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Full text of "Die Denkmaler und Inschriften an der Mündung des Nahr El-Kelb"

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WISSENSCHAFTLICHE 
VERÖFFENTLICHUNGEN  DES 

DEUTSCH -TÜRKISCHEN 
DENKMALSCHUTZ-KOMMANDOS 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


THEODOR  WIEGAND 


HEFT  6 


DIE  DENKMÄLER  UND  INSCHRIFTEN 
AN  DER  MÜNDUNG  DES  NÄHR  EL-KELB 


VON 


F.  H.  WEISSBACH 


BERLIN  UND  LEIPZIG 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  &  CO. 

VORMALS  G.  J.  GÖSCHEN'SCHE  VERLAGSHANDLUNG  -  J.  GUT1ENTAG,  VERLAGSBUCHHANDLUNG  —  GEORG  REIMER  — 

KARL  J.  TRÜBNER  —  VEIT  &  COMP. 

1922 


DIE  DENKMÄLER 

UND  INSCHRIFTEN  AN  DER 

MÜNDUNG  DES  NÄHR 

EL-KELB 


VON 


Fl  H.  WEISSBACH 


MIT  16  ABBILDUNGEN  IM  TEXT  UND  14  TAFELN 


BERLIN  UND  LEIPZIG 
VEREINIGUNG  WISSENSCHAFTLICHER  VERLEGER  WALTER  DE  GRUYTER  &  CO. 

VORMALS  G.  J.  GÖSCHEN'SCHE  VERLA(.SHANDLUNG  —  J.  GUTTENTAG,  VERLAGSBUCHHANDLUNG-—  GEORG  REIMER  — 

KARL  J.  TRÜBNER  —  VEIT  &  COMP. 

1922 


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Druck  der  Vereinigung  wissenschaftlicher  Verleger  Walter  de  Gruyter  &  Co.,    Berlin  W.  10. 


Ueriüany 


INHALT. 


Seite 

I.  Der  Nähr  el-Kelb i 

II.  Geschichte  des  Mündungsgebietes  des  Nähr  el-Kelb   4 

III.  Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb 8 

IV.  Die  ägyptischen  Denkmäler 17 

V.  Die  assyrischen  Denkmäler 22 

VI.  Die  babylonischen  Inschriften  Nebukadnezars   31 

VII.  Die  griechischen  Inschriften 38 

VIII.  Die  lateinischen  Inschriften 41 

IX.  Die  arabischen  Inschriften 43 

X .  Die  übrigen  Inschriften  und  Altertümer 48 

Bibliographie 52 

Nachwort 55 

Verzeichnis  der  Textabbildungen  und  Tafeln 56 

Tafeln   1  — 14. 


Nähr  el-Kelb. 


Kapitel  I. 

DER  NÄHR  EL-KELB. 

Der  ')  Nähr  el-Kelb  ist  einer  jener  zahlreichen  Bergströme,  die  an  den  westlichen  Abhängen  des 
Libanon  entspringen  und  sich  nach  kurzem  abschüssigen  Laufe  in  das  Mittelmeer  ergießen.  Die  Mündung 
des  Nähr  el-Kelb  erfolgt  etwa  12  km  nördlich  von  Berüt.  Da  der  Fluß  aus  mehreren  ungefähr  gleich  starken 
Quellflüssen  entsteht,  kann  man  im  Zweifel  sein,  welchen  man  als  eigentlichen  Oberlauf  des  Nähr  el-Kelb 
ansehen  soll.  Weil  aber  der  unbestrittene  Unterlauf  die  Grenze  zwischen  den  beiden  Libanonbezirken 
Kesruän  (im  Norden)  und  el-Metn  (im  Süden)  bildet,  empfiehlt  es  sich,  wie  es  auf  der  Huberschen  Karte 
geschehen  ist,  denjenigen  Quellfluß  als  Oberlauf  des  Nähr  el-Kelb  zu  betrachten,  in  dessen  Tal  sich  die 
Grenze  fortsetzt.  Es  ist  dies  zugleich  einer  der  mittleren  Quellflüsse;  er  entspringt  an  den  Abhängen  des 
Libanon,  die  sich  zwischen  den  Gipfeln  des  Sannin  und  des  Mnetira  hinziehen.  Auf  der  Thomsonschen 
Karte2)  ist  er  fälschlich  als  W(ady)  Biskinta  bezeichnet.  Das  große  Dorf  Biskinta  liegt  weiter  nach  Süden 
zu  und  unmittelbar  westlich  von  dem  gewaltigen  Bergmassiv  des  Sannin.  Die  hier,  oberhalb  von  Biskinta 
entspringenden  Quellen  vereinigen  sich  alsbald;  das  Tal  des  vereinigten  Flusses  zieht  sich  nach  Westen 
empfängt  bei  einer  südlichen  Ausbiegung  von  links  den  Bach  von  Suer,  dessen  Quellen  an  der  Wasser- 
scheide zwischen  Nähr  el-Kelb  und  Nähr  Berüt  liegen,  und  mündet  westlich  von  dem  Dorfe  Kä'afrim  in 
das  Hauptta!  ein.  Auf  das  Tal  dieses  südlichen  Nebenflusses  des  Nähr  el-Kelb  würde  der  Name  Wädl 
Biskinta  passen;  aber  auch  der  Name  Wädl  es-Sannin,  den  die  Baedekersche  Karte  (Nördlicher  Libanon, 
zu  S.  304)  bietet,  ist  zutreffend.  Der  bedeutendste  Nebenfluß,  den  der  Nähr  el-Kelb  von  rechts  aufnimmt, 
heißt  Nähr  es-Salib  (»Kreuzfluß«).  Dieser  entsteht  aus  der  Vereinigung  zweier  starker  Bäche,  deren 
Quellen  Neba"  el-Leben  (»Milch quelle«,  die  südliche  der  beiden)  und  Neba*  el-'Asel  (»Honigquelle«)  ge- 
wöhnlich als  die  eigentlichen  Quellen  des  Nähr  el-Kelb  betrachtet  werden.  Sie  liegen  jedoch  nördlich  von 
dem  Grenzfluß  und  schon  innerhalb  von  Kesruän.  Bald  nach  ihrer  Vereinigung,  westsüdwestlich  von  dem 
Dorfe  Hrägel,  mündet  auch  der  nördlichste  Zufluß  des  ganzen  Systems,  der  Bach,  der  das  lange  und  ebene 
Wädl  Sebrüh  durchströmt.  Dessen  Quellen  (Neba'  el-Hadid  und  'Ain  el-Hadid,  beides  »Eisenquelle«) 
befinden  sich  an  der  Wasserscheide  zwischen  dem  System  des  Nähr  el-Kelb  und  dem  Nähr  Ibrahim,  süd- 
lich und  südwestlich  von  dem  Dorfe  Ramlie.  Der  Nähr  es-Salib  mündet  östlich  von  dem  Dorfe  Klai'ät, 
etwas  oberhalb  der  Mündung  des  Wädl  es-Sannin,  in  den  Nähr  el-Kelb.  Die  Länge  des  Tales  des  Nähr  el-Kelb 
von  der  Quelle  bis  zur  Mündung  mag  auf  rund  40  km  geschätzt  werden. 

')  Das  arabische  Substantiv  nähr  »Fluß«  ist  Femininum,  weshalb  man  eigentlich  die  Nähr  el-Kelb,   die  Nähr  es-Salib  usw.  sagen 
müßte.     Ich  bleibe  bei  der  eingebürgerten  Gewohnheit. 

2)    Thomson,  The  Land  and  the  Book  Vol.  3. 
Nähr  el-Kelb.  . 


2  Kapitel  I.     Der  Nähr  el-Kclb. 

Die  Täler  des  ganzen  Flußgebietes  sind  tief  in  das  Gebirge  eingeschnitten  und  so  schmal,  daß  an 
manchen  Stellen  kein  Weg  an  den  Ufern  bleibt.  Die  Dörfer  liegen  sämtlich  auf  den  Bergrücken,  die  sich 
zwischen  den  Tälern  erheben.  Nur  hie  und  da  läßt  der  Fluß  Platz  für  eine  Mühle  oder  ein  anderes  ein- 
sames Haus  mit  kleinem  Garten  oder  Feld.  Das  Wasser  ist  frisch  und  von  hervorragender  Reinheit.  Be- 
sonders gerühmt  wird  dies  an  den  Quellen  des  Nähr  es-§alib.  Aber  noch  in  der  Nähe  der  .Mündung,  nur 
wenige  Kilometer  oberhalb  von  ihr1),  versorgt  der  Nähr  el-Kelb  seit  1875  die  Stadt  Berüt  mit  vortreff- 
lichem Trinkwasser.  Von  der  Quelle  Neba'  el-Leben  ist  ein  mehrere  Kilometer  langer  Bewässerungsgraben 
abgeleitet,   und   im  letzten  Abschnitt  bis  zum  Meere  begleitet  ein  alter  Aquädukt  auf  hohen  schlanken 


Abb.    1.     Mündung  und   Vorgebirge   des  Nähr  el-Kelb. 


Bogen  2)  an  der  nördlichen  Felswand  den  Fluß  bis  nahe  zur  Mündung.  Die  Täler  des  Nähr  el-Kelb  und 
seiner  Nebenflüsse  sind  reich  an  Naturschönheiten.  Wild  stürzen  sich  die  Quellbäche  des  Nähr  es-Salib 
über  Wasserfälle  von  verschiedener  Höhe  hinab.  Unter  den  zahlreichen  grotesken  Felsbildungen  ist  be- 
sonders berühmt  die  Naturbrücke  3),  die  eine  Viertelstunde  unterhalb  der  Quelle  Neba'  el-Leben  die  Schlucht 
des  Baches  übcrspanrt.  Schwieriger  zugänglich  sind  die  drei  Grotten  4),  die,  ungefähr  7  km  vom  Meere 
entfernt,  tief  in  die  Kalkfelsen  am  Nordufer  des  Nähr  el-Kelb  eindringen  und  dem  Besucher  eine  eigenartige 


■)  Das  Wehr  an  der  Stelle,  wo  das  Trinkwasser  abgeleitet  wird,  ist  abgebildet  bei  Thomson  a.  a.  O.  Vol.  3,  neben  p.  106. 
')  Auf  Taf.   3  und  4  (hier  besonders  deutlich)  zu  erkennen.  ] 

3)  Diese  Naturbrücke,  arabisch  Gisr  el-Aagar  (»Steinbrücke«)  genannt,  hat  eine  Bogenspannung  von  38  m,  ist  über  30  m  breit, 
in  der  Mitte  9  m  dick  und  im  Lichten  24  m  hoch.  Abbildungen  bei  Thomson  a.  a.  O.  Vol.  3  p.  228.  Ebers  &  Guthe  Bd.  2  SS.  21 
und  23.  Eine  ähnliche  Naturbrücke  überspannt  die  Schlucht  des  weiter  nördlich  entspringenden  und  ebenfalls  in  das  Mittelmeer  mün- 
denden Nähr    Ibrahim,  des  alten  Adonis-Flusses. 

4)  Eine  ausführliche   Beschreibung  mit  Grundriß   und  Abbildungen  bei  Thomson  a.a.O.  Vol.  3  pp.  98  ff. 


Kapitel  I.     Der  Nähr  el-Kelb.  3 

Welt  mit  unterirdischen  Seen  und  zahllosen  seltsamen  Tropfsteingebilden  erschließen.  Der  üppige  Pflanzen- 
wuchs, der  in  angenehmer  Abwechslung  die  Täler  des  Nahr-el-Kclb- Systems  und  die  Berglehnen  mit  Grün 
bekleidet,  erhöht  die  Schönheiten  der  Gegend. 

Die  Felswände,  die  das  Tal  des  unteren  Nähr  el-Kelb  einengen,  flachen  sich  am  Nordufer  nach  dem 
Meere  zu  ab.  Am  Südufer  treten  sie  dicht  an  das  Meer  heran,  so  daß  sie  ein  "Vorgebirge  bilden,  das  die 
schmale  Küstenebene  Phönikiens  auf  i  bis  2  km  Länge  hin  unterbricht.  Der  Rücken  dieses  Vorgebirges 
ist  seit  alter  Zeit  von  einem  etwa  6  Fuß  breiten  holprigen  Wege  durchschnitten,  der  von  der  Ebene  nord- 
wärts in  steilem  Anstieg  emporführt,   sich  dann  nach  dem  Flusse  hin  senkt  und  nach  Osten  umbiegend 


-  v.,.: 


Abb.   2.     Die  drei  Brücken  vor  der  Mündung  des  Nähr  el-Kelb. 


schließlich  den  Boden  des  schmalen  Tales  erreicht.  An  einer  Stelle,  die  vom  Meere  nur  einige  Hundert 
Schritte  entfernt  ist,  wölbt  sich  eine  steinerne  Brücke  mit  drei  Bogen  über  den  Fluß.  Hat  man  diese  über- 
schritten, so  führt  der  Weg  an  der  Nordseite  wieder  ein  Stück  flußabwärts,  biegt  aber  noch  vor  der  Mün- 
dung nach  Norden  um  und  überwindet  die  niedrige  Anhöhe,  die  das  Tal  des  Nähr  el-Kelb  von  der  Küsten- 
ebene von  Günijeh  trennt  (vgl.  Taf.  i).  Seit  Mitte  der  achtziger  Jahre  hat  sich  dieses  Bild  etwas  geändert. 
Eine  bequeme  Landstraße  verbindet  jetzt  die  Städte  Berüt  und  Gobel.  Sie  führt  (s.  Taf.  2)  westlich  von 
dem  alten  Paßweg  und  in  größerer  Nähe  des  Meeres  zum  Nähr  el-Kelb  hin,  den  sie  auf  einer  steinernen 
Brücke  von  fünf  Bogen  übersetzt  (s.  Taf.  3).  Hierzu  ist  dann  1898  die  Eisenbahn  Berüt  — Ma'ämilten 
gekommen,  die  am  Vorgebirge  neben  der  Landstraße  herläuft,  sie  auch  zweimal  kreuzt  und  den  Fluß  auf 
einer  dritten  Brücke,  dicht  an  seiner  Mündung,  überquert   (s.  Abb.  2). 


i  Kapitel   II.     Geschichte  des   Mündungsgebietes  des  Nähr  el-Kelb. 

Das  Mündungsgebiet  des  Nähr  el-Kelb  erregt  in  hohem  Maße  die  Teilnahme  des  Geschichts-  und 
Altertumsforschers.  Denn  auf  diesem  verhältnismäßig  kleinen  Räume  hat  sich  ein  gutes  Stück  Welt- 
geschichte abgespielt,  und  die  Zeugnisse  dafür  sind  zum  Teil  noch  an  Ort  und  Stelle  erhalten.  Die  Denk- 
mäler des  Nähr  el-Kelb  blicken  auf  eine  bis  3200  Jahre  alte  Vergangenheit  zurück.  Ihrer  Betrachtung 
sollen  die  folgenden  Blätter  gewidmet  sein. 


Kapitel   II. 

GESCHICHTE  DES  MÜNDUNGSGEBIETES  DES  NÄHR  EL-KELB. 

Der  Nähr  el-Kelb  hieß  bei  den  Griechen  und  Römern  Atko«;,  Lycos  J).  Das  ergibt  sich  unmittelbar 
aus  der  einen  römischen  Inschrift  (Taf.  13),  die  im  Kapitel  VIII  eingehender  zu  besprechen  sein  wird.  Der 
Name  Lykos  eignete  verschiedenen  Flüssen.  Am  bekanntesten  wohl  ist  der  assyrische  Fluß  dieses  Namens, 
der  wahrscheinlich  die  griechische  Übersetzung  des  einheimischen  Namens  Zäbu  »Wolf«  sein  soll.  Mög- 
lich, daß  auch  der  phönikische  Lykos  einen  einheimischen  Namen  führte,  der  in  der  phönikischen  Sprache 
»Wolf«  bedeutete;  überliefert  ist  davon  nichts.  Die  erste  Erwähnung  des  phönikischen  Lykos  findet  sich 
bei  Polybios  V  68,  9  und  zwar  in  der  nicht  recht  klaren  Schilderung  der  Kämpfe  zwischen  Antiochos  III. 
und  den  Streitkräften  des  Ptolemäos  IV.  Philopator  im  Jahre  218  v.  Chr.  Nachdem  Polybios  berichtet 
hat,  daß  Antiochos  die  Einwohner  von  Arados  miteinander  ausgesöhnt  hatte,  fährt  er  fort  (V  68,  8  ff.): 
»Darnach  fiel  er  in  der  Nähe  des  sogenannten  Oeoö  Trp6o"umov  [Vorgebirge  nördlich  von  Bo  rys-Batrün]  ein 
und  gelangte  nach  BnpuTÖc;  [Bcrüt],  nachdem  er  Botrys  beim  Vorüberziehen  eingenommen,  Triere  und 
Kalamos  in  Brand  gesteckt  hatte.  Von  hier  schickte  er  Nikarchos  und  Theodotos  vor  mit  dem  Befehl, 
die  Engpässe  um  den  sogenannten  Lykos-Fluß  vorher  zu  besetzen.  Er  selbst  aber  nahm  die  [Haupt-] 
Macht,  rückte  vor,  während  der  Admiral  Diognetos  nebenhersegelte,  und  lagerte  um  den  Damuras-Fluß.« 
Hier  zog  Antiochos  die  von  Nikarchos  und  Theodotos  geführten  Heeresabteilungen  wieder  an  sich  und 
rückte  weiter,  um  die  vor  ihm  liegenden  Engpässe,  die  der  ägyptische  Feldherr  Nikolaos  besetzt  hielt,  zu 
erforschen.  Soweit  Polybios.  Die  Unklarheit  seiner  Erzählung  liegt  vor  allem  darin,  daß  er  die  Ankunft 
des  Antiochos  in  Berytos  zu  früh  berichtet.  Da  der  Lykos  und  seine  Engpässe  zwischen  Kalamos  und 
Berytos  zu  überschreiten  waren,  hätte  notwendigerweise  gesagt  werden  müssen,  daß  die  vorausgesandten 
Heerführer  die  Engpässe  unbesetzt  gefunden  hatten,  so  daß  sie  sogleich  weiterziehen  konnten,  und  der 
König  mit  der  Hauptmacht  auf  dem  Marsche  nach  Berytos  kein  Hindernis  fand.  Aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  hat  Antiochos  mit  seinen  Truppen  in  Berytos  Rast  gemacht,  ehe  sie  nach  dem  5V2  Stunden  weiter 
südlich  fließenden  Damuras  aufbrachen.  Hier  holten  sie  die  vorausgesandten  Hecresabteilungen  ein, 
denen  die  Nähe  des  Feindes  Halt  geboten  hatte.  Die  Schilderung,  die  Polybios  im  folgenden  Kapitel  von 
dem  Felsrücken,  dem  jetzigen  Ras  Damür,  mit  dem  schmalen  Durchgang  unmittelbar  am  Meere,  entwirft, 
paßt  fast  ebenso  gut   auf  das  Vorgebirge  südlich   des  Nähr  el-Kelb,  ein  Umstand,   der  möglicherweise  zu 


')  Daß  der  Lykos  auch  den  Namen  Ares  geführt  habe,  ist  eine  durch  nichts  begründete  Behauptung  von  Movers  (Die  Phönicier 
Bd.  1  S.  665.  Bonn  1841),  die  auch  noch  in  der  Neubearbeitung  von  Paulys  Real-Encyclopädie  Bd.  II  S.  642  Aufnahme  gefunden 
hat.  Von  den  beiden  Stellen,  auf  die  sich  Movers  stützte,  beweist  Nonnos  XLI  13  gar  nichts.  Die  andere,  Lydus  de  mens.  IV  44 
(=  119  Wünsch),  besagt  ausdrücklich,  daß  der  Ares  in  den  Adonis  mündet  und  deshalb  nicht  seinen  Namen  bis  zum  Meere  behält. 
Es  handelt  sich  also  um  einen  Nebenfluß  des  Nähr  Ibrahim,  wahrscheinlich  jenen,  der  unterhalb  des  Dorfes  Bkäkeddin,  2  bis  3  km 
von  der  Meeresküste,  in  den  Nähr  Ibrahim  mündet. 


Kapitel   II.     Geschichte  des  Mündungsgebietes  des  Nähr  el-Kelb.  j 

der  Entstehung  der  Unklarheiten  in  dem  Berichte  des  griechischen  Geschichtschreibers  beigetragen  hat. 
Kämpfe  wie  die,  die  Antiochos  damals  hier  den  Sieg  über  das  ägyptische  Heer  brachten,  haben  sich  unter 
ähnlichen  Umständen  und  mit  ähnlichem  Erfolge  2058  Jahre  später  am  Nähr  el-Kelb  abgespielt  (s.  u.  S.  6). 
Strabon  erwähnt  den  phönikischen  Lykos-Fluß  zweimal:  XVI  2,  16  behauptet  er,  daß  der  Lykos  und  der 
Jordan  mit  Lastschiffen  befahren  wurden,  besonders  von  den  Aradiern.  Auf  dem  Nähr  el-Kelb  kann  aber 
eine  nennenswerte  Schiffahrt  niemals  betrieben  worden  sein  r),  auch  nicht  von  Aradiern.  Wahrschein- 
lich beruht  diese  Angabe  Strabons  auf  Irrtum.  §  19  nennt  er  den  Lykos  bei  einer  Aufzählung  zwischen 
TTa\aißuß\oq  und  BnpuTÖ«;,  und  in  ähnlichen  Aufzählungen  findet  sich  Lycos  bei  Mela  I  69  und  Plinius  nat. 
hist.  V  78.  Gedenken  wir  noch  des  witzigen  Vergleiches,  den  die  Hetäre  Gnathaina  zwischen  ihren  beiden 
Liebhabern  und  den  Flüssen  Lykos  und  Eleutheros  anstellt  (Aristodemos  bei  Athen.  XIII  582  a),  und 
die  Reihe  der  Erwähnungen  des  phönikischen  Lykos- Flusses  bei  Griechen  und  Römern  ist  geschlossen. 

Nach  einer  Lücke  von  reichlich  einem  Jahrtausend  erfahren  wir  Wieder  etwas  über  die  Gegend  am 
alten  Lykos-Flusse.  Am  Himmelfahrtstage  (19.  Mai)  1099  zogen  die  Kreuzfahrer,  die  unwiderstehliche 
Sehnsucht  nach  der  heiligen  Stadt  aus  Tripolis  weggetrieben  hatte,  ungefährdet  per  montem,  in  quo  est 
via  nimis  angusta  s),  den  sie  von  Feinden  besetzt  geglaubt  und  zu  ihrer  Freude  frei  gefunden  hatten,  und 
gelangten  ohne  Schwierigkeit  nach  Baruth  (Berül),  von  wo  der  Marsch  am  folgenden  Tage  fortgesetzt  wurde. 
Der  Name  des  Berges  und  der  Fluß  werden  hier  überhaupt  nicht  erwähnt,  wohl  aber  geschieht  dies  bei  den 
Kämpfen,  die  der  Graf  Balduin  von  Edessa  im  folgenden  Jahre  (Oktober  1100)  mehrere  Tage  lang  gegen 
die  Einwohner  und  einige  Türken  zu  bestehen  hatte.  Der  Erzbischof  Wilhelm  von  Tyrus  (f  1190)  ent- 
wirft davon  folgende  Schilderung  3):  Et  procedens  inde  [von  Tripolis],  et  Biblum  [Gobel]  pertransiens,  ad 
fluvium  pervenerat  qui  cognominatur  Canis.  Est  autein  in  eodem  loco  transitus  periculosissimus,  inter 
montes  excelsos,  rupiunt  asperitate  et  ascensu  arduo,  nimis  impervius,  et  jretosum  mare,  vix  habens  latitudinis 
cubitos  duos,  longitudinis  autem  stadia  quattuor.  Has  locorum  angustias  et  callem  periculosum  obsederant,  ut 
transitum  impedirent,  regionis  incolae  et  de  Turcis  nonnulli,  qui,  ut  tunc  domini  Balduini  comitis  iter  prae- 
pedirent,  ad  hoc  de  remotis  convenerant  partibus  Sc. 

Wie  der  Fluß  wurde  auch  der  Engpaß  benannt,  was  zuerst  wohl  um  1280  der  Pilger  Burchardus 
de  monte  Sion  (II  14)  bezeugt:  Episcopus  huius  civitatis  [seil.  Beriti),  sicut  et  sidoniensis,  suffraganeus 
est  tyrensis.  Et  terminatur  metropolis  tyrensis  ultra  ad  III  leucas  in  f luvten,  qui  passus  canis*)  dicitur, 
qui  ibidem  magnum  mare  ingreditur.  Terminatur  similiter  palriarchatus  ierosolymitanus,  et  ineipit  patri- 
archatus  antiochenus  et  comitatus  tripolitanus.  Qui  locus  passus  canis  dicitur,  tt  est  locus  immeabilis 
per  terram,  nisi  de  Saracenorum  voluntate.  Pauci  enim  ibi  viri  prohiberent  transitum  de  jacili  toti  mundo.  5) 
Diesen  Worten  ist  zugleich  die  lehrreiche  Tatsache  zu  entnehmen,  daß  der  Fluß  auch  damals  eine  wichtige 


')  Anderer  Meinung  war  freilich  der  Geolog  Russegger  (Bd.  3  S.  153).  der  einige  Löcher  im  Felsen,  50  Fuß  über  dem  Meeres- 
spiegel, als  Stellen  ansah,  wo  die  Schiffe  mit  Seilen  an  Pflöcken  befestigt  worden  wären. 

J)  Gesta  Francorum  hg.  v.  Hagenmeyer  XXXVI  3.  Heidelberg  1890.  Es  ist  ein  Irrtum  Hagenmeyers  (a.  a.  O.  S.  441  n.  13), 
den  sich  auch  Röhricht  (Geschichte  des  ersten  Kreuzzuges  S.  181  Anm.  1.  Innsbruck  1901)  zu  eigen  gemacht  hat,  daß  der  Paß  am 
Nähr  el-Kelb  bei  Raimundus  de  Aguilero  c.  XVIII  unter  dem  Namen  Bucca  torta  zu  verstehen  sei.  Wenn  es  dort  (Recueil  des 
historiens  des  croisades  Hist.  oeeid.  T.  3  p.  291.  Paris  1866)  heißt:  sequenti  die  Berütum  devenimus,  alque  post  haec,  praeoecupatis 
ex  improviso  angusliis  quae  Bucca  torta  nominantur,  in/ra  paueos  dies  et  sine  impedimenio  venimus  Achon,  so  ergibt  sich  mit  aller 
Deutlichkeit,  daß  die  Bucca  torta  zwischen  Berut  und  Akko,  vielleicht  am  Ras  Damür  oder  noch  weiter  südlich,  zu  suchen  ist. 

3)  Willermi  Tyrensis  hist.  X  5  (Recueil  des  historiens  des  croisades  Hist.  oeeid.  T.  I,   1.  Partie  p.  407.  Paris   1844). 

4)  Hieraus  ist  bereits  zu  schließen,  daß  der  Fluß  nach  dem  Passe,  nicht  umgekehrt  der  Paß  nach  dem  Flusse  benannt  worden  ist. 

5)  Obige  Stelle  ist  benutzt  von  Marinus  Sanutus  dictus  Torsellus  (f  bald  nach  1333),  Liber  secretorum  fidelium  crucis 
(Orientalis  historiae  T.  II)  p.  245.  Hanoviae  161 1.  Auf  der  dritten  Karte  dieses  Buches  sind  an  der  syrisch-phönikischen  Küste  nach- 
einander die  Namen   eingetragen:    Gibeletum  [ÜobeTj,  Caimm,  Barutum  [Berüt],  Damorii  [Damür]   &c. 


5  Kapitel  II.     Geschichte  des  Mündungsgebietes  des  Nähr  el-Kelb. 

Grenze  bildete.  Er  schied  das  Erzbistum  Tyrus  und  zugleich  das  Gebiet  des  jerusalemischen  Patriarchen 
von  dem  antiochenischen  Patriarchat  und,  weltlich,  von  der  Grafschaft  Tripolis. 

Der  Name  fluvius  canis,  flumen  canis  ist  Wiedergabe  des  arabischen  Nähr  el-Kelb  »Fluß  des  Hundes«- 
An  die  Stelle  des  canis  lupus  ist  also  der  canis  familiaris  getreten1).  Der  arabische  Geograph  Idrisi  (f  1264/5) 
sagt2):  »Von  Bairüt  nach  der  Festung  al-Mazdäsijjah  (var.  al-Murädisijjah)  sind  es  8  Milien,  von  da  zum 
Nähr  el-Kelb  6  Milien;  und  das  ist  eine  kleine  Festung  am  Meere.  Von  da  sind  es  4  Milien  bis  Günijah, 
einer  Festung  am  Meere.«  Danach  hätte  man  al-Mazdäsijjah  ungefähr  beim  heutigen  Anteljäs  zu  suchen; 
die  Entfernung  Nähr  el-Kelb— Günijah  ist  etwas  knapp  bemessen.  Auffälligerweise  verlegt  der  im  13.  Jahr- 
hundert schreibende  Jäküt  in  seinem  geographischen  Wörterbuche  den  Nähr  el-Kelb  zwischen  Bairüt  und 
Saidä',  also  südlich  von  Bairüt.  Über  den  Grund  der  Benennung  »Hundsfluß«  äußert  sich  der  bay- 
rische Ritter  Martin  von  Baumgarten  auf  Braitenbach  etc.  (p.  127),  der  am  29.  Januar  1508  wegen 
der  damals  zwischen  den  Stadtherren  von  Berüt  und  Tripolis  bestehenden  Feindschaft  zur  -See  von  Berüt 
nach  der  Mündung  des  Nähr  el-Kelb  fuhr,  dann  an  Land  ging,  um  seine  Reise  nach  Tripolis  zu  Lande  fort- 
zusetzen, folgendermaßen :  Per  maris  ergo  finum  plusquäm  tribus  miliaribus  remigantes,  expofiti  fumus  in 
terram  comitatüs  Tripolitani,  circa  locunt,  qui  paffus  canis  Latine,  apud  Saracenos  verb  Narrikelb,  id 
est,  jlum en  canis  dicitur.  Arabum  quippe  lingua  haec  dictio  Narr,  flumen,  dient  &  ignemfignificati),  Kelb 
verb  canem.  Obtinet  autem  locus  nomen  ideb,  quia  ibi  fluvius  quidam  mare  influens  in  ipsis  faueibus  faxum 
habet  ingens,  media  fere  fui  parte  aquis  fuperius;  quod  &  formam  habet  caninam,  &  propter  impetuosi  fluminis 
collifionem,  latratus  qua/i  canis  edit.  In  hoc  loco  erat  quondam  terminus  Patriarchatüs  Jerosolymitani,  &  ini- 
tium  Antiocheni,  hodie  medium  est  inter  Baruthi  &  Tripolitani  dominium:  pertinet  tarnen  ad  Tripolim. 

Im  Jahre  1840  war  das  Mündungsgebiet  des  Nähr  el-Kelb  wieder  der  Schauplatz  heftiger  Kämpfe: 
es  galt,  Syrien,  das  seit  1832  von  den  Truppen  des  ägyptischen  Vizekönigs  Mehemed  'Ali  besetzt  war, 
für  den  Großherrn  am  Goldenen  Hörn  wiederzugewinnen.  Eine  Flotte,  bestehend  aus  englischen,  türkischen 
und  österreichischen  Schiffen,  hatte  sich  Anfang  September  vor  Berüt  versammelt.  Am  10.  September 
wurden  die  ägyptischen  Truppen  in  Berüt  durch  ein  Scheinmaröver  der  Flotte  nach  der  im  Westen  der  Stadt 
vorspringenden  Landzunge  Ras  Berüt  gelockt,  und  dann  an  der  Mündung  des  Nähr  el-Kelb  die  ersten  Ab- 
teilungen des  angreifenden  Heeres  gelandet,  die  sogleich  das  Vorgebirge  und  das  nahe  Kloster  Mär  Jüsuf 
besetzten.  Der  Rest  des  vereinigten  Heeres  konnte  dann  ungestört  weiter  nördlich  in  der  Bucht  von  Günijeh, 
wo  die  Hauptmasse  der  Schiffe  ankerte,  an  das  Land  gebracht  werden.  Der  erste  größere  Erfolg  war  am 
24.  September  die  Gefangennahme  einer  Abteilung  von  500  Albanesen,  die  bei  Kornet  Sehwän  am  Wege 
nach  Dik  el-Mehdi  standen.  Die  Angreifer  mußten  zu  diesem  Zwecke  in  dem  engen  Tal  des  Nähr  el-Kelb, 
der  einzelne  Mann  hinter  dem  andern,  aufwärts  gehen  und  bei  der  Mündung  eines  von  Süden  zufließenden 
Baches  die  Anhöhe,  auf  der  das  Dorf  Zakrit  liegt,  erklimmen.  Die  Albanesen  wandten  sich  nach  'Ain 
el-'Alak  und  eröffneten  unterwegs  auf  weite  Entfernung  das  Feuer,  zogen  sich  dann  aber  weiter  nach  diesem 
Dorfe  zurück,  wo  sie  auf  bereits  vorgestoßene  türkische  Abteilungen  trafen  und  sich  gefangen  gaben.  Das 
Hauptgefecht,  an  dessen  günstigem  Ausgang  ein  deutscher  Offizier,  der  spätere  Generalfeldmarschall 
v.  Moltke,  einen  hervorragenden  Anteil  hatte,  fand  am  10.  Oktober  bei  Bekfajä  statt.     Die  ägyptischen 

')  Über  einen  ähnlichen  Wechsel  der  Namen  bei  einem  Nebenfluß  des  oberen  Tigris  (Nähr  a4-D?b  »Fluß  des  Wolfes« 
und  Nähr  al-Kiläb  »Fluß  der  Hunde«)  vgl.   Streck  Enzyklopädie  des  Islam  Bd.  I    S.  ioio.     Leiden  und  Leipzig    (913. 

J)  Übersetzt  und  herausgegeben  von  J.  Gildemeister:  Zeitschrift  des  Deutschen  Palästina-Vereins  Bd.  8  S.  135;  arabische 
Beilage  S.  17. 

3)  Für  den  Nichtarabisten  sei  bemerkt,  daß  Baumgarten  hier  die  drei  ähnlichen  Wörter  nähr,  nahär  und  när  zusammenwirft. 
Zur  teilweisen  Entlastung  mag  ihm  dienen,  daß  die  ersten  beiden  Substantive  unter  ihren  Pluralbildungen  zwei  Formen  (nu/iur 
und  anhur)  gemeinsam  haben. 


Kapitel  II.     Geschichte  des  Mündungsgebietes  des  Nähr  el-Kelb.  n 

Truppen,  geführt  von  Ibrahim  Päsä,  dem  Sohne  des  Vizekönigs,  mußten  nach  Zahleh  am  Ostabhang  des 
Libanon,  später,  am  21.  November,  nach  Damaskus  zurückgehen.  Der  Krieg  :j  endete  mit  dem  Rückzug 
Ibrahim  Päsä's  aus  Syrien  und  Palästina. 

20  Jahre  später  sah  der  Hundsfluß  wieder  ein  europäisches  Heer  an  seiner  Mündung.  In  Damaskus, 
Zahleh  und  Dair  el-Kamar  waren  viele  Tausend  Christen  von  der  fanatischen  Bevölkerung  ermordet  worden. 
Da  die  Maßnahmen  der  türkischen  Regierung  gegen  diese  Greuel  unzulänglich  waren,  beeilte  sich  das  kaiser- 
liche Frankreich,  die  gute  Gelegenheit  zur  eigenen  Einmischung  zu  benutzen.  Die  Einschiffung  der  Truppen 
in  Marseille  begann  am  8.  August,  die  Landung  in  Berüt  erfolgte  am  22.  August,  der  Einzug  in  Dair  el- 
Kamar  am  26.  September  1860.  Die  kriegerischen  Taten  dieses  Heeres,  das  sich  am  5.  Juni  1861  in  Berüt 
wieder  einschiffte,  zu  schildern  ist  hier  nicht  der  Ort  2).  Über  die,  übrigens  recht  wenig  rühmliche,  Zer- 
störung einer  altägyptischen  Inschriftentafel,  deren  Oberfläche  abgeschliffen  und  zur  Einmeißelung  einer 
französischen   Inschrift  verwendet  wurde,  ist  weiter  unten  (Kap.  IV)  zu  sprechen. 

Die  Straße,  die  die  Städte  der  phönikischen  Küste  miteinander  verbindet,  ist  gewiß  uralt.  Seit 
Jahrtausenden  sind  in  Friedenszeiten  die  Karawanen  von  Gubla  (Gebal,  BußXoq,  Gubail,  Gobel)  nach  Beruta 
(Be'eröt,  BnpuTÖq,  Bairüt,  Berüt)  und  umgekehrt  gezogen.  Der  Weg  durch  die  Küstenebene  bot  keine 
Schwierigkeiten,  wenn  nicht  gerade  die  seichten  Flüßchen,  wie  Nähr  Berüt,  Nähr  el-Maut  und  wie  sie  alle 
heißen,  infolge  von  Regen  oder  Schneeschmelze  Hochwasser  führten.  Nur  der  Nähr  el-Kelb  mit  seiner 
Umgebung  konnte  zuzeiten  ein  recht  erhebliches  Hindernis  bilden.  Die  Furt  an  seiner  Mündung,  die  bei 
niedrigem  Wasserstand  leicht  durchwatet  werden  kann,  ist  bei  Hochwasser  unzugänglich.  Eine  Brücke 
wird  deshalb  von  früher  Zeit  an  bestanden  haben,  aber  zweifellos  mußte  sie  oft  erneuert  werden.  Und 
hatte  man  von  Norden  kommend  den  Fluß  glücklich  überschritten,  so  war  noch  das  steile  und  rauhe  Vor- 
gebirge zu  erklimmen  und  zu  überwinden.  Der  Nähr  el-Kelb  ist  von  der  Natur  zum  Grenzfluß  bestimmt. 
Nahte  der  Feind  von  Norden,  so  gebot  ihm  der  Fluß  mit  seinem  Vorgebirge  im  Süden  Halt.  Die  Geschicht- 
schreiber des  ersten  Kreuzzugs  (vgl.  o.  S.  5)  schildern  anschaulich,  wie  leicht  der  Paß  von  einer 
geringen  Streitmacht  verteidigt  werden  konnte,  und  der  deutsche  Ritter  Arnold  von  Harff,  der  gegen 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  von  Berüt  nach  Tripolis  zog,  hat  dafür  die  Formel:  durch  gar  eynen  engen  steyn- 
achtigen  weech,  dae  tzeyn  man  weren  moechten  dusent  (S.  200).  Wie  der  Nähr  el-Kelb  im  osmanischen  Reiche 
und  zur  Zeit  des  ersten  Kreuzzugs  eine  Grenze  bildete,  so  war  es,  wir  dürfen  diesen  Rückschluß  unbedenk- 
lich ziehen,  auch  schon  in  jenen  fernen  Tagen,  da  Ammunira,  der  »Mensch«  von  Beruta,  und  Ilirabih  mit- 
samt der  treuen  Stadt  Gubla  dem  König  ihrem  Herrn  sieben  und  sieben  Mal  zu  Füßen  fielen  und  der  erste . 
den  Echnaton  (Amenophis  IV.  1375 — 1358)3),  den  »Romantiker  auf  dem  Throne  der  Pharaonen«,  in  den 


')  Eine  anschauliche  Darstellung  »von  einem  Augenzeugen«  findet  sich  im  Militair- Wochenblatt  27.  Jg.  SS.  122  ff.  Berlin  1842. 
Als  Verfasser  bezeichnet  Ritter  17,  509  den  preußischen  Major  Laue.  Dagegen  irrt  Ritter,  wenn  er  demselben  Offizier  auch  die 
Verfasserschaft  des  folgenden  Buches  zuschreibt:  Acht  Wochen  in  Syrien.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Feldzuges  1840  (=  Reisen 
und  Länderbeschreibungen  ...  hg.  v.  E.  Widenmann  u.  H.  Hauff,  22.  Lieferung).  Stuttgart  u.  Tübingen  1841.  Auf  S.  67  be- 
richtet der  ungenannte  Verfasser,  wie  er  die  Bekanntschaft  des  damaligen  Kapitäns  Laue  machte.  Wichtig  ist  als  Stoffsammlung  Baron 
Augustus  Jochmus,  The  Syrian  war  and  the  decline  of  the  Ottoman  empire  1840 — 1848,  Vol.  1  (=  Aug.  v.  Jochmus,  Gesammelte 
Schriften,  hg.  v.  G.  M.  Thomas,  I.  Bd.).  Berlin  1883.  Auf  Grund  dieses  Materials  schrieb  Hnr.  Frhr.  v.  Scholl  seinen  Abriß  der 
Geschichte  des  Krieges  1840 — 41  in  Syrien  (Wien  1866),  wieder  abgedruckt  in  Jochmus'  Ges.  Schriften  Bd.  2  SS.  225 — 286.  Vgl. 
noch  Charles    Henry   Churchill,    The  Druzes  and  the  Maronites  under  the  Turkish  rule  from   1840  to  1860.     London  1862. 

;)  Aus  der  umfangreichen  Literatur  über  den  französischen  Feldzug  der  Jahre  1860/1  seien  hier  nur  zwei  Schriften  genannt, 
die  mir  zugänglich  sind:  Pierre  de  La  Gorge,  Histoire  du  second  Empire.  3.  Edition  T.  3  pp.  297  ss.  Paris  1896.  Rambles 
in  the  deserts  of  Syria  pp.  238  ff.  286  ff.  London  1864  (Briefe  eines  ungenannten  und  mir  unbekannten  Engländers  an  seinen  Vater). 
Lehrreiches  Material  bieten  auch  die  zwei  Bände  La  vie  militaire  du  g<me>al  [Auguste-Alexandre]  Ducrot  d'apres  sa  correspondance 
(183c) — 1871).  Paris  1895.     Vgl.  noch  Churchill  a.a.O.  pp.  132  ff. 

3)   Die    Jahreszahlen  der  Pharaonen    sind  als  angenäherte  zu  betrachten. 


g  Kapitel  III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb. 

devotesten  Wendungen  seiner  Ergebenheit  versicherte,  der  zweite  ihn  flehentlich,  aber  vergeblich  um  Hilfe 
gegen  seine  feindlichen  Nachbarn  bat1).  Die  Gebiete  der  beiden  Städte  wird  schon  damals  der  Hundsfluß 
voneinander  geschieden  haben.  Das  ganze  Palästina  und  Phönikien,  das  seit  dem  großen  Eroberer  Thut- 
mose  III.  (1501— 1447)  2)  den  Pharao  als  Oberherrn  anerkannt  hatte,  ging  durch  die  Schwäche  Echnatons 
verloren.  Erst  im  13.  Jahrhundert  stieß  der  tatkräftige  Ramses  II.  wieder  siegreich  bis  Nordsyrien  vor 
und  behauptete  in  fünfzehnjährigen  schweren  Kämpfen  gegen  die  Hatti  seine  Eroberungen.  Als  sichtbare 
Zeugnisse  seiner  Kriegszüge  hat  er  an  den  Felswänden  südlich  von  der  Mündung  des  Nähr  el-Kelb  drei 
Denkmäler  mit  Inschriften  hinterlassen.  Seinem  Beispiel  folgten  später  mehrere  assyrische  Könige,  als 
letzter  von  ihnen  Asarhaddon  (680—669),  ur>d  nach  dem  Untergang  des  assyrischen  Reichs  der  mächtigste 
der  neubabylonischen  Könige,  Nebukadnezar  II.  (605 — 562),  dessen  Inschriften  an  der  Felswand  im  Norden 
des  Flusses  entdeckt  wurden.  Wären  alle  diese  Urkunden,  zu  denen  nachmals  Inschriften  in  griechischer, 
lateinischer,  arabischer  und  französischer  Sprache  hinzukamen,  noch  wohl  erhalten,  so  würden  sie  eine 
steinerne  Chronik  von  unschätzbarem  Werte  bilden.  Leider  ist  der  weitaus  größte  Teil  davon  durch  die 
verheerenden  Wirkungen  des  Wetters,  ein  Teil  auch  durch  menschlichen  Unverstand  absichtlich  zerstört. 
Aber  selbst  die  Überreste,  die  uns  geblieben  sind,  verdienen  noch  gesammelt  und  beachtet  zu  werden. 


Kapitel  III. 

DIE  ENTDECKUNG  DER  DENKMÄLER  AM  NÄHR  EL-KELB. 

Weder  Polybios  und  Strabon  noch  Mela  und  Plinius  erwähnen  etwas  von  den  Denkmälern  und  In- 
schriften am  Lykos-Flusse.  Aber  zur  Zeit  der  Renaissance,  als  die  Teilnahme  an  dem  geistigen  Leben 
des  Altertums  wieder  erwachte,  blieben  auch  die  alten  Urkunden  an  der  Mündung  des  Nähr  el-Kelb  nicht 
unbemerkt.  Der  berühmte  Cyriacus  de  Pizzicollis  (1391  — 1457),  der  als  Kaufmann  und  Inschriften- 
forscher einen  großen  Teil  der  Mittelmeerländer  bereiste  und  zwischen  1426  und  1431  auch  in  Syrien  war, 
hat  nach  Mommsens  sehr  wahrscheinlicher  Vermutung  als  erster  eine  lateinische  Inschrift  am  Nähr  el- 
Kelb  abgeschrieben.  Zahlreiche  spätere  Reisende  sind  seinem  Beispiele  gefolgt  3).  Eine  zweite  lateinische 
Inschrift  (CIL  III  1,  207),  die  ebenfalls  von  Späteren  wiederholt  abgeschrieben  worden  ist,  findet  sich  zuerst 
in  einem  Codex  Peirescianus  (nach  Nie.  Claud.  Fabr.  de  Peircsc,  1580— 1637,  benannt).  Freilich  nicht 
alle  Reisenden,  die  Beschreibungen  ihrer  Reise  hinterlassen  ha'  en,  wandten  den  Altertümern  ihre  Auf- 
merksamkeit zu.  Des  deutschen  Ritters  Arnold  von  Harff  (gegen  1500)  hatten  wir  bereits  gedacht 
(s.  0.  S.  7).  Aber  auch  z.B.  der  französische  Edelmann  Balthasar  de  Monconys  (T.  2  pp.  iöoss.), 
der  am  23.  November  1647  den  Nähr  el-Kelb  überschritt,  hat  von  den  Altertümern  nichts  berichtet,  ebenso- 
wenig der  Deutsche  G.  H.  v.  Schubert  (Bd.  3  S.  374),  der  am  ersten  Sonntag  des  Mai  1837  dieses  Weges  zog. 

Einer  der  frühesten  Besucher  des  Nähr  el-Kelb,  die  auch  auf  dessen  Altertümer  achteten  und  sie  in 
ihren  Beschreibungen  erwähnten,  war  der  Altbürgermeister  von  Brügge,  Jor.  Vincent  de  Stochove 
(pp.  321  s.),  der  1631  reiste.  Sein  Bericht  lautet:  »Wir  waren  an  drei  Lieues  von  dort  [Berüt],  um  schöne 
Altertümer  zu  besichtigen,  die  seit  der  Römerzeit  übrig  sind.     Da  fanden  wir  einen  Weg,  der  in  den  leben- 


')  Knudtzon,  Die   el-Amarna-Tafeln  (=   Vorderasiatische   Bibliothek   Stück   II)  Nrr.  139 — 143. 

'■)  Vgl.    S.   7  Ann..  3. 

3)  Corpus  inscriptionum  Latinarum  (abgekürzt  CIL)  Vol.  III  pars  1  p.  39  [nr.]  206. 


Kapitel   III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb.  O 

digen  Felsen  eingeschnitten  ist,  und  allenthalben  mehrere  Inschriften,  sowohl  lateinische  als  auch  arabische, 
aber  zum  größten  Teil  so  verwittert,  daß  wir  sie  nicht  mehr  lesen  konnten,  außer  einer,  von  der  noch  folgende 
Worte  sehr  wohl  gestaltet  geblieben  sind.«  [Hier  folgt  der  Text  von  CIL  III  i,  206.]  »Etwas  höher  auf  den 
Berg  hinauf  sahen  wir  eingehauen  einen  Mann  mit  langem  breiten  Bart  und  in  langem  Gewände,  daneben 
verwitterte  Inschriften.  Einige  Schritte  davon  entfernt,  oberhalb  des  Meeresstrandes,  gibt  es  drei  große 
Marmorblöcke,  einer  auf  den  andern  geschichtet,  so  daß  ein  Piedestal  gebildet  ist.  Man  versicherte  uns, 
daß  auf  diesem  einst  ein  Idol  in  Gestalt  eines  Hundes  war,  der  Orakel  gab.  Als  der  heilige  Paulus  dort 
vorüberkam,  bewirkte  er,  daß  das  Bild  in  das  Meer  stürzte,  wo  man  es  noch  heute  sieht,  bedeckt  von  unge- 
fähr zwei  Faden  Wasser,  in  der  Gestalt  eines  Hundes,  aber  von  der  Größe  eines  Pferdes.  Unterhalb  des 
Berges  gibt  es  einen  Fluß,  der  sich  in  das  Meer  ergießt.  Die  Araber  nennen  ihn  Narkel,  d.h.  Fluß  des 
Hundes;  so  daß  er  bis  heute  den  Namen  jenes  Idols  bewahrt.«  Jean  de  Thevenot,  dir  27  Jahre  später 
vnrüberkam,  weiß  folgendes  zu  berichten  (S.  305) :  »Zwey  Stunden  ungefähr  über  ermeldter  Brücke  [über 
den  Nähr  Berüt]  trifft  man  eine  andere  an  /  darunter  ein  Fluß  auff  Arabisch  mit  Namen  Naar  el  Kelb, 
das  ist  der  Hunde-Fluß  hinweg  neust  /  sonder  Zweiffei  /  weiln  allda  ein  Ring  in  den  Felsen  gehauen  / 
gesehen  wird  /  daran  ein  großer  von  eben  den  Stein  gemachter  Hund  angebunden  /  und  noch  im  Meer 
wahrzunehmen  ist.  Man  sagt  /  es  habe  dieser  Hund  weyland  durch  Bezauberung  gebellet  /  wann  eine  Ar- 
mee ankommen  /  und  seine  Stimm  seye  4.  Meilen  weit  gehöret  worden.  Ein  wenig  über  dem  Hügel  wo 
sich  der  Hund  befindet  /  sind  folgende  Wort  mit  großen  Buchstaben  in  den  Felß  gegraben:«  [Hier  folgt  der 
Anfang  von  CIL  III  1,  206.]  »Am  Ende  letztgemeldter  Brücken  ist  ein  Stein  von  Marmel/  11.  quer  Hände 
lang  /  und  5.  breit  /'worauff  6.  Zeilen  mit  Arabischen  Caractern  geschrieben  stehen.« 

Bedeutungsvoll  ist  auch  die  Denkschrift  des  französischen  Diplomaten  Laurens  d'Arvieux  über 
seine  Reisen  im  Orient  und  Nordafrika  (1660).  Es  heißt  in  seinem  Bericht  (Bd.  2  SS.  378  ff.):  »Drei  Lieues 
von  dort  [Nähr  Berüt]  trafen  wir  einen  andern  Fluß.  Man  nennt  ihn  Nah'ar  Ekkelb  oder  Fluß  des  Hundes, 
weil  es  früher  dort  die  Figur  eines  starken  Hundes  gab,  die  die  Heiden  aus  dem  Felsen  eines  ziemlich  weit 
in  das  Meer  hinaustretenden  Vorgebirges  gemeißelt  hatten.  Man  bediente  sich  seiner,  um  die  heran- 
ziehenden Heere  zu  entdecken  und  durch  sein  Anschlagen,  das  so  laut  war,  daß  man  es  bis  auf  Cypern 
hörte,  davon  Kunde  zu  erhalten.  Man  erkennt  daraus,  daß  er  eine  recht  laute  Stimme  hatte.  Aber  die 
Türken,  denen  die  Religion  verbietet,  eine  ausgemeißelte  Figur  zu  dulden,  schlugen  ihn  herunter  und 
stürzten  ihn  ins  Meer,  wo  man  ihn  noch  sieht,  wenn  das  Meer  ruhig  ist.  Doch  bellt  er  nicht  mehr,  und  das 
ist  schade;  denn  ich  würde  alles  daran  gesetzt  haben,  um  Zeuge  dieses  Wunders  zu  sein,  und  vielleicht  würde 
man  eher  mir  auf  mein  Wort  glauben  als  der  Überlieferung,  die  ich  hier  wiedergebe.  Man  hat  mit  scharfem 
Meißel  in  den  Fuß  des  Felsens  einen  Weg  geschnitten,  der  an  einer  schönen,  sehr  gut  und  fest  gebauten 
Brücke  von  einem  einzigen  Bogen  endet.  Der  Weg  ist  anscheinend  von  Kaiser  Marcus  Aurelius  hergerichtet 
worden,  weil  man  am  Felsen  folgende  Inschrift  in  großen  lateinischen  Buchstaben  eingehauen  sieht.«  [Es 
folgt  der  Wortlaut  des  Anfangs  von  CIL  III  1,  206,  dann  fährt  der  Text  fort:]  »Am  Anfang  der  Brücke 
befindet  sich  eine  Marmortafcl,  8  Fuß  lang,  4  Fuß  breit,  mit  6  Zeilen  arabischer  Schrift  zum  Lobe  dessen, 
der  diese  Brücke  hatte  bauen  lassen  zur  Bequemlichkeit  der  Vorüberziehenden,  die  aufgefordert  werden, 
Gott  um  die  Ruhe  seiner  Seele  zu  bitten.« 

Die  Erzählung  von  dem  steinernen  Hunde  kehrt  bei  den  späteren  Reisenden  sehr  oft  wieder,  meist 
mit  Abweichungen,  die  aber  nicht  sehr  bedeutend  sind.     Der  Saih  'Abd-al-Rani  von  Nablus  (um  1688) 
bezeichnet  als  Orientale  natürlich  die  Franken  als  Urheber  des  Bildwerks,  das  dem  Flusse  den  Namen  ge- . 
geben  habe.    Einige  weitere  Nachrichten  über  diesen  steinernen  Hund  werden  nachher  im  Zusammen- 
hang zu  besprechen  sein  (s.  u.  Kap.  X).     Von  Bedeutung  hätte  die  Reise  eines  dritten  Franzosen  werden 

Nähr  el-Kelb.  , 


jO  Kapitel  III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb. 

müssen,  der  etwas  später  als  d' Arvieux  durch  Kesruän  zog,  wenn  sein  Reisebericht  rechtzeitig  und  un- 
verkürzt veröffentlicht  worden  wäre.  Des  Mouceaux  ist  zweimal  am  Nähr  el-Kelb  gewesen:  einmal 
(pp.  404  ss.)  hat  er  auf  der  Seereise  von  Berüt  nach  Tripolis  an  der  Flußmündung  Halt  machen  lassen, 
die  Brücke  und  den  Engpaß  besucht  und  figures  d' Empereur,  eingeschnitten  in  den  Felsen,  mit  griechischen, 
lateinischen  und  syrischen  Inschriften,  qui  signifient  la  meme  chose,  bemerkt.  Dann  folgt  der  Wortlaut  zweier 
römischer  Kaiserinschriften,  die  kein  Späterer  wieder  erwähnt  (s.  u.).  »An  dem  Anfang  der  Brücke  ist  ein 
langer  Stein  mit  einer  syrischen  Inschrift,  die  niemand,  nicht  einmal  ein  Eingeborener  lesen  kann.«  Des 
Mouceaux  ist  nachher  (pp.  414  s.)  von  Tripolis  aus  zu  Lande  zurückgekehrt,  hat  die  beiden  Quellen,  die 
er  als  die  Quellen  des  Hundsflusses  betrachtete  (Neba' el-'Asel  und  Neba*  el-Leben,  s.  o.  S.  1),  besucht, 
beschreibt  auch  die  Naturbrücke  über  die  südliche  Schlucht,  die  er  mit  der  früher  von  ihm  besuchten 
Naturbrücke  über  den  Nähr  Ibrahim  J)  vergleicht,  und  gelangte  schließlich  wieder  an  die  Mündung  des 
Nähr  el-Kelb.  »Die  Brücke  ist  mehrere  Male  zerstört  und  wieder  aufgebaut  worden.  Es  gibt  hier  ara- 
bische Inschriften  und  eine  unter  ihnen,  auf  der  zwei  Kelche  oder  Becher  sind,  was  auf  die  Zeit  der  Kreuz- 
züge hindeuten  könnte.  Der  Baumeister,  der  diesen  Weg  hat  einhauen  lassen,  ist  an  drei  verschiedenen 
Stellen  in  Hochrelief  abgebildet,  in  ein  langes  Gewand  gekleidet,  mit  einem  starken  Bart  und  einer  Mütze, 
ähnlich  der  der  Kroaten,  einen  Ölzweig  in  der  einen  Hand,  in  der  anderen  eine  Art  Winkelmaß.  An  zwei 
oder  drei  Stellen  erscheint  eine  Vertiefung  in  dem  Felsen,  die  mit  einer  Art  Kalk  belegt  ist,  mit  Schrift  in 
schmalen  Zügen,  von  einem  ziemlich  kleinen  Römisch,  aber  so  verlöscht,  daß  nichts  davon  zu  entziffern 
ist.  Man  liest  dort  diese  beiden  Inschriften«  [:CIL  III  1,  206  u.  207].  »Bei  einer  Darstellung  des  Bau- 
meisters, ähnlich  der  ersten,  sind  die  Schriftzeichen  der  einen  wie  der  anderen  halb  verlöscht;  so  gibt  es 
einiges  Fehlerhafte  in  der  ersten.«  An  übermäßiger  Klarheit  leidet  die  Darstellung  nicht.  Indessen  ist 
es  gewiß,  daß  die  angebliche  syrische  Inschrift  auf  dem  langen  Stein  am  Anfang  der  Brücke  eine  und  die- 
selbe ist  mit  der  arabischen,  auf  die  bereits  de  Stochove  angespielt  hatte,  die  von  Thevenot  und 
d'Arvieux  beschrieben  worden  war,  und  auf  der  Des  Mouceaux  zwei  Kelche  sah  (s.  u.  S.  44).  Die 
Skulpturen,  die  Des  Mouceaux  erst  für  Kaiserbilder,  dann  für  Bilder  des  Baumeisters  der  Straße  hielt, 
und  von  denen  auch  de  Stochove  bereits  eine  kurz  beschrieben  hatte,  sind  in  Wirklichkeit  Darstellungen 
?ssyrischer  Könige.  Die  dabei  stehenden  Inschriften  sind  freilich  nichts  weniger  als  römisch,  sondern  in 
assyrischer  Keilschrift  geschrieben. 

Ein  vierter  Franzose,  De  La  Roque,  der  Anfang  September  1C89  den  Nähr  el'-Kelb  überschritt 
und  die  beiden  lateinischen  Inschriften  (CIL  III  1,  206  u.  207)  ebenfalls  abschrieb,  teilt  zugleich  mit,  daß 
die  arabische  Inschrift  am  Anfang  der  Brücke  deren  Erbauung  dem  »Emir-Faccardin«  (Emir  Fahr-ad-din) 
zuweise,  eine  Behauptung,  die  fortan  öfter  wiederkehrt.  Der  englische  Prediger  Henry  Maundrell,  der 
am  26.  Februar  1697  mit  einigen  Landsleuten  von  Halab  aufgebrochen  war,  um  in  Jerusalem  Ostern  zu 
feiern,  erreichte  den  Nähr  el-Kelb  am  17.  März.  Außer  der  arabischen  und  den  bekannten  lateinischen 
Inschriften  erblickten  sie  »hier  und  dar  wunderliche  alte  Menschen-Bilder,  in  Felsen  gehauen,  gantz  erhoben, 
und  so  groß,  als  in  der  Natur.  Neben  jeder  Figur  hatte  es  eine  große  ebne  Tafel  in  der  Wand  des  Felsens, 
mit  gegrabener  Arbeit  umbher.  Es  schiene,  die  Figuren  und  Tafeln  seien  ehemals  voller  Überschrifften 
gewesen.     Allein,  die  Buchstaben  sind  dermahlen  also  ausgelöscht,  daß  weiter  nichts  mehr  als  einige  Züge 


')  Baedeker  S.  314.  Von  der  ersten  Naturbrücke  bis  zur  zweiten  braucht  man  fast  6  Stunden  Zeit,  von  der  zweiten  bis  zur 
Mündung  des  Nähr  el-Kelb  noch  9  Stunden.  Dieses  letztere  Wegstück  hat  der  Epitomator  des  Des  Mouceauxschen  Reiseberichtes 
vollständig  übergangen  und  die  Naturbrücke  über  die  Schlucht  des  Neba'  el-Leben  mit  der  Kunstbrücke  unweit  der  Mündung  des  Nähr 
el-Kelb  vereinerleit.  Auch  sonst  scheint  der  Epitomator  und  Herausgeber  seiner  Aufgabe  nicht  gewachsen  gewesen  zu  sein.  Es  ist 
z.  B.  klar,  daß  die  Inschrift,  die  Des  Mouceaux  vorher  als  syrisch  bezeichnet  hatte,  nachmals  von  ihm  als  arabisch  erkannt  und  be- 
schrieben worden  ist.     Oder  sollten  seine  Aufzeichnungen  selbst  keinen  Anhalt  geboten  haben,  diese  Berichtigung  als  solche  zu  erkennen? 


Kapitel   III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb. 


1  I 


zu  sehen.  Doch  fanden  wir  Eine  Figur,  deren  Züge  und  Uberschrifften  noch  gantz  waren.«  (S.  50.)  Ein 
Gewitter  verhinderte  den  Reisenden,  diese  Inschrift  abzuschreiben.  Nur  eine  dürftige  Skizze  des  einen 
Reliefbildes  *)  gibt  eine  ganz  schwache  Vorstellung  der  Wirklichkeit;  sie  zeigt  das  Kniestück  eines  nackten 
bartlosen  Mannes  mit  eigentümlicher  Kopfbedeckung.  Auf  Mau  ndreil  machten  die  Bilder  den  Eindruck 
von  Mumien;  er  glaubte,  die  dargestellten  Personen  seien  in  der  Nähe  begraben.  Sein  Landsmann  Rieh. 
Pococke,  der  am  1.  Juni  1737  an  der  Stelle  war,  äußert  sich  über  diese  Bildwerke  folgendermaßen:  »Ich 
sähe  einige  kleine  menschliche  Figuren  von  erhobener  Arbeit,  die  an  verschiedenen  Stellen  eingehauen, 
aber  durch  das  Wetter  sehr  verunstaltet  waren.  Ich  bemerkete  eine  unter  denselben,  die  eine  Kappe, 
gleich  den  Phrygischen  Mützen,  trug;  vermutlich  war  es  eine  Persische  Kleidung,  und  dieses  Bild  mag  wohl 
zu  der  Zeit  verfertiget  worden  seyn,  als  die  Persianer  diese  Länder  im  Besitze  hatten.«  (S.  135.)  Auf  der 
höchsten  Höhe  des  Passes  glaubte  Pococke  »Ueberbleibsel  von  einem  Thurme«  zu  sehen;  außerdem  be- 
schreibt er  als  erster  die  »Wasserleitung,  welche  eine  [englische!]  Meile  2)  längst  der  Seite  des  Hügels  her- 
geführet«  ist. 

Wertvoll  ist  der  Reisebericht  des  Italieners  Giovanni  Mariti  (2,  97  ff.),  der  am  25.  Juli  1767  den 
Nähr  el-Kelb  besuchte.  Auf  der  Höhe  des  Hohlwegs  sah  er  einen  zerstörten  alten  Turm,  weiterhin,  zur 
Rechten  des  Weges,  eine  große  Tafel  im  Felsen  mit  einer  sehr  verlöschten  griechischen  Inschrift,  unweit 
davon  eine  kleinere  Tafel  mit  der  lateinischen  Inschrift  CIL  III  1,  207.  Dort  seien  auch  verschiedene 
Nischen  in  den  Felsen  eingegraben  mit  Figuren  in  Hochrelief  und  Schriftzeichen,  von  denen  sich  aber  nicht 
entscheiden  lasse,  ob  sie  griechisch  oder  lateinisch  seien.  Links  vom  Wege,  auf  einer  Erhöhung,  die  das  Meer 
beherrscht,  bemerkte  Mariti  einen  aus  dem  Felsboden  herausgearbeiteten  Sockel,  auf  dem  die  Figur  des 
Tieres,  nach  dem  der  Fluß  benannt  war,  gestanden  habe,  ehe  sie  ins  Meer  fiel.  Das  Schicksal  dieser  Figur 
wird  ausführlich  erörtert.  Weiterhin  schrieb  Mariti  die  lateinische  Inschrift  CIL  III  i,  206  ab,  beschreibt 
die  Brücke  mit  ihren  vier  Bogen  und  die  arabische  Inschrift  am  Felsen  südlich  von  der  Brücke,  deren  Erbauer 
oder  Erneuerer  Fahr-ad-dln  sein  sollte.  Schließlich  entdeckte  er  oben  auf  der  Höhe  des  Felsen  vier  große 
viereckige  Tafeln,  paarweise  aus  dem  natürlichen  Gestein  gearbeitet,  mit  menschlichen  Figuren  von  rich- 
tiger Größe  in  Hochrelief,  aber  sehr  verwittert.  Nur  auf  einer  dieser  Tafeln  konnte  er  etwas  mehr  erkennen, 
nämlich  die  Figur  eines  bartlosen  Jünglings  in  natürlicher  Größe,  aufrecht,  in  aufgeschürztem  Gewand, 
die  eine  Hand  auf  der  Brust,  die  andere  in  die  Höhe  gehoben  mit  einem  Gegenstand,  der  sich  nicht  deut- 
lich erkennen  ließ,  vielleicht  einer  Lanze,  die  bis  auf  die  Füße  reichte,  wenngleich  die  Hand  zu  diesem  Zweck 
etwas  zu  hoch  erhoben  schien.  Auf  dem  Kopfe  hatte  er  ein  Barett,  wie  eine  Art  Modius,  und  um  den  Hals 
einen  ziemlich  hohen  Kragen.  Die  Arbeit  machte  auf  Mariti  den  Eindruck,  nicht  römisch,  sondern  eher 
phönikisch  oder  ägyptisch  zu  sein.  Auch  hier  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  Maritis  Beschrei- 
bung, obwohl  weniger  genau  als  die  von  Des  Mouceaux,  dasselbe  Bildwerk  meint  wie  dieser  mit  seinem 
»Baumeister«  (Maundrells  »Mumie«),  und  daß  seine  Vermutung,  es  sei  nicht  römisch,  sondern  phönikisch 
oder  ägyptisch,  der  Wahrheit  wenigstens  näherkommt.  Der  französische  Maler  Cassas,  der  um  1772 
Syrien  bereiste,  hat  auch  drei  verschiedene  Aufnahmen  vom  Mündungsgebiet  des  Nähr  el-Kelb  gegeben 
(T.  2,  Pll.  76 — 78).  Die  menschlichen  Figuren  der  Tafeln  weichen  freilich  von  der  Wirklichkeit  stark  ab; 
sie  sehen  wie  griechisch-römische  Figuren  aus,  und  die  eine,  die  de  Stochove,  Des  Mouceaux  und 
Mariti  bekleidet  gesehen  hatten,  ist  wieder  nackt  gezeichnet. 

So  verging  auch  das  18.  Jahrhundert,  ohne  über  diese  fremdartigen  Denkmäler  die  gewünschte  Auf- 


■)  In  der  oben  benutzten  deutschen  Übersetzung  (Hamburg  1706)  finde  ich  diese  Skizze  nicht,  wohl  aber  in  der  von  mir  ebenfalls 
eingesehenen  englischen  Ausgabe  (London  1810)  p.  49. 

2)  Bei  Ritter  17,  528  sind  daraus  anderthalb  Stunden  geworden. 


12  Kapitel   III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb. 

klärung  zu  bringen.  Das  19.  Jahrhundert  ermöglichte  einige  Fortschritte.  Die  ägyptische  Expedition 
Napol  ons  I.  hatte  1799  die  Steintafel  von  Rosette  ans  Tageslicht  gefördert,  die  mit  ihrer  hieroglyphischen, 
demotischen  und  griechischen  Inschrift  den  Schlüssel  zur  Entzifferung  des  alten  ägyptischen  Schrifttums 
darbot.  Die  Erfolge  der  jungen  Wissenschaft  mußten  auch  den  Denkmälern  am  Nähr  el-Kelb  zugute 
kommen.  1815  behauptete  der  junge  Livländer  Otto  Frdr.  v.  Richter  (S.  94),  ein  Basrelief  an  dem 
Felsenwege  stelle  vollkommen  einen  ägyptischen  Tempel  dar  mit  seinem  gewölbten  Kranze  und  Rundstabe, 
inwendig  ein  Opfernder  vor  dem  Gottc  mit  SperDerkopfe,  worauf  eine  Kugel,  und  im  Jahre  darauf  stellte 
der  englische  Reisende  Buckingham  (p.  448)  ebenfalls  den  ägyptischen  Charakter  dieser  Figuren  fest. 
Ein  Irländer,  Mr.  Wyse,  schrieb  einige  Hieroglyphenzeichen  ab  und  teilte  sie  Sir  William  Gell  mit,  der 
die  Mitteilung  an  den  Hieroglyphenentzifferer  Thomas  Young  weitergab,  mit  dem  Bemerken,  daß  in 
den  Schriftzeichen  nicht  der  Name  des  Amasis,  sondern  der  des  Sesostris  enthalten  sei  ').  Young  be- 
nutzte noch  eine  weitere  Angabe  Wyses,  die  wahrscheinlich  besagte,  daß  neben  der  ägyptischen  eine  Keil- 
Inschrift  stehe.  Er  gab  sie  1823  in  der  Form  wieder  (p.  52):  »Ramesses  oder  Armesses  genannt  Miamun  .  .  . 
der  wahrscheinlicher  als  Amasis  bei  Berytus  oder  am  Nähr  el-Kelb  gewesen  ist,  wo  Mr.  Wyse,  wie  ich  von 
Sir  William  Gell  erfahre,  diesen  Namen  deutlich  bemerkte,  begleitet  von  den  nagelköpfigen  Zeichen.« 
Bei  Champollion  (p.  221)  ist  1824  daraus  geworden:  »Man  findet  diese  selbe  Königslegende  [seil,  des 
Pharao  Ramses]  auf  einer  Inschrift,  deren  Text  zweisprachig,  hieroglyphisch  und  in  Keilschrift,  ist;  dieses 
schätzbare  Denkmal  steht  am  Nahhar-el-Kelb  in  Syrien,  unweit  von  dem  alten  Berythus.«  Die  Ent- 
zifferung der  Keilschrift,  die  der  junge  deutsche  Gymnasiallehrer  Georg  Friedrich  Grotefend  1802 
mit  Glück  und  Geschick  begonnen  hatte,  machte  in  den  ersten  Jahrzehnten  nur  langsame  Fortschritte. 
Die  Keilschriftforschung  war  ja  ganz  auf  sich  selbst  gestellt,  da  ihr  eine  Bilingue  fehlte,  die  sie,  wie  der 
Stein  von  Rosette  ihre  glücklichere  Schwesterwissenschaft,  hätte  fördern  können.  Jetzt  schien  sich  eine 
Aussicht  zu  eröffnen,  mit  Hilfe  der  Hieroglyphenentzifferung  auch  das  noch  recht  tiefe  Dunkel  der  Keil- 
schrift aufzuhellen.  Der  französische  Orientalist  Saint-Martin  (f  1832),  der  sich  mit  Keilschrift  be- 
schäftigte, versuchte  vergeblich,  von  dem  Engländer  W.  J.  Bankes,  der  mit  Zeichnungen  vom  Nähr  el- 
Kelb  nach  Paris  gekommen  war,  dessen  Abschrift  der  zweisprachigen  Inschrift  zur  Einsicht  zu  erhalten  2). 
Später  (1830)  fand  er  jedoch  Gelegenheit,  mit  F.  Lajard  die  Skizze  einzusehen,  die  Guys  von  dem  In- 
schriftenrelief angefertigt  und  nach  Paris  mitgebracht  hatte;  er  glaubte,  zwei  verschiedene  Systeme  Keil- 
schrift zu  erkennen,  persisch  und  assyrisch-babylonisch,  während  Lajard  in  der  Figur  sofort  einen  alten 
persischen  König  aus  dem  Geschlechtc  der  Achämenidcn  zu  finden  wähnte  3).  Bunsen  meinte,  daß  die 
ägyptischen  Bilder  am  Nähr  el-Kelb  diejenigen  seien,  die  Herodot  (II  106)  gesehen  und  dem  Sesostris  zu- 
geschrieben hatte«).  Ein  englischer  Reisender  Levinge,  der  1833  nach  Italien  zurückgekommen  war,  brachte 
die  Mitteilung,  daß  die  hieroglyphische  Inschrift  am  Nähr  el-Kelb  (in  alter  Zeit)  absichtlich  zerstört  worden, 
die  Keilinschrift  dagegen  noch  vollkommen  wohl  erhalten  sei.  Daraus  schloß  Sir  William  Gell,  daß  ohne 
Zweifel  Kambyses  der  Urheber  dieser  Inschrift  sein  müsse  ?).  Lajard  wandte  sich  mit  der  Bitte  um  Auf- 
klärung an  Guys()  und  erhielt  durch  diesen")  wie  auch  durch  den  französischen  Offizier  Callier8)  die 
Mitteilung,  daß  die  ägyptischen  Inschriften  nicht  absichtlich,  sondern  durch  die  Länge  der  Zeit  zerstört 
seien,  und  daß  auch  von  zwei-  oder  mehrsprachigen  Inschriften  keine  Rede  sein  könne.  Damit  schwand 
nun  freilich  die  Hoffnung,  für  die  Entzifferung  der  Keilschrift  aus  den  Denkmälern  am  Nähr  el-Kelb  etwas 

')  Brief  Sir  William   Gells  vom  28.  Mai  1834  (Bullettino  delT  Institute-  di  corr.  arch.   1834  pp.   155  ss.). 

2)  Bullettino  dell'  Instituto   1834  p.  151.  3)  Daselbst  pp.   152  ss.  4)  Daselbst  pp.  30  ss. 

5)  Daselbst  p.  32  und  pp.   155  ss.  6)  Daselbst  1835  pp.  23  ss.   1837  pp.   136  ss. 

7)   Daselbst  1837  pp.   138  ss.  und  Guys,  Relation  T.   1  pp.  255  ss.  8)  Bullettino  dell'  Instituto   1835  pp.  24  ss. 


Kapitel  III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  mif  I  NalkH  el»Kt*&l  £6 

zu  gewinnen,  aber  nicht  das  Interesse  für  diese  Denkmäler.  Nanafcflfclioh[  bücHew^ieJöetnühbrigen  rift* rMiü- 
glieder  des  römischen  Institute-  di  correspondenza  archeclogica  darmt£>gef^8üfyigena(ferefi)^HmblßJäiJfid 
Zeichnungen  davon  zu  erhalten.  Als  der  gelehrte  Jesuitenpate£\&y41tt/sioh8'E&3<iJgtrf  Rsis^IinfocHaS^Preh 
anschickte,  empfahl  ihm  Lepsius1),  damals  Sekretär  am  Institfato;iddiiig^nä^ldi«lIBeaJimäle¥Td«8.'iB3ahi' 
el-Kelb  zu  besichtigen  und  die  noch  bestehenden  Unklarheiten  la\ifcuhellwi..(\J^)l<rMtCTZo^s^fdm(Jr 
Aufgabe  mit  großem  Eifer,  besuchte  wiederholt,  zuletzt  mit  drei  ira*ia  ö&sofeeln  MhloÄ,  ldwib9rcitfe>ä«öBg£ut 
waren,  Comte  de  Bertou,  Montfort3)  und  Lehoux,  den  dcfflfewürdigsfl  ©rft>  ^ndlsäMxtto'  am  hjlMärk 
1837  einen  Bericht  ein,  der  mit  einem  Brief  Bertous  an  Pater  MfflffehfiIvferOfreh»liditJ^rdeffe)f.iaxi#«rdiftm 
eine  Reihe  von  Skizzen  der  verschiedenen  Denkmäler,  die  Lcpsius^itife^g^iti^^emtff^tiigkatefatfrn'adht^i 
Allerdings  wußte  man  nun,  wo  man  die  einzelnen  Denkmäler  zu's(i4föafc  tßjlttep  ealbW  diö/ffos^ifhm^eÖfcat 
besaß  man  noch  nicht;  von  der  griechischen  z.  B.  erfuhr  man  nur,.*\iaß)siij  seh^  btöifrüdigtutnrid  sfchwe»  Wfcefc- 
lieh  sei  und  aus  später  Zeit  zu  stammen  scheine  5);  von  einer  frariz^isiAbn.lErdtfinscliiiftKdtiisaHeiwI^.djBhh 
hundert  ist  später  überhaupt  nicht  wieder  die  Rede6).  Die  Keii9(JhrHlr^eBknrätp{5medtorije^diiii^QmhaeV 
noch  für  persisch,  wenn  es  ihm  auch  möglich  schien,  daß  sie  nichfra1hoeiiiremc^ndrfd£mBe(banvHes|£rfix^'.Hfo 
gehörten  7).  In  besserer  Ausführung  erschienen  die  meisten  dieser^ßkräaen  ,irtteiirrrlemnoAa$rfklgri&i  mag? 
auch  in  dem  Prachtwerk  von  Leon  de  Labord.e,  der  bereits  iSi/niniÄyqBau/gerteiBt  inüi  guüerchitebhaWlo 
und  im  gleichen  Jahre  veröffentlichte  Bonomi  die  lange  erwartatefl  JprgieH nissa: iaoiiHir  •eisernen  Arbda§a«*ä 
dem  Winter  1833/4.  An  Stelle  der  sechs  persischen  nennt  er  fünf  tilutd'd&iifi^hijhTü^n.  .niaächiiiijtlenagrbfe 
er  ebensowenig  wie  seine  letzten  Vorgänger,  abgesehen  von  der  lateinischen  CIL  III/E/ißafo  jfAar  daä/böstii 
erhaltene  »chaldäische«  Inschriftenrelief  hatte  er  in  Gips  abgeforr^iigadi^lßnjAbgUiJjS  fl%qh-,  J.ft%cjfln\ge  bracht, 
wo  er  im  Britischen  Museum  aufbewahrt  wird.  Über  die  arab^hjSiafnpcfari^JyMtja^te  ^saÖPß  #jß  4§JD 
14.  Jahrhundert,  der  Zeit  Omars,  angehören  könne.  ,g  nß}Iua  19b  üsb  ^arfagusioviarf  nairiog 

Einen  wesentlichen  Fortschritt  bedeutete  die  Prüfung  der  jä^pgt{qqh§n)  Ifl^hrjf^nr^yelsbfWdrMvf&v 
Preußische  Expedition  bei  ihrer  Rückkehr  von  Ägypten  GelegtnäiQifoifcujidj  niJ^iiJuHoB&iSsiftSlWfen&S 
Architekt  G.  Erb  kam  die  Gegend  am  Ausflüsse  des  Nähr  el-Kel^  t^ogrj^b^gchj^u^^jjwäjy-eßäßdgrgSfb^ 
geübte  Hier.oglyphen-Zeichner  Max  Weidenbach  die  Reliefs  mi^g^Res^a  der  Inschrtfjteri  abeemhjnete'). 
Im  November  des  gleichen  Jahres  kamen  Lepsius  und  Abekeft!^^}^^^^,,^)^^!^ 
seine  Aufmerksamkeit  vor  allem  auf  die  Anfänge  der  ersten  Zci}eJß^rng^^nm^^^^a^j1ynn^(|t^g|j 
pflegt;  es  gelang  ihm,  an  der  mittleren  Relieftafel  das  Jahr  4  mitj^e^^e^ustg^^äh^^i  ^g 
südlichen  Tafel  ein  Schwanken  zwischen  dem  2.  und  dem  10.  J^Mehl$nM$$£  ^d^^^ 
unter  dem  Relief  nichts  mehr  zu  erkennen.  Schließlich  ist  der^Dpdi^gn^L^^i.u^^a^^jAbjSj^ir^];. 
einer  dritten  lateinischen   Inschrift   (CIL  III  I,   200)  zu  verdanken,      /,    •  .         x?       ■    •  ■     . 

Länger  dauerte  es,   bis  man  über  die  Figuren  der  nichtäg^ti|Cjh^  ^^ 

iJiA  oisiol  19b  douA     .noiew  nabnßrfiov 
*)  Bullettino  1837  pp.  134  s. 

2)  Dies,  und  nicht  Monfort,  ist  doch  wohl  die  richtige  Schreibung  des  Namens.  Vgl.  Röhricht,  Bibliotheca  geogr.  Palaestinae 
S.  391  Nr.  1882.  Es  ist  eigentümlich,  wie  wenig  sorgfältig  damals  selbst  Gelehrte"  mif  Eigennamen' umgingen.'11  Aus'^anies'  wurde 
Banks,  aus  Bonomi:  Bonomee,  Buonomi  und  Bonome\  ausLevinge:  Le(Vig\&,'''L^virigWtod)&lb4t4Jeir'g^ß-W:r  Nähr 
el-Kelb  mußte  sich  den  Nahbar  el-Kelb  gefallen  lassen  usw.  >a     .aiaansdÜ  oniae  bnu  aviniKI   ,(>ijäi(£j  (t 

3)  Bullettino  1837  pp.  145  ss.  4)  Annali  dell'  Instituto  Vol.  10  pp.  12  s^MRomaaili$38adlMammronU)ittdirii4"pk*i  (tav.  51. 
5)  Annali  Vol.  10  p.  18,  10.  Bullettino  1837  p.  135  u.  p.  141.  6)  BullettiM)it»37(;lpali35uoti;ii  o^AMialv -Moü; to  'pb  ij. 

8)  Veröffentlicht  wurde  diese  Skizze  erst  1915  im  Textband  5  der  Denkmäleq  aus  >ÄgyptehnS/.39Ti.  »upigoIo^rbiE  auva'A  (■' 

9)  Veröffentlicht  1854  in  Denkmäler  aus  Ägypten  Abt.  III  Bl.  197.    Zwei  Verbesserung^  jn  ifam /ebOT-jerWhiirten;Te±lMildra.  a.  O. 
I0)  Lepsius  Archäol.  Zeitung  4.  Jg.  S.  280.    Berlin  1846.     Lepsius,   Briefe i ajreuÄgyp*eB  Sl^OBaCBerlmjg&sjzladöianastSerichte 

der   Berl.   Akademie   1854,345.  \c\y:A  isni^  ni  i»t£qa  JiiqqO  rioie  sJgias  ubasaimo/l 


j  a  Kapitel   III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am   Nähr  el-Kelb. 

Bunsen,  Gell  und  Lajard  für  persisch  gehalten  hatten,  während  Bonomi  sie  als  chaldäisch  bezeichnete, 
zur  Klarheit  kam.  Der  preußische  General-Konsul  L.  v.  Wildenbruch  glaubte  allerdings  schon  1843  an 
der  besterhaltenen  Figur  dieser  Art  »etwas  prononcirt  Jüdisches«  zu  finden.  Er  gab  auch  eine  Probe  ihrer 
Kcilinschrift.  Dasselbe  tat  Wilson,  der  ein  Vierteljahr  später  den  Nähr  el-Kelb  besuchte.  Ehe  aber 
dessen  Buch  erschien  (1847),  waren  große  Entdeckungen  in  Assyrien  gemacht  worden.  1843  hatte  der 
französische  Consul  Botta  den  Ruinenhügel  bei  Horsäbäd  auszugraben  begonnen,  1845  der  Engländer 
Layard  die  Erforschung  der  Ruinen  von  Nimrüd  in  Angriff  genommen.  An  beiden  Stellen  war  eine  Fülle 
von  assyrischen  Steinreliefs  und  Inschriften  zutage  gekommen.  Die  Ähnlichkeit  dieser  Kunst  und  Schrift 
mit  den  nichtägyptischen  Reliefs  vom  Nähr  el-Kelb  konnte  nicht  lange  verborgen  bleiben.  Rawlinson 
und  Norris  ')  sowie  Wilson  (2,  408  f.)  wiesen  darauf  hin,  und  letzterer  fügte  hinzu  (p.  411):  »Vielleicht 
stellt  es  sich  heraus,  daß  sie  [die  Inschrift  am  Nähr  el-Kelb]  den  Namen  eines  Shalmaneser,  Sargon,  Senna- 
cherib  oder  Esarhaddon  enthält,  die  die  Eroberungen  der  Assyrer  bis  an  die  Ufer  des  Mittelmeeres,  zum 
Teil  sogar  bis  nach  Ägypten  ausdehnten.«  Layard  selbst,  der  schon  1840  einmal  am  Nähr  el-Kelb  vor- 
übergezogen war  3)  und  ihn  später  noch  wiederholt  besuchte,  entdeckte  in  jener  Inschrift,  von  der  Bonomi 
einen  Abguß  genommen  hatte,  einen  Königsnamen,  der  ihm  von  Kujungik  (Nineweh)  her  vertraut  war  -), 
ohne  daß  er  ihn  fürs  erste  aussprechen  konnte.  Aber  die  Aussprache  des  Namens  blieb  nicht'  lange  ver- 
borgen; es  war  der  assyrische  König  Sanherib,  von  dem  auch  die  riesigen  Felsenreliefs  bei  Bawian  in  As- 
syrien herrühren.  Auf  die  Ähnlichkeit  dieser  mit  dem  Denkmal  am  Nähr  el-Kelb  machte  Layard  aus- 
drücklich aufmerksam  4). 

v.  Wildenbruch  hatte  durch  seinen' Dragoman  Catafago  auch  die  arabische  Inschrift  am  Süd- 
ufer des  Flusses,  gegenüber  der  Brücke,  abschreiben  lassen,  soweit  sie  noch  leserlich  erschien.  Aus  ihr 
schien  hervorzugehen,  daß  der  Sultan  Selim  I.  (1512— 1520)  als  Erbauer  der  Brücke  genannt  war,  wie 
vorher  bereits  de  Laborde  (p.  41)  angegeben  hatte.  Die  griechische  Inschrift  konnte  v.  Wildenbruch 
ebensowenig  finden  wie  sein  Begleiter  Eli  Smith,  der  sie  früher  selbst  gesehen  hatte.  Zwei  Jahre  später 
hat  sie  aber  der  deutsche  Theolog  W.  Krafft  abgeschrieben  und  veröffentlicht. 

Die  Jahre  1852—54  sind  merkwürdig  wegen  eines  uns  sehr  überflüssig  anmutenden  Streites,  der  mit 
Bezug  auf  die  ägyptischen  Denkmäler  des  Nähr  el-Kelb  geführt  wurde.  Jules  Oppert,  der  im  November 
oder  Dezember  1851  mit  mehreren  Anderen  den  Nähr  el-Kelb  besucht  hatte,  bestritt  in  einem  Briefe  an 
das  Journal  asiatique,  daß  jemals  ägyptische  Inschriften  dort  vorhanden  gewesen  seien,  und  ging  sogar 
soweit,  denen,  die  sie  abgeschrieben  hatten,  den  guten  Glauben  abzusprechen.  Ihm  schloß  sich  de  Saulcy 
an,  der  einige  Monate  früher  die  gleiche  Erfahrung  gemacht  hatte  5).  Der  Comte  de  Bertou  legte  da- 
gegen entschieden  Verwahrung  ein6),  wodurch  sich  de  Saulcy  veranlaßt  sah,  in  ehrlicher  Weise  zu  wider- 
rufen 7),  während  Oppert  fürs  erste8)  nur  die  Möglichkeit  zugab,  daß  die  umstrittenen  Inschriften  einst 
vorhanden  waren.     Auch  der  letzte  Artikel,  den  Lepsius  über  die  ägyptischen  Felsentafeln  vom  Nähr 


')  Journal   of  the  R.  Asiatic  Society  Vol.  10  p.  27.  London   1846. 
-)  Layard,   Early   adventures.     New  Edition  p.  88.    London   1894. 

3)  Layard,    Ninive  und  seine  Überreste.     Deutsch  von  Meissner      S.  391  Anm.  *  und  S.  293  Anm.  **.    Leipzig  1850. 

4)  Layard,  Discoveries  in  the  ruins  of  Nineveh  and  Babylon  P.  1  p.  210  note  *.     London   1853. 

5)  de    Saulcy,   Voyage  autour  de  la  Mer  Morte  T.  II  pp.  652  ss.     Paris   1853. 

6)  Revue  archeologique  n.Annee   I.  partie  pp.  1  ss.    Paris  1854. 

7)  L'Athenaeum  francais  Annee  3  pp.  902  s.    Paris  1854. 

8)  Daselbst  p.  370.      Deutsche  Übersetzung  in  »Das  Ausland«  27.  Jg.  S.  406  f.'    Stuttgart  u.  Augsburg  1854.     Etwas   entgegen- 
kommender zeigte  sich  Oppert  später  in  seiner  Expedition  en  Mesopotamie  T.  1  p.  19.    Paris   1863. 


Kapitel  III.     Die  Entdeckung  der  Denkmäler  am  Nähr  el-Kelb.  I  ; 

el-Kelb  veröffentlichte1),  war  durch  den  leichtfertigen  Angriff  Opperts  und  de  Saulcys  veranlaßt. 
Einen  größeren  Gewinn  brachte  eine  amerikanische  Forschungsexpedition  von  1873;  Professor  John  Alsop 
Paine  entdeckte  drei  neue  griechische  Inschriften,  von  denen  er  aber  nur  eine  veröffentlichte.  Boscawen, 
der  im  Herbst  1879  den  Nähr  el-Kelb  besuchte,  zeichnete  einen  übersichtlichen  farbigen  Plan  mit  den 
Plätzen  der  einzelnen  ägyptischen  und  assyrischen  Reliefs,  deren  Maße  er  überdies  angab.  Im  besonderen 
bemühte  er  sich,  die  Urheber  der  assyrischen  Denkmäler  festzustellen.  Dies  glückte  ihm  mit  völliger 
Sicherheit  nur  bei  dem  besterhaltenen,  in  dessen  Keilinschrift  Layard  den  Namen  Sanheribs  gelesen  hatte. 
Aber  nicht  Sanherib  selbst,  sondern  dessen  Sohn  und  Nachfolger  Asarhaddon,  den  Eroberer  Ägyptens, 
stellt  es  dar.     Von  der  Inschrift  konnte  Boscawen  nur  einige  kurze  Auszüge  mitteilen. 

Bis  1878  kannte  man  nur  im  Süden  des  Nähr  el-Kelb  Denkmäler  mit  Inschriften.  In  diesem  Jahre 
aber  bemerkten  Arbeiter,  die  unterhalb  des  Aquäduktes,  dicht  an  der  nördlichen  Felswand,  einen  Kanal 
gruben,  unter  dem  Gestrüpp  und  Buschwerk,  das  die  Felswand  bedeckte,  fremdartige  Schriftzeichen.  Sie 
sprengten  ein  Stück  aus  dem  Felsen  heraus,  dessen  Inschrift  von  dem  damaligen  Dragoman  des  deutschen 
Konsulats  in  Berüt,  Martin  Hartmann,  später  auch  von  Guthe  und  dem  dänischen  Konsul  Leytved 
abgeklatscht  wurde.  Die  Abklatsche  wanderten  je  nach  Berlin,  Leipzig  und  Paris  und  wurden  von 
Schrader,  Delitzsch  und  Lenormant  untersucht.  Aber  nur  der  französische  Gelehrte  hat  einen  kurzen 
Bericht  darüber  gegeben  *).  Das  Original  selbst  gelangte  in  verschiedene  Hände  und  blieb  viele  Jahre 
verschollen.  Ein  Meter  weiter  links  von  dem  ausgebrochenen  Stück  fanden  sich  noch  Reste  von  vier 
hohen  Kolumnen  einer  Inschrift  und  auf  der  andern  Seite  ebenfalls  Reste,  aber  von  sehr  geringem  Umfang. 
Über  die  große  Inschrift  berichtete  Sayce  noch  1881  und  stellte  fest,  daß  sie  babylonisch  ist  und  von 
König  Nebukadnezar  II.  (605—562)  stammt.  1882  äußerte  sich  auch  Lenormant  darüber  in  der  Pariser 
Akademie  der  Inschriften  3).  Merkwürdigerweise  dachte  niemand  daran,  diese  Inschrift,  deren  große  Be- 
deutung man  sogleich  erkannte,  zu  veröffentlichen.  Bei  meinem  Besuch  des  Nähr  el-Kelb  im  April  1903 
gelang  es  mir  festzustellen,  daß  die  Inschrift  Nebukadnezars  fast  wörtlich  mit  dessen  Inschriften  vom  Wädl 
Brisä  übereinstimmte,  und  als  mir  bald  darauf  Loytveds  Material  zugänglich  wurde,  ergab  sich,  daß  es 
sich  in  Wirklichkeit,  wie  im  Wädi  Brisä,  um  zwei  Inschriften  Nebukadnezars  handelte,  eine  altbabylonische 
und  eine  neubabylonische.  Von  der  letzteren  Fassung  war  freilich  nur  ein  Wort  vollständig  erhalten. 
Der  herausgebrochene  Stein  war  mir  noch  unzugänglich,  als  ich  meine  Ausgabe  veröffentlichte,  und  blieb 
verschollen,  bis  ihn  Unger  1913  im  Konstantinopler  Museum  wiederfand  und  der  Vergessenheit  entriß. 
Er  gehört  der  neubabylonischen  Fassung  an. 

Von  großer  Bedeutung  wurde  Hilprechts  kurzer  Besuch  des  Nähr  el-Kelb  im  Herbst  des  Jahres 
1888.  Da  es  ihm  an  Zeit  gebrach,  die  Altertümer  selbst  eingehender  zu  studieren,  ließ  er  durch  einen 
Photographen  eine  Anzahl  vortrefflicher  Aufnahmen  anfertigen,  die  er  mir  1903  in  selbstloser  Weise  zur 
Verfügung  stellte.  Hilprechts  weitblickendes  Vorgehen  war  um  so  dankenswerter,  weil  die  Gefahr, 
daß  jene  ungeschützten  Altertümer  zerstört  werden  könnten,  immer  bestand.  Tatsächlich  ist  ja  auch 
das  eine  Relief  während  des  Weltkrieges  vollständig  zertrümmert  worden,  so  daß  davon  jetzt  vielleicht 
überhaupt  keine  andere  Abbildung  mehr  vorhanden  ist  als  die  Hilprechtsche,  die  wir  auf  Taf.  5  reprodu- 
zieren durften.     In  den  neunziger  Jahren  hat  der  norwegische  Assyriolog  J.  A.  Knudtzon  (t  Jan.  1917) 

')  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  1854  SS.  338  ff. 

J)  Am  11.  Mai  1882  in  der  Pariser  Akademie  der  Inschriften:  Comptes  rendus  de  l'Academie  des  inscriptions  IV.  Serie  T.  10  pp.  86  s. 

3)  Dieser  Bericht  ist,  wie  es  scheint,  niemals  in  den  Schriften  der  Akademie  gedruckt  worden.  Leytyed  erhielt  ihn  durch  einen 
Brief  von  G.  Schlumberger.  Eine  Abschrift  dieses  Briefes  kam  mit  dem  Abklatschmaterial  Leytveds  1903  durch  Kauf  in  den  Besitz 
der  Kgl.  Museen  in  Berlin  und  wurde  1906  von  mir  veröffentlicht  (Die  Inschriften  Nebukadnezars  II.  im  Wädl  Brisä  und  am  Nähr  el- 
Kelb  SS.  9  f.)- 


fc<* 


K4jpj|eJjUftBviDiift:  Entdeckung  der  Denkmäler  am   Nähr  el-Kelb. 


njijj;^Qfl;g^n#yij[p/LvitfJicJl5;ni)SQrgf$.-l^(j(i(tOih'tn  eigen  war,  die  Inschrift  Asarhaddons  abgeschrieben  und  seine 
Abs.<?l?rift cfijijt  foigi;töf$p.<fp(ß?c!Q@vi  (Afegfeßqim  Britischen  Museum  und  einem  zweiten  Abguß,  den  das  Ber- 
lin fr  Mji#§iyn  b^itJ#jr,nf'^j\mindpfim)i,ig>Öytig  verglichen.  Auch  diese  wertvolle  Abschrift  hat  mir  ihr  Ur- 
h§b,ei)ij«  s?li>9tlös^;cMÖiisfl^k>tl¥Mfet}gyog(giestellt.  Schließlich  muß  ich  noch  meines  Schülers  und  Freundes 
E/jn$jtj0G^iofrg  Klft^bjera^fcd«rticen)  (ffilM9*4),  der  1908  auf  meine  Bitte  Papierabdrücke  dieser  Inschrift 
&\£tit&&QiMndifflihf^&fyQ-n(llrnjJMMteiiS$93,  auf  seiner  Reise  vom  Mittelmeer  zum  Persischen  Golf,  be- 
rührM  (Bseihgrfdto'jiöpgQfthfetahnaUchTde^r  Nähr  el-Kelb.  Außer  einer  guten  Abbildung  eines  assyrisch- 
^6p^i^g&enij5kftfcaiailf)&areß)5fej;da©J?feni>^lr  ihm  die  Veröffentlichung  von  L0ytveds  Abschrift  der  fran- 
zösischen Inschriffeöil-iqjiflb-wjgbiiarAt  J$5fi/i  ausgeführt,  doch  in  ihrem  unteren  Teile  schon  recht  undeutlich 
gfttfi^rdena'^ifer,rijetzh'^efdgäh6arftfiihrttj(niägyptischen  Rahmen  vollständig  zerstört  ist.  Die  Expedition  van 
i8öJfMiftW$'jUili^iJv^t'j^Snij?l'jJfik«b(jahrt>i895,  die  besonders  der  Aufsuchung  und  Erforschung  arabischer  In- 
^fferiftjegiflg^^-ftfgSnalyjrtoEhraMiph ■.däo-jfjra&ischen  Inschrift  am  Nähr  el-Kclb  zugute,  von  der  van  Berchem 
«Bfcft  ITieÄ  sufriiftratenjafil  iPjgifeirtig&rrkekuaag  mitteilte  (p.  100,  note  1).  Über  die  Schicksale  des  Mündungs- 
gebi9t^vJd$e8MaJIr|IeJ^^Kftll18I>^M?thfeI!wiIJde3[  Weltkrieges  zu  berichten,  muß  der  Zukunft  überlassen  bleiben. 
EjneiSbiPiri'>?atteiffQ?i*iErln&hrnegisbli'dJe  (MJMeilung,  daß  eine  türkische  und  eine  deutsche  Inschrift  hinzu- 
gqiügft  W««dp9x;*ipW(ldi^-,vJ#ß1iu$lJßbilv*s(jden  »Siegern«  in  diesem  schändlichsten  aller  Kriege  wieder  be- 
§tiHi$[t  iitffk  ÜUxUh  [frapz5?jftrite  #indjfrtigltsche  (oder  amerikanische?)  ersetzt  worden  sind.  Relata  refero, 
arid  AJlahjJWfiiß  i<$ofee?&ig.  nobim\  jbülS  n 
.grißlmU  mognrrjg  irfja  nov  iodß  pteaSi  alle 
nov  bnu  iai  rfoainolYdßd  oiii  ÜJ.h  >y.  n  vjiil 
■»anßl  iab  ni  i9tfinßb  JaßJn 
-g9  aüoig  n-jiab  jYndozul 
£OQl  InqA  mi  dtaX-b  irfßl' 
IbßV/  mov  naJlndosnl  naaas 
so  Üßb  ,rbta  dßgvj  ,'jb-iuw  1 
ariDainoiYdßdllß  onb  ßllabn 
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daild  bnu  .aJrfoilJrrjrlöiov  •> 
.Qntna  Jbrfrwa^ügTjV  iah  t| 

aairfß^  acjb  JadiaH  rni  dto> 
rtsnb  rioiub  tj  Ooil   ,noTjib 
iux  aabW  Tjaoltadba  ni  £0$ 
tirfßbO    aib   Ibw    ,-ioJiowan 
rbuß  ßj    Jai   rioilrfjßaJßT     .l||rir, 
tifoblbiv  lx)jj_  aoveb  Qßb 
-uboiqyi  J  .IßT  luß  iiv/  )ib 
{\1QI  .rißl_  t)  nos  tbun>I  .1 

.>.  Ö8  .qqoi  .T  91138  .VI  anoilqhseni  i 

iisiiia  rbiub  nrli  Jlsirfis  bsvl^nj     .nobiow  Jjtaufbsg  sirt 

sJissa  nsb  nilus»  rioiub  (091  «bsv J YS^WhsJsmMftmfcizze  des  Mündungsgebietes  um   1887. 

-b  irffiH  niü  bnu  i:?Ä-\H   ibfiW  rni  .II  ?.ißS3nb£}(nd3M!  nytl 


Kapitel  IV.     Die  ägyptischen  Denkmäler. 


•7 


Abb.  4.     Nördliches  ägyptisches  Relief  (1845V 


Kapitel  IV. 

DIE  ÄGYPTISCHEN  DENKMÄLER. 

Die  drei  Reliefs  haben  die  Gestalt  von  Scheintüren.  Die  Höhe  ist  7' 6"  engl.,  die  Breite  3'  8",  die 
Tiefe  bei  dem  ersten  Relief  6",  bei  den  beiden  anderen  5*/a".  ')  Unter  dem  vorkragenden  Hohlkehlkarnies 
liegt  der  Türsturz  mit  der  geflügelten  Sonnenscheibe,  rechts  und  links  davon  die  gleichlautende  Beischrift 
Bahdet  »(Sonnengott  von)  Edfu«.  Unter  dieser  waren  die  Türrahmen  mit  Inschriften  bedeckt  (links  I, 
rechts  II).     Das  Rechteck  der  Türfüllung2)  ist  durch  eine  Querlinie  in  zwei  Teile  geschieden:  das  obere 


')  Vgl.  Boscawen  Transactions  of  the  Society  of  bibl.  archaeol.  Vol.  7  p.  335.  Der  Unterschied  in  der  Tiefe  erklärt  sich,  wie 
Boscawen  richtig  bemerkt,  daraus,  daß  die  Scheintürfüllung  des  ersten  Reliefs  vor  der  Anbringung  der  französischen  Inschrift  abge- 
schliffen wurde. 

J)  Auf  die  Frage,  ob  die  ägyptischen  Reliefs  früher  durch  steinerne  oder  metallene  Schutztüren  gedeckt  waren,  braucht  jetzt  nicht 
mehr  eingegangen  zu  werden.  Die  Löcher  in  den  Ecken  der  Scheintüren  sind,  wie  Renan  (p.  340)  mit  Recht  sagt,  wahrscheinlich  späteren 
Ursprungs.  Wo  Prutz  (S.  49)  die  eisernen  Angeln,  in  denen  sich  die  Vorsatztüren  bewegt  haben  sollen,  noch  gesehen  hat,  ist  mir  un- 
erfindlich. 

Nähr  el-Kelb.  -i 


jg  Kapitel  IV.     Die  ägyptischen  Denkmäler. 

Feld  enthielt  eine  Reliefdarstcllung  von  je  drei  Figuren,  links  ein  Gott,  rechts  der  Pharao  Ramses  II. I), 
beide  einander  zugewandt,  in  der  Mitte  ein  kriegsgefangener  Feind,  dessen  Gestalt  im  Vergleich  zu  der 
Größe  der  beiden  anderen  zwerghaft  erscheint.  Diese  Figuren  hatten  zum  Teil  Beischriften  (III).  Die 
Hauptinschrift  (IV)  füllte  das  ganze  Feld  unter  diesem  Relief  aus  2).  Die  besten  Zeichnungen  der  Denk- 
mäler, ausgeführt  von  Max  Weidenbach  im  Juli  1845,  hat  Lepsius  (Denkmäler  aus  Ägypten,  III.  Abt. 
Tat'.  197  a,  b  u.  c)  veröffentlicht  3).  Bei  der  Beschreibung  der  Reliefs  erfreute  ich  mich  der  Hilfe  Dr.  Hans 
Abels;  die  Umschreibungen  und  Übersetzungen  der  Inschriften  verdanke  ich  seiner  Freundlichkeit  aus- 
schließlich. 

I.  NÖRDLICHES  RELIEF. 

Darstellung:  Der  Pharao  mit  der  Krone  des  Südlandes,  den  Oberkörper  vorgebeugt,  packt  mit  dem 
ausgestreckten  rechten  Arm  den  in  die  Knie  gesunkenen  Feind  beim  Schopf  und  holt  mit  der  Waffe,  die 
er  in  der  Linken  schwingt,  zum  Schlage  aus.  Der  Gott  ist  Ptah.  Die  Beischriften  (III)  und  die  Haupt- 
inschrift (IV)  waren  schon  1845  völlig  unleserlich.     (Vgl.  Abb.  4.) 

Inschrift  I  =  II:  hr  kl  nJjt  mrjj-mYt  nswl  bjtj  nb  t\wj  ws'r-ml't-r'  stp-n-r'-  s>  r(  nb  ffw  r'-ms-sw  mrjj- 
jmn  .  .  .  dj  (n/i  mj  rc 

Der  Horus  »Starker  Stier,  von  der  Wahrheit  geliebt«,  der  König  von  Ober-  und  Unter-Ägypten,  Herr 
der  beiden  Länder,  Wsr-mJ't-R'  Stp-n-R',  Sohn  des  Re',  Herr  der  Diademe,  Ramses  Miamun  .  .  .  mit 
Leben  beschenkt  wie   Re'. 

Während  des  syrischen  Feldzuges  1 860/1  wurde  die  Türfläche  auf  Anordnung  des  französischen  Con- 
sulats-*)  abgeschliffen,  wobei  das  Ptah-Rclief  vollständig  verloren  ging,  und  mit  umstehender  französischer 
Inschrift  geziert  (vgl.   S.  19  und  Taf.  5). 

Über  diese  Inschrift  urteilte  Louis  Lortet,  doyen  de  la  Facult6  de  medecine  de  Lyon  (pp.  657  s.): 
Au  dessus,  entoure  par  un  encadrement  taille  dans  le  roc,  mais  dejä  tres  altere  par  le  temps  et  par  des  mains 
hostiles,  je  n'ai  pu  lirc  sans  un  certain  depit  une  inscription  frangaise,  en  l'honneur  de  Napoleon  III 
et  des  generaux  commandant  le  corps  d'oecupation  de  la  Syrie,  en  1860— 1861,  pour  les  hauts  faits  d'armcs 
qu'ils  n'ont  point  eu  ä  aecomplir.  Helas!  dans  cettc  circonstance,  comme  dans  bien  d'autres,  la  diplo- 
matie  de  notre  pays  et  nos  generaux  ont  ete  trompes  par  l'astuce  et  la  ruse  de  la  Sublime  Porte;  la  France 
n'a  pas  su  mettre  le  pied  d'une  facon  definitive  ä  Damas  et  en  Syrie,  oü  eile  aurait  ete  soutenue  par  toute 
une  population  chretienne  devouee.  Ici  eile  n'aurait  point  eu  ä  lutter  sans  cesse,  comme  en  Afrique, 
contre  des  races  musulmanes  införieures,  qui  s'eteindront,  mais  qui  ne  se  soumettront  jamais.  —  Dans 
l'inscription  franc.aisc,  les  noms  et  les  numeros  de  nos  regiments  sont  presque  tous  illisibles  apres  un  si 
petit  nombre  d'annecs,  tandis  que  les  belles  lettres  augustales  de  Marc-Aurele  ont  brave  l'action  destruetive 
du  temps  et  des  hommes.  Das  war  1880.  Inzwischen  haben  sich  die  heißblütigen  Hoffnungen  des  Herrn 
Doyen  erfüllt,  ob  aber  d'une  jacon  definitive,  muß  angesichts  des  Umstandes,  daß  in  Damaskus  und  Syrien 
neben  der  population  chritienne  devouee  noch  des  races  musulmanes  inferieures  wohnen,  der  Zukunft  über- 

')  Herrschte  nach  Meyer  1300 — 1234,  nach  Breasted  1292 — 1225.  Vgl.  Röder  in  Paulys  Real-Encyclopädie,  Neue  Bearbeitung 
II.  Reihe  Bd.  1    SS.  152«. 

*)  Vgl.  S.   17  Anm.  2. 

3)  In  einfacherer  Ausführung  wiederholt  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  1854  Tafel  zu  S.  346.  Vgl.  auch  Denkmäler 
Textband  5  S.  390  (Leipzig  1915). 

4)  In  Berut  bekleidete  damals  (1860/61)  Generalconsul  Comte  de  Bentivoglio  diese  Würde.  Duc  de  Luynes.  der 
dessen  Namen  selbst  nicht  nennt,  fügt  hinzu  (Relation  p.  10):  Cette  inscription,  peinte  sur  fond  blanc,  semble  etre  un  acte  de 
simple  deference  commandee  par  les  circonstances,  et  n'aura  pas,  heureusement,  plus  de  duree  <|u'elle  n'etait  utile  ni  opportune. 


/ 


Kapitel   IV.     Die  ägyptischen  Denkmäler.  jy 

lassen  bleiben.    Während  des  Weltkrieges  ist  das  ganze  Denkmal    —  Tür  und   Rahmen    —  von  einem 
türkischen  Offizier  in  irregeleitetem  patriotischen  Zorn  völlig  zerstört  worden.1) 


1860- -1861 
NAPOLEON  III. 

EMPEREUR  DES  FRANCAIS 

ARMEE  FRANQAISE 

GENERAL  DE  BEAUFORT  D'HAUTPOUL 
COMMANDANT    EN    CHEF 

COLONEL  OSMONT 

CHEF  D'ETAT-MAJOR  GENERAL 


GENERAL 
COMMANDANT 


DUCROT 

D'INFANTERIE 


55.  DE  LIGNE 
13=  DE  LIGNE 
165.  BATÜN  CHASSEURS 


25  GENIE 
IS  D'ARTILLERIE 
105.  D'ARTILLERIE 


llr  HUSSARÜS 
15  CHASSEURS  D'AFRIQUE 
35.  CHASSEURS  D'AFRIQUE 


15T  ZOUAVES 


SERVICES  ADMINISTRATIFS 


25  SPAHIS 


II.  MITTLERES  RELIEF. 

Dieses  Denkmal  steht  rechts  von  dem  vierten  assyrischen  Relief  (s.  auch  Taf.  9).  Darstellung:  Der 
Pharao  mit  dem  sogenannten  Kriegshelm,  aufrechtstehend,  hält  mit  der  Linken  einen  kurzen  Hakenstab, 
der  etwas  über  die  linke  Schulter  emporragt.  Mit  der  Rechten,  die  leicht  gebogen  ist,  faßt  er  den  Feind 
am  Schopf.  Dieser  steht  aufrecht  und  ist  mit  einem  langen  Gewände  bekleidet;  die  Arme  hängen  ihm 
schlaff  hinter  dem  Rücken  herab.  Der  Gott  ist  Harmachis  mit  langem  Szepter  in  der  linken  und  Sichel- 
schwert in  der  rechten  Hand. 

Inschrift  I:  n/r  nfr  nht  Itprw  Uk\  "  phtj  s nswt  bjtj  nb  ßivj  wsr-mYt-r'  stp-n-rl  s\  r'  r'-ms-sh' 

mrjj-jmn  dj  'n/i 

Der  gute  Gott,  stark  an  Gestalt,  der  Fürst,  groß  an  Kraft, der  König  von  Ober-  und  Unter- 
Ägypten, Herr  der  beiden  Länder,  Wsr-mJ't-R'  Stp-n-R',  Sohn  des  Rc',  Ramses  Miamun,  mit  Leben  be- 
schenkt. 

Inschrift  II:   n/r  nfr  nfyt  pdwt  nb  fypi n/r  '>  ml  jMjivtj  ms  n  pnn  d[t\   nfwt  bjtj  nb  t\wj  wsr- 

m\lt-rl  s'tp-n-r'  s>  r'  r'-ms'-s'w  mrjj-jmn  dj  'n// 

Der  gute  Gott,  stark  an  Bogen,  der  Herr  der  Kraft, ,  der  große  Gott  wie  der  vom  Horizonte, 


s)  Wiegand  Zeitschrift  f.  bildende  Kunst  Neue  Folge  Bd.  30  S.  284.    Leipzig  1920. 


3* 


20 


Kapitel   IV.     Dre  ägyptischen  Denkmäler. 


Abb.   5.     Viertes  assyrisches   und  mittleres  ägyptisches   Reliet. 


gezeugt   von  Amon  ewiglich,  der  König  von  Ober-  und  Unter -Ägypten,  Herr  der  beiden  Länder,  Wsr 
m^'t-r'  Stp-n-r',  Sohn  des  Rec,  Ramses  Miamun,  mit  Leben  beschenkt. 

Rest  von    III  a  (links,  hinter  Harmachis) : $tfwt  nb{t)  ml  nb  itn  (?) 

....   alle  Frcmdländer  wie  der  Herr  der  Sonnenscheibe  (?)  J) 

III  b  (rechts,  hinter  dem  Pharao) :    ntr  nfr  nb  tiivj  nb  h'w  min  dt 


')    Statt    U  (I  _  1     ist  wohl  wie  beim  (olgenden  zu  lesen. 


Kapitel  IV.     Die  ägyptischen  Denkmäler. 


21 


Der  gute  Gott,  Herr  der  beiden  Länder,  Herr  der  Diademe,  heute  (?)  (und)  ewiglich'). 

Anfang  von  IV:    h\t-sp  4  ibd  4  \ht  shv  2  -4-  x 

Jahr  4,  Monat  4  der  Überschwemmungsjahreszeit,  Tag  2  +  x  .  .  .  . 


IH.   SÜDLICHES  RELIEF. 

Dieses  Denkmal  steht  links  von  dem  sechsten  und  letzten  assyrischen  Relief,  dem  des  Königs  Asar- 
haddon  (s.  Taf.  6). 

Darstellung:  Der  Pharao  mit  der  Atef-Krone,  Stellung  ähnlich  wie  auf  dem  I.  Relief.  Der  Feind 
ähnlich  wie  auf  dem  II.  Relief,  aber  leicht  in  die  Knie  gesunken.  Der  Gott  Amon  streckt  die  Linke 
nach  dem  Feind  und  hält  mit  der  Rechten  dem  Pharao  einen  jetzt  zerstörten  Gegenstand  hin. 


1 


Abb.  6.     Südliches  ägyptisches  Relief. 

Inschrift    I:   nlr  nfr  kl  n/it  nhvt   bjtj  nb  tlwj  wsr-ml't-r'  stp-n-r'   s>   r'  nb  //'w  r'-[mssw 

mrjj]-  jmn 

Der  gute  Gott der  starke  Stier der  König  von  Ober-  und  Unter- Ägypten,  Herr  der  beiden 

Länder,  Wsr-mJ't-r'  Stp-n-r',  Sohn  des  Re',  Herr  der  Diademe,  Ra[mses  Mijamun. 


«) 


ist  vielleicht  nur  Kratzer; 


Q01 


»wie  Re'«? 


22  Kapitel   V.     Die  assyrischen  Denkmäler. 

Inschrift    II  zerstört. 

Rest  von  Inschrift  III  (hinter  dem  Pharao) : nb  tlwj  ml  r'  dl 

Herr  der  beiden  Länder  wie  Re'  ewiglich. 

Anfang  von  Inschrift   IV:    lfit-sp  10  ibd  l  +  X  ssiv ') 

Jahr  10,   Monat   I  -f  x,  Tag 


Kapitel  V. 

DIE  ASSYRISCHEN  DENKMÄLER. 

Die  assyrischen  Denkmäler,  sechs2)  an  Zahl,  unterscheiden  sich  auf  den  ersten  Blick  von  den 
ägyptischen.  Diese  stellen  Scheintüren  dar,  mit  geflügelter  Sonnenscheibe  auf  dem  Türsturz  und  In- 
schriften auf  den  Pfosten.  Die  Reliefs  des  oberen  Teiles  der  Türfüllung  enthalten  je  drei  Figuren:  einen 
Gott,  den  Pharao  und  dazwischen  einen  kriegsgefangenen  Häuptling  oder  Fürsten.  Die  assyrischen  Reliefs 
sind  einfache  Nischen,  teils  mit  viereckigem,  teils  mit  oben  abgerundetem  Rahmen.  Im  übrigen  sind  sie, 
wie  es  scheint,  ausnahmslos  nach  einerlei  Schablone  gearbeitet.  Dargestellt  ist  der  König  mit  langem 
Vollbart,  nach  links  blickend.  Auf  dem  Haupte  sitzt,  etwas  nach  hinten  geneigt,  die  assyrische  Krone. 
Die  Gestalt  ist  von  einem  langen,  ziemlich 'eng  sitzenden  gegürteten  Gewand  umgeben,  das  gerade  die  Füße 
frei  läßt.  Der  linke  Unterarm  ruht  an  der  Brust,  die  linke  Hand  faßt  an  das  Szepter  mit  länglichrundem 
Knauf,  das  am  Gürtel  befestigt  scheint,  und  etwas  schlag  hängt.  Der  rechte  Oberarm  ist  gerade  ausge- 
streckt und  der  Unterarm  fast  rechtwinklig  zum  Oberarm  erhoben,  so  daß  die  Hand  in  Gesichtshöhe  erscheint. 
Der  Gegenstand,  den  der  König  in  der  rechten  Hand  hält,  ist  nur  auf  dem  besterhaltenen  Relief  noch  zu 
sehen,  aber  undeutlich,  so  daß  er  zu  den  verschiedensten  Erklärungen  Anlaß  gegeben  hat:  Ölzweig  (Des 
Mouceaux),  anscheinend  eine  Art  Lanze  (Mariti),  Vogel  (Callier),  etwas  wie  ein  Fächer  (Bonomi), 
Ährenbüschel  (v.  Wildenbruch),  sieht  aus  wie  ein  Opferkörbchen  (v.  Kremer),  Tannenzweig  (Bos- 
cawen),  kurzer  Wedel  (Steindorf  f)  3).  Es  ist  aber  wohl  nichts  von  alledem,  sondern,  wie  die  Vergleichung 
mit  der  Darstellung  des  assyrischen  Königs  Asarhaddon  auf  der  Stele  von  Sendschirli  lehrt,  wahrscheinlich 
ein  Becher  4).  Auffällig  ist  an  der  Darstellung  dieses  Gegenstandes  auf  dem  Relief  von  Nähr  el-Kelb  eine 
eigentümliche  schuppige  Musterung,  die  offenbar  v.  Wildenbruch  an  das  Aussehen  eines  Ahrenbüschels 
erinnerte.  Der  assyrische  König  steht  in  anbetender  Haltung.  Auch  die  Götter  sind  gegenwärtig, 
aber  nur  in  ihren  Emblemen:  den  Beizeichen,  die  an  den  Stelen  des  Nähr  el-Kelb  links  oben  auf  der 
Bildfläche  angebracht  sind. 


')  Die  Jahreszahl  io  scheint  nach  dem  Textbande  ziemlich  sicher  zu  sein.  Von  den  folgenden  Zeilen  sind  nur  einzelne  Zeichen 
erhalten.     Am  Schlüsse  von  Z.  4  erkennt  man  z.  B jeden  Tag  der  gute  Gott 

2)  Layard  (Discoveries  P.  I  p.  211)  spricht  von  sieben,  außer  den  drei  ägyptischen  Tafeln.  In  Boscawens  Aufsatz  (Trans- 
actions  of  the  Soc.  of  bibl.  arch.  Vol.  7  p.  335)  bemerkt  A.  H.  S(ayce)  zu  Nr.  III  (zweites  assyrisches  Relief):  /  discovered  the  remains 
of  another  Assyriern  monument  there,  almosl  desiroyed.  Offenbar  war  dieses  siebente  Denkmal  auch  schon  Layard  bekannt,  scheint  aber 
nach  Sayce  von  niemandem  weiter  beachtet  worden  zu  sein. 

3)  Ausgrabungen  in  Sendschirli  I  (Kgl.  Museen  zu  Berlin.      Mitteil,  aus  den  Orient.  Sammlungen  Heft  1 1)  S.  30  Anm.  6.    Berlin  1893. 

4)  Einen  Becher  oder  ein  Symbol  vermutet  auch  Meissner,  Babylonien  und  Assyrien  (Kulturgeschichtl.  Bibliothek  I.  Reihe  3) 
S.  328.     Heidelberg  1920. 


Höhe 

Breite 

I. 

6' 7" 

4' 5" 

II. 

5' i" 

2' 4" 

[II. 

6'i" 

2'  6'/»" 

IV. 

6' 4" 

2'  97a" 

V. 

7  o 

3'  8'/»" 

Kapitel  V.     Die  assyrischen  Denkmäler.  2 } 

DIE  ASSYRISCHEN  RELIEFS  I— V. 

Die  fünf  ersten  assyrischen  Reliefs  sind  mehr  oder  weniger  stark  zerstört.  Bei  II  ist  gerade  noch  ein 
Stück  des  Kopfes  sichtbar.  Aber  auch  bei  den  übrigen  Darstellungen  ist  nur  die  Gestalt  des  Königs  noch 
zu  sehen,  die  Beizeichen  und  Inschriften  haben  höchstens  einige  Spuren  hinterlassen.  I  und  II  (s.  Taf.  7) 
sind  von  einem  rechteckigen  Rahmen  umschlossen,  ähnlich  den  ägyptischen,  aber  nicht  als  Türen  heraus- 
gearbeitet. Bei  den  übrigen  assyrischen  Reliefs  (s.  Tafeln  8 — n)  ist  der  obere  Abschluß  des  Rahmens 
halbkreisförmig.  Die  Maße  der  ersten  fünf  assyrischen  Reliefs  sind  nach  Boscawen  (Transactions  of  the 
Soc.  of  bibl.  arch.  Vol.  7,  p.  335): 

Tiefe 

4Va" 

5" 

41/«" 

5" 
5  i* 

Die  Aufgabe,  die  Urheber  dieser  Bilder  im  einzelnen  zu  ermitteln,  ist  bei  ihrem  beschädigten  Zustande 
und  dem  Fehlen  der  Inschriften,  außerordentlich  schwierig,  um  nicht  zu  sagen  unlösbar.  Die  Zuweisungen 
Boscawens  (Asur-ris-isi,  Tukulti-apil-esarra  L,  Asur-nasir-apli  II-1),  Sulman-asarid  III.,  Sin-ahe-eriba) 
und  Wincklers  (Asur-nasir-apli  IL,  Sulman-asarid  III.,  Adad-nirari  III.,  Tukulti-apil-esarra  III.,  Sin- 
ahe-eriba)  sind  nur  zum  Teil  wahrscheinlich;  keine  ist  gesichert.  Von  A§ur-ri§-iSi  kennt  man  keinen  Zug 
nach  dem  Mittelmeere,  wohl  aber  von  seinem  Sohne  Tukulti-apil-esarra  (Tiglatpileser)  I.  (um  uoo).  In 
dessen  Prisma- Inschrift  VI  39  ff.  heißt  es:  »Im  ganzen  42  Länder  nebst  ihren  Fürsten  von  jenseits  des 
unteren  Zab  längs  der  fernen  Gebirge  bis  jenseits  des  Euphrats,  dem  Hatti-Lande  und  dem  oberen  Meere 
des  Sonnenuntergangs  gewann  meine  Hand  vom  Anfang  meines  Königtums  bis  zu  meinem  5.  Regierungs- 
jahrc.«2)  Asur-nasir-apli  II.  (884—859)  rühmt  sich  (Steininschrift  IV  14  ff.):  »Auf  das  Geheiß  ASurs, 
des  großen  Herrn,  meines  Herrn,  und  Nin.  Ebs,  der  mein  Priestertum  liebt,  zog  ich  nach  dem  Gebirge 
Libanon,  stieg  zum  großen  Meere  hinauf  3),  im  großen  Meere  wusch  ich  meine  Waffen,  Opfer  brachte  ich  dar 
meinen  Göttern. «t)  Ahnlich  Annalen  III  84  ff.,  wo  der  König  noch  hinzufügt,  daß  er  von  den  Königen  des 
Küstenlandes  —  unter  den  Städten  werden  genannt  Tyros,  Sidon,  Byblos.  Arados  usw.  —  Tribut  erhalten 
habe.  Dann  stieg  er  zum  Amanos  hinauf,  ließ  Zedern  und  andere  wertvolle  Bäume  fällen  und  errichtete 
ein  Denkmal  seines-Heldentums.5)  Daraus  könnte  man  schließen,  daß  Asur-nasir-apli  sich  am  Nähr  el- 
Kelb,  den  er  auf  dem  Wege  von  Sidon  nach  Byblos  schwer  vermeiden  konnte,  gerade  nicht  durch  ein  Denk- 
mal verewigt  habe,  weil  er  hier  keines  erwähnt,  und  das  Denkmal,  von  dem  er  spricht,  auf  dem  Amanos 
errichtet  war.  Indessen  wäre  ein  solches  argumentum  ex  silentio  bedenklich.  Aäur-nasir-apli's  Sohn 
und  Nachfolger  Sulman-asarid  (Salmanassar)  III.  (859 — 824)  ist  ebenfalls  wiederholt  im  Westlandc  ge- 
wesen.     In  seinem   18.  Regierungsjahr  schlug  er  Hazä'el  von  Damaskus,   zog  dann  nach  dem  Haurän- 

■)  Bisher  als  Asur-nasir-apli  III.  bezeichnet.  Vgl.  jedoch  Weidner.  Die  Könige  von  Assyrien  (Mitteilungen  der  Vorder- 
asiatisch-ägyptischen Gesellschaft  Jg.  26  H.  2.     Leipzig   1921)   S.  19. 

*)  Budge  &  King,  The  Annais  of  the  kings  of  Assyria  Vol.  I  pp.  82  f.;  vgl.  p.  126  p.  138  f.  und  Scheil  Recueil  de  travaux 
T.  22   p.  157.    Paris  1900. 

3)  Man  erwartet:  hinab.  Die  Assyrer  scheinen  »hinabsteigen«  nur  dann  zu  sagen,  wenn  sie  am  Tigris  und  Euphrat  stromabwärts 
zogen. 

4)  Budge   &  King  a.a.O.  Vol.  1   pp.  199t. 

5)  Daselbst  pp.  372  ff. 


2±  Kapitel  V.     Die  assyrischen  Denkmäler. 

Gebirge,  dessen  Städte  er  zerstörte,  schließlich  an  das  Meer:  »Bis  zum  Berge  Ba'lira'si,  einem  Vorgebirge, 
zog  ich;  ein  Bild  meines  Königtums  richtete  ich  dort  auf.  Damals  erhielt  ich  Tribut  von  den  Tyriern,  den 
Sidoniern  und  von  Jaua  (Jehu)  aus  Bit  Humri«  !)  (,  dem  Haus  Omri,  das  Jehu  in  Wirklichkeit  ausgerottet 
hatte!).  Es  wird  allgemein  angenommen,  daß  Ba'lira'si  (»mein  Ba'al  ist  mein  Oberhaupt«?)  der  phöni- 
kische  Name  des  Vorgebirges  am  Nähr  el-Kelb  sei,  so  daß  eines  der  assyrischen  Denkmäler  dieses  Ortes 
mit  großer  Wahrscheinlichkeit  dem  König  Salmanassar  III.  zuzusprechen  wäre.  Dessen  Enkel  Adad- 
nirari  III.  (810— 782)  rühmt  sich,  von  oberhalb  des  Euphrats  die  Länder  Hatti,  Amurru  nach  seinem  ganzen 
Umfang,  Tyros,  Sidon,  Omri,  Edom,  Philisterland  (Palastu)  bis  hinauf  zum  großen  Meere  des  Sonnen- 
untergangs seinen  Füßen  unterworfen  und  tributpflichtig  gemacht  zu  haben  *). 

Auch  die  in  der  Bibel  erwähnten  assyrischen  Könige  Tiglatpileser  (Tukulti-apil-esarra  III.,  745—727), 
Salmanassar  (Sulman-asarid  V.,  726—722),  Sargon  (Sarru-kTnu  II.,  722—705),  Sanherib  (Sin-ahe-eriba, 
705—681)  und  Asarhaddon  (Asur-ahe-iddin,  680—669)  haben  Feldzüge  nach  dem  Westen  unternommen. 
Tiglatpileser  berichtet  "i):  »19  Bezirke  der  Stadt  Hammatti  (Hamäh)  nebst  den  Städten  an  ihrer  Grenze, 
die  (an)  der  Küste  des  Meeres  des  Sonnenuntergangs  (gelegen  sind),  die  sich  in  Sünde  und  Frevel  dem 
Azriiau  angeschlossen  hatten,  brachte  ich  an  das  Reichsgebiet  von  Assur  und  setzte  meine  Beamten  als 
Statthalter  über  sie.«  Weiterhin  4)  heißt  es:  »Kriegsgefangene  vom  Lande  Kute,  dem  Lande  Bit-Sangi- 
bute,  1200  Illiläer,  6208  Nakkabäer,  Budäer  ....  siedelte  ich  in  den  Städten  Simirra,  Arkä,  Usnü  (und) 
Siannu,  die  (am)  Gestade  desMeeres  (liegen),  an.«  Unter  den  Fürsten,  die  ihmTribut  leisteten,  nennt  Tiglat- 
pileser auch  Sibittibi'li  von  Gublu  (Byblos)  und  Hirummu  von  Tyros  5).  Daß  die  dazwischenliegenden 
Städte  Berutu  und  Sidunu  fehlen,  ist  wahrscheinlich  darin  begründet,  daß  sie  damals  zum  Gebiet  von  Tyros 
gehörten.  Von  Salmanassar 6),  dem  Nachfolger  Tiglatpilesers,  sind  Inschriften  mit  geschichtlichen  An- 
gaben noch  nicht  gefunden.  Wohl  aber  hat  nach  Menander  bei  Ioseph.  ant.  lud.  IX  284  ff.  IsXä^ai; 
der  König  der  Assyrer  zu  Lebzeiten  des  Elulaios  von  Tyros  ganz  Phönikien  mit  Krieg  überzogen  und,  nach 
Abschluß  von  Verträgen  »mit  allen«,  wieder  den  Rückzug  angetreten.  »Und  es  fielen  von  den  Tyriern 
Sidon,  Arke,  Alt-Tyros  und  viele  andere  Städte  ab  und  ergaben  sich  dem  König  der  Assyrer.«  Sargon 
hatte  gleich  im  Anfang  seiner  Regierung  im  Westlande  zu  kämpfen.  Das  Unternehmen  in  Palästina  endete 
mit  der  Eroberung  Samarias,  die  den  Untergang  des  Reiches  Israel  bedeutete.  Auch  im  Jahre  711  hat 
Sargon  im  nördlichen  Syrien  gekämpft  und  das  Königreich  Gurgum  (Hauptstadt  Markasi,  jetzt  Mar'aS) 
erobert.  Von  Kämpfen  im  phönikischen  Küstenland  berichtet  Sargon  in  den  bis  jetzt  bekannten  In- 
schriften nichts.  Doch  muß  man  wohl  annehmen,  daß  er  es  in  seiner  Gewalt  hatte,  da  er  sogar  von  den 
Königen  von  Cypern  Tribut  erhielt  und  diese  Insel,  auf  der  ein  Standbild  von  ihm  gefunden  worden  ist, 
wahrscheinlich  selbst  besucht  hat.  Sanherib  unternahm  701  einen  Feldzug  nach  dem  Westlande.  Luli 
(Elulaios)  von  Sidon  floh  auf  das  Meer  und  kam  um.  Seine  Städte  wurden  erobert.  Tribut  sandten  unter 
anderen  die  Könige  Abdili'ti  von  Aruda  (Arwad)  und  Urumilki  von  Gublu  (Byblos). 

Somit  gäbe  es  nicht  weniger  als  acht  assyrische  Könige,  die  als  Besucher  des  Nähr  el-Kelb  und  Ur- 
heber der  ersten  fünf  assyrischen  Denkmäler  in  Betracht  kommen  können,  und  die  Liste  der  Kandidaten 
wird  sich  vielleicht   noch  vermehren   lassen,    wenn  einst   weitere   assyrische   Königsinschriften  gefunden 


')  Keilinschriftliche  Bibliothek  Bd.  1  SS.  140  t.  Anm.  1. 

*)  Steinplatteninschrift  von  Kalah  ZZ.  11  ff.    Keilinschr.  Bibliothek  Bd.  I    SS.  190  f. 

3)  Rost,  Die  Keilschrifttexte  Tiglat-Pilesers  III.  Bd.  1   S.  23.    Leipzig  1893.  4)  Daselbst  S.  25.     Vgl.  auch  S.  79. 

5)  Daselbst  S.  27.     Anderwärts  (S.  73)  berichtet  Tiglatpileser,  daß  er  von  Metenna  dem  (König  der   Tyrier  150  Talente  Gold  emp- 
fangen habe. 

6)  Über  Salmanassar,  Sargon  und  Sanherib  vgl.  meine  Artikel  in  der  Neubearbeitung  von  Paulys  Real-Encyclopädie. 


Kapitel   V.     Die  assyrischen   Denkmäler.  25 

werden.  Unter  allem  Vorbehalt  möchte  ich  vermutungsweise  die  beiden  ältesten  Bilder  I  und  II  Tiglat- 
pileser  I.  zuweisen,  da  ich  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dessen  Bild  am  Ausgang  des  Tigris-Tunnels  •)  zu 
erkennen  glaube.     Die  Zuweisung  der  übrigen  drei  an  Asur-nasir-apli  IL,   Salmanassar  III.  und  Sanherib 


Abb.   7.     Berliner  Abguß  des  Asarhaddon-Reliefs. 


ist  auch  mir  am  wahrscheinlichsten,  besonders  eines  an  Salmanassar  III.,  aus  dem  vorhin  angeführten 
Grunde.  Wirklich  gesichert  ist  aber  nur  die  Urheberschaft  des  sechsten  assyrischen  Denkmals,  das  wir 
jetzt  näher  betrachten  wollen. 


')  Veröffentlicht  von  Lehmann-Haupt,   Materialien  zur  älteren  Geschichte  Armeniens  und  Mesopotamiens  (=  Abhandlungen 
der  K.  Gesellschaft  der  Wiss.  zu  Göttingen   Phil.-hist.  Kl.     Neue  Folge  Bd.  9  Nr.  2)  S.  18.    Berlin  1907. 

Nähr  el-Kclb.  •  4 


26 


Kapitel  V.     Die  assyrischen  Denkmäler. 


DAS  ASSYRISCHE  RELIEF  VI  (RELIEF  ASARHADDONS). 

Die  Maße  des  Denkmals  Asarhaddons  sind  nach  Boscawen:  Höhe  6',  Breite  3'  1",  Tiefe  6".  Der 
Erhaltungszustand  ist  weniger  schlecht  als  bei  den  benachbarten  assyrischen  Denkmälern,  aber  noch  keines- 
wegs gut  zu  nennen.  Das  Original  ist  zudem  durch  umfangreiche  dunkle  Flecken  entstellt  und  so  noch 
undeutlicher  geworden.  Dieser  Nachteil  kann  beim  Abformen  in  Gips  vermieden  werden,  und  in  der  Tat 
treten  auf  dem  Abguß  des  Berliner  Museums  x)  gewisse  Teile  der  Skulptur,  die  auf  der  Photographie  des 
Originals  nahezu  oder  völlig  unsichtbar  sind,  mit  genügender  Deutlichkeit  hervor.  Man  beachte  z.  B.  die 
Binde,  die  hinter  dem  Rücken  des  Königs  von  der  Mütze  bis  auf  den  Gürtel  herabhängt,  und,  was  noch  wich- 
tiger ist,  die  Beizeichen  links  oben  vor  der  Königsmütze  -).  Diese  Beizeichen  sind  Embleme  von  Göttern, 
und  zwar  zunächst  von  solchen,  die  in  der  begleitenden  Inschrift  angerufen  werden.     Leider  stimmen  In- 


Abb.  8.     Beizeichen  der  Berliner  Stele  Sargons  II. 


Abb.   9.     Beizeichen   des  Asarhaddon-Reliefs  vom   Nähr  el-Kelb. 


schritten  und  Embleme  nur  in  seltenen  Fällen  vollständig  zusammen,  so  daß  es  recht  schwierig  war  und 
auch  noch  jetzt  nicht  vollständig  gelungen  ist,  die  Bedeutung  dieser  Embleme  zu  ermitteln.  In  der  unten 
zu  besprechenden  Inschrift  Asarhaddons  sind  von  Götternamen  noch  erhalten  Ea,  Sin,  Samas,  Adad 
und  Marduk.     Nach   der  Analogie   der  Asarhaddon-Stele  von  Sendschirli  und  der  Sanherib- Inschrift  von 


')  Bezeichnet  VAG  31.  Vgl.  Kgl.  Museen  zu  Berlin.  Verzeichnis  der  vorderasiatischen  Altertümer  und  Gipsabgüsse  S.  42. 
Berlin  1889.  Von  wem  und  wann  dieser  Abguß  angefertigt  ist,  habe  ich  nicht  ermitteln  können.  Einen  zweiten  Abguß,  den  Bonomi 
1834  genommen  hat,  besitzt  das  Britische  Museum  (Nineveh  Gallery  No.  1);  vgl.  British  Museum.  A  Guide  to  the  Babylonian  and 
Assyrian  antiquities.  2nd  Edition  pp.  37  f.  London  1908.  Ein  dritter  Abguß  soll  sich  in  der  Bibliotheque  nationale  in  Paris  befinden; 
vgl.  Oppert,   Expedition  scientifique  en  Mesopotamie  T.  1  pp.  19  s.    Paris  1863. 

2)  Eine  gute  Skizze  dieser  Beizeichen  gab  zuerst  v.  fcuschan,  Ausgrabungen  in  Sendschirli  I  S.  20  Fig.  7,  später  Bollacher 
(Vorderasiatische  Schriftdenkmäler,  Beiheft  zu  Heft  1  Taf.  8.  Leipzig  1907).  Von  v.  Luschan  stammt  auch  der  erste  systematische 
Versuch,  die  Bedeutung  der  Beizeichen  zu  bestimmen.  Vgl.  Frank  und  Zimmern  Leipziger  Semitistische  Studien  Bd.  2  H.  2.  Leipzig 
1906.  Frank  Ztschr.  f.  Assyr.  Bd.  22  SS.  105  ff.  Zimmern  daselbst  Bd.  25  SS.  196  ff.  Thureau-Dangin  Revue  d'assyriologie 
T.  16  pp.  134  ss.  1919. 


Kapitel  V.     Die  assyrischen  Denkmäler. 


27 


Bawian  sind  am  Anfang  der  1.  Zeile  noch  zu  ergänzen  Asur,  Anu  und  Ellil,  gemäß  der  Sendschirli- Stele 
am  Anfang  der  2.  Zeile  iStar  und  Sibitti  (Siebengottheit),  so  daß  den  acht  Beizeichen  zehn  Götter  der  In- 
schrift entsprechen  würden.  Genau  dieselben  Embleme  wie  auf  dem  Asarhaddon- Relief  vom  Nähr  el-Kelb, 
nur  in  anderer  Gruppierung,  finden  sich  auf  der  Sargon-Stele  von  Cypern,  in  deren  Inschrift  die  Gottheiten 
Asur,  Sin,  Samaä,  Adad,  Marduk,  Nabu,  Istar  und  Sibitti  angerufen  werden.  Die  Beizeichen  (efreti)  ver- 
teilen sich  dabei  folgendermaßen:  Göttermütze  (Asur),  Mond  (Sin),  geflügelte  Sonnenscheibe  (SamaS),  drei- 
zackiger Blitz  (Adad),  Lanzenspitze  auf  dreieckigem  Fuß  (Marduk),  Pfahl  auf  dreieckigem  Fuß  (Nabu), 
Scheibe  mit  achtstrahligem  Stern  (Istar),  sieben  Kugeln  (Sibitti).  So  die  Sargon-Stele,  bei  der  Beizeichen 
und   Inschrift  einander  genau  entsprechen.    Anders  die  beiden  Asarhaddon- Stelen,  die  aller  Wahrschein- 


Abb.    10.     Beizeichen  der  Asarhaddon-Stele   von  Sendschirli. 

lichkeit  nach  genau  eine  und  dieselbe  Götterreihe  aufzählten,  aber  in  der  Darstellung  der  Beizeichen  große 
Verschiedenheiten  aufweisen.  Auffallen  muß  zunächst,  daß  das  Emblem  Nabus  sowohl  in  Sendschirli  wie 
am  Nähr  el-Kelb  abgebildet,  der  Name  Nabu  aber  in  der  Sendschirli- Inschrift  nicht  genannt  ist  und  am  Nähr 
el-Kelb  schon  deshalb  und  außerdem  wegen  Platzmangels  nicht  ergänzt  werden  darf.  In  beiden  In- 
schriften wird  Ea  genannt,  und  vorher  ist  nach  der  Sendschirli-Inschrift  auch  am  Nähr  el-Kelb  Asur,  Anu 
und  Ellil  zu  ergänzen.  Aber  unter  den  Beizeichen  vermißt  man  hier  solche  für  Anu,  Ellil  und  Ea,  während 
in  Sendschirli  Ea  z.  B.  durch  sein  gewöhnliches  Emblem  (Widderkopf  auf  Stange)  vertreten  ist.  Die  Er- 
klärung liegt  wahrscheinlich  darin,  daß  die  Göttermütze  J)  am  Nähr  el-Kelb  alle  vier  Gottheiten:  Asur  und 
die  Trias  Anu,   Ellil,   Ea  zugleich  bezeichnet. 


DIE  INSCHRIFT  DES  ASARHADDON-RELIEFS. 

Obwohl  diese  Inschrift  die  Europa  am  nächsten  stehende  ist  und  bereits  1631  entdeckt  worden  war, 
gehört  sie  doch  zu  den  am  wenigsten  bekannten  Keilinschriften.    Teile  von  ihr  wurden  zwischen  1843  unc' 

')  An  dem  Felsen  von  Bawian  sind  drei  ganz  gleichartige  Göttermützen  nebeneinander  abgebildet,  die  Aäur,  Anu  und  Ellil  be- 
deuten.    Dann  folgt  freilich  das  Widdersymbol  Eas  noch  besonders. 

4* 


2§  Kapitel   V.     Die  assyrischen  Denkmaler. 

1853  veröffentlicht:  Enden  der  ZZ.  II— 17,  19  und  21—25  von  v.  Wildenbruch  (Taf.  III),  Enden  der 
ZZ.  24,  27,  29  und  30  von  Wilson  (Vol.  2  p.412),  schließlich  Enden  der  ZZ.  20—27  von  v-  Kremer  (S.  230); 
doch  scheinen  diese  Proben  völlig  unbeachtet  geblieben  zu  sein,  und  es  wäre  in  der  Tat  kaum  etwas  Brauch- 
bares daraus  zu  entnehmen  gewesen.  Auch  die  Gipsabgüsse,  die  in  den  Museen  von  London,  Berlin  und 
Paris  (?)  aufbewahrt  werden,  haben  keinen  Assyriologen  anzuregen  vermocht,  die  Veröffentlichung  der 
Inschrift  ^auszuführen.  So  ist  es  bei  den  wenigen  Bemerkungen  von  Boscawen,  Lehmann  (-Haupt)2), 
Meißner  3)  und  Winckler  (S.  20  ff.)  verblieben.  Die  Inschrift  Asarhaddons  ist  keineswegs  so  wohl  erhalten, 
wie  einige  Besucher  des  Nähr  el-Kelb  (Maundrell,  Levinge  u.  a.)  versichert  hatten,  sondern  im  Gegen- 
teil sehr  verstümmelt.  Die  linke  Seite  ist  in  einer  Breite  von  ungefähr  24  cm  völlig  zerstört,  so  daß  immer 
die  Anfänge  der  Zeilen  fehlen.  Ergänzen  lassen  sich  überhaupt  nur  die  ersten  7  Zeilen  4).  In  den  fol- 
genden Zeilen  finden  sich  Lücken  von  mehr  oder  minder  großem  Umfang,  die  den  Zusammenhang  unter- 
brechen. Von  Z.  16  an  beginnt  die  Zerstörung  an  dem  Rücken  der  Königsfigur  und  verbreitert  sich  nach 
unten  zu,  bis  von  Z.  31  an  links  überhaupt  kein  vollständiges  Zeichen  mehr  zu  erkennen  ist.  Z.  33  hat 
links  die  letzte  Spur,  Z.  35  auch  gegen  Ende  das  letzte  vollständige  Zeichen,  dann  folgen  noch  5  Zeilen- 
enden mit  einigen  undeutbaren  Zeichenspuren.  Von  Z.  41  an  ist  die  Zerstörung  vollkommen.  Ungefähr 
42  Zeilen  mag  die  ganze  Inschrift  ursprünglich  umfaßt  haben.     Vgl.  Taf.  12. 

Anfang:  x[Aiur  Anu  Ellü  ''"]E-a  n"sin  il"iamai  ''"adad  ""marduk  2[Iitar  Sibitti  üäni  rabüte}"" 
kali-iu-nu  mu-iim-mu  iim-ti^ia  ana  iarräni  mi-gir]-iu-nu  i-iar-ra-ku  da-na-an  u  li-i-tam  ^[Aiur-ahhe- 
iddin  iarru  rabü  iarru\  da[n]-nu  iar  mat  aiiurk!  iakkanakku  babilu"1  s[iar  mat  Sumeri  u  Akkadi  iar] 
"mtkar-i,udun-iä-äi  kali-i[u]-un  iar  iarräni'"e  ^""'Musur  '""'Paturisu  u]  '""'ku-u-si  iar  kib-ra[t]  irbittim'"" 
mär  '  ih'sin-ahhe""'s-eriba     '[iarru  rabü  iarru  dan-n)u  iar  kiiiati  iar  mat  aiiur*' 

'[Asur,  Anu,  Ellil,]  Ea,  Sin,  SamaS,  Adad,  Marduk,  2[I§tar,  die  Siebengottheit,  ihr  großjen  [Götter], 
die  alle  bestimmen  das  Schicksal,  3[die  den  Königen]  ihrer  [Gunst]  Macht  und  Stärke  verleihen  1 
4[Asarhaddon,  der  große  König,  der]  mächtige  [König],  König  vom  Lande  ASsur,  Statthalter  von  Babel, 
5 [König  von  Sumer  und  Akkad,  König]  von  Kardunias,  König  aller  Könige  6[von  Musur,  Patrös  und] 
Küs,  König  der  vier  Weltgegenden,  Sohn  Sanheribs,  "[des  großen  Königs,  des  mächtigen  [Königs],  Königs 
der  Gesamtheit,  Königs  vom  Lande  Assur. 

Schluß  von  Z.  7:    ina  fii-da-a-ti  u  ri-ia-a-ti  ki-rib  al"me-im-pi  äl  iarru-ti-iu 

»Mit  Freude  und   Jubel  in  Memphis,  die  Stadt  seines  Königtums«. 

Diese  Worte  schließen  ganz  unvermittelt  an  die  Einleitung  an.  Am  Anfang  der  nächsten  Z.  (8)  möchte 
man  vermuten :  ia  Tarkü  iar  '""'küsi  erub  »nämlich  des  Tarkü,  des  Königs  von  Küs,  zog  ich  ein«  (vgl.  Z.  1 1), 
doch  passen  die  Spuren  der  5  oder  6  Zeichen,. die  noch  schwach  sichtbar  sind,  nicht  zu  dieser  Ergänzung. 
Dann  folgt  ka-ia-da  »erreichen,  erobern«  o.  ä.,  ferner  ein  undeutliches  Zeichen,  das  mit  4  Winkelhaken, 
paarweise  gruppiert,  beginnt,  eine  Lücke  von  ungefähr  einem  Zeichen,  schließlich,  mehr  oder  weniger 
undeutlich,  ia  hurasi  ak-di  (?)  ul-sa-[ni]i  (?)  ü-i[ib]  (?)  »von  Gold.  Ich  freute  mich  (?),  jauchzend  (?) 
setzte  ich  mich  (?)«.  Zu  erwarten  wäre  dem  Sinnenach  etwa  [ina  kussT  ia]  ljurasi  i/i-zi  ul-sa-nii  ü-iib  »auf 
einen  mit  Gold  überzogenen  Stuhl  setzte  ich  mich  jauchzend«. 


')  Sie  fehlt  auch  bei  E.  A.  W.  Budge,  The  History  of  Esarhaddon.    London  1880.  2)  Ausgrabungen  in  Sendschirli  I  S.  22. 

3)  Supplement  zu  den   assyrischen   Wörterbüchern    S.  42  s.  fyalänu.     Leiden   1898. 

•4)  Winckler  (S.  22)  schrieb:  »Die  Inschrift  selbst  ist  stark  verstümmelt,  wir  können  den  Text  aber  ergänzen  aus  der  jetzt  im 
Berliner  Museum  befindlichen  großen  Siegesstele  Asarhaddons,  welche  in  Sam'al- Sendschirli  aufgestellt  wurde,  und  deren  Inschrift 
bis  auf  geringe  Abweichungen  denselben  Wortlaut  trug.«  Da  die  Abweichungen  von  Z.  7  an  sehr  beträchtlich  sind,  ist  an  eine  Wieder- 
herstellung der  folgenden  Zeilen  mit  Hilfe  der  Sendschirli-Inschrift  nicht  zu  denken.  Ob  sie  später  einmal  durch  noch  aufzufindende 
Duplikate  und  Paralleltexte  ermöglicht  werden  wird,  bleibt  abzuwarten 


V.  Kapitel.     Die  assyrischen  Denkmäler.  20 

Z.  9  nach  der  Lücke  am  Anfang  iu  (?)  kakke""*  .    ia  .  .  ki(>)is  (?)  nad(l)-na-na-ti  [}[ur]asi  kaspi .  . 

Waffen  Geschenke  Gold         Silber 

U-e 

Z.  10  nach  der  Lücke  am  Anfang  ar-ka-nu  um(l)  ia  (?)  eb  (?)  ma  la  ui  (?) um-ma 

darauf 

Z.    ii    nach    der    Lücke    am   Anfang    e[kalli-iu     iläni'""-iu    iitaräte'"l'J"'-iu  ia    't[a\r-ku-u       iar 

seines  Palastes,  seine  Götter,       seine  Göttinnen,     die  Tarkü,        der  König 

'""'ku-u-si  a-di  makkuri-iu-nu 

von  Küs,      nebst        ihrem  Besitz 

Z.  12  nach  der  Lücke  am  Anfang  \ial-la\-tii    [a]m-nu        Sal       e[kalli-i]u    S[al.  Sa]b.  E.  G[al'"]ei-iu 

als  Beute     rechnete  ich.    Die  Frau    seines  Palastes,  seine  Kibsweiber, 

'ü-ia-na-lju-\r\u      mär         ridü-ti-iu 

Usanahuru,  den  Sohn  seiner  Regierung 

Z.  13  nach  der  Lücke  am  Anfang  iu  (?) i(?)-ri  man-za-[a]z  pa-ni-iu  ud ia(}) 

seine       Würdenträger 

.  .  makküru 

Besitz 

Z.  14  nach  der  Lücke  am  Anfang  ffii))"""'  (?)  aban  iadi  [i]i[n  p]fri  u- zu(})-3i-n[a]  fjurasu, 

Kalkstein,         Elfenbein,  ihr  (earum)  Gold 

mu-si-Si-na 

ihr  (earum)  Ausgang  (?) 

Z.  15  nach  der  Lücke  am  Anfang  do.(>)  ü-nu-ut  ljura\si  k]aspi  aban  [nisi/tti?]  mim-ma  s\am\-s\u\  .... 

dgl.  (?),     Geräte    von  Gold,    Silber,        [Edel  ?]stein  aller  Art 

ekalli  ia    la     in  (?)  su  (?)  nu. ( ? ) 

Palast,  das  nicht 

Z.  16  nach  der  Lücke  am  Anfang  .  .  nak-lii  iü-pu-su  .  .  ap-te-e-ma  /s-(})Dup  ....  pi-sa-an-ni  pu(?) 

kunstreich  gemacht       öffnete  ich  und  Kästen  (?)  Truhen 

Z.  17  nach  der  Lücke  am  Anfang sarru-li su  do.  (?)  /  (?)  ni  (?)  ....  Sü   li  mi[r]  (?)  iu  (?) 

sein  Königtum 

a sir  (?) 

Z.  18  nach  der  Lücke  am  Anfang  k[i]  ?   Iu  (?)   .  .  .  .  iarru  ia-pi-ir pu  iu  ta[k\  ti  .  . 

König  regierend 

sal{>)  .... 

Z.  19  nach  der  Lücke  am  Anfang  .  .    i-zi-b[u]-iun  a-di  XV [1]  a XXX     a-gi      ia 

ließen  sie  zurück  nebst   16  30  (?)  Kronen  (?)  der 

Sal  E.GaV"  do.(>) 

Palastfrauen       dgl.  (?) 

Z.  20  nach  der  Lücke  am  Anfang  [d)am  mu  kin  aban  ....  "'""'a-gur-ri a-[«a] 

Stein  Ziegelstein  in 

mu-'-di-e 

Menge 

Z.  21   nach  der  Lücke  am  Anfang  bi[t]  na-käm-a-ti  hurasi  kaspi  gu-u/j.-[lu] [l]a  i 

Schatzhäuser  Gold       Silber    Augenschminke 

.  .   ku(l)    .  .   tili   bu  u  si 

Z.  22    nach    der   Lücke    am  Anfang ia   kima  .  .  .  ba(})-a/-la-at(}) eru 

die       wie      .  .  .    aufgehört    hatte  (?)  Erz, 

anaku  abaru  iin  pfri 

Blei,      Magnesit,  Elfenbein 

Z.  23   nach  der  Lücke  am  Anfang  .  .  ti ba  (?)  ku  mi  ni  ti k[i]  (?) \ma\kküri"" 

Besitz 

amelu  s  u'\(})-u-ti 
der  Süti-Leute  (?) 


^O  Kapitel   V.     Die  assyrischen  Denkmäler. 

Z.  24  nach  der  Lücke  am  Anfang  .  .  si(>)  la  (?)  ud  (?)  .  .  ni{}); 

Ende:         -iu        """'"/ia-ta-na-t[i)  ^in-ni-iu 
seine Schwiegersöhne     seiner  Familie 

Z.  25     ist  links  nur  noch  das  Ideogramm  abnu   »Stein«  erhalten; 

Ende:  .  .  -su        u    [niare]'""  iarräni'"" 

seine und    die  Söhne     der  Könige 

Z.  26  nach  der  Lücke  am  Anfang  da  e  (?)  sab  (?)  bu  (?); 
Ende:  [««"Wase"^      **ul*barlMU'1 

Ärzte,  Seher 

Z.  27  ist  links  nur  .  .  na  r[a]  (?)  zu  sehen; 
Ende :  {"""'"^kudimmu  """'"fur-frur-ri 

den  Juwelier,        den  Goldschmied 

Z.  28  ist  links  nur  ku  (?)     tin  (?)  ma  zu  sehen;  Ende: la  .  .  u 

Z.  29  links  Rest  eines  Zeichens  wie  tin;  Ende  .  .  .  .  nu meS 

Z.  30  links  a  na  a;  Ende:  mär  'bi-in-zu-ki  (?) 

Sohn       des  ßinzuki  (?) 

Z.  31  links  zerstört;  Ende:  Sti  (?)  fca  (?)  /w  wi 

Z.  32  links  zerstört ;  Ende :  Sa  'tar-ku-u  ana  dan-nu-ti-Su-nu 

das        Tarkü  zu     ihrer  Festung 

Z.  33  links  undeutbarer  Zeichenrest;  Ende:  si  bi  ds"  (?)  ri 

Z.  34  Ende:     XXX II  »(?)  Jt 

Z.  35  Ende:  //m  (?)  7iw  .  .   .  .  ri 

ZZ.  36—40  enthalten  auch  an  den  Enden  nur  undeutbare  Zeichen  und  Zeichenreste. 

Trotz  des  beklagenswerten  Erhaltungszustandes  der  Inschrift  läßt  sich  doch  manches  aus  ihr  gewinnen. 
Sie  handelt  von  dem  Feldzug  Asarhaddons  gegen  Ägypten,  der  in  der  Eroberung  von  Memphis  seine 
Krönung  fand.  Gemäß  der  babylonischen  Chronik  W  fiel  dieser  Zug  in  das  10.  Regierungsjahr  des  Königs. 
Die  ägyptische  Hauptstadt  wurde  am  22.  Düzu,  also  im  Hochsommer  des  Jahres  671,  erobert.  Der  Pharao 
Tarkü  (Tirhäkäh)  rettete  sich,  aber  sein  ältester  Sohn  Usanahuru,  seine  Frauen,  seine  Verwandten,  sein 
Hofstaat,  Ärzte,  Seher,  Künstler  (Juweliere,  Goldschmiede  und  andere,  deren  Titel  nicht  mehr  erhalten 
sind)  wanderten  in  die  Gefangenschaft  nach  Assyrien.  Eine  ungeheure  Beute  wurde  in  den  Schatzhäusern 
gefunden :  Gold,  Silber,  Edelsteine,  Erz,  Blei,  Magnesit,  Elfenbein,  Augenschminke  usw.  Die  Inschrift 
war  in  der  Aufzählung  der  gefangenen  Personen  und  der  erbeuteten  Gegenstände  viel  ausführlicher  als 
die  Parallel- Inschrift  von  Sendschirli,  die  offenbar  im  gleichen  Jahr,  bald  nach  der  Inschrift  am  Nähr  el- 
Kelb,  angefertigt  und  in  der  Stadt  Sam'al  aufgestellt  wurde  (Herbst  671).  Der  ägyptische  Kronprinz, 
dessen  äthiopische  Herkunft  an  seinem  negerhaften  Typus  erkannt  wird,  ist  auf  dem  Relief  der  Stele  von 
Sendschirli  dargestellt:  barhäuptig  und  die  Hände  flehentlich  emporstreckend  kniet  er  vorder  Riesengestalt 
des  assyrischen  Königs;  neben  ihm  steht  als  Leidensgefährte  ein  phönikischer  König  (Ba'al  von  Tyros), 
noch  mit  der  Tiara  bedeckt,  ebenfalls  die  Hände  emporhebend.  Jedem  der  beiden  Gefangenen,  die  vor 
dem  assyrischen  König  in  der  Größe  etwa  vierjähriger  Kinder  abgebildet  sind,  ist  ein  Ring  durch  die  Lippen 
gezogen;  an  den  Ringen  sind  starke  Seile  befestigt,  deren  obere  Enden  Asarhaddon  um  seine  linke  Hand, 
die  das  Szepter  trägt,  geschlungen  hat. 


Kapitel  VI.     Die  babylonischen   Inschriften  Nebukadnezars  II.  31 

Kapitel  VI. 

DIE  BABYLONISCHEN  INSCHRIFTEN  NEBUKADNEZARS  II. 

An  den  Felsen,  die  den  Nordrand  des  Tales  des  Nähr  el-Kelb  abschließen,  hat  sich  der  babylonische 
König  Nabu-kudurri-usur  IL,  der  biblische  Nebukadnezar  (605 — 562),  in  zwei  Inschriften,  einer  alt-  und 
einer  neubabylonischen,  verewigt.  Die  altbabylonische  geht  der  neubabylonischen  unmittelbar  voraus. 
Von  beiden  sind  nur  Bruchstücke  erhalten,  die  bei  der  Auffindung  von  Gesträuch  überwuchert  waren.  Die 
Entdeckung  geschah  im  Frühjahr  1878  durch  Arbeiter,  die  unter  dem  Aquädukt  J)  einen  Bewässerungs- 
kanal bauten.  Von  der  neubabylonischen  Inschrift  brachen  die  Arbeiter  ein  Stück  aus  dem  Felsen.  Das 
Bruchstück,  von  dem  1881  drei  verschiedene  Abklatsche  genommen  wurden,  blieb  bis  1883  in  Privatbesitz 
in  Syrien,  verscholl  dann  aber,  bis  es  1913  von  Unger  im  Antikenmuseum  in  Konstantinopel  wiedergefunden 
und  von  ihm  und  mir  veröffentlicht  wurde  2).  Auch  von  den  anderen  Inschriften  und  Inschriftenteilen 
nahm  der  dänische  Vizekonsul  Julius  Leytved  Abklatsche;  die  hauptsächlichsten  Stücke  davon  wurden 
1903  von  der  Vorderasiatischen  Abteilung  der  Kgl.  Museen  zu  Berlin  erworben  und  1906  von  mir  veröffent- 
licht 3).  Was  von  den  beiden  Nebukadnezar- Inschriften  am  Nähr  el-Kelb  erhalten  geblieben  ist,  stimmt 
zum  großen  Teil  mit  den  beiden  großen  Inschriften  überein,  die  derselbe  König  im  Wädi  Brisä,  einem 
schmalen,  nördlich  von  Hörmel  in  die  Bikä'  mündenden  Tale  des  Libanon,  in  die  Felsen  beiderseits  des  Weges 
hat  einmeißeln  lassen.  Beide  Inschriften  im  Wädi  Brisä  enthalten  nämlich  einen  und  denselben  Text, 
einmal  in  altbabylonischer,  das  andere  Mal  in  neubabylonischer  Schrift.  Die  erhaltenen  vier  Kolumnen- 
teile der  alt  babylonischen  Inschrift  am  Nähr  el-Kelb  entsprechen  Wädi  Brisä  neubab.  Col.  VI  49—70; 
Col.  VII  15  — ca.  50;  Col.  VII  67— Col.  VIII  25  und  wahrscheinlich  dem  zerstörten  Schluß  von  Col.  VIII 
bis  zum  gleichfalls  zerstörten  Anfang  von  Col.  IX.  Unmittelbar  neben  der  altbabylonischen  Inschrift  muß 
an  der  Felswand  des  Nähr  el-Kelb  die  neubabylonische  Inschrift  gefolgt  sein.  Die  Stelle  des  herausge- 
brochenen Stücks  soll  sich  ein  Meter  östlich  von  der  altbabylonischen  Inschrift  befunden  haben.  Die  In- 
schrift dieses  Bruchstücks  entspricht  Wädi  Brisä  altbab.  Col.  IV  41  —57  =  einer  zerstörten  Stelle  aus  der 
Mitte  von  Col.  II  der  neubabylonischen  Inschrift  vom  Wädi  Brisä. 

Die  Höhe  der  Kolumnen  der  babylonischen  Inschriften  vom  Nähr  el-Kelb  mag  4  m  erreicht  haben. 
Die  Stelle  des  herausgebrochenen  Steines  reicht  bis  dicht  an  den  Wasserspiegel  des  Bewässerungskanals, 
und  die  erste  Zeile  einer  späteren  Columne  der  neubabylonischen  Inschrift  befindet  sich  in  einer  Höhe  von 
4  m.  Der  Standort  der  Inschriften,  die  ursprünglich  an  der  freien  Felswand  weithin  sichtbar  waren  und 
imposant  wirken  mußten,  ist  gegenwärtig  sehr  ungünstig.  Die  reichliche  Bewässerung  der  Felswand,  die 
aus  dem  undichten  Aquädukt  in  der  Höhe  andauernd  berieselt  wird,  während  dicht  am  Fuße  der  Inschrift 
der  neue  Bewässerungskanal  vorüberfließt,  erzeugt  eine  üppige  Vegetation,  die  im  Bunde  mit  der  Nässe 
schon  große  Teile  der  Inschriften  zerstört  hat  und,  wenn  nicht  bald  ein  Denkmälerschutz  eingreift,  binnen 
kurzem  auch  den    Rest  zerstört  haben  wird.     Doch  sind  auch  die  bis  jetzt  erhalten  gebliebenen  Stücke 


')  Auf  Tafel  4  ist  die  Stelle  der  altbabylonischen  Inschrift,  vom  Gesträuch  gereinigt,  links  unter  dem  dritten  Pfeiler  des  Aquä- 
duktes zu  erkennen. 

l)  Zeitschrift  für  Assyriologie  Bd.  29  SS.  181 — 184  u.  Taf.  II.  Straßburg  1914.  —  Sc  heil  hat  1917,  ohne  diese  Veröffent- 
lichung zu  kennen,  das  Inschriftenbruchstück,  das  er  um  1893  m  Konstantinopel  abgeschrieben  hatte,  seinerseits  veröffentlicht 
Revue  d'assyriologie  T.  14  pp.  160  ss. 

3)  Die  Inschriften  Nebukadnezars  II.  im  Wädi  Brisä  und  am  Nähr  el-Kelb  (=  Wissenschaftliche  Veröffentlichungen  der  Deut- 
schen Orientgesellschaft  Heft  5)  SS.  35 — 37  und  Tafeln  42 — 45.  Leipzig.  Ausführlichere  Mitteilungen  über  die  Entdeckung  und  erste 
Bekanntmachungen  dieser  Inschriften  finden  sich  daselbst  SS.  9 — 12. 


,2  Kapitel   VI.     Die  babylonischen  Inschriften  Nebukadnezars  II. 

der  Inschriften  nicht  unwichtig,  da  sie  z.  T.  wertvolle  Varianten  und  Ergänzungen  zu  den  ebenfalls  lücken- 
haften Texten  im  Wädl  Brisä  bieten.  Es  ist  übrigens  zu  erwarten,  daß  künftige  Funde  von  Nebukadnczar- 
Inschriftcn  die  Ausfüllung  der  jetzigen  Lücken  ermöglichen  werden. 

INHALT  DER  NEBUKADNEZAR-INSCHRIFTEN  IM  WÄDI  BRISÄ. 

i.  Einleitung:  Name  und  Titel  des  Königs;  sein  göttlicher  Beruf  zur  Herrschaft,  seine  Frömmigkeit; 

2.  Bauten  in  Esagila,  dem  Haupttempel  von  Babylon; 

3.  Vollendung  des  Stufenturms  von  Babylon,  genannt  Etemenanki; 

4.  Aufzählung  der  Opfergaben  für  Marduk  und  Zarpanitum,  die  in  Esagila  verehrten  Hauptgott- 
heiten von  Babylon.  (In  diesen  Abschnitt  gehört  das  in  Konstantinopel  befindliche  Bruchstück  der  neu- 
babylonischen Inschrift  vom  Nähr  el-Kelb); 

5.  Ausrüstung  des  heiligen  Schiffes  für  Marduk,  dann  Lücke  im  Text; 

6.  Bauten  in  Ezida,  dem  Haupttempel  der  Stadt  Barsip ; 

7.  Aufzählung  der  Opfergaben  für  Nabu  und  Nana,  die  in  Ezida  verehrten  Hauptgottheiten  von  Barsip; 

8.  Ausrüstung  des  heiligen  Schiffes  für  Nabu; 

9.  Herstellung  der  Prozessionsstraße  für  Nabu  in  Babylon; 

10.  Wiederherstellung  des  Ostkanals  in  Babylon,  genannt  Libil-hegalla;  Bau  einer  Brücke  über  den 
Kanal  im  Zuge  der  Prozessionsstraße  für  Marduk ; 

11.  Vollendung  der  beiden  großen  Stadtmauern  von  Babylon,  genannt  Imgur-Ellil  und  Nimitti-Ellil ; 
Vollendung  der  Ufermauer  des  Wallgrabens  und  verschiedener  Kanalmauern,  dann  Lücke  im  Text; 

12.  Bau  einer  Befestigung  im  Strombett  des  Euphrats,  dann  Lücke  im  Text; 

13.  Bau  verschiedener  Tempel  in  Babylon,  darunter  für  Nabu,  Gula,  Adad,  SamaS,  die  »Herrin  des 
Himmelshauses«  und  »die  hohe  Fürstin,  die  Esabad  bewohnt«; 

14.  Bau  der  Stadtmauer  von  Barsip,  genannt  Tabi-supursu,  und  des  Wallgrabens; 

15.  Bau  verschiedener  Tempel  in  Barsip,  darunter  für  Mar-biti  und  drei  verschiedene  Erscheinungs- 
formen der  Göttin  Gula,  dann  Lücke  im  Text; 

16.  Bau  der  neuen  (dritten)  Stadtmauer  im  Osten  Babylons;  Aufschüttung  eines  mit  Backsteinen 
verkleideten  Erdwalls  »von  der  Kunststraße  am  Euphrat-Ufer  bis  zur  Stadt  Ki§«  und  Überschwemmung 
der  Ausgrabung;  Aufschüttung  eines  ähnlichen  Walles  »oberhalb  von  Aksak  bis  nach  Sippar,  vom  Ufer 
des  Tigris  bis  zum  Ufer  des  Euphrats«  und  Umgebung  der  Stadt  »mit  großen  Wassermassen  gleich 
der  Fülle  des  Meeres«.  (In  diesen  Abschnitt  gehört  Col.  I  der  altbabylonischen  Inschrift  vom  Nähr 
el-Kelb); 

17.  Aufzählung  der  Opfergaben  für  die  Feste  !zu  Ehren  Marduks  und  Nabus.  (In  diesen  und  den 
folgenden  Abschnitt  gehört  Col.  II  der  altbabylonischen  Inschrift  vom  Nähr  el-Kelb); 

18.  Bau  des  Nergaltempels  und  der  Ufermauer  des  Wallgrabens  der  Stadt  Kuta; 

19.  Bau  von  Tempeln  in  verschiedenen  babylonischen  Städten:  Sippar,  Bas,  Dilbat,  Maradda,  Uruk, 
Akkad  (?),  Larsam,  Ur.  (In  diesen  Abschnitt  gehört  Col.  III  der  altbabylonischen  Inschrift  vom  Nähr 
el-Kelb) ; 

20.  Bau  eines  königlichen  Palastes  in  Babylon,  sehr  lückenhaft.  (In  diesen  Abschnitt  gehört  wahr- 
scheinlich Col.   IV  der  altbabylonischen  Inschrift  vom  Nähr  cl-Kelb); 

21.  Geschichtlicher  Teil:  Befreiung  des  Libanongebietes  von  dem  »fremden  Feind«.  Bau  eines  Weges 
im  Libanon.     Fällen  von  Zedern,  die  den  Euphrat  hinab  nach  Babylon  geflößt  werden; 


Kapitel  VI.     Die  babylonischen   Inschriften  Nebukadnezars  II.  33 

22.  Anfertigung  eines  Bildes  des  Königs  mit  einer  Inschrift; 

23.  Segenswünsche  für  den  Nachfolger,  der  in  Nebukadnezars  Geist  herrschen  wird; 

24.  Schlußgebet  an  Marduk. 

UMSCHRIFT  UND  ÜBERSETZUNG  DER  ERHALTENEN  TEILE  DER  BABYLONISCHEN 

INSCHRIFTEN  VOM  NÄHR  EL-KELB. 

NEUBABYLONISCHES  BRUCHSTÜCK  IM  ANTIKENMUSEUM  ZU  KONSTANTINOPEL. 
(Inventarnummer  379,  gehört  zu  Abschnitt  4.) 


Abb.  11.     Neubabylonisches  Bruchstück. 

1 la-la-a  m[u-sare] 

2.  [inba  rusiütu]  sü-mu-uh  si-[ppati] 

3.  [suluppi  asne  GiLM]a  pisa-a  munzika"  billi[t  damiktim] 

4.  [Ifimetu  mut-t\a-ku  H-iz-bi  ü-lu  i[d-am-nu ] 

5.  [ainan  r]u-u$-Sa-a  la-ap  ku-na-a-Sü  ka[ranu  ellu] 

6.  [karanu  mat  i-za-a]l-lum  mat  tu-'-im  mat  si-im-[mi-nu] 

7.  [mat  hilbunu]  mat  ar-na-ba-nu  mat  su-[ü-/iu] 

8.  [mat  bit-ku-ba-t]i  alu  ak-id-ak  mat  [bitäti] 

9.  [paiiur  n"mar]duk  u  n"zar-pa-ni-tum  [belea] 
10.   [eli  i}d  pa-nim  ü-[/a-/ii-id] 

1 die  Fülle  der  Acker,  2.  reifes  Obst,  einen  Haufen  Früchte,  3.  Datteln,  Tilmun-Datteln, 

weiße  Feigen,  Weißwein,  vorzüglichen  Branntwein,  4.  Butter,  Rahm,  Milch,  Öl,  Fett ,  5.  reifen  Weizen, 

Überfluß  von  Emmer,  funkelnden  Wein,  6.  Wein  der  Länder  Izallu,  Tu'im,  Simminu,  7.  Hilbunu,  Arna- 
banu,  Sühu,  8.  Bitkubati,  der  Stadt  Aksak,  des  Landes  Bitäti:  9.  den  Tisch  des  Marduk  und  der  Zarpa- 
nitum,  meiner  Herren,  10.  stattete  ich  reichlicher  aus  als  früher. 

Von  einer  späteren  (der  übernächsten?)  Columne  der  neubabylonischen  Inschrift  ist  nur  ein  einziges 
Wort  der  ersten  Zeile  lesbar  geblieben:  si-i-ri  »hoch,  erhaben«. 

Nähr  el-Kelb.  5 


34 


Kapitel   VI.     Die  babylonischen   Inschriften  Nebukadnezars  II. 


RESTE  DER  ALTBABYLONISCHEN  INSCHRIFT. 


Abb.    12.     Inschriften   Nebukadnezars   II.  am  Nähr  el-Kelb. 


I 

3 
5 
7 
9 
ii 

13 
15 
17 
19 

21 
23 

25 
27 


MM  MM  ammat]  gag-gar 
iJtu  kiSad  pu]-ra-ti  el  äli 
düru  dannu  bal]-ri  sit  iants'i 
hi-ri-is]-su  ah-ri-e-ma 
a-gur-ri  ak-zur-ma 
sa-da-nii]  ina  kiSadi-üu  ab-nu 
daläte]'"eS  '"erini  siparri 
i-na]  ki-sur-ri-e  ba-bi-lu1' 
a-di  k]i-rib  k[i]s~ki  II"////  bere  ekli 
me-li  me-]e  älu  ui-tal-me 
ina]  kup-ru  u  a-gur-ri 
ai\-ni-ma  el  ak$akki 
iStu]  kisad  idiklat 


Col.  I  (gehört  zu  Abschnitt   16). 

2.  [ni-si-is]  la  laljec 

4.  [adi  kisad  pu]-ra-ti  $a-pa    äli 

6.  [babiluY''  ü-iai-me 

8.  [ki-bi-i]r-iu  ina  kup-ri 

10.  [düru  dannu]  ina  kup-ru  u  a-gur-ri 

12.  [abulläni]""3-Su  ü-[rak]-ki-is-ma 

14.  [ü-/ial-lib]-ma  ir-te-te-si-na-ti 

16.  [istu  ma\$-da-lju  Sa  [küad]  pü-ra-li 

18.  [ii-bi-ik  e-p]iri  ä$-tab-bak-ma 

20.  [aS-ium       ]-bu-ti  [la]  Sub-H-i 

22.  [ki]-bi-ir-su-nu  ak-zur 

24.  a-di  sipparki 

26.  [adi]  kiSad  pu-ra-ti 


[V  ber]e  ekli 

[An  den  Seiten  Babylons]  1.  4000  Ellen  Landes,  2.  fern,  nicht  herankommend,  3.  vom  Ufer  des 
Euphrat  oberhalb  der  Stadt  4.  bis  zum  Ufer  des  Euphrat  unterhalb  der  Stadt,  5.  eine  starke  Mauer  gen 
Osten  6.  ließ  ich  um  Babylon  herum  aufführen.  7.  Ihren  Graben  hob  ich  aus,  8.  seine  Böschung  mit  Asphalt 
9.  und  Backsteinen  band  ich  und  10.  eine  starke  Mauer  mit  Asphalt  und  Backsteinen  n.  baute  ich  berge- 
hoch an  seinem  Ufer.  12.  Ihre  Stadttore  fügte  ich  zusammen,  13.  Türflügel  aus  Zederholz  mit  Kupfer 
14.   überzog  ich  und  hängte  sie  ein. 


Kapitel  VI.     Die  babylonischen  Inschriften  Nebukadnezars  II.  35 

15.  Im  Bezirk  Babylons,  16.  von  der  Kunststraße  am  Euphrat-Ufer  17.  bis  hinein  uach  Ki§,  2^3  Doppel- 
stunden Feld(weg)s,  18.  schüttete  ich  einen  Erdwall  auf  und  19.  mit  einer  Wasserflut  ließ  ich  die  Stadt 
umgeben.  20.  Damit  kein  Dammbruch  entstehe,  21.  mit  Asphalt  und  Backsteinen  22.  band  ich  ihre 
Böschung. 

23.  Ich  fuhr  fort  und  oberhalb  von  AkSak  24.  bis  nach  Sippar,  25.  vom  Ufer  des  Tigris  26.  bis  zum 
Ufer  des  Euphrat,  27.  5  Doppelstunden  Feld(weg)s,  [schüttete  ich  einen  mächtigen  Erdwall  auf  und  ließ 
mit  großen  Wassermassen  gleich  dem  Wogen  des  Meeres  auf  20  Doppelstunden  Feldwegs  die  Stadt  um- 
geben]. 

Col.  II  (gehört  zu  Abschnitten  17  und   18). 

1.  [ret]  mim-[mi-e-a  damga]  2.  gü-mah  [paglüti  Juklulüti] 

3.  zu-lu-hi-e  [damküti]  4.  pa-si-lu  gu-[uk-ka-al]-lu 

5.  is-ßfi  nüni  [ap\-si-[i]  6.  issur  ia-me-e  [kur]-gu 

7.  |?  paspasi]  8.  marräti  [Tu.  KU.  Hu] 

9.  ü-Sum-[mi]  püu  [si-mat  ap-pa-ri]  10.  dr-ka  di-[iü-tim] 

11.  ld-ld-a  m[u-sa-r}i-[e]  12.   in-ba  ru-su-ti 

13.  $u-mu-u[/i]  sip-pa-ti  14.  s[ul]u[pp]i  dS-ni-e 

15.  Gii .  M[a  pisa-a  m]unzika"  16.  billitu  [da-mi-ifc-t]i 

17.  dispu  Ijimetu  mu-ut-ta-ku  18.  H-iz-[b\i  ul  ia-am-nu 

19.  fu[h]-di  {fy]e-[gäl-la\  20.  du-muk  {m]a-[ti]-tan 

21.  si-e-ra-ai  la  ni-b[i\  22.  ma-mei  karani 

23.  iat-ti-Sa-am  ina  mahri-iu-ni  24.  e-te-it-ti-ik 

25.  il"nabü-kudurru-ü-su-ür  26.  Jar  ba-bi-lu'':  \mu-ui-t\e-um 

27.  ma-ha-\zi\  sa  [iläni  a-na]-ku  28.  a-na  zi-ki-ir-[$]u-n[u]  kah-ti 

29 ''"marduk  30.  Si[s  ]-tt-[i]u 

31.  a-na  te-dis-ti  [bita\t  iläni  rabüte  32.  na-ia-an-ni\  lib-ba 

33.  ana  ''"[nergal  )  34.  Sag[  za-']i-ri-ia 

35.  dal[äte  }biti-Su 

(Es  folgen  noch  zusammenhanglose  Reste  von  neun  weiteren  Zeilen.) 

1.  Das  Vorzüglichste  von  allem  Schönen,  2.  feiste  Stiere,  vollkommene,  3.  schöne  zulu/ie,  4.  Mast- 
hämmel,  Zicklein,  5.  Gewimmel  von  Fischen  der  Wassertiefe,  6.  Vögel  des  Himmels,  Hühner,  7.  Gänse, 
8.  Enten,  Tauben,  9.  Knoblauch  (?),  Lorbeer  (?),  das  Köstlichste  von  den  Fluren,  10.  zartes  Gemüse, 
11.  die  Fülle  der  Äcker,  12.  reifes  Obst,  13.  einen  Haufen  Früchte,  14.  Datteln,  Tilmun-Datteln,  15.  weiße 
Feigen,  Weißwein,  16.  vorzüglichen  Branntwein.  17.  Honig,  Butter,  Rahm,  18.  Milch,  Öl,  Fett,  19.  in 
Hülle  und  Fülle,  20.  das  vorzüglichste  der  Länder,  21.  unendlich  viel  Most,  22.  Ströme  Weines,  23.  jähr- 
lich vor  ihnen  24.  brachte  ich  dar. 

25.  Nabu-kudurri-usur,    26.  König  von  Babylon,  der  aufsucht  27.  die  Städte  der  Götter,  (bin)  ich. 

28.  Wegen  ihres  heiligen  Namens  29 Marduk  30 31.  zur  Erneuerung 

der  Tempel  der  großen  Götter  32.  trieb  mich das  Herz. 

33.  Für  Nergal 34 meine  Feinde,    35.  die  Türen seines  Tempels 

(Fortsetzung  unverständlich). 

5* 


36  Kapitel  VI.     Die  babylonischen  Inschriften  Nebukadnezars  II. 

Col.  III  (gehört  zu  Abschnitt  19). 

1.  ana  iluLu[gal .  GiS.  A.]  T[u.  Gab.  LiS]  2.   [E-dur] -gi-na 

3 4.  ana  il"ura[S 

5.   [ina]  dü-ba[tk' ]  6.  ana  n"Lugal.  [Marad-da  beli]-id 

7.  E-igi-[ka]l[am-ma  bit-su]  8.  ina  marad-[da'"  eS-SiS  e-pu]-uS 

9.  ana  üuiStar 10.  E-an-na 

II.   [ana  uruk]kt  u  E-an-[na  }Su  12 Sa 

13.  ana  ü"iUar  a-ga-\deki  ]  14 mal 

15 ü-[Se-piS]-ma  16.  ü-Sat-ri-is  [e-li-Su] 

17.   [ana  il"Sa]maS 18 -ni .  . 

19.   [ana]  '['"sin              ]  20.  E- [giS-Si]r-gal  bit-[su] 

21.  [ina]  ur[iki  eS-SiS  e-pu-uS)  •                 22.  £.?-[»"]z'-£-[ta']  iläni  [rabüte] 

23.  a-li-[ku]  i-[di-ia]  24.  eS-SiS  [e-pu-u]S 

25.  iläni  rabüte  a-Si-eb  lib-b[a-Sin}  26.  ina  fyi-da-a-ti  [u  r]i-[S]d-ti 

27.  Ju-bat-su-nu 28.  iläni  rab[üte]  lippalsu-[inni]-ma 

29.  lik-ta-[a]r-ra-bu 30 

1.  Dem  Bei  sarbati  2.  Edurgina  [,  seinen  Tempel,]  3.   [in  Bas  baute  ich]. 

4.  Dem  Uras  [E-ine-Anu,  seinen  Tempel,]  5.   [in]  Dilbat   [baute  ich]. 

6.  Dem  Lugal-Maradda,  meinem  Herrn,  7.  E-igi-kalamma,  seinen  Tempel,    8.  in  Maradda  baute  ich  neu. 
9.  Der  Istar 10.  Eanna II.  nach  Uruk  und  Eanna 

12 

13.  Der  Istar  von  Akkad  ....         14 15 ließ  ich  anfertigen  und 

16.  darüber  hinbreiten. 

17.  Dem  Samas  [Ebarra,  seinen  Tempel,]  18.   [in  Larsam  baute  ich]. 

19.  Dem  Sin 20.  Egissirgal,  seinen  Tempel,  21.  in  Ur  baute  ich  neu. 

22.  Die  Heiligtümer  der  großen  Götter,  23.  die  mir  zur  Seite  gehen, 

24.  baute  ich  neu 25.  Die  großen  Götter,  die  darin  wohnen,  26.  in  Freude  und  Jubel 

27.  ihre  Wohnungen  [ließ  ich  beziehen].                     28.  Die  großen  Götter  mögen  mich  anblicken  und 
29.  segnen  [meine  Königsherrschaft]  30 

Col.  IV  (gehört  vielleicht  zu  Abschnitt  20). 

1 2 it-Sam 

3 Sa na  ...  .  4 /fu  be-lu-t[i 

5 ki .  .  ü-tafj-  ....  6.  ""nabü-kudurri-  [usur] 

7.  Sar  ba-bi-lu[1']  8.  mu-kin  du-mufc .... 
9.   [iS-tu]  ti-amat  $d-[ap-li-ti]                                       10.   [a-di]  ti-amat  e-[li-ti] 

11 12.  Sa  ,l"mar[duk 

13 14.  ina  pal-e 

15.  .  .  ri  ka  ni 16.  .  .  ki  ba  am 

17.  a-na  zu-lu-l[i  18.  .  .  w-i[^]-  nie 

Es  folgen  noch  acht  Zeilen  mit  zusammenhanglosen,  meist  undeutbaren  Zeilenresten.     Verständlich 
sind  nur:  Z.  6  Nabu-kudurri-usur,  Z.  7  König  von  Babylon,  Z.  8  der  fest  begründet  die  Güte  ...    9.  Vom 
unteren  Meere  10.  bis  zum  oberen  Meere.     12.  des  Marduk    14.  während  (meiner)  Regierung  17.  zu  [ 
Bedachung    18.  .  .  machte  ich  ähnlich 


Kapitel  VI.     Die  babylonischen  Inschriften  Nebukadnezars  II.  37 

Anmerkungen. 

Während  die  Inschrift  des  herausgebrochenen  Steins  und  die  ersten  beiden  Kolumnen  der  altbaby- 
lonischen Inschrift  mit  dem  Texte  der  Wädl-Brisä- Inschriften  in  allem  Wesentlichen  übereinstimmen,  ent- 
hält Col.  III  sicher  und  Col.  IV  wahrscheinlich  eine  kürzere  Fassung.  Vielleicht  wich  auch  der  leider  nicht 
erhaltene  Schluß  der  Inschriften  vom  Nähr  el-Kelb  stärker  ab.  Doch  ist  die  Übereinstimmung  immer 
noch  so  groß,  daß  man  alle  diese  Inschriften  in  eine  und  dieselbe  Zeit  Nebukadnezars  setzen  muß.  Wahr- 
scheinlich sind  sie  bei  der  Rückkehr  des  Königs  von  einem  Feldzug  nach  dem  Westlande  eingemeißelt 
worden,  erst  die  am  Nähr  el-Kelb,  dann  die  des  Wädl  Brisä.  Zur  genaueren  Bestimmung  des  Jahrs  geben 
die  Texte  keinen  Anhalt.  Wegen  der  vielen  Bauten,  die  Nebukadnezar  berichtet,  wird  man  geneigt  sein, 
sie  nicht  allzu  früh  anzusetzen,  vielleicht  frühestens  587,  das  Jahr  der  Gefangennahme  Sedekjähs  von 
Juda,  oder  gar  erst  568,  das  37.  Jahr  Nebukadnezars,  aus  dem  Bruchstücke  eines  Berichtes  erhalten  sind, 
der  von  Kämpfen  zwischen  Babylonien  und  Ägypten  handelt  •). 

Eine  besondere  Besprechung  erfordert  Col.  I  der  altbabylonischen  Inschrift,  die  Befestigungsarbeiten 
um  Babylon  betrifft.  Außer  den  alten  Stadtmauern  Imgur-Ellil  und  Nimitti-Ellil  ließ  Nebukadnezar  eine 
vollständig  neue  Mauer  mit  Graben  erbauen,  die  4000  Ellen  Landes  lang  war,  am  Euphrat  oberhalb  der 
Stadt  begann,  nach  Südosten  führte,  dann  nach  Südwesten  umbrach  und  am  Euphrat  unterhalb  der  Stadt 
endete.  Diese  äußere  Stadtmauer,  deren  Nordende  in  einer  späteren  Bauperiode  um  die  Terrasse  des 
dritten  Nebukadnezar-Palastes  (jetzt  Ruinenhügel  Bäbil)  herumgeführt  wurde,  ragt  gleich  den  inneren 
Stadtmauern  noch  jetzt  als  Damm  über  die  Ebene  hervor,  ist  aber  bisher  nicht  archäologisch  untersucht. 
Schwieriger  ist  die  Bestimmung  des  Erdwalls  mit  Backsteinverkleidung  und  Vorgraben,  den  der  König  von 
der  Kunststraße  amEuphrat  bis  nachKiS  errichten  ließ.  Aus  demUmstande,  daß  das  Ortsideogramm  (]!}.  Ki 
einmal  als  ü-pi-e,  anderwärts  als  ki-e-H,  ki-si  oder  ki-is-sa  erklärt  wird,  glaubte  ich  früher,  folgern  zu  müssen1), 
daß  Upe  ('Qm«;)  und  Kis  Nachbarstädte  seien.  Dazu  kommt  noch,  daß  die  Länge  des  Walls  Euphrat  • — 
Ki§  wahrscheinlich  2-/3  Doppelstunden,  die  des  nachher  zu  besprechenden  Walls  Sippar  am  Euphrat  — 
oberhalb  von  Uh.  Ki  am  Tigris  wahrscheinlich  5  Doppelstunden  betrug.  Die  Zahlenangaben  sind  freilich 
beide  nicht  sicher  3).  Inzwischen  ist  aber  die  Frage  noch  verwickelter  geworden.  Es  scheint  jetzt  fest- 
zustehen i),  daß  Kis  doch  mit  der  Ruine  Ohamir,  etwa  14  km  östlich  von  Babylon  und  weit  vom  Tigris 
entfernt,  zu  identifizieren  ist.  Die  genaue  Länge  des  babylonischen  Wegmaßes  beru  (»Doppelstunde«)  ist 
noch  nicht  bekannt.  Es  entsprach  in  alter  Zeit  21  600  babylonischen  Ellen,  stand  also  zwischen  10  und 
II  km.  Die  gerade  Entfernung  Euphrat — Ohamir  beträgt  nicht  über  15  km,  also  höchstens  1%  beru. 
Wenn  nun  die  Gleichsetzung  von  Kis  und  Ohamir  zu  Recht  besteht,  und  Nebukadnezar  die  Länge  des  Walles 
vom  Euphrat  bis  Ki§  auf  (mindestens!)  2:/3  beru  -=  (mindestens!)  27  km  bemißt,  so  muß  dieser  Wall  ent- 
weder in  starker  Krümmung  verlaufen  sein,  oder,  wenn  er  geradlinig  verlief,  ungefähr  22  km  von  Babylon 
entfernt  seinen  Anfang  genommen  haben.     Selbstverständlich  müßte  dieser  Anfang  nördlich,  nicht  süd- 


')  S.  Langdon,  Die  neubabylonischen  Königsinschriften   SS.  206  f.    Leipzig  1912. 
a)  Die  Inschriften  Nebukadnezars  II.  im  Wädl  Brisä  SS.  42  f. 

3)  Die  zweite  Zahl  ist  nur  in  der  neubabylonischen  Inschrift  des  Wädl  Brisä  Col.  VI  Z.  70  erhalten,  und  zwar  kann  man  zwischen 
5  und  6  schwanken.  Die  Wahrscheinlichkeit  spricht  für  5,  obwohl  die  beiden  unteren  senkrechten  Keile  etwas  weit  voneinander  abstehen. 
Bei  der  ersten  Zahl  ist  in  der  gleichen  Inschrift  Z.  62  die  Bruchzahl  '/i  deutlich,  davor  stehen  noch  oben  die  Köpfe  zweier  senkrechter 
Keile.  Diese  ergeben  als  Mindestzahl  22/}.  Da  aber  darunter  noch  zwei  kurze  senkrechte  Keile  gestanden  haben  können,  wäre  an  sich 
auch  4s/t  möglich,  und  so  glaubte  ich  früher  die  schwachen  Spuren  an  der  entsprechenden  Stelle  der  altbabylpnischen  Inschrift  am  Nähr 
el-Kelb  Col.I  Z.  17  deuten  zu  müssen. 

4)  Thureau-Dangin  Orient.  Lit.-Ztg.  Jg.  12  (1909)  SS.  204  s.;  de  Genouillac  Revue  d'assyriologie  T.  10  p.  83.  1913,  wo 
ich  aber  Beweise  für  die  Gleichung  Kis  =  Ohamir  vermisse. 


•ig  Kapitel  VII.     Die  griechischen  Inschriften. 

lieh  von  Babylon  gesucht  werden,  da  sonst  die  Bewässerung  des  den  Wall  begleitenden  Grabens  schwierig 
oder  überhaupt  unmöglich  gewesen  wäre. 

Der  zweite  Wall  verlief  vonSippar  bis  an  den  Tigris,  und  zwar  lag  das  Ende  oberhalb  des  Ortes  Ufa.  Ki. 
Dieses  Ideogramm  findet  sich  auch  in  der  altbabylonischer  Inschrift  vom  Wädl  Brisä  Col.  IV  Z.  53,  während 
in  der  neubabylonischen  Parallel- Inschrift  des  Nähr  el-Kelb  Z.  8  dafür  diu  ak-Sä-ak  steht.  Den  Namen 
Akiak  werden  wir  für  U/t.Ki,  unbekümmert  um  andere  Lesungen  dieses  Ideogramms,  auch  oben  einzu- 
führen haben.  Die  Stadt  AkSak1)  lag  also  am  Tigris  und  jedenfalls  nicht  weit  von  Upi  «=  'Qm?,  das  in 
der  Nähe  des  späteren  Seleukeia  gesucht  werden  muß  2).  Die  gerade  Entfernung  Sippar  (=  Abu  rlabba) — 
Tigris  beträgt  ungefähr  27  km,  und  wenn  man  auch  annehmen  will,  daß  dieser  Strom  hier  früher  weiter 
östlich  geflossen  ist,  so  kann  doch  die  Entfernung  nicht  viel  größer  gewesen  sein.  Der  Wall  Sippar — Tigris 
hatte  strategisch  nur  dann  Sinn,  wenn  er  die  beiden  Ströme  dort  verband,  wo  sie  einander  am  nächsten 
kamen.  Das  führt  in  die  Gegend  von  Seleukeia.  Freilich  kann  dann  das  beru  zu  Nebukadnezars  Zeit 
nicht  zwischen  10  und  11  km,  sondern  nur  etwa  die  Hälfte  gemessen  haben  3). 

Von  den  beiden  Wällen  Nebukadnezars  sollen  angeblich  Spuren  jetzt  nicht  mehr  sichtbar  sein.  Aller- 
dings ist  in  ernsthafter  Weise  überhaupt  noch  nicht  gesucht  worden.  Eine  solche  Untersuchung,  die  früher 
oder  später  vorgenommen  werden  muß,  hat  ihren  Ausgang  von  Abu  Habba,  dem  einzigen  fest  gegebenen 
Punkt,  zu  nehmen  und  von  da  gegen  den  Tigris  vorzudringen.  Die  Aufgabe  ist  topographisch  und  metro- 
logisch von  zu  großer  Bedeutung,  als  daß  sie  noch  länger  hinausgeschoben  werden  sollte. 


Kapitel  VII. 

DIE  GRIECHISCHEN  INSCHRIFTEN. 

Eine  griechische  Inschrift  entdeckte  am  25.  Juli  1767  Mariti  (T.  II  p.  100).  Nachdem  er  die  Höhe 
des  Passes  von  Süden  nach  Norden  überschritten  hatte,  ziemlich  am  Ende  des  Weges,  fand  er  eine  große 
Tafel  rechts  in  den  Felsen  selbst  eingemeißelt,  der  dem  Weg  dort  gewissermaßen  als  Wand  dient.  Man 
bemerkt  wohl,  daß  diese  Tafel  eine  griechische  Inschrift  enthielt;  aber  ihre  Buchstaben  sind  dermaßen 
zerstört,  daß  kein  ganzes  Wort  zu  erkennen  ist.  Nahebei  ist  nach  Mariti  eine  kleinere  Tafel  mit  einer 
lateinischen  Inschrift  (CIL  III  1,  207).  Ende  November  oder  Anfang  Dezember  1834  hat  Guys 4)  einige 
Zeilen  einer  griechischen  Inschrift  nachts  bei  Fackelschein  gelesen  und  einem  anderen  diktiert,  der  aber 


')  Vgl.  Landsberger   Orient.  Lit.-Ztg.  Jg.  19  (1916)  SS.  34  ff. 

2)  Ungnad  Ztschr.  d.  Deutsch,  morgenländ.  Gesellsch.  Bd.  67  SS.  133  ff.  1913.  Herzfeld  in  Sarre  &  Herzfeld,  Archäolo- 
gische Reise,  hat  191 1  (Bd.  I  S.  60)  Opis  noch  an  der  früher  angenommenen  Stelle  (Teil  Mangür,  I  Tagereise  oberhalb  Bagdads)  gesucht, 
glaubt  aber  jetzt  (Bd.  2  S.  46  Anm.  3.  1920),  daß  Opis  im  Weichbilde  von  Seleukeia-Ktesiphon  lag.  Auch  auf  der  Karte,  die  Meißner 
seinem  Buche  Babylonien  und  Assyrien  (Kulturgeschichtliche  Bibliothek  I.  Reihe  3)  Bd.  1  (Heidelberg  1920)  beigegeben  hat,  ist  die  Lage 
von  Upi  und  Aksak  in  der  Gegend  des  späteren  Seleukeia  eingezeichnet. 

3)  Wie  es  Thureau-Dangin  (Journal  asiatique  X.  Serie  T.  13  p.  99  note  I.  1909)  und  ihm  folgend  Ungnad  (Ztschr.  d.  Dtsch. 
morgenl.  Gesellsch.  Bd.  67  S.  135.  1913)  annehmen.  Ungnad  schließt  seine  Ausführungen:  »Die  Xenophon-Stelle,  die  allein  allen 
anderen  Angaben  über  die  Lage  von  Upi  =  'Qttic,  zu  widersprechen  scheint,  ...bedarf  einer  speziellen  Interpretation.«  In  meinem 
Artikel  ZlTTOKr)  in  der  Neubearbeitung  von  Paulys  Real-Encyclopädie  habe  ich  die  Ansicht  ausgesprochen,  daß  bei  Xenophon  anab. 
II  4,  13  u.  25  die  Namen  der  beiden  Städte  ZirdKn,  und  'Quic,  verwechselt  worden  sind:  die  Zehntausend  gelangten  bei  ihrem 
Marsch  innerhalb  der  medischen  Mauer  (des  Nebukadnezar-Walls   Sippar — Tigris)  erst  nach  Opis,    dann   nach  Sitake. 

4)  Bullettino  dell'  Instituto  137  p.  141.    Guys,  Relation  d'un  sejour  T.  I  p.  271.    Über  den  Standort  der  Inschrift  schweigt  Guys. 


Kapitel  VII.     Die  griechischen  Inschriften.  -2Q 

nicht  gut  Griechisch  verstand.  Guys  glaubte,  daß  man  mit  Geduld  und  Zeit  die  vollständige  Inschrift 
abschreiben  könnte.  Ähnlich  hat  Pater  Ryllo  im  März  1837  eine  griechische  Inschrift  von  12  Zeilen  beim 
Schein  einer  Laterne  abgeschrieben.  Nach  seiner  Angabe  befand  sie  sich  bei  dem  gleichen  Abstieg,  wo  die 
Straße  abschüssiger  wird  und  die  Biegungen  häufiger  sind,  zur  Linken  an  dem  senkrecht  geebneten  Felsen 
ohne  irgendwelchen  Rahmen  oder  Karnies.  Die  Reste  oder  besser  gesagt,  Schatten  der  Buchstaben,  die 
er  zusammengebracht  hatte,  sandte  er  an  P.  Secchi,  damit  dieser  sie  Lepsius  mitteilen  möchte.  Unter 
den  Abschriften,  die  Comte  de  Bertou,  Montfort  und  Lehoux  um  diese  Zeit  genommen  und  an  das 
Institut  gesandt  hatten,  befand  sich  auch  die  griechische  Inschrift.  Bertou  beabsichtigte  noch,  sie  ab- 
zugießen. Über  die  Inschrift  urteilte  Lepsius  (Annali  dell'Instituto  Vol.  10  p.  18.  1838),  daß  sie  nach 
den  wenigen  lesbaren  Wörtern  eine  ziemlich  späte  Grabinschrift  zu  sein  scheine.  Der  Standort  ist  auf 
dem  sehr  ungenauen  Lageplan  (Monumenti  inediti  Vol.  II  Tav.  51)  unter  10  eingezeichnet  '),  zwischen  den 
assyrischen  Denkmälern  III  und  IV  »in  einem  Winkel,  den  der  Weg  macht«.  Der  amerikanische  Missionar 
Eli  Smith,  der  die  griechische  Inschrift  ebenfalls  früher  gesehen  hatte,  konnte  sie  nicht  wiederfinden 
als  er  sie  im  März  1843  v.  Wildenbruch  zeigen  wollte.  Indessen  war  sie  noch  vorhanden,  denn  der  deutsche 
Theolog  Krafft  hat  sie  im  Laufe  des  Jahres  1845  abgeschrieben  und  im  Jahre  darauf  veröffentlicht  (s.  u.). 
Ihren  Standort  beschreibt  er  (S.  268):  Nro.  23  ist  die  griechische  Inschrift,  welche  sich  an  der  senkrechten 
Felswand  gleich  unterhalb  [!]  des  Ausflusses  des  Nähr  el-Kelb  oder  des  alten  Lycus,  des  Hundsflusses,  findet, 
wo  ägyptische,  assyrische,  griechische,  römische  und  arabische  Denkmäler  und  Inschriften  sich  vereint 
finden.«  Am  16.  Oktober  1845  wanderte  auch  der  Missionar  W.  M.  Thomson  (Bibliotheca  sacra  Vol.  5 
p.  2.  1848)  —  nicht  zum  ersten  Male  —  von  Berüt  nach  dem  Nähr  el-Kelb  hinaus.  An  der  engsten  Stelle 
des  Passes  bemerkte  er  Reste  eines  Tores,  dabei  eine  granitene  Säule  mit  einer  griechischen  Inschrift,  die 
zu  sehr  verlöscht  war,  um  noch  eine  Abschrift  zu  ermöglichen.  In  seinem  späteren  Buche  2)  ist  von  dieser 
Inschrift  nicht  mehr  die  Rede.  v.  Kremer,  der  um  1850  in  Syrien  war,  kannte  sogar  »zwei  griechische 
Inschriften,  die  aber  so  verwittert  sind,  daß  nur  noch  einige  Buchstaben  wahrzunehmen  sind«.  Nach  seiner 
Beschreibung  müßten  sie  sich  zwischen  dem  III.  und  dem  IV.  assyrischen  Denkmal  befunden  haben.  Renan 
(p.  340)  hat  1861  keine  griechische  Inschrift  gesehen,  obwohl  ihm  Kraffts  Veröffentlichung  bekannt  war. 
Dagegen  entdeckte  der  amerikanische  Professor  Paine  am  3.  Januar  1873  drei,  wie  er  glaubte,  vollständig 
unbekannte  griechische  Inschriften:  1.  Inschriftenfragment  auf  einem  der  Steine,  die  hoch  oben  in  die 
alte  römische  Mauer  eingebaut  sind,  die  den  Fluß  entlang  läuft.  Die  Buchstaben  scheinen  von  ansehn- 
lichem Alter  zu  sein.     Nicht  veröffentlicht. 

2.  »Eine  geschichtliche  Inschrift  von  größerem  Werte  wurde  glücklicherweise  weiter  oben  an  dem 
Paß  festgestellt.  Sobald  der  Weg  begonnen  hat  sich  zu  senken,  trägt  eine  leidlich  flache  Seite  des  Felsens 
eine  Urkunde,  die  wahrscheinlich  für  viele  Jahrhunderte  unbemerkt  geblieben  ist.«  Es  folgt  dann  eine 
Schilderung,  aus  der  hervorgeht,  wie  schwierig  es  ist,  die  Inschrift  nur  überhaupt  als  solche  zu  erkennen. 
Zur  Entzifferung  bedurfte  es  eines  ausgedehnten  Studiums  des  Papierabdrucks.     (Text    folgt    unten    S.  40.) 

3.  Zehn  etwas  kürzere  Zeilen.  Hängt  nicht  weit  davon  entfernt  neben  dem  Weg  an  einem  senk- 
rechten Felsen.  Ebenfalls  sehr  schwer  zu  entdecken.  Langes  und  geduldiges  Studium  würde  es  nach 
Paines  Urteil  ermöglichen,  Worte  und   Inhalt  der  Inschrift  herauszubringen. 

Als  ich  am  23.  April  1903  mit  Winckler  am  Nähr  el-Kelb  war,  erzählte  mir  dieser,  daß  die  griechische 


')  Auf  der  gleichen  Tafel  sind  auch  die  Umrisse  der  Inschrift  gezeichnet  und  zwar  als  ein  Rechteck,  dessen  Länge  und  Breite  sich 
wie  19  :  12  verhalten. 

2)  The  Land  and  the  Book  Vol.  3  p.  96.    London  1886. 


iQ  Kapitel  VII.     Die  griechischen  Inschriften. 

Inschrift,  die  er  selbst  nie  gesehen  hatte,  vermutlich  beim  Bau  der  Landstraße  zerstört  worden  sei.  Dies 
konnte  jedoch  schon  deshalb  kaum  richtig  sein,  weil  die  griechischen  Inschriften  im  Engpaß  standen,  und 
der  Paß  von  dem  Bau  der  Landstraße  nicht  betroffen  wurde.  Tatsächlich  hatte  auch  Mrs.  Ghosn-el- 
Howie  einige  Tage  vor  unserem  Besuch  wenigstens  eine  der  griechischen  Inschriften  wiedergefunden  und 
ein  paar  Buchstaben  abgeschrieben,  mit  denen  aber  selbst  der  russische  Generalkonsul  in  Berüt,  dem  sie  sie 
vorlegte,  nichts  anzufangen  wußte  ').  Es  ist  also  mit  Sicherheit  anzunehmen,  daß  wenigstens  die  beiden 
Inschriften,  die  v.  Kremer  gesehen  hatte,  einst  wiedergefunden  werden.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
sind  es  dieselben,  die  später  Paine  im  Engpaß  wieder  entdeckt  hat.  Eigentümlich  ungenau  sind  die  Be- 
schreibungen der  Standorte  dieser  Inschriften.  Mariti  sah  eine  griechische  Inschrift  an  der  rechten 
(östlichen)  Seite  des  Weges,  Ryllo  umgekehrt  an  der  linken  (westlichen)  Seite.  Links  ist  sie  auch  in  den 
Lageplan  von  de  Bertou  und  Genossen  eingezeichnet,  und  zwar  in  dem  Wegestück  zwischen  dem  III.  und 
dem  IV.  assyrischen  Denkmal,  an  einer  Biegung,  die  der  Weg  macht.  Zu  dem  gleichen  Wegabschnitt  führt 
auch  v.  Kremers  Beschreibung,  aber  weder  er  noch  Paine  sprechen  sich  darüber  aus,  an  welchen  Seiten 
des  Wegs  ihre  Inschriften  sich  befanden.  Ganz  unbrauchbar  sind  Kraffts  oben  mitgeteilte  Bemerkungen 
über  den  Standort  seiner  Inschrift.     Diese  selbst  hat  folgenden  Wortlaut : 

CONKA0AYM 
SACüNPC 

enenoNrATTANöYAo 
oreNEQAL 

5     AIXPeiTPLOlWN 
TTPLOGHBHMXIMNI 
AZIAWN 
ONPA0AV 
KOOeAtüNIO 
IO     KH0WN 

Paine  hat  nur  die  zweite  der  von  ihm  entdeckten  Inschriften  veröffentlicht  und  übersetzt.     Sie  lautet2): 

TTpoKXe  ttettov  Taxiavou  Apicnoio  A 

koio  YeveöXn«;  löayevoio 
ApxiKa    iraxpuuujjv    eücupiaZiujv   qpauXw 
Trpujünßns  <poivi£  HXiouTroXeuuq  9eo 
5  cpiv    apxwv.  Aupa  MaXex   xeXewv  tepa 

offera  voai  eppovee  cpoiviKn  auxrj 
O0ov  Kai  Tobe  epxaZoxeov  vor|ua 

Q  ueta  9auua  xa  anruö'axa  xuuv 

0"K0TT€XUUV  tffov   e0nK6   ueo*ov 
io  Oqppa  binveKeuj«;  ouaXr|v  obov  erc 

avuovxe?  qpeurujuev  xa^£TT£l? 

Yiyoq  oboirXavnq- 


')  Records  of  the  Past  Vol.  2  p.  20t.  Washington  1903.  Der  Name  des  damaligen  russischen  Generalkonsuls  war  Demerik. 
Ich  habe  übrigens  von  Mrs.  Ghosn-el-Howies  Besuch  und  ihrer  Schilderung  erst  1920  Kenntnis  erhalten. 

=)  Im  Palestine  Exploration  Fund  Quarterly  Statement  for  1873  P-  JI2  ist  obiger  Text  ebenfalls  abgedruckt,  aber  mit  einigen 
Fehlern. 


Kapitel   VIII.     Die  lateinischen  Inschriften.  ^j 

Davon  gibt  Paine   folgende  Übersetzung: 

O  Proclus,  friend  of  Tatian,  son  of  Arisius,  of  A 

co  as  to  thy  birthplace,  of  honorable  descent, 
leaving  behind  the  royalties  of  thy  fathers  for  a  common  rank, 
a  Phoenician  in  the  bloom  of  youth,  of  Ba'albek  by  the  will 
5.  of  the  gods  the  ruler.     Forthwith  to  Malek  performing  sacred  rites, 

as  many  as  he  thought  prudent  for  Phoenicia  itself, 
in  proportion  also  to  this  very  to  be  executed  purpose, 

Oh  great  marvel!  the  steepest  parts  of  the 

promontorics  he  made  level  in  the  middle: 
10.   In  order  that,   from  beginning  to  end,   completing 

the  even  road,  we  may  escape  difficult  approaches  (?) 

the  height  being  cireuitous  as  to  the  route  (?). 

Bei  Paine  folgen  noch  viele  gelehrte  Anmerkungen  über  das  eigentümliche  Griechisch  dieser  In- 
schrift, die  Formen  der  einzelnen  Zeichen  und  den  Erhaltungszustand,  wonach  die  Zeilenenden  im  allge- 
meinen schwerer  lesbar  sind  als  die  Anfänge.  Da  der  Papierabdruck,  den  Paine  genommen  hat,  leider 
nicht  wiedergegeben  worden  ist,  enthalte  ich  mich  weiterer  Bemerkungen. 

Über  die  dritte  Inschrift  sagt  Paine  u.  a.,  daß  sie  im  allgemeinen  weniger  deutlich  als  der  linke  Teil 
der  zweiten  Inschrift,  aber  etwas  leserlicher  als  ihr  rechter  Teil  ist.  Die  6.  Zeile  beginnt  nach  seiner  An- 
gabe mit  uipoq,  die  letzte  mit  tpoiviKiKn.  Eine  Vergleichung  mit  Kraffts  Inschriftenbruchstück  führt 
zu  keinem  brauchbaren  Ergebnis.  Doch  sei  darauf  hingewiesen,  daß  Kraffts  6.  Zeile  mit  dem  charakte- 
ristischen Trpujenßn  beginnt,  das  Paines  zweite  Inschrift  am  Anfang  von  Z.  4  hat,  und  in  der  vorher- 
gehenden Zeile  Krafft  TPtolwN,  Paine  ttcitpujiujv  bietet.  Kraffts  4.  Zeile  entspricht  der  2.  Zeile 
Paines,  Kraffts  3.  Zeile  dem  Anfang  von  Paines  zweiter  Inschrift.  Man  ergänze  und  verbessere 
danach  Kraffts  Z.  3  [TTpoK\]€  TTeTTON  TATIANOY  AP[iotoio  A],  Z.  4  [xoi]0  rEN€0AH[?  lecrrevoio]. 


Kapitel  VIII. 

DIE  LATEINISCHEN  INSCHRIFTEN. 

Etwa  300  m  westlich  von  der  alten  arabischen  Brücke,  100  m  östlich  von  dem  jetzt  zerstörten  ägyp- 
tisch-französischen Denkmal  ist  in  den  südlichen  Uferfelsen  eine  lateinische  Inschrift  (Tabula  ansata)  ein- 
gemeißelt. Die  rechteckige  Tafel  dieser  Inschrift  ist  nach  de  Sau lcys  Angaben  !)  1,60  m  breit,  ihre  ansäe 
je  20  cm.  In  der  Mitte  unter  der  Tafel  ist  eine  Art  Konsole  in  der  Gestalt  eines  Türmchens  mit  einer  Kugel 
darüber,  auf  den  ansäe  je  ein  Palmenzweig  eingemeißelt.  Die  Inschrift  ist  seit  Jahrhunderten  bekannt 
und  oft  abgeschrieben2).     Sie  lautet    (vgl.  Taf.  13): 


')  Voyäge  autour  de  la  Mer  Morte  T.   II  p.  649. 

:)  Meist  fehlerhaft.     Einen  richtigen  Text  gab  Mommsen  im  CIL  Vol.  III  pars  I  Nr.  206. 
Nähr  el-Kelb. 


42 


Kapitel   VIII.     Die  lateinischen  Inschriften. 


Abb.  13.     Römische   Inschrift. 

IMP  •  CAES  •  M  .  AVRELIVS 
ANTON INVS  •  PIUS  •  FELIX  •  AVGVSTVS 
PART  •  MAX  •  BRIT  •  MAX  •  GERM  ■  MAXIMVS 
PONTIFEX  ■  MAXIMVS 
5     MONTIBVS- INMINENTLBVS 

LYCO  •  FLVMINI  •  CAESIS    VIAM  •  DELATAVlT 
PER  llllllllllllllllllUilllllHIIIIHllllllilhllllJllllllliliIhlillUII 
ANTON  IN  IANAM  •  SVAM 

Über  die  Bedeutung  des  Textes  kann  kein  Zweifel  bestehen.  Nur  der  Schluß  der  7.  Zeile,  der  schon 
im  Altertum,  wahrscheinlich  auf  Veranlassung  des  Urhebers  der  Inschrift  selbst,  zerstört  worden  ist,  bleibt, 
vorläufig  wenigstens,  unbekannt.  Das  Anfangszeichen  des  ersten  zerstörten  Wortes  scheint,  nach  den 
geringfügigen  Spuren  zu  urteilen,  M  gewesen  zu  sein,|was  Mommscns  Ergänzung  [leg  1 1 1  gallicam)  aus- 
schließen würde. 

Die  Frage,  welcher  Kaiser  die  dem  Lycos-Flusse  überhängenden  Felsen  habe  wegsprengen  und  den 
Weg  erweitern  lassen,  scheint  genügend  geklärt  zu  sein.  Wenn  es  feststeht,  daß  der  Beiname  Britannicus 
zuerst  von  Antoninus  Commodus  (180— 192)  geführt  worden  ist,  kann  ein  früherer  Kaiser,  auch  Marcus 
Aurelius  (161 — 180)  '),  nicht  in  Betracht  kommen,  obwohl  dieser  in  den  Jahren  175  und  176  selbst  Syrien 
durchzogen  hat.  Es  bleibt  dann  nur  Caracalla  (211— 217)  übrig,  der  im  Jahre  215  von  Antiochien  nach 
Alexandrien  zog.  Sowohl  auf  dem  Hin-  wie  auf  dem  Rückwege  wird  er  den  Engpaß  am  Lycos-Flusse  be- 
nutzt haben.  Die  durch  die  Inschrift  bekundete  Wegebesserung  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  eben 
diesem   Jahre  vorgenommen  worden. 

In  dieselbe  Zeit  gehört  dann  auch  die  kürzere  Inschrift,  die  sich  näher  nach  dem  Meere  zu  in  den 
Felsen  eingehaucn  findet.     Sie  lautet  (CIL  III  1,  207): 

INVICTE  ■  IMP 

ANTONINE  •  PIE  •  FELIX  •  AVG 
MVLTIS  •  ANNIS  •  IMPERES 

Eine  dritte  Inschrift,  sehr  verwischt  und  sehr  verstümmelt,  haben  Lepsius  (Denkmäler  VT  Taf.  101 
Lat.  n.  6oj    und  de   Saulcy    (a.a.O.  p.  648)    abgeschrieben.      Nach  de  Saulcy  fand    sie  sich  auf  einem 

')  Für  dessen  Urheberschaft  ist  besonders  geschickt  eingetreten  John  Hogg  in  einem  gelehrten  Aufsatz  (Journal  of  the  R.  Geo- 
graphica!  Society  Vol.  20  p.  45.     London   1850). 


Kapitel   IX.     Die  arabischen   Inschriften.  az 

Säulenstumpf  in  der  Nähe  des  Piedestals  des  Hundes,  also  ungefähr  auf  der  höchsten  Höhe  des  Engpasses, 
wo  dieser  steil  abzufallen  beginnt.     Mommsen  (CIL  III  i,  209)  versucht  sie  folgendermaßen  herzustellen: 

imp.  caes.  fl.  constantino 
MAXIMö  uiciori 
AC  •  TRIUMFa/on 
SEMPER  •  Augusto  et 
FL  •  CL  •  CQYlStantino  et 
FL  •  IVL  •  COtiSTantio  et 
FL-  IVL •  CONSTanri 
NOBILLL  •  CAESSS 
CCVI///  ? 

Es  ist  ein  Meilenstein.  Wenn  Mommsen  mit  seiner  scharfsinnigen  Wiederherstellung  recht  hat, 
gehört  die  Inschrift  in  die  Jahre  333—335,  als  Constantin  I.  mit  seinen  drei  Söhnen  Constantin  IL,  Con- 
stantius  und  Constans  herrschte  und  sein  Neffe  Delmatius  noch  nicht  zum  Caesar  ernannt  war  (18.  Sept.  335). 

Der  Herausgeber  der  v.  Richterschen  Inschriften,  J.  V.  Francke,  hat  (S.  114)  aus  Des  Mouceaux 
(p.  405)  zwei  lateinische  Inschriften  aufgenommen,  die  wahrscheinlich  ganz  fehlerhafte  Abschriften  von 
CIL  III  I,  206  und  207  sind.  Als  eine  solche  fehlerhafte  Abschrift  scheint  selbst  der  Herausgeber  des  Des 
Mouceauxschen  Reiseberichtes  wenigstens  die  erste  aufgefaßt  zu  haben,  da  er  sofort  hinzufügt:  Plus  bas, 
eile  eft  mieux  figuree.  (Elle  eft  plus  exaetement  dans  Stockowe.)  Tatsächlich  finden  sich  auf  p.  415  des 
Reiseberichtes  die  Inschriften  CIL  III  I,  206  und  207,  zwar  auch  noch  reichlich  mit  Fehlern  behaftet,  aber 
doch  unverkennbar,  und  die  von  de  Stochove  mitgeteilte  Inschrift  ist  CIL  III  1,  206.  Der  Text 
de  Stochoves  ist  auch  wirklich  besser.  Denn  während  noch  Des  Mouceaux'  zweite  Fassung  die  Worte 
enthält:  montibus  imminentibus  in  coelum  incisis  viam  düatavit,  hatte  de  Stochove  richtiger  gelesen: 
montibus  imminentibus  Lico  flumini  cesis  viam  düatavit.  Die  Fortlassung  der  beiden  vermeintlich  selb- 
ständigen Inschriften,  die  sich  bei  Des  Mouceaux  p.  405  finden,  scheint  mir  hiernach  genügend  gerecht-' 
fertigt. 


Kapitel   IX. 

DIE  ARABISCHEN  INSCHRIFTEN. 

Wenige  Schritte  westwärts  von  der  alten  Brücke  ist  in  die  südliche  Felswand  eine  rechteckige  Tafel 
von  4,68  m  Länge  und  1,38  m  Höhe  eingehauen.  Diese  trägt  eine  arabische  Inschrift  von  5  Zeilen,  die 
durch  starke  Linien  voneinander  geschieden  sind.  Die  ersten  beiden  Zeilen  enthalten  außerdem  noch  drei 
kreisrunde  Medaillons,  die  ebenmäßig  angeordnet  sind:  eines  in  der  Mitte,  die  beiden  anderen  an  den  Seiten. 
Das  mittlere  Medaillon  hat  3  Zeilen  Inschrift,  die  beiden  seitlichen  kelchförmige  Verzierungen.  Die  Schrift 
ist  sehr  verschnörkelt,  außerdem  an  mehreren  Stellen  zerstört,  so  daß  der  Text  nicht  mehr  vollständig  her- 
gestellt werden  kann. 

Erwähnt  wird  die  arabische  Inschrift  bereits  von  de  Stochove  (1631),  in  bestimmterer  Form  von 
Thevenot  (1658),  dann  von  d'Arvieux  (T.  II  p.  378),  der  meinte,  sie  verkünde  das  Lob  dessen,  der  die 
Brücke  für  die  Bequemlichkeit  der  Reisenden  erbaut  hatte,  und  ermahne  diese,  Gott  um  die  Ruhe  seiner 
Seele  zu  bitten.     Wenige  Jahre  später  nahm  auch  Des  Mouceaux  Kenntnis  von  der  Inschrift.     Er  er- 

6* 


.  .  Kapitel   IX.     Die  arabischen   Inschriften. 

wähnt  sie  zweimal.  Zuerst  (p.  405)  bestimmt  er  als  ihren  Standort  einen  langen  Stein  am  Anfang  der  Brücke, 
bezeichnet  sie  aber  als  syrisch  und  versichert,  daß  sie  niemand,  selbst  kein  Eingeborener,  lesen  könne.  Das 
zweite  Mal  (p.  414)  spricht  er  von  einer  Mehrzahl  arabischer  Inschriften,  darunter  einer,  auf  der  zwei  Kelche 
oder  Becher  abgebildet  seien,  was  auf  die  Zeit  der  Kreuzzüge  hindeuten  könne.  Auch  viele  der  späteren 
Reisenden  haben  diese  Inschrift  gesehen  und  die  Schwierigkeit  oder  Unmöglichkeit,  sie  zu  entziffern,  be- 
tont. De  La  Roquc,  Maundrcll,  Mariti  und  andere  schrieben  sie  dem  berühmten  Emir  Fahr-ad-din 
(2595 — 1634)  zu,  de  Laborde  dem  osmanischen  Sultan  Sellm  I.  (1512— 1520),  Bonomi  setzte  sie  in  die 
Zeit  Omars  (14.  Jahrhundert),  v.  Kremer  in  die  Zeit  der  Atabeken,  Palmer1)  in  die  Zeit  des  al-Malik  az- 
Zähir  (1382— 1399).  Auch  Seetzen  erwähnt  dieselbe  Inschrift,  hörte  aber  außerdem  von  einer  anderen 
arabischen  Inschrift  auf  dem  nördlichen  Ufer,  die  sich  nach  der  Versicherung  eines  Maroniten,  der  sie  gelesen 
haben  wollte,  auf  Sultan  Selim  bezog.  Abgeschrieben  wurde  die  arabische  Inschrift  zum  ersten  Male,  wie 
es  scheint,  von  Henri  Guys.  Durch  Lajard  2)  erfahren  wir,  daß  diese  Abschrift  sich  1835  in  den  Händen 
des  französischen  Orientalisten  Reinaud  befand,  der  sie  übersetzen  wollte.  Indessen  scheint  weder  Guys* 
Abschrift  noch  Reinauds  Übersetzung  jemals  veröffentlicht  worden  zu  sein.  Eine  zweite  Abschrift  nahmen 
1837  der  Comte  de  Bertou  und  seine  Begleiter  Montfort  und  Lehoux3).  Auch  diese  ist  niemals  bekannt 
gemacht  worden  und  ruht  wahrscheinlich  noch  im  Archiv  des  Istituto  di  corrispondenza  archeologica.  Ver- 
öffentlicht wurde  nur  eine  Skizze  der  Inschrift,  aus  der  wenigstens  die  Anordnung  der  Medaillons  deutlich 
zu  erkennen  ist  4).  Eine  dritte  Abschrift  endlich,  von  J.  Catafago,  dem  Dolmetsch  des  K.  preußischen 
Generalkonsuls  L.  v.  Wildenbruch  in  Berüt,  1843  genommen,  wurde,  irrtümlicherweise  unter  dem  Namen 
v.  Wildenbruchs  selbst,  veröffentlicht,  und  die  lesbaren  Teile  von  F.  Larsow  entziffert  5).  Aber  diese 
Abschrift  war  sehr  fehlerhaft  oder  vielmehr  völlig  unbrauchbar.  In  ihr  war  als  Urheber  der  Inschrift 
Sultan  Sellm,  Sohn  Bäjezids,  (1512— 1520)  genannt,  und  diese  falsche  Deutung  hat  sich  jahrzehntelang 
durch  die  Literatur  über  die  Altertümer  des  Nähr  el-Kelb  fortgeerbt.  Eine  gründliche  Besserung  brachte 
erst  die  Reise  van  Berchems  und  Fatios  (1895)  6),  die  eigens  zur  Beschaffung  von  Stoff  für  das  Corpus 
inscriptionum  Arabicarum  unternommen  war  und  reiche  epigraphische,  topographische  und  baugeschicht- 
liche Ausbeute  eintrug.  Von  der  in  der  Tat  schwer  leserlichen  und  ziemlich  beschädigten  Inschrift  an 
dem  Felsen  gegenüber  dem  Südende  der  alten  Brücke  über  den  Nähr  el-Kelb  haben  vanBerchem  und 
Fatio  einen  Teil  veröffentlicht  7),  der  das  richtige  Verständnis  des  Ganzen  erschließt.  Die  vollständige 
Bearbeitung  der  Inschrift  bleibt  einem  späteren  Bande  des  Corpus  inscriptionum  Arabicarum  vorbehalten. 
Zu  diesem  Zwecke  wird  allerdings  eine  neue  eingehende  Durchforschung  des  Originals  oder  eines  guten 
Abgusses,  der  noch  anzufertigen  wäre,  unerläßlich  sein.  Dem  Entgegenkommen  Prof.  Dr.  Sobernheims 
in  Berlin,  der  mir  die  Ergebnisse  seines  eigenen  Studiums  der  Inschrift  in  selbstloser  Weise  zur  Verfügung 
gestellt  hat,  verdanke  ich  es,  daß  ich  schon  jetzt  in  der  Lage  bin,  einiges  mehr  zu  geben.  Nach  vanBerchems 
und  Sobernheims  vorläufiger  Entzifferung  lautet  die  Hauptinschrift: 


»)  Palestine  Exploration   Fund  Quarterly   Statement  1871  p.  118. 

2)  Bullettino  dell'  Instituto  di  corrispondenza  archeologica  1837  p.  137. 

3)  Daselbst  pp.  134  s. 

4)  Monumenti  inediti  Vol.  2  Tav.  51  Nr.  2.     Eine  ähnliche  Skizze  hatte  1837  auch  Bonomi  (Transactions  of  the  R.  Society  of 
literature  Vol.  3  PI.  2  Nr.  8)  veröffentlicht. 

5)  Monatsberichte   der   Gesellschaft   für   Erdkunde   zu   Berlin.      Neue  Folge  Bd.  I   Taf.  IV.      Berlin  1844.       Vgl.    auch  daselbst 
SS.  86,  235  u.  304. 

6)  Voyage  en  Syrie  T.  I  (=  Memoires  publies  par  les  membres  de  1'  Institut  francais  d'archeologie  Orientale  du  Caire).  Le  Caire  1914. 

7)  Daselbst  p.  100  note  1;  van    Berchem  konnte  auch  einen  Papierabdruck  Brunn jws  benutzen,  der  freilich  ebenso  schwer 
lesbar  zu  sein  scheint,  wie  es  die  Photographie,  die  auf  Taf.  14  dieses  Werkes  wiedergegeben  wird,  tatsächlich  ist. 


Kapitel   IX.     Die  arabischen  Inschriften.  45 

ijoo.    .,  -/^»'t   (Mittleres  Medaillon)  aJÜ'     '»iA*3  (hier  folgt  eine  nicht  erkennbare  Koranstelle)  *£aOl     -j*:>_;l    nLS    *-~J  Z.    I 

-*l#ÜI     J^*^U}    (Mittleres    Medaillon)    «J!.jlSI    _;ji       Jfc^wJI       -*}J|»äJI     ^^XLti!     {Jjiy*i\     (_e^-*J''     *-^*£"     AJ'  Z.   2 

ü>Jj      ..v«    Lfc*s     L^i;    Joii     .-«.s    iUlIx*    (fehlen  3  bis  5   Worte)     i-L>JI     &1JI     ajL'il     io.pJiJI      i^XJuJI     Xj,t»X*j>ül  Z.  3 

j->~£J 5Ü1    i^Rj"    jJUI       Ji     ~*ääJI    ^\«.*i!  (fehlen    12   bis    15    Worte)    ■jjUr.oT»!    (j*Lütj  Z.  4 

(Schluß  fehlt)  |^äJI  _-t**J'    ^5  (Lücke)  JU-jjÄtJt    [,  iXi^JAJ    (fehlen   1   bis   2   Worte)  Z.   5 

Das  mittlere  Medaillon  hat  die    Inschrift: 


L. 


J*J 


^Lkit  ^US  c,wliJUJI  1%J  ^c 


Übersetzung  der  Hauptinschrift. 
Z.  1.  Im  Namen  Gottes  des  Allbarmherzigen  (Lücke)  wahrhaft  ist  Gott  der  Erhabene  und  wahrhaft 
sein  ehrwürdiger  Gesandter.  Es  befahl  den  Bau  dieser  gesegneten  Brücke  Z.  2  Se.  geehrte  hohe  Exzellenz, 
der  Herr,  der  Machthaber,  der  (wohl)  bedient  wird,  Saifl  Abu'l-'Azä'im  Itmis  an-NahhäSi  az-Zähiri,  General 
der  Truppen  des  Islam  und  Anführer  der  Rotten  Z.  3  der  Gamdäre  des  al-Malik  az-Zähir,  schenke  ihm  Gott 
das  Paradies!  (Lücke)  Unrecht,  wer  nun  etwas  davon  darin  tut,  über  den  (komme)  der  Fluch  Gottes  und 
der  Engel  Z.  4  und  der  Menschen  insgesamt!  (Lücke)  Der  Knecht,  der  nach  Gott  —  er  ist  hocherhaben  — 
verlangt,  der  Wallfahrer  Bahädur  (Lücke)  Z.  5  in  Damaskus]  der  wohlverwahrten  (Stadt)  (Lücke)  im 
Monat  Muharram  (Schluß  fehlt). 

Übersetzung   der    Inschrift    des    mittleren    Medaillons. 
Preis  sei  unserm  Herrn,  dem  Sultan  al-Malik  az-Zähir  Barkük,  gepriesen  sei  sein  Sieg! 

Anmerkungen. 

Z.  1.  Auf  die  Formel  Im  Namen  Gottes  des  Allbarmherzigen  folgt  in  den  arabischen  Inschriften  meist 
eine  Koranstelle,  die  hier  nicht  mehr  zu  bestimmen  ist.  Die  Worte:  sadaka'llähu  »wahrhaft  ist  Gott« 
usw.  lehnen  sich  an  Sure  3,  89  an. 

Z.  2.  Über  den  Titel  al-makarr  vgl.  van  Berchem,  Materiaux  pour  un  Corpus  inscriptionum  Ara- 
bicarum  I.  Partie,  fasc.  I  (=  Memoires  publies  par  les  membres  de  la  Mission  archeologique  frangaise  au 
Caire  T.  19.  Paris  1894)  pp.  183  ss.  und  öfter,  über  mahdümi,  eigentlich  »einem  (wohl)  bedienten  (Herrn) 
zugehörig«  p.  452,  über  die  Nisbe  Saiß  für  Saif-ad-din  p.  185,  über  die  Persönlichkeit  des  Saij-ad-dln  Itmis 
an-Nahhäii  (oder  Aidumui  an-NaggäSi,  nach  Sobernheim  al-Bag-äsi1)  zu  lesen)  pp.  295  ss.,  745  und  774. 
Die  Kunja  AbuH-'Azä'im  deutet  Sobernheim  »Mann  der  festen  Entschlüsse«.  Den  Titel  ra's  naubah 
»Rottenführer«  hatte  Itmi§  seit  781  d.  H.  (1379/80  n.  Chr.).  Über  den  Titel  ra's  naubat  an-nuwwäb  siehe 
van    Berchem  p.  537.     Das  Grabdenkmal  des   Itmis  steht  noch  halbzerstört  in  Kairo:  das  sogenannte 


l)  Nach   Sobernheim  ist  diese  Lesung  sicher.     Sobernheim  hat  einen  Koran  gesehen  mit  gut  geschriebener   Widmung 
des  Itmis,   und   in  der  Biographie  des  Itmis  von  Manhal  as-Safi  ist  die   Schreibung  des   Beinamens  besonders  erwähnt. 


_i6  Kapitel  IX.     Die  arabischen  Inschriften. 

Gämi'  Aidumus  an-NagäSI  an  der  Ecke  der  Schloßstraße  und  der  Gasse,  die  zum  Tore  Bäb  al-Wazir  führt. 
Die  Gründungsinschrift  (van  Berchem  Nr.  190)  lautet:  'amara  bi'inSä'i  hädihi  't-turbati  'l-mubärakati 
'l-'abdu  'l-fakiru  'äa  Hlähi  ta'älä  'ItmiJ  an- iX 'ahljäSlju  ra'su  'n-naubati  'g-zähiriju  ß  sanati  Ijamsin  watamä- 
nina  wasab'imi'ah:  Es  befahl  die  Erbauung  dieses  gesegneten  Grabdenkmals  der  nach  Gott  —  er  ist  hoch- 
erhaben —  verlangende  Knecht  Itmis  an-NahhäsI,  Anführer  der  Rotte  des  Zähir,  im  Jahre  785  [d.  H.  = 
1383/4  n.  Chr.].  Ein  Bruchstück  einer  Inschrift  von  der  hölzernen  Täfelung  der  Kanzel  ist  Nr.  191  bei 
van  Berchem,  der  außerdem  noch  zwei  Koran- Inschriften  in  dem  Gebäude  nachweist,  eine  Inschrift 
der  alten  Moschee  von  Edfu  aus  dem  Jahre  797  (1394/5)  van  Berchem  Nr.  539.  Aus  zwei  unveröffent- 
lichten arabischen  Büchern  weist  van  Berchem  nach,  daß  Itmis  auch  einen  Turm  bei  Tripolis  erbauen 
ließ,  um  die  Küste  vor  den  Angriffen  der  Franken  zu  schützen,  vermutlich  den  Löwenturm  an  der  Küste 
von  Tripolis  (v.  Berchem  &  Fatio,  Voyage  pp.  122  ss.  und  pl.  VIII  oben). 

Die  Beinamen  al  Malikl  ag-Zähiri  »zu  Malik,  zu  Zähir  gehörig«  beziehen  sich  auf  den  Oberherrn  des 
Itmis,  den  Mamluken- Sultan  al-Malik  az- Zähir  Saif-ad-din  Abu  Sa'id  Barkük  (1382— 1399),  als  dessen 
General  Itmis  791  (1388/9)  in  Syrien  gegen  den  rebellischen  Statthalter  von  Malatija  kämpfen  mußte,  aber 
besiegt  und  gefangen  genommen  wurde.  Barkük,  der  selbst  den  Rebellen  den  Platz  räumen  und  nach 
Syrien  in  die  Gefangenschaft  wandern  mußte,  gelang  es,  zu  entkommen  und  von  Damaskus  aus  seine  Herr- 
schaft wieder  zu  erobern.  Bei  diesen  Kämpfen  wird  auch  Itmis  wieder  frei  geworden  sein.  Im  Jahre  802 
(1 399/1400)  wurde  das  Bauwerk  des  Itmis  in  Kairo  bei  einem  Aufstand  der  Mamluken  geplündert  und  be- 
schädigt.    Itmis  selbst  mußte  fliehen  und  entkam  nach  Syrien,  wo  er  noch  im  Jahre  1400  starb. 

Z.  3.  gamdärijah,  eine  Art  Leibgarde  der  Mamluken- Sultane,  war  in  sieben  Rotten  (naubah)  ein- 
geteilt; vgl.  Sobernheim  Enzyklopaedie  des  Islam  Bd.  I  S.  1055  s.  Djamdär. 

TL.  3  f.  Beispiele  des  »Fluches  Gottes  und  der  Engel  und  der  Menschen  insgesamt«  sind  selten;  u.  a. 
wird  er  in  einer  Inschrift  in  Mardin  (Beiträge  zur  Assyriologie  Bd.  7  H.  1  S.  68  Nr.  104)  angedroht. 

Z.  4.  In  der  ersten  Lücke  hat  wahrscheinlich  etwas  näheres  über  die  Bauausführung  gestanden,  in 
der  zweiten  Lücke  die  Beinamen  des  Bauführers  rläggi  Bahädur. 

Z.  5.  Von  dem  Datum  am  Schluß  ist  nur  der  Monatsname  erhalten.  Doch  kann  nur  die  Regierungs- 
zeit des  Barkük  (1382— 1399)  in  Betracht  kommen;  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  die  Brücke  über  den 
Nähr  el-Kelb  in  den  ersten  Jahren,  vielleicht  zwischen  1382  und  1390  gebaut  worden. 


Abb.    14.     Wappen  des  Sultans   Bai  Unk. 

Von  den  drei  Medaillons  enthält  das  mittelste  Namen  und  Lobpreis  des  Sultans  Barkük,  die  beiden 
seitlichen  stellen  sein  Wappen  dar.     Es  besteht,  wie  die  meisten  islamischen  Wappen  jener  Zeit  '),    aus 


■)  Über  die  islamischen  Wappen  vgl.  Rogers  Bey  Bulletin  de  l'Institut  egyptien  II.  Serie    No.  i   Annee   1880  pp.  83  ss.     Le  Caire 
1882.     Yacoub  Artin  Pacha  daselbst  II.  Serie  No.  9  Annee  1888  pp.  67  ss.    Le  Caire  1889. 


Kapitel   IX.     Die  arabischen  Inschriften.  aj 

einem  Kreis,  der  durch  zwei  Querlinien  in  drei  Zonen  eingeteilt  ist.  Die  obere  Zone  ist  leer,  die  mittlere 
und  größte  enthält  die  Darstellung  eines  flachen  Kelches  mit  breitem  Fuß,  die  untere  einen  ähnlichen  Kelch 
in  entsprechend  kleineren  Maßen.  Das  gleiche  Wappen  findet  sich  zweimal  neben  einer  Inschrift,  die  der 
Statthalter  Gumusbugä  ')  im  J.  792  (1390)  am  antiochischen  Stadttore  von  Halab  hat  anbringen  lassen. 
Es  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  daß  der  einzige,  der  vor  van  Berchem  &  Fatio  die  arabische 
Inschrift  zeitlich  richtig  bestimmt  hat,  Palmer  war.  Die  Brücke  selbst  ist  öfter  erneuert  worden.  Aus 
der  Geschichte  von  Berüt,  verfaßt  von  Sälih  ibn  Jahjä,  haben  van  Berchem  &  Fatio  (pp.  100  s.)  nach- 
gewiesen, daß  die  Brücke  über  den  Nähr  el-Kelb  von  einem  Baumeister,  namens  Abu  Bakr  ibn  al-Basis 
aus  Baalbek,  der  1344  noch  lebte,  erbaut  worden  war.  Dies  ist  die  älteste  Erwähnung  der  Brücke,  die 
wir  bis  jetzt  kennen.  Die  zweite  uns  bekannte  Erneuerung  ist  in  der  Inschrift  des  Itmiä  berichtet;  sie 
hat  während  der  Regierung  des  Barkük,  wahrscheinlich  in  deren  erster  Hälfte,  zwischen  1382  und  1390, 
stattgefunden.  Ob  eine  solche  Erneuerung  auch  unter  dem  osmanischen  Sultan  Sellm  I.  (1512— 1520) 
vorgenommen  worden  sei,  ist  sehr  ungewiß.  Soweit  sie  auf  falscher  Lesung  der  Inschrift  des  Itmi§  und  der 
fehlerhaften  Abschrift  Catafagos  beruht,  schwebt  diese  Annahme  völlig  in  der  Luft.  Aber  Seetzen, 
der  am  9.  September  1805  diese  Inschrift  sah,  erfuhr  gleichzeitig,  daß  auch  am  Nordufer  eine  arabische 
Inschrift  sei,  die  sich,  wie  ihm  ein  Maronit  später  versicherte,  auf  den  Sultan  Selim  beziehen  sollte.  Frei- 
lich hat  weder  vorher  noch  nachher  jemand  diese  Inschrift  gesehen,  und  Seetzens  Angabe  selbst  ist  recht 
unbestimmt;  es  ist  also  sehr  wahrscheinlich,  daß  sie  auf  irgend  einem  Irrtum  beruht  2).  Nicht  viel  besser 
steht  es  mit  der  Beglaubigung  der  oft  wiederholten  Angabe,  daß  Fahr-ad-dln  (1595— 1634)  die  Brücke  über 
den  Nähr  el-Kelb  gebaut  habe.  Indessen  spricht  doch  innere  Wahrscheinlichkeit  für  die  Richtigkeit  dieser 
Überlieferung,  da  der  berühmte  Drusenfürst  in  Berüt  selbst  längere  Zeit  residiert  hat.  Seine  Brücke  hätte 
dann  wahrscheinlich  noch  1668  gestanden,  müßte  aber  in  dem  folgenden  Vierteljahrhundert  zerstört  und 
wieder  erneuert  worden  sein.  Denn  die  Brücke,  die  d'Arvieux  iööound  DesMouceauxum  1668  sahen,  be- 
stand aus  einem  einzigen  Bogen,  während  Mau  ndreil  1697,  Pococke  1737  undMariti  1767  eine  Brücke 
von  vier  Bogen  erwähnen  3).  Seetzen  fand  1805  die  Brücke  in  Ruinen,  spricht  aber  einige  Zeilen  weiter 
seltsamerweise  von  »der  neuen  zerstörten  Brücke««).  Dagegen  sah  Burckhardt  1812  eine  feine  Stein- 
brücke, Turner  1815  eine  Brücke,  die  vom  Emir  Beshyr  erbaut  war,  und  Buckingham  1816  eine  neue 
Brücke  von  drei  Bogen,  das  Werk  des  Amir  Busheer,  des  Drusenfürsten.  Russegger  bezeichnete  sie  1839 
als  eine  der  besterhaltenen  Brücken,  die  er  in  Syrien  fand,  Seiff  1875  als  eine  uralte  steinerne  Brücke  mit 
lebensgefährlichem  Pflaster.  Es  ist  die  Brücke,  die  noch  heute  steht,  aber  seit  der  Erbauung  der  Heer- 
straße und  ihrer  neuen  Brücke  (1887)  kaum  mehr  benutzt  wird.     An  der  Westseite  des  südlichen  Bogens 


■)  Diesem  Gumusbugä  will  van  Berchem  das  Wappen  vermutungsweise  zuerkennen.  Aber  in  dessen  Inschrift  (Beitr.  z.  Ass. 
Bd.  7  H.  1  Nr.  51)  wird  Barkük  als  Sultan  erwähnt  wie  in  der  Inschrift  am  Nähr  el-Kelb.  Beide  Inschriften  haben  das  gleiche  Wappen. 
Folglich  muß  es  das  Wappen  des  Barkük  sein.  An  dem  Grabmal  des  Chajrbak  (Beitr.  z.  Ass.  Bd.  7  H.  I  S.  53  Abb.  8)  befindet  sich  ein 
anderes  Wappen,  das  van  Berchem  dem  Chajrbak  zusprechen  möchte.  Dieser  Chajrbak  war  Statthalter  für  Sultan  Käjtbäj  (1468 
—  1496),   und   das  Wappen    ist   unverkennbar   ein  solches  des  Käjtbäj,   vgl.  Yacoub  Artin  Pacha  a.a.O.  p.  70  Planche  fig.  1. 

2)  Eine  Inschrift  aus  Konia,  die  wirklich  von  Sultan  Sellm  I.  herrührt,  hat  van  Berchem  Beitr.  ■/..  Assyr.  Bd.  7  H.  1  S.  146  Nr.  18S 
bekannt  gemacht. 

3)  Vielleicht  stand  die  neue  Brücke  schon  1689,  da  de  La  Roque,  der  sie  in  diesem  Jahre  besuchte,  von  einer  sehr  schönen 
steinernen  Brücke  spricht,  leider  ohne  die  Zahl  ihrer  Bogen  zu  nennen.     Aber  er  schreibt  sie  dem  Fahr-ad-dln  zu. 

<)  Das  Rätsel  löst  sich,  wie  ich  nachträglich  bemerke,  so:  Seetzen  hat  den  Nähr  el-Kelb  zweimal  besucht.  Bei  seinem 
ersten  Besuche  (Bd.  1  S.  151)  erwähnt  er  »die  Ruinen  einer  Brücke,  die  vor  wenigen  Jahren  auf  Verordnung  des  Emir  Bschir  an- 
gelegt, aber  schon  wieder  vom  Strome  niedergerissen  wurde,  bevor  man  noch  die  Arbeit  vollendet  hatte«.  Bei  seinem  zweiten 
Besuch  (S.  234)  unterschied  er  zwischen  »den  Ruinen  der  alten  Brücke«  bei  der  arabischen  Inschrift  und  »der  neuen  zerstörten 
Brücke«,  die  er  vor  der  größeren  römischen  Inschrift,  also  ungefähr  300  m  weiter  stromabwärts,  sah.  Emir  Basir  ließ  später  die 
Brücke  an  der  Stelle  der  alten,   vor  der  arabischen  Inschrift,  erbauen,  und  dort  steht  sie  noch  jetzt. 


48  Kapitel  X.     Die  übrigen  Inschriften  und  Altertümer. 

ist  eine  arabische  Inschrift  eingefügt.  Diese  ist  leider  noch  nicht  veröffentlicht,  soll  aber  nach  Baedeker 
(S.  264)  und  Meyer  (S.  94)  die  Angabe  enthalten,  daß  die  Brücke  im  J.  1224  d.  H.  vom  Emir  BaSIr  er- 
baut worden  sei.  Dieses  Jahr  entspricht  ')  dem  christlichen  Jahr  1809/10,  wird  also  richtig  sein,  da  die 
Erbauung  zwischen  den  Besuchen  Seetzens  1805  und  Burckhardts  (1812)  erfolgt  sein  muß,  und  der 
Fürst  BaSIr  (geboren  1767,  gestorben  1851)  von  1789— 1840  herrschte. 


Kapitel  X. 

DIE  ÜBRIGEN  INSCHRIFTEN  UND  ALTERTÜMER. 

Unter  den  Inschriften,  die  Comte  de  Bertou  und  seine  Begleiter  Montfort  und  Lehoux  im  Jahre 
1837  abgeschrieben  hatten,  soll  sich  auch  eine  französische  Grabschrift  des  13.  Jahrhunderts  befunden 
haben.  Lepsius,  dem  wir  diese  Notiz  verdanken  2),  hatte  auch  versprochen,  auf  alle  diese  Stücke  noch- 
mals zurückzukommen.  Das  ist  leider  unterblieben.  Da  kein  anderer  Besucher  des  Nähr  el-Kelb  der 
erwähnten  französischen  Grabinschrift  gedenkt,  ist  möglicherweise  anzunehmen,  daß  sie  seitdem  völlig 
zerstört  worden  ist.  Vielleicht  befindet  sich  aber  die  Abschrift  der  französischen  Maler  noch  im  Archiv 
des  Istituto  di  correspondenza  archeologica.  Der  Geolog  Giambattista  Brocchi  (II  150)  hat  1823 
an  der  alten  Straße  im  Tale  des  Nähr  el-Kelb  geglättete  Stellen  der  Felswand  oder  förmliche  Tafeln  bemerkt 
die  ihm  zur  Aufnahme  von  Inschriften  bestimmt  schienen,  aber  nie  beschrieben  worden  sind.  Eine  solche 
Stelle,  etwa  50  m  östlich  von  der  lateinischen  Inschrift  CIL  III  1,  206,  haben  auch  Comte  de  Bertou  und 
seine  Begleiter  1837  gesehen  und  nachgewiesen  3).  Auf  der  Höhe  des  Passes  bemerkten  Pococke  1737 
und  Mariti  1767  einen  zerstörten  Turm,  v.  Richter  1815  unweit  des  mittleren  ägyptischen  Reliefs  und 
Thomson  1845  an  der  engsten  Stelle  des  Passes  die  Reste  eines  Tores.  Spätere  Reisende  scheinen  darauf 
nicht  mehr  geachtet  oder  nichts  mehr  davon  gefunden  zu  haben.  Jedenfalls  ist  daran  zu  erinnern,  daß 
der  arabische  Geograph  Idrisl  bei  der  Erwähnung  des  Nähr  el-Kelb  von  einer  kleinen  Festung  am  Meere 
spricht,  und  daß  für  diese  die  höchste  Stelle  des  Engpasses  der  geeignetste  Platz  gewesen  wäre. 

Fast  alle  Reisenden,  die  ihr  Weg  durch  diesen  Engpaß  führte,  haben  auch  in  irgendeiner  Form  die 
Erzählung  von  dem  steinernen  Hunde  gehört,  dessen  Piedestal  gesehen  und  sich  in  der  Brandung  den 
Felsblock  zeigen  lassen,  den  die  Eingeborenen  für  die  abgestürzte  Figur  des  Hundes  halten.  Wir  haben 
den  Namen  »Paß  des  Hundes«  bis  in  das  13.,  den  Namen  »Hundsfluß«  sogar  bis  in  das  12.  Jahrhundert 
zurückverfolgen  können,  die  Erzählung  von  der  Figur  des  Hundes  allerdings  nur  bis  1508.  Die  Figur 
selbst  stand  nicht  mehr  auf  ihrem  Piedestal,  und  wenn  de  Stochoves  Erzählung  (1631)  richtig  ist,  wäre 
sie  vom  heiligen  Paulus,  also  bereits  im  1.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung,  herabgestürzt  worden. 
Übrigens  hat  schon  de  Stochove  die  zutreffende  Bemerkung  gemacht,  daß  die  Hundefigur  im  Meere  die 
Größe  eines  Pferdes  hat.  Eine  andere  Erzählung  hat  der  Pater  Domenico  Laffi  4),  der  am  30.  Dezember 
1677  am  Nähr  el-Kelb  war.  Laffi  behauptet,  diese  Skulptur,  die  entschieden  vornehm  und  sehenswürdig 
gewesen  sei,  selbst  gesehen  zu  haben.     Beim  Falle  der  Figur  habe  sich  der  Kopf  vom  Rumpfe  getrennt 


')  Nicht   1828/9,  wie  sowohl  Baedeker  als  Meyer  bieten;   vgl.   van   Berchem  &  Fatio  p.  99  note  i. 

2)  Bullettino  dell'  Institute  1837  p.  135. 

3)  Monumenti     inediti   Vol.  2   Tav.  51    Nr.  4. 

4)  Ich  kenne  sie  nur  aus  Mariti  Vol.  2  p.  102. 


Kapitel   X.     Die  übrigen   Inschriften  und  Altertümer. 


49 


und  sei  nach  Venedig  gebracht  worden.  Dort  befinde  er  sich  angeblich  in  der  Galeric  des  Signor  Niccolö 
Visinoni,  eines  Kaufmanns  von  Venedig.  Soweit  Laffi,  bezw.  Mariti.  Dieser  Bericht  erregt  manche 
Bedenken.  Wenn  man  es  auch  dahingestellt  lassen  kann,  ob  schon  der  Apostel  Paulus  die  Figur  in  das 
Meer  gestürzt  habe:  gewiß  ist  doch,  daß  der  Hund  1631  bei  de  Stochoves  Besuch  nicht  mehr  auf  dem 
Piedestal  stand,  sondern  von  den  Eingeborenen  im  Meer  gezeigt  wurde.  Wo  hat  ihn  dann  1677  der  hoch- 
würdige Pater  Laffi  gesehen?  Auf  dem  Piedestal  sicher  nicht  mehr,  und  der  rohe  Felsblock  im  Meer 
ist  alles  andere  als  una  scultura  al  certo  nobile  e  degna  di  esser  veduta.  Vielleicht  wäre  aber  zu  erkunden, 
ob  die  Galerie  Visinoni  in  Venedig  noch  jetzt  besteht,  und  wenn  nicht,  was  aus  ihren  Altertümern  ge- 
worden ist,  insbesondere  wohin  der  steinerne  Hundekopf  gekommen  sein  mag,  der  sich  früher  dort  be- 
funden haben  soll.  Bemerkenswert  ist  ferner,  daß  der  Comte  de  Bertou  und  seine  Begleiter  1837  nicht 
eins,  sondern  zwei  Piedestals  gesehen  und  abgezeichnet  haben  *).  Das  erste  befand  sich  an  dem  Steil- 
absturz,  ungefähr  26  m  über  dem  Meere,  das  zweite  etwa  30  m  südlich  von  diesem  am  Paßwege.     Der 


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Abb.    15.     Aufriß  und  Grundriß  des  zweiten  Piedestals. 


deutsche  Gelehrte  J.  N.  Sepp,  der  zwischen  1845  und  1874  verschiedene  Male  in  Syrien  und  Palästina 
gewesen  ist,  bietet  einen  ganz  eigentümlichen  Bericht  2):  »An  dem  vorspringenden  Fels  vor  der  Mündung 
[des  Nähr  el-Kelb]  befanden  sich  die  Statuen  eines  Wolfes  und  Hundes,  seinem  alten  und  neuen  Namen 
entsprechend.  Ersterer  ist  in  der  Nähe  des  untersten  Überganges  noch  an  Ort  und  Stelle,  letzterer  von  den 
Türken  ins  Meer  geworfen,  hat  aber  vor  einigen  Jahren  unter  den  Händen  eines  Britten  auch  seinen  Kopf 
eingebüßt,  der  ihn  abstümmelte  und  nach  England  schleppte.«  Hierzu  ist  zu  bemerken,  daß  kein  anderer 
Reisender  die  Wolfsstatuc  »in  der  Nähe  des  untersten  Überganges«  (wo  befindet  sich  dieser?)  jemals  ge- 
sehen hat.  Möglich  ist  aber  immerhin,  daß  ein  Sohn  Albions  bei  seichtem  Wasserstand  3)  ein  Stück  von  dem 
Felsblock  im  Meer  abgeschlagen  und  zum  Andenken  mit  nach  Hause  genommen  hat,  wenngleich  ander- 
weitige Nachrichten  darüber  fehlen.  Schließlich  ist  noch  zu  erwähnen,  daß  eine  Dame,  Mrs.  Ghosn-el- 
Howie  *),  die  vom  3.  bis  5.  April  1903  am  Nähr  el-Kelb  studiert  und  photographiert  hat,  in  dem  verwitterten 
Felsen  neben  dem  mittleren  ägyptischen  Relief  nach  einer  Photographie  von  Bonfils  in  Berüt  (s.  oben 


■)  Monumenti  inediti  Vol.  2  Tav.  51  Nrr.  11   u.   12. 

3)   Jerusalem  und  das  heilige  Land  Bd.  2  SS.  342  f.  2.  Aufl.  Bd.  2  S.  430. 

3)  Robinson  (S.  814)  bemerkte   1852,  daß  der  Fels  eben  sein  Haupt  aus  dem  Wasser  hervorsteckte, 
■t)  In  der  amerikanischen  Zeitschrift    Records  of  the  Past  Vol.  2  (1903)  ist  der  Name  durchaus  Ghosu  gedruckt. 
Nähr  el-Kelb.  7 


50 


Kapitel  X.     Die  Übrigen  Inschriften  und  Altertümer. 


Abb.  5)  Tiergestalten  zu  erkennen  glaubte.  In  der  von  ihr  mit  einem  ziemlichen  Aufwand  von  Phantasie 
entworfenen  Zeichnung  ')  erblickt  man  neben  dem  ägyptischen  Relief  vier  gespenstische  Tiere  aus  dem 
Katzen-  und  Hundegeschlecht,  als  ob  sie  leicht  aus  dem  Felsen  herausgearbeitet  wären.  Als  ich  selbst 
mit  Win  ekler  drei  Wochen  später  an  der  Stelle  weilte,  war  der  Spuk  verschwunden;  wir  beiden  haben 
jedenfalls  nichts  davon  gesehen. 

Was  ist  nun  von  allen  diesen  Berichten  zu  halten  ?  Ich  meine,  die  Möglichkeit,  daß  einst  vor  Jahr- 
hunderten ein  steinerner  Hund  oder  Wolf  als  weithin  sichtbares  Wahrzeichen  die  Höhe  des  Engpasses  be- 
wachte, ist  nicht  zu  bestreiten.  Daß  dieses  Bildwerk  frühe  von  seinem  Standort  heruntergefallen  oder  ge- 
stürzt und  schließlich  von  Ikonoklasten  oder  abergläubischen  Eingeborenen  in  das  nahe  Meer  geworfen 
worden  sei,  ist  ebenfalls  recht  wohl  möglich.  Von  da  an  verschwindet  aber  seine  Spur;  denn  daß  der  unge- 
füge Felsblock,  den  die  Eingeborenen  zeigen,  nicht  die  Hundestatue  gewesen  sein  kann,  liegt  auf  der  Hand. 
Die  Frage,  ob  das  Piedestal  oder  eines  der  beiden  Piedestals  des  Engpasses  jemals  für  eine  Hunde-  oder 
Wolfsfigur  bestimmt  gewesen  sein  kann,  wird  der  Archäolog  von  Fach  zu  untersuchen  haben. 


Abb.   16.     Assyrisches  Löwenpostament.     (Gartental  bei  Chinnis  in  Kurdistan.) 


Herr  Dr.  W.  Bachmann  in  Dresden-Radebeul  hat  mir  auf  meine  Bitte  seine  Anschauungen  über 
das   eine   der   beiden   Piedestals   mitgeteilt: 

»Im  Frühjahr  1917  kam  ich  anläßlich  einer  militärischen  Dienstreise  durch  den  Bezirk  des  Nähr  el-Kelb 
und  benutzte  einen  kurzen  Aufenthalt  dazu,  die  Skulpturen  zu  besuchen.  Dabei  fiel  mir  auf  halber  Höhe 
des  Hanges,  am  alten  Wege  dicht  über  dem  Abhang  gelegen,  ein  stark  verwittertes  Postament  auf,  in  dem 
ich  nach  kurzer  Untersuchung  eine  mir  bekannte   Skulpturenform  wiederfand. 

Anläßlich  der  Neuaufnahmen  der  Sanherib-Felsreliefs  in  Kurdistan  ergab  sich  bei  Bearbeitung  des 
großen  Götterreliefs  von  Chinnis   (Bawian),  welches  schon  durch  Layards  Untersuchungen  seit  langem 
bekannt  ist,  daß  auf  der  Deckplatte  dieser  Felsenskulptur  drei  Tierpostamente  standen,  von  denen  sich 
zwei  in  Resten  erhalten  haben.    Wie  die  Abbildung  16  zeigt,  handelt  es  sich  um  Steinstümpfe,  die  wie  das 
Relief  aus  dem  anstehenden  Felsen  herausgearbeitet  sind  und  an  der  Vorderseite  die  vordere  Hälfte  je  zweier 
iegender  kleiner  Löwen  erkennen  lassen.     An  dem  besser  erhaltenen  der  beiden  Sockel  ist  auf  der  Ober- 
fläche noch  der  Rest  eines  Dübcllochs  sichtbar.    Die  Übereinstimmung  dieser  Sockelreste  mit  dem  Piedestal 
vom  Nähr  el-Kelb  (siehe  Abb.  15)  ist  auffällig.    Man  darf  deshalb  als  wahrscheinlich  annehmen,  daß  auch 
0  Records  of  the  Past  Vol.  2  p.  205. 


Kapitel   X.     Die  Übrigen   Inschriften  und  Altertümer.  5 1 

dieses  Postament  an  der  dem  Meere  zugekehrten  Seite  in  einen  Tierkopf  und  -vorderkörper  auslief.  Nach 
dem  babylonisch-assyrischen  Symbolkanon  käme  Löwe,  Drache  oder  Stier  in  Frage.  Welches  Tier  dar- 
gestellt war,  läßt  sich  aus  der  Skulptur  selbst  wegen  ihres  stark  beschädigten  Zustandes  nicht  erkennen. 
Aber  für  die  örtliche  Überlieferung  von  dem  Standbild  eines  Hundes  ist  leicht  eine  Erklärung  zu  finden, 
wenn  man  annimmt,  daß  zu  einer  Zeit,  da  das  Tierpostament  noch  etwas  besser  erhalten  war,  die  Ver- 
witterung den  Charakter  des  ursprünglichen  Tierkopfes  soweit  verändert  haben  konnte,  daß  er  naiven  Beob- 
achtern als  der  eines  Hundes  erscheinen  mochte.  Die  Frage,  welchen  Gegenstand  der  Sockel  selbst  einst 
getragen  haben  mag  —  eine  Statue,  eine  Säule  oder  irgend  ein  Symbol  — ,  liegt  nicht  mehr  im  Rahmen 
dieser  Untersuchung.  Hält  man  daran  fest,  daß  das  Postament  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  assyrischen 
Ursprungs  ist,  so  käme  als  sein  Schöpfer  am  ehesten  einer  der  Herrscher  von  Sargon  II.  ab  in  Betracht,  da 
erst  seit  Sargons  Zeit  Tierpostamente  dieser  Art  in  Assyrien  auftauchen  und,  wie  wir  wissen,  in  den  Palästen 
von  Niniveh,  Chorsabad  und  Nimrud  eine  Rolle  spielten.« 

Zu  diesen  Mitteilungen  sei  es  mir  gestattet,  noch  folgendes  zu  bemerken.  Die  von  Bachmann 
beobachtete  Ähnlichkeit  des  Piedestals  auf  dem  Vorgebirge  des  Nähr  el-Kelb  mit  den  von  ihm  zuerst 
genauer  untersuchten  Löwenpostamenten  am  Felsen  von  Chinnis  scheint  auch  mir  unbestreitbar.  Basis, 
Sockel  und  Dübelloch  sind  an  beiden  Denkmälern  noch  sicher  nachzuweisen.  Die  eigentümliche  Ab- 
schrägung an  der  westlichen  Seite  des  Denkmals  auf  dem  Vorgebirge  könnte  der  Stirnpartie  einer 
Tierfigur  entsprechen,  deren  übrige  Formen  restlos  abgeschlagen  sind.  Der  archäologische  Befund  und 
die  örtliche  Überlieferung  dienen  sich  gegenseitig  zur  Stütze  und  führen  zu  der  Schlußfolgerung,  daß 
das  vermeintliche  Piedestal  auf  dem  Vorgebirge  nicht  eine  Tierfigur  trug,  sondern  selbst  der  nach 
Abschlagen  aller  äußeren  Teile  verbliebene  Rumpf  der  Figur  eifies  Löwen,  Wolfes  oder  Hundes  ist. 
Auf  dem  Rücken  dieser  Tierfigur  ruht  noch  jetzt  der  Sockel  mit  dem  Dübelloch,  über  dessen  ehe- 
malige Bestimmung  heute  nur  Vermutungen  möglich  sind.  Am  nächsten  scheint  mir  die  Annahme 
zu  liegen,  daß  einst  eine  Inschriftenstele  mit  ihrem  Zapfen  in  das  Dübelloch  eingelassen  war. 


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NACHWORT. 


Als  ich  vor  mehr  als  18  Jahren  bei  meiner  Rückkehr  aus  Babylon  dem  Nähr  el-Kelb  einen  mehr- 
stündigen Besuch  abstattete,  verfolgte  ich  keine  weitere  Absicht,  als  die  Inschriften  Nebukadnezars, 
deren  nahe  Verwandtschaft  mit  denen  des  Wädi  Brisä  mir  zur  Gewißheit  geworden  war,  zu  veröffent- 
lichen. War  ich  doch  damals  der  Meinung,  daß  die  Bearbeitung  aller  übrigen  Denkmäler  und  In- 
schriften entweder  schon  längst  erfolgt  oder  doch  wenigstens  von  anderer  Seite  in  Angriff  genommen 
worden  sei.  Da  sich  diese  Annahme  nach  meiner  Heimkehr  als  irrtümlich  erwies,  kam  mir  der  Ge- 
danke, die  Arbeit  womöglich  selbst  zu  unternehmen.  Freilich  wäre  das  vorliegende  Buch  niemals  in 
dieser  Form  zustande  gekommen,  hätte  ich  nicht  von  den  verschiedensten  Seiten  bereitwillige  und 
wertvolle  Unterstützung  erfahren.  Es  drängt  mich,  jetzt  beim  Abschluß  dieser  Arbeit,  noch  einmal 
allen  denen,  die  mir  unveröffentlichtes  archäologisches  oder  inschriftliches  Material  oder  eigene  Deu- 
tungen und  Übersetzungen  in  selbstloser  Weise  zur  Verfügung  gestellt  haben,  geziemenden  Dank  aus- 
zusprechen. Mit  Wehmut  gedenke  ich  zunächst  dreier  Toten:  J.  A.  Knudtzon  (SS.  15  f.),  E.  G.  Klauber 
(S.  16)  und  M.  van  Berchem  (S.  44).  Von  den  Lebenden  haben  mich  vor  allen  die  Herren  H.  V.  Hilp- 
recht  (S.  15),  H.Abel  (S.  18),  M.  Sobernheim  (S.  44)  und  W.  Bachmann  (SS.  50  f.)  verpflichtet. 
Herrn  Geheimrat  Wiegand,  der  die  Textabbildung  15  beizusteuern  die  Güte  hatte,  schulde  ich  noch 
dafür  besonderen  Dank,  daß  er  die  Drucklegung  dieses  Buches  ermöglicht  hat. 

Gautzsch,  6.  Januar   1922. 

F.  H.  WEISSBACH. 


VERZEICHNIS  DER  TEXTABBILDUNGEN  UND  TAFELN. 


I.  ABBILDUNGEN  IM  TEXT. 

Seite 

1  nach  Zumoffen  (Anthropos  Bd.  3  S.  439) 2 

Starke  Linien  bezeichnen  der  Reihe  nach  von  links  oben  nach  rechts  unten:  den  ältesten  (ägyptisch-assyrischen)  Pfad;  den 
römischen  Paßweg  (bei  c) ;  die  moderne  Landstraße;  die  Geleise  der  Eisenbahn  Berut-Ma'ämilten.  Die  Buchstaben  f,  e,  d 
bezeichnen  die  Orte  der  assyrischen  und  ägyptischen  Denkmäler  5 — 9  (vgl.  unten  zu  Abb.   3). 

2  nach  Wright  (Records  of  the  Past  Vol.   5,  Titelbild) 3 

3  nach  Boscawen-Winckler  mit  einigen  Verbesserungen 16 

Die  ägyptischen  (|  |)  und  assyrischen  (Q)  Denkmäler  sind  von  1 — 9  durchgezählt.  Am  Nordufer  des  Nähr  el-Kelb  (über 
dem  Buchstaben  b)  bezeichnet  o  den  Platz  der  babylonischen  Inschriften.  In  der  Mitte  des  Paßwegs  ist  der  Ort  des  iömi- 
schen  Meilensteins  durch  S  und  Pfeil  angedeutet. 

4  nach  Lepsius " 17 

5  nach  Bezo  1  d  ,  Nineve  S.  37 20 

6  nach  Lepsius 21 

7  nach    einer   von    der  Verwaltung   der  Vorderasiatischen  Abteilung    der  Staatlichen  Museen    gefälligst  zur  Verfügung  gestellten 
Photographie 25 

8 — 10  nach  Vorderasiatische   Schriftdenkmäler,   Beiheft 26  f. 

1  1    nach  Zeitschrift  für  Assyriologie  Bd.   29  Tafel   II 33 

1  2  nach  W  e  i  ß  b  a  c  h ,  Die  Inschriften  Nebukadnezars   II.     S.  11   34 

Der  dänische  Vizekonsul  Leytved  und  sein   Diener  Inschriften  abklatschend. 

1 3  nach  einer  Photographie 42 

1 4  nach  van  Berchem  (Beiträge  zur  Assyriologie  Bd.  7   H.  1   S.  42) 46 

1 5  nach  einer  Skizze   von  T  h.  W  i  e  g  a  n  d 49 

1 6  nach  einer  Photographie  von  W.  Bachmann ^o 


IL  TAFELN. 

1.  Die  Mündung  des  Nähr  el-Kelb.     Ansicht  von  Süden. 

2.  Das  Vorgebirge  am  Nähr  el-Kelb.     Ansicht   von  Norden. 

3.  Blick  in  das  Tal  des  Nähr  el-Kelb  flußaufwärts. 

4.  Nordseite  des  Flußtales  des  Nähr  el-Kelb  mit  altem  Aquädukt.     Babylonische  Inschriften. 

5.  Nördliches  ägyptisches  Denkmal   mit  französischer  Inschrift. 

6.  Südliches  ägyptisches  Denkmal.     Vgl.  Taf.   It. 

7.  Erstes  und  zweites  assyrisches  Denkmal. 

8.  Drittes  assyrisches  Denkmal. 

9.  Viertes  assyrisches  Denkmal  und   mittleres  ägyptisches  Denkmal. 

10.  Fünftes  assyrisches  Denkmal. 

11.  Sechstes  assyrisches  Denkmal  (Asarhaddon).     Vgl.  Taf.  6. 

12.  Inschrift  Asarhaddons. 

13.  Römische   Inschrift. 

14.  Arabische  Inschrift. 


NÄHR  EL-KELB. 


Tafel  I. 


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Tafel  II. 


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Tafel  III. 


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Tafel  V. 


Nördliches  ägyptisches  Denkmal  mit  französischer  Inschrift. 


NÄHR  EL-KELB. 


Südliches  ägyptisches  Denkmal. 


NÄHR  EL-KELB. 


Tafel  VII. 


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Tafel  VIII. 


Drittes  assyrisches  Denkmal. 


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Tafel  X. 


Fünftes  assyrisches  Denkmal. 


NÄHR  EL-KELB. 


Sechstes  assyrisches  Denkmal  (Asarhaddon). 


NÄHR  EL-KELB. 


Tafel  XII. 


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Inschrift  Asarhaddons. 


NÄHR  EL-KELB. 


Tafel  XIII. 


Römische  Inschrift. 


NÄHR  EL-KELB. 


Tafel  XIV. 


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