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Full text of "Die Dichtungen des Hans Sachs sur Geschichte der Stadt Wien: Nach ..."

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I 

I. 



Die 



3Eitetatur her ^taöt Wim 

Yom Beginne des XVI. bis zum Schlüsse des XVIII. Jahrhunderte. 



Nach 

handschriftllGhen und literarischen Quellen 

herausgegeben 

von 

Dr HEINRICH KAB DE BO. 



JBrBte ^bteiluns: 



Wien 1878. 

Verlag von FAESY & FRICK, k. k. Hof-Buchhandlung 

27 Graben 37. 



Die 



Diclituiigeii des Hans Sachs 



zur 



aPefdäiigte her ^tabt Wim. 



Nach 

haodschriftlicheii und literarischen Unellen 

herausgegeben 
von 

Dr HKINRIOH IT ab DE BO 



-M>< 



Wien 1878. 

Verlag vou FAESY & FRICK, k. k. Hof-Buchhandluug 

37 Graben 87. 



PRESERVATiON '^^^r/^i X 

COPY ADDED V v^ :? 



BURDACH 



• • • • • 









!»••••• •« ew«« ** 



Vereins-Buohdruckerei in Graz. 






Dem Herausgeber 

der 

Historischen Yolkslieder der Deutschen 

Herrn 

Ifc Rocks Freiherrn von Liliencron 

als Zeichen 
besonderer Terehrang und Dankbarkeit 



iyi92141 



Vorrede. 



Die poetische Literatur der Stadt Wien, umfang- 
reicher als die irgend einer anderen Stadt, bildet von 
dem „Mittelpunkte und der Krone altdeutscher Dich- 
tung, unserem grossen Nationalepos^, dem Nibelungen- 
liede, von den deutschen Minnesängern, die in ihren: 
Liedern den Hof und die Stadt zu Wien in so anzie- 
hender und rührender Weise preisen, bis herab zu den 
massenhaften, schwulstigen Lob- und Spott-Gedichten 
über die zweite Wiener Türkenbelagerung, bis zu den 
übei*schwänglichen Dichtungen aus der josephinischen 
Periode und bis zu Sined's des Barden erhebenden 
Gesängen eine stattliche Reihe von Lobsprüchen und 
historischen und Gelegenheitsdichtungen, hervorgerufen 
durch Elementar, Kriegs- oder sonstige Ereignisse. 

So wichtig nun diese Dichtungen für die Ge- 
schichte sind, wurden sie doch bisher wenig beachtet; 
nur einzelne finden sich im Serapeum, in Hormayr's 
Taschenbuch, im Austria-Kalender, in v. Lilieucron's 
Volksliedern abgedruckt; die Mehrzal derselben ist 
nicht einmal dem Titel nach gekannt. 

Meine bibliographischen Studien zur Geschichte 
der Stadt Wien brachten mir auch reiches, gänzlich 
ungekanntes Materiale zur poetischen Literatur dieser 



VIII 



Stadt vom XVI. bis XVIII. Jahrhundert. Von der 
Wichtigkeit und Reichhaltigkeit derselben überrascht, 
begann ich schon vor langer Zeit die Verarbeitung 
dieses Materiales, um so der Herausgabe einer voll- 
ständigen Sammlung aller sich auf die Stadt Wien 
beziehenden Dichtungen vom XVI. bis XVIII. Jahr- 
hunderte vorzuarbeiten. 

Diese Vorarbeiten sind seit zwei Jahren abge- 
schlossen und ich beginne mit der Publication des 
Werkes. 

Alle Gedichte der ganzen Sammlung sind, ohne 
dass dadurch die chronologische Folge besonders ge- 
stört ist, in Gruppen geteilt, deren jede die Dichtun- 
gen gleicher Art in sich vereinigt und somit als selbst- 
ständiges Ganze ebenso gut, wie als Teil des Ge- 
sammtwerkes betrachtet werden kann. 

Die erste Abteilung der „Poetischen 
Literatur der Stadt Wien", welche zu Gunsten 
der folgenden Hefte in der Bogenzal schwächer aus- 
fiel, enthält nun die Dichtungen des Hans Sachs zur 
Geschichte der Stadt Wien; die zweite Abteilung 
umfasst dann die Gedichte der I. Ttitkenbelagemng; 
die dritte wird die übrigen Sprüche und Dichtungen 
des XVI. Jahrhundertes^ die schon mit dem Jahre 1502 
beginnen, und auch noch die wenigen gleichartigen 
Beiträge aus dem Anfange des XVII. Jahrhundertes 
vereinigen. Als vierte, fünfte und sechste Lie- 
ferung folgen die Gedichte, Sprüche und dramatischen 
Dichtungen über die zweite Wiener Ttirkenbelagerung 
(1683). Die siebente Abteilung macht uns mit 
den Lobsprüchen undp beschreibenden Gedichten des 



IX 



XVL und XVII. Jahrbundertes bekannt; dann folgt 
als achter Band die poetische Literatur des ver- 
gangenen Jahrhuudertes, woran sich eine eingehende 
Kritik des ganzen Materiales anreihen wird. 

Wie nun jeder Band als selbstständiges Ganze 
erscheint^ so tritt auch jedes mitgeteilte Gedicht ab- 
geschlossen hervor und hat seine eigene Besprechung^ 
die sich aber nicht auf eine bibliographische oder 
literar - historische Bemerkung beschränken , sondern 
sich auch auf die Person des Autors und auf die von 
ihm benutzte Quelle erstrecken wird. 

Für den vorliegenden Band mit den Dichtungen 
des Hans Sachs und für die nächstfolgenden Ab- 
handlungen sind Nachforschungen in den Hof-, Staats- 
und Stadt -Bibliotheken und Archiven zu Berlin, 
Dresden, Hamburg, Madrid, München, Paris, 
Regensburg, Wien, Wolfenbüttel, Zürich und 
Zwickau gepflogen worden. Ich kann somit, bei Be- 
rücksichtigung der bisherigen ähnlichen Unternemun- 
gen mit einiger Ruhe mein Werk der Oeflfentlichkeit 
und Kritik überweisen, wiewol ich mir dessen Nach- 
teile schon jetzt vollkommen bewusst bin. So wird 
der Literarhistoriker daran Anstand nemen, dass ich 
mich nicht immer an die älteste Fassung der Gedichte 
hielt, wie auch, dass ich keine Lesearten bot. Doch 
man verkenne den Standpunkt dieses Unternemens 
nicht, der nicht jener der Literatur- sondern der Cul- 
turgeschichte ist. Immerhin aber werde ich in der 
zweiten Auflage des Buches, die sich. Dank der grossen 
Theilname, schon jetzt als nöthig erwies, diesen von 
mir* selbst gefühlten Uebelständen abhelfen. 



Es freut mich^ hier einigen Herren öffentlich mei- 
nen Dank für Ihre freundliche Unterstützung sagen zu 
dtti-fen^ und zwar zunächst Herrn Dr. Rochus Freiherrn 
V. Liliencron in Schleswig, Herrn Geheimrath Dr. 
Adalbert v. Keller in Tübingen, Herrn Professor 
V ß g e 1 i in Zürich, HeiTn Custos Dr. A u m e r in Mün- 
chen, endlich den Herren: Oberlandesgeiichitsrath Dr. 
Carl Ritter v. Lueam, Dr. Alexander Nava und 
Dr. Jacob Warton in Wien. 

Der einzige Wunsch, der mich bei dieser immer- 
hin mühsamen Arbeit beseelte, war der, dass jene 
sehli«hten Lieder und Sprüche, die aus dem Volke 
heiTorgegangen, wieder zum Teile im Volke Eingang 
finden mögen ; ist ja doch das Volkslied jene Ge- 
schichtsquelle, welche am eindringliehsten zum Volke 
spricht und wekhe ihm die ruhmreichen Thaten seiner 
Vorfahren, die wichtigsten Ereignisse der Vergangen- 
heit mit Leichtigkeit im GedäehtniSse behalten lässt. 

Wien, im Februar 1878. 



D'- Heinrich Kab de bo. 



Inhalt 



Seite 
I. i)\itot\a bet Tur* ifd^eti Belaöeruti^ bet flatt Wien , mit 
I?atifelttii0 beybet tt^cyl, «uf bae KÖvtjcft or&etitlld? be« 
öriffen i 

n. ^vftcrla €hi Tvratitilfd?e tl^at befT Turtfeti vor Wien be« 
öan^eti 21 

III. ?Die TCÖvtfifd? bcla^^rutiö bex Stat Vülen, mit famvt feiner 
Tyrrtnnlfd^en I^anMung ^7 

IV. lem Hrt0 5U d^t ober Me öwufam wuterei beß öraufamen 
TurFen ob feiner viel Frieden wnb obfie^en 35 

V. Derfe fitr Me elnfdHfl'dlden 6ol3fd?nltte be& nicclaue meU 
beman unb ^ano (BuTbenmunbt 47 

VI. «In €ob=0vrud7 ber ^aubt=8trtt Wien In <Defterreld) . . 71 

VII. Wunberbarlld? (Befid?t, fo an bet 0onn nnb Won .3U Wien 

In ©efferreld) finb gefeiten worben 83 

Vin. ?Der HeyM^art mit bem Seyljel 91 

IX. ^anö 0«d70 unb feine »ejlel^unöen 5ur 0ta&t Wien . . 99 



«5* 



I. 



bcx ftatt Wien, mit ^anölung beyöet 

tjegriffen* 



II. 

^yftoria €itt Cytannifc^e t^at öeff 
(Cfttceen tJor Wien l>eQ(tnQcn* 



• - 1 

■ <• «. J «> * 



« t 



Als nach 23tägig;er fruchtloser Belagerung der 
Stadt Wien Kaiser Suleiman am 16. October 1529 
schimpflich von dannen gezogen war, verbreitete sich 
die Kunde dieses frohen Ereignisses mit grosser Schnel- 
ligkeit im ganzen Reiche. Allerwärts verlangte man 
Berichte über die Geschichte der Belagerung, und Buch- 
drucker, Formschneider und Briefmaler hielten Rund- 
schau nach passenden Erzählungen und Bildern. 

Der Nürnberger Formschneider und Buchdrucker, 
Nicolaus Meldeman, erbat sich auch von seinem 
Rathe die Erlaubnis zur Herausgabe eines die Belage- 
rung vorstellenden Bildes und reiste sofort nach Wien, 
wo es ihm wirklich gelang, von einem uns unbekann- 
ten Maler eine äusserst interessante Aufname zu 
erhalten. Kurz vor seiner Ankunft war nämlich da- 
selbst eine Geschichte der „Belagerung der 
Stadt Wien" vom Kriegs - Secretär Peter Stern 
von Labach erschienen ; Meldeman schaffte sich 
dieselbe an, erkundigte sich nach weiteren in diesem 
Büchlein nicht enthaltenen Episoden ^ vermehrte da- 
durch die Aufzeichnungen des Stern von Labach und 
kehrte nach Nürnberg zurück, wo er im nächst- 
folgenden Jahre seine schon öfter beschriebene Rund- 
ansicht der Stadt Wien während der Belagerung, 
sowie den vermehrten Bericht des Stern von Labach 
herausgab. 

1* 



Da Hans Sachs schon früher verschiedene 
Holzschnitte^ M». Meldeman mit erklärenden Reimen 
versehen ..niid: /wie; wir noch hören werden, 1530 aber- 
raals_eip€i.,FQlgQ vpn .solchen Gelegenheitsbildern mit 
^eineij iVibrsEü^^ezffTtljfttte, so kann ein freundschaft- 
liches Verhältnis dieser beiden Nliniberger Bürger an- 
genommen werden, wobei sich uns die Vermutlmng auf- 
drängt, dass Meldeman, als er Mitte December glücklich 
mit den in Wien gesammelten schätzbaren Materialien 
in Nürnberg angelangt war, dem Freunde, von dem 
ja bekannt war, dass er sich für alle Erscheinungen 
der Literatur und speziell der Historiographie interes- 
sierte, das Büchlein des Stern von Labach zur Durch- 
sicht übergab. 

Ausflihrlichere Berichte über die Belagerung 
Wiens fehlten um diese Zeit noch in Nürnberg; wol 
war „bei dem Petreo*^ eine Broschüre der „Turckhen 
belegerung der statt Wien" erschienen, aber diese un- 
gemein trockene und knappe Aufzählung der wichtig- 
sten Tagesereignisse konnte unserem Dichter zu einer 
poetischen Bearbeitung keinerlei Anregung bieten. 

Als daher Hans Sachs, sei es durch Meldeman 
oder auf andere Weise in den Besitz der Stern von 
Labach'schen Relation gelangt war und bei deren 
Durchsicht die interessanten Episoden der Belagerung 
kennen gelernt hatte, mag sich in ihm das Verlangen 
geregt haben, den dankbaren Stoff in ein poetisches 
Gewand zu hüllen, und so wie er immer schon we- 
nige Tage nach der Durchlesung eines Werkes des- 
sen Inhalt versificiert hatte, so hatte er auch bereits 
am 21. December 1529 den Stern von Labach'schen 



Bericht zu dem 400 Zeilen umfassenden Gedicht: 
^^Historia Der Türkischen Belagerung der 
statt Wien, mit handlung beyder theyl, auff 
das kllrtzest ordentlich begriffen" ausge- 
arbeitet. 

Als Originaldruck kam dieses Gedicht nie 
heraus, denn Hans Sachs bestimmte damals den 
grössten Teil seiner Dichtungen nur für einen be- 
gränzten Leserkreis und vervielfältigte sie daher durch 
Abschriften; auch waren um dieselbe Zeit in Nürn- 
berg durch Jobst Gutknecht, sowie Friedrich 
Peypus zwei dasselbe Thema behandelnde, in Form 
und Sprache recht gelungene Dichtungen gedruckt 
und verausgabt worden, wodurch sich der Druck- 
legung, respective dem wünschenswerten Absätze 
seines Gedichtes Bedenken entgegengestellt hätten. 

Wir finden also diese Dichtung zuerst in der 
Ausgabe der gesammelten . Werke des Hans Sachs, 
die 1558 erschien; in diesem Buche treffen wir aber 
auch das Gedicht: „Ein tyrannische that des 
Türeken vor Wien begangen", welches eben- 
falls eine aus der Relation des Steril von Labach ent- 
nommene Episode der Belagerung in einfacher, treuer 
Erzählung wiedergibt. 

Dieses letztere Gedicht unterzeichnete der Verfas- 
ser : „Anno Domini MDXXXIX am 24 Tag Decembris", 
mit welcher Jahreszahl es in alle späteren Ausgaben 
tibergieng; ich möchte aber dieselbe anzweifeln, denn 
was hätte den Meister zehn Jahre nach der Belagerung 
zur Abfassung eines sich auf den gleichen Gegenstand 
beziehenden Gedichtes bestimmt ? Die Einrichtung 



unserer Zeit — die Jubelfeste kannte man damals 
noch nicht, und so bedeutungsvoll auch das Ereignis 
im Jahre 1529 für ganz Deutschland gewesen, zehn 
Jahre darnach war die Erinnerung daran zweifellos 
schon eine geschwächte. Und warum hätte sich der 
Dichter gerade in den letzten Tagen des Decembers 
1539 an Wien's Gefahr vor einem Jahrzehnt erinnert? 
Hatte ja doch die Belagerung am 21. September begon- 
nen und am 16. October ihr Ende erreicht. Es ist also 
die Anname begrtlndet, Hans Sachs habe unter dem 
Eindrucke, welchen Peter Stern von Labach's Kelation 
auf ihn machte, drei Tage nach der Abfassung seines 
ersten Gedichtes, am 24. December 1529, dieses 
zweite niedergeschrieben, so dass wir hier einem Schreib- 
fehler begegnen — und Schreibfehler sind ja dem 
Dichter öfters nachzuweisen. So hatte er in dem nach- 
folgenden Gedichte (Nr. 1) Zeile 25 : drei- statt vier- 
undzwanzigsten ^ Zeile 149: vier- statt siebenund- 
zwanzigsten gesetzt — Fehler, die ihm bei seiner 
grossartigen Productivität zu veraeihen sind. 

Ich kann es nicht unterlassen, auf die Stern 
von Labacb'sche Kelation hinzuweisen, denn ei-st eine 
genaue Vergleichung des Originaltextes mit des Dichtere 
poetischer Darstellung lässt uns den Wert derselben 
erkennen und tiberzeugt uns von der schlichten, unge- 
zwungenen und treuen Wiedergabe, die, wenn auch 
einer künstlerischen Behandlung baar, uns gerade 
durch ihre Natürlichkeit, Treue und durch die in den 
Schlusssätzen zum Ausdrucke gebrachten Hoffnungen 
und Wünsche in besonderer Weise anzieht. 






I. 

^iftoria ?Der Züxdi^^en ^eläQexnwQ 6er 

ftatt Wien, mit Handlung ieybet t^cyl, 

auff öaö Äurßeft otöcntlic^ beötiffen 

2tnno 1529. 

2(l6 man sct^U ffinflfscl^n ^^un^crt \ax 
JDar5u neun rnfe swangig ffirwar 
Had) fec6 Ferren Cl^rifti gcburt. 
Von btm tfircCcn belegen würfe 
5 JDie nambafftig flatt, wien genant, 
2tn fecr lonatx) im (Dfterlanfe, 
(Banken (Dfterreid)6 We bauptftatt, 
iDie Slariue erbawet bat* 
Wa6 ba aufriebt fea6 tör*ifd) beer. 



* Das Gedicht ist abgedruckt: 

A. Originalausgabe v. J. 1560. Bd. I. Bl. CCVIÜ. f. 

B. V. J. 1589 Bd. I. (2) Bl. 153 f., 

C. Kemptner Ausgabe v. J. 1612. Bd. I. S. 417 ff., 

D. V. Liliencron: Volkslieder III. S. 587. Nr. 412., 

E. V. Keller: Hans Sachs 11. (103) pag. 408 f., 

F. V. Cämesina: Fliegende Blätter. (S. Mitteilungen des 
Wiener Altertums-Vereins 1875 S. 110 ff.) 

Hier zunächst nach C. abgedruckt. 

Quelle: Belegerung der Stadt Wienn, jm jar. Als 
man zallt nach Christi gepurt, tausent fünffhundert vnnd 
im newn und zwaintzigisten beschehen kürtzlich an- 
getzaiget. 4^, 4 Bogen ohne Paginiemng. (S. meine 
Bibliographie der Türkenbelagerungen Wien's pag. 1.) 



8 



lo jDergleid) ^ic ftatt mit gcgenwcl^r, 
tt?ic, wo vnb wann bM ale gefd)ad)^ 
VOixb cud) tftrölid) cr5cl?lt t^crnad)» 
2(n btm ivoty nnb ^wan^xQfttn taQ 
JDc0 öcwmonate, '^ ffirwar id) fag, 

15 Wnxb XVitn feie flatt vor obgcnctit 
ttlit viel taufcnt pferfcen beretit 
2tU vmbligenfe ftecCen feurd)fd)weyfften 
Sein puffern graufam feurd)ftreyfften ; 
JDrey tage feiefee brennenfe werfe» 

20 jDod) feinfe »nfer gereyfig pferfe 
Oglid) 5u jbn gefallen naujS, 
(Befcbarmfigelt in manchem ftrauß, 
2fttd) brenfe man au0 in mitlcr seit 
t)mb tPien feie vorftdt weit vnb breit* 

25 JDen vier vnb sweinftigft^en tag gemein 
@d)icCt feer tftrtf vier gfangen binein, 
JDa0 man feie ftatt ibm folt auffgeben, 
@id)ern wolt er fte leib vnb leben. 
^nl)anb feo bielten einen ratb 

30 Ferren vnfe b^uptleut in feer ftatt, 
äergog Pbilipe Pfalßgraf vom Äein 
öerr Uiclae (ßraf von @alm fein 
Vnb aud) ^txx ^ane (Braf von ^atbtdi, 
£in ritter von Keifd)ad): ^txx &<£, 

35 t)nfe anfeer ^txxm vngenanfe; 
l£ntfd)loffen fid) einig allfanfe. 



i> 






* Sollte dies ein Irrtum des Dichters sein, oder unter Heu- 
monat auch September zu verstehen sein? 
** Geschichtlich und auch nach der Relation des Stern von 
Labach sollte es hier „drei und zwanzigsten" heissen. 



9 



JDie flatt mit nickten auffsugcbcn, 
Sonöcr bxinn wagen leib vnb leben, 
l£rft griff man ernftlid) su ^er fad), 

40 JDie ftatt war an ibr* felber fdbwad), 
2Clle ftattbor DcrpolwcrcCt wurn; 
JDann aufgenommen ber falfttburn, 
€ieß man offen su bem auffallen. 
Uein glocCen boret man mer fcballen, 

45 %uA} teilet man an$ bit quartier 
JDen bi^uptleuten wiber vnb fÄr 
%n btn mawern, tbÄmen vnb tboren; 
JDie plaö aud) ba i^erorbnet woren, 
JDarauff ein jebe6 fdnlein trat, 

50 So man fd)Iug lermen frft vnb fpat* 
JDie bid)fenfd)fiöen man befielt 
Vnb bit ^xfipankt erweit 
llTan auff We mawer 5U btn sinnen» 
JDie groffen bid)fen als balb jnnen 

55 2tuff 5ie tburen gesogen wurn, 

JDer meift teil auff btn Uerner tburn, 
Vttoxbntt wur f[eifd), wein vnb brot 
(ßenugfamlid) in jefec rott 
Vinb waf^ geboret 5U Uriegsftanb, 

60 JDaö warb »erorbnet aUe5 fanb 
(Bar orbenlid? in furser eil. 
2(l0 bem tfircCen in fold)er weil 
JDie ftatt fein anber antwort gab, 
^nl}anb btt tfircC in bem ijortrab 

65 Bei pieröig taufent pferben fanb 
TPeit vnb breit binauff in ba^ lanb 
(Db ber end, auff bie ftewermarcC* 



10 



JDa l?aben Mc l?uffcrn arg 

%\l flc* i)ttrd)ftrcifft, »erwÄft, vttbtmb, 
70 tPcibcr vnb jungfrawcn gcfdjcnb, 

Wie man nod) finb bit tobten leibcr. 

2tud) fd)nitten6 auf bit fc^wangern weiber, 

JDie %inbtx auff bit fpieß fte ftecftcn 

Vnb fit auff gen btm bimmet recEten, 
75 iDarob eint (tbtiftenmenfd)en graufet» 

2Cud) erwftrgten fte etlid) taufet, 

2Cud) furtena etli* taufent bin 

^ed)t al6 ba^ t>ieb trieben^ mit in* 

2tle biefer jamer gen;)ert b^t 
80 Su ring6 berumb »mb Wien bit ftatt, 

5tufftt)aerte ber tbonaw fftnffsebn meyl, 

Vlnn bt^ monat^ in grojfer eyl 

2(m fed)6 t?n5 sweinftigften tag ba brad)t 

JDer tftr* fein ganße beereemacfet, 
85 SÄr tDien auff waffer vnb auff lanb, 

Ilingeweiß fid) lagert allee fanb. 

l£6 waten 5W0 meyl berg »nb tbal 

Doli seit gefd)lagen »beral; 

JDie lager auff ©♦ Öteffan6 tburn 
90 tlTit nid)te vberfeben wurn* 

JDeß :Reyfer6 lager bae war vor 

6anct ITTarjren, bey bem ftubentbor 

Bi0 auff fAwecfeet vnb butmanfcorff 

l£in fd)anö man in ber mitt auffworff, 
95 ©arbinber waren frey geftelt 

JDreybunbert ftÄ* fel5gfd)fift erweit, 

Suwarten auff ein fd)lad)t all tag, 

Vnb in btx mitt ber !Reyfer lag 



11 



2(uff einem fd)6nen weiten plon^ 

loo JDarauff matid) t§fllid) seit war ftan, 
3nnen gesiert mit gÄl^in flftcCen 
JDaraujf mand) Q&lbin Enopf war blidEen, 
Wtit ftybtn ftricEen auflfgesogen. 
Seiner trabanten mit l)anbboQtn, 

105 SÄnffbunöert gerftft »mb ibtt warn 
lOnb bey 5w6lff taufent 3anitfd)arn, 
JDie all warten auff feinen leib. 
Vnb 3braim tPafdja btv bleib 
Wtit feim lager von btt tl)onaxo 

HO Biß auff 5 Wiener gebirg genaw* 
Sein anber b^uptleut vnb tPafcfea 
Vnb tPafcba au0 Uatalia, 
tPafcfea au0 tPaffen, Scfemebrai 
Vnb and) btx tPafcba nteftraßEi, -^ 

115 fetten ibr Uger nad) leng vnb swerg 
^inauff biß an bcn Ualenberg, 
Vnb bit Haffern finb gelegen 
Heben ^em waffer biti^b gegen 
Hußborff ; alfo 6e5 tfircCen »olcC 

120 T^ing0wei0 vmbniblet wie ein wol*, 
3bt sal VOM man auff Ettn^fcbafft b<^ti 
2Cttf breymal bunkert taufent mann. 
%l6 nun btt tftrcC warb wol empfangen 
ttlit Uartaim, falcfonett vnb fd)langen, 

125 Vnb er mit feinem ganzen beer 
ttlercft alfo Eraflftig gegenweer 
VItit fd)ie0en von bcnx Kerner tburn, 
Suban6 von jbm tjerorbnet wurn 



* B. Mestarsski. 



12 



£twa6 bey stioeingig taufetit mann, 

130 Kucften in bit voxftatt l)xnan 
3n bM ijcrbrcnnet l}an$Qtmtxvtt, 
JDa6urd) fte fd)ojfcn vngcbewcr 
ZaQ vnbt nad)t mit b^^lben bacEen, 
JDic !ß.ned)t von i)cr mawcr 5U 5wacCcn, 

135 jDurd) ticinc I5d)eln auff t)n5 nifeer* 
@ic mod)t man treffen nid)t binwiber; 
iTtit fd)ie0en warene gefcfewinb pnb runb, 
lOiel teutfcber Ened)t giengen 5U grunb» 
2tud) aufferbalbcn ber porftatt 

140 jDer tiircC fein gfcbfig gelagert bat, 
JDamit fit aud) ber ftatt subliejfen. 
2(ud) tbetene mit b^^ttbbogen fcbiejSen, 
2(l5 ob Dom bimmel fiel ber fcfenee, 
2Cuff einmal taufent ober mee ; 

145 @te*ten nod) vol bie l\6d)er all ! 
2Clfo trarb vnfer volcC sumal, 
2fbtriben t>on ber jinnen webr, 
2i)t feiner b^rjft (tcb blecCen mebr» 
%m vier Dnbstranftigftn tag von fern*" 

150 Bey fftnffbunbert fd?iff mit najfern 
3m waffer aujfgefabren fenb 
Vnb bie 5W0 brucCen abgebrenb, 
JDae traffer befegt, eingenommen, 
©aß ber ftatt nicbte mebr 5U mod)t fommen. 

155 WTit bm bielt man trol ein fcbarmugel 
TPiewol man gegen ibn fd)uff gar nft^el, 
JDann fte bie flucbt gaben im Selb, 



* Sollte eigentlich den sieben und zwanzigsten heissan. 



13 



6d)Iugcn \\)v Ugcr Dorgemclt, 
2Cuff ^en tag fielen l)inan$ fd)led)t 

i6o lEtwan bty brxtl)alb mufent !Rned)t, 
3n fcer rorflat erfd)Iugen fet^r 
Sweyl^unfeert turfen ober mel^r* 
2tle nun öcr tftr* l)ttt Hein gefd}o0, 
SDarunter mit Kartaunen gro0, 

165 JDie @tattmawer 5um fturm 5ufcl)ie0en^ 
öat er fid) anber bÄcf beflieffen 
X)nfc bat beimlid)en angel?aben, 
JDie ftattmawer 5U untergraben, 
l£rftlid)en bey feem Rernertburn^ 

170 JDie Äned)t aud) gegen graben wurn; 
JDie tfirdPen würben abgetrieben 
Vnb etlid) tbunnen putoer blieben 
3m lo(b. 2Clfo bk lanbeEnedjt baben 
3bn oftermal6 entgegen graben, 

175 jDa0 fte sufammen auff 6er mitt 

(Dfft tommen fein biß auff ein fd)ritt» 
2Cl0 nun ba6 graben wert fo b^fftig 
Würben feie b^uptleut gar gefcbefftig, 
2Cm fed)6ten tag im weinmonat, 

180 0d)icCten ad)t taufent an$ btv ftatt 
Su bem falötl?urn au0, sujagen 
JDie tftrcfen von btv fd)an6, 5ufd)lagen 
2(u0 ber rorftatt ron ibrem graben* 
JDie !Rned)t fid) in bie rorftatt gaben, 

185 lErwörgten t>iel tÄrcCen, aud) i)or 
JDem burgtbor t>nb bem Kernertbor, 
JDie Uned)t sogen in einer eng, 
JDa fd)0fj 5U ibn ber tftrcCen meng. 



14 



JDurd) ba^ gemcwcr bin vnb rolbtt, 

190 ©cfeoffcn sumal t>icl B.ncd)t 5ariiii>er, 
JDrcy l^auffcn tfircEen auff fte renbtcn, 
2tlfo bit Enedjt ftd) wifecr wenMcn, 
ITtit groffcm brcng Mc fhicfetc Qahtn, 
lOicl wur^cn ^rutlgen in ftattgrabcn» 

195 3n wcinmonat am ncttn^tcn tag 
JDer tfircC 6ic mawcr fprcngcn pflag 
2Cn jtrcy orten bcym Ucrnertbor 
25cv 0* Clären faft »mb swey obr^'^* 
Ibet etUd) Elaffter weit ein faU 

200 3n bem serfprengen allemal 
JDer turcC ein gewaltigen flurm 
Äntretten ließ nad) Krieges furm; 
JDie würben ritterlicb abtrieben» 
JDer tÄrcCen febr viel tob belieben^ 

205 Vnb wa0 ffir tfircCen man t>mbbrad}t, 
Vergruben fte all bey ber nad^u 
Had) btm bit eingefallen mawer 
t)erbolwercCt warb obn allee trawer; 
öauptleut vnb Txntd^t tag vnbt nacbt 

210 ^ahtn g waltig barbey gewacbt^ 
jDergleid) rerbawet vnb i^ergraben, 
Wm bit !ß.rieg0berren jbn f&rgaben* 
Vitl Uolben mad)t man 5U bem fturm 
WTit eyffren sencCen nad) altem furm» 

215 Uein rbu xVM ibn mebr allen fanbern, 
l£in lerman bett man vbtxn anbern, 
2(l0 bann liejf man gerfift sum b<^8r 

* Uhr. 



15 



l£in JCÖC6 Sanlein auff fein plag, 

Vnb wo Mc not feann.war am jtrca ten, 

220 Vtxorbmt man bit aller befien» 

2Cm 5wSlfften tag in ^em weinmon 
Vot mitten tag war fallen t^on 
£in groffer tl?eil feer ftattmawer niöer 
(ßleid) neben feem 'Kernertburen wi&er 

225 (ßegen feem ftubentbor abwarft. 

JDa war6 auffgebn ein raud) Eolfcbwarg 
X)on pultjer gar an mand^en orten 
t)mb bic ftattmawer vnb bm pforten, 
@o fcer tärcC mit feim untergraben 

230 JDie mawren wolt serfprenget baben, 
5Da6 (Bott mit gnaden unterfing, 
JDa0 fein anfd)lag niAt ffir ftd) gieng. 
Subanb bey 6em serfprengten locb 
©tunöen 6ie lan60Ened)t frolid) bod), 

235 WTit ibrem auflfgeretften fannen 
(ßeleid) btn untersagten mannen 
Vnb warten auff bee tftrrfen fturmen 
tttit fpieffen, !RoIpen jbn 5U formen, 
3m bamifd) mit gewebrter banb» 

240 5De0 türcJEen uoIcE bett Bein beftanb 
Vnb wid).balb bittter ftd) jurficC; 
5u ftfirmen bettene Bein Qtlüd. 
JDa fab man nan^ auff mandjcm tburn, 
JDa6 bie tfircCen getrieben wurn, 

245 Von jbten wafd)en mit gewalt 

Wlit Saybeln, »rfigeln jung unb alt 

2(uß jbren bitten unb geselten, 

2Cuß btn Weinbergen unb btn wdlbcn. 



16 



JDaß (tc anlauffen^ ftftrmen foUcn 

250 JDa0 ftc (id) &x^tm, vnb nid)t wolten* 
2Clfo btm türcCcn man 5ufd)O0 
trtit allem gefd)^^ Hein vnö groß. 
jDer tfircC flod) vn^ weit ftfirmen nid)t* 
3n mitler seit er fcod) anriefet 

255 l£in bi<fefen auff btn Eerntertfeurn ; 
JDie sinnen abgefdjoffn wurn 
ttlit fteintugeln gar trejfenlid), 
2tuf bae bit bid)fenmaifier ftd) 
Hit lenger fearauff mod)ten retten. 

260 €ylenfc fEe wiöer machen treten 
iEin ^Mgen polwercE bey btt nad)t, 
JDa6 man fcarbinber fdjieffen mad)t. 
t)iel bid)fenmeifter aujf 6em tburn 
trtit banferobren erfdbcffen wurn. 

265 Had) feem \)at (td) ber tftrcC, id) melb, 
2Cll tag 5U fiftrmen gfd)i*t im Selb ; 
2tud) waren wir burd) !ß.ttnbfd)ajft b^n, 
€r wurb ein gewaltig fturm tban 
%n allen orten vmb bie ftatt 

270 tTTit allem fujirolcC, bas er bat 
t?nb mit feim gereyfing b<^lbtbeyl 
tPftrb er t)erfttd)en all fein beyl. 
Vnb al6 fid) bae fo lang jutrug. 
JDa fordet man beß tfircCen betrug ; 

275 JDerl^alb viel murblung fid) begaben^ 
£t wurb ein burd) bie Eeller graben, 
@id) l()eimlid) in* bie ftatt einbrengen 
(Dber bie pUö mit pulrer fprengen. 
JDarauff bie Ened)t in orbnung ftunben. 



17 



28o JDcrglcid) feie türcCen fd)ieffcn gunfecn 
3n feie ftatt fel?r viel fewer pfeiL 
t)erdtl?etey ford)t man su weil, 
2Cl6 man aud) warfe ferey b5jitüid)t ftnfeen, 
5Dic Wien feie ftatt wollten ansÄnfeen, 

285 JDie bann feer tör* bestellet bet, 
JDie man fearnad) »iertbeilen tbet* 
JDerbalb wad)t man in groffen forgen 
2(11 augenbli* abenfe t)nfe morgen, 
3n orfenung ftunfe man tag nnb ncid)U 

290 2tm riersebenfeen tag mit mad)t 
Siengen feie Sein^fe 5U fdjieffen an 
t)iel mtl)v, bmn fte vor bitten tban, 
Vnb in feie nad)t vmb feie neun vbt 
JDer tfir* gar mit großer aufrubr 

295 2Cll feine Uger, feie er l}at 

3m Seife vnb aud) in feer vorflat, 
JDie ließ er alle sftnfeen an 
Xtlit groffem gfd^rey ron weib vnb mann, 
Uemblid) feiner gefangen (Lbtiften, 

300 JDie nnn mebr tein erlSfung wiflen, 
2Cuflf feie fte lang gebojfet bitten, 
JDer fte obn sal erwÄrgen tbeten, 
Unfe alfo eylenfe fd)nell fearnad) 
trtit feinem gangen beer auff brad) 

305 »ey eitler nad)t vnb lerman fd)lug. 
SDa biclt ob feeji tÄrcCen absug 
3braim Wafdia 5U voran 
5u ro0 mit fed)6ig tanfmb mann, 
tttit anbtvn b^uptleuten, id) fag* 

310 iDae weret faft feen gangen tag; 

2 



18 



Äin l?attflfen nad) btm anbtxm flog, 
Ttlfo fcer tÄr* ror tPicn absog» 
^U glocCen ftcng man an sulcuttcn» 
SDarmit bm ftibtn subcfccuten, 

315 JDic fcytcnfpil gelieret wurn 

WTit frcwöen auff &. &ttpl}at\e t^urn; 
2Cucl) licji man abgetan 5a5 gefd)o0. 
JDc0 türcEcn doIcC nam fd)afecn groß, 
Vnbtv bm xonrb crfd>offen ba 

320 JDcr XX>aid)a auji Hatalia. 

2tlfo bcx tftrcC von TPicn ftd) wcnb 
X)nö nam fein bcUgcrung ein enö ; 
trtit j^m fubrt er ein reiche beut 
2(n gelt, geiranb, an viti) vnb Um, 

325 JDae man erbarmlid) vor wae jagen» 
tPa6 nit mod)t uolgen, wurö erfcblagcn, 
%le man bann \c^t jinb vmb vnb vmb 
Von allem viel? ein große fumb, 
JDcn all bit RSpff feinö abge^awen; 
330 5Dcrgleid)en ol?n sal man vnb frawen 
ftigen jeftunö auff flraji vnb felöen, 
3n weingotrt, bergen, t^al vnb wallen* 
JDie Kino finb man an ^anncn ftecCen 
JDarob ein fromb bcrö mod)t erfd)re*en; 

335 5E>ie toMen TS^mdCft finb man serfcfcnittcn 
3n leib nad) ibrer 'Bdtybtt fttten, 
JDen allen w5ll (Bon gneWg fein! 
2tlfo b^bt ibr l)it in6 gemein 
2tuff6 aller EÄrfteft liefen l?anbel, 

340 JDeß tfircCcn tyranrtifdjen wan^el, 
tX?ie er in 6rey vnb sweingig tagen 



J 



19 



&tat Wim iti (Dcfterreid) t^?ct plagen, 
JDcr0lcid)en bM poIcE au^ btm lan^ 
trtit mSrfccn, rauben vnb mit branfe. 

345 JDarob er fcod) viel fd)a6en6 natn ; 
©einee volcfe jbm obn sal vmbtam 
t)on ftörmen, fd)arni&gel unb fd)ieffen, 
(Befangen, feie fte tSpffen lieffen 
0bn anfeer, feie im beer jbm fturben; 

350 Vid ro0, camel jbtn aucb rerfeurben. 
£ob fey feem ritterlichen beer, 
JDae in feer fiatt bielt gegenweer, 
JDer rber stvangig taufent nit waffen, 
JDem tfircCen feocb fo feapffer faffen, 

355 3n einer rnuerwarten flatt, 
tPie jefeermann gut wiffen bat ; 
Hod) fab man fein versagten mann, 
Wann feer tftrcC wolt an fturm gan* 
JDer ftatt fte aud) allein nid)t bieten 

360 5u ftfirmen, fcbarmfi^el verteilten, 
Sonfeer ftd) nad) absug wagten, 
JDem tÄrcCen mercC lid) peit abjagten,"' 
Von gefangnen (Lbtiften, n>eib vnb Uinfeen, 
Waren ritterlid) vberwinfeen 

365 t)iel feer tftrcCifd)en rotten groß, 
»rad)ten tÄrtfen, camel vnb roji 
(Befenglid) binein in feie fiatt* 
jDerbalb jbi^ ritterlicbe tbat 
(ßar biUid) wer 5U preyfen mebr, 

370 3efeod) fei (Bott voran feie ebr, 

JDer feinem volcC gab in feem Krieg 

* Beute abjagten. 



20 



3Dit pbertüinMtng vnb btn fteg* 
JDann, wo (Bett nit feie flatt htbüt 
jDurd) fein Qxutb vnb miltreid)e (ßüt, 

375 60 wachet feer n)ä4)ter Dmbfunfl, 
X)er loten ifl all flercE vnfe !Riin(t, 
2tll Eriege6 seug, ESfllid) 0^fd)O0, 
2111 Krieges t?olcC 5U fuß vnb ro0; 
2Cll anfd)i&g fehlen in feem !Rrieg, 

380 Wo (Bott nid)t felber gibt feen fteg^ 
JCerbixlb 5U feir, ewiger (Bott, 
Sd)reyen wir (Lbriftcn in feiefer not^ 
6iXlt rne in rStterlicöem fcbug 
5Durd) feie reid) rergieffung fec0 blutd 

385 (Lbtifti feeine6 eingebornen fiibn6, 
WcVLxdftx willig ftarb ffir rne* 
Beb&t t)n6 gnefeig alleseit 
Vor feiefem feinfe feer Cbtiftenbeit, 
JDem tfircCen, blutfefirftigen bunfe, 

390 JDurd) weld)e6 bofeenlofcn fcblunfe 
riel Uonigreid) rerfd)lunfeen fenfe* 
(D (Bon, fein wüten von rne romb, 
5Da5 er feein (Lbriftenlidjee erb 
5(ud) nid)t an leib vnb feel verfeerb, 

395 Sonfeer fd^ftt aujf in feeinem grimm, 
€eg ein ring in feie nafen jl?m, 
2(ld feem Uonig @cnad)erib, 
JDen feein b^ttfe t>on feeim rolcC abtrib, 
JDae feie tl)t feeine namene aujfwad)6 
400 5Da6 begert 5x1 Ufirnberg »^ane Öacbe» 

Anno Salutis, MDXXIX Am 21 Tag Decembris. 






IL 

vor Wien begangen^ * 

Dcmembt ein Cyrannifdjc t|?at^ 
@o fecr 2trg CfircC begangen b^t, 
Had) feem er tPien berennen lieff 
2Cm örey »n5 sweinöigftcn Septembria, 
5 2Cl6 feine ^uffeern vmbfcbweijften, 
ITIarcC rnb bSrffer graufam 6urd)ftreifften, 
tPelb, mann vnb Uinö su tob geftocben. 



* Abgedruckt: 

A. Originalausgabe v. J. 1560. Bd. I. p. CCVII f., 

B. V. J. 1589. Bd. I. (2) Bl. 152., 

C. Kemptner Ausgabe v. J. 1612. Bd. I. 415 f., 

D. V. Liliencron 1. c. III. S. 592. Nr. 413., 

E. V. Keller 1. c. 2. (103) S. 404 f., 

F. V. Camesina 1. c. S. 114. 

Hier nach C. abgednickt. 
Nach dem Register der Zwickauer Handschrift stand 
dieser Gesang im dritten Buche der Sprüche Fol. 90. 

Eine Abschrift des Gedichtes (Plagiat) findet sich im 
Cod. germ. 3633 der Münchner Hof- und Staatsbibliothek 
mit dem Schlüsse: 

Von dem vnns hilff und schütz erwachs Alleine, 
Begert mit Allen auch Helias Rhaine. 
Quelle: Belegerung der Stadt Wienn, jm jar, Als 
man zallt nach Christi gepurt, tausent fünffhundert vnnd 
im newn und zwaintzigisten bescliehen kürtzlich angetzaiget. 
40, 4 Bogen ohne Paginierung. (S. meine Bibliographie der 
Türkenbelagerungen Wien's pag. 1.) 



22 



JDaji aber \l}m ^a0 xvxxxb gcbrod)cti, 
Wntbtn in ^cr ftatt außgefutibcrt 

lo (Bcrfiftcr pfcr5 biß in ffinffbun^crt, 
tParen sunt ftubnt^or außgelaffcn, 
5Dcm fcin^ 511 webten feie lan^ftraffen♦ 
ttXit ben fte traffen im anfangt; 
3ct)cd) war \l)v nacb^rucf 5U EranE, 

15 ^ann seben waren wol an ein, 
JDerbalb war jbt fd)arnid6el Elein, 
iC)ar^urd) 6ie flud)t fte eylenb namen* 
JDer rnfern reuter brty Dmbtamen 
Vnb ftben tt?ur5en ibt gefangen, 

20 JDiee in bcx flucl)t tbeten erlangen, 
JDie fiibttene gfenglid) mit \\)n wecf, 
»ey bm (Brafen ^anfen von ^arfeecC 
Sen5eri(b (Lbtiftoff S«tliö wae* 
5Die örey tot) Uopfftene an bcx ftraff, 

25 t)n6 vkx arme auß bem fiecbl?aii0 
Bey S. WTarren, sogene bcrauß 
Vnb ^awten ibn bie Kopff aud) ab» 
5Den fiben reutem man fie gab, 
2Cuff jeben fpieß ein Kc^ff geftecPt 

30 ITTuften fte tragen aujfgerecCt 
hinein ba6 Uger in bem felbt 
6in für ba^ !Reyferlid)e 5elt, 
iDae al6 von gälben ftucCen xcaB 
Pmbbengt, baritin ber Keyfer faß. 

35 2tl6 fte bem seit nnn tamen nad), 
i£r bie ftben gefangen fad) 
5Die tobten l^aixpt an fpieffen tragen, 
(ließ er6 burd) ein bolmetfd)en fragen. 



23 



(Db bit "äerrcn vnb feie bcfolöten 

40 JDie ftatt j^m nid)t auff geben tvolten:? 
Sie fprad)en: „i£6 ftebt ibr beger^ 
5u webten^ weil jbt leben wer^♦" 
JDie re6 t>er6roji ^en tftrcCen argE; 
5um anbern, fraget er wie ftar* 

45 iDie ftatt mit doIcC befeet wer:? 
Sie antworten jbm: ,,(Dbn gefebr 
»ey sweinöig taufent lanb5Ened)t werb 
Vnb 5wey taufent ger&fter ^?fer6/' 
Vnb 5tt 6em öritten fraget er, 

50 Wo ibr König im lanbe wen? 

Sie antworten: ,,5u ftinft mit beyl, 
t)mb Wien, aiiff vier vnb sweinftig meyL" 
5Der %tyitv fprad): ,,3* fiid) ibn gleid)^ 
(Db er wer mitten in btm reid)!" 

55 5um vierbten er fte frag anwenb: 
,,tlPa0 bat man bit Dorftatt ^>erbren^t 
Vnb fo mel armer leut gemad)tf 
Sie werben bod) mit jb^em f^racbt 
JDarumb erbalten nicbt allein 

60 JDie ftatt, bann (i'e ift gewifflid) mein*" 
2(l5 nun frag, antwort war ergangen* 
^att er auß ben fiben gefangen, 
JDen Senbrid) beß leben6 gefreyt, 
ITTit feyben gftlben'ftfi* beEleybt ; 

65 JDe0 anbtxn tage aud) vier bermaffen 
2(uff ben ftben lebig gelafien, 
3br jebem brey t&rcCifd) bucaten 
(i5cfd)encCet t?nb nad) biefen tbaten, 
iDie rier reutter gefd)icEet bat 



24 



70 ^imin gen tPien wol in feie flatt, 
JDa foUend 5U 6cn i^crren ge^n^ 
jDcn Uriegee (Lomiffaricn 
Pon feinettregen fagcn foUcn, 
(Db ftc i>ie flatt auffgcben wollen 

75 SteywilligUdjen auff 6en tag, 
00 w6ll er al6 öann ein vermag 
Stnnemmcn mit bm "Ferren vor 
JDem Idger bcy bttn ftubentbor, 
£x w5U aud) Don 5em polcCe fein 

80 niemanfc laffen in fcftatt binein, 
jDcrglcid) berauffen auff ^em lanb 
Soll fein ganö beer fcba^en niemanb. 
t?nb wo fie bie ftatt nid)t auffgeben. 
Sollen fte von ibm wiffen eben, 

85 JDa0 .er gar nid)t w5U weicben ab, 
»i6 er bie ftcitt gewonnen b^b. 
2tl6 bmn woll er feinen gewalt 
lErseygen fdbarpjf an jung vnb alt 
Vnb htyb erwürgen mann vnb weib 

90 Vnb aud) ba5 Kinb im mutter leib, 
JDie (tatt 5U lauterm afd)en brennen 
X)nb fd)leiffen gleid) einem brefd)tennen, 
JDa6 lanb Derbergen vnb verberben, 
t)ied) Dnbe leut am fd)tverb erfterben. 

95 2(ud) foltene in anseigen eben 

Sein grunbvrfad) beß Kriege barncben : 
JDieweil im ^immel wer ein (Bott, 
So wer 5imlicb vnb billid) not, 
JDa6 auff bem gangen erbrid) ber 
100 l£in bt^upt vnb ein regierer wer. 



25 



JDcrfcIbige foU l^txx allein 

Vnb fonfl feiner auff erben fein» 

JDe0 w6ll er fein I?aupt nid)t fanft legen, 

»i0 er bk l)Ctfdoaft bring siiwegen, 

105 (Ban^ Cbriflenbeit vnb teutfcbee lanb 
trtit feiner flreitbarlidjen l^anb. 
X)or fcem be^^fit vne 3efu (Lbrift, 
JDer feines t)oltf6 ein beylanö i(l, 
IPom 6em rne bfilff t>Mb fd)uö ern>ad)6 ! 

HO »ege^rt mit allen aud) 'i)ane @ad)6. 

Anno Domini, M. D. XXXIX. * Am 24 Tag Decembris. 



Wol MDXXIX; siehe oben. 



-N^ 



Wien, mit fampt feiner CytÄttnifc^en 

^anMung* 



3m MDXXIX 3ar* 



Von den Gedichten, welche Hans Sachs zur 
Erinnerung an die Belagerung Wien's niederschrieb, ist 
nur das Nachfolgende als Einzeldruck erschienen. 

Der Bibliograph Weller fand den mit einem 
die Belagerung vorstellenden Holzschnitt 
gezierten Einblattdruck in einem Sammelbande der 
Züricher Bürgerbibliothek, und bestimmte als Jahr 
seines Erscheinens ca. 1567.* 

Wie ich bereits in meiner „Bibliographie zur 
Geschichte der beiden Türkenbelagerungen Wien's" 
mitteilte, hat sich das Blatt nicht mehr in seiner 
ursprünglichen Form erhalten, sondern der kolorierte 
Holzschnitt in Querfolio ist mit dem Titel abgesondert 
vorhanden, das Gedicht aber in einzelnen Streifen 
auf ein weisses Blatt geklebt. Da sich aber dieser 
Druck nur in einem Exemplar erhalten hat, so vermute 
ich, dass er gar nicht zur Ausgabe gelangt sei; viel- 
leicht hatte sich der Drucker Valentin Neuber 
widerrechtlich in den Besitz des Manuscriptes gesetzt und 
Hans Sachs die Verausgabung untersagt. Gewiss ist, 
dass der Spruch keinesfalls zu jener Zeit entstanden 
sein kann^ da nach dem General-Register der Zwickauer 
Handschrift Hans Sachs dieses Gedicht in das dritte 



* Annalen der poetischen National-Literatur der Deutschen I. 

S. 96. 



30 



Buch der Sprüche (Fol. 83) eintrug, und zwar unmit- 
telbar nach den beiden vorherstehenden (Nr. I u. II). 
Die Zeit seiner Entstehung dürfte somit noch in's 
Jahr 1529 fallen.* 

Hinsichtlich der Verarbeitung des Stoffes, lehnt 
sich dieser Spruch vollkommen an die beiden voran- 
stehenden an, ohne dass aber auffallende Wiederholun- 
gen zu bemerken wären, nur in einzelnen Versen finden 
wir Aehnlichkeit mit dem Gedichte Nr. II. 



* Dieser Fall, dass ein bereits vdlendeter Druck nicht zur 
Ausgabe gelangte, steht nicht vereinzelt da. So hatte 
Hans Guldenmundt, welchen Formschneider wir später 
mit Hans Sachs in Verbindung kennen lernen werden, 1530 
einen Holzschnitt, die Belagerung Wien's darstellend, ange- 
fertigt, durfte jedoch denselben nicht verausgaben, da der 
Stadtrath von Nürnberg dem Drucker Nicolaus Melde - 
man schon Mher zur Anfertigung eines gleichen Bildes 
50 Gulden Vorschuss gegeben und nun im Interesse der 
Rückzahlung dieses Betrages dem Melde man jede 
Concurrenz ferne zu halten suchte. 

Ich vermutete auch in jenem Züricher Einblattdruck 
den Guldenmund tischen Holzschnitt; auf meine An- 
frage hatte aber Herr Oberbibliothekar Dr. Homer in 
Zürich die Güte, mich zu unterrichten, dass dieses nicht 
der Fall sei. 



III. 

25ie Zmdifd} bclcgcrung bex &tctt Wien, 
mit fampt feiner Zyxannifd}en, l^anölung^ 

3m MDXXIX 3at. * 

1F ö^^t 5tt, nad) ^'em gcsclct wnxbt 
Von bte ^txrn (U)xifti gcburt 
Vergangen Sfinffscl^cn Wnbtxt 3^^ 
T>nfe neun i?nö swengig, bae ifl war, 

5 &bm an &ant tltattl^cue tag 
£tl}\xb fid) ein t>nmenfd)lid) Blag 
3n (Dejlerreyd) an manchem enöt, 
Wann Wien fcie porftat roaxbt rerbrenfet. 
Von btm CÄrcfen mit groffer Summ, 

lo 3ti circfele weyß gar rmb vnb t>mb, 
WTit rauben prennen vnb mit m§ren, 
UUglid) gefcferey feae Eunb man boren* 

* Bisher nur abgedruckt in: Eabdebo, Anteil der Nürn- 
berger Briefmaler und Formschneider Meideman und 
Guldenmundt an der Literatur der ersten Wiener Tiircken- 
belagerung 1529. (Berichte und Mitteilungen des Wiener 
Altertums-Vereins XVI. 1876.) Herr Prof. Sal. Vögeli 
in Zürich hatte die Güte, diesen Abdruck einer Correctur 
zu unterziehen. 

Quelle: Belegerung der Stadt Wienn, jm jar, Als 
man zallt nach Christi gepurt, tausent funfiPhundert vnnd 
zwaintzigisten beschehen kürtzlich angetzaiget. 4^, 4 Bogen 
ohne Paginierung. (S. meine Bibliographie der Tüiken- 
belagerungen Wien's pag. 1.) 



32 



JDae wert biß an btn vkvbttn ITTorgcn 
jDa tarn 6tat Wien in groffc forgcn» 

15 Wan btv CürcC Eam mit groficr mad)t, 

Su 1^00 vnb fuß er mit jm brad)t 
. 2(uflf brey mal butiöcrt taufcnt MTatt ; 
2(iiff wajfer lanbt nicEt er binan 
Vnb Icgcrt vor ber @tat (td) ni^er, 

20 Su ringe wey0 Innumb vn6 berwiöer. 
^wff S^^ nxtyl n?eg6 umb ^ie @tat 
JDa6 ftager wol gereydjet l}at, 
JDe6 lurcEen Hafferen ftd) regten, 
5Da6 XDajfer allentbalb belegten, 

25 jDae feer @tat nid)t6 nit mod)t 5U gebn, 
5Da6 warb bit &tat in forgen ftebn, 
2txid) brantene bie 3W0 prucCen ab, 
&o l)at btv IftrdE aud) ein t?ortrab 
l£twan aujf swangig taufenö Pferfct, 

30 JDaruon warfe fea6 gang lanb befd)werfet^ 
JDie man beifl öie ftreyffenöen Kott, 
5Die ftad)en auff btnx fdb 511 to6t, 
tPae fte ergriffen: jung vnb alt, 
lyrannifd) war all jr gewalt» 

35 lltSrcE t>nfe JDorjfer l^abene rerbrent, 
Stawen vnb 3uncEfrawen gefd)enfet, 
Serbawt gefpift bit Heyne tinö, 
JDie ITtanner bitigefftret finb. 
XTiit foldjer trt§r6erey fo fennjä 

40 »i0 in bae fienMein ob 5er lEnnjl 
(ßeftreyjfet gar on alle wer* 
Und) warb t?or bcnx €ör<fifd)en l?eer 
(Beftol?en in btn tPiener XOalb 



33 



X>xl Standen htybt, jung vnb alt^ 

45 Sie wuröcn all an Mfcm ort 
lElcnfe txl)axotn vnb ctmotb. 
%Ifo lag nun bM CArcKfd) \)ttT 
TPor feifcr &tat mit groffcr wctr, 
3Dic gertene aud) 5tt treybcn ab» * 

50 X)il mancher Urmen ffd) begab; 
5Die ?ned)t bie fiekn offt btttau0 
Vnb bielten mit ben Seinben fttan$, 
JDer Z&xdi trat and) an manchen flurm 
©od) bielten ftd) nacb triegee furm 

55 JDie (angCne^t reblid) vnuersagt, 
JDer CftrdC n>arb all mal abgejagt 
tttit bem gefcbftg vnb guter wer, 
JDod) fd)O0 binein ba6 CArcCifd) beer 
ITTit flitf^en Pfeylen al6 ber fdjnee, 

60 tttit b^tfen vnb b^nbtrboren mee* 
Had) btn gefd)id)ten ftcb begaben, 
JDer CÄrcC bie @tat tbet »nter graben, 
WTit f^uluer su fprengt bie Stat tttaur» 
iErft fhinb bie ©tat in groffem traur, 

65 JDaffelbig 5U t>il mal gefd)ad); 

SRebod? bie ö^^wptleut, balb barnad) 
X)erfd)anöten biefe lÄcCen 5U, 
3n ber ©tat was Bein rafl nod) rbu» 
Äin Urmen t)bem anbem warbt, 

70 JQer lÄr* feftt 5U ber Ötat gar J^art 
Vtlit fldrmen, graben tag vnb naö^u 
JDie Stat bi^t gut orbnung vnb wadfU 
JDie tned)t jn etlidb pÄluer Znnncn 



* Di« begehrten sie (die Wiener) auch abzutreiben. 

3 



34 



3n fccm Ötat graben abgcwunnm* 
75 lOcrrctcrcy fccr IftrcC anrid)t, 
JDa jm and} modft gelingen nidjt 
^wff ^ 5w le^t ein fturm an. 
Sein DoldE aber wolt nld)t bi^^tt» 
JDa wttr^en fte t)on feinen tPdbeln 
80 (Betrieben mit Infttteln vnb fdbeln, 
JDeö DolcCe wart) jme Dil verlorn. 
2C10O 5 er C&r* mit großem 50m 
Prad) auff 5tt nad)t t)n5 50d) baruon 
Vnb sfinbet fein geleger an. 
85 X)nb alle }D$rffer and) berumb 
Vnb ffirt mit \m ein groffe @um 
(Befangner (Cbriflen, weyb t?nb man, 
WTit jm in bie CürcEey baruon. 

^ 2Clfo babt jr in Iftrft ben banbel 
90 SDee Iftrcfen Cyrannifd)en wanbel, 
JDamit er fd)r6ceiid)en anlag 
Stat Wien auff vier vnb swengig tag. 
WTit Dnftbern)inblid)em fdjaben, 
3?ebod) an^ (Bhtliditn gnaben, 
95 d<^t er bie Stat nid)t gar eroberte 
tPann, wo er bie erft l)tt ertobert, 
öet e6 erft foft t>il (U)xiftm blut5, 
(Bott aber war voran jr fcbuft, 
JDer wa6 fort bi« aud) burd) fein gut 
100 X)or aller Cyranney bebftt. UXtieUX. 

H. S. S. 

f IDalentin Heuber* 



wftterei öeö 0tattf(;^men CÄrBen ol? 
feiner t)iel Briegen unö ot^ftegert* 



3* 



Wenn auch der folgende Spruch nicht durch 
die Belagerung Wien's vom Jahre 1529 hervorgerufen 
wurde, vielmehr den erneuerten Einfiillen der Türken 
im Jahre 1532 seine Entstehung verdankt, so bietet 
er doch dadurch, dass Hans Sachs in dieser Ueber- 
sicht der bisherigen feindlichen Angriffe auch der 
Belagerung Wien's in ausflihrlicher Weise gedenkt 
(Vers 65—100), für diese Stadt immerhin ein In- 
teresse. Freilich sind die Sprüche Nr. I und II durch 
die getreue Wiedergabe der historischen Facta weitaus 
von grösserem Werte , aber auch dieser überliefert 
uns ein lebhaftes Bild von des Türken „grausam 
wueterei" zur Zeit der Belagerung. 

Freiherr von Liliencron fügt dem Abdrucke 
desselben in seinen „Volksliedern" bei : „Das Gedicht 
ist unterzeichnet: „Anno salutis 1532 am 30. tag 
Notembris." Verfasst muss es trotzdem viel früher 
im Jahre sein, denn dass der Sultan schon seit dem 
12. October wieder in Belgrad, ja seit dem 18. No- 
vember in Constantinopel zurück, der diesjährige Feld- 
zug also als beendet anzusehen sei, konnte am 30. No- 
vember zu Nürnberg nicht mehr unbekannt sein. Es 
lässt sich überhaupt in manchen Fällen beweisen, dass 
die Daten unter des Hans Sachs Gedichten nicht dem 
Tage der Abfassung gelten können. Auch auf den Tag 
des beendigten Druckes beziehen sie sich schwerlich, 



38 



denn wo sie in Einzeldrucken erschienen, wird dies 
doch wohl unmittelbar nach der Abfassung, also vor 
dem darunter bemerkten Tage geschehen sein, während 
sie dagegen in der ersten Folioausgabe erst viel später 
gedruckt wurden. Vielleicht bemerkte Hans Sachs 
den Tag darunter, an welchem er sie sich in seine 
handschriftliche Gedichtsammlung eintrug/ 



IV. 

^Jtin flaQ 3U got über bie graufam wütetet 
bee örattfamen Znxten ob feinen t)iel f riegen 

nnb obftegen^ * 

2Cd) ^crrc got in deinem rcid), 
fd)att wie cUenö un6 jcmcrlcid) 
gcl?t feein d)rifllid)e6 erb su grunfe 
feurcb feen tftrEifd)en blutl^unfe, 
5 feer feein cferiftUdjee t)olE betbembt '^•''•^ 
ebt nnb gut, lanfe nnb Um einembt 
nnb fit von feeinem wort abtreibet 
nnb H)m feein gotlid) ebr 5ufd)reibet, 
al0 fei er gwaltig l?imel unfe erfel 
lo 2td) got, wie lang l)at bM gewert! 
anfenglid)en in 2Cfta, 
feae man iegt nent Hatalia, 



* Das Gedicht ist abgedruckt: 

A. Ausgabe v. J. 1560, F. Bl. CCXIII. f. 

B. Ausgabe v. J. 1612. I. 429. flf. 

C. V. Liliencron: 1. c. IV. S. 57. Nr. 442. 

D. V. Keller: 1. c. II. (103) pg. 434. 

Ob die Dichtung authentisch mit jener, welche der Meister 
in das zweite Buch der Sprüche seiner Handschrift (Zwickau) 
als „Klag über des Türeken Glück" eintrug, llisst sich bei 
dem Mangel dieses Bandes nicht sicherstellen. 

Hier zunächst nach C. abgedruckt. 
** bezwingt. 



40 



ba feein wort gicng in t?oUem fd)n>anC 
nnb cbrijlen glaub bet fein anfarxQ. 

15 JDae feurd) feein junger warfe geprefeigt^ 
feae bat feer Cflrt alles befcbefeigt, 
nemlid) gans (Lappafeocia^ 
Pbrigia unb Pampbili»^. 
(Cilicia unfe JDifeia, 

20 2Crmenia unfe @iria, 
OCrabia, Paleftina, 
3v^btiX nnb feae globte laufe 
regiert er mit gwaltiger b^nfe, 
feae bt^i^t iesunfe feie gro0 Cürfei* 

25 2Cd) got, ftd), trie gwaltig er fei 
in lEuropam sogen mit truft 
»ergoßen pil cbriftlicbee blute, 
beswungen feae gans triecbifd? reid), 
(Lonftantinopel feer gleid), 

30 WTacefeoniam, Iraciam, 
2tlbaniam, JDalmaciam, 
ÄSociam nnb UToream, 
(Lorintbiam unfe 2(tticam, 
2(d)aiam, €tbeliam, 

35 d^llcfp<^wtum, Ibejfaliam, 
UTitbilenem unfe aud) ba^n 
Higropont; großer infel 5wu, 
Sippern er gwaltig 5U ibm riß, 
and) swang er feie infel T^bofeie, 

40 feer geleid)en feie tPaladjei, 
&txviam nnb feie »ulgarei ; 
aud) b^t er in feem laufe 5U »ofn 
mit Brieg Diel djriflenblut »ergoßen* 



41 



drabaten nnb feie n>inMf<t) matt 

45 b<^t oft Dcrberrt btt fein^e arg, 
fecr gleid) Ungern vor hxvyn tagen 
fibersogen nnb ba erfdjlagen 
Knig inbvoiQ feen ^od)geboren, 
i)a6 lanb Derl^eert in grimmen soren» 

50 2(lfo bat er Diel B5nigreid), 

Stvai Caifert^umb ntib btt geleid) 
Diel lanbt nnb flet I^ie ungenannt 
mit feiner tyrannifdjen l^anb 
t>em cbrifilid)en doIC abgetrungen 

55 nnb bit Don il;rem glauben swungen 
nnb barmit fiegUd) triumpbi^rt, 
fid) aufgeblafen nnb gloriert» 
Älfo er umb <td) freßen ^at 
gar weit unb ifl bod) nod) nit fatt, 

60 funber aud) mit gwaltiger b<^tib 
fud)t er l)aim bae teutfd)e lanb, 
n>ie er Cur5 gar graufamleid) 
^at ubersogen (Dfterreid), 
barin er Wien, bie groß bÄubtflat, 

65 erfd)r6cCenlid) belegert bat, 
ring6n>ei6 i^n alle fteg befegt, 
bie mawer jerfprengt unb verlegt 
unb fel?r mit tyrannifdjen b^xnnben 
geleid) wie vor in anbcxn lanben 

70 bie lanbfd)aft allentbalb burdjflraift, 
alle bing verwftft nnb 5erfd)laift, 
flehen, bSrfer unb merB t>erbeert, 
Derbrent nnb bie manfd)aft erm§rbt, 
gefd)enbet bie jungfrawen jungen. 



42 



75 unfe aud) feie e^^cwcibcr notswungcn 
5U angcftd)t ilfxtt c^^mcnfecr» 
2(lfo feie wuejlen frawettfdjenfeer 
notswangen su tofe etlid) frawett, 
ctlid) wurfeen ron il^n serl^awen, 

80 etlichen fte x\)t brÄft abf*nitten, 
gar feiner graufamtait »ermittelt. 
5Die tinfe au0 mutterleib fte riß^en, 
Serbautene, etUd) tl?eten6 fließen 
an feie saunpfel feurd) ibre bittfeern. 

85 Vxd graufamtait ubtene mit Knfeern, 
feer fturb vor laife manidje mutter* 
%ud} gabene ibren roffen futter 
an^ feen toten leiben 5U freffen, 
aud) ftnfee fearauf 5U tif* gefejien, 

90 fold)6 alle 5u veradjtung unfe fpot 
ün6 unfe JDir, feu ewiger got* 
2t6 er feie flat mit fold)en furm 
nid)t nSten funfe, nod) feur* Pein fturm, 
fea muft er feod) absieben fcbenfelicfe» 

95 3efeod) er mit ibm füret enfeUd) 
viel taufent gefangener Cbriften 
feie aud) fein menfd) nit modjt gefriften 
von feem erbermlidjen ellenfe; 
feie b^lt feu, berr in feeiner benfe! 
100 nun, berr, fd)aw, iesunfe wifeerumb 
ift feer Cfirt mit merElidjer fumb 
ausgesogen auf Ieutfd)elanfe 
nnb mit ftart gewaltiger bi^nfe 
belegert (Bfinö, feen Heinen flecE, 
105 feod) feurd) feein bfilf gesogen weg» 



43 



2tl6 er 5w6lf jlfirme ^ct Dcrlorn, 
Bcrct er mit grimmigem 50m, 
auf kernten unb feie StewermarB 
er ftraift nnb ies l?aimfud)et ftart, 

HO feie er aud) tjor oft l?at gcsupft, 
mit raub unfe morfe l^eftig gerupft, 
feod) ie5 er fte Derwftfl unfe brent. 
JDer gleid) e6 (td) an mand)em enfe 
fo erfd)r$cClid>en an tbut feben, 

115 al6 n)$U Ceutfd)lanfee0 enfe fid) ne^en 
mit fampt feer gansen cbriftenbait, 
wann gans geferlicb ift feie seit^ 
JDee laß feid), b^tre got, erbarmen, 
weil feu ein vater bift feer armen, 

120 feer ba^ feufsen nnb Ciagen b^rt 
feer unfd)ulfeigen, fo ermSrfet 
werfeen feurcb feen w&tig tyrannen! 
öerr, verbirg nne unter feein fanen 
vor feiefem blutfefirftigen bunfe, 

125 feer wifeer unB auf tbut fein fd)lunfe, 
5U x)erfd)licf en feie d)riftenbait 
an$ Übermut unfe argem neife, 
wie wol wir nn^ l)ahtn tjerfcbulfet 
mit fd)werer ffinfe 5u ungefeulfe, 

130 weil wir von feir finfe abgewld)en! 
(Belaub nnb ford)t ift gar erbltd)en, 
wir ftnfe ungcborfam nnb unfeanEbar, 
in feeiner bc>jfnung fei wir wantbar, 
feein bailig namen wir unebren 

135 ^it fdjelten, flud)en nnb mit fcbwem. 
Und) ift feie lieb feee ned)ften Hein, 



44 



betrug nnb rvndfcx ift gemein, 
untreu, nei^, soren, raub ünb morb, 
lÄg, binterlift unb fdjmaicbelwort, 

140 ebbrudb/ fpiU fraß ünb trunEenbait, 
boffart, brad)t unb rumretigtait 
gel^t iej in vollem fcbivang auf erb, 
warbeit ünb trew ift gar unwerb 
bei Obern nnb bei unbertban 

145 grober benn grob, barburd) wir b^n 
beweget bid), 5U ftrafen une» 
JDod) burd) bae fterben beinee fune 
fo laß un6 nid)t ab biefer erben 
von biefem feinb getilget werben, 

150 ba$ nid)t bie ZüxUn bir 5U fpot 
fpred)en: „wo ifl ber Cbtiften got, 
ba$ er fein doIB lejl fo rerbammen^" 
(D b^tr, 5U ebre beinern namen 
tilg ab bie ffinb, wirf binterwerte 

155 bein 5oren, gib nnt^ ein gut bers, 
in newen leben anfyiftan 
mit bersen bid) 5U rufen an, 
geleid) ben tinbem 36raeL 
XVtnn fit von feinben litten quel 

160 nnb ftd) beBerten in ber not, 
3U bir rÄften, gÄtiger got, 
fo erreteft von großem beer 
bein t>olB burd) deine gegenwer, 
burd) l^re baubtleut außerweit, 

165 ber ^er5 aud) war auf bid) geftelt, 
al6 burd) 3ofua nnb Simfon, 
burd) 2^iptl)a nnb burd) (ßibeon. 



45 



fcurd) 3ofap^?at ünö fSnig 2Cfla, 

170 bxixdf E6nig l£5cd)iam fr um 
unb 3u5am ITtacfeabcorum ; 
btn allen gabft ftgt^afte Ijanö* 
2(lfo öu einiger b^ilanb 
gib ies unferm d)riftlid)en Eaifer 

175 Caroli fcem nied)tigen raifer 

mit fampt gansem romifdjen reid) 
an unferm erbfeinö graufamleid), 
^er mit fo unmenfd)lid?en ftÄcCen 
bein d)riftlid) rolE meint 5U rerträcEen 

180 öurd) feinen tyrannifd^en Erieg» 
JDa^er gib iinf^ gneöigen fieg, 
Serftrew fein l?offart, Äbermut, 
fcen er treibt mit 6em d)riftenblut^ 
weil all öing fte^?n }n fceiner \)mb. 

185 5Der^alb ^?ilf nn^ in btm tVLtnb, 
baß man erEcnn in fciefer not^ 
feaß bu feift ein warljafter got 
btm außerweiten t?olEe 5ein 
xmb bix gotl?eit bleib allein* 

190 5u e^?r öeinem ^ailigen namen 

l?ilf nns'y wer fcae begert, fpra^ amen! 

Anno salutis, 1532 am 30 tag Nouembris. 



-I^K 



V. 

t)erfe für bic elnf^Uölö^n^olsfc^ttitte 

(BnlbenmnnbU 



Als Hans Sachs, von seinen Wauderjahren nach 
Nürnberg zurückgekehrt war, sich hier das MeisteiTCcht 
erworben nnd einen häuslichen Herd gegründet hatte, 
wurde er bald der Mittelpunkt des geselligen Meister- 
lebens dieser Stadt. Nicht nur die Angehörigen seiner 
Zunft, sondern das ganze Bürgertum erfreute sich an 
den Producten seiner Muse; seine Sprüche und Meister- 
gesänge, seine Fastnachtskomödien und didaktischen 
Dichtungen fanden überall die erfreulichste Aufname 
und sein Kuf war längst über die Mauern der Reichs- 
stadt gedrungen. 

Kein Wunder also, dass man sich vielfach des 
Meisters Rath und Mithilfe erbat. Ganz besonders 
namen aber die geschäftigen Buchdrucker, Form- 
schneider und Briefmaler seine Kunst für sich in 
Anspruch; denn die Popularität, welcher sich der 
Dichter erfreute, sicherte jenen Gelegenheitsbildern, die 
er mit erklärenden Versen versah, reichlichen Absatz. 
So zierte er gar viele Holzschnitte mit seinen Reimen, 
vorzüglich aber jene der beiden Nürnberger Form- 
schneider Nicolaus Meldeman und Hans Gulden- 
mundt. 

Wahrscheinlich bestand zwischen Hans Sachs und 
Meldeman ein freundschaftliches Verhältnis. Wenn uns 
auch über Meldemann biographische Daten fehlen, so 
können wir doch aus seinen artistischen und literari- 
schen Werken einen günstigen Rückschluss auf ihn 

4 



50 



ziehen; denn welch' ein reger Geist, welch' ein verständ- 
nisvolles Erfassen des Gegebenen, welche Sicherheit m 
der Dai-stellung und welch' ein kerniger, natürhcher Hu- 
mor blickt uns aus denselben entgegen? Zeigt es aber 
nicht von richtigem Verständnis und praktischem Blick, 
dass er nach Erhalt der Nachricht vom erwünschten 
Abzüge der Tttrken von Wien sofort nach dieser Stadt 
reist, um hier ein Vorbild zu einem Holzschnitt zu erhal- 
ten und von keinem Geringeren erkauft er ein solches, 
als von einem „beruempten maier". Mit anerkennens- 
wertem Fleiss sammelt er endlich in der noch immer 
eiTCgten Stadt die Materialien seiner Werke. Diesem 
verständnisvollen, gebildeten Bürger, der noch dazu 
das in jener Zeit hochgestellte Gewerbe eines Buch- 
druckers ausübte, mag Hans Sachs gerne einen Ge- 
fallen erwiesen haben; er schrieb ihm also zu öfteren- 
malen auf seine Holzschnitte zierliehe Reime, so m 
Jahre 1530 auf eine Folge von Blättern, die Anführer 
des Verteidigungsheeres der Stadt Wien während der 
Belagerung 1529 darstellend, später auf eine Folge 
von Blättern , welche deutsche Soldaten in verechie- 
denen Kostümen zeigen, auf einen Holzschnitt, der 
den Prozess der Annut mit dem Reichtum versinn- 
lichte, endlich im Jahre 1541 15 Strophen auf eine 
giosse Darstellung der Belagerung der Stadt Ofen. 

Meldeman zeigte sich dem Freunde dafür dankbar 
und lieferte in prächtigem Holzschnitt dessen wohl- 
getroffenes Porträt, in halber Figur von vorne ge- 
sehen ; ein Blatt, das gleich allen Anderen des Nttni- 
berger Formschneiders zu den grössten Seltenheiten 

gehört. 



51 



Von der oben angeführten Folge von Holzschnitten 
„Die Anfuhrer des Verteidigungsheeres der 
Stadt Wien während der Belagerung im 
Jahre 1529" hat sich uns leider nur mehr ein Blatt 
erhalten, aus welchem wir überhaupt die alleinige Kennt- 
nis der Beteiligung des Hans Sachs haben, denn dieser 
hat jene kleinen Sprüche und Reime, die er bei ver- 
schiedenen Gelegenheiten verfasste, in keine seiner 
Autograph-Manuscripte eingetragen. 

Das Blatt, das sich in den Sammlungen der 
k. k. Wiener Hofbibliothek findet, hat eine Höhe von 
32 und eine Breite von 23 ^™-. Composition und Schnitt 
bekunden des Anfertigers geübte, freie und dennoch 
sichere Hand ; die Darstellung, ein nach rechts reitender 
reichgekleideter Mann in Begleitung zweier Soldaten, 
mit dem Monogramme und der Adresse des Melde- 
man (NM) wird durch folgende Verse des Hans Sachs 
erläutert : 

l£in »ct>cmifd)er ^auptman. 

Pctcr pcrfd)yna^ ein ^anptman 
»cftclt von »cl?eniifd)cr Eron 
Vhtx 5wey fcnlcyn »c^jcmifcb Ened)t. 
Wtit bm id) tPienn bcfd^fiftct red)t 
X)om Kotcntl?urm bie sunt ©alfttbor, 
JDa wir ein polwercE fd)lu0en t?or 
Von crfctrid) grojien bäumen ftarcf, 
5u gegenweer feem CÄrgfen argE/^' 



* Zum ersten Male mitgeteilt in: Kabdebo, Bibliograpliie 
pag. 129. 

4* 



52 



Aus wie vielen Blättern diese Suite bestanden, 
veimag man nieht anzugeben; doch könnte sie in 
Vergleichung der Folge von Blätter der „deutschen 
Soldaten" immerhin zwischen 15 und 20 vereint haben. 

Gleich Meldeman wird auch der Formschneider 
Hans Gnldenmundt mit unserem Dichter befreundet 
gewesen sein, denn dieser verfasste gar mancherlei 
Reime fttr Jenen. So hatte er ihm flir das im Jahre 
1527 edierte Büchlein mit Holzschnitten „Eyn wun- 
derliche Weyssagung von dem Babstthumb** * die ge- 
reimte Erkläiiing geschrieben: auch dem Porträt des 
Ulmer Parchant - Webers Ulrich fügte er einige Verse 
bei; ebenso den Holzschnitten: der Czar, der Mosco- 
witer, der Gürtler, der Bote und der kläglichen 
Historie der Liebe; endlich lieferte er die Keime 
für eine Folge von 14 Blättern deutsche Soldaten 
und für eine solche, welche die Anführer des 
türkischen Belagerungsheeres vor Wien 1529 
darstellen. 

Es sind 15 Bilder. Guldenmundt schnitt sie 
wol im Einverständnisse mit Meldeman, welcher zwi- 
schen 1529 und 1530 die christlichen Heerführer 
edierte ; vierzehn davon versah Hans Sachs mit Versen, 
und zwar mit Ausname zweier Blätter mit je 8 Zeilen, 
nur einmal findet sich . des Meisters gewöhnliches 
Monogramm : H. S. S. 

Die Holzschnitte sind in der Grösse dem vorher- 
benannten des Meldeman gleich und von verschie- 

* lieber die verschiedenen Ausgaben dieses Büchleins siehe : 
E. Well er, Hans Sachs, eine Bibliographie Nr. 171 und 
den Znsatz im Serapeum 1869 pag. 90. 



53 



denen Künstlern gezeichnet; so sind jene Nr. 1 bis 8 
recht schön, wogegen die anderen nur in rohen Stri- 
chen das Bild wiedergeben.* 

Nach einer mUndlichen Mitteilung hatte ich in 
meiner Bibliographie pag. 8 in der Anmerkung ge- 
sagt, dass sich die Ver^e für die Holzschnitte in den 
Manucripten des Meisters zu Zwickau aufgezeichnet 
finden. 

Bei der Ausarbeitung dieses Büchleins fand ich 
mich aber veranlasst diesen Versen näher nachzufor- 
schen, musste aber bald die Ueberzeugung gewinnen, 
dass die Originaldichtnngen für diese Holzschnitte 
nicht mehr vorhanden sind. 

Allerdings haben sich im 12. Bande der Sprüche 
jener Autograph-Handschrift zu Zwickau einige Verse 
erhalten, welche „Des türckischen kaisers Hoif- 
gesind, herrn vnd frawen sampt iren geste- 
lich und Emptern," dann „Das new fenlein 
deutscher lantzknecht" erklären, und die zweifel- 
los einstens als Ueberschriften bildlicher Darstellungen 
dienen sollten oder gedient haben. Da aber nun die 
einzelnen der Capitelüberschriften dieser Originalverse 
mit jenen der Holzschnitte übereinstimmen, so bliebe 
die Frage oifen, ob Hans Sachs diese Verse etwa 
für eine in Aussicht genommene zweite Auflage der 
Melde man- und Guldeumund tischen Holzschnitte 
niederschrieb, oder ob der Meister, als er im hohen 
Alter seine sämmtlichen Dichtungen aufzuzeichnen 



* Die Blätter sind beschrieben in meiner Bibliographie 
pag. 8 if . 



54 



beschlossen hatte , diese Verse nach dem Gedächt- 
nisse eintrug^ wobei es ihm weniger auf den Wortlaut 
der ursprünglichen Dichtung ankam. Für diese letztere 
Anname spricht besonders die Unterschrift der Verse 
„Anno Salutis 1573 am 15 tag may, seines Alters im 
78 Jar". 

Da diese Verse bisher ungedruckt blieben, mögen 
sie hier ebenfalls Platz finden. 



V, 

X)ctfc für bie ein^dfläQXQcn ^olsfc^inttc 
be6 Uicolauö Vdelbeman nnb ^anö (Bulben 

mnnbtJ^ 

!♦ U a y f c r @ u l e i m a n. 

2. 13rad)im tPafdja bcr ncd)ft fec0 turcCi 
fd)cn :Rcy fcre T?latl? abcon t er fcct. 

35ral?im »afd)a, fect ncdbftc ratl? 

JDcr !RayfcrIid)cn Wtayeftat 

3n ixUen fad)cn bcr CfircEev^ 

X)nfe ift gcwcfcn mit vnb bey 

5tl6 Wien bit Ötafct belegert wart, • " 

Vnb ift geritten auff bie art* 

ITTit aller Bleybung bie er bregt, 

3rt er werben abconterfect» 



* Abgedruckt: 

A. Heller in den Zusätzen zu Adam Bartsch's Le peinte 
graveur Nürnberg 1854. S. 55—58; aber unvollständig. 

B. V. Cämesina in dessen ßeproductionen der Holz- 
schnitte: Berichte des Wiener Altertums- Vereins 1875. 
S. 106 if. 

C. Käbdebo: Bibliographie der Türkenbelagerungen 
Wien's. Wien 1876, pag. 8 ff. 

Hier nach den Originalholzschnitten. 



56 



@anfaco ^c0tÄrcCen ober ft er 
^ a u b t m a n. 

öanfaco bt (BallipoUe 

3ft ^er gr^gt i^ÄUbtman als id) lieg 

3n 6em Cbftr(fird)eh Keyfertbumb, 

5Dcr rcyt alfo mit brad)t vn^ rbum 

»cElcyfeet auff bife mattier 

3n öem latt^ I^&r*ifd>er rifter. 

Vnb wo btt IbÄtrcC 511 Seltne leyt 

3(t er feytt ^aubtmatt all seyt. 

4» l£ y tt ^cyb. 

2Cug Perffa bytt id) geporeti^ 
SolMtme ift meiit ttam erPorett; 
JDettt großett Ueyfer @oUeymatt 
Su bojf id) all seyt reyteti tbatt, 
5u Cotiftatttittopel 6er &uxbt, 
JDaryn er ftd) gerftftet l)au 
JDae gattfte €eutfd)lanM su verbereit, 
Öeytt Ueyfertbumb öiimit 511 tttebreti. 

6- @. ö. 

5. £in Ibfird?, 

3d) bytt ein Zl)nvdt vnb nur eynfpeiiig, 
JDem großen Eeyfer vntertbenig ; 
3ttt Seife byn id? fteft bey jm fteePen 
3n tneyner auggenetten bc^ffedJen, 
JDie ift nteyn barnifd) vnb tnein v^^ttfter 
JDarunter ift nteyn baut nod) ganzer, 
3J feod) in 0fterreyd) 5U Wien 
@tad) ee mir an feer goUer byn» 



57 



6. JD i c Zl)üx(Scn. 

Wir ttlaitiniclwcCcii, ©traöiotl^en 
Hcyttctt in bcn ftrayjfcti^en rotten, 
tDae wir fallen von mtyb vnb frawcn 
3r tltyb xoix ob bcm Enyc ab\:)axctn, 
Sfircn ffc alfo mit vn& wccE 
JDurd) waffer Pott vnb JDorcn^^ccC. 
2CIfo tvir groß m&tiviUcn trcybcn 
ITTit juncCfratDcn vn junge iveyben, 
5Die alten fd)Iagen wir 511 tofet, 
JDem (L^riften glawbcn 5U eint fpot. 
2(d) web/ t)n6 armen fratven tveb. 
5Die fraxven Blagen: 
Hirn werb wir froblicb nymmermeb 
&tyt wir VOM bcn €bfi^*ifcbe mannen 
3n0 ellenfe wem geffirt von feannen 
2tug vnferm Cbriflten vatterlanöt, 
IDon ebr vnb gut in lafter fcbanfct 
IDon altern, men 6crn, Binfeen, freun^en 
"äyn 5u feen Cbriftlicben feynben, 
nun baben wir auff erbt Beyn troft 
JDy wir vom tb^tcCen wurn erloft. 

7. JD i e gefangen Blagen. 

(D "äerre (Dott laß JDid) erbarmen 
IDnfer lEUenfet gefangen armen, 
iSrwÄrgen fed) tvir vnfere Binfeer 
(ßenummen ftnö vn6 Sd)aff vnb Kinfeer, 
^^^w^ vnbt boff ift vne verbrennt 
Vnb wir geffirt in ^a6 ellenbt. 



58 



tPcb ^a0 vne rnfcr muttcr trug 
l£rft muß wir 5icl?cn in bcm pflüg 
X>nb (Dcrftcn cffen wie bk Pfcr6t, 
mit t?nfcrm mvmbt von bcr eröt; 
Eumm grymmcr tobt vnb vne crl6ß 
Von btm graufamcn H?ürdCen b6#. 

8* CurEifd)c Tyrannei. 

%&} 6crrc (Bott in 6cm l?od)ftcn tl?ron 
@d)aw bifcn großen jamer an^ 
©0 6er IbftrcC ifd) ivutcnb tl?yran 
3m tüiener tPalbe bat getl^an; 
£Uen6t ermort juncEfrawen vnb fravr?en, 
5Dic Einbt mitten entswey gebawcn, 
Sertretten vnb entswey geriffen 
"Jf« fpigig pfal tl?et er fie fpiff^n, 
(D rnfer l?yte, 3lKfu Cbrift, 
SDer JDu gneöig barml^ergig bift, 
JCeyn Doren t?on bem volcC ab wenbt, 
i£rrett aiie bce IburcEen l)mbt. 

g. &yn tb&rcCif*er £6e Im an- 

3d) byn eyn €b&ifcEifd)er lEöelman 
3n0 Eayfere ^ttx rcyt id) roran, 
^ilff jm bezwingen alle weit 
€yg vber jar mit jm 5U %z\b, 
%\bi\ treyb id) mayn ritterfpiel, 
JDc6 großen prenEe ift nid)t t?ill; 
Von 2llfeyer jd) geporen byn, 
tPietvol id) feiten Eumm babyn. 



59 



lo. ig i n K e n c g a t. 

3n bit Zi)üxdlcy byn id) i)yn Euinmcn 
^ab tTTal^onicte glauben angnummen 
SDc6 babcn <ic mid) lieb vnb rotvb 
(Beben mir rftftung vnb cyn pferb 
IDnö Wfe Iartfd)-aiiff meinen rucf. 
Vnb byn eyn rcd)ter ITTammalucC, 
X)n6 6a ineyn l?er vor absodj 
3* titit bee Eeyfere l^aujfen flod) 

II. ityn Ötraöiotb. 

2Cbconterfect eyn Ötraöiotb. 
5Da6 ijl aud) eyn befunöer rotb, 
3n 6en fd^armfiöel gar gefd)win6t 
lEe rennt byii«^tt al6 fey e6 plint. 
Sle&c^t btv Seynöt, befftig ee nad) rennt, 
»eftetb btt Seynöt, bale ee fid) wenbt 
Vnb fd^efiffet l)ynbtv ftd) t>il pfeyl, 
5Da6 ift eyn vold) nur awff feie eyl. 

12. Ig in lÄrEe. 

3d) byn gerfiflet auff feie eyl 
X>nfe b*^b gefd)offen ril feer pfeyl 
Su (Dfterreyd) in tPien feie ftafet 
JDae mandjer Bned)t em^?funfeen bi^t 
3n feynem fo^?ff, armen rnfe brufl, 
3Rfeod) vertriebene vnfe feeti luft 
ITTit jrem gefd)öö and) feee geleyd)en 
5Da6 wir von feannen mu0ten wevd)en. 



60 



13- iE in Ii'irPc. 

3d) pin ein C&r<f, von mein Pierannen 
JDie C^riflen lewt \)ülff id) verrannen, 
3n (LxiXhatttn, VtiQttn ^a0 gleyd) 
3n Crailani)t ^?nn^ in (Dftetrcycb. 
3d) fd)la0 (te tobt wo.id) fie ftn^, 
l£6 feycn man tPeib obtv !&in^t ; 
lEin teyl ffier toix mit vne ^arucn, 
JDie left man vna f6r vnfere Ion» 

14. «in Curfe. 

2(u0 öer C&rcCey tum id) geritten, 
3d) l?ab gePempffet t>ni) geftritten 
WTit mand)em gutten Äefittere man, 
5Der mir nid)t vil öod) abgewann. 
Su tPien lert id) erft Priegen red)t 
JDa fid) öann wSrtten ^ie CangPnedjt 
ttlit 0d)ie0en, bawn vnbt fted)en, 
Dnfer ^eer flfid)tig miiefl auffpred)eii. 

15. l£ i n tn a m m a l u e P. 

l£in Cameltbier ab conterfect, 
JDae feem IbßrcCen 5U fel^e trdgt 
©ein Priegee seug vnb feie prabant, 
JDer tbier finfe vil in feinem lanfet, 
JDa6 mennla bat ein pucEel auff feyn rucC 
jDrauff ftget ein red)ter llTammalucf. 



61 



A. 



^cö tÄrcC ifc^en faiferö l;offecfm&, 
t)exrn rmb fratvcn fampt irer peftelic^ vnö 






öemad) fett allfo t>er5cid)nct pur 
l£in warl^aft 2Cbcontrafactur 
JDc6 tftrcEifcbcn Paifcre frcy, 
XVtldftt rcgirt in btv IfircCcy 
ITTit nam Sultan @oUm genant 
3n feinem Eaifcrlid)en gen^ant 
Unb aud) 5er l?od)e priefter fein, 
lieber fein geiftlid)en vnb gemein 
Samt feinen tÄrcCifd>en boffge(tn5/ 
JDie in lEmpter verorfenet finb. 
Wie fte mit namen finb genant 
Unb mit ir Clait>uitg vnb gewant, 
Ättd) man vxxb weibepilb bernad) finb, 
JDie am t6rcKfd)en \)of(t finb. 
Wie (tc feint gesirt vnb wat Qi) 
5(uf 5em lanöe vxxb in 5er flat 
Äbcontrefeyet gleid) allefambt, 
JDer jeöer wart 5e6 feinen ambt, 
JDamit ein je5er fein amt seigt an 
WTit feinem pil5ni6, vom er b^^t getban* 



* Bisher ungedruckt; hier nach einer Abschrift des Herrn 
Stadtchronisten Dr. E. Herzog in Zwickau. 



62 



u JDcr tftrcEifd) Eaifer. 

lürcCifd) Pciferlid) majcftat 
«äclt 6a im Eaiferlid)cn ornat 
Sultan Solim gencnt wirt 
JDct 13, Paifcr, fo ig regirt. 

2* JDcr obcrft ttlrcCifd) pricftcr. 

JDer t)od)pricftcr bin id) crwclt, 
2tUcn gciftlid)cn förgcftclt, 
JDcr tftrcEcn 5U gepiten bab 
3n allen ftcn^cn auf vnb ab. 

3. JDcr (Lriflcn Unb Icrmciftcr. 

3ftngling, fo btr (triften Ein6 
fteren, fo ane Beifere boff finfc, 

JDienen, ^Mn gemein 

Su 6inft |?ereit vnb peritten fein. 

4. SußEned>t bee taifere. 

JDae ftnb fu0Ened)t 5U btm Sulton, 
tPann er pflegt au65ureiten tbon, 
JDarron vnb nad) lauffen 5U mal 
t)ergleid)en finb bunbert Äberal. 

;. Crabanten, fo btm Eaifer vor 

lauffen. 

JDie trabanten mit btm b<^ntbogen 
Kummen ror btm taifer ber sogen 
Sut>or, vnb wo er reitet bin, 
JDae fte mit gfd)O0 perwaren in. 



* Die fehlenden Worte unleserlich. 



63 



6. JDcr (triften Unb werben Eriege? 

tntdfU 

JDer triften Einher ftreitbar EriegeEnedjt, 
JDie bewa^en bm Eaifer red)t 
Sey nad)t mit ir gefd)^^ 5U mal, 
©eint ir taufenb an btv sal. 

7- öÄter 5e6 Eaifere &ciL 

JDiefe bÄten mit irer mad)t 
JDee Eaifere pallaft bey btr nad)t, 
JDa6 feen Eaifer brcjf Eein vnfal, 
©er finb 400 an btv ^aL 

S. JDie Ened)t etlid^er großen Ferren. 

Wen fit aufreitten ffir ba^ tbor, 
@o lauffen in ir Ened)te t)or 
5u einem pomb tjnb großer prad)t, 
Sie b^^Iten in fd)uö ir mad)t. 

9^ 36ngling, So btv driften Einher 

Erigen leren. 

(triften Einber, fo su t^off Eumen, 
tPeröen 5U lernen angenumen 
Su Eriegen, Eempffen vnb fedjten 
2tUe orbnung 5U Eriegee red)ten. 

10. (Banö verwegene Erieg6Ened)t. 

(Ban^ verwegne Erieg6Ened)t 
JDie iagen im Erieg nad) bvc peut, 
Segen in gfar leib t)nb fei, 
Surd)ten weber got nod) bit b^l» 



64 



II. Dnfcrsagt tvtvot PriegeEnccbt. 

5Dic n^agen bcifec leib vnb leben 
SÄt ir bcrren auf fleifd) pencC beben 
X>nb freuen ftd) för fte 5U fterben 
Hur treuen bani hty in erwerben. 

12. JDie pi\d)fenmei fter. 

JDie pftd}fennieifter btx geleid) 
Sinfe man nit im romifd) reidj; 
SDie xvaQtn mit fccr fd)war5en Eunft 
Äud) mit ander Bunft tumen funfl. 

Kriegeleu t 5U Erlegen auf fccm mer. 

!Rrieg0leut 511 ftreiten auf dem mer 
Vnit banöfd)irren vnb andere @er 
!Runnen n>ol froft vnb bunger tragen, 
»ie dae fte ire feinde fcblagen. 

14. 2Cin Portier. 

2(in portier in dem gewand 
2Cu6 perfia^ dem verberten land, 
bae der groß Eunig Ultxanbtv 
vnit Erieg werdet (i) allefander. 

15. JDie ©tallEned)t. 

JDae ift ein tdrcCifcbcr flalEnedjt 
JDer wart der retvjig gaul recbt 
tttit futter^ Strigeln vnb ftrew, 
ITIit andern Enecbten, mit b^ber vnd I?ew. 



65 



i6* 2Cin mor cixxB 2Crabia. 

£in mor au6 ^frabia 
3n feiner fleiMing (Contrafa* 6a 
Wie bit am leib ftnt fd^warsrue, 
JDod) gar fein reicher t)erflantnu6. 

ly. 2tlfo fürt man bit praut l^eim. 

&o fort ein großer berr fein praut. 
Unter dem bimel mit man t?ertraut, 
2Cuf einem ro6 vcröecCt gesirt 
ITTit großer £v rum prad)t vnb wixu 

i8* JDie fd)led)ten weiber. 

@o finb fd)Ied)t frawen sugericfet 
TOerdecC t mit irem angeftd)t^ 
tPen fxe teglid) 5U marcEt gen au6, 
Su tauffen, vom gebort in6 I^aue* 

19» JDie reichen weiber* 

So ftßen gefd)mfi*t uberaue 
jDie reid)er weiber in bcm b<^u6 
2tn den erden auf Seiden decCen, 
3n f6ftlid)en wftrsen wol fd)me*en* 

20, JDie fraiven auf Carwancm 

JDie frawen auf (tarwanen frey 
(Ben fo gefd)mfi*t in der CftrcEey 
ITKt t)ei6 vnb berlid)en gepart (^) 
JDarbey man fte aue allen vart* (^) 



5 



66 



2i» JDcr (triflen wciber. 

JDie (Lriften weibcr btt &tat Pera^ 
Wen bit ftnfc ver^eirat alfca 
iSUd) in ber CfttdCey 3U leg, 
jDecCcn ir I^aar mit einem neg. 

22. JDie cried)ifd)en frawen. 

00 finb ^er Briecfeen weibet petlei^t, 
00 man ig bie 5U biefer $eit, 
©ie man ig 5u (Conftantinopel \)at, 
3n großen wirb t>nb i£rcn \)at. 

23. JDer taifer 5U roe. 

2tlfo ^er türcCifd) Baifcr reit 
Spaciren ror o5er weit. 
Seiner fürften, berren vnb abtl 
öaben an trahantm Feinen ^abtL 

24. JDer driften patriarcben. 

JDer Criften patriard)en alfo flan, 
JDie 5tt Conftantinopel im tempel won, 
JDie geit alfo im pilgram ftab 
3n irer tird)en auf vnb ab. 

25. l£in wun^erlid) tbier. 

^a0 tbier giraffa genant 
(ßeporen im t&r(jeifd)en lanbt, 
JDer geflalt mit bo(i)em bal6, gwie 
tKle einee lansCned^te langer @pi6. 

Anno salutis 1572. 



67 



B. 

IDad nett) fcniciti öcutfc^er lanftftied^t^ 

!• iDet ^auptman. 

3d) bin ein l^auptman aueerwclt 
Von btm r5mifd)en reid) bcftcU 
Vbtt bis fcnlcin öcutfd)cr hied)t 
^ahtn gclcrct triegce red)t 
3n Sranfrcid) pn^ in welfd)cm lan^ 
Pciöc mit ^cröen vnö mit \)anb. 
JDie wil id) wiöcr ^cn tfircCen ffiren, 
JDcr fein morbttcy left t&rcCifd) fpfiren. 

2* JDer ein trabant. 

3a ber f^auptman, bk langPned)t b^ben 

tr(r gefd)rieben in Tpaytxn, franten vnb fcbwaben, 

3n JDftringen^ öacbfen vnb reinftrcm, 

Pi6 id) ba^ fenlein tned)t petom, 

JDa mad)t id) mand)e wercCftatt ler, 

JDer berß su Kriegen b^t peger, 

3Da famlet wir bM fenlein gleid), 

JDie bod) nit werben alle reid). 

3. iDie p&d)fen fpred)en. 

JDer bunger t>nb ber beurung bAt 
IPnfer vil trieben ane ber werdCfiatt^ 
tPeil unfer bantwert gar nam ab, 
JDerbalb ftd) ber gro0 tail begab 

5* 



68 



2tu6 ffinvie in bcn Bricg darneben 

3n ein geferlid) clent leben, 

iDarin ift wefeer ru nod) raft 

Unö mad)t manchen unter t^en gaft. 

JDod) muß id) 5U öiefer seit 

^eljfen fdjfißen öie (t^riftenl?eit 

X)or btm tfircfcn vnb anöern tirannen, 

JDic rtufwerjfen ir gotloe fanen 

Wibtv M teilt vub piUiEeit, 

JDa foU fcic crifllid) cberEeit 

(Be^oraud)en ire rntertl^an, 

Su l^iljf vnb fdjue, su iviberftan. 

4» JDie Spillen t. 

Srifd) auf ir lanßtnecbt all geleid) 
Sreut eud), wir woln all werben reid)* 
(ßot wirb uns geben ^eil vnb glu*, 
Su bempfen ber argen feinbc tdcE* 
JDie unfd)ulbige6 plut vergießen, 
nOerben @iö t>«^ glä* Derliegen 
Unb ba5 besalen mit ber buet 
2(l6 verwegen gotlofc leut. 

5* 5D er S en bri d}* 

Seib vnversagt ir frumc lanßtnedjt 
t)nfer6 Wege baben wir fug vnb red)t, 
5u fd)Ä8en ben gemeinen man, 
JDer lieber fricb vnb tu weit t)an, 
Wlit arbeit ncren weib vnb Btnb 
JDie berölid) gct anrufen ftnb 



69 



5Da0 got getreuUcb bty tvil floit, 

5Dta6 öcr fcinfe mii# 511 ^urlmr (^) goii. 

6* iDic5Do)?pclf5Ibticr. 

3r JDoppcl öolncr mit I)tUq?atfecn 
JDut öcr fancn vnrersagt wartai, 
jDarmit wir ivcUcii lErc einlegen, 
JDem fein^ ritterlid) flen entgegen, 
JDarmit erlangen l6re vnb guet, 
2(l6 nod) mand) treuer Priegeman ^uet, 
JDer beyftet crijllid)er obriEeit, 
JTie im erlid)e befclbung geit. 

7. JDie gemeinen Ened)t. 

3ii frSlid) woUn wir greiffen an 
JDen fein^, feSrflfen nit all voran, 
15i6 wir erlegen fein bcd>nniet, 
5ta5 er pesal t>nfd)ulbig pluet, 
JDae er wi^er red)t t>ergoffen \)at. 
2Cuf got all rnfer boffnung ftat* 
©er wirb rne fricb t>nb rue geben, 
JDae wir criftlid)en mfiffen leben. 

8. iDer burenwaibel mit bem troß. 

Siebt fort vnb reimibt vM Ötrae t>nb weg, 
tPan ber troß ijl rfib faul vnb treg, 
JDer b^tnad) 5eud)t mit großer peut, 
iCarmit er raubt bie pauere leut. 
Von bÄnern, genfen, Bu vnb rce, 
JDarmit ftd) nert ber Eriegee tro0 



70 



JDarmit Mc pauem btn p&rger6man 

(Bar tfircCifd) vbtr twin 

Wit fern, — , röbcn vnb Praut 

X)l1^ wae fit \)abtn 511 fcl^ gebaut 

iDa0 in im Crieg n^irt» gnumen \)'m, 

JDic c0 ber Bcm/fo gct ee n>in* (:?) 

JDcrbalb beffcr fricö rufe ficg, 

JDcnn plutrergieffen t>nb ^cr Ericg» 

JDcn gcb vtie got, baß fxitb aufnoad^e 

öicr vnb bort ewig, \t)finfd)t ^ant^ @ad)6. 

Anno salutis 1573, am 15. tag raay, seins Alter im 

78. Jar. 



-«»^1^- 



VI. 

Wien in (Defterreic^ i567* 



Unter den Spruchgedichten des Meisters nehmen 
die Lobsprliche, welche er verschiedenen Städten wid- 
mete^ eine sehr beachtenswerte Stellung ein. Jene^ 
welche er 1530 auf die Städte Nürnberg und Alten- 
burg dichtete, sind durch die gleichzeitigen Einzel- 
drucke , sowie durch spätere Nachdrucke allgemein 
geworden; weniger bekannt sind aber die bisher un- 
gedruckten Lobspriiche der Städte : Wien*, Mün- 
chen, Regensburg, Salzburg, Frankfurt, 
Hamburg, Lübeck, Lünneburg und Nörd- 
lingen, die in den Jahren 1567 — 1569 entstanden sind 
und sich im 18. Bande seines Original - Manuscriptes 
zu Zwickau aufgezeichnet finden. ** 

In der Einleitung wurde bereits gesagt, dass 
Hans Sachs sowol mit der Literatur des Altertums, 
als auch mit jener seiner Zeit vollkommen vertraut 
war. So las er, wie wir aus seinen Dichtungen Iconsta- 



* Das Manuscript dieser Broschüre liegt seit zwei Jahren 
dnickfertig in meinem Pulte. Während dieser Zeit hat 
Emil Haueis den Lobspruch auf Wien ediert (Wien, 
1876). Meine Lesung ergiebt aber gegen seinen Abdruck 
bedeutende Differenzen. 

** In Dr. Friedr. Schirrmachers: Beiträge zur Geschichte 
Meklenburgs (Rostok, 1872) wird von Dr. Gustav Floerke 
auch ein Lobspruch der Stadt Rostok, welcher nebst 
einer ,,wahrhaftigen Contrafactur der alten herrlichen Stadt 
Rostok^^ erschien, mitgeteilt und Hans Sachs zugeschrie- 
ben; die Kritik bezweifelte aber gleich nach dem Er- 
scheinen des Buches die Autorschaft unseres Dichters. 



74 



tiereu künuen, unter anderen die Reisebeschreibupgen^ 
Chroniken und Cosmographien von Schedel, Frank, 
Schilterberger , Montevilla, Ptolomäus und Münster; 
sie dienten ihm auch vielfach als Quellen seiner poe- 
tischen Darstellungen. Fllr die Bearbeitung der vorher 
bezeichneten Lobsprüche lieferte ihm nun Sebastian 
Fraukes Germaniae chronicon das Materiale. 

Was nun zunächst die Schilderung der Stadt 
Wien in Franks Chronik betrifft, so ist sie keine auf 
Autopsie beruhende, sondern stützt sich ihrem wesent- 
lichen Inhalte aiach auf die Beschreibung dieser Stadt, 
welche Aeneas Sylvius, der nachmalige Papst 
Pius IL, der um 1 450 Wien besuchte, entwarf und den 
165. Brief seiner 1496 zu Nürnberg gedruckten Brief- 
sammlung bildet. * 

Diesen Bericht des Aeneas Sylvius treflFen wir 
in allen Geschichts werken und Reisebeschreibungen 
des XVI. und XVIL Jahrhunderts, wenn auch sprach- 
lich verändert und durch Zusätze vermehrt. Schon 
wenige Jahrzehnte nach dem Erscheinen gieng er in 
die Geschichts werke von Bonfini ** und Albert» 
von Bonstetten *** als deren Originalarbeiten über, 



* Des Aeneas Sylvius Beschreibung findet sich in Fuhr- 
manns Alt- und Neu- Wien, in Weiskern, Topographie, 
in Strobl, Mise. lit. Inhalts. — Siehe auch: Skizze von 
Wien (1787, IL), Hormayrs Geschichte Wiens und 
Vogels Volkskalender 1850. 
** Vergleiche: Bonfini und sein Wien in G ruf fers Dosen- 
stücke I. 133 und Bergmanns Medaillen II. 104 ff. 
•** S. Skizze von Wien aus der Handschrift Alberts v. Bon- 
stetten in Hormayrs: Archiv III. S. 190, dann Gass- 
lers: Beiträge zur deutschen Sittengeschichte 179 Nr. 1. 



75 



später usurpirte ihn Frank für seine Chronik. Aus 
dieser machte er seinen Weg in Sebastian Mün- 
sters Cosmographle , wo er in allen Ausgaben bis 
zum Jahre 1548 vorkommt, von wo ab er durch einen 
Auszug aus Wolfgang Lazius' Geschichtswerk der 
Stadt Wien verdrängt wird, welchen dieser gleichzeitig 
mit einer Copie der HirschvogFschen Ansicht von Wien 
dem Herausgeber der Cosmogi'aphie über dessen Bitte 
an den Stadtrath zur Verfilgung stellte. * Aus Frank's 
Chronik gieng diese Beschreibung auch in Brauns 
Städtebuch Über, und zwar ohne wesentliche Aenderung 
nach der Ausgabe vom Jahre 1533 in die 1582 er- 
schienene zweite Ausgabe des ersten Bandes, dann 
nach der Ausgabe vom Jahre 1580 in den 1617 er- 
schienenen sechsten Band. ** Auch bis in das XVIII. 
Jahrhundert herein bildete die Beschreibung des Aeneas 
Sylvius eine vielbenützte Quelle zur Schildening Wiens, 
wie denn verschiedene um diese Zeit erechienene ano- 
nyme Schriften , dann die bezüglichen Abschnitte in 
den Werken Berkenmayers, Kttchelbeckers 
u. A. darauf beruhen. 

Der Lobspruch des Hans Sachs zerfällt in drei 
Abteilungen: in die Beschreibung der Stadt, in die 
kurze Schilderung der Belagerung durch Mathias Cor- 
vinus und endlich in die Darstellung der Belagerung 
Wiens durch die Türken. 



* S. Die Ansichten der Stadt Wien in den verschiedenen 
Ausgaben von Münsters Cosmographie von Heinr. Kab- 
debo. Mit einer Illustration vom Verfasser. Wien 1878. 

** S. Kdbdebo, Ansichten aus Nieder-Oesterreich in Brauns 
Städtebuch 1572—1617. (Mittheihmgen des Wiener Alter- 
tums-Vereines 1875 S. 169 ff.) 



7H 



In den ersten zwei Teilen verarbeitete der Mei- 
ster mit grösster Treue den Originaltext und bringt 
in seiner poetischen Umarbeitung auch die naive, trau- 
liche Schilderung des Aeneas Sylvins vollkommen zur 
Geltung; als dritten Teil mit der Beschreibung der 
TUrkenbelagerung hat aber Hans Sachs eine seiner 
früheren Dichtungen hinzugefügt , nämlich den als 
drittes StUck dieses Büchleins abgedruckten Spruch: 
Die Ttirckisch belegernng der Stadt Wien, 
mit sampt seiner Tyrannischen handlung, 
mit dessen Wortlaut denn auch die Bearbeitung iiu 
vorliegenden Lobspruche stellenweise übereinstimmt. 

Hans Sachs untei-zeichnete seinen Lobspruch 
Anno Saluti^ 1567; er ist somit nicht der erste, 
welcher der Stadt einen solchen widmete, denn be- 
reits 1547 hatte der Wiener Schulmeister Wolfgaug 
Schmäl tzl seinen „Lobspruch der weitberuemten 
Stadt Wien"" drucken lassen und kurze Zeit später 
entstand des bekannten spanischen Dichters Cristoval 
de Castillejo's ^ Lobspruch der Stadt Wien". * 

Der Spruch unseres Dichters ist somit der dritte, 
welcher zu Lob und Ehr der Stadt „Wien^ entstanden 
ist, und wenn er bezüglich Form und Umfang auch nicht 
mit jenem des heimischen Dichtera Schmältzl wett- 
eifern kann, so verdient er immerhin die vollste Be- 
achtung. 

* lieber alle Lobsprüche und beschreibenden Dichtun<cen 
von Wien wird eines der nächsten Bändchen dieses Wer- 
kes ausfuhrliche Nachricht geben. 



VI. 

ißitt ftob^©yrud7 bex ^a\x)pt{tiXt Wien in 

iCic oben Contrafactur 

Seigct wart^aftig dar uti6 ptwr 

Wien, öie weit perftmbten "ätaiibtflat 

3n (Defterrcld) ir leger bat 
5 3tn feem flue6, bit Zl^onaxi genant, 

tPelcbe t)ör rint in6 Ungerlant, 

ITTit fecbsg f*iffreid)en flueffen guet 

©id) mert, ffir ril Stet fliefen tbuet; 

Unter 6en tPien ifl ^ie eltft @tat.. 
lo Von altere ber ^en nanicn b^t 

Slaviana, von SlittJio, 

jrcm lantfogt, 5er regirt alöo; 

2Ciid) rermainen i£tlid)e bei 

Don 6em Elain flueelein tPiena, 
15 ^^^ stpifcben btn vorftetcn flcuft bittab, 

©tat Wien bzn iren namen bab. 

Wien, bxt gro6, weit xxnb rolPreid) Stat, 

JDer umbtraie ir @tatmauren bat 

5wei öaufent fd>rit ringtvei6 unibfangen ; 
20 2(ud) b^t öie ©tat ein weiten, langen 

(Draben mit aufgworfner ©ebnete; mer 

ITtit tbftrmen, sinen unb vorwer. 

JDie gaffen ftnt mit ftainen b^^tt 

(Bepflaflert fer werbafter art, 
25 JDarin bic pfirgerbeufer bod)/ 

©tainen, mit gmel gesiret bod), 



/ 



78 



(Bwelbt mit Öcbwicpogcn 0mad)fam weit; 
©tucbcti vor froft 5U wintere jeit, 
@taUiitig ju pferben xmb anbtt tbier, 

30 2(ud) gar Peftlidjee bi^u6gefd)ier, 
JDiird)fd)einen6e glaefenfter ffir, 
JDaran eieren leben ntib th&x, 
2tUe gemad) ^irlid) 5U mal, 
5Cle einee färften f4>oner öaL 

35 JDie weinteller fo Mef iinb tveit, 
JDajl man t?ermaint 511 tiefer seit, 
ötat tPien, We l)ah unter ber iCrb 
llTer gepene, bcn brob fnnbm werb. 
JDiefe ©tat Wien in bod)em rumb 

40 ftigt im Paffaiiifcben pietumb» 
JDarin feint von getrauen ftain 
t)il gotebeufer groe unbe Elain, 
!ß6ftlid) erpaut nad) allem rat, 
(ßesirt mit allerlei omat, 

45 T)il (Llofler mit frauen nnb man, 
JDarin ir gaifllid) orben b<^n; 
3ebod) @ant ©teffane tburn nnb ftift 
Utit Eunft bie anbtvn fiberbrift, 
jDae in gangem S)eutf(t)lant b^^^t rum. 

50 2Cud) ift ba ein (LoUegium, 
lEin bobe fdjuel ber freien Eunfl, 
jDie aufgerid)t ift, peflet ans gimfl 
Von pabfi Urban bem ©edjeten dar. 
5Da Bumen t?il ©tubenten bar 

55 2Cue Ungern unb an^ beutfd)em lanb, 
JDie ba ftubiren allefanb* 
Ige werben aud) in tPien ber ©tat. 



79 



2(d)t5et>en man crwclt in rat, 
Unb ein rid)tcr in bM gerid)t, 

60 2tud) ein purgermcifter, perpflid^t 
Su tragen forg ffir bie gans 0tat, 
mit mer cbriEcit feie Stat bat, 
jDenn aud) bcrrn 5umb wcinsol, 
JDic b^bn ein fdbarpf einfeben wol, 

65 Unb ibr gwalt wert von 3^r 5U 3ar. 
Vlun feiefe @tat, volEreid) vür war, 
JDod) Eumbt fiberftuefftger iveie 
leglid) fearcin allerlei @pei6 
2tn Born, weisen, prot, flaifd) unb ftfd), 

70 l\reb6, 2(ier, pogl nnb wilpret frifd); 
5Da6 iveinlefen wert oft virsig tag, 
jDaß man teglid) einffirt icb fag: 
tPegen mit wein, teglidb brei bunbert 
JDee bag5 oft 5U, bae mand>en wunbert, 

75 JDa0 teglid) ^?ei jwelf bunbert pferben 
3m weinlefen gepraud)et werben. 
JDcn ofterwein ftarB wolfcbmacf guet 
(Dft gar umb ringelt brinfen tbuet. 
JDert meiften wein, ben fürt man nau 

80 ITTit pferben in fd)iffen rauff bie Cbonau, 
JDarnad) auf ber av, muefamer b^nt 
3n Pairen unb in @d?wabenlant. 
3n fold)em reicbtumb, glficEfeliteir 
@tat XPien ift gftanben lange^^t, 

85 jDod) nad) bem, al6 man ^f^ v&v war 
1477 3ar, 

ÖÄt tPien gar l?art^g^brenget ba 
JDer ungrifd) tunig VlTatbia, 



80 



5Dic ©tat gcwaltiglid) citnimb 

90 !Raifcr Sti^rid) ^em Otiten frumb, 
JDcr bod) 6urd> ITTairimiliatt, 
6cin Qvm, b'it @tat Wien wiber gwan 
5m ad)ten 3at nad) 6cm pcfdjieb* 
<j3ct Mc Stat wibtr giftet iiti6 fricb^ 

95 pie man l?crnadj seiet m^rwar 
1529 3ar; 

Pei taifer Carl bem fftnften fd)on 
jCcr tfirEifd) Fatfer @cletmon 
JDer Eam vnv Wim mit grofer mad)t, 

100 DU roe nnb fiiee er mit im prad)t 
tPol 6rei mal bunöert 6aufent man^ 
•2(iif waffer, lant rucft er Innan, 
Swo meil ringwei5 umb Wien We @tat 
Sein leger wol geraid)et biat; 

105 5Da0 6er &tat nid)fen 5x1 med)t gen, 
Eein l^ilff nod) rettung mecbte bon, 
JDer IftrcC t>er6erbt barumb feae lant 
ITtit raub, mort, gefencEnue nnb prant, 
ITTerE un6 6erffer barumb verprent, 

HO 3iui(ffrauen nnb bie fraiien fd)ent, 
Serbaut un6 fpift feie clainen flnb, 
'^n bit 5aunpfel gefterfet ftn6. , 
^^^ ftimb bit Stat in bod)em trauern; 
mit puJ^^^ 5<^fpi^^ttgt Me @tatmauren, 

115 5Cn vier or^^n mit grimifeit 

Wol vier un6 ^ietcsig flafter tveit, 
Cas aud) bemad) vil nur gefd)ad^; 
jCod) unfcre baubtleuC l?ernäd) 
X)erfd)an6eten bie lft«en ju; 



81 



I20 3n fcer Stat war Bein raft nod) ru, 
Äin Icrmati Äbcrn an^ct wart, 
JDet lÄrcE fecr ©tat sufcgct I?art 
WTit ftftrmen, graben, tag nnb nac^t; 
SDie @tat bilt gut orbnung nnb wadbt. 

125 IPerreterel ber Cur* anrld)t, 

JDae ibm andi wolt gelucCen nicfet. 
iEntlidj loff er ain Sturm on, 
6ein t?oIt aber wolt gar nit bron; 
JDa würben fte von feinen waibeln 

130 (Betriben mit fnftteln unb faibeln, 
JDa wurb ril feinee »oIcCe verlorn* 
Had) bem ber tÄr* mit grimen 5orn 
Prad) auf 5U nad)t unb 50g barpon 
Unb 5&nbet feine leger on 

135 ^^^ <^Ue flecfen ringe berumb 
Unb ffirt mit im ain grofe fumb 
(Befangen (triften, weib unb mon 
Älent in bie Ifircfei barron, 
Had) bem er pelegert in flag 

140 JDie @tat tPien virunbswainsig tag, 
JDaran vir Sturm verloren bet, 
Stat unb lantfd^aft verberben tbet 
mit gar undberwintling fd)abenj 
JDod? war anf^ getlid)en gnaben 

145 Wien, bie gros Stat errettet frei 
X)on8 Z&xdtn mort unb tiranei, 
JDie bod) 5um Erieg war plob unb fd)wad), 
JDie man pefeftiget bernad) 
ttlit ^?olwerE tmb ftarPen pafteien, 

150 JDa0 fte nun )pM verfidjert feien 

6 



82 



Sum wiöerftant xvttlidf nnb ytft; 
jDod) gottc5 t^ilff ift nod) Mc pcft 
XVibtt folid) tiranifd) Weg; 
Wan in gottee ban^ (Ict 6er @ieg/ 
155 JDer well entfdjueuen ale utigemad)6 

Stat Wim, bae w&tifd)et ir ö^tta 6ad)6* 

Anno salutis 1567. Am 1. Tag Decembris. 



4-^ 



VII. 



6ontt vnb Vdon au Wien iti (Dfters 

tel(^ ftni> gefeiert worden* 5ttttto 1557 

am 26 vnb 27 Cag ^ecem\)ti&* 



fi« 



Für die Volksliteratur des sechzehnten und sieb- 
zehnten Jahrhundert» sind die naturhistorischen Ereig- 
nisse dieser Zeit von nicht geringer Bedeutung ge- 
blieben. Da» Volk vergnügte sich an der Auslegung 
solcher Erscheinungen^ es liebte über deren Bedeutung 
und Folgen Betrachtungen anzustellen, ohne sich aber 
den Meinungen Anderer zu verschliessen, ja es ver- 
langte sogar darnach. Das Broschllrenwesen, das um 
diese Zeit seinen Höhepunkt erreicht hatte, kam diesen 
Verhältnissen nur entgegen, und so rief jedes Ereignis 
dieser Art eine ansehnliche Literatur hervor, die sich 
in streng fachwissenschaftliche, populäre und poetische 
Schilderungen teilen lässt. Namentlich die Himmels- 
erscheinungen erregten das Gemüth des Volkes und 
beschäftigten die Broschürenschreiber ; die geringste 
Veränderung am Himmelszelte : eine aussei'gewöhnliche 
Färbung des Firmamentes oder der Wolken, eine 
seltene astronomische Erscheinung brachte Aufregung, 
ja Unruhe in das Volk. Sofort erschien eine „newe 
Zeitung" über das wunderliche Ereignis; sie wurde 
in den Nachbarsstädten nachgedruckt und hielt nun 
ihren Rundlauf durch Deutschland, indem in jeder 
neuen Auflage Holzschnitt und Text gräulicher ge- 
färbt wurden und endlich aus einer Doppelsonne ein 
schreckendes Bild wurde : die Sonne umgeben von 
blutenden Köpfen, brennenden Fackeln und Kränzen. 



86 



Es ist eines der interessantesten Capitel der 
Culturgeschichte, das sich aus der bezüglichen Literatur 
abliest, wie es denn für den Volksglauben und die 
Literatur jener Zeit gewiss bezeichnend ist, dass da- 
mals bedeutende Astronomen den kaiserlichen Auftrag 
erhielten, eine wissenschaftliche Beschreibung dieser 
und jener Himmelserscheinung abzufassen, damit den 
Uebeiireibungen und abenteuerlichen Auslegungen ein 
Ziel gesetzt werde. Interessant ist es weiter auch in 
diesem Zweige der Literatur eine Mode anzutreflFen, 
denn während das seclizehnte Jahrhundert sein Haupt- 
augenmerk den Veränderungen der Sonne und des 
Mondc^s zuwendet, ignoriert das Siebzehnte solche Er- 
scheinungen und hält sich an die Cometen. 

Leider muss ich mir versagen aus meinem reichen 
Materiale zur Geschichte der naturhistorischen Ereig- 
nisse in Wien, hier weitere Mitteilungen zu machen, 
und nur nebensächlich will ich bemerken, dass die 
Erscheinung, welche uns Hans Sachs hier in Versen 
beschreibt ftir Wien kein sensationelles Ereignis war ; 
immerhin aber fand es vom Volke einige Beachtung, 
doch dass sich unser Dichter des Stoffes bemächtigte, 
konnte nur durch das Erscheinen einer gleichzeitigen 
Broschüre veranlasst worden sein. 

Ambros Z i e g 1 e r , ein gelehrter Wiener Astronom, 
beobachtete nämlich diese Himmelserscheinung und gab 
seine Bemerkungen unter dem Titel : „Signa e t p r o- 
digia insole et luna, ViennsB Austrise visa 
Anno MDLVII" hei-aus. Diese Quelle benutzte Hans 
Sachs ausschliesslich und vollinhaltlich für seine poe- 
tische Beschreibung, wai-um diese also, wie Haueis 



87 



(1. c.) sagt, „auf historische Verlässlichkeit gar 
keinen Anspruch hat", vermag ich nicht zu ergründen; 
freilich war Haueis die Quelle der Dichtung unbekannt. 
Die Versification des Meisters liefert uns aber- 
mals einen Beweis mehr, dass er der lateinischen Sprache 
mächtig war, denn von der Broschüre des Ziegler ist 
mir eine Ueberseteung nicht bekannt. 



VII. 

XOnnbexb<ixliä)e (Beftd^t fo an bex @otin 
vnb Vdon 5» Wien in Oftexxeid} fin& Qe^ 
fel?en worden* %nno 1557 am 26 vnb 27 






4icbcn Cl^riftcn ^ic ncmct war 
tPie in ^cm ncdjft pcrfcbinen 3ar 
(ßott bat ein fd)r5cElid) 5cid)cn tt>on 
Beyöe an ©onn un6 aud) an ttlon, 
5 U>ic man feas gfc^en l)at warlcid) 
IPnten su tPicn in (Dftcrrcid)* 
2tm fed)6 vnb sweynggen iDcccmbri6 
X)mb cylff V\)v in bie Hacfet gewiß, 
2tl6 ber Wlon fluni) am öiwtel fein, 

10 Vnit febr Blarem vnb l}t\lm fd)ein, 
Äud) t>er "öimel voll öteren flon, 
l£rfd)in fidjtbarlid) an fcem WTon 
l£in langer sugefpigter 6ci)wang 
\TTit brinnenbem (ßolbfarben glang, 

15 JDer ftd) ftrecCt gegen \TTitternad)t» 
Sein fcbein in fold)em Surm i?erbrad)t 



* Abgedruckt: 

A. Originalausgabe v. J. 1590. fid. IL (3) Bl. CXCII. t. 

B. Kemptner Ausgabe Bd. II. (3) pag. 381 f. 

Quelle: Signa et prodigia in sole et luna, Vienn» 
Austri» Visa Anno MDLVII. s. 1. e. a. (Wien, 1557.) 
Signirt: Ambrosius Ziegler. (S. Denis, Wiens Buch- 
druckergeschichte Nr. 573 und YogeFs Specim. Bibl. 
Germ. Austr. P. I. p. 410.) 



89 



j£ine gute yit, bi0 fd)ier n>oU Cagen 
Vnfifwnnbt btt fd)waö, t^u id) eud) fagc, 
X>nb vonvb alfo gcnftlid) tjcrlorcn 

20 X>nb ift nid)t mel?r gefeiten worcn* 
JDarnad) an 6cm lag 3obanni6, 
JDen ftcb vnfc 5tt>cynögen JDccembrie, 
2(m abcnt pngfebr vtnh vier X?^?r 
JDa fd)icn bit Qon vaft bell t)nt> pur, 

25 JDae niemanbt (eben tnnb barein; 
JDa gab bie 6onn int bod) ein fcbein, 
JDer reichet biß an ö'^^rt faft- 
5u gefpiftt gleid) wie Sewer glaft 
Aber 5u ber &onn beyber feyten, 

30 iKben vaft gleid) in einer weyten, 
5ur red)ten tjnb lincCen, b^t id) jeben, 
teuren 5wey brtle ftiecfeter gfeben, 
Cbrten eim Criangel t)ergleid)en, 
Ibeten \)0(b an ben >äiwiel reid)en; 

35 Pnten breit, oben sugefpigt, 
VTlit bellem fcfeein jr jcber gliftt, 
JDod) auffenrumb mag id) »ersetzen 
6at man fie gang blutfarb gefeben; 
TOnb follid)e all5 weret fo lang 

40 Äijl 5u ber Sonnen vntergang, 
£twM vaft aujf ein gute ftunb. 
Had) bem aber ba eylen Eunb 
l£ine bicEe fd)waröe XPolcE erfd)recEet 
JDa6 ein €ied)t ganft vnb gar verbecEet, 

45 T10eld)e6 ftunb 5U ber lincEen bettbt. 
©ampt ber ©onnen fd)ein an btm enbt 
5(ber baf^ anbtv €ied)t fo ftanbt. 



90 



JDcr ©onncn ju feer rcd)ten ö^nöt; 
»lieb tiad) 6cm faft ein vierteyl flun6t 

50 Vnit l)t\lttn fd>ein rttfe leud)ten tnnbt 
»10 ee t>on jm felb ift verfdjwunfeen 
t)om ^imel vnb nit me^?if gefunfeen» 
Öold) wunfeerbare X)ifion 
■äabn t)il glaubwirfeiger Perfon 

55 (Befeuert; glel^rt vnb vnQtlti)xu 
tPar^ajftignid) wie man erfel?rt 
Äud) in feem IrucC au^gangen ift* 

iDet Befd)luji» 
f öi^ ^^^ mercC fcu lieber (Cf?tifl, 
(Dn tJtfad) ifl 6a6 nit gefd^e^en, 

60 Qonbtt (Bon l}at ba laffen feigen 
5Da6 fein joren ift angesftnbt 
Von wegen vnfer gtoffen &ünb. 
JDae gwiß fein ftraff ift vor fcet ^anbt, 
JDod) butd) wa6 weg vne pnbetanbt: 

65 JDurd) 6unger, Stiege, obtx Sterben. 
2(uff fcae wir aber nit verderben, 
So laft vne w6r*en Stud)t 6er Büß, 
iCujf 6a0 vnfer öeylanfet Cbriftue 
Vnitx einiger gnafeen tbron 

70 WSU gnSfeigflid) abwenfeen tbon 
(Bott t)e6 Dattere grimmigen Sorn, 
JDieweil er feod) ifl aufferforn 
Su eim verfSner feer Cf?riftenbeit. 
Von jegt an, bi6 in ewigteit 

75 Sei ebr t>nt) preyß feim brilitig Hamen, 
tPer bM beger 6er fpred>e 2Cmen. 

Anno MDLVIII. Jar, Am III. Tag Februari. 

Wif- 



VIII. 

J)er SXcyb\)axt mit öem Sey^el* €in 
Saffna^tf^iel mit a(^t perfonen su 

fpleleit* 



Wer kennt die komische Geschichte Neydharts 
nicht? Sie hat sich in mehrfacher Form in der deutschen 
Literatur ein bleibendes Denkmal gesetzt. Einmal durch 
des Minnesängers eigene poetische Erzählung,*) dann 
durch die frühen Drucke, später durch das Fassnacht- 
spiel des Hans Sachs und endlich durch Anastasius 
Grttn's allbekannte Dichtung. **) Und wie oft hat sich 
sonst noch das lustige Mährlein in die Literatur ein- 
geschlichen? Wenige Gosmographien und Chroniken 
allgemeinen Inhalts, wenige Schilderungen der Stadt 
Wiensinderschienen, in welchen die fragliche Be- 
gebenheit nicht mitgeteilt wurde, so hat sich denn 
die Erinnerung an Neydhart und seinen Streit mit den 
Bauern stets im Volke erhalten; am meisten haben 
aber zur Yerallgemeinung des Schwankes Hans Sachs 
und Anastasius Grün beigetragen. Jener vor dreihun- 
dert Jahren durch das Fassnachtspiel, dieser in der 
Neuzeit durch seine reizvolle poetische Schilderung. 

Lange war ich dartlber im Zweifel, ob ich hier 
die dramatische Bearbeitung unseres Dichters zum Ab- 
drucke bringen solle. Vieles sprach dafbr, vieles da- 

♦ S. Neidhart von Reuenthal. Herausgegeben von M. Haupt. 
Leipzig 1858. — Dann: Minnesänger. Deutsche Lieder- 
Dichter von Friedr. Heinrich von der Hagen. Leipzig. 
HL u. IV. Theil. 

♦* Der Pfaff vom Ealenberg. 

Dr. L. A. V. Frank], der Herausgeber von Anast. Grüns 
Werken teilte mir freundlichst mit, dass Grün über die 
von ihm benützten Quellen leider keine Aufzeichnungen 
hinterlassen hat. 



94 



gegen ; endlich entschied ich mich vorläufig davon 
abzustehen^ denn von so grossem cultur- und literar- 
geschichtlichem Interesse Neidharts Dichtung und also 
auch der Schwank des Hans Sachs ist, und so viel- 
fach die Begebenheit mit der Geschichte Wiens auch 
verknüpft ist, so liegt ihr doch ein historisches Moment 
nicht zu Grunde, und gerade in diesem Sinne scheint 
mir mein Programm bestimmte Grenzen zu ziehen. 
Doch hätte ich mich auch entschlossen, diesmal aus 
dem Rahmen herauszutreten, so würde wieder die Form 
der Dichtung diesem Unternemen entgegen gestan- 
den sein. 

Ich gehöre zwar nicht zu jenen Literaturhistori- 
kern, welche das deutsche Fassnachtspiel desshalb 
verwerfen, weil in ihm Volkwitz und Volkshumor in 
derben Worten zum Ausdrucke gelangt, ja, ich stimme 
vollkommen in die Worte Karl Weinholdsein: 
„Diese Witze sind derb, die Zoten unfläthig, aber 
durch ihre Offenheit und Kraft weniger verderblich, 
als die lüsternen Zweideutigkeiten späterer und heu- 
tiger Possen und sogenannter Lustspiele." Doch hier 
zwang der Stoff schon den Dichter zur freieren Sprache, 
und Hans Sachs ist darin gewiss zu weit gegangen; 
dass er diesen Missgriff selbst empfunden, bezeigt 
der Schluss des Spiels, wo er Jäckel den Narren 
sprechen lässt: 

5(lfo cn^t ftd) 6a6 Ueybl^art &)pil, 
Vnb ob wir \i)tn fetten suril 
(Betl^an, mit wercfen ober worten 
Äitt wir vtr^tyl^nnQ m bem orten; 



95 



Wann 3Scflcin vnb bit Haxvtn gemcyn 
3Die funkten nit >ä5fltd)cr fein, 
XcMcn von btt facb, wie bie wae, 
Vnb tonfeten nit befcfeneiben bae, 
VOit man benn ieftt 5U Sa^nad^t ii)nt. 
JDrumb bitt wir, nembt ^iemit fftr gut, 
JDaß t)n6 fein vnwil fearauß wad)#, 
JDae begetn wir, mit vne i^^^^^ @ad)e. 

In einem Büchlein nun, das nicht fttr den Kreis 
einiger Fachgenossen bestimmt ist, sondern welches 
ein grösseres Lesepublicum zu zählen hofft, musste 
diese Probe deutscher Dichterfreiheit zurückgelegt wer- 
den. Ueberdies bereitet Dr. August Silberstein eine 
Charakteristik Neydharts für den Druck vor, in welcher 
dem Fassnachtspiel unsers Dichters gewiss die nöthige 
Aufmerksamkeit gewidmet werden wird; und ich selbst 
gedenke in freien Stunden meine Materialien über den 
Minnesänger zu einer biographisch-bibliographischen 
Skizze zu verarbeiten, in welche der Abdruck des 
Schwankes besser passt als hier, wo hauptsächlich 
das historische Volkslied seine Stelle finden soll. 

Hans Sachs betitelt seine Bearbeitung: y,Ein 
Fassnachtspiel mit acht Personen zu spie- 
len. — Der Neydhart mit dem Feyhel"*) 
und bezeichnet am Schlüsse des Schwankes: 



* Abgedrackt: 
Originalausgabe v. J. 1578. Bd. IV. (3) Bl. XLIX. ff. 
Kemptner Ausgabe. Bd. IV. (3) pag. 108 ff. 



96 



JDie Pcrfonen in feae @picl. 

6^^5<^fl Stit>erid) yi (Dejlcrtcld) i 

iEufroftna, fein (Btmai}d 2 

JDcr ^cy^^?art 3 

iCup^cmia, fein (ßema^el 4 

3Ä(feI, Harr 5 

lEngelmayer, | 6 

■öeinö Sd)ewenfrie6, bxty Äawren* 7 

t)la öewftft, I 8 

Das Fassnachtspiel ist in drei Acte eingeteilt, 
und nimmt im grossen Originaldmcke zwanzig Spal- 
ten ein. Gleich zu Anfang tritt der Narr ein und er- 
zählt dem Publicum in Kürze die Begebenheit: 

Hvn feyt gegr&ffet all gemein, 
2(uff gut tranken fomm wir l?eretn 
Su madjen eud) ein St5ligteit, 
jDieweyl e6 jegt ift Sajinad)t5eit : 
tPie ^er Hey^^^art in 0efterreid) 
Sun^ bm erften S^V^d geleid) 
Vnb ftftröt ^arftber feinen ^\xt, 
^olt 6ar5u feie ^tr^oQin gut; 
3n mitler seit, von S^ifrintawer 
JDer lEngelmayr, ein grober »awer, 
JDen Seybel im abbrodjen b^t 
lOnfe im gepferd)et an feie ftat* 
2Cl0 feie Sftrftin feen WTerferum fanfe 
»eftunfe Heyfebart mit fpot t>nfe fd)anfe, 
2Cud) wie Heyfebart feiefelben fd)mad) 
5tn feifen groben Sawren xaAf, 



97 



JDte ftd) aud) wibtr woUen red}cn, 
JD5 bod) ncy^l?art 6urd) lift t^jct brcdjcti, 
JDae wcr^ \x l)ixtr\ vnb nod) t?iU 
JDcrl^albcn fcyt sÄcbtig rnö füll, 
Vnb t?6rct 5U öem Vlcybl)an^p\L 

Es ist nicht schwer der Quelle nachzugeben, 
welche Hans Sachs bei der Bearbeitung des Stoffes 
benützt hat ; zweifellos lag dem Dichter ein alter Druck 
von Neidharts Dichtungen vor, da aber das Fassnacht- 
spiel Anno Salutis, MDLXIL, Am 9 Tag Fe- 
bruarij unterzeichnet ist, kann dieses nur die alte 
Ausgabe aus dem XV. Jahrhunderte (s. a. e. 1.) ge- 
wesen sein, denn die zweite Ausgabe erschien erst 
1566 zu Frankfurt.*) Die Geschichte Neydharts wurde 
übrigens gerade um jene Zeit in mehreren Chroniken 
des ausfuhrlicheren behandelt wie z. B. Bartholini 
der launigen Begebenheit und Neydharts weiterem 
Lebenslauf gedenkt.**) 



* Wunderbarliche gedichte vnd Historien dess Edlen Kitters 
Neidbarts Fuchss, aiiss Meisseu g-eboren, der Durchleucli- 
tigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Herrn Otten vnd 
Friderichen Hertzogen zu Osterreich seligen Diener, was 
er bey seinen zelten mit den Bawren vnd andern mehr 
vollbracht vnd gestifftet hat, sehr kurtzweilig zu lesen 

' vnd zu singen das er auch wol der ANDER EVLENN 
SPIEGEL genannt werden mag etc. 

** S. Ricardi Bartholini, Hodoeporicon, sive itinerarium 
Matthaei Cardin. Gurz. etc. quaeque in conventu Maximi- 
liani Imp. et regum Vladislai, Sigismundi et Ludovici 
memoratu digna gesta sunt. Viennae 4. — S. a den Ab- 
druck im Du*ectorium hiatoricorum medie potissimum aevi 
post. Marq. Freherum Tom. IL pag. 613—673. 

7 



98 



Hans Sachs war auch nicht der Letzte, welcher 
den Stoff flir die Bühne bearbeitet hat; im Jahre 1795 
gestaltete nämlich Salvatore Vigano aus der Bege- 
benheit ein Ballet: „Das gefundene Veilchen", welches 
am 20. Juli 1795 im Kärntnertor - Theater zur Auf- 
führung gelangte.*) 



* S. die Kecension von Leon im Wiener Theater- Almanach 
V. J. 1796. S. 52-76. 



■¥^h 



IX. 



5<^tiö Öac^ö nnb feine Besle^ungen 

3ur 6tae>t Wiett* 



7* 



Quellen: 

Dichtungen von Hans Sachs. Herausgegeben von Goedeke 

und Tittmann. Leipzig 1870—71, 3 Bde. 
Hoff mann J. L. Hans Sachs. Sein Leben und Wirken aus 

seinen Dichtungen nachgewiesen. Nürnberg 1847. 
W e 1 1 e r E. Der Volksdichter Hans Sachs und seine Dichtungen. 

Eine Bibliographie. Nürnberg 1868. 
Liiiencron, Dr. R. Freiherr v. Die historischen Volkslieder 

der Deutschen. 
Keller A. v. Hans Sachs. (Bibliothek des literarischen Vereines 

zu Stuttgart. Band 102 u. ff.) 
Lützelb erger. Hans Sachs. Nürnberg 1874. 
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1867 Nr. 8, Sp. 239 f 









Die Schuld, welche das deutsche Volk an Hans 
Sachs abzutragen hatte ^ weil dieser volksthtimlichste 
und überdies „reichste** Dichter für einige Zeit in 
Vergessenheit gerathen war, ist längst abgetragen. 
Seitdem Goethe das deutsche Lesepublicum neuerlich 
auf die Bedeutung des Dichters aufmerksam machte, 
hat sich das Interesse für ihn und seine Werke immer- 
fort gesteigert, und die Literatur über den Poeten ist 
heute zu einer kleinen Bibliothek angewachsen. Die 
Wissenschaft hat sich der Werke des Hans Sachs be- 
sonders angenommen; man hat sie vom literar- und 
culturgeschichtlichen sowie vom philologischen Stand- 
punkte aus geprüft und zergliedert, die Bibliographie 
hat uns ein belehrendes Bild von der Fruchtbarkeit 
des Meistere gegeben, eine Auswahl seiner Dichtungen 
ist von berufenen Männern fUr das grosse Publicum 
bearbeitet worden, eine Gesammt- Ausgabe seiner Werke 
für den Fachmann berechnet, erscheint unter der Re- 
daction einer Autorität, endlich hat sich die Detail- 
forschung wiederholt mit einzelnen seiner Dichtungen 
abgegeben. 

An diese Denkmale reihen sich noch die Dar- 
stellungen seines Lebens und Wirkens, welche teils 
in selbstständiger Form erschienen, teils mit den oben 
bezeichneten Forschungen verbunden sind. 

Das Standbild, welches dem Meister in Nürn- 
berg gesetzt wurde, der grosse Anteil, welchen die 
deutsche Forschung an seinen Werken genommen. 



102 



" ^txezeugen eben die WertschätzuDg des deutschen 
- V Volkes. Die SckuldJst abgetragen, denn, gleichwie 
\ f ^^wfler Dichter VW A:dhundert Jahren zum Volke ge- 
sprochen, so spricht er heute wieder zu uns, seine 
Dichtungen sind unser Gemeingut geworden, und er 
darf nicht beftlrchten, jemals wieder in Vergessenheit 
gerathen zu können. 

Es kann eben desshalb, weil das Leben und die 
Thätigkeit des Dichtere von Fachmännern schon ge 
nügend gezeichnet wurde, nicht die Aufgabe dieses 
Büchleins sein, die äusseren Lebensverhältnisse des 
Hans Sachs hier darzustellen, vielmehr sollen hier die 
Beziehungen des Meisters zur Stadt Wien nochmals 
und zwar im Zusammenhange seiner sonstigen litera- 
rischen Thätigkeit dargelegt werden. 

Hans Sachs ist bekanntlich zu Nürnberg am 
5. November 1494 geboren; sein Vater, welcher das 
Schneiderhandwerk ausübte, liess ihn in Nürnberg die 
Schule besuchen, wo er Grammatik, Rhetorik, Musik, 
Logik, Arithmetik und Astronomie erlernte; bis zum 
Jahre 1511 verweilte er dortselbst, um welche Zeit 
er bei einem nürnberger Schuhmacher in die Lehre 
trat. Zwei Jahre darauf verliess er die Stadt, um sich 
auf die Wanderschaft zu begeben. Er nennt die Städte 
selbst alle, die er besucht hat; es sind Orte in Fran- 
ken, Baiern und den Rheingegenden, auch nach Obei- 
österreich, Salzburg und Tirol ist er gekommen; von 
Wien spricht er nicht. Nach der Wanderschaft kehrte 
er nach Nürnberg zurück, wo er im Jahre 1519 Kune- 
gund, die Tochter des Peter Kreuzer zu Wendelstein 
ehelichte, mit welcher er bis zum Jahre 1560, ihrem 



103 



Todesjahre, glücklich lebte. Nicht lange blieb er Wit- 
wer, denn er vermählte sich Anfangs September 1561 
mit der siebzehnjährigen Barbara Haescherin. In der 
Nacht vom 19. zum 20. Jänner 1576 beschloss der 
Meister sein bewegtes Leben und am 25. Januar 
wurde er begraben. 

Die Wiener Localsage berichtet, das« Hans Sachs 
auf seiner Wanderschaft auch Wien besucht habe, ja 
sie bezeichnet sogar einen noch vor wenigen Jahren 
bestandenen Schuhmacher-Laden im ehemaligen Strobl- 
kopfgässchen als die Stätte, wo der Meister gearbeitet 
habe. Es ist tibei'fliissig der Quelle dieser Sage nach- 
zuspüren, denn das Volk liebt es nun einmal berühmte 
Männer des Auslandes mit der Geschichte seiner Stadt 
in Verbindung zu bringen und von deren Aufenthalt 
zu erzählen. Mythische Persönlichkeiten und Abenteurer 
gemessen in diesem Sinne eine Bevoraugung ; Gelehr- 
ten, Dichtern oder Künstlern begegnet solche Ehre 
wol seltener. Dass Hans Sachs zu diesen Günstlingen 
zählt, darf uns nicht verwundern, denn er gewann die 
Sympathien des Volkes durch seine Doppelstellung, 
weil er Dichter und Handwerker war, und blieb. Da- 
durch legte sich der Zauber des Aussergewöhnlichen 
über seine Person und diesem dankt er zunächst, dass 
sich die locale Volkssage mit ihm beschäftigte, Das 
Räthsel, dass die Sage mit Bestimmtheit seinen Wohn- 
ort angiebt, löst sich aber sehr leicht. Jener Schuh- 
macher-Laden führte nämlich in den Jahren 1790 bis 
1820 das Schild: „Zum Hans Sachs^. 

Doch die Anname, der Meister habe in Wien 
einige Zeit verweilt, hat sich auch noch weiter ein- 



104 



geblirgert, und zwar stützen sich ihre Vertheidiger auf 
die Einleitung des launigen Gedichtes ^Von dem ver- 
lornen redenden Gulden", wo Hans Sachs erzählt: 
,,2Cl0 id) wanbtvt von nütnberg 
(Btl)n Wien unnb Bam sunt Ualenberg^ 
Pen btm id) inn mein fungen tagen 
00 mandjerley ^et i)&xm fagen 
Hemblid), ^a0 öarauff wer ein fd)Icfi 
Von öeyben erbawt, (larcf nnb grojl 
©od) yeftun^ ib, 5uni tbail serftSrt, • 
JDarinn man etwan fed) xinb bort 
©elftam gefpenft unö Santafey^ 
Weil id) fo naben^ war bavbty, 
(Dieng id) biitauflf in bM alt gemewer 
JDar mir ^ie felsamft abent^^ewer 
Suftunfe." 
Ans diesen Worten nun den Aufenthalt des Mei- 
sters in Wien sicheretellen zu wollen ist zu gewagt; 
Hans Sachs liebt es eben vielen seiner Erzählungen 
den Schein des persönlich Erlebten zu geben, und in 
diesem Sinne hat er auch hier die Beschreibung des 
Schlosses auf dem Kahlenberge eingefloehten. „Ebenso 
wenig ist aus einem Schwank, „von den Ursprung des 
Weihwassers^', den er aus dem Munde eines alten 
„Curtisans^^ zu Rom vernommen haben will, eine Rom- 
fahrt des Dichters abzuleiten. Die Erzählung fand hier 
eben den angemessenen Hintergrund, wie denn auch 
in gleicher Weise in einem „Kampfgesprech zwischen 
wasser und wein", in welchem Neptunus und Bachus 
redend auftreten, Genua den Schauplatz bildet, wo der 
Dichter in einer Rebenlaube das Gespräch der Götter 



105 



belauscht haben will/^ Es sprechen aber noch weitere 
Grttnde gegen die Anname eines Aufenthaltes in 
Wien, so hauptsächlich jener, dass er in keiner seiner 
Dichtungen zur Geschichte dieser Stadt irgendeine 
Bemerkung einflicht, welche seine persönliche Be- 
kanntschaft mit ihr voraussetzen lässt. In allen Dich- 
tungen zeigt sich ein mitunter ängstliches Festhalten 
an die ihm gerade vorliegende Quelle, das ihn an 
einer freieren Behandlung hindert, und doch mltsste 
diese eintreten, wenn er nach eigenen Beobachtungen 
und Erlebnissen zu schildern vermöchte. Diese Hemm- 
nis macht sich besonders im Lobspruch der Stadt 
Wien bemerkbar^ in welchem der Meister uns über- 
haupt den Beweis erbringt, dass er die Stadt, welche 
er eben beschreibt, nicht auch selbst gesehen hat, 
denn unmöglich hätte er sonst zu einer Schilderung 
als Quelle greifen können, die hundert Jahre vorher 
geschrieben wurde, und durch ihre wiederholten Um- 
arbeitungen vielfach entstellt, dem Wien seiner Zeit 
nicht mehr glich. Wttrde Hans Sachs die Stadt gesehen 
haben, so musste er auch bemerken, wie wenig die 
Beschreibung des Aeneas Sylvius d. h. der Fränki- 
schen Chronik den damaligen Verhältnissen mehr ent- 
sprach, und er wttrde aus seineu Erinnerungen ein 
farbenreicheres Bild der Stadt gestaltet haben. 

Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrte der Dichter 
1516 von der Wanderschaft wieder nach Nürnberg 
zurück, wo er nun bald im socialen wie im religiösen 
Leben eine Rolle zu spielen begann. 

Sein religiöser Standpunkt ist zu sehr bekannt, 
als dass er hier besonders gezeichnet zu werden 



106 



brauchte. Er war ein treuer Anhänger und eifriger 
Förderer der neuen Lehre, die in ihm nebst Luther 
ihren bedeutendsten Vertheidiger fand. Das intime 
Freundschaftsverhältnis zwischen dem Dichter und 
dem Formschneider, wie Buchdrucker Hans Gulden- 
mundt, das ich schon früher (Abschnitt V.) angedeutet 
habe, findet durch eine Publication religiösen Inhaltes 
ihre volle Bekräftigung, durch das vielfach bekannte 
Büchlein: „Eyn wunderliche Weyssagung, von dem 
Babstumb, etc. Mit gutter verstendtlicher ausslegung, 
durch gelerte leut , welche Hans Sachs yn teutsche 
Reymen gefasst, und daran gesetzt hat gen MDxxvij 
Jar" , zu welchem der Prediger Ossiander eine Vor- 
rede schrieb, der Formschneider Guldenmundt aber 
die Bilder und den Druck besorgte. Das Schicksal 
des Buches ist bekannt: Ossiander erhielt eine Ver- 
weisung vom Stadtrathe, unser Dichter die ernstliche 
Mahnung, dass er künftig „des Handwerkes und 
Schuhmachens warte, sich auch enthalte, einig Büch- 
lein oder Reimen hinfüro ausgehen zu lassen^^; Gul- 
denmundt aber musste alle vorräthigen Exemplare und 
die Holzstöcke auf das Rathhaus abliefern. Das Schick- 
sal einer solchen Confiscation, die sich sogar auf die 
Formen ausdehnte, traf Guldenmundt übrigens noch 
öfter, so, wie ich bereits (S. 30) mitteilte, wegen eines 
Bildes der Wiener Ttirkenbelagerung und dann später 
wegen einiger Werke Dürer's, die er widerrechtlich 
nachgeschnitten hatte. So haii; nun das Schicksal des 
gemeinsamen Unternemens auch war, weder den 
Dichter noch den Illustrator vennochte es einzuschüch- 
tern, auch an dem Freundschaftsverhältnis vermochte 



107 



es Nichts zu ändern, wie uns die zahlreichen Publica- 
tionen des Hans vSachs beweisen, die noch ferner in 
Guldenmundts Officin gedruckt wurden. 

Wie Hans Sachs in religiöser Hinsicht fest an der 
Seite seines Volkes stand, so auch in politischer; er 
rief in seinen Gedichten sowol gegen die Türken wie 
gegen die Franzosen ins Feld und zeigte sich auch 
stets als treuer Anhänger des Kaisers. 

Die Belagerung der Stadt Wien durch die 
Türken im Jahre 1 529 musste ihn natürlich ganz beson- 
ders anziehen und so verfasste er die zwei hier ab- 
gedruckten Gedichte, durch welche er seiner Neigung 
zu dieser Stadt ebenso deutlich Ausdruck gab, als 
seiner Entrüstung über die Gräuelthaten der Türken. 
Auch in den Versen, welche er zu den Holzschnitten 
des öuldenmundt und des Meldemann schrieb, bezeugt 
er diese Entrüstung neuerlich. Leider werden wir ein 
vollständiges Bild von dem Umfange und der Bedeu- 
tung dieser fliegenden Blätter wol kaum mehr erlan- 
gen können, weil sich die einzelnen in der Grösse und 
dem Charakter des Schnittes ganz ähnlichen Suiten: 
das türkische Heer, die Belagerer, die Vertheidiger 
Wiens, die deutschen Soldaten und die deutschen 
Handwerker immer vermengen werden. 

Weit mehr als früher beschäftigte den Dichter 
der neuerliche Einfall der Türken im Jahre 1532. In 
dem prächtigen Gedichte „Wider den blutdürstigen 
Türken^' (Regenspurg durch Hansen KhoU) ruft er das 
ganze Deutschland ins Feld wider den türkischen 
Erbfeind, der nun wieder hereingebrochen ins Unger- 
land, bereits siebzig Dörfer zerstört habe, 



108 



,,Un6 tut flet6 f&rbae ftreifm 

im gansen lant t^erauf 

Unb ift nod) weiter greifen, 

nnb wo bct gwaltig l?auf 

iCiletifee ^ertiad) wirt rucCen 

al0 er aud) normale l?at 

beweißt mit l?ititertftcCen, 

5u tPienn vor feer ftat/' 
So ruft er denn den Kaiser, den Bund in Schwa- 
ben, die deutschen Fürsten, die Landherren und Gra- 
fen, die ganze Bitterschaft deutscher Nation, den Adel, 
die Bischöfe und Prälaten, die Haubtleute, Btichsen- 
nieister, Biichsenschützen , Landsknechte und Bauern 
zura eifrigen Widerstand gegen den Türken auf. 

In einem anderen Gedichte: „Ein klag zu got 
über die grausam wüterei des grausamen Türken'*, 
welches auch als Einzeldruck erschien, und worin er 
gegen die Türken ruft, hat er auch noch einmal an 
die Belagerung Wiens erinnert, wie, um dadurch die 
namenlose Gefahr recht deutlich zu zeigen , welcher 
die gesammte Christenheit entgegensieht. Als der Feld- 
zug schon beendet war, am 28. Dezember 1532, hat 
Hans Sachs noch ein Gedicht geliefert, das für uns 
entfernteres Interesse hat, eine „Hystoria des Türki- 
schen Scharmützels, bey der Ne wen Stat in Oesterreich 
Anno 1532", dessen Abdruck ich hier aus naheliegen- 
den Gründen unterlassen musste, das ich aber an an- 
derer Stelle nebst der Quelle publicieren werde. 

Diese historischen Dichtungen zeigen, wie sehr 
Hans Sachs mit der Broschttrenliteratur vertraut war, 
beinahe kein Ereignis, war es nun ein politisches oder 



109 



ein elementares, gieng vorüber, ohne dass es ihm be- 
kannt wurde; freilich kam ihm hier sehr zu Statten, 
dass Nürnberg damals ein Hauptort des buchhändlc^- 
rischen Vertriebes dieser Gattung der Literatur war. 
So darf es uns auch nicht wundern, dass er ein ge- 
rade nicht sensationelles Ereignis, wie die Himmels- 
erscheinung vom Jahre 1557 in Versen erzählt hat. 
Er verarbeitete eben alle interessanten BegebenheiteUj 
welche ihm durch gleichzeitige Zeitungen bekannt 
wurden. Thatsächlich vermag ich für die Periode sei- 
nes Schaffens kein Ereignis von einiger Bedeutung in 
Wien mehr aufzuzählen, das durch den Druck weiter 
bekannt geworden oder nicht schon von anderen Poeten 
bearbeitet worden wäre, ein Factum, das ebenso gut 
Zufall, als die Versicherung sein kann, dass er die 
ganze damalige Broschüren - Literatur vollkommen be- 
herrschte. 

Doch nicht allein die Tages - Literatur hatte er 
inne, auch Werke aus allen Zweigen der Wissenschaft 
studierte er emsig. Von dem eifrigen Studium, welches 
er der religiösen Literatur widmete, soll hier nicht 
gesprochen werden, dagegen verdient seine sonstige 
Leetüre die grösste Beachtung. Boccacio's Decamerone 
hatte er in Steinhöwels Uebersetzung schon von der 
Wanderschaft mitgebracht; später lernte er noch des- 
selben Autors Bücher von den berühmten Frauen und 
vom Glückswechsel kennen. „Von da an erweiterte sich 
der Kreis seiner Quellen immer mehr. Die Autoren des 
Alterthums wurden in guten Uebersetzungen zugäng- 
lich und von dem unennüdlichen Dichter ausgenützt. 
Neben den griechischen und römischen Geschieht- 



110 



Schreibern Plutardi, Herodot, XenophoD, Herodian^ 
Josephus, Livius, Valerius, Maximus, Justin und Sue- 
tonius, las er auch neuere, die Chroniken des Seb. 
Franck, die augsburger, nürnberger von Schedel und 
die nordische Geschichte von Alb. Cranz in Eppen- 
dorflfs Uebersetzung. Auch fieisebeschreibungen wie 
Schilterberger , Montevilla und Vartoman lernte er 
kennen und sammelte er, daneben andere Autoren des 
Alterthums Ovid,> Homer, Apulejus, Plinius, Diodor in 
Herrolds Bearbeitung, und die Anthologie des Stobäus 
von Frölich ttbertragen, daneben vernachlässigte er 
die sogenannte Volksliteratur nicht. Er kannte den 
„Bidpai" , die Fabeln des Cyrill , die „Mörin" von 
Hermann von Sachsenheim, den „Herzog Ernst", „Tri- 
stan und Isolde", Pauli's „ScBimpf und Ernst" und 
„Eulenspiegel". Die reine Freude, die ihn erfüllte, 
wenn er ein neues stoffhaltiges Buch kennen lernte, 
zeigt sich in der Lebhaftigkeit, mit der er daraus 
schöpfte." Hans Sachs schliesst sich überhaupt eng an 
seine Quelle, ja in vielen Sätzen behält er sogar die 
Worte des Originales bei, desshalb wäre es sehr in- 
teressant gewesen, hier nebst den Dichtungen auch 
die Quellen zum Abdrucke zu bringen, was aber die 
Grenzen meines Untememens weit tiberschritten hätte. 
Sehr selten gestattet sich auch der Dichter dem 
quellenmässigen Stoffe noch Bereicherungen anzu- 
fügen; eine Ausname von dieser Regel macht gerade 
sein Fassnachtspiel „Vom Neydhart mit dem Feyhel", 
in welches er das, später von Orlando Lassus compo- 
nirte Volkslied; 



111 



,,iDcr Wlaicn, fccr ttlaicn, 
bn bringt nn^ Bhicmicin t)icl" 
einlegt. Dieses Fassnachtspiel geniesst auch sonst noch 
eine Ausnamsstellnng , indem der Dichter hier zum 
ersten Male und gegen seine sonstige Regel, die weder 
für den Spielenden noch für den Zuschauer einen ßuhe- 
punkt gestattet, den Schwank in Acte teilt, haupt- 
sächlich wol wegen des aussergewöhnlichen Umfanges 
des Stückes. 

Solche Detailstudien, wie die vorliegende, schei- 
nen nun sehr dazu geeignet die Bedeutung des Mei- 
sters sicherzustellen, denn ob wol er in vielen Fällen 
die Quellen seiner Dichtungen selbst angiebt, ist der 
Umfang seiner Lektüre doch noch viel zu wenig be- 
kannt. Der Literarhistoriker kann sich hierin eine voll-, 
ständige Ueberzeugung nicht verschaffen, da ihm ja 
die specielle Literatur nicht bekannt ist, nur durch 
die Detailforschung, durch das Sicherstellen alF jener 
Werke und Broschüren, aus welchen er seine poeti- 
schen Darstellungen geschöpft hat, kann der Kreis 
seiner Lektüre ermessen werden. In diesem Sinne 
glaube ich nun, dass diese Arbeit auch für den Li- 
terarhistoriker und den Biographen des Dichters an 
Interesse gewinnt, indem sie einen kleinen Beitrag 
zur weiteren Kenntnis der von ihm benützten Quellen 
erbringt. 

9»^^^ 



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