich für die Sache, nicht für seine
Person oder Amtsstellung in Anspruch. Er sendet den Traktat
einer Jungfrau, die er mit ἀγαπητὴ ἀδελφή, χορεύτρια Χριστοῦ
anredet, also einer asketisch lebenden Jungfrau, zu der er im
Verhältnis des Seelsorgers steht. Andere Wendungen, besonders
der Anfang von cap. 11 lassen aber vermuten, daß es sich um eine
wörtlich gehaltene Rede handelt, deren ursprünglicher Anfang
augenscheinlich in cap. lI vorliegt in den Worten: &xove δούλη τοῦ
Χριστοῦ καὶ πάντες 000. ϑέλουσι σωϑῆναι und die mit cap. XXIV
schloß. Cap. I und cap. XXV sind dann bei der schriftlichen Auf-
zeichnung der Rede in ein βιβλίον hinzugefügt worden. Für die
Frage nach dem Verfasser läßt sich daraus nichts anderes ent-
nehmen, als dali es sich um einen Prediger des vierten Jahrhunderts
handeln muß, dessen Worte bei den Asketen jener Zeit auf unmittel-
bares Ansehen rechnen konnten und dessen Seele selbst von dem
asketischen Ideal erfüllt war, der insbesondere der παρϑενία den
überschwünglichen Lohpreis zu schenken vermochte, den wir
II. Ursprung und Charakter. 115
cap. XXIV lesen. Gute Schriftkenntnis, einen gesunden reli-
giösen und sittlichen Takt und seelsorgerliches Interesse wird
man ihm nachrühmen dürfen. Alles Exaltierte und Übertriebene,
das sich in der asketischen Literatur so häufig findet, geht ihm
ab. Seine Sprache ist einfach, dem Charakter einer schlichten
Erbauungsschrift angemessen. Der Zweck, den er verfolgt, ist,
die geliebte Schwester in der Durchführung des asketischen
Ideals zu bestärken, sie vor den Gefahren des asketischen Lebens
zu bewahren und dessen sittliche Grundbedingungen kräftig
geltend zu machen. Darnach kann es sich um keinen ganz
unbedeutenden Mann handeln, der sich an ägyptische Asketinnen
des 4. Jahrhunderts wendet, die noch kein klösterliches Gemein-
schaftsleben kennen. Wir haben auch gesehen, daß seine Lehren
einfacher und «biblischer» sind als die naheverwandten eines
Makarius und eines Euagrius Ponticus.
Welches ist nun der Wert der Tradition, die diesen Mann
mit dem großen alexandrinischen Bischof Athanasius identifi-
ciert? Sie tritt zuerst bei Hieronymus auf, also nur wenige
Jahrzehnte spüter, bei einem gewichtigen Kenner der damaligen
asketischen Literatur. Er schreibt in Cap. 87 seiner Schrift de
viris illustribus (Migne, P. lat. XXIII p. 732, ed. Bernoulli p. 46):
« Feruntur ejus (scil. Athanasii) adversum gentes libri duo, et contra
Valentem et Ursacium unus, de virginitate (Sophronius übersetzt:
περὶ rapdeviac), de persecutionibus Arianorum plurimi, et de
psalmorum titulis, et historia Antonii monachi vitam continens et
ἑορταστιχαὶ epistulae et multa alia quae enumerare longum est.»
Nach diesem schwerlich zu beanstandenden Zeugnis hat Atha-
nasius eme Schrift περὶ παρϑενίας geschrieben und da Hiero-
nymus viele andere Schriften des Athanasius nicht nennt, muß
sie zu den Schriften gehört haben, die er besonderer Erwähnung
wert hielt. Es ist ja freilich durch dies Zeugnis nicht bewiesen,
daß der von Hieronymus angeführte Traktat des Athanasius περὶ
«παρϑενίας mit dem uns vorliegenden identisch ist. Aber es
ist dies um so wahrscheinlicher als unsere älteste Handschrift,
die von Patmos, den Traktat eben unter dieser kurzen Überschrift
περὶ παρϑενίας überliefert. Dazu kommt ein noch älteres bisher
nicht beachtetes Zeugnis in der Gedächtnisrede des Gregor von
Nazianz auf den heiligen Athanasius (Migne P. g. XXXV p. 1082
bis 1128, oratio 21). In dieser Rede, die auch einen beachtens-
g*
116 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Iwrnolas.
werten Hinweis auf die vita Antonii enthält (Athanasius habe ın
dieser Biographie ἐν πλάσματι διηγήσεως τοῦ uovadızov βίου
νομοϑεσίαν gegeben), ruft Gregor alle die noch lebenden Zeugen
der Wirksamkeit des großen Alexandriners in rhetorischem Pathos
auf, um in seinen Ruhm einzustimmen, unter ihnen veavíoxot
καὶ παρϑένοι, πρεσβῦται μετὰ νεωτέρων, denen er selbst ein
Vorbild gewesen sei ἐν νηστείαις καὶ προσευχαῖς, ἐν ἀγρυ-
πνίαις χαὶ ψαλμῳδίαις. In der näheren rhetorischen Explication
sagt er dann, was die verschiedenen Stände der Christen an ihm
gehabt hätten, und da heifit es: αἱ παρϑένοι τὸν νυμφαγωγόν. Am
Schluß der Rede a. a. O. p. 1128 ist der Bischof selbst als παρ-
ϑένιος bezeichnet. Sollte das nicht, da Hieronymus uns berichtet,
daß Athanasius περὶ παρϑενίας geschrieben habe, eine deutliche
Anspielung darauf sein können, daß in diesem Traktat περὶ παρ-
ϑενίας das bräutliche Verhältnis der Jungfrauen zum himm-
lischen νυμφίος ein wichtiger Grundgedanke ist? Will der
Verfasser den Jungfrauen doch ein Führer zum himmlischen
Bräutigam sein. Ich möchte wenigstens in dieser Wendung der
Rede Gregors ein sehr wichtiges indirectes Zeugnis für die
Echtheit unserer Schrift sehen, das freilich seine Beweiskraft erst
durch das Zusammenwirken mit andern Indicien erhält.
Spätere Citate sind spärlich. Theodoret erwähnt in seiner
Kirchengeschichte (lib. I, Migne P. g. LXXXII col. 1028), daß
Athanasius an die durch die Arianer mißhandelten Jungfrauen
παραμυϑητιχοὺς λόγους geschrieben habe!. Solche Trost-
briefe an Jungfrauen sind uns nicht mehr erhalten, können
aber unmóglich von Hieronymus gemeint sein, wenn er be-
.richtet, Athanasius habe περὶ παρϑενίας geschrieben. Viel-
mehr beweist die Notiz nur, daß Athanasius in einem seel-
sorgerlichen Verhältnis zu alexandrinischen Jungfrauen stand.
Wie nahe liegt es, daß er die, welche er tröstete, ein ander Mal
auch belehrte.
Das nüchste Zeugnis finden wir in der Bibliothek des Pho-
tius. Sie enthält im Cod. CCXXIX. Excerpte aus einem Werk
des Patriarchen Ephraim von Antiochien, der in der ersten
1) Als Citat führt er daraus den Satz an: διὰ τοῦτό φησι, μηδὲ
γενέσϑω τις ὑμῶν περίλυπος, εἰ xal ϑαπτομέναις ὑμῖν φϑονοῦσι οἱ δυσσε-
Beg xal χωλύουσι τὰς ἐχφοράς.
II. Ursprung und Charakter. 117
Hälfte des 6. Jahrhundert (ca. 529—544) gegen die Severianer
eine Apologie der Synode von Chalcedon schrieb. Photius nennt
die Namen der von Ephraim citierten Kirchenväter, unter ihnen
auch Αϑανάσιος ὁ ᾿Αλεξανόρεὺς ἐν τῇ πρὸς τὰς παρϑένους
ἐπιστολῇ !. Da es sich an der betreffenden Stelle um Beweisstellen
für die ἕνωσις handelt, so kann Ephraim sehr wohl den Anfang
unseres Traktats im Auge gehabt haben, wo er das τρεῖς ὑπο-
στάσεις, μία ϑεότης, μία δύναμις, Ev βάπτισμα in seinem Sinn
verwerten konnte. Diese einzige dogmatische Stelle unseres
Traktats wird auch noch einmal in den Akten der Synode von
Aachen (794) erwähnt in einem Brief Hadrians an Karl den
Großen mit den Worten: item eiusdem S. Athanasii de virgini-
tate inter cetera: et in spiritum sanctum qui in paire et filio
existens a patre emittitur et per filium datur 3,
An diese Zeugenreihe Gregor von Nazianz — Hieronymus —
Ephraim von Antiochien — Photius — Hadrian ad Carolum
Magnum, die sich auf 4 Jahrhunderte und die verschiedensten
Kirchenprovinzen verteilt, schließt sich die handschriftliche Über-
lieferung seit dem 10. Jahrhundert an, deren Untersuchung er-
geben hat, daß unser Traktat nicht etwa, wie die älteren Editoren
meinten, in der älteren Überlieferung fehlt, sondern gerade zu
dem Grundstock von 21 Traktaten gehört, der in allen späteren
Sammlungen wiederkehrt. Man wird nicht sagen dürfen, daß
diese Argumente den athanasianischen Ursprung unseres Traktats
zur zweifellosen Gewißheit erheben — aber es müssten sehr
deutliche Kriterien sein, welche uns im Gegensatz zur genannten
Tradition dazu bringen könnten, den Traktat dem Athanasius ab-
zusprechen. Bei der dogmatischen Farblosigkeit der Schrift ist
auch schlechterdings nicht einzusehen, warum man nachträglich
auf den Namen des Athanasius gekommen sein sollte Die
Schrift bietet dazu keinerlei Anknüpfungspunkte und ein Pseudo-
athanasius hätte es nicht unterlassen, den Verfasser durch irgend-
eine Wendung als den alexandrinischen Bischof zu charakteri-
sieren. Einige der von den alten Herausgebern geäußerten
1) Migne P. gr. 103 p. 960 ff, Ephraim Antioch. περὶ τῶν ἱερῶν τῆς
Avtioxelag ϑεσμῶν, λόγος 1".
2) Migne P. 1 98, 2 p. 1249 u. S. S. Concilia ed. Phil. Labbei et
Gabr. Cossartii tom. VII, Paris 1671, p. 910.
118 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! Aoyog Σιυτηρίας.
Bedenken, die sich gegen die bei Athanasius noch nicht wahr-
scheinlichen liturgischen Stellen wandten, sind erheblich abge-
schwächt durch die auf Grund der älteren Zeugen festgestellte
ursprüngliche Textgestalt. Wollte man trotzdem in cap. XX
eine zu detaillierte liturgische Regel finden, so würde die Mög-
lichkeit späterer Überarbeitung hier sehr nahe liegen. Aber die
Grundbestandteile des klösterlichen Gebetsgottesdienstes dürften
viel älter sein als gemeinhin angenommen wird. Es liegt m. E.
keinerlei Grund vor, solche kurze liturgische Anweisungen dem
Athanasius abzusprechen.
Schwerer wiegen die durch P. Batiffol erhobenen Bedenken
gegen die Glaubensformel am Anfang unserer Schrift. Die For-
mel will in der Tat nicht zu der Lehre des Athanasius passen,
sondern scheint auf die Theologie der Kappadocier (τρεῖς ὑπο-
στάσεις, μία ϑεότης) hinzuweisen. Haben wir hier einen ganz
ursprünglichen Text, so würde das die Echtheit der ganzen Schrift
verdächtigen. Die handschriftliche Überlieferung bietet uns keinen
Anlaß, Interpolationen anzunehmen. Auch bezeugt das Citat bei
Ephraim von Antiochien, daß schon 1m 6. Jahrhundert die Stelle
ähnlich gelesen wurde. Wir haben jedoch im Syntagma didas-
caliae ein Beispiel, wie sehr solche Formeln im Lauf der Zeit
kleinen Erweiterungen ausgesetzt waren. So läßt sich die Mög-
lichkeit nicht von der Hand weisen, dab an der Formel schon
früh Erweiterungen vorgenommen worden sind. Dann ist aber
zu beachten, daß jene verdächtigen trinitarischen Formeln die
grammatische Construction des Satzes zerstören. Die Worte
πατὴρ καὶ υἱὸς xai ἅγιον πνεῦμα, τρεῖς ὑποστάσεις, μία
ϑεότης, μία δύναμις, ἕν βάπτισμα (35, 10—11) sind Nominative,
während, noch abhängig von πίστευσον εἰς, (35, 4) Accusative zu
erwarten sind. Dem Satz, dessen Subject die Nominative sind,
fehlt jede Fortsetzung und der folgende Satz αὐτὸς γὰρ ὁ ϑεὸς
schließt sich bei Annahme der Interpolation viel besser an.
Wir würden daun anzunehmen haben, daß die Worte schon
früh, etwa Ende des vierten Jahrhunderts, eingefügt wurden, um
die Formulierung vor Verdächtigungen sicher zu stellen. Zwin-
gend ist die Annahme nicht und es würde selbst möglich sein,
die Formel dem Athanasius zuzuschreiben, wenn wir in seinem
sicher echten Traktat über Mth. 11, 27 (In illud omnia mihi
tradita sunt, Migne P. g. XXV p. 220) lesen: ἅγιος ἅγιος ἅγιος
II. Ursprung und Charakter. 119
λέγουσα τὰς τρεῖς ὑποστάσεις, μίαν οὐσίαν und in der vielleicht
echten Schrift: de incarnatione et contra Arianos, cap. 10, wo auch
von dem dreimal heilig die Rede ist: διὰ τοῦτο, ὥσπερ εἰς τὸ ὄνομα
τοῦ πατρὸς καὶ τοῦ υἱοῦ βαπτιζόμεϑα, οὕτως καὶ εἰς τὸ ὄνομα
τοῦ ἁγίου πνεύματος" πατὴρ καὶ υἱὸς καὶ ἅγιον πνεῦμα κύριος
σεβαώϑ ἐστι μία γὰρ ϑεότης καὶ εἷς ϑεὸς iv τρίσιν ὑποστά-
σεσι. Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Belege hinreichen,
um unsere Formel zu decken — der zweite ist selbst verdächtig;
jedenfalls kann die vorhergehende Formel: παρὰ τοῦ πατρὸς
ἀποστελλόμενον καὶ διὰ τοῦ υἱοῦ διδόμενον (35,9) als athanasia-
nisch gelten, da wir Ep. lad Serapionem lesen: xal τὸ πνεῦμα παρὰ
τοῦ υἱοῦ διδόμενον καὶ πεμπόμενον .... ἐκ πατρὸς λέγεται &x-
πορεύεσθαι, παρὰ τοῦ λόγου xal ἀποστέλλεται καὶ δίδοται.
Die Flüssigkeit der Formeln gerade in den früheren Jahren des
Athanasius ist groß genug, um für solche Variationen Spielraum
zu lassen. Die Glaubensformel kann daher keinesfalls als durch-
schlagendes Argument gegen die Echtheit betrachtet werden,
wenn alle übrigen Indicien für sie sprechen. — Am wenigsten darf
der Ausdruck cap. 111: ἐγεννήϑη ἐκ τῆς ϑεοτόχου Maolaz (38, 21)
befremden. Er ist gut athanasianisch und kann auch schon vor
Athanasius nachgewiesen werden!. Die Stelle Oratio III c. Ari-
anos, die schon von Cyrill herangezogen wird, kann geradezu als
Beweis für die athanasianische Abfassung auch unserer Stelle
verwendet werden (vgl de ἡμᾶς σάρκα λαβὼν ἐκ παρϑένου τῆς
ϑεοτόχου Maolas ἄνϑρωπος γέγονε).
Die vegetarischen Regeln (πάντα ayva 00a ἄψυχα) und die
Aufforderung συνάξεις xav ἰδίαν abzuhalten, welche P. Batiffol
auf die eustathianische Secte deuten wollte, welche im Concil
von Gangra 340? verurteilt wurde, haben wir längst als die
unter den ägyptischen Asketen weit verbreiteten Lebensgrund-
sätze erkannt. Auch die Vorschrift, das ganze Jahr zu fasten,
1) Alexander episc. Alexandr. ep. de Ariana haer. cap. XII; Pierius’
Schrift περὶ 9eoröxov, Athanasius c. Apollinarium I, 4. 12. 13. oratio
c. Ar. III, 14. 29. 33; IV, 32; de incarn. et c. Arianos VIII, 22; Cyrill. Hieros.
cat. X, 19, vgl. Harnack, Dogmeng. II p. 214 u. 325 Anm. 2. Benrath,
Zur Geschichte der Marienverehrung, Stud. u. Krit. 1886 p. 32. Schon
Cyrill beruft sich darauf, daß bereits Athanasius den terminus 9eó-
toxog gebraucht habe (vgl. Cyrilh Ep. I, Migne P. g. LXXVII p. 13).
2) Vgl. Mansi, Conciliorum Collectio Tom. II (1759) p. 1095—1105.
120 Ed. v. d. Goltz, Athanasius' 4óyog Σωτηρίας.
wird man nicht so pressen dürfen, daß man darin einen Gegen-
satz gegen das kirchliche Fastenverbot am Sonntag finden dürfte.
Was mit den im Concil von Gangra verurteilten Absonderlich-
keiten in Kleidung und Haartracht übereinzustimmen scheint, ist
in unserem Traktat so allgemein gehalten, daf wir eine beson-
dere Beziehung zu jener Secte nicht anerkennen können, die über
das hinausging, was nahezu allen asketischen Kreisen damals ge-
meinsam war. Es kónnen also auch die von Batiffol erhobenen
Bedenken nicht als durchschlagend betrachtet werden.
So bleibt denn nur die Frage übrig, ob der Stil und Cha-
rakter des Traktats, sowie die darin ausgesprochenen Gedanken
einem Bischof wie Athanasius zuzutrauen sind. Die älteren
Herausgeber (zuerst Erasmus) haben diese Frage verneint.
Aber sie sind augenscheinlich viel zu sehr von dogmatischen Ge-
sichtspunkten ausgegangen. Die Schriften, die wir zum Vergleich
heranziehen müssen, sind nicht die dogmatischen Streitschriften,
sondern die kleinen Traktate, Predigten und Briefe sowie die
vita Antoni. Hier wird man die Möglichkeit der Identität des
Verfassers nicht bestreiten können. Zumal jetzt, da die Echtheit
der vita Antonii als anerkannt gelten darf, wird nicht nur die
Verwandtschaft der geistlichen Gedankenwelt, die wir oben nach-
wiesen, sondern auch die der äußeren Terminologie ins Auge
fallen. Ausdrücke der vita Antonii, wie ὑποβάλλειν Aoyıouor:
πονηροὺς, κατόρϑωμα, ὑποπιάζειν τὸ σῶμα, μεϑοδεῖαι τοῦ
ἐχϑροῦ, τὰ μέλλοντα ἀγαϑὰ, ὁδὸς τῇ ἀρετῆς, κοσμικὰ φρονεῖν.
ἑκάστου τὴν ἄσχησιν καταμανϑανέτω τις, πνευματικὴ τροφῇ.
φεύγειν τὴν κενοδοξίαν, ἀρέσχειν τῷ κυρίῳ, διανοιχϑείσης αὐτοῦ
τὴς διανοίας sowie die bereits S. 66f angeführten Parallelen be
weisen zur Genüge die Möglichkeit, daß es sich um denselben
Verfasser handelt. Andere Parallelen in der Terminologie finden
sich in der Vita S. Synoletieae!, in der Expositio in Ps. 106
1) Migne P. g. XXVIII p. 1488—1557 vgl. Wendungen wie cap. VI
εἰς μόνον τὸν οὐράνιον νύμφιον εἶχε τὸ νεῦμα, cap. X οὐκ ἀμέλει τοῖ
χατὰ τὸ σῶμα σωτηρίου gapudzov' τήν τε γὰρ νηστείαν εἶχε φίλην,
cap. XXII τεχνία πάντες xal πᾶσαι τὸ σωθῆναι οἴδαμεν und die 8. 69}
citierten Gedankenparallelen. Die Schrift wird von Nikephorus Kallistus
in einem cod. Vaticanus 825 (nach einer Anmerkung des Holstenius sum
Martyrologium Romanum) und in einer Handschrift im Eskurial dem
Athanasius zugeschrieben. In einem andern alten Codex von Crypto
»Ἥ
II. Ursprung und Charakter. 121
(LXX) !, in einem Fragment zu Mth. 7, 6, in der Predigt περὶ
ὑπομονῆς 3, im Brief an Amun (vgl. S. 65, 68), in der Schrift de
sententia Dionysii?. Besonders lehrreich ist aber ein Vergleich mit
den Fragmenten der Festbriefe, die Athanasius eben zu der Zeit,
als er bei den ägyptischen Asketen weilte, an seine Diócesanen in
Alexandrien schrieb. Wörtliche Parallelen lassen sich ja freilich
nicht aufweisen, da wir nur einen syrischen Text besitzen, den
F. Larsow uns ins Deutsche übersetzt hat (Leipzig 1852). Aus
diesen Briefen lernen wir, wie Áthanasius in derselben einfachen
Sprache zur Askese mahnte, das Fasten empfiehlt (Larsow, p. 59),
vor jeder xevodogia warnte, das Lesen der heiligen Schrift bei
Tag und Nacht auf das Gewissen legte (Larsow, p. 62). Auch
schließt er den ersten Festbrief mit der Mahnung zum Almosen-
geben und zur christlichen Gastfreundschaft. Er erinnert an das
Doppelgebot der Liebe (ep.l), an 1. Cor. 2, 9, an Ps. 62, 1. 2
(ep. VII und XI, XX), an Herm. Mand. I, 1 (ep. XI. Er rät, zu
fasten wie Daniel, um Mitternacht aufzustehen wie Moses, zu
beten wie Paulus (ep. VID, er spricht vom überirdischen Speise-
saal (Larsow, p. 94), vom Hinaufziehen nach Jerusalem, von der
Teilnahme an der himmlischen Mahlzeit mit den Engeln und den
vom Bräutigam geliebten Jungfrauen (ep. VII), er nennt Christus
den Steuermann der Seele (ep. XIX) und braucht andere Wen-
dungen mehr, die, soweit der deutsche Text es erkennen läßt,
an unsern Traktat erinnern. Damit ist eines der wichtigsten Be-
denken gegen die athanasianische Autorschaft unseres Traktats
gehoben. Denn wir erkennen eben aus diesen Festbriefen, wie
Athanasius nicht nur der asketischen Seite, sondern auch dem
ferrata wird ein Asket Polycarpus als Verfasser genannt. Auch ein Arsenius
wird als Verf. bezeicbnet. Die Frage bedarf noch n&herer Untersuchung.
1) Expos. in Ps. 106 (LXX) [Migne P. g. XXVII p. 452] bezieht sich
Athanasius wie περὶ παρϑ. XVI auf den descensus ad inferos: τὸν μέχρις
&dov σωτῆρος xá9oóov σημαίνει. αὐτὸς εἴρηχε toig ἐν δεσμοῖς " ἐξέλ-
ϑατε xal tot; ἐν t. σχύτει ἀναχαλύφϑητε. --- Vgl. auch Ps. 30, a. a. O.
p. 157. — ἔστησας ἐν εὐρυχώρῳ τοὺς πόδας μου, ἀπήλλαξας με ϑλίφεως,
χατέστασας ἐν ἀνέσει καὶ εὐρυχωρίᾳ, vgl. περὶ παρϑ. XVIII (54, 7).
2) Migne P. g. XXVI p. 1297 ff: ἡ ἐπαγγελία τ. παρϑενίας εἰς τὸν
οὐρανὸν ἀναφέρει" μετὰ ἀγγέλων χορεύειν αὐτὴν χατασχενάζει, vgl.
περὶ παρϑ. XXIV.
3) In de sent. Dionysii wird Prov. XII, 7 or ἐὰν στραφῇ ὁ ἀσεβὴς
ἀφανίζεται in &hnlicher Weise citiert wie z. παρϑ. XVIII (54, 8).
199 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! “όγος Σωτηρίας.
eschatologischen und mystischen Bedürfnis der populáren Asketen-
kreise sich anzupassen gewußt hat, und daß auch die schroffe
Gegenüberstellung von δίκαιοι (— Asketen) und χοσμιχοὶ sowie
die sinnliche Ausmalung des Jenseits ihm in einer solchen Er-
bauungsschrift wohl zuzutrauen sind, wofür auch Eichhorn a.
a. O. schon Belegstellen gegeben hatte. Wenn er nirgends als
Bischof, sondern überall nur als Seelsorger sich gibt, so mag das
seinen Grund eben darin gehabt haben, daß er den Traktat zur
Zeit seiner Entfernung vom Bischofssitz schrieb. Die Briefe an
Amun, Dracontius u.a. beweisen ja zur Genüge, welch groles
seelsorgerliches Interesse er an diesen Asketengemeinschaften
nahm und wie hoch er die παρϑενία als die ἀγγελικὴ βίος schätzte.
Es steht darnach m. E. auch von Gesichtspunkten der inner
Kritik aus nichts im Wege, der alten Tradition Glauben zu
schenken, daß wir es mit einer echten Schrift des großen alexan-
drinischen Bischofs zu tun haben. Der Gegenbeweis fällt jeden-
falls den Bestreitern der Echtheit zu. Auch steht zu hoffen, dab
die weitere Untersuchung der athanasianischen Traktate neue Be
weismomente für die Echtheit auch unseres Traktats liefern wird.
Über Ort und Zeit der Abfassung durch Athanasius etwas
zu ermitteln, darauf muß ich bein Mangel jedes näheren Indi-
ciums verzichten. Nur die Vermutung darf ausgesprochen werden,
daß der Traktat in eine Zeit gehört, da Athanasius mit den Mön-
chen Ägyptens durch seinen Besuch in ihren Gemeinschaften in
besonders reger Verbindung stand, also entweder schon früh
(328/329) oder während seines dritten (356—362) oder vierten
Exils (362—363). Für eine verhältnismäßig frühe Abfassung
könnte das Fehlen jeder Anspielung auf die dogmatischen Stre-
tigkeiten sprechen. Auch erinnern wir uns des Schweigens über
klosterartige Einrichtungen. Das 2. oder 3. Jahrzehnt des vierten
Jahrhunderts dürfte die wahrscheinlichste Datierung sein.
Wichtiger als die Zeitbestimmung ist aber, daß nun durch
unsern Traktat die Wirksamkeit des Athanasius als Seelsorger.
Prediger und Katechet in ein neues Licht tritt, und daß auch
die Traditionen aus älterer Zeit, die wir in unserm Traktst
finden, einen höheren Wert gewinnen durch die bedeutende Per-
sönlichkeit, die sie uns verbürgt. So sei denn am Schluß auf
die Bedeutung unseres Traktats für die Geschichte des chris
lichen Lebens hingewiesen.
III. Die Bedeutung des Traktats. 123
Ill. Die Bedeutung des Traktats für unsere Kenntnis der
Geschichte des christlichen Lebens.
In dem Artikel über «Athanasius» in der neuen Auflage
der theologischen Realencyclopädie hat Loofs mit Nachdruck
auf die Bedeutung des Athanasius für die Geschichte des Mönch-
tums hingewiesen. Unsere Schrift gewährt uns nun einen näheren
Einblick in diese Wirksamkeit. Der Bischof wendet sich an gott-
geweihte Jungfrauen ganz in dem Geiste der Väter des ägyp-
tischen Mónchtums und benutzt für den Traktat, den er im letzten
Capitel einer bestimmten Jungfrau zueignet, eine Ansprache, die
er vermutlich an Asketen Ägyptens gehalten hat. Damit stellt
Athanasius sich mitten in die religióse Bewegung, welche am
Anfang des vierten Jahrhunderts in Ägypten weite Kreise er-
griffen hatte und als eine «Erweckungsbewegung» charakterisiert
werden darf. Die vorhergehende Zeit der Verfolgung hatte làu-
ternd gewirkt — nicht nur weil sie vielen den Wert verborgenen
und zurückgezogenen Lebens kennen zu lernen Gelegenheit gab
— sie hatte viele Gemüter innerlicher und ernster gemacht. Die
nun mit dem Siege Constantins anbrechende Zeit der Freiheit
brachte alle im kirchlichen Leben schlummernden Kräfte zur
freien Entfaltung — so auch das längst von ernsten Christen
wertgeschätzte asketische Ideal. Asketen und gottgeweihte Jung-
frauen hatte es seit dem ersten Jahrhundert gegeben, nun aber
wurden weitere Kreise aus allen Ständen für diese Lebensweise
gewonnen. Die Weltentsagung wurde zum Programm, zum reli-
giösen Ideal größerer Gemeinschaften, zu einer Antwort in der
Tat und in der Wahrheit auf die Frage, welche die Gemüter
ernst beschäftigte: Wie kann ich selig werden und welche Art
heiliger Lebensweise sichert nur die himmlische Herrlichkeit?
Der Despotismus der kaiserlichen Verwaltung, die in den dama-
ligen Kulturverhältnissen besonders häufigen Wechselfälle des
Lebens, die Verweltlichung auch innerhalb der Kirche, auch die
Unfähigkeit, innerlich zwischen der Bildung und Kultur einer-
seits und der christlichen Wahrheit andererseits zu vermitteln,
trugen dazu bei, das neue Lebensideal zu empfehlen. Nicht nur
in der Geschichte des Antonius, auch im Leben anderer be-
rühmter Mönchsväter, eines Amun, des Räubers Moses, des älteren
124 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyos Σωτηρίας.
Makarius, des Euagrius Ponticus läßt sich eine persönliche Er-
weckung und Bekehrung in Form einer plötzlichen Wendung zu
ernst asketischem Christentum constatieren; ja bei keinem der
großen Lehrer der Kirche im vierten Jahrhundert fehlt ein der-
artiger Zug ganz. Mag die Zahl von 20000 asketischen Jung-
frauen und 10000 Mönchen in der ägyptischen Stadt Oxyrynchos.
von denen die historia monachorum c. 5 zu berichten weiß, auch bei
weitem übertrieben sein, die asketische Bewegung muß damals in
Ägypten einen epidemischen Charakter angenommen haben. Es
handelt sich ja auch nicht mehr nur um individuelle Lebensmetho-
den, sondern um ein religiöses Ideal, das mit einem starken Pro-
pagandatrieb verbunden war. Es war nicht nur eine «Erweckungs-
bewegung», sondern auch eine «Gemeinschaftsbewegung» von
großer Kraft, die anfangs weit davon entfernt war, in wunderlichen
Excentricitüten und asketischen Bravourstückchen aufzugehen.
Es handelte sich in der Tat, wie wir auch in der Schrift
des Athanasius sehen, um ein ernstes christliches Streben, dem
Herrn allein anzuhangen, Gott allein zu lieben, den Schlingen
und Versuchungen des Teufels auf jede Weise zu entgehen. Die
Askese war den Besten nur das Mittel, um der Leidenschaften
Herr zu werden und mit dem Christentum Ernst zu machen. Es
war nicht der Trieb der Werkgerechtigkeit, es war ursprünglich
kein geistiger Hochmut und keine Ruhmsucht, sondern ernster
Heiligungstrieb, der die Menschen in die Einsamkeit der sketischen
und nitrischen Wüste führte. Je öder sich dort äußerlich das
Leben gestaltete, desto mehr wurde die religióse Phantasie an-
geregt, sich die Ruhe der Heiligen und die Herrlichkeit der
himmlischen Schatzkammern auszumalen. In der Einsamkeit
bildete sich aber von neuem ein Leben der Gemeinschaft aus
ein Verkehr zu gegenseitiger Seelsorge in nächtlichen Gesprächen.
gemeinsame Mahlzeiten und Andachtsübungen; es wurden gemein-
same Gebetsstunden und Gottesdienste zur Gewohnheit, es ent-
standen endlich auch neue Gemeinschaftsordnungen und feste all-
gemein gültige Lebensregeln — eine neue Welt der Weltabge-
schiedenen.
Karl Holl hat in seinem schon erwähnten Buch über
«Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mönchtum:
bereits darauf hingewiesen, wie in dieser durch die vita Antonii
des Athanasius geistig charakterisierten Atmosphäre der ältesten
III. Die Bedeutung des Traktats. | 125
ägyptischen Asketen der urchristliche Glaube an besondere
χαρίσματα der Rede, der Prophetie, der Krankenheilung, der
Sündenvergebung sich erhalten hatte, die mit den höchsten aske-
tischen Leistungen verbunden waren. Der prophetische Ton der
Makarismen in dem athanasianischen Traktat legt ein unmittel-
bares Zeugnis dafür ab; denn nicht als Bischof redet Athanasius
so, sondern als geistlicher Vater und Seelsorger, als ein Mann,
der kraft der Autorität seiner christlich-sittlichen Persönlichkeit
im Namen Gottes reden durfte.
Dieser enthusiastische Zug ist aber nicht der einzige, der diese
religiöse Gedankenwelt mit dem Urchristentum verbindet. Es ist
auch nicht nur die interessante Übergangsform des asketischen
Lebens, die in unserm Traktat uns die Entwicklung von dem alten in-
dividuellen Asketentum mitten in der Welt lebender «Jungfrauen»
zu der Klostergemeinschaft repräsentiert, er gibt uns überhaupt ein
sehr instructives Bild davon, wie jene ägyptischen Asketenkreise die
Vermittler wertvoller urchristlicher Traditionen gewesen
sind, und wie gerade ein Mann wie Athanasius tätig gewesen ist,
um die hier bewahrten religiösen Schätze für die Gesamtheit der
Kirche nutzbar zu machen. Indem er sich an die asketischen Kreise
wendet, benutzt er das wertvolle Capital, das sie bewahrten, um
seine Zinsen wieder für weitere Kreise nutzbar zu machen. Es ist
der Vorzug seiner Rede an die Jungfrauen, daß wir in ihr solche
Überlieferung urchristlicher Traditionen fast unberührt von den
phantastischen und excentrischen Zügen eines Antonius kennen
lernen. Die vita Antonii enthält genau dieselben Elemente, aber
sie sind dort durchsetzt mit Zügen einer religiösen Phantasie, die
wohl mehr die des Antonius als die des Athanasius war. Das hat
jene vita so in Mificredit gebracht und hat es verschuldet, daß
die Bedeutung des ägyptischen Mönchtums für die Geschichte
des christlichen Lebens jetzt erst erkannt wird. In dem λόγος
σωτηρίας des Athanasius tun wir einen ungestörten Blick in
diese religiöse Gedankenwelt, wie sie unberührt von dogmatischen
Streitigkeiten und Formulierungen und frei von excentrischen
Übertreibungen in dem Lebensideal christlicher Jungfrauen sich
erhalten batte.
Wir konnten zunächst einen Schriftgebrauch constatieren,
der sich ganz freihält von dogmatischer Spitzfindigkeit und alle-
gorischer Willkür, unter schlichter Benutzung biblischer Erzäh-
126 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! /fóyog Σωτηρίας.
lung und Spruchweisheit mit einem unverkennbaren Interesse für
die Worte des Herrn selbst. Auch die Verwendung von Psalmen
und Liedern und die Mahnung zu eifriger täglicher Lectüre der
heiligen Schrift zeigen uns die einfache praktisch-erbauliche Ten-
denz des religiósen Interesses. Auch Athanasius, der grobe
Führer in den kirchlichen und dogmatischen Streitigkeiten seiner
Zeit, kannte also diesen schlichten rein religiósen und ethischen
Gebrauch der heiligen Schrift und er kann sich damit offenbar
an Leute wenden, denen der fleißige Gebrauch der Schrift zum
täglichen Leben gehörte. Es ist nicht umsonst, diese Tatsache
eines schlichten, undogmatischen und von jeder künstlicben Alle
gorie verschonten Schriftgebrauchs in diesem Erbauungsbüchlein
des Führers der Orthodoxie nachdrücklich hervorzuheben. Weit
entfernt davon, die Echtheit des Traktats zu verdächtigen, ıst
diese Einfachheit gerade ein Zeichen, ein wie tief religiös an-
gelegter und mit dem Geist der heiligen Schrift vertrauter Mann
der Verfasser gewesen sein muß. Anders ist der stellenweise
ganz urchristlich anmutende Ton des Traktats, der doch wieder
deutliche Kennzeichen des vierten Jahrhunderts nicht verleugnet.
nicht zu erklären. Die Kenntnis und Wertschätzung der Di-
dache und des Hirten des Hermas bestätigt uns, was wir ja
schon aus dem 39. Festbrief wissen, daß Athanasius in Ägypten
den Gebrauch dieser Schriften vorausgesetzt hat. Erinnern wir
uns nun, daß wir im σύνταγμα διδασχαλίας eine Bearbeitung
der Didache aus derselben Zeit besitzen, daß die alte Gebet
sammlung des Serapion jenen Kreisen entstammt, daß wir die in
Oxyrynchos gefundenen «Sprüche Jesu» derselben Gegend ver
danken, daß nach dem Bericht der historia lausiaca (cap. LV
eine Asketin, die 60 Jahre in der Einsamkeit gelebt, einen Com-
mentar des Clemens Alexandrinus zum Propheten Amos hinterlis.
so läßt sich schon in literarischer Beziehung beobachten, daß ?
den Kreisen der Asketen Ägyptens wichtige altchristliche Über
lieferungen sich erhalten hatten, wie ja noch heute in pieti#
schen Kreisen ältere Erbauungsliteratur mit merkwürdiger Záhi-
keit sich durch Jahrhunderte bewahrt. Es wäre daher woll
wünschenswert, daß gerade die griechische Erbauungsliterstu
gründlicher auf ältere Bestandteile untersucht würde. Konntes
wir doch z. B. schon darauf hinweisen, daß auch die Vita Syr
cleticae, die vielleicht mit Unrecht dem Athanasius abgesproche
III. Die Bedeutung des Traktats. 137
wird, Reminiscenzen an die Theklageschichte und ein Citat des
Herrnworts εγίνεσϑε doxıuoı toaredttaı» enthült !.
Diese Vermittlung altchristlichen Traditionen an die spätere
mönchische Literatur tritt uns aber noch deutlicher vor Augen,
wenn wir auf die Auswahl und Disposition des Stoffs in unserm
λόγος σωτηρίας achten. Wir haben hier keine Bearbeitung der
beiden Wege oder der Didache vor uns, wie im σύνταγμα dıdao-
καλίας; um so interessanter ist, daß in der Auswahl des Stoffs eine
Analogie zu den ältesten christlichen Sittenkatechismen zu
constatieren ist, welche beweist, daß Athanasius nicht völlig frei
nach eigener Auswahl schreibt, sondern sich an eine bestimmte
Lehrtradition anschließt, die in der Composition der Reden bei
Matthäus, in der Didache, in den Geboten des Hermas -
und in einigen Ermahnungsreihen der paulinischen Briefe
ihre ältesten Typen hat?. Reihenfolge und Detailausführung sind
1) Das Wort des Herrn ist sonst überliefert bei Clem. Alex. Strom.
I, 28. 172; Apelles ap. Epiphan. haer. XLIV, 2 S. 382; Didask. II, 36; Pistis
Sophia cap. 134 (ed. C. Schmidt 1905 p. 228, 11); Clem. Hom. 11, 51; vgl. J.
H. Ropes, Sprüche Jesu, Nr. 144.
2) In einer nicht veröffentlichten Probevorlesung vor der Berliner
theol. Fakultát habe ich im Juli 1902 schon die Parallelen der kateche-
tischen Stoffauswahl bei Math., Didache, Hermas und den EÉrmahnungsreihen
der paulinischen Briefe nachzuweisen gesucht. Das Buch von A. Seeberg,
«Der Katechismnus der Urchristenheit., brachte mir die erfreuliche Be-
stätigung meiner Vermutungen — nur daß ich die Festlegung des urchrist-
lichen Katechismusstoffes in festen Formeln für die ältere Zeit nicht
zugeben kann. Versteht A. Seeberg, wie er in seinem neuen Buch (Das
Evangelium Christi, Leipzig 1905, S. 103 Anm. 2) sagt, unter dem Wort
Katechismus nur den katechetischen Stoff, so kann ich ihm in vielem
nur zustimmen und bleibe dankbar für das, was er uns gelehrt hat. Wenn
er aber glaubt, dal dieser Stoff für Sittenlehre und Glaubenslehre
von vornherein formelhaften Charakter annahm und als feste Formel
schon vor den paulinischen Briefen ausgeprägt vorlag, so muß ich meinen
Widerspruch aufrecht erhalten. Die Freiheit und Variation des Ausdrucks
für diesen Stoff ist in den ursprünglichen Schriften viel zu stark, um an
den von A. Seeberg construierten Urkatechismus glauben zu können.
Dagegen stimme ich P. Drews vollkommen zu, wenn er in einem Auf-
satz in der Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft (1904, 1 5. 53ff,
eine sachliche Parallele zwischen Didache und Col. 3,5 —4,1 ( - Eph.
4, 1— 0, 8) constatiert und die Benutzung irgend einer Form der jüdischen
«beiden Wege» bei Paulus voraussetzt. Daß Paulus freilich selbst einen
christlichen Sittenkatechismus als Seitenstück der beiden Wege formu-
128 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
jedesmal verschieden, aber den Hauptthemen nach läßt sich dem
λόγος des Athanasius das Grundschema eines christlichen Sitten-
katechismus entnehmen. Vorangestellt ist den Geboten wie bei
Hermas das πρῶτον πάντων πίστευσον ὅτι εἷς ϑεὸς mit
einer Detailausführung über die Schöpfung von Himmel und
allen Creaturen bis zum Menschen. Dann folgt mit der Einlei-
tung τοῦτο δέ ἐστι τὸ ϑέλημα τοῦ Χριστοῦ eine Aufzäh-
lung christlicher Tugenden, die in den Seligpreisungen Mth. 5
und Didache cap. 8 eine Parallele hat (ἐλεήμονα, πρᾶον, ave-
ξίχακον, ἡσύχιον tiva); sie werden an biblischen Beispielen
illustriert. Dann wird die ταπεινοφροσύνη als Haupttugend
an die Spitze gestellt und gesagt, daß die ὑπερηφανία noch
schlimmer sei als μοεχεία, πορνεία und χλοπή. Die Sünden
des Dekalogs werden also nur gestreift. An der Spitze des sechsten
Capitels wird dann die alte Dreiheit: Fasten, Gebet, Almosen
hervorgehoben, die auch den Ausführungen in Mth. 6 zugrunde
liegt und an die sich auch die Didache im 7. Capitel anschließt. Die
in den epistolischen Lasterkatalogen und in der Didache berticksich-
tigten Laster der φελαργυρία, κενοδοξία υπὰ ἀλαζονεία wer-
den am Schluß der Fastenregeln besprochen. Der Abschnitt schließt
mit dem Wort Mth. 7,6, das in der Didache in dem Gebetsabschnitt
herangezogen wird. Gemeinsam ist der Grundgedanke, daß die
christliche Lebensweise in aller Stille und Verborgenheit eingehal-
ten werden soll, ohne sie profanen Augen und Ohren preiszugeben.
In dem ausführlichen Abschnitt über das Gebetsleben geht
unser Traktat seine eigenen Wege, berücksichtigt aber wie die
Didache in erster Linie die Gebete bei der heiligen Mall-
zeit. Nur für diese werden hier wie dort feste Texte dargeboten,
die sich, wie wir sahen, in dem einen Brotgebet decken. Der
Passus über das Bußgebet zur zwölften Stunde gibt dann unserm
Verfasser Gelegenheit, eschatologische Gedankenreihen er-
liert habe, scheint mir zu weit zu gehen. Aber daß im Anschluß an be
reits vorhandene jüdische feste Formen eine christliche Tradition für die
Auswahl des katechetischen Stoffs sich sehr frühe gebildet hat, scheint
mir nach A. Seebergs und Drews’ Ausführungen gesichert zu sein. Die
Identität der Formeln und der Ausdrucksweisen hat sich, wie allein die
starke Variation in den Tugend- und Lasterkatalogen beweist, erst sehr
allmählich gebildet und ist, wie wir sehen, auch im vierten Jahrhundert
noch nicht zum Abschluß gekommen.
III. Die Bedeutung des Traktats. 129
zufügen. Das alte katechetische Schema berührt er nur einmal
in cap. XVIII durch das Bild der beiden Wege, den Lebens-
weg und den Todesweg, das wir auch bei Mattháus finden und
das in der jüdischen Grundschrift der Didache nähere Ausfüh-
rung gefunden hat. Es sind aber diese ausführlichen Gedanken-
reihen gleichsam eine Parenthese in dem Abschnitt über das
Gebetsleben, denn dieser findet erst in cap. XX seinen Abschluß.
Hieran müßte sich nun nach dem cap. VI citierten jüdischen Schema
(40, 1) eine Ermabnungsreihe über ἐλεημοσύνη anschließen.
Dafür tritt aber der umfassendere Begriff der christlichen ἀγάπη
ein, eingeführt durch das in der Bergpredigt, der Didache und
sonst häufig verwendete Doppelgebot der Liebe. Mit dem
Hinweis auf das ebenfalls der alten katechetischen Traditiou an-
gehörige Wort Eph. 4, 26 schließen sich πραότης, ὑπομονή,
μαχροϑυμία und νηπιότης der ἀγάπη als Unterbegriffe an.
Dem gegenüber steht die Warnung vor falscher λύπη, vor ὀργή,
ὕβρις, κατάρα, κακολογία, Themata, die in keiner der älteren
Sittenregeln fehlen. Nun erst kommt die φελοξενέα insbeson-
dere gegen die heiligen Männer Gottes (dixauoı, ἄνϑρωποι ϑεοῦ)
zur Sprache und die Pflicht, auf ihre heiligen Worte zu
hören (vgl. Did. XI—XID, nicht ohne eine Mahnung zur Vor-
sicht für die weiblichen Asketen. Die Schlußwendung des Ab-
schnitts zeigt, daß die Erwähnung der φελοξενία und der
ἐλεημοσύνη an dieser Stelle eine weitere Ausführung nach
der Tradition hätte erfahren können (vgl Did. XI—XIl). Sehr
kurz gehalten sind auch die Vorschriften für das Verhalten in
der Gemeindeversammlung (ἐν τῇ ἐχχλησίᾳ).. Aber sie
fehlen nicht und bilden eine Parallele zu Did. XIV und XV. Den
Schluß bildet, wie Did. XVI, die Erinnerung an das Kommen des
Herrn, dessen Stunde unbestimmt sei, so daß man immer bereit
sein und die Lampen brennen lassen müsse. Die Zueignung an
die Leserin vergißt auch nicht die Mahnung, weder rechts noch
links (vgl. Did. XII, 1 δεξιὰν χαὶ ἀριστερὰν) von diesem Pfade
abzuweichen und dem Hören auch das Tun folgen zu lassen
(vgl. Mth. 7; Did. (lat.] 6, 4). Sehen wir also von den speciellen
Vorschriften für die Jungfrauen ab, welche Athanasius seiner
Rede einflicht, so haben wir das deutliche Schema eines altchrist-
lichen Sittenkatechismus vor uns, der in den zusammenhängenden
Reden des ersten Evangeliums (Mth. 5— 7, 10, 15, 23—24), in
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2 9
130 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ “όγος Zwrngiac.
der Didache und in den Mandata des Hirten seine deutlichsten
Parallelen hat. Es würde zu kühn sein, die Fragmente eines
altchristlichen Katechismus aus der Rede des Athanasius im
Wortlaut zusammenstellen zu wollen, obwohl man oft dazu ver-
sucht ist. Aber nach Anlage und Stoffauswahl ist eine derartige
katechetische Grundlage für unsern Traktat nicht zu verkennen.
Wir haben nun bereits oben darauf hingewiesen, wie die
christliche Tugend- und Lasterlehre bereits bei Euagrius Ponti-
cus in ein System gebracht wurde, und so finden wir denn auch
in allen älteren Mönchsregeln, von denen des Basilius und Pa-
chomius an bis weit in das Mittelalter hinein, die Grundzüge des
ehristlichen Sittenkatechismus wieder, wie er uns in dem aufge-
zeigten Schema repräsentiert ist. Man mag die regulae fusius
tractatae des Basilius oder die Regeln Benedikts (vgl. cap. IV
instrum. bonorum operum), die von Jos. Schlecht! mitgeteilte
Bonifatiuspredigt (ed. vulg., sermo XV), die Taufpredigt Pirmins
von Reichenau oder die gleichfalls von ihm angezogene doctrina
Severini episcopi (Severian v. Gabala ?) vergleichen, überall
wird man Spuren des altchristlichen Sittenkatechismus finden.
Insbesondere ist die Tugend- und Lasterlehre ein Gemeingut der
mittelalterlichen katechetischen Tradition geworden. Die Rede
des Athanasius bietet den Schlüssel für diese Erscheinung. Die
ägyptischen Asketen waren es, die heilige Überlieferungen christ-
licher Unterweisung zunächst als persönliche Lebensrichtschnur,
dann auch als Grundlage für ihre Gemeinschaftsregeln festhielten
und bewahrten und so die Vermittler wurden, um wertvolle bıs
ins Judentum und bis auf den Herrn selbst zurückreichende
Spruchweisheit späteren Generationen zu übermitteln. Abseits
vom Hauptstrom der dogmatischen Entwicklung und der kirch-
lichen Streitigkeiten geht hier ein Nebenstrom christlicher Über-
lieferung, der für die Geschichte christlicher Frömmigkeit von
nicht geringer Bedeutung ist. Nicht nur die syrische Kirche,
wie jüngst von F. C. Burkitt? trefflich entwickelt wurde, son-
dern auch die ägyptische Kirche hat der Nachwelt einfache ur-
1) Joseph Schlecht, Die Apostellehre in der Liturgie der katho-
lischen Kirche, Freiburg 1901 S. 751f, S. 124ff.
2) Vgl. F. C. Burkitt, Early eastern christianity, St. Margarets lec-
tures, London 1904, bes. Lect. III und IV.
II. Die Bedeutung des Traktats. 131
christliche Schätze bewahrt, die neben der großen dogmenge-
schicbtlichen Entwicklung zu sehr unbeachtet geblieben sind.
Verbunden mit diesen Grundbestandteilen des altchristlichen
Sittenkatechismus finden wir nun bei Athanasius auch Vor-
schriften über Kleidung, Fasten und Gebetsstunden, die bei
ihm noch als seelsorgerliche Ratschläge gemeint sind, aber
bald darauf zu Gesetzen mönchischer Gemeinschaftsord-
nung wurden. So illustriert uns dieser λόγος σωτηρίας auch
den Übergang der Regeln privater Hausaskese und strengerer
christlicher Haussitte in die Mönchsregeln späterer Zeit. Die Ver-
bindung von Sittengebot und Áskese ist darin nicht neu, aber
die wichtigsten Gruudzüge der seelsorgerlichen Ermahnungen, die
bereits geübte Sitten codificieren, werden der Kristallisationspunkt
für die genauere Ausgestaltung der Klosterordnungen. Auch
nach dieser Richtung bildet der athanasianische Traktat ein Mittel-
glied zwischen den älteren Traktaten eines Clemens v. Al, Ter-
tullian und Cyprian zu den für die gesamte Geschichte des Mónch-
tums grundlegenden Hegeln des Basilius von Caesarea, des Caesa-
rius von Arles und des Benedikt von Nursia.
Dafür sind z. B. die Anweisungen über die Kleidung be-
sonders charakteristisch — sie sind viel detaillierter als bei Ter-
tullian (vgl. besonders das Abschneiden der Haare und die Wasch-
vorschriften), aber sie sind noch nicht im Sinne pedantischer
Vorschrift einer Standestracht gegeben, sondern nur im Sinne
des Rates zu möglichster Einfachheit im Gegensatz zu den veo-
τερικὰ σχήματα. Auch die Fastenregeln sind bei aller Strenge
des vegetarischen Princips noch so elastisch, daß sie im Vergleich
zu späteren Klostervorschriften als sehr frei gelten müssen. Die
Clausur der weiblichen Asketen ist nur in der milden Form an-
geraten: οὐχ ἔστι χαλὸν προέρχεσϑαί σε χωρὶς μεγάλης avay-
xnc' τὴν ἡσυχίαν ἀγάπα, 000v δύνασαι (cap. XXII, 57, 9f). Die
Gebetsstunden sind die auch schon früher üblichen, aber neu ist
die detaillierte Anweisung insbesondere für das Gebet um Mitter-
nacht, schon ein sehr deutlicher Ansatz zur späteren Klosterregel.
Von der Zwölfzahl der Gebete ist aber nicht die Rede — sie
tritt erst in der Regel des Pachomius auf. Genug — schon der
früher von uns angestellte Vergleich unserer Schrift mit den
späteren Berichten der historia lausiaca und dem Rufinschen
Reisebericht hat die Mittelstellung der hier gegebenen Regeln
)*
132 Ed. v. d. Goltz, Atbanasius’ Aöyog Σωτηρίας.
erwiesen. Was das aber nicht nur für das Morgenland, sondern
für das Mönchtum der gesamten christlichen Kirche für Bedeu-
tung hatte, ersieht man aus dem Bericht des Hieronymus, der
uns erzählt, daß die Römerin Marcella durch den in Rom weilen-
den Áthanasius zuerst von Antonius und Pachomius und von
der disciplina virginum ac viduarum gehört habe (vgl.
epist. 127 ad Principiam).
Der bedeutsamste Beweis für diese Übermittlung altchrist-
licher Haussitten an die späteren Klosterordnungen sind die mit-
geteilten Gebete. Ehe wir aber auf diese interessanteste Partie
der Regeln eingehen, seien noch einige Bemerkungen über den
homiletischen Charakter unseres λόγος gestattet. So wie er
sich uns jetzt darbietet, handelt es sich freilich um einen Traktat,
nicht um eine Rede. Aber der Anfang des zweiten und der
Schluß des vorletzten Capitels, sowie einige Partien in der Aus-
fübrung tragen so ausgesprochen rhetorischen Charakter, daß
selbst wenn eine wirklich gehaltene Rede nicht zugrunde liegen
sollte, doch die von Athanasius gewählte Form als indirectes
Zeugnis für seine Redekunst gelten müßte.
Die Reste der altchristlichen Predigtliteratur vor der Blüte-
zeit griechischer kirchlicher Beredsamkeit in der zweiten Hälfte
des vierten Jahrhunderts sind ja leider nicht allzu zahlreich.
Zumal, wenn wir von den glossatorisch - exegetisch gehaltenen
Homilien absehen, so ist der Typus eines λόγος, der ohne be-
stimmten Schrifttext ein bestimmtes Thema behandelt, noch nicht
sehr häufig. Nur einzelne Traktate des Clemens Alexandrinus.
des Cyprian und des Pseudocyprian wird man als 40304 ansehen
dürfen. Hier lernen wir einen λόγος σωτηρίας kennen als
eine speciell parünetische Ansprache, wie sie unter den Asketen
Agyptens üblich war.
Wir werden als den Anfang dieses λόγος das zweite Capitel
anzusehen haben. obwohl auch die Schilderung der Schöpfung
in Cap. I des rhetorischen Charakters nieht entbehrt. Das erste
Capite] würde wie das letzte von Athanasius bei der Übersendung
des Traktats hinzugefügt worden sein. Aber auch wenn Cap. |
zum ursprünglichen Redeganzen gehört, liegt im Anfang des
zweiten Capitels: axove, δούλη τοῦ Χριστοῦ xal πάντες ὅσοι
ϑέλουσι σοϑῆναι. καὶ ἐνωτίζου τὰ ῥήματα τοῦ στόματός uoc
xal καταδεξάσϑωσαν τὰ ὠτά σου ϑεοπνεύστους λόγους ein
III. Die Bedeutung des Traktate. 133
höchst wirkungsvoller rhetorischer Appell Im Anschluß an Pau-
lus wird dann gleichsam als Grundgedanke ausgeführt, wie die
enge Verbindung von Mann und Weib kraft des Schlusses a mi-
nori ad maius (πόσῳ μᾶλλον) ein Urbild der noch viel engeren
Verbindung zwischen der Jungfrau und dem himmlischen Bräu-
tigam ist. Das wird biblisch begründet und so der Ausgangs-
punkt für die weiteren Ausführungen in dem Satz erreicht: 'H
δὲ συναπτομένη τῷ ἐπουρανίῳ νυμφίῳ τὸ ϑέλημα Tod νυμ-
φίου αὐτῆς κατεργάζεται. Der nächste Satz τοῦτο δέ ἐστι τὸ
ϑέλημα τοῦ Χριστοῦ bildet dann die Überschrift zu allen folgen-
den Ermahnungen. Zu diesem Ausgangspunkt kehrt die Rede
in cap. XXII zurück: ἐὰν φυλάξῃς ταῦτα, χαταξιωϑήσῃ τοῦ
νυμφῶνος τοῦ βασιλιχοῦ (58, 17) .... μνημόνευε τίνει σε δεῖ
παραστῆναι (59, 3), um mit einem panegyrischen Lobpreis der
ἐγχράτεια und παρϑενία zu schließen, der zahlreiche Parallelen
in der spätern christlichen Rhetorik hat. Man beachte vor allem
einen Ausdruck wie μεγάλα ἐγκώμια (ein term. technicus der
Rhetorik) τῆς παρϑενίας (59, 11) und dann die dichterischen
Thesen und Antithesen:
ὠ παρϑενία πλοῦτος ἀκατάληπτος. ὦ παρϑενία στέφανος
ἁμαράντινος
ὦ παρϑενία ναὸς ϑεοῦ καὶ ἁγίου πνεύματος οἰχητήριον
ὦ παρϑενία μαργαρῖτα τίμιε παρὰ πολλοῖς ἀφανὴς.
ὀλίγοις δὲ μόνοις εὐρισχομένη
ὦ ἐγκράτεια φίλη ϑεοῦ καὶ παρὰ ἁγίοις ἐγκωμιαξομένη
ὦ ἐγκράτεια παρὰ πολλοῖς μισουμένη, τοῖς δὲ ἀξίοις σου
γνοριζομένη
ὦ ἐγκράτεια ϑάνατον καὶ ἄδην ἀποφεύγουσα καὶ ὑπὸ
ἀϑανασίας κατεχομένη
o ἐγκράτεια παρὰ προφητῶν καὶ ἀποστόλων καύχημα
ὦ ἐγχράτεια ἀγγέλων βίος καὶ ἁγίων ἀνθρώπων στέφανος.
Dann folgt ein Schlußmakarismus, der aber eine Parallele schon
am Schluß des Abschnittes über das Fasten hat, wo es heißt
(cap. X, 43, 20 £:
ὦ μαχαρία ψυχὴ ἡ ἀκούσασα τούτους τοὺς λόγους (τοὺς γεγραμ-
μένους ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ) καὶ ποιοῦσα
134 Ed. v. d. Goltz, Athanasius! 4óyo; Σωτηρίας.
μαρτύρομαι παντὶ ἀνθρώπῳ ἀχούοντι tà ῥήματα ταῦτα
καὶ ποιοῦντι, ὅτι τὸ ὄνομα αὐτοῦ γραφήσεται ἐν τῇ βίβλῳ
τῆς ζωῆς καὶ ἐν τῷ τρίτῳ τάγματι τῶν ἀγγέλων εὑρεϑήσε-
ται (etwa die Mitte des λόγος).
Dem entspricht hier der Schluß (59, 20 ff):
μακάριος ὁ κατέχων σε, μακάριος ὃ προσχαρτερῶν σου τῇ
ὑπομονῇ ὅτι ὀλίγον κοπιάσας πολὺ χαρήσεται ἐν σοὶ,
μαχάριος ὁ νηστεύσας ὅλον τὸν χρόνον τοῦτον, ὅτι ἐν τῇ
ἄνω Ἱηρουσαλὴμ κατοικήσας μετὰ ἀγγέλων χορεύσει καὶ
μετὰ ἁγίων προφητῶν καὶ ἀποστόλων ἀναπαύσεται.
Außerdem finden sich noch einige kurze Makarismen in die Er-
mahnungsrede eingestreut, um ihr ein lebbafteres Colorit zu
geben; so cap. XII (46, 4) uaxapıos ὁ ἀχούων ταῦτα καὶ ποιῶν
αὐτά" cap. XIV (48, 15) μαχαρία ψυχὴ ἡ φυλάσσουσα ταῦτα —
μακαρία παρϑένος ἡ ovoa ὑπὸ xavóva' cap. XVI (51, 7) μαχάρια
τὰ ὦτα τὰ δεχόμενα τοὺς λόγους τούτους." Zu dem rhetorischen
Schmuck der Rede sind weiter zu rechnen Sätze wie μέγα
Yapuaxov ἐστι σωτηρίας 7) Tarsıroppoovvn (cap. V, 39, 16);
ἀγαπήσωμεν σφόδρα τὴν νηστείαν μέγα γὰρ φυλακτήριον
ἐστι ἡ νηστεία x. τ. A. (cap. VI, 39, 27); μεγάλη δύναμες νηστεία
καὶ μεγάλα κατορϑώματα γίνεται di αὐτῆς (cap. VII, 41, 17):
μεγάλη ἀρετή ἐστι τὸ δάκρυον καὶ μέγα κατόρϑωμα (cap. XVII.
51, 20); μεγάλη ἀρετὴ ἐγχράτεια, μέγα καύχημα ἐστιν ἁγνεία,
μεγάλα ἐγκώμια τῆς παρϑενίας (cap. XXIV, 59, 10). Im übrigen
wechseln kurze Sentenzen, Ermahnungen im conj. plur. 1 Pers.
und Imperative im Singular. Längere Perioden fehlen ganz und
sehr geschickt sind kurze biblische Erzählungen im cap. IIl, VI,
VII, XVII eingefügt. Die Einführung der Nutzanwendung ge-
schieht mit einer rhetorischen Steigerung in cap. III, dem Aufruf
μίμησον τὸν δεσπότην σου (38, 11) und dem Ausdruck lebhaften
Entsetzens über die menschliche Torheit: ὦ πολλῆς ἀνοίας καὶ
ἀφροσύνης μεγάλης" (38, 15); in cap. VII mit der Wendung ὁρᾷς
τί ποιεῖ ἡ νηστεία (41, 3), in cap. XVII ὁρᾶς τὸ φάρμακον τῶν
δαχρύων, ἐϑεάσω, οἵαν ἀνομίαν ἐξήλειψε .... ogGg ἡλίχην
δύναμιν ἔχουσι τὰ daxova (52, 5 ff). Alle solche rhetorischen
Sätze sind wohl verteilt und der Redner versteht es ausge
zeichnet, bald ruhig und gleichmäßig fortzufahren, bald die
Gewissen zu fassen (cap. XVIII) oder die religiöse Phantasie
Ill. Die Bedeutung des Traktats. 135
durch die Schilderung der jenseitigen Welt in ihren Gegen-
sätzen (cap. XVII) anzuregen. Auch Anreden wie σὺ δὲ ὦ παρ-
ϑένε, σὺ οὖν δούλη τοῦ Χριστοῦ, τί λέγεις ἄνϑρωπε beleben
die Rede, fingierte Gespräche veranschaulichen die Gefahren der
Versuchung zur Lässigkeit und zum Hochmut (cap. IV), der
Übertreibung (cap. Xll. Auch die dramatische Formulierung
der Rede des Hades (cap. XVI) wird nicht nur der Quelle des
Athanasius zuzuweisen sein. Auf allerlei Möglichkeiten prak-
tischer Erfahrung wird eingegangen (Sätze mit ἐὰν δὲ und der
2 Pers. conj. aor.) und die Mahnungen vermeiden alle ungesunde
Übertreibung und Excentrieität. So begeistert der Redner von
der παρϑενία spricht, so ernst warnt er vor jeder Überhebung.
Eine genaue Disposition bis ins Detail hinein ist nicht einge-
halten — in der Hauptsache hält sich der Redner, wie wir ge-
sehen haben, an die übliche katechetische Tradition. Aber
er beherrscht sie und fällt nirgends in geistloses Nachsprechen
oder ins Schematische. Was uns sonst von Homilien des Atha-
nasius erhalten ist, harrt noch der Untersuchung. Am ähnlich-
sten ist unserm λύγος die der vita Antonii eingefügte Rede und
und vor allem die l'estbriefe. Es würde aber zu gewagt sein,
auf so schmaler Basis ein Urteil über die Predigtweise des Bi-
schofs überhaupt aufzubauen — soviel läßt sich jedoch sagen,
daß unser Aoyog nach seinem homiletischen Charakter des großen
Alexandriners würdig ist, und daß er als interessantes Beispiel
dafür gelten kann, bis zu welchem Grade sich die parünetische
Redekunst bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts entwickelt
hatte, ehe die in den griechischen Rhetorenschulen gebildeten
großen Kappadocier und dann der große Antiochener sie zu der
hóchsten Blüte entwickelten, die sie im Altertum erreicht hat.
Auch in dieser Beziehung steht der λόγος σωτηρίας des Atha-
nasius in der Mitte zwischen den Leistungen der Redner des
zweiten und dritten Jahrhunderts und denen, welche die weitere
Entfaltung maßgebend bestimmt haben.
Nun kommen wir endlich zu den interessantesten Stücken
unserer Schrift, den mitgeteilten alten Tischgebeten, deren
Untersuchung für mich den Ausgangspunkt meiner Studien über
den Traktat gebildet hat!, wie denn überhaupt die hier vorliegende
]) Näheres findet sich in der gleichzeitig erscheinenden Abhandlung:
136 Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ Aöyog Σωτηριας.
Wiederholung des Brotgebets der Didache erst wieder die Auf-
merksamkeit der gelehrten Welt auf diese „pseudoathanasianische“
Schrift lenkte. Eine klare Anschauung über diesen Teil unsrer
Schrift war aber schon deshalb bisher nicht zu gewinnen, weil
der überlieferte Text der Druckausgaben ganz in Unordnung war
durch die Mischung des Textes von B und G. Lassen wir jetzt
den secundären Text von MGT ganz bei Seite, so haben wir
folgenden klaren Tatbestand: Nach der σύναξις der neunten
Stunde sollen die in einem Hause zusammenwobnenden Jung-
frauen die Mahlzeit halten, die einzige am Tage. Ehe sie sich
zu Tische setzen soll über Tische das Gebet gesprochen werden:
εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς ὁ τρέφων us éx νεότητός μοῦ x. τ. 1.
(cap. XII.)
Wenn sie sich dann zu Tische gesetzt haben, so sollen sic
das Brot brechen, dreimal das Kreuzeszeichen darüber machen
und das zweite Gebet sagen
εὐχαριστοῦμέν 001 πάτερ ἡμῶν ὑπὲρ τῆς ἁγίας avaote-
σεώς σου. x. t. A. (cap. XIIL)
Ein entsprechendes Gebet über den Wein fehlt aus dem ein-
fachen Grunde, weil die Jungfrauen bei ihren Mahlzeiten nur
Wasser, aber keinen Wein trinken sollten. Es folgen daher
gleich die Did. 9, 5 entsprechenden Sätze über den Ausschluk
der Ungläubigen und der Katechumenen von der Gebetsgemein-
schaft, weil die Person der Jungfrau dem Herrn heilig sei und
weil ihre Speise und ihr Trank durch die Gebete und die heiligen
Worte(!) geheiligt seien. Auch die Doxologien sollen nicht
vergessen werden; damit sind jedenfalls die nun folgenden Formeln
gemeint: Wenn die Jungfrauen vom Tische aufstehen, sollen sıe
nämlich dreimal sagen:
ἐλεήμων καὶ οἰχτίρμων ὁ κύριος, τροφὴν ἔδωκχε rol:
φοβουμένοις αὐτόν. δόξα πατρὶ καὶ υἱῷ καὶ ἁγίῳ πνεύματι.
um dann mit dem Schlußgebet zu schließen:
Ὁ ϑεὸς ὁ παντοχράτῶρ καὶ κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸ:
τὸ ὄνομα τὸ ὑπὲρ πῶν ὄνομα. εὐχαριστοῦμέν oot καὶ αἰνοῖ-
μέν σε ὅτι x. t. 2. (cap. X1V.)
Tischgebete und \bendmahlsgebete in der altchristlichen und griechischen
Kirche; ich gehe hier nur noch soweit auf diese Gebete ein, als ee der
Abschluß dieser ersten Abhandlung erfordert.
p 7"
II Die Bedeutung des Traktats. 137
Es bandelt sich in den vorstehenden Gebeten um sehr ein-
fache báusliche Tischgebete: eines vor dem Niedersetzen zur
Mahlzeit, eines beim Brotbrechen und eines beim Schluße der
Mahlzeit. Daß Athanasius diese Gebete nicht frei erfunden hat,
sondern sie der Praxis entnommen, darüber kónnte schon an
sich kein Zweifel sein. Sollte unsere Vermutung, daß er einen
älteren Sittenkatechismus benutzt bat, richtig sein, so können
diese Gebete sehr wohl diesem alten Katechismus, einem Seiten-
stück zur Didache, entnommen sein. Von denen der Didache
weicht dieser Tischritus in folgenden Punkten ab:
1. Es fehlt in der Didache das Gebet: εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς
ὁ τρέφων ut beim Niedersetzen. Dagegen finden wir dieses
Gebet wieder als εὐχὴ ἐπ᾿ ἀρίστῳ in den apostolischen Consti-
tutionen VIl, 49 und in der 55. (resp. 56.) Homilie des Chrysosto-
mus zu Matthäus (Migne P. g. LVIII p. 545 ff.), wo ein vollstän-
diger Kommentar zu dem Gebet geboten wird, das Chrysostomus
als Schlufigebet nach der Mahlzeit in syrischen Klóstern kennen
gelernt hatte. Dagegen scheint es im VII. Buch der Apost.
Const. wie in unserer Schrift als Anfangsgebet aufgefaßt zu sein.
2. Nach dem Niedersetzen erfolgt das Brechen und σφρα-
γίζειν des Brotes. Der Brotsegen hat eine etwas veränderte Form
angenommen. In der Didache heißt es: ὑπὲρ ζωῆς καὶ γνώσεος,
bei Athanasius ὑπὲρ τῆς ἁγίας ἀναστάσεώς σου. Der Relativ-
satz ist aufgelöst und in einen Satz mit γάρ verwandelt, vor
allem aber sind die Berge verschwunden (Ägypten) und dafür
ὁ ἐπάνω ταύτης τῆς τραπέζης eingesetzt, Änderungen, die im
Text des Serapiongebets nicht zu beobachten sind.
3. Das Schlußdankgebet weicht völlig ab von dem Gebet
in der Didache, nur findet sich hier wie dort eine Beziehung auf
den heiligen Namen Gottes und an den Dank für die irdische
Speise ist die Bitte um die himmlische Speise angeknüpft.
Auch die Schlußformel διὰ τοῦ ἠγαπημένου παιδός σου er
innert an die Formel der Didache. Vorangestellt ist diesem Gebet
bei Athanasius ein dreimaliger Gesang von Ps. 110, 4 mit einer
‚ trinitarischen Doxologie, wie wir es ähnlich in einem späteren Ritus
griechischer Klostermahlzeiten finden.
Darnach ist offenkundig, daß die specifisch eucharistischen Ge-
danken hier noch stärker zurückgetreten sind, wie in der Didache.
Schon für diese hat P. Drews in dem oben schon erwähnten
138 Ed. v. d. Goltz, Atbanasius' Aöyog Σωτηρίας.
Aufsatz (Zeitschr. f. neutestl. Wissenschaft 1904, 1) wahrscheinlich
gemacht, daß sie sich nicht auf die feierliche Sonntagseucharistie
der ganzen Gemeinde beziehen, sondern auf eine in den Privat-
häusern neben der gottesdienstlichen Feier weiterbestehende eucha-
ristische Sitte. Wir konnten oben schon constatieren, daß sich
solche häuslichen Eucharistiefeiern unter den Asketen Ägyptens
noch erhalten hatten. Was liegt näher als die Annahme, daß
auch Athanasius hier noch solche häusliche Feiern voraussetzte,
welche alte eucharistische Formen noch beibehalten hatten, ob-
wohl die gleichen Gebete auch in dem kirchlichen Eucharistie-
Opferkultus fortwirkten (vgl. das Brotgebet in der Präfatio des
Serapion!) Nicht nur das Brechen und σφραγίζει»ν des Brotes,
auch der Hauptinhalt des Brotsegens mit der Bitte um Sammlung
der Kirche und die Bitte um die himmlische Nahrung und um
die Kraft des Gehorsams gehen über die Gedankensphäre des
einfachen Dankes bei Tisch hinaus — sie gehören der christ-
lichen Abendmahlsfeier an. Wir sehen daher in den Athanasius-
gebeten eine Bestätigung für die Drews'sche These, daß es sich
auch in der Didache cap. 9. 10 um eine häusliche Eucharistie-
feier handelte, die sich verbunden mit der einzigen täglichen
Mahlzeit mit eucharistischem Charakter in den asketischen Kreisen
Agyptens erhalten hatte. Man hat über das Verhältnis zur kirch-
lichen Sonntagsfeier nicht viel reflectiert. Beides galt als heil-
kräftige Eucharistie, als χοενωνία mit dem Herrn. Im Vergleich
zu den Gebeten der Didache 1st aber zu constatieren, daß die Re-
miniscenz an den ursprünglichen specifisch christlichen Gedanken
der Abendmahlsfeier bei Athanasius noch stärker verblaßt ist.
Unsere gesamte Auffassung der athanasianischen Rede ge-
winnt grade durch diese Gebetsanordnungen ihre kräftigste Be-
stätigung. Aus mündlicher Überlieferung oder aus einem älteren
Katechismus übermittelt uns Athanasius urchristliche Sitten und
Überlieferungen, die in der weiteren Entwicklung die Grund-
lage für die Klosterordnungen des Mittelalters werden. Jünger wıe
die Didache, aber älter wie Chrysostomus repräsentiert diese Quelle
das Übergangsstadium, in dem sich das kirchliche Leben am
Anfang des vierten Jahrhunderts befand. Die familienhaften
1) Vgl. G. Wohbermin, Altchristliche liturgische Stücke aus der
Kirche Ägyptens (T. U., N. F. II, 3b) S, 5, 25ff.
uil.
III. Die Bedeutung des Traktate. 139
Lebensformen wirken noch nach, die Formen freier gesellschaft-
licher Association sind in der Bildung begriffen und die ge-
setzlichen Bindungen kündigen sich an, die Freiheit und in-
dividuelle Mannigfaltigkeit christlicher Sittlichkeit steht noch
hoch im Werte, die Askese ist noch nicht als Selbstzweck oder
als Verdienst aufgefaßt, aber sie beginnt damit, sich als die
heiligere, ernstere und vollkommenere Durchführung des Christen-
tums, als ein engelgleiches Leben hier auf Erden zu empfehlen.
Die Einsamkeit und Weltflucht gilt als Ideal, aber eine gesetz-
liche Clausur ist noch unbekannt. Nur zur ἡσυχία und εὐλα-
βεία werden die Frauen ermahnt. Die Intensivität und Energie
der religiösen Empfindung der Gemeinschaft mit Christus wird
erkauft durch eine vóllige Resignation auf die Sorgen und Auf-
gaben dieser Welt, aber was dem Christen in dieser Welt abgeht,
wird ihm durch eine doppelt lebendige Hoffnung auf die Herr-
lichkeiten jener Welt ersetzt — der Drang schon hier auf Erden
herrschen und Königskleider tragen zu wollen, ist dem Bischof
von Alexandrien noch unbekannt. Die heilige Schrift bestimmt
noch das christliche Leben allein — aber autoritativ formulierte
Sentenzen, Verheißungen und Drohungen bereiten die Zeit schon
vor, da die canones et decreta der Synoden und Konzilien die
Autorität der heiligen Schrift verdrängen werden.
Die christliche Lebensauffassung der alten Kirche der ersten
Jahrhunderte und die Regeln und Institutionen des griechischen
Mönchtums begegnen sich in dieser Rede. Das darf ihr ein
warmes Interesse verschaffen für jeden, der den Wurzeln christ-
lichen Lebens nachgehen will, das erheischt die Aufmerksamkeit
des Historikers, der auch die Verdunkelungen studiert, welche
das Evangelium durch menschliche Einseitigkeit und Beschränkt-
heit erfahren hat.
Tr
Register.
(Die Ziffern nach dem : bezeichnen die Seitenzahlen dieser Arbeit.)
1. Alttestamentliche Citate.
Gen. 1, 26: 36. 71. 86. |Ps. 15 (16), 11: 111. Ps. 135 (136), 25: 40.
2, 7-8.21-24: 36.86. , 21 (22), 23: 111. 85.
Exod. 20, 7: 50. 8. ες 90 (01): 55. 86. 112. , Prov. 4, 27: 60. 87. 95.
Deut. 10,17: δῦ. ὅτ. ' 02(03),1.2: 00. 86.112. 12, 7: 54. 87. 94. 121.
Jes. 14, 14: 39. 8. | 12]. | Judith 9, 11: 90.
45, 2: 108 f. 106(107),16: 51.87.1085. Sap. Salom. 18, 15: ὅδ.
Jerem. 4, 22: 33. 39. 86.| 110 (111), 4. δ: 49. 55." 87.
Dan. 1, 12: 40. 70. 56. 137. Sirach 13, 1: 48. 87. 44.
3, 521: 112. | 118 (119), 62. 137: δῦ. — 15, 16: 53. 87.
3, 57.58: 34. 56. 86. | SU. : Tob. 13, 14 (Symm.): 59.
3, 01: 50. ^— 118 (110), 62: 112. IV Makk. 16, 13: 108.
2. Neutestamentliche Citate.
Mth. 6,4.6.18: 43. 91.' Joh. 13, 35: 56. 92. Phil. 2, 9: 49.
129. — 15, 1f: 48. 91. 3, 18-20: 50. 93.
1,6: 43. 01. 95. 99. 125. 18, 23: 38. 89. ‚Col. 3, 5-4, 1: 127.
129. Act. 2, 15: 102. | I Tim. 5,3. 5. 6. 9-12::44.
τ, 21: 50. 91. ' 3,1: 104. 9.
10, 16: 39. 80. 10, 9: 103. 9, 98: 40.
10, 40: 57. 92. Rom. ὃ, 18: 59. 93. .. 06, 10: 42. 93. 98.
17, 18-20. 21: 41. %. 1Cor. 2, 9: 54. 04. 95.121. | 11 Tim. 2, 19: 50. 94.
15, 3: 56. 92. 3, 19. 18: 39. 93. ı 2,24: δι.
18, 20: 44. 91. 1, 4. 84: 37. 0.3. , Tit. 2, 14: 50.
2u, 26f: 39. 80. 10, 11: 52. [1 Petr. 2, 21: 38. 03.
232, 91. 40: δύ. NT. 92. 10, 27: ὅτ. 3,0: 9.
25, 30: 59. 93. (1,20: 39. 93. ! 5,5: 90.
20, 34: 33. ll Cor. 7, 10: 57. 93. 0, 8: 39.
20, 12: 52. 92. . S, 0: 38, 03. ] Joh. 3, 16: 56. 98.
Me. 9, 29: 41. t. 0. 8: 40. |. 4,8. 19: 56. 93.
10, 43: 90. Gal. 3, 28: 44. 03. |. 9,9: ὅδ.
12, 30: 56. 02. .l Thess. 5, 23: 9. 12. Hebr. 6,7: 49. 91.
Luc. 2, 14: 56. 92. 112. ' Eph. 4, 1-6, 8: 127. Jac. 2, 19. 20: δ. 93.
10, 18: 87. 4,90: 26. 94. 05. 190.| 4,6: 90.
22, 61: 52. 91. 5, 24: 37. 03. ἢ, 7: 49. 91.
Joh. 12, 31: S7. 2, 92: 36. 71. 08. Apoc. Joh. 12, 9: 87.
Register. 141
9. Patristische Citate.
Acta Johannis eap. 94. 95: 111.
Alexander episc. Alexandr. ep. de '
Ariana haer. cap. XII: 119.
Athanasius 1, Aufzühlung von Schrif- |
ten: 6 f. 9 f. 15. 16. 21. 23f. .
vita Antonii c. 3: 8l. |
c. 5. 30: 66.
c. 35: 67. 99. |
c. 55: 06f. 92. |
c. 12: 67.
5. Syncleticae c. s: 71. 120.
c. 21: 96.
c. 22: 69. 120.
c. 23: 66.
C
c
Athanasius, Syntagma did. c. VIII,
4. 5. 10: 98. 105. 113.
Syntagma de sententia Dionysii:
121.
λόγος διαχριτιχός: 68.
vita des (Migne XXV col. 185—
211): 23.
Canones c. 14: 100.
c. 18: 113.
c. 57: 103.
Barnabas, ep. 11, 4: 108.
Benedict, instrum. bonorum operum:
130. |
Bonifatius (ed. vulg. sermo XV): 13U.
Canones Basilii e. 28: 103f. 105. 112.
| c. 30: 99.
Hippolyti c. 1, 1: 97. 100.
c. 17: 113.
. 25, 2: 102. 103f. 106.
. 24, 1: 101. 102. 113.
1,2: 110.
. 49: 87. 90.
. 63: 94.
c. ST. 100: τῷ.
de incarnatione verbi I 3: 97. 119. !
ep. ad Amunem (Migne P. g.
XXVI p. 1073): 65. 68. 69. 121.
epistula festalis XI 4 (Migne P.
g. XXVI col. 1406): 97. 27,0: 100 f.
epistula festalis XXXIX: 5.68.1206. : . 33, 2: 105.
Festbriefe (ed. Larsow): 121. : c. 31. 38: US f. 112.
epistula ad Afros episc. V (Mi- | Cassianus, Joh., de canonico diurn.
gne P. g. XXVI col. 1037): 97. III, 3: 109.
oratio contra Arianos IIT, 14. 20. | Cassiodor, Expos. in Ps. XV, 11: 111.
33; IV, 32; X: 23. 119. Chrysostomus, homil. in Ps. 118: 104.
contra Apollinarium I, 4. 12. 13: 50. (resp. 56.) Homilie zu Mth.
119. (Migne P. g. LVIII p. 545ff):
Ep. I ad Serapionem: 23. 119. 137.
Traktat über Mth. 11, 27 (Migne i Clemens Alexandrinus, Stromata
P. g. XXV p. 220): 1158 I, 28. 112: 127.
o002^25220
ep. ad Dracontium: 67 f.
Fragment zu Mth. 7,6: 121.
Predigt περὶ ὑπομονῆς: (Migne
Strom. V, 5: 44.
Protrept. Xl, 33: 111.
Paedag. 11. III: 100.
P. g. XXVI p. 1207 ff): 121.
Expositio in Ps. 106 (LXX) (Mi-
gne P. g. XXVII p. 452): 120 f. -
Syntagma didascaliae
c. Il, 1: 68. 100. 101.
c. IT, 16: 97. 90.
c. V, 1: τ. 90.
c. VI, 1: 100. 101.
Clemens Rom. ep. I, 20, 9: 95.
ep. 1, 33, 2-5: 80. 95. UT.
ep. 1, 34, 8: 94.
ep. II, 6, 4: 93.
Clementin. Homilien 1I, 51: 127.
Constitutiones apostolici:
V, 53. VIT, 28. VII, 52: 94 ff.
VI, 9: 8.
142
Constitutiones apostolicae
VII, 44: 137.
VII, 31: 102.
VIII, 33: 99. 100. 103£. 105.
Cyprian, de oratione c. 34. 35. 36:
96. 102. 103f. 106.
de habitu virginum: 100.
Cyrilli Hieros. cat. X, 19: 119.
Cyrilli Alexandr. ep. I (Migne P. g.
LXXVII p. 13): 119.
Didache 3, 5. 7. 8: 95. 127 ff. 131 ff.
6, 1: 94.
0, 4 (Iat.): 129.
(t, 3-5: 94. 95. 136.
12, 1: 129.
16, 1: 113.
Didaskalia Il, 36: 127.
Epiphanius, haer. XLIV, 2: 127.
homil. II: 168.
Ephraim von Antiochien c. Severia- ;
nos: 117.
Euagrius Ponticus, sententiae ad vir-
gines (στιχηρὰ πρὸς τὴν παρϑέ-
voy): {81
Schrift von den acht Lasterge-
danken: 73.
Euseb von Alexandrien, Predigt (Mi-
gne P. g. LXXVI p. 403f): 109.
Evangelium Nicodemi: 108.
Gregorius von Nazianz, oratio 21 (Mi-
gne P. g. XXXV p. 1088): 67. 115.
Hadrian, ep. ad Carolum Magnum:117.
Hermas Mand. 1,1: 95. 97. 121.
Xll, 4: 95.
Sim. V, 1, 2-5. 3, 5-7: 95. 98.
Hieronymus, epist. 127 ad Princi-
piam: 132.
epist. 147 (Migne P. l1. XXII col.
110): S3.
de viris illustribus e. 87: 115.
Irenaeus adv. haer. V, 21, 2: 96.
Kirchenordnung, ägyptische (ed.
Achelis): 102ff.
c. 48. 49: 105.
Makarius (magnus) Hom. I, 10. II, 5.
|
|
|
| Tertullian, Apol. 39: 105.
|
|
Ed. v. d. Goltz, Athanasius’ “όγος Σωτηρίας.
IV, 12.15. X,12. XV. XXVII, 11.
XLIV, 5: 71.
Makarius (Magnus), Hom. V1. XI, 11.
XLIV, 7: 72.
περὲ ἀγάπης c. 14: 71.
| Origenes, neol ἀρχῶν 1, 3, 3: 7.
| Comm. in Ev. Joh. XXXII, 16.
| 19: 97.
| Comm. in Jerem. IV, 20, 2: 97.
. Palladius, Historia lausiaca (ed. But-
| ler) c. XXX: 75. 83.
c. XXIX bis XXXI: 81. 85.
| c. XL: 126.
! Photius (Brief des Ph. an seinen
| Bruder Tarasius, Migne P. g. XXV.
| Proleg. p. 278): 14.
Bibliothek Cod. CCXXIX (Eph
raim von Antiochien): 116f.
Pierius περὲ 96oróxov: 119.
Pistis Sophia c. 134: 127.
Polycarp, ep. ad Philipp.1,2: 94121.
2, 2. 4, 1: 93. 95.
8, 2. 12, 1: 95.
Rufin, Historia monachorum: 75. δὶ.
I, 55: 63.
| II, 7: 83.
NE VIII, 50. 55: 83.
VIII, 58: 82.
XII, 6: 83.
XV, 8: 80.
XVII, 2: 83.
XXIV, 2: 64.
Synesius von Cyrene (J. F. Boissonade
Poet. graec. sylloge XV p. 157:: 10.
de ieiunio 10: 96. 106.
de oratione 25: 96. 102 f£. 104. 106.
de cultu feminarum: 100.
Testamentum D. N. J. Chr. (ed. Rab-
mani) I, I8: 9S f.
l, 22: 100.
1, 28: 107. 110.
1, 31: 994
1, 32: 110.
1, 40: 100. 113.
I, 42: 107.
Register. 143
Testamentum D. N. J. Chr. (ed. Rah- | Theodoret Historia ecclesiastica lib.
mani) II, 4. 22: 100. | II (Migne P. g. LXXXII col. 1028):
Il, 13: 105. 116.
II, 24: 104f. 110.
4. Handschriften.
Athos, Lawra (Athanasius-Hss.): 6 f.
Lawra 149: 33.
Watopedi ἀριϑμ. 7. Τόμος T (— 1): 14.
« ἀριϑμ. 5. τόμος A (-- W?): Mf.
« ἀριϑμ. 6. τόμος B (= W2): 148.
Basel, Universitätsbibliothek A HI, 4 (gr. 32) (= B): 3. 5. Sf. 11. 29f. 31.
Berlin, Kgl. Bibliothek Syr. Handschr. Sachau 302: 73.
Cambridge, Trinity College (B 9. 7) TE 4 Ap: 3. 4. 13. 14. 20.
« « (B 9. 8) (— T): 4. 17. 30. 27f.
Genf, Bibliotheque nationale mg.29 (Cod. Feickmona) Il (—— G): 3.17.19.27f.
t € t I: . 6.
; « * c ΤΠ]: 23.
London, British Museum Burney 46 (= L): 17. 18. 28.
x . Cod. Goblerianus Harl. 5579: 06.
Madrid, *curial. 2. III, 15: 6.
^ X. lI], 11: 6.
München, Staatsbibliothek Cod. gr. 26 i— Mj: 19 £f. 27 f.
Neapel, Cod. Borbonicus XVII (II A 11): 5. 23.
Oxford, Bibliotheca Bodleiana, Roc 29 (.— O): 4. 12. 31.
Paris, Bibliotheque nationale Coisl. 45 (früher 133) ( - Sj: 5. 15. 17.
δ
« : graec.474 (fr. Reg. 2284) (— Ri: 4. 5. 9.11.16.17.
€ di»: 6.
Patmos, Στοιχεῖον A’ χὠδηξ I" (= P): 5. 6. 2u. 22. 32 f.
. 4 : 18.
Rom, Vatikan Cod. Ottobonianus 223: 5. 23.
« « 403: δ. 25.
« t 450: Ὁ. 14. 23.
« . Pu P.P.ll No. 2: 5. 25.
« .. tgraee. 658 membr.) (λόγος δικακριτικός) : 68.
Turin, Codex B IV, 22 (früher B IIl, 11 Cat. Pasini No. CC): 4. 13.
Venedig, Bibliotheca Marciana eod. XLIX (jetzt 351) (= E): δ. 15f. 29f.
« « cod. L (jetzt 369) (= D): 5. 22. 32 ἢ
Wien, Staatsbibliothek, Cod. Mss. Gr. No. II (Nessel), olim 57 (Lam-
beccii) (= V): 4. 11.
Cod. Vindob. CCCVI und €CCCVII : 13.
"oL CK ΤᾺ
ΓΔ
"f.
Berichtigungen.
. 48,8. S57. t4 Anm. 1 lies Sirach 13, 1 statt Eccl. 13, 1.
. 25, 9 lies Ps. 118 (115), 137 statt Ps. 118, 37.
. 86,1 lies Ps. 118 (110), 62. 137 statt Ps. 1185, 62. 37.
. 94 Anm. lies 39. statt «4. Festbrief.
. 100 Anm. 2 lies de ieiunio statt de jeluniis.
. 106 Anm. 2, dritter Absatz, lies Can. Hipp. XXV, 2 statt 250.
Verlag der J. C. HINRICHS’-chen Buchhandlung in Leipzig.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN
LITERATUR
Herausgegeben von O. vo GEBHARDT und A. HAnNACK.
(Fortsetzung von der zweiten Umschlagseit«.)
Nestle, E., Kirchenzeschichte d. Eusebius a.d.Sy-
rischen. X, 298 8. 1901. (NF. VI, 2) M. 9.50
Preuschen, E., Eusebius' Kirchengeschichte
Buch VI u. VII aus d. Armeniselien übersetzt.
XXII, 109 SN, 1902. (NF. VII, 3 M. 4—
Resoh, A.. Dar Paulinismus u. die Logia Jesu in
ihrem gegenseitigen Verhältnis untersucht.
VIII. 056 8. rot, (NF. XII. Bd.) M. 20 —
Sohmidt, C., Die alten l'etrusakten i. Zusammenh.
d. apokr. Apostellit. untersneht, Nebst e. neu-
entdeck. Fragm. V HÀ, 1763, 19403. (NF. IX, 1) MS
— Plotin's Stellung zum Gnosticismus und
kirchl. Christentum. X, 90 SN. — Fragm. einer
Schrift d. Märt.-Bisch. Petrus v. Alexandrien.
50 S.. 1900. (Mit Stühlin NF. V, M. 5—
Sohubert, H. v., D. sog. Praedestinatus, Beitrag z.
(Gesch. d. Pelagianismus. IV, 117 δι 1903.
(NF. IX, 4) M. 4.50
Siokenberger, J., D. I.ukaskatene d. Niketas v.
Herahleia unters. 19e2. (NF. VII, 4) M. 4—
— Titus von Bostra. Studien zu dessen Lukas-
homilien. VIIT, 268858. 1901, (NF. VI,1) M. 8.50
Soden, H. von, Die !!yprianische Briefsammlune.
Gesch. ihrer Entstehung n. Uberlisferin:e.
VIII, 368 5, u. 2 Tab. 12904. (ΝΕ Χ, Ὁ M. 10,50
Stählin, O., Zur handschriftl. Überlief. d. Clem.
Alexandrinus. 8 S. 1100. (s. o. Schmidt!
Die Erste Reihe (Band I—XV) der Texte und Unter-uchungen ete.
Zweite Reihe (15. Bünde bis jetzt vollständig).
Steindorff, 8., Die Apokalypse ἃ. Elias, e. unbek.
Apok.u. Bruchst. d. Sophonias-Apok. X, 1908.
Mit 1 Lichtdr.-Taf. 1899, (NF. II, 34) M. 8.50
Stüloken, A., Athanasiana. Litterar- n. dogmen-
gesch. Unters. VIIT, 1508, 1590. NF. IV,4) M. 5 —
Ter-BRinasslantz, Erw., Die armen. Kirche in ihren
sezielungen z. d syr. Kircheu bis z. Ende
des 13.. Jahrh. Nach den arınen. u. svr. Qnellen
bearb. XII, 2128, 1904. (NF. XI, 4) M. 7.50
Urbain, A., Ein Martyrologium d. christl. (ie-
meinde zu Rom am Anfang des V. Jahrh.
nellenstudien z. Gesch. d. röm. Märtyrer.
VI, 266 S. 1001. (NE. VI, 3) M. 8.50
Waitz, H., D. 'seudoklementinen, Homilien u. Re-
kognitionen. 1901, VIIT, 3968. NF. X,4) M. 13 —
Weiss, B., D. Codex D i. d.Apostelgosch. Textkrit.
Unters. IV, 112 8. 1897. (NF. IT, 1) M. 3.50
— Textkritik der vier Evangelien. VI, 918 8.
1st"), (NF. IV, 2) M. 8—
Wobbermin, 8., Altchristl. liturg. Stücke aus der
Kirche Aegyptens nebst einem dogmat. Brief
d. Bischofs Serapion v. Thmuis. 368. 1899,
(Mit Jeep NF. IT, 3» M. 2 —) einzeln M. 1.50
Wrede, W., Die Echtheit des 9, Theag.-Briefsunter-
sucht. VITI, 116 8, 1905, (NF. IX, ἢ M. 41—
M. 380 —
M. 336 —
In gute Halbfranz-Dillioth: k«sbde, (T. Reihe 17 Bde. 11, Keibe 14 Dde.: zu je M. 3.5» geb. vorrätig
Ausfiihrliches Inhallsverzeichnis steht zu Diensten.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV. FÜR DIE VON DER KIRCHENVATER-COMMISSION
DER Ki. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER. WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
WSHABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR von GEBHARDT vs» ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE — VIERZEHNTER BAND HEFT 2a
DER GANZEN REIHE XXIN. 24
LEIPZIG
ἘῸΝ HINRICHS'senı BUCHHANDLUNG
[905
JAN 1 x ins
ll ISCHGEBETE
ABENDMAHLSGEBETE
IN DER ALTCHRISTLICHEN
UND IN DER GRIECHISCHEN KIRCHE
VON
Lic. EDUARD FREIHERRN VON DER GOLTZ
PRIVATDOCENI AN DER UNIVERSILAT BERLIN
a
LEIPZIG
J. C BINRICHS'seunr:: BUCHHANDLUN
1905
Verlag der J. C. HINRICHS’schen Buchhandlung in Leipzig.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN
LITERATUI
ARCHIV FÜR DIE GRIECHISCHEN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Herausgegeben von Ὁ, vox GEBNARDT und A. ΠΑΝ ΘΚ,
Inhalt der ρει Folge Bow I—XIII XIV. 5:
Neueste Hefte:
Leipoldt, J.. Didymus der Blinde von Ales; πάτα.
HL 118 8. i923. (NF. NIV, M.
Harnack, A.. Der Vorwurf des un imus in den
drei ersten Jahrhunderten. 168. — Schultze, K.,
Das Martyrium des heilizen Abo von Titlis,
11 8. — Augar, F.. lic Frau im römischen
Christenproces-. Fin πὰς zur Verfol-
sungsgeschichte der christlichen Kirche im
rom, Staat. 592 M 1925, (NF. NIIT, DB M. 1.50
Resoh, 8., Das Apostelíecp t nach seiner ausser-
kaneniscehen Testi stalt untersuebt, \, 1708,
1995, ^ NE. NIT. 5: M. 5.0
Koetschau. P., Zur Textaritik von Orizenes?
Johann: seommentäar. 768. Harnack, A..
Analecta zur ältesten Gesch. d; Chiastentums
in Rom. 10 58. -- Klostermann, E.. Ul«1 des
Didvmus von Alexandrien in epistolas c aneni-
eas enarratio, καὶ 1905, (NF. NIIL 2, M. 3 —
Sohermaan, Th. Dia Geschieht?. der dogma-
tischen Flerilegjen vom V.— \11. Jalirliun-
dert. VE, 01 5. 1501. - NI. ΧΤΗ͂, n M,» n
VI, zi: 8. 1897.
NF. I, 1; M. 7.50
Berendts, A., D. handschrittt, Vherlieferung d.
Zacharias- u, Johlannes-Apokrsphen. Uber
d.Biblietheken d. Meteoirisehlien ας Ossu- iv mp.
Klöster. IV, 51 S. 1901, (NF. XI, 5). M. 2,70
Bonwetsch, @. N., Stwlien z. d. komm. Hiy yolyts
zum Buche Danilo Hohenli« de. IV, δῦ N.
1897. (NF. 1,2). M. 4
— Drei seorwisch ὁ rni altepe Schritten v. Hi, re
Iytus. NVI, 89 L6 d NE, NI, τι M. he
— Niels: Kommentar 2. Helentied ing Grund
N. MARKT Ana. . u sresin, Textes he ruinis.
Vos S. dU > 5. Marnack:
Bratke, Ἑ,, [as sop nal, nie die 'igions2ge Spt: ich
am Hof der Δα} IN, 3058, 1827, * Mit
Harnack, vrrian, = lnitren ΝΙΝ Δι a) M, 10,00
Die syrische Didaskalia «i. eil vH NC HLLIS ας
I. Fir ΜΙΝ, NIBH Z8 SS. 101, NUN ML 12.50
Dobsochütz, E. von, tliristus bible. Untersu hun-
gen zur christlichen Legende, NEL, 251,765
und 5257 s, dst, NF. HD ML 32 —
Erbes, C., Die 'l'ulestage der Apostel Paulus
uud Petrus und ilie 10mi-chen Denkmäler.
IV, 13H S, is, (MIT Harnack, hitzerkataloi
und Goetz, Ci prin NF. IV, M. 2.50
Flemming, J., Das Puclillenoch. Äthion. Text, Einl.
Komm. XVI, 172 1902, (NF. VII. 1) M. 01 --
Gebhardt, 0. v., l'as- i^ S. Theclac virginis. [tin
lat-in.. Übers: χη. der Acta Pali et Then car
nebst Fragm. Auszucn on. beilagen heraus.
UXVIU, 18558. 192, NF. VII. 91. M. i
Achells, H., Hip] olytsundie n
Geffcken, J., Nomposition u. Entstehungszeit
ταῦ. Sibvll, IV,785. 1902, / NF, VIIT, t) M.2.
Goltz, E. v. d., Eine textkrit. Arbeit d. 10. he
8. Ji. brsg. nach vs Codex d. Athoskl. Lawr
Mit1 Tafel. VI. 116 8. 18 (NF. II, 0 M. €.
Goetz, K.@., D. alte Anfang u. d, ursprüngl. For
v.Uypr, Schrift ad Donatum. 165. 15:9, (s. Erbe
Bressmann, H., Studien zu Eusebs Theophaui
Xl. 154 0.108. 1902, (NF. VIIT,:a M κ
Haller, W., Jovinianus, dieF Iuem. s. Nehriften «t
VOL, 15s 5, 1807. (NF. IL, Ma.
Harnack, À., D. psendocy,r. Trakt, de sing:
laritate elerie. e. Werk d. Jdenatist. Dise
Marrobivsin Rom, (7255 — D. Hypatypose
d. ΤΠ σον, 208.) — D. συ ποῖ τὸ Brief
Kisch, Uheonasand Oberkammerhberrnl.neia
WIN 107 S, 1t, .NFLINL 3) M. 8.
— Uber verlorene Briefe und. Actenstück
lie sich a.d. Cyprian. Briefsammhr. ermitte
lassen. 15 SN, 1:02, Mif, Klostermann, ». Bo
wetsch, NF. VIIJ, 2: M. >.
- Der Ketzer-Kitalog des Bischofs Maru
vun Maipherkat. 17 8. 1» (s. Erbes:
— Die Píatfschen Irenaus-Fragment- à
Falschgn. Pfafl’s nachgewiese "; — Patris
Miscellen. HT, 148 8, 1900, (NF. V,53 M.
— piodo: v. Tarsus. IV, 251 s. 1801. (NF. YI.
M. x.
- Drei wenig beachtete Cy prianiscelie Schrift:
und die ,,Acta Pauli‘. 21 8, 1899, (8.0. Bratk
Holl, K., Fragmente vorniein. Kirchenväat:
As d. Sacıza parallela. XXXIX, 20 8, 186
(NF, V, 9) M. n
Die Sacra parallela des Johannes Dama
unns. NVI, 352 N, 1897. (NF. I, 0. M. 12-
Janssen, R..D..Iolunnes-FKV.n.d.Paraplı.d.Nonn
l'aniopehit, IV, 80 s, 1903, (NF. VITE, 40. M. 2.
Jeep, l^ Zur Überlieferung des Philostorgio
3:8, Isa, is. n. Wobbermin) Nicht einıe
Klostermann,E., D.Uhrrliet. d. Jeremia-llomili:
d.Origenes, Vl, 1168. 1897. (NF.LWM. 3.
Euexehius! Sehtift oe ne ξυπικῖν drogen
εν y στ e ipo 2, 29 N, 1902. (5. 0. Harnac
Knopf, R., Der erste (lemensbrief. UÜntersue)
τ. herause. IV, 19158. 1891, (NF. V, 1) M. 6
Kraatz, W.. Koptische Akten zum ephesinisch-
Konzil (ipi Übersetzang n Untersuchunge
VI, on S. orm d (NF, XI, 2)» M. 7?
Leipoldt, J., --*. nint». von Atripe u. d. En
»tehung d. national ἫΝ pt. Christentum
N, 006 8. o2, NE. N, D M. 7.
— Said. Auszüge aus dem 38, Buche d, apos
Konstitet. II, c2 S, 1909, (NF. XI, 10) M. »-
Fort 120nz auf ler dritten Umsehlagseit
IISCHGEBETE
ABENDMAHLSGEBETE
IN DER ALTCHRISTLICHEN
UND IN DER GRIECHISCHEN KIRCHE
VON
Lic EDUARD FREIHERRN VON DER GOLTZ
PRIVATDOCENT AN DER UNIVERSITÄT BERLIN
E
€»
f-
LEIPZIG
J. C. HINRICHS’scue BUCHHANDLUNG
1905
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR v. GEBHARDT un ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE. XIV. BAND, HEFT 2b
Druck von August Pries in Leipzig.
Vorbemerkung.
Zur nachfolgenden Untersuchung sind außer früher ge-
drucktem Material einige Handschriftenfragmente aus der Kubbet
von Damaskus benutzt, deren Untersuchung mir D. von Soden
freundlichst gestattete.
Im Übrigen schließt sich die Abhandlung an die gleichzeitig
als gesondertes Heft der- Texte und Untersuchungen (NF. XIV, 2a)
erscheinende Arbeit an: Aoyos σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον
(de virginitate), eine echte Schrift des Athanasius.
Berlin, im Oktober 1905.
Der Verfasser.
Inhalt.
l. Der Ursprung der christlichen Abendmahls- und Tisch-
gebete .
1. Die jüdischen Gebräuche und "Gebete bei gemeinsamen
Mahlzeiten . .
2. Das heilige Mahl im apostolischen Zeitalter
IL Die Spuren des Tischsegens in den Gebräuchen und
Gebeten der eucharistischen Liturgie der griechi-
schen Kirche . PN .
IIl. Die Spuren der Eucharistiefeier in griechischen Tisch-
gebeten . .
1. Häusliche Eucharietiefeiern und Agapen
2. Einzelne Tischgebete in griechischen Klöstern
3. Die mit dem Ritus des Brotbrechens verbundenen Gebräuche
in griechischen Klöstern . nn
1. ἀρτοκλασία.
2. ἀχολοιϑία τῆς τραπέζης .
3. ὕψωσις τῆς παναγίας.
Register.
1. Bibelcitate
2. Patristische Citate .
3. Liturgische Citate .
4. Handschriften
Seite
I. Der Ursprung der christlichen Abendmahls-
und Tischgebete.
Als der Herr mit seinen Jüngern zum letzten Mal zu Tische
saß und ihnen mit bedeutsamen, seiner Gemeinde unvergeßlichen
Worten Brot und Wein darreichte zu bleibendem Gedächtnis
seiner Lebenshingabe und zum dauernden Unterpfand seiner Liebe,
da hat er, äußerlich betrachtet, die Pflichten des jüdischen Haus-
vaters bei jeder feierlichen Tischgenossenschaft erfüllt, indem er
nach der Väter Sitte zum Beginn der Mahlzeit den Brotsegen
und Weinsegen (oder umgekehrt), am Schlufi das grofe Dank-
gebet gesprochen. Wir setzen dabei mit vielen anderen Gelehrten
vorans, daß es sich wahrscheinlich nicht um eine eigentliche
Passahmahlzeit gehandelt hat, sondern um eine Vorfeiertags-
mahlzeit!. Jedenfalls hat Jesus äußerlich an bestehende Sitten
und Formen angeknüpft, und welches auch der Sinn und die Be-
deutung seiner Handlung und seiner Worte war, die jüdischen
Mahlzeitsgebräuche sind es gewesen, welche ihm den Anknüpfungs-
punkt und die äußere Form darboten für die mit seinem Geist
und seiner Liebe durchdrungene Handlung. Für die äußere Ge-
schichte der Abendmahlsgebete und Abendmahlssitten ist deshalb
von vornherein die Kenntnis der jüdischen Haussitte notwendig.
1. Die jüdischen Gebräuche und Gebete bei gemein-
samen Mahlzeiten.
Vergegenwärtigen wir uns daher zuerst so gut wie möglich
die jüdischen Mahlzeitsgebete, wie sie noch heute in jüdischen
1) Vgl. E. Haupt, über die ursprüngliche Bedeutung und Form der
Abendmahlsworte 1894; Rietschel, Liturgik p. 232; K. Goetz, die
Abendmahlsfrage in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Leipzig 1904
p. 124—136, wo die näheren Erörterungen zu finden sind.
6 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Gebetbüchern beschrieben sind und wie sie in den wesentlichen
Grundzügen schon zur Zeit der Entstehung des Christentums
vorausgesetzt werden dürfen, denn die im Traktat B’rakhoth
erörterten und vorausgesetzten Segenssprüche und Gebete
sind die noch heute gebrauchten. Das gilt freilich nur von
dem Grundschema der Handlung und dem Grundcharakter der
wichtigsten Gebete, während alle Einzelheiten unsicher bleiben.
Die fachwissenschaftliche Grundlage müßte hier erst von Thalmu-
disten geschaffen werden. Soll man darauf warten? Ich glaube,
daß für unsern Zweck, solange wir nichts Besseres haben, die
zugänglichen Thalmudstellen, die Beschreibungen der Tischsitten
der Juden in Deutschland und die Benutzung eines jüdischen
Gebetbuchs genügen, um uns die uralten Sitten und Formeln zu
vergegenwärtigen, die zum Vergleich mit altchristlichen Formen
auffordern !. Machen wir uns danach ein Bild von einer jüdischen
Mahlzeit, wie sie ein jüdischer Hausvater in größerem Kreise hielt.
Bei wenigstens drei, nach anderen 10) Tischgenossen kam
folgendes Ritual in Anwendung: Nachdem der Tisch bereitet
und zwei Brote, Salz und Wein (dieser nicht immer nötig‘,
auf den Tisch gesetzt sind und alle sich gehörig die Hände
gewaschen haben, tritt der Hausvater an den Tisch, macht
einen Schnitt in das Brot und spricht den Brotsegen: Ge-
lobet seiest Du Herr unser Gott, Du König der Welt,
der das Brot aus der Erde hervorbringt. Dann bricht er
das Brot, legt ein Stück bis zum Schluß der Mahlzeit zurück, und
1) Ich benutzte den babylon. Thalmud in der Übersetzung von
Goldschmidt 1 (Tr. Berakhoth) 1899 und die Übersetzung von Aug.
Wünsche I 1886: der bab. Thalmud in seinen haggadischen Bestand-
teilen; M. Schwab, Traité des berakoth du Talmud de Jerusalem 1.
Paris 1871; Precationes hebraicae «quibus in sollemnioribus festis iudael
eum mensae accumbant adhuc hodie utuntur per Paulum Fagium
Isnae 1542; Birchat ha Mazon. Basel 1600. Birchat ha Mazon, Gebete
bei der Mahlzeit mit Kommentar von Natan Spira. Venedig 1603; Bux-
torf, de synagoga Judaica cap. ΧΙ]. Frankfurt 1738. P. Chr. Kirchner,
Jüdisches Ceremonial. 2. Aufl. von Jungendres. Nürnberg 1726. J. Chr.
G. Bodenschatz, Kirchliche Verfassung der heutigen Juden. Erlangen
1748. Tischgebet und Schema, Wilna 1877. Dav. Cassel, die Pesach-
Haggada. Berlin 1897. H. Arnheim, vollstándiges Gebetbuch für das
ganze Jahr. Glogau 1839. Mich. Sachs, Gebetbuch der Israeliten.
Prag 1898; 7. Lew y, Ein Vortrag über das Ritual des Pesach-Abends.
Breslau 1904 (Jahresbericht des jüdisch-theologischen Seminars).
l. Ursprung der christl. Abendmahls- u. Tischgebete. 7
teilt das übrige den Tischgenossen aus. Wenn Wein vorhanden
ist, nimmt er darauf den Wein und spricht den Weinsegen:
Gelobet seiest Du Herr unser Gott, Du König der Welt,
der Du die Frucht des Weinstocks geschaffen hast; da-
rauf trinkt er und gibt den Becher weiter. Hat jeder seinen
eigenen Becher, so spricht jeder den Weinsegen für sich. Über
die Reibenfolge der beiden Segenssprüche gab es eine Meinungs-
verschiedenheit. Schammaj stellte den Weinsegen, Hillel den
Brotsegen an erste Stelle. Solche Segenssprüche wie über Brot
und Wein wurden dann von dem Einzelnen auch über die ein-
zelnen Speisen je nach ihrer Beschaffenheit gesprochen: Gelobt
sei der Herr, der die Bodenfrucht erschaffen — der die Baum-
frucht erschaffen — der wohlriechendes Öl erschaffen — alles ent-
steht durch sein Wort u.a. Ein Gast konnte auch einen Segens-
spruch für den Hausherrn und seine Angehörigen hinzufügen. Es
gab das ein reiches Feld für die Kasuistik, welche Segenssprüche
bei der verschiedenen Zusammensetzung der Speisen anzuwenden
seien. Das braucht uns hier nicht zu kümmern. Das für uns
Wichtige ist, daß Brot (und eventuell Wein) zu Beginn jeder
Mahlzeit mit einem Segensspruch gesegnet wurde, dagegen das
eigentliche Tischgebet in ausführlicher Weise erst nach der
Mahlzeit erfolgte.
Der Segen am Anfang der 3 Sabbathmahlzeiten und an
den Mahlzeiten am Vorabend großer Feste ist nur eine etwas aus-
führlichere Gestaltung desselben Segensritus. Von diesen Beson-
derheiten ist für uns von Interesse, daß schon in der dem Be-
ginn des Feiertages vorhergehenden gottesdienstlichen Feier
ein Becher mit Wein durch den Weinsegen gesegnet wurde;
dann beginnt der Hausvater im Hause nach Begrüfung der als
anwesend gedachten Engel Gottes und dem Händewaschen
mit dem Weinsegen und knüpft daran den Sabbath- oder
Feiertagssegen an, in welchem Gott für das Geschenk des
betr. Sabbaths oder Feiertags gedankt wird. Bei dem sich an-
schließenden Brotsegen hebt der Hausvater eines der Brote
in die Höhe, macht mit dem einen Brot ein Zeichen über das
andere, legt beide Hände über beide Brote (eine Symbolik auf den
«großen Namen!»), spricht dann den Segen, bricht und teilt
1) In dem Tetragramm r^ ist ^ das Messer, ^ der Kuchen, die
beiden n"! sind die aufgelegten Hände, vgl. Bodenschatz a. a. O. IT. S. 148.
5 Ed. v. ἃ. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
aus. Ähnlich wiederholi es sich bei der zweiten und dritten
Sabbathmahlzeit.
Der Ritus der Passahmahlzeit ist noch etwas compli-
cierter, weil hier der Gesang von Ps. 113. 114 und die Pesach-
Haggada zwischen Wein- und Brotsegen eingeschoben wird.
Sonst ist das Grundschema dasselbe. Vor dem Beginn der
eigentlichen Mahlzeit werden zwei Becher herumgereicht, der
erste nach dem Weinsegen und dem Feiertagssegen, noch vor dem
Händewaschen, der zweite zwischen dem ersten und dem zweiten
Teil der Pesach-Haggada.
Nach den Segenssprüchen beginnt die eigentliche Mahlzeit,
bei der alle fröhlich sein sollen und der Armen gedenken.
Wenn alle gesättigt sind, sollen die Brocken für die Ar-
men gesammelt werden, daß nichts umkomme.
Nach beendigter Mahlzeit erst wird der große Tischsegen
gesprochen !. Fremde, Frauen, Sklaven und Minderjährige sollen
zur Gemeinschaft des Tischsegens nicht zugelassen werden. Sind
wenigstens drei Tischgenossen versammelt, so beginnt der Haus-
vater, einen Becher mit Wein in der rechten Hand haltend, mit
dem großen Tischsegen:
Hausvater: Meine Herren, wir wollen den Segen
sprechen (oder: nit Erlaubnis der Herren, der Rabbiner).
Antwort der Tischgenossen: Der Name des Herrn
sei gelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Hv.: Lasset uns preisen den Herrn für das, was wir ge-
gessen haben, das ihm gehört.
Tg.: Gepriesen sei der Herr für das, was wir gegessen
haben, und daß wir leben von seiner Güte.
Die ausführlichste Form dieses Lobspruches lautet:
Tr. B'rakhoth VII, 2 (ed. Goldschmidt): Wir wollen
den Herrn unsern Gott, den Gott Israels, den Gott der Heer-
scharen, der über den Cherubim thront, benedeien für die
Speise, welehe wir genossen haben.
Antw.: Gepriesen sei der Herr unser Gott, der Gott Is-
raels, der Gott der Heerscharen, der über den Cherubim
thront, für die Speise, die wir genossen haben.
. 1) Ich hebe die Worte durch Sperrdruck hervor, die nach der folgen-
den Untersuchung zum Vergleich mit christlichen Formeln besonders auf-
fordern.
I. Ursprung der christ]l. Abendmahle- u. Tischgebete. 9
Auf diese Präfatio folgt ein viergliedriges Gebet, dessen ein-
zelne Teile im Tr. B'rakhoth VII, 1. 2. nach ihren Stichworten
benannt sind.
1. Der Segen, «der da ernährt».
Gelobt seist du Ewiger, unser Gott, König der Welt, der
da ernährt die ganze Welt mit seiner Güte, in Huld, Gnade
und Barmherzigkeit. Er gibt Brod allem Fleisch.
Resp.: Denn ewig währet seine Huld.
In seiner großen Güte hat ‚er uns noch nie Mangel leiden
lassen.
Nie wird uns fehlen Speise von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Resp.: Um seines großen Namens willen.
‚Denn er ernähret und verpfleget alles und erweiset Güte
allen und bereitet Nahrung allen seinen Geschöpfen, die er ins
Leben gerufen.
Resp.: Gepriesen seist du Gott, der du alles speisest!.
2. Der Landsegen.
Wir danken dir Ewiger, unser Gott, daß du unsern Vätern
zum Besitz gegeben hast ein köstliches, schönes und geräumiges
Land.
Und daß du Ewiger, unser Gott, uns herausgeführt hast aus
dem Lande Ägypten und uns befreiet hast aus dem Sklaven-
hause.
Für deinen Bund, den du eingezeichnet hast unserm Fleisch,
für deine Thorah, die du uns gelehret hast und für deine
Satzungen, die du uns verkündet, für das Leben, das du
aus Gnade und Barmherzigkeit uns geschenkt hast.
Und für den Genuß der Speise, womit du uns speisest und
ernährest beständig, an jedem Tage, zu jeder Zeit und Stunde.
(An Festtagen werden hier noch besondere Danksagungen
eingeschaltet.)
3. Der Segen für Jerusalem.
Erbarme dich, Ewiger, unser Gott, über Israel, dein Volk
1) Daß die Schlußsätze als ein von den Tischgenossen zu sprechendes
Responsorium aufzufassen sind, scheint mir auf der Hand zu liegen.
10 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
und über Jerusalem, deine Stadt und über Zion, die Stätte deiner
Herrlichkeit, über das Reich des Hauses Davids, deines Ge-
salbten, und über das große heilige Haus, darüber dein Name
genannt ist.
Unser Gott, unser Vater, weide uns, speise uns und ernähre
uns, erhalte uns und gewähre uns Behagen und schaffe uns Raum
von all unsern Drangsalen.
Jahweh, unser Gott, verkaufe uns nicht in die Hände von
sterblichem Fleisch und Blut und nicht in die Hände ihres Dar-
lehens (?), sondern in deine Hand, die volle, offene, heilige und
segenerfüllte Hand, daß wir nicht zu Schanden werden und
uns nie schämen immer und ewig.
(Hier wird am Sabbath und an Festtagen ein Gebet einge-
schoben zum Gedächtnis der heiligen Väter.)
Erbaue die Stadt Jerusalem bald in unsern Tagen.
Resp.: Gepriesen seiest du Ewiger, der du aus Barmherzig-
keit Jerusalem erbaust. (Die Erklärung im Tr. B'rakhoth VII
bemerkt hierzu: Denn es heifit, der Herr erbaut Jerusalem und
die Verstoßenen Israels wird er sammeln.)
4. Der Segen «der Gute und Wohltätige» (ἀγαϑὸς
xai φιλάνϑρωπορ)'.
Gepriesen seist du Jahweh, unser Gott, Kónig der Welt, o
Gott, unser Vater, unser König, unser Gewaltiger, unser
Schöpfer, Erlóser und Bildner, Heiliger Jakobs, unser Hirte,
der Israel weidet, der König, der Gute und Wohltätige, der
allen wohltut.
Der uns wohlgetan hat, wohltut und wohltun wird in alle
Ewigkeit, in Gnade, Huld, Barmherzigkeit und Fülle. Er schenke
uns Schutz, Glück, Segen, Heil und Trost, Nahrung, Unter-
halt, Leben, Frieden und jegliches Gut. Er lasse es uns an
keinem Gute fehlen.
Der Barmherzige walte über uns als König immer und ewig!
Der Barmherzige werde gepriesen im Himmel und auf Erden.
Der Barmherzige werde gelobt in allen Geschlechtern und
1) Dr. J. Lewy nimmt an, das diese Sätze meist aus späterer Zeit
stammen (a. a. Ὁ. 8, 20). Jedoch ist der Anfang und Schluß der Formel
sicher alt und wird schon im Tr. B’rakhoth vorausgesetzt.
I. Ursprung der christl. Abendmahls- u. Tischgebete. 11
verberrlicht durch uns in jeder Zeitdauer und hochgepriesen durch
uns für immer und ewig.
Der Barmherzige gewähre uns eine ehrenvolle Nahrung.
Der Barmherzige breche unser Joch vom Nacken und führe uns
aufrecht in unser Land.
Der Barmherzige sende uns reichen Segen in dieses Haus
und auf diesen Tisch, an dem wir gegessen.
Der Barmherzige sende uns den Propheten Elijahu,
der uns bringe Botschaft des Glücks, des Heils und des
Trostes. |
Der Barmherzige segne meinen Herrn Vater, den Hauswirt,
und meine Frau Mutter, die Hauswirtin: sie, ihr Haus und ihre
Nachkommen und alles, was zu ihnen gehört, so wie un-
sere Väter Abraham, Isaak und Jakob mit allem gesegnet
worden sind, so segne er uns allzumal mit vollem Segen.
Darauf lasset uns sprechen Amen.
In des Himmels Höhen möge für uns alles zum Segen
sprechen, das uns zu dauerndem Segensbesitz beschieden werde
und wir mögen Segen davon tragen von dem Ewigen und Gnade
von dem Gott unseres Heils und Gunst und Wohlgefallen fin-
den in den Augen Gottes und der Menschen. (Folgen noch
einige Segenswünsche für einzelne Feste jedesmal anfangend: Der
Barmherzige schenke uns etc.)
Der Barmherzige würdige uns der Tage des Messiah
und des künftigen Lebens.
Er, der verleihet großes Heil seinem Könige und erweiset
Liebe seinem Gesalbten David und seinem Samen in Ewig-
keit, der Frieden schaffet in seinen Höhen, der schaffe
Frieden bei uns und in ganz Israel; sprechet Amen.
Nun folgen zum Schluß noch einige Psalmverse, die jeden-
falls im Wechselgesang von Hausvater und Tischgenossen ge-
sungen wurden:
Ps. 34, 10: Fürchtet den Ewigen, ihr seine Heiligen,
denn keinen Mangel haben seine Verehrer.
Ps. 34, 11: Junge Löwen darben und hungern,
Aber die den Ewigen suchen, ermangeln
keines Gutes.
12 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Ps. 118, 29: Danket dem Herrn, denn er ist gütig,
Und ewig währet seine Huld.
Ps. 145, 16: Du öffnest deine Hand und sättigest alles,
was da lebet, mit Wohlgefallen.
Jer. 17, 7: Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Ewigen
Dessen Zuversicht der Ewige ist. | verláfit,
(Ps. 37, 25: Ein. Knabe bin ich gewesen und auch alt geworden
Und habe nicht gesehen einen Gerechten
verlassen und seinen Samen Brot suchen.]
Ps. 29, 11: Der Ewige gibt Macht seinem Volk,
Der Ewige segnet sein Volk mit Frieden.
Eine abgekürzte Form des großen Tischgebets bei Maimo-
nides enthält am Schluß nur die drei erstgenannten Psalmstellen.
Es ist nun freilich sehr gewagt, diese Gebete in dieser Form
und Ausdehnung schon zur Zeit Jesu voraussetzen zu wollen.
Aber die Grundform dürfte allerdings schon in die vorchristliche
Zeit zurückgehen, weil sie im Traktat B'rakhoth schon voraus-
gesetzt ist. Darnach hätten wir also eine Art von Tischlitur-
gie am Schluß der Mahlzeit, die mit einer Präfation eingeleitet
wurde, um dann in vier Absätzen den Lobpreis, für Speise und
Ernährung, für die Erlösung aus Ägypten und das Gesetz
auszusprechen, um die Bitte für Jerusalem, die Stadt Gottes
und für seinen heiligen Namen, um Segen für Volk und
Land und Haus anzuknüpfen. Den Schluß machte eine escha-
tologische Bitte und einige Responsorien, deren letztes den
Gedanken des Friedens zum Ausdruck bringt.
Daß diese Liturgie bei jeder Mahlzeit gebraucht wurde, ist
nicht anzunehmen. Bei täglichen Mahlzeiten in kleinem Kreise
wird man sich mit dem Segen beim Brotbrechen (ev. auch Wein-
segen) am Anfang und mit einem kurzen Dankgebet am Schluß
begnügt haben. Dagegen wird die feierliche Form bei den
Mahlzeiten anı Vorabend der Feiertage und bei den Sabbath-
und Feiertagsmahlzeiten (mit Zusätzen) überall gebraucht worden
sein, wo die nötige Anzahl von Tischgenossen sich zusammen
fand. — Bei der Passahmahlzeit erfolgt nach dem Wein- und
dem Festtagssegen, dem Segnen der ersten beiden Becher, der
Haggada und dem Brot- Kräuter- und Osterlammsegen, das
eigentliche Mahl, eingeleitet durch Händewaschen und kurzes
I. Ursprung der christl. Abendmahls- u. Tischgebete. 13
Dankgebet und Verteilung der zweiten Mazzahälfte an die Tisch-
genossen. Hier schließt sich die Segnung des dritten Bechers an
mit dem Gesang von Ps. 115—118. Der vierte Becher wird ge-
segnet mit Ps. 145, 10—11. Der fünfte Becher mit Ps. 136 ist
freiwillig. Am Schluß steht noch eine Bitte um den Bau des
Tempels; die übrigen Besonderheiten der Passahmahlzeit können
hier außer Betracht bleiben, weil sie keinesfalls Anknüpfungs-
punkte für christliche Gebräuche geboten haben. Dagegen ist
noch eine Ceremonie in der Synagoge nach der dritten Sabbath-
mahlzeit bemerkenswert. Der Vorsteher spricht das Abendgebet,
dann den Weinsegen, den Wein in der rechten Hand, einen Becher
mit Gewürz in der linken haltend, ein Knabe aber muß dem
Vorsager ein doppeltes Licht entgegenhalten. Nach dem Segen
über den Wein macht er einen Segen über das Gewürz, endlich
spricht er den Lichtsegen: Gelobet seist du Herr, unser Gott,
du König der Welt, der du geschaffen hast ein leuch-
tendes Licht. Zum Schluß schüttet der Vorsänger ein wenig
Wein auf die Erde und gibt von dem Rest den Kindern zu
trinken. Dieser Gebrauch entspricht einer ähnlichen Ceremonie
beim Lichteranzünden am Morgen.
2. Das heilige Mahl im apostolischen Zeitalter.
Es ist nicht die Absicht dieser Untersuchung, hier von neuem
die Abendmahlsberichte des Neuen Testaments kritisch zu erör-
tern. Wir haben unser Augenmerk nur auf die Gebräuche
und Gebete der Feier gerichtet, und da läßt sich lediglich sagen,
daß die Berichte des Paulus und der Evangelisten einen ähn-
lichen Hergang wie den soeben beschriebenen für die letzte Mahl-
zeit Jesu durchaus vermuten lassen. Der Unterschied der Reihen-
folge von Brot und Wein ın 1. Cor. 10 und 1. Cor. 11 erklärt
sich nur daraus, daß 1. Cor. 10 Paulus an den Anfangssegen,
1. Cor. 11 an die Austeilung und Schlußeucharistie denkt. Ebenso
scheint mir, wie ich das früher schon ausgesprochen !, der Lukas-
1) Vgl. meine Schrift: Das Gebet in der ältesten Christenheit. Leip-
zig 1901, S. 215f und neuerdings K. Goetz, die Abendmahlsfrage in
ihrer geschichtlichen Entwicklung S. 235f, wo diese Dinge ausführlich er-
örtert sind. Da ich im wesentlichen mit ( oeitz übereinstimme, unterlasse
ich hier ein näheres Eingehen auf diese oft verhandelten Dinge.
14 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
text (Luc. 22, 17. 18) noch zu verraten, daß es sich zunächst um
einen Eingangssegen über Wein und Brot, dann um Austeilung
von Brot und Wein handelte, oder daß, wie Goetz will, die sym-
bolisehe Handlung Jesu an den großen Schlußtischsegen an-
knüpfte, in welchem der Dank für Brot und Wein gemeinsam
ausgesprochen wurde unter Austeilung des zu Anfang reser-
vierten Brotstücks und eines ceremoniellen letzten W einbechers.
Um hier Gewißheit über Einzelheiten zu erlangen, dazu sind die
uns überlieferten Berichte zu knapp und die Berichterstatter für
den äußern Hergang zu wenig interessiert. Jedenfalls knüpften
Worte und Handlung des Herrn unmittelbar an die bei der
Mahlzeit gebrauchten Gebete und Gebráuche an.
Wir können es weiter als gesichert betrachten, daß die feier-
liche Tischgenossenschaft der Jüngerfamilie zu Jerusalem von
dem letzten Mahle des Herrn ihren dauernden geistigen Ge
halt bekommen hatte, ohne daß äußerlich die von den Vätern
ererbten Gebetsformen sich zunächst wesentlich geändert hätten.
Jedoch mußte allein die Überzeugung, den Messias und sein
Heil nicht von der Zukunft zu erwarten, sondern in Jesu er-
halten zu haben, Änderungen auch im Ausdruck herbeiführen.
mit denen man zur Zeit Jesu noch nicht so ängstlich war.
wie bei den späteren Juden. — Neben dieser feierlichen Tisch-
genossenschaft gab es dann nach wie vor gewöhnliche Mahl
zeiten in kleinerem Kreise, bei denen Wein gar nicht regelmäßig
gebraucht wurde und bei denen die Ceremonie sich auf ds
Brechen und Segnen des Brotes am Anfang und ein kurre
Schlußdankgebet beschränkte. Auch in dieser einfacheren Form
hatte Jesus oft mit den Jüngern Mahlzeit gehalten und die Art
wie er das Brot brach, hatte ihnen bleibenden Eindruck gemacht;
die Speisungsgeschichte (z. B. Mt. 14, 15; Me. 6, 41 ἀναβλέψας
εἰς τὸν οὐρανὸν εὐλόγησε xal xAacac ἔδωκε) und die Erzählung
von den Jüngern zu Emmaus (Luk. 24, 30 λαβὼν εὐλόγησε —
κλάσας---ἐπεδίδου αὐτοῖς) sind dafür charakteristisch. Auch Par
lus folgt nach Act. 27,35 diesem einfachen Gebrauch (λαβὼν
ἄρτον εὐχαρίστησε τῷ ϑεῷ .... καὶ κλάσας ἤρξατο Lader)
Wir haben demnach von vornherein in der Entwicklung eit
doppelte Gelegenheit für das Brotbrechen: die feierliche Msh-
zeit mit dem Anfangssegen und der liturgisch ausgestaltetes
Schlußfeier am Sabbath, an Festtagen und Festtagsrorabende®
I. Ursprung der christl. Abendmahls- u. Tischgebete. 15
und das einfache häusliche Tischgebet in kleinerem Kreise.
Für die Entwicklung der eigentlichen Eucharistiefeier ist nur
die erste Form von Bedeutung; andererseits ist offenbar, daß die
Fortdauer der einfachen häuslichen Sitte jederzeit Gelegenheit
gab, die feierliche Form anzuschließen, da der Anfangssegen und
das Brotbrechen hier wie dort dasselbe war. Es kann auch m. E.
nicht bezweifelt werden, daß es sich in den Eucharistiefeiern
des ersten Jahrhunderts stets um eine wirkliche Mahlzeit gehan-
delt hat, die von Anfang bis zu Ende den Charakter des heiligen
Mahles haben sollte!. Sie begann wie jede Mahlzeit mit der
Segnung von Brot und Wein (resp. Wein und Brot). Sie schloß
mit einer feierlichen εὐχαριστία, die schon liturgisch ausgestaltet
war und mit der eine Austeilung des reservierten Bechers (ur-
sprünglich «Becher des Elias» [?]) und des reservierten Brotes
verbunden war. Hatte schon in dem jtidischen Tischritus das
Schwergewicht auf diesem feierlichen Abschluß gelegen, hatte
auch Jesus seine symbolische Handlung und sein Vermächtnis
mit diesem Schluß verknüpft, so bildete dieser auch den Kristal-
lısationspunkt für die christlich - liturgische Ausgestaltung der
Feier. Hier faßten die neuen christlichen Gedanken Wurzel:
die Gedanken vom Opfer, vom Gedächtnis und der Aneignung des
Todes Jesu, von seiner lebendigen Gegenwart, von der mystischen
Gemeinschaft mit ihm, von seinem unsichtbaren Kommen, von
der Sendung des heiligen Geistes und von der Erwartung seiner
Wiederkunft. So lange aber das heilige Mahl noch eine wirk-
liche Mahlzeit war, blieb nach altem Herkommen die Segnung
von Wein und Brot am Anfang stehen. Alles, was genossen
wurde, galt als geheiligt und die gesamte Feier war mit dem
Gedächtnis Jesu Christi verbunden. Wenn beim jüdischen Passah
sowohl wie bei anderen Feiertagsmahlzeiten nach dem Anfangssegen
und eingeschoben in die Mahlzeit die Haggada der Heilstaten
Gottes, deren im Feste gedacht wurde, üblich war, so läßt sich
wohl denken, daß das χαταγγέλλειν τὸν Havarov τοῦ κυρίου
(1. Cor. 11, 26) in den paulinischen Gemeinden in einer entspre-
chenden Haggada Ausdruck fand, die mit der Zeit stereotype
Formen annahm. Die Einsetzungsberichte wären als Stücke der
1) Vgl. Rietschel, Spitta, Drewsu. a., besonders: K. Goetz, die
Abendmahlsfrage S. 225 ff.
16 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
christlichen Festmahlszeithaggada aufzufassen, die nach dem An-
fangssegen über Wein und Brot, aber vor dem Schlußdankgebet
und der Austeilung des reservierten Brotes und des reservierten
Bechers ihren Platz hatten. Daß aber auch jene Anfangssegens-
sprüche über Wein und Brot eine christianisierte Form annahmer,
sehen wir aus dem uns erhaltenen Beispiel in der Didache'.
Auch die dort an die Segenssprüche anknüpfende Bitte hat eine
Analogie in den fürbittenden Segenssprüchen, die sich nach der
jüdischen Haussitte anschließen durften. Ebenso enthält das Schluß-
dankgebet in Didache X offenbare Anklänge an den jüdischen
Tischsegen. Besonders sei auf die Wendung ‚um seines Namens
willen‘, auf die Parallelisierung der irdischen und der geistigen
Gaben, auf die Bitte um Erlösung aus aller Drangsal und um das
Kommen des Reiches hingewiesen. Die liturgischen Schlußsätze
sind m. E. nur kurze Andeutungen der sich hier anschließenden
Hymnen und Gebetsrufe, von denen die wichtigsten das Hosiannah
(später: χύριε βοήϑει ἡμῖν) und das Maranatha (ἔρχου xopu)
waren. Auch sie haben eine geschichtliche Analogie im Schlub
des jüdischen Tischsegens (sende uns Elias — lasse uns sehen die
Tage des Messias — schaffe uns Frieden; vgl. auch das Halle.
Daß auch trotz der vorhergehenden wirklichen Sättigung hier
noch eine Austeilung des reservierten Stücks des gesegneten
Brotes und des dazu reservierten Bechers stattfand, ist gewib
anzunehmen — um so gewisser, als einerseits die jüdische Haus
sitte ein solches Austeilen des reservierten Brotes und de
«Bechers des Elias» gekannt zu haben scheint?, andererseits nach
der gesamten liturgischen Tradition die Communion den Abschluß
der Feier bildete. Der einheitlich heilige Charakter des ganzen
Malıles war dadurch gegeben, daß die zu Anfang gegegnete
Speisen genossen wurden, daß aber mit dem zusammenfassenden
Schlußdankgebet eine feierliche Austeilung eines reserrierien
χλάσμα und eines reservierten ποτήριον stattfand, so dab der
Anfangssegen bis zum letzten Schluß nachwirkte.
P. Drews? hat nun freilich die Vermutung aufgestellt, da
1) Für die nähere Besprechung der Didachegebete darf ich anf mein
Schrift über „das Gebet in der ältesten Christenheit" S. 207—230 ver
weisen; vgl. auch K. Goetz a. a. O. S. 287—292.
2) Vgl. Buxtorf, Synagoga iudaica p. 239.
3) Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft 1904, S. 34—79.
L Ursprung der christl. Abendmahls- u. Tischgebete. 17
die Didachegebete einer häuslichen Eucharistiefeier angehören,
die sich im zweiten Jahrhundert noch neben der kirchlichen
(Did. XIV: ϑυσία) erhalten hatte. Das ist durchaus annehmbar,
denn es hat ein solches Nebeneinander feierlicher Tischgenossen-
schaft und kleinerer Privateucharistien immer bestanden. Aber
die Hypothese ändert nichts daran, daß die Did. IX und X mit-
geteilten Gebete uns zeigen, wie die urchristliche Feier sich im
Anschluß an die jüdische Haussitte eigene Segenssprüche und
Schlußgebete geschaffen hatte, die jedenfalls noch dem aposto-
lischen Zeitalter angehören und die Einheit einer heiligen Mahl-
zeit voraussetzen.
Schon in den letzten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts
muß sich dann an vielen Orten die bedeutsame Änderung voll-
zogen haben, daß die aus dem jüdischen Schlußtischsegen ent-
standene liturgisch gestaltete feierliche εὐχαριστία in der
Regel mit dem Wortgottesdienst verbunden wurde und fortan
als religiöse Hauptfeier der Christen ohne wirkliche Mahlzeit
eine selbständige Bedeutung gewann, in der nicht mehr die Ge-
danken des Dankes für empfangene leibliche und geistige Gabe
vorherrschen, sondern die Ideen des Opfercultus immer mehr
die Oberhand gewannen.
Gemeinsame Mahlzeiten der Christen wurden damit nicht
überflüssig. — Einmal erhielt sich das Bedürfnis der Eucha-
ristiefeiern in kleinerem häuslichen Kreise Hier blieben die
alten Gebräuche mit Anfangssegen und ausgedehnterem litur-
gischen Schluß maßgebend. Sie wurden auch fernerhin als voll-
gültiger Ersatz für die kirchliche Eucharistie betrachtet, ohne
daß man sie ängstlich davon unterschied. Erst die kirchliche
Gesetzgebung im vierten Jahrhundert ist dem nachdrücklich ent-
gegengetreten (vgl. das Concil von Laodicea can. 2. 14). — Dann
erforderte die mit der kirchlichen Mahlzeit ursprünglich ver-
knüpfte Armenfürsorge die Beibehaltung der Agape — nur daß
später eine Armenspeisung daraus wurde, bei der allein der Bi-
schof oder Diakon die ursprünglich teilnehmende Gruppe der
gebenden Gemeindeglieder vertrat. Für diese Agapen erhielten
sich die Segenssprüche über die Speisen und ein kurzes Dank-
gebet am Schluß. Selbstverständlich hat sich auch die einfachste
Sitte des Brotbrechens ohne Eucharistie und Agape noch länger
erhalten. P. Drews hat uns in seinem Aufsatz über die Eulo-
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2b 2
18 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
gien in der alten Kirche (Ztschr. f. prakt. Theologie XX, S. 18ff)
gezeigt, wie lange diese Sitte noch fortgewirkt hat.
Das wäre etwa in Kürze das Resultat der zahlreichen neueren
Untersuchungen tber die urchristliche Abendmahlsfeier. Um den
Beweis für solche Auffassung des Sachverhalts zu bestärken,
gilt es eine doppelte Weiterführung der Untersuchung. Haben
sowohl die eucharistischen Liturgien wie die Formen
des christlichen Tischsegens ihren gemeinsamen Ur-
sprung in den Formen des heiligen Mahles im aposto-
lischen Zeitalter, dessen Gestaltung selbst wieder an
die jüdische Haussitte anknüpft,so müssen sich in beiden
Entwicklungslinien Elemente erhalten haben, die auf
jene ursprüngliche Identität von Eucharistie und hei-
liger Mahlzeit hinweisen. Die Abendmahlsgebete also müs-
sen auf Spuren des Tischsegens, die Tischgebete auf Spuren
eucharistischer Gedanken geprüft werden. Das 861 die Aufgabe
dieser Untersuchung.
11. Die Spuren des Tischsegens in den Gebräuchen und Gebeten
der eucharistischen Liturgie der griechischen Kirche.
Bei der Verbindung der εὐχαριστία mit dem Wortgottes-
dienst fielen mit der Mahlzeit auch die zu ihrer Einsegnung üb-
lichen Segnungsgebete fort. Da aber der Genuß von heiligem
Brot und heiligem Wein am Schluß der Feier ein wesentlicher
Bestandteil war, so konnte auch ihre Segnung nicht völlig ver-
schwinden. So lange die Sitte der Darbringung von Brot und
Wein seitens der Gemeinde beibehalten wurde, wurde der Seg-
nungsact damit verbunden — es konnte aber auch das große
Schlußdankgebet, welches nun an der Spitze der Liturgie stand,
als das weihende und heiligende Gebet aufgefaßt werden. An
beiden Stellen hat sich eine Erinnerung an den Einsegnungsact
der Mahlzeit erhalten. Der feierliche Schlußtischsegen der Juden
wirkte in dem eucharistischen Hauptgebet nach; außerdem boten
die kurzen, der Communion voraufgehenden und nachfolgenden
Gebete Gelegenheit, alte Gedanken der Bitte um unschädlichen
Genuß und des Dankes für die bescherten Gaben festzuhalten.
An diesen Stellen der eucharistischen Liturgien, die uns in
ihrer heute erhaltenen Form höchstens bis in das vierte Jahr-
II. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 19
hundert hinaufführen, werden wir also noch Spuren der alten
Mahlzeitsgebete zu suchen haben !.
Beginnen wir mit den Stücken, welche die Eucharistiefeier
nach Entlassung der Katechumenen einleitete, so begegnet uns bei
Cyrill von Jerusalem (Brightman p. 464) zuerst der Ritus des
Háündewaschens des Priesters und der Diakonen, das Gleiche
in der Liturgie der abessynischen Jakobiten. Im byzantinischen
Hitus (Br. p. 356) und in der Liturgie der koptischen Jakobiten
(Br. p. 145) findet das Hándewaschen am Anfang des Vorberei-
tungsactes (der πρόϑεσις) statt. Ob bei der Häufigkeit derartiger
Ceremonien in der Cultusgeschichte auf diese Analogie mit der
jüdischen Tischsitte großer Wert gelegt werden darf, bleibe aber
dahingestellt.
Bedeutsamer ist der Darbringungsact, mit dem die eu-
charistische Feier älterer Zeit eingeleitet wurde. Die Gemeinde
selbst brachte Brot und Wein, sowie andere Nahrungsmittel wie
Öl, Milch und Honig mit. Es scheint sich bei der Darbringung
ein Segen über die Gabe und die Geber noch lange erhalten zu
haben, auch da wo der eigentliche sacramentale Act erst später
erfolgte. So heißt es in der syrischen Didaskalıa (ed. Achelis-
Flemming, 85. 69, 34), daß man einen fremden Bischof, der bei einer
Gemeinde zu Gaste weile, anbieten solle, das Opfer darzubringen.
Wenn dieser dies höflich ablehne, so solle er wenigstens «über
dem Becher reden». Auch das Präfationsgebet in der Samm-
lung des Serapion scheint vorauszusetzen, daß ein Act der προς
φορὰ (προσηνέγκαμεν) von Brot und Wein seitens der Ge-
meinde bereits vorhergegangen war?.
1) Zum Vergleich kommen in Betracht: das Präfationsgebet des
Serapion (T. U., N. F. II, 3b), die clementinische Liturgie (Apost. Const. VIII)
der syrische Ritus (Cyrill von Jerusalem — Chrysostomus, Schriften —
Jakobusliturgie) der alexandrinische Ritus (Markusliturgie), der byzan-
tinische Ritus (Chrysostomus, Schriften — Chrysostomus und Basilius-
liturgieJ. Ich citiere nach der Sammlung von Brightman, Liturgies
eastern and western 1, Cambridge 1896, welche außer dem Gebet des
Serapion alles Material vollständig enthält.
2) Ich möchte dahin meine in meinem Buch „Gebet in der ältesten
Christenheit“ geäußerte Ansicht (S. 227) verbessern, daß mir das Oblations-
gebet nur zurückzuweisen scheint auf einen vielleicht am Eingang
der Feier noch erhaltenen kurzen Segensspruch über Brot und Wein, der
bei der Darbringung gesprochen worden war.
o»
2 Ed. v. d. Goltz, 'Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Deutlich liegt dieser Sachverhalt vor in der Jakobusliturgie
(Br. p. 41), nach welcher der Priester beim Hereinbringen von
Wein und Brot folgendes Gebet! spricht:
Ὁ ἱερεύς: Ὁ ϑεὸς, ὁ ϑεὸς ἡμῶν, 0 τὸν οὐράνιον ἄρτον, τὴν
τροφὴν τοῦ παντὸς χόσμου, τὸν χύριον (Berol. καὶ ϑεὸν)
ἡμῶν ᾿Ιησοῦν Χριστὸν, ἐξαποστείλας σωτῆρα καὶ λυτρωτὴν καὶ
εὐεργέτην εὐλογοῦντα χαὶ ἁγιάζοντα ἡμᾶς" αὐτὸς εὐλόγη-
σον "τὴν πρόϑεσιν ταύτην xai πρόςδεξαι αὐτὴν εἰς τὸ ὑπερ-
ουράνιον σου ϑυσιαστήριον᾽ μνημόνευσον ὡς ἀγαϑὸς καὶ
φιλάνθρωπος τῶν προσενεγχάντων καὶ δι᾽ ovg προσήγαγον
καὶ ἡμᾶς ἀχατακχρίτους διαφύλαξον ἐν τῇ ἱερουργίᾳ τῶν
ϑείων σου μυστηρίων, ὅτε ἡγίασται καὶ δεδόξασται τὸ πάν-
τιμον xci μεγαλοπρεπὲς ὄνομά σου τοῦ πατρὸς καὶ τοῦ
υἱοῦ χαὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος, νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς αἰῶνας
τῶν αἰώνων. —
Unterdessen singen die Anagnosten den cherubinischen Lob-
gesang. Dann sagt der Priester: εἰρήνη πᾶσιν, das Volk: xal
τῷ πνεύματί σου, der Diakon: χύριε εὐλόγησον, der Priester:
Εὐλογητὸς ὁ ϑεός, 6 εὐλογῶν καὶ ἁγιάζων xavtac
ἡμᾶς ἐπὶ τῇ προϑέδει τῶν ϑείων χαὶ ἀχράντων μυστηρίων
xal τὰς μαχαρίας ψυχὰς ἀναπαύων μετὰ ayiov καὶ δικαίων
νῦν καὶ ἀεὶ xal εἰς τοὺς αἰώνας τῶν αἰώνων. Lassen wir in
diesen Formeln die spätere Beziehung auf die hierurgische Dar-
bringung der Mysterien auf dem Altar fort, so erhalten wir ein
altes Segnungsgebet, dem wir bei den Tischgebeten wieder be-
gegnen werden.
Auch die Markusliturgie enthält vor der Anaphora ein Gebet
ὑπὲρ τῶν προσφερόντων (Br. p. 124), in welchem es heißt:
Κύριε φιλάνϑρωπε, ἐπίφανον TO πρόσωπόν σου ἐπὶ τὸν
ἄρτον τοῦτον καὶ ἐπὶ τὰ ποτήρια ταῦτα (ἢ an παναγία
τράπεζα ὑποδέχεται x. τ. 4. Die Liturgie des Basilius begann
im neunten Jahrhundert (Br. p. 309) mit jenem soeben aus der
1) Im Cod. Berol. qu. 45 steht das Gebet an erster Stelle (als Anfang
der Basiliusliturgie) mit der oben vermerkten Variante, ebenso am Anfang
der Chrysostomusliturgie, nur noch durch eine εὐχὴ τοῦ ϑυμιάματος ein-
geleitet. Mit dem Berliner Cod. stimmt auch der Cod. Monacensis 607,
saec. ΧΙ, eine schön erhaltene Pergamentrolle, welche die Chrysostomus-
liturgie enthält und mit diesem Prothesisgebet anfängt.
II. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 91
Jakobusliturgie mitgeteilten Prothesisgebet! und auch die alte
antiochenische Liturgie, wie wir sie nach den Werken des Chry-
sostomus reconstruieren kónnen, begann mit einer durch den
Friedensgruß eingeleiteten εὐλογία (Br. p. 473). In der heute
gültigen Chrysostomusliturgie bildet das alte Prothesisgebet
den Höhepunkt und Abschluß des umständlichen Vorbereitungs-
actes, in dem Priester und Diakon sich selbst und die eucharisti-
schen Elemente auf die eigentliche εὐχαριστία vorbereiten? Gehen
wir auf die letzte Wurzel dieser Entwicklungslinie zurück, so kann
kein Zweifel sein, daß diese Segnung (εὐλογία) von Brot und
Wein am Beginn der jüdischen Mahlzeit den Ausgangspunkt
bildet. Diese εὐλογία über Speise und Trank galt als ἀγεάζουσα
nach dem von Athanasius in seiner Schrift περὶ παρϑενίας
cap. XIII ausgesprochenen Gedanken: τὸ βρῶμά 00v xal τὸ πόμα
σου ἡγιασμένον àorl^ διὰ γὰρ τῶν προσευχῶν καὶ τῶν aylov
ῥημάτων ἁγιάζεται. Alles Brot, aller Wein, alle Früchte und
Gaben, über denen heilige Gebetsworte gesprochen waren, galten
als gesegnet, konnten also als εὐλογέαι bezeichnet werden, also
auch die Brot- und Weinteile, die im weiteren Verlauf conse-
eriert wurden. Es kann deshalb nicht Wunder nehmen, wenn
Cyrill von Alexandrien sie als εὐλογία oder μυστικὴ εὐλογία be-
zeichnet, ein Sprachgebrauch, für den Drews? auch eine Beleg-
stelle aus Cyrill von Ierusalem (Cat. XIII, 6. Migne P.g. XXXIII,
1) Es ist im Cod. Barberini nicht bezeichnet als εὐχὴ τῆς προϑέσεως
sondern als εὐχὴ ἣν ποιεῖ ὁ ἱερεὺς ἐν τῷ σχευοφυλαχίῳ Anodıdo-
μένου τοῦ ἄρτου ἐν τῷ δίσχῳ, vgl. Swainson, Greek Liturgies, Cam-
bridge 1884, p. 76. Den Kern des Gebets finden wir bei Goar p. 716, 1 wieder.
2) In der Vetrusliturgie, einer Combination der byzantinischen und
der römischen Form lautet nach einer Pariser Handschrift das Gebet der
Prothesis:
Εὐλόγησον, χύριε ὁ ϑεὸς ἡμῶν, τὴν πρόϑεσιν ταύτην xal παράσχοι
τοῖς δούλοις σον χαρδίαν χαϑαρὰν καὶ λογισμὸν ἀνεπαίσχυντον, ὅπως ἄξιοι
εὑρεϑῶμεν [προσελϑεῖν xal προσψαῦσαι τοῦ σοῦ ἀχράντου σώματος καὶ τοῦ
τιμίου αἵματος ἀχαταχρίτους ἡμᾶς ποίησον παραστῆναι] ἐνώπιόν σου ἕν
tj ἡμέρᾳ τῷ φοβερᾷ, δωρούμενος ἡμῖν δὶ αὐτοῦ ἄφεσιν ἁμαρτιῶν xal ζωὴν
αἰώνιον᾽ ὅτι ἡγίασται xal δεδόξασται τὸ πάντιμον xal μεγαλοπρεπὲς
ἅγιον ὄνομά σοι, τοὺ πατρὸς καὶ τοῦ υἱοῦ καὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος. Läßt
man die Worte προσελϑεῖν bis παραστῆναι fort, die eine entschieden spätere
Terminologie verraten, so haben wir ein Gebet vor uns, das sehr wohl als ein
uralter Tischsegen gelten kann (vgl. *wainson, The Greek Liturgies, p. 192).
3) Drews, Ztschr. f. pr. Theologie XX (18985) p. 21.
39 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
col. 780) beibringt. Aber nicht alle evAoyiaı wurden Leib
und Blut des Herrn — das wurden nur die dafür reservierten
Teile durch die spätere Bitte um Herabsendung des heiligen
Geistes. Die Abendmahlselemente konnten also als evAo-
yíat bezeichnet werden — denn sie waren alle beim Anfang der
Feier schon gesegnet — aber nicht alles gesegnete Brot wurde
zur Eucharistie selbst gebraucht. Die Eulogien, welche nicht
zur Communion bestimmt waren, konnten den Nichtteilnehmen-
den als relativer Ersatz für die χοενωνία gesandt werden, sie
konnten als Liebesgabe fremden Gemeinden geschickt werden
oder sie konnten nach der Feier, wie der Rest der Mazza, an
die Teilnebmenden verteilt werden!, um dann zu Hause zu Be-
ginn einer Mahlzeit genossen zu werden. — Später galten sie dann
als ἀντίδωρα für einen halben Ersatz für die Hostie — so
werden sie heute noch den Teilnehmern der Eucharistiefeier,
auch den nicht orthodoxen Christen, mitgegeben. Ich habe auf
dem Athos unzählige Mal dieses ἀντίδωρον nach der Eucharistie
erhalten. So wirkt bis zur Gegenwart noch der Eróffnungsseg-
nungsact der jüdischen und urchristlichen Mahlzeit nach. (Náheres
bei Drews, Zeitschr. f. prakt. Theologie, XX, S. 16—39.)
Daß eine ähnliche Segnung auch mit allen anderen Gaben
außer Brot und Wein geschah, welche von der Gemeinde, sei es
vor Beginn der Eucharistie zusammen mit Brot und Wein, oder
am Schluß der Feier für die Versorgung der Armen dargebracht
wurden, geht aus der ägyptischen Kirchenordnung und aus den
Fürbitten ὑπὲρ τῶν καρποφορούντων in allen Liturgien her-
vor. Der Zeitpunkt dieser Darbringung der Erstlinge und der
anderen Gaben seitens der Gemeinde ist nicht völlig klar. Die
ursprüngliche Stellung war jedenfalls der Beginn der Feier?.
Die dadurch entstehende große Unruhe mag aber bald Veran-
lassung gegeben haben, nur die zur Eucharistie zu verwendenden
Naturalien, Brot und Wein, am Anfang, die übrigen Gaben nach
1) Bodenschatz, a. a. O. II, 3 p. 301 8 35.
2) In griechischen Landgemeinden hat sich die Sitte bis heute er-
halten, daß auch die für die Eucharistie bestimmten Elemente von den
Gemeindegliedern mitgebracht werden. Bei den syrischen Nesto-
rianern sind es heute noch die auf den Feldern liegen gebliebenen
Körner, die zum Bereiten des Abendmahlsbrotes benutzt
werden (vgl. Did. IX!).
11. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 23
Schluß der Feier darzubringen. Die Bestimmungen der Canones
Hippolyti hierüber stehen zunächst in unmittelbarem Anschluß
an die Beschreibung der Eucharistie:
III, 27ff (ed. Achelis p. 51ff) postea autem dicat orationem
et perficiat. missam.
Quodsi adest oleum, oret super illud hoc modo; sin autem
solummodo illas particulas.
Si adsunt primitiae quaedam comestibilium allatae, oret super
eas et benedicat fructibus, qui ipsi allati sunt pro oratione
sua, et singulae orationes dicantur super singulis rebus
et in fine singularum orationum dicatur: Gloria tibi patri et filio
et spiritui sancto in saecula saeculorum. Amen.
XXXVI, 189 (ed. Achelis p. 112) wird die Anordnung wie-
derholt, die dargebrachten Erstlinge in der Kirche zu segnen.
Sacerdos autem qui illa recipit ante omnia super illis gratias agat,
Deo. Sacerdos autem sic dicat:
Gratias agimus tibi, omnipotens domine Deus, quia nos
fecistis dignos (χατηξίωσας), qui hos fructus videamus, quos
terra hoc anno perduxit.
Benedic eos o Domine sicut coronam anni (στέφανος τοῦ
Eviavrov) tui secundum benignitatem tuam sintque ad satietatem
pauperibus populi tui.
Benedic servum tuum N. qui haec obtulit ex opibus quia
timet te.
Benedic eum de coelo sacro tuo una cum domo et filiis
eius et effunde super eos misericordiam et gratiam tuam sacram
ut sciat voluntatem tuam in omnibus rebus et fac ut haereditate
accipiat id, quod est in coelis
per dominum nostrum Jesum Christum, filium tuum dilectum
el spiritum sanctum in saecula saeculorum amen.
Lassen wir die christliche Schlußformel weg, so haben wir
ein Darbringungsgebet, das auf eine jüdische Formel zurückgehen
wird, da sowohl die Art des Aufbaus wie die Gedanken dem
jüdischen Gebetsstil entsprechen. Die Bitte für die Familie er-
innert daran, daß an die Segenssprüche zu Anfang der Mahl-
zeit gern Segenswünsche für den Hausvater und die Haus-
mutter angeschlossen wurden!. Die Canones Hipp. fügen dann
1) Eine im Euchologium von Goar p. 655, 2 sich findende griechische
Formel werden wir spüter kennen lernen. T
24 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
noch hinzu: Et omnia legumina terrae omniaque poma arborum
el omnes fructus terrae cucumerariorum, benedic ea atque etiam
eos, qui afferunt illa, benedic. Die Ágyptische K. O. führt das
noch weiter aus, indem sie in fast thalmudischer Weise die
Früchte aufzühlt, welche gesegnet werden dürfen und die, welche
nicht gesegnet werden sollen. Derartige Darbringungsgebete
sind uns auch aus spüterer Zeit in nicht geringer Zahl erhalten.
Eines der ültesten ist das Apost. Const. VII, 2, 27 für das heilige
μῦρον erhaltene Segnungsgebet, welches den Anfangssegens-
sprüchen der Didache analog formuliert ist:
Εὐχαριστοῦμέν σοι ϑεὲ δημιουργὲ τῶν ὅλων, καὶ ὑπὲρ τῆς
εὐωδίας τοῦ μύρου καὶ ὑπὲρ τοῦ ἀϑανάτου αἰῶνος,
οὗ ἐγνώρισας ἡμῖν διὰ ]ησοῦ τοῦ παιδὸς σου, ὅτι σοῦ ἐστιν
ἡ δόξα καὶ ἡ δύναμις εἰς τοὺς αἰῶνας, ἀμήν.
Außerdem ist beachtenswert das Segnungsgebet über die
Erstlinge Apost. Const. VII] 40 (ed. Achelis p. 113).
Εὐχαριστοῦμέν σοι κύριε παντοχράτωρ, δημιουργὲ τῶν ὅλων
χαὶ προνοητά, διὰ τοῦ μονογενοῦς σου παιδὸς Ἰησοῦ Χριστοῦ
τοῦ xvgiov ἡμῶν ἐπὶ ταῖς προσενεχϑείσαις σοι ἀπαρχαῖς
οὐχ 000v ὀφείλομεν ἀλλ᾽ 000v δυνάμεϑα (eine häufig
wiederkehrende Formel). τίς γὰρ ἀνϑρώπων ἐπαξίως εὐχαριστῆ-
σαί σοι δύναται ὑπὲρ ὧν δέδωκας αὐτοῖς εἰς μετάληψιν;
ὁ ϑεὸς ᾿Αβραὰμ καὶ Ἰσαὰκ καὶ Ἰακὼβ καὶ πάντων τῶν ἁγίων
0 πάντα τελεσφορῆσας διὰ τοῦ λόγου σου (vgl. die jüdische
Formel: «Alles entsteht durch dein Wort») xoi χελεῦσας
τῇ γῇ παντοδαποὺς ἐκφῦσαι χαρποὺς (vgl die jüdische
Formel: «Der allerlei Frucht aus der Erde hervorbringt») εἰς
εὐφροσύνην xai τροφὴν ἡμετέραν', ὁ δοὺς τοῖς νωϑεσ-
τέροις καὶ βληχωδέσι χιλὸν, ποηφάγοις χλόην, καὶ τοῖς μὲν κρέα,
τοῖς δὲ σπέρματα, ἡμῖν de σῖτον τὴν πρόσφορον καὶ κατάλλη-
λον τροφὴν, καὶ ἕτερα διάφορα, τὰ μὲν πρὸς χρῆσιν τὰ δὲ πρὸς
ὑγιείαν. τὰ de πρὸς τέρψιν. ἐπὶ τούτοις οὖν ἅπασι ὑμνητὸς
ὑπάρχεις τῆς εἰσ ἅπαντας εὐεργεσίας διὰ χριστοῦ, μεϑ᾽ οὗ σοι
δόξα, τιμὴ καὶ σέβας καὶ πνεύματι τῷ ayí(o εἰς τοὺς αἰῶνας ἀμήν.
Es fällt dies Gebet zwar aus dem Charakter eines Bestand-
teils der Eucharistiefeier heraus, aber es zeigt uns doch die Grund-
1) Vgl. das bei Goar p. 655, 2 mitgeteilte, von uns später anzuführende
Tischgebet.
II. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 35
gedanken der Danksagung, die bei der Darbringung üblich war.
Eine kürzere Form desselben Gebets findet sich im Testamentum
D. N. (ed Rahmani I, p. 139). Andere Formeln enthält die
Serapionsammlung Nr. V und VI (für Wasser und Öl). Endlich
finden sich viele Segnungsformeln im großen griechischen Eucho-
logion, für Wein, Käse, Milch, Honig, Salz etc. (ed. Goar p. 655 ff,
714ff). Sie gehören aber nicht zu den eucharistischen Gebeten
und bleiben hier zunächst außer Betracht, Aus dem mitgeteilten
Material geht schon zur Genüge hervor, daß Spuren des alten
Anfangssegens sich sowohl in der Prothesis wie in den Dank-
gebeten bei der Darbringung erhalten haben.
Die eigentliche Anaphora, die Darbringung des eucha-
ristischen Opfers (wohl zu unterscheiden von der Darbringung
der Gaben der Gemeinde!) und die Cermonien der Communion
haben ihren geschichtlichen Anknüpfungspunkt nicht in den
kurzen Segenssprüchen zu Anfang der heiligen Mahlzeit, sondern
in dem großen Tischsegen, welcher ursprünglich der Mahl-
zeit folgte; das Brechen des Brotes, das Mischen des
Kelches sowie das Essen und Trinken wurden nun mit dieser
feierlichen εὐχαριστία verbunden. Hier findet sich denn auch
die Ceremonie, das Brot in die Höhe zu heben, die zweifellos
auf den jüdischen Gebrauch zurückgeht.
Je mehr dieser Act zu einer Opferhandlung! ausgestaltet
wurde, desto mehr traten die Reminiscenzen an den ursprüng-
lichen Zusammenhang mit der Mahlzeit in den Hintergrund.
Dennoch lassen sich noch einige Reste der alten Feier kenn-
zeichnen.
Zu den ältesten Bestandteilen der Eucharistie gehört die
feierliche Aufforderung zum Dankgebet, die sog. Präfation.
Sie lehnt sich ganz offenbar an die Responsorien zur Einleitung
des Tischsegens an: «Laßt uns den Segen sprechen — der Name
des Herrn sei gelobt — Lasset uns preisen den Herrn». Dann
ist auch der Inhalt des großen Dankgebets, auf seine Gedanken-
folge gesehen, eine deutliche Parallele, nur daß das das alte
Schema im christlichen Gottesdienst mit neuem Inhalt gefüllt ist.
1) Die mir wohl bekannten Einflüsse, die von dem antiken Mysterien-
wesen auf die Entwicklung des eucharistischen Cultus eingewirkt haben,
bleiben mit Absicht in diesem Zusammenhange außer Betracht.
26 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Die Juden danken für Ernáhrung und Erhaltung — die
Christen für Schöpfung und Erlösung!.
Die Juden danken für alle Heilstaten Gottes in ihrer Heils-
geschichte, insbesondere für die Erlösung aus dem Sclavenhause
— die Christen nehmen diese Gedankenreihen auf, setzen aber
als Schlußpunkt die Erlösung durch Jesus Christus.
Die Juden bitten für die Erbauung Jerusalems und die
Sammlung der Zerstreuten — die Christen für die Kirche und
die Sammlung der Gläubigen (vgl. die Fürbitten in allen
Liturgien).
Die Juden bitten für ihr Volk und für ihre Familie — die
Christen für alle Menschen.
Die Juden bitten: sende uns Elias — die Christen bitten:
Herr komme! oder sie bitten um Sendung des heiligen Geistes.
Die Juden bitten um das Kommen des Messias — die
Christen um die Wiederkunft des Herrn.
In den Formeln des eucharistischen Dankgebets hat sich
im einzelnen freilich kaum eine Spur des jüdischen Tischsegens
erhalten, aber die einheitliche schon von Justin bezeugte Tra-
dition, daß in diesem Dankgebet im ersten Teil für die Schöpfung
und die alttestamentlichen Heilstaten, im zweiten Teil für die
Erlösung gedankt wird und daß sich dann Bitten für die all-
gemeine Wohlfahrt und die Kirche anschließen, hat ihre
deutlich erkennbare Grundlage im großen Tischsegen der Juden.
Und wenn auch die Beziehung auf Jes. 6, die Engel und Seraphim
am Throne Gottes, die das dreimal Heilig singen nach 1. Clem. 36, 4
als ein Bestandteil schon des urchristlichen Abendmahlsgebets
angesehen werden kann, so wird daran erinnert werden dürfen,
daß schon in einer alten thalmudischen Form der Einleitung des
großen Tischsegens aufgefordert wird: Wir wollen den Herrn
unsern Gott, den Gott Israels, den Gott Zebaoth, der über
den Cherubim thronet, für die Speise, welche wir genossen
haben, benedeien (Tr. B’rakhoth VII, 3).
Im übrigen sind die schon bei der jüdischen Passahmahl-
zeit verwendeten Psalmen 134 (135) und 135 (136), 117 (118)
von EinfluB auf das eucharistische Dankgebet gewesen. Be-
1) Schon bei Justin läßt sich deutlich erkennen, daß das eucha-
ristische Dankgebet auf Schöpfung und Erlösung Bezug nahm vgl. Apol. 1,13.
Dial. c. Tr. 41, 117.
II. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 27
sonders der letztgenannte Psalm 117 (118) bat mit seinem evAoyr-
μένος ὁ ἐρχόμενος ἐν ὀνόματι xvolov entweder im eucharistischen
Dankgebet (Jakobusliturgie) oder in einem Lobgesang bei der
Elevation (Clemensliturgie) seine Stelle gefunden. Ps. 135 (136),
der Psalm des fünften Passahbechers, ist in seinem Lobpreis der
Schöpfung und Erhaltung ein Prototyp des langen Dankgebets
in den Apost. Const. Vlll], 12. Es kann in der Tat die Ver-
wendung dieser Psalmen beim dritten und vierten und fünften
Becher der Passahmahlzeit von Einflufi gewesen sein — jedoch
liegt kein ausreichender Grund vor, deshalb die Grundlage der
Messe allein im jüdischen Passah zu finden, wie Bickell! nach-
weisen wollte; die Psalmen werden überhaupt bei feierlichen
Mahlzeiten Verwendung gefunden haben, wenigstens steht nicht
fest, daß die Psalmen 115—118, 135—136 nur beim Passah
gebraucht worden sind.
In der Anamnese, die natürlich ganz christlichen Charakter
hat, sind noch die Formeln von Interesse, mit denen die Aus-
teilung durch Jesus beschrieben wird. Sie spiegeln offenbar in
prägnanter Kürze den im vierten Jahrhundert üblichen Gebrauch
wieder:
Apost. Const. VIII (Br. p. 20): λαβὼν ἄρτον ταῖς ἁγίαις
xal ἀμώμοις αὐτοῦ χερσὶν καὶ ἀναβλέψας ... καὶ κλάσας
ἔδωκε
οσαύτως καὶ τὸ ποτήριον κεράσας ἐξ οἴνου καὶ ὕδατος
καὶ ἀγεάσας éxédoxt.
Lit. Jacobi (Br. p. 52): λαβὼν... ἀναβλέψας... ava-
δείξας, εὐχαριστήσας, ἁγιάσας κλάσας, ἔδοκε
λαβὼν .... καὶ κεράσας ἐξ οἴνου καὶ ὕδατος καὶ ava-
βλέψας ... ἀναδείξας, εὐχαριστήσας, ἁγιάσας, εὐλογή-
σας, πλήσας πνεύματος ἁγίου ἔδωχε, ebenso in der
Basilius-Liturgie IX saec. (Br. p. 327) unter Weglassung
des πλήσας πνεύματος aylov.
Diese Formeln zeigen uns ebenfalls, daß ein εὐλογεῖν und
ayıaleıv dem eigentlichen sacramentalen πλήσας πνεύματος
ἁγίου vorherging.
Deutlichere Spuren finden sich wieder da, wo der Opfer-
gedanke etwas zurücktritt, in den dem eucharistischen Dank-
1) Bickell, Messe und Pascha 1872.
28 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
gebet sich anschließenden Bittgebeten. Wir finden hier nicht
nur im allgemeinen eine Parallele der Fürbitten für das Volk, das
Land und die allgemeine Wohlfahrt, die im jüdischen Tischsegen
vorkommen, sondern es ist uns in der Markusliturgie (Br. p. 127.
31 ff) noch eine Formel erhalten, die auch dem ursprünglichen
Wortlaut nach in die Zeit der Identität von Eucharistie und
heiliger Mahlzeit zu gehören scheint. Sie lautet:
Εὐλόγησον καὶ νῦν. xógte, τὸν στέφανον τοῦ ἐνιαυτοὶ
(vgl. coronam anni, im | Darbringungsgebet der Canones Hippolyti.
S. 158) τῆς χρηστότητός σου διὰ τοὺς πτωχοὺς τοῦ λαοῦ σου, διὰ
τὴν χήραν καὶ. διὰ τὸν ὀρφανόν, διὰ τὸν ξένον καὶ τὸν προσή-
λυτον, di ἡμᾶς πάντας τοὺς ἐλπίζοντας ἐπὶ σὲ καὶ ἐπιχαλοι-
μένους τὸ ὄνομά σου τὸ ἅγιον. οἱ γὰρ ὀφϑαλμοὶ πάντων
εἰς σὲ ἐλπίζουσι καὶ σὺ δίδως τὴν τροφὴν αὐτῶν ir
εὐχαιρίᾳ᾽ ὁ διδοὺς τροφὴν πάσῃ σαρκέ, πλήρωσον χαρᾶς
χαὶ εὐφροσύνης τὰς καρδίας ἡμῶν, ἵνα πάντοτε πᾶσαν avtag-
χειαν ἔχοντες περισσεύωμεν εἰς πᾶν ἔργον ἀγαϑὸν ἐν Χριστῷ
Ἰησοῦ τῷ κυρίῳ ἡμῶν.
Hat schon der Anfang mit seiner Fürbitte für Arme, Witwen.
Waisen, Fremdlinge und Proselyten einen jüdischen Charakter.
so ist die Wendung οἱ ὀφϑαλμοὶ πάντων bis εὐχαιρίᾳ Ps. 145
(144), 15 aus demselben Context wie der vierte Schlußspruch des
jüdischen Tischsegens Ps. 145, 16 — der ganze Schluß aber
ὁ διδοὺς τροφὴν πάσῃ σαρκὶ etc. erinnert nicht nur lebhaft un
den ersten Abschnitt des jüdischen Tischsegens, sondern findet
sich auch wörtlich am Schluß des Tischgebets in den Apost
Const. VII, 49, Athanasius περὶ παρϑ. XII, bei Chrysostomus und
im Tischgebet des griechischen οὐρολόγιον.
Es stammt also dieser Teil des eucharistischen Inter-
cessionsgebetsder Markusliturgiedirectaus einem Tisch-
gebet, das in seinen Grundbestandteilen jüdischer Herkunft ist.
Nicht ganz so deutlich sind einige Wendungen in den der
Communion voraufgehenden Bitten um würdigen und ge
segneten Genuß der heiligen Elemente. In diesem Gebet, das
in allen Liturgien wiederkehrt, pflegen die Formeln zu lauten:
xata$íooor . εν μεταλαμβάνειν ἀχαταχρίτως .... καϑαροὺς
ἀπὸ μολυσμοῦ σαρχὺς καὶ πνεύματος γενομένους . .. . εἰς ageow
ἁμαρτιῶν καὶ ζωὴν αἰώνιον.
II. Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 29
Dieselben Bitten um heilbringenden Genuß der Speise finden
wir aber naturgemäß auch in den Tischgebeten, wo es z. B. heißt
καταξίωσον ἡμᾶς μεταλαβεῖν ἐξ αὐτῶν ἐπὶ ὑγιείαν xol σωτηρίαν
ψυχῶν καὶ σωμάτων. (Berlin, kgl. Bibl. Ms. gr. qu. 45 fol. 83 v.)
oder εὐλόγησον τὴν βρῶσιν ἡμῶν καὶ τὴν πόσιν καὶ ἀχαταχρίτως
ἡμᾶς ἐξ αὐτῶν μεταλαβεῖν καταξίωσον (ebenda fol. 83 r. — Goar
p. 716, 1). Darauf sei jetzt schon hingewiesen, um die Entstehung
der Bitte um gesegneten Genuß aus dem ursprünglichen Mahl-
zeitscharakter deutlich zu machen !. Eine der ältesten Formulie-
rungen dieser Bitte ist jedenfalls die in den Apost. Const. VIII (Br.
p. 24), dieauch in der ägyptischen Kirchenordnung sich wiederfindet:
Ὃ $&0c, 6 μέγας καὶ μεγαλώνυμος, ὃ μέγας τῇ βουλῇ καὶ
χραταιὸς τοῖς ἔργοις, 0 ϑεὸς καὶ πατὴρ τοῦ ἁγίου παιδός σου
Ἰησοῦ, τοῦ σωτῆρος ἡμῶν᾽ ἐπίβλεψον ἐφ᾽ ἡμᾶς καὶ ἐπὶ τὸ
ποίμνιόν σου, 0 di’ αὐτοῦ ἐξελέξω εἰς δόξαν τοῦ ὀνόματός σου
καὶ ἁγιάσας ἡμῶν τὰ σώματα καὶ τὴν ψυχὴν, καταξίωσον
καϑαροὺς γενομένους ἀπὸ παντὸς μολυσμοῦ σαρκχὸς καὶ πνεύ-
ματος τυχεῖν τῶν προκειμένων ἀγαϑῶν καὶ μηδένα ἡμῶν
ἀνάξιον κρίνῃς ἀλλὰ βοηϑὸς ἡμῶν γενοῦ, ἀντιλήπτωρ,
ὑπερασπιστὴς διὰ τοῦ χριστοῦ σου μεϑ᾽ οὗ σοι δόξα x. τ. A.
Will man die ehrwürdige Einfachheit dieses Gebets empfinden,
so vergleiche man es nur mit der ausführlichen Formulierung
in der Basiliusliturgie des IX. Jahrhunderts (Br. p. 338). Die
Formel τῶν προχειμένων ἀγαϑῶν (vgl. auch Markusliturgie
Br. p. 137, 11) muß besonders auffallen — es handelt sich eben
1) Es hängt die ständige Wiederkehr dieser Bitte um den unge-
schädigten Genuß gewiß auch zusammen mit der Befürchtung, daß ent-
weder Speise und Trank oder die heiligen Elemente von Dämonen ver-
giftet oder unheilbringend gemacht sein könnten. Daher die häufige
Wiederholung auch in den später ıwitzuteilenden Tischgebeten. Höchst
charakteristisch hierfür ist das Gebet, welches Johannes nach der Er-
zählung der Acta Johannis cap. 9 spricht, als er vor Domitian aus dem
vergifteten Becher trinkt: Ἐν τῷ ὀνόματί cov, ᾿Ιησοῦ Χριστὲ υἱὲ τοῦ ϑεοῦ,
πίνω τὸ ποτήριον, ὃ σὺ γλιχανεῖς, xal τὸ ἐν αὐτῷ φάρμακον to ἁγίῳ σου
πνεύματι συγχέρασον καὶ ποίησον αὐτὸ πόμα ζωῆς καὶ σωτηρίας γενέσθαι
εἰς ἴασιν ψυχῆς xal πνεύματος, εἰς πέψιν, εἰς ἀβλαβῆ διοίχησιν, εἰς
πίστιν ἀμετανόητον, εἰς ἀνεξάρνητον μαρτύριον τοῦ ϑανάτου ὡς ποτή-
ριον εὐχαριστίας.
2) Vgl. das später zu erörternde χύριε Ἰησοῦ Χριστὲ βοήϑει ἡμῖν in
der ὕψωσις τῆς παναγίας.
30 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
ursprünglich um eine Mahlzeit — später wird immer τῶν aylor
σου μυστηρίων (Lit. Jac. p. 61) oder τῶν ἀχράντων σοῦ uvory-
oiov (Lit. Jac. p. 63) dafür eingesetzt; das βοηϑὸς ἡμῶν γενοῦ
erinnert an das alte Hosiannah. Die Prädicate ἀντελήπτωρ
und ὑπερασπιστής gehören der jüdischen Gebetsterminologie an.
Ganz ähnliche Beobachtungen lassen sich bei dem Schlul-
dankgebet nach der Communion machen. Auch hier kehrt
stets die Formel wieder χατηξίωσας ἡμᾶς ... μεταλαβεῖν axata-
χρίτως.... εἰς ὠφελείαν ψυχῆς καὶ σώματος εἰς ἄφεσεν ἁμαρ-
τιῶν καὶ ζωὴν αἰώνιον und es wird gebetet, Gott möge die,
welche das Mahl genossen haben, vor allem Schaden (axara
χρίτους) bewahren. Wir werden auch für diese Wendungen in
den Tischgebeten Parallelen finden. Hier sei nur auf die inter-
essante Formulierung in der Liturgie des Jakobus (Br. p. 64—65)
hingewiesen: Eöyapıorovusv σοι, Χριστὲ ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ὅτι
ἠξίωσας ἡμᾶς μετασχεῖν τοῦ σώματος καὶ αἵματός σου εἰς
ἄφεσιν ἁμαρτιῶν καὶ εἰς ζωὴν αἰώνιον᾽ ἀκατακχρίτους ἡμᾶς
φύλαξον, δεόμεϑα, ὡς ἀγαϑὸς καὶ φιλάνϑρωπος (der Gute
und Wohltätige, vgl.4. Abschnitt des jüdischen Tischsegens). Andere
ältere Schlußdankgebete finden sich in der Serapionsammlung
Nr. IV, Apost. Const. VIII (Br. p. 25ff), Jakobusliturgie (Br.
p. 65, 25ff χατηξίωσας ἡμᾶς μετασχεῖν ταύτης τῆς
ἐπουρανίου σου τραπέζης) und in der Markusliturgie (Br.
p- 141, 11ff: εὐχαριστοῦμέν σοι, δέσποτα, κύριε ὁ ϑεὸς ἡμῶν,
ἐπὶ τῇ μεταλήψει τῶν ἁγίων ἀχράντων, ἀϑανάτων καὶ ἐπουρα-
viov σου μυστηρίων, ὧν ἔδωχας ἡμῖν ἐπὶ εὐεργεσίᾳ καὶ
ἁγιασμῷ καὶ σωτηρίᾳ τῶν ψυχῶν καὶ τῶν σωμάτων ἡμῶν!
Endlich haben wir noch auf die Psalmstellen zu achten
welche während der Communion zur Verwendung kamen. Es
waren dies in der syrischen Liturgie (Apost. Const. VII, bei
Cyrill und in der Jakobusliturgie) Ps. 34, in der Markusliturgie
Ps. 150, in Antiochien Ps. 145. Von diesen finden wir Ps 9}
und 145 schon am Schluß des jüdischen Tischsegens und dies
beiden haben ihrem Inhalte! nach so unmittelbare Beziehung suf
1) Ps. 34, 9 Γεύίσασϑε xal ἴδετε, ὅτι χρηστὸς ὁ χύριος x. τ. λ. das fol-
gende: πλήρωσον τὸ στόμα ἡμῶν αἰνέσεως κύριε xal χαρᾶς ἔμπλησον τὰ
χείλη ἡμῶν, ὅπως ἀνυμνήσωμεν τὴν δόξαν σου stammt aus Ps. 70, 8 außer
dem vgl. das noch heute übliche Tischgebet Ps. 145, 15. 16.
11, Spuren des Tischsegens in der eucharist. Liturgie. 31
das Tischgebet, daß an ihrer ursprünglichen Herkunft aus den
Mahlzeitsgebräuchen nicht gezweifelt werden kann.
Endlich ıst darauf aufmerksam zu machen, daß der Schluß
des jüdischen Tischsegens die Bitte um den Frieden des Herrn
enthält, und daß alle christlichen Liturgien mit dem Friedens-
wunsche schließen.
Das wären die Spuren des Tischgebets, die ich glaube in der
eucharistischen Liturgie noch aufzeigen zu können. Auf das
Ganze gesehen, sind sie nicht allzu zahlreich — das darf aber
nicht Wunder nehmen, da ja alle unsere liturgischen Quellen erst
dem vierten oder späteren Jahrhunderten angehören. Damals
war der Tischgebetscharakter der Eucharistie bereits völlig ver-
wischt. Es war ein cultischer Opferact daraus geworden und
man kann von Glück sagen, daB man überhaupt noch etwas von
der ursprünglichen Farbe erkennen kann. Es wird das noch in
ein deutlicheres Licht treten, wenn wir nun den uns noch auf-
bewahrten Tischgebeten näher treten.
11. Die Spuren der Eucharistiefeier in griechischen Tischgebeten.
Handelte es sich in der Entwicklung der eucharistischen
Opferfeier um einen durchgreifenden Umwandlungsproceß, der
aus den einfachen Gebrüuchen einer heiligen Mahlzeit ein com-
pliciertes gottesdienstliches Ritual machte, so hatten die nach
Ausscheidung der Eucharistie auch ferner mit der Mahlzeit ver-
bundenen Segnungen und Danksagungen eine eingreifende ge-
schichtliche Weiterentwicklung nicht vor sich. Es ist daher
wohl erklärlich, daß sich in ihnen deutlichere Spuren der ursprüng-
lichen Verbindung erhalten haben als in den der fortwührenden
Umgestaltung ausgesetzten eucharistischen Gebeten.
1. Häusliche Eucharistiefeiern und Agapen.
Es kommen zunächst häusliche Eucharistiefeiern in Be-
tracht, die neben der gottesdienstlichen Gemeindefeier als δεῖπνα
xvpraxa in kleinerem Kreise sich erhielten, ohne daß in ihnen
der Gedanke der öffentlichen ϑυσία sich umgestaltend geltend
machte P. Drews! hat gewichtige Gründe dafür geltend ge-
macht, daß schon die Didachegebete von dem Verfasser der
1) Vgl. Zeitschriften für neutestamentliche Wissenschaft 1904, 1 S. 38.
32 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Apostellehre für solche Zwecke dargeboten wurden. Weil augen-
scheinlich noch eine wirkliche Mahlzeit zur Sättigung von diesen
Gebeten eingeleitet und beschlossen wurde und weil andererseits
die Beziehung auf das Abendmahl so deutlich ist, daß an eine
Agape ohne Eucharistie nicht zu denken ist, so bleibt nur der
Weg übrig, in der Didache IX und X eine häusliche Eucha-
ristiefeier, in cap. XIV einen Gemeindegottesdienst mit óffent-
licher 9voía anzunehmen. Die häusliche Feier ist dann als täg-
liche zu denken und es kann darauf hingewiesen werden, daß
die tägliche Eucharistiefeier noch lange verbreitet war (vgl.
Drews Art. Eucharistie in RE?, V p. 561), wobei es als wahr-
scheinlich zu gelten hat, daß es sich um die mit der Eucharistie
verbundenen Mahlzeiten der Kleriker in erster Linie handelte
(vgl. Cyprian, Ep. 63, 16), nicht um eine tägliche Eucharistiefeier
der ganzen Gemeinde. Auch die in den apokryphen Apostelacten
bezeugten Eucharistiefeiern mit Wasser und Brot haben trotz
ihrer Ähnlichkeit mit den Agapen nicht als solche zu gelten,
sondern als häusliche Feier des Abendmahls!.
Das wichtigste kirchliche Zeugnis für diese späterhin ver-
botenen häuslichen Eucharistiefeiern haben wir in der Schrift des
Athanasius von Alexandrien λόγος σωτηρίας πρὸς τὴν παρϑένον
1) Den Text der interessantesten Gebete habe ich in dem Anhang zu
meinem Buch über das Gebet in der ältesten Christenheit p. 350—353 zu-
sammengestellt. Der eucharistische Charakter der Gebete ist zweifellos.
Ich hebe hier nur noch einmal einige für unsern Zweck interessante
Wendungen hervor:
Acta Thomae cap. 27 (ed. Bonnet Suppl. Cod. Apocr. I p. 20, 30—32):
αὔγους δὲ γενομένου xal διαφαύσαντος χλάσας ἄρτον χοινωνοὺς αὐτοὺς
χατέστησεν τῆς εὐχαριστίας τοῦ Δριστοῦ, ἔχαιρον δὲ xal ἠγαλλιῶντο.
Acta Thomae 40 (ed. Bonnet a. a. Ο.}.30,108): ἐλϑὲ xai χοινώνησον
ἡμῖν ἐν ταύτῃ τῇ εὐχαριστίᾳ, ἣν ποιοῦμεν ἐπὶ τῷ ὀνόματί σου, καὶ
τῇ ἀγάπῃ, ἢ σινήγμεϑα ἐπὶ τῷ κλήσει oov: xal εἰπὼν ταῦτα διεχάραξε
τῷ ἄρτῳ τὸν σταυρὸν καὶ χλάσας ἤρξατο διαδιδόναι.
Acta Thomae 133 (ed. Bonnet a. a. O. y. 73, 22): Banrıodevrov
δὲ xal ἐνδυσαμένων, ἄρτον χαταϑεὶς ἐπὶ τὴν τράπεζαν εἶπεν εὐλογῶν"
ἄρτον τοῦτον ζωῆς ποίησον ὃν οἱ ἐσϑίοντες ἄφϑαρτοι διαμείνωσιν"
ὁ ταύτην τὴν δωρεὰν χαταξιώσας δέξασϑαι τούτους χαταξίωσον xal
μετόχους τῆς αὐτοῦ βασιλείας γενέσϑαι καὶ ἀεὶ ἀμιάντους ἐν τῷδε τῷ
βίῳ διαμένειν, ἵνα οὕτως διαμένοντες τῶν ἀϑανάτων ἐχείνων καὶ μεγά-
λων σου τύχωσι ἀγαϑῶν᾽ xal χλάσας τὸν ἄρτον ἐπέδωχε. Vgl. auch das
Gebet Acta Johannis 109 (ed. Bonnet, Acta Apost. apocr. IT, 1 p. 207—208).
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 33
(περὶ παρϑ. cap. XII—XIV). Es handelt sich hier um die ein-
malige tägliche Mahlzeit der Asketinnen nach den Gebeten der
neunten Stunde. Athanasius verrät mit keinem Wort, daß er
selbst diese Feiern als gültigen Ersatz für die Eucharistiefeier
ansehe, sagt aber auch nichts dagegen. Die von ihm mitgeteilten
Gebete beweisen jedoch den ursprünglich eucharistischen Sinn
des Tischsegens, mag nun Athanasius ihn noch so aufgefaßt haben
oder nicht (vgl. die erste Abhandlung T. U. XIV, 2a S. 83ff, 136 ff).
Das erste der Gebete, welches vor dem Niedersetzen zu
Tische gesprochen werden soll!, geht freilich über den Charakter
des Tischgebets nicht hinaus. Es erinnert an das erste Gebet
des jüdischen Segens nach Tisch und hat spüter, wie wir sehen
werden, allgemeine Verbreitung als Gebet nach der Mahlzeit in
den Klóstern gefunden. Um so sicherer ist das zweite Gebet als
ein eucharistisches zu bezeichnen. Wenn die Jungfrau sich zu
Tische gesetzt hat, soll sie das Brot brechen, das Kreuzeszeichen
dreimal darüber machen und dankend (εὐχαρεστοῦσα) sprechen:
Εὐχαριστοῦμέν σοι, πάτερ ἡμῶν, ὑπὲρ τῆς ἁγίας ἀναστά-
σεώς σου" διὰ γὰρ Ἰησοῦ τοῦ παιδός σου ἐγνώρισας ἡμῖν αὐτὴν
xal καϑὼς ὁ ἄρτος οὗτος ἐσχορπισμένος ὑπάρχει ὁ ἐπάνο»
ταύτης τῆς τραπέζης καὶ συναχϑεὶς ἐγένετο ἕν, οὕτως ἐπι-
συναχϑήτω σου ἡ ixxAgola ἀπὸ τῶν περάτων τῆς γῆς εἰς τὴν
βασιλείαν σου ὅτι σοῦ ἐστιν ἡ δύναμις καὶ ἡ δόξα εἰς τοὺς
αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμήν.
Allein die Übereinstimmung mit dem Brotsegen der Didache
vermag hier die ursprünglich eucharistische Bedeutung dieses
Gebets zu beweisen. Auch die Änderung ὑπὲρ τῆς ἁγίας ava-
στάσεως statt ὑπὲρ ζωῆς καὶ γνώσεως kann den eucharistischen
Sinn nur bestätigen, denn noch Cyrill von Alexandrien sagt: ὅτε
γὰρ ἡ xoıwovia τῆς μυστικῆς εὐλογίας ὁμολογία τίς ἐστι τῆς
ἀναστάσεως τοῦ Χριστοῦ (in Joh. 12—opp. Paris 1638 IV, 1104;
vgl. Drews, Zeitschr. f. prakt. Theologie XX p. 20)? Die Bitte
1) Εὐλογητὸς ὁ ϑεύς, ὁ τρέφων ut ἐχ νεὐτητός μου, ὁ διδοὺς τροφὴν
πάσῃ σαρχὶ, πλήρωσον χαρᾶς xal εὐφροσίνης τὴν xagóíav μου, ἵνα πάντοτε
πᾶσαν αὐτάρχειαν ἔχοντες περισσεύωμεν εἰς πᾶν ἔργον ἀγαϑὸν ἐν Χριστῷ
Ἰησοῦ τῷ χυρίῳ ἡμῶν ut9' οὗ σοι δόξα, τιμή, χράτος σὺν ἁγίῳ πνεύματι
εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμήν.
2) Vgl. auch im Gebet Acta Johannis 109: δοξάζομέν σον τὴν δειχϑεῖσαν
ἡμῖν διὰ σοῦ ἀνάστασιν (a. a. O. S. 207, 12).
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2b 3
44 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
für die Kirche gehört zu den am meisten gesicherten Bestand-
teilen der alten Eucharistiefeier.
Noch viel stärker machen sich die Abendmahlsgedanken in
dem von jüngeren Handschriften an Stelle des Didachegebets
mitgeteilten Texte! geltend, der wohl einer alten Überlieferung
der Praxis in einem griechischen Kloster entnommen sein kann.
Es ist bereits die völlig entwickelte Verwandlungslehre, welche
diesem als Tischgebet benutzten Abendmahlsgebet zugrunde
liegt und es zeigt in seiner Schlußwendung ἀξίως ueralaußa-
νει» ἡμᾶς ἀξίωσον, daß es in der eucharistischen Liturgie die
Stelle der Bitte um gesegneten Genuß vor der Communion ein-
genommen hat. Unter diesen Umständen erscheint es sehr un-
wahrscheinlich, daß es sich hier wirklich um ein altes Tisch-
gebet handelt, das sich noch eucharistischen Charakter bewahrt
hat. Vielmehr dürfte es ein versprengtes Fragment einer ent-
wickelten eucharistischen Liturgie sein, das in das Tischritual
hinübergenommen wurde. Nur der Umstand, daß es von dem
Abschreiber der alten Athanasiusschrift als ein in seinem Kloster
gebrauchtes Tischgebet benutzt wird, hat für uns Interesse, denn
es muß in den Tischsitten jenes Klosters doch Anknüpfungspunkte
gegeben haben, um ein eucharistisches Gebet in diesen Zusammen-
hang zu stellen.
Sehr alt dagegen dürfte wiederum das von Athanasius selbst
bezeugte Schlußdankgebet sein. Ihm geht ein dreimaliges Ἔλε-
1) Es lautet nach den Handschriften von περὶ παρϑενίας zu München,
Genf und Cambridge (M, G, T.): Εὐχαριστοῦμέν σοι, πάτερ ἡμῶν, ὑπὲρ τῆς
ἁγίας xal ἐνδόξου σαρκώσεως τοῦ υἱοῦ σου Χριστοῦ, τοῦ 960b ἡμῶν, ἣν ἡμεῖς
χατὰ τὴν ϑείαν ἐχείνου ἐπαγγελίαν xa9^ ἡμέρας ἐσϑίοντες εὐφραινόμεϑα,
(? fehlt ἐπίβλεψον oder dgl.) εἰς τουτονὶ τὸν αἰσϑητὸν ἄρτον μεταβάλλων
αὐτὴν διὰ τὴν ἀσϑένειαν ἡμῶν tg αὐτοῦ χρηστότητι᾽ xal ὅτι δι᾽ ἐχείνου σε
ἔγνωμεν τὸν ἀληϑινὸν ϑεὸν xai πατέρα ἡμῶν xal τὸ πανάγιον πνεῦμά σου, τὸ
φωτίζον ἡμᾶς xal παρηγορὸν xal πρὸς τὴν σὴν ἐπίγνωσιν ὁδηγὸν" ὅϑεν παρα-
χαλοῦμέν σε ἁρμόδιον τοῦτον γενέσθαι καὶ εὐφραντικὸν τῇ ἡμετέρᾳ οὐσίᾳ
τοῦ σώματος χαὶ μηδέποτε αὐτὸν ὑστερούμενον διὰ τὴν ἡμῶν ἀναξιότητα
ἀλλὰ χἀχεῖνον τὸν νοούμενον τὸν ζωοποιὸν χαὶ πανάγιον τοῦ μονογενοῖς
σου viov σαρχοφόρον ἄρτον ἀξίως μεταλαμβάνειν ἡμᾶς ἀξίωσον διὰ τὴν
σὴν ἀγαθότητα. Der Schreiber bemerkt dazu, dieses Gebet sprächen sie
beim Brotbrechen am Beginn der Mahlzeit, beim Niederlegen des Brotes
auf den Tisch (vgl. das ἀποτιϑεμένου τοῖ ἄρτου ἐν τῷ δίσκῳ Brightm.
p- 309, 6 beim Prothesisgebet der Basiliusliturgie).
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 35
zuo» xai οἰχτίρμων ὁ κύριος, τροφὴν ἔδωχε τοῖς φοβουμένοις
αὐτὸν (Ps. 110, 4) voran, das mit der kurzen Doxologie: δόξα
πατρὶ καὶ υἱῷ καὶ ἁγίῳ πνεύματε abgeschlossen wird. Dann
folgt folgende altertümliche Formel:
Ὁ 9206, ὁ παντοχράτωρ καὶ χύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸς
τὸ ὄνομα ὑπὲρ πᾶν Ονομαΐ,
εὐχαριστοῦμέν σοι καὶ alvovuev σε, ὅτε κατηξίωσας ἡμᾶς
μεταλαβεῖν τῶν ἀγαϑῶν τῶν σῶν, τῶν σαρκικῶν τροφῶν.
δεόμεϑα χαὶ παραχαλοῦμέν σε, κύριε, ἵνα χαὶ τὰς ἐπουρανίους
τροφὰς ἡμῖν δωρήσῃ,
xal δὸς ἡμῖν τρέμειν χαὶ φοβεῖσϑαι τὸ φριχτὸν καὶ ἔντι-
μον Ovoua Gov καὶ μὴ παραχούειν τῶν ἐντολῶν σου" τὸν νό-
μον σου xai τὰ δικαιώματά σου ἐγκατάϑου ἐν ταῖς κχαρόίαις
ἡμῶν᾽ ἁγίασον δὲ ἡμῶν τὸ πνεῦμα xal τὴν ψυχὴν καὶ
τὸ σῶμα διὰ τοῦ ἠγαπημένου σου παιδὸς τοῦ χυρίου ἡμῶν
Ἰησοῦ Χριστοῦ, μεϑ᾽ o0 σοι πρέπει δόξα, τιμή, χράτος εἰς τοὺς
αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμήν.
Die Formel κατηξίωσας ἡμᾶς μεταλαβεῖν τῶν ἀγαθῶν τῶν
σῶν ist die des alten ägyptischen Schlußdankgebets der Eucha-
ristie (vgl.äg. KO. und Ap. Const. VIII bei Achelis, Can. Hipp. p. 59)
Die Gegenüberstellung der leiblichen und der geistlichen Speise
ist dieselbe wie im Dankgebet der Didache cap. X. Das Zittern
vor dem heiligen Namen klingt wie eine Wendung aus ur-
sprünglich jüdischer Empfindung und die Bitte um Gehorsam
gegen die ἐντολαί, um Einpflanzung des νόμος und der dıxar-
ὦματα in die Herzen erinnert in diesem Zusammenhang an die
Wendung im jüdischen Tischsegen, Abschnitt 2: «für deine
Thorah, die du uns gelehrt hast, für deine Satzungen, die
du uns verkündet, für das Leben, das du uns aus Gnade
und Barmherzigkeit geschenkt hast» (vgl. S. 9. Die Worte
ἐγχατάϑου iv ταῖς καρδίαις ἡμῶν lassen, wie überhaupt der
ganze Passus, an Did. X ὑπὲρ τοῦ ἁγίου ὀνόματος οὗ κατεσκή-
νῶώσας ἐν ταῖς καρδίαις ἡμῶν denken. Zu den Worten ἁγίασον
δὲ ἡμῶν τὸ πνεῦμα καὶ τὴν ψυχὴν καὶ τὸ σῶμα vergleiche in
dem angeführten Schlußdankgebet der ägyptischen K.O.: «Möge
1) Die Wendung (vgl. Phil. 2, 9) findet sich wieder in dem Tauf-
gebet Acta Thomae cap. 27 (ed. Bonnet p. 20. 21): ἐλϑὲ τὸ ἅγιον ὄνομα Tor
Χριστοῦ τὸ ὑπὲρ πᾶν ὄνομα.
3%
36 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
es uns gereichen zur Erneuerung der Seele, des Fleisches und
des Geistes» (εἰς ὠφελείαν ψυχῆς καὶ σώματος Apost. Const.
VIII, 13). Die Formel διὰ τοῦ ἠγαπημένου σου παιδός ist be-
kanntlich auch eine sehr alte. Nach alledem haben wir es
hier offenbar mit einem Schlußdankgebet einer eucharistischen
Mahlzeit zu tun, das sich in der Praxis der Asketen Ägyptens
noch erhalten hatte. Muß der Charakter des Tischgebets und der
des Abendmahlsgebets bier gleichzeitig constatiert werden, so ist
auch offenbar, daß wir Reste der häuslichen Eucharistie vor
uns haben, aus einer Zeit, da sie noch eine wirkliche Mahlzeit war.
Es kann freilich nicht mit Sicherheit behauptet werden, daß auch
Athanasius sie noch als eucharistische angesehen hat, aber die
volkstümliche Praxis der Asketen hat zu seiner Zeit die häusliche
Eucharistiefeier noch gekannt. Dafür haben wir auch ein directes
Zeugnis im 63. Brief des Basilius von Caesarea. Um zu beweisen,
daß die Eucharistie in Verfolgungszeiten auch ohne Priester ge-
feiert werden dürfe, beruft sich Basilius auf die einer alten Ge-
wohnheit (μαχρὰ συνήϑεια) folgende Sitte der Asketen, nach
der alle κατὰ τὰς ἐρήμους μονάζοντες, ἔνϑα μή ἔστιν ἱερεῦς.
κοινωνίαν olxoı κατέχοντες ap ἑαυτῶν ueralauße-
νουσι. In Alexandrien und Ägypten könne sogar jeder
aus dem Volke eine χοενωνία ἴῃ seinem Hause und wann
er wolle halten und die Eucharistie selber nehmen, ir
dem er ein Brot aus der Kirche mitnehme, von dem er dam
täglich ein Stück nehme bei seiner häuslichen Feier. Führe er
doch auch in der Kirche nur ein Stück des geweihten Ganze
zum Munde, so könne er auch viele Teile zugleich zu Haus
nehmen. Über die Berichte der hist. lausiaca vgl. meine Unter
suchung T. U. XIV, 2a S. 53. Auch die syrische Didaskalia scheint
eine eucharistische Mahlzeit in der Osternacht vorauszusetzen,
wenn sie sagt: Es ziemt Euch Vorlesen der Schriften und Psal-
men, Gebet und Flehen ... bis zur dritten Stunde der Nacht, die
auf den Sonnabend folgt. Und dann bringet Eure Opfergaben
dar und nun esset und seid guter Dinge, freuet Euch und seid
fröhlich, denn als Unterpfand unserer Auferstehung ist Christus
auferstanden (ed. Achelis-Flemming 112, 23 ff).
Neben solchen häuslichen Eucharistiefeiern in kleinem Kreise
erhielten sich die Sitten des urchristlichen Herrenmahls auch in
den Agapen, den um der Liebestätigkeit willen beibehaltenen
Ill. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 37
Gemeindemahlzeiten, an denen ursprünglich alle Gemeinde-
glieder, später vorzüglich die Witwen, die Armen, die Spender
des Mahls, sowie der Bischof oder sein Diakon teilnahmen. Ter-
tullian (Apol. 39) erwähnt ein Eingangsgebet und ein Schlußgebet
solcher Mahlzeit, das Händewaschen und Lichteranzünden
und die gemeinsame Erbauung durch Lieder, geht aber auf Einzel-
heiten nicht ein. Die Canones Hippolyti und die ägyptische
Kirchenordnung geben etwas genauere Angaben. Aus ihnen geht
hervor, daß der Leiter der Agape am Anfang das Brot brechen
und segnen und jedem einen Bissen vorher reichen mußte. Nur
wenn kein Geistlicher anwesend ist, soll jeder allein über seiner
Speise den Segen sprechen. Es soll auch gebetet werden für
die Teilnehmer und für den Gastgeber, und ehe man auseinander
geht, sollen Psalmen gesungen werden. Wenn dazu die ägyp-
tische Kirchenordnung ausdrücklich bemerkt, es sei das vom
Bischof am Eingang des Liebesmahls gesegnete Brot keine εὐχα-
ριστία, sondern nur eine εὐλογία, und wenn das Concil von Lao-
dicea (can. 27. 28) sowohl die Privat-Eucharistiefeiern als auch
das Abhalten der Agape in den Kirchen verbot, so sehen wir,
wie sehr man auch im vierten Jahrhundert noch geneigt war,
nach der volkstümlichen Tradition die Agape ohne strenge Unter-
scheidung mit einer wirklichen Eucharistiefeier zu verwechseln?.
Das hing wesentlich damit zusammen, daß die bei der Agape
gebrauchten Gebete noch die des alten Herrenmahls waren. Er-
halten sind uns solche Agapegebete nicht mehr. Wir brauchen
aber nicht daran zu zweifeln, daß sie denen der Didache oder
denen des Atbanasius sehr ähnlich waren.
2. Einzelne Tischgebete in griechischen Klóstern.
Meine über die athanasianische Schrift περὶ παρϑενίας an-
gestellte Untersuchung hat gezeigt, wie die Asketenkreise die
Vermittler altehristlicher Haussitten an die späteren Klöster
1) Nüheres vgl. bei J. F. Keating, the Agape and the Eucharist in
the early church. London 1901, wo allerdings für die ältere Zeit zwischen
Agape und háuslicher Eucharistie zu streng geschieden wird.
2) Etwas anders ist es, wenn die Mysterienfeier vor einer Toten-
mahlzeit abgehalten wird. Da tritt die [alte SchluBeucharistie vor die
Mahlzeit. Es hat diese Aneinanderfügung nichts mit der Tradition der
ursprünglichen Einheit zu tun.
35 . Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
waren. In den Klöstern aber haben sich bis heute alte Gebete
und Gebetssitten mit ungeheurer Zähigkeit erhalten, sodaß uns
hier eine Quelle auch für sehr alte Traditionen zu Gebote steht.
Es gilt nur nach Móglichkeit die Mittelglieder zu finden, um einen
sichern Anhalt für die Überlieferungsgeschichte zu bekommen.
Haben wir nun in den von Athanasius mitgeteilten Gebeten
die geschichtliche Anknüpfung an die Gebetssitten des zweiten
Jahrhunderts gefunden, so finden wir in einer Predigt des Chry-
sostomus (hom. LV (LVI) in Math., Migne P. g. LVIII col. 545 ff.)
eine Gebetssitte, die sich mit der athanasianischen berührt und
doch derjenigen der späteren Klöster um einen Grad näher steht.
Chrysostomus will seiner Gemeinde die Sitte des Tischgebets
empfehlen und erzählt deshalb von den bewundernswerten Sitten
der Mönche in der Wüste. Sie pflegten μετὰ τὸ ἀριστοποι-
ἤσασϑαι oder vielmehr, so verbessert sich Chrysostomus, μετὰ
to δεῖπνον — denn sie kannten nur eine tägliche Mahlzeit —
einen Dankhymnus anzustimmen (εὐχαριστηρίους ὕμνους.) Zur
Nacheiferung teilt Chrysostomus diese heilige Ode, wie er das
Gebet nennt, mit. Sie besteht aus dem von Athanasius empfohlenen
Gebet εὐλογητός ὃ ϑεὸς ὃ τρέφων με ἐκ νεότητος μοῦ x. τ. A
bis σὺν ἁγίῳ πνεύματι εἰς τοὺς αἰῶνας ἀμήν und folgendem
Zusatz: Δόξα σοι,κύριε, δόξα σοι, ἅγιε, δόξα σοι, βασιλεῦ,
ὅτι ἔδωχας ἡμῖν βρώματα εἰς εὐφροσύνην" πλῆσον ἡμᾶς πνεύ-
ματος ἁγίου, ἵνα εὐρεϑῶμεν ἐνώπιον σου εὐαρεστήσαντες, μὴ
αἰσχυνόμενοι, ὅτε ἀποδίδως ἑχάστῳ κατὰ τὰ ἔργα αὐτοῦ".
Chrysostomus erklärt dann seinen Zuhörern das ganze Gebet;
ihm ist es selbst aufgefallen, daß hinter der das erste Gebet ab-
schließenden Doxologie und dem Amen noch wieder eine neue
Doxologie anfängt. Er begründet das damit, daß auch der
Apostel oft mit einer Doxologie beginne, mit einer solchen
schließe, um dann nach dieser doch die Rede weiter zu führen
(so Gal. 1, 4; Röm. 1, 25). Da wir nun aber aus Athanasius
das erste Gebet als Gebet vor der Mahlzeit kennen gelernt
1) Zu diesem Schluß vgl. den Schluß des Prothesisgebets der Petrus-
liturgie: παράσχου ... λόγον ἀνεπαίσχυντον, ὕπως ἄξιοι εὑρεϑῶμεν ......
ἐνώπιόν σον ἔν tf ἡμέρᾳ τῇ φοβερᾷ — grade auf diesen Gedanken der
Verantwortung vor dem Richterstuhl Christi, auf das μὴ αἰσχύνεσϑαι
legt Chrysostomus auch in der Ausführung seiner Predigtgedanken be-
sonderes Gewicht.
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 39
haben, so werden wir das als die ursprüngliche Sitte anzunehmen
haben, die auch den von Chrysostomus mitgeteilten Gebräuchen
früher zu Grunde lag.
Dann erhalten wir auch in dem hier mitgeteilten Text ein
einfaches Eingangsgebet und ein Schlußdankgebet, letzteres
wie bei Athanasius durch eine doxologische Formel eingeleitet,
für die wir in dem eucharistischen Gebet in den Acta Job. 109
(ed. Bonnet a. a. O. p. 207) eine gewisse Analogie finden, eine
deutliche Parallele aber in der Jacobusliturgie (Br. p. 65) wo
das Schlußdankgebet nach der Communion eingeleitet wird mit
dem Ruf: δόξα σοι, δόξα σοι, δόξα Got, Χριστὲ βασιλεῦ,
μονογενὲς λόγε τοῦ πατρὸς x. τ. 4. Auch nach der Marcusliturgie
(Br. p. 140) folgte ein Lobbymnus des Volkes an dieser Stelle;
in der Chrysostomusliturgie singt der Chor am Schluß vor dem
letzten Dankgebet (Br. p. 396, 25): Ὁ ἐπιφανεὶς Χριστὲ ὁ ϑεὸς
xai τὸν xoouov φωτίσας, δόξα σοι.
Wir haben also auch in diesem dreimaligen δόξα σοι im
Dankgebet des Chrysostomus eine Spur der eucharistischen Feier,
die noch interessanter wird durch die Bitte πλῆσον ἡμᾶς
πνεύματος aylov, weil diese Bitte um den heiligen Geist in
der eucharistischen Feier consecrative Bedeutung erhielt. Endlich
klingt die Bitte fva εὐρεϑῶμεν εὐαρεστήσαντες un αἰσχυνόμενοι
an zwei Stellen im jüdischen Tischsegen an, nämlich Abs. 4 «daß
wir Wohlgefallen finden mögen in den Augen Gottes und der
Menschen» (S. 10) und Absatz 3: «daß wir nicht zu Schanden
werden und uns nie schámen» (S. 10) Wir werden also auch
in diesem Tischgebet alte eucharistische Gebetsformeln zu sehen
haben. Die Anfangseulogie: εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς etc. ging nicht
mit in die eucharistische Tradition über. Sie erhielt sich aber
im Tischsegen der Asketen, bei Athanasius noch an ursprüng-
licher Stelle, bei Chrysostomus am Schluß. Es ist nicht aus-
geschlossen, daß letzterer nur literarische Kenntnis von den
Formeln hatte und dieselben einem alten Euchologion entnahm,
wo beide Formeln unmittelbar nach einander aufgezeichnet waren,
ohne doch so gebraucht worden zu sein. Die Auffassung des
Chrysostomus ist aber die herrschende geblieben: denn in den
späteren griechischen Gebetbüchern wie nach dem Zeugnis der
jüngsten Handschriften der Athanasiusschrift wird das Gebet
εὐλογητὸς ὁ ϑεός ὁ τρέφων ut x. τ. A. stets am Schlusse der
40 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Mahlzeit gebraucht. Die Möglichkeit, daß die Schuld der Differenz
bei Athanasius liegt, kann also nicht ausgeschlossen werden.
Aus späterer Zeit fehlt es dann an Mitteilungen von Tisch-
gebetstexten in den Werken asketischer Schriftsteller. Auch bei
Johannes Cassianus finden sich nur die allgemeinen Angaben
über Psalmen und Gebete vor und nach Tische. Wir sind also
für die weitere Untersuchung auf die Euchologien der griechischen
Kirche angewiesen, wie sie uns teils handschriftlich, teils in ge-
druckten Sammlungen zugänglich sind. Das umfangreichste
Material finden wir in der Sammlung von Jacob Goar, der im
Jahre 1647 eine große Menge von Gebetstexten veröffentlichte,
von denen er die für uns in Betracht kommenden aus dem Cod.
Barberini (früher Conventus Praedicatorum S. Marci Florentini!
saec. VIII und aus einem Codex von Cryptoferrata entnahm'.
Anderes Material finden wir in dem Ὡρολόγεον Méya, das
in Venedig in vielen Ausgaben gedruckt worden ist?, Einige
weder bei Goar noch im Horologion befindliche Stücke habe ich
1) Jue. Goar, EvxyoAlóyiov sive rituale Graecorum . .. cum selecti:
bibliothecae Regiae, Barberinae, Cryptoferratae, S. Marci Florentini .
et aliis probatis mm. ss. et editis exemplaribus collatum. Lutetiae Parisi
orum 1647. Benutzt sind für die hier mitgeteilten Gebete der Codex i
der Biblioth. Barberina zu Rom MS. III 55 perg. geschrieben in Uncialer.
saec. VIII—IX, ursprünglich dem Convent von S. Marco in Florenz ge
hörig, diesem 1439 durch einen Griechen bei Gelegenheit des Florentiner
Concils geschenkt, und der Cod. Cryptoferatae Γβ. VII, saec. X, ein
Euchologium patriarchale, das von einem kretischen Presbyter Georgiu:
Βαρι dem Cardinal Julianus geschenkt wurde, der es dann dem Cardinal
Bessarion schenkte.
2) Das Ὡρολόγιον Μέγα existiert in zahlreichen venetianischen
Ausgaben; es enthält in seinem ersten Teil die Gebete und Psalmen für
die verschiedenen Tagesstunden, wie sie in den Klöstern gesungen
werden, darunter auch die ἀχολουϑία τῆς τραπέζης für die Vormittag
und für die Abendmahlzeit; der zweite Teil enthält die Gesänge (τροκά-
Qua, ἀπολιτίχια, χοντάχια, ϑεοτόχια) für die verschiedenen Zeiten der
Kirchenjahres, nach Monaten geordnet. Ich benutzte eine Ausgabe von
Venedig 1841, redigiert von Bartholomaeus Kutlumusianos (d. h. Barthole
maeus aus dem Kloster Kutlumusi, dicht bei Karyäs auf dem Athos), ver
glich auch einige ältere Drucke und eine Handschrift der Berliner Kg.
Bibliothek Ms. graec. qu. 45. perg. saec. XIII 94 Bl. 18,4><13,6 cm, welch
einen Teil der Gebete (Auszug aus dem εὐχολόγιον μέγα) enthält Dh
Berliner Handschrift wurde durch Vermittlung von Brugsch auf dem Sins
gekauft. Die hierher gehórigen Gebete stehen auf fol. 83 und 84,
IH. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 4
in dem Fragment eines griechischen εὐχολόγιον gefunden, das
sich auf 8 Pergamentblättern (saec. XT) unter den Schätzen der
Kubbet von Damaskus befindet, die durch B. Violet entdeckt,
auf Veranlassung von H. v. Soden nach Berlin gebracht wurden!,
wo sie in der Königl. Bibliothek bisher aufbewahrt werden
(Kasten 12c).
Im Euchologium von Goar sind zunächst eine Anzahl
Tischgebete, Darbringungs- und Segnungsgebete mitgeteilt ohne
genaue Angabe ihres liturgischen Zusammenhangs. Wir teilen
zunächst die eigentlichen Mahlzeitsgebete mit:
1. Goar p. 715, 1:
Εὐχὴ πρὸ ἀρίστου iv τῇ xav. oixov εὐωχίᾳ.
Ὁ ϑεός, ὁ πάσης εὐφροσύνης καὶ χαρᾶς χορηγός ὁ χαρισά-
μενος ἡμῖν ἄρτον στηρίζοντα χαὶ οἶνον εὐφραίνοντα δὸς
ἡμῖν γενέσϑαι τὴν ἑτοιμασϑεῖσαν βρῶσιν παρὰ τῆς σῆς ἀγαϑό-
τητος, μὴ εἰς σαρχὸς ἐπανάστασιν ἢ ψυχῆς διάλυσιν ἢ λήϑην
τῶν σωτηρίων σου ἐντολῶν ἀλλ᾽ εἰς ἀφορμὴν εὐχαριστίας,
εἰς ὑπόϑεσιν δοξολογίας, εἰς ἔπαινον καὶ δόξαν τῆς πολυυμνήτου
σου μεγαλότητος, ἵνα τῶν παρόντων μεταλαμβάνοντες καὶ
1) Das Fragment aus der Kubbet von Damaskus (vgl. Bericht über
die in der Kubbet von Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente von
D. Herm. Frhr. v. Soden SBA XXXIX. 1903, 30. Juli) besteht aus einer
Lage von 8 Blättern 12><0,5 cm, geschrieben in gut erhaltener sorgfältiger
Minuskelschrift saec. XI—XII, Zeichen der Lage rechts oben, Anfang auf
dem ersten Blatt: (παιδός vor ἰησοῦ ἐν ἡ χατέλυσας πᾶσαν τὴν δύναμιν
τοῦ ἐχϑροῦ (Fragment eines Gebets zur sechsten Stunde). Es folgen noch
ein Gebet zur sechsten Stunde, dann zwei Gebete zur neunten Stunde, eine
εὐχὴ ἀναστάσιμον vor ἀρίστου, zwei andere Tischgebete εὐχὴ μετὰ τὸ ἀναστῆ-
ναι ἐκ τοῦ ἀρίστου, zwei Gebete: τὴν ἑσπερινὴν und drei πρὸ τοῦ ὕπνου.
Mit den Worten χύριε ἰησοῖ' χριστὲ υἱὲ τοῦ ζῶντος ϑεοῦ, ὁ ἐλϑὼν χαλεῖν τούς
ἁμαρτωλοὺς εἰς μετάνοιαν ὁ τὰ ... uova, (Stück aus einem Abendgebet)
schließt die Lage, deren vollständigen Text ich bei andrer Gelegenheit zu
veröffentlichen hoffe. Im yanzen sind 11 Gebete und zwei Fragmente er-
halten. Auch die übrigen liturgischen Fragmente der Kubbet habe ich
geprüft — es sind meist nur kleine Stücke; am wichtigsten noch zwei
Uncialfragmente mit Stücken aus der Weihe des heiligen μῆρον saec. VI- VII
und ein Minuskelfragment aus einem Katechumenengehet, das *tück
eines Lectionars, und ein Minuskelfragment (20 Blätter saec. XII— XIII:
des μαχαρισμὸς τῶν ὀχτὼ ἠχῶν. Ich werde das oben angeführte Fragment
als Euchologium Damascenum citieren.
42 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
τῆς αἰωνίου τροφῆς ἀξιωθῶμεν, ὅτε σὺ μόνος εἶ χορηγὸς τῶν
, πατέρων ἡμῶν καὶ σοὶ τὴν δόξαν ἀναπέμπομεν.
Man beachte in diesem Gebet die Formel ὁ πάσης εὐφρο-
σύνης καὶ χαρᾶς χορηγός, die Bezeichnung der Speise als Brot
und Wein und vor allem die Schlußformel: «daß wir auch ge-
würdigt werden der himmlischen Mahlzeit».
2. Goar p. 715, 2:
Εὐχὴ εἰς εὐλόγησιν τοῦ κανισχίου τῆς τραπέζης.
Σοί, τῷ ἀληϑινῷ ϑεῷ ἡμῶν, τῷ δοτῆρι πάντων τῶν ἀγα-
ϑῶν xc χορηγῷ τῆς ζωῆς ἡμῶν, ἐμπλησϑέντες τῶν πλου-
σίων σου ἀγαϑῶν δόξαν xal εὐχαριστίαν ἀναπέμπομεν καὶ
δεόμεϑά σου, βασιλεῦ παντοδύναμε, φυλάττε τοὺς δούλους σου
τοὺς βασιλεῖς ἡμῶν καὶ ἡμᾶς ἀπὸ πάσης προσβολῆς ἐναντίας,
εὐλογῶν τὴν περισσείαν τῆς βρώσεως ἡμῶν πρὸς δόξαν σὴν
χαὶ τοῦ μονογενοῦς σου υἱοῦ καὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος. νῦν
καὶ ἀεὶ x. τ. λ.
Dies Gebet scheint aus dem byzantinischen Hofceremonial
zu stammen. xavloxıo» ist ein kleiner Korb. Da nun aus dem
ἐμπλησϑέντες hervorgeht, daß das Gebet an den Schluß der
Mahlzeit gehört und die Worte εὐλογῶν τὴν περισσείαν auf
das Sammeln der übrig gebliebenen Brocken anspielen, so haben
wir hier ein Segnungsgebet für die in einem Korbe an der
kaiserlichen Tafel gesammelten Reste, die jedenfalls als εὐλογέαι
den Ármen zu Gute kamen.
3. Goar p. 716, 1 (Cod. Berol. qu. 45, fol. 83r. und Euch.
Damasc. fol. 3 v):
Βυχὴ πρὸ ἀρίστου.
Κύριε ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ὁ ἐπουράνιος καὶ ζωοποιὸς ἄρτος, ἡ
ἀληϑινὴ τροφὴ τοῦ παντὸς κόσμου, ὁ ἐχ τοῦ οὐρανοῦ καταβὰς
xai ζωὴν τῷ κόσμῳ χαρισάμενος ὃ κατὰ τὴν παροῦσαν ἡμῶν
ξωὴν ἡμᾶς κυβερνῶν ὃ καὶ τῆς μελλούσης ' ἡμῖν τὴν ἀπόλαυσιν
ἐπαγγειλάμενος, αὐτὸς καὶ νῦν" εὐλόγησον τὴν βρῶσιν ἡμῶν
1) Berol. ἐν τῷ μέλλειν ἀριστᾶν.
2) Berol. u. Damasc. lassen diesen Satz (ὁ &x....xap.) aus.
3) Berol. u. Damasc. ὁ xal τὴν παροῦσαν ἡμῶν ζωὴν χυβερνῶν.
4) Berol. τοῖς μέλλουσι».
5) Berol. + δέσποτα.
Ill. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 43
καὶ τὴν πόσιν xal ἀχαταχρίτως αὐτῶν μετασχεῖν ἡμᾶς κατα-
ξίωσον! δοξάζοντάς σε καὶ εὐχαριστοῦντάς σοι τῷ χορηγῷ 3
πάντων τῶν ἀγαθῶν δωρημάτων ὅτι ἠυλόγηται3 καὶ δεδό-
ξασται τὸ xavrıuov x. τ. Δ.
Der Anfang und der Schluß dieses Gebets berührt sich so
nahe mit dem oben mitgeteilten πρόϑεσις Gebet der eucha-
ristischen Liturgie des Basilius (Br. p. 41. 309), daß wir in diesen
Tischgebet wohl die Wurzel für jenes Prothesisgebet seheu
dürfen. Auch hier wiederholt sich die Bitte: εὐλόγησον, die
Gegenüberstellung des zeitlichen und des ewigen Lebens, die
Bitte um gesegneten und unschädlichen Genuß (καταξίωσον —
μεταλαβεῖν ἀχαταχρίτως), die wir aus den Gebeten vor und nach
der Communion in den eucharistischen Liturgien kennen lernten.
4. Goar p. 716, 2 (Damasc. fol. 4r. Berol. fol. 84):
Εὐχὴ μετὰ τὸ ἀναστῆναι ix τοῦ ἀρίστου".
Σοὶ τῷ ἀληϑινῷ καὶ φιλανϑρώπῳ ϑεῷ" ἡμεῖς οἱ auap-
τωλοὶ xai ἀνάξιοι δοῦλοι σου ἐμπλησϑέντες τῶν πλουσίων
σου δωρεῶν" εὐχαριστίαν σοι προσάγομεν xol δεόμεϑά σου,
δέσποτα, σὺν τοῖς ἐπιγείοις σου ἀγαϑοῖς καὶ τῶν ἐπουρανίων
σουϑ δωρεῶν μετόχους ἡμᾶς ἀνάδειξον πρεσβείαις τῆς ἀχράντου
μητρός Gov? xal πάντων τῶν ἁγίων σου, ὅτι πρέπει σοι πᾶσα
δόξα x. τ. ἕξ.
Der Anfang des Gebets ist ähnlich dem bei Goar p. 715, 2.
Die Ausdrücke ἐμπλησϑέντες, εὐχαριστία und der Gegensatz
ἐπιγείοις σου ayadols ... τῶν ἐπουρανίων σου δωρεῶν sind
zu beachten. μετόχους ἀνάδειξον weicht von dem sonst üblichen
μεταλαβεῖν καταξίωσον ab.
5. Goar p. 716, 3:
Εὐχὴ μετὰ τὸ ἄριστον.
Ὁ ϑεός, 6 τρέφων ἡμᾶς ix τῆς νεότητος ἡμῶν, ὁ διδοὺς
τροφὴν πάσῃ σαρχὶ καὶ δοτὴρ τῶν ἀγαϑῶν καὶ χορηγὸς τῆς
1) Berol. ἐξ αὐτῶν μεταλαβεῖν χαταξίωσον, Euch. Damasc. xal ἀχατά-
χριτον αὐτὸν μεταλαμβάνειν ἡμᾶς χαταξίωσον.
2) Damasc. om. oe xal εἰχαριστοῖντας; Berol. δοξάζοντας xai εὐχα-
οιστεῖν σὺ τῷ χορηγῶ καὶ εὐεργέτῃ.
3) Damasc. ἠνλόγειτε. 1) Berol. μετὰ τὸ ἀριστῆσαι.
5) Dam. + ἡμῶν σωτῆρι. 6) Dam. ἀγαϑῶν st. δωρεῶν, + xai.
7) Dam. + x«l napaxaloiuer. 8) Dam. + ἀγαϑῶν.
9) Dam. τῆς ἁγίας Yeoroxor st. τῆς &yo. u. σου.
44 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
ζωῆς ἡμῶν, ποίησον τὴν μετάληψιν εὐφροσύνην, τὴν περι-
σσείαν εἰς εὐλογίαν, καὶ τοὺς ὑποδεξαμένους ἡμᾶς διὰ τὸ
ὄνομά σου τὸ ἅγιον εὐλογήσας ἐμπλησον αὐτῶν τὰ ταμιεῖα
τῶν ἀγαϑῶν σου καὶ τὰς ψυχὰς ἐν ἁγιασμῷ διατήρησον, ἵνα
δοξάζηταει τὸ πανάγιον ὄνομά σου τοῦ πατρὸς καὶ τοῦ υἱοῦ
καὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος.
Der Anfang dieser Formel, die sich im Euch. Damasc. nicht
findet, entspricht dem bei Athan. Chrys. und den Apost. Const. VII,
49 überlieferten Gebete, doch ist die Formel dorne τῶν ἀγαϑῶν
καὶ χορηγὸς τῆς ζωῆς hinzugefügt (vgl. 2). Die Wendung περε-
σσείαν εἰς εὐλογίαν spielt augenscheinlich auf das Mitnehmen der
Reste als εὐλογίαι an. Die Worte ἔμπλησον τὰ ταμιεῖα τῶν
ἀγαθῶν σου sind häufig in Darbringungsgebeten. Zu bemerken
ist wiederum die Hervorhebung des Namens Gottes.
Von diesen bei Goar mitgeteilten Gebeten enthält das Eucho-
logium Damasc. die Nummern 3. u. 4. Vor 3 (fol. 2v.) bietet es
aber noch eine andere Formel als
6. Gebet zur Sonntagsmahlzeit:
Εὐχὴ ἀναστάσιμον πρὸ ἀρίστου.
Κύριε 0 ϑεὸς ἡμῶν, ὁ ἀναστὰς ἐκ τῶν νεχρῶν καὶ
συνεγείρας τὸν πρωτόπλαστον ἀδὰμ xoi ζωὴν τῷ χόσμῳ χαρι-
σάμενος, αὐτὸς καὶ νῦν εὐλόγησον τοὺς προχειμένους ἄρτους
καὶ τοὺς προσενγχότας, μισϑὸν ἐν οὐρανοῖς παράσχου καὶ
τὸν οἶχον τουτονὶ καὶ τὰς ἐν πίστει ἐνοικούσας ψυχὰς εὐβλαβεῖς
διαφύλαξον ἀπὸ πάσης ἐπειρίας καὶ σχανδάλου τοῦ πονηροῦ,
εὐδοκῆσαι χάριτι καὶ οἰκτιρμοῖς.
Das Gebet kennzeichnet sich auch ohne die Überschrift als
Sonntagsgebet durch die Beziehung auf die Auferstehung
und das am Morgen »neu geschenkte Leben«. Die Fürbitte für
die Hausgenossen ist besonderer Beachtung wert, weil es durch
sie eine Beziehung auf das Familienleben enthält, während
die meisten anderen Gebete ebenso in das Klosterleben passen!.
1) Die Beziehung auf das Privatleben ist überhaupt in dem Eucho-
logion Damascenum besonders deutlich, 7. B. in den fol. 7 aufgezeichneten
Abendgebetsfürbitten: νήσϑητι κύριε τῶν ἁπάντων ἀδελφῶν ἡμῶν, πατέ-
gov TE μητέρων xal ἀδελφὰς xal ϑυγατέρας xal συγγενοῦς ὑπὲρ ὑγίας
(αὐτῶν ?) |
xal μνήσϑητι χύριε πρῶν ἡμῶν προπρων, ἀδελφῶν, συγγενῶν μρων
nooupwv καὶ ἀδελφὰς υἱοὺς τε καὶ ϑυγατέρας x. τ. A.
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 45
Die Formel scheint bestimmt gewesen zu sein, vom Hausvater
zu Beginn der Mahlzeit über alle Brote zusanımen gesprochen
zu werden. Beachtenswert ist auch, daß die Tischgenossen als
προσενεγχότες bezeichnet sind, denen Gott den Lohn im Himmel
geben soll. Es scheint also ein Mitbringen von Gaben zu der
gemeinsamen Mahlzeit voraus gesetzt zu sein. Die Bitte um Be-
wahrung vor allem Übel erinnert an Did. X, der Schluß ist
vielleicht eine Anspielung auf die Liebespflichten. Das Stück
dürfte das interessanteste unter den Gebeten des Euchologium
Damascenum sein und kann den ersten christlichen Jahrhunderten
zugeschrieben werden.
Zwischen den Gebeten 3. und 4. teilt dann dasselbe Eucho-
logion noch folgendes Gebet mit:
7. Aiin εὐχὴ (scil. πρὸ ἀρίστου)
Αύριε παντοχράτωρ, ὁ ϑεὸς τῶν πατρῶν ἡμῶν, 0 πάντα
τὰ ἀγαϑὰ τοῖς ἀγαπῶσι χαριζόμενος, ὁ μανναδοτήσας τῷ λαῷ
σου ἐν τῇ ἐρήμῳ, τὸν οὐράνιον ἄρτον αὐτοὺς ἔπλησας, ὁ
εὐλογήσας τοὺς πέντε ἄρτους τοὺς χριϑήνους ἐπὶ τοὺς πεντα-
κισχιλίους χορτάσας, αὐτὸς xal νῦν εὐλόγησον τὰς εὐλογίας
ταύτας καὶ τοὺς προσφέροντας αὐτὰς ἀντάμειψον παντὸς
ἀγαϑοῦ, τὰ ταμιεῖα αὐτῶν ἔμπλησον πάσης εὐφροσύνης, ἵνα
ἔχωσιν μεταδιδόναι τοῖς χρείαν ἔχουσι, ὅτε σὸν τὸ χρᾶτος καὶ
σοῦ ἐστιν .....
Eigentümlich ist hier die Beziehung auf das Manna und die
Speisung der 5000, die wir bei dem kirchlichen Ritus der apro-
κλασία wiederfinden werden !, auf die Segnung der evAoylaı und
die Füllung der Schatzkammer, auf daß sie haben zu geben
den Dürftigen. Der Grundgedanke der alten Agapen klingt
hier deutlich nach.
1) Zu vergleichen ist auch das folgende Gebet im Cod. Berol. qu. 45
fol. S3v: Εὐχὴ ἐπὶ xoAvBwv εἰς μνείαν ἁγίου: Κύριε ὁ ϑεὸς, ὁ παν-
τοχράτωρ, ὁ ποιήσας τὸν οὐρανὸν χαὶ τὴν γῆν, τὴν ϑάλασσαν χαὶ πάντα
τὰ ἐν αὐτοῖς, ὁ εὐλογήσας τοὺς πέντε ἄρτους χαὶ πενταχισχιλίους χορτά-
σας, αὐτὸς εὐλόγησον xal τοὺς χαρποὺς τούτους xal χαταξίωσον ἡμᾶς
μεταλαβεῖν 2E αὐτῶν ἐπὶ ὑγιείαν xal σωτηρίαν ψυχῶν xal σωμάτων ἡμῶν
χαὶ τοὺς προσενεγχότας μισϑὸν οὐράνιον παράσχου πρεσβείαις τῆς ἁγίας
ϑεοτόχου xal ἀειπαρϑένου Μαρίας xal toi ἁγίον τοῦδε, οὗ xal τὴν μνήμην
ἐπιτελοῦμεν xal πάντων τῶν ἁγίων σου. Es handelt sich um Darbringung,
Segnung und Genuß der sog. χόλυβα, Fruchtkörner, welche noch heute in
der Kirche gesegnet: und beim Ausgang vom Priester verteilt werden.
u
40 Ed. ν. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Es steht im übrigen den Darbringungsgebeten sehr nahe,
welche Goar p. 655ff in größerer Anzahl mitteilt. Von ihnen
seien noch folgende mitgeteilt, die durch ihre nahe Verwandt-
schaft mit den Tischgebeten besonderes Interesse erregen:
8. Goar p. 655, 2:
Evxn ἐπὶ προσφερόντων καρπὸν νέον
Πυχαριστοῦμέν 001, κύριε ὁ ϑεὸς καὶ προσφέρομεν ἀπαρ-
χὴν καρπῶν, ovc ἔδωκας ἡμῖν εἰς μετάληψιν τελεσφορήσας διὰ
τοῦ λόγου σου καὶ κελεύσας καρποὺς παντοδαποὺς εἰς εὐφρο-
σύνην καὶ τροφὴν τοῖς ἀνϑρώποις καὶ παντὶ Coo ἐν πάσῃ
γῇ ὑμνοῦμέν σε ὁ ϑεὸς ἐν πᾶσιν, οἷς εὐέργησας ἡμᾶς καὶ πᾶσαν
χτίσιν παντοίοις καρποῖς, διὰ τοῦ παιδός σου Ἰησοῦ Χριστοῦ
τοῦ xvplov ἡμῶν, δι᾿ o9 καὶ σοὶ ἡ δόξα εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν
αἰώνων, ἀμήν».
Es ist dieses Gebet einfacher als das aus Apost. Const. VIII, 40
(oben S. 159) mitgeteilte und deckt sich wörtlich mit dem Dar-
bringungsgebet der ägyptischen Kirchenordnung, das H. Achelis
Can. Hipp. a. a. O. p. 112—113 in deutscher Übersetzung wieder-
gegeben und für das wir also hier den griechischen Text zum
ersten Mal erhalten, ein Beweis, mit welch altem Material wir
es zu tun haben. Die Sehlichtheit des Ausdrucks und die Schluß-
wendung διὰ τοῦ παιδός σου L XQ. lassen ebenfalls auf ein
hohes Alter schließen. Auch findet sich in den Codd. Cryptoferr.
und Barberini dazu ähnlich wie in der äg. K. O. eine Schluß-
bemerkung: εὐλογοῦνται δὲ καρποὶ totobtot' σταφυλαὶ, σῦκα,
ῥῶα, ἔλαια, μῆλα, ῥοδάχια, περσικὰ, δαμασχηνά.
9. Goar p. 656:
Ey: ἐπὶ τῶν καρποφορούντων.
Πηγὴ τῶν ἀγαϑῶν, δέσποτα βασιλεῦ καὶ εὐεργέτα τῶν
ποιημάτων. προσδέξαι τὴν καρποφορίαν τοῦ, 0, καὶ τοῦ 0, εἰς
ὀσμὴν εὐωδίας, καὶ ἔμπλησον τὰ ταμιεῖα αὐτῶν παντὸς ἀγαϑοῦ"
xai ῥῦσαι αὐτοὺς ἀπὸ παντὸς πειρασμοῦ μετὰ πάντων τῶν
αὐτοῖς προσηκόντον (Familie) καὶ φώτισον αὐτοὺς ἐν τῇ
γ"ώσει σου, ἵνα εὐαρεστήσαντές σοι καταξιωϑῶσι τῶν αἰωνίων
xai ἀφρϑάρτων σου ἀγαϑῶν, ὅτι ηὐλόγηται τὸ ὀνομά σου τοῦ
πατρὸς x.t.4.
Hervorzuheben ist die Wiederkehr der Formel ἔμπλησον τὰ
ταμιεῖα — δῦσαι ἀπὸ παντὸς πειρασμοῦ, das φώτισον ἐν τῇ
III, Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 47
γνώσει — ἵνα καταξιωϑῶσι τῶν αἰωνίων καὶ ἀφϑάρτων σου
ἀγαθῶν und das ηὐλόγηται τὸ ὄνομα. Fast wörtlich gleich-
lautend ist das bei Goar p. 657, 1 folgende Gebet ἐπὶ ἅλωνα.
Unberücksichtigt können für uns hier auch die Formeln εὐχὴ
ἐπὶ ϑέρους, εὐχὴ τῶν xoAUBorv, εὐχὴ ἐπὶ χολύβοις
κοιμηϑέντων und εὐχὴ ἐπὶ μνήμῃ τοῦ ἁγίου διαδόσεως
χρεῶν, οἴνου, ἄρτου xal κολύβων bleiben. Das letzte ist
noch das Beachtenswerteste und mag bei Goar nachgelesen
werden; es wurde gebraucht, wenn an einem Heiligenfest Speisen
an Arme verteilt wurden. |
Unter den Gebeten endlich, die zur Segnung einzelner Speisen
gebraucht wurden, seien noch drei hervorgehoben, die wegen
ihrer Berührung mit der Terminologie eucharistischer Gebete für
uns Interesse haben. Das erste ist das nach der Weinernte
gebrauchte Segnungsgebet beim Genuß des Weines:
10. Goar p. 695, 696:
Εὐχὴ ἐπὶ εὐλόγησεν οἴνου
Κύριε ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ἀγαϑὲ καὶ φιλάνϑρωπε, ἔπιδε ἐπὶ
τὸν οἶνον τοῦτον καὶ ἐπὶ τοὺς μεταλαμβάνοντας ἐξ αὐτοῦ.
καὶ εὐλόγησον αὐτὸν, Oc ἠυλόγησας τὸ φρέαρ τοῦ Ἰακὼβ
χαὶ τὴν χολυμβήϑραν τοῦ Σιλωὰμ χαὶ τὸ ποτήριον τῶν
ἁγίων σου ἀποστόλων, ὁ παραγενόμενος ἐν Κανᾶ τῆς
Γαλελαίας! καὶ εὐλογήσας τὰς ἕξ ὑδρίας καὶ τὸ ὕδωρ εἰς οἶνον
μεταβαλὼν καὶ τὴν δόξαν σου φανερώσας τοῖς ἁγίοις σου
μαϑηταῖς xol ἀποστόλοις" αὐτὸς xal νῦν ᾿ἐξαπόστειλον,
κύριε, τὸ ἀγιόν σου πνεῦμα ἐπὶ τὸν οἶνον τοῦτον καὶ
εὐλόγησον αὐτὸν ἐπὶ τῷ ὀνόματί σου τῷ aylo ὅτι σὺ εἶ ὁ
εὐλογῶν καὶ ἁγιάζων καὶ πληϑύνων τὰ σύμπαντα,
Χριστὲ ὁ ϑεὸς ἡμῶν, καὶ σοὶ τὴν δόξαν ἀναπέμπομεν, τῷ
πατρὶ xal τῷ υἱῷ καὶ τῷ ay. xv. νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τ. ἀιῶνας
t. αἰώνων ἀμήν.
Es ist dieses Stück deshalb von besonderem Interesse, weil hier
besonders deutlich wird, wie die Terminologie der Segnungs-
gebete der Gebetssprache in dem eucharistischen Weiheact nahe
1) Die Beziehung auf das Kana- Wunder findet sich auch in einem
einsegen bei Hochzeiten in der Liturgie der abessinischen Jakobiten
(Brightman p. 200, 13—16).
48 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
kommt. Die Bitte ἐξαπόστειλον τὸ ἅγεόν σου πνεῦμα ἐπὶ τὸν
οἶνον τοῦτον könnte direct als Verwandlungsgebet verwendet
werden und die Erinnerung an das ποτήριον τῶν aylov oov
ἀποστόλων kann kaum etwas anderes als den eucharistischen
Becher meinen.
Nicht ganz so deutlich ist die Analogie in dem Segnungs-
gebet für das Salz.
11. Goar p. 705:
Εὐχὴ ἐπὶ alarog
Ὁ ϑεὸς ὁ σωτὴρ ἡμῶν, ὁ παραγενόμενος ἐν Ἶεριχῶ ixi
Ἐλισαίου τοῦ προφήτου καὶ τὰ βλαβερὰ ὕδατα ἄλατι ϑερα:
πεύσας, αὐτὸς εὐλόγησον τὸ ἅλας τοῦτο καὶ μετάβαλλε αὐτὸ
εἰς ϑυσίαν ἀγαλλιάσεως, σὺ γὰρ el ὁ ϑεὸς ἡμῶν καὶ σοὶ
τὴν δόξαν ἀναπέμπομεν, τῷ πατρὶ καὶ τῷ υἱῷ καὶ τῷ ayio
πνεύματι νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων.
Den Schluß der Beispiele mag endlich noch ein Gebet machen,
welches der Patriarch bei der Weinlese in Byzanz ἐν Biazxie-
vetg am 15. August zu halten pflegte und das uns zeigt, wie auch
unabhängig von Eucharistie oder Mahlzeit die Terminologie der
eucharistischen Gebete von Einfluß gewesen ist.
12. Goar p. 694:
Εὐχὴ γινομένη ὑπὸ τοῦ πατριάρχου, ὅτε πρὸς συνῆ-
ϑειαν ἐπιτελεῖ τὴν τρύγην βασιλεὺς τῇ «€ αὐγούστου
ἐν Βλαχέρναις.
τοῦ διαχόνου λέγοντος «τοῦ χυρίου δεηϑῶμεν» καὶ συνακ-
τὴν εὐχεται"
Ὁ ϑεὸς, ὁ σωτὴρ ἡμῶν, ὁ εὐδοκήσας ἄμπελον κληϑῆναι τὸν
μονογενῆ σου υἱὸν καὶ ϑεὸν, τὸν χύριον ἡμῶν Ἰησοῦν Χριστὸν
xol δι᾿ αὐτοῦ καρπὸν ἀϑανασίας ἡμῖν χαρισάμενος, αὐτὸς
καὶ τοῦτον τὸν καρπὸν τῆς ἀμπέλου εὐλόγησον καὶ ἡμᾶς τοὺ;
μεταλαμβάνοντας ἀξίωσον ἀχκαταγνώστως εὐχαριστεῖν καὶ δοξέ-
Cty. 6€ τὸν δοτῆρα xol χορηγὸν πάντων τῶν πρὸς διατροφὴν
ἡμῶν ἀγαϑῶν 00V, καὶ τοὺς δούλους σου, τοὺς “πιστοὺς fao
λεῖς ἡμῶν. τῆς ἀληϑινῆς ἀμπέλου μετόχους ποίησον. alex
PEROTOV αὐτῶν τὴν ζωὴν διαφύλαξον, ταῖς αἰωνίοις σου arc
φαιρέτοις δωρεαῖς αὐτοὺς καταχόσμησον, εἰρήνην διαπαντὸς
αὐτοῖς χαριζόμενος πρεσβείαις τῆς ἁγίας ϑεοτόχου xal πάντων
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 49
τῶν ἁγίων τῶν ar αἰῶνός σοι εὐαρεστησάντων, ἀγαϑότητι
xai φιλανϑρωπίᾳ τοῦ μονογενοῦς σου υἱοῦ ust οὗ σοι κ. τ. ἕξ.
Darauf spricht der Priester: εἰρήνη πᾶσιν
Ὁ διάκονος: Tas χεφαλὰς ὑμῶν τῷ xvolo κλίνατε.
Der Patriarch: Κύριε τῶν δυνάμεων, ὁ βασιλεὺς τῆς δόξης,
τοὺς τὴν ἐπίγειον βασιλείαν ὑπό σου πιστωϑέντας ἐν πάσῃ
εὐσεβείᾳ xal εἰρήνη διατήρησον, ὁδήγησον αὐτοὺς ἐπὶ λιμένα
ϑελήματός σου, δώρησαι αὐτοῖς τῶν ἐπουρανίων ἀγαϑῶν τὴν
ἀπόλαυσιν καὶ ἡμᾶς Ζοὺς ἐπιχκαλουμένους τὸ ἅγιον ὄνομά σου
ἐν μεταλήψει τοῦ ὑπέρ σου τελεσφορηϑέντος τῆς ἀμπέλου
καρποῦ μετὰ τῶν ἐγχοσμίων καὶ τῶν ἀποῤῥήτων σου ἀγαϑῶν
χαταξίωσον᾽ σὺ γὰρ el ὁ βασιλεὺς τῆς δόξης xal σωτὴρ τῶν
ψυχῶν ἡμῶν καὶ σοὶ τὴν δόξαν ἀναπέμπομεν.
Gerade dieses Gebet, bei dem wir einen directen Zusammen-
hang mit altchristlichen Gebeten schwerlich annehmen können,
kann uns zeigen, wie wir die unleugbare Übereinstimmung
späterer Tischgebete mit eucharistischen Gebeten oft werden
zu deuten haben. Es hat in späterer Zeit augenscheinlich der
Stil der gottesdienstlichen Gebete auch einen rückwirkenden Ein-
fluß auf die Formulierung der Tischgebete und Darbringungs-
gebete gehabt. Wir werden also nicht überall in den vor-
stehenden Gebeten eine directe Nachwirkung der ursprünglichen
Einheit von Eucharistie und Mahlzeit finden dürfen, sondern
werden auch mit einem Einfluß der liturgischen Hauptgebete auf
diese Einzelgebete rechnen müssen. Das gilt vor allem von
einigen längeren Formeln, von denen wir ein Beispiel (Nr. 10)
gegeben haben, sowie von den Gebeten, die in casuistischer
Weise für einzelnes (Fische, Eier, Küse etc.) nach einem ziemlich
gleichmäßigen Schema zurecht gemacht sind. Dagegen sind die
zuerst mitgeteilten Tischgebetsformeln so schlichter, einfacher
Natur (besonders Nr. 1, 3, 5 bis 8), daß wir sie jedenfalls auf
eine ültere Tradition zurückführen dürfen, die schwerlich jünger
ist wie die der großen Liturgien. Dann aber kann von einem
Einfluß der Liturgien auf die Gebete nicht die Rede sein — viel-
mehr läßt sich die Übereinstimmung der Terminologie nur er-
klären, wenn beide Formulierungen aus einer Zeit stammen, in
der die kirchliche Eucharistiefeier noch deutliche Farben aus der
ältesten Zeit enthielt und in der es noch häusliche Eucharistie-
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 2b 4
50 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
feiern gab, die auf der Grenze zwischen einer Eucharistiefeier
und einer Familienmahlzeit standen. Aus dieser Übergangszeit,
da die familienhaft organisierte Gemeindefeier begann, sich in
einen Öffentlichen Cultusact zu verwandeln, dürften die Formeln
stammen, die hier wie dort immer wiederkehren: die Bitte um
gesegneten und ungefährdeten Genuß, die Gegenüberstellung der
leiblichen und der geistigen Gaben Gottes, der Lobpreis des hei-
ligen Namens, der über den Speisen genannt wird und auch
die Beziehungen auf das himmlische Brot und die himmlische
Mahlzeit, die Bitte um Erlösung von allem Übel, sowie die ge
legentlich angefügten Fürbitten. Auch für die uralte Bitte um
Sendung des heiligen Geistes trafen wir in einem Gebet (Nr. 10]
eine Analogie.
Was vorläufig die Untersuchung so erschwert, das ist die
Isolierung, in der diese Gebete in den alten Euchologien steben.
nur unter kurzen Überschriften, die uns die Zeit, den Ort und
die Ceremonien des Gebrauchs nicht erklären. Möglich, daß ein
genaueres Studium dieses noch völlig undurchforschten Gebietes
weitere Aufschlüsse bringt. Vor allem wäre dazu eine Prüfung
des handschriftlichen Materials in den griechischen Bibliotheken
notwendig!. Die Verwandtschaft der Formeln mit den euche-
ristischen Gebeten ist aber schon durch das mitgeteilte Material
sicher gestellt. Läßt sich auch nicht für jede einzelne Formel
ein sicherer Beweis führen, der ursprüngliche Zusammenhang
dieser Gebete mit der heiligen Mahlzeit der ältesten Christenheit
liegt anf der Hand.
3. Die mit dem Ritus des Brotbrechens verbundenen
Gebräuche in griechischen Klöstern.
Die deutlichsten Spuren der alten Eucharistiefeier finden
wir, wenn wir die im ὡρολόγιον μέγα, bei Goar und in den
Schriften des Erzbischofs Symeon von Thessalonich (141!
1) Besonders die Bibliothek der Lawra auf dem Berge Athos enthält
sehr alte liturgische Schätze, deren Benutzung an Ort und Stelle durch
den Katalog des Bibliothekars Chrysostomus sehr erleichtert ist. Es wäre
dringend zu wünschen, daf dieser 1800 griechische Handschriften un-
fassende Katalog einmal gedruckt würde!
Ill. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 5t
bis 1429)! mitgeteilten Ceremonien und Gebete noch beachten,
die. bei verschiedenen Gelegenheiten das Brotbrechen be-
gleiten. |
1. Die Feier der ἀρτοκλασία.
Zunächst kommt hier eine noch heute überall übliche gottes-
dienstliche Sitte in Betracht: die sogenannte ἀρτοκλασία.
Was Symeon von Thessalonich darüber berichtet, trifft im wesent-
lichen heute noch zu. Im Abendgottesdienst (ἑσπερενός) wird
nach der im Vorraum der Kirche gesprochenen Fürbittenlitanei
(Altn genannt) in der Mitte der Kirche ein Tisch aufgestellt,
auf dem sich eine Schüssel mit fünf Broten und drei kleinen Ge-
fäßen befindet. Das links befindliche Gefäß enthält Wein, das
rechts stehende Öl, das mittlere Weizenkörner. Nach dem Ge-
sang eines Lobgesangs an Maria (ϑεοτόχε παρϑένε) und Be-
räucherung des Tisches stellt sich der Priester an den Tisch
und nimmt eines der fünf Brote in die Hand und hebt es in
die Höhe.
Der Diakon: τοῦ χυρίου δεηϑώμεν.
Der Priester: Κύριε Ἰησοῦ Χριστέ, ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ὁ εὐλογήσας
τοὺς πέντε ἄρτους ἐν τῇ ἐρήμῳ καὶ ἐξ αὐτῶν πενταχισχιλίους
χορτάσας, αὐτὸς εὐλόγησον καὶ τοὺς ἄρτους τούτους (macht
.mit dem einen Brot das Kreuzeszeichen über den vier anderen)
τὸν σῖτον, τὸν οἶνον xci τὸ ἔλαιον (segnet auch diese) πλήϑυνον
αὐτὰ ἐν τῇ ayia μονῇ (oder πόλει) ταύτῃ καὶ εἰς τὸν κόσμον σου
πάντοτε xai τοὺς ἐξ αὐτῶν μεταλαμβάνοντας πιστοὺς δούλους σου
ἁγίασον, ὅτι σὺ εἶ ὁ εὐλογῶν καὶ ἁγιάζων τὰ σύμπαντα, Χριστὲ ὁ
ϑεὸς ἡμῶν, xci σοὶ τὴν δόξαν ἀναπέμπομεν σὺν τῷ ἀνάρχῳ
σου πατρὶ καὶ τῷ παναγίῳ καὶ ἀγαϑῳ καὶ ζωοποιῷ σου πνεύ-
ματι νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμῆν.
Auf dieses Gebet folgt das εὐλογημένον τὸ ὄνομα τοῦ
xvgíov dreimal und darauf der Gesang des Ps. 33 (34), 1—11.
In Thessalonich scheint nach dem Bericht des Erzbischofs Symeon
hier noch ein Gebet gefolgt zu sein (ἐξαιτησάμενος, ὅτι avt
ἡ ὄντως τροφή τε καὶ πόσις ἡμᾶς παρίστησι τῷ ϑεῷ καὶ ὅτι
αὐτός ἐστιν ὁ χορηγὸς παντὸς ἀγαϑοῦ). Mit dem «νῦν ἀπολύεις»
1) Migne P. g. CLV, insbesondere der Abschnitt περὶ εὐχῆς in dem
großen Commentar zur griechischen Liturgie.
4%
CM
52 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
und dem Segen schließt dann der Abendgottesdienst. Die ge-
segneten fünf Brote werden zerschnitten und an das Volk ver-
teilt. Auf dem Athos und in kleinen Landkirchen wird auch
der gesegnete Wein getrunken. Die gesegneten Brotstücke
kónnen als heilkrüftige Dinge mit nach Hause genommen werden.
Symeon kennt diese Feiern hauptsüchlich im Anschlufi an eine
ἀγρυπνία, heute finden sie im ἑσπερενός und ὄρϑρος statt. In
ersterem Falle werden die Brote gleich verteilt, in letzterem erst
nach der sich anschließenden Liturgie gleichzeitig mit den avri-
δῶρα, von denen sie aber wohl zu unterscheiden sind. Das
Ganze gilt durchaus als kirchliche Feier und kann nur in
der Kirche stattfinden.
Wer wollte verkennen, daß wir es hier mit einem Rest
des urchristlichen Mahles zu tun haben. Das Aufheben und
Segnen des Brotes, das Gebet über Brot, Wein, Öl und Körnern
entspricht dem jüdischen und urchristlichen Anfangssegen, ebenso
der Lobpreis «der Name des Herrn sei gelobt». Auch Ps.
33 (34), 10, 11 finden im jüdischen Tischsegen und bei der
eucharistischen Communion Verwendung Die Formel des
Segnungsgebets ist natürlich späteren Ursprungs. Sie be-
rührt sich auffallend mit dem Gebet 7 aus dem damascenischen
Euchologion.
Der Anschluß des Ritus an den Abend- und Morgengottes- .
dienst erklärt sich wohl am besten daraus, daß in den Klöstern
die Mahlzeit sich unmittelbar an den Abendgottesdienst anschloß.
Für diese bildete die ἀρτοχλασία zunächst den Eingangsritus.
Der Speiseraum befand sich in unmittelbarer Nähe der Kirche
(auf dem Athos z. B. meist dem νάρϑηξ grade gegenüber.) So
vollzog man die ἀρτοχλασία in der Kirche auf dem Wege
zum Speisesaal unmittelbar, ehe man zu Tische ging. Bei
stärkerer zeitlicher und örtlicher Trennung von Gottes-
dienst und Mahlzeit blieb der Ritus der aproxiaola im
liturgischen Ceremonial der Kirche. Für die Mahlzeit selbst
aber gab es dann einen besondern Segnungsritus, der in jedem
@poAöyıov oder Gebetbuch aufgezeichnet ist und vor allem in
den Klöstern noch genau beachtet wird. Es hat sich also hier
ein ähnlicher Vorgang noch einmal wiederholt, der schon bei
der ursprünglichen Lostrennung von Eucharistie und Mahlzeit
sich eingestellt hatte. Der Ritus der Mahlzeitsgebete wird zum
IIl. Spuren der Eucharistiefeier in griech, Tischgebeten. 53
kirchlichen Ritual — die Mahlzeit selbst fällt fort oder wird
anders organisiert.
2. Die ἀχολουϑία τῆς τραπέζης.
Wie zähe die Traditionen der griechischen Kirche sind,
sieht man auch an den heute noch gültigen Gebeten zum Be-
ginn und zum Schluß der Mahlzeit, der ἀχολουϑία τῆς τρα-
πέζης. Es sind noch dieselben, wie sie Chrysostomus in der
oben genannten Predigt schildert. Diese (auch Symeon von
Thessalonich beruft sich darauf) mag nicht wenig zur Ver-
breitung dieser Form beigetragen haben. Wir finden die Ge-
bete vor und nach der Mahlzeit im c9oA0ytov μέγα sowie auch
in kleineren neueren Gebetbüchern !.
Nach dem ὠρολόγιον μέγα finden zwei Mahlzeiten statt, die
eine zwischen der sechsten und neunten Stunde, die andere
zwischen ἑσπερινός und ἀπόδεισπνον.
Der Ritus der Mittagsmahlzeit beginnt mit Ps. 144 (145), der
nur noch in den Klöstern wirklich gesungen wird. Er schließt ab
mit der gewöhnlichen trinitarischen Doxologie die heute, wenn
der Psalm fehlt, den Anfang bildet?. Die Tischgenossenschaft
stimmt ein dreimaliges xvpre ἐλέησον an und nun segnet der
anwesende Priester die Speisen mit dem Gebet (zugleich das
Kreuz darüber machend):
Χριστέ, ὁ ϑεὸς, εὐλόγησον τὴν βρῶσιν καὶ τὴν πόσιν τῶν
δούλων σου, ὅτι ἅγιος εἶ, πάντοτε νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς
αἰῶνας τῶν αἰώνων.
Nun folgt die Mahlzeit, für deren Dauer früher ἀναγνώσ-
ματα vorgeschrieben waren. Die noch wohl erhaltene τράπεζα
(Speisesaal) der Lawra auf dem Athos enthält noch die voll-
kommene Einrichtung: große Marmorspeisetische, in einer etwas
erhöhten Apsis unter dem Bilde des δεῖπνον uvorıxov den Tisch
für den προεστώς, ein Lesepult für den Vorleser und rings an
1) Ich benutze ein ”g0Aöyıov Μέγα, ὑπὸ Βαρϑολομαίου Κουτλουμου-
σιανοῖ τοῦ ᾿Ιαβρίου, 5. Ausgabe, Venedig 1841 und eine kleine Sammlung
von Gebeten: 'Ieg& olvowis, Σαλιβέρου NıxoAaldov, Athen 1896.
2) Der Doxologie wird statt des Psalms heute häufig das Vaterunser
oder das Glaubensbekenntnis vorangestellt. An die Stelle des Segnungs-
gebets gehört das in den Handschriften ΜΟΊ von περὲ παρϑενίας des
Athanasius mitgeteilte Dankgebet,
54 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
den Wänden eine Fülle von Bildern als Illustration zu den Lese-
abschnitten (besonders aus Job. Klimax).
Nach der Mahlzeit soll dann stehend das Dankgebet ge-
sprochen werden, wofür Symeon von Thessalonich und das @eo-
λόγιον μέγα die Formel des Chrysostomus εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς
ὁ ἐλεῶν καὶ τρέφων ἡμᾶς ix νεότητος ἡμῶν x. τ. A. (die
Singulare us und gov sind wie in den späteren Codices von
Athanasius περὶ παρϑενίας in den Plural geändert), Daran
schließt sich eben wie in der Predigt des Chrysostomus das drei-
malige δόξα σοι mit der dort gegebenen Begründung bis xara
τὰ ἔργα αὐτοῦ. Dagegen bietet die ἱερὰ σύνοψις offenbar aus
der häuslichen Tradition ein anderes Schlußdankgebet:
Βὐχαριστοῦμέν σοι, Χριστὲ ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ὅτε ἐνέπλησας
ἡμᾶς τῶν ἐπιγείων σου ἀγαϑῶν, μὴ στερήσῃς ἡμᾶς καὶ τῆς
ἐπουρανίου σου βασιλείας, ἀλλ᾽ ὡς ἐν μέσῳ τῶν μαϑητῶν
σου παρεγένου, σωτήρ, τὴν εἰρήνην διδοὺς αὐτοῖς, ἐλ-
9i xal μεϑ᾽ ἡμῶν καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Der zweite Teil dieser Formel steht auch im αρολόγιον
μέγα am Schluß der Tiscbfeier, an welche dort der Ritus der
ὕψῶώσις τῆς παναγίας angeschlossen ist, dem wir nachher be-
sondere Beachtung schenken müssen. Immer wird dann die
Mahlzeit beendigt mit einer Doxologie, einem nochmaligen χύριε
ἐλέησον und dem Schlußsegen des Priesters:
εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς ὁ ἐλεῶν καὶ τρέφων ἡμᾶς ix τῶν tav
τοῦ πλουσίων δωρεῶν τῇ ἕαυτοῦ χάριτε καὶ φιλανϑρωκίςᾳ
πάντοτε νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων, ἀμήν.
Wir sehen, daß uns hier das Grundschema der urchristlichen
Mahlzeit erbalten geblieben ist — die Segnung von Speise und
‚ Trank zur Heiligung am Anfang und der Dank für die irdische
Speise, Freude und Wohlgefallen verbunden mit der Bitte um
himmlische Gabe, am Schluß. Wir können unschwer einige der
aus dem alten Euchologion mitgeteilten Formeln hier einstellen.
Ganz besondere Beachtung verdient aber die Wendung: oc ἐν
μέσῳ τῶν μαϑητῶν σου παρεγένου, σωτήρ, τὴν εἰρήνην διδοῦ:
αὐτοῖς, ἐλϑὲ καὶ uso" ἡμῶν καὶ σῶσον ἡμᾶς.
Hier vernehmen wir noch das alte ἐλϑέτω, das μαραναϑὰ
der Didache, das 229€ in den Gebeten der Acta Thomae 27, 46.
47. Es könnte kaum einen treffenderen Ausdruck für das Gebet
IIT. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 55
der Gemeinde beim heiligen Abendmahl geben als diese heute
bei Tische in Klöstern noch gebrauchte Bitte.
Die Abendmahlzeit beginnt mit dem:
Φάγονται πένητες καὶ ἐμπλησϑήσονται καὶ αἰνέσουσι κύριον
oí ἐχζητοῦντες αὐτόν,
ζήσονται αἱ καρδίαι αὐτῶν εἰς αἰῶνα αἰῶνος (— Ps.22 (21),
27), daran schließt sich Doxologie und Segnungsgebet, wie Mittags.
Nach dem Essen spricht man die Doxologie und das Schluß-
dankgebet:
Εύφρανας ἡμᾶς, κύριε, ἐν volg ποιήμασί Gov xci ἐν τοῖς
ἔργοις τῶν χειρῶν σου ἠγγαλιασάμεϑα' ἐσημειώϑη ἐφ᾽
ἡμᾶς τὸ φῶς τοῦ προσώπου σου, κύριε, ἔδωχας εὐφροσύνην
εἰς τὴν καρδίαν μου (ἡμῶν) ἀπὸ καρποῦ, σίτου, οἴνου, καὶ
ἐλαίου αὐτῶν ἐπληϑύνθησαν (oder ἐπληϑύνϑημεν)" ἐν εἰρήνῃ
ἐπὶ τὸ αὐτὸ κοιμηϑήσομαι (χοιμηϑησόμεϑαὶ καὶ ὑπνώσω (ὑπνώ-
σομεν), ὅτι σὺ κύριε κατὰ μόνας ἐπ᾽ ἐλπίδι κατῴκισάς με. Der
Schlußsegen lautet: μεϑ᾽ ἡμῶν ὁ ϑεὸς τῇ ἑαυτοῦ χάριτι καὶ φι-
λανϑρωπίᾳ πάντοτε νῦν καὶ ἀεὶ καὶ εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων.
Dieses Schlußdankgebet schließt sich wörtlich an Ps. 4, 7—9
an. Der Ton des Dankes, der Freude und der ἀγγαλίασις be-
herrscht die Stimmung.
Zu beachten ist, daß in der großen Fastenzeit der Abend-
gottesdienst (ἑσπερενός) mit dem Ps. 144 schließt, mit dem die
ἀχολουϑία τῆς τραπέζης beginnt. Nehmen wir an, daß letztere
in früheren Zeiten in den Klöstern vor der einzigen Mahlzeit,
nach dem ἑσπερινός, gefeiert wurde (so bezeugt es Chrysosto-
mus), so würden jene Schlußstücke, die dem νῦν ἀπολύεις in
der großen Fastenzeit noch folgten, unsrer ἀχολουϑία τῆς τραπέ-
ζῆς unmittelbar voranzustellen sein.
Darnach erbielten wir, wenn solche Combination verstattet
ist, folgende Stücke hintereinander:
1. Als Schluß des Zorepıvoc: das Τρεσάγιον.
Κύριε ἐλέησον dreimal.
Παναγία τριὰς, τὸ ὁμοούσιον κράτος, ἡ ἀδιαίρετος βασι-
λεία, 7) πάντων τῶν ἀγαϑῶν αἰτία, εὐδόκησον δὲ καὶ ἐπ᾽ ἐμοὶ
τῷ ἁμαρτωλῷ᾽ στήριξον, συνέτισον τὴν καρδίαν μου καὶ πᾶσαν
περιέλε μου τὴν βεβηλότητα᾽ φώτισόν μου τὴν διάνοιαν, ἵνα
56 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
διαπαντὸς δοξάζω, ὑμνῶ, προσκυνῶ καὶ λέγω" εἷς ayıos, εἷς
κύριος Ἰησοῦς Χριστὸς εἰς δόξαν ϑεοῦ πατρὸς. ἀμὴν.
(Vgl. alle Liturgien vor der Communion.)
Ein τὸ ὄνομα τοῦ κυρίου εὐλογημένον ἀπὸ τοῦ νῦν»
καὶ ἕως τοῦ αἰῶνος.
Δόξα καὶ νῦν x. t. A. (dreimal).
Psalm 33 εὐλογήσω τὸν χύριον x. t. A.
2. Anfang der ἀχολουϑία τῆς τραπέζης.
Psalm 144 Ὑψώσω σε ὁ ϑεός μοῦ x. t. A.
Δόξα χαὶ νῦν. Κύριε ἐλέησον.
Χριστὲ ὁ ϑεὸς εὐλόγησον τὴν βρῶσιν καὶ τὴν πόσιν τῶν
δούλων σου ὅτι ἅγιος εἶ x. τ. λ.
Genuß der Speisen.
3. Schlußstück der ἀχολουϑία τῆς τραπέζης.
Εὐλογητὸς ὁ o ϑεὸς ὁ ἐλεῶν καὶ τρέφων x. τ. λ.
Δόξασοι, κύριε, δόξασοι, ἅγιε, δόξα σοε, βασιλεὺ, ἐόν
χας ἡμῖν βρώματα εἰς εὐφροσύνην" πλήρωσον ἡμᾶς καὶ xy
ματος ἁγίου. ἵνα εὐρεϑῶμεν ἐνώπιόν σου εὐάρεστοι x. t.i.
Eienuov καὶ οἰχτίρμων x. τ. A. (Ps. 110, 4 vgl. Athan.
Psalm 121.
Τρισάγιον' Παναγία Tot&g (mit dem Schluß: εἷς aye
εἷς κύριος). Πάτερ ἡμῶν.
Ὡς ἐν μέσῳ τῶν μαϑητῶν σου mageyévoo σωτὴρ, τὴν
εἰρήνην διδοὺς αὐτοῖς, ἐλϑὲ xal ud” ἡμῶν καὶ σῶσον rjuc-
Δόξα.
Ὁ ϑεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν, ὁ ποιῶν ἀεὶ uch ἡμῶν
χατὰ τὴν σὴν ἐπιείκειαν, μὴ ἀποστήσῃς τὸ ἔλεός σου ap
ἡμῶν, ἀλλὰ ταῖς αὐτῶν ἱχεσίαις ἐν εἰρήνῃ κυβέρνησον τὴν
ζωὴν ἡμῶν.
Tjj πρεσβείᾳ, κύριε πάντων τῶν ἁγίων, καὶ τῆς ϑεοτόχοι
τὴν σὴν εἰρήνην δός ἡμῖν καὶ ἐλέησον ἡμᾶς oc μόνος οἷ᾽
τίρμων.
Endlich der Schlußsegen, wie oben (S. 54) in der kürzer!
Form angegeben.
So erhalten wir eine fragmentarische eucharistische Liturgt
die mit einem τρεσάγεον anfängt. Daran schließt sich ein Get
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 57
um Reinigung und Sündenvergebung, das mit dem εἷς ayıoc, εἷς
κύριος und einem Lobpreis des Namens abschließt. Darauf werden
die Ps. 33 und Ps. 144 gesungen und der Anfangssegen über die
Speisen gesprochen, wie noch später diese Psalmen oder einzelne
Verse aus ihnen immer mit der Communion verknüpft sind. Nach
der Mahlzeit folgt ein Dankgebet mit einer feierlichen auch heute
noch erhaltenen Doxologie, dann das μαραγναϑὰ (ἐλϑέ), die Bitte
um Frieden in Erinnerung an die Väter, und der Schlußsegen.
Vergleichen wir diese Liturgie mit der nach Cyrill und Chry-
sostomus reconstruierbaren Form der Eucharistie (Brightman
App. B und C), so wird sich die Ähnlichkeit des Aufbaues nicht
verkennen lassen. Es muß allerdings die Möglichkeit solcher
Combination als ganz hypothetisch gelten. Auch ohne dieselbe
bleibt die Verwandtschaft der ἀχολουϑία τῆς τραπέζης allein
mit der alten Eucharistie deutlich genug.
3. Die Feier der vpwoıg τῆς παναγίας.
Eine dritte sehr beachtenswerte Brotceremonie haben wir in
der sog. ὕφψωσις τῆς παναγίας. Sie hat ihren ursprünglichen
Platz im engsten Zusammenhang mit der Mahlzeit im An-
schluß an das Schlußdankgebet: εὐλογητὸς ὁ ϑεὸς; sie steht
bei Goar (p. 865 7 nach dem Cod. Cryptoferratensis als
Ritus bei einer Abschiedsmahlzeit vor Antritt einer Reise;
sie wird heute meist selbständig in den Häusern begangen (an
Namenstagen und Gedenktagen) ohne Zusammenhang mit der
Mahlzeit, kann aber auch in die eucharistische Liturgie eingefügt
werden und steht dann als besondere Huldigung für Maria
bei den Worten des Intercessionsgebets ἐξαιρέτως τῆς παναγίας
ἀχράντου ὑπερευλογημένης ἐνδόξου δεσποίνας ἡμῶν ϑεοτόχου
xai ἀειπαρϑένου Μαρίας (Br. p. 388, Z.4). Diese Stelle in der
Liturgie als Huldigungsact für die Panagia ist zweifellos secundär.
Betrachten wir den Ritus, wie er auf das alte Schlußdank-
gebet der Mahlzeit (εὐλογητός ὁ ϑεὸς ὁ ἐλεῶν καὶ τρέφων) folgt.
Es beginnt ὁ μέλλων ὑψῶσαι τὴν παναγίαν, d. i. der Christ,
welcher die ὕψωσις bestellt hat, also etwa der Hausvater:
Εὐλογεῖτε πατέρες ἅγιοι, συγχωρήσατέ μοι, TO ἁμαρ-
τῶ λῴ.
Die Mönche: Ὁ ϑεὸς συγχωρήσῃ σοι καὶ ἐλεήσῃ σε.
58 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Darauf nimmt der Feiernde die zavayla, d.h. ein Stück
Brot, in dreieckiger Form zugeschnitten, mit den Fingerspitzen
(des zweiten und dritten Fingers), hebt es in die Höhe und
ruft: μέγα τὸ ὄνομα.
Die Priester resp. Mönche antworten: τῆς ἁγίας τριάδος.
Der Feiernde macht das Kreuzeszeichen über dem Brot und
ruft: Παναγία ϑεοτόκε βοήϑει ἡμῖν.
[Alle aber rufen: Σὺ εἶ ὁ ὁμολογηϑεὶς χαὶ ἀνυμνηϑεὶς xoQ
ἡμῶν, 7 ἁγία Τριὰς, ὁ μόνος ὄντως ϑεός. O9 γὰρ ἔστιν ἄλλος
πλήν σου, ὁ ποιήσας καὶ συνέχων ἡμᾶς (nach Symeons von The-
salonich Bericht).] !
Nun folgen zwei Hymnen an Maria, die in dieser Fassung
jedenfalls relativ späteren Ursprungs sind:
. Μακαρίξομέν oe πᾶσαι al γενεαὶ, ϑεοτόχε Παρϑένε
ἐν νον διὸ ἀνυμνοῦντες βοῶμέν σοι κεχαρετωμένη, ὁ Κύριος
μετὰ σου.
Agıov ἐστι ὡς &An0 Oc μαχαρίζειν σε τὴν ϑεοτόχον τὴν
ἀειμαχάριστον xol παναμώμητον καὶ μητέρα τοῦ ϑεοῦ ἡμῶν.
τὴν τιμιωτέραν τῶν Χερουβὶμ καὶ ἐνδοξοτέραν aovyxpl-
τως τῶν Σεραφὶμ, τὴν ἀδιαφϑόρως ϑεὸν λόγον τεκχοῦυαν,
τὴν ὄντως ϑεοτόχον, σὲ μεγαλύνομεν.
Darauf genießen alle Teilnehmer der Feier ein Stück des
gesegneten Brotes.
μετὰ δὲ τὸ μεταλαβεῖν πάντας λέγει ὁ ἱερεύς"
Εἰς τὰς πολλὰς πρεσβείας τῆς παναχράντου deoxolk
ἡμῶν ϑεοτόχου καὶ ἀειπαρϑένου Mapiac.
ἡμεῖς: ταῖς αὐτῆς πρεσβείαις ὃ ϑεὸς ἐλέησον καὶ σῶσον Na
Dann folgen die Schlußstücke der ἀχολουϑία τῆς τρακέξβ'
ἐλεήμων xal οἰκτίρμων, Ps. 121 u. s. w. bis zum Schlußsg®
wie ,oben S. 96,3 angegeben.
Wird die ὕψωσις τῆς παναγίας in die Abendmahlzeit ei
geschoben, so lautet das dem ἄξεόν ἐστι ὡς A98 Gc uazxapli#
σε vorhergehende Gebet:
Γέγονεν 7 χοιλία σου ἁγία τράπεξα ἔχουσα τὸν οὐρίνν!
ἄρτον, Χριστὸν τὸν ϑεὸν ἡμῶν, ἐξ οὗ πᾶς ὃ τρώγων οὐ
χει, ὡς ἔφησεν ὁ τοῦ παντὸς, ϑεογενῆτορ, τροφεύς.
1) Nach dem ὡρολ. antworteten die Mönche: ταῖς αὐτῆς x people
ὁ ϑεός, ἐλέησον xal σῶσον Audc.
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 59
Τῶν σῶν δωρεῶν ἀξίους ἡμᾶς ποίησον, ϑεοτόχε παρϑένε,
παρορῶσα τὰ πλημμελήματα ἡμῶν καὶ παρέχουσα ἰάματα τοῖς
ἐν πίστει λαμβάνουσι τὴν εὐλογίαν σου, ἄχραντε.
Im Euchologiondes Cod. Cry ptoferrat. (Goar p. 865 ff) 1st
der Ritus der ὕψωσις τῆς xaraylag in eine Gebetsfeier vor dem
Antritt einer Reise (ὅταν μέλλει ἀποδημῆσαί τις ἐν ταξει-
δίῳ) in der Form eingeschoben, wie sie sich im ὠρολόγεον bei
der Abendmahlzeit findet. Auch diese Feier beginnt mit der
εὐλογία des Priesters, dem τρεσάγιον, παναγία τριὰς, πά-
τερ ἡμῶν, Abendgesängen, χύρεε ἐλέησον, Ps. 50, dem Sym-
bol und einigen Gesängen (τροπάρια), daon setzt der Ritus der
ὕψωσις mit dem μέγα τὸ ὄνομα ein. Auf das ἄξιόν ἐστε ὡς
ἀληϑῶς folgen einige ϑεοτόχια, zum Schluß das Gebet der
Reisenden:
Ὁ ϑεός, ὁ ϑεὸς ἡμῶν, ἡ ἀληϑινὴ καὶ ζωηρὰ ὁδὸς, ὁ συνο-
δεύσας τῷ ϑεράποντί σου Ἰωσὴφ, συνόδευσον, δέσποτα, καὶ
τῷ δούλῳ σου τῷδε, καὶ ῥῦσαι αὐτὸν ἀπὸ πειρατηρίων xoi
πάσης χειμασίας καὶ ἐπιβουλῆς, εἰρήνην καὶ εὐρωστίαν ἀπο
χατάστησον δικαιοσύνης πάσης πρόνοιαν ποιούμενον
χατὰ τὰς ἐντολᾶς σοῦ, xal πλήρη τῶν βιωτικῶν καὶ ἐπουρα-
νίων ἀγαϑῶν γενόμενον πάλιν ἐπανελϑεῖν εὐδόκησον, ὅτε σοῦ
ἔστιν ἡ βασιλεία xol ἡ δύναμις καὶ ἡ δόξα τοῦ πατρὸς καὶ
τοῦ υἱοῦ καὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος, νῦν καὶ ἀεὶ x. τ. A.
Man wird den altertümlich-jüdischen Klang dieser Formel
nicht verkennen können. Die gesperrten Worte entstammen
vermutlich einem jüdischen Gebet.
Symeon von Thessalonich (Migne P.g. CLV. col. 664 ff)
legt besonderes Gewicht auf die ὕφωσις τῆς παναγίας und ordnet
an, daß sie in jedem ὄρϑρος nach der neunten Ode eingeschoben
werde. Außerdem kennt er den Gebrauch als Einschub in die
Liturgie und zu privaten Zwecken in allerlei Nöten des Lebens'.
1) Goar berichtet noch in seinen Anmerkungen, daß das Typikon im
letzten Kapitel eine Anordnung gebe, πῶς ὑψοῦται ἡ παναγία ὕλης τῆς &B6o-
μάδος τοῦ diaxamnoiuor. Es wird nämlich an den Tagen der Osterwoche
täglich die Panagia erhoben mit dem Ruf Χριστὴς ἀνέστη, aber erst am
Nabbatb, wenn der Ruf erklungen sei: Χριστὸς ἀνέστη Ex νεχρῶν werde
ein Kreuz darüber gemacht und nach Vollziehung des obigen Ritus das
Brot aufgegessen. Was die Verwendung des Ritus bei der Abreise
betrifft, so kann nicht nur an das Abschiedsbrotbrechen des Paulus
N
60 Ed. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
Georgius Codinus erzählt uns in seiner Beschreibung des
byzantinischen Hofceremoniells (de officiis Curiae Constantino-
polis cap. VII — Migne P. g. CLVII. col. 80 und col. 332), daß
dem byzantinischen Kaiser nach der Mahlzeit, wenn das Tischtuch
weggenommen war, ein goldenes παναγιάριον (Heiligtumskäst-
chen) gebracht wurde, in welchem die παναγία, d.h. ein Stück
Brot aufgehoben war. Der Kaiser erhob sich, nahm das Brot
und hob es in die Höhe mit den Worten μέγα τὸ ὄνομα. Dann
ebenso einen Becher mit Wein und Wasser, worauf ein
Dankgebet des Hofpriesters folgte. Da Hofsitten ebenso zähe
sind wie Klostersitten, so handelt es sich hier jedenfalls um einen
sehr alten byzantinischen Brauch. Die Erwähnung des Weines
findet sich auch in einer Schilderung der Feier von Leo Allatius,
de libris ecclesiasticis, Paris 1646, p. 100, auf Grund des eöpuoAoyı-
ον. Dort wird genauer beschrieben, wie ein Stück Brot in drei-
eckiger Form aus dem Ganzen herausgeschnitten wird, um dann
in eine Kapsel eingeschlossen zu werden, bis der Abt nach der
Mahlzeit es herausnehme, mit den Fingerspitzen erfasse, erhebe
und ein Stücklein davon nehme — ebenso nach ihm die andern
Mönche. Dann gieße der Abt Wein in den Kelch und trinke
ihn und nach ihm die andern. Leo Allatius fügt hinzu: Hic
modus in monte sancto usitatissimus est. Ein ühnlicher Brauch
finde sich unter den saeculares, cum solemni convivio ei-
ves excipiunt. Sollte das eine Nachwirkung der Feier des
heiligen Mahles nach der Taufe sein?
Zur richtigen Beurteilung der Ceremonie ist vor allem eine
in allen Horologien hinzugefügte Erzählung zu beachten!. Dar-
— —-
(Acta 20, 11) erinnert werden, sondern es finden sich auch in abend-
ländischen Quellen Notizen, daß eine solche Ceremonie des Brotbrechens
und des Weintrinkens vor der Abreise Sitte war. Man nahm dann
eine Eulogia von solcher Mahlzeit als Talisman mit auf die Reise vgl.
z. B. de miraculis 8, Martini lib. IV cap. 21 (Migne P. 1. LXXI. col. 999).
Gregorius 'Turon., historia Francorum VI, 5. (Migne a. a. O. col. 375) VIII, 2.
Besonders die Stelle hist. Fr. VI,5 ist interessant, weil sie das Hände-
waschen, Brotbrechen und Weintrinken als Bestandteile der heiligen
Mahlzeit nennt.
1) Wegen der Wichtigkeit dieser Legende teile ich den Text voll-
ständig nach dem ὡρολόγιον μέγα (Venedig 1841) mit:
Περὶ τῆς ὑψώσεως τῆς nuvaylag, ὅπως γέγονε, xal διὰ τί.
Μετὰ τὴν τοῦ Σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ ἀνάστασιν, καὶ τὴν τοῦ
III. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 61
nach waren die Apostel in der Zeit zwischen Pfingsten und ihrer
Jerstreuung zum Mahle einmütig bei einander, ließen aber am
Tische einen leeren Platz. Auf diesen legten sie ein Kissen, auf
dieses ein Stück des Brotes, von dem sie aßen. Nach Tische
aber beteten sie und dankten, nahmen dann das Stück Brot, ὁ
εἰς τὴν τοῦ xvolov ἐπεχέκλητο μοῖραν, hoben es in die Höhe
und sprachen: δόξα σοι, ὁ ϑεὸς ἡμῶν, δόξα σοι, δόξα πατρὶ καὶ
υἱῷ καὶ ἁγίῳ πνεύματι. Statt des μέγα τὸ ὄνομα riefen sie
von Ostern bis Himmelfahrt Χριστὸς ἀνέστη — die übrige
Zeit des Jahres μέγα τὸ ὄνομα τῆς ἁγίας τριάδος. κύρεε Ἰησοῦ
Χριστὲ βοήϑει ἡμῖν. So hätten sie es bis zur χοίμησις der
Maria täglich getan. Maria aber sei den Aposteln am dritten Tage
nach ihrer Auferstehung umgeben von leuchtenden Engeln er-
schienen und habe ihnen zugerufen: Χαίρετε, ὅτε ue$’ ὑμῶν εἰμι
πάσας τὰς ἡμέρας. Seit jenem Tage hätten die Apostel bei
ἁγίου Πνεύματος χάϑοδον, χαὶ ἕως τοῦ μερισμοῦ τῶν ἁγίων ἀποστόλων
διὰ τὸ χήρυγμα, ἧσαν πάντες οἱ ἀπόστολοι ὁμοθϑυμαδόν᾽ xal μετὰ τὴν
εὐχὴν, ἐν τῷ ἀρίστῳ ἀναχεχλιμένοι, ἀφέντες χενὸν τόπον͵, ἐν τούτῳ
προσχεφάλαιον ἐτίϑεσαν, xal ἐπὶ τῷ προσχεφαλαίῳ τμῆμα ἄρτου,
ἐξ οὐ ἤσϑιον, εἰς μοῖραν Χριστοῦ. μετὰ δὲ τὸ ἰΐριστον ἀνιστάμενοι xal
εὐχόμενοι χαὶ εὐχαριστοῦντες, ἐλάμβανον τὸ τμῆμα τοῦ ἄρτου, ὃ εἰς τὴν
τοῦ χυρίου ἐπεχέχλητο μοῖραν" τοῦτο δὲ ὑψοῦντες, ἔλεγον: Δόξα
σοι, ὁ Θεὸς ἡμῶν, δόξα cov δόξα Πατρὶ καὶ Υἱῷ, xal ἁγίῳ Πνεύματι"
χαὶ ἀντὶ μὲν τοῦ, Μέγα τὸ ὄνομα, τὸ, Χριστὸς ἀνέστη, ἀπὸ τοῦ
Πάσχα ἕως τῆς ἀναλήψεως. ἔχτοτε δὲ, Μέγα τὸ ὄνομα τῆς ἁγίας
Τριάδος" Κύριε Ἰησοῦ Χριστὲ, βοήϑει ἡμῖν. Καὶ ταῦτα μὲν ἐτε-
λεῖτο οὕτως. ἐποίει δὲ τοῦτο xal ἕχαστος αὐτῶν, ἔνϑα ἂν ἔτυχε, μέχρι τῆς
κοιμήσεως τῆς Θεοτόχου. “Ὅτε δὲ τὴν παγχόσμιον σύναξιν διὰ νεφελῶν
ἐποιήσαντο διὰ τὴν τῆς Θεοτόχον Δεσποίνης μετάστασιν, τὰ εἰχότα τελέ-
σαντες, μετὰ τὴν ταφὴν αὐτῆς, (δηλονότι τῷ τρίτῃ ἡμέρᾳ), παραμυϑίαν
ποιούμενοι χαὶ μετὰ τὸ ἄριστον ἀναστάντες, τὸ τμῆμα τοῦ ἄρτου, τοῦ εἰς
ὄνομα κειμένου τοῦ Χριστοῖ,, κατὰ τὸ εἰωϑὸς ἀνυψώσαντες, xai τὸ, «Μέγα
τὸ ὄνομα,» προειπόντες, ὦ ϑαύματος παραδόξου; f) νεχρὰ ὥσπερ ζῶσα
μετὰ νεφέλης χαὶ φωτοποιῶν ἀγγέλων παρισταμένων αὐτῷ τῷ ἀέρι ἐπι-
φαίνεται, Χαίρετε, λέγουσα, ὅτι μεϑ᾽ ὑμῶν εἰμι πάσας τὰς ἡμέρας, .
τοῦτο ἐκ τοῦ υἱοῦ τὸ χαροποιὸν αὐτοῖς ἐπιδιδοῦσα. οἱ δὲ μαϑηταὶ τοῦ
ϑαύματος ἐχπλαγέντες ἀντὶ vov «Κύριε Ἰησοῖ Χριστὲ» παναγία Θεοτόχε,
βοήϑει ἡμῖν ἀνεχραίγασαν. Εἶτα τῷ τάφῳ προσελθόντες xal μὴ
εὑρόντες τὸ πανάγιον αὐτῆς σῶμα, ἐπείσϑησαν ἀληϑῶς, ὅτι σύσσωμος,
ζῶσα, xal τριήμερος, ὡς ὁ υἱὸς αὐτῆς, ἐκ νεχρῶν ἀναστᾶσα, xal μετα-
στᾶσα, εἰς οὐρανοὺς μεταβέβηχε σὺν Χριστῷ βασιλεύουσα εἰς τοὺς αἰῶνας
τῶν αἰώνων. ἀμήν.
62 Xd. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
der ὕψωσις des Brotes nicht mehr gerufen: κύριε "poU X
βοήϑει ἡμῖν, sondern: παναγία ϑεοτόχε βοήϑει ἡμῖν.
Die Erzählung! scheint mir sehr lehrreich. Naiver
die Überlieferung die Verdrängung Christi durch Maria
eingestehen können. Die Tatsache der Veränderung der Foı
ist sicher nicht erfunden; erst wenn man das χύρεε TT
Χριστὲ βοήϑει ἡμῖν wieder an seine Stelle setzt, wird das
Symeon aufbewahrte Σὺ εἰ ὁ ὁμολογηϑεὶς x. v. A. (vgl. 5.58
ständlich. Die Gebete an Maria müssen dann natürlich spätere
sprungs sein und in der Tat hat sich, wie mir mein Freund :
karpus Thomas erzählte, auf dem Athos die Sage erhalten, daß
mit diesen Formeln eine Veränderung vorgegangen ist De
wir sie uns ursprünglich christologisch orientiert, so mul
ἄξιόν ἐστι ὡς ἀληϑῶῦς und die Erwähnung der Cherubim und
phim auffallen, ebenso einige Wendungen in den entspreche
Abendgebeten. Darüber aber kann dann kein Zweifel mehr obw:
‚laß wir es hier mit den Trünimern einer eucharistischen Lit
sehr alter Zeit zu tun haben. In dem μέγα TÓ ὄνομα, dem
maligen δόξα, dem κύριε Ἰησοῦ Χριστὲ Bonds ἡμῖν is
εὐλογημένος und Hosiannah verborgen, das εἷς ἅγιος un
Ruf 229€ hat sich direct erhalten? Es fehlt kein wesentl
Stück der altchristlichen Eucharistie, wenn wir annehmen,
das Dankgebet ἄξιόν ἐστε cx ἀληϑῶς mit einer Anam
an die Stelle der Mariengebete einzusetzen ist. Ja wir di
noch weiter zurückgehen. Der Anfang der Feier mit dem org
σατε πατέρες ἅγιοι entspricht dem Anfang des jüdischen T
segens. (Mit Erlaubnis meine Herren Rabbiner.) Das Brot
ymeon von Thessalonich sagt von dem Ritus, er sei dxom
παραδόσει ἐκ τῶν πατέρων ἀρχῆϑεν ἀγράφως παραδοϑὲν, die Krzh
scheint er nicht zu kennen, Eine ältere Quelle für diese Legende I
ich bisher nicht finden können.
2) Besonders nahe Verwandschaft hat mit diesen liturgischen V
dungen der ὕψωσις: μέγα τὸ ὄνομα — τῆς ἁγίας τριάδος daa euchaiit
IU. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 63
auch dort geteilt und mit einem Stück der Segen über die andern
gemacht. Das μέγα τὸ ovoua! hat dort seine Wurzel und die bei
Symeon überlieferte Formel: σὺ εἰ 0 ὁμολογηϑεὶς καὶ ἀγυμνὴη-
ϑεὶς παρ᾽ ἡμῶν, 0 μόνος ὄντως ϑεός. οὐ γὰρ ἔστω ἄλλος πλήν
σου ὁ ποιήσας καὶ συνέχων ἡμᾶς ist inhaltlich und stilistisch
ursprünglich eiue jüdische Formel. Dazu kommt der höchst
interessante Zug jener alten Erzählung, die Jünger hätten einen
leeren Platz für Jesus freigelassen und häften ein Stück des
Brotes auf einem Kissen für ihn als μοῖρα Χριστοῦ reserviert.
So wird beim Passah noch heute beim ersten Brechen des Brotes
ein Stück für den Schluß reserviert. Der Hausvater legt es unter
sein Kopfkissen (περικεφάλαιον). Am Schluß der Mahlzeit wird
dieses Stück der Mazza an die Tischgenossen verteilt? So wird
hier von den Jüngern berichtet, daß sie ein Stück des Brotes
als μοῖρα Χριστοῦ bis zum Schluß der Mahlzeit aufhoben.
Auch für den leeren Platz scheint es eine jüdische Analogie zu
geben. Lassen doch die Juden noch heute bei der Beschneidung
einen leeren Stuhl stehen für den Propheten Elias, der wohl
darauf achtet, daß alle Gebote genau befolgt werden. Auf diesen
Stuhl pflegt ein Kissen gelegt zu werden. Ebenso wird bei
allen Mahlzeiten der Prophet Elias erwartet? und wenn auch
nicht ausdrücklich berichtet wird, daß ein Platz für ihn leer
gelassen wird, so legt doch die Sitte bei der Beschneidung das sehr
nahe, da seine Anwesenheit auch bei der Mahlzeit vorausgesetzt
wird. Beim Passahmahl ist auch einer der Becher als Becher
Eliä vom Hausvater von Anfang an reserviert; am Schluß der
Mahlzeit trinken alle aus dem Becher Elià So möchte ich ver-
muten, daß auch in dem χενὸς τόπος und der μοῖρα Χριστοῦ 3
die Nachwirkung einer jüdischen Sitte vorliegt auf eine alt-
1) Bodenschatz a. a. O. II. p. 148 berichtet, nach der Auslegung der
jüdischen Lehrer bedeute der ganze Ritus „den großen Namen“.
2) Buxtorf, Synagoga Judaica. Frankfurt 1738, schreibt p. 239: man
lasse bei jeder Mahlzeit ein Stück Brot übrig bis zum Schluß, damit etwas
auf dem Tische sei, darauf der Segen ruht.
3) Buxtorf, a. a. O. p. 232 und Kirchner, Jüdisches Cermoniell,
Nürnberg 1726, p. 50.
4) Zu dem Ausdruck μοῖρα vgl. Clem. Strom. I. 1,5: τὴν εὐχαριστίαν
διανείμαντες (scil. ot διάχονοι), ὡς ἔϑος. αὐτὸν δὴ ἔχαστον τοῦ λαοῦ λαβεῖν
τὴν μοῖραν ἐπιτρέπουσι — vielleicht handelt es sich hier schon um das
Verzehren der μοῖρα ΔΑριστοῦ am Schluß des Mahles.
64 Ed. v. ἃ. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete.
christliche Praxis, die natürlich aus Elias den christlichen Messias
machte!, Und wie die Juden im Tischsegen beteten: «Der Barm-
herzige sende uns den Propheten Elijahu, der uns bringe Bot-
schaft des Glücks des Heils und des 'Trostes», so beteten die
Christen χύριε Ἰησοῦ Χριστὲ βοήϑει ἡμῖν (= Herr hilf doch
— Hosiannah) oder ἐλϑὲ μεϑ᾽ ἡμῶν (= Maranatha) xol σῶσον
ἡμᾶς. Auch die eigentümliche Bezeichnung μοῖρα Χριστοῦ deutet
auf eine sehr alte Tradition. Alle diese Indicien zusammen-
genommen erlauben die Hypothese, daß uns in dem Ritus der
ὕψωσις τῆς παναγίας ein Rest urchristlicher Sitte erhalten
geblieben ist, der seinerseits wiederum deutlich an ältere jüdische
Gebräuche sich anlehnt. Wir stehen dann vor der frappanten
Tatsache, daß altjüdische Mahlzeitgebräuche noch heute in den
Sitten griechischer Klöster lebendig sind, obwohl die jetzige
Auffassung der vyooıg als Huldigungsact für die Himmelskönigin
dem religiösen Gehalt nach nichts mehr mit dem ursprünglichen
Brauche zu tun hat. Gleichzeitig findet hier unsere Auffassung
von dem Charakter des urchristlichen Herrenmahles ihre Be-
stätigung. Mit dem umgestalteten jüdischen Schlußtischsegen
wurden Hymnen und Gebete verbunden, welche das Bewuft-
sein der persönlichen Gegenwart des Herrn zum Ausdruck
brachten zugleich mit der Bitte um seine Wiederkunft. Die
ἀρτοκλασία, die ἀχολουϑία τῆς τραπέζης und die ὕψωσις
τῆς παναγίας sind also nur drei verschiedene Formen der Ab-
wandlung der ursprünglich eucharistischen Gebräuche in den
Sitten griechischer Asketen. Wenn sie heute neben einander
bestehen, so ist das weiter nicht verwunderlich, weil jeder der
Riten in der geschichtlichen Entwicklung eine andere Farbe
gewonnen hat. Die ἀρτοχλασία ist heute nur eine liturgische
Feier des Speisungswunders, die ἀχολουϑία τῆς τραπέζης das
Tischgebet, die ὑψωώσις könnte geradezu als Marienmesse be-
zeichnet werden.
Für uns bilden diese drei letzten Beispiele den überzeugenden
Schlußpunkt in der Kette von Belegen für die Behauptung, daß
in der Geschichte der Eucharistie sowohl wie in der Geschichte
1) Kirchner a. a. O. p. 50; vgl. außerdem Edersheim, the life and
times of Jesus the Messiah. Vol. H. App. IX über die große Rolle die der
Prophet Elias im religiósen Leben der Juden spielte.
Ill. Spuren der Eucharistiefeier in griech. Tischgebeten. 65
der Mahlzeitsitten deutliche Spuren noch vorhanden sind von
dem gemeinsamen Ursprung beider Entwicklungslinien in einer
einheitlichen heiligen Mahlzeit. Es wird darnach erneuter
Prüfung bedürfen, ob die ‚Zeit der Identität von Eucharistie und
Mahlzeit nicht ın asketischen Kreisen länger noch existiert hat,
als man bisher annahm. Für die Auffassung des heiligen Mahles
selbst wird nie vergessen werden dürfen, daß es sich in dem
dargestellten Tatbestande nur um die Geschichte der Formen
und Gebräuche gehandelt hat, nicht um den damit verbundenen
Glauben. Immerhin zeigt die Geschichte. der Tischgebete, wie
unverlierbar der geistige Stempel war, welchen der Herr den
Gebeten und Gebräuchen der Väter gab, die Form ausnützend
und doch etwas ganz Neues seiner Gemeinde hinterlassend.
Nachtrag.
Nach Fertigstellung des Druckes fand ich in der äthiopischen
Form der ägyptischen K.-O., die Horner mit englischer Über-
setzung kürzlich herausgegeben (The Statutes of the Apostles,
London 1904) in Canon 37 (S. 159 ff), entsprechend Can. 32 der
Can. Hippolyti (ed. Riedel p. 221) eine sehr alte Schilderung
einer heiligen Gemeindemahlzeit: Der Diakon bringt Lam-
pen herein, der Bischof beginnt das Dankgebet mit der üblichen
Präfatio (kurz), und dankt für das Gnadengeschenk des irdischen
und des ewigen Lichts. Nachdem man aufgestanden ist, sagen
Kinder und Jungfrauen Gebete und Psalmen; dann werden Psal-
men gesungen, der Bischof bringt den gemischten Becher dar, rezi-
tiert den Hallelujab-Psalm, dankt über dem Becher und teilt von
den Fragmenten den Gläubigen aus. Der Text des Lichtgebets so-
wohl wie die übrigen liturgischen Vorschriften sind höchst alter-
tümlich; es handelt sich um den Schluß einer heiligen Gemeinde-
Abendmahlszeit in den Grundformen der eucharistischen Feier,
die doch nicht identisch ist mit der kirchlichen Oblationsfeier.
Das versprengte Fragment beweist schlagend die Richtigkeit
meiner Aufstellungen betr. Fortdauer häuslicher Eucharistiefeiern.
Ich hoffe es an andrer Stelle bald zu veröffentlichen. Vorläufige
Mitteilungen über Horners Ausgabe wird die zweite November-
nummer der Theol. Literaturzeitung bringen.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 8b 5
Register.
(Die Ziffern nach dem : bezeichnen die Seitenzahlen dieser Arbeit.!
1. Bibelcitate.
Jes. 6: 26. j Ps. 70 (71), 8: 30. Mth. 14, 19: 14.
Jer. 17.7: 12. 100 (111), 4. 5: 35. Marc. 6, 41: 14.
Pe. 4, 7-9: 55. 112 (113): 8. Luc. 22, 17. 18£.: 14.
21 (22), 27: δῦ. 113 (114): 8. 24, 30: 14.
28 (29). 11: 12. 117 (118): 12. 26 £. Act. 20, 11: 60.
33 (34), 9: 30. 120 (121): 56. 58. 27, 35: 14.
33 (34), 1-11: 51f 56.| 134 (135): 26f. Rom. 1, 25: 38.
57. 135 (136): 26 f. 1. Cor. 10: 13.
33 (34), 10. 11: 11. 30.| 144 (145): 12f. 28. 30.| 11: 13. 15.
36 (37), 25: 12. 53. 55. 56. 57. Gal. 1, 4: 38.
50 (51): 59. 150: 30.
9. Patristische Citate.
Acta Johannis 9: 29. Clemens Romanus, epistula I, 36.
109: 32. 33. 39. 62. 4: 20.
Acta Thomae 27: 32. 54. Cyprian, epistula 63, 16: 32.
46: 94. Cyrill von Alexandrien: 21. 33.
47: 32. 54. Cyrill von Jerusalem, Cat. XIII, 6: 22.
133: 32. Didaskalia (syr.) ed. Achelis- Flem-
Allatius, Leo, de libris ecclesiasti- ming: 19. 36.
cis p. 100: 60.
Georgius Codinus, de officiis cur
Constp.: 60.
Gregorius Turonensis, historia Fran-
Athanasius v. Alexandrien, περὲ nap-
ϑενίας XII—XIV: 21. 28. 32. 33 ff.
38. 44. |
js corum VI, 5: 00.
Basilius v. Caesarea, epist. 63: 36. . . Di Tv oL
Canones von Laodicea 2. 14: 17. de miraculis S. Martini IV,21: 00
97. 98: 37. | Justin, Apol. I, 13: 26.
Cassianus, Johannes: 40. Dial. c. Tryphone: 26.
Chrysostomus, hom. in Math. LV | Palladius, historia lausinca: 36.
(LVI): 28. 38 f. 44. 54. Symeon, Erzbischof von 'Thessale-
Clemens Alexandrinus, Stromata I, ! nich, περὲ εὐχῆς : 50 ff. 59f.
1, 5: 64. ' Tertullian, Apolog. 39: 37.
Register. 67
3, Liturgische Citate.
Apostolische Constitutionen Horologium (ὡρολόγιον μέγα ed.
VII, 27: 24. Venedig 1841): 28. 40 ff. 50ff.
VII, 49: 28. 4. 53 f. 00 ἢ.
VIII (sog. Clementinische Li- | Jakobitenliturgie (abessynische, ed.
turgie): 24. 27-30. 35f. 46. Brightmann): 19. 47.
Basiliusliturgie (ed. Brightmann): 20. (koptische): 19.
21-29. 34. 43. Jakobusliturgie (griech., ed. Bright.
Canones Hippolyti: 23 f. 28. 37. mann): 20. 27-30. 39.
Chrysostomus! Werke (als liturgische | Jüdische Gebete: 88. 24. 26. 28. 30.
Quellenached.Brightmann)y19f.57. : 39. 59. 63.
curpiostoumaliFurgie p 20 ft 39. | Kirchenordnung, ägyptische (ed. La-
yril von Jerusalem (Liturgie, re- y x): 99. 94. 35. 37. 46.
construiert von Brightmann): 19f. : garde-Achelis): 22. 24. 35
30. 57. Markusliturgie (ed. Brightmann): 20.
Didache: 16. 22. 32#. 358.45. 52.54. 29-30. 39.
Euchologion Damascenum: 41 ff. | Petrusliturgie (ed. Swainson): 21. 38.
ed. Goar: 21. 24. 25. 40ff. 50. 59. , Testamentum D. N. J. Chr. (ed. Rah-
des Bischofs Serapion von | mani): 25.
Thmuis: 19. 25. 30. | Typikon: 59.
4. Handschriften.
Athos, Lawra, Katalog des Bibliothekars Chrysostomus: 50.
Berlin, Kgl. Bibliothek:
Mr. Gr. qu. 45 Auszug a. d. Euchologium: 20. 29. 40 f.
Fragmente aus der Kubbet von Damaskus: 41 ff.
Cambridge, Trinity College B 9. 8 (Athanasius — T): 34. 53.
Cryptoferratae I8. VII (Euchologion ed. Goar)* 40 ff. 57.
Genf, Bibliothéque nationale mg. 29 (Athanasius — G): 34. 53.
München, Staatsbibliothek Cod. gr. 26 (Athanasius = M): 34. 53.
Cod. gr. 607 (liturgische Rolle): 20.
Rom, Bibl. Barberini MS. III, 55 (Euchologium ed. Goar.): 21. 40 ff.
Verlag der J. C. HINRICHS'schen Buchhandlung in Leipzig.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
Heruusgegeben von Ὁ. voN GEBMARDT und A. HArNACK,
(Fortsetzung von der zweiten Umschlagseite.)
Nestle, E., Rirchenpeschichte d. Eusebius a.d.Sy-
rischen. X, 906 S, 1901. (NF. VI, 2) M. 9.50
Preuschen, E., Euschius’ Kirchengeschichte
Bneh VI u. VII aus d. Armenischen übersetzt.
XXII, 109 5, 1903. (NF. VII, 3) M. 4—
Resch, A., Der Paulinismus u. die Logia Jesu in
ihrem gegenseitigen Verhältnis untersucht.
VII. 656 8. 1004. (NF. XII. Bd) M.20—
Sohmidt, C., Die alten Petrusakton i.Zusawmmenh.
d. apokr. Apostellit. untersucht. Nebst oe. n«u-
entdeck.Fragm.VTIT.1765.1903.(NF.IX,1) M.5—
— Plotin's Stellung zum (inosticismus und
kirchl. Christentum. X, 90 S. — Fragm. einer
Schrift. 4, Märt.-Bisch. Petrns v, Alexandrien.
50 S. 1900. (Mit Stählin NF. V, 4) M. 5—
Schubert, H. v.. D. sup. l'raedestinatua. Beitrag 7.
(iesch. d. Pelagianismus. IV, 112 S. 1903,
(NF. IX, Ὁ M. 4.80
Siokenberger, J., D. Lukaskatene d. Niketas v.
Herahleia unters. 1902. (NF. VIT, 4) M. 4—
— Titus von Bostra, Studien zu dessen Lukas-
homilien. VIIT, 26858. 1901. (NF.VI, 1) M. 8.50
Soden, H. von, Die Cyprianische Briefaammlung.
Gesch. ibrer Entstehung u. Uberlieferung.
VIIT, 268 8.0.2 Tal. 1904. (NF.X,3) M. 10.50
Stählin, θ.. Zur handschriftl. Überlief. d. (lem.
Alexandrinus. 8 S. 1:00. (s. 9. Sohmldt
Steindorff, Q., Die Apokalypse d. Elias, e. unbek.
Apok. u. Bruchst. d. Sophonias-Apok. X, 190 S.
Mit 1 Liehtdr.-Taf. 1899. (NF. II. 354) M. 6.50
Stüloken, A., Atbanasiana. Litterar- u. dogmen-
gesch. Unters.VJII, 1508. 1899. NF. IV,4)M. 5 —
Ter-Minassiantz, Erw., Die armen. Rirclie in ihren
Beziehungen z. d syr. Kirchen bis z. Ende
des 13. Jahrh. Nach den armen. n. svr. Quellen
bearb. XII, 2123, 1904. (NF. XT, 9 M. 7.50
Urbain, A. Ein Martyrologium d. christl. (re-
meinde zu Rom am Anfang des V. Jahrb.
Quellenstudlen z. Gesch. d. róm. Märtyrer.
VI, 266 S. 1901. (NK. VI, 3) M. 8.50
Waitz, H.. D. Paeudoklementinen, Homilienn. Re-
kognitionen. 19801. VIIT, 3263.(NF. X,4) M. 13 —
Weiss, B., D. (odex D 1. d. Apostelgosch. Textkrit.
Unters. IV, 112 8. 1897. (NF. II, 1) M. 3.50
— Textkritik der vier Evangelien. VI, 346 5.
1850, (NF. IV, 2) M. 8—
Wobbermin, @., Altchristl. liturg. Stücke aus der
Kirche Aegyptens nebst einem dogmat. Brief
d. Bischofs Serapion v. Thmuis. 36 S. 1899,
(Mit Jeep NF. II, 3» M. 2 —) einzeln M. 1.50
Wrede, W., DielEchtheit der 2. Theas.-Briefs unter-
sueht. VIII, 116 SN. 1903, (NF. IX, 2). M. 14—
Die Erste Reihe (Band I— XV) der Texte und Untersuchungen cte. 1 330 —
M. 336 —
Zweite Reihe (13 Bünde bis jetzt vollständig).
In gute Halbfranz-Dihliothekabde. (T. Reihe 17 Bde.. IT. Reine 11 Brie,: zu je M. 2.50 geb. vorrätig
Ausführliches [nhallsverzeichnis steht zu Diensten.
Verlag der J. €. HINRICH®’schen Buchhandlung in Leipzig.
—— JE Ψ. — — —
-- ...............-.-...----
Als Fortsetzung au den
GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLERN
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Herausg. v. d. Kirchenväter-Commission der Καὶ. Preuß, Akademie der Wissenschaften
erschien vor kurzem:
Koptisch-gnostische Schriften. Die Pistis Sophia. Die beiden Bücher
der Jet. Unbekanntes altgnostinches Werk. Herausgegeben von
Cani, Scnmivr. Mit Einleitung und dreifachem Register. (271/, Bogen‘.
,Koptisch-gnostische Schriften Bd. Ij 19605. M. 15,
Früher erschienen:
Adamantius. Der Dialog περὶ τῆς εἰς ϑεὸν ὀρϑῆς πίστεως. Herausg. v.
W. H. νὰν DE SANDE BaknvYzEN, Mit Linleitg. u. dreif. Register.
(19°, Bogen! 190]. M. 10 —
Clemens Alexandrinus. Protrepticus und Paedagogus. Herausgegeben
von OrTO STÀHLIN. Mit Einleitung und dreifacehem Register zu den
Scholien. (2171, Bogen: (Clemens Alexandrinus Bd. 1; 1905. M. 1:.80
Eusebius. Über Coustantins Leben. — C's Rede an die Heilige Ver-
sammlung. — Tricennatsrede an Constantin. Hrsg. v. J. A. HEiREL. Mit
Einleitg. u. dreif. Reg. (201/, Bogen). [Eusebius, Band 1] 1902. M. 14.6
— Die Kirchengeschichte mit der lateinischen Übersetzung des Rurinta.
Herausgegeben von Ep. Scuwanrz und ΤῊ. MowwsEN (Fi. T. Hiltte
:31”3 Bogen). [Eusebius, Band II, 1]. 1903. * M. 16 —
Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen, mit der lateinischen Über-
setzung des Hieronymus. Hrsg. von E. KrosrERMANN. Mit Ein-
leitunge, doppelten: Register und einer Karte von Palästina.
i103 Bogen), 1404. (Eusebius, Band IIT, 1| M. 8—
— Die Theophanie. Die griechischen Bruchstücke und Übersetzung der
syrischen Überlieferung. Hrsg. v. H. GREssMANN, Mit Einleitg. u.
vierf. Reg. (15^ Bogeni. 1004. (Eusebius, Band III, 3] M. 9^0
Buch Henoch. Herausgeg. von Jon. Fre aMING. und L. RADERMACHER,
Mit Einleitung und vierfaehem Register. (111/, Bogen) 1901. *M. 5.50
Hippolyt. Kommentar zum Buche Daniel und die Fragmente d. Kommentars
zum IHohenliede. Herausg. v. G. N. Boxwetsch. — Kleine exegetische
und homiletische Schriften. Hferausgeg. von H. AcuELIS. 20? , u.
2) Bogen‘. |Hippolyt, Band I! 1507. M. 15 —
Oracula Sibyllina. Iearbeitet von Jor. GEFFcKEN. Mit Einleitung und
doppeltem BRezister.. (1813 Bogen. 1902. M. 9.50
Origenes. Schrift vom Martyrium ’exhortatio), -- Die acht Bücher gegen
Celsus, — Die Schrift vom Gebet de oratione). Herausg. von
P. Korerscnav. Mit Einleitung und dreifachem Register. (203, und
31”, Dogen.. Origenes, Dand E11]. 15900. M. 23 —
— Jeremiahomilien. — Klageliederkonnuentar. — Erklärung der Samucl-
und Königrhücher. IIrsır. v. E. KrosTERMANN. Mit Einleitg. u. dreit.
Reg. i(25!', Bogen) — (Origenes, Band IIT: 16601. M. 1250
-- Der Johanneskommentar. Hrsg. v. E. PnEvscnEx.. Mit Einleitg. u.
vierf. Reg. :45!5 Bogen. [Orizenes, Band IV) 1003. M. 24.560
Gebunden. in geschmaekreh H. 1 gianibinde je M. 2,50 mehr,
*Yorlautiz nur in Iniciimskartonaze je 50 Pf.
Fertsetzunz anf der dritten Umschlagseit-.
DIDYMUS DER BLINDE
VON ALEXANDRIA
VON
JOHANNES LEIPOLDT
LEIPZIG
J. € HINRICHS'S. ing BUCHHANDLUNG
Heft 1 ond 2 dieses Bandes ersunemen in Kurze
_ Verlag der J. €. HINRICH schen Buchhandlung i in Leipzig.
-— o -— — — — - -——— — 0 — — A —— a —À — MÀ T € — .- -ἰ΄-ο.-..
Als Fortsetzung zu den
GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLERN
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Heransg. v. d. Kirchenväter-Commission der Kg]. Preuß. Akademie der Wiss-n::Lı!"- ı
erschien vor kurzem:
Koptisch-gnostische Schriften. Die Pistis Sophia. Die beiden Büci«
des Jeü. Unbekanntes altgmostisches Werk. Herausgegeben vu
Cani, Soir, Mit Einleitung und dreifachem Register. 2; ET nn
[Koptisch-genostische Schriften Bd. I! 1003. M.
Früher erschienen :
Adamantius. Der Dialog περὶ τῆς εἰς 90v ὀρϑῆς πίστεως. Herausz. v.
W. U. vAN DE BANDE BaknvYzEN, Mit Einleitg. u. dreit. Reis
(19*4 Bogen: 100]. M τς
Clemens Alexandrinus. l'otrepticus und l'aedagogu-. — Herausgezrt αι
von OrTo SrÀnrIN. Mit Einleitung und dreifaehem Iegister zu ἶσα
Scholien. :27!, Bogen: [Clemens Alexandrinus Bd. ]. 1. M. : 7
Eusebius. Über Cionstantins Leben. — C's Rede an die Heilige Ver-
sammlung. — Trieennatsrede an Constantin. Hrsg. v. J. A. Hike. M7
Finlcitg. u. dreif. Reg. (201, Bogen). (Eusebius, Band 1 1902. M. it-
— Die Kirchengese hiehte mit der lateinischen Übersetzung des Rer;
Herausgegelbe n von En. Schwartz und TH. MowMsEN et. 1. Hai
31”, Bogen). [Eusebius, Band II, 1]. 1903. *M. ie —
Das Onomastikon der biblischen Ortsnamen, mit der lateinischen U:«*-
setzung des Hieronymus. — Hrsg. von E. KıLostervans. Mit ΕἸ
leitung, doppeltem Register und einer Karte von Talirtm
(1524, Bogen) — 1004. [ Eusebius, Band IIT, αἱ M.
- Die Theophanie. Die griechischen Bruchstücke und Übersetzung οἱ Ὁ
yrischen Überlieferung. Hrsg. v. H. GRESSMASN., Mit ‚Einleitz.
vier, Reg. 115°, Bogen). 194. [Euschius, Band II, MN
Buch Henoch. lIerausgeg. von Joi, FreMMING. und L. RADEDNACHES
Mit Einleitung und vierfachem Register. (111, Bogen: 11. *M. I
Hippolyt. Kommentar zum Buche Daniel und die Fragmente d. Komnien‘:
zum JIohenliede. Herausg. v. G. N. Boxwetscht. — Kleine exec Er
und homiletische Schriften. Herausgeg. von H. Acurtis 77
2! Bopen). [Hippolyt,, Band 1) 1807. M. =
Oracula Sibyllina. Bearbeitet von Jom. GEFFcKEN. Mit Einleitun:
doppeltem Rezister. (185 Bogen. 1902, M :
Origenes. Schrift vom Martyrium (exhortatio). — Die acht Bücher gez
Celsus; — Die Schrift "vom Gebet {de oratione). Herausz. v:
P. KokTs tav, Mit Einleitung und dreifachem Register. (δεν n.
. Bozen. Origenes, Band LII]. 1800. M. -
e Jeremiahomilie n. -- Kläageliederkommeutar. — Erklärung der San:
"nid Könirsbiicher. Hrs. v. E. KrosTERMANN. Mit Einleiter. i me
Reg 1251, Bogen) iOrige nes, Band IIT! 100]. M. IU
: Der Johanneskenumentar. Hrsg. v. E. Preuscnen. Mit Einb iz 7
vierf. Reg 40814 Born. | Origenes, Band IV], 1903. Mao
tj din iN “αἰ Ue Halbfranxsbinde je M. 2.50 mehr,
*Vorliar:z nur in Interimskartonage je 50 Pf.
Fortsetzung auf der dritten Umzclloz4 ii
e
DIDYMUS DER BLINDE
VON ALEXANDRIA
VON
JOHANNES LEIPOLDT
sir
LEIPZIG
J. C. HINRICHS’scne BUCHHANDLUNG
1905
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMNEN
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR v. GEBHARDT UND ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE XIV. BAND 8. HEFT
Druck von August Pries in Leipzig.
Inhalt,
Seite
1. Einleitung . 1
2. Quellen . 2
3. Darstellungen 3
4. Zeitrechnung . 4
5. Lebenslauf. 5
6. Schriften allgemeinen Inhalts . 9
7. Erklärungen biblischer Bücher . 17
8. Bruchstücke unbekannter Herkunft 23
9. Schriften zweifelhaften Ureprange, die Didymus zugeschrieben
werden . . . 24
10. Charakter . . . . .. ...... cs... .... 8
11. 8} 1... ΝΕ 7
12. Sittliche Anschauungen Er |)
13. Bildung . . . . . νον νιν νιν o. n n. n. n. νιν... 44
14, Orgensmus . . . . . 2 . . . . . s... .... B2
15. Frömmigkeit . . . eee of n n n n sS sg n. nr nC s. 74
16. Lehre von der Dreieinigkeit oe ne nf n n gn n. s sg. s. s. s. OD
17. Lehre von Christus . . . . . . . . .. . . .. ... 181
18. Schluß . . . . . . . .. ............. 15
Abkürzungen.
MPG — Migne, Patrologia Graeca.
MPL = Migne, Patrologia Latina.
RE == Haucks Realencyklopüdie für protestantische Theologie und Kirche.
TU = von Gebhardt und Harnack, Texte und Untersuchungen zur Ge-
schichte der altchristlichen Literatur.
ZKG = Briegers Zeitschrift für Kirchengeschichte.
1. Einleitung.
Das Urteil der Menschen über die führenden Geister ihrer
Zeit stimmt selten überein mit dem Richterspruche der Nachwelt.
Die nicänisch gesinnten Christen des vierten und fünften
Jahrhunderts haben wenigen Theologen lebhafter gehuldigt, als
Didymus, dem blinden Vorsteher der Katechetenschule zu
Alexandria. Der trockene Sokrates Scholastikus!, der doch mit
Lobsprüchen wahrlich nicht freigebig war, fand kaum Worte
genug, ihn zu preisen: dem großen Basilius von Cäsarea und dem
Gregor von Nazianz stellte er ihn zur Seite. Selbst zu einem
Einsiedler, der den großen Ereignissen der Zeit so fern stand
wie Antonius von Koma, drang die Kunde von Didymus’ einzig-
artiger Gelehrsamkeit?.
Wer sich dagegen heute in den Handbüchern der Kirchen-
geschichte über Didymus unterrichten will, wird über sein Leben
und seine Schriften nur wenig, über seine Bedeutung für die
Entwickelung des Christentums zumeist gar nichts finden. Zwar
haben seinerzeit die Magdeburger Centurien? dem Manne fast
mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als im Rahmen ihres Werkes
notwendig gewesen wäre. Aber desto gründlicher ist Didymus
von den späteren Erforschern der Kirchengeschichte vergessen
worden. Nur der fleißige Johann Matthias Schröckh scheint seinen
schriftlichen Nachlaß durchgelesen zu haben®. Die Entdeckung
von Didymus’ umfangreichem Hauptwerke «Über die Dreieinig-
keit» durch Joannes Ludovicus und Joannes Aloysius Minga-
rellius® brachte Fluß in die Forschung. Aber wertvolle Schätze
1) Hist. eccl. IV 25 f.
2) Hieron. epist. 682 ad Castrutium (MPL 22, 652 f).
3) Quarta centuria etc., Basel 1562, besonders Sp. 1063—1067.
4) Christliche Kirchengeschichte 7? (Leipzig 1785) S. 70—81 und 11?
(Leipzig 1794) S. 110 f£. 257 f.
5) Didymi Alexandrini de trinitate libri tres. Bologna 1769.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3 1
9 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
wurden auch jetzt nicht zu Tage gefórdert!! Auf die dogmen-
geschichtliche Bedeutung des Didymus ist erst in allerletzter Zeit
hingewiesen worden. Hans von Schubert? ist geneigt, die Ver-
breitung des jungnicänischen Schlagwortes uía οὐσία — τρεῖς
ὑποστάσεις wesentlich seinem Einflusse zuzuschreiben. Nun ist
zwar seine Vermutung von einem der sachkundigsten Beurteiler,
von Karl Holl?, abgelehnt worden. Auf jeden Fall aber haben
wir es, wie auch Holl anerkennt, von Schubert zu danken, daß
die dogmengeschichtliche Stellung Didymus’ des Blinden jetzt
wohl allgemein als ein ungelöstes Rätsel betrachtet wird.
Es ist der Mühe wert, diesem Rätsel einmal nachzugehen.
Wir werden dabei zugleich erkennen, ob die Hochschätzung
berechtigt war, die Didymus von seinen Zeitgenossen entgegen-
gebracht wurde.
2. Quellen.
Die Quellen sind ebenso fleißig wie kritiklos* zusammer-
gestellt in Mingarellis Ausgabe (auch MPG 39, 215—268).
Am wertvollsten sind, neben Didymus’ eigenen Schriften’,
die Werke dreier Männer, die mit Didymus persönlich verkehrten:
des Hieronymus, des Rufinus, des Palladius von Helenopolis (dessen
Lausiakum darf jetzt nur noch nach der schönen Ausgabe von
Cuthbert Butler, The Lausiac history of Palladius II = J. Amr
tage Robinsons Texts and studies VI 2, Cambridge 1904, ange
führt werden). Freilich sind schon diese Quellen nicht rein. Hiero-
nymus' Bericht ist überall da mit größter Vorsicht aufzunehmen,
wo er in Didymus den Origenisten bekämpft: sein eigenes Licht
mußte ja desto heller erstrahlen, je mehr schwarze Ketzereien
er dem Gegner aufbürdete; und was hätte Hieronymus unterlassen,
1) Am besten ist Henric. Ernest. Ferd. Guerike, De schola quae Ale
xandriae flornit catechetica commentatio historica et theologica. Pars prie
Halle a. S. 1824. Pars posterior 1825.
2) In Moellers Lehrbuch der Kirchengeschichte I2, Tübingen ux
Leipzig 1902, S. 501 f.
3) Amphilochius von Ikonium in seinem Verhältnis zu den große
Kappadoziern, Tübingen und Leipzig 1904, S. 119, Anm. 2.
4) Z. B. ist der Palladiustext dreimal unter verschiedenen Titeln ax
geführt (MPG 39, 226 VII und 230f XIT).
5) S. unten Abschnitt 6 bis 9.
2. Quellen. 3. Darstellungen. 3
wenn er seiner lieben Eitelkeit schmeicheln konnte! In dem
Berichte des Palladius (Laus. 4) muß ich die Erzählung über
den Tod des Kaisers Julian (S. 20 Z. 12 ff Butler) anzweifeln,
so hoch ich sonst den Quellenwert des Lausiakum schätze!: diese
Erzählung hat mehrere Doppelgängerinnen (Butler a. a. O. S. 187
note 13), und ihre mystische Art paßt gerade zu dem nüchternen
Didymus am allerwenigsten. Palladius wird sich eine Verwechselung
haben zu schulden kommen lassen.
Die Eusebiusfortsetzer ruhen auf den Berichten der ge-
nannten Schriftsteller. Schon Rufinus (hist. eccl. II 7) benutzt
wohl Hieronymus' Brief an Castrutius (epist. 68; MPL 22, 652 f).
Sokrates Scholastikus (hist. eccl. IV 25 f) stützt sich im wesent-
lichen auf Rufinus! hist. eccl. II 7, Hermias Sozomenus (hist.
eccl. III 15) auf Rufinus und Sokrates, teilweise (hist. eccl. VI 2)
auch auf Palladius (Laus. 4). Theodoret (hist. eccl. IV 26) ver-
wertet einen oder mehrere seiner Vorgänger. Doch findet sich
nicht nur bei Rufinus, sondern auch bei den griechischen Eusebius-
fortsetzern Eigengut, das teilweise auf selbständige Kenntnis von
Didymusschriften zurückgehen mag. Ich führe im folgenden fast stets
nur die älteste der literarisch von einander abhängigen Stellen an.
Daß der von Libanius und Isidorus von Pelusium erwähnte
Didymus unser Didymus ist, halte ich für ganz unsicher, um nicht
zu sagen unwahrscheinlich”. Der Name Didymus war damals
nicht selten (einen Mönch Didymus erwähnt Sokrates Scholastikus
hist. eccles. IV 23 usw.).
9. Darstellungen.
Was wir von Didymus’ Leben wissen, ist am vollständigsten
zusammengefaßt von Lenain de Tillemont, Memoires pour servir
à l'histoire ecclesiastique des six premiers siecles. Tome X (in
der Brüsseler Ausgabe von 1730 X 2 S. 135—152 und 3 S. 330).
Über Didymus’ Theologie unterrichtet am besten der Auf-
satz von Karl Holl: Über die Gregor von Nyssa zugeschriebene
1) Das abfällige Urteil Franz Görres’ über Palladius (RE? XV
S. 578f) verstehe ich nicht.
2) Isidorus IV 205 u. à. nennt einen Didymus Scholastikus! — Der
Didymus des Libanius wird noch von Krüger mit unserem Didymus gleich-
gesetzt (RE? IV S. 63834).
15
4 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Schrift «Adversus Arium et Sabellium» (ZKG XXV 3, 1904, 5.
380—398). Ferner sind zu vergleichen die fleißigen Zusammen-
stellungen Guerikes (a. a. O.). Die Bemerkungen Mingarellis
(auch MPG 39, 139—216 abgedruckt) sind nur für den von Wert,
der sich mit der Geschichtsschreibung der Katholiken im 18. Jahr-
hundert beschäftigt.
Didymus! Werke sind aufgezählt bei Fabricius-Harles (— MPG
39, 131—140), Fessler-Jungmann, Bardenhewer usw.
4. Zeitrechnung.
Zur Bestimmung von Didymus' Todesjahr haben wir zwei
Angaben.
1) Palladius(Laus. 4 S. 19 Butler) hat Didymus viermal im
Laufe von zehn Jahren besucht. Darnach starb Didymus, 85 Jahre
ali Nun weilte Palladius 388 bis Anfang 400 in Ägypten‘.
Didymus' Todesjahr ist also wohl das Jahr 398.
2) Schwieriger ist die Angabe des Hieronymus de vir. ill
109 (MPL 23, 705 A; Ernest Cushing Richardson, Hieronymus
liber de viris illustribus — TU XIV 1, 1896, S. 50) zu verwerten,
Didymus sei zur Zeit der Abfassung dieser Schrift, d. ἢ. im Jahre
392, 83 Jahre alt gewesen. Denn die Zahl 83 ist durchaus nicht
sicher überliefert; einzelne Handschriften lesen 80, 84, 87. Richard-
son gibt über diese Abweichungen leider keine Auskunft Es
ist ein sonderbarer Zufall, daß sowohl Butlers (80) als Preuschens
Zeitrechnung (83) sich auf Hieronymus berufen könnte. Ob
freilich diese Berufung viel Gewicht haben würde, wage ich nicht
zu sagen; mir scheint, daß bei einem Zwiespalte zwischen Palladius
und Hieronymus nur zugunsten des Palladius entschieden werden
kann; für Hieronymus' Flüchtigkeit, die sich gerade in der Schrift
de vir. ill. in ihrer ganzen Größe zeigt, neue Beweise beizubringen,
hieße Eulen nach Athen tragen.
Didymus! Geburtsjahr würde nach Pall. Laus. 4 und Butler
Zeitrechnung das Jahr 313 sein.
1) Ich bin überzeugt, daß Butlers von mir zugrunde gelegte Zeit-
rechnung den Verhältnissen besser entspricht, als die Erwin Preuschew
(Palladius und Rufinus S. 233, ff: Palladius 384 bis 394 in Ägypten); vg.
Butler a. a. O. S. 187, Anm. 12 und in Robinsons Texts and studies V].
Cambridge 1898, S. 180. 293—297.
4. Zeitrechnung. 5. Lebenslauf. 5
5. Lebenslauf.
Didymus’ Leben ist ruhiger verlaufen, als das der meisten
seiner Zeitgenossen. Im Alter von vier Jahren! (317), also bevor
er eine Schule besuchen konnte?, verlor er das Augenlicht?.
Dieses Unglück schützte ihn vor den Verfolgungen der Arianer.
Er wurde, wie es scheint, nie belästigt, obwohl er ein treuer
Anhänger des Athanasius war und Alexandria nie verließ, Die
Gegner trauten dem blinden Manne offenbar nicht zu, daß er
irgendwie nachhaltigen Einfluß ausüben könne Auch in Didy-
mus’ eigenen Schriften spiegelt sich die Sorglosigkeit seines
Lebens wieder. Nur an einer Stelle* spielt er auf die Glaubens-
kriege an, die er doch alle erlebt hat.
Selbstverständlich litt Didymus schwer unter dem Verluste
der Sehkraft: Antonius von Koma hat er das, wenngleich zögernd,
gestanden 5. Aber mit einem Eifer, wie wir ihn gerade bei Blin-
den nicht selten finden, stürzte er sich auf die Wissenschaft:
sie sollte ihm die Freuden ersetzen, die ihm die Natur versagte.
Tag und Nacht ließ er sich vorlesen: die Zeit, in der seine Lehrer
sich Ruhe gönnten, nutzte er aus, sich das Gehörte fest einzu-
prägen 6. Vielleicht hat er sogar, mit Hilfe eingegrabener Schrift-
zeichen, sich die Buchstabenformen angeeignet”. Und Didymus
lernte mit glücklichstem Erfolge. Er brachte es weiter als man-
1) Nach Hieronymus’ Chronik (zum Jahre 376) war Didymus damals
schon älter als fünf Jahre. Die Zahl vier scheint mir aber durch Pall.
Laus. 4 genügend gesichert.
2) Pall. Laus. 4; Hier. de vir. ill. 109; Ruf. hist. eccl. II 7. Nach
Sokrates (hist. eccl. IV 25) und Sozomenus (hist. eccl. III 15) besuchte
Didymus damals bereits eine Schule. Er müßte dann ein Wunderkind ge-
wesen sein.
3) In seinen Schriften erwähnt Didymus seine Blindheit nicht. Doch
vgl in prov. MPG 39, 1624 A (áxovo!) und die große Anzahl falscher
Citate (s. Mingarelli MPG 39, 273 CD, Anm. 17 und 284D, Anm. 74).
4) In psalm. MPG 39, 1305 C.
5) Hier. epist. 682 ad Castrutium (MPL 22, 652f).
6) Ruf. hist. eccl. II 7.
7) Diese Tatsache wird freilich von dem einzigen Zeugen, dem sonst
so leichtgläubigen Sozomenus (hist. eccl. IIT 15), mit einem λέγεται einge-
führt. — Übrigens erzählt Sozomenus, Didymus sei zur Schule gegangen,
wührend der Blinde nach Rufin (hist. eccl. II 7) zu Hause unterrichtet
ward. Aller Wahrscheinlichkeit nach trifft Rufin das Richtige.
6 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
cher seiner Zeitgenossen, der sich gesunder Augen erfreute. Atha-
nasius! konnte ihn zum Leiter der alexandrinischen Katecheten-
schule ernennen ? Er stand ihr mit Ehren vor, als ihr letzter
großer Lehrer: die denkwürdige Einrichtung zerfiel bald nach
seinem Tode.
Wie die meisten Kirchenlehrer seiner Zeit lebte Didymus als
Asket?. Er wohnte in einer Zelle* und war mit hervorragenden
Einsiedlern und Einsiedlerinnen bekannt. Der große Antonius
von Koma besuchte ihn des ófteren*. Mit der Asketin Alexandra
muß Didymus persönlich in Berührung gekommen sein®. Es ist
wohl auch kein Zufall, daß Didymus in den Kreisen der Welt-
flüchtigen seine treuesten Freunde und dankbarsten Schüler fand.
1) Daß Didymus und Athanasius persönlich bekannt waren, ergibt
sich nur aus Pall. Laus. 4.
2) Ruf. hist. eccl. II 7 und das bekannte Bruchstück des Philippus
von Side (abgedruckt MPG 39, 229). — Wann Didymus Vorsteher der
Katechetenschule ward, läßt sich nicht ausmachen. Philippus nennt den
bekannten Makarius Ägyptius als seinen Vorgänger. Falls das richtig
ist, kann man Gründe dafür anführen, daß Didymus um 340 die Schule
übernahm (Guerike a. 8. O. I, S.90f. 93). Aber es ist wohl nicht richtig.
Makarius starb um 393 (Pall. Laus. 18, S. 47 Butler, vgl. S. 194), ward
also kurz vor 300 geboren. Er müßte sein Schulamt aber im Jahre 300
angetreten haben; denn, wenigstens nach dem Wortlaute der Quelle, war
sein Vorgänger Petrus, der im Jahre 300 den Bischofsstuhl von Alexandri
bestieg. Auch Harnack (RE? I, S. 358) äußert sich über den Fall sehr
kritisch. Sollte Didymus, der erste uns bekannte Vertreter der von Atha
nasius erst 362 anerkannten jungnicänischen Formel μέα οὐσία — τρεῖ;
ὑποστάσεις, auch erst nach 362 Vorsteher der alexandrinischen Schule
geworden sein?
3) Man hat aus Stellen wie de trin. II 78 MPG 39, 592 B 5934:
27, 768 B; III 1, 784 A, an denen Didymus von seinen Kindern redet, ge
schlossen, daß er einmal verheiratet war und Kinder hatte, Eine Be
merkung wie in psalm. MPG 39, 1337 D, der Same der Gerechten seien
seine Schüler, macht diesen Schluß recht zweifelhaft. Auch scheint es a0
sich wahrscheinlicher, daß Didymus von Jugend auf asketisch dachte
Die pessimistische Weltanschauung, wie sie wohl allen Kranken bis su
gewissem Grade eigen ist, war ja von jeher eine Bahnbrecherin der Askese.
4) Pall. Laus. 4.
5) Pall. Laus. 4. Nach Hier. epist. 682 hat Didymus den Antonim
aufgesucht, als dieser in Alexandria war: glaubte Hieronymus, es sei des
berühmten Antonius unwürdig, Besuche zu machen?
6) Pall. Laus. 5.
5. Lebenslauf. 7
Der Einsiedler Ammonius beschäftigte sich eingehend mit seinen
Erklärungen biblischer Bücher!. Das war keine kurzweilige
Arbeit: die Begeisterung des Anachoreten für den alexandrinischen
Gelehrten muß also recht groß gewesen sein. Palladius, der kein
höheres Ziel kannte als die Askese, hat Didymus viermal auf-
gesucht?. Euagrius Pontikus schätzte ihn als den «großen gnos-
tischen Lehrer?». Asketen waren auch Didymus’ bekannteste
Schüler, Hieronymus und Rufinus. Hieronymus redet oft davon,
daß der berühmte Didymus sein Lehrer ist*: er erzählt ja so gern
von seinen berühmten Lehrern (freilich hatte er kaum dreißig
Tage zu Didymus’ Füßen gesessen’). In allen Tönen, die ihm
zur Verfügung stehen, preist er des Meisters Gelehrsamkeit. Mit
Vorliebe nennt er ihn «sehend» 6, Er versteigt sich sogar dazu,
ihn einen «Propheten», einen «apostolischen Mann» zu heißen,
«der ein Auge der Braut aus dem Hohen Liede hat»’. Später
freilich ist es Hieronymus sehr unangenehm geworden, daß er
Didymus, dem Anwalte des Erzketzers Origenes, so uneinge-
schränktes Lob gespendet hat. Selbst deshalb glaubt er sich nun
entschuldigen zu müssen, daß er nach seiner persönlichen Be-
gegnung mit Didymus den mündlich begonnenen Verkehr brief-
lich fortsetzte; er versichert aufs nachdrücklichste: ich schrieb
zwar an Didymus quasi ad magistrum, aber ich schrieb ihm nichts
praeter honorem et salutationem, so, wie ich an jeden Gelehrten
und jeden Greis schreiben könnte und z.B. auch an den be-
rühmten Juden geschrieben habe, dem ich meine hebräischen
Kenntnisse verdanke®!! Dieser Frontwechsel ist mehr für Hiero-
1) Pall. Laus. 11, 8. 34 Butler.
2) Pall. Laus. 4.
3) Sokrates hist. eccl. IV 23 (Citat aus Euagrius’ Gnostikus).
4) Hier. epist. 501 ad Domnionem (MPL 22, 513); epist. 818 ad Pam-
machium et Oceanum (22, 745); adv. Ruf. III 28 (23, 748 D); comm. in
Osee proph. prol. (25, 819 B — 820 A); comm. in epist. ad Ephes. prol.
(26, 440 AB).
5) Im Jahre 386. Ruf. apol. in Hieron. 11 12.
6) Hier. prol. in translat. homil. Orig. in Jer. et Ez. (MPL 25, 583 B);
comm. in epist. ad Gal. prol. (26, 309 A).
7) Ruf. apol. in Hieron. 11 25.
8) Hier. epist. 848 ad Pammachium et Oceanum (MPL 22, 745). Auch
Didymus’ Gesinnungsgenosse Euagrius Pontikus wurde von Hieronymus
verlästert (vgl. E. Preuschen RE? V, S. 652 258).
8 J. Leipoldt, Didymus ἃ. Blinde v. Alexandria.
nymus charakteristisch als für Didymus. Aber ein ehrenvolles
Zeugnis für Didymus ist es, daß auch der abtrünnige Hieronymus
ihn nicht in so gemeiner Weise zu verunglimpfen gewagt hat,
wie andere unter seinen Gegnern, einen Helvidius, einen Jovinia-
nus, selbst einen Rufinus. Rufinus! ist in seiner Verehrung des
Didymus nie so schwärmerisch gewesen, wie Hieronymus, obwohl
er lange Jahre sein Schüler war?; aber er ist dem Meister treu
geblieben. Und wenn er einmal Männer wie Sarapion, Menites,
Paulus ?, Isidorus, Pambo, die beiden Makarius dem Didymus zwar
nicht vorzieht, aber doch gleichstellt*, so darf man erstens nicht
vergessen, daß er damit den Hieronymus übertrumpfen will, der
nur den Didymus seinen Lehrer nennen konnte. Und zweitens
ist zu beachten, daf Rufinus von Didymus' Schriften, wie es
scheint, sehr wenige gelesen hat.
Nur von einem Didymusschüler, und gerade dem unbe-
deutendsten, wissen wir nicht, ob er Asket war: von dem Ale-
xandriner Ambrosius®. Wir hören von ihm nichts, als daß er ad-
versum Apollinarium volumen multorum versuum de dogmatibus ?
und eine Erklärung des Buches Hiob schrieb.
Daß Gregor von Nazianz, der Anfang der fünfziger Jahre in
Ägypten weilte, Didymus gehört hat, ist nicht zu beweisen 8.
Selbstverständlich hat Didymus nicht bloß in dem engen
Kreise seiner Schüler gewirkt. Das lehrt uns schon die bekannte
Tatsache, daß nicht nur Cyrill von Alexandria, sondern auch Am-
brosius von Mailand? seine Werke ausgeschrieben hat.
1) Ruf. hist. ecel. II 7; Hier. adv. Ruf. III 28 (MPL 23, 478 D);
W. Möller, RE? (1884) XIII, 8. 98.
2) Ruf. apol. in Hier. II 12.
3) Einen Schüler des Petrus von Alexandria.
4) Ruf. apol. in Hier. II 12.
5) Ruf. hist. eccl. Il 7: nos tamen qui et vivae vocis eius ex parte
aliqua fuimus auditores et ea quae & nonnullis dicente eo descripta legi-
mus etc.
6) Hier. de vir. ill. 126 (MPL 23, 713 A; Richardson 541-5).
7) Vgl. unten Abschnitt 9 unter A.
8) Holl, Amphilochius S. 120, Anm.
9) Schon Hieronymus und Rufinus wuBten das (Ruf. apol. in Hier.
II 23. 25). Vgl. A. Knópfler, Veröffentlichungen aus dem kirchenhistori-
schen Seminare München 10 (1902).
6. Schriften allgemeinen Inhalte. 9
6. Sehriften allgemeinen Inhalts.
Von dem reichen schriftstellerischen Nachlasse des Didymus
ist uns nur verschwindend wenig erhalten. Die Ketzerrichter
spüterer Tage haben seinen Origenismus unertrüglich gefunden.
So sind die meisten seiner Werke ebenso spurlos verschwunden,
wie viele Bücher seines großen Meisters.
Die Sammlung der Didymusschriften MPG 39 ist, soweit
Bruchstücke in Frage kommen, ganz lückenhaft. Selbstver-
ständlich citiere ich, wo nur irgend möglich, nach MPG 39 und
lasse in diesem Falle (ebenso wie bei der Schrift adv. Ar. et Sab.,
s. u. unter 1) der Kürze halber die Bandziffer weg.
A. Schriften, die sich zeitlich ungefähr festlegen lassen.
1) Aóyoc! κατὰ Aotlov καὶ Σαβελλίου (MPG 45, 1281—1302).
Diese Schrift ist unter dem Namen Gregors von Nyssa erhalten.
Daß sie von Didymus herrührt, hat Holl (Κα XXV 3, 1904,
S. 380—398), wie ich glaube, ein- für allemal bewiesen. Sie ist
deshalb besonders wertvoll, weil sie sehr früh, wohl noch in den
vierziger Jahren (Holl S. 387: vor 355), verfafit ist. Sie nennt
neben Arius einen Achillius, der nur ganz im Anfange des aria-
nischen Streites eine Rolle spielt (1, 1281 B; 9, 1293 B; vgl.
Alexander von Alexandria bei Epiphan. haer. 69 s; Theodoret.
hist. eccles. I 4 s. se. se. 61; Sokr. hist. eccl. I 6). Sie erzählt als
Neuigkeit, daß der Arianismus viele Anhänger findet (1, 1281 A
πολλοὺς τῇ ἑαυτῶν ἐφείλχυσαν πλάνῃ). Auch die freilich nur
nebenbei und ohne Namensnennung erfolgende Bekämpfung des
Marcell von Ancyra paßt am besten in die genannte Zeit (1, 1284 A
«Jesus wird in Äonen ohne Ende als eigene Hypostasis mit dem
Vater herrschen»; ferner 4, 1285 D und 5, 1288 C). Obwohl die
Schrift förmlichen Eingang und Abschluß hat, scheint mir die
Integrität zweifelhaft: ἔμπροσϑεν (3, 1284 C) hat keine Beziehung
im Voraufgehenden.
2) Dogmatum volumen (Hier. de vir. ill. 109: de dogmatibus),
von Didymus selbst angeführt de spir. s. 32 (MPG 39, 1062 B).
Die Schrift behandelte u. a. in kurzer Weise die Schöpfertätig-
keit des Geistes. Vgl. auch Nr. 6.
1) Didymus scheidet sehr scharf λόγος (kürzeres Werk) und βιβλίον
(längeres Werk).
10 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
3) Sectarum volumen, von Didymus erwähnt de spir. s. 5,
1037 B und 21, 1052 B. In diesem Werke war u. a. davon die
Rede, daß der Geist ab alis capitur, nicht alia capit, also bei-
spielsweise Weisheit nicht empfängt, sondern Weisheit ist — ein
Lieblingsgedanke des Didymus.
4) Περὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος λόγος, von Didymus selbst
erwähnt de trin. III 16, 872 B; 31, 949 C. Erhalten ist die etwa
384 bis 389 (Vallarsı MPG 39, 1031f) geschriebene lateinische
Übersetzung des Hieronymus (abgedruckt MPG 39, 1033—1086 —
MPL 23, 103—154); vgl. Hieronymus’ Prolog (MPG 39, 1031— 1034
— MPL 23, 101—104); ferner Hier. epist. 361 ad Damasum —
MPL 22, 453; epist. 715 ad Lucinium - ΜΡ], 22, 671; de vir.
ill. 109. 135 (MPL 23, 717 B; 561 Richardson); adv. Ruf. II 16
(MPL 23, 438 D); Augustin. quaest. in Ex. I1 25. Jakob Basnage
(T 1723, in Canisii Lection. antiqu. I S. 202) bezweifelte die Ge-
nauigkeit der Übersetzung. Seine Bedenken! sind jedoch durch
die Entdeckung der Schrift de trin. ausnahmslos erledigt worden.
Hieronymus hat seine Vorlage so treu wiedergegeben, daß er
sogar falsche Citate übernahm (Mingarelli bei MPG 39, 273 D
Anm. 17). Nur in einer Beziehung entspricht der lateinische Text
sicher nicht dem Originale: die unklare trinitarische Termino-
logie kann nicht von Didymus herrühren, sondern nur von Hiero-
nymus. Dieser hat sich ja sein Leben lang zwischen μέα ὑπόστασις
und τρεῖς ὑποστάσεις nicht zu entscheiden gewagt (Mingarelli
MPG 39, 294 D Anm. 8). Der Sprachgebrauch der Schrift de
spir. 8. ist folgender. Auf der einen Seite wird der Dreieinigkeit
una substantia (16, 1049 A; 17, 1049 D 1050 A; 18, 1050 A;
19, 1051 A; 21, 1051 CD; 22, 1052 C; 24, 1054 AC; 25, 1055 B;
32, 1062 C; 36, 1065 A; 37, 1065 C; 40, 1069 C; 53, 1078 A;
58, 1081 D), una essentia (36, 1065 A), una natura (18, 1050 B;
19, 1050 D — 1051 A; 20, 1051 AB; 25, 1056 B; 29, 1059 C;
30, 1060 B; 36, 1064 C 1065 B; 54, 1079 B; 58, 1081 D) zuge-
schrieben, auf der anderen jeder einzelnen Person der Dreieinig-
keit eine besondere substantia (1, 1033 C; 5, 1036 C; 10, 1042
AC; 11, 1043 AD; 12, 1044 C; 13, 1046 B; 23, 1053 B), essentia
(4, 1035 B; 8, 1039 B), natura (23, 1053 A) beigelegt (die latei-
nische Übersetzung von Didymus’ Erklärung der katholischen
1) Didymus habe, als Origenist, das Wort ὁμοούσιος nicht gekannt usw.
6. Schriften allgemeinen Inhalts. 11
Briefe weiß nur von einer substantia der Gottheit in I Jo.
1807 C; ın II Jo. 1810 B). Nun werden wir freilich sehen, daß
auch Didymus' Sprachgebrauch sich nicht überall gleichbleibt
(vgl. Abschnitt 16 unter B 1). Aber er hat doch nicht die Ver-
wirrung so zum Gesetz erklärt, wie Hieronymus in seiner Über-
setzung von de spir. s.!
5) Nach Hieronymus adv. Ruf. III 28 (MPL 23, 478 D)
‚schrieb Didymus im Jahre 386 auf Rufins Wunsch ein Buch
über die Frage, warum kleine Kinder sterben, des Inhalts: non
eos multa peccasse et ideo corporum carceres tantum eis tetigisse
sufficere.
6) Contra Arianos libri duo, von Hieronymus de vir. ill. 109
erwähnt, also vor 392 verfaßt. Falls man bei Hieronymus die
Worte de dogmatibus et contra Árianos zu einem Titel zusam-
menfügt, würde diese Schrift mit Nr. 2 identisch sein.
7) Nach Hieronymus de vir. ill. 120 (MPL 23, 711 A;
Richardson 5230) schrieb Didymus gegen Eunomius. Ist damit
de trin. I und III gemeint? oder das Werk contra Arianos?
8) An vierzehn Stellen der Schrift de trin. (II 4, 489 A
67 529 A; 8 532 A; 41: 553 B; = 553 C; 23, 745 A; III 23s
792 C; 3, 805 C; 15, 864 B; 16, 865 C; 18, 888 A; 20, 896 B;
31, 956 A; 36, 965 C) verweist Didymus auf einen πρῶτος Aoyoc.
Damit meint er keinesfalls das erste Buch de trin. (wir verdanken
diese Erkenntnis F. X. Funk, Kirchengeschichtliche Abhand-
lungen und Untersuchungen II, Paderborn 1899, S. 318f). Der
stärkste Beweis ist mir de trin. III 21s 792 C (wo sicher α΄ λόγῳ
statt Δ΄ λόγῳ zu lesen ist): hier, in der fórmlichen Inhaltsangabe
von de trin. I und II, wäre ein vereinzelter Hinweis auf de trin. I
geradezu verwirrend. Außerdem ist de trin. I ein βιβλίον und
kein λόγος. Der πρῶτος λόγος ist vielmehr eine besondere
Schrift, die von der Dreieinigkeit, vielleicht überwiegend vom
heiligen Geiste handelte (so würde sich dann erklüren, warum
die Schrift in de trin. I nie erwähnt wird: de trin. I handelt nur
vom Sohne). Der verlorene Eingang von de trin. | würde uns
wohl näheren Aufschluß geben können. Der πρῶτος λόγος zer-
fiel in mindestens vierzehn Capitel (de trin. III 16, 865 C; 36,
1) Einige weniger wichtige Bedenken gegen die Richtigkeit der Über-
setzung werden im folgenden gelegentlich vorgebracht werden.
12 J. Leipoldt, Didymus ἃ. Blinde v. Alexandria.
965 OC) Funk (a. a. O. S. 319 ff) sucht diese Schrift zu identifi-
cieren mit Pseudobasilius adv. Eunom. IV und V. Wir werden
später (Abschnitt 9 unter B) sehen, warum das nicht angängig ist.
9) Περὶ τριάδος βιβλία τρία, von Mingarelli 1769 herausgegeben
(— MPG 39, 269—992) aus einer leider unvollständigen Hand-
schrift (es fehlt I 1—6; 11 Mitte — 15 Mitte; 25 Mitte — 26 Mitte;
II 8 Mitte — 10 Mitte; 18 Mitte — 19 Mitte; 21 Mitte — 22; IIT
42 Ende) Das erste Buch handelt vom Sohne, das zweite vom
Geiste; das dritte bietet, nach einer Recapitulation in syllogisti-
scher Form, eine Besprechung der wichtigsten biblischen Beweis-
stellen der Gegner. Die Capiteleinteilung geht auf den Verfasser
zurück (I 26, 389 B [ob die Zahl falsch überliefert?]; II 3,
475 A; 64 516 AC 517 B 521 B; 11537 C; III 36, 965 C; wohl
auch III 38, 976 A und I 27, 401 B ἐν τῷ περὶ ὁμοουσίου
κεφαλαίῳ [ist eines der sechs verlorenen Capitel am Anfang des
Buches gemeint?]). Doch ist die erhaltene Fassung nicht die
älteste. III 1—2 standen ursprünglich außerhalb der Zählung
(III 36, 965 C; dazu Funk a. a. Ὁ. S. 322). Des öfteren paßt die
Capitelüberschrift nicht (z. B. I 18, 341 B; 20, 369 B) oder fällt
gar aus Didymus Redeweise ganz heraus (I 18, 341 B: die Zu-
sammenstellung der Begriffe πατρότης — υἱότης — ἐχπόρευσις
mit dem charakteristischen Zusatze τοῦτο γὰρ ἴδιον ἑχάστης
ὑποστάσεως ἰδικῶς klingt wie eine Vermengung von Gedanken
Basilius’ des Großen und Gregors von Nazianz)!. Die Schrift
de trin. wird vielleicht de spir. s. 58, 1081 C angekündigt, in
I Jo. 1808 A vorausgesetzt. Sicher ist sie durch Sokrates (hist.
eccl IV 25) bezeugt. Es muß auffallen, daß sie bei Hieron. de
vir. ill. fehlt, obwohl sie doch (vgl. Sokrates) das Hauptwerk
oder sogar das Lebenswerk des Didymus darstellt. Vielleicht ist
sie erst nach dem Erscheinen der genannten Hieronymusschrift,
d. h. nach dem Jahre 392, veröffentlicht worden. Die inneren
Gründe würden zu dieser Vermutung vorzüglich stimmen. De trin.
entstand nach de spir. &, macht auch einen viel reiferen Eindruck.
Ferner fällt das Werk in die Zeit nach Basihus Tod (379,
vgl. III 22, 920 B), ja nach dem Concile von Konstantinopel
(381, vgl. Holl ZKG 1904 S. 388): die Macedonianer (I 17,
941 A; 34, 486 C; II 3, 476 A; 61s 545 B; 19 548 BC; 73 576 A;
1) Vgl. auch Mingarelli MPG 39, 270 A, Anu. 3.
6. Schriften allgemeinen Inhalts. 13
81 604 D 605 ABD 620 C; 10, 633 AB 641 B 645 A 648 B
649 A; 11, 661 B; 12, 673 B 688 B; III 36, 965 B; 38, 977 B;
Marathonius II 10, 633 A), die doch erst seit diesem Concile als
Ketzer «abgestempelt» waren, werden viel lebhafter bekämpft,
als Arıaner (II 7s 576 B; 81 613 C 620 C; 10, 633 A 648 B
649 A; 11, 661 B; 12, 673 B 688 B; III 21, 904 A; 30, 949 B)
und Eunomianer (Il 3, 477 C; 11, 661 B; 12, 673 B 688 B;
15, 720 A) 1.
10) Nach Hieronymus (epist. 4819 ad Pammachium — MPL 22,
509, im Jahre 393 geschrieben) hat Didymus de impari numero
gehandelt. Das könnte eine Anspielung auf de trin. II 14, 700 C
(vgl. Mingarelliı MPG 39, 701 C Anın. 51) oder ähnliche Stellen
(vgl unten Abschnitt 13 unter 1) sein.
B. Undatierbare Schriften.
11) Ὑπομνήματα εἰς tà περὶ ἀρχῶν ᾿Θριγένους (Sokrates
hist. eccl IV 25), eine Verteidigung des Origenes gegen seine
Ankläger, die ihn nach Didymus’ Ansicht gar nicht verstehen.
Hieronymus (adv. Ruf. 16; II 11; 16 — MPL 23, 401 C—402 A;
434 C; 438 D — 439 A) bezeichnet dieses Werk als breves com-
mentarioli und bemerkt über den Inhalt: die trinitarischen Ketze-
reien des Origenes deute Didymus in kirchlichem Sinne um; aber
dessen übrige Irrtümer, de angelorum ruina, de animarum lapsu,
de resurrectionis praestigiis, de mundo vel intermundiis Epicuri ?,
de restitutione omnium in aequalem statum et multo his deteriora
vertrete er ebenso ungescheut wie Eusebius (von Cásarea) Ru-
finus habe seiner Übersetzung von Origenes' περὶ
ἀρχῶν Abschnitte aus diesem Didymuswerke eingefügt,
um Origenes wahre Meinung zu verdeutlichen; so im ersten
1) Falls die Schrift de trin. erst nach 392 entstanden ist, verliert
natürlich Holls (ZKG XXV, S. 389) Bemerkung, Didymus’ wegen müsse
man den Macedonianismus enger mit Macedonius in Verbindung bringen,
als Loofs (RE? XII, S. 42) das tut, erheblich an Gewicht, wenngleich wir
dem Gedächtnisse des Blinden wohl recht viel zutrauen dürfen (vgl. die
Erwähnung des Marathonius de trin. II 10, 633 A).
2) Origenes Anschauung von den Sternseelen (die übrigens Didymus
ablehnt de trin. I 32, 428A!) mit der Epikurs von den seligen Zwischen-
welten zusammenzubringen, in denen die Gótter hausen, ist natürlich eitel
Verleumdung.
14 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Buche ein Scholion, in dem erläutert werde, daß der Sohn den
Vater nicht sehe (damit kann nur de princ. I 18 MPG 11, 129 AB
Aliud est videre aliud cognoscere — in evangelio dicitur sed
cognosci gemeint sein!) Vgl. auch Hieron. epist. 84:0 ad Pam-
machium et Oceanum (MPL 22, 751).
12) Κατὰ Mavıyalov, Widerlegung der Manichäer mit
philosophischen Beweisen und Erörterung strittiger Bibelstellen.
Aus dem in der Handschrift (abgedruckt MPG 39, 1085—1110)
fehlenden? Anfang (vgl. Alexandri Lycopolitani contra Manichaei
opiniones disputatio ed. A. Brinkmann, Leipzig 1895, S. IV)
findet sich ein Bruchstück bei Johannes von Damaskus (sacr.
parall. MPG 95, 1532 A: dies zugleich das einzige äußere Zeug-
nis für die Schrift). Der unter Gregors von Nyssa Namen er-
erhaltene Kara Mavıyalov λόγος (MPG 46, 541) ist, wie schon
Schröckh (Christliche Kirchengeschichte XI? S. 258) gesehen hat,
ein größtenteils wörtlicher, nur wenig verkürzender Auszug aus
Didymus’ contra Manich. 2, 1088C — 1089 B; der Text des
Didymus ist besser erhalten als der des Pseudogregor (dieser
liest z. B. ἀγέννητος fälschlich für ἀγένητος). Freilich ist auch
der Didymustext recht schlecht überliefert. Zunächst ist die
Capitulatio nicht nur jung, sondern hier und da sinnlos (Trennung
von 16 und 17: 1108B). Weiter scheinen mehrere Male ganze
Sätze in falsche Ordnung geraten zu sein (3, 1089 B gehört der
Anfangssatz des Capitels 7 ϑεία γὰρ bis xal γεννήματα wohl
hinter τοὺς σοφοὺς λέγων 1089C). Viele Stellen lesen sich wie
ein Auszug aus einer ausführlicheren Schrift (so das unklare
18. Capitel). — Didymus’Werk berührt sich mehrfach mit ähnlichen
Schriften aus jener Zeit:
a) contra Manich. 11, 1097 D ist nahe verwandt mit Didym.
in epist. Jud. 1815 AB.
1) Man wird Hieronymus’ Behauptung, Rufinus habe mehrere Didy-
musstücke in den Origenestext eingeschmuggelt, ebensowenig ernst nehmen
dürfen, wie Rufinus’ Bemerkung in seiner Vorrede zu Orig. de princ. (MPG
11, 113 B — 114 A): si qua sane velut peritis iam et scientibus loquems
dum breviter transire vult, obscurius protulit, nos, ut manifestior fierd
locus, ea, quae de ipsa re in aliis eius libris apertius legeramus, adiecims
explanationi studentes: nihil tamen nostrum diximus; sed licet in
aliis locis dicta tamen sua sibi reddidimus.
2) So erklärt es sich, daß in dem heute vorliegenden Texte die Man
cháer nirgends mit Namen genannt werden,
6. Schriften allgemeinen Inhalts. 15
b) contra Manich. 2, 1088C (πάντα τὰ ἐναντία ἀλλήλων
φϑαρτιχκα) deckt sich im Gedanken mit Basilius in Hexaém.
II 4 MPG 29, 37 B (δύο ἐξισάζοντα ἀλλήλοις κατ᾽ ἐναντίωσιν
φϑαρτιχὰ ἔσται πάντως τῆς ἀλλήλων συστάσεως: wenn das
eine stärker ist, zehrt es das andere auf; sind sie gleich, so gibt
es ewigen Krieg).
c) Des Titus von Bostra antimanichüische Streitschrift be-
rührt sich an einer Stelle (I 13 S. 7 ed. P. A. de Lagarde, Titi
Bostreni quae ex opere contra Manichaeos edito in codice Ham-
burgensi servata sunt Graece, Berlin 1859) recht nahe mit Di-
dymus: ποιοτήτων ui» οὖν ἐναντιότητα ἔστιν ἐν τοῖς οὖσιν
εὐρεῖν, οὐσίας δὲ οὐδαμοῦ" λευκὸν γὰρ πρὸς μέλαν ἐναντίως
ἔχει, ἑκάτερον δὲ ἐν σώματι τῇ αὐτοῦ οὐσίᾳ. ἔχει μέντοι αὐτὰ
πῆ μὲν ἐναντίως πρὸς ἄλληλα, πῇ δὲ οὐχ ἐναντίως. πρῶτον
μὲν γὰρ ὑφ᾽ ἕν γένος ἐστί (yo ua γὰρ Exarepa) ... ἀλλὰ καὶ
ἤδη ἀρετή τε καὶ κακία. Vgl. dazu Did. contra Man. 1,1085 C:
οὐδεμία ἀντίϑεσις ἐναντίων ἐξ ὅλων ἀντίχειται, τῷ καὶ κοινά
τινα ὑπάρχειν τοῖς ἐναντίοις. οἷον τὸ λευκόν, ἐναντίον ὃν
τῷ μέλανε, κατὰ μόνας τὰς διαφορὰς ἔχει τὴν ἐναντίωσιν,
ὄντων αὐτοῖς κοινῶν ἀθώματος καὶ ποιότητος .... οσαύ-
τως .. ἡ ἀρετὴ καὶ ἡ κακία. Überhaupt ist der ganze Ab-
schnitt. Didym. contra Man. 1f entfernt verwandt mit Titus I 11
S. 6—15 S. 9 (besonders Did. 1, 1085 C 1088 À mit Titus I 11
S. 6 und Did. 2, 1088 CD mit Titus I 15 S. 8). Vgl. auch Did.
14, 1104 BC mit Titus I 40 S. 24 und Did. 10, 1097 C (plato-
nische Tugenden) mit Titus II 4 S. 27f usw.
d) Mit Sarapions von Thmuis Schrift wider die Manichäer
berührt sich Didymus nur ganz leise; vgl. Did. 2, 1088 C mit
Lagarde! a. a. Ὁ. S. 79 Z. 30—35 und Did. 10, 1097 C mit La-
garde S. 91 Z. 39.
Ich mache besonders darauf aufmerksam, daß der Kampf
gegen Mani wie ein starker Grundton durch alle Schriften des
Didymus klingt, besonders durch seine exegetischen. Hat man
doch sogar gesagt, seine Erklärung der katholischen Briefe sei
nur zur Bestreitung der Manichüer geschrieben (Chr. Fr. Lücke
bei MPG 39, 1745 D—1746 A) Zwar werden die Gegner nur
1) Vgl. Brinkmann in den Sitzungsberichten der Kgl. Preuß. Aka-
demie der Wissenschaften, Berlin 1894, S. 479ff.
16 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
selten mit Namen genannt (de trin. II 6,, 548 BC; III 18, 881
Β; 19, 889 C 892 A; 21,904 A; 42, 989 B; in II Cor. 1724 D;
in I Petr. 1756 A 1759 B 1760 A 1764 A). Desto häufiger
werden sie in anderer Weise bezeichnet (oí τὰς φύσεις εἰσά-
Yovrss, οἱ τὰς φύσεις δογματίζοντες, ψευδοδοξοῦντες ἐπὶ τῆς
προνοίας o.&.) oder stillschweigend widerlegt (de ΒΡῚΓ. s. 7,1039 A:
15, 1047B; 45,1072B; in Job 1129D; in psalm. 1160 B 1169C
1201 C 1205 B 1277 C 1289 C 1340C 1401D 1433C 1569C; in
act. apost. 1664 AB 1668 D — 1669 A 1669 D — 1672 A 1672€ —
1673 A. 1676 B —D; in II Cor. 1692 C 1693 CD 1697 B 17084;
in epist. Jakob. 1752 A; in I Petr. 1758 C 1761 CD 1762 A 1764 CD;
in I Jo. 1778 BC 1784 BC 1785 A 1790 ΒΟ. 1798 CD — 1800 B
1805 CD 1807 A; in epist. Jud. 1814 C; Cramer, Catenae Grae
corum patrum etc. III S. 215f. 269. 304. 378; IV S. 196f). Viel-
leicht soll es auch Widerspruch gegen den Manichäismus sein,
daß Didymus sehr oft die Redewendung ὁ τῶν ὅλων ϑεός braucht
und keine Gelegenheit versäumt, Gottes πρόνοια zu preisen (vgl.
besonders das Bruchstück 1109 B) Das ist ein neuer Beweis
für die Tatsache, daß die Manichüer in Ägypten besonders zall-
reich und geführlich waren: wie es scheint, wurden sie hier auch
eifriger bestritten, als anderswo, von Heiden sowohl (z. B. von
dem neuplatonischen Philosophen Alexander von Lykopolis) wie
von Christen (Athanasius!, Pseudoathanasius contra Apoll!
Sarapion von Thmuis, Schenute)?.
13. Ad philosophum. Ein Bruchstück 1109 B aus den ssera
parall. MPG 96,248 CD.
14. Περὶ ἀσωμάτου. Ein Bruchstück 1109 C aus den sara
parall, MPG 96, 524 D.
15. Περὶ ψυχῆς. Ein Bruchstück erhalten, vgl G. Karo und
H. Lietzmann in den Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen. Phil-hist. Klasse, 1902, S. 319.
Man hat je und dann versucht, einzelne der genannten
Schriften einander gleichzusetzen. Hieronymus schließt sein doch
recht reichhaltiges Verzeichnis von Didymusschriften (de "
ill. 109) mit den Worten: et infinita alia quae digerere propr
1) Z. B. contra gentes 4ff.
2) Vgl. Abschnitt 9 A.
3) Vgl. Johannes Dräseke, Gesammelte patristische Untersuchung?
Altona und Leipzig 1889, S. 204, Anm. 32.
7. Erklärungen biblischer Bücher. 17
indicis est. Angesichts dieser Worte ist jener Versuch ein ver-
messenes Unterfangen.
7. Erklärungen biblischer Bücher.
Von Didymus’ zahlreichen (Pall. Laus. 4; Hieron. de vir. ill.
109) Commentaren ist uns keiner vollstindig erhalten. Doch
waren glücklicherweise nicht alle Catenenverfasser so fanatische
Verfolger des Origenes, wie Niketas (s. Karo und Lietzmann
a. a. O. S. 34): so haben sich uns besonders in den Catenen
schier zahllose exegetische Bruchstücke des Didymus erhalten.
Es ist selbstverständlich nicht gesagt, daß ein Didymusbruch-
stück, das z. B. in einer Genesiscatene steht, aus einem Genesis-
commentare oder überhaupt aus einem Commentare stammt. Der
Einfachheit halber nehme ich aber in der folgenden Liste an,
daß die Didymusstücke einer Catene aus einer Erklärung des
betreffenden biblischen Buches stammen. Jedenfalls wird man,
je mehr Didymustexte in einer Catene stehen, mit desto größerer
Wahrscheinlichkeit schließen dürfen, daß Didymus das betreffende
Buch der Bibel erklärt hat, und daß die Stücke aus seiner Er-
klärung stammen. Äußere Zeugnisse bringen übrigens sehr oft
erwünschte Klarheit über diese Fragen.
Ich habe keinen Wert darauf gelegt, das gedruckte Material
durch Benutzung von Handschriften zu erweitern. Freilich wäre
das, dank dem Riesenfleiße von G. Karo und H. Lietzmann
(Catenarum Graecarum catalogus, in den Nachrichten von der
Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist.
Klasse, 1902, S. 1—66, 299—350, 559—620), ein leichtes gewesen.
Aber die Catenenbruchstücke sind durchweg sehr wenig ergiebig.
So mußte ich es für Zeitvergeudung halten, zu ihrer Ergänzung
auch nur eine Stunde zu verschwenden.
Die folgende Liste ist, der Übersichtlichkeit halber, für das
Alte Testament nach der Reihenfolge der Bücher im hebräischen
Kanon angeordnet.
A. Altes Testament.
“1. Catenenbruchstücke zur Genesis in Lippomanus’ Genesis-
catene und bei MPG 39, 1111—1114 (aus der Catene des Nike-
phoros). Vielleicht bezieht sich Hieronymus epist. 7a ad Evan-
Texto u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3
18 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria,
gelum (MPL 22,677) auf einen Didymuscommentar zur Genesis:
Didymus habe, heißt es hier, Melchisedek für einen Engel ge-
halten, wie sein Meister Origenes (hom. 1 in Gen.).
2. Catenenbruchstücke zur Exodus: MPG 39, 1113—1116
(aus Nikephoros).
3. Eis τὸν Aor καὶ τὸν Δαβίδ. Ein Bruchstück in den
sacra parall. MPG 96, 141 CD — 541 B. Über den literarischen
Charakter dieser Schrift kann man zweifelhaft sein; vgl. Nr. 13.
4. Die MPG 39,1115—1120 aus Nikephoros abgedruckten
Bemerkungen zu II Sam. 22 (= Psalm 17 lxx!) stammen sänt-
lich aus Didymus! Psalmenerklärung (vgl. MPG 39, 1244 B bis
1245 D). Nikephoros ist nun freilich durchaus nicht vollständig
(vgl. Karo-Lietzmann a.a. Ὁ. S. 18). Trotzdem scheint es mir
wahrscheinlich, daß in den Catenen zu II Sam. nur das 22. Capitel
Didymustexte bietet, und daß diese alle aus dem Psalmencommen-
tare stammen. Bietet doch schon die sicher lückenhafte Ausgabe
des Psalmencommentars MPG 39, 1243 ff zu Psalm 17 weit mehr
Bruchstücke des Didymus, als MPG 39, 1115 ff zu II Sam. 22.
Übrigens weichen die Scholien zu II Sam. 22 und zu Psalm 17
im Texte teilweise recht stark voneinander ab.
.$. Eine Erklärung von Jes. 6 (ob in Form eines Commen-
tars?) kündigt Didymus in I Jo. 1799B an.
6. Einen Commentar zu Deuterojesaja, der achtzehn Bücher
umfaßte, erwähnt Hieronymus de vir. ill. 109 und prol. in Js
(MPL 24, 21). Bruchstücke erhalten in den sacra parall. MPG 95,
1093 B 1169 BC; aus dem dritten und sechsten Buche ebenda
1169 C; aus dem zwölften Capitel (Ὁ χεφάλαιον) ebenda MPG 96
525 A.
7. Drei kurze Bruchstücke zu Jeremias bieten Michaelis
Ghislerii Romani in Jeremiam prophetam commentarii, Lugduni
1623, tom. I S. 39 A und tom. II S. 740 D 753 BC. Vgl. Karo
und Lietzmann a.a. O. S. 343.
8. Εἰς τὸν 207, drei Bücher, im Jahre 386 auf Hieronymus
Wunsch geschrieben und diesem gewidmet: Hieron. de vir. il.
109; adv. Rufin. III 28 (MPL 23, 478 D — 479 A); comm. in
Osee proph. prol. (MPL 25, 819 B — 820 A); comm. in Zachar.
proph. prol. (MPL 25, 1418 A). Von Hieronymus in seinem Hoset-
commentare benutzt. Ein Bruchstück in den sacra parall. MPG 95.
1381 B = MPG 96, 520 A.
7. Erklärungen biblischer Bücher. 19
9. Commentar zum Buche Sacharja, in fünf Büchern, rein
allegorisch, wie Nr. 8 im Jahre 386 auf Hieronymus’ Wunsch ver-
faßt und diesem zugeeignet: Hieron. de vir. ill. 109; comm. in
Osee proph. prol. (MPL 25, 8198 — 820 A); comm. in Zach.
proph. prol (MPL 25, 1418 A). Von Hieronymus in seinem
Sacharjacommentare benutzt.
10. Der Commentar zu allen Psalmen wird bezeugt von
Hieronymus de vir. ill. 109 und epist. 112:0 ad Augustinum
(MPL 22,929). Er muß ein Riesenwerk gewesen sein, das zum
Beispiele mit Athanasius Psalmenerklärung gar nicht verglichen
werden darf. Drei (durchaus nicht vollständige) Veröffentlichungen
liegen vor:
a) Balthasar Corderius, Expositio patrum Graecorum in
psalmos, Antverpiae 1643.
b) Mingarell bei MPG 39, 1617—1622 (vgl auch 145 BC
636 CD).
c) A. Mai bei MPG 39, 1155—1616.
Migne hat a nicht berücksichtigt. Das ist deshalb nicht
schlimm, weil fast alle Didymustexte von a sich auch in c finden.
Ich gebe zum Beweise eine Synopse von a und c für Psalm 1—15.
Cord. tom. 18. 9 = MPG 39, 1157 B
12 — C
13 — 1160 A
15 — A
= B
46 = 1161 D
112 — 1173 D
I13 — 1176 B
118 — 1180 A
137 = D
144 -- 1181 C
160 — 1185 A
162 — C
190 — 1188 C
192 — 1192 A
195 — 1197 A
198 = 1204 B
199 — 1205 A (verkürzt)
213 — 1208 B
225 fehlt
227 — 1216 A
245 — 1317 €
2%
20 - J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Cord. tom. I S. 272 — MPG 39, 1225 D
277 «-« | 1233 A
278, τα D
Auch b und ὁ haben einige Texte gemein:
MPG 39, 145 BC -- MPG 39, 1252 AB
636 CD = 1188 BC
1617 AI = 1205 B
18 AV = 1273 D
BV — 1413 A
C VI — 1417 B
1019 Ὁ XI] = 1452 B
1620B XIII — 1453 D
XIV = 1456 A
1622 A XVII = 1477 €
Zu unserem Bedauern lehren uns auch diese Dubletten, wie
schlecht die Überlieferung der Catenen ist. Übrigens wird in
diesem Commentare bereits Apollinarius bekämpft.
11. Der Commentar zu den Sprüchen Salomos, den Epiphanius
ins Lateinische übersetzte, wird bezeugt Cassiodor. institut. divin.
5. Bruchstücke nach Angelo Mai bei MPG 39, 1621—1646, und
in den sacra parall. (Holl TU, NF. V 2 S. 124). Vgl. auch die
lateinische Proverbiencatene des Th. Peltanus (Antwerpen 1614)
und unten Nr. 18.
12. Bruchstücke der Hioberklürung (bezeugt von Hieronymus
de vir. ill. 109) nach Youngs Niketascatene bei MPG 39, 1119
bis 1154. Vielleicht gehört das Didymusbruchstück. der sacra
parall. MPG 95, 1256 A zum Hiobcommentare. — Nach MPG 39,
1133 C scheint Didymus einen in Stichen geschriebenen Hiob-
text benutzt zu haben.
13. Aoyoc εἰς τὸν Ἰώβ. Ein Bruchstück in den sacra
parall. MPG 96, 141 C — 541 B. Zum Titel vgl. Nr. 3.
14. Ein Bruchstück zum Hohen Liede findet sich bei Joannes
Meursius, Eusebii, Polychronii, Pselli in canticum canticorum ex-
positiones Graece, Lugduni Batavorum 1617, S. 19. Vgl. Karo
und Lietzmann a. a. O. 3. 314. 318.
15. Bruchstücke zum Prediger Salomos verzeichnen Karo und
Lietzmann 8. 311f. Vgl. ferner Mingarelli bei MPG 39, 719 B
Anm. 44; Mai ebenda 1614 D Anm.; Holl TU, NF. V 2 S. 155;
MPG 39, 237.
7. Erklärungen biblischer Bücher. 91
16. Zwei Bruchstücke zu Daniel hat Faulhaber gedruckt.
Vgl. Karo und Lietzmann S. 348.
B. Neues Testament.
17. Didymus’ Matthäuscommentar benutzte Hieronymus (de
vir. ill. 109; comm. in evang. Matth. prol. MPL 26, 20 B) in
seinem Werke über das erste Evangelium.
18. Balthasar Corderius, Catena sexaginta quinque Graecorum
patrum in S. Lucam, Antverpiae 1628, bietet S. 217f ein längeres
Didymusstück in lateinischer Übersetzung. Seine Vermutung
(Einleitung Blatt ** verso), es stamme aus Didymus' Proverbien-
erklärung, wird dadurch nicht zur Gewißheit, daß sie ihm bei
Fabricius-Harles (MPG 39, 135 D) zuversichtlicher nachgesprochen
wird. Allerdings scheint Didymus das Lukasevangelium nicht
commentiert zu haben (Hieron. epist. 1266 ad Algasiam MPL
22, 1021).
19. El; τὸ κατὰ Ἰωάννην. Bezeugt durch Hieronymus de
vir. ill. 109. Bruchstücke sind zu finden:
a) in den sacra parall. MPG 96, 484 A.
b) bei Balthasar Corderius, Catena patrum Graecorum in
sanctum Joannem, Antverpiae 1630, S. 94. 115. 131. 154. 156.
159. 189. 196. 265. 406. 408!.
c) bei Angelo Mai = MPG 39, 1645— 1654.
Migne hat a und b übersehen. b und c decken sich nur zum
kleinsten Teile (Cord. S. 131 — Mai I; Cord. S. 406 zweites
Citat — Mai X).
20. Bruchstücke zur Apostelgeschichte, die sicher einem
Commentare zu diesem Buche entnommen sind (Wolf MPG 39,
1633 Anm. 22), finden sich:
a) bei Wolf = MPG 39, 1653 — 1678.
b) bei Cramer, Catenae Graecorum patrum etc. Ill.
c) in Theophylakts Commentar zur Apostelgeschichte.
Migne hat b und c leider nicht berücksichtigt. Alle Didymus-
texte von a finden sich, zum Teil sogar ausführlicher, bei Cramer
—
1) Die Didymusscholien J. A. Cramers, Catenae Graecorum patrum
in Novum Testamentum, Oxonii 1814, tom. II, S. 252. 255. 300 stehen alle
auch bei Corderius.
99 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
S. 295—175; dazu hat Cramer S. 21. 90. 187—413 noch etwa
dreißig Didymusstücke, von denen bei Wolf keine Spur zu
sehen ist.
21. Ein Bruchstück zum Römerbriefe gibt Cramer a a 0.
IV S. 196f. Vgl. Karo und Lietzmann a. a. O. S. 600.
22. Von dem Commentare zum ersten Korintherbriefe gibt
Hieronymus Bruchstücke in lateinischer Übersetzung (epist. 49:
ad Pammachium und 1195 ad Minervium et Alexandrum = MPL
22, 511f und 968—970).
23. Bruchstücke aus einer Erklärung des zweiten Korinther
briefes: MPG 39, 1677—1732 (nach Angelo Mai).
24. Commentar zum Galaterbriefe, vor 387 verfaßt, von
Hieronymus in seiner Erklärung des Briefes benutzt: Hieron. epist
1124 ad Augustinum (MPL 22, 918); comm. in epist ad Gal
prol. (MPL 26, 309 A).
25. Ein kurzer (commentariol) Commentar zum Epheser-
briefe wurde von Hieronymus (neben den Werken des Origenes
und Apollinarius) in seinem Ephesercommentare benutzt (et
drückt sich sehr euphemistisch aus: vel transferens vel imitans!:
Hieron. adv. Rufin. I 16. 21 (MPL 23, 409 C 414 C); comm. in
epist. ad Ephes. prol. (MPL 26, 412 C).
26. Ein Bruchstück zum Hebräerbriefe bietet Cramer a. 0.
VII S. 131f (kaum aus einem Commentare).
27. Commentar zu den katholischen Briefen. Erhalten ist:
a) die lateinische (wohl oft kürzende oder nur verkürzt er
haltene) Bearbeitung des Epiphanius (MPG 39, 1749— 1818, nach
G. Chr. Fr. Lücke). Vgl. Cassiodor. instit. divin. 8.
b) griechische Bruchstücke: einige bei Migne a. a. O. (eber-
falls nach Lücke); andere bei Cramer a. a. O, besonders ὙΠ]
S. 2 (= MPG 39, 1749 A). 30. 52 (vgl. MPG 39, 1762 CD). 63»
(vgl. 589!). 65.
Der lateinische und der griechische Text sind stark verdert
Erich Klostermann (Über des Didymus von Alexandrien in ep
stolas canonicas enarratio, in den Texfen und Untersuchunge:
NF XIII 2, 1905) hat mit gewichtigen Gründen in Zweifel ge
zogen, daß das lateinische Werk den Namen des Didymus m$
Recht trägt. Eine sichere Entscheidung ist mir zur Zeit nick
möglich. Gewiß ist jedoch, daß viele Stellen einen ausgeprägt
8. Bruchstücke unbekannter Herkunft. 23
origenistischen Charakter tragen und deshalb, außer von Didymus,
wohl nur von Euagrius oder von Origenes selbst herrühren kónnten.
Jedenfalls darf die enarratio nicht mehr als ganz sicherer Besitz des
Didymus gelten. Klostermann hat vor allem festgestellt, daß ver-
schiedene Abschnitte der enarratio bei Cramer unter dem Namen
des Origenes, Chrysostomus, Severus oder namenlos gehen, dagegen
mehrere Didymusscholien Cramers in der enarratio fehlen.
Didymus' Exegese bleibt sich so gleich, daf sich die Echt-
heit vieler Bruchstücke beweisen läßt. Man beachte zum Bei-
spiel, wie sich der Kampf gegen Mani (s. o. Abschnitt 6 Nr. 12)
oder die Gegenüberstellung von πράξεις und ϑεωρία (s. u. Ab-
schnitt 13 unter 6 b) durch all seine Erklärungen zieht. Unecht
ist natürlich das Chrysostomuseitat in act. apost. 1672 B (Didymus
eitiert wohl auch anders, vgl. de trin. III 22, 920 B). Aus dogmen-
geschichtlichen Gründen kann das (übrigens recht schlecht über-
lieferte: ist οὐχ vor ἐλαττοῦσι zu streichen?) Bruchstück in Jo.
1652 B — 1653 A wenigstens in der vorliegenden Form nicht von
Didymus herrühren (τῶν οὐσιῶν οἱ τρόποι οὐ τῶν ὑπάρξεων;
Gegenüberstellung von ἀγέννητος für den Vater und γεννητὸς
für den Sohn), trotz einiger Anklänge an seine Redeweise (ra
οὖν συγκρινόμενα ὁμοούσια u. a.).
8. Bruchstücke unbekannter Herkunft.
finden sich
1. in dem Fragmente aus Euagrius Pontikus [’vworıxog bei
Sokrates hist. eccl. IV 23 (auch MPG 39, 1109 B).
2. in den χεφάλαια ϑεολογικὰ des Maximus Confessor, den Sacra
parallela des Johannes von Damaskus und der Melissa des Mónchs
Antonius. — Der gedruckte Text der Sacra parallela (MPG 95, 1039
bis 1588 und 96, 9—544), von denen leider immer noch keine brauch-
bare Ausgabe vorhanden ist, bietet mehrereStücke doppelt: 95,1312 A
— 96, 248 C; 95, 1473 CD — 96, 101 C; 96, 61 B — 96, 537 CD;
96, 372C = 96, 373 A. Ferner ist 95, 1097 C = MPG 39, 201 C.
Über 95, 1256 A s. oben Abschnitt 7 Nr. 12. Das 95, 1277 A
dem Gregor von Nyssa zugeschriebene Stück gehórt vielleicht
dem Didymus (Mingarelli bei MPG 39, 717 CD Anm. 37). Einige
Didymusscholien sind gedruckt bei Holl, Fragmente vornicünischer
94 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Kirchenväter aus den sacra parallela herausgegeben, TU NF V2,
1899, S. 124 ff. 155. 233.
Vgl auch Theodor Schermann, Die Geschichte der dog-
matischen Florilegien vom V. bis VIII. Jahrhundert (Texte und
Untersuchungen, NF XIII 1, 1904), S. 22.
9. Schriften zweifelhaften Ursprungs, die Didymus
zugeschrieben werden.
A. Pseudoathanasius contra Apollinarium.
Johannes Dräseke hat in seinen gesammelten patristischen
Untersuchungen, Altona und Leipzig 1889, S. 169—207 (vgl
seinen Aufsatz „Zur Athanasios-Frage" in Hilgenfelds Zeitschrift
für wissenschaftliche Theologie XXX VII [III], 1895, S. 23S— 269)
die Vermutung aufgestellt, die beiden unter Athanasius Namen
gehenden Bücher de incarnatione domini nostri Jesu Christi
contra Apollinarium stammten teils (Buch 1, MPG 26, 1093—1132)
von Didymus, teils (Buch 2, MPG 26, 1131—1166) von Didymus
Schüler Ambrosius (s. 0.8.8). Allerdings hat er sich nicht
sonderlich bemüht, seine Vermutung zu begründen. Ich darf als
allgemein zugestanden betrachten, daß die beiden Bücher den
Namen des Áthanasius mit Unrecht tragen (vgl. z. B. Loofs RE!
II S. 201f [1897] und A. Stülcken, Athanasiana TU NF IV
[1899] S. 70 ff), und daß das zweite Buch nicht die Fortsetzung
des ersten ist. Dagegen scheint mir Drüseke die Einheit des
Verfassers ohne genügenden Grund zu bestreiten. Stil und Theo
logie ist ganz dieselbe. Sogar eine so auffallende Verbindung
wie σάρχωσις xal ἐνανϑθρώπησις findet sich in beiden Büchem
(I 21, 1129 C (vgl. 2, 1096 A]; II 2, 1136 A). Was nun Dräsekes
Didymushypothese betrifft, so berührt sich in der Tat Sprachge
brauch und Theologie des Anonymus contra Apoll. in vielen
Punkten mit Didymus:
1. ἐπιδημία, Erıdnuelv ist ein Lieblingswort auch des Didymus.
2. Auch Didymus nennt Christus δεσπότης (contra Apoll
I 1, 1093 B; 3, 1097 A; 9, 1108 B; 10, 1109 C).
3. Die Zurückhaltung gegenüber dem Dogma, die contr
Apoll. I 1, 1093 A (der Fromme σιωπῇ σέβεε τὸ xar) vertreten
wird, ist eine Stimmung, die auch Didymus kennt.
9. Schriften zweifelhaften Ursprungs, d. Didymus zugeschr. werden. 25
4. Ferner eifert der Anon. contra Apoll. I 3, 1097 B wie
Didymus gegen Anthropomorphismen.
5. Er erklärt 1 9, 1109 A ὁμοούσιος durch ταυτότης τῆς
φύσεος.
6. Trotzdem stoßen ihm, wie Didymus, terminologische Ent-
gleisungen zu wie 13, 1097 B τὴν ἄχτιστον οὐσίαν τοῦ λόγου.
7. Er redet von der ἀσύγχυτος φυσικὴ ἕνωσις in Christus
I 10, 1109 B.
8. Er bekämpft den Manichäismus bei allen passenden und
unpassenden Gelegenheiten I 3, 1097 B; 12, 1116 A; 14, 1120 B;
15, 1120 C; 21, 1129 C; II 3, 1136 C; 8, 1144 BC; 19, 1165 A.
Indessen wird niemand, der die christliche Literatur des vierten
Jahrhunderts kennt, auf diese im Grunde doch recht gering-
fügigen Übereinstimmungen Wert legen, und das um so weniger,
als sich auf der anderen Seite schwere Bedenken gegen Didymus'
Verfasserschaft geltend machen. So ist es sehr auffallend, daß
Jesus von dem Anonymus selten (z. B. I 14, 1120 A; 15, 1121 A)
σωτήρ genannt wird: Didymus bevorzugt gerade diesen Namen !.
Nun kann man freilich sagen: auf dogmengeschichtlichem Wege
wird sich über Dräsekes Didymushypothese kaum ein sicheres
Urteil gewinnen lassen: wir haben für Didymus kein Vergleichs-
material, da er sich nicht gerade oft gegen Apollinarius äußerte
(wir werden unten (Abschnitt 17 unter D] sehen, daf er dies
mit gutem Grunde tat) Desto entscheidender wird Drüsekes
Annahme durch den Stil des Anonymus widerlegt. Didymus
schreibt nachlüssig und langweilig (vgl. Abschnitt 11). Der Ano-
nymus ist stets rhetorisch und lebhaft. Sehe ich recht, so geht
sein hellenisches Gefühl für den Wohllaut sogar so weit, daß
ihn der Hiatus stört. Besonders auffällig ist seine Vorliebe für
Rhythmus und Reim. Dazu finden wir bei dem Anonymus noch
einige charakteristische Eigenheiten des Stiles, die wir in Didymus-
texten vergebens suchen werden. Worte mit der Endung -ua
(z. B. unvvua) lesen wir fast in all seinen Capiteln. Mit be-
sonderem Vergnügen zieht er aus Behauptungen der Gegner bos-
hafte Schlüsse (z. B. I 11, 1112 B). Nach alledem kann Didy-
mus nicht Verfasser der Bücher contra Apoll. sein. Für den,
dem die aufgezählten Berührungspunkte zwischen dem Anonymus
1) 8. unten Abschnitt 15 unter B.
26 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
und Didymus besonders eindrucksvoll sind, bliebe also nur die
Móglichkeit, in dem Unbekannten den Didymusschüler Ambrosius
zu sehen. Und wie schön: gerade von diesem Ambrosius be-
richtet uns Hieronymus (de vir. ill. 126), er habe gegen Apolh-
narius geschrieben! Nur schade: das einzige, was wir von der
Streitschrift des Ambrosius wider Apollinarius wirklich wissen,
paßt nicht auf Pseudoathanasius. Sie war ein volumen multorum
versuum. Die beiden Bücher des Unbekannten sind dagegen,
mit dem Maßstabe des vierten Jahrhunderts gemessen, ein sehr
kurzes Werk.
Übrigens hat sich schon Stülcken a. a. O. S. 75 über diese
Didymushypothese Dräsekes sehr kritisch geäußert.
Mit dem Gesagten erledigt sich zugleich die Bemerkung
Stülckens S. 58 Anm. 1: «Wenn Dräseke mit Recht den Didy-
mus als Verf. von c. Apoll. I vermutet, so könnte von ihm...
vielleicht auch c. Ar. IV (MPG 26, 467—526) um 340 stammen (?)»
Es ist ja auch sehr fraglich, ob Didymus schon um 340 schrift-
stellerisch tätig war.
B. Pseudobasilius adversus Eunomium IV. V.
Das unter Basilius des Großen Namen gehende vierte und
fünfte! Buch gegen Eunomius ? wird wohl von keinem Geschichts-
forscher mehr dem Basilius zugewiesen. Aber auch die Ver-
mutung Drüsekes?, es sei ein Werk des Apollinarius, darf als
widerlegt gelten *. Nun haben aber Anatolij Spasskij, Apollinaris
von Laodikea, 1895 (ich kenne das russisch geschriebene Werk
nur aus den Bemerkungen N. Bonwetschs in Karl Krumbachers
Byzantinischer Zeitschrift VI 1897, S. 177 und im Theologischen
1) Die Trennung in zwei Bücher findet übrigerf nur in einer Hand
schrift statt.
2) MPG 29, 671—774, auch bei Johannes Drüseke, Apollinarios vos
Laodicea, TU VII 3—4, 1892, S. 205—951, vgl. S. 403 bis 428; ich citiere nach
Migne.
3) A. a. O., 8. 122—138 und vorher in dem Aufsatze: Des Apollinarios
von Laodicea Schrift wider Eunomios ZKG XI 1890, S. 22— 961.
4) S. besonders F. X. Funk. Die zwei letzten Bücher der Schrift Ba-
silius’ d. Gr. gegen Eunomius, in seinen Kirchengeschichtlichen Abhand-
lungen und Untersuchungen II, Paderborn 1899, S. 291—329, auch im Compte
rendu des internationalen katholischen Gelehrtenkongresses in Freiburg it
der Schweiz 1897; vgl. die Tübinger Theologische Quartalschrift 1901.
9. Schriften zweifelhaften Ursprungs, d. Didymus zugeschr. werden. 27
Litteraturblatt 1896 Nr. 17) und, unabhängig von ihm, F. X. Funk
(a. a. O. S. 310—329 und in der Tübinger Theologischen Quartal-
schrift 1901 S. 113 ff) nachzuweisen gesucht, die Schrift stamme
von Didymus. Wie es scheint, mit gutem Erfolge: wenigstens
haben ihre Aufstellungen überall Zustimmung oder doch wenig-
stens starke Beachtung gefunden (Bonwetsch a. a. O.; G. Krüger
RE? IV [1898] S. 639; A. Jülicher in den Góttingischen gelehrten
Anzeigen CLXIIT, 1901, S. 194f; H. v. Schubert in Möllers Lehr-
buch der Kirchengeschichte I?, 1902, S. 502). Nur Holl (Am-
philochius S. 245 Anm. 1) hat Didymus Verfasserschaft ab-
gelehnt.
Wie ich glaube, hat Funk bewiesen, daß Didymus und Pseudo-
basilius in irgend einer literarischen Beziehung zu einander stehen.
Die Beispiele, durch die er das belegt, lassen sich sogar
noch vermehren. Funk faßt nun (Abhandlungen II S. 317) die
Frage ganz richtig so auf: entweder ist Pseudobasilius selbst
Didymus, oder er ist mit Didymus literarisch verwandt. Aber
im weiteren Verlaufe seiner Erórterung nimmt Funk unbedenk-
lich an, Pseudobasilius sei Didymus, und setzt dieses so «ent-
deckte» neue Didymuswerk gleich dem πρῶτος λόγος (s. o. S. 11),
den er außerdem mit Didymus’ zwei Büchern gegen die Arıaner
(oben S. 11) und dem dogmatum volumen (S. 9) identificiert.
Die Worte infinita alia des Hieronymus kümmern ihn nicht.
Eine ganze Reihe eigentlich zwingender Gegengründe wird mit
einigen schónen Worten erledigt: Pseudobasilius ist ursprünglich
ein Buch; ebenso ist der πρῶτος λόγος sicher nur ein Buch;
doch das Werk contra Arianos zählte zwei Bücher usw. Aber
ein Beweis für Didymus' Verfasserschaft wird nicht beigebracht.
Ist es denn nicht schon an sich recht bedenklich, einem blinden
Schriftsteller Selbsteitate zuzumuten? Wird Didymus sich seine
eigenen Werke haben vorlesen lassen?
Folgendes ist zur Entscheidung der Frage zu bedenken:
1. Der Text des Pseudobasilius ist sehr schlecht überliefert.
673 C εἰ τὸ “πιστεύειν bis 676 A ἐξ ἀνάγκης ϑάνατον gehört
wohl vor εἰ ἡ γνῶσις πατρὸς 676 A. 704 C fehlt vor εἰ γέννημα,
φασὶν eine Überschrift. Die Überschrift 705 C gehört vor πρὸς
τὰ xtiouara οὖν 705 B. 725 B wird durch die Überschrift ein
Satz auseinandergesprengt.
2. Pseudobasilius ist keine literarische Einheit. Bereits
98 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Drüseke (TU VII 3—4, S. 126, auf Grund einer Beobachtung
Jahns) hat bemerkt, daß der Schlußabschnitt περὶ πνεύματος
768 B— 773 wenig mehr ist als ein Cento aus Plotin und nicht
vom Verfasser des Ganzen herrühren kann (das lehrt schon die
Überschrift, die ebenso gut an der Spitze des fünften Buches
stehen könnte). Ferner hat Funk (Abhandlungen II S. 306—309)
darauf aufmerksam gemacht, daß man sich von den bekümpften
Gegnern keine klare Vorstellung machen kann: der Titel adver
sus Eunomium paßt wie die Faust aufs Auge. Ich weise noch
auf folgendes hin. 680 AB wird «bewiesen», daß etwas Anfangs
loses nicht, weil es anfangslos ist, auch endlos sein muß; 6840€
"wird diese Behauptung als tóricht bezeichnet (von Didymus
kónnte nur die letztgenannte Stelle herrühren; vgl. adv. Ar. &
Sab. 2, 1284 A; de trim. I 15, 321 B): das kann ein und der
selbe Mann in so kurzer Aufeinanderfolge nicht geschrieben
haben. Ferner behandeln einzelne Stücke (z. B. 680 D ff) den
Gegenstand mit einer nimmer enden wollenden Breite, wie sie
selbst in jenem Jahrhundert der Schreibseligen nicht an der
Tagesordnung war: es gehört ein gutes Stück Geschmacklosig-
keit dazu, diese Abschnitte als das Werk einer Feder zu be
trachten. Endlich ist das Stück 709 BC im Grunde nur ein
Doppelgänger von 705 C — 708 C. Weist nicht vielleicht auch
das häufige εἰς τὸ αὐτό darauf hin, daß Pseudobasilius mit der
Schere gearbeitet hat? Wäre der Text besser überliefert, so
würde man vielleicht mit Erfolg Quellenscheidung vornehmen
können. Freilich wäre dazu auch eine starke Einbildungskraft
nötig; denn die Kirchenväter des vierten Jahrhunderts sehen
einander noch viel ähnlicher, als J und E in der Exodus. 6926€
wird auf 680 C zurückgewiesen: für diese beiden Stücke steht
also wohl die Einheit der Verfasser fest.
3. Pseudobasilius bietet im allgemeinen nur Auszüge In
vielen Fällen wird das durch die äußere Form erwiesen. Die
kurzen Schlußsätze 672 Aff haben, wie Funk unermüdlich be
tont, eine ausgezeichnete Parallele bei Didymus de trin. III 2
785 A ff: dieses Didymuscapitel ist aber nur eine kurze Zusam-
menfassung der beiden ersten Bücher de trin. Pseudobasilius
gibt aber nicht nur Auszüge, sondern ungeschickte Auszüge,
und wird sich dadurch selbst zum Verräter. 712 BC wird der
Nachsatz zweimal hintereinander zu früh gebracht und muß
9. Schriften zweifelhaften Ursprungs, d. Didymus zugeschr. werden. 29
beide Male in recht störender Weise wiederholt werden. 725 B
(χαϑάπερ ἀρτίως ἐμνήσϑημεν) und C (ὡς προαποδέδεικται)
wird auf Vorhergesagtes verwiesen, das man in dem Buche ver-
gebens suchen wird.
4. Betrachten wir den Lehrgehalt des Pseudobasilius, so ge-
wahren wir zunächst in der Tat viele Berührungspunkte mit
Didymus:
a) Pseudobasilius hat eine Vorliebe für Adjektiva auf -ıxoc.
b) Er ist Trichotomist 696 A.
c) Er braucht sehr oft das Wort ϑεότης, namentlich in der
Verbindung μία ϑεότης 732 A 760 D 761 AB vgl. 760 B.
d) Ebenso betont er sehr stark, daß die Gottheit nur eine
ἐνέργεια besitzt.
e) Der altnicänische Sprachgebrauch, der von der ovoía des
Vaters redet, ist ihm nicht fremd 676 A 749 B.
f) Der Gedanke, daß der Sohn συναΐδιος ist, ist ihm sehr
wertvoll 676 B 677 A.
g) Daß der Sohn die gleiche δόξα besitzt, wie der Vater,
wird oft hervorgehoben.
h) Jesus heißt oft λόγος.
i) Auch der Beiname σωτήρ wird dem Sohne sehr oft bei-
gelegt 680 B 685 B 697 CD 700 AC 704 B 705 B 708 ABC
709 AB 717 B 721 A 729 B 753 D.
k) Endlich erinnert die Wendung τὴν χυριακὴν σάρχα an
den Sprachgebrauch des Didymus.
Ich muß freilich auch hier darauf aufmerksam machen, daß
all diese Berührungspunkte, selbst in ihrer Gesamtheit, keinen
entscheidenden Beweis für Didymus’ Verfasserschaft ergeben,
sondern eine solche zunächst nur als möglich erscheinen lassen.
5. Nun sind wir in diesem Falle in der glücklichen Lage,
mit dogmengeschichtlichen Gründen nachweisen zu können, daß
Didymus in keinem Falle dem Pseudobasilius gleichgesetzt
werden darf.
a) Pseudobasilius bevorzugt zur Bezeichnung der trinitarischen
Person das (latinisierende!) Wort πρόσωπον 724 A 756 A (zwei-
mal) 757 AB, wührend er ὑπόστασις meist in anderem Sinne
verwendet: 736 C — δημιουργία (ähnlich 745 C); 749 B — οὐσία;
157 B — Existenz (?).
b) Er nennt seine Gegner ἀνομοιουσιασταί 752 A.
30 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
c) Er bezeichnet den Geist als παράχλητος 685 A 716 C;
das tut Didymus nur ganz selten (in act. apost. 1661 D; de trin.
II 620 553 A; 23557 A; besonders lehrreich ist de trin. III 413
984 C: ἐχεῖνοι λέγουσιν τὸν Movravov ἐληλυϑέναι καὶ ἐσχηχέναε
τὸ τέλειον τὸ τοῦ παραχλήτου, τοῦτ᾽ ἔστιν τὸ τοῦ ἁγίου
πνεύματος: Didymus hält sich also für verpflichtet, den Aus-
druck παράχλητος zu erklären!).
d) 681 AC wird das Prädicat ἀγέννητος des Vaters als
ὑπάρξεως τρόπος bezeichnet (vgl Holl, Amphilochius S. 245
Anm. 1). Didymus kennt das Prädicat ἀγέννητος für den Vater
gar nicht; er scheint nicht einmal das Wort ἀγέννητος in seinem
Sprachschatze gehabt zu haben. Zweitens ist der Ausdruck
τρόπος τῆς ὑπάρξεως erst geraume Zeit nach Didymus ver-
breitet worden: er findet sich weder bei Athanasius, noch bei
den drei großen Kappadociern, sondern ist eine Schöpfung des
Amphilochius von lkonium (Holl a. a. O. S. 240 ff). Sachlich
ist Didymus freilich in der Lehre von den später so genannten
τρόποι τῆς ὑπάρξεως teilweise weiter fortgeschritten, als Pseudo-
basilius. Didymus scheidet scharf zwischen der γέννησις des
. Sohnes und der ἐχπόρευσις des Geistes. Pseudobasilius hat die
verschiedene Entstehungsweise des Sohnes und des Geistes nicht
in Formeln zu fassen gewagt; er beschränkt sich darauf, hier
ein Geheimnis festzustellen: σιωπήσωμεν οὐ βουλόμενοι và τοῦ
ϑεοῦ περιεργάζεσϑαι 732 C — klingt das nicht eher wie ein
Wort des echten Basilius? Andrerseits fehlt bei Didymus freilich
die Gegenüberstellung von ἀγεννησία und γέννησις: hier bleibt
er hinter Pseudobasilius zurück.
e) 701 B 704 B bezeichnet Pseudobasilius die menschliche
Seite Jesu als ἀνθρωπότης (Gegensatz: ϑεότης). Didymus kennt
dieses Wort nur in dem Sinne «die Menschen» adv. Ar. et Sab.
7, 1292 A; de trin. III 3, 821 CD; in psalm. 1464 €; wohl auch
Cramer, Catenae etc. VII S. 132 (ebenso Basilius adv. Eun. I 18).
f) 704 C ist ziemlich deutlich von zwei φύσεις des Sohnes
die Rede: ov óvo λέγομεν. ϑεὸν ἰδίᾳ καὶ ἄνϑρωπον ἰδίᾳ —
εἷς γὰρ ἦν —, ἀλλὰ κατ᾽ ἐπίνοιαν τὴν ἑκάστου φύσιν λογι-
ζόμενοι.
g) Den Satz 760 C, auch die alttestamentlichen Väter hätten
den Logos und den Geist angebetet, hätte Didymus kaum ohne
Einschränkung ausgesprochen (vgl. Abschnitt 14 unter A).
10. Charakter. 31
h) Auch hätte Didymus den origenistischen Satz, alles An-
fangslose sei endlos, nicht verworfen; s. ob. S. 28 unter 2.
i) Für viele Erórterungen des Pseudobasilius finden wir bei
Didymus nicht die geringste Parallele. Um den Unterschied von
ποιεῖν und γεννᾶν (673 B 689 B) hat er sich ebenso wenig ge-
kümmert, wie um die Frage, ob die ἀγεννησία zur οὐσία Gottes
gehóre (680 D) usw.
k) Endlich unterscheidet sich auch Pseudobasilius Stil von
dem des Didymus (Vorliebe für ἀλλότριος; er führt gern ad
absurdum usw.)
Wir kommen so zu dem Ergebnisse: wohl sind einzelne
Stücke des Pseudobasilus irgendwie mit Didymus verwandt;
aber das Buch als solches kann nicht von ihm stammen. Wir
dürfen Pseudobasilius also nicht als Quelle benutzen für die
Darstellung von Didymus' Theologie. In der Tat berühren sich
einzelne Stücke des Werkes eher mit Basilius als mit Didymus
(680 D ff vgl. Basil. adv. Eunom. I 618; vgl. ferner oben S. 30).
Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, daß Athanasius Bei-
träge zu Pseudobasilius geliefert hat. Wendungen wie xàv
Eévóutoc un ϑέλῃ 708 C oder ὅπερ ἄτοπον 684 C erinnern
stark an seinen Sprachgebrauch (vgl Stülcken TU Neue Folge
IV 4, S. 14). |
Die Anschauungen über Didymus' Theologie, die im Voran-
stehenden vorausgesetzt sind, werden in den folgenden Abschnitten
begründet werden.
Um zukünftigen literarkritischen Untersuchungen den Weg
zu ebnen, gedenke ich den theologischen Sprachgebrauch des
Didymus so genau als möglich darzustellen.
10, Charakter.
Didymus war blind. Die Schranken, die ihm die Natur ge-
zogen hatte, deuten uns das Rätsel seiner Persönlichkeit. Didymus
war, als Christ und als Grieche, alles das auch, was seine Zeit-
genossen waren. Aber er war auf der einen Seite mehr als sie
ein Durchschnittsmensch; auf der anderen entfernte er sich weiter
vom Durchschnitt, als irgend einer. Seine Blindheit fesselte ihn
an einen engen Wirkungskreis. Nie hat er auf dem Marktplatze
des Lebens gestanden und tausend Eindrücke auf sich einstürmen
a‘
39 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
lassen: so ward ihm nie die Gelegenheit, im Kampfe mit der
Welt sein Selbst zu behaupten und auszubilden. Und wenn dann
doch einmal starke Impulse bis in seine stille Klause drangen,
so gab er sich ihnen um so williger hin, bis das Neue ganz in
ihn eingegangen war: darf man sich wundern, daß in seinem
Kopfe manch einseitige Auffassung und manch wunderlicher Ge-
danke entstand? Aber Didymus' Einseitigkeit ist nicht die Ein-
seitigkeit des Charakters, der im Kampfe selbst zum Eisen wird.
Trotz aller Einseitigkeit hat es Didymus nie zur Einheitlichkeit
in seinem Denken und Wollen gebracht: er hat viele Anschauungen,
alltágliche und eigenartige; aber keine wiegt vor; ihnen fehlte,
wie wir sagen, der Charakter: es bildet ein Talent sich in der
Stille, sich ein Charakter in dem Strom der Welt.
Dazu kommt noch eins. Der blinde Didymus hat wohl
manches Mal einen Fehlgriff getan oder eine Wand angestoßen.
Die Achtsamkeit aber, die er sich so im natürlichen Leben hatte
aneignen müssen, übertrug er unwillkürlich auf das geistige
Leben. Er ward zurückhaltend und vorsichtig. Müßte ich ein
Motiv nennen, das Didymus! ganzes Tun beherrscht, so würde
ich es in der Vorsicht suchen, die so wenig wie möglich tut.
Didymus hat in die Streitigkeiten seiner Zeit nie persónlich
eingegriffen. So wurde er auch nie berührt von den Leiden-
schaften des Kampfes, die damals die ganze Welt ergriffen. Wer
Didymus' Schriften liest, den muten die trinitarischen Streitigkeiten
wie eine akademische Disputation an. Man ahnt nichts von den
Blutzeugen, die für Athanasius und auch für Arius eingetreten
waren. Man glaubt kaum, daß Didymus' Schriften in demselben
Alexandria geboren wurden, das so oft der Schauplatz mórderischen
Kampfes war.
Wenn Athanasius etwas nicht war, so war er kein Fanatiker!.
Man lese sein Urteil über die Homóusianer?: »Die, die alle Be-
schlüsse von Nicäa annehmen und nur wegen des Wortes ὁμο-
ovorog Bedenken tragen, dürfen nicht als Feinde betrachtet
werden . .. wie Brüder besprechen wir uns mit Brüdern, die
denselben Sinn haben, wie wir, und nur über den Namen
Zweifel hegen.« Man denke vor allem auch an Athanasius’ ver-
1) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte II?, S. 24f.
2) De synod. 41.
10. Charakter. 33
sönliches Verhalten auf dem Concile von Alexandria 362!. Aber
trotz alledem: die Ketzerei des Arius hat er, wie sein Vorgänger
Alexander von Alexandria, nur auf eine Eingebung des Teufels
zurückführen können’. Ja, er scheute sich nicht, dem Kaiser Kon-
stantius einen Platz nahe dem Antichrist anzuweisen: πολλὰ xal
ἀποδείξειεν ἄν τις εἶναι προοίμια τοῦ ἀντιχρίστου τὰ ἐπιτη-
δεύματα Κωνσταντίου 3.
Didymus lagen solche Gedanken ganz fern. Vergleicht man
seine Polemik mit der des Athanasius, so muß man sagen: er be-
handelte die Ketzer geradezu höflich. Er schalt sie einmal
Betrunkene®. Meist begnügte er sich, sie «ganz gottlos» (aoe-
Beotaroı), «waghalsig», «irrend» zu nennen: das waren, in der
Sprache des vierten Jahrhunderts, sehr milde Ausdrücke. Was
Didymus aber vor all seinen Zeitgenossen auszeichnete, war sein
gutes Zutrauen zu der Kraft seiner Beweise®. Er stritt wohl nie
persönlich mit seinen Gegnern. So wußte er nicht, wie das
Athanasius wußte, daß hinter den spitzfindigen Unterschieden der
dogmatischen Ausdrücke und hinter der gewaltsamen Umdeutung
so vieler Bibelstellen unversöhnliche Gegensätze der Frömmig-
keit verborgen lagen’. Er meinte, es sei im wesentlichen ein
Streit um die rechte Deutung der heiligen Schrift, der sich mit
den Hilfsmitteln der Exegese und der Dialektik wohl schlichten
lasse. Nur einmal finden wir bei ihm die Überzeugung ange-
deutet, daß auch die Ketzer sich für unwiderlegbar halten®. Sehr
lebrreich ist die Schilderung der Antichriste, die Didymus in I
Jo. 1784 BCD entwirft: sie entbehrt fast jeder Spitze gegen eine
bestimmte Ketzerei. Antichriste sind: qui falsa de Christo docent;
qui semet ipsos collegio fidelium segregarunt; qui contraria
sapiunt quam Christi confitetur ecclesia. Auch Nichtchristen
]) Athan. tom. ad Antioch. 5f.
2) Bei Sokrates hist. eccl. I 6 (πρόδρομος τοῦ ἀντιχρίστου) und Theo-
doret. hist. eccl. I 4 1.9.
3) Athan. contra Arian. I 1. 7 f.
4) Athan. hist. Arian. ad mon. 80. 5) De trin. I 9, 280 A.
6) Holl ZKG XXV, 8. 394 (hier auch die Belegstellen).
7) Allerdings ist Didymus! eigene Frömmigkeit sehr farblos (s. u.
Abschnitt 15). — Übrigens hat auch Didymus’ Meister Origenes ein sehr
mildes Urteil über die Ketzer (Harnack a. a. ©. I3, S. 606).
8) In psalm. 1433 A: ol ἑτερόδοξοί φασι μηδένα εἶναι τὸν καταλαβεῖν
δυνάμενον τὴν χεχομψειμένην αἰτῶν xal σεσοφισμένην διδασχαλίαν.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 8.
)
34 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
gegenüber findet Didymus keinen scharfen Ton. Wir sahen oben
(S. 15f), daß er die Manichüer sehr ausführlich bestreitet; daß
er es lebhaft tut, kann man nicht behaupten. Man lese dagegen
die Schrift des Titus von Bostra gegen die Manichüer. Wie ge-
schickt weiß dieser Mann den Gegnern eine Blöße nach der
anderen aufzudecken! Mit welch ausgesuchter Boshaftigkeit zieht
er aus den Sätzen der Ketzer Schlüsse, deren Richtigkeit diese
um keinen Preis zugeben können! Mit welch unbändiger Lust,
welch echtem Hellenenstolze führt er Mani immer und immer
wieder vor, daß er ein Barbar ist und gar nicht ordentlich denken
kann !! Didymus besaß vielleicht größere Kenntnisse der Philo-
sophie und größere Fertigkeit in der Dialektik, als Titus von
Bostra; aber er hatte nie gelernt, seine Schätze zu verwerten.
Am allerauffallendsten ist es, daß er die gefährlichsten Gegner
des Christentums in seiner Zeit, die Heiden, kaum erwähnt; nur
an ganz wenigen Stellen verrät er uns, daß es überhaupt noch
solche gibt ?.
Didymus Bescheidenheit und Zurückhaltung zeigte sich
natürlich am deutlichsten in den positiven Darlegungen seiner
Theologie. Er stand hierin nicht allein. In weiten Kreisen
namentlich der Laien sah man alle gedankenmäßige Durchdringung
der trinitarischen und christologischen Dogmen mit scheelen
Augen an. Gerade Gebildete, wie der Kirchenhistoriker Sokrates
Scholastikus?, bezeichneten es als ihr Ideal, dem Glauben an die
Dreieinigkeit und an den Gottmenschen den Schleier des Ge-
heimnisvollen zu lassen*. Doch nicht nur Laien dachten so.
Athanasius hebt gern hervor, daß göttliche Dinge oft undenkbar,
oft Geheimnisse sind*. Ja, im Grunde ist uns auch die Schöpfung
ein Geheimnis®. Es ist unsere Pflicht, dieses Geheimnis nicht
durch vorwitzige Fragen entrüseln zu wollen’. Ganz ähnlich
1) 11,8.1; 11,8. 6 de Lagarde u. 0.
2) Contra Man. 16, 1108 A; in prov. 1025 C usw. Gegen die Heiden ist
wohl auch der Satz gerichtet, daß Gott ἀχειροποίητος ist: adv. Ar. et Sab.
9, 1293 C; de trin. II 6233 557 A.
3) Hist. eccl. III τὶ j
4; Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113, S. 273, Anm. 1.
9) Contra Arian. II 36; epist. ad Sarap. I 15; IV 4f. Dem Grund-
satze «Credo quia absurdum» kommt Athanasius de incarn. verbi 1 recht
nahe. Ähnlich urteilt gelegentlich selbst Origenes.
6) Epist. ad Sarap. II 1. τ) Contra Arian. I 29.
10. Charakter. 35
fühlt, um noch ein Beispiel zu nennen, Basilius von Cäsarea 1.
Fast mit Athanasius’ Worten hebt er hervor: die ganze Natur
ist uns ein unlösbares Problem: wie viel mehr ist es Gott?! An
der Kleinigkeitskrämerei des dogmatischen Streites beteiligt er
sich stets nur widerwillig: er hält sich für schuldig, wenn er es
doch tut, und ist froh, die Schuld auf Ketzer und Heiden abladen
zu dürfen?. Ganz dieselbe Stimmung finden wir bei Didymus;
nur ist sie, wie wir nach dem Gesagten von vornherein erwarten
dürfen, bei ihm viel stärker ausgeprägt. Wohl schätzt er die Er-
kenntnis: πάντες ἄνϑρωποι κατὰ φύσιν TOD γινώσχειν ὀρεγό-
μεϑαἍ: er wäre kein Grieche, wenn er anders urteilte. Aber die
menschliche Erkenntnis ist etwas recht Erbärmliches: trinitatis
scientia substantialis est, creaturarum vero affectus quidam su-
scipiens maius et minus®. Dazu kommt, daß das menschliche
Denkvermógen durch die Sünde getrübt wird$. So hat alle Er-
kenntnis nur einen sehr bedingten Wert; und von Gott würden
wir gar nichts wissen, wenn nicht Gottes Offenbarung sich unserem
geringen Verstande anpaBte?. Didymus ist auch Manns genug,
diese Grundsätze wenigstens teilweise durchzuführen. Sehe ich
recht, so tritt seine Zurückhaltung in den älteren Schriften stärker
zutage als in den jüngeren. Er wagt es nicht, seinen Lesern
alle Gedanken mitzuteilen, die er auf dem Herzen trägt®. Nur
wenige Worte braucht er häufiger als ἄρρητος, ἀπόρρητος, ἄφρα-
στος, μυστήριον. Er will lieber nichts sagen, als etwas Falsches:
expedierat quidem fideli et timido moderanti vires suas magni-
tudinem praesentis quaestionis silentio praeterire!?. Stets hat er
das Bewußtsein, daß er nicht wert ist, die großen Geheimnisse
1) Vgl. Holl, Amphilochius S. 129 f. 2) MPG 32, 280 f.
3) De spir. s. 1 2; IL 4 ff. 4) De trin. III 1, 776 A.
5) In 1 Jo. 1787 C. 6) De trin. I 28, 409 A.
7) Adv. Ar. et Sab. 3, 1284 C — 1285 A.
8) De trin. III 1, 781 B.
9) Ich füge ein paar Belegstellen bei: ἄρρητος de trin. I 16, 332 A
340 A; 26, 392 CD; 27, 404 C; 31, 424 B; 32, 429 A; 36, 441 A; II 1, 452 €;
δ, 504 B; 64 020 C; 73 565 B; 81 608 A 613 D 616 A 620 B; 3 629 A; 12,
673 B; 14, 700 B 705 B; III 3, 821 C; 4, 532A 836 A; 18, 881 B; 19, 885 B
892 B; 23, 994 C; 31, 957 A; 40, 984 A; ἄφραστος de trin. II 7, 589 A;
26, 192 B.
10) De spir. s. 1, 1033 B; vgl. 35, 1067 B; 63, 1055 A; de trin. I 35,
437 B; in II Cor. 1725 D.
3*
36 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Gottes zu erforschen. Und dabei ist er ein Nachfolger jenes
Klemens von Alexandria, dem Erkenntnis höher stand als selbst
das ewige Heil?! Es stimmt zu dem Gesagten sehr gut, dab
Didymus auf viele Fragen nicht eingeht, die seinen Freunden
ganz geläufig sind: so auf den τρόπος ὑπάρξεως des Vaters, auf
die Versöhnung der Lehre von den τρεῖς Vxootaottc mit dem
Monotheismus und anderes. In desto schürferem Gegensatze zu
dieser zurückhaltenden Stimmung steht die Sicherheit, mit der
Didymus die Grundzüge seiner Trinitütslehre vorträgt?. Nirgends
deutet er an, daß seine Formeln erst wenige Jahre alt sind.
Nirgends kommt ihm der Gedanke, daß sie einen verwegenen Ein-
bruch in das Allerheiligste des Glaubens bedeuten. In Sachen
der Trinitätslehre gibt es kein asylum ignorantiae, auf dessen
Boden Nicäner und Arianer sich friedlich vereinigen könnten‘
Vom Wesen Gottes wissen wir ja ohnedies nur sehr wenig*
dieses Wissen darf deshalb nicht aufgegeben werden. Und ebenso
sicher, wie in seiner Trinitätslehre, ist Didymus in seinem On-
genismus®. Die jungnicänische Trinitätslehre und der Origenismus
haben die stärksten Einwirkungen auf Didymus ausgeübt. Er hat
beide ganz in sich aufgenommen und mit der wunderbaren Ge
dächtniskraft, die alle Blinden auszeichnet”, all ihre Einzelheiten
sich gemerkt. Aber weder hat er sie unter einander in Einklang
gebracht, noch hat er sie mit seiner alle metaphysische Speculation
anzweifelnden Stimmung versöhnt. Der Gelehrte in der stillen
Klause besaß nicht die Kunst, Unwichtiges im rechten Auger
blicke zu vergessen und Wertvolleres an seine Stelle zu setzen:
so blieb seine Weltanschauung, wenn man von einer solchen
überhaupt reden darf, ein buntes Nebeneinander der verschieden
artigsten Stücke, das dem unbefangenen Betrachter nur als ein
Chaos erscheinen kann.
Übrigens macht sich Didymus' zurückhaltende Stimmung
1) De trin. I 35, 437 B: ὁ ἀνάξιος ἐγώ.
2) Harnack a. a. O. 13, S. 599, Anm. 2.
3) Ein ähnlicher, nur nicht so schroffer Widerspruch findet sich bei
Gregor von Nazianz (Loofs RE? VII, S. 144) und wohl den meisten Ther
logen der Zeit.
4) Adv. Ar. et Sab. 1, 1281 B. 5) In I Jo. 1788 B.
6) S. unten Abschnitt 14.
τ) Schon Hieronymus bewunderte es: adv. Ruf. III 27 (MPL 23, 4%
11. Stil. 37
sogar in der sichersten aller Wissenschaften geltend, in der Exegese.
An fast zahllosen Stellen wagt Didymus nicht, sich für eine be-
stimmte Deutung zu entscheiden, und überläßt dem Leser mehrere
zur Wahl!. Wir finden das vereinzelt auch bei Athanasius? und
Basilius?, Aber erst Didymus darf sich rühmen, aus einem Not-
behelfe eine Regel gemacht zu haben.
11. Stil.
Auch die Ausdrucksweise des Didymus litt unter seiner Blind-
heit. Es war ihm wohl nie vergónnt, vor einer größeren Versammlung
zu reden. Nie konnte er sehen, wie die Augen der Hörer an den
Lippen eines Mannes hängen, der nicht nur klar spricht, sondern
lebhaft und fesselnd. So konnte er auch nie lernen, dafi man
sich schön ausdrücken muß, um zu überzeugen. Widerspruch
und Beifall, die beiden Führer zur Beredsamkeit, haben ihm nie
zur Seite gestanden.
Auf diese Weise erklärt sich der seltsame Entschluf des
Didymus, alle Kunstmittel der Rhetorik unbenutzt zu lassen *.
Didymus hatte gelernt, sie zu gebrauchen®. Das lehren die
seltenen Fälle, in denen ein gewaltiger Gegenstand ihm fast
wider seinen Willen ein paar Sätze höheren Stils entlockt®.
Weiß doch Didymus gelegentlich auch sehr gelehrt von Solöcis-
men und Barbarismen zu reden’. Aber im allgemeinen müssen
wir Hieronymus recht geben, wenn er von der simplicitas ver-
1) Adv. Ar. et Sab. 5, 1288 A; de trin. 19,289 A; I[ 78 588 A; III 7,
549 A; 17,877 A; in Job 1140 B; in psalm. 1165 D 1172 B 1193 C 1209 CD
12312 C 1220 CD 1221 D 1224 CD u. ö.; in prov. 1625 AD 1628 AD
1632 CD 1633 C 1636 B 1637A 1640 A; in Jo. 1649 B; in act. apost.
1656 A; in II Cor. 1631 A 1712 CD 1720 BC 1725 BC 1729 A (vgl. Anm.
44). in I Petr. 1760 D; in I Jo. 1775 AB 1776 A 1778 A 1802 B. Vgl.
Holl ZKG XXV, S. 397 f.
2) Z. B. contra Arianos I 40ff; II 3ff. Vg. auch Stülcken TU Neue
Folge IV 4, S. 84f.
3) Vgl. Holl, Amphilochius S. 1506.
4) De spir. s. 63, 1080 AB.
5) Das Gegenteil behauptet freilich Hieronymus MPG 39, 1034 A (im-
peritus sermone) Die Eleganz eines Hieronymus würde Didymus aller-
dings wohl nie erreicht haben.
6) De trin. I 26, 384 BC; II 1, 452 BC; in Job 1125 C 1128 A.
7) In epist. Jak. 1753 AB (vgl. die ganze Erórterung an dieser Stelle).
38 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
borum des Didymus redet!. Wortspiele, die die damalige Zeit
als die lieblichsten Blumen der Rede pries, finden wir bei Didy-
mus nur ganz selten”. Neue, ungewohnte Worte sind ihm ge-
radezu verhaßt. Er glaubt sich entschuldigen zu müssen, wenn
er dennoch solche braucht?. Rhetorische Figuren oder gar
rhythmische Gliederungen sind seiner Redeweise ganz fremd.
Aber Didymus’ Stil ist nicht nur kunstlos, sondern häßlich.
Ich will es ihm nicht anrechnen, daß er breit schrieb. Das war
ein Laster seiner Zeit; und Didymus ist trotz aller Weitschweifig-
keit nie unklar geworden. Auch hat er selbst, der doch viele
Schriftsteller kannte, sicher nicht das Bewußtsein gehabt, daß er
mehr Worte mache, als andere. Doch hat Didymus Unschön-
heiten nicht vermieden, die selbst in dem einfachsten Stile nicht
vorkommen dürfen. Wie ungeschickt ist die Wiederholung des
αὐτό contra Manich. 16, 1108 B: ἀμέλει γοῦν xoi οἱ un ἔχοντες
αὐτὸ χτήσασϑαι αὐτὸ δυνήσονται. Und geradezu abstoßend
wirkt, wenigstens auf unseren empfindlicheren Geschmack, Didy-
mus' Gepflogenheit, mitten in einen ganz prosaischen Satz ein
dichterisches Wort hineinzupacken oder wenigstens einen Aus-
druck, der durch seinen vollen Klang sich von der Umgebung
unangenehm abhebt. Didymus tut dies besonders beim Zitieren.
Er rühmt seine Auctoritäten als ἀοίδιμος δ, ϑεσπέσιος δ, ἔξοχος
avdomv, ἀείμνηστος καὶ roAvxeıpog® usw. Die ihm geläufigsten
epitheta ornantia für die Verfasser der biblischen Bücher sind
ἱεροχήρυξϑ (auch das einfache χηρυξ findet sich des ófteren)!?,
ἱεροψάλτης "!, ἱεροφάντης 12, ἱερολόγος 18, μελῳδός, ψαλμῳδός,
1) MPG 59, 1034 A. Vgl. Mingarelli MPG 39, 341f Ὁ Anm. 10.
2) Z. B. de trin. I 15, 308 B; 16, 332 BC.
3) 2. B. ὑπεραποϑανεῖν de trin. I 27, 401 A.
4) De trin. III 1, 781 B.
5) De trin. I 25, 377 C; III 25, 940 C; 1n Job 1128 A.
6) De trin. I 15, 296 B; II 82 621 B; in psalm. 1225 A.
7) De trin. I 27, 400 A. 8) De trin. III 25, 940 C.
9) De trin. II 622 553 B; 10, 633 A; III 18, 881 A.
10) Z. B. de trin. III 21, 910 C.
11) De trin. 1 18, 353 A; 23, 316 B; 24, 377 A; 11 64 520€; 18 5450;
19049 A; 22556 A; 10, 636 B 649 B; 19, 736 A; 20, 737 C; III 23s 196A;
6, 844 B 845 A; 18, 880 B.
12) De trin. I 19, 364 A; II 17 580 B; in psalm. 1549 C.
13) De trin. II 12, 681 B.
11. Stil. | 39
υὑμνῳδός, ὑμνολόγος. Vereinzelt lesen wir Wendungen wie axgußns
ϑεηγόρος !, 6 πολὺς οὗτος καὶ ἀληϑὴς ἐξηγητής 2, ᾷσας τῇ λύρᾳ";
besonders geschmacklos ist der Ehrentitel ἡ σάλπιγξ τῆς πίστεως,
den Paulus einmal* erhält. Zur großen Freude Mingarellis® weist
Didymus mehrere Male durch epitheta ornantia auf die bevor-
zugte Stellung des Petrus hin®. Mingarelli hat nicht bedacht,
daß Didymus' epitheta ornantia bei Petrus ebensowenig bedeuten,
wie bei Paulus und Johannes, und nur eine schöne Umschreibung
eines einfachen biblischen Gedankens sein sollen. Wie fern Di-
dymus allem Petrusculte stand, lehrt z. B. de trin. I 30, 417 C.
Didymus! Vorliebe für schmückende Beiworte, die für den Sinn
der ganzen Stelle gar nichts austragen, tritt übrigens nicht nur
in den Formeln hervor, in denen er Bibelworte anzuführen pflegt.
Wie störend wirkt de trin. I 15, 328 C das Wort φειλάνϑρωπος,
de trin. I 18, 344 A die Redensart «Quell des Guten». Ja selbst
ganze Abschnitte fallen so sehr aus dem Rahmen der Darstellung
heraus, daf man sie ebenfalls als epitheta ornantia auffassen
möchte; so besonders die Erörterung über das Wesen der Seele
de trin. III 1, 773 B— 780 B, die Didymus dann plötzlich mit
den Worten ἀλλὰ ταῦτα μὲν ὧδέ πη ἔχει abbricht, um unver-
mittelt zum eigentlichen Gegenstande zurückzukehren. Ebenso
wenig vermag ich einzusehen, was die Bestreitung der Monta-
nisten und Gnostiker de trin. III 41f mit der Darlegung der
Trinitätslehre zu tun hat. Handelte es sich hier um ein Werk
des Athanasius oder Basilius, so würde wohl niemand Bedenken
tragen, die beiden Capitel, wenngleich sie in der capitulatio?
aufgeführt sind, zu streichen: bei einem Didymuswerke ist dieses
Verfahren entschieden nicht am Platze.
Außer diesen großen Ausstellungen kann man dem Stile des
Didymus noch eine Menge kleine Unarten nachweisen, Unarten,
die dem Manne sofort ausgetrieben worden wären, wenn er je
öffentlich geredet hätte Am auffallendsten ist wohl seine Vor-
liebe für Eigenschaftsworte mit der Endung -ıx0:. Sie veran-
1) De trin. 1 29, 416 A.
2) De trin. I 27, 401 A. 3) De trin. I 19, 365 B.
4) De trin. II 71 560 B. 5) MPG 39, 996 C — 997 B.
6) De trin. I 27, 408 A; II 10, 640 D; 18, 725 D — 728 A; in psalm.
1188 C 1236 A; in act. apost. 1677 B.
7) 773 B.
40 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
laßt ihn des Öfteren zu recht geschmacklosen Wortbildungen
(z. B. χερουβιχός de trin. 126, 392 C) und Satzgefügen (in II Cor.
1689 BC βλαπτιχὸν γὰρ Nxıora τὸ τοιοῦτον ἀλλὰ μᾶλλον
οφελητικόν). Dem künftigen Herausgeber der Didymuswerke
werden freilich gerade diese Sonderbarkeiten sehr wertvoll sein,
namentlich bei der Entscheidung von Echtheitsfragen.
12. Sittliche Anschauungen.
War Didymus schon durch seine Blindheit von der Welt
abgeschlossen, so wurde er es noch mehr durch seinen Entschluß,
asketisch zu leben. Die Eigenheiten seiner Weltauffassung und
seines Charakters mußten durch diesen Entschluß noch verstärkt
werden, allen voran seine zurückhaltende Bescheidenheit!. Denn
damals galt die Demut noch etwas auch bei den ägyptischen
Einsiedlern: Mönchstyrannen gab es noch nicht.
Betrachten wir Didymus’ Askese näher, so gewahren wir so-
fort, wie so manches Mal gerade bei ihm, daß seine Anschauung
nicht einheitlich ist.
1. Auf der einen Seite muß es auffallen, daß in seinen Werken
die Gedanken an die Askese fast ganz zurücktreten. Didymus
empfiehlt die Enthaltsamkeit nur selten und nur in sehr vor-
sichtiger Weise. Sie ıst wertvoll als ein Mittel, die Leiden-
schaften zu unterdrücken: ix μελέτης πολλῆς xal ἀσχήσεως 7
Bla καὶ ἡ ἀγριότης τῶν παϑῶν ἀσϑενεῖ 3. Vor allem muß des-
halb, wer nur immer heilige Erkenntnis gewinnen will, der Welt
und ihrer Lust entsagen 5. Natürlich ist das Begehren (ἐπεϑυμεῖν)
nicht an sich schlecht; das ist nur das böse Begehren. Trotz-
dem darf man sagen: jeder, der sich von irgend einer Leiden-
schaft beherrschen läßt, ist unvernünftig (G990»)*. Die Be-
herrschung der Leidenschaften, die σωφροσύνη, ist deshalb die
Mutter aller Tugenden δ, Selbstverständlich empfiehlt Didymus
1) Charakteristisch für diese ist die Erzählung Pallad. Lausiac. 4
(Notwendigkeit des Gehorsams).
2) Sacra parall. MPG 96, 245 CD — MPG 39, 1109 B.
3) Sacra parall. MPG 96, 484 A. 4) In prov. 1633 B.
5) Sacra parall. MPG 96, 273 B.
6) Contra Manich. 5, 1092 C: σωφροσίνη xal ἣ ἑπομένη ἀρετή.
12. Sittliche Anschauungen. 4
besonders die geschlechtliche Askese. Die Ehe ist durchaus tadel-
los, ist eine χοίτη aulavrog!. Aber die Jungfräulichkeit ist
etwas Góttliches?. Ist sie doch auch schon vorgebildet in dem
alttestamentlichen Beschneidungsgebote: wie der israelitische
Knabe am achten Tage beschnitten ward, so soll der Christ sich
durch Ehelosigkeit über die Erde erheben, die an den sechs
ersten Tagen erschaffen worden ist?. Deshalb sollen die Asketen
auch von allen Christen geehrt und unterstützt werden: «die, die
der Tugend oder der Frömmigkeit wegen arm sind», sollen in
allererster Linie von der Mildtätigkeit der Laien bedacht werden;
selbst die sollen ihnen nachstehen, die durch Krankheit oder
andere Unglücksfälle in Not gekommen sind '.
Bedenkt man, wie oft Didymus besonders in seinen exe-
getischen Schriften sittliche Mahnungen einfließen läßt, so muß
man sagen: die Askese tritt sehr stark zurück. Es fällt schon
auf, daß er, wie es scheint, nie ausdrücklich tiber Askese ge-
schrieben hat: es gibt nur wenige schriftstellernde Einsiedler
oder Mónche, yon denen das gleiche gilt. Ich móchte besonders
eines hervorheben: Didymus hat nie, wie seine Volksgenossen
Sarapion von Thmuis? und Amün$, ja selbst der so zartfühlende
Gregor von Nyssa? das getan haben, die Askese empfohlen durch
den Hinweis auf die Gefahren und Unbequemlichkeiten des Ehe-
standes: und das war doch ein Argument, das trotz seiner Ge-
schmacklosigkeit und Unsittlichkeit im vierten Jahrhundert sehr
beliebt und sehr wirkungsvol war. War Didymus zu wenig
welterfahren, um es für richtig zu halten? Ich móchte auch
darin, daß dieser Gedanke bei ihm fehlt, einen Beweis seiner
ängstlichen Scheu vor allem Anstößigen erblicken.
2. Zu dem Ausgeführten steht es in gewissem Widerspruche,
daß Didymus, allerdings nur an einer Stelle®, Aussagen über die
1) In psalm. 1184 D 1432 A.
2) Contra Manich. 9, 1096 D: ϑεῖόν τι χρῆμα.
3) In psalm. 1176 A. — Vgl. auch de trin. III 1, 777 B; in psalm.
1597 C; in II Cor. 1709 C; in I Petr. 1765 AB; Hieronymus epist. 498 ad
Pammachium (MPL 22, 512).
4) Sacıa par. MPG 95, 1473 CD = 96, 101 C.
5) MPG 40, 928—932. 6) Bei Sokrates hist. eccles. IV 23.
4) Περὶ παρϑενίας 3f = MPG 46, 325ff.
8) Contra Manich. 7f, 1006 A — D.
42 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Ehe wagt, die, wenn man sie ernst nimmt, leicht zu rein dualistisch-
manichäischen Folgerungen führen. Da wird die σὰρξ ἁμαρτίας
in sehr enge (ursächliche?) Verbindung gebracht mit dem συνόυ-
ασμός. Vor Jesus war, wie alles andere, so auch die Ehe sündig:
pflanzt sie doch nur das Vergängliche fort. Überdies geschah schon
Adams und Evas συνδυασμός erst nach dem Sündenfalle. Seit
Christus gibt es auch einen riwos γάμος. Aber auch nach
Christus ist die Jungfräulichkeit etwas Göttliches: mit ihr ver-
glichen, ist die Ehe auch nach Christus Sünde. Man muß
wohl beachten, daß diese sehr starken Ausdrücke in einer Schrift
gegen Mani stehen, dessen Beweisführungen auf den Asketen
Didymus vermutlich einen besonders starken Eindruck gemacht
haben.
Der Hintergrund von Didymus' asketischer Stimmung ist.
darin denkt er ganz griechisch, ein gewisser metaphysischer Dus-
lismus, wie er damals, in der Zeit des langsam und doch 80
sicher fortschreitenden Verfalls, Gemeingut aller Gebildeten ge-
worden war. Die Materie ist für Didymus bóse. Das beweist
eine Bemerkung wie de trin. I 8, 276 C: φϑόνος τε xal oxvo
xal ἕτερα ὑλιχά. Das beweist vor allem die sonderbare Aus-
führung in act. apost. 1669 A: man darf die Wassertaufe des-
halb nicht verachten, weil sie σωματικώτερον ist: sie hilft ja zur
Auferstehung des Leibes. Wäre Didymus ein Gegner der Wasser-
taufe gewesen, wenn es keine katholische Überlieferung gegeben
hätte? Freilich hütet Didymus sich ängstlich, den Leib böse zu
nennen. Desto stärker hebt er hervor, daß der Leib ein Ge-
fängnis ist, in das Gott die Seele eingekerkert hat!. Dieses
Gefängnis hat seine Lichtseiten: der Leib vermittelt uns die
Kenntnis der Außenwelt durch seine Empfindungen 2. Aber die
Schattenseiten wiegen doch stark vor. Vor allem ist der Leib
Ursache des Unglücks?. Und wenn er nicht Ursache auch der
Sünde ist, so ist er doch ihr vornehmster Sitz und Ausgangspunkt
Die Grundfragen der Askese sind das einzige Gebiet der
1) S. oben Abschnitt 6 unter 5; auch de trin. III 1, 773 C.
2) De trin. III 1, 777 B.
3) Ebenda 773 C; vgl. in Job 1145 C; auch in genes. 1112 B; in
psalm. 1176 A.
4) In I Petr. 1705 A. Ähnlich Athanasius contra gentes 3 ider
Leib Sitz der ἐπιϑιμία und der ἡδοναί d. h. der Sünde).
12. Sittliche Anschauungen. 43
Ethik, über das Didymus nachgedacht hat. Finden wir schon
innerhalb dieser engen Grenzen keine in allen Stücken einheit-
lich durchgebildete Anschauung bei ihm, so dürfen wir nicht er-
warten, über andere Fragen der Sittlichkeit von ihm ausführlich
unterrichtet zu werden. Das ist auch aus anderem Grunde ver-
ständlich. Soviel Didymus namentlich in seinen Commentaren
von der πρᾶξις und den πραχτικαὶ ἀρεταί redete: vom wirk-
lichen Leben verstand er nichts und konnte er nichts verstehen.
Athanasius und Basilius haben über die Menschen und die Welt
viel nachdenken müssen und viel nachgedacht: so haben sie das
Gebiet der praktischen Sittlichkeit auch in ihren Schriften mit
gutem Erfolge behandelt. Didymus kannte weder die Menschen
noch die Welt: so finden wir bei ihm nur wenig und nur ganz
allgemein gehaltene Anweisungen. Ich stelle diese hier zu-
sammen; sie sind weniger für Didymus charakteristisch, als für seine
Zeit, und können in anderem Zusammenbange vielleicht einmal gut
verwertet werden. Scheinbar im Gegensatze zu seiner asketischen
Stimmung redet Didymus einmal! von dem Menschen als dem
μέγα κτίσμα. Ist das ein Rest althellenischer Weltfreudigkeit?
Jedenfalls findet sich zu dieser Aussage im ganzen Didymus keine
Parallele. Die Notlüge ist erlaubt ?: das Beispiel der Hure Rahab ?
und des Petrus in Antiochia! muß sie decken. Das war ein
Zugestündnis, ohne das sich in der Zeit des beginnenden Byzan-
tinismus wohl nicht auskommen lief. Fast alle orientalischen
Theologen haben es gemacht. Den echten Griechen war ja auch
nichts mehr zuwider, als starre Folgerichtigkeit. Den Grundsatz,
daß Mischehen unstatthaft sind, vertritt Didymus in seiner Er-
klärung von Il Kor. 6145. Es ist aber mehr als zweifelhaft, ob
dieser Grundsatz sich durchführen ließ; er deckt sich freilich
mit den damals geltenden kirchlichen Bestimmungen® Der
Richter soll sich größter Unparteilichkeit befleißigen: χρίσεε ϑεοῦ
ὑπηρετεῖ xol οὐ χύριός ἐστιν ^; Didymus erlebte in Alexandria
wohl des öfteren parteiische » Wahr«sprüche Die Verhüngung
von Todesstrafen hat Gott erlaubt®. Das Zinsnehmen wird selbst-
1) De trin. II 73 564 A.
2) In psalm. 1169 D; vgl. de trin. II 613 540 B.
3) Josua 93 4) Gal. 211ff.
5) In II Cor. 1709 D — 1712 B. 6) Elvira can. 15 usw.
1) Sacra parall. MPG 95, 1396 A. 8) In psalm. 1172 A.
44 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
verständlich auch von Didymus verpönt!. Es ist ihm aber nicht
so anstößig, daß er es nicht in übertragenem Sinne auf das Ver-
hültnis zwischen Gott und Mensch anwenden kónnte: der Barm-
herzige ϑεῷ δανείζει ἐπὶ τὸ κερδῆσαι τόχους σωτηριώδεις
Der Sinn für die Heimat ist bei Didymus stärker ausgebildet, als
man es bei einem Alexandriner vermutet: er betet zu Gott, daß
er dem Nile genug Wasser gebe?. Verständlicher ist es, daß dem
Bewohner der Weltstadt das Wohl der Staatsregierung am
Herzen liegt *.
Sehr auffallend ist, daß Didymus an zwei Punkten sitt-
liche Errungenschaften des Urchristentums preisgibt und alt-
hellenische Vorurteile zeigt. Erstens gilt das von seiner Schätzung
der Frau. Er wundert sich darüber, daß auch Frauen Jüngerinnen
Jesu gewesen sind. Eine ähnliche Mißachtung der Frau liegt
wohl der Erörterung in psalm. 1320 A zugrunde, wo es heißt:
der Sündlose heiße wegen seiner Vollkommenheit nicht ἄνϑροωζχος,
sondern ἀνήρ". Zweitens ist Didymus in seiner Anschauung über
die Barbaren dem heidnischen Standpunkte wieder bedenklich
nahe gerückt. Das Ideal des Paulus’, daß alle Hellenen, Bar-
baren, Skythen einander gleichstehen sollen, betrachtet Didymus
als ein Ziel, das erst in jener Welt verwirklicht werden soll"
13. Bildung.
Didymus war nicht so sehr Asket, daß er der Askese συ-
liebe die Wissenschaft oder überhaupt die Bildung seiner Zeit
verachtet hätte. Überschlägt man, was er trotz seiner Blindheit
sich alles angeeignet hat, so muß man seinen Fleiß und seine
Energie bewundern. Zwar ist das Lob, das Rufinus, Sokrates,
Theodoret seiner Belesenheit zollen, stark übertrieben: Hieronymus
hatte guten Grund, wenn er in diesem Punkte mit seinem Lobe
zurückhielt; er, der mehr studiert hatte, als irgend einer seiner
Zeitgenossen, wußte recht wohl, daß sich Didymus’ Gelehrsam-
keit mit der eines Origenes und eines Eusebius von Cäsarea nicht
1) In psalm. 1225 B. 2) In psalm. 1337 D; vgl. 1225 B.
3) De trin. II 27, 768 B. 4) Ebenda,
9) In aet. apost. 1673 C.
0) Vgl. Athanasius contra gentes 10. 1) Kol. 311.
8) De trin. II 1S, 729 A.
13. Bildung. 45
messen konnte. Aber Didymus darf man daraus keinen Vorwurf
machen. Er hat alles geleistet, was er mit seinen beschränkten
Mitteln leisten konnte.
1. Zunächst wird Didymus Kenntnis der Musik !, Arithmetik ?,
Geometrie? und Astronomie zugeschrieben*. "Wir kónnen diese
Angaben an den erhaltenen Werken des Didymus natürlich so
gut wie gar nicht prüfen. Es ist wahrscheinlich, daß unsere Be-
richterstatter übertrieben: da Didymus blind war, mußte ihnen
ja schon geringe Vertrautheit des Mannes z. B. mit einigen geo-
metrischen Problemen wunderbar erscheinen. Wir können zunächst
feststellen, daß Didymus mit den Zahlenspielereien bekannt ist,
mit denen sich auf griechischem Boden zuerst die Pythagoreer 5 .
beschäftigt hatten?, De trin. III 245 804 B citiert Didymus das
geometrische Axiom τὰ τῷ αὐτῷ ἴσα φασὶ xal ἀλλήλοις ἐστὶν
σα. Dieses Axiom kann aber ebenso gut aus der aristotelischen
Logik, wie aus euklidischer Geometrie stammen, wenn es nicht
überhaupt längst Gemeingut aller Gebildeten geworden war.
Sicher scheint mir, daß Didymus Sinn für Mathematik besaß,
genauer für Stereometrie. Es ist auffallend, daß er mit Vorliebe
ausführt, nur Gott könne wesenhaft geschaffenen Dingen inne-
wohnen; andere, wie 2. B. der Teufel, können das nur δυνάμει.
Noch auffallender ist es, daß Didymus, trotz seiner der Specu-
lation abgeneigten Natur, auf zwei sozusagen stereometrisch-
naturwissenschaftliche Probleme geraten ist, an die, soviel ich
weiß, keiner seiner Zeitgenossen gedacht hat. Das eine Problem
lautet: εἰ ὁ πατὴρ τέλειος ὧν τὰ πάντα πληροῖ, ποῖον ὑπο-
λείπεται τῷ υἱῷ τελείῳ ὄντι εἰς τὸ χωρῆσαι; und wird beant-
wortet: λλὰ ἀλλήλων φημὶ γεγονέναι δεκτικοὺς xal χωρητι-
xovg. Aus dieser echt mathematischen Antwort wird dann, echt
mathematisch, noch weiter gefolgert, daß Vater und Sohn gleich
1) Sokrates hist. eccl. IV 25; vgl. Didymus in psalm. 1324 A.
2) Rufin. hist. eccl. II 7; Sokrates hist. eccl. IV 25; Theodoret. hist.
eccl. IV 29.
3) Rufin. hist. eccl. II 7; Theodoret. hist. eccl. IV 29; Hieron. de vir.
ill. 109.
4) Rufin. hist. eccl. II 7; Theodoret. hist. eccl. IV 29.
5) Vgl. Moritz Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik,
Leipzig 1880, 1 S. 142.
6) De trin. II 14, 696 A 700 C; in genes. 1112 A; in Job 1120 C; in
psalm. 1309 C 1324 A 1341 A 1396 BC.
46 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
groß sind!. Das andere, dem ganz ähnliche Problem behandelt
die Frage, wie neben dem allgegenwärtigen Gott Platz. ist für
den Teufel?. Am allerwenigsten wissen wir von Didymns’ astro-
nomischen Kenntnissen. Daß er die Astrologie — wie alle christ-
lichen Theologen — bekämpft, zeugt wohl eher dafür, daß er
keine besaß.
2. Ob Didymus fremde Sprachen kannte, ist mir sehr zweifel-
haft. Auf eine gewisse Vertrautheit mit dem Lateinischen laßt
vielleicht de trin. 115,300 A und in prov. 1621 B schließen. He-
bräisch hat Didymus sicher nicht verstanden®. In psalm. 1297D
beruft er sich auf die Kenner des Hebräischen in einer Weise,
die deutlich macht: er zählt sich selbst nicht zu ihnen. Auch
die Gegenüberstellung der verschiedenen Übersetzer des Alten
Testaments® macht nicht den Eindruck, daß Didymus der he
bräische Text zugänglich war. Darnach darf man de trin. ll]
3,825 C9, wo Didymus den Aquila auf Grund des Urtextes ver-
bessert, auf keinen Fall eigene Weisheit des Verfassers finden.
Die vielen Erklárungen hebrüischer Worte, die Didymus bietet.
sind ibm wohl auf literarischem Wege zugekommen *.
—— — —— . .--
1) Adv. Ar. et Sab. 12, 1297 B.
2) Ebenda 13, 1300 A — C. — Holl (Κα XXV S. 385) schließt au
diesen Stellen, daß Didymus ein höheres speculatives Interesse hatte, al:
z. B. Gregor von Nyssa. Das wäre richtig, wenn der gesamte Tatbestand
dem entsprüche. Aber das Gegenteil ist der Fall.
3) In psalm. 1468 C.
4) Anders urteilt Holl a. a. O. S. 386.
5) Vgl. unten Abschnitt 14 unter A.
0) Ahnlich de spir. s. 15, 1047 B.
τ) Es sind die folgenden: «ówvatt = χύριος de trin. I 18, 345 A
«uy = φόβος αὐτῶν in psalm. 1484 C; ανσιτις — Porin in Job 1130 B;
Zee ıwra — vie ων de trin. 130, 417 C; yaAaaó = μετοιχισμός in psalm.
1533 C; ελωει σαβαωϑ' = ϑεὲ στρατιῶν ἤτοι δυνάμεων de trin. I 18, 345 A:
ερμωνιειμ — ὁδὸς λύχνου in psalm. 1360 B; — φωτὸς μεκεωρισμός in
psalm. 1459 C; εσεβων = λογισμοί in psalm. 1369 B; eypauu = καρχο-
gooia in psalm. 1533 C; ϑαβὼρ == ἐκλεχτός in psalm. 1489 C; --- Adızo;
ebenda; ϑάρσεις = [. . . .] χαρᾶς in psalm. 1381 A; 'Idovuaia = ysiri
in psalm. 1536 A; egovacAgu = τὸ ὁρᾶν τὴν εἰρήνην in psalm. 1517 A;
'"Ioró«g = ἐξομολόγησις in psalm. 1533 D; ἐσραὴηλ = ὁρῶν ϑεόν in pealu.
1224 C 1468 B; = διοριτικὸς νοῦς in psalm. 1588 B; « mens videns deum
de spir. s. 44, 1072 A; ιωβ = ὑπομονή in Job 1120 B; wong = κερίοτ
πρόσϑεσις in psalm. 1417 B; μαελεϑ — χορὸς χορείας in psalm. 1484 C;
--.8
13. Bildung. 4
3. Von Didymus’ grammatischen Kenntnissen legt nicht nur
Sokrates Scholastikus! Zeugnis ab, sondern auch sein eigener
Stil: er verwendet gern grammatische Fachausdrücke; auch solche
aus fremden Sprachen sind ihm nicht unbekannt.
4. Sokrates? und Theodoret* schreiben Didymus rhetorische
Fertigkeit zu. Ich habe bereits? festzustellen gesucht, inwieweit
diese Ángabe dem Tatbestande entspricht.
5. Daß ein Vorsteher der alexandrinischen Katechetenschule
mit den altheidnischen Sagen vertraut war, ist selbstverständlich.
Zum Überfluß wird es durch die Sacra parall. MPG 96, 372 C
bis 373 A bewiesen. Ist doch Didymus auch mit vielen grie-
chischen Dichtern bekannt. Er führt an Homers Ilias und Odyssee,
Orpheus’, Pindar®, Diagoras von Melus ?, Sophokles !9, Euripides !!,
den Komiker Plato!?, Aratus!?, Hermes Trismegistos !*, die sibyl-
linischen Bücher !5. Außerdem lesen wir bei ihm noch sehr viele
Verse, deren Herkunft er nicht angibt !6. Ob Didymus den Kunst-
wert der ihm bekannten Dichter schätzen konnte, ist mir sehr
zweifelhaft. Jedenfalls hat er, wie viele seiner christlichen Zeit-
μανασσῆς = [λήϑη] in psalm. 1533 C; σαλμων — σχιὰ μερίδος in psalm.
1445 B; σατανᾶς = ἀντιχείμενος contra Manich. 11, 1100 B; axıua =
ὠμέασις in psalm. 1533 C; σιων = σχοπευτήριον ὑψηλόν in psalm. 1581 C;
σολομων — εἰρηνιχός in psalm. 1465 B; χερουβ = πληθυσμὸς γνώσεως in
psalm. 1245 A ; χερουβιμ--- 245906 γνώσεως in genes. 1113A, in psalm. 1477 H;
wouvva = σῶσον de trin. III 21, 909 C.
1) Hist. eccl. IV 24. 2) De trin. I 15, 300 A.
3) Hist. eccl. a. a. O. 4) Hist. eccl. IV 29.
5) Abschnitt 11.
6) De trin. 126, 381 B; I1 211 507 C; 82 624 A; I1I240 801 C; in psalm.
1165 C.
1) De trin. II 27, 756 4. 8) De trin. III 2, 188 B.
9) De trin. III 1, «84 B. 10) De trin. III 6, 848 B.
11) De trin. III 1, 781 B. 12) De trin. II 27, 756 A.
13) Cramer, Catenae etc. III 8. 205. De trin. II118, 681 A citiert mehr
Worte aus Aratus als AG 1:838 (ob richtig überliefert?).
14) De trin. II 3,47 A; 27, 706 Β. *
15) De trin. II 10, 649 A.
16) De trin. II 5, 493 D; 63 512 B; 8529 C; 10 537 A; 13 510 B; τὸ
BT A; 81612 A; 12. 6:6 C 085 C 688 C; 18, 728 A; 19, 333 B; 27, 753 A
765 €; III 1, 780B 184 B; 21 788A; 2783 C; 4189 B; 6789 C; 9792 A;
23 196 B; 25:96 C (= 18, 881 ΟἹ; 27801 A; 4, 833 Β 836 B; 6, 815 C;
18,888 A; 21,901 D — 904 AB 913 B 916 CD; 28, 945 CD; 31, 95: B; 35,
965 B.
4S J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
genossen, die Originalitát ihres Wahrheitsbesitzes bestritten. De
trin. II 63 512 B sagt er: ἡ «προφητεία λέγει." ὁ ποιῶν πάντα
xal μετασκευάζων αὐτά. ἧς κατακούσαντες τῶν £50 σοφοί
φασιν αὐτὰ λύων εἰς αὐτὰ xal ἐξ αὐτῶν πάλιν av&ov.
6. Genauer können wir feststellen, was Didymus von der
heidnischen Philosophie hielt und wie er in ihr beschlagen war.
Seine Stellung zu ihr erinnert sehr stark an die Stellung des
Origenes. Fast mit den Worten seines großen Meisters? führt
Didymus? aus, die Philosophie habe ebensowenig eigenen Wert,
wie Grammatik und Rhetorik. Sie soll der Theologie dienen,
wie Hagar der Sara‘, und sich damit begnügen, ihrer Herrin zu
helfen. So verstehen wir einerseits, daß Didymus vor allzu
eifrigem Forschen in den alten Philosophen warnt$, und begreifen
andrerseits den Fleiß, mit dem er selbst Plato und Aristoteles
liest. Ist ibm doch sogar die Übereinstimmung mit den heid-
nischen ϑεόλογοι ein Stück des Wahrheitsbeweises?. Freilich,
auf das Ganze gesehen hat nicht nur ein Origenes, sondern auch
ein Gregor von Nyssa viel zuversichtlicher und begeisterter von
der Philosophie gesprochen, als Didymus. Und wäre es nicht
fast ein Wunder zu nennen, wenn der finstere Geist des denk-
feindlichen Mónchtums, das ihm ráumlich sehr nahe war, ihn
ganz unberührt gelassen hátte?
Im einzelnen läßt sich natürlich nur sehr schwer feststellen,
welche Philosophen Didymus gelesen hat. Sehr viele Gedanken
des Plato, Aristoteles, Zeno und anderer waren lüngst zum
eisernen Bestande der Weltanschauung aller Gebildeten geworden,
so z. B. die auch von Didymus? vertretene Überzeugung, daß
Kenntnis von Gott keinem Menschen abgesprochen werden darf.
Dazu kommt noch eines. Sehr viele philosophische Gedanken
- ---- ΟΜ--.-..
1) Amos 58.
2) Orig. epist. ad Gregor. 1 (MPG 11, 88 AB).
3) Sacra parall. MPG 96, 344 AB.
4) Den anstößigen Schriftbeweis des Origenes (Exod. 1235!) hat Didy-
mus nicht zu wiederholen gewagt.
5) Vgl. in psalm. 1437 D; Theodoret. hist. eccl. IV 298.
6) In act. apost. 1605 A. Ähnlich z. B. Athanasius contra Arian.
lI 1,9 τῆς ἁπλότητος πίστις βελτίων ἐστὶ τῆς ἐκ περιεργίας πιϑανολογίας.
7) 2. B. adv. Ar. et Sab. 10, 1296 B; de trin. III 235 796 C.
8) In psalm. 1217 C: πάντων σχεδὸν ἀνϑρώπων ἀδιάστροφον τὴν περὶ
ϑεοῦ ἔννοιαν ἐχόντων.
13. Bildung. 49
hat Didymus nicht aus der Quelle geschöpft. So ist er zwar sehr
stark von Plato beeinflußt, stärker als von irgend einem anderen
Weltweisen; aber sein Platonismus stammt nur zum geringsten
Teile aus Plato oder Plotin, der Hauptsache nach aus Origenes.
Die folgenden Zusammenstellungen wollen deshalb mit großer
Vorsicht aufgenommen sein.
a) Daß Didymus dem Plato mehr verdankt als anderen und
das gebührend zu würdigen weiß, deutet er selbst an!. Der
Timäus wird ausdrücklich citiert?. An Gedanken des Plato klingt
Didymus! Redeweise sehr oft an. Der Gegensatz von vogra und
elo$nta zieht sich durch all seine Schriften, namentlich seine
Commentare, hindurch?. Die Tugend gilt als eine natürliche
Folge rechter Erkenntnis‘. Der ἔρως ist der Führer zur ϑεωρίαὍ.
Zu den Eigenschaften der Seele gehört in erster Linie die u»n-
uovıxn®. Auch die platonische Tugendeinteilung ist Didymus
bekannt‘. Damit ist sein Platonismus natürlich noch lange nicht
erschöpft. Wie stark Didymus gerade in Grundgedanken von ihm
abhängt, wird der folgende Abschnitt lehren.
b) Aristoteles wird von Didymus und seinen orthodoxen
Zeitgenossen natürlich ebenso leidenschaftlich gehaßt, wie Plato
geliebt®: Aristoteles war ja die Waffe des Áétius und Eunomius.
Trotzdem oder gerade deshalb hat Didymus sich mit Aristoteles
bekannt gemacht und von ihm zu lernen gewußt. Die Metaphysik
wird ausdrücklich angeführt?. Mit der Logik und Dialektik ist
1) De trin. II 27, 760 B. Vgl. Theodoret. hist. eccl. IV 29.
2) De trin. III 4, 836 A.
3) 2. B. de trin. I 16, 333 B; in psalm. 1168 D 1103 B; in Jo. 1645 B.
4) In psalm. 1329 B; in prov. 1624 A 1629 B.
5) In psalm. 1169 B. 6) In psalm. 1321 D.
1) Contra Manich. 10, 1007 C. Darf man aus Euagrius’ Gnostikus (bei
Sokrates hist. eccl. IV 23) schließen, daß Platos Tugendtafel bei den ägyp-
tischen Asketen besonders beliebt war?
S) De trin. IL 3, 477 C: HgistottAuig δεινότητι xal τῷ ἐν λόγοις τέχνῃ
περιστρέφειν τὸ πρᾶγμα. Ähnlich z. B. Basilius adv. Eunom. I 9 und Gregor
von Nyssa contra Eunom. ] MPG 45,265 B. Sehr lehrreich ist die ge-
wundene Rechtfertigung des Aristoteles, die uns Sokrates Scholastikus hist.
eccles. II 35 bietet. Vgl. dagegen die günstigen Urteile über Plato z. B.
Athanasius de incarn. verbi 9 (ὁ μέγας neo’ Ἕλλησι Πλάτων; vgl. contra
gentes 10) und Gregor von Nyssa MPG 46, 164 D.
9) De trin. IIl 5, $40 B; vgl. 1, 1:160 A.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3 4
50 7. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
er ganz gut vertraut! Von den vier Elementen, die doch wohl
erst durch Aristoteles zum Gemeinbesitze aller wissenschaftlichen
Weltanschauung gemacht wurden, ist in psalm. 1559 B und sacra
parall. MPG 96, 373 A die Rede. Aristoteles’ Gedanken vom
ζῷον πολιτικόν kommt in I Jo. 1781 C sehr nahe. An Aristoteles
Tugendlehre erinnert die Erklärung in psalm. 1305 C: jede Tugend
ist μεσότης ὑπερβολῆς xal ἐλλείψεως; ferner die sehr häufige
Gegenüberstellung von dianoétischen und ethischen (praktischen)
Tugenden?. Der scharfe Gegensatz von Theorie und Praxis, den
Didymus überall hervorhebt?, mag ebenfalls auf Aristoteles zu-
rückgehen. Nur einmal* polemisiert Didymus gegen Aristoteles,
doch ohne dessen Namen zu nennen.
c) Stoische Anschauungen sind bei Didymus schwer festzu-
Stellen. Vielleicht hat er sich das Licht als Substanz vorgestellt*.
Echt stoisch klingt die begeisterte Schilderung Hiobs in Job
1125 D—1128 C. Hiob besitzt die wahre Philosophie und mißachte
deshalb den Verlust alles vergünglichen Erdenglücks. Als seine
Tugenden werden genannt: ἀνόρεία, καρτερία, νοῦς ἀπαϑῆς,
σωφροσύνη.
d) Bekanntschaft mit Epikurs Atomistik zeigt Didymus ba
Hieronymus epist. 1195 ad Minervium et Alexandrum (MPL 22,
969). In Job 1124 C 11524 erhebt er Einspruch gegen die Àr-
nahme des Zufall. Vgl. auch S. 13 Anm. 2.
e) Von allen Neuplatonikern erwähnt Didymus nur den
Porphyrius, und auch diesen nur einmal$. Es ist sehr charakte
ristisch, wie schlecht er diesen Mann behandelt, dem er doch
1) De spir. s. 41, 1069 CD; 58, 1081 D; in psalm. 13S1 C (λογικῶς teilt
man τὰ ὄντα in οὐσία und συμβεβηκός, die γένη in εἴδη); die Syllogismen
de trin. III 2 (sie sind in der Literatur der Zeit nicht so selten, wie es nach
Funks Ausführungen scheinen möchte; vgl. z. B. Titus von Bostra 18 S.4
de Lagarde u. ö.); ferner die Zeugnisse von Rufin. hist. eccl. II 7; Hieron. de
vir. ill. 109; Sokrates hist. eccl. IV 25; Theodoret. hist. eccl. IV 29.
2) De spir. s. 56, 1080 B; in exod. 1113 C; in psalm. 1168 C 114 D
1252 A 1337 D 1437 A 1448 B 1460 C 1533A 1561B 1572 AB 1609 A; ın
prov. 1640 A; in II Cor. 1700 A; in II Jo. 1809 A; Corderius’ Johannescs-
tene S. 196.
3) In psalm. 1165 A 1180B 1184C 12680; in prov. 1625B (vgl 1629 B;
in II Cor. 1693 AB 1712 B; in III Jo. 1811 A; sacra par. MPG 96, 525 A.
4) In psalm. 1377 A und dazu Anm. 77.
5) In genes. 1112 AB. 6) De trin. II 27, 760 B — 16] A.
13. Bildung. 51
innerlich so nahe steht: nur deshalb findet Porphyrius Gnade vor
den Augen des Didymus, weil er einmal ein Wort Platos wieder-
gibt: xal Πορφύριος δέ, καίτοι τὸ παράπαν οὐ σωφρονῶν
περὶ τὸ ὄντως ϑεῖον, ἀλλ᾽ αὐτοχολωτῶν, ὧς εἰπεῖν, ὅμως
Πλάτωνος ἐκτιϑέμενος δόξαν καί πώς ποτε συνελαϑεὶς ὑπὸ
τῆς ἀληϑείας ἢ τάχα xal τὸν Πλάτωνα αἰδεσϑεὶς φάναι διε-
vondn ταυτί..... os τὸ ἔνδον τεϑολωμένος καὶ βεβλαμμέ-
rog διορατιχὸν ὃ ἐπάρατος Πορφύριος...
7. Nur sehr Ungenügendes vermag ich darüber zu sagen, wie
groß Didymus’ Kenntnisse der christlichen Literatur waren. Von
den Büchern, die man als alt- und neutestamentliche Apokryphen
und Pseudepigraphen bezeichnet, erwähnt er die Leptogenesis!,
die assumptio Mosis? und den Hirten des Hermas ? (dieser spielte
ja zu seiner Zeit noch eine große Rolle in dem kirchlichen Leben
der Gemeinde von Alexandria). Ein aus Origenes entlehntes
Agraphon (ὁ ἐγγύς μου ἐγγὺς τοῦ πυρός usw.) findet sich in
psalm. 1488 34. Woher die Legende stammt, daß beim Durch-
zug durch das Rote Meer jeder der zwölf Stämme auf einem
anderen Wege das Wasser durchschritten habe?, weiß ich nicht
zu sagen. Ebenso unklar ist mir, aus welcher Quelle Didymus
die aus Irenáus III 349 bekannte Geschichte geschópft hat, in der
er Polykarp durch Johannes und Marcion durch Basilides er-
setzt”. Von theologischen Schriften der Christen erwähnt Didymus
einen Basiliusbrief“, sonst nichts: auffallenderweise wird Origenes,
dem er doch so viel verdankt, in den erhaltenen Werken nirgends
genannt. In seinen Bibelerklärungen berichtet Didymus sehr oft?
über die Meinungen anderer zu den betreffenden Stellen; es ist
aber durchaus nicht notwendig, daß ihm diese Meinungen schrift-
lich vorliegen: Didymus hat sich nach dem Berichte der Quellen
1) In I Jo. 1793 A. 2) In epist. Jud. 1815 A.
3) In Job 1141B.
4) Vgl. James Hardy Ropes, Die Sprüche Jesu TU XIV 2, 1896, 8. 122.
5) In psalm. 1596 A.
6) = Euseb. hist. eccl. IV 147 S. 334 Schwartz.
7) Sacra parall. MPG 95, 1169 C.
8) De trin. III 22, 990 B.
9) Z. B. in Job 1124 C 1133 C 1140 B 1144 B; in psalm. 1165 B 1213C
1236 A 1244 € 1272 D 1273 A 1316 C 1320€ 1324 C 1380 B 1412D 1436 D
1444 C 1476 C; in II Cor. 1697 BC; in I Jo. 1775 AB 1796 D; in epist. Jacob.
1752 B; in II Petr. 1773 A.
4*
52 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
mit vielen Leuten über Erklärung der Bibel unterhalten, deren
Anschauungen er wohl auch in seinen Werken berücksichtigen
durfte. Wieviel er in seinen Schriften von anderen übernahm,
entzieht sich natürlich unserer Feststellung. Er würde aber gan:
dem Zeitgeiste gemäß gehandelt haben, wenn er andere ebenso
ausgeplündert hätte, wie er später von Hieronymus, Ambrosius,
Cyrill ausgeplündert ward. Der Mangel an eigentlichen Citaten
spricht fast dafür, daß er es getan hat.
14. Origenismus.
Das Charakteristische an der Bildung des Didymus ist nicht
etwa der Umstand, daß er viel gelesen und von den verschie
densten Seiten Anregungen empfangen hat: andere wußten in
der Literatur besser Bescheid als er und waren fremden Ein
flüssen stärker ausgesetzt. Die Eigenart unseres Theologen
bestand viel mehr in. dem Überwiegen einiger weniger Ei
flüsse, die alle anderen Eindrücke in den Hintergrund drängten.
Didymus fühlte sich vor allem als Schüler des Origenes, und al:
Schüler nur des Origenes. Origenes war ihm mehr als z B.
Gregor der Wundertäter den großen Kappadoziern!. Origene
war ihm alter post apostolos ecclesiarum magister ?: sein An-
sehen war beinahe so grof wie das der heiligen Schrift.
Wir wissen nicht, wie Didymus Origenist geworden it
Schon gab es in allen Provinzen christliche Lehrer, die seinen
großen Vorgänger verketzerten; schon gehörte Mut dazu, Origenes
Schüler zu sein und als solcher öffentlich aufzutreten. Hat Didr-
mus als Vorsteher der Katechetenschule sich verpflichtet gefühlt
Origenes Werke durchzunehmen und in ihrem Geiste die alten
Überlieferungen seines Amtes hochzuhalten? Oder ist er τοῦ
origenistisch gesinnten Einsiedlern wie Euagrius Pontikus ange
regt worden? Sicher ist nur, daß Athanasius, sein Vorgesetzter,
seine origenistischen Gedanken geduldet hat: Athanasius hat selbst
nirgends ein böses Wort über Origenes: geredet, hat ihn sogar
als den πολυμαϑῆς καὶ φιλόπονος gepriesen®. Athanasius konnte
1) Holl, Amphilochius $ S. 117 ff
2) Hieron. prol. in translat. hom. Orig. in Jer. et ἔς. τ (MET, 35 583 B.
3) Epist. ad Sarap. IV 9f.
14. Origenismus. 53
den Origenisten Didymus um so mehr dulden, als dieser die trini-
tarisch-christologischen Ketzereien seines Meisters in kirchlichem
Sinne umdeutete (daß er das fertig brachte, ist nach seinen
sonstigen exegetischen Kunststückchen leider nur zu wahrschein-
lich). Freilich hat Didymus alle übrigen Sonderlehren des Ori-
genes nicht nur sich angeeignet, sondern verteidigt.
Wollen wir heute aus Didymus’ Schriften feststellen, wie
weit er Origenist war, so begegnen wir großen Schwierigkeiten.
Erhalten haben sich ja fast ausschließlich Werke über die Trinität,
die nach dem oben Gesagten verhältnismäßig wenige nichtkirch-
liche Anschauungen bieten, und exegetische Bruchstücke in
den Catenen, deren Bearbeiter uns natürlich auch nicht gerade
rein origenistische Abschnitte aus Didymus überliefert haben
werden. So müssen wir des öfteren den Wortlaut schärfer ins
Auge fassen, als es bei reicherem Materiale vielleicht erlaubt
wäre. Das klare Zeugnis des Hieronymus über Didymus’ Or-
genismus mag dieses Verfahren entschuldigen.
A. Exegese.
Origenistisch istzunächst Didymus sorgfältige Exegese. Freilich
sind auch andere Theologen der Zeit, wie Marcell von Ancyra, sorg-
fältige Exegeten gewesen, Theologen, die von dem Verdachte des
Origenismus durchaus rein sind. Aber wer die Gesamtstellung des
Didymus und vor allem die Art seiner Exegese überdenkt, wird
in dem Exegeten Didymus nur den Origenisten sehen können.
Didymus' Schriftkenntnis muf seinerzeit einzigartig gewesen
sein: das lehrt uns das gewiß unverdächtige Zeugnis des Hiero-
nymus?. Und in der Tat: wenn man bedenkt, daß Didymus blind
war, so muf man staunen über die gewaltige Menge von Beweis-
1) Didymus! Methode ist entschieden «wahrscheinlicher», d.h. weniger
unwahrscheinlich, als die des Origenisten Rufinus, der viele Ketzereien des
Origenes als vom bösen Feinde in Origenes! Bücher eingeschwärzt betrachtete.
Ich will allerdings nicht leugnen, daß in einem Zeitalter der Fälschungen
(Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte II 3 S. 62) auch Rufinus Glauben
finden konnte.
2) Hieron. adv. Rufin. I 6; 16; II 16; III 12; 27 (MPL 23, 402 A 409 C
438 C — 439 A 465 D 477 B).
3) Epist. 502 ad Domnionem (MPL 22, 513); comm. in epist. ad Ephes.
prol. (MPL 26, 440 AB).
54 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
stellen, die er namentlich in dem Werke seines Lebensabends, de
trin., beizubringen versteht. Didymus benutzt fast nie Beweise
aus der Erlösungsvorstellung oder dem kirchlichen Altertume;
seine Gründe sind weit überwiegend Schriftgründe. Das ist ein
Zug, den man im vierten Jahrhundert fast nur bei den Theologen der
antiochenischen Schule erwartet!: in den Werken des Didymus
beruht er ohne Zweifel auf Nachahmung des Origenes. Daß
Didymus nicht nur Exeget ist, um nachzuahmen, sondern mit
Leib und Seele dabei ist, lehrt die Breite seiner Bibelerklärungen:
erklärt er doch in seinen dogmatischen Schriften oft viel genauer
und oft umfangreichere Stellen, als für den betreffenden Zweck
nötig wäre?. Natürlich liegt in dem Urteile, daß Didymus Bib-
lieist war, nicht auch das andere beschlossen, daß er nur oder
vorwiegend die Anschauungen der Bibel vertritt. Eine einfache
Tatsache lehrt uns das: Didymus zeigt nirgends Scheu vor un-
biblischen Ausdrücken; solche werden aber z. B. von Basilius dem
Großen nur sehr ungern verwandt, und doch ist Basilius viel
weniger Schrifttheolog als Didymus. Trotzdem hat der Biblieismus,
wie ich glaube, Didymus nicht unwesentlich in seinem Sprachge-
brauche und in seinen Anschauungen beeinflußt. Seine Vorliebe
für das Wort ἀναγεννᾶν möchte ich auf diesen Grund zurück-
führen, ebenso seine Abneigung gegen die damals beliebte Vor-
stellung vom Teufelsbetrug.
Sehen wir auf das einzelne, so fällt zunächst auf, daß Didy-
mus den Sinn der einzelnen Worte einer Bibelstelle genauer ab-
wägt, als irgend ein anderer Theolog seiner Zeit. Man lese z. B.,
wie ausführlich er de trin. III 5, 840 B den Begriff ἀρχή er-
örtert®. Er untersucht, um ein sicheres Ergebnis zu erzielen,
den Sprachgebrauch der Schrift‘. Das Geschlechtswort ist nicht
so klein, daß Didymus es übersieht5. Sogar die verschiedenen
Möglichkeiten der Interpunction werden gelegentlich erwogen‘.
1) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113 S. 83, Anm. 1.
2) Z. B. de trin. II 14, 745 A ff.
3) Vgl. in Job 1141 BC; in II Cor. 1700 D — 1701 A; besonders in ]
Jo. 1719 AB.
4) Contra Munich. 3, 1080 B; de spir. s. 45, 1072 B u. 6.
5) De trin. I 9, 289 A; II 2,457 C; 3,476 B; de spir. s. 3, 1035 A; 15,
1048 A; in psalm. 1205 B. — Ähnlich Athanasius epist. ad Sarap. I 3—9.
6) In II Cor. 1:12 C.
14. Origenismus. 55
Hier und da behandelt Didymus in seiner Exegese Fragen, die
in der heutigen Einleitungswissenschaft eine Rolle spielen. Er :
stellt fest, daß Matthäus vor Markus geschrieben bat!, daß der
erste Johannesbrief an Heidenchristen gerichtet ist? usw.?. Und
wenn ihm einmal, wie in lI Cor. 1689 CD, ein grober Verstoß
gegen die geschichtliche Zeitfolge widerfährt, so wird man das
der Neuheit seines Unternehmens zu gute halten müssen, das
wohl nur in den Werken des Origenes ein Vorbild hat.
Es ist sehr wichtig, daß die genaue Untersuchung der biblischen
Schriften Didymus zu klarer Unterscheidung des Alten und des
Neuen Testaments gebracht hat. Zwar läßt er einmal den Hiob
die Menschwerdung des Gottessohnes voraussehen: οὐ γὰρ ἀμύ-
ητὸς ἦν ὃ Ἰὼβ τῆς τοῦ σωτῆρος &xiógulac*. Aber zu Hiob 710
erklärt Didymus?, Hiob habe von der Auferstehung der Toten
noch nichts gewußt; die gegenteilige Annahme sei zwar zıdavn,
aber nicht ἀληϑεστέρα. Ganz ähnlich wie Origenes? bringt Didy-
mus den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testa-
mente auf die Formel: beide gehen auseinander nicht xa$" ὑπο-
κείμενον, sondern ἐπινοίᾳ: ἡ αὐτὴ διδασχαλία, ὁτὲ μὲν xexaAvu-
μένως, ὁτὲ δὲ γυμνῶς . Insbesondere redet das Alte Testament
von der Trinität immer nur μυστικῶς", ἐν ἀπορρήτῳ", διὰ κρυ-
φίων 19, Nur vom 109. (Ixx) Psalm sagt Didymus, daß er den ni-
cänischen Glauben ἐμφανῶς μᾶλλον ἢ αἰνιγματωδῶς beweise!!.
Auf Grund dieses Tatbestandes wagt Didymus das für seine Zeit
recht freisinnige Urteil: das Neue Testament hat πλείονα δόξαν
als das Alte!?; τὸ ἀεὶ νέον xol ovx εἰς γῆρας ἀποκλῖνον σωτή-
Quov κήρυγμα ist dem πρεσβύτερος νόμος entschieden vorzuziehen!?.
1) De trin. 111 22, 017 A. 2) In I Jo. 1781 BC.
3) Vgl. in II Cor. 1688 AB 1713 D— 1716 A usw.
4) In Job 1121 A.
5) In Job 1140 C.
6) Vgl. Berliner Ausgabe I S. XXXIII.
1) In 11 Cor. 1:05 A; vgl. de trin. I 18, 348 BC; in I Jo. 1782 B.
8) De trin. I 15, 312 A; II 5, 508 A; 622 553 C; 18 565 AC; 16, 721 A.
9) De trin. II 14, 697 A 705 A.
10) De trin. 11 622 556 A; 19, 132 A. — Lehrreich ist es, daß der I’salmen-
sänger de trin. ΠῚ 0, 844 B χαλύπτων μᾶλλον ἢ ἀγνοῶν x«l ἀγνοῶν μᾶλλον
ἢ καλύπτων genannt wird.
11) De trin. II 11, 652 A. 12) In Il Cor. 1606 A.
13) De trin. I τ, 272 B; vgl. 30, 416 C und in psalm. 1305 B.
56 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Zur Exegese benutzt Didymus dieselben Hilfsmittel, wie
Origenes. Im Alten Testamente vergleicht er nicht nur ver-
schiedene Handschriften der Septuaginta!, sondern auch die
Hexapla?. Symmachus steht in besonderer Gunst bei ihm und
wird am häufigsten genannt?. Viel seltener erwähnt Didymus
den Aquila*, der es sich sogar einmal? gefallen lassen muß, daß
ihm der alexandrinische Gelehrte einen Fehler vorwirft. Theo-
dotion wird nur an einer Stelle genannt”. Auch mit der neu-
testamentlichen Textkritik hat sich Didymus befaßt®. Seine Über-
setzungen hebräischer Eigennamen? hat er wohl aus derselben
oder einer ähnlichen ἑρμηνεία τῶν ὀνομάτων geschöpft, wie
Origenes 10,
Von Origenes’ Literarkritik finden wir die Spuren bei
Didymus wieder. Ein Beweis guter Beobachtungsgabe ist es, daß
er Deuterojesaja vom Jesajabuche abtrennt!!. Rätselhaft ist Didy-
mus’ scharfes Urteil über den zweiten Petrusbrief!?: non igitur
ignorandum praesentem epistolam esse falsatam, quae licet
publicetur non tamen in canone est. Didymus lehnt mit diesen
Worten eine Anschauung des zweiten Petrusbriefes ab, die ihm
nicht zusagt: darauf bezieht sich das igitur an der Spitze des
Satzes 13, Trotzdem darf man bezweifeln, ob Didymus sein Ver-
diet so ganz ernst meint. Sein Meister Origenes hat sich über
1) De spir. s. 28, 1058 B; 53, 1078 A; in psalm. 1172C 1181 A 1293 D
1304 B 1388 D; Cramer, Catenae etc. III S. 333.
2) In psalm. 1293 D 1304 B; vgl. Hieron. adv. Rufin. 11 34 (MPL
23, 456 A).
3) In psalm. 1172D 1240B 1260C 1293 D 1353 B 1448 C 1452 C
1536 BC 1556 D 1564 A 1580 A 1601 CD; in prov. 1624 A.
4) In psalm. 1260 C 1353 B 1529 C 1580 A 1604 A.
3) De trin. III 3, 825 C. 6) In prov. 1624 A.
*) Vgl. aueh in Job 1141 D 1145 B; in psalm. 1388 D 1501 D; in prov.
1624 A 1632 B.
8) In II Cor. 1651 AB; Hieron. epist. 1195 ad Minervium et Alexandrum
(MPL 22, 968f).
9) Vgl. oben S. 45 Anm. 7.
10) In Jo. II 33197 S. 9018 Preuschen; dazu Preuschen RE? XIV S. 48251 ff.
11) Vgl. oben S. 18 unter 6.
12) In II Petr. 1774 A. Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte
113 S. 73, Anm. 1.
13) Vgl. Lücke bei MPG 39, 174? A — 1144 C.
14. Origenismus. 57
den zweiten Petrusbrief viel milder geäußert!. Das falsatus des
lateinischen Übersetzers wird wohl eine grobe Wiedergabe eines
viel feineren griechischen Wortes (v»0905?? ἀντιλεγόμενος Ὁ) sein.
Außerdem eitiert Didymus den zweiten Petrusbrief sehr oft?, und
zwar genau so wie kanonische Schriften. Die berühmte Stelle 14
konnte ja kein nicänischer Theolog zu seiner Beweisführung ent-
behren. Allerdings scheint Didymus geneigt, auch βίβλοι ἀπό-
xovpoı? für glaubwürdig zu halten‘. Hat vielleicht Didymus in
seinen Commentaren, die ja kaum in die Hände ungebildeter
Laien kamen, offener und kritischer zu reden gewagt, als in den
für den Markt bestimmten dogmatischen Gelegenheitsschriften?
Oder ist der Text an der betreffenden Stelle nicht in Ordnung?
Der Wortlaut gerade der lateinischen Übersetzung seiner katho-
lischen Briefe gibt sehr oft Anlaß zu ernsten Bedenken.
Seine Bemühungen um genaueste Feststellung des Wortsinns
baben Didymus ebenso wenig wie Origenes gehindert, fröhlich zu
allegorisieren®. Das Wort des Paulus «der Buchstabe tötet, aber
der Geist macht lebendig» ® scheint ihm das Recht dieser Me-
thode zu beweisen, ja sie zu fordern’. Schon die alte Inspirations-
lehre zwang zum Umdeuten durch ihren Grundsatz, alle alt-
testamentlichen Worte müßten einen bedeutungsvollen christ-
lichen Sinn haben. Didymus ist sich über diesen Grundsatz ganz
klar gewesen. So bemerkt er? zu seiner allegorischen Deutung
von II Kön. 64—: τὸν δὲ ἀνανεύειν ἐθέλοντα, ὅτε καὶ τὸ yo-
olov τοῦτο προφητεία περὶ τοῦ βαπτίσματός ἐστιν, ἄξιον
ἀπαιτεῖν, τί τὸ χρήσιμον τῶν τοιῶνδε ῥημάτων καὶ dımynua-
τῶν, πρὸς ὃ βλέπων ὁ ἱερὸς συγγραφεὺς ταῦτα τέϑεικεν. So
deutet Didymus fast alle Psalmen auf den Messias; die entgegen-
gesetzte Auffassung bezeichnet er einmal als jüdisch?. Wie sehr
Didymus die allegorisch-typische Erklärungsweise am Herzen liegt,
sehen wir aus der Menge der Namen, die er ihr gibt: sie heißt ave-
1) In Jo. S. 101 Preuschen — Euseb. hist. eccl. VI 258.
2) 2. B. de trin. I 15, 304 B 313 B; 29, 416 A; 32, 429 B; II 1,453A;
68 512C; 10,644 C; 12, 0858 A. Vgl. Mingarelli MPG 39,305 C Anm. 41.
3) Gegensatz: δεδημοσιευμέναι.
4) In act. apost. 1669 C.
5) Theodoret. hist. eccl. IV 294. 6) II Cor. 36.
1) De spir. s. ὅτ, 1081 B. 5) De ἔπη. II 14, τοῦ A.
9) In psalm. 1158 C; vgl. in prov. 1041 D.
58 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
γωγή 1, διάνοια", ϑεωρίαϑ, vovg?; ferner wird sie bezeichnet als
allegorisch ?, «hóher»5, mystisch?, parabolisch 5, pneumatisch‘,
tropisch !0. Im Gegensatz zu ihr steht das Sichtbare, Kosmische.
Materielle in der Schrift 11, die 447) λέξις !?, die πρόχειροι λέξεις 15
der Wortlaut (6n70»)!4 der geschichtliche,!5 grammatische!*.
leibliche 17 Sinn.
Besonders stark erinnert au Origenes die Überzeugung des
Didymus, daß es in der Schrift Stellen gibt, deren wórtliches
Verständnis sinnlos ist. Er rechnet zu diesen nicht nur Fabeln
wie Richter 945—415 und II Kón. 149, sondern auch Worte wie
Jes. 181f und einige Stücke der Sprüche Salomos. Didymus be
zeichnet solch besonders dunkle Bibelworte als aenigma und be
schreibt sie als expositio rerum quasi gestarum, quae factae non
sunt neque fieri potuerunt, arcanum aliquod obscure significa»
tium. Gott bedient sich solcher Gleichnisse, quod parabola nostn:
oculis corporeis rerum sensibilium species quasdam simplici ratione
subjiciat, quo mentis obtutibus rerum spiritalium subtilitatem per-
fectius repraesentet!3. Auf dieselbe Anschauung läuft wohl der
de trin. III 29, 948 A ausgesprochene Grundsatz hinaus: ov yo
acl, ὡς μόνη ἡ τῶν ῥημάτων ἔχει σύνταξις, οὕτω xol τὰ xoa]
ματα᾽ ἀλλ᾽ ἔστιν ὅτε ἀπαρτίζει τὴν διάνοιαν καὶ πρὸς τὰ μὴ
λεγόμενα ἡ ἀλήϑεια.
Freilich hat Didymus seine allegorischen Grundsätze nicht &
streng durchführen können, wie Origenes. Dazu war die Zeit zu
1) In Job 1120 C; in psalm. 1165 A; in prov. 1624 C; in acts sport
1613 C.
2) In Job 1136 A; in prov. 1641 D.
3) In Job 1133 C 1144 C; in psalm. 1208 B.
4) In Job 1133 C.
5) In Job 1144 C; in psalm. 1324 C.
0) In Job 1141 A (ὑψηλότερον).
*) In Job 1120 €; in psalm. 1160 A.
8) In prov. 1624 B.
9) In psalm. 1160 A; in prov. 1641 D.
10) In psalm. 1240 A 1261 D; in prov. 1637 D.
11) In II Cor. 1055 BC. 12) In psalm. 1332 B.
13) In psalm. 1160 A. 14) In Job 1120 C 1144 C.
15) In Job 1133 C; in prov. 1624 B.
16) In prov. 1641 D. 17) Ebenda.
18) In prov. 1624 A; Corderius Lukascatene S. 218.
14. Origenismus. 59
sehr eine andere geworden. Zunächst ist festzustellen, daß er neu-
testamentliche Stellen zaghafter umdeutet als alttestamentliche.
Er wagt es zwar des Öfteren. So kann er sich nicht enthalten,
AG 2s die feurigen Zungen als ein Bild des εὐχίνητος καὶ dıa-
πυρος λόγος ἃ. ἢ. des λόγος σοφίας καὶ γνώσεως aufzufassen !.
Aber er hat doch das Gefühl, daß der Wortlaut im Neuen Testa-
. mente ein sehr starkes Recht auf Beachtung hat. Das zeigt uns
seine lehrreiche Ausdrucksweise in I Petr. 1755 A: si quid autem
supra textum hic potest intelligi. Zweitens begünstigt Didymus an
manchen Stellen, deren Deutung zwischen Nicänern und Arianern
strittig war, den Wortsinn. Er macht diesen Fortschritt aller-
dings selbst dadurch wieder zunichte, daß er neben den Wort-
sinn andere Erklärungen sehr oft als gleichberechtigt hinstellt ?.
Drittens redet Didymus auch auf dem Boden des Alten Testa-
ments nicht einer alles deutenden Allegoristik das Wort. In Job
1133 C spricht er vielmehr den Grundsatz aus: οὐχ ἀνάγχη ταῖς
ϑεωρίαις τὰς ἱστορίας ἐξομαλίξζειν ἑξῆς.
Trotz dieser Einschränkungen der Allegoristik ist, alles in
allem genommen, die Exegese des Didymus hinter der z.B. des
Athanasius und der Kappadozier zurückgeblieben: das Vorbild
des Origenes hat ihn gehindert, mit der Zeit fortzuschreiten. Es
ist bekannt, daß in den trinitarisch-christologischen Streitigkeiten
des vierten Jahrhunderts der Kampf um die biblischen Beweis-
stellen einen sehr günstigen Einfluß auf die exegetische Methode
ausgeübt und die Allegoristik ein beträchtliches Stück zurückge-
drängt hat. Athanasius forderte, bei der Erklärung eines Bibel-
worts den Zusammenhang, die Zeit, die Umstände zu beachten 3,
und er hat selbst Beweise gegeben, daß er einer solchen Exegese
füáhig war. So betont er zu Deut. 64* und I Kor. 865, daß diese
Sätze gegen die Heiden gerichtet sind; bei der Erklärung von
Sprüche 822 schildert er den allgemeinen Charakter dieses
Buches, das durchweg im Rätselstile geschrieben 8615, usw. Die
Kappadozier haben diese Errungenschaft des Athanasius noch
1) Cramer, Catenae etc III S. 21.
2) Vgl. oben 8. 37 (Anm. 1).
3) Stülcken, TU Neue Folge IV 4 S. 13.
4) Contra Arian. III ὦ. 5) De synod. 35.
6) Contra Arian. II 44.
60 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
weiter ausgebildet!. Didymus treffen wir nur selten? in ihren
Spuren.
Es ist fast selbstverständlich, daß Didymus' Exegese des
öfteren unmittelbar auf die des Origenes zurückgeht?. Schon
Hieronymus hat das bemerkt und einzelne Fülle namhaft gemacht t.
B. Dogmatik.
Die origenistische Exegese des Didymus läßt uns erwarten,
daß Didymus auch sachlich von Origenes abhängig ist. Das ist
in der Tat in hohem Grade der Fall. Ich mache auf folgendes
aufmerksam.
1. Die religiöse Stimmung des Didymus klingt des öfteren an
an die Stimmung der kirchlichen Gnostiker von Alexandria. Er
denkt sich gelegentlich 5 die Frómmigkeit des Neulings als einen
Wechsel von Furcht und Hoffnung, während der vollkommene
Gerechte die Furcht nicht kennt. Das hätten Klemens und Ori-
genes auch schreiben kónnen; nur würden sie den «vollkommenen
Gerechten» durch den «vollkommenen Gnostiker» ersetzen. Diese
Unterscheidung zweier Klassen von Christen finden wir mehrere
Male bei Didymus: Christen, denen die Philosophie in irgend einer
Weise mehr war als eine Magd der Theologie (und auch dem
Origenisten Didymus war sie im Grunde mehr, wenn er sich das
auch selbst nicht gestehen will9) konnten ohne diese Unter-
scheidung gar nicht auskommen; man denke nur an Synesius von
Ptolemais (Cyrene)?; auch die Stoiker und Neuplatoniker hatten
zwei Klassen Gläubige annehmen müssen. So redet Didymus,
fast mit den Worten des Origenes, von den ἀἁπλούστερριβϑ oder
1) Holl, Amphilochius S. 254 fl.
2) Z. B. de trin. III 3, 813 C (über den allgemeinen Charakter der
Sprüche Salomos).
3) Z. B. in psalm. 1613 BC vgl. ebenda Anm. 42.
4) Epist. 732 ad Evangelum (MPL 22, 677); 1195 ad Minervium et
Alexandrum (ebenda 968-970).
5) In prov. 1636 AB. 6) S. oben S. 48.
7) Epist. 105 S. 249 C Petavius (Paris 1612): Synesius will sein Bistum
verwalten τὰ μὲν οἴχοι φιλοσοφῶν τὰ δ᾽ ἔξω quAouv9oy.
8) De trin. II 3, 480 B; in acta apost. 1660 A u. ὅ.; vgl. Orig. de
princ. III 21 (MPG 11, 305 B: simpliciores) IV (364 B); contra Cels. I 7
ΠῚ τῷ VI 13. Auch Sokrates Scholastikus, ein Verehrer des Origenes, ge-
braucht den Ausdruck (hist. eccles. VI 7).
14. Origenismus. 61
ἀκεραιότεροι!. Sie verstehen nur den Wortsinn der Schrift; der
Psalmist? vergleicht sie daher nicht ohne Grund mit dem Vieh.
Von Gottes Vorsehung wissen sie nur wenig; z. B. sehen sie in
der Gefangenschaft nicht eine Fügung des Himmels, sondern ein
Gesetz des Krieges?. Ihre Anschauung, die &zxA4ovoréga διδα-
σχαλία, ist die orthodoxe?, ist die Theologie, die alle brauchen 5,
Die Führer der Kirche besitzen aber viel mehr als sie. Wenn
die Kirche der Leib Christi ist, so sind die Apostel die Knochen,
die σωματικώτερον πιστεύσαντες nur das Fleisch. Die Führer
der Kirche besitzen die Gnosis *, die góttliche Philosophie8. Diese
Philosophie hält Didymus für so notwendig, daß er glaubt be-
gründen zu müssen, warum die Apostel einfache Leute und nicht
Philosophen waren; er beantwortet das Problem durch die Er-
wägung: wären sie gelehrte Männer gewesen, so hätte man ihre
Weisheit leicht für Menschenweisheit halten können. Es gibt frei-
lich auch eine ψευδώνυμος Yvocıc!?, einen hellenischen Wissens-
dünkel 11, der das Christentum verspottet 12, Solche Gelehrsamkeit
ist natürlich vom Übel. Ihren Vertretern stünde es besser, wenn
sie weniger Erkenntnis und mehr Frömmigkeit besäßen !?. Sehr
auffällig ist es, daß Didymus einmal der gnostischen Vorstellung
nahe kommt, es gebe Menschen, die von Natur unfähig zum
Empfange des Heiles sind 1%.
2. Sehr oft!5 hebt Didymus hervor, daß Gott ἁπλοῦς oder
οὐσία ἁπλῆ ist. Alles Nichtgöttliche ist in mehreren Exemplaren
vorhanden: Gott ist nur einer!6. Die Folge dieser Einfachheit
ist die Unveränderlichkeit Gottes.
1) In psalm. 1160 A; vgl. Orig. in Jo. XIII 639 S. 23117 Preuschen.
2) Psalm 357. 3) In Job 1125 B.
4) Vgl. de trin. II 5, 489 B. 9) In I Petr. 1769 C—1770 A.
6) In psalm. 1281 C. *) In II Cor. 1720 A.
8) In psalm. 1584 B. 9) In I] Cor. 1700 BC.
10) In psalm. 1448 D. 11) De trin. III 24, 936 C.
12) In psalm. 1477 A. 13) Ebenda 1337 C.
14) De trin. II 20, 740 BC.
15) Z. B. de spir. s. 35, 1064 B (simplex; solitaria substantia); in psalm.
1500 C; sacra parall. MPG 95, 1353 B.
16) De trin. II 621 553 A u. 8. Derselbe origenistische Gedanke (vgl. z.B.
de princ. [16 MPG 11, 125 B: divinae naturae simplicitas ist kein compo-
situm) findet sich auch bei Athanasius (de decret. Nic. syn. 22; epist. ad
Sarap. III 4) u. a.
62 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
3. Aus Gottes Einfachheit ergibt sich weiter, daß Gott keine
Qualitäten (ποιότητες) hat. Nun haben aber alle Körper (oo-
ματα) Qualitäten. Also ist Gott unkörperlich!. Dieser Gedanke
wird von Didymus fast noch stärker betont als von Origenes?;
auf jeden Fall ist er ihm wertvoller als z. B. dem Athanasius?
oder dem Basilius* oder irgend einem anderen Theologen der
Zeit. Und doch gab es schon in den Tagen des Didymus eine
starke Partei unter den Asketen Ägyptens, die sich Gott nicht
ohne Augen, Ohren und Hände vorstellen konnte und gegebenen
Falls bereit war, ihre Anschauung mit dem Knüppel in der Faust
zur Geltung zu bringen 5. Didymus nennt Gott mit Vorliebe ἀσώ-
ματος. Gott ist deshalb auch ἀπερίγραφος καὶ τόπῳ ἀπεριό-
ριστος. Er ist ja keine αἰσϑητὴ ovola9, sondern νοητὴ οὐσίαϑ.
Das muß schon deshalb so sein, weil οὐδὲν αἰσϑητὸν ἀεὶ ὑπάρχεε 19,
Aber Didymus glaubt mit diesen Aussagen noch nicht genug
getan zu haben; er gelangt bis zu der Behauptung: Gott ist
ἀνωτάτω πάσης νοερᾶς, ἔτι μὴν καὶ νοητῆς κτίσεως 11. Ferner
hebt Didymus hervor, daß die Kategorien «größer» und «kleiner»
in keiner Weise in Beziehung zu Gott gesetzt werden dürfen !?.
Gott ist ἀμεγέϑης 13 (dieses Wort findet sich bei den christlichen
Theologen sehr selten, außer bei Didymus wohl nur noch bei
Cyrill von Alexandria) Weiter ergibt sich aus Gottes Geistig-
keit, daf auch die Serafim Gott nicht sehen kónnen!*: sie sahen
]) De trin. I 16, 333 B.
2) Z. B. de princ. 11 MPG 11, 121ff.
3) Athanasius begnügt sich mit der einfachen Aussage, daß Gott ἀόρα-
toc ἀσώματος ἄψαυστος ist, daher der Vater nicht größer sein kann als der
Sohn (contra gent. 29. 35; de decr. Nic. syn. 24; contra Arian. III 1).
4) Aus in Hexaém. I1 sehen wir, wie wenig consequent er in diesem
Falle denkt.
Ὁ) Sokrates hist. eccl. VI 7.
6) Z. B. in psalm. 1220 B 1328 BC; in Jo. 1645 B.
*) Cramer, Catenae etc. III S. 291; adv. Ar. et Sab. 13, 1300 B.
$) Cramer a. a. O. S. 291. 9) In psalm. 1413 C.
10) In I Jo. 1777 C. 11) De tnn. II 1, 449 A.
12) In Jo. 1652 B — 1653 A. Ähnlich Athanasius s. o. Anm. 3.
13) De trin. I 16, 332 C; 27, 397 C; II 1, 449 A 452 C; 616 544 C; III
40, 981 B; in psalm. 1328 BC.
14) De trin. II 1, 449 A; vgl. Orig. de princ. I 18 MPG 11, 128 B;
Alexander von Alexandria bei Theodoret hist. eccl. 1418 τάχα δὲ xal ἀγγέ-
λων καταλήψεως ὑπερέκεινα.
14. Origenismus. 63
also auch den Sohn nicht, bevor er Mensch ward !. Ja, Gott selbst
kann nicht in körperlichem Sinne sehen. Das ist kein Wider-
spruch zu Matth. 1127: aliud est videre, aliud cognoscere?. Dafür
sieht Gott, und er allein, τὸ τῆς διανοίας ἃ. Endlich ist aus der
Unkörperlichkeit Gottes zu folgern, daß die bildliche Redeweise
über Gott, deren sich die Bibel so oft bedient, nicht wörtlich zu
nehmen ist *. Gott ist Licht; aber nicht das Auge, sondern die
νόησις faßt seinen Glanz auf. Gott ist πνεῦμα; aber πνεῦμα ist
hier etwas ganz anderes, als Wind. Vor allem deutet Didymus
alle Anthropopathismen und Anthropomorphismen um, die in der
heiligen Schrift vorkommen. Gottes Zorn ist keine Leidenschaft 9:
Gott ist ganz leidenschaftslos?, kennt z. B. auch keinen Neid$.
Wenn es heißt «Gott erinnerte sich Noahs» ?, so darf man daraus
nicht schließen, daß Gott Noah vergessen hatte; hier gilt das Ge-
setz: ϑεοπρεπῶς ἀχουστέον 19, Redensarten wie «Gottes Antlitz»
und «Gottes Rücken» sind auch nicht wörtlich zu nehmen; viel-
mehr bedeutet «Gottes Antlitz» sein Dasein vor der Welt, «Gottes
Rücken» seine Schöpfung und Vorsehung!!. Auch den «Schoß
Gottes» und die «Rechte Gottes» versteht Didymus in übertragenem
Sinne !?. Die äußere Berechtigung zu diesem Verfahren findet er
darin, daß es an einer Stelle!? heißt, der Sohn sei zur Rechten
des Vaters, an einer anderen 14, der Vater sei zur Rechten des
Sohnes!*. In seiner Vergeistigung des Gottesbegriffs geht Didymus
so weit, daß er an einer Stelle!$ von dem Unterschiede zwischen
— —Ó—— —Ó — — — — ——
1) De trin. I 27, 404 B.
2) Orig. de princ. I 1s MPG 11, 129 A (dieses Stück rührt von Didy-
xnus her, s. o. S. 14 unter 11.
3) Sacra parall. MPG 95, 1080 C.
4) Ebenda 1085 D. 5) In Jo. 1645 B.
6) In psalm. 1176 C. 1) De trin. II 81 608 B.
8) Ebenda I 8, 270 C; 32, 425 B.
9) Genesis 81. 10) In genes. 1113 B.
11) In exod. 1116 A; vgl. in psalm. 12:6 A; in I Jo. 1799 A.
12) Áhnlich Athanasius contra Arian. I 61 und Basilius de spir. s. V1 15.
13) Psalm 1091 (Ixx). 14) Ebenda 158.
15) De trin. I 26, 392 C; in psalm. 1232 ABC; in acta apost. 1657 C
bis 1660 B. Vgl. de trin. I 32, 425 B; de spir. s. 38, 1060 C; in exod. 1113 C;
in Job 1121 D 1124 CD; in psalm. 1173 AB 1189 D 1205 D 1209 A 1220 BC
1325 C 1329 BC 1472 B 1480 C; sacra parall. MPG 66, 89 C; Corderius’
Johannescatene S. 196; MPG 39, 7109 B Anm. +1.
16) De trin. II 2, 461 C.
64 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Gott und der Schöpfung nur unter Beifügung einer entschuldigenden
Redensart zu sprechen wagt. Besonders wertvoll ist Didymus der
origenistische ! Gedanke: Gott könne nichts Materielles sein, weil
man an ihm .wesenhaft teilhaben kann,
4. Mit sehr starken Ausdrücken behauptet Didymus Gottes
Unerkennbarkeit. Der Kampf gegen die arıstotelische Gotteslehre
des ÀÁétius und Eunomius nötigte ihn auch hier, sich schärfer aus-
zudrücken, als Origenes? oder Athanasius*; doch haben z. B. den
Basilius die gleichen Gegner zu den gleichen Aussagen genótigt*.
Selbst der νοῦς kann Gott nicht schauen$. Gott ist ja ὑπερού-
cıos und προούσιος. Wenn man von seiner οὐσία redet, so
darf man nie vergessen, daß es eine ὑπερούσιος οὐσία (!)®, eine
ὑπερούσιος φύσις ist. Nur xarayonotuxac 19, nur durch Bilder !!
kónnen wir eine gewisse Vorstellung von Gott gewinnen. Erst
am Ende alles Geschehens wird uns volle Erkenntnis zuteil
werden 12, Jetzt können wir selbst kleine Werke Gottes nur
schwer erfassen !”. Vermögen doch auch die Engel!*, ja selbst
die Erzengel 15 Gott nicht zu erkennen. So kommt Didymus zu
dem Satze: τὸ αἰτίας τῶν ὑπὲρ πᾶσαν αἰτίαν καὶ νόησιν ἀπο-
διδόναι τολμηρόν᾽ τὸ δὲ ϑαυμάζειν τὸ ϑεῖον ... ἀσφαλές 15.
Sicher ist nur die Gotteserkenntnis, die aus der Schrift stammt:
ἐχεῖνα μόνον ἀσφαλὲς ἅπερ πρὸς τὰ μέτρα ἡμῶν ἐδίδαξαν ai
1) De princ. I 121 MPG 11, 122 A — 123 A.
2) De spir. s. 8, 1039 C u. ὅ.
3) De princip. I 15 (MPG 11, 124 A); contra Celsum VII 42—51 (ἐπέ-
κεινα τῆς οὐσίας).
4) Contra gentes 2. 35—38 (ὑπερέχεινα πάσης οὐσίας xal ἀνϑρωπίνης
ἐπινοίας).
5) Adv. Eunom. I 12—15: Gottes οὐσία, wie auch die der Natur, er-
kennen nur Sohn und Geist; wir wissen nur, wie Gott ist.
6) De trin. II 5, 505 A; vgl. τ, 560 AB; adv. Ar. et Sab. 3, 1281 D;
in I Jo. 1787 BC.
*) De trin. II 4, 484 A.
S) Ebenda III 247 804 C; 17, 877 B.
9) Ebenda IL 31 600 C; vgl. I 9, 284 A (ἐν τῷ ὑπὲρ βουλὴν καὶ νοῦν
φύσει).
10) De spir. s. 38, 1066 A. 11) De trin. I 15, 308 A.
12) In psalm. 1317 B. 13) De trin. I 36, 437 € — 440 A.
14) De trin. II 4, 481 A; vgl. Alexander von Alexandria bei Theodoret.
hist. eccl. I 419.
15) De trin. I 36, 440 A. 16: De trin. I 9, 281 B.
14. Origenismus. 65
yoapal!: auch die Erkenntnis, die uns die Schrift vermittelt, ist
sehr unvollkommen und entspricht oft dem Wesen der Gottheit
nicht, da sie uns angepaßt werden mußte.
5. Von Gottes ewiger Schöpfertätigkeit redet Didymus adv.
Ar. et Sab. 5, 1288 A (Gott ist ewig ἐνεργής) und wohl auch de
trin. 1 8, 277 B (Gottes Gedanken sind zugleich Handlungen: οὗ
αἱ νοήσεις ποιήσεις εἰσίν).
6. Didymus’ Engellehre ist durch und durch origenistisch;
nur Origenes Vorstellung von den Sternengeln? wird abgelehnt.
Didymus schreibt den Engeln zwar keine gravia et passibilia
corpora zu; aber er scheint doch vorauszusetzen, daß sie eine Art
Leib besitzen 5. Diese Anschauung liegt wohl auch der Mahnung
zugrunde, man solle sich beschüftigen mit dem Gerichte, d. h. mit
der διαφορὰ τῶν σωμάτων δ: das Gericht besteht darnach darin,
daß die Seelen je nach ihrem Verhalten Leiber verschiedener Art
erhalten. Auch Didymus Anschauung von den Schutzengeln ist
durchaus origenistisch 7.
7. Origenes Lehre von der Präexistenz der Menschenseele
wird nicht nur in I Petr. 1755 AB vorausgesetzt, sondern vor
allem in der Schrift an Rufinus über die Frage, warum kleine
Kinder sterben?. Diese Frage kann ja nur einem ÖOrigenisten
Schwierigkeiten bereiten, der die Einkerkerung der Seele in den
Leib als eine Strafe für einen vorzeitlichen Sündenfall betrachtet.
Man muß sagen, daß Didymus das Problem von seinem Stand-
punkte aus sehr geschickt gelóst hat: er meint, die Seelen früh
sterbender Kinder hätten nur wenig gesündigt; so würde ihr
Vergehen durch eine kurze Haft genügend gesühnt. Übrigens
liegt der Präexistentianismus auch der Erörterung de trin. III
1, 773 C 777 B und anderen Stellen zugrunde?. Die mit
ihm oft verbundene Lehre von der Seelenwanderung lehnt
Didymus ab 19.
—— . ἢ De trin. II 5, 505 A.
2) Adv. Ar. et Sab. 3, 1284 CD 1285 A.
3) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte I? S. 629 Anm. 4.
4) Vgl. S. 13 Anm. 2.
5) De trin. II 4, 491 B; in II Petr. 1773 A.
6) MPG 39, 1109 B.
7) Vgl. Abschnitt 15 unter D. 8) S. oben S. 11 unter 5.
9) Vgl. oben S. 42.
10) In Job 1145 D; in psalm. 1332 D.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3 5
66 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
8. Von Origenes beeinflußt ist auch Didymus’ Psychologie.
Origenes dachte, wie Plato, trichotomisch!. Nun finden sich
allerdings bei Didymus sehr viele Stellen, die rein dichotomisch
klingen und den Menschen nur aus Leib und Seele (ψυχῇ) be-
stehen lassen?. Das darf uns nicht wunder nehmen: Athanasius
dachte wohl dichotomisch ? und tausend andere mit ibm; Nemesius
von Emesa konnte erklären: τὸν ἄνϑρωπον ἐχ ψυχῆς εἶναι καὶ
σώματος 6 χοινὸς ὑποβάλλει λόγος. Andrerseits finden wir bei
Didymus des öfteren trichotomische Erörterungen, die ganz an
Plato erinnern. So verwendet er de trin. I 9, 288 A die Wendung
τὸ συνεστάναι ἐχ ψυχῆς xol σώματος καὶ τὸ εἶναι λογικόν.
Ähnliche Redensarten lesen wir ebenda 15, 301 A: ἄψυχον καὶ
ἄλογον, ἔμψυχον καὶ λογικήν; ferner in psalm. 1324 A 1400 A;
in prov. 1625 B 1636 C. Besonders lehrreich ist in prov. 1628 A:
hier scheidet Didymus λογικὴ ψυχή, ϑυμικόν, ἐπιϑυμητικόν ὅ.
Ähnlich wird in psalm. 1256 A ϑυμοειδές und ἐπιϑυμητικόν
getrennt. Bei Cramer, Catenae usw. Ill S. 378 bezeichnet Didymus
die ψυχικὴ φύσις als eine μεσότης. Zum Überflusse wird durch
Gennadius von Massilia6 bezeugt, daß Didymus von vielen als
Trichotomiker betrachtet wurde. Didymus hat den Gegensatz
von Dichotomie und Trichotomie wohl ähnlich vermittelt, wie ihn
Gregor von Nazianz?, Makarius Ägyptius® und gelegentlich auch
Athanasius? vermittelt haben: er betrachtete den »ovg als einen
Teil der ψυχή. So ist de trin. III 1, 773 B die Rede von dem
1) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte I3 S. 632.
2) De spir. s. 54, 1079 C; contra Manich. δ, 1092 C; 6, 1093 BC; in
Job 1145 A; in psalm. 1185 CD 1245 A 1597 D; in prov. 1624 D; in II Cor.
1721 A 1725 C; in I Petr. 1765 A; Hieron. epist. 1195 ad Minervium et
Alexandrum (MPL 22, 969f). Besonders deutlich ist in psalm. 1520 BC:
εἰ xal μὴ ἄλλος ὃ σύνϑετος ἄνϑρωπος παρὰ τὴν ψυχὴν χαὶ τὸ σῶμα, ἐξ
αὐτῶν γὰρ τούτων συντέϑειται, usw.
3) Stülcken TU Neue Folge IV 4 S. 100 Anm. 2.
4) De natura hom. 1.
5) Vgl. Sarapion von Thmuis bei Euagrius, Gnosticus (Sokrates hist.
eccl. IV 23).
6) De eccles. dogm. 20. Mingarelli (MPG 39, 223) verweist auch auf
Hieronymus’ Bemerkungen über Vertreter der Trichotomie epist. 12010 ad
Hedibiam (MPL 22, 1005).
7) Holl, Amphilochius S. 163.
8) Homil. 7s S. 105 Pritius (Leipzig 1698).
4) Contra gentes 30.
14. Origenismus. 67
Teile der ψυχή, der vontov ist. In psalm. 1256 AB stellt Di-
dymus einander gegenüber τὸ dextix0» φωτὸς τῆς ψυχῆς μόριον
ἤτοι δύναμις, τοῦτ᾽ ἔστιν ὁ νοῦς, ὃ καὶ λογιστικόν τινες καλοῦσιν,
und τὸ σχότος αὐτῆς τὸ ϑυμοειδὲς καὶ ἐπιϑυμητικόν; letzteres
ist sozusagen das σῶμα τῆς ψυχῆς. Ähnlich wird in psalm.
1577 C das ϑυμιχὸν μέρος τῆς ψυχῆς der νόησις entgegenge-
setzt. In Corderius’ Johannescatene S. 265 stellt Didymus neben
den ἔσω ἄνϑρωπος, d. h. den νοῦς, den ἔξω ἄνϑρωπος ὁ σω-
ματικώτερος. Hier wird also vorausgesetzt, daß die ψυχή im
engeren Sinne dem Leibe näher steht als dem »ovg. Dieselbe
Voraussetzung scheint in II Cor. 1712 C gemacht zu werden.
Warum Didymus nicht die reine Trichotomie vertritt, vermag ich
nicht zu sagen. Sicher ist wohl, daß diese später durch Apollinarius
von Laodicea diskreditiert wurde. Auf das Verhalten des Di-
dymus kann das aber kaum schon eingewirkt haben !.
9. Für dieZukunftserwartungen der alten Kirche hat Didymus
gar kein Verständnis. Einmal spricht er es, vielleicht unter dem
Eindrucke der wachsenden Häresie oder der arianischen Ver-
folgung, als seine Überzeugung aus, das Weltende sei nahe?: er
redet von dem μισόχαλος ἀντίχριστος, οὕτινος, Og τεχμηριοῖ
τὰ πράγματα, ὁ ἀγωνίας δεινῆς γέμων χρόνος ἤγγικεν ἤδη.
Aber dieses Wort kann nur der Eindruck einer flüchtigen Stimmung
sein. Wie wenig Sinn Didymus für alle Eschatologie hatte, zeigt
aufs deutlichste seine «Erklärung» von I Cor. 1551, die das gerade
Gegenteil einer Erklärung ist?. Sie ähnelt der des Akacius von
Cäsarea* und seltsamerweise auch der Diodors von Tarsus’,
sticht dagegen recht unvorteilhaft ab von den verständigen Aus-
führungen des Theodorus von Heraklea (Perinthus) und des Apolli-
narius von Laodicea®: Apollinarius ist wohl überhaupt der letzte
griechische Theolog, der einen Sinn besaß für die Hoffnungen
des Urchristentums. Didymus verwirft vor allem, und mit sehr
1) Die hier dargestellte Vermittelung zwischen Dichotomie und Tricho-
tomie wurde in der griechischen Kirche orthodox; vgl. Loofs, Leitfaden zum
Studium der Dogmengeschichte? S. 185 über Johannes von Damaskus.
2) De trin. II 27, 765 A.
3) Hieron. epist. 1105 ad Minervium et Alexandrum (MPL 22, 968). —
Auch für das Wesen der Prophetie hat Didymus kein Verständnis :in acta
apost. 1677 AB),
4) Hieron. a. a. O. 7 (971f.. 5) Ebenda 5 (9681,
0) Ebenda 4 und 4 (967 f).
>*
68 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
scharfen Worten, die Lehre von den zwei Auferstehungen (Offb.
20s und 13)! und den Chiliasmus: frivola quaedam et tepida pro-
ferunt aliqui putantes eam (d. h. die himmlische haereditas) se
percipere in terrena Jerusalem; mille annis existimant esse deli-
ciarum praemia proprietate recepturos ? (das biblische Offenbarungs-
buch hat Didymus selbstverstündlich für echt und kanonisch ge-
halten). In seinen positiven Darlegungen spiritualisiert Didymus
die Auferstehung des Leibes so weit als nur irgend angüngig.
Er redet zwar von der Auferstehung auch eines σώμα 3. Er hebt
sogar hervor, daß zwischen dem irdischen Leibe und dem Auf-
erstehungsleibe ein gewisser Zusammenhang besteht: σπέρματος
λόγον τὸ νῦν ἡμῶν σῶμα ἔχει πρὸς τὸ ἐξ ἀναστάσεως". Aber
viel stärker wird betont, daß alles Sichtbare vergeht*. Alles
Sichtbare hat ja einen Anfang: was aber einen Anfang hat, wird
auch einmal ein Ende finden®. So kann der alte Leib nur auf-
erstehen, nachdem er ein ganz anderer, ein geistiger Leib ge-
worden ist”, ein incorruptibile et spirituale corpus®. Das ewige
Leben besteht deshalb in einem ἀγήρως χατὰ τὸ νοητὸν uE-
νεῖν ἐν νεότητι xol ἠπιότητι xal ἀϑανασίᾳ ?. Das himmlische
Erbe ist durchaus intelligibel !%: leibliche Speisen wird es im
Jenseits nicht geben !!,
10. Nach Hieronymus !? hat Didymus auch Origenes’ Lehre
von der Wiederbringung aller Dinge vertreten!?. Suchen wir
nach Zeugnissen für diese Anschauung in Didymus’ eigenen
Schriften, so müssen wir erstaunen, daß hier sehr oft von der
ewigen Strafe und ihrem unauslöschlichen Feuer die Rede ist.
Das Wort αἰώνιος findet sich in diesem Zusammenhange z. B.
adv. Ar. et Sab. 6, 1289 C; de trin. II 12, 669 A; contra Manich.
1) Ebenda 5 (969). 2) In I Petr. 1756 BC.
3) Cramer, Catenae usw. lll S. 373.
4 [n psalm. 1300 A.
9) In acta apost. 1661 C; in II Cor. 1701 CD.
6* De trin.1 15,321 B; II 63 513 A; Pseudobasil. adv. Eunom. 684 C.
1; In II Cor. 1704 B. 8) In epist. Jud. 1818 C.
9) De trin. II 1, 453 A. 10) In I Petr. 1756 C.
11) In psalm. 1432 A; vgl. Origenes de princ. II 112 f. (MPG 11, 242).
12) S. oben S, 13 unter 11.
3: Vgl. Neander, Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und
Kirche TV4 (1864) S. 458. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 118
/ S. 165 Anm. 3.
14. Origenismus. 69
13, 1104 A; 14, 1104 B; in psalm. 1244 D 1316 A 1585 B; in
II Cor. 1724 D. De trin. II 12, 669 A ist von der ἄσβεστος φλόξ
die Rede. Und de trin. II 26, 749 C wird hervorgehoben, daß
die Strafe οὐχ ἕως τοῦ παρόντος αἰῶνος ἀλλὰ καὶ τοῦ μέλ-
λοντος dauert. Ganz in Übereinstimmung damit heißt es in
psalm. 1372 C, daß man nur in diesem Weltalter Buße tun
könne. Auch Stellen wie in psalm. 1521 B; in epist. Judae 1818 A;
Hieronymus epist. 1195 ad Minervium et Alexandrum (MPL 22,
970) scheinen die Apokatastasis auszuschließen. Trotzdem finden
wir bei näherem Zusehen in den Werken des Didymus Gedanken
genug, die Hieronymus’ Angabe bestätigen.
a) Didymus hebt des öfteren, allerdings in ganz allgemeinen
Wendungen, wie Gregor von Nyssa, hervor, daß Jesus’ Tod das
Universum erlöst!. Jesus rettet alles, was ım Himmel und auf
der Erde ist? Er ist der σωτὴρ οὐρανοῦ καὶ γῆς καὶ ϑαλάσσης 5.
Auch Ausdrücke, die an sich genau so unverfänglich sind wie
z. B. Joh. 31e, gewinnen von hier aus Bedeutung; so ἡ πάντων
oornola‘, χαϑολικὴ καὶ γενιχὴ σωτηρία 5, salvator mundi 5.
b) Insbesondere sagt Didymus von den gefallenen Engeln,
daß sie Sehnsucht nach dem Heile haben? und von Jesus erlöst
worden sind*. Daß dies auch vom Teufel gilt, wird wohl in psalm.
1340 C angedeutet: εἰ περὶ τοῦ σατανᾶ ταῦτα (Psalm 36536 lxx)
λέγοιτο, ἐπεὶ ἄρχων τοῦ χύσμου τούτου εἴρηται, παρέρχεται
δὲ οὗτος ὁ κόσμος, ζητήσας τις ἐν τῷ μέλλοντι αἰῶνι τὸν τόπον
τούτου τοῦ ἄρχοντος οὐχ εὑρήσει. Scheinbar wird die Vorstellung
von der Erlösung der Engel abgelehnt de trin. II 7, 589 A: ὁ ϑεὸς
λόγος οὐ διὰ τοὺς ἁμαρτήσαντας ἀγγέλους ἄγγελος ἀλλὰ διὰ
τοὺς ἐν ἁμαρτίᾳ ἀνϑρώπους ἄνϑρωπος 9. Indessen darf diese Stelle
keine hohe Beweiskraft in dem angedeuteten Sinne beanspruchen.
Erstens ist sie, wie der ganze Abschnitt, aus dem sie genommen
1) Vgl. Dräseke, Gesammelte patristische Untersuchungen, Altona und
Leipzig 1889, S. 205.
2) In I Petr. 1770 B. 3) De trin. I 28, 409 C.
4) Ebenda I 27, 404 B. 5) Ebenda 405 A.
6) De spir. s. 45, 1073 B.
7) In 1 Petr. 1759 B; dazu Lücke MPG 39, 1739 A — 1740 B.
8) In I Petr. 1770 BC; dazu Lücke ebenda 1740 B — D. Daß die
superiora rationalia die Engel sind, lehrt in II Petr. 1773 A.
9) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113 S. 165 Anm. 3.
10 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ist, stark rhetorisch gefärbt. Zweitens schließt sie, wenn man
sie genau nimmt, gar nicht aus, daß der Gottmensch die Engel
erlóste; sie will nur sagen, daß der Sohn nicht Gottengel ward.
Und drittens steht sie in einer dogmatischen Schrift In
dogmatischen Schriften baben aber die Theologen auch des
vierten Jahrhunderts sehr oft ἐρεστεκῶς geredet und anstößige
Dinge nur verblümt zum Ausdruck gebracht: ihre wirkliche
Ansicht erfährt man aus den wissenschaftlichen Commentaren
viel sicherer !.
c) Nach in psalm. 1340 C 1441 CD wird es im Jenseits keine
sündigen Menschen mehr geben, nicht etwa weil ibre ovoía ver-
nichtet wird, sondern weil ihre sündige Beschaffenheit (xootry)
aufhört (von hier aus versteht sich vielleicht die Bemerkung in
psalm. 1413 À: auch im Jenseits werden wir Gottes Erbarmen
nótig haben) Diese scharfe Formulierung deutet uns zugleich
an, welchen Wert für Didymus die Lehre von der Wieder
bringung aller Dinge hat: unermüdlich rief er den Mani-
chäern entgegen, daß das Böse keine οὐσία ist, sondern eine
ποιότης. und daß es Gott vernichten wird?: schienen nicht diese
Gedanken die Lehre von der Apokatastasis zu fordern?
d) Sehr wertvoll ist Didymus der Gedanke, daß Gottes Strafen
erziehen und bessern sollen. Die Vorstellung von Strafen, die nur
strafen d. h. Rache nehmen, ist ihm vollkommen fremd: man
wird daraus wohl schließen dürfen, daß ihm auch die orthodoxe
Vorstellung vom Endgerichte fremd ist. Didymus berührt sich
also in diesem Punkte sehr stark mit Origenes, der zuerst eine
Art Fegefeuer gelehrt hat”. Am deutlichsten ist die genannte
Lehre de trin. II 12, 673 A ausgesprochen: Gottes νοητὸν zup
vollendet die Reinigung des Menschen, die das Taufwasser be
gonnen hat. Ähnliche Gedanken werden ausgesprochen contrs
Manich. 2, 1058 D: die bósen Menschen und der Teufel werden
bestraft, sind also τρεπτοί, d. ἢ. besitzen die Fähigkeit, sich zu
1) Auch in den sehr gelehrten Erörterungen adv. Ar. et Sab. 7, 1292Bf
und 13, 1300 C, die der Laie kaum versteht, kann man die Anschauung
von der ἀποχατάστασις versteckt finden. Hatte doch schon Origenes die
Apokatastasis als etwas Esoterisches betrachtet (Harnack, Lehrbuch der
Dogmengeschichte 13 S. 645f).
2' Vgl. z. B. contra Manich. 2, 1088 CD 1089 A.
3 Harnack. Lehrbuch der Dogmengeschichte I3 S. 645f.
14. Origenismus. 11
bessern; ebenda 17, 1108 C: «die Strafe wird angedroht, damit
die Bäume! sich ándern»; in psalm. 1176 B: «das Gericht ist da,
um zu helfen»; ferner in psalm. 1261 ABC 1404 C 1619 BC;
sacra parall. MPG 96, 397 A, auch 320 D — 321 A. — In psalm.
1209 B scheint Didymus vorauszusetzen, daß ganz Gottlose
überhaupt nicht auferstehen. Meint Didymus damit Sarkiker,
die unfühig sind, sich zu bekehren?? Oder will er nur die Vor-
stellung ausdrücken, daß die Gottlosen nicht als Gottlose aufer-
stehen werden, sondern als solche, die durch Strafen gebessert
worden sind ??
Wenden wir uns nun zurück zu den oben? angeführten
Stellen, die Didymus als Vertreter der kirchlichen Lehre vom
Gerichte erscheinen lassen, so werden wir ihnen auf Grund der
gewonnenen Erkenntnisse keine Beweiskraft zubilligen können.
Was zunächst die Verwendung vou αἰώνεος im Zusammenhange
mit Feuer und Strafe betrifft, so kann hier αἰώνεος nicht «ewig»
heißen. Es bedeutet aber wohl auch nicht so viel wie divinus,
wie Lücke annimmt, sondern etwa «ein Weltalter andauernd»
d. h. «lang andauernd». Wir sind in der glücklichen Lage,
das beweisen zu können. .De trin. II 64 516 D — 517 C er-
klärt Didymus ausdrücklich, daß das Wort αἰώνιος einen doppelten
Sinn hat. Einmal heiße es «ewig» im strengen Sprachgebrauche
und könne dann nur als Attribut Gottes verwendet werden.
Zweitens bedeute es etwas, das ἀπὸ χρόνου καὶ τρεπτόν sei:
nur dieses αἰώνεος darf von den Strafen ausgesagt werden. Was
sollte auch das Wort ὑπεραιώνιος ὃ für eine Daseinsberechtigung
haben, wenn schon das bloße alavıog nur «ewig» im strengen Sinne
bedeutet? Übrigens konnte Didymus auch den Grundsatz, alle
Veränderung sei eine Art Tod’, recht gut zur Verteidigung
seiner Anschauungen verwenden. Alle Widersprüche in den
Gedanken des Didymus lassen sich freilich auf diesem Wege
nicht beseitigen. Die Redeweise von der ἄσβεστος φλόξ usw.
fügt sich keineswegs in den Rahmen der Apokatastasislehre.
1) Matth. 310 Luk. 39.
2) S. oben S. 61 unter 1.
3) S. oben S. 70 unter c. 4) S. 68 ἢ
5) MPG 39, 1741 CD und ebenda Anm. 19.
6) De trin. II 68 513 B; 4 516 A.
7) Ebenda 63.512 C.
72 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria,
Man muß wohl annehmen, daß Didymus sich zu wiederholten
Malen, sei es nun absichtlich oder unabsichtlich, dem volkstüm-
lich orthodoxen Sprachgebrauche enger angeschlossen hat, als es
ihm seine Überzeugung hätte erlauben dürfen. Kann man daraus
schließen, daß ihm die Anschauung von der Wiederbringung
aller Dinge nicht sonderlich wertvoll war?
11. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß Didymus, wie
Origenes, sich das «Fegefeuer» nicht als ein irdisches Feuer ge-
dacht hat. De trin. II 12, 673 A wird es ausdrücklich νοητὸν
πῦρ genannt und mit Gott selbst identificiert: ὁ γὰρ ϑεὸς πῦρ
xatavaA(óxovi. In psalm. 1480 D wird das Feuer des Gerichtes
als Gottes Zorn gedeutet. An einer Stelle?, bei Erklärung von
II Cor. 11s, scheint Didymus sogar das Gerichtsfeuer aus seinem
eschatologischen Zusammenhange ganz herauszureißen und in das
Menschenleben auf Erden zu verlegen: δυνατὸν τὸν ὑπὸ τοῦ
ἀληϑινοῦ φωτὸς γινόμενον ἐν ταῖς ψυχαῖς φωτισμὸν ἡμέραν
εἶναι τοῦ xvolov. Auch in psalm. 1160 B 1201 B 1212 AB und
in Jo. 1645 C — 1648 A scheint das Fegefeuer spiritualisiert zu
werden. Sehe ich recht, so ist Didymus auch in diesem Punkte
sich nicht treu geblieben. In psalm. 1209 B scheint er ein End-
gericht mit leiblichen Strafen anzunehmen: ὁ Χριστός ἔστεν,
ov tà βήματι φανερωϑῆναι πάντας del, iva κομίσηται ἕκαστος
τὰ διὰ τοῦ σώματος πρὸς ἃ ἔπραξεν εἴτε ἀγαϑὸν εἴτε χαχόν
(II Cor. 510). Doch ist mir die Deutung dieser Stelle nicht sicher.
C. Beurteilung.
Sucht man ein Urteil zu gewinnen über die Art von Didymus'
Origenismus, so ist zweierlei zu beachten.
1. Wenn man auf das einzelne sieht, so ergibt sich, daf
Didymus stärker von Origenes abhängig war, als irgend
ein anderer Theolog seiner Zeit, den wir kennen. Vielleicht
kann man ihm Euagrius Pontikus zur Seite stellen. Wir wissen
von Euagrius, daß er die Präexistenz der Seelen lehrte: deswegen
haben ihn spätere Jahrhunderte, immer zusammen mit Didymus,
des öfteren verurteilt. Man wird hierin wohl klarer sehen, wenn
einmal die syrischen Euagriustexte zugünglich gemacht werden.
Vielleicht ist auch Synesius von Ptolemais ein Nebenbuhler des
1) Deut. 424 98. 2) In II Cor. 1088 A.
14, Origenismus. 73
Origenisten Didymus; er erklärt in seinem berühmten 105. Briefe !:
ἀμέλει τὴν ψυχὴν οὐχ ἀξιώσω ποτὲ σώματος ὑστερογενῆ νομί-
bet τὸν χύσμον οὐ φήσω xal τἄλλα μέρη συνδιαφϑείρεσϑαι"
τὴν καϑωμιλημένην ἀνάστασιν ἱερόν τι xal ἀπόρρητον ἥγημαι
καὶ πολλοῦ δέω ταῖς τοῦ πλήϑους ὑπολήψεσιν ὁμολογῆσαι.
Darnach hat Synesius wohl die Präexistenz der Seelen, Gottes
ewige Schöpfertätigkeit und eine stark spiritualisierte Aufer-
stehungslehre vertreten. Aber es ist fraglich, ob wir Synesius
hier überhaupt zum Vergleiche heranziehen dürfen: nach allem,
was wir wissen, war er mehr Platoniker als Origenist. Desto
sicherer ist, daß Didymus dem Origenes treuer gefolgt ist, als der
Theolog, den man gemeiniglich als den klassischen Origenisten
des vierten Jahrhunderts bezeichnet, Gregor von Nyssa, also
selbstverständlich auch treuer als Gregor von Nazianz oder gar
Basilius der Große, die doch ebenfalls von Origenes viel gelernt
hatten?, Gregor von Nyssa lehrt wohl die Erlósung aller und
die Apokatastasis?, bekämpft auch den Chiliasmus und die An-
nahme mehrerer Auferstehungen*. Aber die Prüexistenz der Seelen
und den vorzeitlichen Sündenfall wagt er nicht zu behaupten:
er vertritt den Traducianismus. Das ist deshalb besonders auf-
fallend, weil der Präexistentianismus im vierten Jahrhundert
durchaus nicht so selten ist, als gewóhnlich angenommen wird:
auch Hieronymus und Augustinus sind ihm zuzeiten nahe ge-
wesen. Wie fern sich hier Gregor von Nyssa und Didymus
standen, lehrt ein Vergleich von Gregors Schrift περὶ τῶν v5-
πίων πρὸ ὥρας ἀφαρπαζομένων πρὸς Teorov5 mit Didymus'
gleichartiger Schrift an Rufinus. Auch in anderen Punkten
denkt Gregor weniger origenistisch als Didymus: er nennt die
Engel ἀσώματοιδ usw.
2. Sehen wir auf das Ganze von Didymus' Weltanschauung,
so kommen wir zu einem ganz entgegengesetzten Urteile. Das
Interesse, das Didymus an Origeneshat, ist das Interesse
eines Antiquars, und nicht das Interesse eines Denkers. Das
zeigt zunüchst die Leichtigkeit, mit der er die sonst von ihm treu
1) Edidit Petavius (Paris 1612) S. 249 B.
2) Holl, Amphilochius S. 162 f.
3) Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113 S. 165.
4) Epist. 3 (MPG 406, 1024 AB) 5) MPG 46, 161—112.
6) MPG 4, 173 A.
74 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
eingehaltenen Wege des Origenes gelegentlich verläßt und sich
der volkstümlichen Anschauung anbequemt. Das zeigt vor allem
das Fehlen fast jeder Speculation und jeder Lust zur Specu-
lation: kaum die Grundzüge des speculativen Systems seines
Meisters hält er fest. Man wird bier billig nicht zu viel von
Didymus verlangen. Auch ein Denker wie Synesius zog nicht
alle Folgerungen der Philosophie: viele Lehrer der Weltweisheit
hatten zu dessen Zeit erkannt, daß geschlechtliche Enthaltsamkeit
die Consequenz des Platonismus sei; aber Synesius lebte nicht
asketisch!. Trotzdem muß man sagen: was Didymus in Conse-
quenzlosigkeit leistet, übersteigt alle Begriffe. Die trinitarischen
Sonderlehren des Origenes deutet er um: als ob sie nicht ihre feste
Stelle in dem Systeme hätten! Die Kosmologie entfernt er zum
Teile: er bemerkt nicht, daß ohne die Kosmologie die gesamte Welt-
anschauung des Origenes zusammenbricht! Nur für eine Seite
an der Lehre des Origenes hat er Verständnis: für den Spiritu-
alismus, der ja seinen asketischen Neigungen entgegenkommt
und in gewisser Weise deren wissenschaftliche Begründung bietet.
Was Didymus sonst von Origenes übernimmt, ist im Grunde nur
ein Conglomerat von Einzelheiten. So sehen wir hier besonders
deutlich, wie wenig einheitlich Didymus denkt und wie sehr er
von zufälligen Eindrücken abhängt. Im Grunde hat Gregor von
Nyssa, ja selbst Gregor von Nazianz und Basilius von Cäsarea
mehr von Origenes gelernt, als Didymus: sie hatten alle denken
gelernt und fanden Freude am Denken; und wenn sie im einzelnen
recht wenig von Origenes übernahmen, so hatten sie doch einen
Hauch seines Geistes verspürt.
15. Frömmigkeit.
Die Frömmigkeit des Didymus bietet dasselbe Bild, wie
seine wissenschaftliche Weltanschauung. Von den verschiedensten
Seiten hat er auch hier Anregungen empfangen, hat sie alle sorg-
fältig gebucht. Hundert Gedanken, gleichartige und ungleich-
artige, stehen friedlich nebeneinander; aber es fehlt der starke
Wille, der sie zu einer Einheit verbindet, der Wille, der einen
Klemens von Alexandria, einen Origenes, einen Athanasius, einen
1) Epist. 105 S. 248 D — 249 A Petavius.
| 15. Frömmigkeit. 15
Augustinus groß gemacht hat. So drängt uns Didymus immer
vor die Frage: sind ihm all diese hundert Gedanken wertvoll
gewesen? oder war ihm vielleicht keiner von ihnen besonders
wertvoll?
Ich möchte auf keinen Fall leugnen, daß das letztere mög-
lich ist. Die Frömmigkeit tritt in der Tat in den Schriften des
Didymus sehr stark zurück. Es ist bekannt, wie wertvoll dem
Athanasius zur Bekämpfung der Arianer der Beweis ist, den er
mit seiner Lehre von der Vergottung des menschlichen Fleisches
durch den Gottmenschen führen kann. An schier zahllosen
Stellen vertritt er mit Nachdruck den Gedanken: der Leib des
Logos muß vergottet worden sein, wie unser Leib vergottet
werden wird; sonst ıst es nichts mit unserem Heile. Ich ver-
weise auf contra Arian. I 42f. 51; II 13f. 66f. 69f; III 39; de
synod. 51; epist. ad Adelph. 81!. So stark wird diese physische
Vorstellung vom Heile bei Athanasius betont, daß man gemeint
hat, er habe sich das Heil gar nicht anders denken kónnen oder
wollen. In Wahrheit hat Athanasius die Anschauung von der
ϑεοποίησις nur deshalb in den Vordergrund gerückt, weil sie
allein ihm bei der Bestreitung des Arius Dienste leisten konnte:
in der Schrift de incarn. verbi, der die antiarianische Spitze fehlt,
ist der Gedanke, daß der Heiland die volle Erkenntnis bringt,
ebenso breit ausgeführt, wie der andere, daf er uns Unsterblich-
keit schenkt. Aber ist nicht gerade die Einseitigkeit von Atha-
nasius Erlösungslehre in seinen antiarianischen Schriften ein
unanfechtbarer Beweis für die Tatsache, daß seine gesamte Christo-
logie soteriologisch orientiert war? Und Athanasius hat Schule
gemacht. Die Kappadozier haben seine soteriologischen Beweise
aufgenommen, erweitert und umgestaltet, vor allem auf die Lehre
vom heiligen Geiste ausgedehnt?. Aber Didymus gehört in diesem
Falle nicht zur Schule des Athanasıus. In seinem Riesenwerke
de trin. muß man lange suchen, ehe man eine leise Andeutung
eines Beweises aus der Erlósungslehre findet. So heißt es I 15,
300 B: οὐδὲν χτιστὸν οὐσιοῦν ἢ ἀπαϑανατοῦν ἢ λογικοὺς
1) Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113 S, 203.
2) Vgl. z. B. Basilius advers. Eunom. III 5 (MPG 29, 665 B): der Geist
vergottet, muß also selbst Gott sein. Ähnliche Gedanken deutete aller-
dings bereits Athanasius an (epist. ad Sarap. I 24).
16 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ποιεῖν δύναται; und Il 2, 461 A: οὔτε δέ τις τύχοι ἂν μετοχῆς
ϑεότητος ἀληϑοῦς διὰ χτίσματος; vgl. auch 117, 572B. In den
älteren Schriften des Didymus fehlen diese Gedanken wohl ganz.
Der Beweis allein aus Schriftstellen herrscht überall vor. Man
kann wohl Gründe für dieses Verhalten des Didymus anführen.
Er mußte früh die christologischen Erörterungen zu trinitarischen
erweitern: die Gottheit des Geistes ließ sich aber nicht so leicht
soteriologisch beweisen, wie die des Sohnes. Überhaupt scheint
die Begründung aus der Erlösungslehre gegen Ende des aria-
nischen Streites etwas zurückgetreten zu sein (die Werke des Atha-
nasius nötigen wohl selbst zu diesem Schlusse); erst Apollinarius
von Laodicea hat sie wieder zum Leben erweckt; aber Didymus
hat sich an dem Kampfe gegen Apollinarius kaum beteiligt.
Trotz alledem müssen wir über Didymus urteilen: die Frömmig-
keit tritt in seinen Gedankengängen über Gebühr zurück. Von
einem Theologen, der dazu ein Lehrer seiner Zeit sein will, darf
man doch erwarten, daß er Sinn hat für das Herz seiner Religion.
Fehlte es vielleicht in dem zurückgezogenen, allzu ruhigen Leben
des Didymus an äußeren Anlässen, die ihm Weckrufe der Fröm-
migkeit hätten werden können?
A. Das Heil
1. Nach der wichtigen Stellung, die die Askese im Leben
des Didymus einnimmt, möchte man erwarten, daß im Mittel-
punkte seiner Frömmigkeit der Gedanke steht, der Mensch werde
in irgend einer Weise vergöttlicht, also der Gedanke, der wenigstens
scheinbar das ein und alles des Athanasius war. Aber das ist
nicht der Fall: auch hier zeigt sich wieder, wie wenig die einzelnen
Teile von Didymus’ Weltanschauung verbunden sind. Die Lehre
von der Vergottung wird in den Schriften des Didymus ver-
hültnismáfig selten erwähnt; sie wird von ihm auch nie in so
scharfe, fast möchte ich sagen geschmacklose Ausdrücke gefaßt,
wie von Áthanasius. Das Wort ϑεοποιεῖν mit seinen Synonymen
ist Didymus allerdings geläufig: es kommt ihm nie in den Sinn,
wie kühn und anmaßend dieser Ausdruck ist; vgl. de trin. I 15,
304 B; IL:4, 481 C; 14, 716 A; 25, 748 CD; III 2. 801 D
804 A; 16, 868 BC; in psalm, 1477 D 1481 C. Wir sehen daraus,
daß Didymus die Überlieferungen des Athanasius doch nicht ganz
15. Frömmigkeit. 77
verleugnet: Basilius von Cäsarea! und Gregor von Nazianz?
haben von «Vergottang» nur sehr zaghaft gesprochen. Doch be-
vorzugt auch Didymus weniger anstößige Ausdrucksweisen dieses
Gedankens: Gott schenkt uns Unsterblichkeit, befreit uns vom
Tode, macht uns ὑπὲρ ἄνϑρωπον usw.; vgl. de trin. 1 15, 300 B;
II 1, 453 A; 2, 461 A; 4, 481 C; 5, 492 B; 7e 577 B; 12, 668 B
673 B; 14, 716 A; III 1, 777 C; 241 801 C; 16, 865 C; 21, 904 CD;
27, 944 AB; in psalm. 1196 B 1233 C 1304 D 1437 B; in
Jo. 1649 A. Auch das Wort υἱοϑεσία bedeutet in Didymus
Sprache so viel wie Vergottung?. Bringt uns doch die Wieder-
geburt in ein Verwandtschafisverhältnis zu Gott, dessen sich auch
die Engel nicht rühmen kónnen*. Daß die physische Auffassung
des Heiles bei Didymus nicht stárker hervortritt und nicht schürfer
formuliert wird, ist vielleicht auf eine leise Einwirkung des
Origenes zurückzuführen. Die Lehre von der Vergottung konnte
leicht im Sinne einer sehr materialistischen Eschatologie ver-
standen werden, namentlich wenn man sie in die Formeln des
Athanasius faßte.
2. Wir sahen bereits, daß Athanasius auch den Gedanken,
das Heil bestehe in Erkenntnis, gelegentlich sehr scharf betont.
Er tut das vor allem in Schriften, die mit dem dogmatischen
Streite in keiner Weise zusammenhüngen; vgl. contra gentes 1;
de incarn. verbi 10. 13. 47. Die Vorstellung klingt aber auch
des öfteren in den antiarianischen Schriften an, z. B. contra
Arıan. II 14; sie findet sich ferner bei Gesinnungsgenossen des
Athanasius. wie Sarapion von Thmuis; s. dessen dogmatischen
Lehrbrief 3, S. 2235 231.5 Wobbermin 5. Bei Didymus treffen wir
diese Anschauung sehr oft an: schon sein Origenismus muß sie
ihm nahelegen®; er ergänzt sie durch den Gedanken, daß die
Sünde das menschliche Wissen verdunkelt hat; vgl. adv. Ar. et
Sab. 3, 1284 D; de trin. I 26, 389 A; 28, 409 A; 34, 433 C;
1) Holl, Amphilochius S. 194 Anm. 1.
3) Ebenda S. 166.
3) De trin. ΠῚ 2, 801 D. Ähnlich Athanasius epist. ad Sarap. I 25.
4) Ebenda II 12, 669 A.
5) Altchristliche liturgische Stücke aus der Kirche Ägyptens nebst
einem dogmatischen Brief des Bischofs Serapion von Thmuis (TU NF II 3b,
1899) S. 21—25 unter XXXI.
6) Vgl. oben S. 60f unter 1.
78 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
II 6s 533 A; »536 B; 25, 748 C; III 4, 829 D; 27, 944 AB; 39,
980 C; in psalm. 1304 D. Doch besteht ein Unterschied zwischen
den Betrachtungsweisen des Didymus und Athanasius, der sich
aus ihrer verschiedenen Zeit und Stellung erklärt. Athanasius,
der die letzte Christenverfolgung mit Bewußtsein erlebt und wohl
auch als Bischof viel mit Heiden zu tun gehabt hat, erblickt die
Erkenntnis vor allem darin, daß man sich von der Nichtigkeit
des Götzen- und Dámonendienstes überzeugt!. Didymus, der fast
ganz im Kampfe mit den Ketzern aufgeht, sieht die christliche
Erkenntnis in den orthodoxen Dogmen niedergelegt, d. h. vor
allem in der Lehre von der Trinität. Ὁ ὀρϑῶς περὶ τῶν τῆς
ἀληϑείας δογμάτων διειληφώς, ἀμέμπτως περὶ ϑεοῦ ἐννοῶν
καὶ ἁγίως περὶ Χριστοῦ διαλαμβάνων καὶ εὐσεβῶς περὶ τοῦ
ἁγίου πνεύματος ἐνθυμούμενος καὶ περὶ τῶν ἄλλων δογμάτων
ὧν δεῖ τρόπον δοξάζων, so schildert er in psalm. 1252 B den
wahren Christen. Diese Wendung, die Didymus dem Gedanken
des Athanasius gibt, hat leider zur Folge, daß die rechte Er-
kenntnis leicht aus einem Heilsgeschenke zu einer Bedingung
des Heils erniedrigt und dann mit der Tugend auf eine Stufe
gestellt wird; vgl. adv. Ar. et Sab. 1, 1281 A; contra Manich.
4, 1089 D 1092 A; in psalm. 1340 D; in prov. 1625 BC.
3. Vielleicht am häufigsten hebt Didymus den Gedanken hervor,
daf das Heil, das uns Christus bringt. Sündenvergebung ist; so
de trin. I 34, 433 C; 29, 413 B — 416 B; II 1, 453 A; 4, 481 C;
623 553 C; 7e 577 B; 12, 688 B 680 A, 25, 748 C; 27, 764 bis
765 A; III 24 801 C; 16, 568 BC; 39, 980 C; in psalm. 1304 D.
Besonders oft verwendet Didymus in diesem Sinne Worte wie
ἁγιάζειν, avayevvar, ἀνακαινίζειν, δικαιοῦν. In diesem Punkte
ist also Didymus weit über Athanasius hinausgegangen, dem die
Vergebung der Sünden im Grunde recht gleichgiltig war: er
meinte, man werde die Sünde los, wenn man sie nur bereue?,
Freilich, unsere Freude über diesen Fortschritt des Didymus
nimmt rasch ab, wenn wir einmal seinen Gedanken über die
Sünde nachgehen: es zeigt sich, daß er auch über sie nur sehr
1) S. besonders contra gentes 1,
2) Vgl. besonders die klassische Stelle de incarn. verbi 7. Anders scheint
Alexander von Alexandria geurteilt zu haben (vgl. Theodoret. hist. eccles.
454: εἰς ἀϑέτησιν ἁμαρτίας, allerdings eine symbolartige Stelle).
15. Frömmigkeit. 79
wenig nachgedacht hat und über die einfachsten Fragen, die mit
ihr zusammenhängen, nicht ins klare gekommen ist.
a) Schon das muß auffällig sein, daß Didymus in seinen
langen Werken die Sünde wider den heiligen Geist verhältnis-
mäßig selten und immer nur sehr kurz behandelt; vgl. de trin.
II 26, 749 C — 752 A; III 2» 805 B; de spir. s. 63, 1085 A bis
1086 A; in epist. Judae 1818 A!. Und diese war doch eines der
Hauptprobleme im pneumatomachischen Streite: man denke nur
daran, wie ausführlich Athanasius epist. ad Sarap. IV 12ff sie
bespricht und welche Mühe er hat, sie vom Standpunkte seiner
Trinitätslehre aus zu verstehen. Ist Didymus vielleicht deshalb
auf die Frage nicht eingegangen, weil er Origenes, den er hier
bekämpfen mußte, nicht offen preisgeben wollte?
b) Zweitens finden wir bei Didymus keine klare Anschauung
darüber, ob es sündlose Menschen gibt oder nicht. Athanasius
hat diese Frage bekanntlich bejaht ?: Jeremias (das ist wohl eine
Anlehnung an Jer. 15; vgl. die uns syrisch erhaltene Baruchapo-
kalypse 9) und Johannes den Täufer bezeichnet er als sündlos.
Didymus scheint des öfteren der Anschauung des Athanasius bei-
zupflichten. Sacra parall. MPG 95, 1416 A redet er von Ge-
rechten, die in Not kommen, aber nicht der Sünde wegen; ühnlich
ist sacra parall. MPG 96, 324 D gesagt, nicht jede Krankheit
sei Sündenstrafe (vgl auch Cramer, Catenae usw. IIl S. 90).
Insbesondere gab Jesus den Patriarchen, Propheten, Aposteln
Freiheit von Sünde?. Hiob wird von Didymus mit Vorliebe &y«oc
genannt. Daniel und Paulus waren so gerecht, daß sie die wilden
Tiere beherrschten, wie Adam und Eva vor dem Sündenfalle *.
Auch Dorkas (Tabitha) war sündlos®. So versteht man den Satz
in ] Petr. 1766 C: pene apud omnes invenis esse peccata®,.
Natürlich besitzt auch die Kirche als solche Sündlosigkeit 1.
Didymus zeigt sogar von ferne die Möglichkeit, daß man auch
1) Vgl. auch in psalm. 1196 A 1244 B, wo von Sünden zum Tode (Gegen-
satz: πράξεις Enawveral) die Rede ist.
2) Contra gentes 2; contra Arian. III 23; vgl. Stülcken TU NF IV 4
S. 87 und Loofs RE? XV S. 755.
3) In psalm. 1204 A. 4) Ebenda 1188 A.
5) In acta apost. 1673 D — 1676 A.
6) Vgl. auch in psalm. 1236 BC 1301 C 1304 AB 1320 A.
7) Ebenda 1376 A.
SU J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ohne Gott sündlos sein kann !. Aber diesen Stellen stehen ebenso-
viele andere gegenüber, die die allgemeine Sündhaftigkeit voraus-
setzen; vgl. besonders de trin. I 30, 417 C; 11 76 577 B; 81 609 A;
111 10, 860 A; in Job 1132 C 1137 B 1144 D; in psalm. 1224 C
1245 D — 1249 A 1401 D 1404 A 1585 D; in II Cor. 1292 D.
Sie wurde eigentlich gefordert durch Didymus' origenistische
Vorstellung von einem vorzeitlichen Sündenfalle und der Ein-
kerkerung der bósen Seelen in einen Leib. Mehrere Aussagen
des Didymus legen es nahe, den Zwiespalt dadurch zu versóhnen,
daß man einen doppelten Sündenbegriff annimmt. Auf der einen
Seite heißt es: zwar hat der Gerechte gewisse Sünden?, wenn es
auch vielleicht nur Gedankensünden sind?. Seine Gerechtigkeit
besteht aber eben darin, daß er rasch Buße tut, wenn er einmal wirk-
lich sündigt 1 Sünden der Unwissenheit sind ja überhaupt nicht
strafbar, sondern nur schlechte Charaktere: unfreiwillige Sünden
(ἀκούσια ἁμαρτήματα) übersieht Gott, weil er φειλάνϑρωσπος ist 5.
Andrerseits ist alle Tugend der Menschen etwas sehr Unvoll-
kommenes: vergleicht man sie mit Gottes Güte, so ist sie eher
Bosheit als Tugend; zum Beweis dafür beruft sich Didymus auf
Matth. 711%. Daraus ergibt sich dann, daß alle Belohnung, die
Gott den Menschen gewährt, nicht verdient, sondern χατὰ χάριν
gewährt wird’. Didymus schwingt sich gelegentlich sogar zu
der gewiß von hohem sittlichem Verständnisse zeugenden An-
schauung auf: die kleinen Kinder sind deshalb nicht gut, weil
sie noch nicht sündigen; denn nicht Tugend, sondern ihr Alter
hindert sie am Sündigen?: φαμὲν τὸ ἀρτίτοχον βρέφος dexri-
xov ἀρετῆς καὶ κακίας ἐστὶν δυνάμει, τότε δεχόμενον κατ᾽
ἐνέργειαν ὁποτέραν τούτων τῶν ἕξεων, otav γνῶσιν ἀγαϑοῦ
xci xaxov σχῇ". Didymus will also die Kinder nach ihrem zu-
künftigen sittlichen Verhalten beurteilt wissen. (Ich füge hinzu,
daß Didymus in Jo. 1648 A sich ein Urteil darüber nicht ge-
traut, wie es den verstorbenen Kindern im Jenseits ergeht: das
wisse nur Gott und wem ers offenbare. Wie stimmt das zu der
1) Ebenda 1252 D.
2) In prov. 1633 C. 3) In psalm. 1321 A.
4) Ebenda 1417 C.
>) Sacra parall. MPG 95, 1560 AB.
6: In psalm. 1584 C. 7) Ebenda 1552 D.
8) In I Jo. 1792 B. 4) In psalm. 1416 C.
15. Frömmigkeit. 91
Theorie, die Didymus in dem S. 11 unter 5 und S. 65 unter 7
genannten Werke an Rufinus über die im frühesten Alter Ver-
storbenen ausführte?).
c) Es hängt mit dem Gesagten zusammen, daß auch Didymus
Vorstellungen von Gottes Ebenbild und von dessen Verlust recht
unklar sind. Eixcw und ὁμοίωσις scheint er nicht zu scheiden.
An einer ganzen Reihe von Stellen bezeichnet er nun das Eben-
bild als den Besitz von Sündlosigkeit und freiem Willen; er
nimmt dann an, daß es beim Sündenfall verloren ging und durch
die Taufe wieder erlangt wird; so de trin. II 12, 680 AB; III
2ῳ 801 D; in psalm. 1505 C. Zur Verdeutlichung dieses Ge-
dankens dient in psalm. 1441 C: die οὐσία ψυχική wird durch
die Sünde nicht berührt; aber ihre Denkkraft wird geschwücht. Man
kann nicht sagen, daß damit eine Vorstellung gewonnen wäre,
die zu anderen Äußerungen Didymus’ stimmt. Einmal betont
er, wie wir unten sehen werden, den freien Willen sehr stark und
läßt ihn einen unverlierbaren Besitz auch des Nichtchristen sein.
Zweitens wird auch Didymus nicht haben behaupten wollen, daß
man durch die Taufe sündlos wird. So dürfen wir uns nicht
wundern, bei Didymus noch eine andere Vorstellung vom Eben-
bild zu finden: nach dieser besteht es in der Ausstattung des
Menschen mit einem unsterblichen Geiste !, der beim Sündenfalle
natürlich nicht verloren geht, zugleich aber den dauernden Be-
sitz freien Willens einschließt; so besonders de trin. II 7: 565 C
und in psalm. 1349 C; vgl. in prov. 1636 B; in II Cor. 1692 B;
auch in psalm. 1220 C 1245 C (dazu 1117 D). Es ist wohl móg-
lich. daß diese beiden Gedankenreihen an verschiedenen Schrift-
worten orientiert sind, die erste an Eph. 4». Kol. 31o, die zweite
an Genes. 51. 3.
d) Nieht zu entscheiden wage ich die Frage, ob Didymus
eine Art Erbsünde oder Erbböses gekannt hat. Es gibt eine
Menge Stellen, die zu einer Bejahung dieser Frage geradezu auf-
fordern. Erstens betont Didymus zuweilen, daß alle sündigen
müssen. Kein Geschópf (χτέσμα) kann ohne Sünde sein?, auch
der Mensch nicht: das wäre über seine Kraft (ὑπὲρ ἀνϑρωπον) ":
wegen der Schwäche seiner Natur muß er sündigen!. Zweitens
1) πνεῦμα. νοῦς. 2) De trın. Il 76 ὅτι Bi
3) Ebenda III 10, S60 A. 4) In Job 1132 C.
Texte u. Untersuchungen ete, NF XIV, 3. 0
"- «9
89 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
setzt Didymus die Sünde von Adams Nachkommen in eine be-
stimmte Beziehung zum ersten Sündenfalle. So besonders in
Job 1145 B: εἴτε προαιρετικῶς ἁμάρτω, οἴμοι" εἴτε ὡς x τῆς
τοῦ Aday παραβάσεως χαὶ εἰς ἡμᾶς διαβαινούσης ix διαδοχῆς
τῆς ὀφειλῆς, πάλιν οὐδ᾽ οὕτως ἀνακύψαι δυνήσομαι ὡς παντὸς
ἀπηλλαγμένος xov. τῶν γὰρ ἁμαρτημάτων τὰ μὲν éx xQo-
αιρέσεως τῆς ἡμετέρας ὑφίσταται, οἷς καὶ κόλασις ἕπεται τὰ
δὲ ἐκ προγόνων, οἷς καὶ χκάϑαρσις χρεωστεῖται. Ein paar Zeilen
darauf (C) bezeichnet Didymus τὴν παράβασιν (Adams Sünden-
fall?! Angesichts des Vorhergehenden darf man wohl nicht an
einen vorzeitlichen Sündenfall denken) xai τὴν ix φϑορᾶς γέ-
νεσι» als erste Ursache zwar nicht der Sünde, aber der Übel.
Ähnliche Aussagen finden wir in 11 Cor. 1692D: πάντες ἄν-
ϑρῶώποι παρακούσαντος tov Adau ὑπὸ ἁμαρτίαν εἰσίν; ferner
contra Manich. 8, 1096 B: wenn Jesus ἐχ συνδυασμοῦ entstanden
wäre, ἐνομίσϑη ἂν καὶ αὐτὸς ὑπεύϑυνος εἶναι ἐκείνῃ τῇ auag-
τίᾳ, ἧπερ καὶ οἱ ἐκ τοῦ ᾿Αδὰμ πάντες κατὰ διαδοχὴν ὑπῆρχον;
vgl. auch de trin. 1 27, 401 B. Diese Anschauungen sind bei
einem morgenländischen Theologen zwar nicht unmöglich, aber
immerhin auffallend. Hat sie der Biblicist Didymus aus Róm. 5 4 ff
geschöpft? Ob sie wirklich von einer Erbsünde handeln, wird
immer zweifelhaft sein. Der Gedanke an eine Erbsünde stünde
in greifbarstem Gegensatze zu der Lehre von der Präexistenz der
Seelen, wenigstens in der Weise wie Didymus sie vertrat (vgl.
die Schrift an Rufinus), und zu der Vorstellung, daß es auch
sündlose Menschen gibt. Aber Widersprüche sind in Didymus
Anschauung ja nichts Seltenes.
e) Mit keiner der genannten Vorstellungen hängt der contra
Manich. 2, 1089 A den Neuplatonikern nachgesprochene Satz zu-
sammen, die Sünde sei etwas nicht Seiendes. Ich glaube nicht,
daß dieser Gedanke, obwohl er origenistisch ist, für Didymus
sonderlichen religiösen Wert gehabt hat. Er wird ihn, wie
Athanasius?, nur im Kampfe gegen die Manichäer als eine aller-
dings recht brauchbare Waffe benutzt haben.
1) Meinte Didymus, daß die Seelen aller Nachkommen Adams in
Adam keimhaft vorhanden waren und so mit ihm sündigten (vgl. besonders
Augustin)?
2) Contra gentes 4 und 6f (die Bosheit ist nicht ἐν ὑποστάσει); de
incarn. verbi 4.
15. Frömmigkeit. 83
Überblickt man, was Didymus von Sünde und Sündenver-
gebung gesagt hat, so kommt man nur sehr schwer zu einem be-
stimmten Urteile. Viele Sätze sind so lax, daß sie eben nur aus
dem Munde eines morgenländischen Theologen stammen können.
Und doch hat sich, wenn ich recht sehe, Didymus viel mehr mit
der Sünde beschäftigt, als andere seiner Landsleute. Ich stehe
nicht an, darin eine Frucht seines eifrigen Bibelstudiums zu
sehen. Die Neigung zur Askese mag dann dazu beigetragen
haben, daß Didymus das aus der Bibel Gelernte behielt und weiter
erwog. Sein Geist, der an unselbständiges Nachreden und Nach-
empfinden gewöhnt war, konnte allerdings die gewonnenen An-
regungen nicht zu einer Gesamtanschauung verarbeiten; das darf
uns nicht wunder nehmen: weder seine Freunde noch seine Feinde
hatten über derartige Fragen je nachgedacht. Daß Didymus in
diesem Falle einen Schritt über Athanasius hinaus getan hat
(allerdings einen Schritt, den ihm niemand nachtat), scheint mir
zweifellos.
B. Der Heiland.
Wie geringe Bedeutung die Frömmigkeit für Didymus’
Denken hatte, ersehen wir weiter daraus, daß er sich über das
Heilswerk Christi nie klar geworden 150. Und doch hätten ihm
Athanasıus’ Werke ein Anlaß sein können, hierüber nachzudenken.
Desto seltsamer berührt es uns, daß Didymus den Heiland mit
keinem Namen öfter bezeichnet, als mit dem Namen σωτήρ. Ich
führe, um nicht allzuviel Platz zu verschwenden, nur die Beleg-
stellen aus de trin. an, bemerke aber ausdrücklich, daß das Wort
in den exegetischen Schriften fast noch häufiger vorkommt, als
in den dogmatischen: 19, 284 B; 18, 360 A 361 A; 21, 373 B; 25,
311 €; 26, 384C; 27, 393C; 27, 405A; 28, 4090 412A; 29, 413B;
32, 429A; 34, 433D; 113, 475 À 476 B; 62 509À; 12537 C 540A;
13541 À ; 19544 AB; 22556 C; »556CD 5570€; 71 561A; 25644;
6580À; 7581À; 4588A; 95597 B; 81 608C 617A; 2 624B 625A;
10, 644A; 11, 657C; 12, 650A: 13, 689 B 692B; 14, 716 B; 15,
717 B; 21, 741B; 24, 745 A; 27, 764 AB; III 1, 780B; 27 7596;
33 800 B; 3, $16 B 5254; 4, S32B; 10, 857 B; 19, 8890; 20, 897C;
21, 908A; 22, 921A; 23, 929B; 25, 944C 945 B; 30, 949A; 31,
949B 957A; 40, 981B 984A; 412» 985C; 3988C 989A. Man
darf jedoch in das Wort σωτήρ auf keinen Fall einen tiefen
θ᾽
y
/
84 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
soteriologischen Sinn hineingeheimnissen. Erstens ist es fast allen
ägyptischen Theologen bis zu gewissem Grade geläufig: ich nenne
Origenes, Alexander von Alexandria, Athanasius, Sarapion von
Thmuis; es ist für Didymus demnach zunächst wenig melhr ge-
wesen, als eine alte, abgegriffene Münze. Zweitens kónnen wir
nachweisen, daß σωτήρ bei Didymus hier und da in einer ganz
allgemeinen Bedeutung steht, die mit der christlichen Anschauung
vom Heile gar nichts zu tun hat. So wird es de trin. 1 26, 384C
erläutert durch »der die Sonne aufgehen läßt über Gerechten und
Sündern und nicht Bóses mit Bósem vergilt«. Die Stellen sind
zu zählen, an denen es, wie de trin. I 27, 393C, einen tieferen
Sinn erhält.
Suchen wir nun der Anschauung Didymus! vom Heilswerke
auf den Grund zu kommen, so bemerken wir zunächst, daß er
sich über dessen Verteilung auf die drei Personen der Trinität
nicht klar geworden ist. Und doch hütte ihm nicht nur Origenes
ein Ánlaf! sein sollen, in diese Frage tiefer einzudringen: dab
sie damals sozusagen in der Luft lag, beweist die Aufmerksam-
keit, die ihr Basilius und die beiden Gregore geschenkt haben!.
Einmal? führt Didymus aus: der Vater beruft, der Sohn nennt
uns Brüder. der Geist wohnt ein. Ähnlich heißt es ein ander-
mal?: der Vater beginnt, der Sohn schafft, der Geist heiligt. Die
erste Formel hat den Vorzug, daß sie heilsgeschichtlich gedacht
ist; die zweite, die sich dem Sinne nach mit der kappadocischen
deckt und sie vielleicht mit Bewußtsein nachahmt (sie findet sich
ja nur in dem letzten Werke des Didymus), ist metaphysisch-
kosmologisch und hebt eigentlich die sonst? auch von Didymus
anerkannte Errungenschaft des Athanasius auf, daß der Logos
nicht zum Zwecke der Weltschöpfung gezeugt ist. Übrigens wird
durch beide Formeln die Anschauung von der einen ἐνέργεια
der Dreieinigkeit bedroht. Das scheint Didymus ebenso ent-
gangen zu sein, wie den Kappadociern.
Gehen wir nun daranf ein, wie sich Didymus das Heilswerk
Christi vorgestellt hat, so gewahren wir hier sofort zwei ver-
schiedene Anschauungen nebeneinander. Sie entsprechen den zwei
1) Holl, Amphilochius, S. 140, 165. 21u.
2) De trin. llI 39, 980 BC
3) Ebenda II 1, 419 B; vgl. 5, 106 C; auch I 36. 440 C.
4) De tnn. 1 8, 276 C—2' 1 B.
15. Frömmigkeit, 85
verschiedenen Auffassungen der Sünde, die oben dargestellt
worden sind (S. 30).
a) Auf der einen Seite gilt die Sünde als etwas recht Un-
bedeutendes: ein Heilswerk Christi scheint ihretwegen gar nicht
erst nötig (das ist der Gedanke des Athanasius de incarn. verbi 7).
Aus φιλανϑρωπία vergibt Gott die Sünde!: τὴν παροῦσαν ἀρετὴν
ὁ. ϑεὸς ἀποδεχόμενος τῶν παλαιῶν ἁμαρτιῶν aupnuovel?: es
kommt nur darauf an, daß der Mensch nicht wieder sündigt?.
Daß der Mensch die Kraft hat, die Sünde zu meiden, hebt Di-
dymus des öfteren nachdrücklich hervor. Durch eigenen Ent-
schluß werden die Menschen aus σχεύη εἰς ἀτιμίαν zu σχεύη εἰς
τιμήν. In IL Jo. 1810B findet sich sogar der geradezu heidni-
sche Satz: man muß Gott per bonam voluntatem placare®
Demgegenüber hat es wenig zu bedeuten, wenn de spir. s. 44,
1071C die Allmacht des freien Willens, übrigens in recht zarter
Form, abgelehnt wird: gratia magis et misericordia dei quam
propriis operibus erlangt der Mensch Gottes Wohltaten: kónnte
dieser Satz nicht auch erst durch Hieronymus einen derartigen
Sinn erhalten haben? Freilich scheint Didymus auch de trin.
I] 12, 680 AB anzunehmen, daß der freie Wille durch den Sünden-
fall aufgehoben oder wenigstens geschwächt wurde. Auf jeden
Fall muß man Didymus zweierlei zugute halten: erstens ist er
bei der starken Betonung des freien Willens nur ein treuer Schüler
des Origenes’; zweitens muß er in dem von ihm ja sehr eifrig
betriebenen Kampfe gegen Mani das Vorhandensein der Freiheit
aus taktischen Gründen hervorheben.
b) Auf der anderen Seite bringt Didymus, wie wir sahen,
sehr oft die Vergebung der Sünden, aber auch das Geschenk der
Unsterblichkeit und der Erkenntnis in Zusammenhang mit Jesu
Heilswerk. Aber über die Art des Heilswerkes selbst macht er
1) De trin. Il 1, 448 D—449 A,
2) Sacra parall. MPG 96, 141 CD — 541 B.
3; Ebenda MPG 95, 1169 C.
4, In den Kreisen der ägyptischen Asketen hat man sich lebhaft für
die Frage der Willensfreiheit interessiert; vgl. Pallad. Laus. 47, S. 137 ff
Butler.
5) In psalm. 1264 A. 6) Vgl. auch in psalm. 1584 B.
τ) Origenes de princ. III 1 (MPG 11, 249 ff) u. 6.
Ss) Oben S. ΤΟΙΣ
86 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
sich keine Gedanken, so oft er gleich das Wort οἰχονομία im
Munde führt. Er betrachtet Jesus gern, wie viele seiner Zeit-
genossen, als Priester! und König, nicht ohne gelegentlich her-
vorzuheben, daß das Priestertum mit dem Heilswerk in Ver-
bindung steht; vgl. ın psalm. 1268A 1493B 1560C; in I Petr.
1763C. Aber diese Vorstellung wird nicht klar durchgeführt:
in psalm. 1272D ist die Menschwerdung Jesu als ein drittes
neben seinem Priestertum und Königtum genannt. Schon daraus
ergibt sich, daß Didymus keinen bestimmten Sinn verbinden kann
mit der von ihm hier und da? berührten Auffassung, Jesus habe
sich selbst dem Vater als Opfer für uns dargebracht. Eine wich-
tige Stelle im Erlösungswerke scheint Christus’ Gehorsam zu
bilden 3; Genaueres erfahren wir jedoch auch darüber nicht. Wenn
ich recht urteile, hat Didymus im ganzen drei ernsthafte Versuche
gemacht, sich den Hergang des Heilswerkes zu verdeutlichen.
1) Christus ward Mensch, um zu lehren und ein Vorbild zu
geben, zugleicb um der Grundstein der Kirche zu werden: in
prov. 1632 BC.
2) Jesus ward Mensch, weil es nur ein Triumph für den
Teufel gewesen wäre, hätte ihn γυμνὴ ἡ ϑεότης besiegt: in
Job 1129D; vgl. de spir. s. 46, 1073D. Und zwar hat Jesus den
Teufel besiegt als Herrn des Todes: in psalm. 1437 B. Die da-
mals so beliebte Lehre vom Teufelsbetrug hat Didymus zwar
nicht ausdrücklich abgelehnt, aber auch, trotz Origenes, sich nicht
angeeignet (vgl. oben S. 54).
3) Jesus entstand nicht &x συνδυασμοῦ; dann würde er ja
als sündig gelten. Er ward aber auch nicht, wie Adam, aus Erde
gemacht; dann könnte er ja als &tepoyevng erscheinen und leicht
doketisch aufgefafit werden. Also mußte er von der Jungfrau
geboren werden: contra Manich. 7f, 1096 AB.
Diese drei Vorstellungen, so sehr sie gleich eine eigene
Leistung des Didymus sein mógen, sind ihm natürlich keineswegs
besonders wertvoll gewesen: das lehrt schon ihr seltenes Vor-
kommen. Wie leicht Didymus gelegentlich das Erlósungswerk
Christi vergessen kann, lehrt uns de trin. III 15, 864 B—865D.
Hier werden Christi segensreiche Handlungen aufgezählt: aber
-—— —— nu.
1) Teoeı's, ἀρχιερεύς. 2, Z. B. de trin. II 64 516 B.
3) Ebenda III 12, S60 C.
15. Frömmigkeit. 87
des Heilswerkes wird kaum gedacht. Ist Didymus bier nicht auf
dem besten Wege zu der heidnischen Frömmigkeit, wie sie heut-
zutage in vielen Kreisen der morgenländischen Kirche gepflegt
wird? — zu der Frömmigkeit, der der Heiland der Welt zu einem
Wundermann geworden ist, dessen Tätigkeit darin aufgeht, seine
Heiligen mit Zauberkünsten zu erfreuen?
C. Der Heilsweg.
Trotz aller Unklarheiten über das Heil und den Heiland hat
Didymus eine sehr starke Heilsgewißheit. Wir ersehen das vor
allem aus der zwar kirchlich gewendeten, aber doch sehr scharfen
Formel, in die er in prov. 1636 AB die Frömmigkeit des Klemens
von Alexandria und des Origenes gefaßt hat!. Klemens und
Origenes selbst haben den tiefsten Grund ihrer Weltanschauung
wohl nie so klar zum Ausdruck gebracht: es ist nicht selten, daß ge-
rade kleine Geister glückliche Schlagworte finden, die den großen
der weitere Blick und die Einsicht in die Compliciertheit der
Welt verbirgt?. Die alexandrinisch-gnostische Heilsgewißheit des
Didymus zeigt sich aber nicht nur in jener einen Formel. Didy-
mus wagt, was nur wenige Zeitgenossen wagten: er nennt Gott
seiner Güte wegen Vater?. Vor allem aber tritt bei ihm der
Gedanke an die Kirche stärker zurück, als bei anderen griechi-
schen Theologen, stärker auch als bei Origenes*: wurde das da-
durch begünstigt, daß er ein Laie war? Concilien und Symbole
citiert Didymus nie: damit vergleiche man die Tatsache, daß
selbst der kurze Lehrbrief des Sarapion von Thmuis5 deutlich
auf das Nicänum anspielt. Die Instanz der ecclesiastici veteres
erwähnt Didymus nur de spir. s. 1, 1033C; vgl. 24, 1054B; in
psalm. 1168C 1296AÀ; in prov. 1624C. Aber er erwähnt sie so-
zusagen nur ehrenhalber: eine Stelle in seinen Beweisen haben
1) S. oben S. 60 unter 1.
2) Ich erinnere daran, daß gerade der unbekannte Verfasser der
Paulusacten den classischen Ausdruck für die Frömmigkeit des zweiten
Jahrhunderts gefunden hat: das Christentum Enthaltsamkeit und Unsterb-
lichkeitshoffnung.
3) De trin. II 69 536 A.
4) Vgl. z. B. de princip. I prol. 4ff (MPG 11, 117 ff).
5) 28. 216. 10 Wobbermin.
88 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
sie nicht. Didymus findet überhaupt die Bedeutung der Kirche
mehr auf dem Gebiete der Sitte als auf dem des Dogmas; s. in
psalm. 1301D 1312A 1581D—1584A. Daß die praesules eccle-
siae an Stelle der Apostel das Amt der reinen Lehre haben, wird
nur in epist. Judae 1816 B gesagt: sollte die Stelle eine Ein-
tragung des Epiphanius Scholastikus sein? Freilich muß ich auf
eines hinweisen: die geringe Zahl der Stellen, an denen Didymus
auf die kirchliche Überlieferung hinweist, ist kein Beweis, da
er in Wirklichkeit nicht von ihr abhing. Auch Origenes wird
in den erhaltenen Schriften nicht erwähnt. Doch ist gerade
Didymus’ Origenismus ein Beweis dafür, daß er wenigstens in
Nebenpunkten der Kirchenlehre sehr frei gegenüberstand.
Über die Vermittlung der Heilsgewißheit hat sich Didymus
keine Gedanken gemacht. An verschiedenen Stellen scheint er
sich zur paulinischen Rechtfertigungslehre zu bekennen, 2. B. in
epist. Jacobi 1752. Aber er versteht unter Glauben das Fürwahr-
halten der orthodoxen Dogmen!. Auch die Tugend gilt des
öfteren als Bedingung für den Empfang des Heils?.
Am häufigsten stellt sich Didymus, wie alle Griechen seiner
Zeit, die Aneignung des Heiles nach Analogie der heidnischen
Mysterien vor. Die aus den Mysterien stammenden Worte μυόστα-
yoyelv, uvotayoyía*, μυσταγωγός δ, μυστήριον, uvorng®, τελει-
οὖν", φοωτίξει», φὠτισμαδ gehören zu seinen Lieblingsworten.
Auch kennt er keine heiligere Pflicht, als das Geheimnis des
Glaubens zu wahren’: Religion ist ihm gleichbedeutend mit
Cultus, mit £970xsíc!?. So würden wir vermutlich über die
heilsame Wirkung der Sacramente viel erfahren, wenn ihm nicht
die Arcandisciplin Schweigen auferlegt hätte.
Die Taufe wird von Didymus sehr oft erwähnt, wenn anders
das von ihm bevorzugte Wort ἀναγέννησις dasselbe bedeutet
wie φώτισμι. Als ihr Erfolg gilt Sündenvergebung!!, an einer
1) In psalm. 1253 B u. 6. 2) S. o, S. 78 unter 2.
3) De trin. II 66 524 B; III 234 800 B usw.
4) Ebenda I 15, 304 B; 36, 440 B; 11 1, 448 C; 5, 504 A; 64 520 A usw.
δ) Ebenda II 82 624 C u. 9. 6) Ebenda I 27, 394 B u. 0.
τ) 2. B. in act. apost. 1060 C; vgl. Athanasius epist. ad Sarap. 16 II 7.
δ) Vgl. Athanasius contra gentes τ. 40— 42. 44.
9) De ἔπη. I 36, 440 D. 10) Ebenda 26, 389 C.
11) In psalm. 1320 B (man beachte (ie eigenartige Gegenüberstellung
von Taufe und μετάνοια).
15. Frömmigkeit. 89
anderen Stelle!, die aber aus dem Rahmen der sonstigen An-
schauungen des Didymus ganz herausfällt, Sündlosigkeit und
Wiederherstellung des freien Willens. Gegen allzu langes Auf-
schieben der Taufe wird in prov. 1640 B Einspruch erhoben:
man weıß nie, wie rasch einmal der Tod eintreten kann. Auf
die Abrenuntiation wird de trin. I1 5, 493 A, auf das Chrisma
ebenda 116, 556 C? angespielt. De trin. I1 15, 720 A—721 A finden ᾿
wir die kostbare Mitteilung, daß die Großkirche die Taufe der
Montanisten und der Eunomianer nicht anerkennt: die der Mon-
tanisten nicht?, weil ihre Lehre von der Dreieinigkeit moda-
listisch-monarchianisch ist; die der Eunomianer nicht, weil sie εἰς
τὸν ϑάνατον to) κυρίου taufen (über diese Taufformel, die sich
natürlich an Röm. 63 anlehnt, vergleiche man die apostolischen
Constitutionen VII 22, S. 207 de Lagarde u.ö.; die apostolischen
Kanones 50 [49] 3. 8 Lauchert [die Kanones der wichtigsten alt-
kirchlichen Concilien]; Epiphan. haer. 76; Philostorg. hist. eccl.
X4; Sokrates hist. ecel. V 24; Sozomenus hist. 6660]. VI 24; Theo-
doret. haeret. fabul. comp. 3)*.
Das wenige, was uns Didymus vom heiligen Abendmahle
mitteilt, zeigt denselben Doppelcharakter, wie alle Aussagen
seiner Zeitgenossen über diesen Gegenstand. In Corderius’
Johannescatene S. 196 ist er nahe daran, es gänzlich zu spiri-
tualisieren. Dasselbe kann man vielleicht von der leider sehr
abgerissenen Stelle in prov. 1633 A sagen. In psalm. 1429 CD
wird wenigstens der Seele der Genuß von Leib und Blut des
Logos zugestanden; dabei werden Leib und Blut als ein Opfer
gedacht, das der Logos selbst darbringt. Sehr realistisch klingt,
wie schon der Herausgeber Angelo Mai mit F reuden festgestellt
hat, in psalm. 1336 D: ὅταν ovr τραφῶμεν αὐτὸν τυγχάνοντα
ἄρτον ζωῆς καὶ ἐμφορηϑῶμεν τῶν σαρχῶν αὐτοῦ καὶ τοῦ
αἵματος usw.
Neben der eultischen Frömmigkeit finden wir bei Didymus
Spuren der an das Hohe Lied anknüpfenden Christusmystik: bei
1) S. oben S. 81 unter c.
2) Vgl. de trin. II 15, 720 A—721 A.
3) Vgl. Bonwetsch RE? XIII S. 42127ff.
4) Vgl. Alfred Resch, Der Paulinismus und die Logia Jesu in ihrem
gegenseitigen Verhültnis untersucht (Texte und Untersuchungen N. F. XII
1904) S. 430—4:4.
90 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
welchem Asketen des vierten Jahrhunderts würden wir solche
vergebens suchen? Und zwar gehen hier bei Didymus, wie so
oft, ältere und jüngere Gedanken noch friedlich neben einander
her. Er bezeichnet als Christi Braut und Frau erstens die Kirche:
so de trin. 11623 557 AB; in psalm. 1369 AB 1372 A 1465 C (vgl.
1468 A); in prov. 1624 C (hier wird die Kirche zugleich als unsere
Mutter dargestellt); zweitens aber auch die einzelne Christenseele:
vgl. de trin. Il 13, 692 A; in psalm. 1380 AB 1548C; in prov.
1628 B; in IL Jo. 1796 B. Es ist nicht unmöglich, daß Didymus
diese Gedanken unmittelbar von seinem Lehrer Origenes über-
nommen bat. Ob Didymus sie in einem Werke über das Hohe
Lied besonders ausführlich niedergelegt hat, läßt sich zur Zeit
nicht ermitteln; unmöglich ist es nicht!. Ich erwühne bei dieser
Gelegenheit, daf! Didymus die Kirche, ganz anders als Athana-
sius?, mit Vorliebe als Leib Christi bezeichnet; so besonders in
psalm. 1281 C.
Fraglieh ist es, ob Didymus Zustünde der Ekstase, wie sie
damals vor allem in den Schulen der Neuplatoniker zu Hause
waren, gekannt oder gar selbst erlebt hat. Einzelne seiner Aus-
sagen könnten dahin gedeutet werden; so in psalm. 1309 B: πᾶς
Χριστοῦ μετέχων ὁμωνύμως καλεῖται Χριστός (ein Gedanke,
der stark δὴ Methodius von Olympus erinnert); ferner in
] Jo. 1777 AB: gewisse Dinge kann man wohl inspicere, doch
nicht in Worte fassen; besonders aber in epist. Jacobi 1751 A:
ex quibus agnoscimus, quoniam secundum unius cuiusque virtutes
potuit a deo corona praeberi, alii quidem iustitiae, alii immar-
cescibilis et rectae fidei. par est autem praeter istas coronas etiam
alia corona sperantibus et futura sustinentibus conferenda,
cuius materies dominus est ipse. super has autem reposita
est et altera fruentibus dominum et experimentum habentibus
paradisi deliciarum et potatis de torrente deliciarum dei etc.
D. Polytheistische Neigungen?
Wie die meisten seiner Zeitgenossen, hat sich Didymus
weder durch seine Mystik, noch durch Biblicismus oder orige-
nistische Einflüsse abhalten lassen, gelegentlich die Überbleibsel
1) Vgl. oben S. 20 unter 14.
2) Vgl. Stüleken, Athanasiana. TU Neue Folge IV 4, S. 106.
15. Frömmigkeit. 91
der volkstümlichen heidnischen Frömmigkeit recht offen zur
Schau zu tragen. Vor allem saß ihm der Polytheismus der
großen Massen tief im Fleische. Schon das ist auffällig, daß
ihm nie der Gedanke kommt, durch die Lehre von der Dreieinig-
keit könne der Monotheismus des Christentums bedroht werden.
Dieser Gedanke hat dem Athanasius und den Kappadociern be-
kanntlich große Schmerzen verursacht, und sie haben viel Worte
machen müssen, um seiner Herr zu werden. Nun kann man
freilich sagen: Didymus fehlte die speculative Begabung, um
diese Frage zu verstehen und zu erörtern. Aber seine poly-
theistischen Neigungen zeigen sich noch in anderem und noch
deutlicher.
Geradezu haarsträubend ist, was wir gelegentlich über
Didymus’ Engelverehrung erfahren. Aussagen, die den seinen
gleichen, werden uns, wenn ich recht sehe, sonst von keinem
Theologen seiner Zeit berichtet: darf man es ihm hier zugute
rechnen, daß er ein Laie war? De trin. Il 7s 588B glaubt
sich Didymus bei den guten Engeln entschuldigen zu sollen,
daß er den großen Abstand zwischen ihnen und dem heiligen
Geiste hervorheben muß: οἶδα δὲ σαφῶς, ὦ εὐδόκιμοι καὶ τὸ
οὐράνιον φῶς κατοιχοῦντες ἄγγελοι τοῦ ϑεοῦ, ὅτιπερ ὑμεῖς
ος ἄμεμπτοι καὶ τέλειοι οὐχ ἠχϑέσϑητε ἐπὶ τοῖς λεχϑεῖσι παρ᾽
iuot ἕνεχα τῶν κατὰ τὴν φύσιν οὐ κατὰ τὸ ἐπαινετὸν τῆς
γνώμης ὁμοίων ὑμῖν ἀγγέλων... Und zum Beweise für seine
gute Gesinnung fügt nun Didymus einen Preis der Engel an,
der ja für den Geschichtsforscher sehr wertvoll ist, aber auf die
Frömmigkeit des Verfassers einen dunklen Schatten wirft? Da
hören wir nicht nur von Michael, dem Feldherrn der Engelheere,
: nicht nur von Gabriel, dem Diener der Menschwerdung, sondern
leider auch von den zahlreichen Engelkapellen in Stadt und
Land, zu denen das Volk von weither wallfahrtet, um die Engel
um ihre Fürsprache zu bitten: διὸ μετὰ τὰς éxxAmgolac καὶ
οἶκοι εὐχτήριοι τῷ ϑεῷ τῆς προσηγορίας ὑμῶν ἐπώνυ-
μοι. ὦ εὐάρεστος ξυνωρὶς ἀρχαγγέλων», ovx ἐν μόναις ταῖς
πόλεσιν. ἀλλὰ καὶ στενωποῖς ἰδίᾳ καὶ οἰκίαις καὶ ἀγροῖς
ἱδρύνϑησαν χρυσῷ καὶ ἀργύρῳ ἢ καὶ ἐλέφαντι κοσμηϑέντες"
| | Wieviel würdiger behandelt Athanasius einen ähnlichen Gedanken
contra Arian. III 14.
— Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte Il, S. 446, Anm. |.
92 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ἰασίν τε οἱ ἄνϑρωποι χαὶ εἰς τὰ ἀπωτέρω τῆς ἐνεγκαμένης
αὐτοὺς χωρία τὰ ἔχοντα οἷον ὡς πρυτάνια ἐπιτευγμάτων τὰ
εὐχτήρια προβεβλημένα οὐχ ὑχνοῦντες καὶ πέλαγος διαλαβεῖν,
ἣν δέοι, μαχρὸν καὶ πολλῶν ἐφεξῆς ἡμερῶν ὁδὸν 208 ὅτε καὶ
ἀργαλέαν ἐξανῦσαι ὡς πειραϑησόμενοι πλείονος εὐνοίας
μὲν τῆς περὶ τὴν πρεσβείαν ἀπὸ ὑμῶν μετουσίας δὲ τῆς
τῶν φιλοτιμουμένων ὑπὲρ τοῦ εὖ ἀγαθῶν παρὰ τοῦ ϑεοῦ.
Zum Schlusse versichert Didymus nochmals, daß es ihm nicht
an Ehrfurcht gegen die Engel fehle, und bittet diese, auch für
ihn ein Wort bei Gott einzulegen!. Und doch hatte Origenes,
der Meister des Didymus, die Anbetung der Engel ausdrücklich
verworfen?! Auch sonst beschäftigt sich Didymus, freilich ohne
auf heidnische Bahnen zu geraten, mit den Engeln eingehender,
als es dem nüchternen Verstande unserer Zeit angemessen scheint.
Von Origenes übernimmt er einmal die Vorstellung von den
Schutzengeln; vgl. de spir. s. 7, 1039 B; in Il Petr. 1772 C— 1773 &;
dazu MPG 39, 201 C = sacra parall. MPG 95, 1097 C (τοὺς uir
ἁγίους φωταγωγοὶ φυλάττουσιν ἄγγελοι, τοὺς δὲ φαύλους
σχοτεινοί); zweitens die Anschauung, daß die Engel eine Art
Leib haben? de trin. 114, 151 B (damit steht nicht in Wider-
ἘΠῚ gestatte mir bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß
ich in den «Ägyptischen Urkunden aus den königl. Museen zu Berlin»,
Koptische Urkunden 1 6, Berlin 1904, S.189f zwei saidisch erhaltene Pre-
digtbruchstücke des syrischen Bischofs Severianus von Gabala, des be-
kannten Gegners des Johannes Chrysostomus (vgl. Sokrates hist. eccl. VI 11
usw.) herausgegeben habe, die für die Geschichte der Engelverehrung nicht
ohne Belang sind. Die eine Predigt beginnt: «Es ruft uns heute Michael
zu seinem heiligen Feste, der heilige Erzengel und Erzfeldherr der Streit-
kraft der Himmel, der diese groBen Taten verrichtet, der allezeit bittet für
das Geschlecht der Menschen bei Gott, dem Guten . . . . Michael ist der
große Herrscher der Himmlischen und der Irdischen. Michael ist der starke
Verwalter: er verwaltet recht. Michael ist der große Erzfeldherr des all-
mächtigen Vaters. Michael ist allezeit niedergeworfen zu den Füßen des
Vaters, indem er zu ihm flieht: Gedenke an dein Bild! . .. Michael [ist]
am Throne des Vaters, indem er eintritt und bittet für die Sünden der
Menschen, bis sie ihnen vergeben werden .. .» Nach Zoéga, Catalogus
codicum Copticorum usw., Rom 1810 (Leipzig 1003) S. 62 hat auch ein Petrus
von Alexandria «einiges gesagt über die Ehre des Erzengels Michael, des
Erzfeldherrn der Streitkraft der Himmel.» .
2) Contra Celsum V 4 iII S. 4 2. 19#f Koetschau).
3) Diese Vorstellung stellt, genau genommen, alle Engelverehrung in
Frage. Übrigens bedroht letztere wiederum die Trinitütslehre.
15. Frömmigkeit. 93
spruch, daß sie de trin. II 78 589A ἀσώματοι heißen: in der
origenistischen Theologie kann dies Wort auch den Besitz eines
corpus subtile andeuten, vgl. Origenes de princ. I prol. 8 MPG 11,
120 AB; s. auch in psalm. 1197 A: ἄσαρχοι δυνάμεις). Ferner
weiß Didymus, daß alle Engel eine φύσεις haben, aber verschiedene
εἴδη und uoogaí; s. sacra parall. MPG 95, 1097 A. Vgl. ferner
de trin. II 4, 484 A: de spir. s. 7, 1039 A; in psalm. 1333 D 1524 D
1553 Ὁ (ὁ ὑψηλότερος ἤδη τῶν σαρχιχῶν παϑημάτων γινό-
μενος καὶ διὰ τὴν τοῦ νοῦ τελείωσιν πρὸς τὴν τῶν ἀγγέλων
κατάστασιν μετελϑώ»);: in prov. 1625 D; Hieronymus epist. 73 3
ad Evangelum MPL 22, 677.
Ebenso eingehend, wie mit den Engeln, hat sich Didymus
mit dem Teufel beschüftigt!! Doch berührt sich seine Lehre
vom Teufel, im Gegensatze zu seiner Engellehre, in keiner Weise
mit dem heidnischen Teufelsaberglauben, dem die Volksmassen
schon zu seiner Zeit huldigten. Es ist auffällig, daß er den
Teufel gerade in den Commentaren sehr oft nennt, wo er doch
nur selten unmittelbaren Anlaß dazu hat. Didymus wäre kein
ägyptischer Asket gewesen, hätte er sich nicht des öfteren vom
Teufel verfolgt gewußt. Er bezeichnet den Teufel als ein λεπτὸν
πνεῦμα (in diesem λεπτόν liegt wohl die Anerkennung des
origenistischen Satzes, daß der Geist des Teufels in einen Körper
bestimmter Art gebannt ist! und schreibt ihm die Fähigkeit zu,
überall hinzugelangen?. Besonders stolz ist Didymus auf sein
Fündlein. der Teufel sei, nach Hiob 40 :», das erste Geschópf
(xríoua)*. Der Stolz ist nicht ganz unberechtigt. In dem
Kampfe gegen die Arianer, die den Logos für das älteste Ge-
schópf hielten, war diese Entdeckung in der Tat eine brauch-
bare Waffe.
Von den Dämonen handelt Didymus in psalm. 1172C 1557 A.
Der Totenverehrung gegenüber nimmt er keine klare Stellung
ein. Oi τοὺς ἀπαλλαγέντας τοῦ βίου δοξολογοῦντες werden
weder gelobt, noch ausdrücklich getadelt.
Ähnliches gilt von dem zu seiner Zeit gerade beginnenden
Marieneulte. Sicher ist nur, da! Didymus der Mutter Jesu all
1! Er nennt ihn öfter διάβολος als σατανᾶς.
9. In Job 1121 B.
21 De trin. 117, 341 B: IL 61 508 B; 1Π 251 S04 D; vgl. Pseudobasilius
adv. Eunom. £93 A,
94 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
die Ehrentitel auch zuerkennt, die irgend einer seiner Zeitgenossen
auf sie anwandte: wie mir scheint, ist die Stadt Alexandria über-
haupt ihrer Zeit in der Marienverehrung voraus geeilt!. Didymus
nennt Maria mit Vorliebe ϑεοτόχος Σ (der Ausdruck findet sich
zuerst bei Alexander von Alexandria?, dann namentlich bei
Athanasius® und Gregor von Nazianz: Basilius von Cäsarea und
Gregor von Nyssa scheinen das Wort vermieden zu haben 5.)
Ferner vertritt Didymus die Anschauung, Maria habe utero clauso
geboren. De trin. I 27, 404C nennt er sie ἀειπαρϑένος (diesen
Ausdruck hatte bereits Athanasius contra Arian. 2 τὸ gebraucht);
er erläutert die Vorstellung ebenda 15, 309C durch den Satz
παρϑένος Erexev μείνασα xag8évoz; vgl. de trin. III 220 793C
(παρϑένος ῥεύσεως ἐχτὸς Erexev μείνασα πάλιν παρϑένος) und
4, 832 Ὁ (ἔμεινε χαὶ μετὰ κυοφορίαν ἀεὶ καὶ διὰ παντὸς ἄμωμος
παρϑένος). Nach der Capitulatio zu de trin. 116 hat Didymus
in dem verlorenen Stücke de trin. I19 von der adıodevros παρ-
ϑενικὴ πύλη geredet”. Nun darf man freilich nicht vergessen:
all diese Sätze stammen aus der Schrift de trin, einem der
letzten Werke des Didymus. Andrerseits will die Sicherheit
beachtet sein, mit der Didymus seine Gedanken über Maria vor-
trägt, gleich als könne niemand ihnen widersprechen: de trin.
111 220 793C benutzt er sogar das ἀειπαρϑένος, um von da aus
‚gegen die Ketzer zu argumentieren. — Näheres über den Hergang
der irdischen Geburt Jesu sucht Didymus de trin. I 15, 309 C;
27, 391€; III 2% 793C; 3, 820 AB festzustellen.
Es läßt sich nicht leugnen, daß Didymus von den polytheis-
tischen Neigungen seiner Zeit in gewisser Weise beeinflußt war.
Allerdings war Alexandria ein Hauptschauplatz des alten Heiden-
1) Veranlassung dazu bot die alexandrinische Christologie.
2) De trin. 1 31, 421 B; ΠῚ 1, 481 C 484 A; ΠῚ 6, 848C; 418 G8SCD.
3) Vgl. Theodoret. hist. eccl. I 454.
4) Contra Arian. Ill 14. 29. 33; vgl. Stülcken, TU, Neue Folge, IV 4
S. 122; auch Mingarelli MPG 39, 42? BCD, Anm. 35.
5) Holl, Amphilochius, S. 154. 183f. 230. Die Hauptstelle für Gregor
von Nyssa (epist. 3 MPG 46, 1024 A) ist allerdings nicht eindeutig.
6) MPG 39, 445 B.
1) Zum Ganzen vgl. Zöckler RE? XII, 8. 312, dem jedoch das Material
nicht vollständig bekannt ist, und Loofs, Leitfaden zum Studium der Dog-
mengeschichte?, S. 162 und 179.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 95
tums und der Theokrasie, vielleicht sogar in noch höherem Grade
als Rom. Es war aber auch eine Hochburg monotheistischer
Philosophie. So bleiben Didymus’ polytheistische Neigungen auf
jeden Fall merkwürdig. Daß er übrigens für die den Volksmassen
seiner Zeit so vertraute Welt des Wunders einen besonderen
Sinn besaß, lehrt in psalm. 1445D. Hier spricht er es als seine
Meinung aus, viele seien durch Gesichte zum Christentum be-
kehrt worden. Hätten das Athanasius und Basilus auch nur
denken kónnen?
16. Lehre von der Dreieinigkeit.
Wie wir sahen!, ist für Didymus der Glaube, d. h. vor allem
die richtige Erkenntnis der Dreieinigkeit, nicht nur von wissen-
schaftlichem Werte, sondern auch von religiósem. Es entspricht
also ganz dem Gegenstande, wenn wir Didymus! Trinitätslehre
besonders ausführlich darstellen. Und wir sind in der glücklichen
Lage, dies tun zu können: die Trinitätslehre ist im Grunde das
einzige Stück aus der Weltanschauung des Didymus, für dessen
Erforschung wir gute Quellen haben. Unglücklicherweise gibt
uns aber gerade diese Lehre des Didymus zwei Rätsel auf, von
denen ich wenigstens das eine nicht zu lösen vermag.
Das eine Problem wurde bereits erwähnt?. Didymus ist
Origenist. Aber seine Lehre von der Dreieinigkeit ist alles eher
als origenistisch. Selbst der Ketzermacher Hieronymus muf das
zugeben: certe in trinitate catholicus, dieses Zeugnis stellt er dem
Didymus aus?. Ja, er übersetzt selbst ein trinitarisches Werk
des Didymus ins Lateinische. An vielen Einzelheiten läßt sich
nachweisen, daß Hieronymus recht geurteilt hat. Ich mache nur
auf folgendes aufmerksam:
1) Didymus verurteilt ausdrücklich den Satz: Eorw ἃ μὴ
ὑπὸ τὴν toU πατρὸς all ὑπὸ τὴν ἐξουσίαν τοῦ υἱοῦ τελεῖ de
trin. I 26, 385A. Allerdings vertritt auch Didymus zuweilen
Anschauungen, die der verdammten Häresie bedenklich nahe
kommen; ich erinnere daran, wie er die Erlösung auf die drei
1) S. oben S. 77f unter 9.
2) S. oben S. 13. 53. τά.
3) Adv. Rufin. II 16 (MPL 23, 428 C); vgl. ebenda IIl 27 (477 B):
super trinitate fidei puritatem.
Y
r.
96 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Personen der Trinitüt verteilt! Auch der Satz de trin. II 5,
504B, der Vater werde im Sohne, der Sohn im Geiste (nicht im
Vater!) abgebildet, kónnte an Origenes erinnern.
2) Die origenistisch-arianische Vorstellung, die aber wohl
die meisten zu Nicáa anwesenden Bischófe teilten, der Sohn
stehe in einer engeren Beziehung zur Schöpfung als der Vater,
wird von Didymus abgelehnt, wie bereits von Athanasius?; vgl.
de trin. I 8, 276C—277 B.
3) Didymus bekümpft auch die origenistische Lehre, der
Sohn werde in einem fort gezeugt; vgl. de trin. III 3, 813 BC:
ὁ υἱὸς τοῦ ϑεοῦ ἐγεννήϑη συνυφεστὼς τῷ τεχόντι... ἀλλ᾽
οὐκέτι γεννᾶται. Damit lehnt Didymus natürlich auch die wei-
tere Vorstellung ab, die er von seinem Standpunkte aus der Lehre
des Origenes hätte entnehmen können, die Vorstellung, der Geist
gehe in einem fort von dem Vater aus; vgl. de spir. s. 15, 1047 C:
bene quod in ipsa sententia? non ail »qui creavi« sed »qui creo
spiritum«. si enim de substantialitate spiritus sancti sermo esset,
dixisset. utique »qui creavi«. neque enim semper eumdem creat;
dazu de trin. 115, 496A: ἐχπορεύεται ἥτουν ἐξεπορεύϑη. Ich
vermag nicht recht einzusehen, warum Didymus in diesem Punkte
den Origenes verlüfit: er hátte dessen Lehre polemisch sehr gut
verwenden kónnen. Wollte er in den dogmatischen Schriften,
die doch in weiteste Kreise drangen, gar nichts zu tun haben
mit dem Mann, dem gerade die theologisch nicht Gebildeten mit
Mifitrauen gegenüberstanden? Und Didymus hat Origenes Lehre
von der immerwührenden Zeugung nicht nur abgelehnt, sondern
aus seiner Ablehnung auch eine wichtige Folgerung gezogen.
Wie bekannt, wiederholt Athanasius unermüdlich die Bilder von
der Sonne und ihrem Schein, der Quelle und ihrem Ausfluß, um
mit ihnen das Verhältnis von Vater und Sohn zu veranschau-
lichen. Diese Bilder hat vor allem Origenes in die Wissenschaft
eingeführt. Didymus hat nun ganz richtig erkannt, daß sie, streng
genommen, nur zu Origenes Lehre von der immerwährenden
Zeugung passen. Das zeigt ja ganz deutlich Origenes de princip.
12. (MPG 11, 133C): aeterna ac sempiterna generatio, sicut
Splendor generatur ex luce (Ürigenes stand übrigens mit dieser An-
1) 8. oben δ, δά. 2) Contra Arianos II 26f.
3) Amos .113.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 97
schauung nicht allein: Alexander von Alexandria hat, nach dem
Zeugnisse des Árius bei Theodoret. hist. eccles. 1 51, den Sohn
detyevnng genannt) Deshalb braucht Didymus die Vergleiche des
Athanasius nur an wenigen Stellen, wie de trin. I 16, 332 B, und
ersetzt sie außerdem sehr oft durch die farblose Aussage, der
Sohn sei das Bild (εἰκών, ἐξειχκονίζειν) des Vaters; vgl. de trin.
I 15, 328 B. Dazu betont Didymus stark, daß jedes Beispiel nur
eine sehr unvollkommene Erkenntnis vermittelt: οὐδαμῶς τὸ
παράδειγμα tavrorng εἶναι δύναται de trin. II 5, 505 A. Natür-
lich ist es nicht ausgeschlossen, daß andere Umstände dieses Ver-
halten des Didymus begünstigten. Seine Blindheit wird ihn nicht
gerade veranlaßt haben, die Bilder zu überschätzen. Dazu war
auch Gregor von Nazianz, dessen Werke Didymus vielleicht
kannte, ein Gegner der athanasianischen Vergleiche, allerdings
aus ganz anderen Gründen!. Übrigens hat Didymus in seiner
Jugend der Anschauung des Origenes von der ewigen Zeugung
ganz anders gegenüber gestanden: adv. Ar. et Sab. 4, 1285C
kommt er ihr sehr nahe.
Das zweite Rätsel, das uns Didymus! Trinitätslehre aufgibt,
liegt in seinem Schlagworte μέα οὐσία, τρεῖς ὑποστάσεις. Dieses
Problem erfordert eine eingehendere Behandlung.
A. Das Schlagwort.
Zu Beginn des arianischen Streites haben wohl die meisten
Theologen des Morgenlandes das Wesen der Dreieinigkeit in die
Formel gefaßt: τρεῖς ὑποστάσεις. Sie haben weiter, wie alle
philosophisch Gebildeten ihrer Zeit, sehon um Paulus von Samo-
sata auszuschließen, den stoischen Begriff der ὑπόστασις mit dem
platonischen der οὐσία gleichgesetzt, obwohl man es in vielen
Kreisen vermieden zu haben scheint, unmittelbar von τρεῖς ov-
oiaı zu reden. Es ist bekannt, daß Arius von τρεῖς ὑποστάσεις
sprach? Seine Formel wurde gebilligt von der großen Mittel-
partei unter Eusebius von Cäsarea, ja selbst von einem Manne,
der die Gottheit Christi so stark betonte, wie Alexander von
Alexandria?. Man vergleiche dessen Brief an Alexander von
1) Holl, Amphilochius, S. 175f.
2) Bei Athanasius de synod. 15f und 36.
3) Das Verstündnis der Christologie Alexanders verdanken wir Loofs
RE? II, S. 11.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 8 4
98 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Byzanz bei Theodoret. hist. eccl. I 4 16. 28. 39. ss. 4e. 4s. Beson-
ders deutlich zeigt uns dieser Brief, daß auch Alexander ὑπό-
στασις und οὐσία (= φύσις) nicht geschieden hat; er nennt Vater
und Sohn ss τῇ ὑποστάσει δύο φύσεις, bezeichnet den Sohn ins-
besondere 45 als μεσιτεύουσα φύσις μονογενής. Bei Sokrates
hist. eccl. 16 redet Alexander anstandslos von der οὐσία des
Vaters. Er hat also keinen wissenschaftlichen Terminus
zur Verfügung, wenn er die Einheit der Trivität zum
Ausdruck bringen will Er scheint auf die Einheit überhaupt
nur wenig Wert zu legen; Theodoret. hist. eccl. 1 4 15 nennt er
Vater und Sohn πράγματα δύο 1: der polytheistische Klang dieser
Worte wird durch das vorgesetzte ἀχώριστα doch nur wenig
gemildert.
Die Formel des nicünischen Concils (vgl. die Anathematismen)
lautete (allerdings nicht consequent, s. u.) die Trinität ist wie
οὐσία — μία ὑπόστασις, Das war für die meisten Morgen-
länder eine ganz fremde Ausdrucksweise, die ihnen nur aufge-
zwungen worden sein kann. Wahrscheinlich hat sie Hosius von
Korduba, der abendlündische Hoftheologe des Kaisers Konstantin,
geschaffen?. Es ist nur zu verständlich, daß sie den Orientalen
Schmerzen bereitete. Bekannt ist, wie schwer es Eusebius von
Cäsarea ward, sich mit ihr abzufinden. Leider wissen wir nicht,
wie es Alexander von Alexandria und seinen Gesinnungsgenossen
möglich war, sie anzunehmen: erklärlich ist im Grunde nur die
Zustimmung des Marcellus von Ancyra, zu dessen Gesamt-
anschauung die neue Formel ja ganz ausgezeichnet paßte. Sicher
ist dagegen, daß Athanasius, wenigstens seit er im Abendlande
geweilt hatte, ein treuer Anhänger nicht nur des Nicünums,
sondern auch der nicünischen Terminologie war‘. Seitdem finden
wir die Formel uía οὐσία = μία ὑπόστασις in allen nicünisch
1) Vgl. Origenes contra Celsum VIII 12, S. 22921ff Koetschau.
2) A. Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln?, Breslau
1897, S. 161.
3} Soviel ich weiß, findet sich die nicünische Formel unter den vor-
nicänischen Theologen nur bei Gregor dem Wundertäter (vgl. Loofs, Leit-
faden zum Studium der Dogmengeschichte3, S. 143) und — bei den Mon-
archianern.
4) Das Beste über Athanasius' Trinitätslehre bietet Loofs RE? II
S. 16ff 202ff.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 99
gesinnten Symbolen, so in dem der Synode von Sardika (343)
vorgelegten!. Ja wir finden sie auch in vielen Symbolen nicht-
nicänischer Synoden, die der nicänischen Partei entgegenzu-
kommen suchten, wie in der vierten Formel von Antiochia (341)?,
in der Formel von Philippopolis (343)?, in der ἔχϑεσις μαχρό-
στιχος (Antiochia 345)* und in der Formel der ersten Synode
von Sirmium (351); ein Symbol, das die altgriechische Formel
enthielt, das zweite (sog. lucianische) der Versammlung von An-
tiochia 3416, fand nicht die endgiltige Billigung der Bischöfe.
Schon hier muß auf einen sehr wichtigen Umstand auf-
merksam gemacht werden. Die nicänische Formel hat keinen
wissenschaftlichen Ausdruck, mit dem sie die Einzel-
personen der Dreieinigkeit bezeichnen könnte. Trotzdem
darf man ihren monotheistischen Gehalt nicht überschätzen. Es
ist mir nie recht klar geworden (und ich glaube, Athanasius
selbst war sich darüber nicht klar), was das Nicänum unter μέα
οὐσία versteht: hat die Gottheit der Zahl nach nur eine ovola?
oder hat sie drei einander vollkommen gleiche οὐσίαι, die, ver-
eint, wiederum nur eine οὐσία ergeben, etwa wie, wenn ich den
Vergleich wagen darf, drei zusammengeschmolzene Kerzen nur
eine Kerze bilden? Mit anderen Worten: bezeichnet ovoía
das Wesen des Individuums oder das Wesender Gattung”?
Wie nahe Athanasius der letzteren Auffassung zuweilen steht,
zeigen die Analogien, die er für seinen Sprachgebrauch im pro-
fanen Leben sucht. So lesen wir de synod. 53: alle Menschen
τῇ οὐσίᾳ ὁμοφυεῖς εἰσι; d. h., nach seinem sonstigen Verständ-
nisse des Wortes ὁμοφυής: sie haben eine φύσις, eine οὐσία
(φύσις und οὐσία brauchen wohl alle Theologen der Zeit syno-
nym). Nun verbittet es sich allerdings Athanasius in ähnlichem
Zusammenhange®, die von ihm aus dem profanen Leben beige-
brachten Bilder ungebührlich auszudeuten. Aber daß wir nicht
1) Hahn a. a. O. S. 1832. 2) Hahn a. a. O. S. 188.
3) Hahn a. a. O. S. 191. 4) Ebenda S. 192f.
5) Ebenda S. 197. 6) Ebenda S. 185f.
7) In letzterem Falle kann man mit gewissem Rechte sowohl von
der einen οὐσία der Gottheit, als auch von der οὐσία ihrer einzelnen
Personen reden; in ersterem entweder nur von einer οὐσία oder nur
von drei ovolaı.
8) Z. B. de synod. 42.
q*
100 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
auf falscher Führte sind, beweist zunüchst die Verwerfung des
Wortes μονούσιος durch Athanasius!. Ein zweiter Beweis ist
eine Reihe von Ausführungen, die durch ihre Unklarheit sehr
lehrreich sind. Ich nenne, ein Beispiel für viele, de synod. 48:
el un ἐκ μετουσίας ἐστὶν ὁ υἱὸς ἀλλὰ τῇ οὐσίᾳ λόγος ἐστί
καὶ σοφία τοῦ πατρὸς, ἡ δὲ οὐσία αὕτη τῆς οὐσίας τῆς
πατρικῆς ἐστι γέννημα καὶ ὁμοιότης αὐτῆς, ..... πῶς
. σώσομεν τὸ ἕν εἶναι τὸν πατέρα καὶ τὸν vior;..... avay-
κῃ λοιπὸν χατὰ τὴν οὐσίαν νοεῖν xa) τὴν υἱοῦ xal πα-
τρὸς £vOovt"ca ..... ὁ δὲ υἱὸς ix τῆς οὐσίας ὧν γέννημα
οὐσίᾳ ἕν ἐστιν αὐτὸς καὶ ὁ γεννήσας αὐτὸν πατήρ. Klar
ist nur, daß Athanasius’ Feinde, wenn er von οὐσία redet, dies
im Sinne von »Wesen des Individuums« verstehen (sie werfen
ihm Sabellianismus vor), und daß die Abendländer, wenn sie von
οὐσία reden, dies wohl in demselben Sinne meinen. Wir müssen
sagen: die Ausdrücke des Athanasius schillern. Mag er gleich
der Gottheit ausdrücklich μίαν οὐσίαν oder τὴν αὐτὴν οὐσίαν
zuschreiben: auch diese Wendungen lassen sich verstehen, wenn
man οὐσία in dem Sinne »Wesen der Gattung« faßt?. Die Sache
ist deshalb besonders wichtig, weil man dieselbe Unklarheit bei
anderen Theologen des vierten Jahrhunderts antrifft. Erst in
Basilius des Großen bekanntem Lehrbriefe? an seinen Bruder
Gregor von Nyssa finden wir das Problem erkannt und bis zu
gewissem Grade gelöst: dieser Brief handelt ja ex professo über
den Unterschied von οὐσία und ὑπόστασις. Man wird deshalb
gut tun, die Frage, ob οὐσία Wesen des Individuums oder der
Gattung sei, an die Theologen des vierten Jahrhunderts nur mit
Vorsicht zu richten: es ist eine Frage, die sie sich teilweise
selbst nicht gestellt haben; vor allem muß man sich hüten, aus
der Formel uía οὐσία Schlüsse zu ziehen, die ihren Inhalt ver-
gewaltigen.
Es ist bekannt, daß die Formel des Nicänums und des
Athanasius nicht die orthodoxe ward. Unter dem Drucke von
Konstantius’ Alleinherrschaft scharte sich im Morgenlande die
1) Expositio fidei 2 (allerdings von zweifelhafter Echtheit).
2) Vgl. zum Ganzen Loofs RE? II, S. 203f. Ob die Anschauung des
Athanasius hierüber sich entwickelt hat, ist mir zweifelhaft.
3) Epist 33. Basilius definiert οὐσία hier ziemlich genau als « Wesen
der Gattung, Wesensinhalt.»
^
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 101
sog. jungnicänische Partei zusammen. Auf der Synode von
Ancyra 358 vertrat diese noch die altmorgenländische Formel
τρεῖς οὐσίαι — τρεῖς ὑποστάσεις. Bald darauf aber ging sie zu
dem Schlagworte über: μέα οὐσία (= φύσις) und τρεῖς ὑποστάσεις
(— τρέα πρόσωπα)". Diese neue Formel ward auf der Synode
von Alexandria 362 durch Athanasius zwar nicht als allein richtig,
aber als rechtgläubig anerkannt?. Seit dieser Zeit breitete sie
sich verhältnismäßig rasch aus. Die großen Kappadocier, ihre
Hauptvertreter, führten sie in ganz Kleinasien und schließlich
auch in Konstantinopel zum Siege. Theodosius der Große machte
sie nach kurzem Schwanken 381, auf dem sog. zweiten ökume-
nischen Concile, zur anerkannten Formel des ganzen Morgen-
landes *.
Das Problem, das die jungnicünische Formel μέα οὐσία,
τρεῖς ὑποστάσεις bietet, liegt nun in folgendem. Bisher nahm
man an, sie sei zuerst um das Jahr 358 bezeugt: Marius Victo-
rinus erzählt in einer damals verfaßten Schrift, sie werde von
Griechen verwandt. Nun ist aber die jungnicünische Formel
auch die Formel des Didymus. Ja, Didymus vertritt sie nicht
erst in seinen jüngeren Schriften, sondern schon in dem Tractate
adversus Arium et Sabellium5, der lange vor 362 verfaßt ist, also
lange bevor Athanasius, der unmittelbare Vorgesetzte des Didymus,
die Formel zu dulden sich entschließt! So können wir mit viel
größerem Rechte, als von Schubert, dem der wahre Urheber jenes
Tractates noch nicht bekannt war, die Frage aufwerfen: ist viel-
leicht Didymus der Vater der jungnicänischen Formel, und damit
im Grunde auch der Vater der jungnicänischen Partei? Ehe wir
diese Frage zu beantworten suchen, muß die Trinitätslehre des
Didymus genauer dargestellt werden. Zuvor noch einige Be-
merkungen über die jungnicänische Terminologie.
1) Epiphan. haeres. 7313íf (aus dem Jahre 359).
2) Tomus ad Antiochenos 5f; vgl. de synod. 41 über Basilius von
Ancyra.
3) Vgl. Theodoret. hist. eccl. V 911.
4) Vgl. Hans von Schubert in Moellers Lehrbuch der Kirchenge-
schichte I?, S. 512 Anm.
5) Besonders 12, 1300 A; auch 1, 1281A; 3, 1284 C; 7, 1292D; 8,
1293 A; 9, 1293 C; 10, 1296 B. Man beachte, daß Didymus (wie die Kappa-
docier) in keiner seiner Schriften andeutet, seine Terminologie sei neu; wir
erfahren kaum von ihm, daß es noch andere Terminologien gibt.
102 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Zwischen οὐσία und φύσις einerseits, ὑπόστασις andrerseits
zu scheiden, ist gegen allen griechischen Sprachgebrauch. Wie
kann man die Entstehung dieser terminologischen Sonderbarkeit
erklären? Zwei Möglichkeiten liegen vor.
1. Die jungnicänische Formel kann unter dem Einflusse des
Origenes entstanden sein (das würde dann vielleicht dafür sprechen,
daß sie eine Erfindung des Didymus ist) Origenes schied die
drei Personen der Gottheit als τρεῖς ὑποστάσεις: vgl de prin-
cip. 122 (MPG 11, 130 C); contra Celsum VIII 12 (S. 229 21 ff
Koetschau: Vater und Sohn sind δύο ὑποστάσεις); in Jo. 12415
(S. 29:4 f Preuschen); 34 243 (S. 43 1s Preuschen); II 10% (S. 65 16
Preuschen: τρεῖς ὑποστάσεις); 35 55 (S. 94 ıs Preuschen); XXXII
16 ıss (S. 45211 Preuschen); Bruchstück 36 (S. 511 51 Preuschen);
s, auch 11 106 (S. 652. Preuschen) Nun verwendet Origenes
allerdings das Wort οὐσία als Synonymum von ὑπόστασις, ob-
schon er, wie mir scheint, es stets vermeidet, von dvo oder
τρεῖς οὐσίαι zu reden; vgl. de princip. I 1e (MPG 11, 124 C);
contra Celsum VII 16 (S. 167» KJ); in Jo. 124151 (S. 29:4 f Pr);
VI 30 154 (S. 140 10 Pr); dazu contra Cels. 123 (S. 73uf K.);
VIII 67 (S. 2831» K.)!. Eine reine Wiedergabe des origenistischen
Sprachgebrauchs kann also die jungnicünische Formel auf keinen
Fall sein; wohl aber eine Versöhnung zwischen der origenistisch-
wissenschaftlichen Ausdrucksweise und dem ὁμοούσιος des nicü-
nischen Symbols. Wie wir sehen werden, ist Didymus im Ge-
brauche des Wortes οὐσία ebenso unsicher, wie Athanasius u. a.
Desto leichter konnte es ihm fallen, alle Aussagen des Origenes
in rechtgláubigem Sinne zu deuten.
2. Die jungnicünische Formel kann auch eine Übersetzung
des lateinischen, auf Tertullian zurückgehenden Schlagwortes una
substantia tres personae? sein: wieviele morgenlündische Theo-
logen mufiten zur Zeit des Kaisers Konstantius nach dem Abend-
lande fliehen und hatten so Gelegenheit, die tertullianisch-nova-
tianische Trinitátslehre kennen zu lernen! Natürlich würde damit
eine nebenhergehende Einwirkung des Origenes keineswegs aus-
1) Vgl. Loofs RE? IV, S. 445ff. Ganz ähnlich ist der Sprachgebrauch
des Eusebius von Cüsarea (z. B. hist. eccl. I 23 S. 1011f Schwartz).
2) Tertullian gebrauchte andere Worte synonym mit persona. Aber
nur persona war wissenschaftlich zu verwenden.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 103
geschlossen: daß substantia so viel wie οὐσία war, stand fest;
persona konnte man dann im Anschluß an Origenes durch
ὑπόστασις wiedergeben!. Das Wort πρόσωπον in dem Sinne
von persona war den Vätern des vierten Jahrhunderts nicht recht
geläufig. Es war eine gemachte Übersetzung, der der echt grie-
chische Sprachgebrauch nicht zu Hilfe kam. Zwar findet sich
diese Übersetzung bereits bei Hippolyt?. Aber sie ist im vierten
Jabrhundert wohl noch einmal ganz von neuem gemacht worden,
Zuerst begegnet sie uns wieder in der ἔχϑεσις μαχρόστιχος von
Antiochia 3453, Von da an dringt sie langsam in die griechische
Literatur ein. Didymus verwendet das Wort nur ganz selten.
In der Schrift adv. Ar. et Sab. kommt es gar nicht vor, in seinen
späteren Schriften nur in vergleichsweise sehr wenigen Fällen;
vgl. de trin. I 9, 284 B; 18, 344 B: 36, 440 A; IL 621 553 A; III 2e
189 D; 23, 924 C; 30, 949 A B; 411 984 B; Cramer, Catenae usw.
VII S. 132 (Vater und Sohn sind δύο πρόσωπα διῃρημένα κατὰ
τὴν ὑπόστασιν): die Stellen, an denen Didymus das Wort
ὑπόστασις gebraucht, zählen nach Hunderten *.
Fragen wir zum Schlusse noch nach dem Sinne des Begriffes
ὑπόστασις bei Didymus. Schon die eben angeführte Stelle aus
Cramer scheint anzudeuten, daf es für Didymus doch nicht ganz
dasselbe ist wie πρόσωπον, d.h. wie das lateinische persona und
unser «Person». Ein genaueres Zusehen bestätigt diese Beob-
achtung. In der Jugendschrift adv. Ar. et Sab. 12, 1297 D 1300 A
finden wir zweimal die Wendung, Vater und Sohn seien unter-
schieden μόνῃ ὑποστάσει καὶ προσηγορίᾳ. Hat damals Didymus
das Wort ὑπόστασις nur als ein Synonymum von ovoua auf-
gefaßt? Wenn ja, dann würde diese Tatsache ein Rätsel lösen:
sie würde erklären, wie ein Schüler und Untergebener des Atha-
nasius die jungnicänische Formel zu der seinigen machen konnte.
1) Athanasius scheint um 340 infolge abendländischer Einflüsse die
Gleichung οὐσία — ὑπόστασις unsicher geworden zu sein (Loofs RE? 1I,
S. 203 f).
2) Vgl. Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte?, 8.
117 Anm.
3) Hahn a. a. O. S. 193; Loofs RE? II, S. 28:0.
4) In dem Sinne von «Rolle» braucht Didymus das Wort πρόσωπον
(wie z. B. auch Origenes) natürlich sehr oft; so de trin. 1 15, 305 B; 18,
344 B; 10, 355 B; in II Cor. 1689 BC.
az
104 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Doch der übrige Befund der Schrift spricht nicht für die Richtig-
keit der Vermutung; vor allem aber nicht die spätere Terminologie
des Didymus. Am lehrreichsten ist der profane Sprachgebrauch.
Zwei Hauptbedeutungen scheint dieser dem Worte ὑπόστασις
zuzuweisen, die jedoch nicht immer genau geschieden sind. Ein-
mal ist ὑπόστασις an den Begriff des νοῦς geknüpft, heißt dann
also dasselbe, wie unser «Persönlichkeit» in philosopbischem
Sinne. Jede ἄλογος ψυχή ist ἀνυπόστατος in psalm. 1456 C.
In Job 1132 B wird der Löwe ἀνυπόστατος genannt. Vielleicht
ist in demselben Sinne gemeint de trin. III 23 788B: τῇ ὑπο-
στάσει ἄλλος καὶ ἄλλος. Auf der anderen Seite bedeutet ὑσό-
στασις das wirklich Vorhandene, in vielen Fällen das, was man
sehen und betasten kann, im Gegensatze zu allem nur Gedachten,
zu Handlungen, zu Kräftewirkungen. Jakob und Israel unter-
scheiden sich ἐπινοίᾳ ἀλλ᾽ οὐχ ὑποστάσει in psalm. 1509 C.
Die Bosheit ist nicht ἐνυπόστατος in psalm. 1169C!. Ähnlich
de trin. I 18, 356 C (ἀνυπόστατος δύναμίς τις); in psalm. 1584 A;
besonders aber de trin. IL 3, 476 B. In I Jo. 1802C wird ὑπό-
στασις sogar als Synonym von ὕλη behandelt, wenngleich das
Ungewöhnliche dieser Ausdrucksweise empfunden wird. Daneben
braucht Didymus das Wort ὑπόστασις noch in den verschie-
densten anderen Bedeutungen, die aber zur Erklärung des trini-
tarischen Sprachgebrauches nichts beitragen; vor allem in dem
Sinne «Existenz» in psalm. 1169 C; in II Cor. 1728 A; aber auch
in dem Sinne von «die Fähigkeit ὑποστῆναί τι τῶν ἐπιπόνων»»
in psalm. 1497 A. Jedenfalls sehen wir: Didymus hat es ebenso
wenig zu einem klaren Begriffe von ὑπόστασις gebracht, wie
Athanasius zu einem solchen von οὐσία. Oder darf man be-
stimmter sagen, daß Didymus mit der Wendung τρεῖς ὑποστάσεις
weniger das Vorhandensein von drei Personen, als ihr selb-
ständiges Nebeneinandersein hervorheben wollte? Darauf
weisen vielleicht Wendungen wie τὸ ldıxov τῶν ὑποστάσεων»
de trin. I 18, 356 A, αἱ ἰδιότητες τῶν ὑποστάσεων ebenda III 2 so
804D, τὸ ἰδιοσύστατον τῶν ὑποστάσεων ebenda III 23, 925 B
(vgl. III 38, 977 A und 41: 984 B) und äbnliche Ausdrücke. Bei
diesen Redensarten ist durchaus nicht an die verschiedenen τρόποι
1) Im Hintergrunde dieses Satzes steht wohl der andere: die Bosheit
ist ein nicht Seiendes.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 105
ὑπάρξεως gedacht; sie wollen nur betonen, daß die drei Hypo-
stasen jede für sich da sind.
Sehr oft braucht Didymus das Wort ἐνυπόστατος. Es hat
bei ihm natürlich noch nicht den Sinn, den die Scholastik ihm
eingelegt hat, sondern bedeutet einfach, wie schon in der ἔχϑεσις
μακρύστιχος, «eine besondere ὑπόστασις bildend». Vgl. de trin.
116, 337 B; 26, 384C; II 1, 452 A B; 2, 461D; 8: 616A; 10,
648 A; III 19, 892A; 37, 972 B. De trin. III 24 789 A findet sich
ὑποστατός statt ἐνυπόστατος; ist das nur ein Schreibfehler?
B. Altnicüánische Neigungen.
Die jungnicänische Formel ist deshalb gerade in Didymus'
Munde auffällig, weil ihn sehr starke Ketten an das Nicänum
und an die Theologie des Athanasius und seiner Gesinnungs-
genossen fesseln. Ich machte bereits darauf aufmerksam, daß er
das abendländische Wort πρόσωπον, das erst während des
Streites im Oriente Aufnahme fand, nur zögernd verwendet. Hier
muß noch an folgendes erinnert werden.
1. Altnicänisch sind zunächst mancherlei Ungleichmälßig-
keiten in Didymus’ Sprachgebrauch. Das Nicänum definierte die
Dreieinigkeit als μία οὐσία und μία ὑπόστασις. Daneben aber
sprach es davon, der Sohn sei gezeugt ἐχ τῆς οὐσίας τοῦ πατρός.
Das hatte seinen tieferen Grund. Die Verfasser des Symbols
betrachteten den Vater als die Wurzel der Gottheit: das war
eine alte Anschauung, die selbst in die Formeln des sonst so
klaren Tertullian eine störende Unklarheit brachte. Athanasius
hat den Gedanken, der hier dem Nicänum zugrunde liegt, er-
kannt. De synod. 45 erklärt er μὴ xtloua ἀλλ᾽ ix τῆς οὐσίας
γέννημα εἶναι τὸν λόγον καὶ τὴν οὐσίαν τοῦ πατρὸς ἀρχὴν
καὶ ῥίζαν καὶ πηγὴν εἶναι τοῦ υἱοῦ. So hat Athanasius
sich nicht gescheut, an vielen Stellen dem zwiespältigen Sprach-
gebrauche des nicünischen Symbols zu folgen; vgl. contra Arian. I
15. 24. 26. 29; Il 22; de decret. Nic. synod. 20; de synod. 48.
Aber ein inconsequenter Sprachgebrauch war es doch. Wenn
ich recht sehe, hat das selbst Athanasius de decr. Nic. syn. 22
empfunden. Andere Theologen haben es viel stárker gefühlt und
desbalb die nicänische Formel in diesem Punkte aufgegeben.
Alle jüngeren Symbole bieten statt ἐκ τῆς οὐσίας ταῦ πατρός
b,
f
106 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ein einfaches ix τοῦ πατρός, das zwar, am Maßstabe der
damaligen Philosophie gemessen, vollkommen inhaltsleer war,
desto glücklicher aber die Schwierigkeit verhüllte. So die dritte
und vierte Formel von Antiochia (341)?, die Formel von Philippo-
polis (343) 3, die ἔχϑεσις uaxpootıyos von Antiochia (345) 4, die
erste Formel von Sirmium (351), auch das sog. Konstantino-
politanum 6; die Kappadocier sagten ebenfalls ix τοῦ πατρός.
Didymus war noch nicht so weit wie sie: auch in der Schrift
^ de trin. hat er sich nicht für die eine oder die andere Ausdrucks-
weise entschieden. Die vermittelnde Formel ix (oder ἀπὸ) τοῦ
πατρός o.ä. braucht er des öfteren: wir finden sie de trin. I 35,
437 C; II 1, 452 A; 2, 460 AB; 26, 752 A; IIL 3, 808 À; 38, 976 B.
Daneben kennt Didymus aber auch die altnicünische Terminologie.
Adv. Ar. et Sab. 10, 1296 B nennt er des Logos ἰδίαν ὑπόστασιν
ix πατρικῆς οὐσίας ὑφεστῶσαν; ähnlich lautet de trin. I 10,
292 B 293 A. De trin. 11 76 577 B erfahren wir sogar, daß Didy-
mus noch eine Áhnung hat von dem tieferen Sinne der altnicá-
nischen Formel: hier ist von der πατρικὴ ῥέζα οὐσία die Rede.
Ganz merkwürdig ist aber, daß Didymus am häufigsten weder
die altnicänische Formel braucht noch die Formel x τοῦ πατρός:
er sagt am liebsten ix τῆς ὑποστάσεως τοῦ πατρός. So de
trin. 1 15, 308 C 320 A; 32, 425 A; 36, 440 D—441 A; II 1, 4480
457 B; 2, 464 AB 484 A; 4, 481€; 5, 492 A; 66 524 C; 78 588C;
III 3,:817 B; 5, 841A; 38, 976 A4. Einen Fortschritt bedeutet
diese dritte Formel natürlich nicht: sie ist im Grunde ein Wider-
spruch zu der gesamten jungnicünischen Ausdrucksweise. Der
Vater kann doch nun und nimmer seine ὑπόστασις, d.h. das
was ihn vom Sohne trennt, auf den Sohn übertragen. So ist
es nur zu begreiflich, daß Didymus mit seinem 2x τῆς ὑπο-
στάσεως τοῦ πατρός keine Schule machte. Wir sehen hier
aber aufs neue, wie wenig speculativen Sinn Didymus besaß,
und wohin er kam, wenn er, den Grenzen seiner Begabung zum
Trotz, auf eigene Faust zu denken begann.
1) Das Nicänum scheint schon vorauszusetzen, daß &x τοῦ πατρός die
gewöhnliche Ausdrucksweise ist. Es läßt sie bestehen, erläutert sie aber
durch ἐκ τῆς οὐσίας τοῦ πατρός.
2) Hahn a. a. O. S. 1806f. 3) Ebenda S. 190.
4) Ebenda S. 192. 5) Ebenda S. 196.
6) Ebenda S. 164. τ) Holl, ZKG XXV, S. 392f.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 107
Didymus’ unsicherer Sprachgebrauch in diesem einen Punkte
ist ihm, wohl ohne daß er es merkte, der Anlaß geworden, auch
in anderen Fällen die feste Terminologie zu erweichen. Vielleicht
ist auch die Redeweise der älteren Theologen, besonders des
Origenes, und der Philosophen seiner Zeit dabei von Einfluß
gewesen. Didymus selbst hat ja οὐσία und ὑπόστασις im pro-
fanen Sprachgebrauche gelegentlich identifiziert. In psalm. 1349B
erklärt er: δύναται νῦν ὑπόστασις ἀντὶ οὐσίας λέγεσθαι. Dieser
Grundsatz wird in psalm. 1508C in unzweideutiger Weise be-
folgt; hier heißt es: οὐχ ἀναλίσχων xal φϑείρων αὐτῶν τὴν
οὐσίαν" ἀϑάνατος γὰρ ἡ τῆς ψυχῆς αὐτῶν ὑπόστασις. So
spricht Didymus gelegentlich von der οὐσία Gott Vaters, auch
wo es sich nicht um den Ursprung des Sohnes oder des Geistes
handelt, wie adv. Ar. et Sab. 6, 1289A und de trin. Il 5, 492B.
Er scheut nicht einmal vor einer in sich selbst so widerspruchs-
vollen Wendung zurück, wie ἡ πατριχὴ uovas! οὐσία de trin.
1 27, 396B! Daneben ist von der οὐσία des Sohnes die Rede;
so de trin. 1 16, 336A; III 6, 841C; und von der οὐσία des
Geistes: de trin. Il 10, 633C; 18, 728B?. Die verschiedensten
Terminologien folgen dann und wann so unmittelbar auf ein-
ander, daf man fast vermuten móchte, die Verwirrung sei ab-
sichtlich angerichtet worden. Man lese nur de trm. 1 10, 292B:
εἰ τὸ φῶς οὐ προσλαμβάνει ἔξωϑεν τὸ ἀπαύγασμα ἀλλ᾽ ἐκ
πάσης τῆς οὐσίας αὐτὸ γεννᾷ ἀδιαστάτως, οὐδ᾽ ὁ ϑεὸς ἐπε-
κτήσατο ἔξωϑεν» τὸν υἱὸν ἀλλ ἐξ ὅλης τῆς ὑποστάσεως
ἐγέννησεν ἀδιαστάτως ἅτε ἀσώματος. Das Wort φύσις, das
Didymus mit οὐσία unterschiedslos vertauscht, erleidet dieselben
Schicksale wie sein Synonymum. De trin. I 26,389 A und 27, 404 A
wird die φύσις des Vaters, ebenda 1 27, 3910 die des Sohnes,
II 2, 464B; 7, 560 AB; IIL 31, 949C die des Geistes genannt.
Auch bei der Verwendung der Worte ϑεότης, ϑέλημα, ἐνέργεια
stoßen Didymus Entgleisungen zu, wie wir noch sehen werden.
Man darf ihm daraus gewif keinen Vorwurf machen. Die Bahn,
die die Formeln noch frei ließen, war so eng, daß nur ein Erz-
pedant sie hätte einhalten können. Auch Männer wie Athanasius
und Basilius haben sie überschritten. So redet Athanasius des
1) Ähnlich hie und da Athanasius.
2) Vgl. auch in prov. 1632 D; in 11 Cor. 1681 C.
108 J. Leipoldt, Didymus ἃ. Blinde v. Alexandria.
öfteren von der οὐσία des Logos; vgl. de synod. 45. 48; tom.
ad Antiochen 3. Ad Sarap. IV 4 erwähnt er sogar das ἔδεον
τῆς τοῦ λόγου οὐσίας. Für Basilius verweise ich auf advers.
Eunom. II 17; de spir. s. VII 16. Am allerwenigsten darf man
es Didymus verübeln, daß er mit dem Worte φύσις hier und da
nicht richtig umgeht: diesen Terminus einmal falsch zu ge-
brauchen, lag geradezu nahe. De trin. IL 61s 540C heißt es: ἡ
κοινωνία τοῦ ἁγίου πνεύματος χοινωνοῦσα τῇ φύσει τῷ
πατρὶ καὶ τῷ υἱῷ. Diese Wendung ist gewiß keine Verletzung
der strengen Formel. Aber ebenso gewiß ist von ihr bis zur
Behauptung einer φύσις des Geistes nur ein Schritt. Man muß
ferner noch in Betracht ziehen, daß auch bei Didymus der Begriff
von οὐσία und φύσις schillert zwischen » Wesen des Individuums«
und >» Wesen der Gattung«? So finden wir vielleicht in Didy-
mus’ Werken mehr Abweichungen vom streng dogmatischen
Sprachgebrauche, als bei Athanasius und Basilius. Dafür ver-
wendet er aber auch die Worte οὐσία, φύσις, ὑπόστασις viel
öfter, als irgend einer seiner Zeitgenossen: er schwelgt geradezu
in Formeln. Auf keinen Fall wird durch die erwähnten Ent-
gleisungen in Frage gestellt, daß Didymus grundsätzlich ein Ver-
treter der jungnicünischen Formel ist.
2. Trotz seines Schlagwortes steht Didymus dem nicánischen
Symbole noch in anderen wichtigen Punkten nahe. Vor allem
dadurch, daß er, wenigstens in seinen Formeln, den Monotheis-
mus stárker hervorhebt, als Athanasius oder einer der Kappa-
docier. Ich gebe im folgenden eine Übersicht tiber die Ausdrücke,
in die er den Gedanken faßt, daß die drei Personen der Trinitát
eine Einheit sind. Ich mache nur auf eines noch aufmerksam:
die einzelnen Wendungen, deren sich Didymus bedient, lassen
sich, wenige unbedeutende Ausnahmen abgerechnet, auch bei
seinen alt- und jungnicünischen Zeitgenossen nachweisen (ich
werde in einzelnen Füllen darauf aufmerksam machen); was Di-
dymus von ihnen allen unterscheidet, ist nicht die Art, sondern
die Masse der Formeln, mit denen die Einheit Gottes behauptet
1) Vgl. auch Holl, Amphilochius, S. 133.
2) Irre ich nicht, so braucht Didymus οὐσία, wie das auch die jung-
nicänische Formel forderte, meist in dem Sinne »Wesen der Gattung»; as.
das unten über den profanen Sprachgebrauch Ausgeführte, Aber Didy-
mus ist sich über jenen Unterschied nie klar geworden.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 109
wird. Die Werke des Didymus sind sozusagen ein Sammelbuch
des orthodoxen Sprachgebrauchs.
a) Selbstverständlich hebt Didymus hervor, daß die Gottheit
nur eine οὐσία hat; vgl. de trin. I 27, 405 B; II 1, 452A; 3, 476C;
7s 565B; 77 581A u. 6. Dieser Gedanke wird schärfer ausge-
drückt durch die Bemerkung: es handelt sich dabei um ein und
dieselbe οὐσία, τὸ ταὐτὸν τῆς οὐσίας de trin. II 6 10 537 B (vgl.
15, 717A) oder ἡ αὐτὴ οὐσία de trin. 1184 629B; 12, 673C;
Ill 37, 969B; in psalm. 1265 B!. Besonders gern verbindet Di-
dymus οὐσία (aber auch φύσες usw., s. unten) mit den Worten
μονάς und ἑνάς: diese termini sind ja ein vortreffliches Mittel,
einen seiner Lieblingsgedanken auszudrücken, den Gedanken, daß
Gott ἁπλοῦς ist?. Zugleich dienen sie ganz ausgezeichnet dem
Kampfe gegen Arius: dieser bezeichnet Vater und Sohn als eine
óvag?. So redet Didymus de trin. II 81 620B von der ἑνὰς
ἥτοι μονὰς οὐσία. Vgl. ferner de trin. 1 15, 325B; II 5, 492B
505 B; III 2s 789D; s9 801 B; 47 804C; 51 804D; 17, 877B; viel-
leicht gehört hierher auch de trin. II 2, 456B: τῆς ἐν ouadı
(? uovadı) μεϑεχτῆς οὐσίας τῆς ἁγίας τριάδος. Auch Verbin-
dungen wie χοενωνία οὐσίας πρὸς ... finden sich des öfteren;
z. B. de trin. II 7s 569A; 12,676B. Freilich ist der mono-
theistische Klang all dieser Wendungen stärker, als ihr mono-
theistischer Inhalt*. Schon die oben angeführten Ungleichheiten
im Sprachgebrauche zeigen uns, daß der Begriff οὐσία bei Di-
dymus ähnlich schwankt, wie bei Athanasius®. Dasselbe lehrt
uns die profane Verwendung des Wortes: jeder Mensch ist εἰχὼν
οὐσίας τοῦ ἑαυτοῦ πατρός; im übrigen sind Vater und Sohn
ganz verschieden: so wird de trin. I 16, 336C behauptet!
1) Áhnlich Basilius MPG 31, 605 und besonders oft Gregor von
Nazianz.
2) Vgl. Origenes de princ. I 16 (MPG 11, 125 A): Gott ist intellectualis
natura simplex nihil omnino in se adiunctionis admittens, uti ne maius
aliquid et inferius in se habere credatur, sed ut sit ex omni parte μοράς
et ut ita dicam ἑἕνάς . . . natura illa simplex. Vgl. oben S. 61 unter 2.
— Auch Athanasius und Marcell von Ancyra verwenden die Worte μονάς
und ἑνάς ähnlich wie Didymus.
3) Athanasius de synod. 15.
4) Vgl. z. B. de trin. I 27, 400 B: μὴ δευτέρως ἔχειν xar’ οὐσίαν.
5) 8. oben S. 99f 1078
110 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Das Wort ὁμοούσιος, das Didymus schon aus den Schriften
‚des Clemens von Alexandria und des Origenes gekannt haben
wird!, braucht er häufiger, als irgend ein anderer Kirchenschrift-
steller seiner Zeit (es ist bekannt, daß Athanasius es recht selten
verwendet). Ὁμοιούσιος wird de trin. 1 84, 437 A ausdrücklich
verworfen; es bedeute ja «aus einer ἄλλη ὁμοία οὐσία bestehend».
Ὁμοούσιος benutzt Didymus zunächst absolut, und zwar als
Eigenschaftswort entweder einer einzelnen trinitarischen Person,
wie de trin. 127, 397 C ὁ ἀχτίστου καὶ ὁμοουσίου υἱοῦ πατήρ
(vgl. ferner II 6 15 541 B usw.), oder der gesamten Dreieinigkeit;
so de trin. 118, 356 A τῆς ὁμοουσίου τριάδος. vgl. 1 34, 437 A;
II 4, 485A; 6» 536 A; 78 588D; 14, 713 A; 18, 728 B. Viel
häufiger wird ὁμοούσιος mit einem Dativ (z. B. de trin. I 19,
368 C der Geist ist ὁμοούσιος τῷ πατρὶ xal τῷ vio; vgl. I 28,
409 C; 34, 436 B; II 6e 524 C; 7s 564 C—565 A; III 1, 781 A;
22 788 B; 8 789 D; 35 800 C; as 804 B; 6, 844 B; in psalm. 1265 B
1488 B; in I Jo. 1807 C; Corderius’ Johannescatene S. 154?) oder
mit πρός verknüpft (so de trin. 127, 396 A der Sohn opoovoloc
ἔχεε πρὸς τὸν πατέρα: vgl. adv. Ar. et Sab. 10, 1296 A; de trin.
1182 624 B; 27, 761 A; ΠῚ 7, 849 A; 18, 885 C). Daneben finden
sich Wendungen wie τὸ ὁμοούσιον τῆς τριάδος de trin. I 20,
969 B; vgl. II 1, 448C; III 15, 864A. Auch das nicht gerade
classische Wort ὁμοουσιότης kennt Didymus de trin. I 16, 340 B;
II 13, 689 C; 27, 761A; III 7, 849 A. Der Sinn des ὁμοούσιος
wird gesichert einerseits durch seine Zusammenstellung mit dem
synonymen ταὐυτούσιος (de trin. I 16, 337 B; 26, 392 C; II 18,
729 A 5), andrerseits durch die Entgegensetzung von ἑτεροούσιος
(de trin. 1 16, 332 C; 19, 369 A; 26, 388 A; 30, 416 C; 34, 437 B;
113, 476 B; 6, 5084; 5 524 A; III 21 785 B; s 789 D; 3, 828 A;
19, 892 A; wohl auch de spir. s. 7, 1039 A: alterius substantiae *).
Besonders charakteristisch ist, daß ὁμοούσιος als trinitarischer
Fachausdruck wohl nur de trin. III 1, 781 A (τῶν Helm» καὶ Ouo-
1) Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 13, S. 622 Anm.
und 624 Anm. 1.
2) So des öfteren Athanasius, z. B. epist. ad Sarap. II5.
3) Ταυτούσιος verwendet auch Athanasjus de synod. 53. Die Synode
von Aucyra (358) lehnte neben ὁμοούσιος auch ταυτοούσιος ab.
4) Auch ἑτεροούσιος kennt Athanasius, z. B. de decr. Nic. syn. 23;
daneben braucht er ἀλλοτριούίσιος de synod. 50. 51.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 111
ουσίων τριῶν ὑποστάσεων) in der Mehrzahl steht. Freilich
muß auch von dem Worte ὁμοούσιος gesagt werden, daß sein
Wert für den Monotheismus leicht überschätzt wird. Es ist ja
ein vieldeutiger Ausdruck!. Was für unangenehme Schlüsse
Übelwollende aus ihm ziehen können, lehrt Athanasius de synod.
51: wenn zwei Dinge ὁμοούσια sind, so läßt sich die Folgerung
ableiten, über den beiden müsse eine προὐπάρχουσα οὐσία liegen.
Dazu kommt noch eines. Didymus braucht ὁμοούσιος auch in
profanem Sinne sehr häufig; aber stets legt er ihm dann den
Sinn unter «zu derselben Gattung gehórig». Das zeigt schon
der allgemeine Grundsatz de trin. 116, 332 C: τὰ ovyxoırıxa
ἐπὶ ὁμοουσίων ἀλλ᾽ οὐχ ἐπὶ ἑτεροουσίων Akyeraı?. Ganz deut-
lich wird es durch Wendungen wie τοὺς ὁμοουσίους καὶ Öuo-
εϑνεῖς μοι in psalm. 1405 B; de trin. I 16, 337 A: οὐχ ἦν ἕτερο-
οὔύσιος ἀναγκαίως ὁ Σὴϑ τῷ ᾿Αδάμ; ebenda 30, 417 C: οὐχ ἡν
πάντως ἑτεροούσιος τῷ τεχόντι αὐτὸν ὁ Πέτρος; vgl. auch de
trin. 11 2, 461 D (τὰ ὁμοούσια ἡμῖν); III 16, 865 C (πολλὰ Ouo-
οὐσια); auch in psalm. 1353 B?. Soviel ich sehe, hebt Didymus
nie, wie 2. B. Gregor von Nazianz*, hervor, daß Vater, Sohn und
Geist in ganz anderem Sinne ὁμοούσιοι sind, als die Menschen
unter einander. Aber auch wenn man eine solche Einschränkung
als seine selbstverständliche Ansicht betrachtet, geht doch aus
den genannten profanen Beispielen hervor, welche Folgerungen
sich unter Umständen aus dem Begriffe ὁμοούσιος ziehen lassen 5.
b) Auch daß die Gottheit eine φύσις hat, hebt Didymus
des öfteren hervor; vgl. de trin. 1 15, 301 À 312€; 19, 368 B;
36, 440 A; IL 1, 453A; 5, 496 A; 62 512A; s 513 B 540 B; be-
sonders aber I 16, 333 B (Beweis aus II Petr. 14). Ferner finden
1) Der volkstümliche Sprachgebrauch nahm das prüpositive ὁμο- nicht
ernst; vgl. ὁμόψυχος bei Alexander von Alexandria (Theodoret. hist. eccles.
I 41); ὁμόφρων ebenda 7 usw.
2) Vgl. Pseudobasilius adv. Eunom. 696 A und oben S. 23.
3) Ich verstehe diese Stelle nicht.
4) Holl, Amphilochius S. 174.
5) Basilius verwendet das Wort ὁμοούσιος ganz ähnlich wie Didymus;
vgl. besonders epist. 383: οὐχ ἄλλον τις ἀποδώσει τῆς οὐσίας ἐπὶ τοῦ
Παύλου λόγον, ἕτερον δὲ ἐπὶ τοῦ XiAovavo? xal ἄλλον ἐπὶ τοῦ Τιμοϑέοι"
ἀλλὰ δι’ ὧν ἂν λόγων ἡ οὐσία τοῦ Παύλου δειχϑῇ, οὗτοι xal τοῖς ἄλλοις
ἐφαρμόσουσι, καί εἰσιν ἀλλήλοις ὁμοούσιοι οἱ τῷ αὐτῷ λόγῳ τῆς οὐσίας
ὑπογραφόμενοι.
112 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
sich Wendungen wie ταυτότης τῆς φύσεως (de trin. I 16, 336 A;
II 2, 464 B; vgl. 7s 569 D), ἡ μονὰς φύσις (de trin. I1 5, 504 C—
505 A; vgl. I 16, 336 B), zo éxíxowor τῆς φύσεως (de trin. I 26,
384 A u. ö.; ähnlich I 36, 440 D; II 2, 460 A; 615 541 B), τὸ τῆς
φύσεως ἀμέριστον (de trin. I 18, 360 B); vgl. de trin. II 5, 504 B.
Man darf auch hier nicht meinen, durch die Redensart «eine
φύσις» sei der Monotheismus gesichert. Der Begriff φύσις liegt
der Bedeutung «Wesen der Gattung» vielleicht noch näher, als
der Begriff ovoía. So erklärt es sich, daß Didymus gerade bei
der Verwendung des Wortes φύσις sich gelegentlich grobe Ver-
stöße gegen den orthodoxen Sprachgebrauch zu schulden kommen
läßt, selbst an Stellen, die von trinitarischen Dingen handeln.
De trin. II5, 504B heißt der Geist ἀχώριστος τῇ Bela φύσει:
als ob er nicht selbst zu dieser φύσις gehörte! Und was soll
man dazu sagen, daß ebenda 7 580 C von den ὅμοιαι τῇ φύσει
ὑποστάσεις geredet wird?! Andere Verstöße gegen die strenge
Formel wurden bereits S. 107 namhaft gemacht. Im profanen
Sprachgebrauche bedeutet φύσις wohl nirgends etwas anderes,
als «Wesen der Gattung». Alle Menschen haben μία» xal τὴν
αὐτὴν ψυχῆς φύσιν καὶ τὴν αὐτὴν τῆς σαρχὸς οὐσίαν (sacra
parall MPG 96, 348 AB). Ähnlich wird sacra parall. MPG 95,
1097 A den Engeln φύσις ἡ αὐτή zugeschrieben; sie haben nur
verschiedene εἴδη und μορφαί.
Wie ὁμοούσιος zu οὐσία, so verhält sich ὁμοφυής zu φύσις;
vgl de trin Il 6e 524B u. ὅ.2 Synonym mit ὁμοφυής wird
συμφυής gebraucht (de trin. 115, 312B). Als Gegensatz dient
ἑτεροφυής (de trin. I 26, 388 A; 34, 436 B); dieses Wort ent-.
spricht also dem ἑτεροούσιος 5.
c) Ein Lieblingsausdruck des Didymus ist die Wendung
μία ϑεότης, namentlich in der Verbindung ἡ ἐν μιᾷ ϑεότητε
τριάς. Vgl. de trin. I 18, 344 AC 348 B 349 AC 352 AB; 19,
361A; 25, 371; 27, 397 C 401 A 404 A; 36, 440 B; IL5, 193 BC;
6, 508 B; 1508 C; 4529 B; 4541 A; 81601 A; 4629 B; 15,720 A;
1) Áhnliche Wendungen bei Athanasius contra Arian. III 4; de decr.
Nic. syn. 24 (τὴν ἑνότητα τῆς φύσεως xal τὴν tavtótgta τοῦ φωτός); de
synod. 50 (ἑνότης τῆς ϑεότητος xal τῆς φύσεως). — Athanasius! Lieblings-
wort ἑνότης ist Didymus so gut wie ganz unbekannt.
2) Auch Athanasius kennt ὁμοφνής (contra Arian. I 58; de synod. 48).
3) "Eregogyvr;s hat Athanasius ebenfalls gebraucht: de synod. 45. 48. 50.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 113
17, 725 A; 19, 736 AB; 27,761 A; III2 1» 793 C; 19 801 C; 45804 B;
65 800 B; 3, 820A; 23, 925 B; 38, 973 B 977 A; 411 984 B; in
psalm. 1548 B; in I Petr. 1760 C 1761A 1762B; in I Jo. 1808 A.
Ferner wird ϑεότης in folgenden Verknüpfungen gebraucht: ἡ
αὐτὴ ϑεότης (de trin. I15, 504 A; 614541 A; 83 624 C; 12, 672 A),
ταυτότης τῆς ϑεότητος (de trin. 119, 368 C; I164 516 B; 16 544€;
72 561 C; 11, 657 B), τὸ ταὐτὸν τῆς ϑεότητος (de trin. I 18,
341 C 318 D; 27,397 D; 11123, 925 B; 26, 941 C; in psalm. 1244 B),
ἕν τῇ Heorntı (de trin. 126, 388B; III 28 789D), τῇ ϑεότητι
εἷς (de τίη. IIl 22 788 B)!, ἑνὰς ϑεότητος (de trin. II 67 529 A),
μονὰς ϑεότητος (de trin. II 61 544A; III 16, 865 B; vgl. I 15,
313AB), ἡ τῆς ϑεότητος &vorng? (de trin. 130, 417 AB), τὸ
ἐπίχοινον τῆς ϑεότητος (de trin. 1 31, 425 A; III 36, 968 A), ἡ
τοῦ πατρὸς συνϑεότης (de trin. 1 15, 321 B). Weiter wird
hervorgehoben, daß es keine διαφορὰ ϑεότητος gibt (de trin.
1 18, 356 B; 26, 385 C; 27, 401A; vgl. auch in psalm. 1180 C:
die Gottheit des Vaters und des Sohnes darf nicht getrennt
werden) Besonders nachdrücklich wird de trin. I 18, 352 AB
versichert: der Sohn sei nicht ἄλλος τῇ ϑεότητι τοῦ πατρὸς ἀλλὰ
τῇ ὑποστάσει" μία γὰρ ἡ ἀμφοτέρων ϑεότηςϑ. Aber trotz der
fast ermüdenden Wiederholung des μία ϑεότης bezeichnet der
Begriff $eorng wohleoch viel deutlicher das Wesen der Gattung,
nicht das des Individuums, als οὐσία oder φύσις. Die Ent-
gleisungen, wenn der Ausdruck hier überhaupt statthaft ist, sind
bei diesem Worte viel zahlreicher, als bei irgend einem anderen.
So ist die Rede von der ϑεότης des Vaters: de trin. I 15, 313 B;
16, 336 C; 27, 401 B 408 A; 34, 437 A; II 5, 496 B; 77 580A;
1) Streng genommen ist diese Wendung eine arge sabellianische
Ketzerei: sie stellt Gottes Dreipersónlichkeit in Frage. Aber der Zu-
sammenhang macht sie unschuldig: Vater und Sohn sind τῷ μὲν ὑποστάσει
ἄλλος xal ἄλλος, τῇ δὲ ϑεότητι καὶ συμφωνίᾳ eis. Dazu handelt es sich
um Erklärung von Deut. 64: χύριος ὃ ϑεός σου χύριος εἷς ἐστιν.
2) S. oben. S. 112 Anm. 1.
3) Ähnlich wird ϑεότης namentlich von Gregor von Nazianz gebraucht
(Loofs RE? VII, S. 14526), aber auch von Athanasius (contra Arian. I 18:
ἑνότητα τῆς ϑεότητος; ebenso de synod. 50; vgl. contra Arian. III 3f; de
decr. Nic. syn. 24; epist. ad Sarap. I2 III 6), von Pseudoathanasius contra
Aran. IV 1 (μονάδα ϑεότητος ἀδιαίρετον καὶ ἄσχιστον), von der jung-
nicänischen Lehrschrift bei Epiphan. haer. 73, von Basilius advers. Eu-
nom. Ill 1 usw.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 3 S
114 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
von der $sorns des Sohnes: de trin. 19, 289 A; 27, 396 A 397 C
400 A 405 A (die ἐδέα ϑεότης des Sohnes!); 28, 408 C; II 5, 496 B;
25, 748D; III 3, $25 À; in psalm. 1164 A 1493 B 1517A; in
Jo. 1652 D 1653 A; Corderius Johannescatene S. 408; von der
ϑεότης des Geistes: de trin. I1 81 617 B; 10, 648 B.
d) Das Wort τριάς verbindet Didymus gern mit írag (de
trin. 1 6» 533 B; III 2 ıs 793 B), μονάς (ebenda lI 64 521A; $1
608 A; 11, 660 B; III 24, 937 A), ἀδιαίρετος (de trin. II 7, 593 A;
14, 692 C; in acta apost. 1660 D; Cramer, Catenae usw. III S. 1572;
u. 6.3), @oxıorog (in acta apost. 1660 D). Daneben lesen wir τὸ
ταὐτὸν τῆς τριάδος (de trin. IL 84 629 B u. 0). Vgl. ferner de
spir. s. 16, 1048 C; 18, 1050 A; 23, 1053 D.
e) Unermüdlich redet Didymus davon, daß Gott einen
Willen hat. Folgender Ausdrücke bedient er sich dabei: μέα
ϑέλησις de trin. 1 18, 314 C; 36, 440A; II 73 565 B; 81 601A;
III 245 804 B; 18, 881 A; 38, 977 A; ἡ αὐτὴ ϑέλησις ebenda 1182
624 C; eadem voluntas de spir. s. 26, 1057 B; ταυτότης x«i loo-
της ϑεότητος καὶ ϑελήσεως de trim. Il 7s 576 A; xotvovía
τῆς φύσεως xal ϑελήσεως de trin. 11 615 541 B vgl. 84 632 A; —
ἕν ϑέλημα de, trin. 136, 440 C; II 1, 449 A; 618 5400; 81617 A;
ΠῚ 12, $60 C; 17, 577 B; 19, $92 B; — μία βούλησις ebenda II 81
601A; vgl auch sacra parall. MPG 95,91353 B: ἑνὶ νεύματι
βουλήσεως ... ἁπλοῦς οὐσίᾳ καὶ βουλήσει; de trin. II 65 521A
wird gesagt, der Geist sei, mit Vater und Sohn verglichen, nicht
ἑτερόβουλος. Ähnliche Gedanken spricht Didymus bereits in
seiner Jugendschrift adv. Ar. et Sab. aus: er redet hier von einer
γνώμη und einer φρόνησις der Gottheit (8, 1293 A) und nennt
Vater und Sohn ἕν xar! οὐσίαν xal ὁμοφροσύνην (12, 1300 A).
Didymus schöpft diese Gedanken vielleicht aus Origenes, der sie
z. B. contra Celsum VIII 12 (S. 229 21ff Koetschau) mit geradezu
1) Ähnliche «Versehen» finden wir auch bei Alexander von Alexandria
(Theodoret. hist. eccl. I 44: ϑεότης des Heilands; 29 usw.), bei Athanasius
(epist. ad Sarap. I 12. 25; de synod. 45. 50) und anderen.
2) Hier steht ἀδιαίρετος τριάς im Gegensatz gu οὐσιὠδης διαφορά.
3) διαίρετος ist ein Lieblingswort des Athanasius.
4) Ταιτότης und ἰσότης schließen im Grunde einander aus. Hat ra:-
τότης seine strenge Bedeutung verloren, oder hat /górzg sich ihm genühert?
Im allgemeinen geht Didymus mit dem Worte ἴσος sehr vorsichtig um,
d. h. er vermeidet es in der Trinitütslehre. Doch ist de trin. II 615 541 B
von der πρὸς τὸν πατέρα ἰσότης des Geistes die Rede.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 115
auffallender Deutlichkeit zum Ausdrucke bringt: Vater und Sohn
sind ἕν τῇ ὁμονοίᾳ καὶ τῇ συμφωνίᾳ xci τῇ ταυτότητι τοῦ
ϑουλήματος. Freilich führt Didymus seine Anschauung ebenso
inconsequent durch, wie sein Meister Origenes. Andernfalls
hätte er Wendungen wie de spir. s. 36, 1064 C (pater suam nun-
tiat voluntatem) und in psalm. 1265 D (der Sohn tut alles xara
τὸ ϑέλημα toU πατρός) meiden müssen, Er hätte sie wohl ver-
mieden, würe nicht — glücklicherweise! — der Sprachgebrauch
der kirehlichen Überlieferung und vor allem der Bibel stürker
gewesen, als die philosophische Theologie.
Es ist nur eine Folgerung aus der eben geschilderten An-
schauung, daß Didymus der Dreieinigkeit nur eine ἐνέργεια zu-
schreibt. Vgl. de trin. 11 7, 561C; 2? 581 A; 81 601 A; 17, 725 A.
An verschiedenen Stellen wird die uía ἐνέργεια sehr stark betont.
Es finden sich die Wendungen eadem operatio (de spir. s. 32,
1062 BC), ἐνεργείας ταυτύτης (de trin. I 15, 717 A), ἡ αὐτὴ
ἐνέργεια (de trin. 11 82 624 C), τὸ ταὐτὸν τῆς Belang φύσεως
καὶ ἐνεργείας (de trin. 11 7s 569 D; vgl. Corderius' Johannes-
eatene S. 154), ἀχώριστος ἐνέργεια (Corderius a. a. Ὁ... Wir
dürfen es Didymus aber nicht übelnehmen, daß er über den Sinn
der μία ἐνέργεια sich noch weniger klar ist, als über den der
μία ϑέλησις. De trin. IL 1, 452A erläutert er: jede der drei
göttlichen ὑποστάσεις kann ἀπροσδεῶς πάντα ποιῆσαι τελείως;
aber ἵνα δειχϑῇ τὸ συμπραχτιχὸν καὶ ἀπαράλλαχτον τῆς τε
οὐσίας αὐτῶν τῆς τε προσκυνήσεως καὶ δόξης xai εὐχαριστίας
τῆς ὀφειλούσης παρ᾽ ἡμῶν γίνεσϑαι, handeln die drei Personen
der Trinität immer gemeinsam. Darnach wäre also die Aussage
der μία ἐνέργεια nicht metaphysisch zu verstehen. Aber machen
nicht die oben angeführten Wendungen, namentlich Corderius’
Johannescatene S. 154, auf den unbefangenen Leser den ganz
bestimmten Eindruck, sie seien metaphysisch gemeint? Hat die
Hervorhebung der μία ἐνέργεια überhaupt theologischen Wert,
wenn man sie sich nicht metaphysisch denken darf? Freilich
läßt Didymus nicht nur an jener einen Stelle durchblicken, daß
die Behauptung der uía ἐνέργεια nicht ganz ernst gemeint ist.
Nur selten benutzt er sie, um auf ihrem Grunde neue Sätze auf-
1) Zur Deutung wird hier hinzugefügt: des Sohnes ἐνέργεια ist τῆς
τοῦ πατρὸς ἐνεργείας ἀκηλίδωτον ἔσοπτρον.
g*
116 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
zubauen, wie de spir. s. 26, 1057 B: neque enim pater mittente
filio non mittit. De trin. Il 73 572A ermäßigt er sie zu der
sehr zaghaften Erklärung, die ἐνέργεια des Geistes sei ἔση xci
ὁμοία der des Vaters. An schier unzühlbaren Stellen werden
Tütigkeiten der einzelnen trinitarischen Personen genannt, z. B.
de spir. s. 36, 1065 A. Vor allem ist Didymus’ Anschauung von
der Verteilung des Erlósungswerkes auf die drei Hypostasen!
unvereinbar mit der Behauptung der μέα ἐνέργεια. Und de spir.
s. 27, 1058 A wird gar behauptet: der Sohn Gottes und der
heilige Geist haben zwar nicht naturae differentiam (d. h. varias
naturas), wohl aber operationis diversitatem (Didymus erklärt
aus der operationis diversitas, warum der Geist gerade paracletus
heißt). So sehen wir: in der Lehre von der μία ἐνέργεια der
drei göttlichen Personen ist Didymus noch viel unsicherer, als
in irgend einer anderen der den Monotheismus hervorkehrenden
Formeln?,
f) Sehr gern führt Didymus den Gedanken aus, daf die
Dreieinigkeit μία βασιλεία (de trin. 131, 425 A; II 14, 7204,
μία δεσποτεία (ebenda I 25, 377 C; 1161537 B; 12, 676 B. uic
δύναμις (ebenda II 73565 B), μία χυριότης (de trin. 116 1s 515 B;
III 10, 857 A; in psalm. 1244 B) ist. Er versteht es auch. ge
legentlich ganz geschickt von dieser Vorstellung aus zu argu-
mentieren; so de trin. 1 34, 436 AB: niemand kann δύο φυσεῦιν
ἢ δεσποτείαις dienen usw. Aber der Gedanke findet sich doch
bei weitem nicht so oft, wie die vorher angeführten Anschau-
1) S. oben S. 84.
2) Der eine Wille und die eine ἐνέργεια der Dreieinigkeit hat be
sonders Gregor von Nazianz betont (vgl. Holl, Amphilochius, S. 174). Ahr
liche Gedanken finden sich aber hier und da auch bei anderen Theologen.
namentlich bei Athanasius (epist. ad Sarap. 1 28. 31). Wenn aber Sarspion
von Thmuis in seinem Lehrbriefe (3 S. 2212f Wobbermin) sagt: ϑέληας
πατρός ἐστιν ὁ λόγος αὐτοῦ" πανταχοῦ οὖν διαχονῶν τῷ πατρὲ οὐ &cr
θεῖται ἀπ᾿ αὐτοῦ, so liegt dem natürlich ein ganz anderer Gedanke tt
grunde, nämlich eine Analogie in Rücksicht auf die menschliche Psyche
logie. Wie wenig sich Sarapion hier mit Didymus berührt, lehrt sein dog
matischer Brief 2 (S. 222f Wobbermin): τὸ ἅγιον πνεῦμα, ἐν ᾧ Jon
ἀρεταὶ χαὶ δυνάμεις xal ἐνέργειαι toU πατρός. Sarapion war eben ποι
weniger ein Denker, als selbst unser Didymus; das beweist schon ds
schöne Wort Yeixwrenov ebenda 3 S. 2284 (kann man eine οὐσία in des
Comparativ erheben ?".
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 117
ungen; er ist auch nicht in dem Grade formelhaft ausgebildet,
daß man ihn zu den wichtigeren Gliedern in Didymus' Theologie
rechnen dürfte. Dazu kommt, daß er — wie nur natürlich —
sich in keiner Weise consequent durchführen läßt.
3. Als ein Schüler der Altnieäner erweist sich Didymus endlich
auch darin, daß er die vor aller Zeit erfolgte Zeugung des Sohnes
sehr stark betont. Sie ist ja der Hauptstreitpunkt in den ersten
Jahrzehnten des arianischen Streites; man lese nur des Arius
Ausführungen bei Athanasius de synod. 16. Didymus nennt den
Sohn deshalb mit Vorliebe ἄναρχος, συνάναρχος, συναΐδιος, συν-
υφεστώς. Ich führe nur ein paar Stellen an: adv. Ar. et Sab.
1, 1284 A; 4, 1285 B; 10, 1296 A; de trin. I 15, 308A; 20, 369 B;
26, 385A; 27, 400B; III 2« 789B. Die erwähnten Eigenschafts-
worte haben für Didymus eine sehr tiefe Bedeutung; er gebraucht
sie gern in Verbindung mit ὁμοούσιος und ἄχτιστος, verwendet
sie auch viel öfter, als selbst Athanasius und Sarapion von Thmuis
(vgl. dessen Lehrbrief 2f S. 228 237 Wobbermin)!. —
Ich schließe hier noch einige Bemerkungen über Didymus’
Trinitätslehre an, die zwar nicht unmittelbar dessen nahe Be-
ziehungen zu der altnicänischen Theologie beweisen, aber doch
auch zeigen, daß er von ihrem Geiste berührt war. Es handelt
sich um Gedanken, die wenigstens zum Teile gerade bei den
großen Kappadociern ihre endgültige Ausprägung gefunden haben,
aber doch nicht zu dem neuen Gute in deren Weltanschauung
gehören, sondern die geradlinige Fortsetzung der von Athanasius
ins Dasein gerufenen Theologie bedeuten.
1) Um die völlige Gleichheit von Vater, Sohn und Geist zu be-
gründen, beruft sich Didymus (und zwar viel öfter, als die anderen or-
thodoxen Theologen seinerZeit) darauf, daß sie alle drei dieselbe δόξα
und τεμή erhalten?. Worte wie ἰσότιμος, ὁμότιμος usw. sind ihm
geradezu gleichbedeutend mit ὁμοούσιος 8: Didymus selbst hat das
ziemlich unverhüllt ausgesprochen. De trin. I 26, 385C erklärt er:
1) Zur Ergänzung des Gesagten weise ich darauf hin, daß Didymus
verschiedene jungnicänisch-eunomianische Probleme kaum berührt; so die
Frage, ob Gottes οὐσία als ἀγεννησία zu bestimmen ist usw.
2) Die Ansicht des Origenes, nur der Vater dürfe angebetet werden
(περὶ εὐχῆς XV 1 S. 33327 Koetschau), hat Didymus sich selbstverständ-
lich nicht angeeignet.
3) Vgl. Holl, Amphilochius, S. 120.
118 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ὧν ἡ δόξα μία, οὐχ ἄλλη καὶ ἄλλη ϑεότης. Und ebenda 117 7580C
heißt es: ai ὅμοιαι τῇ φύσει ὑποστάσεις ὁμοίας τιμῆς ἄξιαι". Ver-
bindungen wie ὁμότιμος καὶ ὁμοούσιος lesen wir de trin. I 36,
440 B; 114, 481B; 8ı 604B; 11123, 932 AB. Ferner ist zu ver-
gleichen de trin. I 15, 296B 304C 313B 317C; 16, 333C 3404;
18, 344 B 348A 349 AC 360 B; 26, 385 B 388C 392€; 27, 408A;
30, 416 B; 32, 425A 429A; 36, 440 B; II 1, 448C; 2, 460C; 6,
508A; 1508C; 4 520D; 15 541B; 81605A; « 6296; 11, 652A;
12, 672A. 6838: 17, 124A 125 AB; 19, 732B 733A; 23 das ganze
Capitel; 25, 748 B; 26, 752C; III 1, 780C 781 A; 23 788 B; as 797 A;
89 797 C; 4s 804A; 53 805A; 5: 805B; 14, 861 B; 20, 897B; 23,
925 AB 928D 9290; 25, 941B; 26, 941C; 38, 977C; 40, 981€;
412 985C. In Didymus Jugendschrift adv. Ar. et Sab. fehlt der
Gedanke der loorıula ganz, ebenso noch in der Schrift de spir. s.
Darf man daraus schließen, daß er von den Kappadociern über-
nommen ist, in deren Darlegungen er ja eine sehr große Rolle
spielt?? In jedem Falle ist Didymus in seiner Schrift de trin.
die ἐσοτιμέα sehr wichtig. Er nimmt sie beinahe ernster, als selbst
Gregor von Nazianz: er verwirft die Doxologie δόξα πατρὶ di’
υἱοῦ ἐν ἁγίῳ πνεύματε und fordert, daß die Namen der drei
ὑποστάσεις durch xaí an einander geknüpft werden: auch äußer-
lich soll die vollkommene Gleichheit der trinitarischen Personen
hervortreten?, Uns mutet dieser Eifer fast komisch an. Heißt
das nicht orthodoxer sein wollen, als der Apostel Paulus, der
I Kor. 8s geschrieben hat? Zur Entschuldigung des Didymus
muß bemerkt werden: der Arianer Aétius berief sich für seinen
Satz τὰ ἀνόμοια κατὰ τὴν φύσιν ἀνομοίως προφέρεσϑαι eben
auf I Kor. 8 e.
2) Nicht nur in dem Gedanken der ἰσοτιμία berührt sich
Didymus mit den drei Kappadociern. Gerade wie sie (besonders
im Anschluß an ihren geistigen Vater Gregor den Wundertäter 5)
1) Braucht Didymus den matten Ausdruck αἱ ὅμοιαι τῷ φύσει Öno-
στάσεις und ὁμοίας τιμῆς (s. oben S. 112), um die nichte weniger als
zwingende Logik erträglicher zu gestalten?
2) Vgl. Holl a. a. Ο. S. 126. Athanasius hat ähnliche Gedanken nur
selten, 2. B. contra Arian. II 23.
3) De trin. I 15, 3091 C; 32, 428 B: 34, 436 B; III 23, 928 D—929 A.
4) Basilius de spir. s. 1] 4 usw.
5) Vgl. Holl, Amphilochius, S. 118.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 119
gern hervorheben, der Sohn sei kein dov4og, also auch kein
xtioue, bedient sich Didymus gern der Gegenüberstellung dieser
beiden Begriffe, und zwar wiederum vorwiegend in der Schrift
de trin.: die unmittelbare Abhängigkeit von Basilius und seinen
Genossen ist also auch in diesem Falle möglich. Die Haupt-
stellen sind de trin. I 7, 269 A 276 B; 15, 308 A; 26, 389A; 32,
4296: II, 2, 457 B; 610 536€; 25, 749A; II 2 14 792C; so 797€;
32, 057 C; ferner Cramer, Catenae usw. VII S. 132.
3) Sehr oft bezeichnet Didymus den Sohn Gottes als uovo-
yevnc. Er verfolgt damit keinen anderen Zweck, als die volle
Gottheit des Logos recht klar zum Ausdruck zu bringen. Movo-
γενής ist ihm genau so viel wie ὁμοούσιος (de trin. III 9, 853 A).
Der Sohn heißt uovoyevng nur διὰ τὸ μόνος εἶναι ὡς ὁ πατὴρ
ϑεός. Das Wort findet sich schon in der Schrift de spir. s. (als
unigenitus) sehr oft und wird auch in den Commentaren gern
verwandt. Um eine Vorstellung von seiner Häufigkeit zu er- _
möglichen, nenne ich die Belegstellen für de trin. I: 11, 293B;
15, 304B 308A 309B 316A 320A; 16, 333A 336A 337CD;
18, 356 A 357 A; 19, 369 A; 25, 380 C 381 A; 26, 385 C 388A
392 BC; 20, 417A; 31, 424C—425 A; 32, 4250 428B 429BC; 34,
433C 436C 437A; 35, 437 BC; 36, 4408.
4) Um die volle Gottheit des Heilands auszudrücken, nennt
ihn Didymus nicht selten δεσπότης. Dieses Wort soll einmal
andeuten, daß Jesus allmächtig ist, z. B. über das Meer herrscht
(in Jo. 1648 B) und sich selbst zu entäußern (Phil. 2 τὴ vermag
(de trin. 1 26, 389A). Zweitens soll es hervorheben, daß Jesus
nicht unser Bruder ist, sondern unser Herr: er ist ja ἀληϑείᾳ
υἱός und damit zugleich Schöpfer der υἱοποιούμενοι, der ϑέσει
υἱοί (in Il Cor. 1681 ΒΟ)" Ich verweise vor allem auf folgende
Stellen: de trin. I 15, 304AB 305 B 321A 325A; 18, 360B; 20,
972A; 26, 385 B 389A; 27, 393C; 30, 417 B; 34, 433 B (hier
heißt Jesus sogar μόνος δεσλότης), 36, 440B; II 1, 448C; 5,
500B 504A; 6 3 509C; 4 516 B; e 525 B; 10 537 A, 19 548BC ; 75
569 C 576A; 65110; : 581A; 10, 633 A 644 B; 12, 684A ; 14,
693 B 712 A; 17, 725 A; 26, 749 C; III 1, 780 C; 3, 812 B 816C
820 C; 8, 8496; 9, S52C; 10, 857€; 17, 876B; 18, 881A 885C;
1) Einen ganz ähnlichen Gedanken bringt Didymus mit dem Worte
δεσπότης zum Ausdruck; s. unten unter 4.
2) Vgl. auch de trin. I 27, 393C.
13 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
19, SS8B; 22, 916 D; 23, 925 A 929 B; 29, 948B; 32, 957C: 31,
961A; 38, 973C 977B; 412 985AD; 5 988C; in psalm. 12$5C
1297 B 1556A; in Jo. 1648 B; in II Cor. 1651 BC. In ganz
demselben Sinne verwendet Didymus das Eigenschaftswort deozo-
τιχός (de trin. I 26, 399 C; 28, 4126; IL 5, 501 A; 6 23 557€; $1
604C; III 3, 821B; 6, 848B; 9, 852B; III 19, 892C; in psalm.
1296A) und das Zeitwort δεσπόξειν (de trin. 133, 432C)!. Es
ist nur eine Consequenz aus seiner dogmatischen Gesamtan-
schauung, daß Didymus zuweilen auch den heiligen Geist decxo-
της nennt (de trin. II 75 581 BC; 12, 676 B; III 2 38801 B; 41 801D;
4 804 A). Daß auch der Vater des öfteren so heißt, braucht nicht
erst gesagt zu werden. In der Schrift adv. Ar. et Sab. komnt
das Wort δεσπότης übrigens nicht vor; auch das Werk de spir.
8. scheint es nicht gekannt zu haben: wir lesen das Wort dom-
nus in ihm verhältnismäßig nicht öfter als in de trin. das Wort
xvoros. Somit ist die Möglichkeit vorhanden, daß Didymus diese
Verwendung des Wortes δεσπότης von den Kappadociern über-
nommen hat, bei denen wir sie zuerst nachweisen können’,
5) Sehr wichtig ist für Didymus der Gedanke, daß Sohn und
Geist in keiner Weise geringer sind als der Vater, weder χατὰ
μέγεθος ἢ τινα oyxov, noch χατὰ τὸ ἄναρχον, noch als vom
Vater Verursachte, noch χατὰ τὴν οὐσίαν καὶ τὸ ὅμοιον», noch
χατὰ ποιότητος ἐπίτασιν, noch κατὰ τὸ ἴσον, noch xarc τὴν
δύναμιν, noch xata τὴν δόξαν ἡ τι ἀξίωμα, kurz: κατ᾽ οὐδέν
Auch nicht χατὰ ἐνθύμησιν sind Vater und Sohn verschieden‘.
Freilich ist es sehr zweifelhaft, ob Didymus immer so gedacht
hat. Adv. Ar. et Sab. 11, 1296CD führt er bei Erklärung von
Joh. 14 s aus: zunächst ist der Vater größer als der Mensch-
gewordene. Dann fährt er fort: οὐ μὴν ἀλλὰ xal τὸ τὸν αἴτιον
τοῦ εἶναι usllova ἑαυτοῦ anoxalelv οὐχ ἀλλότριον ἀληϑεία:.
Und war denn der Gedanke, Gott der Vater sei als αἴτιος des
Sohnes größer als der Sohn, ein irgendwie störender Fremdkör-
per in Didymus’ trinitarischem Systeme? Wir sahen?: die alt-
1) Vgl. auch S. 119 Anm. 1.
2) Vgl. Holl a. a. O. S. 191 u. 6.
3) De trin. 116, 332 C—3306 A; vgl. 26, 389 C; 27, 396 D; III 21s τῶ C:
ganz ähnlich Pseudobasilius adv. Eunom. 693 C—6% A.
4) De trin. III 2, 789 B.
5) S. oben S. 106.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 121
nicänische Anschauung, der Vater sei die ῥίζα des Sohnes, ist
ihm wohlbekannt: forderte sie nicht die Annahme, als ῥίζα müsse
der Vater auch größer sein als Sohn und Geist? Und ein Sub-
ordinatianismus dieser Art war der Orthodoxie zu Didymus
Zeiten durchaus ertrüglich: Basilius hat mit Nachdruck be-
hauptet, der Vater sei größer als der Sohn, da er ja dessen ἀρχή
und αἰτία seil. Ich vermag nicht einzusehen, warum Didymus
in de trin. die Vorstellung verworfen hat, die er in seiner
Jugendschrift ungescheut zur Schau trügt.
6) Holl? hat darauf aufmerksam gemacht: Didymus weiß, auf
welchem Wege allein die Philosophie der Zeit sich das Dasein einer
einwesentlichen Gottheit vorstellen konnte. Das Wort ὁμοούσιος
haben unter Christen zuerst Gnostiker gebraucht; sie bezeichnen
damit Körper oder Kräfte, die durch Emanation auseinander
hervorgegangen sind. So lesen wir in Ptolemäus’ Brief an Flora
V 10 den vom Standpunkte des vierten Jahrhunderts aus fast
modern anmutenden Satz: das Gute φύσιν ἔχει τὰ ὅμοια ἑαυτοῦ
χαὶ ὁμοούσια γεννᾶν τε καὶ προφέρειν. Didymus hat noch
eine Ahnung von diesem Zusammenhange; das lehrt uns sein
Porphyriuscitat de trin. II 27, 760B: ἄχρε τρεῶν ὑποστάσεων
ἔφη Πλάτων τὴν τοῦ Helov προελϑεῖν οὐσίαν᾽ εἶναι δὲ τὸν
μὲν ἀνωτάτω ϑεὸν v ἀγαϑόν, ust αὐτὸν δὲ xol δεύτερον
τὸν δημιουργόν, τρίτην δὲ καὶ τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν" ἄχρι
γὰρ ψυχῆς τὴν ϑειότητα προελϑεῖν. Solche Gedanken finden
wir nur noch selten bei orthodoxen Theologen, seit Athanasius
den Zusammenhang zwischen Trinitätslehre und Kosmologie zer-
stört hatte. Ich glaube aber auch nicht, daß die Emanations-
vorstellungen für Didymus eine besondere Bedeutung gehabt
haben. Jenes Porphyriuscitat steht als eine Lesefrucht unter
anderen Lesefrüchten, die nicht beweisen, sondern nur dem ge-
bildeten Christen die Lehre von der Dreieinigkeit schmackhaft
machen sollen. Didymus wäre auch sofort mit der Kirchenlehre
in Streit geraten, hütte er dem Gedanken der Emanation nach-
gehen wollen: der Sohn ist ihm doch nicht δημιουργὸς xat
ἐξοχήν usw.
1) Adv. Eunom. I 25 (MPG 29, 565 C—568 C). Ähnlich Gregor von
Nyssa MPG 45, 180 C und schon Alexander von Alexandria Theodoret. hist.
eccl. I 452.
2; ZKG XXV S. 390.
122 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
C. Jungnicünische Neuerungen.
Wir sahen im vorhergehenden, daß sich Didymus in ver-
schiedenen Punkten mit den Kappadociern berührt: so in der
Lehre von der loorıula der drei göttlichen Personen, in der Be
weisführung »kein δοῦλος, also kein xvíoua«, in der Verwendung
des Titels δεσπότης. Wir sahen auch bereits, daß Didymus all
diese Dinge vielleicht von den Kappadociern gelernt hat Das
selbe gilt nun von dem Kernstücke, dem eigentlich Neuen
der jungnicänischen Trinitätslehre, der Lehre von den τρόζοι
ὑπάρξεως.
Athanasius hat von den Unterschieden des Vaters, Sohnes
und Geistes nur sehr selten und sehr zurückhaltend geredet. Eine
classische Stelle ist contra Arian. I 21: der Sohn hat alle Eigen-
schaften des Vaters, ausgenommen das γεννᾶν. Ähnlich vor-
sichtige Wendungen finden wir hie und da bei Didymus. De
trin. 1 36, 440C läßt er den Vater, Sohn und Geist sich nur
durch den Namen Vater, Sohn und Geist unterscheiden. Und
ebenda 1 15, 317A heißt es: der Geist ist ganz wie der Vater,
ausgenommen das Vatersein.
De trin. I1 620 552 A deutet Didymus offener, als das Aths-
nasius je getan hat, an, daß den verschiedenen Namen doch auch
eine sachliche Verschiedenheit zugrunde liegt: ὁ πατὴρ μόνος
καλεῖται πατὴρ διὰ TO μόνον ὑποστάσει γεννῆσαι, καὶ o υἱὸς υἱὸς
χαὶ οὐ πατὴρ ἀχτίστου φύσεως διὰ τὸ ἀληϑῶς γεννηϑῆναι μὲν
μὴ γεννῆσαι δέ. Und so finden wir denn an einer ganzen Reihe
von Stellen als τρόποι ὑπάρξεως des Sohnes und Geistes die
γέννησις und die ἐχπόρευσις 5 genannt: de trin. 19, 277C 980A
281B; 15, 320 A; 35, 437C; II 1, 448A; 2, 460 B 4640; 3, 477
4, 481A; 5, 492A; 6 16 544 B; 111 38, 976 B. An einigen wenigen
Stellen wird als entsprechende Eigenschaft des Vaters das γερνῆ-
1) Den terminus technicus τρόποι ὑπάρξεως kennt Didymus ebenso
wenig wie Basilius; er ist, wie Holl, Amphilochius, S. 240 ff gezeigt hat
eine Schöpfung des Amphilochius von Ikonium. Ich verwende den Aus
druck aber, weil er die Sache am kürzesten bezeichnet. Vgl. übrigens
oben S. 23.
2) Für &xröpevoıg braucht Didymus, wie Gregor von Nazians (Holl
Amphilochius, S. 169), mancherlei Synonyme (vgl. z B. de trin. II 4, 4514
ἐξεφάνη). Als gemeinsames Wort für γέννησις und ἐχπόρευσις gilt xooti-
ἡεῖν (de trin. II 11, 660 C u. ὃ...
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 123
σαι genannt: de trin. I 36, 440 D—441 A; vgl. II 6% 552 A;
meistens gilt als ἰδιότης des Vaters wohl einfach das Vatersein,
wie in psalm. 1285 A.
Mancherlei fällt an Didymus’ Lehre von den τρόποι ὑπάρ-
ξεως auf. Zunächst fehlt es ihr an jeder antiarianischen Spitze.
Höchstens konnte die Behauptung, nach orthodoxer Vorstellung
gebe es in der Dreieinigkeit zwei Söhne oder einen Sohn und
einen Enkel, durch den Hinweis auf den geheimnisvollen Unter-
schied von γέννησις und ἐχπόρευσις entkräftet werden. Aber
diese Behauptung war mehr ein »Witz« als ein Beweis und hat
den Rechtgläubigen nie sonderlich Schmerzen bereitet!: sie darf
wohl auf keinen Fall mit Didymus’ Lehre von den τρόποι ὑπάρξεως
in ursächlichen Zusammenhang gebracht werden. Basilius von
Cäsarea zeigt uns, wie man überhaupt auf τρόποι ὑπάρξεως
kam. Eunomius hatte gemeint: Gottes ovoía bestehe in seiner
ayevvnola. Demgegenüber führt Basilius aus: die ἀγεννησία des
Vaters, wie die γέννησις des Sohnes, sind nur τρόποι ὑπάρ-
ξεως. Als entsprechende Eigenschaft des Geistes hat erst Gregor
von Nazianz die ἐχπόρευσις in die Theologie eingeführt, weniger
aus Gründen der Polemik, als um volle Formeln zu erhalten.
Und damit komme ich auf das Rätselhafteste an Didymus’ Termi-
nologie. Der τρόπος ὑπάρξεως des Vaters tritt bei ihm ganz
zurück; und wo er genannt wird, wird er nicht als ἀγεννησία,
sondern als γεννᾶν bestimmt. Didymus kennt wohl Eunomius
Anschauung, die ἀγεννησία sei des Vaters οὐσία; aber er be-
kämpft sie ganz flüchtig: Gottes οὐσία sei überhaupt uner-
kennbar; wir verstünden ja nicht einmal unsere eigene Geburt?.
Didymus handelt hier also nach der Regel: τὸ ait(ac τῶν ὑπὲρ
πᾶσαν αἰτίαν καὶ νόησιν ἀποδιδόναι voAuggoór?. Das Wort
ἀγεννησία verwendet er überhaupt nicht in seiner Theologie (es
ist bekannt, daß auch Basilius, der es brauchen muß, es nur sehr
ungern braucht), trotz Origenes, trotz Alexander von Alexandria *:
1) Vgl. Athanasius epist. ad Sarap. IV 1—3.
2) De trin. I 15, 309 C—312 A.
3) Ebenda 9. 281 B.
4) Bei Theodoret. hist. eccl. I 419. — Adv. Ar. et Sab. 2, 1284 AB
und de trin. I 10, 2922 B wird das Wort ἀγέννητος Ketzern in den Mund
gelegt. In psalm. 1428 A ist wohl ἀγένητος zu lesen. In Jo. 1652 B—1653
(der Vater ist ἀγέννητος, der Sohn γεννητός) ist unecht; s. oben S. 23.
124 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
schien es ihm die altnicänische Anschauung zu bedrohen, daß der
Vater der Urgrund der Gottheit ist? Nur das Wort ἀγένητος
verwendet Didymus des Öfteren: es ist ja im Streite gegen Anus
sehr gut zu gebrauchen!; so benutzt er es als Eigenschaftswort
teils der ganzen Trinität, wie de trin. I1 61 508C und III 2:
193B, teils ihrer einzelnen Personen, wie de ὑπ. I 7, 273 B:
26, 384 A; 27, 396 A; II 619 549 A; 25, 748 AB; III 3, 825 AB;
9, 841 A; vgl. I 15, 301 A.
Verschiedene Umstünde legen es nahe, in Didymus' Lehre
von den τρόποι ὑπάρξεως den Einfluß der großen Kappadocier
walten zu sehen. Nicht nur in der Jugendschrift adv. Ar. et
Sab. sondern noch in dem Werke de spir. s. fehlt sie, und in
keinem Commentare wird sie je angedeutet. Dazu ist diese An-
schauung, wie wir sahen, ja nicht die einzige, die auf Verwandt-
schaft mit Basilius und seinen Freunden hinweist?. Trotzdem
trage ich Bedenken, den Einfluß der Kappadocier hier als gewiß
anzunehmen. Die oben dargestellten Unterschiede zwischen ihnen
und Didymus sind doch recht groß, so eng er sich auch nament-
lich mit Gregor von Nazianz berührt. Ist es am Ende nicht
doch möglich, daß zwei Theologen des vierten Jahrhunderts auf
denselben Gedanken unabhängig von einander kamen? — zwei
Theologen, die sich ein Menschenalter lang mit denselben Pro-
blemen beschäftigt und mit denselben Gegnern gestritten hatten?
Ich sollte meinen: Schriftstellen wie Joh. 15 ἐς mußten die Unter-
scheidung von γέννησις und ἐχπόρευσις recht nahe legen. Oder
scheint das nur den Theologen unserer Zeit so, die durch die
Überlieferung von Jahrhunderten mit den τρόποε ὑπάρξεως ver-
traut gemacht sind? Ich möchte daran erinnern, daß vielleicht
schon Didymus die Trennung von γέννησις und ἐχπόρευσις aus
der Überlieferung gelernt hat. Sein Meister Origenes sagt de
prineip. II 2: (MPG 11, 186 C): filium generat pater et spiritum
sanctum profert. Sollte das nur ein Zeugnis sein für die Ortbo-
1) Vgl. besonders Athanasius de synod. 16.
2) Unmöglich scheint es, Didymus hier als Lehrer der Kappadocier
zu betrachten. Zu deutlich liegt vor unseren Augen, wie Basilius sich die
τρόποι ὑπάρξεως erdachte, und wie Gregor von Nazianz auf ihm, und nur
auf ihm, weiterbaute.
3) War vielleicht ἐχπόρευσις t. t. der Platoniker für «Emanation?
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 125
doxie des Rufinus, das dieser etwa gar aus einer Didymusschrift
hier eingefügt hat?! Ich meine: der Satz ist mit Origenes An-
schauung, der Geist sei das erste Geschöpf des Sohnes?, durch-
aus verträglich. Didymus selbst belehrt uns de trin. 1I 2, 464 C
(πνευματιχῶς ἐχπορευτικὸν καὶ οὐ δημιουργικῶς), daß der Aus-
druck ἐχπορεύεσθϑαι an sich auch auf die Entstehung von Ge-
schöpfen angewandt werden darf: warum sollte ihn der mit der
Bibel vertraute Origenes nicht bisweilen, im Anschluß an Joh. 15 se,
gebraucht haben? Ferner heißt der Geist in Athanasius’(?) expositio
fidei 4 ἐχπόρευμα τοῦ πατρός. Dann aber ist kein zwingender
Grund vorhanden, Didymus' Lehre von den τρόποι ὑπάρξεως
als eine Nachahmung entsprechender Gedanken der Kappadocier
zu betrachten. |
Den Hergang der γέννησις und ἐχπόρευσις beschreibt Didy-
mus ebenso, wie all seine Gesinnungsgenossen. Schon Origenes?
hebt hervor: Jesus ist nicht nach Menschenweise gezeugt worden.
Derselbe Gedanke, nur stärker betont, begegnet uns dann z. B.
bei Athanasius * und Basilius dem Grofien*. Didymus führt ihn
in behaglicher Breite aus. De trin. I 15, 312 B nennt er vier
Merkmale der göttlichen γέννησις. Erstens geschieht sie nicht
xat& χοινωνίαν ἄλλου πρὸς ἄλλο. Zweitens erzeugt sie ein
ovupves® (d.h. ein ὁμοούσιον, vgl. 1 27, 405 BC; II 2, 456 B;
III 5, 841 A; dazu oben S. 112). Drittens ist das Hervorgebrachte
sofort vollkommen, braucht sich nicht erst zu entwickeln. Und
viertens wird die Zeugung ἀπαϑῶς vollzogen (diesen vierten
Punkt hebt Didymus besonders oft hervor; vgl. z. B. I 15, 308 B;
III 2, 789 À 792 A). An anderen Stellen wird noch gesagt, die
Zeugung vollziehe sich ἀγνάρχως, d.h. vor aller Ewigkeit, usw.
Den Nachdruck legt Didymus stets darauf, daß der Zeugende
und der Gezeugte eines Wesens sind. So erklärt er de trin.
II 2, 460 B: πᾶσα uiv γέννησις xai ἐχπόρευσις διὰ τῶν ἴσων
1) Vgl. oben S. 13 unter 11.
2) Diese Anschauung ist besonders klar in Jo. II 1073-75 (S. 65 Preuschen)
ausgesprochen. Wenn ich nicht irre, hat Origenes vermieden, den Geist
unmittelbar χτίσμα zu nennen.
3) De princip. I 24 (MPG 11, 133 BC).
4) Contra Arian. I 16. 28; de decr. Nic. syn. 10f.
9) Advers. Eunom. II 5. 15f.
6) Ebenso I 35, 437 € u. 6.
126 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
xal ὁμοίων ἐπιτελεῖται." μάλιστα δὲ διαφερόντως ἡ ἀπὸ τοῦ
ἑνὸς πατρὸς καϑ᾽ ἕνωσιν τῆς ἑαυτοῦ ϑεότητος.
Über den Unterschied von γέννησις und ἐχπόρευσι: hat
Didymus grundsätzlich nicht philosophiert: auch von seinen Zeit-
genossen hat das keiner getan. Doch verweist er, wie Gregor
von Nyssa contra Eunom. I (MPG 45, 404B) und Pseudobasilius
advers. Eunom. 681 B, darauf, daß Eva einerseits, Evas Kinder
andrerseits in ganz verschiedener Weise aus Adam entstanden.
und doch eines Wesens waren; vgl. de trin. I 16, 332 B; II 5, δι 0(
Wie man sich den Unterschied von γέννησις und ἐχαπόρεισι:
aber wirklich zu denken hat, wissen auch die Engel nicht jde
trin. II 1, 448 C). Ihren elassischen Ausdruck findet diese Un-
sicherheit in dem Satze de trin. III 38, 976 B: διαφερόντως
ὁμοουσίως() ἐγένετο ἢ ἀπὸ τοὺ ϑεοῦ γέννησις τοῦ υἱοῦ χαὶ
ἐχπόρευσις τοῦ πνεύματος αὐτοῦ. Deutlicher kann der gehein-
nisvolle Widerspruch nicht zum Ausdruck gebracht werden.
Der Curiosität halber muß noch erwähnt werden, daß Didy-
mus ebensowenig wie die Kappadocier dem Schicksale entgangen
ist, als testis veritatis für das filioque vergewaltigt zu werden.
Man hat dabei an Stellen gedacht wie de spir. s. 34, 1063C—
1064 A oder in acta apost. 1060 D: ἡ &xxAnoia ἀδιαίρετον xà
ἄσχιστον νοοῦσα τὴν τριάδα τίϑεται τὸν πατέρα υἱοῦ xci τὸν
υἱὸν πατρὸς εἶναι καὶ τὸ ἅγιον πνεῦμα πατρὸς xci εἷοῦ
τυγχάνειν. Solche Stellen sagen selbstverständlich über die
Entstehung des Geistes nicht das Geringste aus, sondern heben
hervor, wie eng er mit Vater und Sohn zusammenhängt. Anden-
falls könnte man aus in acta apost. 1660 D z. B. schließen, nach
Didymus! Ansicht sei der Vater aus dem Sohne entstanden
(πατέρα viov)!!
D. Beurteilung.
Das Urteil über Didymus’ Lehre von der Dreieinigkeit hängt
ab von der Beantwortung zweier Fragen: inwieweit war diese
Lehre eine selbständige Leistung, und welchen Wert bess
diese Leistung für seine Zeitgenossen?
1. Die Frage, wieviel von der trinitarischen Anschauung
des Didymus dessen eigene Arbeit ist, läßt sich nur sehr schwer
1) Vgl. III 38, 976 AB; auch Pseudobasilius advers. Eunom. 650 A u 5.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 127
beantworten, vielleicht überhaupt nicht. Sicher ist er stark be-
einflußt von der altnicänischen Theologie, namentlich von Atha-
nasius; man denke vor allem an seine Anschauungen von der
οὐσία des Vaters als der ῥίζα der Gottheit und seine Hervor-
hebung der Ewigkeit des Logos. Was Didymus’ Verwandtschaft
mit den Kappadociern betrifft, so bin ich auch hier geneigt, un-
mittelbare sei es literarische sei es persönliche Beziehungen an-
zunehmen: Dinge wie der deozorng-Name Jesu können wohl nicht
gut zweimal erfunden werden. Wenn aber eine Abhängigkeit
vorliegt, so ist wohl Didymus der Abhängige. Die Kappadocier
sind vielleicht, neben Marcell von Ancyra und Apollinarius von
Laodicea, die productivsten Theologen des vierten Jahrhunderts;
Didymus kann sich in diesem Punkte gar nicht mit ihnen ver-
gleichen. Nur in einem Falle, und gerade dem wichtigsten, ist
die Annahme literarischer Abhängigkeit ausgeschlossen. Das
jungnicänische Schlagwort μία οὐσία, τρεῖς ὑποστάσεις findet
sich schon in Didymus’ Schrift adv. Ar. et Sab., und diese ward
verfaßt, lange bevor ein Werk des Basilius von Cäsarea oder
des Gregor von Nazianz auf dem Büchermarkte erschien. Ist
dieses Schlagwort vielleicht ein Werk des Didymus?
Unmöglich ist es nicht. Amphilochius von Ikonium, gewiß ein
recht unselbständiger Theolog, hat die so brauchbare Formel
τρόποι ὑπάρξεως geschaffen! Warum sollte Didymus nicht,
trotz seiner Unproductivität, die Formel μία οὐσία, τρεῖς ὕπο-
στάσεις haben erfinden können? Ich verkenne nicht: das jung-
nicänische Schlagwort μία οὐσία, τρεῖς ὑποστάσεις ist eine ganz
andere Leistung, als der Ausdruck τρόποι ὑπάρξεως; bedeutet
es doch einen Bruch mit dem Sprachgebrauche von Jahrhunderten!
Andrerseits ist zu beachten: Didymus besaß eine ganz besondere
Vorliebe für feste Formeln ?; die Ausdrucksweise des Athanasius,
der kein Wort zur Verfügung hatte, mit dem er die Einzel-
personen der Dreieinigkeit bezeichnen konnte, mußte ihm un-
erträglich erscheinen, mußte ihn dazu herausfordern, diesem
Mangel der Terminologie abzuhelfen. Aber das sind alles nur
mehr oder minder wahrscheinliche Vermutungen. Was wir
1) Holl, Amphilochius, S. 240ff.
2) Vgl. die Übersicht über seinen trinitarischen Sprachgebrauch oben
S. 109.
N.
125 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
sicher über Didymus! Abhängigkeit oder Unabhängigkeit wissen,
beschränkt sich schließlich auf die Tatsache, daß er einmal einen
Basiliusbrief citiert!, eine Tatsache, auf die allein man natürlich
keine Schlüsse bauen darf. Bestimmte Urteile in dieser Frage
werden schon dadurch unmöglich gemacht, daß viele Gedanken
und Beweisketten im vierten Jahrhundert infolge der vielen
Reisen und Versammlungen Gemeingut aller Nicäner wurden,
vielleicht noch in viel höherem Grade, als wir zur Zeit ahnen.
2. Wir gehen nun über zu der Beantwortung der zweiten
Frage: welchen Wert besaß Didymus’ Lehre von der Dreieinig-
keit für die Theologie und die Frömmigkeit seiner Zeitgenossen?
Diese Frage zerfällt meines Erachtens in zwei Unterfragen: wie
verhielt sich Didymus' Trinitätslehre zur Frömmigkeit, und wie
wahrte sie den Monotheismus?
a) Wir sahen, daß Didymus, wie seine Zeitgenossen, keine
eindeutige Vorstellung vom Heile hat: Vergottung, Erkenntnis,
Sündenvergebung, diese drei Güter stehen ihm scheinbar gleich-
wertig und unverbunden nebeneinander. Nur der Gedanke der
Vergottung, mochte man ihn nun realistisch ausführen, wie
Athanasius, oder spiritualisieren, wie Origenes, war mit der
Trinitátslehre in dogmatische Verbindung gebracht worden: er
forderte in der Tat die volle Gottheit des Sohnes als des Er-
lösers, die volle Gottheit auch des Geistes, wenn man diesem
Teilnahme am Erlösungswerke zuschrieb Man wird sagen
müssen: das Interesse dieser Vorstellung vom Heile hat Didymus
vollkommen gewahrt?.
b) Nicht so günstig kann unser Urteil über den Mono-
theismus des Didymus lauten. Der Monotheismus war im vierten
Jahrhundert ein sicherer Besitz aller Gebildeten, und wenn ein
heidnischer Philosoph die Gótter des Volkes anerkannte, so be-
trachtete er sie doch nur als Diener des höchsten Wesens.
Didymus scheint nun, wenn man auf seine Formeln sieht, den
Monotheismus treuer gewahrt zu haben, als irgend ein anderer
1) De trin. III 22, 920 B.
2) Ein besonderes Verdienst des Didymus ist es, daß er mit dem Be-
kenntnis zur Gottheit des Geistes nie aus kirchenpolitischen Gründen zurück-
hielt (wie das die Kappadocier taten; vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmen-
geschichte II3 S. 250 Anm. 2). Dieses Bekenntnis hatte allerdings auch in
Alexandria mit viel weniger Schwierigkeiten zu kämpfen als in Kleinasien.
16. Lehre von der Dreieinigkeit. 129
kirchlicher Lehrer seiner Zeit: keiner braucht die Worte eic,
μία, μονάς, ívag, ταυτότης Öfter als er; keiner hebt stärker
hervor, daß Gott ἁπλοῦς, also ἀδιαίρετος ist. Sehen wir auf
den Inhalt der Formeln, so müssen wir unser Urteil doch er-
heblich einschränken. Ich will nicht betonen, daß ihm gelegent-
lich, vielleicht sogar öfter als anderen, Entgleisungen zustoßen,
die nicht gerade Zeichen eines strengen Monotheismus sind: sie
konnten kaum vermieden werden. Ich will ferner nicht in Be-
tracht ziehen, daß die Ausdrücke, mit denen Didymus die Ein-
heit Gottes behauptet, sehr viel von ihrem Klange verlieren,
wenn sie auf andere Dinge angewandt werden: vermutlich hätte
es sich Didymus ernstlich verbeten, den heiligen Sprachgebrauch
mit dem weltlichen auch nur zu vergleichen. Ich will endlich
auch darauf keinen Wert legen, daß Didymus gelegentlich! die
christliche Lehre von der Dreieinigkeit als die rechte Mitte
zwischen dem Judentume und dem heidnischen Polytheismus
bezeichnet: ἴδιον Ἰουδαίων μὲν τὸ τὸν πατέρα μόνον τιμᾷν,
Ἑλλήνων δὲ τὸ πλῆϑος δαιμονίων μέγα καὶ μιχρὸν καὶ χρονι-
xor καὶ ἑτεροούσιον σέβειν 2. Dieser Gedanke muß damals volks-
tümlich gewesen sein. Er findet sich auch bei Basilius von
Cásarea?, Gregor von Nyssa*, Amphilochius von Ikonium5 Ja
selbst ein so strenger Monotheist wie Athanasius hebt hervor,
die christliche Lehre von der Dreieinigkeit vermeide beide Ein-
seitigkeiten, hier die Anschauung des Kaiphas und Sabellius,
dort die der Hellenen®. Sehr auffallend ist dagegen, daß Didy-
mus nicht sieht oder nicht sehen will, was doch soviele seiner
Zeitgenossen sehen: daß durch die Formel τρεῖς ὑποστάσεις der
christliche Monotheismus in Gefahr gerät. Dieses Nichtsehen
gewinnt eine besondere Bedeutung noch durch folgendes. Didy-
mus bekämpft den Polytheismus an keiner Stelle Aber von
dem Monotheismus der altchristlichen Monarchianer kann er nicht
weit genug abrücken. Kaum werden die Hauptgegner, Arianer,
1) De trin. I 34, 437 AB.
2) Ähnlich heißt adv. Ar. et Sab. 1, 1281 A das Christentum die rechte
Mitte zwischen Arianismus und Sabellianismus.
3) Vgl. Holl, Amphilochius, S. 143.
4) Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113, S. 24, Anm. 1.
5) Vgl. Holl a. a. O. S. 239.
6) Epist. ad Sarap. I 28; vgl. Pseudoathanasius contra Arian. IV 10.
Texte u. Untersuchungen eto. NF XIV, 8 9
130 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Eunomianer, Macedonianer !, so oft genannt, wie die Montanisten ?
(diese vertreten bekanntlich eine modalistisch-monarchianische
Trinitátslehre?). Paulus von Samosata und Sabellius®. Freilich,
sowenig Didymus für seine eigene Person überzeugter Mono-
theist sein mag: auf das Volk, auch auf die Gebildeten, wirken
ΤΟΥ allem die Schlagworte, und diese sind ja gerade bei Didy-
mus rein monotheistisch. So darf man doch vielleicht sagen:
Didymus hat auch in diesem Punkte seiner Zeit Genüge geleistet,
wenngleich er ihr mehr hätte leisten können. —
. . Wir fragen zum Schluß: hat Didymus die Theologie seiner
Zeit beeinflußt? Natürlich ist auch diese Frage nur sehr un-
sicher zu beantworten. Es gibt unmeßbare Einwirkungen, die
sich selbst für eine Zeit, aus der uns bessere Quellen erhalten
sind, nur schwer feststellen lassen. Es gibt auch parallele Ent-
wickelungen, die man in keinen unmittelbaren Causalzusammen-
hang bringen darf. Sicher ist, daß Didymus' Schriften im Morgen-
lande eine Zeit lang sehr eifrig gelesen worden sind; das bezeugen
Cyrill von Alexandria, der sie benutzte, und der Kirchenhistoriker
Sokrates Scholastikus® Und hätte man Didymus später die
Ehre erwiesen, ihn zu verdammen, wenn er ein toter Mann ge-
wesen wäre” Sicher ist zweitens, daß Didymus' Schrift de spir.
s. ın ihrem lateinischen Gewande noch im Mittelalter von den
Abendländern benutzt wurde: ihr Reichtum an Formeln mußte
dem Westen sympathisch erscheinen. Aber all das würde wenig
bedeuten, ließe sich nachweisen, daß die Kappadocier ihr
Schlagwort μία οὐσία τρεῖς ὑποστάσεις von Didymus
übernommen haben‘. Der Nachweis ist nicht zu führen.
1) Die Stellen aus de trin. s. oben S. 12f. Dazu, außer adv. Ar. et
Sab., in psalm. 1477 CD und Cramer a. a. O. VII 131f.
2) De trin. II 15, 120 A; III 18, 881 B; 19, 889 C; 23, 924 C; 38, 977 A;
41 das ganze Capitel; in psalm. 1317 C; in acta apost. 1677 AB; in II Cor.
1704 D; in I Jo. 17905 C.
3) Vgl. Bonwetsch RE? XIII S. 42127ff.
4) In acta apost. 1657 A; Cramer, Catenae VII, S. 131f.
5) De trin. III 23, 924 C: de spir. s. 36, 1065 A; in acta apost. 1660 C;
in I Jo. 186; C; Cramer, Catenae usw. ΠῚ S. 191 (τριάδα τιϑέμεϑα, ἀλλ᾽
οὐ τριώνυιμον ὑπόστασιν μίαν — hielt Didymus den Atbanasius für einen
Sabellianer?!) und VII S. 121f.
6, Hist. eccles. IV 25.
1; 8. oben S. 127.
17. Lehre von Christus. 131
Behaupten läßt sich zunächst nur, dal die Kappadocier ihr
Schlagwort nicht selbst erfunden haben!, und daß es Didymus
vor ihnen brauchte. Aber ich möchte es auf keinen Fall als
unmöglich hinstellen, daß die Kappadocier es von Didymus über-
nommen haben. Wohl reicht die Übereinstimmung beider wenig
über die eine Formel hinaus?. Aber könnte nicht Gregor von
Nazianz, der vielleicht mit Didymus persónlich bekannt war?,
nur die eine Formel übernommen haben? In der Zeit, da er
ihn möglicherweise hörte, war er noch jung und verstand nichts
vom Leben; als er dann in den Kampf eintrat, konnte er von
dem in Alexandria Gelernten nichts brauchen, als die eine Formel,
Und ist es ein Zufall, daß Gregor dem Didymus näher stand,
als Basilius und dessen Bruder?* Leider kommen wir auch hier
über Vermutungen nicht hinaus, So genau wir Didymus’ Lehre
von der Dreieinigkeit kennen: sie muß vorerst noch eine einsame
Größe bleiben.
17. Lehre von Christus.
Wer Didymus’ Gesamtanschauung ohne Rücksicht auf die
geschichtlichen Verhältnisse betrachtet, dem scheint es vielleicht
überflüssig, seine Lehre von der Person Christi ausführlicher
darzustellen. Hat er überhaupt eine solche Lehre? Apollinarius
von Laodicea bekämpft er wenigstens in den erhaltenen Schriften
nirgends ausführlicher; auch die arianische Anschauung, Christus
habe nur einen menschlichen Leib, keine menschliche Seele (ψυχή)
gehabt, tut er sehr kurz ab. Beziehungen zwischen Christologie
und Soteriologie fehlen bei ihm so gut wie ganz (anders Atha-
nasius). Aber gerade die unentwickelte Christologie des Didymus
ist von hohem geschichtlichem Interesse. Sie läßt uns einen
Blick tun in die Vorgeschichte der christologischen Streitigkeiten;
1) Sonst würden sie uns dies verraten. Man kann auch nicht be-
haupten, daß die Formel zur Theologie der Kappadocier sonderlich paßt.
2) Holl, Amphilochius, S. 120 Anm.
3) S. oben 8. 8.
4) Man denke besonders an die monotheistischen Formeln und die
Gegenüberstellung von γέννησις und ἐχπόρεισις. Vgl. auch Holl ZKG
XXV S. 390.
95
132 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
vor allem belehrt sie uns über den Zusammenhang Cyrills von
Alexandria mit Athanasius !.
A. Allgemeine Wendungen.
Es ist eine sehr charakteristische Äußerung der Vorsicht Didy-
mus’, daß er viel öfter als z. B. Athanasius die Menschwerdung
Christi mit farblosen Ausdrücken bezeichnet, mit Ausdrücken,
die die strittigen Punkte weder nach der einen noch nach der
anderen Seite entscheiden oder auch nur zu entscheiden scheinen.
Die betreffenden Wendungen finden sich fast alle auch bei anderen
Theologen, besonders bei Athanasius? Aber im Munde de
Didymus sind sie fast zu stereotypen Formeln geworden. Ich
nenne die folgenden.
1. Das Wort oixovoula (selten oixovouttv, olxovouızo:)
braucht Didymus, wie außer ihm vor allem Basilius von Cäsarea,
ganz in dem Sinne von «Menschwerdung». Vgl. de trin. I 7.
273 Bi 15, 328 C; 27, 397 C; 36, 441 A; 112, 456 A; 62 551C;
73 969 C; 7» 588 À 589 A; 82 624 C; 12, 684 A; 20, 736 C; III3,
817 B 820 C; 4, 836 C 837 A; 6, 844 AB 848 C; 9, 853 B; 10, 8590
857 À; 11, 860A; 16, 868D; 17, 876 8771): 18, SS1 A $544
$55 A; 20, 893 C 897 B; 21, 900 A 909 ÀA 912AD; 27, 944 4; 30.
949 B; 39, 980 A; in psalm. 1185 B 1232 B 1244 D 1272D 12734
1317 A 1320 A 1420 B 1532 D 1537 C 1541D 1556 A; in Il Cor.
1651 C; in 1Jo. 1802B; Corderius' Johannescatene S. 94; Cramer.
Catenae ete. III 5. 312. Die οἰχονομία (lateinisch dispensatio
endet mit der Himmelfahrt (in 1 Jo. 1802 B). Das Wort olxe-
voul« wird sehr oft mit ἄρρητος und φιλάνϑρωπος verbunden.
2. Eridnustv, ἐπιδημία im Sinne von «Menschwerdung:
lesen wir de trin. 1125, 748 B; III 4, 837 A; 413 985 B; in Job
1121 A; in psalm. 1164 D 1173 B 1188C 1192 B 1193 B 1213B
1217 B. 1328 A. 1361A 1368 B 1376D 1448 B 1464 BC 1497D
1504 B 1509 D 1564B 1576D 1584A 1589 AC; in acta apost
1657 B 1661 AD; in I Jo. 1794 B; Cramer, Catenae etc. III S. 251
und 312. Origenes hat das Wort in demselben Sinne sehr gen
gebraucht: finden wir es deshalb gerade in Didymus' Commer-
1) Über Athanasius Christologie vgl das treffliche Werk vor
A. Stülcken, Athanasiana (TU, Neue Folge, IV 4, 1899),
2) Stülcken a. a. O. S. 120f. |
17. Lehre von Christus. 133
taren so häufig, weil diese von Origenes stark abhängig sind?
Für «Wiederkunft» wird ἐπιδημία in psalm. 1164 B 1245 A ge-
braucht, für «Gegenwart des heiligen Geistes» de trin. III 38,
9771 À.
3. llagovoía, πρώτη παρουσία, adventus: de trin. 111 19,
889 A; 28, 944 C; de-spir. s. 3, 1034 C 1035 A; 29, 1059 A; 43,
1071 A; in psalm. 1368 B 1389 B 1588 CD; in prov. 1644 B; in
Jo. 1645 C; in I Jo. 1794 A. Von der Wiederkunft als der dev-
τέρα παρουσία wird geredet de trin. II 79 597 A; III 22, 917 C;
412 995 A; in psalm. 1269 B 1389 AB 1517 B.
4. Im Anschlusse an Philipp. 2sf braucht Didymus gern die
Wendungen μορφὴν δούλου λαβεῖν und xéroo0tc! (dabei darf
man natürlich ebensowenig an eine Depotenzierung der Gottheit
im Sinne der heutigen Kenosislehre denken, wie bei ühnlich
klingenden Aussagen des Hilarius: die Unveründerlichkeit der
Gottheit ist beiden sehr wichtig); z. B. adv. Ar. et Sab. 3, 1284D;
7, 1292 B; de trin. 1 26, 384 C 389 A; II 73 569 C; in psalm.
1245 A 1360 B 1496 A; in acta apost. 1657 B; in prov. 1632 A;
in I Jo. 1795 B; Corderius’ Johannescatene S. 408.
9. Trotz ihres doketischen Klanges bat Didymus auch die
Worte ἐπεφάνεια und ἐπιφαίνεσθαι gern verwandt; s. de trin.
17, 276 A; 32, 428 C; IL 17, 725 A; III 10, 857 A; 23, 928 AB;
38, 976 C; 413 9380; in psalm. 1373C 1376 A. 1404 À 1516 D
1564 C. Von der δευτέρα ἐπιφάνεια ist de trin. 128, 409 B die
Rede. Vgl auch adv. Ar. et Sab. 3, 1284 D (ἄνϑρωπος πέφηνε).
Seltener kommen die folgenden Wendungen vor:
6. πτωχεύειν de trin. III 17, 876 A 877D 880A; 21, 901C
912D (dieses Wort bevorzugt Pseudoathanasius contra Apoll).
7. φοιτῶν, verbunden mit elg ἀνϑρώπους oder δεῦρο, in
psalm. 1353 B 1376 D.
S. ἔχβασις in psalm. 1245 B 1248 A.
9. χάϑοδος in psalm. 1197 C 1400 A.
10. εἰς ἀνθρώπους ἄφιξις in psalm. 1588 D.
11. ἐπίλαμψιες in psalm. 1277 B.
1) Vgl. Loofs, Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte, 3. Auf].,
S. 163 Anm. und RE? X S. 254f. Vgl. besonders in psalm. 1317 A: ἀπό-
χρυφον ἔχει πᾶν τὸ xarà τὴν ϑεότητα, ἐμφανὲς δὲ τὸ χατὰ τὴν olxovo-
μίαν. Dagegen ἂρ trin. III 10, 856A: ἀπεχδίσασθϑαι τὰς ἀρχὰς xal τὰς
ἐξουσίας.
134 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
B. Arianische Neigungen?
Arius behauptete, der Menschgewordene habe keine mensch-
liche Seele, sondern nur einen menschlichen Leib gehabt. Es
ist bekannt, daß Arius mit dieser Behauptung zunächst nur bei
Eustathius von Antiochia Widerspruch fand. Athanasius! stand
ihm in diesem Punkte sehr nahe. Er hat sich zwar nie dazu
herbeigelassen, die betreffende Anschauung des Arius ausdrück-
lich gut zu heißen: wie es scheint, machte er sich über diese
überhaupt keine Gedanken. Aber, so unbestimmt und unwissen-
schaftlich auch seine eigenen Aussagen über das Lehrstück
klangen, eines zeigten sie doch mit voller Deutlichkeit: hätte
Athanasius seine Christologie formulieren müssen, er hätte sie
wie Arius formuliert. Die Christologie des Arius ist somit die
älteste uns erkennbare Gestalt der sog. alexandrinischen Christo-
logie, die hundert Jahre später Cyril auf den Kampfplatz der
Dogmengeschichte führte.
Didymus hat in seiner Jugendschrift adv. Ar. et Sab. 3,
1284 D—1285 A die Christologie des Athanasius und des Arius
(ich darf sie wohl die altalexandrinische nennen) mit der wünschens-
wertesten Klarheit vertreten. Da lesen wir: «Seine unerträgliche,
unfaßbare Größe paßt er (d. h. der Sohn) den Augen der Menschen
an und ist als Mensch erschienen, obwohl er doch Gott war...
ohne (vorher?)? Mensch zu sein, erschien er als Mensch
(00x ὧν ἄνϑρωπος πέφηνε μὲν ἄνϑρωπος); nach seiner
Natur aber war und ist er Gott?, nachdem er seine un-
faßbare Größe mit einem Leibe umgeben (σώματι περι-
γράψας) und uns durch sich wie durch einen Spiegel die ganze
Größe Gottes gezeigt hat°.»
Wie wir sehen werden, hat Didymus später diese altalexan-
drinische Christologie aufgegeben und an ihrer Stelle die neu-
1) Alexander von Alexandria hat wohl ähnlich gedacht, wie Athana-
sius (Theodoret. hist. eccl. I 454). MPG 18, 595. 599 D kann in der vor-
liegenden Form kaum von ihm herrühren.
2) Der tom. ad Antioch. 7 erklärt, Jesus habe auch eine menschliche
Seele gehabt; diese Stelle ist aber nicht von Athanasius formuliert.
3) Oder soll damit gesagt werden, daß Jesus auch auf Erden nicht
wirklich ein voller Mensch war?
4) Damit wird also eine ἀνθρωπίνη φύσις Jesu abgelehnt.
5) Vgl. 7, 1292 D und 11, 1296 C.
17. Lehre von Christus. A 135
alexandrinische vertreten, d. h. die Christologie, der später. Cyrill
von Alexandria huldigte. Aber immer behielt er eine Vorliebe
für Wendungen, in denen man die Anschauungen des Arius
finden konnte. Diese Wendungen sind an sich gewiß ganz un-
schuldig. Auch das Johannesevangelium schreibt «das Wort
ward Fleisch» und darf doch nicht arianischer Ketzerei beschul-
digt werden. Aber zur Zeit des Didymus konnte eine solche
Wendung, trotz ihrer Herkunft aus der Bibel, leicht mißverstanden
werden. Man denke nur an die Erklärung in dem Symbole des
Eudoxius von Konstantinopel!: σαρχωϑέντα, οὐχ ivavóoo-
πήσαντα' οὔτε γὰρ ψυχὴν àvOgonxivg»v ἀνείληφεν,
ἀλλὰ σὰρὲ γέγονεν, ἵνα διὰ σαρχὸς τοῖς ἀνθρώποις ὡς διὰ
παραπετάσματος ϑεὸς ἡμῖν χρηματίσῃ᾽ οὐ δύο φύσεις, ἐπεὶ μὴ
τέλειος ἦν ἄνϑρωπος, ἀλλ᾽ ἀντὶ ψυχῆς ϑεὸς ἐν σαρχί᾽ μία τὸ
ὅλον κατὰ σύνϑεσιν φύσις. Didymus verwendet folgende Formeln
von arianischer Färbung:
1. σάρξ, namentlich in den Verbindungen σὰρξ ἐγένετο und
σάρχα ἔλαβεν: de trin. 132, 428 C 429 C; III 3, 817 B; 10, 856 B;
21, 905 B 916 A; in lob 1121 Δ; in psalm. 1173 BC 1272D 1276 C
1277 B 1280A 1297B 1312B 1365D 1373C 1413C 1501D
1505 D—1508 A 1536 A 1564 B; in prov. 1632 B; in Jo. 1653 A;
in acta apost. 1660 AB; in 11 Cor. 1705 C; in I Jo. 1790 C 1795 B
1900 C 1801 A.
2. ἔνσαρχος: in psalm. 1376 A; in prov. 1644 B.
3. σαρχοῦσϑαι: de trin. 1 18, 356 B; 27, 396 C 397 B; I1 7s
576 A; ΠΙ 3, 816 D; in psalm. 1232D 1233 CD; in I Jo. 1795 C
(praesentiam incarnatam). Dieses Wort war freilich durch das
Nicänum geheiligt worden, in dem es aber durch einen ortho-
doxen Zusatz näher bestimmt wurde: σαρχωϑέντα, ἔνανϑροω-
πήσαντα"
4. σάρχωσις: de trin. 1 32, 429 A; 111 3, 821 B; 4, 329 C
5404.
1) A. Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der alten
Kirche, Breslau 1897, S. 261f. — Man beachte, wie der Gedankengang des
Symboles sich mit der angeführten Stelle aus Didym. adv. Ar. et Sab.
3, 1284 D— 1285 A berührt!
2) Hahn a. a. O. S. 161.
3) Vgl. S. 138 unter C 3.
136 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
5. σῶμα: de spir. s. 32, 1062 B (dominicum corpus); in
psalm. 1277 A 1324C 1477€; in acta apost. 1657 B 1660 AB;
vgl. contra Manich. 7, 1096 À und 8, 1096 B.
C. Gegen Arius.
Wenn Didymus noch in seiner Schrift de trin. die Christo
logie nicht selten in Worte von arianischem Klange faßt, so ist
das eine Altertümelei. Gerade in dieser Schrift bekämpft er
offen die arianische Lehre, Jesus habe keine menschliche Seele
besessen. Sollte erst Apollinarius von Laodicea Didymus auf
den Gedanken gebracht haben, daß diese Lehre eine Ketzerei
ist? Man beachte, daß weder Athanasius! noch Basilus von
Cäsarea? Arius Vorstellung von der Person Christi angegriffen
haben, also die beiden Theologen, die das Hervortreten des
Apollinarismus kaum erlebten und sich an seiner Bestreitung so
gut wie gar nicht beteiligten. Unter Umständen dürfen wir aber
in dem Wechsel von Didymus’ Anschauung auch einen Einfílub
des Origenes sehen, der Jesus ebenfalls eine menschliche Seele
zuschreibt.
1. Vielleicht ist es schon als Widerspruch gegen Arius
Christologie zu betrachten, daß Didymus in seinen späteren
Schriften sehr gern die Worte ἐνανθρώπησις und ἐνανϑροωκεῖν
verwendet. Allerdings braucht er sie bereits adv. Ar. et Sab. 11,
1296 C. Sie werden ja auch von älteren Theologen, wie Origenes!
und Athanasius, bevorzugt, haben sogar in dem Symbole von
Nicüa Platz gefunden. Daß ἐνανθρώπησις dennoch in antı-
arianischem Sinne verstanden werden kann, zeigt das oben ar-
geführte Symbol des Eudoxius von Konstantinopel, das das Wort
verwirft. Für Didymus' Sprachgebrauch verweise ich auf folgende
Stellen: de trin. 19, 289 A; 15, 309 C 324 B; 16, 3140 A; 26, 354 B;
27, 396 A. 397 AB; 29, 413 C; 31, 424 B; 32, 428 A; 11 64 516 B;
73 572 À; » 596 B; 12, 676 C; 19, 729 B; 26, 752 B; III 1, 780 B;
9, 5160 817 ABC 821 A; 4, 829 CD; 6, 845 B S48C; 7, 5494:
9, 8820; 10, S57 B; 12, S60 BC; 16, 869 A; 18, 884C 5554;
21, 901 C 909 B; 22, 921 A; 25, 940 D; 33, 960 A; 34, 961€; ia
1) Stülcken a. a. O. S. 104.
2) Holl, Amphilochius, S. 155.
3) Vgl. z. B. den Index von Band II und IV der Berliner Ausgabe.
17. Lehre von Christus. 137
Iob 1129 CD; in psalm. 1173B 1208D 1233 A 1280 A 1300 B
1361 A 1456 B 1485 C usw.; Cramer, Catenae etc. III S. 299. Das
Wort ἐνανθρώπησις wird häufig mit ἄρρητος und φιλάνϑρωπος
verbunden !.
2. Vielleicht darf man auch die Stellen als antiarianisch
gemeint auffassen, an denen Didymus die menschliche Seite Jesu
ἄνϑρωπος o. & nennt. Allerdings ist auch hier zu beachten,
was Stüleken? für Athanasius erwiesen hat: Wendungen wie
σάρκα λαβὼν γέγονεν ἄνϑρωπος bedeuten an sich keineswegs,
daß der Logos sich mit einem ganzen Menschen vereinigte. Didy-
mus braucht die Wendung ἄνϑρώπος γέγονε in psalm. 1233 CD
1236 A 1260 B. 1353 B. 1368 C 1436 B 1504 B; in prov. 1632 A;
in acta apost. 1657 B; in I Jo. 1800 CD (bomo factus est); Cor-
derius Johannescatene S. 408. Ferner ist zu vergleichen: de trin.
III 3, 821 CD (σύμμορφον" τῇ avdemarorntı); de spir. s. 51,
1076 C und 52, 1077 BC (dominieus homo = xvgiaxog* ἄνϑροω-
zog — eine Wendung, die apollinaristisch verstanden werden
kann; vgl Vallarsis Bemerkung MPG 39, 1076 D Anm. 21); in
psalm. 1232 CD 1236 A (οἷς [ ἄνϑρωπος τὰ ἀνϑρώπινα ixov-
σίως ἐσπένδετό τε καὶ ὑπέμεινεν μετὰ τοῦ εἶναι ϑεός) 1485 B
(Ἰησοῦ κατὰ τὸ ἀνϑρώπινον); in acta apost 1657 A; in
I Petr. 1767 D (hominem Jesum) 1768 A 1770 CD; in 1 Jo. 1795 B
1796 A (humanitas = ἐνανϑρώπησις 5) 1800 CD 1801 AC; in epist.
Judae 1814 B (humanitas ex Maria procedens). Wendungen,
die dem Sinne nach den eben angeführten entsprechen, finden
sich de trin. III 9, 852 C (συγχαταβὰς εἰς ὅλα τοῖς δούλοις und
10, 857 C (aavra ἐσχηκὼς τὰ ἡμέτερα). Daß man freilich der-
artige Wendungen im allgemeinen nicht auf die Goldwage legen
darf, auch wenn es heifit, Jesus sei in allem Mensch gewesen,
lehrt die Schrift adv. Ar. et Sab. Wie wir sahen®, vertritt diese
1) Vgl. oben S. 132 unter A 1.
2) A. 8. O. S. WE.
3) Vgl. de trin. III 6, 811 C 815 C.
4) Oder δεσποτιχος ὃ S. oben S. 119f.
5) Es ist auffallend, daß gerade die lateinischen Übersetzungen von
de spir s. und in epist. cathol. so oft von dem Menschen Jesus reden.
Haben Hieronymus und Epiphanius hier dogmatische Verbesserungen an-
gebracht?
6) Oben S. 134.
138 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
die altalexandrinische Christologie in recht unzweideutiger Form.
Nichtsdestoweniger heißt es hier von Jesus 7, 1292 A: xara
πάντα ὡμοίωτο τῇ ἀνϑρωπότητι; und 11, 1296C: ἐμόρ-
φωσεν αὐτὸν ἀνϑρωπίνως ὁ πατήρ. Der Zusammenhang
schließt natürlich jedes Mißverständnis sofort aus. Auf die erst-
genannte Stelle folgt 7, 1292 B σάρκα περιβέβληται, auf die
zweite (11, 1296 C) σαρχὶ αὐτὸν περιγράψας.
3. So würden wir auf Grund der unter 1. und 2. gesammelten
Tatsachen nicht behaupten können, daß Didymus die altalexan-
drinische Christologie je verließ, hätte er nicht in seinen späteren
Schriften ausdrücklich und im Hinblick auf die Arianer erklärt:
Jesus hatte eine menschliche Seele. Ganz richtig führt Didymus
aus: weder ein menschlicher Leib für sich, noch der Gott-Logos
kann essen und schlafen; hiezu gehört eine Menschenseele; vgl.
de trin. III 222 797 A; 21, 900A 901 AB. Dazu kommt, daß das
Fleisch allein Gott gar nicht in sich aufnehmen kann, da er ja
σοφία ist; vgl. in psalm. 1589 Β. Ähnliche Aussagen lesen wir
de trin. III 4, 829C (σάρχωσις xol ψύχωσις: damit gibt also
Didymus selbst zu, daß das einfache Wort σάρχωσις ungenügend
ist); 30, 949 B; in psalm. 1232C 1353 D—1356 A 1485 B; in
acta apost 1657 C (Berufung auf AG 22). In psalm. 1284 C
wird hervorgehoben, der Logos bleibe mit seiner menschlichen
Seele auf ewig (μέχρι τέλους, gegen Marcell von Ancyra) untrenn-
bar verbunden (vgl. in psalm. 1465 C).
D. Gegen Apollinarius von Laodicea.
Schon Hieronymus scheint bemerkt zu haben, daß Didymus
zu den Gegnern des Apollinarius gehórt: an zwei Stellen! hebt
er den großen Unterschied hervor, der zwischen den Dogmen
der beiden Theologen besteht. In den jüngsten Schriften des
Didymus finden wir in der Tat Äußerungen, die wohl den
Bischof von Laodicea bekämpfen sollen.
|. Es ist nicht unmöglich, daß die oben genannten Stellen,
an denen Didymus die Lehre von Jesu σῶμα ἄψυχον bekämpft,
auch gegen Apollinarius gerichtet sind. Wenigstens hat das
1) Adv. Rufin. III 13 (MPL 23, 467 B): epist. 848 ad Pammachium et
Oceanum (MPL 22, 145,
17. Lehre von Christus. 139
Volk dessen Christologie zunächst einfach mit der des Arius
zusammengeworfen !.
2. Mit ziemlicher Sicherheit dürfen wohl die Auslassungen
des Didymus als antiapollinaristisch aufgefafit werden, die Jesus
ausdrücklich neben der menschlichen Ψυχή auch einen mensch-
lichen »ovg zuschreiben; sie finden sich, soviel ich sehe, auf-
fallenderweise nur in Didymus! Psalmencommentar. Die wich-
tigste Stelle ist 1233 ABC. Hier wird ausgeführt: Während
Jesu Fleisch (σάρξ) im Grabe lag, war seine Seele (ψυχή) drei
Tage und drei(!) Nächte im Herzen der Erde, im Hades; darnach
ἀναστὰς ἔλαβε τὴν oapxa, ἣν τέως διαζεύξας ἣν ἀπὸ τοῦ
πνεύματος; das Fleisch hatte unterdessen keinerlei Veränderung
erlitten; sonst hätte man es ja nicht wiedererkannt?, El δὲ ἡ
προχειμένη ψυχὴ σαρχὸς χωριζομένη ὑφέστηχεν xal ἐν τῷ
«05g γίνεται ἔνϑα αἱ λογικαὶ τῶν ἀνθρώπων ψυχαί, δῆλον
ὅτι οὐ δύναται ἄλογος εἶναι" ἡ γὰρ ἄλογος ψυχὴ χωριζομένη
σαρχὸς οὐχ ὑφίσταται οὐδὲ εἰς τὸν ἴδην πορεύεται. ἀλλὰ μὴν
7 τοῦ Ἰησοῦ ψυχὴ ἑκατέρων πεῖραν Eoyev' γέγονε γὰρ καὶ ἐν
τῷ χωρίῳ τῶν ἀνθρωπίνων ψυχῶν καὶ τῆς σαρχὸς ἐχτὸς
γενομένη ζῇ καὶ ὑφίσταται᾽ λογικὴ ἄρα καὶ ταῖς ψυχαῖς
τῶν ἀνθρώπων ὁμοούσιος", ὥσπερ καὶ ἡ σὰρξ ὁμο-
οὔσιος τῇ τῶν ἀνϑρώπων σαρκὶ τυγχάνει ix τῆς Magíag
προελϑοῦσα. Hier wird besonders deutlich, wie weit Didymus
über Athanasius hinausgeschritten ist. Athanasius betrachtet die
Auferstehung Jesu als die Wiedervereinigung des Logos mit
seinem Leibe!. Didymus erreicht, allerdings in einer ἐριστικῶς
geschriebenen Stelle, um ein Haar die Lehre von den zwei
Naturen, obwohl er von Athanasius ausgeht: es fehlt ihm dazu
weiter nichts, als eben die Formel δύο φύσεις. Der angeführten
Stelle ganz ähnlich lautet in psalm. 1456 C: ἐλυτροῦτο αὐτοῦ
(d.h. Jesu) ἡ ψυχὴ un ἐν adov xattyou£vg, ἀλλὰ καὶ τοὺς
1) Holl, Amphilochius, S. 2365.
2) Vgl. in acta apost. 1660 AB; de trin. I 27, 396 B (τὸν ἐν τάφῳ οὐ
δίχα ζωῆς τεϑέντα, ἵνα σὺν τοῖς ζῶσιν xal τοὺς ἀπελθόντας τῶν ἀνϑρω-
πίνων πραγμάτων σώσῃ: die Höllenfahrt fand also statt, damit auch den
Toten das Heil gepredigt würde).
3) Vgl. de trin. III 3, S21 BC (Jesus sagt: ἐχοινώνησα ἀτρέπτως ἀνα-
μαρτήτως ἀνϑρώποις τῆς φύσεω ς) und Pseudobasilius adv. Eunom. 681 B
(der Mensch Jesus ist mit allen Menschen ὁ μοούσιο τ).
4) Stülcken a. a. O. 8. 141f.
140 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
ἐκεῖ λυτρουμένη. ὅπερ OUX ἂν εἴποι τις περὶ ἀλόγου Tv:
οὔσης ἀνυποστάτου καϑ᾽ ἑαυτὴν" ἀλλὰ καὶ λυτροῦσϑαι λογικῆς
ἐστι ψυχῆς δυνατόν. Vgl. auch in psalm. 1444 A (σῶμα En
yóv te καὶ λογικόν) 1465 ABC (ψυχὴ Aoyıx ve καὶ νοερὰ
1589 À. Aber so entschieden auch an all den genannten Stellen
die Meinung des Apollinarius abgelehnt wird: auffallend bleibt
immerhin, daß Didymus den Namen des Ketzers nie ausdrücklich
schreibt und in der Form die vollendetste Höflichkeit bewahrt.
Wüßten wir sonst nichts von Apollinarius, wir könnten nicht
einmal behaupten, daß Didymus an den angeführten Stellen irgend
jemanden bekämpft. Dazu sind Didymus’ Gründe für seine eigene
Anschauung recht schwach oder wenigstens nur sehr zaghaft
angedeutet. Kein Zeugnis der Bibel wird vorgebracht, nur der
philosophische Satz, eine ψυχή ohne νοῦς könne nicht selb-
ständig sein (im Hintergrunde dieses Gedankens ruht allerdings
wohl das biblische Christusbild mit seiner vollen Menschlichkeit‘.
Und der beste Beweis gegen Apollinarius, der Satz, was der
Logos nicht angenommen habe, könne er auch nicht erlósen,
wird nur an zwei Stellen leise berührt !: hier rächt es sich, dab
die Vergottungslehre des Athanasius sowenig Verständnis bei
Didymus findet. Aus alledem sehen wir: Didymus hat auf die
Bekämpfung des Apollinarius nicht sonderlich Wert gelegt: stand
dieser nicht auch der altalexandrinischen Christologie sehr nahe?.
von der Didymus ebenfalls ausgegangen war?
3. De trin. III 8, 849C und in I Jo. 1796 AB weist Didr-
mus die Anschauung zurück, das Fleisch des Logos sei nicht
menschlich, sondern aus dem Himmel. Man hat diese Anschauung
auch dem Apollinarius zugeschrieben?. Es. ist also möglich, daß
Didymus an den genannten Stellen den Apollinarius bekämpft‘.
Freilich ist sie in ganz ähnlicher Weise schon früher vertreten
worden?. — In psalm. 1269 B streitet Didymus wider Häretiker.
1) In psalm. 1465 AB 1456 C.
2) Bei Lichte besehen, ist Apollinarius' Christologie -nur eine stresg
wissenschaftliche Formulierung der altalexandrinischen.
3) Vgl. Holl, Amphilochius, S. 155. 236 (über Basilius von Cüsares und
Amphilochius von lkonium); dazu Loofs RE? IV, 8. 4846ff.
4) So Drüseke, Gesammelte patristische Untersuchungen, 8. 20,
Anm. 27.
5) Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte II®, 8.167, Anm.L
|
|
|
17. Lehre von Christus. 141
die Jesu Leib von seiner Auferstehung bis zur Wiederkunft auf
der Sonne weilen lassen. Ich vermag über diese Leute nichts
Näheres zu sagen.
E. Zwei Naturen?
Wie wir sahen, scheint Didymus in den gegen Apollinarius
gerichteten Erörterungen die Lehre von den zwei Naturen
wenigstens der Sache nach erreicht zu haben. Um ein genaueres
Urteil zu ermöglichen, teile ich zunächst mit, wie sich Didy-
mus ausdrückt, wenn er die göttliche und die menschliche Seite
Jesu einander gegenüberstellt.
ϑεότης — ἐνανϑρώπησις de trin. 19, 289 A; III 1, 780 B;
227 791 A; 8, 849 A.
φύσις τοῦ μονογενοῦς ϑεοῦ — ἐνανϑρώπησις de trin. 111 3,
816 C.
7 φύσις τῆς ϑεότητος — ἐνανϑρώπησις de trin. III 3, 817 B.
ἄρρητος ϑεία φύσις — σάρχωσις de trin. III 3, 821 B.
ϑεία φύσις — δούλου μορφή de trin. IIl 223 796 A.
ϑεότης — olxovoula de trin. 11] 6, 844 AB.
ϑεότης --- ἀνϑρώπειον (nicht &rÓQoxoc!) in acta apost.
1657 A.
ϑεότης — σῶμα ebenda B. |
ὁ σαρχωϑεὶς τοῦ ϑεοῦ λόγος — καϑ᾽ ὃ ἄνϑροπος γέγονε
μὴ ἀπολιπὼν καὶ τοῦ εἶναι ϑεός in psalm. 1233 CD.
ὁ γενόμενος σὰρξ λόγος ἢ μὲν λόγος — 1:3 δὲ σάρξ in
psalm. 1365 D.
τὸν ix πατρὸς υἱὸν — τὸν γενόμενον σάρχα de trin. III 6,
844 AB.
προσχυνοῦμεν τὴν σάρχα τοῦ σωτῆρος οὐ διὰ τὴν φύσιν,
ἀλλ᾽ ἐπειδὴ ὁ Χριστός ἐστιν ἐν αὐτῇ in psalm. 1589 A.
Aus diesem Verzeichnisse ergibt sich: wo Didymus Jesu
Doppelnatur schildert, bezeichnet er seine Gottheit stets mit
einem Worte, das die ἐνυποστασία einschließt (ϑεότης, φύσις);
seine Menschheit dagegen wird entweder mit einem abstracten
Ausdrucke benannt, wie ἐνανθρώπησις, oder mit einem con-
creten, der aber die ἐνυποστασία ausschließt, wie σῶμα; oder
aber er redet, statt von der Menschheit, von dem Mensch ge-
wordenen Logos. Nirgends aber ist in solchen Erörterungen
von dem ἄνϑρωπος oder der ἀνϑρωπίνη φύσις die Rede: das
142 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Personbildende in dem Gottmenschen ist allein der
Gott. Als einzige Ausnahmen können die folgenden beiden
Stellen erscheinen: in psalm. 1236 A: υἱὸς τοῦ ϑεοῦ λόγος καὶ
ὅτε γέγονεν ἄνϑρωπος πῆ μὲν ὡς ϑεὸς πῇ δὲ Og ἄνϑρο-
πος διελέγετο; und in acta apost. 1657 A: ἄνϑρωπος γέγονε
δεξάμενος δούλου μορφὴν ὡς εἶναι τὸν ἐπιδημήσαντα Χριστὸν
ἄνϑρωπον ἅμα καὶ 950v. Aber an der ersten Stelle ist e:
doch eben der Logos, der og ἄνϑρωπος redet: von einer
menschlichen Persónlichkeit ist auch hier nicht die Rede. Ebenso
ist in acta apost. 1657 A der ἐπιδημήσας Χριστός, d. h. der
Logos, das Subject zu ἄνϑρωπος ἅμα καὶ ϑεός; wie die Aus
sage gemeint ist, zeigen außerdem die auf das citierte Stück
folgenden Gegenüberstellungen von ϑεότης — ἀνϑρώπειον und
ϑεότης — σῶμα.
Das gewonnene Ergebnis läßt sich durch zwei weitere Be
obachtungen sicherstellen.
1. An zwei Stellen sagt Didymus ausdrücklich, daß der
Gottmensch nur eine Person ist. De trin. IIl6, 844 AB wird
hervorgehoben, er sei nicht ἄλλος x«i GAA0c!, nicht óvo. Noch
deutlicher ist in psalm. 1232D. Hier heift es von einem Psalm-
worte xat olxovoulav ἀνθρωπίνως εἰρῆσϑαε ταῦτα ὑπὸ
τοῦ ϑεοῦ λόγου σαρχωϑέντος ἀτρέπτως xoi τελείως χὰ
ἀληϑῶς" ὡς ἐξ ἑνὸς γὰρ προσώπου τὰ πάντα λελέξεται τὰ
τε ϑεοπρεπῆ xai ἀνϑρώπινα.
2. Als Subject auch alles menschlichen Handelns und Lei
dens gilt stets der Gott-Logos. So wird, um nur ein paar Be
spiele anzuführen, de trin. 1 27, 397 AB gesagt: ἄλλον ovx ióo-
μὲν ϑεὸν ἢ τὸν ix παρϑένου Μαρίας κατὰ τὴν σωτήριον
ἐνανθρώπησιν τεχϑέντα. Das ist die Vorstellung, die auch
dem Worte ϑεοτόχος Σ zugrunde liegt. Weiter heißt es de
trin. 115, 329 B: ὁ ἐπὶ τῇ κλίμακι 3 ἐπεστηριγμένος Heog αὐτὺς
ὁ ἑκουσίως τῷ σταυρῷ ὑπὲρ ἡμῶν προσηλωϑείς. Das Wort
διψῶ sprach Jesus am Kreuze nur deshalb, damit die Schrift
erfüllt würde: ἀνάγχη δίψης gab es für ihn nicht.* Auch vom
Schlafe wurde Jesus nicht umfangen, außer wenn er es wollte
er ist ja Herr des Alls und damit auch des Schlafes. Man
--- .- ὁ ὁ ὁ
1) Zum Ausdruck vgl. de trin. III 22 788B.
2) S. oben S. 94. 3) Genes. 2818
4) De trin. III 21, 912B. δ) Ebenda.
17. Lehre von Christus. 143
kann selbstverständlich von Jesus auch nicht sagen, er habe
etwas nicht gewußt. Wo derartiges in der Bibel steht, ist es
als eine Anpassung zu verstehen!; die Schrift redet von Gott ja
sehr oft mit menschlichen Bildern.? — Didymus scheut sogar vor
Wendungen nicht zurück, die an sich fast widersinnig sind,
wie ἐχ προσώπου τῆς ἐνανθρωπήσεως de trin. III 3, 816 C.
Die lateinischen Übersetzungen des Hieronymus und Epi-
phanius habe ich in der vorstehenden Erörterung absichtlich
aufer acht gelassen. Ich hege den starken Verdacht, daß sie
im Sinne der abendlündischen Christologie verbessert worden
sind, schon deshalb, weil sie zu oft von dem homo Jesus reden.?
Sicher nicht ursprünglich ist de spir. s. 52, 1077 C: de dominico
homine, qui totus Christus T unus est Jesus filius dei .... non
quod alter et alter* sit, sed quod de uno atque eodem, quasi
de altero secundum naturam dei T et hominis, disputetur. Eher
kónnten entsprechende Stellen aus dem Commentar zu den
katholischen Briefen treu wiedergegeben sein; so in I Petr.
1768 A: licet unitas divina sit sancta et impartita hominis ad
verbum, verum tamen alter est intellectus hominis assumpti et
alter assumentis eum verbi dei... de homine quem assumpsit;
1770 C: deus verbum hominem assumpsit; in I Jo. 1801 A: homo
— deus; 1800 C: unitas . . . dei ad hominem quem deus
assumpsit.
Alles in allem genommen, ist Didymus' Christologie eine
zwiespültige. Einmal betont er in dem Kampfe gegen Apollina-
rius, wenigstens den Formeln nach, daß der Gottmensch gan-
zer Gott und ganzer Mensch ist. Andrerseits ist er sehr
weit davon entfernt, diese Formeln ernst zu nehmen. Er ver-
meidet es ängstlich, von δύο φύσεες zu reden, obwohl doch
schon sein Meister Origenes diese Wendung gebraucht hat*. Er
sieht vielmehr als das Personbildende des Gottmen-
schen immer nur den Logos an. Ist das nicht genau die
Christologie des Cyrill von Alexandria? Ist nicht die
Entwickelung von Didymus' Christologie zugleich die Entwicke-
1) In psalm. 1452 D—1453 A. 2) In I Jo. 1180 B.
3) Vgl. oben S. 137, Anm. 5.
4) Vgl. de trin. III 6, S44 AB (oben S. 142).
5) De princip. 121 (MPG 11, 130 A: deitatis natura — humana natura)
und contra Celsum III 28 (S. 2959ff Koetschau: 8e/« und ἀνθρωπίνη φύσις).
144 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
lung von der altalexandrinischen zur neualexandrinischen Chr-
stologie? Von der ersteren geht Didymus zweifellos aus. In
der Schrift adv. Ar. et Sab. faßt er sie in Formeln, nicht so klar
wie Arius, aber doch klarer als Athanasius. Später kommt ihm
die Erkenntnis, dass der Gottmensch auch menschliche φυχή
und menschlichen νοῦς hat: vielleicht hat die Ketzerei des Ánus
oder des Apollinarius seine alte Überzeugung wankend gemacht.
Aber durch den Wechsel der Christologie werden im Grunde
nur einige Formeln berührt, die Didymus benutzt. Die hinter ihnen
ruhende Gesamtanschauung bleibt dieselbe Sätze wie die über
Jesu Durst und Schlaf haben wir genau so bei Athanasius
gelesen — und werden sie bei Cyrill wieder lesen.
Freilich sehen wir auch in Didymus' Christologie wieder,
wie wenig einheitlich er denkt. Die alexandrinische Christologie
führt mit Notwendigkeit darauf, die Verbindung des Gottlichen
und Menschlichen in Jesus als eine recht enge zu denken
Aber gerade um diese Verbindung zu charakterisieren, verwendet
Didymus an zahlreichen Stellen die Worte ἀσυγχύτως atoéxto-.
die spüter zu Schlagworten des Coneils von Cbalcedon (451) wer
den sollten!. An sich freilich ist das Vorkommen dieser beiden
Worte durchaus nicht verwunderlich: wir finden sie bei ver
schiedenen Theologen aus Didymus' .Zeit, wie Amphilochius von
Ikonium?, Nemesius von Emesa?, Pseudoathanasius contra Apol-
linarium?, Gregor von Nyssa*. Auch lag es nicht gerade fern,
sie zu verwenden: in der neuplatonischen Schulsprache hatten
sie ihren festen Platz; ebenso gut können sie aber auch abend
ländischen Einflüssen ihre Aufnahme verdanken. Hat Didymus
vielleicht deshalb die Ausdrücke gebraucht, damit nicht die Ur-
veründerlichkeit Gottes durch die Menschwerdung bedroht würde?
Wie wir bereits sahen®, hat Didymus im Anschluß an Origene
gerade die Unveränderlichkeit Gottes stark betont. Eine Revo
lution in den christologischen Anschauungen des Didymus haben
1) Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte 113, S. 334, Ann.
9) Holl, Amphilochius, S. 248. Vgl. schon Alexander von Alexandria
bei Theodoret. hist. eccles. I 411 (τὸ ἄτρεπτον τοῦ λόγου) üsw.
3i R. Schmid, RE? XIll, S. 70885.
4) I 10, 1109 B.
5) Contra Eunom. V (MPG 45, 705 B).
6) Oben S. 61 unter 2.
18. Schluß. 145
aber die Worte ἀσυγχύτως ἀτρέπτως nicht zur Folge gehabt.
Sie sind eben Formeln, die, fast möchte ich sagen bedeutungs-
los, mitten unter echt alexandrinischen Gedanken stehen: Didymus
hat diesen Widerspruch, wie viele andere!, nicht bemerkt, hat
auch nicht das Bedürfnis gefühlt, die Einseitigkeit der Worte
durch Hinzufügung von ἀδιαιρέτως ἀχωρίστως zu mildern, wie
das Amphilochius getan hat?. Ich nenne folgende Belegstellen:
de trin. 120, 372 B: ἄτρεπτός τε διέμεινεν καὶ ὑπὸ τῆς παρ-
ϑένου ἐκυοφορήϑη; ebenda Il 78 589 A: 0 ϑεὸς λόγος... διὰ τοὺς
ἐν ἁμαρτίᾳ ἀνθρώπους ἄνϑρωπος ἄτρεπτος (ἀτρέπτως) ἀσυγχύ-
τως ἀναμαρτήτως ἀφράστος ... ἐκχ τῆς παρϑένου. . ἐγένετο
μείνας ὃ ἣν καὶ ἔστι καὶ ἔσται εἷς xal ὁ αὐτός; ΠῚ 3, 821 ΒΟ
(ἐκοινώνησα ἀτρέπτως ἀναμαρτήτως ἀνϑρώποις τῆς φύσεως);
6, 844 B. (τὸ ἀτρέπτως σάρχα γεγενῆσϑαι); 13, 861 A (οὐχ
ἀποϑέμενος ὃ ἦν ἐγένετο ἀσυγχύτως καὶ ὃ οὐχ 59v); 18, 884 Ὁ
(ἐκ τῆς παρϑένου ἀτρέπτως προῆλϑεν); 20, 896 A (γέγονεν
ἀσυγχύτως ὅπερ ἐσμὲν ἐχτὸς ἁμαρτίας μείνας εἷς καὶ ὁ αὐτός);
21, 901C (μεταπλάσας ἑαυτὸν ἀτρέπτως εἰς τὸ xowov) im
psalm. 1232 C (γέγονεν ἀτρέπτως ἄνϑρωπος); ebenda D (τοῦ
ϑεοῦ λόγου σαρκωϑέντος ἀτρέπτως). Vgl. auch de trin. I 32,
429 C: ὥστε καὶ γενόμενον σάρχα μηδεμίαν τροπὴν ἢ μείωσιν
ὑπομεῖναι.
18, Schluß.
Soll die Bedeutung des Didymus beurteilt werden, so ist
zweierlei nicht zu verwechseln.
1. Der Erkenntniswert des Didymus für den Ge-
schichtsforscher ist nicht leicht zu überschätzen. Wir
sind in der glücklichen Lage, von ihm Schriften aus den ver-
schiedensten Zeiten zu besitzen: so können wir die Entwickelung
seiner Trinitätslehre und seiner Christologie festlegen. Dazu
kommt, daß er mitten inne zwischen Athanasius und den Kappa-
dociern steht: so lehrt er uns einen der wichtigsten dogmen-
geschichtlichen Übergänge genauer kennen. Ferner zeigen uns
seine ausführlichen Commentare, wie man in Alexandria die
Bibel erklärt, seine origenistischen Gedanken, welches Maß von
1) Z. B. Cyril von Alexandria, s. Loofs Leitfaden usw.?, S. 107.
2) Holl a. a. O.
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 8 10
146 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
Heterodoxie ein Athanasius bei Lehrern seiner Gemeinde erträgt.
Und auch das darf nicht vergessen werden, daß Didymus’ Werke
zu einem guten Teile eine Frucht seines Unterrichts an der
alexandrinischen Katechetenschule sind, deren letzter Stern er
ist. So empfangen die Verhältnisse des vierten Jahrhunderts
durch die Werke des Didymus auf den verschiedensten Seiten
Licht.
2. Anders wird man über Didymus urteilen müssen, wenn
man seinen unmittelbaren Einfluß auf den Gang der Geschichte
abmißt. Er war, mag er noch so viel gelernt und gearbeitet
haben, nicht der große Geist, der, dem Mangel des Augenlichtes
zum Trotz, Besonderes leistete und wenigstens an dieser oder
jener Stelle seiner Zeit den Pfad wies. Soweit er Asket war,
hatte er sich ja selbst zur Weltflucht und damit zur Unwirk-
samkeit verurteilt. Soweit er aber Theolog war, schuf er am
Ende doch weiter nichts, als ein Mosaikbild. Wir bewundern
die Menge der Steine, die in ihm enthalten sind; aber wenn
wir zurücktreten und das Kunstwerk als Ganzes betrachten, so
gewinnen wir keinen großen, einheitlichen Eindruck. Didymus
lernte viel von Athanasius. Athanasius war der Grund, auf dem
er seine Lehre von der Dreieinigkeit und von Christus Person
aufbaute; den Forderungen der neuen Zeit trug er so wenig als
nur irgend móglich Rechnung; fast bildete er Eigenheiten des
Athanasius noch einseitiger aus. Aber auch der Stücke, in denen
er mit den Kappadociern zusammentraf, waren nicht wenige;
diese fielen natürlich aus dem Rahmen des von Athanasius Über-
nommenen hie und da heraus. Ebenso stark wie von Athanasius
war Didymus nur noch von Origenes beeinflußt. Doch in den
nicht seltenen Fällen, in denen beide feindlich zusammenstießen,
fand er keine speculative Versóhnung der Widersprüche. Man
darf Didymus aus dem bunten Durcheinander seiner Gedanken
keinen Vorwurf machen: das Unglück seiner Jugend machte
ihn zum Stubengelehrten, und ein solcher muß ein gewaltiges
Genie sein, wenn er Großes, ewig Wührendes schaffen will.
Aber es ist klar, daß sein Einfluß auf das Werden der
christlichen Kirchenlehre kein hervorragender sein
konnte. Vielleicht gelang es ihm durch seine Schriften, Ari-
anern, Eunomianern, Macedonianern Abbruch zu tun. Vielleicht
war sein stilles Wirken für die Verbreitung der jungnicänischen
18. Schluß. 147
Trinitätslehre von größerem Erfolge, als wir ahnen. Welt-
bewegende Taten hat er jedenfalls nicht vollbracht. Die, ge-
schichtlich angesehen, bedeutendste Leistung des Didymus war
es vielleicht, daß er durch zweckentsprechende Verbesserungen
der alexandrinischen Christologie. die Grundlagen schuf, auf
denen Cyrill von Alexandria weiterbauen konnte. So ist das
Lob, das Didymus von seinen Zeitgenossen gespendet ward,
gewiß zu hoch gegriffen, wenn man mit der Elle des Geschichts-
forschers mißt; denn Erfolge erzielte er nur wenige. Vom sitt-
lichen Standpunkte aus wird man freilich die treue, ihm dop-
pelt schwere Arbeit, die er leistete, nicht zu hoch einschätzen
können.
Die Folgezeit hat Didymus’ wirkliche Verdienste nicht zu
würdigen vermocht. Sie sah in ihm bald nur noch den Ketzer,
der es gewagt hatte, die Irrtümer des verruchten Origenes zu
verbreiten und zu verteidigen. Das Schicksal, das die griechische
Kirche dem Dreigestirn Origenes, Didymus, Euagrius bereitete,
ist eines der häßlichsten Beispiele dafür, was Unverstand, Un-
dank, Fanatismus zu leisten vermögen. Das fünfte Reichsconeil
(553) hat Didymus nur implicite, nicht namentlich verdammt !.
Schon Sophronius von Jerusalem holte dies Versüumnis nach.
Seit seiner Zeit steht Didymus Name unter denen der Erz-
ketzer. Die Ekthesis des Kaisers Heraklius (638), das Lateran-
concil des Papstes Martin I. (649), das sechste ökumenische
Concil (681), das Quinisextum (692), die zweite Synode von
Nicäa (787) belegte Didymus mit dem Fluche. So konnte der
Catenenschreiber Nicetas sich rühmen?, nicht nur Apollinarius
von Laodicea und Theodorus von Mopsuestia habe er totge-
schwiegen, sondern auch τὸν πηρὸν Aldvuov ὡς un βλέποντα
τὴν ἀλήϑειαν ἀλλ᾽ ἀνοδίαις ἐννοιῶν καὶ xonuvols περιπίπ-
τοντα. Didymus verdankt dieses unverdiente Schicksal nicht
zuletzt der Verketzerungssucht des Hieronymus, desselben Hie-
ronymus, dem er die Früchte seiner entsagungsreichen Arbeit
in so selbstloser Weise zur Verfügung gestellt hat. »Wie? es
1) Doch vgl. Euagrius hist. eccl. IV 386.34; 398.
2) Karo und Lietzmann in den Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft
der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Klasse, 1902, S. 34.
3) So urteilt über Didymus Gottfrid Arnold in seiner Unparteyischen
Kirchen- und Ketzer-Historie, Franckfurt am Mayn 1699, I 1, S. 150 rechts.
10*
148 J. Leipoldt, Didymus d. Blinde v. Alexandria.
denn gemeiniglich also gehet, daß der neid und die tadelsucht
vor ansehnlichen rechtschaffenen männern so lange schweigen
muß, biß diese entweder verstorben oder sonst in abnahm ge-
rathen sind, da denn jedermann über ihre schrifften und actio-
nes herfället, und etwas zu verwerffen suchet. Welcher proceß
aber billich denen verständigen solche verworffene leute nur
wehrter und beliebter machet.«
Zusätze und Berichtigungen.
&. 6 Anm. 2. Statt «Makarius Ägyptius» lies «Makarius Alexan-
drinus:.
S. S Anm. 9. Den Aufsatz von E. Stolz, Didymus Ambrosius Hiero-
nymus (Theol. Quartalschrift 57, 3), habe ich nicht mehr benutzen können.
S. 17 Z. 3 von unten. Die Didymusstücke des Aloysius Lippomanus,
Catena in Genesim ex authoribus ecclesiasticis plus minus lx iisque partim
Graecis partim Latinis connexa, Lugduni 1657, stimmen nur teilweise
(δ. 61. 208: vgl. dagegen S. 194. 284. 207) mit denen des Nikephoros überein.
S. 10 Nr. 10. An vierter Stelle (d) ist zu nennen das reichhaltige,
von Migne nicht berücksichtigte Werk des Daniel Barbarus, Aurea in
] Davidicos psalmos doctorum Graecorum catena, Venedig 1569.
S. “Ὁ Nr. 11. Die zahlreichen (MPG 39 übersehenen) Didymusstücke
des Theodorus Peltanus, Catena Graecorum patrum in proverbia Salomonis,
Antverpiae 161-1, stimmen mit denen Mais nur teilweise überein. Vgl. auch
MPG 87, ὃ, 1152 BD 1783 C usw.
S. 90 Nr. 12. Paulus Comitolus, Catena in beatissimum Job absolu-
tissima e xxiv Graeciae doctorum explanationibus contexta, Lugduni 1586,
bietet fast dieselben Didymustexte wie Young.
S. 20 Nr. 14. Vgl. auch MPG 87, 2, 1561 B.
S. 21 Nr. 90 unter c). Vgl. MPG 125, 528 B 57? B.
S. 43 Anm. 4. Das Beispiel des Petrus beweist die allgemeine Ver-
breitung der Lüge (nicht das Recht der Notlüge).
S. 44 Anm. S. Didymus hat dieses Ideal zugleich veräußerlicht.
S. 60 Anm. 8. Hinter 480 B füge ein: in Job 1125 B.
S. 65 Z. 13 von unten streiche de trin. II 12, 669 A.
S. 72 Z. 24 von oben lies II Kor.
S. 138 D 1 und 140D 3. Vgl. jetzt Hans Lietzmann, Apollinaris von
Laodicea und seine Schule, Texte und Untersuchungen, I, Tübingen 1904,
$S. 5— (besonders S, 7 Anm. 9).
— —À ———— € —
Verlag der J. C. HINRICHS’schen Buchhandlung in Leipzig.
g pag
MEA MEI E i E στρ EP tte s a. men
DIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Hrsg. v. d. Kirchenväter-Commission der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften
(Fortsetzung von der 2, Umechlagseits.)
| mn
Ständig wächst die Erkenntnis der grundlegenden Bedeutung
der Epoche, in welcher die Väter der Kirche gewirkt und geschrieben
haben. Wer eine Antwort auf die Frage sucht, wie die Fundamente
unserer Kultur in der Verbindung von Christentum und Antike geleert
worden sind, wer die Entstehung der katholischen Reichskirche er-
mitteln will, wer die Ursprünge der Verfassungsformen, die das
mittelalterliche Europa beherrscht haben, studiert, sieht sich auf die
patristische Literatur gewiesen, und diese Literatur ist auch der
Mutterschoß der Literaturen aller romanischen und germanischen
Völker gewesen.
Die neue Ausgabe der griechischen christlichen Schriftsteller
— zunächst der drei ersten Jahrhunderte — wird demnach den ver-
schiedensten Forschungen dienen können.
Nicht nur die Werke der Väter im kirchlichen Sinne des Wortes,
sondern alle in griechischer Sprache geschriebenen Urkunden des
ältesten Christentums (einschließlich der gnostischen, der zuverlässigen
Märtyreracten usw.) sollen in kritischen, nach einem einheitlichen
Plane gearbeiteten Ausgaben vorgelegt werden. Wo die Originale
nicht mehr vorhanden sind, treten die alten Übersetzungen ein. Die
Ausgaben erhalten außer einem vollständigen Apparat historisch
orientierende Einleitungen und Register und sie sollen sowohl in
philologischer als in historisch-theologischer Winsicht den Anfor-
derungen entsprechen, die heute mit Recht an solche Veröffent-
lichungen gestellt werden.
Im Druck befinden sich:
Acta Archelai bearbeitet von €. H. BErsos, Chicago.
Eusebiua. Kirchengeschichte bearb. von En. Scuwartz, (Göttingen. 2. Hälfte
mit Rufins Latein. Übersetzg. bearlı. v. Tiımzopor MOMMSEN (Τ
Eusebius. Contra Marcellum. De ecelesiastica theologia. Marcellfrag-
mente bearb. von E. KrosrERMASNN, Kiel.
Funschst sin! dann ferner sw erwarten:
Clemens Alexandrinus, Stromata bearb. von OÖ. Stäntın, München.
Julius Afrieanus bearbeitet von Hriseicn GELZER, Jena.
Der Umfang dieser monumentalen Ausgabe läßt sich im Voraus nur an-
nähernd berechnen. Ins Auge gefaßt sind etwa 50 ‚einzeln känfliche) Bünde.
Jährlich noch nicht 20 Mark hut die Anschaffung der ganzen. Reihe
bisher durchschnittlich beunsprucht. ein Betrag, der gewiss auch jeder kleinen
Bibliothek div Suhskription möglich macht, um sich die vollständige so wertvalle
Sammlung zu sichern.
Leipzig, Oktober 1005. 3. €. Dinricße’feße Bucßhandkung.
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
AKUHIV FÜR DIE VON DER KIUCHENVÄTER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DE2 WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN C:HBISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
UERAUSGEGEREN VON
OSCAR vos GEBHARDT vxo ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE — VIERZEHNTER BAND 3. HEFT
DER GANZEN REIHE XXVIII, 3
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'schE BUCHHANDLUNG
1905
Er
ZEUGNISSE VOM CHRISTENTUM
SLAVISCHEN „DE BELLO JUDAICO“
DES JOSEPHUS
VON
A. BERENDTS
LEIPZIG
J. C. HINHICHS'scug BUCHHANDLUNG
1906
Für die reyelmássiqen Abnehmer der „Texte a, Untersuchunsen“ liegen. Titet
und Inhalt von . NF Bund XIV diesem Hefte bei
>
Ὁ»
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVÄTER- COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOMMENE
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR v. GEBHARDT Unn ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE XIV. BAND 4. HEFT
Druck von August Pries in Leipzig.
DEM ANDENKEN
MEINES HOCHVEREHRTEN LEHRERS
UND VÄTERLICHEN FREUNDES
PROFESSOR
DR. ALEXANDER voN OETTINGEN
|. Bisherige Behandlung der slavischen Übersetzung
von De bello Judaico.
In den Kreisen der Slavisten und der Erforscher russischer
Geschichte dürfte es schon längst bekannt sein, daß die slavische
Übersetzung von des Flavius Josephus »De bello Judaico« Zu-
sätze enthält, die von Johannes dem Täufer, Christus und den
Aposteln handeln. Diese »Zusütze« baben nämlich schon im
Mittelalter die Aufmerksamkeit derer erregt, die im alten Ruß-
land universalhistorische Interessen verfolgten. Dazu gehörten
einerseits die Verfasser der altrussischen Chronographen (im
engsten Sinn des Wortes), andrerseits der Verfasser des histo-
rischen Sammelwerks, das im Cod. 279/658 des Hauptarchivs
des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten (in Moskau
befindlich) vorliegt. !
Erstere — die Verfasser der Chronographen — haben grund-
legende Behandlung gefunden durch Andreas Popoff, dessen
Werk: »Übersicht der Chronographen russischer Redaction«
bereits 1866 und 1869 in Moskau erschienen ist.
Popoff hat darin nicht nur auf die dem slavischen Josephus
eigentümlichen »Zusätze«e aufmerksam gemacht, sondern auch
einen Teil von ihnen abgedruckt und mit einer Handschrift des
slavischen Josephus selbst, dem Cod. 64/1303 des Kyrillo-
Bjeloserskischen Klosters (jetzt in der Petersburger geistlichen
Akademie) verglichen. |
1) Mit dem Codex 279/658 des Archivs nahe verwandt ist der Codex
der Wilnaschen Öffentlichen Bibliothek Nr. 109 (147) (beschrieben von
F. Dobrjanski: »Beschreibung der Handschriften der Wilnaschen öffent-
lichen Bibliothek, der kirchenslaviscben und russischen:, Wilna 1882,
p. 246 sqq.; die Beschreibung vermerkt nicht, ob alle in dieser Abhand-
lung zu behandelnden Zeugnisse vom Cod. Viln. geboten werden).
Texte u. Untersuchungen ete. NF XIV, 4
-
4 . A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Havercamp), p. 111—114; auch der genannten Zusütze geschieht
Erwähnung.
Zu diesen von Bonwetsch aufgezählten Handschriften kommen
noch einige, von denen Andreas Popoff (l. c. I p. 116 und not.) zu
sagen weiß: so die Codices des Kyrillo-Bjeloserskischen Klosters
(jetzt in der Petersburger geistlichen Akademie) 62/1303, saec. XV;
63/1303; 64/1304!, saec. XVI; und die serbische Handschrift des
Chilandari-Klosters (Athos) aus dem Jahre 1585 — nach einer
Notiz in der Handschrift von einer russischen abgeschrieben
(Popoff, 1. c, p. 116 not). — Dann ist noch Cod. Synod.
Mosqu. 770 zu nennen (49, saec. XVI—XVID, aus dem ich
mir vor Jahren bereits einige der Zusütze abgeschrieben habe.
Auch Cod. Synod. 182, saec. XVI, fol, soll nach dem »Führer
zur Besichtigung der Moskauer Patriarchen- (jetzt Synodal-)
Bibliothek« des Archimandriten Ssawwa, Moskau 1858, des
Josephus De bello Judaico in slavischer Übersetzung enthalten
(fol. 856—953). Endlich ist noch Codex 3 (18) der Bibliothek
des Grafen Uwaroff zu nennen, fol semiunc. saec. XV (Archim.
Leonid: »Systematische Beschreibung der slavisch-russischen
Handschriften der Sammlung des Grafen A. S. Uwaroffe, Band 1,
Moskau 1893, p. 5sqq.). Auf f. 409—533 steht hier die Josephus-
Übersetzung in dem Umfang, wenigstens was den Anfang an-
betrifft, wie in Mosqu. Acad. 227/651.?
Trotz der verhältnismäßigen Häufigkeit der Behandlung ist
doch der besondere Charakter des slavischen Josephus kaum
gewürdigt worden: am meisten noch von Gorski und Newo-
1) In der Numerierung der hierhergehórigen Kyrillo-Bjeloserskischen
Codices der Petersburger geistlichen Akademie ist bei Popoff (vielleicht
durch Druckfehler verursacht?) eine heillose Verwirrung eingerissen.
Ich vermag sie nicht zu lósen, da mir für diesen Teil der Bibliothek der
geistlichen Akademie kein gedruckter Katalog bekannt ist.
2) Archimandrit Leonid ist der Meinung, daß die Übersetzung des
Josephus noch dem 10. Jahrhundert angehört (l. c. p. 8). Das hängt mit
seiner im Russischen Boten 1889, Heft 4 vorgetragenen Hypothese zu-
sammen, es habe damals der bulgarische Mönch Gregorius, am Hof des
Zaren Symeon tätig, die ganze altbulgarische Enzyklopädie, von der ein
Teil im Cod. Archiv. vorliegt, zusammengestellt. Dieser Gregorius ist aber
nach Leonid vielleicht auch als Übersetzer des Josephus anzusehen. — Die
Hypothese des Archim. Leonid hat, soviel ich sehe, nicht viel Anklang ge-
funden.
3. Die Zeugnisse. 5
-
strujeff in der erwähnten Beschreibung der Tschetji-Minei des
Makarius. Diese beiden Gelehrten geben an, welche Capitel des
griechischen Textes verkürzt oder weggelassen sind, und wo sich
Zusätze finden. (Sresnewski führt den Vergleich weniger genau
aus, dafür aber hat er bemerkt, daß auch in den Details der
Erzählung Verschiedenheiten vorkommen.) Der Grund für dieses
geringe Interesse an dem Slavischen Josephus und insbesondere
an seinen »Zusätzene wird von A. Popoff angegeben: er zieht
für den von Christus handelnden »Zusatz« zum Vergleich das
bekannte, jetzt fast allgemein als unecht angesehene Zeugnis aus
Antiquitates XVIII, c. 3, 3 heran und schließt: aus dem Vergleiche
dieses Zeugnisses mit den slavischen Zusätzen sei ersichtlich,
daß der Autor, wer er auch gewesen sein möge, das kurze Zeugnis
von Christus aus den Antiquitates erweitert und in das Werk
vom jüdischen Kriege eingetragen habe (Popoff ]. c. p. 133).
3. Die Zeugnisse.
Es ist mir leider noch nicht möglich gewesen, eine Unter-
suchung des ganzen slavischen Josephus-Textes in seinem Ver-
hältnis zum griechischen Original vorzunehmen. Das größte
Interesse erregen aber schon an und für sich die erwähnten
»Zusätze«. Ihr Wert oder Unwert kann für die Bedeutung der
gauzen Übersetzung entscheidend werden. Allerdings ist auch
der Platz, an dem sie stehen, und ihre nühere Umgebung gleich
von vornherein mit in Betracht zu ziehen: eben diese Umgebung,
wie noch manche andere charakteristische Stelle, ist von mir
darum schon in dieser vorläufigen Bekanntmachung berück-
sichtigt worden. Allem zuvor gebe ich eine Übersetzung der
fraglichen Stücke, und zwar vorherrschend nach dem Codex 651
der Moskauer Akademie (Nr. 227 der aus dem Wolokolamskischen
Kloster stammenden Handschriften) unter Berücksichtigung auch
der andern, mir zur Zeit erreichbaren Texte — desjenigen im
Cod. 279/658 des Archivs, des Cod. 64/1303 des Kyrillo-Bjelo-
serskischen Klosters (nach Popoff\, endlich des Cod. 770 der
Moskauer Synodalbibliothek. !
1) Gar nichts mit der altslavischen Übersetzung hat die im Jahre
1504 in St. Petersburg erschienene russische zu tun. Als ihr Autor wird
6 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
1) »Von Johannes dem Vorläufer (prodromossjeanje'« nach
Cod. Mosqu. Acad. 651 (227), f. 36r—37r.!
Damals aber wandelte ein Mann unter den Juden in ab-
sonderlichen Gewändern, indem er Rindsfelle an seinen Körper
angelegt (eigentl.: angeklebt) hatte, überall da, wo (der Körper)
nicht von seinem (eigenen) Haar [Cod. Kyr.-Bjelos. 62/1303
seinen Haaren] bedeckt war. Aber dem Gesicht nach war er
gleich wie ein Wilder. Der kam zu den Juden und rief sie zur
Freiheit auf, sagend: »Gott hat mich gesandt, daß ich euch zeige
den Weg des Gesetzes, auf dem ihr euch befreien werdet von
vielen Gewalthabern. Und es wird nicht über euch herrschend
sein ein Sterblicher, nur der Höchste, der mich gesandt hat«.
Und da dieses das Volk gehört hatte, war es froh. Und
es ging ihm nach ganz Judäa, das im Umkreise von Jerusa-
lem liegt.
Und nichts anderes tat er ihnen, als daß er sie in die Flut
des Jordans eintauchte und (dann) entließ, sie anweisend, sie
möchten ablassen von bösen Werken, und (verheißend), es werde
ihnen (daun) gegeben werden ein Kaiser, der sie befreien und
alles Unbotmübige ihnen unterwerfen, selbst aber niemand unter-
worfen sein werde, von dem wir sprechen.? Die einen lästerten,
die andern aber gewannen Glauben.
Und da er zu Archelaus geführt worden war und sich ver-
sammelt hatten die Gesetzeskundigen, fragten sie ihn, wer er
sei und wo er bisher gewesen sei. Und dieses antwortete er?
und sprach: »rein bin ich, als welchen mich eingeführt hat Gottes
Geist, und mich nährend von Rohr und Wurzeln und Holz-
Michael Alexejeff genannt; sie ist, wie der Titel angibt, nach dem Latei-
nischen gefertigt, und zwar läßt es sich leicht erkennen, daß die Vorlage
keine andere ist, als die moderne lateinische Übersetzung in Havercamps
Ausgabe.
lı Dem Sinne nach erforderliche Ergänzungen werden in runden
Klammern gegeben, in eckigen Klammern Varianten aus andern Hand-
schriften. Die Übersetzung schließt sich möglichst dem Wortlaut der Vor-
lage an.
2) :jego olm’« kann verstanden werden: »von dem wir sprechen (gla-
golem',. oder -auf dessen Worte hin (glagolom’i-, im letzteren Falle
wären diese Worte zum Folgenden zu ziehen.
2) eigentlich: . geantwortet habend und sprach usw.«.
3. Die Zeugnisse. 7
spünen«. Als jene aber sich auf ihn warfen !, um (ihn) zu martern,
ob er nicht ablassen werde von jenen Worten und Taten, da
sprach er aber: »Euch geziemt es, abzulassen von euren abscheu-
lichen Werken und sich anzuschließen dem Herrn eurem Gott«.
Und es erhob sich mit Wut Simon, der Herkunft nach ein
Essäer, ein Schriftgelehrter, und dieser sprach: »Wir lesen an
jedem Tage die göttlichen Bücher. Aber du, jetzt aus dem
Walde gekommen wie ein Tier, so wagst du es wohl, uns zu
lehren und die Leute zu verführen mit deinen ruchlosen Reden.«
Und er stürmte vor, um seinen Leib zu mißhandeln. Er aber,
sie strafend, sprach: »Nicht werde ich eugh enthüllen das in euch
wohnende Geheimnis, da ihr es nicht gewollt habt. Damit ist über
euch gekommen ein unsagbares Unglück und um euretwillen«.
Und nachdem er so gesprochen, so ging er fort auf die
andere Seite des Jordan und, indem niemand wagte, ihn zu
schelten, tat jener, was auch früher (er getan hatte).
2) »Das Traumgesicht deutet Johannes der Vorläufer dem
Herodes Philippus« (nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 44r—v und
nach Cod. Kyr.-Bjelos. 64/1303 bei Popoff, 1. c, p. 130 sqq).
Als Philippus im Besitz seimer Gewalt war, sah er einen
Traum, wie ein Adler ihm beide Augen ausriß. Und er berief
alle seine Weisen. Da aber jeder anders den Traum deutete,
kam jener Mann, von dem wir früher geschrieben haben, daß
er in Tierfellen einherging und in den Fluten des Jordan das
Volk reinigte, zu ihm plötzlich ungerufen. Und er sprach: »Höre
das Wort des Herrn, den Traum, den [Kyr.-Bj.: was] du ge-
sehen hast. Der Adler — das ist deine Bestechlichkeit, weil
‚Mosqu. Acad. + ja] jener Vogel gewalttätig und räuberisch
ist. Und jene Sünde wird hinwegnehmen deine Augen, welches
sind deine Gewalt und dein Weib«. Und da er also gesprochen,
verstarb vor Abend Philippus und seine Gewalt ward dem
Agrippa gegeben.
3) Nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 44v—45r (unmittelbar
auf das Vorhergehende folgend)
und sein Weib Herodias nahm Herodes, sein Bruder. Um
1: »bosjeseim ssje. — wohl statt <wosjeäcim’ sej«: von wositi 880
— «tal«.
8 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
ihretwillen aber verabscheuten ihn alle Gesetzeskundigen, wagten
aber nicht, vor seinen Augen ihn zu bezichtigen.
Nur aber jener Mann, welchen man nannte einen Wilden,
kam zu ihm mit Wut und sprach: [einen Wilden, kam... sprach
fehlt im Mosqu. Acad., wird aber unter dem Text nachge-
tragen] »Weshalb hast du des Bruders Weib genommen, du
Ruchloser? Weil dein Bruder gestorben ist erbarmungslosen
Todes, so wirst auch du dahingemäht werden von der himm-
lischen Sichel. Nicht verstummen wird Gottes Ratschluß, son-
dern wird dich umbringen durch böse Trübsal in fremden Landen.
Denn nicht Samen erweckst du deinem Bruder, sondern befriedigst
dein fleischliches Gelüste und treibst Ehebruch, da vier Kinder
von ihm vorhanden sind.
Da Herodes aber [Syn. 770 + das] gehört, ward er zornig
und befahl, daß man ihn schlage und fortjage. Er aber bezich-
tigte den Herodes unaufhörlich, wo er ihn fand, und so lange,
bis er ihm Gewalt antat und ihn niederzuhauen befahl.
Es war aber sein Charakter absonderlich und seine Lebens-
weise nicht menschlich, als wie nämlich ein fleischloser Geist,
also verharrte auch dieser. Seine Lippen kannten kein Brot,
nicht einmal zu Ostern genoß er ungesäuerten Brotes, sagend:
daß zum Gedächtnis an Gott, der das Volk von der Knechtschaft
befreit habe, (solches Brot) zum Essen gegeben ist, zum Trost!,
da der Weg trübselig war. Wein aber und Rauschtrank ließ
er sich nicht einmal nahekommen. Und jedes Tier verabscheute
er (als Speise), und jegliches Unrecht strafte er und zum Ge-
brauch dienten ihm Holzspäne.
4) Nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 47v (bei Sresnewski l. c.
p. 143 sy.) und nach Cod. Synod. 770, fol. 70v sq.
(In Mosqu. Acad. am Rande: Von Jesus Christus.)
Damals [Acad. + auch] trat ein Mensch auf, wenn es auch
geziemend ist, ihn einen Menschen zu nennen; sowohl [<{ Syn.]
seine Natur wie seine Gestalt waren menschlich, seine Erschei-
nung aber war mehr als menschlich. Seine Werke jedoch waren
göttlich und er wirkte Wundertaten, erstaunliche und kräftige.
Deshalb ist es mir nicht möglich, ihn einen Menschen zu nennen.
1) Eigentlich steht uteéenije, was keinen Sinn zu geben scheint;
man darf vielleicht statt dessen conjiciren: utjesenie — Trost.
.
3. Die Zeugnisse. 9
Wiederum aber auf das allgemeine Wesen sehend, werde ich
(ihn) auch nicht einen Engel nennen.
Und alles, was er wirkte durch irgend eine unsichtbare
Kraft, wirkte er durch Wort und Befehl. Die einen sagten von
ihm, daß der erste [Syn. unser erster] Gesetzgeber auferstanden
sei von den Toten und viele Heilungen und Künste darweise.
Die andern aber meinten, daß er von Gott gesandt sei. Aber!
er widersetzte sich in vielem dem Gesetz und hielt den Sabbat
nicht nach vüterlichem Brauch. Doch wiederum verübte er auch
nichts Schändliches, noch Verbrechen, sondern nur durch Wort
bewirkte er alles.
Und viele aus dem Volke Syn. den Völkern) folgten ihm
nach und nahmen seine Lehren auf. —
Und viele Seelen wurden wankend, meinend, daß sich da-
durch befreien würden die jüdischen Stämme aus den römischen
Händen.
Es war aber für ihn Gewohnheit, vor der Stadt auf dem
Ölberge sich mehr aufzuhalten. Dort aber auch gewährte er
die Heilungen den Leuten. Und es versammelten sich zu ihm
von Knechten 150, aber vom Volk eine Menge.
Da sie aber sahen seine Macht, daß er alles, was er wolle,
ausführe durchs Wort, so befahlen sie ihm, daß er einziehe in
die Stadt und die römischen Krieger [Acad. alles Römische] und
den Pilatus niederhaue und über sie [Syn. uns] herrsche.
Aber jener verschmähte es. Und hernach, als Kunde geworden
war davon den jüdischen Führern, so versammelten sie sich mit
dem Hohenpriester und sprachen: »Wir sind machtlos und
schwach, den Rómern zu widerstehen. Da aber auch der Bogen
gespannt ist, so wollen wir hingehen und dem Pilatus mitteilen,
was [Acad. wovon] wir gehört haben, und wir werden ohne
Betrübnis sein, damit nicht, wenn er von andern es hórt, wir
sowohl [« Acad.] des Vermögens beraubt, als auch (Acad. und)
selbst niedergemacht und die Kinder zerstreut werden«. Und
sie gingen hin und teilten es dem Pilatus mit.
Und dieser sandte hin und ließ viele aus dem Volke [Syn.
aus den Völkern] niederhauen. Und jenen Wundertäter ließ er
1. Vielleicht ist dieser ganze Satz (und der folgende) auch noch
von meinten: abhängig, d. ἢ. abhängiger Aussagesatz.
10 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
herbeiführen. Und da er in betreff seiner ein Verhör angestellt,
so sah er ein, daß er ein Wohltäter sei, aber nicht ein Übeltäter
sei («C Acad.], noch ein Aufrührer, noch ein nach der Herrschaft
Strebender, und ließ ihn frei. Er hatte nämlich sein [Acad. das]
sterbendes [Acad. sterbende! Weib geheilt.
Und er ging an seinen gewohnten Platz und tat die ge-
wohnten Werke. Und da wiederum mehr Volk sich um ihn
versammelte, da verherrlichte er sich (sich < Syn.) durch sein
Wirken mehr als alle.
. Von Neid wurden die Gesetzeslehrer vergiftet und gaben
30 Talente dem Pilatus, damit er ihn tóte. Und der, nachdem
er (das Geld) genommen, ließ ihnen (Syn. und, d.h. i statt jim.
den Willen, damit sie selbst ihr Vorhaben ausführen sollten.
Und jene nahmen ihn [Syn. sinnlos: ihr] und kreuzigten ihn
gegen das väterliche Gesetz.
5) Nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 51v: Wiederum sandte!
Claudius seine Gewalthaber jenen Staaten: den Cuspius Fadus
und den Tiberius Alexander?, welche beiden das Volk im Frieden
bewahrten, indem sie nicht gestatteten, sich in etwas von den
reinen Gesetzen zu entfernen.
Wenn aber auch [«; Arch] jemand vom Wort des Ge-
setzes abwich, so ward es geklagt [Arch. und es geklagt ward usw.j
den Gesetzeslehrern. Um so häufiger verjagten sie ihn auch?
[«Ξ Arch.] und sandten ihn vor das Angesicht des Kaisers. Und
[< Arch.] da sich zur Zeit jener beiden [Arch. jenes] viele
herausgestellt hatten als Knechte des vorherbeschriebenen Wunder-
täters, und da sie zu den Leuten sprachen von ihrem Lehrer,
daß er lebendig sei, da! er auch [« Arch.] gestorben sei, und
daß jener euch befreien werde von der Knechtschaft, so hörten
viele aus dem Volke auf die Genannten und nahmen ihr Gebot
in sieh auf; nicht um ihres Ruhmes willen, sie waren ja von
den Geringen [Arch. es waren... . Geringen + die Apostel,
die einen geradezu Schuster, die andern aber Sandalenmacher,
andere Handwerker.
1) Acad. »gesandt habend-; Arch.: sandte + zu ihnen.
2) Eigentlich heißt es: »Tiberius und Alexander«. Doch im Arch.
fehlt sowohl dieses »und , wie das vorhergehende vor -Tiberiuss.
2) d. ἢ. einen solchen.
4) d. h. obgleich.
3. Die Zeugnisse. 11
Und wie [Arch. Aber] wunderbare Zeichen vollbrachten sie,
in Wahrheit, was (Arch. wie] sie wollten!
Da aber jene edlen [Arch. dankbaren] Landpfleger sahen
die Verführung der Leute, bedachten sie mit den Schriftgelehrten,
sie [« Acad.] zu ergreifen und zu töten (Arch. vernichten],
damit das Kleine nicht klein sei, wenn es im Großen sich voll-
endet hat.
Aber sie schümten sich und erschraken über die Zeichen,
indem sie sagten: auf geradem Wege! geschehen solche Wunder
nicht. Wenn sie aber nicht von Gottes Ratschluß herstammen,
so werden sie schnell überführt werden.
Und sie gaben ihnen Gewalt, ihrem Willen gemäß zu handeln.
Nachher aber belästigt? von ihnen, entließen sie sie, die
einen zum Kaiser, die andern aber nach Antiochien, andere aber
in ferne Länder, zur Erprobung der Sache. Claudius aber ent-
fernte die beiden Landpfleger, sandte den Cumanus.
6) Nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 154v. In der Beschrei-
bung des Tempels (Buch V, cap. 5, 2) steht nach den Worten
»und dali kein Fremdstümmiger hineingehe ins Innere; denn sie
nannten jenes? das Heilige, zu dem auf 14 Stufen emporzusteigen
war (Arch. + und dessen oberer Teil viereckig gebaut war)«
— Folgendes:
und über jenen Tafeln mit Inschriften! hing eine vierte
Tafel mit Inschrift, in jenen (d. h. hebrüischen) Buchstaben an-
gebend: Jesus habe als König nicht regiert, er sei gekreuzigt
von den Juden, weil er verkündigte die Zerstórung der Stadt
und die Veródung des Tempels. — Darnach folgt: »und nach der
östlichen Seite war ein Tor und ein Platz, den Frauen überlassen
zum Gottesdienst und zum Gebete.
1) So möchte ich :oprawleniemj« verstehen: doch mag dieses Wort
nur auf Entstellung durch die Abschreiber zurückzuführen sein. Arch.
liest: »otrawleniemj« — «durch Vergiftung:.
2) »dosadjejani [.Arch. posadjejani]-, vielleicht entstellt aus »dossazdeni:
— »ὑβρισϑέντες«. Sadjejati heißt: ἀγγαρεύειν, Jemand zum Herrndienst
aufbieten oder zwingen.
3) d. h. jenen Raum.
4) »titlami«; titla — titulus, tít40;. Es werden hier abweichend
vom griechischen Text 3 τίτλοι gezählt, eine griechische, eine lateinische
und eine hebräische Inschrift is. u. S, 65, Anm. 1).
12 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
7) Nach Cod. Mosqu. Acad. 651, f. 156v und 157r. Am
Schluß der Beschreibung des Vorhangs (xaraxéraoua), Buch V.
cap. 5, 4 findet sich Folgendes: Dieses Katapetasma war vor
dieser Generation ganz, weil das Volk fromm war, jetzt aber
war es jammervoll, es anzusehen. Es war nämlich plötzlich
zerrissen von oben an bis zum Boden, als sie den Wohltäter.
den Menschen und den, der durch sein Tun kein Mensch war,
durch Bestechung dem Tode auslieferten.
Und von andern vielen schrecklichen [<“ Arch.) Zeichen
wird man erzählen können, die damals geschahen.
Und man sagte, daß jener, nachdem er getötet war [Arch.
daß Jener getötet und nach usw.], nach der Bestattung im Grabe
nicht gefunden wurde.
Die einen nun geben vor, er sei auferstanden, die andern
aber, daß er gestohlen sei von seinen Freunden. Ich weiß aber
nicht, welche richtiger sprechen. Denn auferstehen kann ein
Toter von sich selbst nicht, wohl aber mit Hilfe des Gebets
eines andern Gerechten, außer wenn es ein Engel sein wird
oder ein anderer von den himmlischen Gewaltigen, oder (wenn!
Gott ‘selbst erscheint [Arch. erschienen ist] wie ein Mensch
(Arch. als wenn er ein Mensch ist] und vollbringt, was er will.
und wandelt mit den Menschen und fällt und sich legt und
aufersteht, wie es seinem Willen gemäß ist. Andere aber sagten,
daß es nicht möglich war, ihn zu stehlen, weil man rand um
sein Grab Wächter! gesetzt hatte, 30? Römer, aber 1000 Juden.
Solches (wird) von jenem Katapetasma (erzählt). Auch gegen
die Ursache seines Zerreissens gibt es (Aussagen).?
$) In dem Abschnitt von den Vorzeichen vor dem Unter-
gang Jerusalems (Buch VI, cap. 5, 2 844.), und zwar bei Gelegen-
heit der Besprechung des zweideutigen Orakelspruchs (5, 4) heißt
es (nach Cod. Archiv. Fol. 460r, col. 1):
»Die einen nämlich verstanden darunter? Herodes, die andern
aber den (Acad. jenen) gekreuzigten Wundertüter Jesus', andere
aber Vespasian«. —
1) strazje wohl für straze; Arch. straZi.
2) Arch.: 1000.
3) Unter dem Text steht: »Vom Katapetasma und von Jesus«.
4) d. h. unter dem zukünftigen Herrscher über das ganze Weltall,
der aus dem jüdischen Lande hervorgehen sollte.
3. Die Zeugnisse. 13
Welche Bedeutung haben diese Zeugnisse? Sind sie (speziell
die von Johannes dem Täufer und Jesus Christus handelnden)
wirklich nichts weiter als Erweiterungen der bekannten Stellen
in den Antiquitäten, wie Popoff meinte?
Zunächst sprach Popoff es überhaupt nur als Vermutung
aus, daß diese Zugaben, »die augenscheinlich nicht dem Flavius
angehören können«, in der griechischen Handschrift, die dem
Übersetzer als Vorlage diente, vorhanden gewesen seien (I. c. I,
p. 116).
Das aber dürfte doch außer Frage stehen, daß diese Stücke
nicht von einem slavischen Verfasser herrühren können: sollte
man einem Slaven des Mittelalters die Kühnheit zutrauen, von
den Evangelien und der Apostelgeschichte unabhängige, ja ihnen
geradezu widersprechende Berichte zu schreiben ? Und sollte man
bei ihm das Maß von historischem Sinn erwarten, das dazu ge-
hört, um sich ganz auf den Standpunkt des jüdischen Schrift-
stellers des 1. Jahrhunderts zu versetzen und niemals wirklich
aus der Rolle zu fallen?
Es wird jetzt sogar als Grundsatz angesehen, »bei jedem
altslavischen Schriftwerk zunächst nach dem byzantinischen
Original zu forschen und das slavische Werk vor allem unter
dem Gesichtspunkt einer Übersetzung, bez. Redaction eines grie-
chischen zu betrachten« (C. E. Gleye im Archiv für slavische
Philologie, Band XV], 1894, S. 579, mit Berufung auf den Aka-
demiker Wesselowsky und dessen Schüler).
Endlich haben diejenigen, welche die Abschnitte aus 3 Jose-
phus in die chronographischen Sammelwerke aufnahmen, durch-
aus die Meinung gehegt und sie sogar ausgesprochen, es hier
mit Josephus selbst zu tun zu haben.
In dem russischen Chronographen der sog. ersten Redaction
(vom J. 1512) wird im Anschluß an die sub Nr. 7 mitgeteilte
Ausführung über die Auferstehung hinzugefügt: »Dieses aber
schreibt Josephus der Hebräer. Da er von den Wundern unseres
Heilandes gehört, spricht er mit Verwunderung (davon), den
wahren Glauben aber hat er sich nicht bemüht zu erwerben.
Denn in Wahrheit ist Gott im Fleisch erschienen und, da er
mit den Menschen gelebt, vollbrachte er Hochherrliches und litt
und ward ins Grab gelegt und erstand am 3. Tage kraft seines
Willens« (Popoff, 1. c., I, p. 139). Ebenso heißt es vor dem
14 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Zeugnis von Christus (Nr. 4): »Dieser Josephus nun, wenn er
auch nicht das Zeugnis erhält in der Schrift, daß er vollkommen
den Glauben an Christum angenommen habe, so ist er doch in
der Schriftstellerei löblich, weil er die Wahrheit von der Ein-
nahme Jerusalems geschrieben hat und wie um Christi willen und
gemäß der Weissagung Christi solchergestalt der Untergang den
Juden zuteil wurde Deshalb hat er auch selbst Jerusalem
verlassen und ist zu den Römern und zu Titus übergegangen;
er schreibt aber, mit ihm sei auch Mannäus zu Titus gekommen,
der Brudersohn (Bratanitsch) des Lazarus, welchen, wie er (Jose-
phus) gesagt hat, Jesus auferweckt hat von den Toten, nachdem
er schon verwest war.! Und viel hat er von Christo geschrieben,
nicht vollkommen im Glauben, sondern zweifelnd, was er gehört
und gesehen, mit Verwunderung, also usw.«
Wir können aus diesen Äußerungen zugleich entnehmen,
wie wenig diese Abschnitte der Anschauungsweise der Slaven
entsprachen, wie ganz anders diese die Aussagen auch des Jose-
phus gestaltet hätten, wenn sie solche hätten einschmuggeln
wollen. Auch der Verfasser des Chronistischen Sammelwerks,
das uns im (04. Archiv. vorliegt, sieht Josephus als den un-
bezweifelbaren Verfasser auch jener Abschnitte an: das ergibt
sich aus den Capitelüberschriften? und den Vermerken bei den
einzelnen Abschnitten.
Es dürfte auch nicht schwer sein, wenn auch nicht gerade
in diesen Stücken, so doch in den ihnen nah benachbarten, den
strikten Nachweis directer Übersetzung aus dem Griechischen
zu erbringen. (Einiges s. u. S. 72.)
Sresnewski hat die gesamten Josephus-Abschnitte in
dieser Compilation untersucht und festgestellt, daß sie den Cha-
rakter einer Übersetzung tragen, und zwar, daß die Übersetzung
alt ist. (Nachrichten und Bemerkungen über wenigbekannte
und unbekannte Schriftdenkmäler, Nr. LXXXIV, Beilage zum
1) Diese Aussage über Mannüus ist ganz offenbare Glosse zu Buch V,
30, 7: sie fällt ganz aus dem "l'on der oben mitgeteilten Stücke heraus
und gehört mit ihnen gar nicht zusammen.
2, z. B. auf fol. 258v col. 1: »Von Pilatus, wie er nach Judäa ge-
sandt wurde und wie Josephus Christum als einen Wundertäter bezeich-
nete usw.«
4. Das Alter der Überlieferung. 15
34. Band der Memoiren der Akademie der Wissenschaften, 4. Heft,
p. 133sqq.).
Zum Überfluß wird die offenkundige Benutzung dieser Zeug-
nisse in griechischen und lateinischen Schriften des Mittelalters
die Móglichkeit, slavische Herkunft anzunehmen, vóllig zunichte
machen.
4. Das Alter der Überlieferung.
a) Auf slavischem Gebiete.
Darf man also nicht daran zweifeln, daß der slavische Über-
setzer den Josephus-Text gerade mit diesen Zutaten vor sich ge-
habt hat, so fragt es sich doch, für welche Zeit damit das Vor-
handensein eines solchen griechischen Textes erwiesen ist?
Die Handschriften der eigentlichen Josephus-Übersetzung
gehen nicht über das XV. Jahrhundert hinauf (Kyr.-Bjelos. 64/1303).
Doch enthält der von Makarius in seine Tschetji-Minei aufge-
nommene Text den ausdrücklichen Hinweis, daf er indirekt auf
eine Handschrift des Jahres 1399 zurückgeht, die in Konstanti-
nopel von einem Mónch Johannes und andern auf Bestellung
einer unbekannten geistlichen Persönlichkeit geschrieben ist
(A. J. Ssobolewski, Die Übersetzungsliteratur des Moskowi-
tischen Rußland im XIV.—XVII. Jahrhundert, St. Petersburg
1903, p. 24; der Text dieser Eintragung ist gedruckt bei P. M.
Strojeff, Bibliologisches Wörterbuch, St. Petersburg 1882, heraus-
gegeben von A. Th. Bytschkoff, p. 399sq«.).
Weiter führt uns der Cod. Archiv. hinauf: denn wenn er
auch selbst aus dem XV. Jahrhundert stammt, so enthält er
doch eine Eintragung, die auf seine directe Vorlage, eine Hand-
schrift, die a. 1261! begonnen worden ist, zurückverweist.
Nun aber ist die Frage entstanden: ist dieses Jahr 1261
nicht überhaupt das Jahr der Abfassung für die ganze histori-
sche Compilation?
Jedenfalls kann der Chronist von Perejasslawl, der den
Schluis des Geschichtswerkes bildet und bis 1214 reicht, erst
um jene Zeit hinzugekommen sein. Aber der Rest? Hier ver-
1) Nach Archimandrit Leonid im »Russischen Boten« s. o. S. 4,
Anm.2: 1250.
16 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
wickelt sich die Frage mit der andern nach der Entstehungszeit
der slavischen Übersetzung des Malalas. — Es ist natürlich auch
für den Slavischen Josephus von größter Bedeutung, ob die
historische Compilation ım Cod. Archiv. auf slavischem Boden zu-
stande gekommen ist, unter Benutzung einer vollständigen Über-
setzung des Malalas (so V. Jagit im Archiv f. slav. Phil. II, 1877,
S. 5f und im Hermes, Band XV, 1880, S. 236), oder auf grie-
chischem, so daß eine griechische ix4oy5 bereits diese Ver-
bindung von Malalas und Josephus dargeboten hätte (C. Εἰ. Gleye,
Archiv f. slav. Philologie XVI, 1894, S. 579f., doch ohne auf
Josephus einzugehen).
Gegen Gleye würde noch nicht sprechen, daß der Text
der Josephusstücke in den eigentlichen Josephushandschriften
und im Cod. Archiv. bis auf unwesentliche Varianten derselbe
ist, und daß dieser Text in sprachlicher Hinsicht, wie Sres-
newski nachgewiesen hat (l c. p. 133sq«q. und 138sq.) altrussi-
schen Charakter trügt. Denn Gleye weist sehr richtig darauf
hin (a. a. O. S. 580), daß der Übersetzer der ἐχλογή, wenn er
für irgendwelche ihrer Bestandteile schon fertige Übersetzungen
vorfand, diese sicherlich ohne weiteres benutzt hütte. — Ein
ganz anderes Problem aber tritt dem entgegen, der nicht, wie
die übrigen Forscher, auf den Malalas seine Aufmerksamkeit
concentriert, sondern auf den »eingeschobenen« Josephus.
Dieser hat einen anderen Umfang, als in den eigentlichen
Josephus-Handschriften (wenigstens: Mosqu. Acad., Ssolov., Uwar.,
Makarius).
In diesen nämlich erscheint das Werk »De bello Judaico«
am Anfang und Ende verstümmelt. Es beginnt gegen Ende des
Cap. 25 des l. Buches, nach einer lüngeren Vorrede, die leider
durch die Abschreiber in kaum verständlicher Weise wieder-
gegeben ist. Es bricht im VII. Buch in cap. 10, 2 ziemlich ab-
rupt ab.
Der Cod. Archiv. aber bietet Stücke aus Josephus von lib. I,
cap. 1 an und schließt ab innerhalb von lib. VII, cap. 11, 2.
Dabei bietet er aber, wie ich mich überzeugt habe, dieselben
Verkürzungen gegenüber unserem griechischen Text, so z. B.
f. 391 v, col. 2, in der Erzählung vom Aufruhr der Juden gegen
Pilatus wegen der Wasserleitung, lib. II, cap. 9, 4.
4. Das Alter der Überlieferung. 17
Hat also der Verfasser der Compilation in Cod. Arch. eine
vollständigere Übersetzung des Josephus vor sich gehabt, oder
hat er es sich bloß etwas bequemer gemacht und nur diejenigen
Partien neu aus dem Griechischen übersetzt, die in der vor-
handenen Übersetzung fehlten?! Hier könnte eine Untersuchung
des Übersetzungscharakters dieser »überschüssigen« Stücke im
Verhältnis zu denjenigen aus der vorhandenen Übersetzung ent-
scheiden. Eine solche Untersuchung ist mir äußerer Umstände
wegen zurzeit noch nicht möglich.
Wie dem aber auch sei, — bis in die Mitte des 13. Jahr-
hunderts hat sich das Vorhandensein des Slavischen Josephus
feststellen lassen. Es hat sich aber auch (dank Sresnewskis
Untersuchungen) constatieren lassen, daß der sprachliche Cha-
rakter der Übersetzung auf hohes Alter weist. Allerdings gilt
auf dem Gebiet der slavischen Sprachforschung schon das Her-
stammen aus dem 13. Jahrhundert als Beweis hohen Alters, was
Sresnewski auch geradezu ausspricht (l. c. p. 138). Über die
Hypothese des Archimandriten Leonid s. o, S. 4, Anm. 2.
Für Anfertigung der Übersetzung erst um diese Zeit würde
sprechen, daß sie direct ins Russische vollzogen zu sein scheint
ohne Vermittelung des Südslavischen (Sresnewski l. c. p. 133 sqq.).
Einen Beweis dafür bietet vielleicht der Schreiber des Serbi-
schen Josephus-Codex (im Kloster Chilandari auf dem Athos be-
findlich, aus dem Jahre 1585) dar, der ausdrücklich sagt, er habe
bei seinen Volksgenossen das Buch des Josephus nicht finden
kónnen und darum eine russische Vorlage genommen (Ssobo-
lewski l. c. p. 10, not. 1 und p. 33). Doch sagt derselbe Mann,
es kónnte vielleicht bei den Bulgaren das Buch zu finden sein,
und außerdem bemerkt Professor Jagié (Archiv f. Slav. Phil. II,
1577, S. 18), daß den serbischen und bulgarischen Mönchen des
XVI. Jahrhunderts vieles unbekannt sein mochte, was schon
vor Jahrhunderten bei ihnen übersetzt worden war und nur
durch russische Abschriften späterer Zeiten bis auf den heu-
1 Daß die dem Josephus entnommenen Stücke schon auf f. 343 v
beginnen, während die erste ausdrückliche Berufung erst f. 366 v statt-
findet, dürfte nicht viel besagen, da auch sonst die Citierung nicht correct
ist. Jedenfalls findet die erste Berufung auf Josephus immer noch vor
Beginn des eigentlichen slav. Josephus-Textes statt (bei lib. I, c. 21, 1).
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 4 2
18 A. Berendte, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
tigen Tag sich erhalten hat, oder auch im Original selbst sehr
früh nach Rußland ausgewandert war und noch heute nur dort
zu finden ist. So kann auch der russische Josephus doch noch
durch Umformung eines südslavischen entstanden sein.
b) Auf griechisch-lateinischem Gebiete.
Durch die Annahme eines höheren Alters für die slavische
Josephus-Übersetzung würde uns die schwierige Frage, warum
die griechische Vorlage des slavischen Josephustextes so völlig
verschwunden ist oder verschwunden zu sein scheint, leichter
lösbar werden.
Denn mit dieser Frage treten wir erst an die Pforte des
eigentlichen Rätsels heran.
In den Codices, die dem gelehrten Herausgeber des Josephus,
B. Niese, bekannt geworden sind, ist keine Spur einer so weit
abweichenden Textesrecension, wie die slavische, vorhanden.
Mehrere Codices des Bellum Judaicum weisen ja das Zeugnis
von Christo aus den Antiquitäten des Josephus (XVIII, 3, 3) auf;
aber Cod. Marcianus 383 saec. XI aut XII, Cod. Vatic. graec. 14$
saec. fere XI, cod. Neapolit. Mus. III B 17 saec. XIV, cod. Phillip-
picus saec. f. XII und cod. Rostgaardianus (Havniensis bibl. reg.
majoris vet. fundi Nr. 1569) ut videtur saec. XIV — am Schluß
des ganzen Werkes; cod. Coisl 131 paullo ante a. 1381 — am
Anfang (ebendort auch das Zeugnis von Johannes dem Täufer).
Nur der Codex biblioth. Lugdunensis Batavorum Vossianus
graec. 72 saec. XV, früher dem Alexander Petavius gehörig. hat
das betreffende Zeugnis im 2. Buch eingeschoben, und zwar
cap. 9, 1 zwischen den Worten χατέλιπεν und ueraßaons, also
ganz in der Nähe der Stelle, wo der Slavische Josephus seinen
Bericht über Christus einschaltet (zwischen cap. 9, 3 und 4).
An das Zeugnis schließt sich im Cod. Voss. eine Ausführung
homiletischen Charakters (vgl. Niese, Flavii Josephi opera, vol. VI,
praef. p. XLVIl). Ein Corrector hat diese Ausführung durchge-
strichen (nicht aber das Zeugnis von Christo) und am Rande
folgendes angemerkt (Niese, l. c, p. XLVIID:
οἰστέον ὅτε To τοιοῦτον, ὠβέλισται δικαίως παρ᾽ NUM»
ἐπεὶ μὴδὲ ἐν ἑτέροις ἀντιγράφοις τοῦτο εὕρομεν᾽ ἀλλ᾽ οὐδέ τις
τῶν τῆς ἐχκλησίας τοῦ χριστοῦ διδασχάλων τούτων ἐπεμνήσϑη.
4. Das Alter der Überlieferung. 19
ovrt μὴν τῶν ἐσύστερον ἱστορικῶν ἀνδρῶν .... μένων (aut
μόνων) ἄνω... εἰρη.... ἀλλὰ καὶ τ.... ἐν τώ ἢ" λόγω
τη... χαιολο..... oloxet ...«
Es fällt auf, daß diese Bemerkung viel zu viel Wesens macht
von dem gänzlich harmlosen Zusatz zum Zeugnis. Niese schreibt
diese Bemerkung dem zweiten Corrector zu. Auch in diesem
Fall könnte sie aus einer andern Handschrift herübergenommen
sein, wo aber dann etwas anderes durchstrichen oder mit einem
»oßeAög« versehen gewesen ist, und zwar — wie vielleicht
vermutet werden darf — etwas Ähnliches wie das Zeugnis von
Christo im Slavischen Josephus. Von diesem Zeugnis würde es
mit mehr Recht heißen, daß keiner der Lehrer der Kirche noch
jemand von den späteren Historikern seiner gedacht habe.
Wie dem aber auch sein möge, eine unzweifelhafte Spur
der »Zusütze« des Slavischen Josephus hat sich in der grie-
chischen bandschriftlichen Überlieferung noch nicht nachweisen
lassen.
Nun ist es aber bekannt, daß bei kirchlichen Schriftstellern
des Altertums sich hin und wieder Citate aus Josephus finden,
die in den allgemein verbreiteten Werken dieses Mannes nicht
festzustellen sind. Origenes eitiert dreimal ein solches Josephus-
wort (contra Celsum I, 47 und II, 13, ed. Koetschau I, p. 97 und
143, und in Matth. tom. X, c. 17, ed. Delarue, 1Π, 463) und Euse-
bius, hist. eccl. II, 23 (ed. Schwartz, I, p. 172), bringt dasselbe
Wort, das die Tótung des Herrnbruders Jakobus als die tiefere
Ursache des Untergangs Jerusalems angibt. (Auch bei Hierony-
mus, de vir. ill, c. 2 u. 13 ist davon die Rede) Vgl. darüber
Th. Zahn, Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen
Kanons etc., Band VI, Leipzig 1900, S. 301—305. Zahn weist
die fragliche Stelle, die sich auch im Chronicon paschale, ed.
Bonn, I, 463 findet, dem Bellum Judaicum als Interpolation in
Buch V zu.
Orosius, Hist., lib. VII, cap. 6, 15, schreibt dem Josephus die
Nachricht zu, daß Claudius die Juden aus Rom vertrieben habe (ed.
Zangemeister, p. 451). Suidas im Artikel ᾿]ησοῦς seines Lexikons
(ed. G. Bernhardy, Hal. 1839, tom. I, 2, pag. 972 sq.) citiert als Jo-
sephuswort aus dessen ὑπομνήματα τῆς αἰχμαλωσίας, »otc' Ἰησοῦς
ἐν τῷ ἱερῷ μετὰ τῶν ἱερέων nylaße«. Auch von der Jakobus-
Stelle spricht er, im Artikel ᾿Ιώσηπος, 1. c. p. 1041; was sonst
9%
90 ' A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum,
dort gesagt ist, übrigens auch die Aussage über Jakobus, führt
Suidas selbst auf die ὀχτωκαιδεχάτη βίβλος τῆς ᾿Αρχαιολογία:
zurück und schreibt das Zeugnis von Christo in extenso aus;
p. 1040 sqq: »Ioonros, Ἰουδαῖος, φιλαλήϑης, λέγων περὶ rot
Προδρόμου καὶ περὶ τοῦ Κυρίου ἡμῶν καὶ Θεοῦ καὶ Σωτῆρος
᾿Ιησοῦ Χριστοῦ" wird wohl auch auf die Antiquitäten zu be
ziehen sein.
Alle diese Citate lassen sich in dem slavischen Josephus
nicht nachweisen; Nr. 5 unserer Stücke widerspricht sogar direct
dem Orosius. Von Jakobus speciell ist überhaupt nicht die Rede.
Somit hat der Slavische Josephus mit diesem »gefälschten
Josephus«, wie Zahn ihn nennt, nichts zu tun. (Das Wort bei
Suidas im Artikel ’/nooüg wird nach einer Anmerkung Küsters
bei Bernhardy, z. St, am besten als Mißverständnis zu deuten
sein. Es ist ja bei Josephus von mehreren Jesus die Rede, die
Hohepriester waren. (Doch vgl u. S. 56 Anm. 1)!
Und doch gibt es einen Schriftsteller, der in ganz evidenter
Weise gerade die im slavischen Text vorliegende Recension von
Josephus' »De bello Judaico« benutzt zu haben scheint, freilich
nur mit Áuswahl und neben der allgemein üblichen.
Dieser Schriftsteller ist der sog. Hegesippus oder Egesippus
der Verfasser des Werks »De bello Judaico«?, d. h. der freien
lateinischen Bearbeitung von »De bello Judaico« des Josephus.
Nach E. Klebs (»Das lateinische Geschichtswerk über den jüdi
schen Kriege, in der Festschrift für L. Friedländer, Leipzig 1895.
S. 233 ff) hat dieser Schriftsteller sein Werk c. 395 geschrieben.
— 2 —
1) Anders steht es nun allerdings mit dem von E. Bratke nachge
wiesenen Citat im Religionsgesprüch am Hofe der Sassaniden (Texte und
Untersuchungen, Neue Folge, Band IV, Heft 3, 1897, p. 36, lin. 8—1l.
Die Worte, die hier dem Josephus zugeschrieben werden: κυ» Ἰώσιππος "
συγγραφεὺς ὑμῶν, ὃς εἴρηκε περὶ Χριστοῦ ἀνδρὸς dıxalor xal ἀγαϑοῦ, ἃ
ϑείας χάριτος ἀναδειχϑέντος σημείοις xal τέρασιν εὐεργετοῦντος πολλοί:
lassen sich, wie Bratke selbst und E. Schürer (Gesch. d. jüd. Volkes I.
S. D45f) richtig bemerken, nicht einmal als freie Wiedergabe des Zeug
nisses in den Antiquitäten begreifen. — Dagegen bei unserer Nr. 4 liegt
nichts einer solchen Zurückführung im Wege. Allerdings ist die Aussage
80 allgemein gehalten, daß sich auch kein stricter Beweis führen läßt
2) Die handschriftlich überlieferten Titel des Werks s. in der Au
gabe von C. F. Weber und J. Caesar, Marburg 1864, p. 1.
4. Das Alter der Überlieferung. 91
Sonst wird es sogar (auch von denen, die es nicht dem Ambro-
sius zuschreiben) in die Mitte des 4. Jahrhunderts gesetzt.
Soweit ich bisher den slavischen Josephus untersucht habe,
vermag ich die Benutzung seiner griechischen Vorlage durch
Egesippus (so sei dieser der Kürze halber benannt) an mehreren
Stellen zu constatieren.
Zunächst muß es schon als auffallend bezeichnet werden,
daß Egesippus eben dort, wo er das 2. Buch des Bellum Judaicum
des Josephus bearbeitet, sich veranlaßt sieht, Johannes den Täufer
und Jesus Christus zu besprechen. Doch mag das dem christ-
lichen Schriftsteller gar zu nahe gelegen haben.
Da Egesippus sich nicht an die Ordnung seiner Vorlage,
wenigstens in diesem Teile seines Werkes, hält, so kann man
keine Folgerungen daraus ziehen, daß er Johannes den Täufer
und Jesus Christus nicht genau an der Stelle erwähnt, wie Jos.
Slav. Immerhin ist es bemerkenswert, daß gleich nach der
ersten Einführung des Pilatus, 110. 11, cap. 5, ὃ 2, die Rede auf
Jesus Christus kommt, ganz wie bei Jos. Slav., wo das Zeugnis
von Christus zwischen Bell. Jud. 1. 11, cap. 9, 3 und +4 steht.
Für Nr. 1 und 2 unserer Abschnitte hat Egesippus keine Pa-
rallele, wohl aber für Nr. 3, den Bericht vom Tode des Täufers.
Es ist natürlich, daß die Darstellung in den Evangelien den
Horizont des Egesippus völlig beherrscht. Die Evangelien scheinen
aber alle drei vorauszusetzen, dal) Herodes die Herodias bei Leb-
zeiten ihres Mannes zu sich genommen habe.
Dem gegenüber mußte die Auffassung von Jos. Slav., der
den Bruder schon gestorben sein läßt, zurücktreten, aber sie
schimmert an einer Stelle nur gar zu deutlich durch. Wenn
es nämlich heißt (ed. Weber et Caesar, p. 129sq.): »(Johannes)
verum etiam quasi legis exsequutor praevaricatorem legis condem-
navit, qui fratris viventis uxorem eripuerat, praesertim habentem
semen de germano ipsiuse — was hätten diese Worte vom Samen
für einen Sinn, wenn es sich um den Ehebruch mit der Frau
eines Lebenden gehandelt hätte?
Von diesem des Herodes Entschuldigung lähmenden Moment
ist aber in Jos. Slav. ausdrücklich die Rede. !
1) Merkwürdig ist es, daß in der 2. Recension der Eurippios-Geschichte
von Zacharias und Johannes dem Täufer (vgl. vorläufig meine Abhand-
lung: »Über die handschriftliche Überlieferung der Zacharias- und Johannes-
22 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Noch klarer erscheint die Anlehnung an Jos. Slav. in dem
folgenden Satz bei Egesippus: »hine excitata Judaeorum fere
omnium in Herodem odia«.
Bei Jos. Slav. heißt es: »Um ihretwillen aber verabscheuten
ihn alle Gesetzeskundigen, wagten aber nicht vor seinen Augen
ihn zu bezichtigen«.
Egesippus hat diesem Satz seinen bestimmten Charakter ge-
nommen, sonst aber treffen beide im Wesentlichsten zusammen.
Aber auch das ist bemerkenswert, daß Egesippus ebenso wie
Jos. Slav. die nähere Veranlassung der Hinrichtung des Johannes
nicht erwähnen, sondern es dort einfach heißt: »nec multo post
necavit virum justum et constantem divinae legis exsequutorem«.
Ist das nicht im wesentlichen dasselbe wie bei Jos. Slav., wo es
lautet: »Er aber bezichtigte den Herodes unaufhörlich, wo er ihn
fand, und so lange, bis er (Herodes) ihm Gewalt antat und ihn
niederzuhauen befahl«. Daß vorher Herodes bei Egesippus den
Johannes hatte in den Kerker werfen lassen, wührend er bei
Jos. Slav. den Befehl gibt, den unbequemen Prediger zu schlagen
und fortzujagen, ist dort durch den Einfluß der Evangelien hin-
reichend motiviert. (Über Antiqu. XVIII, 5, 2 später.)
Daß überhaupt der Tod des Johannes schon hier bei Ege-
sippus behandelt wird, wührend die Rede in Cap. 12 noch ein-
mal darauf kommt, und zwar dann im engsten Anschluß an die Er-
zühlung in den Antiquitáten (nachdem eben erst das Zeugnis von
Jesu von dort herübergenommen war), scheint schon ein Zeichen
zu sein, daß der Verfasser an der früheren Stelle durch eine
Vorlage bestimmt gewesen ist, von diesem Ereignis zu sprechen. !
Apokryphen«, Texte u. Untersuchungen, Neue Folge, Band XI, Heft 3,
1904; der Text bei A. Wassiljeff: Anecdota Byzantina, Moskau 1893,
p. 3, lin. 10sqq.) dieses selbe Moment eine Rolle spielt. Dort (wie auch
in der ersten Recension) ist gewissermaßen eine Brücke geschlagen zwi-
schen den Synoptikern und Jos. Slav., denn der Ehebruch zwischen Herodes
und Herodias hat bei Lebzeiten ihres Mannes begonnen, dann aber haben
die Ehebrecher den Mann der Herodias vergiftet. — Überbaupt klingt
die Erzühlung in diesen Apokryphen wie eine stark vergrüberte Bearbei-
tung von Jos. Slav., natürlich auch unter Benutzung der Evangelischen
Geschichte.
1) Allerdings ist bei Egesippus unmittelbar vorher von Pilatus die Rede,
bei Jos. Slav. von den Einrichtungen nach der Absetzung des Archelaus.
Doch Egesippus hat die Chronologie hier ganz besonders frei behandelt.
4. Das Alter der Überlieferung. 23
Schwieriger ist es, das Verhältnis von Nr. 4 (nebenbei auch
von Nr. 6 und 7) zu Eges. l II, cap. 12 zu bestimmen. Die
erste Erwähnung Christi (cap. 5, $ 2) enthält nichts, was auf
unsere Nr. 4 zurückgeführt werden könnte. Anders aber scheint
es mir mit cap. 12 zu stehen.
Zwar ist es scheinbar sehr ungünstig, daß Josephus hier
ausdrücklich als Zeuge für Jesus citiert wird nur auf Grund von
Antiqu. XVIII, 3, 3. Aber gleich auf die Wiedergabe dieses be-
rühmten Zeugnisses folgt eine scharfe Verurteilung des Josephus
wegen seines Unglaubens, den er seinem eigenen Zeugnis zum
Trotz bewiesen hat.
Da das Zeugnis selbst durchaus gláubigen Charakter
trügt, so fragt man sich unwillkürlich: woher kann Egesippus
den Josephus so unbedingt als ungläubig ansehen, wenn nicht
auf Grund solcher Aussagen, wie sie in Nr. 4 (» Wiederum aber
auf das allgemeine Wesen sehend, werde ich [Ihn] auch nicht
einen Engel nennen« usw.) oder in Nr. 7 (die Zweifel an der
Auferstehung) vorliegen? Doch mag auch das einfache Factum
ihm maßgebend gewesen sein, daß die Tradition Josephus nur
als Juden kannte. Möglich ist es auch, daß ihm die Äußerung des
Origenes, c. Cels. I, 47, »0 δ᾽ αὐτὸς καίτοι γε ἀπιστῶν τῷ [noo
ὡς Χριστῷ etc.« oder etwas Ähnliches vorgeschwebt hat.
Aber eine ganz deutliche Anspielung auf Nr. 4 scheint
folgender Satz zu enthalten: »nam cum alii precando meruerint
facere quae fecerunt, hic in potestate habebat, ut omnia, quae
fieri vellet, imperaret.« Vgl. dazu in Nr. 4 »Da sie aber sahen
Seine Macht, daß Er Alles, was Er wolle, ausführe durchs Wort.«
(Aber auch: »Alles, was Er wirkte, durch irgend eine unsichtbare
Kraft, wirkte Er durch Wort und Befehl«.)
Als Anspielungen auf No. 4 kónnte man dann auch deuten:
»plerique tamen Judaeorum, gentilium plurimi crediderunt
in eum, cum praeceptis moralibus . . . invitarentur«
Vgl: »Und Viele aus dem Volk (Cod. Syn.: den Völkern;
vielleicht hat im Griechischen beides gestanden) folgten Ihm
nach und vernahmen Seine Lehren.« (Doch ähnlicher ist hier
Antiqu. XVIII, 3, 3)
»operibusque ultra humanam possibilitatem (andere Lesarten:
probabilitatem, potestatem) profluentibus«
Vgl: »Seine Erscheinung aber war mehr als menschlich,
94 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Seine Werke jedoch waren göttlich und Er wirkte Wunder-
thaten, erstaunliche und kräftige. Deshalb ist es mir nicht mög-
lich, Ihn einen Menschen zu nennen«.
Hat Egesippus dann nicht auch ausdrücklich Nr. 6 im Auge,
wenn er sagt: »et vere quasi Deus sine exceptione personarum
aut ulla mortis formidine loquutus excidium quoque templi
futurum annuntiavit, sed non eos templi injuria commovit, sed
quia in flagitiis ab eo et sacrilegiis corripiebantnr, hinc ira exarsit,
ut interficerent eum etc.«.
Klingen die Worte dieses Satzes nicht wie ein feier-
licher Protest gegen die Inschrift im Tempel, von der Nr. 6
berichtet?
Daß Egesippus an allen diesen Stellen Josephus nicht citiert,
ist doch wohl erklürlich: in seinem Sinne waren das keine Zeug-
nisse, die man zur Stärkung des Glaubens anführen konnte. Nur
das Zeugnis aus den Antiquitäten schien dieser Anforderung zu
entsprechen.
Auch Nr. 5 scheint bei Egesippus nicht unbezeugt zu sein,
allerdings da, wo man es nicht erwarten dürfte: in der großen
Rede Agrippas (lib. II, cap. 9— lib. II, cap. 16 im griechischen
Original).
Dort heißt es (p. 144): «(sed de religionis auxilio praesumitis\,
cum orbem jam romanum Jesu discipuli repleverint. aut sine
Dei nutu putamus illam crescere religionem« etc.
Vgl. »Und da sich zur Zeit jener Beiden (des Cuspius Fadus
und Tiberius Alexander) viele herausgestellt hatten als Knechte
des vorherbeschriebenen Wundertüters ..., so hörten viele von
den Vólkern auf die Genannten und nahmen ihr Gebot in sich
auf etc.«.
auf geradem Wege (?) geschehen solehe Wunder nicht
Wenn sie aber nicht von Gottes Ratschluß herstammen, so
werden sie schnell überführt werden.«!
»entliefen sie sie, die einen zum Kaiser, die andern aber
nach Antiochien, andere aber in ferne Länder, zur Erprobung
der Sache.« ?
1) Vgl. natürlich auch Act. 5, 38f.
2) Gerade in der Rede des Agrippa enthält Jos. Slav. einen Zusals,
der auf späte Herkunft schließen läßt, aber eine leicht abtrennbare
Glosse bildet. In der Aufzählung der Völker, die den Römern gehorsam
4. Das Alter der Überlieferung. 25
Am meisten in die Augen fallend und doch am wenigsten
beweiskrüftig ist der Zusammenhang zwischen Jos. Slav. und
Egesippus in Nr. 8.
Bei Egesippus ist nämlich ebenfalls gesagt, daß die Weis-
sagung von einem Manne aus Judáa (eigentl. aus ihrer Gegend),
der die Weltherrschaft gewinnen würde, auf Jesum gedeutet
worden sei (prudentiores ad dominum Jesum Christum [i e.
referendum putaverunt], qui eorum in terris secundum carnem
genibus ex Maria regnum suum per universa terrarum spatia
diffudit; V, 44, ed. Weber-Caesar p. 366). Beweiskrüftig ist das
darum nicht, weil in dem von Niese als C bezeichneten Codex
von De bello Judaico (Cod. Urbinas-Vaticanus $4, membr. saec. XI)
genau zu derselben Stelle (lib. VI, cap. 5, 4 oder nach Niese
S 312sq.) von jüngerer Hand am unteren Rande bemerkt worden
ist: »ovx ἀμφίβ(ογλος ὁ χρησμὸς a .. tog ὦ σὺ τερατ(ουρ)γε
(so nach Niese zu lesen) ἐώσηπε' ἀλ.. δῆλος χαὶ σαφὴς περὶ
τοῦ ἐμοῦ δεσπότου καὶ Oto) . τοῦ χριστοῦ. ὃν σὺ παρεξηγού-
μενος. οὐεσπασιανὸν ἐπεισάγεις τῇ προφητεία. ἀλλὰ γὰρ ὁ
χριστὸς μόνος τηνικαῦτα xal τῆς ἰουδαίας ὡρμήϑη . χαὶ τῆς
οἰκουμένης ἤρξε. καὶ ἔτι νῦν ἄρχει. βασιλεὺς βασιλέων αἰώνιος
καὶ ὧν καὶ λεγόμενος. καὶ ὑπὸ πάσης σχεδὸν πνοῆς προσχυ-
νούμ.... καὶ σεβόμενος . οὐεσπασιανὸς δὲ ὁ παρὰ σοῦ κολακευό-
μενος. τέφρα καὶ κόνις Ov . διεῤῥύη καὶ ὥχετοε. (Niese, Praef.,
p. X sq.) So nahe also lag diese Deutung.
Immerhin aber ist es bemerkenswert, daß Jos. Slav. und
Egesippus die Nachricht gemeinsam haben, diese Deutung sei
damals tatsächlich vollzogen worden. !
Es ist also wohl nicht zu bezweifeln, daß der sog. Ege-
sippus neben dem jetzt üblichen Josephus-Text auch den des
Slavischen J osephus vor sich gehabt hat. Allerdings hat er beide
sind (cap. 16, 4; bei Niese $ 369, p. 223), wird der Name der Daker
durch die Worte näher bestimmt: »die Bulgaren genannt werden«. Eine
ähnliche späte Glosse findet sich auch in Buch VII, cap. 5, 4 (Niese,
x 244). Da heißt es, wo im griechischen Text von den Alanen die Rede
ist: »Das Volk der Jassen (?, jasjskyi?) ist bekanntlich aus dem Geschlecht
der Petschenegen hervorgegangen, das am Tanais und dem Maeotischen
Meer wohnt.. Diese Stelle zeigt nur zu deutlich, wieviel wir auch sonst
auf Kosten des Übersetzers zu setzen haben werden (vgl. Gorski u. Newo-
strujew, l. c., s. o. S. 3f).
1) Auch Eusebius urteilt ganz ühnlich, hist. eccl. IIT, 8, 11.
26 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
nebeneinander benutzt. Denn in andern Stücken, sogar solchen,
die dicht daneben stehen (wie z. B. lib. II, cap. 2, ἃ 2, dem
unmittelbar unserer Nr. 1 vorangehenden Abschnitt), folgt er un-
bedingt dem üblichen griechischen Text.
Die entgegengesetzte Erklärung des Zusammenklanges — Jos.
Slav. als Benutzer von Egesippus — ist darum ausgeschlossen, weil
es ganz unerklärlich wäre, wieso der Verfasser der »Zusátze« in
Jos. Slav. dazu gekommen sein sollte, aus den specifisch christ-
lichen Aussagen des Egesippus die indifferenten zu machen, die
wir in den betreffenden Stücken lesen. Soviel historisch-kritisches
Verstándnis würe, wie schon gesagt, im Altertum und Mittelalter
unerhórt. Merkwürdig wäre es auch, daß er aus den 5 Büchern
des Egesippus wieder gemacht, daß er überhaupt den Egesippus-
Text aus seiner rhetorischen Verkleidung gelóst und dem griechi-
Schen Josephus wieder angenühert hütte.
Aber wenn nun auch Egesippus die griechische Vorlage von
Jos. Slav. benutzt hat, ist damit mehr für jene »Zusütze« ge-
wonnen, als ein Beweis ihres ehrwürdigen Alters? Wissen wir
nicht aus Origenes, Eusebius etc, daß Fälschungen des Josephus-
textes schon vor dem 4. Jahrhundert vorgekommen sind?
Da tritt nun aber eine Beobachtung ein, die allerdings
nur auf Kleinigkeiten zu beruhen, aber mir doch von größter
Wichtigkeit zu sein scheint.
Josephus berührt sich nämlich, wie schon längst festge-
stellt, aufs engste mit Tacitus in dessen Historien, bes. lib. V,
cap. 6sq.! Die Beschreibung des Toten Meeres und seiner Um-
1) Das Verhültnis des Tacitus zu Josephus ist Gegenstand lebhafter
Controverse im Zusammenhang mit der Frage, ob Tacitus nur eine Haupt-
quelle in seinen Annalen und Historien benutzt hat oder viele einzelne
Quellen. — Für erstere Annahme entschied sich Ph. Fabia: »Les sources
de Tacite-, Paris 1893; demgemäß läßt er Tacitus auch an diesen Stellen
von des Plinius des Älteren verlorenem Geschichtswerk abhängig sein;
Plinius aber habe seine Kunde aus denselben oder analogen Quellen ge-
schöpft, wie Josephus (p. 255sq.). — In diesen Quellen wären dann die
»veteres auctores« zu sehen, auf die sich Tacitus l. c. beruft. — Anders
urteilt E. Groag (Jahrbücher für klassische Philologie, XXIII. Supplement.
band, Leipzig 1897, S. 783f und bes. S. 784, Anm. 0). Er läßt den Ta-
citus nicht nur Plinius, sondern auch eine von Josephus abgeleitete Schrift
benutzen. — Diese Frage würde sich erledigen, wenn sich der Slavische
Josephus als eine frühere Recension von »De bello Judaico« erweisen
4. Das Alter der Überlieferung. 91
gebung, cap. 6 und 7, stimmt jedenfalls nicht nur in einzelnen
Zügen, sondern sogar hin und wieder im Wortlaut mit Joseph.
de b. jud. lib. IV, eap. 8, 4 überein.
Bei seiner Bearbeitung des Josephus hat sich dann wieder
Egesippus, was bei ihm häufig vorkommt, von taciteischer Aus-
drucksweise beeinflussen lassen (wie E. Klebs in der Festschrift
für Ludwig Friedländer, Leipzig 1895, S. 216 nachgewiesen hat).
Er schreibt (1. IV, 18,1. 128q.): »aqua.... neque pisces neque assuetas
aquis et laetas mergendi usu patitur aves«; vgl. damit Tacitus
hist. V, 6: »neque pisces aut suetas aquis volucres patitur«.
Da ist es denn um so bemerkenswerter, daß an einer andern
Stelle, an der Egesippus wieder auffallend mit Tacitus überein-
stimmt:
Eges. IV, 18, 1. 25. Tac. hist. V, 6:
haerere sibi fertur bitumen, ut ferro Nec abscindere
hautquaquam velalia praeacuta me- (scil. bitumen) aere
talli specie recidatur etc." ferrove possisetc.",
beide ihre Stütze nicht an dem allgemein verbreiteten grie-
chischen Text, auch nicht einmal an einer der Lesarten, die die
Herausgeber beigebracht haben, finden, sondern an dem Sla-
vischen Josephus. (Text bei J. Sresnewski, Nachrichten und
Bemerkungen, Nr. LXXXIV, s. o., p. 142sq.). Denn hier heißt
es: »Und nachdem sie diese (d. h. die Boote mit Asphalt) an-
gefüllt, können sie ihn nicht abschneiden, weder mit Eisen
noch mit etwas anderem«. Das kann doch unmöglich ein
zufälliges Zusammentreffen sein, um so weniger, da kurz darauf
wieder Tacitus und zwar dieses Mal allein mit Jos. Slav. gegen
alle andern Zeugen geht.
Tacitus erwühnt cap. 13 die Weissagung, welche in der Zeit
unmittelbar vor der Zerstórung Jerusalems die Juden lebhaft
bewegte und mit tórichten Hoffnungen erfüllte: »pluribus per-
suasio inerat antiquis sacerdotum litteris contineri, eo ipso tem-
pore fore ut valesceret Oriens profectique Judaea rerum pote-
ließe. Dann könnte doch Josephus selbst die Quelle gewesen sein, —
vielleicht auch nur für Plinius. Es würde sich in diesem Falle vermuten
lassen, daf Plinius seinen Gewührsmann nicht genannt habe und Tacitus
daher nur aus Mißverstand die dem Josephus entstammenden Nachrichten
auf irgend welche »veteres auctores« (Hist. V, 6) zurückführe.
28 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
rentur«. (Als Judäa wurde allerdings officiell die ganze Provinz
bezeichnet, vgl. Schürer I?, S. 643.)
Während nun die griechischen Zeugen und auch Egesippus
die Herkunft des Weltherrschers allgemeiner angeben, ihn
»... einer aus ihrem Lande« nennend (Jos., b. jud., VI, cap. 5, 4),
sagt nur noch Jos. Slav., »daß zu jenen Zeiten einer aus dem
jüdäischen Lande herrschend sein wird über den ganzen Erdkreis«.
Leider bietet ja Tacitus bei der Kürze seiner ganzen Er-
zählung, wie überhaupt seiner Ausdrucksweise, nicht viel Material
zur Vergleichung. Man muß sich begnügen, zu constatieren,
daß die slavische Übersetzung des Josephus auf eine Vorlage
zurückgeht, die schon im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung
(die Historien sind am Anfang des 2. geschrieben) im Umlauf
war, also zu den Zeiten des Josephus selbst. Natürlich darf
man damit noch nicht alle Eigentümlichkeiten von Jos. Slav. für
‚so frühe Zeit als erwiesen ansehen.
Weitere Nachforschungen, vor allem aber die vollständige
Veröffentlichung des slavischen Josephustextes werden hoffentlich
das Material für die Beurteilung erweitern können.
5, Kann Josephus der Verfasser sein?
Für den Augenblick müssen wir uns darauf beschränken,
die Frage zu stellen: ist es denkbar und ist es wahrscheinlich,
daß die hier veröffentlichten Josephus-Abschnitte ihn, Josephus,
zum Verfasser haben?
Eine weitere Frage würde dann sein: wie wäre es zu er-
klären, daß diese ganze Recension des Josephus-Textes, daß ins-
besondere die genannten Abschnitte aus der griechischen Über-
lieferung so fast spurlos haben verschwinden können?
Eine allseitige Erörterung dieser Fragen kann hier, vor der
Untersuchung des ganzen slavischen Josephus-Textes, noch nicht
geboten werden: es handelt sich erst darum, diese neue Größe
in die Discussion einzuführen.
Wenden wir uns zuerst zu Nr. 1 unserer Zeugnisse.
Nr.1(s.0. 3. 6). Es steht unmittelbar nach der Erzählung vom
»falschen Alexander«, also in B. 4. lib. II, cap. 7, nach 2. Diese
Erzählung ist etwas verkürzt wiedergegeben, unter Weglassung
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 29
von solchen Umständen, die nicht als wesentlich gelten können,
wie z. B. daß Celadus den Prätendenten nach dem Verhör zum
Kaiser gebracht habe. Eine wirkliche Differenz in der Erzählung
liegt nur am Schluß vor: die Melier, welche ihn auf den Händen
getragen und mit kaiserlicher Ehre geehrt hätten, wären des-
wegen umgebracht worden, berichtet Jos. Slav. während im
griechischen Text gerade im Gegenteil davon die Rede ist, der
Kaiser habe sie durch den Geldaufwand, den sie gemacht, für
hinreichend wegen ihrer Dummheit gestraft angesehen.
Auf die erste Erzählung von Johannes dem Täufer folgt
aber im Slav. cap. 7, 3 der Bericht von des Archelaus Gewaltherr-
schaft, seinem Traum und seiner Verbannung, dem Inhalt nach
im wesentlichen gleich erzühlt (ausgenommen den Namen des
Traumdeuters, s. u.). — Da ist es denn zunächst sehr auffallend,
daß Johannes’ des Täufers erstes Hervortreten unter Archelaus
angesetzt wird (also vor dem Jahre 6 nach Christi Geburt). Daß
das die wirkliche Meinung des Verfassers ist, beweist die aus-
drückliche Nennung des Archelaus innerhalb der Erzählung
selbst. Johannes wird vor Archelaus geführt, um sich wegen
seiner Predigt zu verantworten.
Das ist eine wesentliche Abweichung von dem Bericht der
Synoptiker, bes. Luc. 3, 1 u. 2. Mit Matthäus 3, 1 ließe sich
diese Angabe eher vereinigen, da hier in der Tat eben vorher
2, 22 von Archelaus als Regenten von Judäa die Rede war
und in v. 23 die Dauer des Aufenthalts der heiligen Familie in
Nazareth nicht bestimmt ist. Allein die Meinung ist doch wohl
hier auch, daß das Auftreten des Täufers zeitlich nach den
folgenden Ereignissen zu bestimmen ist (vgl bes. c. 3, v. 13:
τότε παραγίνεται ὁ Imoovc). Wer das Evangelium Matthäi
nur einigermaßen aufmerksam las, konnte trotz des »ἐν δὲ ταῖς
ἡμέραις ἐκείναιςε nicht im Zweifel darüber sein.
Der Verfasser des Jos. Slav. ist aber offenbar der Meinung,
Johannes der Täufer sei ein bedeutend älterer Zeitgenosse Jesu
und seine Tätigkeit habe sich auf einen bedeutend längeren
Zeitraum erstreckt, als die Synoptiker auzunehmen gestatten. —
Wo aber und wann, auf dem Boden der christlichen Kirche, ist
solch eine Auffassung möglich gewesen, seitdem die synoptische
Tradition allgemeine Geltung erlangt hatte?
Die Erzählung von Johannes dem Täufer, welche die Anti-
30 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
quitäten bieten (l. XVIII, c. 5, 2), zieht Nr. 1 und 3 unserer
Zeugnisse zusammen und behandelt das Wirken des Propheten
summarisch im Zusammenhang mit der Ehe des Herodes Antipas
und der durch sie veranlaßten Niederlage im Kampfe mit Aretas.
Diese Erzählung schließt also nicht aus, daß der Verfasser den
Anfang der Tätigkeit des Täufers schon viel früher angesetzt
haben könnte. Den Bericht der Antiquitäten für unecht zu
erklären, was hin und wieder geschehen ist, dazu liegt kein
ernster Grund vor. Wie aber verhält sich dieser Bericht zu-
nächst zu unserem ersten Zeugnis?
Die Aussagen in den Antiquitäten über Johannes’ Tätigkeit
und Predigt sind anerkanntermaßen ganz auf den römisch -grie-
chischen Leserkreis des Verfassers berechnet. Sie halten sich
darum in völliger Allgemeinheit und es ist nur so viel ihnen zu
entnehmen, daß die Forderung des Predigers auf Gerechtigkeit
und Frömmigkeit, die im täglichen Verkehr zu beweisen seien,
ging, die Taufe aber nicht ein magischer Sühneakt sein, son-
dern die Reinigung des Leibes im Hinblick auf die schon ge-
schehene Reinigung der Seele bedeuten sollte. Diese Gedanken
schimmern auch in Jos. Slav. durch: »Gott hat mich gesandt,
daß ich euch zeige den Weg des Gesetzes«, und »Und nichts
anderes tat er ihnen, als daß er sie in die Flut des Jordan
eintauchte und (sie) entließ, sie an weisend, sie möchten ablassen
von bösen Werken«.
Das Eigentümliche nun aber besteht darin, daß hier, bei
Jos. Slav., der Gedanke sofort ins Messianische gewendet wird.
Denn zuerst heißt es: Johannes sei gesandt, den Weg des
Gesetzes zu zeigen, »auf welchem ihr euch befreien werdet von
vielen Gewalthabern. Und es wird nicht über euch herrschend
sein ein Sterblicher, (sondern) nur der Hóchste, der mich ge-
sandt hat«.
Noch schärfer aber klingt die Verheißung an die der Taufe
sich Unterziehenden: »und es werde ihnen gegeben werden
ein Kaiser, der sie befreien und alles Unbotmäßige ihnen
unterwerfen, selbst aber niemand unterworfen sein würde.
Schürfer läßt sich die politisch-messianische Hoffnung des
jüdischen Volkes zu jener Zeit nicht formulieren! Gerade diese
Hoffnung aber sucht Josephus in dem Antiquitäten-Bericht mög-
lichst zu verleugnen.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 31
Kann er da wohl der Verfasser jener Stellen in der slavi-
schen Übersetzung sein? Meines Erachtens läßt sich diese Frage
wohl bejahen, sobald es sich um ein Werk handelt, das nicht
in erster Linie den Zweck hat, die Gemüter der römischen
Gewalthaber zu captivieren.
Anderseits, wenn Josephus nicht der Verfasser ist, wer
sollte ein Interesse daran gehabt haben, Johannes den Täufer
als Verkündiger politisch-messianischer Ideale darzustellen?
Ein Christ sicher nicht — schon die Darstellung bei Marcus
und Matthäus schloß eine solche Auffassung aus.
Sehwerlich ist auch bei den Juden nach Josephus die nótige
Stimmung vorhanden gewesen, um Johannes den Täufer, den
offenbaren Vorläufer Christi, für sich in Anspruch zu nehmen,
besonders da hier ja seine Verwerfung durch die obersten Ver-
treter des Volkes berichtet wird.
Es bleibt also nur die eine Annahme, daß diese Schilderung
der Predigt des Täufers einem Werk des Josephus angehört,
das nicht für den römisch-griechischen Leserkreis bestimmt war.
Höchstens könnte man noch an einen ebionitischen Judenchristen
denken. Die andern Stücke, besonders Nr. 4, werden meines
Erachtens auch diese Möglichkeit zunichte machen.
Auch die Schilderung der Tracht des Johannes, sowie seiner
Lebensweise (bes. auch in Nr. 3) entspricht nur zum Teil der
synoptischen: nicht aus Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel
besteht seine Gewandung, sondern aus Rindsfellen, mit denen
er fast den ganzen Körper bedeckt hat. (Eine solche Ausdrucks-
weise wie »Aber dem Gesicht nach war er gleichwie ein Wil-
dere wäre einem Christen sicher nicht zuzutrauen!) Als seine
Nahrung bezeichnet Johannes selbst vor Archelaus: Rohr, Wur-
zeln und Holzspäne.
Ein starker Anklang an Matth. 3, 5: »τότε ἐξεπορεύετο πρὸς
αὐτὸν ᾿Ιεροσόλυμα καὶ πᾶσα ἡ περίχωρος τοῦ logóarov« liegt
in der Stelle vor: »Und es ging ihm nach ganz Judäa, das im
Umkreise von Jerusalem liegt«. Die Möglichkeit, daß aus dem
Neuen Testamente Glossen hineingekommen sind, muß aber
durchaus in Betracht gezogen werden.
Ganz eigenartig dagegen und nur mit geringen Anklängen
an Neutestamentliches ist die Verhandlung vor Archelaus gestal-
tet. Durch die Versammlung der Gesetzeskundigen und deren
32 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Fragen, wer er sei und wo er bisher gewesen sei, fühlt man
sich etwas an Ev. Joh. 1, 19 erinnert, aber die Antwort des
Johannes: »rein (?) bin ich, als welchen mich eingeführt hat
Gottes Geist« klingt eher nach Ev. Luc. 1, 15: »καὶ πνεύματος
ἁγίου πλησϑήσεται ἔτι ix χοιλίας μητρὸς avrov«. Eine Ab-
hängigkeit von diesen Stellen ist aber keinesfalls anzunehmen; eine
derartige freie Verwendung evangelischen Stoffes wäre beispiellos.
Die Persönlichkeit Simons des Essäers ist auch dem grie-
chischen Text nicht fremd: hier ist es Simon, » Ἐσσαῖος τὸ γένοςς,
der dem Archelaus den Traum von den Ähren deutet (ebenso
Antiqu. XVII, c. 13, 3), während in Jos. Slav. an derselben
Stelle ein Sadducäer namens »Sumos« (Ssum') erscheint und als
Traumdeuter fungiert.
Die Worte, die Johannes auf die Bedrängung durch Simon
hin antwortet, sind fürs erste nicht zu verstehen: »Nicht werde
ich euch enthüllen das in euch wobnende Geheimnis, da ihr es
nicht gewollt habt. Damit ist über euch gekommen ein unsag-
bares Unglück und um euretwillen«.
Nicht anderswoher zu belegen ist auch, daß Johannes erst
durch den Widerstand der jüdischen Oberen veranlaßt wird, den
Schauplatz seiner Tätigkeit auf die andere Seite des Jordan zu
verlegen. !
Im Hinblick auf Nr. 1 unserer Zeugnisse muß man also
sagen, dal es am schwersten zu erklären wäre als Interpolation
von christlicher Seite her. Nicht nur an den Wortlaut der
christlichen Schriften hält sich der Verfasser nicht, abgesehen von
der einen Stelle, die auch als Glosse sich erklären läßt, auch
lj Wie eine Erinnerung daran erscheint ein Zug in der sog. Eurip-
pios-Geschichte (1. Redaction), die oben schon erwähnt wurde, und zwar
schon innerhalb desjenigen ihrer Teile, der auch slavisch überliefert ist und
bereits 1505 in meiner Abhandlung »Studien über Zacharias-Apokryphen und
Zacharias-Legenden« mitgeteilt wurde; dort heißt es cap. IX, v. 3 (S. 80):
»als aber Johannes 1? Jahr alt war, ward er von Archelaus erblickt und
floh in eine Stadt Galiläase.. Da diese Erzäblung dem Neuen Testa-
ment genau angepaßt ist, hat auch der erwachsene Prophet zum 12jäb-
rigen Knaben werden müssen. Daß statt Peráa — Galiläa steht, ist
bei diesem Schriftsteller auch nicht weiter erstaunlich. Griechisch lautet
die Stelle nach dem Cod. Athen. 1007: "γενόμενοι (sic) δὲ τοῦ Ἰωάννου
ιβ΄ ἕτους Isic, Anzeido (sic! zarayırwogels ἔφιγεν εἰς πόλιν τῆς Γαλιλαίας
ἔτι (1. e. ἔτει) ε΄.-
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 33
nicht einmal die christliche Tradition scheint ihm in der sonst
uns bekannten Form geläufig gewesen zu sein. Wo wir Anklänge
an sie haben constatieren können, da waren sie doch sehr un-
bestimmter Art.
Mit der Schriftstellerei des Josephus besteht ein gewisser
Zusammenhang, der allerdings mancherlei Probleme aufgibt, Pro-
bleme, die sich leichter zu lösen scheinen, wenn man jenes Zeugnis
zu anderer Zeit und zu anderem Zwecke entstanden sein läßt,
als besonders die Antiquitäten, aber auch die gewöhnliche Form
des Bellum Judaicum.
Nr.2 (s.o. S. 7. Ganz anders scheint es nun von vorn-
herein mit Nr. 2 unserer Zeugnisse zu stehen.
Sehr ungünstig nimmt es sich auf den ersten Blick aus:
1) daß hier der Tetrarch Philippus als erster Gemahl der
Herodias erscheint;
2) daß die ganze Erzählung vom Traum des Philippus for-
mell derjenigen vom Traum des Archelaus (s. o. nachgebildet
zu sein scheint.
Was nun ersteres anbetrifft, so ist bekannt, daß Josephus in
den Antiquitäten den ersten Gemahl der Herodias Herodes, den
Sohn der zweiten Mariamne, nennt (bes. ]. XVIII, c. 5, 1. 4 u. à).
Im Bellum Judaicum erwähnt er diese Ehe nur einmal (1. I, c. 28,
2) und auch an dieser Stelle nur als Absicht des Herodes
(d. Großen), die eine Tochter des Aristobulus dem Sohne Herodes
zu geben. (Dieser wurde nachträglich seiner Antwartschaft auf
die Erbnachfolge verlustig erklürt, B. J. l. I, c. 30, 7; Antiqu.
]. XVII, 4, 2)
Ich will nun nicht die jetzt, wie es scheint, allgemein fest-
stehende Annahme bestreiten, daß Josephus wirklich im Rechte
war, jenen Herodes, der Mariamne Sohn, für den ersten Gemahl
der Herodias zu halten, den Tetrarchen Philippus aber für den
Gemahl der Salome, der Tochter der Herodias. So viel aber
scheint mir anzunehmen möglich, daß Josephus in der Zeit vor der
Abfassung des Bellum Judaicum sehr wohl über diese Familien-
verhältnisse mangelhaft orientiert sein und darum volkstümlichen
Traditionen folgen konnte.
Daß solche Traditionen vorhanden waren, beweist eben der
Name Philippus, der Mark. 6, 17 (vielleicht auch Matth. 14, 3,
wo nicht alle Handschriften ihn bieten) dem ersten Gemahl der
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 4 3
34 A. Berendte, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Herodias gegeben wird, wührend bei Lukas (3, 19) dieser Mann
unbenannt bleibt. !
Doch nicht nur hinsichtlich der Ehe dieses Philippus steht
Jos. Slav. in Widerspruch mit den Antiquitäten, auch der Cha-
rakter des Tetrarchen Philippus, wie er hier gezeichnet ist
(Antiqu. XVIII, c. 4, 6), entspricht nicht dem Bilde, das die Er-
zühlung vom Traum entwirft. Dort der eifrig, und zwar per-
sönlich Gerechtigkeit pflegende Fürst, hier einer, der der
Bestechlichkeit beschuldigt wird. Es wird allerdings aus der
Erzählung nicht deutlich, wieso gerade der Verlust der Gewalt
und des Weibes eine Folge der Bestechlichkeit des Philippus
sein soll.
Übrigens muß auch hier bemerkt werden, daß im Bellum
Judaicum die Herrschertugenden des Philippus mit keinem Wort
erwähnt werden.
Was nun die Traumdeutung selbst anbetrifft, so erscheint
sie allerdings derjenigen, die dem Archelaus zuteil wurde, nah
verwandt, aber doch auch mannigfach verschieden. Schon das
Auftreten des ungerufenen Traumdeuters gibt dem Vorgang eine
andere Färbung. (Daß Johannes im Ostjordanland, wo Philippus
regiert, sofort zur Stelle ist, entspricht durchaus dem Schluß
von Nr. 1.)
Träume und Vorzeichen beschäftigen den Josephus vielfach.
Gleich nach dem Traum des Archelaus wird der seiner Gattin
Glaphyra erzählt: auch hier folgt die Erfüllung in kürzester Frist.
Das Motiv, das in diesen Geschichten (von Archelaus und
Philippus) hervortritt, ist ja alttestamentlich. Auch in der Ge-
schichte Josephs und derjenigen Daniels wird ja die Verlegen-
heit der berufenen Traumdeuter in Gegensatz zur wunderbaren
1) Allerding bezeichnet Markus diesen Philippus nicht als Tetrarchen;
es ist daher natürlich nicht ausgeschlossen, daß er von einem zweiten
Namen jenes Herodes, Sohnes der Mariamne, eben dem Namen Philippus,
Kunde gehabt hat. — Merkwürdig ist es, daf) schon der Verfasser der
Überschrift dieses Stückes die Combination der von dem Neuen Testament
und Josephus dargebotenen Namen vollzogen hat, die jetzt vielfach an-
genommen wird; die Überschrift lautet: »Johannes der Vorläufer deutet
dem Herodes Philippus die Traumerscheinung«. Über die Namen vgl
E. Schürer, Gesch. d. Jüdischen Volkes, 3. Aufl, I, S. 435, Anm. 19
und v. Dobschütz in Prot. Realenc.? XV, 8. 337 f.
9. Kann Josephus der Verfasser sein? 35
Weisheit des prophetischen Mannes gestellt. (Von einem solchen
ist sogar bei Archelaus gar nicht einmal die Rede.)
So haben wir es also in Nr. 2 mit einem von volkstümlicher
Tradition geleiteten Bericht zu tun: schon an und für sich könnte
man für eine frühere Stufe der literarischen Tätigkeit des Josephus
sehr wohl größere Abhängigkeit von solchen Traditionen an-
nehmen. Besonders in einem Werk, das nicht für die literarische
Gesellschaft in Rom bestimmt war, sondern volkstümliche In-
teressen verfolgte, kann man sich über das Eindringen solcher
Elemente nicht wundern. |
Nr. 2 gehört an den Schluß von B. J. 1. Il, c. 9, 1. Der
vorhergehende Abschnitt (c. 9, 1) ist wiederum recht verkürzt:
es fehlen ganz die Angaben über den Tod der Salome (Schwester
Herodes des Großen); die von Herodes Antipas und Philippus
gegründeten (»vielen«) Städte werden nur kurz aufgezählt (ohne
das zweite Julias und erst nach den Angaben über des Augustus
Regierungszeit und die Thronbesteigung des Tiberius) Doch trägt
dieser Abschnitt nicht etwa durchaus den Charakter eines Auszugs.
— Auf Nr. 2 folgt aber unmittelbar Nr. 3: des Philippus Tod und
die Ehe des Herodes Antipas mit der Herodias bilden zusammen
die Erfüllung des von Philippus geschauten Traumes. —
Nr. 8 (s. o. S. 7) handelt im ersten Teil von der Tötung des
Johannes. Den Angaben der Synoptiker widerspricht dieser Bericht
zunüchst nicht, da ja die Synoptiker es vóllig unbestimmt lassen,
ob Herodes Antipas die Herodias bei Lebzeiten ihres Gemahles
oder nach dessen Tode zum Weibe genommen habe. Die Rede
des Johannes könnte als Ausmalung des kurzen Wortes dienen:
es ist dir nicht gestattet, das Weib deines Bruders zu haben
(Mark. 6, 18). Auch daß der Entschuldigungsgrund, den Herodes
für sich aus dem Gesetz anführen könnte — die Pflicht, seinem
Bruder Samen zur erwecken (Deut. 25, 5.6) — von Johannes
zunichte gemacht wird, könnte noch in der Linie der Ausdeutung
liegen. Selbst das nachhaltige Andringen des Johannes ist bei
den Synoptikern angedeutet: durch das Imperfectum ἔλεγεν bei
Markus und Matthäus, das Participium Praes. ἐλεγχόμενος bei
Lukas.
Um so überraschender wirkt es da, daß Jos. Slav. von der
eigentlichen Veranlassung der Tödtung, dem Tanz und der Bitte
der Salome, kein Wort sagt; das Charakteristischste würde also
3*
36 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
dieser Autor weggelassen haben, wenn er wirklich die Synop-
tiker als Hauptquelle benutzt hätte. Ja, die Worte »bis er
(Herodes) ihm Gewalt antat und ihn niederzuhauen befahl«, schei-
nen die Situation von Mark. 6, 17 und Parallelen auszuschließen;
die vorausgehenden Worte aber: »befahl, daß man ibn schlage
und fortjage« scheinen einen Aufenthalt des Johannes im Ge-
fángnis auszuschließen. Überhaupt ist es Herodes selbst, der die
Schuld an dem Tode des Johannes trägt, nicht seine Gattin.
Insofern nähert sich dieser Bericht wieder den Angaben des
Josephus in den Antiquitäten, nachdem er diesen sowohl hin-
sichtlich der Person des ersten Gemahls der Herodias wie der
näheren Umstände bei der Eheschließung widersprochen hat.
Es ist allerdings auch darin ein völliger Widerspruch zwischen
beiden Berichten vorhanden, daß Josephus Antiqu. die Ehe des
Herodes gar nicht als Veranlassung zur Tötung des Johannes
ansieht, sondern rein politische Befürchtungen maßgebend sein
läßt. Gerade das aber gibt zu denken. Sollte nicht auch hierbei
die Rücksicht auf das griechisch-römische Publicum maßgebend
gewesen sein, das die aus dem Mosaischen Gesetz hervorgehenden
Conflicte nicht mitzuempfinden vermochte?
Man muß nämlich beachten, daß auch Antiqu. XVIIL 5, 1.
wo vom Vollzug der Ehe zwischen Herodes Antipas und Herodias
die Rede ist, Herodes, der erste Gemahl, nicht mehr erwähnt
wird, ganz als ob er nicht mehr unter den Lebenden weilte, über-
haupt auch nachher verschwunden bleibt. Dann würde es sich
doch auch nach diesem Bericht hauptsächlich um die gesetzliche
Frage der Levirats-Ehe gehandelt haben. (Die Verstoßung der
Aretastochter konnte notdürftig durch das Gesetz gerechtfertigt
werden; anderseits sagt Josephus direct c. 5, 2, die Niederlage
sei eine Strafe für die Tótung des Johannes, nicht für die ehe-
brecherische Ehe des Herodes gewesen.)
Sehr auffallend ist dann noch die Angabe, der erste Gemahl
habe von Herodias vier Kinder gehabt. Von den Kindern der
Herodias aus erster Ehe — mit Ausnahme der Salome — ist
in den Antiquitäten nicht die Rede, von Philippus aber heißt
es sogar, er habe bei seinem Tode keine Kinder hinterlassen
(Antiqu. XVIII, 5, 4). Seiner Gemahlin Salome werden drei Kinder
von ihrem zweiten Gemahl Aristobulus zugeschrieben. Blickt man
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 37
da nicht in die Ursachen des Mißverständnisses bei unserem Autor
hinein? Da Salome ihm als Tochter des Philippus gelten mußte,
so wurden auch deren drei Kinder diesem zugeteilt.! Ein solches
Mißverständnis war allerdings nur dann möglich, als des Josephus
Antiquitäten noch nicht veröffentlicht oder allgemein bekannt
geworden waren.
So scheint mir, daß, selbst wenn die Fehlerhaftigkeit der
Angaben bei Jos. Slav. zugestanden wird, sie dennoch nicht besser
zu erklären ist, als wenn man Josephus selbst in einer früheren
Periode seiner literarischen Tätigkeit als Autor ansieht. —
An den Bericht von des Täufers Tod schließt sich eine
nochmalige Charakteristik seiner Lebensweise, etwas ausführlicher
als sie bisher in Nr. 1, 2, 3 geboten worden war, gleichsam
zusammenfassend. Allerdings wird der Inhalt seiner Predigt nur
gestreift (»jegliches Unrecht strafte er«), daher denn auch mit
Antiqu. XVIII, 5, 2 keine Vergleichungspunkte vorliegen. Da-
gegen gibt es Berührungen mit neutestamentlichen (synoptischen)
Stellen, die allerdings kaum irgend einen Schlufi für oder gegen
die literarische Selbständigkeit von Jos. Slav. zulassen.
Dies ganze Stück kónnte als Ausführung von Luk. 7, 33 gelten:
»ἐλήλυϑεν γὰρ ᾿Ιωάννης ὃ βαπτιστὴς un ἔσϑων ἄρτον μήτε
πίνων oivov«, aber die starke Betonung des gesetzlichen Mo-
ments, verbunden doch wieder mit der Freiheit von der gesetz-
lichen Praxis, läßt eine gar zu originelle Auffassung durchblicken,
um dem Verfasser einfach nur Variationen auf ein gegebenes
Thema zutrauen zu kónnen.
Der Text ist vom Übersetzer nicht sehr deutlich wieder-
gegeben worden, so daß man nicht recht versteht, wie dieser
Johannes die Verwendung des ungesüuerten Brotes gestaltet
1) Bei aller Hochachtung vor den Angaben des Josephus in den
Antiquitäten über die Familienverhültnisse der Herodianer muß doch an
ein merkwürdiges Factum erinnert werden, das Josephus selbst mitteilt
(XVIII, 5, 1): im Kampfe gegen Aretas stehen ihm zur Seite »övres ἐκ
τῆς Φιλίππου τετραρχίας«, geben aber durch ihre verräterische Flucht dem
Kampte einen für Herodes ungünstigen Ausgang. Sollte ihr Verrat sich
nur aus ihrer Trachonitischen Herkunft erklären? Wie kamen sie über-
haupt und gerade in diesem Fall zur Beteiligung am Kampf? — Hier
scheint doch etwas nicht in Ordnung zu sein.
4
38 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
wissen will, etwa solchen Bestimmungen wie Exod. 12, 15 gegen-
über. Noch weniger besagt die Übereinstimmung mit Lukas 1, 15
in den Worten: »Wein aber und Rauschtrank ließ er sich nicht
einmal nahe kommen«. Es handelt sich ja auch bei Lukas an
dieser Stelle um Wiedergabe alttestamentlicher Worte: Num. 6,3;
Jud. 13, 4.
Die letzten Worte dieser Schilderung aber lenken vollends
wieder zu Nr. 1 zurück: als die Nahrung des Johannes bildend
werden wieder Holzspüne bezeichnet (wenn es sich nicht um
ein Versehen des Übersetzers handelt) So ist durch diesen
Schluß, der allerdings etwas abrupt wirkt, das ganze Stück außer-
halb der synoptischen Tradition gestellt.
Nr. 4 (s. ob. S. S. Die wichtigste von allen Zugaben des
Slavischen Josephus ist ohne Frage Nr. 4.
Von der Beurteilung dieses Berichtes über Christi Leben
und Sterben wird wohl das Urteil über den Wert aller acht Zeug-
nisse zum größten Teil abhängen.
Die Entscheidung wird aber um so schwieriger, als hier
kein Vergleich mit Josephus selbst angestellt werden kann. Denn
das bekannte Zeugnis von Christo (Antiqu. XVIII, 3, 3) wird von
der überwiegenden Mehrzahl der Forscher für unecht gehalten,
von andern wenigstens für interpoliert.
Die Gründe für die Unechterklärung dieses Passus sind am
schürfsten und prücisesten von B. Niese formuliert worden (in
dem Marburger Programm von 1893: de testimonio Christiano etc.).
Kurz zusammengefaßt lauten sie (l. c, p. 10): »nam scriptus est
(sc. locus ille) a Christiano, male cohaeret cum insequentibus,
dicendi genus habet a Josepho alienum, ab antiquissimis scrip-
toribus Christianis, imprimis Origene, non agnoscitur, abest ab
argumentis libri XVIII, non extat in bello Judaico, neque ulla
est causa, cur necessarium putemus«.
Lassen sich diese Árgumente auch gegen Nr. 4 aus dem
Slavischen Josephus ins Feld führen?
Gleich das erste scheint mir hier völlig zu versagen: daß
dieser Abschnitt von einem Christen geschrieben sei, scheint mir
unmöglich.
Es fehlen vor allem die von Niese in erster Linie incrimi-
nierten Stellen: 1) die Aussage, daß Jesus der Christ gewesen
wäre, 2) die Aussage über die Propheten, welche »ταῦτά re (d. h.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 39
vor allem die Auferstehung) xal ἄλλα μυρία περὶ αὐτοῦ ϑαυμάσιαε
gesagt hätten. !
Die erstere Aussage findet sich ja bei Hieronymus (de viris
illustr., cap. 13) in gemilderter Form: »et credebatur esse Christus«
(entsprechend Antiqu. XX, 9, 1), hier aber bei Jos. Slav. ist die
Messianität Jesu mit keiner Silbe erwähnt. Im Gegenteil, dieses
Wort erscheint wie mit Absicht vermieden, obwohl der Verfasser
mit der Anerkennung der Person Jesu nicht kargt, ja sogar die
Neigung zeigt, ihn für ein übermenschliches Wesen zu halten,
obwohl er anderseits nicht verhehlt, daß das Volk, ja auch die
Oberen, sich politische Befreiung von ihm versprochen hätten.
Am charakteristischsten sind die verschiedenen Äußerungen
über Jesu Person, die der Verfasser wiedergibt: die einen hätten
in Jesu den auferstandenen ersten Gesetzgeber gesehen, die an-
deren hätten gemeint, daß er von Gott gesandt sei, wobei viel-
leicht auch der folgende Satz das Raisonnement dieser Gruppe
wiedergibt: er widersetze sich in vielem dem Gesetz und halte
den Sabbath nicht nach väterlichem Brauch, tue aber anderseits
nichts Schändliches, sondern bewirke alles nur durch das Wort.
In jedem Falle scheint in diesen Worten auch die eigene Meinung
des Verfassers ausgesprochen zu sein. — Wir haben hier eine Art
1) Auch die von Schürer (Gesch. des jüdischen Volkes}, I, S. 547)
beanstandeten Worte: »διδάσχαλος ἀνθρώπων τῶν ἡδονῇ τἀληϑῇ deyo-
μένων-« fehlen in unserem Stück, ebenso die directe Erwähnung der Auf-
erstehung ohne jede Zweifelsäußerung. Wenn aber Schürer sagt: »Schon
die Worte »elye ἄνδρα αὐτὸν λέγειν χρή« setzen offenbar den Glauben an
die Gottheit Christi voraus und verraten den christlichen Interpolator«
(ähnlich G. A. Müller: Christus bei Jos. 1890, S. 14) — so vermag ich dem
nicht zuzustimmen. Es ist damit nur ausgedrückt, daß Jesus ein über-
menschliches Wesen sein könnte. Die Ergänzung zu diesen Worten findet
sich in unserem Zeugnis und macht sie erst verständlich; es heißt ja hier:
»Deshalb (d. ἢ. wegen der Wunder) ist es mir nicht möglich, ihn einen
Menschen zu nennen. Wiederum aber auf das allgemeine Wesen sehend,
werde ich (ibn) auch nicht einen Engel nennen«. — Über das Fehlen auch
der Worte "εἰς ἔτι τε νῦν Χριστιανῶν etc.« und »χαὶ πολλοὺς μὲν lov-
δαίοις, πολλοὺς δὲ xal tov ᾿Ελληνικοῦ ἐπηγάγετο soll noch später bei
Nr. 5 gehandelt werden. Letztere Äußerung könnte man in dem Satz
wiederfinden: »und viele aus den Völkern (narodow’) folgten ihm nach«,
doch ist hier narodow’ unzweifelhaft Übersetzung nicht von ἐθνῶν, sondern
von λαῶν. Ein Hinweis auf die Heiden wäre hier nicht am Platze. Über-
dies liest Cod. Acad.: »naroda:, d. h. aus dem Volk.
40 A. Berendte, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
von Parallele zu Matth. 16, 13sq.; Mark. 8, 27 sq.; Luk. 9, 18 54.,
aber gerade Moses wird an diesen Synoptiker-Stellen nicht ge-
nannt! Die Synoptiker und Jos. Slav. ergánzen einander gewisser-
maßen. Die ganze Stelle, die Erwähnung Mosis, »des ersten (nach
anderer Lesart: unseres ersten) Gesetzgebers«, die feine Unter-
scheidung von Gesetz und vüterlichem Brauch — Jesu Verhalten
am Sabbath widerspricht diesem, nicht dem Gesetz —: alles das
verrát den Standpunkt eines streng auf dem Boden des Gesetzes
stehenden Mannes, der gleichwohl einen freieren Blick auch für
die Größe des Abweichenden sich bewahrt hat.
Das erste der von Niese beigebrachten Argumente hat also
Jos. Slav. gegenüber keine Geltung.
Beim zweiten scheint es nicht viel anders zu stehen.
Die Stellung des von Christo handelnden Abschnittes in
Jos. Slav. ist nicht ganz dieselbe, wie in Antiqu. XVIII: es steht
zwischen den beiden gleicherweise im B. Jud. wie in den Antiqu.
erzählten Angriffen des Pilatus gegen die jüdische religiöse An-
schauungsweise. Die Erzählung vom zweiten Angriff wird im B.
Jud. II, 9, 4 mit den Worten angeknüpft: »uera δὲ ταῦτα ταραχὴν
ἑτέραν éxívtt«; im Slavischen lautet diese Stelle: »Und nachher
erregten die Juden einen zweiten Aufstand«.
Durch diese Worte ist es keineswegs unmöglich gemacht,
daß der »erste« Aufstand nicht unmittelbar vorher erzählt worden
ist, sondern der Autor sich erlaubt hat, ein in diese Zeit gehöriges
Ereignis, das das Verhültnis der Führer des Volks zu Pilatus
grell beleuchtet, einzuschieben.
Auch die diese Episode einführenden Worte: »Damals trat
ein Mann auf usw.« nótigen keineswegs, an einen Interpolator zu
denken. Allerdings, um bei dem rómischen Publicum den Ein-
druck zu erwecken, daß das jüdische Volk als Ganzes keines-
wegs am Abfall schuld trage, dazu eignete sich diese Erzählung
weniger, denn es wird doch einem, wie es scheint, bedeutenden
Teil des Volkes die Absicht zugeschrieben, Jesum als Führer
gegen die Rómer, seine Wundermacht als Werkzeug der Er-
hebung zu gebrauchen.
Leider ist — vielleicht durch die Schuld des Übersetzers —
nicht gesagt, wer die »sie« sind, die Jesu »befehlen, daß er einziehe
in die Stadt und die römischen Krieger (oder: alles Römische)
und den Pilatus niederhaue und über uns herrsche«. Jedenfalls
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 41
befürchten die Führer, Pilatus könne sie das Vorhaben jener ent-
gelten lassen; sie selbst behaupten bloß »machtlos und schwach«
zu sein, »um den Römern zu widerstehen«, sagen also, daß dieser
Gedanke ihnen an sich nicht fern liege. Sie glauben aber, ihn
dadurch am besten zu verdecken, daß sie selbst Jesum und
seine Begünstiger dem Pilatus angeben.
Pilatus läßt denn auch »viele aus dem Volke« niederhauen,
Jesum dagegen spricht er frei. Wie es scheint, ist nach des
Verfassers Meinung Jesu Tod ganz unabhängig davon, durch eine
andere Intrigue, herbeigeführt worden. Davon später.
Wenn Niese sagt (l c. p. X): »tantum enim abest, ut Ju-
daeorum res omnes narraverit, ut ea tantummodo dederit, quae
motu aliquo aut caedibus insignia ab rerum scriptoribus tradita
erant«, so haben wir in dieser Erzühlung durchaus etwas in den
Zusammenhang Gehöriges: von einem »motus« und einer »caedes«
ist hier ebenso die Rede wie im vorhergehenden und im nach-
folgenden Abschnitt. Wenn der gleich darauf berichtete Auf-
Stand vom slavischen Übersetzer als »zweiter« gezühlt wird, so
kann das eine Übersetzung von ἑτέρα (sciL ταραχή oder eher
noch: στάσις) sein, anderseits aber ist ja der Aufstand in unserer
Erzählung gar nicht zum Ausbruch gekommen. Im griechischen
Text steht in der Tat ταραχὴ ἑτέρα (nicht δευτέρα).
Bemerkt muß hier auch werden, daß, während der Vorgang
mit den Kaiserbildern fast ganz übereinstimmend mit dem Grie-
chischen wiedergegeben wird, die Erzählung von den Unruhen
anläßlich der Anlage der Wasserleitung im Slavischen bedeutend
verkürzt erscheint, anderseits aber als eigentümlichen Zug die
Angabe enthält, es seien Dreitausend auf der Flucht nieder-
geschlagen worden. (Auch in Antiqu. XVIII, 3, 2 lesen wir
keine Zahlenangabe.) Es ist also in Bezug auf das zweite der
Nieseschen Argumente zu sagen, daß es bei unserem Zeugnis
erst recht nicht zutrifft.
Das dritte erledigt sich einfacher: die Übersetzung erlaubt
keinen sicheren Schluß, ob das »genus dicendi« des Josephus ein-
gehalten ist oder nicht. Aber auch, wenn der Stil ein anderer
wäre als im griechischen Bellum Judaicum, so würde das noch
1) Vielleicht hat der Slave gerade den Versuch, in den Jesus hinein-
gezogen werden sollte, als ersten »Aufstand« (mjate2’) gezählt, da ja
wegen der Kaiserbilder kein förmlicher Aufstand ausbrach.
49 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
nichts beweisen; es handelt sich unter allen Umständen um eine
andere, wohl auch zu anderer Zeit und zu anderem Zweck ver-
anstaltete Ausgabe.
Zudem kann hier erst die genaue Untersuchung des ganzen
Slavischen Josephus mehr Licht schaffen. Überhaupt aber darf
die Hoffnung ausgesprochen werden, daß gerade an diesem Punkte
vor allem die Arbeit der eigentlichen Josephus-Kenner einsetzen
wird, zu denen ich mich nicht zählen kann.
So viel darf nur gesagt werden, daß auch hier (wie Antiqu.
XVIII, 3, 3) der Verfasser sich mit den Juden hin und wieder in
der ersten Person Pluralis zusammenfafit: »unser erster Gesetz-
geber«, »(dal Er) tiber uns herrsche«. Allerdings hat nur Cod.
Syn. 770 von den bisher verglichenen Handschriften die erste
Person Pluralis, doch dürfte das die ursprüngliche Lesart sein,
die den Abschreibern fremdartig vorgekommen und daher besei-
tigt worden ist.
Doch ist wahrlich kein Grund vorhanden, darin ein Zeichen
von Interpolation zu sehen: sogar für die Antiquitäten weist Niese
selbst (1l. c. p. V) diese Redeweise nach, im Bellum Judaicum findet
sie sich freilich, soviel ich sehen kann, nur im Vorwort. In
einer Ausgabe, die für Nicht-Rómer bestimmt war, lag erst recht
keine Veranlassung vor, sie üngstlich zu vermeiden.
Ein anderes Bedenken Nieses bezieht sich darauf, daß in
dem betr. Passus der Antiquitäten nichts erzählt wird, während
sonst alle Personen, die in irgend einer Weise mit Jesu ver
glichen werden können, mit einer, wenn auch kurzen, Erzählung
versehen sind. Diesem Bedenken wird durch unseren Bericht
wohl vollständig genügt. Der Bericht ist sogar vollständiger.
als der über Judas den Gaulaniter und den ägyptischen Propheten
in dem Bellum Judaicum (II, 8, 1; Il, 13, 5). Auch von bier
aus ist also schwerlieh etwas Entscheidendes gegen Josephus als
Autor unseres Berichtes ins Feld zu führen.
Wie aber steht es mit der Bezeugung durch die ältesten
christlichen Schriftsteller, insbesondere Origenes?
Wir gehen von Origenes aus. Niese sagt mit Recht (lc
p. VID, Origenes hätte dem Josephus nicht, wie er es tut, Ur
glauben in Bezug auf Jesus als den Christ zuschreiben können,
wenn er das Zeugnis in den Antiquitäten gelesen hätte.
Wenn er aber gar nichts Derartiges in allen Werken de
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 43
Josephus gelesen hat, wo hat er das her, daß Josephus nur in-
sofern an Jesum nicht glaubte, daß er ihn nicht für den Christ
hielt? Denn das scheint contra Cels. I, 47 besagen zu wollen:
»0 δ᾽ αὐτὸς xalroı ye ἀπιστῶν τῷ ᾿Ιησοῦ ὡς Χριστῷε; sollte das
ganz ausschließlich auf den Worten aus Antiqu. XX, 9, 1: »᾽]ησοῦ
τοῦ λεγομένου Χριστοῦς beruhen?
Nach Origenes, Comm. in Matth. X, 17 »τὸν Ἰησοῦν ἡμῶν
οὐ καταδεξάμενος εἶναι Χριστόνε könnte es allenfalls so scheinen,
doch notwendig ist diese Auffassung auch hier nicht. Wenn es
aber c. Cels. I, 47 heißt: ν»ἀπιστῶν τῷ ᾿]ησοῦ ὡς Χριστῷε, so
ist doch wohl das Nächstliegende, darin das Zugeständnis zu sehen,
daß Josephus, abgesehen von der Messianität, an Jesum glaubte.
Steht nicht gerade das in Jos. Slav.?
Mehr als diese Frage aufgeworfen haben möchte ich aller-
dings nicht. Jedenfalls läßt sich aus Origenes kein stricter Be-
weis dafür führen, daß er auch unsern Bericht nicht gelesen hat.
Wenig bedeutet es, daß das von Bratke im » Religionsgesprüch
am Hofe der Sassaniden« gefundene Referat aus Josephus ohne
Zwang auf unseren Bericht sich zurückführen läßt (s. o. S. 20,
Anm. 1). Denn jene Schrift gehört ja sehr viel späteren Zeiten an.
Das Schweigen von Schriftstellern wie Clemens Alexandrinus,
Tertullian u.a., die den Josephus gekannt, könnte für unseren
Bericht verderblich sein: allein, wenn man die kühle Haltung
unseres Berichts ansieht, dazu die mit den Synoptikern in vielen
Punkten schwer vereinbare Erzählung erwägt, so ist es doch
wohl nicht verwunderlich, daß christliche Schriftsteller sogar
schon im 2. Jahrhundert derartige Zeugnisse nicht brauchen
konnten. Wie ein Zeugnis, das ihrem Geschmack entsprach,
aussehen mußte, das zeigt eben Antiqu. XVIII, 3, 3 und die Auf-
nahme, die diese Stelle schon so bald gefunden hat.
Gerade dieses Antiquitätenzeugnis scheint mir nun aber das
beste Zeugnis für den Bericht von Jos. Slav. abzulegen. Daß
die ersten Worte hier und dort im Zusammenhang miteinander
stehen müssen, fällt sofort in die Augen.
Dort — Antiqu. XVIII — heißt es: »ylverau δὲ κατὰ τοῦτον
τὸν χρόνον Ἰησοῦς σοφὸς ἀνήρ, εἴγε ἄνδρα αὐτὸν λέγειν xon«,
hier, bei Jos. Slav.: »Damals trat ein Mensch auf, wenn es auch
geziemend ist, ihn einen Menschen zu nennen u. 8. w.«
Das »00905 ἀνήρε, das hier fehlt, ist wie eine Zusammen-
44 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
fassung des gesamten Berichts, insbesondere der Erörterungen
über ihn als auferstandenen Moses oder als von Gott Gesandten.
Es fehlt außerdem bei Jos. Slav. der Name Jesus, ja er wird wie
mit geheimnisvoller Scheu in fast allen diesen Abschnitten sorg-
fältig vermieden (mit Ausnahme von Nr. 8)! Sonst aber läßt
sich, wenn man alles offenbar Christliche ausscheidet, das ganze
Antiquitäten-Zeugnis als ein kurzer Auszug aus unserer Nr. 1
(mit Hinzunahme von Nr. 5) begreifen. Allerdings ist dieser
Auszug möglichst farblos ausgefallen, so besonders in den Worten:
sdıdaoxaros ἀνθρώπων τῶν ἡδονῇ τἀληϑῆ δεχομένωνε (die
übrigens auch von v. Gutschmid, Gieseler, Hase, G. A. Mül-
ler noch zu den christlichen Interpolationen gezählt werden,
aber vielleicht am meisten an den Stil des Josephus erinnern),
und in der kurzen Erwähnung des Todes Jesu »xal αὐτὸν ἐν-
δείξει τῶν πρώτων ἀνδρῶν παρ᾽ ἡμῖν OTavo@ ἐπιτετιμηχότος
Πιλάτους͵ was natürlich dem Bericht der Evangelien angepaßt
ist. (Über Nr. 5 in seinem Verhältnis zu Ant. XVII s. u.)
Das Umgekehrte anzunehmen: daß jemand die kurze Aus-
führung in den Antiquitäten zu dem Bericht von Jos. Slav. er-
weitert hätte, das würde zu einem schier unlösbaren Rätsel
führen. Wer sollte dieser Bearbeiter sein, der alles specifisch
Christliche entfernt und auch die Übereinstimmung mit den
Evangelien aufgegeben hätte zugunsten frei erfundener Züge in
der Geschichte Jesu? — Da also angenommen werden muß, daß
die Abhängigkeit, die wegen des ersten Satzes bei einem der
beiden Berichte notwendig vorhanden ist, eher auf Seiten von
Antiqu. XVIII, 3, 3 zu suchen sein muß, so haben wir an dem so
früh bezeugten Zeugnis ein neues Beweismittel dafür erhalten,
daß der Bericht in Jos. Slav. älter nicht nur als Eusebius von
Caesarea, sondern auch als der ihm vorliegende Text der Anti-
quitäten des Josephus ist.
1) Daß eine ebensolche Redewendung wie "εἴγε ἄνδρα etc.« in einem
bekannten Apokryphon vorkomme, — den Acta Pilati (Recension B,
cap. ΧΙ, bei Tischendorf, Evangelia apocrypha?, 1876, p. 314) hat Th. Zahn
bemerkt (Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons,
Band VI, 1900, S. 302, Anm. 3). Aber wenn es hier heißt: »εἰ χρὴ μὲν
xal ἄνϑρωπον ὀνομάζειν σε, τὸν οἷα οὐδέποτε πεποίηχεν ἄνϑρωπος ϑαύ-
ματα ἐργασάμενονα, — 80 ist bei der sehr späten Entstehung dieser Re
cension einfach an Benutzung des Antiquitätenzeugnisses zu denken.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 45
Das Argument von der Bezeugung des Testimonium Christia-
num fällt also sogar zugunsten unseres Berichts aus.
Die drei letzten Argumente kommen überhaupt nicht in Be-
tracht: derartige Inhaltsverzeichnisse, wie für die Antiquitüten,
sind für den Jüdischen Krieg aus alter Zeit nicht erhalten.!
Darum, ob im jüdischen Krieg auch von Christo die Rede
gewesen ist, handelt es sich ja hier gerade. Was nun aber
die Frage angeht, warum in dem allgemein bekannten grie-
chischen Text dieses Werkes nichts davon enthalten ist, das
werden wir am Schlusse zu erörtern haben. Endlich: es sei
kein Grund vorhanden, die Erwähnung Christi für notwendig zu
halten — was das anbetrifft, so haben wir schon gesehen, daß unser
Bericht sogar unter die Bestimmung Nieses paßt, was »motu
aliquo aut caedibus« von Bedeutung gewesen sei, das allein habe
Josephus des Erzählens für wert gehalten.
An und für sich muß man eigentlich sagen, daß es wohl
eher einer Erklärung bedürfte, warum Josephus in seinen beiden
Werken von einer für sein Volk so bedeutenden Krisis ge-
schwiegen hat; daß Justus von Tiberias es getan, ist noch keine
Erklärung.
Von vornherein ist man also eigentlich zur Vermutung ver-
anlaßt, die auf Jesus bezüglichen Stellen seien entweder von
Josephus oder von andern mit Absicht beseitigt worden.
So haben wir denn also von den Zweifeln, welche die Authen-
tieität von Antiqu. XVIII, 3, 3 zertrümmert haben, für unseren
Bericht nichts Wesentliches zu besorgen.
Wir haben nun aber die andere Frage zu stellen: Wie verhält
sich dieser Bericht zum Neuen Testament, insbesondere zu den
Evangelien? Läßt er sich vielleicht als von diesen abhängig
erweisen?
Ich denke, man braucht ihn bloß flüchtig zu lesen, um die
Unabhängigkeit seines Gehalts an Tatsachen und seiner Auf-
fassungsweise von der ganzen evangelischen Tradition zu erken-
nen, selbst dort, wo er sich mit ihr zu berühren scheint.
Die Schilderung der Tätigkeit Jesu, seiner erstaunlichen
Wundertaten, besonders Heilungen, die durch kein anderes Mittel,
1) Wie alt das Inhaltsverzeichnis in einigen slavischen Josephus-
Handschriften (das noch nicht untersucht werden konnte) sein mag, ist
nicht bekannt.
46 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
als die in seinem Wort und Befehl sich kundtuende unsichtbare
Kraft bewirkt wurden, der Hinweis auf seine Lehrwirksamkeit,
die in vielem dem Gesetz entgegenstand, insbesondere der tra-
ditionellen Auffassung des Sabbaths entgegentrat, und dabei
wieder die Betonung der Reinheit seines ganzen Wirkens — sollte
das alles nur Lesefrucht aus den Evangelien sein?
Ein anderes Bild von Jesu Person und Werk läßt sich bei
den sittlich hervorragendsten Gliedern der jüdischen Nation,
speciell der pharisäischen Partei, der Josephus doch angehört
hat, nicht voraussetzen. Aus diesem Bilde und der Hochachtung
Jesu, die auf diesem Grunde erblühen konnte, folgt noch nicht
die Anerkennung der Messianität. Es muß hier genügen, da-
rauf hinzuweisen, daß auch in den allerersten Jahren nach der
Zerstörung Jerusalems eine derartige Bewunderung Jesu in
jüdischen Kreisen noch möglich war. — Die den Christen näher-
stehenden Gruppen des Volkes sind von der jüdischen rabbinischen
Tradition naturgemäß vergesssen worden, und es ist noch wenig
geschehen, um auch sie gebührend wieder hervortreten zu lassen. !
Gerade unter den Gegnern der jüdischen Erhebungsversuche, also
in der Umgebung des Josephus, werden wir auch die relativ
christenfreundlichen Juden zu suchen haben. In den ersten
1) v. Dobschütz (»Probleme des apostolischen Zeitalters«, Leipzig
1904, S. 37f) macht es wahrscheinlich, daß die Ausschließung der Juden-
christen aus dem Synagogalverbande erst eine Folge der Katastrophe vom
Jahre 70 gewesen ist. Es ist dann natürlich, daß diese Ausschließung sich
nicht überall zu gleicher Zeit vollzogen hat, daß geistig sehr hoch-
stehende und etwas freier gesinnte Juden, besonders solche, die die
Schuld des jüdischen Volkes an seinem Untergang, wenn auch nur in be-
schränktem Maße anerkannten, auch Christo und den Christen noch eine
freundlichere Beurteilung angedeihen lassen konnten. Die Verwerfung des
Christentums durch die Juden hat ihren feierlichsten Ausdruck erst in der
auch gegen die Nazoräer gerichteten Bitte des Schmone-Esre-Gebetes ge-
funden, und die Einfügung dieser Bitte wird erst um 100 n. Chr. an-
gesetzt (v. Dobschütz a. a. O. S. 35f). Erst in diese und noch spätere
Zeit gehören die verschiedenen, in der rabbinischen Tradition aufbehal-
tenen Anekdoten (am vollständigsten bei A. Meyer in E. Henneckes
Handbuch zu den Neutestamentlichen Apokryphen, Tübingen 1904, S. 66ff.
Leider ist mir R. Tr. Herford Christianity in Talmud and Midrasch«,
London 1903, unzugünglich), die hinreichend die Möglichkeit beweisen,
daß Juden, sogar Schriftgelehrte, eine günstigere Meinung vom Christen-
tum fassen konnten, ohne doch Christen zu werden.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 47
Jahren nach der Zerstörung Jerusalems werden bei Josephus
diese Stiminungen stärker gewesen sein als später, wo auch seine
Beziehungen zu der römisch-griechischen Gesellschaft immer
enger wurden. Hier gilt es zunächst nur festzustellen, daß eine
Schilderung von Jesu Person und Werk, wie sie in unserem
Stück gegeben ist, nicht notwendig aus dem Neuen Testament
hergeleitet sein muß,
Solches wird sogar durch Betrachtung der hier mitgeteilten
Tatsachen, die mit der Schilderung eng zusammenhängen, so gut
wie ausgeschlossen. Doch muß gleich hier bemerkt werden, daß
diese Tatsachen immerhin in einer gewissen Beziehung zu der
evangelischen Tradition stehen, und zwar merkwürdigerweise am
meisten zur Johanneischen.
Gleich die Schilderung vom Erfolg des Wirkens Jesu, von
der durch sie erregten Hoffnung auf Befreiung aus der römischen
Gewalt, erinnert an die von Jesus durchschauten Absichten des
Volkes nach der wunderbaren Speisung (Joh. 6, 15). Allerdings
ist von einer deutlichen Anspielung keine Rede.
Eher zur Johanneischen als zur synoptischen Tradition paßt
es auch, wenn der Schauplatz der Hauptwirksamkeit Jesu in die
Umgegend Jerusalems verlegt wird; aber, wenn der Bericht es
so darstellt, als wenn Jesus nur hier, auf dem Ölberg, gewirkt
hätte, und von Galiläa ganz schweigt, so ist das ganz eigenartig.
Ebenso eigenartig ist die Zahl seiner »Knechte« (150), d. h.
doch wohl der Jünger, da sie vom »Volk« unterschieden werden.
(Das vom Slaven gebrauchte Wort slugá ist eigentlich soviel wie
ὑπηρέτης; vielleicht stand in der Vorlage axpoarns?'!) Wie
schon oben gesagt, ist es vielleicht Schuld des Übersetzers, daf
die Urheber der an Jesus herantretenden Versuchung, seine
Wundermacht zur Vernichtung der Römer und zur Aufrichtung
weltlicher Herrschaft zu gebrauchen, nicht näher bezeichnet sind.
Ob sich in dem Plan, Jesum in die Stadt zu berufen, um die
Vernichtung der Römer zu bewirken, der Empfang beim Einzug
in Jerusalem spiegelt? Gerade darin läge ein Beweis, daß der
Verfasser über andere Quellen verfügte, als die Evangelisten,
daß er Einblick hatte in die geheimen Triebfedern, die das Ver-
1) v. Dobschütz, Probleme, S. 30, Anm. 1: »Die Rabbinen legen
Nachdruck auf das «Nachfolgen» und «Dienen» der Schüler«.
48 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
halten des Volkes und seiner Führer Jesu gegenüber bestimmten.
Das bestätigt sich gleich darauf durch die Mitteilungen über die
Verhandlungen der Führer der Juden mit dem Hohenpriester.
Diese Verhandlungen bieten ein unverkennbares Seitenstück
zu Joh. 11, 47—50. Aber wie merkwürdig! Sie ergänzen sie
hinsichtlich der eigentlichen Motive, die die jüdischen Oberen
veranlafiten, Jesum dem Pilatus auszuliefern. Die Furcht, durch
das Vorgehen jener, die Jesu Wundermacht gegen die Römer
ausspielen wollten und nun sich durch Jesum selbst desavouiert
sahen, in den Augen des Pilatus compromittiert zu sein, zwingt
jene Männer, ihre Hoffnungen die sie gewiß mitgehegt, zu ver-
leugnen und Jesum als Opfer für ihre Sicherheit darzubringen.
Die Befürchtungen der Oberen klingen formal hier und da ühnlich:
dort »xal ἐλεύσονται οἱ Ῥωμαῖοι καὶ ἀροῦσιν ἡμῶν καὶ τὸν
τόπον xai τὸ ἔϑνοςςε, hier: »damit nicht.... wir sowohl des
Vermögens beraubt, als auch selbst niedergemacht, die Kinder
aber zerstreut werden.« — Hier sind die Befürchtungen etwas
schärfer ausgedrückt, inhaltlich aber kaum verschieden; dennoch
dürfte es schwer fallen, literarische Abhängigkeit auf dieser (des
Jos. Slav.) Seite zu constatieren.
Der Evangelist hat mehr die religiöse Seite im Auge, die
gewiß auch officiell in den Vordergrund gestellt worden ist; der
Historiker hat Kunde von der schändlichen Kehrseite jenes
scheinbaren Gesetzesconservatismus.
Das Wort des Kaiphas: »συμφέρει ὑμῖν, tva εἷς ἄνϑρωκος
ἀποθάνῃ ὑπὲρ τοῦ λαοῦ xci un oAov τὸ ἔϑνος ἀπόληταις
paßt fast noch besser als Abschluß für die Rede in Jos. Slav.
Doch die Schátzung des historischen Wertes der hier gebotenen
Nachrichten gehört nicht zur Aufgabe dieser Abhandlung. Hier
darf nur constatiert werden, daß es unmöglich ist, den Bericht
von Jos. Slav. als ausschmückende Erweiterung des evangelischen
zu begreifen.
Dasselbe gilt erst recht vom Rest des Berichtes: hier
bewegt sich der Autor fast ganz abseits von den Bahnen der
Evangelien.
Daß Pilatus viele aus dem Volke niederhauen läßt, könnte
vielleicht auf dasselbe Ereignis gehen, das Luc. 13, 1 erwähnt
wird: Pilatus habe das Blut mehrerer Galiläer mit ihren Opfern
vermischt. Denn unter denen, welche den Aufstandsversuch
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 49
mit Hilfe von Jesu Wundermacht planten, wird man wohl vor
allem Galiläer vermuten dürfen, die zum Zwecke einer Festfeier
nach Jerusalem gekommen waren.
Dieses Ereignis wird von Lukas lange vor dem Proceß Jesu
angesetzt, aber unser Autor unterscheidet ja 2 Processe und lüßt
uns im unklaren darüber, wieviel Zeit zwischen beiden er ver-
strichen sein läßt.
Wenn hier also auch eine Berührung mit evangelischem
Stoff zu constatieren wäre, so würde gerade die Art und Weise
der Berührung gegen jeden wirklichen Zusammenhang zwischen
Lukas und Jos. Slav. sprechen. Was nun die beiden Processe,
die unser Autor unterscheidet, anbetrifft, so ist bei dem ersten
schon das völlig von den evangelischen Berichten abweichend,
daß Pilatus es ist, der Jesum herbeiführen läßt, freilich auf die
Anzeige der jüdischen Oberen hin. Doch muß daran erinnert
werden, daß nach Joh. 18, 3 die »orelpa« an der Verhaftung
Jesu beteiligt war.
Was über das Verhör berichtet wird, erinnert am ehesten
an Johannes, doch auch an Lukas. Besonders die Worte, Jesus
habe sich erwiesen weder »als ein Aufrührer, noch ein nach der
Herrschaft Strebender«, finden am ehesten ihre Parallele an dem
Gespräch Joh. 18, 33—38 (doch auch Luk. 23, 14sq.). Wenn es
aber dann heißt: Pilatus ließ ihn frei, so bietet Lukas zweimal
(23, 16 und 22) als von Pilatus ausgesprochene Absicht: er wolle
ihn züchtigen und loslassen. Johannes aber sagt 19, 12: »&x τούτου
6 Πειλᾶτος ἐζήτει ἀπολῦσαι αὐτόνε, was noch mehr zu unserem
Bericht paßt, nur daß hier die Absicht zu einer wirklichen Frei-
lassung geworden ist. Eine solche konnte auch der flüchtigste
Leser nicht aus den Evangelien herauslesen! Mit Absicht aber
die evangelische Erzählung in diesem Sinne umzugestalten, hätte
keinen vernünftigen Zweck gehabt: es hätte nur geschehen
können, um den Pilatus zu entlasten. Aber gleich darauf wird
ja von diesem viel Schlimmeres berichtet, als irgend in den
Evangelien zu lesen steht. Die Unschuld Jesu als von den
Heiden bezeugt darzustellen, dazu genügten die Evangelien voll-
ständig. — Als ein besonderer Grund der Freilassung wird nun
aber genannt, daß Jesus das sterbende Weib des Pilatus geheilt
habe. Damit kommt der Verfasser in die Nähe des von Matthäus
gebotenen Erzählungsstoffes; aber auch hier, wie sehr ist der
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 4 4
50 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
von Matthäus (27, 19) erzählte Zug der Geschichte verändert!
Wenn es sich um apokrypbe Ausdeutung gehandelt hätte, so
wäre vielleicht die Heilung als Ursache des Traumes erschienen,
nicht aber an die Stelle des Traumes getreten. Vor allem hätte
aber die Heilung nicht als Motiv der wirklich erfolgten Frei-
lassung durch Pilatus dienen können.
Nach dem Bericht unseres Autors habe Jesus dann seine
Tätigkeit am gewohnten Platz, d. h. am Olberg, und mit noch
größerem Erfolge aufgenommen. Der Erfolg wird so ausgedrückt,
daß Jesus sich durch sein Wirken mehr verherrlicht habe als alle.
Das erscheint dann als Motiv für den Neid der »Gesetzeslehrer«,
und wiederum tritt hier der Verfasser in den Bereich des Matthäus,
bei dem es 27, 18 heißt: »ἤδει γὰρ ὅτι διὰ φϑόνον παρέδωχαν
αὐτόνε.
Daß hier die »Gesetzesgelehrten« (sakonnizi) genannt sind,
was dem griechischen vowıxol oder γνομοδιδάσχαλοι entsprechen
würde, aber wohl nur Wiedergabe von γραμματεῖς ist, darf nicht
etwa gegen Josephus als Autor verwandt werden. Es hängt mit
der oben erörterten Frage zusammen: wird es für möglich ge-
halten, daß Josephus für Christum große Sympathie hegte, so
ist es natürlich auch möglich, daß er unbefangen genug war,
die unbezweifelbare Schuld der Lehrer seines Volkes offen ein-
zugestehen.
Pilatus wird von den jüdischen Führern mit 30 Talenten
bestochen: das ist die weitere, ganz unerhörte Nachricht unseres
Autors. Die 30 Silberlinge, die Judas erbält, sind zu 30 Talenten
geworden, entsprechend der Würde desjenigen, dem sie geboten
werden.
In dem russischen Chronographen der Redaction von 1512
(s. o. S. 13; Popoff l. c, p. 133 sqq.) ist der Verrat des Judas und
der Preis von 30 Silberlingen doch noch hinzugefügt worden,
doch ist dieser Zusatz sowohl den Josephus-Handschriften, soweit
ich von ihnen Kenntnis habe, wie sogar der Archiv-Handschrift
fremd.
Allein um dieser merkwürdigen Umgestaltung der Tatsachen
willen muß von jeder Benutzung unserer Evangelien durch Jos.
Slav. abgesehen werden. (Über die Verwendung dieses Motivs in
Apokryphen s. u Den Wert dieser Nachricht haben wir hier,
wie gesagt, nicht zu erórtern.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 51
Wenn es dann endlich heißt, der bestochene Pilatus habe
Jesum nicht selbst töten lassen, sondern den Juden den Willen
gelassen, damit sie ihr Vorhaben ausführten, so lassen sich hierfür
in den Evangelien Berührungspunkte finden, und zwar wieder
bei Lukas und Johannes. Bei Lukas heift es cap. 23, 24: »xal
Πειλᾶτος ἐπέχρινεν γενέσϑαι τὸ αἴτημα αὐτῶνε und v. 25:
Στὸν δὲ Inooüv παρέδωχεν τῷ ϑελήματι αὐτῶνε. Johannes aber
enthält c. 18, 31 die directe Aufforderung des Pilatus an die
Juden: »λάβετε αὐτὸν ὑμεῖς xal xara τὸν νόμον ὑμῶν xolvare
αὐτόνε und ähnlich c. 19, 6: »λάβετε αὐτὸν ὑμεῖς xal σταυρώ-
oare«. Aber das ist der große Unterschied, daß die Kreuzigung
nach den Evangelien dennoch auf Befehl des Pilatus, durch seine
Kriegsknechte erfolgt, hier aber heißt es: »Jene nahmen ihn
und kreuzigten ihn gegen das väterliche Gesetz«.
Es ist also dieser zweite Proceß gar kein wirklicher. Pilatus
läßt sich durch Bestechung bewegen, den Juden völlig freie
Hand zu lassen (entgegen der Joh. 18, 31 erwähnten Bestim-
mung: daß sie niemand töten dürften), aber auch die Juden selbst
handeln unserem Verfasser gemäß gegen ihr väterliches Gesetz
(dagegen Joh. 19, 7: »ἡμεῖς νόμον ἔχομεν, καὶ κατὰ τὸν νόμον
ὀφείλει ἀποθανεῖν, ὅτι υἱὸν ϑεοῦ ἑαυτὸν ἐποίησενε). Die
Frage nach den Normen des Gerichtsverfahrens im Proceß Jesu
dürfte diesem Bericht zufolge überhaupt nicht gestellt werden:
es ist durchaus ein tumultuarisches Verfahren. Damit wäre doch
die Schuld des Gesamtvolkes gemindert; wie später im jüdischen
Kriege wird die ärgste Schuld auf einige Tyrannen und die von
ihnen fanatisierten Scharen abgewälzt. Vor allem ist die gesetz-
liche Ordnung des jüdischen Volkes, aber auch des römischen,
davon entlastet, solche Greuel verursacht zu haben.
Wer aber von den christlichen Lesern der Evangelien hätte
ein Interesse gehabt, diese Entlastung vorzunehmen, im Gegen-
satz zu den Evangelien?
Ein Jude konnte das eher, aber auch nur zu der Zeit, da
Josephus sein De Bello Judaico schrieb, schwerlich später, vor
allem nicht zu der Zeit, da das Evangelium Johannis fertig vor-
lag, etwa am Anfang des zweiten Jahrhunderts.
Es darf indes nicht verschwiegen werden, daß das Motiv
der Bestechung des Pilatus der apokryphen Literatur nicht fremd
4*
52 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
ist. Dank der freundschaftlichen Liebenswürdigkeit des Herrn
Professor E. von Dobschütz bin ich in der Lage, das ein-
schlägige Material vorlegen zu können. Aber dieses Material
ist durchaus nicht geeignet, die Bedeutsamkeit des von Jos. Slav.
Mitgeteilten zu verringern.
Vor allem kommt das sog. Rescriptum Tiberii (oder auch
Epistola Tiberii ad Pilatum, bei M. R. James, Apocrypha anec-
dota, II, Cambridge 1897, Texts and Studies V, 1, pag. 78sqq.) in
Betracht. Zweimal findet sich wie eine schon bekannte Tatsache
erwühnt, daf Pilatus Geschenke empfangen habe, damit er Jesum
dem Tode übergebe (p. 78, lin. 12: »καὶ δῶρα ὑπὲρ τοῦ ϑανάτου
αὐτοῦ EAaßes« und p. 79, l. 168qq.: »τοὺς συμβούλους σου xai
συμμύστας, ἀφ᾽ ὧν xci τὰ δῶρα τοῦ ϑανάτου εἴληφας ε). Schon
diese Art der Erwähnung, die das Factum der Bestechung schon
als bekannt voraussetzt, macht es unmöglich, diesem Apokry-
phon die Priorität vor Jos. Slav. zuzusprechen, mag man auch
von der Benutzung des Jos. Slav. durch Egesippus absehen.
Man ist im Gegenteil durch die Übereinstimmung gezwungen,
Jos. Slav. als eine der Quellen des Rescriptum anzusehen, denn
dort wird eben erzählt, was hier vorausgesetzt ist. Aber Jos.
Slav. erweist sich auch an anderen Stellen als vom Rescr. Tib.
benutzt. Mehrfach wird erwähnt, daß Pilatus Jesum den Juden
»übergeben« habe, so p. 78, l. 8sq.: »τοῦτον παρέδωκας τοῖς
ἀπλήστοις καὶ μεμηνόσιν Ἰουδαίοις; p. 78, 1. 11: »... αὐτὸν
παρέδωχας ἐπὶ τὸ σταυρωϑῆναι ἀναιτίωςε; p. 78, 1. 13 sq.:
»τοῦτον παρέδοχας τοῖς παρανόμοις ᾿Ϊουδαίοιςε.
Mögen auch die oben S. 51 erwähnten Evangelienstellen
vorbildlich gewesen sein, ganz genau entspricht doch nur der
Bericht des Jos. Slav. den citierten Worten; nur hier wird Jesus
tatsächlich in die Gewalt der Juden gegeben.
Eine ganz offenkundige Anspielung auf Jos. Slav. findet sich
p. 79, l. 8: »otı λόγω μόνῳ τὰς ἰάσεις ἐπετέλειε. Man ver-
gleiche damit: »sondern nur durch das Wort bewirkte er alles«.
Mehr an Nr. 7 unserer Zeugnisse fühlt man sich erinnert
p. 79,1. 9sq.: »xai el oc Heov οὐχ ἐδέξασϑε, κἂν ὡς ἰατρῷ τούτῳ
συνεπαϑήσατες (doch vgl. auch den Anfang von Nr. 4).
Nur aus Jos. Slav. erklärt es sich, daß Archelaus und Phi-
lippus als Helfershelfer des Annas und Kaiaphas erscheinen (p. 79,
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 53
l. 24 sq.; p. 80, 1. 6sq.; 1. 27 sqq.).! Denn nur hier waren Archelaus
und Philippus mit biblischen Personen, d. h. mit Johannes dem
Täufer, in directe Beziehung gesetzt, und zwar so, daß sie in
einem gewissen Gegensatz zum Vorläufer Jesu erschienen.
Ist das »Rescriptum Tiberii« als abhängig von Jos. Slav.
anerkannt, so wird man auch in der Erwähnung einer möglicher-
weise erfolgten Bestechung des Pilatus bei Johannes Antiochenus
(fragm. 81 bei C. Müller, Fragmenta historicorum graecorum,
vol. IV, Paris 1851, p. 571) eine Anspielung auf unseren Bericht
sehen können. Es heißt hier: »... παρέδωχαν Ποντίῳ Πιλάτῳ
τῶ ἡγεμόνι ὅστις εἴτε διὰ δειλίαν τοῦ πλήϑους, εἴτε di ἐπαγ-
γελίαν χρημάτων, μηδεμίαν αἰτίαν εὑρηκώς, ἐχέλευσεν αὐτὸν
σταυρωϑῆναιε. Da Johannes Antiochenus die Bestechung bloß
in einem Versprechen bestehen läßt, so muß mit der Möglich-
keit gerechnet werden, daß er seine Nachricht nicht direct aus
Josephus, sondern durch Vermittelung einer andern Quelle ge-
schöpft hat.
In demselben Fragment findet sich noch ein Zug, der nicht
aus den Evangelien erklärbar ist. Es heißt: »xai συναχϑέντες
ἅπαντες ἐν Ἱεροσολύμοις, στάσιν ἐκίνουν κατ᾿ αὐτοῦ, βλα-
σφημίας χαταχέοντες eis τε τὸν Θεὸν καὶ τὸν Καίσαρας. Auch
hier läßt sich im letzten Grunde ein Nachklang unseres slavi-
schen Berichtes erkennen, wenn auch ein sehr entstellter. Der
Aufstand gegen den Kaiser ist bei Jos. Slav. ja nur beabsichtigt,
die Bewegung gegen Jesum ist hier erst eine Folge seiner
Weigerung, an jenem Widerstand sich zu beteiligen.
Das bei Müller l. c. vorausgehende Fragment 80 enthält
eine Nachricht über den Tod des Herodes Antipas, die über
Josephus (B. J. 11, 9, 6; Antiqu. XVIII, 7, 2) hinausgeht. Diese
Nachricht wird von Malalas (cf. bei Müller not. ad loc.) auf den
:0ogotatoc KAnungc« zurückgeführt. Es wird wohl irgend eine
der verlorenen Schriften des Clemens von Alexandrien gemeint
sein. Ich vermag dieses Fragment aus »Clemens« nirgends er-
wähnt zu finden. — Vielleicht darf man vermuten, daß dieser
auch der Mittelsmann für die eigentümlichen Züge in Fragm. 81
gewesen ist.
————— .-
1) Archelaus und Philippus erscheinen bereits in der Anaphora Pilati
(Tischendorf2, p. 439 u. 446) neben Herodes, Annas und Kaiaphas.
54 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Wenn man das Rescriptum Tiberii als den Vermittler an-
sehen wollte, so müßte man dieser Schrift ein ziemlich hohes
Alter vindicieren, was ihrem ganzen Charakter widerspricht.
Konnte es sich hier nur um eine Anspielung handeln, so
haben wir es in der lateinischen Vita beatae Virginis Mariae et
Salvatoris rhythmica (ed. À. Vógtlin, Bibliothek des literarischen
Vereins in Stuttgart, Bd. 180, Tübingen 1888) mit directer und
zweifelloser Benutzung von Jos. Slav. (natürlich seiner griechischen
Vorlage) zu tun.
Dieses seltsame Werk ist nach Vögtlin (a. ἃ. O., S. 3) etwa
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden, von einem
unbekannten Geistlichen aus griechischen und lateinischen Quellen
zusammengetragen und übersetzt.
In den Abschnitten »Quod uxor Pilati rogavit pro Jesu« und
»Quod Judei dederunt Pilato pecuniam, ut Jesum occideret«
findet sich die Vorlage unseres Jos. Slav. ganz deutlich benutzt.
In ersterem Abschnitt ist der Traum der Gattin des Pilatus
(Matth. 27, 19) in eigentümlicher Weise mit der Heilung dieser
selben Frau, welche von Jos. Slav. berichtet wird, verwoben.
Die Stelle lautet folgendermaßen (S. 162 f, vv. 4762— 73):
»Hac nocte sum per angelum eius visitata,
Ab infirmitate mea per ipsum sum curata.
De meis nam doloribus sum bene consolata,
Et per suam visionem sum tota resanata;
A febribus relicta sum, a quibus detinebar,
Et a partu liberata, quo diu jam torquebar;
Filium nam peperi, quod factum est per eum;
Sub humana specie hunc esse puto deum.«
Pilatus, ut audivit hec, multum est gavisus
De salute conjugis, et omni modo nisus
Est a Judeis impiis Jesum liberare,
Vel ipsum ad presentiam Cesaris servare.
Nicht nur die Heilung der Pilatusgattin, auch andere Stellen
aus Jos. Slav. schimmern hier durch, in den Worten: sub humana
specie etc. — die Ausführungen am Anfang von Nr. 4 und in
Nr. 7; die Sendung zum Kaiser stammt aus Nr. 5. Die Heilung
selbst ist poetisch ausgeschmückt; nach andern Quellen braucht
man nicht zu suchen. Anderseits durfte der Verfasser dem
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 55
Jos. Slav. nicht so weit folgen, daß er eine wirkliche Freilassung
Jesu durch Pilatus annahm, das hätte den Evangelien offen
widersprochen.
Daß auch die Heilung im Grunde den Worten des Matthäus:
»πολλὰ γὰρ ἔπαϑον σήμερον κατ᾽ ὄναρ δι’ αὐτόνε widersprach,
lag weniger zutage.
Obgleich der Verfasser die Beratung der jüdischen Führer
aus Joh. 11, 47—53 bereits vorher gebracht hat (vv. 4214—29),
fühlt er sich veranlafit, hier auch noch diejenige aus Jos. Slav. ein-
zufügen. Nur das Wirken Jesu zwischen dem ersten und zweiten
Proceß wird natürlich übergangen. |
Die Erwägungen der Juden fassen zuerst die Möglichkeit
ins Auge, daß Jesus nach Rom geschickt werden könnte
(vv. 4776—4783). Das Motiv der Furcht, daß die Römer gläu-
big werden könnten, ist teils entlehnt den apokryphen Pilatus-
schriften, die eine solche Wirkung tatsächlich eintreten lassen,
teils aber klingen auch hier wieder einige Wendungen aus Jos.
Slav. durch: »Homani si audierint suamque doctrinam et viderint
miraculorum suorum disciplinam ipsam fore judicabunt utique
diviname. (Vgl. wiederum den Anfang von Nr. 4). Dann folgt
vv. 4784 sqq. eine Wiedergabe der Worte in Nr. 4: »damit nicht
... wir sowohl des Vermógens beraubt u. s. w.«, allerdings stark
an Joh. 11, 48 angenähert:
»Hinc Romani venient nostram ad delendam
Civitatem, vos et nostram gentem tollendam«.
Im folgenden wird die Bestechung erzählt: vv. 4786—91:
Et inito consilio plurimam dederunt
Presidi pecuniam et ipsum rogaverunt,
Ut Jesum dei filium morte condemnaret,
Ipsumque erucifigi debere judicaret.
Voluntati tunc eorum ad crucifigendum
Benignus Jesus traditur et ad occidendum.
Unter dem Einflufi der Evangelien ist hier, wie nicht anders
zu erwarten steht, von einer wirklichen Verurteilung Jesu die
Rede. — Weniger deutlich ist die Benutzung von Jos. Slav. in
der Erzählung von der Grabeswache. Man erkennt nicht recht,
ob der Verfasser die Wächter für Römer oder Juden angesehen
wissen will; vv. 6010sq. heißt es (p. 199):
56 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Nam Judei miserant ministros ad videndum
Et corpus ne subtraheretur sollicite cavendum;
Dann aber vv. 6018—21:
Ex premissu presidis Judei statuerunt
Custodes suos ad sepulcrum, qui hoc custodierunt;
Usque diem tertium ibi permanserunt,
Neque die neque nocte ab illo recesserunt.
Man gewinnt aus diesen Stellen doch eher den Eindruck,
daß die Wächter Juden sind. (Auch Matthäus, c. 27, 65 berichtet,
daf Pilatus den Juden die Wüchter zur Verfügung gestellt habe
mit der Aufforderung: ν»ὑπάγετε, ἀσφαλίσασϑε cg oldare«.)
Später aber wird gesagt, daß sie von der Auferstehung nicht
nur den Juden berichtet hätten (wie Matth. 25, 11), sondern auch
dem Pilatus (vv. 6126 sq.).!
Doch, wie es damit auch stehen mag, schon jene beiden
Motive: der Heilung der Pilatusgattin und der Bestechung des
1) Kurz vorher fühlt man sich lebhaft an das Petrusevangelium er-
innert, wenn man v. 6007 liest: »Et sigilla varia saxis adponendo«, vgl.
Petrusevang. v. 33: »xal ἐπέχρισαν ἑπτὰ σφραγῖδας«. Überhaupt ist die
Verwahrung des Grabes nirgends so umstündlich beschrieben wie hier, —
außer im Petrusevangelium. Sollte man es aber für möglich halten, daß
ein so später lateinischer Autor, wie der Dichter der Vita Mariae et Sal-
vatoris, das Petrusevangelium habe benutzen hónnen?
Dafür würde sprechen, daß auch das Hebrüerevangelium benutzt er-
scheint, v. 5822: »Templi quoque scinditur superliminare«. Doch ist das
augenscheinlich nur durch Vermittlung des Hieronymus geschehen, der
dieses Citat mitgeteilt hat (Ep. 120 ad Hedibiam, c. 8, vgl. Harnack-Preu-
schen, Geschichte der altchristlichen Litteratur, Teil I, S. 8, Leipzig 1893).
Daf der Verfasser über griechische Quellen verfügte und darum den
Josephus im Original benutzen konnte, macht die Benutzung des Suidas
wahrscheinlicher. (Indes ist im 13. Jahrhundert ein lateinischer Auszug des
Suidas gefertigt worden, auf Veranlassung des Bischofs Robert von Lin-
coln, vgl. Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Litteratur?, S. 5:0.)
Es heißt nämlich v. 3445sqq.:
»Nam, cum esset adolescens et in iuvenili
Etate, semper synagogas vicinas frequentabat,
Et circa ministerium sacrorum laborabat etc.«
Vgl. damit die oben S. 19 citierte Stelle aus Suidas. Daß diese Stelle
wirklich im Josephus zu lesen gewesen sei, läßt sich wohl nicht anneh-
men. Josephus bietet gar keine Gelegenheit, eine solche Aussage auch
nur als Interpolation unterzubringen.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 57
l
Pilatus beweisen die Benutzung des Jos. Slav. durch den Dichter
der Vita Mariae et Salvatoris rhythmica. Natürlich ist auch hier
die Möglichkeit offen zu lassen, daß die Benutzung keine un-
mittelbare gewesen ist. Nur kennen wir bisher kein Apokry-
phon, das diese Motive nebeneinander aufzuweisen hätte.
Endlich muß noch erwähnt werden, daß die Nachrichten
von einer Bestechung des Pilatus und von der Tötung Jesu
durch die Juden nicht ganz ohne historische Stützpunkte sind.
Einerseits ist es Philo, der dem Pilatus Bestechlichkeit vorwirft
(Legatio ad Cajum, c. 38, ed. Mangey, 1742, vol. H, pag. 591:
»τὸ τελευταῖον τοῦτο μάλιστα αὐτὸν ἐξετράχυνε, καταδεί-
σαντα μὴ τῷ ὄντι πρεσβευσάμενοι xal τῆς ἄλλης αὐτοῦ ἐπι-
τροπῆς ἐξελέγξωσι τὰς δωροδοχίαςς etc.; vgl. v. Dobschütz,
Artikel Pilatus in Herzog-Hauck, PRE?, XV, S. 399). Ander-
seits hat gerade der Talmud die Erinnerung aufbewahrt, daß
nicht die Römer, sondern die Juden die Kreuzigung Jesu voll-
zogen haben (P. Fiebig in der Recension von R. Tr. Herford,
Christianity in Talmud and Midrash, Theologische Literatur-
zeitung, 1904, Nr. 21, 5. 590). Das entspricht also gerade der
jüdischen Anschauung, nicht etwa der heidenchristlichen.
Nach all dem Gesagten ist jedenfalls der Gedanke ganz
abzuweisen, als hätten wir es bier mit irgend einem Product
späterer apokrypher Schriftstellerei, einem im christlichen In-
teresse, auf Grund der Evangelien, verfälschten Josephus zu tun.
Nr.5 (s.o. 5. 20). Wir wenden uns nun zu Nr. 5. Auch
dieses Stück hat einzelne Berührungspunkte mit dem Neuen Testa-
ment; wie Nr. 4 zu Lukas und Johannes, so verhält sich Nr. 5
zur Apostelgeschichte.
Eingeschoben ist dieses Zeugnis in lib. II, cap. 11, 6, und
zwar stellt es sich als eine andersartige Fassung der Stelle dar,
welche davon handelt, wie Claudius nach dem Tode des Agrippa I.
dessen Königreich wieder in eine Provinz verwandelte, den Cus-
pius Fadus und darnach den Tiberius Alexander als Landpfleger
sandte, und wie diese »unde» παραχινοῦντες τῶν ἐπιχωρίων
ἐθῶν ἐν εἰρήνῃ To ἔϑνος διεφύλαξανε.
In dem unmittelbar vorhergehenden Passus, der von dem
Tode des Agrippa handelt, befindet sich nun aber ein schwerer
Fehler, der geeignet wäre, jeden Gedanken an Josephus als Autor
dieser Recension des Bellum Judaicum unmöglich zu machen.
58 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Es heißt nämlich, Herodes Agrippa lI. sei gestorben, ohne einen
Sohn zu hinterlassen. In der Tat wird die Aufzählung seiner
Kinder weggelassen, in deren Zahl Agrippa lL, der spätere Gönner
des Josephus, ausdrücklich genannt ist, und es fehlen auch die
Worte »o5 παντάπασιν ὄντος νηπίους. Eben dieser Umstand
aber, daß ein Bearbeiter sich hier in directen Gegensatz zu seiner
Vorlage gesetzt haben müßte, veranlaßt uns zu denken, daß das
Versehen erst auf slavischem Boden eingetreten ist, indem im
griechischen Text etwa gesagt war, »indem er keinen volljährigen
Sohn besaß«. Übrigens muß auch hier wieder die Möglichkeit
nicht außer acht gelassen werden, daß Josephus, als er dieses
schrieb, vólig ohne genauere Kenntnis der Herodianischen
Familienverhältnisse war und insbesondere nicht wußte, wessen
Sohn Agrippa Il. eigentlich war. (Der Name Agrippa kam mehr-
fach in der Verwandtschaft vor, s. den Index in Nieses Ausgabe,
Band VII; ein Sohn des Philippus von der Salome hieß so, dann
auch ein Sohn des Felix und der Drusilla. Wie allmáühlich die
Kenntnisse des Josephus sich erweiterten, wie viel besser er zur
Zeit der Abfassung der Antiquitäten über Dinge orientiert war,
von denen er im Bellum Judaicum geschrieben, werden wir so-
fort zu constatieren haben.
Das Lob, das den beiden Landpflegern im B. J. gespendet
wird, erscheint in Jos. Slav. noch verstürkt. Sie verletzen nicht
nur nicht die einheimischen Sitten, sie sind activ beteiligt bei
ihrer Bewahrung und bestrafen die sich dagegen Vergehenden,
ja senden sie vor das Angesicht des Kaisers.
Als Josephus die Antiquitäten schrieb, also noch nicht zwanzig
Jahre später, dachte er nicht einmal mehr so günstig wie im
griechischen Bellum Judaicum von diesen beiden Landpflegern.
Er weiß von Cuspius Fadus zu erzählen, daß er den Juden das
Recht, das hohepriesterliche Gewand selbst zu verwahren, ein
Recht, daß sie sich kürzlich wieder erworben hatten, zu nehmen
suchte (Antiqu. XV, 11, 4; XX, 1,1). Nur als umsichtigen und
sorgfältigen Regenten erkennt er ihn noch an, dazu noch als
sehr strengen Rächer aller Selbsthilfe und alles Räuberwesens
(XX, 1, 1).
An Tiberius Alexander aber weiß er zu tadeln, daß er den
vüterlichen d. h. jüdischen Sitten nicht treu geblieben sei und
daher sich hinsichtlich der Frömmigkeit von seinem Vater, einem
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 59
Alexandrinischen Alabarchen, ungünstig unterschieden habe
(XX, 5, 2).
Da wäre es doch nicht verwunderlich, wenn Josephus bei
der zweiten, für Römer und Griechen bestimmten Edition seines
Bellum Judaicum sein Lob etwas vorsichtiger gefaßt hätte, als in
einer früheren Ausgabe desselben Werkes. Schon das Lob aber,
das der rómischen Obrigkeit gespendet wird, weil sie die »reinen
Gesetze«, das » Wort des Gesetzes« aufrecht hält, zeigt unzwei-
deutig, daf das ganze Stück nur von jüdischem Interesse aus
geschrieben sein kann.
Das bestütigt sich auch durch alle Einzelheiten hindurch.
Soweit Berührungen mit der Apostelgeschichte vorliegen, ist der
Standpunkt doch immer der jüdische. Die Facta aber, insbe-
sondere ihre Chronologie, sind so völlig verschoben, daß an eine
Benutzung der Apostelgeschichte nicht zu denken ist Um so
wertvoller scheint mir die Bestütigung zu sein, welche trotzdem
der Geschichtsbericht und die Darstellung der Verhältnisse auch
in den ersten 11 Capiteln der Apostelgeschichte durch diese Quelle
empfangen. Allerdings erhalten wir auch Ergänzungen, doch
solche, die durchaus nicht den Stempel der Unwahrscheinlichkeit
tragen.
Hier ist nur darauf hinzuweisen als auf ein Moment, das
die Möglichkeit einer Abfassung durch Josephus durchaus be-
günstigt.
Die Autorität der »Gesetzeslehrer« (sakonouéciteli = vouo-
διδάσχαλοιδ, wie sie am Anfang dieses Stückes geschildert ist,
entspricht durchaus demjenigen, was uns Act. Ap. cap. 6—9 von
der grofen Macht der jüdischen Obrigkeit, die, mochte sie auch
sadducäisch gesinnt sein, dennoch unter dem Einfluß der » Gesetzes-
lehrer« stand, erzählt wird. Nur dank dieser Macht konnte ja
eine Verfolgung der jungen Gemeinde der Christen Erfolg haben.
Unser Jos. Slav. bringt nun die Erklürung für diese Macht
hinzu: sie liegt in der bewußten Connivenz der römischen Ge-
walthaber. Wenn nun hier diese Periode der Connivenz erst
unter Claudius angesetzt wird, so verändert das doch nicht so
sehr viel an der Sache und schließt auch nicht aus, daß nicht
schon früher solche Tendenzen obgewaltet haben.
Josephus selbst kann aber sehr wohl die Connivenz fälsch-
lich dem Fadus und Alexander zugeschrieben haben, weil diese in
60 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
der Erinnerung des Volkes als Hauptvertreter der römischen
Judenfreundschaft dastanden. Zur Zeit der Abfassung der Anti-
quitäten weiß Josephus auch in diesem Punkt besser Bescheid; er
berichtet (XV, 11, 4 und XVIII, 4, 2 und 3) von den judenfreund-
lichen Handlungen des syrischen Legaten Vitellius unter Tiberius.
In der griechischen Ausgabe des Bellum Judaicum ist gar nicht
von diesen Handlungen die Rede, so daß Cuspius Fadus und
Tiberius Alexander als die ersten principiell judenfreundlichen
Regenten auch hier erscheinen.
So leitet uns unser Bericht dazu an, als wichtiges Moment
für die Geschichte der ültesten Christengemeinde das Verhalten
der im Lande befindlichen rómischen Obrigkeit zu den Juden in
Betracht zu ziehen. Die chronologische Verwirrung hat dabei
nichts zu sagen, auch nicht, daß gleich anfangs vom »Senden
vor das Angesicht des Kaisers« die Rede ist, was doch nur auf
Paulus bezogen sein kann. Es wird ja in diesem Abschnitt zu-
erst das Verhalten der Landpfleger im allgemeinen, dann erst in
spezieller Anwendung auf die Christen besprochen.
Die Schilderung von der Ausbreitung des Christentums läßt
ebenso wie die von der Haltung der Landpfleger keinen Christen
als Verfasser zu. Wenn hier als Hauptgegenstand der apostoli-
schen Predigt die Auferstehung Jesu hingestellt wird, so spricht
das nicht dagegen; es dürfte ja die reinste historische Wahrheit
sein, der sich auch ein Jude nicht entziehen konnte. Durch die
kühle Skepsis verrät sich dieser hinlänglich, wenn er sagt: ,sie..
sprachen von ihrem Lehrer, daß er lebendig sei, obgleich er ge
storben sei“, — ebenso aber auch dadurch, daß er selbst der
apostolischen Predigt eine politische Spitze gibt: „und daß er
euch befreien werde von der Knechtschaft".
Es stimmt auch ganz genau mit der unbezweifelbaren histo-
rischen Wahrheit, daß die Apostel zu den „Geringen“ gehörten;
die Bestimmung aber ihres Berufes als „Schuster, Sandalen-
macher, Handwerker“ beweist wieder völlige Unkenntnis der
evangelischen Tradition!. Daß die wunderbaren Zeichen aner
1) Man könnte vielleicht einen Anklang an diese Stelle bei Ot
sus finden. Es heißt nämlich hier (Origenes, c. Cels. III, 55, ed. Ko
schau I, 250): νὁρῶμεν δὴ xal xatà τὰς ἰδίας οἰκίας ἐρεουργοὺς zei
oxvtotóuovs; xal κναφεῖς xal τοὺς ἀπαιδευτοτάτους TE xal ἀγροιχοτάτοτς
etc.« Aber es handelt sich bei Celsus gar nicht um die Apostel, sonder
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 61
kannt werden, fällt unter denselben Gesichtspunkt, wie die dem
» Wundertüter", d. h. Christo selbst gezollte Bewunderung.
Im folgenden stoßen wir wieder auf einen historischen
Fehler: Cuspius Fadus und Tiberius Alexander werden als zu-
sammenregierend betrachtet. (Schon im Eingang des Passus
ist diese Auffassung zu erkennen: ,Wiederum sandte Claudius
seine Gewalthaber Cuspius Fadus und Tiberius Alexander")
Ein Bearbeiter des griechischen Textes konnte diesen Fehler
kaum machen: denn dort ist die chronologische Reihenfolge
deutlich gewahrt (Éxevva Τιβέριον). Also liegt die Schuld ent-
weder am slavischen Übersetzer oder man muß annehmen, daß
der Autor, der sich ja von volkstümlicher Überlieferung nicht
frei zeigt (8. ο. S. 33), diese beiden Landpfleger, von denen ja
Cuspius Fadus in der Tat kaum ein Jahr (44 bis 6. 45 nach
Christi Geburt) seines Amtes pflegte, als gleichzeitig regierend
angesehen hat, um in der nachfolgenden griechischen Aus-
gabe seines Buchs diesen Fehler neben manchen andern zu ver-
bessern. —
Daß nun die Landpfleger in Gemeinschaft mit den Schrift-
gelehrten gegen die Christen vorgehend erscheinen, ist nur eine
Specialisierung des Vorhergehenden. Die Motivierung: „Damit
das Kleine nicht klein sei, wenn es im Großen sich vollendet
hat“ ist vom slavischen Übersetzer entstellt worden: der Sinn
ist wohl der: daß das Kleine nicht als klein zu erachten ist,
weil es im Großen sich vollenden kann, — ein sehr richtiger
historischer Erfahrungssatz, der eines Historikers, wie Josephus,
würdiger ist als eines unbekannten Fälschers.
Das Folgende scheint nun am ehesten den Stempel der Abhän-
gigkeit zu tragen. Durch die Zeichen beschämt und erschreckt kom-
men die Landpfleger und Schriftgelehrten, die eben noch die Apo-
stel ergreifen und töten wollten, zum Schluß, daß solche Zeichen,
um die Christen aus der Zeit des Celsus. Sonst hätte man annehmen
können, daß die »Schuster« und »Sandalenmacher« des Jos. Slav. durch
Mißverstand der griechischen Vorlage entstanden seien (oxvrorouog kann
sogar in der Tat »Schuster« bedeuten, σχιτεῖον am Schluß dieser Ausfüh-
rung ist geradezu nichts anderes als die Schusterwerkstätte). — Die Jünger
bezeichnet der Jude bei Celsus als Zóllner und Schiffer ihrem Beruf nach
(c. Cels. I, 62; II, 46).
62 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
wenn sie nicht auf Gottes Ratschluß beruhen, bald zunichte wer-
den müssen. Die Verfolgung wird demgemäß eingestellt. Das
scheint in der Tat nichts anderes zu sein, als eine Wiedergabe
von Áct. 5, 17—40. Allein, wenn einerseits die Beteiligung der
Landpfleger dem entgegen ist, so müßte andererseits der Apostel-
geschichte als Quelle unseres Berichts ein so hohes Alter zu-
geschrieben werden, wie es gemeinhin nicht angenommen wird;
denn eine derartig milde Beurteilung der christlichen Be-
wegung ist nicht lange nach 70 nach Christo auf jüdischer Seite
denkbar (s. o. S. 46). Entweder also haben wir hier ein Zeug-
nis für die Entstehung der Apostelgeschichte vor 70, oder
ein Zeugnis, das an einem Vorgang, der von ihr berichtet
wird, die historische Glaubwürdigkeit auch ihrer ersten Hälfte
glänzend erweist.
Auch darin entspricht unser Bericht der Apostelgeschichte, daß
mit dieser ersten Einstellung der Verfolgung das endgültige Ver-
hültnis zur Christengemeinde noch nicht als festgestellt erscheint.
Die slavische Übersetzung läßt aber leider nicht erkennen,
was die rómischen und jüdischen Machthaber über die Christen
verhängt haben.
Es heißt: »nachher von ihnen belästigt« (auch ein Wort, das
ein Christ selbst im Namen des Josephus nicht gebraucht hätte),
,entlieBen sie die einen zum Kaiser, die anderen nach Antiochien,
andere aber in ferne Länder zur Erprobung der Sache“.
Alle diese Maßnahmen sind nach Meinung des Verfassers
noch unter den „beiden“ Landpflegern erfolgt, denn erst un-
mittelbar darauf berichtet er ihre Abberufung und die Sendung
des Cumanus. Die Gründung der Christengemeinde in Antiochia
etwas zu spät anzusetzen, das wäre ein geringes Versehen; der
Anfang der Mission in fernen Ländern erscheint sogar ziemlich
richtig datiert. Ganz unverständlich aber erscheint es, daß der
Verfasser die Entsendung des Paulus und seiner Gefährten nach
Rom, — denn von dieser ist unzweifelhaft die Rede, wie auch
schon vorher (s. o. S. 60) —, obgleich sie doch erst unter Festus
geschah, in diese frühe Zeit verlegt.
Sollte man diesen Fehler dem Josephus zutrauen, der doch
die Zeit des Festus (wie sie gewöhnlich angesetzt wird, 60— 62
naeh Christi Geburt) als Erwachsener und gewiß schon bewufter
Teilnehmer an den óffentlichen Angelegenheiten erlebt hat?
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 63
Dem gegenüber ist einerseits darauf hinzuweisen, daß gerade
in diesem Stück auf die Chronologie gar keine Aufmerksam-
keit verwandt ist, andererseits aber, daß das Unverständliche
dieser Angabe sich beträchtlich vermindert, wenn die Chronologie
Harnacks und O. Holtzmanus angenommen und die Reise Pauli
nach Rom um 5 Jahre zurückverlegt wird. Nach dieser Chro-
nologie ist Paulus 56—57 nach Rom transportiert worden, etwa
um dieselbe Zeit (im neunzehnten Jahre) hat Josephus die
politische Laufbahn eben erst begonnen.
Doch auch ersteres Auskunftsmittel dürfte schon genügen.
Wir haben es ja nicht mit einem Berufshistoriker unserer Zeit
zu tun, sondern mit einem Staatsmann und Feldherrn des Alter-
tums; auch nicht mit einem wissenschaftlichen Werk, sondern in
diesem Fall mit einer populären Darstellung.
Jedenfalls muß auch hier gesagt werden, daß es keinem
Christen, aber auch keinem späteren Juden einfallen konnte,
die Gründung der Antiochenischen Gemeinde auf heidnisch-
jüdische Veranstaltung zurückzuführen, oder gar die Mission
„in ferne Länder“ als von den römischen und jüdischen Macht-
habern befördert anzusehen, zum Zweck der „Erprobung der
Sache“!
Auch hier also — bei Nr. 5 — steht der Autorschaft des
Josepbus kein unübersteigliches Hindernis im Wege: vor allem
aber ist die Abfassung durch einen Juden der allerersten Zeit
nach 70 meines Erachtens evident!.
Nr. 6 (s. o. S. 11). Zu Nr. 6 ist nicht viel zu sagen. In
Cod. Mosqu. Acad. steht unter dem Text in roter Schrift, um die
besondere Bedeutung dieser Stelle zu kennzeichnen: ,von Jesus,
als sie ihn ans Kreuz genagelt hatten*. —
1) Wie schon erwähnt, läßt sich Nr. 5 auch noch heranziehen, um
das Zustandekommen des Zeugnisses Antiqu. XVIII. 3, 3 zu erklären. Die
Ausbreitung von Christi Lehre auch unter den Griechen (Antiochien) läßt
sich auf Grund von Nr. 5 verstehen, wenn auch diese Ausbreitung hier
nicht auf Jesum selbst zurückgeführt wird, wie im besagten Zeugnis. Da
haben wohl Erzählungen, wie die vom Hauptmann von Kapernaum u. ä.
mit eingewirkt; dagegen die Worte »ovx ἐπαύσαντο οἱ τὸ πρῶτον ἀγαπή-
σαντες ἐφάνη γὰρ αὐτοῖς τρίτην ἔχων ἡμέραν πάλιν Swv« lassen sich als
allein auf Grund unseres Berichtes construiert erweisen, natürlich unter
Zuhilfenahme der Evangelien. Die Schlußworte des Zeugnisses ergaben
eich für den Interpolator von selbst.
Co.
64 A. Berendte, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Der diese Bemerkung schrieb, dachte also an die Kreuzes-
inschrift. Doch von dieser ist nicht die Rede. Es handelt sich
um eine Inschrift im Tempel an der Stelle, wo das Gesetz der
Reinheit (,0 τῆς ἀγνείας νόμος") verkündet war, also beim Ein-
gang in das Heilige. —
Schon darin unterscheidet sich der slavische Text vom
griechischen, daß er das Gesetz der Reinheit auch in hebräischer
Schrift, nicht nur in römischer und griechischer Schrift ver-
kündet sein läßt.
Augenscheinlich nur in hebräischer Sprache und Schrift ist
die höher befindliche Inschrift nach der Meinung des Verfassers
abgefaßt („mit jenen“, d. h. wohl den letzterwähnten, also he-
bräischen, ,Buchstaben") Daß diese Inschrift so getrennt von
den andern erwähnt wird, erklärt sich eben dadurch, daß sie
höher, etwa an der den inneren Tempelbezirk umgebenden Mauer
(von der aber die Übersetzung nicht spricht, wie sie denn über:
haupt direct zum Vorhof der Frauen mit seinem an der Ostseite
des Tempels befindlichen Tor übergeht) angebracht war.
Was besagt nun diese Inschrift? Nichts, als was die Juden
als eigentliche Rechtfertigung ihres Vorgehens gegen Jesum ansehen
mußten: daß nämlich Jesus nicht wirklich ihr König gewesen sei,
daß er vielmehr ihre höchsten Heiligtümer für dem Untergang
preisgegeben erklärt habe und darum gekreuzigt worden sei.
Diese Formulierung entspricht zwar weniger der Aussage
der falschen Zeugen (Mark. 14, 58; Matth. 26,61) vom Ab-
brechen und Wiederaufbauen des Tempels, als vielmehr solchen
Worten wie Matth. 24, 2: „ov μὴ ἀφεϑῇ ὧδε λίϑος ἐπὶ Aldor,
ὃς οὐ καταλυϑήσεται" (vgl. auch Luk. 19, 44). Aber auch solche
Worte wurden natürlich den Juden bekannt und erschienen
ihnen noch geeigneter wie die beanspruchte Gottesmannschaft,
als Motivierung des Todesurteils über Jesus zu dienen.
In der ersten Zeit nach der Zerstörung Jerusalems mochte
auch Josephus noch unbefangen genug sein, diese Worte mit-
zuteilen, so schmerzlieh es auch sein mußte, daß sie sich so
offenkundig erfüllt hatten. Eine derartige Unbefangenheit schwin-
det aber leicht mit der Zeit und so ist es nicht unerklärlich,
daß ın der für Römer und Griechen bestimmten Ausgabe des
Bellum Judaicum mit der Person Jesu auch die Erinnerung an
ihre so vollständig erfüllte Weissagung unterdrückt wurde.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 65
Sogar das Vorhandensein einer hebräischen Inschrift neben
den römischen und griechischen wurde mit Stillschweigen über-
gangen, und doch ist nicht anzunehmen, daß innerhalb des Tem-
pelbezirks irgend eine, wenn auch nur auf die Andersstämmigen
bezügliche Bestimmung nicht auch in hebräischer Sprache publiciert
worden wäre. Kamen doch gerade hier Andersstämmige in Be-
tracht, die besser Hebräisch als Griechisch oder Lateinisch ver-
standen. So ist also auch von Nr. 6 aus kein entscheidender
Widerspruch gegen Josephus als Autor zu erheben!,
Nr. 1 (s. o. S. 12. Am schlimmsten scheint es um Nr. 7
zu stehen. |
Einerseits sind die Berührungen mit dem Matthäus-Evange-
lium hier besonders deutlich wahrnehmbar. Anderseits scheint
1) Bekanntlich ist durch Clermont-Ganneau eine von jenen In-
schriften, eine griechische, gefunden worden (eine Abbildung davon z. B.
bei H. Guthe, Kurzes Bibelwörterbuch, Tübingen u. Leipzig 1903, S. 657).
Nach der Beschreibung in Jos. B. J. V, 5, 2 waren solche Tafeln mit In-
schriften in gewissen Zwischenräumen an der steinernen Brustwehr ange-
bracht; darnach sind also in jeder Sprache mehrere Inschriften vorhanden
gewesen (»ἐν αὐτῷ δὲ εἱστήχεσαν ἐξ ἴσου διαστήματος στῆλαι τὸν τῆς
ἁγνείας προσημαίνουσαι νόμον αἱ μὲν “Ἑλληνιχοῖς, αἱ δὲ Pwuaixoig γράμ-
μασιν etc.«). Es wäre also wiederum ein Fehler, wenn der Verfasser dieses
Stückes die von ihm erwühnte Inschrift die vierte nennt. Ein solcher
Fehler wäre dem Josephus schwer zuzutrauen. Doch ist es durchaus nicht
unmöglich, daß »eine vierte« Zusatz des slavischen Übersetzers oder eines
Abschreibers ist. Daß die auf Jesum bezügliche Inschrift über den andern
hing, würde nur voraussetzen, daß die Säulen mit Inschriften nur an der
einen Seite der Brustwehr sich befanden, wohl an der Ostseite. Übrigens
wäre es auch nicht ganz unmöglich, dem Josephus eine Ungenauigkeit zu-
zutrauen, so daß er nur die Tafeln an der Ostseite gezählt hätte. Es wird
nümlich in diesem Zusammenhang bei Jos Slav. nur das Osttor, das zum
Vorhof der Weiber führt, erwähnt. In den Antiquitäten (XV, 11, 5) ist
die Beschreibung auch an diesem Punkte sehr verkürzt und läßt keinen
Schluß zu (es heißt hier: ». . . . ἑρχίον λιϑίνου δρυφάχτου γραφῷ κωλῖον
εἰσιέναι τὸν ἀλλοεϑνῇ ....«). — Endlich muß auch hier dasselbe gesagt
werden, wie anläßlich der historischen Fehler in Nr. 5: es ist schwer denk-
bar, daß ein Bearbeiter, der den Text seiner Vorlage zum Teil wörtlich
herübernahm, sich in Gegensatz zu seiner Vorlage hätte setzen mögen.
Leichter denkbar ist es, daß derselbe Verfasser, der sich in der ersten Aus-
gabe seines Werkes Fehler hat zuschulden kommen lassen, diese Fehler
in einer zweiten Ausgabe verbessert. — (Fr. Spieß, »Der Tempel zu Jeru-
salem ... nach Josephuse, Hamburg 1880, erörtert die Frage nicht näher.)
Texte u. Untersuchungen etc. NF XIV, 4 5
66 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
die Argumentation des Verfassers geradezu darauf zugespitzt zu
sein, daß der Auferstandene Gott selbst sei.
Dennoch läßt sich auch hierauf einiges entgegnen.
Man muß sich bloß Antiqu. XVIII, 3, 3 immer deutlich vor
Augen halten, um zu wissen, wie im christlichen Interesse inter-
poliert wurde. Auch in Nr. 7 wird von der Messianität Christi
kein Wort gesagt, er heißt nur: Wohltäter der Menschen, der
durch sein Tun kein Mensch war. Über die Linie von Nr. 4
geht das nicht hinaus. Auf Nr. 4 wird auch mit jenen Worten
ausdrücklich zurückverwiesen.
Die Erörterungen über die Möglichkeit einer Auferstehung
gelangen auch nicht zu einer so bündigen Erklärung über das
Erscheinen des Auferstandenen, wie in Antiqu. XVIII, 3, 3. Die
Theorien von der Auferstehung durch das Gebet eines andern
Gerechten, oder von der Auferstehung eines Engels oder eines
andern von den himmlischen Gewaltigen oder gar Gottes selbst,
»der erscheint wie ein Mensch«, muten doch sehr fremdartig an.
Man wird eher an Gnosticismus als an Christentum erinnert.
Schließlich redet der Verfasser ja nur von der Kunde, Christus
sei nicht im Grabe gefunden worden, sowie von den Erklürungen,
die diese Kunde gefunden. Die Erscheinungen des Auferstandenen
bleiben unerwühnt. Der Verfasser kommt auch nicht darüber
hinaus, zu sagen: »Ich weiß nicht, welche richtiger sprechen«.
Für einen Christen ist das alles zu wenig, für einen Juden
aus wenig spüterer Zeit (als 70 oder 73 nach Christo) zu viel.
Was nun aber die Berührungen mit Matthäus anbetrifft, so
sind es folgende:
1) Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel, und zwar »von
oben an bis zum Boden« — Matth. 27, 51; als Moment, da dieses
Ereignis eintrat, wird bezeichnet: da sie Jesum »durch Be-
stechung dem Tode überleferten«. Damit könnte der Moment
des Todes selbst gemeint sein, wie bei Matthäus.
2) Die andern vielen schrecklichen Zeichen, die damals ge-
schahen — Matth. 27, 51 — 53.
3) Die Constatierung des leeren Grabes — übrigens bei allen
vier Evangelisten.
4) Die Auskunft der Gegner, die Freunde hätten den Leichnam
gestohlen — Matth. 27, 64 und 28, 13 u. 15.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 67
5) Die Wache um das Grab — Matth. 27, 64ff; 28, 4; 28,
11—15.
Aber in Bezug auf den letzten Punkt bietet Jos. Slav.
einiges in den Evangelien nicht Bezeugte:
a) Die Zahl der Wächter;
b) Die Nachricht, daß Juden an der Bewachung teilgenommen
haben.
Hinsichtlich der Zahl braucht man auf die »tausend« Juden
nicht übergroßes Gewicht zu legen. Die handschriftliche Über-
lieferung oder die slavische Übersetzung kann die Hóhe dieser
Zahl verschuldet haben. Auch in der apokryphen Pilatus -Lite-
ratur, und zwar in der von Tischendorf so genannten zweiten
griechischen Recension der Acta Pilati, cap. XII (C. v. Tischen-
dorf, Evangelia apocrypha 2, Lips. 1876, p. 315 sq.) findet sich eine
Zahl, aber es sind hier 500 Soldaten (im Cod. Archiv. sind es
ja auch 1000 Römer); von jüdischen Wächtern ist auch hier
nicht die Rede.
Von einer jüdischen Wache am Grabe weiß nur das Petrus-
Evangelium zu erzählen, worauf mich Professor v. Dobschütz
aufmerksam gemacht hat.
Diese jüdische Wache besteht nun allerdings nicht aus
Wüchtern, die jemand um das Grab gestellt hat, sondern aus
den »πρεσβύτεροι xal γραμματεῖςε selber, die sogar dort ein
Zelt aufschlagen (Evang. Petri v. 31, 33, 38, ed. O. von Gebhardt,
Leipzig 1893, S. 44f).
Es gibt aber auch andere Berührungspunkte zwischen Jos.
Slav. und dem Petrus-Evangelium, und zwar wiederum solche,
die einen directen literarischen Zusammenhang zwischen beiden
Schriften anzunehmen verbieten.
Auch im Petrus-Evangelium wird ja die Kreuzigung Jesu
als von den Juden vollzogen angesehen: allerdings ist es Herodes,
der dabei die Gewalt ausübt (v. 2) dann freilich Jesum dem
Volke übergibt (v. 5).
Weiterhin erinnere man sich, daß gerade auch das Petrus-
Evangelium das Zerreißen des Vorhanges berichtet (v. 20), sowie
das erste der von Matthäus erwähnten wunderbaren Zeichen, die
sich an jenes Zerreißen schlossen: das Erdbeben (v. 21).
Ein eigentümlicher Anklang an Nr. 6 unserer Stücke kann
5*
UA .
68 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
auch in den Worten gesehen werden: »ἐζητούμεϑα γὰρ ὑπ᾽ αὐτῶν
ὡς καχοῦργοι xal ὡς τὸν ναὸν ϑέλοντες ἐμπρῆσαις (v. 26).
Daß den Jüngern als hauptsächliche Schuld die Bedrohung des
Tempels angerechnet wird, erinnert etwas an die Inschrift im
Tempel, die als Grund der Kreuzigung Jesu seine Weissagung
gegen Stadt und Tempel angab.
Es genügt, auf diese im ganzen sehr entfernten Berührungen
hinzuweisen; irgend ein Schluß daraus wird sich kaum ziehen
lassen, wenn aber schon, so eher zugunsten des Jos. Slav.
Das Zusammentreffen mit einem so alten Apokryphon, und
zwar vor allem in einem Motiv, das später nicht wieder ver-
wendet worden ist, eben der jüdischen Grabeswache, ist bemerkens-
wert genug.
Wie das Petrus-Evangelium sich zu den kanonischen Evan-
gelien verhält, ist bekanntlich eine Frage, die entgegengesetzte
Lósungen gefunden hat. Doch auch die glühendsten Gegner
seiner Unabhängigkeit werden nicht alle einzelnen Züge auf die
kanonischen Evangelien zurückführen wollen, sondern vielmehr
noch irgend welche andere Quellen zulassen. Dann aber muf
man bedenken, das der Name des Centurio Petronius (v. 31)
schwerlich etwas anderes sein kann, als eine Reminiscenz aus
Josephus, und zwar eher aus dem populären »Jüdischen Krieg:
(II, 10), als aus den umfangreichen, gelehrten Antiquitäten (XVIII,
8, 2—6. 7. 8—9; XIX, 6, 3. 4).
Diese Annahme hat doch mehr Wahrscheinlichkeit für sich,
als wenn man an mündliche Tradition denken sollte, die die
Erinnerung an den syrischen Statthalter dieses Namens bis auf
den Verfasser des Petrus-Evangeliums gebracht hätte, !
Gesteht man aber zu, daß der Verfasser des Petrus- Evan-
geliums wahrscheinlich des Josephus Bellum Judaicum gelesen
hat, so liegt es doch nahe, auch seine Nachricht von der jüdischen
Grabeswache als eine Ausspinnung der Nachrichten, die sich in
unserem Jos. Slav. erhalten haben, anzusehen.
Das Umgekehrte, die Abhängigkeit des Jos. Slav. vom
Petrus-Evangelium anzunehmen, ist schwieriger: für die Zahlen
müßte man doch eine andere Quelle suchen. Der Verfasser be-
1) Auch Th. Zahn, Das Evangelium des Petrus, Erlangen u. Leip-
zig 1893, S. 41 f, denkt an diesen Petronius.
5. Kann Josephus der Verfasser sein? 69
ruft sich ja ausdrücklich auf »andere«, die da sagten, es sei
eben wegen der zahlreichen Wache unmöglich gewesen, Jesu
Leichnam zu stehlen. — So ist es als wahrscheinlich anzusehen,
daß die von Matthäus abweichenden Züge bei Jos. Slav. wirk-
lich, wie es ja ausdrücklich zu lesen steht, mündlicher Tradi-
tion entnommen sind.
Wie aber sind die Berührungen mit Matthäus selbst zu
beurteilen? Zunächst muß darauf aufmerksam gemacht werden,
daß der Verfasser nur vom zerrissenen Katapetasma spricht, als
wenn er es selbst gesehen. Sonst aber beruft er sich auch bei
diesen Mitteilungen auf das, was die einen und die andern sagen,
was man erzählen kann.
Ja, auch in Bezug auf das Zerreißen des Katapetasma heißt
es zum Schluß: »Solches wird von jenem Katapetasma geredet«
und >Auch gegen die Ursache seines Zerreißens gibt es« (sc. Aus-
sagen, so möchte ich den, wie es scheint, verstümmelten Satz
auffassen).
Wenn der Autor auch wirklich das Evangelium Matthäi
vor sich gehabt hat, so hat er ihm doch nicht unbedingt sich
angeschlossen. Anderseits aber wird er das Gerede vom ge-
stohlenen Leichnam Christi gewiß auch anderswoher gehört haben,
heißt es doch Matth. 28, 15 ausdrücklich »x«i διεφημίσϑη o
λόγος οὗτος παρὰ Ἰουδαίοις μέχρε τῆς σήμερον [nueoas]«.
Gerade der Satz von der Wache in seiner eigenartigen Gestaltung
scheint mir zu beweisen, daß der Autor hier auf eine mündlich
geführte Controverse hinweist, daß er also eine förmliche Be-
stätigung jenes Matthäus-Wortes uns gewährt.
Außerdem würde für diejenigen, welche das Matthäus-Evan-
gelium als Quelle unseres Zeugnisses ansehen wollten, die Nöti-
gung entstehen (wie bei Nr. 5 mit der Apostelgeschichte), das
Evangelium Matthäi, und zwar in seiner jetzigen Gestalt, vor a. 70
entstanden sein zu lassen. Denn der angebliche Benutzer kann,
wie gesagt, nicht wohl später als wenige Jahre nach 70 ge-
schrieben haben.
Nr.8 (s. o. S. 12). Nur eine kurze, mehr gelegentliche Erwäh-
nung Jesu enthält Nr. 5. Hier aber wird der Name Jesus offen
genannt (wenn der Name nicht interpoliert ist). Wir haben schon
den Unterschied des slavischen Textes vom griechischen an einem
anderen Punkte kennen gelernt (S. 27f), indem die ausdrückliche
10 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Nennung des judäischen Landes, aus dem der zukünftige Herrscher
hervorgehen sollte, als Jos. Slav. eigentümlich erschien.! Wir
sahen, daß eben diese Lesart nur noch von Tacitus gegeben wird.
Der Weissagungsspruch, der hier gemeint ist, von dem zu-
künftigen Herrscher über das Weltall, der aus Judäa hervor-
gehen soll, ist vielleicht kein anderer als Micha 5, 1 ff. Wie sollte
man da einen Christen sich vorstellen, der nicht entscheiden
will ob diese Weissagung auf Herodes, auf Jesus oder auf Ves-
pasian geht. Im griechischen Bellum Judaicum ist der Autor
' schon ganz sicher, daß alle andern irren, die die Weissagung
nicht auf Vespasian beziehen (»τοῦτ᾽ οἱ μὲν ὡς olxelo» ἐξέλαβον
καὶ πολλοὶ τῶν σοφῶν ἐπλανήϑησαν περὶ τὴν xolGtv etc.«) —
ein kleines, aber nicht zu verkennendes Zeichen, daß der Text
von Jos. Slav. gewissermaßen die Vorstufe für den Text des
griechischen Bellum Judaicum darstellt. 2
6. Können diese Zeugnisse der ersten, nichtgriechischen
Ausgabe des Bellum Judaicum angehören?
So haben wir auf allen Punkten constatieren können, dab
diese »Zusütze« am wenigsten als christliche Interpolationen
1) Auch im Griechischen könnte unter »&zó τῆς χώρας αὐτῶνε (VI.
5, 4) nur Judäa verstanden sein, da es weiterhin heißt: »ἐδήλου δ᾽ ἄρα τὴν
Οὐεσπασιανοῦ τὸ λόγιον ἡγεμονίαν ἀποδειχϑέντος ἐπὶ Ἰουδαίας aivoxga-
topoc«, aber notwendig ist dies Verständnis der Stelle nicht. Die Fassung
bei Jos. Slav. ist demgemäß präciser.
2) Es könnte auffallend erscheinen, daß im alavischen Text unter den
vorkommenden Auslegungen der Weissaguug diejenige, welche erst von
der Zukunft die Erfüllung erwartet, nicht erwähnt ist. Das kann aber s
erklärt werden, daß der Verfasser diese Auslegung von vornherein abweist
und als nennenswert nur solche aufführt, die eine historische Persönlich-
keit ina Auge fassen. Er ist aber zur Zeit selbst noch nicht schlüssig, welche
Deutung er annehmen soll. In der griechischen Ausgabe des Werkes hai
er diese Unschlüssigkeit überwunden und berücksichtigt infolgedessen solche
Auslegungen, die auf eine andere historische Persönlichkeit als Vespasian
gehen, gar nicht mehr.
Auch hier steht es so, daß eine noch größere Schwierigkeit entstehen
würde bei der Annahme eines späteren, christlichen Interpolators. Wie
sollte ein solcher auf Herodes kommen als den möglicherweise von der
Weissagung gemeinten? — Die Deutung auf Christum lag natürlich näher
(8. 0. 8. 25).
6. Die Zeugnisse und die erste, nichtgriech. Ausgabe. 11
verstanden werden können, daß aber auch ein Jude sie nur ge-
schrieben haben kann, so lange die Zerstörung Jerusalems und
die Stellungnahme zu ihr noch nicht Zeit gehabt hatte, die Kluft
zwischen Juden und Christen unüberbrückbar zu machen, also
nur in den ersten Jahren nach 70 nach Christi Geburt, oder vielmehr,
da auch die Eroberung von Masada vorausgesetzt ist, nach 73.
Dann aber hat es sich gezeigt, daß der Annahme, Josephus
selbst sei der Verfasser, nichts Entscheidendes im Wege steht,
sobald man an eine Periode im Leben des Josephus denkt,
die noch vor der Abfassung des griechisch jetzt vorliegenden
Bellum Judaicum, also vor 75 als frühestem Termin, ihren Ab-
schluß fand.
In dieser Periode aber hat Josephus nach seinen eigenen
Angaben (B. J., prooem. 1 und 2) eine Geschichte des jüdischen
Krieges geschrieben »τῇ πατρίῳ y40005g« und sie »τοῖς &vo
Bapßapoısı gewidmet (ἀνέπεμψα). Diese Geschichte hat er dann
für die »xara τὴν Ῥωμαίων nyeuovlav« Stehenden in helleni-
scher Sprache umgearbeitet (μεταβαλών). Wer aber sind die
ἄνω βάρβαροι, denen er die erste Darstellung des jüdischen
Krieges gewidmet hat? Prooem. 2 sind sie ausdrücklich ge-
nannt: es sind die Parther und Babylonier, die fernsten von
den Arabern und die Stammesgenossen jenseits des Euphrat,
endlich die Adiabener. Diese alle: hatten durch des Josephus
Fürsorge Anfang, Fortgang und Ausgang des Krieges genau
kennen gelernt.
Wie dieses Werk beschaffen gewesen sein muß, darüber,
scheint mir, hat Th. Nóldeke im Literarischen Centralblatt
1856, S. 881 sich am richtigsten ausgesprochen. Er weist darauf
hin, daf in keiner Weise aus den besprochenen Worten des
Josephus folge, es sei das spütere griechische Werk eine Über-
setzung des früheren aramäischen oder hebräischen. Der Pe-
riodenbau und die Rhetorik des griechischen Werkes kenn-
zeichnen dieses als Originalwerk; dennoch können Stoff, Reihen-
folge der Erzählung, sogar das einzelne in beiden Werken
genau übereingestimmt haben. »Freilich müßte Josephus nicht
Josephus gewesen sein, wenn er nicht dies und jenes den
Orientalen etwas anders dargestellt hätte, als den Occidentalen!«
Im Stil seien beide Werke auf alle Fálle sehr verschieden ge-
wesen.
12 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
Die Recension, in welcher sich diese Ausführungen finden,
gilt einer Arbeit von Dr. Heimann Kottek: Das sechste Buch
des Belum Judeicum, übersetzt und kritisch bearbeitet, Berlin
1886. Kottek hat den Versuch gemacht, die syrische Lber-
setzung des sechsten Buches von B. J. (in dem Peschittba-
Codex der Ambrosiana B. 21 inf, saec. VI) nicht aus der griecli-
schen Ausgabe des B. J. herzuleiten, sondern als zur aramäischen
(oder hebrüischen) Urform des Werkes gehórig zu erweisen.
Dieser Versuch hat aber keinen Anklang gefunden: sowohl
Th. Nóldeke (in der genannten Recension) wie B. Niese, Josephi
Opera, vol. VI, praef. p. XXI sq., machen geltend, es sei deutlich
erkennbar, daß die Vorlage der syrischen Version griechisch
gewesen sei. Nöldeke macht auch auf Verstöße gegen den
jüdischen Ritus aufmerksam, die nur dem späteren christlichen
Übersetzer zuzutrauen sind. Es dürfte also geführlich erscheinen,
diesen Weg, der eben erst versperrt worden ist, nochmals er-
öffnen zu wollen, d. h. den Weg zur Entdeckung jener ursprüng-
lichen Form der Geschichte des jüdischen Krieges.
In der slavischen Übersetzung Spuren einer semitischen
Vorlage zu erkennen, ist ein gewagtes Unternehmen: die Schwer-
fülligkeit des Übersetzers ist so groß, daß man nicht weiß. was
man ihr, was dem Stil der Vorlage zuschreiben soll. Es finden
sich übrigens griechische Worte in ganz oder fast unveränderter
Gestalt, wie katapetasma, ssimeja (σημαία, B. J. II, 9, 2 statt ση-
μαῖαι), o .. koneristanii (ἐν... χονιστηρίῳ, lib. I], 9, 3 statt σταδίων.
skinopigju (τὴν oxnvornylav sc. ἐπιτελεῖν, lib. VI, 5, 3 statt
σχκηνοποιεῖσϑαμ).
Übersetzungen aus dem Syrischen oder Aramäischen ins
Slavische sind bis jetzt nicht bekannt geworden, solche aus
dem Hebräischen wohl (A. J. Ssobolewski: Die Übersetzung*-
literatur usw., p. 399 sq.). Im ersteren Falle müßte man es also
mit einer Superversion zu tun haben.
Aber das ist es ja eben: es scheint mir ein Punkt bei Be-
urteilung der Kottekschen Hypothese nicht bedacht zu sein.
Josephus hat allerdings τῇ πατρίῳ γλώσσῃ geschrieben, wobei
doch wohl eher an Hebräisch zu denken ist, da die Juden als
das »Väterlichee wohl nur das ansahen, was mit ihrer heiligen
Geschichte zusammenhing.
Waren aber alle jene Völkerschaften, denen er sein Buch
6. Die Zeugnisse und die erste, nichtgriech. Ausgabe. 73
widmete, imstande, ein hebrüisches oder gar ein westaramäisches
Buch zu lesen? Kann man das von den Parthern, Babyloniern,
Arabern voraussetzen ὃ
Es war doch wohl das Natürlichste, daß für eine Übersetzung
gesorgt wurde, sei es von Josephus selbst, sei es von einem
andern, auf seine Veranlassung. Das Nächstliegende war es
dann natürlich, daß das Buch in die Weltsprache, das Griechische,
übersetzt wurde. Wenn Josephus das nicht erwähnt, so wohl
nur deshalb, weil diese Sache ihm selbstverständlich erschien.
Diese griechische Übersetzung der ursprünglichen, für die
orientalischen Stammesverwandten bestimmten Arbeit des Josephus
— diese könnte es sein, die unserem slavischen Übersetzer vor-
gelegen hat.
Ob dasselbe auch vom Syrer behauptet werden kann, könnte
erst ein genauer Vergleich des von A. M. Ceriani (Translatio
Syra Pescitto Veteris Testamenti ex codice Ambrosiano etc.
photolithographice edita etc, 2 Bde. in vier Teilen, Mailand
1876—1883) herausgegebenen Textes mit dem Slaven ergeben.
Besonders würde es darauf ankommen, ob in cap. 5, 4 unsere
Nr. 8 vorkommt.
Daß der Syrer manche Verschiedenheit aufweist, insbesondere
Auslassungen, deutet Niese selbst an (vol. VI, praef. p. 1Χ1]}.
Er sagt, daß es häufig nicht leicht zu verstehen ist, was die
griechische Vorlage gelesen hat.
Ganz dasselbe kann aber auch von dem slavischen Text gesagt
werden, soweit ich mich durch ein paar Stichproben habe über-
zeugen können. Mag auch der Übersetzer sich manche Freiheit
erlaubt haben, die griechische Vorlage weicht von allen Hand-
schriften stark ab, deren Lesarten im Apparat der Nieseschen
Ausgabe stehen. Nur hin und wieder finden ihre Besonderheiten
Unterstützung durch einen oder mehrere Codices.
Als Beispiel diene lib. II, cap. 9, 2, 3 (Niese, 88 169—174).
An folgenden Stellen lassen sich Abweichungen vom Nieseschen
Text und Apparat constatieren, die unzweifelhaft auf die Vor-
lage selbst zurückgehen. (Die Rückübersetzung ist möglichst
wörtlich gehalten.)
Niese V, p. 187, lin. 6 hat Slav. εἰσεχόμισεν statt εἰσχομίξει
gelesen (mit Lat). Nach lin. 7 χαλοῦνταε (Slav. καλεῖται, --- es ist
14 A. Berendte, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
immer nur von σημαία, nicht von σημαῖαι die Rede) findet sich
der Zusatz: »xal ἔστησεν αὐτὴν ἐπὶ τῇ πόλειε.
lin. 8sq. liest Slav.: οἷς πεπατημένου τοῦ νόμου αὐτῶν
statt... ὧν τῶν νόμων.
lin. 10 < im Slav.: πρὸς τὴν ἀγανάχτησιν τῶν κατὰ τὴν
πόλεν, statt dessen: (0... λαὸς) ἀχούσας τὸ γενόμενον.
lin. 11 Slav.: συνέρρευσεν + μετὰ σπουδῆς (Lat: subito)
lin. 14: Slav. τὴν ἱχεσίαν mit MVC (περὶ τὴν ἱχεσίαν) gegen
περὶ τὴν olxia» der andern Codices PALRLat Es scheint
mir eben hier ἱχεσίαν aus den Codices der andern (jetzt im Slav.
vorliegenden) Recension eingedrungen zu sein, wo es ohne χερὶ
stand. So entstand die Lesart: περὶ τὴν ἱχεσίαν.
lin. 16: statt τῇ δ᾽ ἑξῆς liest Slav. καὶ ἔπειτα (Lat.: post
autem).
lin. 17: statt σταδίῳ liest Slav. χονιστηρίῳφ (koneristanii).
lin. 18: Slav. ἐχέλευσεν (statt: δίδωσιν .. σημεῖον).
pag. 188, lin. 2: Slav. Πιλᾶτος + ἐπιτιμῶν αὑτοῖς, dann
xataxowo ὑμᾶς und προσδέξεσϑε (statt καταχόψειν und προσ-
δέξαιντο).
lin. 4: Slav. liest ἐχέλευσεν statt ἔνευσεν — mit V.
lin. 5: statt ἀναιρεῖν σφᾶς liest Slav.: εἰς ἀναίρεσεν (mit
MLVRC) und fügt hinzu og ἄμνοι.
Auch aus Buch VI sei eine Stichprobe gegeben, und zwar
aus cap. 5, 3 (Niese ὃ 300sqq., p. 552).
lin. 168q.: Slav. > τὰ μάλιστα, dagegen nach τῆς πόλεως
+ Erı.
lin. 18: Slav. liest statt ἐν ἢ) — ἐπεὶ (mit PMVRC), dann
heißt es: πάντες ἐπιτελοῦσι τὴν σχηνοπηγίαν κατὰ τὸ ἔϑος
(statt: σχηνοποιεῖσϑαι πάντας ἔϑος τῷ ϑεῷ).
p. 553 lin. 1 vor ἐξαπίνης Slav. + ἑστώς; lin. 4: Slav. χατὰ
τὰ τείχη statt xara πάντας τοὺς στενωπούς.
Der Satz lin. 7sq. ὁ δὲ 009’ ὑπὲρ usw. muß in der Vorlage
des Slav. so ungefähr gelautet haben: ὁ δὲ οὔτε τῶν πληγῶν
ἠσθάνετο, ovó" ὑπὲρ αὐτοῦ (ebenso VRC, Euseb. ἑαυτοῦ) ἐ-
φϑέγγετο, οὔτε πρὸς τὸν παίοντα αὐτὸν ἀπεχρίνετο, ἀλλὰ
μόνον ἔχραζεν ἃ καὶ πρότερον.
lin. 9 Slav.: o£ ἄρχοντες + τῶν “]Ιεροσολύμων....
Ein bestimmter Schluß zugunsten der oben aufgestellten
Hypothese läßt sich aus diesen Proben nicht ziehen; immerhin
7. Die Zeugnisse in der griech. Überlieferung. T5
werden sie vielleicht den Eindruck verstärken können, daß wir
es hier mit einem nicht unwesentlich anders gestalteten Text zu
tun haben, als in den sonst bekannten Handschriften des Bellum
Judaicum. Diese stammen nun, wie Niese nachweist (tom. VI,
praef, p. XXIII sq.), alle von einem Archetypus; dann würde es
bloß darauf herauskommen, für Jos. Slav. einen andern Arche-
typus zu erweisen. Diesem müíMe man dann aber auch alle hier
besprochenen »Zusütze« zurechnen. Damit wäre aber das Rätsel,
das unser Jos. Slav. bietet, noch weniger lösbar geworden: man
hätte es mit einer ganz andern Recension des griechischen Textes
zu tun.
7. Wie läßt sich das Verschwinden dieser Zeugnisse
in der griechischen Überlieferung erklären?
Die zweite der oben (S. 28) gestellten Fragen wäre in dem
eben gesetzten Falle noch schwerer zu beantworten, als im Zu-
sammenhang mit jener Hypothese. Diese Frage aber lautete:
wie ist es zu erklären, daß diese ganze Recension, insbesondere
daß diese »Zusätze« so völlig innerhalb der griechischen Über-
lieferung haben verschwinden können? Es ist darauf zu ant-
worten: es ist rätselhafter, daß ein Slave, wenn auch schon am
Ende des 9. Jahrhunderts — vordem gab es keine Möglichkeit,
in eine slavische Sprache etwas zu übersetzen — auf dieses
merkwürdige Schriftstück gestoßen ist, als daß es vergessen
wurde und verschwand. Die bessere Ausgabe eines Buches ver-
drängt immer fast völlig die vorhergehende unvollkommenere.
Unvollkommener aber war jene Ausgabe schon durch ihre histo-
rischen Fehler.
Wie aber erklärt es sich, daß Josephus in der zweiten Aus-
gabe die auf Christum und die Christen bezüglichen Abschnitte
ausgetilgt hat?
Der Gang der geistigen Entwicklung seines Volkes führte
vom Christentum weg: wollte Josephus, der ohnehin Feinde
genug in seinem Volke hatte, sich nicht ganz isoliert sehen, so
mußte er auf die Erwähnung dieser für sein Volk so heiklen
Angelegenheiten verzichten. Denn ungünstig über das zu reden,
was er vorher so sehr günstig beurteilt, das widersprach doch
76 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
wohl seinem Ehrgefühl; es war auch nicht gut möglich, da die
erste Ausgabe doch einige Verbreitung gefunden hatte, wahr-
scheinlich allerdings nur im Orient (man denke an das Citat im
Religionsgespräch am Hofe der Sassaniden, einem jedenfalls
orientalischen Product).
So scheint sich mir am leichtesten zu erklären, daß die
uns vorliegenden griechischen Schriften des Josephus Christum
und die Christen totschweigen (denn auch die Jacobusstelle
Antiqu. XX, 9, 1 wird ja angefochten). Daß das von einem
jüdischen Historiker verlangt wurde, beweist ja auch das
Schweigen des Justus von Tiberias. !
1) Es dürfte nicht unnütz sein, auf die Nachrichten von einem m
der hebrüischen Übersetzung des Josephus ausgetilgten Zeugnis von Christo
hinzuweisen, Nachrichten, die bei J. A. Fabricius (Bibliotheca graeca, ed. III.
curante G. Chr. Harles, vol. V, Hamburg 1796, p. 19 sq., not.) gesammelt
sind. Es sind folgende: Caesar Baronius schreibt, Annales Ecclesiastici,
I (Antwerpen 1597), ad a. 34, c. 226, p. 215, B: »cuius (Josephi) testimo-
nium in pervetusto Judaeorum codice, in quo ejus historiae e Graeco in
Hebraicum translatae antiquitus scriptae sunt, cum hic Romanae (sc. Romae!
requireretur, (o perfidorum impudentiam) abrasum inventum est, adeo ut
nulla ad excusandum scelus posset afferri defensio, cum membrana ipa id
exclamare videretur. Diese Mitteilung des Baronius wurde von Isaac Ca-
saubonus, De rebus sacris et ecclesiasticis Exercitationes XVI, Genevae
1654, p. 677, sehr skeptisch aufgenommen, als wahrscheinlich nicht auf
eigener Anschauung beruhend. Er zweifelt, daß es eine solche Übersetr-
ung des Josephus ins Hebräische zu seiner Zeit noch geben könne, D
gegen glaubt P. D. Huetius die Mitteilung des Baronius bestätigen zu
können; er sagt (Demonstratio evangelica, ed. quinta, Lipsiae 1703, p. 5.
»visitur hodieque codex ille in Vaticana Bibliotheca«. Daß es einen solchen
Codex in der Vaticanischen Bibliothek gebe und daß er ihm gezeigt worden
sei, erzählte auch Theophilus Graf von Windischgrätz im Gespräch mit J. Chr.
Wagenseil, wie dieser an Chr. Arnold schreibt (im Jahre 1660; Epistolae
de Fl. Josephi Testimonio, rec. Chr. Arnoldus in S. Havercamps Ausgabe des
Josephus, Band II add., p. 263, epist. 21). Seit diesen Mitteilungen ist nichts
mehr von einem solchen Codex der Vaticana zu hören gewesen. Daß es
sich um den sog. Josephus Gorionides gehandelt habe, ist wohl nicht anzu-
nehmen: wie sollte dieser späte jüdische Schriftsteller ein den Juden un
bequemes Zeugnis von Christo abgelegt haben? — Nach Baronius müßte &
ein Codex der Antiquitäten gewesen sein (»historiae«), auch die anderen
Schriftsteller scheinen das vorauszusetzen.
Ganz unabhüngig von diesen Nachrichten, aber auch viel bestimmter
und zuverlässiger klingen die Mitteilungen des W. Cave (Historia Lite
7. Die Zeugnisse in der grieth. Überlieferung. 77
Fragt man aber, warum die Christen sich nicht um jenes
Erstlingswerk des Josephus bemüht haben, so ist schon mehr-
fach darauf hingewiesen worden, daß ihnen diese kühle Aner-
kennung, diese Skepsis nicht genügen konnten. Die von den
Schriften des Neuen Testamentes abweichenden Traditionen mußten
dabei nur Ärgernis erregen. Erst die slavischen Chronisten
scheinen dagegen gleichgiltig gewesen zu sein. Ob sie darin
griechische Vorgänger gehabt haben, ist noch unbekannt. Ebenso
ist meines Wissens nicht untersucht worden, ob nicht die Über-
setzungen des Josephus in die orientalischen Sprachen (abgesehen
von der syrischen) einen ähnlichen Text enthalten. Vor allem
könnte das bei einer etwaigen Übersetzung ins Armenische der
Fall sein, da Josephus in einem armenischen Kanonsverzeichnis (des
Mekhitar von Airivank, eigentlich des Johannes Sarkavag, gest.
im Anfang des 12. Jahrhunderts) unter die kanonischen Bücher
geraten ist. Auch bei den christlichen Arabern hat er eine ge-
wisse mysteriöse Bedeutung erhalten. Das Evangelium infantiae
Salvatoris Arabicum (C. v. Tischendorf, Evangelia Apocrypha?,
raria, Basel 1741, Vol.I, p. 33). Er führt eine Äußerung des Gyrald Cam-
brensis in seinem ungedruckten Buch »De institutione principis« an, der-
zufolge Robert (Canutus, c. 1170 blühend), Prior von S. Fridisvida bei Ox-
ford, der hebräischen Sprache kundig, in zwei hebräisch geschriebenen
Exemplaren des Josephus ein Zeugnis von Christo gefunden habe, das in
anderen neuerdings ausgetilgt sei (nuper erasum). Das sei auch den
Juden, die sich in Oxford aufhielten, gezeigt worden. Cave denkt dabei
auch nur an die Antiquitäten, aber in diesen ist ja das Zeugnis nie ge-
tilgt worden. Mit den »andern« können doch auch griechische Handschrif-
ten gemeint sein. Auch was Cave weiterhin sagt, wird dann besser auf
das Bellum Judaicum zu beziehen sein, daß nämlich Galäus ihm mitgeteilt
habe, er bewahre bei sich recht lange griechische handschriftliche Frag-
mente, die man in den gewöhnlichen Handschriften des Josephus vergeb-
lich suchen kann. Mehrere bringe Isaac Vossius vor und von ihm ent-
lehne sie Cl. Ittig in den Prolegomena zu seiner Josephus-Ausgabe (Leipzig
1001), »quibus et alia non pauca addi possunt«. — Von Is. Vossius sagt
auch Fabricius (l. c., p. 20, not. dd), er habe in seinem Buch von den LXX.
Ubersetzern hier und da etwas vorgebracht aus Syncellus und aus Jose-
phus-Handschriften, was in den Ausgaben fehle. Ob diese Mitteilungen
mit denjenigen, die Cave erwühnt, identisch sind? Es muß sich noch um
andere Handschriften handeln als den Codex Vossianus (s. o. S. 18), da
dieser, nach Nieses Angaben zu urteilen, nichts Wesentliches in dieser
Richtung enthält.
78 A. Berendts, Slavische Zeugnisse vom Christentum.
p. 181) führt eine Mitteilung über ein Selbstzeugnis des Jesus-
kindes in der Wiege auf ein Buch des Joseph Pontifex zurück,
der zur Zeit Christi lebte. »Es sagen aber einige, er sei der
Caiaphase«.!
Dieses ist das Material, das ich fürs erste vorzulegen habe.
Erst wenn die hier ausgesprochene und begründete Vermutung.
daß Josephus der Autor dieser acht Abschnitte sein kann, wie der
ganzen Textesform des Bellum Judaicum (abgesehen von einer
möglichen Bearbeitung durch den Übersetzer)?, Zustimmung
1) Vgl. Th. Zahn, Forschungen, Band V, 8.150 u. 155. Es steht eigent-
lich bei Mechithar zu lesen: Joseph oder Caliapha der Pontifex. Die Ver-
wechselung des Historikers mit dem Hohenpriester Joseph Kaiphas (008.
antiqu. XVIII, 2, 2) sei nach Assemani, Bibliotheca orientalis II, p. 165
bei den Jacobiten Syriens fast allgemein. Über die hier herrschenden Irr-
tümer in betreff des Josephus vgl. J. C. Thilo, Codex apocryphus Non
Testamenti, Lips. 1832, p. XXIX, not. 21. Daß die Syrer geradezu meinten,
Josephus sei Christ geworden, ist bezeichnend. Über die armenische Jose-
phus-Übersetzung vermag ich, dank der Vermittlung Prof. v. Dobschütz'.
einige Angaben des bekannten Armenologen Mr. Fr. Cony beare mitzuteilen.
Eine solche Übersetzung gibt es in der Tat, sie ist sogar gedruckt
(Constantinopel 1787). Nach Titel und Schlußvermerk soll es eine Über
setzung aus dem Lateinischen sein, gefertigt von Stephanus Lehatz (d. h. au:
Lemberg). Vor 18 Jahren kaufte Conybeare ein Exemplar davon in Tiflis
und zeigte in armenischen Zeitschriften, daß es der Hauptsache nach eine
alte Übersetzung aus dem 5. Jahrhundert sei. Ein Manuscript davon
kennt Conybeare nicht, aber ein solches befand sich unter den 1830 auf
dem Weg von Madras nach Venedig am Cap der guten Hoffnung unter-
gegangenen 600 Handschriften. Die Citate aus Josephus bei Moses von
Khoren sind wörtlich dieser Übersetzung entnommen, nur daß Stepbanus
hier und da etwas nach Rufinus veränderte, worüber Conybeare bald eine
Note publicieren will. Die Übersetzung ist fast durchweg gutes klassisches
Armenisch, wörtlich, doch nicht sklavisch. — Vor 5 Jahren fand Cony-
beare ein Manuscript des Josephus (13. Jahrh.) zu Venedig, hatte aber
nicht Zeit, es zu studieren. Über Abweichungen in der Art des slavischen
Josephus hat Mr. Conybeare nichts mitgeteilt, daher es wohl auch keine
in der armenischen Übersetzung geben wird.
2) Noch gar nicht näher untersucht ist die in der Einleitung zur
Josephus-Ausgabe von J. Hudson (2 voll., Oxon. 1720 fol) sich findende
Mitteilung des Anton Hallius, Jacob Usher habe von Ludwig Capellus
eine handschriftliche Epitome der Bücher vom jüdischen Krieg erhalten
und sie bei der Abfassung seiner Annalen benutzt (nach einem Brief
Ushers an Arnold Boot). Doch zeigen Ushers Annalen, soviel ich habe fest-
7. Die Zeugnisse in der griech. Überlieferung. 79
finden sollte, kann an die Beantwortung der andern Frage ge-
gangen werden, welchen historischen Wert die hier sich dar-
bietenden Nachrichten über für uns Christen so hochwichtige
Gegenstände haben.
stellen können, keine Spur einer Bekanntschaft mit den hier behandelten
Abschnitten des Jos. Slav.
Ebenfalls nicht näher untersucht scheint die Paraphrase der Anti-
quitäten und des Bellum Judaicum zu sein, die sich im Doppelcodex Bar-
berin. II, 49-50 findet und einen Priester Manuel Chartophylax (wahr-
scheinlich im 16. Jahrhundert lebend) zum Verfasser hat (vgl. Krum-
bacher, Geschichte der byzantinischen Literatur?, S. 909).
Inhalt.
Seite
1. Bisherige Behandlung der slavischen ' Übersetzung ον. |
2. Die Handschriften . . . . T 3
3. Die Zeugnisse . . . MEE b
4. Das Alter der Überlieferung ee s n s. sr nf s. n s. s. s. s. 15
a) auf slavischem Gebiete . . 0. .5.5055 15
b) auf griechisch-lateinischem Gebiete . 0... s... 18
D. Kann Josephus der Verfasser sein? . . 28
ὁ. Können diese Zeugnisse der ersten, nichtgriechischen Ausgabe des
Bellum Judaicum angehören? . . . 70
. Wie läßt sich das Verschwinden dieser Zeugnisse i in | der griechischen
Überlieferung erklären? . . . 2. 2 2 2 2 2 nm nn. 975
al
Verlag der J. C. HINRICHS’schen Buchhandlung i in Leipzig.
—— ann —— mn me € einen —— À DEE 5 Amen an 5 -- .«“..........ϑ . EEE ---“-.. Ge an τ m rn
DIE GRIECHISCHEN
CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLER
DER ERSTEN DREI JAHRHUNDERTE
Hrsg. v. d. Kircheuvätur-Commission der Kgl. Prenss. Akadumie der Wissenschaften
(Fortsetzung von der 2, Umschlagseits.)
Ständig wächst die Erkenntnis der grundlegenden Bedeutung
der Epoche, in welcher die Väter der Kirche gewirkt und geschrieben
haben. Wer eine Antwort auf die Frage sucht, wie die Fundamente
unserer Kultur in der Verbindung von Christentum und Antike gelegt
worden sind, wer die Entstehung der katholischen Reichskirche er-
mitteln will, wer die Ursprünge der Verfassungsformen. die das
mittelalterliche Europa beherrscht baben, studiert, sieht sich auf die
patristische Literatur gewiesen, und diese Literatur ist auch der
Mutterschoß der Literaturen aller romanischen und germanischen
Völker gewesen,
Die neue Ausgabe der griechischen christlichen Schriftsteller
— zunächst der ersten drei Jahrhunderte --- wird demnach den ver-
schiedensten Forschungen dienen können.
Nicht. nur die Werke der Väter im kirchlichen Sinne des Wortes,
sondern alle in griechischer Sprache geschriebenen Urkunden des
ältesten Christentums (einschließlich der gnostischen, der zuverlässigen
\artyreraeten usw.) sollen in kritischen, nach einen einheitlichen
Plane gearbeiteten Auseaben vorwelert werden. Wo die Orivinale
nicht mehr vorhanden sind, treten die alten Übersetzungen ein. Die
Ausgaben erhalten. außer einem vollständigen Apparat historisch
orientierende Einleitungen und Register. und sie sollen sowohl in
philologischer als in historisch -theologischer. Hinsicht. den. Anfor-
derungen entsprechen. die. heute init. Recht an solche Veröffent-
liehungen vestellt werden.
dv Tnuch from ich:
Acta Archelas bearbeitet von €. H. BErsos, Chico.
Eusebius Kirehenzeschiehte Βα ἢν von Ep. Senw etz, Gottinzen. 2. Hälfte
mit ΤῊ α Ἴ πα Lateinischen UÜberserze db arb, v, Untopon MomMshN {ἘΠῚ
PA it rj, ? . Pe ! εἰ hi. . SPP C LUPA Au" ru
Clemens Alexandrinns "tromata bearb, von (), ΤΎΠΩΝ, München.
Julius Africanus bearbeitet von Hiises a GELZER, dena.
per Un lange dieser monumentalen Aus: abe 1 sieh im Vorans aur an-
näberned berechnen. Ins Auge getaßt sind etwa oe einzeln kaufliche Dände,
Jährlich noch nicht 20 Mark ^w Be Any leffung som ganzin Rete
hier dee. ou db “ἥν ἐς ein Με σις der e niss auch Jeder kleinen
Bibliothek ἦι δηλ inta seh um bt Hm NULL do tige ses δ κα ἐδ ulh
Nap ant Zu tal,
liipziz Januar qos 3. €. Hinriße’feße QBucüBantfung.
TEXTE UND UNTERSUCHL NGEA
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
ARCHIV FÜR DIE VON DER KIRCHENVATER-COMMISSION
DER KGL. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UNTERNOXWMEN:
AUSGABE DER ÄLTEREN CHRISTLICHEN SCHRIFTSTELLEM
HERAUSGEGEBEN VON
OSCAR vom GEBHARDT vx» ADOLF HARNACK
NEUE FOLGE — VIERZEHNTER BAND HEFT ı
DER GANZEN REIHE XXIX, 4
LEIPZIG
1, C HINRICHSN'scueE BUCHHANDLUNG
19066.
3 2044 029 847 407
.-. 9.
BAUER, Adolf BR
Die Chronik des ἐμ
Hippolytos im Matritensis .Th
graceus 121. Bd.29